Filips von Zesen A ssenat; das ist Derselben/ und des Josefs Heilige Stahts-Lieb- und Lebens-geschicht/ mit mehr als dreissig schoͤnen Kupferstuͤkken gezieret. Zuͤ Amsterdam / Bei/ und in verlegung Kristian von Hagen/ Kupferstecher/ im 1670 heiljahre. Ao! Dem Durchleuchtigen/ Hochgebohrnem Fuͤrsten und Herren/ Hꝛn Johan Georgen/ Fuͤrsten zu Anhalt/ Grafen zu Askanien/ Herꝛn zu Zerbst/ und Bern- burg/ uu. aa. mm. Kuhrfuͤrstlicher Durchl. zu Brandenburg der Kuhr und Mark Stathal- tern/ als auch algemeinem Obergebieter uͤber Derselben Reiterei/ u. a. m. Seinem gnaͤdigsten Fuͤrsten/ und Herren. D Vrchleuchtiger/ Hoch- gebohrner Fuͤrst/ Gnaͤ- digster Herꝛ/ Dankbar zu sein bin ich schul- dig. Seiner Durchl. Ruhm zu erhoͤben bin ich verpflichtet. Hier- zu reitzet mich Ihre milde Gnade. * iij Hier- Auftragsschrift. Hierzu treibet mich Ihre uͤber- schwaͤngliche Guͤhte. Beide ha- ben mir iederzeit voͤllig gebluͤhet. Von beiden seind mir reiche fruͤch- te geworden. Vor beides habe ich auch untertaͤhnigst gedanket: doch bisher nur im hertzen/ und kaum mit dem munde. Auch ist es nur zu weilen in geheim/ und spahrsam mit der feder geschehen. Aber eine so stille Dankbarkeit ist nicht genug. Der heimliche Ruhm ist hier zu wenig: weil S. Durchl. Tugend/ und Gna- de so gar groß und offenbar ist. Beide muͤssen dan oͤffentlich aus- brechen. Meine Dankbarkeit mus ich vor den ohren und augen der Welt bezeugen. Vnd daruͤm fas- se ich auch diese feder. Dieselbe zei- get Auftragsschrift. get der gantzen Welt an/ daß S. Durchl. hiesige mitkommende Egiptische Ebreerin von mir geheiliget wird. Es ist die schoͤne Assenat/ eine Egiptische Fuͤr- stin/ des Groͤssesten unter den E- breern Gemahlin. Sie hat von mir die Hochdeutsche sprache ge- lernet. Damit lesset Sie sich vor S. Durchl. ohren hoͤren. Vnd hiermit untergiebet Sie sich zu- gleich S. Durchl. schutze. Von Ihr wil Sie/ als eine ankom- mende Fremde/ beschirmet sein. Vnd hieruͤm langet S. Durchl. meine feder auch untertaͤhnigst an. Ja ich flehe fuͤr Sie. Ich fle- he/ Sie mit einem guͤhtig-gnaͤdi- * iiij gem Auftragsschrift. gem blikke zubeseeligen. Anders darf von Seiner Durchl. aller- guͤhtigsten angebohrenheit ich auch nicht hoffen. Vnd daͤchte/ ja hofte ich anders/ so taͤhte ich suͤnde. Ich wil dan keine worte mehr machen. Die Assenat sol es nun selbst tuhn. Vnd also les- set Sie in Seiner Durchl. hand derselbe/ der anders nichts wuͤnd- schet/ als in der taht zu sein/ und zu bleiben/ so lange er ahtemen kan/ Seiner Hochfuͤrstl. Durchl. alleruntertaͤhnigster/ dienstschuldigster Filip von Zesen. Dem Ao! Dem Deutschgesinten Leser. M Ich deucht/ ich sehe die Welt ihr leschhorn ruͤmp- fen. Mich duͤnkt/ sie zie- het das maul. Ich hoͤre/ sie fraget: was ungewoͤhnli- ches/ was seltsames/ was neues ist dis? Sie siehet/ daß ich diese Liebesgeschicht heilig nenne. Das komt ihr fremde vor. Daruͤber verwundert sie sich. Dar- uͤber kreuset und kreutzet sie mit dem zei- ger. Freilich ist es was neues/ was fremdes/ was seltsames. Ja es ist was heiliges/ dergleichen auf diese weise noch niemand verfasset. Mit nicht-heiligen/ ja unheiligen Liebesgeschichten hat man sich lange genug belustiget; mit weltlichen uͤberge- nug ergetzet. Darzu hat der Grieche Heliodor zuerst die feder gespitzt. So gehet die gemeine rede. Die Spanier und Waͤlschen seind ihm gefolget: und * v diesen Vorrede. diesen die Franzosen/ mit den Englischen. Endlich haben sich auch de Hoch- und Nieder-deutschen eingefunden. Aber nun sollen diese letzten in den Nicht-heili- gen und weltlichen/ die ersten sein in den Heiligen. Hierzu veranlaßet sie hiesige fe- der. Hierzu wird sie ihnen eine vorgaͤn- gerin; indem sie diese heilige Stahts- lieb- und lebens-geschicht fliessen lesset. Fragstu/ waruͤm ich sie heilig nenne? Freilich ist sie heilig/ weil sie aus dem brunnen der heiligen Geschichte Goͤtt- licher Schrift geflossen. Zudem handelt sie von der Assenat/ die aus einer Egipte- rin eine Ebreerin ward. Ja sie handelt vom Josef/ der ein Nachkoͤmling und Sohn der heiligen Ertzvaͤter war: und selbst ein Ertzvater worden; indem er zween Stamvaͤter des heiligen Volks der Ebreer gezeuget. Die Assenat war nicht allein eine gebohrene Fuͤrstin; son- dern auch eines Geistlichen Tochter/ und selbst eine geistliche Jungfrau. Darnach ward sie auch des Josefs Ge- mahlin/ Vorrede. mahlin/ und zugleich eine Mutter des Efraimischen und Manassischen Stam- mes. Ja sie ward eine Ertzmutter/ wie Josef ein Ertzvater/ dieser zween Staͤmme des heiligen Volks Israels. Darzu komt noch dieses/ daß die Liebe der Assenat so wohl/ als des Josefs/ rein/ keusch/ und heilig wesen. Hier siehestu dan klahr genug/ daß ich diese Geschicht nicht unbillich heilig nenne: die ich noch uͤber das/ in ih- rem gantzen grund-wesen/ wie ich sie in der heiligen Schrift/ und in den be- sten unter den andern gefunden/ heil und unverruͤkt gelaßen; wiewohl ich ihr zu weilen/ nach dieser ahrt zu schreiben/ einen hoͤhern und schoͤneren schmuk und zusatz/ der zum wenigsten wahrschein- lich/ gegeben. Sonsten seind alle dergleichen Liebs- geschichte fast bloße Gedichte. Auch ist sonsten zwischen dergleichen Ge- schichtschreibern/ und rechten Dicht- meistern schier kein ander unterscheid/ als Vorrede. als daß jene in gebundener/ diese in un- gebundener rede schreiben. Aber diese meine Geschicht ist/ ihrem grundwesen nach/ nicht erdichtet. Ich habe sie nicht aus dem kleinen finger gesogen/ noch bloß allein aus meinem eigenen gehirne ersonnen. Ich weis die Schrif- ten der Alten anzuzeigen/ denen ich ge- folget. Jene werden daruͤm mit erdichteten wunderdingen ausgezieret/ ja oft im grundwesen selbst erdichtet/ oder auf dichterische weise veraͤndert; damit sie in den gemuͤhtern der Leser uͤm so viel mehr verwunderung gebaͤhren moͤchten. In ihnen wird daruͤm die wahrheit mit einer andern gestalt vermummet/ und mit wahrscheinlichen/ auch oftmahls kaum oder gar nicht wahrscheinlichen erdichtungen vermasket/ ja selbsten ver- drehet; damit sie uͤm so viel schoͤner/ uͤm so viel herlicher/ uͤm so viel praͤchtiger ih- ren aufzug tuhn moͤchten. Hier aber haben wir keiner erdichtungen/ kei- ner Vorrede. ner vermaskungen/ keiner verdrehun- gen noͤhtig gehabt. Die nakte Wahr- heit dieser sachen/ davon hiesige Ge- schicht handelt/ konte solches alles ohne das genug tuhn. Aus den hinten ange- fuͤgten Anmaͤrkungen/ da ich meine ver- fassung/ aus den Schriften der Alten und Neuen bewaͤhre/ wird es der Leser sehen: wiewohl ich kaum die helfte/ da- mit ich seiner geduld/ durch alzuuͤber- fluͤßige weitschweiffigkeit/ nicht mis- brauchte/ anmaͤrken duͤrfen. Doch wird verhoffendlich diese helfte den Lieb- habern nicht weniger angenehm sein/ als das gantze: weil sie ihnen zum we- nigsten die spuhr zeiget/ das gantze zu erspuͤhren. Dahin hat sich auch mei- ne feder bearbeitet. Ja daruͤm ist mein raht/ daß man solche Anmaͤrkungen zuallererst lese. Dan wan man diese wohl gefasset/ wird man die Ge- schichtsverfassung selbsten mit groͤsse- rem nutzen so wohl/ als verstande/ le- sen. Viel leichter wird man dan wissen/ wohin Vorrede. wohin ich ziele. Dan wird man se- hen/ daß ich dieses/ oder jenes nicht ver- gebens und ohne vorbedacht/ noch aus eigner eingebung gesetzet. Ja dan wird fast kein wort uͤmsonst geschrieben zu sein scheinen. Hierbei sol man auch dieses wissen/ daß wir/ da/ die heilige Schrift ent- weder zu kurtz redet/ oder aber gar schweiget/ in vielen den Schriften der Araber/ und Ebreer/ und dan des welt- beruͤhmten Atanasius Kirchers/ im meisten aber der Assenat Geschicht/ und der Verfassung des letzten Willens der zwoͤlf Ertzvaͤter/ der Soͤhne Jakobs/ gefolget. Diese zwo letzte Schriften haben die Juͤden/ aus neide/ wie man schreibet/ lange zeit verborgen gehal- ten. Endlich seind die Griechen dar- hinter kommen/ und bemuͤhet gewesen/ sie in die Griechische sprache uͤberzu- setzen. Hierinnen seind sie so lange ge- blieben/ bis sie ein Englischer Linkolni- scher Bischof/ Robert der zweite/ aus Grie- Vorrede. Griechenland bekommen/ und im 1242 jare/ mit huͤlfe Niklasens des Griechen/ und des Albanischen Abts Geheimver- pflegers/ in die Lateinische sprache uͤber- getragen: daraus man sie nachmahls auch in die Hoch- und Nieder-deutsche gebracht. Im uͤbrigen wuͤndsche ich/ daß der Kuͤnstler/ H. K. von Hagen/ im ent- werfen der Bildrisse/ welche sich/ wie- wohl sie seine ersten fruͤchte seind/ ohne mein zutuhn/ selbst preisen werden/ mei- nem sinne recht eigendlich folgen koͤn- nen. Ich habe zwar mein bestes ge- tahn/ ihm denselben deutlich genug zu er- klaͤhren. Aber es scheinet/ daß sich die Kunst nicht allezeit wil binden laßen. Daruͤm hat sie auch alhier was freier abgeschweiffet/ als mein sin und wille war. Doch wo iemand diese stummen Gemaͤlde nicht vergnuͤgen/ da werden es die beigefuͤgten redenden tuhn. Aus denen wird man genug verstehen/ wie sie sein solten/ und wie die sache selbsten sich befindet. Wird Vorrede. Wird nun dieses Werklein ange- nehm sein/ so sol mein Moses/ und Simson/ auf eben dieselbe weise be- beschrieben / der Assenat folgen. In- dessen gehabe dich wohl/ lieber Leser/ und belustige dich hiermit nach deinem belieben/ ja beguͤnstige/ wan ich dessen waͤhrt bin/ mit deiner liebe deinen Zesen. Filips Ao! Filips von Zesen Assenat. Das erste Buch. D Er liebliche Liljenmohnd war nunmehr vorbei; die Sonnenwaͤn- de durch den ruͤkgaͤngigen Kraͤbs ge- schehen: der Niel stieg immer hoͤher und hoͤher; und Osiris begunte sich dem Jungferschoße seiner himlischen Isis algemach zu naͤhern/ als der truͤbseelige Josef den Ort seines elendes erblikte. Memfis/ die Koͤnigliche stadt/ sahe er mit klaͤglichen augen an. Mit traurigem und beaͤngstigtem hertzen zog er hinein. Das gantze volk fand er in angst: und diese angst beaͤngstigte ihn noch mehr. Er hoͤrete lauter seuf- zer: und diese seufzer vermischete er mit den seinigen. Aber das aͤngstliche seufzen der Egipter hatte viel ein anderes ziel. Diese abergleubische Leute seufzeten zu ihren so vielerlei falschen und leblosen Abgoͤttern: er aber zum einigen und wahrem lebendigem Gotte. Et- liche baͤhteten den ohnmaͤchtigen gehoͤrneten Hammel- goͤtzen/ ihren gewaͤhnten Schutzvater/ an. Andere floͤheten zu ihrem algemeinen Wohltaͤhter/ dem guͤhti- gen Osiris: noch andere zu ihrer Ernaͤhrerin/ der A mild- Der Assenat mildreichen Isis. Etliche rieffen den hundekoͤpfich- ten Knef oder Anubis; und den kraftreichen So- tis/ samt dem fruchtbahren Orus/ zu huͤlfe. Andere schrien den dikbeuchichten Nielgoͤtzen Kanopus/ und dergleichen laͤcherliche U ngottheiten an. Die meisten aber wendeten sich bald zum schwartzen Fluhtgoͤtzen Momft/ dem verschaffer des wachsenden Niels; bald zum schlammichten Ebbegoͤtzen Omft/ dem gebieter des fallenden strohms. Beide baͤhteten sie an. Jener solte verschaffen/ daß der steigende Niel ihre aͤkker durchwaͤsserte/ und fruchtbar machte. Dieser solte ge- bieten/ daß er nicht alzuhoch aufstiege/ und zu rechter zeit wieder zuruͤktraͤhte; damit er das land nicht ver- wuͤstete. Manche hefteten auch zugleich waͤchserne taͤf- lein/ darauf geschrieben stund/ was sie so aͤngstiglich be- gehreten/ diesem und jenem Goͤtzen an das bein: damit er ihrer bitte/ wan sie weggingen/ ja nicht vergeße. U nd das alles taͤhten sie/ teils mit klopfen und stoßen vor die brust/ teils mit bluhtruͤnstigem aufritzen ihrer schul- tern und aͤrme: dadurch sie vermeinten erhoͤret/ und mit gewuͤndschter fruchtbarkeit des gewaͤchses geseegnet zu werden. Ja daruͤm verfluchten und beschwuhren sie auch zugleich alle miteinander des boßhaftigen Tifons wuͤhtende macht; damit er/ durch seine grausamkeit/ den liebreichen seegen ihrer guͤhtigen Wahngoͤtter nicht verhinderte/ oder verderbete. Hingegen demuͤhtigte sich Josef/ in seinem hertzen/ vor dem ewigen almaͤchtigem Gotte/ dem Gotte seiner Vaͤter/ Abrahams/ Isaaks/ und Jakobs. Ach! sprach er/ und erseufzete hertzinniglich: ach Gott! ach barmherziger Gott! ach grundguͤhtiger Vater! ich bitte nicht fuͤr mich/ daß du mich aus dieser leibeigen- schaft errettest. Ich floͤhe nicht fuͤr mich/ daß du mich aus diesem jammer und elende reissest. Dis alles/ ja mehr als dis/ haben meine manchfaͤltige suͤnden verdie- net. erstes Buch. Der Assenat net. Mein uͤbermuht hat es verschuldet. Du tuhst wohl/ daß du mich zuͤchtigest. Es war dein Vaͤterlicher wille/ daß mich meine Bruͤder verkauften. U nd dar- uͤm bitte ich fuͤr sie/ daß du ihnen ihre missetaht ver- gebest/ und ihre suͤnde nicht zurechnest. Ja ich floͤhe vor meinem Vater. Dan er ist trostloß/ das weis ich. Erscheine ihm mit deinem goͤttlichen troste: Ach! er aͤchtzet und graͤhmet sich uͤm meinet willen. Er ist unruhig in seinem hertzen; ja betruͤbt ist er/ betruͤbt bis in den tod: und daruͤm laß ihn deinen frieden befriedigen/ und deine freude erfreuen. Ach! mich deucht/ ich sehe ihn vor wehleiden zerschmeltzen; vor hertzlichen schmertzen in traͤhnen zerfliessen. Mich duͤnkt/ ich hoͤre ihn vor trauren wimmerleichen/ und rufen: ach! mein Sohn/ mein Sohn/ mein lieber Sohn/ wo bistu? Wie kan es auch anders sein? Er liebte mich/ als seine seele. Ich war sein einiger trost. Ich war seine einige freude; der einige stab seines alters. Aber ach siehe! was hat er nun. Dieser stab ist ihm entruͤkket: diese freude ist ihm entzogen: dieser trost ist ihm geraubet. Ich bin nunmehr so weit von seinen au- gen entfernet. Ach! es jammert mich meines lieben Vaters/ meines frommen Vaters/ meines traurigen Vaters. Das hertz bricht mir/ wan ich an ihn gedenke: ja es bricht mir in tausend stuͤkke/ wan mir in den sin kommet/ daß dieses mein ungluͤk sein graues haar in die grube wird bringen. Indem er also erseufzete/ gelangte die Ismaelische Gespanschaft vor das haus/ da sie ein zu kehren pflegte. Josef stieg vom Elefanten herunter. Die Kaufwah- ren warden abgeloͤset: die lasttiere in ihre staͤlle ge- bracht/ und alles auf die seite geschaffet. Mitler weile versamlete sich uͤm die Ismaeler heruͤm eine große maͤn- ge volkes. Fast iederman/ der in dieser gegend sich be- sand/ vergaß des Buß- und baͤht-tages. Alle Jung- frauen erstes Buch. frauen lieffen herzu. Ja die alten Muͤtter selbsten ver- mochten nicht in den heusern zu bleiben. Die unver- gleichliche schoͤnheit des Ebreischen Leibeignen machte sie alle entzuͤkt. Aller augen sahen auf ihn. Niemand konte/ selbst mit tausend anblikken/ sein gesichte genug saͤttigen. Je mehr sie ihn ansahen/ ie schoͤner er schien. Josef war auch in warheit so wunderschoͤn/ daß er zu der zeit vor das allerschoͤnste geschoͤpfe/ ja selbst vor das allervolkommenste meisterstuͤkke der Zeugemut- ter aller dinge nicht unbillich geschaͤtzet ward. Ja es ist kein wunder. Sara war seine Vorgroßmutter; und so uͤberaus schoͤn/ daß sich zwee Koͤnige/ der von Egip- ten/ und der von Gerar/ in ihre schoͤnheit verliebeten. Rebekka war seine Großmutter; und eben so wun- derschoͤn/ daß es wenig fehlete/ der letztgemelte Koͤnig der Filister hette sich auch an ihr vernarret. Ja seine Mutter selbsten/ die hold- und lieb-seelige Rahel/ fchien alle beide/ durch ihre mehr als menschliche schoͤn- heit/ weit zu uͤbertreffen. Ihr gantzer leib befand sich so ausbuͤndig zierlich gebildet/ und so uͤber die maße schoͤn/ daß der tadel selbsten keinen einigen fehler an ihr zu fin- den wuste. Ihre haut war so hochweis/ so klahr/ so zahrt/ so rein/ und so sanfte/ als ein erstgefallener schnee. Durch diese so reinklare haut schimmerten hier und dar/ gleich als im allerweissesten marmel/ die zaͤhrte- sten aͤderlein/ so wohl roht/ als blau: und auf den ahrti- gen schneeber glein der wangen bluͤhete eine recht anmuh- tige rosenroͤhte/ nicht zu hoch und nicht zu bleich. Alda hatte ihren eigenen sitz die Schaam/ die eigne/ wo nicht einige zier des Frauenzimmers. U ber dem allerzier- lichsten schneehuͤgel des kinnes erhub sich des mundes schlos/ mit strahlrohten rubienwaͤllen uͤmgeben. Hier wohnete die Liebe. Hier laͤchelte die freundligkeit. Hier spielete die wohlredenheit. U nter der stirne/ der erho- benen sinnenburg/ strahlete/ ja blitzelte das zweifache A iij ge- Der Assenat gestirne der allerliebseeligsten augen/ wiewohl mit zuͤch- tigen blikken/ so weit und mit solcher kraft heruͤm/ daß sie durch aller anschauer hertzen straks hindrungen. Ja was wollen wir von ihrem sterblichen/ wiewohl aller- schoͤnstem Leibe/ und von den allerlieblichsten leibes glie- dern viel sagen? Er war nur ein bloßes vergaͤngliches bild/ und hinfaͤlliges haus ihrer unsterblichen noch tau- sendmahl schoͤneren Seele. Hieraus liessen sich/ als aus einem spiegel/ alle tugenden/ die eines Frauenzim- mers seele iemahls besessen/ hauffenweise schauen. Hieraus brachen herfuͤr/ als mit einem hellen blitze/ die recht himlische schoͤnheiten. Hierdurch uͤberwand sie die allerhaͤrtesten hertzen. Hierdurch besaͤnftigte sie die allerrauesten gemuͤhter. Hierdurch beguͤhtigte sie die allerboßhaftigsten geister. Ja hierdurch zog sie aller menschen gunst und gewogenheit auf ihre seite. Mit einem worte zu sagen/ Rahel/ die Mutter des schoͤ- nen Josefs/ war mit so fuͤrtreflichen/ so wohl in- als aus-wendigen schoͤnheiten dermaßen ausgezieret/ daß Jakob sich nicht verdriessen lies vierzehen gantzer jah- re/ wie verdrieslich auch sonsten sein dienst immer- mehr war/ uͤm solch-einen koͤstlichen schatz zu dienen. Ja er bekante es selbsten/ daß ihm alle diese jahre an- ders nicht als einzele tage gedeuchtet. Weil nun Josefs Mutter/ Großmutter/ und Vor- großmutter/ die alle drei aus einem und eben demselben geschlechte entsprossen/ welches zu der zeit den preis der schoͤnheit vor andern verdienete/ so gar schoͤne gewesen: waruͤm wolte man sich dan viel verwundern/ daß der zweig seinem stamme nachgeahrtet/ und die frucht nicht weit vom stokke gefallen; indem dieser schoͤne Ebreer von seinen drei schoͤnen Muͤttern solche wunder- wuͤrdige schoͤnheit gewonnen? Daß aber des Tahre/ oder/ wie ihn die Araber nen- nen/ Asars/ Abrahams vaters/ Nachkommen vor allen erstes Buch. allen andern damahligen Menschen mit so wunderwuͤr- diger schoͤnheit beseeliget gewesen; davon wollen wir der Arabischen/ Persischen/ und Kaldeischen Weisemeister urteil vernehmen. Diese bezeugen/ daß des Josefs U hranherꝛ oder uͤbervorgroßvater Tahre ein fuͤrtref- licher Bildhauer/ und zugleich ein Verpfleger der Goͤ- tzenheuser des Nimrots gewesen: welcher seinen bil- dern eine so uͤberaus schoͤne gestalt geben koͤnnen/ daß sich viele/ die sie gesehen/ straks im ersten anblikke dar- ein verliebet. Weil nun Abrahams Mutter solche so kuͤnstlichschoͤn ausgearbeiteten bilder fort und fort angesehen/ und ihr derselben schoͤnheit dermaßen tief eingebildet/ daß alle ihre Kinder ihnen gantz aͤhnlich ge- worden; so habe sie solche schoͤnheit ihren nachkommen bis in das vierde Glied gleichsam erblich und eigen ge- macht. U nd durch diese erbeigenschaft hetten sie saͤmt- lich eine solche wunderschoͤnheit gewonnen: wiewohl sie an der Lea etlicher maßen verdorben worden. U nter allen aber were Josef/ Jakobs sohn/ als das hoͤchste Meisterstuͤkke der schoͤnheit/ der allerschoͤneste/ ja so un- aussprechlich schoͤn gewesen/ daß er dadurch die hoͤchste schoͤnheit der Engel selbsten uͤbertroffen. Im uͤbrigen stehen auch viel Geschichtschreiber und andere in der meinung: daß Labans Goͤtzenbilder/ die ihm Rahel/ ohne zweiffel ihrer fuͤrtreflichen schoͤnheit wegen/ ent- fuͤhret/ und Jakob nach der zeit zu Sichem unter ei- ner eiche begraben/ ein sonderliches kunststuͤkke des Tahre/ und die meiste ursache der schoͤnen gestalt so wohl des Josefs/ als der Rahel/ gewesen; weil bei- de Muͤtter/ der Rahel und des Josefs/ sie ohn unter- laß vor augen gehabt/ und ihre schoͤne gestalt einen so tieffen und festen eindruk in ihre einbildung getahn/ daß ihre Kinder denselben gantz aͤhnlich geworden. U nd also schien es/ daß die Zeugemutter aller dinge nicht allein alle ausbuͤndigste schoͤnheiten der Mutter/ A iiij son- Der Assenat sondern auch alle schoͤnste schoͤnheiten seiner Groß- und Vorgroßmuͤtter/ so wohl von der Mutter/ als des Va- ters seiten zusammengesamlet/ und dem einigen Josef mitgeteilet/ ein gantz volkommenes meisterstuͤkke der al- lerschoͤnsten schoͤnheit herfuͤr zu bringen. Fast eben auf diesen schlag verfuhr nach der zeit Apelles/ als er das Goͤtzenbild der Schoͤnheit und Liebe volkoͤmlich schoͤn zu mahlen gesonnen. Er erwehlete aus allen Krotonischen Jungfrauen die allerschoͤnsten zu einem so fuͤrtreflichen kunststuͤkke. Von einer ieden nahm er die schoͤnste schoͤnheit/ die an ihr vor andern zu finden. Alle diese schoͤnste schoͤnheiten brachte er zusammen/ und bildete sie ab in dem einigen bilde. U nd daher war die- ses bild oder gemaͤlde so uͤberaus schoͤn/ daß es mehr durch eine goͤttliche/ als menschliche hand entworfen zu sein schien. Als nun der tag der nacht zu weichen/ und die Son- ne dem Mohne das gebiet uͤber die oberste helfte der erd- kugel ein zu reumen begunte; da begab sich Josef/ mehr vom schwermuhte/ als von der reise ermuͤdet/ ungeges- sen zur nachtruhe. Aber es war uͤmsonst/ daß er zu ru- hen gedachte. Es war vergebens/ daß er zu schlafen vermeinte. Hier war weder ruhe/ noch schlaf zu finden. Seine gedanken schweiften von einem orte zum an- dern. Doch nirgend hielten sie sich laͤnger auf/ als bei seinem Vater: dessen bekuͤmmernuͤs ihn weit mehr be- kuͤmmerte/ als sein eigenes ungluͤk. Ach! sprach er/ wan ich nur meinem Vater/ meinem lieben Vater die unruhe seines hertzens benehmen koͤnte; so wolte ich al- les meines elendes gern vergessen. Aber hier ist kein raht. Mein ungluͤk/ das uns beide voneinander geris- sen/ gehet ihn so wohl an/ als mich. Was ich leide/ das fuͤhlet er. Was ich fuͤhle/ das druͤkket ihn/ das schmer- tzet ihn/ das kraͤnket ihn. U nd was noch das schlim- meste ist/ ich sehe dessen kein ende. Morgen werde ich dem erstes Buch. dem Koͤnige geschenbet werden. Aus dessen hand wird mich niemand erretten. Meine leibeigenschaft wird waͤhren/ so lange ich lebe. Wo seind nun meine treu- me/ die mir so viel gluͤkkes und ehre bedeuten solten? Ach! wie ist ihre bedeutung verschwunden? Meine ein- bildung hat mich betrogen. Meine hofnung ist nun zer- runnen. Ich gedachte zu herꝛschen: aber nun sehe ich/ daß ich ewig werde dienen muͤssen. Ach weh mir! daß sich das blat also verkehret. Moͤchte ich doch nur ewig dienstbar sein in meines Vaters hause! Moͤchten doch nur meine Bruͤder ewig uͤber mich herschen! Ach! wie wohl solte mir sein. Aber nun mus ich dienen in der fremde. Fremde werden ihre grausamkeit uͤber mich ausschuͤtten. Ach weh mir! ach weh mir! ach weh/ und immer weh! In solchen truͤbseeligen gedanken brachte er die gantze nacht zu. Er stund zwar auf/ so bald der tag an- gebrochen/ in willens/ im garten hinter dem hause/ sei- nen unmuht ein wenig zu vertreiben. Aber die schweer- muht/ und die angst seines hertzens folgeten ihm uͤberal nach. Nirgend fand er ruhe. Nirgend wuste er trost zu suchen. Alle uhrwesen schienen ihm zuwider. Alle ge- schoͤpfe schienen ihn verlaßen zu haben. Nur allein die Beume stelleten sich mitleidendlich an. Also lies er sich beduͤnken. Also schlos er aus ihren abhangenden blaͤt- tern. Also urteilete er aus ihren niedergebogenen zwei- gen. Was er alhier ferner vor gedanken hatte/ ist eher zu errahten/ als aus zu sprechen. Zuletzt begunte ihm dieser lustort seine unlust noch mehr zu heuffen. U nd daruͤm eilete er wieder hinaus. Aber im ausgehen kahm ihm einer von den Ismaelern entgegen. Auf! sprach er mit harter stimme/ auf! und mache dich flugs faͤrtig. Itzund soltu dem Koͤnige uͤbergeben werden. Dieses wort Koͤnig war ihm als ein donner zu hoͤren. Es gieng ihm als ein donnerkeul durchs hertze. Ja es A v er- Der Assenat erschroͤkte ihn dermaßen/ daß er boͤbete und zitterte/ als das espenlaub. Nachdem nun Josef ein zierliches sommerkleid/ welches ihm die Kaufleute zu dem ende gegeben/ angele- get; ward er/ samt den Koͤniglichen geschenken/ straks auf die Burg gefuͤhret. Alda lag die Koͤnigin/ mit ih- rem gantzen Frauenzimmer/ schon in den fenstern/ und wartete mit großem verlangen auf seine ankunft. Dan der ruf war albereit den abend zuvor/ aus der stadt/ bis in das koͤnigliche Schlos erschollen/ daß ein uͤberaus schoͤner Ebreer angelanget/ und heute dem Koͤnige solte verehret werden. Es ist mit keiner feder aus zu druͤk- ken/ wie heftig diese neugierigen durch den ersten an- blik des schoͤnen Leibeignen entzuͤkt warden. Man hatte ihn beschrieben/ als einen Engel: aber sie sahen ihn gar vor eine Gottheit an. Hatte man gestern seine schoͤn- heit so uͤberlaut gepriesen; so ward sie heute/ mit be- stuͤrtztem stilschweigen des gantzen Frauenzimmers/ be- trachtet. Alle Jungfrauen stunden als erstummet. Al- le Fuͤrstinnen erstarreten. Ja die Koͤnigin selbsten war fast gantz aus ihr selbsten. Doch gleichwohl behiel- ten ihre Sinnen noch so viel kraft/ daß eine iede bei ihr selbst zu wuͤndschen vermochte einen so schoͤnen Engel/ in ihrer schlafkammer/ zum staͤtigen leibwaͤchter zu ha- ben. Eine guhte weile waͤhrete dieses stilschweigen. Die Koͤnigin war die erste/ welche zu reden begunte. Ha! sagte sie/ sol dieses ein Leibeigner sein? Sol dieses ein verkaufter Ebreer sein? Das kan ich mir nimmer- mehr einbilden. Vielmehr ist er ein Ebreischer Gott; oder aber ein Fuͤrst: und ist er keines von beiden/ so ist er doch zum wenigsten wuͤrdig solches zu sein; ja wuͤr- dig ist er uͤber die gautze welt zu herschen; wie er dan schon in der taht beginnet. Diese reden hoͤrete Nefrem: und maͤrkte schon/ was die glokke geschlagen. Seine Freulein Tochter sahe er be- erstes Buch. bestuͤrtzt: die andern Fuͤrstinnen erstarret: die Stahts- jungfrauen vernarret. Ja alles Frauenzimmer kahm ihm anders nicht vor/ als uͤber die maße verliebt. Auch betrog ihn diese einbildung nicht. Er war ein alter ab- gelebter Fuͤrst. Er war ein eifersuͤchtiger/ und was geitziger Herꝛ. Daher hassete er die fuͤrtrefliche schoͤn- heit des Ebreers. Daher liebete er die kostbarkeit der angebohtenen schaͤtze. Ja er hassete den Josef uͤm so viel mehr; weil er ihm leichtlich einbilden konte/ daß ein alter und nunmehr ausgemaͤrgelter Koͤnig bei seinem Frauenzimmer/ durch ihn/ in die euserste verachtung kommen wuͤrde. Zum wenigsten/ gedachte er/ wird ei- ne unlust unter dem Weibesvolke entstehen. Die goͤtt- liche schoͤnheit dieses Ebreers wird sie zur liebe/ die liebe zur schaͤhlsichtigkeit/ die schaͤhlsichtigkeit zur unter- lichen feindschaft/ und diese endlich gar zu einer rasen- den tolsinnigkeit bewegen. Alsdan wird alles bunt durcheinander gehen. Alles wird in unordnung/ und mein Hof in gefahr schweben. Ja wan sich schon dieses unheil nicht erregen oder eusern moͤchte; so wird doch eine so uͤbermaͤßige hertzentzuͤkkenden schoͤnheit meine Gemahlin und Tochter/ wo nicht in der taht selbsten/ doch gewislich in den gedanken/ an ihrer keuscheit ver- letzen. Wolte ich ihn auch schon muͤnchen laßen; so wuͤrde es mich zwar ein wenig/ sie aber nichts helfen. Vielmehr schmertzen wuͤrde man ihnen zuziehen; weil man ihm dadurch die mittel/ sie wuͤrklich zu vergnuͤ- gen/ entzoͤge/ und sie dannoch in der brunst verzappeln liesse. Aus diesen wuͤchtigen ursachen (schlos er seine gedanken) mus ich mich nohtdruͤnglich entschluͤßen/ den schoͤnen Leibeignen nicht an zu nehmen. Sein er- ster/ ja kaum halber anblik hat mir mein Frauenzim- mer schon gantz in ruhr gesetzt. Was wuͤrde wohl ge- schehen/ wan ich ihn gar auf das schlos nehmen solte. Nein! nein! man mus ihn aus dem wege schaffen. Ich Der Assenat Ich mus mir selbsten keine laus in den rok setzen. Er mus fort! er mus fort! Hierauf begab sich Nefrem in den koͤniglichen Ver- hoͤrsaal: darinnen alles von golde und edelen steinen flinkerte. Sonderlich vermochte kein auge den praͤchti- gen Reichsstuhl/ ohne entzuͤkkung und ohne verblen- dung/ an zu schauen. Dieser war ein rechtes meisterstuͤk- ke aus dichtem golde: dem die demanten/ perlen/ rubie- nen/ saffiere/ und andere koͤstliche steine seinen glantz gleich als mit helleuchtenden feuerstrahlen vermehre- ten. Rund heruͤm/ ja oben und unten war er mit aller- hand kuͤnstlichen bildwerken gezieret. Dieses alles hat- te/ nach der geheimen Egiptischen bilderschrift/ seine sonderliche bedeutung. U nter allen aber deutete der große guͤldene Krokodil/ der gerade uͤber des Koͤniges heupte schwebete/ auf den Koͤnig selbsten/ als aller Egip- tischen Koͤnige sinbild. Daher ward auch so wohl die- ser Nefrem/ als viel andere Egiptische Koͤnige vor und nach ihm eine lange zeit/ Farao/ welches auf Arabisch ein Krokodil heisset/ gemeiniglich genennet. Alhier war es/ da der Koͤnig der Ismaeler geschenke empfing. Zu allererst ward ihm Josef/ als das aller- edleste und allerkoͤstlichste/ uͤberreichet. Darnach folge- ten die andern. Hierunter war das Koͤnigliche uͤber- aus kuͤnstlich mit golde durchwuͤrkte Stahtskleid das fuͤrnehmste. Die guͤldene Krohne schaͤtzte man nicht viel geringer. Auch waren die anderen schatzstuͤkke ei- nes so hohen waͤhrtes/ daß sie vor koͤnigliche geschenke wohl bestehen mochten. Musai/ ein gebohrner und vieler sprachen kuͤndiger Elamiet/ fuͤhrete/ als der gan- tzen Gespanschaft heupt/ das wort. Gnaͤdigster Koͤnig/ sagte er/ alhier erscheinen Seiner Majestaͤht untertaͤnigste knechte vor Seinem gnaͤdigsten angesichte/ unsere schul- digkeit demuͤhtigst abzulegen. Wir bringen aus unse- erstes Buch. Der Assenat unserem armen vermoͤgen etliche geringschaͤtzi- ge geschenke/ Seine gnade zu erwerben. Sie seind zwar geringe: iedoch verhoffen Seiner Majestaͤht knechte/ gleichwie sie bitten/ daß Er dieselben eben so gnaͤdigst/ als wir sie unter- taͤhnigst einreichen/ an zu nehmen geruhen wer- de. Solten sie auch sonsten uͤber verhoffen un- angenehm sein; so duͤrfen wir doch das vertrauen schoͤpfen/ daß sie dem Koͤnige dieser schoͤne Juͤngling gleichwohl angenehm machen werde. Dan er wird mit unter unsere geschenke gezehlet. Und solches geschiehet daruͤm/ daß durch seine so seltene schoͤnheit die gering- schaͤtzigkeit der andern ein ansehen der kostbar- keit bekomme. Hiermit haben wir untertaͤhnigst anzeigen wollen/ daß wir Seiner Majestaͤht ge- horsamste knechte seind: auch Dieselbe zugleich demuͤhtigst anfloͤhen/ daß Sie unseren Kauf- handel/ wie bisher geschehen/ also auch hinfort/ in Ihren laͤndern frei und ungehindert zu treiben gnaͤdigst vergoͤnnen wolle. Nefrem bedankte sich der geschenke wegen sehr freundlich. Er gewaͤhrte sie auch ihrer bitte: und ge- lobte ihnen bei der gottheit des Osiris/ daß er nimmer- mehr zulaßen wolte/ ihren freien Kaufhandel auf eini- gerlei weise zu kraͤnken. Aber den Josef schenkte er ih- nen wieder/ mit angehaͤngter versicherung/ daß sie gleichwohl deswegen an seiner gnade nicht wuͤrden zu zweifeln haben. Er wolte seinem Koͤniglichen worte dannoch folge leisten. Sehr fremde kahm dieses des Koͤniges beginnen den Kaufleuten vor. Es war ein wunderseltzames ding in ihren augen/ ein so uͤberaus koͤstliches geschenke verschmaͤhet zu sehen. Keiner konte errahten/ woher es ruͤhrete. Keiner konte begreiffen/ waruͤm der Koͤnig eine erstes Buch. eine so wunderseltene schoͤnheit verwuͤrfe. Dan nie- mand von ihnen hatte achtung gegeben/ was sich im er- sten eintritte mit dem Frauenzimmer zugetragen. Nie- mand wuste des Koͤniges argwahn. Auch hatte er sich dessen weder mit worten/ noch gebehrden maͤrken laßen. In diesen wunderlichen gedanken begaben sich die Ismaeler/ mit dem verschmaͤheten Leibeignen/ wieder nach ihrem wuͤrtshause zu: und ließen also das gantze Koͤnigliche Frauenzimmer in der eusersten betruͤbnuͤs. Es war keine Fraue/ die nicht seuftzete: kein Freulein/ das nicht weinete: keine Hofjungfer/ die es nicht hertz- lich schmertzete/ daß sich ein so klahres/ so fuͤrtrefliches/ so schoͤnes licht aus ihren augen so uhrploͤtzlich verloh- ren. Ja die Koͤnigin selbsten/ welche Nefrems schlus den schoͤnen Leibeignen nicht an zu nehmen allein wuste/ wuͤndschte dem Koͤnige tausend und abermahl tausend/ ja hundertmahl tausend fluͤche auf den hals. Er allein/ sagte sie/ hat verursachet/ daß diese wunderschoͤne Gott- heit uns mit ihrer gegenwart nicht allezeit beseeliget. Er allein ist es/ der uns den anblik dieser himli- schen schoͤnheit misgoͤnnet. Er/ der neidsuͤchtige un- mensch/ ist es/ der uns diese lust entzogen/ seine vie- hische lust/ uns unlust an zu tuhn/ rechtschaffen zu buͤs- sen. Itzt mus ich schweigen: aber mit der zeit sol es gedacht werden. Wir meineten/ die Sonne were in unserem schlosse aufgegangen/ und wuͤrde uns nimmer- mehr verlaßen. Ach! sie war auch aufgegangen in dem schoͤnen Leibeignen. Aber ploͤtzlich ist sie wieder ver- schwunden. Osiris hatte sich in menschlicher/ was sage ich? in goͤttlicher gestalt zu uns gesellet. Aber sei- ner geselschaft hat uns unser Wuͤhterich verlustig ge- macht. Dem allein haben wir zu dancken/ daß wir ohne licht leben. Dem allein muͤssen wir die schuld geben/ daß uns/ an stat des hellen lichtes/ eine dunkele nachtdoͤm- merung geblieben. Fast eben so klaͤglich lies sich auch die Der Assenat die koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris vernehmen. Diese wolte vor unmuht baͤrsten/ vor hertzweh verschmachten/ ja vor heftiger schmertzempfindligkeit gar sterben. Aber wir wollen diese traurigen auf der koͤniglichen burg las- sen/ und uns zum Josef begeben/ zu sehen/ was sich mit ihm in seinem Wuͤrtshause zutraͤget. Die Ismaelischen Kaufleute hatten nunmehr das mittagsmahl gehalten/ und sich albereit zur reise nach Nubien faͤrtig gemacht. Die Kamehle stunden schon gantz beladen/ und warden eben vor das tohr gefuͤhret/ als Musai seine mitgefaͤhrten folgender gestalt anre- dete. Liebe Gespanschafter/ sagte er/ weil wir itzund nach Nubien zu ziehen gedenken/ da uns der schoͤne Leibeigne nichts nuͤtze sein wird/ so beduͤnkt mich/ daß es das beste sei/ ihn alhier/ bis zu unserer wiederkunft/ bei einem Kaufmanne zu laßen. Dan in Egipten wird er uns mehr gelten/ als dort. Die Nubier kauffen ih- re Leibeignen nur uͤm einen geringen preis. Waruͤm sol- len wir ihn dan mitschleppen? Indem er also redete/ erboht sich ein Egiptischer Kaufman/ welcher eben dar- zu kahm und zu Memfis wohnete/ alsobald/ ihn so lange zu sich zu nehmen. Weil nun Musai diesen Kauf- man viel jahre gekant/ und wohl wuste/ daß ihr Leibeig- ner bei ihm am besten verwahret sein wuͤrde; so ward er ihm/ mit aller bewilligung/ uͤbergeben. U nd also nahm der Kaufman den truͤbseeligen Josef mit sich in sein haus: da ihm iederman/ sonderlich seine Frau und Toͤchter sehr freundseelig begegneten. Vierzehen tage hatte Josef bei diesem neuen wuͤrte zugebracht/ als eine Hofjungfrau desselben Toͤchter besuchte. Diese war uͤberaus verwundert/ daß sie den schoͤnen Leibeigenen alhier fand. Ja sie wuste zuerst nicht/ ob sie ihren augen gleuben duͤrfte. Daruͤm saß sie eine guhte weile fast als stum; und eben als iemand/ der den wunderstein Bet angesehen. Naͤhrlich wolte ein erstes Buch. ein wort aus ihrem munde. Kaum gab sie antwort de- nen/ die sie ansprachen: und antwortete sie/ so war die antwort zu weilen anders/ als man fragte. Sie redete sehr wenig: und wan sie redete/ so schweifte sie vielmahls vom zwekke so gar ab/ daß es alle maͤrkten. Weil sie nun des Kaufmans Toͤchtern sehr nahe befreundet war; so trugen sie keine scheu/ ihre Verwantin zu fragen: war- uͤm sie so stille sei? waruͤm sie so wenig redete? und wan sie redete/ waruͤm ihre reden vom wege so abschweiffeten? Ja sie setzten hinzu/ ob sie irgend verliebt sei/ weil sie in so tieffer entzuͤkkung saͤße? Auf alle diese fragen bekan- te die Hofjungfrau die runte wahrheit. Ja sie scheuete sich nicht einmahl in Josefs gegenwart sich gantz offen- hertzig heraus zu laßen. Ach! sagte sie/ solte ich nicht entzuͤkt sein? Solte ich nicht andere worte fuͤhren/ als man von mir gewohnet? Diesen augenblik ist mir ein gluͤk aufgestoßen/ das ich nimmermehr hoffen duͤrfen. Hierauf wendete sie sich zum Josef/ der eben am fen- ster saß. Ist er nicht/ fragte sie/ der schoͤne Juͤngling/ den die Ismaeler vor vierzehen tagen unserm Koͤnige verehren/ er aber ihn nicht annehmen wollen? Als sie Josef mit ja beantwortet; so fuhr sie weiter fort: weis er dan wohl/ waruͤm der Koͤnig solches getahn? Josef antwortete/ nein: und sie begunte alles zu erzehlen/ was sich bei seiner ankunft auf der Burg begeben. Den abend zuvor/ sagte sie/ ehe das koͤnigliche Frauenzimmer das gluͤk hatte ihn zu sehen/ kahm Se- fira/ Fuͤrst Potifars/ des obersten Kuͤchenmeisters und Halsrichters/ juͤngste Gemahlin/ der Koͤniglichen Fuͤrst in Nitokris/ der ich bedient bin/ auf zu warten. Nach wenigen wortgepraͤngen/ fing sie straks an zu er- zehlen/ daß sie/ im fahren durch die stadt/ eines uͤberaus schoͤnen Leibeigenen sei ansichtig worden. Derselbe/ sag- te sie/ sei so schoͤn gebildet/ so lieblich vom wesen/ so ahr- tig von gebehrden/ daß sie zweifelte/ ob die welt iemahls B eine Der Assenat eine so volkommene schoͤnheit an einigem Juͤngling erblikket. U nd eben dasselbe verursachte sie zu muht maßen/ daß er irgend eines Fuͤrsten Sohn sei; den di Ismaeler seinem Vater gestohlen. Sie koͤnte nimmer mehr gleuben/ daß er ihnen/ ihrem vorgeben nach/ ver kauft worden. Auch hette sie fragen laßen: ob sie ihr wieder verkauffen wolten/ und wie teuer? Darauf se ihr zur antwort worden: daß er vor kein geld/ aber wohl vor des Koͤniges gnade zu kauffe were: dem er auch mor- gen fruͤh solte verehret werden. Nach diesem bescheid habe sie sich von stunden an nach der Koͤniglichen burg zu begeben/ meinem gnaͤdigsten Freulein solche zeitung zu bringen. Kaum waren diese worte aus ihrem munde/ als sie schon der gantze Hof wuste. Ein Edelknabe der Koͤni- gin/ der meiner Fuͤrstin eben etwas andienen solte/ hat- te alles mit angehoͤret. Dieser brachte es vor seine gnaͤ- digste Frau/ in gegenwart anderer: welche es wieder an- dern erzehleten. Es ist kaum zu gleuben/ wie behaͤnde diese recht neue/ ja wohl recht seltzame zeitung von zim- mer zu zimmer/ und endlich gar durch das gantze schlos lief. Wo zween oder drei Hoͤflinge/ oder Hofjungfrauen/ ja selbst Schuͤsselwaͤscherinnen beieinander stunden; da redete man von nichts/ als von diesem schoͤnen Leib- eigenen. Jederman war begierig ihn zu sehen. Jeder- man verlangte nach dem morgenden tage. Ja ich hal- te gaͤntzlich darvor/ daß schweerlich eine/ es sei Frau oder Jungfrau/ im Koͤniglichen Frauenzimmer war/ die sich nicht schon/ vom bloßen hoͤrensagen/ in ihn verlie- bet. Auch darf ich wohl melden/ daß das meiste Frauen- zimmer/ aus alzuheftigem verlangen/ dieselbe nacht schlafloß verschlossen. Kaum war der tag angebrochen/ als sie schon alle in dem fenstern lagen. Die meisten hatten sich auch so aufgebutzt/ und so ausgezieret/ als wan sie denselben tag/ als Breute/ solten zur traue ge- hen. erstes Buch. hen. Gleichwohl hat keine von allen das gluͤk gehabt denselben/ den sie zum Breutigam wuͤndschten/ in der naͤ- he zusehen/ viel weniger zusprechen. Mir allein hat itzund das gluͤk so guͤnstig sein wollen/ daß mir beides wider- faͤhret. U nd daruͤm darf man sich nicht verwundern/ daß ich im ersten anblikke schier aus mir selbst gewesen. Drei stunden waren vom tage schon verlauffen/ als der ruf in das schlos drang: der schoͤne Leibeigne sei itzt auf dem wege. Da ward vollend alles rege. Die Kuͤchenmaͤgde selbst lieffen/ von ihrer arbeit/ auf den schlosplatz. Ich wolte dan auch die letzte nicht sein. Bis- her war ich noch mit den kleidern meiner Fuͤrstin ge- schaͤftig gewesen. Aber nun trieb mich die neugierigkeit auch ans fenster. Kaum war ich/ wiewohl etwas un- achtsam/ hinzugetraͤhten/ als ich desselben/ den ieder- man zu sehen so sehr verlangte/ schon von ferne gewahr ward. Mich deucht/ ich fuͤhle noch itzt die wunde/ die sein allererster anblik meinem hertzen gegeben. Wie dem andern Frauenzimmer zu muhte gewesen/ laße ich un- gesagt. Allein dieses kan ich sagen/ daß ich sie alle/ teils bestuͤrtzt/ teils erstumt/ teils erstarret/ ja wohl gar vernarret/ daß ich so reden mag/ gesehen. Zu ihrer aller gluͤkke war der Koͤnig eben bei der Koͤnigin. Auch blieb er alda noch eine guhte weile stehen. Indessen musten die Kaufleute/ mit dem schoͤnen Leibeignen/ auf dem schlosplatze/ vor unserem gesichte/ warten. Ja ich gleu- be/ daß das meiste/ wo nicht gantze Frauenzimmer wuͤndschete/ daß solches warten etliche tage lang gewaͤh- ret: solch-eine ergetzung schoͤpften sie in dieser schoͤnheit. Aber der Koͤnigin was zu freimuͤhtig ausgelaßene worte von diesem schoͤnen Wunder verursachten end- lich den Koͤnig sich in den Verhoͤrsaal zu verfuͤgen/ ja gar zu entschliessen/ das so schoͤne Geschenke zuruͤk zu senden. U nd also ward er/ vor unsern augen/ wiewohl alzugeschwinde voruͤber/ wieder in die stadt gefuͤhret. B ij Hatte Der Assenat Hatte uns kurtz zuvor seine ankunft bestuͤrtzt ge- macht/ so machte uns sein so jaͤhligen entstandenes scheiden noch tausendmahl bestuͤrtzter. U ns war eben zu muhte/ als wan wir nur einen fluͤchtigen schatten gesehen. Es war auch in der taht ein schatte. Dan als wir vermeinten ihn in den haͤnden zu haben/ flohe er darvon; und wir hatten weniger/ als nichts. Nie- mand war mehr betrogen/ als wir. Wir alle hatten gehoffet/ wir wuͤrden nunmehr seiner geselschaft lange zeit geniessen. Aber diese Hofnung ward uns zu wasser. Kein schnee kan von der sonnenhitze schneller zerschmel- tzen/ als dieselbe zerschmaltz. Ja mit ihr zerschmaltz auch/ und ward vereitelt alle unsere lust/ alle unsere freu- de: darauf sich das gantze Frauenzimmer gespitzet. Hier- vor hatte es nun nichts anders/ als unlust und trau- ren. Wan ich an meine Fuͤrstin gedenke/ wie sie uͤber seinen verlust so jaͤmmerlich kaͤrmete/ so hertzlich erseuf- zete; so deucht mich/ ich werde noch itzund/ aus erbaͤrm- nuͤs/ mit wehleiden geschlagen. Von andern wil ich nicht sagen: die immer eine die andere/ durch wehkla- gen/ zum wehleiden anreitzeten. Josef hatte diese reden halb mit verdrusse/ halb mit vergnuͤgung angehoͤret. Es verdros ihn/ daß man sich alzuviel an seiner so nichtigen schoͤnheit vergaffete/ ja gar vernarrete. Hingegen vergnuͤgte ihn zugleich/ daß man dadurch gleichsam ein hertzliches mitleiden/ seines elendes wegen/ und ein so guhtes gemuͤhte/ ihm dasselbe zu benehmen/ oder zum wenigsten zu erleichtern/ spuͤh- ren liesse. Die Jungfrau wolte noch mehr erzehlen: aber Josef fing ihr das wort auf. Ach! sagte er/ was kan doch schoͤnes sein an einem so elenden und verstoße- nem menschen/ als ich bin? Es ist eine bloße hoͤfligkeit/ ja uͤbermaͤßige guhtahrtigkeit des Egiptischen Frauen- zimmers/ daß es einen armen fremdling/ einen sonst verachteten Leibeignen so gar hoch erhoͤbet. Wiewohl ich erstes Buch. ich sehr ungern von einer schoͤnheit/ die man an mir zu sein waͤhnet/ reden hoͤre; so mus ich dannoch auf ihre so offenhertzige reden/ eben so offenhertzig bekennen/ daß mir dieselben nicht uͤbel gefallen. Ich habe daraus ihr guhtes gemuͤhte erblikket; ja ihre hertzliche zuneugung zu mir. U nd daß sie mir nicht etwan eine blaue dunst/ sich mir gefaͤllig zu machen/ vor die augen mahlen wol- len/ kan ich ihr an ihren augen wohl ansehen. Sie hat aus dem grunde des hertzens geredet. Ihre gedanken hat sie mir nakt und bloß/ und ohne einigen falschen uͤberzug oder schmuͤnke eroͤfnet. Ja sie hat anders nichts geredet/ als was sie gemeinet. Das weis ich. Das stehet vor ihrer stirne geschrieben. Das zeiget das unfalsche wesen der reinen und zuͤchtigen blikke ihrer liebseeligen Augen an. Ja der uͤmzug/ die bildung/ die zuͤge/ und das saͤmtliche wesen ihres gantzen angesichtes seind mir dessen gewisse zeugen. Die sitzamen gebehrden ihres uͤbri- gen gantzen leibes bekraͤftigen eben dasselbe. Aus einem munde/ der sich mit solcher schaamhaftigen bewegung eroͤfnet/ kan kein falsches wort gehen. U nd eben daruͤm koͤnnen mir ihr reden anders nicht als angenehm sein. Josef hatte ihm vorgenommen die Jungfrau von seinem eigenen selbstande gantz ab zu lenken. Dan es war ihm zuwider/ so viel von sich selbst zu hoͤren. U nd aus diesen ursachen hatte er sich/ ihre sinnen und gedan- ken auf sie zuruͤkke zu wenden/ bisher bemuͤhet; damit sie sich in ihr selbsten zu spiegeln anlaß bekaͤhmen. Ja nun trachtete er sie gar aus ihrer gantzen geselschaft zu entfernen/ und an einen solchen ort zu fuͤhren/ da sie noch weniger gelegenheit hetten auf ihn zuruͤkke zu pral- len. Die Jungfrau/ sagte er/ hat im begin ihrer rede Fuͤrst Potifars gedacht. Von dem habe ich auch in meinem Vaterlande gehoͤret. Er mus gewis ein großer man sein/ und bei dem Koͤnige in hohem ansehen. B iij Ja Der Assenat Ja freilich ist er/ nahm sie ihm das wort auf/ so groß/ daß er nach dem Koͤnige die dritte stelle besitzet. Er ist nicht allein der oberste koͤnigliche Kuͤchenmeister/ und der oberste Halsrichter/ den der Koͤnig uͤber alle gefaͤngnuͤsse/ ja uͤber leben und tod aller seiner untertah- nen zu walten und zu schalten gesetzt; wie ich zum teile schon gesagt: sondern er ist/ auch ein Fuͤrst aller fuͤrsten aus dem Rahte des Koͤniges. Er ist der oberste Haupt- man der gantzen Ritterschaft/ und des gantzen Reichs Mahrschalk. Zu allen diesen hohen wuͤrden hat ihn seine fuͤrtrefliche geschikligkeit erhoben. Dan ausser dem/ daß ihn seine angebohrenheit mit den allerherꝛlichsten gaben/ die ein solcher tapferer Fuͤrst iemahls besitzen mag/ mildiglich ausgezieret/ ist er auch so gelehrt und erfahren in allen dingen/ daß seine weisheit fast unver- gleichlich. Diese so wohl goͤttliche als weltweisheit hat er in seinen jugendjahren von den Priestern zu Helio- pel eingesogen. Da ist er gebohren. U nter denen ist er erzogen. Von denen hat er die kunde der Goͤttlichen ge- heimnuͤsse/ der verborgenheiten der Natur/ und alle fuͤr- trefliche wissenschaften erlanget. Mit denen hat er sich in ihrer heiligen Sprache geuͤbet: welches sonst keinem ausserhalb der Priesterschaft vergoͤnnet wird. U nd eben daruͤm ist er auch bestimmet/ nach des hochbejahr- ten Heliopolischen Ertzbischofs ableiben/ diese hohe und heilige wuͤrde zu betraͤhten: zumahl weil er ein gebohr- ner und selbst aus Koͤniglichem bluhte entsprossener Fuͤrst ist. Hierzu kommet auch noch dieses/ daß er/ wiewohl er im ehestande lebet/ itzund vor unfruchtbar geurteilet wird. So hat er dan keine Leibeserben gezeuget? fiel ihr Josef in die rede. Er hat zwar/ fuhr die Jungfrau fort/ bei der ein seiner Gemahlinnen zwei Kinder/ ein Freulein/ und ein junges Herꝛlein gehabt; davon dieses erst neulich gestorben: aber nach der zeit ist er/ wie man erstes Buch. man saget/ unfruchtbar worden. Das Freulein/ wel- ches noch lebet/ heisset Assenat: die der hochfuͤrstliche Vater nicht lange nach ihrer gebuhrt den Goͤttern ge- heiliget; wie ihm der goͤttliche Ausspruch befohlen. Woher und wie/ fragte Josef abermahl/ hat man die- sen Ausspruch bekommen; und was hielt er eigendlich in sich? Ich wil ihm alles/ antwortete die Jungfrau/ vom begin an erzehlen. Potifar war schon etliche jahr verehligt gewesen: aber die Goͤtter hatten seine Gemahlin noch nie mit Lei- besfruͤchten geseegnet: welches ihn sehr schmertzete. Als sie nun endlich/ im fuͤnften jahre ihrer ehe/ mit einem sehr schoͤnen Freulein/ naͤhmlich der unvergleichlichen Assenat/ niederkahm; da war der hochfuͤrstliche Va- ter so froh/ daß er vor großen freuden nicht wuste/ was er beginnen solte. Erstlich richtete er ein großes und sehr koͤstliches Kindermahl an. Darauf erschien der Koͤnig/ mit seiner Gemahlin/ selbsten: welche dieses neugebohrne Freulein/ dem Vater zu liebe/ vor ein Koͤ- nigliches Kind und eine Tochter des Reichs erklaͤhre- ten. Die fuͤrnehmste Reichsfuͤrsten/ samt des Koͤniges hohen Beamten/ stelleten sich gleicher gestalt ein. Die- ser tag war der froͤhlichste/ den ich meine lebetage gese- ben. Alle freude/ die man erdenken kan/ war alda zu finden. Die schaͤllenspiele klungen. Die seiten sprun- gen. Die saͤnger sungen. Die trompeter bliesen. Die pfeiffer pfiffen. Die reientaͤntze warden geschwungen. Ja alles/ was beweglich war/ begunte vor freuden zu huͤpfen. U nd diese uͤberschwaͤngliche lust waͤhrete vom mittage bis in die sinkende nacht. Acht tage nach solchem Fuͤrstenmahle stellete der froͤhliche Vater auch ein Priestermahl an. Hierzu warden die fuͤrnehmsten Priester von Heliopel/ samt dem Ertzbischoffe/ geladen. Dieser gab der jungen Assenat/ nach so viel tausend gluͤkwuͤndschungen/ die B iiij man Der Assenat man innerhalb zwoͤlf tagen dem Herꝛn Vater getahn/ auch endlich den seegen. Er legte die hånde kreutzweise uͤber des Freuleins heupt/ und sprach: Der allerguͤh- tigste Gott Osiris seegne dich/ und laße dich wachsen. Die allerliebseeligste Isis/ die zweifa- che Gottheit/ gebe dir langes leben/ gesundheit/ wohllust und freude. Ja alle Goͤtter des Him- mels und der erde wollen alle wuͤndsche/ die dei- nem Vater/ dir zu liebe/ geschehen/ aufs beste erfuͤllen. Du heissest Assenat. Ja schoͤne heistu. Schoͤne wirstu sein an deinem leibe: daruͤm wer- den dich lieben die Fuͤrsten. Die Gewaltigen werden dich ehren. Schoͤne wirstu sein an deiner seelen: daruͤm werden dich lieben die Goͤtter. Der Himmel wird dich ehren. Nach volziehung dieses seegens setzte sich der Ertzbischof/ samt der anwe- senden Priesterschaft/ zur tafel: welche schon gedekt/ und mit koͤstlichen speisen besetzt stund. Dieses Prie- stermahl ward eben so froͤhlich/ als jenes/ volzogen. Nachdem nun solche algemeine freude vorbei war/ entschlos sich Potifar die Goͤtter zu fragen: wie man dieses Freulein am besten erziehen/ und was es endlich vor ein gluͤk haben solte? Die Goͤtter wa- ren uͤber vier jahr mit der Assenat/ sie im mutterleibe zu bilden/ geschaͤftig gewesen/ ehe sie dieselbe zur ausge- buhrt kommen laßen. Daruͤm war der frohe Vater in alwege neugierig zu wissen/ was doch aus einem sol- chen Kinde werden wuͤrde. U nd diese neugierigkeit trieb ihn so an/ daß er sich/ straks nach der entschlies- sung/ samt der Assenat/ wiewohl sie nur drei wochen alt war/ als auch ihrer Amme/ nach Heliopel begab. So bald er in dieser heiligen stadt/ dem Ertzbischof- lichen sitze des gantzen Koͤnigreichs/ angelanget/ konte er kaum so lange warten/ bis der Ertzbischof sich ange- kleidet/ mit ihm in das Heiligtuhm der Sonne zu ge- hen. erstes Buch. Der Assenat hen. Alhier war es/ da man das Freulein Assenat vor dem Sonnenbilde niederlegte. Der Ertzbischof taͤht erst sein gebeht. Darnach traht er zu einem Bekken; welches vor dem Sonnenbilde mit Nielwasser gefuͤllet stund. Alda sprach er etliche beschwoͤrungs worte: und Potifar selbst taͤht seine itztgemeldte zweifache frage. Straks hierauf begunte sich das wasser zu bewegen. Es sprang wållen- oder vielmehr huͤgel-weise in die hoͤ- he. Das war ein zeichen/ daß die Gottheit sich/ die fra- ge zu beantworten/ hinein begeben. Darnach drehete sich das wasser/ als in einem kreuse/ heruͤm. Endlich hoͤrete man ein dunkeles zischen/ mit einer gleichsam lispelnden stimme: daraus man diese worte gantz ei- gendlich vernehmen konte. Imfal man dieses Kind mir heiligt straks itzund: so wird es/ wan der Niel ist zwanzig mahl gestiegen/ in eines Fremden arm’ aufs hoͤchst’ erhoͤhet liegen. Egipten/ schikke dich zu ehren beider mund. Weil nun Potifar diese des Sonnengottes Aus- sprache nicht eigendlich verstehen konte; so ging er mit dem Ertzbischoffe eine guhte weile daruͤber zu rahte. Im ersten reimbande war seiner frage voͤrderstes teil zwar deutlich genug beantwortet: naͤhmlich daß er seine Freulein tochter alsobald dem Sonnengotte heiligen solte. Aber wie und auf wasserlei weise solches begehret wuͤrde/ war nicht angedeutet. Doch machte er diesen schlus. Weil er selbst gefraget/ wie man das Freulein Assenat am besten erziehen solte? daß des Sonnen- gottes meinung sei/ daß sie zu Heliopel/ in der Son- nenstadt/ weil er alda sein Heiligtuhm und wohnung hette/ muͤste erzogen/ und in solcher erziehung/ gleich- sam von der Welt abgesondert werden. Schweerlich konte Potifar sich hierzu entschliessen. Schweerlich konte er so gar bald von seiner lieben Toch- ter erstes Buch. ter scheiden: daruͤm er die Goͤtter/ ehe er sie erlanget/ mit so viel tausend seufzern/ so lange zeit angefloͤhet. Doch weil der Sonnengott selbst/ der das Auge der gantzen welt ist/ welches alles siehet/ ein vaͤterliches au- ge auf sie zu haben sich gleichsam erklaͤhret; so gab er sich endlich willig darein/ sie aus seinen augen zu las- sen. Ja solches taͤht er uͤm so viel williger; weil er hof- nung hatte in kurtzer zeit selbst zu Heliopel zu wohnen. Dan der Ertzbischof/ sprach er bei sich selbst/ ist schon so hoch bealtert/ daß er nicht lange mehr leben kan. So bald er stirbet/ komme ich in sein Ertzbischoftuhm/ und dan zugleich wieder zu meiner Tochter. Hierauf fragte er den Ertzbischof: wo/ oder wem er seine Toch- ter/ damit sie den Goͤttern gebuͤhrender maßen moͤchte geheiliget werden/ hinterlaßen solte? Dieser gab ihm zur antwort: Er kan sie auf der Sonnenburg laßen/ wel- che alda gerade gegen meinem schlosse uͤber lieget. Und hiermit taͤht er das Fenster auf/ und zeigte sie dem Po- tifar. Sie stehet doch/ fuhr er fort/ ohne das ledig. Assenat kan sie/ mit ihrem Frauenzimmer/ wohl be- wohnen. Wer war froher als Potifar/ als er von der Son- nenburg hoͤrete. Diese war vor seine Tochter die rech- te wohnung: welche die Goͤtter durch den nahmen selbst darzu bestimmet/ und eben unbewohnet gelaßen zu haben schienen. Alda konte sie uͤberaus wohl von der welt abgesondert leben/ und wan sie erwachsen/ unge- hindert den Goͤttern dienen. Dan sie ist rund heruͤm mit zimlich großen gaͤrten und vorhoͤfen uͤmgeben: und diese seind mit einer hohen und starken mauer uͤm- zogen; durch welche vier tohre/ mit eisernen tohr- fluͤgeln/ nach der Burg zu gehen. Und also kan Asse- nat von keinem menschen in ihrer Gottesfurcht ge- stoͤhret werden; weil niemand einiger zugang ver- goͤnnet. Auf Der Assenat Auf diese Burg ward dan Assenat/ mit ihrer Am- me/ von stunden an gebracht. Auch lies man straks alle zimmer mit koͤstlichen prunktuͤchern auszieren/ und mit andrem haus- und zier-rahte uͤberfliessig verse- hen. Potifar hatte beschlossen/ daß kein einiges mans- bild/ so lange sich Assenat alda aufhalten wuͤrde/ auf diese heilige Burg/ kommen solte. Daruͤm muste sie von lauter weibesbildern bedienet werden. Zur kuͤche/ zum keller/ und andern dergleichen dingen/ ja selbst zum anbau und wartung der Gaͤrte/ bestellete man nie- mand anders/ als weibesvolk. Nur allein die tohre warden/ ein iedes/ achtzehen geharnschten Kriegs- knechten zu bewachen anvertrauet. Doch solte kei- ner das hertz haben durch diese tohre hinein zu traͤh- ten. Und solches alles geboht und verboht er bei leibes- strafe. Damit aber die nunmehr geheiligte Assenat auch einige geheiligte Spielgeselschaft haben moͤchte/ so lies Fuͤrst Potifar sieben Toͤchterlein/ welche mit seiner Freulein tochter in einer nacht gebohren/ und aus ansehnlichen geschlechtern entsprossen/ hier und dar aufsuchen. Diese alle warden/ mit ihren Ammen/ eben- maͤßig auf die Sonnenburg gebracht. Alda solten sie mit der Assenat erzogen/ und kuͤnftig/ wan sie erwach- sen/ zu ihren Stahtsjungfrauen gebraucht werden. Nunmehr haben sie alle/ die Fuͤrstin/ und ihre sieben Spiel- oder Kammer-jungfrauen/ beinahe das neunde jahr erreichet. Und eben so lange seind sie auf dieser heiligen Burg gewesen. Vor ohngefaͤhr vier jahren hat man ihnen eine Lehr- und Hofmeisterin zugeordnet. Diese ist eine sehr verstaͤndige und tugendvolkommene Frau/ aus einem vornehmen adlichem geschlechte. In ihrer jugend hat man sie in aller Egiptischen weisheit/ sonderlich die den Gottesdienst angehet/ unterwiesen: und hierinnen unterweiset sie wieder die junge Fuͤrstin Assenat/ mit ihren sieben Gespielen. Es erstes Buch. Es seind keine sechs wochen verlauffen/ da sic die Koͤ- nigliche Fuͤrstin Nitokris/ als der Assenat nahe Bluhtsverwantin/ die ich selbsten begleitet habe/ besuch- te. Ich hatte viel von dieser jungen Fuͤrstin unver- gleichlicher schoͤnheit und wunderwuͤrdigen geschiklig- keit gehoͤret. Daruͤm war ich so luͤstern sie zu sehen/ daß ich meine gnaͤdigste Fuͤrstin instaͤndig anfloͤhete/ mich vor andern mit zu nehmen. Und also sahe ich das schoͤne Wunder/ das Bild aller tugend und zierligkeit. Ich hatte mir zuvor niemahls einbilden koͤnnen/ daß sie so gar schoͤne sei/ als der gemeine ruf ging. Aber nun be- fand ich in der taht/ daß man ihr nicht zuviel/ aber wohl viel zuwenig Schoͤnheit zugeschrieben. Darauf straks im ersten anblikke mein auge fiel/ das waren ihre Augen. Darinnen vergafte und vertiefte/ ja verirrete sich mein auge dermaßen/ daß es sich daraus so bald kei- nes weges zuruͤk finden/ noch daran sat genug sehen konte. Diese allerschoͤnsten aͤugelein/ diese kleine son- nen verursachten/ so waren meine blikke in ihren blitz- lenden flaͤmmelein verwuͤrret/ daß ich meiner augen ei- ne lange weile nicht so viel maͤchtig sein konte/ die uͤbri- gen leibesglieder dieses unvergleichlichen Engelbildes an zu schauen. Ja es waren/ durch dis liebeflinkern/ selbst alle meine sinnen so gar aus mir herausgeruͤkt/ und so tief in dis karfunkellicht entzuͤkket/ daß ich an- fangs ihre so klahre/ so reine/ so lieb- und hold-seelige sprache nicht hoͤrete. Je laͤnger ich der schoͤnsten As- senat aͤuglein betrachtete/ ie mehr ich veraͤnderungen ihrer blikke fand. Und ein blik war immer schoͤner/ als der andere: einer war immer lieblicher/ als der ande- re: einer war immer sanfter/ als der andere. Endlich kahmen die hertzentzuͤkkenden hauffenweise herausge- drungen/ ja geschossen. Diese waren so uͤberaus scharf/ und so maͤchtig/ ja so durch alles hindringende/ daß das staͤrkste hertz selbsten sich ihrer nicht zu erwehren ver- mochte. Der Assenat mochte. Ja ich laße mich leichtlich bereden/ daß sich der allerschlaueste und allerbehaͤndeste vor solchen so tausen- terlei bewegungen nicht genug huͤhten solte. Doch was wil ich viel sagen/ eine einige bewegung ihrer suͤßen eng- lischen Euglein bewog mehr/ als tausend anderer auch wohl der schoͤnsten menschlichen augen. Ja sie hatte nicht noͤhtig/ iemandes gunst zu gewinnen/ den Limi- schen Bilderstein Hajaracht zu tragen. Als ich mich nun endlich aus den strahlen oder viel- mehr schleifstruͤkken und dohnen dieser wunderschoͤnen Eugelein loß gemacht: da lies ich meine durch jene ent- zuͤndeten blikke auf das allerlieblichste Roͤselein ihres zahrten Mundes fliegen/ sie durch dessen zukkersuͤßen ho- nigtau/ wieder ab zu kuͤhlen. Alda ward nicht nur mein auge/ sondern auch mein ohr entzuͤkt. Ja mein mund schlos sich vor ihrem zu: und meine zunge machte die ihrige verstummet. Ich sahe die lieblich- und lebendig- ja hoch-rohten Lippen: die als ein anmuhtiges Zukkerroͤse- lein/ zwischen dem angenehmen hochweissem schnee ihrer liljenhaut herfuͤrblinkten. Ich schauete mit verwunde- rung an/ wie sie dieselben so ahrtig/ so zierlich zu bewe- gen wuste. Ich hoͤrete/ wan sie sich/ in solcher wohl- anstaͤndigen bewegung/ auftaͤhten/ eine recht Englische stimme. Ja/ woruͤber ich gar bestuͤrtzt ward/ ich ver- nahm/ aus ihren suͤßen und zugleich majestaͤhtischen re- den/ einen hohen verstand/ eine gantz durchdringende kraft der vernunft und sinnen. Ich wuste nicht/ ob ich einen Menschen/ ein Frauenzimmer/ oder einen Halb- engel sprechen hoͤrete: oder aber ob es gar ein volkomme- ner Engel sei/ der seinen himmel verlaßen/ uns gebrech- lichen menschen seine himlische volkommenheit blik- ken zu laßen. Ich sahe die Wunderfuͤrstin zwar eu- serlich vor ein Freulein von acht jahren an. Und das war sie auch. Mehr jahre hatte sie nicht. Aber wan ich sie innerlich betrachtete/ wan ich ihren fuͤrtrefli- chen erstes Buch. chen verstand/ in ihrer rede/ hoͤrete/ und in ihren so uͤberaus hertzentzuͤkkenden gebehrden erblikte; so wuste ich nicht/ was ich von ihr urteilen solte. Ich muste gestehen/ daß ihre achtjaͤhrige jugend so manches zwanzig-ja dreissig jaͤhriges alter uͤbertraf. Ich muste bekennen/ daß sie/ so jung als sie war/ eben so reif am verstande sei: und daß sie dadurch ein volwachsenes Frauenzimmer beschaͤhmete. Ich muste/ dan anders konte ich nicht urteilen/ so hochvernuͤnftig fuͤhrete sie ihre reden/ daß in der gantzen welt kein Frauenzim- mer zu finden/ das weiser sei/ oder nur an weisheit ihr gliche. Es war mit lust an zu sehen/ es war mit ergetz- ligkeit an zu hoͤren; wie sie meine Fuͤrstin so gar hoͤflich/ so uͤberausliebseelig/ und mit so sehr fuͤglich angebrach- ten worten empfing. Ein iedes wort hatte einen sonder- lichen nachdruk. Kein einiges ward leer ausgesprochen. Nicht eines war uͤberfluͤßig. Alle miteinander ziereten ihre rede ausdermaßen/ ja so/ daß nicht eines konte entbehret werden. Und es schien/ daß sie zuvor alle und iede auf der goldwage ihres verstandes abgewogen/ ehe sie eines darvon uͤber die behaͤnde zunge herausschiessenlies. Wir verharreten bei ihr drei tage. Diese drei tage kahmen uns kuͤrtzer vor/ als drei vierteilstunden an un- serm hofe. Dan diese zeit uͤber hielt sie uns/ so lange der tag waͤhrete/ auch wohl zu weilen schier eine halbe nacht/ fort und fort geselschaft. Der tag war kaum an- gebrochen/ verlangte meine Fuͤrstin schon die schoͤne As- senat zu sehen: welche auch ihr zu liebe fruͤher auf- stund/ als sie sonst gewohnet. Dan diese zwo Fuͤrstin- nen liebeten einander dermaßen/ daß keine der andern in der liebe nachgab. Und ob sie schon so ungleiches al- ter hatten/ indem Nitokris bei sechs jahren aͤlter war/ als Assenat ; so schienen sie gleichwohl eine seele zu sein. Ihre hertzen hatten sich gleichsam so zusammen- verbunden/ daß eine ohne die andere kaum leben konte. Ni- Der Assenat Nitokris wuͤndschte wohl tausendmahl/ daß As- senat an unserem hofe/ und in ihrem zimmer wohnen moͤchte. Und Assenat wuͤndschte/ daß Nitokris auf der Sonnenburg bleiben muͤste. Aber alle diese wuͤnd- sche waren vergebens. Es muste doch endlich geschieden sein. Wir musten wieder nach Memfis: und As- senat muste zu Heliopel bleiben. So hatte es das un- uͤmgaͤngliche verhaͤngnuͤs der Goͤtter versehen. So wol- te es Nefrem/ und Potifar haben. Jener schrieb al- le tage/ daß wir wieder nach hofe kommen solten: dan er konte kaum einen tag ohne die Koͤnigliche Fuͤrstin leben/ so hertzlich lieb war ihm seine Tochter. Dieser hatte ein unveraͤnderliches geluͤbde getahn/ daß Asse- nat nicht eher von der Sonnenburg kommen solte/ als bis es den Goͤttern selbst beliebte/ sie/ durch den Fremdling/ in dessen armen sie liegen solte/ von dannen abhohlen zu laßen. Und daruͤm durfte sie nicht von dannen. Sie muste bleiben/ wohin sie ihr Herꝛ Vater gleichsam verschlossen. Alhier bei diesen letzten worten/ erkuͤhnete sich Josef/ der Hofjungfrau in die rede zu fallen. Aber/ fragte er/ was vor eine deutung schlos Potifar aus dem andern teile des Goͤttlichen Ausspruches? Davon hat die Jungfrau noch keine meldung getahn. Ich zweifele nicht/ Potifar/ der in der Egiptischen so wohl goͤttli- chen/ als weltlichen weisheit/ wie sie vorhin selbst sagte/ erfahren ist/ werde desselben auslegung auch eben so nahe/ als des ersten/ getroffen haben. Und was ihm darinnen gemangelt/ hat vielleicht der Ertzbischof selb- sten/ als ein alter/ in dergleichen dingen lange geuͤbter und hocherfahrner Herꝛ/ ohne sonderliche muͤhe/ die wahrheit errahten koͤnnen. Auf diese reden gab die Hofjungfrau zur antwort: sie hette von ihrem gnaͤdigsten Fraͤulein gehoͤret/ daß so wohl der Ertzbischof/ als Fuͤrst Potifar selbsten/ die letz- erstes Buch. letzten drei reimbaͤnde also ausgeleget. Naͤhmlich/ daß auf eine gewisse zeit/ welche die Goͤtter ihrer al- wissenheit allein vorbehalten/ und also nicht nennen wollen/ da der Niel zwanzig ellen hoch/ das ist auf das hoͤchste/ gewachsen/ ein Fremder auslaͤndischer Herꝛ der Assenat wuͤrde vermaͤhlet werden. Und dieser Herꝛsolte/ uͤm der Assenat willen/ von den Egiptern/ weil sie aus ihnen entsprossen/ und er selbsten sie mit seiner bered- samkeit an sich ziehen wuͤrde/ so wohl/ als Asse- nat/ sehr hoch geehret werden. Wie verhelt es sich eigendlich/ fragte Josef aber- mahl/ mit dem anwachse des Niels? Ich habe viel darvon/ aber noch nie die rechte beschaffenheit gehoͤret. Man hat mich berichtet/ daß es in Egipten/ sonder- lich uͤm Memfis heruͤm/ niemahls regnet: daher das erdreich so austruknete/ daß es an vielen enden sich ei- ner manslaͤnge tief voneinander spaltete; und wo es von menschen oder vieh betraͤhten wuͤrde/ vielmahls einen so dikken staub von sich gebe/ daß er schier die gan- tze luft verfuͤnsterte/ und den reisenden sehr beschweerlich fiele. Aber die Goͤttliche vorsehung were diesem unhei- le/ damit es das gantze Egipten nicht als zu einer staubsee machte/ zu vorkommen. Sie hette den mangel des regens/ durch den auf- und uͤber-lauf des Niels/ reichlich erstattet. Sie hette verschaffet/ daß dieser flus alle jahr einmahl/ und zwar in der duͤrresten zeit/ uͤber- lauffen/ und also das erdreich befeuchten/ ja durch den aufgefuͤhrten fetten schlam gleichsam misten/ und zum akkerbaue geschikt machen muͤste. Wie es nun mit die- sem auf- und uͤber-lauffe des Niels eigendlich zugehet/ ist mir nicht erzehlet. Daruͤm verhoffe ich so bittseelig zu sein/ daß ich solches aus ihrem leutseeligen und ver- staͤndigen reden schoͤpfen moͤge. Und dasselbe verlange ich uͤm so viel mehr zu wissen; damit ich gruͤndlich ur- C tei- Der Assenat teilen koͤnne/ ob die erzehlte auslegung des Goͤttlichert ausspruches in allen stuͤkken/ dem eigendlichen verstaͤn- de nach/ getroffen sei. Dan ich laße mich beduͤnken/ daß gemelte Erklaͤhrung vom dem wahren und rechtem grundziele zimlich weit abweichet/ und es nur seitwaͤrts und nebenhin beruͤhret. Die Jungfrau war uͤber diesen reden sehr erfreuet. Ja sie verlangte gleichsam mit schmertzen/ eine neue und naͤhere Erklaͤhrung der dunkelen worte des Goͤtt- lichen ausspruches zu vernehmen. Was vor einen an- genehmen dienst/ dachte sie bei sich selbst/ werde ich der Koͤniglichen Fuͤrstin tuhn/ wan sie dieselbe aus mei- nem munde wird erzehlen hoͤren. Was vor einen lie- ben dank werde ich bei der liebreichen Assenat erwer- ben/ wan meine feder ihr solches offenbahren wird. Ja mit was vor gnaͤdigen anblikken wird Fuͤrst Potifar selbsten mir begegnen: und was vor eine gnaͤdige Frau werde ich wohl an der Fuͤrstin Toote/ des Freuleins Assenat Frau Mutter/ bekommen; wan ich ihnen die- ses werde erzehlen muͤssen. Dan ich weis/ die Koͤnig- liche Fuͤrstin wird nicht lange schweigen koͤnnen. Sie wird es der Fuͤrstin Toote bald offenbahren; sonder- lich wan dieses schoͤnen Juͤnglings neue Erklaͤhrung der Assenat ein groͤsseres gluͤk/ wie ich verhoffe/ als die erste/ verheisset. Ohne zweifel wird sie es tuhn. Oh- ne zweifel stekt was großes darhinter. Ich sehe es die- sem schoͤnen Juͤnglinge an den augen an. Und daruͤm wil ich ihm uͤm so viel lieber wilfahren. Daruͤm wil ich ihm alles eroͤfnen/ was ich weis; und solches bald bald. Wohlan dan/ sagte sie zum Josef/ weil er das vertrauen zu meiner wenigen wissenheit traͤget/ daß sie ihm mehr als ihm bewust ist/ wiewohl ich aus seinen reden sehe/ daß er schon viel weis/ zu offenbahren ge- schikt sei; so wil ich seine bitte vor einen befehl anneh- men/ erstes Buch. men/ und diesem zur stunde gehohrsamlich nachleben. Ich bin nur eine einfaͤltige Jungfrau. Ich bin nicht geschikt meine reden ordentlich vor zu bringen. Darzu weis ich sehr wenig. Doch was ich weis/ wil ich alles entdekken: und geschiehet solches schon durcheinander verworfen; so laße ich mich doch damit vergnuͤgen/ daß ich seinem befehle so guht/ als ich kan/ gehorche. Sein verstand wird das verworfene schon ordentlicher ent- werfen. Seine geschikligkeit wird das verworrene schon auseinander entwuͤrren. Und seine scharfsinnigkeit wird aus meiner undeutlichen rede gleichwohl den rech- ten sin und die rechte bedeutung zu ziehen wissen. So bald der liebliche Mei- oder Rosen-mohnd vor- bei ist/ und der ruͤkgaͤngige Kraͤbs/ im Liljenmohnde/ die Sonne von ihrer hoͤchsten straße/ wieder nach unten zu/ gleichsam kraͤbs- oder ruͤk-gaͤngig gemacht: dan faͤl- let in der nacht uͤber das Erdreich alhier ein fruchtbah- rer Tau. Dieser wird zwar des tages/ der großen duͤrre wegen/ nicht vermaͤrket: doch gleichwohl ist er ein gewis- ses zeichen und ein unfehlbarer vorbohte des im wachs- tuhme begriffenen Nieles. Auf den sechs oder sieben und zwanzigsten tag des Kraͤbs- oder Liljen-mohndes faͤnget sich dieses wachsen bei uns gemeiniglich an. So lange die Sonne im Kraͤbse bleibet/ wird der anwachs zwar noch wenig gespuͤhret. Etwan zwee oder drei fin- ger breit hoch erhoͤbet sich der Niel auf ieden tag. Wan sie aber in den Leuen trit/ und der Hundesstern aufge- gangen/ dan steiget er immer hoͤher und hoͤher. Dan waͤchset er erst einen halben fuß/ darnach eine spanne: endlich gar eine elle/ und so fort zu zwoͤlf/ vierzehen/ sech- zehen/ ja aufs hoͤchste zu zwanzig ellen zu: welches aber gar selten/ und nur zu unsrem schaden/ sonderlich wan er solche zwanzig ellen noch uͤberschreitet/ geschiehet. Wan er nicht hoͤher als zwoͤlf ellen waͤchset/ wie es zu weilen sich zutraͤgt; dan hat man ein mis- und hungers- C ij jahr Der Assenat jahr zu gewarten. Waͤchset er dreizehen ellen hoch/ dan bringet er wohl etwas/ aber noch wenig fruchtbarkeit mit sich. Wan er aber vierzehen ellen erreichet/ macht er das gantze Egipten/ durch die hofnung einer reichen aͤrnte/ froͤhlich. Komt er auf funfzehen ellen in die hoͤhe/ so verheisset er uns getreidigs volauf. Ja wan er noch eine elle hoͤher steiget/ dan haben wir aus einer mehr als reichen aͤrnte/ allerlei wohllust/ und einen milden uͤber- flus aller dinge zu gewarten. Seine hoͤchste hoͤhe hat er gemeiniglich/ wan die Sonne mitten im Leuen ist. Als- dan stehen alle laͤnder und aͤkker mit wasser uͤberschwaͤm- met. Und also traͤnket er das erdreich/ wan es am dur- stigsten ist. Also machet er es fet/ wan es am mager- sten ist. Ja er traͤnket es so wohl/ und macht es so fet/ daß es ein gantzes jahr genug hat. Von dieser zeit an beginnet er wieder zu fallen: aber viel viel langsamer/ als er gestiegen. Dan er bleibet fast in derselben hoͤhe/ bis die Sonne in die Jungfrau gehet. Da sinket er al- gemach/ und lauffet von den laͤndern mehr und mehr ab. Um das ende des herbstmohndes/ wan die Sonne in der Wage stehet/ ist er erst volkoͤmlich von den aͤkkern abgelauffen/ und wieder in sein eigenes ufer gefallen. Und also pfleget der Niel/ wie er nach dem laͤngsten tage zu steigen begonnen/ erst recht von den feldern in seinem busem gefallen zu sein/ wan man im herbste tag und nacht gleich gesehen. Alsdan wird/ nicht lange darnach/ in den feuchten schlam/ damit er das erdreich gleichsam uͤbertuͤnchet/ und alle aufgespaltene ritzen ge- fuͤllet/ der samen ausgesaͤet. Nach dieser saatzeit/ die gemeiniglich mit dem weinmohnde zu ende leuft/ stehet gleichwohl der Niel in seinem busen noch sehr hoch; und verharret in solchem stande fast den gantzen win- ter durch. Darnach beginnet er immer mehr und mehr zu fallen. Und dieses fallen waͤhret bis zum ausgange des Rosenmohndes im folgenden jahre/ ja oftmahls noch erstes Buch. noch laͤnger/ naͤhmlich so lange/ bis der neue anwachs seinen anfang gewinnet. Aber woher entspringet der Niel? fragte Josef noch weiter: und wie komt es/ daß er eben mitten im sommer/ da man die groͤste hitze hat/ da es/ in den mei- sten laͤndern/ am wenigsten regnet/ und die luft/ samt dem erdreiche/ sonderlich in Egipten/ am duͤrresten und truknesten ist/ so hoch/ ja selbst oftmahls zu zwan- zig ellen zu/ und druͤber/ in die hoͤhe steiget/ und viel uͤmliegende laͤnder weit und breit uͤberschwaͤmmet? Es muͤssen ohne zweifel uͤm diese zeit daselbsten/ da er seinen uhrsprung gewinnet/ nach der sonderlichen beschaffen- heit desselben luftstriches/ große schlag- und platz-regen sich niederstuͤrtzen. Auch kan es wohl sein/ daß alda große und hohe gebuͤrge/ mit schnee uͤberdekket liegen: welcher schnee von der großen sonnenhitze uͤm diese jahrs- zeit schmaͤltzet/ und den Niel/ sonderlich wan gemelte stuͤrtzregen darzu kommen/ so jaͤhligen und so uͤber die maͤße schwaͤngert. Sonsten kan ich nicht begreiffen/ wo eine solche maͤnge wassers so eilend und so gar ploͤtzlich herkommen solte: sonderlich weil es hier zu lande das gantze jahr durch gar nicht/ als nur nahe bei der see sehr wenig zu regnen pfleget. Hierauf gab die Jungfrau zur antwort: diese beide fragen zu eroͤrtern befindet sich meine wissenschaft zu klein/ meine kuͤndigkeit zu schlecht. Sie handeln von solchen dingen/ die sich ausserhalb Egipten begeben. Die seind meinem verstande fremde. Gleichwohl wil ich ihm auch von diesen fremden dingen etwas/ ja so viel als mir bewust ist/ entdekken. Ich weis mich noch wohl zu besinnen/ was der Ertz- bischof von Heliopel/ als er mit der Koͤniglichen Fuͤr- stin/ dieser sache wegen/ voretlichen Wochen sprache hielt/ hiervon geurteilet. Naͤhmlich daß der Niel aus dem abendteile des Koͤnigreichs Gojam/ im Reiche C iij der Der Assenat der Abissiner oder weissen Mohren gelegen/ seinen uhr- sprung hette. Alda liessen sich/ im lande Sakela/ auf einem sehr breiten huͤgel eines tahles/ welches rund heruͤm mit hohen bergen uͤmgeben/ zwee Brunnen ei- nen stemwurf voneinander erblikken: welche man ge- meiniglich des Niels augen zu nennen pflegte. Diese Brunnen/ wiewohl der gantze huͤgel inwendig vol was- sers were/ davon auch seine gantze flaͤche vielmahls uͤber- aus zitterte und boͤbete/ lieffen gleichwohl nicht uͤber. Aber ihr wasser stuͤrtzte sich mit großer gewalt unten am fuße des berges heraus. Alda wuͤrde er zu einem flusse: welcher mit vielen anderen fluͤssen hier und dar vermehret/ durch unterschiedliche laͤnder und Koͤnig- reiche/ mit vielen krummen buchten heruͤm schweiffete/ und endlich nach Egipten zu seinen strohm fortsetzete. Woher aber dieses Wasser/ fuhr der Bischof fort/ davon das eingeweide des berges/ samt seinem gantzen bauche/ vol ist/ und unser Vater Niel entspringet/ in gemelte zwee brunnen komme; hiervon walten unter den Naturkuͤndigern unterschiedliche meinungen. Ich wil allein die meinige beibringen. Weil dieselbige ge- gend/ da man sagt/ daß sich des Niels brunnen befin- den/ uͤberal mit sehr hohen bergen uͤmringet ist; so hal- te ich darfuͤr/ daß vom hange solcher berge das regen- wasser so wohl/ als der zerschmoltzene schnee/ in das tahl herunter schiesset/ und unter der gemelten breiten huͤgel- flaͤche solches gewaltiggroße gewisser verursachet. Zu- dem kan es auch wohl sein/ weil fast das meiste Moh- renland vol dergleichen verborgener wasserhoͤhlen sein sol/ daß einer oder mehr fluͤsse/ unter der erde hin/ von den Mohnbergen oder anderswoher/ da sich vom ge- buͤrge viel wassers samlet/ in mehr beruͤhrten Sakeli- schen berg geflossen kommen/ und sein eigenes wasser dermaßen heuffen/ daß der maͤchtige Vater Niel dar- aus entstehet. Daß erstes Buch. Der Assenat Daß aber Fluͤsse unter der erde gefunden werden/ ist nichts neues. Helikon/ ein fllus in Mazedonien/ nachdem er einen guten strich uͤber der erde hin geflossen/ stielet sich gleichsam/ oder kreucht in dieselbe hinein/ und schiesset so lange unter ihr hin/ bis er/ uͤber zwanzig Griechische meilen/ sich wieder heraus begiebet. Mehr dergleichen beispiele beizubringen ist unnoͤhtig. Dis ei- nige sey uns vor dieses mahl genug. Wan nun auf dem Sakelischen gebuͤrge/ als auch auf den Mohnd- und anderen bergen/ in den heissen sommertagen/ da zugleich auch in selbigen gegenden uͤberaus große schlagregen fallen/ der schnee von der hitze der sonne zerschmeltzet/ und das schneewasser/ samt dem platzregenwasser hauffenweise nach den Niels- brunnen zugeschossen kommet; so kan daraus anders nichts folgen/ als daß der Niel steigen/ und endlich uͤber- lauffen mus. Hierzu kommen auch die Hundeswinde/ welche seinen strohm/ sonderlich bei uns/ zuruͤkhalten/ und auftreiben; ja zugleich mit veruhrsachen/ daß der Niel in unserem Reiche etliche tage spaͤter steiget und uͤberleuft/ als an denen oͤrtern/ da er seinen uhrsprung/ aus so vielem herzufliessendem gewisser/ gewinnet. So viel und mehr nicht habe ich von des Ertzbischofs reden/ die er gantz weitleuftig ausfuͤhrete/ behalten. Es waren dinge/ daruͤm sich das Frauenzimmer sonst we- nig bekuͤmmert. Es waren sachen/ die wir den gelehr- ten an zu maͤrken/ und zu eroͤrtern befehlen. Sie gehen uͤber unsern verstand/ uͤber unsern beruf/ uͤber unsere geflissenheit; die sich so hoch nicht versteigen. Daruͤm habe ich sie bloß mit einer uͤberhinfliegenden achtloßheit angehoͤret. Ist mir nun im nacherzehlen einiger irtuhm entschossen/ so wird er es mir verhoffendlich nicht ver- uͤbeln. Aber wir schweiffen von unserem hauptziele zu weit ab. Ich trage verlangen sein urteil uͤber obgedachte Er- klaͤh- erstes Buch. klaͤhrung des Goͤttlichen ausspruches/ oder vielmehr seine eigene neue zu vernehmen. Die zeit entschießt uns unvermaͤrkt: und die stunde ist schon da/ die mir zu scheiden gebietet. Mich deucht/ ich sehe meine Fuͤrst in mir einen wink geben. Mich duͤnkt/ ich hoͤre/ daß sie nach mir fraget. Daruͤm/ kan ich bei ihm auch so bit- seelig sein/ wie er bisher bei mir gewesen; so laße er ihm doch bald belieben/ mein kuͤhnes anmuhten zu ver- gnuͤgen. Josef/ der lieber reden hoͤrete/ als selbst redete/ fing endlich solcher gestalt an. Ich bin der Jungfer einen nicht geringen dank schuldig. Die schuld/ damit sie mich ihr verhaftet gemacht/ kan ich schweerlich bezah- len. Mein vermoͤgen ist zu schlecht. Alles ist arm/ was an mir ist. Die armuht ist mein reichtuhm. Aber da- mit ist niemand gedienet. Damit kan ich nicht bezah- len/ was ich ihr vor ihre gehabte muͤhe/ die ich ihr selb- sten gemacht/ zu bezahlen verpflichtet bin. Doch gleich- wohl wil ich das haͤllerlein meiner armuht gegen ihren dargereichten goldguͤlden setzen. Ja ich wil das sand- koͤrnlein meines verstandes gegen den berg ihrer scharf- sinnigkeit auf die wage legen. Sie wil es doch nicht an- ders haben. Sie gebietet: ich mus gehorchen. Und so rede ich dan/ was meine schwache vernunft zu ergruͤn- den/ meine leere sinnen zu besinnen/ und mein unreiffer verstand zu verstehen sich erkuͤhnen. Fuͤrst Potifar hat die Erklaͤhrung uͤber das erste Reimband der Goͤttersprache sehr wohl getroffen. Bes- ser wuͤrde niemahls Osiris selbsten seinen eigenen sin erklaͤhren. So viel vermag mein schwacher verstand noch wohl zu fassen. Aber die uͤbrige erklaͤrung kan er nicht begreiffen. Die scheinet ihm was zu uneigendlich. Nach meinem schlechten urteile/ muͤssen in der andern reimzeile/ durch die worte zwanzig mahl/ nicht zwanzig ellen/ die der Niel zuweilen auf ein mahl C v und Der Assenat und in einem jahre steiget/ sondern zwanzig jahre ver- standen werden. Und also wird die vermaͤhlung der Fuͤrstin Assenat nicht auf eine ungewisse/ sondern auf eine gantz gewisse zeit angedeutet. Naͤhmlich nach dem zwanzigsten jahre ihres alterssol sie sich mit ei- nem Auslaͤnder vermaͤhlen. Mit dem wird sie/ in Egipten selbsten/ zugleich in den hoͤchsten Ehrenstand erhoben werden. Ja das gantze Egipten wird ihm und ihr muͤssen nach dem Munde sehen/ ihr gebot zu erwarten: welches durch das wort mund/ in der Goͤttersprache/ aus- druͤklich angedeutet wird. So wird dan der Auslaͤnder/ fiel ihm die Hofjung- frau in die rede/ in Eglpten zum Koͤnige/ und das Freulein Assenat/ mit ihm/ zur Koͤnigin erhoben wer- den; weil ihnen beiden das gantze Egipten wird muͤssen nach dem munde sehen/ ihr gebot zu empfangen? An- ders kan ich/ redete Josef weiter/ aus den worten des Goͤtterspruches nicht schliessen. Zum wenigsten wird er der naͤchste nach dem Koͤnige sein. Und der Koͤnig selbsten wird ihn uͤber alle maße ehren. Er wird ihm al- le Koͤnigliche macht in seine haͤnde geben. Er wird ihm/ so wohl als seine untertahnen/ selbsten nach dem mun- de sehen/ seinen weisen raht zu empfangen. Dem wird er folgen. Nach dem wird er sich richten. Seinen wor- ten wird er gehorchen. Er wird tuhn und laßen/ was der Auslaͤnder guht findet. Ja er wird sich gleichsam gantz und gar nach seinem winke richten. Und also wird der Koͤnig nur dem nahmen nach Koͤnig sein: der Fremdling aber in der taht selbsten. Dieser wird her- schen an des Koͤniges stat/ ja als ein volmaͤchtiger und freier Koͤnig selbsten. Er wird sorge tragen vor des gan- tzen Reichs wohlfahrt. Alsdan wird Egipten bluͤhen. Alsdan wird die Koͤnigliche macht/ die nun noch zim- lich gebunden ist/ gantz frei und uͤber alles erhoben wer- den. erstes Buch. den. Und diese freiheit wird ihr der fremde Herꝛ/ durch seine große weisheit/ durch seine vaͤterliche vorsorge vor das gantze Volk/ zu wege bringen. Willig werden ihm alle Voͤlker zu fuße fallen. Willig werden sie alle ihre freiheit seiner macht uͤbergeben. Ja die Fuͤrsten selbsten werden sich ihm unterwerfen. Ihm werden die Gewal- tigsten des Reichs dienen. Auch nur seinem winke wer- den sie gehorchen. Kein einiger wird ihm widerspre- chen. Nicht einer wird sich ihm widersetzen/ auch nicht einmahl muksen duͤrfen. Ja was noch mehr ist/ ohne seinen willen wird sich niemand im gantzen Egipten un- terstehen duͤrfen auch nur seinen fuß zu bewegen. So groß/ so maͤchtig/ und so fuͤrtreflich wird seine herlig- keit sein. Mit großer verwunderung hoͤrete die Jungfrau alle diese reden an. Ein iedes woͤrtlein schien ihr die Fuͤrst in Assenat zur maͤchtigsten Koͤnigin zu machen. Wer war froher/ als sie? Wer war zufriedener/ als sie? Wer war vergnuͤgter/ als sie? Ihre geschoͤpfte hofnung hatte sie nicht betrogen. Mehr guhtes hatte sie gehoͤret/ als sie gehoffet. Sie sahe den Josef mit freundlichen augen an. Mit den allerliebseeligsten blikken winkte sie nach ihm zu. Vielmahls oͤfnete sie den mund/ ihm/ der Fuͤr- stin wegen/ zu danken. Aber ihre große freude zog diese dankworte immer zuruͤkke. Ihre uͤbermaͤßige verwun- derung druͤkte die lippen straks wieder zu. Und also saß sie eine guhte weile/ in solcher freudigen gemuͤhtsbewe- gung/ gleich als stum. Ach! sprach sie in ihrem hertzen/ welcher guhte Gott hat diesen guhten Engel zu uns ge- schikt/ uns eine so froͤhliche bohtschaft zu verkuͤndigen? Wir haben gestern den Josef vor einen Engel ange- sehen. Nun befinde ich in der taht/ daß er warhaftig ein Engel ist. Egipten mus ihn ehren. Egipten mus ihn anbaͤhten. Egipten mus ihm danken/ vor eine so angenehme zeitung/ die er bringet. Was sol aber As- senat Der Assenat senat tuhn? Die ist ihm am allermeisten verpflichtet. Die ist ihm am allernaͤchsten verbunden. Kan sie ihm ihren dank nicht straks itzund blikken laßen/ wird sie es doch zu gelegener zeit uͤm so viel hertzbruͤnstiger tuhn. Mit der zeit wird es sich alles wohl schikken. Inzwi- schen wil ich/ wiewohl ich dessen unwuͤrdig bin/ ihre stelle vertraͤhten. Ihrentwegen wil ich ihm danken. Ich wil/ ja mus es tuhn: straks straks. Hiermit erhub sich diese holdseelige Jungfrau von ihrem stuhle. Itzt stehe ich auf/ sagte sie/ meinen ab- schied zu nehmen. Ich mus gehen/ dahin mich meine Gebieterin bestellet. Aber mein hertz wird hier bleiben. Meine gedanken mus ich hier laßen/ ihm/ o allerleut- seeligster Engel/ vor seine so freudenreiche bohtschaft hertzinniglich zu danken. Ich meine die neue/ die naͤ- here Erklaͤhrung des Ausspruchs der Goͤtter. Seine so klahre Erklaͤhrung meine ich/ die mir das hertz ge- ruͤhret: seine so wahre Erklaͤhrung/ die mich aus mir selbst entfuͤhret: seine so schoͤne/ so herꝛliche/ so erfreu- liche Erklaͤhrung/ davor ihm der aller ersinlichste dank gebuͤhret. Darf ich elendes Erdgeschoͤpfe ihm/ o himli- scher Engel/ der Fuͤrstin Assenat wegen danken; so ge- be er mir selbsten anlaß/ daß ich ihm mein dankbahres gemuͤhte rechtschaffen und in der taht kan blikken laßen. Meine dienste stehen bereit. Sie warten auf seinen wink. Ich werde froh sein/ wan ich gelegenheit bekom- me/ an stat lediger dankworte/ ihm aus dankgesintem hertzen zu dienen. Worte seind bald ausgesprochen. Bald verschwinden sie auch. Ja sie nuͤtzen weniger/ als nichts. Sie fliegen/ mit der warmen ahtemsluft/ in die kalte und weite weltluft. Alda zertreibet sie der wind. Alda ergreiffet und vereitelt sie der sturm. Zum wenig- sten macht er sie zu sonnensteublein. Aber was koͤnnen diese zu einem wuͤrklichen danke helfen. Wie koͤnnen diese eines taͤhtigen dankes nahmen verdienen? weil sie nur erstes Buch. nur staub seind/ ja weniger als staub. Den staub kan man noch fuͤhlen. Den kan auch ein grobes/ ein dun- keles auge sehen. Aber solche steublein entschluͤpfen uns aus den haͤnden/ aus dem gesichte/ auch den allerbehaͤn- desten/ den allerscharfsichtigsten. Und eben daruͤm wil ich nicht viel worte machen/ ihm mit leeren worten zu danken: die keines gegendankes/ ja keiner bohne waͤhrt seind. Ich wil keine unnuͤtze wortgepraͤnge/ viel weni- ger hochfliegende prahlworte gebrauchen: die uns nur einen hohlen und leeren tohn/ wie scharf/ ja suͤße er auch klinget/ ins ohr/ und keinen/ als einen ledigen dank in die hand geben. Ich wolte ihm gern in der taht danken/ daß er meinen dank nicht nur hoͤren/ sondern auch wahrhaftig sehen/ fuͤhlen und empfinden koͤnte. Und daruͤm bitte ich ihn zu guhter letzte noch einmahl/ mir gelegenheit zu einem solchen danke an die hand zu geben. Hiesige meine bitte kan sein befehl vergnuͤgen. Nach volendung dieser worte nahm sie abschied vom Josef/ von ihren Bluhtsverwanten/ ja von allen im hause/ welche sie saͤmtlich hertzlich seegnete; und begab sich also von stunden an wieder nach hofe. Der Der Assenat Der Assenat zweites Buch. N Un wollen wir den schoͤnen Leibeigenen/ mit seinen Hausjung- frauen/ ein weilichen allein laßen; und der Abgeschiedenen nachschlei- chen. Wir wollen ihr das geleite ge- ben; oder vielmehr von ferne folgen. Wir wollen uns/ mit ihr/ nach hofe begeben. Alda wollen wir/ mit ihr/ in der Koͤniglichen Fuͤrstin zimmer traͤhten; oder nur hinter der tuͤhre ste- hen bleiben/ zu horchen/ was diese Liebseelige der Nito- kris erzehlen wird. Die Koͤnigliche Fuͤrstin stund eben bereit/ ihrer Frau Mutter auf zu warten/ da ihre Kammerjung- frau in das zimmer traht. Aber sie ward bald anders sinnes/ als ihr diese Jungfrau heimlich ins ohr flister- te: daß sie den schoͤnen Leibeignen gesehen/ ja selbst ge- sprochen. Von stunden an muste iederman abtraͤhten. Straks gab sie dem Frauenzimmer einen wink. Allen Stahts jungfrauen/ welche die Koͤnigliche Fuͤrst in hat- ten begleiten sollen/ ward gebohten wieder in ihre zim- mer zu gehen. Alle Edelknaben/ alle Lakkeien/ alle Kammermaͤgdlein/ ja fast alles/ was sehen und hoͤren konte/ warden auf die seite geschaffet. Als sich nun die Fuͤrstin mit ihrer Kammerjung- frau allein sahe; feierte sie nicht lange zu fragen/ was vor ein gluͤk sie zum schoͤnen Leibeignen gefuͤhret? und wo/ bei wem/ und in was vor einer geselschaft sie ihn an- getroffen? Flugs flugs! fuhr sie fort/ erzehlet mir al- les miteinander/ und verschweiget mir nichts/ auch nicht das geringste. Hier- zweites Buch. Der Assenat Hierauf berichtete Sie die Kammerjungfrau/ daß sie ihre Muhmen besuchet. Alda hette sie den schoͤnen Leibeigenen gefunden. Wie ist er dahin kommen? frag- te die Fuͤrst in weiter. Die Ismaeler haben ihn alda/ bei ihrem wegzuge/ in verwahrung gelaßen. So seind dan eure Muhmen/ fiel ihr die Fuͤrstin abermahl in die rede/ gluͤkseeliger/ als die Koͤnigin/ als ich selbst/ und das gantze koͤnigliche Frauenzimmer/ ja unser gantzer hof? Euch allein wil ich ausschliessen; weil unter uns euch allein die Goͤtter mit dem gluͤkke/ ihn muͤndlich zu spre- chen/ beseeliget. Aber was sagte er guhtes? Das fuͤr- nehmste/ antwortete die Jungfrau/ das ich Ihrer Ho- heit von seinen reden erzehlen kan/ ist dieses. Er erklaͤh- rete die Goͤttersprache/ die Potifar uͤber das Freulein Assenat empfing/ viel anders/ und mit viel groͤsserem vorteile vor das Freulein/ als Potifar/ oder der Ertz- bischof. Ich wil es mit einem worte sagen. Die Fuͤr- stin Assenat wird die maͤchtigste Koͤnigin in Egipten werden. Was sagt ihr mir vor ein wunder? redete Ni- tokris weiter. Aber kan der schoͤne Leibeigene/ die dun- kelen und verborgenen reden der Goͤtter auslegen; so wird er auch gewis wahrsagen/ und die geheimnuͤsse der treume erklaͤhren koͤnnen? Wie kahm er doch von dem Freulein Assenat zu reden? Wer hat ihm von die- sem Ausspruche der Goͤtter gesagt? Die Kammerjungfrau redete ferner. Ich gedachte/ sagte sie/ in meiner rede/ von ohngefaͤhr des Fuͤrsten Potifars. Da fing er mir diesen nahmen auf/ und fragte/ wer Potifar sei? Ich gab ihm volkommenen bescheid auf seine frage. Er fragte weiter: ob dieser Fuͤrst keine Leibeserben hette? Diese frage veruhrsach- te/ daß ich von der Fuͤrst in Assenat/ und von der Goͤt- tersprache zu reden kahm. Und also gab ich ihm/ unter andern/ anlaß eine neue Erklaͤhrung uͤber dieselbe Goͤt- tersprache zu machen. Diese nun fiel so gluͤtlich/ wie ich zweites Buch. ich gesagt/ vor die Fuͤrstin Assenat aus. Seine eigene worte waren ohngefaͤhr diese/ und zwar uͤber die drei letzten zeilen; dan die erste erklaͤhrete er eben also/ als Potifar. Daß Freulein Assenat/ sagte er/ wird einem Auslaͤnder in ihrem ein und zwanzigsten jahre vermaͤhlck/ und in Egipten selbsten/ mit ihm zugleich/ in den allerhoͤchsten ehrenstand er- hoben werden. Ja das gantze Egipten wird ihm und ihr nuͤssen nach dem munde sehen/ ihr gebot zu empfangen. Hierzu fuͤgte er/ daß dis letzte/ durch das wort nund/ in der Goͤttersprache/ ausdruͤk- lich angedeutetwerde. Als ich nun fragte: ob dan der- selbe Fremdluͤg Koͤnig/ und das Freulein Assenat Koͤnigin in Eipten werden solten? Da gab er zur ant- wort: wird de Ausheimische nicht Koͤnig/ so wird er doch der naͤchse und gewaltigste nach dem Koͤnige sein. Ja der Koͤnis wird ihm alle seine koͤnigliche gewalt uͤbergeben; und sein tuhn und laßen nach seinem mun- de/ oder weisen rahte richten. Nichts wird er tuhn oh- ne seinen willen. Ohne dieses Auslaͤnders willen/ wird niemand/ in gantzen Egipten/ seinen fuß regen duͤr- fen. Und also wird der Koͤnig nur dem nahmen nach/ der Fremdling aber in der taht selbsten Koͤ- nig sein. Nitokris konte sich uͤber diese reden nicht genug ver- wundern. Nun maͤrkte sie/ daß was großes aus der Assenat werden wuͤrde. Nun sahe sie/ daß sie ewig auf der Sonnenburg zu bleiben von den Goͤttern nicht be- stimmet sei. Bisher hatte sie die Tochter Potifars/ als die allerschoͤnste/ als die allerliebseeligste/ als die al- lergeschikteste/ als die allerverstaͤndigste/ und allertu- gendvolkomneste Fuͤrstin der gantzen welt geliebet. Nun liebete/ ja ehrete sie dieselbe in ihrem hertzen/ als eine kuͤnftige Gemahlin eines gewaltigen Koͤniges/ als eine von den Goͤttern selbst bestimte Koͤnigin uͤber das gan- D tze Der Assenat tze Egipten/ ja uͤber sich selbsten. Und daruͤm wolte sie nicht/ daß iemand in der welt diese wuͤchtige sache wis- sen solte. Daruͤm geboht sie auch ihrer Kammerjung- frau/ stille zu schweigen. Ja sie gebo h t ihr selbsten/ sich gegen keinen menschen verlauten zu la ßen/ daß sie den schoͤnen Leibeignen gesprochen. Dochlies sie ihr zu/ der Assenat alles zu offenbahren: weil siewohl wuste/ daß sie es selbsten nicht ruchtbar machen w uͤ rde. Dan Asse- nat/ sagte sie/ ist so klug und so schlau/ so jung als sie ist/ daß sie es niemand/ auch nicht einnahl ihrer Hof- meisterin/ anvertrauen wird. Sie weil/ was und wo sie schweigen/ und reden sol. Sie weil/ was ihr zu tuhn/ und zu laßen stehet. Uud daruͤm noͤgt ihr es ihr kuͤhnlich schreiben. Es wird sehr viel zu ihrem nach- richte dienen. Guht ist es/ daß sie es weit: ja das beste/ daß sie es alles weis. Und eben aus di e sen uhrsachen wil ich euch uͤber acht tage zu ihr senden. Alsdan koͤn- net ihr alles muͤndlich erzehlen/ was ihr wisset/ und was euch duͤnkt/ das ihr zu wissen ersprislich ist. Ja von diesem allem verhaͤhlet ihr nichts. Das wil ich. Das rahte ich. Das gebiete ich. Eben als die koͤnigliche Fuͤrstin diese le tz ten worte re- dete/ ward sie zur tafel gerufen. Auch kahmen ihre Stahtsjungfrauen schon an/ sie in den Speisesaal zu begleiten. Die Fuͤrstin erhub sich alsobald von ihrer stel- le: und das gantze Frauenzimmer folgte ihr nach. Nur ihre vertraute/ die Kammerjungfrau/ die ihr diese zei- tung gebracht/ blieb zuruͤkke. Dan ihre große begierde/ der Assenat die gemelte Erklaͤhrung des Josefs kund zu tuhn/ lies ihr keineruhe. Ja sie trieb und straͤngte sie darzu so heftig an/ daß sie des essens/ ja selbst des schlafens vergaß. Sie nahm dan die feder/ und schrieb diesen Brief zweites Buch. Brief an die junge Fuͤrstin Assenat. G Naͤdigstes Freulein/ Auf erlaubnuͤs der koͤniglichen Fuͤrstin setze ich meine feder auf dieses papier. Ich be- gehe eine fast unverantwortliche kuͤhnheit. Doch Die sie mir erleubet/ wird sie verantworten. Ja ich schreibe an die allerliebseeligste Assenat. Dar- uͤm taͤhte ich schier suͤnde/ wan einigen arg- wahn von Ihr ich/ Ihre ewiggetreue/ mein guhtes vertrauen stoͤhren ließe. Und was noch das allerwuͤchtigste ist/ ich schreibe von einer sol- chen sache/ auf derer kunde die gantze wohlfahrt dieser schoͤnen Fuͤrstin beruhet. Daruͤm wird Sie mir eher gnade/ als strafe anbieten. Aber Ihrer guͤhte darf ich/ durch viel vergebliche wor- te/ nicht laͤnger misbrauchen. Auch darf/ noch kan ich dasselbe nicht laͤnger verschweigen/ wo- von mein hertz vol ist. Ich mus beichten/ daß meine suͤnden verschwinden. Und so beichtet Ihr dan/ o leutseeligste Fuͤrstin/ ihre treueste dienerin offenhertzig; daß ein fremder und wun- derschoͤner Leibeigner mir heute/ in unserer Stadt/ von ohngefaͤhr aufgestoßen. Dieser ver- mag alles deutlich zu erklaͤhren/ was die Goͤtter verborgenes sprechen. Er weis die Treume aus zu legen. Er weis aus dem Gestirne zu sagen/ was kuͤnftig geschehen sol. Der Goͤtter Antwort auf die frage/ welche ihnen Ihr Herꝛ Vater Ih- rentwegen vorgetragen/ hat er mir viel anders und viel klaͤhrer erklaͤhret/ als sie sonsten aus- D ij gedeu- Der Assenat gedeutet worden. Ich wil den inhalt mit kur- tzen worten eroͤfnen. Die Fuͤrstin Assenat/ sagte er/ sol nach dem zwanzigsten jahre ihres alters einem fremden Herren vermaͤhlet/ und mit ihm/ in Egipten selbsten/ auf die allerhoͤchste staffel der ehren erhoben werden. Was er mehr hinzu setzte/ darf ich der feder nicht vertrauen. Aber innerhalb acht ta- gen wird Sie aus meinem munde selbst/ die gan- tze sache uͤmstaͤndlich vernehmen. Dan gegen die zeit Ihr auf zu warten/ hat meine Fuͤrstin mich schon beuhrlaubet. Indessen sei Sie den Goͤttern befohlen/ und Ihrer beharlichen gna- de ich/ imfal ichs verdiene/ Meines gnaͤdigsten Freuleins ewig gehohrsamste Semesse. Kaum war dieser Brief versiegelt/ als die koͤnigliche Fuͤrstin schon wieder von der tafel kahm. Straks im ersten eintritte in ihr zimmer/ geboht sie allen Jung- frauen abermahl/ sich in ihre eigene wohnungen zu be- geben. Niemand durfte bei ihr bleiben/ als Semesse. Ja sie wolte diesen gantzen abend niemand anders bei ihr wissen/ als sie: auch von niemand anders entkleidet sein/ als von ihr. Dieses der koͤniglichen Fuͤrstin gantz ungewoͤhnliches beginnen verursachte vielerlei gedan- ken. Niemand konte errahten/ was geheimes sie mit der Kammerjungfrau zu tuhn/ oder zu reden hette. Eine Jungfrau fragte die andre. Eine forschete hier/ die andere dort. Dieser ahnete was guhtes/ jener was boͤses. Ja sie waren alle miteinander gleichsam ent- setzt. Die meisten bildeten ihnen ein/ daß sich etwan eine vom Frauenzimmer verbrochen. Und eine iede unter diesen lies ihr schwanen/ daß ihr das verbrechen viel- leicht aufgebuͤrdet wuͤrde: daß ihre Fuͤrstin mit der Kammer- zweites Buch. Kammerjungfrau deswegen zu rahte ginge. Also machte sie ihre unnoͤhtige sorge sehr bange. Also brach- te sie ihr unnuͤtzer argwahn in die euserste angst. Indessen daß sich diese furchtsamen mit solcher be- kuͤmmernuͤs schlugen/ fing Nitokris mit der Semesse ihr kurtz zuvor zerschlagenes gespraͤche wieder an. Die Fuͤrstin fragte wohl hundert mahl: ist der schoͤne Leib- eigne auch freundlich? ist er auch hoͤflich? ist er auch froͤhlich? ist er auch wohl erzogen? Ja diese und derglei- chen fragen hatten kein ende. Die Kammerjungfrau beantwortete sie alle/ mit großem ruhme vor ihn. Son- derlich aber ruͤhmete sie seine sehr bedachtsame reden/ seine ausbuͤndige vorsichtigkeit im fragen/ seine fuͤrtref- liche scharfsinnigkeit im antworten. Endlich fragte die Fuͤrsten: ob sie nicht verstanden/ aus was vor einem ge- schlechte er sei? Nein/ antwortete die Jungfrau: aber das weis ich wohl/ daß er Josef heist/ und von He- bron aus Kanaan buͤrtig ist. Als die Fuͤrstin He- bron nennen hoͤrete/ traht ihr eine sonderliche freude von stunden an ins gesichte. Flugs flugs! sagte sie/ ruft ein Kammermaͤgdlein her. So bald das Kam- mermaͤgdlein ankahm/ befahl ihr die Fuͤrstin/ in die Koͤnigliche kuͤche zu gehen/ und einen Ebreischen Juͤng- ling/ den des Kochs bruder mit von Hebron gebracht/ zu ihr zu hohlen. Von diesem Juͤnglinge/ sagte die Fuͤrstin zur Semesse/ werden wir ohne zweifel das herkommen des schoͤnen Leibeignen erfahren: sonderlich weil wir wissen/ wie er heisset. Dan jener ist auch von Hebron/ und erst heute mit des Kochs bruder hierher kommen. Ach! wie guht ist es/ daß ihr den nahmen Hebron nennetet. Dan er war mir schon entfallen: wiewohl er erst itzund uͤber der tafel genennet ward/ als man erzehlete/ daß des Kochs bruder einen Ebreischen Juͤngling mit sich von Hebron gebracht/ und ihn morgen mit nach Nubien nehmen wuͤrde. Fuͤrwahr! D iij sing Der Assenat sing die Jungfrau an/ die Goͤtter haben es also geschikt/ daß ich eben itzund diesen nahmen nennen muͤssen. Dan hette ich ihn morgen genennet; so were es schon uͤm- sonst/ und alzulange geharret gewesen. Mitlerweile daß sie also redeten/ gelangte der Ebrei- sche neukoͤmling an. Die Fuͤrstin fragte ihn straks/ wo er herkaͤhme? Er gab zur antwort: von Hebron aus Kanaan: da hette er sich bei den Soͤhnen Ja- kobs aufgehalten/ und ihnen ihr vieh weiden helfen. Weil ihn aber sein Herꝛ/ einer luͤderlichen ursache we- gen/ geschlagen/ sei er weggelauffen/ und habe sich zu des Kochs bruder vermietet/ der ihn mit in Nubien neh- men wolte. Was hat es doch unter den Ebreern zu He- bron/ fragte die Fuͤrstin ferner/ vor fuͤrnehme Leute? Jakob ist der allerfuͤrnehmste/ antwortete der Juͤng- ling/ und ein sehr maͤchtiger und gewaltiger Herꝛ. Er ist aus einem uhralten und großem geschlechte entspros- sen: und sein Vater Isaak/ und Großvater Abraham seind gleichesfals sehr maͤchtige Leute/ und in großem ansehen bei allen naͤchstuͤmliegenden Voͤlkern gewesen. Hastu nicht zu Hebron/ fuhr die Fuͤrstin mit fragen fort/ einen sehr schoͤnen Ebreischen Juͤngling gekennet/ welcher Josef heisset; den die Ismaeler seinem Va- ter/ wie man sagt/ sollen gestohlen haben? Es hat sich wohl gestohlen/ fing der Ebreer hierauf an: seine Bruͤ- der/ die erst im sinne hatten ihn zu ermorden/ haben ihn den Ismaelern vor zwanzig silberlinge verkauft. Die Fuͤrstin ward froh/ als sie schon so viel berichts vom Josef eingezogen. Daruͤm forschete sie immer weiter und weiter nach. Wie heisset dan sein Vater? hielt sie mit fragen an. Sein Vater/ gab der Juͤngling zum bescheide/ ist eben derselbige Jakob/ dessen ich itzund meldung ge t ahn. Hierauf befahl sie dem Ebreer zu erzehlen/ wan/ wie/ und waruͤm Josef sei verkauft worden. Der Juͤngling gab zur antwort: wan es der Koͤnig- zweites Buch. Koͤniglichen Fuͤrstin belie b t/ so wil ich diese geschicht von ihrem allerersten begin ne n/ den man sonderlich in Jakobs ehstande erblikket/ aufs kuͤrtzeste erzehlen. Dan darinnen werden uns die ursachen/ waruͤm Jo- sef verkauft worden/ alle miteinander und in einer reihe nacheinander aufstoßen. Weil nun die Fuͤrstin großes verlangen trug solches zu hoͤren; so befahl sie dem Juͤnglinge in seinem vorsa tz e nur fort zu fahren. Hierauf fing der Ebreer folgendergestalt an. Jakob/ Isaaks aus der sch oͤn en Rebekke sohn/ ist von Gott mit zwoͤlf Soͤhnen und einer Tochter ge- seegnet. Er hatte vier weiber/ Lea und Rahel/ bei- de des Labans/ der seiner Mutter br uder war/ ehleib- liche toͤchter; darnach Bilha/ der Rahel Magd/ und dan Silpa/ der Lea Magd: wel ch e beide in La- bans hause gebohren. Mit der Lea ze i gete er erstlich den Ruben/ Simeon/ Levi/ und J u dah. Dar- nach zeugete er mit Bilha den Dan/ und Naftali: und mit Silpa den Gad/ und Asar. Diese viere wa- ren Soͤhne von den Mågden. Hierauf geba h r ihm Lea wieder den Isaschar/ und Sebulon/ als auch eine einige Tochter/ die wunderschoͤne Dina: inwelche sich Sichem/ der Herꝛ von Salem/ Hemors sohn/ so heftig verliebte/ daß er von ihr nicht laßen konte. Aber diese liebe gewan einen bluhtigen ausschlag. Endlich gebahr ihm auch die unvergleichlich schoͤne Ra h el/ wel- cher Leib Gott so lange verschlossen hatte/ den Josef: und zu allerletzt den Benjamin; in dessen geb u hrt die fromme Mutter das leben einbuͤßete. Dieser des Jakobs vorletzter Sohn Josef ist ge- wislich ein rechter ausbund und spiegel aller leibes- schoͤnheit. Und diese so fuͤrtrefliche schoͤnheit ist von sei- ner Mutter Rahel/ von seiner Großmutter Rebek- ke/ und von seiner Obergroßmutter Sara/ w el che al- le drei unvergleichlich schoͤne Frauen waren/ gl ei chsam D iiij auf Der Assenat auf ihn geerbet/ und als in ein meer der schoͤnheit zu- sammengeflossen. Ja es scheinet/ daß sich seine gebuhrt nur daruͤm so viel jahre verzogen/ damit die Natur zeit genug haben koͤnte ein solches Meisterstuͤkke der schoͤn- heit zur allerhoͤchsten vokommenheit zu/ wie sie dan in der wahrheit getahn/ aus zu arbeiten. Aber diese euserlich leibesschoͤnheit/ ob sie schon kei- ne feder beschreiben/ keine zunge aussprechen/ und kein kunstmahler abbilde n kan/ ist gleichwohl gegen die an- dern gaben/ darinn en die innerliche Seelenschoͤnheit be- stehet/ und damit ihn der Allerhoͤchste so gar reichlich geseegnet/ nichts zu rechnen. Dan ihm ist von seiner Mutter/ neben de r uͤbertreflichen Leibesschoͤnheit/ auch eine uͤber die m a ße herliche Seelenschoͤnheit angebohren. Ja diese Se el enschoͤnheit hat er noch volkommener/ und ich darf w ohl sagen/ auf das allervolkomneste von seinem Vat e r/ Groß- und Ober-großvater/ die damit vor andern m enschen begabet/ ererbet. Und also seind alle Seele n schoͤnheiten nicht allein seines Vaters und seiner Mutter/ sondern auch seiner vaͤterlichen und muͤtterli ch en Voreltern allesamt/ als aus sechs spring- brunne n in ihn/ als in eine tieffe see der Tugenden/ und in ein un erschoͤpfliches meer des verstandes gleichsam zusam m en geronnen. Aus diesen ursachen wird nun niemand leugnen koͤn- nen/ d a ß er wuͤrdig sei ein Koͤnig aller koͤnige/ und ein Hers ch er uͤber das gantze Menschliche geschlecht zu sein. Sein Verstand war in seiner ersten jugendbluͤhte schon so rei n / daß sich iederman daruͤber verwunderte. Seine faͤhig k eit/ seine scharfsinnigkeit/ und sein gedaͤchtnuͤs war sch on dazumahl so fuͤrtreflich; daß er alles/ was er sah/ und hoͤrete uͤberaus geschwinde begreiffen/ uͤber- aus f aͤr tig durchgruͤnden/ und uͤberaus feste behalten konte. Und eben daher kahm es/ daß er in seinem so junge n und so zahrtem alter schon faͤhig war dasselbe ohne zweites Buch. ohne muͤhe zu fassen/ was seine Voreltern in ihrem maͤnlichen alter anders nicht/ als schweerlich/ begriffen. In diesem noch weichlichem alter war es/ da er den geheimnuͤssen der großen Zeugemutter aller dinge schon so nachforschete/ ihre tiefsten abgruͤnde schon so ergruͤn- dete/ und ihre verborgnesten geheimnuͤsse schon so ent- dekte/ daß er in kurtzer zeit in diesen dingen zu einer ho- hen wissenschaft gelangete. Und also verstund er/ neben dem Akkerbau/ und der Viehzucht/ die eigenschaften der Menschen und Tiere. Die wuͤrkungen und kraͤfte der Kreuter und anderer Erdgewaͤchse waren ihm nicht unbekant. Daher wuste er den manchfaͤltigen gebrechen der Menschen und des Viehes mit eben so manchfaͤlti- gen heilsamen Artzneien vor zu kommen/ ja sie selbsten zu vertreiben. Und hierinnen uͤbertraf er alle seine Bruͤder weit; unangesehen daß er der juͤngste auf einen war/ und sie selbsten schon so viel jahre vor seiner gebuhrt allen die- sen wissenschaften taͤglich nachgeforschet. Daher kahm auch der uhrsprung ihres neides und hasses. Dieses war die erste ursache/ daß sie ihm gram warden. Ja er lies sich nicht vergnuͤgen auf der erde zu blei- ben. Sein verstand stieg auch endlich gar bis an den himmel. Alda erforschete er/ aus dem lauffe der Ster- ne/ den geheimen Rahtschlus Gottes. Er ergruͤndete ihre verborgene schrift. Daher wuste er die kuͤnftige wit- terung lange zuvor. Er wuste was nach diesem auf er- den geschehen solte. Ja aus diesem Sternbuche erblikte er den gantzen lauf der himlischen und irdischen kraͤfte. Hieraus wuste er/ was dieser und jener Mensch vor Krankheiten unterworfen. Hieraus lase er/ wan/ und wie hart ihm diese oder jene Krankheit zustoßen wuͤrde: und darnach wuste er seine artzneien zu richten. Ich wil mehr fagen. Er kahm endlich hierinnen so weit/ daß ihm auch selbst die stunde/ ja der zeitblik des todes der Menschen unverborgen war. D v Zu Der Assenat Zu solchem so fuͤrtreflichem Verstande komt auch ei- ne sonderliche fuͤrtrefligkeit der Tugenden/ und leibes- geschikligkeiten. Zur Gottesfurcht scheinet er gebohren: zur Froͤmmigkeit erkohren. Zur Demuht ist er gezeuget: zur Sanftmuht geneuget: zur Geduld erzielet. Die Langmuͤhtigkeit/ die Bestaͤndigkeit/ die Verschwiegen- heit/ die Aufrichtigkeit/ die Freundligkeit/ die Hold- und liebseeligkeit seind ihm als eigen. Diese wuͤrket sei- ne seele in ihm mit solcher kraft/ daß sie auch selbst die bewegungen der augen/ und alle seine euserliche leibes- gebehrden verrahten. Ja die gantze leibesgestalt/ ob sie schon ohne bewegung dastuͤnde/ wuͤrde sie gleichwohl entdekken. Eine solche lange reihe dieser und aller dergleichen Tugenden wohnet in einem so schoͤnen leibe: der daruͤm so gar schoͤn/ und so gar huͤbsch gebildet ist/ weil er so viel und so schoͤne gaͤste beherberget/ und alle die haͤsli- chen ausschliesset. Dan Josef weis von keinem eini- gen Laster. Selbst der nahme bleibt ihm unbekant. Sei- ne angebohrenheit treibet ihn zu nichts/ als zu eitel Tu- gend. In ihm und an ihm lebet und schwebet auch nichts/ als lauter Tugend. Und daher komt es/ daß er sich iederzeit bemuͤhet seinem Vater/ durch die allerer- sinlichsten ehrenbezeugungen und liebesdienste/ gefaͤllig zu werden. Dieses augenmaͤrk hat er auch gluͤklich er- reichet. Er ist es worden/ was er zu werden suchte. Er hat mehr erlanget/ als er zu erlangen verlangte. Sein Vater liebte ihn ie laͤnger/ ie mehr. Die Vaͤterliche und Kindliche liebe stritten gleichsam miteinander. Lange waͤhrete dieser streit. Endlich behielt jene die oberhand. Sie ward so uͤber aller maße hertzbruͤnstig/ daß sich ihre flammen nicht laͤnger baͤrgen konten. Sie brach mit gantzer gewalt heraus. Sie scheuete sich weder vor Jo- sefs Stief mutter/ der neidsuͤchtigen Lea/ noch vor sei- nen zehn misguͤnstigen Stiefbruͤdern. Josef muste ei- zweites Buch. einen buntgestikten seidenen Rok tragen: welches eine tracht war der Koͤnigskinder. Josef muste staͤhts uͤm ihn sein. Jakob konte sich kaum entschliessen/ seinen Josef nur einen halben tag aus den augen zu laßen: zumahl weil er in Josefs angesichte seiner seeligen Rahel/ die er so hertzinniglich geliebet/ so aͤhnliches und schoͤnes/ ja hundertmahl schoͤneres ebenbild erblik- te. Und daruͤm huͤpfete ihm das hertz im leibe/ wan er seinen Sohn sahe. Ja er weinete vor freuden. Aber wie dem Vater vor freuden die augen uͤberlief- fen: so lief der Lea die galle vor unmuht und grim- migkeit uͤber; indem sie sahe/ daß ihre Soͤhne dem Ja- kob so angenehm nicht waren/ als Josef. Und also hassete und neidete sie den Josef/ seiner Tugend we- gen: weil er daruͤm seinem Vater so lieb war. Auch gewan dieser stiefmuͤtterliche neid in den meist vergal- ten hertzen nicht allein ihrer sechs eigenen Soͤhne/ denen er von ihr schon angebohren war/ sondern auch in den vier andern stiefbruͤdern des Josefs so tieffe wurtzeln/ daß er von zeit zu zeit mehr und mehr anwuchs. Diese Boͤsewichter liessen ihren has zwar zeitlich und deutlich genug blikken. Aber Josef schlug gleichwohl keine acht darauf. Er gedachte/ es sei einieder so aufrichtig und redlich/ als er. Wie heftig nun den Josef seine Stiefmutter/ und Stiefbruͤder/ seiner tugend wegen/ anfeindeten; eben so heftig/ ja hertzlich liebete ihn sein frommer Vater. Ja Gott selbst lies ihm seine liebe blikken. Der Hoͤchste selbst liebte ihn zum hoͤchsten. Er offenbahrte ihm im schlafe/ durch ein gesichte/ was ihm kuͤnftig begegnen solte. Er zeigte ihm an/ im traume/ was vor ein gluͤk ihm zustehen wuͤrde. Und hierdurch versicherte Er ihn der kuͤnftigen belohnung seiner Tugend. Hierdurch reitze- te Er ihn an im tugendwege fort zu wandeln. Diese treu- me veranlaßeten den Josef/ auch endlich der Traum- deu- Der Assenat deuterei ob zu legen. Und hierinnen bekahm er/ durch scharfes nachsinnen/ und beihuͤlfe seines Vaters/ eine ausbuͤndige faͤhigkeit. Weil er nun in seinem hertzen gantz nichts arges von seinen Bruͤdern gedachte/ so scheuete er sich auch nicht seine treume/ in gegenwart/ ihrer aller/ zu erzehlen. Der erste Traum war ihm/ als er/ zur zeit der ernte/ bei seinen Stiefbruͤdern/ der Bilha und Silpa kin- dern/ geschlafen/ in der ersten morgenwache begegnet. Denselben erzehlete er also. Mir treumete/ sagte er zu seinen Bruͤdern/ daß wir Garben auf dem felde gebunden: und daß meine Garbe sich aufgerich- tet/ und gestanden; eure aber rund uͤmher sich vor der meinigen geneuget. Als nun Jakob diese worte hoͤrete; da erseuftzete er/ und schwieg stille. End- lich aber/ damit er seinem Sohne aus dem traume huͤl- fe/ erklaͤhrete er ihn also. Du bist/ sagte er/ der beste unter deinen Bruͤdern; daruͤm hat sich deinen Garbe aufgerichtet. Und daß sie stehen geblieben/ die Garben aber deiner Bruͤder sich vor ihr geneuget: daß bedeutet deine bestaͤndigkeit/ und ihre unbestaͤndigkeit in der tugend; ja daß deine Bruͤder des wegen mit hunger und kummer gestraft/ endlich aber dich/ in deinem gluͤk und wohlstande/ uͤm rettung und huͤlfe anfloͤhen werden. Waren dem Josef seine Bruͤder zuvor feind gewe- sen/ so warden sie ihm itzund noch feinder. Fast die mei- sten ergrimmeten und erboßten sich dermaßen/ daß sie ihm kein freundliches wort zusprechen konten. Was? sagten sie/ solteste unser Koͤnig werden/ und uͤber uns herꝛschen? Und als sie allein waren/ murreten sie/ und erbitterten sich untereinander noch mehr: sonderlich Simeon/ und die Soͤhne der Maͤgde/ Dan/ Nafta- li/ Gad/ und Aser: die ihnen einbildeten/ daß sie der Vater am wenigsten achtete/ und Junker Josef/ wie sie ihn schimpfsweise nenneten/ ihnen allen vorgezogen wuͤrde. Ru- zweites Buch. Der Assenat Ruben/ als auch Judah/ und Sebulon ver- meinten ihnen den gefasten argwahn aus dem sinne zu reden. Aber sie grolleten und gruntzeten immerfort; sonderlich Simeon. Judah/ der ein verstaͤndiger und bescheidener man ist/ auch dem Josef so abhold und abguͤnstig nicht war/ suchte sie auf allerhand weise zu beguͤhtigen. Was? sagte er/ solte man auf treume achten. Treume seind treume; und nichts mehr. Sol- te man so toͤhricht sein sich uͤber einen traum zu betruͤ- ben/ oder zu erfreuen? Josef hat den tag zuvor uns im garbenbinden geholfen. Das ist ihm die nacht darauf wieder vorkommen. Seine einbildung hat im schlafe ihr spiel gehabt. Diese ruhet nimmer. Sie pflegt uns allezeit/ so wohl wan wir schlafen/ als wan wir wa- chen/ ihre bilder vor zu stellen. Und diese bilder nimt sie gemeiniglich von solchen dingen/ damit wir am mei- sten uͤmgehen. Fast eben dergleichen hielt ihnen auch Ruben/ und Sebulon vor. Aber es half alles nichts. Ihr grol wuͤhtete und tobete gleichwohl so sehr/ daß sie mit gantz unruhigem hertzen voneinander gingen. Nicht lange darnach hatte Josef noch einen andern Traum. Es dauchte ihn: daß sich die Sonne und der Mohn/ und elf Sterne fuͤr ihm neugeten. Da diesen traum sein Vater hoͤrete/ erseuftzete er noch mehr/ als vorhin. Und weil er sahe/ daß seine andern Soͤhne daruͤber knurreten; strafete er ihn/ zum scheine/ in ihrer gegenwart. Was ist das vor ein Traum? sag- te er. Sol ich und deine Mutter/ und deine Bruͤder kommen/ und dich anbehten? Aber er behielt gleichwohl alle diese worte in seinem hertzen. Er wuste gewis/ daß ihre bedeutung geschehen wuͤrde. Ja er wuͤndschte/ daß er sie bald erfuͤllet sehen moͤchte: und erfreuete sich schon in seinem hertzen/ seinen liebsten Sohn in solcher herligkeit zu schauen. Wie sehr sich nun Jakob auf seines Sohnes kuͤnftige gluͤkserhoͤhung freuete; eben so sehr zweites Buch. sehr betruͤbeten sich daruͤber seine anderen Kinder. Ja fast die meisten zitterten vor boßheit. Sie boͤbeten vor gramschaft; und vermochten weder zu essen/ noch zu schlafen vor grimmigem zorne. Josef konte sich noch nicht bereden/ daß sie ihn hasse- ten/ ja so uͤberaus anfeindeten. Er vermochte ihnen nichts boͤses zu zu trauen. Das lief wider seine guht- ahrtigkeit. Das stritte wider sein aufrichtiges hertz. Er maß sie ab nach seinem maße. Wie er geahrtet war/ gedachte er weren sie auch. Aber es befand sich im aus- kehrichte viel anders. Der endliche ausschlag lehrete ihn mit seinem schaden/ daß ihn seine garzuguhte ge- danken betrogen. Der Vater selbsten lies ihm zwar wohl schwahnen/ weil sie ihren unmuht vor ihm nicht so gar/ daß er ihn nicht gemaͤrket/ verbergen konten/ daß sie dem Josef seine vorstehende hoheit misgoͤnne- ten. Aber es war ferne von ihm zu gleuben/ daß Bruͤ- der/ die noch darzu seine Soͤhne weren/ denen er viel ein anders zutrauete/ von einer boßhaftigen gemuͤhtsre- gung so weit koͤnten verleitet werden/ daß sie ihrem Mitbruder sein gluͤk so gar feindseelig beneideten. Und daruͤm schlug er alle gedanken/ die ihm das gegenteil vorhielten/ in den wind. Er war sicher. Er vermuhtete das beste. Er wolte von nichts boͤses hoͤren. Auf den naͤchsten morgen nach dieser begaͤbnuͤs/ machten sich Josefs zehen Stiefbruͤder mit den vieh- heerden fruͤh auf. Sie nahmen zwar/ ihrer gewohnheit nach/ sehr freundlich abschied vom Vater; und befah- len dem Josef/ seiner wohl zu pflegen. Aber sie waren so bald nicht auf das feld gekommen/ fing sich unter ih- nen/ sonderlich unter der Maͤgde Soͤhnen/ das alte ge- murre und geknurre schon wieder an. Doch knurrete von diesen niemand mehr/ als Dan und Gad. Dieser wuͤndschte dem Josef alle boͤse druͤsen an den hals. Jener verfluchte den tag/ da er gebohren. Besser were Der Assenat were es/ sagte er/ daß er hette erde kauen muͤssen/ als seine Mutter. So weren wir von unserer leibeigenschaft erloͤset. Dan weren wir freie leute. Nun seind wir dienstbar. Nun trotzet uns der Hausjunker/ wie er selbsten wil. Nun erzehlet er/ uns nur zum verdrusse/ seine selbst erdichteten treume. Ich weis gewis/ daß er itzund mit dem Alten zu rahte gehet/ wie sie es anfan- gen sollen/ daß seine treume nur bald erfuͤllet werden. Mich deucht/ fing ihm Gad das wort auf/ sie seind schon alzuviel erfuͤllet. Hat ihn der Vater nicht schon uͤber die maße verhaͤhtschelt/ verzaͤhrtelt/ und verzogen? Lieget er nicht schon zu hause/ als ein Dachs in seinem loche/ und wil an keine arbeit? Wir hergegen muͤssen ar- beiten/ daß uns die schwahrte knakt. Und komt er schon zu weilen zu uns ins feld/ so tuht er es nur daruͤm/ daß er uns verkundschaffe/ und bei dem Alten boßhaftig an- gebe. Was mangelt wohl mehr/ daß er nicht ein Koͤnig oder Fuͤrst ist/ als der bloße nahme? Traͤgt er nicht schon koͤnigliche kleider? Wird er nicht albereit gehalten/ als ein Koͤniglicher Fuͤrst? Hat ihn der Vater nicht schon vorlaͤngst in seinem hertzen angebaͤhtet? Ehret er ihn nicht schon mehr/ als iemand in der welt? Endlich wer- den wir sehen/ daß ihn der Vater gar zum einigen Erben seines gantzen Hauses einsetzen wird. Werden wir dan nicht/ als huhrenkinder/ ausgestoßen werden? Wer- den wir dan/ mit allen unsern kindern/ als Leibeigene/ dem Josef nicht frohnen muͤssen? Das wolte ich eben sagen/ fiel ihm Asar in die Rede. Dan itzund wird der endschlus gemacht werden. Ob schon Ruben/ und Judah/ als auch Sebu- lon/ die noch auf Josefs seite waren/ darwider redeten/ und einwendeten/ man muͤste vom Vater so gar boͤse ge- danken nicht schoͤpfen; so blieben sie doch auf ihrem wahne gantz verstokt/ und wolten keiner einigen ent- schuldigung gehoͤr geben. Was wolt ihr viel sagen? fing Si- zweites Buch. Simeon endlich auch an: welcher bisher vor großem zorne nicht reden koͤnnen. Haben wir nicht dergleichen beispiele schon in unserem Geschlechte? Ward Ismael nicht auch ausgestoßen? Ist dem Esau/ unsers Va- ters bruder/ nicht fast eben dasselbe widerfahren? Hat unser Vater sich nicht gescheuet seinen leiblichen und aͤltesten Bruder/ ja zugleich seinen Vater selbsten zu be- truͤgen; so wird er es uns nicht besser machen. Hat er nicht dem Esau den vaͤterlichen seegen entwendet? Hat er ihm nicht das recht der ersten gebuhrt entzogen? Ja hat er nicht auch seinem Schwieger- und unsrem Muͤtterlichen Groß-vater/ mit allerhand listigen raͤn- ken/ das seinige so vorteilhaftig abgezwakt? Dis hat dieser unser Vater/ als ein kind/ seinem Vater/ als ein Bruder/ seinem Bruder/ als ein Schwiegersohn/ sei- nem Schwiegervater getahn. Was meinet ihr wohl/ daß er mit uns/ seinen kindern/ nicht auch so spielen werde? Judah/ als auch Ruben/ und Sebulon hatten sich bisher auf das euserste bemuͤhet/ ihren Vater/ ja selbst ihren Obergroßvater zu entschuldigen: indem sie vorwendeten/ daß alles auf anstiftung der Weiber ge- schehen; dessen man sich itzund nicht zu befahren/ weil Josefs mutter todt sei. Aber als sie sahen/ daß sie ih- rer Bruͤder neidische gemuͤhter/ durch solche reden/ nur noch mehr wider den unschuldigen Josef erbitterten; so stelleten sie sich endlich/ als wan sie eben also gesonnen weren. Wohlan dan! fing Ruben an/ weil ich sehe/ daß wohl etwas boͤses wider uns moͤchte vorgenommen werden; so wollen wir mit unsern heerden was weiter von Hebron wegtreiben. Ich weis/ daß bei Sichem/ in einem tahle/ eine sehr fette weide vorhanden. Da wollen wir uns/ mit dem viehe/ eine zeit lang aufhal- ten/ zu sehen/ was unser Vater mit seinem Josef im schilde fuͤhret. Wuͤrde er sich dan unterstehen/ uns un- E ser Der Assenat ser erbteil zu entziehen; so hetten wir der sache scho vorgebauet. Die heerde hetten wir in unserer hand Ich wolte den wohl ansehen/ der sie uns nehmen solt Kein raht wird besser sein/ als dieser. Ich treibe for Folget mir nach. Niemand von allen war froher/ als die vier Maͤdg soͤhne. Niemand priese diesen fund mehr/ als sie. Ru ben war nun der beste man. Niemand war schlaue als er. Niemand war kluͤger und verschlagener/ als e Ja niemand war weiser/ als er: der so einen listige rank er dacht/ einen so heilsamen raht erfunden/ ihre gewaͤhnten unheile vor zu kommen. So unmuhts al sie zuvor gewesen/ so wohl waren sie nun zu muhte Nun wollen wir diesen abend/ sagte Gad/ rechtscha fen lustig sein. Der stein/ der uns druͤkte/ ist vom he tzen verschwunden. Der kummer/ der es klaͤmmete hat es verlaßen. Josef mag nun treumen/ was er wi Der Vater mag ihm geben/ und uns nehmen/ was e wil. Beide moͤgen immerhin tuhn/ was sie wolle Wir haben unser erbteil in der hand. Da wird es Jo sef nicht heraus treumen/ und treumete er schon tau send Treume von tausend Garben/ von tausend Ster nen/ und tausend Rindsheuptern darzu. Die Rinde seind unser: die Schafe nicht weniger. Sie werde auch wohl unser bleiben. Indessen ergetzte sich Jakob zu hause mit seine Josef. Allerhand reden fielen vor: aber keine/ die die sen argwaͤhnischen nachteilig war. Ihre gespraͤche lau teten viel anders. Jakob ermahnte seinen Sohn. E ermahnte ihn zur Tugend. Dan/ sagte er/ wan du di tugend lieben/ und fest au ihr halten wirst; so werde deine Treume gewislich erfuͤllet werden. Gewislic wird dich Gott zum großen Herꝛn machen. Das hoff ich. Das wuͤndsche ich. Ja das weis ich gewis. Hier mit fiel er ihm uͤm den Hals/ und kuͤssete ihn hertzlich Aber zweites Buch. Aber/ fuhr er fort/ wan dich der Allerhoͤchste also erhoͤ- hen wird/ wilstu dan auch deines Vaters und deiner Bruͤder gedenken? Wilstu ihnen auch helfen/ wan sie deiner huͤlfe noͤhtig haben/ und dich daruͤm anlangen werden? Auf diese reden fing Josef bitterlich an zu weinen. Ach! Vater/ hertzallerliebster Vater/ gab er zur ant- wort/ wie solte ich eurer vergessen? Wie solte ich mei- nen Bruͤdern huͤlfe versagen/ wan sie meiner huͤlfe be- noͤhtigt? Keines von beiden wird nimmermehr gesche- hen. Auch werde ich nimmermehr zulaßen/ daß euer graues heupt sich vor mir/ etwas zu bitten/ neugen solte. Nimmermehr wird ein solcher hochmuht mein hertz besitzen. Das sei ferne von mir. Wuͤrde ich schon ein Herꝛ uͤber die gantze welt; so wil ich dannoch euer treuester und gehohrsamster Sohn verbleiben/ so lange mir vergoͤnnet sein wird/ euch in dieser sterbligkeit auf allerlei weise gefaͤllig zu werden. Mit diesen und dergleichen freundlichen gespraͤchen brachten sie den gantzen tag zu. Beide waren so wohl zu frieden/ und so wohl vergnuͤgt/ daß sie die kuͤnftige nacht recht suͤße zu ruhen gedachten. Aber diese gedan- ken warden ihnen bald vereitelt. Diese ruhe ward ih- nen bald gestoͤhret. Sie waren gewohnet/ daß die heer- den gegen den abend zu hause kahmen. Itzund kahmen sie nicht. Auch hatte man von ihnen nicht die geringste zeitung. Niemand wuste/ wo sie weideten. Jederman ward hieruͤber betruͤbt. Jederman vermuhtete ein un- gluͤk. Die Weiber der Soͤhne Jakobs lieffen heruͤm/ und weineten. Etliche bildeten ihnen ein/ daß etwan die Araber eingefallen/ und das vieh/ samt ihren maͤn- nern/ weggeraubet. Andere argwaͤhneten sonst etwas. Jene dachte dis/ diese das; ja alle das boͤseste: keine das beste. Jakob selbsten war uͤberaus bekuͤmmert uͤm seine Soͤhne: und Josef uͤm seine Bruͤder. Und E ij sol- Der Assenat solche bekuͤmmernuͤs mehrete das wehklagen der Wei- ber/ das weinen der Kinder. Also ward diese nacht mit trauren und unruhe zugebracht. Aber auf den Mor- gen berichtete Rubens Ehliebste/ daß sie ihren man sagen gehoͤret/ er habe bei Sichem eine fette weide ge- funden. Da stuͤnde das graß so geil/ daß es jammer sei/ solches nicht ab zu huͤhten. Ohne zweifel weren ih- re maͤnner/ mit dem viehe/ dahin gezogen. Ohne zwei- fel hetten sie sich alda verspaͤhtiget/ daß sie gestern abend nicht zu hause gekommen. Straks auf diese worte/ und auf instaͤndiges anhal- ten der weiber/ befahl Jakob seinem liebsten Sohne/ sie zu fuchen. Auf! auf! sagte er/ mein lieber Sohn. Setze dich auf meinen Persichen Gaul; damit du uͤm so viel geschwinder hin/ und wieder her gelangen koͤn- nest/ uns die zeitung zu bringen/ wie es uͤm meine Soͤh- ne stehet. Seume dich unterweges ja nicht. Reite tapfer fort: und laß uns deine zuruͤkkunft bald wie- der erfreuen. Josef hatte zwar itzund nur das sieben- zehende jahr erreichet/ und war seinem Vater so lieb/ daß er mehr vor ihn/ als vor alles in der welt/ sorgete. Gleichwohl konte sich Jakob entschliessen/ ihn zu einer so gefaͤhrlichen verrichtung ab zu faͤrtigen. Daraus er- blikte man sonnenklahr/ daß er auch den andern Soͤh- nen mit einer recht Vaͤterlichen liebe zugetahn war. Und also machte sich Josef auf: und der Vater gab ihm den seegen. Als der abend zu nahen begunte/ bekahm dieser be- kuͤmmerte Bruder die Heerden/ bei Dotan/ ins gesich- te: dan bis dahin waren sie von Sichem abgetrieben. Er fand sie in guhtem wohlstande. Auch erblikte er sei- ne Bruͤder von ferne. Er sahe sie/ ausser gefahr/ frisch und gesund. Da verschwand alle seine bekuͤmmernuͤs. Alle seine unruhe verlohr sich. Da erfreuete sich sein hertz. Ja es begunte vor freuden zu huͤpfen. Er wuͤndsch- te zweites Buch. te feinen Vater zugegen/ ihm ein teil seiner freude mit zu teilen. Er wuͤndschte/ daß seine augen sehen moͤch- ten/ was ihm zu sehen aufstiesse. Und diesen wundsch wiederholete er wohl tausend mahl. Aber wie erfreuet der guhthertzige Josef war/ seine Bruͤder zu sehen; so entruͤstet warden sie/ als sie ihn von weitem erblikten. Seht! seht! sagte Gad: dort komt unser kundschaffer/ unser verraͤhter/ unser unter- traͤhter an. Er wird abermahl etwas bei uns ausspuͤh- ren wollen/ damit er uns bei dem Vater noch mehr in die schmuͤtze bringe. Sie haben vielleicht zu hause kei- nen plauderzeug mehr ihr geschwaͤtze fort zu setzen. Druͤm komt der plauderer/ der waͤscher/ der treumer/ seine ausgeleerte waschtasche wieder zu fuͤllen. Sach- te! sachte! bruder/ fing der hoͤnische Dan an. Du giebest ihm auch alzu veraͤchtliche nahmen. Dadurch beschimpfestu seine hoheit. Dadurch begehestu ein ver- brechen der verletzten Majestaͤht. Siehestu nicht/ daß er in seinem koͤniglichen stahtsrokke einhertrabet? Bi- stu dan blind/ daß du des Koͤniglichen rosses unter ihm nicht gewahr wirst. Eile straks Seiner Majestaͤht ent- gegen/ und mache seinen traum wahr. Wirf dich vor unserem Fuͤrsten/ vor unserem Koͤnige nieder. Baͤhte ihn an. Bitte ihn uͤm vergaͤbnuͤs. Floͤhe ihn an uͤm sei- ne gnade. Eben daruͤm hat ihn doch der Vater auf sein allerkoͤstlichstes pferd gesetzt. Um nichts anders komt er so praͤchtig aufgezogen/ als daß wir ihm mit dem al- leruntertaͤhnigsten fußfalle begegnen sollen. Nichts anders hat er im sinne/ als daß er uns durch seine Ma- jestaͤht wil erschroͤkken. Nun/ denkt er/ muͤssen die Gar- ben sich vor mir buͤkken. Nun muͤssen die Sterne/ selbst Sonne und Mohn sich vor mir neugen. Ja keine an- dere gedanken hat er/ als daß wir ihm/ als unserem Obergebieter und Koͤnige/ mit knechtischem gehohrsam/ huldigen sollen. E iij Was Der Assenat Was huldigen? fing Simeon das wort auf. Wir wollen ihm auf den kopf huldigen/ dem Traumkoͤnige/ dem Schwarmfuͤrsten/ der er ist. Huldigen wollen wir ihm/ daß er es fuͤhlen sol. Sein bunter Fuͤrstenrok mus zerflauschet; er mus in seinem bluhte gepurper- faͤrbet werden. So bekoͤmt er eine recht koͤnigliche far- be. Waruͤm fallen wir ihn nicht straks an? Waruͤm reissen wir ihn/ den hoffaͤrtigen Prahlfuͤrsten/ nicht straks zu bodem? Der stoltze hochtrabende kopf mus herunter. Den aufgeblasenen hochbruͤstigen rumpf mus die erde verschlingen/ oder die schuͤndgrube den hunden zu fressen geben. Das sei ihm geschwohren. Zu diesem schwuhre seind wir alle verbunden. Hiermit ging das fluchen/ das rasen/ das toben erst recht an. Fast die meisten wuͤhteten/ als die ein toller hund gebissen. Ruben aber und Judah trahten aber- mahl ins mittel. Diese suchten Josefs leben zu retten. Versuͤndigt euch nicht/ sagten sie/ an eurem Bruder. Besudelt eure haͤnde ja nicht mit seinem unschuldigen bluhte. Dieses bluht wird uns vor Gott anklagen/ und uͤm rache rufen. Dieses bluht wird unsern alten Vater in die grube bringen. Ja es wird unser gewis- sen uns zu einem ewig nagendem wurme machen. Dis allein wuͤrde vor uns strafe genug sein: ob schon der Richter im Himmel stil darzu schwiege. Aber er wird nicht schweigen. Er hat seine strafruhte schon in der hand. Was sage ich von der ruhte? Sein schwert hat er gewetzet. Damit dreuet er uns zu verderben. Ge- denket doch an Kain/ der erstgebohrnen aller Menschen. Er beging auch einen brudermord am Abel. Aber A- bels bluht schriehe zu Gott: und was Gott vor rache aus geuͤbet/ ist euch nicht unbekant. Als sie aber sahen/ daß diese bluhtduͤrstigen/ durch solche reden/ nach Josefs bluhte nur duͤrstiger warden; so hingen sie den mantel nach dem winde. Sie stelleten sich zweites Buch. sich mit ihnen in ein horn zn blasen. Sie billigten ihre meinung. Doch/ sagten sie/ die sache mus behuhtsam angegriffen werden. Die knechte muͤssen nichts darvon wissen. Wir muͤssen ihn heimlich aus dem wege reu- men. Sonst moͤchte es lautbar/ und wir wieder getoͤd- tet werden. Zum wenigsten wuͤrde es uns zur ewigen schande gereichen. Gad meinete/ durch zaudern wuͤr- de man die gelegenheit verlieren. Wan diese einmahl entwischet/ liesse sie sich schweerlich wieder fassen. Ihr gantzes hinterteil sei mit einer schluͤpfrigen ahlhaut uͤ- berzogẽ. Wan sie den ruͤkken kehrete/ were sie nicht wieder zu erhaschen. Daruͤm muͤste sie/ wan sie sich von vornen zeigete/ fest gehalten werden. Ich sage nicht/ warf Ju- dah hierauf ein/ daß man die gelegenheit aus der hand laßen sol. Ich rahte nur/ daß man sich derselben kluͤglich gebrauchen/ und sich nicht uͤbereilen sol. Mit der gelegen- heit mus sich zeit und ort fuͤgen. Wan der diebstal sol verschwiegen werden/ musnicht/ mit der tuͤhre/ der dieb ins haus fallen. Sonst wird er/ durch das gepolter ver- rahten. Auch mus er nicht bei tage einbrechen. Der tag hat alzuviel augen und ohren. Man mus nicht so straks zu plumpen. Heimlich und leise mus man schleichen. Vorfichtig mus man handeln. Im dunkeln mus man wandeln. Am rechten orte mus man beginnen. Indem sie also redeten/ stieg Josef vom pferde/ und ging vollend zu fuße nach ihnen zu. Er neugte sich gantz ehrerbietig. Meldete ihnen des Vaters grus und seegen an. Verstaͤndigte sie/ wie hoch er sich ihrentwe- gen bekuͤmmerte: wie hertzlich er sich befahrete/ es moͤch- te ihnen etwan ein ungluͤk begegnet sein; weil sie gestern abend nicht zu hause gekommen/ und man keine einige zeitung von ihnen gehoͤret. Aus diesen ursachen habe ihn auch der Vater anher geschikt/ den rechten grund zu vernehmen. Kaum hatte Josef diese worte volendet/ als man E iiij ihn/ Der Assenat ihn/ ohne einige antwort/ schon zu greiffen begunte. Simeon/ weil er der staͤrkste war/ muste seine feuste darzu lehnen. Er muste ihr haͤscher/ ihr haͤnkersknecht/ und stokmeister sein. Er muste ihn binden/ und in seine verwahrung nehmen. Unterdessen trahten die andern seitwaͤrts ab. Sie berahtfragten sich bei Ruben/ was man weiter tuhn solte. Dieser hette den Josef gern ge- rettet/ und wieder zu seinem Vater gebracht. Aber er durfte sich dessen im geringsten nicht verlauten laßen, Sie hatten ihm den tod geschworen. Das wuste er. Ja er wuste/ daß ihre neidische hertzen so gar erbittert weren/ daß/ wofern er von seiner lebens er haltung redete/ sie ihn straks toͤdten wuͤrden. Und daruͤm sprach er sie also an. Weil allen Soͤhnen Jakobs/ welche Rahel nicht gebohren/ ein ungluͤk gedreuet wird; so were ich wohl toͤhricht/ mir ein zu bilden/ daß ich und meine kinder dessen entohnigt sein wuͤrden. Ich bin mit unter derselben zahl. Ich wuͤrde/ wan es ergehen solte/ dem Josef so wohl dienen muͤssen/ als ihr. Ich wuͤrde eben so wohl sein leibeigner sein muͤssen/ als ihr. Meine er- ste gebuhrt wuͤrde mir nichts helfen. Der erste wuͤrde so wohl das joch tragen muͤssen/ als der letzte. Und daruͤm mus ich meinen ungluͤkke selbst vorbauen. Dar- uͤm mus ich meinem sicherheit selbst rahten. Ja daruͤm mus ich nohtwendig rahten/ daß Josef vertilget werde. Hierinnen beruhet unsere algemeine wohlfahrt. Aber daß wir unsere haͤnde selbst an ihn legen sollen/ rahte ich itzund eben so wenig/ als vorhin. Dan also begingen wir einen Brudermord. Ja wir begingen zugleich ei- nen Vatermord. Was koͤnte greulicher gedacht wer- den? Wan wir den Vater seines liebsten Sohnes be- raubten/ wuͤrden wir ihn nicht zugleich seines lebens berauben? Wuͤrden wir ihn nicht muhtwillig in ein un- aussprechliches hertzleid/ und durch dieses gar in die grube bringen? Ich wil mehr sagen. Wuͤrde nicht Jo- sefs zweites Buch. Der Assenat sefs bluht uͤber uns rache fordern? Wuͤrde nicht des Va- ters fluch/ an stat des seegens/ uͤber uns kommen? Wuͤr- de nicht Gottes fluch selbst uns treffen? Wuͤrde nicht unser gewissen unaufhoͤrlich uns aͤngstigen/ und so er- schroͤklich foltern/ daß wir nicht wuͤsten/ wo aus oder ein? Und daruͤm muͤssen wir in alwege auf einen andern und bessern raht bedacht sein. Wir haben einen eid- schwuhr abgelegt/ zu Josefs verderben. Der mus volzogen sein. Aber wie? Es mus zum wenigsten den schein haben/ als hetten wir uns selbst weder an Gott/ noch unserem Vater/ noch unserem Bruder vergriffen. Nun wohlan! weil man aus zwei unuͤmgaͤnglichen boͤ- sen das beste erwehlen mus; so wil ich aus einem zwei- fachen rahte/ der in diesem handel allein stat kan finden/ auch den besten anrahten. Durch dessen volziehung wird unser eidschwuhr volbracht/ und Josef gleich- wohl nicht/ durch unsere hand selbsten/ uͤmgebracht werden. Ich und Sebulon haben neulich/ in jenem walde/ eine Wolfsgrube gefunden. Darein wollen wir ihn werfen. Da wird er genug aus dem wege ge- reumet/ und unser eid volbracht sein. Da moͤgen ihn andere Vaͤter und Muͤtter/ ja andere Bruͤder/ nach seinem traume/ dienstlich ehren und anbaͤhten/ wie sie wollen. Diesen raht billigten und bewilligten sie alle. Ja sie priesen seinen klugen erfinder. Dem ward auch/ zusamt dem Judah/ und Sebulon/ alsobald die volziehung anbefohlen. Hierauf zogen sie dem ungluͤkseeligen Jo- sef seinen koͤstlichen buntgestikten uͤberrok aus: welcher fast die erste und fuͤrnehmste ursache ihres neidischen grolles gewesen. Ja sie rissen ihm auch selbst den unter- rok vom leibe. Und also ward er nach der Wolfsgrube zugefuͤhret. Alda lies man ihn mit struͤkken/ damit er nicht beschaͤdiget wuͤrde/ hinunter. Ruben aber hatte bei sich beschlossen/ ihn in der naͤchstkuͤnftigen nacht zweites Buch. nacht heimlich wieder heraus zu ziehen/ und seinem Vater zu bringen. Und eben zu dem ende ging er von seinen bruͤdern weg. Er gab vor/ eine andere weide zu suchen. Aber sein einiger wundsch war seinen guhten vorsatz zu volziehen. Er dankte Gott/ daß er ihm die- sen raht eingegeben. Er verlangte nach der nacht: und das uͤbrige dieses tages duͤnkte ihn so lang zu sein/ als sonst zween volle tage. Mitlerweile erblikten die andern bruͤder/ auf der heerstraße von Gilead/ eine große Gespanschaft der Ismaeler. Diese hatten Wuͤrtze/ balsam/ und mirren aus Arabien gehohlet. Damit gedachten sie nach Egipten. Sehet/ alhier/ sagte Judah/ bekommen wir das rechtgewuͤndschte mittel/ Josefs/ ohne bluht- vergiessen/ loß zu werden. Was hilft es uns/ daß sich unsere haͤnde an ihm vergreiffen? Er ist ja unser Bru- der/ unser fleisch und bluht. Komt! wir wollen ihn den Ismaelern verkauffen. Diesen worten gehorchten die andern. Von stunden an lieffen Gad und Judah hin/ und zogen den Josef aus der Wolfsgrube. Auch verkauften sie ihn vor dreissig silberlinge: wiewohl sie nur zwantzig bekanten. Aber sie bedungen darbei: daß die Keuffer ihn nicht wieder in der nachbarschaft ver- kauften. Er solte in ferne laͤnder gefuͤhret werden. Das bedungen sie ausdruͤklich. Dan sie gedachten/ kommet er so weit in die fremde/ so wird er uns nicht mehr im wege stehen. Und so wird er ein ewiger leibeigner/ des- sen leibeigne wir zu werden uns besorgeten. Aber Si- meon/ der mitlerweile zu Sichem gewesen/ war viel anders gesinnet. Dan als er wiederkahm/ und den Josef verkauft sahe/ erzuͤrnete er sich uͤber den Judah dermaßen/ daß er ihm den tod dreuete. Auch were den worten gewislich die taht gefolget; wo es Gott nicht verhindert. Die hand/ damit er ihm dreuete/ verdorre- te zusehens. Und also konte er seine boßheit nicht vol- brin- Der Assenat bringen. Als nun die Ismaeler etliche meilen wegwa- ren/ uͤberfiel die verkeuffer alle eine ploͤtzliche reue. Itzund bedachten sie erst/ was vor ein schelmenstuͤkke sie an ihrem Bruder veruͤbet. Itzund kahmen sie erst wieder zu sich selbst. Itzund hetten sie ihn auch uͤm noch zehnmahl so viel gern wiedergekauft. Aber es war zu spaͤhte. Mit dieser reue uͤberfiel sie zugleich die nacht. Ru- ben war froh/ daß die gewuͤndschte zeit/ den Josef zu erloͤsen/ herzu nahete. Er verzuͤgerte nicht lange. Er ging/ ja er lief eilend nach der Wolfsgrube zu. Alle tritte waren schritte. Alda faͤllete er einen mittelmaͤßi- gen baum. Dessen zakken hieb er rund heruͤm so weit ab/ daß sie zu leitersprossen dienen konten. Hiermit be- gab er sich zur grube: und lies den baum hinunter/ da- mit Josef an demselben herauf stiege. Darnach legte er sich beuchlings darvor nieder. Josef! rief er/ lieb- ster Bruder! Aber der widerhal rief eben die worte zuruͤkke. Er wiederhohlte sie noch ein mahl/ mit viel staͤrkerer stimme. Der widerschal rief sie abermahl nach. Endlich schrie er mit vollem halse: Bruder schlaͤfstu? Der gegenhal fragte gleich also: ob er schlief- fe? Ja er wiederhohlete diese worte etliche mahl: und wie oft er sie wiederhohlte/ so oft warden sie ihm nach- gesprochen. Ruben gedachte an den widerschal gantz nicht. Daruͤm ward er uͤber diesen nachruf seiner wor- te so bestuͤrtzt/ daß er nicht wuste/ wie ihm geschahe. Er stund im zweifel/ ob Josef selbst/ oder aber sein Geist/ mit ihm redete. Zum allerletzten rief er: Ach! liebster Bruder/ bistu todt? Da hoͤrete er/ was er fuͤrchtete zu hoͤren/ und nicht zu hoͤren wuͤndschte/ das letzte wort todt widerschallen. Ach! sagte er darauf/ bistu todt? Ach! wolte Gott! ich were vor dich gestorben. Man kan ihm leicht einbilden/ wie dem guhten Ru- ben zu muhte gewesen. Die traͤhnen/ die er vergos/ wa- zweites Buch. waren nicht zu zehlen: die seuftzet/ die aus seinem hertzen stiegen/ noch viel weniger. Die schmertzen/ die er fuͤhlete/ konte keine feder beschreiben. Keine zunge war so beredt/ seine hertzensangst aus zu druͤkken. In sol- cher eusersten betruͤbnuͤs brachte er die gantze nacht zu. Ja vor großem wehleiden verfluchte er auch seine Bruͤ- der. Er schalt das verhaͤngnuͤs. Er murrete wider das gestirne/ ja endlich gar wider Gott selbsten. Und in solchen halbunsinnigen gemuͤhtsbewegungen kahm er zu seinen Bruͤdern/ eben als die dunkele nacht der liechten morgenroͤhte gewichen. Hatte Ruben zuvor aus wehleiden gefluchet/ so donnerte er itzund aus uͤbermaͤßigem zorne. Eine iede rede war ein donnerschlag: ein iedes wort ein donner- keul. Seine augen wetterleuchteten. Ihre blikke blitz- ten/ und schossen feurige strahlen. Mit lauter donner- schlaͤgen oͤfnete sich sein mund. Mit eitel donnerkeulen bewegte sich seine zunge. Seine stimme brummete und summete. Ihr nachklang knasterte und prasselte. Sein ahtemwind stuͤrmete so gewaltig/ daß er alles gleichsam zerschmetterte. Und seine sprache brach mit solchem greulichen gekrache heraus/ daß alles darvor er- zitterte. Durch ein solches unwetter sprach er seine bruͤder an. Durch ein solches donnerwetter gab er ih- nen den morgengrus. Ihr Brudermoͤrder! sagte er/ welcher Teufel hat euch getrieben euren Bruder zu er- morden? Welcher hoͤllische geist hat eure faust beweget/ an der Unschuld selbsten einen mord zu begehen? Wel- cher Engel der fuͤnsternuͤs hat euch so verblendet/ dem das tagelicht zu rauben/ den der Himmel zu eurer Son- ne bestimmet? Welches Gespaͤnste des abgrundes hat euch so bezaubert/ dem das leben zu nehmen/ den das gestirne zum erhalter des eurigen erkohren? Welche Unholdin aus dem hoͤllischen giftpfuhle hat euer hertz so vergiftet/ dem lieb- und hold-seeligen Josef/ durch das Der Assenat das allerfeindlichste/ ja mordtaͤhtigste beginnen/ aus dem mittel zu reumen? O ihr ehrvergessene schaͤnder des gantzen stammes der redlichen Ebreer! o ihr Gottsvergessene Hoͤllenbraͤnde! o ihr greuliche Nat- terngezuͤchte der pech- und schwefel-suͤmpfe des Abgrun- des! Ach! du gerechter Himmel! Dieses wort fing ihm Judah ploͤtzlich auf/ seinen zorn zu stillen. Der Him- mel/ sagte er/ ist freilich gerecht. Er hat es so wohl geschikt/ daß er Josefs leben in seine beschirmung ge- nommen. Das sage/ das klage ich eben/ fuhr Ruben fort/ daß ihr ihm das leben genommen. So verstund er diese re- den; weil er/ aus uͤbermaͤßiger entzuͤkkung seiner sin- nen/ sie nicht recht hoͤrete. Doch bekahm er endlich sei- nen verstand ie mehr und mehr wieder. Er kahm wie- der zu sich selbst. Und da vernam er erst recht/ daß Jo- sef noch lebete. Da sahe er das geld/ darvor ihn seine Bruͤder verkauft. Das verfluchte er. Das verspiehe er. Aber was wolte er tuhn. Es war geschehen. Er war verkauft. Das zeichen sahe er vor augen. Daruͤm sagte er: besser verkauft/ als ermordet. Nun habe ich noch diesen trost: Gott ist getreu. Verlesset schon den Josef sein ungetreues Gebruͤder; so wird doch der Himmel ihn nicht verlaßen. Aber womit bedekken wir indessen diesen haͤslichen schandflek vor der ehrbaren welt? Womit troͤsten wir unsern alten Vater? Der wird sich todt graͤhmen/ wan er erfaͤhret/ daß ihr seinen Sohn verkauft. Hierauf stiegen ihnen allen die traͤh- nen ins gesichte. Sie wuͤndschten es ungeschehen. Aber wuͤndsche seind winde; und fliegen mit den winden dar- von. Dieser wundsch nuͤtzte weniger/ als nichts. Nie- mand war damit geholfen. Nachdem sie lange genug gekaͤrmet/ und sich nun muͤde gehaͤrmet hatten/ vermeinten sie/ es sei besser den Vater in ein kurtzes hertzleid/ als in eine ewige bekuͤm- mer- zweites Buch. mernuͤs zu bringen. Sie beschlossen/ ihn/ auf Dans einrahten/ zu bereden/ Josef sei todt. Er sei von den wilden tieren zerrissen. So/ vermeinten sie/ wuͤrde er eher zu trauren aufhoͤren/ als wan sie gerade zusagten/ daß sie ihn zum leibeignen verkauft: dadurch sie sich zu- gleich in eine ewige schande stuͤrtzten. Und daruͤm ver- wundeten sie erstlich dem Persischen leuffer/ darauf Josef geritten/ die schenkel; damit man vermeinen solte/ die woͤlfe hetten ihn also zerbissen. Hierauf fuͤh- reten sie ihn bei nachtzeit nach ihres Vaters hofe zu. Nicht weit darvon liessen sie ihn lauffen/ und aus be- gierde zum futter/ seinen stal suchen. Und also liessen sie dieses pferd ihrem Vater die erste zeitung vom tode seines Sohnes bringen. Auf den morgen schlachteten sie einen ziegenbok. In desselben bluht tunkten sie den bunten rok ihres Bru- ders; nachdem sie ihn zerrissen. Und also schikten sie ihn/ mit Isaschar und Sebulon/ zum Vater. Se- bulon sprach: Ach! Vater/ diesen bluhtigen rok haben wir gefunden. Siehe zu/ ob du ihn kennest. Jakob kennete ihn alsobald/ und antwortete: es ist meines Sohnes rok. Ein boͤses tier hat ihn gefressen. Ein reissendes tier hat ihn zerrissen. Ach! Josef! Josef! wo seind nun deine Treume? O ihr betruͤglichen treu- me! O ihr Himmel! waruͤm habet ihre meine deutun- gen vereitelen/ und meine hofnung vernichtigen laßen? Mit diesen erbaͤrmlichen worten/ druͤkte er den Rok an seine brust. Er kuͤssete das bluht so hertzlich/ als wan es seines Sohnes eigenes bluht gewesen. Und also ward Jakob vergolten/ was er an seinem Vater I- saak verschuldet. Er hatte ihn mit Esaus/ seines liebsten Sohnes/ Rokke betrogen. Nun musten ihn seine Soͤhne wieder mit seines liebsten Sohnes Josefs Rokke betruͤgen. Die schmertzen/ welche dieser traurige Vater uͤber einen so ungluͤklichen todes fal seines so lie- ben Der Assenat ben Sohnes empfand/ koͤnnen mit keinen gedanken er- reichet/ viel weniger mit einiger feder beschrieben wer- den. Er zerris seine kleider. Er legte einen trauersak uͤm seine lenden; und beweinete seinen Sohn lange zeit. Es kahmen zwar alle seine Soͤhne/ und Toͤchter/ ihn zu troͤ- sten. Aber er wolte sich nicht troͤsten laßen. Ach! sprach er: ich werde mit leide zu meinem Sohne/ in die grube/ hinunterfahren. Ja er stellete sich so gar erbaͤrmlich an/ daß es ein staͤhlernes/ ein demantenes hertz zum mitleiden bewegen muste. Wie es nun nach meinem wegzuge weiter abgelauffen/ weis ich nicht. Aber das weis ich wohl/ daß man vom ungluͤklichen Josef keine einige zeitung/ so lange er ist verkauffet gewesen/ be- kommen. Die Koͤnigliche Fuͤrstin war/ durch diese erzehlung/ uͤberaus vergnuͤgt. Ja sie hette wohl eine gantze nacht zugehoͤret. Sie fragte den Juͤngling vielmahls: ob er vom Josef gantz nichts mehr wuͤste? Sie wolte gern alles erfahren. Alles wolte sie wissen. Als er aber sag- te/ daß ihm nichts mehr bewust sei; da lies sie ihn wie- der von sich: und verboht ihm/ bei verlust seines lebens/ daß er sich gegen niemand solte verlauten laßen/ waruͤm sie ihn entbohten/ oder was er ihr vom Josef erzehlet. Er solte reinen mund halten. Er solte auch des Jo- sefs nicht einmahl erwaͤhnen. Und hiermit begab sich der Ebreer wieder hinunter in die kuͤche. So bald er weg war/ brach die Fuͤrstin gegen ihre Kammerjungfrau alsobald mit diesen worten heraus: Josef wird gewislich/ sagte sie/ derselbe Fremdling sein/ davon die Goͤtter gesprochen. Er wird derselbe sein/ der so volgewaltig uͤber Egipten sol herschen. Ich hoͤre es aus allen uͤmstaͤnden. Er ist es/ dem Assenat werden sol. Er ist es/ in dessen armen sie ruhen sol. Er wird es sein/ und kein ander. Das weis ich. Das wuͤndsche ich. Das hoffe ich: ja das gleube ich gantz ge- wis. zweites Buch. wis. Zur gluͤklichen stunde ist dieser Juͤngling hier an- gelanget: der mir alle begaͤbnuͤsse des Josefs erzehlet. Ja zur gluͤklichen stunde habt ihr den Josef selbsten gesprochen: der euch den Ausspruch der Goͤtter so deut- lich erklaͤhret. Dieser tag ist mir ein gluͤklicher tag. Die- ser abend ist mir ein gluͤklicher abend: da mir die Goͤt- ter beides so wunderbahrer weise geoffenbahret: da ich so viel wunders erfahren/ so viel seltzames gehoͤret. An diesen abend wil ich gedenken/ so lange ich lebe. Und wolten die Goͤtter/ daß ich den abend auch so gluͤklich erleben moͤchte/ da Assenat in Josefs armen sol ru- hen. Was vor freude wuͤrde wohl ich empfinden/ ein so schoͤnes/ ein so edeles/ ein so liebes Paar gepaaret zu se- hen. Anders ist es nicht: es mus geschehen. Der him- mel hat es also verhaͤnget. Die Goͤtter haben es also beschlossen. Und daruͤm wollen wir dem verhaͤngnuͤsse/ mit stilschweigen/ zu sehen. Mit stilschweigen laßet uns die erfuͤllung dieses Goͤttlichen rahtschlusses erwarten. Wir koͤnnen nichts tuhn/ als schweigen/ und der zeit er- warten. Daruͤm/ wan ihr gefraget werdet/ was ich mit diesem Ebreischen Juͤnglinge geredet; so gebet kurtzen bescheid: daß ihr nichts daruͤm wuͤstet; daß ich in mei- nem geheimen beizimmer allein mit ihm gesprochen; daß ihr es nicht anhoͤret. Ich wil wohl wissen/ was ich tuhn sol. Niemand wird etwas aus meinem munde erfahren: auch Assenat selbst nicht; wiewohl ich sie liebe/ als meine seele. Und eben uͤm dieser liebe willen/ wil ichs vor ihr verschweigen: doch gleichwohl auch die erste sein/ die ihr alles erzehlen wird. Aber ich mus zu- vor die zeit ersehen/ da es ihr zu wissen dienet. Hiermit stund die Koͤnigliche Fuͤrstin auf/ sich ent- kleiden zu laßen. Die Kammerjungfrau verrichtete diesen dienst: und schied endlich wohlvergnuͤget von ihr. Wohlvergnuͤget ging sie in ihre schlafkammer: da sie/ eh ihr der schlaf die augen zuschlos/ alles/ was sie den F ver- Der Assenat vergangenen tag gehoͤret/ uͤberdachte. Und in diesen gedanken begab sie sich zur ruhe. Der schlummer uͤber- fiel sie: aber das hertz blieb wakker. Die gantze nacht durch spieleten ihre gedanken. Die einbildung stellete ihr den schoͤnen Leibeignen bald so/ bald anders vor. Bald sahe sie die Assenat in seinen armen. Bald er- blikte sie ihn im Koͤniglichen staht. Eben dasselbe wi- derfuhr auch der Koͤniglichen Fuͤrstin. Und uͤm die morgenstunde hatte eine iede einen sonderlichen traum. Nitokris treumete: daß sie einen schoͤnen und jungen Stier zehn tage lang in Potifars hofe sahe/ und darbei ein junges schneeweisses Faͤhrsichen; welche sich beide sehr freundlich ge- gen einander gehabten. Darzu kahm endlich eine junge Hindin: welche anfangs dem Stie- re schmeuchelte; aber ihn/ als er ihr nicht auch schmeuchlen wolte/ zuletzt in ein fuͤnsteres loch stieß. Darinnen blieb er drei tage lang/ bis ihn ein Krokodil wieder heraus gezogen: da dan der Stier eben auch als in einen Krokodil ver- aͤndert schien. Aber Semesse hatte diesen traum. Es kahm ihr vor/ als wan sie einen fremden Vogel/ nicht wu- ste sie in was vor einem hause/ gesehen. Dieser Vogel war uͤberaus schoͤn von farbe/ und sahe fast aus/ als ein Habicht. In einem bauer saß ein junges Egiptisches Stoͤrchlein; welches er sehr lieb hatte/ und oft vor den bauer flog/ mit ihm zu spielen. Aber der bauer war rund umher zu/ und die tuͤhre so wohl verwahret/ daß er nicht hinein konte. Auch ward sie einer jungen Henne gewahr. Diese ging anfaͤnglich von ferne uͤm den Habicht heruͤm. Darnach kahm sie ihm immer naͤher und naͤher. Endlich bewiese sie ihm etliche liebeszeichen mit pikken. Der Habicht aber zweites Buch. aber kehrete sich an nichts. Er stellete sich/ als verstuͤnde er nicht/ was sie meinete. Alda be- fand sich auch ein alter Hahn. Wan dieser aus seinem Huͤhnerhause herfuͤr traht/ verlies die Henne den Habicht. Doch kahm sie straks wie- der/ so bald der Hahn den ruͤkken gewendet. Sie klukkerte/ sie kuͤrrete rund uͤm den Habicht her- uͤm. Sie pikte ihm erst nach den pfoten/ und dan nach dem schnabel. Endlich/ als er unbe- weglich/ und ihr lieblen gleichsam zu verschmaͤ- hen schien/ ergrif sie ihn mit dem schnabel beiden federn. Er aber ris sich loß/ und flohe darvon. Eben kahm der alte Hahn wieder herfuͤr. Dem lief die Henne/ mit des Habichts federn im schnabel/ straks entgegen. Eine guhte weile klukkerten sie miteinander. Ohne zweifel gab die Henne dem Hahne zu verstehen/ daß ihr der Habicht gewalt zu fuͤgen wollen. Dan der Hahn stellete sich/ nach langem geklukkere/ gantz er- grimmet an. Der kam/ der zuvor bleich gewe- sen/ war nunmehr gantz feurroht. In solchem erboßten wesen lief er dem Habichte nach/ und jagte sich so lange mit ihm heruͤm/ bis er ihn in ein kellerloch getrieben. Vor diesem loche hielt der Hahn drei stunden lang schildwache; damit der Habicht nicht darvon kaͤhme. Aber ein Leus jagte den Hahn vor dem loche weg; und erloͤsete also den Habicht/ der sich in einen Adler zu ver- aͤndern schien/ aus seiner gefaͤngnuͤs. Kaum hatte sich Semesse aus ihrem bette erho- ben/ als sie schon nach der Nitokris zimmer zueilete/ ihr diesen wunderseltzamen Traum zu erzehlen. Aber die Fuͤrst in kahm ihr zu vor. Ach! Semesse/ Semes- se! schriehe sie auf/ so bald sie die Jungfer erblikte. Ach! hoͤret doch/ was ich vor einen wunderlichen traum F ij ge- Der Assenat gehabt. Und eben damit begunte sie ihn zu erzehlen. Als er geendiget war/ da erzehlte die Kammerjungfrau den ihrigen auch. Beide stunden uͤber diese beiden treu- me bestuͤrtzt. Eine lange weile waren sie sprachloß. Die Fuͤrstin brach endlich in diese worte aus. Es seind/ sagte sie/ einerlei treume. Sie zielen auf einerlei selb- staͤnde. Doch der eurige ist dunkeler/ als der meinige. In diesem finde ich den ort/ und die zeit/ da seine bedeu- tung sol erfuͤllet werden: in eurem aber nicht. Ich sa- he alles in Potifars hofe geschehen: und zwar in zehen tagen; darauf noch drei tage folgeten. Damit war al- les zum ende. Ohne zweifel wird Assenat mit im spie- le sein: wo nicht auch Josef. Ohne zweifel werden die dreizehen tage dreizehen jahre bedeuten. Assenat ist itzund achtjaͤhrig/ aber nach dreizehen jahren wird sie im ein und zwanzigsten sein. Dieses jahr ist eben das- selbe/ das ihr die Goͤtter/ durch ihren Ausspruch/ zu ihrer vermaͤhlung mit dem fremden Herꝛn best immet. Was ich gestern aus der deutung des Goͤttlichen aus- spruchs/ und aus der erzehlung des Ebreers vom Jo- sef/ geschlossen; dasselbe wird ohne zweifel durch diesen meinen traum bekraͤftiget. Ja daß dieser mein traum gewislich wird wahr werden/ schliesse ich daraus: weil der eurige auf eben dasselbe zielet; zumahl weil wir beide treume an einem morgen/ und zu gleicher zeit gehabt. Wen sol aber/ fing die Kammerjungfrau an/ der Stier/ und das Faͤhrsichen/ mit der Hindin; ja was sol es/ daß der Stier in einen Krokodil sich ver- aͤndert/ bedeuten? Der Stier/ den ich sahe/ und euer Habicht bedeuten einerlei: so auch mein Faͤhrsichen/ und eure junge Egiptische Stoͤrchin; meine Hindin/ und eure Henne/ ja mein Krokodil/ und euer Leue des gleichen. Aber auf wen sie eigendlich zie- len/ und was es bedeutet/ daß mein Stier in einen Kro- zweites Buch. Krokodil/ und euer Habicht in einen Adler veraͤn- dert worden/ weis ich nicht zu sagen. Auch weis ich nicht/ worauf euer alter Hahn/ desgleichen ich in mei- nem traume nicht finde/ zielen sol. Ja was sol ich sa- gen? Diese beiden treume seind mir viel zu wunderlich/ und meinem verstande viel zu hoch. Wir muͤssen einen andern Traumdeuter suchen. Aber wo sollen wir ihn finden? Niemand wird hierzu geschikter sein/ als Jo- sef. Daruͤm kleidet euch straks an. Machet euch flugs faͤrtig/ und gehet zu ihm. Erzehlet ihm alle beide treu- me von stuͤklein zu stuͤklein. Aber in dem meinigen las- set Potifars hof/ und die zeit der zehen/ und drei tage weg: weil uns beides schon klahr genug ist/ also daß wir keinen ausleger darzu beduͤrfen. Semesse volbrachte diesen befehl alsobald. Josef stund eben in der tuͤhre/ da sie ankahm: Und die Jung- frauen/ zusamt der Mutter/ hatten sich in der Isis Goͤtzenhaus begeben/ ihren Goͤtzendienst zu verrichten. Daher war sie froh/ daß sie so eine gewuͤndschte gelegen- heit angetroffen/ den Josef allein zu sprechen. Sie gruͤßete ihn sehr freundlich: und er unterlies auch nicht/ ihr mit eben so freundlichem gegengrusse zu be- gegnen. Nach wenigen wortgepraͤngen diente sie ihm straks an/ daß sie/ ihrer Fuͤrst in wegen/ was geheimes mit ihm zu reden hette. Hierauf fuͤhrete sie Josef in den saal: da sie dan ihre worte straks also anbrachte. Meine Fuͤrstin/ sagte sie/ hat in der naͤchst verwichenen nacht einen Traum gehabt; und ich selbst zwar einen andern/ doch einen solchen/ der jenem in allen stuͤkken fast gleich ist. Weil nun diese zwee gleiche treume/ die uns beiden/ auch in gleicher zeit/ ja in einer stunde/ zu- gleich aufgestoßen/ was sonderliches bedeuten werden; so habe ich/ auf meiner Fuͤrstin befehl/ die kuͤhnheit ge- brauchen muͤssen/ ihn uͤm eine gruͤndliche auslegung derselben an zu langen. Hierdurch wird er nicht allein F ijj die Der Assenat die koͤnigliche Fuͤrstin/ die ihm ohne dis schon sehr hoch gewogen/ zur hoͤchsten gnade/ sondern auch mich selbsten zur hoͤchsten wilfaͤrtigkeit verpflichten. Josef begunte seinen kleinen verstand in dergleichen dingen straks vor zu wenden. Er entschuͤldigte sich aufs hoͤchste. Er suchte die allerersinlichsten ausfluͤchte. Er wiese sie zu den Priestern/ die darinnen weit mehr geuͤ- bet weren/ als er. Ja er schlug die Kaldeer vor/ derer taͤgliches handwerk es sei/ dergleichen geheimnuͤsse zu er- gruͤnden. Aber ie mehr er ausfluͤchte suchte/ ie mehr sie zufluͤchte fand. Je mehr er seinen verstand verkleiner- te/ ie groͤsser sie ihn machte. Ja/ sagte sie/ seine gestrige erklaͤhrung des Goͤttlichen ausspruches ist so unver- gleichlich guht und so fuͤrtreflich gewesen/ daß wir/ in einer so schweeren und wuͤchtigen sache/ zu niemand anders/ als allein zu ihm/ unsere zuflucht nehmen. Kein Priester/ kein Kaldeer/ ja niemand im gantzen Egipten hat eine so gruͤndliche/ eine so volkommene er- klaͤhrung uͤber gemelten Ausspruch tuhn koͤnnen/ als er. Und eben daruͤm haben wir auch von niemand/ als allein von ihm/ dergleichen auslegung unserer treume zu gewarten. Weil nun Josef sahe/ daß alle seine einwendungen nichts verfingen; so entschlos er sich endlich die Se- messe/ so viel ihm muͤglich/ zu vergnuͤgen. Ich ver- maͤrke wohl/ sagte er/ daß ich gestern meinen vorwitz/ aus unwitz/ alzubloß gegeben. Ich vernehme wohl/ daß meine alzumilde vermessenhelt ihre einbildung uͤberteubet. Dan ich sehe/ daß sie mich vor denselben helt/ der ich nicht bin. Ich befinde/ daß sie meinen ver- stand hoͤher schaͤtzet/ als er gelten kan. Ja ich spuͤhre/ daß sie mit gewalt von mir zu wissen begehret/ was ich nicht weis. Daruͤm/ solcher ihrer einbildung zu liebeln/ mus ich noch vermessener werden. Ihr zu gefallen werde ich ge- zwungen in einer angefangenen verwaͤgenheit/ die ich sonst zweites Buch. sonst vor einen fehler schaͤtze/ zu verharren. Ja was wil ich sagen? Das gebot der koͤniglichen Fuͤrstin ist mein spohren. Und so mus ich/ ob ich schon sonsten nicht wolte. Hier steht der befehl. Dem mus sich mein wil- le unterwerfen. Kan ich nicht taͤhtig/ so mus ich doch willig gehorchen. Und dieser so willige gehorsam wird die verwegenheit meiner taht entschuldigen: ja selbst der koͤnigliche befehl meinen fehler bedekken. Wan es ihr dan beliebt/ so laße sie mich vernehmen/ was sie ge- treumet. Hierauf erzehlete die Kammerjungfrau ihre Treu- me/ wie es ihr die Fuͤrstin befohlen. So bald sie aus- geredet/ fing Josef an. Beide Treume/ sprach er/ seind einerlei/ wie sie sagt: und daher uͤm so viel leichter aus zu legen. Dan einer erklaͤhret den andern. Auch was dem andern fehlet/ ergaͤntzet der andere. Der schoͤne junge Stier/ bedeutet einen schoͤnen Juͤngling: das junge Faͤhrsichen/ eine sehr zahrte Jungfrau/ die noch nicht volkoͤmlich erwachsen: die Hindin/ eine schoͤne hurtige Frau. Diese Frau wird in den Juͤng- ling sich verlieben. Sie wird ihn straͤhlen; aber er wird sie nicht achten. Und weil er ihr keine gegenliebe bezei- get; wird sie ihn/ aus zorne/ verfolgen/ ja gar ins ge- faͤngnuͤs bringen. Daß aber ein Krokodil den Stier aus dem fuͤnsteren loche erloͤset/ und der Stier darnach selbst als in einen Krokodil veraͤndert geschienen; sol- ches bedeutet/ daß ein Egiptischer Koͤnig den Juͤng- ling aus dem gefaͤngnuͤsse loß/ und gleichsam zum Koͤ- nige in Egipten machen werde. Dan der Krokodil ist der Egiptischen Koͤnige sinbild: welche sich auch selbst Faraonen/ das ist Krokodillen/ zu nennen pflegen. In dem ihrigen bedeutet der fremde Vogel/ der wie ein Habicht aussahe/ eben auch einen Juͤng- ling/ der fremde oder auslaͤndisch/ und schoͤn/ auch F iiij ei- Der Assenat eines fenrigen/ ja fast Goͤttlichen verstandes/ nach der eigenschaft des Habichts/ sein wird: die junge Egiptische Stoͤrchin/ eine noch junge Jungfrau/ die in Egipten gebohren: der wohl verwahrte Vogelbauer/ darinnen diese Stoͤrchin gesessen/ ein Kloster/ oder sonsten etwas/ darinnen sie/ in genauer verwahrung/ erzogen wird: die junge Henne/ eine junge Hausfrau; welche dem Juͤng- linge zuerst von ferne/ darnach in der naͤhe ihre liebe wird blikken laßen: der alte Hahn/ einen alten Eh- man; in dessen gegenwart die junge Frau nicht wird duͤrfen maͤrken laßen/ daß sie den Juͤngling liebet. In seinem abwesen aber wird sie ihm uͤm so viel mehr lie- beszeichen erweisen. Ja/ weil er weder mit liebesblik- ken/ noch mit lieblenden worten zur gegenliebe zu bewe- gen ist/ wird sie ihn endlich gar mit gewalt darzu ziehen wollen/ ihren willen zu volbringen. Er aber wird ihr entspringen. Hierauf wird die Frau den Juͤngling bei ihrem alten Ehliebsten/ aus uͤbermaͤßigem zorne wegen ihrer verschmaͤhung/ faͤlschlich anklagen/ und ihn bewe- gen/ daß er den Juͤngling gefaͤnglich wird setzen laßen: welches durch das jagen ins kellerloch angedeutet wird. Daß aber ein Leue/ als ein koͤnigliches tier/ den Hahn vor dem loche wegtreibet/ und den fremden Vogel/ der sich darnach gleichsam in einen Adler/ der auch ein koͤniglicher vogel ist/ veraͤndert; solches bedeu- tet/ daß ein Koͤnig den Juͤngling erloͤsen/ und in den koͤniglichen stand erhoͤben wird. Wan man nun diese beiden Treume/ deren der eine den andern/ wie ich gesagt/ sehr ahrtig erklaͤhret/ zu- sammenhelt; so kommet diese volkommene bedeutung heraus. Naͤhmlich es wird sich irgendwo ein jun- ger und schoͤner Auslaͤnder/ welcher/ gleichwie der Goͤttliche und der Sonne geheiligte Habicht/ eines feurigen geistes ist/ mit einem schoͤnen noch. un- zweites Buch. unmanbahrem Egiptischen Jungfreulein/ das man in scharfer aufsicht und genauer bewah- rung/ vielleicht in einem Kloster/ erziehet/ zu- sammen aufhalten; und dieses Jungfreulein lieben/ auch ihrer gegenliebe geniessen. Es wird aber eine Ehfrau/ die schoͤne/ jung/ und mun- ter/ auch desselben ortes/ da jene zween sich be- finden/ gebieterin ist/ darzwischen kommen/ und in den Juͤngling sich verlieben. Anfangs wird sie scheu tragen/ ihm solche liebe zu offen- bahren: und daruͤm zuerst von ferne ihm lie- beln; darnach immer naͤher und naͤher kom- men/ ihn straͤhlen/ ja selbst kuͤssen: bis sie end- lich/ wan sie ihre liebe verschmaͤhen siehet/ ihn mit gewalt zur unkeuschheit zu ziehen sich unter- fangen wird. Er aber wird ihr entreissen: und dadurch wird sich ihre liebe in zorn veraͤndern. Dieser zorn wird sie bewegen/ den Juͤngling bei ihrem Ehherꝛn faͤlschlich zu bezuͤchtigen: wel- cher ihn unschuldig ins gefaͤngnuͤs werfen/ und genau bewahren wird. Den Juͤngling aber wird endlich ein Egiptischer Koͤnig nicht allein aus dem gefaͤngnuͤsse erloͤsen/ sondern ihn auch gar in den Koͤnigsstand erhoͤben. Josef hatte diese Treume zwar sehr kluͤglich und gruͤndlich ausgedeutet. Aber er wuste gleichwohl nicht/ daß sie ihn selbsten so nahe angingen/ und daß der junge Stier und der fremde Vogel auf ihn zieleten. Er wu- ste nicht/ daß das junge Faͤhrsichen und die junge Egip- tische Stoͤrchin die lieblichschoͤne Assenat sei: derer Goͤttlichen ausspruch er gestern eben so deutlich erklaͤh- ret. Doch wuͤrde er es ohne zweifel/ wan man ihm in der Nitokris Traume nicht die zwei fuͤrnehmsten stuͤk- ke verschwiegen/ errahten haben. Dan da hette er des Potifars haus/ und die zeit der vermaͤhlung der F v As- Der Assenat Assenat/ als auch der erhoͤhung des Fremdlings in den Koͤnigsstaht/ wie sie beiderseits von den Goͤttern bestimt war/ unschweer gefunden. Weil nun dieses alles/ und noch darzu Josefs eigene Treume die Koͤ- nigliche Fuͤrstin wuste; so gab ihr ihre scharfsinnigkeit und staͤhtiges uͤberwegen dieser des Jofefs traumdeu- tung sehr wunderliche gedanken ein. Den gantzen tag betrachtete sie so wohl die treume selbsten/ als derselben deutung. Semesse muste ihr Josefs worte wohl hundert mahl wiederhohlen. Ein iedes legte sie auf die wageschahle ihres verstandes. Ein iedes deutwort schien ihr eine sonderliche verborgenheit zu begreiffen. Und also verstund sie wohl etwas: aber lange nicht alles. Inmittels kahm der abend herbei. Nitokris war eben aufgestanden zur tafel zu gehen/ als man ploͤtzlich an ihre tuͤhre klopfete. Ein reitender Bohte war von Heliopel angelanget. Dieser brachte der Assenat fol- gendes Schreiben an die lieb- und hold-seelige Semesse. I Hr liebstes brieflein empfange ich eben itzund. Nichts gebe ich zur antwort/ als ei- nen unsterblichen dank. Diesen verspreche ich mit hertz und feder. Es seind zwar stumme geluͤbde: doch wird sie die rede meines mundes bald be- kraͤftigen. Mein mund wird es ihr selbsten ins ohr/ ja ins hertze sprechen/ wie dankbar ich zu sterben gesonnen. Sie eile nur bald/ mir ihre ge- genwart zu goͤnnen. Ich verlange darnach. Ja ich verlange/ die volkommene Erklaͤhrung des Goͤt- zweites Buch. Der Assenat Goͤtterspruches aus ihrem munde zu hoͤren. Ist es muͤglich/ so finde sie sich morgen ein. Mor- gen erwarte ich ihrer. Druͤm seume sie nicht. Inmittels wil ich gleichwohl/ daß sie meinen Traum wisse: damit ich bei ihrer uͤberkunft/ desselben deutung erfahre. Diesen morgen/ da ich kaum halb schlummerte/ deuchtete mich in meines Herꝛn Vaters Hofe zu sein. Alda sahe ich ein fremdes schloßweisses tierlein; welches man ein Hårmlein nente. Dieses wolte meine Stiefmutter mit schlamme besudeln. Aber es war so behaͤnde/ daß sie es nicht erwischen konte. Letzlich be/ kahm sie es bei dem ende des schwantzes/ und wolte es mit gewalt in den koht druͤkken. Aber das Haͤrmlein ris so gewaltig/ daß es ihr nur ei- nen flausch haare in der hand lies/ und darvon flohe. Daruͤber erzůrnete sich meine Stiefmut- ter dermaßen/ daß sie das liebliche tierlein in ein fas einspuͤnden lies. Aber ein Leue sties mit dem kopfe dem fasse den bodem ein. Da kahm das Haͤrmlein heraus gesprungen/ und ward dem Leuen gantz gleich. Hiermit ward ich eben wak- ker. Siesehe zu/ daß sie bei dem schoͤnen Lerb- eignen die deutung erfahre. Sie vergesse es ja nicht. Bringt sie mir diese mit/ wird sie mir uͤm so viel angenehmer sein. Ich werde ihr/ und ihm danken/ so lange ich ahteme. Die Koͤnig- liche Fuͤrstin sei hertzlich gegruͤßet. Morgen sol Sie auch ein brieflein von mir empfangen. Un- terdessen befaͤhle ich sie den Goͤttern. Assenat. Dieses schreiben verursachte/ daß Nitokris von der tafel blieb. Semesse muste es ihr wohl zehn mahl vor- lesen; sonderlich des Freuleins Traum: welcher die deu- drittes Buch. deutung der ihrigen/ mit denen er fast gantz uͤberein kahm/ noch mehr bekraͤftigte. Es war zwar zimlich spaͤhte. Gleichwohl schikte die Fuͤrst in ihre Semesse straks zum Josef. Noch diesen abend wolte sie die deutung wissen: welche fast auf eben den schlag aus- fiel/ als der ersten zwee treume. Nur ward daß rein- weisse Haͤrmlein/ das/ seiner angebohrnen ahrt nach/ sein reines fel durchaus nicht besudeln wil/ auf einen eben so keuschen/ als schoͤnen fremden Juͤngling ausgedeutet. Weil nun Assenat so gar sehr nach der Semesse verlangte/ so faͤrtigte sie die Fuͤrstin noch diesen abend ab; damit sie mit dem fruͤhesten morgen aufsein moͤch- te. Sie legte ihr fast alle worte in den mund. Sie be- fahl ihr alles/ was sie reden/ und nicht reden solte. Auch geboht sie ihr/ auf alle gebehrden des Freuleins/ wan sie ihr dieses oder jenes erzehlete/ achtung zu geben; als auch auf alle ihre worte. Die solte sie fleissig anmaͤr- ken/ eigendlich behalten/ und ja nicht vergessen; damit man aus beiden der Assenat verborgneste gedanken ergruͤnden koͤnte. Dan die Fuͤrstin war begierig alles zu wissen/ auch was in des Freuleins hertzen verhohlen lag: welches/ wie sie wohl wuste/ seine meiste gedanken verschwieg/ und als ein heiligtuhm/ heimlich bewah- rete. Und hiermit wuͤndschte sie ihr gluͤk auf die reise. Der Der Assenat Der Assenat Drittes Buch. S Efira brante noch. Das feuer/ das vor etlichen tagen der schoͤne Leib- eigne in ihrem hertzen angezuͤndet/ war noch nicht verloschen. Daruͤm trug sie verlangen zu wissen/ wo er were. Daruͤm bemuͤhete sie sich/ ihn aus zu kundschaffen. In alle wuͤrts- håuser schikte sie ihre diener. An allen orten vernahm sie/ wo er geblieben. Etliche wochen lang lies sie ihn suchen. Endlich erfuhr sie/ daß ein Memfischer Kauf- man ihn bewahrete. Nicht lange konte sie ruhen. Straks muste sie fort. Sie setzte sich auf ihre praͤchtig- ste kutsche. Eben so pråchtig muste der nachtrab sein. In solcher pracht lies sie sich sehen. In solcher herlig- keit fuhr sie darnachzu. Gantz langsam musten die pfer- de gehen. Recht gegen dem schoͤnen Leibeignen uͤber wohnete ein Bildhauer. Vor dessen tuͤhre hielt sie stil. Sie be- gehrete seine Kunst zu besichtigen. Man muste ihr ein Bild nach dem andern vor den wagen zur schaue brin- gen. Aber es war ihr nicht zu tuhn/ diese leblosen Bil- der zu sehen. Josef lag ihr im hertzen. Dessen leben- diges bild begehrte sie zu schauen. Aber diese augenwei- de bekahm sie vor das mahl nicht. Der schoͤne Leibeigne war nirgend zu erblikken. Ihre hofnung zerschmoltz. Ihr verlangen war vergebens. Vergebens war ihr an- schlag: uͤmsonst ihr praͤchtiger aufzug. Und also muste sie unverrichteter sachen wieder nach hause. Des folgenden tages kahm sie noch viel praͤchtiger auf- ge- drittes Buch. Der Assenat gezogen. Sie saß zwar in eben demselben wagen: wel- cher von lauterem silber und golde flinkerte/ und von drei schneeweissen Pferden gezogen ward. Aber ihr schmuk und ihre kleidung war viel koͤstlicher/ als des vorigen tages. Die demanten/ die perlen/ die rubiene/ damit sie ihren leib gezieret/ waren unschaͤtzbar. Die kleider von weisser seide/ mit guͤldenen rosen und liljen durchwuͤr- ket/ gaben einen herlichen glantz von sich. Vor der brust/ welche sich mit zwee lieblichen schneehuͤgeln erhub/ trug sie einen busch rohter und weisser Rosen. Aller dieser zierraht machte ihren schoͤnen leib noch viel schoͤner. Und also saß sie auf ihrem wagen anders nicht/ als eine Als- goͤttin der liebe. Rund uͤmher lieffen die leibdiener/ auf das zierlichste gekleidet. Dieser ungewoͤhnliche schmuk der Sefira lokkete die einwohner in allen gassen/ da sie durchhin fuhr/ vor die tuͤhren. Die Jungfrauen im hause des schoͤnen Leibeigenen warden auch luͤstern diese so koͤstlich ge- schmuͤkte Fuͤrstin zu sehen. Josef hatte zwar keine lust einige schoͤne Frau an zu blikken. Er flohe sie vielmehr. Er verbarg sich vor ihren augen: damit ihr uͤppiger anblik ihn nicht verunruhigte. Gleichwohl lies er sich itzund von seinen Hausjungfrauen bereden mit vor die tuͤhre zu traͤhten. Eben kahm die Fuͤrstin an. Eben hielt sie vor dem Bildhauer stil. Straks lies sie die augen auf den Josef fallen. Straks veraͤnderte sich ihr gantzes wesen. Die roͤhte ihrer wangen verblich. Die rede ihres mundes entwich. Die bewegung aller ihrer glieder verging. Ja es war fast nichts bewegli- ches mehr an ihr/ als das auge. Dieses rollete im heup- te heruͤm/ als eine unruhe am uhrwerke. Es schos lau- ter flinkernde strahlen. Alle blikke waren struͤkke. Ein einiger traf tausend hertzen. Ein einiger machte tausend schmertzen. Sie lies zwar den Bildhauer rufen mit ihm zu reden. Aber ihre rede war ver- wuͤr- drittes Buch. wuͤrret/ ihre worte gebrochen/ ihre stimme gehaͤm- met. Als sie nun eine halbe stunde alda verharret/ fuhr sie wieder fort. So bald sie auf ihr Schlos gelanget/ er- zehlte sie dem Potifar: daß ein Kaufman in der stadt/ durch den dienst eines Ebreischen Juͤnglinges/ auch nur in wenig tagen am reichtuhme sehr zugenommen. Aber der ruf ginge/ daß man ihn diebischer weise aus Kanaan entfuͤhret. Daruͤm strafet/ sagte sie/ diese boͤse taht. Tuht dem Juͤnglinge recht. Nehmt ihn zu eurem Hofmeister. Ich weis/ der Ebreische Gott wird uns seegnen. Ja ich weis/ daß der himlische seegen bei ihm ist. Was er tuht/ das gelinget. Was er anfaͤnget/ volendet er mit lauter gluͤkke. Dieses gluͤk koͤnnen wir haben/ wan wir es nur annehmen. Es stehet bei euch. Wan ihr wollet/ werden wir gluͤklich sein: wir werden geseegnet sein: unser reichtuhm wird sich mehren. Potifar achtete zuerst diese worte wenig. Er schob es von einem tage zum andern auf. Und dieses zaudern machte seine Gemahlin gantz ungeduͤltig. Weil sie nun ohn unterlaß anhielt; so befahl er endlich den Kaufman vor gerichte zu fordern. So bald er erschie- nen/ sprach Potifar zu ihm: Wie komt ihr darzu/ daß ihr in das Ebreische land reiset/ den Eltern ihre kinder zu stehlen/ und verkauft sie darnach vor Leibeigne? Der Kaufman fiel nieder auf sein angesicht/ und baht uͤm gnade. Mein Herꝛ/ sagte er/ wessen er mich bezuͤchtiget/ darvon weis ich gantz nichts. Ich weis mich unschul- dig/ und rein in meinem gewissen. Das verhelt sich nicht also/ fuhr Potifar fort. Wie komt ihr dan an den Ebreischen Juͤngling/ den ihr in eurem hause ha- bet? Der Kaufman antwortete: die Ismaeler haben ihn in meiner verwahrung gelaßen/ bis sie wiederkom- men ihn ab zu hohlen. Aber Potifar gleubte ihm nicht; und befahl ihn zu steupen. Unterdessen lies er G auch Der Assenat auch den Josef hohlen. Den fragte er: Bistu frei/ oder leibeigen? Josef antwortete: Ich bin ein Leib- eigner. Der Fuͤrst fragte weiter: Wessen Leibeigner bistu? Josef gab wieder zur antwort: der Ismaeler. Wie bistu dan ein Leibeigener worden? fuhr der Fuͤrst fort. Josef gab ihm zu verstehen: daß ihn die Ismae- ler im Kananeischen lande gekauft. Potifar aber wolte auch dieses nicht gleuben. Daruͤm befahl er den Josef gefaͤnglich zu bewahren/ bis die Ismaeler wie- derkaͤhmen. So bald aber Sefira erfuhr/ daß Potifar den schoͤ- nen Leibeignen gefaͤnglich eingezogen/ sprach sie zu ihm: waruͤm setzt ihr einen gestohlenen Freien gefangen? Es were besser/ daß man den edelen Juͤngling loß liesse/ und euch geisselte. Waruͤm nehmt ihr ihn nicht lieber zu eurem Haushalter? Der Fuͤrst antwortete: es ist bei den Egiptern nicht gebreuchlich/ eines andern guht/ ohne bewiesene rechtmaͤßige uhrsache/ weg zu nehmen. Und also muste Josef gefaͤsselt bleiben: nachdem er drei mohnden/ und fuͤnf tage bei dem Kaufmanne ge- wesen. Auch brachte er in solchem elende noch vier und zwanzig tage zu/ ehe die Ismaelischen Kaufleute wieder kahmen/ und ihn loß machten. Diese hatten gehoͤret/ daß Jakob sein Vater uͤm Josefs willen sehr betruͤbt sei. Daruͤm sprachen sie zu ihm: waruͤm habt ihr uns gesagt/ daß ihr ein Leibeigener weret? da doch euer Va- ter ein maͤchtiger Man ist in Kanaan; dem es sehr zu hertzen gehet/ daß ihr verkauft seid. Josef hette gern geweinet. Aber er enthielt sich. Und damit er seine Bruͤder nicht beschaͤmete/ gab er zur antwort: man hat euch unrecht berichtet: ich bin ein Leibeigener. Hierauf berieten sich die Kaufleute/ wo sie ihren Leibeignen am besten verkauffen solten; damit es sein Vater nicht erfuͤhre. Dan sie fuͤrchteten sich vor Ja- kob. Sie befahreten/ er moͤchte sich an ihnen raͤchen. Sie drittes Buch. Sie wusten/ daß er groß geachtet war vor Gott und Menschen. Unterdessen hielt Sefira bei ihrem Ehherꝛn stark an/ daß er den schoͤnen Leibeignen kauffen solte. Dan ich hoͤre/ sagte sie/ daß sie ihn wieder verhandeln wollen. Potifar schikte straks hin/ und lies fragen: wie hoch sie ihn hielten? Weil er aber zu teuer war/ zerschlug sich der kauf. So bald es Sefira verstund/ sandte sie selbst einen andern ihn zu kauffen; mit befehl/ daß er kein geld ansehen solte. Dieser kaufte ihn vor achtzig goldguͤlden: wiewohl er seine Fuͤrstin berichtete/ er hette hundert gegeben. Und also gelangte Josef in Poti- fars schlos. Sefira hatte nunmehr ihren wundsch erlanget. Nie- mand war froher/ als sie. Niemand war vergnuͤgter/ als sie. Josef muste straks auf das schoͤnste gekleidet sein: nicht als ein Leibeigener. Als ein Hofjunker mu- ste er gehen. Alle neue trachten/ die am Koͤniglichen hofe aufkahmen/ muste er haben. Auch brachte sie bei ihrem Herren so viel zu wege/ daß er ihn nicht als einen Leibeignen/ sondern als einen Freien zu halten befahl. Und Josef selbsten wuste sich bei dem Fuͤrsten so be- liebt zu machen/ daß er ihn endlich anders nicht/ als sei- nen eignen Sohn/ liebete. Er bestelte ihn zum Hof- meister. Er befahl ihm das gebiet uͤber alle seine Leib- eigene. Ja er setzte ihn zuletzt gar uͤber sein gantzes haus. Damit er aber zu solcher bestallung uͤm so viel geschikter were: so lies er ihn auch in aller Egiptischen weisheit unterrichten. Man muste ihm die geheime Bilder- schrift eroͤfnen: darinnen alle Wissenschaften und Kuͤnste verborgen lagen. Man muste ihm alles zeigen/ was sonsten niemand/ als den Priestern/ zu wissen ver- goͤnnet. Und also kahm Josef in kurtzem so weit/ daß er sich nicht entziehen durfte mit den allergelehrte- sten im gantzen Egipten an zu binden. Ja nicht allein dieses/ sondern auch seine sonderliche guhtahrtigkeit/ G ij und Der Assenat und angebohrne fuͤrtrefliche geschikligkeit brachte ihn in großes ansehen. Seine liebseelige freundligkeit ge- wan iedermans liebe. Seine holdreiche bescheidenheit lokte iederman zur gunst. Um seiner demuht willen ward er von iederman geehret. Ja er zog durch seine Tugenden aller gemuͤhter an sich. Selbst die allerhaͤr- testen hertzen warden ihm gewogen. Selbst die aller- rausten Menschen wardem ihm geneugt. Selbst die allerunbaͤndigsten Leibeigenen machte er zahm. Sie taͤhten alles/ was er wolte. Sein wink war ihr befehl. Man war sonst gewohnet die Leibeignen mit schlaͤgen zur arbeit zu treiben. Aber hier war es nicht noͤhtig. Josefs liebreiche ermahnung richtete mehr aus/ als alle schaͤrfe. Eines seiner guhten worte galt mehr/ als sonst tausend fluͤche/ ja tausend schlaͤge. Dieses alles sahe die verliebte Sefira. Und daruͤm ward sie ie mehr und mehr verliebt. Auch gab sie diese liebe dem Josef/ durch tausend verliebte blikke/ gnug- sam zu verstehen. Anfangs sahe sie ihn von ferne mit spielenden augen an. Dan naͤher durfte sie nicht kom- men. Schaam und furcht/ die zwei groͤsten hindernuͤs- se der liebe/ stunden ihr im wege. Sie schaͤhmete sich mit worten ihre liebe zu entdekken. Die bloͤdigkeit ihrer acht- zehenjaͤhrigen jugend hielt sie zuruͤk. Sie fuͤrchtete sich vor ihrem Ehliebsten. Sie befahrete sich/ ihre leute moͤchten es maͤrken. Und also wuste sie keinen raht. Ob sie schon ihrem Josef von weitem so viel hertzent- zuͤkkende blikke gab; ob sie ihm schon von ferne so man- che liebesseuftzer zuschikte: so trafen doch alle diese feu- rige liebesbohten nur ein kaltes hertz an. Josef wolte ihre stumme bohtschaft nicht verstehen/ ob er sie schon verstund. Seine gebuhrtsahrt blieb im gluͤk und un- gluͤk unveraͤndert. Seine Tngend behielt er/ wie sie ihm angebohren. Hingegen wuchs ihre liebe ie laͤnger ie mehr. Ihr hertz brante liechterloh. Es stund in vollen flam- drittes Buch. flammen. Diese konte sie nicht laͤnger ertragen. Un- muͤglich war es sie zu verbaͤrgen. Ausdruͤklich durfte sie dem Josef nichts anmuhten. Sie war noch zu bloͤ- de. Sie schaͤhmete sich ihr anliegen heraus zu sagen. Zudem fuͤrchtete sie sich auch/ sie moͤchte es so grob ma- chen/ daß es ihr gesinde maͤrkte/ ja ihr Ehherꝛ selbsten gewahr wuͤrde. Und daruͤm erdachte sie diesen liebes- rank. Erstlich wolte sie/ durch die allerersinlichsten lie- besbezeugungen/ in ihrem Ehliebsten ein so festes ver- trauen zu ihrer tugend erwekken/ daß er nachmahls nichts boͤses/ wie boͤse sie es auch machte/ von ihr argwaͤh- nen koͤnte. Wan sie dieses vorteil gewonnen; so wolte sie hernach trachten auch den Josef zu gewinnen. Sol- ches koͤnte sie alsdan uͤm so viel sicherer tuhn. Fragte er nicht nach ihren guhten worten; so muͤste er wohl ih- rem befehle gehorchen. Also bekahm Potifar die kuͤsse/ die allein auf Josef zieleten. Also genos er die liebe/ die einem andern zu- gedacht war. Dan Sefira lies ihm itzund mehr liebes- zeichen blikken/ als sie iemahls zu tuhn vermeinet. Und damit sie solches uͤm so viel anmuhtiger taͤhte: so nahm sie der zeit wahr/ wan sie gegen den Josef am heftig- sten entzuͤndet war. Wan sie die groͤsten liebesschmer- tzen fuͤhlete/ hertzete sie den Potifar am allermeisten. Wan Josef ihr hertz am meisten besaß/ nahm sie den Potifar am hertzlichsten in den arm. Solcher gestalt stahl sie dem Potifar das hertz. Durch diese scheinlie- be betoͤhrete/ ja bezauberte sie ihn so gar/ daß er sie vor die allerehrlichste fraue hielt/ die der erdbodem iemahls er- blikket. Als nun Sefira sahe/ daß ihr dieser listgrif so wohl gelungen; so vermeinte sie ihr gewuͤndschtes end- ziel eben so gluͤklich zu erreichen. Ihren Ehherꝛn hatte sie in den schlaf gewieget: sein mistrauen aus dem we- ge geschaffet: seine eifersucht gedaͤmpfet. Und also war G iij sie Der Assenat sie seinetwegen gantz sicher. Nun trachtete sie auch die liebe/ die Josef in ihrem hertzen erreget/ mit dem rech- ten laabsaale zu saͤttigen. Und zu dem ende kahm sie von der ferne zur naͤhe: von den liebesblikken/ und seufzern zum kuͤssen. Des nachts ging sie vor sein bette/ als wan sie ihn hette besuchen wollen. Sie stellete sich/ weil sie kinderloß war/ als wan sie ihn vor ihren sohn hielte. Unter dem scheine uͤmhaͤlsete sie ihn. Sie hertz- te ihn/ als eine Mutter. Josef dachte noch kein arges. Vielmehr hatte er mitleiden mit ihr. Er baht Gott/ daß er ihr einen Sohn gebe. Ja er bemuͤhete sich einige Artzneien zu finden/ welche der Frauen fruchtbahrkeit befoͤrdern. Er nahm die wurtzel vom Knabenkraude. Die duͤrrete er/ und sties sie klein. Hierzu maͤngete er noch andere artznei- mittel/ die zum Kinderzeugen dienlich. Als sie nun wie- derkahm/ ihm ihre muͤtterliche liebe/ wie sie sich stellete/ zu beweisen; da gab er ihr diese Artznei. Er wiese ihr auch zugleich das Knabenkraut/ samt der wurtzel. Diese wurtzel/ sagte er/ ist das fuͤrnehmste/ das ich zu hiesiger Artznei genommen. Sie ist sonderlich guht zum Kinderzeugen: zuvorauswan man ein Knaͤblein begeh- ret. Die euserliche gestalt der wurtzel zeiget es an. Dan die Natur hat vielen Kreutern/ auch andern gewaͤch- sen ein solches euserliches kenzeichen gegeben. Darbei kan man zur stunde sehen/ wozu sie guht seind. Er hat- te noch zwei andere kreuter mit aus dem garten genom- men. Diese lagen eben vor seinem bette. Sie sehe hier/ sagte er: Dieses kraut hat eine wurtzel/ wie ein hertz ge- bildet. Daruͤm ist sie auch vor alle krankheiten des her- tzens guht. Daruͤm wuͤrd es auch Hertzwurtz genen- net. Und hier liegt noch ein anderes; welches Zahn- kraut heisset: weil es bluhmen/ als zaͤhne gebildet/ traͤ- get; und daher auch vor die zufaͤlle der zaͤhne dienet. Ich habe gesehen/ redete Josef ferner/ daß sie uͤber ihr drittes Buch. Der Assenat ihre unfruchtbarkeit betruͤbt ist. Sie wird/ naͤchst der huͤlfe Gottes/ den ich fleissig daruͤm bitten wil/ wohl be- fruchtet werden. Sie habe nur einen guhten muht. Sie traure nicht. Sie brauche dieses mittel. Sie wird mit einem jungen Herꝛlein erfreuet werden/ ehe sie sich dessen versiehet. Ach! fing sie ihm das wort auf/ wo solte die- se freude herkommen? Woher sol ich ein Soͤhnlein ge- baͤhren? Mein Herꝛ ist ein alter/ beinah sechzigjaͤhriger Fuͤrst. Das Kinderzeugen ist ihm vergangen: die lust selbsten darzu. Von ihm ist nichts zu hoffen. Kan man von heerlingen wohl weinbeere pfluͤkken? Kan man aus leerem strohe wohl Korn draͤschen? Es ist alles uͤm sonst. Meine Frau sei getrost/ fing Josef hierauf an. Sie verzweifle nicht. Beides/ das ihrem Herren vergangen/ wird sich wohl wieder finden. Sie rufe nur eifrig zu Gott/ und brauche darbei dieses mittel. Eben als Josef diese worte redete/ ward eine tuͤhre uͤber seiner schlafkammer eroͤfnet. Das geknarre hoͤre- ten sie gantz eigendlich. Darzu vernahmen sie einen schleichenden gang. Dieses verursachte/ daß die Fuͤr- stin/ mit der Artznei/ eilend aus der Kammer lief. Ja sie lies selbst das licht stehen/ und lief im dunkelen. Dan sie befahrete sich/ sie moͤchte verrahten werden. Man kan ihm leichtlich einbilden/ mit was vor gedanken sie vom Josef geschieden. Wir wollen ihre verraͤhter nicht sein. Wer alhier ihre reden/ die sie dem Josef zur antwort gegeben/ lieset/ wird sie selbsten unschweer errahten. Mitlerweile erfuhr Nitokris/ daß Potifar den Josef ins gefaͤngnuͤs geworfen/ und hernach gar gekauft. Nun sahe sie den schoͤnen Leibeigenen in Po- tifars Schlosse. Sie sahe ihn bei einer jungen wohlluͤ- stigen Fraue. Daruͤber schoͤpfte sie seltzame gedanken. Hier/ dachte sie/ wird es auf die bedeutung unserer treu- me ausdrehen. Hier haben wir nun den jungen Stier und drittes Buch. und den fremden Vogel/ das Faͤhrsichen und die junge Stoͤrchin/ mit der Hindin und jungen Henne/ samt dem alten Hahne/ beisammen. Hier wird nun der As- senat Stiefmutter das reinweisse Haͤrmlein zu besu- deln trachten. Hier ist der ort der Schauburg. Hier seind die Schauspieler schon alle beieinander. Nun wird das Schauspiel beginnen. Es wird langsam ge- spielet; und der anfang mit freuden gemacht werden. Das mittel nach dem ende zu wird traurig; aber das ende selbst sehr erfreulich und gluͤklich sein. So lange mus es waͤhren/ bis Assenat recht volkoͤmlich wird er- wachsen sein. Also hat es der Himmel versehen. Die Goͤtter haben es also beschlossen. Eben als Nitokris in diesen gedanken fortfahren wolte/ ward sie/ durch ein hastiges klopfen an ihres Zimmers tuͤhre/ gestoͤhret. Semesse kahm ihr an zu dienen/ daß der schoͤne Leibeigene da sei/ sie zu sprechen. Geschwinde sprang die Fuͤrstin auf. Geschwinde lief sie fort/ die tuͤhre selbsten zu eroͤfnen. So bald sie den Jo- sef erblikte/ reichte sie ihm die hand zu/ und zog ihn al- so in ihr zimmer. O ein seltzamer/ doch lieber Gast! waren ihre erste worte. Und hierauf boht sie ihm straks/ mit eigener hand/ einen stuhl sich nieder zu laßen. Aber Josef neugte sich zur erden nieder. Er weigerte sich diese unhoͤftigkeit zu begehen. Und Nitokris lies nicht nach. Nicht eher wolte sie ein wort hoͤren/ er hette sich dan zuvor gesetzet. So wil ichs dan tuhn/ fing er an/ nur ihrer Hoheit befehle zu gehorchen. Sonsten hette ich meine bohtschaft lieber auf den knichen/ wie es mir alhier geziemen wil/ verrichtet. Als sie sich nun beide niedergelaßen/ fragte die Koͤ- nigliche Fuͤrstin alsobald/ was er guhtes braͤchte? Josef gab zur antwort/ daß ihn seine gnaͤdige Fuͤrstin abgesandt/ Ihrer Koͤniglichen Hoheit derselben unter- taͤhnige pflicht an zu melden/ und darbei zu vernehmen/ G v ob Der Assenat ob es Ihr gelegen kaͤhme einen besuch auf ein halbes stuͤndlein von ihr zu empfangen. Der Nitokris ge- genantwort war diese. Wan seine Fuͤrstin/ sagte sie/ belieben traͤget/ ihre Dienerin derselben ansprache zu wuͤrdigen; so mag sie solches wohl unangemeldet tuhn. Ihr besuch komt mir niemahls ungelegen. Ich bin zu ihren diensten allezeit bereit. Dieses kan er ihr/ mit an- bietung meiner gegenpflicht/ aus meinem eigenen mun- de vermelden. Hierbei bleibt es. So gesagt/ so getahn. Auf diese worte erhub sich Josef seinen abschied zu nehmen. Aber Nitokris wolte ihn nicht laßen. Nein/ nein! sagte sie/ er mus so bald nicht von mir eilen. Das gluͤk seiner gegenwart zu geniessen/ hat uns/ ich weis nicht was vor ein ungluͤk/ misgoͤnnet. Der himmel boht uns dasselbe zwar erst an: aber es ist nunmehr in seiner Fuͤrstin/ meiner Frau Muhme/ schoß gefallen. Diese hat ihn ja sonsten allezeit vor ihren augen. Daruͤm wird und kan sie ja nicht schaͤhl sehen/ wan ich ihr seine so liebe gegenwart nur auf ein vierteilstuͤndlein entziehe. Eine so stachlichte rede beantwortete Josef anders nicht/ als mit einer keuschen roͤhte/ die auf seinen wan- gen ploͤtzlich herfuͤrbrach. Die Koͤnigliche Fuͤrstin er- blikte diese stumme antwort alsobald. Daruͤm trachte- te sie ihn aus der stillen schaam in ein munteres wesen zu setzen. Vorerst bedankte sie sich vor die muͤhwaltung/ die er/ in auslegung der neulichen Treume/ ihrentwe- gen auf sich genommen. Sie priese seinen so fuͤrtrefli- chen verstand in dergleichen dingen. Sie boht ihm ihre gnade so volkoͤmlich an/ als sie ein mensch iemahls von ihr zu hoffen. Ja er solte das einige augenmaͤrk aller ihrer gunst sein. Das sagte sie ihm mit hertz und mun- de zu. Das beteuerte sie mit einem hohe eide. Darnach fragte sie: wie es ihm bei Fuͤrst Potifarn gefiele? Josef gab zur antwort: Ich kan nicht anders sagen/ als wohl. Er helt mich nicht allein vor keinen Leibeige- nen/ drittes Buch. nen/ wie Ihre Hoheit siehet; sondern auch selbst als sei- nen leiblichen Sohn. Wie koͤnte ichs besser wuͤndschen? Was koͤnte ich mehr begehren? Und so bin ich in mei- nem ungluͤkke gluͤklich. Ich bin ein Leibeigener/ und doch auch keiner. Ich lebe frei. Ich habe mehr zu ge- bieten/ als mir gebohten wird. Ja hierbei habe ich itzund noch dieses gluͤk/ daß ihre Hoheit meine wenig- keit so hoch ehret/ und so hoch erhoͤbet/ daß mir meine bewuste unwuͤrdigkeit eine schaamroͤhte daruͤber ins ge- sichte treibet. Das tuht eine Fuͤrstin/ die so hoch geboh- ren ist/ daß sie unter allen Egiptischen Fuͤrst innen den vorzug besitzet. Die Koͤnigliche Fuͤrstin selbsten/ die der Himmel erkohren den Egiptischen Reichsstab zu fuͤh- ren/ erweiset mir diese hohe gnade. Ja was noch mehr ist/ diese hohe und große Fuͤrstin erniedrigt und verklei- nert sich selbsten so gar/ daß sie mir/ da ich doch nur ein elender Leibeigener bin/ bei ihrem Koͤniglichen eide/ ver- spricht ihre gantze gunst uͤber mich unwuͤrdigen aus zu schuͤtten. Und also bin ich nicht allein gluͤklich bei meinem Herꝛn; sondern auch bei andern/ uͤber mein verdienst. Ich bin gluͤklich innerhalb hauses. Gluͤk- lich bin ich ausserhalb. Wie solte mir dan dieser mein itziger zustand/ den das gluͤk allenthalben uͤmgiebet/ nicht gefallen? Aber wie solche so uͤber die maße hohe gnade uͤm ihre Hoheit ich elender Leibeigner verdienet/ weis ich nicht. Noch viel weniger weis ich in meinem armen vermuͤgen einen dank zu finden; dadurch ich sol- ches/ in untertaͤhnigst er gehorsamkeit/ der gebuͤhr nach erkennen koͤnte. Josef wolte fortreden. Aber Nitokris fing ihm das wort auf. Die ehre/ sagte sie/ die ich ihm erweise/ ist schlecht. Die gunst/ die ich ihm angelobet/ ist eben so unschaͤtzbar: weil ich sie ihm nicht erzeigen kan/ wie ich von hertzen wuͤndsche. Zudem verdienet seine geschiklig- keit viel mehr. Seine Tugend ist mehr ehre waͤhrt. Sie Der Assenat Sie uͤberwaͤget aller menschen gunst. Und ich weis ge- wis/ weil er sich selbsten so gar erniedriget/ daß ihn die Goͤtter aufs hoͤchste erhoͤhen werden. Wer sich selbst er- hoͤhet/ wird erniedriget. Wer sich selbst erniedriget/ wird erhoͤhet. Das ist ein unveraͤnderliches gesetze des Himmels. Die Demuht hat einen guͤldenen bodem. Sie bluͤhet immerdar. Sie bringet immerdar fruͤchte. Wer diese tugend liebet und haͤget/ der wird ihrer fruͤch- te geniessen. Es kan ihm nicht fehlen. Er mus endlich steigen. Ist es nicht heute/ so ist es morgen. So hat es der Himmel beschlossen. Dieser schlus stehet fest. Er stehet in den haͤrtesten marmel gegraben. Der finger des allerhoͤchsten Gottes hat ihn selbst darein geetzet. Hingegen hat der Hochmuht einen bleiernen grund. Ja dieser grund stehet auf einem sumfichten bodem. Er bluͤhet zwar auch eine weile. Aber seine bluͤhten fal- len ploͤtzlich ab. Dan verwehet sie der wind. Der regen vereitelt sie. Die fruͤchte/ die er traͤget seind nichts: ja weniger/ als nichts; weil das unzeitige abfallen der bluͤßen ihren wachstuhm haͤmmet. Daher ist es/ daß der hochmuͤhtige so ploͤtzlich vergehet. Wan er vermei- net am gewissesten zu stehen/ faͤllet er uͤber einen hauffen/ ja versinket in dem tiefsten mohrast des Hoͤllischen ab- grundes. Und also ist der Demuht das steigen/ dem Hochmuhte das fallen bestimmet. Jene ziehet der Him- mel/ und diesen der Abgrund zu sich. Und ob schon der Hochmuht auch nach dem Himmel zusteiget/ ja uͤber alle Himmel hin zu steigen sich vermisset; so wird er doch/ in solcher seiner vermessenheit/ uhrploͤtzlich herun- ter gestuͤrtzet. Rasch faͤllet er zu bodem. Geschwinde verschlinget ihn die tiefe. Da findet er sein ewiges grab. Da verbuͤrget ihn die grust der vergessenheit fuͤr und fuͤr. Die koͤnigliche Fuͤrstin wolte den schlus dieser worte auf den Josef ziehen. Auch wuͤndschte er selbsten/ daß er drittes Buch. er ihr laͤnger zuhoͤren moͤchte. So wohl gefielen ihm ih- re reden. Dis war seines hertzens lust und freude. Aber Semesse muͤßigte sie darvon ab. Sie uͤberreich- te ihr einen brief von der unvergleichlichen Assenat. Und diesen Nahmen nennete sie/ daß ihn Josef hoͤre- te: den sie zugleich seitwaͤrts anblikte. Zur stunde brach Nitokris den brief auf. Josef aber begehrte erlaub- nuͤs seinen abschied zu nehmen: den er auch bekahm. Und die Fuͤrstin ging mit ihm bis an die treppe. Ja sie befahl der Semesse ihn hinunter/ bis auf den schlos- platz/ zu begleiten. Im hinabgehen rief sie noch hinter dem Josef her/ daß er nicht vergessen solte sie oft zu be- suchen. Aber dieses besuchen ward ihm bald verbohten. Dan Sefira hatte ihn itzund/ durch einen sonderlichen kuͤtzel getrieben/ zur Nitokris geschikt. Sie wolte ihr nur sehen laßen/ daß der schoͤne Leibeigne nunmehr in ihren haͤnden sei. Nitokris solte wissen/ daß Sefira gluͤklicher sei/ als sie/ und der gantze Koͤnigliche hof. Aber hinfort ward ihm keine bohtschaft mehr an das Koͤnigliche Frauenzimmer befohlen. Ja Sefira war so eifersuͤchtig/ daß er sich/ wan sie von ihren Freundin- nen besucht ward/ kaum durfte sehen laßen. So bald Josef zuruͤk kahm/ fragte seine Fuͤrstin scharf nach/ was die Koͤnigliche Fuͤrstin mit ihm gere- det. Er aber sagte ihr nichts mehr/ als was zu sagen dienete. Nur allein priese er ihre ausbuͤndige hoͤfligkeit. Er lobte ihre große demuht. Hierzu fuͤgte er/ daß sie ihm weit mehr ehre angetahn/ als er wuͤrdig. Er hette sie gern noch weitleuftiger geruͤhmet. Aber er muste mit ihrem ruhme kaͤrklicher verfahren/ als er gesonnen. Weiter durfte er sich nicht herauslaßen/ aus furcht/ er moͤchte seine Fuͤrstin zur schaͤhlsichtigkeit erwekken. Sefira stellete sich euserlich/ als wan ihr das lob/ das er der Nitokris/ wiewohl sehr spahrsam/ und weit un- ter ihren verdienst/ zugeschrieben/ sehr wohl gefiele. Aber im Der Assenat im hertzen dachte sie viel anders. Und in solchen gedan- ten begab sie sich nach hofe. Mitlerweile verrichtete Josef seine geschaͤfte. Er trieb das gesinde zur arbeit: besichtigte den neuen Gar- tenbau: taͤht anordnung/ wie die felder solten abgemaͤs- sen/ und eingeteilet werden. Zu dem ende nahm er die maͤs schnuhr selbsten zur hand. Recht in der mitte ordne- te er einen runten Kreus an. Da lies er acht besondere felder/ auch in die runte heruͤm/ von gleicher groͤsse ma- chen; fast eben auf die weise/ wie der Egipter Gluͤks- rad pflegt abgebildet zu sein. In iedes feldes mitte ward dasselbe bild/ das alda im gemelten Gluͤks- oder Wahr- sager-kreuse stehet/ aus weissen marmel gehauen/ auf einen steinern fuß gesetzt: aber in des gantzen Kreuses mitte das bild der feuchtigkeit/ der Nielgoͤtze Kano- pus/ in gestalt eines wasserspruͤhenden dikbeuchichten Kruges/ mit eines menschen angesichte obenauf. Zur rechten hand des Kreuses solte Momft/ der Fluht- goͤtze/ stehen: zur linken aber Omft/ der Ebbegoͤtze. Weiter hin ward Osiris/ und Isis/ ein iedes in ein besonderes feld/ gestellet. Jener solte die Sonne/ und diese die Erde abbilden. Voran solte Orus/ das sin- bild des fruchtbahren gewitters/ und der waͤchter Anu- bis stehen. Noch andere dergleichen bilder warden/ auf Potifars befehl/ hier und dar in die gartenbette ge- setzt. Unter denen war auch die so genente Zahara/ oder Sahare: welche die Egipter als eine Goͤttin der Schoͤnheit und Liebe ehreten. Ohne zweifel zieleten sie damit auf Abrahams Fraue/ die wunderschoͤne Sa- ra: darein sich ehmahls der Egiptische Koͤnig Tau- tis verliebte. Alle diese bilder warden von den kuͤnst- lichsten Bildhauern aus schneeweissem marmel auf das schoͤnste gehauen. Josef ordnete sie alle/ wie und wo sie stehen solten. Auch lies er hier und dar aller- hand Lustbeume setzen. Naͤhmlich Zitronen- und Gra- naten- drittes Buch. Der Assenat naten-beume/ Goldaͤpfel- und Balsam-beume/ Sant- und Dattel-beume/ als auch Mirten und schwartze Zimtbeume/ derer bluͤßen einen lieblichen geruch von sich geben. Von den Dattelbeumen lies er zwee und zwee/ naͤhmlich ein Weiblein und Maͤnlein/ beieinan- der setzen/ und beider zakken zusammenflechten: dan sonsten bringen sie keine frucht. Die Egiptische Feigen- beume/ die Brustbeerenbeume/ und dergleichen mehr warden laͤngst den Lustgaͤngen hin gepflantzet. Mit dieser gartenarbeit lieffen etliche wochen hin. Josef wendete seinen muͤglichsten fleis an alles aufs beste zu bestellen; damit sein Herꝛ lust und nutzen/ er aber lob und ehre darvon hette. In solcher zeit war er gar wenig auf dem schlosse. Und wan er schon dahin kahm/ seiner andern geschaͤfte wahr zu nehmen/ hatte er seine gedanken doch meist im garten gelaßen. Also muste Sefira/ in aller dieser zeit/ seiner gegenwart missen. Also konte sie seines angenehmen gespraͤches sehr selten geniessen. Und ob er schon des nachts auf dem schlosse schlief: so durfte sie sich doch nicht mehr erkuͤhnen vor sein bette zu kommen. Sie muste sich vor den Leibeignen fuͤrchten/ welche uͤber seiner Kammer schlieffen. Das neuliche knarren der tuͤhre hatte sie schuͤchtern gemacht. Sie fuͤrchtete/ man moͤchte sie be- schleichen. Sie befahrete das gesinde in argwahn/ und sich in verdacht und boͤse nachrede zu bringen. Bei so beschaffener sache wuste sie keinen raht ihre liebe zu ver- gnuͤgen. Ihrem Ehherꝛn allein noch laͤnger uͤm den mund zu gehen/ war ihr alzu verdrieslich. Sie lies sich beduͤnken/ daß sie ihn schon genug gewonnen. Sie urteilte/ daß sie ihm das mistrauen/ das er etwan aus ihrem uͤmgange mit dem Josef/ hette schoͤpfen koͤnnen/ nun gantz benommen. Doch gleichwohl durfte sie die angefangene scheinliebe nicht sinken laßen. Gefaͤhrlich war es so ploͤtzlich nach der rechten scheibe zu zielen/ und der ersten den ruͤkken zu kehren. In drittes Buch. In so seltzamen zustande befand sich diese verliebte Fuͤrstin lange zeit/ ja etliche jahre/ ehe sie gelegenheit finden konte/ oder nehmen durfte/ dem Josef ihre liebe offenhertzig zu entdekken. Mitlerweile gelangete der neu- angelegte Garten zu seiner volkommenheit. Potifar trug belieben ein gastmahl darinnen an zu stellen. Hier- auf warden die fuͤrnehmsten Herren des Reichs gela- den. Diese fanden sich ein. Sie machten sich lustig. Sie waren guhter dinge. Potifar selbst war so froͤh- lich/ als ihn Josef noch nie gesehen. Und mitten in dieser froͤligkeit erzehlte er seinen Gaͤsten/ was ihm Josef gefrommet. Er priese seine geschikligkeit. Er lobte seinen verstand. Er erhub seine tugenden bis an den himmel. Ja/ sagte er/ ich habe meinen Josef so lieb/ und darf mich auf ihn so wohl verlaßen/ daß ich ihm mein gantzes haus anvertraue. Ich laße ihn mit dem meinigen walten und schalten/ wie er wil. Ich be- kuͤmmere mich uͤm nichts. Ich esse nur/ und trinke. Ich gehe sorgloß schlafen. Ich stehe sorgloß wieder auf. Er allein traͤget sorge vor uns alle. Und daruͤm wuͤnd- sche ich nichts mehr/ als daß ich ihm seine große treue wohl belohnen moͤchte. Were meine liebe Tochter und einige Erbin Assenat erwachsen; so solte er/ mit ihr/ alles des uͤberschwaͤnglichen seegens/ den er mir zuge- bracht/ geniessen. Er/ und kein ander solte ihr vermaͤh- let werden. Er/ und kein ander/ solte ihrer liebe/ vor die unvergleichliche treue/ die er mir erweiset/ geniessen. Josef hoͤrete von ferne alle diese worte. Er sahe das dankbahre gemuͤht seines Herꝛn: welches ihm als ein spohren war/ in seinem fleisse fort zu fahren. War er vorhin fleissig gewesen/ so ward er es itzund noch tau- sendmahl mehr. Alle seine sinnen und gedanken richte- te er dahin/ daß er nur seinem Herꝛn gefallen moͤchte. Er bemuͤhete sich einig und allein seine gnade zu behal- ten. Ja er strebete darnach mit allen kraͤften/ sie noch H im- Der Assenat immer zu vermehren. Fast kein tag ging vorbei/ da er nicht was neues ersan/ zu seines Herꝛn frommen. Und darzu kahm so ein reicher seegen vom Himmel/ daß Po- tifars schaͤtze wuchsen uͤber allen reichtuhm der Egipti- schen Fuͤrsten. Wie sehr nun Josef trachtete seines Herꝛn nutzen und wohlstand zu suchen; so wenig schien er sich uͤm sei- ner Fuͤrstin innerliches leiden zu bekuͤmmern. Ja ie mehr sie sich bei ihm zu zu tuhn begunte/ ie fremder er ward. Je mehr ihre liebe sich naͤherte/ ie abkehriger sie ihn verspuͤhrete. Alle ihre mit lauter liebe erfuͤllete blikke konten keinen einigen gegenblik erwerben. Und also kahmen diese stumme reden vor eines tauben und zugleich blinden tuͤhre. Ob auch schon/ nach den flam- men dieser blikke/ der feuerkwalm ihrer hertzensseufzer aus dem munde herfuͤr brach; so konte doch diese hertz- bruͤnstige gluht eben so wenig/ als der blitz ihrer augen/ sein hertz entzuͤnden. Ja ob schon ihre seufzer mit ei- nem hellen knalle loß schossen; so ging doch dieser knal zu einem ohre hinein/ zum andern wieder heraus. Der weg nach Josefs hertzen zu war ihm verleget. Da hin- unter vermochte kein seufzer zu dringen. Alle stuͤrme waren vor dieser burg vergebens. Weil nun diese stumme und undeutliche sprache nichts verfing; so entschlos sich Sefira ihr anliegen deutlicher heraus zu sprechen. Sie entschlos sich/ end- lich das hertz zu nehmen/ mit ausdruͤklichen worten den Josef an zu reden. Sie entschlos sich/ frei heraus zu sagen/ was ihr fehlete. Das wil ich tuhn/ sagte sie. Ja das mus ich tuhn; weil ich ihn so einfaͤltig im lie- beshandel befinde/ daß er nicht einmahl weis/ was lie- beszeichen seind. Man mus ihm/ an stat der frucht- losen zeichen/ die liebe selbst in den mund geben. Hier sehe ich kein anderes mittel. Hier ist kein ander raht. Und nach dieser entschliessung wartete sie nur auf die zeit drittes Buch. zeit/ da Fuͤrst Potifar etwan in des Koͤniges geschaͤf- ten verreisen muͤste. Alsdan gedachte sie ihr lange ge- wuͤndschtes ziel gewislich zu erreichen. Mitlerweile ging sie/ ihrer gewohnheit nach/ etliche mahl in die bad- stube. Da saß sie so lange/ bis sie durchwarm geworden. Hierauf bestrich sie ihr angesicht/ samt dem bruͤsten und dem halse/ mit trahne vom Balsambaume gantz dik- ke. Mit diesem anstriche blieb sie noch eine guhte stun- de sitzen; damit die kraft des balsams durch die haut/ sie rein und klahr zu machen/ auch vor runtzeln zu be- wahren/ hindringen moͤchte. Ja sie kahm nicht eher aus der badstube/ als bis der balsam gantz eingetruknet. Auch wusch sie ihn nicht eher ab/ als nach drei tagen. Da uͤberstrich sie erst die haut mit oͤhle von bittern man- deln. Darnach wusch sie sich sehr oft auf ieden tag mit bohnenwasser. Dieses schmuͤnken wiederhohlete sie so oft/ bis sie schoͤn und huͤbsch genug zu sein ver- meinte. Als nun diese gemelte zeit herzugenahet/ legte sie straks ihren besten schmuk an. Sie wusch ihr angesicht/ samt den haͤnden/ mit vielerhand wohlruͤchenden Was- sern. Auch lies sie die tafel dekken/ und allerhand ein- gemachte koͤstliche lekkerbislein/ zusamt den edlesten ge- traͤnken/ aufsetzen. Nachdem sie sich vor dieser tafel nie- dergelaßen/ befahl sie dem Josef an zu melden/ daß er ihr aufwarten solte. Unterdessen schikte sie alle Kam- mermaͤgdlein von sich. Eine iede muste an ihre gewoͤhn- liche arbeit gehen. Josef gehorchte ihrem befehle zur stunde. Er traht zu ihr hinein/ und ward uͤberaus freundlich empfangen. Ihr tuht sehr wohl/ sagte sie/ daß ihr so bald kommet/ mir die zeit zu verkuͤrtzen. Und dieses sprach sie mit halbgebrochenen worten. Auch ward sie bald blas/ bald roht; und schwieg hiermit eine guhte weile stil. Josef maͤrkte hieraus zur stunde/ wie hoch es an der zeit sei. Aber er lies sich nichts maͤrken. H ij Er Der Assenat Er ging an den schenktisch: nahm eine Egiptische Bohnenschahle in gold eingefasset/ und schenkte sie vol melohnenwassers/ mit zukker versuͤßet. Diese uͤber- reichte er der Fuͤrstin mit tieff er ehrerbietigkeit. Indessen hatte sich Sefira erhohlet. Ach! sprach sie/ wie wohl wird mir dieser trunk schmaͤkken/ den ich von meines liebsten Sohnes hand empfange! Josef neugte sich zur erde nieder/ und sagte: wo solte mir die- ses gluͤk herkommen/ daß ich armer Leibeigner einer so fuͤrtreflichen Fuͤrstin Sohn sein solte? Was Leib- eigner? fing sie ihm das wort auf. Ich habe euch nie vor einen Leibeigenen erkant: aber wohl mich schon laͤngst vor die eurige. Und das bin ich auch noch in der taht. Wan ich nun euch meinen Sohn nenne/ so tuhe ich noch zu wenig. Ich achte euch mehr als meinen Sohn. Josef beantwortete diese reden allein mit stil- schweigen/ und neugte sich abermahl. Sefira fuhr weiter fort. Ich sehe/ daß ihr noch gantz einfaͤltig in der liebe seid. Ich spuͤhre/ daß ihr meine liebesblikke/ ja selbst wan ich sie schon mit hertzlichen seufzern beseele/ nicht veastehet. Schon etliche jahre her habe ich euch diese liebeszeichen genug blikken laßen. Aber ich habe gantz keine wuͤrkung von ihnen in eurer seelen gespuͤhret. Daruͤm mus ich von den zeichen zu den worten und werken selst kommen. Ich mus euch versichern/ daß ich/ eine Fuͤrstin/ die uͤber euch gebieten solte/ mich euch zu eigen gegeben. Ja ich mus euch anfloͤhen/ und floͤhe euch itzund an/ mit meinen schmertzen/ die ihr selbsten in meinem hertzen erreget/ ein mitleiden zu haben. Von euch bitte ich ihre linderung/ und hoffe sie zu erbitten. Und hiermit lieffen ihr die traͤhnen mildiglich uͤber die wangen. Hiermit erseufzete sie so sehr/ daß sie kein wort mehr machen konte. Josef stund hieruͤber bestuͤrtzt. Er wuste zu erst nicht was er tuhn solte. Und also befanden sie sich alle beiden eine drittes Buch. eine guhte zeit als erstummet. Endlich brach er aus in diese worte. Es tuht mir im hertzen weh/ daß meine gnaͤdige Frau so gar boͤse gedanken von ihrem getreue- sten diener zu haben sich verlauten lesset. Ich vermeinte/ daß ich Ihr/ und meinem Fuͤrsten/ denen ich nun et- liche jahr her so redlich gedienet/ meine treue genug be- zeuget hette. Aber nun sehe ich/ daß man an solcher meiner treue zweifelt. Nun maͤrke ich/ daß man sie/ auf eine so gar gefaͤhrliche weise/ zu bewaͤhren vorhat. Ich kan hieraus anders nicht schliessen/ alß daß sie mich bei meinem Herꝛn schwartz zu machen gesonnen. Aber ach! womit habe ich doch dieses/ daß sie meine treue so verfol- get/ verdienet? Wie ist mir dan meine gnaͤdigste Fuͤrstin zu einer so erschroͤklichen feindin worden? Was habe ich ihr dan zu leide getahn? Worinnen habe ich mich ver- brochen? Kan ich mit meinem bluhte solches verbre- chen aussuͤhnen; so wil ichs williglich hingeben. Die Fuͤrstin hatte keines weges vermuhtet/ daß Josef den sin ihrer reden so gar verdrehen wuͤrde. Ehe hette sie sich des einfals der himlischen feste/ als dieser antwort/ versehen. Ach! mein Josef/ fing sie an/ wo- her solte mir das kommen/ daß ich euch zu versuchen trachtete? Habt ihr dan nicht gesehen/ wie gnaͤdig ich euch allezeit gewesen/ und wie hertzlich guht ichs mit euch gemeinet? Ihr wisset sehr wohl/ daß ich euch nur daruͤm vor so eine große anzahl geldes erkauft/ daß ihr bei uns in ehren leben soltet? Auch ist euch nicht unbe- wust/ daß ich meinen Herꝛn bewogen/ euch nicht als ei- nen Leibeignen/ sondern als einen Hofmeister/ ja gar als einen Sohn zu halten. Und hierzu solt ihr noch dieses wissen/ daß ich meinem Herꝛn bloß uͤm eurentwillen/ bisher solche ungemeine liebe bewiesen. Daruͤm laßet ja diesen argwahn in eurem hertzen sich nicht be- wurtzeln. Gleubet hingegen gewis/ daß ich euch treulich liebe. Ja gleubet sicherlich/ daß diese meine reden aus H iij kei- Der Assenat keinem falschen hertzen/ euch etwan hinterlistig zu be- waͤhren/ entsprossen. Ich habe sie daruͤm so offenhertzig ausgelaßen/ damit ich euch zu einiger gegenliebe bewe- gen moͤchte. Und hier mit stroͤhmeten die traͤhnen wie- deruͤm uͤber ihr gantzes angesicht hin. Josef fing abermahl an zu klagen. Ach! sagte er/ wie mag doch meine gnaͤdige Fuͤrstin so hoͤhnisch mit mir spotten? Meinet sie dan/ daß meine einfalt so tum sei/ ihr ein zu bilden/ daß sie mich liebet? Meinet sie/ ich werde gleuben/ daß es ihr ernst sei/ mich zur gegenliebe zu bewegen? Ach nein! ach nein! Ich sehe sie so from/ so treu/ und ehrlich an/ daß ich suͤnde taͤhre/ wan ich ih- re schertzworte so verkehrt ausdeutete. Und wan sie auch schon dasselbe/ was ich vor schertz aufnehme/ mit gantzem ernste meinete; so werde ich doch nimmermehr die gedanken bekommen zu gleuben/ daß es wahr sei. Gott wird mich darvor bewahren. Ja viel weniger werde ich dahin verfallen/ die treue/ die ich meinem Herꝛn zu leisten schuldig/ auf einigerlei weise zu kraͤnken. Bei diesen letzten worten/ lies sich die Fuͤrstin be- duͤnken/ daß sich iemand vor der tuͤhre bewegte. Dar- uͤm hies sie den Josef eilend/ durch ihr schlafzimmer/ seinen abtrit nehmen. Auch hatten sie ihre gedanken nicht betrogen. Die Koͤnigliche Fuͤrstin war eben dar- vor angelanget sie zu besuchen/ als sie dem Josef ihre liebe zu verstehen gegeben. Die tuͤhre hatte sie offen/ und nicht mehr als das prunktuch darvor haͤngen gefunden. Daher waren ihr alle worte/ so wohl der Fuͤrstin/ als des Josefs/ zu ohren gekommen. Sefira saß noch’eine weile stil. Aber als sie sahe/ daß sich auch das prunk- tuch bewegete/ ging sie darnachzu. Eben kahm Nito- kris hinein getraͤhten. Auf diesen so unvermuhteten anblik erschrak die Fuͤrstin. Und Nitokris fragte sie alsobald: waruͤm sie so erschrokken aussehe? auch wo der schoͤne Leibeigene geblieben? So hat sie dan/ fing Se- drittes Buch. Sefira hierauf an/ unsere reden gehoͤhret? Ja freilch/ antwortete Nitokris. Aber was gedenkt die Frau Muhme/ daß sie ihres liebsten Diener mit so unziemli- cher liebe begegnet? der doch so ehrlich ist/ daß er sie/ wie ich verstanden/ so bescheidentlich ab zu leinen gedenket. Wie komt sie doch zu solcher tohrheit/ daraus ihr/ und unserm geschlechte anders nichts/ als ein schaͤndliches brandmårk/ zugefuͤget wird. Sie sehe wohl zu/ was sie tuht. Und gewislich! ich wil sie nimmermehr vor mei- ne Muhme halten/ so fern sie mir nicht angelobet von solcher toͤhrichten liebe ab zu stehen. Sefira beantwortete diese reden anders nicht/ als mit weinen und seuftzen. Ja sie weinete so bitterlich/ daß Nitokris/ aus hertzlichem mitleiden/ sie troͤstete. Ach! sprach sie/ liebste Frau Muhme/ ich komme nicht zu euch/ euer hertz zu verunruhigen. Habet nur guhten muht. Handelt vernuͤnftig. Laßet die Tugend euer ziel sein. Es wird sich alles wohl schikken. Hierauf fiel sie auf ein anderes lustigers gespraͤche. Aber Sefira saß allezeit betruͤbt. Keine lust/ noch freude konte bei ihr verfangen. Endlich baht sie die Koͤnigliche Fuͤrstin/ niemand zu sagen/ was sie gehoͤhret. Daran darf sie nicht zweifeln/ antwortete Nitokris. Sie ist meine Muhme. Ihre ehre ist meine ehre: und ihre schande meine schande. Alles/ was ihr zustoͤßet/ geht mich mit an. Ich wuͤrde teil haben an ihrer unehre/ imfal dieses auskaͤhme. Daruͤm werde ich wohl so klug sein zu schweigen. Und hiermit nahm sie ihren abschied. So bald die Koͤnigliche Fuͤrstin weg war/ fing Se- fira jaͤmmerlich an zu klagen. Ach! sagte sie/ ach! ich elende! ich trostlose! bin ich nun so ungluͤklich/ daß Nitokris meine liebe wissen mus? O grimmiges ver- haͤngnis! O ungluͤkseelige Liebe/ die ich haͤge! O Jo- sef! Josef! in was vor einen jammer versetzet mich dei- ne schoͤnheit? Ich bitte dich/ und du bist nicht zu erbitten. H iiij Ich Der Assenat Ich floͤhe dich an/ und du erhoͤrest mich nicht. Ich fal- le dir zu fuße/ und du richtest mich nicht auf. Du les- sest mich liegen in schmaach und verachtung. Ist es wohl muͤglich/ daß in einem so schoͤnen leibe so ein grau- sames hertze verborgen? Ist es wohl muͤglich/ daß mir derselbe/ dessen leben und tod in meiner gewalt stehet/ mir seine liebe verweigern darf? Vielleicht kuͤtzelstu dich noch darmit/ daß du deine Gebieterin hoͤhnest? Vielleicht ist es deine lust/ daß du mit mir spottest? O unmenschlicher Wuͤhterich! o grausamer Haͤnker! Doch was sage ich! was klage ich uͤber dich? Du hast keine schuld. Du bist so unmenschlich/ so grimmig/ so erschroͤklich nicht. Der argwahn/ der zwischen mir und dir einstehet/ verhindert unserer beider vergnuͤgung. Dieser giebet dir solche seltzame gedanken ein. Dieser macht dich furchtsam und schuͤchtern. Doch ich verhoffe noch dis uͤbel aus dem wege geschaft zu sehen. Unterdessen hatte die Koͤnigliche Fuͤrstin den guh- ten Josef beklagt. Nun hatte sie selbsten erfahren/ wie sich ihre und der Assenat Treume zu erfuͤllen an- gefangen. Sie wuͤndschte wohl tausendmahl/ daß der ausgang schon vor handen. Sie hatte vor diesem den Josef/ seiner unvergleichlichen schoͤnheit und geschik- ligkeit wegen/ geliebet. Nun liebte sie ihn/ wegen seiner tugend/ noch viel mehr. Diese war ihr/ aus seinen reden zur Sefira/ auch so unvergleichlich vorgekommen/ daß sie sich daruͤber nicht genug verwundern konte. Ja sie konte kaum gleuben/ daß er/ als ein Leibeigner/ durch sei- ner Gebieterin so seltene schoͤnheit/ und so gar freundli- ches ansuchen/ zur gegenliebe nicht zu bewegen gewesen. Gleichwohl war es gewis. Ihr eigenes ohr konte sol- ches bezeugen. Und daruͤm hielt sie den Josef in allem so volkommen/ daß sie zweifelte/ ob in der gantzen welt seines gleichen zu finden. Sie erhub ihn uͤber alle sterb- lichen: und schaͤtzte die Assenat mehr als gluͤklich; weil so drittes Buch. so ein koͤstlicher schatz ihr dermahleins solte zu eigen werden. Eine zeit darnach fing Sefira ihr altes Lied wieder an. Sie bestuͤrmte das keusche hertz Josefs aufs neue. Sie gab ihm ihr begehren noch deutlicher zu verstehen. Ach! sagte sie/ ist dan euer hertz so gar hart und unbe- weglich/ daß es mit meinen schmertzen kein einiges mit- leiden haben kan? Ist es dan lauter demant? Ist es dan lauter stahl? Oder ist es von der ahrt der grimmigen tiere? Einen demant kan man mit boksbluhte/ wie man saget/ bearbeiten. Das stahl wird durch das feuer schmeidig: und das wildeste und grimmigste tier mit guhten worten gezaͤhmet. Aber bei euch verfangen keine worte/ wie guht und freundlich sie seind. Das feuer der liebe/ wie heftig es flakkert/ kan euch nicht entzuͤn- den. Meine traͤhnen/ wie heuffig sie fliessen/ koͤnnen euch nicht erweichen. Meine seustzer/ wie jaͤmmerlich sie aͤchtzen/ koͤnnen euch nicht bewegen. Ich elende! ich truͤbseelige! was sol ich beginnen? Hierauf stund sie eine weile/ als entzuͤkt. Sie sprach kein wort. Sie bewegte sich auch nicht. Endlich fing sie ploͤtzlich wieder an. Neulich klagtet ihr uͤber mich/ als wan ich euch versuchen wolte/ als wan ich euch in mei- nes Herꝛn ungnade zu bringen trachtete. Aber es wa- ren nur nichtige ausfluͤchte. Ach! liebster Josef/ ich versichere euch/ ja ich schwoͤre euch bei den hoͤchsten Goͤt- tern/ daß ich euch wahrhaftig liebe/ daß ich euch hertzlich meine. Eure schoͤnheit/ eure tugend liebe ich uͤber alles/ was in der welt ist. Diese seind es/ die mir meine schmer- tzen verursachen/ ach! die allererschroͤklichsten schmertzen! die allerunertraͤglichsten schmertzen! Und daruͤm bitte ich/ ja ich floͤhe euch an/ mir/ durch einige gegenliebe/ lindrung zu schaffen. Sonst mus ich sterben. Ich sehe sonst keine andere auskunft/ wo ich eurer liebe nicht ge- niesse. Und hiermit sank sie in ohnmacht zur erde nieder. H v Jo- Der Assenat Josef erschrak uͤber diesen ploͤtzlichen zufal. Er het- te gern das gesinde gerufen. Aber er durfte nicht. Auch konte er nicht; so sehr haͤmmete der schrik seine zunge. Daruͤm hub er die Fuͤrstin allein auf/ und setzte sie ge- maͤchlich in einen ruhestuhl nieder. Da kahm sie uͤber eine weile wieder zu sich selbst. Und als sie den Josef erblikte/ der ihr mit der hand ein staͤrkwasser im schnupf- tuche vor die nasenloͤcher hielt; da sprach sie mit schwaͤchlicher und boͤbender stimme: Ist noch so viel liebe/ und so viel mitleidens bei euch? Aber ach! war- uͤm sucht ihr mir das leben wieder zu bringen/ das schon verflogen war? Wisset ihr nicht/ daß ihr zugleich meine schmertzen wiederbringet/ die mit dem leben verschwun- den? Mir war wohl: waruͤm liesset ihr mich nicht al- so bleiben? Ihr suchet mich doch nur aufs neue zu pei- nigen. Ihr erneuert doch nur meine angst/ an stat daß ihr sie lindern soltet: welches anders nicht/ als durch eine hertzliche gegenliebe/ geschehen mag. Aber darzu kan ich euch nicht bewegen. Und es scheinet/ als wan eure grausamkeit und meine liebe uͤm die wette streiten/ zu sehen/ welche die andere vertilgen kan. Auf diese worte fing endlich Josef auch an. Wie schoͤpfet doch meine gnaͤdige Frau von mir so gar boͤse gedanken? Leiste ich ihr dan nicht allen muͤglichsten ge- hohrsam? Bin ich ihr nicht zugetahn mit euserster treue? Erweise ich ihr dan nicht alle untertaͤhnigste lie- be? Ja ich versichere sie/ daß ich sie uͤber alles liebe/ selbst so weit/ als mir immermehr geziemet. Weiter kan sich diese liebe nicht erstrekken. Die treue/ die ich ihren Eh- liebsten bezeugen mus/ lesset ein mehres nicht zu. Ein mehres kan und wird sie auch selbsten nicht suchen. Ich wil mehr sagen. Ein kind kan seine Mutter/ unter de- rer hertzen es gelegen/ hoͤher nicht lieben/ als ich sie liebe. Ja diese liebe steiget so hoch/ daß ich auch mein leben vor sie laßen wolte. Mein bluht wolte ich vor sie ver- gies- drittes Buch. giessen. Was wil sie dan mehr von mir haben? War- uͤm schreibet sie mir dan eine solche grausamkeit zu? Waruͤm bildet sie ihr ein/ daß ich sie/ indem ich ihr leben zu laben gedenke/ nur zu peinigen gesonnen? daß ich sie nur daruͤm erhalten wolte/ damit ich ihre schmertzen er- hielte? Ach! ich bitte/ sie entschlage sich solches arg- wahns. Sie schoͤpfe von mir andere gedanken. Sie befriedige sich selbst. Sie stille ihr unruhiges hertz. Ach! fing ihm Sefira das wort auf/ wie sol ich mein hertz stillen? Womit sol ichs befriedigen/ wan ihr es noch immer mehr und mehr verunruhiget? Ich selbst kan es nicht tuhn. Es stehet allein in eurer macht. Wan ihr nur meinen willen volbringt/ so ist mir gehol- fen. Tuht ihr das; so solt ihr uͤber mich und alles das meinige herschen. Scheuet ihr etwan meinen Eh- herꝛn? Befahret ihr euch/ daß ihr dadurch bei ihm in verdacht kommen werdet? Ach! ich versichere euch/ daß er weder von mir/ noch von euch etwas boͤses gedenken kan. Und wan ihm von uns schon etwas zu ohren kaͤhme; so wird er es doch nicht gleuben. Ich habe die- sen dingen schon vorgebauet. Ich kenne alle seine gedan- ken. Ja ich weis sein hertz. Josef suchte sie mit gelindigkeit auf einen andern weg zu bringen. Er ermahnte sie von ihrem boͤsen vor- nehmen abzustehen. Er erinnerte sie ihrer pflicht und ihrer treue/ die sie ihrem Ehliebsten geschwohren. Er baht/ sie moͤchte behertzigen/ in was vor erschroͤkliche suͤnde sie beide sich stuͤrtzten/ im fal er ihren begierden ge- horchete. Er mahlte ihr die strafe des Allerhoͤchsten/ die darauf erfolgen wuͤrde/ aufs greulichste vor. Er bilde- te ihr das boͤse gewissen/ das sie hernach fort und fort nagen wuͤrde/ zum allerabscheulichsten ab. Ja er machte ihr die hoͤlle so heis/ daß sie anfing bitterlich zu weinen. Und also schien sie sich zur reue zu lenken. Also schien sie leidwesen zu haben uͤber ihre suͤndige gedanken. Hier- uͤber Der Assenat uͤber war Josef sehr erfreuet. Und als sie von ihm ge- schieden/ rief er inbruͤnstig zu Gott/ daß er sie bei dieser reue erhalten moͤchte. Auch lies sie ihn eine zeit lang zu frieden. Eine guhte weile waͤhrete diese stille. Aber endlich begunte der sturm viel heftiger/ als zuvor. Uhr- ploͤtzlich erhub sich ein erschroͤkliches unwetter. Unver- sehens kahmen lauter donner/ und lauter blitze auf den ungluͤkseeligen Josef zugeschossen. Weil nun Sefira sahe/ daß ihr die guhten worte nichts geholfen; so entschlos sie sich mit der schaͤrfe zu verfahren. Und in solcher entschliessung entboht sie den Josef. Ihr Herꝛ war eben mit den Koͤnige aus gerit- ten. Ihrem Frauenzimmer hatte sie erleubet sich im garten zu erlustigen. Und also befand sie sich in ihrem zimmer gantz allein. Josef maͤrkte/ straks im ersten ein- tritte/ was die glokke geschlagen. Er sahe es ihr an den augen an/ daß zorn und liebe in ihrem hertzen stritten. Er fragte/ mit tiefster ehrerbietigkeit: was sie ihm zu befehlen hette? Ich befehle dir/ antwortete sie mit har- ter stimme/ daß du mich hinfort/ als deine Gebieterin/ ehrest. Ich gebiete dir meinen worten gehorsam zu sein. Ja ich wil/ daß mein wille geschehe. Diese worte klun- gen dem Josef/ als ein donner/ in seine ohren. Lieber het- te er gewuͤndscht/ daß man ihn in der Wolfskuhle ver- hungern laßen/ als daß er alhier von dieser Fraue/ die sei- ner keuscheit das verderben dreuete/ so heftig solte bestuͤr- met werden. Was bildestu dir ein/ fuhr sie fort/ daß du dich wider deine Fraue so sperrest/ ja ihr so gar schimpflich begegnest? Weistu nicht/ daß dein leben und tod in meiner macht stehet? Wan ich nur winke/ bistu eintodter mensch. Josef wuste nicht/ ob er schweigen/ oder antworten solte. Er sahe zween gegeneinander streitende feinde vor seinen augen. Diese waren Zorn und Liebe: welche ihm alle beide den untergang dreueten; jener des le- bens/ und diese der keuschheit. Davon muste er eines weh- drittes Buch. wehlen. Wolte er leben/ so muste er lieben. Wolte er dem Zorne entfliehen/ so muste er der Liebe sich unter- werfen. Wolte er aber der Liebe entrinnen/ so muste er/ auf gnade und ungnade/ dem Zorne/ ja dem tode selbst sich ergeben. Er wehlete dan lieber das letzte. Er wol- te lieber hundertmahl den tod leiden/ als einmahl in unkeusche liebe bewilligen. Ja er wolte lieber seine Keuschheit/ als sein Leben/ erhalten. Und daruͤm ver- suchte er noch einmahl mit glimpfe sich aus diesem lie- besgarne zu wuͤklen. Ich weis nicht/ sagte er/ ob es meiner gnaͤdigen Frauen ernst ist/ mich mit so harten worten zu erschroͤkken; oder ob sie nur ihre kurtzweile mit ihrem Diener zu haben gesonnen. Zudem kan ich nicht verstehen/ was sie meinet/ und was vor einen ge- hohrsam sie von mir erfordert. Seht! seht! rief Sefira uͤberlaut/ wie er sich so albern stellet. Habe ichs dir nicht deutlich genug ge- sagt? Mein wille ist/ daß du mich liebest. Mein befehl ist/ daß du diesen willen erfuͤllest. Mein gebot ist/ daß du meine so hertzliche liebe/ die deine Tugend in mir ent- zuͤndet/ mit gleicher gegenliebe vergeltest. Weil es dan nun meine Tugend ist/ sing ihr Josef das wort auf/ waruͤm Sie mich liebet. Ei wohlan! so bitte ich untertaͤhnig/ daß sie mich nicht veranlaße/ sol- che zu verlieren. Dieser verlust wuͤrde ja anders nichts tuhn/ als mich ihrer liebe unwuͤrdig machen. Sie wuͤrde/ ja muͤste alsdan aufhoͤren mich zu lieben. An stat der liebe wuͤrde mich ihr has verfolgen. Sie wuͤr- de meine feindin werden. Ja sie wuͤrde denselben/ der das ziel ihrer liebe/ die Tugend/ verschertzet/ weder se- hen/ noch hoͤren wollen. Was were ihr dan mit solchem meinem zweifachen verluste gedienet? Sefira/ die sich also selbst ins netze gebracht/ konte nicht weiter fort. Sie schwiegstokstille. Sie fand hier- auf keine antwort. Aller vorteil war ihr abgeschnit- ten. Der Assenat ten. Und dieses schmertzte sie dermaßen/ daß sie aber- mahl in ohnmacht fiel. Die augen warden star. Der mund erblassete. Ja das gantze angesicht war als mit einer todtenfarbe bestrichen. Josef rief von stunden an ihre Stahtsjungfrauen. Diese kahmen eilend herzu gelauffen. Sie schnuͤhreten die Fuͤrstin auf/ damit sie luft bekaͤhme. Und als sie ein wenig wieder zu sich selbst gekommen/ begehrte sie nach bette. Alhier war es/ da sie auf allerhand listgriffe bedacht war/ den Josef zu uͤberlistigen. Alhier suchte sie allerhand schlingen und struͤkke hervor/ ihn zu uͤberschnaͤllen. Nachdem nun Sefira weder mit liebes-noch dreu- worten etwas ausrichten koͤnnen; so versuchte sie ihr heil noch auf eine andere weise. Sie stellete sich/ als wan sie im Worte Gottes unterrichtet zu werden be- gehrte. Und daruͤm priese sie zuerst Josefs Tugend und Gottesfurcht aufs hoͤchste. Sie ruͤhmete sein ed- les gemuͤhte: welches von allen lastern so weit entfer- net/ als die sonne von der erde. Ihr habet getahn/ sag- te sie zu ihm/ was die Tugend gebietet; indem ihr mich meiner ehpflicht erinnert. Ihr habet gebaͤhten/ was euch eure Gottesfurcht befohlen; indem ihr bahtet euch bei eurer tugend zu laßen. Mit diesen und dergleichen reden machte sie gleichsam ein vorspiel. Darnach kahm sie zur sache selbst. Wie sol ich aber/ fuhr sie fort/ un- terdessen meine schmertzen stillen? Wer wird meine lie- be vergnuͤgen? Daruͤm ach! liebster Josef/ weil ihr mich so sehr verwundet/ so toͤdtet mich doch nicht gar. Es wuͤrde fuͤrwahr keine tugend sein/ eine schwache Fraue zu toͤdten. Imfal ihr meinen willen tuht/ so wil ich meine Goͤtzen verlaßen. Ich wil eurem Gotte die- nen. Ja ich wil darzu auch meinen Ehherꝛn selbsten bereden. Und also wollen wir nach dem Gesetze eures Gottes leben. Josef aber gab ihr zur antwort: daß dieselben/ die in drittes Buch. in unkeuschheit lebeten/ Gott nicht dienen koͤnten. Gott sei ein reines Wesen/ und wolte mit reiner seele geehret sein. Er hette kein gefallen an denen/ die sich mit Ehbruche beflekten. Daruͤm/ wan Sefira seinem Gotte dienen wolte/ muͤste sie ihr Ehbette rein und un- beflekt bewahren. Wolte sie nach dem Gesetze seines Gottes leben/ so muͤste sie sich aller ehbrecherischen liebe gantz entschlagen. Diese worte gefielen ihr auch nicht. Sie trieben ihr gemuͤht auf seltzame gedanken. Ja sie verursachten sie zu einer sehr fremden ent- schluͤßung. Wohlan dan/ sagte sie/ weil uns meine Ehpflicht im wege stehet; so wil ich gelegenheit suchen/ mich von derselben loß zu machen. Wolt oder duͤrft ihr keinen Ehbruch begehen; so wil ich auf mittel bedacht sein/ meinen Ehherꝛn aus dem wege zu reumen. Solches kan heimlich geschehen. Kein schlag/ kein stoß sol es verrichten. Ich wil keinen oͤffendlichen mord begehen. Ich wil ihm keine wunde zufuͤgen: welche man sehen koͤnte; welche die taht verriete. Nein/ nein! ich wil be- huhtsam handeln. Fuͤrsichtig wil ich verfahren. Nie- mand sol es maͤrken. Ein einiger gifttrank kan alles verrichten. So bleiben wir ausser verdacht. Und als- dan wil ich euch zur ehe nehmen. Alsdan solt ihr mein Ehgemahl sein. Alsdan koͤnnen wir/ ohne Ehbruch/ unsere liebe vergnuͤgen. Auf diese reden zerris Josef sein kleid. Er stund gantz bestuͤrtzt. Ein iedes wort schien ihm schon eine mordpfrieme zu sein. Ach! sprach er/ Sie schaͤme sich doch vor Gott und den heiligen Engeln/ solche verzwei- felte worte zu reden. Sie verzweifele doch nicht so gar. Sie ergebe sich doch den boͤsen nicht so gantz. Sie fuͤrch- te den HERꝛn. Sie baͤndige die unbaͤndigkeit ihrer be- gierden: und begehe solch-eine boͤse taht nicht. Fuͤr- wahr! imfal Sie von diesem vorsatze nicht abstehet; so Der Assenat so wil ich ihre boßheit offenbahren. Ich mus es tuhn Mein gewissen dringet und zwinget mich darzu. Und also muste sich Sefira vor dem Josef fuͤrchten. Sie durfte ihm in langer zeit nichts mehr von ihrer liebe sa- gen. Ach! sprach sie bei sich selbst/ hat mich dan Jo- sefs schoͤnheit verwunden muͤssen/ daß seine grausam- keit mich toͤdtete? Hat ihn dan der Himmel daruͤm mit so fuͤrtreflichen Tugenden gezieret/ damit man seiner Schoͤnheit nicht geniessen koͤnte? Worzu dienet ein schoͤner Apfel/ der zu essen verbohten? Zu nichts anders/ als daß er den mund waͤssericht/ die zunge luͤstern/ und das hertz vol schmertzen machet. Ach weh mir! daß ich so ungluͤklich gewesen den Josef zu sehen. Ach ich angstseelige! wer wird mich noch aus dieser angst erloͤsen? Ach ich armseelige! wer wird sich uͤber mich er- barmen? Weil nun Sefira sich ihrer liebe gegen den Josef nicht kuͤhnlich mehr durfte verlauten laßen; so suchte sie ihn gleichwohl auf eine andere weise zu gewinnen. Sie schikte ihm allerlei geschenke. Alles/ was koͤstlich und schoͤn war/ muste Josef haben. Auch sandte sie ihm die lieblichsten speisen. Aber ein Engel warnete ihn/ darvon nicht zu essen. Dieser reichte ihm ein mes- ser in einer schuͤssel zu. Daraus verstund Josef/ daß man seiner seelen heimlich nachstellete. Und daruͤm aß er nichts von ihrer speise. Er trunk nichts von ihrem tranke. Dan beide waren mit Taturensaamen/ ihn verliebt zu machen/ vermischt. Sefira ward es endlich gewahr/ daß er von ihrer speise nichts genossen. Daruͤm setzte sie ihn deswegen zur rede. Josef antwortete: sie war mit dem tode erfuͤllet. Gott hat es mir/ durch seinen Engel/ geoffen- bahret. Und ich habe sie/ zur uͤberzeugung ihrer boß- heit/ aufgehoben. Ich habe sie bewahret; damit Sie/ durch dieselbe/ zur reue bewogen wuͤrde. Nun sol sie sehen/ drittes Buch. sehen/ daß demjenigen/ der mit keuschem und reinem hertzen Gott dienet/ die arglistigkeit der boßhaftigen kein uͤbels zu zu fuͤgen vermag. Und hiermit nahm er die speise/ und aß sie in ihrer gegenwart. Der Gott meiner Vaͤter/ sagte er/ wird mich bewahren. Abra- hams Engel wird mich beschirmen. Als sie solches sahe/ fiel sie auf ihr angesicht zur erde nieder. Sie weineke bitterlich: und sagte dem Josef zu/ daß sie solches nicht mehr tuhn solte. Aber ihr hertz brante gleichwohl immerfort. Die unliebe lies ihr keine ruhe. Sie weinte/ sie seuftzete tag und nacht. Sie aß/ noch trank nichts. Dieses alles machte sie so ungestalt/ daß ihr Ehherꝛ sie fragte: waruͤm sie so klaͤglich aus- sehe? waruͤm sie das heupt so haͤngen liesse? Ach! gab sie zur antwort/ mein hertz tuht mir weh. Ich bin so mat/ daß ich kaum ahtemen kan. Potifar trug ein hertzliches mitleiden mit ihr. Er trug sorge vor sie; wiewohl sie nicht krank war. Nicht lange darnach erhub sich abermahl ein sturm. Sefira kahm/ im abwesen ihres Ehliebsten/ zum Jo- sef. Ach! sagte sie/ ich verschmachte vor wehleiden; oder ich mus sterben. Ich wil mir selbst der angst abhel- fen. Ich kan/ noch mag sie nicht laͤnger vertragen. Ich mus mich ertraͤnken. Oder ich wil vom schlosse her- unter springen/ den hals zu brechen; wo ihr meine be- gierden nicht volbringet. Josef sahe wohl/ daß sie der Hoͤllische geist besaß; daß ein Geist des abgrundes sie in die euserste verzweifelung gestuͤrtzt. Daruͤm rief er ihrentwegen zu Gott. Daruͤm trachtete er ihr diesen mismuht zu benehmen. Ach! sagte er/ waruͤm ist sie doch so gar entstellet? Waruͤm gebaͤhrdet sie sich so sehr uͤbel? Wie lest sie die suͤnde so gewaltig uͤber sich herschen? Wie lest sie ihren boͤsen begierden den zuͤgel so gar lang? Welcher boͤser Engel gibt ihr diese gedanken ein/ ihr selbst das leben zu nehmen? Sie gedenke doch/ wan Sie J die- Der Assenat dieses volbraͤchte/ wie Sechon/ ihres Liebsten Bei- schlaͤferin/ ihr gedaͤchtnuͤs vom erdbodem vertilgen wuͤrde. Aus diesen reden begunte Sefira einigen trost zu schoͤpfen. Nuhn sehe ich/ sagte sie/ daß Josef die Se- fira aus seinem hertzen nicht gantz verwiesen. Nun maͤrke ich/ daß ich noch in euren gedanken schwebe. Nun spuͤhre ich/ daß ihr meiner nicht so gar vergessen. Nun habe ich guhte hofnung/ daß ich endlich meinen willen werde erfuͤllet sehen. Josef aber meinte es viel anders. Sein gantzer vorsatz war sie von einem so boͤsen vornehmen gantz ab zu lenken. Er trachtete nach nichts anders/ als ihre kranke vernunft zu heilen. Und daruͤm seuftzete er denselben gantzen tag und die folgende gantze nacht zu seinem Gotte. Er baht/ mit weinenden augen/ daß doch endlich einmahl diese Egiptische Fraue von ihrer blinden sucht moͤchte erloͤset werden. Nicht lange darnach beging man eines der hoͤchsten Egiptischen Feste. Man feierte das gedaͤchtnuͤs der Ab- goͤttin Isis: welche/ nach ihren gewaͤhnten goͤtlichen vielen verrichtungen und eigenschaften/ so vielerlei zu- nahmen fuͤhrete. Die Priester lieffen/ in lang-weissen leinen roͤkken/ auf den gassen heruͤm. Sie beweineten den ermordeten Osiris. Sie heuleten/ sie klagten/ sie schrien sehr jaͤmmerlich. Sie schlugen vor die brust. Sie hieben und peitschten sich wund. Etliche trugen des hundekoͤpfichten Anubis goͤtzenbild auf dem heupte; und in der rechten hand einen Fiechtenzweig; in der linken aber einen Seewermuhtstrauch. Andere schlu- gen die Pauken/ bliesen in die Krumphoͤrner/ spieleten mit dem heiligen helklingendem Schaͤllenbuͤgel/ und auf andern bei ihnen gewoͤhnlichen Spielzeugen. Nach volendeten feiergepraͤngen vermumten und verkleideten sich die Priester/ auf mancherlei weise/ wie die Fast- nachtsspieler. Etliche gingen gekleidet als die Jaͤger: an- drittes Buch. Der Assenat andere wie die Waldgoͤtzen; wieder andere gleich den Alsgoͤttinnen der Freien kuͤnste/ und so fort. Erliche trugen der Isis goͤtzenbild/ andere den schwartzweissen Goͤtzenochsen/ des Osiris sinbild/ noch andere des Orus/ wieder andere des Apis/ und des Harpokra- tes abgoͤttische bilder heruͤm. Hierauf kahmen aller- hand Saͤnger und Seitenspieler/ mit den heiligen Schaͤllenspielen/ trummeln/ pfeiffen und andern Klingspielen. Zu allerletzt trug einer die Weltkugel in der hand/ mit wunderseltzamen gebaͤhrden. Diesem Priesterlichen aufzuge folgete der gemeine man schwarmsweise durcheinander. Etliche trugen Kan- nen/ Fruchthoͤrner/ Spiegel/ Kaͤmme/ Leuchten/ Lam- pen/ und dergleichen zeug: andere Eppichtrauben/ und allerhand Kraͤntze. Weil nun Potifar diesen heiligen festgepraͤngen mit beiwohnen muste/ so nahm Sefira der gelegenheit wahr. Sie lies ihr zimmer/ ihr bette/ ja ihren leib/ gleichsam als hette sie es dem hohen festtage zu ehren ge- tahn/ aufs lieblichste und zierlichste schmuͤkken. Der bodem/ die tafeln/ und baͤnke waren mit allerhand wohlriechenden wassern bespraͤnget; auch mit Rosen- blaͤttern/ mit bluͤßen von Goldaͤpfel-Zitronen-schwar- tzen Zimmet- und Tatur-beumen/ und andern lieb- lichriechenden bluhmen/ als auch kreutern bestreuet: welches nicht allein mit einem anmuhtigen geruche die luft erfuͤllete/ sondern auch mit einer sonderlichen lust die augen ergetzte. Die vorhaͤnge des bettes waren von wẽisser seide/ mit guͤldenen bluhmen durchwuͤrkt/ und voran mit rosenfaͤrbigen baͤndern recht zierlich aufge- bunden. In diesem so koͤstlichen bette lag Sefira/ als eine zweite Alsgoͤttin der Schoͤnheit und Liebe. Ihr gantzer leib/ den sie mit wohlriechenden wassern ge- waschen/ und mit koͤstlichen salben/ auch Ossarmilche/ alle flekker zu vertreiben/ bestrichen/ war gantz nakkend. Nur drittes Buch. Nur hatte sie eine rosenrohte seidene dekke bis an die brust daruͤber gedekt. Und diese war so zahrt und so duͤnne/ daß ihre schneeweisse liljenhaut gantz eigendlich durchhin blinkte. Um die aͤrme trug sie nach oben zu zwo koͤstliche mit demanten versetzte guͤldene spangen: aber unten nach den haͤnden zu sehr kostbare Perlen- schnuͤre. Dergleichen Perlenschnuhr hing auch uͤm den hals/ bis auf das milchmeer der schloßweissen bruͤste: welche sich im ahtemhohlen/ waͤllenweise erhuben/ und mit diesen seemuscheltoͤchtern gleichsam spieleten. Mitten uͤber das heupt war auch eine solche Perlen- schnur geschlagen: und vor derselben nach der stirne zu ein koͤstliches prunkstuͤkke von demanten/ in gold einge- fasset/ zu sehen. An beiden ohren hingen zwo sehr große Perlen. Als nun alles solcher gestalt auf das herlichste und wohlluͤstigste ausgeschmuͤkket war/ und diese wohlluͤsti- ge Fuͤrstin in solchem lieblichen schmukke zu bette lag; dadurch sie auch ein staͤhlernes hertz zur liebe bewegen koͤnnen: da lies sie den Josef zu sich rufen: da vermei- nete sie ihn/ durch alle diese wohlluͤstige augenweide/ in ihr liebesgarn/ oder auf ihren liebeskloben zu lokken: da gedachte sie das beste lok-aß/ und die rechte beitze gefun- den zu haben/ ihn endlich einmahl zu beruͤkken. Josef gehorchte zwar ihrem befehle: aber mit großem unwil- len. Dan er wuste wohl/ was er vor einen tantz wuͤr- de tantzen muͤssen. Er wuste wohl/ was er fuͤr einen harten streit wuͤrde angehen muͤssen: davor ihm albe- reit grausete/ ja der angstschweis fast ausbrach. Dar. uͤm/ eh er hinein traht/ rief er zuvor seinen Gott hertz- inbruͤnstig an/ ihn dermaßen zu staͤrken/ daß er seinen feind tapfer bekaͤmpfen/ und heldenmuͤhtig uͤberwinden moͤchte. Und hierauf begab er sich in das Fuͤrstliche zimmer. Er naͤherte sich/ wiewohl mit niedergeschlage- nen schaamhaftigen blikken/ dem Fuͤrstlichen bette. Er J iij neugte Der Assenat neugte sich/ seiner gewohnheit nach/ auf das allerde- muͤhtigste; und fragte/ was der Fuͤrstin ihm zu be- fehlen beliebte? Sefira stellete sich erstlich an/ als were sie noch sehr unbas. Daruͤm gab sie ihm auch zur antwort: daß sie vermeinet hette was auf zu stehen/ und sich auf den saal zu begeben den heiligen Festgepraͤngen zu zu sehen: darzu sie seiner huͤlfe benoͤhtiget. Aber sie maͤrkte nun/ daß es ihre schwachheit noch nicht zulaßen wolte. Doch koͤnte er ihr gleichwohl ein weilichen geselschaft halten. Vielleicht moͤchte sie sich bald etwas staͤrker befinden. Hiermit wiese sie nach dem stuhle zu/ der vor dem bette/ recht gegen ihrem angesichte uͤber/ stund/ an zu zeigen/ daß er sich setzen solte. Und solches taͤht sie nur daruͤm/ damit sie ihn/ und er sie/ recht in die augen bekaͤhme. Josef hatte eben/ weil man der Isis fest feierte/ den Egiptern zu gefallen/ sein koͤstlichstes kleid anlegen muͤssen. Dieses gab nicht allein seiner schoͤnheit einen helleren glantz; sondern auch der Sefira liebesgluht eine groͤssere kraft. Und daruͤm blikte sie ihn uͤm so viel oͤfter und verzuͤkter an; wiewohl sie ihren anschlag/ ihn nicht straks schuͤchtern zu machen/ eine lange weile ver- barg. Seine blikke solten sich zuvor mit den ihrigen ver- einbahren. Sie solten von ihrer ausbuͤndigen schoͤnheit/ die so bloß und nakkend vor seinen augen lag/ zuvor feuer ziehen/ sein kaltes hertz in den brand zu helfen/ oder es zum wenigsten luͤstern zu machen. Und zu dem ende spielete sie mit den blitzen ihrer liebesreitzenden au- gen fort und fort auf ihn zu. Auch bewegte sie viel- mahls ihren obersten leib dermaßen/ daß der zweifache schneehuͤgel ihres fuͤllig-schoͤnen Busems/ uͤber der dek- ke/ gantz enbloͤßet zu liegen kahm. Hier sahe man die rechten lokvogel der liebe; die sich/ mit so lieblicher/ wie- wohl stummer stimme/ die weisheit selbsten zu betoͤhren bemuͤheten. Wel- drittes Buch. Welcher Mensch hette wohl diese so lieblich entbloͤß- te schoͤnheit/ ohne verzuͤkkung/ anschauen koͤnnen? Welcher mensch/ der diese so schoͤnen augen/ diese so bluͤhenden wangen/ diesen so lieblichen rosenmund/ ja dieses so zierlich gebildete angesicht ansehen sollen/ hette wohl unbewegt und unverliebt bleiben koͤnnen? Ja wen hette so ein schoͤner und noch darzu so schoͤn ausge- schmuͤkter und in lauter wohllust entbloͤßter leib nicht zur hoͤchsten liebe bewegen sollen? Man kan ihm leicht- lich einbilden/ daß Josef/ bei diesem anblikke/ nicht un- angefochten geblieben. Er war noch in seiner besten ju- gend. Sein sechs- und zwanzigstes jahr war kaum zum ende. Er bestund eben/ als andere menschen/ aus fleisch und bluhte. Er hatte eben die gemuͤhtsbewegungen/ als andere. Aber gleichwohl schien er mehr ein meister uͤber seine jugend/ uͤber sein fleisch und bluht/ ja uͤber alle seine gemuͤhtstriften und begierden zu sein/ als sonst alle sterb- lichen. Und ob er schon/ aus schuldiger ehrerbietigkeit/ die augen von seiner Fuͤrstin nicht ab/ noch ihr den ruͤkken zu-kehren durfte; so blieb er gleichwohl/ allen liebes-an- lokkungen/ allen bewegungen seines hertzens/ ja dem fleisch und bluhte zu trotz/ in seiner tugend bestaͤndig. Eine guhte stunde hatte Josef alhier die anstuͤr- menden flammen der liebe vertragen. Es schien gefaͤhr- lich zu sein den streit laͤnger zu wagen. Sein verstand riet ihm zur flucht. Er trug sorge vor seine keuscheit. Er befahrte sich/ daß der feind von aussen endlich mit voller gewalt in sein hertz dringen/ und alda seine eigene untertahnen/ seine feinde zu werden/ aufwuͤgeln moͤch- te. Diese/ fuͤrchtete er/ moͤchten alsdan von innen hefti- ger stuͤrmen/ als der feind von aussen; ja ihn endlich wohl gar uͤberwaͤltigen. Daruͤm wolte er diesen so hef- tigen einheimischen krieg nicht erwarten. Er wolte flie- hen/ ehe dieser selbstreit ihn gaͤntzlich zu boden wuͤrfe. Und also erkuͤhnte er sich seinen abtrit zu nehmen/ mit J iiij vor- Der Assenat vorwenden seine geschaͤfte zu verrichten. Aber es war vergebens. Eine junge Katze pfleget mit der Maus zu spielen/ so lange sie stille liegt: wan sie sich aber bewegt/ tappet sie mit der pfote zu/ und scharret sie nach sich; ja wan sie gar entlauffen wil/ giebet sie ihr einen bis/ und frisset sie endlich gantz auf. Der Leue/ wan er einen Menschen in seiner gewalt hat/ und er sich nur stille helt/ tuht ihm kein leid: so bald er aber fliehen wil/ zerreisset er ihn zur stunde. Eben also taͤht Sefira. Eben nach dieser katzen- und leuen-ahrt spielete sie alhier mit unse- rem Josef. So lange er stille saß/ taͤht sie ihm kein boͤses. Sie straͤhlte ihn nur. Sie liebelte ihm nur. Aber so bald er aufstund seinen abtrit zu nehmen; da fing sie erst an ihn zu fassen: da begunte sie erst zu zu tasten. Was? sagte sie/ wolt ihr mich nun alle verlaßen? Wolt ihr nun alle von mir lauffen. Ach! mein liebster Josef/ wie seid ihr so gar neidisch/ mir den bloßen anblik eurer schoͤnheit nicht laͤnger zu goͤnnen? Mag ich dan nun/ in meinem ungluͤk/ auch nicht einmahl so gluͤkseelig sein/ euer liebliches angesicht nach genuͤgen zu sehen? Josef schlug/ auf diesen ersten anfal/ die augen nie- der/ und antwortete nichts. Und daruͤm fuhr die Fuͤr- stin in ihrer rede fort. Wolt ihr nun/ sagte sie/ nicht ein- mahl mit mir reden? Bin ich nun keiner antwort mehr waͤhrt? Wisset ihr nicht/ daß ihr dadurch meiner guͤhte/ meiner liebe/ ja meiner demuht unverantwortlicher weise misbrauchet? Wisset ihr nicht/ daß ich eure Ge- bieterin bin/ der ihr zu gehohrsamen verpflichtet? Wis- set ihr nicht/ daß ihr mein Leibeigener seid/ und ich macht habe euch frei zu laßen/ und gluͤkseelig zu machen/ oder aber zu strafen/ ja selbst zu toͤdten/ wie und wan es mir beliebet? Das weis ich alles sehr wohl/ sing ihr Josef das wort auf. Aber wie und was ich meiner gnaͤdigen Fuͤrstin antworten solte/ wuste ich nicht; nachdem sie abermahl anfing mit mir zu schertzen. Was scher- drittes Buch. schertzen? fiel sie ihm in die rede. Es war mein gantzer ernst. Um so viel weniger konte ich antworten/ fuhr Josef fort. Were ihr ansuchen meiner tugend gemaͤß/ ich hette so lange nicht geschwiegen. Ja mit dem werke selbst wolte ich straks geantwortet haben. Aber die Tu- gend geboht mir zu schweigen: weil ich doch nicht ant- worten konte/ wie meine gnaͤdige Fuͤrstin wuͤndschte. Sefira schwieg auf diese reden eine guhte weile stil. Endlich fing sie wieder an. Ist dan der Gehorsam/ sag- te sie/ nicht auch eine Tugend? Und diesen seid ihr/ als mein Leibeigner/ mir zu leisten schuldig. Aber eure hals- starrigkeit verhindert euch solche den Leibeignen so gantz eigene tugend zu erfuͤllen. Und weil ihr euch verhindern laßet/ macht ihr die tugend zum laster/ und das laster zur tugend. Der Gehohrsam ist freilich eine tugend/ antwortete Josef. Aber er mus zufoͤrderst Gotte ge- schehen: und dan erst den Menschen. Befielet ein Mensch etwas/ das wider Gottes gebot ist; so heist es: man mus Gott mehr gehorchen/ als den Menschen. Wan meiner gnaͤdigen Gebieterin befehl nicht wider Gottes gebot lieffe; so were es mir freilich vor eine un- tugend und vor ein strafbahres laster zu zu rechnen/ wan ich ihr nicht gehorchte. Aber nun ist es keine untugend; weil sie begehret und gebietet/ was Gott verbietet. Und daruͤm kan sie meine weigerung wider Gottes gebot zu suͤndigen/ oder meine halsstarrigkeit/ wie es ihr zu teuf- fen beliebet/ kein laster nennen. Es ist vielmehr eine tu- gend/ die den nahmen der Bestaͤndigkeit im gehorsame Gottes verdienet. Die Fuͤrst in hatte ihr eingebildet/ daß sie den Josef nunmehr so listiglich und so feste bestruͤkket/ daß er sich nicht heraus wuͤkkeln koͤnte. Aber sie befand sich in ih- rer einbildung gantz betrogen. Der vogel/ den sie gefan- gen zu haben vermeinte/ ris ihre falstruͤkke ploͤtzlich in zwei. Ihr vom eisendrahte gewaͤhnter garnsak ward J v zum Der Assenat zum spingewebe. Der wind blies ihn in stuͤkken. Jo- sefs ahtem hauchte ihn voneinander. Der blitz des Goͤttlichen gebots versaͤngte ihn gar. Als sie nun sahe/ daß sie mit diesem einwurfe nichts ausgerichtet; so trachtete sie die Tugend selbst zu vereitelen/ und aus dem wege zu reumen. Ach! liebster Josef/ sagte sie/ was wolt ihr euch doch so viel auf die Tugend verlas- sen? Sie ist doch nur ein eiteles nichts/ ein eingebilde- ter wahn/ ein bloßes spiegelfechten. Kan dieses so gar nichtige ding euch wohl der leibeigenschaft entschlagen/ wie ich kan? Kan es euch wohl befoͤrdern/ und zu ehren helfen/ als ich; wan ihr meinen willen volziehet? Ja wird euch eure Tugend wohl beschirmen/ wan sich/ eu- rer hartnaͤkkigkeit wegen/ meine liebe in einen has ver- aͤnderte/ und ich bewogen wuͤrde mich erschroͤklich an euch zu raͤchen? Wuͤrde sie euch wohl aus dem feuer meines zornes erretten? Ich versichere euch/ daß sie mehr/ als alzuunmaͤchtig sein wuͤrde. Daruͤm/ mein liebster Engel/ nehmet der gelegenheit wahr/ die euch itzund von sich selbst in die haͤnde faͤllet. Verschertzt das gluͤkke nicht/ das euch itzund angebohten wird. Laßet uns in wohllust unsere jugend ergetzen. Laßet uns liebe mit liebe vergelten. Wir seind allein. Niemand siehet es. Niemand wird uns verrahten. Der verraͤhter schlaͤfet/ noch schlummert nicht/ fing ihr Josef das wort auf. Unser gewissen wuͤrde uns verrahten/ ja noch darzu erschroͤklich foltern. Gott/ der alle dinge siehet/ auch selbst unsers hertzens gedan- ken weis/ wuͤrde es sehen. Die Engel/ so wohl boͤse/ als guhte/ seind bei und um uns her: die wuͤrden uns an- klagen. Daruͤm haben wir uns wohl vor zu sehen/ was wir tuhn. Ich weis sehr wohl/ was meine gnaͤdige Fuͤrstin vor eine macht uͤber mich hat. Aber darneben ist mir auch nicht unbewust/ daß Gott noch mehr macht uͤber uns alle habe: und daß sie keine macht hat mir ein haar drittes Buch. haar zu kruͤmmen/ wofern es ihr Gott nicht zulesset. Solte sich dan ihre Liebe in einen Zorn veraͤndern; so wisse sie/ daß mir solcher zorn lieber sein wird/ als diese suͤndliche Liebe/ damit sie meine Keuschheit verfolget. Ob sie mir auch schon das leben/ durch den allerschroͤk- lichsten tod nehmen solte; so wuͤrde ich doch darbei ein unbeflektes gewissen behalten. Ich wuͤrde froh sein/ daß ich meinem Herꝛn treulich gedienet; daß ich mich an ihm/ durch besudelung seines ehbettes/ nicht vergrif- fen. Im uͤbrigen weis ich auch sehr wohl/ daß die Tu- gend in der welt augen ein veraͤchtliches nichtiges ding ist. Aber darneben weis ich auch/ daß sie vor Gottes augen uͤm so viel mehr in achtung kommet. Und ge- setzt daß sie mir selbst/ in weltlichen dingen/ nichts nuͤtzen solte; so nuͤtzet sie doch meinem Herꝛn/ weil sie mir ge- bietet/ und mich antreibet ihm in allem getreu zu sein. Und diese treue wil ich nicht kraͤnken/ noch kraͤnken las- sen/ weil ich ahtemen kan. Ich wil meinem Gotte/ und nach ihm/ meinem Fuͤrsten getreu verbleiben bis in den tod. Davon sol mich weder freund/ noch feind ab zu ziehen vermoͤgen. Davon sol mich weder liebe/ noch has/ noch etwas/ das in der gantzen welt ist/ abwendig machen. Ja nichts sol meinen vorsatz/ meinen schlus aͤndern. Dieser schlus stehet so fest/ daß ihn ihre ge- dreuete rache nicht uͤmstoßen/ noch ihr allergrimmigster zorn versetzen kan. Und dis ist das lied vom ende. Weil nun Sefira sahe/ daß sie weder mit lieblen- den/ noch dreuenden worten/ auch mit allen ihren liebes- reitzenden gebehrden/ und allen ihren aufs anmuhtig- ste ausgeschmuͤkten schoͤnheiten nicht das geringste ge- winnen konte; so entschlos sie sich zu allerletzt den Jo- sef mit gewalt zu ihrem boͤsen vorsatze zu ziehen. Und zu dem ende lies sie eine Zitrone vom bette fallen. Die- se nahm Josef auf/ und reichte sie ihr zu. Aber sie er- wischte ihn bei dem rokke/ ihn aufs bette zu ziehen. Auch Der Assenat Auch baht sie ihn mit den allerbeweglichsten worten: Er solte sie doch endlich einmahl ihre lust buͤßen laßen. Ja diese worte vermischete sie mit seufzen und traͤhnen. Josef aber lies den Rok in ihrer hand/ lief zum zim- mer hinaus/ und flohe darvon. Und also behielt der erkaufte sein freies gemuͤht: der geliebte enthielt sich der liebe: der gebaͤhtene ward nicht erbaͤhten; und der er- griffene lies sich nicht halten. Straks machte Sefira ein solches er schroͤkliches ge- schrei/ daß ihre Stahtsjungfrauen und Kammermaͤgd- lein zugelauffen kahmen. Diese entsetzten sich aus der maßen uͤber ihrer Fuͤrstin so abscheuliche gestalt. Kurtz zuvor war sie ihnen vorgekommen/ als eine Alsgoͤttin der liebe. Nun sahe sie aus als eine leibliche Teufelin. Der Zorn/ der has/ die rachgier blitzten ihr aus den au- gen. Lauter donnerschlaͤge/ lauter blitze gingen aus ih- rem munde. Ein flammender dampf stieg aus ihrer nase. Ihre blikke waren feurige strahlen: ihre worte zerschmetternde donnerkeule. Ihr haar hing gantz zer- zauset uͤber die zerkratzten wangen. Sie tobete/ sie rase- te/ sie wuͤhtete/ sie fluchete/ ja sie stellete sich so ungebaͤhr- dig/ daß die Jungfern genug zu tuhn hatten sie wieder zu besaͤnftigen. So bald diese halbtolle Fuͤrstin ein wenig wieder zu ihr selbst gekommen/ sing sie an ihren Herꝛn selbst zu be- schuldigen. Sehet! sagte sie/ Er hat uns diesen Ebrei- schen knecht herein gebracht/ daß er uns zu schanden mache. Er kahm zu mir in mein zimmer/ und wolte mich nohtzuͤchtigen. Ich rief aber uͤberlaut. Da flohe er darvon/ und lies mir seinen Rok in der hand. Eben diese worte sprach sie auch zu ihrem Herꝛn/ so bald er zu hause kahm. Ja/ fuͤgte sie hinzu/ sehet doch nur/ wie mich der ehrvergessene schelm/ der ehbrecherische hund zugerichtet/ als ich mich zur wehre stellete. Und hier- mit wiese sie ihm auch den Rok; den sie zum zeugnuͤsse be- drittes Buch. Der Assenat behalten. Endlich schlos sie mit diesen worten: Ich habe meine ehre gerettet/ wie ihr sehet. Nun moͤget ihr vor die eurige eifern; und ihn/ den undankbaren/ den treulosen/ gebuͤhrlich abstrafen. Der guhte Potifar ward uͤber diesen so ploͤtzlichen unfal uͤber die maße bestuͤrtzt. Er hatte dem Josef so sehr viel guhtes zugetrauet. Er hatte seine tugend/ seine keuschheit/ seine froͤmmigkeit allezeit so hoch ge- ruͤhmet. Ja er hatte auf seine treue gantze schloͤsser ge- bauet. Nun erfuhr er das widerspiel selbst aus dem munde seiner Gemahlin. Diejenige/ die ihn vor die- sem so manches mahl gepriesen/ klagte ihn nun selbsten an. Er sahe den Rok/ als ein zeichen der wahrheit/ ror seinen augen. Er sahe seine Liebste so gar entstellet/ und so sehr uͤbel zugerichtet. Und also konte er anfangs anders nicht gedenken/ als daß es wahr sei/ was ihm so gantz unvermuhtlich zu ohren kahm. Er ward ge- zwungen/ alle diese beschuldigungen zu gleuben. Doch gleichwohl konte er sich noch nicht entschluͤßen den Jo- sef/ nach dieses verbrechens beschaffenheit/ so straks zu strafen. Er konte es uͤber sein hertz nicht brin- gen. Zorn und Liebe kaͤmpften hart widereinander. Der zorn wolte durchaus haben/ er solte ihn vertil- gen. Die liebe dagegen riet ihm/ gemach zu verfah- ren. Er hatte zuvor keinen einigen tadel am Josef be- funden. Und daruͤm hatte er ihn von hertzen geliebet. Ja er hatte ihn so hoch geliebet/ daß er ihm alles das seinige anvertrauet; daß er ihn anders nicht gehalten/ als seinen Sohn; und was noch mehr ist/ ihm seine ei- nige Erbin und liebste Tochter Assenat/ in seinem her- tzen/ zur Gemahlin versprochen. Diese so hertzliche liebe konte der zorn nicht so gar verhindern/ daß sie den Potifar nachmahls nicht uͤber- redet vom Josef ein bessers zu gleuben/ als man ihm vorbrachte. Ja er vermochte ihm keinesweges ein zu bil- drittes Buch. bilden/ daß die sache so groß sei/ als man sie machte. Er muhtmaßete/ es muͤste ein misverstand darhinter sein. Er gedachte/ die krankheit seiner Gemahlin hette ihr vielleicht diese boͤse gedanken eingegeben. Und in solchen gedanken entschlos er sich den Josef so hart nicht ab zu strafen/ als ihm sein erster zorn gerahten. Damit er aber seine Gemahlin einiger maßen vergnuͤg- te/ so befahl er ihn ins gefaͤngnuͤs zu bringen/ da des Koͤnigs gefangene lagen. Darinnen moͤchte er so lan- ge liegen/ bis man des verbrechens beschaffenheit gruͤnd- lich entdekket. Der Der Assenat Der Assenat Vierdes Buch. A Ssenat hatte inzwischen fast al- les erfahren/ was sich mit dem schoͤnen Leibeignen begeben. Sie wuste/ daß ihn ihr Vater von den Ismaelern gekauft. Sie wuste/ daß er ihm fast zehen jahr ge- dienet. Sie wuste/ daß ihn Potifar uͤber sein gantzes Haus gesetzet; daß er ihm alles das seinige anvertrauet: daß er/ durch Josefs getreuen fleis und fuͤrtreflichen verstand im haushalten/ an reichtuͤhmern uͤber alle maße zugenommen. Ja ihr war unverborgen/ daß ihr Vater ihn deswegen uͤberaus geliebet/ und anders nicht gehalten/ als seinen leiblichen Sohn. Auch war ihr aus Potifars eigenem schreiben/ und aus seinem munde selbst bekant/ wie hoch er ihn iederzeit gepriesen. Daruͤm konte sie ihr nicht einbilden/ woher sich das blat so gar ploͤtzlich uͤmgekehret. Sie konte nicht begreiffen/ woher es kaͤhme/ daß Potifar ihn in das gefaͤngnuͤs ge- worfen: davon der ruf schon zu Heliopel erschollen. Ihre verwunderung uͤber eine so uhrploͤtzkiche veraͤnde- rung zwang sie nach zu forschen. Sie vernahm ein ge- mummel unter dem volke/ daß Josef unschuldig sei. Und dieses verursachte sie noch mehr die wahrheit zu ergruͤnden. Man wolte damit nicht recht heraus. Man redete in der stille darvon. Und einer sagte dis/ der an- dere das. Endlich bekahm sie ein schreiben von der Koͤ- niglichen Fuͤrstin. Diese schrieb zwar anders nichts/ als daß ihr Vater den Schoͤnen Leibeigenen in haft be- stellet; weil ihre Stiefmutter ihn bezuͤchtiget/ er hette ihr vierdes Buch. ihr unzucht angemuhtet. Gleichwohl muhtmaßete die klugsinnige Fuͤrstin/ daß hinter diesem handel was an- ders muͤste verborgen liegen. Als nun Assenat hieruͤber auf so mancherlei gedan- ken gerahten; so geriet sie endlich auch auf ihren Traum; den sie vor etlichen jahren von einem Haͤrmlein das ihre Stiefmutter in den schlam druͤkken wollen/ und hernach in ein fas einsperren laßen/ gehabt. Der Nitokris eben gemeltes schreiben veruhrsachte/ daß Assenat den schoͤ- nen Leibeignen vor dasselbe Haͤrmlein hielt. Auch ur- teilete sie aus den uͤmstaͤnden des traumes/ daß das heimliche gemurmel der leute von Josefs unschuld wahr sein muͤste. Daruͤm schrieb sie an ihre Frau Mut- ter Toote. Erstlich berichtete sie ihr alles/ was sie von Josefs gefaͤnglicher haft erfahren. Darnach erzehlte sie ihr den oberwaͤhnten Traum von stuͤklein zu stuͤk- lein: und fuͤgte ihre eigene erklaͤhrung darzu. Endlich begehrte sie zu wissen/ was ihre Frau Mutter von sol- cher begaͤbnus/ und von ihrem Traume vor ein urteil faͤllete. Eben hatte Toote diesen brief empfangen/ als Ni- tokris/ sie zu besuchen/ ankahm. Nachdem sie ihn nun beide gelesen/ fielen mancherlei fremde reden vor. Ni- tokris erzehlete/ was sie einesmahls/ mit eigenen oh- ren/ vor der Sefira zimmertuͤhre gehoͤret. Da Se- fira dem Josef selbsten unzucht angemuhtet; aber eine abschlaͤgige und gantz scharfe antwort bekommen. Auch fuͤgte sie hinzu: daß sie nachmahls diese geule Fuͤr- stin selbst ermahnet/ von so boͤsen begierden abzu- stehen: und wo sie solches nicht taͤhte/ wolte sie sich ih- rer geselschaft entziehen/ und sie nicht mehr vor ihre Muhme halten. Auch habe ich/ sagte sie/ alles dieses heute fruͤh dem Potifar selbsten/ im vertrauen/ zu er- kennen gegeben: damit er Josefs unschuld sehen/ und ihn nicht etwan faͤlschlich anklagen moͤchte. Es ist guht/ K und Der Assenat und ein großes gluͤk vor den Josef/ daß ihn der Fuͤrst in das Koͤnigliche gefaͤngnuͤs legen laßen: da er nun- mehr des Koͤnigs gefangener ist; und weder Sefira/ noch Fuͤrst Potifar selbsten macht uͤber ihn haben. Da wird ihn die Fuͤrstin wohl muͤssen zu frieden laßen. Von dannen wird sie ihn nun nicht mehr heraus be- kommen. Davor wil ich selbst sorge tragen; auch ver- schaffen/ daß man ihn nicht als einen gefangenen hal- ten sol. Es wird sich alles wohl schikken. Nach etlichen anderen reden stund Nitokris auf/ und nahm ihren abschied. Auch baht sie die Fuͤrstin Toote reinen mund zu halten; damit alles/ was sie des Josefs wegen mit- einander vertraulich gesprochen/ unter der Rose moͤch- te geredet sein. Sie solte sich dessen bei leibe gegen nie- mand verlauten laßen. Niemand solte etwas davon wissen. Mitlerweile hatte der verdrus/ die ungeduld/ der zorn/ die liebe und alle dergleichen heftige gemuͤhtstrif- ten durcheinander und widereinander/ in der Se- fira hertzen/ dermaßen gestritten/ daß sie todtkrank zu bette lag. Nitokris ging sie ebenmaͤßig besuchen/ zu sehen/ wie sie sich itzund anstellen wuͤrde. Ach! sagte sie/ hertzliebste Frau Muhme/ ich habe ein hertzliches mit- leiden mit ihr; weil ich vernehme/ daß sie etliche wochen nacheinander bettlaͤgerig gewesen. Und daruͤm bin ich anher kommen zu sehen/ wie es mit ihrer Krankheit be- schaffen. Meine Krankheit/ fing Sefira an/ hatte zuerst nicht viel zu bedeuten. Aber der Ebreische Leibeigne hat mich unlaͤngst so heftig erzuͤrnet/ daß ich itzund fast in den letzten zuͤgen liege. Hat sie der schoͤne Ebreer erzuͤr- net? fing ihr Nitokris das wort auf. Das kan ich nimmermehr gleuben. Wie solte die hertzliche liebe sich so ploͤtzlich in eine so widerwaͤrtige gemuͤhtsbewegung veraͤndern? Sie mag es gleuben/ oder nicht/ antwor- tete vierdes Buch. tete Sefira: es ist also. Und so muste es sein. Weil man mir veruͤbelen wolte/ daß ich ihn liebte; so muste ich ihn hassen. Sie selbsten sagte mir neulich ins gesichte: ich muͤste von solcher liebe abstehen/ wan sie meine Freundin und Muhme bleiben solte. Und sol- ches habe ich nun getahn. Ihre freundschaft war mir lieber/ als seine liebe. Aber hiervon ist nichts mehr zu sagen. Was geschehen ist/ das ist gesche- hen: und zwar Ihr zu gefallen. Daruͤm laßet uns diese sache nicht mehr beruͤhren. Weil nun Nitokris sahe/ daß ihrer Muhme dergleichen reden verdruͤßlich fielen; so begunte sie ein anderes gespraͤche; wiewohl sie es auch nicht lang machte. Dan ihre einige sorge war zu ver- schaffen/ daß Josef bei seinem neuen Wuͤrte ehrlich moͤchte gehalten werden. Daruͤm eilete sie wieder nach der Koͤniglichen burg. Mit den Koͤniglichen Gefaͤngnuͤssen war es dazu- mahl in Egipten fast eben also beschaffen/ als mit den Zuchtheusern in Europe. Die Koͤniglichen gefangene/ wan sie arm waren/ musten ihre kost und kleider mit schweerer arbeit verdienen. Waren sie aber reich/ so ward ihnen ein großes kostgeld abgenommen: und dan gingen sie muͤßig. Beides trug der Schatzkammer des Koͤniges/ als auch dem Gefaͤngnuͤsmeister ein großes jahrgeld ein. Und daruͤm warden wenig Verbrecher mit dem Tode gestraft. Alle musten in dergleichen ge- faͤngnuͤsse tantzen. Und ihre rechtssachen schob man auf die lange harrebank; damit der genos uͤm so viel groͤsser waͤre. Weil nun Nitokris wohl wuste/ daß Josef unter die zahl der armen gefangenen wuͤrde ge- rechnet/ und mit harter arbeit belegt werden; so schikte sie dem Gesaͤngnuͤsmeister/ durch einen unbekanten menschen/ eine zimliche anzahl geldes. Darbei fuͤgte sie diesen Befehlbrief. Dem Koͤniglichen Gefaͤngnuͤsmeister wird K ij hier- Der Assenat hiermit ernstlich befohlen den gefangenen Josef/ Fuͤrst Potifars gewesenen Diener/ aller arbeit zu entschlagen; und ihn mit an seine tafel zu setzen/ auch sonsten so ehrlich zu halten/ daß gemelter Gefangener oder iemand anders seinetwegen sich dermahleins nicht zu beschweeren habe. Und imfal der Gefaͤngnuͤsmeister/ dem deswegen dieses beigefuͤgte geld geschikt wird/ sich moͤchte geluͤsten laßen diesem befehle nicht in allem ge- hohrsamlich nachzukommen; so sol er wissen/ daß er sich wider das Koͤnigliche Haus verbre- chen/ und sein leben deswegen in unvermeidli- cher gefahr stehen werde. Wie nun ihm mehr- gemelter befehl gnaͤdigst erteilet wird; so wird er es ihm angelegen sein laßen demselben untertaͤh- nigst nachzuleben/ und keinem/ auch nicht ei- nem menschen dessen oͤfnung zutuhn. Diesem befehle gehorchte der Gefaͤngnuͤsmeister also- bald. Von stunden an ward Josef entfesselt. Flugs ward er aller arbeit uͤberhoben. Straks zog er ihn an seine tafel. Ja er gewan ihn endlich so lieb/ daß er ihn allen andern gefangenen vorzog. Und solches taͤht er nicht allein dem gemelten befehle zu gehohrsamen/ son- dern auch aus eigener bewegung. Er sahe Josefs große tugend. Er erblikte seinen fuͤrtreflichen verstand. Er verwunderte sich uͤber seine unvergleichliche geschik- ligkeit: und daruͤm uͤbergab er ihm auch selbst das ge- biete uͤber alle gefangene; also daß er sich keines dinges mehr annahm. Was Josef taͤht/ war wohl getahn. Was er hies/ das muste geschehen. Alle gefangene musten seinem befehle gehorchen. Alles stund in seiner hand: und was er anfing/ da gab der HErꝛ gluͤk zu. Al- so war er in seinem ungluͤkke gluͤklich: in seinem gefaͤng- nuͤsse frei: in seiner knechtschaft ein gebieter. Ja er hat- te alhier so viel ledige stunden/ daß er sich in der Stern- deu- vierdes Buch. deuterei unverhindert uͤben konte. Zu dem ende ging er viel uͤm mit einem gefangenen Kaldeer. Den ent- schlug er auch von seiner arbeit; damit er die geheimnuͤs- se dieser Kunst von ihm uͤm so viel besser erfahren koͤnte. In kurtzer zeit gelangte er darinnen so weit/ daß er aus dem stande des Gestirnes in seiner gebuhrtsstunde das gantze gluͤk und ungluͤk seines Lebens ersahe. Er sahe/ was ihm vormahls begegnet; was ihm itzund begegne- te; und was ihm noch kuͤnftig begegnen wuͤrde. Er sa- he/ daß er uͤber zwei jahr auf eine hohe staffel der ehren wuͤrde erhoben werden. Auch untersuchte er den stern- stand in der gebuhrtsstunde seines Vaters/ die ihm noch wohl bewust war. Darinnen befand er/ daß Ja- kob kurtzkuͤnftig in ein fremdes land ziehen solte; und alda wuͤrde er sterben. Solchergestalt uͤbte sich Josef in dieser Kunst/ die verborgenheiten der Sternschrift zu erforschen/ tag und nacht. Dieses große Buch der Natur war ihm nun nicht mehr dunkel zu lesen. Sein scharf sinniger ver- stand drung fast durch alle desselben geheimnuͤsse hin. Jedoch war er in dieser sache so abergleubisch nicht/ als die Kaldeer. Er machte daraus keine nohtwendigkeit/ wie sie. Er wuste zwar/ daß Gott die Natur geschaffen/ und daß Er ihren lauf eingerichtet. Aber er wuste auch/ daß es in seiner macht stuͤnde/ sie/ zusamt ihrem lauf- se/ zu aͤndern: welches Er gleichwohl ohne hochwuͤchti- ge ursachen niemahls taͤhte. Er wuste/ daß das Stern- buch anders nicht/ als Gottes Warn- und zeichen-buch sei: dadurch Er zugleich den Menschen seine Almacht/ so wohl im zorne das ungluͤk/ als in der guͤhte das gluͤk kommen zu laßen/ vor augen gestellet: daß Er naͤhm- lich/ wan sie in ihren suͤnden verharreten/ boͤses/ und wan sie darvon abstuͤnden/ guhtes tuhn koͤnte; aber nicht alzeit wolte: indem Er das angezeigte oder ver- sprochene guhte/ wan sie boͤses taͤhten/ so wohl als das K iij ge- Der Assenat gedreuete boͤse/ wan sie hingegen guhtes taͤhten/ nicht tuhn wolte. Er wuste/ daß Gott den menschen hier- durch nur vor ungluͤk zu warnen/ und ihm das kuͤnftige gluͤk und ungluͤk anzuzeigen/ nicht aber gewis zuzufuͤ- gen gesonnen: ja daß Er/ durch die ungluͤkszeichen/ ihn zur reue/ und/ durch die gluͤkszeichen/ zur dankbarkeit zu lokken trachtete. Und daruͤm gleubte Josef keinesweges/ daß es nohtwendig geschehen muͤste/ was das Gestirn andeutete. Er gleubte vielmehr/ daß es in des Schoͤp- fers macht stuͤnde/ dieses/ wan es Ihm beliebete/ doch nicht ohne erhoͤbliche ursachen/ zu aͤndern: nachdem Er sehen wuͤrde/ wie sich der Mensch anliesse/ und in sei- nem wandel guht/ oder boͤse verharrete. Ja er gleubte/ daß Gott dem Gestirne keine macht uͤber den Menschen zu herꝛschen eingepflantzet: sondern Ihm solche macht selbsten vorbehalten; und uͤber das gestirn/ auch uͤber ihr angedeutetes gluͤk oder ungluͤk zugleich herschete. Und dieses beides veraͤnderte Er/ nachdem er urteilete/ daß es dem Menschen ersprieslich. Also verlies sich Josef auf sein instehendes durch das gestirn angedeutetes gluͤk keinesweges so fest/ daß er ihm einbildete/ es muͤste also geschehen. Sondern er verlies sich auf Gott allein: der es ihm durch diese sternzeichen zwar angedeutet/ aber gleichwohl solche an- deutung gantz anders koͤnte ausfallen laßen; imfal er sich solches gluͤkkes selbst unwuͤrdig machte/ oder dassel- be durch achtloßheit oder sonst verschertzete. Ein Koͤ- nig oder Fuͤrst giebt manchem seiner untertahnen ein zeichen seiner gnade/ und verspricht ihm dadurch ein großes gluͤk: aber er wil auch haben/ daß er sich der wuͤrk- lichen gnade/ und des gluͤkkes/ das er ihm verspricht/ wuͤrdig mache; und daß er selbst darnach ringe: weil keinem eine gebrahtene taube von sich selbst in den mund flieget. Dan wan er solche gnade/ durch uͤbeles ver- halten/ oder unachtsamkeit/ verschertzet; so veraͤndert der vierdes Buch. Der Assenat der Fuͤrst seine gnade in ungnade/ und lesset ihm das angezeigte oder versprochene gluͤk keinesweges wider- fahren. Auch dreuet ein Fuͤrst seinem untertahnen oftmahls eine strafe: wan aber der untertahner sich bes- sert/ so reuet es den Fuͤrsten/ und lest die strafe nicht er- gehen. Eben also tuht Gott/ wan Er uns/ durch die Stern- schrift/ auch sonsten etwan ein gluͤk verspricht/ oder ein ungluͤk dreuet. Dreuet Er ein ungluͤk; so wil Er nicht/ daß der Mensch die Sterne/ oder das ungluͤk/ das Er durch die sterne dreuet/ sondern Gott selbst fuͤrchten/ und mit bußfaͤrtigem leben und gebaͤht Ihm in die dreu- und straf-ruhte fallen sol. Ja Er wil/ daß der Mensch uͤber solches zeichen nicht verzagen/ noch ihm gewis ein- bilden/ daß es also ergehen muͤsse; sondern daß er das instehende ungluͤk mit tapferem muhte/ und mit vor- sichtigem handel und wandel ableinen und vermeiden sol. Und eben daruͤm offenbahret Gott demselben/ den Er liebet/ solches ungluͤk; und zeigt es auch allen zuvor/ durch die sternschrift/ an: doch giebt Er nicht allen den verstand sie zu verstehen. Verspricht Er ihm aber ein gluͤk; so wil Er nicht/ daß der Mensch meinen sol/ er habe es schon in den haͤnden/ und sich mehr darauf ver- laßen/ als auf Gott: sondern Er wil/ daß der Mensch solches/ durch inbruͤnstiges gebaͤht/ tugendhaften wan- del/ und seine eigene geschikligkeit zugleich/ zu befoͤr- dern trachte/ und sich dessen wuͤrdig mache. Mit diesem ruͤhmlichen zeitvertreibe brachte Josef seine muͤßigen stunden zu. Und darbei vergaß er alles seines leides. Aber Sefira lag inzwischen in den allet- groͤsten schmertzen. Die liebe/ der zorn/ die rache/ der eifer/ die reue/ die furcht/ und alle dergleichen Seelen- oder vielmehr Hoͤllen-gespenster aͤngstigten sie dermaßen/ daß sie immer schwaͤcher und schwaͤcher ward. Josef hatte im anfange/ in einem finstern loche/ dessen einiges fen- vierdes Buch. fenster in ihrem hof ausging/ gesessen. Alhier hatte sie sich bei naͤchtlicher weile vielmahls finden laßen/ einen versuch zu tuhn/ ob sie den gefangenen Josef nicht itzund bewegen koͤnte. Sie hatte ihm angebohten/ ihn aus diesem loche zu erloͤsen/ so bald er nur angelobte ihren willen zu volbringen. Aber Josef liebte seine fessel und bande mehr/ als eine solche freiheit/ die er durch den verlust seiner keuschheit erlangen solte. Nicht einen einigen trieb/ der darnach zu wolte/ empfand er in sei- ner seele. Und also stellete sie dem Keuschen Josef selbst in seinem gefaͤngnuͤsse nach. Aber die treue vorsorge der liebreichen Nitokris benahm ihr diesen weg. Sie ret- tete den Josef aus diesem loche. Und hiermit hatte Sefira alle ihre hofnung verlohren. Hiermit veraͤn- derte sich ihre Liebeskrankheit in eine rechte Leibeskrank- heit. Ja sie ward so krank/ daß die Aertzte an ihrem le- ben zu zweifeln begunten. Als nun Sefira sahe/ daß ihr ende vor handen/ so dachte sie auf mittel den Josef aus dem wege zu reu- men; damit er ja keiner andern zu teil wuͤrde. Ihre eifersucht trieb sie so weit/ daß sie beschlos/ ihm einen gifttrank beibringen zu laßen. Solchen giftigen an- schlag entdekte sie ihrer Kammerjungfrau. Aber diese war viel zu ehrlich solches schandstuͤkke zu verschweigen. Viel weniger wolte sie damit zu schaffen haben. Sie offenbahrte es der Nitokris. Diese schrieb an den Ge- faͤngnuͤs meister straks einen Brief; welcher also lau- tete: Diejenige hand/ welche neulich den Koͤnig- lichen Gefaͤngnůsmeister gewuͤrdiget an ihn zu schreiben/ befielet ihm noch einmahl den Josef wohl in acht zu nehmen. Auch wird ihm in ge- heim berichtet/ daß man vorhat gemelten Ge- fangenen mit gifte zu toͤdten. Daruͤm wil ich/ daß er zur stunde gewarnet/ und wohl bewah- K v ret Der Assenat ret werde. Wan es aber der Gefaͤngnuͤsmeister verseumet/ und solche schaͤndliche mordtaht vol- zogen wuͤrde; so sol des ermordeten unschuldiges bluht von seinen haͤnden gefoͤrdert werden. Ja der Koͤnigliche Hof selbsten wird ihn zur verant- wortung ziehen. Dieses alles taͤht die koͤnigliche Fuͤrstin der schoͤnen Assenat zu liebe: wiewohl sie ihr selbsten noch zur zeit nicht das geringste maͤrken lies. Semesse bestelte den brief auch so heimlich/ daß niemand erfuhr/ wo er her- kaͤhme. Josef selbsten konte nicht errahten/ wer so treulich vor ihn sorgete. Daruͤm dankte er Gott/ der die hertzen lenkte sich uͤber ihn zu erbarmen. Auch baht er hertzinniglich solche so große wohltaht tausendfaͤltig zu vergaͤlten. Und also warden alle der Sefira anschlaͤge vereitelt. Alle ihre giftige raͤnke gingen den kraͤbs- gang. Gott sorgete vor Josef. Der Hoͤchste nahm sich seiner an. Potifar hatte bisher mit der Anklage wider den Josef verzuͤgert. Und wiewohl Sefira tag und nacht uͤm rache gerufen/ so bekahm sie doch nur eine leere ver- troͤstung. Er taͤht gantz nichts zur sache. Die worte der Nitokris lagen ihm staͤhts im sinne. Und daraus konte er unschweer schliessen/ daß diese sache/ wan er sie viel ruͤhrete/ ihm und seiner Gemahlin mehr schimpfes/ als ehre/ bringen wuͤrde. Gleichwohl muste dem Jo- sef die Uhrsache seiner gefaͤngnuͤs schriftlich eingehaͤn- diget werden. Das erforderte der Egipter Gesetz. Es war eine alte gewohnheit. Und daruͤm befahl er eine solche Schrift aufzusetzen. Aber der Sefira ploͤtzlicher tod veruhrsachte/ daß sie nicht eingehaͤndiget ward. Al- so blieb die gantze sache stekken. Etliche wochen nach der Sefira ableiben starb auch der Ertzbischof von Heliopel. In dessen stelle war Po- tifar schon erwehlet. Diese muste straks besetzt sein. Dar- vierdes Buch. Daruͤm brach er eilend auf/ und zog nach Heliopel. Gern hette er den Josef aus dem Gefaͤngnuͤsse erloͤset. Gern hette er ihn wieder gehabt. Gern hette er ihn wie- der in sein amt gesetzt. Aber er durfte nicht. Er be- fahrete/ es moͤchte ihm/ und seiner verstorbenen Ge- mahlin zur schande gereichen. Daruͤm schwieg er itzund gantz stil. Er erwaͤhnte des Josefs mit keinem worte. Gleichwohl vergaß er seiner nicht. Seine tugen- den spieleten staͤhts in seinen sinnen. Doch lies er sich dessen nichts maͤrken. Er gedachte: mit der zeit wird es sich alles wohl schikken. Straks hierauf versuͤndigten sich wider den Koͤnig zween seiner Kaͤmmerer/ der Mundschenke/ und der Oberste der Baͤkker. Jener hatte sich im einschenken des weinbechers versehen: und dieser sehr viel des Koͤ- niglichen getreidichs veruntrauet. Der Koͤnig ward uͤber sie sehr zornig/ sonderlich uͤber den Obersten der Baͤkker. Gleichwohl musten sie beide fort. Es half kein vorbitten. Beide warf man ins gefaͤngnuͤs/ da Josef gefangen lag. Doch weil sie so vornehme Beam- ten waren/ lies man sie ehrlich bewuͤrten. Josef ward bestellet ihnen aufzuwarten. Fleissig versahe er diese bestallung. Mit allen diensten ging er ihnen zur hand. Sie hatten nunmehr etliche tage gesessen/ als sie Jo- sef auf einen morgen sehr traurig fand. Zur stunde fragte er: was ihnen fehlete? Der Mundschenke gab zur antwort: uns hat heunte etwas getreumet/ und wir haben niemand/ der es uns ausleget. Das ausle- gen/ fuhr Josef fort/ gehoͤret Gott zu: doch laßet hoͤh- ren/ was es ist. Der Mundschenke fing an: Ich sahe vor mir einen Weinstok stehen. Der hatte drei Reben. Er gruͤhnete tapfer. Erbluͤ- hete/ und trug fruͤchte. Endlich warden seine trauben reif. Und ich hatte des Koͤnigs Be- cher in der hand. Darein druͤkte ich den saft Der Assenat saft der weinbeeren aus: und reichte ihn dem Koͤnige zu. Der Koͤnig nahm ihn/ und trank. Dieses ist ein guhter traum/ fing Josef hierauf an. Die drei Reben seind drei tage. Uber drei tage wird der Koͤnig sein heupt erhoͤhen. Er wird ihn wieder ansein amtstellen. Ihm wird er den Becher wieder zureichen/ wie zuvor. Aber er ge- denke meiner/ wan es ihm wohl gehet; und tuhe barm- hertzigkeit an mir. Er vergesse nicht den Koͤnig zu er- innern/ daß er mich aus dieser haft erloͤse. Dan ich bin aus dem lande der Ebreer heimlich gestohlen. Darzu habe ich alhier nichts strafwuͤrdiges getahn: und gleich- wohl hat man mich gefangen gesetzt. Als der oberste Baͤkkereiverwalter hoͤrete/ daß seines Mitgefangenen Traum so eine guhte deutung bekahm; so erzehlete er seinen traum gleichesfals. Ich treume- te/ sagte er/ daß ich auf meinem heupte drei weisse Koͤrbe truͤge. Im obersten Korbelag al- lerhand Gebakkenes vor den Koͤnig. Aber die vogel fraßen aus dem korbe auf meinem heupte. Josef antwortete: ich wolte ihm auch gern was guh- tes goͤnnen: aber dis ist des Traumes bedeutung. Die drei Koͤrbe seind drei tage. Nach drei tagen wird der Koͤnig ihm sein heupt erhoͤben: er wird ihn an den galgen haͤnken. Und alsdan wer- den die vogel auf seinem Kopfe sitzen/ und sein fleisch fressen. Am dritten tage darnach beging der Koͤnig sei- nen Jahrstag. Ein herliches gastmahl hatte er ange- stellet. Darzu waren alle seine Beamten geladen. Und da erhub er das heupt des Obersten Mundschen- kens: als auch des Obersten Verwalters der Baͤkkerei. Den Obersten Mundschenken setzte er wieder in sein schenkamt. Aber den Obersten der Baͤkker lies er/ als einen des diebst als uͤberwiesenen/ an den galgen knuͤp- fen. vierdes Buch. fen. Und also begegnete beiden/ wie Josef ihre treu- me gedeutet. Aber der oberste Mundschenke vergaß des Josefs/ und gedachte nicht mehr weder seines dien- stes/ nach der auslegung seines traumes. So gehet es gemeiniglich bei Hofe. Die hofluft hat diese ahrt/ daß sie das gedaͤchtnuͤs der wohltahten in einem hut verzehret/ oder doch zum wenigsten benebelt. Kaum hatte sie der Mundschenke eingesogen/ da fuͤhlete er ih- re wuͤrkung schon; und lies also den unschuldigen Josef in seiner gefangenschaft noch zwei jahre verzap- peln. Aber die aufrichtige Nitokris war weit anders ge- sinnet. Sie war zwar bei hofe gebohren; und mitten im hofwesen erzogen. Gleichwohl hatte die schaͤrfe der hofluft die lauterkeit ihres redlichen hertzens keineswe- ges verletzen oder benebeln koͤnnen. Der Assenat zu lie- be hette sie den Josef gern erloͤset. Sefira war zwar todt. Josefs einige verfolgerin war den weg aller welt gegangen. Die stund ihr nicht mehr im wege. Bei dem Koͤnige/ ihrem Herꝛn Vater/ vermochte sie sehr viel. Es were nur uͤm ein wort zu tuhn gewesen. Doch gleichwohl durfte sie es nicht wagen. Der wohlstand wolte es nicht zulaßen. Sie befahrete sich eines uͤbelen nachklangs; wan sie sich des Josefs so eifrig und so oͤf- fendlich annehme: wan sie demselben/ den ihre Muhme bezuͤchriget/ als wan er ihre ehre zu kraͤnken sich unter- wunden/ das Wort redete. Und eben daruͤm war sie heftig bekuͤmmert. Sie trug ein großes mitleiden mit ihm. Ja es schmertzte sie uͤber alle maßen/ daß eine so unvergleichliche schoͤnheit im gefaͤngnuͤsse veralten sol- te. Noch mehr betauerte sie seine himlische Tugenden/ daß sie ihre strahlen nicht vor der gantzen welt solten leuchten laßen. Aber was wolte sie tuhn? Sie muste einer fuͤglichern gelegenheit erwarten. Unterdessen kon- te der Sefira beschuldigung in vergessenheit gerahten. Mit Der Assenat Mit der zeit konten die Rosen wohl bluͤhen. Ja sie stunden auch endlich in voller bluͤhte/ und gaben der Nitokris anlaß sie zu pfluͤkken. Nach zwei jahren beging der Koͤnig wieder sein Jahrsfest. Und dieses ward viel herlicher gefeiert/ als alle die vorigen iemahls. Die fuͤrnehmsten Fuͤrsten des Reichs kahmen nach Memfis/ dem Koͤnige gluͤk zu wuͤndschen. Ja selbst der Adel aus den fuͤrnehmsten laͤn- dern legte diese schuldigkeit ab. In der stadt kribbelte und wibbelte alles von menschen. Die Koͤnigliche Burg war erfuͤllet mit Fuͤrsten. Auch kahm das fuͤr- nehmste Frauenzimmer des gantzen Egiptens der Koͤ- nigin aufzuwarten. Alles huͤpfte vor freuden. Wo man hinsahe/ war lauter lust. Ja es schien/ als wan sich alle lust und alle freude aus der gantzen welt itzund in Memfis zusammengefunden. In allen gassen klungen die trummeln. Fast in allen Heusern sungen die saͤnger. Schier aus allen fenstern halleten die trom- peten. Beinah aus allen tuͤhren schalleten die Krump- hoͤrner. Ja die lieblichschallenden Klingelspiele erfuͤlle- ten die gantze stadt. Die Jungfrauen tantzeten bei dreien. Bei drei mahl dreien fuͤhreten sie den reihen. Die Juͤnglinge sprungen. Die schalmeien klungen. Das jauchzen/ das frohlokken/ das gluͤkrufen hatte kein ende. So lange Memfis gestanden/ war ein so froͤh- licher Mei nicht erschienen. So eine froͤhliche Rosen- zeit hatte man nie gesehen. Die Aernte war eben vor der tuͤhre. Der Koͤnig be- kahm lust die Felder zu besehen. Alle Fuͤrsten setzten sich zu pferde/ ihn zu begleiten. Der Adel folgte hauffenwei- se. Die Koͤnigin selbst erschien/ bei dieser feldlust/ auf einem gantz guͤldenem wagen. Die Koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris hatte sie allein bei ihr sitzen. Das andere Frauenzimmer folgete. Eine Fuͤrstin war immer koͤst- licher/ als die andere: eine Jungfrau immer geschmuͤk- ter/ vierdes Buch. Der Assenat ter als die andere: ein Wagen immer praͤchtiger/ als der andere. Der schmuk/ die pracht/ die freude zogen/ mit dieser lust fahrt/ gleichsam aus der stadt. Aber nach zwo stunden kehrete alles wieder zuruͤk. Der gantze schwalk begleitete den Koͤnig bis in die Burg. Alda stunden die tafeln schon gedekt: die speisen bereitet: die Mahrschaͤlke faͤrtig den gaͤsten des Koͤniges ihre stellen anzuweisen. Es war eben mittag/ als die speisen aufge- tragen warden. Und von der zeit an blieb man sitzen bis gegen den abend. Da erhub sich der Koͤnig. Da stunden die Fuͤrsten auf. Da ward der gantze Adel rege. Noch eine zeit lang ergetzte man sich stehende. Man hoͤrete den Kunstsaͤngern und Meisterspielern zu. Teils spracheten miteinander. Teils trunken miteinander. Endlich ward ein stilschweigen/ durch die Mahrschaͤlke/ geboh- ten. Und damit traht der Reichskantzler hervor. Die- ser taͤht eine kurtzbuͤndige rede. Er dankte/ im nahmen des Koͤniges/ der gantzen Versamlung/ daß sie/ seine lust zu vermehren/ mit ihrer gegenwart dieses Koͤnig- liche Fest zieren wollen. Er dankte ihnen allen/ daß sie/ dem Koͤnige zu liebe/ auf sein ausgeschriebenes Ge- buhrtsmahl erscheinen wollen. Endlich dankte er auch den Goͤttern/ daß sie diesen froͤhlichen tag den Koͤnig gesund erleben laßen. Ja er baht sie zugleich/ daß sie ihm denselben/ bei eben solcher gesundheit/ noch lange erleben liessen. Hierauf rief einieder: Lange lebe der Koͤnig! Und mit diesem zurufe schieden sie alle vonein- ander. Also nahm dieser erste tag des Koͤniglichen Festes sein gewuͤndschtes ende. Also war dieser erste freudentag mit vollen freuden volzogen. Und also begab sich der Koͤnig wohlvergnuͤget und wohlbelustiget zur ruhe. Auch ruhete er die gantze nacht durch/ nach eignem wundsche. Er schlief gantz sanfte bis an den liechten morgen. Da bekahm er einen wunderlichen Traum: dar- vierdes Buch. daruͤber er wakker ward. Aber er schlief straks wieder ein: und treumete noch einen andern/ der viel wunder- licher schien; wiewohl er dem ersten nicht ungleich war. Diese zween Treume/ sonderlich weil sie so straks und in einer stunde auf einander gefolget/ machten dem Koͤ- nige sehr fremde gedanken. Er bekuͤmmerte sich daruͤber den gantzen morgen. Er war uͤberaus unruhig in sei- nem geiste. Ja er konte nicht ruhen/ er hette dan zuvor ihre deutung erfahren. Und daruͤm lies er von stun- den an alle Wahrsager/ und alle Weisen zusammenru- fen. Straks musten sie kommen. Flugs solten sie solche treume auslegen. Geschwinde wolte der Koͤnig die deutung wissen. Er erzehlete sie zwar von stuͤkken zu stuͤkken: und sie sonnen ihnen auch eifrig nach. Aber Gott benahm ihnen alle ihre weisheit. Der HERR entzog ihnen allen ihren verstand. Sie trahten zwar zusammen. Sie trugen alle ihre weisheit zusammen. Sie brachten alle ihre Traumbuͤcher zusammen. Sie suchten/ sie forscheten/ sie berahtfragten sich unterein- ander. Aber sie konten nichts finden/ sie konten nichts er- forschen/ ja sie sahen keinen raht diese treume zu deuten. Es fielen auch unter ihnen allerhand streitreden vor. Der eine teil wolte behaupten/ daß es rechte bedeutende treume weren: sonderlich weil sie der Koͤnig in der fruͤhstunde/ da die speisen im magen schon gantz ver- tauet gewesen/ und derselben duͤnste keine schweermuͤh- tige einbildungen mehr wuͤrken koͤnnen/ gehabt hette. Gleichwohl konten sie keinesweges errahten/ was sie bedeuteten. Die meisten aber stunden in der meinung/ daß es keine bedeutende oder vorspielende/ sondern nur nachspielende treume weren. Der Koͤnig/ sagten sie/ hette sich gestern auf dem felde erlustiget. Da hette er das Vieh in den Niel und wieder heraus steigen gese- hen. Da hette er die Kornaͤhren auf ihren haͤlmern er- blikket. Das beides were ihm die nacht darauf/ im L schla- Der Assenat schlafe/ wieder vorgekommen. Dergleichen bilder hette ihm die einbildung vorgestellet. Diese hette mit dem- selben/ was sie den vorigen tag gefasset/ bloß allein ihr spiel gehabt. Und daruͤm bedeuteten diese treume/ weil die einbildung von den Goͤttern selbsten darzu nicht we- re getrieben worden/ nichts sonderliches. Eben als diese letzten ihrer meinung eroͤrterung vor- brachten/ war noch ein alter Kaldeer hinein gekommen. Der befestigte solche meinung auch. Unter andern sag- te er: daß diese Treume/ als auch alle die andern/ die aus den tagsgedanken herruͤhreten/ nicht anders weren/ als der nachklang der seiten/ wan man sie aufhoͤhrete zu schlagen; welcher vom schlage gleichsam zuruͤkpral- lete/ und/ wan dieser nachliesse/ noch eine zeitlang waͤh- rete. Zudem/ fuhr er fort/ pflegen dergleichen Treume/ die bloß allein aus der uͤbermaͤßigsten der vier Feuchtig- keiten des menschlichen leibes entstehen/ eben so wenig zu bedeuten. Naͤhmlich wan die Fluͤssigen von was- sern/ suͤmpfen/ schif bruͤchen/ vom ertruͤnken/ und auf halten im fliehen; die Bluhtreichen von gastmahlen/ lustigen wiesen/ vogeln/ vom fluͤ- gen/ als auch vom sing- und seitenspiele; die Ver- galten vom feuer/ vom fechten/ streiten/ und mor- den; die Schwartzvergalten von schwartzen und traurigen dingen/ von graͤbern/ Mohren/ Teu- feln/ und dem tode/ treumen. Weil nun im Koͤnige die Galle/ und dan die Fluͤsse am meisten herschen: so ist es nicht fremde/ daß ihm im traume gedeuchtet/ als wan eine Kuh oder Ahre die andere verschlungen; wie auch als wan die Kuͤhe aus dem wasser weren gestiegen. Der Koͤnig hoͤrete dieses alles mit an. Er maͤrkte auf alle ihre worte. Aber als er sahe/ daß aus ihren so unterschiedlichen streit-reden nicht die geringste deu- tung seiner treume folgete; da ward er sehr ungedul- tig. Auch maͤrkte er/ daß dieselben/ welche sie vor bedeu- tende vierdes Buch. tende Treume hielten/ mit ihrer deutung nicht heraus wolten. Dan weil der Koͤnig eine Kuh und eine Ahre die andere verschlingen gesehen/ so urteilten sie/ daß es nichts guhtes bedeutete. Sie stunden und zauderten/ und durften nichts sagen. Zuvor hatten die Traum- deuter/ in auslegung der Koͤniglichen treume/ gemei- niglich geschmeuchelt. Sie hatten den Koͤnigen nichts/ als kuͤnftige gluͤkseeligkeit/ verkuͤndiget. Und hierdurch hatten sie getrachtet ihre gunst und gnade zu gewinnen. Aber alhier wolte das schmeucheln keine stat finden. Diese Treume schienen ihnen alzuboͤse. Sie befahre- ten sich/ wan sie schmeuchelten/ daß der ungluͤkliche ausfal sie bald beschaͤmen wuͤrde. Schmeuchelten sie aber nicht/ und sagten die wahrheit frei heraus; so het- ten sie anders nichts/ als des Koͤniges ungnade zu ver- muhten. Und daruͤm wolten sie lieber schweigen/ als eines von beiden zu tuhn sich erkuͤhnen; weil sie sich/ samt ihrer kunst/ durch jenes so wohl/ als dieses/ in ge- fahr stuͤrtzen konten. Dieses war so fest bei ihnen be- schlossen/ daß der Koͤnig weder mit guhten/ noch dreu- worten/ nicht das geringste erlangen konte. Und ob er schon befahl/ sie solten die runte wahrheit nur unge- scheuet heraussagen/ es moͤchte guht/ oder boͤse sein; so blieben sie doch bei ihrem schlusse. Es war niemahls erhoͤret/ so lange ein Koͤnig in E- gipten geherschet/ daß ein Koͤniglicher Traum nicht hette koͤnnen gedeutet werden. Egipten hatte die fuͤlle solcher Leute/ welche so faͤrtig in der Traumdeuterei wa- ren/ daß ihnen sonst kein traum zu schweer oder zu dun- kel fiel. Gleichwohl fand sich alhier nicht einer. Nicht einer durfte das hertz nehmen/ diese zween treume zu deuten. Und hieruͤber ward nicht allein der Koͤnig/ sondern auch die gantze versamlung der Reichsstaͤnde zum hoͤchsten bestuͤrtzt. Diese waren auch entbohten/ ihr guhtduͤnken zu sagen. Es betraf des Reichs wohlfahrt. L ij Dem Der Assenat Dem gantzen Egiptischen Staht war daran gelegen/ daß die Koͤniglichen Treume recht gruͤndlich ausgele- get wuͤrden. Einer dachte dis/ der andere das. Einer gab diesen/ der andere jenen raht. Aber aus allen diesen rahtschlaͤgen ward kein endschlus. Niemand wuste/ wie man in dieser wuͤchtigen sache verfahren solte. End- lich ward den Wahrsagern und Traumdeutern ein tag zur bedenkzeit gegeben. Ja der Koͤnig befahl ihnen ausdruͤklich/ daß sie vor ihm/ bei verlust ihres lebens/ ohne die deutung seiner treume nicht erscheinen solten. Und hiermit wanderten sie hin. Nitokris lag eben im fenster/ als die Egiptischen Weisen und Traumdeuter vom Koͤnige kahmen. Sie sahe/ wie heftig sie untereinander stritten. Sie maͤrk- te es aus ihren gebaͤhrden/ daß etwas sonderliches muͤste vor handen sein. Geschwinde schikte sie hin zu erfahren/ was es were. Sie bekahm bescheid/ daß der Koͤnig in der vergangenen nachnacht zween unterschiedliche Treu- me gehabt: daruͤber er sehr entstellet sei. Er hette des- wegen alle Kaldeer/ samt den Egiptischen Traum- deutern/ entbohten. Aber keiner wuͤste sie auszulegen. Niemand von allen hette einigen bescheid gegeben. Selbst die Reichsstaͤnde weren deswegen uͤberaus be- stuͤrtzt. Der Koͤnig hette sie versamlet/ ihr rahtsbeden- ken einzuziehen. Aber da sei kein raht zu finden. Nun sahe Nitokris die zeit gebohren/ da sie den Josef erloͤsen koͤnte. Nun sahe sie die endliche erfuͤllung ihres und der Semesse traumes vor der tuͤhre. Nun war es keine zeit mehr zu schlafen. Vor drei tagen hatte sie dem Josef in geheim ein stuͤkke geldes/ mit ei- nem koͤstlichen seidenen zeuge zum kleide/ geschikt. Dar- bei hatte sie schriftlich erinnert/ daß er solches kleid aufs zierlichste und zur stunde solte verfaͤrtigen laßen. In zwee tagen wuͤrde der Koͤnig seinen Jahrstag feiren. Da moͤchte gelegenheit vorfallen den Josef zu erloͤsen. Dar- vierdes Buch. Daruͤm/ wan er entbohten wuͤrde/ solte er in diesem neuen kleide erscheinen. Also hatte Nitokris schon in vorraht sorge getra- gen gegen diese zeit. Und das kahm auch itzund sehr wohl zu statten. Ihr vorsatz war/ den Koͤnig straks zu besuchen. Straks wolte sie ihn des Josefs geschiklig- keit offenbahren. Aber es konte nicht sein. Die Reichs- staͤnde waren bei ihrem Herꝛn Vater versamlet. Er hielt mit ihnen raht uͤber seine Treume. Daruͤm wol- te es ihr/ als einem Frauenzimmer/ nicht gebuͤhren/ bei so einer großen versamlung der Herren/ den Koͤnig anzusprechen. Ja es wolte ihr/ als einer Tochter/ nicht geziemen/ den Vater in seinen so wuͤchtigen ge- schaͤften durch ihre gegenwart/ zu stoͤhren. Gleich- wohl hette sie dem Josef gern geholfen. Die gelegen- heit darzu war da. Sie hatte sie in den haͤnden. Es war nicht rahtsam lange zu zaudern. Sie befahrete sich/ sie moͤchte ihr entschluͤpfen. Endlich entschlos sie sich bei dem Koͤnige schriftlich deswegen einzukommen. Es muste gewagt sein. Eher konte sie nicht ruhen. Und in dieser entschliessung entwarf sie folgendes Schreiben an den Koͤnig/ ihren Herꝛn Vater. H Ertzhochgeliebter/ Hoͤchstgeehrter Herꝛ Vater/ Ich bin sein Kind. Ich bin seine Tochter. Ein Kind ist mehr/ als andere/ verpflich- tet seinem Vater zu dienen. Eine Tochter ist vor allen verbunden/ dem/ der ihr das leben ge- geben/ mit ihrem leben zu helfen. Doch hier wird so viel nicht erheischet. Ein guhter raht kan es L iij al- Der Assenat alles schlichten. Ich habe verstanden/ daß der Herꝛ Vater betruͤbt sei uͤber seine Treume. Dar- uͤm mus Denselben ich/ als seine Tochter/ troͤ- sten. Ich habe vernommen/ daß Erungedul- tig sei; weil keiner von allen Traumdeutern sie auszulegen weis. Daruͤm erfordert meine kin- despflicht/ Ihn aus solcher ungeduld/ durch einen guhten raht/ zu reissen. Der Herꝛ Vater betruͤbe sich nicht. Er bekuͤmmere sich nicht. Er laße nur allen unmuht fahren. Wan sonst nie- mand raht weis seine treume zu deuten; so weis ichs. Ich weis raht. Und daruͤm wird es mir verhoffentlich nicht veruͤbelt werden/ daß den Herꝛn Vater/ in seinen geschaͤften/ mit dieser schrift zu stoͤhren/ ich mich erkuͤhne. Aber ich wil ihn/ ohne weiteren uͤmschweif/ entdekken. Der- selbe edele Ebreer/ welcher vor zwoͤlf jahren dem Herꝛn Vater von den Ismaelern verehret ward/ und eine zeit her Fuͤrst Potifars Hofmeister ge- wesen/ weis aller treume verstand aus dem grun- de zu erklaͤhren. Ja er weis nicht allein dieses. Er weis auch aus dem gestirne alles zu sagen/ was kuͤnftig geschehen sol. Selbst die Ausspruͤ- che der Goͤtter seind ihm unverborgen. Alle ihre heimligkeiten seind ihm offenbahr. Ich rede darvon aus eigener erfahrenheit. Itzund befin- det er sich/ wiewohl gantz unschuldig/ unter den Koͤniglichen gefangenen. Wan es dem Herꝛn Vater beliebt/ kan er ihn alda abhohlen laßen. Ich weis gewis/ Er wird mehr vergnuͤgung von ihm bekommen/ als ich sagen kan. Sein fuͤrtreflicher Verstand/ ja mehr als menschliche Weisheit wird sich selbsten genug dartuhn. Und dieses ist der raht/ den ich weis. Dis ist der raht/ den Ihm/ Hertzhochgeliebter Herꝛ Vater/ aus ge- vierdes Buch. getreuester Kindespflicht hat entdekken wol- len Desselben gehohrsamste Tochter Nitokris. Dieses Schreiben schikte sie alsobald dem Koͤnige zu. Aber eh es ankahm/ hatte dem rahte der Nitokris der Oberste Mundschenke schon den weg gebahnet. Dieser/ nachdem er des Koͤniges so wohl/ als der Reichsfuͤrsten bestuͤrtzung vernommen/ begehrte gehoͤhret zu werden. Es ward ihm zugestanden. Er traht auf; und redete den Koͤnig also an. Gnaͤdigster Koͤnig/ sagte er/ itzund gedenke ich an mein ehmahliges verbre- chen. Itzund erinnere ich mich des zorns/ den der Koͤnig dazumahl auf seine knechte gewor- fen. Itzund faͤllet mir ein/ was mir und dem obersten Baͤkkereiverwalter damahls/ im ge- faͤngnuͤsse/ begegnet. Wir hatten in einer nacht einieder einen sonderlichen Traum. Des mor- gens waren wir deswegen beide betruͤbt. Ein- ieder verlangte desselben deutung zu wissen. A- ber wir hatten keinen ausleger. Da kahm Josef/ ein edler Juͤngling aus dem Geschlechte der E- breer/ der des Gefaͤngnuͤsmeisters diener war/ zu uns hinein. Dieser legte uns unsere treume von stunden an aus. Und wie er sie deutete/ so ist es ergangen. Ich kahm wieder an mein Schenkamt: und jener an den Galgen. Also war der Koͤniglichen Fuͤrstin der Koͤnigli- che Mundschenke zuvorkommen. Und als der Koͤ- nig sahe/ daß das Schreiben seiner Freulein Toch- ter des Mundschenkens worte bekraͤftigte; da vergaß er alles seines kummers. Alle seine traurigkeit ver- lohr sich. Er hatte ihm zuerst vorgenommen diesen gantzen tag zu fasten. Aber nun ward er anders sin- L iiij nes; Der Assenat nes; gleichsam als wan er schon vorher wuͤste/ daß ihm Josef was guhtes anzeigen wuͤrde. Nun be- fahl er die tafeln zu dekken; und allen seinen gaͤsten an- zusagen/ daß sie sich eilend zu des Koͤniges gastmahle wieder einstelleten. Auch hatte er dem Obersten Mund- schenken straks befohlen/ daß er selbsten geschwinde hin- gehen solte/ den Josef zu hohlen. Diesem befehle ge- horchte der Oberste Mundschenke zur stunde. Doch schikte er seinen diener zuvor hin den Josef anzudeu- ten/ daß er sich gefast machte/ wan er abgehohlet wuͤrde/ straks vor dem Koͤnige zu erscheinen. Niemand war froher/ als Josef/ da er diese froͤh- liche zeitung bekahm. Seine freude war nicht auszu- sprechen. Keine feder konte sie beschreiben. Er machte sich flugs faͤrtig. Er wusch sich. Er reinigte sich. Er badete sich. Auch lies er das erste mahl seinen bahrt bu- tzen. Und solches taͤht er alles nach der Egipter gewohn- heit/ wan sie vor ihren Koͤnigen erscheinen sollen. End- lich zog er sein neues kleid an: darzu er den seidenen zeug/ nicht wuste er von wem/ geschikt bekommen. Also stund nun Josef bereit; und wartete mit schmertzli- chem verlangen auf seine erloͤsung. Indessen kahm der oberste Mundschenke selbst an/ ihn abzuhohlen. Er saß auf einer koͤstlichen Kutsche/ mit vielen dienern begleitet. Josef muste sich neben ihn setzen. Und also fuhren sie beide nach der Koͤnigli- chen Burg zu. So bald sie alda angelanget/ ward Jo- sef straks in den Koͤniglichen saal gefuͤhret. Der Koͤnig stund eben mitten unter den Reichsfuͤrsten/ als er hin- eintraht. Diese verwunderten sich alle/ ja der Koͤnig selbsten uͤber seine herliche schoͤnheit. Sie verwunder- ten sich uͤber sein ansaͤhnliches wesen. Alle sahen seine edele gestalt gleich als bestuͤrtzt an: sonderlich als er sich/ mit so hoͤflichen und wohlanstaͤndigen gebaͤhrden/ zu neugen wuste. Der Reichskantzler aber winkte ihm/ was vierdes Buch. was naͤher herbei zu traͤhten. Josef gehorchte: und jener sprach ihn also an. Lieber Juͤngling/ sagte er/ wir haben erfahren/ daß dir die Goͤtter verstand und weisheit gegeben die Treume zu deuten. Weil ich nun auch zween Treume gehabt/ derer bedeutung mir niemand sagen kan; so haben wir dich hohlen laßen/ solche von dir/ in des Koͤ- niges gegenwart/ zu vernehmen. Wirstu recht zutreffen/ solstu nicht allein deine freiheit/ son- dern auch sonsten eine sonderliche Koͤnigliche gnade darvontragen. Josef neugte sich zur erde nieder/ und antwortete: Das stehet in meiner macht nicht. Gleichwohl kan mein Herꝛ/ was er getreumet/ erzehlen: und Gott wird ihm guhtes ankuͤndigen. Hierauf erzehlete der Reichskantzler den ersten Traum. Mir treumete/ sagte er/ als wan ich an einem Wasser stuͤnde. Und aus diesem wasser sahe ich sieben schoͤne und wohlleibichte Kuͤhe an das land steigen. Diese blieben alda in der weide des grases gehen. Darnach sahe ich noch andere sieben Kuͤhe/ welche gantz haͤslich und mager/ aus eben demselben wasser aufsteigen. Diese trahten neben jene/ an das ufer des was- sers; und fraßen sie auf: doch blieben sie mager und duͤrre/ wie vorhin. Hieruͤber entsetzte ich mich dermaßen/ daß ich erwachte. Aber ich schlief straks wie- der ein: und da sties mir noch einander traum auf. Ich sahe sieben dikke und volle Kornahren auf einem halme wachsen: darnach noch andere sie- ben duͤnne und versaͤngte neben jenen aufgehen. Und diese sieben magere Ahren verschlungen die ersten sieben. Das seind meine beiden treume/ derer auslegung ich zu wissen verlange. So bald der Reichskantzler ausgeredet/ fing Josef an. Mein Herꝛ/ sagte er/ ist mir erleubet die wahrheit L v zu Der Assenat zu sagen? und wil er es nicht uͤbel vermaͤrken? Der Reichskantzler gab ihm erleubnuͤs: und Josef fuhr fort. So sage ich dan/ sprach er/ daß diese Treume sei- ne eigene Treume nicht seind. Alle uͤmstaͤnde zeigen es an/ daß sie ein Koͤnig in Egipten getreumet. Dan Gott verkuͤndiget hierdurch einem Egiptischen Koͤnige/ was unter seiner herꝛschaft geschehen sol. Und soches tuht er daruͤm/ damit er wisse/ was er kuͤnftig ruhn und laßen sol/ sein Reich/ samt den untertahnen/ gluͤklich zu beherschen/ und im erbaulichen wohlstande zu erhalten. Woher weistu das/ fing der Reichskantzler wieder an/ daß diese Treume Koͤnigliche Treume seind? Aus den uͤmstaͤnden/ antwortete Josef; wie ich schon ge- sagt. Und die uͤmstaͤnde seind diese. Durch das Was- ser/ darbei der Treumende gestanden/ verstehe ich den Niel: der die Wohlfahrt und herꝛligkeit des gantzen Egiptens bedeutet; weil es von ihm allein seine fruchtbarkeit zu gewarten. Daß aber der Treumende bei dem Niele gestanden: dadurch verstehe ich sein ge- biet uͤber den Niel/ und zugleich uͤber das gantze Egip- ten. Wem nun ein solcher Traum getreumet/ der mus nohtwendig ein Egiptischer Koͤnig entweder schon sein/ oder doch bald werden. Hiermit gab der Koͤnig dem Reichskantzler einen wink/ daß er mit dem Josef in das naͤchste beizimmer abtraͤhten solte: welches auch alsbald geschahe. Und der Koͤnig selbst folgete/ mit dem Reichs-schatzmeister/ ihnen straks nach. Sobald diese beide zu jenen hinein getraͤhten/ fing der Koͤnig zum Josef an. Du hast recht geurteilet/ daß die erzehlten Treume ein Koͤnig in Egipten getreu- met. Ich bin es selbst/ dem sie begegnet. Daruͤm eroͤf- ne mir ihre bedeutung. Josef neugte sich gegen den Koͤnig zur erde nieder. Großmaͤchtigster Koͤnig/ sag- te er/ beide Treume bedeuten einerlei. Die sieben schoͤ- vierdes Buch. Der Assenat schoͤne und fette Kuͤhe oder Ochsen/ seind sieben fruchtbahre oder wohlfeile jahre. Die sieben guh- te und volle Ahren gleichesfals. Aber die sieben magere und haͤsliche Ochsen oder Kuͤhe seind sie- ben unfruchtbahre und teure jahre. Die sieben leere und duͤrre Ahren ebenmaͤßig. Hierdurch wird dem Koͤnige angezeiget/ daß im gantzen Egipten sie- ben reiche Jahre kommen; und straks auf diese/ sie- ben magere Hungersjahre folgen werden/ in wel- chen man aller fuͤlle der vorigen sieben fetten jahre verges- sen/ und die teurung das land verzehren wird. Alsdan wird aller vorraht/ den man in den sieben fruchtbah- ren jahren gesamlet/ aufgehen; und es wird dannoch teuer sein und bleiben. Und dieses bedeuten die sieben magere Ochsen/ und die sieben duͤrre Ahren; welche die sieben fette Ochsen/ und Ahren ver- schlungen/ und gleichwohlso mager geblieben/ daß man es nicht gemaͤrket/ daß sie die fetten gefressen. Daß aber der Koͤnig diese zween einerlei treume straks aufeinander gehabt hat/ dasselbe bedeu- tet/ daß es Gott gar gewis und eilend tuhn werde. Hierauf fragte der Koͤnig: Waruͤm haben dan die fetten/ und mageren Ochsen eben aus dem Niele stei- gen muͤssen? Daruͤm/ gab Josef zur antwort: weil der Niel dem Egiptischen lande seine fruchtbarkeit und fettigkeit/ wan er sich hoch genug ergeust; oder aber seine unfruchtbarkeit und magerheit/ wan er nicht hoch genug/ oder alzuuͤbermaͤßig hoch aufleuft/ veruhr- sachet. Der Koͤnig fragte ferner: wie sol man ihm aber tuhn/ daß die Teurung in den sieben unfruchtba- ren jahren nicht alzusehr uͤberhand nehme/ und meine untertahnen vor hunger nicht gantz verschmachten? Hierzu weis ich keinen besseren raht/ antwortete Jo- sef/ als daß der Koͤnig sich nach einem weisen und ver- staͤndigem Manne uͤmtuhe/ und ihn uͤber das gantze E- gip- vierdes Buch. gipten setze. Dieser koͤnte dan auch Amtleute verordnen in allen laͤndern; und/ durch dieselben/ den fuͤnften teil aller fruͤchte in den reichen jahren einsamlen/ und gegen die kuͤnftigen hungersjahre bewahren laßen. Und zu dem ende muͤsten Koͤnigliche Kornheuser gebauet wer- den: da man das Getreidich/ zum vorrahte der laͤnder und staͤdte/ aufschuͤtten; und in der folgenden teuren zeit den nohtleidenden/ zu ihrem aufenthalt/ und nutze des Koͤniges/ verkauffen koͤnne. Auf diese weise wuͤrde nicht allein die wohlfahrt der untertahnen/ in so gar boͤser zeit/ erhalten; sondern auch die Koͤnigliche macht und herligkeit selbsten uͤm ein maͤrkliches vermehret/ und zu hoͤherer gluͤkseeligkeit erhoben werden. Diese rede gefiel dem Koͤnige uͤberaus wohl. Auch konten sie seine Beamten nicht genug preisen. Josef muste noch ein wenig im Beizimmer verziehen; und der Koͤnig begab sich/ mit dem Reichskantzler und Reichs- schatzmeister/ wieder in den saal. Sein froͤhliches we- sen zeigte genug an/ daß ihn Josefs erklaͤhrung uͤber seine treume satsam vergnuͤget. Er erzehlete allen an- wesenden Fuͤrsten die klugen reden des Josefs. Er ruͤh- mete seinen fuͤrtreflichen verstand. Er lobete seine un- vergleichliche geschikligkeit in stahtssachen. Er erhub seine große fuͤrsichtigkeit/ seine weit aussehenden an- schlaͤge. Alles/ alles/ was er redete/ war anders nichts/ als den Josef zu preisen. Ja/ sagte er endlich/ wie koͤn- ten wir einen solchen Man finden/ in dem der Geist Gottes ist? Wem koͤnten wir solches hohe werk/ darzu mir Josef gerahten/ auszufuͤhren besser anvertrauen/ als dem Josef selbsten? Wohlan dan! laßet ihn straks herkommen. Mitlerweile war Fuͤrst Potifar/ der neue Heliopli- sche Ertzbischof/ auch angelanget; und hatte alle reden des Koͤniges mit angehoͤret. Er war verwundert uͤber das ploͤtzliche gluͤk des Josefs: der nunmehr aus einem Leib- Der Assenat Leibeignen ein Freigelaßener/ aus einem Gefangenen ein Liebling des Koͤniges worden. Ja er ward noch mehr verwundert/ als er den Josef selbsten herein traͤh- ten sahe: als er sahe/ daß er mitten unter die Reichs- fuͤrsten gestellet ward: als er hoͤrete/ daß ihn der Koͤnig also anredete. Lieber Josef/ so sprach ihn der Koͤnig an/ wir haben deinen verstand gesehen. Wir ha- ben deine weisheit vernommen. Deine faͤhigkeit in der Stahtskunde ist uns nunmehr nicht un- bekant. Und weil dir Gott alles/ was wir aus deinem munde gehoͤret/ hat kund getahn/ hal- ten wir niemand so verstaͤndig und weise/ als dich. Du wirst die stelle desselben/ den du uns zu suchen gerahten/ am besten vertraͤhten koͤnnen. Und daruͤm setze ich dich itzund uͤber mein Haus. Ja ich setze dich uͤber das gantze Egipten. Alles uͤbergebe ich deiner macht. Nur des Koͤnigli- chen Stuhles und Nahmens wil ich hoͤher sein. Deinem worte sollen alle meine Voͤlker gehor- chen. Hier stehen die Fuͤrsten des Reichs dein gebot zu vernehmen. Siehe! ich bin Farao: oh- ne deinen willen sol niemand im gantzen Reiche seine hand/ oder seinen fuß regen. Josef neugte sich hierauf gantz demuͤhtig zur erde nieder. Er bedankte sich untertaͤhnigst vor die hohe Koͤnigliche gnade. Er bedankte sich vor die aufgetrage- ne hohe wuͤrde. Er erkante das guhte vertrauen/ daß der Koͤnig zu seiner wenigkeit gnaͤdigst geschoͤpfet. Er versicherte ihn seines gehohrsams/ und seines getreuen fleisses/ so wohl in des Koͤniges/ als Reichsgeschaͤften. Ja/ sagte er/ ich verhoffe/ durch meine treue/ allen ein gnuͤgen zu tuhn. Und hiermit wuͤndschten ihm alle Reichsfuͤrsten gluͤk. Jederman war erfreuet. Poti- far selbsten/ der bisher stil geschwiegen/ bezeugete nun- mehr auch eine gantz uͤbermaͤßige freude. Er war froh/ daß vierdes Buch. daß er die ehre hatte/ denselben/ der sein Hofemeister ge- wesen/ in einen so hohen ehrenstand erhoben zu sehen. Ja niemand schien so vergnuͤget/ als er. Niemand eu- serte seine freude mehr/ als er. Mitten in solcher alge- meinen freude begunte man/ auf befehl des Koͤnigs/ die suͤßen seitenspiele zu ruͤhren. Darnach blies man auch die trompeten. Die trummeln warden geschlagen. Und dieser freudentohn erhub sich so hoch/ daß die gantze Burg widertoͤhnete. Ja das jauchzen/ das frohlokken/ das freudengeschrei/ daß sich mit diesem tohne vermi- schete/ machte ihn so groß/ daß ihm die Burg viel zu aͤn- ge ward. Er barst in die stadt aus/ und drang durch alle ihre gassen hin. Indessen hatte man das gastmahl wieder bereitet. Der Koͤnig lies sich am obersten ende/ unter einem him- mel/ nieder: und Josef muste/ weil der Koͤnigliche Fuͤrst/ aus unbaͤsligkeit/ nicht zugegen war/ auf seinen befehl/ allein neben ihm sitzen. Hierauf verfuͤgten sich auch alle Reichsfuͤrsten/ und der gantze Adel an ihre stellen. Ein wenig darnach kahm die Koͤnigin/ mit ei- ner großen maͤnge Frauenzimmers/ in den saal getraͤh- ten. Da erhuben sich die Fuͤrsten; und blieben so lan- ge stehen/ bis das Frauenzimmer seine stellen genom- men. Der Herren tafeln stunden auf der rechten seite des saals: und des Frauenzimmers auf der linken. Zuoberst saß die Koͤnigin/ und ein wenig von ihr ab die Koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris/ unter einem himmel. Und also saß Nitokris an der Koͤnigin tafel in eben der stelle/ darinnen Josef bei dem Koͤnige sich nieder- gelaßen. Der Ertzbischof Potifar war unter allen Fuͤr- sten/ der dem Koͤnige am naͤchsten saß. Eben also war auch seine Gemahlin Toote/ der Assenat Frau Mut- ter/ der Koͤnigin/ unter allen Fuͤrstinnen/ die naͤchste. Niemand unter dem gantzen Frauenzimmer wuste von Josefs Erhoͤhung. Daruͤm waren sie alle ver- wun- Der Assenat wundert/ als sie diesen neuen Gast neben dem Koͤnige sitzen sahen. Selbst die Koͤnigin konte nicht begreiffen/ was es bedeutete. Etliche urteileten/ er muͤste aus Koͤ- niglichem bluhte entsprossen sein. Andere gedachten was anders. Der Nitokris allein kahm es nicht frem- de vor. Sie wuste/ was sie getreumet. Sie wuste/ was die Fuͤrstin Assenat/ und was Semesse vor treume gehabt. Sie wuste Josefs eigene erklaͤhrung des Goͤt- terspruches wegen der Assenat erziehung. Ja ihr war noch nicht entfallen/ was sie vor etlichen jahren einen Ebreer von Josefs eigenen treumen erzehlen gehoͤhret. Und daruͤm urteilete sie straks/ daß das jenige/ was die Goͤtter uͤber den Josef beschlossen/ itzund erfuͤllet zu werden anfinge. Ja sie begunte ihm/ in ihrem her- tzen/ schon gluͤk zu wuͤndschen. Sie dankte den Goͤt- tern/ daß sie den tag erlebet den anfang seiner herꝛlig- Grundstimme. S Choͤnes Reich der Schaͤllenbuͤgel/ Laß die zunge lieblich singen; schwinge deine beiden fluͤgel laß die suͤßen schaͤllen klingen: uͤm den Niel was weiter aus. weil sich freuet Farons Haus. Dem vierdes Buch. keit zu sehen. Auch wuͤndschte sie wohl tausendmahl die Assenat zugegen; dainit sie das verstoßene Haͤrm- lein nunmehr wahrhaftig in einen Koͤniglichen Leu- en veraͤndert sehen moͤchte. Mitten in diesen wunderseltzamen gedanken kahmen zwee Koͤnigliche Heerolden in den saal. Diese teileten so wohl an des Frauenzimmers/ als an der Herren tafeln/ einen Freudengesang aus. Dadurch eroͤfnete der Koͤnigliche Dichtmeister dem Frauenzimmer erst die augen. Nun sahen sie auf Josefs heupte die Egipti- sche Krohne. Nun erblikten sie den Egiptischen Reichs- stab in seiner hand. Ja was ihnen bisher unsichtbar gewesen/ das ward itzund ihren augen entdekket. Was sie bisher nicht verstanden/ dessen verstand kahm ihnen itzund in die haͤnde. Die Koͤnigin selbst lase dieses Freudenlied mit lauter stimme. Oberstimme. S Choͤnes Reich der Schaͤllenbuͤgel/ Laß die zunge lieblich singen; schwinge deine beiden fluͤgel laß die suͤßen schaͤllen klingen: uͤm den Niel was weiter aus. weil sich freuet Farons Haus. M Dem Der Assenat Dem neuerkohrnen Egiptischem Schaltkoͤnige Josef Gluͤkzu! S Choͤnes Reich der Schaͤllenbuͤgel/ schwinge deine beiden fluͤgel uͤm den Niel was weiter aus. Laß die zunge lieblich singen; laß die suͤßen schaͤllen klingen: weil sich freuet Farons Haus. Unlaͤngst dreute dir der Himmel/ durch ein schroͤklichs zorngetuͤmmel: aber itzund hat er dir einen Heiland auserkohren/ der zu deinem trost gebohren. Kom/ und schaue seine zier. Kom/ und schaue/ wie er sitzet/ wie Er/ als die Sonne/ blitzet unter deiner Fuͤrsten schaar. Kom/ und gruͤße diese Sonne/ deiner Laͤnder lust und wonne. Wuͤndsch’ Ihm tausend guhter jahr. Wuͤndsch’ Ihm tausend freudenblikke: wuͤndsch’ Ihm tausendfaches gluͤkke. Errif/ auf! was zauderstu? Auf! vierdes Buch. Auf! dein mangel ist ersetzet. Kuͤsse Den/ der dich ergetzet. Ruf’/ ei! rufe laut/ gluͤkzu! Josef! rufe/ Josef lebe! Ja der treue Himmel gebe/ daß er lebe/ dir zum heil: Er/ der deines heils Erhalter/ Er/ der deines gluͤks Verwalter/ Er/ dein bestes freudenteil. Mach’ Ihm dan auch wieder freude. Schikk’ Ihm zu/ in weisser seide/ eine schoͤne Heilandin: daß dein Heiland sich ergetze/ seinen mund mit ihrem netze/ und erfrische seinen sin. Zwischen dessen werd’ ich dichten/ Ihm ein Brautlied zuzurichten. Das sol/ in dein Klingelspiel/ meine frohe zunge singen. Laß es nur baldbald gelingen. Baldbald! was verziehstu viel? Hierauf trahten auch die Meistersaͤnger herfuͤr. Die- se sungen/ auf befehl des Koͤniges/ das gantze Lied/ mit heller stimme. Ja sie musten es darnach noch einmahl wiederhohlen; und die Klingel- und seiten-spiele dar- unter gehen. Dieser liebliche tohn machte die zuhoͤhrer dermaßen verzuͤkt/ daß sie des essens und trinkens ver- gaßen. Ja das gantze Frauenzimmer war als erstarret. M ij Alle Der Assenat Alle Fuͤrstinnen/ alle Freulein und Jungfrauen sas- sen unbeweglich. Sie saßen/ als die Bilder; daran sich nichts mehr/ als die augen/ durch ein inwendiges kunstwerk/ beweget. Allein ihre augen bewegten sich. Diese spieleten/ diese rolleten in ihren hoͤhlen heruͤm/ als ein geschwindes uhrwerk. Sie funkelten/ sie feuer- ten: sie warfen ihre strahlen ohn unterlaß auf den schoͤnen Josef. Dem schikten sie tausend liebliche blikke zu: ja tausend wuͤndsche zugleich. Ein iedes Freulein wuͤndschte wohl tausendmahl dieselbe Heilandin zu sein/ die in Josefs armen ruhen solte. Es war kein wunder. Josef war ohne das schoͤhn: und seine schoͤnheit uͤbertraf alle Menschenkinder. Aber nuhn schien er tausendmahl schoͤner; weil er/ als ein Egipti- scher Nebenkoͤnig/ in der schoͤnsten herligkeit saß. Sie sa- hen ihn nun nicht mehr an/ als einen Fremden/ als ei- nen gast in Egipten: sondern als einen eingebohrnen Fuͤrsten. Ja als einen Beherscher des gantzen Egip- tens sahen sie ihn an. Ich wil mehr sagen: alle Freu- lein/ alle Jungfrauen/ auch die Frauen selbsten sahen ihn an als einen/ der uͤber alle ihre hertzen herschete. Ihm/ gedachten sie/ weren sie zu huldigen schuldig. Ihm/ gedachten sie/ weren sie ihre frohndienste zu lei- sten verpflichtet. Ihm/ gedachten sie/ weren sie ihre schatzung der liebe zu geben verbunden. Und also konten sie ihre verliebte augen an der majestaͤtischen schoͤnheit des Josefs nicht genug saͤttigen. Were die Fuͤrstin Assenat gegenwaͤrtig gewesen; ich gleube gewis/ es wuͤrde ohne schaͤhlsichtigkeit nicht abgelauffen sein. Het- te sie diese spielenden blikke/ die alle auf Josefs herliche schoͤnheit zuspieleten/ erblikket; sie wuͤrde ihnen gewis mit liebseifrenden blikken begegnet haben. Aber Josef lies sich nichts anfechten. Er stellete sich/ als wuͤrde er dessen nicht gewahr. Er sahe sich kaum einmahl uͤm. Kaum lies er sein auge auf etwas an- ders vierdes Buch. ders fliegen/ als auf den Koͤnig/ und die Reichsfuͤr- sten/ die in der naͤhe saßen. Kaum fuͤhrete er andere reden/ als von stahtssachen. Und diese alle waren ernsthaftig; doch darbei auch uͤberaus freundlich und holdseelig. Eben also waren auch seine gebaͤhrden. Er sprach nicht ein wort/ das nicht zuvor als auf der gold- wage abgewogen zu sein schien. Und also waren alle seine worte anders nicht/ als kletten/ die in der zuhoͤ- renden hertzen haͤngen blieben. Zu zeiten/ wan er sie ei- ne weile/ mit einem ernsthaften fuͤrstlichem wesen/ aus- gesprochen/ laͤchelte er ein wenig darzu. Doch dieses taͤht er niemahls zur unzeit: auch nie zu viel. Der Koͤ- nig/ der ein klugsinniger Fuͤrst war/ maͤrkte auf alles genau. Er konte nichts finden/ das den geringsten ta- del verdienete. Jofef wuste sein gantzes wesen/ alle seine gebaͤhrden/ und alle seine worte so ahrtig zu maͤßi- gen/ daß ihm iederman mit verwunderung zusahe/ mit bestuͤrtzung zuhoͤrete. In dergleichen faͤllen pflegt sich sonst der Neid gemei- niglich mit einzumischen. Aber alhier schien dieses la- ster gleich als gantz verbannet. Es war ein großes wun- der. Wunder war es gewis/ daß den Josef nicht einer beneidete. Den Josef/ sage ich; der als eine Sonne der Tugenden/ als ein Licht der Schoͤnheiten herfuͤr- leuchtete: dessen Verstandes strahlen den nebel der un- wissenheit zertrieben: dem die Ehre hoͤfelte/ die Herꝛlig- keit liebelte. Man pfleget sonsten zu sagen: wo Tugend wohnet/ wo Verstand hauset/ wo Schoͤnheit sich findet/ wo Ehre sich hin verfuͤget; da blaͤset und speiet der Neid sein gift aus. Aber alhier allein war diese sage falsch. Hier war gantz kein Neid zu finden. Dis untier hatte sich in diesem klahren Spiegel der Tugend/ der Weis- heit und Schoͤnheit/ gleich als ein Basiliske/ wie es schien/ albereit zu Hebron blind gespiegelt/ ja gar zu tode geblasen. Jederman sahe den Josef mit guͤnsti- M iij gen Der Assenat gen augen an. Der Misgunst Unke war/ aus allen hertzen/ in seinen mistpfuhl verwiesen. Josef ward von iederman gelobet/ geliebet/ beguͤnstiget. Niemand hatte nur die gedanken ihn zu tadeln/ zu hassen/ oder unguͤnstig anzublikken. In solcher vergnuͤgung auf allen seiten ward diese herliche mahlzeit volbracht. Der Koͤnig/ samt allen Fuͤrsten/ und dem gantzen Adel/ erhub sich zuerst. Dar- nach folgete die Koͤnigin/ mit allen Fuͤrstinnen/ und dem gantzen Frauenzimmer. Die Herren hielten dem Koͤnige/ auf dem Tafelsaale/ noch eine zeit lang gesel- schaft. Aber die Koͤnigin nahm/ mit dem Frauenzim- mer/ ihren abtrit. Weil sie nun alda/ wo bei dem Koͤ- nige Josef stund/ vorbei musten; so rieffen sie dem neuerkohrnen Schaltkoͤnige/ im voruͤbergehen/ alle nach der reihe gluͤk zu! Josef bedankte sich gegen eine iede mit der allertiefsten ehrerbietigkeit. Nicht lange dar- nach schieden die Herren auch voneinander. Vor den Josef hatte man auf der Burg zwei koͤst- liche Zimmer zubereitet. Dahin fuͤhrete ihn der Koͤnig selbsten. Und als sie alda ein wenig sprache gehalten/ gingen sie beide zur Koͤnigin. Leise befahl der Koͤnig die tuͤhre zu eroͤfnen. Leise trahten sie hinein. Unversehens uͤberrascheten sie das Frauenzimmer. Niemand ward ihrer gewahr/ als da der Koͤnig redete. Die Koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris war die erste/ die den Josef erblikte. Straks gab sie der Frau Mutter einen wink/ daß der neue Schaltkoͤnig vorhanden. Die Koͤnigin wendete sich nach ihm zu/ ihn wilkommen zu heissen. Geschwin- de hastete sich Josef ihr entgegen/ die zugereichte hand zu kuͤssen. Kurtz/ doch anmuhtig waren die ersten hoͤf- ligkeiten auf beiden teilen. Josef traht wieder in et- was zuruͤk. Aber die Koͤnigliche Fuͤrstin gab ihm/ durch entbloͤßung ihrer hand und bewegung ihrer fuͤße/ ein zeichen/ daß sie ihn ebenmaͤßig empfangen wolte. Ei- lend vierdes Buch. lend naͤherte er sich abermahl/ ihrem herzutritte zuvor- zukommen. Noch etliche Fuͤrstliche Freulein/ die auf der Burg uͤbernachten solten/ begegneten ihm mit glei- cher hoͤfligkeit. Es war schon zimlich spaͤte. Josefs bescheidenheit wolte nicht gestatten dem Frauenzimmer laͤnger verdruͤßlich zu fallen. Daruͤm nahm er/ nach ei- nem kurtzen gespraͤche/ gebuͤhrender maßen abschied. Die Edelknaben leuchteten dem Josef/ auf befehl des Koͤniges/ nach seinem zimmer zu. Davor fand er schon eine Koͤnigliche wache. Er fand schon eine Koͤ- nigliche bedienung. Er fand schon seine Kammerdie- ner/ seine eigene Edelknaben/ seine eigene Lakkeien. Das war eine ploͤtzliche veraͤnderung. Vor zehen oder zwoͤlf stunden war er noch ein Gefangner/ ein Leibeig- ner/ ein dienstbohte: er lag in einem betruͤbten gefaͤng- nuͤsse; er saß in einem dunkelen gewoͤlbe; er muste tuhn/ was der Gefaͤngnuͤs meister ihn hies. Itzund aber war er ein Freier/ ein Fuͤrst/ ja ein Gebieter uͤber das gantze Egipten. Er befand sich auf einer koͤniglichen Burg/ in einem lustigen zimmer. Er hatte seine leibwache/ sei- ne leibdiener. Die musten sein gebot ausrichten. Ja er hatte selbst die macht den Fuͤrsten zu befehlen. Jeder- man muste seinen worten gehorchen. Das zimmer/ darinnen Josef schlafen solte/ hatte eine lustige aussicht in den Koͤniglichen garten/ und nach dem Niele zu. Das andere hatte seine aussicht auf den schlosplatz. Beider schmuk war koͤniglich. Die mauren rund uͤmher sahe man mit uͤberaus koͤstlichen prunktuͤchern behaͤnget: und diese von reiner seide mit golde durchwuͤrket. Der bodem war von weissem mar- mel/ und ebenmaͤßig mit prunktuͤchern beleget: die dek- ke mit zedernholtze uͤbertaͤfelt/ und uͤber und uͤber dichte verguͤldet. Doch den waͤhrt des goldes und des holtzes uͤbertraf die koͤstligkeit der kunst bei weitem. Das schnitz- und bild-werk/ da die gantze Egiptische weisheit M iiij al- Der Assenat alhier ihre saͤmtliche kraft/ in ausbildung ihres verbor- genen sinnes/ angewendet/ war eben so unschaͤtzbar/ als wunderwuͤrdig. Das Bette stund als ein Koͤnigliches gezelt aufgeschlagen/ und auf das praͤchtigste geschmuͤk- ket. Die seulen waren von dem reinsten und weissestem elfenbeine auf das zierlichste gedrehet: die uͤmhaͤnge von klahrer weisser seide/ mit silbernem bluhmwerke durchwuͤrket. Eben eine solche dekke war auch uͤber das bette geschlagen. Alhier begab sich Josef endlich zur ruhe. In der ersten morgenwache erschienen ihm im schlafe zwoͤlf Hirsche. Diese warden endlich zu neunen/ und in den Laͤndern zerstreuet. Auch sahe er aus seines Bruders Judah nachkommen eine Jungfrau/ in reine weisse seide gekleidet/ herfuͤr- gehen. Diese gebahr ein unbeflektes Lam. Zur linken hand des Lammes stund ein Leue. Und alle Tiere strenbeten sich wider ihn/ und fielen ihn an. Das Lam aber uͤberwand sie/ und traht sie alle unter die fuͤße. Und uͤber ihm erfreueten sich die Engel/ die Menschen/ und das gantze Erdreich. Mitten in socher algemeinen freude ward Josef wak- ker/ und dachte diesem Gesichte nach. Er sahe wohl/ daß es erst in den letzten zeiten erfuͤllet; und aus dem Stamme Judah der laͤngst verheissene Heiland der Welt solte gebohren werden. Nun sahe er dem Wei- bessamen entgegen/ welcher der Schlange den kopf zer- traͤhten solte. Mitten in solchen gedanken erhub er sich aus seiner ruhe. So bald er rege ward/ kahm einer von seinen Kammerdienern hinein. Der brachte ihm/ auf befehl des Koͤniges/ ein uͤberaus koͤstliches Kleid/ mit allem zugehoͤre. Auch ward ihm straks darauf eine Koͤ- nigliche Befehlschrift an den Schatzmeister des Koͤni- ges eingereichet. Durch diese war ihm vergoͤnnet/ so viel vierdes Buch. viel gelder/ als er zu seiner ausruͤstung/ auch sonsten noͤhtig/ aus der Koͤniglichen Schatzkammer zu hoͤben. Unterdessen trug der Koͤnig verlangen den Josef zu sprechen/ ehe die Reichsfuͤrsten ankaͤhmen. Daruͤm schikte er einen seiner Kammerherren hin ihm anzudie- nen/ daß er seiner wartete. Josef gehorchte zur stunde. Straks ging er hin die antwort selbsten zu bringen. Der Koͤnig stund eben in der tuͤhre seines zimmers/ da er an- kahm: und zog ihn bei der hand hinein. Sehr freund- lich sprach er ihn an. Aus der maßen liebseelig empfing er ihn. Nach etlichen gewechselten grusreden/ fing er straks wieder an von seinen gestrigen Treumen zu spre- chen. Die deutung lag ihm noch immer im sinne. Bald fragte er dieses/ bald jenes: und Josef gab ihm auf alles bescheid. Unter andern begehrte er zu wissen/ wan die sieben fruchtbaren Jahre beginnen solten? Josef gab zur antwort: er vermeinte/ daß sich das erste schon begonnen. Nun wohlan! fuhr der Koͤnig fort: so muͤs- sen wir dan anstalt machen/ daß unser vorhaben mit dem ersten seinen anfang gewinne. Mein Jahrsfest habe ich beschlossen erst uͤber sechs tage zu endigen. Und dan solt ihr den Landstaͤnden/ und Reichsfuͤrsten/ als auch der gantzen Ritterschaft/ und dem gantzen Egiptischem Volke/ mit oͤffendlichen gepraͤngen/ vorgestellet werden. Unterdessen wil ich verschaffen/ daß gegen die zeit alles faͤrtig sei. Ich wil euch eine sonderliche Koͤnigliche Hofstat zuordnen. Ich wil haben/ daß ihr auf das praͤchtigste aufziehet. So mus es sein. Einen solchen staht muͤsset ihr fuͤhren: damit mein Volk euch fuͤrchte; damit es euch gehorche. Josef bedankte sich auf das allerdemuͤhtigste vor die so gar hohe gnade/ die ihm der Koͤnig anzutuhn belie- bete. Er bedankte sich vor die so gar große Koͤnigliche vorsorge sein ansehen und seine ehre zu erhoͤben. Auch fuͤgte er darbei: daß er dem Koͤnige hierinnen nicht an- M v oder Der Assenat oder ab-rahten wolte. Er unterwuͤrfe sich seinem wil- len gantz und gar. Seinem guhtduͤnken sei er bereit zu folgen: seinem befehle verbunden zu gehorchen: seinem winke selbsten sei er schuldig auf das untertaͤhnigste nachzuleben. Eben als Josef dieses redete/ kahm ein Edelknabe dem Koͤnige anzudienen/ daß die Reichsstaͤnde versam- let weren. Hierauf fragte der Koͤnig den Josef: ob ihm beliebte mit in die Rahtsversamlung zu gehen? Josef antwortete: dis stelle ich in des Koͤniges belie- ben. Aber was duͤnkt euch? fuhr der Koͤnig fort: sehet ihr es vor guht an? Ich darf mich zwar nicht un- terfangen/ redete Josef weiter/ dem Koͤnige vorzu- schreiben: aber auf seinen befehl mus ich mich erkuͤhnen zu sagen/ das es vor dieses mahl sich so wohl nicht fuͤgen wil. Ich bin nun noch als ein fremder. Ich bin in meinem gnaͤdigst aufgetragenem Reichsgebiete noch nicht bestaͤhtiget. Wan aber dieses geschehen ist; als- dan wird es sich besser schikken. Itzund moͤchte mir solches veruͤbelt werden. Man moͤchte es so deuten/ als wan ich gebietsuͤchtig were/ und das gebiet vor der zeit suchte. Dieses ist mein geringfuͤgiges guhtduͤnken. Doch des Koͤniges mus vorgehen. So koͤnt ihr euch inmittelst/ fing hierauf der Koͤnig an/ im garten erlu- stigen. Wan es zeit zur tafel ist/ wird man es euch schon anmelden. Und hiermit begab sich der Koͤnig in den Rahtssaal: Josef aber hinunter in den Garten. Semesse lag eben in ihrem zimmerfenster/ das nach dem garten zuging/ als Josef hineinkahm. Straks lief sie zur Koͤniglichen Fuͤrstin/ ihr solches anzumelden. Diese seumete sich nicht lange. Eine so gewuͤndschte ge- legenheit/ ihn allein zu sprechen/ wolte sie nicht schluͤpfen laßen. Eilend ging sie hinunter. Niemand folgte ihr/ als Semesse. Eben unter einem schattenreichen lau- bergange traf sie den Josef an. Da konte sie niemand sehen. vierdes Buch. Der Assenat sehen. Da konten sie frei und ungehindert sprache hal- ten. Sobald sie Josef erblikte/ ging er zu ihr zu. Nach erwiesenen hoͤfligkeiten gegeneinander/ fing Nitokris straks an zu fragen: wie es ihm im gefaͤngnuͤsse gegan- gen? Ob er auch mangel gelitten? Ob man ihn auch ehrlich gehalten? Als nun Josef geantwortet: daß es ihm im gefaͤngnuͤsse besser gegangen/ als bei Fuͤrst Po- tifarn: da fing die Fuͤrstin an zu laͤchlen. Wie so? fragte sie ferner. Er hatte ja alda ungezweifelt mehr lust/ sonderlich bei einer so schoͤnen und holdseeligen Fraue. Die Fraue war guht/ fing Josef hierauf an: aber ich war dannoch ungluͤklich. Ihre guhtheit konte mir wenig helfen. Weil nun Nitokris sahe/ daß Josef sich nicht her- auslaßen wolte/ und diese reden ihm nur verdruͤßlich fielen: so fuͤhrete sie seine gedanken wieder ins gefaͤng- nuͤs. Aber/ fragte sie/ wie stellete sich der Gefaͤngnuͤs- meister gegen ihn an? Sehr wohl/ antwortete Josef: und ich bin von ihm gehalten worden/ als wan ich sein sohn gewesen. Das pflegt er sonst nicht zu tuhn/ fuhr die Fuͤrstin fort: daruͤm bin ich verwundert. Vielleicht hat er einen guhten Freund gehabt/ der sein Wort gere- det. Vielleicht ist iemand gewesen/ der ihm zu liebe dem Gefaͤngnuͤsmeister solche guhtheit belohnet. Aus diesen verbluͤhmten reden muhtmaßete Josef von stunden an/ daß es die Koͤnigliche Fuͤrstin sein muͤ- ste/ die ihn dem Gefaͤngnuͤsmeister so hoch anbefohlen. Daruͤm gab er zur antwort: Ja freilich habe ich sol- ches einem großen Freunde zu danken; der große barm- hertzigkeit an mir erwiesen: der dem Gefaͤngnuͤsmeister alles/ was er mir guhtes getahn/ reichlich bezahlet. Be- zahlet! fing ihm die Fuͤrstin das wort auf. Hat ihm dan iemand geld geschikt? Ja freilich/ antwortete Josef/ ihm/ und mir. Und das kleid/ das ich gestern anhatte/ habe ich demselben/ ja noch viel mehr/ ebenmaͤßig zu dan vierdes Buch. danken. Aber was ist doch das vor ein Freund? fuhr die Fuͤrstin fort. Bis auf diese stunde/ antwortete Jo- sef/ habe ich ihm/ nur als einem unbekanten/ gedanket: aber nunmehr habe ich hofnung ihm bald/ als einem bekanten/ zu danken. Waruͤm solte er dieses erst itzund tuhn koͤnnen? fragte Nitokris abermahl. Weil ich den Freund oder die Freundin/ antwortete Josef/ erst itzund/ aus ihren worten/ kennen lerne. So meinet er dan/ daß ichs selbsten sein sol? gab Nitokris zur gegen- antwort. In alwege/ antwortete Josef wieder. Und hiermit brach er aus in diese worte. Vorlaͤngst habe ich gewuͤndscht/ sagte er/ diese barmhertzige See- le zu kennen. Tausendmahl habe ich begehrt das treuhertzige hertz zu wissen/ daß sich meiner so getrenlich augenommen. Aber es hat mir nicht widerfahren koͤnnen. Diese stunde allein hat es mir geoffenbahret. Ihr leutseeliger mund hat sich selbsten verrahten. Keinen tag meines lebens schaͤtze ich so gluͤklich/ als diesen: der mich so gluͤkseelig gemacht/ daß ich dieselbe mildtaͤh- tige hand/ die mir so hohe gnade erwiesen/ in al- leruntertaͤhnigster dankbarkeit zu kuͤssen ver- mag. Ach! wie sol ich solche so treue gunst/ solche mehr als gnaͤdige barmhertzigkeit erwiedern? Mein bluht ist zu wenig darzu: mein vermoͤgen zu arm. Ich werde Ihr schuldner bleiben muͤs- sen/ so lange ich ahteme: iedoch ein dankbarer schuldener/ der sein leben zu pfande setzet/ zum zeichen/ daß er gern bezahlen wolte/ wan er koͤnte. Aber woher weis er/ daß ich seinetwegen dem Ge- faͤngnuͤsmeister solte geld geschikt haben? fiel ihm die Fuͤrstin in die rede. Daß er geld bekommen/ antwortete Josef/ mich ehrlich zu halten; das hat er mir selbst ge- sagt/ auch die beigefuͤgten brkefe gewiesen. Aber weder ich Der Assenat ich/ noch er konten dazumahl errahten/ von wem solche uͤberschwaͤnglich große wohltaht kaͤhme. Und nun bin ich begierig zu wissen/ was doch Meine allergnaͤdigste Fuͤrstin bewogen/ mir unverdientem so gar große gnade zu erweisen? Vor mich selbst/ antwortete Nitokris/ habe ichs nicht getahn. Eine Fuͤrstin/ die er noch nie gesehen/ aber ausser allem zweifel bald wird sehen/ und mehr als mich kennen lernen/ hat mich hierzu bewo- gen. Was von mir geschehen ist/ ist alles ihr zu liebe ge- schehen. Daruͤm ist er gantz nicht verbunden mir zu danken. Der dank gebuͤhret ihr. Ihr allein ist er ver- pflichtet zu danken. Eben als die Koͤnigliche Fuͤrstin diese worte redete/ hoͤreten sie zur tafel blasen. Und daruͤm nahm sie straks ihren abschied. Josef aber blieb noch eine kleine weile im garten. Darnach begab er sich auch in sein zimmer. Alhier verzog er so lange/ bis ihm angesagt ward zum Koͤnige zu kommen. Mit großer ehrerbietigkeit begeg- neten ihm alle Fuͤrsten. Sobald sie ihn erblikten/ mach- ten sie raum. Sie trahten eilend voneinander in zwo reihen; damit er ungehindert hindurch koͤnte. Nach ge- schehenen ehrenbezeugungen zu beiden seiten/ setzte man sich straks zur tafel. Einieder Fuͤrst nahm seine stelle/ da er des vorigen tages gesaͤssen. Und Josef lies sich neben dem Koͤnige nieder. Die lust/ die freude/ die ergetzligkeit schienen taͤglich zuzunehmen. Auch wuchs die unterli- che liebe der Fuͤrsten mehr und mehr an. Die hertzliche vertrauligkeit ward immer groͤsser und groͤsser/ so lange dieses Freudenmahl waͤhrete. Die vergnuͤgung/ die der Koͤnig hieraus schoͤpfte/ kan keine feder beschreiben. Keine zunge vermag sie auszusprechen. Ja keine ge- danken koͤnnen sie fassen. Er selbsten war so froͤh- lich. Er erzeigte sich so lustig/ daß sich iederman ver- wunderte. Und diesem vorgaͤnger folgeten alle seine gaͤste. Nicht einer verderbete das spiel. Die traurig- keit vierdes Buch. keit schien gantz verbannet: die unlust verwiesen: die schweermuͤhtigkeit verjaget. Dieser algemeinen lust der Fuͤrsten gab des Frauen- zimmers froͤhligkeit nichts zuvor. Die Fuͤrstliche Ge- mahlinnen schritten selbst uͤber die schranken ihrer acht- barkeit; welche sie sonsten so genau zu bewahren pflegen. Die Freulein und Jungfrauen vergaßen ihrer strengen eingezogenheit. Ihrer sonst angebohrnen bloͤdigkeit/ und gewoͤhnlichen sitsamkeit/ gaben sie vor dieses mahl uhrlaub. Das kind der zucht/ die edele Schaamhaftig- keit/ milterten und maͤßigten sie dermaßen/ daß sie so uͤbermaͤßig nicht zuͤchteten/ so aus der weise nicht prunkten/ so ohne schertzspiele nicht ernsteten; wie sie sonsten zuweilen gewohnet. Die gemeinsamheit/ die offenhertzigkeit/ die freimuͤhtigkeit/ die sprachsamkeit/ die ausgelaßenheit zur lust und ergetzung hatten das stoͤltzeln/ das praͤngeln/ samt dem alzuernsthaftigen niedergeschlagenem wesen/ verdrungen. Ihre augen liebelten. Ihre wangen laͤchelten. Ihre stirnen spiele- ten. Ihr mund entschlos sich. Ihre zunge ward geloͤset. Und also lies sich das gantze antlitz aus in ein froͤhli- ches anmuhtiges wesen. Ja der gantze leib saß/ wo er saß/ und stund/ wo er stund/ in einer freudigen unge- zwungenen bewegung. In solcher unterlich einpaͤrigen lust und freude kahm der achte und letzte tag des Koͤniglichen Jahrfestes herbei. Josef begunte der hofluft/ als nunmehr ein hofman von sechs tagen/ alhand zu gewohnen. Bisher war er noch zimlich eingezogen und stille gewesen. Er hatte wenig geredet/ noch weniger geschertzet. Aber itzund fing er an dreister zu werden. Itzund machte er sich erst bekant. Itzund lies er so ein freudiges und so munters wesen blikken/ daß er mehr/ als iemahls zuvor/ die augen dieser Fuͤrstlichen versamlung auf sich zog. Sobald er in den Saal traht/ redete er/ mit einer son- der- Der Assenat derlichen wohlanstaͤndigkeit/ bald diesen/ bald jenen Fuͤrsten an. Und diese reden waren meistenteils mit einem anmuhtigen schertze vermischt. Er gedachte: ende guht/ alles guht. Er wolte dis Fest/ das er mit stil- le beginnen helfen/ mit freuden schliessen. Und daruͤm erzeigte er sich auch so lustig/ und so froͤhlich/ als wan ihn kein ungluͤk iemahls betroffen. Hatte man ihn vor diesem geruͤhmet/ so erhub man ihn itzund bis an den himmel. Alle hertzen hingen ihm an. Alle gemuͤh- ter waren ihm gewogen. Der Koͤnig selbsten hatte ein solches wohlgefallen an ihm/ daß er uͤberlaut sagte: dis sei der lustigste tag von allen/ weil sich Josef so lustig erzeigte. Ja es schien/ als wan er/ durch solche seine froͤhligkeit/ die gantze froͤhliche versamlung noch froͤhli- cher gemacht. Ohngefaͤhr drei stunden hatte man tafel gehalten. Der Nachtisch ward aufgetragen. Allerlei Zukkerge- bakkenes/ allerlei eingemachte fruͤchte/ allerlei obst/ al- lerlei schaugerichte/ und allerlei lekkerspeisen warden aufgesetzt. Die tafeln stunden schon gleich als bedekt mit guͤldenen schuͤsseln vol dergleichen lekkerkost. In dem augenblikke war es/ da sich der Koͤnig ploͤtzlich er- hub. Ploͤtzlich stund er auf/ und befahl dem Josef/ und allen Fuͤrsten ihm zu folgen. Jederman war hier- uͤber verwundert. Niemand wuste/ was es bedeuten solte. Alle stunden im zweifel. Endlich ging der Koͤnig nach der Koͤnigin zu. Diese zog er/ bei der hand/ von der tafel: und winkte dem Josef/ daß er die Koͤnig- liche Fuͤrstin nehmen solte. Das taͤht er auch alsobald mit der allerhoͤflichsten ehrerbietigkeit. Hierauf ward den andern Herren befohlen dergleichen zu tuhn. Ein- ieder geselte sich zu einer aus dem Frauenzimmer. Und also stunden sie alle gepaaret. Die Kunstspieler musten spielen/ und die Meistersaͤnger singen. Noch konte nie- mand aus sinnen/ was der Koͤnig zu tuhn gesonnen. Die vierdes Buch. Die meisten gedachten/ man wuͤrde einen Reientantz tuhn sollen. Aber der Koͤnig befahl die tuͤhre zu oͤfnen: und die saͤnger/ samt den spielern/ musten forttraͤhten. Alle gingen zur tuͤhre hinaus. Der Koͤnig/ mit der Koͤnigin gepaaret/ folgete: und ihm die gantze gepaarte versamlung. Endlich gelangte man in den Koͤniglichen Lustgarten. Da hielt diese lustige geselschaft einen uͤm- gang. Dis geschahe mit sehr langsamen tritte. Zu- weilen stund man auch ein wenig stil/ das gesicht was mehr zu ergetzen. An der uͤberseite des Gartens war eine schoͤne was- serkunst in etlichen marmelsteinernen Bildern verbor- gen. Diese Bilder stunden in einer langen reihe laͤngst dem gange hin. Eben als der Koͤnig und Josef hier vorbei waren/ singen die Bilder an ihre kunst zu bewei- sen. Etliche sehr duͤnne wasserstrahlen kahmen ihnen ploͤtzlich aus den augen/ und aus dem munde/ ja selbst aus den ohren und bruͤsten geschossen. Dadurch bekah- men die voruͤbergehenden ein unversehenes bad. Als sie nun von oben also befeuchtet waren; da sprangen und rieselten auch von unten/ aus der erde selbst/ etliche zahrte wasserstrahten in die hoͤhe. Und dieses geschahe allein auf der seite/ da das Frauenzimmer ging: wel- ches/ so bald es die kalten wasserstrahlen/ unter den roͤk- ken/ auf der bloßen haut fuͤhlete/ mit dem wasser als uͤm die wette zu springen und zu huͤpfeln begunte. Dar- uͤber erhub sich ein großes gelaͤchter. Der Koͤnig befahl den Kunstspielern lustig aufzuspielen. Diese Schoͤnen solten nach dem tohne tantzen. Nach dem hohen und niedrigem/ nach dem langsamen und geschwindem klan- ge solten sie ihre fuͤße bewegen. Nach dieser kurtzweile begaben sie sich alle wieder in den Saal. Ein ieder setzte sich in seine stelle. Der Nachtisch ward vorgedienet. Die baͤcher gingen rund heruͤm. Die gesundheit des Koͤniges und des neuen N Schalt- Der Assenat Schaltkoͤniges ward stehende getrunken. Man wuͤnd- schte ihnen beiden gluͤk. Man rief/ durch den gantzen saal: Lange lebe der Koͤnig! Nefrem lebe ge- sund! Lange lebe der Schaltkoͤnig! Josef lebe gesund! Dieses freudige zurufen hatte fast kein ende. Den gan- tzen abend erklungen diese gluͤkswuͤndsche/ unter dem schalle der trompeten. Sie hoͤreten nicht eher auf/ als bis der Koͤnig sich erhub. Sie liessen nicht eher nach/ als bis die gantze geselschaft bereit stund zu scheiden. Und in diesem augenblikke traht ein Heerold auf. Der rief durch den gantzen Saal aus. Auf des Koͤnigs be- fehl/ solten sich morgen fruͤh alle Fuͤrsten und Staͤnde des Reichs auf dem Reichssaale versamlen. Die gan- tze Ritterschaft solte sich einfinden/ der bestaͤtigung des neuen Schaltkoͤniges beizuwohnen. Hiermit schieden die Fuͤrsten voneinander. Hiermit beschlos man das Koͤnigliche Jahrsfest. Hiermit nahm dieses freuden- mahl sein gewuͤndschtes ende. Der fuͤnftes Buch. Der Assenat Fuͤnftes Buch. D Ie sonne hatte mit ihren herfuͤrbre- chenden strahlen den Niel zu erleuch- ten kaum begonnen: kaum hatte sie desselben stille fluht zu verguͤlden ange- fangen: kaum hatte sich ihr liebliches antlitz uͤber die spitzen des gebuͤrges er- hoben; als ein großes freudengetoͤhne die gantze koͤnig- liche stadt Memfis erfuͤllete. Die Trompeten warden geblasen; die trummeln geruͤhret; die schaͤllenspiele be- weget; die zinken beseelet; die zittern geschlagen/ und andere seitenspiele gespielet. Die Reichsstaͤnde warden rege. Die Ritterschaft erhub sich. Mit einem großen geschleppe zogen sie nach der Burg zu. Einieder war aufs koͤstlichste gezieret/ aufs praͤchtigste geschmuͤkket. In diesem herlichen gepraͤnge trahten sie in den Reichs- saal. Da war der Koͤnig/ mit den Reichsraͤhten/ schon zugegen. Er saß auf einem koͤstlichen Reichsstuhle/ von hintenzu mit seinen Kammerherren und Hofjun- kern uͤmringet. Auf der rechten hand hatte sich der He- liopelsche Ertzbischof/ mit dem Reichskantzler/ und Reichsschatzmeister/ niedergelaßen: und auf der linken die Reichsraͤhte. Als sie nun alle beisammen waren/ stund der Reichs- kantzler auf/ und taͤht/ im nahmen des Koͤniges/ an die Reichsstaͤnde eine kurtzbuͤndige rede. Darinnen gab er ihnen den willen des Koͤniges zu verstehen/ auch war- uͤm er sie entbohten. Und diese rede beschlos er mit zwo fragen: erstlich/ ob sie alle gesonnen weren den Josef vor ihren Schaltkoͤnig zu erkennen? darnach/ ob sie ihm N ij hul- Der Assenat huldigen wolten? Des Reichskantzlers rede beantwor- tete der Reichsstaͤnde Worthalter eben so kurtzbuͤndig: und sie selbsten rieffen auf die zwo vorgestellete fragen einmuͤndig ja. Auf dieses so willige jawort erhub sich/ auf befehl des Koͤniges/ der Ertzbischof/ samt dem Reichskantzler und Reichsschatzmeister/ als auch allen Reichsraͤhten/ den Josef zu hohlen. Nicht lange darnach brachten sie ihn gefuͤhret. Ein Hofmahrschalk ging allein voran; und Josef/ zwischen dem Ertzbischoffe und dem Reichs- kantzler/ hernach: denen alle die uͤbrigen folgeten. So- bald sie vor den Koͤnig gelanget/ begaben sie sich alle wie- der in ihre stellen. Und Josef blieb allein/ nachdem er sich auf das allerehrbietigste geneuget/ vor dem Reichs- stuhle stehen. Der Koͤnig gab ihm einen wink/ daß er naͤhern solte. Er gehorchte zur stunde/ und traht dichte vor die stufen des Reichsstuhls. Darauf wiederhohle- te der Koͤnig fast alle worte/ die er vor sechs tagen zu ihm geredet/ als er ihn zum Schaltkoͤnige erwehlet. Josef neugte sich abermahl zur erden nieder/ und als er sahe/ daß der Koͤnig sich bewegte aufzustehen/ stieg er bis auf die oberste stufe des Reichsstuhls/ und fiel alda nieder auf seine kniehe. Hierauf zog der Koͤnig seinen Siegelring vom fin- ger/ und stekte ihn auf Josefs finger. Darnach nahm er auch eine guͤldene Kette/ die er am halse trug; und hing sie uͤm Josefs hals. Unten an diese Kette war ein Brustpfennig/ darauf ein Elefant gepraͤget stund/ angegliedert. Der Elefant solte die Koͤnigliche Majaͤ- staͤht/ die sich/ wie der Elefant/ vor niemand neuget/ bezeichnen. Hiermit uͤbergebe ich euch/ sagte der Koͤnig/ alle gewalt uͤber das gantze Egipten. Ich bin Farao: ohne euren willen sol niemand im gantzen Reiche/ seine hand/ oder seinen fuß regen. Alles sol euch/ und ihr niemand/ unter- tahn fuͤnftes Buch. Der Assenat tahn sein. Ich heisse Farao: und ihr solt Zafnat Paaneach/ das ist Heiland der Welt/ genennet wer- den. Wir haben ein solches vertrauen zu euch/ daß wir es unnoͤhtig achten/ uns/ durch den eid der treue/ euch zu verbinden. Ja wir zweiflen keines weges/ ihr werdet ohne das/ eurer weis- heit nach/ so zu herschen wissen/ daß es uns nim- mermehr gereuen wird euch zu unsrem Mither- scher erkohren zu haben . Hiernach boht der Koͤnig dem Josef die hand/ und richtete ihn/ mit einem hertzlichen gluͤkswundsche/ wie- der auf. Er hingegen neugte sich gegen den Koͤnig drei- mahl zu erde nieder; und bedankte sich vor die hohe gna- de/ vor das guhte vertrauen/ und den hertzlichen wundsch des Koͤniges/ in alleruntertaͤhnigster niedrig- keit. Inzwischen stunden der Ertzbischof und der Reichskantzler auf/ und fuͤhreten den neuen Schaltkoͤ- nig auf einen besonderen Reichsstuhl. Diesen hatte man/ zur linken seite des Koͤniglichen Reichsstuhls/ auf ein etwas erhobenes gestelle gesetzt/ und mit den allerkoͤstlichsten prunktuͤchern ausgezieret. Sobald sich Josef alhier niedergelaßen/ setzte ihm der Ertzbischof eine koͤnigliche Krohne/ welche der Reichsschatzmeister auf einem weissen seidenem kuͤssen nachtrug/ auf das heupt. Hierauf gab ihm der Reichskantzler auch den Reichsstab/ dessen spitze mit einem Storche/ und das unterende mit einer klaue vom Fluspferde gezieret/ der ebenmaͤßig durch einen Reichsraht nachgetragen ward/ in die hand: und der Ertzbischof sprach endlich uͤber ihn/ der gewohnheit nach/ den seegen. Nach volendeten diesen Kroͤhnungsgepraͤngen/ deu- tete der Reichskantzler den Egiptischen Reichs staͤnden und der gantzen Ritterschaft/ durch eine zierliche/ doch kurtze rede/ die huldigung an. Sobald er ausgeredet/ ward ihnen der Eid ihrer gehohrsamkeit vorgelesen; und sie fuͤnftes Buch. sie bekraͤftigten denselben mit aufgerekten fingern. Der Koͤnig hatte zwar anstalt machen laßen/ daß Josef/ straks nach der Kroͤhnung/ durch die gassen der stadt Memfis solte gefuͤhret werden/ dem Volke seinen neuen Schaltkoͤnig zu zeigen. Aber die helfte dieses ta- ges war schon verlauffen. Der mittag war herbei ge- nahet; und die tafeln zum Kroͤhnungsmahle albereit gedekket. Daruͤm ward solches gepraͤnge bis auf den kuͤnftigen morgen verschoben: und das neugierige Volk bekahm vor dieses mahl seinen neuen Gebieter nicht zu sehen. Vor dieses mahl muste es sein großes verlangen mit geduld speisen: ein solches verlangen demselben gluͤk zu wuͤndschen/ von dessen wunderlichen gluͤksfaͤllen der ruf uͤberal/ durch die gantze stadt/ erschollen. Mitlerweile ward das uͤbrige des tages in voller lust zugebracht. Und diese lust uͤm so viel angenehmer zu machen/ hatte der Koͤnig/ im Burggarten/ eine große Laͤube laͤngst der mauer hin aufrichten laßen. Alhier gab der schatten eine kuͤhle luft/ das auf den bodem ge- streuete bluhmenwerk einen anmuhtigen geruch/ und der lust garten selbst ein liebliches aussehen. Hierunter ward das Kroͤhnunsgmahl gehalten. Hier ergetzte sich der Koͤnig: und mit ihm der ausbund des gantzen E- giptischen Adels. Hier saß Josef nunmehr in voller herligkeit/ und freude. Alles seines vorigen elendes/ und alles seines leides hatte er vergessen. An stat seiner leibeigenschaft/ hatte er das gebiet eines so maͤchtigen Koͤnigreichs in seinen haͤnden. An stat seiner vorigen schmaach und verachtung/ ward er itzund mit kniebeu- gen geehret. An stat des knechtischen nahmens/ fuͤh- rete er itzund einen koͤniglichen; und ward ein Heiland der welt genennet. An stat des Rokkes/ den ihm die Ehbrecherin vom halse gerissen/ hatte ihn der Koͤnig in reine weisse seide gekleidet. An stat der eisernen ketten seines gefaͤngnuͤsses/ trug er eine guͤldene: an stat des N iiij knech- Der Assenat knechtischen fesselringes/ einen Koͤniglichen Siegel- ring/ zur bekraͤftigung seiner macht. An stat des zei- chens der Leibeignen/ fuͤhrete er einen Koͤnigsstab in der hand/ und einen Koͤnigskrantz auf dem heupte. An stat des schlammichten Stokhauses/ hatte er eine Koͤ- nigliche wohnung. Ja alles/ was er zuvor elendes gehabt/ war nunmehr in lauter herligkeit veraͤndert. So herlich ward ihm seine Gottesfurcht belohnet/ sei- ne Tugend bezahlet/ seine Keuschheit vergolten. Auf den morgen ward des Koͤniges zweiter Stahts- wagen faͤrtig gemacht. Dieser blinkte von lauter golde. Vier schneeweisse pferde zogen ihn. Der pferdeschmuk schimmerte von koͤstlichen steinen. Auf diesem praͤchti- gen wagen fuhr Josef durch die fuͤrnehmsten gassen der stadt. Zween Heerolden/ aus den aͤltesten des Heers erlesen/ ritten vor ihm her/ in goldgestikten koͤstlichen roͤkken: und vor diesen vier Trompeter. So oft der Stahtswagen vor einen marktplatz/ oder an eine neue gasse kahm; da bliesen die Trompeter/ und die Heerol- den rieffen mit lauter stimme vor dem Josef aus: Dis ist der junge Koͤnigliche Vater; dis ist der junge Vater des Reichs . Hinter dem Stahtswagen her ritten etliche Hofjunkern des Schaltkoͤniges auf koͤstli- chen Arabischen und Persischen pferden. Alle waren auf das koͤstlichste gezieret. Zu beiden seiten des wagens lieffen die Edelknaben/ die Kammerdiener/ die Lakkeien/ in uͤberaus zierlicher leibestracht. Die Menschen lagen in den fenstern/ stunden auf den taͤchern/ warteten in den tuͤhren/ lieffen und draͤngeten sich auf den gassen. Alle verlangeten den neuen Schaltkoͤnig zu sehen. Wo Josef voruͤberfuhr/ da hoͤrete man ein großes freuden- geschrei. Das frohlokken/ das jauchzen/ das gluͤkzu/ das lebe lange hatte kein ende. Ob er schon lange vor- bei war/ so klung doch der nachruf immer hinter ihm her. Man rief ohn unterlaß/ so lange man den Stahts- wagen fuͤnftes Buch. wagen erblikken konte. Ja viele streueten palmenzwei- gen vor ihm her: andere vielerlei bluhmen. Damit la- gen alle straßen bedekt/ wo er durchhinfuhr. Es war nun hoher mittag. Eben machte die sonne den kuͤrtzesten schatten/ als Josef wieder nach der Burg zu kehrete. Unterdessen hoͤrete doch die freude des vol- kes nicht auf. Wer nur etwas vermochte/ der hatte seine nachbaren und freunde zu gaste. Man teilete den armen reichlich aus; ja etliche liessen sie speisen. Diese algemeine freude waͤhrete bis in die sinkende nacht. Al- le reden/ die man hoͤrete/ waren vom Josef . Sein lob erklung durch die gantze stadt. Eines ieden mund war vol seines ruhmes. Sie priesen seine fuͤrtrefliche schoͤn- heit/ sein uͤber aus leutseeliges wesen. Die ihn niemahls reden gehoͤret/ urteileten dannoch von seiner so volkom- menen Tugend aus den Augen: die als zween unbetruͤg- liche verraͤhter des hertzens weren. Sein gantzes Ange- sicht/ sagten sie/ da man die Seele/ als auf einem oͤf- fentlichen markte/ mit den euserlichen dingen handeln siehet/ zeigt es genug an/ was vor edle schaͤtze sein hertz verbuͤrget. Wir seind gluͤklich/ daß wir einen solchen/ den die Goͤtter so volkommen geschaffen/ uͤber uns her- schen sehen. Das gantze Egipten hat ein großes von ihm zu hoffen. Wir alle haben dem Himmel nicht ge- nug zu danken. An diesen und mehr dergleichen reden war des volkes vergnuͤgung gnugsam zu spuͤhren. Ja sie bezeugten/ durch ihre milde gastfreiheit/ und große freude/ mehr als genug/ daß die worte mit dem hertzen uͤbereinstimmeten. Noch zween tage blieb Josef auf der Burg. Inner- halb dieser zeit redete er mit dem Koͤnige von allem/ was des Reichs wohlfahrt betraf. Fort und fort wa- ren sie beieinander. Alles/ was Josef riet/ ward be- liebet. Seine rahtschlaͤge hatten ein weites aussehen. Sie gingen durch die instehenden sieben reichen jahre/ N v bis Der Assenat bis in die sieben Mageren. Er erwug alles/ was zu tuhn stuͤnde/ mit reiffem vor bedacht. Alle seine anschlaͤ- ge zieleten fuͤrnaͤhmlich auf zwei dinge: den Koͤnig groß/ und die Untertahnen wohlfahrend zu machen. Und daruͤm entschlos er sich das gantze Egipten zu be- sehen. Die beschaffenheit der Koͤniglichen herschaft war ihm nunmehr aus dem munde des Koͤniges selb- sten bekant. Er hatte deswegen schon alles genau un- tersuchet; auch albereit mittel gefunden/ sie in einen besseren stand zu bringen. Aber solches recht auszu fuͤh- ren/ muste er nohtwendig die gelegenheit aller Laͤnder besichtigen. Und dieses muste mit ehestem geschehen; damit er seine schluͤsse darnach anlegen koͤnte. So zog er dan auf den dritten tag aus. Der erste zug ging auf Heliopel zu. Diese schoͤne Stadt lag auf einem hohen schutte/ in einer anmuhtigen aue des landes Gessen/ zwischen zween aͤrmen des Niels: zu welcher man/ durch einen verborgenen gang unter der erden und dem Niele hin/ von Memfis gelangen konte. Die Ebreer nennen sie On ; die Griechen aber Heliopel/ das ist Sonnen- stadt ; und die Araber Betsames/ Sonnenhaus/ oder Ainsemes/ Sonnenauge . Und diese drei letz- te nahmen fuͤhrete sie vom Sonnenspiegel/ welcher alda im Goͤtzenhause der Sonne gefunden ward/ und es mit seinen strahlen den gantzen tag durch erleuchtete. Egip- ten hatte keine aͤltere stadt/ als diese. Mizraim/ des Noah enkel/ und Hams zweiter sohn/ der erste Egip- tische Koͤnig nach der Suͤndfluht/ hatte sie gebauet. Alhier hat er seinen Koͤniglichen sitz gehabt: als auch nach ihm sein sohn Mesramutisis ; und nach diesem der dreimahl große Hermes/ der Sonnenseulen er- finder/ und uhrhoͤber der heiligen Bilderschrift/ ja der gantzen Egiptischen weisheit. Und also war dieser Hermes der dritte Egiptische Koͤnig nach der Suͤnd- fluht. fuͤnftes Buch. fluht. Er war derselbe Merkuhr/ den die Egipter Tot/ und Ftat/ das ist den Gott der Goͤtter/ die Foͤnizier Taut/ die Araber Idris/ die Ebreer Hador/ das ist einen fuͤrtreflichen Vernunftfechter/ nenten. Ja er war in dieser ersten Koͤniglichen und Priester- lichen Egiptischen Stadt der erste Priester. Er war derselbe/ der/ zu Abrahams zeiten/ die Egiptische Priesterschaft gestiftet. Er war derselbe/ der den grund geleget zum Heliopelschen Ertzbischoftuhme. Einer von dessen nachsassen im Priestertuhme war itzund Fuͤrst Potifar : den die Ebreer einen großen Weltweisen/ als auch einen Vorsteher der Gelehrtheit und des goͤtzen- dienstes der Sonne nennen. Diesen/ als seinen ehmah- ligen Herꝛn/ wolte Josef besuchen. Ein Hofjunker muste voran reiten/ dem Ertzbischoffe solches anzu- melden. Sobald der Heliopelsche Ertzbischof Josefs an- kunft verstanden; da lies er alles/ was er noͤhtig achte- te/ einen so großen Gast auf das herlichste zu bewuͤrten/ alsobald zuschikken. Auch befahl er seine Freulein Tochter/ die Fuͤrstin Assenat/ von der Sonnenburg zu hohlen. Diese hatte bis auf gegenwaͤrtige stunde noch niemahls einiges Mansbild gesehen. Und daruͤm war sie schuͤchtern vor allen mansbildern. Ja sie ver- achtete sie schier alle. Und dieses wolte ihr/ fast als eine hofart und vermaͤssenheit/ zugemaͤssen werden. Son- sten war sie in allen dingen den Ebreischen Toͤchtern gleich/ und uͤberaus guhtahrtig/ auch so schoͤn/ daß sie vor die schoͤnste des gantzen Reichs gehalten ward. Als sie nun ankahm/ gab ihr der Ertzbischof alsobald Jo- sefs ankunft zu erkennen. Josef/ sagte er/ der Starke Gottes/ wird zu uns kommen: und ich habe beschlos- sen/ dich mit ihm zu vermaͤhlen. Sie aber gab eine wei- gerliche antwort: dan ihr war noch zur zeit unbekant/ daß der Koͤnig ihn zum Herscher uͤber das gantze Egip- ten Der Assenat ten gesetzet. Nein/ nein! rief sie uͤberlaut: ich wil kei- nem Gefangenem oder Leibeigenem/ aber wohl einem Koͤniglichen Fuͤrsten vermaͤhlet sein. Und indem sie also redeten/ kahm einer von den tohrwaͤchtern dem Ertzbischoffe anzumelden/ daß der Schaltkoͤnig schon in der schlosgasse sei. Als Assenat diese zeitung hoͤrete/ da eilete sie geschwinde nach ihrer Burg zu. Gleichwohl trieb sie ihre neugierigkeit so weit/ daß sie luͤstern ward den Josef zu sehen. Und daruͤm blieb sie oben uͤber dem Burgtohre/ in einem fenster/ stehen. Unterdessen ging der Ertzbischof/ mit seiner Gemah- lin Toote/ dem Josef entgegen/ bis vor das Schlos- tohr. Da empfingen sie ihn mit der allertiefsten ehrer- bietigkeit. Und er begab sich/ samt seinem gantzen ge- folge/ in den vorhof: dessen tohre zur stunde wieder ge- schlossen/ und mit einer staͤrkeren wache versehen war- den. Josef saß auf dem zweiten Stahtswagen des Koͤniges/ welcher mit golde gantz uͤberzogen/ und mit uͤberaus kuͤnstlichem bildwerke gezieret. Vier schnee- weisse Pferde/ derer zeume/ gebis und schnallen von dich- tem golde/ mit edelen steinen ausgesetzt/ zogen diesen wa- gen. Er selbsten war gekleidet in reine weisse seide; und daruͤber trug er einen sammeten Rok mit golde sehr zierlich gestikt. Auf seinem heupte stund eine guͤldene Krohne/ mit zwoͤlf koͤstlichen steinen/ daruͤber zwoͤlf sterne zu sehen/ versetzet. In der hand hielt er einen guͤldenen Reichsstab/ und einen Oehlzweig/ samt der frucht. Vier Edelknaben gingen auf ieder seite des wagens. Ihre langen uͤber die schultern fliegende haar- lokken waren zierlich verguͤldet/ und eben so zierlich ge- kruͤllet. Ihre kleider waren von schneeweisser seide/ mit guͤldenen bohrten verbraͤhmet. In der rechten hand tru- gen sie einen wurfspies/ und in der linken einen schild/ uͤberzogen mit golde. Der vor- und nach-trab war nicht weniger koͤstlich und praͤchtig. In fuͤnftes Buch. In dieser pracht und herligkeit erblikte die junge Fuͤr- stin Assenat den Josef . Sie sahe seine himlische schoͤnheit: und war betruͤbt uͤber die worte/ welche sie kurtz zuvor gesprochen. Ach! sagte sie/ sehet! die Son- ne vom himmel ist auf ihrem wagen zu uns kommen. Ich wuste nicht/ daß Josef Gottes Sohn were. Dan keiner unter allen Menschen hat eine solche schoͤnheit koͤnnen zeugen. Keiner Frauen leib hat ein solches Licht koͤnnen gebaͤhren. Mit klaͤglicher stimme sprach sie die- se worte. Mit bereuenden seufzern klagte sie ihre vorige unbefonnenheit an. Mit traurigem wesen ging sie nach ihrem zimmer zu. Nicht ein wort kahm mehr aus ih- rem munde. Sie war gleich als entzuͤkt: und in sol- cher entzuͤkkung setzte sie sich auf ihr bette. Unterdessen begab sich Josef von dem wagen/ und ging/ mit dem Ertzbischoffe Potifar/ in sein schlos. Straks wusch man ihm/ nach der Egiptischen weise/ die fuͤße. Und er fragte mit gebietender stimme: was ist das vor ein Weibesbild/ das uͤber dem burgtohre im fenster lag? daß man sie straks aus diesem Schlosse schaffe. Dan er befahrete/ sie moͤchte ihm auch/ wie viel andere getahn/ mit geschenken verdruͤßlich fallen: die er doch mit unwillen von sich warf. Aber der Ertz- bischof gab ihm zur antwort: Mein Herꝛ/ sagte er/ es ist meine Tochter/ die alle Mansbilder fliehet. Auch hat sie zuvor niemahls einiges Mansbild gesehen/ als uns an diesem heutigen tage. Doch wan es Meinem Herꝛn beliebt/ so sol sie kommen ihn zu gruͤßen. Josef gedachte bei sich selbst/ wan sie alles mansvolk fliehet/ so wird sie mich auch wohl zu frieden laßen. Und daruͤm sagte er zum Ertzbischoffe: wan eure Tochter ein solches Freulein ist/ so habe ich sie lieb/ als were sie meine Ge- mahlin. Sobald die Mutter dieses vernahm/ lief sie ei- lend auf die Burg ihre Tochter zu hohlen. Und sie brach- te sie in den saal/ und stellete sie vor Josefs angesicht. Da Der Assenat Da geboht ihr der Vater/ und sagte: Meine Tochter/ gruͤße deinen Bruder/ der alle fremde Frauen hasset/ gleichwie du alle Maͤnner. Und Assenat neugte sich mit sehr zierlichen und schaamhaftigen gebaͤhrden/ und sprach: Gegruͤßet sei der Geseegnete des allerhoͤchsten Gottes. Darauf antwortete Josef/ und sagte: Gott/ der alle dinge lebendig machet/ seegene Sie. Und Po- tifar befahl seiner Tochter ferner/ daß sie den Josef kuͤssen solte. Aber als sie sich solches zu tuhn naͤherte; da strekte Josef seine hand aus/ beruͤhrete ihre brust/ und sagte: Demselben/ der dem lebendigen Gotte die- net/ und isset das broht des lebens/ und trinket den trank der unsterbligkeit/ geziemet nicht/ daß er eine fremde mit seinem munde beruͤhre. Es geziemet ihm nicht den mund einer solchen zu kuͤssen/ welche die stum- men und gehoͤhrlosen Abgoͤtter kuͤsset/ und isset der Goͤtzen broht/ und trinket/ aus den baͤchern der Abgoͤt- terei/ den trank des todes und der fuͤnsternuͤs/ und schmieret sich mit oͤhle der unreinigkeit. Als nun Assenat Josefs reden hoͤrete/ und sich gleichsam verschmaͤhet sahe; da ward sie von hertzen be- truͤbt. Sie weinete bitterlich. Die traͤhnen schossen/ als zwee schmertzenstroͤhme/ mildiglich aus den augen. Ja es fehlete wenig/ daß sie/ vor uͤbermaͤßigen schmer- tzen/ nicht gar in ohnmacht niedersunk. Josef hatte zwar nicht gern mit dem Frauenzimmer zu tuhn. Kaum goͤnnete er ihnen/ daß sie ihn ansehen mochten. Er befahrete sich staͤhts/ daß dadurch der spiegel seiner keuschheit verdunkelt wuͤrde. Ja noch weniger lies er zu/ daß sie ihn anruͤhreten. Daß eine Fraue den Einwoh- ner des Paradieses aus seiner herligkeit gestoßen/ lag ihm staͤhts im sinne. Daruͤm flohe er den uͤmgang mit Weibesbildern/ als eine anstekkende seuche. Gleichwohl bewegte ihn Assenat zum mitleiden. Ihr betruͤbtes/ doch zugleich allerholdseeligstes und schaamhaftiges we- fuͤnftes Buch. Der Assenat wesen zog ihn zur barmhertzigkeit. Hatte er sich von ihr kurtz zuvor nicht wollen kuͤssen oder beruͤhren laßen; so ruͤhrete er sie itzund selbsten an. Er legte seine hand auf ihr heupt/ und seegnete sie. Und Assenat erfreuete sich uͤber seinem seegen in ihrem hertzen dermaßen/ daß sie vor großen freuden krank ward. Sie ging hin/ und neugte sich auf ihr bette. Da uͤberdachte sie alle worte des Josefs . Da beherzigte sie alle seine reden. Diese wuͤrkten in ihr ein hertzliches leidwesen/ eine recht buß- faͤrtige reue. Hertzlich bereuete sie ihr abgoͤttisches we- sen. Von hertzen war es ihr leid/ daß sie bisher den leblosen Abgoͤttern gedienet. Sie verleugnete sie alle: und erkante den wahren lebendigen Gott. Unterdessen machte sich Josef froͤhlich. Er aß und trank. Und nach gehaltener tafel/ taͤht er/ mit dem Ertzbischoffe/ einen lustwandel: da er zugleich die gele- genheit und fuͤrnehmsten gebeue der Stadt besichtigte. Uuter andern besahe er die fuͤrtrefliche Sonnenspitze/ welche die allererste war/ die man in der gantzen welt ge- sehen. Mizraim der erste Egiptische Koͤnig nach der suͤndfluht/ hatte dieselbe/ auf Hermes Trismegists angeben/ zu bauen beschlossen; aber sein Sohn und Nachsas Mesramutisis volzogen. Dieses geschahe uͤm das 2213 jahr nach erschaffung der welt/ und vor der heilgebuhrt im 1840. Vom erfinder derselben/ dem itztgenenten Hermes/ haben die noch heutiges tages in Deutschland und anderwaͤrts befindliche Irmenseu- len oder Hermesseulen ihren nahmen. Weil nun Josef sahe/ daß diese Sonnenseule aus einem sonderlichenund gantz ungemeinem Marmelstei- ne best und; so fragte er den Ertzbischof: woher dieser Marmel kaͤhme? Er antwortete: der Erfinder der Sonnenspitzen/ mein vorfahr Hermes Trismegist/ oder Tot/ wie wir ihn eigendlich nennen/ hat ihn aus dem gebuͤrge gegen der stadt Tebe uͤber brechen laßen: und fuͤnftes Buch. und von dannen wird er noch itzund zu allen Egipti- schen Sonnenspitzen gehohlet. Kein ander wird zu den- selben iemahls gebrauchet/ als dieser. Daß aber der Er- finder darzu eben diesen Marmel erlesen/ hat er nicht ohne sonderliche uhrsachen getahn. Er hatte beschlossen die Feuerspitzen/ welche man bisher allein den Men- schen zum gedaͤchtnuͤsse gebauet/ in eine andere gestalt zu veraͤndern/ die zu seinem vorsatze geschikter were. Dieser vorsatz war/ daß die Strahlen der Sonne/ wie des Feuers durch jene/ hierdurch solten abgebildet; und ihr/ der Sonne selbsten/ solche Spitzen geheiliget; auch sein sin an denselben/ durch eine verborgene Bilder- schrift/ entworfen werden. Daher hat er diese neuer- fundene Spitzen auch Sonnenspitzen/ oder viel mehr Sonnenfinger genennet: und sie schlånker und gera- der in die hoͤhe fuͤhren laßen; damit solche heilige Schrift daran uͤm so viel besser koͤnte gelesen werden. Weil er nun sahe/ daß die Sonne/ der diese Spitzen/ wie jene den Menschen/ zu ehren solten gestiftet sein/ ihre herschaft uͤber die vier Uhrwesen am allermeisten ausuͤbete; so hat er auch/ zum baue derselben/ einen vierfaͤrbigen Stein/ der das geheimnuͤs solcher vier- fachen Herschaft der Sonne abbildete/ erkohren. Dan dieser Tebische Marmel/ desgleichen sonst nirgend ge- funden wird/ hat gleichsam zur grundfarbe eine gold- glaͤntzende roͤhte: welche bald mit Kristal- oder ametist- hellen/ bald mit aschgrauen oder wasserfårbigen/ bald mit schwartzen flekkern durchschaͤkkert und eingespraͤn- kelt ist. Die gold- oder feuer-rohte farbe sol das Feuer; die durchscheinenden Kristalflekker die Luft; die grau- blauen oder wassergrauen das Wasser; und die schwar- tzen oder grauschwartzen die Erde bedeuten. Wie groß aber/ fragte Josef weiter/ und wie hoch werden diese Sonnenspitzen gemeiniglich aufgefuͤhret; und was wird eigendlich vor ein maß im aufbaue der- O sel- Der Assenat selben beobachtet? Die kleinesten Sonnenspitzen/ ant- wortete der Ertzbischof/ seind zehen oder zwoͤlf fuͤße/ die groͤsten hundert/ ja wohl hundert und vierzig hoch. Auch seind sie nicht alle gleich vierekkicht/ das ist an ih- ren seiten nicht alle von einerlei breite. Wan eine ihrer vier seiten unten am grundsatze drei ellen breit ist; so ist die gantze Seule/ vom untersten grundsatze an/ bis an den obersten grundsatz der aufgesetzten oder abgestumpf- ten spitze/ dreissig ellen hoch. Und also befindet sie sich allezeit zehn mahl so hoch/ als eine seite des untersten grundsatzes breit ist. Die seite aber des obersten grund- satzes der abgestumpften spitze ist allemahl uͤm das drit- te teil schmaͤhler/ als die breite an des untersten grund- satzes seite. Daruͤm/ wan die seite unten am grundsatze drei ellen breit ist/ mus dieselbe unter dem uͤbersatze der abgestumpften spitze nur eine elle breit; und die hoͤhe der aufgesetzten oder abgestumpften spitze eben so hoch sein/ als die seite des untersten grundsatzes breit ist. Wie nun diese Sonnenseulen oder Sonnenspitzen von un- ten auf bis an den obersten guͤpfel zwar algemach schlaͤn- ker und schlaͤnker werden/ aber nicht gantz gerade spitz zu lauffen/ sondern oben eine abgestumpfte spitze bekommen; so lauffen hingegen die Feuerspitzen/ oder/ wie man sie von ihrem nachmahligen gebrauche eigendlich nen- nen kan/ die Grabspitzen von ihrem viel breiterem grundsatze nach oben zu/ mit allen ihren ekken und sei- ten/ in einem gantz geraden lauffe hin/ bis in das euser- ste der spitze. Und was vor ein unterscheid ist zwischen den Sonnenstrahlen/ und Feuerstrahlen; ein solcher ist auch zwischen den Sonnen- und Feuer- oder Grab- spitzen: indem diese viel plumper und dikker/ ja viel schieffer; jene aber viel schmaͤhler/ schlaͤnker/ und duͤn- ner/ ja mehr aufgerichteter zu stehen pflegen. Nachdem sich Josef im besichtigen dieser uhralten Stadt/ daher alle Egiptische weisheit entsprungen/ und fuͤnftes Buch. und fast alle andere voͤlker sie gehohlet/ bei zwo stunden belustiget; da begab er sich wieder auf das Ertzbischof- liche schlos. Alhier verzog er noch ein halbes stuͤndlein: welches mit allerhand gelehrten reden zugebracht ward. Darnach nahm er seinen abschied. Der Ertzbischof noͤh- tigte ihn zwar bei ihm zu uͤbernachten. Aber so bitseelig konte er nicht sein. Josef reisete weg. Gleichwohl verhies er uͤber acht tage wiederzukommen. Seine rei- se ging auf die stadt Tanis zu: welche die Ebreer Zoan nennen. Diese hatte Mizraim ebenmaͤßig er- bauet. Auch ward sie nach der zeit der Egiptischen Koͤ- nige Sitz: da Moses so viel wunderwerke verrichtete. Unterdessen legte Assenat ein schwartzes trauerkleid an: und warf alle Goͤtzenbilder zum fenster hinaus/ welches nach dem mittage zuging. Auch bestreuete sie ihr heupt mit asche/ lag auf den kniehen/ fastete/ und wei- nete sieben tage nacheinander. In aller dieser zeit hoͤre- te sie nicht auf zu baͤhten. Sie baͤhtete den lebendigen Gott an/ den Gott Josefs . Sie floͤhete/ sie seufzete tag und nacht; und lies nicht nach/ als bis sie der Hoͤch- ste erhoͤret. Sie ward auch in warheit erhoͤret: und die herligkeit Gottes erschien ihr. Auf den achten tag sahe Assenat/ in der morgen- doͤmmerung/ zum fenster hinaus/ nach dem aufgange zu. Da erblikte sie den morgenstern: und neben ihm taͤht sich der himmel auf. Ploͤtzlich erschien ein großes maͤchtiges Licht. Das sahe sie; und fiel in die asche nie- der/ auf ihr angesicht. Mitlerweile lies sich ein Man vom himmel hernieder. Der stund bei ihrem heupte. Er rief sie bei ihrem nahmen. Aber aus furcht konte sie nicht antworten. Er rief zum andern mahle: Asse- nat/ Assenat . Da ermunterte sie sich/ und antwor- tete: Herꝛ hier bin ich: sage mir/ wer du bist? Ich bin ein Fuͤrst/ gab er zur antwort/ des Hauses Gottes/ und ein Herzog der Heerschaaren des HERꝛn. Stehe auf/ O ij und Der Assenat und trit auf deine fuͤße; damit ich mit dir rede. Asse- nat richtete sich auf. Sie sahe den Man an: und er war Josef gantz gleich. Er war eben gekleidet/ wie Jo- sef . Eben einen solchen Reichsstab hatte er in der hand. Eben eine solche Krohne trug er auf dem heupte. Aber sein angesicht war/ als der blitz. Seine augen strahle- ten/ wie die Sonne. Und seine haare glaͤntzeten und schimmerten/ als feuerflammen. Assenat erschrak uͤber diesen anblik. Sie fuͤrchtete sich/ und fiel wieder auf ihr angesicht. Der Engel aber troͤstete sie/ und rich- tete sie auf. Lege dein trauerkleid ab/ sagte er. Tuhe das guͤrtel deiner buße weg: und den sak deiner reue von deinen lenden. Wasche den staub ab von deinem heupte. Reinige dein angesicht/ und deine haͤnde mit dem lebendigen wasser/ und lege deinen schmuk und zier- raht an; damit ich mit dir rede. Hierauf ging Assenat eilend hin/ in ihre kammer. Eilend legte sie ihren besten schmuk an; und kahm wie- der zum Engel. Da befahl ihr der Engel/ daß sie ihr heupt entbloͤßen/ und den schleier ablegen solte. Dan du bist/ sagte er/ ein Freulein. Eine Jungfrau bistu. Daruͤm sei stark/ und freue dich/ o Jungfrau Asse- nat . Dein gebaͤht ist erhoͤret. Deine seufzer seind durch die wolken gedrungen. Dein Nahme stehet schon in das Buch des lebens geschrieben. Daraus sol er nimmer- mehr vertilget werden. Von diesem tage an solstu/ als eine gantz erneuerte und lebendig gemachte/ das geseeg- nete Broht des lebens essen/ und den Trank der unver- gaͤngligkeit trinken: ja mit dem heiligen oͤhle solstu ge- salbet werden. Heute ist dir Josef zum Breutigam gegeben. Und hinfort solstu Vielzuflucht heissen. Dan deine Bußfaͤrtigkeit hat dich bei dem Allerhoͤch- sten versuͤhnet. Nun hat Er dir seine gnade geschenket. Du bist eine Tochter des Allerhoͤchsten/ eine froͤhliche/ eine fort und fort lachende/ und eine zuͤchtige Jungfrau. Also fuͤnftes Buch. Also war Assenat nunmehr bekleidet mit weissem sammet der Heiligkeit. Sie war angetahn mit reiner seide der Gottseeligkeit. Im ungefaͤrbtem atlasse der Keuschheit schimmerte sie/ als eine liebliche Lilje. Im purper der Schaamhaftigkeit bluͤhete sie/ als eine an- muhtige Rose. In allen Jungfreulichen Tugenden gruͤhnete sie/ als ein lustiger Lorbeerbaum; und wuchs auf/ als eine herliche Zeder. Ja sie war volkommen schoͤn/ als Sara ; gantz holdseelig/ als Rebekka ; uͤberaus lieblich/ als Rahel . Und in solchem herlichen schmukke gefiel sie Gott/ und ihrem Breutigam. Die freude/ welche diese junge Fuͤrstin uͤber solcher froͤhlichen bohtschaft empfand/ war unaussprechlich. Auch freuete sie sich in wahrheit nicht uͤmsonst. Die hoͤchste gnade des Allerhoͤchsten war ihr verkuͤndiget. Der Himmel stund ihr offen: im Buche des lebens ihr nahme: die lebensspeise vor sie bereitet. Die salbung mit dem Oehle der heiligkeit war ihr versprochen: Jo- sef zum Breutigam geschenket. Nichts konte sie mehr wuͤndschen. Sie war in die volle gluͤkseeligkeit versetzet. Die zeitliche und ewige hatte sie beisammen. Und dar- uͤm trug sie verlangen dessen nahmen zu wissen/ der ihr alle diese gluͤkseeligkeit verkuͤndigte. Sie fragte den En- gel/ wie er hiesse? Er aber gab zur antwort: mein Nah- me stehet mit dem finger Gottes in das Buch des Aller- hoͤchsten geschrieben; und alle dinge/ die in demselben buche stehen/ seind nicht auszusprechen. Auch ist es kei- nem sterblichen Menschen nuͤtz solches zu hoͤren/ oder zu sehen. Hierauf hielt Assenat den Engel bei dem saume seines Rokkes. Ach! sprach sie/ habe ich gnade fuͤr dei- nen augen gefunden/ so setze dich ein wenig auf mein bette/ darauf noch kein Mansbild gesessen. Ich wil un- terdessen hingehen/ und dir die tafel bereiten. Und der Engel sagte/ daß sie es mit der hast tuhn solte. Hierauf O iij setzte Der Assenat setzte sie ihm alsobald eine neue tafel vor: und etwas brohtes/ und weines/ mit koͤstlichen gewuͤrtzen/ darauf. Der Engel begehrte auch einen Honigfladen. Und als sie betruͤbet stund/ weil sie keinen hatte: da sagte er/ daß sie in ihrer speisekammer/ auf dem anrichttische/ zusehen solte. Als sie nun hinging zu sehen/ da fand sie einen schoͤnen Fladen/ vom allerreinesten honige; der so weis war/ als der schnee/ und gantz lieblich schmaͤkte. Diesen trug sie dem Engel vor/ und sagte: Ach! Herꝛ/ ich habe gantz keinen Fladen gehabt: aber mit deinem heiligen munde hastu es gesprochen; und es ist also ge- schehen. Daruͤm ist auch sein geschmak eben so suͤße/ als der ahtem deines mundes. Der Engel erfreuete sich inzwischen uͤber der Asse- nat hohem verstande. Auch hub er seine hand auf/ und legte sie auf ihr heupt. Seelig bistu/ sagte er/ O Asse- nat/ die du die Abgoͤtter verlaßen/ und an den lebendi- gen Gott gegleubet hast. Daruͤm solstu/ und alle die- selben/ die/ mit hertzlicher reue/ sich zu dem HERRn be- kehren/ von diesem Fladen essen; den die Bienen des Paradieses Gottes von seinen edlen Rosen gemacht ha- ben. Darvon essen alle Engel Gottes: und alle/ die darvon essen/ werden in ewigkeit nicht sterben. Und er brach ein stuͤkke vom Fladen/ und aß darvon. Das uͤbrige stekte er in der Assenat mund/ und sagte zu ihr: nun hastu das Broht des lebens gegessen/ und bist mit dem Oehle der heiligkeit gesalbet. Von diesem ta- ge an solstu gantz erneuert und gesund werden. Du solst eine Hofstat sein aller derselben/ welche zum Nahmen des almaͤchtigen Gottes/ des Koͤniges der ewigkeit/ ih- re zuflucht nehmen. Hierauf ruͤhrete er den Fladen an/ da das stuͤkke war abgebrochen: und er ward wieder gantz. Straks ruͤhrete er ihn/ mit dem eusersten des fingers/ noch einmahl an: und der strichseines fingers ward zu bluhte. Assenat war verwundert/ als sie sol- ches fuͤnftes Buch. ches sahe. Ja sie verwunderte sich noch vielmehr/ als sie gewahr ward/ daß sich ein gantzer schwarm Bienen darinnen bewegte: welche so weis waren/ als der schnee/ und fluͤgel hatten/ als sammet/ mit vielerlei farben. Diese Bienen flogen alle zusammen uͤm die junge Fuͤr- stin her/ und machten einen Honigfladen in ihrer hand. Endlich geboht ihnen der Engel/ daß sie wieder in ihr vaterland kehren solten; und sie flogen/ nach dem mor- gen zu/ ins Paradies . Darnach ruͤhrete der Engel den Fladen zum driten mahl an: und ein feuer ging von der tafel auf/ welches den Fladen verzehrete; die tafel aber blieb unbeschaͤdiget: und der rauch dieses feuers roch uͤber alle maße lieblich. Bisher war Assenat gantz allein bei dem Engel ge- wesen. Aber itzund wuͤndschte sie/ daß ihre Stahtsjung- frauen seiner angenehmen geselschaft auch geniessen moͤchten. Ach! sagte sie/ Herꝛ/ ich habe sieben Jung- frauen/ welche mit mir in einer nacht gebohren/ und mit mir auch auferzogen seind. Koͤnte ich doch so bitseelig sein/ daß sie moͤchten geseegnet werden/ gleich als ich. Der Engel gewaͤhrete sie ihrer bitte: und als die Jung- frauen hineingetraͤhten waren/ seegnete er sie/ und sprach: Der allerhoͤchste Gott seegne euch/ und laße euch werden zu sieben Seulen der Stat der zuflucht. Hier- auf befahl er/ daß die tafel wieder aufgehoben wuͤrde: und sobald solches geschehen war/ verschwand er vor ih- ren augen. Nicht wenig verwundert war Assenat . Nicht wenig bestuͤrtzt machte sie diese begaͤbnuͤs. Ihr Frauenzimmer erschrak. Es geriet in eine ploͤtzliche furcht. Furcht und zittern uͤberfiel sie. Nicht wusten sie/ wie ihnen ge- schahe. Inmittels erhub sich unversehens ein schal der trompeten. Assenat schikte geschwinde hin zu verneh- men/ was es were. Man brachte bericht/ der Schalt- koͤnig sei vor dem tohre. Straks lief sie hinab. Flugs O iiij ei- Der Assenat eilete sie dem Josef entgegen. Er zog eben in den vor- hof ein/ als sie ihn erblikte. Sie nahete sich hastig. Sie traht vor den wagen/ und gruͤßete ihn mit tiefster ehrerbietigkeit. Sie erzehlete ihm alles/ was sich bege- ben. Sie sagte ihm alle worte des Engels. Nicht eines ward verschwiegen. Und Josef erwog sie in seinem her- tzen. Aber er lies sich nicht maͤrken/ was er bei ihm be- schlossen. Er schwieg stil. Doch ermahnte er sie in ih- rer Gottesfurcht zu verharren. Nach gehaltenem mittagsmahle brach Josef eilend auf/ und zog wieder nach Memfis . Unterwegens begegnete ihm die Koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris . Die- se reisete nach Heliopel/ die Assenat zu besuchen. Bei- de Stahtswagen hielten stil. Josef stieg ab/ und ging nach der Fuͤrstin zu/ seine schuldigkeit abzulegen. Nach geschehenen gruͤssen/ fragte sie zur stunde: ob er die Fuͤr- stin Assenat gesehen? und wie es ihr ginge? Eben diesen morgen/ gab er zur antwort/ habe ich die ehre gehabt sie zu sprechen: und ich weis nicht anders/ als daß es ihr wohl gehet. Das hat er vor ein großes gluͤk zu schaͤtzen/ fing die Fuͤrstin hierauf an: dan sie zu sprechen ist kei- nem Herꝛn iemahls widerfahren. Es ist ein sehr guhtes zeichen/ und ein vorspiel/ daß er derselbe Fremdling sein wird/ der in ihren armen schlafen sol. Ja er ist es selbsten/ auf den der Goͤttliche Ausspruch schon vor zwanzig jahren gezielet. Nun sehe ich desselben erfuͤl- lung vor der tuͤhre. Ja nun stehet es allein bei ihm/ daß er ihr bald die tuͤhre eroͤfne. Bei ihm allein stehet es/ uns einen froͤhlichen tag zu machen. Daruͤm was er tuhn wil/ daß tuhe er bald. Mich selbsten verlanget darnach. Ich maͤrke wohl/ antwortete Josef/ daß die Koͤ- nigliche Fuͤrstin mit ihrem diener zu schertzen gesonnen. Ich schertze keinesweges/ fiel ihm Nitokris in die re- de. Es ist mein lauter ernst. Und schon vor zehen oder zwoͤlf fuͤnftes Buch. zwoͤlf jahren habe ich die gedanken gehabt/ daß er dersel- be sei/ der kuͤnftig der Fuͤrst in Assenat solte vermaͤhlet werden. Und hierzu hat mich veruhrsachet die Aus- sprache der Goͤtter/ die er dazumahl selbsten erklaͤhrete. Ja die drei Treume/ die er/ auf mein ansuchen/ gedeu- tet/ haben mich darinnen bekraͤftiget. Alles ist nun- mehr erfuͤllet/ bis auf dis einige/ daß er in der schoͤnen Assenat armen ruhen sol. Er untersuche die sache selbsten. Er denke ihr selbsten nach. Ich weis/ er wird es anders nicht befinden. Und keine andere/ als die liebseelige Assenat/ ist dieselbe Fuͤrstin/ der zu liebe ich ihm alle die gunst erwiesen/ die er iemahls von mir ge- nossen. Sie ist dieselbe/ die ich meinete/ als ich neulich im Burggarten mit ihm redete. Mehr weis ich nun nichts zu sagen/ als ihm und ihr gluͤk zu wuͤndschen. Und hiermit nahm sie ploͤtzlich ihren abscheid/ damit sie vor abende nach Heliopel gelangen moͤchte. Als nun Josef zu Memfis angelanget/ da begab er sich straks zum Koͤnige. Erstlich erzehlte er ihm/ was er verrichtet. Darnach taͤht er etliche vorschlaͤge/ wie man das Getreidich/ in den schon angefangenen reichen jahren/ solte zum vorraht einsamlen. Delta oder Un- ter-Egipten hatte er nunmehr meist besichtiget. Die- ser sudwinkel bestund fuͤrnehmlich in drei teilen. Dar- uͤm war er gesonnen auch drei Kornverwalter alda zu verordnen. Hierzu schlug er den Sohn des Kaufman- nes/ bei dem er gewohnet/ eh er zu Fuͤrst Potifarn kahm/ und dan zween seiner gewesenen Mitgefangenen vor. Auch solten ihnen noch fuͤnf andere Unterver- walter zugefuͤget werden. Diese alle waͤhlete er aus den besten und treuesten/ die ihm bekant waren. Sonder- lich sahe er auf dieselben/ von denen er ehmahls guhtes genossen. Und solche befoͤrderte er vor allen andern/ wo- zu sie geschikt waren. So dankbar war sein hertz/ daß er nicht eines vergaß. Der Koͤnig lies ihm alles gefallen. O v Was Der Assenat Was er taͤht/ war wohl getahn. Was er sagte/ das galt. Er setzte ein/ er setzte ab/ nach eigener wilkuͤhr. Alles stund in seiner macht. Nach abgehandelten Reichsgeschaͤften/ kahm Jo- sef endlich auf seine eigene. Er hatte nunmehr beinahe das dreissigste jahr uͤberschritten. Auch solte er nun sei- ne eigene haus- oder hof-haltung fuͤhren. Darzu war ihm eine Gehuͤlfin noͤhtig. Es war zeit zur heurraht zu schreiten. Die gelegenheit boht sich selbsten an. Die Fuͤrstin Assenat schien darzu von Gott versehen. Ihr einundzwanzigstes jahr hatte sie erreichet. Ob sie schon keine Ebreerin war/ so war sie doch den Ebreischen Toͤch- tern gleich. Zudem hatte sie/ aus Goͤttlichem antriebe/ den Ebreischen Gottesdienst uͤmhaͤlset. Ja es schien/ als wan sie zu Josefs Gemahlin gebohren. Es schien/ als wan sie darzu albereit in ihrer gebuhrt erkohren. Es schien/ daß sie darzu so sonderlich erzogen. Kein Frauen- zimmer fand sich im gantzen Egipten/ das sich zum Jo- sef so wohl schikte/ als Assenat . Keine stund ihm so wohl an/ als sie. Und also entschlos er sich den Koͤnig selbsten daruͤm anzusprechen. Er wartete nicht lange. Straks taͤht er ihm seinen schlus kund. Straks brach- te er sein begehren an. Zur stunde ward es gebilliget: ohne verzug bewilliget. Der Koͤnig schikte flugs hin/ die Fuͤrst in Assenat selbsten zu hohlen. Er befahl den Ertzbischof/ samt seiner Gemahlin/ mitzubringen. Ei- lend solten sie kommen. Der wille des Koͤniges litte kei- nen verzug. Er verlangte fast mehr diese neue Braut zu sehen/ als Josef selbsten. Mitlerweile hatte die Koͤnigliche Fuͤrstin den weg glat gebahnet. Sie hatte der schoͤnen Assenat des Jo- sefs herkommen entdekt. Sie hatte ihr alle seine gluͤks- faͤlle geoffenbahret. Sie hatte ihr der Semesse Traum/ samt dem ihrigen/ erzehlet. Alle erklaͤhrungen/ alle gedanken/ die sie daruͤber gehabt/ hatte sie ihr eroͤf- net. fuͤnftes Buch. net. Nichts/ ja gar nichts hatte sie ihr verschwiegen. Und also sahe Assenat augenscheinlich/ daß der Him- mel sie schon vorlaͤngst zur Gemahlin des Josefs be- stimmet. Ja ausser dem/ was ihr der Engel geoffen- bahret/ sahe sie aus diesen erzehlungen/ daß die zeit ih- rer vermaͤhlung vor handen. Daruͤm dankte sie dem Himmel fuͤr seine so treue vorsorge. Daruͤm machte sie sich ie mehr und mehr bereit/ ihr verhingenes gluͤk dank- barlich anzunehmen. Als nun die Koͤniglichen Abgefaͤrtigten ankahmen/ die Assenat/ samt ihrem Herꝛn Vater und ihrer Frau Mutter/ zu hohlen; da muhtmaßete sie zur stunde/ daß der Allerhoͤchste seinen schlus uͤber sie zu volziehen vor- hette. Sie konte anders nicht tuhn/ als die Goͤttliche schikkung annehmen/ und dem Koͤniglichen befehle ge- horchen. Sie zog also bald mit. Des morgens sehr fruͤh brach man auf. Die Koͤniglichen Abgeordneten/ als auch der Ertzbischof/ samt seiner Gemahlin/ fuhren voraus. Die Fuͤrstin Assenat folgete. Bei ihr saß die Koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris . Straks hinter die- sen zwo Fuͤrstinnen kahm Semesse/ mit den sieben Stahtsjungfrauen der Assenat/ auf vier sonderlichen kutschen. Eben so viel kutschen hatten auch die Kam- mermaͤgdlein. Eine schoͤne reiterei von drei hundert koͤpfen machte den nachschwalk. Sobald sie bei Hofe angelangten/ ward der Ertzbi- schof/ samt seiner Gemahlin und Freulein Tochter/ vor den Koͤnig gefuͤhret. Dieser empfing sie uͤberaus freundlich/ sonderlich die Fuͤrstin Assenat : die er an- ders nicht/ als seine Tochter/ nennete. Nach abgeleg- ten wenigen hoͤfligkeiten/ redete er den Ertzbischof also an: Ich habe gegenwaͤrtige seine Tochter/ so- bald sie gebohren war/ vor meine und des Reichs Tochter angenommen. Und daruͤm bin ich ver- pflichtet/ sie zu versorgen. Ich bin verbunden/ auf Der Assenat auf ihre wohlfahrt bedacht zu sein. Besser aber kan und weis ich solches nicht zu tuhn/ als durch eine guhte vermaͤhlung. Des Egiptischen Reichs Schaltkoͤnig Josef/ den ich gleichmaͤßig vor meinen Sohn erkenne/ traͤget belieben zu ihr. Und daher bin ich hertzlich erfreuet. Auch wuͤndschet nun mein hertz nichts mehr/ als daß ihr belieben mit dem seinigen uͤbereinstimme. Ja ich hofe gewis/ ihr Ja werde dem seinigen be- gegnen. Und in solcher hofnung/ bin ich bereit/ Sie mit Ihm zu vermaͤhlen. Aus meiner hand sol Er Sie/ als meine eigene Tochter/ empfan- gen. Ich wil/ daß sie meine untertahnen vor ihre Schaltkoͤnigin erkennen. Und mit diesem meinem willen/ zweifle ich nicht/ werde sich der wille ihrer leiblichen Eltern vereinbahren . Der Ertzbischof bedankte sich gegen den Koͤnig zum alleruntertaͤhnigsten. Er bedankte sich vor die hohe Koͤ- nigliche gnade; vor die treue Vaͤterliche vorsorge; ja vor das allerguͤhtigste hertz/ das er seinem gantzen Hause zuzutragen so gar gnaͤdig geruhete. Auch uͤbergab er ihm seine Tochter gantz und gar/ mit ihr/ nach seinem aller- gnaͤdigsten willen/ zu walten und zu schalten. Hierauf wendete sich der Koͤnig nach der Fuͤrstin Assenat zu. Meine Tochter/ sagte er/ ich habe das guhte ver- trauen zu ihr/ es werde meine gefaste hofnung auf ihrer seite nicht vergebens sein . Weil nun das Freulein/ mit schaamhaftigen blikken/ die augen nieder- schlug/ und keine antwort gab; so fragte der Koͤnig: wessen habe ich mich dan nun zu meiner Tochter zu versehen ? Mein dankbahres hertz/ antwortete sie/ habe ich Seiner Majestaͤht schon vorlaͤngst/ in allerun- tertaͤhnigster gehorsamkeit/ zu eigen gegeben; und eben also uͤbergebe ichs itzund aufs neue. So wil dan mei- ne Tochter/ fuhr der Koͤnig fort/ daß ich Sie mit dem fuͤnftes Buch. dem Schaltkoͤnige vermaͤhle ? Mein wille hat hier keine wahl/ gab Assenat zur antwort; weil er dem willen Seiner Majestaͤht gantz untergeben ist/ so daß er auch Seinem winke gehorchen mus. Gehorchen mus/ fing der Koͤnig das wort auf: das ist mein wille nicht. Sondern ich wil/ daß sie willig/ und nicht gezwungen ihr Jawort von sich gebe . Wie es der allerhoͤchste Gott schikket/ fuhr das Freulein weiter fort/ und es der Koͤnig mittelt/ damit bin ich zu frieden. Beides nehme ich willig an; weil ich wohl weis/ daß es zu meinem aufnehmen gereichet. Wie solte ich der Goͤttlichen schikkung/ und dem Koͤniglichen wil- len/ die beide so guht seind/ widerstreben? Es sei ferne von mir auch nur die gedanken zu haben. Weil nun der Koͤnig sahe/ daß Assenat von seinem vorschlage nicht abgeneugt were; so lies er den Schalt- koͤnig hohlen. Dieser erschien alsobald. Sehr freundlich empfing er seinen kuͤnftigen Vater/ seine kuͤnftige Mut- ter/ seine kuͤnftige Gemahlin. Auf allen seiten offen- bahrte sich die freude. Die liebe/ die sich bisher verbor- gen gehalten/ euserte sich itzund mit voller kraft. Jo- sef selbsten konte sie nicht laͤnger verhehlen. Man er- blikte sie aus allen seinen gebaͤhrden. Alle seine worte gaben sie genug zu verstehen. Es war mit lust anzu- sehen/ wie er der Assenat so liebseelig begegnete: und sie wieder ihn so holdseelig anblikte. Der Koͤnig maͤrk- te/ daß seine gegenwart die liebe/ sich recht zu eusern/ verhinderte. Daruͤm sagte er zum Ertzbischoffe: daß er gesonnen sei ein lustgaͤnglein im Burggarten zu tuhn; und wan es ihm beliebte/ so koͤnte er ihm/ mit seiner Gemahlin/ geselschaft leisten. Hierauf ging er straks nach der tuͤhre zu/ und der Ertzbischof/ samt seiner Ge- mahlin/ folgete. Josef nahm die Assenat bei der hand/ in willens die geselschaft mit zu halten. Aber der Koͤnig winkte ihm/ daß er bleiben solte. Wir drei/ sag- te Der Assenat te er/ haben etwas heimlichs miteinander zu reden/ daß sie beide nicht wissen sollen. Und vielleicht wollen sie zwei dergleichen tuhn/ da der dritte zu viel ist. Daruͤm koͤnnen sie hier allein bleiben: und wir wollen auch al- lein unsern lustwandel verrichten. Bald wird es zeit sein das abendmahl zu halten. Dan wollen wir wieder- kommen/ und uns miteinander ergetzen. Also blieb Josef mit der Fuͤrstin Assenat im Koͤ- niglichen zimmer. Die gespraͤche/ die sie in geheim hielten/ wollen wir nicht offenbahren. Was alhier un- ter der Rose geredet worden/ gebuͤhret uns nicht nachzu- schwatzen. Doch wollen wir dieses sagen/ daß der un- terliche liebesvergleich in einem stuͤndlein volkoͤmlich ge- troffen worden. Dan sobald der Koͤnig/ mit seiner ge- selschaft/ wiederkahm/ und laͤchlende fragte: ob sie nun- mehr eins weren? da gab ihm Josef zur anwort: Eins ist in alwege besser/ als zwei. Daruͤm haben wir uns bemuͤhet/ dieses zwei in Eins zu bringen. Und das ist auch gluͤklich geschehen. O eine himlische rechenkunst/ die aus zweien Eins machet! rief der Koͤnig uͤberlaut. Lange muͤsse dieses Eins waͤhren! Lange muͤsse diese Vereinigung tauren! Lange muͤsse dieses vereinbahrte Paar leben! Der Himmel muͤsse es seegnen! Ihm muͤsse kein boͤses begegnen! Alles muͤsse zum besten ge- deien. Wie nun solche Vereinigung in geheim geschlossen war; so ward sie noch diesen abend/ in gegenwart des Koͤniges/ der Koͤnigin/ und beider hochfuͤrstlichen Eltern des Freuleins Assenat/ ja des gantzen Koͤnig- lichen Frauenzimmers/ und aller Hofbedienten/ durch ein oͤffentliches Verloͤbnuͤs volzogen. Und also bekahm Josef seines gewesenen Herꝛn Tochter zur Gemahlin; und mit ihr/ zum Brautschatze/ sechzig tausend guͤlde- ne krohnen. So herlich ward ihm seine Tugend beloh- net/ so reichlich seine Keuschheit vergolten. Ja so koͤst- liche/ fuͤnftes Buch. Der Assenat liche/ so fuͤrtrefliche/ so schoͤne fruͤchte trug ihm seine Gottesfurcht. Assenat war die schoͤnste/ die Tugend- volkomneste/ und/ naͤchst der Koͤniglichen Fuͤrstin Nitokris / die allerfuͤrnehmste junge Fuͤrstin des gan- tzen Egiptens. Eine so fuͤrtrefliche Braut ward dem Josef zu teile. Ein so edeler schatz muste die bitterkeit seines gelittenen elendes versuͤßen. Aus dem Hause/ da man ihm die meiste schmaach zugefuͤget/ ward er mit ehren gekroͤhnet/ mit freuden erfuͤllet/ mit wohllust ge- saͤttiget. Jederman war/ mit ihm/ erfreuet. Jeder- man wuͤndschte den neuen Breuten gluͤk. Unter dem getoͤhne der klingspiele/ unter dem schalle der trompeten/ erhub sich/ durch den gantzen saal/ ein froͤhlicher zuruf. Und dieser waͤhrete so lange/ bis die spaͤhte nacht sie zu scheiden noͤhtigte. Auf den morgen ward der tag zum Beilager bestim- met. Inzwischen solte alles darzu auf des Koͤniges ko- sten/ faͤrtig gemacht werden. Inzwischen wolte Josef das Ober- und Mittel-Egipten durchreisen. Alda wolte er gleich also/ wie er im Unter-Egipten getahn/ zur einsamlung des getreidichs anstalt machen. Nach dieser entschliessung begab sich der Ertzbischof/ samt sei- ner gemahlin und Freulein Tochter/ wieder nach He- liopel. Der Schaltkoͤnig begleitete sie: und als man daselbsten angelanget/ besahe er zugleich die heilige Sonnenburg / die zwanzigjaͤhrige wohnung der schoͤ- nen Assenat. Diese Burg lag recht vor dem Ertzbischoflichen Schlosse/ rundheruͤm mit Lust-Baum- und andern gaͤrten/ als auch einer starken und hohen mauer uͤmge- ben. Zwei tohre gingen in den hof des gemelten Schlos- ses/ und eben so viel nach der stadt zu: jene gegen mor- gen und mittag/ diese gegen abend und mitternacht. Auf der Morgenseite lag der Lustgarten: auf der mit- tagsseite der Baumgarten: auf der abendseite der Kuͤ- chen- fuͤnftes Buch. chengarten; und auf der nordseite der Tiergarten. Der Lustgarten war mit vielerhand bluhmen und andern fremden gewaͤchsen bepflantzet. Hier schimmerten die Rosen. Hier blinkten die Liljen. Hier lachten die Narzissen und Hiazinten. Hier bluͤheten die Ta- tuhrstauden / und das wohlriechende Moschkraut. Hier gruͤhneten die heiligen Kreuter und pflantzen; die Seewermuht / das Efeu : die heiligen stauden und beume; der Rundbaum / der Lorbeerbaum / der Magenbaum / und andere dergleichen. Hier wuchs das Knabenkraut / die Hertzwurtz / der Augen- trost / das Zahnkraut ; derer euserliche gestalt ihre in- nerliche kraft und wuͤrkung anzeigete. Hier stund auch das wunderseltzame Surnag : dessen wurtzeln/ durch ihre entjungfernde manskraft/ das zahrte Frau- enzimmer verscheuchet. Von den andern beumen/ stau- den/ pflantzen/ kreutern und bluhmen/ die sich alhier befanden/ wollen wir nichts melden. Der Baumgarten war mit vielerhand Beumen rei- henweise besetzet. Diese alle stunden schnuhrgerade/ in unterschiedlichen schichten: in der ersten/ Goldaͤpfel- beume/ Zitronenbeume/ Granahtaͤpfelbeume/ Feigenbeume ; in der zweiten/ Zipressenbeume/ Mirtenbeume/ Sant- oder Hartzbeume/ Kar- neb- oder Horn-beume / daran das Johannes- broht waͤchset; in der dritten/ die Musenbeume / die Wollenbeume/ Atlenbeume/ Lablab- oder Bo- nenbeume/ Alkannen ; in der vierden/ Schwartze Zimmet- oder Schoten-beume/ Sebestenbeume/ Oehlbeume/ Dattelnbeume / derer maͤnlein man mit den weiblein aneinander geflochten/ Tamarin- den- oder Sonnen-beume/ Brustbeerenbeume/ Balsambeume / und so fort. Der Kuͤchengarten war mit allerhand Egiptischen Kohl-muß- und andern Kuͤchen-kreutern beflantzet: P welche Der Assenat welche man so wohl roh/ als gekocht/ und eingemacht zur speise gebrauchte. Hier wuchsen die beruͤhmten E- giptischen Bohnen. Hier stund das Egiptische Pappelnkraut oder Bammia : dessen vielekkichte flaschenfrucht ein angenehmes essen verschafte. Son- derlich befand sich alhier der Egiptische Kohl in großer maͤnge: dessen verlust die Kinder Israels in der Wuͤste mit schmertzen bejammerten. Darzu kah- men allerhand ahrten der Melonen / und eine große anzahl kreuter/ und anderer fruͤchte/ die man alle zur speise zu nuͤtzen pflegte. Der Tiergarten war mit allerhand Egiptischen ge- heiligten Tieren versehen; welche sie als Goͤtter zu eh- ren pflegten: als Krokodillen/ Katzen/ Hunde/ Boͤkke/ Widder/ Baͤhre/ Woͤlfe/ Leuen / und dergleichen. Sonderlich aber ward alhier der Goͤtzen/ ochse / der schwartz war und weis geflekkert/ in einem stal- le sehr heiliggehalten: als auch der Babian / der dem Ab- gotte Serapis geheiliget/ und zur erfindung des Was- seruhrs anlaß gegeben. Gleichesfals sahe man alda/ in einem Vogelhause/ mancherlei Egiptische geheiligte Vogel; als den Habicht / den Eib oder Egiptischen Storch / den Adler / den Sonnenvogel / und der- gleichen mehr. Im vorhofe stund auf der rechten hand ein Springbrun lebendiges wassers/ welches in einen großen steinernen trog geschossen kahm. Hiermit pfleg- te man die gaͤrte zu waͤssern/ auf das ihre gewaͤchse be- kleiben moͤchten. Mitten in diesem weiten uͤmfange lag die Burg selb- sten/ mit zehen großen zimmern und saͤhlern versehen. Im ersten hatten die algemeinen Egiptischen guͤldenen und silbernen Abgoͤtter/ denen die Fuͤrstin Assenat taͤglich gedienet/ gestanden. Der bodem war mit glat- ten vierekkichten marmelstuͤkken belegt; die mauren rund heruͤm mit edlen steinen geschmuͤkt; und die seu- len fuͤnftes Buch. len von lauterem golde. Im andern ward der Fuͤrst in Kleiderschmuk/ Geschmeide/ Tafelzierraht/ Gold- und silber-werk/ samt den Prunktuͤchern/ verwahret. Im dritten hatten sich allerhand Goͤtzen des Landes befun- den; da die Fuͤrst in ihr gebåht taͤglich verrichtet. Im vierden/ welches sehr groß/ und mit drei großen fenstern nach dem morgen/ mittage/ und mitternacht zu versehn war/ wohnete die Fuͤrstin Assenat selbsten. Hierinnen stund ein gantz guͤldenes bette/ mit sammet/ und aller- hand seidenem zeuge gezieret. In den uͤbrigen gemaͤchern befand sich der Assenat Frauenzimmer. Diese alle wa- ren mit koͤstlichen prunktuͤchern behangen/ und mit an- derem schmukke uͤberfluͤßig versehen. Als nun Josef alhier alles besehen/ und sich/ mit seiner Assenat / ein wenig ergetzt hatte; da nahm er seinen abschied/ die Laͤnder durchzureisen. Der Ertzbi- schof begleitete ihn bis an den Sonnenbrun / der nicht weit von Heliopel gelegen. Diesen brunnen halten et- liche vor denselben/ in dessen wasser die Jungfraumut- ter Marie des Kindleins Jesus wuͤndeln gewaschen/ als sie nach der zeit/ mit ihm/ vor dem Koͤnige Hero- des in Egipten geflohen/ und sich in dieser gegend ver- borgen gehalten. Auch zeiget man noch itzund alda/ bet dem Flekken Matarea / einen alten Egiptischen Feigenbaum / welcher hohl und auf der einen seite voneinander geborsten. In diesem Baume sol sich ge- melte Jungfrau Marie / mit dem Heilkinde/ vor ih- ren verfolgern einige tage lang verborgen haben. Etliche fuͤgen hinzu/ daß gemelter Feigenbaum eben dazumahl voneinander geborsten; und als die Mutter/ mit dem Kindlein/ sich darein verstekt gehabt/ wieder zusammen- geschlossen worden/ so lange bis die verfolger vorbei ge- wesen: da er sich aufs neue geoͤfnet/ und mit solcher oͤfnung bis auf den heutigen tag stehen geblieben. Und also besichtigte Josef zum allerersten diese schoͤ- P ij ne Der Assenat ne gegend des landes Gessen ; die er nachmahls vor seinen Vater und seine Bruͤder/ sie zu bewohnen/ er- lesen. Hierauf reisete er nach Bubast : da der goͤtzen- dienst der Katzen und Hunde fuͤrnehmlich im schwange. Bei den Ebreern heisset es Pileset ; bei den itzigen Egip- tern Azut oder Aziot. Nach dieser stadt zu warden eh- mahls alle Katzen/ die in Egipten starben/ eingesaltzen geschikt; und alda/ gleichwie die Habichte zu Butis / mit heiligen gepraͤngen begraben. Von dannen ging die reise ferner fort in die andern staͤdte des Mittel-Egip- tens. Endlich zog er auch in das Ober-Egipten; des- sen hauptstadt das pråchtige Tebe / der nachmahlige Koͤnigliche sitz/ war. Diese Stadt ist ehmahls so ge- waltig groß gewesen/ daß sie mit hundert tohren geprah- let. Als er nun alles besichtiget/ und uͤberal anst alt ge- macht das getreidich einzusamlen/ auch hierzu koͤnig- liche Kornheuser zu bauen befohlen; da begab er sich wieder nach Memfis. Acht tage vor der bestimten zeit des Beilagers kahm Josef in dieser koͤniglichen stadt an. Eben hatte sich die Fuͤrstin Assenat alda auch eingefunden/ die Koͤ- nigliche Fuͤrstin zu besuchen. Eben stunden diese beide Fuͤrstinnen im fenster/ als der Schaltkoͤnig zum Burg- tohre hineinfuhr. Niemand war froher/ als Assenat / da sie ihren Breutigam erblikte. Kaum konte sie sich halten/ daß sie ihm nicht straks entgegen lief. Kaum konte sie so lange warten/ bis er selbsten kahm seine schuldigkeit bei seiner Braut abzulegen. Das gluͤk wolte beiden so wohl/ daß der Koͤnig eben vor die stadt geritten. Und also gab dessen abwesen ihnen gelegen- heit einander uͤm so viel eher wilkommen zu heissen. Dieses geschahe mit den hoͤchsten freudenbezeugungen. Niemahls hat die Morgensonne den Erdkreus liebli- cher gegruͤßet/ als beiderseits gruͤsse waren. Die holdsee- ligen reden/ die anmuhtigen blikke spieleten durchein- an- fuͤnftes Buch. ander. Diese zeigeten an/ was jene nicht durften. Die freudigen bewegungen des hertzens euserten sich durch die augen/ die eignen werkzeuge der Liebe. War die zunge bloͤde/ so waren diese deszukuͤhner. Mitlerweile kahm der Koͤnig an. Unversehens uͤber- raschete er dieses liebe Paar. Unvermuhtlich traht er zum zimmer hinein. Zur stunde ward ein stilschweigen. Josef eilete ihm straks entgegen/ die Koͤnigliche hand zu kuͤssen. Da veraͤnderte sich der schertz in ernst; der liebeshandel in stahtsgeschaͤfte. Der Schaltkoͤnig er- zehlte den verlauf seiner reise. Seine verrichtungen taͤht er kund. Der Koͤnig billigte sie alle. Alles/ was Josef angeordnet/ gefiel ihm uͤber die maße. Die Kornverwalter waren nunmehr durch das gantze Egip- ten bestellet. Hieruͤber solten auch Oberaufseher verord- net werden. Derer sieben/ vermeinte Josef / wuͤrden genug sein. Naͤhmlich drei im Ober-Egipten; und so viel im Unter-Egipten; aber im Mittel-Egipten nur einer; weil er alda selbsten zugegen/ und neben diesem die aufsicht zu haben vermoͤchte. Die wahl dieser sieben hohen Beamten uͤbergab er dem Koͤnige: und der Koͤ- nig ihm wieder. Darbei blieb es. Auf dem Schaltkoͤ- nige solte alles beruhen. Alle solten ihre aͤmter und be- fehle nur aus Josefs hand empfangen. Weil nun des Koͤniges wille war/ das Josef alles allein nach seinem eigenen guhtduͤnken/ bestellen solte; so machte er seinen eigenen Hofmeister zum Oberaufse- her im Mittel-Egipten. Die uͤbrigen sechse waͤhlete er/ auf erleubnuͤs des Koͤniges/ aus den Koͤniglichen Hoͤf- lingen. Diese alle waren aus dem fuͤrnehmsten Egip- tischem Adel entsprossen/ und darbei noch unverehligt. Nach geschehener wahl/ baht Josef den Koͤnig ihm zu erleuben/ daß er auf den abend seine Braut/ samt ih- rem Frauenzimmer/ und den erwehlten Oberaufse- hern/ im koͤniglichen Lustgarten bewuͤrten moͤchte. Al- P iij les Der Assenat les ward ihm zugestanden; und darzu dem Kuͤchen- meister befohlen/ daß er solches Mahl auf das herlichste zurichten liesse. Hierauf ging der Koͤnig zu seiner Ge- mahlin/ den Josef bei seiner Liebsten allein zu laßen. Auch ward gemelten sechs Hoͤflingen angesagt; daß sie diesen abend des Schaltkoͤniges gaͤste sein solten; und uͤber eine stunde in der Fuͤrstin Assenat zimmer sich einfinden. Diese/ welche von ihren neuen Bestal- lungen noch nichts wusten/ waren uͤberaus verwun- dert. Sie konten ihnen nicht einbilden/ woher ihnen solche ehre kaͤhme. Nach verlauf der angesagten zeit erschienen die ein- geladenen/ auf das praͤchtigste gekleidet. Der Schalt- koͤnig empfing sie alle sehr freundlich. Auch zeigete er ihnen alsobald an/ mit was vor Bestallungen er sie versehen. Sie bedankten sich auf das untertaͤhnigste vor solche so hohe gnade. Einieder gelobte mit mund und hertzen an/ seinem befehle getreulich nachzukom- men. Der Fuͤrstin Assenat sieben Stahtsjungfrauen kahmen eben zum zimmer hinein getraͤhten/ die Fuͤrstin zur tafel zu begleiten. Und hiermit erhub sich der Schaltkoͤnig/ und nahm seine Liebste bei der hand. Auch befahl er seinem Hofmeister/ und den andern sechs O- beraufsehern dergleichen zu tuhn. Einieder solte vor sich eine Jungfrau erwehlen; und also gepaaret ihm fol- gen. Sobald sie in den garten gelanget/ lies sich Josef / mit seiner Braut/ bei der tafel nieder: und die gaͤste folgeten ihm/ wie sie gegangen/ zu paaren. Jederman war froͤhlich. Josef selbsten hatte seine sonderliche lust an dieser bunten reihe. Er fragte das Frauenzimmer: ob ihnen diese gepaarte geselschaft nicht besser anstuͤnde/ als ihr bisher gefuͤhrtes einsames leben? Termuhtis / darzu sich sein Hofmeister gesellet/ gab offenhertzig zur antwort: sie wuͤndschte vor ihr teil so gepaaret zu blei- ben. Sie sol es auch bleiben/ fing ihr Josef das wort auf: fuͤnftes Buch. auf: und ich zweifle nicht/ es werde ihrem gatten eben also belieben. Es kan mir nichts besser belieben/ fing der Hofmeister hierauf an: und ich bin mit meiner gattin mehr als wohl zu frieden. Hierauf rieffen sie beiden al- le gluͤkzu: und der Schaltkoͤnig fragte die uͤbrigen/ ob sie auch also gesonnen? Weil nun keine von den Jung- frauen einige antwort gab; so antworteten endlich die sechs Hoͤflinge alle zugleich/ sie wuͤndschten nichts lie- bers/ als fort und fort so gegattet zu leben: auch fuͤgten sie hinzu/ daß sie nicht zweifelten/ ihre gattinnen wuͤrden dergleichen wuͤndschen; weil sie ihr ja mit stilschweigen andeuteten. Alle diese sieben Jungfrauen waren aus dermaßen schoͤn. Sie waren alle aus den fuͤrtreflichsten Adlichen geschlechtern entsprossen. Und wie sie/ dem alter und stande nach/ alle gleich waren/ so waren sie es auch in der schoͤnheit. Keine hatte sich weder hier/ noch dar ei- nigen vorzug anzumaßen: so gleichmåßig schoͤn/ und edel waren sie alle. Und eben daruͤm war einieder gatte mit seiner gewehlten gattin uͤber die maße vergnuͤget. Keiner misgoͤnnete dem andern sein teil. Einieder bil- dete ihm ein/ er hette die schoͤnste gewehlet. Der Schalt- koͤnig sprach endlich das letzte wort aus. Weil ich dan sehe/ sagte er/ daß sie saͤmtlich gepaaret sein/ und bleiben wollen; so wuͤndsche ich ihnen allen den himlischen seegen. Ja ich wil/ daß mein trautag ihr trautag sei. Ich wil/ daß meine freude die ihrige vermehre. Das wil ich; damit meine lust uͤm so viel volkommener sei/ wan ich/ mit meiner traue/ die ihrige volziehen sehe. Mitlerweile war der ruf von diesem neuen Liebes- handel vor des Koͤniges ohren gelanget. Er saß noch/ uͤber der tafel. Aber aus neugierigkeit/ solche gepaarte sieben in ihrer vollen lust zu sehen/ stund er eher auf/ als er gewohnet. Unvermuhtlich traht er in den garten. Die Koͤnigin hatte er an der rechten/ und die Koͤnigliche P iiij Fuͤr- Der Assenat Fuͤrstin an der linken hand. Also nahete er der Som- merlaube/ darunter alle diese Breute saßen. Eben wa- ren sie in ihrer besten lust/ als er sie uͤberraschete. Zur stunde bewegte sich alles. Allesamt stunden sie auf/ des Koͤniges gegenwart zu ehren. Der Schaltkoͤnig Jo- sef und die Fuͤrstin Assenat trahten von ihrer stelle/ dem Koͤnige sie zu uͤbergeben. Aber er winkte ihnen/ daß sie bleiben solten. Wir kommen nicht/ sagte er/ sie in ihrer lust zu stoͤhren; sondern den neuen Breuten gluͤk zu wuͤndschen. Auf diese worte neugten sie sich alle mit tiefster ehrerbietigkeit. Mein Hof/ fuhr der Koͤnig fort/ hat heute von großem gluͤkke zu sagen; weil er sechzehen Breute beieinander schauet. Das ist nie erhoͤhret/ so lange diese Burg gestanden. Aber woher komt uns ein so ploͤtzliches und so seltenes gluͤk? Ohne zweifel haben wir es der Fuͤrstin Assenat zu danken. Hiermit ging er von ihnen/ nach dem hintersten ende des gartens zu; damit er sie in ihrer freude nicht stoͤhrete. Unterdessen setzten sich alle diese Verlobten noch ei- nen augenblik nieder. Nicht mehr als einmahl ward heruͤm getrunken/ und dem Frauenzimmer noch etwas vom nachtische vorgedienet. Darnach erhub sich der Schaltkoͤnig/ mit der Fuͤrstin/ als auch alle seine gaͤste. Er nahm seine Liebste bei der hand/ sich zum Koͤnige zu begeben: und die neuen Oberaufseher/ samt ihren Breuten/ folgeten ihm nach. Also gingen sie gepaaret nach hinten zu; da der koͤnig/ samt seiner Gemahlin und Freulein Tochter/ unter einem laubergange saß. Alda ergetzten sie sich mit allerhand kurtzweiligen ge- spraͤchen. Allerhand schertzreden fielen vor. Allerhand lustspiele warden begonnen. Aber Niemand schien lu- stiger zu sein/ als der Koͤnig. Er schertzte fort und fort. Fort und fort erwaͤhnte er des unvermuhteten gluͤkkes/ das heute seinem Hofe zugestoßen. Dieser abend/ sagte er/ sei wuͤrdig/ daß ihn der hoͤchste der Goͤtter auf sei- ner fuͤnftes Buch. ner Amme fel mit guͤldenen buchstaben anzeichnete; daß dessen gedaͤchtnuͤs im himlischen Ertzschreine verwahret wuͤrde. Es war nunmehr sehr spaͤte. Es nachtete auf dem gantzen obersten weltkreuse. Der fuͤnstere schatten hat- te die helfte der erdkugel uͤmgeben. Doch machten ihn die fuͤnkelnden sterne liechte. Der aufgehende mohn zer- trieb ihn. Der Kanohpstern schimmerte von ferne. Er winkte durch die stille luft den Verliebten ein zeichen zu geben/ daß sie scheiden solten. Es war hohe zeit die nachtruhe zu nehmen/ und die ermuͤdeten glieder/ durch den schlaf/ zu erfrischen. Der Koͤnig begab sich endlich aus dem garten. Die gantze geselschaft folgete bis vor der Koͤnigin zimmer. Alda geseegnete sie der Koͤnig. Bei der Fuͤrstin Assenat schieden sie zuletzt alle vonein- ander. Einieder ging an seinen ort/ und begab sich wohlvergnuͤget zur ruhe. Auf den andern tag bekahm Josef lust die naͤchst- gelegenen Grabspitzen zu besichtigen. Der Koͤnig selbst zog mit. Die Koͤnigin/ samt dem gantzen Koͤnig- lichen Frauenzimmer/ folgete. Die Fuͤrstin Assenat hielt ihnen geselschaft. Der erste zug ging auf die zwo aͤltesten zu: welche Schur/Schahaluaks Sohn/ vor der Suͤndfluht/ auf der abendseite des Niels gebauet. Andere melden/ daß Enoch die eine gestiftet: und darein alle seine guͤhter/ und buͤcher/ auch was er sonst koͤstliches gehabt/ geschaffet; weil er gewust/ daß die Er- de/ mit wasserfluhten/ kurtzkuͤnftig uͤberschwaͤmmet werden solte. Eine iede dieser Grab- oder Feuer-spitzen war vierekkicht/ gantz glat/ und drei hundert und sie- benzehen ellen hoch/ auch vierhundert und sechzig auf allen vier seiten breit. Man hatte sie so stark/ so fuͤr- sichtig/ und so auf die waͤhre gebauet/ daß sie weder vom erdboͤben/ noch von den heftigsten sturmwinden den geringsten schaden leiden konten. Alle und iede stei- P v ne/ Der Assenat ne/ damit man sie in die hoͤhe gefuͤhret/ waren zwo el- len hoch/ und fuͤnfe lang. Inwaͤndig befanden sich sieben gemaͤcher: welche man nach den sieben Schweif- sternen genennet. In ieden gemache stund ein guͤldener Goͤtze. Der eine wiese mit der hand nach dem munde/ und hielt ein buch vor der stirne. Wan iemand nach ihm zutraht/ taͤht er den mund auf. In diesem lag ein schluͤssel an einer kette. Die ostliche Grabspitze solte Koͤ- nig Schurids / die westliche seines Bruders Hugits begraͤbnuͤs sein. Aber die Sabeer melden/ daß in der einen Agatemon / das ist Set / und in der andern Hermes / das ist Enoch / und Elmalum / mit dem Zab / des Hermes Sohne/ begraben sei. Hierauf besahe man auch die Grabspitzen und Grabhoͤhlen auf der morgenseite des Niels/ vor der stadt Memsis. Alda befand sich der grund weit und breit gantz steinicht und felsicht; wiewohl er mit sande anderthalben fuß hoch bedekt war. In und durch diesen steinichten grund hin waren die Grabhoͤhlen/ mit ih- ren untererdischen gaͤngen/ gehauen: und auf demsel- ben stunden die ungeheuer-großen gewaltigen Grab- spitzen. Diese waren nicht aus steinen des grundes/ darauf sie stunden/ gebauet; sondern aus andern/ die man von anderwaͤrts her/ mit großer muͤhe/ darzu ge- hohlet. Und daruͤm hat man sich uͤm so viel weniger zu verwundern/ wan wir lesen: daß man mit dem baue der groͤsten Grabspitze wohl zwanzig jahre zugebracht/ ja wohl dreihundert tausend menschen/ in waͤhrender zeit/ fort und fort daran arbeiten laßen. In diesen Grab- spitzen stunden die Leichen der Egiptischen Koͤnige/ und anderer fuͤrnehmen Herꝛen: und in den steinernen Grabhoͤhlen unter der erde der andern Einwohner. So heilig und sorgfaͤltig bewahreten die Egipter aller ihrer Abgestorbenen leiber; damit sie vor der gewalttaͤhtig- keit des feuers/ des wassers/ und der luft ewig befreihet blie- fuͤnftes Buch. blieben. Ja sie salbeten sie auch uͤberdas/ wider die verwaͤsung/ mit allerhand kraͤftigen artzneien/ ehe sie in gemelte Grabspitzen oder Grabgewoͤlbe beigesetzt war- den. Und darzu spahreten sie keine kosten. Mit verwunderung war es zu sehen/ wie solche Grabhoͤhlen so weit unter der erde hingingen. Eine war immer groͤsser und koͤstlicher/ als die andere: und von einer zur andern konte man allezeit durch schmahl aus- gehauene gaͤnge gelangen. Dieser hoͤhlen und gaͤnge sa- he man so viel; auch lieffen sie so krum und so wunder- seltzam in- und durch-einander heruͤm/ daß sie anders nicht/ als ein Irgarten zu sein schienen. Sie erstrek- ten sich nicht allein bis unter die Stadt/ derer meistes teil auf diesen Grabgewoͤlben stund; sondern auch/ un- ter der Sandsee hin/ selbst bis an das Ammonische und Serapische Goͤtzenhaus in der Sarkischen wuͤste. Und dieses kahm den Priestern sehr wohl zu statten; weil sie ohne einiges ungemach/ vermittelst dieser hoͤhlen/ von beiderseits oͤrtern zusammenkommen konten. Dan son- sten hetten sie/ im reisen uͤber der Sandsee hin/ nicht allein der heftigen Sonnenhitze/ sondern auch dem uͤber- aus verdruͤslichen sandstaube unterworfen sein muͤssen: darunter die reisenden vielmahls/ wan es ein wenig stuͤrmet/ erstuͤkt/ und mit sak- und pakke begraben wer- den. Gemeiniglich waren solche Gewoͤlbe funfzehen/ oder zwanzig fuͤße lang/ und eben so breit; dergestalt daß sie recht vierekkicht lagen. Auch stunden in den sel- ben gemeiniglich vier reihen tafeln/ aus eben demselben steine gehauen. Jede tafel war ohngefaͤhr fuͤnf fuͤße lang/ drittehalben breit/ und einen hoch. Hierauf pflegte man die Leichen/ in hoͤltzernen/ auch wohl stei- nernen saͤrgen/ zu setzen. An den seitenmauren sahe man etliche Bilder der Egiptischen Beschirmgoͤtzen in ei- ner laͤnglichrunten tafel/ mit vorwaͤrtsgebuͤkten gesich- tern/ ihre aufsicht uͤber die leichen anzudeuten/ ausge- hauen. Der Assenat hauen. Dergleichen Beschirmgoͤtze stund auch oben am hauptende/ auf den sarg geschnitzt oder gehauen: wie- wohl auf etlichen/ an desselben stat/ des Verstorbenen bildnuͤs gesehen ward. Am fußende stund vielmahls ein Habicht/ und mitten auf der dekke des sarges eine verborgene bilderschrift; welche gemeiniglich auf die be- schirmung des Leichnams zielete. Meistenteils war der todtenkasten/ darinnen eine Fraue lag/ oben auch als eine Fraue/ und darinnen ein Mansbild lag/ auch als ein Mansbild gestaltet. Auf etlichen Frauensaͤrgen sahe man der Abgoͤttin Isis bild/ mit den sinbildern der sechs Gottheiten/ welche das boͤse vertreiben solten: als den Orus / in ge- stalt eines knabens; den Anubis / mit einem hundeskop- fe; die Nefte / welche die Egiptische Venus sein sol- te/ als ein kniehendes Frauenbild; den Babian oder Kinozefal / als einen affen; den Osiris / in gestalt eines Habichts; und Arueris / mit einem struͤkke/ wie auch alle die andern/ die gewalt der gegenstreitenden machten zu binden; damit sie die Seele des abgestorbe- nen uͤm so viel ungehinderter nach den sieben him- melskreusen zufuͤhren moͤchten. Die Isis hatte ei- nen zierlich gestikten schleier uͤm den kopf/ dessen enden auf die schultern hingen: und vor der brust sieben ahr- tig gestikte schweiffe/ welche die sieben Himmelskreuse bedeuteten. Zwischen iedem der ersten drei schweiffe stunden zween von den gemelten sechs Gottheiten: und ein Frauenbild mit ausgestrekten armen in der mitte; welche in ieder hand eine schlagfeder/ mit einem dreifa- chen fluͤgel/ hielt/ und die Egiptische Jinx / das ist das Goͤttliche ebenbild/ darnach alles geschaffen worden/ bedeutete. Sonsten war gemelte Isis mit einem zahr- ten netze uͤberzogen. Die Leichen selbst/ welche gebalsemet in diesen saͤr- gen lagen/ waren mit duͤnnem leinwand oder seidenem zeu- fuͤnftes Buch. Der Assenat zeuge/ das man mit wachse/ peche und einer kreidich- ten pappe steif und tauerhaftig gemacht/ zierlich und dichte bewunden. Und auf diesen gepapten wuͤndeln stund gemeiniglich des Abgestorbenen bild/ mit unver- gaͤnglichen farben/ gemahlet: welches die kenzeichen ihres Goͤtzendienstes/ mit den fruͤchten/ die man den Goͤtzen zu weihen pfleget/ in den haͤnden hielt. Auch sahe man alda unterschiedliche vielfaͤrbige baͤnder/ mit flinkerndem zeuge bestreuet/ schweifsweise uͤber die wuͤndeln hin gezogen oder zusammengehaͤftet. Zwischen diesen schweiffen oder kreusen befanden sich vielerhand heilige bildzeichen; die alle ihre sonderliche bedeutungen hatten. Auf eben dieselbe weise waren auch die meisten Se- rapen oder Beschirmgoͤtzlein/ welche man an die wuͤn- deln der Leichen/ sie vor den boͤsen geistern zu beschir- men/ fest genaͤhet/ gewuͤndelt/ und mit verborgenen sinbildern gezieret. Diese bestunden an sich selbsten aus gebakkenem tohne/ und hatten die långe eines fingers/ auch wohl einer hand. Etliche waren gebildet als eine Frau/ andere als ein Man. Gemeiniglich hatten sie eben dieselbe bilderschrift vor der brust/ als die Leiche selbsten: und diese kahm meistenteils auf folgenden sin aus: Der Beschirmgott/ durch geheiligte ga- ben/ und angenehme dienste bewogen/ goͤnne dieser Leiche das leben/ und fuͤhre sie in die Him- lischen kreuse. Oder aber also: Der Geist dieses leibes/ durch das leben der gnaͤdigen und vorse- henden Gottheit beseeliget/ sol durch das an- baͤhten der Staͤbe des Orus/ der die jahre beher- schet/ nach dem himmel zu fliegen. Neben gemel- ten Schirmgoͤtzlein lagen auch zu weilen mit im sarge etliche papierne Rollen/ mit Egipitischen Sinbildern bemahlet. Darauf stund das Leicher gepraͤnge/ oder vielmehr die abbildung der Goͤtzen/ welche man darinnen der fuͤnftes Buch. der Leiche/ auf heiligen bahren/ nachgetragen. Dan die Egipter hatten die gewohnheit/ wan sie ihrer ver- storbenen begraͤbnuͤsse/ sonderlich der Koͤnige/ Priester/ oder anderer vornehmen leute/ hielten/ daß sie ihnen die Bilder der fuͤrnehmsten Abgoͤtter/ in eben der ord- nung/ als in den uͤmgaͤngen der hohen festtage gebreuch- lich/ nachtragen ließen. Und hierdurch waͤhneten sie/ wan ihre Goͤtzen sie solchergestalt gleichsam mit zu gra- be begleiteten/ daß sie ihre Seelen uͤm so viel eher in die seelige wohnung fuͤhren/ und vor aller gewalt der ge- genstrebenden boͤsen Geister vertaͤhtigen wuͤrden. Ja eben dasselbe augenmaͤrk hatten sie auch/ wan sie die gemelten rollen/ mit den bildnuͤssen solcher Abgoͤtter be- mahlet/ zu den leichen in die saͤrge legten. In einer Grabspitze sahen sie auch etliche Todtenge- faͤße/ darinnen man die Leichen der Koͤniglichen Kin- der gelegt hatte. Diese waren laͤnglichtrund/ uͤber dem fuße dikbeuchicht/ und warden nach dem halse zu im- mer schmaͤhler und schmaͤhler. Etliche hatten oben auf des Kanopus angesicht/ andere einen Habichtskopf ste- hen. Rund uͤmher waren sie mit Egiptischen Sinbil- dern reihenweise gezieret. Bei diesen Leichengefaͤßen/ als auch in etlichen Grabgewoͤlben unter der erde/ fan- den sie zugleich ewigbrennende Lichter oder Lampen. Diese Lampen waren von gekochter kreide zubereitet. Teils hatten die gestalt eines hundes/ teils eines Menschen/ teils eines habichts/ teils eines stiers/ auch wohl einer schlange. Etliche branten mit drei/ an- dere mit vier/ auch wohl mit acht/ ja zwoͤlf daachten. Die daachte waren von unverbrenlichem steinichtem flachse: welche mit Steinoͤhl oder Juͤdenpeche/ durch verborgene roͤhren/ die man aus den oͤhl- oder pech- brunnen in die Lampen geleitet/ fort und fort befeuch- tet und getraͤnket warden. Mit solchen ewigen Lichtern wolte man die unsterb- lig- Der Assenat ligkeit der Seele bezeichnen; auch zugleich die unsterb- lich gewåhnten Gottheiten der Egipter darnachzu zie- hen/ die Leiche zu beschirmen/ und die Seele/ durch ihre staͤhtige gegenwart/ zu verherlichen. Dan weil die E- giptischen Weisemeister sahen/ daß die eigenschaft des Lichtes oder Feuers den Goͤttlichen wuͤrkungen sehr gleich war; so hielten sie das Feuer vor ein solches sicht- bahres zeichen der Gottheit/ welches sie/ durch eine verborgene kraft/ luͤstern machte das Licht mit ihrer ge- genwart staͤhts zu beseeligen. Ja sie waͤhneten/ wan ihre Gottheiten also bei diesen lichtern staͤhts zugegen weren/ daß sie der Verstorbenen Seelen/ damit sie in keine leiber der unvernuͤnftigen Tiere fuͤhren/ da sie elendiglich leben muͤsten/ bewahren wuͤrden. Eben zu dem ende wendeten sie auch so viel kosten an/ ihre Lei- chen durch balsemen unverwaͤselich/ und ihre Grab- staͤtten unvergaͤnglich zu machen; damit die Seelen/ imfal sie nicht in den Himmel/ oder in andere Mensch- liche leiber gelangten/ gleichwohl in oder bei dem graͤ- bern so lange verbleiben moͤchten/ bis sie nach verlauf der sieben tausend jahre wieder in ihre eigene leiber kehreten. Dan sie hielten darvor/ daß die Seelen der Menschen/ wan sie gottloß gelebet/ so lange uͤm die graͤber heruͤm schwaͤrmeten/ bis sie eines andern Men- schen/ oder auch wohl Viehes leib angetroffen/ dahin- ein zu fahren; sonderlich wan der Leichnam/ ihr altes wohnhaus/ verwaͤset/ und die Gottheiten von dannen weggewichen. Nachdem man nun diese Grabstaͤtten wohl besichti- get/ da zog man weiter fort/ nach dem Maͤrischen Irhofe zu. Dieses große weit uͤmfangene gebeu be- stund in drei tausend und fuͤnfhundert heusern/ also daß es eine große stadt zu sein schien. Alda hatten alle Egiptische Goͤtzen ihre Heiligtuͤhmer: darinnen unter- schiedliche Grabspitzen von vierzig ellen stunden. Auch be- fuͤnftes Buch. befand sich eine Grabspitze von vierzig schritten am eu- sersten ende des gantzen baues. Diese war mit großen ausgehauenen bildern allerlei tiere gezieret; und hatte ei- nen gang unter der erden hin. Im eingange gelangte man in so viel und so lange irgaͤnge; welche so wunder- lich und so krum heruͤm durcheinander lieffen/ daß sich niemand/ ohne geleitsman/ weder hinein/ noch heraus zu finden vermochte. Der gantze bau war in zwoͤlf un- terschiedliche Hoͤfe geteilet. Hier lagen/ in sehr praͤch- tigen gewoͤlben unter der erde/ zwoͤlf Koͤnige/ die die- sen Irhof gebauet/ als auch die heiligen Krokodillen begraben. In allen diesen Hoͤfen befanden sich sehr hohe koͤstliche såhler; und uͤm die plaͤtze heruͤm uͤberaus praͤch- tige gaͤnge/ derer taͤcher auf porfiersteinernen bildseulen ruheten. Etliche bildeten die Goͤtzen ab/ andere die Koͤ- nige: wieder andere hatten die gestalt der ungeheuren Riesen/ und dergleichen Wundergeschoͤpfe. Wan etli- che tuͤhren aufgetahn warden/ hoͤrete man ein heftiges donnern. Auch taͤhten sich etliche der Goͤtzenheuser von sich selbsten auf/ sobald das feuer auf der brandhoͤhe flammete: wan es aber verloschen/ sprangen sie ploͤtzlich wieder zu. Inmittelst nahete die bestimte zeit zum Beilager des Schaltkoͤniges herbei. Man verfuͤgte sich wieder nach Memfis. Da war eben der Koͤnigliche Fuͤrst von Libien angelanget. Aber er gab sich nicht kund. Man wuste anders nicht/ als daß er ein Edelgesteinhåndler were. Davor wolte er auch gehalten sein. Hierdurch bekahm er gelegenheit die Koͤnigliche Fuͤrstin zu spre- chen. Etliche mahl kahm er zu ihr/ seine wahren fe- hen zu laßen. Allezeit brachte er was sonderliches/ was neues/ was koͤstlichers. Endlich lies er ihr eine sehr koͤstliche Perlenschnuhr zur schaue. Sie fragte/ was sie gelten solte? Er gab zur antwort: er hofte mehr darvor zu bekommen/ als sie waͤhrt sei. Die Koͤnigliche Fuͤrstin Q fragte Der Assenat fragte wieder: wie sie das verstehen solte? und er ant- wortete: einer Liebhaberin ist nichts zu teuer. Sie be- sahe die Perlen. Sie befand sie uͤberaus rein/ uͤberaus klahr. Nicht eine konte sie finden/ daran der geringste ta- del zu spuͤhren. Sie waren groß. Sie hatten einen schoͤ- nen glantz. Ihrerecht runte glaͤtte stund ihr wunderwohl an. Diese Perlen/ gedachte sie bei sich selbst/ mus ich haben/ und solten sie auch noch so viel kosten. Daruͤm behielt sie die Schnuhr bei sich/ sie dem Koͤnige sehen zu laßen: und befahl dem verkeuffer auf den folgenden morgen wiederzukommen. Er sagte ja: aber der nicht wiederkahm/ war er. In etlichen tagen lies er sich nicht blikken. Ob schon die Koͤnigliche Fuͤrstin hin und wie- der nach ihm vernehmen lies/ so war er doch nirgend zu finden. Josef hatte nunmehr alles bestellet/ was zu seinem Trautage noͤhtig. Die eingeladenen gaͤste begunten al- gemach anzukommen. Der Ertzbischof/ samt seiner Ge- mahlin/ war schon vorhanden. Der gantze Hof machte sich bereit gegen kuͤnftigen morgen. Alles Frauenzim- mer verlangte die schoͤne Braut/ in ihrem koͤstlichen brautschmukke/ zu sehen. Nicht weniger verlangen trugen ihre Stahtsjungfrauen dieser liebseeligsten Fuͤrstin geselschaft zu leisten. Sie zehleten alle stunden/ ja alle zeitblikke. Auf den abend versuchten die Kunst- spieler und Meistersånger die Brautlieder/ welche bei der traue solten erschallen. Dis war ein vorspiel der in- stehenden freude. Und hiermit erreichte dieser letzte hofnungstag sein lang gewuͤndschtes ende. Der sechstes Buch. Der Assenat Sechstes Buch. D Ie Sonne hatte sich uͤber das Ara- bische gebuͤrge schon vor zwo stunden erhoben. Mit uͤberaus lieblichen strahlen blikte sie die Stadt Memfis an. Der klahre tag/ die heitere Luft reitzeten alle Menschen zur freude. Assenat stund schon in ihrem koͤstlichen Brautschmuk- ke. Ihr kleid war von reiner weisser seide/ mit silbernen bluhmen/ aus denen die schoͤnsten demanten schimmer- ten/ durchwuͤrkt. Ein guͤldenes Kroͤhnlein/ mit de- manten und perlen versetzt/ strahlete von ihrem heup- te: und eine Rose von demanten vor ihrer brust. Eine dreifache Perlenschnuhr hing uͤm ihren hals/ und uͤm beide haͤnde: auch ein Ohrengehaͤnke mit einer großen Perle zu beiden seiten des heuptes. In diesem herlichen zierahte fiel Assenat nieder auf ihre kniehe. Ihr gebaͤht stuͤrtzte sie aus zum HERRN aller herren. Zum allerhoͤchsten Gotte floͤhete sie. Den baht sie mit hertzinbruͤnstigen seuftzern/ daß er zu ihrer vorstehenden Ehe gedeihen und seegen verleihen moͤchte. Ohngefaͤhr eine vierteilstunde hatte sie sich in dieser andacht befunden/ als die Koͤnigin/ mit der Koͤnigli- chen Fuͤrstin/ ankahm/ die Hochfuͤrstliche Braut zur traue zu fuͤhren. Vierzehen Kammer- und Stahts- jungfrauen folgeten. Diese waren bestimmet die an- dern sieben Breute/ der Fuͤrstin Assenat Stahts- jungfrauen/ gleichergestalt zu begleiten. Die ordnung ward gemacht: die glieder geschlossen. Je drei und drei folgeten nacheinander. Q ii In Der Assenat Indessen hatte sich der Koͤnig mit dem Reichskantz- ler/ auch in des Schaltkoͤniges zimmer verfuͤget/ ihn ebenmaͤßig zu begleiten. Der Koͤnigliche Fuͤrst/ der sonst/ neben dem Koͤnige/ den Breutigam fuͤhren sol- len/ lag noch krank zu bette. Daruͤm muste der Reichs- kantzler seine stelle versehen. Vierzehen der fuͤrnehm- sten Hofbedienten gelangten zugleich an/ den sieben O- beraufsehern eben dasselbe zu erweisen. Alle waren auf das herlichste/ und der Schaltkoͤnigliche Breutigam gleicher weise/ wie seine Braut/ gekleidet. Auch trug er auf dem heupte eine guͤldene Krohne/ die mit aus- gesetzten edelen steinen flinkerte. Eben waren sie in den Trausaal getraͤhten/ als das gepraͤnge der hochfuͤrstli- chen Braut/ mit den andern sieben Breuten/ ankahm. Ein Ebreischer Juͤngling/ den der Schaltkoͤnig et- liche tage vorher in seinen dienst genommen/ fuͤhlete ei- nen sonderlichen trieb zur Dichtkunst. Fuͤrnehmlich hatte er sich geuͤbt in den Huͤrtengedichten / der E- breer eigenen erfindung. Diese pflegten unter andern/ wan sie im heissen mittage/ unter dem schatten der beu- me/ bei ihren heerden ruheten/ ein Schattenliedlein von ihrer liebe zu spielen. Ein solches hatte gemelter Juͤngling der Hochfuͤrstlichen Braut zu ehren verfasset. Und dieses ward im eintritte derselben in den Trau- saal/ erstlich auf Ebreisch/ darnach in Egiptischer spra- che gesungen. Die Klingel- und seiten-spiele gingen darunter. Den Egiptern war es was neues/ was sel- tzames. Nie hatten sie so ein anmuhtiges Liedlein ge- hoͤret. Daher stunden alle zuhoͤrer entzuͤkt. Alle ihre sinne warden ihnen gleichsam entraft. Aber was ver- ziehen wir den versuch zu tuhn/ solches mit einer Hoch- deutschen zunge nachzusingen. Wir wollen es wagen. Und so singen wir dan verhochdeutscht/ der schoͤnen Assenat zum heiligen gedåchtnuͤsse/ solches Schat- sechstes Buch. Der Assenat Grund- oder unter-stimme. Schattenliedlein. S O gehet und stehet die Schoͤnste der Schoͤnen/ die Heerden zu hoͤhnen: die hochweis am Bache zu Hebron geschwaͤmmet/ seuberlich/ reinlich/ und zierlich gekaͤmmet. Seht! sechstes Buch. Hoch- oder Ober-stimme. O gehet und stehet die Schoͤnste der Schoͤnen/ die Heerden zu hoͤhnen: die hochweis am Bache zu Hebron geschwaͤm- met/ seuberlich/ reinlich/ und zierlich ge- kaͤmmet. Seht! wie Sie blinket/ und blinkende winket. So mus scheinen Lieb’ im reinen. Seht! wie sie blinket. und blinkende winket. So mus scheinen Lieb’ im reinen. Q iiij Die Der Assenat Die Schaͤflein/ die unter den Rosen sich weiden/ in gruͤhnenden heiden/ beschaͤhmet ihr sanftes und stilles gemuͤhte/ selbsten in ihrer noch zaͤhrtlichen bluͤhte. Alles ist stille/ das wesen/ der wille. Sanftes lieben mus man uͤben. Die Schaͤflein folgen dem Huͤrten getreulich. So folget auch freilich die treue Braut ihrem treueifrigem Gatten/ unter den schatten/ der Liebe zu statten/ unter den schatten/ auf gruͤhnenden matten. Treu’ im lieben mus man uͤben. Da kommet die Treue/ die Froͤmste der Frommen. Wir sehen sie kommen. Sie kommet zur Traue/ zu eigen ihr leben ihrem geliebeten Josef zu geben: den Sie zum lieben/ durch treue/ getrieben. Treu verblieben mehrt das lieben. Nun fuͤge dich/ trautes Paar/ ehlich zusammen/ zu nehren die flammen. Auf Josef! auf Assenat! schauet! von oben hat sich der seegen des Himmels erhoben. Eh- sechstes Buch. Ehliches lieben/ das treulich geblieben/ nimt die Krohne hin/ zum lohne. Nachdem man dieses Schatten- oder Schaͤfer- liedlein gesungen und gespielet/ da ward alles gantz stil; und die Traue durch den Ertzbischof selbst verrichtet. Dieser gab zuerst den Schaltkoͤnig mit seiner Freulein Tochter zusammen: darnach auch die andern sieben Breute. Nach geschehener einseegnung/ wuͤndschten ihnen alle anwesenden gluͤk. Und dieses geschahe unter dem lieblichen getoͤhne der seitenspiele/ unter dem froͤh- lichen halle der trompeten und krumphoͤrner; welcher die gantze Burg erfuͤllete. Straks hierauf begab man sich in den Tafelsaal/ da schon alles zu einem koͤstlichen Braut- mahle bereitet stund. Sieben tage lang waͤhrete diese freude. Der Koͤnig spahrete keine kosten. Alles war auf das praͤchtigste an- gestellet/ auf das herlichste zugeruͤstet. Alles muste mehr als koͤniglich zugehen. Es gebrach nichts am zierrahte/ der zu einem so praͤchtigen Beilager erfordert ward. Es fehlete nichts an koͤstlichen speisen. Allerlei getraͤnke ward aufgeschaffet. Allerlei Kunstspieler/ mit den be- sten Saͤngern/ die man finden konte/ musten diese freu- de vermehren. Jederman war froͤhlich. Alle lust/ die man erdenken konte/ ward veruͤbet. Drei tage hatten die Herren an besondern tafeln al- lein gesessen: und das Frauenzimmer auch allein. Aber am vierden bekahm der Koͤnig lust eine bunte reihe zu se- hen. Jede Braut ward ihrem Breutigam zur seite ge- setzt: und das uͤbrige Frauenzimmer unter die andern Herren verteilet. Eben als man diese bunte reihe zu ma- chen begonnen/ ward dem Koͤnige bericht getahn/ der Libische Koͤnigliche Fuͤrst sei zugegen. Dieser stund mitten unter den zuschauern; und vermeinte/ niemand wuͤr- Der Assenat wuͤrde ihn kennen. Aber einer von den Hoͤflingen/ der sich in Libien aufgehalten/ ward dessen von ohngefaͤhr gewahr. Er ward dem Koͤnige heimlich gewiesen. Un- vermaͤrkt ging er nach ihm zu. Die zuschauer wichen zuruͤk. So taͤht auch der Libier. Aber der Koͤnig er- grif ihn bei der hand. Solchen gaͤsten/ sagte er/ gebuͤh- ret eine andere stelle. Wir seind erfreuet den Libischen Fuͤrsten zu sehen. Noch mehr werden wir uns freuen/ wan dessen gegenwart unser Brautmahl zieren wird. Der Libier neugte sich mit tiefster ehrerbietigkeit. Er trachtete sich zu entschuldigen. Aber der Koͤnig wolte von keiner entschuldigung wissen. Er zog ihn nach der tafel zu/ und fuͤgte ihn neben seine Freulein tochter Ni- tokris. Diese ward bestuͤrtzt/ als sie den Libier sahe. Noch wuste sie nicht/ wer er were. Noch sahe sie ihn vor denjenigen an/ davor er sich selbsten ausgeben. Daruͤm konte sie ihr nicht einbilden/ waruͤm ihn ihr Herꝛ Va- ter so hoch ehrete. Eben trug sie die Perlenschnuhr/ die er ihr neulich gelaßen. Daher erroͤhtete sie sich/ daß sie dieselbe noch nicht bezahlet. Ihr erstes wort/ das sie sprach/ war ein verweis; weil er die bezahlung nicht ge- fordert. Der Libier antwortete: die Perlenschnuhr sei in guhter hand: seine bezahlung werde wohl folgen. Mitlerweile eroͤfnete der Koͤnig dem Schaltkoͤnige/ wer dieser neue gast sei. Sonst niemand muste es wissen; auch die Koͤnigin selbst nicht. Und daruͤm warfen sie alle die augen auf ihn; sonderlich als er mit der Koͤnig- lichen Fuͤrstin vertraulicher uͤmzugehen sich erkuͤhnete/ als sie meineten ihm zu geziemen. Diese war sonst uͤber- aus leutseelig. Gleichwohl nahm sie solche kuͤhnheit nicht aller dinge wohl auf. Aber sie lies sich nichts maͤr- ken. Ehrete ihn der Koͤnig/ so konte sie anders nicht tuhn/ als sich auch ehrerbietig zu erweisen. Und diese der Fuͤrstin ehrerbietigkeit veruhrsachte noch mehr ver- wundernng . Wunderliche gedanken schoͤpften sie alle. Je sechstes Buch. Jederman verlangte das ende zu sehen. Jederman wuͤndschte zu wissen/ was den Koͤnig bewogen diesen Li- bier so hoch zu wuͤrdigen. Nach einer guhten weile stund der Koͤnig ploͤtzlich auf. So stehende trunk er dem Schalt- koͤnige die gesundheit des Koͤniglichen Fuͤrstens aus Li- bien zu. Der Schaltkoͤnig erhub sich gleichergestalt. So taͤht auch der Libier / mit tiefster ehrerbietigkeit. War man zuvor verwundert gewesen/ daß der Koͤnig diesen Libier so hoch geehret; so war man es itzund noch viel mehr/ da er eine solche gesundheit anfing. Niemand kon- te begreiffen zu was ende. Man geriet in die gedanken/ dieser Libier were vielleicht ein Gesanter aus Libien. Dan keiner bildete ihm ein/ daß er der Koͤnigliche Fuͤrst selbsten sei: auch Nitokris nicht. In solchen zweifel- haftigen gedanken warden sie diesen gantzen tag gelas- sen. So schied man auch voneinander. Inmittels hatte der Koͤnig befohlen seinen schoͤnsten Stahtswagen an- zuspannen. Hiermit ward der Libier / durch etliche Hoͤflinge begleitet/ in sein wuͤrtshaus gebracht. Diese Hoͤflinge beschenkte er alle mit koͤstlichen guͤldenen ket- ten. Der Koͤnigliche Kutscher bekahm zweihundert goldguͤlden. Wunderlich kahm ihnen diése große frei- gebigkeit vor. Solche ungewoͤhnliche geschenke veruhr- sachten allerhand gedanken. Noch denselben abend be- kahm die koͤnigliche Fuͤrst in dieses alles zu wissen. Auch wolte sie bei ihrem Herꝛn Vater sich erkundigen/ wer dieser Libier sei. Er aber gab ihr keinen andern be- scheid/ als daß sie sich bis auf den morgen gedulden sol- te; da wuͤrde sie es selbst sehen. Diese worte machten sie zimlich unruhig. Nun begunte sie ihn hoͤher zu halten/ als einen Edelgesteinhaͤndler; auch hoͤher/ als einen Ge- santen. Nun betrachtete sie erst sein wesen/ seine gebaͤhr- den/ seine geschikligkeit. Alles kahm ihr hoͤher und edeler vor/ als eines solchen/ der nicht aus Koͤniglichem bluht entsprossen. Und mit solcher betrachtung brach- te Der Assenat te sie die gantze zeit zu/ bis sie endlich der schlaf uͤberfiel. Auf den morgen entboht der Koͤnig den Reichskantz- ler und Reichsschatzmeister zu sich. Diesen eroͤfnete er erst itzund/ daß sein gestriger Gast der Koͤnigliche Fuͤrst aus Libien sei. Sechs Koͤnigliche Stahtswagen warden faͤrtig gemacht ihn wieder auf die Burg zu hoh- len. Der Reichskantzler und Reichsschatzmeister war- den darzu befehlicht. Alle Hoͤflinge musten zu pferde. Alle waren auf das herlichste und praͤchtigste ausge- ruͤstet/ eben als solten sie noch einen Breutigam einhoh- len. In solcher pracht gelangten sie vor das wuͤrtshaus des Libiers. Da fanden sie den koͤniglichen Fuͤrsten/ mit einem hauffen des Libischen Adels uͤmringet. Die- se hatten sich bisher in der stadt hier und dar unbekant aufgehalten/ eben wie ihr Fuͤrst. Aber itzund waren sie alhier/ auf seinen befehl/ alle zusammengekommen. Alle sahe man auf das praͤchtigste bekleidet: darzu auch die diener. Der Koͤnigliche Fuͤrst selbsten trug ein uͤber- aus koͤstliches und zierliches sommerkleid von zahrtem seidenen zeuge/ mit golde durchwuͤrkt. So bald er die Abgesanten erblikte/ eilte er ihnen entgegen. Sehr freundlich empfing er sie. Der Reichskantzler fuͤhrete das wort. Er ersuchte den Libier / im nahmen des Schaltkoͤniglichen Breutigams und der Braut/ auf ihrem beilager/ samt seinem bei sich habendem Adel/ zu erscheinen. Sehr hoͤflich nahm er dis anbringen/ sehr froͤhlich dieses ersuchen an. Zur stunde begab sich ieder- man entweder zu wagen/ oder zu pferde. Die Koͤnig- lichen Hoͤflinge ritten voran. Darauf folgeten der Reichskantzler und Reichsschatzmeister/ samt etlichen Bedienten des Libiers / auf fuͤnf Stahtswaͤgen. Endlich kahm der Koͤnigliche Fuͤrst selbsten im praͤch- tigsten Stahtswagen des Koͤniges: den eine große maͤn- ge leibwaͤrter uͤmgab. Den nachtrab hatten etliche Li- bier zu pferde/ die das gantze gepraͤnge beschlossen. Die sechstes Buch. Die Koͤnigliche Fuͤrstin stund eben im fenster/ da der koͤnigliche Fuͤrst ankahm. Der Koͤnig selbsten ging ihm/ mit dem Schaltkoͤnige/ und etlichen Fuͤrsten/ bis fast an das tohr entgegen. Straks schwang sich der Libier vom wagen/ als er den Koͤnig erblikte. Mit ungemei- nen freudenbezeugungen empfingen sie sich unterein- ander. Die Koͤnigliche Fuͤrstin sahe dieses alles mit großer verwunderung an. Nun zweifelte sie nicht/ daß dieser Libier weit mehr sei/ als sie gewaͤhnet. Daruͤm war es ihr lieb/ daß sie ihm des vorigen tages hoͤflicher begegnet/ als ihr wille gewesen. Mitlerweile begaben sich alle diese Herrn in den Ta- felsaal: da sie das Brautmahl schon wieder bereitet fanden. Nicht lange darnach kahm das Frauenzimmer auch an. Dem Koͤnige beliebte wiederuͤm eine bunte reihe zu machen. Nichts liebers wuͤndschte der Libier. Nichts angenehmers konte ihm wiederfahren/ als bei der Koͤniglichen Fuͤrstin zu sitzen. Diese hatte nun- mehr wind bekommen/ daß er der Koͤnigliche Libische Fuͤrst sei. Daruͤm baht sie ihn/ so bald sie gelegenheit bekahm/ ihr nicht zu veruͤbeln/ daß sie ihm bisher nicht nach seinem Stande begegnet. Sie wendete ihre unwis- senheit vor: die solte ihrer unhoͤfligkeit dekmantel sein. Er antwortete: daß sie gantz nicht noͤhtig hette einige entschuldigung einzuwenden. Sie hette ihm mehr ehre erwiesen/ als er wuͤrdig sei; auch selbsten dazumahl/ da er/ als ein Edelgesteinhaͤndler/ die gnade gehabt sie zu sprechen. Uber diesem worte Edelgesteinhaͤndler fing die Fuͤrstin an zu laͤchlen. Aber/ sagte sie/ ich bin noch in seiner schuld. Wan und womit sol ich seine Perlen- schnuhr bezahlen? Die bezahlung/ gab der Fuͤrst zur antwort/ ist schon geschehen. Ich habe einen solchen schatz darvor erlanget/ der mir lieber ist/ als die gan- tze Welt. Nitokris erroͤhtete sich hieruͤber/ und wuste so straks nicht/ was sie zur wiederantwort geben solte. In Der Assenat In zwischen trunk man dem Libischen Koͤniglichem Fuͤrsten die gesundheit der Neugetrauten zu. Und hier- mit ward alles rege. Die kunstsaͤnger hatten bisher ge- schwiegen; aber nun erhuben sie ihre stimmen. Die seiten- spiele klungen darunter: und wan diese nachliessen/ er- schalleten die trompeten. Hierdurch ward die freude gleichsam wakker/ der geist zur lust ermuntert/ und die gantze geselschaft froͤhlich. Der Schaltkoͤnig selbsten war ihr vorgaͤnger. Seine liebe Assenat half ihm ge- treulich. Beide waren an diesem tage so lustig/ als sie noch niemahls gewesen. Und hiermit zogen sie aller au- gen auf sich. Jederman sahe dieses liebe/ dieses schoͤ- ne/ dieses froͤhliche paar an: doch niemand mehr/ als der Libische Fuͤrst. Dieser konte sich uͤber die Fuͤrstliche Braut nicht genug verwundern. Seine sonderliche lust hatte er an ihren blikken/ die ihrem Breutigam so gar lieblich begegneten. Ihr so gar holdseeliges wesen/ ihre so gar anmuhtige gebaͤhrden/ ja ihre gantze so schoͤne leibesgestalt betrachtete er mit sonderlicher aufmaͤr- kung. Er betrachtete alle ihre reden/ alle ihre worte; davon nicht eines ohne sonderlichen nachdruk ausge- sprochen ward. Aber nichts gefiel ihm an unserer Braut so wohl/ als daß sie ihrem Breutigam so liebseelig zu begegnen wuste. Und dadurch machte sie ihm den mund waͤssericht. Dadurch mehrete sie sein verlangen/ der- gleichen teilhaftig zu werden. Auch entschlos er sich diesen augenblik/ straks auf den folgenden morgen sein vorhaben zu volziehen. Und zu dem ende ersuchte er den Koͤnig/ im scheiden/ daß er ihm gegen kuͤnftigen tag ei- ne stunde zu bestimmen belieben liesse; da er ihm in ge- heim aufzuwarten gesonnen. Weil nun der Koͤnig hierzu den folgenden gantzen vormittag benennet/ so befahl er auf den morgen sehr fruͤh alles faͤrtig zu machen/ den Koͤniglichen Fuͤrsten zu hohlen. Alle Herren/ und alle Hoͤflinge/ die des vo- ri- sechstes Buch. rigen tages die einhohlung getahn/ begaben sich itzund wieder/ in eben demselben gepraͤnge/ vor die behausung des Libiers. Dieser seumete sich nicht lange. Straks machte er sich/ mit allen seinen leuten/ nach der Burg zu. Der Koͤnig empfing ihn mitten auf dem platze/ und fuͤhrete ihn straks in den Burggarten. Zwischen dessen hielten der Reichskantzler und der Reichsschatzmeister den Libischen Hoͤflingen im Reichssaale geselschaft. Nach unterschiedlichen hoͤflichen wortgepraͤngen/ gab der Libier die uhrsache seiner ankunft in Egipten zu verstehen. Darneben zeigte er mit kurtzbuͤndigen wor- worten an: daß seine liebe auf die Koͤnigliche Fuͤrstin Nitokris gefallen; daß er verhofte/ der Himmel hette sie zu seiner Gemahlin versehen: daher were er ent- schlossen/ weil er selbsten gegenwaͤrtig sei/ auch selb- sten/ mit eigenem munde/ seine werbung anzubrin- gen. Er wolte nicht viel uͤmschweiffe gebrauchen. Dar- uͤm ersuchte er den Koͤnig mit kurtzen/ wiewohl hertz- lich gemeinten worten/ ihm/ in solcher sache/ diese bit- seeligkeit zu goͤnnen/ daß er nicht traurig von seinem angesichte scheiden duͤrfte. Die Koͤnigliche Fuͤrstin/ seine Freulein Tochter/ daruͤm er ihn demuͤhtigst anlangete/ hielte er so guͤhtig/ daß sie sein ansuchen nicht ausschlagen wuͤrde. Und an des Koͤniges gunst und zuneugung truͤge er gantz keinen zweifel; dergestalt/ daß er gewis vertrauete die freiheit bald zu erlangen/ ihn seinen Vater/ und sich selbsten desselben gehohrsamsten Sohn zu nennen. Der Koͤnig bedankte sich vor die guhte zuneugung/ die er zu seiner Tochter truͤge. Er bedankte sich vor die hohe ehre/ damit er sein Haus zu wuͤrdigen gesonnen. Ja er schaͤtzte sich gluͤkseelig/ von einem so fuͤrtref- lichem Fuͤrsten Vater genennet zu werden. Weil er aber in solcher sache/ darzu vor allen dingen der wille seiner Tochter erfordert wuͤrde/ den endschlus nicht machen Der Assenat machen koͤnte; so wolte er ihn zuvoͤrderst vor diese fe- stung/ sie zu gewinnen/ gewiesen haben. Eben als der Koͤnig diese worte redete/ kahm zu guhtem gluͤkke die Koͤnigliche Fuͤrstin in den laubergang/ da sie saßen. Sie ging/ in tieffen gedanken/ eine guhte weile fort. Und also ward sie ihrer nicht eher gewahr/ als bis sie gantz nahe zu ihnen gelangte. So bald sie des Libischen Fuͤrstens ansichtig ward/ kehrete sie eilend zuruͤk. Aber der Koͤnig rief; sie solte stand halten. Und hiermit er- huben sie sich/ ihr entgegen zu gehen. Ist meine Tochter / redete sie der Koͤnig an/ nun so schuͤch- tern worden/ daß sie vor Menschen fliehet? Hier siehet sie vor ihren augen zwee/ die ihr alle liebe zu erzeigen gebohren. Der eine ist ihr Vater: der andere/ wan es den Goͤttern beliebet/ ihr kuͤnftiges Ehgemahl. Auf diese worte traht der Fuͤrstin die schaamroͤhte so stark insgesichte/ daß sie sich gantz entfaͤrbete. Das antlitz schlug sie zuͤchtiglich nieder. Die bloͤdigkeit/ die eingezogenheit/ die sitsamkeit mischeten sich alle zusam- men unter ihre stille gebaͤhrden. Die schaam schlos ihre lippen dermaßen/ daß sie schier zu keiner bewegung zu bringen. Der mund vermochte kein wort zu machen. Die augen stunden in ihren hoͤhlen gantz stil/ und kaum halb offen. Wan ein Mahler die Schaamhaftigkeit abbilden wollen/ so hette er es eigendlicher nicht tuhn koͤnnen/ als nach diesem so niedergeschlagenem wesen. Eine guhte weile blieb sie so schaamhaftig stehen. Eine guhte weile durfte sie nicht aufblikken/ weder nach dem Koͤnige/ noch dem Koͤniglichen Fuͤrsten zu. Endlich begunte sie ihrer was maͤchtig zu werden. Endlich er- hub sich ein bliklein/ erst nach dem Koͤnige/ und dan nach dem Libier. Den blikken folgete die sprache; wie- wohl sehr schwach/ und halb gebrochen. Sie begunte sich zu entschuldigen. Sie wendete vor/ daß ihr nicht gezie- sechstes Buch. Der Assenat geziemen wollen/ sie in ihrem gespraͤche zu stoͤhren. Das sei die uhrsache/ waruͤm sie so straks ihren zuruͤktrit ge- nommen. Der Koͤnig fuhr in seiner rede fort. Meine Toch- ter/ sagte er/ stoͤhret uns in unserem gespraͤche nicht. Dan was wir geredet/ mag sie alles wohl hoͤren. Ja es ist ihr noͤhtig/ daß sie es hoͤret. Sie mus es nohtwendig wissen. Ihr selbsten ist zum hoͤchsten daran gelegen. Der Koͤnigliche Fuͤrst aus Libien hat mich zu seinem Vater/ und Sie zu seiner Gemahlin ausersehen. Dis ist es/ das er mir geoffenbahret. Davon haben wir itzund sprache gehalten. Nun liegt es allein an meiner Tochter sich zu erklaͤhren. Ihr wille wird der meinige sein: ihr ja mein ja/ ihr nein mein nein. Hieruͤber erroͤhtete sich Nitokris abermahl. Abermahl ward ihre zunge gehaͤmmet. Sie schwieg stil. Sie ant- wortete nichts. Der Koͤnig wendete sich nach dem Li- bier zu. Wer schweigt/ der bewilliget/ sagte er laͤchlen- de. Dis pflegt/ gab der Fuͤrst zur antwort/ zuvoraus bei dem Frauenzimmer/ gemeiniglich wahr zu sein. Daruͤm wil ich hoffen/ daß es sich alhier auch nicht an- ders verhalte. Und hiermit traht er ein wenig seit- waͤrts/ Vater und Tochter allein zu laßen. Hertzliebste Tochter/ fing der Koͤnig wieder an/ ihr seid es/ vor die ich die meiste sorge trage. Die sorge des Reichs habe ich dem Schaltkoͤnige uͤ- bergeben. Nun gehet mir eure wohlfahrt allein zu hertzen. Nun trachte ich allein euch gluͤkseelig zu machen. Die gelegenheit darzu stoͤßet uns itzund auf. Der Libische Fuͤrst ist euch mit liebe zu- getahn. Er verlanget nach eurer gegenliebe. Er traͤget belieben/ durch seine vermaͤhlung/ euch zur Koͤnigin in Libien zu machen. Groͤssere gluͤk- seeligkeit habet ihr nicht zu hoffen. Ich wuͤnd- sche sechstes Buch. sche vor mein teil nichts mehr/ als euch hierzu ge- neugt zu sehen. Eure bewilligung wird die mei- nige sein. Die Libische Krohne ist so edel/ daß sie nicht auszuschlagen. Ist euer wille dem mei- nigen gleich/ so wird sie bald auf eurem heupte glaͤntzen. Dieser glantz wird Egipten erfreuen. Ich selbsten werde daruͤber zum hoͤchsten froh sein. Wan ich dieses sehe/ wil ich mit freuden sterben. Wohlan dan! erklaͤhret euch bald. Sagt an/ was euch duͤnket. Die Koͤnigliche Fuͤrstin stund noch in etwas im zwei- fel. Gleichwohl gab sie so viel zu verstehen/ daß sie ge- neugter sei eine solche Krohne anzunehmen/ als abzu- schlagen. Der Herꝛ Vater/ sagte sie/ kennet mein gemuͤht. Er weis meinen kindlichen gehohr- sam. Er weis/ wie mein wille dem seinigen ie- derzeit unterworfen gewesen. Und das sol er auch itzund sein; sonderlich in einer so hochwich- tigen sache/ da mein verstand seiner weisheit weichet. Ich stelle alles in sein belieben. Seinem winke wil ich folgen: seinem befehle gehorchen: seinen schlus guht heissen. Ja alles/ was er ge- bietet/ wil ich gehohrsamlich volbringen. Dis ist mein vorsatz: und der wird es auch bleiben/ so lange ich ahteme. So gebet ihr dan/ fing der Koͤnig hierauf an/ mir die gantze sache uͤber? Ja freilich/ gab sie zur antwort. Der Herꝛ Vater verstehet alles besser/ als ich. Darzu bin ich versichert/ daß er mir nichts uͤbels weder goͤnnen/ noch rahten wird. Und hiermit nahm sie ihren abtrit nach ihrem zimmer zu; der Koͤnig aber verfuͤgte sich hin zu einem springbrunnen/ bei dem der Libische Fuͤrst sich niedergelaßen. Ist die zeitung guht? rief der Fuͤrst dem Koͤnige fra- gende entgegen. Ja/ antwortete dieser: morgen fruͤh/ wan es ihm beliebet/ kan er einen Abgesanten an unsern R ij Hof Der Assenat Hof schikken/ und oͤffendlich uͤm meine Tochter waͤrben laßen. Unterdessen wollen wir uns berahten. Der wohlstand wil das seinige auch haben. Drei stunden vor dem mittags mahle sollen sich meine Raͤhte versam- ken. In derer gegenwart kan die sache vorgetragen wer- den. Ich selbsten wil die antwort tuhn. Hierauf hat er sich zu verlaßen. Der Koͤnigliche Fuͤrst war uͤber ei- ne so guhte entschluͤßung zum hoͤchsten erfreuet. Zum hoͤchsten bedankte er sich deswegen gegen den Koͤnig. In tiefster demuht verpflichtete er sich ihm/ mit seinem gan- tzen vermoͤgen. Indessen nahete die tafelzeit herbei. Der Koͤnig begab sich/ mit dem Libier/ auf den tafelsaal. Da war der Schaltkoͤnig eben angelanget. Ein hauffen Adels stund uͤm ihn her. Straks kahm auch der Reichs- kantzler an/ samt des Libiers Hofbedienten. Der Koͤ- nig zog den Schaltkoͤnig auf die seite. Er fuͤhrete ihn an ein fenster. Da offenbahrte er ihm des Libiers an- bringen/ sich rahtes zu erhohlen. Dem Schaltkoͤnige stund alles uͤber die maße wohl an. Auf dieser Eh- stiftung/ sagte er von stunden an/ beruhet des gan- tzen Egiptens wohlfahrt. Die Libier haben viel maͤchtige Bundsgenossen. Sie selbsten besitzen eine gewaltige macht. Sie grentzen an unser Reich. Wan wir/ vermittelst der Koͤniglichen Fuͤrstin/ uns mit ihnen vereinigen; so werden zugleich alle ihre Bundsverwanten mit uns ver- einiget. Welcher feind wird uns dan anfallen duͤrfen? Welche macht wird uns dan bestuͤr- men duͤrfen? Die vereinigung dieser zwo maͤch- tigen benachbahrten Krohnen wird allen ein schroͤkken einjagen. Jederman wird Egipten fuͤrchten. Unser Staht wird aufs herlichste bluͤhen. Wir werden in gewuͤndschtem friede leben. Unser ansehen wird groß/ unsere wohl- fahrt vermehret/ unsere macht geehret wer- den. sechstes Buch. den. Die Gewaltigsten der Welt werden un- sere freundschaft suchen. Ja/ was noch das allerfuͤrnehmste ist/ die Koͤnigliche macht kan/ durch dieses mittel/ zur hoͤchsten freiheit gelan- gen. Der Koͤnig kan hierdurch uͤber das gantze Egipten das freie volgewaltige gebiete bekom- men. Dan wird er sagen koͤnnen/ dessen sich noch kein Koͤnig vor ihm unterstehen duͤrfen: dis wil ich/ dis gebiete ich; so mus es geschehen. Eben als der Schaltkoͤnig diese worte geredet/ kahm der Hofmahrschalk ihnen anzudienen/ die speisen we- ren schon aufgetragen. Straks trahten sie nach der ta- fel zu. Von stunden an ward alles rege. Einieder be- kleidete seine gewoͤhnliche stelle. Zuerst schwieg ieder- man. Alles war stil. Aber auf diese stille brach die froͤhligkeit jaͤhligen herfuͤr. Der Libier war der erste/ der sich lustig erzeigte. Dem folgete die gantze geselschaft. Das Frauenzimmer selbsten vergaß sein zuͤchten. Die eingezogenheit ward verbannet: die lust beliebet; alle freude veruͤbet. Und also ward dieser tag der froͤhlichste von allen den vorigen des gantzen Beilagers. Aber der folgende gab ihm nichts zuvor. Ja er war derselbe/ der ihn weit uͤbertraf. An jenem blieb die froͤhligkeit/ gleich als eingeschlossen/ in der Burg. Aber an diesem brach sie aus in die Stadt/ auf das uͤmliegende land/ ja endlich gar durch das gantze Egip- ten. Die vermaͤhlung der Koͤniglichen Fuͤrstin mit dem Libier blieb nicht lange verschwiegen. Kaum hat- ten die Libischen Abgesanten das jawort weg/ da der ruf es schon uͤberal ausbreitete. Was vor freude die- ser ruf veruhrsachte/ kan keine feder beschreiben. Das frohlokken/ das jauchzen/ das freudengeschrei klung durch alle gassen der gantzen Stadt Memfis. Selbst/ die ohren des Libiers warden darvon vol. Als er nun auf die Burg fuhr/ da rief iederman gluͤkzu! Selbst R iij die Der Assenat die kleinen kinder/ die noch nicht sprechen konten/ lal- leten aus den fenstern. Ja das froͤhliche zurufen hatte alhier fast kein ende. Es waͤhrete noch/ als der Libi- er schon laͤngst in der Burg war. Dieser tag war der letzte des Schaltkoͤniglichen Bei- lagers. An diesem tage warden die Brautnahmen ver- wechselt. Nun hoͤrete Josef auf Breutigam genen- net zu werden. Nun uͤbergab er diesen Nahmen dem Libier. Heute ward Assenat eine Fraue. Heute ward Nitokris eine Braut. Also machte das ende des ei- nen Beilagers den anfang zum andern. Die Koͤnigli- che Fuͤrst in ward dem Libier versprochen: das Ehver- loͤbnuͤs geschlossen: der Trautag bestimmet; und den neuen Breuten gluͤkgewuͤndschet. Und hiermit lief die- ser tag mit vollen freuden zum ende. Auf den Morgen entschlos sich der Schaltkoͤnig wieder eine reise zu tuhn. Er hatte vor seinem Beilager zum bau etlicher Frucht- und Korn-heuser anordnung getahn. Nun wolte er sehen/ wie das werk von statten ginge. Etliche solten auf die weise der Feuer-spitzen ge- bauet werden: andere nur schlechthin/ als gemeine ge- beue. In diesen solte man das Korn von gegenwaͤrti- gem/ und den zwei naͤchstkuͤnftigen reichen jahren auf- schuͤtten: in jenen die Fruͤchte von den vier letzten; und darbei das Futter vor das vieh zugleich auflegen. Am dritten tage setzte er diese reise fort. Seine liebe Asse- nat war seine gefaͤhrtin. Wo er hin zog/ begleitete sie ihn. Assenat konte ohne ihren Josef/ und Josef ohne seine Assenat nicht sein: so lieb hatten sie einander. Weil nun Josef sahe/ daß diese jahre sich so gar uͤberfluͤßig fruchtbar anliessen/ so nahm er nicht allein den fuͤnften teil aller fruͤchte/ als des Koͤniges teil/ vor- weg; sondern er lies auch allen uͤberflus vor bahres geld einkauffen. Ja er geboht bei leibesstrafe/ daß nicht das geringste/ was der Mensch geniessen koͤnte/ vor das Vieh sechstes Buch. Vieh verfuͤttert/ oder sonst unnuͤtzlich vertahn wuͤrde. Alles muste in des Koͤniges Kornheuser und Scheunen geluͤfert werden. Das bezahlete man/ nach dem damah- ligen gemeinem/ wiewohl sehr geringem preise/ mit koͤ- niglichen geldern. Und also kahm eine große maͤnge zu- sammen. Alle Kornheuser warden erfuͤllet. Man mu- ste derer immer mehr und mehr bauen. Die große fruchtbarkeit des landes machte die Egipter uͤbertaͤhtig und verzaͤhrtelt. Der uͤberflus be- wegte sie zu aller uͤppigkeit. Die uͤberaus wohlfeile zeit veruhrsachte sie schlaͤferig/ faul und hinlaͤßig zu wer- den. Josef/ der alles genau untersuchte/ ward des- sen straks gewahr. Dem muste/ durch heilsame satzun- gen/ bei zeiten vorgebauet werden. Bei zeiten muste man diesem uͤbel steuren. Die fruchtbaren jahre fingen erst recht an: und gleichwohl nahm solches unheil schon uͤberhand. In den kuͤnftigen war noch ein groͤsseres zu vermuhten. Das schien dem Reiche den untergang zu dreuen. Dieses alles erwog Josef bei sich selbst. Und daruͤm stiftete er Untersuchungen des lebens. Allen Egiptern ward auferlegt/ jaͤhrlich vor der Obrig- keit zu erscheinen. Einieder solte verpflichtet sein re- chenschaft zu tuhn/ wie er lebete/ was er taͤhte/ womit er sich und die seinigen ernaͤhrete. Alles unwesen solte vertilget/ aller muͤßiggang abgeschaffet/ alles uͤppige le- ben gestrafet werden. Mitlerweile nahete die bestimte zeit zum Beilager der Koͤniglichen Fuͤrstin herbei. Der Schaltkoͤnig be- gab sich/ mit seiner Gemahlin/ wieder nach hofe. Eben kahm der Hochfuͤrstliche Breutigam auch an. Straks folgeten die eingeladenen. Das Beilager nahm seinen anfang/ mit ungemeiner pracht. Der Ertzbischof ver- richtete die Traue. Jederman erzeigete sich froͤhlich. Die freude schien selbsten leibhaftig gegenwaͤrtig zu sein. Sie brach an allen enden herfuͤr. Aus allen win- R iiij keln Der Assenat keln lachte die lust. An allen ekken befand sich lauter er- getzung. Hiermit lieffen sieben tage zum ende. Noch sieben tage letzte sich die Koͤnigliche Fuͤrstin. Hierauf ward die heimfuͤhrung volbracht. Der Koͤnig begleite- te seine Tochter bis an die grentzen des Reichs. So weit zog auch mit der Schaltkoͤnig/ samt seiner Ge- mahlin/ und den fuͤrnehmsten Reichsfuͤrsten. Die Koͤnigin aber folgete der Koͤniglichen Fuͤrstin bis in Libien. Nach volendeten diesen stahtsgepraͤngen machte sich der Schaltkoͤnig wieder auf. Bald zog er hier- bald dort-hin. Bald verordnete er dis/ bald das. Bald lies er in dieser/ bald in jener stadt neue Kornheuser bauen. Und dieses bauen waͤhrete so lange/ bis die sieben frucht- bare jahre beinah zu ende gelauffen. Ein uͤberaus gros- ser vorraht ward gesamlet: ein großes geld ausgegeben. Der gemeine man wuste nicht zu was ende. Fremde kahm ihm dieses beginnen vor. Man war der Egipti- schen fruchtbarkeit alle jahr gewohnet. Trug das land nicht uͤberfliessig/ so gab es doch zur nohtdurft seine fruͤchte. Und daruͤm gedachte einer dis/ der andere das. Josef aber lies sich nichts anfechten. Er fuhr in sei- nem beginnen fort. Er samlete von jahren zu jahren im- mer mehr und mehr ein. Er spielete aufs kuͤnftige. Er kaufte so viel getreide zusammen/ daß alle Kornheuser gedruͤkt und geruͤttelt vol/ und alle Koͤnigliche Geld- kasten ledig warden. Dan des eingesamleten getreides war so uͤber die maße viel/ daß man endlich aufhoͤren muste zu zehlen. Die koͤniglichen Beamten sahen es zuerst mit guh- ten augen an. Aber zuletzt/ als man auch das koͤnigli- che geschmeide/ die koͤstlichen schatzstuͤkke/ ja alles was seltzam und kostbar in den kunstkammern war/ anta- stete; da begunten sie zu murmeln. Seltzame reden fie- len vor. Jener sagte dis/ dieser das. Jederman war ver- sechstes Buch. verwundert/ daß der Koͤnig diesem Fremdlinge/ die- sem neuen Stahtsverpfleger so viel zuliesse. Niemand konte begreiffen/ wozu dieser unraht dienen solte. Alle hielten es vor eine tohrheit. Meinet dan dieser Auslaͤn- der/ sagten etliche/ daß der Niel austruknen wird? Waͤhnet er/ daß der Himmel dem lande seine gewoͤhn- liche fruchtbarkeit zu entziehen beschlossen? Andere re- deten was anders. Ja ja/ sagten etliche spotweise/ der Koͤnig mus auch leute haben/ die das geld unter den ge- meinen man bringen. Es moͤchte sonst in den Schatz- kammern verschimmeln. Als nun diese so seltzame reden auf das hoͤchste gekom- men/ und dem Reiche schon einen schaͤdlichen aufruhr zu dreuen schienen; da kehrete sich das blat uhrploͤtzlich uͤm. Die fruchtbarkeit blieb aus. Die wohlfeile zeit ver- schwand. Im einen jahre blieb der Niel zuruͤk; im an- dern lief er so uͤbermaͤßig hoch auf/ daß er alles verderbe- te/ alles verwuͤstete. Keine felder konten bestellet/ keine aͤk- ker besaͤet/ keine gaͤrte bepflantzet werden. Und also ward nichts eingeaͤrntet. Der mangel entst und an allen orten. Die Teurung uͤberfiel das gantze Egipten. Der hunger nahm zu. Die einwohner verschmachteten. Die noht zwang sie ihren Schaltkoͤnig uͤm rettung anzuflehen. Nunmehr verkehreten sich ihre gedanken. Nun veraͤn- derten sich ihre reden. Nun sahen sie/ was Josef ge- tahn. Nun maͤrkten sie/ wie vorsichtig/ wie kluͤglich er gehandelt. Die ihn vor diesem beschimpfet/ priesen nun seine weisheit. Die ihn verspottet/ erhuben seine so treue vorsorge himmelhoch. Die ihn verlachet/ floͤ- heten ihn an uͤm gnade. Ja sie nenneten ihn ihren Er- halter/ ihren Heiland/ ihren Reichsvater. Aber ehe sich diese teure zeit fand/ waren dem Jo- sef von seiner lieben Assenat zween Soͤhne gebohren. Den ersten hies er Manasse: dan Gott/ sprach er/ hat mich alles meines ungluͤks/ und meines R v gantzen Der Assenat gantzen Vaͤterlichen hauses vergessen laßen. Den andern nennete er Efraim: weil ihn Gott im lan- de seines elendes wachsend gemacht. Hatte er seine Assenat zuvor geliebet/ so liebte er sie nun noch tausend mahl mehr. Auch gab ihre liebe der seinigen nichts zuvor. Erstlich liebte sie ihn/ daß er sie zur er- kaͤntnuͤs des waren Gottes gebracht. Dan Josef hat- te nicht allein seiner Gemahlin/ sondern auch dem Ertz- bischoffe ihrem Herꝛn Vater/ die Geheimnuͤsse der Goͤttlichen wahrheit geoffenbahret. Dieser verbarg sie in seinem hertzen/ als einen koͤstlichen schatz. Er behielt sie allein vor sich. Er taͤht sie niemand kund. Es schien auch mehr unnuͤtz/ als ersprieslich zu sein/ diese heili- ge Wissenschaft unter das im aberglauben ersoffene voͤlklein zu bringen: zumahl weil es gewohnet war/ da- mit es im gehohrsam verbliebe/ nur mit Abgoͤttereien und falschen Gottesdiensten abgespeiset zu werden. Darnach heuffeten solche liebe diese zwei lieben Ehpfaͤn- de/ die sie von ihrem hertzlieben Josef hatte/ noch mehr. Und darzu kahm auch endlich der uͤberschwaͤng- lich große reichtuhm; den so wohl ihr/ als ihrem Va- ter/ Josefs kluͤglicher handel veruhrsachte. Dan er hat- te vor beiderseits gelder/ in der wohlfeilen zeit/ eine große maͤnge getreides eingekauft: und diese bekahmen sie hernach/ in der teurung/ tausendfach wieder. Im begin dieser Teurung kahmen alle benachbahr- ten Voͤlker/ die der hunger zum ersten druͤkte/ zum Koͤ- nige. Darnach erschienen auch die Egipter im Tebi- schen gebiete. Alle begehrten Korn zu kauffen. Alle rief- fen uͤm Broht. Aber der Koͤnig wiese sie zum Schalt- koͤnige. Was der euch befielet/ sagte er/ das tuht. Als nun die teurung durch das gantze Egipten uͤberhand nahm; da taͤht Josef allenthalben die Kornheuser auf/ und lies das getreide verkauffen. Straks lief der ruf hiervon in alle laͤnder. Straks machten sich alle Voͤlker/ Korn sechstes Buch. Korn zu hohlen/ nach Egipten. Und also verkaufte Josef iederman getreide. Niemand zog leer weg. Al- len fremdlingen ward geholfen. Man sahe niemand an. Der Auslaͤnder galt hier eben so viel/ als der Egipter. Auf einen morgen ward dem Schaltkoͤnige/ da er eben mit seinen Soͤhnen schertzte/ angedienet; daß ze- hen Ebreer ihn zu sprechen begehrten. Das hertz pukte dem Josef straks. Es sagte ihm von stunden an/ daß es seine Bruͤder weren. Eilend taͤht er sein koͤstliches stahtskleid an. In solchem koͤniglichen schmukke traht er in den Verhoͤrsaal: da alles von golde/ perlen und edelen steinen flinkerte. Eine große maͤnge diener beglei- tete ihn. Einieder zog uͤberaus praͤchtig auf. Und die- ses alles geschahe daruͤm/ damit ihn seine Bruͤder nicht kenneten. Hierauf befahl er sie einzuhohlen. Einer sei- ner diener verrichtete diesen befehl. Ihre schuhe musten sie abloͤsen. Und also brachte man sie baarfuͤßig vor den Schaltkoͤnig. Da ward ihnen gebohten/ auf das ant- litz nieder zu fallen/ und ihn koͤniglich zu ehren. Josef sahe sie rund heruͤm an. Seine Treume fielen ihm ein. Er kante sie straks. Aber er stellete sich gantz fremde. Ja er redete sie sehr hart an. Woher komt ihr? fragte er durch einen Kaldeischen Tahlmetscher. Sie antwor- teten auf Kaldeisch: aus dem Lande Kanaan/ speise zu kauffen. Ihr seid Kundschaffer/ fuhr er fort. Ihr komt zu sehen/ wo das Reich offen ist. Nein/ mein Herꝛ/ antworteten sie abermahl. Seine knechte seind kommen speise zu kauffen. Wir seind alle eines ehrli- chen Mannes soͤhne. Wir seind redlich: und seine knech- te seind nie Kundschaffer gewesen. Ihr seid freilich Kundschaffer/ wiederhohlte er seine vorigen worte: ja ihr kommet zu sehen/ wo das Reich offen stehet. Wir seine knechte/ fuhren sie in ihrer antwort ferner fort/ seind zwoͤlf bruͤder/ eines Mannes soͤhne im lande Ka- naan: Der Assenat naan: und der juͤngste ist noch bei unsrem Vater; aber einer ist nicht mehr vorhanden. Josef redete weiter. Das ists/ sagte er/ ihr seid Kund- schaffer. Verraͤhter seid ihr. Man kan es euch an den gesichtern ansehen. Die augen weisen es aus. Ich wil erfahren/ ob ihr wahr redet. Bei dem leben Faraons! ihr solt nicht eher von hier kommen/ es komme dan euer juͤngster Bruder her. Sendet einen unter euch hin/ der ihn hohle. Ihr unterdessen solt meine gefangene sein. Also wil ich eure reden bewaͤhren/ ob sie gleichzu treffen/ oder nicht. Wird man sie unwahrhaftig befinden/ so seid ihr bei dem leben Faraons! Kundschaffer. Hierauf lies er sie allesamt drei tage gefaͤnglich bewahren. Da ver- wiese Ruben seinen Bruͤdern/ was sie am Josef ver- uͤbet. Sehet! sprach er/ habe ichs nicht lange gesagt/ daß euch eure boßheit endlich einmahl wuͤrde vergolten werden. Alles dieses habet ihr an eurem unschuldigen Bruder verdienet. Hettet ihr meinem rahte gefolget/ so wuͤrde dis ungluͤk euch nicht treffen. Uber diesen wor- ten begunten sie alle kleinlaut zu werden. Keiner ver- mochte nicht ein wort zu sprechen. Kaum ruͤhreten sie sich. Kaum bewegte sich ein glied an ihrem leibe. Am dritten tage lies sie Josef fragen; ob sie sich be- dacht? Da taͤhten sie alle einen fußfal. Ruben/ wel- cher der behertztere war/ weil er ein reines gewissen hatte/ fuͤhrete das wort. Mein Herꝛ/ sagte er/ wir seind nicht anher kommen/ das land zu verkundschaffen. Wir kom- men nur/ als auf einen freien markt. Und daruͤm ha- ben wir das vertrauen/ man werde uns das recht/ das man auch den wildesten Voͤlkern vergoͤnnet/ nicht wei- gern. Doch/ imfal mein Herꝛ seinen knechten keinen glauben zustellet/ so bitten wir untertaͤhnig/ daß erei- nen seiner leute mitschikke. Wir wollen ihn kostfrei hal- ten: und er wird befinden/ daß wir alle eines redlichen Mannes soͤhne seind. Josef antwortete: wolt ihr den- sel- sechstes Buch. selben betruͤgen/ der den geist der unsterblichen Goͤtter besitzet? Duͤrft ihr wol so kuͤhne sein/ mich zu uͤberzeu- gen/ daß ich irre? Duͤrft ihr wohl leugnen/ was euch so deutlich vor euren stirnen stehet? Ich sage noch/ und darbei bleibt es/ daß ihr ein greßes schelmenstuͤkke ent- weder schon begangen/ oder zu begehen im sinne habet. Hierauf gab ihnen der Tahl metscher auch vor sich zu verstehen: daß der Schaltkoͤnig die wahrheit redete. Dan/ sagte er/ wisset ihr nicht mehr/ daß ihr vor zwan- zig jahren einer Arabischen Gespanschaft einen schoͤnen Juͤngling verkauftet? Ich selbst war mit bei dem kauf- fe. Ich weis es alles noch sehr wohl. Auch seind mir eure gesichter nicht unbekant. Hieraus allein mus ich gleuben/ daß ihr Verraͤhter/ oder zum wenigsten Men- schendiebe seid. Daruͤm hat man sich freilich vor euch wohl zu huͤhten. Ja daruͤm kan ich nicht vorbei/ sol- ches meinem Herꝛn anzuzeigen. Dieser Tahlmetscher war eben derselbe Musai/ dessen wir droben gedacht. Er war derselbe/ der gemelter Gespanschaft hauptman gewesen. Er war derselbe/ der den Josef kauffen/ und wieder verkauffen helfen. Und durch einen sonderlichen gluͤksfal war er schon vor etlichen jahren zum Schalt- koͤnige gelanget. Dem dienete er nicht allein als ein Haushalter/ sondern auch als ein Tahlmetscher; weil er vielerhand sprachen kuͤndig. Auf diese reden erblasseten sie alle. Kein glied befand sich an ihrem leibe/ das nicht zitterte. Die taht war da. Sie konten es nicht leugnen: wiewohl Ruben mit ei- nem schwuhre beteuerte/ daß er weder den Musai/ noch die Gespanschaft iemahls gesehen. Josef aber re- dete weiter: wolt ihr leben/ sagte er/ so tuht/ was ich euch befehle. Seid ihr redlich/ so laßt einen von euch in eurem gefaͤngnuͤsse liegen. Die andern koͤnnen hinzie- hen/ und heimfuͤhren/ was man euch verkauffen wird. Aber euren juͤngsten Bruder bringet zu mir. Dan wil ich Der Assenat ich euren worten gleuben/ und euch frei kennen/ daß ihr nicht sterben muͤsset. Sie aber sprachen untereinander auf Ebreisch/ damit es der Schaltkoͤnig/ und Musai nicht verstehen solten: das haben wir verschuldet an unsrem Bruder. Wir sahen die angst seiner seelen/ da er uns floͤhete; und wir wolten ihn nicht erhoͤren. Dar- uͤm komt nun diese truͤbsaal uͤber uns. Ja Ruben fuͤgte hinzu: ich sagte es euch wohl/ sprach er: versuͤn- diget euch nicht an dem Knaben. Aber ihr woltet nicht hoͤren. Nun wird sein bluht gefordert. Ach! ich be- jammere unsern lieben alten Vater/ der durch seiner kinder boßheit so gar sehr betruͤbet wird. Sie bildeten ihnen ein/ daß sie der Schaltkoͤnig nicht verstuͤnde; weil er/ durch einen Tahlmetscher/ auf Kaldeisch mit ihnen redete. Aber er verstund es alles. Und daruͤm wendete er sich von ihnen weg/ und weinete bitterlich. Da er nun ausgeweinet hatte/ und das wehleiden vorbei war; nahm er den Simeon/ weil er die meiste schuld hatte/ mitten aus ihnen her- aus/ und lies ihn vor ihren augen fesseln. Hierauf taͤht er befehl/ daß man ihre saͤkke mit Korne fuͤllete/ und ihr geld darzu stekte/ einem ieden sein teil in seinen sak. Auch lies er sie mit zehrung wohl versorgen. Und sie luden das getreidich auf die esel/ und zogen von dan- nen. Unterwegens taͤht einer seinen sak auf/ seinem esel futter zu geben. Da ward er oben im sakke seines geldes gewahr. Sobald die Bruͤder solches sahen/ entfiel ih- nen der muht. Sie zitterten vor schroͤkken; und spra- chen untereinander: waruͤm hat uns Gott das getahn? Als sie nun heim/ ins land Kanaan/ kahmen; da erzehleten sie ihrem Vater Jakob alles/ was ihnen in Egipten begegnet war. Der man/ sagten sie/ der des Koͤniges Verweser/ und Herscher des Reichs ist/ redete sehr hart mit uns. Er hielt uns vor Kundschaffer und verraͤhter des landes. Wir aber antworteten ihm: daß wir sechstes Buch. wir redlich weren/ und nie Kundschaffer gewesen; daß wir mit uns zwoͤlfen alle einen Vater hetten; daß einer nicht mehr vorhanden/ und der juͤngste noch bei unserem Vater sei. Hierauf begehrte der Herscher des Reichs: wir solten einen von uns allen bei ihm laßen/ und mit dem getreidich hinziehen unsern juͤngsten Bruder zu hohlen. Darbei/ sagte er/ wil ich maͤrken/ daß ihr red- lich seid. Und dan wil ich euch euren Bruder wiederge- ben: auch moͤget ihr im Reiche waͤrben/ wo ihr wollet. Da sie nun die Saͤkke ausschuͤtteten/ fand einieder sein buͤndlein geldes in seinem sakke. Hieruͤber er- schraken sie/ samt ihrem Vater. Ach! sagte Jakob/ dieses alles geschiehet mit einem gefaͤhrlichen vorsatze/ mich aller meiner kinder zu berauben. Josef ist eurent- halben uͤmkommen. Den Simeon habt ihr ohne zwei- fel/ durch eure unvorsichtigkeit/ verschertzet. Und nun wollet ihr den Bemjamin auch hinnehmen. Ja wer weis/ ob ich nicht zugleich eurer aller entbaͤhren mus. Es gehet nur alles uͤber mich. Ruben aber suchte sei- nen Vater zu bereden/ daß er den Benjamin mitziehen liesse. Gib ihn nur/ sagte er/ in meine hand. Ich wil ihn wiederbringen. Und wan ich ihn nicht wiederbringe/ so erwuͤrge meine zween soͤhne. Jakob antwortete: mein Sohn sol nicht mit euch ziehen. Dan sein Bruder ist todt. Er ist nur allein noch uͤbrig. Wan ihm ein un- fal auf der reise begegnete/ wuͤrdet ihr nicht mein graues haar mit hertzeleid in die grube bringen? Mit der zeit ging das Korn auf. Die teurung ward in Kanaan ie laͤnger ie groͤsser. Jakob begehrte; daß sie wieder hinziehen solten/ was frisches zu kauffen. Aber Judah gab ihm zur antwort: wan du unsern Bruder mitsendest/ so wollen wir ziehen. Wo nicht/ so ziehen wir auch nicht. Dan der Herscher des Reichs sagte zu uns: ihr solt mein angesicht nicht sehen/ es sei dan euer Bruder mit euch. Jakob aber fuhr fort: war- uͤm Der Assenat uͤm habt ihr so uͤbel an mir getahn/ daß ihr ihm sagtet/ ihr hettet noch einen Bruder zu hause? Sie antworteten: der Man forschte so genau nach uns und unsrer freund- schaft. Ja er fragte: lebet euer Vater noch? und habt ihr auch noch einen Bruder? Wir gaben ihm bescheid/ wie er fragte. Dan wer hette gedacht/ daß er uns befeh- len wuͤrde unsern Bruder mitzubringen? Judah redete weiter. Ach! lieber Vater/ sagte er/ laß unsern Bru- der mit mir ziehen/ daß wir uns aufmachen/ ehe wir sterben. Wilstu dan/ daß wir/ uͤm seinet willen/ ja du selbsten/ und er zugleich mit uns/ vor hunger ver- schmachten sollen? Wilstu dan/ daß auch Simeon wan wir nicht wiederkommen/ sol hingerichtet werden? Ei lieber! laß ihn mitreisen/ damit wir leben. Ich wil buͤrge fuͤr ihn sein. Von meinen haͤnden soltu ihn fordern. Wan ich ihn nicht wiederbringe/ und fuͤr dein angesicht stelle; so wil ich mein lebenlang die schuld tra- gen. Hettestu ihn eher mitgelaßen/ so weren wir schon wohl zweimahl wiederkommen. Hierauf entschlos sich Jakob endlich/ seinen Ben- jamin mitzugeben. Mus es dan also sein/ sagte er; so tuht es/ und nehmet ihn hin. Darzu nehmet auch von des landes besten fruͤchten mit euch. Bringet dem Manne geschenke. Bringet ihm Balsam/ Honig/ Ro- sienen/ und allerlei Wuͤrtze. Bringet ihm Mirren/ Datteln/ Feigen/ und Mandeln; so viel/ als ihr in eure saͤkke zu bringen vermoͤget. Und also wird er euch uͤm so viel mehr gnade erweisen. Nehmet auch zum einkauffe des getreides so viel geldes mit/ als genug ist: und darzu dasselbe/ das ihr in euren saͤkken gefunden. Der almaͤchtige Gott laße euch barmhertzigkeit finden vor dem Manne/ daß ihr euren andern Bruder/ mit dem Benjamin/ wiederbringet. Nun so ziehet hin im friede. Ich aber mus sein als einer/ der aller seiner kinder beraubet ist. Al- sechstes Buch. Also machten sich die eilf Soͤhne Jakobs auf die reise/ und kahmen in wenig tagen gluͤklich zu Memfis an. Eben befand sich Josef bei der uͤberfahrt vor der stadt. Er sahe seine Bruͤder/ mit dem Benjamin: und befahl dem Musai/ sie saͤmtlich auf sein schlos zu fuͤhren. Auch fuͤgte er hinzu: daß er solte schlachten/ und zurichten laßen: dan sie solten das mittagsmahl mit ihm halten. Als sie nun sahen/ daß sie auf das Schaltkoͤnigliche schlos gefuͤhret warden/ da erschraken sie. Das hertz entfiel ihnen. Ach! sagten sie unterein- ander/ wir werden uͤm des geldes willen/ das wir in un- sern saͤkken gefunden/ hierher gebracht. Man wil uns eines diebstals bezuͤchtigen. Man wil ein urteil uͤber uns faͤllen; damit man uns zu leibeignen/ samt unsern eseln/ behalte. Und daruͤm redeten sie mit dem Musai vor dem tohre. Mein Herꝛ/ sagten sie/ wir haben bei euch vor diesem getreide gekauft/ aber auf dem ruͤkwege alles geld/ das wir darvor gegeben/ in unsern saͤkken wieder- gefunden. Nuhn wissen wir nicht/ wie es hinein kom- men. Daruͤm bringen wir dasselbe/ als auch noch mehr mit uns; alles/ was wir gekauft/ und noch kauffen wuͤrden/ richtig zu bezahlen. Der Haushalter aber ant- wortete: fuͤrchtet euch nicht. Euer geld ist mir wor- den. Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen schatz beschceret in eure saͤkke. Ich habe die volle bezah- lung bekommen. Hierauf brachte sie Musai in ein Fuͤrstliches zim- mer; lies ihnen wasser reichen/ die fuͤße zu waschen/ und ihren eseln futter geben. Auch fuͤhrete er ihren bru- der Simeon zu ihnen: der sie mit großen freuden em- pfing. Sie aber gingen hinaus/ und eroͤfneten ihre saͤk- ke. Daraus nahmen sie die mitgebrachten fruͤchte/ wel- che dem Schaltkoͤnige solten verehret werden. Von ei- ner ieden ahrt legten sie etwas zur schaue in unterschied- liche schuͤsseln/ dem Schaltkoͤnige/ sobald er wieder S heim Der Assenat heim kaͤhme/ zu zeigen. Die uͤbrigen warden ordentli- cher gepakt/ und also die geschenke bereitet. Auf den mittag begab sich Josef wieder auf sein schlos. Straks lies er seine Bruͤder vor sich kommen. Diese erschienen mit ihren geschenken/ und fielen vor ihm zur erde nieder. Er aber empfing sie uͤberaus freundlich. Von stunden an fragte er nach ihrem Va- ter. Wie gehet es/ sagte er/ eurem Vater dem alten/ dessen ihr ehmahls gedachtet? Ist er noch bei leben? Sie antworteten: es gehet meines Herꝛn knechte/ uns- rem Vater/ sehr wohl/ auch lebet er noch. Hiermit neu- geten sie sich abermahl/ und fielen zur erde nieder. Dar- nach warf Josef das auge auf seinen Bruder Ben- jamin. Ist das/ fragte er/ euer juͤngster Bruder/ von dem ihr sagtet? und straks fing er an: Gott sei dir gnaͤdig/ mein sohn. Weil ihm nun das hertz gegen sei- nen Bruder dermaßen entbrante/ daß er die traͤhnen nicht laͤnger halten konte; so machte er sich eilend auf die seite. Eilend entwich er in sein zimmer/ und weine- te daselbst eine guhte weile. Endlich/ als Josef sein angesicht gewaschen/ kahm er wieder/ und hielt sich hart. Straks befahl er die ta- feln zu dekken/ und die speisen aufzutragen. Da kahm seine liebe Assenat auch an: welche noch nicht wuste/ daß es seine Bruͤder weren. Mit derselben begab er sich an eine sonderliche tafel. Gegen dieser uͤber hatte man eine andere vor seine Bruͤder gedekt: ja noch eine andere vor die Egipter; dan diese durften mit den Ebreern nicht essen/ weil es ein greuel war vor ihren augen. Alle diese tafeln/ ob sie schon unterschiedlich/ und mit unterschiedlichen speisen bedienet warden/ hielt man gleichwohl vor eine/ naͤhmlich des Schaltkoͤniges tafel. Seine Bruͤder warden ihm recht ins gesicht/ und in solcher ordnung ihres alters/ wie sie in ihres Vaters hause zu sitzen pflegten/ gesetzet. Und hieruͤber verwun- der- sechstes Buch. derten sie sich alle. Alle teller/ alle schuͤsseln waren von lauterem golde. Auch trug man ihnen ihre speisen auf von des Schaltkoͤniges tafel selbsten/ einem ieden sein teil. Aber dem Benjamin ward fuͤnf mahl mehr. Also aßen und tranken sie/ und waren guhtes muhtes. Nach gehaltener tafel befahl Josef seinem Haus- halter/ daß er ihre saͤkke mit getreide fuͤllen solte/ so viel/ als sie fortbringen koͤnten. Auch solte er in geheim ei- nes ieden geld oben in seinen sak legen; in Benjamins aber auch seinen silbernen Trinkbecher darzu. Hiermit machten sie sich des morgens fruͤh auf/ und zogen froͤh- lich darvon. Aber diese freude waͤhrete nicht lange. Kaum waren sie eine stunde von der stadt/ als sie etliche zwanzig reiter hinter ihnen her eilen sahen. Sie erschra- ken nicht wenig. Ploͤtzlich uͤberfiel sie die furcht. Ja diese heuffete sich noch mehr/ als sie den Musai erblik- ten/ und ihn von ferne rufen hoͤreten: Haltet stil/ ihr diebe! haltet stil/ ihr leichtfaͤrtigen boͤsewichter! ihr undankbaren vogel! Als er nun naͤher hinzukommen; da verwiese er ihnen ihre boßheit. Er bezuͤchtigte sie des diebstals. Ihr habt/ sagte er/ meines Herꝛn Trink- baͤcher entwendet. Ihr habt ihm den Baͤcher gestohlen/ damit er weissaget. Ist das die dankbarkeit vor seine erwiesene guhttaht. Hat euch euer Vater ausgeschikt denselben zu bestehlen/ der euch/ uͤm seinetwillen/ so herlich bewuͤrtet? Straks gebt den dieb her/ samt dem gestohlnen: wo nicht/ so solt ihr alle miteinander an- gesichts niedergehauen werden. Waruͤm ist mein Herꝛ so gar zornig? antwortete Ruben. Waruͤm begegnet er uns mit solchen schmaach- reden? Es sei ferne von uns ein solches zu tuhn. Sein Herꝛ hat uns gestern als ehrliche leute befunden/ und als liebe gaͤste gnaͤdig bewuͤrtet. Woher komt nun dieser ploͤtzliche uͤberfal? Fraget ihr noch waruͤm? fuhr Mu- sai gantz erhitzet fort. Daruͤm/ weil ihr diebe seid: weil S ij ihr Der Assenat ihr meinen gnaͤdigen Fuͤrsten bestohlen. An den galgen mit solchen buben! Ruben antwortete wieder. Mein Herꝛ sehe zu/ was er tuht. Hat er etwas verlohren/ so suche er nach/ bis er es findet. Unterdessen laße man uns ungeschaͤndet. Wir seind nicht gewohnet des dieb- stals bezuͤchtiget zu werden. Wir haben ja das geld/ das wir in unsern saͤkken fanden/ wiedergebracht. Wie sol- ten wir dan darzu kommen/ silber oder gold zu stehlen aus seines Herꝛn schlosse? Bei welchem der Baͤcher/ fing Judah gleichfals an/ gefunden wird/ der sei des to- des: und wir alle wollen meines Herꝛn knechte sein. Musai war damit zu frieden. Zur stunde suchte er rundheruͤm in allen saͤkken. Von des aͤltesten seinem fing er an. Er fuhr nach der reihe fort. Zuletzt kahm er an des juͤngsten seinen. Da fand sich endlich der Baͤcher in Benjamins sakke. Hierauf lies Musai den taͤh- ter straks binden/ ihn wieder mit sich zuruͤkzufuͤhren. Noch heute/ sagte er/ sol dieser dieb haͤngen; damit er morgen nicht auch den Koͤnig selbsten bestielet. Ihr aber ziehet mit euren fruͤchten hin. Euch erkennen wir frei. Mit euch haben wir nichts zu schaffen. Es ist nicht zu beschreiben/ wie jaͤmmerlich diese Bruͤ- der taͤhten. Alle zerrissen ihre kleider. Alle kehreten/ mit dem Benjamin/ nach der Stadt zu. Zur stunde gingen sie auf des Schaltkoͤniges schlos. Da taͤhten sie einen fußfal. Josef aber sagte zu ihnen: wie habt ihr euch duͤrfen unterfangen ein solches zu tuhn? Wisset ihr nicht/ daß es ein man/ als ich bin/ errahten koͤnte? Judah fing endlich an/ und sagte: ach! mein Herꝛ/ was sollen wir reden? oder was sollen wir nicht reden? und womit sollen wir uns rechtfaͤrtigen? Gott hat die missetaht deiner knechte gefunden. Siehe da? wir/ und der/ bei dem man den Baͤcher gefunden/ seind mei- nes Herrn knechte. Josef aber antwortete: das sei ferne von mir. Der man/ bei dem der Baͤcher gefun- den sechstes Buch. Der Assenat den ist/ sol mein knecht sein. Ihr aber ziehet hinauf/ zu eurem Vater/ mit frieden. Zwischen dessen stunden sie alle miteinander in großer angst. Und diese angst machte ihnen Ruben/ durch staͤhtige stichelworte/ noch immer groͤsser und groͤsser. Unaufhoͤrlich verwiese er ihnen die taht/ am Josef be- gangen. Und solches taͤht er so uͤberlaut/ daß es der Schaltkoͤnig selbst hoͤrete; wiewohl er sich stellete/ als verstuͤnde er ihre sprache nicht. Auch rief er etliche mahl: ach Josef! Josef! wie viel seeliger bistu/ als wir. Ach! du magst todt/ oder lebendig sein/ so bistu doch aller die- ser schmertzen/ die wir uͤm deines liebsten Bruders wil- len leiden/ uͤberhoben. Dan du siehest es nicht/ was wir sehen. Du weist nicht/ daß er so unschuldig in ewige dienstbarkeit geraͤht. Unter allen aber war niemand mehr bekuͤmmert/ als Judah. Niemand war mehr in angst/ als er; weil er seinen Vater beredet/ daß er den ungluͤklichen Ben- jamin mitziehen laßen. Daruͤm warf er sich auch noch einmahl vor den fuͤßen des Schaltkoͤniges nieder. Mein Herꝛ/ sagte er/ laße seinen knecht ein wort reden vor sei- nen ohren. Und sein zorn ergrimme nicht uͤber seinen knecht. Dan Mein Herꝛ ist eben als Farao. Keiner von uns allen darf wieder in unser vaterland. Keiner darf wieder vor unsern Vater kommen/ wo wir unsern Bruder nicht mitbringen. Ich am allermeisten werde die schuld tragen muͤssen. Darzu habe ich mich verpflich- tet. Darzu habe ich mich verpfaͤndet. Dan ich bin es/ der unsern Vater beweget/ ihn mitzuschikken. Auf mei- nes Herꝛn befehl habe ich solches getahn. Weil mein Herꝛ sagte/ wir solten sein angesicht nicht sehen/ wan unser Bruder nicht mitkaͤhme; so muste solches gesche- hen. Meinem Herꝛn zu gehohrsamen/ muste sein knecht/ unser Vater/ beredet werden. Und daruͤm muste ich mich selbsten zum buͤrgen stellen. Kan ich nun so viel gnade sechstes Buch. gnade maͤchtig sein/ so behalte mein Herꝛ mich/ an mei- nes Bruders stat/ zum leibeignen; und laße den Juͤng- ling/ mit seinen Bruͤdern/ hinauf ziehen. Dan/ ohne ihn/ darf ich nach hause nicht kommen. Ich wuͤrde den jammer meines Vaters/ dessen seele an seines Sohnes seele haͤnget/ sehen muͤssen. Ich wuͤrde sehen muͤssen/ daß er vor großem hertzleide stuͤrbe. Ja ich wuͤrde hoͤren muͤssen/ daß ich seine grauen haare mit jammer hinun- ter in die grube gebracht. Dieses alles hatte Josef bisher getahn/ seine Bruͤ- der zu versuchen. Er wolte erfahren/ ob sie mit dem Benjamin auch so tuͤkkisch handeln wuͤrden/ als mit ihm. Er wolte wissen/ ob sie seinem Bruder eben so we- nig liebe zutruͤgen/ als ihm: und ob sie denselben eben so boßhaftig verlaßen wolten/ als ihn. Weil er nun mehr liebe bei ihnen befand/ als er ihm eingebildet; so brach ihm endlich das hertz. Es ward muͤrbe: es schmoltz ihm im leibe. Er konte sich laͤnger nicht halten. Er rief; daß iederman von mir hinausgehe! Als nun kein mensch mehr vor ihm stund/ als seine Bruͤder; da gab er sich ihnen zu erkennen. Da fing er so laut an zu wei- nen/ daß es die Egipter/ und das gesinde des Koͤni- ges hoͤreten. Da sprach er zu seinen Bruͤdern: Ich bin Josef. Lebet mein Vater noch? Und seine Bruͤder konten ihm nicht antworten: so erschraken sie vor sei- nem angesichte. Josef aber fuhr fort: traͤhtet doch her zu mir/ sagte er. Und sie trahten herzu. Da sprach er: ich bin Josef/ euer Bruder/ den ihr den Ismaelern verkauftet. Nun bekuͤmmert euch deswegen nicht: ja denket nicht/ daß ich daruͤm zuͤrne/ weil ihr mich hierher verkauft habt. Dan uͤm eures lebens willen hat mich Gott fuͤr euch hergesandt. Zwei jahr haben wir schon teure zeit gehabt. Nun seind noch fuͤnf jahre vorhan- den/ daß man weder pfluͤgen/ noch aͤrnten wird. Aber Gott hat mich fuͤr euch hergesandt/ daß er euch uͤbrig be- S iiij hal- Der Assenat halte auf erden/ und euer leben errette/ durch eine große errettung. Ja Gott hat es getahn/ nicht ihr. Gott hat mich dem Koͤnige zum Vater gesetzt/ und zum Herꝛn uͤber sein gantzes Haus: ja zum Fuͤrsten uͤber das gantze Egipten. Eilet nun/ und ziehet hinauf zu meinem Vater. Machet euch straks auf/ ihm anzumelden/ daß ich noch lebe. Saget ihm/ daß mich Gott zum Herꝛn uͤber das gantze Egipten gesetzt hat. Sprecht zu ihm/ das lest dir Josef sagen: kom herab zu mir. Du solt im lande Gessen wohnen/ und nahe bei mir sein. Sa- get zu ihm/ daß er/ mit seinen Kindern/ mit seinen Kindeskindern/ und mit seinem kleinen und großem Viehe/ herabkomme. Ich wil ihn versorgen; damit er nicht verderbe/ mit seinem hause/ und allem/ was er hat: dan die teurung wird noch fuͤnf jahre waͤhren. Berichtet ihn/ daß eure eigene augen/ und meines Bru- ders Benjamins augen selbsten gesehen/ daß ich muͤndlich mit euch geredet. Ja verkuͤndiget meinem Vater alle meine herꝛligkeit in Egipten/ und alles/ was ihr gesehen. Eilet/ und komt bald hernieder/ mit meinem Vater. Hierauf fiel er seinem Bruder Benjamin uͤm den hals/ und weinete: und Benjamin weinete gleiches- fals an seinem halse. Auch kuͤssete er alle seine Bruͤder/ und weinete uͤber sie. Endlich redeten sie miteinander; und warden froͤhlich. Niemand aber war froͤhlicher/ als Benjamin/ und Ruben. Eben kahm die lieb- seelige Assenat auch hinein/ ihre Schwaͤger wilkom- men zu heissen. Sie hatte ihre zwei junge Herlein bei der hand: welche ihre Vettern ebenmaͤßig empfingen. Zum wilkommen verehrete sie iedem Schwager ein Fei- erkleid; dem Benjamin aber zwei. Es war ihr leid/ daß sieihre freude/ aus unkuͤndigkeit der Ebreischen sprache/ ihnen nicht mit eigenem munde bezeugen konte. Doch ersetzte solches ihr aͤltestes Herlein Manasse. Die- sechstes Buch. Dieser war ihr Tahlmetscher: dan er hatte einen eige- nen Sprachmeister/ der ihn im Ebreischen und Kaldei- schen unterwiesen. Zwischen dessen kahm der ruf auf die Koͤnigliche Burg/ daß des Schaltkoͤniges Bruͤder kommen we- ren. Da erhub sich eine große freude. Es gefiel dem Koͤnige/ ja allen seinen leuten so uͤberaus wohl/ daß er von stunden an hinschikte/ den Schaltkoͤnig zu hoh- len. Dieser stund eben dazumahl bei dem Koͤnige in hoͤchsten gnaden; weil er ihm so wohl/ als dem gantzen Reiche/ so gar großen nutzen schaffete. Dan er erhielt das Reich vor andern Reichen und laͤndern im hoͤchsten wohlstande. Er errettete die untertahnen vom hunger. Er stiftete hoͤchsterspriesliche Satzungen. Er meh- rete die koͤniglichen Schaͤtze. Er erhub die Koͤnigliche Macht. Ja er machte den Koͤnig so reich/ und so maͤch- tig/ daß er der gewaltigste ward unter allen benachbahr- ten Koͤnigen. Und daruͤm liebte ihn der Koͤnig uͤber al- le maßen. Er suchte allerhand mittel ihm seine dank- barkeit blikken zu laßen. Keine gelegenheit lies er vor- bei/ ihm seine so treuen dienste zu belohnen. Fast kein augenblik verging/ da er ihm nicht eine neue gnade wi- derfahren lies. Ja er hatte den Josef schon so reich gemacht/ und so hoch erhoben/ daß es fast unmuͤglich war ein mehres zu tuhn. Weil nun der Koͤnig erfahren/ daß Josefs Vater noch lebte/ und seine Bruͤder ihm selbst die zeitung gebracht; so lies er auch uͤber diese solche seine gnade gantz uͤberschwaͤnglich gehen. Befehlet euren Bruͤdern/ fagte er zum Josef/ daß sie ihre tiere mit des Reichs be- sten fruͤchten beladen/ und hin nach hause ziehen. Auch saget zu ihnen also: nehmet euren Vater/ und euer ge- sinde/ und komt zu mir. Ich wil euch guͤhter geben in Egipten: und ihr sollet das mark der laͤnder essen. Ja gebietet ihnen/ und sprechet: nehmet mit euch aus S v Egip- Der Assenat Egipten so viel waͤgen/ als ihr noͤhtig habet zu euren Kindern und weibern; und fuͤhret sie alle/ mit eurem Vater/ zu mir. Sehet euren hausraht nicht an. Dan die guͤhter des gantzen Egiptens sollen euer sein. Josef taͤht also/ wie der Koͤnig gesagt hatte. Er verschafte seinen Bruͤdern waͤgen; und gab ihnen zeh- rung mit auf den weg. Auch gab er einem ieden ein Festkleid; dem Benjamin aber fuͤnfe/ mit dreihun- dert silberlingen darzu. Ja er schikte seinem Vater ze- hen esel mit Egiptischen guͤhtern/ und eben so viel mit getreide beladen. Zudem versorgte er sie mit broht und speisen auf den ruͤkweg. Hierbei gingen auch des Koͤ- niges geschenke von guͤldenen und silbernen geschirren/ und andern koͤstlichen sachen: welche zwoͤlf reiter aus den Koͤniglichen Einspaͤnnigern begleiten musten. End- lich als alles zum aufbruche faͤrtig war/ da befahl Jo- sef seinen bruͤdern noch zu guhter letzte: sie solten seinem Vater nicht sagen/ daß er von ihnen verkauft worden. Dan er fuͤrchtete/ Jakob wuͤrde sich deswegen uͤber sie entruͤsten. Daruͤm hatte er auch beschlossen/ ihn selb- sten zu bereden/ daß er den wilden tieren entronnen/ und den Ismaelern in die haͤnde gerahten: welche ihn in Egipten verkauft hetten. Also reiseten Josefs Bruͤder/ unter Koͤniglichem geleite/ fort/ und gelangten in wenig tagen frisch und gesund zu Hebron an. Zur stunde verkuͤndigten sie ih- rem Vater: daß Josef noch lebte; und daß er/ nach dem Koͤnige/ der groͤste Herꝛ in Egipten sei. Aber Jakobs hertz dachte viel anders. Er konte sich gantz nicht bereden ihnen zu gleuben. Doch als sie ihm alle worte des Josefs erzehlet/ und er die wagen/ samt den geschenken/ sahe/ die er ihm schikte; da ward sein geist wieder lebendig. Da gedachte er an Josefs Traum/ den er von den eilf Sternen/ von der Sonne und vom Mohnde/ die sich alle dreizehen vor ihm geneuget/ ge- habt sechstes Buch. habt hatte. Da sahe er/ daß diese dreizehende zahl/ die dreizehen jahre bedeutet/ nach welchen Josef zu seiner herligkeit erhoben worden. Dan im siebenzehenden jah- re seines alters hatte Josef diesen Traum/ und im dreissigsten/ naͤhmlich dreizehen jahre darnach/ ward er Schaltkoͤnig: und diese hohe stahtswuͤrde hatte er eben itzund neun jahre besessen. Und daruͤm sprach Israel: ich habe genug/ daß mein Sohn noch lebet. Ich wil hin/ und ihn sehen/ eh ich sterbe. Straks ward alles zur reise faͤrtig gemacht. Ge- schwinde muste sich iederman ruͤsten. Flugs warden die guͤhter gepakt/ die waͤgen beladen/ die esel belaͤsti- get. Eilend lies man die Viehheerden zusammentrei- ben. In der hast muste alles geschehen. Und also mach- te sich Jakob alsobald auf/ mit allem was er hatte. Aber als er nach Bersaba/ bei den Brunnen des Ei- des/ gelanget: da opferte er zuvor dem Gotte seines Vaters Isaaks; damit Er seine reise begluͤkken/ und zugleich auch anzeigen moͤchte/ ob sie vor sein Geschlecht ersprieslich sein wuͤrde. Dan er besorgete sich/ seine Nachkommen moͤchten in der Egiptischen wohlluͤstigen fruchtbarkeit kuͤnftig so große lust schoͤpfen/ daß sie al- da gar blieben/ und das land Kanaan/ das ihnen Gott versprochen/ einzunehmen vergessen wuͤrden. Hierauf erschien ihm der HERR des nachtes im gesichte. Jakob/ Jakob/ rief Er: und Jakob ant- wortete/ hier bin ich. Da sprach der HERR zu ihm: Ich bin Gott/ der Gott deines Vaters. Fuͤrchte dich nicht hinab/ in Egipten/ zu ziehen. Dan daselbst wil ich dich zu einem großen Volke machen. Ich wil mit dir hinab ziehen. Ich wil dich fuͤhren: und Josef sol seine haͤnde auf deine augen legen. Dessen Nachkommen werden lange zeit herschen: und aus ih- nen wil ich einen Fuͤrsten erwekken: der das versproche- ne Land mit gewaltiger hand einnehmen/ und unter dein Geschlecht austeilen wird. Straks Der Assenat Straks auf den morgen brach Jakob von Bersa- ba auf. Seine Soͤhne fuͤhreten ihn/ samt ihren Kin- dern und Weibern/ auf den waͤgen/ die der Koͤnig ge- schikt hatte. Alles Vieh/ und alle habe/ die sie in Ka- naan erworben hatten/ nahmen sie mit: und kahmen also in Egipten/ Jakob/ und sein Saame mit ihm. Judah eilete mit starken tagereisen voran/ dem Jo- sef seines Vaters ankunft zu verkuͤndigen. Straks setzte sich der Schaltkoͤnig/ mit seiner Gemahlin/ auf seinen wagen/ und zog ins land Gessen/ seinem Va- ter entgegen. Sobald er ihn sahe/ fiel er ihm uͤm den hals/ und weinete lange an seinem halse. Jakob aber sprach zum Josef: ich wil nun gerne sterben/ nachdem ich dein angesicht gesehen. Dan nun bin ich versichert/ daß du noch lebest. Assenat/ und alle Egipter verwunderten sich uͤber Jakobs so ansehnliche und gleichsam bluͤhende gestalt. Dan sein altertuhm war noch so schoͤn als eine jugend; seine lippen so roht/ sein angesicht so lebendig von farbe/ seine augen so klahr und helle/ als eines dreissigjaͤhrigen Mannes. Auch war er an schultern/ kniehen/ beinen und seenen so stark/ als ein held: und sein haar auf seinem heupte so weis/ als der schnee. So weis war auch sein bahrt; der sich bis uͤber die brust recht zierlichausbreitete. Ja sie verwunderten sich auch uͤber die maͤnge so wohl/ als ansehnligkeit seiner Kinder und Kindeskinder; derer dazumahl/ den Ertzvater selbsten mitgerechnet/ sieben- zig seelen beieinander waren. Assenat empfing den Ertzvater mit uͤberaus großen freudenbezeugungen: und er gab ihr den seegen/ und kuͤssete sie. Mitlerweile redete Josef mit seinen Bruͤdern/ und gab ihnen/ unter andern/ zu verstehen/ daß er dem Koͤ- nige andienen wolte: sein Vater/ mit seinem gantzen Hause/ sei angelanget; auch hetten sie alle ihre habe/ und alles ihr vieh mitgebracht. Daruͤm/ wan der Koͤ- nig sechstes Buch. nig sie fordern liesse/ und fragte: was ihr tuhn und ge- werbe sei? solten sie antworten: daß sie leute weren/ die gewohnet mit Vieh uͤmzugehen/ eben wie ihre Vaͤter getahn. Dan er wolte gern/ daß sie/ im lande Gessen/ saͤmtlich beieinander allein und absonderlich wohnen moͤchten; weil alle Viehhuͤrten/ und die das Vieh schlachteten/ den Egiptern/ die es vor Goͤtter hielten/ ein greuel weren. Hierauf begab sich Josef straks zum Koͤnige/ und sagte ihm solches an. Auch baht er zugleich/ daß der Koͤnig seinen Bruͤdern/ weil sie mit der viehzucht sich naͤhreten/ vergoͤnnen moͤchte im lande Gessen zu woh- nen. Dan alda war eine fette viehweide/ eine rechte schmaltzgrube. Alda hatte Josef und Assenat viel eigene liegende gruͤnde. Zudem gehoͤhrete das gantze land ohne das seiner Gemahlin Vater/ als Heliopel- schem Ertzbischoffe/ zu. Kein besseres und gelegneres hetten sie wuͤndschen koͤnnen/ als dieses; da sie von al- len Egiptern abgesondert wohnen/ und ihr tuhn und wesen allein haben mochten. Also konte sich kein unwil- le unter beiden erregen. Also konten sie die Egipter/ welche kein vieh mochten schlachten sehen/ nicht aͤrgern. Straks darnach fuͤhrete Josef auch fuͤnf seiner juͤngsten Bruͤder zum Koͤnige: welcher sie sehr freund- lich empfing. Von stunden an fragte er: was ihre nah- rung sei? Sie antworteten: des Koͤniges knechte ge- hen mit Vieh uͤm/ wie unsere Vaͤter getahn. Wir seind kommen alhier zu wohnen. Dan im lande Ka- naan war nichts/ als misgewachs/ zu finden: und wir hatten kein futter mehr vor unsere heerden: so hart druͤk- ten die misjahre das land. Daruͤm bitten wir unter- taͤhnigst/ daß der Koͤnig im lande Gessen seinen knech- tenzu wohnen vergoͤnne. Hierauf wendete sich der Koͤ- nig nach Josef zu. Es ist euer Vater/ sagt er/ und es seind eure Bruͤder/ die zu euch seind kommen. Das gantze Der Assenat gantze Egipten stehet euch offen. Laßt sie im besten lande wohnen. Laßt sie wohnen im lande Gessen. Wan auch leute unter ihnen zu finden/ die ihr wisset/ daß sie tuͤchtig seind; so setzt sie uͤber mein Vieh. Endlich brachte Josef ebenmaͤßig seinen Vater hin- ein/ und stellete ihn vor den Koͤnig. Den seegnete Ja- kob. Der Koͤnig aber/ welcher uͤber sein hohes/ und zugleich geruhiges alter verwundert war/ fragte ihn: wie alt er sei? Der Ertzvater antwortete: der jahre mei- ner walfahrt seind hundert und dreissig. Wenig und boͤse ist die zeit meines lebens/ und langet nicht an die zeit meiner Vaͤter/ in ihrer walfahrt. Nach etlichen wenigen reden mehr seegnete Jakob den Koͤnig aber- mahl/ und nahm seinen abtrit. Josef aber verschafte seinen Bruͤdern wohnungen am besten orte des landes: naͤhmlich uͤm Heliopel heruͤm; wie der Koͤnig befoh- len. Ja er versorgete seinen Vater/ und sein gantzes Haus. Er versorgete seine Bruͤder/ nachdem ein ieder kinder hatte. Eben damahls ward die Teurung in allen laͤndern rund heruͤm ie laͤnger ie groͤsser. Nirgend war broht zu finden. Egipten und Kanaan verschmachteten vor hunger. Im ersten und itzt verflossenem zweiten mis- jahre hatte Josef/ durch den verkauf des getreides/ al- les gemuͤntzte gold und silber aus Egipten und Ka- naan zusammengebracht. Nun ging es an das silber- werk. Nun brachte man dem Josef alle silberne und guͤldene geschirre. Alle ringe/ alle edele steine/ alle schatz- stuͤkke musten herhalten: ja alles was seltzam und koͤst- lich war. In der wohlfeilen zeit hatte der Schaltkoͤnig/ zum einkauffe des getreides/ vier Einhoͤrner aus der koͤ- niglichen kunstkammer zu gelde gemacht. Aber ehe vier hungers jahre verlieffen/ waren derer zwoͤlfe vor han- den. Ja er loͤsete vor Korn/ in den ersten drei teuren jahren/ hundert mahl mehr wieder ein/ als er in den vo- rigen sechstes Buch. rigen wohlfeilen sieben jahren ausgegeben. Dan alle schaͤtze aus Asien und Afriken brachte Josef/ durch dieses mittel/ in die Schatzkammer des Reichs und des Koͤniges zusammen. Zudem zogen auch viel menschen aus den uͤmliegenden reichen und laͤndern/ ihr leben zu erhalten/ in Egipten. Also hatte zu der zeit das Egiptische Reich seines gleichen nicht/ weder an geldmitteln/ noch an macht der manschaft/ noch auch an lebensmitteln/ in der gantzen welt: welches man/ naͤchst Gott/ niemand/ als dem ei- nigen Josef/ zu danken. Daruͤm liebte ihn auch ieder- man. Jederman ehrete ihn/ als einen Vater/ als ei- nen Heiland und Erhalter des gantzen Egiptens. Es war fast kein haus zu finden/ da Fuͤrst Josefs Bild- nuͤs/ neben dem Koͤniglichen/ nicht hing. Ja sie hetten ihn oͤffendlich/ wie sie es schon heimlich taͤhten/ gar vor einen Gott angebaͤhtet; wo es Josef nicht ernstlich verbohten. Und also war es weit gefehlet/ daß ihn ei- niger Egiptischer Fuͤrst/ wie bei andern Hoͤfen gewoͤhn- lich/ beneiden sollen. Josef verhielt sich gegen iederman solchergestalt/ daß er allen hohen Heuptern allen eifer/ und alle misgunst benahm. Sie musten ihn lieben. Anders konten sie nicht tuhn. Josef war derselbe/ der alles versorgete. Er war derselbe/ der seinen Beschuͤtzer beschuͤtzte. Er war des Koͤniges Augapfel; der stab/ darauf er sich lehnete. Ja er war alles in allen. Die Mohren und Araber spanneten zusammen. Sie kahmen mit gewafneter hand Egipten zu uͤber- fallen. In ihren laͤndern litte man hunger. Der sahe ihnen aus den augen. Der machte der Araber grausa- me gestalt noch grausamer; ihr wuͤhtendes hertz noch wuͤhtender; ihre reuberische ahrt/ noch reuberischer/ noch bluhtduͤrstiger. Sie unterstunden sich die Egipti- schen Kornheuser zu pluͤndern. Sie unterfingen sich das getreidig wegzurauben. Aber Josef begegnete ih- nen Der Assenat nen mit einer gewaltigen macht. Man schlug sie zum Reiche hinaus. Ihr Feldherꝛ ward gefangen. Den stelte Josef/ ohne einiges loͤsegeld/ auf freien fuß. Darzu verehrte er ihm eine zimliche maͤnge getreides. Darzu vergoͤnte er allen Arabern ein sicheres geleite. Sie mochten frei und ungehindert in Egipten kom- men/ getreide zu kauffen. Aber nicht mehr als hundert auf ein mahl. Hetten sie kein geld mehr/ so moͤchten sie vieh bringen. Kein lebensvorraht solte ihnen gewei- gert werden. Durch solche freigebigkeit und verguͤnsti- gung/ beguͤhtigte Josef diese wilden Voͤlker dermas- sen/ daß sie sich uͤberaus friedlich erzeigten. Ja sie schaͤtzten sich gluͤklich/ daß man ihnen lebensmittel/ vor geld oder geldeswaͤhrt/ zukommen liesse. Inmittelst wuchs die Teurung immer mehr und mehr an. Die hungersnoht ward ie laͤnger ie groͤsser. Kein geld/ noch andere sachen/ die man zu gelde ma- chen konte/ getreide zu kauffen/ waren mehr vor han- den. Die Egipter schrien uͤm broht. Sollen wir/ nun/ sagten sie zum Schaltkoͤnige/ vor hunger sterben/ weil wir kein geld haben? Josef antwortete: schaffet euer vieh her. Da brachten sie das vieh: und er gab ih- nen broht uͤm ihre pferde/ schafe/ rinder und esel. Al- so ernaͤhrete er sie dasselbe jahr/ uͤm alles vieh/ das sie hatten/ mit brohte. Da nun dieses vierde jahr uͤm war/ kahmen sie im fuͤnften wieder zu ihm. Wir koͤn- nen/ sagten sie/ unsrem Herꝛn nicht verhalten/ daß alles geld und alles vieh hin ist zu unsrem Herꝛn. Nun haben wir fuͤr ihn nichts mehr uͤbrig/ als nur unsre leiber und unsre felder. Waruͤm sollen wir sterben fuͤr unsrem Her- ren? Er kauffe uns und unser land/ und gebe uns broht und saamen. Wir und unser land wollen dem Koͤnige leibeigen sein: damit wir leben und nicht sterben/ auch unser feld nicht veroͤde. Also kaufte Josef dem Koͤni- ge das gantze Egipten. Dan die Egipter/ weil die hun- sechstes Buch. hungersnoht so gar groß war/ verkauften/ einieder/ sei- nen akker. Dergestalt ward das gantze land/ mit allen einwohnern/ dem Koͤnige eigen. Und Josef teilete das Volk aus in die staͤdte. Aber der Priester feld kaufte er nicht. Die behielten ihre freiheit/ und aͤkker. Dan der Koͤnig hatte verordnet/ daß sie von dem benanten/ da- mit er sie begnadiget/ ernaͤhret wuͤrden. Als nun Josef alle Egipter gekauft hatte/ da sprach er zu ihnen: heute habe ich euch und euer feld dem Koͤnige zu eigen gekauft. Da habet ihr saamen/ und besaͤet das feld. Von dem gewaͤchse solt ihr den fuͤnften dem Koͤnige geben. Vier teile sollen euer sein. Damit koͤnt ihr euer haus/ und eure kinder versorgen. Sie antworteten alle: wan wir nur leben/ und gnade fin- den fuͤr unsrem Herren/ so wollen wir dem Koͤnige gern leibeigen sein. Also machte Josef ein ewiges ge- setz uͤber der Egipter feld: daß der fuͤnfte dem Koͤni- ge gegeben wuͤrde. Aber der Priester feld blieb frei. Hingegen hatte der Schaltkoͤnig/ so lange die teu- rung waͤhrete/ die gantze maͤnge des volkes zu speisen. Das muste er tuhn/ wan er diejenigen/ die er dem Koͤnige zu leibeignen gekauft/ nicht wolte verhungern laßen. Er bestellete dan uͤberal Ausspender der lebens- mittel. Durch diese lies er iedem taͤglich nur so viel rei- chen/ als die nohtdurft erheischete. Davor musten sie zu hofe dienen. Sie musten dem Koͤnige froͤhnen. Weil in den noch waͤhrenden misjahren der akker nur verge- bens bestellet ward; so warden sie zu andern frohndien- sten angehalten. Josef lies niemand ledig gehen. Kei- nem lies er den muͤßiggang zu. Sie warden zum baue der Staͤdte/ Schloͤsser/ Tuͤrne/ und anderer gebeue ge- brauchet. Teils musten an den Grab- und Sonnen-spi- tzen helfen. Andere musten Wasserleitungen/ und Fischteiche graben. Noch andere die Taͤmme uͤm den Niel und vor den aͤkkern ausbuͤßen und erhoͤhern. T Auch Der Assenat Auch lies Josef/ nach seiner eignen erfindung/ ein Nielsmaß bauen: welches den groͤsten/ kleinsten/ und mittelmaͤßigen anwachs des Niels eigendlich an- wiese. Dieses stund am Ufer des flusses. Rund uͤm- her war eine starke steinerne mauer gezogen. Von hier ging man/ durch eine steinerne treppe/ hinunter an den brunnen: dessen wasser/ mit dem Niele/ zugleich stieg/ und fiel. Mitten in diesem Wasser/ das durch roͤhren aus dem Niele dahin geleitet ward/ stund das Nielmaß selbsten. Es war eine lange marmelsteinerne Seule/ mit etlichen gewissen zeichen nach oben zu. An denen konte man sehen/ wie hoch sich der Niel taͤglich erhub. Also hielt Josef nicht allein alle Egipter zur arbeit; sondern stiftete ihm auch/ durch solche herliche gebeue/ ein ewiges gedåchtnuͤs. Ja er zierete dadurch das gan- tze Egipten. Endlich fand Josef vor die muhtwilligen faullen- tzer/ und andere verbrecher noch eine andere arbeit. Die ward ihnen zur strafe auferlegt. In den Mohrenlaͤn- dischen Bergen giebt es sehr viel Goldadern: durch wel- che zu weilen der Niel faͤllet/ und den Goldsand abspuͤh- let. Diesen fuͤhret er/ unter dem andern schlamme/ mit sich in Egipten. Aus solchem schlamme lies Jo- sef/ mit waschen und reinigen/ den goldsand samlen. Der ward hernach gantz klein zu staube gerieben/ und in schmaͤltzkruͤgen geschmoltzen. Auch schikte er ein teil ge- melter verbrecher an die Egiptischen grentzen/ nach Ara- bien und dem Mohrenlande zu. Alda hatte er/ im ge- buͤrge/ befunden/ daß durch etliche weisse marmelrotsen hin goldadern lieffen. Diese goldadern musten sie/ samt den steinen/ aushakken/ und in moͤrseln zum staube stos- sen: darnach den staub auf breiten marmeltafeln noch kleiner reiben/ und dan mit wasser so vielmahls abspuͤh- len/ bis sie das gold vom steinichten zeuge gesondert. Endlich ward dieser geriebene und gereinigte goldst aub/ mit sechstes Buch. mit blei und anderem ertzwerke/ in schmaͤltztoͤpfe/ welche man oben mit erde fest vermachte/ getahn/ und auf ei- nem kohlfeuer geschmoltzen. Und also zeigete Josef den Egiptern/ durch die Scheidekunst/ auch das gold- machen: darinnen sie sich nach der zeit immer mehr und mehr geuͤbet. Doch hielten sie es so heimlich/ daß es an- dere voͤlker nicht nachtuhn solten. Eben uͤm diese zeit/ da Josef am allergeschaͤftigsten war den Egiptern das muͤßiggehen abzugewoͤhnen/ trug sich was wunderseltzames zu. Der Koͤnigliche Fuͤrst sahe die Assenat ohngefaͤhr auf der Koͤniglichen burg wandeln. Er sahe ihre fuͤrtrefliche schoͤnheit. Er erblik- te ihr allerliebseeligstes wesen. Zur stunde ward er ver- liebt. Ein strahl ihrer schoͤnen augen verwundete sein hertz. Dis brante vor liebe. Und diese liebe trieb ihn zu einer fremden entschliessung. Er entschlos sich den Schaltkoͤnig aus dem wege zu reumen/ und die Asse- nat zu ehligen. Dieses vornehmen offenbahrte er dem Gad und Simeon. Er suchte sie zu vermoͤgen/ den Josef zu toͤdten. Eine große maͤnge goldes und silbers verhies er ihnen. Darzu solten sie zu großen aͤmtern be- foͤrdert werden. Die verheissungen waren groß. Aber ihre bruͤderliche treue war noch groͤsser. Sie wolten an ihrem Bruder/ dem sie so viel guhtes zu danken/ keine verraͤhter/ keine meuchel moͤrder werden. Sie taͤhten/ als hoͤreten sie nicht. Sie schlugen keine achtung auf seine worte. Weil nun dieser anschlag dem koͤniglichen Fuͤrsten nicht gelungen/ so war er auf einen andern bedacht. Mit list suchte er sie zu gewinnen. Mit luͤgen vermeinte er zu seinem ziele zu bekommen. Er verfuͤgte sich dan al- lein zu der Magd soͤhnen/ dem Dan und Gad. Die- sen rieb er die ohren. Er gab ihnen zu verstehen: daß ihnen Josef den tod gedreuet. So bald ihr Vater das heupt legte/ solten sie hingerichtet werden. Sie weren T ij nur Der Assenat nur Maͤgdekinder. Sie hetten ihn den Ismaelern ver- kauft. Und noch itzund beneideten sie ihn. Daruͤm wolte er nicht zulaßen/ daß sie mit seinen Bruͤdern er- ben solten. Dieses alles hette Josef vor den ohren des Koͤniges geredet. Er selbsten were darbei gewesen. Was meinet ihr nun/ fuhr der Koͤnigliche Fuͤrst fort? was urteilet ihr von diesen reden? Habt ihr nun nicht uhrsa- che genug eurem untergange bei zeiten vorzukommen? Wan euer Vater todt ist/ wird es zu spaͤhte sein. Straks mus es geschehen. Itzund muͤst ihr den Josef aufreiben. Ich wil euch etliche reiter darzu verschaf- fen. Morgen wird er/ mit seiner Gemahlin/ von He- liopel nach Memfis reisen. Unterwegens wartet ihm auf den dienst. Schlaget ihn todt. Nehmet die Assenat gefangen/ und fuͤhret sie in den busch. Da wil ich zu euch kommen. Ja ich selbsten wil auch mei- nen Vater aus dem wege reumen. Zu gleicher zeit wil ichs tuhn. Und dieses mus ich tuhn; weil er dem Jo- sef als ein Vater ist: damit er seinen tod nicht rechen koͤnne. Mit diesen listigen reden liessen sich Dan und Gad fangen. Darzu kahmen noch große verheissungen. Zur stunde entschlossen sie sich. Alsobald griffen sie zur sa- che. Straks machten sie sich auf. Geschwinde musten ihnen dreissig reiter folgen. In einem busche wolten sie zusammenkommen. Da solte man auf Josef lauren. Unterdessen ging der Koͤnigliche Fuͤrst des nachts nach des Koͤniges schlafkammer zu. Da gedachte er seinen Vater hinzurichten. Aber dieser anschlag schlug ihm fehl. Gott bewahrte den Koͤnig. Die leibwaͤchter wolten ihn nicht hinein laßen. Dem Koͤnige/ sagten sie/ hat das heupt weh getahn. Nun hat er sich ein wenig zur ruhe begeben. Und wir haben befehl/ niemand/ auch nicht den Koͤniglichen Fuͤrsten/ zu ihm einzulaßen. Das hat er uns ausdruͤklich gebohten. Weil sechstes Buch. Der Assenat Weil nun der Koͤnigliche Fuͤrst alhier nichts schaf- fen konte/ so nahm er funfzig kriegsknechte zu sich. Mit denen eilete er nach dem orte der lauerwache zu; da Gad und Dan in bereitschaft stunden. Eben brach die mor- genroͤhte herfuͤr/ als er alda ankahm. Nicht lange dar- nach nahete sich die Schaltkoͤnigin Assenat. Mit sie- ben hundert teils reitern/ teils fußgaͤngern ward sie be- gleitet. Straks fiel der Koͤnigliche Fuͤrst auf den vor- trab an. Unversehens ward er uͤberraschet. Ploͤtzlich er- hub sich der streit. Alsobald warden alle/ die nicht straks zum gewehre kommen konten/ niedergehauen. Ben- jamin saß eben bei der Schaltkoͤnigin auf ihrem wa- gen. Dieser sahe den Koͤniglichen Fuͤrsten mit gewalt auf sie zu dringen. Geschwinde sprang er aus der kut- sche. Hastig nahm er einen stein. Damit schleiderte er dem Fuͤrsten in seine linke seite/ und traf ihn so wohl/ daß er ploͤtzlich vom pferde stuͤrtzte. Mitlerweile waren alle der Assenat leute/ bis auf einen/ niedergemaͤtselt. Der hatte sich mit der flucht gerettet/ und dem Simeon und Levi angezeiget/ was sich begeben. Straks nahmen diese alle streitbare maͤn- ner/ die bei ihnen waren/ mit sich; und eileten/ die Schaltkoͤnigin zu retten. Unvermuhtlich fielen sie auf die Straßenschaͤnder zu. Viele schlugen sie todt. Dan und Gad aber flohen in das Papierschilf/ da es am dikkesten stund. Benjamin/ welcher/ mit der Schaltkoͤnigin/ noch im fliehen begriffen/ ward dessen straks gewahr. Zur stunde kante er seine Bruͤder. Flugs lies er uͤmkehren. Er fand Simeon und Levi sehr erhitzt/ und im vor- satze den Dan und Gad zu toͤdten. Aber er ward ein friedemacher. Er besaͤnftigte ihren zorn. Er versuͤh- nete die Bruͤder. Der koͤnigliche Fuͤrst lag noch auf der schaarmuͤtzelstat. Man hub ihn auf. Man wusch und verband seine wunde. Also brachte man ihn zu seinem koͤnigli- sechstes Buch. koͤniglichen Vater. Dem erzehlete man die gantze be- gaͤbnuͤs. Der Koͤnig strafte die sache nicht. Er dankte ihnen vielmehr/ daß sie seines Sohnes geschohnet/ und ihn nicht gar todt geschlagen. Gleichwohl starb er auf den dritten tag darnach. Dieser tod des Koͤniglichen Fuͤrstens ging dem Koͤ- niglichen Vater so zu hertzen/ daß er ihm in kurtzer zeit folgete. Neun und neuntzig jahr alt war er/ da er starb. Sein Reich befahl er dem Josef: welcher eben zwoͤlf jahr Schaltkoͤnig gewesen. Dan sein zweiter Koͤnigli- cher Sohn und kuͤnftiger Nachsas/ den ihm Gott in sei- nem hohen alter gegeben/ lag itzund noch an seiner Mut- ter brust. An dessen stat solte Josef so lange herschen/ bis er die jahre erreichet gekroͤhnet zu werden. Dieses verrichtete er auch so treulich/ daß man ihn/ durch das gantze Egipten/ anders nicht nennete/ als den Vater des jungen Koͤniges. Ja er wolte rechtschaffen dank- bar sein/ vor die uͤberschwaͤngliche gunst/ die ihm der alte Koͤnig Nefrem erwiesen. Daruͤm lies er ihm auch vor der stadt Memfis/ eine praͤchtige Grabspitze bauen. Kaum war Nefrem verblichen/ als er hierzu schon anstalt machte. Straks warden die steine gehauen/ und herzu gefuͤhret. Fast das gantze Egipten muste helfen. Auch war iederman willig. Keinen antreiber hatte man noͤhtig. Niemand wolte der letzte sein/ mit eigener hand seinem Koͤnige die letzte schuldigkeit abzustatten. Frisch ging der bau fort. Noch zwei jahre waͤhrete der hunger: und fast so lange der stilstand des akkerbaues. Daruͤm ward solcher bau in so kurtzer zeit weiter ge- bracht/ als man sonst in zwoͤlf jahren tuhn koͤnnen. Dan als der miswachs aufhoͤrete/ stund er meist in sei- nem vollen wesen. Nunmehr besaͤnftigte sich der zorn des Himmels. Seine ruhte verschwand. Die misjahre lieffen zum en- de. Seine vorige ahrt nahm der Niel wieder an. Bis- T iiij her Der Assenat her hatte er sich/ als ein karger stiefvater/ erwiesen. Nun ward er uͤm so viel milder. Recht våterlich erzeig- te er sich uͤber Egipten. Reichlich ergos er sich. Reich- lich befeuchtete er das lechzende land. Mildiglich traͤnk- te er die duͤrstigen aͤkker. uͤberfliessig befruchtete er die unfruchtbaren felder. Indessen war Josef schon her- uͤm gezogen. Er hatte zur saatzeit schon anstalt gemacht. Er hatte die aͤkker ausgeteilet: die landguͤhter des Koͤ- niges eigenen leuten ausgelehnet; ja alles/ was den landbau betraf/ durch das gantze Egipten versorget. Diese Land- und lehn-guͤhter solten sie besitzen und nuͤ- tzen/ als ihr eigentuhm. Davor solte dem Koͤnige von den eingeaͤrnteten fruͤchten der fuͤnfte teil jaͤhrlich gege- ben werden. Und hierdurch ward so wohl den untertah- nen/ als dem Koͤnige/ maͤrklich geholfen. Diesem/ weil er/ und alle seine nachkommen zu ewigen zeiten ein großes jaͤhrliches einkommen zu hoffen: und jenen/ weil sie so unvermuhtlich wieder zu Landguͤhtern kahmen. Nach verrichtung so vieler muͤhseeligen stahts ge- schaͤfte/ zog Josef/ mit seiner Assenat/ nach He- liopel/ sich mit seinem Vater und Schwiegervater ei- ne zeit lang zu ergetzen. Alda nahm er seinen sitz auf der Sonnenburg: die er/ seiner Gemahlin zu liebe/ schon mit pråchtigen gebeuen ergroͤssert. Auch hatte er nahe darbei den grund gelegt zu einem nicht weniger praͤchti- gem Schuhlbaue. Diesen bau setzte er/ durch seine ge- genwart/ dermaßen fort/ daß er in sechs mohnden vol- endet ward. Inmittels hatte er zu Lehrern albereit die beruͤhmtesten Sternschauer/ und in andern kuͤnsten er- fahrnesten Maͤnner entbohten. Dan er war gesonnen alhier eine Schuhle zu stiften/ darinnen die jugend in der großen Lehrkunst solte unterwiesen werden. Auch ging alles nach seinem sinne gluͤklich fort. Es war kei- ne Kunst/ die alhier nicht bluͤhete: keine Wissenschaft/ die sechstes Buch. die nicht zu ihrer muͤglichsten volkommenheit gelangete. Die Maßkunst stieg uͤberaus hoch: die Sternschauerei noch hoͤher. Alle Deutkuͤnste so wohl der haͤnde/ gesich- ter/ gestalten und gebaͤhrden der Menschen/ als des Ge- stirnes selbsten/ warden alhier geuͤbet. Ja man lehrete/ wie man aus den zeichen und zuͤgen der euserlichen ge- stalt die innerliche kraft und beschaffenheit aller geschaf- fenen dinge erkennen solte. Und also erzog und erzielete diese Schuhle viel fuͤrtrefliche gelehrte Leute. Sie brach- te der Gelehrten welt einen uͤberschwaͤnglichen schmuk/ einen uͤberaus großen nutzen; und ihrem Stifter einen ewigen nahmen. T v Der Der Assenat Der Assenat Siebendes Buch. A Ssenat hatte den schrik/ den ihr der Koͤnigliche Fuͤrst/ durch sein gewalt- taͤhtiges beginnen/ eingejagt/ noch nicht vergessen. Er lag ihr noch in allen glie- dern. Ja er hatte sich so eingewurtzelt/ daß er sie immer mehr und mehr schwaͤchete. Von der zeit an hatte sie keine recht froͤhliche stunde gehabt: wie- wohl der Schaltkoͤnig alle mittel/ sie zu erlustigen/ ge- suchet. Auch tåht er es noch alle tage/ bald durch lust- fahrten/ bald durch ergetzliche gespreche/ bald durch an- dere kurtzweile. Aber alles half sehr wenig. Ihre leben- dige farbe verlohr sich von tage zu tage mehr und mehr. Ihr liebliches angesicht ward immer bleicher und blei- cher. Ihre zuvor klahre helleuchtende augen verlohren ihren glantz ie laͤnger ie mehr. Die ehmahls so lieblich/ so froͤhlich/ so anmuhtig spielenden blikke warden im- mer schwaͤcher und schwaͤcher/ immer trauriger und trauriger: ja die gebaͤhrden ingesamt allezeit niederge- schlagener. Und also lies es sich mit ihr/ wo nicht zum tode/ doch zum wenigsten zu einer gefaͤhrlichen krank- heit an. Auf einen mittag war Josef/ mit seiner lieben As- senat/ bei seinem Vater zu gaste. Bei diesem mahle befanden sich auch ihre zween Soͤhne/ Manasse und Efraim: als auch Josefs zwee Bruͤder/ der aͤlteste Ruben/ und der juͤngste Benjamin. Man trachtete die Assenat auf allerlei weise froͤhlich zu machen. Der Ertzvater Jakob selbsten schien seine jugendlichen spie- le wieder hervor zu suchen. Allerhand schertzworte lies er siebendes Buch. Der Assenat er aus. Allerhand kurtzweile stellete er an. Und dieses alles geschahe unter dem lieblichsten getoͤhne der helklin- genden schaͤllenspiele/ unter dem anmuhtigsten klange der singenden stimmen. Ja es ging so hertzlich froͤh- lich/ so lieblich lustig/ so anmuhtig vertraulich zu/ daß es ein halbhimlisches wohlleben zu sein schien. Dadurch vermeinte man die traurige Assenat zu erfroͤhlichen/ ihren unmuht zu vertreiben/ ihre schwaͤchligkeit zu er- frischen. Aber wiewohl sie sich froͤhlich zu sein zwang/ so hatte es doch keinen bestand. Es waͤhrete nur eine kleine weile. Ploͤtzlich erblassete sie/ als eine leiche. Jaͤhligen ward sie stille. Die lippen warden todtenbleich: die au- gen halb gebrochen. Der ahtem blieb zuruͤk. Sie sank auf ihres Liebsten schoß nieder. Jederman erschrak. Die lust verschwand. Die saͤnger schwiegen. Die schaͤllen- spiele warden nicht mehr beweget. Die gantze geselschaft ward traurig. Josef strich ihr straks seinen schlag- balsam unter die nase. Der Ertzvater tunkte sein tafel- tuͤchlein in essig/ und hielt es ihr vor. Benjamin nahm safran und ein wenig goldes. Damit rieb er in- wendig das unterste glied des goldfingers an ihrer lin- ten hand/ ihr hertz zu staͤrken. Hierauf erhohlte sie sich ein wenig. Hierauf kahm sie/ aus ihrer ohnmacht/ wieder zu sich selbst. Und so bald sie sprechen konte/ be- gehrte sie zu bette. Zwischen dessen warden zween Aertzte gehohlet. Einer solte das Hertz/ der andere das schweere durch schroͤkken entstellete gebluͤhte genaͤsen. Dan dazumahl war es bei den Egiptern gebreuchlich/ daß ein ieder Artzt nur ein glied des menschlichen leibes artzneien muste. Diese ur- teileten aus allen uͤmstaͤnden/ daß die unbaͤsligkeit der Schaltkoͤnigin von einem jaͤhligen schroͤkken herruͤhre- te. Hiernach richteten sie auch ihre artzneien. Hier- nach ward die gantze genaͤsung angestellet. In drei ta- gen brachten sie es so weit/ daß sie wieder so viel kraͤfte be- siebendes Buch. betahm/ daß sie gehen und stehen konte. Aber sich in die luft zu wagen/ weil es eben winterte/ wolten sie ihr nicht rahten. Daruͤm blieb sie noch acht tage bei dem Schwiegervater/ sich was mehr zu erhohlen. Auch er- hohlte sie sich/ und bekahm ihre kraͤfte zimlich wieder: aber ihre vorige bluͤhende farbe nicht. Die blieb aussen/ so lange sie lebete. Nach verflossenen acht tagen begab sie sich wieder auf ihre Sonnenburg. Alda trug sie belieben die meiste zeit ihres uͤbrigen lebens zu verschliessen. Josef be- muͤhete sich unterdessen sie zu ergetzen/ so viel als er kon- te. Auch besuchte sie der Ertzbischof/ ihr Vater/ fast al- le tage. Mit dem fuͤhrete Josef viel reden/ die den wahren Gottesdienst betrafen. Unter andern eroͤfnete er ihm auch den Nahmen Gottes/ Jehovah: welchen Er selbst seinem Obergroßvater dem Abraham zum allerersten geoffenbahret. Darneben erklaͤhrete er des- selben sin und eigendlichen verstand. Dieses gefiel dem Ertzbischoffe so wohl/ daß er in das Heliopelsche Goͤ- tzenhaus der Sonne von stunden an diese worte mit guͤldenen buchstaben/ in Egiptischer sprache/ schreiben lies: Ich bin/ der da war/ der da ist/ und der da sein wird: meine dekke hat niemand iemahls aufgedekt. Auch warden sie nachmahls in die mei- sten Egiptischen Goͤtzenheuser gleichesfals geschrieben. Ja selbst uͤber der Weisheit Goͤtzenbilde/ welches an- ders nicht/ als die Isis oder Assenat selbsten/ sein sol- te/ lase man/ in ihrem Goͤtzenbaue zu Sais/ folgende uͤberschrift: Ich bin das algemeine Alles/ das ge- wesen ist/ das noch ist/ und das zukuͤnftig sein wird: meine strahldekke hat kein sterblicher ie- mahls aufgedekt. Assenat selbsten/ welche nunmehr der Welt schon abgestorben zu sein schien/ hatte ihre sonderliche lust in dergleichen gespråchen. Fast von nichts anders/ als dem Der Assenat dem lebendigen Gotte/ wolte sie hoͤren In keinen an- dern/ als in Goͤttlichen dingen/ schoͤpfte sie freude. Schwatzte schon iemand von der Welt/ und weltli- chen sachen; so gingen doch unterdessen alle ihre gedan- ken nach dem Himmel und den himlischen dingen zu. Da war ihr gantzes hertz. Dieses ging ihr/ mit den ohren/ zugleich auf/ wan ihr liebster Josef davon zu sprachen begunte. Immerfort reitzte sie ihn darzu an. Fort und fort fragte sie dis und das/ bald vom Goͤttlichen wesen/ bald vom zustande der Engel/ bald von der freude der Menschen/ die sie in jenem leben zu gewarten. Und wan der Schaltkoͤnig seiner reichsgeschaͤfte wegen ver- reisen muste; so lies sie ihr unterdessen allezeit etwas aus dem Buche Enochs/ welches ihr Jakob vereh- ret/ durch ihren Sohn Manasse/ vorlesen/ und in die Egiptische sprache uͤbersetzen. Ja dieses Buch hat- te sie so lieb/ daß sie es nachmahls/ als es gantz uͤberge- setzt war/ selbsten allezeit lase. Und konte sie eine und andere dunkele rede nicht verstehen/ so suchte sie bei ih- rem Gemahle derselben erklaͤhrung. Zu dieser der Assenat Gottesfurcht/ kahm auch ei- ne sonderliche Barmhertzigkeit gegen die nohtduͤrftigen. Eine große Liebe gegen ihren bedraͤngten und nohtleiden- den naͤchsten lies sie leuchten. Die hungrigen speisete sie. Die durstigen traͤnkte sie. Den kranken verschafte sie artzneien. In den sieben hungersjahren ermahnete sie ihren Ehherꝛn taͤglich/ der armen nicht zu vergessen. Auch warden sie/ auf ihr staͤhtiges anhalten/ so wohl versorget/ daß kein einiger noht litte. Und noch itzund er hielt sie ihrer viele. Ihre milde hand stund gegen sie allezeit offen. Des Morgens/ wan sie aus ihrem bette sich erhoben/ fand sich schon eine große maͤnge vor ihrer tuͤhre. Die pflegte sie ihre gaͤste zu nennen. Denen tei- lete sie reichlich mit. Sehr freundlich sprach sie ihnen zu. War iemand von diesen ihren gaͤsten krank/ dem erschien sie siebendes Buch. sie als eine Aertztin/ als eine Heilandin. Mit eigner hand richtete sie die genaͤßmittel zu. Auch musten ihre Stahtsjungfrauen taͤglich wasser brennen aus aller- hand kreutern. Zu gewissen zeiten/ da sie am kraͤftig- sten waren/ lies sie dieselben samlen. Hierzu hatte sie ihre sonderliche Kreuterweiber. Die brachten ihr tåg- lich/ was sie begehrete. Und also begab sich Assenat/ uͤm der armen kranken willen/ auf die Artzneikunst. Darinnen kahm sie in kurtzer zeit zu so hohen verstande/ daß sie fast alle krankheiten gluͤklich genaͤsete. Dadurch erlangte sie einen großen ruhm durch das gantze Egip- ten. Ihre Weisheit lobeten alle. Ihren verstand in der Heilkunst erhub man bis an den himmel. Ja es kahm endlich so weit/ daß sie der gemeine man/ auch schon vor ihrem tode heimlich/ und nach demselben oͤf- fendlich/ vergoͤttlichte. Man machte sie zu einer Goͤt- tin der Weisheit. Man ehrete sie als eine Goͤttin der Artzneikunst. Man schrieb ihr derselben erfindung zu. Und weil sie zugleich die armen mit brohte versorget/ båhtete man sie auch an als eine Frucht- und Zehr-goͤt- tin. Alle diese ehre geschahe ihr unter den nahmen Isis. Mitlerweile hatte der Ertzvater Jakob erfahren/ wie seine soͤhne Dan/ und Gad sich an seiner Schwie- gertochter verbrochen. Er hatte vernommen/ daß sie uhrsache waren an ihrer unbaͤsligkeit. Er hatte ver- standen/ daß sie dem Koͤniglichen Fuͤrsten/ in seinem boͤsen anschlage/ die hand gebohten: ohne welche zu ei- ner so frefelhaften unterwindung er nie wuͤrde gekom- men sein. Daher war er uͤber sie zornig. Daher durf- ten sie vor sein angesicht eine lange weile nicht kommen. Er wolte sie vor seine Kinder nicht mehr erkennen. Ja sie solten kein anteil an seiner verlaßenschaft haben. Gantz solten sie ausgestoßen und enterbet sein. Asse- nat aber besaͤnftigte seinen zorn. Ihre langmuͤhtigkeit war Der Assenat war so groß/ daß sie ihnen alles vergab. Ihre leidsam- heit war so uͤbermaͤßig/ daß sie solches verbrechens auch nicht einmahl wolte gedacht haben. Eine ewige undacht solte zwischen ihr und ihnen sein. Daruͤm baht sie ih- ren Schwiegervater/ wan er sie lieb hette/ als seine Toch- ter/ daß er seinen Soͤhnen solchen fehler verzeihen wol- te/ gleichwie sie selbsten ihnen alles verziehen. Er solte keinen has tragen. Er solte an kein boͤses gedenken. Er solte von nun an die sonne nicht mehr uͤber seinen zorn untergehen laßen. Ja sie lies nicht eher nach/ als bis sie ihn beguͤhtiget/ und seine Soͤhne bei ihm ausge- suͤhnet. Nachdem es diese Liebseelige so weit gebracht hatte; nachdem sie diese versuͤhnung gestiftet: da lies sie sich beduͤnken/ als hette sie alle ihre gesundheit wieder ge- wonnen. Vor großen freuden befand sie sich auch eine guhte zeit sehr wohl. Eine guhte weile spuͤhrete sie keine beschweerung. Alles ihr ungemach schien als ver- schwunden. Der Schaltkoͤnig war hieruͤber von hertzen erfreuet; als auch mit ihm der gantze hof. Nie war er milder gewesen gegen die duͤrftigen. Nie hatte er so rei- che armenspenden ausgeteilet/ als itzund. Und hierdurch teilete er zugleich den armen seine freude mit. Diese frohlokten. Diese ruͤhmeten seine freigebigkeit. Ja sie wuͤndschten ihm/ und seiner Assenat tausend gesun- der jahre. Aber wie nichts unbestaͤndiger ist/ als die zeit; so seind auch alle/ die in der zeit leben/ mit lauter unbe- staͤndigkeit uͤmfangen. Und wie nichts veraͤnderlicher/ nichts fluͤchtiger ist/ als die zeit; so ist auch die zeitliche gesundheit/ die zeitliche freude/ ja alles was zeitlich ist/ der flucht und veraͤnderung unterwofen. Wan die freude auf das hoͤchste gekommen/ dan mus man den- ken/ daß die traurigeikeit bald folgen werde. Man hat- te sich uͤber die scheinbare gesundheit der Assenat kaum er- siebendes Buch. erfreuet; da ward/ durch einen jaͤhligen uͤberfal/ sol- che freude schon gestoͤhret. Ploͤtzlich fiel sie in eine hefti- ge krankheit. Die hielt so hart an/ daß sie innerhalb neun tagen gesund und todt war. Als nun die Schaltkoͤnigin vermaͤrkte/ daß ihr ende herzunahete; da ermahnte sie ihre zween Soͤhne/ ihr vertrauen auf den wahren lebendigen Gott/ den Gott ihres Vaters Josefs/ zu setzen. Dem solten sie an- hangen. Den solten sie lieben und ehren. Der wuͤrde ihr schirm und schild sein; und ihnen geben/ was ih- nen ersprieslich. Auch baht sie ihren lieben Ehherꝛn/ ihre stelle zu vertraͤhten/ und nicht nur als ein Vater/ sondern auch als eine Mutter/ vor ihre Ehpflantzen sorge zu tragen. Endlich nahm sie abscheid von allen/ und befahl ihre Seele dem Schoͤpfer aller dinge. Und also starb die fromme Assenat im einundvierzigsten jahre ihres alters/ und im zwanzigsten ihrer ehe; als Josef das funfzigste/ Manasse das neunzehende/ und Efraim das achtzehende lebensjahr erreichet. Dieser so fruͤhzeitige hintrit einer so tugendvolkom- menen und alles ruhmes wuͤrdigen Fuͤrstin veruhrsach- te eine große trauer durch das gantze Egipten. Je- derman war betruͤbt. Das gantze Volk vergaß aller seiner freude. Die Armen beweineten ihre Ernaͤhrerin. Die Kranken beklagten ihre Aertztin. Die Bedraͤng- ten bejammerten ihre Erretterin. Die Angefochtenen betrauerten ihre Beschirmerin. Wo man sich hinwen- dete/ da hoͤrete man ein klaͤgliches kaͤrmen/ ein erbaͤrm- liches jammern; zuvoraus im Schaltkoͤniglichen Ho- fe. Da konte man nicht aufhoͤren zu kaͤrmen. Die Stahtsjungfrauen wolten sich kaum troͤsten laßen; so gar hatte sie der schmertz besessen. Die Hoͤflinge waren als vor den kopf geschlagen. Das gantze Hofgesinde ging und wimmerleichte. Ja die zween hinterlaßene jun- ge Herren waren fast aus ihnen selbst uͤber den verlust V ihrer Der Assenat ihrer Mutter. Der Schaltkoͤnig aber blikte zwar seiner lieben Gemahlin mit uͤberaus traurigen augen nach. Gleichwohl wuste er seine traurigkeit dermaßen zu maͤs- sigen/ daß sich iederman daruͤber verwunderte. Er wu- ste seine schmertzen dermaßen zu verbergen/ daß man ihm euserlich kaum einige traurigkeit ansahe. Und was wolte er auch viel trauren uͤber eine so liebe Seele/ die der Himmel selbst liebete/ ja sie so liebete/ daß er sie seiner freude teilhaftig gemacht. So wolte es Gott ha- ben. Das war sein gnaͤdiger wille. Wider den wolte Josef/ durch eine alzuuͤbermaͤßige trauer/ nicht mur- ren. Vielmehr unterwarf er ihm seinen willen. Viel- mehr war er zu frieden/ daß Gott seine Gemahlin aus so vielen truͤbsaalen gerissen. Sobald die trauerzeit vorbei war/ ward der Asse- nat Leiche/ durch die gewoͤhnlichen traͤger/ in das Balsemhaus gebracht/ gebalsemet zu werden. Den Balsemern befahl man ihren besten fleis zu tuhn. Kei- ne kosten solten sie spahren. Daruͤm bedung man auch keinen preis. Keine gemahlte Leichenbilder/ darnach das balsemen sonsten geschahe/ warden gezeiget. Man nahm es an auf das allerkoͤstlichste zu balsemen. Und das ward auch treulich verrichtet. Erstlich zogen sie mit einem krummen eisen/ durch die naseloͤcher/ das Ge- hirn aus dem heupte. Das legten sie in ihren zugerichte- ten siedendheissen pechbalsam/ so lange/ bis er sich gantz hinein gezogen. Dieser Pechbalsam war aus Juͤdenlei- me und todtenpeche/ mit mirren/ hartze vom balsam- baume/ zimmet und andern dergleichen sachen vermaͤn- get/ gesotten. Darnach schnitten sie mit einem schar- fen Mohrenlaͤndischem steine das weiche des leibes von- einander. Das eingeweide nahmen sie heraus. Die- ses reinigten sie zuerst/ und spuͤhleten es mit Foͤnizi- schem weine wohl ab. Darnach bestreueten sie es mit gestoßenen gewuͤrtzen/ mit mirren/ zimmet und andern wohl- siebendes Buch. wohlriechenden sachen: doch hierzu nahmen sie keinen Weihrauch/ als welcher den Goͤttern geheiliget. Da- mit fuͤlleten sie auch das hohle des Leibes: und fuͤgten das eingewand wieder hinein. So bald dieses gesche- hen/ legten sie den Leichnam siebenzig tage lang in saltz. Nach verlauf dieser siebenzig tage/ ward er gewaschen; und uͤber und uͤber mit seidenen tuͤchern/ wuͤndelweise geschnitten/ nachdem man zuvor ein guͤldenes blech un- ter die zunge geleget/ uͤmwunden. Hierauf liessen sie ihn in obgemeltem siedendheissem Pechbalsam so lange wei- chen/ bis der balsam sich in die innersten teile des leibes hineingezogen. Und dan ward der Leichnam erst her- ausgenommen/ und bei dem feuer so lange getruknet/ bis es alle feuchtigkeit verzehret. Diese so koͤstlich gebalsemte Leiche schikte man end- lich wieder auf die Sonnenburg. Da ward sie noch mit andern seidenen wuͤndeln uͤmwunden/ und in ei- nen mit dichtem golde uͤberzogenen sark/ aus einem Egiptischen feigenbaume gehauen/ geleget. Diese wuͤn- deln oder vielmehr dekkleider bestrich man mit einer kreidichten pappe/ darunter wachs und pech gemaͤnget. Und solches geschahe daruͤm/ damit sie nicht verfaulen/ und die heilige Bilderschrift uͤm so viel eher und fester fassen koͤnten. Auf das oberste dekkleid/ das man gantz uͤberguͤldete/ ward der Assenat Bildnuͤs/ und noch an- dere bilder der Egiptischen Priesterschrift/ mit unver- gånglichen farben/ gemahlet. Auch schrieb man recht vor ihre brust den Nahmen Gottes Jehovah/ mit Ebreischen buchstaben. Auf den sark/ der nach unten zu immer schmaͤhler und schmaͤhler gehauen/ stund ihr Bildnuͤs ebenmaͤßig geschnitten/ und mit allerhand farben uͤbermahlet. Vor der brust dieses bildnuͤsses wa- ren sieben ringweise gezogene striche oder kreuse/ mit et- lichen kenzeichen der heiligen Bilderschrift aus gezieret/ zu sehen. Gemelte schrift kahm auf folgenden sin aus: V ij Der Der Assenat Der da war/ der da ist/ und der da sein wird/ mache/ durch seine Goͤttliche kraft/ die Abgestor- bene seelig. Nachdem nun der Assenat Leichnam wider die ver- wesung mit balsemen/ und mit dem koͤstlichsten leichen- schmukke genug versehen war; da ward sie endlich in ihres Vaters/ des Heliopelschen Ertzbischofs/ pråchti- ges Grabmahl/ mit gewoͤhnlichen trauergepraͤngen/ beigesetzt. Die liebe/ die ihr Josef in ihrem leben zu- getragen/ konte er nicht vergessen/ so lange er lebete. Daruͤm vermochte ihn auch niemand zu bereden zur zweiten vermaͤhlung zu schreiten. Man schlug ihm zwar diese und jene Fuͤrstin vor. Man suchte ihn/ durch gastereien/ mit dem schoͤnsten und fuͤrnehmsten Frauen- zimmer bekant zu machen. Aber er hatte beschlossen ein einsames leben zu fuͤhren. Er hatte den witwenstand erwehlet. Er hatte die keuschheit zu seiner liebsten er- lesen. Darbei blieb er bestaͤndig. Davon konte niemand ihn abbringen. Hatte er in seiner jugend das Frauen- zimmer geflohen; hatte er ihren uͤmgang vermieden: so taͤht er es itzund noch vielmehr. Er hielt sich staͤhts al- lein/ als ein einsamer Turtelteubrich/ dem sein Teub- lein gestorben. Ob er schon in der besten zeit seines le- bens war/ ob er schon seine beste kraft noch hatte; so war es doch ferne von ihm auf eine andere Gemahlin zu den- ken. Noch sechzig jahre lebte er nach seiner liebsten As- senat tode. Aber in aller dieser zeit kahmen ihm nicht die geringsten fråuersgedanken in den sin. Er war einig und allein bedacht/ Gott und dem Koͤnige zu dienen. Aber Manasse und Efraim/ Josefs soͤhne/ die nunmehr ihre jahre zu erreichen begunten/ waren ge- neugter zur ehe. Sie waren so scheu vor der Liebe nicht. Sie mochten ein schoͤnes Frauenzimmer wohl sehen. Und hierinnen ahrteten sie weder Vater/ noch Mutter nach. Es war auch kein wunder. Sie warden erzogen als siebendes Buch. Der Assenat als junge Fuͤrsten. Sie hatten ihr anteil an der herlig- keit ihres Vaters. Sie zogen auf in koͤstlichen kleidern. Sie waren ohne einige sorge. Sie lebten in hoͤchster gluͤkseeligkeit. Sie hatten uͤberal einen freien zutrit. Die schoͤnheit/ die ihnen von beiden Eltern angebohren/ machte sie beliebt. Die tugend/ die geschikligkeit/ die liebseeligkeit/ die alle ihr eigentuhm waren/ brachten sie in gunst. Daher war auch kein Frauenzimmer/ das ihnen nicht mit liebesblikken begegnete. Und davor flo- hen sie keinesweges. Sie waren nicht schuͤchtern. Sie durften ihnen wohl unter augen traͤhten. Asanel/ eine einige Tochter und erbin des Reichs- schatzmeisters/ war dem Manasse mit liebe sehr zuge- tahn/ und er ihr auch nicht weniger. Lange zeit lag diese liebes gluht unter der lodderasche verborgen. Techos/ des Reichskantzlers Sohn/ kahm endlich darzwischen. Er begunte bei der Asanel auch haken anzuschlagen. Er gab ihr seine liebe zu erkennen. Sie aber wiese ihn ab. Sie gab vor/ daß sie ihrem Vater auf seinem todbette versprochen/ unverehligt zu bleiben. Daher moͤchte er seine liebe nur auf eine andere werfen. Bei ihr were nichts auszurichten. Sie hette gaͤntzlich beschlossen in ewiger keuschheit zu leben. Sie hette ihr festiglich vor- gesetzt keinen ihre lebetage zu lieben. Das sei ihr schlus; den wolte sie nicht uͤmstoßen. Das sei ihr vorsatz; der stuͤnde nimmermehr zu veraͤndern. Techos hoͤrete die- ses mit traurigem hertzen an. Er verstumte so gar/ daß eine guhte weile kein wort aus seinem munde ging. Doch schoͤpfte er endlich wieder muht. Er hielt aber- mahl an. Und dieses anhalten waͤhrete so lange und mit solcher ungestuͤhmigkeit/ bis Asanel ihm endlich geboht nimmermehr wieder vor ihr angesicht zu kommen. Inzwischen hatte Manasse einen freien zutrit. In dessen gegenwart war Asanel viel anders gesinnet. Viel siebendes Buch. Viel anders klungen ihre reden. Dem Techos kahm dieses zu ohren. Was wolte er tuhn? Er konte sich nicht raͤchen. Wider den Schaltkoͤniglichen Fuͤrsten durfte er nichts vornehmen. Das schmertzte ihn am allermeisten. Und dieser schmertz bewog ihn zu einer fremden entschliessung. Er lies sich oͤffendlich verlau- ten/ ihm das leben zu verkuͤrtzen. Auch schrieb er sol- ches der Asanel selbsten. Dieser brief war so klaͤglich/ und so vol der allertraurigsten reden/ daß er sie zum mit- leiden bewog. Sie beklagte sein ungluͤk. Sie bejammer- te seine schmertzen. Sie hette sie ihm gern benommen. Aber sie fand keinen raht. Endlich offenbahrte sie es dem Manasse. Sie erzehlte die gantze sache. Ma- nasse riet ihr des Techos liebe auf eine andere zu len- ken. Aber wie? fragte die Asanel; Manasse gab zur antwort: unter meines Großvaters Jakobs leuten/ hat einer eine sehr schoͤne Tochter/ die beweglich schwa- tzen und meisterlich liebeuglen kan. Diese wil ich/ aufs schoͤnste gebutzt/ zu ihr senden. Unterdessen kan sie dem Techos einen zutrit vergoͤnnen. Wan er ankoͤmt/ las- se sie ihn durch dieses schoͤne Maͤgdlein in den saal fuͤh- ren/ und eine zeit lang allein unterhalten. Sich selbsten kan sie entschuldigen/ daß sie eben fremde leute bei ihr hette: doch wolte sie bald zu ihm kommen. Auch mus man dem Maͤgdlein eingeben/ daß sie sich aufs aller- freundlichste gegen ihn anstelle. Ich weis/ sie wird ihn straks verliebt machen. Straks wird sie seine liebe ge- winnen. Asanel nahm diesen vorschlag an. Sie lies dem Techos ihren willen/ ihn zu sprechen/ zuentbieten. Das schoͤne Maͤgdlein ward ihr geschikt. Den verlieb- ten Techos muste sie empfangen/ und/ an der Asanel stat/ unterhalten. Uberaus lieblich blikte sie ihn an. Aus der maße freundlich waren ihre reden: welche sie mit einem anmuhtigen laͤchlen vermischte. Einieder V iiij blik Der Assenat blik war ein pfeil: einiedes wort eine angel: einie der lach ein struͤk. Techos ward auf einmahl verwundet/ gefangen/ und verstruͤkt. Hatte ihn Asanel verliebt gemacht/ so machte ihn die schoͤne Ebreerin noch tau- sendmahl verliebter. Und diese liebe war ihm so suͤße/ daß er der bitterkeit aller seiner schmertzen vergaß. Der verdrus/ den ihm Asanel zugefuͤget/ war gantz ver- schwunden. Ja er wuͤndschte wohl tausendmahl/ daß Asanel ihm nimmermehr ihre gegenwart goͤnte. Und also zog Techos von dieser seine liebe gantz ab/ und warf sie auf die schoͤne Ebreerin. Als nun Asanel endlich hineinkahm/ da war sie zum hoͤchsten verwundert/ daß sie ihren Liebhaber so gar ploͤtzlich veråndert sahe. Sie wolte sich entschuldigen/ daß sie so lange von ihm geblieben. Er aber gab zur ant- wort: ihm were gleichwohl die zeit nicht lang gefallen. Er habe sich bei der schoͤnen Ebreerin so wohl befun- den/ daß ihm eine stunde schnaͤller/ als ein augenblik/ vergangen. Asanel war froh/ daß ihr dieser listgrif so wohl gelungen. Sie war froh/ daß sie des Techos auf diese weise loß worden/ und zugleich seinen gefa- sten fremden vorsatz vereitelt. Nun konte sie die lie- be/ die sie dem Manasse zutrug/ sicherer blikken laßen. Nun durfte sie dieselbe so gantz nicht mehr ver- bergen. Manasse kahm des andern morgens seiner Asanel aufzuwarten/ und zugleich aus ihrem munde zu ver- nehmen/ ob die schoͤne Ebreerin daß Wild/ in ihrem gehaͤge/ gefangen. Seine erste worte/ nach erwiesenen hoͤfligkeiten/ waren: wie ist gestern der fang gelungen? Seind der Ebreerin pfleile auch maͤchtig genug gewe- sen den Hirsch zu faͤllen? Asanel antwortete: die schoͤne Ebreerin hat ihr meisterstuͤkke in der jagt dermaßen erwiesen/ daß sie billich eine Jagt- und Liebe-goͤttin zu nennen. Ihr pfeil wuste sie so behaͤnde und so gerade zu schies- siebendes Buch. schiessen/ daß sie des Techos hertz recht in die mitte ge- troffen. Eh ich ankahm/ war schon alles geschehen. Techos war gantz verwundet; und die Jaͤgerin sahe/ mit muͤßigen haͤnden/ zu/ wie sein hertz zappelte/ seine augen dreheten/ seine haͤnde boͤbeten. Manasse frag- te weiter: wie ist es endlich abgelauffen? Seine Liebste gab zur antwort: sehr wohl. Dan da wir noch ein vier- teilstuͤndlein miteinander sprache gehalten/ brachte Techos dieselbe/ die ihn verwundet/ auf seiner kutsche nach hause. Ob sie nun alda seine wunde wird verbun- den haben/ weis ich nicht. Eben als sie von dieser jagt redeten/ kahm die Jaͤge- rin selbst an. Eben traht die schoͤne Ebreerin in das zimmer. An ihrem goldfinger erblikte Asanel zur stun- de den Demantring/ den Techos gestern an seinem ohr- finger getragen. Daruͤber war sie zum hoͤchsten verwun- dert. Und daruͤm fragte sie straks: ob man ihr gluͤk wuͤndschen solte? Der schoͤnen Ebreerin stieg/ unter einem lieblichen laͤchlen/ eine gelinde/ doch anmuhtige roͤhte ins angesicht. Eben so anmuhtig war auch ihre antwort. Wan Sie mich urteilet in dem stande zu sein/ sagte sie/ daß man mir gluͤk wuͤndschen sol; so habe ich solches gluͤk Ihr allein zu danken. Und eben daruͤm bin ich auch fruͤher/ als Sie begehret/ anher kommen. Aber woher urteilet Sie solches? fing sie zu fragen an. Aus dem zeichen an ihrem goldfinger/ gab Asanel zur antwort. So sol dieser Ring das zeichen sein? fragte die schoͤne Ebreerin ferner. Den habe ich schon lange gehabt. Er ist freilich ein unfehlbahres zeichen/ antwor- tete Asanel; ja ein rechtes wahrzeichen. Und eben so lange ist es nicht/ als ich ihn den Techos tragen sahe. Aber wie ist er so bald an ihren finger gerahten? Weil nun die schoͤne Ebreerin sahe/ daß Asanel den ring alzu wohl kennete; so wolte sie ihr zugestoßenes gluͤk nicht laͤnger verbergen. Sie beichtete frei heraus/ und P v sag- Der Assenat sagte: daß ihr Techos denselben nur vor einer stunde zugeschikt. Auch wiese sie zugleich sein beigefuͤgtes Schreiben an die Schoͤnste und liebseeligste der Ebreerinnen. Mein Schoͤne I Hre schoͤnheit/ ihre freundseeligkeit/ ihre klugsinnigkeit hat mich gefangen. Und ich wil auch gern gefangen bleiben. Zum zeugnuͤsse dessen schikke ich Ihr eingelegten Ring/ mit bit- te/ ihn guͤnstig anzunehmen. Diese gunst wird mir genug sein/ mich zu versichern/ daß sie mich eben so treulich meinet/ als ich Sie. Die liebe/ welche Sie in meinem hertzen angezuͤndet/ hat mich zu dieser entschliessung bewogen. Und hierbei kan Sie festiglich gleuben/ daß solche lie- be bestaͤndig sein werde. Dergleichen hoffe ich auch von Ihr. Anders darf ich nicht hoffen. Das gebietet oder verbietet ihre Tugend. Ihre leutseeligkeit lest es nicht zu. Ja ich taͤhte suͤnde/ wan ich zweifelte. Und also lebe ich vergnuͤgt. Mein hertz ist geruhig: mein gemuͤht befriedigt. Gegen den abend verhoffe ich die ehre zu haben Sie zu sehen. Ich wolte/ daß er schon da were. So sehr verlanget mich nach ihrer gegenwart. Doch ich zweifle nicht mit ehestem den tag zu se- hen/ welcher der anfang sein wird unserer staͤhti- gen beiwohnung. In dessen bin und verbleibe ich/ bis an meinen letzten ahtemzug/ Meiner Schoͤnen treuergebnester Techos. War siebendes Buch. War Asanel uͤber den Ring verwundert gewesen/ so war sie es uͤber diesen Brief noch vielmehr. Kaum konte sie ihr einbilden/ daß ihn Techos geschrieben. Aber sie kennete seine hand. Daruͤm muste sie es gleu- ben. Sehet! sagte sie/ wie maͤchtig die Liebe ist. Sie kan den hochmuht zu bodem schmeissen. Sie kan den trotz baͤndigen. Techos war vor diesem so hochmuͤhtig/ daß er sich uͤber alles erhub: und itzund erniedrigt er sich dermaßen/ daß er gleichsam auf den kniehen vor ihr lieget. Er war so trotzig/ daß er niemand etwas zuvor- gab: und nunmehr hat er sich durch einen blik ihrer schoͤnen augen so gar fesseln laßen/ daß er sich willig un- ter ihr joch buͤkket. Sie ist in wahrheit gluͤklich: weil sie so viel vermocht/ als das gantze Egiptische Frauen- zimmer nicht vermoͤgen konte. Er bildete ihm ein/ man muͤste ihn wohl ohne das lieben. Er gab gewislich nicht viel guhte worte. Er trotzete/ ich weis nicht wor- auf. Er pochete/ ich weis nicht womit. Und gleich- wohl wolte er geliebet sein. Das habe ich Ihr ja zu- vor gesagt/ fing Manasse hierauf an. Ich wuste es wohl/ daß es also gehen wuͤrde. Diese kunst kan gegen- waͤrtige schoͤne Ebreerin. Diese kraft haben die strah- len ihrer augen. Damit kan sie alles/ was gewaltig ist/ uͤberwaͤltigen. Also schertzete Manasse: und nach etlichen mehr dergleichen reden/ schieden sie vonein- ander. Mitlerweile nahete die zeit herbei/ daß Jakob ster- ben solte. Daruͤm lies er seinen sohn Josef zu sich ru- fen/ ihm zu sagen/ wie es mit ihm/ nach seinem tode/ solte gehalten werden. Habe ich gnade fuͤr dir gefunden/ sagte er/ so lege deine hand unter meine huͤfte. Gelobe mir an/ daß du die liebe und treue an mir tuhn wollest/ mich nicht in Egipten zu begraben. Dan ich wil in Kanaan/ bei meinen Vaͤtern/ liegen. Da lieget A- braham und Sara. Da ruhet Isaak und Rebek- ka. Der Assenat ka. Da habe ich meine Lea/ und meine liebste Ka- hel hingeleget. Ja selbst Adam/ unser algemei- ner Vater/ und Eva/ unserer aller Mutter/ liegen alda/ zu Hebron/ begraben. Da wil ich dan auch lie- gen. Dahin fuͤhre mich aus Egipten/ und laß mich in unser erbbegraͤbnuͤs setzen. Josef antwortete: ich wil tuhn/ wie du gesagt hast. Israel aber sprach weiter: so schwoͤre mir. Und Josef schwuhr ihm. Da neugte sich Jakob vor Josefs Reichsstabe/ und wendete sich zu baͤhten/ nach dem hauptende/ nach dem heiligen Lan- de zu. Als nun Israel kurtz darnach sehr krank war/ da machte sich Josef/ mit seinen zwee Soͤhnen/ auf/ ihn zu besuchen. Zur stunde sagte man ihm an: siehe! dein sohn Josef komt zu dir. Und Israel machte sich stark/ und setzte sich im bette. Der almaͤchtige Gott/ sagte er zu Josef/ erschien mir zu Lus/ im lande Kanaan; und seegnete mich. Siehe! sprach er/ Ich wil dich wachsen laßen. Ich wil dich mehren/ und zum hauffen Volks machen. Ich wil dieses Land deinem Saamen nach dir ewiglich zu eigen geben. So sollen nun deine zween Soͤhne/ Efraim und Manasse/ die dir in E- gipten gebohren worden/ eh ich hinein kommen/ mein sein/ gleichwie Ruben und Simeon. Welche du aber nach ihnen zeugest/ sollen dein sein; und genennet wer- den/ wie ihre Bruͤder in ihrem erbteile. Dan da ich aus Mesopotamien kahm/ starb mir Rahel zu geschwin- de weg/ in Kanaan/ nicht weit von Efrat; also daß ich keine kinder mehr von ihr bekahm. Und ich begrub sie daselbst am wege bei Efrat/ die nun Betlehem heisset. Nachdem Jakob dieses gesagt hatte/ sahe er die Soͤhne Josefs/ und sprach: wer seind diese? dan sei- ne augen waren dunkel worden vor alter/ daß er nicht wohl sehen konte. Josef antwortete: es seind meine Soͤh- siebendes Buch. Soͤhne/ die mir Gott alhier gegeben. Und Jakob sag- te: bringe sie her zu mir/ daß ich sie seegne. Josef brachte sie zu ihm. Und er kuͤssete und hertzete sie. Sie- he! sagte er zu Josef/ ich habe dein angesicht gesehen/ das ich nicht gemeinet hette. Und Gott hat mich auch deinen Saamen sehen laßen. Hierauf nahm sie Josef von seinem schoße/ und neugte sich zur erde gegen sein angesicht. Er nahm sie aber beide/ Efraim in seine rechte hand/ gegen Israels linke; und Manasse in seine linke hand/ gegen Israels rechte; und also stelte er sie vor ihn. Doch strekte Israel seine rechte hand aus/ und legte sie auf Efraims des juͤngsten heupt/ und seine linke auf Manasses heupt: dergestalt/ daß sie kreutz- weise zu liegen kahmen. Das taͤht er wissendlich: dan er wuste wohl/ das Manasse der erstgebohrne war. Und er seegnete den Josef/ und sprach: Gott/ fuͤr dem meine Vaͤter/ Abraham und Isaak/ gewandelt ha- ben/ Gott/ der mich meine lebetage/ bis auf diesen tag/ ernaͤhret hat/ der Engel/ der mich von allem uͤbel erloͤset/ der seegne die Juͤnglinge/ daß sie nach meinem/ und nach meiner Vaͤter/ Abrahams/ und Isaaks/ nah- men genennet werden/ daß sie wachsen/ und vervielfaͤl- tiget werden auf erden. Als aber Josef sahe/ daß sein Vater die rechte hand auf Efraims heupt legte/ gefiel es ihm uͤbel. Und er nahm seines Vaters rechte hand/ sie von Efraims auf Manasses heupt zu legen. Nicht also/ sagte er/ mein Vater. Dieser ist der erstgebohrne. Lege deine rechte hand auf sein heupt. Aber sein Vater weigerte sich/ und sprach: ich weis es wohl/ mein Sohn/ ich weis es wohl. Dieser sol auch ein Volk werden/ und wird groß sein: aber sein juͤngster Bruder wird groͤsser/ als er/ ja sein saame ein sehr großes Volk werden. Und also seegnete er sie/ und sprach: wer in Israel iemand seegnen wil/ der sage: Gott setze dich/ wie Efraim und Ma- Der Assenat Manasse. Solcher gestalt setzte er Efraim dem Manasse vor. Weiter sprach Jakob zu Josef: siehe! ich sterbe; und Gott wird mit euch sein. Er wird euch wieder in das Land eurer Vaͤter bringen. Ich habe dir ein stuͤkke landes gegeben/ ausser deinen Bruͤdern. Das habe ich/ aus der hand der Amoriter/ mit meinem bogen und schwerte gewonnen. Auch lies Jakob alle seine Soͤhne zusammenru- fen. Versamlet euch/ sagte er/ daß ich euch verkuͤndi- ge/ was euch in kuͤnftigen zeiten begegnen wird. Komt zu hauffe/ und hoͤret zu/ ihr Kinder Jakobs. Hoͤret euren Vater Israel. Ruben/ mein erster Sohn/ du bist meine kraft/ und meine erste macht/ der oberste im opfer/ und der oberste im reich. Er fuhr leichtfaͤrtig dahin/ wie wasser. Du solt nicht der Oberste sein. Dan du bist auf deines Vaters lager gestiegen. Daselbst hastu/ im aufsteigen/ mein bette besudelt. Nun folgen die Bruͤder Simeon/ und Levi. Ihre schwerter seind moͤrderische waffen. Meine Seele komme nicht in ihren raht. Dan in ihrem zorne haben sie den Man erwuͤrget: und in ihrem muhtwillen haben sie den Och- sen verderbet. Verflucht sei ihr zorn/ daß er so heftig ist; und ihr grim/ daß er so stoͤrrisch ist. Ich wil sie zerteilen in Jakob/ und zerstreuen in Israel. Ju- dah du bist es. Dich werden deine Bruͤder loben. Dei- ne hand wird deinen feinden auf dem halse sein. Fuͤr dir werden deines Vaters kinder sich neugen. Judah ist ein junger Leue. Du bist hoch kommen/ mein Sohn/ durch großen sieg. Er hat niedergekniehet/ und sich ge- lagert/ wie ein Leue/ und wie eine Leuin. Wer wil sich wider ihn auflehnen. Es wird der Reichsstab von Judah nicht entwendet werden/ noch ein Meister von seinen fuͤßen/ bis der Held kommet. Und dem- selben werden die Voͤlker anhangen. Er wird sein Fuͤllen an den Weinstok binden/ und seiner Eselin sohn siebendes Buch. Der Assenat sohn an den edelen Reben. Er wird sein kleid im weine waschen/ und seinen mantel im weinbeeren- bluhte. Seine augen seind roͤhtlicher/ dan wein; und seine zaͤhne weisser/ dan milch. Sebulon wird am anfurte des Meers wohnen/ und am anfurte der schiffe. Er wird reichen bis an Sidon. Isaschar wird ein beinerner Esel sein/ und sich lagern zwischen die grentzen. Und er siehet die ruhe/ daß sie guht ist; und das land/ daß es lustig ist. Er hat aber seine schul- tern geneuget zu tragen; und ist ein zinsbahrer knecht worden. Dan wird Richter sein in seinem Volke/ wie ein anderes Geschlecht in Israel. Dan wird eine Schlange werden auf dem wege/ und eine Natter auf dem steige. Er wird das Pferd in die fersen beissen/ daß sein Reiter zuruͤkfalle. HERꝛ/ ich warte auf dein heil. Gad geruͤstet/ wird das heer fuͤhren/ und wieder heruͤmfuͤhren. Vom Aser komt sein fettes Broht: und er wird den Koͤnigen zugefallen sein. Naftali ist ein schnaͤller Hirsch/ und giebt schoͤne rede. Josef wird wachsen. Er wird wachsen/ wie an einer kwaͤlle. Die Toͤchter lauffen auf die mauren den schoͤnen Juͤngling zu schauen/ in koͤniglicher pracht. Und wiewohl ihn die Schuͤtzen zoͤrgen/ und wider ihn kriegen/ und ihn verfolgen; so bleibet doch sein boge fest/ und die aͤrme seiner haͤnde stark/ durch die haͤnde des Maͤchtigen in Jakob. Aus ihnen seind kommen Huͤrten und Steine in Israel. Von deines Vaters Gott ist dir geholfen/ und von dem Almaͤchtigen bistu geseegnet: mit seegen des himmels von oben herab/ mit seegen von der tieffe/ die hierunten liegt/ mit seegen an bruͤsten und beu- chen. Die seegen deines Vaters gehen staͤrker/ dan die seegen meiner Voreltern/ nach wundsche der Ho- hen in der welt; und sollen kommen auf das heupt Josefs/ und auf die scheitel des Nasir unter seinen Bruͤdern. Benjamin ist ein reissender Wolf. Des mor- siebendes Buch. morgens wird er den raub fressen; aber des abendes ihn austeilen. Also seegnete Jakob seine zwoͤlf Soͤhne/ einen ieden mit seinem sonderlichen seegen. Und als er alle diese seegen volbracht hatte/ geboht er ihnen und sagte: Ich werde versamlet zu meinem volke. Begrabet mich bei meine Vaͤter/ in der hoͤhle auf dem akker Efrons aus den kindern Hets: in der zweifachen hoͤhle/ die gegen Mamre lieget/ im lande Kanaan; die Abraham kaufte/ zusamt dem akker/ vom Efron aus Hets kin- dern zum Erbbegraͤbnuͤsse. Alda haben sie Abraham begraben/ und Sara seine frau. Alda haben sie auch Isaak begraben/ samt seiner Fraue Rebekka. Alda habe ich ebenmaͤßig die Lea begraben/ in der hoͤhle des akkers/ der von den kindern Hets gekauft ist. Alda wil ich auch/ daß man mich begraben sol. Als nun Jakob alle diese und andere gebohte mehr an seine kinder vol- endet hatte/ da taͤht er auf dem bette seine fuͤße zusam- men/ und verschied/ und ward versamlet zu seinem Volke. Josef aber fiel auf seines Vaters angesicht/ und weinete uͤber ihm/ und kuͤssete ihn. Also starb Ja- kob/ als er siebenzehen jahr in Egipten gewesen/ im hundert und siebenundvierzigsten seines alters/ und im sechsundfunfzigsten des alters seines Sohns Josefs. Sobald die ersten trauertage verlauffen/ befahl Jo- sef den Aertzten/ die ihm bedient waren/ seines Vaters Leichnam zu balsemen. Und sie balsemeten ihn vierzig tage lang. Auch beweineten ihn die Egipter siebenzig tage. Nach verlauf dieser zeit redete Josef mit den Hofbedienten des jungen Koͤniges: der nunmehr das funfzehende jahr erreichet. Mein Vater/ sagte er/ hat einen eid von mir genommen/ als er sterben wolte/ daß ich ihn im lande Kanaan/ in seinem eigenen Grab- mahle/ begraben solte. Daruͤm erweiset mir die freund- X schaft/ Der Assenat schaft/ und redet mit dem Koͤnige/ daß er mich laße. Ich wil hinauf ziehen meinen Vater zu begraben/ und wiederkommen. Die Hofbedienten gehorchten ihm al- sobald. Und der Koͤnig gab seinen willen darein. Also zog Josef hinauf seinen Vater zu begraben. Und es begleiteten ihn alle Bedienten des Koͤniges/ die fuͤr- nehmsten seines Hauses/ und die fuͤrnehmsten des gan- tzen Egiptens. Auch zogen mit ihm/ alle seine Leute/ alle seine Bruͤder/ und das gesinde seines Vaters. Nur ihre kinder/ samt ihrem viehe/ liessen sie im lande Ges- sen. Und also hatte Josef ein uͤberausgroßes heer bei sich. Da sie nun an die Tenne des Dornbusches kah- men/ welche jenseit dem Jordan lieget/ hielten sie eine sehr große und bittere klage. Und Josef trug leid uͤber seinen Vater sieben tage. Die Kananeer/ des landes einwohner/ sahen dieses Leichengepraͤnge bei der Tenne des Dornbusches/ und sprachen untereinander; die Egipter halten alda eine große klage. Und daher heisset man den ort der Egipter klage. Hierauf taͤhten die Kinder Israels/ wie er ihnen befohlen hatte; und fuͤhreten und begruben ihn in die zweifache Hoͤhle des akkers/ den Abraham vom Efron gekauft hatte/ mit der Hoͤhle/ zum Erbbegraͤbnuͤsse. Nachdem sie nun ihren Vater begraben hatten/ tru- gen die Bruͤder Josefs scheu mit ihm in Egipten zu- ruͤkzuziehen. Dan sie fuͤrchteten sich/ er wuͤrde nun- mehr/ weil ihr Vater todt sei/ alle boßheit/ die sie an ihm veruͤbet/ raͤchen. Daruͤm schikten sie Ruben/ als welcher an ihrem verbrechen keine schuld hatte/ zu ihm ab. Und durch diesen liessen sie ihm anmelden: dein Vater befahl uns vor seinem tode/ dir seinet wegen zu sagen: lieber! vergib deinen Bruͤdern ihre missetaht und ihre suͤnde/ damit sie uͤbel an dir getahn haben. So vergib dan nun ei lieber! die missetaht uns/ den knech- ten siebendes Buch. ten des Gottes deines Vaters: und vergilt uns ja nicht/ was wir an dir verschuldet. Rechne uns die schmaach/ damit wir dich beleidiget/ nicht zu: und laß uns allen deine gnade widerfahren. Diese worte gingen dem Josef so nahe zu hertzen/ daß er bitterlich zu weinen anfing. Ja er ward noch hefti- ger zum wehleiden beweget/ als sie selbsten kahmen/ und sich vor ihm auf die kniehe niederwarfen; als er hoͤrete/ daß sie sagten: siehe! wir seind deine knechte. Das hertz brach ihm. Sehr freundlich/ sehr liebseelig sprach er sie an. Fuͤrchtet euch nicht/ sagte er: dan ich bin unter Gott. Ihr gedachtet es boͤse zu machen: aber Gott gedachte es guht zu machen. Er gedachte es so zu machen/ daß er taͤhte/ was er getahn hat zur erhaltung vieler voͤlker; wie itzt am tage ist. Daruͤm setzet alles misvertrauen bei seite. Gedenket/ daß unser seeliger Vater mir meine Soͤhne genommen/ und sie zu seinen Soͤhnen/ und euch zu Bruͤdern gemacht. Gedenket/ daß ich euch hierdurch naͤher verbunden bin/ als zuvor iemahls. Ja gedenket/ daß unser Vater dieses unter andern zufoͤrderst daruͤm getahn/ daß ich/ nach seinem absterben/ eurer aller Vater und eurer aller Versorger sein solte. Und das wil ich auch sein. Nicht allein euer Bruder/ sondern auch euer/ ja eurer kinder Vater wil ich sein. Ich wil so wohl vor euch/ und eure kinder/ als meine leiblichen kinder/ vaͤterlich sorgen. Das sage ich zu. Das gelobe ich. Das schwoͤhre ich bei dem Gotte meiner Vaͤter/ Abrahams/ Isaaks/ und Jakobs. Als Josef zu reden aufhoͤrete/ fingen seine Bruͤder vor freuden an zu weinen; und versprachen ihm allen kindlichen gehohrsam. Ja sie versprachen bei ihm zu le- ben und zu sterben. Hierauf machten sie sich saͤmtlich auf. Josef und seine Bruͤder/ und alle/ die mit ihm hinauf gezogen waren den Ertzvater zu begraben/ wen- deten sich wieder nach Egipten. Alda blieb das Haus X ij Is- Der Assenat Israels im lande Gessen wohnen. Und sie wuchsen in Egipten und vermehreten sich uͤber die maße. Jo- sef aber lebete nach seines Vaters absterben noch vier- undfunfzig jahr: und als er das neunzigste erreichet/ und nunmehr/ nach dem letzten willen des verstorbenen Koͤnigs Nefrems/ an des jungen koͤniglichen Fuͤr- stens stat/ achtund vierzig geherschet; da setzte er ihn auf den koͤniglichen Reichsstuhl/ und uͤbergab ihm die Vaͤ- terliche Krohne. Mitler zeit hatte sich Josef der herschaft so getreu- lich angenommen/ daß er des Koͤnigreichs wohlstand immer hoͤher und hoͤher gebracht/ ja die koͤnigliche macht dermaßen erhoben/ daß kein Koͤnig in der Welt war/ der so freimaͤchtig herschete/ als der Egiptische. Auch sahe er nunmehr seine lieben Soͤhne/ den Ma- nasse und Benjamin/ nach hertzens wundsche ver- maͤhlet. Ja er sahe Efraims kinder/ bis in das drit- te glied. Er sahe Machirs/ des Sohnes erstgebohr- nen Manasses/ kinder; welche wieder kinder zeu- geten auf seinem Schosse. Aber als Josef nunmehr das hunderte jahr seines- alters erreichet; da begunten ihn so wohl/ als alle kin- der Israels/ etliche Raͤhte des Koͤniges anzufein- den. Der große anwachs der Ebreer war ihnen ein dorn in den augen. Sie konten nicht vertragen/ daß ein fremdes Volk in Egipten so maͤchtig ward. Mit neidischen augen sahen sie ihre wohlfahrt an. Mit al- lerhand tuͤkkischen anschlaͤgen suchten sie dieselbe zu faͤl- len. Zwei jahre nacheinander rieben sie dem Koͤnige die ohren. Ohn unterlaß trachteten sie ihn wider dis unschuldige Volk aufzureitzen. Josef/ sagten sie/ ist alt. Er ist ausgemaͤrgelt und unvermoͤgend. Seinen verstand hat er verlohren. Seine weisheit ist ihm ent- gangen. Ja er ist gantz kindisch worden. Nun ist es zeit sein Volk unterzutraͤhten. Nun hat der Koͤnig die beste siebendes Buch. beste gelegenheit dasselbe zu zeumen/ eh es uns zu maͤch- tig wird. Man mus ihm ein joch uͤm den hals werfen. Man mus es froͤhnen laßen; damit es nicht alzuwohl- luͤstig werde. Man mus ihm den kitzel mit hofediensten vertreiben. Die koͤnnen dem Koͤnige großen nutzen schaffen. Mit diesen und dergleichen worten hielten sie fort und fort an. Der Koͤnig aber gab ihnen wenig ge- hoͤhr. Nicht das geringste konten sie ausrichten. Ja als sie ihm endlich so gar verdruͤßlich fielen/ und den Josef so uͤberaus kindisch einbilden wolten: da gab er endlich eine solche antwort/ die eben so wohl in ihren ohren nicht klung. Wohlan dan/ sagte er/ weil ihr den Josef vor so gar kindisch haltet/ so laßet uns erfahren/ ob es wahr sei. Niemand hat bisher raht gewust die große sumpfichte gegend/ im Nieder-Egipten/ bei der see zum lande zu machen. Nun wollen wir versuchen/ was Josefs kindischer raht hierinnen vermag. Hierauf entboht der Koͤnig den Josef alsobald. Der entbohtene erschien: und als er gefraget ward/ ob er raht wuͤste solches Gesuͤmpfe trukken zu machen? da antwortete er von stunden an/ ja. So ziehet dan hin/ fuhr der Koͤnig fort/ und tuht euer bestes. Neh- met so viel volkes mit euch/ als ihr darzu noͤhtig habt. Straks machte sich Josef faͤrtig. Zur stunde lies er 2000 Graͤber aufbieten. Und mit diesen fing er das werk an. Erstlich warden drei tieffe graͤben nach dem Niele zu gezogen. Darnach lies er hierein das wasser des gantzen Sumpfes/ und aus den uͤmliegenden Pfuͤh- len leiten/ und in den Niel lauffen. Innerhalb sie- benzig tagen war dieses alles verrichtet/ und alles was- ser abgezapfet; dergestalt daß die gantze gegend bloß und trukken lag. Nach volzogener arbeit reisete der Koͤnig/ samt sei- nen Raͤhten/ darnachzu/ das neue land zu besichtigen. Niemand hatte mehr ehre/ als der Schaltkoͤnig. Nie- X iij mand Der Assenat mand ward mehr gepriesen/ als er; wiewohl gegen et- licher Raͤhte dank/ welche nun rechtschaffen beschaͤhmet stunden. Sehet! sagte der Koͤnig zu ihnen/ sehet hier! dieses werk ist kein werk von siebenzig tagen/ sondern von tausend: und gleichwohl hat es der Schaltkoͤnig in sie- benzig tagen volendet. Nach dieser rede des Koͤniges ward solches neugemachte Land auch Elfium/ das ist von tausend tagen/ genennet. Zuvor war der gemelte gantze landstrich ein stuͤnken- der dampfichter sumpf gewesen; welcher unter den her- uͤmwohnenden Menschen viel boͤse seuchen veruhrsachet. Nun aber war es ein trukkenes/ zum akkerbau geschik- tes/ und wohnbares land. Zuvor hatte sein fauler schlam anders nichts/ als drachen/ schlangen/ nattern/ und dergleichen giftiges ungeziefer/ erzielet; welche die luft noch mehr vergifteten. Nun aber begunte er schon mit Menschen bewohnet/ und mit allerhand fruͤchten bebauet zu werden. Ja er ist nach der zeit so fruchtbahr worden/ daß er mehr getreides getragen/ als sonsten fast alle Egiptische laͤnder: auch uͤberdas so gesund und lustig/ daß der Koͤnig/ als er diese gegend nachmahls wieder besuchet/ mit verwunderung uͤberlaut ausgeru- fen: sehet! ein teil des himlischen Reichs. Daher sol auch Schagen/ da sich solches begeben/ bis auf den heutigen tag das Reich Gottes sein genennet wor- den. Ja es scheinet zugleich/ daß/ dieser lustigen ge- legenheit wegen/ die Egiptischen Koͤniglichen Fuͤrsten/ nach der zeit zu Safe/ welches Josef alda gebauet/ ihren hof gehalten. Nicht allein dieses gemelte Safe/ sondern auch mehr andere staͤdte hat Josef alhier gestiftet. Darun- ter ist dieselbe/ welche/ nach dem gantzen Landstriche/ Elfium oder Fium genennet worden/ die fuͤrnehmste. Vor alters sol sie Abid oder Abutich/ und Piton/ nach einer großen Schlange dieses ortes/ die viel men- schen siebendes Buch. schen und viehes erwuͤrget/ und endlich vom Herkules/ darunter etliche den Josef verstehen/ erleget worden/ geheissen haben. In dieser stadt hat Josef sehr viel herliche und große gebeue aufgefuͤhret: auch selbsten sein Grab bauen laßen; wiewohl etliche schreiben/ daß dieses zu Nitriote/ in einem winkel zwischen zween aͤr- men des Niels/ bei dem Seebusem Meris/ gestanden. Den gemelten und andern staͤdten dieses ortes hat er zu- gleich ein gewisses land und sonderliche grentzen gege- ben: welche er alle nach der kunst abgemaͤssen; und hier- durch den Egiptern mit einem das Landmaͤssen ge- wiesen. Die aͤrme des Niels/ welche uͤber Alkeir oder dem alten Memfis/ nach dem Mohrenlande zu/ durch die ehmahls gantz duͤrren Lantstriche streichen/ hatte der Schaltkoͤnig schon zuvor graben laßen/ und dadurch dieselben laͤnder auch fruchtbahr gemacht. Und also waren ihm die Egipter nur hiervor zum hoͤchsten ver- pflichtet. Auch erkenneten sie solches/ in der taht/ mit der hoͤchsten dankbahrkeit/ nicht allein bei seinem leben/ sondern auch/ ja noch viel mehr/ nach seinem tode. Sei- ne Misgoͤnner aber/ die ihn in des Koͤniges ungnade zu bringen getrachtet/ warden alle/ teils durch den schlag/ teils durch einen andern uͤberfal/ ploͤtzlich hingeruͤkt. Das war der lohn vor ihre undankbahrkeit. Das war die strafe vor ihre boßheit; welche zuletzt allen Neid- haͤmmeln das garaus spielet. Also trachtete Josef ohn unterlaß/ auch selbsten in seinem hohen alter/ des Koͤnigreichs frommen und nu- tzen zu suchen. Allezeit erson er was neues. Immerzu erdachte er was sonderliches. Die wohlfahrt des Reichs/ das aufnehmen des Koͤniges/ die nahrung der Untertahnen behertzigte er mit solchem eifer/ daß er al- le seine sinnen und gedanken darnachzu lenkte. Den ei- gennutz kente er nicht. Nur der algemeine war ihm be- X iiij wust. Der Assenat wust. Er wolte sein amt treulich verwalten. Und das taͤht er auch redlich. Er war ein solcher getreuer Stahtsman/ daß ich zweifle/ ob seines gleichen in der gantzen Welt zu finden. Und eben daruͤm seegnete ihn Gott so uͤberfluͤßig. Er suchte keinen reichtuhm: gleich- wohl kahm er ihm von sich selbst so reichlich in den schoß. Selbst im schlafe fiel er ihm zu. Wan er saß/ und sich uͤm die algemeine wohlfahrt bekuͤmmerte; da truͤpfte/ da flos/ da schos ein guͤldener regen vom Himmel. In- dessen er vor andere sorgete/ sorgete der Himmel vor ihn: und belohnete ihm seine treue mit uͤberschwaͤng- lichen guͤhtern. Wir wollen mehr sagen? Josef war ein rechter Lehrspiegel vor alle Stahtsleute. Er gab ein lehrbild allen Beamten der Koͤnige und Fuͤrsten. Vor diesen edlen Spiegel moͤchten alle Stahtsleute/ alle Amtsleu- te/ alle Befehlshaber traͤhten/ und sich bespiegeln. Hier moͤchten sie lernen/ wie man/ durch liebe zur algemei- nen wohlfahrt/ seine eigene befoͤrdert; wie man durch treue reich wird/ und aus vermeidung seines eigennu- tzes gleichwohl einen großen nutzen ziehet. Dan wan sie diesem Spiegel folgen/ so wird ihre eigene wohlfahrt/ ihr eigener reichtuhm/ ihr eigener nutz von sich selbsten bluͤhen. So wird er gruͤhnen/ und nicht verwelken. So wird er wachsen/ und nicht verschwinden. So wird er bestehen/ und nicht vergehen. Aber darbei muͤssen sie auch nicht ihre eigene ehre selbst suchen. Und solches werden sie gleichmaͤßig aus diesem Spiegel sehen. Josef suchte keinen ruhm/ kei- ne ehre vor sich. Er trachtete allein treulich/ redlich und aufrichtig seinem Naͤchsten zu dienen. Gleichwohl fiel ihm ein uͤberschwaͤnglich großer ruhm/ und eine unver- gaͤngliche ehre zu. Hette er in befoͤrderung der algemei- nen wohlfahrt seine eigene ehre gesucht; hette er solches nur daruͤm getahn/ damit er geruͤhmet wuͤrde: so we- ren siebendes Buch. ren gewislich seine anschlaͤge/ wie weislich und kluͤglich sie auch ersonnen waren/ so wohl nicht gelungen. Auch wuͤrden sie ihm nimmermehr zu solcher ehre gediehen sein. Keines weges wuͤrde er solchen ruhm vor aller Welt erlanget haben. Und wir selbst wuͤrden diesen lobspruch ihm nicht zueignen koͤnnen. Und also gab Josef in alle seinem tuhn Gott allein die ehre. Aus einfaͤltigem hertzen taͤht er alles; und was er taͤht/ schrieb er Gott zu. Und daruͤm ward auch sein tuhn ge- seegnet. Daruͤm ging alles so wohl von statten. Dar- uͤm fiel ihm auch reichtuhm und ehre zu. Diese waren der lohn seiner so einfaͤltigen treue. Nach der zeit/ da Jakob diese welt geseegnet/ waren ihm fast die meisten seiner Soͤhne schon gefolget. Aber Benjamin und Naftali lebeten noch. Die hatte Jo- sef unter seinen Bruͤdern sonderlich lieb: diesen/ weil ihn Bilha/ seiner Mutter magd/ auf ihrer huͤfte gebohren/ und ihn Rahel daher/ als ihren eigenen sohn/ geliebet: jenen aber am allermeisten/ weil er sein einiger leiblicher Bruder war. Beide musten fast staͤhts uͤm ihn sein; sonderlich Benjamin. Und hatte er ie- mand was wuͤchtiges anzumelden/ so ward Naftali ausgeschikt. Dan dieser war geschwinde vom geiste/ und rasch auf den fuͤßen. Daruͤm hatte ihn auch sein Vater zu allerhand bohtschaften gebraucht/ ja selbst in seinem letzten willen einem Hirsche verglichen. Hatte Josef einige muͤßige stunden/ so ergetzte er sich mit ih- nen in gespraͤchen von vielerhand dingen. Sonderlich aber hoͤrete er von denen/ die sich/ in seinem abwesen/ unter seinen Bruͤdern begeben/ gern reden. Unter an- dern erzehlete ihm Naftali auf eine zeit seine treume: darinnen sich Josef alle mahl mitbefunden. Und daher hatte Jakob gemuhtmaßet/ daß Josef noch lebete. Im vierzigsten jahre seines alters hatte er folgenden Traum. Er sahe die Oehlberge auf der ost seite der stadt X v Je- Der Assenat Jerusalem: und die Sonne/ samt dem Mohne/ stille stehen. Auch hoͤrete er seinen Großvater Isaak zu seinen Bruͤdern sagen: lauft hin/ einieder nach sei- nem vermoͤgen: dan die Sonne und der Mohn koͤn- nen ergriffen werden. Darauf lieffen sie alle zugleich so stark/ als sie konten/ darnachzu. Levi ergrif die Son- ne; Judah aber den Mohn: und sie warden beide/ mit den Lichtern/ aufgehoben. Hierauf gab ein Juͤng- ling dem Levi/ der gleich als die Sonne glaͤntzete/ zwoͤlf Palmenzweige. Judah aber/ der wie der Mohn blinkte: hatte zwoͤlf strahlen unter seinen fuͤßen. Beide ergriffen und hielten einander. Darnach sahe er einen Stier mit großen hoͤrnern/ und Adlers- fluͤgeln auf dem ruͤkken. Dieser stund uͤber dem Erd- bodem. Und sie wolten ihn ergreiffen: aber Josef kahm ihnen zuvor/ und fing ihn; auch ward er/ mit ihm/ in die hoͤhe gehoben. Endlich sahe er eine heilige schrift/ welche also lautete: die Assirer/ Meder/ Elami- ter/ Galater/ Kaldeer/ und Sirer sollen/ durch gefaͤngnuͤsse/ den Reichsstab besitzen. Sieben mohnde darnach hatte er abermahl einen Traum. Er sahe seinen Vater Jakob/ mit allen sei- nen Soͤhnen/ in der Jammischen see stehen. Und ein Schif/ mit getruknetem Fleische beladen/ kahm/ ohne schiffer und steuerman/ mit vollem lauffe gesegelt. Auf diesem schiffe stund geschrieben: dis ist Jakobs schif. Und Jakob sagte zu seinen Soͤhnen: laßt uns in unser schif gehen. Aber sobald sie in das schif getraͤh- ten waren/ da erhub sich ein großes unwetter/ und der wind stuͤrmete dermaßen/ daß alles erkrachte. Hierauf ging Jakob von ihnen/ nach dem ruder zu. Der sturm schlug sie von einer seite zur andern/ und trieb sie see- waͤrtsein. Das schif ward bald hier/ bald dort gegen den grund angeschmissen; und bekahm so große spalten/ daß es vol wassers lief. In dieser gefahr flohe Josef in das siebendes Buch. das Boht/ das am schiffe hing: und die andern Bruͤ- der ergriffen zehen breter. Hierauf hielten sie sich fest/ und warden/ durch den sturm/ einer hierhin/ der andere dorthin/ voneinander getrieben. Aber Levi zog einen sak an/ und baht den HERꝛn vor sie alle. Sobald nun dieser große sturm gestillet war/ gelangte das Boht unbeschaͤdigt zu lande. Und Jakob kahm endlich auch an/ also daß sie sich saͤmtlich erfreueten. Josef hoͤrete/ mit großer aufmaͤrkung/ allen diesen und dergleichen erzehlungen zu. Er erwog sie bei sich in seinem hertzen: und sahe wohl/ was der Allerhoͤchste mit Levi und Judah beschlossen. Auch sagte er zu seinen Bruͤdern: dis seind keine eitele Treume. Gott wil uns dadurch anzeigen/ was kuͤnftig geschehen sol. Gewislich wird einieder erfuͤllet werden zu seiner zeit. Und daruͤm beweiset den Staͤmmen Levi/ und Ju- dah ihre gebuͤhrende ehre. Dan aus diesen Staͤmmen wird das Lam Gottes entspruͤßen: durch dessen gnade wird das Heidentuhm/ samt Israel/ erhalten und seelig werden. Sein Reich wird ein ewiges unver- gaͤngliches Reich sein. Aber mein Reich sol in meinen Kindern volendet werden/ als eine bewahrung der Aep- fel. Dan nach der aͤrnte wird man es nicht mehr sehen. Mitlerzeit maͤrkte Josef/ daß seine sterbestunde sich alhand zu nahen anfinge. Daruͤm lies er/ bei gesunden tagen/ seine Soͤhne/ Manasse und Efraim/ samt ih- ren Kindern/ als auch seine Bruͤder/ die noch bei leben waren/ zu sich kommen. Die ermahnete er alle/ daß sie bruͤderlich/ friedlich/ und eintraͤchtig untereinander le- ben: auch sich bestaͤndig an den Gott ihrer Vaͤter/ Abra- hams/ Isaaks und Jakobs/ halten/ und ihn nicht verlaßen solten. Ja er gab ihnen zugleich zu verstehen: es sei ihm wohl bewust/ daß sie/ nach seinem tode/ von den Egiptern sehr wuͤrden geplaget und beaͤngstiget wer- den. Aber der Allerhoͤchste wuͤrde sie heimsuchen/ und aus Der Assenat aus Egipten in das Land Kanaan fuͤhren: welches er schon vorlaͤngst ihren Vaͤtern versprochen. Und daruͤm musten sie ihm/ mit einem eide/ angeloben/ daß sie seinen Leichnam alsdan/ wan sie Gott heimsuchte/ mit sich hinweg fuͤhren wolten. Dan imfal ihr meine Gebeine/ sagte er/ mit euch fuͤhret/ so wird Gott/ wider die Egipter/ im lichte/ mit euch sein; und der Teufel/ in der fuͤnsternuͤs/ mit den Egiptern. Auch befahl er ihnen zugleich/ daß sie ihre Mutter Silpa ebenmaͤßig mitnehmen/ und zur Bilha/ nicht weit von seiner Mutter Rahel/ begraben solten. Kurtz hiernach gelangte/ von Astarot aus dem lan- de Uz/ ein Bluhtsverwanter des beruͤhmten und maͤchtigen Jobs/ des Fuͤrstens zu Edom/ an. Die- ser brachte dem Josef eine sehr betruͤbte zeitung. Er erzehlte ihm/ wie Job auf einen tag viererlei sehr gros- se ungluͤksfaͤlle gehabt. Eben an dem tage/ sagte er/ da seine sieben Soͤhne/ samt seinen drei Toͤchtern/ die er mit euer Schwester Dina gezeuget/ in des erstgebohr- nen hause saßen/ und guhter dinge waren; da kahm ein bohte zum Job/ und zeigete ihm an/ daß die Sabeer aus dem reichen Arabien die Rinder vom pfluge/ samt den Eselinnen aus der weide/ weggeraubet/ und alle seine Knechte/ bis auf ihn/ der allein entronnen/ todtgeschlagen. Als dieser noch redete/ kahm einander/ der brachte die zeitung: das feuer Gottes sei vom Him- mel gefallen/ und hette Schaͤfer und Schafe verbrant/ also daß nur er allein uͤbrig geblieben. Kaum hatte der knabe ausgeredet/ da kahm abermahl einander/ welcher meinen Vetter mit diesen worten anredete: die Kal- deer/ sagte er/ kahmen/ mit drei hauffen/ auf die Ka- mehle gefallen/ nahmen sie weg/ und hieben alle Huͤhter nieder. Ich allein bin darvon gelauffen/ damit ich die zeitung braͤchte. Naͤhrlich waren ihm diese worte aus dem munde/ da kahm der vierde. Der brachte die aller- be- siebendes Buch. betruͤbteste zeitung. Ach! sagte er/ eure Soͤhne und Toͤchter aßen und trunken im hause ihres aͤltesten Bru- ders; da kahm ein großer sturmwind aus der Wild- nuͤs/ und sties so gewaltig auf die vier e kken des hau- ses/ das es uͤber einen hauffen fiel/ und alle menschen erschlug/ bis auf mich/ der ich allein der gefahr ent- kommen. Weil nun dieser fromme Job sich dem Josef nicht allein seiner Schwester Dina wegen/ sondern auch von seinem Obergroßvater Abraham her/ dessen Bru- ders Nahors sohn er war/ mit bluhtsfreundschaft zu- getahn befand; so ging ihm sein ungluͤk sehr nahe zu her- tzen. Er erschrak und entsetzte sich so heftig uͤber dieser unvermuhteten zeitung/ daß er eine guhte weile kaum reden konte. Ja als er vernahm/ daß dem frommen Job des andern tages darauf noch ein fuͤnftes ungluͤk zugestoßen/ und sein gantzer leib uͤber und uͤber mit boͤ- sen blattern geschlagen worden: da ward er noch viel- mehr zum wehleiden bewegt. Ach! sagte er/ geschiehet dieses am gruͤhnen holtze/ was wird am duͤrren gesche- hen? Job ist schlecht und recht; er ist Gottesfuͤrchtig; er meidet das boͤse: und hierinnen hat er seines gleichen nicht. Gleichwohl hat ihm ein so gar großes ungluͤk be- gegnen muͤssen. Gleichwohl ist ihm ein so unertraͤgli- ches kreutz aufgelegt worden. Ach! wir arme Menschen/ was seind wir? Mus der froͤmmeste also leiden; was/ werde dan ich/ und einander/ die wir lange so from nicht seind/ leiden muͤssen? Doch was wil ich sagen? Es ist ein zeichen/ daß Gott ihn hertzlich liebet; weil er ihn so vaͤterlich zuͤchtiget. Dan es ist einmahl gewis/ daß wir schweerlich anders/ als durch viel truͤbsaal/ und zeitli- ches leiden/ zur ewigen freude gelangen koͤnnen. So mus es sein. Darzu seind wir in dieser zeitligkeit be- stimt. Ich habe das meinige auch erfahren. Meine seelige Liebste hat kreutzes und leidens genug/ und ich ih- rent- Der Assenat rentwegen/ ausgestanden. Meine liebe Assenat. Hier blieb die rede stekken. Weiter konte sie nicht fort. Der schmertz haͤmmete die zunge. Endlich folgeten die traͤh- nen/ welche strohmsweise uͤber die wangen flossen. Die tafel zum abendessen war schon gedekt. Die speisen warden aufgetragen. Aber den Schaltkoͤnig hatte der schmertz so eingenommen/ daß er nicht essen konte. Daruͤm befahl er seinem Sohne Efraim/ und seinem Bruder Benjamin/ die eben bei ihm waren/ daß sie ihrem angelangten Bluhtsfreunde geselschaft halten solten. Er inzwischen begab sich zu bette/ nach- dem er gegen seinen gast sich zum besten entschuldiget. Efraim begleitete ihn in sein schlafzimmer: da er ihm/ im scheiden/ abermahl befahl/ dem Gaste zu sagen/ daß er auf den morgenden tag ihm selbst geselschaft zu halten verhofte. Aber Josef/ es sei/ daß das schroͤkken uͤber das un- gluͤk des Jobs/ oder der schmertz uͤber das andenken sei- ner lieben Assenat ihn uͤbermeistert/ brachte die gantze nacht schlafloß zu. Und darbei war er so schwach/ daß er kaum luft zu hohlen vermochte. Ja sein hertz befand sich anders nicht/ als zwischen zwei bretern eingeklaͤm- met. Er vermeinte zwar als der tag angebrochen/ auf- zustehen. Aber er war so mat/ daß er nicht konte. Sei- ne Leibaͤrtzte warden gehohlet. Diese urteileten von stunden an aus seinem wesen und schlage/ daß diese machtloßheit aus einer heftigen gemuͤhtsbewegung herruͤhrete: welche das hertz und heupt verletzet. Dar- uͤm verordnete ihm der eine straks etliche Hertzartzneien. Der andere verschrieb ihm einige Hauptmittel die ver- unruhigten sinnen zu besaͤnftigen/ und den schlaf zu er- wekken. Diese taͤhten zwar ihre wuͤrkungen/ so viel sie in einem alten und schwachem leibe vermochten. Der Schaltkoͤnig fuͤhlete zwar einiger maßen linderung. Das hertzklopfen verlohr sich. Die ohnmaͤchtigkeit lies nach. siebendes Buch. nach. Der schlaf fand sich wieder. Doch gleichwohl hatte er so viel kraͤfte nicht/ daß er aufstehen konte. Auch vermochte der Magen keine speise anzunehmen. Zween tage lang blieb er ohne einige nuͤtzung der speise liegen. Endlich richtete ihm der Magenartzt auch eine Magenartznei zu. Diese wuͤrkte so viel/ daß er lust bekahm zuerst ein Huͤhnersuͤplein einzuschlurfen: dar- nach auch vom Huͤhnlein selbsten zu essen. Doch meist behalf er sich mit Mandelmuͤsern. Hierdurch bekahm er so viel kraͤfte/ daß er am fuͤnften tage sich aus dem bette erhub/ ja selbsten seinem Gaste bei der tafel gesel- schaft hielt. Aber diese erhohlung der kraͤfte waͤhrete nicht lange. Kaum konte er so lange sitzen/ als die mahl- zeit waͤhrete. Sobald die Tafel aufgehoben war/ mu- ste er sich wieder legen. Seine schwaͤchligkeit wolte nicht gestatten laͤnger aufzubleiben. Der Koͤnig hatte mitlerweile des Schaltkoͤniges unbaͤsligkeit zu wissen bekommen. Straks faͤrtigte er den Reichskantzler ab ihn zu besuchen. Und als er ver- stund/ daß gefahr darbei were; da schikte er auch zween seiner Leibaͤrtzte zu ihm. Diese solten zusehen/ ob die ge- fahr so groß sei/ als er gehoͤret. Nach eingezogenem be- richte/ besuchte er den Kranken selbst. Zwo gantze stun- den waͤhrete dieser besuch. Der Koͤnig bezeugte sein hertzliches mitleiden: und Josef seine schuldigste dankbarkeit. Nach volendeten hoͤfligkeiten ward befoh- len/ daß iederman hinausgehen solte. Hierauf fing der Koͤnig straks an von Reichsgeschaͤften zu reden. Aller- lei worte/ und wiederworte fielen vor. Endlich ersuchte er den Schaltkoͤnig/ daß er seinen letzten Willen/ ent- weder selbst/ oder durch einen vertrauten/ aufsetzte. Dan/ sagte er/ ihr seid nunmehr hochbejahret. Das al- ter schwaͤchet eure kraͤfte. Hierzu ist diese krankheit ge- stoßen. Leichtlich moͤchte noch ein anfal darzu kommen/ der euch ploͤtzlich aus unsern augen ruͤkte. Daruͤm ist mein Der Assenat mein begehren/ daß ihr bei zeiten anordnung tuht/ wie es nach eurem hintritte/ in einem und dem andern/ was den Staht und desselben beherschung betrift/ sol gehalten werden. Bei euch beruhen alle geheimnuͤsse des Reichs. Ihr allein habet wissenschaft von den ver- borgnesten sachen des Stahts. Von euch allein auch haben wir einen guhten raht zu gewarten. Weil nun Josef dieses alles schon lange versorget/ so gab er folgende antwort. Die gantze verfassung/ sag- te er/ ist vorlaͤngst geschehen. Ich selbsten habe sie mit eigener hand aufgesetzt. Und darbei seind etliche Bei- lagen; die der Koͤnig/ zu seinem nachrichte/ vor sich allein und in geheim behalten sol. Gestern habe ich alles mei- nem Sohne Efraim wohlversiegelt zugestelt. Dem ist auch befehl geschehn/ solches dem Koͤnige/ so bald meine seele von mir geschieden/ in geheim zu uͤberreichen. Der Koͤnig verlangte sie zu sehen/ sonderlich die Beilagen; da- mit er vom Josef selbsten noch einige erklaͤhrungen dar- uͤber einziehen koͤnte. Straks ward hingeschikt/ sie zu hoh- len. Efraim brachte sie selbsten. Der Koͤnig empfing sie aus seiner hand. Er entsiegelte sie/ und lase sie durch. In den Beilagen stunden etliche heimligkeiten des Stahts; sonderlich wie der Koͤnig sein freimaͤchtiges gebiet erhalten solte. Auch ward darinnen weitleuftig erklaͤhret/ durch was mittel und wege Josef die koͤnig- liche macht zu solcher freiheit gebracht. Alles gefiel dem Koͤnige uͤberaus wohl. Er dankte dem Josef vor seine so getreue vorsorge: welcher auch noch zum uͤberflusse sein gantzes Rahtsbedenken muͤndlich wiederhohlte/ und mit deutlichern reden erklaͤhrete. Hierinnen schoͤpf- te der Koͤnig eine solche vergnuͤgung/ daß er auch uner- suchet und aus eigenem triebe dem Josef die hand zu- reichte/ und mit einem hohen eidschwuhre versprach/ daß er solches/ nach seinem tode/ seinen Kindern ver- gelten/ und sie befoͤrdern/ und beschirmen wolte/ wo und siebendes Buch. und wan sie seiner befoͤrderung und beschirmung benoͤh- tigt. Der Schaltkoͤnig bedankte sich vor solche hohe gnade: als auch/ daß der Koͤnig sich so weit erniedriget/ seinen Diener zu besuchen. Und hiermit geseegneten sie einander; und der Koͤnig begab sich wieder auf die Burg. Vor dem Schaltkoͤniglichen Schlosse hatte sich in- dessen eine große maͤnge volkes versamlet. Niemand wuste/ was es bedeutete/ daß der Koͤnig den Josef be- suchete/ und sich so lange bei ihm verweilete. Der eine urteilete dis/ der andere das. Man stekte die koͤpfe zu- sammen. Man fuͤhrete wunderliche reden. Der Schalt- koͤnig hatte sich sonsten fast alle tage auf der Burg be- funden. Aber in acht tagen war er alda nicht gesehen: auch nie auf der gasse vernommen. Etliche tage nach- einander waren die Aertzte bei ihm aus- und ein-gegan- gen. Auch hatte man zween koͤnigliche Leibaͤrtzte vor et- lichen stunden aus seinem Schlosse kommen sehen. Aus allen diesen begaͤbnuͤssen muhtmaßeten die mei- sten/ daß ihr Schaltkoͤnig krank sei. Und in solcher muhtmaßung warden sie noch mehr gestaͤrket/ als sie den Koͤnig trauriger/ dan er pflegte/ wiederkehren sa- hen. Ja das alberne einfaͤltige volk wolte selbst aus dem langsamen tritte der koͤniglichen Pferde einige traurigkeit schliessen. Sehet doch! sagten etliche/ wie die unvernuͤnftigen tiere so traurig gehen/ wie sie die koͤpfe haͤngen laßen. Gewislich muͤssen sie es maͤrken/ daß der Versorger/ der Verpfleger/ der Heiland des gantzen Egiptens krank ist. Ja die alten Muͤtterchen fingen schon an zu weinen. Die kinder folgeten; wiewohl sie nicht wusten waruͤm. Man sahe ein erbaͤrmliches we- sen. Die nicht weineten/ seufzeten und aͤchzeten: und die keines von beiden taͤhten/ gaben gleichwohl/ durch ihre hinlaͤssige gebaͤhrden/ ihre traurigkeit gnugsam an den tag. Nunmehr gleubeten alle/ daß Josef krank sei: ja etliche gar/ daß er schon gestorben. Und diese mach- Y ten Der Assenat ten den tod des Schaltkoͤniges straks durch die gantze stadt ruchtbar. Dis geruͤchte lief so eilend von hause zu hause/ daß es auch endlich selbst in des Manasse schlos drung. Dieser erschrak uͤber alle maße. Ja er geriet dergestalt aus sich selbsten/ daß er zuerst nicht wu- ste/ was er tuhn solte. Mitlerweile kahm Efraim an. Der berichtete/ daß der Koͤnig selbsten ihren Vater besuchet. Da fassete Manasse wieder muht. Doch gleichwohl lag ihm dieser falsche ruf so fest in den gedanken/ daß er nicht eher ruhen konte/ er hette dan seinen Vater selbst gese- hen. Geschwinde lies er anspannen. Eilend setzte er sich mit seinem Sohne Machir/ der eben bei ihm war/ zu wagen. Straks eilete er nach dem kranken Vater zu. Nicht hastig genug konten ihm die pferde gehen. In einem hui gelangte er vor dem schlosse an. Da fand er alles vol menschen. Nicht allein die gassen waren er- fuͤllet/ sondern auch die heuser rund heruͤm. Kaum konte er durch das gedraͤnge hin kommen. Naͤhrlich konte der wagen das tohr erreichen. Manasse verlang- te ie mehr und mehr. Des Schaltkoͤniges Leibwaͤchter warden seiner gewahr. Die machten ihm raum/ und trieben den drang zuruͤk. Also gelangte er endlich in das schlos. Das erste/ das er fragte/ war dieses: ob der Va- ter noch lebte? so zweifelhaftig war er inseinen gedanken. Als er nun in die kammer traht/ da fand er den Schaltkoͤnig sehr schwach. Kaum konte er sich nur et- was aufrichten seinem Sohne die hand zu bieten. Ma- nasse fragte zur stunde: wie es mit seiner krankheit be- schaffen? Ach! gab Josef zur antwort/ sehr uͤbel. Vor einer halben stunde befand ich mich zimlich wohl. Aber diesen augenblik bin ich so schwach worden/ daß ich kaum ahtemen kan. Ich maͤrke wohl/ daß sich meine Sterbe- stunde nahet. Wo ist doch mein Sohn Efraim/ und mein Bruder Benjamin? Laßet sie flugs hohlen. Nicht lange darnach erschienen sie beide/ samt ihren Kindern. Da siebendes Buch. Da wiederholete Josef eben dieselben worte/ die er zuvor in seinen gesunden tagen/ zu ihnen gesprochen. Auch fuͤg- te er noch mehr hinzu. Sonderlich aber ermahnte er sie zur Gottesfurcht/ und zur unterlichen einigkeit. End- lich gab er allen den seegen: und hiermit strekte er seine fuͤße aus/ und verschied so sanfte/ daß er ausging/ als ein licht. Dieses begab sich im 110 jahre seines alters/ im 80 seines Fuͤrstentuhms/ im 61 nach seiner lieben Assenat tode/ und im 67 nach seines Vaters Jakobs/ als er eben 93 jahr in Egipten gewesen. Straks hierauf warden reitende bohtschaften ausge- schikt den uͤbrigen Kindern Israels zu Heliopel/ und im gantzen Lande Gessen/ den tod ihres algemeinen Vaters Josefs anzumelden; damit sie ihn gebuͤhrender maßen betrauren moͤchten. Und hierdurch erschol der ruf durch das gantze Egipten. Ploͤtzlich lief er von laͤndern zu laͤndern/ von staͤdten zu staͤdten/ von heusern zu heusern/ bis er endlich das gantze Reich erfuͤllete. Da erhub sich uͤberal ein großes trauren/ ein heftiges klagen/ ein erbaͤrmliches jammern. Das gantze Israel be- weinte den Josef/ als seinen Vater/ als seinen Ernaͤh- rer/ als seinen Beschirmer. Und die Egipter gaben ih- nen nichts zuvor. Sie betraureten ihn saͤmtlich/ als ei- nen Vater ihres Vaterlandes/ als einen Erhalter und Vermehrer ihrer Wohlfahrt/ als einen Stifter so vieler heilsamer Satzungen. Ja die Armen bejammerten ihn/ als ihren Versorger: die Bedraͤngten/ als ihren Noht- helfer/ und Erretter: die Bauren als ihren Lehnver- pfleger: die Buͤrger/ als ihren Friedeschild: die Stahts- leute/ als ihr Auge und Oberheupt: der Adel/ als seine Stuͤtze: die Fuͤrsten/ als ihre Krohne. Selbst der Koͤ- nig betrauerte ihn/ als die edleste/ die koͤstlichste Perle/ die von seiner Krohne gefallen. Und also nahm das gantze Egipten/ samt dem gan- tzen Israel/ die trauer an. Von hertzen waren sie be- truͤbt. Mildiglich vergossen sie die traͤhnen. Jederman Y ij kaͤr- Der Assenat kaͤrmete. Jung und alt weinete. Selbst die kleinen kin- der schienen diesen tod zu bejammern. Es ist auch kein wunder. Josef war ein Herꝛ/ dessen Tugenden eben so unvergleichlich/ als sein Gluͤk wunderseltsam/ gewe- sen. Er fuͤhrte/ in seiner großen gewalt/ ein gantz unta- delhaftes leben. Er lies iederman recht und gerechtigkeit widerfahren. In seinem groͤsten gluͤkke/ und hoͤchstem ehrenstande uͤberhub er sich keines weges. Vielmehr war er niedrig und demuͤhtig. Ja er war uͤberaus langmuͤh- tig/ uͤberaus sanftmuͤhtig/ uͤberaus barmhertzig. Er hat- te mitleiden gehabt mit allen Egiptern/ eben als mit sei- nen eigenen gliedmaßen. Er hatte ihnen alles guhtes be- wiesen. Mit raht und taht hatte er ihnen geholfen. Die algemeine wohlfahrt hatte er uͤber alle maße vermehret: das Reich in geruhigem frieden allezeit erhalten: des Koͤ- niges macht uͤber alles erhoben; und doch darbei der Un- tertahnen bestes niemahls verseumet. Fast auf eben dieselbe weise/ wie man die Assenat balsemen laßen/ ward Josefs Leiche gebalsemet: auch eben also ausgezieret/ und in einen koͤstlichen sarg geleget. Als dieses alles verrichtet war/ folgete das Leichengepraͤn- ge. Die Leiche ward auf einem gantz versilbertem wagen gefuͤhret. Diesen zogen vier pferde/ mit einem uͤberzuge von weissem seidenem zeuge/ der/ uͤber die fuͤße hin/ bis auf die erde hing/ bekleidet. Hinter dem Leichenwagen her ritte sein Hofmeister/ mit einer guͤldenen Krohne in der hand. Hierauf folgete der Mahrschalk/ mit einem Reichsstabe/ gleichmaͤßig zu pferde. Diesem ritte nach ein Kammerjunker mit des Schaltkoͤniges Schwerte. Hierauf kahmen seine zween Soͤhne/ Manasse und Efraim/ mit ihren Soͤhnen: und dan Josefs Bruͤ- der/ die noch bei leben waren. Auf diese weise ward des Schaltkoͤniges Leiche nach dem Grabmahle zu/ das er ihm selbst bauen laßen/ gefuͤhret/ und alda beigesetzt. In eben demselben Grabmahle blieb sie eine lange zeit stehen. Aber endlich ward sie von dannen in die Koͤ- nig- siebendes Buch. Der Assenat nigliche Schatzkammer gebracht. Dan die Zeuberer und Zeichendeuter hatten dem Koͤnige gerahten/ daß er ja zusehen solte/ sie wohl zu verwahren. Wan er solches nicht taͤhte/ und Josefs Leichnam aus Egipten tragen liesse; so wuͤrden große plagen uͤber die Egipter kommen/ ja eine so dikke fuͤnsternuͤs das gantze Egipten uͤberfallen/ daß keiner den andern/ selbst bei brennenden lichtern/ wuͤrde sehen koͤnnen. Zudem hatte man ausgekundschaffet/ daß Josef vor seinem absterben selbst befohlen/ seinen Leich- nam in das Land Kanaan zu tragen; auch darbei von eben derselben fuͤnsternuͤs geweissaget. Nach Josefs seeligem hintritte vermehreten sich die Kinder Israels in kurtzen jahren dermaßen/ daß sie in ihren staͤdten/ welche sie bisher gehabt/ nicht raumes genug fanden zu wohnen. Und daruͤm muste man noch etliche neue bauen. Ja die Muͤtter in Is- rael gaben den Egiptischen nichts zuvor. In einer eini- gen tracht brachten sie zu weilen vier/ sechs/ ja acht kin- der zur welt. Und diese große fruchtbarkeit veruhrsach- te das staͤhtige trinken des Nielwassers: welches die Aekker und Leiber nicht allein fet/ sondern auch so frucht- bahr machte/ daß beide so uͤberaus reichlich fruͤchte tru- gen. Man pfleget den Fluͤssen sonsten gemeiniglich den nahmen Vater zu geben. Aber keinem scheinet solcher nahme so rechtmaͤßig und so eigentuͤhmlich zuzukom- men/ als dem Niele: der so ein reicher fruchtbarer Va- ter und Erzieler ist nicht allein der Erdgewaͤchse/ sondern auch der Menschen/ daß Egipten darinnen schier alle Reiche der Welt uͤbertrift. Und eben daruͤm war auch sein wasser in solchem waͤhrte/ daß man es iederzeit als was heiliges verwahret/ ja als ein sonderbahres geschenk/ in ferne laͤnder den Gewaltigsten der Welt zugeschikt. Ich wil mehr sagen/ seine große fruchtbarkeit hat auch den al- ten Egiptern selbsten anlaß gegeben/ daß sie ihrem Niele/ wie wir droben gemeldet/ Goͤttliche ehre angetahn/ und so vielerlei ehrennahmen gegeben. Wir siebendes Buch. Wir haben schon in etwas beruͤhret/ daß die abergleu- bischen Egipter ihren Josef/ da er noch lebete/ goͤttlich geehret: wiewohl in geheim und in der stille; weil er es selbsten so ernstlich verbohten. Aber dieses Verbot schien/ nach seinem tode/ verjahret zu sein/ und nichts mehr zu gaͤlten. Ihre gemuͤhter waren ihm dermaßen zuge- tahn/ daß sie ihn nunmehr oͤffendlich gantz und gar vor einen Gott aufwarfen. Sie baueten ihm zu ehren Goͤ- tzenheuser; sonderlich zu Memfis. Ihm zu ehren rich- teten sie Goͤtzenbilder auf. Diese baͤhteten sie an. Hiervor fielen sie nieder; und ehrten sie als Goͤtter. Diesem neuen Gotte musten alle die alten Abgoͤtter weichen. Die ehre/ ja die nahmen die sie jenen gegeben/ eigneten sie nun die- sem zu. Er ward der ansehnlichste/ der fuͤrnehmste/ der hoͤchste unter allen. Damit auch der nahme Josef selb- sten uͤm so viel herlicher und goͤttlicher schiene/ so veraͤn- derten sie ihn: sie setzten die buchstaben uͤm; sie verwech- selten sie mit ihren verwanten/ und machten Apis dar- aus. Eben dasselbe taͤhten sie auch mit dem Nahmen Assenat: den sie so verzwikten und so verwandelten/ daß sie nur desselben fuͤrnehmsten grundbuchstaben s behiel- ten/ und Isse/ darnach Isis daraus machten. Josef hatte dem Reiche fuͤrnaͤhmlich dreierlei Guht- tahten erwiesen. Erstlich hatte er den Koͤniglichen zwei- fachen Traum gedeutet: an dessen deutung dem gantzen Stahte so sehr viel gelegen. Darnach hatte er einen so heilsamen raht gegeben: und dan alle Egipter so weislich und treulich versorget; indem er ihnen vorraht und le- bensmittel verschaffet. Diese dreifache wohltaht abzu- bilden schien kein fuͤglichers sinbild zu sein/ als der Och- se/ aus des Koͤniges Traume; als auch die Kornahre/ aus eben demselben. Beides hatte ihnen Gott selbst gleichsam vorgeschrieben. Und daruͤm eigneten sie jenes/ naͤhmlich den Ochsen/ dem Josef zu: und dieses/ naͤhmlich die Kornahren/ der Assenat/ mit dem nah- men Isis. Unter andern war es auch kein wunder/ daß Y iiij bei- Der Assenat siebendes Buch. beiderlei Goͤtzendienst sich so bald ausbreitete/ und solche tieffe wurtzeln in den abgoͤttischen hertzen der Egipter ge- wan. Die Assenat war eine Tochter/ ja noch darzu ei- ne einige Erbin des algemeinen Egiptischen Ertzbischofs. Und Josef war ihr vermaͤhlet. Er war des Ertzbischofs Eidam gewesen. Darzu hatte er der Priesterschaft uͤber- aus viel gunst und wohltahten erwiesen. Und eben dar- uͤm trieben die Priester/ die auch das meiste darbei ver- mochten/ das werk mit gantzer macht fort. Mit allem ei- fer strebeten sie darnach/ so wohl dem Josef/ als der As- senat/ eine ewige Goͤttliche ehre zu stiften. Hierzu half auch nicht wenig der alte Ertzbischof selbst: und dessel- ben nahe verwandschaft mit den maͤchtigsten des Reichs/ ja mit dem Koͤnige selbsten. Es war ohne dis bei den Egiptern der gebrauch/ daß sie das gedaͤchtnuͤs ihrer Wohltaͤhter mit zugeheiligten Sinbildern erhielten. Sie waren gewohnet ihren Nah- men hierdurch zu verewigen/ ja zu vergoͤttlichen/ und auf die spaͤhte Nachwelt fortzupflantzen. Und solches gescha- he alhier/ aus itzt erzehlten uhrsachen/ uͤm so viel mehr/ uͤm so viel eifriger/ uͤm so viel herlicher. Ja uͤm der As- senat willen/ widerfuhr dem Josef uͤm so viel groͤssere ehre: wiewohl sie uͤm seinetwillen auch nicht wenig mehr ehre bekahm. Eines half dem andern. Eine uhrsache staͤrkte die andere. Und also erlangten beide die hoͤchste ehre: welche/ wiewohl nur etliche hundertjaͤhrige zeiten im goͤtzendienste/ nunmehr uͤber die dreitausend dreihun- dert jahre gewaͤhret/ ja noch waͤhren wird/ so lange die welt stehet. Mit einem worte: die ehre/ der ruhm/ das lob des Josefs und der Assenat seind/ mitten in der zer- stoͤhrung des Ebreischen und Egiptischen Stahts/ ge- blieben bis hierher/ und werden auch bleiben bis alles Irdische sehen wird sein endliches Ende. Filips Filips von Zesen Kurtzbuͤndige A nmaͤrkungen; darinnen etliche dunkele oͤrter/ und Goͤtzennahmen/ die in hiesiger der Assenat Verfassung vorfallen/ erklaͤhret; und die Zeugnuͤsse so wohl der Heiligen/ als unterschied- licher anderer Schriften/ daraus dieselbe zusam- mengeflossen/ zu ihrer bewaͤhrung/ angefuͤhret/ auch zugleich vieler widrige meinungen dar- getahn und erwiesen werden. Ao! Anmaͤrkungen. Zu des ersten blats ersten zeilen. W Ie man den drei lustigsten und gleichsam vor andern bluͤhenden mit- telsten/ und straks aufeinander fol- genden Mohnden unserer jahre ge- meiniglich die drei fuͤrnehmsten Bluhmen zueignet/ naͤhmlich dem fuͤnften die Rosen/ dem sechsten die Liljen/ dem stebenden die Naͤglein; weil eine iede dieser Bluhmen in einem/ als ihrem eignen/ derselben Mohnden am ersten oder meisten zu bluͤhen pfleget: so haben wir auch diese Mohnden selbst/ einen ieden/ nach seiner zugeeigneten Bluhme/ benahmet. Naͤhmlich den ersten benahmen wir den Rosenmohnd; den Karl der Große den Wonnemohnd/ der Sternschauer/ nach seinem eigenen Sternzeichen/ den Zwillings- mohnd/ und die gemeine gewohnheit den Mai- als auch den Bluͤh- oder Bluhmen-mohnd nennet: den andern den Liljenmohnd; den wir auch ander- waͤrts den Sommermohnd/ vom beginne des Som- mers in demselben/ als auch den Kraͤbsmohnd/ vom Kraͤbse/ dem so genenten vierden Stern- oder himmels-zeichen des Tierkreuses/ welches in dieser mohndzeit die sonne durchlauffet/ benahmet: und dan den dritten den Naͤgleinmohnd; den man auch/ nach seinem zugeeigneten Sternzeichen/ wie er anders gemei- niglich/ vom heumachen in demselben/ der Heu- mohnd heisset/ den Leuenmohnd nennen koͤnte. Sonsten fuͤhret der mittelste von diesen dreien gemei- niglich den nahmen des Brachmohndes/ vom blos- sen brachen und uͤmpfluͤgen der aͤkker/ das in diesem mohnde geschiehet. Und wie die Lateiner den nåchstvor- her- Kurtzbuͤndige hergehenden/ von der Maja/ des Merkuhrs mutter/ τὸ μαίεοϑτμ, oder vielmehr à Majoribus, das ist den aͤlteren oder maͤchtigern und groͤssern/ Majus heis- sen: also heissen sie auch diesen/ von der Abgoͤttin Ju- no/ oder vielmehr von den juͤngern oder der jugend/ à juvenum sive juniorum honore, Junius; als sagte man der Jugendmohnd/ oder der Juͤnglinge mohnd/ Juvenum sive juniorum, aut Juventæ deæ mensis. Ju- nonius mensis wird er auch vom Festus/ und von an- dern Junonialis genennet. Juno selbsten sagt bei dem Ovidius/ im ersten seiner Jahrbuͤcher: Nec tamen ignores, vulgique errore traharis: Junius à nostro nomine nomen habet. Die uhrsache der also geschehenen benahmung dieser zween mohnden zeiget Makrobins an: naͤhmlich weil Romulus/ der stifter und uhrhoͤber der stadt Rohm/ das Roͤhmische volk in Aeltere und Juͤngere/ oder Groͤssere und Kleinere/ damit jene mit raht/ und diese mit taht/ das ist mit waffen/ dem Stahtswesen behuͤlflich weren/ geteilet; so habe er nachmahls/ diesen zweiteilen zu ehren/ gemelten zween Mohnden solche nahmen gegeben. Fulvius Nobilior, schreibt er l. 1 Sa- turnal. cap. 12, in Fastis Romulum dicit, postquam po- pulum in majores, minoresve seu juniores divisit, ut alte- ra pars consiliis, altera armis rempublicam tueretur, in honorem utriusque partis, hunc Majum, sequentem Junium mensem vocâsse. Daher sagt auch Ovidius an obangezogenem orte: Junius est Juvenum; qui fuit ante, Senum. Es ist aber das Wort Junius aus Juvenius zusammen- gezogen; wie Junior aus Juvenior: welches von Juve- nis, und dieses scheinbahrlich von juvo, das ist ich hel- fe/ entsprungen. Hiervon schreibet Kristian Bek- man in seinen Grundforschungen der Lateinischen spra- Anmaͤrkungen. sprache also: Sed Juvenis, νεαρὸς unde? Fortè à Juvo: an possis aliunde, in incerto situm. Ut ita Juvenis sit vegetus, promtus ad laborandum, aut juvandum. Unter den Griechen scheinen die Atehner diesen mohnd auch von βαιὸς, das ist klein/ ἑϰατομζαιὼν genennet zu ha- ben. Bei den Beoziern aber hies er ἱπποδρόμιος, das ist Rosspielmohnd/ der mohnd des Roslaufs/ darinnen die Renspiele gehalten warden; wie Plu- tarch bezeuget: bei den Mazedoniern δέσιος, der Bindemohnd/ wie Suidas meldet: bei dem Ga- lenus/ und Josef dem Juͤdischen Geschichtschreiber λωὸς, als sagte man der bessere mohnd/ oder der mohnd nach hertzens wundsche; welches wort die Mazedonier ebenmaͤßig gebrauchten: bei dem Plu- tarchen κρόνιος, der Saturnsmohnd: bei den Egip- tern/ wie etliche wollen/ παυνὶ; welchen nahmen Ptolo- meus/ wiewohl andere bayne schreiben/ gebrauchet: und bei den Ebreern תמוּך. Wan dieser mohnd/ darinnen sich die sonne von ih- rer hoͤchsten hoͤhe wieder zuruͤck/ nach untenzu/ gewendet/ und gleichsam kraͤbsgaͤngig worden/ vorbei ist; dan faͤnget der Niel in Egipten zu wachsen an. Seneca l. 4 quæst. natural. c. 2: Natura ita disposuit, ut Nilus sol- stitio æstivo incipiat inundare Ægyptum, \& æquino- ctio auctumnali desinat. Zur 5/ 6/ und 7 Zeile. D Urch den Osiris/ als welchem die Egipter/ unter andern/ die guͤhtigkeit der Sonne zueigneten/ ver- stehen wir auch alhier die Sonne: und durch die Isis das sternzeichen der Jungfrau; darnachzu die Son- ne/ durch den Leuen/ lief/ als Josef in Egipten an- kahm. Hiervon kan gelesen werden unser Dichterischer Sternhimmel/ Cœlum Astronomico-Poëticum, in Virginis signo: Vossius de Idololatr. p. 355. Zu Kurtzbuͤndige Zu der 9 zeile des 1 blats. M Emfis/ die werkstat der Goͤtter/ und fruchtbare mutter der ungeheuren bauwerke/ eine sehr beruͤh- mete Egiptische hauptstadt/ da die Koͤnige eine zeit lang ihren sitz gehabt. Athanasius Kircherius Oedipi Ægypt. part. 1, pag. 26, 27. Ihr eigendlicher Egipti- scher nahme war Monf/ wie der Ebreer Balmis meldet/ oder vielmehr Momf oder Momft; wel- ches/ wie es der Araber Abenef erklaͤhret/ Gott des wassers/ oder das wasser Gottes oder des HERꝛn bedeutet. Daraus haben nachmahls die Griechen den noch gebreuchlichen nahmen Μέμφις; und die Ebreer ihr Mef oder Mof מוף, oder Nof נוף, ( Ptolomeus schreibet im 5 h. des 4 b. Nofet ) gebil- det: bei denen diese stadt sonsten auch Migdol/ das ist ein Turn/ ja zuweilen Mafes/ und Mizraim/ nach ihrem ersten stifter/ heisset. Eben gemelter Kir- cher meldet/ in seiner Egiptischen Landbeschreibung am 27 bl. daß Hams sohn Mizraim sich/ mit seinen leuten/ nach der suͤndfluht zum allerersten in diese ge- gend begeben; und seine gezelte/ auf den huͤgeln uͤm Memfis heruͤm/ weil das uͤbrige land nach der see zu meistenteils noch unter wasser lag/ aufgeschlagen. Als aber nach der zeit die uͤmliegende gegend trukner und wohnbahr worden/ habe er alda die erste stadt/ die er nach seinem nahmen M izraim/ gleichwie auch endlich den gantzen landstrich/ genennet/ am ufer des Niels ge- stiftet. Hierzu fuͤgt er/ daß man zuletzt dieser stadt/ als man gesehen/ daß sie/ mit dem uͤmliegenden lande/ durch den Niel/ ie laͤnger ie fruchtbarer worden/ den nahmen Monft oder Momfta/ das ist das wasser Gottes/ als wolte man sagen die stadt des wassers Gottes oder des Niels/ gegeben. Herodotus be- zeuget in seiner Euterpe gleichmaͤßig/ daß der erste E- giptische Koͤnig Menis oder Μνεῦις, der niemand an- ders Anmaͤrkungen. ders/ als Mizraim/ ist/ gemelte stadt Memfis ge- bauet. Eben dasselbe schreibet auch Promisius im E- breischen Wortbuche dem Mizraim zu. Aber Ro- bert Steffan/ in seinem Wortbuche der eignen nah- men/ nennet ihren stifter Ogdous: welches vielleicht des Mizraims zunahme gewesen. Seine eigene worte seind diese: Memphis, Ægypti urbs, quam Ogdous rex Ægypti condidit, ambitus stadiorum centum \& quin- quaginta, urbem omnium Ægypti præclarissimam op- portuniori totius ejus oræ loco, ubi Nilus in plures scissus partes, efficit formam Deltæ. Quo fit, ut tanquam in Nili claustro posita aditum præbeat, prohibeatque ad superiora loca navigantibus, \&c. Unde \& posteri re- ges ferè omnes, relictis Thebis, eam sibi regiam delege- runt; ut scribit Diodorus Siculus l. 2. Hodie Alcairum vulgò vocant. Daß aber etliche wollen/ Epafus/ der Jo sohn/ den sie auch vor den Egiptischen Abgott Apis halten/ habe die stadt Memfis gebauet/ und nach seiner gemahlin/ eines Egiptischen Koͤniges toch- ter/ nahmen also genennet; das streitet gantz und gar wider die geschichte der Egipter. Und hiervon kan He- rodotus im 2 und 3 b. Eliahn im 10 h. des 11 b. sei- ner Tieregesch. und Vossius vom uhrsprunge der Ab- goͤtterei am 113/ und 215 bl. gelesen werden. Sabellikus/ Postellus/ und andere meinen/ daß das heutige Alkair/ welches itzund des gantzen Egip- tens hauptstadt ist/ eben dasselbe uhralte Memfis sei. Aber sie irren: weil Memfis und Alkair wohl drei meilen/ wie der Ebreer Benjamin in seinem Reise- buche bezeuget/ voneinander/ und jenes/ nach Herodo- tus und der meisten Alten zeugnuͤsse/ auf der abendsei- te/ dieses aber auf der morgenseite des Niels gelegen. Ja noch mehr irren dieselben/ welche das alte Egipti- sche Babilon/ das vom Deltischen ekke nur 14 oder 15000 schritte lag/ wie Strabo meldet/ dessen verfalle- ne steinhauffen man auch noch itzund auf der ostseite des Kurtzbuͤndige des Niels siehet/ mit dem mehrgemelten Memfis ver- mischen/ und vor eine stadt halten wollen: da doch des letzteren verfallene schuͤtte/ samt desselben uͤbriggeblie- benen Grabspitzen/ auf der abendseite des Niels/ nach dem rohten Meere zu/ recht gegen Alkair uͤber/ gesehen werden; auch der aus Memfis verzwikte nahme Men- chis/ wie Postellus meldet/ alda noch itzund zu fin- den. Dieser Postellus nennet es/ in seinen Morgen- laͤndischen Geschichten/ Mitzir/ Fostat/ Nitzrula- tik. Mitzir und Missir heisset das heutige Alkair/ auch bei den Tuͤrken; und bei den Arabern Mizir und Mazar oder Maser/ מעף; auch Massar bei den Ar- meniern: welche nahmen alle aus M izraim/ oder die- ser vielmehr aus jenen gebildet. Bochardus in Phaleg. p. 293. Die Kaldeer aber nennen es Alchabir: dar- aus Alkair gebildet zu sein scheinet. Doch meldet Marmol/ daß Alkair ein Arabisches wort sei/ aus elkahira/ das ist eine versamlung oder klostergesel- schaft. Und andere fuͤgen hinzu/ daß diese stadt/ wel- che zuvor Mezere oder Mesre geheissen/ solchen nah- men von einem darbeigelegenem Schlosse bekommen. Dieses schlos hette ein Stathalter des Koͤniges Mo- hes nahe darbei wider die feindlichen einfaͤlle gebauet/ und nach der Koͤnigin nahmen Kairet genennet: der- gestalt daß nach der zeit auch die naͤchstgelegene stadt selbsten denselben nahmen Kairet/ der endlich in Kai- ro oder Alkair veraͤndert worden/ bekommen/ und ih- ren alten M esre algemach verlohren. Auch hat das obgemelte Egiptische Babilon selbsten/ wie Strabo meldet/ seinen anfang von einem schlosse desselben nah- mens/ welches die hierher gezogenen Babilonier gestif- tet/ bekommen. Und wiewohl es mit der zeit zerstoͤhret worden/ so hat sich doch nachmahls die unfern darvon gelegene neue stadt Alkair so weit/ naͤhmlich auf 30 meilen in die runte/ wie Beauvau meldet/ ausgebreitet/ daß sie itzund das alte Babilon in ihrem uͤmkreuse mit- Anmaͤrkungen. mitbegreiffet. Daher schreibet Brokard sehr wohl: daß Babilon und Alkair zwo staͤdte weren/ aber in ei- ne zusammengefuͤget. Ja daher wird auch Alkair von etlichen in das alte und neue geteilet. Durch das neue verstehen sie Alkair/ welches auch/ nach Marmols und Leons des Afrikers zeugnuͤsse/ eine noch neue und junge stadt ist: durch das alte aber das Egiptische Babilon; davon der Juͤdische Geschichtschreiber Jo- sef im 5 h. des 2 b. meldet/ daß es Kambises auf des alten Letuspels stelle gebauet. Dieses liegt itzund/ wie Belloon und Peter della Valla melden/ sehr wuͤ- ste/ und unbemauret; wiewohl ihm Krusius eine mauer von 24 meilen zuschreibet. In einer Kirche al- hier/ die den Griechischen und Armenischen Kristen zu- komt/ werden noch itzund in einem gewoͤlbe etliche stuͤk- lein von den balken des hauses/ darinnen die Jungfrau- mutter Marie sol gewohnet haben/ auf dessen stein- hauffen man auch diese Kirche gebauet/ gewiesen. Ob aber uͤm dieselbe zeit/ als Josef in Egipten an- gelanget/ der koͤnigliche Hof zu Memfis gewesen/ wird von vielen in zweifel gezogen. Dan Dresserus setzet darvor/ in seinen tausendjaͤhrigen Geschichten am 152 bl. die stadt Tanis/ welche er 68 meilen von He- bron abgelegen zu sein schreibet: und Samuel Greif- fensohn in seiner Geschicht vom Josef/ die Stadt Tehbe; die aber alzuweit nach Mohrenland zu lieget. Robert Steffan in seinem Wortbuche der eigenen nahmen/ Dezimator in seinem Schatze der Lateini- schen Sprache/ und viel andere mehr scheinen auch in der meinung zu sein: daß der Egiptischen Koͤnige Hof eher zu Tehbe gewesen/ und von dar erst nach Mem- fis/ von Memfis nachmahls nach Alexandrien/ und endlich nach Alkeir verleget worden. Weil aber die Geschicht der Assenat selbsten/ welche die Ebreer verfasset/ als auch Josefs letzter Wille/ denen beiden Z wir Kurtzbuͤndige wir in unserer verfassung am sichersten zu folgen erach- tet/ bezeugen/ daß dazumahl der Koͤnigliche Hof zu Memfis gewesen: so haben wir diese stadt billich vor allen andern behalten; zumahl weil sie bei weitem so fern von Heliopel/ und dem Heiligen lande nicht ab- gelegen/ als Tehbe/ und also unsere gantze geschicht wahrscheinlicher wird/ wan wir den Koͤniglichen Hof uͤm dieselbe zeit alhier gewesen zu sein schreiben. Zu- dem befinden wir/ wie es auch die heilige Schrift nicht undeutlich anweiset/ daß erst nach Josefs lebezeit/ als Moses aufkommen/ die koͤnigliche Hofhaltung zu Tanis gewesen. Auch scheiner es/ daß sie zu unter- schiedlichen mahlen von Memfis weg/ und doch wieder dahin verleget worden. Und also kan es wohl sein/ daß die Koͤnige/ nach Josefs tode/ ihren sitz von Memfis nach Tanis/ und von dar wieder nach Memfis/ ja endlich von hier nach Tehbe versetzet; weil die stadt Tehbe sehr spaͤhte/ und fast erst recht beruͤhmt geworden zu sein scheinet/ als der ruhm der staͤdte Memfis/ und Tanis abzunehmen begonnen. Zu der 11/ 12 und 13 zeile. E Hmahls pflegten die Egipter uͤm diese zeit des jahrs ein trauerfest zu halten/ weil sie sahen/ daß die Son- ne sich von ihrer hoͤchsten hoͤhe/ naͤhmlich aus dem stern- zeichen des Kraͤbses/ hinunter nach dem Steinbokke zu begab/ und sich daher besorgeten/ sie wuͤrde sich gantz von ihnen entfernen. Achilles Tatius l. περὶ παντὸς, sive de universo: Quondam Ægyptii Solem videntes à Can- cro ad Capricornum descendere, \& longiores contrahere dies, lugere consueverant; veriti ne paulatim Sol eos relinqueret. Quod tempus incidebat in Jasiorum fe- stum. Simulatque conscendere cœperat, ac dierum spa- cia producere; tunc albati eoronatique procedebant. Aber Anmaͤrkungen. Aber nach der zeit haben sie die wahrheit mit maͤhrlein vermischet: dergestalt daß sie itzund fuͤrnaͤhmlich das abwesen des Osiris beweineten; den Isis / ihrem wah- ne nach/ mit großer hertzensangst suchete: wie Plu- tarch in seinem buche von der Isis und dem Osiris weitleuftig beschreibet. Zur 18 und 19 zeile. D Urch den Hammelgoͤtzen verstehen wir den alten Libischen Abgott Jupiter Hammon oder Am- mon / Αμοȣ̃ν, wie ihn die Egipter nennen/ das ist/ den Sandichten Jupiter; wie es etliche nach dem Grie- chischen worte ἄμμον, welches sand heisset/ erklaͤhren wollen. Dan dieser Abgott sol seinem sohne Osiris / wie Nikolaus Perottus/ Higinus aus dem Her- mippus/ Atenagoras im 5 b. von der liebe/ und an- dere erzehlen/ in der Libischen sandichten wuͤste/ als ein Hammel gestaltet/ erschienen sein: daher er auch nachmahls als ein Hammel oder Widder / oder mit Hammelshoͤrnern abgebildet ward. Wan wir aber diesen Hammon bei dem lichte besehen/ so befinden wir/ daß er kein ander gewesen/ als der alte verfluchte Ham / des Noha sohn/ und Mizraims vater/ selb- sten: den die Libier und Egipter/ ja alle Afriker als ei- nen Abgot geehret/ und in einem schiffe/ zum gedaͤcht- nuͤsse der Suͤndfluht/ so oft sie ihn uͤm raht fragen wol- ten/ wie Kurtz bezeuget/ heruͤm getragen. Und wer mehr hiervon zu wissen begehret/ der kan/ in unsrem Dichterischen Sternhimmel/ das Sternzeichen des Widders/ dahin wir den Leser wollen gewiesen haben/ aufschlagen. Zu der 21 zeile. O Siris war anders nichts/ als des Hams sohn Mizraim oder Misorim / der erste Egiptische Koͤ- Z ij nig Kurtzbuͤndige nig nach der suͤndfluht. Und unter diesem nahmen/ der aus Misorim / durch versetzung der buchst aben/ gebildet/ wie bei den Heiden/ wan sie ihre Wohltaͤh- ter vergoͤtlichten/ gebreuchlich/ ehreten die Egipter fuͤrnehmlich die liebreiche Kraft der irdischen und him- lischen dinge. Als erstlich die Sonne / so fern sie den liechtlosen Mohn erleuchtet/ und das kalte Erdreich erwaͤrmet: darnach den Niel / so fern er/ durch seinen uͤberlauf das trukne und durstige land traͤnket und fruchtbar machet; wie Seldenus erweiset. Und also war Osiris dort eine himlische/ hier eine irdische Gottheit; ich wil sagen ein Sonnen- und Flus- goͤtze: den sie ehreten/ als andere Voͤlker ihren Apol- lo oder Foͤbus / und Bachus oder Liber; indem sie ihm die erfindung des Weinbaues/ und Gerstesaͤens/ wie Augustien bezeuget/ zuschrieben. Auch scheinet es/ daß sie ihm den nahmen Osiris uͤm so viel lieber gege- ben; weil sie gesehen/ daß Osir vielaͤugig / welches sonst der Sonne/ die sie die einige Gottheit des him̃els nenten/ zugeeignet wird/ bedeutet. Dan die Sonne wirft ihre strahlen uͤberal hin/ und beschauet gleich als mit vielen augen den gantzen erdkreus/ samt der see: daher auch Homerus / im 3 seiner Trojanerin/ sie also anredet: Ἡέλιος ϑ̕ὅς πτίντ̕ ἐφορῷς, και παντ̕ ἐπακου῾εις. Das ist/ o Sonne/ die du alles siehest/ und alles hoͤrest. Und Eschiel sagt in seinem Prometeus; Καὶ τ̏ πανόπτην κὑκλον ἡλίον καλῶ. Das ist/ ich nenne ihn den Sonnenkreus/ der alles siehet . Ja Osi- ris selbsten gab dem Ziprischen Koͤnige Nikokreon / als er ihn fragte/ was er vor ein Gott sei/ folgende antwort: Ἐιμὶ ϑεὸς, τοῖος μαθεῖν, οἷον κ̕ άγὼ ἐίπω, ὀνϱάνιος κ σμος κεφαλὴ, ὁ άςὴρ ϑάλαοσα, γαῖα Anmaͤrkungen/ γαῖα μοὶ πόδες εἰσὶ, τὰ δ̕ ον῎ατ̕ ὀν αἰϑέρι κεῖΤαι, ὄμμά τε τηλαυγὲς, λαμπρὸν φάος ἠελίοιο. Das ist/ Ich bin ein Gott. Aber ein solcher bin ich/ wie ich mich selbst nenne. Die himlische welt ist mein heupt/ das gestirn die see/ die erde mei- ne fuͤße; aber meine ohren seind im himmel. Ich bin das Auge/ das alles siehet/ das glaͤntzende licht der Sonne . Und daruͤm haben sie auch dem Osiris / so fern er die Sonne bezeichnete/ zum sinbilde einen Reichsstab mit einem Auge zugeeignet/ der Son- ne/ die sie auch Jupiters Auge nenten/ scharfsichtig- keit und macht/ damit sie durch alles hindringet/ anzu- deuten. Macrob. Saturnal. l. 1, c. 21. Pierius Hiero- glyphic. p. 332, 545. Natal. Comes l. 2, c. 2. Vossius de Idololatr. orig. \& progressu p. 119, 198, 224, 316, 355, 422, 692, \& 710, l. 2. Osiris quatenus naturale, non animale est numen, partim est cœlestis, \& idem ac Sol: partim subcœlestis, \& idem est ac humor pota- bilis ; qualis aqua Nilotica. Ja sie nenneten den Osi- ris / so fern er die Sonne war/ auch Sirius / und Sirus ; welches sonsten des Hundesterns eigner nahme: wie Diodoor in 1 b. bezeuget. Suidas : Σεὶρ, Σειρὸς ὁ ἥλιος, καὶ Σείριος. Hesichius : Σείριος ὁ ἥλιος, καὶ ὁ τον κόνος ἀςὴρ, das ist/ Sirius heist die Sonne/ und der Hundestern. Siris ward sonst auch der Niel genennet. Daher sagt Dionisius Afer : Σῖρις ὑϖ̕ Αιθιόπων κικλήσκεταί. ὁι δον` Συήνης ἐνναέται ςρεϕθέντι μετ̕ ον῎νομα Νεῖλον ἔθεντο. das ist/ von den Mohren wird er Siris genen- net. Aber die Siener haben ihm den nahmen Niel gegeben : vielleicht daruͤm/ weil das wort Νεῖλος die zahl der 365 Jahrstage begreiffet; als Ν 50, Ε 5, Ι 10, Λ 20, ο 70, Σ 200. Z iij Sonsten Kurtzbuͤndige Sonsten hatte dieser Abgott Osiris bei andern voͤlkern noch uͤberaus viel andere nahmen; welche zum teil Ausonius in seinem 29 kurtzbuͤndigem gedichte folgender gestalt angezogen: Ogygia me Bacchum vocat, Osirin Ægyptus putat, Mystæ Phanacen nominant, Dionyson Indi existimant, Romana sacra Liberum , Arabica gens Adoneum , Lucaniacus Pantheum . Die Griechen nenten ihn gemeiniglich Bachus ; und die Lateiner/ seine fuͤrtrefligkeit anzuzeigen/ Liber, das ist Sohn / naͤhmlich des Jupiters . Beide nahmen haben einerlei bedeutung: und dieser scheinet von je- nem entsprossen zu sein. Bachus Βα´κχος ist aus ברבוש Bar-Chus, das ist der Sohn des Chus, des sohns Hams / gebildet. Dieser war Nimrod / des Ninus vater/ der erste herscher zu Babilon : das bei den Alten des besten Weines wegen beruͤhmet. Χαιρέας ὀν Βαϐυλῶνι οἶνον ϕησὶ γένεοϑ τ̏ καλούμενον νεκταρ, das ist/ Chæreas autem Babylone Vinum dicit esse, quod Nectar vocant, sagt der von Atehn . Und daruͤm ist Nimrod / das ist Barchus / vor den erfuͤnder und Abgott des weines gehalten worden. Sonst heisset er auch Belus : daher das Lateinische wort bellum, das ist Krieg / sol entsprossen sein: weil dieser Belus oder Nimrod zum allerersten gekrieget/ oder vielmehr zum allerersten/ wie Higinus im 274 lehrgedichte an- gezeichnet/ im kriege den degen gefuͤhret; da die Egip- ter und alle Afriker zuvor mit pruͤgeln gefochten. Bei den Kaldeern heisset Nimra, גמדא ein Tiger ; welches auf den nahmen Nimrod spielet. Daher war- den dem Barchus oder Bachus die Tigerfelle zum k leide/ Anmaͤrkungen. kleide/ und die Tiger selbsten seinem wagen zuge- eignet. Eben also waren Lusus und Lysa, von denen Lusitanien / anders Portugal / sol genennet sein/ des Barchus / gefaͤhrten; wie Plinius aus dem Varro im 1 h. des 3 b. fuͤrgiebet. Lusum enim, schreibt er/ Liberi patris, ac Lysam cum eo bacchantem, nomen dedisse Lusitaniæ , \& Pana præfectum ejus universæ, i. e. Spaniæ. Dieses hat er ohne zweifel aus den maͤhr- lein der Foͤnizier: welchen wohl bekant war/ das לוז luz bei den Ebreern und Sirern/ eben wie Laus bei den Arabern/ ein mandelbaum / auch eine mandel heisset; daher sie durch solches gedichte andeuten wol- len/ wie sehr wohl sich die Mandeln zum Weine schikken. Eupolis sagt/ bei dem von Atehn/ im 2 buche: Δίδον μασᾶοϑς, Ναξίας ἀμυγδάλας, ὀινόντε πίνειν Ναξίων α̕π̕ α̕μπέλων. das ist/ gib zu essen der Naxier Mandeln/ darnach schenke Wein von Naxischen weinstoͤkken . Naͤhm- lich weil die bittere Mandeln / welche sonsten auch das luhmichte Nielwasser/ zerstoßen und darein gewor- fen/ in einem tage klahr und trinkbar machen/ der trunkenheit widerstehen; wie die Aertzte einhaͤllig be- kraͤftigen. Dioskorides schreibet im 1 b. von den man- deln/ und Plinius im 8 h. seines 2 b. man sol ihrer fuͤnfe vor dem trunke geniessen. Fast eben dasselbe bezeuget Avizenna im 2 b. von den Mandeln; als auch der von Atehn / und Plutarch / im 1 seiner Fragestuͤk- ke/ mit der geschicht von des Drusus Artzte. Auch wil der Mandelbaum bei dem Weinstokke so gerne stehen/ daß man die Mandelbeumlein/ wie Teo- frast bezeuget/ unter die weinstoͤkke zu pflantzen pfleg- te; weil sie ihnen gantz nicht schaͤdlich/ indem sie mit weniger nahrung vergnuͤget/ zeitlich fruͤchte tragen/ Z iiij und Kurtzbuͤndige und wenig schattens von sich geben. Weil nun לוז lus bei den Ebreern einen Mandelbaum/ mit der frucht zugleich/ eben wie das sonst gemeinere שקר sa- ked, bedeutet; so bin ich verwundert/ waruͤm etliche neue uͤbersetzer dieses wort im 37 spr. des 30 h. im bu- che der Schoͤpfung/ corylus oder Haseln gegeben: da es doch Hieronimus schon vor so langer zeit virgas amyg- dalinas, das ist Mandelruhten uͤbergesetzet. Es wa- ren auch in alwege Mandelstaͤbe / welche Jakob streiffenweise schaͤhlete/ und den schafen in die trinkren- nen legte; damit sie bunte/ und gestreifte låmlein brin- gen solten. Aber das wort καρυΐνην, welches die 70 Tahlmetscher alhier gebrauchet/ hat sie/ nach meiner muhtmaßung/ betrogen; weil κάρυον eine hartschah- lichte frucht / aber nicht ins besonder eine Haselnus / sondern ins gemein eine iede frucht mit harten schah- len/ wie die Mandeln auch haben/ bedeutet. Zu- dem haben die 70 Tahlmetscher das wort סקרים sake- dim, das sonst eigendlich Mandeln heisset/ im 11 spr. des 43 h. aus dem buche der Schoͤpfung/ und im 8 spr. des 8 h. aus dem 4 b. Mos. auch κάρυα gegeben: welches wir also beileuftig erinnern wollen. Wer nun dieses/ was wir alhier/ durch veranlaßung des nahmens Lusus / angefuͤhret/ betrachtet/ der wird leichtlich sehen koͤnnen/ waruͤm wir auf den Trau- pfenning / den der fuͤrtrefliche Kuͤnstler Kristof Rudolfs zu Amsterdam verfaͤrtiget/ unter ande- ren/ einen Zierkrantz von Weinreben / mit Mandel- zweigen durchflochten/ abbilden laßen/ und in der uͤberschrift Bar-Chus vor Bacchus gesetzet: naͤhmlich Bar-Chus amygdalinis Lysæ fit amabilis ulnis. Nun kommen wir zum nahmen Liber. Also haben die Lateiner den Osiris oder Barchus / nach der redens- ahrt der Ebreer/ zubenahmet; welche die Fuͤrsten חזרים horim, Anmaͤrckungen. horim, das ist Soͤhne oder Kinder / eben auf die wei- se/ wie die Spanier ihre Koͤniglichen Fuͤrsten und Fuͤr- stinnen/ oder des Koͤniges erstgebohrne Soͤhne und Toͤchter Hispaniæ Infantes, das ist Kinder von Spanien / zu nennen pflegen. Im 17 spr. des 10 h. im Salomonischen Prediger stehet: Wohl dir land/ dessen Koͤnig ein Sohn ist der חזרים das ist der Kinder / naͤhmlich der wohlerzogenen/ wohlgerahte- nen/ der Edelen / der Herren / der Helden . Also nen- net Esaias im 12 spr. des 34 h. die Babilonischen Fuͤr- sten: da der Kaldeer setzet בגיהירין beni herin, das ist Soͤne der Kinder / filios liberorum, sive heroum. Dan hiervon scheinet das wort heros, als auch unser Herꝛ entsprossen zu sein. Und also nennet Metodius den Nimrod nicht unrecht ἀδελφὸν τῶν ἡρώων: gleich- wie auch die Lateiner den Barchus Liber, das ist ei- nen Sohn / naͤhmlich des Hams oder Chus; als welche Herren und Edele mit rechte heissen mochten/ weil ihnen ein so großes teil der Welt zum erbe zuge- gefallen. Wie nun die Egipter den nahmen Osiris / als auch Sirius und Sirus oftmahls der Sonne zueigneten/ so verstunden zu weilen die Lateiner unter dem nah- men Liber ebenmaͤßig die Sonne : und also mus er bei dem Virgiel im 1 seiner Feldgedichte verstanden werden/ da er spricht: Vos, ô clarissima mundi sidera, labentem cœlo quæ ducitis annum, Liber \& alma Ceres . Ja den nahmen Dionisus / der aus יהזהבסּי Jehova Nissi, das ist der HERR mein Panier / wie die uͤberschrift der aufgerichteten Siegeshoͤhe im 17. h. des 2 buchs Mos. lautet/ und aus dem Griechischen worte Διος, das ist Jupiter / zusammengeflikt scheinet/ und Z v eben Kurtzbuͤndige eben auch des Osiris oder Barchus zunahme war/ findet man gleicher gestalt der Sonne zugeeignet. Eu- molp in den gedichten des Weingottes: Ἀςροϕαῆ Διόνυσον, ὀν α̕κτίνεσσι πυρωπόν. das ist/ den erleuchteten Dionisen/ den feurigen unter den strahlen . Und Orfeus in seinen Lobge- saͤngen: Πρῶτος δ̕ ἐς ϕάος ἦλϑε. Διόνυσος δ̕ ἐπεκλήϑη, ον῞νεκα δινεῖται και̕ ἀπείρὸν ὄλυμπον. das ist/ er ist zuerst an das licht kommen . Dioni- sus aber heisset er/ weil er uͤm den großen und langen himmel uͤmgewaͤltzet wird . Bald darauf fuͤgt eben derselbe hinzu: Η῞λιος, ὅν Διόνυσον ἐπήκλησιν καλέονσι. das ist/ die Sonne/ welche sie mit dem zunahmen Dionisen heissen . Etliche nennen den Osiris auch Omfis ; welches Hermeus / bei dem Plutarch / einen Wohltaͤhter erklaͤhret: und die Assirer אחד Achad / das ist Ei- ner ; darunter sie gleichmaͤßig die Sonne verstunden. Dahin hat auch ohne zweifel Esaias / im 17 spr. des 66 h. mit dem worte אחד gesehen. Und dieser nahme komt der Sonne sonderlich zu/ eben wie das lateinische Sol von solus, das ist alleineinig ; weil sie das einige licht ist/ und allein aus sich selbsten leuchtet. Makro- bius setzet im 23 h. seines 1 b. der Saturnischen feier- tage zwar Adad. Adad , sagt er/ nomen dederant. Ejus nominis interpretatio significat unus , das ist/ sie haben ihm den nahmen Adad gegeben. Dieses nah- mens tahlmetschung heiset Einer. אחד adad aber heisset nicht Einer ; sondern אחד achad, oder/ nach der Sirer und Kaldeer mundahrt/ חד chad. Daher halte Anmaͤrkungen. halte ich/ daß/ durch das abschreiben oder druͤkken/ vor das ח ein ד sei eingeschlichen. Epifanius/ Hieronimus/ Tertullian/ Ire- neus im 24 h. seines 1 b. wider die Ketzer/ als auch Skaliger in einem briefe an den Kasaubonus / ge- denken eines Abgottes Abraxas : darunter gleiches- fals die Sonne verstanden ward. Dieser nahme hat vielen Gelehrten zu schafen gemacht: und niemand hat den rechten uhrsprung ergruͤnden koͤnnen. Aber ich hal- te gaͤntzlich darfuͤr/ daß er aus אברך abrech, wie der Heerold vor des Josefs stahtswagen ausrufen muste/ da man ihn zum Schaltkoͤnige uͤber Egipten gemacht/ und in einem oͤffentlichen gepraͤnge dem Volke sehen lies/ gebildet/ und dem juͤngsten Osiris / das ist dem Josef / als ein goͤttlicher nahme/ zugeeignet worden. Hieronimus helt diesen Abraxas mit dem Persischen Sonnengoͤtzen Mitra oder Mitres / welches/ wie es Skaliger im 6 buche von der zeit verbesserung erklaͤh- ret/ ein Herꝛ heisset/ vor einen und eben denselben Ab- gott; vielleicht daruͤm/ weil beide nahmen die zahl der jahrstage begreiffen: wiewohl in Μίθρης 365 nach der Perser jahrrechnung/ in Αϐραξ aber nur die tage des ge- meinen jahrs zu finden; als α 1, β 2, ρ 100, α 1, ξ 200. Aber es scheinet/ daß dieser Mitres erstlich der Egip- ter eigener Sonnengoͤtze gewesen: von denen ihn die Persier nachmahls entlehnet. Dan Mitras hies der- selbige Egiptische Koͤnig/ der die Sonnenseulen ge- bauet/ und selbst in der Sonnenstadt hof gehalten. Aber es wuͤrde zu lang fallen/ wan wir alle zu- und bei- oder ehren-nahmen des Osiris erzehlen und erklaͤh- ren wolten; welches wir unserem Dichterischen Sternhimmel der sieben Ir- oder schweif-sterne vorspahren: daruͤm laßet uns in der folge nur allein noch sehen/ wie die Egipter diese Osirische Gottheit abgebildet. Weil Osiris oder Mizraim den bau des ge- Kurtzbuͤndige getreides/ der durch Ochsen geschahe/ wie wir droben gemeldet/ erfunden; so haben ihm die Egipter zuerst den Ochsen / als sein und des Akkerbaues eignes sin bild/ geheiliget. Darnach ward auch sein goͤtzenbild zu weilen mit einem gehoͤrnten helme von Ochsenfellen ge zieret; und er endlich selbsten unter der gestalt eines Ochsen / ja gar in einem lebendigen Ochsen / de schwartz mit weissen flekkern uͤberschaͤkkert/ und im Osi- rischen heiligtuhme versperret st und/ heiliglich geehret. Bos socius hominum in rustico opere, \& Cereris mini- ster, das ist/ der Ochse ist des Menschen mitgeselle bei dem akkerbau/ und der Zehrungsgoͤttin frohndiener oder tageloͤhner / sagt Varro l. 2, R. R. c. 5. Plin . Nat. Histor. l. 8, c. 45. Daher ward auch bei leibesstrafe verbohten die Rinder zu schlachten. Ælian . l. 5. Var. Hist. c. 14. Ja daher war auch der Ochse den Egiptern so heilig/ und ein sinbild ihres O- siris . Zu Heliopel hatten sie einen Stier der Sonne / welche sie unter dem nahmen Osiris / wie wir schon ge- nug erwiesen/ ehreten/ geweihet: auch ward er alda/ mit der Sonne zugleich/ weil sie beiden die uhrsache des wachstuhms der fruͤchte zuschrieben/ goͤttlich ge- ehret. Diesen Heliopelschen Stier oder Ochsen nenneten sie Mnevs Μνεῦις: und den zu Memfis / der juͤnger war/ und dem juͤngsten Osiris / das ist dem Josef / auch der Isis und dem Mohne / wie etliche wollen/ oder vielleicht der Assenat / als der juͤngsten Isis / geheiliget/ Apis und Serapis . Strabo l. 17. Ti- bullus l. 1, eleg. 7. Herodotus l. 2, 3. Ælianus l. 11. hist. anim. c. 11. Diodorus l. 1, \& 3. Plutarchus l. de Iside \& Osiride. Ammian. Marcellinus l. 22. Prosper Aquitanicus l. 3 de prædict. c. 38. Rufinus l. 2 hist. Ec- clesiast. c. 22, 23. Jul. Maternus. Suidas. Hugo Gro- tius in Sophomphania. Vossius Idololatr. l. 1, c. 29, \& l. 2, p. 501. Son- Anmaͤrkungen. Sonsten bildeten sie den Osiris auch ohne gemelten Helm von Ochsenfellen und hoͤrnern ab: zu weilen in einem schiffe/ wie den Hammon / aber mit einem Kro- kodille darunter/ der es gleichsam forttrug; zu weilen auf einem tragestuhle/ in gestalt eines unbebahrteten Juͤnglings/ mit einer Fuhrmanspeitsche in der rechten hand/ und mit Kornahren und dem Blitze in der lin- ken: welches alles Ammons oder Jupiters / und des Osiris oder der Sonne vereinbahrte macht anzeigete. Eusebius, Plutarchus de Is. \& Osir. Joh. Pierius Hie- roglyph. p. 622. Vossius Idololat. p. 355. Und dieses bildes angesicht stelleten sie allezeit gegen den untergang/ also daß die Egipter sich nach dem morgen zu wende- ten/ wan sie es anbaͤhteten: dagegen die Kinder Is- raels nach dem abende zu gekehret ihren Gottesdienst verrichteten. Ja sie ehreten den Mizraim auch uͤber- das hiermit/ daß sie nicht allein/ nach seinem nahmen/ den ersten mohnd im jahre Μεσορὶ nenneten; sondern auch sein sinbild den Ochsen oder Stier / zu seinem ewigen gedaͤchtnuͤsse/ in den himmel setzten. Dan wie sie/ seinem Vater dem Ham oder Ammon zu ehren/ den Widder zum ersten und fuͤrnehmsten Sternbilde des Tierkreuses machten; so gaben sie auch/ dem Miz- raim oder Osiris zu ehren/ dem Stiere / in eben dem- selben Tierkreuse/ die naͤchste und zweite stelle. Samuel Bochard. in Phaleg. p. 293. Vossius Idolol. l. 2, p. 501, \& l. 1. c. 29, \& p. 224. Daß man aber die alten Egiptischen Koͤnige so gar hoch und heilig geehret/ scheinet daruͤm geschehen zu sein/ wie Isokrates in der lobrede des Busiris mei- net; damit das gemeine volk uͤm so viel mehr angetrie- ben wuͤrde den koͤniglichen satzungen und befehlen/ als goͤtlichen/ zu gehorchen. Auch war dieser gantze Goͤtzen- dienst der Egipter anders nichts/ als eine nachahmung und vergleichung der Natur und alten geschichte. Dan die Kurtzbuͤndige die Egiptischen Priester/ die in beiderlei uͤberaus wohl erfahren/ maͤrkten auf alles/ worinnen die Natur mit den geschichten uͤbereinkahm/ und stelleten nach beiden allen ihren goͤtzendienst/ und alle ihre heilige gepraͤnge an; dergestalt daß sie/ durch einen vermischten goͤtzen- dienst/ der geschehenen dinge gedaͤchtnuͤs/ mit der Na- tur zugleich/ vorstelleten: jenes den verstorbenen Koͤni- gen zu ehren/ und ihren nachgelaßenen befreundten zum troste; dieses aber den anfangenden lehrlingen zum un- terrichte/ damit sie beides die heiligen Satzungen und die natuͤrlichen Wissenschaften begreiffen moͤchten; wie Apulejus in letzten seiner Milesischen buͤcher bezeuget. Aber hierbei muͤssen wir auch beileuftig erinnern/ daß uns Mizraim mehr ein nahme des volkes/ das Hams zweiter sohn gezeuget/ als sein eigener/ zu sein scheinet. Und also muhtmaßen wir/ daß er eigendlich Men oder Menes / wie er sonsten genennet wird/ ge- heissen. In dieser meinung ist auch Bochard in sei- nem Faleg / da er am 292 bl. also schreibet: Misrajim non est nomen hominis. Id non patitur forma dualis. Itaque cum in Chami filiis secundus censetur Misra- jim , nomine Misrajim intellige partem incolarum ter- ræ Misrajim , id est Ægipti . Ja ich halte darfuͤr/ daß die Egipter erstlich Misorim / darnach aber/ als sie sich in zwei laͤnder oder teile geteilet/ Misorajim und zusammengezogen Misrajim seind genennet worden; weil man befindet/ wie auch Orosius / im 2 h. des 1 b. seiner geschichte/ und Aetikus / in seiner Asischen be- schreibung/ bezeugen/ daß dieses Reich in das Ober- ste / da der Niel nur einen arm hat/ und in das Unter- ste / da er in viele sich zerteilet/ vor alters sei unterschie- den worden. Auch wird von Misorim oder Miso- rajim die einzele zahl Masor oder Mazor מעוד in der heiligen Schrift oftmahls gefunden. Naͤhmlich im 2 b. der Koͤnige 19/ 24: בל יאזד םצזד alle Fluͤsse Ma- Anmaͤrkungen. Masors ; und bei dem Esaias 19/ 6: וחרבו יאדי מעוד und die fluͤsse Masors sollen truk- ken werden ; dabei Kimchi anmaͤrket/ daß Masor eben so viel sei/ als Mizraim . Bei dem Mi- cha stehet auch im 7/ 12: von Masor / das ist von Egipten/ bis an den flus זצד גהד , naͤhmlich Eu- frat / da Kanaans grentze ist. Dieses Masor מצוד heisset ein fester ort / auch wohl ein aͤnger oder schmaler; weil צוד zusammenaͤngen / und צד schmahl oder aͤnge bedeutet. Beides komt Egip- ten zu: welches zuerst vor andern Reichen der welt von natur uͤber die maße fest ist; wie Diodor am 18 bl. des 1 b. und am 478 des 5/ als auch Strabo am 819 bl. des 16 b. uͤberfluͤßig bezeugen: und darnach auch gantz schmahl und aͤnge; weil es von der see ab/ bis nach Siene zu/ sehr lang/ aber gantz nicht breit ist: daher auch Esaias 18/ 2/ die Egipter גוי מּמשך ein lang ausgestrektes/ oder in die laͤnge gezogenes volk nennet. Zu des 2 blates 1 zeile. I Sis war des Osiris schwester und gemahlin/ eine algemeine Egiptische Abgoͤttin; welcher man fuͤr- naͤhmlich die erfindung des gebrauchs der Fruͤchte/ und dan der Buchstaben/ ja der Artzneikunst selbsten/ wie Augustien 18/ 4/ von der Stadt Gottes meldet/ zuschrieb. Sonsten bezeichnete sie auch die gantze der Sonnen macht unterworfene Natur: da sonderlich der Mohn / und die Erde in betrachtung kommen. Daher sagt Eusebius im 6 h. des 1 b. von der vorbe- reitung der Heilverkuͤndigung/ daß Osiris die Son- ne / und Isis der Mohn sei. Auch ist sie zugleich die Erde ; gleich wie Osiris der Niel und alle trinckba- re feuchtigkeit : ja selbsten die Luft ; da sie von den Egiptern Kurtzbuͤndige Egiptern auch Minerva / wie gemelter Eusebius am obangezogenen orte/ im 2 h. des dritten b. bezeuget/ genennet ward. Osiris war allein maͤnliches geschlechtes: Isis aber beides man und Fraue. Eine fraue war sie/ so Fern sie Osiris / das ist die Sonne den Mohn / erleuchtet/ und gleichsam schwaͤngert/ ja der Niel die Erde be- feuchtet und fruchtbar machet: und ein Man/ so fern sie als der Mohn betrachtet wird/ und also das em- pfangene licht durch die luft auslesset/ und dem was- ser so wohl als der erde die kraft zu gebaͤhren giebet: daher auch die Egipter den Mohn die Mutter der Er- de nenten. Μητέρα τὴν σελήνην τον῀ κόσμον καλον῀ςι, και ῥύσιν ἔχειν ἀρσενόθηλην ὄιονεαι, das ist/ sie nennen den Mohn eine mutter der welt/ und waͤhnen/ daß er beiderlei natur einflus habe : schreibet Plutarch im b. von der Isis . Luna Ægyptiis, sagt Vos- sius von der Abgoͤtterei ursprunge am 422 bl. bifariam consideratur. Primò quatenus lumen accipit à sole, quo modo fæmineæ est virtutis, \& Isis dicitur: deinde qua- tenus lumen per aëra in terras, \& aquas diffundit, ad stirpium \& animantium generationem; quo pacto jam viri partes sustinet, \& Osiridis quoque nomen ha- bet. Jo. Ravisius Textor in Theatro suo, p. 843, 863. Agellius l. 1 Noct. Attio. c. 28. Elias Schedius de Diis Germ. p. 135. Daher sagten etliche unter den Latei- nern nicht allein in weiblicher endung Luna, welches aus Lucina , zusammen gezogen scheinet; sondern auch in maͤnlicher Lunus; wie Spartzian in seinem Ka- rakelle bezeuget. Quia Lunam magis ratione princi- pii activi, ut dignioris, id est masculini, attenderent; quàm passivi, sive fęminei; eò sacerdotes Carreni pro Lu- na Lunum dicere jusserunt. Vossius de Idolol. l. 2. p. 466, 690, 696. Und also war Isis so wohl/ als Osiris / eine himlische und irdische Gottheit: welcher/ nach ihren so vielerlei Anmaͤrkungen. vielerlei wuͤrkungen und eigenschaften/ auch vielerlei nahmen/ daher sie μυϱιώνυμα, das ist die Gottheit mit tausend nahmen / hies/ zugeeignet worden. Dan wie alle der Heiden maͤnliche Goͤtzenschaften der eini- gen Sonne / nach des Makrobius zeugnuͤsse im 1 b. zugeeignet warden; so eignete man auch dem einigen Mohne alle/ die weibliches geschlaͤchtes waren/ zu. Daher sagt Aristoteles / in seinem buche von der Welt: εἷς ων πολυώνυμος ἐςὶ, κατονομαζόμενος το῀ις πάϑεσι πᾶσιν ἅπερ αὐτὸς νεοχμεῖ: das ist/ der einige Gott hat vielerlei nahmen; indem er nach allen seinen wuͤrkungen/ die er selbsten tuht/ genennet wird . Servius in l. 1 Georgic. Virgil. Und also ward die Isis / welche zuvoͤrderst des Mohnes gottheit be- zeichnete/ Luna oder Lucina, Latona, Juno, Hecate, Proserpina, Diana, Olympias, πολύμορφος δάιμων, Ily- thia, Lilith, Anaitis, Cabar, Rhamnusia, Pessinuncia, Tellus, Erthum oder Ertha, Rhea, Cybele, Ceres, Mul- timammea, Minerva, Pallas, Bellona, Venus, Astarte, u. s. f. genennet. Ammian. Marcellinus l. 22. Capito- linus in Pertinace \& Macrino. Trebellius Pollio in Cel- so. Augustinus l. 2 de Civit. Dei, c. 9. Turnebus Advers. l. 22, c. 24. Salvianus c. 8 de provid. Dei. Apuleius. Athan Kircher. Panth. Ebreor. c. 16, \&c. Diodohr meldet/ daß Isis von den Egiptern als eine Goͤttin der gebuhrt sei geehret worden: daher sie den nahmen Latona , oder Lucina , quòd ejus operâ fœtus in lucem prodeat, bekommen. Katullus : Tu Lucina dolentibus Juno dicta puerperis. Goropius wil auch/ am 106 bl. des 5 b. seiner Her- matehne/ aus dem Plutarch erweisen/ daß durch die Isis die Goͤttliche Weisheit verstanden werde; und daß der nahme Isis so viel heisse/ als istist . Daß A a Isis Kurtzbuͤndige Isis und Zeres einerlei seind/ bezeuget Apuleius im 2 b. Wie hoch diese Isis durch das gantze Egipten sei gehalten worden/ ist zufoͤrderst daraus abzunehmen; weil die Egipter sonsten nicht alle einerlei Abgoͤtter ehreten/ wie Herodotus in seiner Euterpe meldet/ als allein die Isis / und den Osiris : die dem gantzen Egipten/ als die hoͤchsten und guͤhtigsten Gottheiten/ gemein waren. Darnach bezeugen es auch unterschied- liche uͤberschriften/ die man/ ihr zu ehren/ hier und dar in ihren heiligtuͤhmern angeschrieben. Naͤhmlich/ Ich Isis bin alles/ das da sein wird/ das da ist/ und gewesen ist; und meinen vorhang hat kein sterb- licher iemahls aufgedekt . Fast dergleichen uͤber- schrift stund zu Sais im Goͤtzenhause der Minerve / wie Plutarch im buche von der Isis meldet: naͤhm- lich/ Ich bin alles/ was gewesen ist/ was da ist/ und was dasein wird: meine flammendekke hat keiner unter den sterblichen iemahls aufgedekt . Und anderwaͤrts befand sich diese: Te, Tibi una, quæ es omnia, Dea ISIS . In etlichen warden ihr auch die ehrennahmen/ Koͤnigin/ Fraue/ Herscherin/ uͤberwinderin/ unuͤberwindliche/ siegsprahlen- de/ fruchtbringende / und dergleichen zugeeignet. Zudem heiligten die Egipter teils dieser ihrer Abgoͤt- tin/ teils dem Osiris fast alles/ was ihnen nutzen bei- brachte. Dan ihr war heilig der Hundestern / und ward selbsten nach ihrem nahmen Isis genennet/ ja dem Morgensterne vorgezogen: weil der Niel/ so bald der Hundestern aufgegangen/ zu wachsen anfing; da- her sie auch waͤhneten/ daß dieser stern solchen wachs- tuhm wuͤrkte. Porphyrius in Scholiis ad Aratum p. 19. Vossius de Idololatr. p. 226, 498. Auch war ihr hei- lig das sternzeichen der Jungfrau / wie dem Osiris / oder der Sonne dasselbe des Leuens ; und ward auch nach Anmaͤrkungen. nach ihr Isis benahmet: weil der Niel/ wan die Son- ne durch dieses zeichen lief/ auf das hoͤchste gestiegen/ und die felder zur fruchtbarkeit befeuchtete. Ja der gantze Tierkreus/ den die alten Egipter Olimpon nenten/ daher sie auch den nahmen Olimpias be- kommen/ war ihr geweihet. Eusebius in Chronicis l. 1. Langius de annis Christi l. 1, p. 171. Auch kan man hiervon unsern Dichterischen Sternhimmel / im zeichen der Jungfrau / und des Hundegestirnes / lesen. Wie nun diese Abgoͤttin so mancherlei nahmen ge- habt/ so hat man sie auch auf mancherlei weise abgebil- det. Zuweilen begrif man in einem bilde fast alle zei- chen/ die ihre manchfaͤltige macht und auswuͤrkungen andeuteten. Dergleichen seind in den bilderstuͤkken die- ses Buͤchleins hier und dar zu finden. Auf dem tittel wird sie mit vielen bruͤsten/ daher sie auch Multimam- mea, das ist die Vielbruͤstige / heisset/ entworfen. Dieses bild war mit verborgenen roͤhren so kuͤnstlich zugerichtet/ daß die hitze der angezuͤndeten lichter un- ter der hohlen schirmdekke uͤber dem heupte/ durch sol- che roͤhren/ die milch/ welche unten im bekken stund/ straks hinauf in die bruͤste zog; also daß sie/ so lange die lichter branten/ staͤhts mit milche flossen: welche/ als kleine strahlen/ herunter in das bekken geschossen kahm/ und von dar wieder hinauf gezogen ward. Und hierdurch machten die Priester dem gemeinen voͤlklein eine solche blaue dunst vor die augen/ daß es anders nicht gleubete/ als daß ihre gewaͤhnte große Mutter der Goͤtter solche milch von sich selbsten fliessen liesse. Kir- cherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, p. 333. Der- gleichen zwei gekuͤnstelte Goͤtzenbilder des Osiris und der Isis stunden auch zu Sais . Das Osirische gab Wein / und das Isische Milch von sich/ so bald das feuer auf der goͤtzenhoͤhe angezuͤndet ward: ja ein Tra- A a ij che Kurtzbuͤndige che/ wie ein Habicht gestaltet/ bewegte sich unterdessen mit einem heftigen zischen. So bald aber das feuer ver- losch/ stund alles stil. Hero in Automatis. So kuͤnst- lich und arglistig wusten die Egiptischen Priester das arme volk zu betruͤgen/ und in ihrer abergleubischen gottesfurcht zu erhalten. Sonsten ward mehr gemel- dete Isis / wan sie den Mohn allein andeuten wolten/ gemeiniglich mit hoͤrnern gebildet; weil der Mohn im ab- und zu-nehmen gehoͤrnet/ und ihm der Ochse/ der ebenmaͤßig gehoͤrnet/ als des Akkerbaues sinbild/ gleich so wohl/ als der Sonne/ geheiliget war/ sonderlich zu Memfis ; wie Elian in 11 h. des 11 b. seiner Tier- geschichte/ Diodor im 1 b. und Plutarch von der Isis und dem Osiris / bezeugen. Herodotus schreibet in seiner Euterpe: τὸ γὰρ τῆς Ἴσιος ἄγαλμα ἐὸν γυναικήίοκ, βον´κερών ἐςι, κατάπερ ἕλληνες τὴν Ἰνο῀ν γράϕονσι, das ist/ der Isis Bildseule/ welche ein weibesbild ist/ hat Ochsenhoͤrner; gleichwie die Griechen die Jo zu bilden pflegen . Diese Jo war Inachs tochter/ die er mit des Foroneus schwe- ster gezeuget; und wird auch vor die Egiptische Isis / gleichwie ihr sohn Epafus vor den Egiptischen A- pis / gehalten: wiewohl es die Egipter bloß vor ein ei- teles geschwaͤtze der luͤgenhaftigen Griechen annehmen; bei denen nichts gemeiner war/ als daß sie anderer Voͤl- ker Abgoͤtter ihnen zueigneten. Daß aber die Egiptische Koͤnigin Isis / die mutter des Libischen Herkels / nachdem ihr gemahl/ der Koͤnig Osiris / von seinem bruder Tifon ermordet worden/ zum Gambriven in Deutschland sei kommen/ das Getreidich/ welches den menschen zuvor unbekant/ unter andern gewaͤchsen ge- funden/ und solches zu såen/ zu mahlen/ zu bakken/ auch den gebrauch der wolle/ des oͤhls/ und des weines geleh- ret/ und daher von den Schwaben vor eine Goͤttin gehalten und aufgeworfen worden/ bezeuget/ samt an dern/ Anmaͤrkungen. dern/ Aventinus im 1 seiner Bojischen Jahrbuͤcher- Auch schreibet von den reisen der Isis Diodoor aus Sizilien : der in seinem 1 buche folgendes schriftmahl anziehet: Ich Isis bin die Koͤnigin dieses Reichs/ welche Merkuhr unterwiesen; die sol- che satzungen gegeben/ die niemand aufhoͤben kan. Ich bin Gottes des juͤngsten Saturns erstgebohrne tochter. Ich bin des Koͤniges Osi- ris gemahlin. Ich bin dieselbe/ welche den sterb- lichen zum allerersten die Fruͤchte gezeiget. Ich bin des Koͤniges Orus mutter. Ich bin diesel- be/ die im sterne des Hundes aufgehet. Mir zu ehren ist die stadt Bubast gebauet. Gehabe dich wohl/ Egipten meine ernaͤhrerin . Gleichesfals sagt Tazitus im buche von den sitten der Deutschen: Pars Svevorum \& Isidi sacrificat. Unde causa \& origo peregrino sacro, parum comperi; nisi quòd signum ipsum in modum Liburnæ figuratum, docet advectam religionem. Und daß sonderlich zu Augspurg / wel- ches/ wie Muͤnster im 3 b. schreibet/ unter Schwa- ben gehoͤret/ der Isis goͤtzendienst im schwange gegan- gen/ bezeuget/ neben andern maͤrkzeichen/ der Kien- apfel oder die Zwirbelnus im wapen dieser stadt; weil der Kien- oder Fiechten-baum der großen Mutter der Goͤtter/ das ist der Isis / heilig war. Ja dergleichen anzeigungen des Isischen goͤtzendienstes findet man auch anderwaͤrts so wohl im Nieder- als Hoch- deutschlande. Eisleben / eine stadt in der Grafschaft Mansfeld/ da der Deutsche Moses / der große Luhter / welcher das Deutsche Israel aus der Egiptisch-Roͤhmischen dienstbarkeit gefuͤhret/ geboh- ren worden/ hat ihren nahmen zweifels ohne von dieser Isis ; als auch das Eisenkraut / Isidis herba. Ob- gemelter Aventien ziehet im 2 buche seiner Bojischen Jahrgeschichte folgende uͤberschrift an/ welche man in A a iij Baͤuern/ Kurtzbuͤndige Baͤuern/ als ein hinterlaßenes gedenkmahl der Roͤh- mischen kriegsleute/ gefunden. ISIDI. MYRIONIMÆ. SACRUM. FESINUS. T. IULI. SUTURNINI. G. P. P. SERRARI. POSUIT. FORTUNATUS. EIUSDEM. SER. T. S. FACIUNDUM CURAVIT. Eine andere hat man auch im Niederdeutschlande/ zum zeichen/ daß die Roͤhmer alda die Isis ebenmaͤßig geehret/ gefunden; und zwar folgende: ISIDI. SACRUM. SEX. POMPEIUS. SEX. L. SYRUS. MIL. LEG. V. AUG. V. S. L. M. Servius bei dem 8 b. vom Eneas wil/ das Isis so viel heisset/ als Erde . Isis autem Ægyptiorum linguâ terra est, quam Isin esse volunt. Macrob. l. 1 Saturnal. c. 20: Isis cunctâ religione celebratur: quæ est vel terra , vel natura rerum subjacens soli. Hinc est, quòd conti- nuatis uberibus corpus deæ omne densetur; quia vel terræ, vel rerum naturæ alta nutritur universitas. Aber Diodor schreibet/ daß Isis so viel gesagt sei als alt ; und daß sie diesen nahmen von der alten und ewigen er- zielung bekommen. Andere wollen/ daß Isis aus dem Ebreischen ביון, das ist eine maͤnnin oder Jung- frau entspriesset; und daß die Egiptischen Priester da- mit auf die gebuhrt unsers Heilandes aus einer Jung- frau/ davon sie vielleicht aus dem munde der Ebreer ge- hoͤret/ ein auge gehabt. Doch hier von genug. Zur Anmaͤrkungen. Zur 2 zeile des 2 blats. A Nubis / des Tifons und der Nefte / die des Osi- ris und der Isis bruder und schwester waren/ eini- ger sohn/ welcher sonst auch Enef oder Knef / wie Kircher/ Tisius und andere melden/ genennet wird/ war ebenmaͤßig ein Egiptischer Abgott. Man bildete ihn gemeiniglich mit einem hundeskopfe: weil er/ als er dem Osiris / seinem vetter/ im Kriege gedienet/ ei- nen Hund zum waffenzeichen/ oder einen Helm oder sturmhuht vom hundesfelle getragen; oder auch weil er ein Jaͤger gewesen; oder aber/ wie Tisius meinet/ weil der Niel bei angebrochenem klahren scheine des Hundesternes/ vor den auch Anubis selbsten von et- lichen genommen wird/ in Egipten sich ergiesset. Da- her sagt Lukahn im 8 buche: Non in templa tuam Romana accepimus Isin, Semideumque Canem. und Virgiel im 8 vom Eneas: Omnigenumque deûm monstra, \& latrator Anubis. Aber wer mehr von der hundeko̊pfichten gestalt des A- nubis zu wissen lust hat/ der schlage das 268 und fol- gende blaͤtter unsers Dichterischen Sternhimmels auf; da wir alles weitleuftig ausgefuͤhret. Etliche/ ja die Egipter selbsten/ stehen in der meinung/ daß dieser Anubis / und Saturn einen und eben denselben Ab- gott bezeichnen: weil Κύων bei den Griechen ein hund heisset; und Saturn so wohl bei den Ebreern/ als Is- maelern und Persern/ wie Aben Esra bezeuget/ Ki- jun genennet wird. Und daruͤm haben viele nicht be- greiffen koͤnnen/ waruͤm die 70 Tahlmetscher vor das Ebreische wort ביון Kijun / im 26 spr. des 25 hauptst. bei dem Amos / in der Griechischen uͤbersetzung/ das Egiptische Ραιφὰν oder Ρεφὰν gesetzet: weil Ρεϕὰν oder/ A a iiij wie Kurtzbuͤndige wie etliche lesen/ Ρεμϕὰν, welches wort noch itzund bei den Koptern in Egipten uͤblich/ ein gantz anderer Egip- tischer Abgott gewesen/ als Anubis ; nåhmlich eben derselbe/ den andere voͤlker Saturn genennet. Auch verstehet Plautus selbsten/ in einem seiner Schauspie- le/ durch das wort Ciun nicht den Anubis / sondern den Saturn ; wie Samuel Petit im 2 h. des 2. b. seiner Anmaͤrkungen anweiset. Aber die gemelten 70 uͤbersetzer/ weil sie in Egipten schrieben/ haben das ei- gentliche alte Egiptische wort lieber gebrauchen wollen; wie es auch der Bluhtzeuge Steffan / im 43 spr. des 7 h. der Apostelgeschichte/ behalten: ἀνελάϐετε τὴν σκή- νην ον῟ Μολὸχ, καὶ τὸ ἄςρον ον῟ θεον῀ ὑμῶν Ραιφὰν. Ihr nah- met die huͤtte des Molochs an/ und den Stern eures goͤtzen Refans : das ist/ ihr machtet euch den Mars / welcher eben derselbe als der Egiptische Mo- loch war/ und den schweifstern des Saturns zu Ab- goͤttern. Sotis / ἡ Σῶϑις, das ist der Hundesstern / oder das Hundegestirn / sonst gemeiniglich σεὶριος, Si- rius genennet/ war gleichesfals ein Egiptischer Abgott: dessen wuͤrkung die Egipter den auf- und uͤber-lauf des Niels zuschrieben; wie wir am 252 und 263 bl. un- sers Dichterischen Sternhimmels weitleuftig an- gewiesen. Und daruͤm gaben sie ihm die naͤchste stelle nach der Sonne und dem Mohne/ dergestalt daß sie ihn allen andern sternen/ ja selbst dem Morgensterne vorzo- gen. Prophyrius in antro Nympharum: Ægyptiis prin- cipium anni est, non Aquarius, uti Romanis, sed Cancer. In cancro enim est Sothis, quam Canis sidus Grœci dicunt. Neomenia autem ipsis est Sothidis ortus, quæ generationis mundi ducit initium. Ja die Egipter fingen nicht allein ihr Großes jahr / welches aus vier Sonnenjahren bestund/ vom aufgange des Sotis oder hundesternes an; sondern nenneten es auch selbst/ nach seinem nah- men/ Anmaͤrkungen. men/ das Sotische jahr / annum Sothidis sive Canicu- larem. Vossius de Idololatr. l. 1, c. 28. Langius de An- nis Christi l. 1, p. 224. Nic. Caussinus de Symbolica Ægypt. sapient. p. 83. Auch kan hierbei unser Dich- terischer Sternhimmel / Cœlum Astronomico-poë- ticum, am 266 bl. gelesen werden. Es ward aber nicht allein der Zungenstern des Hundegestirnes/ der dem Osiris / wie der Stirnstern in eben demselben Stern- zeichen der Isis / eigentlich geheiliget/ absonderlich Sirius genennet; sondern auch das gantze Sternzeichen ingesamt: wie wir am itzt angezogenen orte mit meh- rem angezeiget. Und unter diesem nahmen ist auch der Hundestern so wohl bei den Lateinischen/ als Grie- chischen Dichtmeistern nicht wenig bekant. Virgilius 4 Georgi κῶν: Jam rapidus torrens sitientes Sirius Indos ardebat cœlo. Idem : Præcipueque vigil fervens cùm Sirius ardet. Et 10 Æneidos: Non secus ac liquidâ si quando nocte cometæ sanguinei lugubre rubent, aut Sirius ardor, ille sitim, morbosque ferens mortalibus ægris, nascitur. Hierbei hat Servius angemaͤrket: Sirius stella est in ore Canis, quæ, quantum in ipsa est, pestifera est: sed pro qualitate adjacentium aut vincitur, aut majoribus uti- tur viribus. Hinc est, quòd, cùm tempore certo ori- tur, non semper noxia est. Man hat sich aber alhier nicht wenig zu verwundern/ daß die Dichtmeister/ son- derlich die Lateinischen/ den Sirius gemeiniglich/ nach des Hundegestirnes boßhaftiger/ und nicht liebreicher kraft und eigenschaft/ beschreiben: da doch durch diesen nahmen/ der sonst alles/ was guͤhtig und liebreich ist/ A a v bedeutet/ Kurtzbuͤndige bedeutet/ wie wir im mehr gemelten Dichterischem Sternhimmel erwiesen/ allein das widerspiel solte verstanden werden. Statius l. 3 Silvarum: Acer anhelantes incendit Sirius agros. Idem: Illos implacido lethalis Sir ius igni. Lucanus libro 10: — rapidus qua Sirius ignes exerit. Valerius Flaccus l. 1: Sic cùm stabulis, \& messibus ingens ira Deûm, \& Calabri populator Sirius arvi incubuit. Nonnus: Μετὰ Σείριον, ἀςέρα Μαίρης, αἰϑέρος ἀςὸν ἐγώ σε, ἀςερόεντα τελέοςω ἄγχι κυνὸς πρότερον, ςαϕυλὴν ἵνα και σὺ πεπαίνης βότρυος ἐς λιϑείαν ἀκοντίζων σέϑεν αἴγλἱω. das ist/ sagt Osiris oder Bachus zu seinem Hunde / oder vielmehr zum Anubis / oder aber Kaleb / der des Moses / welchen Vossius vor den dritten Osiris helt/ getreuer mitgefaͤhrte war: ich wil dich nach dem Sirius/ der Mirjam oder Marien sterne / (dan Maira scheinet aus Maria oder Mirjam / dem nahmen der schwester des Moses / gebildet zu sein) zum buͤrger des Himmels/ und mit vielen sternen/ bei dem voͤrdersten Hunde/ leuchten ma- chen; damit du die weinbeeren zeitigest/ indem du deine strahlen auf die trauben wirfest . Zur dritten zeile des 2 blats. O Rus oder Horus / ὧρος, den die Egipter auch Kemin nenten/ des Osiris und der Isis sohn/ war Anmaͤrkungen. war ebenmaͤßig ein Egiptischer Abgott; welchen sie vor den herscher der zeit oder der jahre / wie aus den uͤberschriften der gebalsemten leichen zu sehen/ hielten: wiewohl ihm sonsten eigendlich nur das vierde und letzte teil ihres Sotischen oder großen jahres/ wie das erste teil dem Sotis oder dem Hundessterne selbsten/ das zweite der Isis / und das dritte dem Osiris / zu beherschen zugeeignet war. Und davor hielten sie ihn/ so fern er aus dem himlischen Osiris und der him- lischen Isis / das ist aus der Sonne und dem Mohne / gezeuget zu sein verstanden/ und der himli- sche Orus genennet ward. So fern er aber irdisch / und aus dem irdischen Osiris und der irdischen Isis / das ist aus der zusammenfuͤgung des Niels und der Erde / gebohren zu sein betrachtet ward; als- dan bezeichnete er so wohl der erde/ als der luft frucht- bare gestalt zum wachstuhme der dinge geschikt/ das ist das fruchtbahre gewitter/ die wolken/ den regen/ den tau/ u. d. g. Daher sagt Vossius vom uhrspr. der Abgoͤtterei am 614 bl. Ex Nili \& Isidis concubitu nascitur Orus; nempe subcœlest is; quo indicatur tum aë- ris, tum terræ temperies, rebus producendis apta. Und uͤm dieser milterung der luft willen/ scheinet er auch zum teil von den Egiptern mit unter die Artzneigoͤtter gerechnet zu sein: da sie ihn Harpokrates nenten; wie Kircher am 354 bl. des 2 t. seines Egiptischen Oedipus bezeuget. Ja er ward zu weilen gar vor den Apollo / den Sonnen - und Artznei-goͤtzen / selbst genommen/ Macrob. l. 1 Saturn. c. 21. Wie nun dem Orus die Luft gleichsam zugeignet war: so besaß seine mutter Isis die oberste helfte der Erde/ so weit sie nåhmlich von der sonne erleuchtet wird/ und der tag reichet; und seiner mutter schwester Nefte / des Ti- fons gemahlin/ die andere und unterste helfte der Erdkugel/ so weit sie die nacht uͤberschattet; Anubis aber/ Kurtzbuͤndige aber/ der Nefte sohn/ den Kreusendiger/ also daß er die oberste und unterste helfte der erde/ gleich als ein hund/ bewachte/ und gleichsam anbaͤllete/ wie Plutarch meldet. Isidi terram dedere, sagt auch Vossius / qui horizonte nostro continetur. Nephthyi partem terræ pedibus nostris adversam. Ipsum horizonta Anubi- dis esse dixerunt: qui filius Typhonis, cuique dedica- runt canem; quòd hemisphærii utriusque custos sit. Zur 4 zeile des 2 blats. K Anopus / welches etliche Kanobus / nach dem Griechischen Κάνωϐος, schreiben/ war des Troji- schen Koͤniges Menelaus schifshaupman/ aus La- konien buͤrtig: wiewohl Aristides solches leugnet/ und den Hekateus / der es bejahet/ in seiner Rede von den uhrsachen des wachsenden Niels/ widerleget; auch darbei fuͤget/ daß Kanopus / eine nach gemel- ten Lakoniers nahmen also genente Egiptische stadt/ etliche hundert jahre vor des Menelaus ankunft in Egipten schon diesen nahmen gefuͤhret. Daß er aber in gemelter stadt von einem natterstiche gestorben/ und begraben worden/ bezeugen Strabo im 17 b. und Ta- zitus im 2 seiner Jahrbuͤcher/ als auch Sulpitz . Nach seinem tode sol ihm Menelaus / seine große treue zu vergelten/ ein Goͤtzenhaus/ dessen Eustatius / und Dionisius gedenken/ bei dem Kanopischen Niel- hafen gestiftet haben. Ja die Egipter selbst haben ihn als einen Wassergoͤtzen geehret/ und Neptuhn / wie Steffanus bezeuget/ genennet. Sein gotzenbild/ wie Eusebius in 2 b. seiner Kirchengesch. meldet/ ward mit einem uͤberaus dikken bauche/ und sehr fettem wanste gebildet; vielleicht daruͤm/ weil der Niel / den man ihm zueignete/ fet machte: da doch die Egip- ter sonst allen ihren Abgoͤttern eine schlanke gestalt ga- ben. Anmaͤrkungen. ben. Dan sie hielten darvor/ wie Plutarch bezeuget/ daß die schlanke leibesgestalt dem Goͤttlichen bilde am gleichesten sei. Daher musten auch die Priester gantz nicht fet sein. Das war ihnen ein greuel. Daruͤm lebten sie so uͤber die maße maͤßig/ schreibt Porfirius / und Tisius vom Stahtswesen der Egipter. Daruͤm trunken sie auch das Nielwasser/ welches die eigen- schaft hat fet zu machen/ sehr spahrsam. Ja damit die geheiligten Ochsen/ Mnevs / und Apis / nicht fet wuͤrden/ gab man ihnen kein Nielwasser zu trinken. Wie nun die Egipter mit rohthaͤhrichten und blassen Menschen nicht gern uͤmgingen/ so sahen sie auch die fetten waͤnste nicht gern. Daruͤm war ihnen auch der Koͤnig Menis / seines schmeerbauches/ und wohlluͤ- stigen schlemmerischen lebens wegen/ so verhasset/ daß sie ihm nicht allein die Sau zum sinbilde gaben/ son- dern auch selbst eine seule zu Tebe liessen aufrichten/ welche mit lauter fluͤchen wider diesen koͤnig beschrie- ben; wie bei dem Pierius im 9 b. seiner Egipt. Bil- derschriften zu lesen. Sonsten bildeten die Egipter diesen ihren Abgott Kanopus gemeiniglich ab mit einem runten Was- serkruge; welcher einen dikken bauch/ und oben auf dem halse des Kanopus kopf stehen hatte. Auch war an demselben ein handgrif/ darauf eine zusammen- geflochtene Natter/ vielleicht daruͤm/ weil den Kano- pus eine natter getoͤdtet/ sich erhub. Apuleius in ulti- mo Milesiarum: ejus orificium non altiusculè eleva- tum, in canalem porrectum, longè rivulo promine- bat. Et aliâ parte multum recedens, spatiosâ dilatatio- ne adhærebat ansa, quam contorto nodulo supersede- bat aspis sqameæ cervicis stricto tumore sublimis. Zu weilen waren diese Kruͤge glat und ohne schrift/ zu wei- len mit wunderlichen heiligen schriftzeichen und sin- bildern der Egipter gezieret. Weil Kanopus ein Schif- Kurtzbuͤndige Schifinan / wie gesagt/ gewesen/ so heiligten ihm die Egipter auch das Sternzeichen des Schiffes; und nenneten nicht allein desselben groͤssesten stern/ der am mittagsruder stehet/ sondern auch das schif selbsten nach seinem nahmen; wie wir in unsrem Dichterischen Sternhimmel am 325 bl. beruͤhret. Aber von diesem Abgotte koͤnnen gelesen werden Stephanus in Κάνωϐος; Suidas in Κάνωπος; Rufinus Hist. Eccl. l. 2, c. 26; Petr. Crinitus l. 11 de honesta disciplina; item Vossius Theol. gentil. l. 1, c. 31. Zur 7 und 8 zeile des 2 blats. M Omft / Momphta, Monphta, das ist Gott des wassers / oder Wasser Gottes / wie es Abene- fi erklaͤhret/ war ein Abgott des wachsenden Niels/ in- crementi Nilotici præses numen, sagt Kircher im 1 t. seines Egiptischen Oedipus/ am 115 bl. Ihm war der Leue heilig: und das Leuengestirn / samt dem Leuenmohnde / stunden unter seinem gebiete. Da- her pflegte der Pfaffe dieses Abgottes/ wan er dem Niele seinen goͤtzendienst leistete/ mit einer Leuenhaut bekleidet zu sein. Omft / Omphta, war der Abgott des fallenden Niels: daher ihm auch das sternzeichen der Wage / samt dem herbst mohnde/ darinnen der Niel faͤllet/ ge- heiliget. Zur 14 und 15 zeile des 2 blats. D Ie Egipter pflegten ihren Goͤtzen waͤchserne Ta- feln/ darauf ihre bitte geschrieben stund/ an die kniehe zu haͤngen. Daher sagt Juvenahl : Propter quæ fas est genua incerare Deorum. Zur Anmaͤrkungen. Zur 18 und 19 zeile des 2 blats. C Yprianus in carmine de Christiano apostatâ: Mente fremunt, lacerantq; corpus, fundunt- que cruorem. Lactantius l. 1 Instit. Apulejus l. 8 Metamorph. Herodot. l. 2. Clemens Alexandrinus Stromat. l. 6, p. 465, \& l. 7, c, 8. Guido Pancirollus rer. memorabil. deperdit. l. 1. Beroald. ad Apuleji l. 11 Miles. Vossius Theol. gentil. p. 203. Zur 22 und 23 zeile des 2 blats. T Ifon / Typhon, Typhaon, Typhoëus, den die E- gipter auch Set/ Bebon / und Smi nenneten/ des Osiris und der Isis / als auch der Nefte / seiner gemahlin/ bruder/ ward vor den anfang alles boͤsen/ gleichwie Osiris alles guhten/ gehalten; weil jener ein wuͤhterich/ der auch selbst seinen bruder Osiris ermor- det/ dieser aber ein frommer koͤnig gewesen. Ja sie eig- neten jenem alles boͤse/ das in der gantzen Natur war/ und diesem alles guhte zu. Und daruͤm pflegten sie ihm auch/ seine wuͤhtende macht zu besaͤnftigen/ Esel und rohte Kuͤhe zu opfern: und trugen schwartze kleider. Besiehe hiervon weiter Atanasius Kirchern im 1 t. seines Egipt. Oedipus/ in der 2 abteil. am 23 bl. als auch unsern Dichterischen Sternhimmel/ am 114/ 253 und 288 bl. Zur 12 und 13 zeile des 5 blats. A Ls Abraham im lande Kanaan / zwischen Be- tel und Ai / wohnete/ uͤberfiel das land eine große teurung. Daruͤm begab er sich/ mit seiner fraue Sara / in das naͤchstgelegene Egipten : dem/ seiner uͤber- schwaͤnglichen fruchtbahrkeit wegen/ keine misjahre/ die Kurtzbuͤndige die man mit recht misjahre nennen konte/ bewust wa- ren. Als nun Abraham in Egipten kahm / dieses seind Moses im 12 hauptstuͤkke seines 1 b. eigene wor- te; da sahen die Egipter das weib/ daß es fast schoͤne war. Und die Fuͤrsten des Farao sahen sie/ und preiseten sie fuͤr ihm. Da ward sie in des Farao haus gebracht. Und er taͤht Abraham guhtes uͤm ihret willen: und er hatte schafe/ rin- der/ esel/ knechte und maͤgde/ eselinnen/ und ka- mehle. Aber der HErꝛ plagte Farao mit großen plagen/ als auch sein haus/ uͤm Sara Abra- hams weibes willen / u.a.m. Diesen Farao oder Egiptischen koͤnig nennet der Araber Abdalla Ben Geled / in seiner erzehlung der Egiptischen koͤnige/ Tautis : welcher bei andern auch Faunus und Sa- ruch heisset. Seine eigene worte lauten verdeutscht al- so: Tautis war derselbe Farao/ welcher die Sare des Abrahams Fraue behielt. Diesem folgete sei- ne tochter Hazubah; dan er hatte keinen sohn. Sie war aber die erste Frau/ welche uͤber Egipten herschete. Als sie todt war/ besaß das Koͤnig- reich Amhaz Alfa/ die tochter Mamums/ des sohns Malia: und nach dieser / Alvalid. Sie lebe- ten eine lange zeit/ und vermehreten sich derge- stalt/ daß sie das gantze Egipten erfuͤlleten. Sie waren aber aus dem stamme des Amaleks/ des sohns Luds/ des sohns Sems. Und nach Al- valids absterben/ herschete nach ihm Alrian. Die- ser war dazumahl Koͤnig/ als Josef in Egipten verkauft ward: den er auch/ weil er seinen traum auslegte/ aus dem gefaͤngnuͤsse zog/ und zu den groͤsten wuͤrden in Egipten erhub. Als Alrian Ben Alvalid gestorben war/ besaß nach ihm das Koͤ- nigreich Daran: bei dessen lebezeit Josef/ friede sei uͤber ihm/ gestorben / u.s.f. Die- Anmaͤrkungen. Dieser Tautis aber war kein ander/ als der weltbe- kante wahrhaftig dreimahlgroße Hermes/ oder Hermes Trismegist / der gantzen Egiptischen Weis- heit springbrun und uhrhoͤber/ ja der erfinder der Son- nenseulen/ samt der heiligen Egiptischen Bilderschrift: welchen die Foͤnizier/ wie Eusebius im 7 h. des 1 b. be- bezeuget/ Taut ; die Egipter Tot / auch Ftat / das ist den Gott der Goͤtter / und Hermes ; die Ara- ber aber Idris / oder Adris nach dem Ebreischen Ha- dores / das ist/ einen fuͤrtreflichen Vernunft- fechter / disputatorem insignem, genennet. Die Ara- ber pflegen zwar alle diese nahmen/ in ihren schriften/ ge- meiniglich dem Enoch zuzueignen; den sie sonst Ha- nuch / auch zugleich selbst Osiris / naͤhmlich den al- lerersten/ nennen; wie aus dem Ahmed Ben Josef Eltifasi/ Abenefi/ Kaab Elchabar zu sehen: welcher letztere/ in seinen Sarazenischen Geschichten/ unter andern auch dieses schreibet: Es war aber Adris ein schneider/ und der erste/ der kleider ge- macht hat; und so oft er die nahtel durchzog/ lo- bete er Gott/ und heiligte Ihn . Dieses bezeuget auch Vasiab / als auch Ismael Schiahin : welcher saget/ daß er ihm selbst das erste kleid gemacht/ da die menschen zuvor mit tierefellen uͤmhaͤnget gewesen; ja er habe zum ersten/ im wege Gottes/ die waffen ge- brauchet/ und wider Kabiels soͤhne/ Kains nach- kommen/ gestritten; auch zuerst das maß und gewicht erfunden. Ja es scheinet/ daß die Araber und Kal- deer alles/ was die Griechen und andere vom Osiris geschrieben/ dem Enoch oder Adris / wie ihn die mei- sten nennen/ zugeeignet. Aber der zweite und rechte Her- mes Trismegist / der die ersten Sonnenseulen/ uͤm das 2213 weltjahr/ oder uͤm das 1840 vor der Heilge- buhrt/ erfunden/ und die Egiptische Priesterschaft gestiftet/ war/ nach der suͤndfluht/ nicht allein der erste B b Priester Kurtzbuͤndige Priester in Egipten/ sondern auch der dritte Koͤnig; der dem Mizraim / und Mesramutisis folgete. Da- hin kahm er erst/ aus Waͤlschland/ zum Mizraim ; dem er/ seiner großen weisheit wegen/ so lieb war/ daß er ihm alle seine heimligkeiten anvertrauete/ ja ihn zu seinem geheimen Rahte machte. Nach dessen/ und dan auch seines sohnes und reichserbens tode/ erhub ihn seine weiheit gar auf den Egiptischen reichsstuhl. Und also war er eben dazumahl koͤnig/ als Abraham / mit der Sara / vor der teurung in Egipten flohe. Von ihm bezeugen auch die Ebreer in ihrem Buche/ welches בית מלביצדק, das ist das Haus Melchisedeks / genennet wird: daß er eine sehr große weisheit besessen; daß er einer aus Kanaans nachkommen gewesen; daß er viel gelehrte Leute erzogen/ die nach ihm Adris genennet worden. Eben dasselbe/ und noch mehr meldet auch von ihm der Araber Alkandi / bei dem Gelal- dien . Aber wir hetten des Juͤden Abraham Za- chuts / der uͤm das 1502 heiljahr geschrieben/ schier vergessen. Dieser nennet/ in seinem Buche Juchasin, das ist der Stambeschreibung / den Egiptischen Koͤ- nig/ der zu Abrahams zeiten geherschet טוטיס Tu- tis : aber er meldet/ daß er der funfzehende nach der suͤndfluht/ und der erste aus dem geschlechte der Kob- ter gewesen. Saumbeni neunder sohn / schreibt er/ hies Tutis. Dieser war der erste Farao/ der zu Abrahams zeiten gelebet/ und gestorben ist/ auch einen kleinen Sohn hinterlaßen. An des- sen stat herschete seine mutter Kuria. Naͤhm- lich dieselbe/ die der Saren ihre magd Hagar ge- geben . Andere wollen/ daß Hagar des koͤnigs Tauts tochter selbsten gewesen. Jonatan der Kaldeer/ in- dem er das 16 h. des Buchs der schoͤpfung erklaͤhret/ schreibet also: diese Sara hatte eine Egiptische magd/ die Agar hies / בדת פדעח eine tochter Faraons: Anmaͤrkungen Faraons: die er ihr zur magd gab/ als er uͤm dessent willen/ weil er sie genommen/ nach dem worte des HERꝛn geschlagen ward . Und der Ebreische Schriftmeister Selomo setzet/ in seinen Anmaͤrkungen bei diesem orte/ hinzu: daß Farao / als er die zeichen gesehen/ die uͤm der Sara willen ge- schahen/ zu seiner tochter Agar gesagt hette: Es ist besser/ daß du in diesem hause eine Magd/ als in einem andern eine Fraue bist . Abimelech der koͤnig der Filister/ welcher zu Gerar hof hielt/ lies nach der zeit Saren / weil sie so schoͤne war/ ebenmaͤßig zu sich hohlen. Und daruͤm verschlos der HERꝛ alle muͤtter des hauses Abimelechs so hart/ daß keine gebaͤhren konte. Auch erschien Er ihm des nachts im traume/ und sprach zu ihm: siehe da! du bist ein man des todes/ uͤm des Weibes willen/ das du genommen hast: dan sie ist eines Man- nes Ehweib . Weil aber Abimelech solches aus einfaͤltigem hertzen getahn/ indem er/ nach Abra- hams und der Saren eigenem berichte/ nicht anders wuste/ als daß sie mehr nicht/ als seine schwester sei/ wie sie dan auch vom vater/ wiewohl nicht von der mut- ter/ seine schwester war: so bewahrete ihn Gott/ daß er nicht wider ihn suͤndigte; indem er nicht zulies/ daß er sie beruͤhrete: wie Moses im 20 h. des Buches der schoͤpfung weitleuftiger hiervon schreibet. Daß aber diese Sare so uͤberaus schoͤn gewesen/ kan uͤberdas auch daraus geschlossen worden/ weil die Egipter ihre Abgoͤttin der schoͤnheit und liebe Za- hara oder Sahara genennet: welches wort sie/ nach meiner muhtmaßung/ nirgend anders her/ als aus dem nahmen Sara / gebildet; auch damit keine andere/ als des Abrahams Fraue/ die wunderschoͤne Sara / ver- standen. Sonsten wird itzund Libien von den einwoh- nern auf Arabisch Sara oder Zaara oder Zahara / das B b ij ist Kurtzbuͤndige ist eine Wuͤste oder Einoͤde / weil es alda viel wuͤste- neien giebet/ genennet: wiewohl die Araber diesen nah- men nur einem teile desselben/ das steinicht und kiese- licht ist/ zu geben pflegen. Zur 14/ 15/ und 16 zeile des 5 blats . D Ie schoͤnheit dieser Rebekka / des Betuels tochter/ und Isaaks Ehfraue/ giebet Moses im 16 spr. des 24 h. und im 7 spr. 26 h. seines 1 b. gnug- sam zu verstehen. Auch erzehlet er im letztgemelten h. was sich mit ihr zu Gerar begeben. Zur 17 und folgenden zeilen des 5 blats . D Er Rahel / die eine tochter Labans des Bruders der Rebekke / und Jakobs Ehfraue war/ aus- buͤndige schoͤnheit beschreibet Moses ebenmaͤßig/ im 17 spr. des 29 h. seines 1 buches/ zwar kurtz/ doch deut- lich genug. Zur 20 und folgenden zeilen des 6 blats . H Iervon schlage den 18/ 20/ und 30 spr. des itzt angezogenen 29 h. auf. Zur 5 und folgenden zeilen des 7 blats . T Ahre oder Tarah/ Nahors des ersten dieses nah- mens sohn/ und enkel Sarugs/ Abrahams va- ter/ war ein fuͤrtreflieher Bildhauer; wie viel Ge- schichtschreiber der Ebeeer/ Araber und anderer mor- genlaͤndischen voͤlker bezeugen. Ja er machte nicht al- lein die Goͤtzenbilder; sondern dienete ihnen/ seinen eignen gemaͤchten/ auch selbst. Er selbst war es/ der am allerersten/ nach der suͤndfluht/ und dem Babelschen Turn- Anmaͤrkungen. Turnbaue/ den Goͤtzendienst wieder aufgebracht; wie Epifanius bezeuget. Daher wollen ihrer viel urtei- len/ daß sein sohn Haran / ihm zur strafe/ eher sei weggeruͤkt worden/ als er: welches zuvor noch niemahls geschehen/ als mit dem einigen Abel ; den aber nicht Gott/ sondern Kain / wegruͤkte. Und daß er ein Goͤ- tzendiener gewesen/ deutet die heilige Schrift selbsten an/ im 24 h. des buchs Josua : welcher alda die Staͤm- me Israels also anredet: Naͤhmlich/ so sagt der HERꝛ/ der Gott Israels: eure Vaͤter wohne- ten vor zeiten jenseit dem wasser / Tarah/ Abra- hams und Nahors Vater; und dieneten an- dern Goͤttern. Da nahm ich euren Vater Abra- ham jenseit des Wassers/ und lies ihn wandern im gantzen lande Kanaans / u. s. f. Die uͤberse- tzung der 70 Aeltesten lautet alhier also: πέραν τοῦ ποταμοῦ οἱ πατέρες ὑμῶν ἀπ᾽ ἀρχῆς, ϑάρα ὁ πατὴρ ἀσο ραὰμ, καὶ ὀ πατὴρ Ναχὼρ, καὶ ἐλάτρσυσαν ϑεοῖς ἑτέροις. Zudem bezeuget Serenus : daß Abraham / als er/ im sech- zigsten jahre seines alters/ seinen vater Tarah vom goͤtzendienste abgemahnet/ und nichts ausgerichtet/ das Goͤtzenhaus endlich gar angezuͤndet: da dan Ha- ran/ Abrahams juͤngster bruder/ indem er die goͤtzen aus der flamme retten wollen/ mit dem goͤtzenbaue zu- gleich verbrant sei. Was aber fuͤr ein goͤtzendienst in Abrahams vaterlande sei im schwange gegangen/ zei- get Moses Ben Majemon in seinem so genenten More Nevochim / im 30 h. des 3 b. weitleuftig an. Unter andern schreibet er/ daß man alda das Feuer geehret; und gegleubet/ daß keine andere Goͤtter weren/ als die Sterne ; ja daß man die Sonne vor den groͤsten unter allen Goͤttern gehalten/ und den Mohn naͤchst ihr: welcher meinung Abraham widerspro- chen/ und angezeiget/ daß einander wuͤrker und her- scher sei/ als die Sonne/ u. a. m. Hieraus siehet man/ B b iij daß Kurtzbuͤndige daß Sonne/ Mohn / und Sterne nach der suͤnd- fluht die allerersten Goͤtter oder vielmehr goͤtzen gewe- sen: und daß man das griechische wort ϑεὸς, das so viel heisset/ als Gott / und von ϑέειν, das ist lauffen / ge- bildet/ ihrer staͤhtigen bewegung und ewigen lauffes wegen/ ihnen am allerersten zugeeignet; dergestalt/ daß es von ihnen entsprossen/ und nachmahls auch andern sich gar nicht/ oder nicht alzeit bewegenden/ und bald vergaͤnglichen dingen/ die man vergoͤtlichte/ gegeben worden. Plato in Cratylo: ϕάινοντάι μοι ὁι πρῶτοι τῶν ἀνθρώπων περὶ τὴν Ἑλλάδα τούτους μόνους ϑεοὺς ἡγεισϑαι, οὕσπερ νῦν πολλοὶ τῶν βαρζάρων, Ἥλιον, καὶ Σελήνην, καὶ Γῆν, καὶ Ἄςρα, καὶ Ὀυρανὸν. Das ist/ die Griechenland zuerst bewohnet/ scheinen mir die Sonne/ den Mohn/ die Erde/ die Sterne/ und den Him- mel/ wie noch itzund viel Ungriechen tuhn/ al- lein vor Goͤtter gehalten zu haben. Und weil sie sahen / fuͤget er straks darauf hinzu/ daß alle diese dinge fort und fort lieffen; so haben sie die- selben von dieser eigenschaft des lauffens/ οὗ ϑέειν, ϑεοὺς, das so viel gesagt ist/ als goͤtter/ genennet . Es ist auch kein wunder/ das diese voͤlker/ denen der wahrhaftige lebendige Gott unbewust war/ die Sterne / ihrer staͤhtigen bewegung halben/ vor goͤtter gehalten; sonderlich aber die Sonne: welche ihnen un- auf hoͤhrlich und so schnaͤl zu lauffen schien/ auch man- chem noch scheinet; wiewohl sie ein uͤberaus großer klump/ und hundert und sechzig mahl groͤsser ist/ als die Erdkugel/ daß sie in einer einigen stunde zehnmahl hundert tausend meilen fort gelauffen zu sein angese- hen wird. Aber hiervon kan Ludwich Karrio im 2 b. Laktantz im 5 h. des 2 b. Prudentz auch im 2 b. wider den Simmachus / als auch unser Dichteri- scher Sternhimmel / am 261 und 262 bl. gelesen werden. Zur Anmaͤrkungen. Zur 18 zeile des 7 blats . L Ea/ Jakobs Ehfrau/ und Josefs Stiefmut- ter/ die des Labans aͤlteste tochter war/ hatte ein bloͤdes gesichte / sagt Moses in 17 spr. des 29 h. sei- nes 1 buches. Etliche schreiben/ daß sie uͤbersichtig gewesen: andere/ sie habe einen stern in den augen gehabt. Zur 24 und folgenden zeilen des 7 blats . V On diesen Goͤtzenbildern des Labans schreibet Moses im 30/ 32/ 33/ 34/ 35 spr. des 31 h. und im 2 und 4 spr. des 35 h. seines 1 buches. Die Ebreer nennen sie Terafim ; welches etliche aus Serafim gebildet zu sein meinen. Kaussinus gedenket der Te- rafim auch/ in seinen Anmaͤrkung bei dem Horus Apollo / am 110 blatte: aber wie sie alda beschrieben werden/ kommen sie mit den Labanischen gantz nicht uͤberein. Seine eigene worte seind diese: Nec dissimi- les erant Theraphim , quorum meminit Elias Thesbi- tes in Lexico Ebræo, ad eandem vocem, dirissima pror- sus simulachra, \& nefariis imbuta superstitionibus. Mactabant quippe puerum primogenitum, cujus ca- put à corpore revulsum sale \& aromatibus condiebant; hinc illi laminam imponebant, eam que immundi spiri- tus nomine \& charactere signatam, mox odore \& suffi- tu, cereisque accensis, venerabantur. Et quamquam hoc secretis parietibus occultabatur scelus, nonnunquam tamen etiam occisorum infantum præsegmina, laminis \& bracteis inclusa, superstitiosoque ritu excantata ge- stabant. Sonsten hatten die Egipter ihre Serapen oder Serapides: welche kleine von steinmaͤlhle gebakke- ne und mit verborgenen sinbildern beschriebene goͤtzen- bilder waren; die sie den Leichen/ sie vor aller gewalt der Kurtzbuͤndige der boͤsen geister zu beschirmen/ an ihr todtenkleid fest naͤheten. Mit diesen Beschirmgoͤtzlein sollen/ wie et- liche meinen/ des Labans Goͤtzenbilder oder Terafim eine und eben dieselbe gestalt gehabt haben. Auch helt sie der große Kircher am 297 bl. seines Eg. Oedip. beide vor einerlei: dem ich zween abrisse von dergleichen Egiptischen Serapen selbsten zugeschikt; die er auch mit in gemeltes buch einverleibet. Der nahme solcher Serapen oder Beschirmgoͤtzlein scheinet vom Egip- tischen Ochsengoͤtzen Serapis entsprossen zu sein. Und dieser Ochse sei des Argivischen Koͤniges Apis oder Epafus / der in Egipten gesegelt/ und daselbsten gestorben/ sinbild gewesen/ meinen Klemens von Alexandrien / und Augustien in seinem buche von der stadt Gottes. Aber Suidas/ Julius Mater- nus/ Rufinus im 23. h. seines 2 b. der Kirchengesch. der Ebreische Schriftgelehrte/ Aben Esra/ Hu- go Groht in seiner Sofomfania/ Vossius von der Abgoͤtterei/ im 29 h. des 1 b. auch am 501 bl. des 2 b. und anderswaͤrs mehr/ eignen dieses Sinbild dem Josef zu: aus dessen nahmen auch der goͤtzen- nahme Apis gebildet scheinet. Der letzte schreibet hier- von also: In templo Josepho formatum est simula- chrum, ob divisionem frumenti, quo famis tempore subvenit Ægyptiis, \&c. Joseph defuncto, institue- runt in honorem ejus templum apud Memphim , in quo bos quasi optimi agricolæ indicium aleretur, ha- bens quædam honoris insignia: qui ex nomine ejus Apis appellatus, \&c. Josephi nomen immutârunt in sacris, ut augustius videretur numen, \&c. Is honos ini- tio tantùm fuit civilis: propterea eum Joseph admisit. Tamen degeneravit post mortem in divinum, \&c. Die- ses bekraͤftigt auch der Araber Abnefi / wan er also schreibt: Und Josef sagte zum Koͤnige; setze mich uͤber den schatz des landes; dan ich wil ein ge- treuer Anmaͤrkungen. treuer bewahrer sein. Und der Koͤnig setzte ihn uͤber alle Koͤrnheuser: auch ward Josef gleich als ein koͤnig uͤber das gantze Egipten; und sie nenneten ihn Apis . Dieses wort heisset in Egipti- scher sprache so viel als ein Ochse . Also ward auch gemelter Ochse/ den man sehr zaͤhrtlich hielt/ so lange er lebete/ genennet. Aber nach seinem tode/ da er in einem todtenkasten eingeschossen lag/ nennete man ihn Serapis . Diesen nahmen sol man ebenmaͤßig obge- meltem verstorbnen Koͤnige Apis oder Epafus / oder vielmehr seinem todtenkasten oder sarge/ darinnen er lag/ weil er mit einer Ochsenhaut uͤberzogen war/ ge- geben/ und ihn goͤttlich geehret haben: wiewohl hiervon die Egipter nichts wissen wollen. So bald der Goͤtzen- ochse todt war/ suchten sie einen andern/ der eben also/ wie der abgelebte/ schwartz von farbe/ und mit weissen flekkern durchspraͤnkelt; und ehreten ihn an des vorigen stelle. Was aber Serapis gesagt sei/ davon seind unter- schiedliche erklaͤhrungen. Etliche wollen/ Serapis heisse so viel als Sarapis / das ist der fuͤrst Apis oder Ochse / oder ein fuͤrst des oder der Ochsen : welche dem Koͤnige die sieben fruchtbare jahre verkuͤn- diget. Andere sagen/ es heisse so viel als σόρος ἀπις, oder σο ράπις, das ist der kasten des Apis / oder der Ochsenkasten ; wie es Plutarch/ Luzian / und Varro deuten: dan σόρος heist ein kasten . Wieder andere meinen/ es sol so viel gesagt sein/ als ein Korn- kasten des Apis / das ist des Ochsen ; weil Josef / welcher der letzte Osiris/ Apis / und Serapis zu- gleich ist/ auch im 33 h. des 5 b. Moses einem Ochsen verglichen wird/ das getreide in kasten aufschuͤtten und verwahren/ auch in der teurung wieder ausspen- den laßen. Dem sei nun wie ihm wolle/ so siehet man doch hieraus genug/ daß diese blinde heiden nichts ge- wisses von Gott gewust haben; und daher etliche ihren Osiris / Kurtzbuͤndige Osiris/ Apis / oder Serapis auf der erde/ andere im himmel gesucht/ und dieser ihn als einen Menschen/ naͤhmlich/ unter andern/ als einen schoͤnen Juͤngling/ mit einem korbe vol getreides/ und brohtes auf dem heupte/ andere als einen bunten oder schwartzweissen Ochsen abgemahlet/ ja einer dieses/ ein ander ein an- deres sinbild des Osiris und Serapis erdacht. Zur vorletzten zeile des 10 blats . W Ie derselbe Egiptische koͤnig/ unter dessen her- schaft Josef in Egipten kommen/ geheissen/ da- von seind vielerlei unterschiedliche meinungen. Die H. Schrift giebet ihm/ ihrer gewohnheit nach/ nur den bloßen algemeinen koͤniglichen Ehrennahmen Farao : so tuhn auch die meisten Geschichtschreiber. Doch der Araber Abdalla Ben Geled nennet ihn mit dem eigenen absonderlichem nahmen Alrian ; dessen worte wir droben bei der 12 zeile des 5 blats angezogen: und der Ebreer Abraham Zachut ohne geschlechtswort bloß דיאן Rian / wan er also schreibet: Hierauf her- schete Eman; nach diesem Valid der sohn des Do- ma; dem sein sohn Rian folgete. Dieser ist Josefs Farao: nach welchem koͤnig ward Maadan/ und dan derselbe/ der Talma heisset: welcher des Moses/ unsers Meisters/ uͤber welchem sei friede! Farao ist/ und als ein stein in den abgrund ver- sunken . Aber alle diese nahmen/ weil sie von der Egip- tischen mundahrt so gar abweichen/ seind mir/ als viel- leicht von den Arabern oder Ebreern erdichtete/ nicht wenig verdaͤchtig. Eusebius hingegen nennet ihn/ dem Maneton zur folge/ Amasis ; welcher/ als er 25 jahre geherschet/ dem Chebron die herschaft hinter- laßen: unter welchen Kircher Josefs verkauffung setzet. Samuel Greiffensohn giebt ihm zwar kei- nen Anmaͤrkungen. nen andern nahmen/ als den algemeinen Farao . Aber seinen sohn nennet er am 138 bl. in der Geschicht vom Josef / woher weis ich nicht/ Tmaus : und schreibet/ daß dieser Tmaus / nach seines vaters ableiben/ eben solte zum koͤnige gekroͤhnet werden/ als er den Josef aus dem gefaͤngnuͤsse hohlen laßen seine treume zu deuten: welches wider alle Geschichtschreiber/ die ich hiervon gelesen/ auch wider der Assenat geschicht/ und die Ver- fassung des letzten willens Josefs selbsten streitet. An- dere gedenken auch eines Koͤniges/ der zu Josefs zeiten in Egipten geherschet/ den sie Konchares heissen. Dieser sol der 25 Egiptische koͤnig/ und eben derselbe sein/ nach dessen kroͤhnung im fuͤnften jahre/ und nach Mizraim im 700/ das oben erwaͤhnte große Sotische jahr sei eingesetzt und begonnen worden; wie Lange am 222 bl. des 1 b. von den jahren nach der Heilge- buhrt/ aus dem Eusebius / anziehet. Weil aber die meisten/ auch der Assenat Geschicht selbsten denselben Farao oder Koͤnig/ der damahls herschete/ als Josef verkauft ward/ Nefrem / oder Nefrem Tomestor nennen; so haben wir lieber dem meisten hauffen fol- gen/ und den nahmen Nefrem in unserer geschicht vor allen andern behalten wollen. Zur 30 zeile des 17 blats . N Itokris Νίτωκρϊς, war des Egiptischen Koͤniges einige Tochter. Eusebius meldet am 21 bl. des 1 seiner Zeitbuͤcher/ daß dieser Nahme eben so viel heis- se/ als Ἀϑηνᾶ νικηφόρος, das ist Atehne oder Minerve die uͤberwinderin . Und das heisset er auch. Dan Nit oder Neith bedeutete bei den Egiptern eben so viel/ als Minerva oder Pallas / das ist/ die Alsgoͤttin der Weisheit ; wie Plato / wan er von der stadt Sais / da diese Alsgoͤttin/ als ihre stifterin/ geehret ward/ Kurtzbuͤndige ward/ und derselben gebiete schreibet/ bezeuget: und in der Arabischen sprache/ die der Egiptischen sehr nahe verwant ist/ heisset קהד Kahara uͤberwinden / und קהד Kahar, sieg / oder uͤberwindung . Daher ist der nahme אלקאהדה Alcahira, das ist/ eine uͤberwinde- rin ; weil sie Muassus im zeichen des Mars/ der ein uͤberwinder der Welt ist / erbauet; wie Elma- zin am 227 bl. seiner Sarazenischen Geschichte bezeu- get. Und also ist der nahme Nitokris aus Nit oder Neit / und kar / als sagte man Nitokaris / oder Nit- karis / zusammengeflossen; und kan besser nicht/ als ei- ne sieghafte Minerve verdeutschet werden. Zur 18 und folgenden zeilen des 12 blats . D Er Krokodil ist der Egiptischen Koͤnige sinbild: 1/ weil er Egipten eigen ist/ und sonst nirgend/ zum wenigsten so groß nicht/ gefunden wird; 2/ weil er ein land- und wasser-tier ist/ wie Pierius am 69/ und 186 bl. des 2 t. seiner Eg. sinbilder bezeuget/ und die Egip- tischen Koͤnige auch zu wasser und lande gebieten; 3/ weil er gegen die boͤsen boͤse/ und gegen die guhten guht und dankbar zu sein pfleget/ wie Pierius eben- maͤßig am 97 bl. seines 2 t. meldet; 4/ weil er die boß- heit anzeiget/ wie Diodohr im 1 b. anmaͤrket; 5/ weil er augen hat/ die gleichsam aus der tieffe herfuͤr ragen; 6/ weil er des aufganges/ und des niederganges sinbild ist/ jenes durch itztgemelte aus der tieffe herfuͤr ragende augen/ und dieses durch seinen niedergebogenen und unter sich sehenden kopf: dan er ist ἀυτόκυπτον καὶ κατω- ϕὲς τὸ ζῶον, von natur ein niedersehendes und nach der erde zu gebuͤktes tier ; wie Horus Apol- lo in seinen Egiptischen Bilderschriften angemaͤrket. Dahin zielet auch Ezechiel im 3 sp. des 29 h. Siehe! Ich wil an dich/ Farao/ du Koͤnig in Egipten / du Anmaͤrkungen. du großer Trache (d. i. Krokodil) der du in deinem wasser (im Niele) liegest / u.s.f. und im 2 spr. des 32 h. Du bist als ein Leue unter den Heiden/ und als ein Meertrache (Wasser- oder Niel-trache/ das ist ein Krokodil/ aus der gattung der Trachen oder großen Schlangen) und springest in deinen stroͤh- men/ und truͤbest das wasser mit deinen fuͤßen (pfohten) und machst seine stroͤhme luhmicht . Ja eben dahin zielete auch der Keiser August / als er/ nachdem er Egipten erobert/ eine muͤntze/ mit einer Pal- me / und einem Krokodil / schlagen lies. In der Arabischen sprache/ davon die Egiptische sehr viel woͤrter entlehnet/ heisset der Krokodil פדעון Fa- raon ; von פדש Faris oder פדד Farid / das ist ab- sondern ; weil er ein gar sonderliches tier/ das von den andern laͤndern der welt gleichsam abgesondert / und Egipten allein eigen ist. Aus dieser wurtzel ent- spriesset auch das nenwort פדיד parid oder sarid / das ist der Rundbaum / Zizyphus oder lotus, der gar ein sonderlicher baum ist; nicht das Rundkraut / davor es etliche halten: welches wir daruͤm also nennen/ weil alles/ wie Jamblich bezeuget/ daran rund ist/ naͤhm- lich die blaͤtter/ samt den bluhmen/ und der frucht: da- durch die runduͤmschweiffende und drehende goͤttliche bewegung oder wuͤrkung des gemuͤhtes angedeutet wird; daher es auch die Egipter ihrem hoͤchsten Abgot- te Osiris geheiliget. Dan alles/ was rund ist/ wird bei ihnen vor goͤttlich/ oder der goͤttlichen natur gleich und gemaͤß gehalten. Daher trugen auch die Priester rund- geschohrne kolben. Und Empsdokles / als er gefragt ward/ was Gott sei? antwortete: Er ist ein runter Kreus/ dessen mitteltuͤpfel uͤberal ist/ und der uͤmschweif oder uͤmzug nirgend . Hier aus sehen wir/ daß das wort Farao / wie die Egipter vor zeiten etliche ihrer Koͤnige nacheinander/ mit Kurtzbuͤndige mit diesem algemeinen nahmen/ genennet/ nicht Koͤnig bedeutet/ wie der Geschichtschreiber Josef wil/ wan er schreibet: ὁ φαραὼν κατ᾽ Ἀιγυπτίους βασιλέα σημάινει, das ist/ Farao heisset bei den Egiptern Koͤnig . Zu- dem wan dieses wahr were/ so wuͤrde die h. Schrift/ wie sie vielmahls tuht/ nicht sagen/ der Koͤnig Farao : welches eine ungereimte zusammenfuͤgung zweier einer- lei bedeutenden worte were/ so fern Farao vor sich Koͤ- nig bedeutete. Aber die Egipter hatten in ihrer sprache gantz ein anderes wort/ welches so viel als Koͤnig be- deutete/ wie er/ im 1 b. wider den Apion / selbsten be- zeuget; da er das wort ὑκσὼς auf griechisch giebet βα- σιλεὶς ποιμένας, koͤnige huͤrten : τὸ γὰρ ὑκ`, sagt er/ κατ᾽ Ιερὰν γλῶσσαν βασιλέα σημάινει, dan das woͤrtlein ὑκ Huͤk oder Hik heisset in der heiligen sprache koͤnig . Dieses scheinet aus dem Ebreischen הק hok / das ist gesetz / herzustammen: auch wird das wort מהוקק das sonst eigendlich einen gesetzgeber bedeutet/ von den 70 Aeltesten bald ἡγούμενος, das ist fuͤhrer/ ge- bieter / bald βασιλεὺς d. i. koͤnig / bald ἄρχων, das ist/ Fuͤrst / gegeben. Ja wir sehen zugleich aus allem/ was wir alhier vom Krokodille gemeldet/ daß Farao auch nicht so viel gesagt sei als Baro, das ist Freiherꝛ ; wie Dresserus am 155 bl. seiner tausendjaͤhrigen Ge- schicht waͤhnet. Aber laßet uns hiervon Kr. Bek- mans erklaͤhrung hoͤren. Pharao, פדעה, schreibt er in seinem Buche vom uhrsprunge der Lateinischen sprache/ id est, homo multis privilegiis \& immunitatibus gaudens, exemtus jure communi: ex quo sine omni du- bio est nobis usitatum Baro, etiam Germanorum assen- su. Radix est פדע, id est, privilegio affecit, liberum red- didit, feriatus est, ut liberè \& sine jugo, aut absque la- bore vivat. Inde enim aliquis non ineptè quoque deri- vet latinum privus ; nisi J. Cæsaris Scaligeri etymon malis: item germanicum frei. Literæ enim tanquam ma- Anmaͤrkungen. teria, \& significatio tanquam forma, assentit. Ich mus zwar gestehen/ daß man den nahmen Farao sehr wohl vom ebreischen פדע, para, das ist frei machen/ mit freiheit begaben / oder feiern / herleiten koͤnte. Aber dieses stehet uns im wege/ daß kein Egiptischer Koͤ- nig vor Josefs zeiten/ der ihnen zuerst die volle freie macht ihres gebietes zu wege gebracht/ also daß sie dan erst frei und an keine gesetze gebunden waren/ ein freier herꝛ oder gebieter gewesen: da sie doch schon lange zu- vor/ ja selbst der erste nach der suͤndfluht Menis / der Memfis gebauet/ das ist Mizraim / wie etliche mel- den/ den nahmen Farao gefuͤhret. Jedoch wan man sagte/ daß Farao so viel gesagt sei/ als ein freigebohr- ner / das ist ein Sohn oder kind / wie das wort ָכָּד, bar, welchs ohne zweifel aus gemelter wurtzel פדע gebil- det/ bedeutet; so moͤchte man es noch wohl gelten laßen: zumahl weil die Edelen oder Fuͤrsten / ihrer fuͤrtref- ligkeit wegen/ diesen ehrennahmen gefuͤhret; wie wir droben bei dem nahmen des Nimrods/ Barchus und Liber, erinnert. Und ich halte gaͤntzlich darvor/ daß das wort Baro nirgend anders her/ als aus dem worte בד, bar, gebildet/ auch anders nicht/ als nach gemelter bei den Morgenlaͤndern gewoͤhnlicher redens- ahrt/ sol verstanden werden. Also war der nahme Farao bei den alten Egiptern ein algemeiner ehrennahme der Koͤnige/ oder ein nah- me der Koͤniglichen wuͤrde: eben wie/ nach Alexan- dern / bei eben denselben der nahme Ptolemeus / bei den Filistern der nahme Abimelech / bei den Juͤden der nahme Herodes ; und noch bei den Persern ist der nahme Sofi / bei den Tartern der nahme Ham oder Cham, bei den Sinern der nahme Hoangt / bei den Japanern der nahme Vo oder Dairi / bei den Abissi- nern oder weissen Mohren der nahme Prestagan / da- vor man gemeiniglich verdorben Preste Jan, oder Prie- ster Kurtzbuͤndige ster Jan saget/ bei den voͤlkern im Guineischen Koͤ- nigreiche Kajor / uͤm das Gruͤhne Ekke heruͤm/ der nahme Burdomel oder Budomel / ja bei den Deutschen/ wie ehmahls bei den Roͤhmern Cæsar oder Augustus, itzund Keiser . Hierbei muͤssen wir nohtwendig erinnern/ daß etli- che Holl aͤnder einen groben fehler begehen/ wan sie dem Sinischen Großherꝛn / als auch dem Japaner / und Abissiner den nahmen Keiser zueignen: da sie doch wohl wissen/ oder billich wissen solten/ daß die- ser nahme Keiser oder Cæsar niemand/ als allein den Roͤhmischen oder Roͤhmisch-Deutschen Welt- herren/ den sie vom ersten derselben/ der das Roͤhmi- sche Weltreich angefangen/ naͤhmlich Julius Zesarn herhaben/ als ein algemeiner erbnahme und als ein erb- eigentuhm zukommet; ja daß die Sinischen bei den Sinern selbsten von ihrem dritten erwehltem Groß- herꝛn Hoangt/ Hoangti / auch die Japanischen Vo oder Dairi / und die Abissinischen Prestagan / das ist rechtgleubig / oder Padescha Prestagan / das heisset ein rechtgleubiger koͤnig / wie es auch in Persischer sprache lautet/ eigendlich genennet werden. Dadurch tuhn sie/ die Hollaͤnder/ nicht allein selbst der hoͤheit der Roͤhmisch-Deutschen Weltherren zu kurtz/ indem sie ihren eigenen und vom ersten Roͤmischen Weltherꝛn angeerbten hohen Ehrennahmen/ so gantz wildfremden Herren/ die nicht das geringste teil am Roͤhmischen Weltreiche haben/ zuzueigenen sich so un- besonnen erkuͤhnen; sondern sie veranlaßen auch man- che Hochdeutschen/ naͤhmlich dieselben/ die nicht besser wissen/ solcher gestalt zu einer gefaͤhrlichen nachfolge: ja sie geben ihren groben unverstand und achtloßheit an den tag/ indem sie nicht einmahl acht schlagen/ daß kein Lateinischer Schreiber/ auch nicht der allertum- meste/ iemahls den nahmen Cæsar einem andern/ als den Anmaͤrkungen. den Roͤmischen oder Roͤhmisch-Deutschen Weltherren/ in seinen schriften gegeben. Eben also haben bisher/ mit dem nahmen Keiser / auch alle Hochdeutschen ruͤhm- lich getahn: wiewohl der misbrauch bei etlichen neu- lingen/ die es/ als was sonderliches/ den Hollaͤndern abgesehen/ schon einzureissen beginnet; und man mir selbst in meiner verhochdeutschung etlicher in niederdeutscher sprache von gemelten fremden Voͤl- kern geschriebener Geschichte/ mit einer uͤbel gewa- schenen hand/ die woͤrter Großkoͤnig oder Groß- herꝛ in das wort Keiser / ohne meine bewilli- gung/ veraͤndert. Ja was wil ich viel sagen? Sol- te wohl ein Siner des Sinischen Großherꝛn eignen algemeinen Ehrennahmen Hoangt / oder ein Japa- ner der Japanischen Vo oder Dairi / oder ein Abissi- ner der Abissinischen Prestagan / wan sie in ihrer muttersprache von uns Hochdeutschen schrieben/ un- srem Weltherꝛn oder Keiser zueignen? Ich halte nein. Und eben daruͤm ist es eine große tohrheit/ wan wir unserer Weltherren gantz eigenen Ehrennahmen Kei- ser so luͤderlich wegwerfen/ und ihrem Hoangt / ihrem Vo oder Dairi / und ihrem Prestagan zuschreiben wollen. Ich mus zwar gestehen/ daß alhier der nah- me Koͤnig / wie man bisher gemelte große Herren/ darunter der Abissiner allein 72 koͤnigreiche besitzet/ wie Markus Antohn/ Sabellikus / und P. Ges- lin / in seiner heiligen Weltbeschreibung/ bezeugen/ aus mangelung anderer deutschen woͤrter/ gemeinig- lich genennet/ viel zu wenig sei. Daruͤm bin ich auch schon vorlaͤngst bewogen worden andere hochdeutsche woͤrter/ dadurch ihre macht uͤm so viel besser und ei- gendlicher angedeutet wuͤrde/ aus dem brunnen unse- rer wortreichen sprache zu bilden/ oder vielmehr zusam- menzufuͤgen. In meiner Helikonischen Hechel ist hiervon ebenmaͤßig erinnerung geschehen. Wir wol- C c len Kurtzbuͤndige len al hier ein teil derselben wieder hohlen. Die Ehrennah- men Ertzkoͤnig / oder Großkoͤnig / oder auch Groß- herꝛ / pflege ich denen hohen Heuptern/ welche unter- schiedliche Koͤnige unter ihrem gebiete haben/ und da- her nicht schlechthin Koͤnige koͤnnen genennet werden/ zu geben. Das wort Ertzkoͤnig habe ich/ nach dem schon vorlaͤngst uͤblichem worte Ertzhertzog; Groß- koͤnig / und Großherꝛ / nach dem auch laͤngst ge- breuchlichem nahmen Großfuͤrst/ Großhertzog / gebildet. Jenen ehrennahmen/ naͤhmlich Ertzher- tzog / pflegen die Oesterreichischen Heupter zu fuͤh- ren; diese aber/ naͤhmlich Großfuͤrst / der Mosko- vier / und Großhertzog / der von Florentz . Den Moskovischen oder Russischen Großfuͤrsten pflegen etliche neue Schreiber auch Keiser zu nen- nen; vielleicht weil er sich selbsten Tzar / welches von Cæsar gebildet scheinet/ in seiner sprache nennet. Ja viel derselben/ unter denen die Hollaͤnder die ersten/ wollen dem Sinischen Großherren / weil er viel Koͤnigreiche besitzt/ wie auch dergleichen andern Ge- waltigen/ den nahmen Keiser ebenmaͤßig zueignen. Aber wie unrecht solches sei/ wissen dieselben/ welche wissen/ daß der Ehrennahme Cæsar, oder Keiser / wel- ches wir aus jenem gebildet/ vom zunahmen des ersten Roͤmischen Weltherꝛn herruͤhret/ und auf seine Nachfolger fortgepflantzet sei/ ja daher keinem andern Gewaltigen von rechtswegen zukomme/ als den Roͤ- mischen Weltherren ; davor noch itzund die Deut- schen Keiser gehalten werden. In etwas koͤnte es hingehen/ wan etliche den Großtuͤrken auch Keiser nennen: weil er das Griechische teil des Roͤmi- schen Weltreichs besitzt/ und daher zum teil ein Nachfolger des ersten Roͤhmischen Weltherꝛn ist. Sonst ist es gantz ungereimt/ und wider die ehre des Roͤhmischen Weltreichs gehandelt/ wan man so zu- plumpet/ Anmaͤrkungen. plumpet/ und den hohen Ehrennahmen/ der/ aus er- waͤhnten uhrsachen/ den Roͤhmischen Weltherren allein und gantz eigen zukoͤmt/ auch andern/ die nicht ein doͤrflein von gemeltem Reiche besitzen/ zueignen wil/ u. a. m. Zur 24 zeile des 14 blats . D Ie Egipter pflegten ihre geluͤbde und eidschwuͤhre sonst gemeiniglich bei dem auf dem Filischen In- lande beigesetztem Osiris zu tuhn; wie Vossius am 202 b. vom uhrsprunge und fortgange der Goͤtzenschaft angemaͤrket. Zur 9 zeile des 16 blats . N Ubien ist ein land in Afriken bei dem Niele/ mit Egipten und Libien benachbahrt; dessen einwoh- ner meist Araber seind. Zur 14 und folgenden zeilen des 16 blats . H Iervon stehen in Josefs letztem Willen folgen- de worte: Als wir in Egipten kahmen/ zank- ten und stritten sie sonderlich uͤm meinet willen/ welcher von ihnen mich zum schatze haben solte. Und sie warden miteinander eins/ daß ich in Egipten/ bei einem Kaufmanne/ bleiben solte/ welcher ihnen in ihrer handlung bedient war/ so lange/ bis sie mit ihren kaufwahren wieder zu- ruͤkkaͤhmen. Und der HERꝛ verschafte/ daß mich der Kaufman sehr lieb gewan/ und mir sein gantzes haus anvertrauete. Auch machte ihn der HERꝛ sehr gluͤklich/ und seegnete ihn in allem/ so lange ich bei ihm war: ja er gab ihm viel goldes und silbers. Und ich wohnte bei ihm drei mohnden und fuͤnf tage . C c ij Zur Kurtzbuͤndige Zur letzten zeile des 16 blats . D Er wunderstein Bet wird auf dem Berge Alard / der zwischen Nubien und Zinchanke lieget/ gefunden. Von diesem schreiben die Araber/ daß er dieselben/ welche ihn was lange ansehen/ stum machet. Auch erzehlen sie/ daß Alexander der Große / den sie Askander nennen/ von diesen steinen das Schlos der verwunderung bauen laßen: und daß ihm sein Lehrmeister Aristoteles / den sie Arka- to Talis nennen/ den raht gegeben; er solte eben so viel leibeigne/ als andere leute/ solche steine zu hohlen/ senden. Die leibeignen solten die steine/ mit offenen augen be- sichtigen und auslesen; seine leute aber mit bedekten augen/ darbei stehen/ und wan sie vernommen/ daß die leibeignen stum worden/ die ausgelesenen steine kauffen. Zur 27 und 28 zeile des 17 blats . D Es Potifars gemahlin/ welche den Josef zur unkeuschheit angereitzet/ hat weder in der heiligen Schrift/ noch in der Assenat Begaͤbnuͤs/ noch auch in Josefs letztem Willen/ keinen eignen Nahmen. Samuel Greiffensohn aber nennet sie/ in seiner Lebensbeschreibung des Josefs / woher zeigt er nicht an/ Saliche : und andere/ denen der beruͤhmte Ritter Jakob Kats / in seinem Selbstreite/ und wir eben- maͤßig/ gefolget/ Sefira . Zur 9 und 10 zeile 18 blats . D Aß die Ismaeler den Josef dem Koͤnige/ seine gnade zu erlangen/ zum geschenke uͤberreichet/ er aber ihn nicht behalten wollen/ zeiget S. Greiffen- sohn Anmaͤrkungen. sohn/ in Josefs Lebensbeschreibung am 61 und fol- genden blaͤttern/ aus den Arabern/ an. Zur 8 und folgenden zeilen des 21 blats . W Ie Polemon die Augen des gemuͤhts tuͤh- ren nennet; so nennet der Prediger das Ange- sicht des gemuͤhtes gasse / und die Augen die schauer durch die fenster ; weil im angesichte sich alle sinne befinden/ und die Seele/ als auf einem of- fenen markte/ mit den euserlichen dingen handelt und wandelt. Daruͤm hat auch der Schoͤpfer den Augen den hoͤchsten sitz/ recht vor der sinnenburg/ gegeben; da- mit sie/ als von einer hohen warte/ uͤm so viel fuͤglicher uͤm sich sehn/ und eben so fuͤglich gesehen werden koͤnten. Durch jenes fuͤhren sie uns/ sagt Plato / zur erkaͤntnuͤs Gottes; indem wir naͤhmlich zuvoͤrderst den himmel/ und desselben heers so unterschiedliche und wunderliche/ doch eben so richtige/ als staͤhtige bewegungen an- schauen: durch dieses geben sie unser hertz/ samt sei- nen neugungen und gedanken/ kund. Und also erkun- digen wir/ durch die Augen/ was ausser uns/ und machen auch/ durch eben dieselben/ kund/ was in uns geschiehet. Ja wie sie gemeiniglich die wahrheit eher und besser kund geben/ als der Mund; so erkundigen sie auch ein ding viel eher/ viel richtiger/ viel wahrhafti- ger/ als die Ohren. Daher ist das sprichwort/ das Auge bezeuget/ was der mund schweiget : und ὠτίων πιςότεροι ὀϕθαλμοὶ, die Augen seind glaub- wuͤrdiger/ als die Ohren . Ja Plautus sagt: plu- ris est oculatus testis unus, quàm decem auriti, ein Augenzeuge gilt mehr/ als zehen Ohrenzeugen . Dan vom hoͤrensagen komt manches schlagen. Euripides sagt in seinem Jupiter: Ἐις ὄμματ᾽ ευνου φωτὸς εἰσϕλέψαι γλυκύ: C c iij das Kurtzbuͤndige das ist/ es ist suͤße und lieblich in eines guhten mannes Augen zu schauen . Πολλὰ μὲν ὀφθαλμοὶ τῶ ἀνθροπίνων ἤθων ἑρμηνευουσι, d. i. die Augen zei- gen viel der menschlichen sitten an / sagt Filo- stratus . Ist das Auge guht/ so ist das gemuͤhte guht: und dan bewegt es den anschauer/ der auch guht ist/ zur Liebe; ja so wird das Griechische sprichwort wahr: ἐκ οὗ ὁρᾷν γίνεται τὸ ἐρᾷν, Liebe bluͤhet/ wo man siehet ; oder anschauen wuͤrkt trauen . Unser Hei- land sagt bei dem Heilverkuͤndiger Matteus im 22 spr. seines 6 hauptstuͤkkes: Das Auge ist des leibes licht. Wan dein Auge einfaͤltig ist/ so wird dein gantzer leib liecht sein: wan aber dein Auge ein schalk ist/ so wird dein gantzer leib fuͤnster sein . Ἀνδρες ἀγαθοὶ ὀρτῶς βλέπουσι ὄμμασι, die guhten und frommen sehen gerade aus den augen / seind Xe- nofons worte im 7 b. das ist/ sie sehen aufrichtig und redlich/ nicht schalkhaftig/ tuͤkkisch und betruͤgerisch aus: sie laßen aus den Augen blikken/ daß ihr gantzer leib vol tugend sei; daß ihren gantzen menschen die tu- gend erleuchtet/ und kein laster verfuͤnstert: ja ihrer Au- gen einfaͤltige blikke zeigen an/ daß sie derselben meister so wohl seind/ als der haͤnde. Ὄυ μόνον δεῖ τὰς χείρας ἔχειν παρ᾽ ἀυτῷ, ἀλλὰ καὶ τοὺς ὀφθαλμοὺς, es geziemet sich nicht allein die Haͤnde in seiner macht zu ha- ben/ sondern auch die Augen ; sagte Isokrates zum Sofokles / als er einen schoͤnen Knaben alzuver- liebt lobete; wie Plutarch im leben der zehen Red- ner bezeuget. Zur 2 und folgenden zeilen des 22 blats . D Aß Potifar / den Flavius Josef / im 2 b. seiner Juͤdischen Geschicht/ Petefres nennet/ die drit- te stelle nach dem Koͤnige besessen/ ist aus Josefs letztem Anmaͤrkungen. letztem Willen zu sehen; da Josef also spricht: als ich hineingebracht war/ baͤhtete ich den Fuͤrsten an/ und taͤht ihm seine gebůhrliche ehre: dan er war der dritte nach dem Koͤnige im staht/ und ein Oberster uͤber alle Geschnittenen . Daß er auch der oberste koͤnigliche Kuͤchenmeister gewesen/ be- zeuget/ an itztgemeltem orte/ Josef / der ihn einen Fuͤr- sten oder Obersten uͤber Faraons kuͤche nennet/ ebenmaͤßig: als auch Josef der Juͤdische Geschicht- schrelber; wiewohl er nur schlechthin saget/ er sei uͤber Faraons Koͤche gesetzt gewesen . Ja daß er zugleich des Obersten Halsrichters bestallung gehabt/ mel- den die Kaldeer: welche ihn einen Meister der ge- toͤdteten / und einen Fuͤrsten uͤber die Halssa- chen nennen. Aber Moses nennet ihn im 36 spr. des 37/ und im 1 des 39. h. seines 1 B. des Farao Kaͤmmerer/ und Hofmeister ; welcher auch ge- meiniglich mit uͤber die Kuͤche zu gebieten pfleget: und der Assenat Geschicht straks im anfange/ den ober- sten Hauptman der Ritterschaft Faraons. Etli- che sagen / fuͤget sie hinzu/ Potifar sei ein oberster Fuͤrst uͤber die Kuͤche gewesen: und das ist der wahrheit auch wohl gleich. Dan bei vielen Voͤl- kern ist der Fuͤrsten Vorkoster oder Trank- und speise-koster/ das ist Vorschneider/ ehrlicher und ansehnlicher/ als der Hofmeister . Eben dieselbe Geschicht schreibet auch in der folge dieses: Und Josef kahm in des Heliopelschen Landes grentzen/ dessen Landsfuͤrst Potifar war/ ein Priester/ und Fuͤrst aller Fuͤrsten aus dem Rahte Faraons . Ob nun der Potifar / der den Josef gekauft/ eben derselbe Potifar gewesen/ dessen Tochter er ehligte/ den Moses einen Priester zu On / und Josef der Ge- schichtschreiber einen Priester zu Heliopel / welches C c iiij einerlei Kurtzbuͤndige einerlei ist/ nennet; davon sind unterschiedliche mei- nungen. Hieronimus meinet/ in seinen Anmaͤrkun- gen uͤber das Buch der Schoͤpfung/ daß Josefs Keuf- fer eben derselbe gewesen/ der ihm nachmals seine Toch- ter vermaͤhlet. In dieser meinung stehen ebenmaͤßig die meisten Ebreer: welche darbei fuͤgen/ daß Potifar / aus Goͤttlicher schikkung/ seine maͤnligkeit/ weil er den Josef zum misbrauche/ naͤhmlich zum dienste seiner geulheit/ gekauffet/ verlohren; daher man ihn auch nachmahls zum obersten Priester zu Heliopel erwehlet: welches Amt niemand/ als dergleichen Maͤnner/ und die von den edlesten entsprossen/ bedienen koͤnnen. In mehr- gemelter Geschicht der Assenat seind/ unter andern/ auch folgende worte zu lesen. Potifar war nicht aus des koͤniges Kammerdienern: dan diese schneidet man sehr jung. Aber die Ebreer mel- den/ daß er den Josef/ der so uͤberaus schoͤn war/ gesehen/ und ihn daruͤm gekauft/ damit er sei- ner misbrauchte. Doch der HErꝛ bewahrete den Josef/ weil er einem Geschnittenen gantz gleich war. Als nun die Egipter sahen/ daß Potifar unfruchtbahr zu sein schien; so machten sie ihn/ nach ihrer gewohnheit/ zum Bischof- fe zu Heliopel. Und also ist er viel ehrlicher und ansehnlicher im Priestertuhme gewesen/ als er zuvor im weltlichen Fuͤrstenstande war . Hier- mit stimmet fast uͤberein Rupertus / im 27 und 32 h. des 8 b. Besiehe ferner/ was Salian am 309/ und 321 bl. des 1. t. seiner Jahrgeschichte meldet. Hinge- gen wil Augustinus / daß des Josefs Schwieger- vater ein ander Potifar gewesen/ als derselbe/ der ihn gekauft. Und dieser meinung pflichten bei Lipoma- nus/ Oleaster/ Pererius / als auch mehrgemelter S. Grieffensohn / und Vossius ; welcher am 218 bl. vom Goͤtzendienste/ unter andern/ also schreibet: Asnath filia Anmaͤrkungen. filia non carceris Præfecti , nomine פוטַיפַר; qui Jo- sephum ab Ismaëlitis emerat (nam, ob impudicitiam uxoris perspectissimam, talis hominis filiam meritò fuisset avarsatus) sed Cohen , hoc est Sacerdotis vel po- tius principis viri sive Præfecti in On , hoc est Heliopoli , cui nomen פזֹטזפֶדַע Potiphera. Alhier wil Vossius damit beweisen/ daß Assenat nicht desselben Potifars Tochter gewesen/ der den Josef gekauft: weil er erst- lich eine solche Gemahlin gehabt/ die ihrer unkeusch- heit wegen einen so boͤsen nachklang bekommen; und darnach auch Potifar / jener aber/ naͤhmlich Josefs Schwiegervater/ Potifera genennet werde. Aber war- uͤm Josef eben die Tochter desselben/ dessen gemahlin ein solches brandmaͤrk hatte/ fliehen sollen/ kan ich nicht sehen. War die Gemahlin leichtfaͤrtig/ das konte we- der dem Potifar / nach der Assenat zugemaͤssen wer- den. Zudem war sie nur ihre Stiefmutter/ auch schon gestorben/ als sich Josef mit der Assenat vermaͤhlte: ja Assenat selbsten hatte sie noch nie gesehen; weil sie straks nach ihrer gebuhrt gen Heliopel gebracht/ und alda/ gleich als in einem Kloster/ erzogen ward. Und also konte ihr das uͤbele verhalten ihrer Stief-mutter/ in derer gegenwart sie nicht erzogen/ keines weges nach- teilig sein/ wan sie auch schon ihre leibliche mutter ge- wesen. Was die nahmen Potifar / welches uͤber- flus oder ein fetter Ochse heissen sol/ wie es Heide- nius erklaͤhret/ und Potifera belanget; diese/ wie- wohl sie zween unterschiedliche nahmen zu sein schei- nen/ konte doch gar wohl einer allein suͤhren. Jo- sefs Obergroßvater ward erst Abram / darnach Abra- ham / und seine Obergroßmutter erst Sarai / dar- nach Sara genennet; wie Moses im 17 h. des 1 b. bezeuget. Eben also nennet die heilige Schrift den Koͤniglichen Kaͤmmerer und Hofmeister/ im 37 und 39 h. des Buchs der Schoͤpfung/ erstlich Potifar ; C c v darnach Kurtzbuͤndige darnach aber/ als er Heliopelscher Bischof oder Prie- ster zu On / von dannen er auch buͤrtig/ wie Heide- nius meldet/ worden/ im 41 h. eben desselben buches/ zweimahl Potifera . Zudem wird dieser letzte nahme sonsten bei keinem Geschichtschreiber gefunden. Ja Josef selbsten bekennet in seinem letzten Willen/ daß er seines Herꝛn Tochter geehliget. Seine eigene wor- te an seine Soͤhne und Bruͤder seind diese: uͤberwaͤ- get es wohl; dan ihr sehet vor euren augen/ daß ich/ uͤm meiner langmuͤhtigkeit willen/ meines Herꝛn Tochter zur ehe bekommen; und 60000 guͤldne Krohnen mit ihr/ zum brautschatze . Zur 10 zeile des 24 blats . D Er nahme Assenat oder Asnat / welchen Flavi- us Josef Asanete/ Bochart Askenes oder Ascenes schreiben/ wird alhier vom Arabischen worte Asna / welches schoͤn heisset/ hergeleitet. Im Mit- tagsteile des Egiptischen Koͤnigreichs liegt eine Stadt/ welche zuvor Siene genennet ward. Weil aber dieser nahme mit dem Arabischen Worte Zeicha oder Seicha, das ist haͤslich / fast gleich lautet; so haben ihr nach- mahls die Araber/ weil sie eine sehr schoͤne stadt ist/ den nahmen Asna gegeben; wie Livius Sanutus in sei- nem 9 buche bezeuget. Sonsten heisset Asnat auch so viel als eine Heilandin oder Aertztin ; oder vielmehr/ als sagte man Assa-neit / die Aertztin Minerve / die heilmachende Weisheit . Dan Nit oder Neit ist in der Egiptischen Sprache so viel/ als Minerve ; wie wir bei dem 17 und am 395 bl. angewiesen. Zur 3 und folgenden zeilen des 26 blats . J Ulius Sirenus schreibet im 18 h. seines 9 b. vom Verhaͤngnuͤsse: daß die Egipter und Sirer/ wan sie Anmaͤrkungen. sie den Abgott uͤm raht fragen wollen/ ein Baͤkken mit Wasser gefuͤllet/ und darnach den Abgott mit gewissen Worten angerufen: welcher ihnen aus dem Wasser/ mit einem haͤslichen zischen geantwortet. Auch hette er sie im Wasser das bild oder die gestalt des dinges/ oder des menschen/ darnach sie gefraget/ sehen laßen. Sonsten geschahe solches auch durch das Wachs: und dieses ward Ceronomantia, wie jenes λεκονομαντία, genennet. Kircherius Oedipi Ægypt . tom. 2, part. 2, pag. 445. Zur 29 zeile des 26 blats . H Eliopel / Ἡλιόπωλις oder ἡλίου μητρό πολις, wie sie Arrianus nennet/ das ist Sonnenstadt / So- lis oppidum, wie sie Plinius im 9 h. des 5 b. und Me- la auch im 9 h. des 3 b. benahmen/ welche Mitres / das ist Mizraim / gebauet/ und die Israeler ergroͤssert/ hat von den Griechen diesen nahmen bekommen. Die Ebreer und Kaldeer nennen sie אזן, On / das ist un- recht ; vielleicht daruͤm/ weil Israels Kinder alda so vieles unrecht gelitten; als auch die 70 uͤbersetzer im griechischen/ jenen zur folge: Ptolemeus aber Onion : und der Araber Abenefi / wie Simon Se- ti bezeuget/ Ainschems oder Ainsemes / das ist Au- ge oder brun der sonne ; andere Betsames oder Betsemes / das ist haus der sonne . Nomen suum adhuc integrè tuetur; non quidem græcè, sed arabicè, sagt Guilaldien / wie auch Bekahn im 6 b. von Spanien; und der Ebreer Rasse / in seinem so ge- nenten Mikra haggedola / uͤber das 30 h. Ezechiels also: On/ die Egiptische stadt/ wird in der un- ebreischen sprache Betsames / oder Ainsemes / das ist Haus oder Auge der sonne genennet. Ral- bag / und Aben Esra meinen/ in ihren Anmaͤr- kungen Kurtzbuͤndige kungen uͤber das 14 h. des buchs Mos. daß On oder Heliopel / und Ramesse / da die Ebreer wohneten/ eine stadt gewesen. Und dieses scheinet auch der wahr- heit nicht unaͤhnlich zu sein: weil Ramesse dichte bei Heliopel / wie andere bezeugen/ gelegen. Aber He- liopel lag im winkel zwischen zwee Nielaͤrmen/ und Ramesse auf der andern seite/ uͤber dem Niele/ nach Kanaan zu. Daher urteile ich/ daß nichts mehr/ als der euserste schmahle Nielarm/ zwischen beiden staͤdten gelegen; und man sie dannenher gleichwohl/ weil sie so nahe beieinander gestanden/ vor eine stadt gehalten. Auch mus es in solchem verstande angenommen wer- den/ wan etliche schreiben/ daß die Kinder Israels Heliopel gebauet/ oder vielmehr groͤsser gebauet und erweitert. Es scheinet aber/ daß beide staͤdte ihren nahmen von der Sonne bekommen/ oder vor eine stadt seind gehal- ten worden; weil man in beiden die Sonne geehret: wiewohl nur in der rechten und alten Sonnenstadt das Goͤtzenhaus der Sonne stund. Von diesem Goͤtzenhause schreibet der Araber Artefi / in selbigem hauptstuͤkke/ da er beweiset/ daß alles aus einem tuͤpf- lein entspriesset/ folgender gestalt: Es war aber zu Heliopel das Heiligtuhm der Sonne: und in demselben stunden zwoͤlf Sonnenseulen/ welche die zwoͤlf himlischen Zeichen des Tierkreuses/ und der Uhrwesen verborgenheiten bedeuteten . Dieses gebeu/ wie sonsten auch alle der Sonne zuge- weihete Goͤtzenheuser/ stieg mit einer runten mauer in die hoͤhe/ und hatte oben ein halbruntes gewoͤlbetes tach/ mit vielen loͤchern durchpohret: also daß dadurch die sonne den gantzen tag/ bald durch dieses/ bald durch jenes/ einen strahl auf des Osirischen oder Serapi- schen goͤtzenbildes mund in das heiligtuhm hinein schos. Daher vermeinte das einfaͤltige blinde volk/ das Anmaͤrkungen. das dieses von den Priestern ersonnene betruͤgliche kunststuͤkke nicht wuste/ daß ihr Sonnengoͤtze Osiris / den sie vor die Seele der Sonne hielten/ von ihr aus liebe mit staͤhtigem kuͤssen geehret wuͤrde. Ja es kah- men auch zugleich/ durch eben dieselben loͤcher der maur/ die strahlen der Sonne fort und fort auf den Sonnenspiegel / der recht gegen uͤber hing/ herab ge- schossen/ also daß das Heiligtuhm/ durch den wider- schein/ und das zuruͤkprallen der strahlen/ den gantzen tag durch erleuchtet ward; wie die Arabischen Ge- schichtschreiber Abenhakem/ Aben Saira / und an- dere melden. Es waren aber die Egiptischen Goͤtzen- heuser der Sonne daruͤm rund gebauet; weil die Son- ne/ die Welt/ ja Gott/ wie die Egipter meineten/ selbsten eine runte gestalt hetten. Cornel. à Lapide in Genes. p. 684. Ausser diesem Goͤtzenhause der Son- ne/ befanden sich auch zu Heliopel / unter andern/ die zwoͤlf Goͤtzenheuser der zwoͤlf Egiptischen Hauptman- schaften; darinnen iede Hauptmanschaft ihren beson- deren Tiergoͤtzen ehrete. Zudem hatte man alda viel Schuhlen/ und eine große maͤnge Kloͤster. Cornel. à Lapide in Genes. p. 316. Dresserus Millenar. 3, p. 154. Zur 28 und folgenden zeilen des 27 blats . V On dieser Sonnenburg / meldet die Geschicht der Assenat folgendes: Es lag eine Burg bei Po- tifars hause/ welche groß und hoch war. In derselben stund ein Schlos/ mit zehen zimmern versehen. Das erste war groß/ und aus der maße gezieret; der bodem mit marmel belegt/ und die mauren mit edlen steinen ausgesetzt: ja die seulen waren von lauterem golde. Hierinnen stunden die guͤldenen und silbernen Abgoͤtter der Egipter: denen Assenat taͤglich dienete. Im andern ward der Assenat zierraht/ welcher in golde/ silber/ ede- len steinen/ und vielerlei koͤstlichen prunktuͤchern be- stund/ bewahret. Im dritten waren allerhand Goͤtter des Kurtzbuͤndige des Landes; als auch das Baͤhthaus/ da Assenat ihr gebaͤht alle tage verrichtete. In den uͤbrigen wohneten Jung- frauen/ welche uͤberaus schoͤn waren/ und der Assenat dieneten. Mit diesen hatte kein Mansbild iemahls ge- sprochen. Aber in der Assenat zimmer selbsten waren drei fenster: das erste/ welches nach dem morgen zu stund/ sehr groß: das andere ging nach dem mittage zu/ und das dritte gegen mitternacht. Auch befand sich al- hier ein guͤldenes Bette/ mit sammet und golde/ und mit ausgewuͤrktem leinwand uͤmhangen/ ja von aussen mit hiazinten/ purpur/ und koͤstlichem zeuge gezieret. Dar- auf schlief Assenat allein: und kein mansbild hatte dar- auf iemahls gesessen. Um dieses schlos heruͤm ging ein großer vorhof/ mit einer großen mauer von vierekkichten steinen uͤmzogen. In denselben Vorhof gelangte man durch vier eiserne Tohre: welche von achtzehen ge- harnschten maͤnnern bewahrt warden. Auf der rechten seite des vorhofs stund ein Brun des lebendigen und sehenden wassers: darneben sich ein ausgehauener stein befand/ in welchen das brunnenwasser gelauffen kahm/ alle beume/ die im vorhofe stunden/ zu befeuchten . Zur 18 und folgenden zeilen des 28 blats . V On dieser der Assenat spielgeselschaft spricht ihre eben angezogene Geschicht also: Assenat sagte zum Engel; Herꝛ/ ich habe sieben Jungfrauen: die seind mit mir auferzogen/ und in einer nacht gebohren / u. a. m. Zur 8 zeile des 30 blats . I M Afrikschen lande Lime findet man allerhand wunderliche Bildersteine / wie Aben Gezar und Marmol bezeugen. Die Araber nennen sie ins ge- mein Hagaracht / und die Spanier los Hechizos. Auf oder in diesen steinen hat die natur selbsten bald einen arm/ bald einen kopf/ bald ein anderes teil des menschlichen leibes/ ja zu weilen auch einen gantzen Menschen abgebildet. Man pfleget sie zur zauberei und zum Anmaͤrkungen zum wahrsagen zu gebrauchen. Sonderlich aber helt man dieselben in großem waͤhrte/ in welchen die gestalt eines volkommenen Menschen abgebildet ist; weil man festiglich gleubet/ daß in denselben eine kraft verborgen/ der Fuͤrsten und Koͤnige gunst/ wan man sie traͤget/ zu gewinnen. Zur 15 und folgenden zeilen des 33 blats. D Iodor der Sizilier bezeuget im 28 h. des 11b. es sei in Egipten kein winter: es regne wenig/ ja uͤm Memfis heruͤm gantz nicht; weil es unweit vom duͤrren himmelsstriche gelegen: nur bei der see spuͤhrete man gegen den winter einigen regen. Hiermit stim- met Plinius uͤberein/ wan er in seinem 18 b. schreibet: In Egipten hat man entweder sehr selten regen/ oder wohl gar keinen: dan Gott macht durch den uͤberlauf des Niels das erdreich fruchtbar/ u. a. m. Besiehe hier- von unsern Dichterischen Sternhimmel/ am 238/ 239/ 252/ 263 bl. Zur 13 und folgenden zeilen des 35 blats. P Linius schreibet im 9 h. des 5 b. Der Niel be- ginnet alle jahr/ im neuen mohne nach der son- nenwende/ zu wachsen; und zwar algemach und spahrsam/ so lange die sonne durch den Kraͤbs leuft; uͤberfliessig aber/ wan sie den Leuen durchwandert. End- lich faͤlt er wieder/ in der Jungfer/ auf eben dieselbe wei- se/ wie er gestiegen. U nd Teon am 19 bl. seiner An- maͤrkungen uͤber den Aratus: Das gantze zeichen des Leuen ist der Sonne geheiliget. Dan da steiget der Niel/ und gehet der Hundesstern auf/ uͤm die eilfte stunde. Und von hier beginnet man das jahr/ u. a. m. Aber Teon irret/ indem er dem beginne des Nilischen wachsens eine gewisse stunde zuschreibet; da man doch befindet/ daß der Niel in einem jahre wohl gantze tage fruͤher/ Kurtzbuͤndige fruͤher/ im andern spaͤhter waͤchset/ nachdem die witte- rung ist an denen oͤrtern/ da er entspringet. Etliche pflegen den anfang seines auflaufs in den 12 brach- oder liljen-mohndes/ und den begin seines falles auf den 14 aͤrntmohndes/ da die Hundestage sich endigen/ zu se- tzen. Andere dagegen setzen beiderlei anfang wohl 14 oder 15 tage spaͤhter: welches auch mit der erfahrung besser uͤbereinstimmet. Gleichwohl trift auch dieser satz so gewis nimmermehr ein/ daß er nicht zuweilen auf einen oder zween/ ja wohl mehr tage solte verruͤkt werden; dergestalt daß es nur falsch und vergebens ist eine gewisse stunde setzen wollen. Zudem bezeuget auch die erfahrung/ daß zu unsern zeiten der Niel viel spaͤh- ter das erdreich uͤberschwaͤmmet/ auch lange so hoch uͤber den aͤkkern nicht stehet/ wan er schon auf das hoͤch- ste gestiegen/ als er vor etlichen hundert jahren getahn. Die uhrsache dessen ist das durch den jaͤhrlich zugefuͤhr- ten schlam immer mehr und mehr erhoͤhete erdreich. Daher dan itzund der anwachs von sechzehen ellen/ der im aͤrntmohnde sich begiebet/ nur die Koͤniglichen aͤk- ker uͤberwaͤssert: und der von achtzehen erst die andern. Aber der von zwoͤlfen giebet dem lande gantz keine feuch- tigkeit: und der von zwanzigen uͤberschwaͤmmet es al- zugewaltig/ ja so/ daß er die beume auswaͤschet und das erdreich verwuͤstet. Wie die Egipter durch einen be- wahrten erdkloß erfahren/ wan der tau vor dem wach- sen des Niels faͤllet/ schreibet Prosper Alpinus/ Vos- sius/ und andere. Von der laͤnge der zeit aber/ in wel- cher der Niel steiget/ seind die Naturkuͤndiger sehr uneins. Herodotus/ Diodohr/ Marzellus/ und andere schreiben ihm 98/ ja wohl 100 tage zu: Ari- stides fast 4 mohnden. Die meisten aber wollen/ daß er 40 tage wachse/ und 40 tage falle. Zur Anmaͤrkungen. Zu den 2 letzten zeilen des 35 blats. P Linius in 9 h. des 5 b. Ægyptus duodecim cu- bitis in altitudinem ascendentis Nili famen sentit; in tredecim etiamnum esurit: quatuordecim cubiti hi- laritatem afferunt; quindecim securitatem; sedecim delitias. Zur 9 und 10 zeile des 36 blats. M Itten in dem Leuen/ oder etwas uͤber die mitte/ hat der Niel seine hoͤchste hoͤhe/ naͤhmlich eine sol- che/ als zur fruchtbarkeit genug ist. Zur 20 und folgenden zeilen des 36 blats. E Ben derselbe Plinius schreibet am itzt angezogenen orte: Sementem faciunt Ægyptii sole jam Libram tenente. Und also war in Egipten uͤm den herbst- mohnd keine aͤrnte/ wie in Europe. Dan uͤm den fruͤhling/ sagt Filo der Juͤde/ im leben des Moses/ waren alle fruͤchte der erde und etlicher beume im Juͤdischen lande/ in Egipten/ und Babi- lonien reif. Zur 7 und folgenden zeilen des 37 blats. L Ange schreibet an 218 und 223 bl. von den jahren der Heilgebuhrt: Als die Weisen in Egipten sahen/ daß alda sich etwas zutrug/ das man sonsten nirgend ie- mahls gesehen naͤhmlich daß der Niel jaͤhrlich sechzehen ellen hoch auflief/ und ihr gantzes land waͤsserte und des- sen uhrsache fleissig nach forscheten; so gleubten sie/ daß der helleuchtende Hundesstern/ der ihnen uͤm diese zeit/ unter dem nahmen Sous/ aufging/ dieses große wun- derwerk der natur wuͤrkte. Und daruͤm hielten sie ihn vor D d einen Kurtzbuͤndige einen Gott/ und begunten auf seine zeit fleissiger ach- tung zu geben. Ja sie hielten darvor/ daß uͤm diese jahrszeit/ da der Hundesstern aufging/ die Welt er- schaffen worden. Proclus l. 4 in Tim. Platonis: Ægyp- tii horoscopum mundi fecerunt Cancrum, eo quod lucida Canis cum signo Cancri oriatur. Auch ehreten sie nicht allein den Hundesstern/ welchen sie den uͤber- lauf des Niels zu wuͤrken waͤhneten/ als einen Abgott: sondern auch den Niel selbsten; weil er ihr land frucht- bar machte. Daher sagt Solinus im 35 h. Nilo mul- tas superstitiones, imò ferè divinos honores exhibent. Plinius im 46 h. des 8 b. Vossius aber schreibet/ in seinem Buche von der Abgoͤtterei/ vom uͤberlauffe des Niels also: Ægyptii quidem habent exitus, ostiaque Nili: Æthiopes autem fontes. Nam ab asperis rupibus, qui Lunœ montes dicuntur, decurrit in Ægyptum, per Æthiopiam. Rex Abyssinorum scribitur Rex Goyo- me, ubi Nilus oritur , \&c. Crescere incipit mox à sol- stitio circa xv Kal. quinctil. Cujus causa sunt perpe- tui imbres juxta circulum æquinoctialem: ubi est hiems, quando æstas est illis, qui sub tropico cancri, \& cis eum, habitant. His igitur imbribus septentrio- nem versus confertim ruentibus, tota inundatur Ægyptus, \&c. Fast eben dasselbe von den Nielsbrun- nen findet man in der Arabischen Landbeschrei- bung. Dan sie sagt auch/ daß der Niel von den Mohndesbergen seinen uhrsprung/ und zehen brunnen/ habe. Hierzu fuͤget sie: daß die erde in der flaͤche/ da endlich die zehen Nielsbrunnen zusammen- schoͤssen/ unten hohl sei: ja das gantze benachbahrte land bei den Mohndesbergen sei unterwaschen. Besiehe hier- von auch unsern Dichterischen Sternhimmel/ am 252 bl. Zu Anmaͤrkungen. Zu den letzten zwo zeilen des 37 blats. H Ier von kan Atanas. Kircher am 59 und fol- genden bl. seiner Egiptischen Landbeschreibung/ als auch Isaak Vossius/ des großen Gerhards sohn/ vom uhrsprunge des Niels und anderer fluͤsse/ welche beide dieses alles sehr weitleuftig ausfuͤhren/ gelesen werden. Zur 16 und folgenden zeilen des 38 blats. D Ie Egiptischen Priester schrieben dem uͤberlauffe des Niels dreierlei uhrsachen zu; daher sie ihrem Nielgoͤtzen auch drei Wasserkruͤge/ wider der Dicht- meister gewohnheit/ die iedem Flusgoͤtzen nur einen geben/ zueigneten. Die erste uhrsache war das Egip- tische Erdreich selbsten/ welches aus seinem eigenen schlunde den Niel mit wasser vermehrete: die andere das Meer; worinnen Eutimenes den Egiptischen Priestern beifiel: die dritte der schlagregen/ der uͤm die zeit des Nielischen uͤberlaufs am mittagsende des Reichs meist zu fallen pflegte; weil als dan die jahrs- winde/ wie Demokritus waͤhnete/ die regenwolken darnachzu trieben. Anaxagoras aber legt es auf den schnee/ der auf dem morgenlaͤndischen gebuͤrge lieget/ und gegen die zeit des Nielischen uͤberlaufs schmaͤltzet: und Eforus scheinet die obangezogene erste uhrsache der Egipter zu behaupten wollen; indem er vorgiebt/ daß das Egiptische Erdreich bimssteinhaftig und loͤ- chericht sei/ also daß es den winter durch die feuchtig- keit und naͤsse einsoͤge/ und des sommers uͤm die son- nenwende/ gleichsam wieder ausschwitzte/ und dadurch den Niel schwaͤngerte. Thales einer der sieben Weisen aus Griechenland/ waͤhnete/ daß die jahrswinde den strohm des Niels zuruͤktrieben/ und ihn also zum auf- D d ij schwaͤllen Kurtzbuͤndige schwaͤllen braͤchten. Andere/ sonderlich die heutigen Naturkuͤndiger/ unter denen Odaart Lopes/ in seiner beschreibung des Koͤnigreichs Kongo/ nicht der geringste/ schreiben es dem staͤhtigen und starkem regen zu; welcher gegen Ostern durch das gantze Moh- renland zu fallen beginnet/ und fast zwanzig wochen lang anhaͤlt. Solche taͤgliche regen/ sagt gemelten Lopes/ waͤhren fuͤnf gantze mohnden/ vom Ostermohnde bis auf den aͤrntmohnd. Und dis ist es/ daruͤber Tahles/ Eforus/ Anaxagoras/ Oenopides/ Timeus/ Eudoxus/ Agatarchi- des/ Herodotus/ Plutarch/ ja fast alle Egipti- sche Priester und andere ihre koͤpfe/ etliche tausend jahre nacheinander zerbrochen. Dem sei nun wie ihm wolle/ so ist es doch einmahl gewis/ daß die schwaͤnge- rung des Niels fuͤrnehmlich aus gemelten schlagregen zum teile/ zum teil auch aus den gewaltigen schneefluh- ten von den gebuͤrgen/ welche dan eigentlich die Haupt- brunnen des Niels machen/ entstehet. Und diese Haupt- brunnen hat endlich Peter Pais/ dessen worte bei Kirchern zu lesen/ im 1618 jahre/ darnach so vielen verlanget/ entdekket. Der Sirer Moses Barzefa wil/ in seinem buche vom Garten Eden/ des Niels uhrsprung gar aus dem Paradiese herleiten. Dan er sagt: er habe sich von dar unter die erde begeben/ und sei darunter/ ja selbst unter der see/ so lange hingelauffen/ bis er endlich in Etiopien wieder heraus gesprun- gen: da er/ mit dem schnee- und regen-wasser vermehret/ sich so hoch ergoͤsse. Auch nennen ihn die Etiopier selbsten die Ader des Paradieses/ und den brunnen goͤttlicher wasser/ ankaata marat schamatawi: Homerus einen flus/ der aus dem Himmel oder Jupiters schoße gefallen: Par- inenon von Bizanz den Egiptischen Jupiter: Die Anmaͤrkungen. die Arabischen Dichter Ibunsarid/ und Eldeburg giatellarthim, das Leben der erde: und die Egipter selbsten des Osiris arm; auch sagen sie/ daß er gleich als eine Mittelader aus des Osiris hertzen floͤs- se: dan sie sahen/ daß er von den Zairischen bergen her/ die nicht weit vom Mohnesgebuͤrge liegen/ durch Egip- ten in gestalt eines armes schiesset/ und nach der see zu sich/ als eine hand mit fingern/ ausbreitet; indem er oberhalb Memfis fuͤnf aͤrme bekommet. Ja er ward bei ihnen auch ein nachahmer des Himmels/ ἀντίμι- μος τοῦ οὐϱανοῦ, wie Heliodoor im 9 b. schreibet/ ge- nennet: weil er/ an stat des regens vom himmel/ das duͤrstige erdreich traͤnket. Daher redet ihn auch Ti- bullus/ im 7 ged. seines 1 b. also an: Te propter, nullos Tellus tua postulat imbres, arida nec pluvio supplicat herba Jovi. Zur 2 und folgenden zeilen des 40 blats. D Er flus Helikon/ ἑλικὼν fliesset in Mazedonien bei der stadt Dium voruͤber; und scheinet eben der- erselbe zu sein/ der bei dem Likofron ζεφύϱος, bei dem Ptolemeus ϕαϱύζος, und bei dem Livius im 4 b. Baphyrus heisset: weil Pausanias bezeuget/ daß er flus Helikon ebenmaͤßig ζαϕύϱας genennet wer- e. Sonsten findet man auch einen flus in Sizilien/ er gleichmaͤßig Helikon/ vom Fanellus aber Oli- erio, oder Veria vom Leander/ genennet wird. Zur 18 und folgenden zeilen des 54 blats. I M 12 h. des buches der Schoͤpfung spricht Gott zu Abraham: Ich wil dich zum großen Volke achen/ und dich seegnen. Ich wil dir einen roßen nahmen machen: und du solt ein seegen D iij sein. Kurtzbuͤndige sein. Ich wil seegnen/ die dich seegnen/ und verfluchen die dich verfluchen. Und in dir sol- len geseegnet sein alle Geschlechter auf erden. Im folgenden 17 spr. Abraham hatte schafe/ rinder/ esel/ knechte und maͤgde/ eselinnen und kamehle. Im 2 spr. des 18 h. Abraham aber war sehr reich vom viehe/ silber und golde. Im 3 und 4 spr. Lot aber/ der mit Abraham zog/ hat- te auch schaffe/ rinder/ und huͤtten. Und das land mochte es nicht ertragen/ daß sie beieinan- der wohneten: dan ihre habe war groß. Im 15 und 16 spr. sagt Gott zu Abraham: Alles land/ das du siehest/ wil ich dir geben/ und deinem saa- men ewiglich. Und ich wil deinen Saamen ma- chen/ wie den staub auf erden. Im 14 h. eben desselben buchs wird erzehlet: wie Abraham 318 knechte/ die in seinem hause gebohren waren/ gewaf- net/ und vier Koͤnige die uͤber fuͤnf andere Koͤnige ge- sieget/ und seinen vetter Lot/ gefaͤnglich wegfuͤhre- ten/ geschlagen und in die flucht getrieben: auch wie ihm/ nach der schlacht/ der Koͤnig von Sodom in das feld sei entgegen gegangen; und Melchisedek/ der koͤnig von Salem/ broht und wein heraus getragen/ und ihn geseegnet. Die große verheissungen/ die Gott dem Abraham ferner tuht/ ihn/ und seine nachkom- men uͤberaus gewaltig zu machen/ seind im 15 h. auch in etlichen folgenden mehrgemelten buchs weitleuftig zu lesen; sonderlich im 16. Im 23 h. nennen ihn die Kinder des Hets einen Fuͤrsten Gottes unter ih- nen. Im 35/ 36/ 37 spr. des 24 h. sagt Abrahams knecht: der HErꝛ hat meinen herꝛn reichlich ge- seegnet: und er ist groß worden. Und Er hat ihm schafe und ochsen/ silber und gold/ knechte und maͤgde/ kamehle und esel gegeben. Darzu hat Sara/ meines herꝛn/ weib einen Sohn (Isaak) Anmaͤrkungen. (Isaak) gebohren meinem herꝛn: dem hat er alles gegeben/ was er besitzt/ u. s. f. Von diesem Isaak/ Abrahams sohne/ lautet der 13/ 14 und 16 spr. des 26 h. also: Und Isaak ward ein großer Man/ ging und nahm zu/ bis er sehr groß ward: daß er viel guhtes hatte an kleinem und großem viehe/ und ein großes gesinde: daß auch Abimelech (der koͤnig) zu ihm sprach: zeuch von uns; dan du bist uns zu maͤchtig worden. Im folgenden 26/ 28 und 31 spr. komt der koͤnig der Filister selbsten zu Isaak/ und lest sich mit ihm in ei- nen bund ein; damit er ihnen keinen schaden taͤhte. Hieraus sehen wir klaͤhrlich/ wie maͤchtig Abraham/ Isaak/ und Jakob gewesen: welche aus Sems/ des Noah sohnes/ und aus Ebers/ der Sems enkels sohn war/ nachkommen/ naͤhmlich aus Faleg/ Regu/ Serug/ Nahor/ Tarah/ entsprossen; daher sie/ und ihre nachkommen/ nach dem Eber/ mit dem algemeinen nahmen Ebreer genennet wor- den. Auch kan von Jakobs achtbarkeit/ Hedio/ Rufinus im 2 h. und Fl. Josef im 2 des 2 b. gele- sen werden. Zur 10 und folgenden zeilen des 55 blats. D Iese gantze erzehlung von Jakobs Ehe/ Efrauen/ und Kindern sindet man im 29/ 30/ und 35 h. des Buchs der schoͤpfung. Zur 14 und folgenden zeilen des 55 blats. V On der Bilha und Silpa sagt Naftali in sei- nem letzten Willen straks im angefange also: ich bin von Bella geboren: welche Rahel dem Jakob an ihre stat beilegte/ mit nicht geringem ruhme vor sich D d iiij selbsten, Kurtzbuͤndige selbsten. Auch gebahr sie mich auf der Rahel huͤfte; da- her ich den nahmen Neptalim bekahm. Und Rahel hatte mich lieb/ weil ich auf ihrer huͤfte gebohren. Auch kuͤste sie mich/ da ich noch jung war/ und sagte viel- mahls: Gott laße mich auch deinen bruder/ aus eben demselben leibe/ daraus du gekommen bist/ sehen; und gebe/ daß er dir gleich sei: daher ward mir auch Josef in allem nach der Rahel begehren/ aͤhnlich. Bella aber/ meine mutter/ war des Rohteus/ Delboreus bruders/ tochter/ der Rebekke Kindermuhme; welche mit der Ra- hel auf einen tag gebohren. Und Rohteus war ein Kaldeer/ aus Abrahams geschlechte/ ein gottesfuͤrchtiger/ freier und edeler man. Diesen kaufte Laban/ als er gefangen war; und gab ihm seine bluhtsfreundin Eva zur fraue: welche eine tochter gebahr/ die der vater nach dem schlosse/ darauf er gefangen gelegen/ Selfa (Silpa) benahmte. Darnach kahm sie auch mit der Bella nieder/ und sagte: mit einer seltsamen begierde eilete meine tochter. Dan so bald sie gebohren war/ fiel sie an die brust zu saugen. Zur 22 und folgenden zeilen des 55 blats. D Ie begaͤbnuͤs der Dina und des Sichems be- schreibet das 34 h. gemelten Buchs. Zur 2 und folgenden zeilen des 56 blats. S O lange war Sara/Josefs mutter/ unfrucht- bar/ bis alle der Lea ihrer schwester/ als auch der zwo Mågde Kinder gebohren waren: und da ge- bahr sie erst den Josef; wie aus dem 29 und 30 h. mehr gemeldeten Buchs der schoͤpfung zu sehen. Zur 15 und vorher- als auch nach-gehenden zeilen des 57 blats. F Lav. Josef. schreibet hiervon im 2 h. des 2 b. seiner Juͤdischen geschichte folgender gestalt: der Vater Anmaͤrkungen. Vater liebte den Josef vor seinen andern kin- dern/ so wohl seiner fuͤrtreflichen leibesgestalt/ als der tugenden seines gemůhts wegen: dan er war der allerverstaͤndigste. Und diese vaͤterli- che liebe machte/ daß ihn seine bruͤder hasseten und neideten. Besiehe zugleich/ was S. Greiffen- sohn/ in der Lebensgeschicht des Josefs hiervon weit- leuftig schreibet. Zum ende des 58/ und beginne des 59 blats. M Oses spricht hiervon im 3 und 4 spr. des 37 h. seines 1 b. also: Israel hatte Josef lieber/ dan alle seine kinder; daruͤm daß er ihn im alter ge- zeuget: und machte ihm einen bunten Rok. Da nun seine bruͤder sahen/ daß ihn ihr Vater lieber hatte/ dan alle seine bruͤder; waren sie ihm feind/ und konten ihm kein freundliches wort zusprechen. Zur 7 und folgenden zeilen des 60 blats. V On diesem traume des Josefs schreibet Mo- ses/ im 2/ 4/ 5/ 6 und 7 spr. des 37 h. seines 1 b. als auch Flav. Josef an obangezogenem orte. Matth. Dresserus Isag. Histor. millenar. 3, p. 149: Mansit enim ( Joseph ) domi usque ad annum ætatis 17, au- divitque conciones patris, \& avi; \& didicit officia œco- nomica inter fratres suos ex ancillis natos, omissis fratri- bus reliquis superbis. Hinc mores quoque illius fue- runt modesti prorsus, \& ab omni fastu \& simulatione remoti. Propter hanc simplicitatem \& moderationem charus fuit præ cæteris fratribus patri suo. Nihil enim dissimulabat; nihil insidiosè occultabat: sed quæ vi- derat à fratribus suis suscipi aut geri nefariè, ea ad pa- D d v trem Kurtzbuͤndige trem deferebat, non quidem, ut proditor, sed ut filius, Deo \& parentibus debitam pietatem \& obedientiam præstans. Erat enim eo nomine charus patri, quòd ex charissima conjuge Rachele natus esset, multis \& diuturnis votis expetitus, videlicet anno ætatis Jacobi 91, \&c. Aber alles dieses erklaͤhret Gad/ in seinem Letzten willen/ unter andern noch deutlicher. Josef/ sagt er/ huͤhtete mit uns der heerde/ ohngefaͤhr dreissig tage lang. Weil er aber sehr zahrt und spilde war/ so ward er/ der großen hitze wegen/ krank. Und daruͤm ging er wieder nach Hebron/ zu seinem vater: welcher ihn bei sich behielt; dan er hatte ihn lieb. Josef aber sagte sei- nem vater daß die kinder der Bella und Selfa das guht unnuͤtzlich durchbraͤchten und verprasseten/ daß es Ru- ben und Judah nicht wuͤsten. Dan er hatte gesehen/ daß ich ein Lam aus eines baͤhren rachen/ den ich todt schlug/ gezogen/ und das lam geschlachtet/ weil es doch daruͤber ich betruͤbt war/ nicht laͤnger leben konte. Dasselbe ver- zehrte ich mit meinen bruͤdern: und er verriet uns bei dem vater. Solches vertrugen wir so lange/ bis er in Egipten verkauft ward. Und der geist des hasses besaß mich so sehr/ daß ich den Josef weder sehen/ noch hoͤ- ren mochte. Dan er bestrafte uns oͤffendlich/ daß wir das Lam/ ohne Judah/ gegessen. Auch gleubte der va- ter alles/ was er sagte. Aber nun/ meine Kinder/ be- kenne ich meine suͤnden: der ich vielmahls den vorsatz gehabt ihn zu toͤdten. Dan ich hassete ihn mit gantzem hertzen: und trug ihm gantz keine barmhertzigkeit zu. Ja uͤm seine treume hassete ich ihn dermaßen/ daß ich auch trachtete ihn zu toͤdten/ und zu verschlingen/ gleichwie ein kalb das graß von der erde verschlinget. Und daruͤm verkauften wir auch ihn/ ich und Judah/ den Ismaelern vor dreissig silberlinge: davon wir zehen die- bischer weise behielten/ und nicht mehr als zwantzig un- sern bruͤdern wiesen. Ja ich war so geldgeitzig/ daß ich ihn uͤm ein stuͤkke geldes wohl wolte ermordet haben. Aber der Gott unserer vaͤter errettete ihn aus meinen haͤnden/ damit ich nichts gottloses voldringen moͤchte/ u. a. m. Dieses habe ich zuletzt erkant/ nachdem ich/ uͤm Josefs Anmaͤrkungen Josefs willen/ zur reue getrieben ward/ u. a. m. Und daruͤm/ weil meine leber vol ungnade war gegen Josef/ bin ich auch ungnaͤdig gepeiniget worden/ und habe das urteil/ mit großen schmertzen/ eilf mohnden lang gefuͤh- let: also daß die zeit meiner strafe/ mit der zeit/ darinnen ich Josefs verkauffung so hart triebe/ gleich sein muste/ u. a. m. Ich sprach dem Josef/ in gegenwart unsers va- ters/ freundlich zu: aber so bald ich hinaus war/ ver- dunkelte mir der geist des hasses meinen verstand/ und trieb meine secle fort und fort an/ ihn uͤmzubringen. Zur 8 und 11 zeile von untenauf des 60 blats. D Ieses bezeuget Moses im 8 spruche des 37 h. sei- nes 1 b. als auch Flav. Josef/ an obangezoge- nem orte/ am 150 bl. Zur 21 und folgenden zeilen des 62 blats. D Er zweite Traum Josefs wird im 10 spruche des 37 h. des B. der schoͤpf. erzehlet. Hiervon sagt Flavius Josef also: Gott aber stritte wider ih- re (der bruͤder Josefs) misgunst/ und lies dem Josef noch ein anderes gesichte/ welches viel wunderlicher war/ als das vorige/ sehen/ u. s. f. Diesen traum erzehlte er/ in gegenwart seiner bruͤder/ von denen er kein boͤses argwaͤhnete/ dem Vater/ der sich nicht wenig daruͤber ergetz- te; mit bitte/ daß er ihn auslegte. Der Vater war auch in wahrheit recht froh/ als er die be- deutung des traumes reiflich erwog/ und dar- aus urteilete/ daß seinem sohne eine große gluͤk- seeligkeit angekuͤndiget wuͤrde: als welcher der- mahleins so wuͤrdig geachtet sein solte/ daß ihn so wolhl seine Eltern/ als Bruͤder/ anbaͤhten wuͤrden. Durch die Sonne und den Mohn verstund er Vater und Mutter; weil der eine alles Kurtzbuͤndige alles vermehrete und naͤhrete/ die andere den dingen ihre gestalt und kraft einpflantzte: durch die Sterne aber die Bruͤder; weil die zahl uͤber- einkahm/ und sie von der sonne und dem mohne ihre kraft hetten. Und Jakob hat zwar eine solche deutung nicht unweislich gemacht. Aber Josefs bruͤder warden darůber sehr traurig und unmuhts; nicht anders/ als wan irgend einem fremden/ und nicht ihrem bruder/ solche gluͤk- seligkeit angezeiget wuͤrde; da sie doch/ als sei- nes gluͤks und geschlechts teilgenossen/ alles guhten mit ihm zu geniessen hatten/ u. a. m. Moses erzehlet dieses mit gantz kurtzen worten/ wan er im 11 spr. des obangefuͤhrten h. saget; und seine bruͤder neideten ihn: aber sein Vater behielt diese worte. Zur 25 und folgenden zeilen des 63 blats. D Ieses beschreibet Moses wieder gantz kurtz im 12 spruche des 37 h. Flav. Josef aber ein wenig weitleuftiger: sie beschlossen/ sagt er/ den Juͤng- ling aus den wege zu reumen. Und nach ge- nehmgefundenem schlusse/ als das getreide nun eingeaͤrntet war/ begaben sie sich/ mit dem vieh/ auf das Sichemsche feld/ welches eine sehr guh- te weide hatte/ ohne vorbewust des Vaters; und nahmen alda der huͤrten sorge wahr. Aber als niemand von den heerden kahm/ und Ja- kob keine gewisse zeitung von ihnen hoͤrete; da ward er/ seiner soͤhne wegen/ bekuͤmmert/ und traurig/ also daß er den Josef ausschikte zu se- hen/ wie es uͤm seine bruͤder stunde/ und ihm die bohtschaft zu bringen/ was sie machten. Zur Anmaͤrkungen. Zur 18 zeile des 64 blats. D Er Vater hatte dem Josef einen bunten Rok machen laßen; wie Moses im 3 spr. des 37 h. seines 1 b. anzeiget. Dieses war eine tracht der Koͤnig- lichen kinder. Samuel sagt auch im 18 spr. der 13 h. seines 2 b. von der Tahmar/ des Absalons schwester/ welche Ammon/ ihr bruder/ genohtzuͤchtiget/ also: Und sie hatte einen bunten Rokan: dan solche Roͤkke trugen des Koͤniges toͤchter/ wan sie Jungfrauen waren. Zur 3 zeile des 65 blats. D Iese geschicht von Ismaels ausstoßung/ der Abrahams aus seiner magd Hagar sohn war/ beschreibet Moses im 21 hauptst. seines 1 buchs. Zur 4 und folgenden zeilen des 65 blats. W Ie Jakob seinem bruder Esau/ der nachmahls Edom genennet ward/ seine erste gebuhrt/ durch ein Linsengemuͤse/ abgekauft/ beschreibet uns Moses im 25 h. seines 1 b. vom 29 spr. bis zum ende des hauptstuͤkkes. Wie er aber eben demselben Esau sei- nen seegen hinterlistiglich entwendet/ und zugleich sei- nen Vater Isaak betrogen/ meldet Moses gleiches- fals im 27 h. des 1 b. Wie er ferner dem Laban sei- nem Schwiegervater/ der ihm das seinige vorenthal- ten wolte/ durch einen sonderlichen listgrif/ begegnet/ das lesen wir eben auch im Buche der schoͤpffung fast am ende des 30 h. Zur 19 zeile des 65 blats. D Aß Ruben/ Judah/ und Sebulon dem Jo- sef nicht aller dinge abhold gewesen/ ja sein leben/ als Kurtzbuͤndige als ihn etliche der andern uͤmzubringen trachteten/ zu retten gesuchet/ kan nicht allein zum teil aus dem 21/ 22/ 26/ 29/ und 30 spruche des 37 h. als auch aus dem 16/ 18/ 32/ 33/ und 34 spr. des 44 h. im Buche der Schoͤpfung gesehen werden: sondern es be- zeugen es auch viele unter den zwoͤlf Ertzvaͤtern/ des Jakobs Soͤhnen/ einieder in seinem letzten Willen/ noch ausfuͤhrlicher. Ruben/ weil er sich selbsten/ aus eingezogenheit/ dessen nicht ruͤhmen wil/ schweiget zwar darvon gantz stil: aber Simeon bricht aus in diese worte: in der zeit beneidete ich den Josef/ weil ihn sein vater lieb hatte/ dergestalt/ daß ich mir fe- stiglich vorgenommen/ ihn zu toͤdten. Dan der Fuͤrst des irtuhms sante in mein hertz den geist des neides und verblendete mein gemuͤht und meinen verstand der- maßen/ daß ich mich selbst vor meinem vater Jakob nicht scheuete. Aber seiner vaͤter Gott sante seinen Engel/ der ihn aus meiner hand errettete. Als ich nach Sichem gegangen war/ salbe zu hohlen vor die heerden/ und Ru- ben nach Dotan/ da alles/ was uns noͤhtig/ zu be- kommen war; hatte ihn Judah/ unser bruder/ den Is- maelern verkauft. Daruͤber war Ruben/ als er wieder- kahm/ betruͤbt: dan er hatte beschlossen ihn seinem Va- ter unverletzt wiederzubringen. Aber ich ward auf den Judah/ weil er ihn lebendig aus unsern haͤnden gelaßen/ so ergrimmet/ daß ich fuͤnf mohnde lang auf ihn grolle- te. Und Gott verhinderte mich/ daß ich meine haͤnde an ihn nicht legen konte: dan die helfte meiner rechten hand verdorrete/ und blieb also bis auf den siebenden tag/ u. a. m. Ja Sebulon zeiget solches so wohl vom Ru- ben und Judah/ als von sich selbsten/ noch deutlicher und weitleuftiger an/ wan er unter andern also spricht: ich wuste nicht/ daß ich suͤndigte/ auch dachte ich so weit nicht/ als ich/ aus unwissenheit/ wider den Josef mis- handelte: da ich vor meinem Vater verschwieg/ was sich mit meinen bruͤdern begeben; wiewohl ich in geheim sehr weinete. Dan ich fuͤrchtete mich vor meinen bruͤ- dern: welche mitein ander beschlossen/ daß derselbe/ der die sache lautbar machen wuͤrde/ mit dem schwerte solte getoͤdtet Anmaͤrkungen. getoͤdtet werden. Gleichwohl gab ich ihnen/ als sie ihn toͤdten wolten/ mit vielem weinen zu verstehen/ daß sie diese boßheit nicht begehen solten. Aber Simeon und Gad lieffen auf den Josef zu/ ihn zu erwuͤrgen. Da fiel Josef auf sein angesicht/ und sagte zu ihnen: O mei- ne bruͤder/ erbarmet euch meiner/ erbarmet euch uͤber die glieder unsers Vaters Jakobs; und schlagt doch eure haͤnde an mich nicht/ damit ihr kein unschuldiges bluht vergiesset: dan ich habe nichts wider euch mishandelt: und habe ich ja mishandelt/ so unterweiset mich/ durch eine bruͤderliche zuͤchtigung; aber legt eure haͤnde nicht an mich. Das bitte ich euch uͤm der liebe Jakobs un- sers vaters willen. Indem er diese worte redete/ ward ich dermaßen zum mitleiden bewogen/ daß mir meine traͤh- nen hauffenweise uͤber die bakken lieffen; daß mein bluht/ ja alle meine glieder erstarreten. Josef weinte/ und ich mit ihm. Mein hertz boͤbete/ und meine gebeine zitter- ten dermaßen/ daß ich nicht mehr stehen konte. Als er nun sahe/ daß ich mit ihm weinete/ und daß sie zuge- lauffen kaͤhmen/ ihn todt zu schlagen; da flohe er hinter mich/ und baht uͤm gnade. Hierauf fing Ruben auch an. Bruͤder/ sagte er/ laßet uns ihn nicht toͤdten: sondern wir wollen ihn in jene grube werfen; die unsere vaͤter gru- ben/ aber kein wasser fanden. Und eben daruͤm lies Gott kein wasser hinein kommen/ damit sie dem Josef zur beschirmung und lebenserrettung dienen solte. Ja er lies es also geschehen/ daß sie ihn den Ismaelern ver- kauften. Auch bewilligte ich in die suͤnde/ am Josef begangen gantz nicht. Aber Simeon und Gad mit noch andern sechs bruͤdern/ nahmen vor Josef geld/ und kauf- ten vor sich/ vor ihre weiber/ und vor ihre kinder schuhe; und sagten: last es uns nicht unter die fuͤße traͤhten; dan es ist bluhtgeld vor unsern Bruder. Aber in der unter- traͤhtung laßet uns das untertraͤhten/ das er sagte/ er solte uͤber uns herschen: und wir wollen sehen/ was sei- ne treume bedeuten und auswuͤrken sollen. Daruͤm ste- het in Enochs Buche geschrieben: denen/ die ihren Bruͤ- dern keinen saamen erwekken wolten/ habe ich aufge- schnallet die schuhe Josefs. Auch warden ihnen/ als sie in Egipten kahmen/ von Josefs dienern/ vor dem tohre/ die schuhe entschnallet und abgezogen: und also musten sie den Jos e f/ als den Koͤnig selbsten/ anbaͤh- ten. Kurtzbuͤndige ten. Ja sie baͤhteten ihn nicht allein an/ sondern fielen auch schaamroht vor ihmnieder/ und warden also in ge- genwart der Egipter beschaͤhmet. Zudem hoͤreten die Egipter alles das boͤse/ das wir Josef getahn hatten. Als nun Josef in die grube geworfen war/ trugen mei- ne bruͤder die speisen auf zu essen. Aber ich aß in zwee tagen und zwo naͤchten nichts; indem ich uͤber den Josef betruͤbt und mit wehleiden geschlagen war. Auch aß Judah mit ihnen nicht: dan er bewachte die grube; weil er fuͤrchtete/ Simeon und Gad moͤchten hinlauffen ihn zu toͤdten. Mitlerweile/ indem sie sahen/ daß ich nicht aß/ stelleten sie mich auch bei die grube/ ihn zu bewahren/ bis er verkauft war. Und er lag drei tage und drei naͤchte in der grube. Darnach verkauften sie ihn ungespeiset. Als nun Ruben hoͤrete/ daß man ihn/ in seinem abwe- sen/ verkauft/ ward er sehr ungehalten/ und weinete. Ach! sagte er/ wie sol ich nun duͤrfen unter meines va- ters augen kommen? Auch nahm er das geld/ und wol- te den kaufleuten nacheilen: aber er fand niemand. Dan sie hatten die heerstraße verlaßen/ und sich stilschweigens seitwaͤrts abgelenket. Und also kostete Ruben in drei tagen kein broht. Daruͤm ging Dan zu ihm/ und sagte: weine nicht/ und sei uͤm den Juͤngling nicht traurig. Ich weis wohl/ was wir zu unserm Vater Jakob sagen wollen. Wir wollen einen Bok schlachten/ und mit desselben bluhte Josefs Rok bespraͤngen. Dan wollen wir hingehen/ und zu unsrem vater spraͤchen: Siehe zu/ ob dieser Rok deines Sohnes Josefs Rok sei. Dan sie hatten ihm/ da sie ihn verkauffen wolten/ den Rok/ den ihm sein vater gegeben/ ausgezogen/ und dagegen ein altes zerlumptes kleid von einem Leibeigenen zugewor- fen. Simeon/ der den Rok zu sich genommen/ wolte ihn zuerst nicht hergeben; sondern ihn/ aus zorneifer daß Josef noch lebete/ und daß er ihn nicht straks getoͤdtet/ zerhauen. Aber die bruͤder stunden alle wider ihn auf/ und sagten: waruͤm wilstu den Rok nicht hergeben/ da du doch dieses uͤbel in Israel allein begangen? Hierauf gab er den rok von sich: und sie taͤhten/ wie Dan gesagt hatte/ u. a. m. Um dieser uhrsache willen/ hat mich der HErꝛ gesegnet/ und so gnaͤdig angesehen/ daß ich nie- mahls in einige krankheit fiel; da hingegen alle meine bruͤder allezeit krunken musten. Auch warden ihre kin- der Anmaͤrkungen. der mit krankheit geschlagen/ und musten/ uͤm Josefs willen/ dahin sterben; weil ihre vaͤter so gar unbarmhertzig mit ihrem Bruder gehandelt. Aber meine kinder/ wie ihr wohl wisset/ seind allezeit gesund und frisch geb l ie- ben. Ja ich war einesmahls am Seeufer in Kanaan aus- gefahren vor unsern Vater zu fischen: da ersoffen ihrer viel in der see; aber ich kahm darvon. Dan ich war der erste Mensch/ der sich unterfing mit einem schiffe die see zu befahren. Gott gab mir weisheit und verstand dar- zu. Ich hing den schiffen hinten das rudel an. Ich span- nete die segel an den mast. Und also fuhr ich laͤngst dem ufer hin/ und fing fische vor meines vaters hausgesinde/ bis wir in Egipten kahmen/ u. a. m. Als wir in Egip- ten reiseten/ vergolt uns Josef das boͤse/ das wir an ihm begangen/ nicht: sondern erbarmte sich unserer/ so bald er mich erblikte. Zur 22 zeile des 65 blats. D Aß Abraham den Ismael seinen sohn/ samt der mutter Hagar/ aussties/ hatte Sara/ seine ehfraue/ veruhrsachet; wie wir im 5 und 6 spr. des 16 h. und noch mehr im 9/ 10 und folgenden spr. des 21 h. im Buche der schoͤpfung lesen. Daß auch Re- bekke/ des Isaaks ehfraue/ ihren sohn Jakob be- redet und veranlaßet den vater zu betruͤgen/ und den Esau uͤm seinen vaͤterlichen seegen zu bringen/ bezeu- get Moses gleichfals/ im 27 h. seines 1 b. Zur 31 und folgenden zeilen des 65/ als auch zur 53. des 68 blats. B Esiehe hiervon den 12 und 17 spr. des 37 h. im Buche der schoͤpfung: auch was wir droben bei der 25 zeile des 63 bl. aus dem Flav. Josef angemaͤrket. Zur 6 und folgenden zeilen des 69 und 70 blats. H Iervon stehet im 18/ 19/ 20/ und folgenden spr. des mehr gemelten 37 h. aus dem Buche der schoͤp- E e fung Kurtzbuͤndige fung zu lesen: als auch droben in unserer Anmaͤrkung bei der 19zeile des 65 bl. Zum 70/ 71/ 72/ und 74 blatte. W As Ruben alhier seine bruͤder zu besaͤnftigen und Josefs leben zu retten/ vorbringet/ dasselbe ist fast alles/ wiewohl kuͤrtzer verfasset/ im 3 hauptst. des 2 b. der Juͤdischen Geschichte des Flavius Josefs zu lesen. Zur 19 und folgenden zeilen des 74 blats. H Iervon meldet Moses/ wiewohl mit sehr kurtzen worten/ im 22 spr. des 37 h. seines 1 Buches: aber was weitleuftiger Flav. Josef in seinen Juͤdi- schen geschichten/ sonderlich aber Greiffensohn in Josefs Lebens-beschreibung. Zur 9 und folgenden zeilen des 75 blats. D Ieses findet man im 25 und folgenden spr. des 37 h. aus dem Buche der schoͤpfung. Zur 19 und folgenden zeilen des 75 blats. I N der heil. Schrift stehet zwar/ im 28 spr. mehr- gemelten h. daß Josef vor 20 silberlinge sei ver- kauft worden: aber Gad bekennet selbsten/ in seinem letzten Willen/ daß er und Judah/ im abwesen der andern bruͤder/ 30 silberlinge/ davor Judas auch un- sern HERꝛn und Heiland verkaufte/ von den Ismae- lern bekommen; wiewohl sie nur 20 bekant gemacht. Seine eigene worte haben wir droben in den Anmaͤr- kungen bei der 7 zeile des 60 blattes angefuͤhret. Sa- muel Anmaͤrkungen. muel Greiffensohn/ in Josefs Lebensbeschreibung am 30 bl. als auch mehr andere/ setzen ebenmaͤßig dreissig silberlinge; wiewohl Dresser der h. Schrift folget/ und eben also nur von 20 meldet: welche er auf 5 Reichstahler unsers geldes rechnet. Zu den 8 letzten zeilen des 75 blats. V Om Simeon/ welcher/ mit den zwee Maͤgdesoͤh- nen/ Dan und Gad/ den Josef am meisten verfolgete/ handelt Sebulon/ in seinem letzten Wil- len/ gantz weitleuftig: dessen worte wir in den An- maͤrkungen bei der 19 zeile des 65 bl. angefuͤhret; als auch des Simeons eigene/ aus seinem letzten Willen/ welche der Leser alda nachschlagen kan. Zum anfange des 76 blats. W Ie leid es nachmahls Josefs bruͤdern gewesen/ daß sie ihn verkauffet/ bezeugen ihrer viel in ihrem letzten Willen. Simeon selbsten/ nachdem er seine stra- fe erzehlet/ bricht aus in diese worte: ich ward gewahr/ und erkante/ daß mir solches uͤm Josefs willen zusties. Ich bereuete meine schuld/ und weinete. Ich baht den HERꝛn/ daß er mir meine hand wieder heilete: und ich nahm vor/ mich vor aller boßheit/ neidsucht/ und aller tohrheit zu huͤhten. Ich bekante/ daß ich uͤbels getahn hette vor dem HERꝛn/ und vor unsrem Vater Jakob/ am Josef meinem bruder/ den ich beneidete/ u. a. m. Und mein Vater fragte mich/ was mir fehlete/ weil ich so traurig sei? Und ich brachte ihm eine luͤgen vor/ und sagte: mein hertz tuht mir weh. Ich war betruͤbter/ als sie alle: dan es war meine schuld/ daß Josef verkauft ward. Und als wir in Egipten reiseten/ und Josef mich binden lies/ als einen kundschaffer; da erkante ich/ daß ich nicht unrecht litte: und ich ward deswegen nicht un- willig. Aber Josef war ein aufrichtiger Man/ in dem der geist Gottes wohnete. Er war barmhertzig und gnaͤ- E e ij dig/ Kurtzbuͤndige dig/ und hatte keine gedanken mir einiges boͤses zu tu hn; sondern liebte mich/ als seine andern bruͤder. Daruͤm/ meine kinder/ scheuet allen hitzigen has und neid/ und wandelt in einfaͤltigkeit eurer seelen/ und mit guhtem hertzen. Nehmet ein beispiel an eures Vaters Bruder: damit Gott euch gnade herligkeit und seegen wider- fahren laße; wie ihr sehet/ daß ihm geschehen ist. Nie- mahls und zu keiner zeit verwiese er uns solches: sondern er hatte uns lieb/ als seine eigene seele/ ja mehr als seine kinder. Er hat uns groß gemacht/ und uns allen reich- tuhm/ vieh/ und fruͤchte mildiglich geschenket/ u. a. m. Daruͤm hatte Josef ein liebliches und schoͤnes angesicht: dan in ihm war keine galle/ noch etwas boͤses. Sein ant- litz war rein/ und von des geistes gramschaft unbeflekt. Dan spricht auch zu seinen Kindern/ in seinem letz- ten Willen/ fast dergleichen/ und zwar unter andern also: ich bekenne euch heute/ meine Kinder/ daß ich mich in meinem hertzen erfreuete auf den tod Josefs/ des guhten und wahrhaftigen Mannes/ und mich belustigte in sei- ner verkauffung; weil ihn unser Vater lieber hatte/ als uns. Dan der geist der eifersucht und der aufgeblasen- heit sagte zu mir: und du bist ja auch sein sohn. Auch boht mir einer von Belials geistern seine huͤlfe/ und sag- te: nim dieses schwert/ und toͤdte damit den Josef; dan wan er todt sein wird/ sol dich dein Vater lieb haben. Dieser ist der geist des zornes/ der mir riet/ daß ich den Josef/ wie ein Pardel den bok/ verschlingen solte. Aber der Gott meines Vaters Jakobs lies ihn in meine haͤnde nicht kommen/ daß ich ihn allein gefunden hette. Auch lies er nicht zu/ daß ich diese boßheit veruͤbte; damit zwee Reichsstaͤbe in Israel solten entbunden und erworben werden/ u. a. m. Was Gad ebenmaͤßig von sich selbsten bezeuget/ das haben wir droben in den An- maͤrkungen bei der 7 zeile des 60 bl. angefuͤhret. Zur 8 und folgenden zeilen des 78 blats. M Oses erzehlet dieses im 29 und 30 spr. des 37 hauptst. in seinem 1 buche kuͤrtzlich also: Als nun Anmaͤrkungen. nun Ruben wieder zur grube kahm/ und den Josef darinnen nicht fand: da zerris er sein kleid; und ging zu seinen bruͤdern/ zu denen er sprach: der Juͤngling ist nicht da. Wo sol ich hin? Et- was deutlicher/ wiewohl auch sehr kurtz spricht hier- von Flavius Josef: Ruben aber kahm bei der nacht/ ohne vorbewust seiner bruͤder/ zum brun- nen/ und wolte den Josef erretten. Weil er ihn nun vergebens rief/ argwaͤhnete er/ daß er/ in seinem abwesen/ uͤmgebracht worden/ und beschuldigte damit seine bruͤder/ u. a. m. Zur 30 und folgenden zeilen des 79 blats. J Akob hatte seinen Vater Isaak mit seines soh- nes Esaus kleidern/ die er auf seiner Mutter ein- rahten angezogen/ geteuschet; und ihm also des Vaters seegen/ den er dem Esau zu geben gesonnen/ abbetro- gen: wie Moses im 27 h. seines 1 b. erzehlet. Zur 29 und 30 zeile des 87 blats. V Om Krokodil haben wir droben/ in den An- maͤrkungen bei dem 12 blatte/ die uhrsachen ange- fuͤhret/ waruͤm er der Egiptischen Koͤnige sinbild sei; auch darbei angezeiget/ daß er von den Arabern farao genennet werde: welche ihn itzund/ mit den Egipti- schen Juͤden/ auch Korbi heissen; wie Megister be- zeuget. Kircher giebet ihm sonsten in seinem Egipti- schen Wortbuche den nahmen Picharouki; und Hero- dotus meldet/ daß ihn die alten Egipter/ die uͤm die stadt Elefantine heruͤm gewohnet/ Champfe, die Siener aber/ wie Strabo aufgezeichnet/ Suchus, und die Griechen oder vielmehr Joner Κϱοκοδειλὸν, ἀπὸ τοῦ δειλαίε κϱοκὸν, weil er den geruch des Safrans E e iij scheuet/ Kurtzbuͤndige scheuet/ genennet. Den die Indier Kayman heis- sen/ ist zwar auch von der ahrt der Krokodillen/ aber viel kleiner/ als die Egiptischen; wiewohl er so stark zubeis- sen kan/ daß er einem menschen mit einem bisse ploͤtz- lich den fuß abloͤset. Er wird gemeiniglich unter die gattungen der Schlangen gezehlet: welches auch sein schwantz aus weiset/ der eben so lang ist als der rumpf; in dessen ruͤkkengrahte man 60 wuͤrbelbeine zehlet. Sein lauf ist sehr schnaͤl: aber des steiffen ruͤkken- grahts wegen/ kan er sich uͤbel uͤmdrehen oder kruͤm̃en. Wan ihn der hunger/ den er vier tage vertragen kan/ druͤkket; so pfleget er zu weinen/ wie ein Mensch/ die menschen/ wie man sagt/ anzulokken/ damit er sie fref- en moͤge. Daher werden die betruͤgerischen traͤhnen Krokodilstraͤhnen genennet. Wer mehr vom Kro- kodille zu wissen begehret/ der kan den Aldrovand/ und Jonstohn von den Tieren aufschlagen. Zu den drei letzten zeilen des 87 blats. D En Habicht nennen die Egipter Bai-et/ das ist seelen-hertz/ oder eine behertzte seele; weil sei- ne feurige natur mit der Seelen natur uͤbereinkommet. Daher ist er auch bei ihnen der Seele sinbild: derer uͤm- schweif/ wie die Egipter meinen/ das Hertz ist. Daß aber die Seele eine feurige eigenschaft an sich habe/ darinnen stimmen/ mit den Egiptern/ die Griechen und Roͤhmer uͤberein. Unter den Roͤhmern sagt Fa- bius in seiner 10 Rede: Animam flammei vigoris im- petum, perennitatemque non ex nostro igne sumen- tem, sed quo sidera volant, \& quo sacri torquentur axes, inde venire, unde rerum omnium auctorem pa- rentemque spiritum ducimus, nec interire, nec ullo mortalitatis affici fato. Sed quoties humani corporis carcerem effregerit, \& exonerata membris mortalibus levi Anmaͤrkungen levi se igne lustraverit, petere sedes in astra. Ja es ha- ben etliche dafuͤr gehalten/ daß die Seele nicht allein von den sternen ihre feurige eigenschaft schoͤpfe/ sondern auch gar/ nach ihrer ausfahrt aus dem menschlichen leibe/ wie Aristofanes bezeuget/ zum sterne werde. Auch ist der Habicht eben daher der Sonne sinbild; ja Gottes selbsten. Daruͤm ward der Abgott Osi- ris bei den Egiptern gemeiniglich/ durch einen Ha- bicht/ abgebildet; eben wie sonsten durch einen Stier/ oder Ochsen. Zur 3 zeile des 88 blats. W Ie der Habicht des Osiris und der Sonne/ so war der schwartze Egiptische Storch oder Eib/ Ibis, der Isis/ und des Mohnes sinbild; als auch des krummen Tierkreuses/ der unterschied- lichen und mancherlei kruͤmmen wegen/ die er mit den fuͤßen und den halse machet: dadurch er auch/ unter allen tieren zuvoͤrderst/ den Egiptern zur erfindung der zahlen und buchstaben anlaß gegeben; wie Atana- sius Kircher in seinem Egiptischen Oedipus weit- leuftig ausgefuͤhret. Ja er wird zugleich vor einen erfinder oder angeber der Spruͤtzmittel und des Ab- spuͤhlers/ den wir sonst mit einem undeutschen wor- te Klistier nennen/ gehalten; weil er/ wie Plinius 8/ 27/ bezeuget/ wan er verstopft oder krånklich ist/ mit seinem schnabel das Nielwasser aufnimt/ und in das hinterteil/ dadurch der unflaht und uͤberschus der speise von ihm gehet/ hinein spruͤtzet/ solches durch- oder abzuspuͤhlen. Sonsten war dieser Egiptische Storch auch ein sinbild des Hertzens; weil er fast wie ein hertz gestaltet: und daher dem Merkuhr/ als dem beherscher des hertzens und der vernunft/ heilig; wie Horus Apollo/ in seiner 34 Aufgabe der Egip- tischen Bilderschriften/ angemaͤrket. E e iiij Zur Kurtzbuͤndige Zur 6 und 7 zeile des 93 blats. D As Haͤrmlein oder Armelein/ welches bei den Franzosen hermine, bei den Englaͤndern hermin, bei den Lateinern mus Armeniacus, Ponticus und Al- pinus, unter dem gemeinen manne mus armelinus, ar- melina und harmela, auch sonsten mustela alba, das ist ein weisses Wieselchen/ genennet wird/ ist ein schneeweisses tierlein/ und helt sein fel so rein/ daß es lieber sterben/ als solches besudeln wil. Und daruͤm haben wir es auch dem keuschen Josef auf dem ersten Kupfer dieses buches/ als ein sinbild seiner keuscheit/ zugefuͤget. Ja daruͤm hat es auch Ritter Kats/ vor seinem Selbstreite/ der gantzen ehrbahren Jugend/ als ein feldzeichen/ in einem schilde/ rund uͤmher mit einem aufgeworfenen schlamme besetzet/ zugeeignet. Darbei unter andern diese reimbaͤnde zu lesen: Ghy ziet in dezen ring een van de netste dieren/ reyn over zijn gewaat/ reyn over zijn manieren. Ghy ziet in dezen ring den Witten Armelijn, genegen uitter aart om niet besmet te zijn. Het slik omvangt het beest: daar is niet uit te raken/ of zijn gepꝛezen bont moet tot den dꝛek genaken. Doch/ mits het reyne dier dit boven al ontsiet/ zoo valtet in de pꝛaam vooꝛ honger en verdꝛiet. De keus is wonderscherp. Het moet vooꝛseker sterven: of anders zal het slik zijn witte vacht bederven. Ziet! wat een reynen aart. Het beest in dezen noot/ gaat met een bast besluit/ en kiest de bleeke doot. Men sietet even staagh sijn reyne leden mijden/ om/ als het nedervalt/ niet in het slik te glijden. Daar leyt het kleine dier ter aarden uitgestrekt/ en geeft zijn leste sucht om niet te zijn bevlekt. Essendo la propria natura dell’ Armellino di partir prima la morte, per same \& per seto, che imbrattarsi, cercan- Anmaͤrkungen. cercando di suggire, di non passar per il brutto, per non machiare il candore e la politezza della sua pretio- sa pelle. Paul. Jovius Dialog. dell’ Imprese Mi- litari \& Amoros. Malo mori, quàm pollui. Zum 96/ 97 und 98 blatte. D Iese begaͤbnuͤs erzehlet Josef selbsten in seinem letz- ten Willen/ mit kurtzen worten/ folgender gestalt: in dieser zeit fuhr die vorgemelte Memfische Frau/ des Potifars gemahlin/ mit einem großen gepraͤnge vor un- serem hause uͤber/ und warf ihre augen auf mich: dan die Geschnittenen hatten ihr von mir bericht getahn. Und sie sagte zu ihrem Ehherꝛn: daß ein Kaufman/ durch den dienst eines Ebreischen Juͤnglings/ sei reich geworden: von dem der ruf ginge/ daß man ihn im Lande Kanaan diebischer weise genommen. Daruͤm tuht dem Juͤnglin- ge recht; und nehmt ihn zu eurem Haushalter oder Hof- meister. Der Ebreische Gott wird euch seegnen und gluͤk- lich machen: dan die himlische gnade wohnet ihm bei. Und Potifar gab ihr endlich gehoͤr/ entboht den Kaufman zu ihm/ und sagte: was komt mir von euch zu ohren? Ich hoͤre/ daß ihr in der Ebreer land ziehet die Menschen zu staͤhlen/ und verkauffet ihre kinder. Der Kaufman fiel nieder auf sein angesicht/ und sagte: Herꝛ/ ich bitte uͤm gnade: doch darvon/ dessen ihr mich beschuldiget/ weis ich gantz nichts. Potifar fuhr fort/ und sagte: wie komt ihr dan an den Ebreischen Juͤngling? Der Kaufman ant- wortete: die Ismaeler haben mir befohlen ihn zu bewah- ren/ bis sie wiederkommen. Potifar aber gleubte ihm nicht/ und befahl/ ihn zu geisseln. Unterdessen daß man den Kaufman zuͤchtigte/ sprach Potifar: laßet den Juͤng- ling herkommen. Und als ich hineingebracht war/ baͤh- tete ich den Fuͤrsten an/ und taͤht ihm seine gebuͤhrende ehre: dan er war der dritte nach dem koͤnige Farao im staht/ ein Oberster uͤber alle Geschnittenen/ und hatte ei- ne Gemahlin/ auch kinder/ und eine Beischlaͤferin. Straks zog er mich auf die seite/ und fragte: bistu frei/ oder leib- eigen? Und ich antwortete: ich bin ein Leibeigner. Dar- auf fragte er ferner: wessen leibeigner bistu? Ich antwor- E e v tete; Kurtzbuͤndige tete; der Ismaeler. Und er fragte wieder: wie bistu dan ihr leibeigner worden? Ich gab zum bescheide: sie haben mich in Kanaan gekauft. Aber er wolte es nicht gleuben/ und sagte/ du bast gelogen. Und daruͤm lies er mich nakkend geisseln. Dieses sahe seine Gemahlin durch das fenster; und lies ihrem Ehherren sagen: ihr tuht nicht recht/ daß ihr einen gestohlenen freien schlaget und zuͤchtiget. Hierauf befahl er mich/ weil ich bei meinen worten blieb/ gefaͤnglich zu bewahren/ bis mein herꝛ wiederkaͤhme. Aber seine Gemahlin sagte zu ihm: war- uͤm setzt ihr doch den edelen Juͤngling gefangen? Es were besser/ daß man ihn loß liesse/ und euch geisselte. Sie war luͤstern/ in ihrer suͤndlichen lust und begierde/ mich zu sehen: aber ich gedachte kein arges. Und Potifar sagte zu ihr: es ist bei den Egiptern nicht ehrlich/ daß man eines andern guht/ ohne vorbewust und gehoͤrigen beweis/ wegnimt. Dieses sprach er von dem Kaufman- ne/ und von mir: und ich muste gefesselt bleiben. Aber nach 24 tagen kahmen die Ismaeler wieder. Diese/ weil sie erfahren/ daß Jakob mein Vater uͤm meinetweillen be- truͤbt war/ sagten zu mir: waruͤm habt ihr uns berich- tet/ daß ihr ein Leibeigner weret? Wir wissen nun sehr wohl/ daß euer Vater ein maͤchtiger Man ist im lande Kanaan. Er betruͤbet sich in dieser sache/ und ist sehr trau- rig. Ich hette hierauf gern geweinet: aber ich hielt mich hart/ damit ich meine bruͤder nicht beschaͤhmen moͤchte; und sagte: es ist dem nicht also/ ich bin ein Leibeigner. Da berieten sie sich miteinander/ wo sie mich am besten verkauffen moͤchten; damit ich bei ihnen nicht gefunden wuͤrde. Dan sie fuͤrchteten sich vor Jakob/ und befahre- ten/ er moͤchte sich an ihnen rechen; weil sie wohl wusten/ daß er vor Gott und Menschen groß geachtet were. Hierauf sagte der Kaufman zu ihnen: so erloͤset ihn dan aus Potifars urteile. Als sie dieses hoͤreten/ begehreten sie mich wieder/ und sprachen: daß sie mich uͤm ein stuͤkke geldes gekauft. Und Potifar lies mich loß. Alles dieses erzehlet Josef in seinem letzten Willen; welchem ich alhier/ als auch sonsten/ gefolget. Dar- uͤm wundere ich mich/ daß Samuel Greiffensohn diese gantze begaͤbnuͤs/ in Josefs Lebensbeschreibung/ so gar anders anfuͤhret: und/ ich weis nicht woher/ den Anmaͤrkungen. den Potifar zu einem Witwer machet; der die Sefi- ra/ die er Selicha nennet/ und vor der Assenat schwe- ster tochter ausgiebet/ erst nach der zeit/ als Josef schon lange in seinen diensten gewesen/ geehliget. Wer lust hat/ der kan das 62/ 63/ 66/ 68/ 69/ und 80 blat bei gemeltem Greiffensohn aufschlagen. Zu den ersten 12 zeilen des 99 blats. H Iervon spricht erst angezogener letzter Wille Jo- sefs ferner also: Aber die Memfische Frau gab ihrem Gemahl ein/ daß er mich kauffen solte. Dan ich verstehe/ sagte sie/ daß sie ihn verkauf- fen wollen. Und Potifar schikte einen Geschnit- tenen zu den Ismaelern/ zu fragen/ wie teuer sie mich hielten. Weil er aber mit ihnen nicht han- deln wolte/ kehrte er wieder zuruͤk: und sagte zu seiner Frau/ daß sie eine alzugroße anzahl gel- des vor den Juͤngling begehreten. Hierauf faͤrtigte die Frau von stunden an einen andern Geschnittenen ab/ mit befehl/ daß er mich kauffen solte. Wan sie auch schon/ sagte sie/ 20 guͤldene krohnen begehren/ so spahre doch kein geld: sondern kauffe den Juͤngling/ und bringe ihn zu mir. Und er gab 80 goldguͤlden vor mich: wiewohl er zu seiner Frauen sagte/ er hette 100 gegeben. Ich wuste zwar diesen einkauf: aber ichschwieg stil/ damit der Ge- schnittene nicht unterfraget wuͤrde. Zur 13 und folgenden zeilen des 99 blats. D Ie gantze uͤbrige geschicht des Josefs und der Sefira erzehlet Moses im 39 h. seines 1 b. bis auf den 21 spr. kurtzbuͤndig: und was weitleuftiger Fl. Kurtzbuͤndige Fl. Josef/ der Juͤdische Geschichtschreiber/ im 3 h. des 2 b. von der aͤlte der Juͤden; da er unter andern auch anzeiget/ daß Potifar den Josef in den freien kuͤnsten unterweisen laßen/ und ihn ehrlicher gehalten/ als seine andern knechte. Zum 102 blatte. J Osef sagt in seinem letzten Willen: des mor- gens fruͤh erwachte ich zu dem HERꝛn/ und weinte uͤm die Fraue von Memfis; weil sie mich keines weges unangefochten lies. Des nachtes kahm sie zu mir/ als hette sie mich be- suchen wollen. Und erstlich stellete sie sich/ weil sie keinen Sohn hatte/ als wolte sie mich vor ihren Sohn halten. Ich aber baht den HERꝛn/ daß er ihr ein gewuͤndschtes Kind bescheeren moͤchte. In aller dieser zeit uͤmhaͤl- sete sie mich/ als ihren Sohn; und ich wuste es nicht. Das Knabenkraut/ dessen wurtzel wie Geulen oder Hoden gebildet/ wird von den Griechen ὄϱχις und κύνος ὄϱχις, daher das Lateinische Cynosorchis, das ist Hundesgeulen/ covillon de chien, coglion de cane , Testiculus canis, oder Testiculus allein bei dem Dio- skorides/ sonsten auch Satyrion, weil es zur geulheit antreibet/ genennet. Bei den Hochdeutschen hat es den nahmen Knabenkraut; weil es die wuͤrkung ha- ben sol/ diejenige/ die es einnimt/ mit einem Knaͤblein zu befruchten. Hertzwurtz haben wir von der gestalt seiner wur- tzel/ und wuͤrkung in den Hertzkrankheiten also genen- net. Sonsten heisset es bei den Aertzten gemeiniglich Anthora. Zahnkraut/ dentaria bei den Lateinern/ hat diese beide Anmaͤrkungen. beide nahmen von seiner kraft die zaͤhne guht und vor wehthum zu bewahren; als auch von der gestalt der bluhmen welche der innerlichen kraft dieses kraudes euserliches kenzeichen ist. Zur 10 und folgenden zeilen des 110 blats. D Ie abbildung dieses achtfeldichten Gluͤks- oder Wahrsager-rades/ welches die heilige Schrift Urim vethumim nennet/ findet man bei Kirchern in seinem Egiptischen Oedipus am 472 b. Von den al- hier genenten Goͤtzenbildern haben wir droben in den Anmaͤrkungen bei dem 1/ und 2 bl. als auch bei der 12 und 13 zeile des 5 bl. uͤberfluͤßig gehandelt. Zur 1 zeile des 112 blats. D Er Balsembaum waͤchset weder in Egipten/ noch Sirien von sich selbst/ wie Teofrast/ Dio- skorides/ Plinius/ Justinus/ Strabo/ und ande- re vorgegeben; sondern wird dahin aus dem Gluͤkli- chen Arabien/ das sein eignes vaterland ist/ gebracht/ und in die Lustgaͤrte gepflantzet. Dergleichen Balsem- beume waren mit unter den geschenken/ welche die koͤ- nigin von Saba/ die der Salmantische Ebreer/ in seinem buche Juchasim/ am 136 bl. Nikolaa/ und Salomons Gemahlin/ die ihm einen sohn David gebohren/ Josefus aber Nikaule/ und der Nubische Landbeschreiber בלקיס Belkis nen- nen/ dem koͤnige Salomon verehrete; wie Flavius Josef im 8 b. der Juͤdischen Geschichte meldet. Die zaͤklein dieser beume seind hartzhaftig/ und kleben/ im angreiffen/ an die finger. Sie haben einen lieblichen ge- ruch: wiewohl noch mehr die bluͤßen/ derer fuͤnfe/ als ein kroͤhnlein/ an einem stiele haͤngen. Der Balsem/ welchen Kurtzbuͤndige welchen die Aertzte/ nach dem Griechischen/ gemeinig- lich Opobalsamum nennen/ truͤpfet des sommers au der aufgeritzten rinde des baums. Zuerst wan er a die luft komt/ wird er weislich/ darnach gruͤhn/ da goldfaͤrbig/ und endlich honiggelbe. Wan er aus de beumen rinnet/ reucht er so uͤberaus stark/ daß er kopf weh/ ja oftmahls nasenbluhten veruhrsachet. Abe dieser widrige geruch wird mit der zeit in einen gantz a genehmen veraͤndert. Fast zu unzehlichen gebreche und krankheiten wird er gebrauchet/ so wohl innerhalb als ausserhalb des menschlichen leibes. Besiehe auch was wir am 115 blatte gemeldet. Der Santbaum/ welcher den Pflaumbeume fast gleich ist/ ohne daß er mit scharfen dornen bewach sen/ und diese ahrt an sich hat/ daß seine blaͤtter mit der sonnen untergange zu/ und mit ihrem aufgang wieder auf-gehen/ ist eben derselbe baum/ daraus das so genente und bei uns sehr gebreuchliche Arabische hartz fliesset: wiewohl etliche fuͤrgeben/ daß solches hartz auch von andern/ als Pflaum- und Kirschen- beumen/ welche doch weder in Egipten/ noch in Ara- bien zu finden/ einge samlet werde. Der schwartze Zimmetbaum/ der von den La- teinern Cassia fistula, und daher von unsern undeut- schen Kasselfisteln/ von den Arabern aber Sagiar el Selichet, das ist Schohtenbaum/ und von den Tuͤr- ken Chai’ar Xambar, das ist schwartze Kassie/ ge- nennet wird/ ist unserem Waͤlschen Nusbaume fast gleich/ ohne daß er laͤngere blaͤtter hat/ und an nuͤsse stat lange pfeiffen oder schohten traͤget: die man in der artznei zu vielerhand gebrechen/ sonderlich wider die verstopfung des stuhlganges gebrauchet. Die bluͤßen dieses baumes/ welche goldgaͤlbe seind/ und fast das gantze jahr durch bluͤhen/ ruͤchen uͤber die maße lieblich/ sonderlich in der fruͤhstunde. Daher pflegen auch die Egipter Anmaͤrkungen. Egipter sich unter diesen beumen mit lustwandeln oft zu ergetzen. Zur 4 und 5 zeile des 112 blats. H Iervon kan Prosper Alpien in seinem Buche von den Egiptischen Pflantzen/ als auch Vesling/ in seinen Anmaͤrkungen hieruͤber gelesen werden. Zur 7 und folgenden zeilen des 114 blats. J Osef gedachte alhier an diesen spruch. Sæpe fa- miliaritas implicavit, sæpe occasio peccandi volun- tatem fecit. Isidorus Soliloqu. l. 2. Und Innocens in- tuitus aspectu fit nocens. Gregorius. Daruͤm flohe er den uͤmgang/ die gemeinschaft/ die gelegenheit/ den an- blik/ ja alles miteinander/ das seiner keuscheit schaͤdlich sein konte. Zur 7 zeile des 115 blats. B Ei dem 112 blatte haben wir den Balsem- baum/ und den Balsem selbsten/ der aus seiner rinde fliesset/ auch aus dem gruͤhnen holtze und zakken gekocht wird/ welcher aber lange so kraͤftig nicht ist/ beschrieben. Daß aber der Balsem oder trahn des Balsembaumes die kraft habe des Frauenzimmers angesicht schoͤn und huͤbsch zu machen/ auch vor run- tzeln und aͤlte zu bewahren/ also daß es allezeit jung bleibet; davon schreibet Prosper Alpinus/ als auch andere Aertzte. Zu den letzten 3 zeilen des 115 blats. H Iervon sagt der Schauspielschreiber Plautus: Qui amore vincuntur, vinctam habent linguam, ut non audeant hiscere. Zur Kurtzbuͤndige Zu den 3 ersten zeilen des 116 blats. D Ie Egiptische Bohne/ wird von den Arabern Kulkas, von den Griechen und Lateinern κολοκα- σία, Colocasia, auch Cyamon, und faba Pharia ge- nennet. Dioscorides l. 2, c. 99. Plinius l. 21, c. 15: Est in Ægypto nobilissima Colocasia , quam Cyamon alii vocant. Hanc è Nilo metunt. Prosper Alpien/ als auch andere geben vor/ daß sie in Egipten gantz nicht bluͤhet/ aber wohl ausserhalb/ in andern laͤn- dern; und ziehen auch die uhrsache an: naͤhmlich weil das Egiptische erdreich alzufet und alzugeul sei; daher sich die wurtzeln so sehr bestaudeten/ vermehreten/ und ausbreiteten/ daß sie dem gewaͤchse die kraft entzoͤgen/ bluhmen und fruͤchte zu tragen. Aber wan dem also were/ woher hetten dan die Egipter ihre so genenten Bohnenschahlen/ oder ihre trinkgefaͤße aus Boh- nenschahlen/ daraus sie ihr Niel- und Melohnen- wasser zu trinken pflegen? Doch muhtmaßen wir/ daß durch die Bohnenschahle ein Bohnenblat muͤsse verstanden werden; gleichsam als were das blat des Bohnengewaͤchses zur Trinkschahle/ das ist zum Trinkbaͤcher/ gebeuget und gemacht. Und hierzu veranlaßen uns des Plinius worte/ wan er am itzt angezogenem orte schreibet: Ægyptii adeò Nili sui dotibus gaudent, ut implexis Colocasiæ foliis in variam speciem vasorum potare gratissimum habeant. Daß Plinius alhier die gemelten Bohnenschahlen/ oder trinkgefaͤße aus Egiptischen Bohnenblaͤttern/ welche von den Griechen/ als dem Nikander/ und andern/ κι ώρια, und von den Lateinern Ciboria ge- nennet werden/ beschreibet und meinet/ hat Hadrian Junius im 20 h. des 1 B. seiner Anmaͤrkungen sehr wohl geurteilet. Κιζώριον aber/ oder κιζώτιον sol/ nach des Dioskorides erklaͤhrung/ so viel gesagt sein/ als ein Anmaͤrkungen. ein kaͤstlein/ oder schiflein/ kaͤhnlein/ darinnen die Egiptische Bohne/ mit feuchtem schlamme beschlagen/ wan man sie saͤete/ ins wasser gelaßen werde. Son- sten nennet eben derselbe das Egiptische Bohnenblat einen Schinken; weil es so groß und breit/ auch der gestalt nach/ einem schinken nicht ungleich ist. Daher hat es auch Teofrast mit einem Tessalischen huhte verglichen. Horatz gedenket des Egiptischen Trink- baͤchers aus Bohnenblaͤttern in seinem 7 liede des 1 b. ebenmaͤßig: Oblivioso lævia Massico Ciboria exple. Aus diesen von Bohnenblaͤttern gemachten Trink- gefaͤßen pflegten die Egipter/ die hitzige leber/ und den magen zu kuͤhlen/ gemeiniglich ihr Melohnenwas- ser/ mit Zukker/ auch zu weilen mit Amber/ Moskes/ und Rosenwasser vermischet/ zu trin- ken. Dieses wasser aber nahmen sie von derselben ahrt ihrer Melohnen/ welche Batechia el mavi heisset/ und viel groͤsser und gelber ist/ als die Europische Meloh- ne/ auch inwendig nichts/ als kernen und ein suͤßes wasser/ zu haben pfleget. Sonsten haben sie noch eine andere ahrt/ welche sie Abdellavi nennen; und dan eine dritte/ die Chajar heisset. Diese ist unangenehm und waͤssericht vom geschmakke; und ihre kerne kuͤhlen un- ter allen Melohnenkernen am allermeisten. Zur 25 und folgenden zeilen des 116 blats. U Nâ hâc in re blanditur ac supplicat, quæ in cæte- ris imperabat. Pel. ad Demetriadem. Der Juͤngling/ sagt eben derselbe/ ward von seiner Fraue begehrt/ doch gleichwohl zu keiner begier- de bewegt. Er ward gebaͤhten/ und flohe F f gleich- Kurtzbuͤndige gleichwohl. Das ehrliche Hertz konte/ weder durch die kraft der bluͤhenden Jugend/ noch durch das große ansehen Derselben/ die ihn an- suchte/ auf einige weise zur unzucht verleitet wer- den. Dan ob er schon/ nicht allein durch das anlokkende gesicht/ sondern auch durch taͤh- tige uͤmhaͤlsung/ von einer Fraue genugsam gereitzet ward; so hat er sie dannoch nicht be- gehret. Zur 3 und folgenden zeilen des 119 blats. A Dulterium cum servo sordidius apud veteres ap- pellatum fuit; cùm sola cohabitatio cum ser- vo servitute coërceretur. Videbatur enim in servitu- tem consensisse, quæ servo sese conjunxisset. Tacitus. Zur 14 und folgenden zeilen des 123 blats. J Osef spricht/ in seinem Letzten Willen/ also: Wie oft hat mich die Egiptische Frau gedreuet zu toͤdten. Wie oft hat sie mich/ nachdem sie mir viel dampfes angetahn/ wieder zu sich holen laßen? Wie oft hat sie mich gedreuet zu toͤdten/ wan ich weigerte mit ihr zu tuhn zu haben? Gleichwohl sagte sie zu mir: ihr solt uͤber mich und alle das meinige herschen; sofern ihr euch mir uͤbergebet/ nnd meinen willen tuht. Ihr solt unser Herꝛ und herscher sein. Aber ich gedachte der worte meines Vaters Jakobs: und ging in meine schlafkam̃er/ baͤhtete den HERꝛn an/ und fastete sieben tage. Doch schien ich in den augen der Egiptischen Fraue so wohl bei leibe/ als einer/ der in aller wohllust gelebet: dan die uͤm des HERren willen fasten/ bekommen eine angenehme gestalt. Den wein/ den ich bekahm/ trank ich nicht: und nachdem ich drei tage gefa- stet hatte/ nahm ich meine taͤgliche kost/ und gab sie den armen und kranken/ u. a. m. Zuletzt suchte sie mich zur hurerei zu bewegen. Aber so bald ich solches verstund/ ward ich betruͤbet bis in den tod. Und als sie weggegan- gen Anmaͤrkungen. gen war/ kahm ich wieder zu mir selbst; und befand mich eine lange zeit betruͤbt uͤm ihret willen. Dan ich sahe ihren betrug den sie im sinne hatte. Und ich ermahnte sie mit den worten des Allerhoͤchsten/ ob ich sie vielleicht bewe- gen moͤchte von ihren boͤsen begierden abzustehen Man- chesmahl gab sie mir solche guhte worte/ als ein heiliger man. Manches mahl priese sie/ doch nicht ohne arglist/ meine keuscheit gegen ihren Ehherꝛn. Auch sagte sie so wohl offentlich/ als heimlich/ zu mir: Scheuet meinen Ehherꝛn nicht: dan er ist eurer keuscheit so fest versichert/ daß er es nicht gleubeu wird/ imfal man ihm etwas von uns sagte. Um aller dieser dinge willen lag ich auf der erden/ angetahn mit einem sakke: und baht den HErꝛn inbruͤnstig/ daß er mich doch von dieser Egiptischen Fraue erloͤsete. Zur 21 und folgenden zeilen des 124 blats. F Lavius Josef schreibet/ in seinen Juͤdischen Geschichten unter andern also: Josef wolte lie- ber alles/ was leidelich ist/ leiden/ als ihren willen erfuͤllen. Und wiewohl einen knecht nicht gezie- met sich gegen den willen seiner Fraue zu setzen; so ist doch dieses werk so schaͤndlich/ daß man sich dessen billich entschlagen solte. Maluit liber cri- minis mori, quàm potentiæ criminosæ consortium eli- gere. Ambrosius l. de Joseph c. 5. Zur 15 und folgenden zeilen des 126 blats. J Osef spricht hiervon/ in seinem Letzten Willen/ also: Nachdem sie/ durch dieses mittel/ nichts erwerben konte/ so kahm sie wieder mit ande- ren reden aufgezogen: naͤhmlich wie sie Got- tes Wort lernen wolte. Indem ihr wollet/ sag- te sie/ daß ich meine Goͤtzen verlaßen sol/ so tuht meinen willen. Dan wil ich auch so viel tuhn/ daß sie mein Gemahl ebenmaͤßig verlaßen sol: F f ij und Kurtzbuͤndige und also wollen wir nach dem Gesetze Gottes eures HERren wandeln. Darauf gab ich ihr zur antwort: Wie Gott von denen/ die in un- reinigkeit lebten/ nicht koͤnte/ noch wolte gech- ret sein. Auch hette er kein gefallen an denen/ die mit Ehbruche sich besudelten. Sie aber schwieg: und begehrte gleichwohl ihr begehren zu volbringen. Ich hingegen fastete/ und baͤh- tete; damit mich Gott von ihr erloͤsen moͤchte. Zur 12 und folgenden zeilen des 127 blats. H Iervon spricht Josef abermahl/ in seinem Letzten Willen/ folgender gestalt: Wieder auf eine an- dere zeit sagte sie zu mir: wolt ihr keinen ehbruch begehen/ so wil ich meinen Ehherꝛn toͤdten: und dan wil ich euch zur ehe nehmen. Als ich dieses vernahm/ zerris ich mein kleid/ und sprach: Fraue/ schaͤhmet euch vor Gott solcher dinge; und fuͤrchtet den HERꝛn. Tuht ein so boͤses stuͤkke nicht/ noch verzweifelt nicht so gar/ daß ihr euch dem boͤsen so gantz ergebet. Dan so fern ihr nicht ablaßet/ wil ich euer boßhaftiges vor- nehmen offenbahren. Und sie fuͤrchtete/ ich moͤchte ihre boßheit iemand zu erkennen geben/ u. a. m. Ornet prudentiam verecundia, quodque præcipuum in fæminis semper fuit, cunctas in te virtu- tes pudor superet. Hieronimus ad Colant. l. 2. Epist. 20. Quod unum habent in malis bonum, perdunt peccan- di verecundiam. Seneca l. de vita beata, c. 12. Et Va- lerius Flaccus: Heu! non revocabilis unquam cessit ab ore pudor. Zur Anmaͤrkungen. Zur 20 und folgenden zeilen des 128 blats. D Arnach/ spricht Josef in seinem letzten Willen weiter/ suchte sie mich zu verfuͤhren mit geschenken. Sie schikte mir alles/ was das hertz ersinnen mochte/ was schoͤn und koͤstlich war zum gebrauche der menschen: und dieses schikte sie mir mit allerhand speisen. Aber als der Geschnittene diese speisen brachte/ sahe ich auf/ und er- blikte einen erschroͤklichen Man/ der mir ein Messer in einer schuͤssel zureichte. Daraus verstund ich/ daß sie meiner seelen nachstellete. Und wan er weg war/ wei- nete ich. Auch aß ich weder itzt/ noch sonsten von ihrer speise. Auf einen tag hiernach kahm sie zu mir/ und sag- te: waruͤm habt ihr von der speise/ die ich euch geschikt/ nicht gegessen? Und ich antwortete: daruͤm daß ihr sie mit dem tode erfuͤllet. Ja wisset/ daß ich mit den Ab- goͤttern keine gemeinschaft habe/ noch ihnen diene; son- dern dem HERꝛn allein diene. Dieser/ der Gott mei- nes Vaters/ hat mir/ durch seinen Engel/ eure boßheit geoffenbahret. Und daruͤm habe ich die speise bewahret/ euch zu bestrafen: ob ihr vielleicht dadurch/ wan ihr sie erbliktet/ zur reue moͤchtet bewogen werden; oder aber damit ihr sehen moͤchtet/ daß denen/ die dem HERꝛn in reiner keuscheit dienen/ keine arglist derer/ die boß- heit wuͤrken/ schaden/ noch einige kraft haben kan. Und ich nahm/ und aß sie/ in ihrer gegenwart/ indem ich sagte: der Gott meiner Vaͤter/ und Abrahams Engel wird mich bewahren. Hierauf fiel sie vor mir plat auf ihr angesicht zur erde nieder/ und weinete. Und nach- dem ich sie aufgehoben hatte/ ermahnte und unterrichtete ich sie mit vielen schoͤnen lehren. Auch versprach sie mir dergleichen nicht mehr zu tuhn. Aber sie weinte und seuf- zete aus dem grunde ihres hertzens: dan es brante vor großer begierde ehbruch mit mir zu begehen. Ihre an- gen schlug sie nieder auf die erde/ und lies das heupt haͤn- gen. Als ihr Ehherꝛ solches sahe/ fragte er sie: was ist euch? Waruͤm laßt ihr den kopf haͤngen? Und sie ant- wortete: mein hertz tuht mir so weh/ daß ich kaum ahte- men kan. Er aber trug sorge vor sie/ wiewohl sie nicht krank war. F f iij Auch Kurtzbuͤndige Auch spricht Ruben/ in seinem letzten Willen/ hier von folgende worte: Weil sich Josef von aller- lei weibern enthalten und bewahrt hat/ ja alle seine gedanken von aller huhrerei und beflek- kung gereiniget; so ist er angenehm gewesen bei Gott und Menschen. Fuͤrwahr! die Egipti- sche Fraue taͤht ihm viel dampfes an: welche die Zeuberer hohlen lies/ und gab ihm betruͤgliche artzneien. Aber in ihn kahmen keine boͤse begier- den. Daruͤm hat ihn Gott/ der Gott meiner Vaͤter/ vor dem sichtbaren und unsichtbarem tode befreiet/ u. a. m. Tatura ist bei den Egiptern eine gattung des Nachschattens/ vom Dodoneus Stramonia genen- net. Mattiolus meldet/ daß dieses kraut dem Nacht- schatten welcher sonst Solanus heisset/ zwar gleich sei/ aber einen geruch habe als Schlaf kraut/ opium, mit weissen wohlruͤchenden bluhmen/ und dunkelbraunen gekerbten blaͤttern. Aus der bluhme komt eine runt- hafte frucht/ mit einer dornichten schahle/ wiewohl sie auch zuweilen keine dornen hat: welche von etlichen vor die nus Metel bei dem Avizenne gehalten wird. In dieser frucht lieget ein gelber same/ der zuletzt bleich wird; und fast eben die kraft hat/ als das Slafkraut. Dan er machet die menschen tum/ tutzig/ trunken und sinneloß; ja sie fallen in einen so tieffen schlaf/ der wohl drei tage lang waͤhret. Daher pflegen ihn die Egipti- schen Straßenreuber den reisenden Kaufleuten/ klein zerstoßen/ und mit honige vermischt/ einzugeben/ sie trunken und schlafend zu machen; damit sie ihnen ihr geld und guht abnehmen koͤnnen. Dergleichen pflegen auch die Huhren in Egipten und Ost-Indien zu tuhn/ wan sie einen Juͤngling zu ihrem willen zu bringen trachten. Dem geben sie gemelten saamen gemeinig- lich im weine zu trinken: darauf er so sinloß wird/ daß er Anmaͤrkungen. er nicht weis/ was er tuht/ oder redet/ auch nicht ein- mahl/ wan er wieder zu sich selbst kommen/ was er ge- tahn oder geredet. Zur 19 und folgenden zeilen des 129 blats. A Ls ihr Ehherꝛ/ seind abermahl Josefs worte/ wieder von hause war/ bestuͤrmete sie mich aufs neue/ und sagte: ich verschmachte dan/ oder ich mus sterben. Ich wil mich selbsten erseuffen: oder ich wil irgend von oben hinunterspringen/ und den hals brechen; wofern ihr mein begehren nicht volbringet. Als ich nun sahe/ daß der geist Belials sie besaß/ rief ich den HERꝛn an; und sprach zu ihr: Waruͤm seid ihr so entstellet/ und waruͤm gebaͤhrdet ihr euch so uͤbel? Gedenket doch/ ihr verblen- dete in den suͤnden/ daß Sechon/ eures Ehherꝛn Beischlaͤ- ferin/ die euch feind ist/ euren kindern manche schlaͤge ge- ben/ und euer gedaͤchtnuͤs von der welt vertilgen wird/ im fal ihr euch selbsten das leben nehmet. Hierauf ant- wortete sie: Nun sehe ich gleichwohl noch/ daß ihr mei- ner nicht gantz vergessen/ noch mich aus eurem hertzen verbannet. Es ist mir gnug/ das ihr mein und meiner kinder leben beschirmet. Ich habe guhte hofnung/ daß ich noch heute bekommen werde/ was ich suche. Aber sie erkante nicht/ daß ich solches aus der furcht meines Got- tes sagte/ und nicht uͤm ihret willen. Dan imfal sich ie- mand einigen boͤsen Gemuͤhtsbewegungen und begier- den unterwirft/ der wird derselben leibeigner und dienst- knecht/ wie diese gemelte Fraue. Und wan er etwas guhtes hoͤret/ weil er von solcher anfechtung uͤberwun- den ist; so nimt er dasselbe straks zum vorteil seiner boͤ- sen begierden/ u. a. m. Zur 22 und folgenden zeilen des 150 blats. G Uido Panzirol bezeuget/ aus dem Plinius/ am 26 bl. des 1 b. von den verlohrnen gedenkwuͤr- digen dingen: daß der Egiptischen Priester kleider aus dem allerzaͤhrtesten/ weichstem/ und weissestem lein- F f iiij wande Kurtzbuͤndige wande oder baumwollenem zeuge gemacht gewesen; und nicht aus wolle von den tieren. Beroaldus ad Apu- leji l. 11. Milesiacor. Daher sagt Ovidius: Nunc Dea linigerâ colitur celeberrima turbâ. und Marzial: Linigeri faciunt calvi, sistrataque turba. als auch Juvenal: Qui grege linigero circundatus \& grege calvo. Tertullian nennet/ in seinem buche von der Kriegs- helden Krohne/ des HERꝛn Kristus Gewand das eigene kleid des Osiris/ naͤhmlich seiner oder der Isis Priester. Daß aber diese Priester das haar nicht al- lein auf dem heupte/ sondern auch uͤber den gantzen leib abgeschohren/ damit kein unflaht daran bleiben moͤchte/ bezeuget Herodotus in seiner Euterpe. Da- her nennet sie auch Laktantz im 1 b. seiner Unter- weis. deglabra pectora; und Marzial pilatam co- hortem, einen geschohrnen hauffen. Nunciat octavam Phariæ sua turba juvencæ, \& pilata redit jamque subitque cohors. Pilata cohors ist hier in keinem andern verstande gesagt/ als eine geschohrne schaar/ die aller haare entbloͤßet. Und dieses ist in gemelten Dichtmeisters 6 b. klaͤhr- lich zu sehen/ wan er also spricht: Exstirpa , mihi crede, pilos de corpore toto; teque pilare tuas testificare nates. Daher komt auch das wort expilator , welches ei- gendlich einen solchen reuber bedeutet/ der alles so rein hinweg raubet/ daß er auch fast nicht ein haͤrlein an der beraubten leibe uͤbrig lesset. Seewermuht/ welches von den Lateinern absyn- thium marinum, von den Griechen στρίφιον, oder ἀψύν- Anmaͤrkungen. ἀψύνθιον σιρίφιον, nach dem Serifischen Inlande der Egeischen see/ da es uͤberfluͤßig waͤchset/ genennet wird/ war der Isis heilig; gleichwie dem Osiris der Eppich/ und das Rundkraut. Daher ward es auch/ mit den Fiechtenzweigen/ in den Isischen fest gepraͤngen heruͤm getragen. Es pfleget eben uͤm die zeit/ wan der Niel waͤchset/ zu bluͤhen. Die Seitenspiele warden an den heiligen tagen daruͤm gebraucht/ damit/ durch derselben suͤßen klang/ das volk zur heiligen andacht bewegt/ und von weltli- chen gedanken abgehalten wuͤrde. Von allen diesen Festgepraͤngen schreibet Apulejus in seinem 8 und 11 b. weitleuftig. Zur 16 und folgenden zeilen des 132 blats. A Ls nun der heilige Festtag/ schreibet Flavius Josef im 3 b. des 2 b. vor handen war/ welchen auch die Frauen zu begehen pflegten; da stellete sie sich gegen ihren Eh- herꝛn krank/ suchte die einsamkeit/ und dadurch gelegen- heit den Josef zu gewinnen. Und als sie dieselbe gefun- den/ sprach sie ihn/ mit den allerschoͤnsten und suͤßesten worten/ floͤhendlich an. Es were zwar/ sagte sie/ viel besser gewesen/ daß ihr meiner ersten bitte nicht wider- standen/ und entweder das ansehen der bittenden/ oder die heftigkeit der liebe etwas bei euch gelten laßen; wel- che mich zwinget zu vergessen/ daß ich eure Fraue bin/ indem ich euch mit so untertaͤhnigen worten anfloͤhen mus. Jedoch werdet ihr klug sein/ wan ihr euch noch itzund bekwaͤhmet/ und also euren vorigen fehler verbes- sert. Ist es euch auch etwan daruͤm zu tuhn gewesen/ daß ihr aufs neue woltet gebaͤhten sein; so tuhe ich nun dasselbe viel inbruͤnstiger/ als zuvor iemahls. Dan eben daruͤm habe ich mich krank gemacht/ und eure lie- be geselschaft aller freude dieses Festes vorgezogen. Oder habt ihr mir vielleicht nicht zugetrauet/ daß ichs mit ernste meinete; so koͤnt ihr nunmehr gewis schliessen/ daß ich euch nicht betruͤglich versuchet/ weil ich in solcher meinung bestaͤndig verharre. F f v Dar- Kurtzbuͤndige Daruͤm wehlet entweder die angebohtene wohllust zu gebrauchen/ und derselben die euch aufs hoͤchste liebet/ zu gehorchen/ daraus ihr auch noch groͤsseren nutzen zu ge- warten; oder aber machet euch gefast meinen grimmi- gen zorn und euserste ungnade/ so fern ihr eure gewaͤhnte keuscheit meiner gnade vorziehet/ zu vertragen. Und das solt ihr wissen/ daß euch diese keuscheit nichts helfen wird/ wan ich euch bei meinem Ehherꝛn angeben werde/ daß ihr mich habet nohtzuͤchtigen wollen. Dan ob ihr schon die wahrheit sagtet/ so wuͤrde doch Potifar meinen worten mehr gleuben/ als den eurigen. Aber Josef konte auf alle diese worte/ welche sie noch darzu mit traͤhnen bezeugete/ weder aus mitleiden bewogen/ noch aus schroͤkken gezwungen werden/ von seiner vorge- setzten keuscheit abzuweichen. Und also hielt er bestaͤn- dig an diesen so unbilligen anfechtungen zu widerstehen: ja er wolte lieber alles leiden/ als des angebohtenen ge- niessen; indem er wohl wuste/ daß er sich der rechtfaͤrti- gen strafe teilhaftig machte/ so fern er einer Fraue zu ge- fallen/ dergleichen etwas beginge/ u. a. m. Zu den 2 letzten zeilen des 132 blats. I N den Egiptischen suͤmpfen waͤchset das kraut/ das die Arabischen Aertzte Beid el Ossar, oder schlechthin Ossar und el Usar nennen/ und man auch in Europe/ da es in etlichen Kreutergaͤrten zwar gruͤh- net und bluͤhet/ aber keine frucht bekomt/ zu bringen pfleget. Aus dessen gebrochenen oder angeknikten oder aufgeritzten zakken/ und bleichgruͤhnen jungen blaͤttern leuft eine scharfe und bittere milch; welche von der son- nenhitze zusammenrinnet/ und nach der gleicheit mit dem Manna oder zukker/ Man und Saccar el Usar ge- nennet wird. Mit dieser Milch pflegen die Egiptischen Jungfrauen ihre haut zu bestreichen/ sie schoͤn/ klahr/ und glat zu machen. Dan sie vertreibet nicht allein die sonnen- oder sommer-sprossen/ und andere flekker; son- dern sie beisset zugleich das haar aus. Daher pflegt man Anmaͤrkungen. man auch die Tierheute/ sie kahl zu machen/ in dieser milch einzuweichen. Die bluhmen seind safrahngaͤlbe/ und haͤngen knuͤtschelweise an den guͤpfeln der zakken/ nach der erde zu gebogen. Die frucht siehet fast aus wie ein paar kamehlsbaͤlle: daher auch der nahme Ossar, das ist ein bal/ den fruͤchten/ mit dem kraude/ gegeben wird. Den saamen uͤmgiebet eine sehr sanfte wolle: welche man zum zunder gebrauchet/ auch die betten/ und so genenten matratzen damit fuͤllet. Zu den 6 letzen zeilen des 134 blats. A Uch hat sie/ sagt Josef in seinem letzten Willen/ vielmahls ihre aͤrme/ brust/ und beine ent- bloͤßet; da mit sie mich zur liebe bewegen moͤchte. Dan es war eine schoͤne Frau/ und wohlausge- zieret mich zu betruͤgen. Aber der HERꝛ be- wahrte mich fuͤr allen ihren anmuhtungen. Chæ- rea apud Terentium in Eunucho : Ego verò occasionem tam optatam, tam insperatam amitterem? tum ego pol! verè is essem, cui assimulabar. Aber so gedachte Josef mit nichten. Zur 10 zeile des 135 blats. C Ontinens est, qui se continet ab externâ lasciviâ, sed non sine dolore. Intus enim cupiditatum flam- mis vexatur; sed nolens volens sese continet. Paræus ad c. Genes. 39. \& Num. 9. Zu den 8 letzten zeilen des 136 blats. I N potestate, inquit Imperator, sunt servi domino- rum: quæ quidem potestas juris gentium est. Nam apud omnes peræque gentes animatvertere possumus, penes Kurtzbuͤndige penes dominos in servos vitæ necisque potestatem fuisse. l. 1. paragr. 1, ff. de his, qui sui, vel alieni juris sunt. Zur 23 zeile des 138 blats. P Lutarchus Erot. Dulce pomum, ubi custos abest. Ovidius Remed. Amor. 2: Quisquis amas, loca sola nocent, loca sola caveto. Solitudo enim est, quæ etiam virum fortem præcipi- tat in reatum. Petr. Bles. Epist. 9. Et Magna pars peccatorum tollitur, si peccaturis testis assistat. Seneca. Zur 25 und folgenden zeilen des 138 blats. S Undige nicht: dan Gott siehet es/ die Engel seind darbei/ der Teufel wird dich anklagen/ dein Ge- wissen wird zeuge sein/ und die hoͤlle deine strafe. Ocu- lum in te intendit suum, qui tuum fecit. Augustinus, de Verbo Dom. Parietibus oculi hominum submoven- tur. Divinum autem numen nec visceribus sub- movetur, quo minus totum hominem perspiciat ac norit. Lactantius. Deus totus oculus, quia omnia vi- det; totus manus, quia omnia operatur; totus pes, quia ubique est. Augustin. sup. Ps. 120. Intra omnia, nec inclusus; extra omnia, nec exclusus. Hildebertus. So- lius DEI est in duobus locis, \& per totum mundum in eodem momento inveniri. Athanasius q. 26 ad An- tioch. Quid prodest non habere conscium, habenti con- scientiam. Lactant. l. 6, c. 24, ex Senecâ. Mala conscien- tia delictorum nostrorum ipsa est testis, \&c. Das boͤse Gewissen ist selbsten unserer suͤnden zeuge/ selbsten unser richter/ selbsten unser haͤnker/ selbsten unser gefaͤngnuͤs. Es klaget uns auch selb- Anmaͤrkungen. selbsten an/ es richtet/ verurteilet/ und verdam- met uns selbsten/ sagt Barnard. Conscientia cu- jusque propria certum est testimonium judicii divini. Richterus Axiom. 48. Daruͤm sagt unser Josef bei dem Flavius Josef sehr wohl: Satius esse conscien- tiæ rectè factorum, quàm peccati latebris fidere, das ist/ es sei besser sich auf sein guhtes Gewissen/ als auf eine ungewisse bedekkung seiner suͤnden/ zu verlaßen. Zur 9 zeile des 139 blats. D An ausser dem/ daß den Josef seine Gottesfurcht/ welche Barnard die tuͤhrhuͤhterin des gemuͤhts nennet/ hiervon abhielt; so wuste er auch sehr wohl/ daß die Ehbrecher in Egipten/ nach Diodohrs zeugnuͤsse/ mit verlust des maͤnlichen gliedes gestraft warden. Daher sagt Horatz: Quin etiam illud accidit, ut quidam testes, caudamque salacem demeteret ferro. Zudem war die strafe der Leibeigenen/ die einen Eh- bruch begangen/ bei den Alten noch viel schaͤrfer; wie Aerod. im 19 h. des 8 b. von den Juͤdischen sa- chen bezeuget. Zum beginne des 140 blats. G Leichwohl/ spricht Josef in seinem letzten Wil- len/ zog sie mich nachmahls mit gewalt bei den kleidern/ damit ich sie fleischlich erkennen solte. Und als ich sahe/ daß sie mit aller gewalt unsinnig war/ indem sie mich bei den kleidern fest hielt; da lief ich weg. Und Flavius Josef schreibet hiervon also: Aber sie hielt viel heftiger an: Kurtzbuͤndige an: und weil sie mit worten nichts ausrichtete/ so schlug sie die hand an den Juͤngling/ ihn mit gewalt zu ihrem willen zu zwingen. Da sprang Josef/ welcher des weibes unbaͤndige ungestuͤh- migkeit nicht laͤnger vertragen wolte/ indem er auch seinen rok/ daran sie ihn fest hielt/ im stiche lies/ zur kammer hinaus. Hierauf beschlos sie/ teils weil es sie schmertzete/ daß ihr ansuchen abgeschlagen worden/ teils auch weil sie sich be- fahrete/ ihr Ehherꝛ moͤchte ihr boͤses vorhaben erfahren/ den Josef bei zeiten faͤlschlich anzuge- ben/ und sich also an ihm zu raͤchen. Dan sie/ als eine arglistige frau/ gedachte ihm mit der anklage zuvorzukommen. Und daruͤm saß sie betruͤbt und entruͤstet: auch stellete sie sich/ als wan dieser aus vergebens verhofter saͤttigung ihrer begierden entstandener unmuht ein recht- maͤßiger zorneifer wegen ihrer angefochtenen keuscheit sei/ u. a. m. Ambrosius lib. de Joseph, c. 5. Magnus vir Joseph , qui venditus, servile nescivit ingenium; adamatus, non adamavit; rogatus, non ad- quievit; comprehensus, aufugit. Pel. ad Demetriadem: Concupiscitur à domina Ado- lescens, nec ad concupiscentiam provocatur: rogatur, \& fugit: castum animum nec ætas adolescentiæ per- movet, nec diligentis auctoritas: nec aspectu solùm, sed ipso penè complexu, provocatus à fæmina, fæmi- nam non concupivit. Zur 15 zeile des 140 blats. A Mici, qui sese mereri omnia præsumunt, si quid- quam non extorserint, atrociores sunt ipsis quo- que hostibus. Aurelius Victor. Aut amat, aut odit Mu- lier: nihil est tertium. P. Syrus. Sic omne coactum tra- Anmaͤrkungen. tragicum habet exitum. Baldus addit. neque ab initio c. de Nupt. Zur 28 und folgenden zeilen des 140 blats. S Celere velandum est scelus. Seneca in Hippolito. Zur 21 und folgenden zeilen des 148 blats. H Iiervon schreibet Moses im 39 h. seines ersten buches/ in den drei letzten spr. mit kurtzen worten: als auch Josef selbsten straks im anfange seines letz- ten Willens. Zum anfange des 193 blats. D Ieses erzehlet Josef in seinem letzten Willen fol- gender gestalt: als ich also gebunden und gefesselt lag/ ward die Egiptische Frau vor schmertzen krank. Und sie stund/ und horchte/ wie ich den HERꝛn lobete/ und ihm dankte/ in der fuͤnsternuͤs meines gefaͤngnuͤsses. Dan ich priese meinen Gott mit froͤhlicher stimme/ und machte seinen ruhm groß; weil Er mich/ durch diese ge- fangenschaft/ von der Egiptischen Frauen erloͤset. Aber sie fing auch alhier an/ mich von neuen zu bestuͤrmen. Wohlan dan/ sagte sie/ nehmt meinem vorschlag an/ und tuht/ was ich begehre; so wil ich euch von euren banden befreien/ und aus diesem fuͤnstern loche erloͤsen. Aber so weit konte sie mich nicht bringen/ daß ich auch nur die gedanken bekommen/ boͤses zu tuhn. Dan Gott liebet denselben/ der in einem dunkelen gefaͤngnisse sitzet/ und in reinligkeit fastet/ vielmehr/ als einen andern/ der mit seiner Braut in wohlluͤsten lebet. Und wan iemand in sauberheit lebet/ und begehret ruhm und ehre; so be- komt er sie von dem Allerhoͤchsten/ gleichwie ich sie be- kommen habe/ so fern es Ihn guht duͤnket. Ja sie kahm in ihrer krankheit vielmahls vor mein gefaͤngnuͤs/ und wan sie mich baͤhten hoͤrete/ fiel sie mir uͤm so viel mehr verdruͤßlich. Aber so bald ich ihr seufzen vernahm/ schwieg ich stil/ u. a. m. Zur Kurtzbuͤndige Zur 12 und folgenden zeilen des 155 blats. H Iesige geschicht beschreibet Moses im 40 haupt- stuͤkke seines ersten buchs zwar weitleuftig genug/ doch gleichwohl setzt er nicht ausdruͤklich hinzu/ waruͤm der Koͤnig seine zween Kaͤmmerer zum gefaͤngnuͤsse verdam̃et. Aber die Arabischen Geschichte nennen ihre verbrechen mit ausgedruͤkten worten: als auch mehr- gemelter Greiffensohn in Josefs Lebensbeschrei- bung. Zurletzten zeile des 160 blats. D Iesen zweifachen Traum des Koͤniges erzehlet Moses/ im 41 hauptstuͤkke seines 1 buchs/ aus- fuͤhrlich: als auch Flavius Josef in seinen Juͤdischen Geschichten/ und Pierius am 28 bl. seiner heiligen Bilderschriften. Zur 10 und folgenden zeilen des 162 blats. S Unt enim Somnia ex diurna cogitatione quasi in si- dibus cessantis impulsus extremæ quædam motio- nes, quæ ex impulsu resultant, eoque cessante adhuc aliquandiu perdurant; inquit Gregor. Nicenus Tract. de opificio hominis c. 13. Wer mehr von den Treumen zu wissen begehret/ der kan des Apomasaris/ sonder- lich aber des Artemidorus Traumbuͤcher/ aufschla- gen; als auch den Aristoteles in seinem Buche von den Treumen/ und unsren Schatz der ungesund- heit/ im 21 haupst. des 2 B. am 162 bl. u. a. m. Zur 7 zeile des 167 blats. D Ieses erzehlet Moses/ im 9 und folgenden spr. des 41 h. seines 1 buches. Zu Anmaͤrkungen. Zu den 3 letzten zeilen des 172 blats. A Lles dieses findet man im 33 und folgenden spr. des 41 haupst. im Buche der Schoͤpfung. Zur 5 zeile des 178 blats. D Urch das Reich der Schaͤllenbuͤgel verstehen wir alhier Egipten. Es ist eine raͤhtslerische re- dens ahrt/ aus dem Esaias genommen: welcher sein 18 hauptstuͤkke also anfaͤnget: : das ist/ weh dem Lande des Klingels oder der Schaͤllen mit dem rande/ Cymbali orarum , id est Sistri , (da die Isischen Priester mit Klingelspielen oder Schaͤllenbuͤgeln spielen) jen- seit den fluͤssen des Kusischen Arabiens/ trans flumina Chus , id est Arabiæ Chusææ: welches Bil- der (das Heupt des Osiris) in die See sendet/ und zwar in gefaͤßen oder schiffen vom Papierschilfe auf den wassern. Oder kuͤrtzer und eigendlicher: weh dem Reiche/ das die Schaͤllenspiele ge- brauchet/ und uͤber den Arabischen fluͤssen lie- get: welches seine Goͤtzenbilder in die See sen- det/ mit seinen schiffen aufden wassern. Dieses ist/ nach meinem urteile/ die eigendlichste erklaͤhrung der worte des Esaias/ und derselben verstandes: der auch Hieronimus/ in seiner uͤbersetzung ziemlich na- he/ ja unter allen uͤbersetzern am naͤchsten kommet; welche also lautet: Væ terræ Cymbalo alarum , quæ est trans flumina Æthiopiæ. Qui mittit in mare lega- tos, \& in vasis papyri super aquas. Das ist/ weh dem lande der Schaͤllenfluͤgel/ das uͤber den Mohrenlaͤndischen fluͤssen liegt. Der Gesanten in die see schikt/ und in faͤssern vom papierschilfe uͤber den wassern/ u. a. m. Aber die siebenzig Tahl- G g met- Kurtzbuͤndige metscher gehen weiter darvon ab/ wan sie die gemelten Ebreischen worte der Weissagung in die Griechische sprache folgender gestalt uͤbertragen: ὀυαὶ γῆς πλάων πτε- ρύγων ἐπέκεινα πτταμᾶν ἀιϑιοπίας; ὁ ἀποςέλλων ὀν ϑαλάσ- σῃ ὄμηϱα, καὶ ἐπιςολὰς βι λίνας ἐπάνω τοῦὗδατος. Dieses hat der Lateinische uͤbersetzer also gegeben: Væ terræ navium alarum, trans flumina Æthiopiæ. Qui mittit in mari obsides, \& epistolas papyraceas super aquam. Das ist/ weh dem lande der schiffe mit fluͤgeln oder segeln/ uͤber den fluͤssen des Mohrenlan- des: der im meere buͤrgen oder pfandsleute/ oder vielmehr pfaͤnde ausschikket/ als auch Sende- schreiben vom papierschilfe/ uͤber dem wasser. Eben so weit weichet auch der Kaldeische uͤbersetzer oder erklaͤhrer vom Ebreischen grundverstande folgender ge- stalt ab: væ terræ, ad quam veniunt in navibus de terra longinqua, \& vela eorum extensa sunt, quasi aquila, quæ volat alis suis; quæ est trans flumina Æthiopiæ. Quæ mittit in aquis nuncios, \& in trieribus super fa- ciem aquarum. Das ist/ weh dem lande/ dahin man aus fernen laͤndern auf schiffen kommet/ und derer segel sich ausbreiten/ wie ein Adler/ wan er mit seinen fluͤgeln fluͤget; das uͤber den fluͤssen des Mohrenlandes ist. Welches in den wassern Bohten aussendet/ und in dreirudrich- ten schiffen uͤber den flaͤchen der wasser. Ja un- sere Hochdeutsche uͤbersetzung komt dem eigendlichen sinne des Esaias nicht naͤher; wan sie also lautet: weh dem lande/ das/ unter den segeln/ im schat- ten faͤhret/ disseit den wassern des Mohrenlan- des: das Bohtschaften auf dem Meere sendet/ und in Rohrschiffen auf den wassern faͤhret. Hier sehen wir/ daß der uͤbersetzer in betrachtung gezo- gen/ daß Esaias im Juͤdischen lande geschrieben/ und daher Egipten nicht beschreiben koͤnnen/ als ein land uͤber Anmaͤrkungen uͤber den Mohrenlaͤndischen fluͤssen; weil Mohrenland/ nach dem Juͤdischen lande zu rechnen/ nicht disseit/ son- dern jenseit Egipten lieget. Daruͤm hat er auch/ ob schon alle vorigen uͤbersetzer das wort jenseit gebraucht/ darvor lieber disseit setzen wollen: damit seine uͤber- setzung nicht wider die gelegenheit der laͤnder lauffen moͤchte. Aber er hette gantz nicht noͤhtig gehabt/ daß woͤrtlein jenseit in disseit zu veraͤndern/ wan er ge- wust hette/ daß Esaias durch das wort בוש Chus, nicht Mohrenland/ sondern Arabien/ verstanden. Und hierinnen hatten ihn die vorigen uͤbersetzungen/ als auch die meinungen der Kirchenvaͤter und anderer verleitet. Dan fast alle alte Schreiber/ als Filo/ Jo- sefus/ Eusebius/ Hieronimus/ Eustatius/ der Verfasser des Alexandrischen Zeitbuches/ ja alle Alt- vaͤter haben das land Kus vor Mohrenland ge- halten: auch selbst die alten Ebreer und Araber; den einigen Jonatan ausgenommen/ welcher in sei- ner Erklaͤhrung des 6 spr. im 10 hauptst. des buchs der Schoͤpfung vor das Ebreische בוש Chus עדביא Ara- bia gesetzet. Und daß diese letzte erklaͤhrung besser und wahrhaftiger sei/ hat der fuͤrtrefliche Bochart in sei- nem Faleg am 238 und 239 bl. eben so gelehrt/ als weitleuftig/ eroͤrtert. Die fluͤsse aber des Kussischen Arabiens/ welches ein teil des gluͤklichen und steinich- ten Arabiens ist/ und zwischen Egipten und dem Juͤdi- schen lande lieget/ seind Besor/ der sich in die Mittel- laͤndische see ergiesset; der flus Trajan/ welcher bei der Heldenstadt in das Rohte meer sich stuͤrtzet; Koris/ dessen Herodotus in seiner Talia gedenket/ und an- dere. Nur eines wollen wir noch errinnern: naͤhm- lich daß so vieler/ ja fast aller alten irtuhm aus der ei- nigen uͤbersetzung der siebenzig uͤbersetzer entsprossen: welche/ weil sie hierinnen geirret/ auch nachmahls alle ihre nachfolger irren gemacht. G g ij Das Kurtzbuͤndige Das obgemelte Ebreische wort , welches die meisten fluͤgel erklaͤhren/ haben wir rand verdeut- schet: weil uͤberal vor den rand oder das euser- ste ende eines ieden dinges/ so wohl der fluͤsse und der erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und also ist ein klingel oder eine zimbel der raͤnder oder mit raͤndern ein Schaͤllenspiel mit raͤndern oder mit einem buͤgel uͤmgeben: welches die Griechen von σάιομαι, d. i. ruͤtteln/ bewegen/ σεῖςρον, die Lateiner sistrum nennen. Dan es ist eine gattung der so genenten Zimbeln: die Esaias alhier, billich das ist/ ein klingendes spielzeug/ vom klingen/ tinnire, heisset. Diese Klingelspiele waren von ertz/ von silber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11 seiner Verwandlungsbuͤcher bezeuget: und hierinnen von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterschieden/ daß diese rund waren/ als ein runter baͤcher/ und als ein blat vom Nabelkraude gestaltet/ wie Turnebus aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b. anweiset; jene aber ei- oder laͤnglich-rund/ mit einem rande/ daran etliche schaͤllen hingen/ und/ im bewegen und anschlagen/ einen lieblichen klang von sich gaben. Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29. Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demsterus paralipo- men. ad Rosini Antiquitat. Rom. c. ult. l. 2. Von diesem Klingelspiele/ cymbalo marginato, id est, sistro, hat Esaias das Egiptische land terram sistratam, gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr ihre Priester selbst/ sistratam turbam, genennet; weil naͤhmlich das Schaͤllenspiel oder der Klingelbuͤgel ihr eigenes spielzeug war. Marziahl: Linigeri fugiunt calvi, sistrataque turba. Ovidius l. 3 Eleg. Quid nunc sacra juvant? quid nunc Ægyptia prosunt Sistra. Idem Anmaͤrkungen. Idem de Ponto l. 1, Eleg. 1: Jactantem Phariâ tinnula Sistra manu. Juvenalis: Isis \& irato feriat mea lumina Sistro. Dan es war der Isis/ als ihr eignes spielzeug/ gehei- liget/ und ward von ihren Priestern/ wan sie ihre feier- tage begingen/ staͤhts gebrauchet. Daher singt auch Tibul/ im 3 ged. des 1 buchs: Quid tua nunc Isis tibi Delia? quid mihi prosunt illa tuâ toties æra repulsa manu? Wie nun/ bei mehr gemeltem Esaias/ des Egip- tischen reichs eigene kenzeichen das Klingelspiel/ und dessen gelegenheit uͤber den Kusischen oder Ku- sisch-Arabischen fluͤssen seind; so schreibet ihm eben derselbe noch ein drittes zu: naͤhmlich die sendung der Goͤtzenbilder in diesee/ in papiernen faͤssern/ uͤber den wassern. Alhier geben etliche das Ebrei- sche wort Bohten/ gesanten/ oder boht- schaften/ auch briefe; wir aber Bilder oder viel- mehr Goͤtzenbilder/ vom zeitworte , das ist bil- den. Dan also nennet eben derselbe Esaias im 16 spr. des 45 h. die Bildhauer oder Bildschnitzer . Und hierdurch verstehet der Weis- sager anders nichts/ als des Osiris Heupt: welches von den Egiptern zu Alexandrien jaͤhrlich in die see geworfen/ und von dar in sieben tagen vom Teufel nach Biblus getrieben ward; wie Luzian/ in seinem buche von der Sirischen Goͤttin/ bezeuget. Auch melden Zirillus/ und Prokopius/ in ihren Anmaͤrkungen uͤber den Esaias fast eben dasselbe. Macrobius l. 1 Saturnal. Elias Schedius de Diis Germ. p. 74. Die Papierne faͤsser/ oder Gefaͤße aus Pa- pierrohre oder Papierschilfe/ seind auch anders G f iij nichts/ Kurtzbuͤndige nichts/ als Egiptische schiffe/ die man vor alters aus diesem Egiptischen rohrschilfe zu machen pflegte; wi Teofrast/ und Plinius bezeugen. Des letzten wor- te seind diese : Ex ipso papyro navigia texunt, \& è libro vela tegetesque. Zur 6 zeile des 178 blats. H Ier haben wir auf die sehr schmahle laͤnge des Egiptischen Reichs/ da der Niel mitten durch hin fliesset/ also daß er zu beiden seiten laͤngsthin ein aͤn- ges zwischen den gebuͤrgen liegendes land/ als zwee eingezogene fluͤgel/ hat/ ein auge gehabt. Und die ser schmahlen laͤnge wegen/ nennet Esaias in eben diesem itztgemeltem 18 h. die Egipter gentem in longitudinem extensam, ein ausge- strektes/ und in die laͤnge gezogenes volk: wel- ches/ in unserer Hochdeutschen uͤbersetzung/ uneigend- lich/ ein volk/ das ausgemaͤssen ist/ gegeben wird. Hiervon siehe/ was wir droben in den Anmaͤrkungen am 367 bl. gesagt. Zur 11 zeile des 178 blats. M It diesen worten zielen wir auf die koͤniglichen Treume: welche Josef gedeutet/ und raht ertei- let/ wie dem gedreueten uͤbel koͤnte begegnet werden. Zur letzten zeile des 178 blats. E Rrif/ also schreibt es Leo der Afriker: welches eben so viel ist/ als das Arabische mit dem vorangefuͤgtem Arabischen geschlechtsworte: das vor dem R anders nicht ausgesprochen wird. Sonst wird es gemeiniglich ohne das geschlechtswort gebraucht/ als Anmaͤrkungen. als ϱὶ oder ϱι ὶ, welches in der alten Egiptischen sprache/ wie Horus im 7 h. des 1 b. seiner Bilder- schriften bezeuget/ eine Birne geheissen. Und also ward eigendlich dasselbe teil des Egiptischen Reichs/ das itzund den nahmen Delta fuͤhret/ nach seiner oben zugespitzten/ und unten breitlichten gestalt/ von den Egiptern genennet; wiewohl man dadurch auch zuwei- len das gantze Egipten verstund. Die Ebreer haben daraus Rahab gemacht: und dieses wort wird in der h. Schrift vielmahls ebenmaͤßig vor das gantze Egipten gebraucht: als im 11 spr. des 89 Harfenlie- des/ im 9 spr. des 51 h. bei dem Esaias/ und bei dem Job im 12 spr. des 26 h. wiewohl es in diesem letzten orte vielleicht in einem gantz andern verstande stehen sol. Sonsten ist auch Errif/ welches wir alhier gleich- maͤßig vor das gantze Egipten genommen/ ein nah- me der 5 Landschaft oder Reichshauptmanschaft des Koͤnigreiches Fes: welche an die mittellaͤndische see stoͤßet/ sehr viel berge begreiffet/ und ein rechtes Wein- land ist; wiewohl der wein schwartz von farbe. Zur 1 zeile des 179 blats. H Iermit haben wir auf den Nahmen Josef ansple- len wollen: welcher auf so genente Kabalistische weise/ die uhrsachen/ waruͤm ihn Jakob also genen- net/ anzuzeigen/ folgender gestalt entknoͤhtelt wird: Josef. Gott hat mir benommen den mangel. Gott setze mir hinzu/ mit hinzusetzen/ einen andern Josef/ das ist Sohn. G g iiij Zur Kurtzbuͤndige Zur 12 zeile des 179 blats. H Iiermit haben wir auf den Nahmen Assenat oder Asnat gezielet: welcher schoͤn/ und zugleich auch eine Heilandin/ Heilmacherin/ oder Aertztin heisset: wie auch auf Josefs ehrennahmen/ der ihm nachmahls zugeeignet ward. Zu den 3 letzten zeilen des 181 blats. D Er Basiliske/ wan ihm ein spiegel vorgehaͤnget wird/ blaͤset mit seinem giftigen ahtem/ indem er sein bildnuͤs darinnen erblikket/ und es vor einen an- dern Basilisken ansiehet/ so stark und so lange dar- auf zu/ den gewaͤhnten Basilisken im spiegel todt zu blasen/ bis er sich selben todt blaͤset: und daruͤm wird er vor ein sinbild der Neidhaͤmmel gehalten. Zur 11 und folgenden zeilen des 184 blats. D Iesen Traum erzehlet Josef seinen Soͤhnen selbst/ in seinem Letzten willen. Zur 18/ 24/ und folgenden zeilen des 196 blats. I M 41 haupstuͤkke des Buches der Schoͤpfung/ vom 39 spruche bis auf den 43 erzehlet Moses die- se begaͤbnuͤs mit kurtzen worten: als auch die Geschicht der Assenat/ und Josef der Juͤdische Geschichtschrei- ber. Bei gemeltem hauptstuͤkke des Moses kan eben- maͤßig Kornelius à Lapide, in seinen Anmaͤrkungen/ gelesen werden. Vom Elefanten/ daß er der Koͤnige sinbild gewe- sen/ schreibet Johan Pierius im 2 b. seiner heiligen Bil- Anmaͤrkungen. Bilderschriften am 15 und 16 bl. weitleuftig. Daß er sich nicht neugen oder beugen koͤnne/ und keine ge- lenke in den kniehen habe/ wird von etlichen bejahet/ von andern verneinet; wie bei dem Aldrovanden/ Jonstohn/ und andern zu lesen. Zur 1 und 2 zeile des 198 blats. Tsaphnath Paaneach, der Egiptische Ehrennahme des Josefs/ den ihm der Koͤnig im 45 spr. des 41 h. aus dem Buche der Schoͤpfung giebet/ wird auf unterschiedliche weise gelesen/ und erklaͤhret. Die siebenzig uͤbersetzer/ die ihre uͤbersetzung in Egip- ten selbst gemacht/ schreiben Ψοντονφανὲχ: welches Hie- ronimus Salvator mundi, das ist Heiland der welt/ giebet; andere in großer anzahl/ einen Ausleger der geheimnuͤsse/ oder Verkuͤndiger zukuͤnftiger dinge. Viel lesen Zophnath Paneah, auch Saphe- nath paneah; und wollen das erste wort vom Griechi- schen σοφὸς, das ist weise/ oder ein weiser/ herleiten. Aber dazumahl wusten die Egipter von der Griechi- schen sprache noch nichts. Der seelige Luhter giebt es einen Heimlichen Raht. Doch hiervon kan Ama- ma uͤber das Buch der Schoͤpfung/ als auch Kir- chers Koptischer Vortrab/ im 5 hauptst. und Jo- han Vikkars uͤber das 105 Harfenlied gelesen werden. Zur 26 zeile des 198 blats. D Ie Reichsstaͤbe der Egiptischen Koͤnige hatten auf der spitze einen Storch oder Storchskopf/ und endigten sich unten mit einer klaue oder einem fu- ße vom Fluspferde/ aus golde oder anderem ertze ge- macht; wie Suidas/ und des Aristo fanes Ausle- G g v ger/ Kurtzbuͤndige ger/ als auch Tisius am 151 bl. und Joh. Pierius am 170/ und 295 bl. melden. Weil nun der Storch bei den Egiptern ein sinbild der froͤmmigkeit und tu- gend/ das flußpferd aber der boßheit und untu- gend war; so wolten sie hiermit andeuten/ daß die- selben/ die den Egiptischen Reichsstab fuͤhreten/ die Tu- gend und froͤmmigkeit erhoͤben/ und ihr folgen; die un- tugend aber und boßheit mit fuͤßen traͤhten und un- terdruͤkken solten. Dan wie der Storch seine Eltern so liebet und ehret/ daß er sie im alter speiset/ ja selbst auf seinen fluͤgeln forttraͤget; so pfleget das Flus- pferd/ welches Hippopotamus genennet/ und im Niele/ auch zu weilen bei demselben auf dem lande gefunden wird/ seinen Vater straks in der ersten ju- gend frefentlich anzufallen/ und seine geulheit an der Mutter zu buͤßen; wie Plinius im 25 h. seines 8 b. und Aristoteles im 7 des 2 b. seiner Tiergeschich- te bezeugen. Und dieses beides hat den Egiptischen Priestern zur erfindung beider sinbilder anlaß gege- ben. Auch ist Keiser Hadrian eben daher bewogen worden/ einen Storch auf seine Muͤntzen/ mit dieser beischrift/ Pietas Augusta, bilden zu laßen. Zur 10 und folgenden zeilen des 200 blats. H Iervon schreibet Moses also: und (der Koͤnig) lies ihn auf seinem andern wagen fahren/ und vor ihm her ausrufen: der ist des Landes Vater. So hat der seelige Luhter das wort Abrech verdeutschet. Aber Hieronimus giebet es/ pater re- gis tener annis, das ist/ der zahrte und junge Va- ter des Koͤniges: und Onkelus/ als auch Sa- lomon Jarchi/ und Judah/ der juͤngere Va- ter. Zur Anmaͤrkungen. Zur 16 zeile des 201 blats. D Aher hat Polemon die Augen/ als bohten des Hertzens/ des Gemuͤhts tuͤhren genennet: und der Heilverkuͤndiger Matteus saget in seines 6 h. 22 spr. das Auge ist des leibes licht. Wan dein au- ge einfaͤltig ist/ so wird dein gantzer leib liecht sein. Wan aber dein auge ein schalk ist/ so wird dein gantzer leib fuͤnster sein. Aber besiehe/ was wir hiervon bei der 8 zeile des 21 blats gesagt. Zur 16 und folgenden zeilen des 202 blats. V On der Stadt Heliopel haben wir droben bei der 29 zeile des 26 blats schon uͤberfluͤßig gehandelt. Das land Gessen/ wie es Hieronimus/ und nach ihm die meisten nennen/ wird von den siebenzig uͤber- setzern γέσεμ, Gesem/ von andern Gossen/ auch Go- sen/ denen der seelige Luhter gefolget/ und vom Ar- tapan/ bei dem Eusebius/ Καίσαν, Kaͤsan benah- met. Auch schreibet Benjamin/ daß es zu sei- ner zeit Bulzir Zalbiz geheissen: und etliche wol- len/ daß es itzund Tebais genennet werde. Vom Hermes Trismegist haben wir bei der 12 zeile des 5 blats ebenmaͤßig genug gesprochen. Zur 11 zeile des 203 blats. D Es Juͤdischen Schriftgelehrtens Eliesers ’wor- te vom Potifar lauten also: , hoc est, Philosophus magnus, ac Prœses literarum, \& cultus Solis, \&c. Zur Kurtzbuͤndige Zur 20 und folgenden zeilen des 203 blats. A Lles dieses beschreibet die Geschicht der Assenat weitleuftig/ und fast mit eben denselben worten/ welche wir alhier gebrauchen: ja die gantze begaͤbnuͤs/ wie sie auf dem 204 und folgenden blaͤttern folget. Zur 10 zeile des 206 blats. H Ieronimus/ im 1 b. wider den Jovian/ sagt von dem Weibesvolke also: Mulieris tactus quasi contagiosus est ac venenatus, viroque fugiendus non minus, quàm rabidissimi canis morsus. Und Dioge- nes urteilete von ihnen/ nach seiner weise: Mulier spe- ciosa est templum ædificatum super cloacam. Zur 28 und folgenden zeilen des 206 blats. D Ie Keuschheit ist ein spiegel/ der allein durch das anschauen/ und anhauchen ver- dunkelt wird/ sagt Egidius. Und Hieronimus schreibet in seinen Briefen: Memento semper, quòd Paradysi colonum de possessione sua Mulier ejecerit. Zur 24 und 25 zeile des 208 blats. D Aß dieses uͤm das 2213 weltjahr/ nicht lange vor Abrahams tode/ geschehen sei/ meldet Kircher in seinem Egiptischen Oedipus. Andere setzen es uͤm das 1840 jahr vor der Heilgebuhrt. Ja fast kein Schrei- ber komt hierinnen mit dem andern in der jahrzahl uͤberein. Zum anfange des 109 blats. H Iervon schreibet Plinius im 8 h. seines 36 B. von den sitten der Egipter: da er zugleich meldet/ daß Anmaͤrkungen. daß Mitres/ das ist Mizraim/ der in der Sonnen- stadt geherschet/ oder sein sohn Misramutisis/ den die Araber Nakraus nennen/ der erste gewesen/ der die Sonnenspitzen zu bauen angefangen: und dasselbe sei ihm/ durch einen traum/ befohlen worden. Aber dieses hat er ohne zweifel nur daruͤm vorgegeben/ da- mit es/ als eine eingebung der Gotter/ uͤm so viel hoͤ- her geachtet wuͤrde. Doch hiervon schreibet der Araber Abenefi viel anders. Wer von den Sonnenseulen mehr zu wissen begeh- ret/ der lese obgemelten Plinius im 8/ 9 und 10 h. des 36 buches; als auch Isidoren im 31 h. des 18 b. Blonden im 1 b. seines wiedererneuerten Rohms; den Polidorus Virgilius im 11 h. des 3 b. von den Erfindern der dinge; den Panzirol im 1 b. von den verlohrnen dingen am 66/ 178/ und 179 bl. die Araber Abulfeda/ Artefi/ Aben Vaschia/ und Kirchern in seinem Werke von den Feuerseulen/ als auch im Egiptischen Oedipus/ und in der Pamfilischen Sonnenseule. Diese Seulen waren alle aus Tebi- schem Marmel: und man lieset nur von einer einigen bei dem Teofrast/ die aus vier Smaragden/ 40 ellen hoch/ aufgefuͤhret gewesen/ und in einem Egipti- schen Goͤtzenhause des Jupiters gestanden. Plinius im 5 h. des 37 b. Zur 14 zeile des 209 blats. D Iesen Seulen/ welche wir nicht eigendlicher/ als Sonnenspitzen/ nennen koͤnnen/ wird von den Lateinern/ ihrer spitzigen und schlanken gestalt nach/ ge- meiniglich der uhrspruͤnglich griechische nahme Obe- liscus gegeben; welches so viel heisset als ein kleiner Brahtspis. Dan ὀ ηλίςκος, veruculum, ist das verkleinerungswort von ὄ ηλος, veru, brahtspis. Sie Kurtzbuͤndige Sie moͤchten zwar mit besserem fuge/ als so gar große Seulen/ große Brahtspisse heissen: aber es schei- net/ daß ihnen dieser verkleinerungsnahme zuerst aus schertze gegeben/ und darnach also behalten worden. Die Araber nennen sie sonsten Messalet Pharaun, das ist/ Faraons spitzen oder nahteln: und die Waͤlschen/ ihnen zur folge/ Aguglia; welches wort sie aus dem Lateinischen acus, das ist/ eine nahtel/ oder etwas/ das oben spitzig und scharf ist/ gebildet. Daß man sie aber in der Hochdeutschen sprache Nahteln/ oder in der Niederdeutschen Naalden/ welches eigendlich Nadelen heissen solte/ nach der Araber messelet, und der Waͤlschen aguglia nennen wil/ das lesset beider worte uhrsprung und uhrspruͤngliche bedeutung in unserer sprache nicht zu. Dan so wohl das Niederdeut- sche nadel/ oder versetzt naalde/ als das Hochdeutsche Nahtel/ ist aus naht gebildet/ und heisset eigend- lich ein werkzeug/ damit man eine naht naͤhet. Was hat nun eine Sonnenspitze mit der naht oder dem naͤhen zu tuhn/ und was vor eine gleicheit hat sie mit einer geoͤhrten Nahtel/ oder einem dinge/ damit man naͤhet. Daruͤm komt den Sonnenspitzen der nahme Nahtel/ zumahl weil diese rund/ und jene vierekkicht seind/ anders nicht/ als gantz uneigendlich/ zu: ja noch viel uneigendlicher den Grabspitzen/ wel- che die Hollaͤnder auch Gꝛafnaalden nennen; weil diese so gar vierschroͤhticht plump und dikke seind/ daß man sie eher Zaunstaken/ oder lieber Truͤmmel/ als nahteln/ nennen koͤnte: ja der nahme Zaunstake/ oder Truͤmmel selbst were zu wenig ihre so sehr dikke klumpfichte gestalt damit zu verstehen zu geben. Zu- dem was haben wir noͤhtig ein so gar uneigendliches wort zu suchen/ da wir so ein guhtes und eigendliches/ naͤhmlich Spitze/ haben: welches zu beiderlei seulen sich uͤberaus wohl schikket; weil es nicht allein ein scharf- Anmaͤrkungen. charf- und schlank-spitziges/ sondern auch ein stumpf- nd plump-spitziges ding bedeutet. Besser hat Her- es Trismegist selbsten seinen erfundenen Son- enseulen den nahmen Sonnenfinger zugeeignet: eil nicht allein die Strahlen der Sonne/ sondern auch ie Sonnenseulen/ die er nach ihnen gebildet/ den fin- ern der gestalt nach besser gleichen: und die sonnenstrah- en seind auch als finger; damit die Sonne gleichsam m sich greiffet/ und ihre herschaft in den vier Uhr- esen ausfuͤhret; ja manchem so hart auf den kopf und die augen tastet/ wan er lange darinnen stehet/ daß r es eine guhte weile fuͤhlet. Zur letzten des 210/ und ersten 3. des 211 blats. H Iervon besiehe den Vorbericht unsers Helikoni- schen Rosentahls/ oder des Ertzschreines der Deutschgesinneten Genossenschaft Rosen- unft/ am 2 und 3 blatte. Daß Moses in der Egiptischen weisheit sei unterwiesen gewesen/ lieset nan in der Zwoͤlfbohten Geschicht/ im 7 hauptstuͤkke: a daß er darinnen in kurtzer zeit so zugenommen/ daß r alle Egipter/ durch scharfsinniges nachdenken/ uͤber- roffen/ bezeuget Filo der Juͤde/ als auch Justinus er Weisemeister/ in seinem Buche von den Heidni- chen fragen/ und Klemens im 5 seiner Prunk- ekken. Zur 9 zeile des 211 blats. T Anis/ τάνις, wird bei dem Ezechiel/ im 30 h. Tafnis Thaphnis, davor Hieronimus Zohan der Zoan lieset/ und vom Antoninus Thanis, vom Egesippus aber Thamna genennet. Dieser stadt we- en findet man so vielerlei meinungen/ daß das ende dar- Kurtzbuͤndige darvon weg ist. Etliche halten es vor des Prolomeus πελούσιον, Peluse/ oder Eliopel/ oder Helviopel; Arias Montanus vor Sin/ und Libna/ derer die heilige Schrift gedenket; Benjamin vor Kaftor bei dem Amos im 9 h. andere vor Tenes/ und vor Damiate/ oder des Steffans ταμίαπς. Aber weil Damiate dichte bei der see lieget/ und Tanis nicht/ welches von etlichen wohl 100 meilen darvon gesetzt wird; so kan unser Tanis keines weges Damiate sein; ja eben so wenig Heliopel/ davor man es auch wil gehalten haben. Stephanus: Τάνις, ἡ πόλις τῆς Αι- γύπτου, παλ μῶν ὀνομαζομένη Θάϕνις, das ist/ Tanis ist eine Egiptische stadt/ die vor alters Tafnis hies. Zwischen dieser Stadt und Farbete/ welche nahe bei- einander lagen/ war der Kinder Israels heerlager; von dannen sie Moses durch das Rohte Meer fuͤh- rete. Zur 13 und folgenden zeilen des 211 blats. A Lles dieses findet man in der Assenat Geschicht/ welcher wir in allem gefolget. Zur 22 und 23 zeile des 217 blats. D Elta ist das Mitternaͤchtige teil des Egiptischen Reichs/ bei der see gelegen/ daruͤm wir es auch al- hier den Nordwinkel genennet. Hiervon besiehe weiter/ was wir bei der letzten zeile des 178 blats/ auch anderwaͤrts erinnert. Zur 11 zeile des 222 blats. V Or alters pflegte man eine Rose uͤber die tische zu haͤngen/ damit einieder/ so bald er sie erblikte/ ein- Anmaͤrkungen. eingedenk wuͤrde/ daß er dasselbe/ was er hoͤrete/ ver- schweigen solte. Daher ist uns noch das sprichwort geblieben/ wan wir einem guhten freunde etwas son- derliches/ das verschwiegen sol bleiben/ offenbahren/ daß wir zu sagen pflegen: dis sei unter der Rose ge- redet. Und also ist die Rose ein sinbild der Ver- schwiegenheit; und zwar daruͤm/ weil sie der Liebe ge- heiliget; derer tuhn und wesen verschwiegenheit er- fordert. Est Rosa flos Veneris , cujus quo surta laterent, Harpocrati Matris dona dicavit Amor , Inde Rosam mensis hospos suspendit amicis, convivæ ut sub eâ dicta tacenda sciant. Und eben diese Verschwiegen heit ist eine von den fuͤr- nehmsten uhrsachen/ waruͤm einieder Mitgenosse in der Edelen Rosenzunft der Deutschgesinneten die Rosen/ oder etwas darvon/ in seinem Zunftzeichen fuͤhret. Zu den 3 letzten zeilen des 222 blats. E Rwaͤgt es bei euch selbst/ sagt Josef in seinem letzten Willen/ ihr sehet vor euten augen/ daß ich/ uͤm meinerlang muͤhtigkeit willen/ meines Herꝛn Tochter zur Gemahlin bekommen; und 100 guͤl- dene talenten/ das seind 60000 guͤldene kronen/ mit ihr. Dan Gott schikte es also/ daß meine lang- muͤhtigkeit mich befoͤrderte: uñ darzu gab er mir eine solche schoͤnheit/ daß ich war als eine Bluh- me uͤber alle/ die in Israel schoͤn waren/ u. a. m. Zum 224 blatte. D Aß der Koͤnig dem Josef sieben tage lang das freudenfest seines Beilagers/ mit allem/ was H h darzu Kurtzbuͤndige darzu erfordert ward/ versehen laßen/ findet man in der Assenat Geschicht/ mit kurtzen worten/ folgender ge- stalt beschrieben. Des andern tages baht Josef den koͤnig/ daß er ihm die Assenat zur gemahlin geben solte. Und Farao gab sie ihm/ und setzte eine guͤldene Krohne auf sein haͤupt/ ja richtete ihm sieben tage lang das Beilager aus. In eben derselben Geschicht findet man auch die Sonnenburg fast eben also/ wiewohl viel kuͤrtzer/ als wir getahn/ beschrieben. Zum 225 blatte. V Om kraude Datura haben wir bei der 20 zeile des 128 blats ausfuͤrlich gehandelt. Bei der stadt Alkeir wachsen auf den feldern zwei Kreuter/ welche einander fast aͤhnlich seind: als Moschkraut/ und das so genente Bammie. Bam- mie schiesset wohl vier oder fuͤnf ellen hoch auf/ und ist an bluhmen und blaͤttern dem Kaͤschen- oder Pap- pelnkraude zimlich gleich; ohne daß die blaͤtter an lan- gen stielen haͤngen/ groͤsser/ ja fast so groß als Kuͤrbsblaͤt- ter/ und was rauch und haaricht seind; auch die bluh- me bleichgaͤlbe/ und fuͤnfblaͤttericht ist. Die gantze frucht/ welche zu weilen funf- zu weilen zehn-ekkicht/ und den wilden Gurken nicht ungleich/ wird von den Egiptern in fleischsuppe gekocht; und der samen auch absonderlich/ als bei uns die Erbsen und Bohnen/ zur speise zugerichtet. Das Moschkraut nennen die Egipter sonst schlechthin Mosch/ und desselben saa- men Abelmosch; weil es einen geruch hat/ wie der Ost indische Moskus oder Muskes/ dem auch sein saame/ dem geschmak und der farbe nach/ gleich ist: und daruͤm wird hiermit der Moschsaame/ den man so uͤber- Anmaͤrkungen. uͤberfluͤßig auch in Egipten selbst nicht hat/ als den so genenten Indischen Muskes/ verfaͤlschet/ und alles vor Moschsaamen verkauft; wiewohl der unter- scheid/ weil der Muskes seinen lieblichen geruch bald verlieret/ mit der zeit erkant ward. Vor etlichen jahren ward mir ein teil solcher Muskeskoͤrner aus Ost- indien mitgebracht: welche zwar im anfange/ da sie noch frisch waren/ einen lieblichen geruch hatten/ aber denselben in kurtzer zeit/ mit der schwartzgrauen far- be/ gantz verlohren/ und verblichen. Das Kraut selb- sten schiesset auf/ wie das itzt gemelte Bammie. Aber die blaͤtter gleichen mehr den blaͤttern des Leusekrau- des/ und seind uͤber und uͤber mit weislichten haaren besetzt; auch spruͤßen die bluhmen zwischen dem staͤngel und den stielen der blaͤtter herfuͤr. Aus diesen bluhmen werden runte schwaͤrtzlichte heuslein; darinnen kleine bitterhaftige koͤrner von eben derselben farbe sitzen. So wohl das kraut/ als der saame/ wird zu den Artzneien sehr viel gebraucht; sonderlich vor das aufsteigen der Baͤhrmutter/ und die ausgebliebenen Mohndstun- den. Seewaͤrmuht/ ist in den Anmaͤrkungen bei dem 150 blatte schon genug beschrieben: da der Leser nach- sehen kan. Efeu oder Ep-heu/ welches wir ins gemein Wintergruͤhn/ die Griechen Κιοςὸς, κλύμενος, διονυ- σία, die Lateiner/ Hedera von hærere, wie Festus wil/ weil es an den mauren und rinden der beume gleich als fest klebet/ und sich anklammert/ auch laͤngst densel- ben in die hoͤhe steiget/ daruͤm es die Niederdeutschen klimop heissen/ als auch grote Veil/ die Franzosen aber Lierre, und die Waͤlschen Hellera, auch Hedera nennen/ war dem Osiris geheiliget. Daher hatte es auch in der Egiptischen sprache den nahmen χενόσιρις, Chenosiris, das ist Planta Osiridis, des Osiris ge- H h ij waͤchs Kurtzbuͤndige waͤchs oder pflantze; wie Plutarch im buche von der Isis und dem Osiris bezeuget. Und von diesem Egiptischen Nahmen scheinet das wort channa, oder vechanna, im 80 Harfenliede/ entsprossen zu sein: daruͤber sonsten die Tahlmetscher ihre koͤpfe dermaßen zerbrochen/ daß man wohl siebnerlei verdeut- schungen findet/ welche meist alle vom rechten verstan- de sehr weit abirren. Aber der Heilige Geist hat al- hier ein Egiptisches wort gebrauchen willen/ anzudeu- ten/ daß er von einem solchen Gewaͤchse oder einer sol- chen Pflantze handelte/ die aus Egipten in das heilige Land versetzet und fortgepflantzet worden. Und also koͤnnen wir das work an gemeltem orte anders nicht geben/ als ϕυτὸν, plantam, ein gewaͤchse/ oder eine pflantze; weil es kein Ebreisches/ sondern Egiptisches wort ist. Aber die Egipter hatten nicht allein dieses gewaͤchse dem Osiris/ sondern auch die Griechen ihrem Wein- und Baͤchergoͤtzen/ den Bachus oder Dionisen/ darunter Osiris/ wie wir droben bei der 18 zeile des 1 blats angemaͤrket/ verstanden ward/ gewiedmet. Waruͤm sie solches getahn/ wird im ersten teile unse- res Schatzes der Ungesundheit/ am 46 blatte/ an- gezeiget. Daß aber Plutarch/ in seinen Roͤhmischen Fragen/ meinet/ daß das Efeu trunken und rasend mache/ weil es die rasenden und halbtolsinnigen Goͤ- tzendienerinnen des Bachus zu essen pflegten; solches kan nicht allein mit demselben/ was der gelehrte Ateh- ner im 5 h. seines 15 b. aus dem Griechischen Artzte Filonides/ erzehlet/ sondern auch mit der erfahrung selbsten widerleget werden. Dan die Alten pflegten anfangs das heupt/ wan es vom trunke weh taͤhte/ mit einem schlechten bande zu binden: darnach aber/ an des bandes stat/ einen Krantz von Efeu daruͤber zu stuͤlpen; weil dieses kraut zugleich der Trunken- schaft/ Anmaͤrkungen. schaft/ ja der Raserei selbsten widerstehet; wie Ter- tullian/ von der Kriegskrohne/ und Eusebius in sei- ner Vorbereitung/ bezeugen. Und daher haben es auch ohne zweifel die alten Dichtmeister zu ihren kraͤntzen er- wehlet; damit hierdurch ihre sinnen/ die vom vielen und scharfem nachdenken erhitzt/ und in eine raserei ge- rahten/ moͤchte besaͤnftiget werden. Aber hiervon kan ebengemelter Schatz der Ungesundheit am 12 blatte des 2 teils gelesen werden. Auch scheinet es/ daß die Kraͤntze und krohnen hiervon ihren uhrsprung ge- wonnen; und daß der erste Krantz von Efeu gewesen/ nicht allein in geselschaften der Zechenden/ sondern auch der Dichtmeister/ und Helden. Daß ihn die Dichtmei- ster getragen/ meldet Horatz in seinem ersten gedichte von sich selbst/ wan er spricht: Me doctarum Hederœ præmia frontium Dis miscent superis. und Ovidius zielet auch dahin/ wan er/ im 3 buche seiner Kunst zu lieben/ schreibet: Nunc Hederœ sine honore jacent, operataque doctis cura vigil Musis, nomen inertis habet. Nach der zeit hat man auch Mirtenkraͤntze/ Rosen- kraͤntze/ Lorbeerkraͤntze/ und dergleichen mehr auf- zusetzen pflegen; damit nicht allein das gesicht/ sondern auch der geruch moͤchte ergetzet werden: wiewohl der Dichter Empedokles die Lorbeerkraͤntze gantz ver- bieten wil; vielleicht daruͤm/ weil die Lorbeerblaͤtter alzustark riechen/ und alzusehr erhitzen. Der Rundbaum/ wird von den Griechen λωτὸς, und von den Lateinern Lotus genennet. Wir aber ha- ben ihm den nahmen Rundbaum/ wie auch dem E- giptischen kraude/ das auch Lotus genennet wird/ den nahmen Rundkraut gegeben; weil an allen beiden H h iij alles/ Kurtzbuͤndige alles/ naͤhmlich die Wurtzel/ das blat/ die bluhme/ und die frucht/ mit dem Saamen/ rund ist/ wie Jamblich bezeuget. Der baum ist in Afriken sehr gemein/ wird fast so groß als ein Birnbaum/ und hat solche suͤße Fruͤchte/ die an groͤsse den Bohnen gleich seind/ und wie die Trauben reiffen/ daß auch ein Afriksches Land und Volk/ dem diese fruͤchte zur ståhtigen speise gedienet/ darvon den nahmen bekommen. Ja daher wird auch das sprichwort λωτὸν φαγεῖν, das ist/ von der frucht des Rundbaumes essen/ von einem solchen gesagt/ dem fremde laͤnder so angenehm und suͤße seind/ daß er seines Vaterlandes vergisset. Homerus Odyss. 1. Pli- nius l. 13, c. 17, \& l. 21, c. 17. Theophrastus hist. pl. l. 7, c. 14. Auf gemeltes sprichwort zielet auch Ovidius/ wan er in seinem 4 buche schreibet: Nec degustanti Lotos amara fuit. als auch Virgiel/ wan er diesem baume das wort im- pia zueignet/ indem er in seiner Muͤkke/ folgender ge- stalt spricht: Inter quas impia Lotos, impia , quæ socios Ithaci mœrentis abegit. Mit dem worte Ithacus meinet er den Ulisses/ welcher in diesem so genenten Inlande herschete/ und durch sturm in Afriken angetrieben war; da er so viel ver- drusses/ und so viel muͤhe hatte/ seine gefaͤhrten wieder von dannen wegzubringen. Das holtz von diesem bau- me ward sehr viel zu den Schalmeien oder Pfeiffen ge- nommen; weil der klang/ der aus solchen pfeiffen gehet/ uͤberaus hel und lieblich zu sein pfleget. Und daher wird die Schalmeie bei den Orfeus selbsten λωτὸς ge- nennet. Καί ῤ̕ ἡ μὲν λωτοὺς, ἡ δ̕ ἆυ χέλην ἔκ αλε χειρῶν. In eben dem verstande brauchet auch das wort λωτὸς Euripides in seiner Foͤnizerin. Das Anmaͤrkungen. Das Rundkraut waͤchset in den Egiptischen was- sergraͤben/ wie bei uns die Seebluhmen/ oder das Seebluhmenkraut/ Nymphæa oder alga palustris, dem es sehr gleich ist/ und daher auch Egiptisches Seebluhmen-kraut genennet wird. Ein ieder staͤn- gel/ der eben so lang/ als das wasser tief ist/ hat nur ein blat/ welches oben auf dem wasser schwimmet/ und sich allezeit nach der Sonne/ wie man schreibet/ zuwendet: oder aber nur eine bluhme; welche gleichesfals auf dem wasser schwimmet/ und wan ihre blaͤtter abgefal- len/ einen runten knopf bekoͤmt. Die bluhme wird von den Egiptern Arais el nil, das blat aber Biselnil, und die wurtzel Biarum genennet. Die blaͤtter seind rund heruͤm gekaͤrbet. Sonst kommen sie mit den blaͤttern der weissen Seebluhmen sehr uͤberein: gleichwie auch ihre bluhmen; die einen lieblichen geruch haben/ und vor alters zu den Siegeskraͤntzen genommen war- den/ wie Heliodor bezeuget. Die Egipter pflegen/ in den heissen sommertagen/ die staͤngel/ mit den knoͤpfen/ welche suͤße/ saftig/ und sehr kuͤhlende seind/ zu essen. Auch wird von den knoͤpfen/ und bluhmen ein artznei- saft gepresset/ und mit zukker vermaͤnget: den die Ara- ber Sarbet nufar nennen/ und wider alle innerliche ent- zuͤndungen gebrauchen. Theophrast. hist. plant. l. 4, c. 10. Herodotus l. 2. Plinius l. 13, c. 17, \& l, 22, c. 21. Homerus Iliad. ξ, Odiss. δ. Dioscorides l. 4, c. 111, 112. Atbenœus l. 14. Von den folgenden Kreutern haben wir in den An- maͤrkungen bei dem 102 blatte gesprochen. Surnag/ ist ein kraut/ welches sonst auf der abend- seite des berges Atlas heuffig waͤchset. Dessen wurtzel hat eine sonderliche kraft den Saamen zu vermehren/ und die lust zum beischlafen zu erwekken. Ja diese kraft erstrekket sich auch so weit/ daß sie die jungen Maͤgdlein/ wan sie nur ihr wasser darauf abschlagen/ ihrer Jung- H h iiij fer- Kurtzbuͤndige ferschaft beraubet; und daruͤm haben wir ihre kraft eine entjungfernde Manskraft genennet. Auch bezeugen die Bergleute alhier/ daß ihre Toͤchter/ welche das vieh auf gemeltem gebuͤrge zu huͤhten pflegen/ wan sie ihr wasser auf diese wurtzel gelaßen/ nicht nur ihre Jungferschaft verlohren/ sondern auch uͤber den gantzen leib aufgeschwollen weren. Vom Sant-baume/ als auch vom Schwartzen Zimmetbaume/ und Balsembaume/ haben wir bei der 1 zeile des 112 blattes weitleuftig gehandelt. Karneb oder Karob/ das ist Mutter der Hoͤr- ner. Also nennen die Araber in Egipten denselben baum/ darauf das so benahmte Johannesbroht waͤchset/ von der hornhaftigen gestalt dieser fruͤchte. Er koͤnte sonsten auch Schohtenbaum heissen; weil sei- ne fruͤchte anders nicht/ als Schohten/ seind/ und auch also aussehen: und die fruͤchte selbsten Johannes- schohten; welche der Teuffer Johannes in der Wuͤ- ste sol gegessen haben: daher sie auch den nahmen Jo- hannesbroht bekommen. Die Araber gebrauchen von diesem baume anders nicht/ als gemelte frucht: daraus sie einen sehr suͤßen saft ziehen/ damit die Schwartzen Zimmetpfeiffen/ wan sie noch gruͤhn seind/ als auch die Tamarinden/ und der Ingber/ an zukkers oder honigs stat/ eingemacht werden. Und weil dieser saft oder honig den leib/ eben als das mark der schwartzen Zimmetpfeiffen/ zu oͤfnen pfleget; so neh- men sie ihn auch vielmahls zu den Abspuͤhlern oder Klistieren. Die Musenbeume/ die man/ mit der frucht/ son- sten schlecht hin Musa oder Maus nennet/ wachsen in Egipten/ sonderlich aber in Mohrenland/ und Guinee/ als auch in Sine; in dessen Landbeschreibung dieser Baum ausfuͤhrlich beschrieben wird. Der Wollenbaum/ den die Araber Gotne el fe- giar Anmaͤrkungen giar nennen/ ist derselbe baum/ darauf die Baum- wolle waͤchset. Erstlich bekomt er eine bleichgelbe bluͤße/ mit purpurfaͤrbigen spitzen an den blaͤttern: darnach aus derselben eine gruͤhne frucht oder nus/ welche so groß ist/ als ein apfel. Aus dieser frucht/ so bald ihre schahle sich/ im reiffen/ oͤffnet/ komt eine schloßweisse wolle/ mit dunkelbraunen koͤrnern/ gekrochen. Aber die- se Wolle oder Baumwolle waͤchset auch an einem Kraude in Kandien/ Zipern/ Apulien/ und Si- rien; welches man Wollenkraut nennet: und wird aus gemelten laͤndern heuffig in Egipten gefuͤhret. Die Atlenbeume seind den Tamariskenbeumen fast gleich/ ohne daß sie viel hoͤher/ ja zu weilen so hoch/ als ein Eichenbaum/ aufschiessen/ auch laͤngere und schmåhlere blaͤtter haben; welche vol gruͤhner haare sitzen. Ihre fruͤchte seind so groß/ als eine nus/ und anders nicht als Galaͤpfel. Lablab/ ist ein baum/ welcher/ mit vielen ranken/ wie ein Weinstok/ auch eben so hoch aufschiesset/ und an gestalt und blaͤttern den Roͤhmischen Bohnen gantz gleich ist. Zwei mahl im jahre bekomt er bluͤßen: wel- che den Roͤhmischen Bohnenbluͤßen fast aͤhnlich; und zu langen und breiten schohten werden/ darinnen schwartze und roͤhtlichte Bohnen/ mit dunkelbraunen flekkern/ wie die Roͤhmische Bohnen/ sitzen. Und daher haben wir ihn auch Schohten- oder Bohnen-baum genennet. Gemelte Bohnen gebrauchen die Egipter zur speise/ eben wie wir die unsrigen: als auch zum tranke/ den etliche vor den so genenten Koffee-trank halten. Alkanne/ oder Elhanne ist ein vielzakkichter gruͤhnblaͤtterichter baum oder vielmehr hoher strauch: dessen blaͤtter den oͤhlblaͤttern/ und bluͤßen den Flieder- bluͤßen/ welche das Egiptische Frauenzimmer zur lust mit in das bad zu nehmen pfleget/ fast gleich seind. Mit H h v den Kurtzbuͤndige den blaͤttern/ daraus eine gaͤlbe farbe gemacht wird/ treiben die Egipter einen großen kaufhandel. Auch mahlen mit derselben safte die Frauen ein zeichen auf die naͤgel der finger/ gleich als einen halben mohnd: darauf es lange zeit stehen bleibet/ eh es vergehet. Ja sie faͤrben mit dem staube der zerstoßenen Blaͤtter/ den sie Archenda nennen/ und mit wasser befeuchten/ ihre haͤnde und fuͤße: welches sie vor eine große schoͤn- heit halten. Die Sebestenbeume/ die man auch Brustbee- renbeume nennen koͤnte/ weil ihre fruͤchte/ welche die Hochdeutschen Artzneihaͤndler zu weilen auch Brust- beeren heissen/ vor alle gebrechen der brust dienen/ seind zweierlei: wilde/ und zahme. Die zahmen tragen groͤs- sere Beeren/ als die wilden: und werden eher reif. Die bluͤßen seind weis: und die fruͤchte/ die darauf folgen/ den kleinen runten pflaumen nicht ungleich; auch ha- ben sie dreiekkichte kerne. Der Dattelnbaum ist eine gattung der Palmen- beume. Die Araber nennen ihn so wohl/ als die frucht/ Dachel. Er ist zweierlei geschlechtes: ein Maͤn- lein und Weiblein; welche beide mit den zakken muͤssen zusammengefuͤget werden/ damit sie einander gleichsam uͤmarmen und kuͤssen koͤnnen: sonst tragen die Weib- lein keine frucht. Auch pfleget man den staub/ der in den huͤlsen/ welche die Araber dux nennen/ darinnen die Datteln wachsen/ sitzet/ auf die zakken der Weiblein/ sie fruchtbar zu machen/ vielmahls zu streuen; wie- wohl Vesling/ in seinen Anmaͤrkungen uͤber den Al- pien/ eine andere uhrsache der fruchtbarkeit dieser beu- me beibringet. Kein baum giebet so großen nutzen/ als dieser. Dan die fruͤchte seind nicht allein eine guhte speise/ und zu vielen gebrechen eine artznei; sondern auch das holtz selbsten/ mit dem baste/ und der rinde/ als auch den blaͤttern/ wird/ im bauen der heuser/ und schiffe/ auch Anmaͤrkungen. auch sonsten/ zu vielerhand dingen/ gebraucht. Und daruͤm halten die Araber den baum in solchen ehren/ daß sie fast einem ieden teile desselben/ und nachdem diese beschaffen/ einen sonderlichen nahmen geben. Ein blat nennen sie Zaaf: einen zakken mit datteln/ Sa- marrich: eine junge unreiffe Dattel/ Talla; eine was groͤssere/ Nin; eine halb reiffe/ Ramich; eine gantz reiffe/ Bellan; eine verfaulte/ Rotob; und eine getruͤknete/ Tamar. Ja eben daher ist es kommen/ daß man den Sieges-helden die Palmenzweige/ als ein zeichen ihrer fuͤrtrefligkeit/ zugeeignet. Es ist ein wunder/ daß dieser baum/ der so gar duͤnne und kurtze wurtzeln hat/ und unten am stam-ende so gar schlank ist/ die große last seines heuptes/ mit so vielen zakken und fruͤchten/ tragen kan/ und daß er von den winden nicht uͤmgeworfen wird. Und dieses hat den Egiptern zu dem wahne/ daß er von der luft lebete/ an- laß gegeben. Ja wir koͤnten daher auch selbsten anlaß nehmen/ diesen Palm- oder Datteln-baum den schmaͤchtigen/ doch darbei weisen und vielgeschaͤftigen Leuten/ als ein Sinbild/ zuzueignen. In der Grie- chischen sprache wird seine frucht δάκτυλος, bei dem Dioskorides/ im 67 h. seines 1 b. als auch andern/ genennet: und eben daraus scheinet das wort Dattel gebildet zu sein. Sonsten heisset δάκτυλος eigendlich ein finger: und nach dem finger/ weil sein erstes glied lang/ und die zwei letzten kurtz seind/ haben die Dichtmeister/ bei dem Plutarchen in seinem Buche von der Singekunst/ dieselbe gattung der Schritte ihrer Reimbaͤnde/ derer erstes glied auch lang/ und die zwei andern kurtz seind/ ebenmaͤßig δάκτυλος geneñet. Wir geben ihnen/ in unsrem Hochdeutschen Helikon/ gemeiniglich den nahmen des Dattelschrittes/ oder ei- nes Lang-gekuͤrtzten: und den Reim selbsten heissen wir einen Dattel- oder Palmen-reim; ja die gantze Reim- Kurtzbuͤndige Reimahrt/ die Datel- oder Palmen-ahrt. Auch wird dieser Reimgattung solcher nahme nicht unbil- lich zugeeignet: weil sie/ unter andern uhrsachen/ alle andere Reim-ahrten/ eben wie der Datteln- oder Palmen-baum/ alle andere beume/ uͤbertrift; in- dem sie viel schweerer zu machen/ und/ wan sie wohl gemacht worden/ die allerzierlichste und fuͤrtreflichste zu sein pfleget. Ja man kan auch dan erst denselben vor einen Dichtmeister halten/ wan er sein Meisterstuͤkke mit dieser Datel- oder Palmen-ahrt/ indem er sie wohl zu machen weis/ erwiesen/ und also den Palmenzweig/ als ein zeichen seiner fuͤrtrefligkeit/ darvon getragen. Aber hiervon kan unser Hochdeutscher Helikon/ und unsere Helikonische Leiter/ da wir von der Dattel- oder Palmen-ahrt ausfuͤhrlich handeln/ gelesen werden. Die Damarinden- oder Sonnen-beume werden von den Egiptern Terelside/ von den Arabern aber Tamarhendi/ das ist/ eine Indische frucht/ weil sie aus Indien/ in Arabien/ und Egipten/ ge- bracht worden/ genennet. Wir haben ihnen den nahmen Sonnenbeume gegeben: weil ihre blaͤtter/ welche fort und fort gruͤhnen/ und den Mirtenblaͤttern gleich seind/ sich staͤhts nach der Sonne zu kehren; auch/ mit ihrem untergange/ sich schliessen/ und mit ihrem auf- gange/ wieder oͤfnen. Ja diese blaͤtter bewegen sich/ im zuschliessen dermaßen/ und gehen mit solcher kraft zu- sammen/ daß sie auch die naͤchsthaͤngenden schohten mit einklaͤmmen/ und nicht eher loß laßen/ als bis die son- ne wieder aufgehet. Die gruͤhnen Schohten oder fruͤch- te dieses baumes/ welche eigendlich Tamarinden/ das ist Indische fruͤchte/ genennet werden/ machen die Araber mit Zukker ein; und geniessen sie/ wan sie durch wuͤsteneien/ in heissem wetter/ reisen/ vor den durst und brand. Dan sie treiben alle verbrante feuch- tigkeiten/ durch den stuhlgang/ ab. Von Anmaͤrkungen. Vom Balsambaume haben wir droben in den Anmaͤrkungen bei der 1 zeile des 112 blats/ schon ge- nug gesprochen. Zum 226 blatte. D Ie Egiptischen Bohnen seind ebenmaͤßig in den Anmaͤrkungen bei der 3 zeile des 116 blats gnugsam betrachtet: wie auch Bammia bei dem vo- rigen 225 blatte. Von den Egiptischen Melohnen/ haben wir in den Anmaͤrkungen zu den 3 ersten zeilen des 116 blats gehandelt. Der Babian/ oder vielmehr Bafian vom baf- fen und klaffen der hunde/ das er nachtuht/ des- wegen er auch so wohl/ als von der gestalt/ bei den Grie- chen κυνοκέϕαλος, cynocephalus, das ist Hundes- kopf/ caniceps, heisset/ genennet/ ist eine sonderliche gattung der Affen: und daher heisset er auch Cerco- pitecus; und bei uns Hundesaffe. Luc. in Hermat. Plin. l. 7, \& l. 8, c. 54. Agellius l. 9, c. 4. Pancirollus in Nov. repert. p. 406. welcher alhier/ unter andern/ meldet/ wie Hermes Trismegist/ oder die Egipti- schen Prister/ nach dem zwoͤlfmahligem wasser-abschla- gen/ und eben so vielmahligem baffen und baͤllen des Bafians in einem tage/ indem er solches/ so oft eine stunde verlauffen/ allezeit wiederhohlet/ das Wasser- uhr erfunden/ wie auch die einteilung des tages in zwoͤlf stunden. Ohne zweifel hat hier von unser wort stunde seinen uhrsprung: weil diese stuͤndliche zeit uͤber/ des Bafians wasser/ samt seinem gebaffe/ gleich- sam stil stund; oder aber/ weil nachmahls in den was- ser- und sand-leuffern/ wan eine stunde vorbei war/ des wassers oder sandes lauf stund/ und zu lauffen auf- hielt/ indem alles wasser/ oder aller sand ausgelauffen. Von Kurtzbuͤndige Von einem solchen Wasseruhre/ das/ in der Egipti- schen stadt Achante/ die tage und stunden eines gan- tzen jahres angezeiget/ meldet Pierius in seinem 6 bu- che von den heiligen Bilderschriften/ am 57 und 58 bl Daß aber der Bafian dem Serapis geheiliget gewe sen/ bezeuget Viktorinus/ mit dem Tullius. Und Plinius meldet/ daß er auch dem Merkuhr zuge weihet worden. Was er vor eine wunderliche gleichein stimmigkeit mit dem Mohne habe/ zeiget Pierius a 56 bl. des gemelten buches an. Von der gestalt und dem gebrauche des Wasseruhrs kan Apuleius/ i seinem 3 buche vom guͤldenen Esel/ gelesen werden als auch in seiner ersten Verantwortungs-schrift/ und Wilhelm Budeus ad l. ult. § defensores. ff. de Mu- neribus. Der Adeler vom Adel/ den er vor allen andern Vogeln besitzet/ daher er auch vor ihren koͤnig gehalten wird/ also genennet/ scheinet daruͤm von den Lateinern Aquila, als sagte man Acula, benahmet zu sein; weil er ein so gar scharfes gesichte hat/ daß er auch mit un- verwanten augen in die staͤrksten sonnenstrahlen hinein sehen kan. Plinius meldet im 3 h. seines 10 b. von sechs ahrten der Adler: als da sind/ der Bein- oder stein-brecher/ Ossifragus oder Ossifraga, welcher der stårkeste und groͤste unter allen ist/ und daruͤm also geneñet wird/ weil er die beine von der hoͤhe auf den stei- nen in stuͤkke fallen lesset: der Bunte Adler/ Hete- ropus, dessen rechtes bein himmelblau/ das linke/ mit dem schnabel/ dunkelbraun und weislicht/ der leib auch dunkelbraun/ mit schwartzen flekkern durchschaͤkkert/ gleichwie der hals/ samt der brust/ das uͤbrige aber schwartz gefaͤrbt: der Entenstoßer oder Entendieb/ Aquila Anataria, und Clanga oder Planga: der Flek- adler/ Aquila nævia, oder Schildkroͤhtenfresser/ welcher die schildkroͤhten von der hoͤhe herab auf einen stein Anmaͤrkungen stein in zwei fallen lesset. Und durch einen solchen schildkroͤhtenwurf hat Eschiles/ der Trauerschauspie- le erfinder/ wie Kwintilian bezeuget/ sein leben ein- gebuͤßet. Dan als er unter dem bloßen himmel bloßes heuptes saß/ da warf ihm einer von diesen Adlern/ der seine glatze vor einen stein ansahe/ im fluͤgen eine Schildkroͤhte auf das heupt/ dergestalt daß es zer- schmettert ward; wie Valerius Maximus im 12 h. seines 9 b. erzehlet. Besiehe auch unsere Horazische Sittenlehre/ am 64 und 65 bl. des 2 Teiles. Der Fischadler/ Haliæetus, Aquila marina, welcher der schwaͤchste unter allen: der Weisschwantz/ Pygargus, welcher am allerlaͤngsten lebet; weil er sein weiblein selten/ und anders nicht/ als mit großen schmertzen der augen/ besteiget. Welcher unter diesen sechs geschlech- tern der Adler den Egiptern sei heilig gewesen/ stehet im zweifel. Doch urteilen etliche/ daß es der erste/ naͤhmlich der Beinbrecher/ als der edleste/ guhtahr- tigste und staͤrkeste/ sei. Waruͤm er aber dem Jupiter geheiliget/ und unter das Gestirne gesetzt worden/ darvon kan unser Dichterischer Sternhimmel am 175/ 176/ 177 und 178 blatte gelesen werden. Von den uͤbrigen Tieren und Vogeln haben wir schon hier und dar meistenteils erklaͤhrung getahn. Daruͤm wollen wir nur allein noch etwas vom Son- nenvogel beibringen. Also nennen wir den vogel Foͤnix auf Hochdeutsch/ gleichwie er auch bei den La- teinern Avis Titania, und Soligena heisset: weil er/ durch die aufgehenden sonnenstrahlen/ gleichsam wie- dergebohren wird/ und derselben glaͤntzende farbe fuͤh- ret; daher er auch ϕοίνιξ heisset/ und nicht vom bau- me Foͤnix/ welcher eine gattung der Palmen ist/ und/ nachdem er verwelket/ sich aus sich selbsten ver- suͤnget/ wie Plinius in 2 h. des 10 b. meinet. Von seinem alter/ als auch vom orte/ da er sich aufhelt/ und Kurtzbuͤndige und dem tode/ den er ihm selbst antuht/ oder vielmehr seiner verjuͤngung/ seind sehr viel unterschiedliche mei- nungen: davon unser Dichterischer Sternhim- mel/ am 311/ 312 und 313 bl. als auch Pierius in seinen heiligen Bilderschriften/ am 198/ 199 bl. kan gelesen werden. Unter andern gedenken auch dieses Vogels Hieronimus an den Presidius/ Klau- dian/ Tzezes im 5 b. seiner Gesch. Ateneus im 14 b. Filostratus/ Herodotus im 2 b. Seneka im 4 Sendeschr. Solinus/ Mela/ Albertus/ Ortel in Titana, Adamantzius/ Laktantz/ im 10 b. 2. h. Ovidius im 15 seiner Verwandlungsbuͤcher/ und im 2 seiner Liebsgedichte/ Artemidor von den treumen/ Tazitus im 14 seiner Jahrgesch. Aldrovand/ und Jonstohn am 152 bl. seiner Tiergesch. Kaussinus/ von den Egiptisch. Sinbild. am 71 und 127 bl. Ter- tullian von der Auferstehung des fleisches. Etliche wollen gleichwohl nicht gestehen oder gleuben/ daß ie- mahls ein solcher Vogel in der welt gewesen/ unange- sehen daß es so unzehlich viel Schreiber bejahet. Und diese/ ob sie schon so unterschiedlich davon schreiben/ seind doch in dem alle einhaͤllig/ daß der Sonnenvo- gel sich verjuͤnget oder selbst wiedergebaͤhret. Ja die meisten stimmen auch hierinnen zusammen/ daß sol- ches in der Sonnenstadt/ das ist zu Heliopel in Egipten/ wie die Priester alda selbsten bezeugen/ ge- schehe: wiewohl Ovidius schreibet/ daß der alte Sonnenvogel ein nest von vielerhand koͤstlichen ge- wuͤrtzen auf einen Palmenbaum mache/ und sich darinnen/ indem die heissen sonnenstrahlen das gewuͤrtz angezuͤndet/ verbrennen laße; ja daß erst darnach der junge Sonnenvogel/ der aus des alten asche ge- wachsen/ solches nest/ als des alten grab/ und des jungen wiege/ nach Heliopel/ vor das Goͤtzenhaus der Sonne trage: da der allererste Sonnenvo- gel/ Anmaͤrkungen. gel/ wie der von Atehn meldet/ sol entsprossen sein. Muͤnster ziehet/ in seiner Weltbeschreibung/ ei- nen Brief des Mohrenlaͤndischen Koͤniges von diesem Vogel an den Pabst zu Rohm an; darinnen unter an- dern diese worte stunden: In unserem Gebiete be- findet sich der Vogel Foͤnix/ dessen lebensjah- re sich auf 300 erstrekken. Dieser flieget uͤm das ende seines lebens so hoch gegen den Himmel auf/ damit er durch die sonne angezuͤndet wer- de. Hierauf schwingt er sich wieder herunter in sein nest; da er gantz verbrennet. Aber aus der asche wird ein Wurm gebohren; daraus endlich ein ander solcher Vogel waͤchset. Man beschreibet ihn so groß als einen Adler/ mit goldstrahlenden federn uͤm den hals heruͤm/ und auf dem uͤbrigen leibe pur- purroht; auch mit einem himmelbauen schwantze/ welcher mit rosenfaͤrbigen flekkern durchspraͤnkelt/ und auf dem heupte mit einer zierlichen federkrohne. Zur 24 zeile des 227 blats. M Atarea oder Mattaria/ welches zwischen ei- nem kleinen Seepfuhle und einem Wassergraben/ 7000 schritte von Alkeir/ und 250 von Heliopel lie- get/ ist in den Geschichten/ als ein ort/ dahin die Jungfrau-Mutter mit dem Heilkinde Jesus/ vor dem Wuͤhteriche Herodes geflohen/ gnugsam bekant: wie auch der alte Egiptische Feigenbaum alda; wel- cher nicht sehr hoch ist/ aber seine mit vielen reisern be- wachsene zakken zimlich weit ausbreitet. Die Egipter nennen ihn Giumez oder Giumes/ und die Egipti- sche Kristen/ Tin el Pharaon, das ist Faraons feige: die Griechen aber συκάμορος, als wolten sie sagen Fei- gen-maulbeerbaum/ oder ein Maulbeerbaum J i mit Kurtzbuͤndige mit Feigen; weil der gantze baum/ dem stamme/ den zakken/ fruͤchten/ der milch und farbe nach/ dem Fei- baume/ mit der gestalt aber und groͤsse der blaͤtter/ dem Maulbeerenbaume gleichet; wiewohl seine blaͤtter dikker seind/ und des winters niemahls abfal- len. Aber er waͤchset nicht allein in Egipten/ sondern auch im heiligen Lande so heuffig/ daß er in der heiligen Sprache nicht in der einzelen/ sondern mehrern zahl genennet wird. Seine fruͤchte pflegen wir sonst Adams-feigen zu nennen. Eben ein solcher baum war derselbe/ darauf Zacheus/ bei dem Heil- verkuͤndiger Lukas im 19 h. gestiegen/ den HERren Kristus zu sehen. Daruͤm haben die uͤbersetzer/ wel- che das wort συκομοράια an gemeltem orte Maul- beerenbaum gegeben/ die rechte ahrt des baumes nicht getroffen. Dan es war gantz kein Maulbeer- baum; weil er dem Feigenbaume bei weitem mehr gliche/ als jenem/ ja gantz andere fruͤchte/ naͤhmlich Feigen/ trug. Diese Feigen seind von innen hohl/ auch sonsten an gestalt von den andern gemeinen feigen in etwas unterschieden. Sie wachsen auch nicht/ wie jene/ oben an den zakken/ sondern dicht bei dem stamme: welcher allezeit mus aufgeritzt werden/ wan der baum tragen sol; sonst bleibt er unfruchtbar/ eben wie jener/ daran der HERꝛ Kristus keine Feigen fand/ und ihn deswegen verfluchte. Dergleichen beume/ wel- che sehr alt werden/ auch/ wan ein zweig darvon in die erde gestekt wird/ sich bald bewurtzeln/ und in die hoͤhe schiessen/ pflegt man laͤngst den Nielstaͤmmen hin/ wie bei uns die Weiden bei den wassergraͤben/ zu pflantzen; damit das erdreich/ durch ihre wurtzeln/ zusammengehalten/ und vom Niele nicht abgespuͤhlet werde. Und eben daher lieset man bei dem beruͤhmten Rechtsgelehrten Ulpian/ da er von ausserhalbgewoͤhn- lichen Mistahten handelt/ diese satzung: daß nie- mand Anmaͤrkungen. mand sich unterfangen sol einen Egiptischen Feigenbaum auszurotten. Daß aber der uhralte Egiptische Feigenbaum bei Matarea keinen men- schen/ der in unehren gezeuget ist/ unter seinen Zakken sol hingehen laßen/ wie etliche schreiben/ scheinet nur ein maͤhrlein zu sein. Hierunter gehoͤhren auch manche er- zehlungen vom Sonnenbrunnen; welcher nicht weit darvon lieget/ und von den Tuͤrken selbst/ eben wie ge- melter Baum/ gleichsam vor heilig gehalten wird. Zum 128 Blatte. B Ubast/ βού αςο, lieget/ nicht weit von Heliopel/ am eusersten arme des Niels/ nach Kanaan zu. Ziegler meinet/ daß es Vicus Judæorum sei: wiewohl Wissenburg daran zweifelt. Josefus meldet/ aus dem Maneton/ daß es vor alters Avaris geheissen: welches etliche Castra Judæorum nennen. Tebe/ welches Theodor aus Sizilien sehr herꝛlich beschrieben/ pflegen viele Diospolis/ auch wohl Busi- ris/ und die Ebreer No-ammon/ oder Ammon-no zu nennen. Etliche wollen es vor eine nicht sehr alte Stadt halten. Gleichwohl meldet Kircher/ im 1 teile seines Egipt. Oedipus am 85 blatte/ daß Misraim ihren grund geleget: und andere/ daß Busiris sie ge- bauet/ oder vielmehr ihren bau vermehret/ und die stad erweitert. Homerus nennet sie ἑκατόμπυλον, das ist ei- ne hundert-tohrige. Auch schreibet Juvenal/ in sei nem 15 Schimpfgedichte: Atque vetus Thebe centum jacet obruta portis. Und diese Tohre sollen alle haͤngende gewesen sein/ wi etliche wollen/ also daß die Koͤnige gantze kriegs heere i solcher stille aus und ein gefuͤhret/ daß es die buͤ gerschaft nicht einmahl gewahr worden. Andere schre J i ij ben Kurtzbuͤndige ben/ daß es keine haͤngende Tohre gewesen: son- dern hundert unter der stadt hin gantz uͤberwoͤlbete Schwibbogen; dadurch die Koͤnige ihre voͤlker gleichsam unsichtbar aus der stadt/ und wieder hinein fuͤhren koͤnnen. Wieder andere halten diese 100 tohre vor so viel fuͤrstliche Schloͤsser: noch andere vor so viel Prunktuͤhren der Goͤtzenheuser; oder auch Pfer- destaͤlle/ bei dem Niele/ da man in einem ieden 200 pferde gestallet. Von der macht dieser herlichen Stadt sagt Kato bei dem Steff an von Bizantz/ daß sie 30300 Doͤrfer/ 700000 Menschen/ 3700 morgen lan- des/ und 400 waͤlsche meilen in ihrer laͤnge/ begriffen; und Eustatius schreibet dieser laͤnge noch 20 waͤlsche meilen mehr zu: da doch Strabo im 17 b. welches auch gleublicher/ nur 80 zehlet; ja Diodor ihren uͤm- kreus auf 140 uͤmschraͤnket. Aber hiervon schreibet Bochart/ in seinem Faleg am 314 und 315 blate/ ausfuͤrlicher. Zu Strabons zeiten lag diese praͤch- tige stadt schon uͤber einen hauffen/ und ward nur stuͤk- weise bewohnet. Zur 3 zeile des 229 blats. D Aher ist das Griechische sprichwort: ἐκ τοῦ ὀρᾷν γί- νεσϑ τὸ ἐρᾷν. Und wir sagen fast eben auf den schlag: durch schauen/ komt trauen. Ja eben da- her gebrauchet der beruͤhmteste Schauspielschreiber un- ter den Lateinern/ vor charissimus, das wort oculissi- ms, das ist/ einer den man nie aus den augen laͤs- sel vor großer liebe; mit einem worte/ der Aller- lioste. Dan die Augen seind die fuͤhrer/ und zugleich anzeiger der Liebe. Sehr ahrtig spielet Katullus/ wan er an seinen Mitbuhler schreibet: Quinti, si tibi vis oculos debere Catullum, aut aliud, quod charius est oculis: eri- Anmaͤrkungen. eripere ei noli multò quod charius illi est oculis , si quid charius est oculis. Der verstand ist: wan du wilst/ daß Katullus dich mehr/ als hertzlich/ lieben sol; so mache ihm dasselbe/ das er mehr/ als hertzlich/ liebet/ wan man ie etwas mehr/ als hertzlich/ lieben kan/ nicht abwendig. Aber hiervon besiehe/ was wir bei der 8 zeile des 21 bl. angemaͤrket. Zur 1 zeile des 233 blats. Διϕθέρα, diphthera, das ist/ ein fel von einem tie- re. Also nennet man gemeiniglich des Jupiters Ge- schichtbuch; darinnen er alles/ was geschiehet/ auf- zuzeichnen gewaͤhnet wird. Wir heissen es alhier seiner Amme fel; weil es vom Pergament aus der zie- gen Amalteen felle/ welche ihn geseuget/ wie die alten Dichtmeister gedichtet/ sol gewesen sein. Mel- chior Guilaldinus , in tractatu de Papyro; Pancirollus l. 2, tit. 13, p. 627. Sonderlich kan hiervon unser Dichterischer Sternhimmel am 90/ 91/ 126/ 127/ und 128 bl. gelesen werden; da wir ausfuͤhrlich erklaͤh- ret/ wer diese Amaltee eigendlich gewesen/ und was die alten Dichtmeister darvon gedichtet. Von diesem Felle/ oder vielmehr Tagebuche des Jupiters seind unter den Griechen unterschiedliche sprichwoͤrter ent- standen. Wan einer etwas/ das unbekant/ seltzam/ oder so alt und verjahret zu sein schien/ daß niemand mehr darvon wuste/ oder aber was sonderliches sein sol- te/ vorbrachte; so pflegte man gemeiniglich zu sagen: ἀρχαιό τερα διφθέρας λαλεῖς, du bringest dinge vor/ die aͤlter seind/ als Jupiters Ziegenfel/ das ist/ Verzeichnuͤs. Diesem zur folge haben wir an einen kluͤgelsuͤchtigen Naseweisen/ der ihm mehr zu wissen einbildete/ als alle andere Menschen/ eines mahls ge- schrieben: J i iij Du Kurtzbuͤndige Du hast der Amme fel des Jupiters durchschauet. Das ruͤhmt auch Koridon/ der deinen worten trauet. Doch duͤnkt mich/ daß es nicht in dieses Fel geschehn: es war ein Huͤrtenbeltz/ darein du hast gesehn. Dan das wort diphthera heisset bei dem Aristofanes/ da er von einem Ziegenhuͤrten redet/ und dem Lu- zian/ auch ein lederner oder beltzerner Mutzen/ aus Ziegen- oder Schafs-fellen/ den die Huͤr- ten/ Schaͤfer/ und Schaͤferinnen tragen/ rheno, pastoritius, Arnacis Varroni. Daher wird ein Huͤr- te bei dem Pollux Διϕϑερίτης, und eine Huͤrtin διϕτερίπς genennet. Auch pflegten die alten Griechen von ihrem Jupiter/ wan er/ nach langem verzuge/ iemand boͤses oder guhtes vergolt/ zu sagen: ὁ Ζεὺς κα- τεῖδε χρόνιος ἐις τὰς διϕϑέρας, das ist/ Jupiter hat endlich einmahl in sein Ziegenfel gesehen. Fast eben dahin zielet auch unser sprichwort: Gott kan uns wohl eine zeit lang unsere zeche borgen; oder durch die finger sehen. Daß man aber nicht allein vor alten zeiten auf der Tiere felle geschrieben/ son- dern auch noch itzund; solches bezeuget unser Perga- ment/ welches so viel gesagt ist/ als Pergamisches schreibefel. Dan in der beruͤhmten Asischen stadt Pergam oder Pergamus/ die der fuͤrtrefliche Artzt Galenus/ als sein Vaterland/ wie Leuenklau schreibet/ noch beruͤhmter gemacht/ seind nach Var- rons und Plinius im 11 h. des 13 b. zeugnuͤsse/ die Schreibefelle zum ersten erfunden; und nach ihrem nahmen Pergament oder Pergameen/ Charta Pergamena, gleichwie das wort Charta selbst von der so benahmten Tirischen stadt/ genennet worden. Man schreibet zwar die erfuͤndung des Pergaments dem Eumenes zu/ welcher eben eine solche Buͤcherei/ als Ptolemeus Filadelf/ zu Alexandrien in Egip- ten/ Anmaͤrkungen. ten/ angefangen/ zu stiften gesonnen: weil aber Jo- sefus in seinen Juͤdischen Geschichten meldet/ daß Eleasar/ der Hohe Priester zu Jerusalem/ die Hei- lige Schrift auf sehr zahrtes Pergament geschrie- ben/ gemeltem Ptolemeus/ schon vorher durch die siebenzig uͤbersetzer zugeschikt; so ist wahrscheinlich/ daß Eumenes der erste erfinder nicht sei/ sondern nur an- stalt gemacht/ daß das Pergamentmachen eifri- ger fortgesetzet worden. Zudem seind die meisten buͤ- cher in der Alexandrischen Buͤcherei/ welche sich/ als sie unter dem Koͤnige Basiliskus verbrante/ auf 120000 belieffen/ meistenteils auf Pergament ge- schrieben gewesen. Unter andern war in dieser herli- chen Buͤcherei ein Trachenfel oder Eingeweide von einem Trachen/ 120 fuͤße lang: darauf man alle Werke des Homerus/ samt der Geschicht der Helden/ mit guͤldenen buchstaben geschrieben; wie Jo- han Zonaras im 3 teile seiner Jahrbuͤcher aufge- zeichnet. Zur 23 und folgenden zeilen des 233 blats. D Ieses alles findet man bei dem Araber Josef Ben Altifasi/ und Ben Salamas/ in seinem Garten der Wunder der welt: welcher auch zugleich meldet/ daß des Schurs Großvater Schariak/ ge- wesen. Zur 8 und folgenden zeilen des 234 blats. E Ben derselbe Salamas erzehlet dieses gleichfals an gemeltem orte. Hierbei kan auch Peter Bello- nius/ da er von den Egiptischen Grabspitzen han- delt/ gelesen werden; als auch Fuͤrst Radziviel in sei- nem Reisebuche. I i iiij Zum Kurtzbuͤndige Zum 236 blatte. V On allen diesen Goͤtzenbildern ist droben/ in den Anmaͤrkungen bei dem ersten und andern blatte/ auch hier und dar in der folge gehandelt wor- den. Auch kan hierbei Kirchers Egiptischer Oe- dipus/ da er diese Goͤtzenbilder/ mit den heiligen Bilderschriften der Leichen/ weitleuftiger erklaͤhret/ gelesen werden. Zum 238 blatte. V On den Sarapen haben wir ebenmaͤßig in den Anmaͤrkungen bei der 27 zeile des 7 bl. gnugsame erklaͤhrung getahn. Von den Papiernen Rollen/ die man in die Saͤrge zu legen pflegte/ kan obgemelter Kircher in seinem buche von den Gebalsemten und ausgeduͤrreten Leichen der Egipter gelesen werden. So kan man auch hiervon den Guhterus/ in seinem bu- che von den Geistern/ da er unter andern beweiset/ daß die Roͤhmer in den Leichengepraͤngen den Egiptern fast gantz gefolget/ aufschlagen. Niemand aber hat al- les/ was zu den Egiptischen gebalsemten Leichen gehoͤ- ret/ besser und ausfuͤhrlicher beschrieben/ als gemelter Kircher in seinem Buche von der Egiptischen Bilder- schrift; als auch Johan Nardius/ in seinen An- maͤrkungen uͤber den Lukretz/ und Peter della Valle. Zum ende des 239 blats. V On den ewig brennenden Lichtern/ ob sie die Al- ten zu machen gewust/ fallen vielerhand unter- schiedliche meinungen vor. Die solches bejahen/ fuͤh- ren etliche beispiele zum beweis an: als unter andern das ewig brennende Licht/ welches im 1401 jahre/ samt Anmaͤrkungen. samt des Pallas Riesenleichnam/ ein bauer/ nicht weit von Rohm bei der Tiber/ gefunden/ mit dieser Grabschrift/ welche Volaterran aufgezeichnet: Filius Evandri PALLAS, quem lancea Turni militis occidit, mole suâ jacet hîc. Diese Lampe hatte schon uͤber 2000 jahre gebrant/ und brante noch/ gegen wind und wasser/ bis sie unverse- hens ein loch bekahm/ und die feuchtigkeit heraus lief; da sie straks verlosch. Noch ein anderes ewig brennen- des Licht hat man zur zeit Pabst Pauls des dritten/ auf dem Appischen wege vor der Stadt Rohm/ in des Zizerons Tochter begraͤbnuͤsse/ gefunden; und darbei diese Grabschrift: TULLIOLÆ FILIÆ MEφ. Den unverbrenlichen steinichten Flachs/ davon diese ewigbrennende daachte/ welche die Franzosen menthe sans fin heissen/ gemacht waren/ nennen die Griechen ἀσ έςινον Asbestinum, welches man von ἄσ ε- ςον, das ist unausleschlich/ gebildet. Dieser Flachs ward aus einem eisenfaͤrbigem steine gemacht; wie Plinius im 10 h. des 37 buchs aufgezeichnet. Von etlichen wird der stein ἀμίαντος, amiantus genennet: wiewohl andere jenen von diesem unterscheiden. Ἀμίαν- τος heisset sonst rein/ unbesudelt/ unbeflekt. Da- her ἀμίαντος λίθος, lapis intemeratus, immaculatus, ein unbeflekter stein. Plinius nennet ihn linum vivum, lebendigen flachs: die Griechen aber ἄσ εςον und ἀσ εςινὸν λίνον, unausleschlichen lei- nen flachs. Die Hochdeutschen geben ihm vielerlei nahmen: als Federweis/ Erdflachs/ Salman- derhaar/ Katzensilber/ Glimmer/ Pliant/ As- best/ und Amiant. Der stein selbsten waͤchset auf J i v dem Kurtzbuͤndige dem Inlande Zipern/ ist dem gegrabenen Allaun fast gleich/ und wan er ins feuer geworfen wird/ bleibt er unverseeret/ und rein. Auch hat man ehmahls tuͤcher darvon gemacht; welche/ wan sie beschmutzt waren/ aus- gebrant/ und durch das feuer/ wie das Leinwand durch das wasser/ rein gemacht warden. Plinius l. 36, c. 19. Dioscorides l. 5, c. 119, 148. Georg. Agricola, En- celius , \&c, Zum ende des 240 blats. D Ieser Irhof wird Labyrinthus ad Lacum Mæri- dis genennet/ und lag nach Krokodilsstadt zu/ wie Herodotus/ und Plinius melden: da auch Maͤris sol begraben liegen. Herodotus teilet ihn in zwoͤlf Hoͤfe/ Plinius aber in sechzehen. Hierinnen lag/ unter andern/ des Simendis oder Ismendis Grabbau/ zwee morgen landes lang/ und 45 ellen hoch. Zur 18 und folgenden zeilen des 244 blats. D Aß die Ebreer der Huͤrtenlieder erfinder gewe- sen/ haben wir in einem Gedichte vor unsrem Sa- lomonischen Geistlichem Huͤrten-liede/ oder Ho- hem Liede/ wie es ins gemein genennet wird/ als auch noch mehr in einem unter der Hoͤchstpreiswuͤrdi- gen Deutschgesinneten Genossenschaft Sende- schreiben/ erwiesen. Von den Schatten-liedern/ das seind Huͤrtenlieder unter dem schatten/ wel- che die Waͤlschen itzund/ mit einem neuen nahmen/ Madrigalen nennen/ hat Kaspar Ziegler/ ein Leip- ziger/ im 1653 jahre einen zimlichen Unterricht her- aus gegeben. Aber ich wundere mich/ daß er schreiben darf: das kleinste Schattenliedlein habe bei den Waͤl- schen weniger nicht/ als fuͤnfreimbaͤnde/ und das laͤng- ste niemahls mehr als funfzehn; ja er hette nur eines von sechzehen bei Johan Baptist Leonen gesehen. Aber Anmaͤrkungen Aber ich finde bei dem Ritter Guarin eines von ein- undzwanzig reimen/ ja ein anderes gar von dreiund- zwanzigen/ nicht liederweise eingeteilet/ sondern in ei- nem zuge hin: und bei eben demselben noch ein anderes mit vielen Saͤtzen; darinnen ieder satz nur vier reime begreiffet. Gleichwohl wil ich gern gestehen/ daß ich die- sem Ritterlichen Dichtmeister/ und mehr andern der Waͤlschen/ die dergleichen getahn/ hierinnen keines weges folgen wolte; sondern das gantze Schatten- liedlein/ wan es in einem satze bestehet/ mit gemel- tem Ziegler/ viel lieber auf das allerhoͤchste mit funf- zehen reimbaͤnden schliessen. Vor diesem haben die Waͤlschen vom worte Madrigaal gantz nichts ge- wuͤst; sondern dergleichen Schattenliedlein/ derer Petrarche selbsten etliche gemacht/ zu und nach seiner zeit/ nur schlecht hin Canzon ein lied/ oder Canzo- nette ein liedlein genennet. Aber laßet uns hoͤren/ was der Koͤnigliche Franzoͤsische Geheimverpfleger und Tahlmetscher/ der hoͤchstloͤblichen Deutschgesin- neten Genossenschaft Mitglied/ unter dem Zunft- nahmen des Deutschliebenden/ P. Bense-dupuis, in seinem Apollo von der Waͤlschen und Spanischen Dichterei/ am 177/ und 178 bl. hiervon schreibet. Le Madrigal , sagt er/ peut estre comparé aussi bien, que le Sonnet , à l’ Epigramme des Latins \& des Grecs, c’est le moindre de tous les Poëmes Liriques: \& la seule difference, qu’il y peut avoir entre l’ Epigramme , \& le Madrigal , est, que le Madrigal se chante, \& l’ Epi- gramme non. Je ne trouve point que le mot de Ma- drigal ait esté connu des Anciens, au moins ay-je pris garde, que dans les vieilles impressions de Petrarque il n’en est de tout point fait de mention: \& ceux, qui ont commenté les premiers cét Autheur, se sont con- ten tez d’appeller du nom commun de Chanson , ou du diminutif Chansonette , ce que modernes appellent Ma- drigal Kurtzbuͤndige drigal. Bembo mesme en ses Asolans ne luy donne point d’autre nom, non plus qu’ Horace n’appelle pas moins Odes, celles de huict vers, que celles, qui en contien- nent cinquante. Ainsi cét Autheur au dernier Livre parlant de la Chanson , qui fit chantée par cette Da- moiselle, qui servoit d’Eschanson à la Reine, la qualifie de Chansonette. Questa Canzonnetta cantò tanta pia- cevolezza, e con maniere cosi nuove , \&c. Et Lodovico Dolce , en son Traité de la Poësie vulgaire, l’allegue puor exemple des Madrigaux , qui sortent des suiets Rustiques, pour traitter de matieres plus relevées. Amor la tua virtute non è dal monde, e da la gente intesa, che dal viltate offesa segue suo danno, e fugge sua salute. Mà se fosser tue lodi conosciute tra noi, si come là, doue risplende più del tuo vivo raggio, dritto camino e saggio prenderia nostra vita, che no’l prende; e tornerian con la prima beltade gli anni de l’oro, e la felice etade. Lorentz Franzosien von Florentz beschreibet das Schattenliedlein/ daß es eine gattung der Ge- saͤnge/ oder zusammenfuͤgung der Reimbaͤnde sei/ welche die Huͤrten zu singen pflegen. Ma- drigale , sagt er/ una sorte di canzone, o composizion di versi, che solevano cantare i pastori. Und an einem andern orte schreibet eben derselbe: Madriale o Madri- gale , poësia lirica, non soggetta à regola di rime, das ist/ das Schattenliedlein ist eine liederdichterei/ den gesetzen des reimes nicht unterworfen. Hierzu fuͤ- get er auf Spanisch: Madrigal villanzico, das ist/ das Madrigaal ist ein Feldgesang/ ein Gesang/ den man Anmaͤrkungen. man auf dem lande oder felde singet: welches eben so viel gesagt ist/ als ein Schaͤferlied/ oder Huͤr- tengesang. Also erklaͤhret auch des Spanische wort Villanescas der Herꝛ Isola in einem an mich abgelaße- nem schreiben/ da er von den Schattenliedern han- delt. Villanescas, schreibet er/ canzoni, che soglion cantare i contadini, das ist/ ein gesang/ den die landleute oder bauren zu singen pflegen. Aber ein ander beschreibet das Spanische wort Villanzico, nicht als ein Feld- oder Huͤrten-lied/ sondern als einen Freudengesang auf ein froͤhliches fest: una sorta di canzonetta allegra, che si canta in feste d’alle- grezza, come per natale, \&c. Und bei dem Korne- lius Kilian wird es Cantio celerior Italica, sive Mu- sica levicula genennet. Dem sei nun wie ihm wolle/ so erscheinet doch aus allen uͤmstaͤnden/ daß diese Lie- derahrt vor alters anders nichts/ als eine gattung der Schaͤfer- oder Huͤrten-lieder/ gewesen; und darnach erst zu allerhand andern vorfaͤllen/ als ein kurtzbuͤndiges Sin-gedicht/ gebraucht worden. Dan wir sehen augenscheinlich in allen dergleichen al- ten Liederahrten/ daß sie von nichts anders/ als von buͤschen/ beumen/ wiesen/ taͤhlern/ weiden/ bluhmen/ fluͤssen/ baͤchen/ vogeln/ schatten/ und dergleichen in buͤschen und auf feldern befindlichen dingen handeln. Aber wir wollen den beruͤhmten Deutschliebenden noch einmahl hoͤren/ was er am 179 bl. seines obge- melten Apollons hiervon urteilet. Les Italiens, schreibet er/ l’appellent Madrigale , \& par sincope Ma- driale , du nom Mandra , qui veut dire troupeau, berge- rie, loge ou caverne , où les bergers se retirent. Le mot de Mandra est Grec, \& signifie caverne: \& de là vient, qu’en la primitive Eglise celuy, qui estoit Superieur entre ces anciens Pere Grecs, qui vivoient dans les de- serts, \& qui n’avoient pour demeure que les antres \& les Kurtzbuͤndige \& les cavernes, qu’ils y pouvoient rencontrer, s’ap- pelloit Archimandrita , c’est à dire, Chef de troupeau . De sorte qu’il nous faut dire, que le Madrigal en son commencement n’estoit autre chose qu’une Chanson pa- storale \& rustique , que les Bergers chantoient dans leus Bergeries , ou plustost, comme dit Couarruvias autheur Espagnol, dans les Cavernes , où ils se retiroient sur le midy, pour laisser passer la grande chaleur. Et de fait Petrarque en ceux, qu’il nous a laissez, qui sont en fort petit nombre, ne parle que d’ eaux , de rivieres , de fontaines , de ruisseaux , de glace , d’ arbres , de bois , d’ herbes , de fleurs , d’ oiseaux , d’ ombrages \& autres cho- ses champestres, \& boscageres . Mais à present l’on s’en peut servir pour toutes sortes de suiet. Et nous pou- vons dire des Madrigaux ce, que Cesar Scaliger dit des Epigrammes, Epigrammatum genera tot sunt, quot rerum , il y a d’autant de sortes de Madrigaux , qu’il y a de sortes de sujets. Et à quelque matiere que le Ma- drigal puisse estre appliqué, pourveu que le suiet en soit bien pris, que la pointe soit subtile, \& sans cette contrainte, que Hugo Grotius condamne ouvertement dans les Epigrammes, nihil potest esse tam fatuum, quàm extortum Epigramma ; il sera tousjours de mise, \& pourra passer pour bon. Hier siehet man/ daß der Deutschliebende das wort Madrigal herleitet vom Griechischen μάνδρα: welches so viel heisset/ als ein stal/ oder eine bucht des viehes/ oder die Huͤrden/ darinnen man die schafe des nachtes einsperret; als auch eine hoͤhle/ bei dem Teokritus in seinem 5 Ge- dichte; ja selbsten ein ort/ da der wein/ in den Wein- bergen/ gekeltert wird. Vom worte gal/ das dem gemelten μάνδρα, daraus man das ν oder n wegge- laßen/ zu ende beigefuͤget wird/ erinnert er zwar nichts. Aber ich halte/ daß es so viel heissen sol/ als ein lied oder gesang/ oder vielmehr hal/ schal/ klang. Dan gallen Anmaͤrkungen. gallen hat bei den alten Deutschen hallen oder schal- len/ auch wohl singen und klingen bedeutet: wie das noch itzt uͤbliche niederdeutsche g a lm / das ist ein hal/ oder widerschal/ ein zuruͤkprallender klang/ und unser Nachtigal/ welches so viel heissen sol/ als ein Vogel/ der des nachtes gallet/ hallet/ singet/ klaͤhrlich bezeugen. Und also heisset das wort Madrigal so viel als ein Stal- oder Huͤrden-lied/ ein Heer- den- oder Huͤrten-gesang/ oder aber ein Hoͤhlen- lied; welches die Huͤrten oder Schaͤfer bei ihren Huͤr- den oder Heerden in den hoͤhlen gesungen. Wir haben es lieber ein Schattenlied geben wollen; weil es die Huͤrten/ wan sie uͤm den heissen mittag/ vor der son- nenhitze/ entweder in den hoͤhlen/ oder unter dikbelaub- ten beumen/ unter dem schatten geruhet/ zu singen pflegen. Es ist auch nichts fremdes/ daß die Waͤlschen das letzte wortglied gal in Madrigale von den Deut- schen entlehnet; weil nicht allein sie/ sondern auch die Spanier/ ob sie uns schon so fern entlegen/ ja noch weit mehr die Franzosen mit vielen andern woͤrtern derglei- chen getahn. Die Waͤlschen haben auch das wort gal- lillo, das ist/ ein gloͤklein/ oder auch die Luftroͤh- re im schlunde oder halse/ dadurch der hal und klang der stimme gehet oder gemacht wird. Dieses ist nirgend anders her/ als aus unserem alten deutschen gallen (daraus auch galm/ eben wie aus hallen/ hals/ und halm/ den die Huͤrten zur pfeiffe gebrau- chen/ gebildet) entsprossen. Ja eben daher hat das La- teinische wort Gallus, das ist ein Hahn/ der durch seinen haͤllen hal den tag anzeiget/ selbsten/ und nicht vom alten nahmen der Franzosen Gallus, wie etliche/ weil die Haͤhne zuerst in Frankreich sollen entsprossen/ oder in großer maͤnge/ zum fechten oder Hahnenkampfe/ erzogen sein/ fuͤrgeben/ seinen uhrsprung gewonnen. Dan dieser Voͤlker nahme Gallus, oder zuerst des gan- tzen Kurtzbuͤndige tzen Reichs/ Gallia, ist ohne zweifel vom Hahne/ den sie Gallus vom gallen oder hallen genennet/ indem er sich alda hauffenweise befunden/ entsprungen. Und al- so heisset Gallia so viel als Hahnenland: gleichwie Spanien Kaninenland/ und Lusitanien/ wel- ches nun Portugal genennet wird/ Mandelnland/ weil man in jenem viel Kaninen/ und in diesem viel Mandelnbeume gefunden/ dem uhrsprunge der woͤrter nach/ bedeuten. Dan Spanien hat seinen nahmen nicht vom Waldgoͤtzen Pan/ wie Sostenes im 13 b. und andere treumen/ sondern vom Ebrei- schen oder Foͤnizischem worte saphan, daß ist ein kanien/ daraus Sphanija oder Spania gebil- det: und Lusitanien auch nicht vom erdichteten Lu- sus/ wie Plinius/ aus dem Varro/ im 1 h. des 3 b. meldet/ sondern von lus, das ist eine Mandel oder ein Mandelbaum/ bekommen. Und diese nahmen scheinen ihnen die Foͤnizier oder Kananeer/ als sie von den Kindern Israels aus Kanaan verjagt wor- den/ und sich in diesen laͤndern niedergelaßen/ gege- ben zu haben. Mir ist im uͤbrigen auch sehr wohl be- kant/ daß andere das wort Madrigale lieber von madre herleiten wollen/ also daß es ihnen so viel sein sol/ wie sie schreiben/ als Madre della gale, das ist eine Mut- ter der lieder. Und dieses gefaͤllet mir auch nicht uͤbel; weil ein Schattenliedlein in der taht und wahrheit/ indem es so klein ist/ eine Mutter/ das ist ein uhrsprung/ begin oder anfang der andern lie- der und gesaͤnge genennet werden kan. Dan in dem verstande wird/ so wohl im Waͤlschen/ als Spanischen/ das wort madre, als auch matrize vielmahls ge- braucht: naͤhmlich madre della stampa, cioè la forma che getta le lettere, o i caratteri, das ist/ ein werkzeug/ dar- ein die drukbuchstaben gegossen/ oder darnach sie gebildet werden: matriz de la emprenta; welches unsere Anmaͤrkungen. unsere Schriftgiesser/ den Waͤlschen zur folge/ auch Matrizen/ als wolten sie sagen/ die Mutter oder Muͤtter der Buchstaben/ zu heissen plegen. So be- nahmen wir auch die Muschel/ darinnen die Perlen wachsen/ oder daraus sie ihren uhrsprung haben/ Per- lenmutter/ wie die Spanier Madreperla, und die Waͤl- schen Madre de perlas, d. i. nacar, o concha de perlas. Madre del rio, Madre del fiume, das ist ein uhrsprung der fluͤsse/ ein spring/ ein kwaͤl/ sagen die Spa- nier und Waͤlschen gleichfals auf eben den schlag. Von mehr andern erklaͤhrungen handelt der Hochgelehrte von Kempen/ unter den Deutschgesinten der Un- sterbliche/ in seinem Berichte von den Schattenliedern oder so genenten Madrigalen. Wie nun die Waͤl- schen diese Schattenliedlein auf so vielerlei weise machen/ kan man bei ihren Dichtmeistern sehen: als bei dem Hieronimus Pret/ Sachet/ Bokaz/ Ariost/ Bembus/ Bernia/ Navager/ Tassus/ Stiglian/ Orsien/ Peter Michaeln/ und andern; als auch bei der edlen Roͤhmerin Margareta Ko- sta/ in ihren Liebesbriefen: vor allen aber bei den zween beruͤhmten Rittern/ Marin und Guarin/ die in dieser Liederahrt auch alle neuen und alten uͤbertref- fen. Unter andern findet man bei dem letzten ein so zu nennen zusammengeketteltes Schattenlied/ von 84 Reimzeilen; darinnen die saͤtze zuweilen 14/ zuweilen 4/ zuweilen 6/ zuweilen 12/ zuweilen 10 Reimbaͤnde haben. Zum 246/ 247/ 248 blatte. I N diesem Schattenliedlein werden die zur Eh- lichen Liebe gehoͤrige eigenschaften beschrie- ben: naͤhmlich im 1 satze geben wir zu erkennen/ daß sie rein/ ungefaͤrbt/ ohne falschen schein und aller dinge unbeflekt sein mus; gleichwie die reinen K k Schaͤflein Kurtzbuͤndige Schaͤflein/ die erst aus der schwaͤmme kommen: im 2/ daß sie sanfte/ lieblich/ anmuhtig/ und ohne eini- gen zorneifer/ oder andere heftige gemuͤhtsbe- wegungen sei; gleichwie die sanftmuͤhtigen und ge- duͤltigen Schaͤflein: im 3/ daß sie auf unverfaͤlsch- ter Treue beruhe; indem die Braut ihrem Gatten eben so treulich folget/ als die Schaͤflein ihrem Schaͤ- fer: im 4/ daß sie bestaͤndig in solcher Treue bleibet; indem sich die Braut endlich mit ihrem Breutigam in liebe und treue der maßen verbindet/ daß beider Lie- be mehr und mehr zunimt: und im 5/ daß die solcher gestalt reine/ sanftmuͤhtige/ treue/ bestaͤndige und endlich vereinbahrte Liebe mit seegen vom Himmel gekroͤhnet werde/ und den hoͤchsten preis/ die schoͤnste krohne des ruhmes/ darvon trage. Zur 20 zeile des 262 blats. D Aß Josef die meisten Feuerspitzen in Egipten/ zur bewahrung des getreides/ bauen laßen/ haben viele darvor gehalten: derer meinung auch Nazian- zenus beipflichtet/ und zugleich saget/ daß solches der nahme πυραμὶς selbsten guht hiesse; weil πυρὸς so viel gesagt sei/ als weitzen/ oder getreide/ und daher πυραμὶς auch eine Weitzen- oder Korn-scheune be- deute; wie dergleichen gebeue noch itzund von den Egip- tern genennet wuͤrden. Isidorus l. 15, c. 2. Chassaneus in Catalogo gloriæ mundi part. 12, consid. 75. Pierius l. 39. Hierogl. de Meta. Etymologus. Jul. Solinus. Pli- nius l. 36, c. 12. Zu Karaffar oder Massar/ zwo meilen von Alkeir/ findet man noch itzund sieben alte gebeue/ welche vor Josefs Kornheuser/ wie Beauvau schreibet/ gehalten werden. Zur 32 und folgenden zeilen des 262 blats. C Ornelius à Lapide , in vers. 34, 35, 36 capitis 41 Geneseos: Omnes Ægyptii hoc septennio fertilitatis , jussu Anmaͤrkungen. jussu regis, compulsi sunt quintam partem frugum suarum vendere Regi, ser vandam in septennium sterilitatis: aut certè, ut vult Tostatus, durante isto septennio fertilitatis vetuit rex frumentum Ægypto efferri, \& exteris vendi. Frumentum scilicet non trituratum, non excussum, ut si- mul jumentis recondatur suum pabulum, puta stramina, paleæ, \&c. ut Philo annotat . Andere wollen/ daß dieser fuͤnfte teil/ den der Koͤnig/ oder Josef vor den Koͤnig/ vorweg genommen/ mit koͤniglichen geldern sei bezahlet worden: wieder andere/ daß man ihnen andere mittel und wahren/ als holtz aus den koͤniglichen buͤschen/ steine/ und dergleichen dinge/ darvor gegeben. Zur 20 zeile des 263 blats. H Iervon schreibet Herodotus/ und andere. Auch haben die Griechen und Roͤhmer nachmahls/ den Egiptern zur folge/ dergleichen Untersuchungen des lebens/ welche sie Judica Censoria nenten/ ebenmaͤßig angestellet. Pancirolius l. 1. R er. deperditar. memorab. p. 282. Sonderlich hat Solon die Satzung/ dadurch alle Egipter verbunden waren/ ihre nahmen bei ihren Reichshauptleuten anzugeben/ und zu sagen/ wovon sie sich erhielten/ bei den Atehnern aufgebracht. Jo. Ravisius Textor in Theatro Historico l. 3, c. 6, de Æ- gypt. legib. p. 234. Zum 264 und 265 blatte. V On dieser des Josefs Korneinsamlung handelt auch Greiffensohn in Josefs Lebensbeschrei- bung/ am 170/ 171/ 172 bl. weitleuftig. Zur 16 zeile des 226 blats. I Sokrates schreibet/ in seiner lobrede des Busi- ris/ die uhrsache des Goͤtzendienstes bei den Egip- tern den Koͤnigen zu; und meinet/ daß er daruͤm ein- K k ij gesetzt Kurtzbuͤndige gesetzt sei/ damit das gemeine volk den Koͤniglichen ge- bohten gehorchen lerne. Thysius in Descript. Ægyp- ti p. 137. Zur 17 zeile des 267 blats. B Esiehe in der Anmaͤrkung bei der 19 zeile des 65 blats/ was Ruben/ in seinem Letzten willen/ hier- von saget: als auch das 42 heupst. des Buchs der Schoͤpfung/ von den folgenden begaͤbnuͤssen. Zur 13 zeile des 268 blats. D Elrio meinet/ daß Josef seine Bruͤder daruͤm drei tage im gefaͤngnuͤsse liegen laßen: damit sie vor das dreifache verbrechen/ an ihm begangen/ naͤhm- lich weil sie vorgehabt ihn zu toͤdten/ ihn in die grube geworfen/ und dan verkauft/ drei tage lang buͤßen moͤchten. Aber solches koͤnte besser auf die drei tage/ so lange sie ihn in der grube liegen und hungern laßen/ gedeutet werden. Zur 17 und 18 zeile des 270 blats. D Aß Josef daruͤm den Simeon vor allen andern binden laßen/ weil er die meiste schuld hatte/ daß er zum leibeignen war verkauffet worden/ ist des Gen- nadius/ Filo/ Teokritus und vieler Altvaͤter mei- nung. Auch ist solches aus der heiligen Schrift selb- sten genug abzunehmen. Zum 273 und 274 blatte. H Iervon schreibet Moses vom 16 spruche an/ bis an das ende des 43 hauptstuͤkkes seines 1 buches. Zum Anmaͤrkungen. Zum 275/ und folgenden zwei blaͤttern. D Ieses wird im 44 haupstuͤkke des Buches der Schoͤpfung/ auch noch weitleuftiger vom Sa- muel Greiffensohn/ in Josefs Lebensbeschreibung am 198/ 199/ und 200 blatte/ erklaͤhret. Zum 279/ und 280 blatte. H Iesige begaͤbnuͤs erzehlet Moses ebenmaͤßig im 45 hauptstuͤkke des Buchs der Schoͤpfung; als auch Greiffensohn/ und Josef/ der Juͤdische Ge- schichtschreiber. Zum 282 blatte. H Ierbei kan gemelter Greiffensohn am 214/ 215/ 216 blatte gelesen werden. Auch kan man Josefs und Benjamins Letzten willen nachsehen/ wie Jo- sef seiner Bruͤder uͤbeltaht/ an ihm begangen/ allezeit zu vertuschen/ und guht zu machen getrachtet. Zu den dreiletzten zeilen des 283 blats. D Ieser Fuͤrst/ der das gelobte Land eingenommen/ und unter die Kinder Israels ausgeteilet/ war Josua/ des Nuns sohn/ der zuvor Hosea hies/ aus dem Stamme Efraims/ des sohns Josefs/ entspros- sen; wie aus dem 13 hauptstuͤkke des 4 buchs Moses zu sehen. Zum 284 blatte. D Iese beschreibung der leibesgestalt Jakobs findet man in der Assenat Geschicht: da/ unter andern/ auch von der anzahl der Kinder Israels/ die/ mit ihrem K k iij Vater/ Kurtzbuͤndige Vater/ in Egipten kahmen/ diese worte zu lesen: dar- uͤm zog Jakob/ durch ein gesicht von Gott ge- staͤrkt/ mit 66 Seelen in Egipten; also daß ihrer/ er/ und Josef/ mit seinen zwee Soͤhnen/ darzu gerechnet/ 70 beieinander waren. Und Jakob war 130 jahr alt/ als ihn Josef vor des Koͤniges angesicht brachte. Im andern jahre des Hun- gers/ am 22 tage des zweiten mohndes/ kahm Israel/ mit seinem gantzen Geschlechte/ in Egipten/ u. a. m. Hierbei ist zu maͤrken/ daß die Geschicht der Assenat/ als auch das Buch der Schoͤp- fung/ im 46 hauptstuͤkke/ da ebenmaͤßig nur 70 Seelen gezehlet werden/ die Seelen der Weiber nicht mitge- rechnet/ wie die Geschicht der Zwoͤlfbohten/ im 14 spr. des 7 hauptst. getahn; da von 75 Seelen meldung ge- schiehet. Aber Hievon kan Lange in seinem Buche von den Jahren nach der Heilgebuhrt/ am 262 blatte gelesen werden. Zur 6 und 7 zeile des 285 blats. B Ei den worten des 34 spruches am ende des 46 hauptstuͤkkes im Buche der Schoͤpfung/ Alle Schafhuͤrten wa- ren den Egiptern ein greuel/ finden sich vielerlei unterschiedliche meinungen. Etliche/ unter denen auch einer ist der fuͤrtrefliche Bochart am 374 blatte seines Kanaans/ halten darvor/ daß die Viehhuͤrten daruͤm den Egiptern ein greuel gewesen; weil die Foͤ- nizischen Huͤrten/ derer sechse 242 jahre/ wie Mane- ton/ bei dem Afriker/ bezeuget/ uͤber sie geherschet/ ih- re Goͤtzenheuser zerstoͤhret/ ihre staͤdte verbrant/ sie selb- sten teils erwuͤrget/ teils mit harter dienstbarkeit bele- get/ und allen muhtwillen an ihnen veruͤbet: wie Jo- sef der Juͤdische Geschichtschreiber in seinem 1 b. wi- der Anmaͤrkungen. der den Apion meldet; welcher aber der Foͤnizier be- gaͤbnuͤsse mit den geschichten der Israeler vermischet. Hingegen meinet der Ebreer Rambam/ und ande- re/ daß die Egipter daruͤm die Viehhuͤrten verflu- chet/ weil sie das Vieh/ welches jene vor Goͤtter gehal- ten/ geschlachtet: dan sie hetten durch den Widder den Hammon/ durch das Kalb den Apis/ durch den Ochsen den Osiris/ durch den Bok den Priapus/ als welche sie vor eigene wohnungen dieser Abgoͤtter hielten/ geehret; und daruͤm geweinet/ und getrauret/ wan eines von diesen Goͤtzentieren gestorben. Ja daher were es kommen/ daß die Ebreer diese Tiere zu heili- gen Schlachtgaben/ und zum tode bestimmet; damit dieser gottlose Gottesdienst/ durch einen gantz wider- waͤrtigen/ verdammet/ vernichtiget/ und solcher greuel vertilget/ ja die suͤnde zugleich ausgesuͤhnet wuͤrde. Fast eben dasselbe lesen die Ebreer in ihrem Buche Tam- tam: da unter andern auch stehet/ daß die Ebreer die Leuen/ Baͤhren/ Tieger/ und dergleichen ande- re tiere daruͤm zu ihrem Gottesdienste nicht gebrau- chet/ weil es die Egipter getahn. Gemelter Ram- bam fuͤget hinzu: daß die Egipter/ aus oberzehlten uhrsachen/ das Himlische zeichen den Widder geeh- ret: ja etliche Sabeer selbst die Teufel/ weil sie in gestalt eines Widders oder Bokkes erschienen; und daher auch Seirim/ das ist Boksgeister genennet: von denen unser Dichterischer Sternhimmel am 53/ 54 und 55 bl. kan gelesen werden. Zum anfange des 290 blats. H Iervon meldet die Sarazenische Geschicht von Josefs tahten in Egipten/ als auch die Nubi- sche Landbeschreibung: mit denen alle Arabische Geschichtschreiber uͤberinstimmen. Von diesem Niel- K k iiij maße Kurtzbuͤndige maße kan auch Strabo gelesen werden. Ob nun das Nielmaß/ das die itzigen Egipter auf dem Nielischen Inlande Michias haben/ welches ein Maß heisset/ und gegen der alten stadt Milfrulhetich/ nicht weit von Alkeir/ uͤber gelegen ist/ eben dasselbe sei/ das Jo- sef gestiftet/ darvon laßen wir andere urteilen. Man beschreibet es/ daß es ein runtes gebeu/ und in der mit- te mit einem vierekkichten Wassertroge/ der 18 ellen tief/ versehen sei: und daß mitten im gemelten Was- sertroge eine seule stehe/ die eben so hoch/ auch in eben so viel ellen geteilet/ als der trog tief ist; darein das Nielwasser unter der erde hin/ durch eine roͤhre/ gelei- tet wird. Hierher pflegen alle jahr uͤm die zeit/ wan der Niel zu wachsen beginnet/ vom Stahtsrahte etli- che Beamten geschikt zu werden: welche den anwachs des Niels besichtigen/ und desselben hoͤhe/ durch Kin- der/ mit gelben binden uͤm das heupt/ in der stadt Alkeir ausrufen laßen. Auch pfleget man/ un- ter waͤhrendem auflauffe des Niels/ so wohl in andern staͤdten/ als in Alkeir/ durch alle gassen die trummeln zu schlagen/ und mit trompeten zu blasen: und gemel- te kinder/ welche/ bei ihrem ausrufe/ das volk Gott zu fuͤrchten ermahnen/ werden von einem ieden mit ge- schenken begabet. Besiehe/ was Leo der Afriker in seinem 8 teile/ als auch Kircher/ im Egiptischen Oedipus/ hiervon schreibet. Zur 20 und folgenden zeilen des 290 blats. K Ircherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, pag. 430. Diodorus Siculus l. 3, c. 2. Zu dieser Goldarbeit warden nicht allein alle zum tode verwiesene und ande- re verbrecher/ sondern auch ihre saͤmtliche bluhtsver- wanten/ und alle gefangene feinde verdammet. Zu Anmaͤrkungen. Zu den ersten 7 zeilen des 291 blats. E S scheinet daß die Scheidekunst/ sonderlich diesel- be/ die mit dem Goldmachen eigendlich uͤmgehet/ von den Egiptern entsprossen ist; wie hiervon Panzirol von den neuen erfindungen/ am 313 blatte/ Suidas/ Libavius/ Parazelsus/ von dem die Scheidekunst am allerersten Ars spagirica, ἀπὶτοῦ σπᾶν, \& ἀργείρειν, das ist vom zerteilen oder scheiden/ und zusammen- samlen/ genennet worden/ als auch Zedrenus/ Pe- trus Severinus/ Tohmas Muffet/ Teobald Hogenlande/ R. Lullius/ Paul Skaliger/ Mo- resinus der Schotte/ Fenot/ Karrer/ Niklaß Mirandulanus/ Fernel/ Kardanus/ Kleopa- tra/ eine Jungfrau von Tafunt/ Maria die Juͤ- din/ Rosinus von Alexandrien an seine Schwester Teosebie/ Seidel/ und viel andre mehr/ die von die- ser Scheidekunst oder Scheidefůgekunst/ wie sie nach des Teofrasts meinung koͤnte genennet werden/ geschrieben/ in ihren buͤchern bezeugen. Zum 291/ und folgenden 3 blaͤttern. D Iese gantze begaͤbnuͤs wird/ in der Assenat Ge- schicht/ weitleuftig erzehlet. Zum 296/ und 297 blatte. D Resserus Millenario 3, p. 154: Hoc officii genere functus est ( Joseph ) annis 80, usque ad finem vi- tæ, factumque est, ut annigloriæ sexies superârint annos miseriæ ejus . In tanto enim temporis spacio non so- lùm Politicâ sapientiâ \& auctoritate anteivit omnibus Ægyptiis, sed veram etiam doctrinam de Deo, \& at- tium notitiam atque professionem in ille regno fun- K k v davit Kurtzbuͤndige davit atque propagavit. Nec dubium est, quin Helio- poli Scholam , in qua Astronomia, \& cæteræ artes bonæ explicatæ sunt, constituerit, \& immunitatibus magnis ornârit; ex qua Dionysius Areopagita etiam prodiit, \&c. In hac Schola, quæ postmodum Iséum dicta, imprimis floruit Mathesis, Astronomia, Astrologia, Physiogno- mia, Chiromantia, Ars item de Signaturâ rerum , aliæque ejusmodi artes. Zur 20 und 21 zeile des 300 blats. D Ieses Mittel pflegt man den Ohnmaͤchtigen zu gebrauchen; weil solcher gestalt die staͤrkende kraft des Goldes und Safrans/ durch die Luft- oder Hertz-aͤderlein/ die unter dem vorletzten finger/ der da- her auch der Hertzfinger heissen koͤnte/ lieget/ und von dar nach dem hertzen zu gehet/ in das matte und schwache hertz/ seine geister zu staͤrken/ gefuͤhret wird. Auch pfleget man eben daruͤm meistenteils einen guͤl- denen Ring an diesem finger/ den man deswegen ge- meiniglich den Goldfinger nennet/ zu tragen; wie Jakob Horst im 5 b. des 3 teils von den verborgenen wundern der Natur/ am 182 und 183 bl. bezeuget. Zur 30 zeile des 300 blats. D Iese Aertzte warden Cephalici, Kopfsaͤrtzte/ Cordiaci, Hertzensaͤrtzte/ Ophthalmici, Au- genaͤrtzte/ u. s. f. genennet. Prosper Alpinus lib. de Medicina Ægypt. Zur 22 zeile des 301 blats. H Iervon kan Eugubinus/ Pierius/ und andere gelesen werden. Zur Anmaͤrkungen Zur 26 zeile des 301 blats. D Ieses bezeuget Plutarch/ in seinem buche vom Osiris/ und der Isis. Zur andern helfte des 306 blats. V Om balsemen der Egiptischen Leichen hat Hero- dotus in seinem zweiten buche/ naͤhmlich in der Euterpe/ gantz weitleuftig und ausfuͤhrlich geschrie- ben: dem wir auch alhier/ was die Fuͤrstlichen Leichen betrift/ meistenteils gefolget. Besiehe gleichfals unsere Anmaͤrkung bei dem 238 blatte. Der Arabische Artzt Hali haͤlt darvor/ daß die Egipter ihre Leichen mit Asfalt/ welches wir Juͤdenpech nennen/ und mit Hahrtze vom Balsembaume/ das der Artznei- haͤndler Opobalsamum ist/ als auch mit Mirren/ und dergleichen gewuͤrtzen gebalsemt. Hingegen mei- net Johan Nardius/ daß sie nichts anders als ge- meltes Juͤdenpech darzu genommen; weil alle ge- balsemte Leichen keinen andern geruch hetten/ als nach diesem Peche. Asfalt/ ἄσφαλτος, welches Suidas vom beraubenden wortteilichen α, und σφαλλεσϑαι, das ist/ mit den fuͤßen bewegt werden/ zappeln/ auf- springen/ herleitet/ heisset eigendlich das hahrtz oder pech/ welches auf dem Todten meere/ das aus den versunkenen staͤdten Sodoma und Gomorra/ auf 8 meilen lang/ entstanden/ und daher ἀσφαλτίτης, das ist/ das Hahrtzmeer/ oder das unbewegliche oder todte meer/ weil alles darinnen todt ist/ genen- net wird/ zu schwimmen pfleget. Honterus Cosmo- graph. l. 3: Jordanusque sacer geminis è fontibus ortus, tandem Aphaltitæ dir is immergitur undis . Von diesem Juͤdenpeche schreibet Dioskorides im 100 h. Kurtzbuͤndige 100 h. des 1 b. und Plinius im 15 h. des 3 b. als auch Solinus/ Justinus/ und Kornelius Tazitus weitleuftig. Auch wollen etliche/ daß man zu solchem Juͤdenpeche/ damit es besser fluͤßen moͤchte/ den duͤn- nen Babilonischen Juͤdenleim genommen: den die Gricchen νάφϑα nennen/ und Dioskorides im 10 h. des 1 b. als auch Plinius im 105 h. des 2 b. Strabo/ im 16 b. und Plutarch/ mit mehr andern/ beschrieben. Viele halten diesen Juͤdenleim vor das so genente Peter- oder stein-oͤhl; welches in unterschiedlichen Egiptischen oͤrtern/ mit gantzen pfuhlen/ gefunden wird: daraus es die alten Egipter/ durch roͤhren/ un- ter der erde hin/ in ihre ewigbrennende Grablampen geleitet; wie der Araber Schianga/ in seinen Ge- schichten von den gedenkwuͤrdigsten Egiptischen din- gen bezeuget. Wan dieses Balsempech also zubereitet war/ und die Leichen darinnen eine zeit lang gelegen; so hatte es sich mit solcher kraft selbst in die allerinner- sten teile hinein gezogen/ ja den gantzen leib dergestalt zusammengezogen/ daß er fast halb eingekruͤmpft/ und aus einer mansleiche eine kinderleiche geworden zu sein schien. Daher darf man sich auch nicht verwundern/ daß alle solche gebalsemte Leichen/ die man heute zu ta- ge findet/ von den unwissenden/ mehr von Kindern/ als erwachsenen Menschen/ weil sie alle so klein seind/ an- gesehen werden. Ich selbsten habe eine Hand/ die von einem gebalsemten Koͤnige sein sol/ und mir vom Herꝛn Johan Georg Brandauen in meine Kunstkam- mer verehret worden. Diese scheinet/ auch selbsten den knochen nach/ so klein/ als were sie von einem drei- oder vier-jaͤhrigem Kinde. Von gemeltem Juͤden- peche/ aus dem Sodom-Gomorrischen Todtzen- pfuhle/ hat mir ebenmaͤßig der Edele Boͤhmer/ Herꝛ Paul Jahn/ Ritter von Malta/ unter den hoͤchst- loͤblichen Deutschgesinneten der Vermehrende/ ein stuͤklein/ Anmaͤrkungen. stuͤklein/ weil es bei uns sonst sehr selten gefunden wird/ vor etlichen jahren zugeschikt. Andere hingegen geben vor/ daß solcher also zugerichtete Pechbalsam die kraft allein nicht haben koͤnte die Leiber der menschen unverwaͤselich zu machen: und daher muͤsten die Egip- ter nohtwendig Saltz darunter gemischet haben. Aber ob schon das Saltz die Leiber eine zeit lang vor der verderbligkeit bewahret/ so verzehret es doch dieselben auch zugleich algemach solcher gestalt/ daß sie endlich gantz verschwinden. Und hiervon haben wir ein wahres zeugnuͤs an einem Leichnam/ welcher/ wie Baronius in seinen Kirchengeschichten schreibet/ in den Saltz- bergen zu Saltzburg gefunden worden. Dieser hat- te eine schneeweisse haut/ und augen/ als wan sie lebe- ten. Auch schien er an allen gliedern noch gantz volkom- men/ und das haar unverdorben zu sein: ja er war so steif/ als ein stake. Aber als er dreitage in der luft ge- legen/ ward er gantz und gar zu wasser. Und daruͤm haben die Egipter nur die Leichen der armen und schlechten leute 70 tage lang in saltz geleget: aber zum balsam der fuͤrnehmen gantz kein saltz genommen. Hierbei ist zu maͤrken/ daß nach dem einfalle des Persi- schen Koͤniges Kambises in Egipten/ welcher uͤm das 3430 jahr nach erschaffung der welt geschehen/ das Balsamen der leichen/ weil der uͤberwinder alle Priester verjagte/ und alle dergleichen gewohnheiten ab- schaffete/ gantz aufgehoͤret. Und daruͤm seind alle ge- balsemte Leichen/ welche itzund aus den graͤbern uͤm das alte Memfis heruͤm aufgegraben werden/ vor ge- melter zeit gebalsemet. In Guinale/ einem Koͤnigreiche des Landes der Schwartzen/ auf dem Guineischen bodem/ werden die Koͤnige auch gebalsemet; aber ihr eingeweide zuerst vor dem Abgotte verbrant/ und dan die Asche darvon wieder in den gebalsemten Leichnam getahn. Zur Kurtzbuͤndige Zur 8 zeile des 307 blats. E In solches Goldblechlein/ welches ein wenig mehr/ als zwee Ungrische Dukaten/ wuͤget/ findet man noch itzund unter der zunge fast aller vornehmen gebalsemten Leichen/ die in Egipten aufgegraben wer- den. Und daruͤm pflegen die Araber und andere Voͤlker/ die zu unserer zeit in Egipten wohnen/ wan sie einige gebalsemte Leichen bekommen/ dieselben/ aus begierde zum golde/ vor dem munde straks aufzubre- chen/ und das gold heraus zu nehmen. Zum ende des 315 blats. H Iervon schreibet Moses/ im 29/ und folgenden spr. des 47 h. seines 1 buches/ und im 31 und 32 spr. des 49 h. Zur 2 und 3 zeile des 316 blats. D Aß Adam und Eva/ nachdem sie aus dem Pa- radiese verstoßen worden/ sich in Kanaan nie- dergesetzt/ und alda zu Hebron/ welche zuvor Kiriat- Arbe/ das ist/ die stadt der Viere/ geheissen/ begra- ben worden/ lieset man im Buche Beresit Rabba: dem auch Hieronimus/ im Grabspruche der Paule/ zum teile gefolget. Und hiervon kan Sixtinus Amama uͤber den 15 spr. des 14 h. aus dem Buche des Josua gelesen werden. Zur 9 und 10 zeile des 316 blats. A Lso erklaͤhren etliche Jakobs letzte worte des 47 h. im Buche der Schoͤpfung. Und hieruͤber kan Kornelius à Lapide gelesen worden. Die folgende gantze Geschicht wird ebenmaͤßig im 48 und 49 h. weitleuftig erzehlet. Zur 13 zeile des 217 blats. T Ertullian/ von der Tauffe/ und der Altvater von Damask/ im 12 h. des 4 b. stehen in der mei- nung/ Anmaͤrkungen. nung/ daß diese des Jakobs uͤbereinander geschraͤnkten haͤnde oder aͤrme das Kreutz unsers Heilandes vorge- bildet. Und Rupertus saget: Efraim seind die Heiden/ welche durch die kreutzweise uͤbergeschlagenen haͤnde/ das ist durch das Kreutz unsers Heilandes/ dem sie gegleubet/ dem Manasse/ das ist den Juͤden/ seind vorgezogen worden. Zur 16 zeile des 218 blats. H Iervon spricht Ruben in seinem Letzen willen/ zu seinen Kindern also: Sehet! Ich nehme heu- te Gott vom himmel zum zeugen/ damit ihr nicht wandelt in der unwissenheit der Jugend/ und in Huhrerei: darinnen ich mich alzusehr verbrochen/ indem ich meines Vaters Ehbette besudelt. Ich sage euch in der wahrheit/ daß mich der HERR sehrschlug; daß er mich sieben mohnden lang in meinem eingeweide plagte. Und hette Jakob/ mein Vater/ den HERꝛn vor mich nicht gebaͤhten/ dan Ersuchte mich zu toͤd- ten; so were ich vergangen. Ich war dreissig jahr alt/ als ich dieses uͤbel vor dem HERren be- ging: und war sieben mohnden lang siech; da man anders nicht meinte/ als daß ich sterben wuͤrde. Aber sieben jahre lang trug ich reue vor dem HERren/ mit guhtem hertzen. Ich trunk keinen Wein/ noch einigen andern starken trank. Ich aß auch kein Fleisch/ noch kostete einige lek- kerspeise: sondern weinete und kaͤrmete uͤber meine suͤnde; weil sie sehr groß war. u.a.m. Zur 21 zeile des 320 blats. A Lso werden von etlichen die letzten worte des 21 spr. im 49 h. des buchs der Schoͤpfung erklaͤhret. Li- pomanus. Cajetanus. Cornel. à Lapide in hunc locum. Zum Kurtzbuͤndige Zum ende des 321 blats. D Ieses erzehlet Moses im letzten hauptstuͤkke sei- nes ersten buchs. Zur 25 zeile des 323 blats. J Osef saget in seinem Letzten willen von seinen Bruͤ- dern also: Ich hielt ihre Kinder vor meine kinder; und meine Kinder als ihre diener und leibeignen. Ihre Seele war meine seele: alles ihr weh/ mein weh; und alle ihre krankheit/ mei- ne krankheit; ja mein land/ ihr land; mein raht/ ihr raht. Und ich erhub mich unter ihnen nicht/ in hofahrt/ meiner weltlichen herꝛligkeit wegen; sondern war unter ihnen/ als der geringeste/ u.a.m. Zum anfange des 324 blats. I N der Assenat Geschicht wird gemeldet: daß Jo- sef/ nach koͤnig Nefrems tode/ 48 jahr/ an des koͤ- niglichen Fuͤrstens stat/ geherschet; und ihm dan erst die Krohne aufgesetzt. Das folgende von Josefs Soͤhnen/ und derselben Kindern erzehlet Moses im 50 h. des 1 b. Zum ende des 324 blats. D Iese geschicht/ wie sie auf den naͤchsten blaͤttern folget/ erzehlet/ aus dem Ben Abed Hakem/ der Araber Gelaldin/ in seinem ersten b. von den E- giptischen Koͤnigen. Zur 23 zeile des 326 blats. D Iodor schreibet auch/ daß die Egiptischen koͤnige dieses Land ein Geschenk der unsterblichen Goͤtter/ andere eine Gabe des Merkuhrs genennet. Zum Anmaͤrkungen. Zum ende des 326 blats. E Lphyum oder Phyum liegt an einem kleinen arme des Niels/ nicht weit von Munie; welches 180 meilen von Alkeir entfernet. Leo Africanus 8 part. Livius Sanutus, Villamont, Maginus, Guiliam de Tyr, Kircher Oedip. Ægypt. tom. 1, p. 8. Benjamin ent es in seinem Reisebuche πυθὼν; dessen in den St- illischen Ausspruͤchen/ am 180 bl. erwaͤhnet wird. Und Ortel schreibet/ daß es zwoer staͤdte freiheiten und orrechte gehabt. Zur 6 zeile des 327 blats. Z U oder bei Nitriote / schreibet/ Sanut / sol Jo- sefs Grab/ ein altes Gebeu/ auf dem ekke von zween rmen des Niels/ noch stehen. Zur 3 zeile vor dem ende des 329 blats. N Aftali / nachdem er/ in seinem letzten willen/ seine Treume erzehlet/ fuͤget folgende worte hinzu: Dasagte mein Vater/ ich halte/ daß Josef noch bet: dan ich sehe/ daß ihn der HERꝛ allezeit it euch zehlet. Und er fuhr weinende fort: Ach! Josef/ mein Sohn/ du lebest/ und ich sehe dich icht; auch siehestu deinen Vater nicht / u. a. m. Zur 16 und folgenden zeilen des 331 blats. F Ast eben dieselben worte seind in Josefs Letztem wil- len zu lesen: als auch die folgenden zu ende dieses 31/ und im anfange des 132 blats. Hierher gehoͤren uch die worte/ welche bei Simeons Letztem willen inten angefuͤget stehen: Aber Josefs gebeine wer- en von den Egiptern in des Koͤniges Schatz- ammer bewahret. Dan die Zauberer sagten zu nen: wan sie Josefs gebeine wegtragen liessen/ wuͤrde uͤber das gantze Egipten eine fuͤnster- uͤs kommen/ mit großen plagen/ also/ daß nie- and/ auch bei dem lichte selbst/ seinen bruder ennen solte. L l Zur Kurtzbuͤndige Zur 12 und folgenden zeilen des 132 blats. A Starot / da Job seinen sitz gehabt/ wird uͤber den Jordahn / in das land des halben stammes Ma- nasse / 14 meilen von Jerusalem gesetzt. Bis hier- her/ naͤhmlich bis an den Jordahn / erstrekte sich/ vom der stadt Damaskus ab/ das land Uz / des sohnes Arams. Hieronimus meinet/ daß gemelte stadt da- her diesen nahmen bekommen/ weil man die Abgoͤttin der schoͤnheit und liebe/ welche bei den Sirern Astarot / auch Astarte heisset/ alda geehret. Und Bernhard von Breitenbach schreibet/ daß man des Jobs grab den reisenden alda noch zu zeigen pflegte. Viele muht- maßen/ daß Job aus des Esaus nachkommen ent- sprossen. Aber es scheinet der wahrheit gemaͤßer zu sein/ was Hieronimus / in den Ebreischen fragen/ und Luhter / uͤber das Buch der Schoͤpfung/ schrei- ben: naͤhmlich daß Job aus dem Uz / der ein sohn Nahors / des bruders Abrahams gewesen/ herge- stammet: daher er auch Nahors sohn genennet wird. Und etliche meinen/ daß er ein koͤnig in Edom gewe- sen: andere/ daß er Jakobs Tochter/ die Dina / geeh- liget. Von seiner uͤberschwaͤnglich großen wohlfahrt und herligkeit/ nach ausgestandenen truͤbsalen/ lieset man bei dem Suidas. Euseb. l. 1. demonstrat. Evang. Dresser. mill. 3. p. 157. Zur 7 zeile des 339 blats. L Evi sagt zwar in seinem Letzten willen: Josef sei im 118 jahre seines alters gestorben. Aber ich halte/ daß es ein drukfehler ist/ und daß die druksetzer die nich- tigkeit 0 vor eine 8 angesehen. Dan nicht nur Moses / im letzten spruche seines ersten buches/ sondern auch al- le andere Geschichtschreiber/ ja der Assenat Geschicht selbsten/ schreiben ihm einhaͤllig nicht mehr als 110 jah- re zu. Gemelte der Assenat Geschicht wird mit fol- genden worten geschlossen: Und Josef ward in einen sarg gelegt/ im 110 jahre seines alters/ und im 80 seines Fuͤr- Anmaͤrkungen. Fuͤrstentuhms/ von der ersten Verheissung/ dem Abra- ham/ auf der straße nach Mesopotamten/ getahn/ im 287/ und nach Ab raham gebuhrt/ von welcher das dritte al- ter beginnet/ im 361 aber vom anfange der Welt an/ im 2309. Und Ju da ist bis auf die zeit da die kinder Israels aus Egipten gingen/ nicht bewegt worden. Sie andern Bruͤder seind nach ihrem tode meist alle weggefuͤhret/ und zu Hebron begraben; ja darnach wieder zu Sichem. In welchem jahre nach erschaffung der Welt Josef gestoͤrben/ seind die Geschichtschreiber nicht einig. Etli- che setzen das 2390; aber ich muhtmaße/ daß diese zahl versetzt sei/ und 2309 heissen sol. Andere zehlen gar das 2399; da vielleicht die erste 9 vor eine 0 eingeschli- chen: wieder andere noch anders. Die meisten aber setzen/ daß er im 2761 jahre vor der Heilgebuhrt/ und im 633 nach der suͤndfluht gebohren; auch im 1651 ebenmaͤßig vor der Heilgebuhrt/ und im 743 nach der suͤndfluht gestorben sei. Hiervon hetten wir sehr viel zu sagen: aber weder die zeit/ nach der hiesige raum/ noch auch des Lesers geduld wil solche weitschweiffig- keit leiden. Zur ersten helfte des 340 blats. H Inter Josefs letzten willen findet man folgende worte angefuͤget: Das gantze Israel/ und das gan- tze Egipten/ beweineten ihren Josef/ mit einer großen trauer. Dan er war barmhertzig und mitleidende gegen die Egipter/ eben als gegen seine eigene gliedmaßen/ ge- wesen: und er taͤht ihnen alles guhtes. Er war ihnen al- lezeit zugetahn mit guhtem rahte/ und in allen dingen behuͤlflich. Zur ersten zeile des 342 blats. B Esiehe hiervon die Anmaͤrkung bei der 16 zeilt des 331 blats. Zur 17 zeile des 342 blats. D Ieses bezeugen unterschiedliche Ebreische Ausleger des Buches der Schoͤpfung. Avizenna bringet L l ij viererlei Kurtzbuͤndige viererlei uhrsachen bei/ waruͤm der Niel so fruchtbar sei. Hiervon schreiben auch Galenus/ Aristoteles/ Plutarch/ Johan Pierius / l. 46 Hier. Tit. de tribus Urnis; Joh. Langius Epistol. Medicinal. l. 1, epistol. 31; Alexander ab Alex. l. 14 Genial. dier. c. 17; Pancirollus de Nov. repert. und viel andere. Daher ist es kommen/ daß Egipten so uͤberaus volkreich/ ja so reich an Staͤdten gewesen. Dan alda zehlet Diodor 18000 fuͤrtrefliche Staͤdte; und zu seiner zeit ohn- gefaͤhr 1300000 Einwohner/ ja vor seiner zeit 1700000. Besiehe was Bochart in seinem Faleg / am 314 bl. hiervon schreibet. Zum ende des 342 blats. D Ie Babilonischen Koͤnige haben das Nielwasser unter ihren schaͤtzen/ als was seltsames und sonder- bahres/ das sie so weit hohlen laßen/ bewahret. Ja die Egipter selbsten pflegten es/ als ein sonderliches geschen- ke/ in fremde laͤnder zu senden. So schikte es der Koͤ- nig Filadelf seiner Tochter Berenize / welche dem Antioch vermaͤhlet war/ in Sirien zu; wie Johan Lange / an obangezogenem orte/ schreibet. Zur 18 zeile des 343 blats. D Ieses bezeuget Abenesra/ Abenefi / und Sui- das. Die Arabischen worte des Abenefi lauten in unsrer sprache/ also: Und Josef ward gleich als ein Koͤnig des gantzen Egiptens; und sie nen- neten ihn Apis. Isse / oder/ wie das Ebreische lautet/ Ischa / das ist eine Maͤnnin/ Fraue / Virago, ist aus Isch, das ist ein Man / vir, gebildet/ und heisset hier so viel/ als eine Frau der frauen; wie man die fuͤr- nehmsten Alsgoͤttinnen genennet findet. Besiehe un- sern Dichterischen Sternhimmel / im Sternzei- chen der Jungfrau. Ende. Blat- Blatweiser. A. A Bimelech nimt dem Abraham die Sara/ 387 Abissine begreift 72 koͤnigreiche/ 401. wie desselben Oberherscher genennet wird/ 399/ 400 Abrahams macht/ 421/ 422 Abraxes/ eines abgottes nahme/ woher er gebildet/ und wem er gegeben worden/ 363 Adam und Eva liegen zu Hebron begraben/ 316/ 526 Adler/ dessen mancherlei ahrten/ 494/ 495 Adris/ was es bedeutet/ und wer also geheissen/ 385 Alkair/ eine Egiptische stadt/ woher ihr nahme entsprossen/ und was er bedeutet/ 352/ 396. Ob sie das alte Memfis sei/ 351. begreift itzund das alte Babilon/ 353 Alkannenbaum/ 489 Alrian herschte in Egipten zu Josefs zeiten/ 384/ 394 Amasis ebenmaͤßig/ 394 Amiantstein/ wie er auf Hochdeutsch heisset/ 505 Angesicht/ ein markt der Seele/ 201 Apelles/ womit er seinem Venusbilde eine volkommene schoͤnheit gegeben/ 8 Anubis ein Egiptischer Abgott/ 2. wer er gewesen/ und waruͤm man ihn mit einem hundskopfe gebildet/ 375 Apis/ ein goͤtzennahme/ scheinet aus Josef gebildet/ 392. was er auf Egiptisch heisset/ 393. Unterscheid zwischen Apis/ und Serapis/ 393. Seine unterschiedliche goͤtzenbilder/ 394 Artznei vor die unfruchtbahrkeit/ 102; und ohnmacht/ 300/ 522 Aertzte der Egipter unterschiedlich/ 522 Asbest/ und Asfalt/ was es ist und heisset/ 505/ 523 Assenat/ die juͤngste Isis/ 364. ob sie desselben Potifars/ der den Josef gekauft/ oder eines andern tochter gewesen/ 23/ 407/ 408/ 409. wird gebohren/ und vom Koͤnige zur tochter ange- nommen/ 23: vom Ertzbischoffe geseegnet/ 24: und auf die Sonnenburg gebracht/ 28. ihre schoͤnheit und geschikligkeit/ 29/ 30/ 31/ 203/ 213/ 224. ihr traum/ 92. Siehet den Josef zum ersten mahle/ und was sie von ihm geurteilet/ 204/ 205. wird durch seine reden bekehrt/ 206/ 207. Ein En- gel erscheinet/ und bringt ihr eine froͤhliche bohtschaft/ 211/ 212/ 213. Ihr verloͤbnuͤs mit dem Josef/ und brautschatz/ 222/ 410/ 481: vermaͤhlung/ und beilager/ 243/ 244/ 249. Sie steht in gefahr geraubt zu werden/ 291/ 292. ihre unbaͤs- L l iij lig- Blatweiser. ligkeit/ 298/ 300; ergetzung in Goͤttlichen dingen/ 301/ 302; große tugend/ und kunstgeflissenheit/ 302/ 303/ 304. Wird zur Goͤttin der Weisheit und Artzneikunst gemacht/ und unter dem nahmen Ists geehret/ 303. Ihr tod/ 305. sie wird gebal- semt/ 306/ 307: und beig setzt/ 308: ihr nahme in einen goͤt- lichen veraͤndert/ 343. ihr sinbild/ 343. ihres nahmens be- deutung/ 410/ 472 Astarot/ woher es diesen nahmen habe/ 530 Atlenbaum/ 489 Augen/ verraͤhter des hertzens/ 21/ 201/ 405/ 406: auch fuͤhrer und anzeiger der liebe/ 500 Augspurg/ woher es den Kuͤhnapfel im wapen fuͤhret/ 373 B. B Abian oder Bafian/ dem Serapis heilig/ gab anlaß zur er- findung des Wasseruhrs/ 226/ 236/ 493/ 494 Babilon/ eine alte Egiptische stadt/ 351/ 352/ 353 Bachus ist aus Bar Chus gebildet/ und war des Nimrods bei- oder ehren-nahme/ 358. Waruͤm man vor seinen wagen die Tieger gespannet/ 359: und ihn Liber genennet/ 358/ 360 Balsemen der Egiptischen leichen/ 306/ 307 Balsembaums beschreibung/ 115/ 446/ 447 Bammia/ ein Egiptisches kraut/ 225/ 482 Baro, ein Freiherꝛ/ woher es gebildet/ und was es eigendlich be- deutet/ 399 Basiliske/ ein sinbild der Neidhaͤmmel/ 472 Bellum, woher es gebildet/ 358 Bet/ ein stummachender wunderstein/ 16/ 404 Bilderstein Hagaracht / was er wuͤrket/ 414 Bilha/ wessen tochter sie gewesen/ 424 Brachmohnd/ waruͤm er also genennet werde/ und waruͤm er auch Liljenmohnd heisset/ 347. Seine unterscheidliche andere nah- men in andern sprachen/ 348/ 349 Brustbeeren- oder Sebesten-baum/ 490 Bubast/ eine Egiptische stadt/ 228/ 499 Buͤcherei zu Alexandrien/ 503 C. C Æsar oder Keiser / der Roͤhmischen Weltherren algemei- ner ehrennahme/ ob er andern dergleichen hohen Heuptern koͤnne gegeben werden/ 400/ 401/ 402/ 403 Charta, woher es also genennet sei/ 502 Chebron, ein Egiptischer Koͤnig zu Josefs zeiten/ 394 Chenosiris, ein Egiptisches gewaͤchs/ 483 D. Da- Blatweiser. D. D Aran/ ein Egiptischer Koͤnig/ unter welchem Josef gestor- ben/ 384 Dattelnbaum wird beschrieben/ 490/ 491. traͤgt keine frucht/ wan nicht ein maͤnlein und weiblein zusammengepflantzet wer- den/ 112/ 225 Dattel- oder Palmen-reime/ 491/ 492 Delta/ das Egiptische nordteil. 217/ 480 Deutschgesinnete Genossenschaft/ waruͤm sie die Rose zum alge- meinen sinbilde gewehlet/ 481 Dina/ Jakobs tochter/ dem Job vermaͤhlet/ 530 Diogenes/ womit er ein schoͤnes weib vergleicht/ 476 Dionisus/ des Weingoͤtzen zunahme/ woher er gebildet/ 361 Diphthera, was es sei/ 501/ 502 E. E Breer haben die Huͤrtenlieder erfunden/ 244/ 506. waruͤm sie die Ochsen/ widder/ und boͤkke geopfert/ 519. woher sie also genennet/ 423 Efeu/ dessen unterschiedliche nahmen/ 483. Ob es treumen/ und trunken mache/ 484 Egipten/ wie es die h. Schrift nennet/ 366/ 471: und Esaias mit 3 kenzeichen beschreibet/ 465/ 469/ 470. woher es so volk- reich sei/ 342/ 532. hat fast keinen regen: daruͤm es der Niel befeuchtet und mistet/ 33/ 37/ 415. hat einen bimssteinhafti- gen grund/ 419. seiner einwohner und staͤdte zahl/ 532 Cgipter/ wie sie die h. Schrift nennet/ 366/ 367/ 470. ihr Goͤ- tzendienst/ 1/ 2/ 383. dessen uhrsprung/ und eigendliche beschaf- fenheit; auch waruͤm sie ihre Koͤnige zu goͤttern gemacht/ 365/ 515. hielten alles/ was rund ist/ vor goͤttlich/ oder der goͤttli- chen natur gleich/ 397: und etliche Tiere vor goͤtter/ 519. hat- ten zweierlei Goͤtzenochsen/ 364. eigneten allen ihren goͤtzen ei- nen schlanken leib zu/ 381. hefteten ihnen waͤchserne tafeln an die beine/ 2/ 282. Hasseten rohtbaͤhrtichte und blasse men- schen/ 381. waruͤm sie die Huͤrten verflucht/ 285/ 518/ 519. ihre eidschwuͤhre/ 403: saatzeit/ 417. straften der verbrecher bluhtsverwanten zugleich/ 520. wie sie ihre Koͤnige genent/ 379/ 398/ 399. derselben nahmen zu und nach Abrahams und Josefs zeiten bei den Arabern/ 384. wo diese hof gehalten/ 353/ 354. ihrer reichsstaͤbe gestalt/ 198/ 473. ihrer Priester klei- der/ 455/ 456. ihre h. sinbilder auf saͤrgen und leichen/ 236/ 238. wer sie erfunden/ 202/ 385. ihr Sotisches oder großes jahr/ 376; ward in 4 teile geteilt/ 379: wan es eingesetzt wor- L l iiij den/ Blatweiser. den/ 395. Ihrer Frauen fruchtbarkeit/ 342. wie diese sich schoͤn und jung gemacht/ 115: und die flekker der haut vertrieben/ 132. Wie/ und waruͤm so sorgfaͤltig sie ihre todten vor der verwaͤsung bewahret/ 234/ 235. ihrer saͤrge gestalt/ 236. ihre ewigbrennende grablichter/ 239/ 240. wovor sie das Feuer gehalten/ 240 Egiptischer Feigenbaum/ darinnen sich Maria/ mit dem Heil- kinde/ verborgen gehalten/ 227. seine beschreibung/ 497/ 498 Egiptische Bohne/ und Bohnenschalen/ 448/ 449 Ehbruchs mit einem knechte strafe/ 450/ 461 Ehlicher liebe eigenschaften/ 513/ 514 Eib/ ein Egiptischer storch/ der Isis und des Mohnes sinbild/ erfindet den Abspuͤhler/ 439 Eisleben/ wird von der Isis also genent/ 373 Eisenkcaut/ Isidis herba, 373 Elefant der koͤnigl. majestaͤt sinbild/ 196/ 472 Elfium/ woher es also genennet sei; und desselben große fruchtbar- keit/ 326/ 529 Enef/ sonst Anubis/ ein Egiptischer Abgott/ 110/ 375 Enoch/ wie er von den Arabern genennet wird/ 385. Sol der er- sie Schneider und erste kriegsman gewesen sein; auch das maß/ und gewicht erfunden haben/ 385. Sein Buch wird der As- senat verehret/ 302. seine Feuerspitze/ 233/ 234 Epafus/ der Jo sohn/ ward vor den Egiptischen Apis und Se- rapis gehalten/ 351/ 372/ 392/ 393. Ob er die stadt Mem- fis gebauet/ 351 Errif was es heisset/ und vor ein land sei/ 470/ 471 Ertzkoͤnig / wonach es gebildet/ 402 Esalas/ waruͤm er Egivten das reich der Schaͤllenbuͤgel / und die einwohner ein lang ausgestrektes volk nennet / 465 367. Der anfang seines 18 hauptst. wird erklaͤhret/ 465/ 466/ 469/ 470 F. F Arao/ was es auf Arabisch heisset/ 397. War der Egipti- schen koͤnige algemeiner nahme/ und bedeutete nicht koͤnig / wie der Geschichtschreiber Josef wil/ 398/ 399 Feldgesaͤnge der Epanier/ 508/ 509 Feuer/ ein si c htbahres zeichen der Gottheit/ 240 Feuerspitzen- oder Grabseulen/ zu welchem ende man sie gebauet/ 209/ 262/ 514. Worinnen sie von den Sonnenspitzen un- terschieden/ 210. Die bei Memsis werden beschrieben. 233/ 234/ 235 Filister Blatweiser. Filister/ wie sie ihre Koͤnige genennet/ 399 Fluspferd/ ein sinbild der beßheit/ 474 Foͤnix/ oder Sonnenvogel/ 495/ 496 Foͤnix/ eine ahrt der Palmenbeume/ 495 Foͤnizier haben vielen laͤndern nahmen gegeben/ 512 Foͤnizische Huͤrten herscheten uͤber Egipten/ 518 G. G Al / und Gallen / alte Deutsche woͤrter/ 510/ 511 Gallillo, ein Franzoͤsisches wort/ 511 Gallia, was es eigendlich heisset/ 511/ 512 Gallus, ein hahn/ ist aus gallen gebildet/ 511/ 512 Gefaͤngnuͤsse/ wie sie in Egipten beschaffen/ 147 Gessen/ ein Egiptisches land/ 202/ 475 Gewissen/ was es sei/ 460 Gluͤks- oder Wahrsager-rad/ 110/ 445 Gojam/ ein Abissinisches Koͤnigreich/ da/ im lande Sakela / die Nielsbrunnen entspringen/ 37/ 38 Goldfinger/ waruͤm er also genennet wird/ 522 Goldmachen bei den Egiptern/ 290/ 291. Ob es von ihnen entsprossen/ 521 Gott wird beschrieben/ 460. was er sei/ nach des Empedokles ur- teile/ 397 Goͤtter/ waruͤm sie bei den Griechen ihren nahmen vom lauffen bekommen/ und , d. i Leuffer / genennet worden/ 390 Goͤtzenbilder der Egipter/ welche milch/ und wein von sich gaben/ 371. warden den leichen nachgetragen/ und waruͤm/ 239 Goͤtzendienst des Gestirnes der erste/ 390 Grabhoͤhlen bei Memfis werden beschrieben/ 234/ 235/ 236. lieffen unter der Sandsee hin/ bis in die Sarkische wuͤste/ 235 Grablichter/ welche ewig brennen/ 239/ 504/ 505 Grabspitzen werden beschrieben/ 210 Großkoͤnig / oder Großherꝛ / wonach sie gebildet/ 402 H. H Abicht wie er von den Egiptern genennet werde/ 438. Waruͤm er der Sonne sinbild sei/ 439. Ward zu Butis begraben/ 228 Hagar / der Sara magd/ sol des Hermes Trismegists toch- ter gewesen sein/ 386/ 387 Halm / und hals / aus hallen gebildet/ 511 Haran/ des Tahre sohn/ war der erste unter den Menschen/ die Vor ihren vaͤtern gestorben/ und waruͤm/ 389 L v Haͤrm- Blatweiser. Haͤrmlein/ der Keuscheit finbild/ 440 Helikon/ ein flus/ schtest unter der erde hin/ 40/ 421 Heliopel/ die Egiptische Ertzbischoflliche stadt/ wird beschrieben/ 202/ 210. wie sie sonst heisset/ 411: und woher/ 412 Hermes Trismegist/ wie ihn die Egipter und Foͤnizier genennet/ 203/ 385. Wan er die Sonnenseulen erfunden/ und die Egip- tische Priesterschaft gestiftet/ 203/ 385. war der dritte Egip- tische Koͤnig nach der suͤndfluht; und aus Waͤlschland zum Miz- raim kommen/ 202/ 203/ 208/ 386. Hertzwurtz/ dessen gestalt und wuͤrkung/ 102/ 225/ 444 Heumohnd/ waruͤm er der Naͤgleinmohnd heisset/ 347 Hundedienst zu Bubast/ 228 Hundestern/ des Nielischen auflaufs uhrsache/ 417/ 418 waruͤm ihn die Egipter dem Morgensterne vorgezogen/ 376 Huͤrtenlieder/ wer sie erfunden/ 506 J. J Akobs ehstand/ 55: leibesgestalt/ 284/ 517: liebe gegen Josef/ 58/ 59: sein betrug am Esau/ Laban/ und Isaak selbst begangen/ 65. Ob er Hasel- oder Mandel-staͤbe in die trinkrennen gelegt/ 360. wird berichtet/ ein wild habe den Josef zerrissen/ 79. erfaͤhret/ daß er noch lebet/ 282. reiset zu ihm/ 283/ 284. koͤmt in Egipten/ und bleibt im land Ges- sen/ 284/ 286. mit wie viel Seelen er dahin kommen/ 284/ 518. nimt Efraim und Manasse zu Soͤhnen an/ 316. Seegnet sie/ 317: als auch seine zwoͤlf Soͤhne/ 318/ 320. was seine uͤbereinander geschraͤnkten haͤnde in der einseegnung bedeutet/ 527. Stirbet/ 321. wird in Kanaan begraben/ 322 Japaner/ wie sie ihre Oberheupter nennet/ 399 Idris oder Adris ward Enoch/ auch Hermes Trismegist genen- net/ 385 Jinx/ das Goͤttliche ebenbild/ 236 Jo/ des Inachs tochter/ ward von etlichen vor die Egiptische Isis gehalten/ 372 Jobs/ des Fuͤrsten zu Edom/ ungluͤksfaͤlle/ 332/ 333/ 530. Er war Nahors/ Abrahams bruders/ sohn/ und der Dina/ Jakobs tochter/ vermaͤhlet/ 333. sein grab/ 530 Johannesbroht/ woher es also heisset/ 488 Johannesbrohts- oder Horn-beume/ 225 Josef/ Jakobs sohn/ der juͤngste Ostris/ Apis/ und Serapis/ 54 364/ 392/ 393/ 532. Josefs nahme wird erklaͤhret/ 471: als auch Blatweiser. auch sein Stahtsnahme/ 198/ 200/ 473/ 474. Sein gantzes geschlecht wird erzehlet/ 54/ 55/ 56. Seine große schoͤnheit und geschikligkeit/ woher sie entsprossen/ 5/ 6/ 7/ 8/ 55/ 56/ 57/ 58. Seine Keuscheit und tugend/ 112/ 447/ 449/ 454. War- uͤm ihn seine bruͤder gehasset/ 57/ 60/ 63/ 425: als auch seine Stiefmutter/ 59. Seine treume/ 60/ 62/ 184/ 282/ 283/ 425/ 427. Man wirft ihn in die Wolfs-grube/ 74/ 431. verkauft ihn vor 30 silberlinge/ 75/ 426/ 434. Er komt in Egipten/ 1. wird dem Koͤnige geschenkt/ 12: aber nicht angenommen/ 14/ und waruͤm/ 11/ 19. Wie dersel- be koͤnig geheissen/ 384/ 394/ 395. Erklaͤhret den Aus- spruch der Goͤtter uͤber die Assenat/ 41/ 42/ 43: und der Ni- tokris/ und Semesse treume/ 87/ 88: als auch der Assenat/ 92 93: und darnach des Koͤniges/ 169/ 170/ 172/ 173. wird auf Potifars befehl gefaͤnglich bewahret/ 98/ 441: und seiner gemahlin verkauft/ 99/ 443: die sich in ihn verliebt/ 94/ 100: ihm sehr zusetzet mit worten/ 116/ 117/ 121/ 123: und bedreuungen/ 124/ 125/ 450: auch vielerhand raͤnken/ 126/ 127/ 129/ 133/ 134/ 451/ 453/ 457/ 459. Er giebt ihr eine artznei wider die unfruchtbarkeit/ 102/ 444: ermahnet und bestraft sie/ 123/ 127/ 128 129/ 137/ 138/ 139/ 452. wird durch einen Engel gewarnet/ 128/ 453: auf an- klage der Sefira ins gefaͤngnuͤs geworfen/ 140/ 142/ 143. Da deutet er der koͤniglichen Beamten treume/ 155/ 156. wird vom koͤnige daraus erloͤset/ 168: zum Schaltkoͤnige ge- macht/ 174/ 196/ 198. Spricht/ und seegnet die Assenat/ 206/ 208. verlobt sich mit ihr/ 222. helt beilagerr/ 244/ 249. lest Feuerspitzen zur bewahrung der fruͤchte bauen/ 262/ 514. Seine anordnung in den 7 reichen jahren/ 262/ 263. Stiftet Untersuchungen des lebens/ 263/ 515. Samlet uͤberaus viel getreides ein/ 264: daruͤber fremde urteile fallen/ 265. Seine 2 Soͤne/ 265/ 266. Seine Bruͤder kommen zu ihm; und waruͤm sie bahrfuͤßig erschei- nen muͤssen/ 267/ 273/ 431. Seine reden zu ihnen/ 267/ 268/ 269/ 276/ 278. Waruͤm er sie 3 tage gefangen gehal- ten; und den Simeon allein binden laßen/ 268/ 270/ 516. Er offenbahrt sich ihnen/ 279. entbietet seinen Vater zu sich/ 280. Seine guhtahrtigkeit gegen seine bruͤder/ 282/ 323/ 517/ 528. macht den Koͤnig/ durch wiederverkauffung des getreides/ uͤberaus reich/ 286/ 287; ja die Untertahnen alle leibeigen/ 288/ 289. Bauet das Nielmaß; und erfin- det vor die faulentzer und verbrecher/ indem er die Egipter zu- gleich Blatweiser. gleich das goldmachen lehret/ eine sonderliche arbeit/ 290/ 291. steht in gefahr/ der Assenat wegen/ 291/ 292. Der sterbende Koͤnig befielt ihm das reich/ 295. Seine anord- nung nach den 7 hungersjahren/ 296. Stiftet eine Schuh- le zu Heliopel/ 296/ 522. Begraͤbt seinen Vater/ 322. uͤbergiebt dem jungen Koͤnige die krohne/ 351. wird ange- feindet/ und verleumdet/ 324/ 325. macht einen Sumpf wohn- und fruchtbar/ und dadurch seine feinde zu schanden/ 325/ 326. Erfindet das Landmaͤssen: und wie er das duͤrre land fruchtbar gemacht/ 327. ist ein treuer Stahteman/ 328. wird krank/ 334. Seine verfassung zu des Egiptischen stahts erhaltung/ 336. Eroͤfnet darbei dem Koͤnige sein rahtsbe- denken/ 336. Stirbet/ 339. Sein alter/ 530/ 531. sein lob/ und leichengepraͤnge/ 339/ 340. Sein grab/ 327/ 529. war- uͤm man seine Leiche nachmahls in des koͤnigs Schatzkammer bewahrt/ 342/ 529. wird zum hoͤchsten Gotte gemacht/ 343. sein sinbild/ 343 Josua/ aus Josefs nachkommen entsprossen/ 517 Irmenseulen/ woher sie also genennet/ 208 Isaaks macht/ 423. wie er den Esau betrogen/ 65/ 429 Isis eine Egiptische Abgottin/ 2/ 349. Wer sie gewesen/ und was sie bezeichnet/ 367. Ward von den Egiptern Miner- ve genennet/ 368. War Man und Fraue zugleich/ 368. waruͤm man sie die tausendnahmige genennet/ 369. Ihre mancherlei nahmen/ 369. Was der nahme Isis heisset/ 369/ 374/ 532. Wie man sie gebildet/ 371/ 372/ 374/ 532. ist in Deutschland gewesen/ 372: auch alda geehret worden/ und waruͤm/ 372/ 373. Ihre unterschiedliche uͤberschriften/ 301/ 370/ 373/ 374. Ihr war die oberste helfte der erde zugeeignet/ 379: wie ihrem sohne/ Orus / die luft/ 380. Die Vielbruͤstige/ wie ihr bild fort und fort milch aus den bruͤ- sten fliessen laßen/ 371 Isisches fest/ und Priesteruͤmgang wird beschrieben/ 130/ 132 Jupiter Hammon/ ein Libischer Abgott/ wer er gewesen/ und waruͤm man ihn als einen Hammel gebildet/ 355: den man ihm zu ehren an den himmel gesetzt/ 365 Jupiters geschichtbuch/ 501 Juͤden/ wie sie ihre Koͤnige genennet/ 399 Juͤdenleim/ 524 Juͤdenpech/ 523/ 524 Junius, waruͤm er also genennet worden/ 348 Juvenis, woher es stammet/ 348 Kaiman Blatweiser. K. K Aiman/ eine ahrt der Krokodillen/ 438 Kajorer/ wie sie ihre Koͤnige nennen/ 400 Kanopus/ ein Egiptischer Abgott/ 2/ 100. Wer er gewesen/ 380. wie man ihn abgebildet/ 381. Ein stern am himlischen Schiffe/ 382 Karl der große/ wie er den Meimohnd heisset/ 347 Kasselfisteln- oder Schwartzer Zimmet-baum/ 446 Katzen werden zu Bubast geehret/ und begraben/ 228 Keiser / ob dieser nahme auch andern/ als den Roͤhmischen Welt- herren/ koͤnne gegeben werden/ 400/ 401/ 402 Keuscheit/ was sie sel/ 476 Kijun/ und Saturn/ seind einerlei nahmen/ 376. Waruͤm es die 70 uͤbersetzer Refan gegeben/ 375 Kiriat-Arbe/ was es heisset/ 526 Knef/ ein Egiptischer Abgott/ 2. Wer er gewesen/ und wie man ihn gebildet/ 375 Knabenkraut/ dessen gestalt und wuͤrkung/ 102/ 225/ 444 Konchares/ ein Egiptischer Koͤnig zu Josefs zeiten/ 395 Koͤnigliche algemeine Ehrennahmen unterschiedlicher Voͤlker/ 399 Kreuter/ derer kraft und wuͤrkung an der euserlichen gestalt zu erkennen/ 102/ 225 Krohnen/ und kraͤntze/ woher sie entsprungen/ 484/ 485 Krokodil/ waruͤm er der Egiptischen Koͤnige sinbild sei/ 12/ 87/ 396. waruͤm er also/ und wie er sonst/ genennet werde/ 437/ 438 Krokodillengraͤber im Maͤhrischen Irhofe/ 241 Krokodilstraͤhnen/ 438 Kuria/ eine Egiptische Koͤnigin/ des Merkuhrs gemahlin/ die der Sara ihre Magd Hagar gegeben/ 386 Kus oder Chus, was es vor ein land bedeutet/ 467 L. L Abans Goͤtzenbilder/ ein kunststuͤkke des Tahre/ was sie/ durch ihre schoͤnheit/ gewuͤrket/ 7. Die Ebreer nennen sie Terafim: und ob sie mit den Serapen der Egipter einer- lei gewesen/ 391/ 392 Lablab/ Blatweiser. Lablab/ ein baum in Afriken/ 489 Lea/ des Jakobs Ehfrau/ worinnen sie von ihrem Geschlechte abgeahrtet/ 7/ 391 Lebensuntersuchungen zu Josefs zeiten/ 515 Leichen/ waruͤm sie vom balsem einkruͤmpfen/ 524 Leichenbalsemen der Egipter/ 306/ 523/ 524: der Guinaler/ 525. Ob man saltz darzu genommen; und wan es aufgehoͤret/ 525 Leichengepraͤnge auf papiernen rollen entworffen/ 138/ 139 Leichenschmuk der Egipter/ 236/ 237 Luna, scheinet aus Lucina zusammengezogen/ 368 Lunus vor Luna, 368 Lusitanien/ woher es also genennet/ 359/ 512 Lusus und Lusa/ waruͤm man sie dem Bachus zu gefaͤhrten gege- ben/ 359 M. M Adrigal, oder Schattenlied/ 506/ 507/ 508/ 509 Majus, waruͤm er also genennet worden/ 348 Mandeln machen das Nielwasser klahr und trinkbar/ und wider- stehen der trunkenheit/ 359 Maͤhrischer Irhof wird beschrieben/ 240/ 241/ 506 Masor ist so viel/ als Egipten/ 366/ 367 Matarea/ ein ort/ dahin Maria/ mit dem Heilkinde/ vor dem Herodes geflohen/ 227/ 497 Matrizen / ein bastartdeutsches wort der Schriftgiesser/ 513 Meimohnd/ waruͤm er auch Rosenmohnd heisset/ 347 Melohnen/ ihre dreierlei ahrten/ und nahmen bei den Egiptern/ 449 Melohnentrank der Egipter/ 449 Memfis/ eine Egiptische stadt/ 1/ 350. Was sie sonsten vor nah- men gefuͤhret/ und wer sie gebauet/ 350/ 351/ 352. Ob alhier der Koͤnig hof gehalten/ als Josef in Egipten angelanget/ 353 Men/ oder Menes/ des Mizraims eigener nahme/ 366 Menelaus der koͤnig von Troja stiftet seinem Schifshauptmanne Kanopus ein Goͤtzenhaus/ 380 Mems/ ein Egiptischer koͤnig/ ward von seinen untertahnen/ weil er so fet war/ uͤberaus gehasset/ 381 Minerve/ wie sie die Egipter genennet/ 395 Mitres/ eines Abgottes nahme/ woher er entsprossen/ 363 Miz- Blatweiser. Mizraim/ Hams sohn/ der stadt Memfis stifter/ und uhrhoͤber des Egiptischen Koͤnigreichs nach der suͤndfluht/ wie er sonsten geheissen/ 202/ 350/ 351/ 355/ 366. Mizraim scheinet mehr eines Volkes/ als Mannes/ nahme zu sein/ 366 Moloch war so viel/ als Mars/ 376 Momft/ ein Egiptischer Abgott/ 2/ 381. Des wortes bedeu- tung/ 350/ 382. Mohn ward bei den Egiptern als eine Gottheit geehret/ 368: unter welcher sie alle andere Weibliche Gottheiten verstunden/ 369 Moschkraut/ 225/ 482 Moses war in der Egipter weisheit unterwiesen/ 211/ 489 Musenbaum/ 488 N. N Achtigal / was es eigendlich heisset/ 511 Naftall/ waruͤm ihn Jakob einem Hirsche verglichen/ 329 Nefrem Tomestor/ ein Egiptischer koͤnig zu Josefs zeiten/ 395. Die uhrsache seines todes/ 295 Nefte/ der Isis schwester/ besaß/ nach der Egipter wahne/ die unterste helfte der Erdkugel/ 379: und ihr sohn/ Anubis / den Kreusendiger/ 380 Niel/ wan/ und wie er in Egipten zu wachsen anfaͤnget/ 35/ 349/ 415/ 416/ 417. Wie er von den Mohren genennet wird; und waruͤm ihn die Siener den Niel geheissen/ 357. Waruͤm ihn die Goͤtzenochsen nicht trinken durften; und die Priester nur spaar- sam/ 381. Seine unterschiedliche hoͤhe bringt unterschiedli- che fruchtbarkeit/ 35/ 36/ 417. Wan er auf das hoͤchste ge- stiegen/ und wie lange er faͤllet/ 36/ 417. Woher er seinen uhrsprung habe; und wie er so jaͤhligen/ und in der duͤrresten zeit so hoch geschwaͤngert werde/ 37/ 38/ 40/ 417/ 418/ 419/ 420. Waruͤm er mit recht Vater zu nennen/ 342. Seine fruchtbarkeit/ 531. Ward goͤttlich geehret/ 418: und als ein geschenk großen Herꝛn zugeschikt/ 342/ 532. Waruͤm er itzt das land spaͤhter und so hoch nicht uͤberschwaͤm̃et/ 416. War- uͤm man ihm drei wasserkruͤge zugeeignet/ 419 seine ehren- nahmen/ und gestalt/ 420/ 421/ Nielmaß wird beschrieben/ 520 Nikolaa/ die koͤnigin von Saba/ die den Salomon besuchet/ wie sie sonst genennet wird/ 445 Nimrod Blatweiser. Nimrod/ des Ninus vater/ waruͤm er Bachus / oder vielmehr Barchus genennet worden/ 358 Nit oder Neit heisset bei den Egiptern so viel/ als Pallas / oder Minerve / 395 Nitokris heisset eine sieghafte Minerve / 395/ 396 Nubien/ ein land bei dem Niele/ 403 O. O Mfis/ des Bachus zunahme/ was er bedeutet/ 362 Omft/ ein Egiptischer Abgott/ 2/ 382 On/ eine Egiptische Stadt/ waruͤm sie also genennet werde/ und was der nahme bedeutet/ 411. wie auch waruͤm sie Heliopel / das ist Sonnenstadt / oder Ainsemes und Betsames / das ist Haus und Auge der Sonne / heisset/ 202/ 411. Ob sie mit Ramesse eine stadt gewesen/ 412. Hatte zwoͤlf hei- ligtuͤhmer der zwoͤlferlei Tiergoͤtzen der Egiptischen Haupt- manschaften/ 413 Opobalsamum, was es sei/ 523 Orus oder Horus/ ein abgott der Egipter/ den sie auch Kemin nenten/ wer er gewesen/ 2/ 238/ 378/ 379: und waruͤm sie ihn Harpokrates hiessen/ 379 Osiris/ ein Egiptischer Abgott/ 1/ 349. Wer er gewesen/ und woher dieser Nahme gebildet/ 355/ 356. Was die Egipter darunter verstanden/ 356. Waruͤm sie ihm einen Reichsstab mit einem auge zugeeignet/ 157. Was er sonst vor andere nah- men gehabt/ 356/ 357/ 358/ 361/ 362/ 363. Seine sinbil- der/ und gemaͤlde/ 364/ 365. War nur maͤnliches geschlech- tes/ 368. ward durch den Habicht abgebildet/ 439 Ossar/ ein kraut/ wozu es guht/ 458 P. P Almen- oder Dattel-reime/ werden in der Dichtkunst vor ein Meisterstuͤk gehalten/ 492 Papierne Leichenrollen der Egipter/ 504 Pergament/ woher es also genennet sel/ 502 Perser/ wie sie ihre Koͤnige nennen/ 399 Potifar/ was er gewesen/ und vor aͤmter bedienet/ 22/ 406/ 407. Zeuget im 5 jahre seiner ehe die Assenat/ 23. Fraget den Ab- gott/ wie er sie erziehen sol/ 24/ 25. Heiligt sie dem Osiris/ und Blatweiser. und lest sie auf der Sonnenburg/ als in einem Kloster/ mit sieben adlichen Toͤchterlein/ welche mit ihr in einer nacht geboh- ren/ 27/ 28. Seine gemahlin Sefira kauft den Josef / und er selbst setzt ihn uͤber alles das seinige/ 99/ 100. Wieft ihn endlich/ auf faͤlschliche anklage derselben/ ins gefaͤngnuͤs/ 143. Wird Ertzbischof zu Heliopel/ 154/ 155. Wie ihn die Ebreer genennet/ 203. Er erlernete vom Josef die geheimnuͤsse der goͤttlichen wahrheit/ 260/ 301. Des nahmens Potifar deu- tung/ 409 Pyramis, was es bedeutet/ 514 R. R Ahel/ Josefs mutter/ wird ihrer schoͤnheit nach beschrieben/ 5/ 6/ 388: daher auch Jakob 14 jahr uͤm sie gedienet/ 6 Ramesse/ ob es Heliopel sei/ 412 Rebekka/ Josefs Großmutter/ was sie durch ihre schoͤnheit ver- uhrsachet/ 5/ 388 Refan war der Egiptische Saturn/ 375/ 376 Rian/ ein Egiptischer koͤnig zu Josefs zeiten/ 304 Roͤhmer folgeten den Egiptern in den leicher gepraͤngen/ 504 Roͤhmischer Weltherren algemeiner ehrennahme/ 400 Rose/ waruͤm man sie uͤber die tische gehaͤngt/ 480/ 481 Ruben suchet/ unter allen bruͤdern/ am allermeisten Josefs leben zu retten/ 70/ 72/ 74/ 75/ 76/ 77/ 268. hatte Jakobs ehbet- te besudelt/ 527 Rundbaum/ waruͤm er farid oder parid heisset/ 397/ 485 Rundkraut/ 485/ 486/ 487. waruͤm es des Ostris sinbild war/ 397 S. S Abeer/ waruͤm sie die Teufel geehret/ 519 Safe/ der Egiptischen koͤniglichen Fuͤrsten sitz/ 326 Saliche/ Potifars gemahlin/ 404 Saltz/ ob es die leiber unverwaͤselich mache/ 525 Sandsee/ 235 Santbaum/ 446 Sara wird/ ihrer schoͤnheit wegen/ von zwee Koͤnigen geliebet/ 5. M m Wie Blatweiser. Wie der Egiptische/ der sie genommen/ geheissen/ 384/ 386. Der andere war Abimelech / der Filister koͤnig/ 387. Wird von den Egiptern zur Goͤttin der schoͤnheit gemacht/ 110/ 387 Sara oder Zahara wird Libien auf Arabisch genennet/ und waruͤm/ 387/ 388 Saturn/ ob er eben derselbe sei/ als Anubis / 375 Schafhuͤrten/ waruͤm sie den Egiptern ein greuel gewesen/ 285/ 518 Schagen/ waruͤm es das Reich Gottes genennet worden/ 326/ 528 Schaͤllenbuͤgel/ was es vor ein seitenspiel sei/ 468 Schattenlieder/ 506/ 507/ 508/ 509/ 510/ 511/ 512/ 513 Scheidekunst/ wie sie Parazelsus nennet/ 521 Schiffe vom papierschilfe/ 469/ 470 Schlafkraut/ opium, 454 Schlos der verwunderung Alexanders des großen/ 404 Schohtenbaum/ daran die Johannesschohten/ oder das Johan- nesbroht waͤchset/ 488 Sebestenbaum/ 490 Sefira/ der Assenat stiefmuttrr/ verliebt sich in den Josef/ 94/ 96. Sie kauft ihn/ 99. Begegnet ihm mit liebesblikken/ die er in den wind schlaͤget/ 100. Ihr listgrif zu ihrem ziele zu kommen/ 101. Giebt ihre liebe was deutlicher kund/ und stellet sich/ als hielte sie den Josef vor ihren Sohn/ 102/ 444. Hierauf bricht sie gar heraus/ und eroͤfnet ihre rechte meinung/ 116/ 117/ 118/ 121/ 122/ 123. Auf guhte worte folgen bedreuungen/ 124/ 125: auf diese allerlei raͤnke/ 126/ 128/ 129/ 133/ 453/ 456. Sie tuht den vorschlag/ ihren Ehherꝛn aus dem mittel zu reu- men/ und dan den Josef zu ehligen/ 127. Endlich wil sie ihn mit gewalt zur unzucht zwingen; er aber entfliehet/ 139/ 140/ 458/ 464. Hierauf bezuͤchtigt sie ihn faͤlschlich bei ihrem Herꝛn/ der ihn ins gefaͤngnuͤs wuͤrft/ 140/ 141/ 142/ 462. Ja bestuͤrmet ihn selbst im gefaͤngnuͤsse; und suchet ihn mit gifte zu toͤdten/ 153/ 463. Daruͤber stuͤrbet sie ploͤtzlich/ 154. Wie sie bei andern heisset/ 404 Sebulon/ der erste schiffer/ 433 Seele sol zum sterne werden/ 439 Seewaͤrmuht/ der Isis heilig/ 456/ 457 Serapen der Egipter/ was/ und wie sie gestalt gewesen/ 238/ 391. Ob sie mit den Terafim einerlei gestalt gehabt/ und woher das wort Serapides entsprossen/ 392 Se- Blatweiser. Serapis/ der Egiptische Ochsengoͤtze/ wird beschrieben; und wessen sinbild er sei/ 392/ 393 Silpa/ wessen tochter sie gewesen/ 424 Simeon feindet/ unter allen bruͤdern/ den Josef am meisten an/ 65/ 70/ 72. Waruͤm ihm seine hand verdorret/ 75. Waruͤm Josef eben ihn gefaͤnglich behalten/ 270/ 516 Siner/ wie sie ihre Beherscher oder Oberheupter genennet/ 399 Sirius/ der Hundestern/ ward von den Egiptern vor einen gott ge- ehret/ 376/ 377 Sistrum, was es vor ein seitenspiel sei/ 468/ 469 Solon/ was er vor eine satzung zu Atehn eingefuͤhret/ 515 Sonne/ die einige Gottheit des himmels/ 356. wird unter vieler- lei nahmen geehret/ 356/ 357/ 358/ 362. Waruͤm man sie Jupiters Auge genennet/ 357: und die Sirer Achad / 362. Ward in einem Ochsen geehret/ 364: dessen bild man selbst an den Himmel setzte/ 365. wie viel sie groͤsser ist/ als die Er- de/ 390. Ihr warden alle maͤnliche Gottheiten zugeeignet/ 369 Sonne/ Mohn/ und Sterne/ die ersten Goͤtter/ 390 Sonnensoitzen/ wer ihr erster stifter sei/ 477. wo/ wan/ von wem/ und zu welchem ende sie erfunden worden/ 203/ 208/ 209/ 385. Ihre gestalt/ ihr zeug/ und gantzer bau wird beschrieben/ 208/ 209/ 210. wie sie die Griechen/ Araber/ Waͤlschen/ Hollaͤn- de/ und ihr erfinder selbst genennet/ 477/ 478/ 479. Ob sie Nahteln heissen koͤnnen/ 478. eine aus vier Smaragden/ 477 Sonnenburg/ der Assenat zwantzigjaͤhrige wohnung/ wird be- schrieben/ 224/ 225/ 226/ 227/ 413/ 414 Sonnenbrun/ darinnen die Mutter Gottes des Heilkindleins Wuͤndeln gewaschen/ 227/ 499 Sonnenheiligtuhm/ 412. waruͤm es rund gewesen/ 413 Sotis/ ein Egiptischer abgott/ 2/ 376 Spanien / woher dieser nahme komt/ 359/ 512 Stahtsleute/ wie sie sollen beschaffen sein/ 328/ 329 Sterndeuterei/ wie weit man darinnen gehen sol/ 149/ 150 Sternzeichen haben keine macht uͤber den menschen zu herschen/ 150 Storch/ ein finbild der froͤmmigkeit/ 474 Stunde / woher es entsprungen/ 493 Surnag/ ein Wunderkraut des berges Atlas/ 225/ 487 M m ij T. Tah- Blatweiser. T. T Ahre oder Asar/ des Abrahams Vater/ ein fuͤrtreflicher Bildhauer/ und wiederaufrichter des verfaͤllenen Goͤtzen- dienstes/ 6/ 7/ 388/ 389. Was seine bilder in den anschauen- den gewuͤrket/ 7. Waruͤm sein Sohn Haran eher wegge- ruͤkt worden/ als er; und was vor Goͤtzen gedienet/ 389 Talma / der Egiptische Koͤnig/ der im rohten Meere ersoffen/ 394 Tamarinden- oder Sonnen-baum/ 492 Tanis/ eine Egiptische Hauptstadt/ 211/ 353/ 354/ 479 Tartern/ wie sie ihre Oberherscher nennen/ 399 Tatura/ was es sei/ 454 Tautis/ der dritte Egiptische Koͤnig/ der die Sara behielt/ wer er gewesen/ 384/ 385. Abraham Zachut nennet ihn Tutis / und den 15 Koͤnig/ 386 Tebe / eine Egiptische stadt/ 228/ 353/ 499/ 500 Terafim/ was sie vor Goͤtzenbilder gewesen/ 391 Teufel/ waruͤm man sie Boksgeister genennet/ 519 Tifon ein Egiptischer boser Abgott/ 2/ 383. War der anfang alles boͤsen/ wie Osiris alles guhten/ 383 Tmaus / ein Egiptischer koͤnig zu Josefs zeiten/ 395 Todtengefaͤße der kinder/ 239 Todtes meer/ waruͤm es also heisset/ 523 Toote/ der Assenat mutter/ 34 Tot/ oder Taut/ wer er gewesen/ 385 Trachenfel mit dem gantzen Homerus beschrieben/ 503 Treume aus den tagesgedanken/ werden dem nachklange der sei- ten verglichen/ 162/ 464. Die aus der uͤbermaͤßigsten der 4 feuchtigkeiten entstehen/ bedeuten nichts/ 162. Des Koͤnigs/ daruͤber die Egiptischen Traumdeuter ihr urteil faͤllen/ 161/ 162: des Josefs / 60/ 62/ 184: der Nitokris / und Se- messe / 82/ 83: der Assenat / 92: des Koͤniglichen Mund- schenkens/ und Baͤkkeret-verwalters/ 155/ 156: des Naf- tali / 329/ 330 Tuͤrke/ ob ihm der nahme Keiser zukomme/ 402 Tzar / des Muskauers Stahtsnahme/ woher er gebildet/ 402. V. V Erschwiegenheit/ ihr sinbild/ 481 Wahr- Blatweiser. W. W Ahrsagung aus dem Wasser/ und Wachse/ 410/ 411 Wasseruhrs erfindung/ 226/ 493/ 494 Welt/ wan sie erschaffen worden/ der Egipter meinung/ 418 Wollenbaum/ 488 Wollenkraut/ 489 Z. Z Acheus/ auf was vor einen baum er gestiegen/ 498 Zahara/ oder Sahare/ eine Egiptische Abgoͤttin der Schoͤaheit und liebe/ wer sie gewesen/ 110/ 387 Zahnkraut/ dessen gestalt und wuͤrkung/ 102/ 225/ 444 Zwillingsmohnd ist der Mei/ 347 Druk- Drukfehler. A M 4 bl. in der 6 zeile/ sol stehen/ vor meinen Vater. bl. 5/ 9 z. allervolkomneste. bl. 6/ 30 z. seinem baume nachge- ahrtet/ und die frucht nicht weit vom stamme gefallen. bl. 8. 20 z. vom schweermuhte. bl. 9/ 1 z. geschenket. bl. 22/ 33 z. bei der einen. bl. 42/ 22 z. Ihm wird er so wohl/ als. bl. 43/ 25 z. zuruͤk. bl. 46/ 10 z. verfuͤgen. bl. 60/ 19 z. deine Garben. bl. 70/ 20 z. den erstgebohrnen. bl. 72/ 24 z. meiner sicherheit. bl. 81/ 24 z. nicht angehoͤret. bl. 83/ 11 z. bei den federn: 21 z. feuerroht. bl. 90/ 18 z. brachte von der Assenat. bl. 92/ 22 z. Hiermit verlies mich der schlaf. bl. 110/ 13 z. aus weissem marmel. bl. 115/ in der letzten z. Aber er stellete sich/ als maͤrk- te er nichts. bl. 116/ in der letzten z. alle beide. bl. 127/ 32. z. dem boͤsen. bl. 157/ 4 z. noch der auslegung. bl. 160/ 25 z. daß sie ihn denselben. bl. 162/ 11 z. nichts anders: 28 z daß ihn im traume gedeuchtet. bl. 136/ 19 z. Das war bei ihnen so fest. bl. 155/ 17 z. uͤber sie heftig erzuͤrnet. bl. 164/ 31 z. mit einem koͤstlichen seidenem. bl. 166/ 20 z. aller treume dun- kelen verstand. bl. 170/ 7 z. Und solches. bl. 180/ 3 z. dan die augen. bl. 182/ 22 z. Sachte befahl. bl. 185/ 1 z. auch son- sten bedurfte; 32 z. die der Koͤnig ihm anzutuhn. bl. 189/ 4 z. lebe ich der hofnung. bl. 201/ 2 z. streueten Palmenzweige. bl. 208/ 25 z. uͤm das 1840. bl. 217/ 24 z. Dieser Nordwin- kel. bl. 225/ 3 z. fremden gewaͤchsen: 8 z. Seewaͤrmuht/ das Efeu: 13 z. anzeigete: 29 z. Schohtenbeume/ Sebesten- oder Brustbeeren-beume: 32 z. Sonnenbeume/ Balsambeume. bl. 231/ 13 z. aus der maße: 15 z. Und wie sie der schoͤnheit/ und dem stande: 17 z. auch im alter: 18 z. so gleichmaͤßig jung/ schoͤn/ und. bl. 232/ 23 z. So taͤhten auch alle seine Gaͤste. bl. 236. 29 z. welche in ieder hand eine. bl. 242/ 9 z. sie den Koͤ- nig: 22 z. Nicht weniger trugen verlangen. bl. 248/ 9. z. Die Schaͤfelein. bl. 250/ 16 z. ausgegeben. bl. 253/ 17 z. wider- fahren. bl. 262/ 34 z. leibesstrafe. bl. 268/ 29 z. das ver- trauen. bl. 272/ 30 z. das ihr in. bl. 275/ 34 z. Fragt ihr noch/ waruͤm? Fraget ihr noch/ woher? 35 z. Daruͤm/ und da- her/ weil. bl. 276/ 13 z. des aͤltesten sakke: 15 z. kahm er auch an des Juͤngsten seinen. bl. 283/ 23 z. alda gar bleiben. bl. 289/ 34 z. noch andere. bl. 303/ 9 z. zu so hohem verstande. bl. 304/ 32 z. unterworfen: 34 z. traurigkeit. bl. 324/ 18. z. des Sohnes seines erstgebohrnen. bl. 338/ 7 z. daß eben itzund der Koͤnig. bl. 342/ 35 z. ehrennahmen zugeeignet. bl. 353. 5 z. rerstehen sie das eigendlich also genente Alkair. bl. 366/ 12 z. 12 z. Apalejus im letzten: 23 z. Ægypti. bl. 372/ 16 z. βέκι- ρώι bl. 377/ 34 z. eigenschaft/ beschrieben. bl. 386/ Ju- chasim. bl. 389/ u. a. m. Zudem bezeuget Zedrenus. bl. 396/ 5 z. Daher ist der nahme Alkair: 6 z. weil Muassus diese Stadt im zeichen. bl. 423/ 33 z. im anfange. bl. 466/ bei dem Orfeus. bl. 478/ 12 z. messalet. bl. 492/ 16 z. Tamarinden. bl. 349/ . bl. 361 31 z. . bl. 367/ 17 z. . bl. 498/ . Dieses haben wir im durchblaͤttern fuͤrnehmlich angemaͤrket. Das uͤbrige wird der guͤnstige Leser schon selbst verbessern. Hier- mit Gotte befohlen!