GERMANIÆ PERTVRBATÆ ET RESTAVRATÆ, SIVE Vnpartheyischerwolmey- nender Theologo-Politicorum DISCVRSVVM, Ander vnd dritter Theil. Vom Zustand deß Roͤmischen Reichs; dessen Auff- vnd Abnehmung; Glori, Vndergang vnd Pertur- bation: Von Constantino Magno, biß auff diese Zeit/ vnd Endung deß Teutschen Kriegs continuiert. Darinnen alles/ was gutes vnd boͤses/ gleich nach dem auffgerichten Religions- Frieden/ jeder Zeit in Religion vnd Staats-Sachen erfolget: Jn Consideration vnd Bedencken gebracht vnd vor Augen gestellt wird Durch Sigismundum Freybergern/ Historico- Politicum. Franckfurt / Bey Johann-Godtfried Schoͤnwettern / M. DC. LII. Ander Theil. Summarischer Jnhalt dieser Discursen. I. W Je die weltliche Staͤnde deß Roͤmischen Reichs vnder einer gesuchten Reformation der Kirchen/ die geistliche Guͤter angeangelt: Welches der Pabst gemerckt/ vnd deßwegen dem Krieg vorzukommen/ die erwaͤhnte Reformation durch neun Pr æ laten lassen zu Papier bringen: das Concilium aber ein ander Absehen gehabt/ vnd alles im alten Stand gelassen. pag. 1. II. Wie das Concilium vortheilhafftiger Weise vom Kaͤyser zuruͤck gehalten: Jn deß der Pabst seinen Sohn mit Parma vnd Florentz belehnet. Das Concilium gehet an: daruͤber vnderschiedliche Vrtheil fallen. Von Ord- nung deß Concilij, vnd vielen Vorworten. Wie Luther gestorben/ der Pfaltzgraff bey Rhein vom Roͤm. Stuhl abgefallen/ vnd Vergerius, gewe- sener Paͤbstischer Abgesandter/ sich zu den Protestierenden offentlich be- kennet. Wie der Bann wider den Ertz-Bischoff zu Coͤlln auffgenom- men worden. p. 15. III. Wie der Krieg wider die Protestierenden angangen/ vnd der Kaͤyser we- gen der Religion, durch die Finger gesehen: gantz Ober-Teutschland in seinen Gewalt gebracht. Wie der Pabst vnd Kaͤyser in Vnwillen zerfal- len. Wie das Concilium von der Rechtfertigung/ vnd von den Residen- tzen geschlossen/ vnd Vrtheil daruͤber. Wie der Kaͤyser den Teutschen Krieg vollendet. p. 27. IV. Wie der Kaͤyser zu Bononien/ vnd zu Rom wider die Vaͤtter zu Bono- nien protestiert: darumb der Pabst sich zum Richter zwischen denen zu Trient vnd Bononien gemacht/ auch Florentz vergeblich wieder begehrt. Wie der Kaͤyser das Interim verfertigt/ welches zu Rom/ vnd allenthalben Vbel auffgenommen worden: darauß dann ein newer Krieg entstanden. Wie der Pabst wegen Parma/ sich zu Tod bekuͤmmert/ deme der Cardinal de Monte succediert, der das Concilium wieder nach Trient verlegt. p. 37. )( ij V. Wie V. Wie Magdeburg belaͤgert/ vnd vertragen worden. Wie es zu Trient/ zwischen Franckreich/ den Teutschen/ vnd dem Pabst ergangen/ sonderlich wegen deß Gelayts Von Ferdinandi Bann: Ciconiæ predigt: Chur- fuͤrst Moritzen Verschlagenheit: der Protestierenden Anhalten. Chur- fuͤrst Moritz nimbt Augspurg ein: das Cocilium wird eingestellt/ der Kaͤy- ser flieht/ macht Fried zu Passaw: hatte in vielen Stücken gefehlt. p. 48. VI. Wie Marggraff Albert den getroffenen Frieden nicht angenommen: ge- schlagen/ vnd Landfluͤchtig worden/ auch nach Hertzog Moritzen gestorben. Wie deß Pabsts Hoheit sich wieder erhoben. Zween Paͤpste sterben. Auff dem Reichs-Tag zu Augspurg wird der Teutsche Fried geschlossen: der aber dem Pabst gar nicht wollen gefallen. p. 56. VII. Von deß Pabsts Humor vnd Vorhaben/ wegen deß Teutschen Friedens/ vnd Hindertreibung der Lutherischen Religion. Wie der Pabst mit den Spaniern in offentlichen Krieg gerathen. Wie Carolus V. seine Hoheit uͤbergibt/ vnd ins Closter gehet. Wie uͤbel es dem Pabst mit den Spa- niern ergangen: vnd der Vberwundene triumphieret. Was er an dem Frantzosen/ vnd dem newen Kaͤyser getadelt. Wie er auch/ sampt etlichen hohen Haͤuptern gestorben. p. 64. VIII. Was nach getroffenem Fried noch dahinden geblieben. Der Passawische Vertrag/ auß H. Christophori Lehenmanns außgangenem Actis publi- cis de pace Religionis. p. 73. IX. Wie die Protestierende die Freystellung der Religion beharꝛlich gesuchet/ vnd auß was Gruͤnden/ wie Koͤnig Ferdinand daruͤber gesprochen. Vr- theil von jhm vnd dem Kaͤyser p. 87. X. Constitution deß Religion- Friedens/ Gravamina wegen deß Reichs- Hoff-Raths. Von dessen Vrsprung vnd Stifftung: Auch von dem Fuͤrsten-Recht. p. 99. XI. Wie das Cammer-Gericht anfangs angeordnet worden: Wie die Fuͤrsten von jhrem Recht etwz fallen lassen: vnd dennoch sich dem Cam̃er-Gericht nicht vnderwuͤrffig gemacht. Wz der Religions- Fried dẽ Protestieren- den gegeben. Vom Geistl. Vorbehalt; von den Paniers Briefen. p. 109. XII. Ob der Passawische Vertrag vnd Fried erzwungen/ vnd zu halten sey? Ob der Eyd/ so der Kirchen geschicht/ diesem Reichs-Abschied zu wider sey? Ob eines vorigen Kaͤysers Vertrag auch die Nachfahrẽ am Reich binde? Ob der Religions- Fried durch das Concilium zu Trient sey auffgehoben. p. 122. XIII. Kaͤyser Ferdinand verordnet den Hoff-Rath. Die Protestierenden uͤberꝛeichen jhre Gravamina in Religions- Sachen. p. 130. XIV. Der Catholischen Churfuͤrsten vnd Staͤnd Gravamina wider die Con- fessionisten uͤbergeben. p. 145. VX. Resolution der Kaͤyserl. Mayt. uͤber beyder Theil Gravamina, den 13. May 1559. vr- 1559. ertheilet. Was davon zu halten: Was beyde Partheyen vom Cammer-Gericht gemeynt. Der Pabst erfordert die Protestierenden auffdas zn Endlauffende Concilium. Ferdinand stirbt: Maximilian wird Kaͤyser. Von seinem ersten Reichs-Tag; vnd wie die Acht an Hertzog Johann Friederichen von Sachsen vollzogen worden. Von Anfang/ Mittel vnd End der Niederlaͤndischen Kriegen. p. 159. XVI. Von den Regenten in den Niederlandẽ/ als dem Hertzog von Alba/ Com- mendeur Requesentz; Don Ioan de Austria; Hertzog von Parma; Ertz- Hertzog Ernst: Graff von Fuentes; Ertz-Hertzog Albrecht: Jhren Tu- genden vnd Maͤngeln; vnd wie endlich Fried zwischen Spanien vnd den Hollaͤndern worden. p. 169. XVII. Von Beschaffenheiten der Niederlanden: Wie viel Millionen sie Jaͤhr- lich geben koͤndten: Von deren Fruchbarkeit vnd uͤbrigem Vermoͤgen. Wie viel an den Niederlanden gelegen: Ob sie noch moͤchten vnder Spa- nischen Dominat kommen. Geld-Mangel erweckt Meuterey vnd Abfall. Von der Tuͤrcken guter Kriegs-Zucht. Endlich von den Wasser-Graͤ- ben/ so in diesen Landen gezogen worden. Von dem Staadischen Re- giement/ vnd von dem Printzen von Vranien. p. 177. XVIII. Von Zwiespalt der Protestierenden, die sich in Lutheraner vnd Calvini- sten zerfallen. Von Strittigkeiten/ so vnter den Lutheranern entstanden/ biß in zwantzigerley: auch etlichen Ketzereyen. Von der Calvinisten Strit- tigkeiten vnd Ketzereyen. Wie auch von der Cathol. Mißhelligkeit in etli- chen Stuͤcken. Vnd Bedencken uͤber solche Haͤndel. Von drey oder fuͤnff Haupt-Secten in der Occidentali schen Kirchen/ vñ jeder Absehen. p. 188. XIX. Von dem Coͤllnischen Krieg/ da der Ertz-Bischoff die Protestierende Religion angenommen/ sich verehligt vnd vertrieben worden. Wie Hen- rich Julius/ Bischoff zu Halberstatt sich verheyrathet/ vnd das Stifft in Posseß behalten. Wie das Bischthumb Straßburg sich getrennet/ vnd in Krieg gerathen/ auch wieder zu Ruhe kommen. Wie die Guͤlchische Laͤnder ledig/ vnd durch vielerley Anspruch endlich in zwey Theil provisio- naliter vertheilt worden. Was den Religions- Krieg damahlen zuruͤck gehalten. p. 200. XX. Wie die Statt Donawerth wegen deß Abts in die Kaͤys. Acht/ vnd endlich in deß Hertzogen in Baͤyern Gewaltgerathen. Wie die Statt Aach in die Acht gefallen/ vnd von den Protestierenden entlediget worden. Wie die Newe Statt Muͤlheimb nicht koͤnnen zu jhrer Vollkommenheit ge- langen. p. 212. XXI. Was an dem Bohemischen Wesen sey versaͤumbt worden/ so wohl an deß Pabsts vnd deß Concilij zu Basel/ als auff deß Kaͤysers Sigismundi Sey- ten. Wie Kaͤyser Sigismund genoͤthiget worden/ den Bohemen/ son- derlich der Statt Prag/ den Majestaͤt-Brieff zu ertheilen. Der Majestaͤt- )( iij Brieff Brieff selbst: vnd wie derselb bey staͤter Vnruh vnderhalten worden/ biß auff Koͤnig Ferdinanden. p. 223. XX. Von Caroli Quinti Einkommen/ dessen erster Faͤhler/ daß er Martin Luthern frey gelassen. Der ander/ daß er den Koͤnig in Franckreich ledig gezehlt. Der dritte/ daß er den Barbarossa nicht gefangen/ den Mule- assa wieder eingesetzt/ vnd der Vesten Goletta nicht viel geachtet. Der vierdte/ daß er Hertzog Mauritzen das Churfuͤrstenthumb Sachsen einge- raͤumbt. Der fuͤnffte/ daß er das Hauß Medices zu groß gemacht hat. Andere seine neben-Faͤhler. Darinnen auch Ferdinandus I. vnd Maxi- milianus II. ebenmaͤssig gefaͤhlet. p. 234. Dritter Theil. Summarischer Jnhalt dieser Discursen. I. K Eyser Rudolphi II. Faͤhler. Der Bohemen Majestaͤt- Brieff/ wegen Freyheit der Protestierenden Religion, vnd wie derselbe auffgenommen/ auch wiedersinnisch außgedeu- tet worden. p. 1. II. Wie Ertz-Hertzog Matthias nach dẽ Oesterꝛeichischen Landen vnd Koͤnig- reichen/ auch nach dem Kaͤyserthumb getrachtet/ vnd die Protestierenden nicht dempffen koͤnnen. Wie er Kaͤyser worden/ vnd Ertz-Hertzog Fer- dinanden an Sohns statt angenommen/ vnd zum Successor verordnet: den die Bohemen doch hernach verworffen. p. 10. III. Von der Union: was vor Gravamina vnd Nachdencken dieselbe verur- sachet: Wer in derselben begriffen/ vnd wozu sie angesehen. Warumb die Liga gemacht worden/ vnd auff was Bedingungen. Wie Rudolphus II. gestorben/ vnd Matthias jhme succediert, auch was er bey seiner Regie- rung verꝛichtet. p. 13. IV. Wie sorglich es vmb die Catholische Religion gestanden: Wie die Car- dinaͤl auff Ertz Hertzog Carlen geschlossen/ jhn vnd seinen Stamm her- fuͤr zu ziehen. Wie Ertz-Hertzog Carlen mit der Reformation in seinen Erb-Landen angefangen/ vnd sein Sohn/ Ertz-Hertzog Ferdinand/ mit allem Ernst fortgefahren. p. 22. V. War- V. Warumb Matthias vnd Rudolphus den Lutheranern das Exercitium, aber Ertz-Hertzog Ferdinand nicht gegoͤnnet. Wie viel an der Aufferziehung der jungen Fuͤrsten gelegen: Was ein Printz lernen solle: Was das Frawenzimmer hie thue: Von dem Gewissen/ oder von der Religion: Welches die drey Haupt-Partheyen vorwenden. p. 36. VI. Wie Kaͤyser Matthias den Ertz-Hertzog Ferdinanden zum Sohn ange- nommen: Der Koͤnig in Spanien auff Bohem vnd Hungarn verziehẽ/ gegen einer Gegen- Obligation. Wie Ferdinand zum Koͤnig in Bohem vorgeschlagen/ vnd auff Bedingung angenommen worden. Wie der Kaͤy- ser vnd der Koͤnig nach Dreßden reisen. Wie die Staͤnde in Bohem ein Landtag angestellet/ sich vom Kaͤyser nicht abmahnen lassen/ vnd drey Kaͤys. Diener zum Fenster hinauß gestuͤrtzt. Von den dreyen Haupt-Vrsachen dieses Kriegs. p. 48. VII. Wie ein Erbfall in Hessen/ den Zwietracht vnder den Protestierenden vermehret. Von etlichen Streit-Schrifften. Wie Kaͤyser Matthias weder die Bohemen/ noch die Vnierten zum Frieden koͤnnen bringen/ eine Kriegsmacht außgebracht/ vnd gestorben. Vom Cometen/ vnd dessen Bedeutungen: nach Art deß Peloponnesischen Kriegs. p. 59. VIII. Wie das Vnwesen in Bohem fortgangen/ Koͤnig Ferdinand Roͤmischer Kaͤyser/ vnd Pfaltzgraff Friederich Bohemischer Koͤnig worden; aber nie lang geblieben. Wie der Kaͤyser sein Koͤnigreich Bohem wieder in seinen Gewalt vnd Gehorsamb gebracht: Auch ein Reichs-Tag nach Regen- spurg außgeschrieben. p. 71. IX. Wie es noch nicht allerdings still worden/ der Kaͤyser den Pfaltzgraffen/ sampt dessen Anhang in die Acht gethan: Vrtheil hievon. Wie Land- graff Moritz zu Cassel/ wegen der Graffschafft Waldeck in strittigkeit gerathen. Wie die Reformation in Bohem auffgenommen worden. Von mancherley Translationen der Herꝛschafften: vnnd sonderlich der Chur-Pfaltz. p. 81. X. Ein newe Liga wider den Kaͤyser/ deren Haupt der Koͤnig in Dennemarck/ wird geschlossen; Vnd vom Friedlaͤnder vnnd Tilly getrennet. War- umb der Fried hierauff nicht erfolgt sey. Das Kaͤyserlich Edict vnd De- cisum, wegen deß Geistlichen Vorbehalts. Den Zustand deß Roͤmisch. Reichs/ vnd die Vrsach eines newen Kriegs inhaltend. p. 98. XI. Wie die weltliche Herꝛschafften dem Roͤmischen Stuhl/ vnd andern Præ- laten seyen zugefallen/ so wohl in Jtalien/ als in Teutschland: Vnd wie solche etwann zu Geistl. Lehen worden. Was die Geistliche in Teutsch- lang vor Reichs-Huͤlffe leysten. p. 117. XII. Der Catholischen Begehren an Jhre Kaͤyserliche Majestaͤt/ das Geist- liche reservat zu decidieren: Chur-Baͤyern Gutachten hieruͤber- Klage uͤber die Calvinisten. Wie Chur-Sachsen sich uͤber das Edict beschwert beschwert. Wie die Reformation fortgangen/ Arnheimb in Polen/ Alt- ringer in Jtalien gezogen/ vnnd wie es beyderseits zum Fried selbiger Enden abgeloffen. Wie der Friedlaͤnder Stralsund belaͤgert. p. 130. XIII. Deß Churfuͤrsten in Sachsen Vnwill haͤlt jhn vom Reichs Tag zu Re- genspurg: Deß Kaͤysers Vortrag wegen deß Pfaltzgraffen/ der Hollaͤn- der/ vnd anderer Feinden Vrtheil hievon. Was die Staͤnde vom Kaͤyser begehrt vnd erlangt. Vom Koͤnig in Schweden/ wie er in Pommern kom- men/ Franckreich an sich gezogen/ vnd mit Feld Obersten gefaßt gewesen. Von den Zeichen dieses Schwedischen Kriegs. Wie der Churfuͤrst zu Sachsen/ die Evangelische Staͤnde nach Leipzig beschrieben: Vnd die Statt Magdeburg eingeaͤschert worden. p. 141. XIV. Was Spanien vor Schaden erlitten. Wie der Frantzoß ein Buͤndnuß mit den Schweden gemacht/ vnd Vrtheil hievon. Vom Convent vnd Schluß zu Leipzig; daher die Conjunction vnder Sachsen vnd Schwe- den/ auch das Haupttreffen bey Leipzig geschehen. Wunderzeichen hie- von. Wie der Koͤnig auß Schweden/ durch Thuͤringen vnd Francken/ biß uͤber den Rhein/ seine Victori persequiert, vnd der Churfuͤrst zu Sach- sen in Bohem gangen/ vnnd die Haupt-Statt Prag eingenommen. p. 165. XV. Wie es bey Hoff/ vnd den uͤbrigen Kaͤyserl. Voͤlckern gestanden/ vnd Tilly wieder ein starcke Armee zusamm gebracht. Mit was Muͤhe der Hertzog von Friedland wieder zum Generalat moͤgen gebracht werden. Deß Schweden Verꝛichtung am Rheinstrom: an der Weeser. Von beyder Churfuͤrsten/ S. vnd B. Berathschlagung/ deß Friedlaͤnders Einfall in Sachsen/ (auch anderer Orth Kriegs-Vbungen) vnd deß Haupt-Tref- fens bey Breitenfeld Außgang; auch deß Koͤnigs in Schweden Tod. p. 177. XVI. Von deß Koͤnigs in Schweden Thun/ Lassen/ Vorhaben vnd Ende. Von deß Pfaltzgraffen Vngluͤck/ auch nach seinem Tode. Von deß Fried- laͤnders Actionen vnd Tod. p. 189. XVII. Wie es mit dem Kriegswesen bewand: Das Haupttreffen bey Noͤrd- lingen vorgangen. Der Frantzoß den Krieg mit allem Ernst fuͤhrt/ vnd der Kaͤyser mit dem Sachsen den Prager Frieden geschlossen. Der Prager Frieden selbst. p. 197. XVIII. Vrtheil von dem Prager Frieden. Vnd wie Chur-Sachsen deß wegen beschuldiget; aber auch verthaͤdiget wird: Schweden aber/ vnd Hessen- Cassel denselben nicht angenommen. p. 224. GERMA- GERMANIÆ PERTUR- BATÆ ET RESTAURATÆ. Ander Theil. Der Erste Discurß. Wie die Weltliche Staͤnde deß Roͤm. Reichs vnter einer gesuchten Reformation der Kirchen die Geistliche Guͤter angeangelt: welches der Bapst gemerckt/ vnd deß- wegen dem Krieg vorzukommen/ die erwehnte Reformation durch Neun Praͤla- ten lassen zu Papier bringen: das Concilium aber ein ander Absehen gehabt/ vnd alles im alten Stand gelassen. N Ach deme wir bißher vernommen/ wie das Heyden- thumb der Christlichen Lehr/ als die finstere Nacht der auffge- henden Soñe muͤssen weichẽ: wie die liebe Kirche durch die Ke- tzer in innerliche Zerruͤttung gefallen/ vff die Prob gesetzt wor- den/ vnd am Kaͤyserlichen Hooff viel Wiederwertigkeit vber- standen/ wann der Weltliche A rm einige wiederige Lehr/ (der- gleichen auch wol par Raison d’ Estar vber dem Heydenthumb geschehen) etwan beschuͤtzet/ vnd die Rechtglaubige gedrucket hat: wie erwehnte Kirch mit der Zeit auß der Roͤm. Kaͤyser Vormundschafft getretten/ vnd sich selbst regieret; auch in Weltlicher Regierung Maß vnd Ziel vorgeschrieben/ mit zu Rath gesessen/ vnd theil an der Verwaltung bekommen; die Kayser vnd Koͤni- ge/ Fuͤrsten vnd Herrn/ neben den regierenden Bischoffen vnd Abten/ zu jhren trewgehorsamen Soͤhnen gesalbet vnd angenommen: wie Persien sich von An- fang abgesondert/ vnd die vbrige Morgenlaͤnder/ sampt einem guten Theil in Eu- ropa vnd a frica vom Tuͤrcken/ dem Ertzfeind/ verschlingen lassen; also daß die Abendlaͤnder allein bey dem Roͤm. Stuel geblieben/ ob schon jederweilen der ein- faͤltige Poͤbel in dem Gebierg zwischen Jtalien/ Teutschland vnd Franckreich/ auch in den Graͤntzen deß Koͤnigreichs Navarren/ zwischen Franckreich vnd Spanien/ sich wieder die Kirch vffgelehnt/ vnd den Gehorsam verschworen/ etliche Graven vnd Edele deßwegen in Harnisch gebracht/ vnd grosse Verbitterung ja Blutvergiessen verursachet; Sintemal solches Beginnen geschwind/ wie ein Ander Theil. A Fewr Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Fewr im Stroh verloschen. Wir auch vor das allerletzte gesehen/ was vor Abendtheur Engelland/ Franckreich vnd Boͤhmen im Kirchenwesen abgeben/ vnd wie sich alles zu dem ersten Teutschen Religions Krieg vnd Frieden angespon- nen/ muͤssen wir auch wissen/ wie es sich außgewircket/ vber lange Zeit wider außge- brochen/ vnd nachmalen gestillet habe. Wann wir nun zu ruck gedencken/ was grosser Mühe es gekostet/ biß die Roͤm. Kaͤyser vnd Staͤnde deß Reichs die Clerisey wegen jhrer Personen vnd Guͤtern ledig vnd frey gezehlet/ auch off die Investitu ren vnd Belehnungen mit dem krummen Stab verziehen; kan man leicht erachten/ daß obere/ mitlere vnd vntere vnter den Weltlichen solches vor ein Verlust gehalten/ vnd auß Mißgunst oder Regiersucht nicht wenig gedacht/ der Clerisey die Fluͤgel zu beschneiden/ vnd die Schwingfedern außzuropffen. Darumb durch hechelten die Poeten erstlich die Weltliche (oder Heydnische) Wissenschafft/ nach den dreyen Hauptsprachen/ vnd erwiesen/ daß die Clerisey nicht viel weiter studierte/ als nur die Roͤmische Sprach/ in welcher der Gottesdienst allein sich verrichtete/ erforderte zwar nicht gruͤndlich/ vnd nach der Zierlichkeit/ sondern oben hin/ eine Bull vnd Investitur zuverstehen; kamen darnach vff das Leben/ vnd mutzten jeden Fehltritt hoch auff; vnd bald vff die Lehr der Gottseligkeit. Dieweil aber die gantze Clerisey in guter Ordnung vnd Verfassung stunde/ gleich wie ein Kriegsheer im Felde/ vnd vner- schoͤpffliche Mittel in Handen hielte/ crspintisirte die Weltweißheit diesen Kriegs- List/ den Krieg vff deß Feindsboden/ mit deß Feinds eygenen Geldern zu fuͤhren. Dann wann die Clerisey jhre Clausen vnd Cloͤster/ sampt allen Jntraden/ so zu nothwendiger Vnterhaltung deß Lebens/ vnd zu vnvmbgaͤnglicher Gegenverfas- sung erfordert werden/ muͤste im Stich lassen/ wuͤrde die eine Schaal an der Wa- ge nur desto leichter/ vnd die andere nur desto schwerer. Eben als etwan die Hol- laͤnder eine Spanische Silberfloth erobert/ jhre Soldatesca darmit besoldet/ vnd den Spanischen das Nachsehen gelassen. Noch eraͤugnen sich andere Kriegsliste vnd Rencke/ daß ein jeder sein Wie- derparth sucht zu schwaͤchen/ vnter anderm auch vff Antonii Triumviti Manier/ der deß Lepidi gantzes Heer/ so wieder jhn zu Feld lage/ an sich gezogen. Dann also gab es sehr viel Vberlauffer/ zumal wann Renten vnd Prebenden folgeten/ vnd mitgiengen. Darzu dann waidlich geholffen/ daß man die Clerisey in Ver- dacht-Veracht- vnd Verschmaͤhung gebracht. Jener Edelmann hatte sein Windspiel/ welches aber in deß Meyers Hauß/ vnd bey andern Nachbarn pflegte Vnfug anzustellen/ in den Kuͤchen vffzuraumen/ was vnter den Fuͤssen stehen blie- ben/ die Toͤpffe bey dem Fewer kuͤnstlich vmbzuziehen/ die heisse Bruͤhe außzugies- sen/ vnd mit dem halbgesottenen Fleisch an statt deß Wildpraͤths darvon zustrei- chen; ja wol den kalten Braten in dem Schanck zu spuͤhren/ vnd nach Beschaffen- heit auß dem Lager zu treiben. Vnd diesen Verdruß dorffte kein Mensch/ wegen deß Edelmanns vnd seiner Diener rechen. Dochbesprache sich der Meyer mit seinem Ander Theil. seinem Schwager Hansen/ es solte niemand von den jhrigen einigen Streich vff das Windspiel thun/ sondern vnter der Hand die Nachbarn berichten/ das Wind- spiel waͤr rasend. Wie bedacht/ so geschehen; das Windspiel wurd in ein ander Termeney gejagt/ vnd vff solchen Ruff von den Nachbarn im andern Dorff er- schlagen. Das heist/ ich wil dir kein Leyds thun; nur ein boͤsen Namen machen. Also war schier nichts zu sagen/ als von der Pfaffen Geitz/ Hochmuth/ vnd vppigem Leben; vnd daß sie mehr nach der Schaͤfflein Wolle/ als nach derselben ewiger Wolfarth trachteten. Wie nun jedes vernuͤnfftiges Vorhaben einen Schein muß tragen/ ohne welchen auch die beste Müntz verwürfflich/ vnd hingegen die falsche vermittels des- selben gangbar wird; also war es vmb eine Reformation der Kirchen zu thun/ also suchte man herfuͤr/ was ber Zeiten der wiederspaͤnstigen Keysere vnd Baͤpsten Schrifft- vnd muͤndlich/ vff Reichstaͤgen vnd sonsten etwan vff die Bahn kom- men/ vnd laͤngst abgehandelt gewesen; also wuste ein jeder zu tadeln/ was erver- stund/ vnd was er nicht verstund/ wie Apellis deß Mahlers Schuster/ der nicht nur vber die Pantufflen/ sondern auch vber die Kleydung/ welches dem Schneider al- lein zukompt/ vrtheilen wollen. Die Weltliche/ von der Roͤm. Kirchen abtruͤn- nige Fuͤrsten gestatteten den abtruͤnnigen Priestern vnd auß geloffenen Moͤnchen/ wie sie vnterrichtet waren/ die Ehe: vnd weil sie sich besorgten/ die ordentliche Pre- benden würden endlich gar zergehen/ wann jeder Priester seines Orths Jntraden nach Belieben verwalten/ alieniren/ oder vff seine Kinder bringen solte: Darumb liessen sie den Obern/ als Abten vnd Bischoffen/ nichts mehr folgen/ vnd nenneten sich Erbkastenvoͤgte/ vnterfiengen das jus patronatus, vnd gaben den Priestern/ was sie wolten/ nahmen zu sich was sie konten. Sie entschuldigten sich zwar im- merzu gegen dem Keyser/ Es wuͤrden die Stifftungs Guͤter zu keinem andern Ende angegriffen oder verwendet/ als zur Vnterhaltung der Armen/ vnd der je- nigen Personen/ so die Gottseligkeit vbeten/ vnd in den Poͤbel pflantzeten. Vnd mag wol seyn/ daß es Anfangs deß Abfalls nicht anderst hergegangen/ dieweil sol- che Fuͤrsten jhren Stand gefuͤhret/ eh sie das geringste von den Kirchengütern an sich gezogen/ ja in deme sie noch taͤglich Stifftungen gethan/ vnd von den Kam- merguͤtern der Clerisey immerdar zugelegt. Das Haupt der Clerisey der Bapst zu Rom/ verstunde sehr wol/ was die abtruͤnnige im Schild fuͤhrten/ auch wozu die annoch gehorsame sich leichtlich koͤn- ten verlocken lassen; vnterfieng derowegen eine Reformation/ allen Klagen ein End zu machen/ vnd den Scheinmantel abzunehmen/ welches Werck/ wie die Kir- chen Historien bezeugen/ biß dahin vnmuͤglich/ nicht an- vnd vor sich selbst/ sondern zuerlangen/ vnd in den Gang zubringen/ gewesen. Dannoch wolte der Bapst sei- nem Versprechen/ so er durch Vergerium gegen den absonderlichen Staͤnden in Teutschland/ vnd Schrifftlich/ auch muͤndlich/ nach dem Exempel seiner Vor- fahren vorgelegt/ vnd bethewret/ ein Genuͤgen thun; vnd verordnet zu diesem Re- A ij for- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ formationswerck Neun Personen/ als ein Herꝛn der Gottseligkeit/ auß allen Praͤ- laten/ mit sondericher Beaidigung/ vnd Eyffer/ daß sich jedermaͤnniglich daruͤber verwunderte/ aber auch vngleich vrtheilte/ sintemal kein Mensch sein eygen Ange- sicht/ als nur im Spiegel beschawen kan; eines andern Angesicht aber frey sihet vnd betrachtet. Die Namen der neun Praͤlaten sind/ Gaspar Cardinalis Contare- nus, Iohannes Petrus Cardinalis Theatinus, Jacobus Cardinalis S o doletus, Regi- naldus Anglicꝰ, Federicus Archiepiscopus Salernitanus, Hieronymus Archiepi- scopus Brundusinus. Johannes Matthæus Episcopus Veronensis, Gregorius a b- bas S. Gregorii Venetiis, \& Frater Thomas, Magister Sacri Palatii. Was nun die- se Neun vor tieffsinnige Gedancken bekommen/ was sie vor Mühe vnd Arbeit an- gewandt/ muß man an der Schrifft/ so sie jhrem vffgetragenen Ampt ein Genuͤ- gen zu thun/ dem Bapst vberreicht/ erkennen vnd ermessen. Allerheiligster Vatter/ sprechen sie/ Es fehlet weit/ daß wir mit Worten sol- ten außsprechen koͤnnen/ was grosser Danck die gantze Christenheit Gott dem Al- lerguͤtigsten vnd groͤssesten sagen soll/ weil er E. H. zu dieser Zeit zum Bapst/ vnd zum Hirten seiner Herde gesetzt/ vnd diesen/ so E. H. haben/ guten Sinn gegeben; also daß wir auch die Hoffnung/ solchen Danck nur mit vnserm Nachsinnen zuer- reichen/ verlichren. Dann derselbe Geist Gottes/ durch welchen die Veste der Himmeln bestehet (wie der Prophet sagt) hat beschlossen/ die wanckende/ ja gantz zerfallene Kirch Christi/ mit Vnterlegung E. H. Hand/ vor endlichem Vnter- gang/ wie wir sehen/ zuverwahren/ vnd dieselbe zur vhralten Hoheit zuerheben/ auch in vorigen Glantz wider zusetzen: Dessen ein zumal gewisses Absehen neh- men koͤnnen wir/ denen E. H. ordentlich anbefohlen/ daß wir weder E. H. eygenen/ noch eines andern Nutzen beachtende/ die jenige Mißbraͤuche/ nemblich die sehr schwehre Kranckheiten/ an welchen die Kirch Gottes von langer Zeit hero/ vnd fuͤrnemblich dieser Roͤmische Hooff/ liegt/ E. H. anzeigen wolten/ weil durch selbe Mißbraͤuche schier nahe geschehen/ daß bey denen/ mit der Zeit vnd allgemach vberhand nehmenden toͤdlichen Gifftkranckheiten/ dieser grundverderbliche Schad/ den wir vor Augen sehen/ herein gebrochen. Vnd weil E. H. vom Geist Gottes vnterricht/ welcher (wie a ugustinus sagt) in den Hertzen/ ohne das rau- schende Wort redet/ den Anfang alles dieses Vnheils sehr wol verstunde/ daß etli- chen Baͤpsten/ E. H. Vorfahren/ die Ohren gejuckt (wie der Apostel Paulus spricht) die jhnen Lehrer nach jhrem eygenen Lust zusammen gebracht/ nicht von jhnen zu lernen/ was zu thun waͤr/ sondern durch derselben Fleiß vnd Verschla- genheit einigen Weg zu finden/ dadurch erlaubt waͤr/ was jhnen in Sinn kaͤme. Daher ist es so weit/ weil ohne das die Schmeicheley an alle Hoheit/ wie der Schatte an den Leib sich haͤngt/ vnd die Warheit allzeit ein sehr schwehren Zutritt zu hoher Potentaten Ohren gehabt/ daß also bald Doctores herfuͤr getretten/ die den Baͤpsten die Herꝛschafft aller Pr æ benden zugeschrieben: vnd wann ein Herꝛ mit Recht verkauffe was sein ist/ erfolge nothwendig daß der Bapft keine Simo- ney/ Ander Theil. ney/ oder verbottene Kraͤmerey der Geistlichen Sachen begehen koͤnne: also daß deß Bapsts Will/ wie er auch nur beschaffen/ ein Richtschnur seines Thuns vnd lassens sey. Dannenhero ausser allem Zweiffel sich schliesse/ daß was jhm be- liebig auch erlaubt waͤr. Auß diesem Brunnen/ heiliger Vatter/ sind/ wie die Kriegsknechte vor Zei- ten auß dem hoͤltzern Pferdt zu Troja, so viel Mißbraͤuche in die Kirch Gottes mit hauffen/ neben so gar schwehren Kranckheiten eingerissen/ durch welche wir sie je- tzund schier biß an Verzagung alles Heyls/ kranck sehen liegen/ daß auch der Ruff von solchen Sachen sich biß zu den Vnglaubigen auß gebreitet hat. E. H. wolle denen/ so es wissen/ Glauben zustellen/ daß gedachte Vnglaubige fuͤr emblich vmb dieser Vrsachen Willen die Christliche Religion verlachen: Sintemal durch Vns/ durch vns sprechen wir/ der Nam Christi vnter den Voͤlckern verlaͤ- stert wird. Es haben aber E. H. Allerheiligster/ vnd zwar mit recht Allerheiligster Vatter/ die vom Geist Gottes vnterwiesen/ neben derselben alten Klugheit gesehẽ/ als E. H. dieses jhr ließ zum allerhoͤchsten angelegen seyn/ damit die Kirch Christi/ so E. H. zu versorgen/ nach geheylter Schwachheit zu guter Gesundheit wider ge- langen moͤcht/ vnd zwar recht vnd wol gesehen/ daß man mit der Artzney an dem je- nigen Orth muͤsse anfahen/ da die Kranckheit erstlich her entstanden/ vnd wil/ zu folge deß Apostels Pauli Lehr/ ein Verwalter vnd nicht ein Herꝛ/ ja ein getrewer von dem Herꝛn erfunden werden; auch jenem Knecht folgen/ den der Herꝛ im Evangelio vber sein Hauß gesetzt/ daß er dem Gesinde jhre Nahrung zu rechter Zeit gebe/ hat auch deß wegen beschlossen/ daß sie nicht wil/ was nicht geziembt/ auch nicht koͤnnen mag/ was sie nicht soll koͤnnen. Zu dem End haben E. H. vns zu sich beruffen/ die wir zwar vnerfahren/ vnd einem so grossen Werck nicht gewach- sen/ doch nicht wenig/ so wol zu E. H. Ehr vnd Herꝛlichkeit/ als fuͤrnemblich zu Verbesserung der Kirchen Christi/ geneigt sind. Vnd vns mit sehr beweglichen Worten anbefohlen/ alle diese Mißbraͤuche zu verzeichnen/ vnd E. H. vorzutra- gen: auch vns hoͤchlich erinnert/ wie wir wegen dieses vns auff getragenen Ampts dem Allerhoͤchsten GOtt Rechenschafft thun wuͤrden/ da wir es fahrlaͤssig vnd vntrewlich verrichteten. Vber diß/ damit alles desto frey muthiger vnter vns ablauffen kan/ vnd E. H. außfuͤhrlicher Bericht von vns haͤtten/ mit einem thew- ren Eyd verbunden/ neben angehaͤngter Straff deß Kirchenbanns/ keinem Men- schen von diesem vnserem Ampt/ nichts zuentdecken. Haben derowegen E. H. Befehl zu Gehorsam angenommen/ vnd diese Kranckheiten in muͤglichster Kuͤrtz/ sampt derselben Artzneyen/ so viel vnser Verstand immer erreichen moͤgen/ zusammen getragen. Es werden aber E. H. nach dero beywohnender Guͤte vnd Weißheit alles verbessern vnd vollziehen/ wo wir nach vnsere Wenigkeit verstos- sen haͤtten. Auff daß wir nun alles in gewisse Schrancken spannen/ haben wir/ weil E. H. beydes ein Fuͤrst dieser Landschafften/ die der Kirchengebieth vnterworffen; A iij vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd der allgemeinen Kirchen Bapst/ auch Roͤm. Bischoff ist/ vns vorgenommen/ von deme/ was dieses Fuͤrstenthumb der Kirchen angeht/ (das wir von E. H. Pru- dentz sehr wol regiert sehen) nichts zu sagen: wollen nur das jenige/ was das Ampt deß allgemeinen Bapsts anlangt/ neben etlichen Stuͤcken/ von deß Roͤm. Bi- schoffs Verwaltung beruͤhren. Halten aber darfuͤr/ Allerseligster Vatter/ die- ses muͤsse vor allem andern Platz finden/ als Aristoteles in seinen Staadsregeln sagt/ daß/ wie bey einer jeden Republick/ also auch in dieser Geistlichen Verwal- tung der Kirchen Christi/ man dieses Gesatz vor allen Dingen beobachte/ nemblich daß die Gesaͤtz/ so viel immer muͤglich gehalten werden. Daß wir auch nicht meynen/ wir moͤgen in den Gesaͤtzen/ als nur auß tringenden vnd noͤthigen Vrsa- chen nachgeben. Dann es kan kein verderblicher Gewonheit bey einer Republick einschleichen/ als diese Vnachtsamkeit der Gesaͤtz/ welche Gesatz vnsere Voreltern wollen heilig gehalten seyn/ deren Macht sie auch aller Ehren werth/ vnd Goͤttlich genennet. Dieses alles wissen E. H. Allerguͤtigster Bapst; sie haben es vor- laͤngst/ bey den Weltweisen vnd Schrifftgelehrten gelesen. Wir achten aber ein ander Stuͤck diesem obigen nicht nur sehr nahe/ sondern auch weit vorzuziehen/ vnd noͤthiger/ Es sey dem Bapst vnd Christi Statthalter bey dem Gebrauch deß Ampts der Schluͤsseln/ deß Ampts sagen wir/ das jhm von Christo aufferlegt ist/ nicht erlaubt/ einigen Nutzen zu suchen. Dann also laut Christi Befehl/ vmb- sonst habt jhrs empfangen/ vmbsonst solt jhrs geben. Wann nun dieses zu vor- derst gesetzt ist/ vnd E. H. vor die Kirch Christi solche Sorg traͤgt/ daß sie sehr viel Diener gebraucht/ durch welche dieselbe jhre Sorg getrieben wird. Solche aber alle zu der Clerisey/ oder zu dem Geistlichen Stand gehoͤren/ denen der Gottes- dienst ist anbefohlen/ fuͤrnemblich die Priester/ vnd zum allervordersten die Pfar- rer/ vnd vor solchen allen die Bischoffe: Wann derowegen ein solch Regiment recht fortgehen soll/ muste man sich zum ersten bemuͤhen/ daß diese Diener zu jh- rem Ampt/ so sie verwalten sollen/ tauglich seyen. 1. Der erste Mißbrauch bey diesem Stuͤck befind sich in Verordnung der Clerisey/ vnd fuͤrnemblich der Priester/ da man keine Sorg gebraucht/ kein Fleiß anwendet/ also daß allenthalben die aller vnerfahrnste GEselln/ von verachtestem Stamm vnd Herkommen/ von boͤsen Sitten verruchte/ allzu Junge/ zu der H. Orden/ vnd fuͤrnemblich zu dem Priesterthumb/ zu dem Zeichen/ sprech ich/ durch welches Christus zum hoͤchsten wird vorgestelt/ zugelassen werden. Hierauß er- wachsen vnzehlige Aergernuß/ Verachtung deß Geistlichen Stands/ vnd nicht nur geringer Andacht bey dem Gottesdienst/ sondern schier gaͤntzlicher Abgang desselben. Darumb halten wir vor das allerbeste/ wann E. H. anfaͤnglich in die- ser Statt zu diesem Werck zween od er drey Prelaten/ so gelaͤhrte vnd fromme Maͤñer waͤren/ verordnete/ vff die Vnordnung der Geistlichen acht zu geben: auch allen Bischoffen/ neben angehaͤngter Straff der Censur dergleichen in jhren Kirch- spielen zuthun anbefehle. Daß auch E. H. nicht gestatte/ daß einiger anderst/ als von Ander Theil. von seinem Bischoff/ oder mit Verguͤnstigung der Deputirten in der Statt/ oder seines Bischoffs/ beruffen werde; daß auch vber diß ein jeder Bischoff in seinen Kirchen ein Magister oder Hochgelaͤhrten halte/ von welchem die junge Clerisey in der Schrifft/ vnd in guten Sitten/ wie solches die Rechten verordnen/ vnter- wiesen werde. 2. Ein ander seht schwehrer/ nachdencklicher Mißbrauch befind sich bey Verleyhung der Geistlichen Prebenden/ fuͤrnemblich der Pfarꝛen/ vnd am aller- mehrsten der Bisthumber/ da der Gebrauch vberhand genommen/ daß man die Personen/ so die Prebenden erlangen/ nicht aber die Herde Christi/ vnd die Kirch versorgt. Darumb soll man bey Verleyhung solcher Prebenden/ der Pfarꝛen sprech ich/ aber zuvorderst der Bisthumber sorgen/ daß sie frommen vnd gelaͤhr- ten Maͤnnern verliehen werden; vnd solches darumb/ damit sie selbst/ ohne eines andern Zuthun/ solche Aempter/ darzu sie verbunden/ verwalten moͤgen. Vber diß/ auch solchen/ die vermuthlich sich an den Orth setzen werden/ dannenhero soll man keinem Jtalianer eine Prebend in Spanien/ oder in Groß Britannien/ noch hingegen/ geben. Welches man/ so wol bey den Collaturen oder Versehungen/ wann sie durch Sterbfall ledig werden/ als bey dem Vberlassen/ da man jetziger Zeit nur allein vff den Willen deß Abgetrettenen/ vnd darneben vff nichts an- ders sihet/ beobachten soll: vnd hielten dafuͤr/ wann einer oder mehr vffrichtige Mann vber solche Vberlassungen gesetzt waͤr/ es solte wol gerathen. 3. Ein ander Mißbrauch/ wann Prebenden verliehen/ oder andern vberlassen werden/ ist eingeschlichen/ daß man Pensionen oder Einkommen vff derselben Fruͤchten vnd Nutzen setzt/ Ja daß der Abgetrettene jederweilen die gan- tze Nutzbarkeit jhm vorbehaͤlt. Jn welchem Stuͤck dieses in acht zu nehmen/ daß man auß keiner ander Vrsach/ vnd nach keinem andern Recht die Pensionen nicht mag setzen/ als zu etlichen Allmosen/ die man zu milten Sachen/ vnd den Duͤrfftigen bescheiden soll. Dann die Einkommen sind mit der Prebend ver- bunden/ wie der Leib mit der Seel. Darumb gehoͤren sie auß jhrer Natur vnd Eygenschafft deme/ so die Prebend hat/ auff daß er von denselben koͤnne ehrlich/ vnd nach seinem Stand leben/ vnd zugleich die Außlagen zu dem Gottesdienst ertragen/ Kirchen vnd Geistliche Gebaͤw handhaben/ was aber vbrig ist/ zu milten Sachen anwende. Dann dieses erfordert solcher Gefaͤll Natur vnd Eygen- schafft. Wie aber in dem Lauff der gantzen Welt die allgemeine Natur jederwei- len etwas der Zuneygung derselben allgemeinen Natur zu wieder thut/ also ge- schichts bey dem Bapst/ daß er/ der ein allgemeiner Vatter der Kirchenguͤter ist/ wann er sihet/ daß einiges Theil/ der Gefaͤll/ so zu milten Sachen solten gebraucht werden/ oder daß ein Theil zu einigen andern milten Sachen besser zu gebrauchen waͤre/ kan er ausser allem Zweiffel solches thun. Darumb kan er mit gutem Recht ein Gefaͤll setzen/ einem Duͤrfftigen/ sonderlich einem Geistlichen zuhelffen/ damit derselb ein ehrlich Außkommen/ nach seinem Stand habenmoͤge. Jst dero- wegen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ wegen ein grosser Mißbrauch/ daß man alle Gefaͤll hinterhaͤlt/ vnd daß man alles wegnimbt/ was zu dem Gottesdienst/ vnd Vnterhalt dessen/ so die Prebend hat/ gegeben solt werden: Vnd deßgleichen/ daß man den reichen Geistlichen/ die von jhren Gefaͤllen/ so sie haben/ wol vnd ehrlich leben koͤnnen/ nichts nimbt/ ist gewiß- lich auch ein grosser Mißbrauch/ der mit dem vorigen wider abgehen soll. 4. Auch lauffen viel ander Mißbraͤuch bey Vmbwechselung der Pre- benden mit vnter/ wann man Vertraͤge auffricht/ welche alle vnter die Geistliche Kraͤmerey gehoͤren/ vnd kein ander Absehen als den Gewinn haben. 5. Noch ein andern Mißbrauch ist gaͤntzlich abzuschaffen/ welcher bey diesem Hooff/ durch etlicher Spitzkoͤpffe Verschlagenheit allbereit in Schwang kom- men. Dann da in einem gewissen Gesatz versehen/ daß die Prebenden durch Testament oder letzten Willen nicht moͤgen verschafft werden/ weil sie nicht deß Absterbenden/ sondern der Kirchen sind/ vnd zwar auß dieser Vrsach/ damit das Geistliche Gut vor alle Frommen gemein erhalten/ nicht aber eines oder deß an- dern Eygenthumb wurde; hat Menschliche/ nicht aber Christliche Witz sehr viel Wege/ diesem Gesatz zu Nachtheil erfunden. Dann es werden Bisthumb vnd andere Prebenden abgetretten/ vnd erstlich der Zutritt vorbehalten/ da man noch hinzusetzt/ auch den Vorbehalt der Gefaͤll/ vnd noch die Collatur der Prebenden. Vber diß beschwehret man den Vorbehalt der Verwaltung/ vnd wird vff solche Weise ein Bischoff/ der kein Bischofflich Recht hat; vnd ein ander/ dem alle Bi- schoffliche Rechten geziemen/ doch nicht zu einem Bischoff gemacht. Hie moͤgen E. H. sehen/ wie weit diese Schmeichelhafft Lehr gegangen; dadurch es dahin kom- men/ daß einer/ was jhm nur beliebt/ thun mag. Vnd lieber/ was ist es anders/ als einen Erben in die Prebend setzen. Noch hat man neben diesem ein andern Betrug erfunden/ wann man nemblich den Bischoffen vff jhr Begehren Coad- jutorn oder Mithelffer gibt/ die weniger als sie selbst taugen; also daß einer/ er wol- te jhm dann selber die Augen außstechen/ klaͤrlich sihet wie vff solche Weise der Erb eingesetzt wird. 6. Deßgleichen ist ein vhralt Gesatz/ so Bapst Clemens ernewert/ daß der Priester Soͤhne jhrer Vaͤtter Prebenden nicht haben moͤgen/ auff daß nemb- lich solcher Gestalt/ was gemein ist/ nicht Eygenthumb werde. Doch geschicht/ wie wir vernehmen/ bey diesem hochheiligen Gesatz/ Nachlaß. Wir wollen nicht ver- schweigen/ was ein jeder verstaͤndiger Mann bey sich selbst wird vor mehr dann wahr befinden/ nemblich daß kein ander Ding die Clerisey so verhasst gemacht; da- her so viel Vffruhren entstanden/ vnd noch zugewarten/ als eben diese Enteusse- rung der Geistlichen Gefaͤll/ so nicht mehr gemein/ sondern Eygenthumb werden. Hiebevor stund jederman in guter Hoffnung/ jetzt hat mans dahin gebracht/ daß man daran verzweiffelt/ vnd die Zungen wider diesen Stuel schaͤrpffet. 7. Ein ander Mißbrauch ist bey den Expectativen, oder Wart- vnd Vor- behaltsbriefen der Prebenden/ dadurch beydes Anlaß geben wird/ eines andern Todt Ander Theil. Tod zubegehren/ vnd denselben gern zuvernehmen. Auch wird der eusserste Zu- tritt den Wuͤrdigsten verschlagen/ wann eine Stell ledig kompt/ vnd Vrsach zu zancken gibt/ wir meynen/ man sol solches alles abschaffen. 8. Ein ander Mißbrauch hat sich durch gleiche Verschlagenheit funden. Dann es sind etliche Prebenden nach dem Recht/ werden auch genannt Incom- patibel, oder gantz absonderlich/ durch deren Namen vnsere Voraͤltern selbst vns wollen andeuten/ daß sie einer Person nicht sollen zugleich verliehen werden: Heut zu Tag wird nicht nur in zweyen/ sondern in mehren/ fuͤrnemlich in Bisch- thummern Nachlaß geben. Diese Gewonheit/ die nur auß Geitz vberhand ge- nommen/ soll man auch vnsers Erachtens/ fuͤrnemlich in den Bischthummern abschaffen. Vnd was soll die Verein der Prebenden auff eines einigen Men- schen Leben? Auff daß/ nemlich dieselbe Menge der Prebenden nicht hindere/ an Erlangung der absonderlichen Prebenden: ist dann dieses nicht dem Gesetz recht- schaffen die Naase gedrehet? 9. Auch hat ein ander Mißbrauch den Schwang genommen/ daß den hochwuͤrdigsten Cardinaͤlen Bischthummer/ vnd zwar nicht eines allein/ son- dern mehr/ verlichen oder anbefohlen werden/ welches/ allerseligster Vatter/ wir hochwichtig in der Kirchen Gottes achten. Erstlich zwar/ weil das Cardinal- Ampt vnd das Bischoffliche Ampt nicht beyeinander stehen. Dann deß Car- dinals Ampt ist/ daß er E. H. zur Hand stehe/ die allgemeine Kirch zu regieren: Aber deß Bischoffs Ampt erfordert/ daß er seine Herde/ welches er nicht wol/ noch wie er thun soll/ leysten kan/ wann er nicht bey seinen Schaaffen/ wie ein Hirt bey der Herde/ wohnet. 10. Vber dieses/ heiliger Vatter/ hindert dieser Gebrauch mit dem Ex- empel schaͤdlicher Weiß. Dann/ wie wird dieser heilige Stul an andern Perso- nen den Mißbrauch koͤnnen richten vnd verbessern/ wann derselbe an seinen fuͤr- nehmsten Gliedern geduldet wird? Wir meynen auch/ nicht daß jhnen/ weil sie Cardinaͤl sind/ desto mehr/ sondern eben darumb weit weniger erlaubt sey/ das Gesetz zuvberschreiten. Dann jhr Leben soll andern ein Gesetz geben. Auch ist es nicht rahtsam/ daß man es nicht macht/ wie die Phariseer/ die reden vnd thun nicht: Dahingegen Christus mit dem Thun angesangen/ vnd hernach gelehret hat. Auch schadet solcher Gebrauch mehr dann sonsten/ wann man in Kirchen- sachen zu Raht sitzet. Dann diese Verguͤnstigung vnterhelt den Geitz zu dem/ so bewerben sich die Cardinaͤl bey Koͤnigen vnnd Fuͤrsten vmb die Bischthum- mer/ vnd hangen hernach eben deßwegen denselben an: Koͤnnen auch jhre Mey- nung nicht frey außsagen/ ja/ wann sies koͤnten vnd wolten/ würden doch jhre/ durch Zuneygung verwuͤrrete Gemuͤhter ein Vrtheil schoͤpffen vnnd betriegen. Vnd wolte GOtt/ daß diese Gewonheit deßwegen fiele/ vnd den Cardinaͤlen al- len gleiche Versehrung geschehe/ nach jhrer Wuͤrde ehrlich zuleben/ welches wir leicht thunlich erachten/ wann wir den Mammonsdienst nur ablegen/ vnd Chri- sto allein dienen wolten. B 11. Wann Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ 11. Wann nun diese Stuͤcke/ welche die Bestellung Ew. Heil. Diener betreffen/ durch welche/ als Werckzeuge/ der Gottesdienst beydes wol verschen/ vnd das Christenvolck in Christlichem Leben wol vnterwiesen vnd regiert kan wer- den/ verbessert sind/ muͤssen wir ferners zu deme schreiten/ was die Regierung deß Christenvolcks angehet. Jn welchem Handel/ allerseligster Vatter/ jener Mißbrauch zuforderst vnd vor allem andern zuverbessern/ daß nemlich die für- nehmste Bischoffe/ vnd auff der Reyhe die Ersten/ darnach die Pfarꝛer von jhren Kirchspielen/ es geschehe dann auß jrꝛgend einer wichtigen Vrsach/ nicht abwe- send seyen/ sondern/ daß sie sich setzen/ fuͤrnemlich die Bischoffe/ wie gesagt: Die- weil sie der jhnen anbefohlen Kirchen-Braͤutigam sind. Dann/ was kan/ bey dem vnsterblichen GOtt/ ein Christen Mensch mehr elendlichers sehen/ wann er die Christenheit durchwandert/ als solche einsame Kirchen. Es sind schier alle Hirten von jhren Herden gewichen/ man hat schier alles den Miedlingen ver- trawet. Derhalben muͤste man den Bischoffen für andern/ darnach den Pfar- rern/ so bey ihrer Herden nicht sind/ nicht nur ein grosse Straaff deß Verweiß aufflegen/ sondern/ daß auch die Abwesende keine Gefaͤll solten ziehen/ es haͤtten dann die Bischoffe von Ew. Heiligkeit/ vnnd die Pfarꝛer von jhren Bischoffen/ dessen Verguͤnstigung auff ein kurtze Zeit erlangt. Hieruͤber mag man etliche Gesetz/ vnd etlicher Concilien Schluß lesen/ darinn versehen/ daß keinem Bi- schoff erlaubt sey/ von seiner Kirchen vber drey Sontage außzubleiben. 12. Auch ist diß ein Mißbrauch/ daß so viel hochwuͤrdigste Cardinaͤl von die- sem Hof abwesend/ im geringsten nichts thun/ was der Cardinaͤl Ampt erfordert/ darumb/ ob schon vielleicht nicht alle/ weil wir vor rahtsam erachten/ daß jhrer et- liche in jhren Landschafften sich auffhalten; sintemal durch sie/ als durch Wur- tzeln/ so sich durch die gantze Welt hin vnd her außstrecken/ die Voͤlcker an diesem Roͤmischen Stul erhalten weꝛden/ doch den mehrerntheil Ew. Heil. gen Hoff/ daselbst zu residieren/ beruffen solte. Dann auff diese Weiß wuͤrde neben dem sie jhr Cardinalsampt versehen/ auch das Ansehen deß Hoffs vermehret; auch erstattet/ wann dem selben etwas durch Abzug vieler Bischoffen/ die sich zu jhren eygenen Kirchen begeben haͤtten/ solte abgangen seyn. 13. Ein ander grosser Mißbrauch/ der auch gar nicht zudulden/ vnd dar- durch sich die gantze Christenheit aͤrgert/ entstehet auß den Hindernuͤssen/ die den Bischoffen bey Regierung jhrer Schaaffe/ fürnemlich aber bey Abstraff- vnd Verbesserung der Lasterhafften vorgelegt werden. Dann erstlich machen sich die boͤse Leute/ fuͤrnemlich die Clerisey/ von der Bottmaͤssigkeit jhres ordentlichen Vorgesetzten/ auff viel Wege frey. Darnach/ wann sie nicht befreyet/ nehmen sie also bald jhre Zuflucht zu der Taxkammer/ oder auch zu der Freykammer/ Da- taria genannt/ da sie ohnverzuͤglich den Pfad zu der Vnstraͤfflichkeit/ vnd zwar/ welches noch aͤrger ist/ vmb baar Gelt finden. Dieses Ergernuͤß/ allerseligster Vatter/ betruͤbt die gantze Christenheit so sehr/ daß es mit Worten nicht genug- sam Ander Theil. sam außzulegen. Daß man dann abschaffe/ das beschweren wir Ew. Heilig- keit bey dem Blut Christi/ mit welchem Er jhm seine Kirch erworben/ vnd sie mit demselben Blut gewaschen: Ja/ daß man dann solche Schandflecken abschaffe/ durch welche/ wann jhnen einiger Zutritt bey menschlichen Republicken/ oder Koͤ- nigreichen gestattet wuͤrde/ also bald/ oder gleich vber kurtz alles zu Hauffen fallen solte/ vnd keines wegs laͤnger bestehen koͤnte: Gleichwol meynen wir/ es sey er- laubt/ daß solche Grewel durch vns in die Christen Republick/ das ist/ in die Kirch eingefuͤhret werden. 14. Einen andern Mißbrauch soll man an den Ordensbruͤdern verbes- sern/ weil deren viel so gar verstelt sind/ daß sie die Welt sehr aͤrgern/ vnd mit jhrem Exempel sehr viel schaden. Wir halten/ man soll alle Conventsorden abschaf- fen/ doch nicht einigem vnter jhnen zu Schmach vnd Nachtheil/ sondern durch Verbott kein newe anzunehmen. Dann auff solche Weiß solten sie ohne jemands Nachtheil all vergehen/ an deren Stell man gute Ordensbruͤder verordnen koͤn- te. Vor dißmal erachten wir das beste zuseyn/ wann alle Knaben/ die das Ge- lübd nicht geleystet/ von jhren Kloͤstern abgewiesen wuͤrden. 15. Auch setzen wir dieses zumercken vnd zuverbessern/ bey Bestellung der Prediger vnd der Beichtvaͤtter/ von den Bruͤdern/ daß jhre Proͤbste erstlich gros- sen Fleiß anwenden/ damit jene tauglich weren/ darnach/ daß man sie den Bi- schoffen vorstelle/ als denen vor allen andern/ die Kirch zuversorgen stehet/ von denen sie selbst/ oder durch taugliche Maͤnner gepruͤfft/ vnd nicht anderst/ als auff derselben Gutachten das Ampt zuverrichten zugelassen wuͤrden. 16. Wir haben droben erwehnt/ allerseligster Vatter/ daß keines wegs er- laubt sey/ einigen Gewinn bey Gebrauch der Schluͤsseln vor sich zusuchen; dann Christi Wort ist hierinn vest: Vmbsonst habt jhrs empfangen/ vmbsonst solt jhrs hingeben/ welches nicht nur Ew. Heiligkeit/ sondern alle die jenige angehet/ die dieses Gewalts theilhafftig sind. Darumb wolten wir/ daß deß Stuls Gesan- de/ vnd Bottschafften/ eben dieses auch hielten. Dann gleich wie der Gebrauch/ der nunmehr im Schwang gehet/ diesen Stul vervnehret/ vnd das Volck betrü- bet; also solte/ wann das Widrige geschehe/ diesem Stul die grosse Zierde heym- wachsen/ vnd das Volck wunderwol erbawet werden. 17. Ein ander Mißbrauch betruͤbet die Christenheit an denen Nonnen vnd Klosterfrawen/ die der Conventsbruͤder Obacht vnterworffen sind/ da in den mehrern Kloͤstern offentlicher Kirchenraub/ mit jedermans groͤstem Ergernuͤß fuͤrgehet. Darumb wolle Ew. Heiligkeit all solche Obacht den Conventsbruͤ- dern abnehmen/ vnd befehle sie entweder dem ordentlichen Vorgesetzten/ oder je- mands anders/ wie sie es am besten wird befinden. 18. Ein grosser vnd verderblicher Mißbrauch gehet vor auff den offentli- chen Schulen/ fuͤrnemlich in Jtalien/ auff welchen viel Lehrer auß der Philoso- phey gottlose Sachen vorlesen/ ja in den Kirchen sehr gottloß zancken vnd dispu- B ij tieren: Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ tieren: Vnd da schon etwas Gottseliges vnter der Hand/ werden Goͤttliche Sa- chen vor dem Volck/ ohne Ehrerbietung/ verhandelt. Darumb meynen wir/ man solte den Bischoffen befehlen/ daß da offentliche Schulen sind/ die Lehrer/ so lesen/ erinnert wuͤrden/ keine Gottlosigkeit in die Jugend zupflantzen/ sondern die Bloͤdigkeit deß natürlichen Liechts in denen Fragen zu zeigen/ so GOtt/ die Ernewerung der Welt/ die Ewigkeit/ vnd dergleichen beruͤhren; vnd sie vielmehr zur Gottseligkeit anweisen. Deßgleichen/ daß sie auch kein offentliche Dispu- tatz von dergleichen Fragen/ noch auch von schrifftlichen geistlichen Sachen/ wel- che gewißlich bey dem gemeinen Poͤbel viel von jhrem Ansehen verlieren/ gestat- ten/ sondern/ daß man daheym von diesen Sachen/ vnd offentlich von andern na- tuͤrlichen Fragen disputiere. Vnd eben dieses solte man allen andern Bischof- fen einbilden/ sonderlich denen in den grossen Staͤtten/ in welchen dergleichen Disputatzen pflegen vorzugehen. Bey den Druckereyen solte man gleichen Fleiß spuͤren lassen/ vnd an alle Fuͤrsten schreiben/ daß sie die Vorsehung thaͤten/ damit nicht alle vnd jede Buͤcher in jhrem Land auffgelegt wuͤrden: Welche Ob- acht man den ordentlichen Vorgesetzten geben koͤnte. Vnd weil man jetziger Zeit den Knaben in den Schulen Erasmi Gespraͤch pflegt zuerklaͤren/ darinn viel Ding befindlich/ so die zarten Gemühter zur Gottseligkeit abfuͤhren/ solte man deßwegen solche/ vnd alle andere dergleichen in den vntersten Schulen zulesen ver- bieten. Diesem nach/ was zu Vnterweisung Ew. Heiligkeit Diener bey die- ser der allgemeinen Kirchen Vorsorg/ vnd darnach bey derselben Verwaltung gereychen moͤgen/ soll noch wegen der geistlichen Gnaden/ welche von ewrer Se- ligkeit geschehen/ gemerckt werden/ daß vber vorige Mißbraͤuch auch noch andere sind eingefuͤhret worden. 19. Der erste ist an den Ordensbruͤdern/ so abgefallen/ vnd nach dem of- fentlichen Geluͤbd von jhrer Religion abtretten/ vnd erlangen/ daß sie nicht ge- halten sind/ jhres Ordens Kleyd/ ja/ kein Wahrzeichen desselben/ sondern nur ein ehrlich geistlich Kleyd zutragen; daß wir jetzt vom Gewinn stillschweigen. Dann wir haben schon von Anfang gesagt/ es sey nicht erlaubt/ daß man auß dem Ge- brauch der Schlüssel/ vnd der von Christo ertheilten Gewalt/ jhm einigen Ge- winn verschaffe/ sondern/ daß man sich auch dieser Gnad soll enthalten/ dann das Kleyd ist ein Zeichen deß Wandels/ dannenhero es auch von Bischoffen/ dem die- se Abgefallene verhafft sind/ nicht kan erlassen werden; so fern solte jhnen dann diese Gnad nicht gestattet seyn/ auch nicht/ wann sie vom Geluͤbd abgetretten/ das sie GOtt gethan/ jhnen erlaubt seyn/ Prebenden/ oder Verwaltungen zu- haben. 20. Ein ander Mißbrauch ist bey den Rentmeistern deß heiligen Geistes/ deß H. Ampts/ vnd andern dieser Gattung/ welche die Bawren vnd einfaͤltige Leut betriegen/ vnd mit vnzehlichem Aberglauben verwickeln: Wir halten/ man solte solche Rentmeister abschaffen. 21. Ein Ander Theil. 21. Ein ander Mißbrauch ist bey dem Nachlaß/ gegen einem so in heili- gem Orden stehet/ daß er moͤge ein Weib nehmen. Dieser Nachlaß solte keinem nicht widerfahren/ als nur Zuerhaltung einiges Volcks/ oder Geschlechts; da das gemeine Wesen am hoͤchsten zubetrachten were/ sonderlich bey diesen Zeiten/ da die Lutheraner diese Sach am hoͤchsten treiben. 22. Ein Mißbrauch ist auch im Nachlaß bey Ehestifftungen/ zwischen Blutsfreunden oder Schwaͤgern/ der gewißlich im andern Grad; der/ wie wir meynen/ nicht seyn solte/ es were dann auß einer wichtigen gemeinen Vrsach: A- ber in den andern Graden nicht anderst/ als auß ehrlicher Vrsach/ vnd ohne Gelt/ wie wir gesagt haben/ sie weren dann schon zuvor beysammen: Jn welchem Fall es erlaubt were/ eine Geltstraff vor die Loßzehlung der schon begangenen Suͤnde/ nach der Loßzehlung auffzusetzen/ vnd zu milden Sachen/ in welchen Ew. Hei- ligkeit Außgaben hat/ zuverordnen. Dann gleich/ wie/ wo keine Suͤnde ist/ bey dem Gebrauch der Schluͤssel/ kein Gelt kan gefordert werden; also kan/ wo die Loßzehlung von der Suͤnde begehrt wird/ eine Geltstraff aufferlegt/ vnd zu mil- den Sachen verordnet werden. 23. Ein ander Mißbrauch ist bey Loß zehlung der geistlichen Kraͤmerey/ ach Elend vnd Jammer! wie maͤchtig herꝛschet dieses gifftige Laster in der Kir- chen Gottes/ also/ daß etliche sich nicht schewen/ solche Kraͤmerey zutreiben; dar- nach alsobald die Loßzehlung von der Straaff begehren/ ja auch kauffen/ vnd also die Prebenden/ so sie erkaufft/ behalten. Wir sagen nicht/ daß Ew. Heiligkeit nicht Macht habe/ dieselbe Straaff/ welche nach gemachtem Recht ist/ jhnen nach- zulassen; sondern/ daß sie es auff keinerley Weise nicht thun sollen/ damit einem so grossen Laster/ sintemal nichts schaͤdlichers/ noch aͤrgerlichers ist/ Widerstand geschehe. 24. Auch solte die Verguͤnstigung/ daß die Geistlichen von Kirchenguͤ- tern jhren letzten Willen verfassen/ nicht vorgehen/ als nur vmb dringender Vr- sachen willen; auff daß die Güter der Armen nicht zu eygenen Wolluͤsten vnd Fortpflantzung der Haͤuser verwendet werden. 25. Aber das Beichtrecht/ mit dem Gebrauch eines Wandelaltars/ solte man nicht leichtlich erlauben/ dann auff solche Weise kommen die Kirchen. Sachen- vnd diß allerfuͤrnehmst Sacrament allgemach in Verachtung. Deß- gleichen solte man auch keinen Ablaß außtheilen/ als nur einmal deß Jahrs in einer jeden Kirch der grossen Staͤtten: Auch die Geluͤbd nicht so leichtlich/ dann nur in ein gleichguͤltiges gute Werck vmbwechseln. 26. Auch pflegt der letzte Will deren/ so jhr Testament machen/ sich zu- veraͤndern/ wann sie zu milden Sachen ein gewisse Summa Gelts verschaffen/ die sie auß Vollmacht Ew. Heiligkeit/ auff den Erben/ oder Erbnamen/ wegen vorgewandter Armuht/ ꝛc. vbermachen/ vnd solches gewißlich wegen deß Ge- winns/ es were dann in deß Erben Haußwesen ein grosse Veraͤnderung/ nach deß B iij Testie- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Testierers Tod vorgangen/ also daß zuvermuhten/ daß er wegen solcher Veraͤnde- rung seinen Willen gewißlich haͤtte aͤndern wollen: Daß man nun deß Testie- rers Willen veraͤndere/ ist gottloß/ vom Gewinn haben wir schon offt gesagt/ dar- umb meynen wir/ man solte gar kein Hand anlegen. 27. Nachdem wir nun alles vberhaupt erklaͤret/ was der allgemeinen Kir- chen Bapst betrifft/ so ist noch vbrig/ als viel wir nachsinnen koͤnnen/ daß wir auch von dem etwas sagen/ was den Roͤmischen Bischoff angehet. Die Roͤmische Buͤrgerschafft vnd Kirch ist eine Mutter vnd Lehrerin anderer Kirchen: Dar- umb soll Gottesdienst vnnd Ehrbarkeit in Sitten bey jhr fuͤrnemlich im Schwang gehen/ deßwegen aͤrgern sich/ allerseligster Vatter/ alle Frembde/ die i n deß allerseligstẽ Petri Tempel gehen/ wann etliche vnsaubere/ vngelehrte Prie- ster mit solchen Kleydern/ deren sie sich auch in vnsaubern Haͤusern mit Ehren nicht koͤnten bedienen/ Meßlesen/ welches dann jedermaͤnniglich ein grosses Er- gernuͤß ist; darumb soll man dem hochwuͤrdigen Ertzpriester/ oder dem hochwuͤr- digen Bußmeister befehlen/ solches zubestellen/ vnd diß Ergernuͤß abzuthun. Vnd nicht nur an diesem Ort/ sondern in allen andern Kirchen. 28. Es geben auch in dieser Statt die Huren/ wie ehrliche Weiber/ durch die Statt/ oder reiten auff Mauleseln; denen bey hellem Tag die edle Freunde der Cardinaͤl/ vnd die Geistliche nachpostieren. Solche verderbliche Art haben wir in keiner Statt/ als in dieser/ so allen andern solte Muster geben/ gesehen/ auch wohnen sie in herꝛlichen Haͤusern. Welcher schaͤndliche Mißbrauch ebenmaͤssig zuverbessern ist. 29. Auch regiert in dieser Statt/ Haß vnd Feindschafft zwischen gemei- nen Buͤrgern/ daran dem Bapst fürnemlich gelegen/ daß sie beygelegt/ vnd die Bürger vereiniget werden: Darumb solte man solche Feindschafft durch etli- che Cardinaͤl/ die fuͤrnemlich geborne Roͤmer/ vnd deßwegen desto fuͤglicher dar- zu weren/ vnterbrechen/ vnd der Buͤrger Gemuͤhter wider vergleichen. 30. Jn dieser Statt finden sich Spitaͤl/ Waisen/ Wittwen/ deren Be- obachtung fuͤrnemlich dem Bischoff vnd dem Fuͤrsten zukompt. Darumb koͤnte Ew. Heiligkeit durch die Cardinaͤl/ als fromme Maͤnner/ auch dieses alles fuͤglich versorgen. Dieses haben/ allerseligster Vatter/ wir vor dißmal nach vnserm geringen Verstand zusammen tragen wollen das wir auch noͤhtig zubessern erachten. Vnd haben gewißlich/ wo nicht dem wichtigen Werck/ welches weit vber vnsere Kraͤff- ten gehet/ doch vnserm Gewissen ein Gnuͤgen gethan/ nicht ohn grosse Hoffnung/ wir werden vnter Ew. Heiligkeit Fuͤrstenthumb die Kirche Gottes gereiniget/ schoͤn/ wie eine Taube/ jn jhr selbst einig/ auff einem Leib einhellig/ neben einem ewigen Gedaͤchtnuͤß Ew. Heiligkeit Namens sehen. Ew. Heiligkeit haben jhr den Namen Pauli erwehlet vnd genommen/ vnd wird/ wie wir hoffen/ Pauli Leib an sich nehmen: Derselb war erwehlet/ wie ein Gefaͤß/ welches den Namen Christi Ander Theil. Christi vnter die Voͤlcker truge. Wir aber hoffen/ Ew. Heiligkeit sey erwehlet/ den Namen Christi/ so nunmehr vnter den Voͤlckern/ vnd bey vns Geistlichen in Vergeß kommen/ wider auffzurichten/ die Schwachheit an vnsern Hertzen vnd Wercken zuheylen/ die Schaaff Christi in einen einigen Schaaffstall zufuͤhren/ den Zorn Gottes/ vnd die jenige Rach/ so wir verdienen/ vnd schon bereit ist/ auch vber vnserm Haupt schwebet/ von vns abzuwenden. Vnd diß ist der Roͤm. Deputierten Praͤlaten Censur vber das gantze Kir- chenwesen/ welches sie dem Bapst zwar vberreycht/ aber ohne Nachdruck gesehen: Daruͤber Spensæus, ein sehr gelehrter Sorbonist vnd Bischoff hoͤchlich klaget/ auch den angebottenen Cardinal-Hut von Paulo IV. nicht wollen annehmen/ sich vor frembder Suͤndenschuld zubewahren. Gleichwol ließ Paulus III. die Sach anstehen/ biß sich das Concilium zu Trient nach langer Verwechselung vnd Verweilung gesetzt; da er diß Bedencken den Herꝛn Praͤlaten lassen vortragen. Vnd ob schon dieselben zu vnderschiedlichen mahlen Stuͤckweiß darvon gehan- delt/ ist doch nichts wuͤrckliches darauff erfolget. Der ander Discurß. Wie das Concilium vortheilhafftiger Weise vom Keyser zuruͤck ge- halten: Jn deß der Papst seinen Sohn mit Parma vnd Placentz belehnet. Das Concili u m gehet an: Daruͤber vnderschiedliche Vrtheil fallen. Von Ordnung deß Concilii, vnd vielen Vorworten. Wie Luther gestorben/ der Pfaltzgraff bey Rhein vom Roͤmischen Stul abgefallen/ vnd Vergerius, gewesener Baͤpstischer Abgesander/ sich zu den Protestierenden offentlich bekennet. Wie der Bann wi- der den Ertzbischoff zu Coͤllen auffgenommen worden. W As aber das Concilium belanget/ war dasselbe gen Trient zwar gelegt/ gieng aber sehr langsam fort/ zumal der Keyser auff dem letzten Reichs- tag den Frieden noch weiter fortgestelt/ vnd ein andern Reichstag auff das folgende Jahr benahmet/ auch ein Gespraͤch wegen der Religion verordnet hatte. Auch liessen die Protestierende ein Buch außgehen/ daß sie sich zu Trient nicht koͤnten einstellen/ weil der Papst daselbst nicht als Parthey/ sondern als Richter seyn wolte/ auch der Ort nicht in Teutschland lege. Doch war man beydes zu Rom vnd zu Trient mit deß Keysers Schluß/ so auff gehalte- nem Reichstag ergangen/ vbel zufrieden/ daß er/ der ein weltlicher Herꝛ war/ sich in Religionssachen einmischete: Vnd hatte es daselbst bey Maͤnniglichen das Ansehen/ als wann er das Concilium auffheben/ vnd vernichten wollen/ demnach dasselbe vor der Thuͤr/ vnd er gleichwol anderstwo eine Handlung von der Reli- gion angestelt haͤtte. Die Praͤlaten/ so dazumal zu Trient waren/ redeten alle gantz Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gantz schmaͤhlich von gedachtem Schluß/ vnd sagten: Er wer aͤrger/ dann der zu Speyer: Vnd verwunderten sich/ daß der Papst/ welcher wider denselbigen ein so grossen Ernst erwiesen haͤtte/ zu diesem solte stillschweigen/ vnd sich auch noch nichts darwider vernehmen ließ/ nachdem das Concilium außgeschrieben/ vnd versamlet worden. Sie nahmen da zu einem offentlichen Merckzeichen/ daß sie sich vergeblich zu Trient auffhielten/ vnd daß es jhnen eine Schand were/ laͤnger da zubleiben. Ob schon die Abgesanden das beste thaͤten/ sie beyeinander zuhal- ten/ auch keinem kein Erlaubnuß gaben/ machten sie sich doch von Tag zu Tag wider nach Hauß/ biß auff wenige. Aber zu Rom/ wiewol man auff der Handlung/ die der Cardinal Farnesius gepflogen/ wol zuvor gesehen/ daß es also ergehen wuͤrde/ die weil es aber gesche- hen/ fienge man an/ der Sachen etwas fleissiger nachzudencken. Man erwoge/ daß der Keyser viel ein andern Zweck hatte/ als der Papst. Dann der Keyser/ in dem er die Sach also hangen ließ/ brachte in Teutschland zuwegen/ was er nur wolte. Den Protestierenden macht er Hoffnung/ wann sie jhm willfahr n/ das Concilium zuhindern; wo aber nicht/ musten sie sich foͤrchten/ er wuͤrde dassel- be fortgehen/ vnd wider sie procedieren lassen. Darumb verschaffet er/ daß jm- mer etwas newes vorfiel/ dadurch die Sachen hangen blieben; vnd schlug jeder- weilen fuͤr/ daß man das Concilium anderstwohin verlegen solte: Ließ sich auch vernehmen/ er moͤchte wol leyden/ daß das Concilium in Jtalien/ vnd zwar zu Rom gehalten wuͤrde/ damit der Papst vnd die Jtalianische Praͤlaten/ solchem Fuͤrschlag desto lieber Gehoͤr geben/ vnd das Concilium verziehen solten. Der Papst stund in grossen Aengsten: Bißweilen kam jhn der Lust an/ den seine Vor- fahren gehabt/ das Concilium gar vnterwegen zulassen/ vnd rewete jhn/ daß er so weit fortgeschritten: Gleichwol sahe er/ daß er ohn groß Ergernuͤß vnd Gefahr solches nicht koͤnte an Tag geben/ vnd denen wenigen/ die sich noch zu Trient hiel- ten/ abdancken. Hinwiderumb sohe er auch/ daß das Concilium das rechte Mit- tel/ die Ketzerey zudaͤmpffen/ nicht waͤre. Dann Jtalien betreffend/ were es viel besser/ ja der einige Weg/ daß man mit Gewalt/ vnd durch das Ampt der Jnquisi- tion verfuͤhre/ deren man durch das Concilium, auff wel des man warten thaͤte/ verhindert wuͤrde. Was aber Teutschland anlangete/ waͤre es offenbar/ daß das Concilium der Sachen mehr hinderlich/ dann befoͤrderlich seye: Vnd da es je solte gehalten werden/ zweiffelte er sehr/ ob er dem Keyser den halben Theil deß Einkommens/ vnd die Lehengefaͤll der Kloͤster in Spanien/ die er ihm verheissen hatte/ solte folgen lassen: Thaͤte er nicht/ so wuͤrde er seine Majestaͤt hefftig erzuͤr- nen; thaͤte ers/ so besorgte er sich/ die Spanische Praͤlaten wuͤrden jhren Wider- willen gegen jhm im Concilio spuͤren lassen/ daß er einem andern gebe/ was jh- nen zustuͤnde. Vnd kam dieses noch darzu/ daß er gedachte/ sie wuͤrden zuge- ben/ vnd zugleich den Kosten/ der auff das Concilium gieng/ zufuͤhren. Es fiel jhm auch ein/ daß die auß Franckreich sich zu jhnen thun/ vnd es mit jhnen halten moͤch- Ander Theil. moͤchten/ nicht zwar auß Liebe/ die sie zu jhnen trügen/ sondern damit sie den Key- ser an seinem Nutzen vnd Vortheil hindern koͤnten. Der Papst ließ jhm diese Sach nicht so hart angelegen seyn/ daß er Parma vnd Placentz solte vergessen haben/ wie er schon zuvor dem Keyser zuverstehen ge- ben/ seinen Sohn damit zubelehnen/ welches er auch vollnbracht/ ohngeacht/ jeder- man daruͤber murꝛete/ daß nemlich/ eben zu der Zeit/ da man von Reformation der Geistlichen redete/ das Haupt derselben seinem Sohn/ so auß vnehelicher Vermischung gezeuget/ ein Hertzogthumb gebe. Vnd wiewol das gantze Con- cilium vbel damit zufrieden/ hat sich doch allein Johannes Dominicus de Cupis, Cardinal zu Trani, mit etlich wenigen darwider gesetzt. Wie dann auch Johan- nes Vega, Keyserlicher Gesander/ der Belehnung nicht wollen beywohnen. So war auch Margreth von Oesterreich vbel darmit zufrieden/ weil sie den Titul von Camerinen verlohr/ vnd diesen/ wie sie hoffete/ nicht vberkommen. Jn dessen blieb das Concilium gleichsam auff Anckern/ ruhend: Doch beschloß der Key- ser/ es solte zwar seinen Anfang erlangen/ aber nicht von der Lehr vnd Ketzerey/ damit die Protestierenden nicht erzuͤrnet würden/ sondern nur von der Reforma- tion handeln. Diß thaͤt dem Papst in seinem Hertzen wehe/ weil er klaͤrlich sahe/ daß dadurch der Sieg den Lutheranern in die Haͤnde gegeben/ vnd jhm aller Ge- walt entzogen wuͤrde: Also/ daß er sich nach den Gespraͤchen vnd Reichstaͤgen/ auff welchen wegen der Religion/ Maß vnd Ordnung gegeben wuͤrde/ richten muste: Mitlerweil solte auff dem Concilio nichts davon gehandelt/ seine Leut- haber wegen fuͤrgenommener Reformation/ von jhm abwendig gemacht/ er ge- schwaͤcht/ die Lutheraner/ deren Ketzerey man entweder dulden/ oder doch nicht ver- dammen solte/ gestaͤrckt werden. Demnach er nun Augenscheinlich merckte/ daß sein vnd deß Keysers Fuͤr- haben widerwertig/ vnd sich nicht zusammen reimen wolte/ beschloß er bey sich selbst/ seine Anschlaͤg im Verborgen zuhalten/ vnd sonsten zu seinen Sachen al- len Fleiß anzuwenden. Derhalben nam er sich nichts an/ als wann jhm deß Keysers Antwort mißfallen/ sondern schrieb seinem Nuntio, dem Bischoff von Caserta, dem Keyser anzudeuten/ daß er jhm zu Gefallen dem Concilio ohn fer- nern Verzug einen Anfang wolte machen lassen: Darumb er befohlen/ die Acta der Concilien fuͤr die Hand zunehmen/ vnd zur Sachen frey vnd vnverhindert/ auff gebuͤhrende Weiß vnd Ordnung zuschreiten. Also antwortet der Papst nur in gemein/ vnd meldet nicht/ was fuͤr Sachen am ersten/ oder gar nicht fuͤr- zunehmen weren/ doch bedacht/ sich dessen also zuentschuldigen/ daß es niemals gebraͤuchlich gewesen/ vnd seiner vnd deß Concilii Reputation vngemaͤß/ von der Reformation allein zuhandeln. Als er nun alles den Cardinaͤlen zuerkennen gegeben/ beschloß er den letzten Tag deß Weinmonats/ auff jhren Raht vnd Gutachten/ schrieb auch zugleich nach Trient/ daß auff kuͤnfftigen Sontag deß Advents/ welcher seyn wuͤrde der dreyzehende December/ das Concilium eroͤffnet/ Ander Theil. C vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd dessen ein Anfang gemacht werden solte. Aber der Koͤnig in Franckreich be- fahl seinen dreyen Praͤlaten/ sich wider nach Hauß zubegeben/ welches ein Au- zeig/ daß jhm das Concilium nicht gefiel; doch liessen sich seine Praͤlaten mit Muͤhe dahin bereden/ daß jhrer einer zum Koͤnig postierte/ die Beschaffenheit deß Concilii zuvermelden. Endlich erschien der dreyzehende December/ auff welchen der Papst eine Bull zu Rom publicierte vom Jubilco, vnd vermeldet/ wie er ein Concilium außgeschrieben/ die Wunden der Kirchen/ welche sie von den Gottlosen Ketzern empfangen/ zuheylen. Darumb vermahnet er einen jeden/ vnter den Vaͤttern/ so in demselbigen versamlet/ mit jhrem Gebet zu GOtt/ behuͤlfflich zuerscheinen: Vnd damit solches mit mehrerm Nachdruck vnnd groͤsserem Nutzen geschehen koͤnte/ solte ein jeder beichten/ drey Tag fasten/ vnd in denselben sich bey den Creutz- gaͤngen finden lassen/ darnach das hochwuͤrdige Sacrament empfangen: Wel- cher das thun wuͤrde/ der solte Vergebung aller seiner Suͤnden haben. Densel- ben Tag hielten die Praͤlaten/ deren fuͤnff vnd zwantzig waren/ wie auch Gesan- den/ eine Procession in jhrer Priesterlichen Kleydung/ von der Kirchen zur Drey- Einigkeit/ biß zu der Thumbkirchen: Vnd folgten jhnen nach/ die Theologi, die Clerisey/ das frembde Volck/ vnd die Jnnwohner der Statt. Als sie dahin ka- men/ sang der Cardinal de Monte, der Erste vnter den Legaten/ die Meß vom hei- ligen Geist, vnd thaͤt der Bischoff zu Bitunt eine weitlaͤufftige vnnd zierliche Predigt; nach welcher die Legaten eine lange Vermahnung liessen verlesen/ de- ren Jnnhalt dieser: Demnach jhr Ampt were/ bey wehrendem Concilio die Praͤlaten zuvermahnen/ so offt es die Noht erforderte/ were es billich daß sie sol- ches zu Anfang bey dieser ersten Session thaͤten: Vnd dieweil es mit jhnen den Legaten/ vnd den Praͤlaten ein gleiche Gelegenheit haͤtte/ solten solche Vermah- nungen/ die sie jetzt/ vnd ins kuͤnfftig thun wuͤrden/ sie selbsten eben so wol/ als ande- re betreffen vnd angehen. Das Concilium were dreyer Vrsachen halben versam- let/ nemlich/ die Ketzerey außzurotten/ die Kirchen-Disciplin wider anzurichten/ vnd den Frieden wider zubringen. Dahin zugelangen were vor allen Dingen vonnoͤhten/ daß sie sich von Her- tzen in allen dreyen Puncten schuldig erkenneten: Der Ketzerey halben/ nicht daß sie dieselbige erwecket/ vnd auff die Bahn gebracht/ sondern/ daß sie nicht embsig genug gewesen/ die gute Lehr zusaͤen/ vnd das Vnkraut außzureuten. Was den boͤsen Wandel anlangete/ darvon were nicht noͤhtig viel zusagen/ sintemal am Tag/ daß die Clerisey vnd die Hirten eben die jenige weren/ die nicht allein mit vie- len Lastern behafft seyen/ sondern auch andere verkehrt vnd verfuͤhret haͤtten: Darumb haͤtte GOtt auch die dritte Plag/ nemlich/ den Krieg gesand/ nicht al- lein den eusserlichen wider den Tuͤrcken/ sondern auch den jnnerlichen/ vnter die Christen selbst. Ohne solche jnnerliche vnnd wahrhaffte Erkanntnuß were es vergeblich/ daß sie jetzt im Concilio zusammen kaͤmen/ vnd den heiligen Geist ange- Ander Theil. angeruffen haͤtten. Es were Gottes gerechtes Gericht/ der sie also straffete/ wie- wol sie noch ein groͤssere Straaff verdienet haͤtten. So ermahneten sie nun ei- nen jeden/ seine Suͤnde zubekennen/ vnd den Zorn Gottes zustillen. Der heili- ge Geist/ den sie angeruffen/ wuͤrde nicht auff sie kommen/ wo sie jhre Missethaten nicht anhoͤren/ vnd nach dem Exempel Esdræ, Nehemiæ, vnd Danielis beken- nen wolten. Daß sie aber jetzund die Gelegenheit haͤtten/ den Anfang deß Con- cilii zumachen/ damit alles wider auff gerichtet/ vnd in guten Stand gebracht wuͤrde/ das were ein sonderliche Wolthat Gottes. Es wuͤrde zwar an Wider- sachern nicht mangeln/ jedoch were jhres Ampts/ in der Warheit standhafftig zuseyn/ sich vor allen Affecten/ wie Richtern gebuͤhret/ zuhuͤten/ vnd die Ehre Got- tes allein zusuchen; in Erwegung/ daß sie da saͤssen vor dem Angesicht Gottes/ sei- ner Engeln/ vnd der gantzen Kirchen. Zuletzt ermahneten sie die Bischoffe/ wel- che von den Fuͤrsten gesand waren/ daß sie jhren Herꝛn trewlich vnd fleissig dienen/ gleichwol die Forcht Gottes allen andern Dingen vorziehen solten. Nach diesem wurde die Bull verlesen/ durch welche das Concilium im Jahr 1542. außgeschrieben worden/ vnd ein Schreiben deß Papsts/ von der Abord- nung der Legaten/ wie auch die Bull wegen deß Anfangs deß Concilii, welche zuvor in der Versamlung war verlesen worden. Bald darauff tratt herfuͤr Al- fonsus Zorilla, deß Don Diego Secretarius, vnd vbergab deß Keysers Befehl/ ob er schon zuvor den Legaten denselben vberreicht gehabt/ neben einem Brieff deß Don Diego, in welchem er sich Kranckheit halben entschuldigte. Die Legaten ant- worteten/ daß seine Entschuldigung betreffend/ dieselbe billig angenommen wuͤr- de. Was aber den Befehl anlangete/ ob sie wol es bey der Antwort/ die sie vor die- sem gegeben/ bewenden lassen koͤnten/ jedoch wolten sie denselbigen vmb mehrer Ehre willen/ noch einmal empfangen/ erwegen/ vnd darnach darauff antworten. Als dieses nach der Weise der Roͤmischen Ceremonien verrichtet/ knieten sie alle nider/ vnd thaͤten jhr heimlich Gebet/ das sie in allen Sessionen zuthun pflegten: Darnach das offentliche Adsumus Domine. Sancti Spiritus. Welches der Praͤ- sident in aller Namen mit lauter Stimm sprach. Vnd als die Litaney gesun- gen/ lase der Diaconus das Evangelion/ Si peccaverit in te frater tuus. Endlich wurd der Hymnus gesungen/ Veni Creator Spiritus. Vnd als sie sich alle an jh- ren Ort gesetzt/ brachte der Cardinal de Monte das Decret Fragsweise fuͤr/ wel- ches er auff diese Meynung gelesen: Ob es den Vaͤttern gefaͤllig/ zu der Ehre GOttes/ Außrottung der Ketzerey/ Reformation der Geistlichen/ vnd deß gemei- nen Volcks/ Vertilgung der Feinde deß Christlichen Namens/ zuschliessen vnd zuerklaͤren/ daß das heilige allgemeine Concilium zu Trient/ solte angefangen werden/ vnd hiemit angefangen wuͤrde? Darauff alle antworteten: Erstlich die Legaten/ darnach die Bischoffe/ vnd die andern Vaͤtter/ durch das Woͤrtlein Pla- cet. Weiter sagte er: Ob jhnen gefaͤllig/ daß die folgende Session wegen der Feyertaͤgen/ die im alten vnd newen Jahr einfallen wuͤrden/ auff den siebenden C ij Jenner Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Jenner deß naͤchsten 1546. Jahrs gesetzt wuͤrde? Darauff sie gleichergestalt ge- antwortet: Es beliebe jhnen. Als dieses geschehen/ ersuchte Hercules Several- lus, deß Concilii Promotor, die Notarien/ daß sie von allem schrifftliche Jnstru- menten verfertigen wolten. Darnach wurde der Hymnus Te Deum Laudamus gesungen. Vnd als die Vaͤtter jhre Priesterliche Kleyder abgelegt/ vnd die ge- meine wider angezogen/ gaben sie den Legaten das Gelait/ vnd wurd ein Creutz vor jhnen getragen. Welche Ceremonien sind in allen andern Sessionen vor- gangen. Der Anfang von berührter Predigt/ war von Nohtwendigkeit deß Conci- lii, dieweil schon hundert Jahr verflossen/ nach deme das zu Florentz gehalten wor- den: Vnd dieweil hohe vnd wichtige Sachen/ welche die Kirch angiengen/ nicht wol anderstwo/ dann in einem Concilio koͤnten verhandelt werden. Jn den Concilien weren die Glaubensbekanntnussen gemacht/ die Ketzereyen verdampt/ die Sitten verbessert/ die Nationen in der Christenheit vereinet/ Volck außge- schickt das heilige Land einzunehmen/ Koͤnige vnd Keyser abgesetzt/ vnd die Spal- tungen in der Kirchen auffgehoben worden. Darumb thaͤten die Poeten Mel- dung von der Goͤtter Concilien: Vnd Moyses schriebe/ wie das Decret von Er- schaffung deß Menschen/ vnd Verwirꝛung der Spraach der Riesen gleichsam in einem Concilio gemacht worden. Die Religion begreiffe drey Stück: Die Lehr/ die Sacrament/ vnd die Liebe: Alle drey bedoͤrfften eines Concilii. Er zeigte an/ was fuͤr Maͤgel eingerissen. Denselben zubegegnen/ haͤtte der Papst durch Gunst vnd Bewilligung deß Keysers/ deß Koͤnigs von Franckreich/ deß Roͤmi- schen Koͤnigs/ deß Koͤnigs auß Portugal/ vnd aller Christlichen Fuͤrsten/ das Concilium versamlet/ vnd seine Legaten/ abgeordnet. Darnach thaͤt er einen weitlaͤufftigen Außschweiff zu Lob deß Papsts. Vnd einen andern/ der kuͤrtzer war/ dem Keyser zu Ehren. Er lobte auch die drey Legaten/ vnd nahm Gelegen- heit dazu von eines jeden Zu- vnd Tauffnamen. Ferner sagte er: Daß/ dieweil das Concilium versamlet worden/ alle in demselben sich zusammen fuͤgen solten/ gleich wie in dem hoͤltzern Pferd von Troja. Er ermahnete die Waͤlde vmb Trient herumb/ diesen Schall durch die gantze Welt außzubreiten/ daß ein jeder dem Concilio sich vnterwerffen solte: Wo solches nicht geschehe/ wuͤrde man billig sagen koͤnnen/ daß das Liecht deß Papsts in die Welt kommen/ die Men- schen aber haben die Finsternuͤß mehr geliebt/ als das Liecht. Er beklagte/ daß der Keyser nicht zugegen/ oder zum wenigsten Don Diego, der seine Person ver- trette. Dem Cardinal Madruccio wünschte er Gluͤck/ daß der Papst die Vaͤt- ter/ so zerstrewet waren/ vnd in der Jrꝛe giengen/ in seiner Statt versamlet haͤtte. Von jhm wendet er sich zu den Praͤlaten/ vnd sagte: Die Thor deß Concilii auff- machen/ waͤre eben so viel/ als die Thor deß Paradeiß oͤffnen/ von dannen das le- bendige Wasser herab fallen solte/ die Erde mit der Erkantnuͤß deß Herren zu- erfuͤllen. Er vermahnte die Vaͤtter/ sich zubessern/ vnd jhr Hertz auffzuthun/ damit dassel- Ander Theil. dasselbige Wasser hinein fliesse/ wie in ein trocken Land. Wo sie es nicht thun sol- ten/ wuͤrde der heilige Geist jhnen den Mund oͤffnen/ wie dem Caiphæ vnd Bi- leam/ ob schon jhr Hertz voll boͤses Geistes seyn solte; damit/ so das Concilium jr- rete/ die heilige Kirch nicht auch mit jhnen jrꝛe. Er vermahnte sie auch alle Pri- vataffecten abzulegen/ damit sie mit Fug sagen moͤchten: Es gefelt dem heiligen Geist vnd vns. Er ruffte Griechenland/ Franckreich/ Spanien/ Jtalien/ vnd alle Nationen in der Christenheit zur Hochzeit. Endlich kehrete er sich zu Chri- sto/ vnd bate Jhn/ wegen der Fuͤrbitt S. Vigilii, Schutzherꝛn deß Thals zu Trient/ daß Er dem Concilio mit seiner Huͤlff vnd Gnade beywohnen wolte. Die Vermahnung der Legaten wurd fuͤr Gottselig/ Christlich/ bescheyden/ vnd den Cardinaln wolanstehend/ gehalten. Aber von der Predigt deß Bischoffs wurd gar ein ander Vrtheil gefaͤllet. Ein jeder tadelt/ daß er ein groß Wortge- praͤng gemacht/ vnd seine Wolredenheit sehen lassen. Was verstaͤndige Leut waren/ hielten diesen heiligen vnd wahrhafftigen Spruch der Legaten/ daß ohne jnnerliche Erkantnuß seiner Suͤnden/ vnd rechtschaffene Buß/ der heilige Geist vergeblich angeruffen wuͤrde/ dieser vngoͤttlichen vnd widerwertigen Rede deß Bischoffs entgegen/ daß auch ohne dieselbige/ vnd wann schon jhr Hertz voll boͤses Geistes seyn solte/ der heilige Geist jhren Mund eroͤffnen wuͤrde. Es wurde für eine Vermessenheit gehalten/ daß/ wann die wenige Praͤlaten/ die daselbst wa- ren/ jrꝛen solten/ die gantze Kirch mit jhnen jrꝛen wuͤrde/ gleich ob andere Conci- lien/ in welchen wol siebenhundert Bischoffe sich befunden/ nicht gejrꝛet haͤtten/ welcher Lehre von der Kirchen waͤre verworffen worden. Andere fuͤgten dieses hinzu/ daß solches der Lehr der Paͤpstler nicht gemaͤß waͤre/ welche dem Papst al- lein zuschreiben/ daß er nicht jrꝛen koͤnte; dem Concilio aber/ so fern es vom Papst bestaͤttiget wuͤrde. Die Vergleichung deß Concilii mit dem Pferd von Troja, welches auff Betrug vnd Hinderlist gemacht worden/ ward vor eine Vnvorsichtigkeit geach- tet/ vnd als eine heyllose Rede gestrafft. Daß er aber die Wort der H. Schrifft/ da gesagt wird: Daß Christus/ welcher sampt seiner Lehr/ das Liecht deß Vat- ters ist/ in die Welt kommen/ vnd daß die Menschen die Finsternuͤß mehr gelie- bet/ dann das Liecht/ also verdrehet/ als wann das Concilium, oder seine Lehr/ deß Papsts Liecht sey/ welches in der Welt geschienen/ vnd wann man dieselbe nit annehme/ billig gesagt werden koͤnne: Daß die Menschen die Finsternüß mehr geliebet/ dann das Liecht: Solches ward vor eine Gottslaͤsterung gehalten/ vnd haͤtte man gewolt/ daß er die Wort Goͤttlicher Schrifft vnverkehrt gelassen/ vnd nicht so klaͤrlich an Tag gegeben haͤtte/ wie wenig er dieselbe achte. Man hatte allenthalben groß Verlangen zuvernehmen/ welche die erste Handlung auff dem Concilio seyn wuͤrde/ nachdem dieser Eingang in alle Lande verschickt worden. Es wuste aber niemand noch nichts/ von welchem Stuͤck man zuvorderst solte handeln. C iij Als Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Als nun der Papst den Bericht von dem Anfang deß Concilii vernommen/ hielt er eine Versamlung der Cardinaͤl vnd Hoffdiener/ von den Trientischen Sachen sich zuberahten/ vnd war der Beschluß/ die Sachen waͤren noch nicht so weit kommen/ daß man recht vrtheilen moͤchte/ was man fuͤrnehmen/ vnd was fuͤr Ordnung gehalten werden solte. Den Legaten ließ er antworten: Es ge- buͤhre dem Synodo nicht/ die Fürsten vnd Praͤlaten zuersuchen/ noch jemand zu- ermahnen/ jhnen mit dem Gebet behuͤlfflich zuerscheinen: Dann solches haͤtte er nach Notturfft in der Bull vom Jubileo, vnd in seinem Außschreiben verrichtet. So wer auch nicht darauff zudencken/ wie das Concilium an jemand schreiben solte: Das koͤnten die Legaten durch jhre eygene/ vnd in aller Namen geschriebe- ne Brieff thun. Belangend die Frag/ wie weit die Decreten zuerstrecken/ so solten sie vber dieselbige einen solchen Titul machen: Der H. allgemeine Synodus zu Trient/ in welchem die Apostolische Legaten praͤsidiert haben: Die Form antreffend/ wie die Stimmen solten gegeben vnd gezehlet werden/ so haͤtten sie einen guten Fuͤr- schlag gethan/ daß es nach den Haͤuptern/ nicht aber nach den Nationen geschehen solte. Vnd solches vmb so viel desto mehr/ dieweil die Weise/ nach den Natio- nen zustimmen/ niemals bey den Alten gebraͤuchlich gewesen/ sondern erstlich im Constantzischen Concilio eingefuͤhrt/ darnach von dem zu Basel gefolgt wor- den/ nach welchem man nicht zugehen. Die Weise/ die im letzten Concilio zu Lateran gehalten/ waͤre die beste vnd bequemeste; an deren solten sie sich halten/ vnd koͤnten sie durch dieses Exempel; welches noch new/ denen/ die ein andere fuͤr- bringen wolten/ den Mund stopffen. Ob/ vnd wie die Ketzereyen zuverdam- men/ vnd was fuͤr Sachen fuͤrzunehmen/ davon/ wie auch von den andern Pun- cten/ solte jhnen zu rechter Zeit Bescheyd zukommen. Vnter dessen solten sie sich mit denen Handlungen/ welche in den Conciliis pflegten vorzugehen/ auff- halten. Bey dem Ampt zu praͤsidieren/ solten sie nach der Gebuͤhr/ vnd wie es den Legaten deß Apostolischen Stuls zustuͤnde/ gehandhabt werden: So solten sie auch daran seyn/ daß sie einen jeden/ wie sichs geziemet/ befriedigten/ vor allen Dingen aber Fleiß ankehren/ daß die Praͤlaten auß den Schrancken einer ziem- lichen Freyheit/ vnd der Ehrerbietung gegen dem Apostolischen Stul nicht schrei- ten. Dieweil es aber damit eine groͤssere Eyl hatte/ daß den Praͤlaten geholffen wuͤrde/ auff daß sie den Kosten moͤchten fuͤhren/ so sande der Papst ein Schreiben/ in welchem er alle Praͤlaten/ die im Concilio waren/ von den Zehenden frey sprach/ vnd jhnen in jhrem Abwesen den Genieß alles Einkommens zueygnete/ nicht anderst/ als ob sie bey jhren Kirchen waͤren. Er schickte auch zwey tausend Cronen/ den doͤrfftigen Bischoffen damit zustewren/ vnd befahl/ daß solch Gelt/ ohn Ansehen der Personen/ außgetheilet wuͤrde/ vnd daß man es offentlich ver- kuͤndigen solte: Dann/ ob es schon kundbar/ wuͤrde es niemand anderst koͤnnen deuten/ dann daß es ein Werck der Liebe sey/ welches vom Haupt deß Concilii her- ruͤhrete. Nach Ander Theil. Nach diesem schritte man zu den Handlungen/ die auff dem Concilio solten fuͤrgenommen werden/ da erzehlet der Cardinal de Monte, was im letzten Conci- lii zu Lateran/ welchem er/ als der damals ein Ertzbischoff zu Sipont gewesen/ bey- gewohnet/ fuͤr Ordnung gehalten worden. Dazumal/ sagte er/ wurd von den Pragmatischen Satzungen in Franckreich/ von dem Schismate, welches wider Papst Julium II. angefangen/ vnd von dem Krieg zwischen den Christlichen Po- tentaten gehandelt: Darzu dann drey vnderschiedliche Versamlungen verord- net/ damit ein jede eine Sach allein fuͤrnehme/ vnd dieselb desto besser in Ordnung bringen moͤchte/ ehe es vor die allgemeine Versamlung kommen/ oder verbessert worden. Man disputierete vber dem Titul/ ob es solt heissen/ der Synodus, so die allgemeine Kirch fuͤrbildet: Jtem/ der seinen Gewalt ohne Mittel von Gott hat: Jtem/ war Præses, vnd ob dessen Namen zusetzen: Jtem/ ob man deß Key- sers/ vnd einer/ oder aller Koͤnigen darinn gedencken solte. Jtem/ was vor ein Siegel zugebrauchen: Da etliche meyneten/ man solte mit Bley siegeln/ vnd eine sonderbare Bull/ im Namen deß Synodi, machen/ dann auff der einen Sei- ten der heilige Geist/ in Gestalt einer Tauben/ auff der andern/ der Name deß Synodi, gedruckt waͤre: Andere schlugen ein anders/ vnd jeder mit einem Schein fuͤr. Aber die Legaten wendeten alles ab/ solches waͤre zu praͤchtig/ auch wuͤrde Zeit erfordert/ deßwegen nach einem Künstler nach Venedig zuschicken/ weil zu Trient niemand darzu fuͤrtrefflich; man koͤnte weit er nachdencken/ jetzt muͤsten die Brieff fort gehen/ vnd zwar nicht fuͤglicher/ als vnter dem Namen vnd Siegel deß ersten Legaten. Die Session bestund auff den 7. Januarij 1546. ohn den Legaten/ vnd Cardinal zu Trient/ invier Ertzbischoffen (deren zween nur Ehrentitul trugen/ als Olaus Magnus von Vpsalen vber die Gothen/ vnd Robertus Venantius zu Armacano in Jrꝛland) acht vnd zwantzig Bischoffen/ drey Aepte/ von der Cossi- nensischen Congregation, vnd vier Generalen/ so sich zu dem End allda niderge- setzt. Auch waren da etliche zwantzig Theologi, so stunden; vnd dann der Gesand deß Roͤm. Koͤnigs/ vnd deß Cardinals von Augspurg Anwald/ welche sassen auff der Gesanden Banck. Wie dann auch zehen Edelleuthaͤuser der Benachbar- schafft. Nun solte man dem Kind einen Namen geben/ vnd wissen/ wovon zuhan- deln: Etliche meyneten/ die Reformation muͤste zuforderst angehen; andere leg- ten die Lehr/ oder den Glauben zu einem Grund/ darauff man bawen koͤnte; andere fasseten beyde Stuͤck zusammen/ vnd hatte ein jeder seine wichtige vnd erhebliche Vrsachen: Die vierdte Meynung war so gar vneben nicht/ man solte zuvor Fried vnter den Potentaten stifften/ sonst wuͤrden sie den vorgenommenen Baw nicht vollfuͤhren/ weniger aber bevestigen vnd zieren koͤnnen. Der Papst thut seinen Legaten keine Antwort/ dessen haͤtte sich moͤgen verwundern/ wer Farnesii Verrichtung bey dem Keyser/ die Abtruͤnnige mit Gewalt zum Gehorsam zu- bringen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ bringen vñwissend/ oder vergessen waͤre: Auch sahe der Keyser den Auffschub gern/ wie erwehnt/ weil er jhm wol dienete. Doch wolte die Reformation vor- dringen/ zumal auch der Keyser im Mayen/ zu Wormbs gesagt hatte: Er wolte sehen/ was das Concilium in Sachen die Lehr vnd die Reformation betreffend/ für einen Fortgang haben wuͤrde: Wo aber dasselbe sich vergeblich solte auffhal- ten/ vnd nichts außrichten/ so gedaͤchte er ein andern Reichstag außzuschreiben/ auff demselbigen ein Vertrag der Religion halben zumachen/ vnd Laster vnd Maͤngel zuverbessern. Darumb hatte es das Ansehen/ das Concilium wuͤrde mit Fug nicht hindern koͤnnen/ daß in Teutschland nicht solte von der Reforma- tion gehandelt werden/ vnd vmb so viel mehr/ wann man im Concilio davon nicht handeln wolte. Endlich wurde dieses Decret abgelesen/ nachdem der Syn- odus die Wichtigkeit der zweyen Puncten/ welche solten gehandelt werden/ naͤm- lich von Außreutung der Ketzereyen/ vnd Besserung deß Lebens erwogen/ waͤren alle vnd jede ermahnet/ auff GOtt zutrawen/ vnd die geistliche Waffen anzuzie- hen. Vnd damit jhr Fleiß vnd Arbeit seinen Anfang vnd Fortgang nehme von der Goͤttlichen Gnade/ so sey hiemit geordnet/ den Anfang von deß Glaubensbe- kantnuß zumachen/ nach dem Exempel der alten Vaͤtter/ welche in den fuͤrnem- sten Concilien zu Anfang jhrer Handlungen/ diesen Schild den Ketzereyen ent- gegen gesetzt/ vnd durch denselbigen allein etliche mal die Vnglaubigen bekehrt/ vnd die Ketzer vberwunden: Vnd hierinn waͤren alle/ die sich Christen nenne- ten/ einig. Der Hoff zu Rom/ welcher vber dem Namen der Reformation/ erbleychte/ hoͤrete gern/ daß das Concilium sich mit vmbschweyffenden Vorworten auff- hielte/ vnd hoffte/ die Zeit wuͤrde Rahtschaffen/ die Hoͤfflinge/ welche frey im Re- den/ spareten jhre Zungen nicht/ vnd streweten manche Paßquillen/ zumal stache- licht auß/ wie dann allezeit/ vnd sonderlich damals in allen Zufaͤllen zugeschehen pflag. Etliche lobeten die Praͤlaten auff der Versamlung zu Trient/ wegen deß fuͤrtrefflichen/ vnd einem allgemeinen Concilio sonderlich geziemenden De- crets: Andere vermahneten sie/ in sich selbsten zugehen/ vnd das jnnerste zupruͤf- fen/ wie fromm sie in vorigen Jahren jhrer Krafft gewesen/ vnd annoch waͤren/ ja/ was sie von den Glaubensartickeln verstuͤnden. Aber zu der Zeit/ ob schon das Concilium angefangen war/ vnd seinen Fort- gang hatte/ halff doch solches wenig in Teutschland/ da man sich einbildete/ der Papst liesse die mehrer Stimme gelten/ vnd koͤnte die Cardinaͤl mit Dutzeten/ die Ertzbischoͤffe nach dem Schock/ die Bischoffe ohne Zahl machen/ vnd zu dem Concilio senden/ die von jhm vnterhalten/ vnd wegen besserer Befoͤrderung jhren Schoͤpffer/ der sie auß Nichts/ zu etwas grosses gemacht/ ehren/ verthaidigen vnd erheben. Dann es führete der Pfaltzgraff Churfuͤrst/ zu Anfang deß Jahrs/ die Communion deß Kelchs ein/ wie auch die Landsprach in den gemeinen Gebeten/ die Priesterehe/ vnd andere Sachen/ in welchen schon an andern Orten eine Refor- Ander Theil. Reformation war fuͤrgenommen worden. Die aber/ so der Keyser verordnet ge- habt/ daß sie solten zusammen kommen/ vnd ein Weg zur Vergleichung der strittigen Religionssachen finden/ hielten ein Gespraͤch zu Regenspurg/ in wel- chem der Bischoff von Eychstatt/ vnnd der Graff von Fuͤrstenberg auff Befehl deß Keysers praͤsidierten. Dasselbe gieng auß vielem geschoͤpfften Argwohn/ oh- ne Frucht ab/ welchen die Romanisten mit Fleiß vermehreten. Es wolte zwar der Keyser darfuͤr angesehen seyn/ als zoͤrnete er deßwegen; gedachte dannoch hier- mit auff den Achseln zutragen/ den Teutschen seine Willfaͤhrigkeit/ vnd den Ro- manisten seine Klugheit zubezeugen; sonderlich aber Vrsach an die Abtruͤnnige zufinden/ wie der Außgang erwiese. Da starb auch Martin Luther/ im Februario/ vnd als hievon die Zeitung gen Trient vnd Rom kommen/ war die Trawrigkeit/ wegen veraͤnderter Religion in der Pfaltz/ nicht so groß/ als die Freude/ wegen deß zerruͤtteten Gespraͤchs/ vnd deß verstorbenen Luthers: Sintemal das Gespraͤch/ gleichsam wie ein ander Concilium, welches man vber die massen vngern sahe. Dann/ so etwas da- selbst waͤre verglichen worden/ haͤtte man es im Concilio mit Fug nicht koͤnnen verwerffen: Vnd aber solches anzunehmen hochdeucklich/ als wann das Conci- lium Maß vnd Ordnung anderstwoher empfienge: Jn allen Wege aber thaͤte solches Gespraͤch/ welchem deß Keysers Diener beywohneten/ der Reputation deß Concilii vnd deß Papsts sehr grossen Abbruch. Die Vaͤtter zu Trient/ vnd der Hoff zu Rom schoͤpfften gute Hoffnung/ als sie dessen Tod verstanden/ der ein kraͤfftiges Werckzeug/ die Lehr vnd Ceremonien der Roͤmischen Kirchen zu- widerfechten/ vnd die fuͤrnemste Vrsach der Trennung/ vnd eingefuͤhrten Newe- rung gewesen. Sie hielten solches fuͤr ein gut Vorheischen/ daß das Concilium einen gluͤcklichen Fortgang haben wuͤrde/ sonderlich/ weil in Jtalien allerhand vu- gehewere Vmbstaͤnd von Luthers Tod außgesprenget worden. Die Ketzereyen/ so auß seinen Buͤchern gezogen/ vnd gedisputiert worden/ sind diese: Daß das geschriebene Wort alle Auffsaͤtz außgeschlossen/ gelten: Daß nicht alle Buͤcher der Bibel gültig: Daß der Verstand auß dem Text/ vnd gar nicht auß der ge- meinen Dolmetschung zunehmen. Daß die Schrifft zur Seltgkeit hell vnd klar: Vnd daß gewisse Canones hieruͤber zumachen. Vnd eben damaln kam Vergerius, gewesener Paͤpstischer Legat in Teutsch- land/ gen Trient/ weil seine Zuhoͤrer wider jhn verbittert waren/ vnd F. Hannibal Grison Inquisitor fidei jhn verfolgte/ vnd in Jstria/ auch bey der Venedischen Bottschafft/ als ein Lutheraner/ angabe. Die Legaten/ als sie jnnen worden/ daß er nur Schutz vnd Freyheit suchte/ wolten jhn zu den offentlichen Verhand- lungen nicht zulassen/ er haͤtte dann zuvor seine Sach bey dem Papst auß gefuͤh- ret/ vnd seine Vnschuld dargethan/ deßwegen sie jhn ernstlich vermahneten/ sich in Person nach Rom zuverfuͤgen. Vnd wo sie nicht besorgt haͤtten/ man moͤch- te das Concilium beschuldigen/ daß niemand in demselbigen nicht frey waͤre/ haͤt- Ander Theil. D ten Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ten sie es bey den Vermahnungen nicht bleiben lassen. Dieweil er nun sahe/ daß jhm zu Trient noch groͤsser Schimpff widerfahren/ zog er etliche wenige Tag her- nach von dannen/ in Willens/ sein Bischthumb wider zuverwalten/ in Hoff- nung/ die Auffruhr deß Volcks solte sich nun gelegt haben. Als er nun zu Ve- nedig ankommen/ verbott jhm der Paͤpstliche Nuncius ins Bischthumb zuzie- he n/ hatt noch Befehl von Rom/ einen Proceß wider jhn anzustellen. Darumb er etliche wenige Monat hernach/ entweder auß Vnwillen/ oder Forcht/ oder an- derer Vrsachen halben auß Jtalien gar entwichen/ vnd sich offentlich zu den Lu- theranern gethan. Vnd hie befahl der Papst/ nach Gutachten/ seiner geheimen hinzu verord- neten Raͤhte/ seinen Legaten zu Trient diese drey Stuͤck: Erstlich/ daß sie ins kuͤnfftig kein Decret in einer Session offentlich verlesen solten/ ehe sie sich deßwe- gen zu Rom Bescheyds erholet/ vnd sich nicht vbereylen/ sondern der Zeit erwar- ten/ biß sie Bescheyd empfangen/ was fürzutragen/ zuberahtschlagen vnd zube- schliessen sey. Zum andern/ daß sie die Zeit nicht solten mit denen Sachen zubringen/ vber welchen kein Streit waͤre. Zum dritten/ daß sie acht haͤtten/ damit die Authoritaͤt deß Papsts vmb kei- ner Vrsachen willen/ in ein Disputat gezogen wuͤrde. Als auch der Ertzbischoff zu Coͤllen sehr hart verklagt/ in deß Papsts Bann gefallen/ vnd die Vollziehung desselben an den Keyser instaͤndig begehrt ward/ hielt der Keyser nicht rahtsam/ zurselbigen Zeit eine newe Vnruh zuerwecken/ vnd erkante erwehnten Bischoff/ nach wie vor/ vnter den Reichsstaͤnden; welches dem Papst nicht wenig Ver- druß brachte: Vnd in Teutschland dem Papst zu vnzeitigem Eyffer/ dem Key- ser aber zu grosser Bescheydenheit außgelegt worden. Dann die Protestieren- den wurden dardurch in jhrer Meynung gestaͤrcket/ daß das Concilium nur an- gestelt waͤre/ sie in die Fall zubringen: Sintemal/ so die strittige Lehr vom Glau- ben solte im Concilio examiniert werden/ wie der Papst koͤnte/ ehe das Concilium noch etwas davon geschlossen/ das Vrtheil faͤllen/ vnd durch dasselbige den Ertz- bischoff/ als einen Ketzer verdammen. Darauß sey offenbar/ daß es eytel vnd vmbsonst waͤre/ wann sie sich zum Concilio verfuͤgen solten/ da der Papst herꝛ- schete/ welcher/ ob er schon wolte/ nit koͤnte verbergen/ daß er sie schon vor verdampt hielte. Darzu/ so sehe man wol/ daß der Papst das Concilium fuͤr nichts ach- tete; dann ohnangesehen dasselbige schon angefangen/ so vnterfange sich doch der Papst dessen allein/ vnd erkenne darinn/ was dem Concliio eygentlich zustehe zu- erkennen. Solches thaͤt der Churfuͤrst zu Sachsen dem Keyser durch seine Ge- sanden zuwissen/ vnd zeiget jhm außdruͤcklich an/ daß/ dieweil man so hell vnd klar vermercke/ wie der Papst gesinnet sey; es einmal Zeit/ dem Teutschland durch ein National Concilium Raht zuschaffen/ oder auff einem Reichstag mit allem Ernst von den Religionssachen zuhandeln. Der Ander Theil. Der Dritte Discurß. Wie der Krieg wider die Protestierenden angangen/ vnd der Keyser wegen der Religion/ durch die Finger gesehen: Gantz Ober-Teutschland in seine Gewalt gebracht. Wie der Papst vnd Keyser in Vnwillen zerfallen. Wie das Concilium von der Rechtfertigung/ vnd von den Residentzen geschlossen/ vnd Vrtheil daruͤber. Wie der Keyser den Teutschen Krieg vollendet. E S war zwar der Keyser vorlaͤngst zu dem Teutschen Krieg geneigt/ vnd jederzeit durch andere Haͤndel/ sonderlich aber wegen Hoffnung/ durch Gespraͤch vnnd guͤtliche Vnterhandlung etwas zuerlangen/ davon ab- gehalten worden. Vnd was jhn eben zu dieser Zeit am hefftigsten darzu getrieben/ war/ daß auff den letzten Reichstag zu Regenspurg schier gar kein Fuͤrst in Person erschienen; da er sich doch fuͤrgenommen/ von strittiger Religion/ von der Justitien/ vnd von dem Tuͤrckenkrieg zuhandeln. Ließ derowegen alle an- dere Sachen liegen/ vnd wendet seyn gantzen Fleiß zu diesem Krieg/ darzu jhm der Papst zehen tausend zu Fuß/ vnd fuͤnffhundert versprochen vnnd zugesand: Mit denen kamen sechs tausend Spanier/ auß dem Koͤnigreich Neapels/ vnd auß Niderland vnter Graff Maximilian von Buͤren vier tausend Pferd/ vnd ze- hen tausend Fußgaͤnger. Als nun deß Papsts Voͤlcker in dem Laͤger bey Lands- hut den 15. Tag Augusti ankommen/ wolte der Cardinal F a rnesius, deß Papsts Le- gat/ das Creutz voran lassen tragen/ wie es der Papst befohlen hatte/ vnd wie vor- Zeiten/ Ablaß außtheilen/ mit außdruͤcklichem Verm. lden: Dieser Keieg gien- ge eygentlich die Roͤmische Kirch an. Der Keyser aber wolte solches keines wegs zulassen/ sintemal er gantz das Widerspiel vorgeben/ damit er die Lutherische Fuͤrsten/ die jhme dieneten/ bey sich behielte/ vnd die Staͤtte vmb dieser Vrsachen willen sich nicht hartnaͤckigt wider jhn erzeigten. Der Cardinal/ weil er sahe/ daß er ohne Schmaͤhung der Baͤpstischen Reputation im Laͤger nicht bleiben konte/ enthielt sich zu Regenspurg/ wegen einer angenommenen Kranckheit/ vnd erwar- tete newe Jnstruction von Rom. Deß Keysers Helffer waren/ Maximilian Ertzhertzog in Oesterreich; Ma- nuel Philibert/ der junge Hertzog in Saphoyen; Erich vnd Philips Gebruͤder/ junge Hertzogen von Braunschweig/ ein Praͤlat; Johann Albrecht Hertzog zu Meckelnburg; die beyde Marggraffen/ Albrecht vnd Johannes/ ob sie gleich der Augspurgischen Confession zugethan; beyde Marggraffen zu Brandenburg/ Albrecht vnd Hans; ein Hertzog von Muͤnchen; Johann von Nassaw; Jacob von Medices; Niclaß von Madrutz; Bernhard von Schawenburg; Walter von Hirnheym; der von Buͤren; Friderich von Fuͤrstenberg/ Reinhard von Solms/ D ij vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd andere mehr. Ferdinand von Toledo, genant der Hertzog von Alba/ war Feldobrister; Johann Baptista/ sein Leutenampt/ vnd der Cardinal von Aug- spurg/ Proviandmeister. Jn dem Schmalkaldischen Bund waren/ Johann- Friederich/ Churfuͤrst in Sachsen; sein Sohn gleiches Namens; Philips/ Land- graff in Hessen; Ernst/ vnd Johann Friderich Hertzogen in Sachsen; Hertzog Philips von Braunschweig/ mit vier Soͤhnen/ Ernst/ Albrecht/ Johanns vnd Wolffgangen; Hertzog Frantz von Luͤnenburg/ der von Wirtenberg/ Graff Al- brecht von Manßfeld/ vnd Soͤhne; Graff Christoff von Altenburg; der Rhein- graff/ Fuͤrst Wolffgang von Anhalt; die beyde Obristen/ Hertzog von Recke- rod/ vnd Friderich von Reiffenberg; Hans von Heydeck; Sebastian Schertle. Der Protestierenden Macht bestund auff achtzig tausend Mann zu Fuß/ neben vier Faͤhnlein Schweitzern/ vnd fuͤnffzehen tausend Reysigen. Deß Keysers voͤllige Macht aber/ wie sie endlich zusammen geschmoltzen/ bestund in vierzehen tausend/ neun hundert Mann Keyserischen Zeugs; vnd in sieben vnd viertzig tau- send/ sieben hundert vnd neun vnd sechtzig Fußgaͤngern/ sampt dritthalb tausend Schantzengraͤbern. Noch geschah dem Keyser diß Jahr/ den siebenden August- monat ein grosser Schad/ als drey Wetter zwischen zehen vnd eylff Vhren deß Nachts vber Mecheln zusammen stiessen/ vnd vber zwey tausend Centner Pul- vers/ daran er drey gantzer Jahr gesamlet/ mit vnaußsprechlichem Schaden der Statt/ durch einen Donnerschlag angezuͤndet vnd verderbet. Wie nun alles auff diese Weise zum Krieg bereytet/ thaͤt der Keyser den Sachsen vnd den Landgraffen/ auff den 20. Julij in die Acht (darauff sie den 11. Augusti jhm auch abgesagt) vnd schickte dessen eine Copey an Hertzog Moritzen in Sachsen/ mit dem Anhang: Es haͤtte der Churfuͤrst dem Keyser den Schutz vnd die Lehen auffgesagt: Darumb solte Hertzog Moritz/ als naͤchster Stamm/ Degen vnd Wapen Anverwandter/ dieselbe Lande einnehmen: Jn dessen Ver- saumnuß er sie einem andern vbergeben wolte. Vnd dieses thaͤt der Keyser/ damit er das Hauß Sachsen in Vneinigkeit braͤchte/ Hertzog Moritzen von der Pro- testierenden Parthey abhielte/ ja gar an sich zoͤge/ wolwissend/ daß Hertzog Georg von Sachsen gegen dem Churfuͤrsten in Anno 1542. zu Feld gelegen/ wegen der Statt Wurtzen/ vnd daß man sie zwar in der Osterwoch vertragen; dannenher der Feldzug der Fladenkrieg genant worden) aber die Gemuͤhter nicht koͤnnen auß dem Grund versoͤhnen. Aber Hertzog Moritz eylete darumb nicht sonderlich/ biß daß Koͤnig Ferdinand mit seinen Hungarn vnd Boͤhmen herfuͤr brach/ vnd deß Churfuͤrsten Voͤlcker bey Adorff geschlagen/ auch das Land mit Sengen vnd Brennen verwuͤstet. Deßwegen schickten etliche Staͤnde an Hertzog Mo- ritzen/ gaben sich vnter seinen Schutz/ vnd baten demuͤhtiglich vmb Rettung. Darauff ließ er die Staͤnd zusammen kommen/ willfahrt jhnen/ vnd schrieb alles an den Churfuͤrsten/ mit dem Vermelden: Alles was er thaͤt/ geschehe im Na- men vnd auff Befehl deß Keysers/ damit die Lande nicht in frembde Haͤnd fielen/ die Ander Theil. die er auch nach getroffenem Fried mit der Zeit/ gegen Erlegung der Vnkosten/ auff diese Rettung gangen/ koͤnte wider an sich bringen. Erobert hernach in M eixen die Zwickaw/ den Schneeberg/ vnd die Altenburg. Weil nun eben Farnesius, deß Keysers Tochtermann/ Thonawerth mit Ge- walt eingenommen/ vnd die Protestierenden biß daher nichts weiters gethan/ als dem Keyser in Schwaben im Weg gelegen/ vnd jhn auffgehalten/ gieng der Zug in Sachsen/ der Boͤhmen Einfall/ vnd Hertzog Moritzen Vorhaben zuhindern: Wie dann im folgenden Jenner die Statt Leipzig vom Churfürsten sehr hart belaͤgert vnd beschossen/ Marggraff Albrecht zu Rochlitz vnd Meixen in Huldi- gung genommen worden. Als aber der Keyser sich bey Jngolstatt gesetzt/ biß mehr Huͤlff heran kaͤme/ vnd der Protestierenden weitlaͤufftiges Laͤger gegen jhm vber gesehen/ sagte er: Sind diß lauter Teutschen? Gut/ gut; es wird jhnen bald an Raht vnd Gelt gebrechen. Ließ auch damals Apianum den Sternguͤcker auß der Statt kommen/ deß Himmels Gestalt auff einem sehr hohen Geruͤst Raht zu- fassen. Derselb buckte sich jedesmal/ wann die Kugeln mit Menge daher geflo- gen kamen; da doch der Keyser auch nicht das geringste Zeichen einiger Forcht ge- geben/ ob schon sein gantzes Laͤger in nicht geringer Gefahr stunde/ auch Hertzog Johann von Meckelnburg jhn ersuchte/ der Reuterey/ die vom Schiessen/ sonder- lich grossen Schaden empfieng/ zuverschonen/ vnd seine gantze Hoheit nicht auff einen Tag allein auff die Spitze zusetzen. Vnd haͤtten die Protestierenden dem Landgraffen gefolget/ ehe das Laͤger in folgender Nacht zu Genuͤgen verschantzt worden/ es solte vmb die Keyserliche Voͤlcker/ so noch nicht alle zuhand waren/ ja vmb seine Person sehr vbel gestanden seyn. Bey heran nahendem Winter handelte man zwar vom Frieden/ wurd a- ber/ weil der Keyser sehr schwere Puncten fürschluge/ nichts darauß/ biß der Sachs vnd der Heß im November das Oberland verliessen/ vnd jhre eygene Vn- terthanen zubeschuͤtzen abgezogen: Auch wolte der Heß wider seinen Tochter- mann/ Hertzog Moritzen/ nicht kriegen/ welches ein Anfang der Trennung ge- macht; darauff etliche Fuͤrsten/ vnd viel Staͤtte/ die mit den Protestierenden im Bund waren/ Vrsach genommen/ sich mit dem Keyser zuvertragen/ nachdem er sie der Religion halben genugsam versichert: Wolte aber nicht/ daß derselben in Schrifften gedacht wuͤrde/ damit es nicht das Ansehen haͤtte/ als führete er den Krieg der Religion halben/ dardurch er die Protestierende/ so jhm anhiengen/ solt fuͤr den Kopff gestossen/ vervrsachthaben/ daß sich andere nicht so leichtlich erge- ben; vnd die Geistliche in Teutschland/ welche hoffeten/ die Roͤmische Religion wider eingefuͤhrt zusehen/ sehr waͤren verdaͤchtig worden. Der Pfaltzgraff war erst in den Bund getretten/ vnd mit etlichen wenigen Voͤlckern zu den Fürsten gestossen: Aber der Erste/ der sich demuͤhtigte. Jhm ver- wieß der Keyser: Ein grawes Haar finde keine Entschuldigung/ vnd zumal auch nicht/ als sein so naher Vetter/ auß Dennemarck/ naͤmlich/ der Hertzog von D iij Wir- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Wirtemberg muste in einen sauren Apffel beissen/ vnd deß vorigen/ sonderlich deß Frantzosen entgelten. Gleichwol verhiessen seine Diener allen vnd jeden/ we- gen der Religion vnangefochten zuseyn/ vnnd entschuldigten jhren Herꝛn/ da er in der Capitulation/ wegen allerley Vrsachen/ jhnen nicht koͤnte einen voll- kommenen Genuͤgen leysten. Er selbst ließ sich also an/ daß man wol merckte/ wie er entschlossen/ der Religion durch die Finger zusehen/ vnd sie also zufrieden zustellen. Da sich nun die Staͤtte/ vnd andere Staͤnde dem Keyser ergaben/ bekam er viel grobes Geschuͤtz/ vnd noch von den Staͤtten grosse Geltbussen/ auff etliche hundert tausend Guͤlden: Hatte auch also gantz Ober-Teutschland in seinem Gewalt. Dieses Gluͤck erweckte bey dem Papst einen heimlichen Neid wider den Keyser/ vnd machte/ daß er anfieng an seine eygene Sachen zugedencken/ ehe gantz Teutschland vnter dz Joch kaͤme/ ließ den Keyser in einen Sessel schlaffend mah- len/ vñ das Gluͤck neben jhm/ so jhm Schatten machte gegen der Sonnenhitz/ als waͤre der Sieg mehr durch der Teutschen Mißhelligkeit/ dann deß Keysers Mañ- heit gediehen. Das Volck/ vber welches sein Enckel Octavius Farnesins Ober- ster war/ hatte sehr abgenommen/ weil viel mit dem Cardinal Farnesio zuruͤck ge- zogen/ vnd hatten sich viel/ wegen grosser Muͤhe vnd Vngelegenheit heimlich dar- von gemacht. Mitten im December/ als deß Keysers Heer nahe bey Sothen lag/ zog der vbrige Hauff/ auff Befehl deß Papsts/ gar hinweg/ mit dem Vermel- den: Es waͤren die sechs Monat verflossen/ so koͤnte der Papst solchen Kosten nicht laͤnger ertragen/ zumahl die Zeit der Verbuͤndnuͤß auß waͤre/ auch das je- nige verrichtet/ vmb welches willen solche auffgerichtet worden/ sintemal nun- mehr Teutschland zum Gehorsam gebracht worden. Der Keyser beklagte sich zum hoͤchsten/ daß man jhn verliesse/ eben bey bevorstehender Gelegenheit/ etwas namhafftes außzurichten/ vnd da er der Hülff am hoͤchsten bedoͤrffte. Dann/ so lang die Haͤupter nicht gedaͤmpfft/ waͤre noch nichts auffgericht: Die waͤren nicht vberwunden/ weil sie nur jhr eygen Land zubeschützen gewichen. Vnd da sie dasselbige wider frey solten machen/ waͤre zubesorgen/ daß sie mit groͤsserem Ge- walt/ vnd besser Ordnung/ dann zuvorn/ wider kommen solten. Hingegen ent- schuldigt sich der Papst/ daß er nicht laͤnger in der Buͤndnuͤß blieb/ vnd sein Volck abgefordert haͤtte/ dieweil der Keyser ohn sein Vorwissen/ mit den Staͤtten vnd Fuͤrsten einen Vertrag gemacht/ welches er zuthun nicht Macht gehabt. Vnd waͤre darzu solcher Vetrag dem Catholischen Glauben sehr nachtheilig/ durch welchen die Ketzerey/ so da haͤtte koͤnnen außgerottet werden/ geduldet: Er/ der Bapst habe deß Nutzes von dem Krieg/ wider geschehene Abrede/ nicht genossen/ noch etwas von dem Gelt empfangen/ so die vertragene Landschafften geschossen. Der Kaͤyser klage vber jhn/ da doch jhm dem Bapst vnrecht geschehen/ vnd der nicht ohne Nachtheil der Glaubigen veracht worden. Vnd ließ es dabey nicht bewen- den/ sondern schlug dem Keyser ab/ daß er vber die sechs Monat/ Gelt von den Kir- chen Ander Theil. chen in Spanien nehmen moͤcht. Vnd obwol deß Keysers Diener starck dar- gegen anhielten vnd zu erkennen gaben/ daß/ dieweil die Vrsach/ warumb solch Gelt verwilligt worden/ noch nicht auffgehoben/ die Verwilligung auch laͤnger solte continu irt werden: Daß solcher Gestalt alle Mühe vnd Arbeit vmbsonst seyn wuͤrde/ wann der Krieg nicht zu End kaͤm: so konten sie doch den Bapst von seiner gefaßten Resolution nicht abwendig machen. Dazu kam/ daß zu Genua das Geschlecht deren von Fiesca wider die von Doria, so dem Kaͤyser anhaͤngig/ zusammen geschwohren/ vnd einen gefaͤhrlichen Anschlag/ welcher schier gerathen war/ fuͤrgenommen. Der Kaͤyser hielt fuͤr gewiß/ der Hertzog von Placentz vnd Parma/ deß Bapsts Sohn/ hette solches an- gestifft/ vnd glaubte bestaͤndig/ die Anordnung ruͤhrte vom Bapst selbst her: Dar- umb er neben andern Vnbillichkeiten auch hierüber klagte. Nun meynte der Bapst/ der Kaͤyser wuͤrde ein lange Zeit in Teutschland zuschaffen haben/ vnd also jhm mit eusserster Macht kein Schaden zufuͤgen koͤnnen: allein foͤrchte er/ er moͤch- te die Protestiren den vom Concilio bringen/ vñ durch sie jhm Arbeit vñ Verdruß anrichten. Daß er dem Concilio solte abdancken/ hielt er vor vnbequaͤm vnd aͤrgerlich/ sonderlich dieweil man schon sieben Monat lang gehandelt hatte/ vnd doch noch nichts davon publici rt. Deßwegen nahm er jhm fuͤr/ das jenige/ was schon fertig war/ publici ren zulassen/ damit die Protestiren den sich entweder wey- gern solten/ wegen solcher Erklaͤrung/ im Concilio zu erscheinen; oder/ so sie dahin kaͤmen/ dieselbe annehmen muͤsten: Vnd dieweil der Haupt streit in solcher Erklaͤ- rung begriffen/ wuͤrde er alsdann gewonnen Spiel haben. Wann auch schon nichts anders jhm dazu rathen solte/ so waͤre diese Vrsach starck genug/ jhn dazu zu bewegen/ daß der Kaͤyser begehrte/ man solte von den strittigen Religionspuncten noch zur Zeit nichts schliessen/ darum̃ er leichtlich vrtheiln koͤnte/ dz jhm dẽ Bapst nutzlich waͤre: Dann dieweil er vñ der Keyser einen widerwertigen Zweck haͤtten/ muͤsten auch jhre Anschlaͤg einander zu wider seyn. Er sahe wol/ daß es den Key- ser sehr wuͤrde verdriessen: dieweil er aber schon zuvor erzoͤrnet war/ achtet er es nicht. Es pflegte der Bapst/ wann jhm beyderseits bedenckliche Vrsachen für- kamen/ warumb er ein Ding thun oder lassen solte/ daß Florentinische Sprich- wort zu gebrauchen: wann ein Ding gethan ist/ darff man es nicht erst anfangen; vnd darauff richtete er ins Werck/ was jhn am noͤthigsten dauchte. Darumb befahl er den Legaten auff Weyhnachten/ die bereit gemachte Decreten zu publici- ren: Welches dann geschah/ so wol wegen der Rechtfertigung/ als wegen Besse- rung deß Wandels/ namentlich von persoͤnlicher Residentz der Bischoffe. Das Decret von Glaubenssachen gab zu Rom keine Vrsach zu vielem Gespraͤch: Dann es war nichts newes darinn/ das nicht schon zuvor wer offentlich angehoͤrt/ vnd examinirt worden. Vnd dieweil ein jederwol wuste/ daß alle Meynungen der Teutschen solten verdammet werden/ hatte niemand nichts darwider zu sa- gen. Aber die Bischoffe so sich zu Hoff auffhielten/ welche lange Zeit/ wegen deß Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ deß Punctens von der Residentz/ in Sorgen gestanden/ gaben sich zu Rnhe/ die- weil sie jhnen diese gewisse Hoffnung machten/ daß das Decret deß Concilii nicht mehr/ dann erstlich die Decretaln der Paͤpste außruͤsten wuͤrde. Aber die geriu- ge vnd schlechte Gesellen vnter den Hoffleuten/ waren vbel zufrieden/ daß ein Bi- schoff solte Macht sie zubezwingen vberkommen. Sie beklagten jhr Elend/ daß sie der Nahrung halben jhr Lebenlang dienen/ vnd nach außgestandener schwerer Muͤhe vnd Arbeit/ dieses zu jhrem Lohn gewaͤrtig seyn muͤsten/ in einem Dorff oder Flecken eingeschlossen/ oder durch einen schlechten Canonicat einer andern groͤssern vnd veraͤchtlichern Dienstbarkeit vnter seinem Bischoff zusitzen/ vnd vnterworffen wuͤrden. Der sie nicht allein gleichsam an einen Pfal gebun- den halten/ sondern auch durch seine Besuchungen/ vnd vnter dem Schein der Straaffe/ sie zu armen Schlaven machen; oder sie jmmer plagen/ vnd außsaugen wuͤrde. Aber anderstwo/ vnd sonderlich in Teutschland hatt man/ so bald die De- creten daselbst außkommen/ von dem ersten der Glaubens sachen betreffend/ viel vnd mancherley geredt. Daß man das Decret viel vnd fleissig lesen/ vnd wider lesen muͤste/ dieweil man es/ ohne eine vollkommene Erkanntnuß vnd Wissen- schafft der jnnerlichen Bewegungen der Seelen/ vnd in welchen sie wuͤrcke oder leyde/ nicht verstehen koͤnte: Welches dann subtile Sachen waͤren/ davon man/ nachdem sie sich bald also/ bald anderst ansehen lassen/ beyderseits disputieren koͤn- te: Vnd beruhete die gantze Lehr deß Concilii auff dieser Frag. Ob das/ so dem Willen am ersten fuͤrkaͤme/ in jhm wuͤrckete/ oder/ ob der Will darinn wuͤrckete/ oder/ ob sie beyde/ als Wuͤrckende/ Leydende sich befinden. Es sagten etliche/ die kurtzweilig waren/ daß/ wie die Sternguͤcker/ welche die wahre Vrsach deß Lauffs deß Him̃els nicht wuͤsten/ also bald/ damit sie dessen/ so man mit Augen siehet/ Red vnd Antwort geben moͤgen/ in die Eccentricos vnd Epicyclos fielen: Also waͤre es nicht Wunder/ wann man von dem Lauff/ der vber dem Himmel ist/ wolle Be- scheyd geben/ daß man in eine Eccentricitaͤt der Niessungen geriehte. Die Gram- matici konten sich nicht gnugsam verwundern/ vnd satt lachen/ vber diese Propo- sition/ die in einem Canone gesetzt worden. Neque homo ipse nihil omninò agat, daß auch nicht der Mensch selbst gar nichts thue/ welches sie vor vnver- staͤndlich/ vnd ohne Exempel hielten: Vnd da der Synodus dieses meynete: Etiam homo ipse aliquid agat, daß auch der Mensch etwas thue. Haͤtte er es deutlich/ wie es sich gebuͤhret in Glaubenssachen/ da die einfaͤltigste Meynung die beste ist/ sagen koͤnnen/ vnnd so sie sich einer Zierlichkeit wollen gebrauchen/ sagen koͤnnen. Neque etiam homo ipse nihil agat: Wann man aber das Wort/ Omninò, vnnd darunter flickte/ gibt es ein vngereimbte vnd vnver- staͤndliche Rede/ wie alle die Reden waͤren/ so zwo Negativas particulas haͤtten/ auß denen keine Affirmativam man bringen koͤnte. Darumb muste man/ so je- ne zuverwandeln waͤre/ sagen: Etiam homo ipse aliquid omninò agat, welches vngereimt/ weil man an diesem Ort nicht verstehen koͤnne/ was aliquid omninò mit Ander Theil. mit sich fuͤhre. Dann es wuͤrde darauff solgen/ daß der Mensch auff eine gewisse Weise etwas thue/ vnd wann ers auff eine andere Weise thue/ er alsdann gar nichts thut. Zur Verantwortung der Vaͤtter wurde gesagt: Man muͤste die Form vnd Weise nicht so genaw ersuchen: Dann das waͤre nichts anders/ als Schimpffen/ vnd Bossenreissen. Dargegen ward repliciert/ daß man schuldig waͤre/ eine Rede/ die gewoͤhnlich sey/ zum besten außzulegen: Wann man aber die klare vnd gewoͤhnliche Reden vnterwegen laͤßt/ vnnd newe/ vngereimbte vnd schluͤpfferigte erdenckt/ darinn ein widerwertiger Sinn verborgen laͤge/ welchen beyde Partheyen zu jhrem Vortheil ziehen koͤnnen/ sey es nuͤtzlich vnd der Kirchen daran gelegen/ daß solche Renck vnd Betrug entdeckt werden. Die Theologi sagten/ diese Lehr: Der Mensch koͤnne den jnnerlichen Trieb deß heiligen Geistes allezeit verwerffen/ vnd zu nicht machen/ sey dem alten vnd offentlichen Gebet/ der Kirchen sehr zuwider/ da sie pflegte zusagen: Et ad te no- stras etiam rebelles compelle propitius voluntates. Wollest/ O Herr/ vnsern widerspenstigen Willen gnaͤdiglich zu dir treiben vnd noͤhtigen. Diß Gebet sey vor Zeiten nicht ein eyteler vnd vergeblicher Wundsch gewesen/ sondern/ wie es auß Glauben gesprochen worden/ nach der Lehre S. Jacobs/ also von Gott er- hoͤret worden. Vnd wann dem also waͤre/ wie gemelter Canon lautet/ koͤnte man nicht mehr mit S. Paulo sagen: Daß der Vnderscheyd/ durch welchen die Ge- faͤsse deß Zorns Gottes von den Gefaͤssen seiner Barmhertzigkeit vnderscheyden werden/ nicht von den Menschen herruͤhret: Sintemal diese Wort/ non nihil o- mninò, solchen Vnderscheyd dem Menschen zuschreiben. Dieser Spruch wurd auch von vielen bewogen/ da gesagt wird im siebenden Canon: Daß die Gerech- tigkeit mit gewisser Maß gegeben werde/ nachdem Wolgefallen Gottes/ vnd die Disposition dessen/ der sie empfaͤngt: Dann beydes nicht wol zugleich stehen koͤn- te. So es Gott also wol gefiel/ deme mehr zugeben/ welcher am wenigsten ge- schickt vnd darzu disponiert waͤre; So wurde die Gnad nicht gegeben/ nach der Disposition deß Menschen/ solte sie aber nach gemelter Disposition/ gegeben wer- den/ so wird sie allzeit das jenige seyn/ dardurch GOtt bewegt wird/ die Gnade zu- geben/ vnd solches nicht thun nach seinem Wolgefallen. Es verwunderte sich auch mancher/ wie sie den haͤtten doͤrffen verdammen/ welcher da sagte: Daß man die Gebott Gottes nicht halten koͤnne. Dieweil eben dasselbe Concilium im De- cret der andern Session/ die Glaͤubigen/ so zu Trient versamlet gewesen/ vermah- net Buß zuthun/ zu beichten/ zur Communion zugehen/ vnd die Gebott GOttes zuhalten/ quantum quisq; poterit, nach eines jeden Vermoͤgen: Welche Maͤssi- gung jrrig vnd gottloß seyn wuͤrde/ wann der Gerechtfertigte sie allerdings halten koͤnte: Vnd ward darauff gemerckt/ daß an beyden Orten das Wort Præcepta, stuͤnde/ damit nicht jemand eine Außflucht suchen moͤchte. Welche in den Kirchenhistorien belesen/ sagten: Daß in allen Concilien/ welche in der Kirchen/ von der Apostel Zeit/ biß jetzund gehalten worden/ niemals Ander Theil. E so viel Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ so viel Lehrpuncten sich eroͤrtert finden/ wie in dieser Session allein/ in welcher Aristoteles mit oben dran gewesen/ da alle genera causarum so fleissig vnterschrie- ben worden/ daß/ wo er das beste darbey nicht gethan haͤtte/ man vieler Artickel deß Glaubens in Mangel stehen würde. Die Politici, wiewol jhnen nicht gebuͤhrt/ die Religionssachen zu examini- ren/ sondern schlechts zu glauben/ was man jhnen fuͤrschreibet/ hatten an dem Decret auch etwas Mangels. Dann dieweil sie sahen/ daß Canon. 10. gesetzt war: Man waͤre verbunden den Gebotten Gottes vnd der Kirchen zu gehorchen/ welches hernach Canon. 20. widerholet wurde/ aͤrgerten sie sich/ daß nicht auch ge- meldet worden/ daß man verbunden waͤre/ den Gebottender Fuͤrsten vnd der O- brigkeit zugehorchen/ sintemal der Gehorsam/ den man diesen schuldig sey/ viel heller vnd klaͤrer in der heiligen Schrifft außgedruckt stuͤnde/ dann der/ so man der Kirchen leysten solte: Das alte Testament waͤre voll vom Gehorsam gegen der Obrigkeit: Jm Newen haͤtte Christus; S. Peter/ S. Paulus weitlaͤuff- tig/ vnd mit deutlichen Worten davon gelehrt. Die Kirch betreffend/ finde man einen außfuͤhrlichen Paß/ daß man sie hoͤren soll/ daß man jhr aber gehorchen sol- le/ finde sich nicht also klar vnd deutlich. Dann man gehorche dem/ der von sich selber etwas gebeut; man hoͤre den/ der eines andern Gebott verkuͤndige. Vnd wolten sich diese Leut mit der Entschuldigung nicht abweisen lassen/ da gesagt wird: Die Gebott der Fuͤrsten waͤren in den Gebotten Gottes eingeschlossen: Dann darumb sey man schuldig jhnen zugehorchen/ dieweil GOtt solches gebot- ten. Dargegen antworteten sie/ daß man vmb solcher Vrsachen willen der Kirchen solte viel weniger Meldung gethan haben. Gleichwol sey deroselben mit Namen gedacht/ vnd der Oberkeit vergessen worden/ dieweil die Geistlichen jhnen von alters her fürgesetzt/ diese schaͤdliche Meynung dem Volck einzubil- den/ daß man jhnen schuldig waͤre vmb deß Gewissens willen zugehorchen; aber den Fürsten vnd der Obrigkeit/ vmb allein die zeitliche Straffen zuvermeiden: Ausserhalb dessen koͤnne man jhr Gebott wol vbertretten; dardurch sie alle Regi- ment verhaßt gemacht/ als wann sie tyrannisch waͤren/ vnd man sie allein der Straaff halben foͤrchten muͤste/ ja sie richteten dieselbe zu Grund/ in dem sie die Vnterthaͤnigkeit gegen den Pfaffen dem Volck/ als den einigen vnd rechten Weg/ das Himmelreich zuerlangen/ fuͤrmahleten. Dardurch sie allen Gewalt/ Herꝛschafft vnd Gebieth/ endlich auch das Reich an sich ziehen wuͤrden. Vom Decret/ die Verbesserung der Maͤngel betreffend/ ward gesagt/ daß es ein lauter Gespoͤtt were: Dann sich auf Gott vñ den Papst verlassen/ daß tuͤch- tige Personen der Kirchen solten fuͤrgesetzt werdẽ/ das stehe vielmehr einem an/ der ein Gebet thut/ als dem/ der eine Reformation anstellẽ wil. Daß man die alte Ca- nones nur obenhin/ vñ mit einem Wort ernewert habe/ dadurch werde nichts auß- gerichtet/ daß die Mißbraͤuch/ durch welche sie in Abgang kom̃en/ bestaͤttigt. Wolle man sie der Gebuͤhr wider auffrichten/ vñ in Gang bringẽ/ so muͤsse man die Ding abschaf- Ander Theil. abschaffen/ dardurch sie zerloͤchert/ vnd in Vergeß gestelt worden: Man muͤsse Straffen darauff setzen/ Executorn verordnen/ vnd anders dergleichen fuͤrneh- men/ dardurch die Gesetz eingefuͤhret/ vnd erhalten werden Endlich/ so habe man nichts anders außgerichtet/ dann daß einer moͤge ein gantzes Jahr von seiner Kirchen bleiben/ wann er das halbe Theil seines Einkommens wolle fahren las- sen; So er aber eylff Monat außbleibe/ vnd sich dreyssig oder weniger Tage zu- vor einstelle/ ehe das erste halbe Jahr verflossen/ so koͤnte er ohne Straaff darvon kommen: Ja es werde das Decret allerdings vmbgestossen/ durch die Vorbe- haltung billiger vnd rechtmaͤssiger Vrsachen deß Außbleibens/ dann es werde kei- ner so einfaͤltig seyn/ der nicht etwas wisse auff die Bahn zubringen/ damit er sich entschuldige/ sonderlich/ dieweil er solche Personen zu Richtern haben wird/ mit denen es dran ist/ daß die Residentz nicht widerumb auffgebracht vnd eingefuͤhret werde. Der Keyser erhub sich mittlerweil von Noͤrdlingen nach Nuͤrnberg/ hielt Ostern zu Eger/ vnd empfieng beyde Hertzogen/ Moritz vnd August auß Sach- sen; Hernach kam jhm entgegen Marggraff Joachim/ Churfuͤrst zu Branden- burg/ dessen Sohn/ Johann Georg mit vierhundert Pferden dem Keyser zu- zog. So bald der Keyser an die Saͤchsische Graͤntzen kam/ begab sich der Chur- fuͤrst vber die Elb/ vnd verbrand die Bruͤck zu Meissen/ richtet sich nach Witten- berg/ vnd als er bey dem Muͤhlberg gelegen/ vnd die Schiffbruͤck im Fewer ge- steckt/ begaben sich etliche wenig Spanier mit Schwimmen zu den Schiffen/ die- selbe zuretten vnd zugebrauchen; funden aber gleich darauff ein Fahrt/ dardurch sich ein Bawer mit seinen Pferden gemacht hatte/ vnd setzten vber. Der Sachs war schon auff drey Meilen geflohen/ an den Lochaner Wald/ da jhn die Spanier vbereylet/ vnd sein Volck/ das nicht beysammen hielt geschlagen vnd gefangen. Der Churfürst wurd im Fechten an dem lincken Backen verwundet/ vnd gantz vbermannet; wolte sich doch keinem Spanier/ noch Hussarn/ sondern einem Teutschen vbergeben. Wie jhn dann Tilon von Trottaw/ ein Edelmann/ an- genommen: Der fuͤhret jhn erst zu dem Feldobristen/ da er mit klaͤglicher Stim- me/ die Augen gen Himmel richtend/ also geseufftzet: Ach GOtt erbarm dich mein/ wir sind jetzt hie: Vor dem Keyser sprach er: Allergnaͤdigster Keyser/ ich stelle mich hie ewern Gefangenen/ vnd bitte vnterthaͤnig/ Ewre Majestaͤt vmb eine Fuͤrstliche Verwahrung. Der Keyser antwortet: Bin ich nun dein? Man wird dich halten/ wie du es verdienet hast. Jch weiß/ was meines Ampts ist; vnd vbergab jhn dem Hertzogen von Alba. Geschehen auff Sontag Misericor- dias Domini, Anno 1547. Der Keyser ruͤckt fort/ vnd belaͤgert Wittenberg den 5. May; vnd ließ indem naͤchsten Dorff darbey/ das Vrtheil vber den Churfuͤr- sten/ vom Leben zum Tod/ ergehen. Als er solches vernahm/ sagte er: Er wolte nicht meynen/ daß der Keyser so hart mit jhm wuͤrde verfahren: Da es aber nicht and erst seyn koͤnte/ bitte er/ daß man jhm sein End etliche Tag zuvor an- E ij deute/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ deute/ damit er die Notturfft mit seinem Weib vnd Kinder verrichten koͤnte. Vnd hie legte sich der Churfuͤrst zu Brandenburg darein/ vermahnet den Keyser zur Gelindigkeit/ vnd weil der Sachs durch nichts von der gefasten Religion/ abzubringen waͤre/ daß er/ sampt seine Soͤhne/ von der Chur abstuͤnden. Hertzog Heinrichen von Braunschweig/ vnd Marggraff Alberten von Brandenburg loß liesse. Wittenberg ergab sich/ auff deß gefangenen Churfuͤrsten Befehl/ wie auch Gotha: Der Keyser legte drey Compagnien hinein/ besahe den Ort/ vnd zohe nach Hall: Allda der Landgraff in Hessen/ auff Vorbitt vnd Vnterhand- lung Hertzog Moritzen/ vnd deß Churfuͤrsten zu Brandenburg/ dem Keyser einen Fuß fall gethan; aber wider Vermuhten vnd Abred gefaͤnglich angehalten ward/ da er sich doch bedingt gehabt/ daß jhm am Leben nichts geschehe/ vnd daß er in kei- ne Gefaͤngnuͤß kaͤme: Vnd entstund ein arges Wesen vber dem Woͤrtlein/ Ei- nig/ oder Ewig/ deren eines vor das ander war eingeschlossen/ an statt/ ohn einige/ nemlich/ ohn ewige Gefaͤngnuͤß. Hertzog Moritz erhielt die Chur/ vnd was deren anhaͤngig/ die jhm dann im folgenden Jahr zu Augspurg bestaͤttiget worden: Al- so ließ er sich huldigen/ auch zu Wittenberg/ durch einen trawrigen Einritt. Es hatte aber dieser Hertzog Moritz laͤngst einen Groll wider den Churfuͤrsten/ son- derlich/ wegen der Legstaͤtte vor dem Ablaß/ vnd das Creutz/ auff welchem Ge- bieth solches geschehen solte: Vnd were schon damals zu offentlichem Krieg auß- gebrochen/ wann sich nicht die naͤchste Freunde haͤtten darinn gelegt. Darumb die Rechnung leicht zumachen/ was vor Bedingungen vorher gegangen. Noch war vnvergessen/ daß der Churfuͤrst Julium Pflugium, so etliche fuͤr deß Keysers vnehelichen Sohn hielten/ auff grosse Vorbitt nicht wollen das Bischthumb Naumburg verleyhen. Der Keyser nahm seinen Weg auff Augspurg/ Brand- schaͤtzt die Staͤtte vmb groß Gelt/ vnd grob Geschuͤtz/ wie er dann soll auff sieben vnd zwantzig Tonnen Golds/ vnd fuͤnffthalbhundert Stuͤck groben Geschuͤtzes auß Teutschland erpreßt/ vnd abgefuͤhrt haben. Jost von Gruͤningen/ deß Keysers Oberst/ vberzog in Nider-Sachsen die Graff schafft Tecklenburg vnd von der Lipp/ die Staͤtte Oßnabruͤck/ Minden/ Rittberg/ vnd belaͤgerte Bremen. Da wurd er mit Huͤlff deß Churfuͤrsten vnd der Hamburger abgetrieben vnd erschlagen. Auch zogen die Keyserische bey Drachenburg den Kuͤrtzern/ doch alles/ ehe der Churfuͤrst gefangen worden. Noch hatte der Keyser ein sonder Gluͤck/ daß eben zu dieser Zeit der Engellaͤnder/ vnd auch der Frantzoß gestorben/ vnd daß der Koͤnig in Dennemarck/ Christiern der Dritte deß Namens/ damit er das Hauß Brandenburg nicht erzoͤrnete/ sich in diß Wesen nicht mengete/ vnd der Keyser seiner Schwester Kinder/ sampt Schwester vnd Schwager Hülffloß gelassen/ damit Christiern in Denne- marck/ vnd erin Teutschland/ ein jeder sein Vorhaben/ ohnge- hindert koͤnte fortsetzen. Der Ander Theil. Der vierdte Discurß. Wie der Keyser zu Bononien/ vnd zu Rom wider die Vaͤtter zu Bo- nonien protestiert: Darumb der Papst sich zum Richter zwischen dem zu Trient vnd Bononien gemacht/ auch Placentz vergeblich wider begehrt. Wie der Key- ser das Interim verfertigt/ welches zu Rom/ vnd allenthalben vbel auffgenom- wen worden: Darauß dann ein newer Krieg entstanden. Wie der Papst wegen Parma/ sich zu tod bekuͤmmert/ deme der Cardinal de Monte succediert/ der das Concilium wider nach Trient verlegt. N Achdem nun der Keyser von dero Gesanden/ wegen der jenigen Con- ditionen/ so die zu Bononien fuͤrgeschlagen/ wie auch wessen sich der Papst darauff erklaͤrt/ berichtet worden: Ob er wol klaͤrlich verspuͤret/ daß der Papst sich nur deß Namens der Bononischen Vaͤtter/ vnd Cou- cilii zum Schein gebraucht/ sintemal Maͤnniglich bekant gewesen/ daß sie aller- dings/ durch vnd durch an jhme hiengen: Jedoch/ vnd damit ein jeder spuͤren moͤchte/ daß er nichts vnterlassen/ was jmmer moͤglich/ zu Erhaltung deß Con- cilii, an Hand zunehmen gewesen/ hat er Franciscum Vargam, vnd Martinum Velascum, naher Bononien abgefertiget/ welche dann den 16. Tag Januarij/ An. 1548. in gehabter Audientz/ in beyseyn deß Cardinals de Monte vnd Sanctæ Cru- cis, wie auch anderer Vaͤtter/ ein Schreiben vom Keyser vberreicht/ mit dieser Vberschrifft: Conventui Patrum Bononiæ. Als nun Vargas angefangen zu- reden/ hat der Cardinal de Monte also bald darzwischen geredt/ vnd gesagt: Ob- wol der H. Synodus nicht schuldig waͤre/ jhn anzuhoͤren/ dieweil das Schreiben nicht an denselben gerichtet/ als welcher kein Convent/ sondern ein Concilum we- re; wolten sie jhm doch Audientz vergoͤnnen/ aber darbey protestiert/ vnd sich ver- wahrt haben/ daß es jhnen ohne Praͤjuditz seyn/ auch andern zu keinem Vortheil gereychen/ vnd den Patribus frey vnd bevor stehen solte/ in dem Concilio fortzu- fahren/ vnd wider die vngehorsame/ vnd nicht erscheinende Rebellische/ nach Jn- halt der Rechten/ vnd mit den Straffen derselben zuverfahren. Hierauff be- gehrt Vargas, daß zuvorderst vber diese eingewande Protestation/ ein Jnstrument auffgerichtet werden moͤchte: Bate darauff die Patres, im Namen der gantzen Christenheit/ daß sie der Billigkeit gemaͤß verfahren/ vnd nicht also auff jhrem eygensinnigen Wahn/ vnd ohne genugsame vnd reiffe Berahtschlagung der Sa- chen/ gefastem Vorhaben beharꝛen wolten/ dann es sonsten nicht wol doͤrffte auß- lauffen: Dahingegen/ vnd wo sie sich dem Keyser bequemen wuͤrden/ alles gluͤck- lich vnd wol koͤnte hinauß gefuͤhret werden. Jn dem er nun also erwiesen/ wie schaͤdlich es were/ wann sie jhre Meynung E iij nicht Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ nicht aͤndern solten/ vnd welcher Gestalt hingegen deß Keysers Jntention zu Gottes Ehre/ vnd der Kirchen Wolfahrt gerichtet: Jst der Cardinal de Monte jhm abermals in die Rede gefallen/ vnd gesagt: Jch bin allhie Praͤsident in die- sem H. Concilio, vnd Pauli III. der Petri Nachfolger/ vnd Statthalter Christi auff Erden ist/ Legatus, neben diesen heiligsten Vaͤttern/ damit wir die Ehre Got- tes in diesem recht maͤssig von Trient hiehergelegten Concilio befoͤrdern. Bit- ten derowegen den Keyser/ daß er seine Meynung aͤndern/ vnd vns dißfals be- huͤlfflich seyn wolle/ vnd alle/ die diß H. Concilium jrꝛ zumachen sich vnterstehen/ mit gebührenden Straffen ansehen: Sintemal seiner Majestaͤt nicht vnbe- kant/ daß/ wer solche H. Concilia verhindert/ was Würden vnd Stands er sey/ hoͤher Straffen sich theilhafftig macht. Vnsers Theils sind wir dergestalt re- solviert/ wie es auch ergehen mag/ daß wir vns keine Draͤwungen werden lassen hindern/ sondern werden vns der H. Kirchen Ehr vnd Freyheit/ vnd deß Concilii, auch vnsere eygene Reputation vnd Authoritaͤt lassen angelegen seyn. Hierauff verlase Velasco die in Handen haltende Protestation/ deren Jn- halt dieser: Nachdem grosse Strittigkeiten in der Religion entstanden/ vnd viel Vnordnungen vnd boͤse Gebraͤuch eingerissen/ auch Teutschland von der heili- gen Kirchen getrennt worden/ haͤtte der Keyser vom Papst Leone, Adriano, Cle- mente, vnd endlich Paulo III. ein Concilium zusamlen vnd anzustellen/ instaͤndig begehrt/ darbey jederzeit vielfaltige Verhinderungen eingefallen. Was er zu Trient verrichtet/ das were am Tag. Jnmittels haͤtten Jhre Keyserliche Ma- jestaͤt fuͤrnemlich der Religion halben in Teutschland gekrieget/ vnd durch seine Tugend dieselbe Landen in Fried vnd Ruhe gebracht/ der gaͤntzlichen Hoffnung vnd Zuversicht/ es wuͤrden die jenige/ so sich jetzunder seinem wolgemeynten Jntent in Weg legen/ sich jhme bequemen. Allen deme zuentgegen/ haͤtten die hochwuͤrdige Vaͤtter eine Vrsach vom Zaun gesucht/ vnwissend jhrer Heilig- keit/ den andern die Verruͤckung deß Concilii proponiert/ auch keine Zeit gelas- sen/ den Sachen reifflich nachzudencken; also/ daß obwol etliche heilige Bischoffe sich darwider gelegt/ vnd zu Trient verbleiben wollen/ dannoch mit Zuthun etlich weniger Jtalianer/ die Translation geschlossen/ auch gleich folgenden Tag der Auffbruch naher Bononien angestelt. Der Keyser haͤtte nach erlangter Victori, instaͤndig bey dem Papst vmb die Widerkehr naher Trient angehalten/ auch die Ergernuͤß vnd Gefahr/ so in widrigem Fall erfolgen moͤchte/ genugsam vor Au- gen stellen lassen/ vnd die Sach auff dem Reichstag zu Augspurg so weit gebracht/ daß die Teutsche saͤmptlich sich dem Concilio vnterworffen. Endlich haber den Cardinal von Trient zu Jhrer Heilig. deßwegen abgefertiget/ auch den Mendoz- za mit dergleichen Werbung nach Rom geschickt. Es haͤtte aber der Papst mit jhnen zu Bononien versamleten Patribus zuvorderst davon handeln wollen; wel- che ein nichtige/ betruͤgliche vnd schluͤpfferige Antwort ertheilt/ die der Papst haͤtte billich sollen verwerffen: Der haͤtte sie aber gut geheissen/ vnd Zufolg deroselben diese Ander Theil. diese Versamlung zu Bononien/ die doch gantz vnrechtmaͤssig ein General Con- cilium genant/ vnd deroselben solche Authoritaͤt zugeeygnet/ die sie jhr selbst nicht haͤtte doͤrffen einbilden. Es sey nichtig/ daß das Concilium, wie es zu Trient versamlet gewesen/ ohne besondere Notturfft/ fleissige Erwegung der Sachen Vmbstaͤnde/ vnd allgemeine Bewilligung nicht habe koͤnnen anderst wohin ver- legt werden. Dessen alles aber vngeachtet/ weren sie die vermeynte Legaten vnd andere/ geschwind vnd hurtig von Trient entwichen/ mit falschem Fuͤrgeben/ als ob es der Ends boͤse Kranckheiten vnd boͤser Lufft regierte: Daruͤber dann auch etlicher Medicorum vnrichtige Schein vnd Attestationes außgebracht/ deren Nichtig- keit die Zeit bald hernach eroͤffnet: Gesetzt aber/ daß so grosse Noht vorhanden were gewesen/ so haͤtte sich doch in alle Wege gebuͤhren wollẽ/ es zuvorderst an den Papst vnd Keyser/ als Schutzherꝛn deß Concilii gelangen zulassen: Es sey aber alles so geschwind zugangen/ daß sie mit sich selbst nicht recht zu Raht gehen koͤn- nen. Vnd haͤtten billich der jenigen Patrum Vrsachen vnd Motiven verneh- men/ vnd in obacht ziehen sollen/ die auß jhrem Gewissen geredt; deren Meynung/ ob jhrer schon weniger gewesen/ als der andern/ billig fuͤrgehen sollen. Da man auch schon nohtwendiglich von dannen verruͤcken muͤssen/ were doch billich gewe- sen/ daß nach Jnnhalt deß heiligen Concilii Decreten/ ein ander Ort in Teutsch- land zuerkiesen gewesen. Daß aber Bononien/ als der Roͤmischen Kirchen an- gehoͤrig/ vnd da Maͤnniglich wol bewust/ daß die Teutschen nicht wuͤrden hinkom- men/ sondern genugsame Vrsachen zu der Verweigerung haben/ erwehlt vnd be- nant worden/ das lasse sich in keine wege verantworten/ sondern sey so viel gesagt/ als ob man deß Concilii vnversehens vnd mit Fleiß wollen ein End machen. De- rowegen dann Keyserl. Majest. als Oberster Beschuͤtzer der heiligen Kirchen/ vnd Schirmherꝛ deß General Concilii, damit die Strittigkeit in Teutschland eroͤr- tert/ auch das Koͤnigreich Spanien/ vnd andere dero Land/ zu einem Christlichen Leben vnd Wandel gebracht werden moͤgen/ sie vermeynte Legaten/ vnd andere Bischoffe/ so von Trient abgezogen/ hiemit ersuchen thue/ daß sie sich widerumb dahin begeben wollen; dessen sie vmb so viel weniger Bedenckens zutragen/ dieweil sie sich selbsten darzu erbotten/ so bald die/ wegen der Jnfection geschoͤpffte Forcht auffhoͤren wuͤrde. Daran wuͤrden sie der gantzen Christenheit ein be- sonders Gefallen erweisen: Jm vbrigen Fall/ thaͤten sie Gewalthabere/ krafft special von Jhrer Majestaͤt empfangenen Befehls/ hiemit protestieren/ daß die Verruͤckung von Trient nicht rechtmaͤssig geschehen/ vnd sampt allem/ was dar- auff erfolget/ oder folgen moͤchte/ nichtig sey: Vnd daß der anwesenden ver- meynten Legaten vnd Bischoffen Authoritaͤt/ als die allein an dem Papst hiel- ten/ keines wegs also beschaffen/ daß sie der gantzen Christenheit in Religionssa- chen/ wie auch die Reformation betreffend/ Maaß vnd Ordnung geben koͤnten/ sonderlich den jenigen Landen/ deren Gebrauch vnnd Sitten jhnen vnbekannt weren. Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ weren. Deßgleichen protestierten sie/ daß jhre Heiligkeit/ wie auch jhre eygene gegebene Resolution nicht rechtmaͤssig ertheilt worden/ sondern vnbillig/ voller Falsch vnd Betrug sey; vnd derowegen aller Schaden vnd Nachtheil/ Tumult/ Landsverderben vnd Auffstand/ so darauß entstanden/ oder noch entstehen moͤch- ten vnd koͤnten/ nicht Keyserl. Majest. sondern dieser Versamlung/ die man ein Concilium nennen wolle/ beyzumessen sey; deme allem doch leichtlich vnd ordent- lich koͤnte abgeholffen werden. Daß auch ingleichem der Keyser nicht füruͤber werde koͤnnen/ nach bestem Vermoͤgen diese Sachen in acht zunehmen/ vnd sich die Beschirmung vnnd Wolfahrt der heiligen Kirchen angelegen seyn lassen. Welches dann seiner Majestaͤt/ als einem Keyser vnd Koͤnig zustehe/ wie solches die alte Rechten vnd der allgemeine Consens der Vaͤtter/ vnd der gantzen Welt genugsam mit sich bringen. Endlich/ begehret er/ daß ein offen Jnstrument dar- uͤber auffgerichtet/ vnd der Keyserliche Befehl/ wie auch jhre gethane Protesta- tion/ demselben einverleibt/ vnd den Actis beygelegt werden moͤchte. Nach gethaner Protestation vbergab Velasco dieselbe schrifftlich/ wie er sie in Handen hatte/ mit angehengtem Begehren/ daß sie ad acta registriert wuͤrde. Hierauff protestierte der Cardinal de Monte mit scharpffen Worten/ vnd mit Consens deß gantzen Synodi hingegen/ daß sie viel ehe den Tod begierig leyden/ als solche Exempel in die heilige Kirchen einfuͤhren wolten lassen/ daß die welt- liche Obrigkeit ein Concilium versamlen solte. Der Keyser sey ein Sohn/ vnd kein Herꝛ/ oder Meister der Kirchen; Er/ der Cardinal vnd sein Collega, weren deß heiligen Apostolischen Stuls verordnete Legaten/ die auch keine Schew truͤ- gen/ für GOtt/ vnd fuͤr dem Papst jhr Verrichtung/ Red vnd Antwort zugeben; in gewisser Hoffnung/ jnnerhalb wenig Tagen/ auff die beschehene Protestation/ eine Resolution zuerhalten. Zu Rom hatte Mendozza Antwort vnd Befehl vom Keyser empfangen/ nur fortzufahren/ vnd fuͤr dem Papst/ in beyseyn der Cardinaͤl/ vnd aller der Ends anwesende Gesanden zu protestieren. Nachdem er nun berichtet wor- den/ wie die Sachen mit Velasco vnd Varga zu Bononien abgelauffen/ hatt er im Consistorio sich gefunden/ vnd kniend für dem Papst die Protestation/ so er geschrieben in Haͤnden hielte/ abgelesen. Der Anfang war von deß Keysers grossem Fleiß vnnd vieler Sorg/ wegen der Vergleichung der zwyspaltigen Re- ligion in Teutschland/ vnd was er deßwegen mit Leone, Adriano, Clemente, vnnd mit jhme Paulo selbsten tractieret/ wegen Versamlung eines Concilii, welchem ein Theil der Teutschen sich nicht haͤtten vnterwerffen wollen: Also daß er der Keyser auß Christlichem Eyffer sie durch Kriegsmacht zum Gehorsam ge- bracht/ bey welcher Execution der Papst zwar etwas geringes an Volck zuhuͤlff geschickt/ damit er nicht gar darfür angesehen wuͤrde/ als wolte er das gemeine Wesen verlassen: Es were aber gewiß/ vnd ausser Zweiffel/ daß solcher schwere Krieg allein durch Keyserliche Macht vnd Gewalt zu Ende erzwungen. Jumit- tels Ander Theil. tels/ als seine Majestaͤt in solchem schwehren Obligen begriffen/ were das gute zu Trient angefangene Werck durch die schaͤdliche Verruͤckung deß Concilii, mit Vorwendung solcher Vrsachen/ die nicht wahr weren/ vnd keinen rechten Schein haͤtten/ vnterbrochen worden; eintzig vnd allein zu dem End/ damit es den gewuͤndschten Zweck deß gemeinen Friedens vnd Ruh nicht erlangen moͤch- te/ vngeacht/ daß der verstaͤndigste vnd Gottseligste Theil der Patrum sich darwi- der gelegt/ vnd zu Trient wuͤrcklich verblieben/ denen dann das Praͤdicat deß Concilii, vnd nicht den jenigen/ so nach Bononiengezogen/ gebuͤhre/ wiewol seine Heiligkeit solchen Titul den andern geben/ weil sie dero anhangen/ vnd derosel- ben eygen Willen mehr/ als deß Keysers/ Ferdinandi, vnd aller Fuͤrsten deß Reichs Bitten vnd Anhalten in acht nehmen/ es gehe dem zerruͤtteten Teutsch- land daruͤber/ wie es wolle/ die Verfuͤhrten werden bekehrt/ oder nicht; da doch die hoͤchste Notturfft erfordert/ nachdem sich dieselbe dem Concilio vnterworffen/ daß man sich widerumb naher Trient begeben thaͤte. Als nun er/ der Papst/ durch jhn den Gesanden/ instaͤndig deßwegen ersucht worden/ haͤtte er eine geschraubte vnd vnerhebliche Antwort darvon getragen/ darauß abzunehmen/ daß die Christliche Bitt/ so Jhre Heiligkeit von jhme/ als einem Keyserlichen Gesanden/ den 14. vnd 27. December/ wie auch den 16. Ja- nuarij von andern Keyserlichen Gewalthabern geschehen/ allerdings ausser acht gelassen worden. Derowegen er dann hiemit protestiert haben wolte/ daß die Verruͤckung deß Concilii, vnd Verlegung naher Bononien/ nichtig vnnd vn- rechtmaͤssig sey: Vnd daß sie Strittigkeiten in der Kirchen erwecken/ auch die Catholische Religion in Gefahr setzen werden. Zugeschweigen/ daß die Kirch zu gegenwaͤrtiger Zeit/ dardurch sehr geaͤrgert/ vnd verwuͤstet worden. Dannen- hero auch alle Zerruͤttung/ Ergernuͤssen/ vnd Vnheil/ so darauß jetzt vnd ins kuͤnfftig entstehen moͤchten/ Jhrer Heiligkeit zuzumessen sey/ als welche/ vngeach- tet/ sie biß auff das Blut darwider seyn solte/ dieselbe befoͤrdere/ vnd denen/ so sol- ches Vbel anstiffteten/ Vorschub thaͤte: Also/ daß Jhre Majestaͤt/ auß Seiner Heiligkeit Veranlassung vervrsacht werde/ als ein Keyser vnd Koͤnig/ nach Jn- halt der alten Vaͤtter Schrifften/ vnd allgemeinen einhelligen Consens aller Verstaͤndigen/ selbsten zu den Sachen/ nach bestem Vermoͤgen thun. Wan- de sich darauff zu den Cardinaͤlen/ vnd sprach: Nachdem der Papst nicht zu dem Frieden in der Religion/ vnd zu der Wolfahrt der Teutschen Landen/ wie auch zu der Verbesserung der boͤsen eingerissenen Gewohnheiten geneigt/ so thaͤte er die deßwegen gethane Protestation auch gegen sie erholen/ auff den Fall/ sie in gleich- maͤssiger Fahrlaͤssigkeit verharꝛen wuͤrden. Liesse demnach die in Handen ge- habte Schrifften hindersich; vnd weil jhm kein Antwort darauff worden/ zohe er also ab. Der Papst/ als er die von Mendozza geschehene Protestation erwogen/ vnd mit den Cardinaͤlen berahtschlaget/ merckte/ daß er ziemlich eng eingethan/ vnd Ander Theil. F daß Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ daß viel Ding/ so seiner Reputation entgegen/ darinnen begriffen: Daß auch das Spiel vnter jhnen gespielt/ vnd ein ander Mittel vorhanden were/ als auff solche Wege zugedencken/ wie er sich Neutral vnd zum Richter zwischen denen/ so die Translation jhnen belieben/ vnd den andern/ die jhnen solche mißfallen lies- sen/ machen koͤnte. Dahin nun zugelangen/ war nohtwendig/ daß er die Protestation von sich abwendete/ als ob sie nicht wider jhn/ sondern wider die zu Bononien were gesche- hen. Darumb nahm er sich an/ der Gesand haͤtte der Sachen hierinn zuviel ge- than; ließ den Mendozza zur Audientz fordern/ zeiget jhm an/ die Sach were von boͤser Consequentz/ vnd pflegte einen Vngehorsam nach sich zuziehen; er liebte den Keyser/ wie ein Vatter seinen Sohn/ vnd were jhm nicht lieb/ daß dieses nach erhaltenem Sieg/ darbey er sein bestes gethan/ vorgienge: Schoͤpffte doch Trost/ dz deß Keysers Meynung nit wider den Papst/ sondern die zu Bononien in der Pro- testation gerichtet; vnd Hochfürstlich erwogen/ daß der Papst hierinnen Richter were/ vnd also die Protestation nach dem Außschlag dienen solte. Darumb solten die Vaͤtter zu Trient geklagt/ vnd der Gesand sein Begehren nicht verkehrt haben; wie dann deßwegen alles gefallen. Wolte doch ohne Schew antworten: Man koͤnte jhn keiner Fahrlaͤssigkeit beschuldigen/ weil deß Keysers Kriege jhn an Versamlung deß Concilii verhindert: Desselben beschehene Translation wolte er vorbehaͤltlich entscheyden vnd vrtheilen. Wer die zu Trient lobe/ der lobe die/ so sich von dem Leib der heiligen Kirchen abgesondert. Er sey nicht wi- der die Widerkehr/ wann sie ohne Nachtheil der andern Nationen geschehe. Der heilige Geist sey an Trient nicht gebunden/ noch Teutschland alleinig zu beobach- ten/ oder also auch Engelland: Er mercke/ daß der Verdruß/ wegen ergangener vnd künfftiger Decreten herruͤhre: Waͤre nicht fahrlaͤssig/ vnd trüg ein ander Ampt/ als der Keyser. Verordne demnach zu dieser vor jhn zuruͤck gezogenen Sach/ die vier Cardinaͤl Pansium, Burgesium, Polum vnd Crescentium, mit Ver- bott einiger Newerung/ vnd besetze in Monatsfrist alle Fundamenta der Tren- nung beyzubringen. Aber Mendozza protestiert von newem/ er haͤtte dessen vom Keyser sonder- baren Befehl gehabt. Die Keyserischen kitzelten sich mit diesem Schlupffwin- ckel der abgelehnten Protestation/ vnd wurden eitiert/ mit angehaͤngtem Ver- weiß daß er vom Keysermuͤssen vernehmen/ was sie selbst jhme dem Papst/ haͤt- ten sollen vortragen. Die Antwort war von Trient/ daß sie gnugsame Vrsach angezeigt/ vnd der Keyser/ als einen Schutz- vnd Schirmherꝛn der Kirchen an- gelangt/ baten in keinen Proceß gezogen zuwerden/ mit Bezeugung jhres wol- meynenden Gemuͤths. Vnd also gab es etliche Wortvnd Antwort. Die vier deputierte Cardinaͤl wusten nicht auß der Sach zukommen: Solten sie die Ver- ruͤckung gebilliget/ vnd in Abwesen der widrigen vor rechtmaͤssig erkant haben/ aber hernach nicht Mittel gehabt/ solchen Außspruch in das Werck zusetzen/ wer eine Ander Theil. eine Trennung entstanden. Vnd war auch kein einiger Weg vorhanden/ den Gegentheil dahin zubringen/ daß er sich in das Recht einliesse. Derowegen dann der Papst sehr sorgfaͤltig vnd beaͤngstiget gewesen/ weil er noch viel weniger ei- nig Mittel zuerdencken wuste/ diesem Streit ohne Gerichtlichen Proceß abzu- helffen. Vnd hie wolt es Nagelnewe Haͤndel geben/ weil der Keyser/ nach Ableben deß Hertzogen von Placentz/ die eingenommene Orth vnd andere im Hertzog- thumb Parma (so an Meyland zuhefften waren) verzog abzutretten: Dar- umb der Papst/ wolwissend/ daß auff sein achtzigjaͤhriges Alter gesehen wurde/ dem Keyser zuerkennen geben/ die jenige/ so Placentz/ als ein Kirchengut/ einge- nommen/ weren in seine Censur vnd Paͤpstlichen Bann gerahten/ zu dessen De- claration er auch schreiten wolte/ wo die Restitution nicht jnnerhalb eines ge- wissen Termins erfolgte. Der Keyser antwortet: Der Papst solte die Bandi- ten auß dem Koͤnigreich Neapels nicht vnterhalten/ vnd keine Practicken schmi- den. Placentz haͤtte der Roͤmische Stul von Meyland abgezwackt/ vnd da er einige Anforderung darzu wuͤste vorzuweisen/ solte jhm Recht widerfahren. Al- so wolten die geistliche Waffen/ ohne eusserliche Macht/ nichts verfangen/ so war der Papst alt/ wolte auch den Kirchenschatz nicht angreiffen/ vnd konte die Vene- tianer nicht in Harnisch bringen/ wie dann auch in Franckreich wenig zuerlan- gen. Dannoch entschlossen/ das Concilium auß seiner Bottmaͤssigkeit nicht zu- lassen/ vnd weil kein Raht zufinden/ den Außgang dem Gluͤckzubefehlen. Jn deß hielte der Keyser seine Voͤlcker auff den Beinen/ vnd haͤtte dem Teutschen Relt- gionswesen gern abgeholffen/ sahe abermal/ daß es vnmoͤglich zuerzwingen/ weil auch der gefangene Churfuͤrst lieber den Tod leyden wollen/ als sich verpflichten/ dem Concilio zuvnterschreiben. Vnd ob schon der Keyser auff dem Reichstag zu Augspurg/ da alles mit seinen Kriegsknechten auff dem Land vberschwemmet/ vor allen Dingen an die Staͤnde begehrt/ sie solten sich dem Concilio vnterwerf- fen/ auch der Protestanten Religion in der Statt abgethan/ vnd die Paͤpstische wider eingefuͤhret/ also daß es schiene/ mit den Protestierenden auß seyn/ blieben doch sie auff jhren ersten Bedingungen/ wegen deß Concilii. Es gab aber grossen Vnwillen wider den Keyser/ daß er die zween gefangene Fuͤrsten/ sonderlich den Landgraffen in ewigem Gefaͤngnuͤß zuhalten sich entschlossen/ ob schon deß Land- graffen Gemahlin durch deß Keysers Schwester Maria/ vnnd beyde Chur- fuͤrsten/ Sachsen vnd Brandenburg/ bey dem Keyser selbst/ wie auch durch deß Keysers vnd Ferdinandi Soͤhne/ Philippum vnd Maximilianum steiff an- hielten. Sonsten gedachte der Keyser zwischen zweyen Wassern zuschwimmen/ (gleich wie der Papst) vnd ließ ein Formular durch Julium Pflugium, Michaë- lem Sydonium, vnd Johannem Jslebeium abfassen/ welches beyden Theilen so fern genehm seyn koͤnte/ biß das Concilium zu End gelangen moͤchte/ deßwegen F ij auch Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ auch genannt Interim. Als aber solch Buch nach Rom kommen/ war Jeder- maͤnniglich sehr daruͤber bestuͤrtzt/ daß ein weltlicher Herꝛ/ in einer weltlichen Versamlung von Religionssachen tractiert/ vnd einen Schluß gemacht; vnd zwar nicht in einem allein/ sondern in allen Artickeln/ so strittig worden. Die Ge- lehrten erholten auß den vhralten Geschichten/ daß Zenon ein Enoticum, Hera- clius, ein Ecthesin, vnd Constans die Typos auffgesetzt/ vnd wie zu mehr- malen so grosse Tyranney in der heiligen Kirchen durch die Constitutiones Im- peratorum waͤren vervrsacht worden: Sonsten/ oberzehlte drey Stuͤck/ haͤtten vor diesen Zeiten nichts guts/ sondern nur grosse Spaltung in der Kirchen an- gerichtet: Darzu koͤnte man wol das Interim Caroli V. vor das vierdte hinzu- setzen; vnd waren fast in den Gedancken/ als ob es der Keyser Henrico VIII. in Engelland nach thun/ vnnd sich zu einem Haupt der Kirchen machen wolte. Dahero dann desto groͤsser Gefahr zubesorgen/ weil solche Oberherꝛschafft in Re- ligionssachen nicht nur eine eintzige Jnsul/ sondern Spanien/ Jtalien/ Teutsch- vnd andere vmbligende Laͤnder begreiffen thaͤte: Vnd zwar eusserlichem Anse- hen nach/ solch Interim Catholisch/ aber an sich selbsten vnd in der Wahrheit der Catholischen Lehr gantz zuwider waͤre; wie dann solches von Puncten zu Pun- cten sich erwiese/ sonderlich in dem Capitel von der heiligen Kirchen/ da die Ei- nigkeit derselben nicht auff ein sichtbarliches Haupt/ so doch das fuͤrnembste/ ge- richtet sey: Vnd das noch das aͤrgste/ so wuͤrde darinnen von einer vnsichtba- ren/ in Einigkeit der Christlichen Lieb versamleten Kirch geredet/ welche doch auch hernacher vor vnsichtbar gehalten werde; dardurch sein artig/ jedoch schein- licher Weiß/ die Hierarchia vernichtet/ falle/ vnd Lutheri Meynung gestaͤrcket/ wachse. Vnd sonderlich werde darinnen vor das rechte Kennzeichen der wah- ren Kirchen/ die Lauterkeit vnd Wahrhafftigkeit der Lehre/ vnd der rechte Ge- brauch der heiligen Sacramenten vorgestelt: Das erste Gemerck aber/ so da ist der Gehorsam gegen Paͤpstlicher Heiligkeit zu Rom/ außgelassen; welches in keinem Weg zugesta en: Wie auch dieses nicht/ daß der Papst in remedium schismatis, vnd die Bischoffe de jure divino gesetzt werden: Neben Gestattung der Priester-Ehe. An dem gantzen Paͤpstischen Hoff hoͤrete man nichts anders/ als daß es de summa rerum gespielt/ daß die Fundament der Kirchen erschoͤllert/ vnd also hochnoͤhtig waͤre/ sich mit aller Macht in Weg zulegen. Der Papst aber sahe biß auff den Grund/ vnd merckte/ daß der Keyser eygennuͤtzig/ vnd hochmuͤhtig waͤre/ als wuͤrde kein Widerstand mehr zu finden seyn/ welcher sich doch bald auff beyden Seiten nach der Publication eraͤugen solte/ wie auch geschahe. Dann der Bapst/ damit man seinen Widerwillen nicht merckete/ ließ dem Keyser auff dem Reichstag durch Sfondrat nur etliche Puncten fürhalten: Der Gebrauch deß Kelchs im Abendmahl waͤre allbereit durch alte Gewohnheit der Kirchen abge- than; stuͤnde derowegen bey dem Bapst/ denselben wider zuerstatten. Jnglei- chem Ander Theil. chem es auch mit der Priester Ehe beschaffen. Jtem/ deß Keysers Vorhaben waͤre gut/ die Lutheraner im Zanm zuhalten/ doch muͤste man jhnen nicht allzu- viel in den Ceremonien verstatten. Vnd damit die Clerisey in Teutschland auff gutem Wege blieb/ ließ er begehren/ daß die eingezogene geistliche Guͤter wider ab- getretten würdẽ/ moͤchtẽ sonst als rechtmaͤssig verwendet/ geachtt werden. Dabey man dann keines Concilii eben erwarten muͤste/ sondern koͤnte vnverzuͤglich zur Execution greiffen/ vnd weil das Spolium offentlich bekannt/ de simplici \& plano schleunig vnd auß Keyserlicher Macht verfahren; welches den Teutschen Praͤ- laten mißfallen koͤnnen. Darumb setzt der Keyser eine Vorrede vor das Buch/ vnd ließ es den fuͤnffzehenden Maij in Lateinischer/ Frantzoͤsischer vnd Jtaliani- scher Spraach drucken. Der Churfuͤrst stund auff/ vnd danckte deßwegen in al- ler Namen; vnd weil auß Forcht sich niemand offentlich widersetzen doͤrffen/ ge- schahe es doch absonderlich. Neben diesem ließ der Keyser den 14. Junij eine Reformation deß geistlichen Stands in 22. Artickeln/ vnd vielen Reguln publi- cieren/ welche aber weniger/ als das Interim, geachtet worden. Dann ein Ge- neral- vnd Fundamental-Regul an dem Roͤmischen Hoff ist/ daß kein Weltli- cher/ weß Stands vnd Wesens der auch sey/ der Clerisey Maß vnd Ordnung ge- ben koͤnne/ es sey auch so wol gemeynt/ als es jmmer wolle. Wenig Tag her- nach verordnet der Keyser/ gegen S. Martinstag die Synodos Diæcesanas, vnd vmb Fasten die Provinciales zuhalten. Den letzten Junij hatte der Reichstag zu Augspurg ein End/ vnd wurd der Abscheid publiciert/ in welchem dem Keyser versprochen/ daß das Concilium zu Trient continuirt/ vnd foͤrderlich wider an Hand genommen werden solte; mit angehengtem Befehl/ daß alsdann alle Geistliche/ wie auch der Augspurgischen Confessionsverwande/ vnter sicherem Gelait sich dabey befinden vnd einstellen solten: Da dann alles nach dem Wort GOttes/ vnd der alten Kirchenlehrer Buͤchern verhandelt/ vnd Maͤnniglich zu Genuͤgen gehoͤret werden solte. Der Cardinal zu Augspurg gab dem Keyser den Raht/ Er solte diese Mandaten durch den Bapst lassen vollnziehen; der dann zween Nuncios gesand/ die nur Ablaß vnd Absolution verkuͤndigten/ auch in Feyertaͤgen/ Ordenskleidungen/ Fasten- speisen/ vnd dem Kelch selbsten zu dispensieren. Als nun der Keyser von Aug- spurg verreyßt/ fand er allenthalben wegen deß Interims Widerspenstigkeit; dann die es nicht annahmen/ beschoͤneten sich mit dem Keyser selbst/ der es nicht ange- nommen/ bey denen/ so es angenommen/ gab es grosse Verwirrung/ welche zu einem Streit von den Mitteldingen/ so man thun oder lassen koͤnne/ Vrsach ge- geben. Jn Nidersachsen entschuldigten sich die Staͤtte beweglich/ vnd Magde- burg verachtets/ darumb sie auch in die Acht gefallen/ vñ einen langwirigen Krieg außgestanden/ welcher auch drey Jahrlang dergestalt glimmete/ daß er hernach dem Keyser alle seine Siegmahl verbrennt/ vnd zunichten gemacht hat. Doch F iij gien- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ giengen die Reformationen fort/ wie sie konten/ mehr zum Schein vnd Gehor- sam/ als auß Eyffer. Als nun das Concilium zwey Jahr lang zu Bononien gleichsam geschlaf- fen/ schrieb den siebenden November dem Bapst/ Hertzog Octavius sein En- ckel/ er wolte sich mit Ferdinand Gonzaga/ wegen der Statt Parma/ so Baͤpstliche Heiligkeit/ als ein Pertinentzdeß Apostolischen Stuelsjnnen haͤtte/ vergleichen: Dahero den Bapst ein solch Wehmuht vnd Zorn angestossen/ daß er/ wie tod da- hin gefallen; vnd ob er gleich etliche Stund hernach wider zu sich kommen/ in ein Fieber gefallen/ das jhm vber drey Tag nicht diß Leben goͤnnen wollen. Cardi- nal de Monte verfuͤgt sich nach Rom/ der newen Wahlbeyzuwohnen. Die Car- dinaͤl waren Keyserisch/ Frantzoͤsisch/ vnd Farnesisch/ welche letzte durch Beyfall der Frantzosen/ erhielten/ daß Johannes Maria de Monte zu einem Bapst den 8 Februarij erwehlet/ die Capitulation von Fortsetzung deß Concilii geschworen/ den drey vnd zwantzigsten gecroͤnet/ vnd den fuͤnff vnd zwantzigsten die Porta Sancta zum Jubel-Jahr durch jhn eroͤffnet worden. Er gab seinen Cardinals- Hut seinem gewesenen Diener/ der von Florentz buͤrtig/ von vnbekanten El- tern/ ließ jhn von seinem Bruder Baldwein adoptiern/ vnd Innocentium de Monte nennen: Welches alles viel Paßquillen vervrsachte. Er wolte Ju- lius III. genant seyn: Sein Vatter war Vincentius Fabiani filius, zu S. Sabi- nenberg/ ein fuͤrtrefflicher Gelehrter in Baͤpstischen Rechten/ sonsten genant Cioc- chi; seine Mutter ein Edele von Senen. Er vberlegt den Handel tieffsinnig/ wegen deß Concilii, vnd befand der Keyser nicht mehr so gar gefaͤhrlich/ als zu- vor: Dann die zween Fuͤrsten/ so er gefangen hielte/ waͤren zween Woͤlff/ die er bey den Ohren gefast. Die Reichsstaͤtte giengen mit einer offenbaren Rebel- lion schwanger; die Geistlichen seyen der gewaltsamen Herꝛschung vberdruͤssig: So trachten der Sohn vnd der Bruder/ ja Enckel/ nach dem Kerserthumb/ wel- ches Vngelegenheit genug zuziehen wuͤrde: Hielte doch sein Vorhaben in ge- heim/ vnd befahl etlichen Cardinaͤlen/ deren die mehrere gut Keyserisch/ den Handel zuberahtschlagen: Da sich dann/ wegen deß Frantzosen die groͤste Be- schwerd befand/ weil derselbe bißher so hart vor den Bapst wider den Keyser ge- wesen: Vnd dann wegen der Protestierenden/ weil der Bapst in seiner Bull/ so er auff den andern Reichstag nach Augspurg gesand/ außdruͤcklich geschrieben/ daß er nicht allein in dem Concilio praͤsidieren vnd vorstehen/ sonder auch das Di- rectorium fuͤhren wolte: Jtem/ daß es nur solte in vorigem Stand/ wie es ver- lassen/ reassumiert vnd fortgestelt werden/ als wann alle verhandelte Sachen auch die Protestierende/ deren sie doch/ als abwesend/ nicht kündig waren/ binden muͤsten. Solches nun vmb etwas zulindern/ ließ der Keyser den Bapst angelan- gen/ durch sein Gesanden/ der die Sach also vortruge: Gleich wie ein Waidmann/ dann er das Thier fangen wil/ den Strick allgemach zuzeucht/ vnd sich wol vor- siehet/ Ander Theil. siehet/ dz es weder Fewer sehe/ noch Lonten rieche/ oder dergleichen etwas empfinde/ welches es gantz toll vnd desperat machen doͤrffte/ daher jhme hernach die Staͤrcke vermehrt wird: Also müste man es mit den Protestierenden halten/ vnd sie mit guten glatten Worten zum Concilio bringen/ sie fein anhoͤren/ vnterrichten vnd bereden/ vnd wann sie nun darinnen seyen’/ zu rechter Zeit den Handel andeu- ten/ daß man aber jetzt ein Vrtheil vber sie faͤlle/ ehe sie gehoͤrt/ werde sie nur desto vnsinniger vnd widerspenstiger machen. Der Bapst antwortet gar frey: Es soll jhn keiner lehren/ wie es thue/ mit einer eingesperreten Katzen. Der Gesand sagte: Die Wahrheit wolle nicht allemal gesagt seyn; Leonis vnd Ca- jetani harte Wort haͤtten diese tieffe Wunden geschlagen/ welches Clemens vnd Paulus offt beklagt: Jetzt koͤnte man Teutschland mit Manier vnd glatten Worten wider herbey bringen. Daruͤber der Bapst schier in Zorn kommen: Man muͤste Christi Lehr/ vnter andern auch diese/ daß die Goͤttliche Majestaͤt jhn zu jhrem Statthalter/ zum Haupt der Fuͤrsten/ vnd fuͤrnembsten Liecht der Welt verordnet/ ohne Schew/ zur Zeit vnd zur Vnzeit predigen/ vnd das Liecht nicht vnter einen Schoͤffel setzen/ sondern auff den Leuchter. Vnd als der Ge- sande von der Güte/ daß auch Paulus jederman alles/ den Juͤden vnd Heyden worden/ vorgeschuͤtzt/ ließ es der Bapst bey dem Cantzley- Stylo bleiben/ vnd bestund auff seiner Vorfahren Manier/ wolte auch deßwegen ein andere Bull außfertigen. Der Bapst ließ Octavio Farnesio Parma wider einraͤumen/ vnd er- laubte jhm/ mit vnbesonnenen Worten/ da er vmb continuirliche Gelthuͤlff vnd Voͤlcker/ auß Beysorg deß Meylaͤndischen Statthalters/ ansuchte: Er moͤch- te es machen/ wie er wolte; sich durch seinen Bruder Horatium, so deß Koͤnigs in Franckreich Schwester geheuratet/ an Franckreich zuhangen/ vnd Frantzoͤsi- sche Besatzung einzunehmen; welches dem Keyser mißfiel/ daß er den Bapst zu einem scharpffen Edict vnd Citation wider jhn verreitzt/ dardurch grosse Vngelegenheit entstanden. Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der fuͤnffte Discurß. Wie Magdeburg belaͤgert/ vnd vertragen worden. Wie es zu Tri- ent zwischen Franckreich/ den Teutschen/ vnd dem Papst ergangen/ sonderlich/ wegen deß Gelaits. Von Ferdinandt Bann: Ciconiæ Predigt i Churfuͤrst Moritzens Verschlagenheit: Der Protestierenden Anhalten. Churfuͤrst Moritz nimpt Augspurg ein: Das Concilium wird eingestelt/ Der Keyser flieht/ macht Fried zu Passaw: Hatte in vielen Stuͤcken gefehlet. V Nd weil der Keyser vor seiner Abreyß auß Niderland/ die Jnquisition deren Orten lassen publicieren/ daß die Teutsche vnd Engellaͤndische Kauffleut/ deßwegen fortzugehen gedachten/ vnd eine Auffruhr in dem Land bevor stunde: Die Koͤnigin Maria aber/ Regentin/ vom Keyser zu Augspurg in Person nichts ferners erhalten/ daß das Edict nur auff die Ein- heimische gelte: Vber diß auch die gefangene Fuͤrsten/ sonderlich/ den Landgraffen wider gegebenes Wort nicht loß liesse/ macht sich in Sachsen an der Elb ein An- fang zu einiger Buͤndnuͤß/ zwischen Sachsen vnd Brandenburg wider den Key- ser/ damit er nicht Teutschland gantz vnter sich braͤchte. Kurtz zuvor zohe Hertzog Georg von Meckelnburg/ wider die Statt Magdenburg/ wie auch Hertzog Moritz/ vnnd Marggraff Joachim/ beyde Churfuͤrsten/ Hertzog Henrich von Braunschweig vnd Marggraff Albert von Brandenburg/ vnd werden diese zwo Vrsachen der Belaͤgerung/ so den 4. O- ctober 1550. angefangen/ im Außschreiben gemeldet: Erstlich/ weil sie den Thumbherꝛn Raub/ Leyd vnd Schmach angelegt/ welches sie dannoch so fern ge- standen/ daß es zu Erhaltung jhrer/ vom grossen Ottone erlangten Freyheiten: Darnach/ daß sie deß Keysers Interim nicht wollen annehmen Vnd deßwegen thaͤt sie der Keyser Anno viertzig sieben/ vnd viertzig neun/ in die Acht erklaͤren/ vnd hat sie jederman preiß gemacht/ auch die benachbarte Fuͤrsten vnd Staͤnde zur Execution auff alle Manieren angetrieben. Die Magdeburger fielen auß/ wur- den vom Meckelnburger geputzt/ liessen eine Schrifft ergehẽ erboten sich alles zu- thun/ wann sie nur ruͤhig/ vnd bey gutem Gewissen bleiben koͤnten/ wolte es dan- noch außstehen vnd gewertig seyn/ was GOtt vber sie verhaͤngen wuͤrde: Ent- schuldigten sich auch der außgestrewten Aufflagen/ so gut sie konten. Aber die Thumbherꝛn hielten an/ vmb zwey tausend zu Pferd/ vnd acht tausend zu Fuß/ auff deß Reichs Vnkosten zuerhalten. Der Keyser verwilliget jhnen auß dem Reichskasten alle Monat sechtzehen tausend Guͤlden/ neben Abstattung der hun- dert tausend Guͤlden/ so bereyt darauff gangen waͤren; benahmbt Churfuͤrst Mo- ritzen Ander Theil. ritzen auß Sachsen zu einem Feldherꝛn/ vnd Caspar Schwenden zu deß Reichs Leutenanten. Jn der Statt war Graff Albert von Manßfeld/ Johann von Coͤlln sein Leutenant/ vnd andere wolversuchte Kriegsleute: Doctor Levinus Erodius Stattraht. Sie fielen auß den neundten December/ thaͤten grossen Schaden/ vnd brachten Hertzog Georgen von Meckelnburg gefangen in die Statt: Vnterliessen nicht/ auff der Elb alle Notturfft hinein zurafflen/ auch jhr Viehe vnter dem Geschütz außzutreiben. Jn wehrender Belaͤgerung war kein Mangel/ als an Besemen: Sintemal ein Pfund Fleisch einen Groschen/ vnd ein Kandel Bier noch vmb vier Groschen zubekommen gewesen. Es gab viel leichte Treffen/ vnd wurden auff einen Tag vierhundert vnd sechszehen/ auff einen andern dreyhundert vnd zwantzig/ vnd aber auff einen andern dreyhundert sechs vnd fuͤnfftzig Geschoß auß groben Stuͤcken auff S. Jacobs Thurn gezehlt/ ehe er fallen wollen. Man handelt offt/ doch vergeblich/ von dem Frieden: Die Kriegsknecht rumorten in der Statt/ forderten jhren Sold mit Vngestuͤm/ die Lebens mittel zergiengen/ daß man das wehrlose Gesindlein muste auß der Statt schaffen/ das Gelt gebrache/ vnd da die Buͤrger kein Silbergeschirꝛ mehr hatten/ welches sie vnderschiedlichen malen/ auff eins vom hundert/ in jedem Monat dar- geliehen/ stempelt man Kuͤpffern Muͤntz. Auch mangelt es anheimlichen Raht- schlaͤgen vnd Verraͤhtereyen nicht: Doch vberstunden sie alles/ biß in den O- ctober deß 1551. Jahrs/ da zu Wittenberg der Fried mit diesem Beding geschlos- sen worden: Die Magdenburger solten dem Keyser zu Fuß fallen/ nichts wi- der Burgund vnd Oesterreich fuͤrnehmen/ dem Reichsvrtheil sich vnterwerffen/ den Augspurgischen Reichs-Abschied annehmen/ einem jeden zu Recht erschei- nen/ die Vestungen nach deß Keysers Erkantnuß schleyffen/ dem Keyser die Statt jederzeit offen halten/ Keyserliche Besatzung einnehmen/ fuͤnfftzig tau- send Guͤlden dem Reichskasten erlegen/ zwoͤlff der grossen Stuͤck dem Keyser lieffern/ den Hertzogen von Meckelnburg auff freyen Fuß stellen. Churfuͤrst Moritz legt zwoͤlff Faͤhnlein Knecht vnd zwey Cornet Reuter hinein/ nachseinem Einritt. Vnd hie wurd ein Buͤndnuͤß mit dem Koͤnig in Franckreich/ vnd dem Churfuͤrsten/ Marggraff Alberten von Brandenburg/ vnd den Hertzogen von Mecklenburg wider den Kayser/ theils wegen deß gefangenen Landgraffen in Hessen/ vnd deß Interims, theils wegen der Statt Parma/ getroffen: Darumb auch der Magdeburgische Krieg nur destolaͤnger auffgezogen worden/ biß Chur- fuͤrst Moritz seine rechte Zeit ersehen/ dem Kayser abzusagen. Jn deß gab es viel Vnterhandlens d der Frantzoß/ vnd der Papst von Parma wolten abstehen/ aber alles vergebens. Darumb schrieb der Frantzoß ein Natio- nal Concilium auß/ fordert ein jeden Praͤlaten zu seiner Stell/ welches der Papst auff alle wege suchte zu verhindern. Doch hielten etliche darfuͤr/ der Papst haͤtte diß Fewer auffgeblasen/ damit man nicht jhme/ sondern dem Frantzosen müste die Schuld deß zerstobenen Concilii beylegen. Der Kayser trieb in dessen/ Ander Theil. G man Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ man solte bey dem Concilio erscheinen/ drumb ließ der Churfürst Moritz durch Philippum die Saͤchsische Bekamnuß vnd Hertzog Christoff von Wuͤrtemberg ein gleiche/ doch absonderliche/ allen Verdacht zu meiden/ auffsetzen/ auff daß man solches zu Trient koͤnt vortragen. Allein fordert Churfuͤrst Moritz/ wegen deß bekanten Exempels zu Costnitz/ vber deß Kaͤysers Geleyth/ auch ein anders vom Concilio, wie den Bohemen zu Basel mehr willfahrt worden: welches der Kaͤyser jhm versprach zu erlangen. Schickte auch drey Gesandten nach Trient; da es grossen Tumult auff Spanischer Seythen geben/ weil der Frantzoß an Conventum sanctissimum geschrieben/ vnd nicht an das Concilium: auch ein vnderscheid machte/ zwischen dem Bapst vnd dem Roͤm. Stuhl/ in dem er wegen Parma kriegte/ vnd nicht wollen zugeben/ daß die mehrere Stimmen solten gel- ten. Als nun der Articul vom H. Abendmal vorgenommen worden/ erjnnerten die Kaͤyserischen man solte wegen der Protestir enden damit einhalten; doch fuhr man fort/ vnd ertheilt jhnen ein solch Geleyth/ vnter der Versamblung Nahmen/ daß der Bapst vnd sein Ansehen außgeschlossen blieben. Doch erschienen die Wuͤrtembergische/ vnd hernach die Straßburgische sampt andern Staͤtten/ die aber der Legat nicht hoͤren/ weniger jhre Bekantnussen/ auff daß es keine Weitlaͤufftigkeit gebe/ wann sie sich nicht/ liessen demuͤtig vnderweisen/ wollen verlesen lassen; welches dem Kaͤyser nicht wenig mißfallen/ der doch alles gern zum bestengewendet haͤtte; vnd begehrten vor jhre Theologos das Geleyth. Auch hielt der Kaͤyser sein Hofflager zu Jnßbruck/ drey Tagreisen von Trient/ damit er dem Concilio, vnd den Haͤndeln wegen Parma desto naͤher seyn koͤnte: welches aber dem Bapst was Argwohn erweckte. Vnd dieweil ein Geschrey von Churfuͤrst Moritzen Kriegsverfassung außkam/ begehrten die drey Geistl. Chur- suͤrsten vom Kaͤyser Erlaubnuß nach Hauß zu ziehen/ vnd Trient zu verlassen: Welches der Kaͤyser abgelehnt/ weil etliche Kriegsknecht in Thuͤringen auß Noth gestreyfft/ vnd auff jhre Geldervnd Abdanckung/ die erst erfolgen solten/ nur war- teten. Zu deme auch Churfuͤrst Moritz ehist sich bey jhm selbst wuͤrde ein stellen. Derselb versand Wolff Koͤbern vnd Leonhard Badenhorn nach Trient/ begehrt ein formliches Geleyth/ daß der Bapst die Bischoffe jhres Eyds entließ/ vnd nicht Richter wer/ welches die Baͤpstische Legaten gar nicht wolten zugeben/ was auch die Kaͤyserischen einwenden moͤgen/ auch mit Vermeldung anderer Mittel/ so die Noth wuͤrde an die Hand legen. Das Geleyth wurd endlich abgefaßt/ darinn funden die Saͤchsischen vier Maͤngel/ so den Bohemen auff dem Baselerischen Concilio verstattet worden: Votum decisivum: Die Heil. Schrifft/ den Ge- brauch der alten Kirchen/ die Concilien, vnd deren schrifftmaͤssige Außlaͤger zu Richtern: die Vbung jhrer Religion in jhren Haͤusern: keine Schmach jhrer Lehr anzuthun. Zu deme auch in gemeldter Freyheit der Bapst vnd das Colle- gium der Cardinaͤl außgelassen. Wurd aber beschlossen/ nichts zu aͤndern. Vmb diese Zeit kam Koͤnig Ferdinand in den Bann/ weil seine Leuth/ Geor- Ander Theil. Georgium Martinuccium, Bischoff zu Waradin/ vnd Cardinal/ ein Moͤnch St. Basilij Ordens/ in Siebenbuͤrgen/ der nicht Farb gehalten/ sondern zu den Tuͤrcken Zuflucht genommen/ vmbgebracht; es wurd aber der Bann/ bald auffgeloͤset/ vnd blieb uͤber den Thaͤtern allein: Von deß Muͤnchs Schatz wolte niemand wissen/ der sonsten in Verbleibung eines Testaments der Baͤpstischen Cammer verfallen seyn solte. Vnd weil Ambrosius Ciconia auß dem Ertzstifft Trier den 7. Februarij zu Trient gepredigt, die Ketzer weren das Vnkrant/ gab es schier Auffruhr/ als solte seine Meynung dahin gangen seyn/ man muͤste den Ketzern kein Glauben halten: Doch zog der Ertz-Bischoff von Trier nach Hauß/ dieses vnnd seiner Gesundheit wegen/ aber fuͤrnemblich weil er ein Verstand mit den Frantzosen hatte; gab vor/ es geschehe mit deß Kaͤysers Willen/ den er doch zu Ynßbruck nicht angesprochen/ vnd ein andern weggenommen. Churfürst Moritz schrieb an seine Gesandten/ er ruͤstete sich/ zum Kaͤyser in Person zu reisen; sie aber machten sich heimblich von Trient nach Hauß/ in deme die Wirtembergische vnd Straßburgische Theologi ankommen/ jhre Be- kantnuß uͤber geben/ vnd weil solche nicht vorkam/ auff begehren die Copeyen ge- druckt außgeben/ welches jhnen vor ein straffwuͤrdigen Freffel außgelegt worden. Also nam Maͤyntz vnd Coͤllen auch Abscheid; vnnd legt sich Churfuͤrst Moritz mit dem jungen Landgraffen den 1. Aprill vor Augspurg/ die sich nach dreyen Tagen an jhn ergeben/ welches man den 6. dieses zu Trient in kundschafft bracht/ darumb das Vffbott in gantz Tyroll ergangen/ den Paß zu Ynßbruck zu verwah- ren: Deßwegen dann der Bapst erlaubt well die Vaͤtter nach vnd nach sich auß dem Staub vnd auß der Gefahr machten/ daß man das Concilium einstelle/ biß auff ein andere Zeit. Aber der Bapst thaͤt den Legaten ein ernstlichen Verweiß/ daß sie die geschlossene Decreten zur execution befohlen/ vnd jhme vorgegriffen/ eh er sie bestaͤttiget: daruͤber die Protestiren den sich verwunderten warumb der Bapst sie ohn Erkantnuß verdamme/ oder nichts lasse zur Erkantnuß kommen: was man jhrer oder auch deß Concilij beduͤrffe/ wann von jhm alles komme. Der Koͤnig in Franckreich kam mit einer grossen Macht an die Maase/ nennete sich ein Beschirmer der Teutschen Freyheit/ klagt sehr uͤber den Kaͤyser/ vnd erobert Thul/ Verdun/ vnd Metz/ nicht eben mit sonderlichem Gewalt: ruckt vor Straßburg/ die jhn abwiesen/ vnd herunter nach Hagenaw/ zog uͤber Zwey- bruͤcken wieder zuruͤck/ weil die Fuͤrsten/ auch Hertzog Moritz selbst jhn darumb ersuchten; vnd dann/ weil der von Rassem auß den Niederlanden jhm war einge- fallen; neben Erbietung aller Freund- vnd Nachbarschafft. Es fuͤhrte aber Hertzog Johann Albert von Mecklenburg auch seinen Hauffen: vnd sonderlich Marggraff Albert von Brandenburg ein voͤlliges Heer wieder die Staͤtte/ Vlm vnd Nuͤrnberg/ wie auch wieder die Bischoffe von Bamberg/ Wuͤrtzburg vnd Maͤyntz: vnd ob schon der Fried geschlossen/ achtet er es nicht/ nam Wormbß vnd Speyer/ auch Trier ein/ erpreßt viel Geld/ vnd must vnverꝛichter Sach von G ij Franck- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Franckfurt abziehen. Wiewohl nun die Protestir enden mit den Waffen die Oberhand hatten/ vnderließ gleichwol Churfuͤrst Moritz nicht/ mit Koͤnig Ferdinand freundlich zu handeln/ vnd jhn in seinem Land zu besuchen: auch begehrte er anders nicht/ dann daß sein Schweher der Landgraff loß gelassen/ den Teutschen jhre Freyheit gestattet/ vnd der Religion-Friede bewilligt würde. Ohn- angesehen aber die Protestiren de mit jhrem Kriegsvolck fortruckten/ vnd der Kaͤy- ser zu keinem Wiederstand geruͤst war/ jedoch ließ er sich beduͤncken/ er haͤtte Teutschland noch vnder seinem Joch/ vnd wolte sich der Herꝛschung/ deren er sich angemaßt/ nicht begeben/ wie wol Koͤnig Ferdinand/ mit welchem Churfuͤrst Moritz lang vnd viel gehandelt hatte/ sich gen Ynßbruck verfuͤgt/ seinen Bruder den Kaͤyser zu einem Vertrag zu bewegen. Dieweil aber die Protestir enden die jenige Voͤlcker/ so der Kaͤyser vnter wehrenden Tractat en vnd Stillstand zwischen Koͤnig Ferdinand vnd den Fuͤrsten geschlagen/ vnd deren biß in drey tausend ge- fangen bekommen/ wieder an sich gezogen/ auch die Ehrenberger Clauß/ den Schluͤssel der Laͤnder auff beyden Seythen erobert/ vnd nun gegen dem Gebuͤrg giengen/ vnd der Stat: Ynßbruck naheten/ wurd der Kaͤyser mit seinem Hoffgesind gezwungen/ bey eyteler Nacht davon zu fliehen/ da die gantze Gegend von Wind- liechtern geschienen/ vnd die zarte weisse Stieffel bey vielen Hoͤfflingen in den engen vnd tieffen Wegen ein andere Form vnd Farb angenommen. Als nun der Kaͤyser ein stuͤck Wegs durch das Trientische Gebuͤrg gereißt/ hat er sich naher Villach gewendet/ welche Statt in Kaͤrnden/ an der Venediger Graͤntzen liegt/ mit solchem schrecken/ daß er auch daselbst nicht vermeint sicher zu seyn/ weil die Venetianer etliche Voͤlcker daherumb auff die Graͤntzen gelegt/ ohn- angesehen jhr Gesandter jhn versichert/ solch Volck solte auff allen Nothfall zu seinen Diensten seyn. Eh er von Ynßbruck gar uͤberkam/ erließ er Hertzog Jo- hann Friederichen auß Sachsen/ gewesenen Churfuͤrsten/ auff freyem Feld/ damit Churfuͤrst Moritz nicht das Lob haͤtte seiner Entledigung/ welches dann auch dem Gefangenen lieber gewesen/ auff daß er nicht seines gleichen/ oder seinem heimtuͤ- ckischen Mißgoͤnner/ sondern einem sehr grossen Herꝛn zu dancken haͤtte. Wenig Stund/ nach dem der Kaͤyser auß Ynßbruck gewichen/ kam Churfuͤrst Morltz dahin in der Nacht/ pluͤnderte alles was deß Kaͤysers/ vnd seines Hoffgesindes war/ schont Koͤnig Ferdinands vnd der Burger. Als nun die Protestir enden sahen/ daß diese Flucht jhnen zum Vortheil dienete/ liessen sie noch ein ander Schreibenaußgehen/ in welchem sie zu erkennen gaben/ daß sie die Waffen der Religion halben/ vnd zur Rettung der teutschen Freyheit an die Hand genommen haͤtten: wie hingegen die Feinde der Warheit kein andern Zweck genommen/ dann wie sie Gottselige Lehrer vnterdrucken/ die Baͤpstische Jrꝛthumb wiederumb ein- fuͤhren/ vnd die Jugend in denselben heran wachsen liessen. Sie hatten einen Theil gemeldter Lehrer ins Gefaͤngnuß geworffen/ die andere gezwungen zu schweren/ auß dem Land zu ziehen/ vnd nicht wieder zu kommen. Ob nun wol solcher Ander Theil. solcher Eyd/ als Vngoͤttlich/ sie nicht verbinde/ so wolten sie doch dieselbe alle hie- mit zu jhrer vorigen Stelle wieder beruffen haben/ vnd befehlen jhnen wiederumb zu lehren nach der Augspurgischen Confession: damit auch niemand sie ver- laͤstern moͤge/ solten sie hiemit jhres geleysten Eydes frey vnd ledig gesprochen seyn. Als man nun jmmer vom Frieden handelte/ ist derselbe endlich geschlossen/ vnd im anfang deß Monats Augusti zu Passaw ein Vertrag uͤber alle strittige Sachen gemacht worden. Was die Religion belangt/ ist abgeredt/ daß jnner- halb sechs Monaten ein Reichstag sich hielte/ darauff zu berathschlagen/ auff was weise der Zwiespalt in der Religion am fuͤglichstẽ beyzulegen vñ zu vergleichen/ es were durch ein allgemein vnd National Concilium, oder durch ein Gespraͤch/ oder durch eine allgemeine Reichsversamblung: daß auff gemeldtem Reichstag ein gleiche Anzahl Gottseliger friedliebender vnnd fuͤrsichtiger Maͤnner von beyden Partheyen erwehlet wuͤrden/ der Sachen nach zudencken/ vnd fuͤgliche Vorschlaͤ- ge zu thun. Mitlerweil solle weder der Kaͤyser/ noch sonst jemand/ keinen der Religion halben wider sein Gewissen oder Willen zwingen/ es sey mit Gewalt/ oder Schein deß Rechtens/ denselben verunehren oder beschweren/ sondern einen jeden in Ruhe vnd Frieden lassen. Deßgleichen sollen die Fuͤrsten/ so der Aug- spurgischen Religion zugethan sind/ den Geistlichen oder Weltlichen/ so sich zu der alten Religion bekennen/ keine Beschwerung anthun/ sondern sie jhre Guͤter/ Herꝛschafften/ Gerechtigkeiten/ Privilegien vnd Ceremonien ruhiglich geniessen lassen. Das Cammergericht solle einem jeden ohn Ansehung der Religion Recht sprechen/ vnd sollen die von der Augspurgischen Confession jhre Anzahl Assesso- rum, so viel jhnen gebuͤhrt/ dabey haben moͤgen: Den Assessor en vnd Partheyen solle frey stehen/ zu schweren/ entweder bey GOTT vnd allen Heyligen/ oder bey GOTT vnd seinem Evangelio. Wann auch schon kein Mittel solte gefunden werden/ eine Vergleichung in der Religion zu machen/ solle doch dieser Fried vnd Einigkeit jmmer kraͤfftig bleiben/ vnd festiglich gehalten werden. Also wurde das Interim, so gleichwol in wenig Orthen eingefuͤhrt gewesen/ zu nicht. Nach beschehenem Vertrag ist Landgraff Philips/ (der vor zweyen Jahren durch feine Diener sich vnterstanden/ auß der Verhafftung zu Mechlen in Nie- derland zu entgehen/ aber seine Diener dadurch in Straff/ vnd sich selbst in engeren Bezirck gebracht) krafft desselbigen/ loß gelassen/ vnd alle Beschwerung wieder den Kaͤyser auffgehoben. Also berufften die Staͤtte jhre Prediger vnd Lehrer der Augspurgischen Confession wie der/ vnd bestelleten jhre Kirchen vnd Schulen/ sampt der Vbung jhrer Religion wie zuvor. Vnd wiewol man gemeynt/ daß wegen der Verbann- vnd Verfolgung/ so vor diesem wieder ermeldte Prediger vnd Lehrer ergangen/ sie vertilget/ vnd jhrer wenig übrig weren/ die sich vnter dem Schutz der Fuͤrsten verborgen haͤtten/ sind sie doch bald gleichsamb wieder lebendig worden/ vnd haben sich jhrer so viel finden lassen/ daß man alle Oerther damit versehen koͤnnen. G iij Vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Vnd hie hatte sich der Kaͤyser uͤber die gantze Welt zu beklagẽ: Vber den Pabst/ daß er so vngern zu Fortsetzung deß Concilij zu bringen gewesen/ vnd die Jtaliaͤ- nische Huͤlff zur Vnzeit zuruͤck gezogen/ auch den Frantzosen wieder jhn auffge- reitzt/ nur damit im Concilio nichts wiedriges vorgienge. Vber den Frantzosen/ der jhm im Weg stuͤnde/ die Ketzer zu dempffen/ ja mit denselben Bündnuß machte/ sie in seinen Schutz zu nehmen. Vber den Roͤm. Koͤnig/ seinen leiblichen Bruder/ der mit den Protestiren den leichte/ vnd durch die Finger sahe/ damit die Kaͤyserliche Cron an dem Hauß Oesterꝛeich hafften bliebe. Vber das Conci- lium, welches den Protestiren den kein Gehoͤr wollen geben/ sondern wieder sie Donner/ Blitz vnd Hagel außgeschlagen/ vnd solche Extremitet en dardurch ver- ursacht haͤtte. Vber Churfuͤrst Moritzen/ deme er das Churfuͤrstenthumb ver- liehen/ vnd die Belaͤgerung Magdeburg anvertrawt/ vnd demnach jetzunder nach Scepter vnd Cron griffe. Vber alle Protestir enden/ daß er jhrentwegen so grosse Muͤhe gethan/ jhnen so viel nachgeben/ vnd vmb jhrentwillen den Bapst jhm ab- guͤnstig gemacht. Vber die Clerisey in Teutschland/ daß das Spiel durch sie angegangen/ vnd sie entwededer gar still sessen/ oder doch wol mit seinen Feinden vnter dem Huͤtlein spielten. Vber den von Alba/ der jhm allzeit zu hitzigen Haͤn- deln gerathen/ vnd dadurch gantz Teutschland abwendig gemacht. Vber sich selbst/ daß er dem Roͤm. Stuhl zuvor sich vnterworffen/ vnd die Execution uͤber- nommen/ durch sein eygene Gefahr vor einen andern gewonnen/ vnd nicht nur keinen Danck davon getragen/ sondern nie kein groͤssern Feind gehabt/ als den Pabst: Ja daß er viel besser solte gethan haben/ wann er die Teutschen an jhrer Freyheit/ vnd den Frantzosen in seinem Land vnbekuͤmmert gelassen/ vnd sein gantze Macht in die Barbarey gesetzt/ oder von seinem Bruder das Koͤnigreich Hungarn erhandelt haͤtte/ auß welchem er gegen dem Tuͤrcken Thaten zu thun/ Fug vnd Anlaß haben koͤnnen. Hingegen klagte auch Jedermann uͤber den Kaͤyser/ daß er selbst zu seinem Obersten Lazar Schwenden einsmahls gesprochen/ ich hab an keinem Orth danck verdient; ich will sie Gott befehlen. Nun hatte der Kaͤyser das erste mahl das Concilium, den Religionsstreit in Teutschland abzuhelffen/ erlangt vnd zusammen gebracht: vnd als dasselbe getrennet gewesen/ das andere mahl auß einer andern Vrsach wiederzusammen gebracht/ daß er vermeynte durch das Mittel der Religion gantz Teutschland vnter sein Joch zu bringen/ das Kaͤyserthumb erblich zu machen/ seinen Sohn zum Erben einzusetzen/ seine Macht weit uͤber die Christenheit auß zubreiten/ vnd eine Monarchy anzurichten/ die alle andere/ so nach der Roͤmischen gewesen/ auch Caroli Magni Reich uͤbertreffen solte: Zu welchem allein der Sieg/ den er erhal- ten/ nicht gnugsamb war/ auch koͤnten es die newe Kriegswerbungen nicht zu wegen bringen: Derentwegen er die Teutschen mit der Religion/ die Fuͤrsten aber mit allerley Practicken zu zaͤumen/ vnd also jhm ein ewigen Namen zu ma- chen gaͤntzlich entschlossen war. Vnd diß war die erste Vrsach/ vmb welcher willen Ander Theil. willen er bey Pabst Iulio, vmb die zweyte Versamblung deß Concilij so instaͤndig angehalten/ vnd die drey Geistliche Churfuͤrsten/ in der Person nach Trient zu ziehen/ vnd die Protestir endẽ/ bey welchen er am meistẽ vermoͤchte/ jhre Theologos dahin abzuordnen/ bey nahe gezwungen. Jn dem nun das Concilium angestellt/ vnd gehalten wurd/ vnd durch solchen Anschlag alle Fuͤrsten der Christenheit in ein Mißverstand wieder den Kaͤyser geriethen/ fand sich in seinem eygenen Hauß ein Wiedersacher. Dann ob man wohl dafuͤr hielte/ Koͤnig Ferdinand haͤtte so viel eingewilligt/ daß er zugleich mit dem Kaͤyser das Reich verwalten/ vnd sie beyde/ wie vor zeiten Marcus vnd Lucius/ deren Exempel Diocletianus vnd an- dere mehr nachgefolgt/ mit gleicher Macht vnd authoritet demselben vorstehen/ vnd alles dahin richten solten/ damit Philippus, Caroli Sohn/ zum Roͤm. Koͤnig erwehlt würde/ vnd jhnen beyden succedir en moͤchte: wie dann solches zu erhalten die Koͤnigin in Hungarn/ beyder Schwester/ sich zum hoͤchsten bemuͤhet/ vnd allen Fleiß angewandt hat/ Koͤnig Ferdinand darzu zu bewegẽ/ die weil es zu Erhoͤhung jhres Hauses trefflich dienete: Jedoch gab Maximilianus seinem Herꝛn Vatter/ Ferdinando, viel einen bessern Rath/ daß er anfieng die Augen auffzuthun. Als nun der Kaͤyser diesem Werck ein Anfang zu machen gedachte/ vnd zu dem End seinen Sohn im Jahr 1551. auff den Reichstag gen Augspurg erfordern lassen/ damit er den Churfuͤrstẽ bekand würde/ vñ Koͤnig Ferdinand sich absentirt hatte; kam hochgedachte Koͤnigin auff denselben Reichstag/ die Bruͤder wieder mitein- ander zu vereinigen. Maximilianus besorgte sich sein Vatter als ein sanfftguͤ- tiger Herꝛ/ moͤchte sich bereden lassen/ darumb verließ er das Koͤnigreich Hispant- en/ welches er in deß Kaͤysers Nahmen als ein Statthalter regiert/ vbergab seinen Gewalt seiner Gemahlin deß Kaͤysers Tochter/ vnd kam in aller Eyl in Teutsch- land: durch dessen Anreitzung blieb Koͤnig Ferdinand in seinem Vorhaben be- staͤndig/ wolte in deß Kaͤysers Fuͤrschlaͤge nicht einwilligen/ vnd wurd der Kaͤyser mit leeren Worten abgespeiset. Dannenhero der Kaͤyser den Muth fallen ließ/ vnd schickt seinen Sohn wieder in Spanien/ sintemahlen er kein Hoffnung hatte/ daß Maximilianus seinen Willen darein geben wuͤrde. Darauff folgete dieser oberzehlteletzte Krieg/ da der Kaͤyser zu einem Vertrag gezwungen worden. Weil er dann alle Hoffnung der succession seines Sohns verlohren/ ließ er auch sein Intent, die alte Religion in Teutschland wieder auff zurichten/ sincken: Vnd ob er wol noch viel Jahrlang geregieret/ auff kein Concilium mehr gedacht. Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der sechste Discurß. Wie Marggraff Albert den getroffenen Frieden nicht angenommen: geschlagen vnd Landfluͤchtig worden/ auch nach Hertztzog Moritzen ge- storben. Wie deß Pabsts Hoheit sich wieder erhoben. Zween Paͤbste sterben. Auff dem Reichstag zu Augspurg/ wird der teutsche Fried geschlossen. Der aber dem Pabst gar nicht wollen gefallen. N Vn schien es ja/ Teutschland solte Fried haben/ nach dem die Fürsten mit dem Kaͤyser vertragen/ vnd die Gefangene auff freyen Fuß gestellt worden. Churfuͤrst Moritz thaͤt wohl/ ließ seine Voͤlcker ein Zug in Hungarn wieder den Tuͤrcken thun/ welche den Stillstand deßwegen deren Enden gebrochen/ weil der Kaͤyser der Afrer Statt/ vor Zeiten Leptis genant/ in Barbarey eingenommen: darumb vberwaͤltigten sie in Hungarn die Staͤtte Temißwar/ Luppen vnd Zolnock: die Christen hielten sich wie Helden in Erlaw; vnd weil Koͤnig Ferdinand auch nicht allerdings getrawte/ jmmer Schaden ein- nahm/ oder doch mit Verlust siegete/ macht er Fried mit Soliman/ vnd versprach jhm Jaͤhrlich dreissig tausend Ducaten an Tribut zu lieffern. Viel anderst macht es Marggraff Albert; der ließ sich an keinen Vertrag binden/ den die Fuͤrsten mit den Staͤtten machten/ plagt Francken-Necker-Maͤyn-Rhein-Saar- vnd Moselstrom. Hingegen brachte der Kaͤyser eine Macht zusamm/ verfolgte den Marggraffen/ vernichtet den Vertrag/ den er den Bischoffen seine Schulden zu bezahlen/ vnd jhm baar Gelt zu geben/ mit Gewalt hatte abgetrungen: zog von Straßburg durch das Elsaß herunter/ vnd belagert Metz: Vnd weil er den Marggraffen/ so im Luͤtzelburgerland schwebete/ nicht anderst kunte auff seine Seite bringen/ bestaͤttigt er den Vergleich den er eben juͤngst verworffen hatte; erlegt jhm Sold/ vnd sahe durch die Finger/ wie er hernach mit den Bischoffen vmbgegangen/ als er Schweinfort vnd Bamberg überwaͤltigte. Jedermann hatte uͤber den Marggraffen zu klagen/ so erklaͤrte sich der Kaͤyser/ wegen der ein- mahl auffgehobenen/ vnd dann wieder bestaͤttigten Vertraͤgen/ vnd weil er vnver- richter Sachen vor Metz/ nach dem jhm Pest vnd Frost den dritten Theil seine Voͤlcker auffgerieben/ weichen muͤssen; vnd doch dem Marggraffen nicht gern zu viel thun wollen/ gab er seinen Kriegsvoͤlckern an den Frantzoͤsischen Graͤntzen Arbeit/ vnnd liesse sich die Teutschen ein ander die Haar außrauffen. Dann die Bischoffe rufften vmb Huͤlff an/ die Cammer zu Speyer/ die beyden Hertzogen in Sachsen vnd Braunschweig/ die Nuͤrnberger vnd Koͤnig Ferdinanden. Vnd weil eben Hertzog Ernst/ von Philippo/ Hertzog Henrichen Sohn uͤberzogen wor- den/ ließ er Marggraff Alberten vmb Huͤlff ersuchen. Vnd hie geschah ein grosse vnd Ander Theil. vnd grimmige Schlacht bey Siverßhusen/ da Churfuͤrst Moritz zwar obgesieget/ vier tausend Reuter auff der Mahlstatt erlegt/ vnnd sechtzig vier Fahnen davon getragen/ aber ein toͤdliche Wund empfangen/ die jhn nach dreyen Tagen/ im zwey vnd dreissigsten Jahr seines Alters auffgeopffert. Auch fielen damahsen Philips vnd Carlen von Braunschweig/ Friederich von Lünenburg/ vnnd vierzehen Graffen/ Marggraff Albert war schachmatt/ entwiche nach Hannover/ gedachte sich wieder zu raͤchen/ konte aber kein voͤlligen Zug mehr anstellen/ hatte auch in den kleinen Scharmuͤtzlen wenig Glück/ muste leiden/ daß Henrich von Braun- schweig/ vnd Koͤnig Ferdinand jhm all sein Land entwendet/ der Kaͤyser jhn in die Acht gethan; vnd doch endlich so viel verguͤnstigt/ daß er auff teutschen Boden/ zu seinen Freunden reisen/ vnd sich in der Stille halten moͤgen/ wie er dann eben zu der Zeit/ als man jhn mit allen seinen Wiedersachern vertragen wollen/ den achten Jenner/ Anno 1557. zu Pfortzheim/ bey seinem Schwager/ Marggraff Carlen von Baden im fuͤnff vnnd dreissigsten Jahr seines Alters gestorben/ in gegenwart Doctor Jacob Heerbrands/ der jhm auch ein gutes Zeugnuß nachgesagt. Wegen deß verschobenen Concilii wurd nichts mehr gehandelt/ als daß der Pabst ein gute Anzahl Cardinaͤl verordnet/ die einige Reformations-Artickel solten auffsetzen; welche aber wegen grosser Anzahl nur desto mehr zanckten/ vnd einander auffhielten biß endlich gar nichts darauß worden. Als aber der Pabst sahe/ dz die Hoheit vnd reputation deß Roͤm. Stuhls bey den seinigen abnam/ weil Teutschland sich also abgesondert hatte; tratt er in die Fußstapffen deß Pabsts Eugenij, deß Vierdten deß Nahmeus/ der seine reputation, so jhm das Concilium zu Basel sehr geschmaͤhlert/ durch den Schein etlicher ankommenden Griechen vnd Armenier erhielte: Wie auch Papsts Pauli II. welcher als er sahe/ daß die Strittigkeiten vnd Jrꝛungen/ so zwischen dem Kaͤyser vnd Jhm/ wegen Verse- tzung deß Concilij gen Bononien erwachsen/ jhn bey allen Voͤlckern gravirt en/ einen genant Stephanum, als Patriarchen deß grossen Armenten/ sampt einem Ertzbischoffe/ vnd zween Bischoffen/ mit vielen Ceremonien empfinge; weilsie gen Rom kommen waren/ daß sie jhn/ als einen Statthalter Christi/ vnd allge- meinen Lehrmeister der Kirchen erkennen/ vnd jhm schuldige Pflicht leysten sol- ten. Dieser beyden Exempel nun folgte Pabst Julius nach/ vnnd empfing offentlich mit grossem Pracht/ einen mit Nahmen Simon Sultakam, welcher sich vor einen Patriarchen aller Voͤlcker außgab/ die zwischen dem Fluß Euphrat vnd Jndien wohnen/ von denen er nacher Rom gesand worden/ die Confirmation von dem Pabst/ als Nachfolgern Petri/ vnd Christi Statthaltern zu erlangen. Der Pabst machte jhn zum Bischoff/ gab jhm das Pallium Patriarchale mit eyge- nen Haͤnden im Consistorio, vnd schickt jhn also wieder nach Hauß/ damit die Kirchen in seinem Abwesen kein Schaden erlitten/ vnd ordnet jhm etliche Geist- liche zu/ die der Syrischen Spraach kuͤndig waren. Daher entstund/ daß man nicht allein zu Rom/ sondern auch durch gantz Jtalien von nichts anderst/ als von Ander Theil. H der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ der vnaußsprechlichen Zahl der Christen/ so in jenen Laͤndern wohnen/ vnd wie die Apostolische Kirch sich so weit vnd breit außstreckte/ discurri ren thaͤte. Jnson- derheit redete man viel von einer grossen anzahl Kirchen in der Statt Mazal/ so die alte Statt Assur am Fluß Tiger seyn soll; vnd lege gegen uͤber/ nicht weit da- vom die Statt Ninive/ so wegen deß Propheten Jona/ vnd feinen Bußpredigten bekundt ist. Seine Iurisdiction erstreckt sich uͤber Babylonien/ Tauris vnd Arbela/ welcher Orth wegen der Schlacht zwischen Dario vnd Alexandro auß Macedonien beruͤhmbt ist sampt vielen andern Landschafften in Assyrien vñ Per- sien. Auß der H. Schrifft befunden sich die alte Nahmen der Staͤtte/ als. Ecba- tana; vnd auß andern Authorn, Seleucia vnd Nisibis. Man erzehlte/ wie dieser von allen Bischoffen erwehlt/ vnd vmb Confirmation zum Bapst geschickt/ auch mit siebentzig Personen biß naher Jerusalem; von dannen mit dreyen/ deren einer gestorben/ der ander auff dem Wege kranck worden/ der dritte mit namen Calefi zu Rom ankommen/ begleytetwer. Dieses alles wurd gedruckt/ vnd mit grosser Begierd gelesen. Der Pabstempfieng noch einen andern/ mit nahmen Murderius Assyrius Iacobita; so von dem Patriarchen zu Antiochien geschickt worden/ dem Apostolischen Stuhl die gebuͤhrliche Ehr vnd Gehorsam zu erzeigen/ vnd sich zu der Roͤm. Kirchen offentlich zu bekennen: aber der gemeine Mann/ so schon durch den vorigen gnugsam ersaͤttigt war/ bekuͤmmert sich wenig vber diesen zweyten. Dieser Ehrerbietung vnd Gehorsamb/ so allein zum Schein geschahe/ folgte eine andere/ die thaͤtlich vnd sehr hoch war/ vnd das verlohrne in Teutschland vberfluͤssig wiederumb einbrachte. Dann Koͤnig Eduard/ starb seines Alters im sechzehenden Jahr/ Anno 1553. den 6. Junij: vnd hatte auff zehen Tag vor sei- nem Ableiben mit Bewilligung seiner Raͤthe/ ein Testament gemacht/ in welchem- er zu erkennen gab/ daß/ vermoͤg der Reichs- Constitution en/ bey jhm stuͤnde/ ein Successor em im Koͤnigreich zu nennen: Schloß demnach seine beyde Schwe- stern/ Marien vnd. Elisabethen auß/ wegen zweiffelhaffter Geburth; wie auch alle seines Vattern aͤlteren Schwester/ Koͤnigin Margrethen Anverwandten/ als frembde/ vnd im Koͤnigreich nicht gebohren. Setzte demnach zur Koͤnigin ein/ die nechstfolgende Johanna von Suffolck/ Fraw Marien/ weiland Koͤnigin in Franckreich Encklein/ vnd seines Vatters Henrici VIII. juͤngster Schwester Tochter/ ohngeacht Koͤnig Henrich in seinem Testament Marien vnd Elisabethen jhm Eduardo nachgesetzt hatte/ weil solches nur sein vnvogtbare Jahr koͤnte bin- den Ob nun wol Johanna zu Londen fuͤr eine Koͤnigin außgeruffen worden/ hat jedoch Maria/ nach dem sie sich im Nortfolck/ weil es ein Paß nach Franckreich/ sich auff allen Nothfall zu salvir en/ begeben/ den Koͤniglichen Tittel gefuͤhrt/ vnd Krafft deß Testaments in die Regierung getretten/ die Johanna sampt allem Anhang gefaͤnglich angenommen/ vnd in offentlichem angeschlagenem Edict, sich zu jhrer Voraͤltern Religion bekent. Darumb der Pabst den Cardinaͤl Polum, so Ander Theil. so Koͤniglichen Gebluͤts/ in das Koͤnigreich gesond/ ob er schon/ durch trieb der Ab- truͤnnigen auß dem Land verbannt war. Dieser ließ durch seinen substitut Co- mendon alles erforschen/ vnd im Parlament die Ehescheydung Hcnrici VIII. als vnguͤltig cassi ren. Die Koͤnigin war viertzig Jahr alt/ vnd solte heyrathen/ Polum oder Coroneum, von der weissen vnd rothen Rosen/ in gleichem Grad verwand/ oder Philippum, Kaͤyser Caroli Sohn: welchen sie den beyden Vettern vorgezogen/ sonderlich als der Kaͤyser den Polum bald mit Gewalt/ bald vnderdem Schein/ ein Frieden zwischen jhm vnd dem Frantzosen zu treffen/ auffhielt/ daß er nicht eh von Bruͤssel verꝛeisen koͤnnen/ biß alles beschlossen gewesen. Die Roͤm. Religion/ Spraach vnd Priester wurden den vierdten Mertz 1554. wieder einge- fuͤhret durch ein Edict. Doch wolte die Ritterschafft den Primat der Kirchen dem Pabst nicht gestatten/ aber vergeblich. Der Heyrath ward vollnzogen auff S. Jacobs Tag/ vnd Printz Philips genant Koͤnig von Naples. Gewiß ist/ daß in demselbigen Jahr hundert vnd sechs vnd siebentzig vornehme Persohnen/ eine grosse Anzahl deß gemeinen Volcks zu geschweigen/ wegen der Religion ver- brand worden; darumb vnter andern Iohannes à Lasko ein edler Pollack/ weil er in Dennemarck kein Platz funden/ ein Theil seiner Leut in Ostfrießland gesetzt/ mit den übrigen zu Franckfurt am Maͤyn (dahin auch die Flaͤmischen vnd Wah- len wegen obiger Vrsach/ auß den Niederlanden haͤußlich gezogen) Freyheit erlangt. Das brennen/ wie auch das Vrtheil vber die außgegrabene Toden/ miß- fiel vielen in- vnd ausserhalb Engelland/ in dem es andere lobten/ als ein Raach vber den H. Thomas/ den Henricus VIII. hinrichten lassen. Andere aber ver- glichen das Wesen mit dem/ was Stephanus VI. vnd Sergius III. gegen dem Leich- namb Formosi vorgenommen vnnd vollnzogen. Jtem also gieng es auch in Franckreich/ doch mit einem Flecken/ daß der Koͤnigin Dianæ Valentinæ aller Ke- tzer Guͤter verfallen waren. Mit grossem Verwundern vernahm man auch/ daß die new Reformirten wegen der Religion Blut vergossen. Dann Michael Servetus von Arꝛago- nien/ auß einem Artzt/ ein Theologus, wurd/ weil er Pauli Samosateni, vnd Mar- celli Ancyrani alte Jrꝛthumb wieder auff die Bahn gebracht/ daß nemblich das Wort Gottes nicht selbstaͤndig/ vnd derowegen Christus nur ein blosser Mensch sey/ mit Rath der Kirchendiener zu Zuͤrich/ Bern vnd Schaffhausen/ zu Genff zum Tod verdambt/ vnd exequirt: Daruͤber Iohannes Calvinus, die Beschuͤldi- gung abzulehnen/ ein Apologi lassen außgehen; in welcher er behauptet/ daß einer Obrigkeit wohl erlaubt sey/ die Ketzer am Leben zu straffen. Welche Lehr/ nach dem sie in vngleichen Verstand gezogen/ vñ entweder eng oder weit gespañet/ auch der Nam eines Ketzers verstanden vnd außgelegt wird/ denen/ so sie zuvor nuͤtzlich gewesen/ wohl kan bißweilen schaͤdlich werden. Koͤnig Ferdinand wolte seinen Vnderthanen den Kelch nicht erlauben; vnd weil er ein Catechismum oder kurtze Vnderweisung durch fromme Theo- H ij logos Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ logos zwar abfassen/ vnd seinen Vnderthanen anbefehlen/ aber zuvorderst zu Rom nicht hatte censurir en lassen/ erweckt er Vnwillen: Vnd weil kein Mensch von dem Concilio Anregung thaͤt/ ließ es auch der Roͤm. Hoff seyn. Das Jahr hatte der Kaͤyser ein grossen Reichs-Tag nach Augspurg auß- geschrieben/ vnd alle Fuͤrsten ermahnt/ in Person zu erscheinen; darwieder sich Hertzog Augustus/ so seinem Bruder/ Churfuͤrst Moritzen auß Sachsen in der Regierung gefolgt/ entschuldigte/ der Vortrag war/ von dem Religionswesen/ vom Land-Frieden vnd vom Tuͤrcken: welches die Protestir enden vbel auff nah- men/ dieweil Koͤnig Ferdinand vber zwey hundert Prediger/ als vom Pabst nicht geweyhet/ vnnd sonsten verehlicht/ auß Boͤhmen vertrieben hatte. Auch miß- fiel es dem Pabst/ weil das Concilium sich also wieder regen wolte. Doch starb der Pabst/ vnd kam Marcellus Ceruinus, Cardinal vom Heil. Creutz den neundten Aprill zum Pabsthumb/ behielt sein Nahm/ als der wegen so hoher Wuͤrden sich doch nicht verkehren wolte. Dann sonsten pflegten die rauhe Namen der Teut- schen sich in Romanische zu aͤndern/ gantz von Pabst Hildebrands Zeit her; darbey anzudeuten/ daß der vorige Mensch auff sein eygen Nutzen/ der veraͤnderte aber allein auff der Kirchen Nutzen dencken wuͤrde/ dieser Pabst war gantz einer andern Meynung/ als seine fuͤnff Vorfahren/ die sich bereden lassen/ die Reforma- tion wer jhrer Paͤbstlichen Hoheit verkleinerlich/ vnd eben deßwegen ein absche- wen daran gehabt: er aber glaubte/ wann die Reformation vorgienge/ soll das Wortgezaͤnck von sich selbst fallen/ vnd dem vbrigen durch das Concilium leicht abzuhelffen seyn. War auch gesinnt/ eine Bruͤderschafft von hundert Personen zu stifften/ deren Haupt er selbst/ sie als Raͤhte vnd Gesandten gebrauchen koͤnte: starb aber/ als er durch grosse Muͤhe vnd Arbeit in Verꝛichtung der langen vnd schweren Ceremonien f ehr matt vnd schwach/ auch von dem Schlag uͤberfallen worden/ noch den letzten Tag desselben Monats/ im Jahr 1555. Jhm succedirt Johann Peter Caraffa, so sich Paulum IV. nennen liesse; wieder der Spanier Danck/ weil jhm etwann am Spanischen Hoff ein Schimpff/ vnd dann wegen deß Ertz-Bisthumbs Naples ein abschlaͤgige Antwort wiederfahren war. Er befahl seinem Hoffmeister/ man solt jhn tractir en/ wie einem grossen Fürsten gebuͤhre: ließ sich mehr koͤstlicher Croͤnen/ als je zuvor geschehen: gab dem Koͤnigreich Engelland auff der drey Abgesandten kntendes Begehren/ die abso- lution, vnd macht Jrꝛland zu einem Koͤnigreich/ ob schon Henricus VIII. jhme hierinn vorkommen: Doch solte Koͤnigin Maria den Tittel von jhm/ der Macht haͤtte/ Koͤnige ein vnd abzusetzen/ empfahen vnd tragen/ wegen Wiedereinraͤn- mung der Geistlichen Güter hielt er/ sonderlich an Engelland/ sehr steiff an; vnd lencket sich/ durch deß Cardinals in Lothringen Vnterꝛedung/ auff die Frantzoͤ- sische Parthey: War auch der Hoffnung/ weil Engelland sich wieder vnder seinen Gehorsam begeben haͤtte/ es würde Teutschland solchem Exempel auch solgen. Zu Ander Theil. Zu Augspurg gab es weitlaͤufftige Haͤndel: dann es haͤtten die Geistli- chen lieber gesehen/ daß man daselbst gar nichts von der Religion gered haͤtte: Gleichwohl kamen diese zween Fuͤrschlaͤge zu beratschlagen: durch was Mittel die Religion zu reformie ren wer: vnd dann/ daß man einem jeden die Religion frey liesse. Vnd liessen endlich nach vielem Gezanck sich alle dieses letzte gefallen/ die- weil sie keine Artzney erdencken koͤnnen/ daß Vbel welches sich noch regte vnnd wuͤtete/ außzurotten: Hoffeten aber/ daß wann sich die humores gelegt/ vnd die Strittigkeitẽ sampt dem mißtrawen auffgehaben/ viel leichte vnd bequeme Wege sich an die Hand geben wuͤrden: dazu dann ein guter Fried vonnoͤthen were: vnd daß man niemand wegen der Religion vberziehen solte/ sondern einem jeden Fuͤr- sten vnd Stand frey lassen/ die Religion in seinem Gebieth/ nach seinem Wolge- fallen anzustellen. Als es nun an deme war/ daß der Schluß hievon solte ge- macht werden/ ist noch ein groͤsser Streit entstanden/ dieweil die von der Augspur- gischen Confession wolten/ daß ein jeder jhre Religion/ ohne Abbruch seiner Ehren/ Stands vnd Herꝛligkeit solte moͤgen annehmen: hingegen die Catho- lische nicht zugeben wolten/ daß den Geistlichen solte erlaubt seyn/ jhre Religion zu aͤndern/ vnnd gleichwol in jhrem Stand zu bleiben; so aber ein Bischoff/ oder Apt eine andere Religion annehme/ solte er sich desselbigen Stands be- geben. Gleichfalls begehrten die Protestir ende/ daß denen Staͤtten/ so vor sieben Jahren das Interim angenommen haͤttẽ/ solte zugelassen werden/ sich wiederumb zu der Augspurgischen Confession zu wenden. Hieruͤber wurden beyderseits Schrifften gewechselt; jedoch gaben sie endlich zu beyden Theilen etwas nach. Die Geistliche giengen ein/ daß die Staͤtte die Religiõ jhres Gefallens anrichten moͤchten: Hingegen liessen die Protestir ende jhre Forderung/ was die Geistliche anlangt/ fallen/ vnd wurd der Abscheid den 25. Septembr. also gemacht: Daß demnach zu hinlegung deren in der Religion entstandenen Strittigkeiten vonnoͤ- then wer/ ein allgemein/ oder National-Concilium, solches aber wegen vieler Hindernuͤssen nicht koͤnte versamblet werden/ mitlerweil biß eine freundliche Einigkeit in der Religion moͤchte getroffen werdẽ/ der Kaͤyser/ Koͤnig Ferdinand/ die Catholische Fuͤrsten vnd Staͤnd nicht solten der Augspurgischen Confession zugethane Fuͤrsten vnd Staͤnde zwingẽ/ jhre Religion zu verlassen/ oder die Ord- nungen vnnd Ceremonien, die sie in jhren Landschafften vnd Gebieth eingefuͤhrt/ oder noch einfuͤhren moͤchten/ zu aͤndern: noch etwas jhnen zu Schmaach- vnd Vnehr fuͤrnehmen/ oder sie an der freyen Vbung jhrer Religion hindern. Deßgleichen solten fich die von der Augspurgischen Confession, gegen dem Kaͤy- ser/ Koͤnig Ferdinand/ vnd andern Fuͤrsten vnd Staͤnden der alten Religion/ so wohl Geist als Weltlichen verhalten: vnnd solten auch dieselbige in jhrem Gebieth solche Religion/ die jhnen gefaͤllig/ anrichten/ vnd eine andere verbiethen H iij moͤgen. Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ moͤgen. Vnd so ein Geistlicher von der alten Religion abtretten würde/ soll dasselbe jhm an seinen Ehren vnnachtheilig seyn; jedoch soll er alßbald seine Beneficien verlassen/ vnd ein anderer von denen/ welchen es von Rechtswegen gebuͤhret/ an seine Statt erwehlet werden. Was aber die jenige Beneficien be- langt/ so allbereit von den Protestir enden zu Kirchen vnd Schulen angewendet worden/ soll es mit denselben sein Verbleibens haben. Es soll auch kein Geist- licher Gewalt oder Iurisdiction wieder die/ so der Augspurgischen Confession zugethan/ geuͤbet/ sonsten aber in seinem Gang/ wie vor altersher/ gelassen werden. Als nun der Abschied gemacht gewesen/ ist noch ein newe difficultet vorge- fallen/ welche auffzuheben Koͤnig Ferdinand/ krafft dero jhm von Kaͤys. Mayst. gegebenen Vollmacht/ mit Bewilligung deß Geistlichen Stands erklaͤrt vnnd geordnet hat/ daß die Stifft/ Staͤtte vnd Gemeinden/ so einem Geistlichen Fuͤrsten vnterworffen/ vnd von vielen Jahren her der Augspurgischen Confession zuge- than gewesen/ auch dero Ordnungen vnd Ceremonien angenommen/ vnd biß noch zu behalten haͤtten/ von jhren Geistlichen Oberherꝛn vnd Prælat en zu einiger Veraͤnderung nicht gedrungen/ sondern biß zu kuͤnfftiger allgemeiner Christli- cher Vergleichung bey dem Exercitio jhrer Religion gelassen werden solten. Als der Bapst deß zu Augspurg gemachten Abschieds jnnen worden/ ward er sehr erzoͤrnet/ vnd beschwerte sich deßwegen zum allerhoͤchsten gegen dem Kaͤy- serlichen Gesandten/ vnd dem Cardinal von Augspurg/ daß ohn Vorwissen vnd Consens deß Apostolischen Stuhls Koͤnig Ferdinand sich in Religions. Sachen so weit eingelassen: Draͤwete zugleich/ daß er zu seiner Zeit den Kaͤyser/ vnd gemeldten Koͤnig den Schimpff/ den sie dem Apostolischen Stuhl bewiesen/ vnd dessen es sie gerewen wuͤrde/ wieder eindrencken wolte: vnnd vermahnte sie/ sol- chem durch einen Wiederꝛuff vnd Cassation deß jenigen/ so da waͤr bewilliget worden/ vorzukommen/ damit er nicht verursacht wuͤrde/ beydes wieder die Luthe- rauer vnd jhre Goͤnner/ wie er jhm fuͤrgenommen haͤtte/ ernstlich zu verfahren. Wofern sie solches wuͤrden thun wollen/ erboth er sich zu aller Huͤlff mit Rath vnd That/ vnnd daß er allen Fuͤrsten in der Christenheit bey Straff befehlen wolte/ jhnen mit aller jhrer Macht bey zuspringen. Er war mit der Antwort deß Gesandten nicht zu frieden/ da er jhm die Macht der Protestir enden/ den Krieg wieder den Kaͤyser/ den sie zu Ynßbruck bey nahe gefangen haͤtten/ vnd den Eyd/ den man jhnen geschworen/ fuͤrhielte. Dann was den Eyd anlangte/ sagte der Bapst/ erliesse er sie desselben ja er besehle jhnen/ daß sie jhn nicht halten solten: im vbrigen muͤste man nicht auff Menschliche Mittel sehen; vnd eben darumb wer der Kaͤyser in solche Gefahr gerathen durch sonderbare Schickung GOTTES/ dieweil er nicht alles/ was er zu thun schuldig/ vnd jhm muͤglich gewesen/ gethan/ damit er Teutschland wieder zum Gehorsamb deß Apostolischen Stuhls braͤchte. Derentwegen haͤtte jhn GOTT ein Zeichen seines Zorns sehen lassen/ vnd wuͤrde ins kuͤnfftig nach harter straffen/ wann er jhm Ander Theil. jhm solches nicht eine Warnung seyn liesse: Hingegen wann er vnverzagt/ vnd ohn allen weltlichen Respect, als ein rechtschaffener Kriegsmann Christi streiten würde/ koͤnte er allzeit obsiegen/ wie die Exempel der vorigen Zeit bezeu- geten. Es erinnerte sich aber allhie der Kaͤyserliche Gesandt bey sich selbst/ daß Savoranola Carolo VIII. dem Koͤnig in Franckreich Gottes Zorn/ vnd Verlust aller eroberten Laͤnder in Jtalien eben deßwegen angekuͤndet/ wann er kein rechten Ernst/ die gantze Kirch zu reformieren wuͤrde sehen laͤssen; ja solte mit grosser Muͤhe seine Person koͤnnen durchschlagen/ vnnd wieder uͤber das Gebuͤrg in Franckreich bringen koͤnnen: welches alles zwar also ergangen/ daß nemblich der Koͤnig im Kirchenwesen nichts angefangen/ weniger geaͤndert/ sondern nur auff sein politisches Vorhaben/ das vorder vnd hinder Jtalien zufesseln/ vnd die Venetianer sampt den Pabst zu seinem Willen zu zwingen/ ein Absehen gehabt: daß er auch einen vnversehenen Bund der Jtaliaͤnischen Staͤnde wieder sich gese- hen/ die jhm den Paß zu- vnd vber das Gebuͤrg verlegt/ da er sich zwar durchge- schlagen/ aber mit grossem Schaden/ vnd Verlust aller Ammunition/ ohne was die Schweitzer/ die deß Koͤnigs Zorn vnd Vngnad/ neben harter Abstraffung/ durch Meuterey vnd Pluͤnderung eines nahmhafften Orths auff sich gezogen/ an Geschütz mit eusserster Arbeit/ nur jhren Ablaß vnd Gnad wieder zu erlangen/ durch fast vnmuͤgliche Paͤß vnd Klippen/ weit besser/ als Pferd vnd Maul-Esel oder Ochsen/ hingeschleppt vnd darvon bracht haben. So leicht laͤst sich ein Zufall auff die rechte vnd lincke Seit legen. Ja es sagten die Protestir enden gar/ dem Kaͤyser wer solches wiederfahren/ wegen der gefaͤngenen Fuͤrsten/ dieweil das Woͤrtlein einige in das ander evvige werverkehrt/ vnd also wieder Abred ge- handelt worden. Einjeder stellt die Pfeiff nach seinem Sinn. Das gemeine Geschrey gieng/ der Pabst wer zu dieser scharffen Wiederꝛede: durch den Cardinal von Augspurg/ dem dieser Friede nicht gefiel/ der auch deßwegen protestirte, verꝛeytzt worden. Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der siebende Discurß. Von deß Pabsts Humor vnd Vorhaben/ wegen deß teutschen Frie- dens/ vnd Hindertreibung der Lutherischen Religion. Wie der Pabst mit den Spaniern in offentlichen Krieg gerahten. Wie Carolus V. seine Hoheit uͤbergibt/ vnd ins Kloster gehet. Wie vbel es dem Pabst mit den Spaniern er- gangen. Vnd der Vberwundene triumphieret. Was er an dem Frantzosen/ vnd dem newen Kaͤyser getadelt: Wie er auch sampt etlichen hohen Haͤuptern ge- storben. N An kan auß deß Pabsts gantzem Thun vnd Lassen/ fuͤrnehmlich aber auß seinen Reden abnehmen/ daß er hochmuͤtig/ vnd von grossen Anschlaͤgen gewesen/ jhm gaͤntzlich eingebildet/ er koͤnte durch sein Auto- ritet allen Vnordnungen/ vnnd zwar ohne einiges Fuͤrsten Huͤlff abhelffen: Wie dann er niemahls mit den Gesandten redete/ daß er vnterlassen haͤtte jhnen einzuplewen/ er wer uͤber alle Fuͤrsten/ vnd wolte nicht/ daß sich jemand mit jhm gemein machte: er koͤnte die Koͤnigreich veraͤndern: er wer dessen Nach- folger/ der Koͤnige vnd Kaͤyser abgesetzt: erzehlte zum offtern/ daß er bey anfang seines Pontificats, seine Macht zu beweisen/ Jrꝛland zum Koͤnigreich erhaben: gerieth auch so weit/ daß er im Consistorio, vnd an der Taffel; in etlichen hitzigen Außfaͤllen offentlich in beyseyn vieler Leuthe sagen doͤrffen/ er wolte keinen Fuͤrsten zum Gesellen haben/ sondern sie muͤsten alle diesem seinem Fuß/ mit welchem er zugleich auff den Boden tratt/ vnterworffen seyn: wie dann solches billich wer/ vnd der/ so diese Kirch gebawet/ vnd jhn zu solcher Wuͤrdigkeit erhoben befohlen haͤtte. Er pflegte auch zu sagen/ eh ich mich weich finden lasse/ wolte ich lieber sterben/ alles lassen zu Grund gehen/ vnd das Fewr an vier Enden der Welt an- zuͤnden. Vnd weil er von Natur keck/ verließ er sich noch darneben auff seine Weißheit/ vnd das gute Gluͤck/ so er bißher in allen seinen Anschlaͤgen gehabt hatte: darumb achtet er bey so hohem Gewalt alles leicht vnd gering. Vnd hiebey herꝛscheten in jhm vmd wechselsweise/ zweyerley Humorn: eins theils war er gewohnt in allen seinen Handlungen die Religion fuͤrzuwendẽ/ vnd sich der Geistlichen authoritet zu gebrauchen: anders theils ließ er sich regieren/ durch Carolum Caraffam, sein Enckel/ welcher auß einem dapffern vnd geuͤbten Kriegs- maun ein Cardinal worden/ vnd denselben Martialischen Geist nicht abgelegt hatte; Der hielt stets bey jhm an/ dz er jhm die weltliche Macht zu nutz gebrauchte/ weil ohne diese die Geistliche veracht vnd krafftloß stuͤnde/ wañ sie aber beysammen weren/ koͤnte man grosse Ding außrichten: doch nam er jhm endlich fuͤr/ das Weltliche heimblich/ vnd das Geistliche offentlich zu treiben/ seine Anschlaͤge nach bege- Ander Theil. Begebenheit einzuziehen/ oder fortzusetzen. Vnd zu diesem Ende handelt er durch diesen seinen Enckel mit dem Cardinal von Lothringen gantz heimblich von einer Buͤ ny dnuß mit dem Koͤnig in Franckreich/ vnd als dieselbe bey nahe geschlossen/ zog der von Lothringen/ allen Verdacht zu meyden/ von Rom/ vnd ersetzt der von Tournon seine Stell/ der fuͤrnehmbst Artickel selbiger Buͤndnuß war/ die Erobe- rung deß Koͤnigreichs Naples fuͤr den juͤngern Sohn deß Koͤnigs/ doch also daß dem Bapst ein merckliches davon zu Theil wuͤrde: dieweil er vorgab/ seine Graͤn- tzen erstreckten sich biß an die Statt St. German, vnd den Fluß Gariglian, jenseit aber deß Apenninischen Gebuͤrgs weit vber Benevento, biß an den Fluß Pescara: ohn was sonsten fuͤr deß Bapsts Vortheil/ wieder die Ketzer war abgeredt worden. Daneben hielte der Bapst fuͤr noͤthig/ etliche Cardinaͤl die vnverzagte Gemuͤth haben/ jhm Fuß hielten/ vnd sich in schweren Sachen gebrauchen liessen/ zu machen: Vnd hievon giengen schon allerley Rede/ ehe etwas zu Werck kom- men. Deßwegen die Cardinaͤl sich beschwerten/ daß er den geschwornen Arti- culu zuwieder handelen solte: sonderlich aber hatten die Kaͤyserische/ in Be- trachtung der Personen/ die fuͤrgeschlagen wurden jhnen fuͤrgenommen/ sich dar- wieder zu setzen. Als nun der Bapst den 20. Decembr. in das Consistorium kommen/ vnd sich niedergesetzt/ zeigt er alßbald an/ daß er niemand Au lientz ge- ben wolte/ weil er mehr wichtigere Sachen vor zutragen haͤtte. Demnach nun Jedermann merckte/ daß er newe Cardinaͤl wehlen wolte/ trate der Cardinal von St. Jacob vor den Stuhl/ vnd wolte reden. Der Bapst wiese ihn ab/ vnd weil er nicht ablassen wolte/ gab er jhm ein Stoß auff die Brust/ vnd jagt jhn von sich. Da nun Jedermann niedergesessen/ hub der Bapst an/ vnd beklagte sich hefftig vber die/ so da außgeben/ daß jhm wegen deß im Conclavi geleysteten Eyds nicht erlaubt wer/ mehr dann vier Cardinaͤl zu machen: solches sey nichts anders/ als daß man die Baͤpstische authoritet, welche doch gantz frey vnd vngemessen/ bind en wolte. Diß sey ein Glaubens Artickel/ daß der Bapst nicht koͤnne verbunden werden/ viel weniger sich selbst verbinden: wer anders sagte/ der wer ein Schwetzer: vnd wolte er die jenige/ so in solchem Wahn bißhero gestorben/ absolvieren, dieweil er dafuͤr hielte/ daß derselbige nicht auß Halßstarꝛigkeit geschlossen: Wo aber ins kuͤnfftigejemand wieder seine Macht/ die jhm von GOTT gegeben were/ reden wuͤrde/ wolte er jhn der Inquisition vberantwortẽ. Weiter so sagte er/ er wolte Cardinaͤl machen/ ohn einige Wiederꝛede: dann er bedoͤrffte Leuth zu seinem Dienst. Sie aber koͤnte er nicht gebrauchen/ dieweil sie selbst factiones vnter sich haͤtten. Vnd wer billich das verstaͤndige/ Gotttsfoͤrchtige vnnd gelehrte Leut befuͤrdert/ vnd zur Reformation der Kirchen/ sonderlich aber zum Concilio ge- zwungen wuͤrden: es sey nunmehr Zeit/ daß man mit Ernst daran gedencken solte; wie er dasselbe mit erster Gelegenheit proponier en wolte. Jetzund aber sey er gesinnet/ jhnen etliche/ so zu Cardinaͤlen zu machen/ vorzuschlagen/ Ander Theil. J dieweil Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ dieweil solches nicht laͤnger koͤnte verschoben werden: Sie solten allein berath- schlagen/ was der Kirchen nutz- vnd dienlich sey: dann der Schluß stuͤnde eben bey jhm allein. Er nente sieben Persohnen/ vnter welchen nur einer jhm verwanth/ vnd einer auß seinem Orden/ nemblich der Theatiner; die uͤbrige waren sehr beruͤhmbte Maͤnner/ theils wegen jhrer Kunst vnd Geschickligkeit/ theils wegen Erfahrung der politischen Hooffhaͤndel. Vnter welchen war Iohannes Groperus von Coͤlln/ derwegen hohen Alters/ vnd befoͤrchteten Neydes/ so hohe Ehr/ nach welcher viel Fuͤrstliche Persohnen strebten/ mit danck abgeschla- gen. Vber diß/ verordnet der Bapst 24. Cardinaͤl/ 45. Pr æ laten/ vnd andere fuͤrnehme Maͤnner/ biß auff 150. die Kirchen Sachen wegen der Reformation zu berathschlagen/ nicht daß er eines andern Vnderꝛicht beduͤrfftig/ sondern jhr Gut- achten auch einzuholen: er wolte seinen Hoff purgier en/ vnd dann den Fuͤrsten auch anzeigen/ wobey es jhnen fehle. Diese Versamblung zerfiel in dreyerley Meynungen: Man koͤnte vnd solte in Verleyhung der Pfruͤnden/ vnd bey dispen- sation en Geld nehmen: man solte vnd koͤnte es gar nicht thun: man koͤnte vnd solte es mit Maaß thun. Vnd hie wurd der Bapst gar auß der Wiege geworffen. Dann die Oester- ꝛeichische Landschafften/ nachdem sie den zu Augspurg gemachten Abscheyd/ vnd sonderlich die beygefügte Erklaͤrung Koͤnigs Ferdinand/ den Staͤtten vnnd Edelen/ so Geistlichen Fuͤrsten vnterworffen/ zum besten geschehen/ hatten sich Hoffnung gemacht/ sie koͤnten die Freyheit der Religion auch erhalten. Nahmen derowegen jhrer Schantz in acht/ als Koͤnig Ferdinand ein Landtag zu Wien hielt/ damit er eine Stewr wieder den Tuͤrcken/ so jhn bekriegte/ von seinen Vn- derthanen erheben moͤchte/ vnd hielten bey jhm an/ daß er jhnen gleich den andern der Augspurgischen Confession Verwandtẽ Staͤnden/ die Vbung der Religion vergoͤnnen vnd zulassen wolte: mit Erjnnerung/ daß der Tuͤrck ein Geissel Gottes uͤber die/ so das Wort hinderten. Erbothen sich im uͤbrigen/ Leib/ Gut vnd Blut bey dem Koͤnig auff zusetzen. Die Antwort war/ daß er wegen der Kirchen solches nicht gestatten koͤnte: daß die Weltliche Fuͤrsten eine oder die andere Religion annehmen/ vnd einführen koͤnten: darumb moͤchten sie mit jhm bey der alten Religion bleiben/ oder jhre Guͤter verkauffen/ vnd auß dem Lande ziehen. Doch wolt er jhnen den Kelch/ biß auff nechsten Reichstag/ vnd nichts weiters erlauben. Jngleichem begehrten die Baͤyrn/ die Predigt/ der Priester Ehr/ die beyderley Gestalten im Abendmahl/ vnd das Fleisch essen/ oder wolten keine Tuͤrckenstewer erlegen. Der Hertzog erlaubt/ nach seines Schwehers deß Koͤnigs Exempel/ den Kelch/ vnd das Fleisch essen nur auff den Nothfall. Aber nach dem Friederich Churfuͤrst zu Heydelberg gestorben vnd seines Bruders Sohn Otto Henrich die Regierung angetretten/ der sich laͤngst zu der Augspurgischen Confession bekant hatte/ vnd etwan deßwegen leyden muͤssen/ wurd die Meß/ sampt allen Roͤmischen Ceremonien in der Pfaltz abgeschafft. Ein Polnischer Gesandter begehrte diese fuͤnff Ander Theil. fuͤnff Stuͤck/ die Meß in der Mutter Spraach/ die beyderley Gestalten im Abend- mahl/ der Priester Ehe/ Abschaffung der Annaten/ vnd ein National-Concilium. Welches der Bapst mit grosser Vngedult angehoͤrt/ auch beantwort/ vnd ein Ge- neral-Concilium zu Rom im Lateran angedeutet/ welches dann keinen Verzug leyden kuͤnte/ weil Bohem/ Preussen/ Teutschland/ vnd jetzt Pohlen in Gefahr stuͤnden/ der Koͤnig in Franckreich den Zehenden von den Geistlichen einforderte/ vnnd Spanien wieder sein Verbott den halben vnd vierdten Theil der zuvor ver- guͤnstigten Guͤter mit Gewalt zu erpressen jmmer fortführe. Er hiesse den Kaͤyser ein Ketzer/ der gleich anfangs der Newerung in Teutschland favorisierer haͤtte/ den Heil. Stuhl zu vnterdrucken/ vnd sich zu einem Herꝛn der Statt Rom/ vnd vber gaͤntz Jtalien zu machen/ vnd Paulum III. in Forcht gehalten; gegen jhm aber wuͤrde es nicht also gelingen. Auß Hoͤffligkeit wolte er wegen deß Con- cilij Latcranensis die Potentaten ersuchen/ doch muͤsten sie sich vnderwerffen/ vnd solte er nur mit seinen Leuthen allein dasselbe halten. Jn deme kam die Zeitung voni Cardinal Polo, es wer den 5. Febr. Anno 1556. zwischen Spanien vnd Franckreich ein Anstand auff fuͤnff Jahr geschlossen: daruͤber der Pabst sehr erschrocken/ wie auch der Cardinal Caraff Jener/ weil diese Vereynigung jhn moͤchte in die Schrancken bringen; dieser/ weiln er seinen Haß gegen den Spaniern in Vereusserung deß Koͤnigreichs Napels bey so ho- hem Alter deß Pabsts nicht wuͤrde koͤnnen außlassen. Doch nam sich der Pabst alles guts vnnd beliebens an/ wann sie nur ein ewigen Frieden machten/ damit er mit dem Reformations- Wesen vngehindert fortfahren/ vnd zuvorderst an seinem eygenen Hoff anfangen koͤnte. Er beschwert sich bey Franckreich/ daß durch die- sen Anstand jhr Buͤndnuß nicht auffgehoben/ doch durchloͤchert wer: der Koͤnig solte nicht auff deß Pabsts hohes Alter sehen/ weil er so viel Cardinaͤl gedaͤchte zu machen/ daß die Frantzoͤsische faction im Conclavi allzeit prædominier en koͤnte; ließ jhm auch die Absolution ertheilen/ von dem Eyd/ durch welchen der Koͤnig den Anstand geschworen hatte: vnd als der Cardinal von Lothringen/ sampt seinem Bruder/ an diesem Karn schoben/ wuͤrd der Koͤnig bewegt/ den Krieg/ auch wieder der Fuͤrsten deß Gebluͤts/ vnnd aller anderer ansehnlichen Raͤthe Gut- achten/ wieder anzufangen. Darauff ließ der Pabst den Gesandten/ so befehlcht war langsamb zu eylen/ vnd nur bey zwo Tagreisen vom Kaͤyser angelangt/ von Mastricht wieder zuruͤck/ vnd zwar nach Franckreich ziehen; zur gewissen Anzeig seines Vnwillens/ vnd noch mehr/ als er der Colomneser altes vñ newes Verbre- chen wieder den Heil. Stuhl vnd jhn selbst im Consistorio der laͤnge nach erzehlt/ vnd Ascanium excommuniciert, Marcum Antonium aber aller Wuͤrden vnnd Ehren entsetzt/ mit angehengten Censuren gegen die jenige/ so jhnen Beystand/ oder einige Huͤlff thuͤn wuͤrden. Dieser letzte begab sich nach Naples/ vnd streyffte auff seine vorige Guͤter. Darumb der Pabst dem Fiscal befohlen/ die Sach vor- zutragen/ welches auch solcher Gestalt geschehen/ demnach J. H. Marcum J ij Anto- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Antonium Columnam, wegen allerhand Missethaten excommuniciert, vnd seine Guͤter eingezogen/ ja auch bey ebenmaͤssiger Straff einem jeden/ welches Stands der seyn moͤchte/ verbotten haͤtte/ jhme Huͤlff vnd Beystand zu leysten: vnd aber Weltkuͤndig daß der Kaͤyser/ vnd sein Sohn der Koͤnig/ jhm mit Reuterey/ Fuß- volck vnd Gelt bey gesprungen/ als weren dieselbe in solche P œ n gefallen/ vnd jhre Lehen apert worden. Derentwegen bittend/ daß J. H. die Erklaͤrung daruͤber ergehen/ vnd zur Execution Anordnung machen liesse. Der Bapst uͤbergab es den Cardinaͤln zu berathschlagen. Vnd da wurd die Reformation, sampt dem Concilio hingelegt/ aber Spieß vnnd Stangen an die Hand genommen. Vnd weil er auß Verdacht viel fuͤrnehme Maͤnner im Castell verschlossen hielte/ beschwert sich der von Alba/ daß in der Statt Rom/ die auß dem Koͤnigreich Naples Verbante auff gehalten/ daß so vornehme Leute vnd Gesandten angegriffen/ vnd ins Gefaͤngnuß geworffen/ daß seines Koͤnigs Brieff geoͤffnet/ vnnd sonsten allerley Schmaach vnd Schaden jhm zugefuͤgt worden: Vnd wo jhre H. in solchem allem beharꝛen/ vnd solche Injurien conti- nuiren solte/ wuͤrde der Koͤnig zu Erhaltung seiner Reputation, vnd vermoͤg aller Voͤlcker Rechten/ weniger nicht thun koͤnnen/ als daß er solche Vnbilligkeit ab- wenden muͤste. Der Bapst antwortete/ er wer ein freyer Fürst/ vnd vber alle an- dere gesetzt/ der nicht verbunden sey/ jemands seines thuns vnd lassens Rechen- schafft zu geben/ ob er wol solche von allen andern Fuͤrsten fordern koͤnte. Vnd weil der Bapst mit seinen Kriegsverfassungen fortfuhr/ protestirt der von Alba nochmahlen/ wann J. H. den Krieg begehrt/ thaͤte er denselben hiermit ankuͤnden/ vnd wolte alsobald anfangen/ wie er dann den 4. September gantz Campanien vberzogen: vnd als er sich der Statt Rom naͤherte/ verursacht er grossen Schrecken. Doch ruͤstet sich der Bapst/ thaͤt alle gute Ordnung/ zwang die Geistliche von allerley Stand vnd qualiteten, Erd in Butten auff der Achsel zu tragen/ vnd Bollwercke zu machen. Vnter andern Orthen bedurffte deß befestigens die Pforte del popolo, da sich die Via Flaminia endete/ vnd eine Kirch vnser lieben Frawen stehet/ so mit grosser Andacht besucht wird: die wolte der Bapst zu solchem Zweck eingerissen haben/ wann nicht der von Alba verheissen vnd geschworen/ vmb keiner Vrsachen willen sich deren zu bedienen. Jn diesem Jahr zog Kaͤyser Carl auß Flandern/ nach dem er vorlaͤngst sei- nem Sohn Philippo die Koͤnigreiche vnd Landen/ seinem Bruder Ferdinand aber das Kaͤyserthumb juͤngst uͤbergeben hatte/ vnd fuhr vber in Spanien/ da er als ein Privat- Person in einer Einsame zu leben willens. Welches dann aller- hand Reden verursachte; vnd dannenher eine Vergleichung machte zwischen einem Fuͤrsten/ der von Kind auff in den grossen Geschaͤfften vnd Anschlaͤgen der Welt geübet worden/ vnd im fuͤnfftzigsten Jahr seines Alters entschlossen war/ die Welt zu verlassen/ GOTT dem HEEREN allein zu dienen/ auß einem Großmaͤchtigsten Fuͤrsten/ zu einem schlechten vnd armen Moͤnch worden: vnd dann Ander Theil. dann zwischen einem andern/ der vor Zeiten das Bischoffliche Ampt verlassen/ damit er im Kloster sich verstecken moͤchte; Nunmehr aber in seinem achtzigsten Jahr Bapst worden/ vnd allem Stoltz/ Hochmuth vnd Gepraͤng ergeben/ auch jhme vorgenommen/ durch gantz Europam Krieg anzuzuͤnden. Es hat Kaͤyser Carl viel vnd schwere Krieg gefuͤhrt/ mehr jhm selbsten/ vnd den seinigen/ als dem Reich zum besten. Jn dem ersten Zug in Barbarey erwarb er groß Gut vnnd Ehr; in dem andern erlitte er grossen Schaden. Er hatt den Frantzosen vnd den Bapst gefangen bekommen/ vnnd beyden mit Nutzen verschonet: Die zween teutsche Fuͤrsten deßgleichen/ vnd viel Geschuͤtz vnd Baarschafft davon getragen. Vielleicht dem Tuͤrcken auch koͤnnen ein Kropffstoß bey Wien vnnd in Hungarn versetzen: Meyland vnd Flandern an sich gezogen/ vnd seinem Bruder die Bo- hemen zu rechten Vnderthanen gemacht. Was aber die Christenheit/ vnd son- derlich Teutschland betrifft/ ist grosser Schad vnder seiner Regierung empfangen worden. Dann Rhodiß/ vnd ein guten theils Hungarn nam der Tuͤrck hin; Preussen vnd Lieffland riffen sich vom Reich/ vnd haͤngten sich an Polen: So zwackt der Frantzoß Thul/ Verdun vnd Metz vom Reich ab/ vnd blieb Maͤyland vnter dem Nahmen eines Reich-Lehens an Spanien hafften. Vnd ob er schon sein bestes wieder die Lutheraner gethan/ wurd jhm doch vom Roͤmischen Stuhl beygemessen/ er haͤtte da s Vbel in der Blut sollen vnd koͤnnen verderben vnd zu- rück treiben. Er starb in S. Justen Clause/ vnter S. Hieronymi Orden/ Anno 1558. den 21. Sept. im neun vnd fuͤnfftzigsten Jahr seines Alters. An seinem ordentlichen Kaͤyserlichen Hoff befanden sich gemeiniglich biß in siebentzig Priester/ sechtzehen Raͤthe/ neun Secretarien/ acht Helffer/ fuͤnff- tzehen Kleyderwarter/ fuͤnff innere Thorhuͤter/ sie benzehen Cammerdiener/ zween Fackeltraͤger/ dreytzehen Doctorn vnd Apothecker/ sieben Hoffmeister/ sieben eus- sere Thorhuͤter/ siebentzehen Quartiermeister/ dreytzehen Koͤche/ acht Brodwarter/ vier Weinschencken/ drey Beschliesser/ zween Kuͤchenmeister/ drey Silberknecht/ sieben vnd dreissig Lasttraͤger/ sechs vnd dreissig Jaͤger/ vier Herolden/ zwoͤlff Trompetter/ ein H e erpancker/ vier Lautenisten/ achtzehen Kuͤnstler vnnd Waffenschmied/ neun vnd dreissig Edelknaben/ zwey vnd zwantzig Spanische/ achtzehen Jtaliaͤnische/ fünff vnnd zwantzig Teutsche der fuͤrnehmbsten Edel- leuth/ hundert re sige Knecht/ vier vnd zwantzig Resident en/ vier vnd dreissig Verwalter frembder Haͤndel. Drey Wochen vor seinem Tod/ als er seiner Mutter Sel. Jahrs Begaͤngnuß thaͤt/ kam jhm ein newer Eyffer in Sinn/ sein eygen Leichbegaͤngnuß noch im Leben zu verꝛichten: welches Iohannes Regula, sein Beichtvatter vor vnerhoͤrt/ doch loͤblich gehalten. Also wurd in der Kirchen ein Grab auffgerichtet/ die Kertzen angesteckt/ die Diener in der Traur vmb das Grab gestellt/ vnd das Todenlied von den Moͤnchen gesungen. Endlich kam Carolus vnter dem weinenden Hauffen auch heran zu dem Meßpriester/ reicht jhm die brennende Kertz/ hub seine Augen gen Himmel/ J 3 vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd sprach: GOTT/ der du Leben vnd Tod in deiner Hand hast/ ich bitte dich/ daß/ wie der Priester diß Opffer-Kertz von mir nimpt/ du dir auch also meine Seel zu trewen Haͤnden/ wann es nach deinem Willen seyn mag/ in deinen Schoß vnd Arm gnaͤdiglich auff- vnd annehmest. Hierauff kniet er nieder/ vnd ward gleich- samb begraben oder beygesetzt/ vom gantzen Vmbstand klaͤglich beweinet: Gesche- hen den 30. Tag Augusti. Jn dessen gieng es sehr vbel in Jtalien/ da der von Alba jmmer fortruckte; vnd ob schon der Hertzog von Guyse mit einem schoͤnen Volck dem Bapst zum besten/ vnd den Krieg in Bemont zu ziehen/ war uͤber das Gebuͤrg gangen/ richtet er doch nichts auß/ sondern klagte/ er finde weder Provision, noch andere Notturfft/ wie man seinem Koͤnig versprochen haͤtte: Vnd da der Frantzoß in einem Haupt- treffen bey St. Quintin vnten gelegen/ dz der beste Adel erschlagen oder gefangen wurd/ muste der von Guyse eylends zuruͤck/ ob jhm schon der Bapst kein Abscheid geben wollen/ vnd dem Vatterland zu Hülff vnd Rettung kommen. Derowegen legt sich der von Alba zu end deß August. vor Rom/ vnd haͤtte die Statt wohl ein- nehmen koͤnnen/ wie jhm dann der Abzug zur Verkleinerung gereichte; doch gab er offentlich vor/ er haͤtte besorgt/ wann er Rom pluͤndern lassen/ sein Volck wuͤrde sich trennen vnd verlauffen/ zu Entbloͤssung deß Koͤnigreichs; in ge- heimb aber/ / daß er nicht wissen koͤnnen/ wie sein Koͤnig solches auffgenom- men haͤtte. Nach deme nun dieser Krieg ein Jahr gewaͤret/ folgte endlich den 14. Septembr. ein Vertrag zwischen dem Hertzogen von Alba/ vnd dem Caraffa, der Bapst wolte im geringsten nicht/ daß weder der Columna, noch jemand von seinen Vnderthanen darin begriffen/ viel weniger daß einiges Orts der Kaͤyse- rischen/ so er ins Gefaͤngnuß gelegt/ als wann er daran zu viel gethan/ gedacht wuͤrde: sondern blieb bestaͤndig dabey/ daß der Hertzog von Alba persoͤnlich zu Rom erscheinen/ jhme eine Abbitt thun/ vnd die Absolution empfangen solte; vnd sagt außdruͤcklichẽ/ eh er von dieser Schuldigkeit ein Fadẽ breit weichen/ er viel eher die gantze Welt zu truͤmmern gehen wolte lassen: es gienge ja nicht seine/ sondern Christi Ehr an/ deme er nichts begeben/ noch einig Nachtheil zuziehen koͤnte. Auff diese Weise beneben Restitution der eingenommenen Oerther/ ward aller Streit auffgehaben. Dieser Krieg war kaum geendet/ da kamen dem Bapst newe Beschwernüs- sen vor. Dann auß Franckreich vernam er Zeitung/ daß den 5. September bey Nacht in Pariß zwey hundert Personen/ sich in einem Hauß/ das Abendmal zu halten/ versamblet: solches von dem gemeinen Poͤbel verkundschafft/ das Hauß eroͤffnet/ ein Theil entflohen/ die Weiber aber vnd schwaͤchsten ergriffen/ derselben sieben verbrent/ vnd der uͤbrige Theil zu gleichmaͤssiger Execution, biß man jhre Mitthaͤter erfahren/ auffenthalten worden. Vnnd daß der Koͤnig auff der Schweitzer Vorbitt/ deren Huͤlff er sonderlich damahlen/ wieder den Koͤnig in Spanien vonnoͤthen/ befohlen/ mit der Milte gegen jhnen zu verfah- Ander Theil. verfahren. Hieruͤber erzuͤrnt sich der Bapst befftig/ klagt es dem Consistorio, es wer kein wunder/ daß diesem Koͤnig alles Vornehmen so gar übel außschluͤge/ weil er mehr auff der Ketzer Huͤlff/ als auff Gottes Beystand sehe. Vnd hatte in Vergeß gestellt/ welcher gestalt in seinen Kriegen/ als die Cardinaͤl bey der Inquisition sich beschwerten/ daß die Protestiren de Grawbuͤndner/ so auff seinen Sold zu Beschuͤtzung der Statt Rom geworben/ Kirchen vnd Bilder hoͤchlichen verachteten/ vnd jhnen groß Schmaach anthaͤten/ er sie die Cardinaͤl gestrafft/ vnd gesprochen: die Grawbuͤndner weren Engel/ von GOTT zu Schutz vnd Schirm seiner vnnd der Kirchen gesand: Er lebte der gewissen Hoffnung/ sie wuͤrden sich bekehren. Dahero man siehet/ wie vngleich man von seinen eygenen/ vnd frembden Handlungen zu vertheilen pflege. Er tadelt auch am Koͤnig in Franckreich/ daß er alle Bischoffe vnd Pfarꝛer bey Verliehrung aller jhrer Ein- kommen/ in jhren Kirchen zu residier en; vnd dann zu Erhaltung fuͤnff tausend Mann/ eine extraordinari Geldstewr/ beneben den ordentlichen Zehenden zu geben vnd zu contribuirn angehalten. Vnd war abermal vergessen/ daß eben diese Klag jhm fuͤrkommen/ als er sich der Frantzoͤsischen Voͤlcker bediente/ vnd eben deßwegen keine Red darvon wolte haben: Vnd hieauff wolt er sein Ansehen groß machen/ in dem er seine Blutsverwandten absetzte/ vnd jhre Guͤter einzog/ als haͤtten sie an allem Vnheyl schuld. Macht auch eine sehr scharpffe Consti- tution, die er den Mawrbrecher wieder alle Ketzereyen nennete/ vnd wolte die Inquisition mit Macht durchfuͤhren. Daß nun Carolus V. das Kaͤyserthumb seinem Bruder/ Koͤnig Ferdinand abgetretten/ vnd Ferdinand die Cron gewoͤhnlicher Weiß empfangen/ macht den Bapst gantz grimmig/ weil er vorgab/ daß gleich wie die Bestaͤttigung/ die durch den Bapst geschicht/ einen zum Kaͤyser mache/ also wann einer das Kaͤyser- thumb auffkuͤndigte/ muͤste solches fuͤr jhm geschehen/ vnd auff solchen Fall stehe es bey jhm/ einen Kaͤyser nach seinem Gefallen zu wehlen: zohe an/ daß die Chur- fuͤrsten durch die Gnad/ die jhnen von den Baͤpsten verliehen worden/ Macht haͤtten einen Kaͤyser zu erwehlen/ wann der vorige gestorben were/ nicht aber wann einer das Kaͤyserthumb auffkuͤndigte vnd ablegte. Dann alßdann gebuͤhrte die Wahl dem Roͤm. Stuhl/ in massen alle andere digniteten, welche resignirt wuͤr- den/ vnd von demselbigen herꝛuͤhrten/ jhm wieder zufielen. Derentwegen dann die Resignation Kaͤysern Carlen nichtig/ vnd die Macht einen newen Kaͤyser zu erwehlen jhm heimbgefallen: auch wer er entschlossen/ Koͤnig Ferdinand vor keinen Kaͤyser zu erkennen. Ferdinand nam sich dessen nicht an/ sondern befahl seinem Gesandten/ Martino Gusmanno, die Auffkuͤndigung vnd Annehmung deß Kaͤyserthumbs dem Bapst neben aller Ehrerbietung vnnd Gehorsamb anzuzei- gen/ der wurd vor die Cardinaͤl gewiesen/ die jhm andeuteten; was vorgangen/ were vnkraͤfftig/ der Keyser lebte noch/ zumahl zu Franckfort dem Actui die Ketzer beygewohnt/ darauff muͤste Ferdinand verzeyhen/ so solte uͤber drey Monaten auff vollkom- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vollkommener Macht jhn der Bapst zu einem Roͤm. Kayser annehmen/ vnd die Auffkuͤndigung auß Gnaden bekraͤfftigen. Vnd in Verbleibung dessen/ wolte er nichts mehr davon hoͤren/ vnd alßdann selbst ein Kaͤyser erwehlen: von welcher Meynung jhn auch Philippi Gesandten nicht bringen koͤnnen. Gusman wurd befehlt zu protestiren, wie er auch thaͤte/ vnd zog davon. Vnd hie war der Plack neben das Loch gesetzt: Jn Teutschland ward die Freyhett der Religion durch einen Reichs-Abscheid zu gelassen: man trieb an einem Concilio; Spanien vnd Franckreich vereynigten sich zu Camerich/ einmütiglich nach einem Concilio zu trachten. Doch war es den Koͤnigen nicht vmb den Bapst zu thun/ sondern vmb jhre Landschafften/ da sich die newe Religion vermehrte/ vnnd weder mit Schwert noch Fewer dempffen liesse. Vmb diese Zeit/ im acht vnd neun vnd fuͤnfftzigsten Jahr hat es sonderliche Todsfaͤlle gegeben. Christianus III. Koͤnig in Dennemarck geseegnet diese Welt. Vor jhm war Maria/ Koͤnigin in Engelland/ wie auch Polus der Car- dinal/ vnd Johann Gropper/ zum groͤssern Hauffen gangen: vnd hernach Christianus II. in seiner Verhafftung/ darin er sieben vnd zwantzig Jahr zuge- bracht. Auch starb Henricus II. Koͤnig in Franckreich/ auff seinen Hochzeit- Tag/ als der Graff Mongommeri ein Speer gegen jhm muͤssen brechen/ vnd ein Splitter in das Aug/ durch das Hirn dem Koͤnig in das Haupt gegangen/ deß- gleichen auch der Venetianer Hertzog Priulius, der Kaͤyser Carolus V. vnd der Bapst Paulus IV. vber dessen Tod der Poͤbel die Inquisitions- Gefaͤngnuß auff- gebrochen/ deß Bapsts Marmelsteinen Bild drey Tag lang verhoͤhnt/ vnd der Caraffen Wapen auß der Statt geschafft. Auch starb Otto Henrich/ Chur- fuͤrst vnd Pfaltzgraff am Rhein. Eleonora, Koͤnigs Francisci in Franckreich nachgelassene Wittib in Spanien/ Maria/ Caroli V. Schwester/ Fuͤrst Georg/ Graff zu Wuͤrtenberg/ Fuͤrst Wilhelm/ Graff zu Henneberg/ musten auch an den Reyhen/ vnd andern Platz machen. Vnd hie wartete Jedermann auff son- derliche grosse Veraͤnderungen/ welche aber ausserhalb deß Kriegswesen an den Graͤntzen ver- blieben. Der Ander Theil. Der achte Discurß. Was nach getroffenem Fried noch dahinden geblieben. Der Passa- wische Vertrag/ auß H. Christophori Lehenmans außgangenen actis publicis de pace Religionis. S O haben wir dann bißher vernommen/ wie das Fewer in Teutsch- land auffgangen; vnd wie die Blaßbaͤlge der zaͤnckischen Gelaͤhrten es auffgetrieben zu hoher Lohe/ daß ein/ ja zween vnd drey Kriege darauß entstanden: biß alles durch ein Reichs-Abscheid vergliechen/ der Fried wiederbracht/ vnd das Fewr gedempffet worden. Es ist aber nicht gantz außge- loͤscht vergangen/ sondern vnter der Aschen verdeckt gelegen. Darumb ist noch uͤbrig/ daß wir auch erlernen/ auff welchem Fundament der Fried bestehe/ wer Mangel an demselben gefunden/ vnnd das Fewr wieder vnter der Asche herfür gezogen/ vnd diesen letzten Brand verursacht habe; vnd dann fuͤrnemblich wer dem Religions- Frieden den rechten Verstand geben/ vnnd da die Partheyen daruͤber streiten/ Richter seyn solle. Es laut aber der Passawische Vertrag also: Wir Ferdinand bekennen/ als vns hievor zeitlich vnd in mehr Wege ange- langt/ welcher massen sich im H. Reich Teutscher Nation, hin- vnd wieder aller- hand Kriegsgewerb/ Ruͤstung vnd Empoͤhrung erzeigen/ vnnd an deß Hochge- bohrnen Philipsen/ Landgraffen zu Hessen/ ꝛc. Custodi en vnd Verhafftung/ jhr fuͤrnehmbste Vrsach schoͤpffen vnd nehmen sollen/ haben wir auß angebohrner Begierd/ Trew/ Lieb vnd Neygung/ so wir zum H. Reich/ auch allen vnd jeden des- selben Staͤnden vnd Gliedern/ vnd sonderlich zu Erhaltung vñ Befoͤrderung ge- meiner Wolfahrt/ Ruhe/ Friedens vnd Eynigkeit/ auch zu Abstattung vnd Ver- huͤtung Christliches Blutvergiessens/ verderbung der vnschuldigen/ vnd Verhee- rung deß Vatterlands billig vnd willig tragen/ die Roͤm. Kaͤyserl. Mayt. Vnsern lieben Brudern vnd Herꝛn/ Bruͤderlich/ freundlich vnnd bittlich ersucht/ vns bemelts Landgraffen Erledigung/ vnd anderer anhaͤngigen Sachen halben/ so zu Krieg vnd Empoͤhrung Vrsach geben moͤchten/ guͤtlicher Handlung zu goͤnnen/ vnd zu gestatten; solches auch von Jhrer L. vnd Kaͤyserl. Mayst. Bruͤderlich er- langt. Darauff dann wir/ sampt dem Durchleucht. Fuͤrsten/ Herꝛn Maximi- lian, Koͤnig in Boͤhmen/ etc. Vnserm freundlichen lieben Sohne; vnd die Hochgebohrnen/ Moritz Hertzog zu Sachsen/ etc. vnnd Albrecht Hertzog zu Baͤyern/ etc. Vnsere liebe Oheim/ Chuͤrfuͤrst vnd Soͤhne/ zu nechst verschienen Oster Fest/ in vnser Statt Lintz zusammen kommen/ vns hieruͤber freundlich vnd Ander Theil. K vertrew- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vertraͤwlich vnterꝛedet/ vnd nach allerhand verloffener Rathschlagung/ Vn der- handlung/ auch fleissiger Bewegung dieser hochwichtigen Sachen/ bey Vns vnd Jhrer Liebden fuͤr nutz vnd nothwendig angesehen vnd bedacht/ ein andere fuͤr- dersame Zusammenkunfft benantlich auff den 26. May nechsthin/ hieher gegen Passaw fuͤrzunehmen/ vnd zu stellen/ deß gleichen hie nach bestimpte Churfuͤrsten vnd Fuͤrsten/ als Mit Vnderhaͤndler/ auch hiezu zu beschreiben/ so mit vnd neben vns/ sich ferner guͤtlicher Handlung vnderfahen/ vnd vermittelst Goͤttlicher Gna- den/ den fuͤrgefallenen Beschwerungen/ Jrꝛungen vnd Gebrechen/ gaͤntzlich vnnd endlich abhelffen moͤchten. Demnach haben Wir/ vnd gemeldter Churfuͤrst zu Sachsen/ etc. Vns auff obbestimpte Zeit allhero verfuͤgt/ vnd sind der anderẽ 5. Churfuͤrsten/ hienach bemelte Gesandten/ nemblich von deß Ertz-Bischoffs zu Maͤyntz/ Daniel Brendl von Homburg/ Thumbherꝛ daselbst/ Christoff Matthias/ der Rechten Licentiat, Cantzlar/ vnd Peter Echter. Vnd deß Ertz-Bischoffs zu Coͤlln/ Henrich Saltzburtz/ vnd Frantz Burckhard/ beyde Doctoren. Von deß Ertz- bischoffs zu Trier/ Johann von der Leyen/ Oberster Archidiacon daselbst/ Philips Freyherꝛ zu Weinnenberg vnd Beyelstein/ Landhoffmeister/ vnd Felix Hornung/ Doctor, Cantzlar. Von Pfaltzgraff Friederichs/ Ludwig Graff zu Stollberg/ Koͤnigstein vnd Rutschefort/ Johann von Dienheim Amptmann zu Creutze- nach/ Melchior Drechsel Doctor, vnd Johann Koͤmit. Von Marggraff Jo- achims wegen/ Adam Trotte/ Marschalck/ Christoff von der Strasse/ Timotheus Jung/ vnd Lambert Distelmeyer/ alle drey Doctorn. Auch die Ehrwuͤrdigen/ Hochgebohrnen/ Ernst/ Ertzbischoff zu Saltzburg/ ꝛc. Moritz zu Eychstatt/ vnd Wolffgang zu Passaw Bischoffen/ vnd Albert Pfaltzgraff bey Rhein/ Hertzog in ober vnd nieder Baͤyern/ persoͤnlich. Vnd dann von deß Bischoffs zu Wuͤrtz- burg/ Henrich Graff zu Castel/ Thumbherꝛ daselbst/ vnd Hanß Zobel. Von Jo- hansen/ Marggraffen zu Brandenburg/ ꝛc. Adrian Albin Doctor, Cantzlar/ Andreas Zech Doctor, vnd Barthel von Mandelßloe. Von Henrichs deß Juͤngern/ Hertzogs zu Braunschweig/ Veit Grunner. Von Wilhelmen Hertzogs zu Guͤlich/ Willhelm Kettler/ Willhelm von Newenhoff/ genant Ley/ Hoffmeister/ Dieterich von Scheppstatt/ vnd Carle Horß/ Doctor. Von Philipsen zu Pommern/ Jacob Zitzewitz/ Doctor vnd Cantzlar. Vnd von Chri- stophen/ Hertzogen zu Wittenberg wegen/ Hanß Dieterich von Pleinningen/ Ober Vogt zu Stuttgarten/ Ludwig von Frawenburg/ Ober Vogt zu Lauffen/ Hanß Henrich Heklin/ vnd Caspar Beer/ beyde Doctorn, auch bey Vns allhie erschienen/ mit welchen/ als neben Vns fuͤrgenommen vnd beschriebenen Vn- terhaͤndlern/ Wir die Sachen fuͤr die Hand genommen/ auch anfangs von be- meldtem Churfuͤrsten zu Sachsen/ seiner Liebden vnd derselben Miteinigungs- Verwandten/ Begehren vnd Beschwerungen/ in zweyen vnderschiedlichen Schrifften empfangen/ vnd folgends mit hohem Fleiß erwogen/ vnd den Sachen zum getrewlichsten nachgedacht/ wie die zu guͤtlicher Vergleichung gebracht/ vnd die Ander Theil. die vorstehend hochschaͤdlich Kriegsempoͤhrung abgestellt/ sondern bestaͤndiger Fried/ Ruhe vnd Einigkeit/ im Heil. Reich Teutscher Nation, wieder auffgericht/ vnd erhalten werden moͤchte; Vnd also letztlich/ nach viel vnd lang gepfl o gener schrifftlichen vnd muͤndlichen Vnterhandlung/ hiernach folgende Mittel/ Pun- cten vnd Artickel/ auff der Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. Wohlgefallen/ auch deß Chur- fuͤrsten zu Sachsen halben/ auff seiner Liebden/ Miteynigungs Verwandten Be- willigung vnd Ratification endlich abgeredt/ bethaydigt vnd vergleicht. Erstlich soll der Churfuͤrst zu Sachsen/ vnd S. L. Mit-Verwandte/ Kriegs- Fuͤrsten vnd Staͤnde/ so diesen Vertrag annehmen/ von allem jhrem thaͤtlichen Fuͤrnehmen/ vnd gegenwaͤrtiger Kriegs Vbung gaͤntzlich abstehen/ vnd jhr ge- samblet Kriegsvolck auff den 11. oder 12. August. schierst allenthalben vrlauben/ zer- trennen vnd verlauffen/ oder Vns Koͤnig Ferdinanden/ auff vnser Begehren vnd Besoldung/ erfolgen lassen/ auch nach aller Mügligkeit/ vnd daß darin kein Gefaͤhrligkeit gespuͤhrt werde/ darob seyn/ vnd verfuͤgen/ daß Jhr Kriegsvolck ohne ferner Beschaͤdigung der Kaͤyserl. Mayst. vnd Vnserer/ auch Churfürsten/ Fuͤr- sten/ Staͤnde vnd Staͤtte deß Heil. Reichs/ jhren Abzug nehmen/ vnd getrennt werden/ vnd also sich der Roͤm. Kaͤys. Mayst. vnd deß H. Reichs Gehorsame ver- halten/ vnd darin bleiben; auch die Staͤnde/ Staͤtte vnd andere/ die sie biß anhero uͤberzogen vnd belaͤgert/ oder sonst jhnen beypflichtig gemacht/ derselben jhrer Pflicht/ Anhang vnd Buͤndnuß durch ein offen Patent/ allhie begriffener Copey gleichlautend/ ledig zehlen/ wie sie dann auch auff solche Patent/ vnd in krafft diß Vertrags derselben ledig seyn sollen. Es soll auch Landgraff Philips zu Hessen/ mitlerweile die zu Hall in Sachsen auffgerichte Capitulation, ausserhalb der jenigen Artickel/ so hievor schon verꝛicht vnd vollzogen/ auch ausserhalb deß Puncten/ Cassel belangende/ von newem ratificieren vnd vnverbruͤchlich halten/ auch sein erfolgte Verhafftung vnd Auffhaltung nicht anden/ aͤffern oder rechen/ sondern gegen der Kaͤys. M. Vns/ vnd dem H. Reich/ als ein gehorsamer Fuͤrst/ sich die Tag seines Lebens erzeigen/ vnd sich deß alles gegen der K. M. in gebuͤhren- der/ vnd allhie begriffener Form/ genugsamb obligier en vnd verschreiben; solches auch bey seinen Soͤhnen vnd Landschafft gleichfalls zu halten/ vnd sich von newem zu verschreiben/ endlich verfuͤgen vnd verschaffen. Deßgleichen beyde Churfuͤrstẽ/ Sachsen vnd Brandenburg/ auch Hertzog Wolffgang Pfaltzgraff/ etc. Jhr vor- gegebene obligationes gleicher Weiß auch wieder ernewern/ vnnd obbestimbte Verschreibungen auff den 6. August. schierst/ der Durchleuchtigen Fuͤrstin/ Fraw Maria zu Hungarn vnd Bohem/ Koͤnigin Wittib/ Vnserer freundlichen lieben Schwester/ oder derselben Præsident en zu Mecheln uͤberantworten. Dargegen soll gedachter Landgraff seiner Custodien gaͤntzlich entledigt/ vnd auff obangesetzten 11. oder 12. Augusti gegen Rheinfelß/ ohne Entgelt/ auff freyen Fuß/ in sein sichere Gewarsam gestellt werdẽ. Darnebẽ soll auch K. M. jhr Kriegs- volck/ was dessen wieder diese Staͤnde an mancherley Ortẽ versamblet/ wieder jetzt- ermelte Staͤnde/ so diesen Vertrag annehmẽ/ in keinen Weg gebrauchẽ/ noch auff K ij densel- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ denselbigen liegen lassen. Es soll auch die Kaͤyserl. Mayst. den Landgraffen bey fuͤrgenommener Befestigung zu Cassel gnaͤdiglichen bleiben lassen/ deß gleichen mit der Execution, der in wehrender Custodien gesprochenen Nassawischen Vr- theilen/ allenthalben still gestanden werden/ biß nach Erledigung deß Landgraffen guͤtliche Handlung zwischen den Partheyen fuͤrgenommen vnnd gepflogen wer- den moͤge; Vnd im Fall da die Guͤtligkeit entstünde/ daß dem Landgraffen so viel sichs gebührt/ zugelassen werde/ was von Zeugen/ briefflichen Vrkunden/ vnd anderer Notturfft/ bißhero auß Mangel der Advocaten oder in waͤrender Custo- dien nicht eingebracht/ nachmahls einzubringen/ vnd alßdann durch die Churfuͤr- sten/ so viel diesen Sachen anverwanth/ selbst oder jhre Raͤthe/ vnd dann durch noch sechs vnpartheyische Fuͤrsten deß Reichs/ (deren jede Parthey fuͤnffe der Kaͤyserlichen Mayst. jnnerhalb eines Monats/ nach deß Landgraffen Erledigung) benennen vnd fuͤrschlagen/ vnd Jhre Kaͤyserl. Mayst. auß jedes theils benandten/ drey Fuͤrsten erwehlen/ vnd vnder den sechsen/ zum wenigsten drey Weltliche seyn/ die in eygenen Personen/ oder auch Jhre darzu verordnete Raͤthe/ als Kaͤy- serliche Commissarien, die wiederobberuͤhrte gesprochene Vrtheil vnd Execution, angezogene gravamina vnd exceptionen, gebuͤhrlich ersehen. Vnd ob die Hand- lungen/ welche die Zeit der Land graff in der Custodia gewesen/ fuͤr vnd einge- bracht/ reassumiert, die ergangene Vrtheil vnd Procesß, auch dieselben einge- brachte gravamina vnd exceptionen, vnd die noch fuͤrzuwenden/ suspendirt wer- den solten/ erkennen werde/ was recht sey/ daß auch solche guͤtliche Handlung vnd Erkaͤntnuß/ jnnerhalb zweyen Jahren/ auffs laͤngst nach Beschluß vnd dato die- ses Vertrags/ gewißlich verꝛicht vnd vollzogen. Aber alle andere Puncten vnd Artickeln von gemeldtem Churfuͤrsten zu Sachsen/ vnd Wilhellnen Landgraffen zu Hessen wegenangezogen vnd fuͤrkommen/ biß zu Erledigung der andern uͤber- gebenen gemeinen Beschwerungen eingestellt vnd verschoben werden. Deß- gleichen der Administrator teutsches Ordens/ auch Hertzog Henrich zu Braun- schweig vnd andere/ so den Landgraffen deß vergaͤngenen Schmalkaldischen Kriegs halben in Anspruch genommen/ oder noch zu haben vermeynen/ darmit auch biß zur Erledigung der obvermeldten Beschwerungen still stehen. Auch die angezogene newe gravamina, so in deß Landgraffen waͤrender Custodia, am Kaͤyserl. Cammergerichte/ oder sonst wieder jhn fuͤrgenommen seyn moͤchten/ sampt derselben exceptionen, durch die Chur- vnd Fuͤrsten/ so dieser Sachen Vn- derhaͤndler gewesen/ auff nechsten Reichs Tag gebuͤhrlich ersehen/ vnd gedachter Landgraff darin nothurfftiglich gehoͤrt/ auch daruͤber was billich vnd recht erkent/ vnd mitlerzeit am Kaͤys. Cammergericht still gestanden werden solte. Was denn folgends die andere Artickel/ so bey dieser Friedenshandlung vom Churfuͤrsten zu Sachsen vnd seinen Mitverwandten angeregt/ als erstlich Religion, Fried vnd Recht betrifft/ soll die Kaͤyserl. Mayst. dem gnaͤdigen Erbie- chen/ so juͤngst zu Lintz von Jhr: Mayst. wegen/ nach Jnhalt der dazumahl gege- benen Ander Theil. benen Antwort geschehen/ getrewlich nachsetzen/ auch jnnerhalb eines halben Jahrs einen gemeinen Reichs Tag halten/ darauff nochmahls auff was Wege/ als nemblich eines General oder National Concilij, oder Colloquij, oder gemeiner Reichs Versamblung/ dem Zwiespalt der Religion abzuhelffen/ vnd dieselb zu Christlicher Vergleichung zu bringen/ gehandelt/ vnnd also solche Einigkeit der Religion / durch alle Staͤnde deß Heil. Roͤm. Reichs sampt Jhr. Maͤyst. ordent- lichem Zuthun/ soll befoͤrdert werden. Es soll auch Zuvorbereitung solcher Vergleichung bald anfangs solches Reichs Tags ein Außschuß/ von etlichen schiedlichen verstaͤndigen Leuthen/ bey- derseits vnd Religionen, in gleicher Anzahl geordnet werden/ mit befehl zu berath- schlagen/ welcher massen solche Vergleichung am fuͤglichsten moͤchte fuͤrgenom- men werden; doch den Churfuͤrsten sonst deß Außschuß halben/ an Jhrer Hoheit vn vorgreifflich. Vnd mitlerzeit weder die Kaͤyserl. Mayst. Wir/ noch Churfürsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Heil. Reichs/ keinen Stand der Augspur- gischen Confession verwand/ der Religion halben mit der That/ gewaltiger Weiß/ oder in andere Wege/ wieder sein Conscientz vnd Willendringen/ oder derhalben uͤberziehen/ beschaͤdigen/ durch Mandar oder einiger anderer gestalt be- schweren oder verachten/ sondern bey solcher seiner Religion vnd Glauben/ ruhig- lich vnd friedlich bleiben lassen. Es sollen auch die jetzigen Kriegsuͤbung/ auch alle andere Staͤnde der Augspurgischen Confession Verwandten/ die andern deß Heil. Reichs Staͤnde/ so deralten Religion anhaͤngig/ Geistlich oder Weltlich/ gleicher gestalt jhrer Religion, Kirchen Gebraͤuche Ordnung vnd Ceremonien, auch jhrer Haab/ Güter/ liegend vnd fahrend/ Landen/ Leuten/ Renthen/ Zinsen/ ober vnnd meder Gerechtigkeiten halben/ vnbeschwert/ vnd sie derselben friedlich vnd ruhiglich geniessen lassen; auch mit der That oder sonst/ in vngutem/ gegen denselbigen nichts fuͤrnehmen/ sondern in alle Weg/ nach laut vnd Außweisung vnserer vnd deß Reichs Rechten/ Ordnungen/ Abschied/ vnd auffgerichten Land- Frieden/ jeder sich gegen dem andern an gebuͤhrenden ordentlichen Rechten; alles bey Vermeydung der P œ n/ in juͤngst ernewertem Landfriedẽ begriffen/ begnuͤgen lassen. Was dann auff solchem Reichs Tag durch gemeine Staͤnde/ sampt Jhr. Mayst. ordentlichem Zuthun/ beschlossen vnd verabschiedet/ das soll hernach also stracks vnd festiglich gehalten/ auch darwieder mit nichte gehandelt werden. Vnd soll auch alles das/ so mehrgemeldtem Friedenstand zu wieder seyn/ oder verstan- den werden moͤchte/ demselbigen nicht benehmen/ derogiren noch abbrechen/ vnd solches also von der Kaͤys. Mayt. Vns/ auch Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden respectivè, genugsamb vnnd nothuͤrfftiglich/ in krafft dieses Vertrags versichere seyn/ auch dem Kaͤyserl. Cammergericht vnd Beysitzern/ obgemeldter Frieden- stand zu erkennen gegeben/ vnd bey jhren Pflichten befohlen werden/ sich demsel- bigen Friedenstand gemaͤß zu halten vnd zu erzeigen/ auch den anruffenden Par- K iij theyen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ theyen/ darauff/ vngeachtet welcher Religion die seyn/ gebuͤhrliche notthurfftige Huͤlffe deß Rechten mit zutheilen; auch sonderlich die Form der Beysitzer/ vnd anderer Personen vnd Partheyen Eyds/ zu GOTT vnd den Heyligen/ oder zu GOTT vnd auff das H. Evangelion zu schweren/ denen so schweren sollen/ hin- fortan frey gelassen werde. So viel aber die Vergleichung der Stimmen/ auch Reichs-vnpartheyisch Recht zu erhalten/ deß gleichen præsentation der Beysitzer/ vnd andere Artickel/ Friedens vnd Rechtens betrifft/ ist in dieser Handlung bedacht worden/ da etwas beschwerlichs oder bedencklichs sich in der Cammergerichts-Ordnung wolte erꝛe- gen/ die weil solche Ordnung mit gemeiner Staͤnde Bewilligung/ in gemeiner Reichs Versamblung auffgericht vnd beschlossen/ daß/ die bestaͤndiglich nicht/ dann wiederumb durch die Kaͤys. Mayst. vnd gemeine Staͤnde/ in gemein/ oder aber so viel es die Gelegenheit erleyden mag/ den ordentlichen Weg der Visitation gemeldtes Cammergerichts/ oder sonst moͤge geaͤndert vnd erledigt werden. Da dann Wir/ sampt der Churfuͤrsten Gesandten/ erscheinenden Fuͤrsten/ vnd der Aabwesendẽ Bottschafften/ vrbietig vnd willig seynd/ alle vermuͤgliche Foͤrderung zu erzeigen/ damit in Religions-Sachen kein Theil sich deß Vberstimmens für dem andern zu befahren/ auch Partheyligkeit verhuͤtet/ vnd die Verwandten der Augspurgischen Confession am Kaͤyserlichen Cammergericht nicht außgeschlos- sen/ deßgleichen auch andere Beschwerungen/ wo einige befundenwuͤrden/ der Billigkeit nach abgewendet/ vnd diß alles auff nechstem Reichs Tag abgehandelt werde. Haben auch Wir/ sampt den Churfuͤrstlichen Gesandten/ erscheinenden Fuͤrsten/ vnd der Abwesenden Bottschafften/ bey der Kaͤyserl. Mayst. freundlich vnd vnderthaͤniglich angesucht vnd geberen/ daß Jhr. Kaͤys. Mayst. die nothwen- digste Puncten/ vnd darunter den Artickel die præsentation belangend/ vnd daß die Verwandten der Augspurgischen Confession, am Kaͤyserlichen Cammer- gericht/ wie oblaut/ nicht außgeschlossen werden/ auß Vollkommenheit Jh. K. M. Gewalts/ zu Befoͤrderung vnd Erhaltung Friedens vnd Eynigkeit im Reich/ alß- bald jmmer muͤglich/ erledigen wolten. Die angezogene Beschwerden/ so der Teutschen Nation Freyheiten zu wieder/ eingerissen seyn sollẽ/ in deß Churfuͤrsten zu Sachsen uͤbergebenẽ Artickeln vnd neben Schrifft begriffen/ betreffend/ weren Wir/ sampt der Churfuͤrsten/ Ge- sandten/ vnd der Abwesende Bottschafften/ gantz wohl geneigt vnd vnbeschwere gewesen/ darinnen/ vnd was ferner denselben anhaͤngig seyn moͤchte/ alßbald durch vnderschiedlich/ guͤtliche Handlung fuͤrzunehmen. Nachdem Wir aber auff der Kaͤys. Mayt. zu dieser Handlung abgefertigte Raͤthen Bericht so viel ver- mercket/ daß Jhr. Kaͤyserl. Mayst. solcher Beschwerden bıß anher zu gutem Theil gar kein wissen empfangen/ vnd also sie die Raͤthe darauff nicht abfertigen moͤgen; zu deme/ daß auch diese Beschwerden/ so weitlaͤufftig/ groß vnd hochwichtig/ aber die Zeit zu gegenwertigem Tage angesetzet/ gantz kurtz; vnnd dann auch dem Chur- Ander Theil. Churfuͤrsten zu Sachsen vnd seinen Mit Verwandten/ darzwischen vnd biß den Sachen nach Notthurfft abgeholffen/ jhr Kriegsvolck zu erhalten/ nicht allein uͤbermaͤssigen Kosten gebehren/ sondern den Oberkeiten hin vnd wieder/ auch den armen Vnderthanen zu mercklichem Nachtheil vnd Schaden gelangen wuͤrde. Demnach soll die Erledigung angeregter Beschwerungen auff den Reichs Tag schierst zu halten/ oder auff ein andere Versamblung deß Reichs dißmal verlegt/ vnd eingestellt/ vnd die Lintzische Bewilligung/ auch der Kaͤys. Mayst. Raͤthe allhie vertroͤsten/ nemblich daß der Kaͤys. Mayst. Hoff Rath/ so deß Heil. Reichs vnd der Staͤnde gemeine oder sonderbahre Sachen berathschlagen vnnd erledigen/ also stattlich mit Teutschen Raͤthen besetzet/ auch die teutsche Sachen durch Teutsche gehandelt werden/ daß darob maͤnniglichen ein billiges Genuͤgen tragen vnd haben/ daß auch Kaͤys. Mayst. der Teutschen Nation, vnd jhres geliebten Vatter- landes/ wohlhergebrachte Libertet vnnd Freyheit/ nicht allein nicht zu schmaͤh- lern oder zu schwaͤchen/ sondern auch nach Jhrem Vermoͤgen zu erhal- ten/ zum hoͤchsten geneigt seyn/ dieser Zeit allenthalben zu danck ange- nommen worden. Vnd damit der Churfuͤrst zu Sachsen vnnd seine Mit- verwandten sich nicht zu besorgen/ daß diese Handlung ersitzen/ vnd nicht zu ge- buͤhrlichem fuͤrderlichen Ende gelangen moͤchte/ so sollen Wir/ auch obgedachter Vnser geliebter Sohn/ Koͤnig Maximilian, Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß H. Reichs die angebrachte Beschwerungen für handen nehmen/ Jhrer Kaͤys- Mayst. fuͤr tragen/ vnd darauff befoͤrdern/ dieselbigen/ so viel der Billigkeit nach- gegruͤndet gefunden/ auch angesehen/ wie sich gebuͤhret/ die Guͤlden Bulla/ vnd andere deß Reichs-Ordnungen/ vnd alle loͤbliche Herkommen/ der Teutschen Nation, zu guter Erledigung zu bringen/ vnd dann auch die übrige Beschwerun- gen/ so die Kaͤyserl Mayst. nicht betreffen/ sondern durch sonderbare Staͤnde vnd Glieder deß Heil. Reichs/ andern zugefuͤgt werden/ oder was auch die Staͤnde selbst vntereinander/ es belange denn die Form vnnd Maaß gemeiner Berath- schlagungen vnd Handlungen oder anders/ halten moͤchten/ gleicher Gestalt/ doch mit Jhr. Kayserl Mayst. als deß Oberhaupts/ Rath vnd Zuthun/ auch also wie oblaut/ zu anfang deß nechstkuͤnfftigen Reichs-Tags fuͤrnehmen vnd erledigen. Vnd ist die Kaͤys. Mayst. deß gnaͤdigen vnd mildten erbietens/ was Jhr. Mayst. selbst insonderheit betreffen mag/ sich in demselben/ auß gnaͤdigem guten Willen/ dermassen zu erzeigen vnnd zu halten/ daß gemeine Staͤnde augen- scheinlich spuͤhren sollen/ daß Jhr. Majest. zum hoͤchsten begehrt/ alle Sachen nach der Gebuͤhr zu richten/ auch den gemeinen Nutz jhrem eygenen bey wei- tem vorzusetzen/ vnd alle Sachen dergestalt fuͤrzunehmen/ daß alle Staͤnde sich desselben/ der Billigkeit nach/ gantz wohl sollen haben zu ersaͤttigen. Ferner als auff den Artickel/ den Koͤnig von Franckreich beruͤhrend/ auß seiner Oratorn gethanen Werbung vermerckt/ daß darin etliche Mittel vnd Pun- cten deß gemeinen Friedens/ vnd dann andere seine Privat- Sachen angezogen werden; Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ werden; vnd aber die Puncten vnd Sachen deß gemeinen Friedens Teutscher Nation, allein die Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. Vns/ auch Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Reichs/ vnd sonst niemands belangende/ auch diese gegenwaͤrtige Versamblung/ gleich eben von wegen befoͤrderung vnd erhaltung gemeines Frie- dens/ auch Erledigung der fuͤrstehendẽ angezogenen Beschwerdẽ/ fuͤrgenommen; so wird derhalben einiger andern Handlung von vnnoͤthen seyn. Was aber deß Koͤnigs in Franckreich Privat- Sachen betrifft/ mag der Churfuͤrst zu Sachsen/ vermoͤg deß Lintzischen Abschieds/ von gedachtem Koͤnig/ oder seinem Oratore, wo das hievor nicht geschehen/ noch mahlen vernehmen/ was beruͤhrter Koͤnig von wegen seiner Privat- Sachen an die Kaͤyserl. Mayst. zusprechen/ zu begehren/ oder zu fordern/ vnd dieselbige Begehr vnd Forderungen alßdann vns zustellen/ damit die fuͤrter durch Vns/ an die Kaͤys. Mayst. gelangen/ vnd Sie sich ferner darauff jhres Gemuͤths vnd Willens erklaͤren moͤchte. Belangend die jenige/ so verschienenes Kriegs halben in der Kaͤyserl. Mayt. Acht vnd Vngnad kommen/ vnnd dieser jetzige Kriegsruͤstung verwandt vnd zugethan seyn/ haben Wir/ sampt der Churfuͤrsten Gesandten/ erscheinenden Fuͤrsten/ vnd der abwesenden Bottschafften/ bey der Roͤm. Kaͤys. Mayst. an aller getrewen/ freundlichen vnd vnderthaͤnigen Befoͤrderung nichts abgehen lassen/ auch letztlich erhalten/ daß Graff Albrecht von Manßfeld sampt seinen Soͤhnen/ der Rheingraff/ Graff Christoff von Altenburg/ Hanß Henrich von Heydeck/ Friederich von Reiffenberg/ Georg von Reckenroth/ Sebastian Schertle/ deßglei- chen andere/ so desselben Kriegshalben in Vngnade/ vnnd von jhren Landen/ Leuten vnd Guͤtern kommen/ als Hertzog Ott Henrich Pfaltz graff/ Fuͤrst Wolff von Anhalt/ deß gleichen die Braunschweigische Herꝛn vnd Junckern/ vnd ge- meiniglich alle vnd jede andere/ hohes vnd niedrigen Standes/ bekant vnd vnbe- kant/ so deß vergangenen Kriegs in Vngnad kommen/ vnd noch seyn/ vnd jetzigem Krieg sich anhaͤngig gemacht/ von der Kaͤyserl. Mayst. außgesoͤhnt/ auß Sorgen gelassen/ auch wieder zu Gnaden vnd Hulden auffgenommen werden/ auch in krafft dieses Vertrags außgesoͤhnet seyn sollen; doch daß sie sich hinfuͤran gegen der Kaͤys. Mayst. vnd dem Heil. Reich gebuͤhrliches schuldigen. Gehorsambs er- zeigen vnd halten/ auch wieder Jhr. Kaͤyserl Mayst. Vns/ vnd das Reich nicht dienen sollen/ biß zu Erledigũg deß Artickels/ so derhalben den gemeinẽ Beschwe- rungen eingeleibt/ bey welcher Erledigung es auch folgends bleiben/ vnd darnach gehalten werden soll. Daß auch die jenige/ so/ wie oblaut/ außgesoͤhnt/ vnd be- gnadet worden/ vnd dieser Zeit ausserhalb deß Reichs Teutscher Nation, in Franckreich/ oder andern Orthen seyn/ vnd wieder Kaͤyserl. Mayst. dienen/ sich jnnerhalb sechs Wochen/ den nechsten noch dato deß Vertrags zu erklaͤren/ vnd gleich von derselben Zeit an wieder die Kaͤyserl. Mayst. vnnd die Staͤnde deß Reichs ferner nicht zu dienen/ nach sich gebrauchen zu lassen/ auch folgends auffs laͤngste in zweyen Monaten/ den nechsten darnach/ sich wieder herauß in Teutsch- Ander Theil. Teutschland zu verfügen/ schuldig; oder dieser Außsoͤhnung vnd Begnadigung/ nicht faͤhig seyn sollen. Vnd nachdem in schwebender Kriegs Vbung allerley thaͤtliche Newerun- gen vnd Sachenfuͤrgangen/ auch etliche Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ Staͤnde vnd Staͤtte/ jhrer Guͤter entwerdet vnd beschaͤdigt worden; so sollen diese Kriegs- verwandte Fuͤrsten/ alle in diesem Krieg eingezogene vnd eroberte Herꝛschafften/ Staͤtte/ Flecken/ Land/ Leut vnd Guͤter/ denen Staͤnden/ so sie zuvor zugestanden/ wiederumb folgen lassen/ vnd/ wie obgemeldt/ jhrer Pflicht vnd Anhangs/ damit sie dieselben jhnen beypflichtig gemacht/ ledig zehlen. Doch daß die Reichs- Staͤtte bey jhren alten Privilegien vnd Freyheiten gelassen werden. Dargegen haben die Kaͤyserl. Mayst. vmb gemeines Friedens/ vnd Verhuͤtung weiteres Schadens willen/ alle vnd jede Zuspruͤch vnd Forderungen/ so die beschaͤdigte Staͤnd vnd Staͤtte/ oder auch sonderbare Personẽ/ wieder die Kriegsverwandten Fuͤrsten/ vnd die jhren; vnd hinwieder derselben Verwandten/ gegen andern Staͤnden der erlittenen vnd zugefuͤgten Schaden halben/ zu haben vermeynen/ auß Jhr. Kaͤyserl. Mayst. Macht Vollkommenheit/ gaͤntzlich auffgehebt: vnd woͤllen aber Jhr. Kaͤyserl. Mayst. neben Vns vnnd andern Staͤnden deß Reichs/ auff solche billige Mittel vnd Wege bedacht seyn/ damit die beschaͤdigten Staͤnde vnd Staͤtte der beschwerlichen Schaͤden vnd Verheerung/ so sie vnd jhre Vu- derthanen erlitten/ ohn dieser Kriegsverwandten Staͤnde Zuthun/ Beschwerung vnnd Schaden ergetzt/ vnnd mit allen Gnaden bedacht; auch also alle Vr- sachen zu kuͤnfftiger Weiterung abgeschnitten/ vnd bestaͤndiger Fried erhalten werde. Als auch Hertzog Ott Henrichen/ Pfaltzgraffen/ ꝛc. halben fuͤrkommen/ vnd durch seinen Gesandten suppliciert vnd gebetten worden/ Jhne bey der Roͤ- mischen Kaͤyserl. Mayst. zu befoͤrdern/ haben Wir/ sampt der Churfuͤrsten Ge- sandten/ erscheinenden Fuͤrsten/ vnd der Abwesenden Bottschafften/ bey hochge- dachter Kaͤyserl. Mayst. alle getrewe Fuͤrwendung gethan/ vnd erhalten/ daß Er/ vnd seine Landschafft/ bey dem Fuͤrstenthumb Newburg/ vnd seiner Zugehoͤrung gelassen werde/ vnd bleiben moͤge. Daß auch die Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ Staͤnde vnd Staͤtte/ so dieser jetzigen Kriegs Vbung verwandt/ die seyen Feld- marschalck/ Rittmeister/ Oberste/ Befehlchsleut/ oder sonst in gemein alle Kriegsleut/ wie die Nahmen haben moͤchten/ sampt allen denen/ so jhnen darin oder darunder anhaͤngig/ oder beypflichtig worden/ hohes vnd niedern Stands/ benant vnd vnbenaͤnt/ auß Sorgen gelassen/ vnd wieder zu Gnaden an- vnd auffgenommen/ vnd diese vorgenommene Kriegs Vbung/ vnd alles was sich darin einiger Gestalt verlauffen/ gegen jhnen; deßgleichen auch sie gegen andern/ weder saͤmptlich noch sonderlich/ in- oder ausserhalb Rechtens/ heimblich oder offenbar/ in Vngnaden oder Argen gedacht/ geandet/ oder geaͤffert werden sol- len; doch daß sie sich hinwieder gegen der Kaͤyserl. Mayst. vnd das Heil. Reich Ander Theil. L gebuͤhr- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gebührlichen schuldigen Gehorsambs erzeigen vnd halten. Es soll auch Graff Rheinhard von Solms auff gebuͤhrliche Versicherung; deßgleichen auch alle andere/ so von allen Theilen gefangen/ oder verstrickt/ jhrer Gefaͤngnuß/ Verstri- ckung oder Verhafftung/ auff obbestimbten 11. oder 12. August. ohne Entgeltnuß/ auch erledigt vnd bemüssigt worden. Da auch Marggraff Albrecht zu Brandenburg/ gleicher gestalt/ von seiner Kriegs Vbung abzustehen/ vnd in der obbenanten Zeit sein Kriegsvolck vrlau- ben vnd diesen Vertrag seines theils annehmen vnd bewilligen/ auch mitlerweil den friedlichen Anstandt halten/ vnd durch sich vnd sein Kriegsvolck niemand wei- ter beschaͤdigen vnd beschweren wuͤrde/ so soll er darin auch begriffen seyn. So viel dann obbemeldter Braunschweigischer Junckern begehrte Restitution jhrer Haͤuser vnd Güter/ deren sie durch Henrichen den Juͤngern Hertzogen zu Braun- schweig/ ꝛc. entsetzt; auch Schuldforderungen belangend/ soll die Kaͤys. Mayst. gedachten Hertzogen/ zu Verhuͤtung allerhand mehrer Weiterung vñ Beschwe- rung/ so hierauß folgen moͤchte; auch sonderlich zu Befoͤrderung/ Ruhe vnd Eynigkeit im H. Reiche/ vnd vmb gemeines Friedens vnd Nutzens willen/ bey- de Chuͤrfuͤrsten zu Sachsen vnnd zu Brandenburg/ auch Marggraff Hanß zu Brandenburg/ vnd Hertzog Philipsen zu Pommern/ zu Jhr. Kaͤyserl. Mayst. Commissarien verordnen/ vnd jhnen auß Jhr. Kaͤyserl. Mayst. Macht/ Vollkom- menheit/ alle Vollmacht/ Befehl vnd Gewalt geben vnd aufflegen/ die Partheyen auffs allerfoͤrderlichst/ so es geseyn mag/ an gelegene Mahlstatt zu erfordern/ sie in allen jhren Gebrechen/ obbestimpte Restitution, auch Schuldsachen vnd Forde- rungen betreffende/ nachmahls summarien, notthuͤrfftiglich zu verhoͤren/ vnd fol- gends allen muͤglichen vnd eussersten Fleiß fuͤrwenden/ sie in der Guͤte zu vertra- gen; wo sie auch befinden/ daß Hertzog Henrich den Junckern/ Vermoͤg seiner vnwiederleglichen Brieff vnd Siegel/ etwas zu thun schuldig/ alßdann Jhn hierin zur Billigkeit zu verweisen. Jm Fall aber/ da je die guͤtliche Verglei- chung/ bey einem oder beyden Theilen entstuͤnde/ alßdann im Nahmen Jhr. Kaͤyserl. Mayst die Braunschweigische Junckern/ jhrer entwehnten Haͤuser vnd Guͤter alßbald wuͤrcklich zu restituiren, einsetzen/ vnd darin zu schuͤtzen vnd zu schirmen/ auch solche guͤtliche Vereinigung oder wuͤrckliche Restitution, auffs laͤngst jnnerhalb dreyen Monaten/ den nechsten nach Beschluß vnd dato deß Vertrags/ gewißlich zu verꝛichten vnd zu vollziehen; doch mit Vorbehaltung jedem Theil seiner Sprüch vnd Forderungen/ so sie zu vnd gegen einander haben moͤchten/ dieselben alßdann nach erfolgter Restitution, an Orthen vnd Enden zu suchen/ vnd außzufuͤhren/ wie sichs gebuͤhrt vnd recht ist. Es sollen auch die Kaͤyserl. Mayst. Wir/ vnd die erforderten Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ obbemeldte Commissarien, bey dem/ so sie zu Folge solcher Commission handeln werden/ so viel sich gemeinem Landfrieden vnd Reichs Ordnung nach/ zu thun gebuͤhret/ gnaͤdiglich vnd freundlich schützen/ schirmen vnd handhaben helffen. Ander Theil. helffen. Darneben soll die Kaͤyserl. Mayst. zum fuͤrderlichsten/ ein ernstlich Mandat/ bey Pœn der Acht/ an Hertzog Henrichen außgehen lassen/ die Braun- schweigische Herꝛn vnd Junckern/ an jhrem Leib/ Haab vnd Guͤtern/ auch inson- derheit ihrem Gehoͤltze/ biß zu solcher der Kaͤyserlichen Commissarien endlichen Verhoͤr/-Vergleichung oder Restitution, nicht zu beschweren/ noch jhre Hoͤltz e r zu verwuͤsten. Gleicher gestalt sollen die Kaͤyserl. Majestaͤt obbemeldten vier Chur- vnd Fuͤrsten/ als Jhr. Mayst. Commissarien, aufflegen vnd befehlen/ Hertzog Henrichen/ vnd beyde Staͤtte/ Braunschweig vnd Goßlar/ in jhren Spruͤchen vnd Forderungen/ gegen einander/ auch zu der Guͤte notthuͤrfftiglich zu verhoͤren/ vnd der Billigkeit nach zu vergleichen/ auch Jhrer Kaͤyserl. Mayst. ernstlich Mandat vnd Inhibitum, bey P œ n der Acht/ an Hertzog Henrichen vnnd beyde Staͤtte alßbald außgehen lassen/ Jhr fuͤrgenommen oder fuͤrhabend Krie- gesruͤstung abzuschaffen/ vnd sich aller thaͤtlichen Handlung gaͤntzlich zu enthal- ren/ sondern sich gemeldter/ Kaͤyserl. Commissarien billiger Handlung vnd Wei- sung begnuͤgen zu lassen/ oder sonst Jhre Spruͤche vnd Forderung anders nicht/ als mit ordentlichen vnd Rechten/ vermoͤge deß Reichs Ordnung/ gegen einan er zu suchen/ außzufuͤhren. Solches alles vnd jedes/ so obbeschrieben/ vnd in einem jeden Artickel nahmhafftig gemacht/ vnd die Kaͤyserl. Mayst. anruͤhret/ sollen sie in Krafft Jhrer Ratification daruͤber verfertigt/ bey Jhrer Kaͤyserlichen Wuͤrden vnnd Worten/ fuͤr sich vnd Jhre Nachkommen/ staͤt vnd vnverbruͤchlich vnd auffrich- tig halten vnd vollziehen/ dem stracks vnd vnverweigerlich nachkommen vnd geleben/ vnd daruͤber jetzt vnd kuͤnfftiglich/ weder auß Vollkommenheit/ oder vn- ter einigem andern Schein/ wie der Nahmen haben moͤchte/ nichts fuͤrnehmen/ handeln oder außgehen lassen/ noch jemand andern von jhrentwegen zu thun gestatten/ vnangesehen aller anderer auffgerichten Abscheid/ so viel die dieser Vergleichung in etwas zu wieder/ oder abbruͤchig seyn moͤchten/ auch alle Staͤnd deß Heiligen Reichs/ sampt vnd insonderheit bey diesem Vertrag/ Friede- Stand/ vnd andern Artickeln obbegriffen/ handhaben/ schuͤtzen vnd schir- men. Vnd ob einer oder mehr Staͤnde/ einen oder mehr anderer einiger gestalt/ vnter was gesuchtem oder fuͤrgewandtem Schein das geschehe/ darwieder bedrangen/ uͤberziehen/ beleydigen oder beschweren wuͤrde (welches sich doch keines Weges zu versehen) den oder densebigen sollen die Kaͤyserl. Mayst. mit vnd neben dem andern Theil/ dem so solche Gedraͤngnuß zugefuͤgt oder bedro- het wuͤrden/ mit Jhrer Kaͤyserlichen Huͤlff/ Rath/ Fuͤrschub/ Fuͤrderung vnd wuͤrcklichem Beystand/ wie Jhr Kaͤyserl. Mayst. Ampt nach/ gebuͤhret/ huͤlfflich erscheinen/ vnd solche Beschwerung abwenden. Vnd Wir/ der Churfuͤrst zu Sachsen/ Hertzog Ott Henrich Pfaltzgraff/ Hertzog Hanß Albrecht zu Meckelnburg/ vnd Landgraff Wilhelm zu Hessen/ etc. L ij beken- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ bekennen auch offentlich/ daß alle vnd jede obgeschriebene Puncten vnd Artickeln/ so mit Vnserem guten Wissen vnd Willen sind fuͤrgenommen/ abgehandelt vnd beschlossen/ willigen vnvd versprechen auch fuͤr Vns saͤmptlich vnd sonderlich/ Vnsere Erben vnd Nachkommen/ auch alle die jenigen/ so Vns in dieser Kriegs- Vbung zugethan vnd verwand gewesen/ oder noch seyn moͤchten/ vnd diesen Vertrag annehmen/ dieselbigen Artickel sampt vnd sonderlich/ in Krafft dieses Brieffs/ bey Vnsern Fuͤrstlichen Ehren vnd Wuͤrden/ in rechten guten Trewen/ vñ im Wort der Wahrheit/ so viel einen jeden betrifft oder treffen mag/ wahr/ staͤt/ vest/ auffrichtig vnd vnverbruͤchlich zu halten vnd zu vollziehen/ vnd dem getreulich vnd vnverweigerlich nachzukommen vñ zu geleben/ vnd darwieder keinen Stand in diesem Vertrag begriffen/ oder der denselbigen hernachmals annehmen/ be- willigen vnd eingehen wuͤrde/ vnter was gesuchtem Schein das geschehen moͤchte/ mit der That/ oder sonst einiger Gestalt/ heimblich oder offentlich/ durch Vns selbst/ oder andere von vnsertwegen beschweren/ vberziehen/ dringen/ belay- digen/ oder betruͤben/ sondern denen/ oder die diesen Vertrag halten/ vnd demsel- bigen nach kommen vnd geleben werden/ wieder die/ so beruͤhrten Vertrag nicht halten/ oder demselben zugegen etwas handeln/ fuͤrnehmen oder vnderstehen/ oder einigen Stand/ so in diesem Vertrag begriffen/ oder denselben hernachmals auch bewilligen/ vnd sich mit gleicher Verpflichtung darin begeben/ mit thaͤtlicher Handlung/ oder sonst vergewaltigen/ vberziehen/ bedrangen/ belaͤstigen/ beschaͤdigen/ oder einige Beschwerung zufuͤgen wuͤrde/ Vnsere getrewe Huͤlff/ Rath vnd Beystand/ in Krafft deß zuvor auffgerichten gemeinen Landfriedens Reichs Ordnungen/ vnd dieses Vertrags vnd Frieden Stands/ saͤmptlich vnd sonderlich thun vnd leysten/ auch Vns daran nichts/ was dargegen erdacht oder auffgerichtet were/ oder kuͤnfftiglich werden/ vnd Vns hierin entheben oder zu statten kommen moͤchte/ jrꝛen oder hindern lassen. Dann Wir allesaͤmptlich/ vnd ein jeder insonderheit/ vnd alles das jenig/ so diesem Vertrag zu wieder ist/ oder verstanden/ wie das Nahmenhaben/ vnd insonderheit außgedeutet werden moͤchte/ welches Wir auch vor außdruͤcklich specificiert, geacht haben wollen/ kei- nes Wegs gebrauchen/ sondern dasselbig alles zu dem Effect, vernichtiget vnd auffgehaben seyn sollen/ wie wir auch dasselbe hiemit also auffheben vnd vernich- tigen/ auch was desselbigen hiemit in Krafft dieser Schrifft/ so fern vnd weit es diesem Vertrag vnd gegenwaͤrtiger Verpflichtung zu wider seyn/ oder einiger Weise verstanden werden moͤchten/ in bester bestaͤndigster Form/ gaͤntzlich verge- ben vnd verziehen haben wollen. Darmit auch hierin so viel desto weniger auff einigem Theil zu zweifflen/ oder einiger Mißverstand einreissen moͤchte/ so wollen Wir Koͤnig Ferdinand/ ꝛc. vnd Koͤnig Maximilian, \&c. vnd dann die hochgedachte Geistliche vnd Weltliche Chur- vnd Fuͤrsten/ als durch die allerseits diese Sach/ obberuͤhrter gestalt ab- gehan- Ander Theil. gehandelt/ vnd dermassen erklaͤrt vnd bewilligt haben/ nemblich beyde Koͤnige fuͤr Vns/ Vnsere Erben vnd Nachkommen/ Sie aber die Geistliche Chur- vnd Fuͤrsten/ mit Rath vnd Bewilligung jhrer Thumb Capitel/ vnd die Weltliche Chur- vnd Fuͤrsten/ allbereit vor sich/ Jhre Erben vnd Nachkommen/ Vn- wiederꝛufflich/ daß Wir vnd Sie/ solche Handlung nicht allein fuͤr Vns selbst/ Vnsere vnd Jhre Erben vnd Nachkommen/ auch Vnser Koͤnigreich/ Ertz- vnd Stiffte/ auch Land/ Leut/ Vnderthanen/ Diener vnd Verwandten/ so viel Vns vnd dieselben allerseiths betrifft/ also halten/ vnd darwieder in keinerley Wege handlen wollen/ sondern auch/ wo einiger Theil wieder diese endliche Verglei- chung (als doch nicht zu verhoffen) jetzt oder kuͤnfftiglich handlen/ vnd den andern Theil/ mit thaͤtlicher oder beschwerlicher Handlung/ die geschehe offentlich oder heimblich/ beschweren/ vergewaltigen oder bedrangen wuͤrde/ vnd auff Erinnerung/ davon nicht abstehen wolte/ daß Wir vnd Sie/ auch Vnsere vnd Jhre Nachkommen/ alßdann dem andern Theil/ so wider diese Vergleichung vnd Vertrag beschwert/ bevortheilt/ vberzogen/ oder sonst belaydigt wuͤrde/ vnd fuͤr Vns vnd Sie/ oder Vnserer oder Jhrer Nachkommen/ Einsag vnd billige Weisung leiden koͤnte/ gegen dem andern Theil/ so das/ wie obgemeldt/ nicht dul- den/ sondern mit thaͤtlicher Handlung fortfahren wolte/ nicht allein keinen Rath/ Huͤlff oder Beystand leysten/ sondern auch den andern Theil/ so/ wie gemeldt/ Einsag vnd Weisunge leiden vnd annehmen wolte/ wieder den andern/ in Krafft deß hievor auffgerichten gemeinen Land Friedens/ Reichs Ordnungen/ vnd dieses Vertrags vnd Frieden Stands/ Huͤlff vnd Beystand leysten wollen. Doch soll in alle obgemeldte Wege der Theil/ so vermeynen wolte/ daß dieser Frieden- Stand durch jemands anders verbrochen/ oder dem zu wieder gehandelt/ mit thaͤtlicher Handlung gegen denselben nichts fuͤrnehmen/ sondern zuvor die Sach an Vns/ auch die Churfuͤrsten/ vnd Fuͤrsten/ als Vnderhaͤndler/ gelangen lassen/ welche alßbald darauff guͤtliche Handlung fuͤrnehmen/ vnd daruͤber Erkantnuß thun/ vnd was durch Vns/ vnd dieselbigen also verglichen oder erkand/ den sollen beyde Theil/ ohne alle Weigerung geleben vnd nachkommen; Vnd im Fall da es nicht geschehe/ alßdann die Huͤlff vnd Beystand/ wie hieroben allenthalben ge- meldt/ geleystet werden. Vnd damit der Verwandnuß vnd Pflicht halben/ damit die obbemeldte Vnderhaͤndler der Kaͤyserlichen Majestaͤt zugethan/ solches so viel desto vnge- scheuhter geschehen moͤchte/ so sollen sie beruͤhrts Falls solcher Pflicht vnd Ver- wandnuß von der Kaͤyserl. Mayst. erlassen seyn/ also/ daß sie vngescheuht derselben ob dieser Vergleichung halten/ vnd gegen dem Theil/ so demselben zu wieder/ wie obgemeldt/ handelte/ dem andern Theil vnverhindert Beystand leysten moͤgen vnnd sollen; darumb die Kaͤyserliche Majestat Sie auch in keinen Vn- gnaden verdencken noch solches zu Miß fallen von Jhnen vermercken sollen. L iij Wann Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Wann nun der Churfuͤrst zu Sachsen fuͤr sich selbst/ vnd seine Miteini- gungs-Verwandten/ solche bestimbte Capitulation in allen vnd jeden Jhren Puncten vnd Artickeln gutwillig angenommen/ auch zu halten vnd zu vollziehen zugesagt/ vnd dann die Roͤmische Kaͤyserliche Majestaͤt/ dem Heiligen Reich Teutscher Nation, jhrem geliebten Vatterland/ zu Gut/ Nutz vnd Wohl- farth/ die auch gnaͤdiglich bewilligt vnd ratificiert, Jnhalt vnd Vermoͤg Jhrer Kaͤyserlichen Mayst. daruͤber verfertigter Ratification, So seynd demnach deß alles/ zu wahrem vnd festem Vrkund/ hieruͤber drey Vertrags-Brieff/ gleichlauts/ auffgericht vnd verfertigt/ vnd mit Vnser/ Koͤnig Ferdinanden/ vnd beyder Churfuͤrsten zu Maͤyntz/ vnd Pfaltzgraffen Friederichs/ deßgleichen deß Ertz Bischoffs zu Saltzburg/ vnd Hertzog Albrechts in Baͤyern/ vnd Jhrer Liebden/ vnd der andern Chur- vnd Fuͤrsten/ als Vnderhaͤndler wegen; vnd dann deß Churfuͤrsten zu Sachsen/ vnd Landgraff Wilhelms in Hessen/ fuͤr sich vnd alle Jhre Einigungs-Verwandten eygenen Haͤnden vnderschrieben/ vnd anhangenden Jnsiegeln besieglet/ vnd der eine Vertrags-Brieff der Roͤmischen Kaͤyserlichen Majestaͤt/ der ander gemeinen Staͤnden/ vnnd der dritte be- meldten Churfuͤrsten zu Sachsen vnnd seinen Mit Verwandten zugestellet wor- den. Geschehen zu Passaw den sechszehenden Tag deß Monats Julij nach CHRJSTJ Vnsers lieben HERREN Geburth/ im fuͤnfftzehenhundert vnd zwey vnnd fuͤnfftzigsten/ Vnserer Reiche/ deß Roͤ- mischen im zwey vnd zwantzigsten/ vnnd der andern im sechs vnnd zwantzigsten Jah- ren. Der Ander Theil. Der neundte Discurß. Wie die Protestir ende die Freystellung der Religion beharꝛlich gesu- chet; vnd auß was Gruͤnden. Wie Koͤnig Ferdinand druͤber gesprochen. Vrtheil von Jhm vnd dem Kaͤyser. D Jese Declaration haͤtte vermeyntlich alle Mißhelligkeiten sol- len auffheben/ vnd eine bestaͤndige Außlegung deß Passawischen Ver- trags seyn vnnd bleiben. Es haben aber die Protestiren den wegen Freylassung der Religion diesen Posten verharꝛlich begehrt/ an seinem bequemen Orth dem Religion- Frieden einzuleiben: Da aber einiger oder mehr Chur-Fuͤrsten oder Staͤnde/ zwischen hie vñ endlicher Vergleichung der altẽ Reli- gion vnd Augspurg. Confession / wie man sie beyderseits neñet/ anhaͤngig wuͤrde/ so sollen die jenige/ so zu der alten Religion tretten/ deß geniessen vnd faͤhig seyn/ was von denen Staͤnden der alten Religion in dieser Constitution gesetzt; vnd die jenige/ so zu der Augspurgischen Confession tretten/ hinwieder alles vnd jedes dessen faͤhig seyn vnd geniessen/ was von denen/ so zuvor die Augspurgische Con- fession gehabt/ vnd Veraͤnderung in der Religion fuͤrgenommen haben/ in dieser Constitution gesetzt vnd gemeldt ist. Nachdem aber die Geistliche Fuͤrsten vnd Staͤnde sich obgesetzten Artickels so hoch beschweren/ wolten nun Kaͤyserl. vnd Koͤnigl. Mayst. Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Heil. Reichs nachgemeldten Artickel/ in das ander Theil der Cammergerichts-Ordnung setzen vnd insinuir en lassen/ so weren die Augspurgische Confessions- Verwandten/ vmb Erlangung willen Eynigkeit/ Frieden vnd Ruhe/ nicht vngeneigt/ obgemeldten Artickel der Freystellung fallen zu lassen; im Fall aber daß folgender Artickel in der Cam- mergerichts Ordnung nicht solte gesetzt werden/ so wissen der Augspurgischen Confession- Verwandten in das jenig/ so dem Artickel der Freystellung zu wieder/ nicht zu willigen/ noch denselben fallen zu lassen. Der Artickel aber/ den sie begehrten loco conveniente dem Cammergericht inserirt zu werden ist dieser: Nachdem auch aber von wegen der Geistlichen Iurisdiction, in frembden/ vnd der Weltlichen Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnde/ Fuͤrstenthuͤmben vnd Oberkeiten/ sich bißher allerhand Rechtfertigung/ Streit/ Turbation vnd Jrꝛung erhalten/ auch kuͤnfftiglich begeben vnd zutragen moͤchten/ darauß dann allerhand Weiterung zu befahren; so haben die Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. auch Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnde deß H. Reichs/ Geistlich vnd Weltlich sich vergliechen/ daß solche hievor fuͤrge- fallene/ vnd kuͤnfftige Streit vnd Jrꝛungen/ die Geistliche Iurisdiction in frem- bden/ vnd der Weltlichen Staͤnden Fuͤrstenthuͤmben vnd Oberkeiten/ vnd was deren Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ deren von Rechtswegen anhangt/ kein Stand dem andern/ in- oder ausserhalb Rechtens/ biß zu endlicher friedlicher Vergleichung der Religion, zu Erhaltnuß eines bestaͤndigen Friedens/ nicht besprechen noch anfechten/ auch dem Cammer- gericht angekuͤndigt vnd auff erlegt werden/ dieser Iurisdiction halben/ in verschie- nen vnd zukuͤnfftigen Faͤllen/ keine Proceß, Citationes, Mandata oder Execu- tiones, im Reich zu erkennen/ decernier en/ noch den Staͤnden aufferlegen/ son- dern diesem Fall deß Cammergerichts Iurisdiction, biß zu mehr gemeldter endlicher Vergleichung der Religion, eingestellt vnnd suspendirt seyn vnnd bleiben. Es fuͤhrten aber die Augspurgische Confession Verwandten wegen Frey- stellung der Religion diese Gruͤnde: Erstlich/ setzen sie/ seynd omnes Promis- siones Dei, tam Veteris, quàm novi Testamenti, dadurch alle Menschen das ewige Leben vnd die Seligkeit bekommen/ universales: Derhalben so sollen vnd wollen Wir dieselbigen nicht particulares machen/ vnd keinem Menschen den Himmel zuschliessen oder sperꝛen/ damit Wir nicht am Juͤngsten Tag in das erschreckliche Vrtheil Christi fallen/ vnd hoͤren muͤssen/ Væ vobis, qui clauditis januas regni cœlorum ante homines: vos non introibitis, \& alios non intrare sinitis. Zum andern/ so ist kein Vnglaͤubiger/ Jud/ Tuͤrck oder Heyd/ welcher anderst Vernũfft/ vnd einen geringen Eyffer hat seiner Religion/ nicht wolte/ daß er alle Menschen moͤcht zu sich ziehen/ vnd seiner Religion anhaͤngig machen/ ꝛc. Wie viel mehr sollen Wir/ so rechte Christen seyn wollen/ (denen GOTT der Allmaͤchtig/ bey Verliehrung jhrer Seelen Seligkeit solches befohlẽ/) auß Christlicher Liebe darzu geneigt seyn/ vnd diese Freystellung/ so reciprocè auff beyde Religionen gesetzt ist/ nicht weigern oder abschlagen/ sondern hierin dem Exempel St. Paulus deß H. Apostels verfolgen/ in seiner Epistel/ factus sum anima, ut omnes Christo lucrifa- cerem. Zum Dritten/ wiewol Wir mit gleicher Schrifft/ Decretis Patrum \& Conciliorum, sacris legibus \& Canonibus wissen klaͤrlich darzuthun vnd zu be- weisen/ daß die Staͤnd/ so sich der alten Religion nennen/ in viel Weg der Christ- lichen Religionen vnd Kirchen-Guͤtern/ ( non sine summâ contumeliâ Dei, tum quoque jacturâ Ecclesiæ Christi, \& periculo multarum animarum ) miß- braucht/ welches Wir allein zur Notthurfft der Sachen/ vnd citra injuriam cu- juscunque woͤllen gesagt haben. So haben Wir jedoch vmb geliebtes Friedens willen/ in dieser Constitution gewilliget/ daß Sie bey Jhren Kirchen Gebrauchen/ Ordnungen/ Ceremoni en/ Haab/ Guͤtern/ liegend vnd fahrend/ Landen/ Leuten/ Herꝛschafften/ Oberkeiten/ Herꝛligkeiten/ Gerechtigkeiten (darunder dann auch die Election vnd Administration begriffen) Renthen/ Zinsen/ Zehenden/ biß zu Christlicher vnd friedlicher Vergleichung der Religion, ruhiglich bleiben vnnd gelassen werden sollen. Zum Vierdten/ haben sie aber an dieser Provision eini- gen Mangel oder Zweiffel; da seynd Wir vnsers Theils vnbeschwert/ diesen Artickel-besser zu erklaͤren/ jedoch daß an der Substantz nichts geaͤndert werde. Zum Ander Theil. Zum fuͤnfften/ so wissen Wir folgenden Artickel/ im massen die Geistlichen densel- ben gestellt/ nicht zu bewilligen; nemblich daß wer von den Geistlichen zu dieser Religion trette/ von Stunden an de jure \& facto, solte von officio \& beneficio entsetzt seyn/ vnd also/ demselben nach dieser Fried/ vnd desselben Execution, im Fall wieder denselben gebraucht werden. Dann demnach werden die Chur- Fuͤrsten vnd Staͤnde der Augspurgischen Confession/ Krafft dieses der Geistli- chen Artickels obligirt vnd verbunden/ wieder beruͤhrten jhres Christlichen Glau- bens genossen/ zu Verfolgung vnd Vnterdruͤckung jhrer Confession vnd Reli- gion, Zuzug vnd Huͤlff zu thun: Solches aber were wieder GOTT/ Jhr Ge- wissen/ vnd bey aller Welt zum allerhoͤchsten Jhnen nachtheilig vnd Verweiß- lich. Darzu vnd zum sechsten/ so derselbe Christlich Artickel in diesen Frieden solt inserirt werden/ vnd bestehen; das were das hoͤchste præjudicium, diß theils Religion cum infamia, nicht allein der Persohnen/ sondern viel mehr principali causæ, dieses Theils Christlichen Glaubens vnd Confession. Zum siebenden/ nachdem Wir aber bericht seyn/ daß die Geistlichen in Fuͤrsorg stehen/ die hohe deß Reichs vnd andere Stifft moͤchten mit der Zeit prophaniert/ vnd in Weltliche Herꝛschafften verwandelt werden/ welches Vnser Gemuͤth vnd Meynung nie gewesen/ sondern vielmehr je vnd allweg/ auch noch dahin gesehen vnd gearbeitet haben/ daß diese vnd alle andere Geistliche Guͤter/ auß dem langwierigen Miß- brauch/ ad primam Fundationem, vnd zu jhrem rechten Christlichen Gebrauch wieder moͤchten gebracht vnd reguliert werden/ vnd ewig bey der Christlichen Kir- chen bleiben. So seynd Wir zu mehrer Befestigung solcher Vnser Christlichen Meynung vnd Ableynung alles Verdachts vnbeschwert/ Vns mit den Staͤnden der alten Religion zu vergleichen/ vnd vngefaͤhrlich nachfolgends lauts ein Ar- tickel bey dieser Constitution setzen zu lassen: Es sollen auch die hohen deß Reichs/ Ertz- vnd andere Stifft/ wann darin die Religion veraͤndert wird/ zu keiner Welt- lichen Herꝛschafft vnd Erbschafft gewandt/ sondern wie zuvor vnd noch gemeldt ist/ nach eines jeden Ertz Bischoffs/ Bischoffs oder Pr æ laten Absterben oder Re- signation, bey Jhren Electionen, Administration vnd Guͤtern gelassen/ vnd von diesem Artickel in Vergleichung der spaltigen Religion ferner gehandelt vnd geschlossen werden; doch den Weltlichen Staͤnden in Jhrer Hoheit vnd Her- kommen vnvergreifflich. Eben diese motiven trugen Sie auch Jhr. Koͤnigl. Mayst vor/ mit diesem Anhang: Da aber diese Vnsere Christliche vnd guthertzige Meynung vnd Vn- derꝛicht/ bey Vnsern Herꝛn vnd Freunden/ der Chur vnd Fuͤrstlichen Raͤthen vnd Bottschafften der alten Religion abermahls nicht solt statt finden/ daß Wir Vns jedoch zu Jhren Ehrwuͤrden/ G. vnd Gunsten keines Wegs wollen verse- hen/ dieweil dann ohne daß die Staͤnde der alten Religion, bevorab die Geistli- chen/ mit vielen vn Christlichen sonderlichen beschwerlichen vnnd vntraͤglichen Eyden vnd Pflichten/ Statuten, Gesetzen/ Regeln/ Traditionen vnd Mißbraͤu- Ander Theil. M chen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ chen/ durch Verhaͤngnuß deß Allmaͤchtigẽ beladen; so muͤssẽ Wir letztlich nach las- sen vnd gestatten/ daß sie sich desselbigen Artickels vndereinander/ ausserhalb dieser Constitution vergleichen/ vnd nach Jhrem Willen vnd Wohlgefallen/ so hoch vnd fest sie wollen/ verbinden. Wir aber der Augspurgischen Confession, sollen vnd wollen auß allen oberzehlten Vrsachen/ diesen Artickel in die gemeine Con- stitution deß Religion- Friedens zu setzen/ nicht bewilligen/ noch viel weniger Vns verpflichten/ denselbigen zu exequieren vnd zu handhaben: dann Wir haben ohne das fuͤr Vns/ als bloͤde schwache Christen/ viel taͤglicher Suͤnden gegen GOTT/ mit Vnserem Gebett/ Vatter Vnser/ abzubetten; derowegen es ohne Noth ist/ Vns mit frembden Suͤnden fuͤrsetzlich zu beladen. Sie be- gehrten aber auch/ daß die Ansee vnd andere Staͤtte/ sampt der Ritterschafft in gleichem Vertrag vnd Recht neben jhnen stuͤnden vnd gelassen wuͤrden/ welches nicht allerdings wol auffgenommen worden. Bey so gestalten Sachen kam von Koͤn. M. nachfolgende resolution: die Roͤmisch/ zu Hungarn vnd Boͤhem Koͤn. Mayst. Vnser allergnaͤdigster Herꝛ/ hat gnaͤdiglich angehoͤrt vnd vernommen/ der Churfurstl. Raͤthe/ gegenwaͤrtigen Fuͤrsten vnd Staͤnden/ vnd der Abwesenden Raͤthen vnd Bottschafften schrifft- lich bedencken/ welches Sie auff Jhr. Koͤn. M. gethane Proposition, von wegen deß gemeinen Friedens in Religion vnnd andern Sachen/ sampt den daneben eygentlichen beschehenen erbiethen/ daß sie sich mit Berathschlagung der uͤbrigen Artickel/ den Land Frieden/ vnnd desselben Execution vnd Handhabe/ vnd anders belangend/ so viel moͤglich/ auch befoͤrdern wollen. Vnd befinden Jhr. Koͤn. Mayst. darauß/ daß die Churfuͤrstliche Raͤthe/ auch die erscheinenden Fuͤr- sten vnd Staͤnde/ vnnd der Abwesenden Raͤthe vnd Gesandten/ diesen Puncten stattlich fuͤr Hand genommen/ bedacht vnd gehandelt/ aber doch sich nicht aller- dings vergleichen moͤgen. Dieweil nun uͤber vorige deß Heil. Reichs Abschied. Ordnungen/ vnd außgekuͤndten Kaͤyserl. Landfrieden gemeine Staͤnd fuͤr nutz vnd gut angesehen/ daß der Religion vnd anderer Sachen halben/ ein gemeiner Fried abzureden vnd zu vergleichen sey. Vnd aber zu Auffrichtung vnd lang- wieriger Erhaltung solches gemeinen Friedens Jhre Koͤnigl. Mayst. ermessens/ diese zwey Stuͤck fuͤrnehmblich dienen/ vnd fordersam seyn moͤgen/ nemblich daß zum ersten in Vergleichung vnnd Abred der Constitution solches gemeinen Frie- dens/ fuͤrnemblich die Billigkeit fuͤr augen gehalten/ vnd kein Theil dem andern zu viel wieder die Billigkeit vnd sein alt Herkommen/ vnd habende Recht vnd Gerechtigkeit/ zu uͤberlaͤngen oder zu beschweren begehren; vnd zum andern/ daß die Constitution vnd Satzung mit vnverdunckelten klaren Worten vergrif- fen/ vnd also verfertigt vnd auffgerichtet wuͤrde/ daß die/ so zu Vnfried Neigung tragen/ derselben Wort vnd Meynung/ auff vngleichen frembden Verstand fuͤglich nicht wohl zwingen/ vnd zu Jhrem vnruhigen Vorhaben/ eben auß der Schrifft/ die vmb Fried vnd Ruhe willen fuͤrgenommen/ gleich das Wiederspiel/ nemblich Ander Theil. nemblich gemeine Vnruhe vnnd Vnfried anrichten koͤndten; So haben Jhr. Koͤnigl. Mayst. demnach obberuͤhrte gemeiner Staͤnde uͤbergeben schrifftlich Bedencken/ stattlich bewogen/ vnd geben Jhnen/ darauff in Krafft der Roͤmis. Kaͤyserl. Mayst. Vnsers allergnaͤdigsten Herꝛens gegebenen Vollmacht vnd Heimbstellung/ diese freundliche vnd gnaͤdige Resolution. Erstlich lassen die Roͤmische Koͤnigl. Mayst. Jhro gnaͤdiglich wolgefallen/ das Friedgebott/ wie es im ersten Artickel beruͤhrts schrifftlichen Bedenckens ge- stellt. Dergleichen lassen es Jhr. Koͤnigl. Mayst. bey dem andern Artickel an- fahend/ vnd damit solcher Fried/ etc. auch gnaͤdiglich bleiben/ doch mit dieser Bescheydenheit/ daß zu gebuͤhrender Erlaͤuterung der disposition also lautend: so sollen die Kaͤyserl. vnd Koͤnigl. Mayst. auch Chuc-Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Heil. Reichs/ keinen Stand von wegen der Augspurgischen Confession vnd derselbigen Lehr/ etc. nach den Worten (keinen Stand) hinzu gesetzt werden/ diese Wort (deß Reichs) damit diese Proposition, wie sie auch ohne zweiffel von gemeinen Staͤnden nicht anderst gemeint/ auff die Staͤnde/ so dem Heil. Reich ohne Mittel vnterworffen/ allein verstanden werden/ vnd darauß Wir verursacht werden/ daß jrgend eines Reichs Stands vnderworffener Vnderthan/ vmb deß willen/ daß er fuͤr desselben Lands Stand erkent wuͤrde/ Jhre Vrsach schoͤpffen/ vnder dem Schein der Augspurgischen Confession seinem Herꝛn sich zu wieder- setzen; vnnd dann erst disputirt muͤste werden/ ob diese Wort allein von den Reichs-Staͤnden zu verstehen seyen/ oder auch auff andere Staͤnd/ so den Reichs-Staͤnden zugehoͤrig vnnd vnderworffen seyen/ gezogen moͤge werden. Dann ja Koͤniglicher Majestaͤt bedencken fuͤr billich/ vnd allem friedlichen Wesen nutz vnnd nothwendig/ daß die Constitution wie auch oblaut/ klar vnd lauter gemacht werde/ vnd das/ so außdrucklich nicht bewilliget/ durch disputir- liche Wort vnd Meynung nicht hinein komm/ damit mehrer Zanck/ Weiterung vnd Vnruhe verhuͤtet bleiben Daß aber durch der Augspurgischen Confession Verwandten Staͤnde/ Raͤthe vnd Bottschafften bedacht worden/ jetztbemeldten Artickel anzuhencken seyn/ daß er diesem Fried auch begriffen seyn sollen/ die von der Ritterschafft/ Ansee vnd andere Staͤtte/ allermassen vnd gestalt/ wie andere Staͤnde: darob haben die Roͤmische Koͤnigliche Mayst. etwas Verwunderung empfangen. Dann die- weil Jhr. Koͤnigl. Mayst. bißher nicht fuͤrbracht worden/ daß die Ritterschafft noch auch die See vnd andere Staͤtte/ durch sich selbst/ oder Jhre vollmaͤchtige Gewalthaber/ solches gesucht haben/ so koͤnnen auch der vnnd anderer Vrsachen halben/ Jhre Koͤnigliche Majestaͤt nicht fuͤr gut achten/ jhren thalben in dieser Constitution solche Verordnung zu thun/ vnnd vmb so viel desto weniger/ dieweil die deß Friedshalben/ zwischen Jhrer Koͤniglichen Majestaͤt vnd wegen hochgedachter Kaͤyserlichen Mayst. vnd den Churfuͤrsten vnd Staͤnden deß H. M ij Reichs/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Reichs/ so auff diesen Reichs Tag beschrieben/ gehandelt vnd geschlossen soll wer- den/ vnd nicht viel erhoͤrt worden daß anderer halb/ die nicht beschrieben/ auch nicht Reichs-Staͤnde seyn/ dergleichen Satzung oder Ordnungen gemacht/ oder zu machen von den Reichs-Staͤnden gesucht seyen; so wuͤrden auch auß solcher Einziehung allerley Vnglimpff vnd Beschwerden erfolgen moͤgen. Dann erst- lich so viel die in gemeinangezogen Ritterschafft betrifft/ so bedencken Jhr. Koͤn. Mayst. daß solch Wort entweder auff die freye Ritterschafft/ so niemands an- dern/ dann Roͤm. Kaͤysern vnd Koͤnigen vnderworffen; oder auff die Ritterschafft/ so andern Reichs-Staͤnden/ als Landsassen zugehoͤrig/ verstanden werden muͤsse. Nun will sich aber nicht gebuͤhren/ der freyen Ritterschafft halben/ auff einem Reichs Tag/ wie anderer Reichs-Staͤnde halb/ Satzung oder Ordnung zu ma- chen/ in Betrachtung/ daß Sie nach Jhren habenden Freyheiten/ vnnd Jhren loͤblichen alten Herkommen nach/ allein Roͤm. Kaͤyser vnd Koͤn. vnderworffen; vnd daß solches nicht allein hochbemeldter Kaͤyserl vnd Jhrer Koͤnigl. Mayst. an Jhren habenden Hohheiten vnd Oberkeiten zu Schmaͤhlerung/ sondern auch derselben Ritterschafft zu Abkuͤrtzung Jhrer Freyheiten/ vnd altem Herkommen gelangen wolte. Dann ob Jhnen schon erstlich ohne Jhr Begehr vnd Vorwis- sen etwas das Jhnen allein/ oder Jhnen etlichen wohl annehmlich/ statuiert vnd verordnet wuͤrde/ so haͤtten sie doch wohl zu ermessen/ daß kuͤnfftiglich auch gesetzt vnd verordnet werden moͤchte/ das Jhnen vnd Jhren Kindern beschwerlich were/ und das alßdann gesagt wuͤrde/ wie sie annehmliche Sachen ohn Jhr wissen gemacht/ genehm gehalten/ also solten sie auch die beschwerlichen/ so auch Jhrent- halben vnverhoͤrt außgangen/ gedulden. Darauß vernuͤnfftiglich zu erachten/ daß mit Begehrung obberuͤhrts Anhangs den freyen Ritterschafften gar nicht gedienet/ vnd wo Jhr. Koͤnigl. Mayst. darin willigeten/ daß solcher Anhang von gedachten Ritterschafften ehe mit Beschwerden wieder fochten/ dann zu danck angenommen wuͤrde. Dieweil dann deme also/ vnd sonst offenbar/ wann die freyen Ritterschafften gegen der Kaͤyserl Mayt. vnd Jhr. Koͤnigl. Mayst. deß Religion, oder Prophan- Friedenshalb/ Beschwerung haben/ daß Sie der halb bey Jhren Mayst. wie in andern Jhren obligen gebraͤuchlich/ vnd von alter Herkom- men/ wol selbst anzusuchen/ vnd herwieder auch Jhr. Kaͤys. vnd Koͤnigl. Mayst. sich gegen Jhnen/ als Pflantzer vnd Handhaber deß Adels/ mit allen gebuͤhrenden Vaͤtterlichen Gnaden zu erzeigen wissen werden/ so bedarff es Jhrenthalben sol- ches Anhangs vnd Vermeldung gar nicht/ wolten aber vnter obberuͤhrtem Wort Ritterschafft die Landsassen vom Adel/ so Chur- vnd Fuͤrsten/ oder andern Staͤn- den mit der Landsaͤsserey zu gehoͤrig/ verstanden werden; so wissen sich der Augspurgischen Confession Verwandten Staͤnden Raͤthe vnnd Bottschafften selbst zu erinnern/ daß dieselbe noch andere Vnderthanen/ weder durch diesen Anhang oder Vermeldung/ auch einigen andern Weg/ wieder Jhre ordentliche Lands fuͤrsten vnd Obrigkeiten/ gestaͤrckt/ noch verthaͤdigt werden sollen; wie dann solches Ander Theil. solches in vorigen deß H. Reichs Rechten vnd Ordnungen versehen/ vnd in an- geregtem uͤbergebenem Bedencken hernach/ im Artickel/ anhebende/ Es soll auch kein Stand den andern/ noch desselben Vnderthan/ etc. guter massen fuͤrsehen/ vnd auß diesen vnd andern mehr bewegenden billigen Vrsachen/ sonderlich von wegen Erhaltung mehrern vnd bessern Friedens vnd Eynigkeit/ zwischen den Lands Fuͤrsten vnd Obrigkeiten/ vnd Jhren Landsassen vnd Vnderthanen/ koͤndte Jh. Koͤn. Mayst. nicht bewilligen/ daß dieser Anhang der Ritterschafft halb in diese Constitution komme. Dann so viel solcher Anhang vnd Bedencken/ die Ansee vnd andere Staͤtte belangend/ befinden Jhr. Koͤnigl. Mayst. daß derselbig/ deren Ansee vnd anderer Staͤtte halben/ die ohne Mittel dem H. Reich vnderworffen seyn/ gar uͤber fluͤssig ist angesehen/ daß dieselbe billich/ wie andere Frey vnd Reichs Staͤtt gehalten sollen werden; so viel der aber die Ansee vnd andere Staͤtte/ die der Roͤmischen Kaͤys- oder Jhr Koͤnigl. Mayst. sonst vnd anderst/ dann als Roͤm. Kaͤyser vnd Koͤnigen/ vnd dann auch andern Chur Fuͤrsten vnd Staͤnden deß Heil. Reichs vnderworffen seyn/ beruͤhren thut/ haben sich bemeldter Staͤnd Raͤthe vnd Bott- schafften selbst vernuͤnfftiglich zu berichten/ daß es eben die Meynung hat/ wie jetzo von den Ritterschafften/ so in eines Reichs Stands Landsasserey gehoͤrig/ ange- zeigt ist. Vnd dieweil recht vnd billich ist/ daß einem jeden das seinig ohn entzo- gen/ vnd ohne Jrꝛung gelassen werde/ wie sich Friedliebenden geziemer vnd wol anstehet/ vnd dann zu gemeinem Fried vnd Ruhe wenig dienstlich seyn wuͤrde/ wo sich der Augspurgischen Confession Verwandte Staͤnd Raͤthe vnd Bottschaff- ten/ an dem/ daß Jhre Herꝛen vnd derselben Vnderthanen biß zu Christenlicher Vergleichung/ bey Jhrer Confessions-Religion gelassen wuͤrden/ nicht begnuͤ- gen lassen/ sondern wolten noch daruͤber auch der Catholischen vnd alten Reli- gions Staͤnd/ Jhrer Ansee vnd anderer Staͤtt halben/ Ordnung vnd Maß fuͤr- schreiben/ wobey sie dieselben der Religion halb bleiben lassen sollen; Vnd aber Jhre Herꝛn vnd Obern/ Jhrer Ansee vnd anderer Staͤtte halben/ von den Staͤn- den der alten Religion in solchem verschonet werden: So gesinnen vnd begehren Jhr Koͤnigl. Mayst. gantz gnaͤdiglich/ daß die bemeldten der Augspurgischen Con- fession Verwandten Staͤnd Raͤthe vnd Bottschafften/ solches Jhres sonderba- ren Bedenckens guͤtlich abstehen/ vnd die andern zu solcher grossen Vngelegen- heit vnd Beschwerung zu dringen/ ferner nicht begehren/ sondern sich begnuͤgen lassen/ daß der alten Religion Staͤnde/ Jhrer Vnderthanen halben/ das Recht vnd authoritet auch gegen Jhren Vnderthanen haben vnd gebrauchen/ daß Sie der Augspurgischen Confession Verwandten Staͤnden gegen derselben Vnder- thanen bißher zu gesehen/ vnd noch vnverhindert zulassen/ wie dann von Jhren Herꝛn vnnd Obern selbst kein anders in vorigen diesen Sachen halb gehaltenen dieser Reichs Taͤgen vnd andern Zusammenkuͤnfften gestritten noch erhalten vnd von Jhnen/ als Jhren Raͤthen vnd Bottschafften/ billich jetzo auch nicht ferner begehrt werden-solle. M iij Jhr. Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Jhr. Roͤmis. Kaͤyserl. Mayst. haben ferner auch nach der laͤnge verstanden vnd erwogen/ was die drey Ertz Bischoffe vnd Churfuͤrsten/ vnd Vnser alten Christlichen Religion Verwandten Fuͤrsten vnd Staͤnd fuͤr ein besonder beden- cken/ obgehoͤrten Versicul deß Religion Friedens zuzusetzen/ im Versicul, anhe- bend/ doch sollen hierin die Bischoffen/ etc. fuͤr nutz vnnd gut angesehen vnd begehrt haben; vnd koͤnten Jhr. Koͤnigl. Mayst. nach stattlicher Erwegung nicht befinden/ daß dasselbig Bedencken der Augspurgischen Confession anhaͤn- gigen Staͤnden vnd Jhren Vnderthanen/ von allem dem/ deß sie Jhrer Reli- gion vnnd Confession halben bißher in Gebrauch vnd Niessung gewesen/ ichtzit auch im wenigsten benehme oder entziehe/ sondern daß es allein/ vnnd dennoch nicht nach dem schaͤrpffsten setze vnd ordne/ wie es der Stifft/ Prælaturen, vnd anderer Geistlichen Pfruͤnden vnnd Beneficien halben gehalten werden solle/ wann derselben Jnhaber vnd Verwalter/ jhrem Beruff zu wieder/ jhren einmahl beliebten angenommenen Geistlichen Stand/ vnd alte Religion verlassen/ vnd davon abtretten/ damit dieselben Prælaturen vnd Beneficia, demnach bey dem Gebrauch vnnd Wesen erhalten werden/ darzu sie gestifftet; welcher letzten Willen zu brechen abscheulich were/ dem allmaͤchtigen GOTT zu Lob vnd Ehr gestifft vnd verordnet/ vnd dabey sich laut Geistlicher vnnd Weltlichen Rechten/ sonderlich auch vermoͤg deß H. Reichs Ordnung/ Abschied/ Land Fried vñ juͤngsten Passawischen Abschieds ruhig gelassen/ vnd mit der That oder in vngutem ge- gen jhnen nichts gehandelt/ noch fuͤrgenommen werden soll. Dieweil nun die jetzt angeregte vorige Constitutionen vnnd Ordnungen/ sonderlich die letzten/ vnnd der Passawische Vertrag selbst/ dermassen auffgericht sind/ daß die Staͤnde der Augspurgischen Confession, die andern deß H. Reichs Staͤnde/ so der alten Religion anhaͤngig/ Geistlich vnd Weltlich/ bey jhrer Reli- gion, Kirchen Gebraͤuch/ Ordnung vnd Ceremonien, auch jhrer Haab vnd Guͤter/ liegend vnd fahrend/ Landen/ Leuten/ Renthen/ Zinß/ Guͤlten/ Ober- vnd Gerech- tigkeiten halben/ vnbeschwert/ vnd sie derselben friedlich vnd ruhiglich gebrauchen vnd geniessen lassen sollen; So koͤndten Jhr. Koͤn. Mayst. nit ermessen/ mit was Fug oder Billigkeit den Geistlichen der angeregt vorbehaltlich Anhang zu wei- gern seye/ dieweil er allein dahin gericht ist/ daß sie die Stifft/ Prælaturen vnd Be- neficia, vnd der halb jhnen zugehoͤrig Ober- vnd Gerechtigkeiten/ friedlich vnd ruhig brauchen/ geniessen vnd erhalten moͤgen: welches aber wo sie sich dieses Artickels verzeyhen vnd begeben muͤssen/ nicht seyn koͤnte. Dann dadurch wuͤrde alßdann geschlossen wollen werden/ wann jhr einer von seinem Geistlichẽ Stand/ vnd der alten Religion abtretten; daß er dannoch der Stifft Prælatur, Beneficia, Administration, die Jhm als einem Geistlichen vorgebuͤhrt/ jetzo vngeachtet/ daß er sich derselben selbst entsetzt vnd vnfaͤhig gemacht haͤtte/ nicht desto weniger ge- niessen vnd behalten soll moͤgen/ vnd daß sich die andern Geistlichen gegen jhme solcher seiner Abtrettung halb/ jhrer habenden Obrigkeit vnd Gerechtigkeit/ gar nicht gebrauchen solten. Darauß auch erfolgen wuͤrde/ daß sie das jenig/ so sie vnder oder bey jhnen zugeniessen haͤtten/ mit schlechtem Fried vnd Ruhe gebrau- Ander Theil. chen moͤchten/ welches den angezogenen Rechten/ Reichs Ordnungen vnd Ab- schieden/ ja auch dem gleich hernachfolgenden Artickel/ anhebend/ es sollen auch/ ꝛc. gestracks zu wieder/ vnd zu Erhaltung deß geliebten Friedens gar nicht foͤrderlich were. Dieweil nun aber billich/ daß die Stifft/ Prælaturn vnd Beneficia, durch die regiert vnd verwaltet werden/ die Layen der Stifftung vnd Stiffter willen/ darzu qualificiert seyen/ vnd von solchen Stifften/ Prælaturn vnd Beneficien, auch nicht laͤnger vnderhalten/ vnd dabey geduldet werden. Dann so lang sie dermassen qualificiert bleiben/ vnd wo sie davon abtretten/ vnd anderst handeln/ dann wie es die Stifftungen vermoͤgen/ vnd das Geistl. Recht von jhnen erfordert; daß alß- dann den andern Geistlichen vnbenommen sey/ sich jhrer gebuͤhrenden Obrigkeit vnd Gerechtigkeit/ sonderlich mit Außschliessung vnnd Abschaffung gemeldter Personen/ auch mit rechtmaͤssiger Versehung jhrer Stifft/ Prælatur, vnd Bene- ficij halb/ zu gebrauchen/ denn einer solchen Person Verbrechen/ Jhro selbst allein/ vnd nicht der von Jhr besessenen Stifft/ Prælatur oder Beneficien, zu Schaden vnd Nachtheil kaͤme; demnach achten Jh. Koͤn. M. gantz billich seyn/ daß zu Er- haltung der Geistl. langhergebrachten Ober-vñ Gerechtigkeiten: vmb Verhuͤtung allerley Vnfrieds vnd Weiterung/ die sonst in viel Wege darauß erfolgen moͤch- ten/ der obberuͤhrte Anhang/ wie er begehrt worden/ in diesen gemeinen Frieden verleibt werde/ soll anderst dieser Fried den Geistlichen auch zu Fried vnd Ruhe/ vnd nicht zu endlicher Verdruͤckung vnd Außrentung dirigirt vnd angericht wer- den. Vnd demnach vermahnen Jhr. Koͤn. M. der Augspurgischen Confession anhaͤngigen Staͤnden/ Raͤth vnd Gesandten gnaͤdiglich/ daß sie solche Einleibung laͤnger nicht wiederfechten/ sondern als jhren Herꝛn vnd Obern/ in allweg ohnab- bruͤchig/ vnd den Staͤnden der alten Religion, fuͤrnemblich aber den Geistlichen nothwendig/ guͤtlich bewilligen wollen/ vnd hierin zu Gemuͤth fuͤhren/ daß sich uͤbel fuͤge/ den Altglaͤubigen vnnd Geistlichen ein solch beschwerlich Ding ab- erhalten wollen/ vngeachtet/ daß die Altglaͤubigen/ mit solcher jhrer der Augspur- gischen Confession- Verwandten verschonen/ vñ jhnen kein Maaß noch Ordnũg geben/ wie sie mit denen/ von jhren eingezogenen Stifften/ Kloͤster vnd Pfruͤnden/ die in dem Passawischen Vertrag/ vnder dem Frieden nicht begriffen worden/ vnd mit derselben Besitzer oder Verwalter/ auch andern jhren Prædicanten vnd Kirchendienern handeln/ wañ sich dieselben solcher jhrer Verwaltung vñ Empter vnfaͤhig machen; dann wie jhnen beschwerlich fallen wuͤrde/ wo die Altglaͤubigen zu verordnen begehrten/ daß sie dieselben/ vnangesehen/ daß sie von jhrer Confes- sions Religion abfielen/ vnnd darwieder lehrten/ dannoch behalten muͤsten. Also vnnd noch viel beschwerlicher wuͤrde es auch den Altglaͤubigen vnnd jhren Geistl. seyn/ dz fuͤr die abgefallenen bey den Stifften/ Prælaturen oder Pfruͤnden/ vñ derselben Verwaltung bleiben lassen/ vnd gedulden muͤsten/ ohnangesehen/ dz sie jhr Religion vnd Gottesdienst verachten vnd wiederfechten; darauß nichts an- dets/ dañ Zanck/ Wiederwillen vnd schaͤdliche Weiterung erfolgen moͤchten: wel- ches im Grund nicht ein Weg zu Erhaltung Friedens/ sondern viel mehr zu Erhal- tung vnd mehrerem Vnfrieden/ seyn wuͤrde. Alßdann Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Alßdann ferner der Artickel Es sollen auch/ etc. in sich haltet/ das Fried- Gebott/ wie es der Augspurgischen Confession Verwandte Staͤnde gegen andern deß H. Reichs Staͤnden halten sollen/ in seinem Eingang/ nach Benennung der Augspurgischen Confession Verwandten Staͤnde/ diese Wort gesetzt/ auch sonst alle andere Staͤnd/ da ist Jhrer Koͤnigl. Mayst. gnaͤdigs bedencken/ daß solche Wort/ auch sonst alle andere Staͤnd/ außgelassen werden/ damit in Krafft dersel- ben nicht mag gesagt werden/ daß dieser gemeine Fried nicht allein zwischen Jh. Mayst. vnd der Altglaͤubigen/ auch der Augspurgischen Confesr;sion Ver- wandten Staͤnden auffgericht seye/ sondern auch noch zwischen allen andern Staͤnden bethaydigt were/ darunder sich folgends Sacramentirer/ Wiedertaͤuf- fer vnd andere/ in viel Weg verworffene vnd verbottene Secten/ auch fuͤr befriedet angeben moͤchten/ welches aber nicht seyn soll/ vnd freylich keines theils Mey- nung ist. Dieweil auch in solchem Artickel nicht außdruckentlich gesetzt/ weß sich der Augspurgischen Confession Verwandte Staͤnde gegen der Hochged. Kaͤys. vnd Jh. Koͤn. Mayt. halten sollen/ vnnd aber im ober Artickel/ anfahend/ vnd damit solcher Fried/ ꝛc. lautbar außgedruckt wuͤrde/ was die Kaͤys vnd Koͤn Mayst. auch Chur Fuͤrsten/ ꝛc. der alten Religion gegen der Augspurgischen Confession Ver- wandten Staͤnden thun vnd lassen sollen/ so erfordert Jhr Koͤn. M. Bedencken auch die Billigkeit/ daß Jh. M. halben/ Jhr auch neben andern Altglaͤubigen mel- dung beschehe/ oder in jetzt angezeigtem obgesetzten Artickel Jh. Mayst. auch mit gedacht werde. Vnd nach dem solcher Artickel auch zu ende allein mit dieser Verp œ nug/ nemblich alles bey P œ n in dem auffgerichten Land-Frieden beschlossen wuͤrde; so achtet Jhre Koͤnigliche Majestaͤt/ daß daselbst auch die Verp œ nung also gesetzt werde/ alles bey Fuͤrstlichen Ehren/ wahren Worten/ vnd P œ nen deß Landfriedens. Oder daß bey dem obberuͤhrten Artickel/ so Kaͤys. vnd Koͤn. Mayst. vnd der altglaͤubigen Versprechung dieses Frieds halben begreifft/ die Wort bey Kaͤyserlichen vnd Koͤnigl. Wuͤrden/ Fuͤrstl. Ehren/ vnnd wahren Worten/ auch außgelassen werden/ damit hierin/ die gebuͤhrend Gleichheit gehal- ten werde. Die uͤbrigen Artickel lassen Jh. Koͤn. Mayst. Jhr gnaͤdiglich gefallen/ biß auff den Versicul, anfahend/ wo aber die Kaͤys. vnd Koͤnigl. Mayst. etc. welchen Ar- tickel Jh. Koͤnigl. Mayst. Vnderthanen/ von wegen allerley sonderbaren Frey- heiten vnnd Herkommen/ Jhrer Mayst. vnderschiedlicher Land Vndertha- nen nicht bewilligen koͤndten/ sondern sehen fuͤr besser an/ daß derselb gar außge- lassen werde. Belangend/ daß dieser Fried/ laut deß Artickels/ vnd nach dem ein Ver- gleichung/ etc. biß zu endlicher Vergleichung der strittigen Religion wehren soll/ daran seyn Jh. Koͤnigl. Mayst. an statt der Kaͤys. Mayst. vnd fuͤr sich selbst/ gnaͤdig- lich Ander Theil. lich wol zu frieden; vnnd achten solche Meynung mit dieses Artickels Worten/ biß auff den Versicul, wo dann solche Vergleichung/ etc. der Gebuͤhr vnd Billigkeit nach/ gnugsamb vnd klar gesetzt seyn. Aber die Wort/ wo dann solche Verglei- chung/ vnnd andere darauß folgende Worte achten Jhr. Koͤnigl. Mayst. auß zu- lassen; in Betrachtung daß dieselben zu keiner Vergleichung in der Religion, son- dern einem oder dem andern Theil/ oder etlichen zaͤnckischen vnd friedhaͤssigen Staͤnden von beyden Theilen/ allein zu mehrer Halßstarꝛigkeit/ vnd zu Erhal- tung der an Seel/ Leib vnd Gut schaͤdlichen Trennung/ vnd Spaltung dienstlich seyn wuͤrde/ vnd darzu Vrsach geben moͤchten/ daß sie sich vmb so viel desto weni- ger durch Colloquia, National- Versamblung/ oder auch durch den Weg eines General Concilij weisen lassen wuͤrden. Alßdann auch wissentlich/ daß in vielen Frey- vnd Reichs Staͤtten/ die berde Religionen, nemblich vnser alte Catholische Religion, vnd der Augspurgi- schen Confession Verwandten Religion etlich Jahr her im Gang vnd Gebrauch gewesen/ vnd noch/ so bedencken Jhr. Koͤnigl. Mayst. nutz vnd nothwendig seyn/ daß jhrenthalben auch in diesem gemeinen Fried/ solche Verordnung beschehe/ daß hinfuͤhro/ wie bißher Geistlich vnd Weltlichs Stands Personen in solchen Frey- vnd Reichs Staͤtten/ neben einander friedlich vnd ruhig bleiben vnd woh- nen/ vnd kein Theil deß andern Theils Religion, Kirchen Gebraͤuch vnd Ceremo- nien abzuthun/ oder zu verdrucken vnderstehen solle; alles bey Pœn deß Land- friedens. Solches wuͤrde Jh. Koͤnigl. Mayst. erachtens nicht allein von wegen Erhaltung alles Buͤrgerlichen/ ruhigen vnnd friedlichen Wesens; rathsamb vnd thuͤnlich/ sondern auch nach gestalt der Buͤrgerschafft vnd Einwohner der Frey- vnd Reichs Staͤtt/ billich vnd gleichmaͤssig seyn: in Betrachtung/ daß die Buͤrgerschafft in den Frey- vnd Reichs Staͤtten alle zugleich/ vnd ohne Mittel/ den Roͤm. Kaͤysern vnd Koͤnigen/ vnd dem Heil. Reich/ so wohl als andere mehre- re Staͤnd vnderworffen; vnnd so nun andere Reichs Staͤnde die alte Religion oder Augspurgische Confession zu halten frey seyn wollen/ so mag solches den Buͤrgern der Frey- vnd Reichs Staͤtt auch nicht wohl versagt werden: vnnd wuͤrde nicht wenig beschwerlich seyn/ daß der weniger Theil in einiger Frey- oder Reichsstatt sich durch der mehrern Theils Stimmẽ im Rath oder Gemein/ von seiner jetzo habenden alten Religion vnd Kirchen Gebraͤuchen/ zu der Augspurgi- schen Confession, oder herwiederumb von solcher Consession vnd jhren Kirchen- Gebraͤuchen/ zu der alten Religion tringen muͤste lassen/ dieweil doch Gleich uͤber seines Gleichen keinen Gewalt hat/ sonderlich in solchen hohen wichtigen Sachen deß Glaubens vnd der Religion: vnd wo die Buͤrgerschafften gar/ oder zum theil der Religion halb/ einiger Obrigkeit folgen/ vnd sich weisen sollen lassen/ daß sie niemand anderm billiger folgen sollen/ als jhrer rechten ordentlichen Obrigkeit/ der obgedachten Kaͤyserl. Mayst. welche hievor auch auß bewegenden Vrsachen/ bey etlichen Staͤnden/ obbemeldte beyde Religionen neben einander halten zu Ander Theil. N lassen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ lassen/ bewilliget vnd zugelassen/ welches auch nachmahls ohne Beschwerung vnd Zerꝛuͤttung Frieden vnd Eynigkeit vnder den Buͤrgerschafften nicht anderst an- gestellt werden mag. Das alles wollen Jhr. Koͤnigl. Mayst. den Chur Fuͤrst- lichen Raͤthen/ erscheinenden Fuͤrsten vnnd Staͤnden/ vnd der Abwesenden Ge- sandten Raͤthe vnd Bottschafften zu Erinnerung Jhres gnaͤdigen Willen vnd Gemuͤths/ vnd von wegen fruchtbarer Auffrichtung/ vnd Erhaltung deß gemei- nen bestaͤndigen Friedens/ ohnangezeigt nicht lassen/ vnd seynd derselben mit aller Freundschafft vnd Gnaden wohl geneigt/ etc. Zu verwundern/ daß Koͤnig Ferdinand so gar gelind gangen/ vnd eben des- sen beschwerte sich der Bapst/ dann Carolus war so fern lebendig Tod/ vnd in Teutschland nicht mehr zu achten/ nach dem Er auß Jnßbruck fluͤchtig/ vnd von Metz siegloß abgezogen. Zu mahl auch Jedermann sich der Sonnen Auff- gang erfrewet/ vnd solte es nur der tirelierende Lerch seyn; aber wenig die Sonn anbeten/ wann sie hinder den Berg gehet/ vnd sich verbergen thut. Carolus hatte gelernet/ was Teutschland vor Macht koͤndte auff bringen/ wann es nur ein Haupt haͤtte; wol wissend/ daß der Staͤnde Trennung Jhm den Sieg entgegen getragen/ darumb er auch die zween gefangene Loͤwen nicht konte ohn sonderliche Gefahr ledig lassen. So hoͤrt Er sein Bruder/ den Koͤnig Ferdinand wol gehen/ wie leise Er/ auff sammete Pantoffeln getretten. Koͤnig Ferdinand hatte zwar den Bohemen eines angemacht/ mehr mit Gluͤck/ dann auß Tugend/ vnd be- sorglich sich bey einen angeerbten/ vnd erst uͤberꝛauschten Koͤnigreich eines Auff- stands/ so wolt gantz Hungarn stuͤcksweiß dahin fahren/ vnd die Oesterꝛeichische Laͤnder nach sich ziehen/ darumb gedachte Er Freunde zu machen/ die Jhm in Noͤthen ausser allem Zweiffel solten beyspringen/ wann nur das einige wegen der Religion sie nicht abwendig machte. Vnd eben deßwegen hatte er den Roͤmis. Stuhl zu foͤrchten. Doch wuͤrde ein Geistlicher/ der so viel Ablaß predigen lassen/ auch den guten Vorsatz erwegen/ vnd die schaͤrpffe sincken lassen/ wann die Noth einen rauhen Weg zeigt/ vnd durch viel Kruͤmbden zu dem Zweck geleitet. Vnd galte hie nicht viel/ was ein Bruder dem andern thun solte; weil Ferdinand alles trewlich bißher vernichtet/ ausserhalb der Collusion mit den Protestiren den/ damit die Kaͤyserliche Hoheit nicht in dem Hauß Burgund hafften bliebe/ sondern dem Ertz-Hertzogthumb Oesterꝛeich gewiedmet wuͤrde. Der Ander Theil. Der zehende Discurß. Constitution deß Religion- Friedens/ Gravamina wegen deß Reichs- Hoff Raths. Von dessen Vrsprung vnd Stifftung: auch von dem Fuͤrsten Recht. A Ls man nun zu Augspurg wegen deß Geistlichen Vorbehalts sich nicht vergleichen koͤnnen/ wie viel auch Erinnerungen/ Erklaͤrungen/ vnd schrifftwechselens jmmer geschehen/ vnd beyde Partheyen auff den extremis beharꝛeten/ ob schon Koͤnig Ferdinand allein eussersten Fleiß angewendet/ ein Mittel zu treffen/ damit beyderley zu frieden seyn koͤnten/ ist endlich dieser Schluß vnd Abschied erfolgt: Wir Ferdinand/ etc. Dieweil auff allen vor dreissig vnd mehr Jahren gehaltenen Reichs Taͤgen/ vnd etlichen mehr Particular- Versamblungen/ von einem gemeinen beharꝛlichen vnd bestaͤndigen Frieden zwischen deß Heil. Reichs Staͤnden/ der strittigen Religion halben/ auffzurich- ten/ vielfaͤltig gehandelt/ gerathschlagt/ vnd etliche mahl Friedstaͤnde auffgerich- tet worden/ welche aber zu Erhaltung deß Friedens niemahls genugsamb gewe- sen/ sondern deren vnangesehen die Staͤnde deß Reichs fuͤr vnd fuͤr in wiedern Willen vnd Mißvertrawen gegen einander stehen blieben/ darauß nicht geringer Vnrath sein Vrsprung erlangt. Woher dann in waͤhrender Spaltung der Religion ein ergaͤntzte Tractation vnd Handlung deß Friedens in beyder der Reli- gion, vnd Prophan- oder weltlichen Sachen nicht vorgenommen wird/ vnd in alle Wege dieser Artickel dahin gearbeitet vnd vergliechen/ damit beyderseits Reli- gionen hernach zu vermelden/ wissen moͤchten/ was einer sich zu dem andern end- lich zu versehen/ daß die Staͤnd vnd Vnderthanen sich bestaͤndiger vnd gewisser Sicherheit nicht zu getroͤsten/ sondern fuͤr vnd fuͤr ein jeder in vntraͤglicher Gefahr zweiffentlich stehen muͤst. Solche nachdenckliche Vnsicherheit auffzuheben/ der Staͤnden vnd Vnderthanen Gemuͤther wiederumb in Ruhe vnnd Vertrawen gegen einander zu stellen/ die Teutsche Nation, vnser geliebtts Vatterland/ fuͤr endlicher Zertrennung vnd Vndergang zu verhuͤten/ haben Wir Vns mit der Chur-Fuͤrsten Raͤthen vnd Geordneten/ erscheinenden Fuͤrsten vnd Staͤnden/ der Abwesenden Bottschafften vnd Gesandten/ vnd sie hinwiederumb sich mit Vns vereinigt vnd vergliechen. Setzen demnach/ ordnen/ wollen vnd gebiethen/ daß hinfuͤhro niemands/ was Wuͤrden/ Stands oder Wesens der sey/ vmb keinerley Vrsachen willen/ wie die Namen haben moͤchten/ auch in was gesuchtem Schein das geschehe/ den an- dern befehden/ bekriegen/ berauben/ fahen/ uͤberziehen/ belaͤgern/ auch darzu fuͤr N ij sich Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ sich selbst/ oder jemands andern von seinet wegen nicht dienen/ noch einig Schloß/ Statt/ Marck/ Befestigung/ Doͤrffer/ Hoͤfe/ vnd Weyler/ absteigen/ oder ohn deß andern Willen/ mit gewaltiger That frevendlich einnehmen/ oder gefaͤhrlich mit Brand/ oder in andere Wege beschaͤdigen/ noch jemands solchen Thaͤtern/ Rath/ Huͤlff/ vnd in kein andere weiß Beystand oder Vorschub thun/ auch sie wissentlich vnd gefaͤhrlich nicht beherbergen/ behausen/ aͤtzen/ traͤncken/ enthalten oder gedul- den/ sondern ein jeder den andern mit rechter Freundschafft vnd Christlicher Lieb meynen/ auch kein Stand noch Glied deß Heiligen Reichs dem andern/ so an gebuͤhrenden Orthen Recht leyden mag/ den freyen Zugang der Proviant, Nah- rung/ Gewerb/ Renth/ Guͤlt vnd Einkommen abstricken noch auffhalten/ sondern in alle wege die Kaͤyserl. Mayst. vnd Wir/ alle Staͤnde/ vnd hinwiederumb die Staͤnde/ die Kaͤys. Mayst. Vns/ auch ein Stand den andern/ bey diesen nachfol- genden Religions, auch gemeinen Constitutiones deß auffgerichten Landfriedens alles Jnhalts bleiben lassen sollen. Vnd damit solcher Fried/ auch der Religion halben/ wie auß hiebevor be- meldten vnd angezogenen Vrsachen/ die hohe Notturfft deß Heil. Reichs Teut- scher Nation erfordert/ desto bestaͤndiger zwischen der Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. Vns/ auch Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnden deß H. Reichs Teutscher Nation, angestellt vnd erhalten werden moͤchten: So sollen die Kaͤyserl. Mayst. Wir/ auch Chur- Fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Heil. Reichs keinen Stand deß Reichs/ von wegen der Augspurgischen Confession, vnd derselbigen Lehr/ Religion vnd Glau- bens halben/ mit der That/ gewaltiger weiß uͤberziehen/ beschaͤdigen/ vergewaltigẽ/ oder in andere weg wider sein Conscientz, Wissen vnd Willen/ von dieser Ang- spurgischen Confessions Religion, Glauben/ Kirchen Gebraͤuchen/ Ordnungen vnd Ceremonien, so Sie auffgericht/ oder nochmals auffrichten moͤchten/ in jhren Fuͤrstenthuͤmben/ Landen vnd Herꝛschafften/ tringen, oder durch Mandat/ oder in einiger anderer Gestalt/ beschweren oder verachten/ sondern bey solcher Religion, Glauben/ Kirchen Gebraͤuchen/ Ordnungen vnd Ceremonien, auch jhren Haab/ Guͤtern/ liegend vnd fahrende/ Land/ Leuten/ Herꝛschafften/ Obrig- keiten/ Herꝛlichkeiten vnd Gerechtigkeiten/ ruhiglich vnd friedlich bleiben lassen: Vnd soll die strittige Religion nicht anderst/ dann durch Christliche/ freundliche/ friedliche Mittel vnd Wege/ zu einhelligem Christlichem Verstand vnd Verglei- chung gebracht werden/ alles bey Kaͤyserlichen vnd Koͤniglichen Wuͤrden/ Fuͤrst- lichen Ehren/ wahren Worten/ vnd Pœn deß Landfriedens/ etc. Dagegen sollen die Staͤnde/ so der Augspurgischen Confession verwandt/ die Roͤm. Kaͤys. Mayst. Vns/ vnd Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ vnd andere deß H. Reichs Staͤnde der alten Religion anhaͤngig/ Geistliche oder Weltliche/ sampt vnd mit Jhren Capitteln/ vnd andern geistlichs Stands/ auch vngeacht/ ob vnd wohin Sie Jhre Residentzen verꝛuͤckt oder gewendet haͤtten/ (doch daß es mit Bestel- lung der Ministerien gehalten werde/ wie hierinnen davon ein sonderlicher Artickel gesetzt) Ander Theil. gesetzt) gleicher gestalt bey Jhrer Religion, Glauben/ Kirchen Gebraͤuchen/ Or- dnungen vnd Ceremonien, auch Jhren Haab/ Guͤtern/ liegend vnd fahrend/ Landen/ Leuten/ Herꝛschafften/ Obrigkeiten/ Herꝛligkeiten vnd Gerechtigkeiten/ Reathen/ Zinsen/ Zehenden/ vnbeschwert/ etc. bleiben/ vnd Sie derselbigen fried- lich ruhiglich gebrauchen/ geniessen/ vnweygerlich folgen lassen/ vnd getrewlichen darzu verholffen seyn/ auch mit der That/ oder sonst in Vngutem gegen denselbi- gen nichts vornehmen/ sondern in alle Wege/ nach laut vnd Außweisung deß H. Reichs Rechten/ Ordnungen/ Abschieden/ vnd auffgerichtem Landfrieden/ jeder sich gegen dem andern an gebührenden ordentlichen Rechten begnuͤgen lassen/ alles bey Fuͤrstlichen Ehren/ wahren Worten/ vnd Vermeydung der Pœn, in dem auffgerichten Landsfrieden begriffen. Doch sollen alle andere/ so obgemeldten/ beyden Religionen nicht anhaͤngig/ in diesem Frieden nicht gemeint/ sondern gaͤntzlich außgeschlossen seyn. Vnd nachdem bey Vergleichung dieses Friedens Streit vorgefallen/ wo der Geistlichen einer oder mehr/ von der alten Religion abtretten wuͤrden/ wie es der von Jhnen biß dahin besessenen/ vnd eingehabten Ertz Bisthumb/ Bisthumb/ Prælaturen vnd Beneficien halben/ gehalten werden soll/ welcher sich aber beyder Religionen Staͤnde nicht haben vergleichen koͤnnen: Demnach haben Wir in Krafft hochgedachter Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. Vns gegebenen Vollmacht/ vnd Heimbstellung erklaͤrt vnd gesetzt/ thun auch solches hiemit wissentlich/ also/ wo ein Ertz Bischoff/ Bischoff/ Prælat, oder ein anderer Geistliches Stands/ von Vnser alten Religion abtrettẽ wuͤrde/ dz derselbig sein Ertz Bisthumb/ Bisthumb/ Prælatur, vnd andere Beneficia, auch damit alle Frucht vnd Einkommen/ so er davon gehabt/ alsobald/ ohne einige Wiederung vnd Verzug/ jedoch seinen Ehren ohnnachtheilig/ verlassen/ auch den Capitteln/ vnd denen es von gemeinen Rech- ten oder der Kirchen vnd Stifft Gewonheiten/ zugehoͤrt/ ein Person der alten Religion verwandt/ zu wehlen vnd zu ordnen zugelassen seyn/ welche auch sampt der Geistlichen Capitteln vnd andern Kirchen/ beyder Kirchen vnd Stifft Fun- dationen, Election, Præsentation, Confirmation, alten Herkommen/ Gerechtig- keiten vnd Guͤtern/ liegend vnd fahrend/ vnverhindert vnd friedlich gelassen wer- den sollen/ jedoch kuͤnfftiger/ Christlicher/ freundlicher vnd endlicher Verglei- chung der Religion vnvergreifflich. Dieweil aber etliche Staͤnde/ vnd derselbigen Vorfahren/ etliche Stifft/ Kloͤster vnd andere Geistliche Guͤter eingezogen/ vnnd dieselbigen zu Kirchen/ Schulen/ milden vnd andern Sachen angewendet/ so sollen auch solche eingezo- gene Guͤter/ welche den jenigen/ so dem Reich/ vnmittelbar vnderworffen/ vnd Reichs Staͤnde seynd/ nicht zugehoͤren/ vnd deren Possession die Geistlichen zur Zeit deß Passawischen Vertrags oder seithero nicht gehabt/ in diesem Frieden- Stand mit begriffen/ vnnd bey der Verordnung/ wie es ein jeder Stand mit obberuͤhrten eingezogenen/ vnnd allbereit verwendeten Guͤtern gemacht/ gelassen werden/ vnnd dieselbige Staͤnde derenthalben weder inn- noch N iij ausser- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ausserhalb Rechtens/ zu Erhaltung eines bestaͤndigen Friedens/ nicht besprochen/ noch angefochten werden. Derohalben befehlen vnd gebiethen Wir hiemit/ vnd in Krafft dieses Abschieds den Kaͤys. Mayst. Cammer Richtern vnd Beysitzern/ daß sie dieser angezogener vnd verwendeter Guͤter halben/ kein Citation, Mandat, vnd Proceß erkennen vnd decernieren sollen. Damit auch obberuͤhrte beyderseits Religions- Verwandten/ so viel mehr in bestaͤndigem Frieden vnd guter Zuversicht/ mit vnnd bey einander sitzen vnd bleiben moͤgen/ so viel die Geistliche Iurisdiction (doch den Geistlichen/ Churfuͤr- sten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden/ Collegien, Cloͤstern vnd Ordens Leuthen an jhren Renthen Guͤlten/ Zinß vnd Zehnden/ weltlichen Lehenschafften/ auch andern Rechten vnd Gerechtigkeiten/ wie obsteht/ vnvergriffen) wider der Augspurgischen Confession Religion, Glauben/ Bestellung/ vnd Ministerien, Kirchen Gebraͤu- chen/ Ordnungen vnd Ceremonien, so sie auffgericht/ oder auffrichten moͤchten/ biß zu endlicher Vergleichung der Religion nicht exercirt, gebraucht oder geuͤbt werden/ sondern derselbigen Religion, Glauben/ Kirchen Gebraͤuch/ Ordnungen/ Ceremonien, vnd Bestellung der Ministerien, wie hiebevor nachfolgends ein be- sonder Artickel gesetzt/ jhren Gang gelassen/ vnd kein Hindernuß oder Eintrag dardurch beschehen/ vnd also hierauff/ wie obgemeldt/ biß zu endlicher Christlicher Vergleichung der Religion, die Geistliche Iurisdiction ruhen/ eingestellt vnd suspendirt seyn vnd bleiben. Aber in andern Sachen vnd Faͤllen der Augspur- gischen Confession, Religion, Glauben/ Kirchen Gebraͤuchen/ Ordnungen vnd Ceremonien, vnd Bestellung der Ministerien nicht anlangend/ soll vnd mag die Geistliche Iurisdiction durch die Ertz Bischoffe/ Bischoffe/ vnd andere Prælaten, die deren Exercitium an einem jeden Orth hergebracht/ vnd sie in deren Vbung/ Gebrauch vnd Posiession seynd/ hinfuͤr wie bißher vnverhindert exercieret, geübet vnd gebraucht werden. Als auch den Staͤnden der alten Religion verwand/ alle Jhre zustaͤndige Rent/ Guͤlt/ Zinß vnd Zehenden/ wie oblaut/ folgen sollen; so soll doch einem jeden/ vnder dem die Renth/ Zinß/ Guͤlt/ Zehenden/ oder Guͤter gelegen; an den- selbigen Guͤtern/ sein weltliche Obrigkeit/ Recht vnd Gerechtigkeit/ so er von an- fang dieses Streits in der Religion daran gehabt/ vnd im Brauch gewesen/ fuͤr- behalten/ vnd dadurch denselbigen nichts benommen seyn; vnd sollen dannoch von solchem obgenandten Guͤtern die notthuͤrfftige Ministeria der Kirchen/ Pfarꝛen vnd Schulen/ auch die Allmosen vnd Hospitalia die sie vormahls bestellt/ vñ zu bestellen schuldig/ von solchen obgemeldten Guͤtern/ wie solche Ministeria der Kirchen vnd Schulen vormahls bestellt/ auch nochmahls bestellt vnd versehen werden/ vngeacht wz Religion die seynd. Vnd ob solcher Bestellung halben Zwie- tracht vnd Mißverstand vorfielen/ so sollen sich die Partheyen etlicher Scheyds- Personen (deren jeder Theil eine oder zwo zu benennen; vnd daß sich dieselbigen nicht vergleichen koͤnten/ einen vnpartheyischen Obmann zu erwehlen/ der nachmals Ander Theil. nach mals mit jhnen denn zusetzen/ die Sach zu entscheyden) vergleichen/ die nach summarischer Verhoͤrung beyder Theil/ in sechs Monaten erkennen/ was vnd wie viel zu Vnderhaltung obgemeldter Ministerien vnd Stuͤck/ gegeben werden soll; doch daß die jenigen/ so der Vnderhaltung halben der Ministerien angefochten werden/ ehe vnd dann dieser guͤtlicher Außtrag oder Bescheyd der Endschieds- Personen/ vnd auff den Fall/ ob mans/ erfolgt/ deß Jhren/ so sie in Possession sind/ nicht entsetzt/ oder auch arꝛestiert/ noch auffgehalten werden. Desto weniger aber nicht/ so sollen doch mitlerweil die jenigen/ so/ wie obgemeldt/ denen der Ren- then Guͤlte/ Zinß/ Zehenden/ vnd Guͤter/ davon von alters hero die Ministeria der/ Kirchen versehen worden/ vnd die solch onus auff Jhnen gehabt/ zu stehen/ biß zu Außtrag der Sachen/ was sie von alters hero solchen Ministerien gegeben ha- ben/ auch ferner entrichten. Es soll auch keine Stand den andern/ noch desselben Vnderthanen zu seiner Religion tringen/ abe practiciren, oder wieder Jhre Obrigkeit in Pflicht vnd Schirm nehmen/ noch verthaͤdigen/ in keine Wege/ vnd soll hiemit den jenigen/ so hiebevor von alters Schutz vnd Schirm Herꝛn anzunehmen gehabt/ hiedurch nichts benommen/ vnd dieselbige nicht gemeinet seyn. Wo aber Vnsere/ auch der Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden Vnderthanen der alten Religion, oder Augspurgischen Confession anhaͤngig/ von solcher Jhrer Religion wegen/ auß Vnsern/ auch der Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden deß Heil. Reichs Landen/ Fuͤrstenthuͤmben/ Staͤtten oder Flecken/ mit Jhren Weib vnd Kindern/ an andere Orth ziehen/ vnd sich nieder thun wolten; denen soll solcher Ab- vnd Zuzug/ nach Verkauffung Jhrer Haab vnd Guͤter/ gegen zimblichen billigem Ab- trag der Leibeygenschafft vnd Nachstewr/ wie es eines jeden Orts von alters her uͤblich herbracht vnd gehalten worden ist/ vnverhindert menniglichs/ zugelassen vnd bewilligt/ auch an Jhren Ehren vnnd Pflichten allerdings vnentgolten seynd. Doch soll den Obrigkeiten an Jhren Gerechtigkeiten/ vnd herkommen- der Leibeygenhalben/ dieselbigen ledig zu zehlen/ oder nicht/ hiedurch nichts abge- brochen oder benommen seyn. Vnd nachdem in Vergleichung der Religion vnd Glaubens Sachen durch ziembliche vnd gebuͤhrliche Wege gesucht werden soll/ vnd aber ohne bestaͤndigen Frieden zu Christlicher/ freundlicher Vergleichung der Religion nicht wohl zu kommen; So haben Wir auch der Churfuͤrsten Raͤth/ an statt der Churfuͤrsten/ erscheinende Fuͤrsten/ Staͤnde/ vnd der Abwesenden Bottschafften vnd Ge- sandten/ Geistlich vnd Weltliche/ diesen Fried Stand/ von geliebtes Friedens wegen/ das hochschaͤdlich Mißvertrawen im Reich auffzuheben/ vnd diese loͤbliche Nation vor endlichem vorstehendem Vndergang zu verhuͤten/ vnd damit man desto ehe zu Christlicher freundlicher vnd endlicher Vergleichung der spaltigen Religion kommen moͤge/ bewilliget/ solchen Frieden in allen obgeschriebenen Arti- ckeln/ biß zu Christlicher/ freundlicher vnd endlicher Vergleichung der Religion, vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd Glaubens Sachen/ staͤtt/ fest/ vnd vnverbruͤchlich zu halten/ vnd demselben trewlich nachzukommen. Wo dann solche Vergleichung durch die Wege deß General Concilij, National Versamblung/ Colloquien, oder Reichs Handlun- gen nicht erfolgen wuͤrde/ soll alßdann nichts desto weniger dieser Friedstand in allen oberzehlten Puncten vnd Artickeln bey Kraͤfften/ biß zu endlicher Verglei- chung der Religion vnd Glaubens Sachen/ stehen vnd bleiben; vnd soll also hie mit obberuͤhrter Gestalt/ vnd sonst in alle andere Wege/ ein bestaͤndiger/ beharꝛ- licher/ vnbedingter/ fuͤr vnser ewigwaͤhrender Frieden auffgericht vnd beschlossen seyn vnd bleiben. Vnd in solchem Frieden sollen die freye Ritterschafft/ welche ohne Mittel der Kaͤyserl. Mayst. vnd Vns vnderworffen/ auch begriffen seyn/ also vnd derge- stalt/ daß Sie obbemeldter beyder Religion halben/ auch von niemand vergewal- tigt/ betraͤngt noch beschwert sollen werden. Nach dem aber in vielen Frey- vnd Reichs Staͤtten die beyde Religionen, nemblich vnser alte Religion, vnd der Augspurgischen Confession Verwandten Religion, ein Zeit hero im Gang vnd Gebrauch gewesen/ so sollen die hinfuͤhro auch also bleiben/ vnd in solchen Staͤt- ten gehalten werden/ auch derselben Frey- vnd Reichs Staͤtt Buͤrger/ vnd andere Jnwohner geistlichs vnd weltlichs Stands/ friedlich vnd ruhig/ bey vnd neben einander wohnen/ vnd kein Theil deß andern Religion, Kirchen Gebraͤuche oder Ceremonien abzuthun/ oder jhn davon zu tringen/ vnderstehen/ sondern jeder Theil den andern/ laut dieses Friedens/ bey solcher seiner Religion. Glauben/ Kirchen Gebraͤuchen/ Ordnungen/ vnd Ceremonien, auch seinen Haab vnd Guͤ- tern/ vnd allen andern/ wie oben bey der Religion Reichs Staͤnd halben verordnet vnd gesetzt worden/ ruhiglich vnd friedlich bleiben lassen. Vnd soll alles/ dzin hievorigen Reichs Abschieden/ Ordnungẽ/ oder sonst begrif- fen vnd versehẽ/ so diesem Fried Stand in allem seinem Begriff/ Artickeln vñ Pun- cten zu wieder seyn oder verstanden werden moͤchte/ demselbigen nichts/ beneh- men/ derogieren, noch abbrechen; auch dagegen keine declaration, oder etwas anders/ so denselbigen verhindern/ oder veraͤndern moͤcht/ nicht gegeben/ erlangt/ oder angenommen würde/ dannoch von Vnwuͤrden vnd Vnkraͤfften seyn/ vnd darauff weder in-noch ausser Rechtens/ nichts gehandelt oder gesprochen werden. Solches vnd jedes/ so obbeschrieben/ vnd in einem jeden Artickel nahmhafftig gemacht/ vnd die Kaͤys. Mayst. vnd Vns anruͤhret/ sollen vnd wollen Jhre Liebd. vnd Kaͤys. Mayst. vnd Wir/ bey Jhren Kaͤyserlichen vnd Vnsern Koͤniglichen Wuͤrden vnd Worten/ fuͤr Vns vnd Vnsere Nachkommen/ staͤtt/ fest/ vnver- bruͤchlich vnd auffrichtig halten vnd vollnziehen/ dem stracks vnd vnweygerlich nachkommen vnd geleben/ vnd daruͤber jetzo oder kuͤnfftiglich/ weder auß Vollkom- menheit/ oder vnder einigem andern Schein/ wie der Nahmen haben moͤcht/ nicht vornehmen/ handeln oder außgehen lassen/ noch jemand anders von Jhrer Liebden vnd Ander Theil. vnd Kaͤys. Mayst. vnd vnsertwegen zu thun gestatten. Vnd Wir/ die verordnete der Churfuͤrsten Raͤthe/ an statt Jhrer Churfuͤrstlichen Gnaden/ auch fuͤr Jhre Nachkommen vnd Erben; Wir die erscheinende Fuͤrsten/ Prælaten, Graffen vnd Herꝛn/ vnd deß H. Reichs Frey- vnd Reichs Staͤtten/ Gesandte/ Bottschaff- ten vnd Gewalthaber/ an statt vnd von wegen vnserer Herꝛschafften vnd Obern/ auch fuͤr Jhre Nachkommen vnd Erben/ willigen vnd versprechen bey Fuͤrstlichen Ehren vnd Wuͤrden/ in rechten guten Trewen/ vnd im Wort der Warheit/ auch bey Trewen vnd Glauben/ so viel ein jeden betrifft/ oder betreffen mag/ wie allent- halben obstehet/ staͤtt fest/ auffrichtig vnd vnverbruͤchlich zu halten/ vnd dem ge- trewlich/ vnd vnweygerlich nachzukommen vnd zu leben/ etc. Ferner verpflichten vnd verbinden Wir Vns zu allen Theilen/ daß die Kaͤyserl. Mayst. Wir vnd kein Stand den andern/ mit was gesuchtem Schein das geschehen moͤchte/ mit der That/ oder sonst einiger Gestalt/ heimblich oder offentlich/ durch Vns selbst oder andere/ von vnsert wegen beschweren/ uͤber ziehen/ vergewaltigen/ bekriegen/ drin- gen/ beleydigen oder betruͤben sollen oder wollen; vnd so auch einig Theil oder Stand wider solchen auffgerichten Frieden/ den andern/ als doch nicht seyn soll/ jetzt oder kuͤnfftig/ mit thaͤtlicher Handlung/ die geschehe heimblich oder offentlich/ vergewaͤltigen/ oder betraͤngen wuͤrde/ daß die Kaͤyserl. Mayst. Wir/ vnd Sie/ auch Vnsere vnd Jhre Nachkommen vnd Erben alßdann nicht allein den Verge- waͤltigern/ oder so thaͤtliche Handlung vorgenommen oder vornehme/ keinen Rath/ Huͤlff oder Beystand leysten/ sondern auch dem andern Theil oder Stand/ so wieder diesen Frieden vergewaltigt/ uͤberzogen/ oder bekrieget wuͤrde/ wieder den Vergewaͤltiger/ oder der sich thaͤtlicher Handlung vndernimbt/ Huͤlff vñ Bey- stand leysten sollen vnd wollen; alles getrewlich/ vnd ohngefaͤhrlich/ etc. Wir befehlen vnd gebiethen auch hiemit/ vnnd in Krafft dieses Vnsers Reichs Ab- schieds/ dem Kaͤyserlichen Cammerꝛichter vnd Beysitzern/ daß sie sich diesem Fried Stand gemaͤß halten vnd erzeygen/ auch den anruffenden Partheyen dar- auff/ vngeacht/ welcher obgemeldten Religion die seyen/ gebührliche vnd not- thuͤrfftige Huͤlff deß Rechtens mittheilen/ vnd wieder solches alles kein Citation, Mandat vnd Proceß erkennen vnd decernieren solle. Als nun dem gemeinen Wesen nicht besser koͤnnen geholffen werden/ vnd Koͤnig Ferdinand sich eusserstens Thuns bemuͤhet/ alle Staͤnde zur genuͤge in Wohlstand vnd Sicherheit zu setzen/ dem nach dem Gewissen/ vnd der Vbung deß Glaubens versichert/ war noch uͤbrig/ daß man auch wegen etlicher Beschwerlig- keiten/ so die Protestirenden wieder den Reichs Hoff Rath zu haben vermeynten/ Handlung pflegte/ zumahl anfangs/ bey Stillstand der Waffen/ vnd ersten Hand- lung solches biß auff den nechsten Reichs Tag außgesetzt/ vnd hoͤchlich versprochen worden. Vnd war das General-Gravamen uͤber Jhrer Mayst. Hoff Rath/ so deß H. Reichs/ vnnd der Staͤnd gemeine Sachen zu berathschlagen/ vnd zu erle- digen hatten. Ander Theil. O Woher Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Woher aber der Hoff Rath komme/ ist zu wissen/ daß nicht allein die Historien/ sondern auch die Reichs- Acta, Archiven vnd Abschied/ wie auch die vhralte be- staͤndige Observantz glaubhafft/ vnd nach aller Notthurfft auß bezeugen/ daß die Teutsche Roͤmische Kaͤyser mit deß Heil. Reichs Staͤnden vnd Glieder/ vnd diese hingegen mit den Roͤmischen Kaͤysern reciprocè vnd obligatoriè von alters- hero/ einer gewissen Form/ Maaß vnd Ordnung/ wie diß Regiment vnd Iustitia deß Reichs vnder den Staͤnden zu fuͤhren seye/ vergliechen; darbey auch verab- schiedet worden/ daß darvon/ ohne gemeines Zuthun/ Belieben vnd Willen/ so wohl der Kaͤyserl. Mayst. als der Staͤnd/ nicht gewiechen werden solle. Jnson- derheit aber haben Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnd von vhralten Zeiten die Freyheit herbracht/ daß Sie entweder vor Jhre Außtraͤgen/ oder nach Beschaffenheit der Sachen/ vor einem Kaͤyser zu Recht gefordert worden: doch der Gestalt/ daß die Roͤmische Kaͤyser bißweilen auff den Reichs Versamblungen/ welche Sie solen- nes Curias genant/ bißweilen aber an Jhrem Kaͤyserlichen Cammer-Gericht/ oder (wie es im Reichs-Abschied Anno 1467. genant wird) am Kaͤyserlichen Hoff Gericht/ entweder selbsten in Person/ oder doch an deren statt ein vorneh- mer Chur- oder Fuͤrst/ als Richter vnd Directorpręsidirt: Deme auch noch an- dere ansehnliche Fuͤrsten vnd Staͤnd/ als Beysitzer/ vnd Pares Curiæ beygewohnt; vnd solche Iudicia zu Zeiten zu Lintz/ oder Wien/ je bißweilen auch zur Newstatt/ Mecheln/ Regenspurg/ Nuͤrnberg/ Speyer/ Vlm/ vnd andern Orthen im Reich/ wie es die Gelegenheit am besten erleyden moͤgen/ gehalten worden. Dann ein solche Gerichts-Stell allbereit vnder Henrico IV. im schwang gewesen/ genandt das Fuͤrsten-Recht. Darumb die Sachsen mit dem Kaͤyser solcher Gestalt geschlossen vnd den Frieden vor genehm gehalten/ wann er jnnerhalb eines Jahrs Hertzog Otten/ der Baͤyern wiederbegehrte/ nach dem Fuͤrsten Recht/ ein genuͤgen thaͤte/ wie die Herueldische Teutsche Chronick bezeugt. Vnd als Sie die Sachsen hernach vnden gelegen/ erbiethen sie sich/ dem Kaͤyser nach aller deß Reichs Fuͤrsten Recht/ zu genuͤgen/ alles dessen/ das er sich beklagte/ abstattung zu laysten. Da Jhnen der Kaͤyser geantwortet: Er wolte vnd solte über einen so wichtigen Handel nicht sprechen/ biß die Fuͤrsten deß Reichs beysammen weren: Vnd weil er die Fuͤrsten mit Jhren Kriegs-Leuten noch Gerstingur bescheyden/ solten sie wann je gewisse Rew bey Jhnen/ daselbst erscheinen/ vnd was die Fuͤr- sten vor oder wieder Sie sprechen wuͤrden/ annehmen. Eben also hat Friederich mit dem rothen Barth/ die Sachsen vnd Oester- reicher wegen deß Baͤyerlands entscheyden/ da Er auß Rath der Fuͤrsten/ dem Sachsen das Baͤyerland/ vnd dem Oesterꝛeicher den Tittel eines Hertzogen gegeben/ wie Nauclerus sagt. Vnd beschreibts Aventinus weitlaͤufftig; als bey selbigen Tractaten das Laͤndle ob der Enß von Baͤyern abgerissen worden. Vnd als Ander Theil. als Henrich der Loͤw den Marckt zu Bergen/ nach Muͤnchen verlegt/ haben die Fürsten deß Hoffraths/ vff begehren/ druͤbergesprochen/ es sey ein Frewel vnd Ge- watt/ den der Kaͤyser nicht solte dulden. Also wurd Kaͤyser Rudolff mit Koͤnig Ottakern vertragen/ daß gemeldter Koͤnig vorgenehm halten solte/ was der Kaͤy- ser vnd der Fuͤrsten-Rath wegen Oesterꝛeich/ Steyr vnnd Kaͤrndten sprechen wuͤrden: Wie dann auch auß dem Fuͤrsten Rath der beyden Hertzogen auß Baͤyern alles hernach ist geschlichtet worden. Daß zwar auff dem angestellten Reichs Tag zu Augspurg die Hertzogen auß Baͤyrn/ gesampt erschienen/ vnd begehret/ Jhnen die Oesterꝛeichische Lande zu Lehen zu verleyhen/ etc. Es seynd aber Jhnen solches der Vrsachen willen abgeschlagen/ daß auß Oesterꝛeich eine Bottschafft/ gleich damahln auch/ auff dem Reichs-Tag erschienen/ mit gehorsa- men Anruffen vnd Bitt/ Jhnen Albertum zu Jhrem ordentlichen Herꝛn zu ge- ben/ welche gute Affection, Chur- vnd Fuͤrsten zu gemuͤth gefasset/ vnd Alberto vor Baͤyern die Lande verliehen/ wie dann damahlen durch die Reichs Fuͤrsten verabschiedet worden/ daß ob schon Oesterꝛeich/ Steyer/ Kaͤrndten/ der Hertzogen auß Baͤyern Vor Eltern abgenommen worden/ solche Lande Alberto deß Kaͤysers Rudolffs Sohn/ vnnd Mannharden dem Graffen zu Tirol/ zuge- hoͤren/ vnd zu verleyhen seyen. Also sagt Goldast/ hab Kaͤyser Adolff wegen der Jusulen im R hein/ auß gemeinen R ath der Fuͤrsten ein Vrtheil geben. Also hielt Carolus IV. Gericht zu Speyer/ vnd hatte an seiner Seythen die Chur Fuͤrsten/ Maͤyntz/ Coͤllen/ vnd Pfaltz. Also ist der Kaͤyser mit allen Chur- Fuͤrsten/ mit gemeinem r ath einmuͤtig zu r ath worden/ als Pfaltz vnd Baͤyern strittig waren/ vnd uͤberein kommen/ daß Pfaltzgraff r uprecht der Elteste/ vor Pfaltzgraff r uprecht dem Jüngern/ zu allen Chur Fuͤrstlichen Berathschlagun- gen/ als ein Churfuͤrst zuzulassen seye. Eben also ist Kaͤyser Sigmund zu Costnitz zu Gericht gesessen/ vnd bey Jhm etwa viel seiner/ vnd deß r eichs/ geist- licher vnd weltlicher Fuͤrsten/ nicht nur wegen obgemeldter strittigkeit/ sondern auch wegen deß newen Zolls vnd Schantze am r hein/ daruͤber der Ertz Bischoff zu Coͤlln wieder den Hertzogen zu Beyern geklaget. Vnd also schreibt Kaͤyser Sigmund an den Churfuͤrsten zu Maͤyntz/ bey Lundorpen/ wegen Nieder- Baͤyern: Demnach Wir trefflich beladen/ vnd der Entscheydung nicht wohl moͤgen außwarten/ vnd nemblich auch darumb/ daß Vns nicht gebuͤhret/ nach dem Wir auch vermeinen r echt zu denselben Lande zu haben/ vnnd in Vnserer eygenen Sache nicht wohl r ichter geseyn moͤgen/ vnnd die Sache deß Heili- gen r eichs treffliche Lehen anruͤhret/ haben Wir Fuͤrsten/ Graffen vnnd Raͤthe darumb gehabt/ vnnd meinen/ daß billich sey/ daß die Sache von deß Heiligen R eichs Maunen außgetragen werde/ darumb begehren Wir von deiner Liebde/ vnnd gebiethen dir/ etc. daß du andere deine Mit- Chur Fuͤrsten/ zu einem Tag vnnd Statt/ die deiner Liebde beduͤncken/ O ij wird/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ wird besenden/ etc. vnd alle/ die Recht zum Niederland meynen zu haben/ densel- ben Tag vnd Statt zu kuͤnden/ vnd darauff heischen wollest/ daß Jedermann kaͤme/ oder seine maͤchtige Bottschafft fende mit seinem Rechten/ das er vor dir/ vnd andern Churfuͤrsten/ vnd Fuͤrsten/ die deß Reichs Mann sind/ meyne zu ge- niessen/ vñ diesen Schlag hielt er auch uͤber der Chur-Pfaltz seines Vattern gege- benen Außschlag zu behauptẽ vnd zu bestaͤttigen/ als so wol die Geist-dann Wel- tliche Chur Fuͤrsten deß H. Roͤm. Reichs Rath vnd Beyfall gegeben: nicht we- niger/ als Marggraff Friederich auß Meissen/ vnd Erich Hertzog zu Lawenburg/ uͤber der Chur in Sachsen sich zweyten. Ja Kaͤyser Friederich schreibt an Her- tzog Ludwigen in Baͤyern/ der es mit seinem eygenen Sohn zu thun hatte: Wir wollen die Sache mit sampt Vnsern/ vnd deß Reichs Chur-Fuͤrsten/ vnd andern Fuͤrsten vor Vns nehmen/ vnd euch zu beyderseyts mit der Freundschafft/ oder mit dem Rechten entscheyden. Das letzte Exempel find sich bey Kaͤyser Maxi- milian, der selbst vom Krieg abgelassen/ vnd andern Fuͤrsten dergleichen zuthun anbefohlen/ als Anno 1504. der Pfaltzgraff vnd die Baͤyer Fuͤrsten uͤber Hertzog Georgen Verlassenschafft zu Feld lagen/ biß auff dem allernechsten Reichs Tag von demselben gantzen Streit erkandt vnd beschlossen wurde/ sagt Gerhard von Roo. Es wurd auch solch Gericht etwann verschoben/ wie Lundorp bey dem Jahr 1448. den Kaͤyser einfuͤhrt: Jst geschoben vnd erstreckt/ gebrechen halb Vnser/ vnd deß Reichs Fuͤrsten/ deren Wir zu diesen Zeiten/ bequemlich bey Vns nicht ge- haben moͤgen. Vnd konte von niemand anders/ als von Fuͤrsten besetzt werden: Dañ als der wiederspenstige Hertzog Henrich ein Argwohn geschoͤpfft/ man wolte Jhn vor die Vnderꝛichter ziehen/ weil er eben citirt war/ auff den Gerichts Tag deß Koͤniglichen Cammergerichts zu erscheinen/ schrieb Jhm der Kaͤyser: Jst Vnser Meynung nicht gewesen/ vnd noch Vnser Meynung nicht/ daß solch Recht in Vnserm Cammer Gericht/ das Wir mit niedern Persohnen als von Fuͤrsten/ vmb Sachen/ die Vnser/ vnd deß Reichs Fuͤrsten Ehr/ Leib oder Lehen nicht berühren/ besetzen; zwischen euch soll oder solte außgetragen werden/ son- dern allein vor Vnser Mayst. vnnd Vnseren vnd deß Reichs Fuͤrsten/ die Wir zu Vns setzen werden. Jtem/ es wisse maͤnniglich/ daß Graffen/ Herꝛn/ Knecht vnd Staͤtte/ die mit den Chur Fuͤrsten vnd Fuͤrsten/ in seinem Hertzog Ludwigs Recht vermengt seyn/ vmb/ was sein Ehr vnd Regalia beruͤhrt/ nicht zu sprechen haben. Vnd wurd der Spruch auff diese weiß abgefaßt/ wie bey Lundorpio in dem Jahr 1417. zu Costnitz zu sehen. Als Wir auff den Mittwochen zu Gericht sassen/ vnd bey Vns aber/ Vnser vnd deß Reichs Fuͤrsten/ vnd Wir/ die/ vmb Vr- theil vnd Recht hierin zu sprechen/ mahneten/ da sprach auß/ von Jhrer aller wegen/ der Ehrwuͤrdig/ Vlrich/ Bischoff zu Vehrden/ ꝛc. zum Rechten also: Sinte- mahl/ etc. die Sach zu Außspruͤchen kommen ist/ beduͤncket meine Herꝛn/ als mich/ vnd sprechen zum Rechten. Jtem/ sprechen Wir alle/ die hernach geschrieben sind Ander Theil. sind zum Rechten; Vnnd dann diß vorgeschrieben Vrtheil haben gesprochen/ der Ehrwuͤrdige Iohannes Bischoff zu Riga, etc. So haben Sie auch vor Vns im Gerichte offentlich bekandt/ daß der Ehrwuͤrdige Iohannes, Bischoff zu Chure/ in dem vorgeschriebenen Vrtheil vnd r echte/ eins mit Jhnen sey/ vnd der auch also gesprochen/ vnd Jhn die außzusprechen/ seine Vollmacht gegeben hat. Vnd dieselbe Vrtheil vnd r echt sind gesprochen/ vnd Wir vorgenandter Koͤnig Sig- mund haben das vorgeschrieben alles/ zu Vrkund dieser Brieff/ versiegelt/ mit Vnserer Koͤniglichen Majestaͤt Jnsiegel. Vnd dieses war die vhralte Manier in dem r oͤmischen Teutschen r eich von wichtigen Haͤndeln zu vrtheilen. Der eylffte Discurß. Wie das Cammer-Gericht anfangs angeordnet worden: Wie die Fuͤrsten von Jhrem Recht etwas fallen lassen: Vnd dennoch sich dem Cammer-Gericht nicht vnderwuͤrffig gemacht. Was der Religions- Fried den Protestiren den gegeben. Vom Geistlichen Vorbehalt; von den Paniers- Brieffen. N Achdem sich aber befunden/ daß man solcher Gestalt kein gewissen bestaͤndigen Orth zur Iustitien haben/ auch nicht bald vnd schlaͤunig zum Außtrag r echtens gelangen koͤnnen/ den Staͤnden auch sehr beschwerlich gefallen/ daß sie Jhres r echtens halben diesem Kaͤyserlichen Gericht an so viel vnderschiedliche vnd weit entlegene Orth im r eich/ ja auch je biß weilen gar in die Oesterꝛeichische Erblanden jedesmahls nach ziehen sollen; haben sie sich dessen endlichen auff dem Reichs Tag zu Nuͤrnberg im Jahr 1467. deßgleichen zu Franckfurt/ im Jahr 1486. beschweret/ vnd damit so weit kommen/ daß die Staͤnd damahlen auff ein sonderbare newe Verfassung eines Reichs-Gerichts bedacht gewesen. Als es aber damahlen noch nicht allerdings zur r ichtigkeit ge- bracht werden koͤnnen/ ist hernacher auff dem Koͤniglichen Tag zu bemeldtem Franckfurt im Jahr 1489. bey Koͤnig Maximilian deßwegen abermahls Anmah- nung beschehen/ vnd dahin verabschiedet worden/ damit niemand auß mangel r echtens/ oder Friedens im r eich/ sich der Huͤlff entziehen moͤge/ so soll die Koͤnig- liche Majestaͤt vnverzogentlich bey der Kaͤyserl. Mayst. getrewen vnnd muͤglichen Fleiß ankehren/ daß sein Kaͤyserliche Gnad auff die Ordnung vnd Artickel/ auff vorgehalten Taͤgen zu Franckfurt vnd Nuͤrnberg/ auff das Kaͤyserl. Cammer- Gericht begriffen/ vnd feiner Kaͤyserl. Gnaden übergeben/ das Cammer Gericht mit Cammer- r ichter vnd Beysitzern/ auch der Mahlstatt vnd anderem/ laut der- selben Ordnung/ zwischen hier vnd Weyhenachten nechst/ auffrichten/ vnd zum O iij besten Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ besten ordnen vnd bestellen wolten/ etc. Nachdem dann die Erfahrung zu erken- nen geben/ daß vorangeregt staͤtige aͤnderung deß Orts/ in welchem das Cam- mer oder Hoff Gericht nach vnd nach gehalten worden/ der Proceß je mehr vnd mehr erlaͤngert/ vnnd keine eygentliche gewisse Stelle seyn koͤnnen; Jhre Mayst. auch mit dem vielfaͤltigen in-vndausser Reichs abgelegenen gefaͤhrlichen Kriegs- vnd andern Geschaͤfften/ welche zu damahliger vnruhiger Zeit sich haͤuf- fig eraͤugt haben/ dermassen beladen gewesen/ daß Sie solcher Administration Iustitiæ nicht mehr in Persohn abwarten koͤnnen; hat sich Kaͤyser Maximilian endlichen auff der Staͤnd ferner vnnachlaͤssiges urgiren vnd begehren/ bey seinem ersten Reichs-Tag zu Wormbs/ im Jahr 1495. wie auch hernacher zu Aug- spurg/ im Jahr 1500. deßgleichen in folgenden Reichs-Versamblungen mit Chur Fuͤrsten vnd Staͤnden/ dero Cammer-Gerichts halben/ also vergliechen/ daß solches staͤtig im Reich/ vnd in einem gewissen vnd bestaͤndigen Orth durch Jhr. Mayst. vnd die Staͤnde deß Reichs samentlich angestellt vnd gehalten/ da von auch nicht transferirt werden solle/ es geschehe dann mit Rath/ Wissen vnd Belieben der Staͤnde. Sintemal aber vor allen Dingen auch die Chur-Fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnd deß Reichs von alters hero/ in Krafft jhrer habenden Regalien, nicht allein jhre ordentliche Gericht in jhren Fürstenthuͤmben/ Land vnd Staͤtten/ vor wel- chen Jhre Vnderthanen/ vnd zugehoͤrige zu recht stehen sollen/ gehabt vnd noch haben/ sondern auch noch mehrers vnd so weit eximiert gewesen/ daß auch in Jhrem Belieben gestanden ist/ vnder sich selbsten sonderliche gewillkuͤhrte Recht- liche Außtraͤg/ deren auff den heutigen Tag noch viel zu finden sind/ zu machen/ vmb sich deren/ oder aber in Mangel derselben/ Jhrer vhralten befreyten Fuͤrstli- chen Außtraͤgen zu gebrauchen; vnd derwegen Zweiffelhafft gewesen/ ob es nachmahls bey solchem Fürstlichen Herkommen zu lassen/ oder aber die Sachen zu diesem newen Cammer-Gericht/ als welches nicht allein in der Kaͤyserlichen Mayst. sondern auch deß Reichs/ vnd aller Staͤnd Nahmen selbsten ange- stellt worden/ zu ziehen seyn sollen. So ist damahlen in bemeldtem ersten Tag zu Wormbs Anno 1495. zwischen Kaͤyser Maximiliano dem ersten dieses Nahmens/ vnd den Staͤnden dahin verglichen vnd verabschiedet/ auch hernacher im Jahr 1521. vnd 1555. abermahls bestaͤttigt/ insonderheit aber der Cammer- Gerichts Ordnung einverleibt worden/ daß eines jeden Stands angehoͤrige Vnderthanen/ in Jhren ordentlichen Gerichten; deßgleichen die Chur Fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Fuͤrstmaͤssigen/ bey Jhrer gewillkuͤhrten/ oder aber/ auff den Fall einer oder andere solche nicht haͤtte/ bey Jhren vhralten ohne das Priviligierten Fuͤrstlichen Außtraͤgen/ vnd zwar dergestalt gelassen werden solten/ daß nemblich Churfuͤrstẽ/ Fuͤrsten/ vnd Fuͤrstmaͤssige/ einander nit vor einem Roͤm. Kaͤyser/ oder dessen Hoff-Raͤthen/ noch auch vor einem andern geringern Stand/ sondern ob præcellentiam \& dignitatem personæ, allein vor Jhres gleichen/ nemblich einem regie- Ander Theil. regierenden Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Fuͤrstmaͤssigen/ welchen der Klaͤger vnder den vier vorgeschlagenen halb Geist- vnd halb Weltlichen erwehlen wird/ bekla- gen sollen. Jedoch aber/ vnd damit ein Kaͤyser seiner Præeminentz vnd Supe- rioritet ha ben nicht davon außgeschlossen/ noch pręterirt werde/ haben Jhre Mayst. diesen erwehlten Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ oder Fuͤrstmaͤssigen/ an Jhre Kaͤyserliche Stell delegirt, vnd demselben gewalt vnd vollkommene Commission, als einem Koͤniglichen oder Kaͤyserlichẽ Commissario, Krafft desselben Reichs- Abschieds geben/ vnd nach Jnhalt derselben Ordnung zu Procedieren befohlen; auch dabey noch ferner verabschiedet/ da ein Churfuͤrst/ Fuͤrst/ oder Fuͤrstmaͤssiger nicht von seines gleichen/ sondern von einem geringern/ nemblich einem Prælaten, Graffen/ Herꝛn/ oder andern rechtlich vorgenommen wuͤrde/ daß solches niederst- wo/ als vor Jhrer der Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Fuͤrstmaͤssigen selbst eygenen Raͤthen geschehen solle. Bey welchen Außtraͤgen/ als einer sonderbaren vhralten Exemtion, die Chur- vnd Fuͤrsten jederzeit starck vnd steiff gehalten/ also daß im Jahr 1495. vnd 1500. als erstlich von den Staͤnden das Cammer Gericht bewilliget vnd erwogen worden/ sie solche Jhre Freyheit fleissig in acht genommen/ vnd darumb die Cam- mer Gerichts Instantz nicht in totum, sondern mit gewisser Maaß/ vnd darzu nicht bestaͤndig/ sondern nur auff ein Zeit von Jahren eingangen/ also daß Sie in Jh- ren Erinnerungs-Schreiben an Kaͤyser Maximilian Anno 1503. solche Jhre Fuͤrstliche Freyheiten nachmahls hochangezogen/ vnd daß Sie sich derselben an- derst nicht/ als nur guter Meynung/ vnd allein nach laut der newen Ord- nung/ vnnd weiter nichts begeben haben. Nachdem aber auff dem hernach erfolgten Reichs Tag zu Wormbß im Jahr 1521. sich begeben/ daß die Graffen/ Herꝛn/ Ritterschafft vnd Staͤtte/ sich dieses Fuͤrstlichen Außtrags/ als dadurch Sie nicht foͤrderlich r echt erlangen koͤnten/ etwas hoch beschweret/ vnd vmb ein foͤrderliches r echt gebeten/ hingegen aber Chur- vnd Fuͤrsten sich auß vorauffge- richter Ordnung außtraͤglichen r echtens/ vnnd Jhrer Chur- vnd Fuͤrstlichen Freyheit zu begeben/ nicht vnbillich beschwert; Als haben Sie endlich auß der Vrsachen/ damit Sie nicht darvor angesehen werden/ ob truͤgen sie deß r echtens schewe/ oder andere auffzuhalten begehrten/ sich obangeregten jhres befreyten Fuͤrstlichen r echtens noch ein mehrers vnd so viel begeben/ daß Sie noch acht vnderschiedliche außtraͤgliche Wege/ vor welchen Sie von Graffen/ Herꝛn vnd r itterschafft beklagt werden sollen/ eingewilliget vnd zugelassen: Jn massen solches vnnd obiges alles nicht allein in nachfolgenden vielen R eichs-Abschieden vnd verbesserten Cammer Gerichts Ordnungen mit mehrerm Confirmiert vnnd Bestaͤttigt/ sondern auch noch dar zu weiter disponiert worden/ wie/ vnd vor wel- chem r ichter hingegen Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Fuͤrstmaͤssige/ die Prælaten, Graffen/ Herꝛn/ vnd den Adel/ deßgleichen wie vnd wo die Prælaten, Graffen/ Herꝛen/ vnd r itterschafft/ dem r eich ohne Mittel vnderworffen/ einander selbsten Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ selbsten zu r echt mahnen vnd vornehmen sollen. Vnnd damit man noch mehr sehen moͤge/ wie die Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Fuͤrstmaͤssigen sich an Jhre alte herbrachte Außtraͤg so bestaͤndig gehalten/ vnd davon ohne Jhren guten Willen vnd special Bewilligung niemals getrieben werden sollen oder koͤnnen/ so weisen die r eichs- Acta de Anno 1548. nach aller Notthurfft auß/ vnd gibt es auch der Reichs-Abschied/ sampt der Cammer Gerichts Ordnung zu erkennen/ daß Kaͤyser Carl in Sachen schlechte/ vnd nicht Land-Friedbruͤchige Spolia betref- fend/ mit den hoͤhern Staͤnden sonderbare Vnderhandlung pflegen muͤssen/ biß Sie endlich Jhrer Majestaͤt zu sonderbahren Ehren vnnd Gefallen sich der Auß- traͤg wie die in der Reichs- vnd Cammer-Gerichts-Ordnung jhrenthalben ver- sehen seynd/ allein in diesen Sachen/ gemeine vnd schlechte Entsetzung belangend/ etlicher massen/ vnd auß billigem mitleyden der Entsetzten/ etwas eingezogen ha- ben. Auß welchem zu sehen/ daß den Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ Fuͤrstmaͤssigen/ Prælaten, Graffen/ Herꝛen/ vnd Staͤtten/ vnd also allen Staͤnden deß r eichs/ wie auch der r itterschafft/ so dem r eich ohne Mittel vnderworffen/ Jhre gewisse vnd bestaͤndige R ichter primæ instantiæ geordnet worden/ vor welchen Sie ordinariè vnd vor allen Dingen vnd sonsten wieder Jhren Willen anderswo/ weder von dem Kaͤyser/ noch den Cammer-Gericht/ rechtlich besprochen/ oder beklagt werden koͤnnen oder sollen. Damit aber bey diesem auffs new verfaßten Kaͤyserlichen Cammer-Ge- richt maͤnniglich wissen moͤge/ wer vnd was fuͤr Sachen nach ver allegirten Auß- traͤge/ daselbst hin gehoͤrig seyn/ vnd wie weit die Staͤnde das Cammer-Gericht agnoscirt haben/ als seynd die Faͤll alle/ in welchen sich die Staͤnde Jhrer Auß- trags Freyheiten gutwillig begeben/ vnd consequenter ans Cammer-Gericht allein gewiesen worden/ vmb mehrer Gewißheit willen gleichfalls im andern Theil der Verordnung mit sonderbarer sorgfaͤltigkeit specificiert, nemblich 1. Causæ fractæ pacis, wann der Land Fried gebrochen. 2. Causæ fiscales, was zum Kaͤy- serlichen Fisco vnd verwirckten Einkommen gehoͤrig. 3. Super constitutione Reli- gionis, wann die Religion, vnd das Kirchen-Wesen zu bestellen. 4. Litigiosæ possessionis, wann uͤber Land vnd Leuten ein Streit entstuͤnde/ wer sie besetzen soll. 5. Pignorationum, was Pfandschilling betrifft. 6. Mandatorum sine Clausula, wann ein Befehl ohne Vorbehalt abgeht. 7. Relaxationis ad effe- ctum agendi, das einer auff freyen Fuß gestellt wuͤrde/ seine Sachen zu verfol- gen. 8. Legis diffamari, was Scheltwort betrifft/ so Ehrenrührig. 9. Wann die Iustitz verwaigert/ oder auff gezogen wird. 10. Wann man die Sach hoͤher sucht/ Appellationum, vnd endlich überhaupt/ daß alle vnd jede Personen vnd Sachen/ die der Kaͤyserlichen Iurisdiction ohne Mittel vnderworffen/ vnd durch sondere Außtraͤge dieser Ordnung/ oder anderer Privilegien, Freyheiten/ gewill- kuͤhrte vnd rechtmaͤssige Gewohnheiten nicht außgenommen seynd/ an dem Kaͤys. Cammer-Gericht fuͤrgenommen/ vnd gerechtfertiget werden sollen. Es Ander Theil. Es ist aber diese Cammer-Gerichts-Ordnung also beschaffen/ daß Sie so wohl von den Staͤnden deß Reichs/ als auch der Kaͤyserl. Mayst. bestellt/ die Assessores durch dieselbe nach Außweisung der Reichs-Ordnung præsentirt, vnd zu dessen Vnderhaltung von jhnen samentlich contribuirt; von Jhrer Majestaͤt aber/ als dem hoͤchsten Haupt vnd Brunnquellen der Iustitien præsidirt, vnd in jhrem Nahmen vnd Jnsiegel alles expedirt wird: so gar/ daß es das Kaͤyserliche Cammer-Gericht genent/ hiebevor auch allein von Jhrer Majestaͤt vnderhalten/ vnd also nunmehr nach den Außtraͤgen alle vnd jede Sachen zwischen den Staͤn- den dahin gehoͤrig seynd/ die nicht specialiter eximirt worden/ vnd ist wohl zu mer- cken/ daß in beruͤhrter Cammer-Gerichts-Ordnung von derselben Iurisdiction ein einiger Fall gaͤntzlich eximirt, vnd der Kaͤyserl. Mayst. zu dijudiciren speciali- ter (doch nach Verstand deß herbrachten Fuͤrsten Rechtens) uͤbergeben worden: wann nemblich vmb Fuͤrstenthumb/ Hertzogthumb/ Graff- oder Herꝛschafften so vom Reich zu Lehen ruͤhren/ vnd einem Theil gaͤntzlich vnd endlich abgesprochen werden sollen/ Rechtfertigung entstehen. So wird auch neben diesem verordnet/ daß die Land Friedbruͤchige Sachen nicht allein ob verstandener massen am Cam- mer Gericht/ sondern auch vor der Kaͤyserl. Mayst. mit dem Cammer-Gericht in diesem einigen Puncten ein bekaͤntliche concurrentiam haben sollen. Vnd damit diese zwischen Jhrer Majestaͤt vnnd den Staͤnden mit gemeinem Rath Zuthun vnd Vergleichung so ordentlich distribuirte, vnderschiedliche Instantzien zu ewi- gen Zeiten bestaͤndig vnd vnabbruͤchig gehalten werden/ haben Jhre Mayst. sich mit den Staͤnden/ vnd Sie sich hinwiederumb mit Jhrer Mayst. dahin außdru- ckentlich verglichen vnd vereiniget/ daß solches alles/ als der Kaͤyserl. Mayst. vnd deß Reichs Recht vnd Ordnung/ hin fuͤhro bestaͤndig gehalten/ vnnd dagegen alle andere hievor auffgerichten Ordnungen vnd Satzungen/ so dieser Ordnung zu wider verstanden werden moͤchten/ damit cassirt vnd abgethan seyn; daß auch alle rescripta, Commissiones, Advocationes, Iussiones vnd Befehl/ so darwider von der Kaͤyserlichen Majest. oder andern/ wie das erdacht oder vorgenommen werden moͤchte/ außgehen wuͤrde/ an Vollziehung derselben nicht jrꝛen noch ver- hindern sollen. Daher dann offenbar daß ein mercklicher Vnderscheid zwischen den alten Lateinischen/ vnd jetzigen Teutschen Kaͤysern ist/ vnd daß demnach ipsatotius reipublicæ Germanicæ forma nicht auß den Lateinischen Rechten/ oder Bartolo vnd Baldo, sondern viel mehr auß deß Reichs uͤblichem Herkommen/ vnd dahero ruͤhrenden alten Verfassungen/ auß der Guͤlden Bull/ Kaͤyser- vnd Koͤniglichen Capitulationes, deß Reichs Abschieden/ vnd Constitutionibus zu nehmen; vnd daß so wohl deß Obersten Haupts im Reich/ als deren Glieder compactata, ju- ramenta, vnd gegeneinander verfaste Ordnungen/ auch andere vnder den Staͤn- den selbsten hergebrachte loͤbliche vnnd redliche Gewohnheiten vor allen Dingen in acht zu haben/ vnd solchen nach zu procedieren seyn will. Darumb nicht wol Ander Theil. P zu Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ zu glauben/ daß einiger Stand deß Reichs/ ob er auch schon einer oder der andern Religion zu gethan wer/ zu finden sey der sich solcher seiner/ von so langen Jahren auff sich brachter ansehenlicher exemption, præeminentz vnd Freyheit/ welche andere frembde Nationen den hochloͤblichen Teutschen Chur-Fuͤrsten vnd Staͤn- den mißgoͤnnen/ begeben/ vnd dem gemeinen Lateinischen Rechte sich simpliciter vnderwerffen wolte. Vnd ist nicht allein von der ersten Cammer-Gerichts- Ordnung an/ jederzeit gebotten gewesen/ der Staͤnd Vnderthanen von jhren ordentlichen Vnder-Gerichten/ es sey gleich in Civil oder Criminal- Sachen/ nicht zu avociren, vnd dargegen keine Advocationes, Iussiones oder Befehl/ wie die erdacht werden moͤchten; sondern es ist auch von alters hero also observiert worden/ wie dessen ein Exempel im Jahr 1472. vnd darbey insonderheit so viel zu finden/ wie man vorgeben/ daß niemands gegen das Kaͤyserlich/ als das oberste weltliche Gericht befreyet seye/ sondern daß auch ein Vnderthan daselbsten be- klagt werden koͤnne/ deme aber entgegen/ weiland Kaͤyser Friederichs Cammer- Gericht/ welches damahlen Ertz Bischoff Adolff/ Churfuͤrst zu Maͤyntz/ neben andern Staͤnden/ zur Newstatt an statt Jhr. Mayst. besessen/ gesprochen/ von den beklagten cum causæ cognitione an den Burggraffen zu Gelnhausen/ als seinen immediatum superiorem remittirt. Deßgleichen ist auch zuvor im Jahr 1353. geschehen/ da Carolus IV. das Kaͤyserliche Hoff-Gericht mit etlichen Chur- Fuͤrsten vnd Staͤnden deß Reichs zu Speyer besessen/ in welchem Graff Johann zu Spanheimb/ vngeachtet er zuvor durch das Kaͤyserliche Hoff Gericht in die Acht erklaͤrt/ vnd die Anleytung/ wie damahlen braͤuchlich/ wieder Jhn allbereit ergangen gewesen/ nichts desto weniger auff Pfaltzgraff Ruprechts/ als seines vnmittelbaren Richters abfordern/ mit der gantzen Sachen dahin gewiesen/ vnd darauff alles/ was am Kaͤyserlichen Hoff-Gericht wieder Jhn vorgenommen/ wiederumb gaͤntzlich cassirt, tod vnd ab zu seyn/ mit Vrtheil vnd r echt gesprochen worden. Vnd ist in der Cammer Gerichts-Ordnung bey dem vierdten Außtrags- Mittel zu sehen/ daß die Chur- vnd Fuͤrsten dem Kaͤyserlichen Hoff wieder Jhre Außtraͤge so gar nichts einraͤumen wollen/ daß Sie auch fuͤr beschwerlich geacht/ nur ein Commissarium, welchen der Klaͤger wider Sie bey der Kaͤyserl. Mayst. außbringen mag/ zuzulassen/ ohngeachtet Jhnen doch das beneficium appellatio- nis von demselben an das Kaͤys. Cammer-Gericht zu gebrauchen frey vnd bevor gewesen vnd noch ist. Dieweil dann die Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnd/ die Cam- mer-Gerichts Iurisdiction, daselbsten Jhnen doch das beneficium appellationis \& revisionis bevor bleibt/ gegen jhre Außtraͤg so hoch difficultirt haben/ ist am Tage/ daß Sie sich jhrer Außtraͤg gegen dem Kaͤyserlichen Hoff/ daselbsten Sie weder appellation, noch revision haben koͤnnen/ zu Jhrem hoͤchsten Schaden nicht begeben/ vnd sich dardurch aͤrger als die Bauren/ denen solche remedia zugelassen sind/ nimmermehr begeben wollen: Massen auch in keinen Actis kein Buchstaben oder Ander Theil. oder Zeugnuß dessen zu finden. Vnd ob wohl je bißweilen die Außtraͤg nicht Jedermann gefallen/ auch wol solchen zu wider/ Proceß bey den Kaͤysern ad par- tem außbracht worden; so ist jedoch bekandt daß im Jahr 1502. das gantze Chur- Fuͤrstliche Collegium, als Churfuͤrst Herman zu Coͤlln/ von der Statt Coͤlln an Kaͤyser Maximilians- Hoff beklagt/ vnd mit Citationen vnd Mandaren ange- fochten worden/ sich gantz ernstlich opponiert, vnd Jhre Majestaͤt an die ordent- liche Außtraͤg/ wie dieselbe sieben Jahr zuvor/ zu Wormbs vergliechen worden/ erinnert/ vnd den Churfuͤrsten zu Coͤlln mit solchen Processen darwieder nicht zu beschweren gebeten; dabey auch insonderheit gemeldet/ daß solche deß Churfur- sten zu Coͤlln Bitt ziemlich/ auch den Rechten vnnd der Billigkeit gemaͤß seye. Ferners nun/ daß nach den gewillkuͤhrten vnd andern ge priviligirten Auß- traͤgen/ die Personen vnd Sachen/ so der Kaͤyserltchen Iurisdiction ohne Mittel vnderworffen/ nicht an dem Kaͤyserlichen Hoff/ sondern vor dem Cammer Gericht rechtlichen eroͤrtert werden sollen/ etc. das wird auß offt allegierter Rubrick vnnd disposition der Cammer-Gerichts-Ordnung mit deutlichen Worten erwiesen/ da geordnet/ daß universaliter alle vnd jede Personen vnd Sachen die der Kaͤyser- lichen Iurisdiction, ohne Mittel vnderworffen/ vnd durch sondere Außtraͤge nicht außgenommen/ am Cammer-Gericht gerechtfertiget werden sollen. Welche Wort dann/ wie ein Befehl/ ein außdruͤckliche Nothwendigkeit aufferlegen/ vnd alle Wahl zwischen dem Hoff vnd der Cammer außschliessen. Dieweil dann die Staͤnd expressa dispositione ans Cammer-Gericht gewiesen vnd darvon anderst nicht eximirt vnd befreyt worden/ als allein durch die Außtraͤge/ so folgt/ daß alle vnd jede andere Sachen dahin gehoͤrig seyen. Vnd solches geschicht billig darumb/ dieweil die Kaͤyserliche Cammer im Reichs-Abschied Anno 1531. das hoͤchste vnd letzte Gericht vnd Anno 1530. das Obrist vnd letzte Gericht genennet wird/ welches nicht seyn koͤnte/ wofern ein andere Instantia ordinaria seu universalis concurrens am Kaͤyserlichen Hoff seyn solte; sondern er muͤste nothwendig folgen/ daß der Hoff Rath nicht allein nur gleich oder concurrens, sondern hoͤher/ vnd wol gar über die Kaͤyserliche Cammer wer/ dieweil derselbe die Cammer-Gerichts-Or- dnung weniger dann nichts observiert, mit derselben auch nichts zu schaffen ha- ben/ noch an einige ordentliche Proceß der Reichs Abscheide gebunden seyn/ viel weniger aber das beneficium Syndicatus velrevisionis, welchen doch das Cam- mer-Gericht vnderworffen ist/ zulassen will. So ist auch bekand/ wie vnd vor welchem Richter alle Staͤnd deß Reichs beklagt werden sollen/ nemblich ein jeder vor seinem Außtrag vnd hernacher laut der Ordnung/ am Cammer-Gericht zu Recht gefordert werden solle: Bey welcher instantia dispositiva deß Kaͤyserlichen Hoffs so gar nicht mit einigem Buchstaben meldung geschicht/ daß auch Jhr. M. mehr nicht/ als allein solche Faͤll vnd Sachen gelassen vñ vorbehalten werden/ in welchen von Fuͤrstenthuͤmb/ Graff- vnd Herꝛschafften/ so vom Reich zu Lehen P ij ruͤhren/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ruͤhren/ vnd einem Theil gaͤntzlich vnd endlich abgesprochen werden sollen/ gestrit- ten wird. Damit es aber nicht das ansehen habe/ ob solte diese specialis reservatio seu exceptio à regulâ die Außtraͤgen oder dem Kaͤyserlichen Cammer-Gericht in Jhrer Instantia ein Schaden oder Eintrag thun/ vñ etwan in consequentiam uni- versalis alicujus, seu ordinariè cognitionis aulicæ gezogen werden; so haben sich die Staͤnd mit einer sonderbahren daselbst angehefften clausula salvatoria bey Zeiten verwahren wollen/ vnd mit Jhrer Mayst. sich expreßè dahin vergliechen/ daß diesem vorgemeldten Lehens-Faͤllen reservirte cognition sonsten in andern der Cammer-Gerichts-Ordnung vnabbruͤchig seyn solle. Darauß dann an sich selbsten erhellet/ daß in denen Faͤllen/ welche nicht Fuͤrstenthuͤmb/ Graff- oder Herꝛschafften antreffen/ es in alle Weg bey der Ordnung/ vnd deren darin exprimirten Außtraͤgen/ vnd Cammer-Gerichts Iurisdiction zulassen sey. Vnd eben darumb haben sich auch die Churfuͤrsten/ Fürsten vnd Staͤnd/ bald nach Auffrichtung der Cammer-Gerichts-Ordnung/ wieder Kaͤyser Maximilian den ersten dieses Namens beschwert/ dann als Jhre Mayst. nicht allein im Jahr 1502. der verglichenen Cammer-Gerichts-Ordnung zu wider/ den Churfuͤrsten zu Coͤlln/ auff Anhalten der Statt Coͤlln/ citiren, sondern auch hernacher Anno 1503. das Cammer-Gericht zu Regenspurg nicht veranlaßter massen besetzen vnd hal- ten lassen; haben Sie solches so wohl auff dem Collegial- Tag zu Wuͤrtzburg/ als auch von Maͤyntz auß/ einhellig widersprochen; mit dem vorwenden/ daß solch absonderlich Gericht den Staͤnden gantz beschwerlich/ auch jhren Freyheiten vnd Herkommen abbrüchig vnnd nach theilig seye; darumben auch Seine Mayst. auff die von Jhnen mit gewisser Maaß zuvor Anno 1495. vnnd 1500. bewilligt Cammer-Gerichts-Ordnung gewiesen. Darauff dann solch absonderlich Cammer Gericht stracks Anno 1505. gantz wieder abgestellt/ vnd hernacher Anno 1507. de novo, aber nicht wie zuvor/ nach deß Kaͤyserlichen Hoffs gefallen/ son- dern nach Außweisung der Cammer-Gerichts Ordnung/ mit den Staͤnden deß Reichs darzu deputirten r aͤthen besetzt vnd angeordnet/ auch hernacher jederzeit/ darbey also vngeaͤndert gelassen worden. Vnd wann schon in Annis 1503. vnd 1504. etliche Vrtheil an bemeldtem absonderlichen Cammer-Gericht ergangen seyn moͤchten/ so ist es doch eben die Vrsach gewesen/ warumb die Staͤnd solches nothwendig anden/ vnd das Werck ad prima principia revocieren muͤssen: Vnd koͤnnen zwar die damahls publi- cirte Vrtheil wieder die jenige/ so Iurisdictionem prolongirt haben/ dem r eich vnd dessen Staͤnden/ so sich deren nicht theilhafftig gemacht/ zu einigem præjuditz nicht angezogen werden. So hat nicht weniger auch hernacher der Kaͤyserliche zu Nuͤrnberg angeordnete Rath/ welcher das Regiement genant worden/ die limites præscriptos Oberheiten/ vnd sich auch je bißweilen im Nahmen der Kaͤy- serlichen Mayst. der Gerichtlichen Processen zwischen den ansuchenden streitten- den Ander Theil. den Partheyen annehmen vnnd decidiren wollen: Nachdem aber solches jhnen niemahls von den Staͤnden eingeraͤumbt/ sondern vielmehr die Ordnung deß Cammer-Gerichts allerseits vergliechen worden/ so haben sich die Staͤnd solchem newen Kaͤyserlichen Gericht opponirt, vnd auff die Ordnung referirt, ist auch Anno 1524. verabschiedet/ vnd abermahl befohlen worden/ daß Statthalter vnd Regiment alle Gerichtliche Proceß vnd Rechtfertigung fuͤr das Cammer Gericht vnd andere ordentliche Gericht weisen sollen: darbey es nicht allein abermahls bestaͤndiglich verblieben/ sondern es sollen auch die Staͤnde jedes mahls auff sol- che Ordnung sich beruffen/ vnd da derselben vnd den Außtraͤgen zu wider icht was de novo einge fuͤhrt oder statuirt werden wollen/ die Roͤm. Kaͤyser allwegen son- derbare Handlung mit Jhnen pflegen/ vnd mit wissen dieser hierinnen verfahren lassen muͤssen. Wie dann insonderheit in der Cammer-Gerichts-Ordnung/ vnder der Rubrick daß dem Cammer-Gericht sein starcker Lauff gelassen werden solle/ etc. gemeldet wird/ daß die Kaͤys. Mayst. mit sampt den Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden das Cammer-Gericht verwilliget/ zugeben vnd zugelassen/ vnd also demselben die Ordnung/ Macht vnd Gewalt/ nicht nur Jhrer Mayst. allein/ in Krafft einer universal Iurisdiction, sondern viel mehr mit den Staͤnden sament- lich geben vnd anbefohlen haben. Darauß noch weiter zu schliessen/ da diese Commission cumulativè zu ver- stehen wer/ so muͤste die Concurrentia nicht der Kaͤys. Mayst. allein/ sondern auch den Staͤnden/ als gesambten Concedentibus gehoͤren/ vnd solche vnder Jhnen nicht getrennet/ sondern gemein seyn/ ja es koͤnt en Jh. Mayst. solche Iurisdictio- nem concessam à Camerâ avociren, vnd wieder an sich nehmen/ welches aber an- geregter disposition, vnd denen uͤberall in ordinatione beygesetzten so scharpffen clausulis obligatorijs \& derogatorijs, è diametro zuwider were/ auch von Jhrer Mayst. bißhero nie begehrt worden. Man weiß sich gleichwol zu berichten/ daß bey kuͤrtzen Jahren hero Scribenten gefunden werden/ welche concurrentiam Aulæ cum Camerâ Imperiali pro regulâ gehalten haben/ dieweil aber dergleichen nuda \& generalia problemata in Iure kein necessariam illationem haben/ vnnd zumahl auch von Jhnen allein exprisco jure Romano Latino hergenommen; so will sichs dannenhero ad faciem Reipublicæ Romanæ, wie solche zwischen den Teutschen Kaͤysern/ vnd den Staͤnden deß Reichs von alters herkommen/ vnd jhre sonderbare hohe exemptiones vnd Reichs-Vertraͤg außweisen/ sehr übel concludiren lassen: sintemahl dergleichen Privat- Scribenten den juribus publi- cis mit jhren Scholasticis ratiunculis nichts præjudicirn, viel weniger Reipublicæ nostræ formam \& fundamenta dardurch evertieren koͤnnen. Wie dann vnder den Catholischen Staͤnden selbst auch noch wohl zu finden/ die sich biß dahero der Kaͤyserlichen Hoff- Processen nicht durchauß a ccommodiren wollen/ son- dern dargegen Schrifft- vnd Muͤndlich sich gesetzt/ ja auch wol Jhre Notthurfft P iij gegen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gegen den Referenten vorbehalten/ vnd solches der Kaͤyserl. Mayst. in Schrifften zu erkennen geben haben. Es seynd aber solche vnd dergleichen in convenientien wider Jhrer Mayst. Gefallen/ vnd wolten selbst gern sehen vnd haben/ daß man sie einstelle vnd vnder- lasse; haben auch eben dieser Maͤngel wegen den klagenden Staͤnden jederzeit Vertroͤstung gethan/ daß Sie besagten Hoff r ath zu reformiren vnnd zu verbes- sern gaͤntzlich gemeint seyen; welches auch zuversichtlich geschehen were/ da man diß loͤbliche Intent so wohl zu befoͤrdern als zu verhindern beluͤstiget gewe- sen. Vnd hindert nicht/ daß die Staͤnde in jhren Mißhaͤlligkeiten den Kaͤyser- lichen Hoff implorirt, vnd vor ein Richter erkant vnd gebraucht; dem weder hiebevor/ noch dahero jemahls gewehrt/ noch vor vnrecht gehalten worden/ daß die Staͤnd im freyem jhrem Willen sich deß Hoffs selbsten gebraucht vnd Iurisdi- ctionem je bißweilen prorogirt haben: Welches auch wohl vor Anstellung deß Cammer Gerichts geschehẽ/ vnd hinfuͤhro nicht weniger niemands verwehrt seyn solle: Daß aber die Staͤnde theils wieder Jhren Willen/ vnd vngeacht Jhrer eingewandten exceptionum declinatoriarum, Ja so vieler ansehenlicher biß da- hero gethaner Intercessionum; theils auch da Sie anders jhr r echt in der einen Sachen nicht verliehren wollen/ in einer andern die Iurisdiction, zu agnosciren ge- zwungen/ vnd nach Hoff geladen/ vnd daselbst entweder mit einem vngewoͤhn- lichen Commissario, vnd dessen gefaͤhrlicher relation, oder einem vnformlichen vnd in viel Weg verdaͤchtigen Summarischen Proceß, der Kaͤyserlichen Mayst. selbst eygenen Decret vnd Befehl zu wieder/ beschwert werden sollen/ darüber hat man sich bißhero so hoch beklagt: Viel weniger aber koͤnnen sich die Evange- lische Staͤnde/ in Sachen den Religion- Frieden betreffend/ dem Hoff r ath sub- mittieren. Welchem Verdacht der Partheyligkeiten/ die Roͤmischen Kaͤyser auch in andern Sachen vor alters entfliehen wollen/ also daß auch Carolus IV. in Besitzung deß Kaͤyserlichen Cammer-Gerichts/ auff Erinnerung der Staͤnd selbsten auffgestanden/ vnd den Stab einem andern uͤbergeben. Vnd ist ferner bekand/ daß die Kaͤyserl. vnnd Koͤnigliche Mayst. sich mit der Chur Fuͤrsten vnd Staͤnden/ der genanten alten Religion conjungirt, vnd sich samentlich vor eine Parthey dargeben; hingegen aber die Staͤnd der Augspurgischen Confession verwand/ als das ander Gegentheil verordnet/ vnd darauff verabschiedet worden/ daß die Kaͤyserl. vnd Koͤnigl. Mayst. auch Chur Fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnd der genandten alten Religion keinen Stand von wegen der Augspurgischen Con- fession, vnd derselben Lehr; vnd hinwiederumb die Staͤnd/ so der Augspurgi- schen Confession verwand/ die Kaͤyserl. vnd Koͤnigliche Mayst. Chur Fuͤrsten/ Fuͤrsten/ vnd andere deß Heiligen r eichs-Staͤnd der alten Religion anhaͤngig/ geist- vnd weltlich/ gleicher gestalt mit der That nicht beschaͤdigen/ noch vergewal- tigen/ sondern ein jeder Theil sich gegen dem andern an gebuͤhrenden ordentlichen r echten Ander Theil. r echten begnuͤgen lassen soll vnd will. Sintemahl dann die Kaͤyserl. Mayst- sich in dieser disposition selbsten zu dem einen Theil stellet/ vnd wieder den andern zum ordentlichen Rechten als ein Parthey erbeuth/ so hat maͤnniglich vnschwer zu gedencken/ daß Jhr. Mayst. nunmehr darinnen nicht selbst wohl Richter seyn koͤnnen/ sondern viel mehr selbst Recht leyden wollen. Es sind aber der Beneficien/ so auß dem Religions Frieden denen Augspur- gischen Confessions- Verwandten heimb wachsen/ fuͤrnemblich diese: Erstlich daß Sie wegen der Religion nicht sollen uͤberzogen werden/ darnach/ daß nieman- den die Commercien gesperꝛet werden/ der nur Recht leyden vnd nehmen will. Drittens/ daß die Paͤbstische Staͤnd moͤgen zu den Augspurgischen Confession- Verwandien tretten/ vnd in jhren Landen/ da Sie ohnmittelbar dem Reich vnderworffen/ die Religion aͤndern: Da dann der geistliche Vorbehalt ein sehr grossen Streit erꝛegt. Dann als Anno 1555. der Religions- Fried sich machten/ hat man sich wegen der Beneficien so ein geistlicher Stand von der Roͤmischẽ Re- ligion heruͤber tretten wolte/ nicht vergleichen koͤnnen. Die Catholische wolten/ da ein Ertz Bischoff/ Bischoff/ Abt oder Prælat die Augspurgische Confession an- nehm/ haͤtte er auß Recht vnd Verwirckung/ ohn einige Erkaͤntnuß der Sach/ sein Ertz-Bisthumb/ Bisthumb/ Abtey oder Pfruͤnde verlohren. Darwieder setzten sich die Protestierenden Staͤnde/ vnnd wolten ein solcher solte sein Ertz- Bisthumb/ Bisthumb/ Abtey oder Pfründe behalten. Endlich ließ der Kaͤyser den Catholischen zu lieb/ ohne der Protestierenden Beyfall/ dem Religion- Frieden einverleiben/ daß in solchen Fall der Geistliche sein Pfruͤnd ohn Nach- theil seiner Ehren im Stifft fahren lassen; vnd setzt an statt dieser Wort ipso jure \& facto, absque ullâ causæ cognitione, diese alßbald ohne einige Widerung vnd Verzug. Die Protestierenden liessen sich nicht daran genuͤgen/ sondern haben offentlich/ muͤnd- vnd schrifftlich protesticrt, bedinget vnd declariert, vnd vor GOTT dem allmaͤchtigen bezeuget/ daß sie in solchen geistlichen Vorbehalt nie- mahls gewilliget/ vnd nochmahls jhres Gewissens halben nicht willigen koͤnnen oder wollen. Vnd ist dieselbe Protestation hernach auff allen Reichs Taͤgen widerholt worden. Seye citra Consensum der Chur Fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde der Augsp. Confession, ja wieder jhren Willen in den Abschied einverleibt; derhalben dieser Vorbehalt also beschaffen/ daß er die Staͤnde der Augsp. Confession nicht binden oder obligieren moͤgen; sondern wieder auß dem Religions- Frieden zu dispungieren vnnd auffzuheben/ weil er in denselben absq́ue par-tium consensu (wie sie vorgebẽ) kommen sey/ vnd daß nach Gelegenheit vnd Art einer Tractation vnd Vertrags/ darin der Religion- Fried auffgericht worden ist/ niemand binden mag/ der seinen Willen darein nicht gegeben hat: Seye beweißlich/ daß bey Auffrichtung deß Passawischen Vertrags/ außtruͤcklich abgeredet/ vnd mit beyder Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ beyder Religions- Verwandten saͤmptlichen Bewilligung beschlossen worden ist/ daß das jenige/ so in dem vorgeschlagenen Religion- Frieden/ den einen oder an- dern Theil binden solte/ durch alle Staͤnde beyder Religionen, mit ordentlichem Zuthun der Kaͤyserlichen Mayst. abgeredt/ vnd beschlossen solte werden/ welcher Abred auch billich nachgesetzt/ vnnd etwas wiederwaͤrtiges den Evangelischen Staͤnden zu Nachtheil verbindlich/ nicht verordnet haͤtte werden koͤnnen. Seye also dieser Punct keine disposition deß Religion- Friedens/ vnd ver obligiere vnd verbinde keinen Stand gegen den andern. Da es vmb etwas zeitliches zu thun/ wolten sie an sich/ was zum Frieden dienlich/ nichts lassen erwinden: es treffe aber Gottes Ehr/ die seyen Sie zu befoͤrdern schuldig/ keinen Menschen den Weg zur wahren Erkantnuͤß deß Worts Gottes/ dardurch die Seeligkeit zu erlangen/ durch Jhre Bewilligung/ oder einige Nachlassung/ so derhalben bey Jhnen stuͤnde/ nicht hindern vnd beschliessen koͤnten vnd wolten/ alldieweil keine Creatur jemands die Erkantnuͤß deß H. Evangelij verbiethen/ sondern seiner Allmacht/ einiger vnd vnwandelbarer Will ist/ daß alle Menschen seinen Sohn hoͤren sollen/ vnd solches muͤssen sie nicht allein der geistlichen Personen selbst/ sondern auch Jhrer Vnderthanen halber bedencken. Dann wo kein Bischoff der Augspur- gischen Confession geduldet/ so koͤnte auch derselbig/ vnd seine Vnderthanen/ der Lehr nicht berichtet vnnd vnderwiesen werden. Were also Gewissens halben Jhnen vnverantwortlich/ so vielen Vnderthanen in Stifften gesessen/ den Weg zur Seeligkeit zu versperꝛen. Vnd wuͤrde Jhrer Christlichen Religion nicht ein geringer Schimpff/ Makul/ vnd Verachtung auff gelegt vnd zugefuͤgt/ wann die jenigen/ so dieselbe Religion annehmen/ vnd die Warheit deß Worts bekennen wuͤrden/ solten Jhrer Administration, Digniteten vnd Officien entsetzt/ vnd deß geistlichen Stands Nahmen nicht wuͤrdig seyn solten. Seye auch dieser Punct eine rechte determination der Religion selbsten/ dardurch die Augspurgische Con- fession fuͤr eine verdambte Sect- vnd Ketzerische Lehr/ deren sich kein Geistlicher anhaͤngig machen moͤchte/ außgeschrien vnd gescholten wuͤrde. Seye Jhr Ge- muͤth nicht/ solcher Guͤter/ den Reichs Stifften zu Nachtheil von Abhanden/ oder in Zerꝛuͤttung/ oder prophanation bringen zu lassen; sondern viel mehr neben an- dern Reichs-Staͤnden daran zu seyn/ vnd darob zu halten/ vnd deßwegen einer sondern disposition vnd Versehung sich zu vergleichen/ daß die hohe/ Ertz- vnd andere Stifft/ wann darinnen die Religion geaͤndert wuͤrde/ zu keiner weltlichen Herꝛschafft verwandt/ sondern nach eines jeden Ertz-Bischoffs/ Bischoffs oder Prælaten Absterben/ oder Resignation, bey Jhren Electionen, Administrationen vnd Guͤtern gelassen werden solten. Vnnd hierunder stecken die Bisthuͤmb Magdeburg/ Merßburg/ Halberstatt/ r atzenburg vnd Vehrden/ sagt Engelbrecht vnd Winter. Vierdtens haben die Protestierenden erhalten/ daß die geistliche Obrigkeit gegen Ander Theil. gegen sie muß inhalten: deme zu Folg auch die Paniß-Brieff oder Layenpfruͤn- den bey jhnen nicht statt finden. Vnnd das sind die Vorschrifften vmb Layen- pfruͤnden/ vnnd Præsentation- Schrifften eines Kaͤysers/ auff ein Gottes Hauß/ vmb eine Pfruͤnde/ zu Kuͤchen vnd Keller/ einem alten Diener. Dann dem Roͤmischen Kaͤyser gebuͤhret/ vnd stehet auß altem loͤblichen Herkommen vnnd Gewohnheit zu/ auff einer jeden Prælatur oder Gotts Hauß deß Heiligen Reichs/ eine Person/ die Kaͤyserl. Mayst. gefaͤllig ist/ zu præsentiren, damit einem eine Pfcuͤnde von Kuͤchen vnd Keller gegeben werde. Als wenn ein Kaͤyser- licher alter Trabant/ Hatschier/ oder ein ander alter wohlverdienter Diener/ vom Kaͤyser eine solche Vorschrifft vmb Layenpfruͤnde/ oder ein Paniß-Brieff an eines Stiffts Abt/ Probst/ Dechant/ Closter oder Stifft so von denselben zu Lehen gehen/ außbringt/ vnd außgebetten hat/ in Vornehmung vnd Hoffnung in den- selben Cloͤstern/ oder Stifften/ zu jhrer Erhaltung/ ein Pfrüund oder Leibgeding damit zu erlangen. Kaͤyser Rudolff schrieb also: dieweil auß alter vnd bestaͤt- tigter langhergebrachter Gewohnheit/ der Kaͤyser vnd Koͤnig/ auff Vns kommen ist/ daß ein jeder Kirchen auff Vnser Bitte ein Pfruͤnd hingeliehen werde; So bitten Wir dich/ daß du diesem Clerike/ dem Heiligen Reich zu Ehren/ verse- hung dieser Pfruͤnd thun wollest/ solche Paniß-Brieff hat Bischoff Melchior zu Wuͤrtzburg Anno 1548. auff Sontag Invocavit, per edictum der Gestalt im Stifft Wuͤrtzburg verbotten/ daß ohne seinen Consens vnd Verwilligung die- selbigen beyden Stifften vnd Cloͤstern/ keine Krafft haben sollen. Der fuͤnffte Nutzen ist/ daß von den geistlichen Guͤtern vnd Einkommen/ die Ministerien der Kirchen vnd Schulen zu erhalten seyn. Vnd dersechste/ daß die eingezogene Stifft vnd Guͤter den Protestierenden ohn- angefochten bleiben. Q Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der zwoͤlffte Discurß. Ob der Passawische Vertrag vnd Fried erzwungen/ vnd zu halten sey? Ob der Ayd/ so der Kirchen geschicht/ diesem Reichs-Abschied zu wider sey? Ob eines vorigen Kaͤysers Vertrag auch die Nachfahren am Reich binde? Ob der Religions- Fried durch das Concilium zu Trient sey auffge- hoben? D Jeweil nun der Prophan - vnd Religions- Fried solcher Gestalt in Teutschland geschlossen/ daß der Pabst zu Rom Jhn gantz verworf- fen/ der Cardinal vnd Bischoff in gewisser Maaß/ wie auch die Prote- stierenden selbst angehoͤrter Gestalt nicht allerdings billigen wollen/ gab es aller- hand Gespraͤch vnd Nachgruͤblens: Vnd zumahl/ ob man einen solchen Frie- den/ der dem Kaͤyser mit Gewalt wer abgedrungen worden/ zu halten auch schul- dig sey? Etliche hielten diesen Satz vor gewiß/ der Fried wer nicht auß Lieb/ sondern auß Noth vnd Zwang geschlossen/ dieweil die Protestierenden zu Feld gezogen/ vnd vnder deß Churfuͤrsten in Sachsen Baner den Kaͤyser angegriffen/ übereylt/ vnd auß Teutschland vertrieben; zumahl Sie auch den Frantzosen an sich gehaͤngt/ vnd den Roͤmischen Koͤnig Ferdinand solcher Weiß geaͤngstigt/ daß Er Jhnen muͤssen versprechen/ den zu Lintz uͤber Holtz geduͤnchten Fried auff dem nechstfolgenden Reichs Tag zu bestaͤttigen. Wann aber Aristoteles schreibt/ ein geaͤngstigter Mann verspreche wahr vnd vnwahr/ boͤses vnd gutes/ muͤglich vnd vnmuͤglich/ damit er nur auß gegenwaͤrtiger Noth entrinnen koͤnne: Demnach es auch kein wunder/ wann die bevorstehende Gefahr/ vnd besorgter Verlust uͤber die Gebuͤhr gejagt vnd getrieben worden. Vnd wann die Kriegs-Knecht etwas auß den Kaͤyserlichen Rechten hoͤren wolten/ wuͤrde man sie berichten/ daß/ was durch Forcht oder Gewalt erpresset/ nicht verbindet/ vnd von ohnkraͤfften gehalten wird. Dann wann Koͤnig Ferdinand/ oder Kaͤyser Carln weren frey gewesen/ das ist/ wann weder Gewalt noch Forcht Jhnen zugesetzt haͤtte/ würden sie nim- mermehr ein solches eingangen haben; also daß auß Jhrem Gemuͤth/ weil Ge- walt vnd Forcht dem guten Glauben oder der Auffrichtigkeit gantz zu wieder/ vnd die vernuͤnfftige Gesatz solchen uͤbereylten Leuten die voͤllige Restitution in Jhre Freyheit gestatten/ kein solcher Vertrag abzunehmen were. Es ist aber noch ein ander harte Knoden auffzuloͤsen; Wie weltliche Fuͤrsten vnd Herꝛn sich in geist- liche Haͤndel mengen/ vnd ohne vorwissen deß Pabsts zu Rom/ oder der gewissens- Raͤthe/ der Kirchen zum hoͤchsten Nachtheil den Gewalt über die Seelen/ vnd den Nutzen von den gewidmeten Guͤtern doͤrffen entaͤussern/ vnd Jhre zeitliche Wol- farth/ Ander Theil. farth/ oder recht zu sagen/ jhrer Landen Sicherheit mit den Kirchen Guͤtern erkauf- fen? Ambrosius solte bey solchen Zeiten wieder von den Toden aufferstehen/ vnd den Kaͤysern vnd Koͤnigen sagen/ wann Sie von Gelt-Mitteln handeln/ neh- men Sie Jhre Schoͤsser vnd Schaffner zu Rath; vnd bereden sich mit dem Koch/ wegen eines sonderlichen Geschmacks der Speisen; Jn Summa/ was Sie auch thun/ glauben Sie einem jeden Meister in seiner Kunst/ allein in Geistlichen vnd Kirchen-Sachen begehren Sie keines Bischoffs/ von derglei- chen eygentlichen Sachen sein Gutachten beyzutragen; da doch ein solcher dem Fuͤrsten weder zu lieb noch zu leyd/ wie sonsten gebraͤuchlich/ sondern nach dem Heiligen Wort GOTTES/ zu der ewigen seeligen Wohlfahrt rahte. Vnd hie an diesem Paß kompt Ulyssis Minerva, pfetzet Vns an das Leplin deß lincken Ohres/ vnnd spricht gantz heimblich: Raison d’ Estat: darbey Wir es auch bewenden lassen/ vnd gehen hinuͤber zu den andern/ die sagen Vns/ es wer einem vnerschrockenen vnd großmaͤchtigen Kaͤyser zu nahe geredt/ daß Er sich auß Forcht haͤtte dahin treiben lassen; so seye zwar nicht ohne/ die Forchtuͤberfalle auch jederweilen den geharnischten/ welches aber hie keinen Platz finde/ weil der Kaͤyser die beyde Fürsten noch gefangen gehalten/ vnd das gantze Roͤmische Reich allem seinem wincken/ ausserhalb Magdeburg vnd Bremen/ folgeten. Vnd ob schon vielleicht etwas Kleinmuͤtigkeit mit vndergeloffen/ so beziehe sich doch die Forcht nur auff vnrechtmaͤssigen Gewalt/ weil ein jeder sich seines Rechten/ ohn eines andern Schmaach/ sonderlich aber die Obrigkeit be- dienen kan. Haͤtten nun die Staͤnde jhrem Fuͤrgeben nach/ von dem Kaͤyser nichts anders begehrt/ als was GOTTES Gesetz außweißt/ vnd sein Gebott erfordern/ daß man nemblich mit Jedermann Fried halte/ wer ja nichts vnbil- liges geschehen/ vnd keine Schmaach einigem Menschen begegnet: das gemeine Besten/ vnd deß Vatterlands Freyheit/ deren Verwalter nechst nach dem Kaͤyser die Churfuͤrsten sind/ jetzunder zu geschweigen. Vnd wer wolte den Staͤnden/ die wegen deß gemeinen Land Friedens sich vergliechen/ die Macht benehmen/ ohne Jedermanns Wissen oder Willen/ jhren Zustand beobachten/ jhre Wunden zu- lecken vnd zu verbinden/ ja Fried vnd Ruhe zu stifften? Vnd wann man die hochbetheurliche Wort ansiehet/ sagen die Bauren ins gemein/ den Ochsen bey den Hoͤrnern/ vnd den Mann bey den Worten. Dieweil es dann heißt/ bey Kaͤyserl. vnd Koͤnigl. Würden/ Fuͤrstlichen Ehren/ in rechtem gutem Trawen/ vnd wahren Worten/ daruͤber jetzt oder zukuͤnfftiglich auß Vnvollkommenheit/ oder vnter einigen Schein/ wie der Nahmen haben moͤcht/ nichts darwieder fuͤr- zunehmen; so wer Trew vnd Glaub auß/ wann er in seiner Quell verloͤschete. Vnd hilfft auch nicht/ ob die Protestierende, oder auch Paͤbstische haben werden oder nicht. Vnd wird Jhre Paͤbstl. Heyl. selbsten andern gestatten/ was Sie selbst in noͤthen practicieren; vnd jederweilen ein halb Ey lieber davon tragen/ als vmb ein leere Schaal fechten. Q ij Wann Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Wann man nun eines so wohl als das ander erꝛegt/ find sich/ daß zwar zu Passaw/ mitten vnder den Kriegs-übungen dieser Fried geschlossen/ aber hernach aller erst bestaͤttigt worden/ da keine Gefahr einiger Kriegs-Macht mehr vorhan- den/ vnd zwar von allen Staͤnden deß Heil. Reichs/ mit angehaͤngter Pœn wieder die Verbrecher: Dergestaͤlt/ daß auch uͤber zwey vnd vier Jahr hernach alles von newem wiederholt vnd bekraͤfftiget worden. Ja es koͤnte mancher gedencken/ der Pabst haͤtte hierzu Vrsach gegeben/ in dem er so vngern zu dem Concilio ge- than/ vnd also die Hoffnung zu gütlichem Vtrtrag gantz abgeschnitten/ in dem Er fortgefahren/ vnd die Teutschen noch nicht gehoͤret. Vnd wann gleich etwas Gewalt oder Forcht mit vndergeloffen wer/ doch alles nachgehends bestaͤttigt worden/ vnd zwar in solchen Dingen/ die der Protestierenden vorgeben nach/ Goͤttlich vnd Menschlich das Gewissen vnd die Freyheit betreffen/ darzu man auch einen/ der sich darwieder sperꝛen wolte/ wohl noͤthigen moͤge. Zu deme wer es dahin gestanden/ ob man ein junerlichen Krieg uͤber Teutschland lieber wol- len sehen/ vnd zu vngewissem Außschlag fuͤhren/ als diesen Vertrag eingehen. Bleibt demnach die Freyheit vngezwungen/ wann auß zweyen Vbeln/ das eine wird erwehlet. Vnd wird dieser Fried zwar ein Religion- Fried genant/ geht aber das Geistliche nicht an/ Sintemahl jede Parthey das Geistliche vnbekuͤm- mert behaͤlt/ vnd sein Gewissen allerdings vnbeschwert empfindet: sondern der Fried betrifft eygentlich das eussere vnd weltliche/ darumb die Staͤnd auch kein Bedencken getragen/ denselben ohn deß Pabsts zu Rom gut heissen zu schliessen vnd anzunehmen. Vnd kan wohl gefragt werden/ ob die Kaͤyserliche Capitulation, in welcher Er den Ayd dem Reich leystet/ bey diesem Fried zu halten/ nicht den jenigen Ayd/ so Er dem Pabst thut/ wann Er von Jhm wird bestaͤttigt/ nemblich dem Roͤmis. Stuhl allen Gehorsamb zu laysten/ vnd die Roͤmis. Religion zu beschuͤtzen vnd fortzur flantzen/ nicht zu wieder lauffe; oder wie beyde Ayde neben einander ste- hen koͤnnen. Etliche sprechen/ es koͤnne niemand zweyen Herꝛen dienen: dann er werde den einen hassen vnd den andern lieben/ dem einen anhangen vnd den andern verachten: also wer dem Pabst zu Rom anhange/ koͤnne diesen Frie- den nicht vorgenehm halten. So koͤnne auch die Paͤbstische Hoheit vnnd der Roͤmischen Kirchen ansehen nicht anderst behauptet werden/ als wann man die widrige Lehr/ die den Pabst den Anti Christ nennet/ vnterdruͤcke/ Auch koͤnne der Pabst den Kaͤyser von dem Capitulations- Ayd loß zehlen/ dieweil derselb ohne sein Bewilligung/ Jhm vnd der Roͤmischen Kirchen zum Nachtheil geschehen; demnach hab Er/ als Christi Statthalter Recht/ denselben vor vnguͤltig zu schel- ten. Andere meynen/ beyde Ayde moͤgen wohl beysammen stehen/ gleich wie die beyde Religionen zugleich/ nicht nur in einem Land/ sondern in einer Statt/ ja in einem Hauß sich neben einander uͤben lassen. Dann da die verscheydene Reli- gionen die Ehe nicht trennen/ sollen sie weniger das politi sche Band/ da der Kaͤyser das Ander Theil. das Haupt ist/ auffloͤsen: wer auch ein nichtig Ding gewesen/ diesen Abschied von der Freyheit vnd dem Friede beyder Religionen zu fassen/ wann man Jhn nicht halten koͤnte. So soll der Ayd deß Gehorsambs gegen dem Pabst vnnd der Roͤm. Kirchen also verstanden vnd berahmet werden/ so fern es dem Kaͤyser/ der auff solche Bedingung erwehlt worden/ vnd darauff Er schon ein Ayd gethan/ wegen vnverfehrter Reichs-Abschieden erlaubt ist: Sintemahl wider dem Pabst zu Rom/ noch einigen andern Außlaͤnder gebuͤhrt/ solche/ damit sie nichts zu schaffen/ zu vernichten. Auch wolte man nicht glauben/ daß der Kaͤyser/ im Fall es diese Meynung haͤtte/ daß ein Ayd den andern vmbstiesse/ vnnd sie also neben einander nicht stehen koͤnten/ ein solch widerwaͤrtig Ding vnderfangen solte; vnd viel mehr den einen/ fuͤrnemblich den letzten/ weil er durch den ersten schon laͤngst verbunden/ vnderlassen. Doch moͤcht man sagen/ der da verspricht/ vnd ein Ayd thut/ die r oͤmische Religion zu beschuͤtzen vnd zu befoͤrdern/ sich nichts eben verbindet/ die andern derselben wegen zu vnterdrucken/ oder außzureuten; vnd bevorab/ daß schon zu vorderst versprochen wird/ der Augspurgischen Confession kein Eintrag zu thun. Also koͤnt er beyde Stuͤck behalten/ nemblich seine Religion befoͤrdern/ vnd die an- dere dulden. Sintemahl die wahre Religion mit der Lehr vnd dem verbesserten Leben/ aber gar nicht durch Gewalt vnd Waffen befoͤrdert werde/ darumb auch ein solche/ die kein ander Fundament haͤtte/ von sich selbst muͤste vergehen. Vnd also bliebe an seinem Orth/ daß man zweyer widerwaͤrtigen Herꝛn/ dem Mam- mon/ der uͤber alles will gedient vnd geliebt seyn; Vnd dann GOTT der mit keiner Creatur theilen will/ nicht dienen koͤnne. Hie aber werden die beyde Religionen nicht solcher Gestalt wider einander gesetzt/ als nur wegen eines falschen Wahn etlicher Romani sten/ dieweil sie dem Pabst anhangen/ vor diesem Fried ein abschewen tragen/ als weren sie nach Goͤttl. r echt verbunden/ die andere Religion zu verfolgen/ vnd mit Gewalt zu vertrei- ben. Vnd mag eine Religion die andere verschreyen oder verdammen/ wie sie will/ wann es nur bey Worten vnnd Schrifften bleibt/ weil man jhr auff gleiche Weiß begegnen kan/ damit die Wahrheit nur desto heller herfuͤr leuchte/ welches in den strittigen Sachen am besten geschicht; darumb Paulus seinem Timotheo befiehlt/ er soll straffen/ bitten/ schelten in aller Gedult vnd Lehr: Dann man doͤrffte nichts foͤrchten/ die Wahrheit werde dennoch herfuͤrbrechen vnnd oben schweben. Vnd moͤcht einer oder der ander sagen/ wegen looßzehlung deß Ayds/ daß der Ayd entweder zulaͤssig vnd ehrlich sey/ uͤber solchen Dingen; welche man nach Goͤttlichen vnd Menschlichen r echt zu halten schuldig. Dann ein Ayd ist eine Versicherung/ so GOTT zum Zeugen anrufft/ vnd zur r aach uͤber den fal- schen Ayd. Vnd scheint/ es finde bey demselben keine looß zehlung/ die zu Verach- tung Gottes gereicht/ einigen Platz: oder geschicht der Ayd uͤber ein vnzulaͤssig Q iij Ding/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Ding/ bey welchen mehr Buß/ als Looßzehlung vonnoͤthen. Dann in boͤsen Sachen soll man das Geluͤbd widerꝛuffen/ vnd was vnbilliger Weiß gelobt ist/ nicht thun. Muͤste man derowegen zuvorderst erkennen/ ob dieser versprochene Religions- Fried ein vnbillig oder boͤß Werck sey. Vnd hie sagen die Protesti- renden/ der Pabst zu Rom moͤge nicht Richter seyn/ weil Er in dieser Sach sich zur Parthey gemacht/ vnd selbst angeklagt werde. Ob nun auch dieser Vertrag die nachgehende Kaͤyser binde/ sprechen etliche Nein/ wann in diesem Paß die gemeine Regel soll Platz finden/ daß nie- mand durch eines andern That verbunden werde/ da mit nicht einer dem andern ein vnbillige Bedingung auffbuͤrde. Dann was einer gethan/ soll dem andern nicht schaden: Zumahl vor wahr wuͤrd gehalten/ daß der Vorfahr seinen Nachfahrn durch Vertrag vnd Verbuͤndnuß nicht verurtheilen koͤnne. Vnd worzu nutzt/ daß einer verspricht/ was ein ander thun soll vnd geben? dann gleich wie alle Verbuͤndnuß auß dem zusammengesetzten Willen entstehet/ also wird sie auch nach erloschenem Willen auffgehoben; wie dann bey einem ableibenden geschicht/ welcher/ weil Er nicht mehr ist/ keine qualiteten mehr hat. Dann es erstrecken nicht nur die Privilegien, sondern auch die Vertraͤg vnd Buͤndnussen jhren Gewalt nicht uͤber deß Fuͤrsten Tod/ dannenhero die Fidenaten nach Ro- muli Tod den Roͤmern den Krieg angebotten/ vnd gesagt; Sie haͤtten mit Jhnen ferner keinen Bund. Wie es auch die Lateiner nach Koͤnigs Anci Martij Tod/ mit welchem/ jhrer Sage nach/ vnd nicht mit den Roͤmern sie ein Bund getrof- fen/ haben gespielet. Also sagt Perseus Koͤnig in Macedonten/ der Bund/ so die Roͤmer mit seinem Vatter getroffen/ gehe Jhn nicht an. Es widersprechen aber andere/ vnd geben vor/ deß abgeleibten That gereiche auff die Erben/ weil der Erbe deß abgeleibten Person repræsentiere vnd trage: zumahl auch einem jeden erlaubt sey/ von seinem Eygenthumb/ wie es damit nach seinem Tod zu halten/ zu verordnen. Vnd darin bestehe eygentlich der Trost wider den Tod/ wann der Will noch nach dem Tod vollzogen werde. Vnd hie muͤsse man nicht eben den Roͤmischen Kaͤyser selbst/ oder desselben Person/ son- dern das Reich selbst/ daruͤber er zum Verwalter vnd Vormuͤnder gesetzt ist/ be- trachten/ daß Jhn diese Verbündnuß auch binde; also daß/ gleich wie bey Mangel der Person eines Kaͤysers/ das Reich dennoch nicht vergehet/ sondern bleibt; auch seine Verbuͤndnuß vest vnnd kraͤfftig bleiben. So weisen auch diese Wort/ vor Vns vnd Vnsere Nachfahrn/ daß die Staͤnde diese Verbuͤnd- nuß auff die Nachkoͤmblinge wollen außgedoͤhnt haben: Zumahl auch die Kaͤyser auff solche Bedingung erwehlt vnnd angenommen werden/ als die nicht weniger/ dann jhre Vorfahren eines vnnd anders zu halten schuldig werden. Nun scheint/ die rechte vnd fuͤrnembste Vrsach/ warumb ein Nachfahr im Reich an die Verbuͤndnussen/ so seine Vorfahren getroffen/ gebunden sey zu halten/ Ander Theil. halten/ diese/ daß der erwehlte Kaͤyser/ ehe er gesalbet wird/ mit abgefaßten Wor- ten vor dem Ertz-Bischoff vnd Churfuͤrsten zu Coͤlln/ den Ayd ablegt/ Er wolle die Gesatz vnd Reichs-Abschied halten/ vnd dieselben auff keinerley Weise ver- letzen. Darumb ein solcher Ayd/ der jhm bey der freyen Wahl mit dieser Bedingung wird vorgelegt vnd abgefordert/ an- vnd fuͤr sich selbst/ ein solche Verbuͤndnuß mit sich zu fuͤhren/ genugsamb seyn. Vnd da auch nicht ferner zu beobachten/ were ein solcher Ayd kraͤfftig uͤber alle vnd jede Nachfahren im Reich/ wegen solcher Verbuͤndnussen der Vorfahren; Vnd ist nicht ohn/ es wird niemand durch ein frembde That verbunden; scheint aber/ diese That sey deß Nachfahren selbst/ weil Er auff solche Bedingung wird erwehlet/ daß Er das vorige halten/ vnd deßwegen sich gegen den Staͤnden verbinde/ wessen sich seine Vorfahren bereit verbunden haben. Vnd weil Er gehalten ist/ vor der Salbung den Ayd/ daß er solches beobachten wolle/ zu thun/ ist Er auch gehal- ten/ denselben zu halten. Dann in andern Faͤllen reden die Gesatz von eygen- thuͤmblichen Guͤtern/ die nur von jhrem eygenen vnd directo domino verbunden koͤnnen werden/ vnd gar nicht von gemeinen Haͤndeln vnd Sachen/ so zur Ver- waltung deß Fuͤrstenthumbs oder der Obrigkeit gehoͤren; vnnd nicht anderst verbinden/ als ein Erb/ der die Erbschafft antritt/ sich selbsten damit ver- bindet. Aber doch scheinet/ die Buͤndnussen vnd Freundschafften mit den Außlaͤn- dischen beziehen sich nur auff die Person dessen/ so sich verbindet/ vnnd seines Sinnes oder Zuneigung weder Nachfolger/ noch Erben hat/ vnd wann der vor- gewesener Fuͤrst allein sich verbunden/ koͤnnen sie den Nachfahren nicht binden/ es were dann/ daß Sie bey Antrettung der Regierung sich auff ein newes ver- bunden: Welches dann bey den Roͤmischen Kaͤysern seinen geweißten vnd eng- berahmbten Wege hat. Dann solcher Gestalt legt der Erb den Schluͤssel auff das Grab/ wann Er sich nicht will verbinden lassen/ vnd diese Wort fuͤr Vns vnd Vnsere Nachkommen nicht begehrt anzunehmen. Noch finden sich Leute/ die sagen doͤrffen/ der Religions- Fried were durch das Tridentinische Concilium auffgehoben: dann er sey ja nicht anderst erlaubt gewesen/ wie die Wort deß Außschreibens lauten: Nachdem solcher Fried in allen obbeschriebenen Artickeln/ biß zu Christlicher/ freundlicher vnd endlicher Ver- gleichung wehren soll. Da es dann nur eine Erlaubnuß/ koͤnne er nicht jmmer wehren/ sondern soll seinen termin haben/ biß nemblich man von den strittigen Puncten/ sich berahte vnnd entschliesse; Welches dann auff dem Tridenti- nischen Concilio, so deßwegen versamblet worden/ geschehen ist: darumb dann der Religion- Fried sein Endschafft erꝛeicht hab. Zumahl auch die Parthey selbst/ so diesen Frieden verschafft vnnd getrieben/ nemb- lich die Protestierenden selbst sich wegen der strittigen Puncten auff das Concilium beruffen; sollen demnach billich sich an desselben. Vrtheil vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd Spruch halten; wuͤrden sonsten erweisen/ daß sie jhre Sach von niemand wolten gerichtet leyden. Diesen wird geantwort/ es wer das Concilium zu Trient nicht solcher Ge- stalt versamblet/ noch auff solche Bedingungen verhandelt worden/ wie es begehrt/ vnd zu hinlegung der strittigkeiten in der Religion in allen Weg noͤthig gewesen/ sondern nach deß Pabsts zu Rom belieben/ seine Meynung nur zu bestaͤttigen. So habe auch dieser allein Macht ein Concilium zu laden vnd zu beruffen/ der alle eingeladene vnnd beruffene vnter seiner Bottmaͤssigkeit haͤlt: Wann dann die Staͤnde deß H. Reichs dem Pabst zu Rom gar kein Bottmaͤssigkeit uͤber sie gestat- ten/ vnd fuͤrnemblichst/ weil er angeklaget werde/ sey wider die Billigkeit/ daß ein solcher das Concilium beschrieben/ vnd demselben als ein Richter vorstehe. Es solle ja niemand in eygener Sach richten/ oder andern/ wie sie richten sollen Gesatz vnd Ordnung fuͤrschreiben/ sondern sich selbst zum Vrtheil darstellen vnnd sub- mittieren; gleich wie vor alters in dem Concilio zu Ephesen/ vnd in dem dritten zu Constantinopel geschehen/ auff welchen die beyde Patriarchen oder Paͤbste zu Constantinopel/ Nestorius vnd Sergius, auch Cyrus von Alexandrien, vnd Ho- norius von Rom selbst/ wegen deß Eutychischen Jrꝛthumbs verdampt worden: vnd noch juͤngst Iohannes XXIII zu Costnitz/ vnd Eugenius IV. zu Basel. Dann es sey der Pabst was die Ketzerey belangt/ kein Richter/ sondern solle selbst von andern geurtheilt werden/ wie die vhralten Decreten etwan gelautet haben. Nun werde allhie gehandelt/ vnd vorbracht/ wie der Pabst zu Rom/ mit seiner Clerisey die Kirch verderbt habe/ vnd wolle gleichwol selbst vnd in der Person seiner Lega- ten, die Er Jhm durch Ayd vnd Pflicht verbunden/ Richter seyn/ vnd auß eygener Bewegung alles Ding beschreiben vnd beschliessen/ wie Pius IV. in deß Concilij Bull gestehet. Dannenher auch Bellarminus schreiben doͤrffen/ alle Concilien soll der Pabst pruͤfen/ auff daß man dieser gut heisset/ behalte; vnd die Er verwirfft nicht annehme. Solches aber reyme sich gar nicht auff ein freyes Concilium, sondern sey wider alle Billigkeit/ vnd wider der ersten Concilien Decreten vnnd Gewohnheiten/ nur deß Pabsts Tyranney in der Kirchen zu bestaͤttigen/ er- funden worden: Also koͤnne auch keine Reformation, so dannenhero in der Kir- chen entstanden/ vorgehen. Wann Wir dann erwegen/ daß das Edict von Religions- Frieden diese Bedingung mit diesen Worten klar mache: Wo dann solche Vergleichung durch die Wege deß General-Concilij, National- Versamblung/ Colloquien oder Reichs-Handlungen nicht erfolgen wuͤrde/ soll alßdann nichts desto weniger die- ser Fried Stand bestehen vnd bleiben. Daß nun keine Vereynigung uͤber den strittigen Religions- Puncten erfolgt/ mag Vrsach seyn/ weil das Trientische Concilium seine Gerechtigkeiten nicht gehabt/ so wohl wegen deß Pabsts zu Rom/ der es versamblet/ vnd als ein Richter regiert/ so doch selbst eben Er der beklagte ist; als auch wegen diß Orths/ so der anruffenden Parthey verdaͤchtig/ vnd vnsicher Ander Theil. vnsicher gewesen; Vnnd uͤber diß wegen der Manier/ so bey Eroͤrterung der Strittigkeiten gehalten worden: Dahero es auch vor kein Oecumenicum Conci- lium zu nennen/ weil die Protestierenden nicht nur keine Stimm zu schliessen gehabt/ sondern auch nicht einmahl gehoͤrt worden! Also muste das Edict in seinen Kraͤfften bleiben. Dann ob schon verabschiedet/ daß eine Religion die andere biß dahin dulde/ so sey doch kein Vergleich/ auß beruͤhrten Vrsachen nicht geschehen. Ja es haben neben den Protestierenden noch viel gelehrte Leuth/ auch Koͤnige vnnd Fuͤrsten selbst sich beschweret; daß sie vom Concilio abgehalten worden; sintemahl Petrus/ auff die Frag/ ob den newbekehrten Christen die Beschneidung noͤthig wer/ nicht allein mit den andern Aposteln/ sondern mit der gantzen Kirch daruͤber zu berathschlagen zusammen kommen. So hab sich auch Petrus daselbst keines obern Gewalts angemasset/ weil die Aposteln alle/ vnd neben jhnen die Eltesten/ zugleich mit deß Volcks gemeinem Beyfall geschlossen/ die Beschneidung sey zur Seeligkeit nicht noͤthig. Gleich wie vnzehliche viel Exempel am Tage liegen/ da die Bischoffe/ oder die Clerisey nicht allein/ sondern die Kaͤyser/ Koͤnige/ Fuͤrsten/ gelehrte Maͤnner/ so entweder ein Ampt getragen/ oder ohne Ampt gewesen/ auff die Synodos beschrieben/ gehoͤrt vnd zum Schluß gebraucht worden. Zumahl auch das Paͤbstische Recht außweiset/ daß in Sa- chen die Religion betreffend/ die Clerisey nicht allein/ sondern auch die Layen sich auff den Concilien finden sollen/ dieweil kein wunder/ daß die Protestierenden jmmerzu uͤber das Concilium geklagt/ vnd sich deme nicht vnderwerffen wollen/ weil es nicht der Kaͤyser/ sondern der Pabst zu Rom/ jhr Widerpart gehalten. Aber das allerfuͤrnehmbste Fundament moͤchte daher genommen werden/ daß dieser Religions- Fried fuͤrter gehalten/ vnd noch nie vnderbrochen worden. R Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der dreyzehende Discurß. Kaͤyser Ferdinand verordnet den Hoff-Rath. Die Protestierenden uͤberꝛeichen jhre Gravamina in Religions- Sachen. N Achdem auff dem grossen Reichs-Tag zu Augspurg fuͤrnemb- lich wegen der Religion, dem Cammer-Gericht vnd Hoff-Rath/ dem Muͤntz-Wesen vnd der Tuͤrckenstewr eiferig gehandelt/ vnd in Religions- Wesen alles/ biß auff den Geistlichen Vorbehalt/ deme die geistliche Guͤter anhaͤn- gig/ eroͤrtert vnd verabschiedet/ theils auch verschoben worden/ sind noch vnder- schiedliche Reichs-Taͤge/ wegen deß Tuͤrcken Macht etwan ruͤck- oder fortstellig vorgangen/ auff welchen der geistliche Vorbehalt jederzeit vest vnd ernstlich sich gereget. Dann wegen deß Reichs-Hoff-Raths ließ Kaͤyser Ferdinand (nach dem sein Herꝛ Bruder Carolus V. sich auch deß Kaͤyserthumbs abgethan) diese Ordnung vnd Instruction zu Augspurg außgehen: Nachdem Wir vielfaͤltige beschwerliche Obligen/ damit Wir von deß H. Reichs/ auch Vnserer Koͤnigreiche vnd Erblaͤnder wegen beladen; deßgleichen auch die Gefaͤhrligkeit gegenwaͤrti- ger Laͤuffte vnd Zeiten zu Gemuͤthe führen/ vnd bey Vns selbst bewogen/ wie hoch vnd groß vonnoͤthen/ denselben allenthalben stattlich auffzuwarten/ damit solch Obliegen vnd Lauff jederzeit nach dem Willen vnd Wohlgefallen deß Allmaͤchti- gen/ auch fuͤrnemblich zu seinem Lob/ Ehr vnd Preiß/ vnd dann gemeiner Chri- stenheit/ dem H. r eich/ Vnsern Koͤnigreichen/ Land vnd Leuten zu Gut/ Trost vnd Wohlfarth geleytet/ gehandelt vnd verꝛichtet werden/ Jn massen Wir Vns deß von anfang Vnserer Regierung/ vnd in Krafft Vnsers obliegenden Kaͤyserlichen Ampts/ Vnserm Vermoͤgen nach bißhero trewlich beflissen/ Vns auch hinfuͤhro keine Muͤhe noch Arbeit daran bedawrn/ dieweil Wir Vns auß schickung deß Allmaͤchtigen/ vnd voriger Kaͤyserlicher Majestaͤt/ Vnsers lieben Bruders vnd Herꝛen/ Bruͤderlicher Cession vnd Resignation, auch mit der Chur Fuͤrsten deß H. Reichs Vorwissen/ Bewilligung/ Rath/ vnd freundliches vnderthaͤniges Er- suchen vnd Bitte/ jetzt zu vollkommener Administration vnd Regierung deß H. Reichs erhoͤhet/ vnd gewürdiget worden. Hierumb vnd damit Wir nun solch Vnser Christlich vnd Kaͤyserlich Vorhaben so viel mehr in wirckung bringẽ/ vnd gemeiner Christenheit/ auch Vnsern deß H. Reichs/ Vnserer Koͤnigreich/ Land vnd Leut/ hohen schweren obliegenden Hauptsachen/ beruͤhmbter vnd fruchtbarli- cher nachdencken/ vnd denselbigen stattlich vor seyn/ vnd außwarten; vnd dañoch darneben maͤnniglichen/ so Vns vmb Huͤlff vnd Handhabung ansuchen/ ordent- lichs/ auffrichts/ fuͤrderlichs vnd bestaͤndigs Recht vnd Expedition mittheilen/ vnd dessen verhelffen moͤchten: So haben Wir biß anhero zu Befoͤrderung vnd Ver- richtung der Iustitia, vnd Partheyen Sachen/ Vnsern Kaͤys. Hoff-Rath erhalten/ welchen Wir auch hinfür an gleicher Massen erhalten/ vnd der Notthurfft nach/ mit Ander Theil. mit noch mehr ansehnlichen/ erbaren/ frommen/ geschickten vnd gelaͤhrten Perso- nen/ auß dem r eich vnd Vnsern Nieder- vnd Ober-Oesterꝛeichischẽ Landen erse- tzen/ vnd alle Iustiti vnd Partheyen Haͤndel (ausserhalb deren so Finantz Sachen/ vnd Vnser Cammergut belangen) vorberuͤhrten Vnsern Hoff- r ath zu erledigẽ/ remittiren vnd weisen wollen: doch wo solche Sachen fuͤrfielẽ/ die zugleich beruͤhrt Vnser Cammergut/ vnd die Iustitien betreffen/ als da seynd causæ remissionis Actorum in Processen, so durch Vnsere Cammer Procuratores angestellt wordẽ/ darin wollen Wir Vns/ wohin dieselben zu weisen seyn sollẽ/ Maß vnd Ordnung zu geben vorbehalten haben. Vnd damit solcher Vnser Hoff r ath/ jederzeit Vns zu ehren vnd reputation, ansehenlich gehalten werde/ so haben Wir zu desselben Hoff- r aths Præsidenten fuͤrgenommen vnd verordnet/ den Wohlgebornen/ Vnsern vnd deß r eichs Erb-Caͤmmerer/ vnd lieben getrewen/ Carln Graffen zu Zollern/ Vnsern Rath/ vnd wollen/ daß derselb Vnsers Hoff- r aths Vorgeher seyn/ vnd die Vmbfrag haben/ vnd an jeden Orth/ da Wir ein zeitlang Vnser be- harꝛlich Laͤger haben/ verordnung thun/ damit jederzeit zu haltung solches Vnsers Hoff- r aths in Vnsern Herbergen/ oder so es der Zimmer halben nicht seyn kan/ an andern gelegenen nahenden Orthen/ darbey ein ehrlich Zimmer vnd Gemach verordnet/ vnd darin all fuͤrfall nd Iustiti vnd Partheyen Sachen gehandelt/ auch dasselb Zimmer durch den Hoff r aths Diener oder Thuͤrhuͤter (welcher sein Auf- sehen auff bemeldten Vnsern Præsidenten haben soll) verwahrt vnd sauber gehal- ten werde. Doch ist Vnser Will vnd Meynung/ wo Wir einen Fuͤrsten auff den Reichs Taͤgen/ in Vnserem Reichs Hoffrath gebrauchen/ daß bemeldter Vnsers Hoff r aths Præsident demselben den Vorsitz/ vmb die Vmbfrag vnd Beschluß im Hoff- R ath zu stehen vnd folgen lasse/ die Zeit die er im r ath selbst zu gegen seyn wird. Ob auch je bißweilen Vnser Præsident, von Vnserem Hoff reisen/ vnd abwesend seyn wuͤrde/ wollen Wir allwege einen auß Vnsern Hoff- r aͤthen fuͤr- nehmen/ so die Zeit seines Abwesens in Vnserem Hoff- r ath vortrette. Vnd sollẽ Vnsere Hoff- r aͤth alle/ Vnserm Præsidenten, oder in Abwesẽseinem Verwalter/ in Hoff- R aths-Sachen gehorsam seyn/ vñ auf erfordern allzeit gutwillig erscheinẽ vnd sich gebrauchen lassen/ auch keiner über die angesetzte Stund außbleiben/ wel- cher aber solches ohn Erlaubnuß thun/ vñ saͤumig seyn wuͤrde/ der soll von Vnserm Præsidenten, oder seinem Verwalter derhalben angesprochen/ auch von Jmhe die Vrsach seines Außbleibens vernom̃en werdẽ damit ferners Vnser Notturft nach Einsehung beschehen/ vnd gehandelt werden moͤge. Ob auch einer oder mehr Vn- ser Hoff- r aͤthen ansuchen wuͤrden/ Jhnen ein zeitlang von Vnserem Hoff zu seyn zu erlauben/ soll solches ohne Vorwissen Vnsers Præsidenten vñ der Cantzley nit beschehen/ sondern zuvor die Gelegenheit der Zeit/ auch die Anzahl gegenwaͤrtiger Raͤthe/ deßgleichen ob die Sachen/ so selbiger Zeit zu erledigen seynd/ solch der Hoff- r aͤthen abreisen/ erleyden muͤgen/ oder nit/ fleissig bedacht werden; doch daß nach altem Gebrauch den Raͤthen/ so beweibet/ acht; vnd den andern so lediges Stands/ 6. Wochẽ jedes Jahrs Jhren eygnen Sachẽ abzuwarten/ vñ zu verꝛeisen vnbenommen seyn soll. R ij Alle Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Alle vnd jede verschlossene vnd offene Schreiben/ Supplicationes, Brieff vnd dergleichen/ so an Vns gestellt/ vnd Vns nicht zu vnsern Haͤnden uͤberant- wortet werden; die soll vnnd mag Vnser Vice- Cantzlar annehmen; die ver- schlossene/ so nechst zu Vnsern eygenen Haͤnden stehen/ auffbrechen/ besichtigen/ auch folgends die obermeldte alle/ nach Gestalt vnnd Gelegenheit einer jeden Handlung/ entweder bey Vns/ in Vnserm geheymen Rath anbringen/ oder aber in andere Vnsere verordnete deß Heil. Reichs/ auch Hungarische/ Bohemische vnd Oesterꝛeichische Hoff- vnd Cammer-Raͤthe außtheilen. Vnd wo die Sup- plicationes vnd andere Schrifften/ zu Vnserer Secretarien Handen kommen/ sollen sie den Tag/ Monat vnd Jahrzahl jhres Empfangs alßbald darauff vor- zeichnen. Damit auch die Iustitien vnd Partheyen Sachen/ vnd zuvorderst die armen Leute/ so Vns etwa auß Noth/ vnd zum theil auß Einfalt/ auß dem Reich/ vnd Vnsern Erblanden/ ferne Weg nachreisen/ vmb so viel mehr befoͤrdert/ vnd vor langem auffhalten/ vnd beschwerlichen Vnkosten verhuͤtet/ auch Armuth halb/ Vnser gebuͤhrlich Huͤlff/ Handhabung/ vnd Fuͤrderung niemand verzogen/ noch verlaͤngert werde/ so ordnen vnd wollen Wir/ daß Vnsere Hoff Raͤthe taͤglich zu morgens/ in jhr auß gezeigten Rath-Stuben ordinariè zusammen kommen/ vnd die Sachen so jederzeit fuͤrfallen vñ fuͤrhanden seyn werden/ in Vnserem Na- men vnd an Vnser statt fuͤrnehmen/ vnd die nicht uͤbereylen/ sondern stattlich/ vnd mit hoͤchstem Fleiß hoͤren/ berathschlagen vnd erledigen/ auch Vnser Præsi- dent, oder in seinem Abwesen/ sein Verwalter die Vmbfrag haben. Dieselb Vmbfrag soll gewechselt/ zwischen den Layschen vnd gelaͤhrten Raͤthen/ je einen vmb den andern gehalten/ vnd mit der Frag der ersten Stimm/ in Sachen die Iu- stitien im H. Reich betreffend/ an den Gelaͤhrten; Aber in Staads-Lands- vnd ander Sachen an den Laͤyen angefangen werden; Jedoch soll Vnser Præsident in demselben nach Gestalt vnd Gelegenheit der Sachen Lands-Art/ vnd voriger Relationen nicht befahret werden. Vnser Præsident soll auch daran seyn/ daß ein jeder auß Vnsern Raͤthen sein Stimm anderst nicht/ dann in seiner Ordnung gebe/ einem andern nicht fuͤrgreiffe/ noch in die Red falle/ sondern sich hierinnen aller gebuͤhrlicher Bescheydenheit befleisse; Jedoch wo einer vermercken wird/ daß vorgebene Stimm von den andern nichtrecht verstanden worden/ vnd sich deßhalben erklaͤren; oder wo er auß denen Vrsachen/ so durch die nachstimmende Raͤthe angezeiget/ sein vorige Meynung aͤndern oder verbessern wolt/ das soll jhme mit kurtzen Worten zu thun vnbenommen seyn. Deßgleichen soll auch Vnser Præsident darob seyn/ daß vmb Abschneidung willen aller uͤberfluͤssiger Leng/ keiner auß Vnsern Raͤthen/ das jenig so verlesen/ oder durch einen andern Rath in seiner Stimm erzehlt/ wieder vnnottuͤrfftiger Weiß widerholet/ vnd repetirt werd/ sondern ein jeder/ der nicht etwas fuͤrzubringen/ jhme mit kurtzen Worten eines andern Meynung gefallen laß. Auff beschehene Vmbfrag soll Vnser Præsident beschliessen/ vnd die mehrere Stimmen jhren Vorgang haben; Jedoch Ander Theil. Jedoch wo die Stimmen in ziemblicher Anzahl zertheilt/ vnnd Vnser Præ- sident vermeicken will/ daß beyder oder mehrer theil Meynung mit statt- lichen Vrsachen bestaͤrcket/ so soll Er ausserhalb Vnsers Fuͤrwissens nicht be- schliessen/ sondern die Sachen mit kurtzer Erzehlung jedes Theils Gedencken/ zuvor an Vns gelangen lassen/ vnd sonst gemeiniglich in allen Handlungen maͤnniglichen gleichs/ Goͤttlichs Rechtens oder Abschieds/ auch fuͤrderlicher Ab- fertigung auß Vnserm Hoff-Rath/ oder wo Noth/ bey Vns trewlich verhelffen/ alles nach seinem besten Verstand vnd Vermoͤgen: Vnd damit solches vmb so viel besser beschehe/ ordnen/ vnd wollen Wir/ daß hinführo die Supplicationes vnd andere Schrifften/ darinnen die Sachen/ so zu berathschlagen/ stehen/ dispu- tiert, oder sonst außfuͤhrlich vnd hauptsachlich angezogen/ sollen nach laͤng/ ver- staͤndlich gelesen/ vnd sonderlich in Ablesung der Supplication, vnd ander Iustitien- Sachen/ guter fleiß gebraucht werden/ Also/ ob schon dieselben vmb desto fuͤrder- licher Richtigkeit willen/ einem oder mehr Gelehrten zuvor zu ersehen/ vnd Jhr raͤthlich gutbeduͤncken daruͤber zu verfassen zugestellt weren/ daß dieselben nichts desto weniger im Rath gar gelesen/ vnd abgehoͤret werden: doch daß hierinnen die Consilia oder informationes Iuris, so die Partheyen selbst jhnen stellen lassen/ außgescheyden: dann mit Abhoͤrung derselben wollen Wir Vnsern Hoff Rath nicht beladen/ sondern bey dem bleiben lassen/ daß Sie durch Vnsere gelehrte Raͤthe/ so viel die Notthurfft erfordert/ daheimb ersehen werden. Es sollen auch Vnsere Raͤthe/ bevorab die Gelehrten fuͤrnemblich/ in hochwichtigen/ vnd weit- laͤufftig disputierten Handlungen/ vnder dem als man die Schrifften verliest/ die Principal- Puncten vnd motiven derselben/ zu besserer Jhrer Gedaͤchtnuß bald im Rath in Jhre Memorial auffzuzeichnen gefaßt seyn. Wo auch Vnserer Raͤth einer oder mehr in gerichtlichen Sachen nach be- schehener Verlesung/ vmb besserers nachgedenckens willen/ dieselben Schrifften Jhme anheimbs auff ein kurtze Zeit zu vergoͤnnen/ sich baß darinnen zu erseher/ oder wo vonnoͤthen/ darauff zu studieren begehren wuͤrde: das soll jhne Vnser Præsident, nach ermessen/ vnd Gelegenheit der Sach/ doch in all Weg/ daß hierin- nen kein vnnothwendiger Auffzug gesucht werde/ nicht abschlagen. Wo auch sonst etlich auß Vnsern Raͤthen mit jhren Stimmen auff die beschehene Vmb- frag so bald nicht koͤnten gefast seyn/ sondern Bedacht/ vngefaͤhrlich biß auff den andern Tag begehren wuͤrden/ das soll jhnen sonderlich in wichtigen oder dispu- tier lichen Sachen/ auff die Maaß/ wie obstehet/ gleicher Gestalt durch Vnsern Præsidenten zugelassen werden; Vnd darauff sollen die Rathschlaͤge durch den Secretari gefast vnd dem Præsidenten vnd Raͤthen ehmahln die außgehen/ vnd so bald jmmer muͤglich/ fuͤrgelesen/ vnd so sie von jhnen approbieret/ alßdann erst ingrossiert/ vnd verfertigt werden; Wir setzen vnd ordnen auch/ daß alle Raths- Handlungen/ vnd sonderlich auch/ wer diejenigen seyn/ denen man je zu Zeiten die Sachen zu vbersehen/ vnd zu repetieren befiehlt/ in rechter Geheimb gehalten/ R iij vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd ausser Vnsers Præsidenten vnd Secretarien, denen es befohlen/ durch die andern Vnser Hoff-Raͤth den Partheyen/ die berathschlagten Bescheyd/ vnd Antworten/ nicht eroͤffnet werden sollen/ Vnordnung vnd Verdacht zu verhuͤten. Damit auch vmb so viel desto besser im Gedaͤchtnuß behalten werde/ was jederzeit vnd in was Gegenwaͤrtigkeit gerathschlaget vnd geschlossen worden/ so wollen Wir/ daß Vnserer Secretarien jeder ein eygen Buch zu Verzeichnuß solcher Rathschlaͤg allezeit bey Jhm im Rath habe/ vnd den Monat vnd Tag im anfange deß Raths erstlich beschreibe/ vnd darnach dem Præsidenten, oder Verwalter sei- nes Ampts/ auch die Hoff-Raͤth/ so dabey seyn/ fleissig verzeichnen/ vnd darnach die r athschlaͤge/ vnd Beschluß/ so dieselbige Raths Zeit beschehen/ ordentlich nach einander setze. Ob dann Vnsern Hoff-Raͤthen Sachen vnd Beschwerungen fuͤrkom- mrn/ darinnen je zu Zeiten die Partheyen Jhr nechst ordentlich Obrigkeit vnd Gericht/ auch Vnser fuͤrgesetzt Landes Fuͤrstliche r egierung uͤberschritten vnd vmbgangen/ sollen Vnsere Hoff-Raͤthe dieselben Partheyen erstlich fuͤr bemelt jhr ordentliche Oberkeiten/ Gericht oder r egierung/ wohin sie dann gehoͤren/ zu gebuͤhrenden expeditionen weisen: Es were dann/ daß/ ob Sachen vnd Beschwe- rungen die ordentliche Oberkeiten/ Gericht oder Regierungen denselben Jhrer Empter halbẽ selbst beruͤhrten/ oder sonst bewegliche Vrsachen vorhanden weren/ die Sachen in Vnserm Hoff- r ath anzunehmen/ darauff sollen vnd moͤgen Vnsere Hoff- r aͤth nach Gelegenheit der Partheyen vnd Sachen/ wie es sich gebuͤhret/ handlen vnd erledigen thun. Wo auch in Vnseren Hoff-Rath-Sachen fuͤr- kaͤhmen/ darinnen sich Vnsere Hoff Raͤth nicht vergleichen moͤchten/ oder die sonst an jhnen selbst hochwichtig/ dapffer/ vnd ansehenlich weren/ daß Sie Erledi- gung bey Vns bedoͤrffen die sollen Vns jederweil mit jhren verzeichneten r echt- lichen Bedencken/ durch der Sachen Secretarien, in Gegenwaͤrtigkeit Vnsers Hoff-Raths Præsidenten, vnd etlicher Vnser Hoff- r aͤth sonderlich/ die so der Sachen Referenten gewesen/ fuͤrbracht werden; darauff Wir folgends solche Sachen erledigen/ vnd nach Vnserem Willen vnd Gefallen in andere Wege/ der Gebuͤhr nach zu geschehen befehlen wollen. Vnnd was Wir von Vns dann derowegen entschlossen/ das soll der Secretari in sein Protocol vnd Rath-Buch schreiben/ auch hernach solches entschluß die Raͤthe wiederumb berichten. Was Sachen dann in vermeldten Vnserm Hoff-Rath/ auch nach Vnser Erledigung/ wie obsteht/ beschlossen/ darauff Brieff verfertiget werden/ sollen solche Sachen der Secretari, solche Brieff/ wie oblautet/ mit hoͤchstem zierlich/ vnd verstaͤndlich copiern/ vnd ingroͤssiern lassen/ anch darob seyn/ daß die Hoff Cantzeley Schrei- ber/ denen Sie dieselben zu ingrossieren befehlen/ vnvorzugentlich fertigen. Vnd insonderheit meynen vnd wollen Wir/ daß die Beschluß-Bescheid vnnd Decreta Vnserer Hoff- r aͤthen alßbald nach Berathschlagung einer jeden Supplication vnd Sachen verzeichnet vnd abgehoͤret werden/ damit folgends die Fertigung der Brieff/ Ander Theil. Brieff/ oder mündlich Verabscheyden der Partheyen desto ordentlicher/ richtiger vnd gewisser erfolgen moͤge. Es were dann/ daß je bey weilen Vnserer Hoff- Raͤthen deliberation vnnd Rathschlaͤgen ein stattliche Außfuͤhrung erforderten/ dieselben von Vnsern Secretarien fuͤrderlich verfasset/ vnd vor weiterer Ferti- gung in nechstfolgendem Hoff-Rath/ oder zum wenigsten Vnserm Præsidenten, in Gegenwaͤrtigkeit zweyer oder dreyer Hoff- r aͤth/ so bey selbigem r athschlag ge- wesen/ abzuhoͤren fuͤrbracht werde. Es sollen auch Vnsere Secretari schuldig seyn/ jedes Morgens gedachten Vnseren Præsidenten deß Hoff r aths/ oder im Abwesen/ seinem Verwalter an- zuzeigen/ was ein jeder fuͤr Sachen in den h off- r ath zu erledigen habe/ damit er derselben ein Wissen empfahen/ vnd die genoͤthigsten am ehesten/ vnd da derselben Zeit nicht genug/ Alßdann im Fall der Notthurfft auch Nachmittag wiederumb Vnseren Hoff- r aͤthen ansagen/ vnd also ohne langen Verzug alle Sachen zu gebuͤhrender Erledigung bringen moͤge. Auch sollen die Secretarien in allen Sachen/ so vormahls auch in dem h off- r ath gewesen/ ehe Sie dieselben wieder- umb in den r ath bringen/ zusammen suchen/ was in demselben zuvor fuͤrkom- men/ vnd verabscheydet. Es soll auch in Berathschlagung der Haͤndel diese Ordnung gehalten/ daß allwege vnsere eygene Sachen/ wie billich/ vorgehen; darnach erstlich die Sachen/ so keinen Verzug/ oder doch nicht wohl erleyden moͤ- gen folgends der Gefangenen/ Wittiben/ Waisen vnd armen Leuthẽ/ auch alß dann andrer Partheyen Sachen/ je nach dem ein Person vor der anderngewuͤr- diget/ oder ein Sach vor der andern einkommen/ vor oder nach erlediget werden. Vnd nachdem sich ausserhalb r aths offtermahl zutraͤgt/ daß die Partheyen deren Sachen halben/ so sie in vnseren h off r ath fuͤrbringen wollen/ oder schon fuͤrbracht haben/ einen oder mehr vnserer Raͤth schrifftlich oder muͤndlich ersuchen oder ansprechen/ so moͤgen dieselben sich gegen Jhnen in denselben Sachen/ so zu erledigen stehen/ wohl mit gemeinen Worten solche Sachen zu der Billigkeit/ vnd zu dem/ dz Sie die Partheyen befuͤget zu Befoͤrdern erbiethen/ auch in den erledig- ten Sachen Sie vmb Bescheyd vnd Antwort an vnsern Præsidenten, oder die Se- cretarien weisen; vnd wo Bescheyd jhnen den Partheyen schon geoͤffnet worden/ vnd sie sich derenselben beschwert zu seyn/ vermeynen wuͤrden/ sie deß halben vn dis- putirter Sachen jhr Notthurfft ordentlicher Weiß fuͤrzubringen vermahnẽ/ aber sonst jhnen in specie jhre Stim̃ zu versprechen/ oder jhnen/ welcher Gestalt sie sup- plicieren, oder jhre Sachen fürbringen sollen/ zu rahten/ oder jhre Schrifften zu corrigieren, oder in den erledigten Sachen/ darinnen vielleicht den Partheyen wi- derwaͤrtige Bescheyd beschlossen oder eroͤffnet weren/ sich gegen derselben fuͤr jhre Person mit Worten oder Geberden schew wollen zu machen/ oder vielleicht auch andere r aͤth derhalben zu beschuldigen; Auch hinwiederumb an Sachen/ da die Partheyen guten Bescheyd erlangt haͤtten/ oder erlangen moͤchten/ sich derselben fuͤr jhre Person allein zu berühmen; das alles sollen sich vnsere r aͤthe bey jhren Pflichten enthalten. Vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Vnd damit sich Vnsere Hoff-Raͤthe keiner Vnwissenheit dieser Vnserer Ordnung zu entschuldigen haben/ so ordnen vnd wollen Wir/ daß ein jeder auß Vnseren Hoff-Raͤthen ein Abschrifft nehme/ vnd bey sich behalte; auch sonst ein Abschrifft derselben/ sampt einem Exemplar der guͤlden Bull/ Vnsers Kaͤy- serlichen Landfriedens/ vnd anderer Reichs-Cammer-Gerichts vnd Policey- Ordnung/ auch der Concordaten Germanicæ Nationis, auff deß Hoff-Raths Tafel liegen/ damit Vnserer Hoff-Rath jeder/ so offt es Jhme beliebet/ solche Ordnung lesen/ vnd sich derselben desto besser erinnern moͤge. So wollen Wir auch mit Gnaden bedacht seyn/ etliche andere Rechts-Buͤcher/ deren man in zweifelichen Handlungen nicht wohl entberen kan/ zu bestellen/ vnd Vnserem Kaͤyserlichen Hoff nachführen zu lassen. Zum andern so wollen Wir auch/ daß alle Quatember-Zeit am Freytage diese Vnsere Ordnung/ durch Vnserer Secretarien einen verlesen/ vnd von Vnserm Præsidenten vnd Hoff-Raͤthen abgehoͤret werde/ damit sie es vmb so viel mehr in der Gedaͤchtnuß behalten/ vnd sich darnach zu richten/ vnd Vnser/ vnd der Partheyen Sachen zu handlen vnd zu befuͤrdern wissen. An dem allem beschicht Vnser ernstlicher Will vnnd Mey- nung/ vnd Wir behalten Vns bevor/ obbeschriebene Ordnung jederzeit/ Vnserm gnaͤdigsten Ansehen/ Willen/ vnd Gefallen nach/ zu mindern vnd zu veraͤndern. Geben in Vnser/ vnd deß Reichs-Statt Augspurg/ den 3. Tag Aprill/ Anno im 59. Vnserer Reich deß r oͤmischen im 29. vnd der andern im 33. \&c. F erdinand Ad Mandatum Domini electi Imperatoris proprium. Vt Seld . L. Kirhschleger. Hieher Ander Theil. H Jeher gehoͤrt ferner/ von Ersetzung deß Reichs-Hoff-Raths/ vnd derselben Function, Abreisen vnd Verhaltung: von Sachen in Reichs- Hoff-Rath gehoͤrig/ vnd Erkennung der Proeeß: von Außtheilung vnd Relation der Acten: von Handlung deß Reichs-Hoff-Raths: von der Cantz- ley/ auch von Agenten vnd Procuratorn, vnd jhren Handlungen bey Gericht: nemblich von Haltung solcher Ordnung/ sintemahl zu jeden Zeiten viel klagens vnd schreibens/ bald auff allen Reichs-Tagen gewesen/ dann die Protestieren- den sich beklagt/ sie werden dorthin gezogen/ da alles Partheyisch hergehe/ sonder- lich wegen der Religion; hingegen die Romanisten diesen Schuld gegeben/ sie wolten Recht weder nehmen noch leyden/ sondern alles nach jhrem Willen haben. Das gantze Wesen bestehet auff dieser beyden Schrifften/ vnnd deren darauff erfolgten Kaͤyserlichen Resolution. Der Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde der Augspurgischen Confession- Ver- wandten Gravamina, so sie der Kaͤyserlichen Majestaͤt am 12. May uͤbergeben/ lautet also: Allerdurchlaͤuchtigster/ Großmaͤchtigster/ Vnuͤberwindlichster Roͤmischer Kaͤyser/ Allergnaͤdigster Herꝛ. Wiewol Ewr. Roͤmis. Kaͤyserl. Mayst. Chur-Fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Heil. Reichs in dem verschie- nenen fuͤnff vnd fuͤnfftzigsten Jahr zu Augspurg gehaltenem Reichs-Tag/ auß sonderer Wolmeynung/ vnd friedliebendem Gemuͤth/ zu Erhaltung Eynigkeit in dem Reich Teutscher Nation, einen allgemeinen jmmerwaͤhrenden Religion- Frieden auffgericht/ damit verhoffentlich gewesen/ es solte vermittelst desselbigen allerley Vnrichtigkeiten vnd Beschwerden zwischen den Staͤnden fuͤrkommen/ vnd abgeholffen worden seyn. So haben doch die Augspurgische Confessions- Verwandten nachmahls im Werck gespuͤhret/ vnd erfahren/ daß angeregtem Religion- Frieden nicht allein von der andern Religion- Staͤnden zum theil nicht geliebt/ vnd stracks darwider gehandelt/ sondern auch durch vngereimbte Deutun- gen vnd Außlegungen desselbigen sie der Augspurgischen Confession Zugethane/ hoͤchlichen beschwert worden/ darauß dann allerley Widerwillen/ Mißvertrawen/ vnd Vngleichheit im Reich erfolget/ welches ermelte der Augspurgischen Confes- sions- Verwandte Staͤnde verursacht/ nachdenckens zu haben/ wie solchen Be- schwerden abgeholffen/ ermeldter Religions- Fried in richtigen klaren Verstand gebracht/ auch alle Vnrichtigkeit fuͤrkommen/ vnd gaͤntzlich abgeschafft werden moͤchten/ Vnd haben derowegen jhrer hohen Notthurfft nach/ nicht vnderlas- sen koͤnnen noch sollen/ solche jhre obliegende Beschwerden vnd Maͤngel/ auch friedliebende Bedencken Ewer Kaͤyserlichen Majestaͤt in Vnderthaͤnigkeit anzu- bringen/ welches Ewr. Kaͤys. Mayst. doch nicht dahin vermercken soll/ als wolten hiedurch der Augspurgischen Confessions- Verwandte Staͤnd Vrsach suchen/ daß angeregter Religions- Frieden in seiner Substantz soll auffgehebt/ allerley Weitlaͤufftigkeit vnd Vnrichtigkeit/ zwischen den Staͤnden wieder eingefuͤhrt Ander Theil. S werden/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ werden/ sondern viel mehr es dahin achten/ vnd gnaͤdigst vermercken/ daß sie durch solch jhr anbringen anders nit gemeynt/ dann daß derselbige Religion- Fried zu einem richtigen/ klaren vnd vnvergreifflichen Verstand allerseits gebracht/ vnd die vnziembliche Beschwernuß/ so auß desselben Mißverstand auch Mangel er- folgt/ gebührlicher Weiß abgeschafft/ vnd zu allen Theilen/ zwischen den Staͤnden ein Gleichheit angerichtet vnd gehalten werden moͤchte. Wie dann gemeldte Staͤnde sich hiemit außdruͤcklich erklaͤrt haben wollen/ daß sie von demselbigen Religion- Frieden/ auch darvor auffgerichten Passawischen Vertrag/ so viel derselbig einen jeden belangen thut/ vnd bewilliget worden/ abzustehen nicht wil- lens/ auch bedacht seyn. Vnnd solches jhr wohlmeinlich Bedencken Ewr. Kaͤyserl. Mayst. vnder- schiedlich zu erklaͤren/ so wissen sich Ewr. Kaͤys. Mayst. allergnaͤdigst zu berichten/ wiewohl anfaͤnglich in obbemeldtem Religion- Frieden versehen vnnd disponiret, daß weder die Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. noch sonst einiger Churfuͤrst/ Fuͤrst oder Stand deß Reichs/ keinen Stand deß Reichs von wegen der Augspurgischen Confessions-Religion, Glauben/ Kirchen-Gebraͤuchen/ Ordnungen vnd Cere- monien, so sie auffgerichtet/ oder nochmahls auffrichten moͤchten/ in jhren Chur- vnd Fuͤrstenthuͤmben/ Landen/ Herꝛschafften vnd Gebiethen/ tringen/ durch Mandaten, oder in einiger andern Gestalt beschweren oder verachten/ sondern bey solcher Religion, Glauben/ Kirchen-Gebraͤuchen/ Ordnungen vnd Ceremonien, auch jhren Haab vnd Guͤtern/ liegend vnd fahrend/ Land/ Leuthen/ Herꝛschafften/ Obrigkeiten/ Herꝛligkeiten vnd Gerechtigkeiten/ ruhiglich vnd friedlich bleiben lassen sollen. So will doch dieser Constitution, vnd deroselben Verstand/ in viel Weg zu wider gehandelt/ auch etwann mit der That fuͤrgenommen werden/ nemblich in dem/ als sie die Augspurgische Confession- Verwandte Staͤnde jhre wahre Christliche Religion in jhren Chur- vnd Fuͤrstenthumben/ Landschafften/ Obrigkeiten/ Herꝛschafften vnd Gebiethen anzurichten/ auch die Prælaturen, Geistliche vnd andere Vnderthanen/ Landsassen vnd Staͤnde/ dergleichen Stifft/ Cloͤster vnd Pfarꝛen/ so immediatè in jhren Land-Fuͤrstlichen Obrigkeiten/ Iurisdi- ctionen, Herꝛschafften/ Gebiethen vnd Territorio gelegen/ Christlich zu refor- mieren sich vnderstehen; daß in solchem Christlichen Werck allerley Hindernuß gesucht vnd eingewendet/ vnnd jhnen der Augspurgischen Confession- Ver- wandten Staͤnden/ nicht allein jhre Relgion in angeregten Stifften/ vnd Cloͤ- stern anzustellen/ die Prælaten vnd Geistlichen zu reformieren, nicht gestattet/ son- dern auch dieselbige mit Außbringung vermeinter deß Kaͤyserlichen Cammer- Gerichts Mandaten vnd Processen hoͤchlichen beschwert vnd vmbgetrieben. Deß- gleichen auch die Renten/ Zinß/ Zehenden vnd Guͤltẽ/ den Stifften vnd Cloͤstern/ so in gedachten Chur- vnd Fuͤrstenthumben/ Herꝛschafften vnd Gebiethen liegen/ vnd allbereit reformiert, vnd zu jhrer Rellgion getretten/ von den Herꝛschafften der andern Religion, vnder welchen solche Gefaͤll fallen/ gesperꝛet/ auffgehalten/ vnd Ander Theil. vnd zum oͤfftern gar nicht gefolget/ sondern entzogen wollen werden. Alles vnder dem Schein/ als solten die Prælaten geistliche Land-Staͤnde/ auch Stifft vnnd Cloͤster nicht/ sondern allein die weltliche Vnderthanen in angeregter Reforma- tion gemeynt vnd begriffen seyn. Wiewohl nun solcher Vmbstand auffgerichtem Religion- Frieden stracks entgegen/ vnnd der Buchstab viel andere Meynung mit sich bringet/ auch als auffgemeldten Reichs-Tag bey dem Woͤrtlein Staͤnde Zweiffel vorge- fallen/ ob darunter die Land-Staͤnde auch begriffen/ Ewr. Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. deßgleichen auch alle andere Staͤnde der andern Religion expreßè sich er- klaͤrt/ laut damahliger Doclaration. So werden doch solches vngeachtet/ der Augspurg. Confession- Verwandten Staͤnde hieruͤber zum hoͤchsten beschwert/ gefaͤhrt/ vnd vngebuͤhrlicher Weiß vmbgetrieben. Also auch bey den Puncten der Bestellung der Ministerien vñ Vnderhaltung der Ministrorum, dieweil dem- selbigen/ in massen dann im Religion- Frieden heylsamlich bedacht/ nicht würck- lichen nachgesetzt oder gelebt will werden/ begegnen den Staͤnden der Augspur- gischen Confession hin vnd wider allerhand Beschwernussen/ Eintrag vnd ge- faͤhrliche Bedrohungen: Jnmassen solche E. K. M. in specie wohl darzuthun/ vnd der Gegentheil durchauß/ sich wohl selbst zu berichten/ vnd zu erinnern wird wissẽ; Aber E. K. M. solcher weitlaͤufftigen Außfuͤhrung dieser Zeit vnderthaͤnigst zu uͤberheben/ So zweiffeln der Augsp. Confessions- Verwandte Staͤnde gar nicht/ E. K. M. werde es zu allen theilen dahin richten/ wie es dann an jhm selbst billich/ vnd der Verstand ermeldtes Religions- Friedens mit sich bringet/ auch von allen Staͤnden in der Tractation dahin gemeynt worden ist/ vnd vor Auffrichtung deß Religion- Friedens/ allwegen der Augspurgischen Confession- Verwandte Staͤnde also geruhiglich gebraucht. Deßgleichen sich die gewesene Kaͤyserl. Mayst. im hievor zu Regenspurg auffgerichten Land-Frieden deß ein vnd fuͤnff- tzigsten Jahrs/ allergnaͤdigst erklaͤret/ als einem jeglichen Stand deß Reichs/ mit seinen Prælaten, vnd geistlichen Stifften/ Cloͤstern vnd Pfarꝛen/ etc. wie dieselbig Nahmen baben moͤgen/ die dem Reich ohne Mittel nicht vnderworffen/ der Reli- gion halben ein Christlich Reformation der Augspurgischen Confession gemaͤß/ fuͤrzunehmen/ freystehen/ auch denselben jhre Haab/ Guͤter/ liegend vnd fahrend/ Land/ Leuth/ Herꝛschafften/ Obrigkeiten/ Herꝛligkeiten vnd Gerechtigkeiten/ Renth/ Zinß/ Zehend/ vnangesehen/ wo dieselbigen gefallen/ vnbeschwert bleiben/ vnd sie derselbigen friedlich vnd geruhiglich gebrauchen/ geniessen/ vnd vnwei- gerlich folgen lassen wollen/ getrewlich darzu verholffen seyn solten. Wie dann ingleichem dem Gegentheil hierin kein Verhindernuß geschicht. Wiewohl nun fuͤr das ander/ zu Erhaltung noch mehrers Fried vnd Eynig- keit/ auch guthertzigen Vertrawens zwischẽ den Staͤnden in ermeldtem Religion- Frieden heylsamblich vnd wol versehen/ daß von wegẽ Anrichtung der Ausgpurg. Confessions-Religion derselben Staͤnde/ mit Mandaten vnd Processen, oder S ij in einige Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ in einige andere Gestalt/ nicht beschwert werden sollen; So befinden sich doch/ daß von wegen Anrichtung solcher Religion allerley beschwerliche Mandaten vnd Proceß außgebracht vnd erlangt. Wie dann Ewr. Kaͤyserl. Mayst. dessen auff juͤngst gehaltenem Reichs-Tag zu Regenspurg/ auch vnderthaͤnigst bericht wor- den. Welche Proceß nicht allein von den Staͤnden deß Reichs/ sondern auch von andern/ so nicht Reichs-Staͤnde/ oder auch dem Reich vnderworffen/ gegen den Staͤnden der Augspurgischen Confession wollen außgebracht/ vnd getrieben werden; Als da allbereit von vielen Staͤnden gemeldter Confession vor etlich Jahren/ mit jhren Vnderworffenen vnd Jngesessenen/ zum theil auch Spittaͤl/ Cloͤstern/ Enderungen beschehen/ dieselbigen von deß Ordens-Leuthen/ durch Vertraͤge/ oder in andere Wege/ gaͤntzlich verlassen/ oder außgestorben/ auch von den Staͤnden zu andern Mitteln gebrauchen/ als Spittaͤlen verwendet worden; bey Verwendung solcher Cloͤster billich/ wie hievor ruhig zulassen. Daß dem nach die Provinciales, vnd dergleichen außlaͤndische Orden/ derowegen Proceß am Kaͤyserlichen Cammer-Gericht/ auch r othweiltschen Gericht suchen vnd auß- bringen/ die Staͤnde vnd Staͤtt damit zum hoͤchsten hin vnd wieder beschweren vnd vmbtreiben. Also auch zum dritten/ weil der Augspurgischen Confessions- Verwandte Staͤnde/ in Staͤtten/ Doͤrffern vnd Flecken/ da sie Gemeinschafft mit den Geistli- chen/ vnd andern haben/ der ends in Anrichtung jhrer Christlichen Religion/ auch notthuͤrfftiger Vnderhaltung der Predicanten vnd Kirchendiener/ allerley Ver- hinderung geschehẽ/ auß vermeintem Fuͤrgebẽ/ als ob in vielgemeldtem Religion- Frieden deßwegen nichts außtruͤcklichs disponiert, vnd versehen. Wann dann solche Vngelegenheit vñ Weigerung zu Verletzung der Conscientien, auch Nach- theil der Vnder thanen reichen thut/ so achten der Augspurgischen Confession- Verwandten Staͤnde/ je billich/ vnnd dem Religion- Frieden nicht vngemaͤß seyn/ daß in solchen Gemeinschafften/ jedwederem Theil sein Religion anzurichten bevorstehen/ vnd die Ministeria von gemeinen der enden Pfarꝛen/ vnd Kirchen- Gefaͤll utrinq́ue bestellet/ vnderhalten werden solle. Wie dann auch in dem Fall/ da zween Staͤnde deß Reichs der ein der Augspurgischen Confession, der ander aber der andern Religion in Gemeinschafft sitzen/ vnd doch einem dritten die Pfarꝛ zu verleyhen/ vnd zu versehẽ gebuͤhret/ ebenmaͤssige Gleichheit mit Bestellung der Ministerien vnd Vnderhaltung der Kirchendiener geschehen/ vnd sich billich kein Theil desselbigen in diesen Faͤllen beschweren soll/ damit die arme Vnderthanen/ mit nothwendiger heylsamer Seelsorg versehen/ vnd also in dem die gemeine Christenliche Wohlfarth der zeitlichen Iurisdiction fuͤrgezogen/ vnd beyder der O- brigkeit vnd Vnderthanen Gewissen nicht bekuͤmmert werden. Ertragen auch der Augspurgischen Confession- Verwandte Staͤnde nicht ein geringe Beschwerd/ dieweil GOttes ernstlicher Befehl ist/ seinen geliebten Sohn/ vnsern einigen Heyland/ Erloͤser vnd Seeligmacher JEsum Christum zuhoͤren/ Ander Theil. zu hoͤren/ auch angesehen/ quod fides ex auditu, \&c. Daß man vor der Zeit sol- chem entgegen an etlichen Orthen das heylig Evangelion Christi vnd Predigt zu hoͤren ernstlich verbotten/ welches damahls zum hoͤchsten beschwerlich/ vnd obwohl in obgedachtem Religion- Frieden der Vnderthanen halben außtrucklich verse- hen/ daß denselbigen/ so sich zu vnserer wahren Christlichen Religion thun wollen/ ein freyer Zug vnd Abzug gestattet/ auch jhr Haab vnnd Guͤter gefolget werden sollen/ So ist doch leyder am Tag/ daß an etlichen Orten dieselbige nicht allein/ wie gemeldt/ mit ernstlichen Mandaten/ in etlichen Fuͤrstenthuͤmben/ Herꝛschafften vnd Gebiethen/ von Besuchung der Christlichen Predigten/ vnd Bekantnuß deß allein seeligmachenden Gottes Worts abhalten/ sondern auch uͤber das haͤrtiglich an Leib vnd Gut gestraffet/ verjaget/ vertrieben/ jhrer Guͤter entsetzt vnnd beraubet werden/ dardurch endlichen sie mit jhren Weib vnd Kindern in das Elend gerah- ten muͤssen. Viel beschwerlicher ist es zu hoͤren/ daß viel guthertziger Leuth vnd Christen der Augspurgischen Confession, Glauben vnd Lehr zugethan/ vnter dem Schein/ als solten sie weder vnserer/ noch der andern Religion anhaͤngig seyn/ gefaͤhrt/ verfolgt vnd beschwert werden. Vber solches alles so befinde sich hin vnd wieder bey etlichen Staͤnden/ fuͤrnemblich aber Frey- vnd Reichs-Staͤtten vnd andern/ daß ob wohl die Obrigkeit vñ Gemeinde einhelliglich/ oder der mehrer theil deroselben die Lehr deß Heil. Evangelions/ vnd Anrichtung der Augspur- gischen Confession mit allem Ernst suchen/ die Collatur aber vnd Versehung der Pfarꝛen andern geistliches Standes zugehoͤrig/ daß derowegen jhnen zum Theil die Anrichtung solcher Ministerien gaͤntzlich abgestrickt/ zum theil aber dahin gezwungen werden/ da sie der Predigt GOTTGS Worts/ auch rech- ten Gebrauch der hochwürdigen Sacramenten nicht gar beraubt seyn wollen/ daß sie auff jhren selbst eygenen Kosten solche Ministeria bestellet/ vnnd dannoch die Pfarꝛgefaͤll/ vnd was dem selbigen anhaͤngt/ auß jhrem Gebieth vnd Staͤtten/ den geistlichen Collatoribus folgen muͤssen lassen/ welches doch stracks dem Reli- gions- Frieden/ auch Suspension der geistlichen Iurisdiction in der weltlichen Reichs-Staͤnde Obrigkeit zu wider. Zu dem da dann an solchen Orthen die Christliche Religion von den Gemeinden mit einhaͤlligem eintraͤchtigem Rath vnd Zuthun/ auß Christlichem Eyfer begehrt vnd gesacht/ daß die etwann durch sondere außbrachte Comminationes, vnd selbst erdichte Außlegungen deß Reli- gion Friedens mit der That abgehalten/ oder aber dahin gewiesen werden/ als solten sie von dem Religion- Frieden außgeschlossen/ vnd also die Communiteten, in den Staͤtten nicht als Reichs Glieder vñ Membra, vnd von wegen der Religion schuldig seyn/ jhre Guͤter zu verkauffen/ vnd also auß den Staͤtten ziehen/ vnd dieselbigen zu verlassen/ welches dann vnter solchen Communen nicht allein zu beschwerlichem Wider- vnd Vnwillen sondern auch e m lich dahin reichet/ daß die Staͤtt gar oͤd gelassen/ vnd dem H. Reich nicht geringer Abgang zugefügt wird. S iij Dero- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Derowegen die hohe vnvermeydliche Notthurfft erfordert/ hierinnen auch zeitli- ches vnd gebuͤhrliches Einsehens zu haben. Dieweil dann/ allergnaͤdigster Kaͤyser/ obgemeldte/ dem Gewissen verletz- liche vnd schaͤdliche Beschwerden sich im Reich Teutscher Nation vnd den Staͤn- den hin vnd wieder begeben vnd zutragen; Aber die Religion der Augsp. Con- fession an jhr selbst frey vnd expreße in dem Frieden also begriffen/ daß von wegen vorgehend vnd künfftiger Anrichtung derselbigen mit der Lehr/ Ceremonien, Kir- chen-Gebraͤuchen vnd Ordnungen/ etc. kein Stand den andern verhindern/ Ein- trag thun/ oder verkleinern soll; zu dem solcher Religions- Fried immediatè auff die Reichs-Staͤnde gestellt/ mit der weiteren vnd sonderbaren Erklaͤrung/ daß der Chur- vnd Fuͤrsten/ auch anderer weltlichen Herꝛschafften vnd Obrigkeiten vnderworffene vnd hindergesessene Land-Staͤnd/ deß Reichs Staͤnden in der Religion nachfolgen. Deßgleichen der Geistlichen Iurisdiction, in der weltlichen Chur- vnd Fuͤrstenthumben/ Herꝛschafften vnd Obrigkeiten suspendirt; daß auch von wegen Anrichtung der Augspurgischen Confession kein Mandat an dem Kaͤyserl. Cammer-Gericht erkandt werden sollen. Neben dem die Staͤnde der Augspurgischen Confession mit Reformation jhrer Cloͤster/ Stifft vnnd hinder- sessener Clerisey/ in geruhiglichem Herkommen/ auch fuͤr dem auff gerichten Reli- gion- Frieden/ gewesen/ vnd noch seyen; uͤber solches auch die gewesene Roͤmis- Kaͤys. Mayst. vnser allergnaͤdigster Herꝛ/ ehe vnd mehrgemeldter bestaͤndiger/ vnbedingter/ fuͤr vnd fuͤr ewig waͤhrender Friede auffgericht/ die davor auffge- richte Reichs/ vnd sonderlichen den de Anno 41. zu Regenspurg vergliechenen Abschieds mit lautern runden Worten erklaͤrt/ in massen obangeregte Copey mit- bringt. Deßgleichen der Buchstab deß in Anno 1555. allhie auffgerichten hoch- verp œ nten Friedens/ an jhme selbst lauter vnd klar. Hinwieder auch/ da derselbig angezogener massen disputiert, vnd verstanden werden solt/ vnwidersprechlichen folgen muͤst/ daß die Staͤnd der Augspurgischen Confession in Auffrichtung solches Religion- Friedens/ Jhrer wahren Christ- lichen Confession vnd Religion der Conscientz vnd Gewissen/ zuvorderst aber Gottes ewigen allein seeligmachenden Wors zu wider diese offentliche Schand- makul angethan; daß jhre Christliche Religion nicht würdig/ die in jhren Chur- vnd Fuͤrstenthumben/ auch Herꝛschafften/ Obrigkeiten vnd Staͤtten/ auff den Cantzlen gepredigt/ vnd von den ordentlichen Deputierten, Kirchen-Gefaͤllen erhalten/ sondern erst mit newen subsidiis, vnd stipendiis die Ministerien versehen/ vnd die zuvor verordnete Gefaͤll/ andern auß jhren Fuͤrstenthumben gefolgt wer- den muͤsten. Zum andern dieweil die Geistlichen in den Chur- vnd Fuͤrsten- thumben/ auch andern weltlichen Obrigkeiten vnd Herꝛschafften/ gemeiniglich den Geistlichen fuͤr jhre Person vnd certis juribus durchauß zugethan/ vnd also ratione jhrer Iurium darbey erhalten werden sollen/ daß keinem weltlichen Stand zugelassen/ noch frey stuͤnde/ die Religion in seiner Obrigkeit/ weder bey den Cloͤstern/ Ander Theil. Cloͤstern/ Stifftern Collegiis, Capitulis, da auch bey den wenigsten fuͤrnehmesten zu reformieren oder anzurichten. Darauß dann zum dritten erfolgte/ daß von den Staͤnden der Augspurgischen Confession, jhrer selbst Gewissen vnd Confes- sion zu wider/ in jhren eygenen Fuͤrstenthumben/ dem Pabst kein besser Vor- mawr gemacht/ sondern desselbigen darin zu ewigen Zeiten erhalten müste werden. Vnd dann zum Vierdten/ daß die auch vor sich selbsten vnd dero Vnder- thanen in dem zum hoͤchsten beschweret/ daß sie erst mit newen Subfidiis Jhre Mi- nisteria bestellen/ vnd demnach auß jhren Fuͤrstenthumben/ Herꝛschafften vnd Obrigkeiten/ die verordnete Kirchen-Gefaͤll/ die auch etwann von den guthertzigen Vnderthanen/ von jhrem Armuthlein/ lassen muͤssen. Vber solches/ da der Re- ligion- Fried/ wie er von etlichen disputiert, vnd dahin verstanden solt werden/ daß propter intermissionem officiorum der Paͤbstlichen Kirch/ auch die in weltlichen Fuͤrstenthumben vnd Herꝛschafften hindersessene Prælaten, Stifft/ vnd Collegia transferiert, vnd an die Ende/ da sie hin gestifftet/ nicht mehr gefolget sollen wer- den/ Aber das mehrertheil der Chur- vnd Fuͤrstenthumben gemeiniglich auff die Land-Staͤnd/ darunter auch die Prælaturen fuͤrnemblich begriffen/ gewidmet; vnd dahero in Reichs-Beschwerden desto hoͤher belegt/ die Prælaten aber vnnd Stifft jhnen entzogen/ vnd andern geistlichen Staͤnden/ von wegen aͤnderung der Religion zugethan werden solten/ daß darauß anders nichts dañ endliche Zerꝛeis- sung aller Chur- vnd Fuͤrstenthuͤmb/ auch vieler Obrigkeiten vnd Herꝛschafften erfolgen/ vnd also alle Policey im Reich mit beschwerlichem Vndergang desselbi- gen erfolgen müste/ wie dann gemeldte vnd andere mehr vnerzehliche Beschwer- den/ Vnruhe/ Weiterung/ vnd endlich Zerꝛuͤttung weiter außgefuͤhrt vnd darge- than werden moͤchten. So haben demnach die Staͤnde der Augspurgischen Confession, mit gemeinem einhelligen Rath vnd Zuthun/ sich aller obgemeldter fuͤrgeloffenen/ vnnd weiter besorgender Gefahr vnnd Beschwernuß miteinan- der Christlichen vnnd vertrewlichen erinnert/ auch bey jhnen einhelliglich befunden/ obgemeldte vnnd darauß weitere gefaͤhrte Beschwerde ein gemein Werck/ vnd solche Handlung seyn/ so jhrer aller wahren Christlichen Reli- gion vnnd Confession durchauß in specie, vnnd in gemein/ betreffen thaͤte/ derhalben sie sich auch billich gemeinlichen zu beladen haͤtten/ auch beladen haben. Vnd ist derowegen an Ew. Roͤm. Kaͤys. Mayst. jhr vnderthaͤnigste Bitt/ die wolle obgemelte vnd gegenwertige publica vnd hoͤchste Gravamina, auch allbereit außgebrachte Proceß, die beschwerliche hin- vnd wieder außgangene Mandaten vnd Verhindernussen/ dadurch den Christen vnd Liebhaber deß Seeligmachen- den Worts Gottes/ die Thuͤr zum Himmelreich verschlossen/ vnd Vrsach zu vn- billiger Verfolgung gegeben wird/ allergnaͤdigst abschaffen/ vnd fuͤrhin die gnaͤ- digste Fuͤrsehung vnnd Anstellung thun/ daß dem Religion- Frieden zu wider/ mit Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ mit der That noch sonsten wie bißhero beschehen/ nicht gehandelt/ in demselben so schimpfflich vnd gefaͤhrlich gegruͤbelt vnd disputiert, sondern derselb seinem rech- ten/ wahren vnd lautern Verstand nach/ trucklich/ auffrecht/ vnd also von allen Theilen vollzogen vnd gehandhabt/ deßgleichen in obgemeldten fuͤrgefallenen Zweiffeln vnd dubijs, der hohen Notthurfft nach/ Gleichheit gehalten werde/ damit die Staͤnd vnd Glieder deß Heiligen Reichs/ als eines gemeinen Corporis vnsers allerliebsten Vatterlandes Teutscher Nation, in mehrerm guthertzigen Vertrawen/ freundlicher auffrichtiger Eynigkeit/ deßgleichen bestaͤndigem vn- zweiffelichen Frieden/ r uhe vnd Sicherheit/ sampt jhren Vnderthanen/ bey Ew. Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. als jhrem von GOTT fuͤrgesetzten Haupt/ vnd gnaͤdigsten Herꝛn/ deßgleichen jhrem geliebten Vatterland vnzertrent vnd bestaͤndiglich bey einander bleiben vnd hinkommen moͤgen. Solches gegen Ewr. Kaͤys. Mayst. vnderthaͤnigsts/ vnd jhrem eussersten Vermoͤgen nach/ gehorsamblich zu verdie- nen/ erkennen sich die Staͤnde mehr gemeldter Augspurgischen Confession nicht allein schuldig/ sondern seynd es auch vnderthaͤnigst geneigt. Da auch Ewr. Kaͤys. Mayst. in specie obbemeldter Gravaminum, vnd andern/ so sich nachmahlen erfinden/ vnd an Tag kommen moͤchten/ Bericht begehren/ so seynd beruͤhrte Staͤnde Ewr. Kaͤyserl. Mayst. dieselbigen/ an welchem Orth/ vnd wem solche be- gegnen/ anzuzeigen/ vnderthaͤnigst vrbiethig. Actum Augspurg den 11. May/ Anno 59. Ewr. Roͤm. Kaͤys. Mayst. vnderthaͤnigste/ Der abwesenden Chur-Fuͤrsten Gesandte/ die anwesende Fuͤrsten vnd der abwesenden Fuͤr- sten/ vnd anderer der Augspurgischen Con- fession- zugethane Staͤnde/ Bottschafften. Vnd dieses ist das Haupt- Gravamen der Protestierenden: was aber sonsten in Particular- Sachen deßwegen vorkompt/ ist nicht sonderlich zu ach- ten/ als wann ein gantzes Bisthumb wanckt/ vnd mit dem Bischoff auff die andere Seit fallen will/ wie es dann bald hohe Exempel wird geben. Der Ander Theil. Der vierzehende Discurß. Der Catholischen Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnd Gravamina, wider die Confessioni sten uͤbergeben. H Jerauff antworten die von der alten Religion also: nachdem im verschienen 55. Jahr/ auff vielfaͤltige vorhin gepflogene Handlung/ zu Auffhebung allerhand Wiederwillens vnd Mißtrawens/ vnd entge- gen Pflantzung vnnd Erhaltung bestaͤndiger Ruhe vnd Eynigkeit im H. Reich Teutscher Nation, Vnserem allgemeinen Vatterland; dann auch/ damit beyderseits hernach benandter Religion vnd Confession- Staͤnden deren Zuge- wandten/ Angehoͤrigen vnd Vnderthanen/ Geistlichen vnd Weltlichen/ ein jeder bey solcher seiner Religion vnd Confession, deßgleichen jhren Haab/ Guͤ- tern/ Recht/ Oberherꝛlich- vnd Gerechtigkeiten ruhiglichen bleiben vnd gelassen wuͤrden/ zwischen damahls der Roͤm. Kaͤyserl. vnd Koͤnigl. Mayst. Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden/ der alten wahren Christlichen vnd Catholischen Reli- gion an einem; so dann auch Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden der Aug- spurgischen Confession ander theils/ ein gemeiner Fried auffgericht/ vnd be- schlossen/ demselben auch festiglichen nachzukommen/ vnd zu glauben/ von beyden Theilen bey Kaͤys. vnd Koͤnigl. Wuͤrden/ Fuͤrstlichen Ehren/ wahren Worten/ vnd Pœn deß Land-Friedens versprochen vnd zugesagt; Jnmassen solches alles der Buchstab/ vnd Jnhalt solches hochversprochenen/ ver pœnten/ bewilligten vnd publicierten Friedens/ weiter lauter vnd klaͤrlich außweißt. Haben darauff Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnd gedachter alten Catholischen Religion sich befoͤrderlich dahin beflissen/ daß jhres Theils solchem gemeinen Frieden nichts zu wider gethan/ gehandelt/ noch auch dem andern Theil zu eini- ger Klag der Verbrechung halben/ vrsach gegeben werden moͤcht. Entgegen auch sich gaͤntzlich versehen vnd getroͤstet/ der ander Theil werde demselben nicht weniger nachkommen seyn/ vmb sich auff einigen vngegruͤndten Verstand/ vnd eygene Deutung solches Friedens nicht fuͤhren/ sondern vielmehr die Sachen dahin kommen lassen/ damit maͤnniglichen eines solchen Friedens sich erfrewen/ auch vnbetrangt vnd vnbeschwert bleibẽn moͤgen. Dieweil aber ermeldter Catholischer Theil ohnlaͤngst/ nachdem sol- cher Fried einhelliglichen beschlossen/ inmittelst/ vnnd was wieder solchen Frieden nicht allein/ in jhrer Christlichen Catholischen Religion, Kirchen- Ander Theil. T Gebraͤu- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Gebraͤuchen/ Ordnung/ Administration der Hochwuͤrdigen H. Sacramenten vielfaͤltig turbiert, davon abgetrungen/ vnd vergwaͤltiget; sondern auch an jhren Kirchen/ Haab vnd Guͤtern ein merckliches entzogen/ vnd sonst in viel Artickeln solches Friedens jhnen wider desselbigen Buchstaben/ allerhand Be- schwerlichs begegnet etc. Vnnd ob gleich der Catholische Theil (vermoͤg deß sonderbaren Befehls/ Cammer-Richtern vnd Beysitzern/ in gemeldter Con- stitution deß Friedens aufferlegt/ daß sie sich solchem Friedstand Gemaͤß halten/ vnd erzeigen/ auch den anruffenden Partheyen/ vngeacht/ welcher der beyder Religion sie seyen/ gebuͤhrliche vnd nothwendige Huͤlffe deß Rechtens mitthei- len solten) stets angeregter jhrer Betrangnuß/ vnd Beschwerung halb/ bey dem Cammer-Gericht vmb nothwendig rechtlich Huͤlff angesucht/ auch etwann von demselbigen/ Mandata, Actiones, vnd andere Proceß außbracht/ jedoch solche Proceß vom andern Theil zu verhindern vnderstanden/ die Gebuͤhr etwann abgeschlagen/ vnd was Recht ist/ verlaͤngert: Vnd endlich nicht erfolgen will; darob dieser Theil nicht anders zu gewarten/ dann daß demselben solcher Fried mehr zu Verdruckung/ als zu gutem reichte vnd außgelegt werden wolle. So seynd auß vnvermeydenlicher Notthurfft/ Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde/ der alten wahren Catholischen Religion dahin verursacht/ angeregte (eines Theils) jhrer Beschwerden/ der Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. Vnserm allergnaͤdigsten Herꝛn/ vnd der allergnaͤdigsten Einsehen/ in Vnderthaͤnigkeit anzubringen. Wollen aber durch solche Fuͤrbringung den also einhelliglichen beschlossen vnd publicierten Frieden uͤber dem klaren Buchstaben nicht disputier lich machen/ noch zu einigem vngleichen Verstand oder Deutung ziehen/ sondern hiemit offentlich sich erklaͤrt/ bezeuget vnd protestirt haben/ daß sie dadurch von solchem Frieden mit nichten sich zu theilen/ sondern nicht weniger als bißhero besche- hen/ vnd sich wol gebuͤhret haͤtt/ auch hinfuͤhro denselbigen zu halten/ vnd zu voll- ziehen gemeint. Zu dem/ daß sie in keinen vngewoͤhnlichen Verstand oder En- derung solches Friedens bewilligen/ aber bey diesem Buchstaben/ vnd lauterem Verstand belieben lassen/ (auff welche Erklaͤrung dann deß Catholischẽ Theils/ allein solche Beschwerung angezeigt werden/ so dem außtruͤcklichen Buchsta- ben/ vnd lauterem Verstand deß Religion- Friedens zu wider.) Vnd anfaͤnglich wiewohl beruͤhrter Fried gleich zu Eingang außtruͤckli- chen vermag/ daß ein jeder den andern mit rechter Freundschafft/ vnd Christli- cher Liebe meynen/ den freyen Zugang der Proviand/ Nahrung/ Gewerb nicht abstricken noch auffhalten; auch damit solcher Fried der spaltigen. Religion halben/ desto bestaͤndiger angestellt/ vnd erhalten werden moͤg/ kein Theil den andern mit der That/ gewaltiger Weiß uͤberziehen/ beschaͤdigen/ noch einiger an- derer Gestalt beschweren oder verachten/ sondern vielmehr/ so viel die alten wahren Catholischen Religions- Verwandten betrifft/ der ander Theil derselben Staͤn- Ander Theil. Staͤnden/ Geist- vnd Weltlich/ sampt vnd mit jhren Capituln vnd andern geist- liches Stands/ auch ohngeacht/ ob vnd wohin sie jhre Residentz geruckt oder ge- wendet haͤtten/ bey jhrer Religion, Glauben/ Kirchen-Gebraͤuchen/ Ordnungen vnd Ceremonien, auch jhren Haab vnd Guͤtern/ liegend vnd fahrend/ Landen/ Leuthen/ Renthen/ Zinsen/ Zehenden/ ruhiglichen bleiben/ vnd deroselben fried- lichen gebrauchen/ geniessen/ vnweigerlichen folgen lassen/ vnd getrewlichen dazu verholffen seyn/ vnd sonst ausserhalb vnguͤtlichem Fuͤrnehmen/ ein jeder gegen den andern an gebuͤhrenden ordentlichen Rechten/ sich begnuͤgen lassen soll. So erfind sich doch/ vnd ist offentlich/ daß deß andern theils Reichs-Staͤnd/ nicht allein in dem/ das von privat, vnd an sich selbst wenig nuͤtzlichen Personen/ die alte Catholische Religion in gemein/ mit aller Vnguͤtlichkeit geschwaͤcht wuͤrde/ zusehen/ sondern auch fuͤr sich selbsten/ vnd vnder jhrem Nahmen/ ohne allen Grund/ derselbigen allerhand vn Christliche Heydnische Makul anzuhencken vnd rstanden/ vnd vngescheut in jhren Staͤtten vnd Truckereyen mehrfaͤltig zu gemeiner Auffruhr vnd Empoͤhrung im Heil. Reich dienliche Schrifften/ vnd Famos-Libellen/ darin dieser Religion Staͤnd vñ Personen zum schmaͤhlichsten angetastet/ gedruckt/ verkaufft vnd spargiert worden. Vber welche general, jedoch in Fundamento dem gemeinen Frieden wi- derliche Beschwerungen dann in specie wohl dargethan werden mag/ daß auch zu wuͤrcklicher vnnd mehrer Verachtung an etlichen Orthen vnd Flecken; da beyder Religion vnd Confession Staͤnd in Gemeinschafft sitzen/ vnd die O- brigkeit in gemein haben/ die Confessions- Verwandten Staͤnde der Catholi- schen Vnderthanen/ von wegen jhrer Christlichen Religion, von den fuͤrge- brachten gepflogenen Emptern/ vom Rath/ Gericht/ vnd andern Gemeinschaff- ten außschliessen thun/ vnd darneben verbiethen/ mit jhnen kein Gewerb/ Ver- kauffung Brods/ Frucht/ vnd anders zu treiben/ noch auch in andern jhren Flecken kauffen oder verkauffen lassen. Deßgleichen auch/ da deß Catholischen theils/ Mann/ Fraw/ oder Jungfraw; zu der andern Religion heyrathen/ wird denselben die Einsegnung/ auch etwann der Catholischen Kind-Tauff ver- weigert; oder aber/ da deß Catholischen Theils jemands zu der Kind-Tauff beruffen/ derselbig darvon verworffen/ verhindert/ vnd verspottet/ er gebe dann Handtrew von jhme/ daß er sich zu jhrer Confession begeben wolle. Darbey neben dann auch dieses nicht allein zu Verachtung angeregter wahrer Catholi- schen Religion, sondern viel mehr zu gaͤntzlicher Außreutung vnd Verdruckung derselben gereichet; vnangesehen die Confessions- Verwandte Staͤnd sich wohl zu bescheyden/ daß gemeiniglich alle Collegia. Stifftung vnd Cloͤster/ son- derlich der Religion halben/ niemands anders/ dann jhren Ordinarien, vnd Bischoffen/ oder aber immediatè dem Stuhl zu Rom vnderworffen/ vnd der Confessions- Verwandten ohne Mittel Vnderthanen nicht sind/ sondern zu T ij Erhal- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Erhaltung solcher Collegien, Stifftung vñ Cloͤster/ sich etliche in jhrẽ Schutz vnd Tutel begeben/ auch etwañ mit dem geding jhrer Gelegenheit nach/ einen andern Schutz-Herꝛn anzunehmẽ; So habẽ doch etliche der Confessions- Verwandten/ hohe auch wohl niedrige Staͤnd/ nach auffgerichtem Friedẽ/ in welchem kein ander Stifft/ Cloͤster/ vñ geistliche Guͤter/ dañ die jenigen allein so vor dem Passawischen Vertrag eingezogen/ jhnẽ Confessions- Verwandten Staͤnden/ also biß zu end- lichem Vergleich/ bleiben zu lassen nachgebẽ/ gleichwol noch mehr/ wo nicht einge- nom̃en/ jedoch mit andern vnziemblichkeitẽ darin gehandelt/ oder aber der Ort/ so man solche Personẽ nit gantz vnd zumal außgejagt/ denselbigẽ vngestuͤm̃e Ampt- leut vñ Pfleger auff gedrungẽ/ so der Cathol. Religiõ zu wider/ alles Muthwillens gegen solchen Personen gebaͤhren/ jhnen auch nit gestattẽ/ vermoͤg der Stifftung oder Fundationẽ, zu Erhaltung derselbigen/ newe vñ fernere Personẽ anzunehmẽ/ damit diese wahre Cathol. Religion der Orten gantz vnd zumahl extirpiert werde. Vber dieses dann auch da/ wie oblaut/ die Staͤnde der alten Religion, sampt vnnd mit jhren Capituln/ etc. bey jhrer Catholischen Religion, altem Herkommen/ vnd Gerechtigkeiten gelassen werden sollen/ dringen jedoch eines theils der Confessions- Verwandten Staͤnde in etliche Thuͤmb- vnnd andere Capitul/ daß auff die erledigten Prælaturen vnd Beneficien, sie jhrer wahren Religion vngemaͤß/ vnd nicht qualificierte Personen/ wider jhre Fundationes vnd Statuta, vnd bemeldt alt Herkommen auffnehmen sollen/ welches nicht allein der Constitution deß Friedens zu wider/ sondern auch zu aller vnfreund- licher Beywohnung gelangen muͤste. So wird den Catholischen Staͤnden/ sampt vnd mit jhren Capituln/ vnd andern Geistlichs Stands/ so bemeldten den Confessions- Verwandten zumahl weder mit Schutz/ oder in andere Wege nicht verwand/ sondern frey/ eygenthuͤmbliche Guͤter/ Renth/ Zinß/ Zehend/ etc. in der Confessions- Verwandten Obrigkeit haben/ das jhrige vmb kleinfuͤgige Vrsachen/ vnd da sie vmb das doppel wohl gesessen seyn/ jhrer Vnverhoͤrt/ durch die Amptleuth vnd Befehlchhaber/ dero Gefallen vnd Bewegnuß nach/ arrestiert vnd auffgehalten. Wo dann auch die Catholische Staͤnd vnd Geistliche jhre Zehend vnd Einkommen in deß andern Theils Obrigkeit/ oder auff dessen Fle- cken/ Doͤrffern vnd Hoͤfen/ mit rechtmaͤssigem Titul an sich bracht/ vnd haben auch dieselbigen je vnd allwegen/ ruhiglichen vnd jhres besten genossen. Den- selben jhres Gefallens/ wie vor alters herkommen/ vmb ein benandte Wein- Frucht- oder Geldsumma/ verliehen/ verkaufft/ oder sonst in jhre gewoͤhnliche Kaͤsten/ Hauß/ Keller vnd Schewer führen lassen; daran thun nunmehr der Confession- Verwandten Amptleut vñ Befehlchhaber alle Verhinderung/ verbiethen den Vnderthanen/ weder in Bestaͤndnuß/ noch Kauffsweiß/ sich mit den Zehenden/ vnd Eygenthumbs-Herꝛn/ einzulassen/ noch auch in Samblung/ Einbringung vnd Erlangung/ gegen gebuͤhrlicher Belohnung/ einig Hülff vnd Beystand zu thun; oder aber werden die gesamblete Zehend/ vnd andere Einkommen/ ohne rechtmaͤssige Vrsach/ viel Jahr lang/ uͤber vielfaͤltig Ansu- Ander Theil. chen vnd Bitten hinderhalten vnd gesperꝛet/ auch etwann die Getrayd-Kaͤsten/ darauff sie die eingesamblete Zehend geschuͤttet/ so in frembden Herꝛschafften gelegen/ mit Gewalt auffgebrochen/ vnd das Getraͤyd in jhre Herꝛschafften gefuͤhret/ vñ behaltẽ/ da sonst Krafft deß Religion- Friedens der ander diesem der Catholischen Theil getrewlichen zu solchem allem verholffen zu seyn/ schuldig ist. Ferner als auch vmb geliebtes Friedens willen/ vnd zu bestaͤndiger Vnder- haltung desselben/ der Constitution, in dem Versicul anfahend: Dieweil aber etliche Staͤnd/ etc. mit begriffen/ wie es der Stifft/ Cloͤster vnd anderer Geist- lichen Guͤter halben/ so vor dem Passawischen Vertrag/ zu Kirchen/ Schulen/ milten vnd andern Sachen angewendt/ vnd dero Possession die Geistlichen Zeit deß Passawischen Vertrags/ vnd sint gehabt/ gehalten werden. Die andern aber ob sie gleichwohl nicht Reichs-Staͤnd seynd/ denn zu Zeit deß Passawischen Vertrags/ vnd darnach in Verwaltung vnd Possession jhrer Stifft/ Cloͤster/ Beneficien vñ Guͤter gewesen/ dabey Jnhalt deß Articuls gelassen werden sollen. Darwider wird nicht allein/ als oblaut/ mit etlichen loͤblichen Stifft vnd Cloͤstern von den Confessions- Verwandten gehandelt/ sondern auch wo die loͤbliche Stifft- vnd Cloͤster in der Catholischen Staͤnde Territorio jhre Residentz, vnd etwann denselbigen Stifften/ Cloͤstern oder Beneficien zugehoͤrige eygene Doͤrf- fer/ Hoͤfe vnd Guͤter/ in dero Confessions- Verwandten Gebieth gelegen haben/ werden jhnen solche Doͤrffer/ Hoͤfe vnd Guͤter/ ohn einige Verursachung/ mit Gewalt abgetrungen/ eingenommen/ vnd vorenthalten/ oder die Stifftungen dahin letztlich genoͤthiget/ sich da vmb jhres Gefallens mit jhnen zu vertragen. Zu dem/ wiewohl die Stifft/ Collegia vnd Cloͤster/ so in der Confessions- Ver- wandten Obrigkeit gelegen/ als fuͤr Lands-Staͤnd geachtet wollen werden/ auch etwann in gemeinen Anliegen der Land-Fuͤrstenthuͤmb vnd Gebieth/ darin sie gelegen/ jhre mitleydenliche Huͤlff leysten/ aber doch gemeldter Confessions- Verwandten Staͤnd dermassen nicht vnderworffen/ daß solche Stifft/ Collegia vnd Cloͤster/ wider diesen Frieden/ von der Stiffter Fundation gemaͤser Admi- nistration/ vnd jhrer ordentlichen Wahl/ auch Annehmung der Personen/ in der abgehenden statt/ nit beraubt/ noch entsetzt werden sollen/ so vnderstehẽ sich doch vielbemelte Confessions- Verwandten diese Stifft/ Collegia vnd Cloͤster dieses alles/ auch ferner der Guͤter/ die sie nit allein von dẽ Fundatorn, sondern den meh- rern theil/ auch durch gut Haußhaltung der Vorfahren/ vnd jhr selbst bekennen/ vnd darüber die Ordinarien locorũ, jhrer gebuͤhrlichen Confirmation, Investitur, auch habenden weitern Gerechtigkeiten/ zu priviern/ wo auch davon gered werden solt welcher massen die Staͤnd beyder Religionen vnd Confession, durch Stifft/ Collegien, Cloͤster vnd Beneficien, Guͤter vnd Gefaͤll einziehen/ wird sich lauter befinden/ dz bey den Cathol. Staͤnden/ solche Guͤter den Fundationẽ gemaͤß ange- legt/ vnd gebraucht werdẽ/ Aber die Staͤnde der Conf. Verwandtẽ den wenigsten theil derselbigẽ/ zu den Minist. vnd Schulen gebrauchẽ/ vñ den uͤbꝛigen vñ groͤssern Theil/ in jhren eygenen vnd weltlichen Nutz verwenden. T iij Da Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ da auch der Buchstab deß verabschiedeten Friedens in dem Versicul, anfahend/ damit auch obberuͤhrte/ etc. klar vnd außdruͤcklich genug gesetzt/ welcher massen der Geistlichen Iurisdiction suspendirt seyn solt: Nemblichen in den Faͤllen/ durch welche der Confessions- Verwandten Lehr vnnd Kirchen-Ordnung ver- hindert werden moͤchten; Aber in andern Sachen vnnd Faͤllen die Geistliche Iurisdiction durch die Ertz-Bischoffe/ Bischoffe vnd andere Prælaten, wie deren Exercitium an einem jeden Orth herbracht/ vnd sie deren in Vbung/ Gebrauch vnd Possession hinfuͤhro/ wie bißhero vnverhindert exercirt, geuͤbet vnd gebrau- chet werden solt. So vnderstehen der Confessions- Verwandten doch einige geistliche Gericht vnd Consistoria auffzurichten/ vnd also die Catholischen jhrer rechtmaͤssigen Iurisdiction, deren sie zur Zeit deß auffgerichten Friedens noch in Possession gewesen/ zu entsetzen/ vnd darzu nicht allein/ jhrer eygenen Vnder- thanen/ sondern auch in den Gemeinschafften/ vnd da etwann Catholische Staͤnd deß Lehens in totum directus Dominus, der Confessions- Verwandten Staͤnd aber entweder Lehens oder Pfandsweiß/ gar oder zum theil utilis Dominus ist/ die Vnderthanen von den Catholischen ordentlichen Consistorijs abzuweisen/ vnd an jhre newe auffgerichte Gericht zu zwingen/ so solches die Religion doch gar nicht angehet. Dabeneben ob wohl der Kirchen Guͤter vnnd Diener be- meldter geistlichen Iurisdiction allein vnderwuͤrffig/ auch sonsten von Recht vnd Gewohnheit wegen aller Beschwerden gefreyet/ ausserhalb was jhnen von jhrer ordentlichen Obrigkeit/ dem Collatori oder Patrono von rechts vnd alt Her- kommen wegen/ zu thun gebuͤhret; Zu dem/ wann auch etliche Geistliche/ so einem andern Geistlichen Reichs Stand immediatè vnderworffen/ auch nie- mahls kein andere Obrigkeit erkanthaben/ mit gefreyten Haͤusern vnd Guͤtern in der Confessions Verwandten Land sitzen vnd wohnen/ jedoch von dero Ge- richts Zwang eximiert vnd gefreyet/ aber jhren ordentlichen Obrigkeiten vnd derselben Religion gemaͤß/ vnderworffen seyn; dessen aber auch gemeinen Frie- dens ohnangesehen/ benehmen sich die Confessions- Verwandte solche Kir- chen-Guͤter/ Faͤlle/ Diener vnd Geistliche mit der That von der geistlichen Iuris- diction außzuziehen/ darauß Land-Staͤnd zu machen/ vnd also folgends gleich andern Land-Staͤnden/ vnd vnzweiffelichen Vnderthanen/ solche gefreyte Kirchen-Guͤter/ Haͤuser vnd Personẽ/ mit der Weltlichkeit/ auch Stewr/ Volck/ Schatzung/ vnd anders zu belegen/ alles auß dem Grund/ ob diese Kirchen- Guͤter/ Diener vnd Geistlichen Stands in jhrer Obrigkeit gelegen/ da doch sol- che res \& personæ Ecclesiasticæ von jhrem Gerichts-Zwang eximieret, vnd jhre Vnderthanen nicht seynd/ cum paria reputentur, esse exemptum, \& esse extra territorium. Auß ebenmaͤssigen Vngrund/ vnd der Geistlichen Iurisdiction vnd Ge- rechtigkeit/ so dißfalls auch nicht suspendirt ist/ zu Abbruch werden nicht allein die Ander Theil. die Ordinarijlocorum an Orten da es jhnen gebuͤhret/ sondern auch in gemein die Catholische Staͤnd/ deren angehoͤrige Stifft vnd Zugewandte/ als Pastores (denen hierin ein sonder Auffsehen/ zu haben gebuͤhrt) von den Heyligen vnd Kirchenrechnungen uͤber alt Herkommen/ vñ alle Billigkeit außgeschlossen/ vnd solche Gefaͤlle durch der Confessions- Verwandten darzu Verordneten/ (so man an etlichen Orthen Gegenbereuter nennt) hin vnd wieder auffgehebt/ den Kirchen entzogen/ vnd an andere Orth verwendet/ dardurch dann die Kirchen vnd Gebaͤwe in schaͤdlichen Vnbaw gerathen/ vnd hernacher den Collatorn zu versteigern aufferlegt werden wollen. Gleichs als geschicht auch mit den fun- dierten vnd gestifften anniversarijs præsentijs, vnd dergleichen Gefaͤlle. Deß- gleichen auch in etlichen Reichs-Staͤtten/ daselbsten Thümb- vnd andere Stifft jhr eygene Pfarꝛen/ vnnd derselben Verwaltung vnd patrocinia allein haben von derselbigen Reichs-Staͤtte Befehlchshabern eygenes Gewalts/ der Kirchen vnd Heyligen Rechnungen vnd was der Vberschuß seyn mag/ auffge- hebt/ eingezogen/ vnd zu andern jhren den Collatoren vnbewuste Sachen wider altes Herkommen angewendet worden. So dann auch weiter in dem Artickel deß Friedens/ anfahend/ Als auch den Staͤnden/ etc. auß truͤcklichen vermeldt wird/ daß den Catholischen Reli- gions- Verwandten alle jhre Renthen/ Zinß/ Zehenden vnd Guͤlten gefolgt sol- len werden/ vnd sie von denselben die Pfarꝛen/ Schulen/ Allmosen vnd Hospi- talia, die sie vormahls zu bestellen schuldig/ furthin bestellen sollen; mit dem ferneren Anhang/ ob solcher Bestellung halb Zwiespalt vnd Mißverstand vor- fiele/ weß Außtrags darunder beyde Theil sich zu gebrauchen; vnd daß vor solchem Außtrag diejenigen/ so solcher Bestellung vnd Vnderhaltung halben/ deren Ministerien angefochten/ deß jhren/ so sie in Posseß seyn/ nicht sollen ent- setzt/ oder auch arrestiert, noch auffgehalten werden/ etc. Vnd dann der alten Catholischen Religion, vnd jhre Angehoͤrige/ den Confessions- Verwandten in deren eygenthuͤmblichen Flecken vnd Doͤrffern/ kein Ordnung der Religion, laut vielbemeldtes Friedens/ geben kunten/ Derowegen seit Publicie rung desselbigen auch noch vrbiethig gewesen/ solche Pfarꝛen vnd Pfarꝛer/ vermoͤg angeregten Articuls/ zu bestellen/ vnd zu vnderhalten; wie dann die Catholi- schen allbereit fast durchauß der Vnderhaltung vnnd Bestellung halben der Ministerien, sich mit den dargegebenen Predicanten vergliechen; So wollen die Obrigkeiten/ oder jhre verordnete Ampt- vnd Befehlchs-Leuth/ ob gleich die Predicanten etwan vnklagbar gemacht/ sich daran nicht ersaͤttigen lassen/ son- dern tringen vnd noͤthigen/ durch allerhand vnziembliches fuͤrnehmen/ die Ca- tholischen dahin/ daß sie solchen Predicanten/ gantz uͤbermaͤssigen/ ja auch mehr dann dieselben haͤtten begehren doͤrffen/ auch zu Zeiten mehr/ dann die Catho- lischen deren gefallen haben/ zu Competentz schaffen müssen. Da auch etwann die Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ die Zehende deren Ends nicht so reichlich/ daß darauß ein solch Competentz gereicht werden mag/ so wird dieselbe etwann auff etliche der Geistlichen/ vnd solche Guͤter/ davon man die Ministerien zu bestellen/ nicht schuldig/ als Hoff- vnd zinßbahre Guͤter so in der Confessions- Verwandten Obrigkeit liegen/ geschla- gen/ von den andern Zinß vnd Guͤlt Leuthen/ mit thaͤtlicher gefaͤnglicher Ein- ziehung/ zu jhrem grossen Schaden vnd Verderbẽ/ von jhnen zu bringen/ vnder- standen; vnd diese Hoff vnd zinßbahre Guͤter/ als fuͤr die Competentz ver- hafft/ dermassen zu beschweren/ daß die Catholische solche Guͤter/ so den Pfarꝛen nicht Pacht oder Zinßbar/ mit der Zeit vnbewohnet/ vngebawet/ gantz vnd gar verlassen/ vnd dardurch per in directum, dem andern Theil eingeraͤumet wer- den muͤsten. Vnnd ob wohl die Catholischen auff offtberuͤhrten im Frieden be- griffenen Außtrag durch der halben beyderseits Verordneten/ Handlung zu pfle- gen/ sich angebotten/ auch etwann nicht ohne geringe Beschwerd/ der Compe- tentz halben/ sich vergliechen/ zuversichtig/ es solte bey solchem Anerbiethen/ auch bey beyderseits Deputierten Vergleichung/ vnd sie wider deß Friedens klaren Buchstaben/ hieruͤber ferner vnbeschwere bleiben moͤgen; Da dann gleichwol der Fried-Stand/ vermoͤg daß auch noch bey vergliechener Compe- tentz, von den Guͤtern/ davon von alters her die Ministeria der Kirchen versehen worden/ vnd die so solches Onus auff jhnen gehabt/ ferner oder weiter nicht/ denn was von alters her/ zu solchen Ministerien gereicht/ auch fuͤrter entrichtet werden solte. So werden dem allem entgegen/ den Catholischen etwann alle jhre Ze- henden vnd Einkommen von newem arrestiert vnnd verhafftet/ vnd nicht allein der Confessions- Verwandten/ sondern auch zu Zeiten der Catholischen selbst Vnderthanen/ an Orthen/ da etwann beyde Theil in Gemeinschafft sitzen/ den Catholischen nichts zu geben verbotten/ biß dahin/ daß uͤber alle/ forthin gepflo- gene Handlung vnd Billigkeit/ ohn einiges Erkaͤntnuß jhres Willens gepflegt vnd gelebt. Dadurch dann die Predicanten auch also angereitzt/ wo jhr einer jhme vermeint ichts mangele/ daß derselbige nicht mehr erstlich der Gebuͤhr/ vnd ordentlicher Weiß bey dem Collatori ansuchet/ sondern etwann vmb gar ringfuͤ- gige Vrsachen/ mit gar muthwilligen vnwahrhafften Verunglimpffen vnd Bericht/ der weltlichen Obrigkeit nachlauffet/ viel Vnrichtigkeit vnd gemeines Friedens perturbationes, zwischen beyder Religion- Staͤnden vnd Verwanten anstifftet/ vnd die Sachen dahin dirigieret, daß ab arresto, vnd vnziemblicher Pfaͤndung alle Zuspruͤch fast sich anfahen/ vnd mit hoͤchstem der Catholischen Nachtheil sich enden. Vnnd werden daneben die Collatores wider alten Brauch sub specie Ministeriorum zu vnnoͤthigen Baͤwen mit schweren Kosten getrungen. Zu deme/ da die vorige Catholische Pfarꝛer rechtschaffen gehauset/ das jenige/ so sie uͤber Notthurfft/ notthuͤrfftige Leibsnahrung/ auß Goͤttlicher Bega- Ander Theil. Begabung gespahret/ den Pfarꝛen wieder angebawt/ vnd anderen zu gutem kommen/ vnd durch die Nachkommen billich gleicher Gestalt gehalten werden solte. Auch an jhm selbst billich/ recht vnnd herkommen/ so einem ein Be- hausung in gutem Baw vnd Wesen eingeraͤumbt/ vnd derselbig sich zu verschrei- ben schuldig/ daß er solche Behausung/ in dem ein Baw/ auff gutem Wesen/ vnd trucken erhalten wollen. So ist an den jetzigen Predicanten solches zu gesche- hen nicht zu vermuthen: Vnnd wollen die Confessions- Verwandten/ oder jhr Amptleuth/ diesen dem Catholischen Theil/ zu solchen billigen/ vnd zu Er- haltung der Pfarꝛen/ nothwendigen Verschreibungen nicht mehr gehalten seyn/ daß die Gebaͤw in kurtzem gar zu scheitern gehen muͤssen. Wann auch etwann ein Filial oder Capell in der Confessions- Verwandten Gebieth liegt/ vnd vor Zeiten Pfarꝛ-Kirchen/ so vnder der alten Religion- Staͤnd Obrigkeit begriffen/ incorporiert oder einverleibt/ vnd an Feyertaͤgen dern Gottesdienst in der Pfarꝛ- Kirchen gesucht/ vnd in der Wochen eins oder zweymahl von der Pfarꝛ-Kirchen die Filial oder Capell versehen worden: So wollen die Confessions- Ver- wandten nicht zu frieden seyn/ ob man jhnen gleich desselben Filials Einkommen will lassen folgen/ sondern wollen auch darauff einen Predicanten/ vnd nothwen- dige Competentz, auß der Pfarꝛkirchen/ oder von demselbigen Catholico, vnder welchem die Pfarꝛ-Kirchen gelegen/ vollkoͤmblich gereicht haben/ oder beschla- gen denselbigen/ ohne einige vorgehende Handlung vnd Erkandtnuß/ alle Ge- faͤll vnd Einkommen. Wo dann die Catholischen mit den Confessions- Ver- wandten in Gemeinschafft sitzen/ vnd der Catholischen Staͤnd/ desselben Ca- pittel/ oder Angehoͤrige geistlichs Stands der Herꝛschafft/ Statt/ Flecken oder Dorffs/ verus \& directus Dominus ist/ auch in etlichen Flecken/ der Catholisch Stand desselben Capitel/ oder angehoͤrige selbst Pastores, vnnd die Pfarꝛ jhnen incorporiert ist/ vnd gebuͤhrt sich auch/ solche jhr verordnete Pfarꝛer/ mit gebühr- licher Competentz zu versehen. So will doch der Catholisch von den Con- fessions- Verwandten gezwungen werden/ seiner Confession gemaͤß/ jhme auch einen Predicanten zu vnderhalten/ vnd an andern Orthen/ da die Kirchen-Ver- sehung den Catholischen gebuͤhret/ daselbsten etwa mehr andere neben- Altaria, Beneficia vnd Capella neyen befunden werden/ so entweder auff sondere Gottes- dienst/ dem Pfarꝛer Assistentz vnd Huͤlff zu thun/ gestifftet/ auch den Pfarꝛen zum theil incorporirt, deren obbemeldte Catholische Staͤnd Collegia vnd Stifftung ordentliche Patroni, Institutores oder Collatores seyn/ solcher Colla- tion vnd Restitution, oder aber Præsentation, seit deß Passawischen Vertrags auffgerichten Frledens/ vnd hernacher/ in ruhiglicher wuͤrcklicher Possession vnd Besitz gewesen; Aber dieweil die Confessions- Verwandten nicht dulden moͤ- gen/ daß die Gottesdienst (darumb solche Altarien, Beneficien, vnd Capella- naeyen gestifftet worden) allda beschehen. Die Catholici patroni, Institutores Ander Theil. V oder Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ oder Collatores wohl deß Willens vnd Meynung/ dieselbigen Altarien, Benefi- cien, Capella neyen/ eins theils nach Gelegenheit vnd der Notthurfft/ damit sie bey der Kirchen/ dahin sie gestifftet/ gelassen wuͤrden/ den Pfarꝛern zu besser Vnderhaltung/ denen addiren vnd folgen zu lassen/ So will doch solch Mittel auch kein statt bey jhnen finden/ sondern werden beruͤhrte Patroni, Institutores vnd Collatores, auch etwan die Professores jhrer haben den Rechten/ auch ge- wehrlichen Possession mit der That entsetzt/ den Kirchen vnnd Pfarꝛen solche Beneficia, wider der Fundatoren endlichen Will entzogen/ zu andern weltlichen Sachen verwendet/ vnd nichts weniger die Collatores zu uͤbermassiger Compe- tentz vnd Vnderhaltung der Predicanten getrungen/ etc. Da auch an etlichen Orthen/ da gleichwol jetzt der Religion halben aͤnderung geschehen/ die Catho- lischen zu Verꝛichtung der Kirchendienst nach Gelegenheit/ ein oder etwa zwo Personen gehalten/ auch nichts verabsaͤumbt worden/ so wollen die Confessions- Verwandten jetzt vor ein zwo; vnd fuͤr zwo/ vier Personen/ vnd auch also gedoppelte Besoldung haben/ alles in Meynung/ damit sie die Catholischen gaͤntzlich von jhren Gefaͤllen tringen moͤgen. Alß dann ferners im Articul deß Friedens/ anfahend/ Es soll auch kein Stand/ etc. gesetzt vnd geordnet; daß kein Stand den andern/ noch desselben Vnderthanen zu seiner Religion tringen/ ab practiciern, oder wider jhre Obrig- keit/ in Schutz vnnd Schirm nehmen/ noch verthaͤdigen solle. Vnd dann die Catholischen Staͤnde sampt jhren Capituln vnd Stifften/ etliche Flecken vnd Doͤrffer haben/ bey der anreynenden der Confessions- Verwandten Fuͤrsten- thumben vnd Herꝛschafften gelegen/ in welchen Doͤrffern nicht allein die geist- liche Iurisdiction, auch der Pfarꝛherꝛn Pfruͤnden/ jus patronatus, vnd Lehen- schafft/ sondern auch alle andere Ober- vnd Gerechtigkeit/ Vogtey/ Reiß/ Ste- wer/ Frohndienst/ Gebott vnd Verbott/ (allein/ die Geistliche Obrigkeit außge- nommen) denselbigen Catholischen Staͤnden/ Capituln vnd Stifften zuge- hoͤrig/ welche Flecken vnd Doͤrffer/ auch jemands anders/ dann eben diesen Ca- tholischen gelobt/ geschworen/ vnd keinem andern Herꝛen in einige Wege ver- pflichtet/ dahin auch von alters allweg/ auch nach dem Passawischen Vertrag/ vnd gemachten Frieden/ bißhero von den Catholischen/ als dem Eygenthumbs- Herꝛn/ die Pfarꝛen vnd Pfruͤnden mit Catholischen Priestern besetzt werden/ vnd noch. Aber dem zu wider/ vnderfahen sich jetzo die Staͤnd der Augspurgischen Confession anhaͤngig/ die Catholischen Priester von den Pfarꝛen in solchen Fle- cken vnd Doͤrffern abzuschaffen/ vermeynen vnd wenden fuͤr/ dieselben Pfarꝛen vnd Pfruͤnden/ in Krafft geistlicher Obrigkeit/ mit Predicanten jhrer Confes- sion zu bestellen/ verschaffen die Pfarꝛ/ Pfruͤnd/ Guͤlt/ Zinß vnd Einkommen/ jhren Predicanten: dadurch dann solche Vnderthanen von der Catholischen Religion, auch den Heil. Sacramenten/ wider den auffgerichten Frieden/ zu der andern Ander Theil. andern Confession getrungen werden: Vnangesehen quod sit magna diffe- rentia, esse in principatu, vel de principatu, vnd da solches/ wie doch nicht ist/ billich seyn solt/ will der ander Theil gleicher Gestalt in ebenmaͤssigem Fall zu thun/ doch nicht gestatten. So dann auch an den Orthen/ da wie oblaut/ die Catholici mit dem andern Theil in Gemeinschafft sitzen/ vnd der Confession- Verwandter nur allein utilis Dominus ist/ die Collation vnd Pfarꝛ-Verse- hung dem Catholischen gebuͤhrt/ auch etwann an solchen Orthen zwo vnder- schiedliche Pfarꝛen seynd: so vnderstehen sich doch die Confessions- Ver- wandten daselbst den Catholischen Stand gantz vnd zumahl außzutringen/ neh- men die Kirchen mit Gewalt ein/ vnd damit sie jhr Vorhaben durchbringen/ vnd die noch gute Catholische Vnderthanen ermuͤden/ verziehen sie auff die Sonn- vnd Feyertaͤge mit jhrem Predigen vnd anderem/ muthwilliger Weiß so lang/ daß man deß Catholischen Theils die Andacht/ Gottesdienst vnd Pre- digt/ schier deß Nachmittags verꝛichten muß. An welchen Orthen der Ge- meinschafft/ dann auch die Vnderthanen durch allerley heimbliche Bedrawung/ auch die Schulmeister vnd Knaben von den Catholischen Kirchen vnnd dem Gottesdienst abgehalten werden. Gleicher Gestalt/ da der alten Religion- Ver- wandten in etlichen Aemptern/ Flecken vnd Doͤrffern/ zwey Theil/ auch etwann drey/ vnd der Confessions- Verwandten Staͤnd nur ein Theil der Obrigkeit ha- ben/ wollen sie von solches jhres dritten oder vierdten Theils wegen/ vnangesehen daß die Catholische Religion daselbst noch in Vbung ist/ vnd billich das mehrer theil das mindere an sich ziehen vnd begreiffen solte/ jhr Confession mit Gewalt eintringen. Also beschicht auch in der Catholischen Flecken vnd Doͤrffern/ darin Eygenthumb/ noch auch an der hohen noch niedern Obrigkeit die Confessions- Verwandten zumahl nichts/ sondern allein etliche wenige leibeygene Leut haben/ daß sie von solcher Leibeygenen wegen/ newe Predicanten dahin schicken wollen/ doch mit der Vnderhaltung die Catholischen beschweren. Es begibt sich auch wieder in der Confessions- Verwandten Obrigkeit vnd Herꝛschafft daselbsten die Catholici das jus patronatus vnd Collation haben/ sie solche Pfarꝛen mit der Confession- Verwandten gefaͤlligen Predicanten muͤs- sen versehen lassen/ daß entgegen in der Catholischen Staͤnd Obrigkeit/ da die Confessions. Verwandten Staͤnd ein jus præsentandi oder patronatus haben/ sie auff solche Pfarꝛen/ vnd in deß theils Fuͤrstenthumb/ Oberkeit vnd Gebieth/ newe Predicanten stellen/ vnd die Catholische solche haben muͤssen. Daß sich auch zutraͤgt/ daß uͤber einmahl beliebten vnd angenommenen Stand etlich Geistliche vnd Ordens-Personen von solchem Stand vnd Orden abtretten/ auß keiner an- dern Vrsachen/ dann daß sie dahin/ durch die Confessions- Verwandten beredt/ vnd wider jhre Obrigkeit ab practiciert werden; So nehmen dieselben Confes- sions- Verwandten/ ermeldtem deß Friedens außtruͤcklichem Articul zu wider/ V ij solche Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ solche Abgetreitene nicht alle in vnder jhren Schutz vnd Schirm au/ sondern vn- derstehen sich auch vnter dem Nahmen/ als weren sie bestellte Diener gegen jhrer Obrigkeit/ denen sie noch mit Pflichten verwandt/ zu verthaͤdigen. Daruͤ- ber sich dann noch weiter begibt/ daß solche Abgetrettene/ aber jhrer ordentlichen Obrigkeit noch vergelobte Personen/ vermittelst der Confession- Verwandten Handhabung vnd Schutz (dieweil sie in etlichen Reichs-Staͤtten daselbsten die alte Catholische Religion, von Anfang der Christlich Glaub an die Teutschen gelangt/ in Vbung gewesen vnd verblieben/ das jus patronatus der Pfarꝛen/ doch von wegen jhres einmahl angenommenen vñ beliebten geistlichen Stands/ haben/ solche Pfarꝛen auch mit Catholischen Priestern zu bestellen schuldig seyen) vnziemblicher Weiß derselben Reichs-Staͤtt Catholischer Religion vngemaͤß/ Predicanten in solche Pfarꝛen/ so dann auch dieser Reichs-Statt angehoͤrige Doͤrffer vnd Flecken eintringen/ welche den gemeinen Mann von der wahren Religion, zu den newen vngegruͤndten Sachen abfuͤhren/ vnd ob gleich ermeldte Reichs-Statt/ vnd derselben erbar Rathsaͤß/ vmb mehr Frie- dens willen/ dieses also geduldet vnd nachgibt/ Aber damit sie der Catholischen seeligmachenden Religion nicht gaͤntzlich/ durch solch vnfugsamb Mittel beraubt/ zu Erhaltung derselbigen die uͤbrige Ordens- vnd Cloͤster Personen handhaben: so vnderstehen gedachte Patroni, mit Handhabung der Confessions- Verwand- ten Staͤnd/ vnangesehen/ daß sie auch das jus patronatus, durch vnziembliche Collation der Præsentation verwuͤrckt/ uͤber den Predicanten zu halten/ wol- len den Staͤtten/ oder dero Erbar Rathsaͤß/ vnd gehorsamen Mit-Bruͤdern nicht nachgeben/ daß in bemeldten Ordens oder Closter-Kirchen die Catholische Religion, so sie je vnd allwegen profitirt, fuͤrbaß gelehrt/ noch auch die Heiligen Sacramenta/ nach Einsetzung GOTTES vnd der Christlichen Kirchen ad- ministrirt worden: Berauben also die Catholischen nicht allein jhrer wahren Religion vnd Sacramenten/ sondern auch der Schulen (zugleich auch damit/) der Pfarꝛen Fraternitet vnnd Altaͤr-Gefaͤll/ auch deren Kirchenzierden/ Kleino- dien vnd anders/ etc. welches alles nicht beschehen/ da nach beruͤhrtem außtruͤck- lichem Articul deß Friedens gelebt wuͤrde/ wie dann weiter/ wo durch Anstifftung der Winckel-Prediger der Catholischen Religion beschwerlich begegnet/ weil uͤberfluͤssig geacht/ die Kaͤys. M. zu bemuͤhen. Vnd wiewohl dann auch weiter in obbemeldtem Frieden begriffen/ nach- dem in viel Frey- vnnd Reichs-Staͤtten beyde Religionen ein zeitlang im Schwang vnd Gebrauch gewesen/ daß dieselbigen hinfuͤhro auch also bleiben/ vnd in denselben Staͤtten gehalten werden/ auch ein Theil den andern darbey lassen soll; So begibt sich doch/ daß in solchen Staͤtten den Catholischen nicht allein Eintrag hierinnen geschicht/ sondern wird auch außtruͤcklichen/ die wahre Catholische Religion offentlichen zu predigen vnnd zu lehren/ die geistliche Sacra- Ander Theil. Sacramenta zu administrieren, vnnd den Gottesdienst zu vollbringen ver- botten; auch etwann an Ordens-Personen/ so eygenthümbliche Haͤuser vnd Residentz in solchen Staͤtten haben/ allerhand beschwerlichs zugefuͤgt/ wie dann deren/ etliche schmehlichs/ vnd mit Bedrawung durch Stattknecht/ Büttel vnnd Schergen der Statt außgewiesen. Wiewohl auch etliche derselben Staͤtt angehoͤrend vnnd zugethane Staͤttlein vnnd Flecken/ zu dem mehren Theil der alten Catholischen ohne Mittel anhaͤngig/ dieselbig auch viel Jahr hero/ vor vnd nach dem Passawischen Vertrag/ bey Haltung deß Gottesdiensts/ auch Gebrauch der Heil. Sacramenten/ vnd aller andern Ceremonien, wie bey der allgemeinen Christlichen Kirchen braͤuchlich/ vnverhindert gelassen/ das doch erst bey weniger Zeit vnd Monaten geschehen/ daß selbige durch die jenige Obrigkeiten/ so der Evangelischen oder Augspurgischen verwand/ be- zwangter Weiß/ vnd wieder der ermeldten Catholischẽ Mit-Oberkeit/ vnd dero zugethanen Willen/ davon getrungen/ die Pfarꝛer vnd Seelsorger angezeigter Oerther außgetrieben/ die gantze Catholische Religion daselbst mit allem Got- tesdienst abgeschafft/ vnd vnangesehen/ daß allein der wenigere Theil der Aug- spurgischen Confession anhaͤngig/ jhre Predicanten auffgestellt/ der mehrer/ vnd also der Catholische Theil zu Haltung jhrer Commun vnd Predigten/ zu wider dem Religion- Frieden/ vnd aller Christlicher Freyheit/ Gebuͤhr vnd Gleichmaͤssigkeit getrungẽ werden. Viel beschwerlicher faͤlts auch etlichẽ Cathol. Reichs-Staͤttẽ/ dariñen alle Pfarꝛen vnd Kirchẽ mit Cathol. Pfarꝛern vñ Seel- sorgern versehen/ vñ dieselbige Cathol. Religiõ noch in uͤbung ist/ aber von wegen etlicher weniger/ zur Newerung geneigter dieser Reichs-Staͤtt selbstẽ Buͤrger/ vnd also vnderworffenen Vnderthanen gesucht wuͤrde/ jhres Gefallens/ solchen wenigen Vnderthanen ein Predicanten zu schaffen/ vnnd also Vnruhe vnd Zwiespalt einzufuͤhren; daß auch zu Befoͤrderung eines solchen/ der Confes- sion- Verwandten Chur- vnd Fuͤrsten nicht allein durch Schrifften/ vnd in an- dere Wege/ dieselbigen Reichs-Staͤtt vnd Catholischen/ solche Predicanten zu- zulassen vermahnet/ sondern auch wohl/ woferꝛ sie in kurtzem diß falls nicht will- fahren/ daß sie alß dann in grosse Gefahr gesetzt werden sollen/ bedrawen die Vn- derthanen hiemit halßstarꝛig/ vnd zu allerhand Vngehorsamb bewegen. So moͤchten auch vielfaͤltige mehr Beschwerungen in genere vnd in spe- cie noch wohl angezeigt werden/ die allesampt guter Provision, vñ Versehung wol bedoͤrfftig. Dieweil aber/ wie obgemeldt/ der Cathol. Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnd Gemuͤth vñ Meynung nit ist/ den Frieden disputir lich zu machẽ/ sondern endlich bedacht/ denselben jhres Theils/ in massen er beschlossen/ versprochẽ vnd verpoͤnet/ zu voll ziehen/ auch den andern Theil/ da derselbig vermeynen wuͤrde/ darwider ge- handelt zu seyn/ gebührlichen Rechtens sich nicht zu verweigern/ vnd dann in vielgemeldtes Friedens Constitution, damit derselbig desto bestaͤndiger/ vnd in würckliche Richtigkeit gebracht/ vnd darin erhalten/ die Execution auff die V iij Proceß Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Proceß vnd Pœn deß Land-Friedens gestellt/ auch dermassen Cammer-Richter vnd Beysitzer/ verkuͤndet worden/ daß sie in Krafft desselbigen/ den anruffenden Partheyen rechtliche Huͤlff vnd Proceß ertheilen solten. Vnd gleich wohl den Catholischen oberzehlter massen wider den Buchstaben deß Friedens/ auff der beschwerten Partheyen embsig vnd rechtmaͤssig suchen/ gebuͤhrliche Huͤlff vom Cammer-Richter vnnd Beysitzern nicht erfolgen will; sondern da schon je zu Zeiten/ doch gar in wenig Faͤllen/ die anruffende vnvergwaltigste Catholische Staͤnde vnd Partheyen/ Proceß vnd Mandaten ordentlicher Weiß erlangt vnd außbracht/ denselbigen mit nichten pariert worden. So will es ein hohe Notturfft seyn/ zu Erhaltung gleichmaͤssigen Friedens/ vnd Rechtens/ im Reich/ daß die Roͤm. Kaͤys. Mayt. als das Oberhaupt/ Cammer-Richtern vñ Beysitzern ernst- lichen aufferlegen/ vnangesehen einiger excusation, exception, oder anderer Vor- wendung offtberuͤhrtem Religion- Frieden sich gemaͤß zu halten/ darauff/ vnd nach Außweisung gemeiner Recht/ beyden Theilen fuͤrderlich/ auch in diesen/ als præjudicial- Faͤllen/ in einer benandten Zeit/ Iustitien wiederfahren zu lassen. Das wird zu bestaͤndiger Erhaltung deß Friedens/ gemeiner Ruhe vnd Sicher- heit/ auch zu aller Billichkeit gelangen: Dann solte solches nicht geschehen/ vnd ob vermeldte Beschwerungen durch gebuͤhrliche Mittel nicht abgeholffen oder gestillt werden/ were vielbemeldt er Fried nirgend anders zu dienlich/ dann daß die wahre Catholische Christl. Religion in wenig Jahren außgeloͤscht werdẽ muͤste; wie dann solches der Confessions- Verwandten Staͤnd/ vnd derselben Zugewandten Fürnehmen zu seyn/ zum theil auß Abschieden etlicher jhrer Ver- samblungen zu verstehen/ auch die verordneten zujuͤngst gehaltenem Colloquio außtrucklichen erklaͤrt haben. Gelangt demnach an die Roͤm. K. M. der alten Catholischen Religion Chur- fuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden/ deren zugewandtẽ vnd betrangten Angehoͤrigen/ aller vnderthaͤnigste/ hochfleissig vnd demuͤtigste Bitt/ dieselben wollen hierin Vaͤtterlich einsehen haben/ damit obbemeldte/ hoch beschwerliche vnd der Catho- lischen Religion gantz verderbliche Gravamina abgeschafft/ was seithero deß Passawischen Vertrags/ vnd auffgerichten gemeinen Friedens/ den Catholischẽ schaͤdlichs begegnet/ wie derumb in integrum restituiert, vnd dann/ daß fuͤr baß solcher Fried/ in Religion vnd andern Sachen/ vnverbruͤchlich gehalten werde/ die Catholischen bey jhrer wahren Christlichen Religion, Ceremonien, Kirchen- Gebraͤuchen/ Ordnungen/ Land/ Leuthen/ jhren Stifftungen vnd Gottshaͤu- sern/ Renthen/ Gülten/ Zinsen/ Zehenden/ auch bey Recht vnd Billichkeit blei- ben moͤgen/ mit ernst befehlen/ auch darob allergnaͤdigst halten. Daran thut J. Mayst. ein rechts/ Gottseeligs vnd trewlichs Werck/ vor welches die Catholische Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnd/ deren Zugewandte vnnd Angehoͤrigen/ vmb dieselbe zu aller Vnderthaͤnigkeit sich schuldig erkennen/ vnd gantz willig seyn. Der Ander Theil. Der fuͤnffzehende Discurß. Resolution der Kaͤyserl. Mayst. uͤber beyder Theil Gravamina, den 13. May 1559. ertheilt. Was davon zu halten: Was beyde Par- theyen vom Cammer-Gericht gemeynt. Der Pabst erfordert die Protestie- renden auff das zu endlauffende Concilium. Ferdinand stirbt: Maximilian wird Kaͤyser. Von seinem ersten Reichs-Tag; Vnd wie die Acht an Hertzog Johann Friederichen von Sachsen vollzogen worden. Von Anfang/ Mittel vnd End der Niederlaͤndischen Kriegen. W Eil nun beyde Partheyen den Kaͤyser vmb Huͤlff vnd Erledi- gung jhrer Beschwerden angeruffen/ erfolgt den folgenden Tag der uͤberꝛeichten Protestierender Seiten Beschwerden/ diese Kaͤyserliche Resolution. Darauß abzunehmen/ daß die Catholische zuvor mit den jhrigen eingekommen/ vnd die andern jhrer auch nicht vergessen; doch keine Parthey der andern Aufflagen erwogen/ weniger widerlegt/ weil alles auff Weiß- vnnd Beweißthumb/ etwann auch verursachten vnd veranlaßten Verbrechen ver- muthlich bestanden. Die Roͤm. Kaͤyserl. Mayst. vnser allergnaͤdigster Herꝛ/ hat verschienener Tagen etliche viel Gravamina vnd Beschwerden/ so uͤber den juͤngst auffgerichten Religion- Frieden einem Theil von dem andern zugefuͤgt werden sollen. Erst- / ich von den Staͤnden der Augspurgischen Confession, folgends von den Staͤn- den der alten Religion- Verwandten/ freundlich vnd gnaͤdiglichen empfangen/ vnd vernommen. Nun erkent Jhr. Mayst. sich gleichwohl jhres Kaͤys. Ampts halben schuldig/ was einem oder dem andern Stand beschwerlichs wider Recht vnd Billichkeit/ bevorab wider Jhre Mayst. vnd deß Heil. Reichs Constitu- tiones deß Religion vnd Land-Friedens begegnet/ dasselb jhres besten Vermoͤ- gens zufuͤrkommen/ vnd abzuschaffen. Jhr Mayst befindet aber darneben die obberuͤhrten Gravamina beyderseits allein in genere/ ohn specification der Per- sonen vnd Sachen/ auch zum theil dermassen weitlaͤufftig gestellt/ wo man die- selben jetztmahls/ (welches doch ohne zweiffel der Staͤnd Meynung nicht seyn wird) particulariter examinieren solt/ daß solches einer mercklichen langen Zeit/ vnd darzu/ in vielen stücken/ einer stattlichen Außfuͤhrung im Rechten/ vnd in der Geschicht betreffen wuͤrde. Vnd wollen also Jhr. Mayst. erachtens solche mannigfaltige Puncten sich nicht wohl uͤbereylen/ noch die Partheyen an jhren habenden Rechten vnd Gerechtigkeiten verkürtzen lassen/ demnach vnd damit Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ damit es bey vorbeschlossenen Handlungen einmahl bleiben moͤg/ vnnd nicht Noth sey/ auff alle vorfallende particular- Sachen/ jederzeit newe Constitutiones vnd Satzungen auffzurichten: Dieweil dann vermoͤg deß nechsten allhie Anno 55. ergangenen Reichs-Abschied fuͤrnemblich Jhr. Mayst. Cammer-Richter/ vnd Beysitzer/ zu Execution vnd Handhabung beruͤhrts Religion- Friedens außtrucklich bewehrt vnd verordnet seynd. So haben Jhr. Mayst. fuͤr den bequembsten richtigsten Weg nach dem je Jhr. Mayst. ermessens/ die disposition beruͤhrts Religion- Friedens an jhr selber ziemblich lauter vnd klar/ wo dann jemands von dem andern/ uͤber vnd wider solches beschwert/ vernachtheilt oder vergwaltigt/ vnd deßwegen am Kaͤyserl. Cammer-Gericht anhalten/ daß dem selben befohlen werden solt/ auff solches bevorab in vn disputier lichen Faͤllen/ den anruffenden Partheyen fuͤrderlichen vngesaͤumbte Iustitien vnnd Huͤlff deß Rechtens mitzutheilen. Solte aber je ein Casus oder mehr dermassen zweiffelhafftig vnd disputier lich fuͤrfallen/ daß derselb sich ersten Ansehens auß dem Buchstaben ermeldts Religion- Friedens nicht wolt decidieren lassen/ so versieht sich Jhr. Mayst. Cammer-Richter vnd Beysitzer/ als Rechts-verstaͤndige/ vnpartheyische/ Ehrliebende Leuth/ vnd die von beyder Theil Religion- Verwandten gesetzt seyn/ werden nichts desto weni- ger den Verstand/ der den gemeinen geschriebenen Rechten/ auch aller natuͤrli- chen Erbarkeit/ Billichkeit vnd menschlicher Vernunfft gemaͤß sey/ darauß zu schoͤpffen/ vnd sich demselben nach in Verfassung jhrer Decreten vnd Vrtheil aller Gebuͤhr wissen zu erzeigen/ das hat Jhr. Mayst. also der abwesenden Chur- fuͤrsten Gesandten/ auch den anwesenden Fürsten vnd andern der Augspurgi- schen Confession zugethanen Staͤnden vnd Bottschafften/ gnaͤdiger Meynung nicht wollen verhalten/ vnd troͤstlicher Zuversicht/ werden jhnen die Weg dar- durch zu schleuniger Erledigung dieser Puncten zukommen/ jhres Theils auch nicht mißfallen lassen. Vnd was ist allhie zu sagen? der Kaͤyser hatte nach vorbestellten Sachen zu viel gestattet/ vnd weil er ohn genugsame Gegenverfassung war/ auch neben dem Frantzosen den Tuͤrcken wider sich geruͤstet sahe/ sich herauß gewicklet/ wie er nur gekoͤnt. Vielleicht in denen Gedancken/ die Zeit wuͤrde solche newe emer- gentia bringen/ so waͤren die Staͤnde auch so hitziger Sinnen/ daß man bald wieder koͤnt zum newen Anfang gelangen/ vnd das Garn auff dem Haspel wie- der ablegen/ oder auff einen andern/ von mehr oder weniger Hoͤrnern auffwin- den. Gleichwol wird der Kaͤyser/ als ein Richter angelangt: Er weiß aber trefflich wohl durchzuschlingen/ bewirfft sich auff das Cammer-Gericht/ huͤtet sich vor Weitlaͤufftigkeit/ vnd haͤlt das Ruder in der Hand/ an seinem hohen Orth; verdient aber wenig Danck/ daß er den Confessioni sten nicht alsobald alles abspricht/ als wohl wissend/ wie sie suchten die gantze Welt zur Reformation zu Ander Theil. zu bringen/ welches sie nenneten/ sich von deß Pabstes vnd der Clerisey Joch ledig machen/ vnd beyde Schwerdt/ das Geist- vnd Weltliche fuͤhren/ wie der Koͤnig in Engelland sich vnderfangen. Es hatte aber der Kaͤyser die Teutsche Macht vmb etwas lernen kennen/ vnd daß die Confessioni sten/ auff den Fall es vmb das Palladium zu thun wehre/ sich nicht mehr solten trennen lassen/ weniger vndereinander verfolgen vnd vnderdrucken. So waren auch die Teutschen nicht Huͤlfflooß/ angesehen gantz Engelland/ Dennemarck vnd Schweden jhnen den Ruͤcken wuͤrden halten. Dann Carolus V. haͤtte gut Gluͤck vnd bequeme Zeit gehabt/ die Protestierenden von einander zu halten; jetzt wer es nicht mehr thunlich. Ja der Frantzoß solte nimmer vnderlassen/ vnder dem Schein der Raison d’ Estat die Marckstein seiner Graͤntzen von der Mosel biß an den Rhein zu versetzen. Vber deß gab es auch ein Eckel gegen Spanien/ daß die Burgundische Bruͤder dem H. Reich mehr Last/ als Nutzen bringen/ ja gleich- samb gar abgescheyden seyn solten. So haͤtte ein Blinder in Bohem leicht wider die Trommel ruͤhren/ vnd dieselben Voͤlcker jhrer vhralten Freyheiten erinnern moͤgen. Auß diesen vnnd andern Vrsachen mehr verschont Kaͤyser Ferdinand der Protestierenden, welches sie jhm dennoch geringen Danck sag- ten/ als der sich etwas Partheyisch erzeigte/ vnd sie dem Cammer Gericht zu vertretten vnderwürffe; da doch zuvorderst das Fuͤrsten R-echt/ vnd dann fuͤr- nemblich das Religions- Wesen dahin gar nicht gehoͤrten/ fintemahl sie auch auff den Reichs-Taͤgen/ die Majora, vnd mehrern Stimmen durchauß nicht wolten gelten lassen/ in Erwegung der Pabst zu Rom Bischoffe oder Fuͤrsten ohne Zahl machen/ vnd jhnen an die Seiten/ oder vor die Nasen setzen koͤnte/ auch die Cardinaͤl uͤber Koͤnige vnd Kaͤyser erheben. Vber diß konte Kaͤyser Ferdinand leicht mercken/ wie sein wohlgemeinter- vnd muͤhsamer Friedens- Vertrag je laͤnger je mehr gehechelt wuͤrde/ weil die Catholischen selbst seine Declaration vmb neuner Vrsachen willen verwuͤrffig hielten/ dieweil dieselbe nicht auß deß Kaͤysers Cantzley/ noch auß deß Reichs Archiven angezogen wuͤrde; auch weniger bey andern Reichs-Abschieden sich befinde; davon die Cammer nichts wuͤste/ vnd die Staͤnde nicht/ wie Anno 55. vnderschrieben; noch jemahls biß dato waͤr an Tag kommen/ oder allegiert, sondern offtmahls ver- worffen worden; zumahl das datum solte außweisen/ daß gemeldte Declara- tion, vmb einen Tag aͤlter als jhre eygene Mutter/ nemblich als der Religions- Fried. Vnd dann ein Clausel in sich hielte/ wider den in Anno 55. geschlosse- nen Religions- Fried. Vnd eben an diesem Orth liegt der Haas im Pfeffer: wer Richter seyn solle/ uͤber die einge zogene geistliche Guͤter? An diesem Orth/ vnd nirgend an- derstwo finden wir die Vrsach deß jetzigen dreissig jaͤhrigen Kriegs in Teutsch- land. Die Confessions- Verwandten beklagten sich auff dem Reichs-Tag zu Ander Theil. X Augspurg/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Augspurg/ Anno 59 daß einige Befehlch auß der Cammer zu Speyer/ von Restitution der Guͤter vnd Cloͤster/ welche sie in jhren Landen eingenommen vnd reformieret, wider sie ergangen: dann es hatten die Catholische Staͤnde vnderschiedliche mahl sich beklagt/ daß die Confessions Verwandten Cloͤster/ etc. einnehmen/ gegen die offentliche Constitution, da jhnen doch nicht erlaubt wer/ auch im geringsten keine Capellaney nach dem Passawischen Vertrag/ so Catholisch biß dahin gewesen/ zu aͤndern/ vnd weil Kaͤyser Ferdinand dieses an die Cammer zu Speyer uͤberantwortet/ klagten die Confessioni sten nochmahln uͤber die Mandata vnd vermeynten/ die Cammer koͤnte nicht Richter seyn/ son- dern es muͤsten beyderseits deputierte Personen in gleicher Zahl/ diesen Articul zu declarieren vnd zu verbessern/ benahmbt werden: Hierauff wolten die Catho- lische argwohnen daß solche deputation allein begehrt wer/ sie zu newen Pacten zu bewegen; vnd zweiffelten gar nicht/ Kaͤyser Ferdinands Meynung wer gewesen/ daß die Confessioni sten keine Cloͤster mehr/ nach dem Passawischen Vertrag solten einziehen; vnd ob gleich solcher Casus im Religions- Frieden zweiffelhafftig/ koͤnten doch die Assessores deß Kaͤyserl. Cammer-Gerichts/ vnd vielmehr der Kaͤyser/ nach Außweisung der gemeinen Rechten vnnd Billigkeit/ daruͤber ortheilen. Dann das eygentliche Ampt eines Richters bestehe darin/ daß er in zweiffelhafftigen Sachen vrtheile wie Salomon wegen deß erstickten Kindes/ zwischen den beyden Weibern/ vnd dem Gesatz den rechten Verstand gebe. Der Confessioni sten vorgeben war/ erstlich/ daß der Religion- Frieden gemacht sey/ durch Verwilligung beyder Theil/ der Catholischen vnd Religions- Verwandten/ so folge auch/ daß die strittige Sachen desselbigen von beydersetes Personen muͤssen geschlichtet werden. Welches die Catholische dem Kaͤyser allein heimb weisen/ weil solch Gesatz auß Kaͤyserl. Macht erschollen/ vnd die Fuͤrsten darzu gestimmet/ daß so viel ein jedwedern betrifft/ oder betreffen mag/ dieser Religion- Frieden vnfaͤhlbar gehalten/ vnd nach desselben Articuln vnd Jnhalt in dem Kaͤys. Gericht geurtheilt solle werden. Vnd sey ein grosser Vn- derscheid zwischen der Außlegung/ da eine judicialis, die andere particularis: Vnd werdt diese als ein allgemeines bekandtes Gesatz/ jene aber als ein Kaͤyserlicher Spru ch zu achten. Zum andern sagen die Confessioni sten/ es sey außdruͤcklich im Religion- Frieden verbotten/ keine Constitution oder Declaration desselbi- gen mehr zu machen/ oder zuzulassen; darumb weder Kaͤyser/ noch Cammer hier in was wetter vermoͤgen. Vnd ist die Gegen-Antwort; die declaratio- nes authenticæ, durch welche der Religions- Fried geaͤndert/ abgebracht/ verbes- sert/ ꝛc. solle werden (deß gleichen die Confessioni sten Anno 59. begehrt/ auch laͤngst hernach auffgewiesen/ als wer sie jhnen vom Kaͤyser Ferdinand gegeben/ vnd hie nechst widerlegt worden) seyen verbotten/ vnd gaͤntzlich auffgehaben/ aber die sententiæ judiciales gar nicht. Weil dann drittens der Kaͤyserl. Cammer vnd Assessorn befohlen/ dz sie den Friedens-Articuln zu wider nichts sollen mandiern oder Ander Theil. oder einigen Proceß ergehen lassen; muͤsse dann ein solcher Cammer- Proceß nichtig seyn. So wird geantwortet/ Es sey dem Præsidi vnd Beysitzern oder Cammer gebotten/ dem beschwerten Theil/ zugegen dem Religion- Frieden/ Vio- latorn vnd Schaͤnder/ die Iustitz zu leysten. Dieweil dann die Iurisdiction der Speyrischen Cammer in diesen causis fundirt, seye nothwendig præsumptio pro justitia processus, vnd deroselben sententz; wer auch keiner præsumption vonnoͤ- then/ dieweil die Mandata gemeiniglich geschehen in weltkuͤndigen/ vnd die keines wegs excusirt koͤnnen werden/ deß Religion Friedens Violatoribus. Nach dem dann endlich/ sprechen die Confessioni sten/ die Kaͤyser auß Verwilligung der Reichs-Staͤnde/ mit Fürbehaltung etlicher schwerer Vrtheil/ die Iurisdiction in andere causas der Speyerischen Cammer per modum contractus uͤbergeben/ so koͤñen zum wenigsten deß Kaͤysers Hoff-Rath von diesen/ zwischen den Staͤnden Controversien nicht vrtheilen. Wird aber Gegentheils bestaͤndig widersprochen/ Es werde sich nirgend finden/ daß der Kaͤyser einen Contract solt eingangẽ seyn/ daß er deß Reichs Vnderthanen in vielen causis die Iustitz nicht koͤnne admini- striern, als were der alte Reichs Stand veraͤndert/ da doch solches nicht so leich- lich haͤtte geschehen koͤnnen. Jn dessen wolte die Protestierenden beduͤncken/ der Fried gienge auff Steltzen/ wann sie sich nit fuͤrsehen/ vñ besser zusam̃en verbuͤn- den/ als im Schmalkaldischen Bund. Darumb kamen zusam̃ zur Naumburg Pfaltzgraff Friederich sampt seinem Sohn/ Hertzog Johann Casimirn/ Hertzog Augustus zu Sachsen/ beyde Churfuͤrsten: Pfaltzgraff Wolffgang/ Hertzog Jo- hañ Friederich zu Sachsen/ Hertzog Vlrich von Meckelnburg/ Hertzog Christoff/ von Wirtemberg/ sampt seinem Sohn Eberhard/ Marggraff Carle von Baden Ernst vnd Philips/ beyde Hertzogen von Braunschweig/ Ernst Fuͤrst von Heñe- berg Graff Guͤnther von Schwartzburg/ sampt vielẽ anden Grafen vnd Herꝛn. Aber Marggraff Joachim von Brand. Churfuͤrst/ Georg Friederich auch Marg- graff von Brandenb. Hertzog Joh. von Mecklenb. Barmin vnd Joh. Friederich/ Hertzogen von Pom̃ern/ Hertzog Adolff von Holstein/ Wolffgang vñ Carle von Anhalt schickten jhre Bottschafften dahin/ wie auch Landgraff Philips von Hes- sen/ welcher doch uͤber fuͤnff Tage auch persoͤnlich mit seinem Sohn Wilhelm er- schienen. Friederich der ander/ Koͤnig in Dennemarck/ vnd die Fuͤrsten von Luͤ- nenburg erklaͤreten jhre Meynung vnnd Einhelligkeit mit den andern Fuͤrsten schrifftlich. Es hatte zwar diese Versamblung den Nahmen/ als wer es vmb Revision der Augspurgischen Confession zu thun/ weil nit alle exemplaria gleich lautend befunden wuͤrden/ vnd zumahl eine Vorꝛede daran zu setzen/ welche nicht jede Fuͤrsten vnderschreiben wolten/ wegen vngleicher Außlegung/ so die Heydelberger uͤber dem Nachtmahl deß Herꝛn behielten; Auch schuͤtzte man fuͤr/ die Saͤchsische Brandenb. vnd h essische haͤtten jhre Erbvereynigung erne- wern wollen. Doch wuͤrde auff Cath. Seite ein anders geargwohnet. Pabst Pius IV. schrieb das vnderbrochene Concilium wieder auß nach Trient/ vnd X ij verschickte Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ verschickte zween Nuncios deßwegen/ die sich auch zur Naumburg angemeldet/ vnd die anwesende Herꝛn/ weil sie selbst nicht allerdings in Glaubens-Sachen einig weren/ zum Gehorsamb mit allem annehmlichen Versprechen/ eingela- den; wurden aber beantwortet/ daß sie die Protestierende Niemand vor ein Obern erkenneten/ als den Kaͤyser/ mit Widerhohlung der Mißbraͤuche in der Roͤm. Kirche/ vnd jhrer gruͤndlichen Eynigkeit: Doch wolte der Pabst an sei- nem Fleiß nichts erwenden lassen: wie er dann auch in Franckreich gesand/ ein angestelltes Gespraͤch zu Poissy wegen der Religion zu hindern. Aber in dessen wurd Engelland vnd Schottland seinem Gehorsamb schier gaͤntzlich entzogen/ ob gleich die Waldenser in Saphoyen vnderdruckt/ vnd die Protestierenden in den Niederlanden noch nicht konten empor kommen/ oder sich vest machen. Mit dem Jahr 1563. endete sich das Concilium zu Trient/ im achtzehenden Jahr/ nach gehaltener ersten Session: welches gleichwohl gewaͤret nur zwey/ vnder Paulo III. vnder Iulio III. eins/ vnd vnder Pio IV. zwey/ demnach zusammen fuͤnff Jahre. Dem Roͤm. Stuhl war erfrewlich/ daß Abdisu Patriarch in Assyrien sich in Person angemeldet/ vnd den Kirchen-Satzungen vnderworffen. Wie auch/ daß hernach die Reussische Kirchen vnder vier grossen Bisthumbern sich von der Griechischen Kirchen zu der Roͤmischen gewendet; vnd daß die Jesui- ter auß Jndien eine Bottschafft wegen derselben Voͤlcker nach Rom zu wegen gebracht. Hingegen protestierte Franckreich wider das Concilium, als ob solches seiner Hoheit abbruͤchig; vielleicht weil wegen der hohen Hand vnd Sitz Spannien jhme widersprochen/ vnd der Pabst den getroffenen Fried mit den Hugenotten vor verdammlich erkant hatte. Jn deß schied Kaͤyser Fer- dinand von dieser Welt/ vnd hinderließ seinem Sohn Maximiliano, der laͤngst zum Roͤm. Koͤnig erkohren vnd gekroͤnet war/ das Kaͤyserthumb/ dieser Kaͤyser hatte in Hungarn vnd Siebenbuͤrgen/ dem Tuͤrcken Widerstand zu thun/ viel zu schaffen/ vnd brauchte zum Feldherꝛn Lazarum Svvendy, der jhm zwar hohe trewe Dienst mit der Faust geleystet/ aber schier alles mit Verthaͤdigung der Augspurgischen Confession verworꝛen. Er hielt einen Reichs-Tag zu Augspurg/ wegen deß Religion- Wesens/ deß Cammer-Gerichts/ der Müntz-Ordnung/ vnd deß Tuͤrcken Kriegs. Die Protestierenden hielten an/ wie offter erwehnet/ vmb Freystellung der Religion in den Stifftern: der Churfuͤrst/ Pfaltzgraff wurd verklagt/ wegen Ernewe- rung in der Lehr/ vnd Abschaffung etlicher Prediger/ so der Augspurgischen Con- fession zugethan gewesen/ vnd dann wegen freyer Stiffter. Das erste verblieb im alten Strich; das andere uͤberkam eine Außlegung/ durch allerhand Ent- schuldigung. Was aber das Weltliche belangt/ wolte gedachter Churfuͤrst erweisen/ die beyde Stifft Neuhausen vnd Sinßheimb/ welche vom Bischoff von Wormbs angesprochen wurden/ weren der Pfaltz vnmittelbar eygen; darbey Ander Theil. darbey es sein Verbleibens etlicher massen behalten. Doch wurd Wilhelm von Grumbach/ vnnd nach jhme Hertzog Johann Friederich von Sachsen seinet- wegen in die Acht erklaͤrt/ in Gotha belaͤgert vnd bezwungen/ endlich gar ent- haͤuptet/ der Fuͤrst gefaͤnglich/ hingefuͤhrt/ vnd Gotha/ wie auch Grimmenstein geschlayffet. Die Vrsach war diese: Wilhelm von Grumbach war am Marggraͤffischen Hoff erzogen/ vnd in viertzig Jahr gehalten/ biß er zu Culm- bach Statthalter worden. Als nun die Vehde zwischen seinem Herꝛn Marg- graff Albrechten/ vnd den Bischoffen angangen/ hatten sich zwar beyde Par- theyen wegen der Lehen-Leuthe Diensten vergliechen/ hielten aber nicht aller- dings/ nachdeme der Marggraff sich mit dem Kaͤyser vor Metz vertragen/ vnd noch weniger/ als er im Braunschweiger Land die letzte Niederlag empfangen: darumb wurden diesem Grumbach sampt seinem Anhang/ noch vnder vorigem Kaͤyser/ seine Guͤter eingezogen. Vñ als Anno 1558. der Bischoff zu Wuͤrtzburg von fuͤnffzehen Reutern/ so vor dem Wirthshauß hielten/ von der Cantzley rei- tend/ erschossen worden/ gab mans diesem Grumbach schuld/ konte es aber nicht erweisen. Doch macht er sich noch verdaͤchtiger/ als er die Statt Wuͤrtzburg durch List eingenommen/ vnd der geistlichen Haͤuser gepluͤndert/ jhnen auch ein Vertrag abgenoͤtiget. Hertzog Johann Friederich von Sachsen nam sich seiner an/ vnd wolte von jhm nicht lassen/ was auch die Staͤnde/ oder der Kaͤyser selbst vor Abmahnung vnd Warnungen thaͤten. Dieweil dann leichtlich hier- auß ein grosses Fewer entstehen/ auch der Religion- Fried angefochten werden koͤnnen/ wie dann etliche auffruͤhrische Schartecken/ sonderlich die Nachtigal/ herumb geflogen/ als were diese Execution ein Anfang den Passawischen Vertrag zu durchloͤchern; darumb beschloß das gantze Reich/ der Sachen mit Macht abzuhelffen/ wie auch durch den Churfuͤrsten auß Sachsen geschehen/ als er von dem Tuͤrcken-Zug wider auß Hungarn zu Land kommen. Jn dessen gab es schier in allen siebenzehen Provintzen der Niederlanden manchen Tumult vnd Auffstand/ dieweil der Koͤnig in Spanien das Land in gewisse Bisthuͤmb mit Verguͤnstigung deß Roͤmischen Stuhls vertheilet/ die Inquisition, welche hiebevor wider die Maranen oder Juden in Spanien/ oder etwann auch zu Rom wider die eingeschlichene Ketzer bestimbt gewesen/ mit Gewalt eingefuͤhret; dadurch die Provintzen jhre Freyheit geschmaͤhlert meyn- ten. Es kam aber der Hertzog von Alba mit Kriegsvolck/ vnd macht/ daß die Fuͤrnehmbste fluͤchtig/ oder Kopffs kuͤrtzer worden: damit das Vbel zwar ein wenig gestillet/ aber nur desto eyferiger worden/ als wann ein Wasser den vorge- schuͤtzen Damm endlich durch bricht/ vnd vmbreißt: Vnd hat dieses Vnwesen den Printzen von Vranien zu einem sehr grossen Mann gemacht/ ob es schon viel Muͤhe/ Gefahr vnd Blut gekostet: Also macht sich der Printz von Vranten/ X iij sampt Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ sampt seinen Bruͤdern/ auß dem Land: der von Egmond vnd Horn wurden als Rebellen enthaͤuptet; wie auch auff der andern Seit Don Pacieco Haupt- mann/ deß Hertzogen von Alba Bluts-Freund/ weil kein Quartier noch gelten wolt/ auffgeknuͤpfft; welches Exempel hernach so viel gegolten/ daß die Ran- tzionen nach Stands Gebuͤhr geschlossen vnd gehalten worden. Vnnd ist schroͤcklich daß der von Alba sich beruͤhmbt/ er haͤtte durch Henckers Hand biß in achtzehen tausend Geusen/ das ist/ Ketzerische Niederlaͤnder hinrichten lassen. Koͤnig Philips merckte aber wohl/ daß er der Sachen zu viel gethan/ vnd nur den Abfall vermehret; darumb ließ er das praͤchtige Triumph-Bild/ so der von Alba zur ewigen Gedaͤchtnuß lassen auffrichten/ niederꝛeissen/ vnd seine Schwester/ die Koͤnigin in Hungarn/ Dõ Ioan de Austria, hernach die Hertzogin Parma/ Caroli V. Natuͤrliche Dochter/ zu Regentinnen in das Land kommen. Von diesem Niederlaͤndischen Krieg gibt es mancherley vnnd wiederwaͤrtige Gedancken/ in dem etliche meynen/ es haͤtte Spanien das Trientische Conci- lium in seinen Erblanden vnd Koͤnigreichen einzuführen solcher Gestalt ange- nommen/ weil vermuthlich ein grosser Eyfer zu der Religion, vnd Nachdruck wider die Ketzer der gantzen Welt Hertz vnd Gewogenheit solte erlangen. Dar- auff dann erfolgen muͤste eine rechte Kriegs-Schul/ damit man allzeit in Waf- fen stuͤnde/ zu welcher kein Land mehr Volckreicher noch Kernhaffter seyn koͤnt/ als eben diese Niederlanden/ welche eyntzelen den Koͤnigen in Franckreich man- nichmahl grossen Widerstand gethan: Auch koͤndte Franckreich wo nicht be- zwungen/ doch in Forcht vnd Zaum dardurch gehalten werden: Darumb man Spanischer Seite zu keinem Fried verstehen solte. Es wollen aber andere vor bekandt außgeben/ diese Niederlanden haͤtten wohl so viel Spanier auffgerte- ben/ als die Jndien; vnd alles Jndianische Gold verschlungen/ ja den Koͤnig aller baarer Mittel entbloͤsset/ vnd in grossen Schulden-Last gestecket; weit an- derst/ dann der von Alba jhm eingebildet/ nemblich eine guͤldenene Quell zu setzen/ die Armens dick solte fliessen. Dann es hatte Spanien schon in den ersten acht Jahren bey den Kauffleuthen sechs Tonnen Golds auffgenommen/ ohne was die Kriegsvoͤlcker noch zu fordern gehabt. Schier vnglaͤublich ist/ daß Koͤnig Philips Anno 1599. soll gesagt haben/ er haͤtte fuͤnff tausend/ fuͤnff hun- dert vnd sechtzig vier Millionen Ducaten mit kriegen/ in Franckreich vnd Nie- derland verspielet. So funden die Geusen damahls in jhrer ordentlichen Außgab vier hundert vnd zwantzig Tonnen Goldes/ ohn was Raub vnd Plün- derung verderbt hatte; welcher in der einigen Statt Antorff/ an Baarschafft ohne die Kleinodien geschaͤtzet worden viertzig Tonnen Golds. Jn diesen Krieg haben sich gemischt die Engellaͤnder vnnd Frantzosen/ auch Pfaltz vmb etwas/ vnd dann das Hauß Oesterꝛeich; theils auß Eyfer wegen der Religion, theils auß Hoffnung einigen Gewinnes/ theils auß Miß- gunst. Ander Theil. gunst. So hat man sich auch beyderseits wunderlicher Weise muͤssen lencken vnd wenden/ wann die Gelts-Mittel gemangelt/ vnd etwann derentwegen die Kriegs voͤlcker gerumoret/ oder gar auffruͤhrisch worden: so mancher kostbaren Belaͤgerungen/ so vielen sehr scharffen Treffen/ zu geschweigen; biß endlich nach Rath Iusti Lipsii, diese Martialische Voͤlcker auß den Waffen zu der Kauffmannschafft vnd uͤber die Buͤcher/ oder Manufacturen zu bringen/ ein zwoͤlff Jaͤhriger Stillstand getroffen/ bey welchem es allerhand corruptiones vnd Vortheil abgeben/ vnd der Krieg wieder angegangen: der dann durch Vorschub vnd Mitwürckung deß Frantzosen so gar eyferig gefuͤhrt worden/ daß die übrige gehorsame Provintzen deß Koͤnigs dadurch in grossen Abgang/ vnd eusserste Gefahr gerathen. Zumahl der Frantzoß die Gothalanen in seinen Schutz genommen/ die Portugiesen zum Abfall bewegt/ den Saphoyer auff seine Seyte gebracht/ den Lothringer vertrieben/ den Fuͤrsten zu Monaco außge- kaufft/ bey dem Teutschen Vnwesen den Rhein gefasset/ das Alpengebuͤrge er- oͤffnet/ vnd die Spanische Macht an viel vnd weit entlegene Orth gezogen/ vnd sein eusserstes gethan/ der Spanischen Monarchi im Lauff zu stehen. Es hat zwar Spanien muͤssen leyden; daß man jhme wegen der Burgundischen Laͤnder vnd eroberten Koͤnigreichen Portugal mißguͤnstig worden; aber auch nicht gefeyret/ weil dem vermeynten Koͤnig Antonio Huͤlff wiederfahren/ das Wasser in Franckreich truͤbe zu machen/ vnd die starcke Parthey der samptlichen Guisen wieder den Koͤnig zu vnderhalten/ biß das Rad deß vnbestaͤndigen Gluͤcks sich gewendet/ daß die Niederlanden leichtlich vom Hauß Spanten abgerissen/ vnd gaͤntzlich an Franckreich/ dahin Flandern sonderlich gehoͤrig/ ge- wachsen weren. Endlich sahen die abtrünnige Provintzen/ daß sie in schwerem Schul- den-Last stecketen/ sie auff Franckreich sich nicht bestaͤndig zu verlassen/ vnd nicht bald wider solche herꝛliche conditionen, als Spanien wegen grosser Trangsahl vor dißmahl angebotten vnd gelobet/ wolte er je dem Frantzosen gewachsen seyn/ erlangen koͤnten; darumb liessen sie sich vor gantz freye Voͤlcker/ an welche weder Spanien/ noch Oesterꝛeich in Ewigkeit nichts mehr zu suchen hatten/ erklaͤren/ vnd machten mit Spanien ein ewigen Friede/ im Jahr 1648. welchen der Frantzoß gern hindern wollen/ vnd darbey nichts geschonet noch gespahret. Also vermeynen diese Laͤnder jhre Freyheit zu beobachten/ wie die Schweitzer/ vnd Vene ci aner: moͤgen doch zusehen/ daß es jhnen nicht ergehe/ wie den Ditmarsen/ oder Gothalanern. Dann wollen sie sich an keinen Potentaten hangen/ so haben sie keine Huͤlffe zu hoffen: vermeynen sie allein maͤchtig genug zu seyn/ so ist das Exempel deß gantzen Griechenlandes/ der fürnehmen Staͤtte/ Athen/ Carthago/ Tyr vnd Sidon/ ja der Koͤnigin aller Staͤtte/ Rom/ vor Augen/ daß/ was eusserlicherlicher Gewalt nicht kan/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ kan/ jnnerlicher Ehrgeitz vnd Mißgunst verursachet. Allein ist Wundersamb/ daß in achtzig Jahren/ ein so kleines Land/ gegen andern zu rechnen/ vnd nur ein achten Theil an Spanien besetzen kan/ so viel uͤberstanden/ vnd nunmehr die gantze Welt trutzet: welches fürnemblich geschicht/ wegen der baaren Gelt- Mitteln/ so durch die Kauffmannschafft auß allen vier Enden der Welt dahin fliessen; vnd dann wegen der vielen Schiffen/ die geschwind ein vnd außlauf- fen/ vnd allen Vberfluß herzufuͤhren. Jetzund vnvermeldet/ daß diese Voͤlcker zu Wasser vnd zu Land von kleinem Kind auff gelernet kriegen/ darzu sie durch Spanien genoͤthiget worden. Jhr Vermoͤgen kan man auch dahero ermessen/ daß sie zwey hundert vnd acht starcke Staͤtte/ uͤber sechs tausent drey hundert Doͤrffer/ ohne Schloͤsser vnd Herꝛen-Haͤuser/ die gleichsamb vngezahlt da lie- gen/ als der von Alba zu jhnen kommen/ besessen: Darumb auch die Spanier es vor ein einige Statt hieltẽ/ weil die Staͤtte so nahe aneinander gelegen/ vnd mit Wasser-Graͤben/ vnd Daͤmmen/ wie die Haͤuser mit Gallerien vnd Gaͤngen/ zusamm gefuͤgt waren. Wie reich nun die particularen seyen/ mag man davon abnehmen/ daß der letzt verstorbener Moͤsch Greffier in Holland/ vier Millionen an baarem Geld hinderlassen/ der doch von geringem Herkommen gewesen. Haͤtte er noch wenige Jahr leben sollen/ wuͤrde er es dem Ferrat Bassa, den der Tuͤrckische Kaͤyser Anno 1595. lassen hinrichten/ vnd fuͤnff Millionen Goldes bey jhme gefunden/ bald vorgethan haben. Doch machen diese vier Millionen Hollaͤndisch nicht uͤber sechtzehen mahl hundert tausend Reichsthaler. Wann aber ein Diener zu solchem Vermoͤgen koͤnnen gelangen/ was solten der Herꝛen vnd Staaden Kisten wohl muͤssen halten? Wer dann nun wolte vberschlagen/ was vor baare Gelder/ vnd Kernhaffte Mannschafft auff beyden Theilen auff- gangen/ wie viel Schiffe gesuncken vnd verdorben/ wie manche Vestung gebawt/ oder niedergerissen/ vnd bezwungen worden/ vnd solches alles in eine Summ zusammen schlagen/ der wird muͤssen bekennen/ daß Spanien/ wann er diese maͤchtige Landschafften im Gehorsamb haͤtte beherꝛschet/ eben hiermit die gantze Welt dem Türcken vnd Persianer/ gleich wie vor zeiten Rom gethan/ bezwin- gen koͤnnen. Sintemahl berichtet wird/ daß diese Provintzen in kurtzer Zeit/ biß in viertzig Millionen Golds zum Orlog geschossen; welches wohl glauben kan; der das Gewerb vnd die Besatzungen verstehet; wie nechstoben angedeutet wird/ vnd glaubt/ daß der Hertzog von Parma vor sechtzig tausend Mann Mo- natlich muͤssen haben sechs hundert/ vnd ein vnd siebentzig tausend Guͤlden: Vnd die Staaden jnnerhalb zweyen Jahren uͤber neun vnnd dreissig hundert tausend Guͤlden zum Krieg geschossen. Vnd wann man der Hollaͤnder Macht zu Wasser uͤberschlaͤgt/ wird man schier so viel kleine vnd grosse Schiff finden/ als im Lande Haͤuser sind. Der Ander Theil. Der sechszehende Discurß. Von den Regenten in den Niederlanden/ als dem Hertzog von Alba; Commendeur Requesentz; Don Ioan de Austria; Hertzog von Parma; Ertz-Hertzog Ernst: Graff von Fuentes; Ertz-Hertzog Albrecht: Jhren Tugenden vnd Maͤngeln; Vnd wie endlich Fried zwischen Spanien vnd den Hollaͤndern worden. E S moͤchte aber jemand gedencken/ ob dann der Koͤnig in Span- nien auß so vielen Landschafften/ die er beherꝛschet/ nicht solt taugliche Regenten funden haben/ die Niederlanden in Gehorsamb zu halten/ vnd mit manier zu regieren. Darauff ist die Antwort/ daß jede Regenten zwar jhre scheinbahre Tugenden gehabt/ aber auch der Maͤngel vnd Faͤhler sich nicht koͤn- nen allerdings/ als Menschen entschütten; Jn Betrachtung auch nicht wenig bey dem Spanischen Hoff/ nach welchem sich ein Regent zu richten/ mit vnder- geloffen. Darauß dann abzunehmen/ daß der Himmel der Spanischen Mo- narchy diesen Dorn in den Fuß gestossen/ damit sich je dermann dem wanckelba- ren Gluͤck vnderwuͤrffig befinde. Der erste Regent in den Niederlanden war der Hertzog von Alba/ der hierin fuͤrnemblich gefaͤhlet/ daß er der Niederlaͤnder h umorn vnd Zuneigungen nicht gekennet/ noch verstanden. Dann wann sich ein Bereiter in deß Pferds Natur/ so er Zaum vnd Spohren recht will machen/ nicht schaͤmet zu schicken/ damit er mit der Zeit ein voͤlligen Gehorsamb erlange; warumb solte solches nicht von einem Regenten nothwendig geschehen? Als der freche Jüngling Alcibiades sich vnderfangen wolte/ die Hauptstat in Griechenland Athen/ vnd durch dieselbe alle andere zu regieren/ fragte jhn der hochverstaͤndige Socrates ob er die Kunst zu regieren/ dann gelernt haͤtte/ vnd von weme? Mit dem Erin- nern/ daß keiner sich vor ein Bereiter/ oder Lautenisten wuͤrde doͤrffen außgeben/ wann er das Schul-Recht nicht verstuͤnde. Gleich wie heut zu Tage die vom Adel werden herfuͤr gezogen/ als haͤtten sie alles in Mutterleib gelernet. Also hatt es vielleicht diesem Hertzogen von Alba auch an einem Lehrmeister gefaͤhlet. Dann er zumahl nicht wollen mercken/ daß mehr durch Gelindigkeit/ als durch Strenge bey vernuͤnfftigen Leuthen außzurichten; weil er in seinem Handel vnd Wandel sich viel zu rauhe vnd stoͤrꝛig erzeigt/ welches etwann in Spanien die beste Manier seyn moͤchte. Wann aber die Niederlaͤnder vor andern etwas Ander Theil. Y hoͤfflich Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ hoͤfflich seyn wollen/ auch an der Hoch-Teutschen Ernsthafftigkeit ein Mißfallen tragen/ so fern daß sie auch sehr gelindiglich gegen Kindern vnd Bedienten ver- fahren; dennoch auch der Frantzosen zu viel grosse Freundligkeit/ als uͤbrigs Liebkosen einer Mutter/ vor vntauglich halten; begehren demnach von jhren Herꝛn vnd Vorstehern eine mittelmaͤssige Freund vnd Holdseeligkeit/ die sich nicht zu weit inhalte/ auch nicht zu weit herauß lasse. Haben also die Nieder- laͤnder mehr von sich selbst gehalten/ als die dienstbare Jndianer/ vnd lieber Gut vnd Blut wollen auffsetzen/ dann in Dienstbarkeit leben. Es kan auch an die- sem Regenten getadelt werden/ daß er voller Mißtrawen gestorben/ welches in Kriegshaͤndeln wohl das allerbeste/ aber nicht allzeit im Regiement/ weil alß- dann einer den andern foͤrchtet vnd anfeindet/ einer auff den andern lauret/ vnd Wort vnd Thaten mit neydischem Hertzen auffnimbt vnd außleget: Welches uͤbel vmb so viel aͤrger/ daß es Wurtzel behaͤlt/ vnd nimmer gaͤntzlich mag außge- rottet werden. Dann was man einem Neydischen verheisset/ schencket vnd thut/ bleibt verdaͤchtig/ als were alles Boͤse darunder verborgen: ja die taͤgliche Erfahrung bezeuget/ daß solch Mißtrawen nicht anderst/ als durch der einen Parthey jederweilen durch beyder Vndergang hingelegt wird; gleich wie ein Oehlflecke in dem Wollen Kleyd bleibt/ vnd vmb sich frisset/ biß an das Ende. Mag auch eine Vermessenheit jhme haben angekleibet/ in dem er vermeynet/ es sey kein Ding so wichtig vnd schwer/ welchs er jhme entweder durch Scharpff- sinnigkeit/ oder durch Macht gluͤcklich außzufuͤhren nicht getrawete/ als stunde er auff sich selbst/ vnd haͤtte auff niemand anders zu sehen. Welchem Faͤhler gantz nahe verwand ist der jenige Hochmuth/ daß der Mensch seinen Feind verachtet/ vnd hiedurch selbst befoͤrdert. Dann gleich wieder jenige/ der ein geringe Wund oder Kranckheit an seinem Leibe/ oder ein kleine Fewrfunck in seinem Hause nicht in acht nimbt/ sich selbst/ seine Gesundheit/ Leben vnd Nahrung in Gefahr setzt; also thut auch/ wer seinen Feind gering achtet/ vnd so lange zusie- het/ biß er jhm fast uͤber den Kopff gewachsen: dadurch der Feind ein grossen Muth fasset/ vnd von dem uͤbrigen auch wohl hoffen kan; der Schlaͤfferige aber manchen Vortheil verliehrt vnd kleinlauts werden muß. Sonderlich aber hat dieser Regent sein Augenmaaß uͤbel genommen/ daß er/ nach dem er den ersten Einfall der Niederlaͤnder gluͤcklich gebrochen/ nicht alsobald die am Wasser vnd Meer gelegene Staͤtte in Holl- vnd Seeland angegriffen/ vnd vnder seinen Gewalt gebracht/ sintemahl deren nicht uͤber fuͤnff oder sechs gewesen/ die den andern allen ein Naßband seyn konten. Sein grosses Bild auß Ertz/ zu Antorff auffgerichtet/ bracht jhn vmb allen Glimpff/ auch bey seinem Koͤnig selbst: Jn welchem Stuͤck er billich vnvergessen seyn sollen/ was Cato sagt: Es sey jhm lieber/ daß man frage/ warumb jhm kein Bild auffgesetzt werde/ als daß man frage/ warumb man jhm ein Bild setze. Jm Ander Theil. Jm übrigen war dieser Hertzog vnder die vornehmbste Kriegshelden der- selben hundert Jahren zu zehlen/ auch vielen vorzuziehen/ weil er mit herꝛlichen Tugenden/ vnd Kriegsnoͤthigen Stuͤcken begabt gewesen: welches die Zuͤge vnder Carolo V. genugsamb bezeugen. Dann er war in allem seinem Fuͤrha- ben vnerschrocken/ bestaͤndig/ klug vnd vorsichtig/ daß er dem Feind wider allen Einfall jederzeit vorgebawet/ auch niemahlen etwas freventlich gewagt/ oder sich bloß geben: so fern/ daß/ wann er schon keinen Feind in der naͤhe zu foͤrchten/ er gleichwol sein Laͤger/ nach Art der Roͤmer/ jederzeit bevestigen/ vnd auffs beste mit aller Notthurfft versehen lassen: brache nicht auff/ es wer dann alles wohl erkuͤndiget. Vnd weil die Kriegs-Ordnung das Heer/ wie die Seel den Leib regieren soll/ uͤbersahe er niemand etwas; Ja wann einer allein ein Huhn ent- frembdet hatte/ muste er deßwegen Straff leyden. Dahero dann erfolgt/ daß in seinem Laͤger allzeit guter Vorꝛath zu finden gewesen/ vnd der Haußmann bey seinen Durchzuͤgen nimmer gewichen/ sondern froh gewesen/ daß er mit geringer Muͤhe seinen Vberfluß koͤnnen zu Geld machen. Vnnd dieses vmb so viel mehr/ weil er die Kriegs-Aempter nicht nach grossem Ansehen vnd Geschlecht/ noch auff einiger Freunde Vorschrifften/ sondern nach Tugend vnd Verdienst außtheilet: vnd also auß schlechten vnd gantz geringen Herkommens Soldaten/ Hauptleuthe/ Wachtmeister vnd Obriste/ Maestri del Campo genant/ machte/ welches auch den allergeringsten Soldaten auffmunterte/ vnd bey hohen vnd niedern ein freyen Gehorsamb verursachte/ dieweil der Weg zu hohen Aemptern vnd Ehren nicht verbawt/ sondern gantz offen stunde. Er selbsten pflegt zu sa- gen: Sold vnd Straff sollen beysamm stehen: Vnd wann man den Hauß- mann vnbelaydigt lasse hab man vor kein Proviand zu sorgen. Nicht zu ver- gessen ist/ daß er all sein Anschlaͤge/ Sinn vnd Gedancken so bedeckt vnd heimb- lich hielte/ daß mancher Anschlag offtermahls verꝛichtet gewesen/ ehe man es innen worden. Er war nimmer ohn tieffe Gedancken/ vnd redet sehr wenig/ weil er es einem Mann vor die groͤßte Schand hielte/ wann er seine Zung nicht zwingen solt: wie er dann zum Sprichwort führte: wer nicht schweigen kan/ taugt weder zu Herꝛendiensten/ noch zu Kriegsverwaltungen. Diese Tugen- den vnd die obige Faͤhler haben manchesmahl gehandwechselt/ nach den Bege- benheiten; wie dann auch an seinen Nachfahren zu spuͤhren. Dann Ludwig Requesentz/ groß Commendor in Castilien/ hat zwar nicht lang regieret/ wurde doch von maͤnniglich vor auffrichtig geliebet. Er war ein Liebhaber der Tugend/ hoͤrete vnnd beantwortete Jedermann gantz freundlich/ vnd hatte viel guts im Sinn: allein faͤhlete es jhm an deme/ daß er in Widerwaͤrtigkeit/ vnnd da er von den Mißguͤnstigen so wohl bey seinem Koͤnig/ als den Niederlaͤndischen Landsassen hinein gehawen war/ sich zu klein- muͤtig erzeigt/ welches alles er nicht achten/ sondern rund herdurch gehen sollen. Y ij Aber Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Aber Ioan di Austria war behertzt/ darneben gütig vnd freundlich/ arbeit- samb/ vorsichtig/ vnverdrossen/ versaͤumbte kein Gelegenheit/ was einmahl be- schlossen/ setzte er fort/ was versprochen/ hielt er trewlich: wohl beredt/ hohes Verstands vnd guter Gedaͤchtnuß/ gluͤcklich in seinen Anschlaͤgen/ weil er sie zu- vorn wohl uͤberlegt vnd bedachte. Anderer Leuth Rath braucht er gern/ ja liesse sein eygenen Sinn fahren/ vnd folgte einem andern. Gegen einem dapfferen Kriegsmann erzeigt er sich/ wie gegen seinem Bruder/ vnd ließ kein tapffere That vnbelohnt: hielte scharpffe Kriegs- disciplin. Jn Summa/ er war im Krieg vnverzagt vnd vnverdrossen/ ausser deme gantz zahm vnd mild: in ge- meiner Beywohnung aber erzeigte er sich/ wie seines Stands hohen Personen gebuͤhrt. An jhme moͤchten die Politici tadeln/ daß er den zu Gent gemachten Friedenschluß vnderschrieben/ welches bey Antrettung seiner Regierung/ durch ansehnliche Geistliche mit vielem Vnderꝛeden geschehen. Als er nun gese- hen/ daß er sich dieser Gestalt gantz bloß gegeben/ vnd ein grossen Faͤhler began- gen/ also daß er auch weder zu Bruͤssel/ noch zu Mecheln sicher vnnd verwahrt seyn koͤnte/ hat er die Sach mit sonderlichem List angegriffen/ vnd vnder dem Schein/ daß er auff die Jagt reiten wolte/ sich auff das Schloß zu Namen bege- ben/ vnd nothwendiger Weiß das zuvor hinweg geschickte Kriegsvolck wieder zurück fordern muͤssen. Als er aber befunden/ daß er durch Mißguͤnstige bey seinem Bruder dem Koͤnige in Spanien betragen worden/ als ob er selbst nach der Herꝛschafft uͤber die Niederland stünde. Nam er solches zu viel zu Hertzen/ daß er daruͤber erkrancket/ vnd endlich verstorben. So gar ein boͤses schaͤdliches Vnthier ist der Mißgunst: so gar ein vnleidliches Ding ist es allen Koͤnigen/ Fuͤrsten vnd Potentaten/ wann man sagt/ ein ander stehe jhnen nach dem Re- giement; so gar schmertzt es kein Aug/ wann es etwann von aussen angestossen vnd verletzt wird/ als eines Koͤnigs Hertz/ wann es mit diesem Argwohn getrof- fen ist. Dann ob wohl das Anbringen nichtig vnnd falsch/ gebaͤhrt es doch gemeiniglich ein Mißtrawen/ auß welchem nichts dann boͤses herkommen kan. Nach diesem Regenten kam in die Niederlande der Hertzog von Parma/ welcher dem Koͤnig in Spanien sehr ersprießliche Dienst gethan/ vnd den meh- rern Theil der Landen wieder zu Gehorsamb gebracht; dannenhero vnder die fuͤrnehmbste Kriegshelden zu zehlen; Jnsonderheit wann man den damahligen Zustand der Niederlaͤndischen Provintzen/ deß Feinds Macht vnd Vestungen/ aͤußlaͤndiger Koͤnigen/ Fuͤrsten vnnd Potentaten Verbundnuͤssen mit dem Feind/ an Geld vnd Volck zugeschickte Huͤlff uͤberlegt: vnd daß dazumahl/ als er in Niederland kam/ nicht wohl ein eintziges Orth haͤtte/ da er seinen Fuß setzen moͤchte/ dann das Hertzogthumb Luͤtzelburg vnd die Graffschafft Namen zu geschweigen/ daß jhme vom Koͤnig befohlen worden/ zugleich zu einer Zeit den Ander Theil. den Krieg gegen Franckreich vnd Niederland zu führen: Da dann auch biß- weilen der Vorꝛath an Geldt so gering gewesen/ daß es nicht wohl zu glauben. Dahero der Hertzog nit allein sein selbst eygen Einkommen/ zu Bezahlung der Kriegsvoͤlcker angewendet/ sondern auch sein Land vnd Leut mit vntraͤglichem Schnldenlast beladen hinderlassen. Jn seinen Anschlaͤgen war Er glücklich/ in seinen Sitten freundlich/ gegen maͤnniglich freygebig/ klug/ geschickt/ ver- staͤndig/ vorsichtig; darneben wann es noth thaͤt/ kuͤhn vnd vnerschrocken. Jn all seinem Handel vnd Wandel/ in Haußhaltung/ an der Tafel/ etc. war gleichsamb ein Koͤnigliche Magnificentz zu sehen. Kein Arbeit verdroß Jhn/ kein Gefahr erschreckt Jhn: vnd war bey widerwaͤrtigem Gluͤck leydsamb vnnd gedultig/ bey Verlust standhafftig vnd vnempfindsamb. Sein Großmuͤtigkeit erscheinet darauß/ daß Er am End seines Lebens/ da Er einem Toden fast gleich sahe/ sich zu Pferd gesetzt/ vnd auff deß Koͤnigs Befehl wieder ein Zug in Franck- reich vorgenommen. Jn Verꝛichtung seiner zuvor wohlbedachten Anschlaͤgen war Er vnbeweglich/ vnd von sich selbst spitzfuͤndig. Endlich war er auch so vnpartheyisch/ daß jhm gleich galte/ was Nation jemand were; wiewol er von etlichen beschuldigt wird/ daß er seinen Jtaliaͤnern zu viel geglaubt vnd getrawet habe/ vnd daß er die Verlaͤumbdungen/ damit er bey dem Koͤnig verunglimpfft worden/ jhme mehr zu Hertzen gehen lassen/ dann sichs gebuͤhrt haͤtte; dahero dann ein schwere Kranckheit auff sich geladen/ auß welcher der Tod bald gefolgt ist. Hat also gleichen Lohn mit seinem Vorfahren durch die Boßheit der Mist- guͤnstigen erlangt. Ertz-Hertzog Ernst starb zu fruͤhe/ weil die Leute seiner nit werth waren. Er erzeigte sich in seinen Sitten ernsthafftig/ in Anschlaͤgẽ gruͤnd- lich/ in Verheissungen getrew/ in allen Tugenden eyferig/ eines vnbefleckten Lebens/ fragte nach keinem Weibsbilde/ in Worten kurtz aber tieffsinnig/ ein ab- gesagter Feind der Lůgen/ wie auch aller Schmeichler vnnd Ohrenblaͤser/ gegen die seinen/ denen er trawen moͤgen/ mehr dann frey gebig/ hatte zwar mehr Lust zum Friede/ als zum Krieg/ versorgte gleichwol alles was zum Krieg gehoͤrt mit allem Fleiß; hatte zwar viel guter Gedancken vnd Rathschlaͤge/ so zu deß Nieder- landes hoͤchstem Nutz wuͤrden gereicht haben/ bey sich beschlossen: in dem er aber auff Gelegenheit dieselbe ins Werck zu richten wartet/ muͤste er von dieser Welt scheyden/ vnd dem Grafen von Fuentes das Regiement auff die jenige Zeit hin- derlassen/ biß Ertz-Hertzog Albrecht in die Landen kommen. Gleichwol ist dieser Graff von Fuentes fast der gluͤckseeligste gewesen vn- der allen Fuͤrsten/ so dem Niederland vorgestanden/ weil er in so kurtzer Zeit solche Sachen verꝛichtet/ daß er bey maͤnniglich in ein hohes Ansehen kom̃en. An tapf- ferem Gemuͤth faͤhlet es jhm nit/ war gluͤcklich dann andere Kriegs-Obriste/ vn- verzagten Hertzens/ als der sich kein Gefahr/ oder andere Schwerlichkeiten er- schrecken ließ; ja er verschluckt vnd verdawet alles wie Zucker: war sonsten im Y iij zu- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ zu- vnd abgehen freundlich vnd sprachsamb/ versuchte das Gluͤck jederweilen etwas mehr dann zu viel/ war etwas anzufangen keck/ aber noch viel kecker im außfuͤhren/ insonderheit dem Koͤnig uͤber die massen getrew. So wohl im Laͤger/ als in Staͤtten hielte er vnder dem Kriegsvolck gute Zucht/ straffte das Boͤse ohne Vnderscheyd der Persohnen. Doch hatte er mit der Zeit so wohl als andere den Verleumbdern herhalten muͤssen/ weil die Tugend fast kein andern Lohn zu gewarten hat. Endlich kompt Ertz-Hertzog Albrecht in die Regierung/ bey welcher Zeit viel wundersame Faͤlle sich begeben. Er war uͤber die massen keusch vnnd zuͤchtig/ konte auch das wenigste vnzuͤchtig Wort nicht leyden: Zu geistlichen Sachen verwendet Er Jaͤhrlich mehr denn hundert tausendt Gulden. An Weißheit vnnd Verstand thaͤt es jhm keiner seiner Raͤthe bevor/ weil er viel weiter sahe/ vnd bey rechter Zeit alle Notthurfft verschaffte. Jn seinen Red vnd Antworten war er so maͤssig/ daß Er nicht leichtlich ein uͤbrigs Wort ge- braucht/ noch auch ein nothwendiges außgelassen/ hatte ein so starckes Ge- daͤchtnuß/ daß Er auff dreissig oder viertzig vorgelegte Puncten in selbiger Ordnung/ wie sie Jhm vorgelegt waren/ fein nach einander bescheydentlich Antwort ertheilte. Jn Außtheilung der so wohl Geist-als Weltlichen digni- teten vnd Aemptern war Er uͤber die massen vorsichtig/ darneben sehr gluͤck- lich. Die Tugend hat Er vor allen Dingen lieb/ vnd befoͤrderte die jenige/ so darmit begabt waren/ einen jeden nach seines Stands Gelegenheit. Er war so scharpffsinnig vnnd durchdringenden Vrtheils/ daß/ wann Er ein Menschen einmahl angesehen/ Er stracks wuste/ was in jhme steckte. Ge- braucht zwar in seinem Wesen vnnd Worten ein Koͤnigliche Hertzhafftigkeit/ war gleichwohl darneben frewdig vnd holdseelig/ also daß/ wann Er etwann merckte/ wie sich jemand was forchtsamb erzeigte/ Er denselben alßbald mit freundlichen Worten auffrichtete/ vnd gleichsamb wieder zu sich selbst brachte. Vber dem jenigen/ was Er zugesagt/ hielt Er steiff vnd vest/ betroge niemand/ verhiesse auch nichts/ was Er nicht halten wolte. Wann Jhm etwann ein vnversehene Beschwerligkeit auffstiesse/ war Er darumb nicht vnverzagt/ son- dern fuhr in deme/ was beschlossen/ dapffer fort. Zufallende Gefahren/ vn- versehene Schaden/ Bedrohungen/ ja auch wider Jhn ergriffene Waffen/ ließ Er sich wenig anfechten/ nicht anderst/ als ob er ein Loͤwen Hertz haͤtte. Kein Ding hat jemahlen so viel bey Jhm vermoͤcht/ daß Er Trew vnd Zusag gebrochen/ oder von Recht vnd Billigkeit abgewichen/ also daß auff sein Wort/ wie auff ein feste Mawr zu trawen gewesen. An Gesicht vnnd Geberden hat man nicht einige Stoͤrꝛigkeit/ sondern vielmehr eine sattsame Liebligkeit an Jhme vernehmen koͤnnen: Jn seinen Worten vnd Reden merckte man jederzeit/ es gienge wie es gieng/ ein sonder- liche Ander Theil. liche Maͤssigkeit/ also daß Er fast kein Wort sprach/ das zu viel oder zu wenig were/ Er pflegte zu sagen/ eines Fuͤrsten Gemuͤth muͤste viel hoͤher seyn/ dann daß ein Luͤgen darein kommen koͤndte/ weil dieselbe eines forchtsamen vnd zag- hafften Hertzens Anzeig sey. Niemand hat jemahln gesehen/ daß Er sich bey gutem Gluͤck uͤberhoben/ oder bey wiederigem were verzagt worden; hat niemanden einige Gutthat auffgeropfft. Jn aller Kranckheiten/ mit welchen Er uͤbel geplagt gewesen/ von allen derselben Pein vnnd Schmertzen hat niemand jemahlen einig Zei- chen der Vngedult an Jhm vernommen/ auch nicht/ da Er in den letzten Zuͤgen lage/ vnnd jetzund seine Seele dem Allerhoͤchsten Richter auffopffern solte. Jn Kriegszeiten/ vnd wann Er zu Feld lag/ hielt Er sich so wohlgemuth/ vnd sicher/ als ob Er daheimb zwischen seinen Trabanten in einem Lust garten spatzieren gienge/ vnd erzeigte viel mehr Hertzens/ als seine Leibskraͤfften nicht vermoͤchten. Jn Gefahr zu Wasser vnd Land/ ließ Er sich so gar nichts an- gehen/ eben als wann er zu Bruͤssel vnderschiedliche Leben oder Seelen in einer Kisten zum Vorꝛath haͤtte: so gar verließ Er sich auff GOTTES Gnad vnd Fuͤrsehung. Wann Er zu Pferd saß/ war Er nicht anderst anzusehen/ als von den alten Kriegshelden einer; der deß Reitens vnnd der Mathema- tischen Kuͤnsten sehr wohl erfahren/ vnd mit sonderm Luste die Werck im Laͤger vnd sonsten besichtigte. Wie gar Er auch der hoͤchsten weltlichen Ehr nichts geachtet/ erscheinet darauß/ daß Er zweymahl/ erstlich ehe Matthias, darnach ehe Ferdinandus zu Kaͤysern erwehlt worden/ solche Hoheit von sich geschoben/ da doch sehr wenig zu finden/ welche solch Kaͤyserliche vnd Koͤnigliche Cronen von sich weisen/ sondern vielmehr durch allerley Mittel/ boͤse vnd gute Fuͤndlein be- gehren vnd suchen. Nach dieses Ertz-Hertzogen Ableiben hat seine Wittibe/ bald ein Ertz- Hertzog auß Oesterꝛeich/ bald ein Jnfant auß Spanien die Niederlanden be- herꝛschet/ vnd zwar in gar kurtzer Zeit/ mehr auß Gutachten deß bestellten Raths/ als eygenem Willkuͤhr/ sonderlich nach deme ein zwoͤlffjaͤhriger Still- stand der Waffen getroffen/ vnnd nach Außgang desselben der Krieg wieder angegangen/ vnd der Frantzoß sein gantze Macht wider die Spanische Landen auffgebracht. Das Gluͤck wolte dem Hauß Spanien den Ruͤcken kehren/ vnd konte sein alte Tuͤcke nicht lassen. Dann als man meynte/ Franckreich vnd Engel- land haͤtten zu Hauß genug Arbeit/ Jtalien vnd das Schweitzer Gebuͤrg muͤß- ten Paß vnd Repaß gestatten/ Teutschland wer gefasset/ vnd nun koͤnte Nie- derland nicht laͤnger widerstreben/ noch ohne frembde Huͤlff bestehen; da springt der Frantzoß ab/ macht Buͤndnuß mit den Hollaͤndern vnd Schweden/ vernichtet Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vernichtet alle Hoffnung/ vnd bringt es so weit in Gothalanien/ Portugall/ Jtalien vnd Teutschland/ daß Spanien dem Hauß Oesterꝛeich keine erkleckliche Huͤlff mehr leysten koͤnnen/ vnd auff sich selbst sehen muͤssen; Etliche Haupt- treffen/ so uͤbel abgeloffen/ schwaͤchten die Spanische Macht/ bevorab wegen Geldt mangels/ vnd grosser Vngelegenheit zur See/ vnnd der Wechsel- Baͤncken/ daß es schiene/ die uͤbrige gehorsame Provintzen muͤsten auch gar verlohren gehen/ weil auff der einen Seyten der Frantzoß/ vnd auff der andern die Hollaͤnder jhme die beyde Arm anfielen. Darumb gedachte der Koͤnig/ die Hollaͤnder solten ein grossen Titel der Freyheit/ vnd die Suͤsse deß Friedens/ dar- nach sie so lang getrachtet/ ja derentwegen sie so viel Blut vergossen/ vnd so grosse Schulden gemacht/ nicht außschlagen: darneben sich auch erinnern/ dz den Fran- tzosen wegen deß Hertzogen von Alantzon Exempel/ nicht wohl zu trawen/ vnnd daß jhr eygen Regiement jmmer wanckend ist/ wie ein Schiff auff dem Meer. Ja daß Henricus IV. jhrer vnerwart/ mit Spanien in Frieden getretten: Vnd da die Frantzosen solten den Meister spielen/ vnd Braband vnd Flandern wieder vnder sich bringen/ mehr vnertraͤglicher Nachbarn werden/ als die Spanier. Welcher Vorschlag endlich/ vnd nach vielem Vnderhandeln gelungen/ daß nunmehr die Hollaͤnder in gutem Vernehmen mit Spanien stehen/ Jhme den andern Arm frey/ vnd vngehinderte Gelegenheit lassen/ mit dem Frantzosen sich herumb zu schlagen/ vnd das verlohrne wieder zu erlangen. Ob nun mit der Zeit Spanien sich mit Franckreich setzen/ vnd die Hollaͤnder zur Außbeut machen; oder ob Franckreich in sich selbst verworꝛen; den Hollaͤndern keine Huͤlff mehr leysten/ vnd sie wieder vnder das Spanische Gebieth bezwungen sollen werden/ wird die Zeit eroͤffnen. Der Ander Theil. Der siebenzehende Discurß. Von Beschaffenheit der Niederlanden: Wie viel Millionen sie Jaͤhrlich geben koͤndten: Von deren Fruchtbarkeit vnnd uͤbrigem Vermoͤgen. Wie viel an den Niederlanden gelegen: Ob sie noch moͤchten vnder Spanischen Dominat kommen. Geld-Mangel erweckt Meuterey vnd Abfall. Von der Tuͤrcken guter Kriegs-Zucht. Endlich von den Wasser- Graͤben/ so in diesen Landen gezogen worden. Von dem Staadischen Regiement vnd von dem Printzen von Vranien. D As ist aber ein wundersamb Werck/ daß die Spanier alles Gelt / so sie auß beyden Goldreichen Jndien übergebracht/ in den Niederlan- den verspielt vnd verlohren/ sich selbst arm/ vnd die Hollaͤnder reich gekrieget haben/ welche nunmehr an Gold vnd Silber so uͤberfluͤssig worden/ daß sie den gantzen Hollaͤndischen Boden mit Ducaten koͤndten uͤberlegen vnnd be- decken; da hingegen in Spanien kupfferne Muͤntz/ wie man vermuthet/ biß in dreissig Millionen Goldes gehet/ als were sie auß der Hollaͤnder al- ten Kesseln geschlagen/ dahero etliche Spanier sagen doͤrffen/ wann sie von GOTT dem Allmaͤchtigen die Wahlhaͤtten/ entweder Spanien/ oder Niederland in Besitzung zu nehmen/ sie wolten Spanien fahren lassen/ vnd Niederland behalten. Dann es einmahl gewiß ist/ daß Niederland in seinem kleinen Begriff mehr schoͤner vnd reicher Staͤtte hat/ dann Spanien mit sampt Portugall; mehr dann Jtalien/ mehr dann Franckreich/ ja mehr dann Franck- reich vnd Jtalien zugleich. Das gantze Land/ vnd mehrer Theil der Staͤtte seynd so vest/ vnd wohl versehen/ deßgleichen nirgend zu finden: die schoͤne Fel- der/ Gewaͤlde vnd dergleichen ist nicht wohl zu beschreiben. Was aber das Meer/ vnd die allenthalben durchlauffende Stroͤm belanget/ ist an guter Gelegenheit dergleichen vnder der Sonnen nicht zu finden. Das Land ist so reich an Ein- kommen/ Zoͤllen vnd dergleichen/ daß/ wann alle Provintzen vnder deß Koͤ- nigs Gewalt stuͤnden/ vnd nach jetziger Hollaͤndischer Art regiert wuͤrden/ man uͤber die fuͤnfftzehen/ vnnd mehr Millionen wuͤrde Jaͤhrlich haben koͤnnen. Ja es darff einer/ in einem Buͤchlein zu Ambsterdamb Anno 1590. gedruckt/ vor- geben/ man koͤndte auß den siebentzehen Provintzen Jaͤhrlich in anderthalb hun- dert Millionen erzwingen/ wann man allein erstlich auff die Vnbewegliche/ zum andern auff die Essen-Speiß vnd andere Notthurfft/ zum dritten auff die ein- kommend vnd außgehende Güter vnd Wahren/ ein ertraͤgliche Schatzung legen Ander Theil. Z wolte; Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ wolte; welches gemeldter Seribent darzu thun sich vermessen/ vnd rechnet ohnge faͤhr anderthalb hundert tausend Faͤsser Bier/ so in diesen Landen ver- than werden/ in- oder ausser Lands gebrawen/ vnnd setzt auff jedes Faß zwen Guͤlden Accis oder Herꝛen-Geld. Wann auch uͤber dreissig tausend Faͤsser Rheinischen/ vnd so viel Frantzen/ endlich fuͤnff tausend Spanischen Wein in diese Landen Jaͤhrlich kommen/ vnd ein jede Flaͤsch fünff Steuffer zahlt/ ma- chen sich dannenhero vier Millionen. Von den taͤglichen Speisen folgen Jaͤhrlich mehr dann viertzig Millionen. Vnd was koͤnten Zoͤlle/ Licenten/ vnd Aufflagen; die Haͤuser/ die vnruͤhrende Guͤter/ vnd die Menschen selbst vor grosse Summen abgeben. Was nun zu Vnderhaltung deß Leibs noͤthig/ haben diese Laͤnder bey sich selbst/ außgenommen Oehl/ Holtz vnd Wein. Vnd ob wohl daselbst kein Wein waͤchset/ ist doch kein Land/ da man mehr allerley Wein finden koͤnne/ also daß der Spanisch/ Rheinisch vnd Frantzoͤsisch Wein allda eben so genug zu finden/ als da ein jeder selbst gewachsen. Die Stroͤhme vnd Wasser sind so Fischreich/ daß allerley Fisch von dannen in weit vnd nahe Landen verfuͤhret werden. Al- lerley Fleisch ist uͤberfluͤssig/ vnd hat ein besondern Geschmack deß Wildpraͤts ist eben viel/ sonderlich an Gevoͤgeln. An Buttern vnd Kaͤß ist ein solcher Vberfluß/ daß das Land gleichsamb im Butter schwimmet/ vnd man wohl sagen kan/ Holland allein gebe so viel Milch/ als in Franckreich Wein wachse. Deß Leinwaths wird so viel gemacht/ daß es allen andern Landen mittheilet; vnd dessen ist ein Theil so edel/ daß ein Stuͤck von zwey vnd zwantzig Brabantischen Elen wol hundert Cronen gilt/ vnd am Gewicht nicht uͤber sechs/ sieben oder acht Vntzen haͤlt: Demnach weit koͤstlicher/ als der Byssus, von deme die Alten so viel melden. Was will man sagen von allerhand wuͤllen Gewand vnd Tuͤchern? von schoͤnen Teppichen vnd dergleichen? welche durch die gantze Christenheit/ auch in Tuͤrckey/ ja in China vnd Japonien/ vnd gar in die newe Welt verfuͤhret/ verkaufft vnd vertauscht werden? die Mahler Kunst geht in starckem Schwang/ vnd sollen wohl deren mehr in Antorff allein sich finden/ als in gantz Teutsch- land/ Franckreich/ Jtalien vnd Spanien. Die Manufacturen oder Handwer- cker/ so in Niederland gemacht werden/ thuns allen andern Außlaͤndischen fuͤr. Die Jnwohner sind allerley Spraachen erfahren/ vnd sprechen dieselben wohl so zierlich/ als jhr angeborne Spraach/ biß auff die Weiber/ so etwann vier oder fünff reden/ vnd ist niemand schier/ der nicht zwo oder drey Spraachen rede. Zu freyen Kuͤnsten vnd Wissenschafften sind sie sehr geneigt/ vnd lassen sich die- selbe zu lernen keine Arbeit verdriessen/ also daß sie in allen Faculteten fuͤrtreff- liche Leuth haben/ vnd mit starcken Besoldungen vnderhalten/ an vielen Orthen hohe Schulen stifften/ die Lateinische/ Griechische/ Hebraische/ Chaldaische/ Syrische Ander Theil. Syrische vnd Persische Spraachen Wunder sehr treiben: ins gemein Iovia - lischer Complexion, sonderlich das Weiber Volck/ welches sich fast zu viel der Sauberkeit an Kleydung vnd Haußhalten befleisset; Vnd was sonderlich zu verwundern/ Haͤndel vnd Kauffmannschafft eben so wohl/ vnd schier mehr treibt/ dann die Maͤnner. Was den Schiff-Handel belangt/ ist bey jhnen nicht frembd/ daß einer vmb die gantze runde Erd vnd Wasser-Kugel herumb fahre. Die Wallonen sind die beste Fußknecht/ die Gelderer die beste Reuter: Schloͤsser vnd Vestungen wissen sie vor andern Nationen zierlich vnnd vest zu bawen: Jn Zuruͤstung der Schiffen thun sie es den Venetianern bevor/ klug in Anschlaͤgen/ vnverdrossen im Fortsetzen/ vnnd bestaͤndig im Voll- fuͤhren. Vorlaͤngst wuͤrd gesagt/ der Niederlaͤndische Krieg allein haͤtte den Koͤnig in Spanien zwey hundert vnnd viertzig Millionen in sechtzig Jahren gekostet: vnd wann Ludovicus XIII. jnnerhalb wenig Jahren zwey hundert Millionen wider die Hugenotten verkriegt/ wie das Buͤchlein Aduis berichtet/ vnd darne- ben sieben Laͤger vnderhalten vnd besoldet/ nemblich zwey in Franckreich/ eins zu Wasser/ eins wider die Genueser/ eins im Veldlin/ eins in Holland/ vnd eins in Teutschland; hat man sich uͤber dieser Summ der zwey hundert vnnd viertzig Millionen nicht zu verwundern/ sondern die erst gesetzte Summ der fuͤnff hundert Millionen vor gewiß zu glauben. Dieweil bey allen diesen Kriegen sich so maͤchtige Potentaten eingemischt/ vnd fast Jaͤhrlich so viel auff die Vn- derhaltung der vertrawlichen Correspondentzẽ, entretronidos genant/ vnd an- dern nicht so gar hochnoͤthige Außgaben/ nicht viel weniger auffgehet/ als auff der Kriegsvoͤlcker Besoldung. Vnd wo wird man ein Land vnder der Sonnen finden/ daß in so engen Bezirck ein jnnerlichen Krieg biß in siebentzig vnnd mehr Jahr außgestanden habe? Braband/ Geldern vnd Flandern haben die Spitz abbeissen/ vnd das meiste besauren müssen/ vnd befinden sich dennoch gegenwaͤrtiger Zeit so reich vnd maͤchtig/ als haͤtte sie nichts ůberloffen: Vnd wann schon Doͤrffer von sechs biß in zehen hundert Haͤusern in die Aschen fallen/ stehen sie in einem Jahr/ vnd weniger so herꝛlich wieder auff/ als weren sie nimmer verheeret worden. Die Hollaͤnder hatten vorgenommen/ durch das Mitternaͤchtige Meer/ vnd durch die Eyß-Berge in Jndien zu brechen/ vnnd musten auff dem Eyß lange Zeit/ in staͤtiger Nacht vnd Finsternuͤß der auffsteigender Sonnen er- warten; in dessen aber wider die Wilden/ weisse Baͤren vnd Fůchse streiten; wer- den auch nicht nachlassen biß sie diesen kuͤrtzern Weg zu einer Bahn bringẽ. Wz sie vor Schaden auff der See/ von den Spaniern vnd Wilden in beyden Jndien Z ij erlitten/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ erlitten/ ist nicht zu beschreiben; biß sie es endlich zu einem grossen Gewinn gebracht. Vnd ob schon jhre Sach anfangs gantz verhaßt gewesen/ als wi- dersetzten sie sich wie Rebellen jhrer angebohrnen Obrigkeit/ haben sie es doch so weit gebracht/ daß sie von vielen Koͤnigen/ Fuͤrsten vnd Potentaten der Chri- stenheit in Verbuͤndnuß auff- vnd angenommen worden: Sie fuͤhrten mit der Koͤnigen in Franckreich Geld vnd Volck jhre Kriege/ der Koͤnig in Engel- land/ vnd fast alle Teutsche Fuͤrsten griffen jhnen vnder die Arm/ mit ersprieß- lichem Vorschub. Vnnd damit sie bey allgemeiner Vnruhe etwas Lufft schoͤpffen moͤchten/ haben sie in Teutschland Vnwesen erweckt oder vnder- halten/ vnd Maͤnniglich wider den Kaͤyser vnd das Hauß Oesterꝛeich erꝛegt/ den Bethlem Gabor zum Krieg auffgezogen/ dem Pfaltzgraffen die Bohemische Cron dargebotten vnd beliebig gemacht/ den Koͤnig in Dennemarck in Teutsch- land gebracht/ den Hertzogen von Saphoy vnd die Venetianer gestaͤrckt/ die Roscheller vnd Hugenotten wider den Koͤnig in Franckreich vnderhalten/ vnd immittelst gleichwohl deß Koͤnigs vnnd der Cron Franckreich gute Freund ge- blieben/ welches ein fürtrefflicher politi scher Griff seyn muß. Einsmahls ruͤsteten sie uͤber hundert grosser Schiffe/ in dreyen Jahren/ welche sie vnder ver- schiedenen Obristen nach West-Jndien mit vnglaͤublichem Kosten abgefertigt/ von welchen der mehrere Theil den Spaniern vnd dem Abgrund zu theil worden; Vnd mag leicht/ daß diese Armada uͤber zehen Millionen gekostet: dergleichen Vnkosten vnd Schaden wiederfuhr jhnen in Ost-Jndien. Auch belaufft sich der Verlust von den Duͤnkerckern vnd auff dem Heringsfang uͤber fuͤnff Mil- lionen; auch hat die Belaͤgerung/ vnd vergebliche vorgenommene Entsatz der Statt Breda/ wie bekant/ zwantzig Millionen verzehrt/ vnd stunden noch uͤber neun Millionen auff Zinsen zu bezahlen; Vnd werden dennoch weder muͤde noch arm/ sondern greiffen den Spanier an zur See/ helffen dem Koͤnig in Franckreich vnd Dennemarck/ auch Engelland/ ohne was den Teutschen Fuͤr- sten von jhnen vor Huͤlff wird geleystet. Wie viel nun an den Niederlanden gelegen/ mag man auß Gelegenheit deß Landes erachten/ zwischen Franckreich/ Teutschland vnd Engelland/ als ein Zaum oder Naßband: Wer nun die Niederlanden in seinem Gewalt haͤtte/ koͤndte uͤber alle Nachbaren herꝛschen. Vnd dienet dem gantzen Spanien/ zu einer starcken Vormawr noch darneben; welches deßwegen keinen Nachbarn zu foͤrchten/ dieweil die Herꝛschafft deß gantzen Meers/ oder der Welt hieran hanget. Vnd wann Spanien auß diesen Landen wer außgetrieben/ koͤndte er in Spanien selbst nicht sicher seyn. Wie nun grosse Herꝛn hohe Schulen stiff- ten/ darauß fuͤrtreffliche gelehrte Leut erwachsen; also haltẽ sie jhre Ritter-Fecht- vnd Reit-Schulen/ nach dem Exempel der Ottomañischen Porten/ auff daß sie geuͤbte Soldaten uͤber den Außschuß jmmer zu in Bereitschafft haben: welches zwar Ander Theil. zwar viel thut/ aber bey weitem nicht/ was die würckliche Schuhl/ in staͤtigem Krieg vermag/ da ein Feind den andern auffmuntert/ vnd klug machet. Es erfolgt aber hierauff/ was Lycurgus den seinigen zuvor verkuͤndiget/ sie solten mit einem Feinde nicht lange Zeit kriegen/ damit derselb nicht jhrer Manieren gewohne/ vnd die Kunst lerne/ auch wider sie selbst gebrauche; wie mit den The- banern geschehen/ die endlich der Spartaner Meister geworden. Vnd hie moͤchte einer vor vnmuͤglich halten/ was die obengesetzte Kriegs- Helden nicht koͤnnen zu Werck richten/ nemblich die voͤllige Eroberung dieser siebenzehen Provintzen/ vnd eine newe Huldigung gegen dem Hauß Spanien; darumb dann dieser letzte Fried billig geschlossen worden; man wolte dann die Voͤgelin der Lufft kauffen/ vnd sein Geld ohn Hoffnung eines Genieß hinweg werffen. Doch soll ein muthiger Potenta das Hertz vnd die Hoffnung nim- mer sincken lassen/ fuͤrnemblich wann er betraͤchtet/ daß Augustus nach Iulij Cæsaris Tod das Roͤmische Reich endlich gantz friedlich besessen vnnd regieret. Wer haͤtte geglaubt/ daß/ nach dem die Roͤmer zwo Haupt-Schlachten wider die Carthaginenser verlohren/ Martius mit den wenig uͤberbliebenen Roͤmern seine Feind so gar wieder auff das Haupt schlagen sollen? Jst es nicht ein Wunder/ daß ein fast geringes Staͤttlein in Spanien Numantia/ den Roͤmern zwantzig Jahrlang widerstanden/ vnnd zu vnderschiedlichen mahlen grossen Abbruch gethan? Wie ist es muͤglich/ daß Holl- vnd Seeland/ zwo so geringe Pro- vintzen uͤber achtzig Jahr dem maͤchtigsten Koͤnig nicht allein widerstanden/ vnd das jhrige beschuͤtzt/ sondern denselben auch in Ost- vnd Westen/ ja in Spanien selbst an greiffen doͤrffen? uͤber deme/ daß bey waͤrendem Krieg in Franckreich/ ja fast durch die gantze Welt jhre Waffen vnd Macht gesehen vnnd empfunden worden. Hat aber nicht Don Johan von Oesterꝛeich fast mit einer Handvoll Volcks der Staaden Kriegsheer biß auff das Haupt geschlagen vnd erlegt? Hat nicht Marquis Spinola die Statt Breda also belaͤgert/ daß er dieselbe in zehen Meil Wegs vmb vnd vmb mit mehr dann zwey hundert Schantzen beschlossen? vnd wiewohl alle Notthurfft in so langer Zeit zu Land von acht Meilen Wegs muͤssen zugefuͤhrt werden; Die Staaden auch neben dem Kriegs Volck/ ge- waltige Huͤlff auß Franckreich/ Engelland vnd anderst woher zu Feld gebracht hatten/ sie doch nicht allein das Laͤger/ sondern auch nicht einige Convoy an- greiffen doͤrffen. Man moͤchte wohl sagen/ daß Graff Moritz/ der sonsten viel außgerichtet/ vnd in so viel Jahren die Kriegs-Kunst zimblich gelernet hatte/ dazumahl all seiner Kunst vergessen; in dem er wohl wuste/ auff wie lange Zeit die Statt Breda versehen gewesen/ in mittelst nicht vor ein andere Statt geruckt/ vnd dieselbe belaͤgert (wie in waͤrender Belaͤgerung der Statt Ostende ge- schehen) sondern viel vergebliche Mittel zu Land vnd Wasser vorgenommen/ deren doch keines gluͤcken wollen. Vnd wer wolt glauben/ daß Spinola, nach Z iij dem er Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ dem er sein Laͤger vnnd alle Wercken wohl besetzt/ den Hollaͤndern hab vnder Augen ziehen doͤrffen; da hingegen derselbe/ nicht ohne scheinbare Schmaͤh- lerung seiner zuvor erlangten Reputation, nicht eines sich sehen lassen? Vnd dieses alles solte niemand leichtlich glauben/ wann es nicht so vielfaͤltig be- schrieben/ vnd von maͤnniglich beglaubet were. Vnd was doͤrffen wir wetter gehen/ als daß wir Kaͤysers Ferdinandi II. Exempel vor vns nehmen? der hatte vnderschiedliche Feinde zugleich auff dem Halse: Bethlem Gabor war mit den Tuͤrcken/ der von Jaͤgerndorff mit den Lutheranern/ der Pfaltzgraff mit den Calvinisten/ die Hungarn mit dem Landvolck auff den Beynen: darneben liessen sich an vnderschiedlichen Orthen der Marggraff von Durlach/ Fuͤrst Christian von Braunschweig/ der Manßfeld vnd andere mercken; Also daß sieben vn- derschiedene Laͤger wieder ein geringe Anzahl der Kaͤyserischen Kriegsvoͤlcker vnder dem Hertzogen auß Baͤyern/ vnnd dem Graffen von Bucquoy zu Feld waren: vnd den Kaͤyser vmbringt hatten/ daß er fast nichts uͤbrig hatte/ als die Statt Wien/ vnd dennoch sie alle gedempfft/ vnd Teutschland mit so vielen Voͤlckern überschwemmet/ daß er grosse Haubt-Armeen in Holland/ in Pohlen/ vnd in Jtalien schicken koͤnnen. Wie gar wurd aber diese vnermaͤßliche Macht in so kurtzer Zeit hernach vernichtet/ als der Hertzog von Friedland vor Stral- sund muͤssen abziehen/ vnd die Schweden so manches Treffen/ mit geringer Macht erhalten/ daß der Kaͤyser in Regenspurg gleichsamb belaͤgert/ auß Wien gewichen/ vnd in Prag nicht kommen doͤrffen? Wie demuͤtiget Kaͤyser Maxi- milian die Venetianer/ durch ein paar sie greiche Treffen/ daß sie das feste Land in die Schantz schlagen/ vnd sich auff jhrer Jnsul allein halten muͤssen? Dann wen das Gluͤck einmahl anfaͤngt zu drucken/ denn laͤßt es so bald nicht wieder empor kommen. Welches dann gemeiniglich durch Geldt Mangel erscheinet/ wann die Kriegsvoͤlcker meutenieren/ oder gar überfallen: Wie dann eben vmb dieser Vrsachen willen die Staͤtte Ziricksee/ ter Goes vnd ter Tolen/ sampt den Jnseln darinn sie liegen/ verlohren/ vnd die Vnderthanen fast ins gemein/ wegen uͤbel hausen der Kriegsvoͤlcker/ von der Spanischen Parthey sind abgewendet wor- den. Daß Frießland abgefallen/ vnd an die Staaden sich ergeben/ ist keiner andern Vrsach anzuschreiben. Auch haben sich die vornehmbste Staͤtte in Holland/ weil man dem Kriegsvolck kein richtigen Sold gereichet/ sondern allen Muthwillen gestattet/ deßgleichen vom Koͤnig abgezogen. Vnd hie faͤlt mir eben ein/ daß wir Christen vns billich zu schaͤmen haben/ wann die Tuͤrcken in diesem Stuͤck vns weit vorgehen/ dann ob wohl in dersel- ben Lager gemeiniglich biß in drey mahl hundert tausent Mann sich befinden/ doch kein Geruͤcht/ kein Tumult/ kein Zanck noch Hader/ kein Fluchen noch Gotts- laͤstern gehoͤrt wird/ also daß man das gantze Laͤger vor ein Moͤnchskloster ansehen moͤchte. Die Wege/ Strassen vnd alles wird in denselben so reiniglich gehal- ten/ Ander Theil. ten/ daß man den wenigsten Vnlust nicht siehet; Zumahl sie jhren eygenen Vnflat/ wie die Jsraeliter in der Wuͤsten/ alsobald in die Erden verscharꝛen. Man spuͤhret da kein Spielen/ Fressen vnd Sauffen/ sondern ein jeder behilfft sich so genaw vnd spahrsamb/ daß auch in den gemeinen Schlacht-Stellen deß gantzen Laͤgers kaum zwantzig geschlachte Rinder zu finden; weil ein jeder Sol- dat seine Speiß/ die doch fast nichts anders ist/ als Brod/ Knoblauch/ Zwiebeln eingemachte Concombern/ Raͤttich vnd dergleichen bey sich traͤgt/ vnd kein an- dern Tranck begehrt/ als dz fliessend Wasser. Jhm wird durchauß kein Rauffen oder Fechten gestattet/ dahero dann auch zu Solimanns Zeiten der Welibeeg/ welcher den Ansambag/ so fuͤr den tapffersten vnd staͤrckesten Kriegsmann ge- haltẽ wuͤrde/ zum Kampff herauß gefordert hatte/ von den Bassen hart gestrafft/ etlich Monat lang verhafftet/ vnd sonst vor dem gantzen Laͤger verschimpfft habẽ; weil sie vor vngeraͤumbt/ ja fuͤr eine Schand hielten/ daß ein Türck den andern/ da doch der Christen so viel vorhanden/ gegen welchen sie jhre Tapfferkeit erzeigen koͤnten/ solte auffreiben/ vnd dadurch dem Laͤger ein Abbruch/ dem Feind aber ein grossen Vortheil thun wollen. Damit aber solche Kriegs-Zucht desto besser vnderhalten/ vnd maͤnniglich zur Tapfferkeit angereitzet werde/ werden alle Em- pter/ ohn einig Ansehen/ weß Stands oder Wuͤrden/ jemand seyn moͤchte/ allein den jenigen/ welche sich gegen dem Feind am tapffersten verhalten/ vnd Kriegs Wissenschafft haben/ auffgetragen vnd verliehen. Daher es auch kompt/ daß die Oberste vnter jhnen gemeiniglich Bauren/ oder schlechter Leuth Kinder sind/ welche vermittelst tapfferer Kriegsthaten allgemach zu solchen Ehren Emptern auffgestiegen; Vnd ist solches den vornehmbsten Regenten oder Befehlchs- habern bey jhnen viel mehr eine Ehr/ dann eine Schand. Wie gehet es aber bey den Christen? Es solte zwar niemand zu einigem Kriegs-Ampt befoͤrdert wer- den/ er haͤtte dann drey oder vier Jahr fuͤr ein schlechten Soldaten gedienet. Niemand solt Hauptmann koͤnnen werden/ er haͤtte dann deß Vnderhaupt- manns/ oder Fenderichs-Stell vertretten; niemand solte die Hoheit eines Ober- sten jhm traͤumen lassen/ er haͤtte dann die Hauptmañschafft mit grossem Ruhm gefuͤhret. Dann wie solte der jenige den Kriegsvoͤlckern gebieten koͤnnen/ der also frisch/ vnd gleichsamb auß der Aesch/ nagelnew von Hooff/ oder auß der Schuhl kompt. Was Kriegs-Erfahrenheit soll der jenige haben/ der kaum ein blossen Degen gesehen? Wie will der jenige die Gewaffnete anfuͤhren/ der selbst nie keine Waaffen getragen? wie will dieser vnter dem Kriegsvolck Regiement vnd Zucht halten/ der noch nit weiß/ was solches sey/ oder worin es bestehe? Jch halte gaͤntzlich darfür/ daß dahero viel herꝛlicher Anschlaͤge zu nicht/ viel Schlach- ten verlohren/ viel Vestungen uͤbergeben/ vnnd in Summa gantze Laͤger vnd Kriegsheere zu schanden gericht werden/ weil man mit vngeschickten Obristen/ Hauptleuten vnd Officirern bedient ist/ vnd hohe Sachen/ daran die Vnder- haltung vnnd der Vndergang deß gantzen Regiements vnd Stands hanget/ den Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ den jnugen außgeputzten/ vnd auffgebuͤfften Feder-Haͤnßlein vnd Junckern vertrawet worden. Soll dann ein solcher von achtzehen oder zwantzig Jahren einem alten erfahrnen Kriegsmann uͤber die Nase fahren/ der doch kaum ein toden Mann gesehen/ vnd von dem Kriegswesen redet/ wie der Blinde von der Farb? Was sollen die versuchten Soldaten gedencken/ wann sie sehen/ daß solche vntaugliche junge Buͤffel/ die noch ehgestern dem Feld-Herꝛen auffge- wartet/ oder sonst einem Fuͤrsten bey Taffel zum vorschneiden gedienet/ vnd solche Verdienst in einem Briefflein herbey bringen/ uͤber alle den Vorzug haben. Noch soll von diesen Landen vngemeldet nicht bleiben/ daß sie/ dem Ge- werbe zu Behuff/ mit tieffen Canaln vnd Wassergraͤben aneinander gefuͤgt sind/ vnd gleich wie vermittelst einer Brücke von einem Vfer zu dem andern/ also ver- mittelst dieser Canaln auß einem Land in das andere lauffen. Vnnd ist diese Manier/ die Stroͤhme abzulainen/ kein newer Fund/ sondern von allen Zeiten gebraucht worden. Dann Xerxes der Persianer ließ den Berg Athos durch- schrotten/ vnd das Meer durchlauffen/ zur Bequehmlichkeit seiner Flotte. Also ließ Cyrus vor jhm den Strom Cydnus in viertzig Baͤchlein verleyten/ daß er einem Weib nicht uͤber die Knie gangen. Von Koͤnig Sesostris ist nicht zu sagen/ wie er den starcken Fluß Nilum in Egypten von der Koͤniglichen Statt Memphis in viel Stroͤhme getheilet/ nicht allein das Land allenthalben zu waͤs- sern/ sondern auch vor Feindlichem Einfall zu verwahren. Ein ander Koͤnig/ genant Nebo/ fuͤhrte ein Grabẽ von neun tausend Schritt lang/ vnd eines Mor- genlands breit/ in ein See geleytet. Denen wolte Ptolomæus nichts bevor geben/ vnd fuͤhret von Pelusio ein gewaltigen Canal/ mit Schleusen zu An- vnd Ablassung deß Wassers versehen. Noch soll dieses alles geringschaͤtzig seyn/ gegen dem grossen Koͤnigreich China, welches fuͤnffzehen Provintzen begreifft/ deren jede so groß/ als das beste Koͤnigreich in Europâ. Daselbsten finden sich fuͤnff hundert ein vnd neuntzig Haupt-Staͤtte/ vnd der andern fuͤnffzehen hundert drey vnd neuntzig: vnd sind deren gar wenig/ so nicht mit Wasserstroͤhmen von Natur/ oder durch Menschliche Kunst versehen sind; also daß man schreibt/ es wohne daselbst mehr Volcks in den Schiffen/ als in den Haͤusern. Gewiß ist/ daß Carolus Magnus gesinnet gewesen/ den Rhein in die Thonaw zu leyten: also wer die Weeser durch die Lipp in den Rhein zu bringen/ welches mercklichen grossen Nutzen bringen muͤste. Aber auff die Niederlanden zu kommen/ ist bekant/ daß der edle Roͤmer Domitius Corbulo in Holland/ von Leyden an/ durch Delff vnd Maeß Land/ bey dem Dorff Schluß/ ein gewaltige breyte Farth gegraben. Deßgleichen thaͤten die Bataven/ oder Einwohner vnder Claudio Civili, von Rhenen an/ bey Vtrecht/ Ander Theil. Vtrecht/ auff Culemburg/ Vianen vnd Schonhoven/ welche fort hernach die Leck genennet worden/ also daß der Rhein/ der sonsten auff Vtrecht lieff/ sich fast gantz dahin gewendet hat. Auch hatte der Roͤmische Feldherꝛ Drusus von dem Dorff Jsselort bey Arnheimb/ eine Farth auß Doeßburg/ Sutphen/ Deventer vnd Campen gegraben/ damit man zu Schiff moͤchte in Frießland kommen/ welches dann eygentlich die Jssel ist. Was vor Vnkosten die Statt Brüssel angewandt/ an einem vnebenen vnd harten Orth eine Farth acht Meilen lang zu- graben/ ist nicht wohl zu schreiben/ oder zu glauben. Dann es der gantzen Graff- schafft Flandern schwer genug gefallen/ eine Farth von Bruck biß auff Gent zu ziehen/ vnd uͤber vier Millionen Guͤlden geschaͤtzet wird/ darumb auch Braband eines so herꝛlichen Wercks/ daran dem gantzen Land so viel gelegen/ sich vnder- winden wird/ vnd die Jsabellen Farth vollenden. Dann wann die newe Farth von Rheinberg auff Geldern vnd Venlo; vnd dann die andere von An- torff auff Hernthals vnd Rurmund/ oder von Antorff auff Breda/ Hertzogen- busch vnd Venlo koͤndten ins Werck gerichtet werden/ solte so wohl Gelderland/ als Braband von den Hollaͤndern befreyt seyn. Noch geschicht ein ander Wun- der in diesen Niederlanden/ daß man daselbst das Meer außschließt/ vnd jrꝛgend ein fruchtbar Land machet/ da zuvor das Wasser uͤber langen Spieß tieff geflos- sen. Dann es haben die Hollaͤnder die gantze Sip/ so lauter Wasser gewesen/ abgeteicht/ das Wasser außgeschoͤpfft/ vnd mehr dann eylff tausend Morgen frucht baren Landes darauß gemachet. Eben dasselbe haben sie auch an der Bernser versucht/ vnd ob schon anfaͤnglich der Damm durch gebrochen/ gleich- wohl das Werck zu End gefuͤhrt/ vnd in neun tausend Morgen Lands gewon- nen. Doch kan es nicht anderst/ als sehr gefaͤhrlich vmb solche gekuͤnstelte Laͤnder stehen/ so wohl wann feindlicher Gewalt/ als wann die Springfluthen/ oder hohe Meereswogen ein Damm vmbreissen/ vnd alles vnder Wasser setzen. Also daß wahr ist/ was die vhralten Scribenten von diesen Landen melden: sie streiten nemblich wider Wind vnd Meer/ nicht wie Xerxes, der das Meer ließ geisseln/ vnd anfesseln/ (darnach es aber wenig gefraget) sondern daß sie jhm den Lauff brechen/ vnd Land abgewinnen: also auch mit dem Wind fechten/ nicht mit schiessen vnnd schlagen/ sondern mit kuͤnstlichem lavieren/ daß auff eine Stund mit eben einem Wind dieser zur Rechten/ jener zur Lincken seglet. Vnd weil allhie auch Waͤgen gefunden werden/ mit Segeln vnd Wind auffzufan- gen/ vnd mit Raͤdern/ auff druckenem Land vermittelst deß Windes fortzugehen/ ist noch uͤbrig/ daß diese Voͤlcker jhnen Fluͤgel machen/ vnd mit Icaro oder Dædalo in der Lufft herumb fahren/ mit den Storcken/ vnd jhre Schiff nur ge- brauchen/ die schwere Kauffmanns-Guͤter uͤberzubringen. Der Hollaͤnder Regiement ist bißher dieser Gestalt gefuͤhrt worden. Erst- lich/ was dengantzen Staad vnd Regierung ins gemein angehet/ als nemblich Ander Theil. A a die Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ die Beschützung deß Landes/ die gemeine Lasten vnd Contributionen/ den Krieg zu Land vnd zu Wasser zu fuͤhren/ mit andern Koͤnigen/ Fuͤrsten vnd Potentaten Verbuͤndnussen auffzurichten/ vnd dergleichen Sachen/ die stehen bey den Gene- ral Staaden. Vnder diesem Nahmen werden verstanden die jenige/ welche von der Ritterschafft oder den Staͤnden einer jedern Provintzen darzu erwehlt wer- den. Vnd wird in Berathschlagungen nit auff die Haͤupter/ deren jede Pro- vintz nach Belieben in der Zahl schicken mag/ sondern auff die Provintzen in jh- rer Ordnung/ nicht nur uͤber die benahmbte Puncten/ sondern uͤber alles/ was vorfallen moͤchte: auch geht die Pr æ sidentschafft vmb alle Wochen/ vnd wird beschlossen/ nach den mehreren Stimmen. Die Kriegssachen vnd Feldzuͤge stehen bey dem Feld Herꝛn/ vnd werden nach desselben Gutduͤncken angestellet. Die General Staaden haben einen Rath so von allen Provintzen erwehlet/ die jhnen/ was zu thun/ vnd zu lassen/ vorschreiben; Gleichwol der gestalt/ daß sie handeln moͤgen/ nach dem die Sach vnd Wolfahrt deß Lands etwz erfordert/ mit Erwei- terung/ Einziehung vnd Außlegung jhrer Vollmachten. Zu diesem Rath werden von jeglicher Provintz einer/ zween/ oder mehr erwehlet/ vnd hat der Koͤ- nig in Engelland auch ein Person darin: Hie ist ein besonder Rentmeister/ vnd zween Secretarien. Von diesem Rath werden die Kriegs-Obersten zu Land vnd Wasser/ wie auch die Admiraliteten/ deren es in vnderschiedlichẽ Landschaff- ten etliche hat/ angesetzt vnd befehlcht. Doch bleibt jeder Provintz bey jhren Gesetz-Gewohn- vnd Freyheiten/ vnd hat jhre Obrigkeit in Buͤrger-vñ Halß- peinlichen Sachen: beneben einem Schultheiß/ so die General Staaden ansetzẽ. Jn den vornehmbsten Staͤtten werden auß den maͤchtigsten Buͤrgern von 24. biß in 50. Mann erwehlet/ die Vroͤtschop genant/ welche die gantze Statt regie- ren/ so lang sie leben. Auß diesen werden in jeder Statt nach einer jeden Ge- wohnheit/ zween/ drey oder vier Burgermeister/ vnd dann sechs/ sieben/ oder mehr geschworne Scheffen erwehlet: Der Burgermeister sieht auff dz Regiment vnd auff die disciplin: die Scheffen sprechen in Rechts-Haͤndeln; doch kan kein Buͤrger verurtheilt werden/ der Burgermeister sey dann darbey. Auß obiger grossen Zahl nimbt man die Rent-Baw- vnd Spittalmeister/ nur auff ein Jahr. Die Doͤrffer auff dem Land werden nach alter Gewohnheit regiert: da hat es Deichgraven/ Burgermeister/ Obachts-Herꝛn vñ dergleichen/ wie auch Schul- theissen vnd Scheffen. Vnd sprechen die Scheffen das Vrtheil in Halß-Ge- richten. Die Ritterschafft/ Edlen vnd Staͤtte werden von den Advocaren in Holland beschrieben. Der Staaden Beykunfft geschicht deß Jahr fuͤnff oder sechs mahl nach Gelegenheit/ diese erwehlen so wohl auß der Ritterschaft/ als den Staͤtten/ wz beschlossen ist/ ins Werck zu richten/ vñ dessen hernach Rechenschafft zu thun. Es kan so wol in Buͤrgerlichen/ als Halß Sachẽ an den Hoff in Holland/ da dann ein Præsident, vnd etwañ 9. oder 10. Rahtsherꝛn sind/ appellirt werden. Neben Ander Theil. Neben diesem Hooff hat es den hohen Rath/ dahin alle Appellationes gelangen vnd geschlichtet werden: doch mag man von denselben ein Revision begehren: Dann werden diesem Rath von den Staaden etliche Rechts-Gelehrten zugege- ben/ da dann kein weitere Appellation gültig. Zu den Renthen vnd gemeinen Einkommen/ sind vnderschiedliche Raͤthe vnd Amptleuth verordnet. Auch ist in Holland ein Brabandischer/ vnd in Seeland ein Flandrischer Rath/ diesel- bige Sachen vnd Haͤndel/ so sie deren Enden fuͤhren/ zu schlichten. Als es diesen abtrünnigen Provintzen anfangs sehr kuͤmmerlich gieng/ fanden sie keine ersprießliche Huͤlff/ weder bey Franckreich/ noch bey Engelland/ noch bey dem Hauß Oesterꝛeich; also dz sie sich Printz Wilhelmen von Vranien/ auß dem Hauß Nassaw/ wolten gaͤntzlich ergeben weil er sehr viel bey jhnen ge- than/ vnd wegen seiner Freundẽ in Teutschland viel vermoͤchte. Welches freylich ein desperat Werck gewesen/ sich nemblich einem Mitstand/ vnd seines gleichen lieber wollen vnderwerffen/ als einem Großmaͤchtigen Monarchen dienen. Er befand aber den Last etwz schwehr/ vñ zu viel sorglich; darumb behielt er die Kriegs- macht zu Wasser vnd zu Land in Handen/ mit dieser Superioritet, ein Obmann/ da einige Provintzen zweispaltig wuͤrden/ vñ jhre Sach vor dem hohen Rath nit koͤnten außtragen: über deß/ seines eygenen Entscheyds vnd Vrtheils Executor zu seyn. Dieweil nun dieser Printz offtmals Mangel an Geld vnd Volck hatte/ muste er manche gute Gelegenheit fahren lassen/ vñ sehr Behutsamb gehẽ/ damit das gantze Wesen nicht vmbgestossen fiele. Sein Sohn Mauritz konte es schon besser hinein wagen/ vnd thaͤt grosse Sachen/ starb ohne Manns-Erben/ vnd hin- terließ dem Bruder Friederich Henrichen die Verwaltung. Welcher sich lassen Jhre Durchleuchten nennen/ vnd seinem Sohn deß Koͤnigs in Engelland Toch- ter vermaͤhlet/ aber all seinen Schatz darmit verschwendet. Ein solche Alliantz, vnd erhobenen Tittel sahen die Staaden nicht gern/ vnd argwohneten/ daß/ da Engelland vnter das Joch gerahten solte/ sie hernach die nechsten am Reyhen seyn muͤsten, Angesehen sie in jhren Schiffarthen dieselbe Jnsel zu Freund habẽ sollen/ oder allen Schaden erwarten. Daß das Geld wieder vnter die Leute kom- men/ war jhnen lieb/ auff daß der grosse Vorꝛath nit Anlaß zu newen Haͤndeln braͤchte. Vor laͤngst hatte sich der von Oudenbarnefeld dem Printzen wider- setzet/ auß Argwohn einiges gesuchten Dominars, oder vielleicht Spanien ein grossen Dienst zu erweisen: Wurde aber bey so gestallten Sachen/ sonderlich als der jůngere Printz/ Wilhelm/ sich mit den Buͤrgermeistern zu Ambsterdamb nit vertragen koͤnnen/ wiederumb gewuͤnscht/ vnd vor klug zu seiner Zeit gehal- ten. Jetzund will es heissen/ dem Hauß Vranien/ bevorab einem Kind in der Wiege/ so hohes Ansehen vnd Vermoͤgen nicht ferner zu gestatten/ sondern jede Provintz frey vor sich selbst/ vnd im Fall der Noth zum ge- meinen Besten zusamm zu regieren. A a ij Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der achtzehende Discurß. Von Zwiespalt der Protestierenden, die sich in Lutheraner vnd Calvinisten zerfallen. Von Strittigkeiten/ so vnter den Lutheranern entstanden/ biß in zwantzigerley: auch etlichen Ketzereyen. Von der Calvi- nischen Streittigkeiten vnd Ketzereyen. Wie auch von der Catholischen Miß- helligkeit in etlichen Stuͤcken. Vnd bedencken vber solche Haͤndel. Von drey/ oder fuͤnff Haupt-Secten in der Occidentalischen Kirchen/ vnd jeder Absehen. J Vn kommen wir wieder auff die Haͤndel in Teutschland. Die jenige/ so sich von der Roͤm. Kirchen abgerissen/ werden ins gemein die Protestierenden, wegen jhrer Protestation auff dem Reichs-Tag zu Speyer geschehen/ genennet; sind aber nicht einerley Glaubens in gewissen Puncten/ sonderlich vom Abendmahl/ wie der vier Staͤtte Confession genug- samb bezeuget. Es haben aber Zvvinglius in der Schweitz/ vnnd Calvinus zu Straßburg vnd Genff/ noch andere mehr Puncten strittig gemacht/ als von der Gnadenwahl/ von dem freyen Willen deß Menschen nach dem Fall/ von der Person Christi/ vnd seiner Gegenwart im Abendmahl/ uͤber welche sich die Pro- testierende solcher Gestalt zertrennet/ daß sie einander Wasser vnd Waid ab- gesagt/ die Bruͤderschafft auffgekündet/ vnd mit Schrifften sehr hefftig ange- griffen vnd verfolgt haben. Anfangs verstunden sich die vier Staͤtte/ Zvvin- glius vnd Calvinus selbst nicht allerdings/ biß sie sich erklaͤrt; doch tratten die Staͤtte zu dem grossen Hauffen/ vnd namen nicht nur die uͤbrige Puncten nicht an/ sondern liessen auch den Haupt-Puncten vom Abendmahl fallen; Jn Er- wegung die Schweitzer jhr Thun absonderlich fuͤhrten/ vnnd sich der Reichs- Haͤndel nicht theilhafftig machten: Calvinus aber ein Frantzoß/ sein eygene Meynung behielte/ vnd das Kind mit dem Bad außgosse/ alle Ceremonien, die sonsten zu gutem End eingefuͤhret/ vnd ohne Nutzen nicht waren/ abschaffete/ vnd keinem andern nachernden wolte. Gleichwohl schreibt Calvinus selbst an Schalingium, Er verwerffe in keinen Weg die Augspurgische Confession, deren er vorlaͤngst selbst gutwillig vnd gerne vnderschrieben/ nemblich wie sie der Author selbst erklaͤret habe/ dadurch er die verbesserte Edition verstehet/ welche Bucerus im Nahmen der Oberlaͤndischen Staͤtte/ in Gegenwart Lutheri, Anno 1537. zu Schmalkalden vnderschrieben. Vnd an die Gemeind in Pohlen; Es sey wegen der Augspurgischen Confession keine rechtmaͤssige Vrsach vorhanden/ daß darumb die Diener deß HErꝛn vnder einander zu zancken haͤtten/ wann sie nur Ander Theil. nur in dem rechten Verstand derselben einig seyn moͤchten: Es sey kein Abtritt/ wann sie eine deutlichere Erklaͤrung jhres Glaubens solten hinzu thun: Ja es beruͤffen sich gantz vnbilliger Weiß auff dieselbe/ welche von deß Authoris Ver- stand vnd Erklaͤrung weit abweichen. Daß er sie aber eine Fackel nennet/ mey- net er/ gegen dem Cardinal auß Lothringen/ es werde ein grosses Fewr darauß entstehen/ berorab weil die Exemplar vngleiche Wort fuͤhreten. Sonsten wuͤrde Calvinus auff offentlichen Zusammenkuͤnfften/ neben Philippo, Pome- rano, Brentio, vnd Luthero selbst gelitten/ vnd von den Papisten selbst erkandt worden/ biß Illyricus sich wider Philippum, vnd VVestphalus wider jhn auff ge- worffen/ etliche wenige Jahr nach Lutheri Tod: wie er selbst in Jahren 39. 40. vnd 41. an Farellum schreibet/ auch Sleidanus im 13. Buch meldet/ vom Ge- spraͤch der Theologen, zu Regenspurg/ vnd zu Wormbß/ vnd zwar im Nahmen der Statt Straßburg. Alßdann jhn Lutherus Anno 1539. auff dem Tag Ca- lixti an Bucerum mit Ehrerbietung laͤsset gruͤssen/ neben vermelden/ daß er sein Buͤchlein mit sonderlicher Lust vnd Frewde gelesen. Also schreiben nach Lutheri Tod Brentius, Vitus Theodorus vnd Philippus an jhn/ als einen lieben Bruder/ vnd rechtschaffenen Evangelischen Prediger/ darfuͤr jhn auch die Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Roͤmischen Reichs/ der Koͤnig in Polen vnd Thuanus der Frantzoͤ- sische Scribent/ erkennen. Nun ist zu wissen/ daß Illyricus mit fuͤnff oder sechs Personen/ wie auch Iacob Andreæ, mit seinen sechs Gehuͤlffen/ die Patres Bergenses genandt/ vor sich selbst die Calvinisten auß dem Religions -Friede außgeschlossen/ welches sie offentlich durch die Staͤnde nicht vermochten: Jener/ weil die getroffene Concordi mit Bucero, vnd die repetition der Augspurgischen Confession, dem ersten ůbergebenen Exemplar gleich gelten solten. Dieser/ weil man zu dem muͤndlichen essen deß Leibes Christi sich nicht verstehen wollen. Dann Straß- burg gab den vertriebenen Niederlaͤndern vnd Frantzosen eine Kirch/ sampt dem Buͤrger-Recht: So haben die Protestierende Staͤnde nimmer wollen zugeben/ daß man die Oberlaͤndische außschliesse/ wie dann zu Franckfurt den 19. Aprill/ Anno 1539. die Kaͤyserl. Mayst. auß sonderbaren Gnaden einen Frieden vnd An- stand/ denen so zu Augspurg jhre Glaubens-Bekantnuͤß uͤbergeben haben/ ertheilet/ wie auch denen/ so jetzunder mit selbiger Lehre Gemeinschafft haben: der Confession, vnd der Religion, so darinnen enthalten/ jetzo verwand sind/ an- jetzo zugethanen Verwandten/ wie Hortleder meldet. Ob schon Anno 1566. sich Illyricus vnd Heilbrunnerus sehr bemuͤhet/ den Pfaltzgraffen wegen deß Calvinismi verdaͤchtig zu machen/ vnd außzuschliessen/ sagt Iustus Springerus, haben doch die Staͤnde gantz das wiedrige geschlossen/ vnd niemand das Vrtheil uͤber den rechten Verstand der Confession, wann sich verschiedene Meynungen finden/ gestattet. Also haben die saͤmptliche Protestierende Staͤnde vor die Aa iij betrang- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ betrangten frembde Nationen geschrieben/ vnd sich jhrer/ als Mit-Bruͤder ey- ferig angenommen: wie nicht weniger Lutherus, Eberus vnd andere/ die Wal- denser auffgenommen. Auch wurden die Abtruͤnnige anfangs in Franckreich Martinisten oder Lutheraner genant/ biß der Nahm Hugonott auffkommen. Dannenhero Burchardus meldet: Kürtzlich ist die Sach desselben Reichs- Tages Anno 1566 zu Augspurg der Calvinischen Religion halben dahin gerah- ten/ daß dieselbe durch die Confessions -Verwandte nicht allein toleriret, sondern auch vnder Obdach/ Clientel/ vnd in den Schoß der Augspurgischen Confes- sion eingenommen/ vnd hernach derselben Religion Obrister Patron, vnd seine Raͤthe/ so offt man von gemeinen Religions -Sachen tractieret, nicht alleine mit zu Rath gezogen/ sondern jhme auch die direction deß Raths/ Vmbfragen/ vnd Schluß-Stimm gegoͤnnet worden. Es schuͤtzen zwar die Lutheraner den Reichs-Abschied fuͤr/ wer sich absondere/ oder zu wider sey/ wer außgeschlossen/ dadurch die Calvinisten verstehend; die jhnen antworten/ Es habe Bellarminus weitlaͤufftig erwiesen/ daß die Lutheraner im Punct von der Vbiquitet, vnd Communication Idiomatum, vnd mehr andern Paͤssen/ laͤngst von der Augspur- gischen Confession sich verloffen/ vnd an derselben statt die Bergische Con- cordi zur Richtschnur vnd Fundament jhrer Confession gelegt/ wodurch sie sich ipso facto von der Augspurgischen Confession, vnd darauff fundierten Reli- gions -Friede selber abgesondert haͤtten. Mit welchen Burchardus übereinstim- met/ welcher vnverhohlen schreibt/ daß die Lutherische auch im zehenden Artickel von der erstuͤbergebenen Confession abgewichen. Schliessen auch/ die Paͤbst- ler seyen einer Parthey geneigt/ wie der andern; vnd suchen die Mißhelligkeit zu jhrem Vortheil zu vnderhalten. Wie dann Commendoni Paͤbstischer Ge- sandte bey Thuano hievon spricht: Es were dieses eine gewünschete Gelegen- heit/ von GOTT dem HERRN selbst an die Hand gegeben/ daß man jetzund dem Vbel durch bequeme Mittel beykomme/ weil die Partheyen selbst vnderein- ander zwistig/ welche/ so lange sie mit einander eynig/ mit weit groͤsserer Schwe- rigkeit zum Gehorsamb wuͤrden zu bringen seyn. Auch meldet der Cardinal Hosius an seinen Koͤnig in Polen: Sie haben sich hoͤchlich beschweret uͤber den vnleydlichen Stoltz vnd Vbermuth Ioachimi Morlini, der sich/ weiß nicht mit was Recht/ fuͤr einen Bischoff auff Samland außgibet/ daß/ da er ein Lutheraner/ vnd nicht ein Christ ist/ sich dennoch vnterstanden habe/ die Calvinisten/ welche nicht im geringsten schlimmer als die Lutheraner/ zu entsetzen/ vnd fast gantz vnd gar auß deß Hertzogs in Preussen Landen zu vertreiben/ etc. Darumb bitte ich/ es wollen Ew. Koͤn. M. diese Regenten vermahnen/ gleich wie sie in E. M. Koͤ- nigreich wollen gelitten seyn/ daß sie also auch/ so fern sie zur Christlichen Kirchen sich nicht wieder wenden/ sondern in jhrem Jrꝛthumb bestecken wollen bleiben/ die jrꝛenden Calvinisten ebenmaͤssig in jhres Hertzogen Landen vertragen. Vnd an Ander Theil. an einem andern Orth/ ich hielt es viel zutraͤglicher zu seyn/ wo sie nicht alle zu- gleich/ die Lutherischen so wohl als die Calvinischen koͤndten außgerottet werden/ daß sie lieber beyde geduldet wuͤꝛden/ damit sie sich selbst zusam̃en beissen/ vnd fres- sen/ vnd also sich vndereinander verzehren moͤchten. Dann das gemeine Wort ist war: daß der Ketzer Krieg der Kirchen Fried bringt. Dieser Krieg gefaͤllt den Jesuitern zu Loͤven so wohl/ daß sie den Bergischen Concordisten grossen Danck wissen/ weil sie alle jhre Feil wider die Calvinisten richten/ dardurch deß Spaniers Fuͤrhaben/ vnd deß Roͤmis. Stuhls Rathschlaͤge/ den Glauben in Teutschland wieder einzufuͤhren/ vnd die Ketzer zu vertilgen/ befoͤrdert wuͤrden/ etc. Es ist aber diese Verbitterung so hoch kommen/ daß sie sich nicht nur ver- ketzert vnd verdambt/ sondern so fern von einander gerissen/ daß die Lutheraner lieber solten zuruͤck wieder in die Paͤbstische Kirch/ als fuͤr sich zu den Calvinisten tretten: Vnd nicht ohne Vrsach/ dieweil das Calvinische Gifft/ wie es ins gemein wird verꝛuffen/ so vnvermerckt einschleichet/ daß man sich nicht genug- samb darfuͤr zu huͤten. Sie verlachen hingegen die hochtrabende Wort/ der allein Seeligmachenden Lutherischen Religion, schuͤtzen vor den Befehl Christi/ Richtet nicht/ verdammet nicht/ erbiethen sich grosser Lernsambkeit/ da man was widriges wolte auß GOttes Wort lehren: Erweisen auch auß Lutheri vnnd Brentii Schrifften selbst jhre Meynung/ die aber durch vnzeitigen Eyfer vnd hitzigen Streit jener Seit verlohrn worden: Begehren der Bruͤderschafft/ schla- gen Mittel zum Vergleich vor/ vnd huͤten sich vor dem vnerbawlichen laͤstern: mit sonderlichem verwundern/ daß bald keine Lutherische Predigt vor gut wolle gehalten seyn/ sie wer dann mit dem Blaßbalg deß Eyfers auffgeblasen/ vnd auß den Locis Communibus von den Schwermern/ Calvinisten/ Zwinglianern vnd andern Jrꝛgeistern durchspicket: Als solte Zvvinglius selbst an seinem Thun gezweiffelt haben/ ob der Teuffel oder ein Engel vom Himmel jhm den Grund seiner Lehr entdecket: so fern/ daß sich auch deß Calvinismi verdaͤchtig macht/ wer etwas bescheydentlich/ vnnd ohne laͤstern prediget/ wie Christophel Donawern/ vnd Johann Arnden begegnet ist. Sagen bestaͤndig/ sie seyen der Gottslaͤsterigen Vfflagen nicht gestaͤndig/ vnd nimmermehr uͤberfuͤhret: Jhre fuͤrnehmbste Scribenten werden wider eygenen Sinn vnd Gedancken/ angezogen vnd ver- leumbdet/ vnd mit vngereumbten Folgereyen beschweret; so achteten sie auch aller vnd jeder derselben nicht mehr vnd nicht weniger/ als Lutheri/ anzunehmen was der H. Schrifft vnd dem Glauben aͤhnlich; vnd zu verwerffen/ was denen zu wider lieffe. Beziehen sich eygentlich auff die offenbare Glaubens-Bekandt- nuͤssen der Gemeinden/ vnd nicht auff die sonderbare Schrifften eines jeden; mit dieser Bescheydenheit/ daß/ da sie also gegen den Lutheranern verfahren wolten/ sie wol vielmehr Vnfugs in jhren Schrifften/ auch Lutheri Buͤchern selbst sinden wuͤrden. Vnd in diesem allen machen sie ein vnderscheid vnter den Lutheranern selbst/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ selbst/ deren sie ein Theil Laͤsterer/ das andere die Sanfftmuͤtige nennen: vnder jenen ist Philippus Nicolai der fuͤrnehmbst/ weil er jhnen Schuld gibt/ sie machen GOTT zu einem Vhrheber der Suͤnden/ der den groͤssern Hauffen der Men- schen/ ohne einige Vrsach verdamme/ die Suͤnde selbst wircke; Ja ein GOTT der Finsternuͤß/ vnd der leydige Teuffel selbst sey. Vnd dann die jenige/ so auß- geben/ die Calvinisten reden vnd schreiben anderst/ als jhnen vmb das Hertz wer/ als Woͤlffe vnder dem Schaaffs-Beltz. Vnder diesen aber geht voran Phi- lippus, Bucerus, Capito, Brentius, vnd endlich Donawer vnd Calixtus. Nun sind die Lutheraner selbst in vielen Stuͤcken mißhellig worden/ wie Micrælius bezeuget. Der erste Streit entstund zwischen Luthern vnd Carlstatt/ wegen der Bildstuͤrmerey/ welche Luther nicht wolte gut heissen/ als in seinem Abwesen geschehen. Der ander Streit war zwischen Luthern/ vnd Johann von Eyßleben/ genant Agricola, ob das Gesetz Moses in der Kirchen GOttes zu lehren wer: in welchem Agricola zwar sich vnderꝛichten lassen/ doch nach Lutheri Tod seine erste Meynung wieder getrieben/ vnd wenig Beyfall bekom- men/ sonderlich wegen seines Epicurischen Lebens/ das Osiander an jhme tadelt. Der drttte Streit uͤber dem Interim, das die Adiaphori sten/ ohne Verletzung deß Gewissens thaͤten annehmen. Der vierdte/ uͤber den guten Wercken/ als Major behauptet/ solche weren zur Seeligkeit noͤthig/ Ambßdorff aber auch vor schaͤdlich hielte. Der fuͤnffte/ uͤber der Mitwuͤrckung deß menschlichen Willens/ deme Philippus etwas viel zugemessen/ darumb Strigelius mit seinem Anhang genandt worden die Synergistæ, oder Mitwercker. Der siebende/ uͤber dem Ansehen deß Buchs Philippi, genandt Corpus Doctrinæ, welches die Calvini- sten zu jhrem Vortheil angezogen: darumb etliche Lutheraner Philippum gar verworffen/ etliche seine offentliche Schrifften zwar mit Maß annahmen/ aber der neben Brieffe nicht achteten. Der siebende/ wider Osiandrum, der Christum im Fleisch/ doch nicht zum Creutz wolte haben/ wann schon Adam nicht gefallen wer; Darumb die Goͤttliche Natur Christi/ der Glaͤubigen Gerechtigkeit seyn muͤste. Der achte/ wider Stankarum, der Christum nur nach der mensch- lichen Natur zum Mittler erkennete. Der neuntde wider Flacium Illyricum, der auß der Erbsuͤnde das Wesen deß Menschen machte. Der zehende/ zwischen Æpino vnd Westphalo zu Hamburg/ ob Christus bey seiner Hellenfarth ge- litten/ oder nicht gelitten habe. Der eylffte/ als Heshusius im Abstracto vnd Concreto sich verstiegen/ vnd das Fleisch Christi abgesondert wolte angebeten haben/ wegen mitgetheilter Majestaͤt. Der zwoͤlffte/ uͤber dem Concordi- Buch/ welches Paulus ab Eitsen, vnd viel andere nicht wollen vnderschreiben. Der dreyzehende/ als die Helmstaͤtter der Allenthalbenheit Christi bey allen Dingen widersprochen. Als etwann auch zu Franckfurt am Maͤyn/ daruͤber Mißhelligkeit entstanden; Darumb Bucerus von Straßburg kommen/ vnd die Ander Theil. die Prediger wieder versoͤhnet/ auch gewisse Puncten verfasset/ nach welchen man die Wort zu richten haͤtte. Der vierzehende/ als Huberus die allge- meine Erwehlung aller Menschen vorgabe. Der fuͤnffzehende/ als etliche Prediger zu Regenspurg nicht wollen den Wůrtenbergern nachgeben/ daß man etwas uͤber die Haupt-Summ vom geliehenen Geld nehme. Dersechs- zehende/ als etliche Prediger zu Luͤbeck die Bundnüsse mit frembder Religion Zugethanen gaͤntzlich verworffen. Der siebenzehende/ als etliche Magdebur- gische Prediger wider Iacobum Martini die Philosophi, als der H. Schrifft zu wider/ vnd der Jugend schaͤdlich/ verworffen. Der achtzehende/ zwischen den hohen Schulen/ Tuͤbingen vnd Giessen/ uͤber der Majestaͤt Christi in den Tagen deß Fleisches. Der neunzehende/ zwischen den Predigern zu Dantzig/ uͤber Jo- hann Arnds Buͤchern/ vnd etlichen Fragen von Krafft deß geschriebenen Worts. Der zwantzigste/ uͤber der Helmstaͤtter Bescheydenheit gegen den Calvinisten vnd Papisten. Es haben sich Fuͤrsten vnd Herꝛn/ auch Gottseelige friedfertige Prediger/ (doch deren nit viel/ weil der Eyfer zu groß) manchmal bemühet/ solche Spaͤn auffzubeben/ vnd nicht allezeit Nutzen geschafft/ biß etwañ ein vnruhiger Kopff nach dem andern schlaffen gangen/ vnd die Wunde sich nach vnd nach ver- blutet. Vber diese Strittigkeitẽ haben sich noch Ketzereyen/ wider den Grund der Seeligkeit herfuͤr gethan: Da man nicht eygentlich sagen kan/ ob sie auß Lutheri, oder auß Calvini Lehr entstanden/ sondern einmahl gewiß/ daß sie auß dem Abfall von der Roͤm Kirchen herfuͤr gebrochen: Als da sind die Wieder- taͤuffer/ welche wenig vmb die Schrifft/ aber viel vmb die Erscheinungen sich bekuͤmmern; Vnd sind in mancherley Secten vnder sich selbst zertrennet/ Apo- stolische/ so von einem Orth zum andern gehen; Geistliche/ so sich aller Frewd entschlagen; Schweiger/ so keine Predigt anhoͤren/ vnd auff keine Frag ant- worten; Bettende/ so schier nichts anders thun; Traͤumer/ so auff Entzuͤckun- gen warten; Libertiner/ so Weiber vnd alles gemein halten; Adamiten/ so nackend vor dem Weiber-Volck stehen/ vnnd die Vollkommenheit wegen be- zwungener Lust ruͤhmen; Mennisten/ so naͤchtliche Zusammenkuͤnfften hal- ten; Vngeschickte/ so alles lesen vnd studieren verdammen. Liebreiche/ so den Waaren kein Preiß setzen/ sondern was der Kauffer gibt/ an nehmen; Jn Sum- ma/ es sollen vnder jhnen zwey vnd dreissig Haupt-Secten seyn/ der neben- Faͤhler vngeachtet. Diesen nach kan man Caspar Schwenckfeldẽ von Ossing/ ein Schlesischẽ vom Adel/ setzen/ der auß allen etwz herauß zoge/ vnd keinem voͤlligen Beyfall gabe; sonderlich in deme/ dz Christi Fleisch vnserm Fleisch keines Wegs gleich waͤr. Jhme folgt Valentinus Weigelius, der den Buchstaͤblichẽ Verstand der Schrifft gantz verworffen/ vnd Deuteleyen von dem Heil. Geist erwartet; allen Kindern den Glauben/ ohne Erbsuͤnde zueignet; den Widergebohr- nen keine Suͤnde beymesset; als welche das Gesetz GOTTES erfuͤllen koͤnnen; endlich ein ruhiges Reich von tausent Jahren noch in dieser Welt Ander Theil. Bb erwar- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ erwartet; Zu letzt muͤssen auch die Rosen-Creutzer/ so einen vollkommenen Verstand aller Wissenschafften vorgeben/ nicht vergessen werden. David Georgins gab sich vor Christum auß: wie auch Jacob Melstintzky/ ein Polni- scher Edelmann/ der zwoͤlff Raͤuber/ als Aposteln/ außgesandt. Michael Ser- vetus/ ein Spanier/ verlaͤstert die heylige Dreyeinigkeit/ vnnd wurd zu Genff verbrand. Valentinus Gentilis verlohr sein Kopff zu Bern. Wilhelm Postell traͤumete/ Iohanna Veneta machte die Wetber seelig. Puccius dichtet ein natürlichen Glauben an den Schoͤpffer. Faustus Socinus laͤstert wider die an- dere vnd dritte Person der Gottheit; auch wider die Rechtfertigung durch Chri- stum; deme Ostorodius vnd Smalcius gefolget. Fraciscus David nennet den Sohn vnd Heil. Geist nur virtutes Dei, oder Kraͤfften GOttes/ weder we- sentlich/ noch persoͤhnlich vnderscheyden: hielt Christum/ fuͤr ein blossen Menschen. So gar verirꝛet sich menschliche Vernunfft/ wann sie die Richt- schnur verliehrt. Die Calvinisten haben auch jhre Spaͤn vnter sich selbst gehabt/ vnnd zwar in truͤbem Wasser/ ehe sie sich mit einander gesetzt; sonderlich Haußschein/ Zwinglin vnd Carlstatt zu Anfangs. Die grobe Ketzer thaͤten sie von sich mit Verbannung vnd Verurtheilung. Castalio gab Calvino viel zu schaffen in Genff/ vnnd wolten die Dienstheiligen zu Basel auch einreissen. Johann Sylvanus zu Ladenburg war ein Arianer/ vnd sein Gesell Adam Neuserus endlich gar zum Tuͤrcken zu Eonstantinopel. Die Widertaͤuffer wolte Pfaltz nicht dulden/ stellet ein Gespraͤche an zu Francken thal/ sie durch Vnderweisung auff den rechten Weg zu bringen; vnd druckte sie hernach allenthalben/ biß sie sich nach Frießland/ Maͤhren vnd Pohlen begeben/ da sie sich noch etlicher massen enthalten/ ob sie schon Maͤhren raͤumen muͤssen. Die Schweitzer führten nicht jederzeit gleiche Reden/ ja auch nicht die Heydelberger/ uͤber dem geistlichen Essen vnnd Trincken im Abendmahl deß HERRN: Dann etliche machten nur ein Glauben darauß/ andere wolten neben dem Glauben auch die Jnwoh- nung Christi erfordern. Jtem vom Gehorsamb Christi/ wie Er das Gesetz erfuͤllet/ vnd gelitten/ vnd welcher Gestalt eine oder beyde Weisenden Glaͤubi- gen zu gut kommen. Auch hatten die Dillen bergische mit Nasone deß wegen zu thun. Aber Piscator vnnd Beza zweyten sich uͤber etlichen Reden von der Person Christi. Es wolten auch etliche als Probstius, die Nothwendigkeit der guten Wercken zur Seeligkeit einfuͤhren. Auß diesen/ vnd andern Vrsachen mehr wurd endlich ein Calvinisch Concilium zu Dortrecht in Holland gehal- ten/ damit sie sich nicht gaͤntzlich von einander trenneten. Dann es hatten Arminius vnd Vorstius grossen Anhang in der Lehr von der Gnadenwahl/ von dem freyen Willen von der Bestaͤndigkeit deß Glaubens biß ans Ende/ vnd von der allgemeinen Gnade GOttes/ auch ob der Mensch dem Goͤttlichen Beruff wider- Ander Theil. widerstehen koͤnne. Arminij Meynung hat Platz funden in Engelland/ vnnd die Independenten oder Libertiner gezenget/ welche den Staad angegriffen/ den Koͤnig enthaͤuptet/ (ohne einiges Exempel von anbeginn der Welt) vnd die Republic viertzig Tyrannen vnderwuͤrffig gemacht. Eben diese Funcken flogen biß in Franckreich/ nach Saumur, vnd glimmeten schier allenthalben. Die Bremer zweyen sich auch uͤber die Genugheit vnd Wuͤrckung deß Todes Christi/ uͤber die Vrsach der verdienten Verstossung/ vnd uͤber die Privat-Communion. Auch gab es/ was fragens vnd disputierens, ob ein Calvin ist die Ostien/ oder runde Brod-Kuͤchlein/ ohne Brodbrechen/ vnverletztens Gewissens brauchen koͤndte: Vnd dann ob er auß Mangel besserer Gelegenheit/ wohl moͤcht bey dem Lutherischen Abendmahl sich einstellen. Bey den Catholischen ist zwar ein einiges Haupt/ welchem sich alle Gliedmassen derselben Kirchen muͤssen vnderwerffen/ so fern/ daß auch keine Buͤcher ohne Censur vnnd Pruͤfung in Druck kommen. Nichts desto weni- ger hat sich vnder den Jesuitern vnd Dominteanern uͤber dem Artickel von der Gnaden wahl ein sslcher Streit erhaben/ daß eine Parthey die andere der Luthe- rischen oder Calvinischen vnd hingegen der Pelagianischen Ketzerey beschmuͤtzen wollen. Auch Sixtus V. vnd Clemens VIII. den Streit nicht anderst schlichten koͤnnen/ als daß sie befohlen/ jede Parthey moͤcht jhr eygene Meynung behalten/ vnd doch ferner keiner Ketzerey oder Jrꝛthumbs beschuͤldigen. Der fuͤrnembste Streit aber ist uͤber der Empfaͤngnuͤß vnd Geburth der Heil. Jungfrawen Ma- rien/ ob solche in- oder ohne Suͤnden geschehen. Dieweil dann beyde Partheyen ein grossen Anhang uͤberkommen/ vnd ein grosser Riß in der Kirchen zu besor- gen/ befahl Sixtus IV. man solte deß Außspruchs erwarten/ vnd in dessen sich nicht verketzern: welche Bull Paulus V. wieder hohlet. Zumahl aber gantz Spa- nien schier verworꝛen/ vnd nach dem Außspruch verlangete/ ward Placidus de Tosautes nach Rom deßwegen abgefertiget/ vnd erhielt ein new Decret, daß man/ Ergernuͤß bey dem Volck zu verhuͤten/ solte predigen/ Maria were ohne Suͤnden empfangen/ welches man Gott seeliglich glauben koͤndte: das dann allenthalben sehr grosse Frewd verursachte/ die doch nicht lang waͤrete/ weil der Gegentheil die Wort deß Decrets in wiederigen Ver- stand zoge. Darumb der Koͤnig ein andere Bottschafft verordnet/ weil das angestellte Fest auff wiedrige Weiß jrꝛgend gehalten ward: daruͤber der Koͤnig schier verdaͤchtig worden/ als thaͤt er der Sachen zu viel/ vnd griffe dem Pabst vor/ wann er die Wiederspenstige mit Zwang zum Gehorsamb anhielte. Endlich wurd vnder Gregorio XV. den 24. May/ Anno 1622. ein Schluß gemacht/ biß zu ferner Verordnung/ daß niemand in offentlichen Predigten vnd Begaͤngnussen solte behaupten/ die Heil. Jungfraw wer in der Erbsuͤnd B b ij empfan- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ empfangen/ bey Straff: ohne Nachtheil der andern Meynung/ die an jhrem Orth hiemit gelassen worden/ daß keine Parthey die andere feindlich angreiffe/ oder verdamme. Doch wurde den Dominicanern verstattet/ vnder sich selbst/ allein von diesem Punct zu reden/ welches angeschlagene Indult zu Barcellona vnd zu Saragossa das Fest gehindert/ vnd schier Tumult gegeben. Die uͤbrigen Strittigkeiten/ ob das Concilium uͤber den Pabst sey: Ob alle vnd jede Koͤnig- reiche vom Roͤmischen Stuhl dependieren vnd zu Lehen fallen/ ob ein Fuͤrst koͤnne Churfuͤrst oder Kaͤyser werden/ ohne deß Pabst gutheissen. Ob ein Kaͤy- ser oder Koͤnig moͤge/ dem Roͤmischen Stuhl zu Nachtheil/ Bůndnuß oder Frieden schliessen/ ob deß Pabsts Gewalt vnd Ansehen auß Goͤttlicher Schrifft/ oder weltlichen Rechten zu erweisen/ ob die Welt ohn ein Pabst seyn koͤnne/ vnd wann etwann zween oder drey Paͤbste weren/ die einander verbanneten/ weme man solte anhangen/ oder ob der Anhang der uͤberwundenen Parthey/ Krafft solches Bannes/ verdampt werde/ sind Sachen/ die wir vor dißmahl in diesen engen Discurß nicht bringen koͤnnen/ vnnd lassen andern auch etwas zu be- sinnen. Koͤnnen doch vngeandet nicht lassen/ daß nach Dionisij Corinthij Mey- nung/ solche Strittigkeiten nicht weniger Suͤnden sind/ als die Abgoͤtterey; Darumb jede Kirch/ an Haupt vnd Gliedern/ jhr nichts hefftiger solte angele- gen seyn lassen/ als dergleichen Vnheil zu verhuͤten/ vñ im ersten Wachßthumb zu dempffen. Doch soll man sich nicht solcher Gestalt anstossen vnd aͤrgern/ daß man sich gar darvon abrisse: Sintemahl es nichts newes/ daß grosse Liech- ter in der Kirchen in Mißverstand gerahten. Also war kein geringer Streit zwischen Paulo vnd Barraba, als Ampts Gesellen/ über Johanne mit dem Zu- nahmen Marcus/ ob sie jhn zum Reiß-Gesellen solten haben/ oder nicht. Vnd dann zwischen Paulo vnd Petro, uͤber den Mosaischen Ceremonien, ob die newe Christen daran gebunden weren/ oder nicht. Also zweyten sich Cyprianus Bi- schoff in Africa, vnd Pabst Stephanus, uͤber dem Werth der Tauffe/ so ein Ketzer verꝛichtet. So ist bekandt/ daß man zwey hundert Jahr/ gleich von der Aposteln Zeiten uͤber der Zeit die Christ-Ostern zu halten/ gestritten/ biß zu Nicæa auff der grossen Versamblung ein Schluß deß wegen gemacht worden. Auch haben viel particular -Kirchen sich getrennet uͤber dem Fasten/ wie vnd welche Zeit sol- ches muͤste geschehen; uͤber den Ceremonien bey dem Heil. Abendmahl/ vnd ob die Clerisey koͤnt ehelich werden/ wie der Tauff zu verꝛichten/ das gemeine Gebett zu sprechen/ vnd vielen andern Sachen vnd schwere Feindschafft hat sich zwischen Basilio dem grossen/ vnd Eusebio zu C æ sarien erhoben/ daß jener seine Kirch ver- lassen vnd in Pontum gezogen/ auß Forcht deß Arianischen Kaͤysers Valen- tzen? Wie hefftig haben der alte Hieronymus, vnd Augustinus uͤber den Spruch Pauli an die Galater am andern/ im eylfften Versicul sich zerzancket/ ob es zum Schein Ander Theil. Schein/ oder in das Angesicht heisse. Eben eyferig erweise sich Hieronymus wider Iohannem, den Bischoff zu Jerusalem/ uͤber der Außlegung etlicher Spruͤche: Vnd dann wider Ruffinum zu Aquilegien, wegen Origenis Schriff- ten. Epiphanius vnnd Chrysostomus fielen einander so grimmig in die Haar/ auß voriger Vrsach/ daß sie einander alles Vnheyl gewuͤnschet. Dann als Epiphanius von Constantinopel abfuhr/ wieder zu seinem Bisthumb in Cypern zu eylen/ nam er i sen Abschied von Chrysostomo: du wirst noch ohne Bischoff- liche Wuͤrde sterben; vnd muste zur Antwort hoͤren/ so wirstu nicht in deinem Vatterland sterben koͤnnen. Weiches beydes wahr worden; dann Epipha- nius starb auff der See/ ehe er nach Cypern gelangen koͤnnen/ vnd Chrysostomus wurd seines Bisthumbs entsetzt/ in das Elend nach Armenien vnd Jsaurien ver- stossen/ vnd daselbst seines Lebens verkuͤrtzet. Doch ist hiebey zu mercken/ daß solche Mißhelligkeiten zwar vnder waͤhrendem Gezanck die Gemuͤther der Leute auff eine oder auff die andere Seyte sich zulegen viel gegolten/ aber bey den vn- passionirten ein Mitleyden wegen menschlicher Bloͤdigkeit erweckt/ vnd keinem Theil bey den Nachkoͤmblingen sein Ansehen benommen. Vnd haben jederzeit fromme Hertzen inniglich geseufftzet/ so offt die Versamblung der Cardinaͤlen in Zwiespalt gerahten/ vnd entweder den Apostolischen Stuhl eine zeitlang vn- versehen/ vnd ledig gelassen/ oder zwey Haͤupter/ als eines zu Rom/ das ander zu Avenion, der Christlichen Kirchen vorgestellt: Wann nemblich die Pas- sionen mit vndergeloffen/ daran die bloͤde Gemuͤther/ als zu viel Handgreifflich/ sich gestossen/ nicht wissend/ ob eben der staͤrckere vnd naͤhere auch das beste Recht haͤtte. Welches in weltlichen Sachen bekuͤmmerlich/ in Glaubens-Haͤndeln aber verdammlich feyn mag. So tieff wird das weltliche hinein gezogen/ daß sich eines in das andere flechtet/ vnd scharpffe Verfolgungen entstehen; daß man auch vnder dem Schein der Gottseeligkeit die weltliche Hoheit suchet/ wie im ersten Theil dieser Discursen außgefuͤhret vnd erwiesen ist/ darauß alles zu gros- ser Veraͤnderung sich neigen muß. Man koͤndte zwar die Occidentali sche Christenheit in diese drey Haupt- Secten abtheilen/ als da sind die Paͤbstler oder Catholische/ so den Pabst zu Rom vor das sichtbare Haupt der Christlichen Kirchen/ vnd vor den Statt- halter CHRJSTJ auff Erden erkennen/ auch seinen Satzungen folgen: Darnach die Lutheraner/ welche an Lutheri Außlegung der Schrifft/ Kirchen-Satzungen/ vnnd Verordnungen halten/ eben so steiff/ als die vorige an dem Pabsthumb: Endlich die Calvinisten/ so gaͤntzlich vom Pabst abgetretten/ alles sein Thun verworffen/ vnnd schier gar nichts be- halten; Darumb jhnen auch die Lutheraner noch den Paͤbstischen Saur- teig muͤssen behalten/ vnd dannenhero verdaͤchtig sind. Dann diese drey Haupt- Bb iij Secten/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Secten/ haben das Weltliche an sich gerissen/ oder vielmehr vnder sich ge- theilet; ausserhalb der Calvinisten/ die vngebunden/ wider Calvini Schriff- ten durchauß/ ohne vorbehalt annehmen/ noch sich einigem Haupt vnderwerffen; Der Pabst bleibt das Haupt uͤber die Catholischen/ vnnd haͤlt Jtalien/ Spanien/ Pohlen/ Hungarn/ Franckreich vnnd Teutschland im Ge- horsamb. Die Lutheraner werden schier nicht wissen/ ob sie das Haupt jhrer Reli- gion sollen an das Churfuͤrstenthumb Sachsen binden/ weil vor Zeiten ein Churfuͤrst sich schier gar den Calvinisten haͤtte anhaͤngig gemacht/ oder ob sie Dennemarck darzu erwehlen moͤchten. Weil er aber das Concordi -Buch anfangs nicht angenommen/ vnd juͤngst von den Schweden berepfft worden/ wuͤrde das beste seyn/ das vierdte Haupt-Reich der Welt/ nach den vier Ecken deß Himmels/ von Mitternacht hoffen/ vnd die Fortpflantzung deß Luther- thumbs erwarten. Den Calvinisten will es gar nicht gelingen/ daß sie mit Macht empor schwebeten/ nach deme der Pfaltzgraff auff dem Bohemischen Brettspiel mehr verlohren/ als erobert; die Niederlaͤnder nur auff den Profit sehen/ vnd Engelland zum Mamelucken worden/ dahin alle Ketzereyen anfangen zu nisten/ biß es endlich wieder zur Roͤmischen Kirchen komme. Vnd eben vmb dieser Vrsachen willen muͤssen die Calvinisten sich mehr mit der Feder vnd Subtieligkeit lassen sehen/ daß sie das Werck nicht mit Vngestuͤmme/ son- dern mit Rencken vnd disputieren anfangen vnd fortsetzen; wie sie dann solcher Gestalt Heydelberg vnd Brandenburg auff jhre Meynung gebracht/ vnd an Sachsen zuthun nicht werden vnderlassen/ ob der zweyte Streich nach dem ersten etwann moͤchte gerathen. Wann wir aber das Regiement in weltlichen Sachen beyseit setzen/ vnd die Occidentali sche Christenheit/ wie es dann seyn soll/ nach den verschie- denen Meynungen uͤber den Religions -Puncten betrachten/ finden wir noch mehr Haupt-Secten/ als diese drey benahmbte; als da seynd die Wieder- taͤuffer mit allen jhren Geschlechten/ vnd dann die Samosatenianer oder So- zinianer/ mit all jhrem Anhang/ welche die Heil. Dreyeinigkeit auff mancherley Weise vernichten/ vnd den Artickel/ wie der Mensch vor GOTT gerecht/ vnd dannenhero feelig werde/ verkehren/ das Predig Ampt verachten/ die Heiligen Sacramenten schaͤnden/ vnd die Obrigkeit auff jhrem Thron antasten/ jhr das Schwerdt abguͤrten/ als ob kein Christ mit gutem Gewissen koͤnt Obrigkeit seyn/ oder seine Vnderthanen mit dem Schwerdt wider allen feindlichen Gewalt beschirmen. Ja sie lassen sich noch verlauten/ die drey Haupt-Secten der Ca- tholischen/ Lutheraner/ vnd Calvinisten weren die drey Froͤschen/ in der Offen- bahrung am sechs zehenden Capittel/ die auß deß Drachen Schlund giengen/ vnd Ander Theil. vnd die Koͤnige auff Erden versuͤhreten: Das Abendmahl aber wer eben das rechte Zeichen deß Thiers auß dem Abgrund/ oder deß Anti-Christes/ ohne welches Zeichen niemand kauffen oder verkauffen koͤndte/ das ist/ nach jhrer Meynung/ ohne welches Abendmahl niemand geduldet wuͤrde/ zu woh- nen oder Handel zu treiben. Vnd ob schon die Außlegungen uͤber das Abend- mahl vngleich seyen/ weren sie doch im Grund/ vnd in den Worten der Ein- satzung eins: Darumb zu Buͤrgerschafft/ zu den Zuͤnfften/ zu Geist- vnd Weltlichen Ehren kommen koͤndte/ wer sich zu einer vnder diesen dreyen Außlegungen bekennen wolte. Doch sind diese Leuthe nicht gleich arg oder verkehrt; Angesehen jhrer nicht wenige auß Einfalt den Mißbrauch/ vnd die Laster bey den dreyen Secten tadeln vnd schewen/ auch sich bereden lassen/ sie machen sich frembder Suͤnden theilhafftig/ vnd verdammen alle andere/ wann sie sich zu einer gewissen Gemeind bekenneten: Darumb sie anstehen/ vnd er- warten/ was jhnen der Geist offenbahren moͤchte. Gleich wie nun diese letztere nach keinem Regiement trachten/ wie sie vor- geben/ sondern das Reich Christi inwendig in dem Hertzen der Menschen suchen im Geist vnd in der Wahrheit auffzurichten; also bemuͤhen sich die drey Haupt- secten/ einander zu vnderdrucken vnd übereinander zu herꝛschen; darauß dann so grausames Kriegen vnd Blutvergiessen entstanden/ welches auch schwerlich ein End wird nehmen koͤnnen/ biß die eine Parthey allein oben schwebt/ vnd die andere verschlingt/ wie in den Discursen von dem Heydenthumb/ vnd von den Ketzern im ersten Theil befindlich. Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der neunzehende Discurß. Von dem Coͤllnischen Krieg/ da der Ertz-Bischoff die Protestierende Religion angenommen/ sich verehligt vnd vertrieben worden. Wie Henrich Iulius, Bischoff zu Halberstatt sich verheyrathet/ vnd das Stifft in Posseß behalten. Wie das Bisthumb Straßburg sich getrennet/ vnd in Krieg gerathen/ auch wieder zu Ruhe kommen. Wie die Guͤlchische Laͤnder ledig vnd durch vielerley Anspruch endlich in zwey Theil provisionaliter vertheilt worden. Was den Religions -Krieg damahlen zuruͤck gehalten. S O haben wir nunmehr das Roͤmis. Reich zu betrachten/ wie es nach diesen dreyen Haupt-Secten (der andern zweyen neben-Secten vor dißmahl nicht ferner zu gedencken) in drey wiedrige Partheyen zerꝛissen ist/ vnd wie ein jede derselben sich suchet empor zu bringen/ vnd durch mehrern Anhang maͤchtig vnnd schroͤcklich zu machen. Die allererste Bege- benheit truge sich zu in Bonn/ vnd durch das Ertz-Stifft Coͤlln. Dann Geb- hard Truckseß/ Herꝛ zu Waldpurg/ Ertz-Bischoff vnd Churfuͤrst zu Coͤlln/ ließ jhm der Protestierenden Lehr vor der Catholischen gefallen/ verliebte sich in Frawlein Agnes/ Graff Johann Georgen zu Manßfeld Tochter/ so in einem Closter/ in dem Geluͤbd der Keuschheit lebte; vermaͤhlte sich mit derselben heimb- lich/ doch mit Wissen vnd in Gegenwart der Freunden/ vnnd legte den Passa- wischen Vertrag solcher Gestalt auß/ daß der Vberfall/ vnd die Ehe jhn nicht hindern solten/ das gantze Ertz-Stifft nach sich zu ziehen. Er stund in den Gedancken/ sein nechster Vorfahr/ Salentinus, Ertz-Bischoff zu Coͤlln/ vnd Bischoff zu Paderborn/ der letzte vom Geschlecht der Graffen von Eysenberg/ sonsten ein tapfferer Held/ haͤtte nicht allerdings weißlich gethan/ daß er beyde Stifft uͤbergeben/ vnd seinen Stamm fortzupflantzen/ sich mit Antoniâ Wil- helmâ, Graff Johann von Arenbergs Tochter/ ehlich vermaͤhlet: Da er doch das Gluͤck annehmen/ vnd desselben Gunst so lang müglich geniessen sollen/ vnd seiner Gemahlin wo nicht ein Bisthumb/ doch ein Churfuͤrstenthumb zur Mor- gengab darlegen: Sonderlich aber/ weil er in Zeit seiner Regierung die Veste Rellingshausen/ den Graffen von Schawenburg vmb sieben zehen tausend/ fuͤnff hundert vnd fünfftzig Gulden/ nach hundert vnd dreissig Jahren der Ver- pfaͤndung abgeloͤset: Wie auch nicht weniger die Statt Kaͤyserswerda/ die Aempter Vrdingen/ Erprod bey Neuß/ Netten bey Andernach/ vnd andere Stuͤck mehr/ die er moͤgen zu Lehen empfangen/ oder als ein Pfandschilling besitzen. Ander Theil. besitzen. Aber der Eysenberger sahe wohl/ daß er bey Entstehung eines grossen Krieges sein Geschlecht nicht wuͤrde fortpflantzen koͤnnen/ vnd vielleicht Weib/ Gut vnd Blut darbey einsetzen vnd verliehren. Auch dachte dieser Gebhard/ Ertz-Bischoff vnd Churfuͤrst an ein andern seiner Vorfahren/ Hermann gebohrnẽ Graffẽ zu Weda/ der vor etlichen viertzig Jahren auß Rath seines Rechtgelehrten Iohannis Gropperi eine Reformation in dem Provincial-Concilio angestellt/ vnd Bucerum von Straßburg kommen lassen/ aber sich deß wegen bey seinen Geistlichen uͤbel entschuldigt/ mit dem Vor- wand/ daß auff dem Reichs-Tag allen vnnd jeden Staͤnden wohlmeynend anbefohlen worden/ daß eine allgemeine Reformation im Geistlichen Wesen geschehe/ weil uͤber die eingeschlichene viel faͤltige Mißbraͤuche so viel Klagens jmmer zu vorkaͤme/ vnd deß Ertz-Stiffts Angehoͤrige nicht nach liessen/ darumb zu sollicitieren, darzu zwar anfangs Gropperus selbst verstanden/ vnd ein For- mular auffgesetzt; aber nicht ferner darzu gehellen koͤnnen/ als der Ertz-Bischoff allenthalben Protestierende Pfarꝛer predigen lassen/ darauß ein gaͤntzlicher Abfall von der Roͤm. Kirchen vor Augen stuͤnde. Darumb verklagten jhn die Clerisey vnd hohe Schuhl vor dem Kaͤyser vnnd Pabst; die jhn vor geist- vnd weltliches Gericht zur Klag vnd Antwort/ sampt seinem Anhang eingeladen. Sein Anhang war Graff Henrich von Stollberg/ so hernach Weltlich worden/ vnnd in den Ehestand getretten. Rheingraff Jacob/ Graff Friederich von Weda/ Bischoff Hermans Bruder Sohn/ der selber hernach Anno 1562. zum Ertz-Bischoff erwehlet ward/ jedoch uͤber fuͤnff Jahr auch das Bisthumb uͤber- geben/ vnd Weltlich worden. Graff Christoffel von Oldenburg/ Hertzog Reichard Pfaltzgraff der Anno 1569. in den Ehestand getretten/ vnnd seinem Bruder/ Hertzog Georgen zu Simmern in der Regierung nachgefolget; Vnd Philips von Oberstein. Es solte aber Ertz-Bischoff Gebhard vnvergessen seyn gewesen/ daß Ertz-Bischoff Herman/ vnangesehen seines so hohen Anhangs/ in Bann gethan worden/ vnnd daß jhn seine Appellation auff ein Concilium Teutscher Nation, wider den Pabst/ als seine Parthey/ vnd nicht Richter/ gar nit schuͤtzen moͤgen/ daß er endlich vom Ertz-Stifft abgetretten/ vnd auff dem We- sterwald/ in seinem Eygenthumb verstorben. Nun hatte Ertz-Bischoff Gebhard kein sondern Anhang/ noch Vermoͤ- gens/ sondern verließ sich auff die Protestierende Staͤnde/ vnd auff den Poͤbel/ weil dazumahl zu Coͤlln sehr viel Buͤrger der Reformierten Religion zugethan waren/ die auch auß Rath beyder Graffen von Solms vnd Newenar durch eine Supplication bey dem Statt-Rath vmb freye Vbung der Augspurgischen Confession anhielten. Der Rath nam es übel auff/ vnd rufft beyde Hertzogen von Gülich vnd Parma vmb Huͤlff an; Hingegen suchten die Reformierten Huͤlff bey dem Ertz-Bischoff selbst/ der dann thate was in seinem Vermoͤgen Cc gewesen; Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gewesen; wurd aber deßwegen verklagt/ vnd durch Pabst Gregorium XIII. von seinem Vorhaben abzustehen vermahnet/ sonderlich aber/ die Moͤnche/ wie zu Bonn geschehen/ nicht zu vertreiben; in dessen die Staͤnde deß Ertz-Stiffts sich berathschlagten/ ein andern Ertz-Bischoff zu wehlen/ daruͤber man zu den Waffen gegriffen/ sonderlich als der Pabst den Ertz-Bischoff in Bann gethan/ vnd seiner Wuͤrden entsetzt/ welches Pfaltzgraff Johann Casimir durchauß nicht dulden wollen/ als wuͤrde dardurch dem Pabst voller Gewalt eingeraͤumbt/ Chur- vnd Fuͤrsten in Teutschland an- vnd abzusetzen: Vnd zumahl da Kaͤyser Rudolphus den Ertz-Bischoff auch seiner Churfuͤrstlichen Dignitet entsetzte/ vnd dieselbe nach deß Pabsts vnd Capitels Wahl auff Hertzog Ernst in Baͤyern verlegte; Was auch die beyde Churfuͤrsten in Sachsen vnd zu Brandenburg einwendeten/ als haͤtte Gebhardus dem Religions -Frieden nichts zu wieder vorgenommen. Pfaltzgraff Johann Casimir bracht etliche tausend zu Hauff/ vnd liesse sich deß Kaͤysers ernsthaffte Abmahnungs-Schreiben/ wie auch deß Pabstes Bann wider jhn nicht hindern/ sondern zog dem abgesetzten Ertz-Bischoff zu Huͤlff/ vnd hauset uͤbel/ wie auch Graff Carlen von Waldpurgs Voͤlcker: So feyrete Hertzog Ferdinand in Baͤyern auch nicht/ in deme die Reformation nach Protestierender Manier in Westphalen fortgieng. Die Fuͤrsten hielten etliche Zusammen kuͤnfften/ vnd vermeinten die Haͤndel zu schlichten/ aber alles vmb- sonst/ weil deß newen Ertz-Bischoffs Gewalt überhand nahm/ vnd die uͤbrige Protestierenden auß Neid gegen diesem Pfaltzgraffen vnnd seiner Religion, nichts zur Sachen thaͤten. Auß welchem allem zu sehen/ daß die Lutheraner den Calvinisten zum Besten nicht wollen kriegen; vnd die Calvinisten auff jhre Weiß wollen refor- mieren; die Paͤbstische also zwischen dieser Mißhelligkeit wieder empor kom- men/ vnd den Sieg davon getragen; auch vom Kaͤyser ein groß Vorurtheil wegen deß Geistlichen Vorbehalts/ wider deß Pfaltzgraffen Außlegung uͤber den Religions -Frieden erhalten: allenthalben diesem Pfaltzgraffen zu wider/ der zween Zůge in die Niederlanden/ wider den Spanier/ den Staaden zum Besten gethan/ aber nichts Denckwuͤrdiges außgerichtet. Doch gieng die Acht deß Kaͤysers ohne scharpffe Execution ab vnd griff nicht nach seinem Leib/ noch nach seinen Landen/ dieweil beyderseits ein grosser Krieg zu besorgen war/ welchen deß Kaͤysers Langmuͤtigkeit nicht wolte gestatten/ vnnd gleichsamb mit Riegeln verschlossen/ wie der grosse Alexander die Tartarn mit den eysern Thuͤ- ren im Caspischen Gebuͤrg soll von seinen Landen abgehalten vnd außgeschlos- sen haben. Was nun diesem Ertz-Bischoff nicht gelungen/ das erhielt Henrich Julius Bischoff zu Halberstatt/ ein gebohrner Hertzog zu Braunschweig vnd Lüne- Ander Theil. Luͤneburg: der hielte Hochzeit Anno 1590. in den Oesterlichen Feyertaͤgen in Dennemarck/ mit Fraͤwlein Elisabeth/ Friderici II. in Dennemarck Tochter/ vnd ward die Heimbfarth hernach den zwantzigsten Brachmonat/ bey der gros- sen Hitz/ zu Wolffenbuͤttel/ in beyseyn vieler Fuͤrsten vnd Herꝛn mit grossem Pracht gehalten. Weil nun dieser gewesene Bischoff an seinem eygenen Hauß/ vnd dann an seinem Schwehrvatter ein starcken Ruͤcken hatte/ muste man Paͤbstischer Seyten zusehen/ oder gewaͤrtig seyn/ daß auß Bann vnd Acht nichts were worden/ ja daß andere Protestierende Fuͤrsten auch Hand angelegt haͤtten in deme der Spanier mit Franckreich vnnd den Niederlanden all zu tieff verworꝛen/ vnd Rudolphus nicht maͤchtig genug/ oder zu forchsamb ware. Der Capitularen hieltens viel mit dem Bischoff; welcher die Wiederspenstigen nach vnd nach vnder gesuchtem Schein auch außgeschafft hatt/ vnd das Gut allein erhalten. Also gieng ein Stifft nach dem andern hin/ endlich auch Magdeburg/ da sich der Administrator auch verheyrathet/ vnnd wegen der In- traden mit den Capitularen vergliechen; vnnd vermehret der Protestieren- den Macht an Land vnnd Leuthen: also geschah den Catholischen sehr gros- ser Abbruch/ vnd schiene/ als wer kein Widerstand mehr/ weil man mit Kriegs- macht nicht stewren wolte. Doch gieng es den Protestierenden mit dem Bisthumb Straßburg solcher Gestalt nicht an. Dann es starb zu Elsaß-Zabern den zwey vnnd zwantzigsten Aprill/ im Jahr 1592. Johann Bischoff zu Straßburg/ ein Niederlaͤndischer Graff von Manderschied/ nach dem er demselben Bisthumb drey vnd zwantzig Jahr/ drey Monat/ vnd etliche Tage vorgestanden. Sein Tod wurd eh offenbahr/ als seine Kranckheit/ weil er durch ein harten Schlag einsmahls dahin gefahren. Er konte sich mit der Statt Straßburg nimmer recht vergleichen/ noch vertragen/ sondern erꝛegte offtmahls schwere vnd newe Strittigkeiten/ daß er die Statt endlich gar gemitten/ vnd sich ausserhalb gehal- ten. Das Bisthumb muste wieder mit einem Haupt versehen seyn; weil aber die Capitularn/ so nach altem Brauch ein Bischoff zu erwehlen haben/ nun in die sieben Jahr/ beydes der Religion vnnd der Einkommen halben/ in grossem Mißtrawen vnd Zwietracht gestanden/ vnd niemahln keine Verglei- chung vnder jhnen zu treffen gewesen/ wartet Jedermann/ wohin die Wahl deß newen Bischoffs außschlagen solte. Die Catholische Capitularn schrie- ben fruͤhzeitig an den Kaͤyser/ vmb Rath vnd That wider jhr Gegenpart: der jhnen antwortet/ sie solten etlicher Commissarien von jhm gewaͤrtig seyn/ vnd in dessen sich bester massen vorsehen. Aber die Bruderhoͤffische Fuͤrsten/ Graffen/ vnd Herꝛn/ so sich vom Pabst- thumb abgethan/ liessen an Gegentheil ein Schreiben abgehen/ vnd ermahneten sie zur Eynigkeit vnnd Gleichstimmender Wahl eines newen Bischoffs/ an Cc ij gehoͤ- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gehoͤrigem Orth/ im Bruderhoff zu Straßburg; welches sie abgelehnet/ weil jhnen Hoͤfe/ Haͤuser/ Renthen vnd Gefaͤll/ vnd anders/ was sie in der Statt gehabt/ abgenommen/ koͤndten sie darin keines Wegs gehellen. Hierauff wurd Johann Georg/ Marggraff zu Brandenburg zum Bischoff von den Bruder- hoͤfischen erwehlet/ auch gemeinem Gebrauch nach von der Statt verehret; vnd solches alles durch sein Außschreiben verkuͤndiget. Dieweil aber die Vesten auff dem Land sich widersetzten/ versahen sich die Straß burger bey zeiten/ mit Volck/ vnnd erobertenden Kochersberg vnd Dachstein mit Gewalt vor den newen Bischoff. Jn deß schickte Kaͤyser Rudolff seinen Vettern/ Ertz Her- tzog Ferdinanden/ nach Zabern/ als einen Sequester, biß die ordentliche Wahl vorgienge. Es waren aber die Catholische Capitularn dieses Vorschlags eben so wenig/ als der Gegentheil zu frieden/ sondern erwehlten fuͤr sich selbst zu jh- rem Bischoff/ Herꝛn Carln/ gebohrnen Hertzogen in Lothringen/ der Roͤmisch. Kirchen Cardinal/ vnd Bischoffen zu Metz/ vnd zeigten dessen Vrsach an in einem offenen Schreiben. Jn Lothringen waren bereits Voͤlcker auff den Beinen/ die fielen uͤber die Zabern Stege in Teutschland/ bemaͤchtigten sich der Statt Zabern/ als deß Bischofflichen Sitzes/ vnd pluͤnderten sehr uͤbel: Ero- berten Benfeld/ vnd griffen die Straßburger an/ uͤberwaͤltigten den Kochers- berg vnd Dachstein. Die Straßburger musten jhre Meß einstellen/ vnd solches den Kauffleu- ten zu wissen thun. Den Krieg gieng eyferig fort/ vnd geschahen etliche Nie- derlagen: Die Schweitzer von Bern/ Zuͤrich vnd Basel schickten den Straß- burgern/ Vermoͤg jhrer Verbuͤndnuß/ drey tausend Mann zu Huͤlff: Vnd wurd Fuͤrst Christian von Anhalt jhr Feldherꝛ/ darbey Marggraff Ernst von Durlach acht tausend Pferd erhalten/ vnnd hernacher viel Schaden gethan/ etwann auch erlitten. Kaͤyser Rudolff hatte in Hungarn schwere Haͤndel mit dem Tuͤrcken/ sahe das Ertz Stifft Coͤlln vnd Westphalen noch in voller Vn- ruhe/ wegen der obigen gehabten Reformation; Vnd muste in Niedersachsen dem Wetter seinen Lauff lassen. Konte dem nach sich in einen weit auß sehenden gefaͤhrlichen Krieg nicht einlassen; zumahlseine Oesterꝛeicher vnnd Bohemen der Protestierenden Religion theils sehr zugethan/ vnd im uͤbrigen nicht uͤbel gewogen waren: Schickte derowegen ein Herold/ mit etlichen Commissarien nach Straßburg/ die Sachen beyzulegen/ welches auch geschehen/ doch mit gros- sem Nachtheil der Catholischen; Vnd wurd der Fried Anno 1593. den ersten Mertz publiciert, nicht zwar voͤllig/ sondern biß die von Kaͤyserl Mayst. hierzu verordnete Schieds-Maͤnner/ als der Churfuͤrst von Maͤyntz/ Ertz-Hertzog Fendinand/ der Bischoff von Würtzburg/ der Churfuͤrst von Heydelberg/ der Landgraff in Hessen/ vnnd der Chur- Administrator in Sachsen zusammen kaͤmen/ vnd ein gruͤndlichen Frieden schliessen moͤchten: welches jhnen aber nicht Ander Theil. nicht gel n ngen/ darumb sie alles Jhr. Kaͤyserl. Mayst. uͤberschrieben/ vnd an- heimb gestellt. Doch hatte es sein verbleibens/ vnnd starb der Bischoff auß Lothringen im Jahr 1607. deme sein Coadjutor, Ertz-Hertzog Leopold/ Bischoff zu Passaw/ im Ampt solgte. Dieser Bischoff ließ viel Volcks im dritten Jahr seiner Regierung im Elsaß zusammen lauffen/ vnd von dem Landvolck bewehrt machen; als nun Straßburg deren bey drey tausend zu Fuß/ vnd ein tausend zu Pferd sahe/ zogen sie das grob Geschuͤtz auff die Waͤlle/ vnd verfahen sich mit Kriegsknechten. Aber der Churfuͤrst zu Heydelberg ließ zehen Fahnen zu Roß/ vnnd zwantzig Fahnen zu Fuß eylends in das Elsaß gehen/ zu deme sich die Durlachische vnd Wirtembergische auch geschlagen/ vnd verursacht/ daß diese Leopoldische Voͤl- cker auß der Wantzenaw gleichsamb fluͤchtig/ sich ins Breischthal gezogen/ nach Moltzheim vnd Zabern. Die unierten Fuͤrsten/ eroberten Moltzheim durch Vbergab. Dieweil aber das Landverderben jmmer fortgieng/ vnd vmb sich griffe/ hat insonderheit der Hertzog von Lothringen/ Herꝛ Johann Reinharde Graff zu Hanaw/ die Statt Straßburg/ vnd die Ritterschafft im Vndern Elsaß ein embsige Vnderhandlung zu Willstaͤtt gepflogen vnd getroffen/ darin alles vorgangene auffgehoben vnd vergessen/ aber bedingt worden/ kein Muster- platz mehr zu dulden. Also hat man Catholischer Seyten das Stifft sampt dem Titel erhalten/ aber durch die von Straßburg uͤber die massen sehr geschwaͤ- chet vnd beschnitten. So war der Sachen kein Rath zu schaffen/ weil es newe Haͤndel wegen der Guͤlchischen Succession, vnd dann zwischen Kaͤyser Rudol- pho, vnd seinem Bruder/ Ertz-Hertzog Matthia selbst abgeben. Coͤlln/ Halberstatt vnd Straßburg haͤtten schier ein grosses Fewr/ zu dem Religions -Krirg angelegt; liessen doch einglimmenden Zunder auff das kuͤnff- tige. Jetzt kommen auch Fuͤrsten thümb vnd Koͤnigreiche/ ja das Kaͤyserthumb selbst ins Spiel/ vnd zeigen auff kuͤnfftigen universal Kriege. Den 25. Mertz/ 1609. starb Hertzog Johann Wilhelm zu Guͤlich/ Cleve vnd Bergen/ so gebohrn Anno 1562. hinder lassend seine Gemahlin Maria Salome/ Marggraͤffin von Baden/ ohne Leibs-Erben. Alsobald ließ der Coadjutor deß Bisthumbs Coͤlln invnderschiedlichen Flecken vnd Doͤrffern Patenten, vnd sein Wapen anschla- gen/ welche aber die Guͤlchische vnd Bergische Officianten abgenommen/ biß die Brandenburgische vnd Pfaltz-Neuburgischen eben einander vorgeschlagen worden/ ob schon Kaͤyserl. Mayst. befohlen/ es solten die Raͤthe neben der Fraw Wittib keine Parthey vor denandern zu lassen. Der Hertzog von Neuers mel- det sich an/ wegen seiner Stamm-Lini/ vnd Wapens: Chur Pfaltz nimbt die Lehen ein/ so Guͤlch von jhm getragen: Kaͤyserl. Mayst. beschreiben die Inter- essenten vor Gericht zu erscheinen. Der Kern dieser Succession ist; daß Wil- helm/ Hertzog zu Gülch/ Eleve vnd Berg/ etc. mit Fraw Maria/ Koͤnigin in Cc iij Hungarn/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Hungarn/ Ertzhertzogin zu Oesterꝛeich fuͤnff Kinder gezeuget/ Herꝛn Johann Wilhelmen/ Marien Eleonoren/ Annen Magdalenen/ vnnd Si- byllen. Als nun die erste/ Herꝛn Albrecht Friederichen/ Marggraffen zu Brandenburg/ vnnd Hertzogen in Preussen verheyrath worden/ hat sie auff Vaͤtter- vnd Muͤtterliche Erbschafft verziehen/ mit dem Beding/ wann der Maͤnnliche Stamm der Hertzogen zu Guͤlch abgehen solte/ daß alßdann alle vñ jede Fuͤrstenthůmb/ Graff- vnd Herꝛschafften/ auff sie/ als die erstgebohrne/ vnd derselben ehliche/ auß jhrem Leib gebohrne Erben/ Vermoͤg Kaͤyserlichen Privi- legij, fallen solten. Die andere Tochter ist Herꝛn Philips Ludwigen/ Pfaltz- graffen bey Rhein/ Hertzogen in Baͤyern/ zu Newburg verheyrathet worden/ welche zwar bey solcher Verheyrathung zugesagt/ nach empfangenem Heyrath- Gut/ auff Vaͤtter- vnd Muͤtterliche Erbschafft in Favor deß Guͤlchischen Manns-Stammes/ vnd mit nachfolgendem Vorbehalt gleichfalls Verziecht zu thun/ nemblich dergestalt/ wann nach Absterben Jhrer Fuͤrstlichen Gnaden Bruders/ deß juͤngstverstorbenen Hertzogen zu Guͤlich/ vnd desselben ehlicher Maͤnnlicher Leibs-Erben/ die Fuͤrstenthuͤmb/ Graff- vnd Herꝛschafften/ mit allen jhren Rechten/ Vnderthanen/ Landen vnd Zugehoͤrungen auff die erstge- bohrne Schwester/ die Hertzogin in Preussen fallen solten; daß alßdann dieselbe schuldig vnd verbunden seyn solte/ Jhre Fuͤrstliche Gnaden/ als der nechstge- bohrnen/ vnd den uͤbrigen jüngern Schwester/ jeder ein gewisse vnnd benandte Summa Geldes herauß zu geben: Da es sich aber begeben solte/ daß hocher- meldter Jhrer Fuͤrstlichen Gnaden erst gebohrne Schwester ohne ehliche auß derselben Leib gebohrne Erben/ mit Tod abgienge/ daß alßdann alle vorgesagte Fuͤrstenthuͤmb/ Graff- vnd Herꝛschafften/ sampt derselbigen Zugehoͤrungen/ auff sie die nechstgebohrne/ erblich gefallen seyn solten. Es hat aber hochernandte andere Schwester/ Fraw Anna/ Pfaltz graͤffin bey Rhein/ dazumahl/ als die gemeldte Zusag geschehen/ von dem Jnhalt deß Privilegij, so Kaͤyser Carolus V. Anno 1546. Hertzog Wilhelmen zu Guͤlch/ vnd dessen Erben gegeben/ hernach auch beyde Jhrer Mayestaͤt Successores, Ferdinand vnd Maximilian confirmiert vnd bestaͤttiget. Deme auch Kaͤyser Rudolff in keinen Weg zu derogieren, oder zu præjudicieren sich erklaͤrt/ einige Wissenschafft nicht gehabt: Es vermag aber beruͤhrtes Privilegium auß- druͤcklich/ wann hochernandter Hertzog Wilhelm zu Guͤlch keine ehliche Maͤnnliche Leibs-Erben erzeugete/ oder gleichwohl ehliche Manns- Erben mit seiner Gemahlin erwuͤrbe/ die aber folgends uͤber kurtz oder lang/ ohne ehliche Maͤnnliche Leibs-Erben abgiengen; daß alßdann/ so kein ehlicher/ Maͤnnlicher Leibs-Erb von jhm Hertzog Wilhelmen gebohrn/ mehr vorhan- den/ die Fuͤrstenthuͤmb/ Land vnd Leuthe/ so von dem Kaͤyser vnd dem Roͤmisch. Reich zu Lehen ruͤhren/ auff sein/ Hertzog Wilhelms ehliche Toͤchter/ oder wo dersel- Ander Theil. derselben dazumal keine mehr im Leben waͤre/ auff derselben nachgelassene/ ehliche Maͤnnliche Leibs-Erben/ so derselben Zeit im Leben seyn/ fallen vnd kommen/ vnd jhnen folgen vnd zustehen sollen/ vnd in solchem Fall jhme/ vnd jhren ehli- chen Maͤnnlichen Leibs-Erben/ von der Kaͤyserlichen Mayst. oder deren Nach- kommen am Reich gnaͤdiglich verliehen werden solten. Nachdem nun diese andere Schwester/ vnd derselben Gemahl/ Pfaltz- graff Philips Ludwig von dem Jnhalt deß obgedachten Kaͤyserlichen Privilegij eygentliche Wissenschafft erlangt/ haben beyde Fuͤrstliche Eheleuth den jhnen zugemutheten Verziecht der Gestalt zu thun/ nicht vnzeitig Bedenckens ge- habt. Vnd ob wohl die Hertzogin in Preussen darwieder protestieren lassen/ in welcher Protection sie sich selbst auff erwehntes Privilegium bezogen/ so hatten die andere Schwester doch gleichfalls solenniter protestiert, vnd sich in omnem eventum nothwendig verwahrt/ vnd jhren Erben jhr Recht vnnd Gerechtigkeit expreßè vorbehalten. Auch ist vermuthlich/ daß die Hertzogin in Preussen von dero uͤbrigen Schwestern einen mehrern Verziecht/ als sie selbsten/ sampt allen Schwestern/ dero Bruͤdern/ vnd allen den Fuͤrstlichen Manns-Erben geleystet/ oder auch ein solche Renunciation zu begehren gemeynet gewest sey/ so jhr selbst nicht zu gutem/ den andern Schwestern aber zu Nachtheil gereichen solte. Vnd gleichen Vorbehalt vnd Protestation haben auch die dritte vnnd vierdte Tochter gethan/ vnder welchen die dritte Hertzog Hansen Pfaltzgraffen/ die vierdte aber Marggraff Carlen von Burgaw geheyrathet. Dieweil dann nunmehr Hertzog Johann Wilhelm/ Hertzog Wilhelms zu Guͤlch einiger Sohn/ ohne hinderlassene einige Leibs-Erben mit Tod abgangen/ vnd die Her- tzogin in Preussen/ als die aͤlteste vnd erstgebohrne vnder den Schwestern kuͤrtz zuvor verstorben/ vnd keine Maͤnnliche Leibs-Erben/ sondern nur Toͤchter/ hin- terlassen; will Pfaltz Newburg schliessen/ daß die Lande jhme gebuͤhren/ vnd vnzertrennt beysamm sollen bleiben/ auch dem ersten Maͤnnlichen Erben allein gebuͤhren. Es legt aber Brandenburg das Privilegium anderst auß/ vnd zieht es auff sein Vortheil/ daß er der einige Manns-Erb sey; im Fall aber der erstgebohrne Tochter Manns-Stamm solte abgehen/ moͤchte die andere Tochter mit jhren Erben zur Succession kommen. Vnnd solches auß dem Heuraths- Contract, auff Fraͤwlein Maria Eleonora/ vnd jhre Nachkommen/ nahmentlich Manns- Stammes/ vnnd auch in Ermanglung dessen/ auff die aͤlteste Tochter/ wel- che ist Fraͤwlein Anna/ so hernach an Churfuͤrst Johann Sigmund zu Brandenburg vermaͤhlet worden/ erben solte: Auff welche Weiß die Toͤchter oder Fraͤwlein nach einander/ in der Ordnung jhrer Geburth substi- tuirt, vnd zur Succession gelassen werden. Solten auch nit jrren/ was im Namen der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ der drey letzten Fraͤwlein wird eingestrewet/ als solten die Preussische pacta totalia sich zu beruͤhrtem Privilegio Caroli V. referiern: noch/ daß die andere Tochter zur Zeit derselben Bestattnuͤß einige Wissenschafft von solchem Privi- legio nicht gehabt haͤtte: noch/ daß angeregtes Privilegium allein der verstor- benen Toͤchter Maͤnnliche Leibs-Erben zur Succession habilitierte, deren die Hertzogin in Preussen keine/ dann allein Toͤchter verlassen: noch/ daß dieselbe Hertzogin den Fall nicht erlebt: noch/ daß die Pfaltzgraͤffin zugemuthetem Verziecht zu leysten/ Bedenckens gehabt/ auch auff diesen Fall nicht wuͤrcklichen verziehen haben solte: noch/ daß die Preussische pacta antenuptialia von der Kaͤyserlichen Majestaͤt nicht confirmiert seyn: noch/ daß dieselbe dem aͤlte- sten Sohn von der aͤltesten Tochter/ welche den Sterbfall erlebt/ an jhren jure quæsito nicht præjudicieren koͤnnen: noch/ daß die juͤngste Tochter in angeregte Pacta nicht bewilliget habe; mit außgefuͤhrtem Beweiß/ vnd Vrsa- chen der Ablehnungen. Die Weltverstaͤndige sahen wohl/ daß diese Succession nicht ohne Blut- vergiessen/ vnd Verheerung dieser/ auch benachbarten Landen nicht wohl ab- lauffen koͤndte. Darumb bemuͤheten sich friedliebende Staͤnde/ sonderlich Landgraff Moritz in Hessen/ so lang vnd viel/ biß sich Brandenburg vnd New- burg zu einer gemeinen Verwaltung dieser Landen verstunden. Jn dessen schickt der Kaͤyser seine Commissarien, vnd kam Graff Henrich von der Marck/ deß Hertzogen von Bullion aͤltester Sohn/ mit Andeutung/ daß er vmb eine guͤtliche Recompens seine Anforderung an die Graffschafft Marck wolte fal- len lassen. Aber Chur-Sachsen meldet sich an/ als haͤtte Kaͤyserliche Ma- jestaͤt jhme diese Landen zur Vergeltung seiner trewen Diensten geschencket. Bey solchen schweren Zufaͤllen wurd ein Landtag gehalten/ vnd den regierenden Raͤthen zu genuͤgen begegnet. Die Frantzosen erjnnerten sich der vorigen Strittigkeiten/ vnter Kaͤyser Maximilian vnd Carlen dem Fuͤnfften; kamen mit Volck vnd Geschuͤtz/ den Protestierenden Fuͤrsten beyzuspringen/ welche aber groß Bedencken getragen/ solcher frembden Huͤlff sich zu bedienen. Aber Kaͤyser Rudolff fertigt ab den Ertz-Hertzog Leopold Bischoff/ als sein gevollmaͤchtigten Commissarium, weil man deß Graffen von Zollern nicht viel wollen achten/ vnd gedachte diese Land/ biß zu Außtrag der Sachen/ dem Spanier zu gutem/ vnd dem Hauß Oester- reich zu mehrem Auffnehmen/ zu verwalten; auff daß deß Reichs Hoheit an seinen Lehen/ vnd die Interessenten an jhren Gerechtigkeiten nicht verkuͤrtzt wuͤr- den. Das groͤßte Absehen aber war/ daß der Koͤnig in Franckreich dem Chur- fuͤrste zu Brandenburg alle Huͤlff angebotten/ vnnd dem Hauß Oesterꝛeich ein solchen Brocken nicht goͤnnen moͤgen/ sondern selbst in diesen Landen eine Kriegs- Ander Theil. Kriegsschul auffrichten wollen. Der Ertz-Hertzog wurd zu Guͤlich eingelas- sen/ vnd versahe den Orth mit allerhand Notthurfft von Coͤlln auß/ befahl auch/ ohne sein Wissen vnnd Willen keine Renthen zulieffern: welches alles die Branden- vnd Neuburgische gar nicht achteten/ sondern mit Gewalt verfuhren/ auch wieder die zu Coͤlln publicierte vnd angeschlagene Mandata Comminationis die Land-Staͤnde/ sonderlich die Statt Dühren bester massen versichert. Vnd hie wolte der Religions -Krieg recht angehen/ da alles zusammen lieff/ wie Buttermilch: Engelland/ Pfaltz/ Wuͤrtemberg vnnd Baden zu geschweigen/ meldet sich auch an/ vnd wolten die Hollaͤnder bey diesem We- sen nicht die letzten seyn: Guͤlich wurd jmmerhin bevestiget/ so vermehrte sich der Fuͤrsten Volck/ vnd kam ein Mandat sine clausulâ, alles in vorigen Stand zu setzen/ biß zu Außtrag der Sachen: darneben arctiora Mandata an die Raͤthe/ Landsassen vnnd Staͤnde. Ein so reiches Lehen solte dem Hauß Oesterꝛeich/ oder einem andern/ als den Prætendenten nicht uͤbel angestanden seyn/ wie vor Zeiten die Westereichische Landen an die Graffen von Habßburg/ vnd das Her- tzogthumb Meyland an das Spanien kommen ist. Auch behielten vor Zeiten die Kaͤyser gantze Churfuͤrstenthuͤmbe fuͤr jhre Kinder/ wie mit der Marck Brandenburg mehr dann einmahl geschehen. Die beyde Fuͤrsten vnderliessen dennoch nicht/ die Regierung gleicher Hand anzutretten/ vnd hie gieng es an ein offentliche Fehde; darumb die Pro- testierende Staͤnde zu Schwaͤbischen Hall/ vnd die Catholische zu Wuͤrtzburg eine Zusammenkunfft hielten/ jede Parthey diese Guͤlchische Laͤnder an sich zu bringen. Darumb wurden die Leopoldische Voͤlcker im Elsaß versamblet/ vnd auch zerstrewet/ weil es schiene/ nicht vmb die Guͤlchische Lande/ sondern vmb das gantze Religions -Wesen zu thun seyn. Zumahl auch dieser Zeit Henricus IV. Koͤnig in Franckreich/ zwar zu den Catholischen sich bekandt hatte/ nur sein new ererbtes Koͤnigreich desto ruhiger zu besitzen/ vnd dennoch mit einem Calvinisten schwanger gieng/ auch sechtzig biß in siebentzig tausend Mann mustern liesse/ da man doch von keinem offentlichen Feind wissen/ als etwan ein Anschlag auff diese Guͤlchische Landen/ vnd dann eine Hoffnung zu dem Teutschen Kaͤyserthumb vermuthen koͤnnen; darzu jhm die Protestierenden sehr solten geholffen haben/ mehr groͤssere Freyheiten von jhme in solchem Stand zu erlangen/ oder jhn gar wiederumb auff jhre Seyten zu wenden. Er wurd aber Anno ein tausend sechs hundert vnnd ze- hen/ in solchem Vorhaben erstochen/ vnnd spuͤhrte man doch diesen Nachdruck/ daß zehen tausend Frantzosen den Fuͤrsten zu Huͤlff herauß kamen/ als Printz Ander Theil. D d Mauritz Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Mauritz Guͤlch belaͤgert vnd einnahm/ zu welchem Werck auch auß Engelland merckliche Huͤlff war kommen. Jn dessen feyret Sachsen nicht/ sondern nam die Kaͤyserliche Citation in obacht/ stellt sich ein zu Prag/ vnderhielt in beysein der Anwesenden Chur- vnd Fuͤrsten die Lehen uͤber die Guͤlchische Landen/ gegen einem Revers, nemb- lich daß das Hauß Sachsen potioris juris sey/ vnd daß es mehr Recht zu diesen Landen/ als andere Prætendenten haͤtte zu demonstrieren, Jtem daß die Catho- lischen in den Guͤlchischen Landen bey jhrer Religion geruhig vnd vn molestiert solten bleiben; daß der Marggraff von Burgaw/ vnd Hertzog von Nevers, jhrer Forderung vergnuͤgt; daß Jhrer Mayst. vnd Ertz Hertzog Leopolden die auffgewendte Vnkosten zu Erhaltung Guͤlch erstattet werden solten/ beneben wenigen Puncten mehr. Endlich verstunden sich nach vielem disputieren, Sachsen/ Branden vnd Newburg die Landen pro indiviso zu possedieren vnd zubeherꝛschen. Doch blieben die zween posse dierende Fuͤrsten nicht lang eynig/ in deme einer deß andern Gesatz vnd Ordnungen auffhube/ auch die Religion en gegen einander vnter druckten/ oder befoͤrderten/ auch der Churfuͤrst zu Brandenburg sich gar an die Staaden der vereinigten Niederlanden ge- haͤngt/ vnd jhnen die Vestung Guͤlich eingeraͤumet; Newburg aber gar zu der Catholischen Religion zuruͤck getretten/ vnd die Spanier zum Schutz-Herꝛen angenommen: ohne daß ein Vergleich vorgangen/ von zweyen Hoffhaltungen/ vnd Abtheilung der Laͤnder/ in zwey gleiche Theil/ ohne præjuditz, vnd nur pro- visionaliter. An diesem Paß schiene das Fewer dem duͤrꝛen Holtz sehr nahe/ vnd haͤtten die Catholische nur ein muthiges Haupt haben muͤssen/ das Werck anzugreiffen vnd durchzufuͤhren: Doch haͤtte sich Franckreich/ Engelland vnd Denne- marck mit eingeflochten/ vnd nebenden Hollaͤndern der Roͤmischen Kirchen vielleicht den Garauß machen koͤnnen. Gleichwohl gab es andere vielschwe- rere Haͤndel zu Prag/ welche Bischoff Cloͤsell soll gestifftet haben/ darumb er auch hernacher/ vnerachtet seines Cardinalats/ in Verwahrung genommen worden. Der Vrsprung ruͤhrte daher/ daß Kaͤyser Rudolff den Hitzigen vnd Eyferern etwas zu gelind regierte/ vnd den Protestierenden, auß Lieb seiner zeitlichen Ruhe/ vnd Verpflegung seines Willens/ nur zu viel durch die Finger sahe/ nicht bald selbst sich der Regierung annahme/ sondern bey seinen Kuͤnstlern/ vnd Damen sich enthielte: Darumb der Roͤmisch. Kirchen mit einem solchen Beschirmer wenig bedient were. Die Clerisey hatte ein Aug auff Ertz-Hertzog Carlens in Oesterꝛeich Sohn/ Ferdinanden/ der in der Zucht seiner Mutter/ Hertzogin Annen auß Baͤyern zu sonderem Eyfer/ die Roͤmische Religion wieder in Auff- nehmen zu bringen/ war aufferzogen/ vnd dem Pabst zu Rom bester massen recom - Ander Theil. recommendiert worden/ auch ein sonderlich Gelübd gethan/ ehe er die Regie- rung zu Graͤtz angetretten/ die Ketzer außzutreiben/ vnd seine Landen der Roͤmi- schen Religion allein zu vnderwerffen. Bischoff Cloͤsell erachtet vor vnbillig/ daß die vier Ertz-Hertzogen/ Ernst/ Matthias, Maximilian vnd Albrecht Kaͤysers Rudolphi Bruͤder/ so gar neben dem Kaͤyserthumb solten hingehen/ vnd solche Hoheit dem juͤngern Stamm uͤberlassen. Darumb ermuntert er den Ertz- Hertzogen Matthiam, weil Kaͤyser Rudolff keine Leibs-Erben hatte/ Ertz-Her- tzogen Ferdinand in Reichs-Geschaͤfften vor andern brauchte/ vnd Ertz-Hertzog Ernst die Niederlanden regierte/ auch der Weiber gar nicht achtete/ wegen eines Wurms in seinen Nieren/ wie man nach seinem fruͤhzeitigen Tod verspuͤhret/ vnd demnach keine Leibs-Erben hinderlassen wuͤrde/ nach der Kaͤyserl. Hoheit zu trachten/ ehe jhm ein ander fuͤrkaͤme. Zu solchem End macht jhm Ertz-Hertzog Matthias in Oesterꝛeich ein Anfang/ vnd zwang Kaͤyser Rudolffen/ jhme beyde Cronen/ Hungarn vnd Boͤ- heimb abzutretten/ sonderlich aber bey den Staͤnden das Kaͤyserthumb zu be- scheyden. Vnderdessen hielte sich zwar Ertz-Hertzog Ferdinand still/ vnderließ dennoch nicht sein Karꝛn heimblich fortzutrucken/ ließ Bischoff Leopolden/ sein Bruder/ (der vielleicht die Kaͤyserliche Cron eben gern/ vnd lieber als ein doppele Bischoffshaub tragen wollen) mit seinen Passawischen Voͤlckern/ vnd Lothrin- gern rumoren/ biß es auch an Matthiam kommen/ vnd alle Hoheiten deß Hauses Oesterꝛeich/ dem Ertz-Hertzogen Ferdinanden heimb gewachsen sind. Solte aber in selbigen Zeiten das Hauß Oesterꝛeich einig gewesen seyn/ vnd vnter einem tapffern Ertz-Hertzogen die Protestierenden wollen bekriegen/ haͤtte der Religions -Krieg vmb zehen Jahr eher muͤssen angehen; Zumahl man Oesterꝛeichischer Seyten mehr dann zu viel Vrsachen darzu haben koͤnnen. D ij Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der zwantzigste Discurß. Wie die Statt Donawerth wegen deß Abts in die Kaͤyserl. Acht/ vnd endlich in deß Hertzogen in Baͤyern Gewalt gerahten. Wie die Statt Aach in die Acht gefallen/ vnd von den Protestierenden entledigt worden. Wie die newe Statt Muͤlheimb nicht koͤnnen zu jhrer Vollkommenheit gelangen. E S seynd aber neben den Ertz- vnd Bisthuͤmben/ Fuͤrstenthuͤm- ben vnd Koͤnigreichen/ etliche Staͤtte in das Spiel gezogen worden/ daß sie manche Veraͤnderung entweder außgestanden/ oder gewaͤrtig gewesen/ die erste Statt mag seyn Donawerth/ welche vnder die Reichs-Staͤtte biß dahin gezehlet/ vnd die Augspurgische Confession, wie andere mehr/ ange- nommen; einen Abt aber in der Statt gelassen. Jhr Vngluͤck ist auß ge- ringen Vrsachen/ vnd daher fuͤrnemblich entsprungen/ daß der Burgermeister vnd Rath daselbst gemeldtem Abt zum Creutz/ Benedictiner-Ordens/ die Pro- cession in der Creutz-Wochen vnd sonsten/ mit fliegenden Fahnen mitten durch die Statt/ vnd uͤber offentliche Strassen nicht verstatten wollen; auch zu ver- statten von Rechtswegen nicht schuldig zu seyn gemeint/ sondern dem Abt jeder- zeit/ wann er sich dergleichen vnderstanden/ als einer Newerung widersprochen/ vnd dieselbe einzustellen begehrt: Jn Ansehung/ daß der Abt solches procedie- rens vnbefuͤgt/ ja daß es dem Rath gegen den Evangelischen Staͤnden zu leyden vnverantwortlich were/ dadurch die Buͤrgerschafft geaͤrgert/ vnd jrꝛgend ein Vnglück daruͤber/ denen so den Fahnen nachfolgen/ begegnen moͤchte. Daran sich aber der Abt gar nicht gekehret/ sondern dem Magistrat zu Verdruß seine Procession continuiert, vnd so starck als er gekoͤnt/ auffgezogen kommen: darbey sich dann auch Georg Fuggers Hauß gesind finden lassen/ welches dahero sich der Procession beyzufügen Vrsach bekommen/ weil jhr Herꝛ zu Donawerth wohnhafftig/ oder doch zu vnd abzuziehen pflegte. Nun begab es sich Anno 1604. als die Procession mit fliegenden Fahnen zum Donawthor hinauß gezogen/ vnd nach verꝛichter Walfahrt wiederumb in die Statt hinein gewolt/ daß etliche Buͤrger in ziemblicher Anzahl sich zwischen die Thor gemacht/ vnd sich zum Angriff gestellt. Wie nun die Fahnentraͤger vn- der das Thor kommen/ haben sie jhnen die Fahnen auß den Haͤnden geschlagen/ sie vnd die jenigen/ welche jhnen auß der Procession beygestanden/ abgeblawen/ vnd einen solchen Rumor erwecket/ daß sich die von der Procession verkriechen muͤssen. Darnach sind allerhand schimpffliche Reden von der Buͤrgerschafft wieder Ander Theil. wider den Pabst vnd seine Religion, wider den Hertzogen von Baͤyern/ ja wider Jhre Majestaͤt selber außgegossen worden/ welche von den Procedenten mit Fleiß auffgefangen/ vnd hernach an den Kaͤyserl. vnd Baͤyrischen Hoff uͤbertra- gen worden. Hierauff hat der Abt am Kaͤyserlichen Hoff ein Mandatum Pœ- nale, dahin verlautend erhalten/ daß er bey seinem Herbringen deß Exercitij Catholischer Religion, inspecie der offentlichen Procession per mediam civita- tem, von Buͤrgern vnd Rath sollen gelassen werden. Darauff Burgermeister vnd Rath der Statt Donawerth jhr außführliche Exceptiones, Sub \& Objectio- nes eingebracht/ welche aber nicht geachtet wollen werden/ sondern noch Befehl dahin gegangen/ daß der Baͤyerfürst dem Abt die Hand bieten/ vñ jhm in seinem Vorhaben helffen solte. Endlich hat der Abt so viel erhalten/ daß die Kaͤyserl. Achts-Erklaͤrung uͤber die Statt ist ergangen/ vnder dato dem dritten Augusti/ 1607. darauff sich dann die Donawerther erbotten/ den Abt mit fliegenden Fah- nen durch die Statt gehen zu lassen/ auch anders zu verstatten/ nemblich dz Paͤbsti- sche Bürger nicht allein in Rath auffgenommen/ sondern auch ferners/ da Pa- pisten/ so vmbs Burger-Recht anhielten/ selbige darzu kommen zu lassen/ vnd solches zu bekraͤfftigen/ ein Obligation von sich zu geben. Es hat aber diß der Statt Donawerth Erbiethen gar nichts gelten noch helffen wollen/ sondern der Baͤyerfuͤrst hat sich der von Kaͤyserlicher Majestaͤt zur Execution jhm gegebene Vollmacht gebrauchet/ vnd den dritten November den Kaͤyserlichen Herold mit etlichen seinen Gesandten in das Staͤttlein Rayn nahend darbey abgefertiget/ welche auff jhr daselbst Ankunfft nach Donawerth geschickt/ vnd der Bürgerschafft Resolution zu wissen begehrt/ ob sie das jenige approbieren wolten/ so der Rath hiebevor vnderschrieben vnd eingangen/ nemb- lich die Geistlichen in jhrer Procession, allda durch die Statt vngehindert passie- ren zu lassen. Darauff dann der Rath sechs vnd die Gemeine auch sechs Mann zum Außschuß deputiert. Als sie nun nach Rayn kommen/ hat man die Thor alßbald nach jhnen gesperꝛet/ vnd sie in Arꝛest genommen/ wie auch mehr andere/ so die von Donawerth/ die andern abzuhohlen/ dahin gesand/ von welchen doch die Baͤyerische Gesandten allein fuͤnff behalten/ dieselben nach Moͤnchen/ zu den zween andern zuvor Gefangenen fuͤhren/ vnd die andern wieder nach Hauß zie- hen lassen. Weil dann die Buͤrgerschafft nichts bewilligen wollen/ als hat der Kaͤyserliche Herold/ mit seinem Herolds-Kleyd/ den zwoͤlfften November/ mit gewoͤhnlichen Trommetenschall/ auff einer Wiesen vor Donawerth/ Wantzenaw genant/ die Statt sampt der gantzen Buͤrgerschafft/ auch alle die jenigẽ/ so jhnen mit Zufuͤh- rung einer oder der andern Sachẽ im geringsten Huͤlff erweisen/ in die Acht/ oder Vogelfrey erklaͤrt: darauff die Buͤrger von der Donawbruͤcken alles biß auff die Baͤume abgeschriffelt/ solche im Nothfall alßbalden abzubrechen/ doch den Paß D d iij mit Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ mit den Wein vnd Guͤter-Waͤgen/ auch sonsten zu Roß vnd Fuß durch zuwan- deln/ offen gelassen; Jm Gegentheil aber hat sich der Baͤyerfuͤrst starck geruͤ- stet/ vnd in grosser Eyl ein Laͤger von zehentausent Mann zu Fuß/ vnd sieben hundert Pferden zusammen gebracht/ vnd selbiges voͤllig/ neben drey Carthau- nen/ viel Feldschlangen/ auch etlich hundert Waͤgen mit Munition vnd Pro- viant von Muͤnchen auß nach Baͤyern/ ein Meil von Donawerth/ diese Statt mit Ernst anzugreiffen/ geschickt. Dem hat aber der Pfaltzgraff den Durch- zug abgeschlagen/ welcher seine Landsleuth/ den Adel/ vnd hundert Fraͤnckische Reuter/ vnder dem Rittmeister Fuchß bey sich gehabt/ auch von Hochstett auß/ biß gen Newburg/ die Paͤß/ vnd sonderlich wo es Bruͤcken hat/ starck besetzt/ auch den Schellenberg nechst bey Donawerth/ vnd vom Berg an/ biß auff den Hoff- marck Ziegenhayn/ sein Land mit sechs hundert Bawren starck verschantzen lassen. Weil aber dieses gegen der Baͤyerischen Macht zu wenig/ als hat die Statt Donawerth/ nach dem sie sonsten keine Huͤlff gesehen/ auch die Buͤrger nicht recht eynig gewesen/ Sontags den sechs zehenden December/ acht Mann nach Northeimb geschickt/ mit Anzeigung/ daß sie die Schluͤssel zu der Statt übergeben wolten. Darauff dann folgenden Montags Morgends zu acht Vhren die Baͤyerischen mit etlichen Faͤhnlein hinein gezogen/ das Rathhauß ein- vnd den Buͤrgern die Wehren abgenommen/ auch das Volck hin vnd wie- der in die Statt einlosiert: die haben darnach ein Visitation der Bürger Haͤu- ser vnd jhres Vermoͤgens gehalten/ doch nicht viel Baarschafft/ aber wol viel Schulden/ sonderlich bey gemeiner Statt befunden: die Rüstungen/ Wehren/ Buͤchsen/ auch etliche Stuͤcklein/ haben sie mit sechs Waͤgen nach Rayn ge- fuͤhret/ vnnd die Pfarꝛkirchen allerdings zum Paͤbstischen Gebrauch zu- gerichtet. Es war aber noch vor der Belaͤgerung eine Zusammenkunfft deß Schwaͤ- bischen Crayses nach Vlm angestellet/ zuberathschlagen/ wie dieser betrangten Statt auff das foͤrderlichste zu helffen. Daselbst fanden sich alßbald die Kaͤy- serliche Gesandten/ vnd warneten/ man solte sich in ein außgemachte Sach nicht legen/ vnnd die Execution der Kaͤyserlichen Acht nicht hindern: Welches die Staͤnde hoͤfflich ablehneten/ zumahl jhr Vorhaben einig vnd allein dahin ziehlte/ daß die Statt wieder zu Gnaden kommen moͤchte/ dergleichen Vorbitt zu keinen Argenkoͤndte außgelegt werden. Als nun die Statt sich ergeben/ schrieben sie an den Hertzogen von Baͤyern/ die Statt bey jhren wohlhergebrachten Geist- vnd weltlichen Freyheiten zu lassen: vnd an die Chur- vnd Fürsten deß Reichs/ sie wieder zu versoͤhnen/ vnnd auff dem bevorstehenden Reichs-Tag in vorigen Stand zu setzen. Als nun im folgenden Jahr der Reichs-Tag zu Regenspurg angieng/ wolten die Protestierende den Religions -Fried bekraͤfftiget: Die Catholische aber Ander Theil. aber alles eingezogene von Anno 1555. her/ restituiert haben; vnd wurd nichts außgerichtet/ weil es in Oesterꝛeich vnd Bohem Tumult geben. Gleichwohl verspührte Kaͤyserl. Mayst. daß die Protestierenden diesen Proceß hoͤchlich empfunden/ vnd jhme nichts mehr zu Willen seyn würden; darumb wurden Kaͤyserliche vnd Baͤyerische Commissarien nach Donawerth abgefertiget/ so die Buͤrgerschafft wieder auß der Acht vnd ins Kaͤysers Gnade setzten: Auch solten sie ein Reichs-Statt genennet/ aber der Statt Gefaͤll dem Hertzogen gereichet werden/ biß der Pfandschilling deß auffgewendeten Vnkostens abgeloͤst were. Darauff ein newer Rath gewehlt/ vnd der Newe Calender zu brauchen/ auffer- legt worden/ vnd weil die Protestierenden hieran sich noch nicht vergnuͤgen lies- sen/ versprach der Kaͤyser/ den Hertzogen auß Baͤyern anderwerlich zu conten- tieren, vnd die Statt in voͤlligen vorigen Stand zu setzen; welches aber biß dato ersitzen blieben. Hiespuͤhrt man/ daß die Clerisey an jhrem Orth nicht gefeyret/ vnnd den Politicis an die Hand gegeben/ wie die Roͤmische Religion wieder einzufuͤhren were. Die Politici aber haben nur versuchen wollen/ wie es moͤchte ablauf- fen vnd auffgenommen werden/ wann man ein Glied von den Protestierenden solte uͤberziehen. So befand sich zwar ein Ernst/ aber nur mit Worten/ vnd wurd offenbar/ daß die Protestierenden mehr eyferiger sind/ jhre Religion fort- zupflantzen/ als dieselbe zu erhalten/ wie bey Einziehung der Bisthumben/ vnd bey Behauptung der Statt Donawerth zu sehen ist. Die Vrsach moͤchte seyn/ daß bey Donawerth kein Fisch zu fangen/ sondern nur Muͤhe/ Verdruß/ Vnko- sten vnd Feindschafft zu gewinnen war; Vnd daß es eine gantz andere Gelegen- heit hat vmb ein Bisthumb/ welches Land vnd Leut/ auch fette Præbenden mit sich bringet. Vnd wer will die Vnion -Verwandten in so kurtzer Zeit/ zu noth- wendigen Spesen bringen Diß merckte deß Tuͤrckischen Kaͤysers Abgesandter auff dem Reichs-Tag zu Franckfurt/ dahin man jhn gern kommen lassen/ die schoͤnen fruchtbare wohlbewohnte Landschafften der Teutschen/ vnd dann die Majestaͤtische Staͤnde beysammen zu sehen/ als man jhm zu Ehren ein Laute- nisten ließ kommen/ welche Kunst bey den Tuͤrcken sonst nicht bald zu finden; der aber sehr lang an den Seiten auff vnd abhaspelte/ biß er sie in eine Harmoney bringen koͤnnen/ vnd doch endlich nichtssonderlichs/ (nach deß Barbarischen Menschen Verstand/ der den Esellieber hiehaxen/ als den Lerch tirelieren/ oder die Nachtigal zwittern hoͤrte) daher machte; darauff hoͤhnisch gesprochen/ Also gebe es viel Reichs-Tage/ vnd werde doch wenig verꝛichtet. Vnd hat nach seiner Landsart mehr dann wohl geredt: dann wann der Tuͤrck mit seinen wei- chen zarten Asiatischen-Voͤlckern etwas außrichtet/ was wuͤrde er koͤnnen thun/ wann jhm solche Kern/ vnd hertzhaffte Nationen, als die Teutschen/ auff das geringste Wincken muͤsten Gehorsamb leysten? vnd eben solches Vrtheil faͤllete Pyrrhus Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Pyrrhus von den Roͤmern seiner Zeit/ als er sie sahe auff dem Tummel-Platz alle vor sich auff den Angesichten liegen/ vnd keinen auff dem Ruͤcken als fluͤch- tigen/ sondern alle am Gesicht/ vnd auff der Brust verwundet/ daß er mit der- gleichen Soldaten die gantze Welt getrawte zu uͤberwinden. So haben dann die Protestierende erwiesen/ daß sie gern querulieren/ vnd mit dem Mund frey sprechen/ aber in der Noth die Finger nicht gern verbrennen: Hingegen erwie- sen die Catholische Staͤnde/ daß sie die Befoͤrderung jhrer Religion ohne Neid vnd Mißgunst suchen/ dannenhero dem Hertzogen in Baͤyern den Lohn seines Eyfers gern goͤnnen/ daß er Donawerth beherꝛsche. Aber ein wiedriges wird sich erweisen an der Statt Aachen/ in welcher sich von vielen Jahren her die Schweitzerischen vnd Genffischen Confessions -Ver- wandten je laͤnger je staͤrcker gemacht; weil diese Statt vor allen andern im Roͤm. Reich zum Gewerb sonderliche Freyheiten hat/ vnd von einem Ballen Waar nicht mehr dann ein Heller auff jedem Zoll/ neben Vorzeigung gebuͤhrlicher Attestation zahlt: von Carolo Magno also begnadiget/ vnd wegen dieses ersten Teutschen Kaͤysers Begraͤbnuß an diesem Orth/ auch Verordnung der Kaͤys. Croͤnung daselbst zu ewigen Zeiten/ von allen Nachkommen am Reich/ wohl bekraͤfftiget vnd gehalten. Darumb sie im Jahr 1581. sich berathschlagten/ wie sie folgendes Jahr die jenigen zum Burgermeister-Ampt erheben koͤndten/ die jhrer Religion zugethan oder guͤnstig waren. Als solches Kaͤyser Rudolff erfahren/ schrieb er jhnen ernstlich zu/ sie wolten solche gefaͤhrliche Newerun- gen vermeyden vnd vnderwegen lassen. Aber die zu Aach beantworteten das Schreiben/ sie gedaͤchten bey der vhralten Catholischen Religion vnaußgesetzt zu beharꝛen/ vnd wolten solches ehister Zeit durch eine besondere Bottschafft Jhrer Majestaͤt mit mehrem bezeugen. Vnder deß wurd Hertzog Ernsten auß Baͤyern/ der newlich zu einem Bischoff zu Luͤttich erwehlet worden; auch Hertzog Wilhelmen von Cleve anbefohlen/ sie wolten verschaffen/ daß im vorstehenden Chur-Tag die jenige zu Burgermeistern voran kaͤmen/ so in der Religion nichts aͤndern solten: Gleichwohl aber geschahe/ daß bey der Wahl beyde Partheyen gleiche Stimmen hatten/ vnd die zween Catholische von den Abgesandten be- staͤttiget worden. Weil aber die andern zween/ jhre gleiche begehrte Bestaͤtti- gung nicht erlangt/ die Schluͤssel der Statt bey sich behalten/ entstund ein Auff- ruhr. Die Calvinisten spanneten die Ketten vor den Gassen/ lieffen in jhrer Ruͤstung vor das Rahthauß/ vnd zogen das grob Geschuͤtz zu den jenigen Tho- ren vnd Thürnen/ die sie innen hatten; doch ohne sonderlichen Schaden. Folgenden Tags kamen sie ins gemein zusammẽ auff das Rahthauß/ vnd bere- deten sich durch jhren Außschuß beyderseits/ wie eine Vergleichung zu allen Seyten anzustellen. Als hievon Kaͤyser Rudolff Bericht bekom̃en/ schrieb er abermal an die Statt/ vnd Ander Theil. vnd erließ zwar den Vnderthanen die Schuld/ wegen deß erweckten Aufflauffs/ aber mit dem Beding/ daß sie hinfuͤhro im Frieden verbleiben/ der Religion hal- ben nichts aͤndern/ die Prediger vnd Auffruͤhrer abschaffen/ den Papisten aber jhre Guͤter wieder einraͤumen solten. Nicht weniger bemuͤhet sich auch Chur- fuͤrst Augustus zu Sachsen/ vnd Hertzog Johann Georg Churfuͤrst zu Bran- denburg/ bey Jhrer Kaͤyserl. Mayst. sie wolte nicht zulassen/ daß durch Erhaltung der entstandenen Vnruhe/ andere Fürsten Gelegenheit nehmen/ die Statt mit Gewalt/ nicht ohne grossen Schaden deß Roͤmischen Reichs einzunehmen vnd zu bezwingen: dadurch sie sonder Zweiffel den Spanier verstanden/ deren An- schlaͤge zu verhuͤten/ bothen beyde Churfuͤrsten Kaͤyserlicher Mayst. jhre Huͤlff an; mit der neben-Bitte/ solche jhre Vorbitt in Gnaden zuvermercken vnd auffzunehmen. Der Kaͤyser aber nam wieder verhoffen die beyde Chur- fuͤrstliche Anerbietungen in Vngutem auff/ vnd schrieb an dieselbe ernstlich/ mit Anzeigung/ wie die zu Aach wieder jhren Ayd vnd alten Gebrauch/ die Obrigkeit zu erwehlen/ Newerungen in der Religion einfuͤhren wolten/ vnd uͤber das wider den wahrhafftigen Verlauff der Sachen/ die beyde Churfuͤrsten anderst berich- tet/ vnd zu vnbilligem Schutz ersuchet haͤtten. Schriebe darneben ferner an die zu Aach/ sie wolten ohne einigen Verzug vnd Außflucht pariren/ vnd Kaͤyser- lichem Willen nachgeleben. Vnd ob wohl andere Reichs-Staͤtte vmb Milte- rung deß gefaßten Schlusses gebetten/ hat doch solches der sonderlichen Vrsa- chen halben nichts hafften moͤgen/ weil die Papisten vmb Außtreibung der Fran- tzoͤsischen Prediger ohn vnderlaß bey Kaͤyserlicher Mayst. angehalten: haben also die Reformierte dieses mahl zu jhrem vorhabenden Zweck nicht gelangen moͤgen. Endlich wurd es durch die Papisten so weit gebracht/ daß Anno 1598. die jenige mit einander/ so wieder sie gewest/ proscribiert, vnd in die Acht erklaͤret worden. Vnnd ob wohl vor diesem die Statt auch einmahl in die Acht kom- men/ ist es jedoch nie so arg vnnd streng gewesen/ als dieses mahl: Dann auch alsobald die Execution dem Hertzogen von Guͤlich anbefohlen worden. Vnd ob wohl der Reformierten Kirchen alsobald zugeschlossen/ vñ sichs ansehen liesse/ als ob sie vacieren wuͤrden/ sonderlich weil der bannisierte Rath von sich selbst abdancken wollen/ ist doch solches noch eine Zeitlang in der Wag gestanden. Als man aber etliche Reformierten wegen der Kinder-Tauff gestrafft/ auch weil solche die Gevattern vnd jhre Mitgesellen nicht verꝛathen wollen/ gefaͤng- lich eingezogen; als haben die Staaden von Holland einen Trommeter mit Brieffen dahin gesand/ deß Jnhalts/ daß gedachte Herꝛn zusehen solten/ was sie mit solchen Lenthen zu thun haben; dann sie keine Tuͤrcken oder Heyden/ son- dern so wohl Christen als sie seyn/ vnd derowegen solche wieder loß lassen; wo nicht/ solten sie genugsamb zu schaffen finden. Darauff gedachte Herꝛn zu Ander Theil. E e Rath Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Rath gangen/ vnd die Gefangenen wieder auff freyen Fuß gestellt/ auch diese Schreiben den Herꝛn zu Coͤlln nachmahls communicieret. Gleicher Massen gieng den fuͤnfften Hornung dieses ein tausent sechs hunderten Jahrs ein Trom- peter mit Schreiben an den Rath zu Coͤlln/ gleiches Jnhalts ab. Wie es aber eygentlich zu Aachen ergangen/ kan besten theils auß der E- vangelischen selbstey genem Schreiben/ an die Herꝛn Guͤlchische Commissarien verstanden werden. Nachdem sich allerhand Jrꝛsall vnd Mißverstand zwischen einem Erbarn Rath vnd Gemeind dieses Koͤniglichen Stuhls vnd Statt Aach eine zeitlang erhalten/ also daß die Sachendlich den 5. Julij 1611. zum Auff- stand gerathen/ vnd aber Chur-Brandenburg vnd Hertzog von Newburg sich auff der Religions -zugethanen Buͤrger vnderthaͤniges Anhalten/ gnaͤdig ge- fallen lassen/ E E. hieher abzuordnen/ obangedeute Gebrechen in der Guͤte zu entscheiden/ vnd in Richtigkeit zu bringen: Jst zu wissen/ daß die Anzahl der Religions -Verwandten in dieser Statt Aach sich vor dreissig/ viertzig vnd funff- tzig Jahren dermassen gemehret/ daß der meiste vnd fuͤrnehmbste Theil der Buͤr- ger sich zu der Augspurgischen vnnd Reformierten Confession bekandt haben/ dermassen daß die Religions -Verwandten nicht allein bey der gemeinen Buͤr- gerschafft/ sondern auch ber einem Erbarn Rath wohl zwey dritte Theil gemacht haben/ vnd daß also der vorige Rath die offentliche Exercitia der Religion anzu- stellen/ erlaubt vnd zugelassen hat. Darauff dann erfolgt/ daß die hiesige Geist- ligkeit die andern Buͤrger/ so sich Catholisch genant/ zum wiedersetzlichen Eyfer erꝛegt/ vnd durch Mittel derselben allerhand Vnruhe in der Statt angerichtet/ alle Benachbarte Fuͤrsten vnd Herꝛn wider den vorigen Rath angeruffen/ vnd denselben mit den offentlichen Exercitijs der Religion abzuschaffen/ eussersten Vermoͤgeus sich beflissen haben: Als sie aber durch solche Mittel jhr vorgenom̃en Intent durch zubringen nicht vermoͤcht/ endlich die Sach an deß Roͤmis. Kaͤysers Hoff gebracht/ vnd daselbst so viel erhalten/ daß der vorige Rath durch die in Año 93. ergangene Kaͤyserliche Resolution, removiert, vnd die offentliche Exercitia der Religion, mehr gedachter Buͤrgerschafft abgenommen/ die Religions -Ver- wandten mit grossen Geldstraffen beladen/ die heimbliche Exercitia der Religion verhindert vnd gestrafft/ auff die Einsegnung der Eheleuthen/ Kinder-Tauff/ Begraͤbuuß der Toden/ besondere Geldstraffen gestellt/ die Buͤrgerliche Frey- heit den Religions -Verwandten in viel Weg geschmaͤhlert/ vnd die alte Wahl der Religions -Verwandten/ nach lant deß alten Gaffel- vnd Zunfft-Brieffs/ den Religions -Verwandten gaͤntzlich abgestrickt worden; Also daß demselben auß dem Jahr 98. biß eylff/ vnsaͤgliche Trangsaln/ Betruͤbnuß vnnd Schaden/ dardurch etliche in eusserst Verderben gesetzt/ vnd andere jhr Vatterland verlas- sen/ vñ sich in dz Exilium begeben muͤssen) zugefuͤgt worden/ vnd dieselbe/ welches dz allerbeschwerlichste ist/ die Exercitia der Religion so viel Jahrlang entrathen muͤssen. Ander Theil. muͤssen. Ob nun wohl die Guͤlchische Herꝛn die offentliche Exercitia der Reli- gion bey Weyden auff dem Busch anzustellen/ vnd maͤnniglich dieselbe anzuhoͤ- ren erlanbet daß die Predigten mit ziemblicher Anzahl besucht worden: Ob auch schon solches in Kaͤyserlicher Resolution mit dem geringsten Wort nicht verbot- ten/ vnd keiner mit einiger Red-Billigkeit vnd Fugen in dieser freyen Reichs- Statt/ da daß Regiement zwischen gleichen freyen Buͤrgern in Democratiâ be- stehet/ verbotten werden/ weil man die Exercitia Goͤttlichen Worts in der Statt nicht leyden will/ ausserhalb der Statt/ auff anderer Herꝛn Grund vnd Boden/ die Predigten solten visitieren moͤgen: So hat sich doch in der That beg ben/ daß ein erbahrer Rath auch solche Predigt ausserhalb dem Reich/ von Aach auff Fuͤrstlichem Grund vnd Boden/ zu der Weyden/ vnd zu Stollbergen/ den Buͤr- gern vnd Reichs-Vnderthanen zu besuchen/ nicht gestatten wollen/ sondern dieselben durch ein offentlich angeschlagen Edict bey deß Raths Straff verbottẽ/ vnd etliche Buͤrger vnd Reichs-Vnderthanen (ob gleich deren etliche auff Guͤl- chischẽ Forstguͤtern wohnhafft gewesen) mit dem Graß (welches ein Buͤrgerliche Verhafftung ist) vnd Pfortzen Gebott/ wie auch mit Gelt-Bussen gestraffet hat. Vnd vnder anderm fuͤnff nahmhafften Persohnen/ wofern sie die aufferlegte Straff bey dem fünfften Julij nicht erlegen werden/ angedeutet/ daß jhnen die Buͤrgerliche Gerechtigkeit vnnd Haͤußliche Beywohnung auffgekuͤndet seyn solte/ also daß dieselbe einmals mit Weib vnd Kind/ von Hauß vnd Hoff/ in das Elend verwiesen worden. Nach dem nun gemeine Buͤrgerschafft alle Beschwernussen/ so derselben auß dem Jahr 98. biß anhero/ mit Abnehmung der offentlichen Exercitien, der Religion, mit Vernewerung deß Raths/ mit der Achts-Erklaͤrung/ vnd darbey abgenommenen vnertraͤglichen Geldstraffen/ in gleichen mit den Bussen/ so sie wegen Einsetzung der Eheleuten/ vnd Kindertauff/ so geraume Zeit/ neben andern jhnen zugefuͤgten Schaden/ bezahlen muͤssen/ zu Hertzen vnd zu Gemuͤth gefuͤhrt; vnd darbey erachtet/ wann sie auch diesen Verbotten vnd Straffen still- schweigend laͤnger zusehen solten/ daß alßdann den Religions -Verwandten/ durch solche Mittel/ alle jhre Exercitia der Religion, auch an frembden Orthen benommen/ vnd dieselbe dadurch viel schwerlicher dann zuvor durch das Cenß- Gericht gestrafft/ vnd ein guter theil der Buͤrger/ welche so grosse Geltstraff zu er- legen nicht vermoͤgt/ auß jhrem Vatterland in das Elend verjagt/ vnd die Statt von dem meistentheil der Buͤrger erledigt werdẽ muͤste. Als hat sich begebẽ/ dz er- meldte Buͤrger sich hin vñ wieder in d’Statt uͤber solche Beschwernussẽ besprochẽ/ vnd dahin geschlossen/ daß sie sich in aller Still/ vnd in ziemblicher Anzahl auff dz Rahthauß verfuͤgen/ den Buͤrgermeistern/ Ampttraͤgern vnd Syndico, jhre Be- schwernussen/ vñ dz vorangeregte Außweisung vñ Bestraffung der Buͤrger/ den- selbẽ vnleydlich waͤren/ anzeigen/ vñ vmb Abschaffung derselbẽ anhalten wolten; vnd sich derowegen auff das Rahthauß begeben/ vñ bey denen daselbst Anwesendẽ E e ij Herꝛn Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Herꝛn Audientz begehrt. Weil aber dieselbe den Buͤrgern keine Audientz gestatten wollen/ sondern sich mit runden Worten erklaͤret/ daß sie die Buͤrger anzuhoͤren nicht begehrten/ vnd sie vom Rahthauß schimpfflich abgewiesen/ vnd solches auff dem Marckt vnter dem gemeinen Mann ruchtbar worden; ist erfol- get/ daß die Buͤrger dardurch zu sonderlichem Vnlust bewegt worden/ daß dar- auff etliche wenige junge vnbesonnene Leuth Alarm geschriehen/ dadurch ein vnversehener Aufflauff geschehen/ vnd gegenwaͤrtiger Auffstand verursacht wor- den: bey welchem gemeine Buͤrgerschafft vnd Religions -Verwandten die Schluͤssel der Statt-Pforten in jhren Gewalt zu bringen/ vnd dieselbe auff dem Rahthauß zu bewahren/ auch vnder jhnen starcke Wachten zu bestellen. Dar- durch sie desto mehr verursacht worden/ daß alßbald nach diesem Auffstand et- liche Gesandten von Braband in die Statt ankommen/ welche jhren gnaͤdigen Fuͤrsten vnd Herꝛn/ vermoͤg etlicher mit dem Rath zu Aach Anno 1601. auffge- richten Accordaten, als Protectorem, Defensorem vnd Ober-Vogt der Statt angeben/ auch andere mehr Jhrer Fuͤrstlichen Durchlaͤuchtigkeit competi - rende Gerechtigkeiten prætendirt haben/ mit grossen vnd starcken Bedraͤwun- gen wieder die Religions -Verwandten: welches allenthalben grosses Nach- dencken gemacht/ vnd verursachet/ daß jhre Credentzen nicht angenommen wor- den/ sondern daß die Buͤrger vnd Religions -Verwandten deß Raths Syndicum vnd Secretarium mit jhrem Gelayth auff das Rahthauß gefuͤhrt/ vnnd durch die selbe jhnen solche/ wie auch die alte Accordaten, so vorhundert vnd etlichen Jahren zwischen Hertzog Carln von Burgund/ vnd der Statt Aach auffgerichtet worden/ auffsuchen/ vnd durch Notarien vnnd Zeugen Abschrifft derselben ge- nommen/ vnd darauß befunden/ dz zwischen den newen vñ alten Accordaten ein grosse Vngleichheit; in dem/ daß die alten Accordaten nicht durch Burgermei- ster/ Schoͤffen vnd Rath allein/ sondern auch zugleich durch gemeine Buͤrger/ vnd die gantze Gemeynd; die newen aber durch Burgermeister vnd Rath al- lein/ ohn vorwissen der Gemein/ auffgericht seyn: Vnd daß in den newen Ac- cordaten der Rath der Religion halben (da doch den alten derselben mit keinem Wort gedacht wird) gegen dem Hertzog von Braband fuͤr sich vnd seine Nach- koͤmblinge reversiern, daß er allein der Roͤm. Catholischen/ vnd keiner andern Religion oder Secten Exercitium, wie dann auch sie/ die Secten selbst nicht ge- statten/ auch nimmer mehr einige Veraͤnderung besagter Catholischer Religion in jhrer Statt zulassen sollen/ also vnd dergestalt/ dadurch den jetzigen Rath/ oder dessen Nachkoͤmblin geweiniger anderer/ dan besagter Catholischẽ Religion Ex- ercitia vngestrafft zugelassen werden solten/ daß sie damit jhrer alten/ von Hertzog Carl von Burg und jhnen verguͤnten vnd veraccordirten Privilegien vnnd Zoll- Freyheiten sich keines Wegs weiter zu erfrewen/ nach dieselben zu Genieß haben selten: auch daß Jhrer Fuͤrstl. Durchlaͤuchtigkeit in Braband Feind/ Rebellen/ oder Ander Theil. oder derselben Verbannten nicht vnderhalten/ oder Vnderschleiff geben/ vnd in jhrer Statt keine Wohnung verstatten/ sondern dieselbe auff Begehren ver- treiben/ vnd von sich außjagen/ auch kein Kriegsvolck in jhrer Statt auff halten solten/ dadurch Jhr. F. D. Vnderthanen beschaͤdigt werden koͤnnen. Es solle auch in solchen newen Accordaten der Hertzog jhm außtrucklich vorbehalten haben/ daß jhm dieselben in allen seinen andern in der Statt Aach competie- renden Rechten/ Prætensionen, Actionen vnd Zuspruͤchen/ so wohl wegen der Ober-Vogtey/ Mumberschafft oder Meyerey zu Aach/ als andern derselbigen einiger Gestalt gebuͤhrenden Gerechtigkeiten/ nicht nachtheilig oder præjudi- cier lich feyn sollen. Es haben aber uͤber die newe Accordaten nicht allein die Buͤrger vnd Re- ligions -Verwandten zu Aach/ sondern auch die Guͤlchische Abgesandten grosse Klag gefuͤhret/ weil die Vogtey vnd Meyerey/ auch Protection, Schutz vnd Schirm zu Aach/ keinem andern als Roͤm. Kaͤyserlicher Mayst. vnd den Fuͤrsten von Guͤlch gebuͤhret/ welche Fuͤrsten von Gülch auch den Vogt vnd Meyer da- selbst uͤber Menschen Gedencken constituirt, der Rath vnd Buͤrgerschafft auch niemahls keinen andern Protectorem, wie auch keinen andern Vogt vñ Meyer/ als eben den/ welchen besagte Fuͤrsten von Guͤlch/ jederzeit verordnet/ erkanthat: Vnd weil durch solche newe Accordaten die Statt Aach nicht allein jhrer alten Freyheiten beraubt/ sondern auch vom Heil. Roͤm. Reich vnder deß Hertzogen von Braband Iurisdiction leichtlich gebracht werden solte/ welches die Buͤrger/ sonderlich aber die Religions -Verwandten/ denen fürnemblich/ dem Religion - Frieden/ vnd daruͤber auffgerichter Constitution zu wider/ jhre Freyheiten dar- durch abgestrickt werden/ wider den Rath/ fuͤr ein hohe/ vnleydliche Beschwernuͤß anziehen. Sie haben auch hefftig geklagt/ daß man die Jesuiter in die Statt genommen/ welche wieder die vhralten Statuta die Privat -Haͤuser vnd Hoͤfe an sich reissen/ vnd von Buͤrgerlichen Beschwernuͤssen frey machten. Noch mehr verdaͤchtiger kam den Religions -Verwandten vor/ daß Mar- quis Spinola zu Prag mit sondern Ehrenwar empfangen worden/ als haͤtte er wegender Statt Aach was sonderbares gehandelt. Es kamen aber bald hernach Kaͤyserische Commissarien, so die Buͤrger- schafft vnd Jesuiten in Kaͤys. Schutz genommen/ die Entscheydung der gantzen Sach dem Kaͤyser vorbehalten/ vnd die Kriegsvoͤlcker abzuschaffen begehrten. Endlich kam es zur Bedraͤwung Kaͤyserl. Acht/ deren Execution Ertz-Hertzogen Albrechten in den Niederlanden vnd dem Churfuͤrsten zu Coͤlln auffgetragen worden: deßwegen Chur-Pfaltz an den Koͤnig in Franckreich geschrieben/ vnd eine Abmahnung an Coͤlln erlanget. Dieweil aber indessen Hertzog Wolff Wilhelm von Newburg zu der Catholischen Religion getretten/ vnd die Guͤl- chische Laͤnder durch Huͤlff vnd Beystand deß Koͤnigs in Spanten vermeinte Ee iij allein Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ allein zu besitzen/ wurd Spinola von Ertz-Hertzog Albrechten im Nahmen deß Koͤnigs in Spanien zu einem Kaͤyserl. Feld Obersten die Execution der Acht in beyden Staͤtten/ Aachen vnd Muͤlheimb zu vollziehen erklaͤrt: Welches die Hollaͤnder auch wieder in die Waffen gebracht/ die Brandenburgische Parthey zu vnderstuͤtzen. Der Marggraff Spinola belaͤgert die Statt/ erobert vnd be- setzt sie/ ließ auch etliche Beschuldigten einziehen/ deren die Kaͤys. Commissarien durch jhre Subdelegierten zween koͤpffen/ vnnd einem andern kurtz Verstorbenen eine verdambte Seul auffrichten lassen; was auch die Protestierende darzu sagen moͤgen. Diese Execution geschah Anno 1616. vnd war ein Wunder/ daß die gantze Union so wenig darumb that. Dann sie sah vor Augen/ daß Spanien mit einer grossen Macht gefaßt war/ vnd daß die Hollaͤnder mit sich selbst viel zu thun hatten/ auch sich nicht weit in das flache Feld wuͤrden herauß lassen. Jn Franck- reich war auch wenig zu hoffen/ weil kein rechtes Haupt sich erzeigte/ vnd das gantze Koͤnigreich wider einander stunde. So wolten Engelland vnd Denne- marck lieber Fried vnd Ruhe/ dann Vngemach vnd Krieg leyden/ vnd niemand gern seine Wohlfahrt an ein hangende Maur werffen. Das fuͤrnehmbste war/ daß die Lutheraner nicht eben viel darnach fragten/ daß die Calvinisten an jhrem auffsteigen verhindert worden. Gleiche Meynung hat es auch mit der Statt Muͤlheimb vnder Coͤlln/ auff der andern Seit deß Rheins/ welchen Orth die zween letzt verstorbene Guͤlchische Herꝛn zu einer Gewerb-Statt angefangen zu bawen: Deßwegen dann Anno 1612. von den possedierenden Fuͤrsten grosse Privilegien, sonderlich die Vbung der dreyen Religionen mit allem Zugehoͤr betreffend/ außgeschrieben worden. Coͤlln protestiert darwider/ vnd besorgte/ die Calvinisten solten den mehrern Handel dahin ziehen/ wie sie dann schoͤne Haͤuser dahin gesetzt/ vnd der Kaͤyserl. Abmahnung wenig geachtet: darumb dem Spinolæ die Execution der Acht wider Muͤlheimb so wohl/ als wider die Statt Aach anbefohlen worden/ ob schon Pfaltz-Newburg parirt/ vnd den Wall einzureissen angefangen Dann die Handwercksleuthe wurden den 30. Sept. Anno 1615. fruͤhe zu Coͤlln außgelas- sen/ vnd in Nachen dahin geschickt/ nicht nur die Waͤlle niederzureissen/ son- dern auch die Haͤuser abzubrechen/ welches sie in etlichen Tagen verꝛichtet. Der Ander Theil. Der ein vnd zwantzigste Discurß. Was an dem Bohemischen Vnwesen sey versaͤumbt worden/ so wohl an deß Pabsts vnd deß Concilij zu Basel/ als auff deß Kaͤysers Sigismundi Seyten. Wie Kaͤyser Sigismund genoͤthiget worden/ den Bohe- men/ sonderlich der Statt Prag/ den Majestaͤt-Brieff zu ertheilen. Der Ma- jestaͤt-Brieff selbst: Vnd wie derselb bey staͤter Vnruh vnderhalten worden/ biß auff Koͤnig Ferdinanden. E S schreiben die Naturalisten/ das Quecksilber habe die Eygen- schafft/ daß es nimmer still liege/ (es werde dann in solchem Gefaͤß gefan- gen/ da es nichts angreiffen/ oder durchdringen koͤnne/ wie an einem Glaß vnd Spiegel zu sehen) sondern jmmerdar durchbohre: darumb man es in die sumpfechte Gaͤrten verfencke/ damit es dem Wasser vorbohre/ vnd dasselbe nach sich zu einem Abgrund ziehe. Auch wissen boͤse Buben/ den Daͤmmen vnnd Deichen an den geschlossenen Wassern vnd Fischweyhern/ solcher gestalt Scha- den zu thun. Darumb das allerbeste/ daß man bey dem Anfang Gegenwehr thue/ vnd das zerꝛůttete alsobald mit frischem Wafen wieder beschlage/ ehe der Schad uͤberhand nehme/ vnd hernach keine Verbesserung mehr leyden wolle. Vnd dieses findet sich wahr seyn/ so wohl im weltlichen/ als im geistlichen Re- giement/ wann man einiger Vnordnung den Schwang laͤßt/ daß sie vnzehlich viel Vngemach nach sich zieht/ wie wir Augenscheinlich hiemit erweisen/ daß man den Bohemen von Anfang zu viel nachgeben/ vnd durch die Finger gese- hen. Dann sie hatten zwar Pabst Gelasij Canon, genant Comperimus, vor sich/ vnd den Gebrauch der Griechischen Kirchen/ daß die Communion vnder beyderley Gestalt solte gehalten werden; Vnnd weil es auff dem allgemeinen Concilio zu Costnitz war determiniert worden/ daß man die Communion nicht anderst/ als vnder einerley Gestalt solte halten/ thaͤt Pabst Eugenius neben dem Concilio zu Basel der Sachen zu viel/ daß sie den Bohemen zuvor/ ehe sie zu dem Concilio kommen/ betheurlich versprochen/ wegen jhrer beruchten vier Ar- ticuln/ nicht anderst/ als auß der Heiligen Schrifft/ nach CHRJSTJ / der Aposteln/ vnd der ersten Kirchen Gebrauch/ wie auch nach den Conci- lien, vnnd denen Kirchenlehrern/ so sich mit Wahrheit auff dieselben gruͤnden/ zu richten/ vnnd solche zum aller wahr hafftigsten/ vnnd gantz vnpartheyischen Richter zu gebrauchen; Auch deme zu folg die bey- derley Gestallten verguͤnstiget worden: Vnd obschon solches vnder gewissen vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd schweren Bedingungen geschehen/ halff es doch sehr wenig zu Hinlegung deß grossen Risses/ der zuvor in der Kirchen war/ vnd je laͤnger je breyter sich erzeigte. Dann weil die Bohemen von dem sichtbarn Haupt der streittenden Kirchen/ vnd von den Vaͤttern zu Basel/ so an statt der allgemeinen Kirchen sich ver- samblet vnd von strittigen Puncten zu vrtheilen vnderfangen/ solches Indult erlangt/ doͤrfften sie wol dem weltlichen Haupt jhres Koͤnigreichs zusetzen/ so wohl durch demuͤtige Bitt vnd beweglichs Erinnern/ als auch durch Bedro- hung vnd Kriegsmacht/ die Cron anderwertlich zu begeben: Jst auch kein Wunder/ daß Kaͤyser Sigmund endlich darein gehellet/ vnd groͤssern Abfall zu verhuͤten/ was jhm von Rom vnd Basel auß war zulaͤssig gewiesen/ den eyferi- gen Vnderthanen deß Koͤnigreichs endlich zugelassen vnd verschrieben. Es hatten zwar die Catholische den Procopium geschwaͤcht vnnd geschla- gen/ auch in einem Treffen erlegt/ wie nicht weniger Procopium den juͤngern; dadurch die Thaboriten vnd Waisen/ zween schroͤckliche Hauffen/ auffgehoben/ vnd deren Letztere mit Fewr verbrand. Daranff hat sich Kaͤyser Sigmund deß Koͤnigreichs Bohem bemaͤchtiget/ doch also/ daß man wohl spuͤhrete/ wie er den Vertrag/ so er mit den Ketzern geschlossen/ mehr auß Noth/ als auß freyem Willen verstattet. Wie er in sein Vaͤtterlich Erb auff eine oder andere Weiß gesucht zu kommen/ vnd allgemach/ nach erlangtem Besitz deß Koͤnigreichs/ nach seiner Voreltern Schlag das Land wieder vnder die wahre Religion Christi bringen/ geschehen Anno 1436. darauff auch angefangen die Catholische Re- ligion wieder einzufuͤhren. Welches Philbert/ Bischoff zu Costnitz/ hart ge- trieben/ die Pfaffen wieder eingesetzt/ auß der Meß die gemeine Wort vnnd Ge- saͤnge wieder abgethan/ die Bilder wieder auffgestellt/ das Weyhwasser wieder angesetzt/ die Tauffstein geweyhet/ die Altaͤre gezieret/ vnd allen Vnrath außge- mustert. Der groͤssere Hauff ließ sich weisen/ aber Rockezans Anhang wieder- setzte sich/ vñ verkehrte den Poͤbel: vnd er selbst erzeigt sich auff offentlichem Platz/ vnd auff der Cantzel/ mit sonderlichem Trutz vnd Bedrohen wider diese Refor- matores. Kaͤyser Sigmund wolte in keine entweyhete Kirch gehen/ vnd begehrt/ man solte jhnen S. Jacobs Kirch/ welche die Minnen-Bruͤder innen gehabt/ einraͤumen/ so auch geschehen. Also kamen wieder nach Prag alle Bettel Orden/ die Celestiner/ die Schla- ven der H. Jungfrawen Marien/ die Teutschen/ die von Jerusalem/ vnd etliche Abte. Der Priester St. Georgen auff dem Prager Schloß/ fuͤgt sich auch wie- der an seinen Orth. Vnd weil keine Intraden vor die Priesterschafft sich befan- den/ verordnet der Kaͤyser sechs tausent Cronen deß Jahrs/ welche zu der Cle- risey nothwendiger Vnderhaltung alle Wochen außgetheilet wurden. Auch ließ er den Rockezan erinnern/ daß er von seinem Thun abstuͤnd/ dem Vergleich gemaͤß/ nicht mehr laͤsterte/ noch verdambte/ vnd vielmehr durch seine Accom- modation Ander Theil. modation nach dem Bisthumb trachtete/ auch sich nicht alle Witz allein einbil- dete. Rockezan aber wurd je laͤnger je aͤrger vnd gifftiger/ vnd nante die Moͤnch die newe Teuffel/ so von Tag zu Tag in die Statt kaͤmen/ sie von der Warheit abzustossen; welches sie mit Darsetzung jhres Bluts nicht solten verstatten. Vnd da solches vor Kaͤyser Sigmund kommen/ sprach er: Wir aber wollen deß Rockezans Blut gern vor dem Altar auffopffern vnd vergiessen. Vber dieses bawte Johannes Rohatz ein noth vestes Schloß/ auff einen hohen Berg/ genant Syon/ vnd thaͤt auß demselben sehr grossen Schaden/ biß er ůberman- net/ gefangen/ an den dritten Galgen oben/ sein Priester Medius an den mittlern/ vnd nenntzig seiner Helffer an den vndersten auff geknüpfft worden. Diese Haͤndel nahmen uͤberhand/ vnd zog Rockezan/ ob er schon in einem Winckel zu Graͤtz sich verborgen hielte/ am Blaßbalg/ daß das Koͤnigreich nim- mer ohne Rauch/ Fewr oder Funcken gewesen/ vnd manchmahl dem Kaͤyser Sigmund die Augen truͤb gemacht worden. Dann die Bohemen verliessen sich vest auff den Majestaͤt-Brieff/ den sie im vorigen Jahr/ vor der Croͤnung erhalten hatten/ vnd liessen sich wol verlauten/ daß sie ein solch thewr erworbenes Privilegium mit der Faust zu behaupten gedaͤchten: Wolte nun Koͤnig Sig- mund das Koͤnigreich in guter Ruhe besitzen/ muͤste er sein Wort halten/ vnd die Geluͤbdigkeit der Scharpffe vorziehen. Auff daß man nun Handgreifflich sehe/ wie Kaͤyser Sigmund seinen Nachfahren im Koͤnigreich ein boͤse Bahn gema- chet/ vnd alle Vrsach gegeben/ daß Kaͤyser Rudolffen hernach ein ander Maje- staͤt-Brieff abgetrungen worden/ auff welchen nicht nur der Bohemische/ son- dern auch der Teutsche Krieg erfolget ist/ setzen wir Kaͤyser Sigmunds Maje- staͤt-Brieff allhero. W Jr Sigmund von Gottes Gnaden Roͤmischer Kaͤyser/ zu allen Zei- ten/ Mehrer deß Reichs; zu Hungarn/ Boͤheimb/ vnd Dalmatien/ etc. Koͤnig: Graff zu Luͤtzelburg/ etc. Thun hiemit diesem Vnserm Brieff allen in gemein kund vnnd offenbar/ daß Wir Vns vor Augen gestellet/ die grosse Vorsorg/ vielfaͤltige Muͤhe vnd Arbeit/ deß weyland Allerdurchleuchtigsten Fuͤrsten vnd Herꝛn/ Herꝛn Carls/ Roͤmischen Kaͤysers/ vnd Koͤnigs in Bohem/ Vnsers geliebten Herꝛn vnd Vatters/ hochloͤblichster Gedaͤchtnuß/ welcher die Alte/ dann hernach die Newe Statt Prag erweitert/ begnadet vnd erhebt/ mit Rechten/ nemblich mit Privilegien, Verschreibun- gen vnd Freyheiten/ allermassen solches in vielen seinen Brieffen mit mehrem dargethan/ vnd erwiesen wird. Nunmehr aber hernach/ durch taͤgliches begeh- ren dahin bewogen worden/ damit durch billige Mittel/ daß/ der so da geben hat gluͤcklichen Anfang vnd Vermehrung/ auch das Gute verleyhe/ welches ver- huͤlfflich ist zu der Seelen Seeligkeit/ dem gemeinen Guten der gesambten Ander Theil. F f Eynig- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Eynigkeit/ auch Bruͤderlicher Vereinigung mit einander versehen/ vnd also sol- chen Hoffnungen ansehenlich geholffen werde. Als nun vor Vnser Kaͤyserlicher Majestaͤt erschienen nahmhaffte Ge- sandten/ dazumahl weltlichen Standes/ auß der Alten Statt Prag/ Hanß Welwar/ Sigmund Chotenschitz/ Wentzel Hedwick/ vnd Niclas Humpoletz: Auß der Newen Statt/ Paul Hulrich/ Valentin Kaba/ Benedict Cuknanlky/ vnd Daniel/ etc. beyder Prager Staͤtte mit-Buͤrger. Auß den Geistlichen aber Magister Ioannes Rockizan/ Vlrich Baccalaureus von Znamb/ Martin von Chrudim/ Priester Iohannes von St. Stephan/ auß den Teichlein/ vnd Bohuneck von Chotzni/ vnd Vns im Nahmen der Burgermeister auß beyden Gemeinden jetzt benandter Staͤtte/ der Professoren der Praͤgerischen Acade- miæ, dergleichen anderer Pfarꝛer/ Priester vnd aller Studenten/ jhr embsiges Begehren vorgebracht/ vnd mit vielem vmbstaͤndigen Anhalten/ demuͤtigst ersucht vnd gebetten/ daß wir den jenigen Majestaͤt-Brieff/ welchen wir dem gantzen Koͤnigreich vnd Marggrafft humb in gemein ertheilet/ zu Befriedigung vnd Stillung dieser Staͤtte/ auch ewiger Conservation vnd Erhaltung/ auch jhnen absonderlich gnaͤdigst ertheilen wolten: Vnd Wir jhnen nach Anhoͤrung jhres Vorbringens diese Antwort ertheilet: Dieweilen Wir allbereit dem gantzen Koͤnigreich vnnd Marggraffthumb bemeldten Majestaͤt-Brieff in gemein ertheilet/ scheinet es ein Vberfluß seyn/ euch denselben abermahls insonderheit zu geben: dann diese Statt ist die allervornehmbste/ vnnd die Haupt-Statt. Sie aber weiters einkommen/ es were jhnen vmb etlicher gewissen Moti- ven vnd Vrsachen/ vnd darinnen angezogener Puncten halber/ solches anbe- fohlen worden. Vns also wiederumb vnauffhoͤrlichen/ vnd am allermeisten vmb einen Articul vnd Punct bittende/ jhnen denselbigen deutlicher zu erklaͤren/ vnd in einen bessern Verstand zu bringen/ nemblich/ daß die jenige/ so das Hoch- wuͤrdig Abendmahl vnder einerley Gestalt zu empfahen im Gebrauch haben/ anderswo ausserhalb der Prager-Staͤtten (in welchen man vnder beyderley Gestalt zu communicieren pfleget/ derowegen damit nicht etwa hierauß eine schaͤndliche Vermischung entstuͤnde/ vmb welcher Willen dann beysamm woh- nenden Vrsach zu Zanck/ vnd Zwietracht gegeben wuͤrde) wohnen solten/ aus- serhalb deren/ welchen sie daselbst zu bleiben/ auß gutem Willen zulassen wolten. Der guten Hoffnung zu jhnen/ sie wuͤrden mitler Zeit zu besserem Vnderꝛicht gelangen/ vnd die Communion sub Utraque nicht schaͤnden/ oder sich deren wi- dersetzen doͤrffen; So haben Wir noch etliche besondere/ vnd jhnen anbefoh- lene Artickel/ darinnen Wir Vns vor diesem/ den Herꝛn vnd Staͤnden ver- pflichtet vnd verschrieben/ denen beygefuͤget vnd zugesetzet. Erstlich diesen Artickel: daß der Vnder-Caͤmmerer der Koͤniglichen Staͤtte Ander Theil. Staͤtte vorgesetzt wird werden/ ein Buͤrger zu Prag seyn/ vnd den Leib vnd das Blut Christi/ vnder beyden Gestalt/ wuͤrcklich empfahen soll. Wo ferne zu Prag/ oder vmb Prag herumb/ Moͤnchen wohnen solten/ sollen sie den Priestern bey den Pfarꝛen keine Verhinderung thun/ die Todten nicht begraben/ noch die Sacramenta dem gemeinen Mann administrieren, sondern also leben/ wie jhre Ordens-Regeln außweisen. Der Nonnen oder Moͤnchen Cloͤster/ darinnen die Communion sub Utraq́ue gehalten worden/ auch sich noch also in kuͤnfftigen Zeiten verhalten/ vnd kein Prior oder Aeptissin/ so sub Una communicierte, uͤber andere Nonnen regieren vnd herꝛschen. Die Pr æ laten auffm Prager- Schlosse/ die Canonici, Mansionarij vnd Altaristen, wann/ vnd welche auß jhnen wieder zuruͤck kommen/ sollen denen/ die sub Vtraq́ue communicieren, keine Verhinderung anthun: Vnd sie weder im Koͤnigreich/ noch ausserhalb deß Koͤnigreichs/ nicht vor Ketzer außschreyen/ noch an jhren Ehren antasten; sich auch weder mit Administrie rung der Heiligen Sacramenten/ noch Verꝛichtung der Begraͤbnuͤssen (die jhnen nicht zugelassen) keines Wegs einmengen. Der Wischehrad (den sie mit Gewalt erobert) soll sich mit seinen Jnwohnern/ in Empfahung deß Heiligen Abendmahls/ mit den Prager-Staͤtten vereinigen vnd vergleichen/ so wohl die so auffm Ratschin vor der Prager Burg wohn- hafftig sind. Deß Spittals bey der Bruͤcken Einkommen/ so den Armen vnd Krancken ver testiert worden/ soll nicht durch die Außlaͤnder/ sondern durch der Praͤger Ampt mann regiert/ deme getrewlich vorgestanden vnd dispensiert wer- den/ wie solches allbereit von vielen Jahren hero gebraͤuchlich gewest/ vnd also noch gehalten wird. Der Collegiaten -Guͤter/ so da verwendet worden/ sollen vmb Verbesserung der Studien zu Prag willen/ wiederumb restituiert werden/ vnd die Magistri die jenigen/ so wiederkommen wolten/ so wohl andere Außlaͤn- der/ die sub Utraq́ue communicieren, nicht schmaͤhen/ sondern vor gute Chri- sten/ vnd Kinder der Christlichen Kirchen halten vnd schaͤtzen. Kein Außlaͤn- discher/ der vnder beyderley Gestalt nicht communicieren wolte/ soll an denen Oerthern in Rath-Stuhl gezogen/ oder eines geschwohrnen Amptmanns Pflicht jhme gegeben werden. Es soll auch in bemeldten Staͤtten kein vngewoͤhnliche Geldt-Stewr auffgebracht/ vnd gegeben werden. Die Kirchen/ so zu den Pfarꝛen gehoͤrig/ vnd Zinßbare Cappellen den Crentz-Herꝛen vnd anderen/ sollen in alle Weg Ewig befreyet seyn/ deßgleichen die auff den Haͤusern zu Prag/ verschriebene Priesterliche Cammer-Zinß/ nicht mehr gereichet vnd bezahlet werden. Das Geistliche Recht/ welches bey deß Pragerischen Ertz-Bischoffs Con- radi Zeiten/ in beyden Prager-Staͤtten außgesetzet/ vnd mit Ertheilung eines Siegels bekraͤfftiget ist/ das solte allda/ vnd an keinem andern Orth/ wie biß dato im Gebrauch gehalten/ vnnd allda die strittigen Ehe/ F f ij so Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ so wohl andere zu diesem Ampt gehoͤrige Sachen/ entschieden vnd abgehandelt werden. Wann Wir dann angeregte Puncten zum offtern wiederhohlet/ ange- hoͤrt; haben Wir sie acceptiert, vnnd von Vns abzuschaffen nicht verstatten wollen/ vnd diß vornehmblichen darumb/ damit nicht etwann durch etliche schaͤdliche Zertrennungen/ der allbereit auffgerichteten Vertraͤge/ vnd deren so noch auffgerichtet werden sollen/ entstehe/ vnd alle Muͤhe vnd Arbeit/ die Wir in den vorigen Jahren mit Beschwer gehabt/ darob ohne Frucht vnd gutes Ende/ zu nichte gemacht werde. Derowegen so geben Wir mit rechtem Rath Vnserer vnd deß Heiligen Kaͤyserthumbs/ vnd Vnsers Koͤnigreichs Bohem Fuͤrsten vnd Herꝛn/ auch edlen Ritterschafft vnd Adel/ nicht auß Jrꝛthumb oder Vnbe- dachtsamb/ sondern mit gutem Vnserm Vorbedacht vñ gewissen Wissen/ diesen Brieff sampt Vnseren dem Koͤnigreich vnnd Marggraffthumb in gemein er- theilten Majestaͤt obbenandten beyden Prager-Staͤtten hiemit auß Kaͤyser- licher Macht/ als Koͤnig in Bohem gnaͤdigst bewilligen/ versichern/ vernewern vnd confirmieren, auch die andern in der Anzahl zehen gebettene Artickel: Mey- nen/ setzen vnd wollen/ daß sie den vnd alle darinnen inserierte -Sachen/ sampt andern zehen erbettenen Puncten haben vnd halten sollen/ vor eine kraͤfftige vnd vnbewegliche Macht/ jetzt vnd zu kuͤnfftigen ewigen Zeiten. Wir sind auch bedacht/ dem Rath vnd der Gemeind auff der New-Statt/ wegen deß Mangels vnd Verlusts jhrer genoͤttigten Gerichts- vnnd Grund-Brieffe/ dessen sie Vns mit betruͤbtem Gemuͤth vnd Ansehen berichtet/ geliebtes GOTT zu Vnser gluͤcklichen Ankunfft nach Prag/ eine newe Gnade an denselben Rech- ten/ vnd andern Notthurfften zuthun. Gebuͤhrt demnach von Billigkeit wegen keinem Menschen/ dieses Vnsers Brieffs Bekraͤfftigung vnd Begna- dung in keinerley Weiß zu brechen/ noch sich demselben durch einige Vorwitz vnd Frechheit zu wiedersetzen. Solte sich aber jemand dessen vnderstehen/ der sey gewiß/ daß er ohne alles erlassen/ in Vnsere Kaͤyserliche Vngnad/ vnd Vn- sers Koͤnigreichs Bohem in gemeldter Staͤtte Privilegien inserierte schwere Straff gefallen. Zu Vrkund vnd Bekraͤfftigung dessen/ haben Wir befohlen/ diesen Brieff/ mit Vnserem Kaͤyserlichen anhangenden Majestaͤt zu confir- mieren, vnd zu bestaͤttigen. Geben Brinn/ Anno 1435. den 6. Tag Monats Julij. Vnserer Reiche/ deß Vngarischen im fuͤnfftzigsten/ deß Roͤmischen im sechs vnd zwantzigsten/ vnd deß Bohemischen im sechszehenden/ vnd deß Kaͤy- serthumbs im vierdten Jahr. Wolte nun Ertz-Hertzog Albrecht auß Oesterꝛeich/ seinem Schwehr- Vatter/ dem verstorbenen Kaͤyser Sigmund/ im Koͤnigreich Bohem succe- dieren, muste er diese Rechten vnd Privilegien, auch bey Antrettung seiner Re- gierung von newem bekraͤfftigen/ oder grossen Tumults gewaͤrtig seyn. Nach seinem Ander Theil. seinem Absterben/ machten die Bohemen zween Vorsteher oder Verwalter deß Koͤnigreichs/ Mainhard von Newhauß ein Catholischen/ vnd Henrich Ptaczeck von Rattagy/ ein Hussiten. Die Hussitische Priester entbrandten in Haß vnd Eyfer/ theilten sich in zwo Secten/ der Prager/ vnd der Thaboriten. Die Prager behielten die Verwandlung im H. Nachtmal/ vnd uͤbergaben jhre Con- fession Anno 1441. die Thaboriten verworffen dieselbe/ vnd zeigten sich auch vor den Staͤnden Anno 1443. Weil sie nun jhre beste Obersten im Krieg verlohren/ konten sie mit jhrer Bekantnuͤß nicht empor kommen/ mußten sich Pickarder schelten lassen/ vnd bey jhrem heimblichen Gottesdienst in den Haͤusern behelf- fen. Kaͤysers Alberti Sohn ward von Elisabeth Kaͤysers Sigismundi Tochter/ nach seines Vatters Tod gebohren/ vnd im dreyzehenden Jahr seines Alters zur Regierung seines Koͤnigreichs Bohem erfordert/ vnd verordnete uͤber das- selbe zum Statthalter Herꝛn Georgen/ von Kundstatt vnd Podjebrad, der Hussitischen Religion zugethaͤn/ nach dem zuvor vnder der Verwaltung deß Eytzingers vnd deß Graffen von Cilien es in dem Koͤnigreich/ bey Zeiten Frie- derici III. als Ober-Vormunds/ alles verworꝛen war hergegangen. Koͤnig Ladislaus starb Anno 1457. im achtzehenden Jahr seines Alters/ vnd wurd Georg Podjebrad, damahliger Statthalter/ zum Koͤnig auffgeworf- fen/ im folgenden Jahr. Zu seiner Zeit war Æneas Sylvius, der sich Pium II. genandt/ Pabst zu Rom/ vnd setzte den Bohemen zu einem Ertz-Bischoff/ einen Thum-Dechant zu Prag/ mit welchem die Hussiten nicht zu frieden waren. Koͤnig Georg erfand/ diesen Vnwillen zu stillen/ dieses Mittel/ daß er zween Administratoren deß Ertz-Bisthumbs machte/ einen von der alten Roͤ- mischen Religion, den andern von den Hussiten. Der Koͤnig wolte sich mit dem Roͤmischen Stuhl vereinigen/ vnd gaͤntzlich vnderwerffen/ wann jhn der Pabst nach den Compactatis vom Baselischen Concilio bestaͤttigt auff neh- men/ vnd M. Iohann Rockyzan zum Ertz-Bischoff lassen wolte/ darzu er vom gantzen Lande erwehlet/ vnd vom Kaͤyser Sigismundo bestaͤttiget war. Aber Pabst Pius schlug solches dem Koͤnig ab/ vnd sagte/ das Concilium vnd der Kaͤyser haͤtten sich in die Zeit geschicket/ in welcher man/ Nothhalber/ etwas thun muͤssen. Was aber Rockyzan betreffe/ der wer offentlich ein Ketzer vnd Feind deß Apostolischen Stuhls/ deme man nichts nachgeben koͤndte. Da nun der Koͤnig hoͤret/ daß man jhn bey den Compactaten nicht con- firmieren wolte/ ergrimmet er im Zorn wider die Paͤbste/ vnd schalt sie grewlich/ vnd beschloß/ ehe Leib vnd Leben/ vnd alles was er hatte/ zuzusetzen/ ehe er von deme weichen wolte/ das die Bohemen nun so viel Jahr hero mit jhrem Gut vnd Blut erhalten. Er schrieb ein Land-Tag auß/ vnd pr æ sentiert sich mit seiner F f iij Koͤnigin Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Koͤnigin den Staͤnden/ vnd bezeuget/ wie er bereit waͤr/ mit den seinigen/ ob den Compactaten zu halten/ vnd fraget sie/ ob sie jhme darin beystehen wolten? Die Staͤnde trenneten sich/ vnnd die Hussiten versprachen jhm nach bestem Vermoͤgen beyzustehen; aber die Romanisten wolten mit den Compactaten nichts zu schaffen haben. Der Paͤbstische Legatus wohnete dem Land-Tag auch bey/ vnd redete mehr freyer vor den Pabst/ als der Koͤnig wohl vertragen kondte/ wurd im Zorn angegriffen/ vnd ins Gefaͤngnuß geworffen/ der Koͤnig aber in Bann gethan/ vnnd die Breßlawer vnd Namßlawer von der Huldigungs- Pflicht/ die sie dem Koͤnig geleystet/ absolvieret, vnd Jedermann bey Straffe deß Banns gebotten/ dem Koͤnig keine Huͤlff zu thun. Kaͤyser Friederich schlaͤgt sich drein/ als ein Scheidsmann/ vielleicht weil er nicht allerdings wohl mit dem Pabst zu frieden war/ ob schon derselbe jhm vor Zeiten vor ein Cantzler gedienet hatte/ Aber nunmehr Graff Dietern von Jsen- berg/ Ertz-Bischoffen zu Maͤyntz/ eben deßwegen entsetzt/ weil er sich nicht ver- pflichten wollen/ die Staͤnde deß Roͤmischen Reichs nicht anderst/ als mit deß Pabsts Belieben/ zu beschreiben: daran dieser Kaͤyser/ vnd andere Staͤnde deß Reichs grossen Mißfallen trugen/ sonderlich weil Graff Adolff von Nassaw/ der Paͤbstische Bischoff/ deßwegen grossen Krieg fuͤhrete. Dieweil nun die Ro- manisten sahen/ daß der Koͤnig sie muͤssen zu frieden lassen/ wurden sie vbermuͤ- thig/ wiedersetzten sich dem Koͤnig/ vnd uͤberzogen daruͤber ein Maͤhrischen Herꝛn/ daß er auß Gewalt gehorsamb worden. Sie machten gar eine Liga wider den Koͤnig/ vnd beschlossen/ jhm keinen Glauben zu halten/ weil er der Kir- chen keinen Glauben halte. Also thaͤt der Pabst den Koͤnig von newem in den Bann Anno 1466. vnd verflucht jhn in seiner Bull biß ins dritte vnnd vierdte Glied. Sprach auch alle Bohemen von dem Eyd/ den sie dem Koͤnig gethan/ looß/ vnd vermahnet alle Christliche Koͤnige/ Fuͤrsten/ Herꝛn vnd Ritter/ daß sie jhn uͤberziehen/ bekriegen/ mit Fewr vnd Schwerdt verfolgen/ vnd mit allen seinen Helffern/ vnd Helffershelffern todtschlagen solten. Hierauff ließ der Koͤnig ein Verthaͤdigungs-Schrifft wider den Pabst außgehen/ darin er sagte: Ob er schon wohl wisse/ daß das Ampt eines Bischoffs nicht sey/ weltliche Re- gierung zu führen/ sondern also zu wandeln/ wie jhme der Herꝛ befohlen: vnd daß es ein Zeichen deß Anti-Christs sey/ wann er die Koͤnigreiche veraͤndere/ dennoch habe er allezeit Fried vnd Ruhe erhalten/ vnd sich/ so viel er mit gutem Gewissen thun koͤnnen/ gegen dem Roͤmisch. Stuhl accommodiert, vnd dem zu Ehren/ seiner rebellischen Vnderthanen Attentaten, mit Gedult vnd Glimpff ertragen. Daß aber der Pabst sie anjetzo wieder jhn auffwickle/ das gebuͤhre keinem Nachfolger Petri vnd Pauli/ welche in der That die Obrigkeit/ ob sie schon Heyden waren/ geehret/ vnd zu foͤrchten vnd zu ehren ernstlich befohlen haben/ etc. Bitte derowegen Kaͤyserl. Mayst. vnd alle Christliche Koͤnige/ Fuͤrsten Ander Theil. Fuͤrsten vnd Herꝛn/ sie wollen sich wider jhn nicht auffbringen lassen/ oder seinen wiederspenstigen Vnderthanen Rath/ Huͤlffe vnd Vorschub thun/ etc. Hierauff ward der Pabst noch grimmiger/ vnd gab das Creutz wider Koͤnig Georgen auß/ schickte auch den Breßlawern Volck/ wider den Koͤnig zu Huͤlffe. Darauff erfolgte/ daß die Romanisten in Bohem Kaͤyser Friederichen die Cron auffgetragen/ vnd da er sie nicht angenommen/ Koͤnig Matthiæ in Hun- garn uͤber geben/ der vnerachtet/ Koͤnig Georgen Tochter zur Ehe hatte/ auß deß Kaͤysers Gutachten vnd Beliebung in Bohem mit Kriegsmacht gefallen/ aber mit sehr wenigem Gluͤck/ wie Cochlæus meldet. Es vermaͤhlete auch zu der Zeit Marggraff Albrecht von Brandenburg Henrico, Koͤnigs Georgen Sohn/ seine Tochter/ vnd lud dazu viel Fuͤrsten. Da nun bey solcher Gelegenheit/ Koͤnig Georg den Fuͤrsten beweglich zu verste- hen gab/ wie gefaͤhrlich vnd Vngoͤttlich es sey/ daß der Pabst einem jeden Poten- taten in sein Reich vnd Fůrstenthumb greiffe/ vnd verwende es wohin er wolle; bringet er es bey denselben auff den Weg/ daß sie jhm Huͤlffe versprechen vnd schicken/ zwar die Hertzogen von Sachsen offentlich/ aber die andern Fuͤrsten auß Forcht deß Bannes/ heimblich. Der Außgang deß Krieges war/ daß die Bo- hemische Herꝛn/ die sich wider jhren Koͤnig auffgelegt hatten/ vmb das jhrige kamen/ viel Geistliche Guͤter der Moͤnchen vnd Thumbherꝛn verkaufft worden/ vnd vnder frembde Haͤnde geriethen/ zu geschweigen/ wie Land vnd Leuthe dabey verdorben. Beyde streittende Koͤnige vertrugen sich endlich so gut als sie kon- ten/ vnd blieb Koͤnig Georg in seinem Reich. Vnder seiner Regierung stunden die Sachen der Hussiten in Bohem in hoͤchster Bluͤthe/ weil Koͤnig Matthias viel zu schwach war/ vnnd Kaͤyser Friederich mehr zur Ruhe/ als zum Kriegen gebohren/ sich deß Handels so viel als nichts annahm. Koͤnig Georg hatte dapffere Soͤhne/ vnd wolte sie bey seinem Leben gerne zum Reich befoͤrdert sehen; Schrieb auch deßwegen Anno 1471. zu Prag ein Landtag auß/ auff welchem er vortragen ließ/ daß die Staͤnde allerhand Vrsachen halben/ zur Wahl eines newen Koͤnigs/ der jhme nachfol- gen solte/ schreitten wolten: Aber die Staͤnde wolten sich nicht verstehen/ noch bewegen lassen: vnd da Koͤnig Georg nach zweyen Monaten/ nemblich den 22. Mertz starb/ giengen sie in der Wahl/ seine Soͤhne vorbey/ vnd wehleten Uladis- laum, Koͤnig Casimiri in Polen Sohn. Einen Monat vor dem Koͤnig starb Rockyzan, der Hussiten Ertz-Bischoff/ vnd ward in der Kirchen Teyn/ mit grossem klagen deß gemeinen Volcks begraben; da die Koͤnigin Iohanna der Leiche selbst nachgefolget. Dieser war der Thaboriten staͤtiger Feind vnd Wi- dersacher/ verschaffete auch/ daß sie vnder Koͤnig Georgen mit Edicten vnd Koͤ- niglichen Befehlen angestrenget wurden/ sich entweder nach den Compactaten zu regulieren/ oder auß dem Land zu ziehen. Aber die Hussiten begunten auch selbst Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ selbst vnder Koͤnig Uladislao veracht zu werden; sie wurden auch bey dem Koͤnig/ als Auffruͤhrer verunglimpffet/ vnd angeklaget/ als weren jhre Predigten vnnd Gesaͤnge voller schmaͤhens vnd laͤsterens. Die Moͤnche vnd Canonici zu Prag brachten es dahin/ daß die Altstaͤtter Rathmaͤnner sub Vtraq́ue, wie man die Hussiten nennete/ allezeit zuvor einer Meß in der Cappellen Beatæ Virginis beywohnen muͤssen/ ehe sie zum Rahthause giengen/ bey grosser Straff/ wie im ersten Theil dieser Discursen auch angedeutet ist. Es wolten auch die Bi- schoffe keinen Hussiten mehr zum Priester weyhen vnd ordinieren: Auch hiel- ten die Romanisten Anno 1583. bey dem Koͤnig an/ daß er das Vnder- Consi- storium zu Prag abschaffen/ vnd beym Pabst vmb ein newen Ertz-Bischoff anhalten wolte: darinnen der Koͤnig verwilligte. Es wurden auch die Hussiten/ die etwas eyferig waren/ auß dem Rath vnd von den Emptern gesetzt. Der newe vnd gelinde Rath aber/ so weder kalt noch warm war/ foderte die Priester/ so das Maul zu weit auff gethan/ auffs Rahthauß/ vnd nach deme sie daselbst jhres Straff-Amptshalben wohl durch- gecapittelt waren/ wurd jhnen bey Verlust jhrer Dienst aufferlegt/ den Pabst nicht mehr vngebuͤhrlich zu nennen. Hierwieder wurd der Hussitische Poͤbel vngedultig/ stuͤrmete das Rahthauß/ vnd lieffen jhrem alten Herkommen vnd Gebrauch nach/ etliche Rathherꝛn an/ wurffen sie zu dem Fenster hinauß/ vnd fiengen an die Cloͤster zu stuͤrmen vnd zu berauben. Welche Sache/ daß sie ohn ferner Blutvergiessen gestillet/ vnd gedempffet ward/ machte Koͤnig Vla- dislai grosse Gedult vnd Glimpff/ vnd etlicher Herꝛn/ sonderlich aber der Herꝛn võ Muͤnsterberg/ Koͤnigs Georgen Soͤhne/ Fuͤrbitt. Solchen Bewegungen aber vorzukommen/ schrieb der Koͤnig Anno 1485. einen Landtag nach Kuttemberg auß/ auff welchem zwischen beyden Theilen ein solcher Vertrag gemacht wor- den: Erstlich/ daß die sub Vnâ, die sub Vtrâq́ue nicht bedraͤngen/ schmaͤhen vnd verketzern sollen/ vnd also auch wieder zuruͤck/ die sub Vtrâq́ue es mit denen sub Vna halten sollen. Welcher auß der Priesterschafft darwider handeln werde/ soll auß dem Lande vertrieben/ vnd nicht wieder angenommen werden. Darnach daß die Priesterschafft jhre Pfarꝛen also behalten sollen/ wie sie die jetzo innen haͤtten. Wann sie aber erlediget wuͤrden/ solten sie mit andern/ jhrer Religion verwand/ wieder besetzt werden. Wuͤrde jemand auß den Herꝛn/ Rittern oder Buͤrgerschafft dawieder handeln/ solte er in Kaͤyserl. Mayst. vnd der Raͤthe Straff verfallen seyn. Diesen Vertrag nennete Koͤnig Vladislaus seinen Vertrag/ vnd ließ jhn in allen Staͤtten publicieren, vnd offentlichen anschlagen/ dadurch er Fried im Land gestifftet. Vnd wer hat hierin groͤsser Anlaß zu dem letzten Krieg gegeben/ Sigismundus oder Vladislaus? der erste fusset auff das Concilium, vnd auff deß Pabsts Verguͤnstigung/ welche jhn nicht konten jrꝛ gehen lassen; der ander aber Ander Theil. aber weiß/ daß der Pabst das obige wiederꝛuffen/ vnd nicht gelten lassen: faͤhrt dennoch fort/ vnd macht einen Frieden/ den er zu seinem Ruhm will nach seinem Nahmen genandt haben/ ob er schon nicht vnwissend seyn koͤnnen/ daß es zu Rom weit anderst beschlossen gewesen. So wird dann in das kuͤnfftige Kaͤyser Ru- dolff mit seinem ertheilten Majestaͤt-Brieff nicht so gar vbel außzurauschen seyn/ weil er beyde Exempel/ Kaͤysers Sigismundi, vnd Koͤnigs Vladislai vorzu- schuͤtzen hat. Koͤnig Vladislaus hatte sich vorzusehen/ daß nicht Koͤnig Geor- gen beyde Soͤhne/ Victorin, vnd Henrich/ nunmehr Hertzogen zu Muͤnsterberg/ jhm die Cron abnehmen/ durch Huͤlff der Hussiten: Also muͤste er gestatten/ daß Augustinus Lucianus, ein Welscher Bischoff/ das Ertz-Bischoffliche Ampt zu Prag antrat vnd verwaltet/ nach Jnhalt der Compactaten, vnder einer/ vnd beyderley Gestalt. Dennoch war Vladislaus nicht sicher/ daß er schier mit einem Pfeil am Fenster liegend wer erschossen worden/ darumb er das Schloß zu Prag gebawet/ vnd den Hussiten auff den Land-Tag zu Kuttenberg abermal jhre Privilegien bestaͤttiget/ Anno 1485. vnd verwilliget/ daß Magister Jacobus Columbus, der Hussiten Verwalter worden/ vnd Anno 1507. gestorben/ vnd solcher Gestalt haben sich die Hussiten biß an Koͤnig Vladislai Tod/ so Anno 1515. geschehen/ erhalten. Dessen Kinder waren Ludwig vnd Anna; Ludwig war noch jung/ vnnd regierte nur neun Jahr/ in welcher Zeit die Hussiten in jhrem Wesen jmmer fortfuhren/ bevorab weil die Staͤnde das Koͤnigreich selbst verwalteten/ vnd keinen Frembden noch Anverwandten hinein liessen; biß daß Ertz Hertzog Ferdinand/ weil er Fraͤwlein Anna/ nunmehr einige Erbin in Bohem vnd Hungarn/ geheyrathet/ die Cron erlanget/ vnd in dem Schmalkaldischen Krieg/ wie im ersten Theil dieser Discursen zu sehen/ die Bohemen geschlagen/ vnd die Hussiten verdrucket hat/ daß sie sich still/ vnd demuͤhtig halten muͤssen. Gg Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der zwey vnd zwantzigste Discurß. Von Caroli V. Einkommen: Dessen erster Faͤhler/ daß er Martin Luthern frey gelassen. Der ander/ daß er den Koͤnig in Franckreich ledig gezehlt: Der dritte/ daß er den Barbarossa nicht gefangen/ den Muleassa wieder eingesetzt/ vnd der Vesten Goletta nicht viel geachtet: Der vierdte/ daß er Hertzog Mauritzen das Churfuͤrstenthumb Sachsen eingeraͤumbt: Der fuͤnffte/ daß er das Hauß Medices zu groß gemacht hat. Andere seine neben- Faͤhler. Darinnen auch Ferdinandus I. vnd Maximilianus II. ebenmaͤssig gefaͤhlet. W As Carolus V. vor ein berůhmbter Held gewesen/ was er vor grosse Thaten gethan/ was schoͤne kuͤnstliche Tugenden jhn gezieret/ was Laͤnder er beherꝛschet/ was Kriege er gefuͤhrt/ ist bey denen zu lesẽ/ die sein Leben weitlaͤufftig beschrieben. Wie nun kein Rooß ohne Dornen/ kein Weitzen ohne Huͤlsen/ kein Speltz ohne Sprew/ kein Jahr ohne Vngeziefer zu finden; also hat sich dieser herꝛliche fuͤrtreffliche Fuͤrst/ der Menschlichen Schwachheiten nicht entbrechen koͤnnen/ sondern hat in vielen Stuͤcken etwas gestrauchelt/ vnd dadurch sein grosses Gluͤck verdunckelt/ vñ bey etlichen vnwerth gemacht. Sein Jaͤhrliches Einkommen belieff sich uͤber 20. Millionen Ducatẽ/ welches er gar nit zur Vppigkeit/ oder zum eytelen Pracht an Kleidung/ Ver- ehrungen oder Gebaͤwen/ sondern zu Erhaltũg seiner Hoheit angewendet. Vnd zwar gienge es jhm/ wie dem Riesen Briareus, deme die Poeten hundert Schen- ckel/ vnd hundert streitbare Arm angedichtet/ aber auch fuͤnfftzig Baͤuche gegebẽ/ daß/ ob er gleich so viel in einem Treffen außrichtete/ als fuͤnfftzig eintzele Mann/ er gleich auch vor fuͤnfftzig Mann muste Nahrung zu sich nehmen. Also waren Caroli Landschafften zerstrewet/ vnd lagen fern von einander/ darumb er desto mehr Vnkosten anzuwenden hatte/ dieselbe im Gehorsamb/ vnd vor feindlichem Vberfall zu bewahren. Den allerersten Faͤhler hat man an jhm vermercket/ daß er Martin Luthern zu Wormbs wieder von sich in Sicherheit gelassen/ da er jhn doch/ nach dem Ex- empel der Allgemeinen Kirchen zu Costnitz/ welche Hussen/ vnd Jeromen von Prag verbrand haͤtte/ von der Erden sollen vertilgen/ vnd so wenig den Churfuͤr- sten in Sachsen darin ansehen/ als die Vaͤtter damahls das gantze Koͤnigreich Bohem beobachtet. Vnd solte das Kaͤys. Gelayth an einem Orth so wenig/ vnd so viel golten haben/ als am andern. Die solchen Faͤhler verthaͤdigen/ wenden vor/ Luther wer nicht ordentlicher Weiß gehoͤret/ vnd verurtheilt gewesen/ wie Huß/ Ander Theil. Huß/ sondern nur zu Rom/ ohne Advocaten, vnd Wiederꝛede: darumb der Kaͤyser auch anderst sollen verfahren. Denen zur Antwort wird/ man haͤtte ge- dachten Luthern in Kaͤys. oder Churfuͤrstl. oder vnpartheyischer Verwahrung halten/ vnd jhme das Buͤcher-Schreiben nicht nur mit Worten/ sondern mit der That/ vnd in enger Custodi verwehren moͤgen/ daß er den grossen Abfall nit haͤtte verursachen koͤnnen: oder da er sich wider Verbott nicht still gehalten/ nicht mehr/ wie zuvor/ demuͤtig geschrieben/ noch besser Vnderweisũg begehret/ sondern geraset vnd getobet/ das Pabsthumb vom Teufel gestifftet doͤrffen schreiben/ jhn mit allem Anhang/ als einen Rebellen uͤberziehen/ verurtheiln/ vnd auß dem Mit- tel raͤumen: welcher gestalt der Schmalkaldische Krieg/ vnd endlich erfolgte Religions -Fried wohl vnerhoͤrt weren blieben. Zu geschweigen/ daß Carolus sich selbst allzuviel mit den Protestierenden eingelassen/ vnd Gespraͤche vnd Religi- ons -Sachen vnderfangen/ als wer er ein Constantinus Magnus, von in solchem dem Pabst fürgegriffen. Er mag aber bey angehender Regierung vielleicht sein eygene Macht noch nit ermessen/ vnd sich vor seinen Nachbarn zu sehr gefoͤrchtet haben. Der ander Faͤhler mag seyn/ daß Carolus V. den gefangenen Koͤnig in Franckreich wieder ledig gelassen/ vnd seinen Vortheil nicht besser in Acht ge- nommen. Dann haͤtte er ein solchen Loͤwen/ wie es sein Cantzler/ hochverstaͤndlich erinnerte/ ohn einigen Entgelt auff freyen Fuß gestellet/ wer sein Lob dem grossen Alexandro wenig gewichen/ welcher nur suchte zu uͤberwinden/ vnd ein sonderli- ches Wohlgefallen an deß gefangenen Koͤnigs Pacori Antwort getragen/ der auff begehren/ wie er wolte gehalten seyn/ großmuͤtig gesprochen/ Koͤniglich solte man jhn tractieren, in welchem Wort alles begriffen were; vnd jhm nicht nur die Freyheit/ sondern auch das Koͤnigreich/ neben vielen vnsaͤglichen Verehrun- gen/ gethan vnd wiedergegeben. Dann daß Carolus V. Geld genommen/ vor die Rantzon/ war Kauffmaͤnnisch/ vnd nicht Koͤnigisch; daß er auch etliche Lehen- Gerechtigkeiten getoͤdtet/ vnd etwas Land an sich gezogen/ war kein Mittel/ ein bestaͤndigen Frieden zu stifften/ sondern vielmehr ein vnaußloͤschlischer Zunder/ das begebene/ vnd ein mehrers wieder zu erobern. Wann aber Koͤnig Frantz waͤr laͤnger in Verhafftung blieben/ haͤtte es in Franckreich allerhand Vnord- nungen/ wie zur Zeit Koͤnig Iohannis, der in Engelland gefangen saß/ bey der Verwaltung geben muͤssen/ welche die Frantzoͤsische Macht von Teutschland vnd Jtalien abgehalten/ vnd zu jhrerey genen Conservie rung zuruͤck gezogen haͤtten. Auch wuͤrde der Pabst schwetlich ein andern Potentaten dem Kaͤyser an den Halß geworffen haben/ seine schrellwachsende Macht zu hemmen; weil Engelland/ Schotten/ Dennemarck vnd Schweden abtruͤnnig/ oder wegen vor- habenden Abfalls gantz verdaͤchtig warn/ vnd Polen nicht so gar vest stunde/ ein so grosses Werck zu vnderfangen. So schien es auch mißlich/ ob Ertz-Hertzog Ferdinand wieder sein aͤltern Bruder etwas tentieren, vnd das Gluͤck versuchen wuͤrde. G g ij Vor Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Vor ein dritten Faͤhler koͤnte man rechnen/ daß Kaͤyser Carolus von Bar- cellong mit stattlicher Kriegsruͤstung in Africa geschifft/ die Statt Tunis vnd die Vestung Goletta gewonnen/ vnd nicht behalten/ sondern dem Muleassa/ auff Arabisch Moley Lasen genant/ welchen Adiaben Barbarossa/ Tuͤrckischer Statt- halter vertrieben hatte/ vmb ein sehr geringen Tribut/ von etlichen Falcken vnnd Windspielen/ wieder eingeraͤumbt/ hie lieff grosser Vnfleiß vnnd Hinlaͤssigkeit mit vnder/ daß Barbarossa entrunnen biß gen Bonn/ da Augustinus Bischoff gewesen/ von dannen gen Algiera/ da er seine Schiff-Armada wieder auffge- flickt/ vnd sich nach Constantinopel begeben. Der Kaͤyser behielt vnd besetzte zwar die Vestũg/ verlohr aber sie hernach wie der/ vnder waͤren dem Protestanten - Krieg. Aber der entrunnene Barbarossa fiel Anno 1539. in Dalmatien ein/ erobert die Statt New-Castell am Albanischen Meer/ vor Zeiten Epirus ge- nant/ erwürget bey vier tausent Spanier/ so in der Besatzung lagen/ vnder dem Obersten Sarmiento/ vnd fuͤhrte alles Volck in ewige Dienstbarkeit: Zu wel- chem Vnheil die Venetianer nicht wenig Anlaß gegeben/ in dem sie diese mit gemeinen Waffen eroberte Veste/ auff jhrer Bottmaͤssigkeit gelegen/ nicht koͤn- nen vor sich allein behalten/ vnnd also nach deren Erhaltung nicht sonderlich gefraget. Auch kam dieser Barbarossa Anno 1543. an zu Tolon/ vnd uͤberwaͤltigt mit den Frantzosen die Statt Nissa/ vnd that allenthalben bey seinem Abzug in deß Kaͤysers vnd deß Reichs Landschafften/ so grossen Schaden als er konte: Welchen Schaden der Barbarossa nimmermehr haͤtte thun koͤnnen/ wann man jhn nach Madrit/ in den Schatten gesetzt/ oder sonst ein langen Buchstaben auß jhm gemacht haͤtte. Was aber die Veste Goletta belangt/ ist kein Zweiffel/ es waͤr der gantzen Christenheit/ sonderlich den Jnseln darauß grosser Schutz wie- derfahren/ vnd haͤtten die Africanische Voͤlcker/ bey verspuͤhrtem Schutz/ zum Christlichen Glauben kommen koͤnnen. Da dann keine Außred guͤltig genug seyn mag/ als ob zu viel Kosten darauff gienge; da doch Barbarossa selbst den Weg gezeigt/ wie einem grossen Herꝛn/ mit grossem eygenen Nutzen zu dienen/ in deme er sich deß Raubs ernehrt/ vnd nur deß Tuͤrckischẽ ertheilten Ammirals- Tittel gebraucht/ auch etwann vmb die Gebuͤhr ein Reuterdienst erwiesen. Die zu Duͤnkercken in Flandern thaͤten dem Feind grossen Schaden/ jhrem Koͤ- nig angenehmen Dienst/ vnd jhnen selbst den besten Nutzen/ wann ein Theil deß Raubs in die Koͤnigl. Cassa/ der ander Theil zu Vnderhaltung der Besatzung/ Baͤwen/ vnd Schiffen/ der dritte Theil vnder die Krieger sich verparthierte. Vñ warumb solte eine gute Besatzung zu Goletta nit ein gleiches sollen thun koͤñen. Ein vierdten Faͤhler/ von Carolo V. begangen/ solte man nennen/ daß er Churfuͤrst Johañ Friederichen in Sachsen zwar uͤberwunden/ gefangen/ vñ ent- setzt; aber an der Elb weder auß deß Churfuͤrsten/ noch auß der Stiffter Landen kein Posten gefaßt/ gantz Sachsen in Devotion zu halten/ wie jhm solches frey stunde. Dann ein starcke Besatzung i n so vortheilhafftigem Orth/ oder hinter einem Ander Theil. einem Naßband/ sonsten Citadella genant/ oder Abschnitt in einer weitlaͤufftigen Statt/ darff wenig Nahrung/ vnd erhaͤlt sich von dem Land/ vnd bezwingt ein Paß/ biß eine Haupt-Armee sich richtet/ od’ gibt solcher bey vnverhofftem Scha- den/ vnd nothwendiger Flucht/ sichern Sammelplatz/ das Gluͤck ferner zu versu- chen. Das groͤßte Vbersehens aber war/ daß Carolus ein Ketzer vor den andern gabe/ vnd Hertzog Mauritzen das Churfuͤrstenthumb verliehe. Dieser hatte jhm zwar grossen Dienst gethan/ vnd mit seinem Einfall in Sachsen die Voͤlcker deß Schmalkaldischen Bundes zertheilt/ daß ein jeder sein eygen Land zu ver- wahren vom grossen Hauffen gangen/ vnd den Churfuͤrsten entbloͤsset/ auch dem Kaͤyser Huͤlffloß dargestellet; gleichwohl haͤtte Carolus die Recompens wohl moͤgen auffziehen vnd verweilen/ in dessen ein Kaͤyserlichen Vogt in die Landen setzen/ vnd Hertzog Mauritzen mit den Banden der guten Hoffnung in ein vnvermerckten Arꝛest nehmen/ biß er bessern Nutzen auß seinem Sieg schoͤpffen koͤnnen/ vnd wie offt soll es wohl rewhaffte Gedancken haben geben/ als der Kaͤyser von Ynßbruck auff Villach bey eyteler Nacht muͤssen sich salvieren/ daß er offterwehntem Hertzog Moritzen nicht in die Haͤnde kaͤme? Ob man da- mahls kein Teutschen Fuͤrsten/ auß eben dem Hauß Sachsen oder Luͤneburg/ vñ sonsten finden koͤnnen/ der ein solches Churfuͤrstenthumb mit danck/ zu Behuff der Catholischen Religion, haͤtte wollen annehmen? Einem fuͤnfften Faͤhler scheinet nicht vngleich/ daß Carolus dem von Medices die Staͤtte Florentz vnd Siena/ nach dem er sie mit grossem Kosten erobert/ ohn außfuͤhrliche Bedingung vnd Lehenschafft vberlassen. Dann/ sagt Tacitus, wann die empfangene Gutthaten/ so hoch steigen/ daß man sie nicht wol vergelten oder erwiedern kan/ bringen sie Scham/ Wiederwillen/ vnd endlich Haß- vnd Feindschafft: Welches an dem Hause Medices sich erwiesen/ in deme dasselbige sich zwar schuldig erkandt/ Carolo vor so hohe Wolthat zu dienen/ aber auch eben dessen sich geschaͤmet/ vnd zu mehrer seiner Subsistentz auff den Pabst gesehen/ endlich sich gar an das Hauß Franckreich verknuͤpffet vñ verheyrathet. Vnd hie haͤtte Carolus die vralte Gerechtigkeiten deß Roͤm Reichs in Jtalien wieder ernewern/ vnd seinem eygenen Hauß ein frisches Lehen/ wie hernach mit Maͤyland geschehen/ erwerben sollen. Vnd was vor Muͤhe hat es eben diesen Kaͤyser gekostet/ daß er das Hauß Parma/ vnd dann Saphoyen etlicher massen an sich gezogen? Vnder seine uͤbrige Faͤhler moͤchte zu zehlen seyn/ daß er in dem Koͤnigreich Granaden soll sieben mahl hundert tausend Menschen vmbkommen lassen: daß er seinen Bruder so eylfertig mit dem Hertzogthumb Wuͤrtemberg belehnet/ vnd den Verlust desselben so gering geachtet: daß er die Kaͤys. Cꝛon nit auff seinen Sohn gebracht/ sondern seinem Brudern heimb gewiesen: daß er sich na- ckend vnd bloß außgezogen/ ehe er muͤssen schlaffen gehen: daß er wohl gesehen/ wie alle sein Vorhaben ohne deß Pabsts zu Rom Beyfall vnd Vnderstuͤtzung/ G g iij zu Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ zu Wasser werden solte/ vnd dennoch sich so wenig freundlich mit demselben ge- halten/ daß er seinem Bruder die Ernde deß Teutschen Kriegs uͤberlassen/ vnd so viel als nichts vor sich vnd seinen Sohn behalten: daß er der Spanischen Mo- narchey den Grund zu legen/ vnd den Anfang zu geben/ sonsten aber der Gelegen- heit nicht wissen zu gebrauchen/ vnd den Monarchen selbst zuspielen. Auß wel- chem allem erscheinet/ daß/ da er seiner Schantz wol in acht nehmẽ wollen/ Hoch- vnd Nieder-Teutschland/ sampt Jtalien/ seinem Gewalt vnd Gehorsamb nim- mer haͤtten entlauffeu moͤgen. Kaͤysers Ferdinandi I. Faͤhler moͤgen gewesen seyn/ daß er Anno 1541. den Vnder-Oesterꝛeichischen Staͤnden/ die vmb Reformation der Kirchen/ oder doch vmb Schutz jhrer Prediger/ vnd der beyderley Gestallten/ angehalten/ sol- ches biß auff Entscheyd eines Concilij verguͤnstiget: doch jederweilen auffgeha- ben/ biß etwann einige Geltstewr vonnoͤthen. Vnd weil Koͤnig Ferdinand die beyderley Gestalten deßwegen auff ein zeitlang erlaubete/ thaͤt sein Tochtermañ/ Hertzog Albrecht in Baͤyern/ auß gleicher Vrsach/ seinen Vnderthanen gleiche Verguͤnstigung/ neben dem Fleisch-Essen auff verbottenen Tagen. Vnd gienge Ferdinand darin so behutsamb/ dz er bey dem Pabst Pio V. vñachlaͤssig deßwegen angehalten/ welchs er auch kurtz vor seinem Ende in einer Bull an dẽ Bischoff zu Saltzburg geben den 16. April. 1564. erhalten/ vnd sich dessen inniglich erfrewet/ doch wegen scharpffen angehenden Clausulen nicht publicieret; mit deme allein zu frieden/ daß hierin der Pabst seine Lindigkeit gegen den Vnderthanen so ferꝛn gut geheissen; aber nicht vorgesonnen/ dz dieses ein hoch nachtheiliger Eingang wider die Roͤm. Kirche worden. Der ander Faͤhler geschah zu Speyer/ auff dem Reichs-Tag/ in Abwesen Kaͤyser Carlen/ da der Wormbser Schluß võ Verbie- tung der Newerungen in der Kirchen/ wo nicht gar auffgehoben/ doch mercklich geschwaͤcht worden: welches vielleicht dannenhero geschehen/ damit die Staͤnde deß Roͤm. Reichs mehr auff Koͤnig Ferdinand/ als auff Kaͤyser Carlen sehen: dann die Erbtheilung war gantz vngleich/ vnd konten die Oesterꝛeichische Landẽ/ Tyrol/ Breißgaw/ Elsaß/ Steyrmarck/ Kaͤrndten/ Krayn/ so viel Koͤnigreiche/ neben den Burgundischen Provintzen/ nicht auffwiegen. Die Protestierende Fuͤrsten wolten es lieber mit einem Ertz-Hertzogen/ vnd Koͤnig in Bohem/ als mit dem Spanier zu thun haben/ vnd trieben jhr Wesen jm̃er fort/ welches Fer- dinandus/ als er endlich Kaͤyser worden/ hernach nicht mehr hindern konte. Nicht weniger Faͤhler hat begangen Kaͤyser Maximilian der andere deß Na- mens/ alles zu Folge/ der obigen Verguͤnstigungen/ dann alsbald jedes Dorff wz sonderliches triebe/ wegen vieler vnbesonnener Koͤpff vnder den Protestierendẽ Predigern/ haben sich die zween Staͤnde/ der Herꝛn vnd Ritterschafft im Ertz- Hertzogthumb Oesterꝛeich vnder der Enß/ einer gewissen Kirchen-Ordnung/ vñ sonderlich der Ceremonien vnd Kirchen-Gebraͤuch halben/ gleich andern der Augsp. Confessions -Verwandten Fuͤrsten vnd Staͤnden/ zu deß Kaͤysers gutem Benuͤgen vergliechẽ; darauff erlaubete jhnen Maximilianus II. biß zu einer allge- meinen Ander Theil. meinen Christl. Reformation, vnd Vergleichung der Religion in Teutschland/ die freye Vbung der Religion, dz dieselbe nach Jnhalt der Augsp. Confession, in allen jhren Schloͤssern/ Haͤusern vnd Guͤtern/ doch ausser den Kaͤyserl. Staͤtten vnd Maͤrckten/ fuͤr sich selbst/ jhr Gesind vnd Zugehoͤrigen/ auff dem Land aber bey jhren zugehoͤrigen Kirchen zugleich/ vnd fuͤr jhre Vnderthanen ruhig vnd sicherlich gebrauchen moͤchten/ der Hoffnung/ es solte dadurch den schwebenden Secten gewehret werden. Bezeugete auch in einer sonderlichen Schrifft uͤber das in Anno 1568. den 18. Augusti verwilligtes Indult, vnder dem 10. May/ Anno 1570. daß er gemeldte Staͤnde sampt vnd sonders/ auch jhre Erben vnd Nach- kommen/ sampt jhren Pfarꝛen/ Kirchen vnd Schulen/ alle jhre Vnderthanen vnd Zugehoͤrigen/ soller Bewilligung halben/ mit rechtem Wissen/ vnd gutem zeitigem Bedacht/ auß Kaͤyserlicher vnd Landsfuͤrstlicher Macht fuͤr sich/ alle seine Erben vnnd Nachkommen/ hiemit dermassen assecuriere vnd versichere/ daß sie sich derhalben weder bey jhm noch seinen Erben vnd Nachkommen/ oder bey seinen/ vnd derselben seiner Erben nachgesetzter Obrigkeit einiger Vngnad/ Gefahr oder anderer Wieder waͤrtigkeit zu besorgen haben/ sondern derowegen vor Maͤnniglich/ geistliches vnd weltlichen Standes/ vergewissert seyn vnd blei- ben solten: Bey seinen Kaͤyserlichen Worten darwieder jetzt noch kuͤnfftiglich/ weder auß Kaͤyserlicher/ noch Lands-Fuͤrstlicher Macht/ Dispensation, Indult, oder Absolution zu geben noch zu thun/ gestatten/ so lang vnd viel/ biß zu einer allgemeinen Christlichen Reformation, vnd Gottseeligen Vergleichung der heiligen Religion in Teutscher Nation. Dieser Faͤhler ist vmb so viel groͤsser/ daß er nicht vor-sondern nach dem Trientischen Concilio begangen/ die Abtruͤnnigen uͤber alle massen sehr gesteif- fet hat/ vnd hierinnen Ioachimi Camerarij von Leipzig/ wie auch Davidis Chy- træi von Rostock/ so beyde der Protestierenden Religion zugethan waren/ zu rahten gesucht vñ gefolgt. Ja sich noch zu einer wuͤrcklichẽ Reformation d’Kirchẽ/ vnd ob er selbst koͤnte neben der Kaͤys. Cron/ die Paͤbstische auch tragẽ/ schier nahe verfuͤhrẽ lassen. Jn dem Land zu Wuͤrtemberg gedachtẽ sie eine Vestung zu neh- men/ vñ 4. Regiment zu Fuß/ neben drey tausend zu Roß daselbst hinzulegen/ die Contributions -Gelder/ vnd andere Kriegsnotthurfft zu bewahren. Bey so gestallten Sachen hielten die Churfuͤrsten einen Tag zu Nuͤrnberg/ vnd fanden kein ander Mittel/ dem bevorstehenden Vngewitter vorzukommen/ als daß ein Successor dem Kaͤyser welcher sich innen hielte/ vnd mit niemand communi- cierte, darumb auch viel Sachen vnder seinem Nahmen befohlen worden/ von denen er nimmer nichts erfahren/ nachgesetzt/ vnd zur Vorsorg erwehlet wuͤrde/ welches der Kaͤyser jhm nit allerdings zu wider seyn lassen: starb doch Anno 1612. vnd macht seinem Bruder/ Koͤnig Matthiæ Platz. Die allererste Kaͤys. Verꝛichtung war/ daß der Baw zu Muͤlheimb/ den die Protestierende Fuͤrsten eyferig trieben/ durch ein Kaͤyserl. Mandat verhindert wurd: vnd die Execution uͤber Muͤlheimb vnnd Aachen dem Marquis Spinolæ auß Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ auß den Niederlanden anbefohlen. Die zweyte war der Reichs-Tag zu Re- genspurg/ Anno 1613. auff welchem die Protestierenden, wie auch die Catholi- schen/ jhre Gravamina gegeneinander uͤbergeben. Was nun auff diesem Reichs-Tag verꝛichtet worden/ das hat Nell/ deß Kaͤysers Schalcks-Narꝛ artlich vnd kurtz verfaßt. Dann als er ein schoͤn newes Buͤchlein lassen einbinden/ vñ solches vnder dem Arm trug/ wurd er vom Kaͤyser gefragt/ was er damit wolte. Da gab er zur Antwort/ er haͤtte die Reichs- Acta drein geschrieben: wie nun der Kaͤyser begierig war die Acta zu lesen/ das Buͤch- lein oͤffnete/ vnd durchblettert/ aber alles weiß fand/ antwort Nell: dieweil nichts wer verꝛichtet worden/ haͤtte er auch nichts schreiben koͤnnen. Dann es stunden beyde Partheyen gegeneinander in Verfassung/ vnd gedachten nicht vmb ein Fuß zu weichen. Die Protestierende wolten nicht mehr zu der Versamblung kommen/ weil jhre Gravamina vneroͤrtert blieben; so erhielten die Catholischen ein scharffe salvations -Schrifft wider die Unierten; daruͤber diese offentlich prote- stieret, vnd also von einander gescheyden. Also brachte dieser Reichs-Tag keine Ruhe/ sondern lauter Verbitterung. Doch erhielten die Catholischẽ ein grossen Vortheil/ daß Hertzog Wolff Wilhelm/ Pfaltzgraff von Newburg Fraͤwlein Magdalena auß Baͤyern geheurathet/ vnd dardurch zu jhrer Religion gezogen worden. Die dritte daß Kaͤys. Mayst. dem Hertzogen von Braunschweig gra- tificierte, vnd ein Mandat wider dieselbige Statt außgehen lassen. Die vierdte/ daß die Statt Magdeburg von der Buͤndnuß mit den Hollaͤndern/ beydes durch den Kaͤyser/ vnd durch den Churfuͤrsten/ sind abgeschreckt worden. Die fuͤnffte/ daß er an den Churfuͤrsten zu Heydelberg die Union begehrt hat/ gegen der Liga auffzuheben. Die sechste/ daß er Ertz-Hertzog Ferdinanden auß Oesterꝛeich zu einem Sohn angenommen/ vnnd zu einem Nachfolger in den Koͤnigreichen Hungarn vnd Bohem angenommen hat. Die siebende/ daß er alsobald sich nach Dreßden zu dem Churfuͤrsten in Sachsen begeben/ vnd nebẽ Koͤnig Ferdinando, auch Ertz-Hertzogen Maximiliano, vnd Bischoff Cloͤsel/ Frewd vnd Rathschlagung gepflogen. ERRATA. Ander Theil. P. 4. 1. l. Kern. l. 36. weit adde kommen. p. 9. l. 21. Herde ad. Weyde. l. antep. l. sehung. p. 16. l. antep. l. geben wollen. l. pen. l. zugleich. p. 23. l. ant. l. thet. p. 25. l. 8. l. beyden. l. 24. l. Zeichen. p. 27. l. 31. ein l. Hertzog Georg von Braunschweig/ ein p. 28. l. 9. Georg. p. 29. l. 14. l. recht. p. 32. l. 3. l. richten. l. 28. l. meyn. l. 37. l. geb. p. 34. l. 2. l. schieden. l. pen. l. als. p. 35. l. 33. dem ad. Kayser? p. 36. l. 13. l. schobẽ p. 37. l. 3. l. denen l. 9. l. seinem p. 38. l. 25. l. Aber p. 42. l. 2. l. kein. p. 46. l. 22. l. den. p. 48. l. 23. ad. gesche- hen. p. 49. l. 4. l. Emdius. p. 54. l. 19. l. zuviel. p. 65. l. 13. l. Gemuͤths/ bey jhm. l. 29. l. Ke. l. 31. l. floss. l. 38. l. zo. p. 80. l. pen. l. noch. p. 88. l. 25. l. omnia. p. 91. l. 31. l. in. p. 98. l. 21. l. sorgte sich l. 30. l. rich. p. 107. l. antep. l. Mannen. p. 123. l. 38. l. haltẽ. p. 128. l. 26. l. die er p. 170. l. 9. l. stoͤcken. p. 183. l. haben del. p. 185. l. 1. l. farth. l. 33. l. den. p. 186. l. 8. l. gesehen nicht/ p. 191. l. 7. l. Pfeil. p. 196. l. 35. l. wie. p. 198. l. 12. l. weder. GERMANIÆ PERTVRBATÆ \& Restauratæ Dritter Theil. Wir haben in vorigen Discursen/ deß Ersten vnnd Andern Theils/ kurtzlich deducirt/ wie toll es im Roͤmischen Reich wegen deß Zwi- spalts in der Religion/ jeder zeit vnd kurtz vor vnsern Zeiten hergangen/ vnd vor Mutationes darauff erfolget/ dieweil dann der Zweyte Theil/ dieser vn- serern Discursen/ mit dergleichen Handel beschlossen/ vnder dessen aber die Boͤhmische bekannte Auffwicklung/ vornemlich jhr Incrementum, von Keysers Rudolphi den Boͤhmen gebenen Mayestaͤtbrieff mehrertheils ge- nommen/ als haben wir/ dieses Dritten Theils Anfang machen/ vnd folgends die gantze Handlung Kriegs vnd Frieds/ biß auff den allgemeinen Muͤnsterischen Friedenschluß continuiren wollen. Der Erste Discurß. Keyser Rudolphi II. Fehler. Der Boͤhmen Mayestaͤtbrieff/ wegen Freyheit der Protestiren- den Religion: vnd wie derselbe auffgenommen/ auch widersinnisch außgedeut worden. K Eyser Rudolff der Ander dieses Namens/ fing seine Regierung ernstlich an/ bemuͤhet sich sehr/ die Niderlanden mit dem Koͤnig in Spanien zuvertragen/ schaffte die Calvinisten auß der Laußnitz/ ver- meint das Vnwesen zu Augspurg/ vnd in dem Bistumb Straßburg/ durch sein Ansehen hinzulegen; braucht aber keinen rechten Ernst/ der Roͤmischen Religion zum besten/ vnd wolte sich auch deßwegen nicht einreden lassen/ sondern blieb auff seiner Meinung/ alles in Friede zuerhalten/ so lang er leben moͤch- te. Vnder seinen Dienern hielte er kein Vnderscheyd/ welcher Religion sie weren vnd hielte den Protestirenden in Boͤhmen allen Schutz. Vnder seiner Regierun/ g Dritter Theil. A gabes Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ, gab es viel vnd mancherley klagens/ zwischen den Catholischen vnd Protestiren- den/ als wuͤrde der hochverpoͤnte Religionsfried so gar nicht gehalten/ vnnd thet je eine Parthey der andern eingriff. Vnd fehlete der Keyser hierin/ daß er alles ließ hinstreichen/ vnd keine Vnruhe/ weniger einigen Krieg leiden wolte. Das aller- aͤrgste war/ daß er den Boͤhmen vnnd incorporirten Landen ein Mayestaͤtbrieff/ zu mehrer Versicherung jhrer freyen Religion ertheilt: darin er den obangezogenen Exempeln seiner Vorfahren zwar gefolgt/ eben dadurch vnsern dreyssig jaͤhrigen Teutschen Krieg erweckt. Es lautet aber der gemelde Mayestaͤtbrieff der Boͤhmen also: Wir Ru- dolph der Ander/ von Gottes Gnaden erwehlter Roͤm. Keyser/ zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs: zu Hungarn/ Boͤhem/ Dalmatien/ Croatien/ ꝛc. Koͤnig/ ꝛc. Ertzhertzog zu Oesterꝛeich/ Margraff zu Maͤhren/ Hertzog zu Luͤtzelburg vnnd in Schlesien/ Margraff zu Laußnitz/ ꝛc. thun kund zu ewiger Gedaͤchtnuß mit die- sem Brieff Allermaͤnniglich/ Nach dem alle drey Staͤnde vnsers Koͤnigreichs Boͤhem/ so den Leib vnnd das Blut deß Herꝛn Jesu Christi vnder beyderley Ge- stallt empfangen/ Vnsere liebe Getrewen/ bey dem verwichenen 1608. Jahr/ am Montag nach Exaudi, auffm Pragerschloß gehaltenen/ vnd am Freytag nach Jo- hannis Baptist æ gemelden Jahrs geschlossenen Landtag/ bey vns/ als Koͤnig in Boͤhmen/ in aller Demuth vnnd Vnderthaͤnigkeit Ansuchung gethan/ damit sie bey der gemeinen Boͤhmischen von etlichen Augspurgisch genannten/ beym ge- meinen Landtag Anno 1575. beschriebenẽ/ vnd der Keyserlichen Mayst. Weyland Keyser Maximiliano/ vnserm geliebsten Herꝛn Vattern loͤblichster vnd seelig- ster Gedaͤchtnuß/ vbergebenen Confession (die jhnen bald dam als/ wie wir gewiß- lich berichtet/ vnnd auß den Schreiben vnsers geliebsten Herꝛn Vatters eygener Hand/ auch andern bey der Landtaffel vorhandenen Gedaͤchtnuß vernommen/ von Jhrer Mayestaͤt verwilliget worden) auch jhrer vndereinander auffgerichte- ten/ vnnd in der Vorꝛede eingebrachten Vergleichung/ so wol an der jhren/ im sel- ben Landtag namhafftig gemachten/ jhre Religion antreffenden Bitte/ vnnd freyem Exercitio jhrer Christlichen Religion sub Vtraque vngehindert/ maͤnnig- lich gelassen: Solches alles auch von Vns jhnen den Staͤnden (in massen derselbe Artickel/ vnnd jhr in gemeldem Landtag/ vnd der Landtag in die Landtaffel/ in die gruͤne Quatern der gemeinen Landtag/ Anno 1608. am Montag nach Exaudi, vnder dem Buchstaben K. 8. von Wort zu Wort eingeleibet/ vnd inseriret/ Begeh- ren alles mehrers in sich haͤlt vnd außweiset) gnugsam confirmiret werden moͤgte. Wir aber selbige Zeit/ wegen anderer wichtigen Nottuͤrfften/ derenthalben der Landtag damals außgeschrieben worden/ vnnd keinen Auffschub leiden koͤnnen/ solches zu confirmiren, biß zukuͤnfftigem auffm Donnerstag vor Martini/ vnnd selbmals nechstkuͤnfftig benannten Landtag/ zu aller dieser Sachen ferꝛnern Be- schluß zuverlegen gnaͤdigst begehrt/ vnd vnder dessen so lang dieses bey gemeinem Landtag nicht vollzogen wuͤrde/ die Staͤnd sub Vtraque also versorget/ daß sie jhre Reli- Dritter Theil. Religion frey vben/ vnnd vor Eroͤrterung vnnd gewissen Endung gemelden Puncts/ zu keinen Artickeln/ was also von vns jhnen in der Proposition vorge- bracht werden moͤchte/ zuschreiten/ zuberathschlagen/ ja gar nichs zu handeln schul- dig seyn solten: wie diß vnser gnaͤdigst begehren/ vnd Vorsorgung mehrers in sich halten thut. Wie nun vorigen Landtags Verbleibung nach/ der auff obbeschriebenen Tag/ nemblich dem Donnerstag vor Martini angesetzte Landtag von vns gewisser Vrsachen halben auch verlegt/ vnd nachmals ein anderer Dienstags nach Pauli Bekehrung durch vnsere Mandata außgeschrieben/ vnnd auff das Praͤgerische Schloß benennet worden/ vnnd gemelde Staͤnde sub Vtraque vns auffs newe angeregte Confession vnd ein hellig gethane Vergleichung dabey vberꝛeicht/ auch vnnachlaͤßlich bey vns jhrem Koͤnig vnd Herꝛn/ nicht allein durch jhr embsiges vnderthaͤniges/ demuͤhtiges Bitten/ sondern auch durch ansehnliche vornehme intercessionen angehalten/ daß wir zu angeregter Staͤnde sub Vtraque, vnserer getrewen vnnd lieben Vnderthanen begehren gnaͤdigst bewilligen wolten. Daß wir nachgehalter fleissiger vnserer Keyser. vnnd Koͤniglicher Erwegung/ mit vn- sern Obersten Landofficirern/ Landrechtsitzern/ vnnd Raͤhten deß Koͤnigreichs Boͤhmen alles dessen/ nicht vnderlassen/ auff gemelder Herꝛn/ Ritter/ Praͤger/ vnd anderer Abgesaudten auß den Staͤtten/ aller drey/ den Leib vnnd das Blut vnsers Herꝛn Christi/ vnder beyderley Gestallt empfangender/ vnnd sich zu dieser Confes- sion Bekennender Staͤnde gemelden Koͤnigreichs Boͤhmen/ vnserer Getrewen lieben/ vnderthaͤniges/ demuͤhtiges Bitten/ allen dreyen Staͤnden dieses Koͤnig- reichs/ vnsern lieben Getrewen/ einen gemeinen Landtag/ auff den Montag nach Rogationum, anders der Kreutzwochen 1609. durch vnsere Koͤnigliche Mandata außzuschreiben/ auffm Prager Schloß anzustellen/ in gemelden offentlich auß- gangenen Mandaten vnder andern auch dieses außdrucklich zusetzen: daß bey die- sem Landtag der Artickel von der Religion zur Eroͤrterung vnd Endbringung ge- langen soll/ vnnd wir solches in die Landtags proposition setzen/ auch welcher ge- stallt alle in gesampt/ so wol ein jeders besonders wie die sub Vna, als auch die sub Vtraque, vnnd die so sich zu der Vns hiebevor vberꝛeichten Confession bekennen/ jhre Religion vngehindert maͤnniglich/ so wol Geistlicher als Weltlicher Perso- nen vben moͤgen/ gebuͤhrliche Vorsorg thun wollen/ jumassen dieses alles besagte vnsere Mandata, deren Datum auffm Schloß Prag Sambstag nach Iubilate, dieses 1609. Jahrs in dem Punct mehrers außweisen. Vnd als zu solchem von vns außgeschriebenen gemeinen Landtag/ sich alle drey Staͤnde gleichfalls gehor- samlich vnd vnderthaͤnig eingestellt/ wir auch vnserem gethanen/ vnnd in vnserm Mandat inserirten anerbieten nach/ den Artickel wegen der Religion/ in vnserer proposition mit eingebracht: haben offt beschriebene alle drey vereinigte Staͤnde sub Vtraque, jhr vorige vns in Schrifften vbergeben Begehr renouiert, vnnd A ij vns Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ. vns gnugsame Versicherung/ auch dessen Bekraͤfftigung mit der Landtaffel/ vn- derthaͤnigst gebeten. Dieweiln dann vnser gaͤntzlicher Wille/ daß in diesem Koͤnigreich vnder al- len dreyen Staͤnden/ so wol denen sub Vna, als denen offtbesagten sub Vtraque, allen vnsern getrewen vnd lieben Vnderthanen/ jetzo vnnd in künfftige Zeit aller- seits Lieb/ Einigkeit vñ gut Vernehmen/ zu Erweiterung/ Vnderhaltung deß ge- meinen guten Friedens/ erhalten werde/ vnd jedes Theil seine Religion/ darinnen es seine Seeligkeit verhofft/ Frey vñ ohne Bedraͤngnuß eines von dem andern/ v- ben moͤge/ daß auch (wie billich ist) dem Landstag Beschluß Anno 1608. wie nicht weniger vnferm offentlich außgangenem Mandat (in welchem voran geregte vereinigte/ vnd zu der Confession sich bekeñende Staͤnde sub Vtraq; vor die jenige/ die sie jederzeit gewest/ nemlich vor vnsere Getrewe vnd Gehorsame/ vnder vnserm gnaͤdigem Schutz/ zu allen Ordnungen/ Rechten vnnd Freyheiten dieses Koͤnig- reichs gehoͤrende Vnderthanen/ auff die sich vnsere Koͤnigliche Pflicht/ die Recht vnd Lands Ordnung erstreckt/ erklaͤrt/ vnd jetzo nochmals erkennen thun) ein benuͤ- gen beschehe/ als haben wir in Ansehen so wol besagter ansehenlicher intercessio- nen, als auch der Staͤnde sub Vtraque, embsiger offter Bitt/ vnd jren vielfaͤltigen/ getrewen/ nutzlichen/ vns die gantze Zeit hero vnserer gluͤcklichen Regierung vber sie/ wuͤrcklich geleysten Dienst/ vnd vieler anderer Vrsachen halber/ wolbedaͤchtig/ mit vnserm guten Wissen/ auß Koͤniglicher Macht in Boͤhmen/ vnd mit Raht der Obersten Landofficirer/ Landrechtsitzer/ vnserer Raͤhte/ den Artickel wegen der Re- ligion bey diesem auffm Prager Schloß gehaltenen gemeinen Landtag/ mit allen dreyen Staͤnden dieser Kron/ der gestallt eroͤrtert vnd beschlossen/ vnd die Staͤnde sub Vtraque mit diesem vnserm Mayestaͤtbrieff versorgt/ vnnd thun sie also ver- sorgen. Anfangs nach dem hiebevor/ mit der Landsordnung Anno 32 so viel den Glauben sub Vna vnnd sub Vtraque betrifft/ außgesetzt/ daß sie einander nicht be- draͤngen/ sondern vor einen Mann/ als gute Freund beyeinander stehen: auch kein Theil das ander schmaͤhen soll/ so wird es hierin in diesem Artickel bey der Lands- Ordnung vollkoͤmmlich gelassen/ vnd sollen damit beyde Theil/ gegen einander in kuͤnfftige Zeit/ bey Vermeydung deren in der Landsordnung/ außgesetzten Straff verbunden seyn vnd bleiben. Vnd sintemal die sub Vna, jhre Religion in diesem Koͤnigreich frey/ vnd vngehindert in Vbung haben/ vnd die sub Vtraque, so sich zu dieser Confession be- kennen/ jhnen hierin keine Hinderung noch Außmessung thun: So bewilligen wir hiezu vnd geben Gewalt vnd Recht/ zu Erhaltung hierinnen einer billigen Gleich- heit/ daß gleichfalls viel angeregte vereinigte Staͤnde sub Vtraque, so wol der Herꝛn vnd Ritterstand/ als auch die Praͤger/ Kuttenberger/ vnnd andere Staͤtte mit jhren Vnderthanen/ vnnd in Summa/ alle die jenigen/ die sich zu der Boͤhmi- schen/ Weyland Keyser Marimilianus vnserm geliebsten Herꝛn Vatter/ loͤbli- cher Dritter Theil. cher vnd seeliger Gedaͤchtnuß/ beym gemeinen Landtag/ Anno 1575. vnnd vns jetzo auffs new vberꝛeichten Confession (darbey wir sie gnaͤdigst bleiben lassen) bekennet vnd bekennen/ keinen darvon außgeschlossen: jhre Christliche Religion sub Vtra- que, nach jnnhalt der Confession/ vnd jhrer miteinander auffgerichten Vergleich- ung vnd Verbuͤndnuß/ geraum/ frey an allen vnd jeden Orthen treiben vnd vben/ bey jhrem Glauben vnd Religion/ so wol der Priesterschafft/ vnd bey der Kirchen- ordnung/ die jetzo vnder jhnen ist/ oder angerichtet werden moͤchte/ biß zu gaͤntzlicher Christlicher einhelliger Vergleichung wegen der Religion im H. Reich/ gelassen werden: nach denen allbereyt zuvor/ beym Landtag Anno 1567. auffgehebten/ in deß Lands Privilegien vnd sonst außgelassenen Compactaten, aber sich weiter zu rich- ten/ nicht mehr schuldig seyn/ seyn werden noch sollen. Ferꝛner so thun wir den Staͤnden sub Vtraque diese besondere Gnad/ vnd geben jhnen allen dreyen sub Vtraque, zu dieser Confession bekennenden Staͤn- den/ das vndere Pragerische Consistorium mit jhrer Priesterschafft/ jnhalt der Confession vnd jhrer Vergleichung/ vernewern/ vnd jhre Priesterschafft so wol in Boͤhmischer/ als Teutscher Sprach/ deren nach ordnen lassen/ oder die geordneten auff jhre Collaturen, ohne alle Verhinderung deß Pragerischen Ertzbischoffs/ o- der jemands anders/ einsetzen/ auffnehmen: nicht weniger auch die Praͤgerische von alters hero denen sub Vtraque zugehoͤrige Academiam, die wir den Staͤnden/ sampt aller jhrer Zugehoͤr/ ebensfalls gnaͤdigst in jhren Gewalt geben/ der gestallt/ damit sie dieselbe gleichermassen mit tauglichen vnnd gelehrten Leuthen besetzen/ gute loͤbliche Ordnung anrichten/ vnnd vber diesen beyden gewisse Personen auß jhrem Mittel zu Defensorn verordnen moͤgen. Vnder dessen aber/ so lang vnnd viel solches von jhnen nicht ins Werck gerichtet wird/ sollen die Staͤnde nicht we- niger samptlichen bey deme/ was obbeschrieben ist/ dz sie jre Religion/ allenthal- ben geraun vnd frey vben moͤgen/ gelassen werden. Vnd so viel Personen die vereinigte Staͤnde sub Vtraque, jhres Mit- tels zu Defensoren vber gemelt jhr Consistorium vnd Academiam, nach jhrer ein- helligen Vergleichung/ auß allen dreyen Staͤnden in gleicher Anzahl verordnen/ vnd dieselben vns/ als jhrem Koͤnig vnd Herꝛn vbergeben werden: dieselbe alle vns namhafft gemachte vnd vbergebene Personen/ keinen hievon auß gelassen wollen vnnd sollen wir jnnerhalb zweyer Wochen/ von Dato der vns vber gebenen Ver- zeichnus/ darzu bestettigen/ vnd sie vor Defensores erklaͤren/ doch vber der Staͤn- den jhnen gegebenen Pflicht vnnd Instruction, in keine andere Instruction noch Pflicht zuziehẽ. Da wir aber anderer Verhinderungẽ/ oder allerhand anderer Vr- sachen wegen/ in obbemelter Zeit dieselben nicht bestaͤttigen koͤnden oder wuͤrden: so sollen sie doch eins wegs/ als deß andern/ vber beyden Defensores verbleiben/ al- les das thun vnd verꝛichten/ als wann sie von vns confirmirt vnnd bestaͤttiget we- ren. Vnd da auch einer auß jhnen stuͤrbe/ werden die Staͤnde sub Vtraque an statt A iij dessel- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ, desselben/ beym nechst darauff folgenden Landtag einen andern zu denen noch vbri- gen im Leben verbliebenen wehlen/ vnd zugeben koͤnnen/ welches also ins kuͤnfftig allezeit/ obbeschriebener gestallt/ wie von vns/ vnsern Erben/ vnd kuͤnfftigen Koͤni- gen zu Boͤhem: Also auch von jhnen den Staͤnden sub Vtraque vnnd den Defen- sorn observirt vnd gehalten werden soll. Jm fall auch jemand auß den vereinigten dreyen Staͤnden dieses Koͤnig- reichs sub Vtraque, vber die Kirchen vnd Gottshaͤuser/ deren sie allbereit im Be- sitz sind/ vnnd die jhnen zuvor zustaͤndig/ darbey sie friedlich gelassen/ vnnd beschuͤtzt werden sollen) es sey in Staͤtten/ Maͤrckten/ Doͤrffern/ oder anderstwo/ noch mehr Gottshaͤuser vnd Kirchen zum Gottesdienst/ oder aber/ auch Schulen zu Vnder- richtung der Jugend auffbawen lassen wolte/ oder wolten/ werden solches so wol der Herꝛn vnnd Ritterstand/ als auch die Praͤger/ Kuttenberger/ vnnd alle andere Staͤtte/ gesampt vnnd sonders jederzeit geraum vnnd frey thun koͤnnen/ ohne aller maͤnnigliches verhindern. Vnd weiln in etlichen vnsern Koͤniglichen/ vnnd in Jh. M. der Koͤnigin/ als Koͤnigin zu Boͤhmen Staͤdten beyder Religionen zugethane/ nemlich sub V- na vnnd sub Vtraque beysammen wohnen: Als befehlen wir jnsonderheit vnd wol- len/ zu Erhaltung Fried vnnd Einigkeit/ daß jeder Theil seine Religion frey vben/ nach seinen Priestern sich reguliren vnd richten moͤge/ vnnd ein Theil dem andern in seiner Religion vnnd Ordnung/ keine Außmessung thue/ das Exercitium Reli- gionis, die Begraͤbnuß der Toden Leich in den Kirchen/ vnd auff den Kirchhoͤfen/ auch so wol das laͤuten niemand gewehret seyn. Ebener gestallt soll auch von dem heutigen Tag an zurechnen/ niemand wie auß den hoͤhern Staͤnden/ also auch auß den Staͤtten/ Maͤrckten/ vnnd das Bawers volck/ weder von jhren Obrigkeiten/ noch andern Geistlichen vnnd Welt- lichen Standspersonen/ von einer Religion abgewendet/ vnd zu deß Gegentheils Religion mit Gewalt/ oder einiger anderer erdachten weiß gedrungen werden. Daß nun alles was obbeschrieben/ zu Erhaltung Lieb vnd Einigkeit von vns trewlich gemeint vnd verordnet sey/ so versprechen wir derowegen mit vnserm Koͤniglichem Wort/ daß gedachte alle drey Vereinigte/ zu gedachter Confession sich bekennende Staͤnde vnsers Koͤnigreichs Boͤhem/ jetzige vnnd kuͤnfftige/ auch deren Nachkommen/ bey diesem allem/ was obgemeldt/ von vns/ vnsern Erben/ vnd kuͤnfftigen Koͤnigen zu Boͤhmen/ vollkommentlich vnnd gaͤntzlich/ ohne Ver- brechung oder Schmaͤhlerung gelassen/ vnd dabey geschuͤtzt werden sollen. Dann wir sie auch in diesem allem/ bey dem Frieden deß H. Reichs/ wegen der Religion auffgericht (der Religionsfried genannt) als ein vornehmes Glied deß H. Reichs bleiben lassen. Jn welchem jhnen/ weder von vns/ noch vnsern Erben vnd kuͤnffti- gen Koͤnigen in Boͤhem/ noch jemands andern/ Geistlichen oder Weltlichen Standspersonen/ keine hinderung bestehen soll/ in kuͤnfftige ewige Zeit. Es soll Dritter Theil. Es soll auch wieder obbestimbtten wegen der Religion auffgerichten Frie- den/ vnnd wieder diese den Staͤnden sub Vtraque, von vns beschehene bestaͤndige Versicherung/ kein Befehl/ vnd nichts dergleichen/ was jhnen darin in dem aller- geringsten Hinderung oder Veraͤnderung bringen moͤchte/ von vns/ vnsern Er- ben/ vnnd kuͤnfftigen Koͤnigen zu Boͤhem/ auch von keinen andern außgehen/ oder angenommen werden. Vnd da auch gleich ehestes solches außgienge/ oder von je- manden angenommen worden seyn moͤgte/ dasselbe doch kein Krafft haben/ vnd in solcher Sachen mit oder ohne Recht nichts mehr gevrtheilt vnnd gesprochen wer- den. Vnd dieser Vrsachen halben thun wir hiemit alle vnd jede/ wider das theil de- ren sub Vtraque, vnd die jenige/ die sich zu solcher Confession bekennen/ hieuor auß- gangene Befehl vnd Mandata, welcher Orthen die jmmer erfolgt seyn moͤchten/ auffheben/ caßiren vnd zu nicht machen/ vñ erkeñen sie todt vnd null seyn: Also dz dieses alles/ auch die jetztge vñ vorige von dẽ Staͤndẽ bey vns dieses Artickels halbẽ gesuchte confirmation, vnd was entzwischen vnd bißdaher sich verlauffen/ ermel- ten dreyen vereinigten Staͤnden dieses Koͤnigreichs/ samptlich oder sonderlich/ zu keinem Nachtheil vnd abbruch jhres guten Leymuths/ vnnd zu keiner Beschwehr/ wie die Namen haben moͤchte/ ist vnd gereichen: dasselbe auch jhnen von vns/ vnd kuͤnfftigen Koͤnigen zu Boͤhem/ in keinem boͤsen gedacht vnnd geandet werden soll/ jetzo vnd zukuͤnfftigen ewigen Zeiten. Darneben allen Obersten Land Officirern/ Landrechtsitzern/ vnd vnsern Raͤhten/ auch allen Staͤnden/ vnnd Jnwohnern dieses Koͤnigreichs/ jetzigen vnnd kuͤnfftigen/ vnsern lieben Getrewen/ gebietende/ gedachte Herꝛn/ Ritterschafft/ Praͤger/ Kuttenberger/ vnd alle Staͤtte/ alle drey Staͤnde dieses Koͤnigreichs/ mit allen jhren Vnderthanen/ vnnd in Summa/ alle die sub Vtraque, die sich zu der Boͤhmischen Confession bekennen/ bey dieser vnser Versicherung vnd Mayestaͤt- brieff in allen Artickeln/ Puncten vnd Clauseln verbleiben zulassen/ sie dabey zu- schuͤtzen/ vnd keine Hinderung oder Eintrag jhnen zu thun/ noch jemands andern zuthun zuverstatten/ so lieb euch ist vnser Zorn vnd Vngnad zuvermeyden. Vnnd da sich jemand/ Geistlichen oder Weltlichen Stands was dergleichen zu Ver- brechung dieses Mayestaͤt brieffs vnderstuͤnde/ so sollen vnd werden wir mit vnsern Erben vnnd kuͤnfftigen Koͤnigen/ auch den Staͤnden deß Koͤnigreichs Boͤhem verpflichtet seyn/ gegen einem jeden solchen/ als einem Verbrecher deß allgemei- nen Landsfriedens zuverfahren/ die Staͤnde dabey zuschuͤtzen vnnd zubeschirmen/ aller gestallt vnd massen/ wie der Artickel in der Lands Ordnung von Beschützung deß Lands der Ordnung vnd Recht Außmessung thut. Endlich befehlen wir den Ober vnnd Vnder Amptleuthen bey der Land- taffel deß Koͤnigreichs Boͤhem/ daß sie kuͤnfftiger Gedaͤchtnuß willen/ diesen vn- sern Mayestaͤtbrieff auff die Landtags relation, die bey diesem Landtag von allen dreyen Staͤnden deß Koͤnigreichs Boͤhem zur Landtaffel beschehen soll/ in die Land- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ. Landtaffel einverleiben/ einschreiben/ vnnd nacher dieses Original zu den andern Freyheiten/ vnd Privilegien deß Lands/ auffm Carlstein legen lassen sollen. Dessen zu Vrkund haben wir vnser Keyserlich Jnsigel an diesen vnsern Brieff vnd Ma- yestaͤt anzuhangen befohlen. Geben auff vnserm Koͤniglichen Schloß Prag Don- neistag nach S. Procopij, Jm Jahr deß Herꝛn 1609. Vnserer Reiche/ deß Roͤmi- schen im Vier vnd Dreysigsten/ deß Hungarischen im Sieben vnd Dreysigsten/ vnd deß Boͤhmischen auch im Vier vnd Dreysigsten. Rudolff/ ꝛc. Adamus de Sternberg supremus Burggrauius Pragensis. Ad Mandatum Sac. Cæs. Maj. proprium. Paulus Michna. D Jeser Majestaͤtbrieff ist von den Zeloten vnnd Eyfferigen gleich vbel durch die Hechel gezogen worden/ es gebuͤhre keinem Weltlichen Herꝛn/ stehe auch nicht in dessen Gewalt noch Macht/ in den Religion/ vnnd Geistlichen Sachen Freyheiten zuertheilen: Rudolphus wer hierzu genoͤhtiget worden/ vnd hette in sei- nem hohen Alter etwas vnzeitiger Forcht sich lassen vberlauffen: Es heiten Mar- tinitz vnd Schlawata/ auch keine Bischoffe drein verwilligt/ zu mahl deß Bapsts zu Rom Genehmhaltung nicht einmahl gesucht worden. Vnd war weit von der Scheib geschessen/ da alle Bitterkeit eben hiedurch/ wie eine Brunst auffgienge/ daß man in Ehrensachen/ vnd im Handel sich getrennet/ drauff gieng es an ein schmaͤhen von den Cantzeln/ auff den Gassen/ vnnd bey den Rahtstellen: biß der Abt zu Brauna/ der zu Sedelitz/ vnnd die Abtissin zu Skalitz jhren Vnderthanen bey hoher Geldstraff gebotten/ bey jhrer Beicht vnnd Meß auff Ostern sich einzu- stellen. Der Bischoff zu Kloster Grabe verbott im Ampt Skerla das Viehe in die Waid zutreiben/ vnd daß niemand ausserhalb zur Predigt gieng. Also gab es Hin- dernuß an Geburtsbrieffen/ Heurathen/ Burgerrecht vnd dergleichen. Der De- fensorn thun vnnd lassen wurd wider die hohe Obrigkeit gedeutet: die Jesuiter setz- ten eine Academiam neben die alte/ vnnd hoͤrt man nichts anders/ als Feindselig- keit vnd Wiederspenstigkeit/ Laͤstern vnd Schmaͤhen. Noch hatten die Defensoren mit jhrem Anhang ein sondern Eckel an der Vereyn/ so Ertzhertzog Ferdinand/ designirter Koͤnig in Boͤhem/ mit dem Koͤnig in Spanien den 6. Junij 1617. getroffen/ vnnd legten alles zum alleraͤrgsten auß- Er hette mit leiblichen Eydspflichten die Cron Boͤhem Erblich an Spanien ver- schrieben: vnd nichts desto weniger vber drey Wochen hernach/ auff die Erhaltung der Boͤhmischen Recht vnnd Privilegien ein wiedrigen Eyd gethan: sich auch ver- knuͤpfft bey dem ersten/ daß weder Kayser/ noch Bapst jhn auffloͤsen koͤnden: vnnd solches Dritter Theil. solches alles damit das Koͤnigreich nicht mehr durch Wahl/ sondern durch Erb- recht hinfiele/ welche Wahl man zuvor mit vielem bitten vnd flehen suchen/ vnnd demühtig erlangen muͤssen. So were das Spanisch Joch vnertraͤglich/ vnd die Geld Egeln vnersaͤttlich/ der Blutigen Inquisition zugeschweigen/ welche alle Hertzen quaͤlen solte/ vnnd von den Erb Vnderthanen allenthalben verworffen were/ auch in den Niederlanden ein so grundverderblichen Krieg verursacht hette. Hingegen hatte sich Ertzhertzog Ferdinand zuentschuldigen/ daß er ohne den aͤlte- sten Stamm/ nemblich Spanien/ nicht bestehen koͤnte/ vnd den Erbfeind jmmer fuͤr der Thuͤr sehe: so weren ja die Erb-Vereynigungen zwischen den nechsten Blutsfreunden geschehen/ vnd nicht vnter Frembden. Moͤcht seyn/ daß Spanien gedacht seine Huͤlff hoch zurechnen/ vnd thewer bezahlt zunehmen: vnnd was Ca- rolus V. mit Vbergebung der Keyserlichen Hoheit versehen/ wider einzuholen/ vñ das Keyserthumb Erblich zumachen/ wie dann die Regiersucht einer Wassersucht wol verglichen wird/ da jener/ wie Pyrrhus, nicht Laͤnder genug sind einzunehmen/ vnd dieser jmmer durstig bleibt/ wie viel er auch Wasser in sich geust. So koͤnte mit der zeit dem Hauß Oesterꝛeich alles zu vnd anwachsen/ was Spanien jemals durch Heurath vnd Kriegsmacht vberkommen/ wann nemblich die Erste Infantin einem Oesterꝛeichischen Herꝛn vermaͤhlt wuͤrde/ vnnd bey toͤdtlichem Abgang der Spanischen Printzen alles nach sich ziehe. Oder im fall man auß geheymen Vr- sachen gedachte Erste Princessin an Franckreich oder Engelland/ daselbst ein Vortheil zusuchen vnnd Fuß zusetzen/ bestatten wolte/ solches mit gewoͤhnlichem Verzuͤg geschehe/ vnnd die zweyte Princessin zur rechtmaͤssigen Erbin an das Hauß Oesterꝛeich geriethe: wie dann diese beyde Haͤuser sich durch Heurathen/ jmmerzu wuͤrden je naͤher vnd staͤrcker verbinden/ auch keinem Frembden einzu- schleichen gestatten/ es wer dann etwann der Koͤnig in Poln/ dasselbe Koͤnigreich wider an die Schnuer zubringen/ vnd die vhralte Spruͤche zuernewern: fintemahl dasselbe dem Koͤnigreich Boͤhem mit leiblicher Bruͤderschafft zugethan/ nicht nur von denen Bruͤdern vnnd Regenten Zech vnd Lech/ sondern von dem letzten Koͤnig/ vnd von der Koͤnigin Anna her. Noch gab es andere tieff vnd spitzfuͤndige Koͤpff/ die da wolten diesen Ma- jestaͤtbrieff im dunckeln/ vnd zwar auff der lincken vnd verkehrten Seiten lesen/ als hette der Bapst zu Rom/ sein Willen darzu gegeben/ auch wol auß der Jesuiter beyrahten. Dann die sub Vtraque wuͤrden eben solcher Freyheit mißbrauchen/ vnd selbst Vrsach geben/ daß man sie wider vnder das Joch bringen koͤnde: zum wenig- sten hette man Baͤpstischer Seiten leicht Vrsach zufinden/ vnnd Anstoß zusetzen/ daß sie zun Waffen die ersten griffen/ vnnd also die Vrheber zum Krieg entstuͤn- den/ welcher dann die Weltliche Freyheiten/ sampt dem Mayestaͤtbrieff verschlin- gen/ den Passawischen Vertrag vmbstossen/ vnnd das Trientische Concilium al- lenthalben einfuͤhren solte. Dritter Theil B Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der zweyte Discurß. Wie Ertzhertzog Matthias nach den Oesterꝛeichischen Landen/ vnd Koͤnigrei- chen/ auch nach dem Keyserthumb getrachtet/ vnd die Protestirenden nicht daͤmpf- fen koͤnnen. Wie er Keyser worden/ vnd Ertzhertzog Ferdinanden an Sohnsstatt angenommen/ vnnd zum Successor verordnet: den die Boͤhmen doch hernach ver- worffen. A Ls nun Keyser Rudolff ohne Leibs Erben war/ auch ausser aller Hoffnung/ deren zuerlangen/ gab es vielerley Berathschlagungen bey den Ertzhertzogen/ wer doch an die Koͤnigreiche/ vnd zu der Roͤm. Key. Kron ge- langen moͤchte/ auff allen fall/ den Gott geben moͤchte. Nun war Rudolphus/ mit seinen Bruͤdern den Ertzhertzogen Matthia/ Ernst/ Maximilian vnnd Albrecht/ etwas mild gegen den Protestirenden/ vnnd bemüheten sich derselben Gunst zuer- halten: welches dann nach jhrer Voreltern Manier/ wie gemeldet/ sie gantz er- sprießlich erachteten/ vnd nicht vnderliessen/ ob schon die Clerisey daran ein Miß- fallen trug. Nun hatte Ertzhertzog Carlen von Graͤltz vnderschiedliche Soͤhne/ son- derlich Ferdinanden den Erstgebornen/ den er in sonderlichem Eyfer zu der Ca- tholischen Religion lassen aufferziehen: darumb die Clerisey demselben eyferigen Ertzhertzogen die Koͤnigreiche/ vnnd das Keyserthumb vor allen andern wünsche- ten vnd anzuschaffen gedachten. Weil aber Bischoff Cloͤsel/ (eines Becken vnnd Burgers Sohn zu Wien) solches gemercket/ vnnd vor vnguͤtig erachtet/ daß Keyser Maximiliant eltester Stamm/ solte dem zweyten weichen/ vnd nachgehen/ verꝛeitzet er Ertzhertzogen Matthiam/ seiner Schantz in acht zunehmen/ vnnd bey Keyser Rudolpho/ seinem Herꝛn Bruder/ durch Bitt/ oder Gewalt es dahin zu- bringen/ daß er/ wo nicht alle die Koͤnigreiche/ doch den guten Theil derselben vor sich/ vnd seine verhoffte Erben erlangen/ vnd davon tragen moͤchte. Ertzhertzog Matthias hatte sich in Hungarn/ wider den Tuͤrcken gebraucht/ kam auff den Landtag nach Preßburg/ vnd hernach in Maͤhren: vnnd weil er sahe/ daß die Oesterꝛeicher/ denẽ er die Vbung jhrer Religion verbotten/ vber die andert- halb hundert an der Zahl/ fuͤrnehme Leuthe/ als Landherꝛn/ Gubernatorn vnnd Capitain/ bey jhm ernstlich anhielten/ das Verbott wider auffzuheben/ welche er mit stillschweigen nicht kondestillen/ oder abweisen: vnnd dieselben anfingen Kriegsvoͤlcker zuwerben/ vnnd jhre Freyheit mit den Waffen zusuchen/ auch die Hungarische Staͤnde vmb Buͤndnuͤß vnd Huͤlff anschrien: daß es auch gar zum fechten kommen/ in welchem die Ertzhertzogischen den kuͤrtzern gezogen/ besorgte er sich eines groͤssern Vngluͤcks/ vnd wolte die Sach mit der Schaͤrpffe nicht auß- fuͤhren. Darumb ob schon Ertzhertzog Leopold/ vnd der Baͤpstische Nuncius an- hielten/ Dritter Theil. hielten/ man solte den Ketzern vielmehr die alte Privilegia nehmen/ als newe ge- ben: gab doch Matthias seinen Vnderthanen das exercitium der Religion frey/ auff jhren Schloͤssern/ Doͤrffern vnd Vestungen/ vnnd dann auch in Staͤtten/ in den Privathaͤusern: sonderlich auch wurden jhnen drey Kirchen vergoͤnnet/ als zu Jnserßdorff/ Triebeß wingel/ vnd Hoͤrnals: durch welche Verguͤnstigung damals viel Vnruhe in Oesterꝛeich gestillet worden. Vnd ob schon die Catholische vorga- ben/ die Lehre der Evangelischen were schon laͤngst durch das Concilium zu Tri- ent verdampt/ es were nur eine tolerantz, daß man jhnen in jhrem Exercitio nach- gesehen/ die jhnen von Keyser Maximiliano gegebene Privilegia Religionis gien- gẽ alleine auff die Hussiten/ die nur allein vber beyderley Gestallt in deß Herꝛn Nachtmal hielten/ vnnd sonsten fast in allem mit der Roͤm. Kirchen eins weren. Darumb lieffen die Protestirende zusammen/ brauchten Chur Saͤchsische Fuͤr- bitt/ vnd Vnderhandlung/ vnd erhielten in Oesterꝛeich/ in der Schlesi/ vnd in dem Koͤnigreich Boͤhmen/ volle Macht/ Kirchen vnnd Collegia zubawen: mit dem An- hang/ daß/ wer wider diese Privilegia etwas vornehmen wuͤrde/ fuͤr ein Zerstoͤrer deß gemeinen Friedens solte gehalten werden. Darauff wurd es allenhalben still/ sonderlich zu Prag/ da den 15. Julij Anno 1609. in einer Hussitischen Kirch/ so lan- ge Zeit verschlossen gewesen/ die erste offentliche Predigt in Teutscher Sprach ist gehalten worden. Vnd alle diese Privilegia hat Matthias/ als er zu der Boͤhmi- schen Cron kommen/ muͤssen bekraͤfftigen: Vermoͤge welcher man zu Prag zwo Kirchen/ eine auff der kleinen Seiten/ die ander aber in der alten Statt/ daran Anno 1611. Graff Schlick/ vnd Seyfried von Collonitsch den ersten Stein gelegt/ mit grossem Vnkosten auffgerichtet hat. Anno 1612. wurd Ertzhertzog Matthias/ auch Koͤnig in Franckfurt am Mayn zum Roͤm. Kayser erwehlt/ vnd verordnet also bald/ daß die Statt Aach in vorigen Stand gesetzt/ aber Muͤlheim vnden an Coͤlln am Rhein/ nicht ferꝛner be- festiget wuͤrde/ wie droben weiter zusehen. Jn deß verspuͤhrte Kayser Matthias/ daß er keine Leibs Erben hoffen koͤnde/ vnd daß seine Bruͤder nicht mehr zugewar- ten hetten/ ließ er sich dahin bereden/ daß er Ertzhertzog Carlens von Graitz eltesten Sohn/ Ferdinanden/ an Kindsstatt angenommen: vnd damit niemand darin zu- sprechen hette/ mit dem Koͤnig in Spanien/ eben deßwegen auch handeln lassen/ daß derselbe seinen Willen drein gegeben/ vnnd auff alle seine Spruͤche verzihen/ also/ daß Ertzhertzog Ferdinand hinfuͤro der Cron Boͤhmen/ am allernechsten ge- standen/ vnnd solcher gestallt den Staͤnden/ bester massen recommendirt worden/ geschehen im Jahr 1517. da sie jhn auff gewissen artickulirten Reverß vor ein zu- kuͤnfftigen Koͤnig in Boͤhmen außgeruffen haben. Wann man nun das gantze Religionwesen vberschlaͤgt/ findet sich ein ge- waltsame Freyheit/ so etliche wenige Abtrünnige/ bey außgesehner Gelegenheit/ auff eine oder andere weise erworben/ vnd immer zu außgebreytet/ in deme dersel- ben Gegenparth sich geneydet/ vnd selbst gehindert/ den Privatnutzen dem allge- B ij meinen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ. meinen wesen vorgezogen/ vnd zu jhrem selbst eygenen Verderben vnnd Vnder- gang/ viel Vrsach gegeben. Die Boͤhmen erhielten jhrer Abtruͤnnigen Lehr V- bung mit dem Faustrecht/ vnnd erpresten manches Indult, vnnd Verguͤnstigung: zeigten denen in Maͤhren/ Schlesien vnd Oesterꝛeich den Weg/ dergleichen Vn- gestuͤmmigkeit vorzunehmen/ vnd an dem Roͤmischen Stul nicht mehr zubleiben. Vnnd diese Voͤlcker vermeinten/ was etliche Potentaten in Teutschland/ durch eygenen Gewalt vñ hohes Ansehẽ durch getriebẽ/ dz muͤste jnen auch gelten: weil sie es nun fuͤr eine schier vnmuͤgliche Sache befanden/ sie hetten dann ein gewisses Haupt/ einen Koͤnig/ der vor jhnen ein vnnd außgienge/ wie bey den Voͤlckern im Weltlichen Regiment zu seyn pflegt/ verworffen sie das vhralte Koͤnigliche Ge- schlecht/ vnd vnderstunden sich/ ein andern Stamm/ nach jhrer Religion/ zusetzen/ vnd vnder desselben Schatten zuruhen vnd froͤlich zu seyn. Ein wunderlicher Handel/ das was die Clerisey vor laͤngst mit sonderli- chem Gluͤck/ in dem Roͤm. Reich vorgenommen/ schier eben ein solches von den Abruͤnnigen leiden muß. Dann es hatte die Clerisey jhren Staad allgemach mit- ten in die Romanische Republic gepflantzt/ vnd solcher gestallt sehen auffwachsen/ daß der newe Staad dem alten vber den Kopff gestiegen/ den Kayserlichen Sitz eingenommen/ die Reichs Vnderthanen an sich gezogen/ den Kayser selbst dahin gebracht/ daß er demuͤhtige Ehrerbietung/ dem Knecht aller Knechten Gottes er- wiesen/ ja weder bey sich selbst/ noch vor andern ein Kayser koͤnnen seyn/ als auff Belieben vnd Gutheissen der Clerisey. Vnd eben diesen Weg namen die Con- fessionisten an/ die wolten den Bapst nicht mehr/ wie das Haupt der Christenheit/ die Clerisey nicht mehr vor jhre Herꝛn erkennen/ vnnd selbst das Haupt jhrer Kirchen seyn. Vnd weil ohne Geldmittel nicht bald etwas besteht/ haben sie alle Stifft vnnd Pfruͤnden eingezogen/ vnnd sich von den außgestreifften Roͤcken der Clerisey reich gemacht/ vnd fehlet nur an deme/ daß der Bapst auch jhrer Gnaden gelebe/ welches freylich in jhren Bottmaͤssigkeiten jhre Superintendenten, Inspe- ctorn, vnnd Obere im Kirchenwesen thun/ oder jhren Stul/ ja das Land raͤumen muͤssen. So werden wir dann hinfuͤro anmercken/ wie die Confessionisten nach den groben Brocken/ vnnd fetten Pfruͤnden noch ferꝛner gegriffen/ sich weder dem Cammer noch dem Hoffgericht vnderwerffen wollen/ vnnd jhr Vorhaben vnnd Thun/ auff alle Mittel vnnd Wege gesucht zubehaupten. Wann ein schwer Gewitter am Himmel sich zusammen zieht/ wirds hinder den Bergen truͤb vnnd dunckel/ es donnert in der ferꝛne/ daß mans kaum hoͤren mag/ jeder weilen gibts ein wenig Fewer vnd Blitz: biß die Winde/ ein so schweren Last recht gefasset/ vnnd all- gemach antreiben/ da gehet das Donnern vnd Blitzen recht an/ da faͤllt der Platz- regen/ da schlaͤgts mit Hagel/ Schlossen/ Wolckenbruͤchen/ da entsinckt den Leu- then der Muth/ da gibts Fluthen/ so alles hinreissen/ da trifft der Donner/ vnd zer- schmettert vnd erstickt/ da ist Jammer vnnd Noth. Eben also hielten vnsere drey Partheyen hinder dem Berg/ die Hertzen wurden truͤb vom Argwohn/ vnnd dun- ckel Dritter Theil. ckel von eygenem Nutz/ da die leise hoͤreten/ sahen das Vnwesen von ferꝛn/ jnson- derheit die Schmaͤhkarten/ vnd Draͤuworte. Es manglet nur an einer gewaltigen Begebenheit/ daß das gantze Wetter an vnnd fortgienge. Jn der Vnderpfaltz wolts angehen/ vnd verblieb/ weil der Eyfer nicht starck genug war. Das Ertzstifft Coͤln bracht groͤssere Beysorgen/ vnd hatte nur ein Fluͤgel vom Wetter. Jn West- phalen vnd Sachsen war der Himmel zu flach/ daß man den Donner/ wie in dem Gebierg/ hette schroͤcklicher weiß hoͤren koͤnnen. Vber Guͤlch vnd Straßburg solte das Gewoͤlck auff einander gestossen haben/ da nicht ein starcker Gegenwind sol- ches wider zerstoben hette/ wie ein grob Geschuͤtz das loß geht/ oder die Glocken mit dem laͤuten. Der rechte Orth war Boͤhmen/ in einem dicken Wald/ vnnd mit Ge- buͤrg schier allenthalben vmbgeben vnd beschlossen. Da hatte Æolus seinen Gewal- tigen eine Zusammenkunfft bestimpt/ sich zur genuͤge zuvben. Vnd als das Feldt jhnen nicht weit vnnd breyt genug/ spatzierten sie theils vber das Gebierg in Jta- lien/ theils an die Meerhaͤfen: kehrten wider mit grosser Vngestuͤm/ trieben sich von einem Haupfluß an den andern/ vnd legten jhr sausen vnnd brausen in West- phalen/ als hette sie Æolus wider in jhre Clausen/ vnder den grossen Berg gebracht/ vnd still zu seyn befohlen/ auch zu Nuͤrnberg ein Siegel auffgedruckt/ biß er sie ent- weder eintzelen/ oder zu paren/ villeicht zugesampt/ nach seinem Vnsinn wider her- fuͤr brechen/ vnd den gantzen Erdboden mit dem Besem deß Verderbens kehren/ verkehren/ vmbkehren/ vnd nimmer bekehren lasse. Der Dritte Discurß. Von der Vnion: was vor gravamina vnd nachdencken dieselbe vervrsachet. Wer in derselben begriffen/ vnd wozu sie angesehen. Warumb die Liga gemacht worden/ vnd auff was Bedingungen. Wie Rudolphus gestorben/ vnd Matthias jhme succedirt, auch was er verꝛichtet bey seiner Regierung. E S empfunden die jenige/ so von der Roͤ. Kirchen waren abgetret- ten/ daß der Bapst zu Rom nicht feyerte/ sie wider zu dem Gehorsam der Kirchen zubringen: vnnd da es mit Disputiren, Gespraͤchen vnd Buͤcher- schreiben nicht geschehen wollen/ die Potentaten der Christenheit wider sie erweckte/ vnd solches nicht heimlich/ sondern vnverhohlen/ vnd offentlich. Dann er hatte die jenige Ertz vnd Bischoffe mit dem Bann verfolgt/ welche vor jhr eygene Person seine Parthey verliessen/ vnnd die Laͤnder/ so sie bißdahin beherꝛschet/ auch nach sich in den Abfall suchten zuziehen. Sonderlich aber kam den Protestirenden Staͤnden sehr nachdencklich vor/ daß Anno 1572. so grosse Frewd zu Rom gewesen/ vber dem Eyfer Caroli IX. in Franckreich/ der die Hugonotten lassen in vielen B iij Staͤtten Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Staͤtten seines Koͤnigreichs erwuͤrgen: dann zu Eingang deß Herbstmonats in der Versamblung der Cardinaͤlen diese Zeitung verlesen/ vnnd gleich darauff be- schlossen worden/ also bald/ rechtes Fusses zu S. Marx zu Wallfarten/ vnnd Gott dem Allmaͤchtigen fuͤr solche Wolthat/ so er dem Roͤm. Stul/ vnnd der gantzen Christenheit erwiesen/ zu dancken/ vnnd deß kuͤnfftigen Maytags eine Meß in der Kirchen S. Mineruæ zuhalten/ darzu dann der Bapst selbst/ vnd die Cardinaͤl/ zuerscheinen verbunden seyn solten. Es solte auch in der gantzen Christenheit ein Jubbeljahr außgeschrieben werden/ darin Gott dem Allmaͤchtigen gedanckt wuͤr- de/ daß die Feind der Warheit/ vnnd der Kirchen in Franckreich vmbbracht: der Tuͤrck newlich auff dem Meer geschlagen/ vnnd in Niederland dem Duc de Alba alles so gluͤcklich von statt gienge/ endlich noch darumb/ daß in Poln ein solcher Koͤnig moͤchte erkosen werden/ welcher der Roͤm. Religion wol vorstuͤnde/ vnnd dieselbe erweitern moͤcht. Sie eyferten jmmer zu vber die Außlegung deß Reli- gion Friedens/ daß der Kayser einen Churfuͤrsten deß Reichs lieber wollen der Baͤpstischen excommunication vnderwerffen/ als gestatten/ daß die Reformation deß Ertzstifftes vorgienge: dadurch dann ein grosses Vorvrtheil wider sie auß gan- gen. Auch war jhnen gantz zu wider/ daß sie den Newen Calender solten annemen/ oder gewaͤrtig seyn/ da sie sich hierin dem Bapst solten widersetzen/ sonderlich et- wan ein vornehmes Glied der Protestirenden/ als namentlich die Statt Aug- spurg/ vber welche Bischoff Otto jhm sein Recht bey Bestaͤttigung deß Reli- gion Friedens jmmer vorbehalten: oder die Statt Aach/ daß sie muͤsten den Rath mit lauter Catholischen besetzen/ daß man hievon Vrsach nehme/ sie zu vberziehen. Wie dann auch nicht weniger das Vnwesen im Bistumb Straßburg sie auff- munterte/ daß nicht vnder dem schein/ ein erwehlten Bischoff einzusetzen/ sie gar uͤ- berzogen wuͤrden/ ehe sie sich dessen koͤnden versehen. Sie liessen sich berichten/ daß es in Franckreich ein Geistliche Verbuͤndnuß/ oder Sacram Ligam abgeben/ wel- che der Bapst zu Rom/ der Koͤnig in Spanien/ der Hertzog von Saphoyen/ vnnd noch andere Catholische Pr æ laten mehr/ durch einander beschlossen/ welche fuͤr- nemlich darauff beruhete/ daß nicht mehr als ein eintzige Religion/ vnnd zwar die Catholische behalten/ hergegen aber alle Rotten vnd Secten/ sampt derselbigen Anhaͤnger vnd Verfechter/ verbannen. Zum Andern/ solte keiner auß den Fůrst- lichen Personen/ wann er schon am Geblüt der nechste wer/ dem Koͤniglichen Re- giment in die Succession ein verleibet werden/ er sey dann solcher gedachten Roͤm. Catholischen Religion zugethan vnd verwand. Derowegen auch sie in offentli- chem angeschlagenen Mandat sich vermercken lassen/ daß dieser Heilige Bund der Gerechtigkeit nicht nur gemaͤß/ sondern auch wegen bestaͤndiger guter Anord- nung Geist vnd Weltlichen Regiments sehr hoch vonnoͤhten sey. Nicht weniger Auffruhr vnd Verfolgung geschah auch in Polen/ namentlich zu Crakaw/ durch die Studenten/ vnd andere Eyferer. Dieses zogen die Protestiren den durch ein Beyspiel auff sich selbsten/ der Bapst werde nicht vnderlassen/ ein gleiches in dem Teutschen Dritter Theil. Teutschen Reich zu vnderfangen/ ein Directorium auffrichten/ vnnd die Wider- spenstige mit Macht verfolgen. Vnd weil eben dieser zeit die Koͤnigin Elisabeth in Engelland vom Bapst Sixto V. in den Bann gethan/ wie er dann in einer Baͤpstischen Bull den Sententz vnnd Vrtheil/ so von beyden seinen Vorfahren Clemente VIII. vnnd Paulo III. wider sie ge llet war/ bekraͤfftiget: dieselbe jhrer Koͤniglichen Wuͤrden beraubet/ die Vnderhanen von jhrem Gehorsam absolvie- ret/ vnd loß gesprochen/ vnnd dann jeder maͤnniglichen anbefohlen/ daß man diesel- bige zugebühren der vnd verdienter Straff ziehen solte. Auff welche excommuni- cation der Koͤnig in Spanien gangen/ vnnd Anno 1588. Engelland mit einer schroͤcklichen Flott vnd Kriegsmacht/ wiewol vergeblich/ angefallen. Also meyn- ten die Protestirenden/ werder Spanier der Executor alles dessen/ was der Bapst wider die Abtruͤnnige vorhaͤtte/ vnnd wuͤrde zu gel e gner Zeit auch jhrer nicht scho- nen. Gleich wie nun der Religionsfried abgenoͤthiget war/ also wolten jhn auch die Protestirenden mit hoher Hand/ nach jhrem Belieben vnnd Nutzen außlegen vnnd außdehnen: darumb mißfiel es jhnen/ daß der Bischoff zu Saltzburg Wolff Dieterich ein streng Mandat/ wider die Evangelischen Burger zu Saltzburg las- sen außgehen/ eben in diesem 1588. Jahr/ daß sie solten das Land raumen/ woferꝛn sie sich nit zur Roͤ. Catholischẽ Religion begeben wurden: dergleichen/ auch etliche Jahr her/ gethan hatte der Bischoff zu Wuͤrtzburg/ vnnd auch andere Staͤnde. Zu deme allerhand scharpffe Edicta wider die Evangelischen in Kayserlicher Maje- staͤt Namen auffgerichtet wurden/ dariñen den Evangelischen entweder zugehor- samen/ oder sich hinweg zumachen/ ernstlich befohlen ward. Vnd also die Evange- lische Staͤnde in Oesterꝛeich vnd zu Wien begehrten/ daß jhre Majestaͤt jhnen/ wie andern Staͤnden Teutscher Nation/ der Religion freye Vbung wolte gnaͤdigst vergoͤnnen vnd zulassen/ wurd solches zu weiterer Berathschlagung gezogen. Der Verdacht war am allergroͤsten/ daß die Catholische Staͤnde auff dem Deputa- tions Tag zu Franckfurt Anno 1590. nicht wollen verstehen/ daß man den auff Teutschen Boden/ geuͤbten vielfaltigen Vbermuth der Spanier vnd Hollaͤnder/ mit Gewalt solte hindertreiben/ wie es die Protestirenden begehrten. Sie gaben auff dem grossen Reichstag zu Regenspurg jhre gravamina ein/ Anno 1594. vor das erste/ daß Catholischer Seiten man in offenen/ vnnd in Druck gegebenen Tractaͤtlein/ die heylsame constitutiones deß Religionfriedens/ nicht allein in gantz widerwertige vnd schaͤdliche Deutungen ziehen/ sondern wol gar zuschwaͤchen/ vnd vmbzustossen sich vnderstehen doͤrffte: auch sonst sich verneh- men lasse/ daß Weyland Koͤnig Ferdinand/ ohne Baͤpstischen Consens/ nicht ge- buͤhret habe/ ein Religionfrieden zwischen den Staͤnden im Reich zutreffen/ oder daß jedoch derselbe nur ein Interim vnnd tolerantz, biß nach vollendetem Trienti- schen Concilio gewesen/ welches nunmehr sein Endschafft erꝛeycht/ vnnd laͤnger nicht binde: ja daß man nunmehr den Ketzern Glauben zuhalten nicht schuldig/ in massen dann die Augspurgische Confession vnschuldig/ vnnd vermeyntlich fůr ein verdampte Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ verdampte Religion angezogen wird. Darauff die Catholiche vberhaupt geant- wortet/ daß sie begehren von Kay. Mayst. so wol als die andere beschuͤtzt zu werden/ begehrten auch bey dem duͤrꝛen Buchstaben zubleiben: musten demnach leiden/ daß sie auff den Cantzeln jmmer zu geschmaͤhet wurden. Zum andern klagten die Pro- testirenden/ daß die Camerales, so in Religionssachen nichts zusprechen den Frey- vnd Reichsstaͤtten nicht wolten gestatten/ jetzo vnd ins kuͤnfftige jhre Religion zu- aͤndern. Vnd dann/ daß Baͤpstische Nunci in das H. Reich/ darin zu residiren ge- schickt werden/ die nicht allein Baͤpstliche B llen mit angedrawter Execution of- fentlich anschlagen lassen/ sondern sich auch der im Religion frieden suspendirten Geistlichen Iurisdiction wider die Augspurgische Confessionsverwanden/ hin vnd wider zugebrauchen vnderstanden/ vnnd auch ins Werck gerichtet/ wie dann vn- verborgen vnd Reichskuͤndig/ was der Bapst durch seine außgeschickte Nuncios, mit excommuniciren, priviren, degradiren vnnd verketzern/ jhm widerumb ein sol- chen Gewalt in Teutschland zumachen/ vermessentlich vornimpt/ welches jhm/ da er noch im H. Reich in Geistlichen Sachen fuͤr ein Haupt gehalten/ nicht aller- dings gut geheissen/ auch denselben vber die Weltliche Fürsten mit Enderung der Zeit/ vnd anderm/ so allein der Kay. May. vnnd Staͤnden zusteht/ zu extendiren, auch so ferꝛn gegen der Kay. Mayst. selbsten zuversuchen/ kein Schew mehr traͤgt/ daß jhre May. keinem Geistlichen Stand seine Regalia leyhen sollen/ er habe dann dessen Confirmation vber seine Election, zuvor auffgelegt: dardurch er jhm dann diese præeminentz vnnd Hoheit im Reich Teutscher Nation/ wider das alt Her- kommen zuschoͤpffen vnderstehet/ daß seine confirmation, vnnd nicht die Verleih- ung der Regalien/ ein Geistlichen zum Fuͤrsten/ vnnd Stand deß Reichs machen solle: zu welchem End er auch durch seine Censuren/ die Iuramenta vnnd Statuta, auff den hohen Stifften/ von Tag zu Tag/ dermassen schaͤrpfft vnnd aͤndert/ damit den Evangelischen aller Zutritt/ zu denselben abgeschnitten werde. Darauff die Catholische antworten/ darin geschehe den Protestirenden kein Eintrag/ sondern solche Inspection geschehe/ die Einigkeit vnder den Catholischen zuerhalten/ vnnd were die Verbesserung deß Calenders/ mit Vorwissen vnnd Belieben geschehen. Endlich brachten die Protestirenden fuͤr/ das Burgerꝛecht were den Evangeli- schen gesperꝛet/ vnnd die Evangelische Religion gehindert/ neben den scharpffen Mandaten wider sie/ vnnd andern vnziemlichen Beschwerden/ sonderlich wegen der Iurisdiction halben/ so die Ordensleuth haben/ da dann der Begraͤbnussen/ vnd der Kammer/ keinen Evangelischen anzunehmen/ nicht vergessen worden/ noch auch deß Rothweilischen Hofferichts. Auff welche jede Puncten die Catholische/ sich solcher gestallt/ mit Erklaͤrung vnd Gegenbeschwerden/ herauß gelassen/ daß man schier nicht wissen solt/ wer zu viel/ oder zu wenig thaͤte: es were dann in etli- chen Particularsachen/ die keine Parthey den Jhrigen selbst gut heissen kan. Es schmertzte auch die Protestirenden hoͤchlich/ wie sie beweglich anzogen/ daß Ertzhertzog Carlen/ den Steyrmaͤrckern angefangen das Exercitium der Augspurgi- Dritter Theil. Augspurgischen Confession zunehmen: vnd noch mehr/ daß sein Sohn Ferdinand/ so hernach Kaysern Matthi æ succediret, sich einmahl fuͤr alle/ so wol Muͤndlich als Schrifftlich gegen seinen Landleuthen resolvirt/ vnd auß truͤcklich erklaͤret/ ehe Leib vnd Leben/ Fuͤrstenthumb vnd alles in die Schantz zuschlagen/ als die Evan- gelische Religion in seinen Landen laͤnger zudulden: vnnd daß darauff von Anno 1598. etliche Jahr nach einander/ Er scharpffe Reformation vorgenommen/ zu Graitz/ zu Rackerspurg/ zu Windischen Graitz/ zu Clagenfurt/ im Enßthal/ vnnd in der Graffschafft Cilien/ Landfuͤrstliche vnd Kayserische Commissarien/ mit ge- wapneten Kriegsvoͤlckern hinein gesand/ die Kirchen mit vnderlegtem Pulver ge- sprengt/ das Postillen lesen vnnd Psalmen singen/ auch Schulen gaͤntzlich auffge- hoben/ die Lutherische Buͤcher an offenem Marck verbrand/ keinen Evangeli- schen Burger zudulden/ oder anzunehmen verbotten/ die privat Pædagogos, deß ordentlichen Pfarꝛers examini vnderworffen/ mit angehenckten sehr scharpffen Bedrawungen. Vnd weil Ertzhertzog Matthias schier dergleichen vnderfing/ machten sich die Protestirenden leichtlich die Rechnung/ daß bey der Oesterꝛeichi- schen Regierung es nunmehr dahin kommen/ daß man die Evangelischen nicht/ wie zuvor/ gedaͤchte zudulden/ sondern gar abzuschaffen: welches dann in andern jhren Landen vnnd Koͤnigreichen/ endlich auch im gantzen Roͤm. Reich erfolgen wuͤrde/ wann man nicht Rath schoͤpffte/ vnnd sich mit Macht widersetzte; dann es were zwar durch ein Kayserlichen Herold/ in den Prager Staͤtten/ den Pickardern das Exercitium nider gelegt/ vnd den Hussiten annoch gelassen/ doch biß zu ande- rer bequemer Zeit: gleich wie es der Hertzog von Saphoyen auch gemacht/ vnnd alle Vncatholische seines Lands vertrieben/ vnd noch darzu die Statt Genff/ bey Naͤchtlicherweil angefallen. Sie hetten das Exempel der Racusaner in Poln/ die sich zusammen verbunden/ vnd bißdahin/ aller Gewalt entbrochen. So hette man auch mit Haͤnd vnd Fuͤssen zuwehren/ daß die Guͤlchische Landen/ nicht dem Hauß Oesterꝛeich heimfielen/ oder vnder dem gesuchten Namen einer sequestration, in ewigem Streit/ ohne Richterlichen Spruch vnd Entscheyd/ dem sequestro verblie- ben. Auß diesen vnd andern Vrsachen mehr/ hielten eine Zusammenkunfft/ zu Schwaͤbischen Hall im Jahr 1610. nachfolgende Protestirende Staͤnde: der Churfuͤrst zu Brandenburg in Person: dessen Herꝛ Bruder gewesener Bischoff zu Straßburg. Pfaltzgraff Johann von Zweybruͤcken/ Pfaltzgraff Philipps Lud- wig/ neben dero beyden Soͤhnen/ Wolff Wilhelm/ vnnd Augustus. Marggraff Joachim Ernst von Onoltzbach. Hertzog von Wirtemberg. Marggraff von Dur- lach vnd Baden. Fuͤrst Christian von Anhalt. Graff Philipps Ludwig von Ha- naw Müntzenberg. Graff Otto der Juͤnger von Solms. Graff Johann von Nassaw Dillenberg. Graff von Oetingen. Graff Friederich-Magnus von Erbach. Graff Wolffgang vnnd Graff Georg Friederich von Hohenlohe. Graff Crafft. Graff Wolffgang von Solms. Zween Graffen von Loͤwenstein zu Wertheim. Dritter Theil. C Graff Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Graff Ludwig Eberhard/ vnd Graff Philipps Henrich von Hohenlohe/ zu Walt- burg. Graff Gottfried von Castel. Graff von Schwartzenburg. Otto Wylo Rheingraff. Graff Johann Ludwig von Leiningen. Graff Johann Jacob von Eberstein. Graff Wilhelm von Manßfeld. Graff von Bentheim. Herꝛ Schenck Wilhelm/ Schenck Albrecht/ Schenck Carol/ Schenck Erasmus/ Schenck Eber- hard/ alle Schencken von Limburg-Herꝛn von Sainßheim. Herꝛ Hanß Albrecht von Wolffstein. Jtem Fuͤrstliche Hessische/ Fürstliche Brandenburgische vnnd Culmbachische Gesandten: zu diesem sind noch mehr Staͤnde/ vnnd in fuͤnff- zehen Reichsstaͤtte Gesandten/ auch deß Koͤnigs in Franckreich Ambassador mit 140. Personen daselbst ankommen. Diese Vnirte Evangelische/ wie sich selbst zu Eingang nennen/ schrieben auß an Kay. May. vnd alle Potentaten jn- vnd ausser- halb deß Reichs/ es wer zwar heilsamblich bethewrt/ daß keiner den andern solte anseinden/ vberziehen/ noch entsetzen/ noch die Vnderthanen abspannen: vnnd daß die Staͤnde deß Reichs/ einander solten wider die Zerstoͤrer gemeiner Ruhe bey- stehen vnd schuͤtzen: doch werde der Religionsfried/ in Mißverstand gezogen vnnd vberschritten: habe auch biß dahin keine Klag statt funden/ auß welchem allem ein endliche Ruin zugewarten: Darumb weren sie bereyt vor etlichen Jahren/ in ein mehr naͤhere Zusammensetzung getretten/ vnd sich mit einander verglichen/ keinem Menschen zuwider/ noch zu Nachtheil/ noch die Stiffter zu hoͤchstẽ Nachtheil deß Adels/ in jhren Privatnutzen zureissen/ welches sie mit der That erweisen wolten. Zogen aber an/ daß die possidirende Fuͤrsten wolten vber alles erbieten vnnd erin- nern/ de facto entsetzt werden/ nur allein der Evangelischen Religion zu Nach- theil: beziehen sich auch auff das Fuͤrsten Recht/ vnd auff die Kayserliche Capitula- tion: mit angehengtem Bericht/ daß ein Stand dem andern solche Huͤlff zuley- sten/ eines jeden Recht vnnd prætension in der Hauptsach vnvorgreifflich schuldig sey. Daß die Saͤchsische Hertzogen nicht hinzu getretten/ verursachte die præten- sion auff Guͤlch/ vnd die Hoffnung/ solche Lehen von dem Hauß Oesterꝛeich zuer- halten/ vnnd trenneten sich die Hessen/ als Landgraff Philipps zu Marpurg ohne Leibs Erben verstorben/ vnd die Darmbstattische Lini/ das gemeldte Fuͤrstenthumb nicht in die Staͤmme/ sondern in die Haͤupter wolte getheilet haben: davon im drit- ten theil dieser Discursen weit laͤufftig zusehen. Der Nider Saͤchsische Crayß aber wolte sich nicht verdieffen/ in Erwegung auch im Schmalkaldischen Krieg/ die- selbe Landen behutsam gangen/ vnd desto sanffter von demselben Brast kommen. Die Catholische hingegen vermeynten mehr Vrsach zuhaben/ daß sie sich in Buͤndnuß vnd Verfassung stellen/ vnd allen Gewalt abtreiben solten. Jhnen war vnentsunckẽ/ dz der Großmeister in Preussẽ/ auß dem Hauß Brandenb. ent- sprossen/ ein Weib genom̃en/ vñ dz Land nach sich gezogẽ/ auch Lutherisch gemacht/ wie gefaͤhrlich es etliche mahl mit dẽ Ertzstifft Coͤln/ gestanden/ dz es nit gar Welt- lich vñ Evangelisch were worden Es war am Tag/ wie das Bistumb Straßburg gewanckt/ vnd endlich zerꝛissen/ nunmehr halb Evangelisch lebte. Magdeb. Halber- statt/ Dritter Theil. statt vñ alle andere Stiffter hetten Weltliche Herꝛn angenom̃en vñ hielten Evan- gelische Dumherꝛn zum schein: denen dann alles vbrige mit der Zeit folgen moͤchte. Der Protestirenden Klagen weren so vngereimbt/ daß sie selbsten nicht wollen bey dem Passawischen Vertrag bleiben/ noch denselben bestaͤttigen lassen/ mit der Be- dingung/ alles in den Stand zusetzen/ als es Anno 1555. gewesen. Die Oesterꝛeicher/ Hungarn vnd Boͤhmen dringen jhre Sachen jmmer forth/ mit gewapneter Hand/ vnnd werden in kurtzem die Catholischen gar außbeissen/ oder vnderdrucken: an jh- ren Privilegien solte jhnen kein Eintrag geschehen/ da sie nur sich stille hielten/ vnd nicht weiter vmb sich griffen. Jm Reich spiele ein jeder den Meister/ vnd lasse sich durch kein Kayserlich Ansehen/ von seinem Vorhaben abschrecken. So geschehe niemand zuviel/ oder zu wenig/ wann gleich die Guͤlchische Landen/ dem Hauß Oesterꝛeich/ wegen alter vnnd newen prætensionen, zu theil wuͤrde/ den Abtruͤnni- gen Hollaͤndern zum Schrecken/ vnnd dem Koͤnig in Franckreich zum Schewen/ ja den drey Geistlichen Churfuͤrsten am Rhein/ zum Trost vnd Schutz. Auch were Weltkuͤndig/ wie die Protestirenden den Abtruͤnnigen in Franckreich/ vnnd in den Niederlanden merckliche Huͤlff geleystet/ Gelder geschossen/ Voͤlcker zugefuͤhrt/ vnd jmmerdar ein starcken Ruͤcken gehalten. Vnd eben solches/ wuͤrden sie nicht vnderlassen/ da einiger Geistliche Stand zu jhnen tretten/ oder die Vnderthanen wider die Obere sich aufflehnen solten/ wie im Straßburger vnd Coͤlnischen Krieg geschehen/ da es jhnen zwar/ wegen der maͤchtigen Benachbarten nicht gelungen/ doch anderwertlich zuversuchen/ nicht vergessen ist/ weil dann die Protestirende den Anfang gemacht/ vnd eine Vnion oder Verbuͤndnuß gestifftet/ wer es den Ca- tholischen keines wegs nicht zuverdencken/ wann sie sich deß vbrigen vmb etwas versicherten/ vnd erwehreten. Darumb hielten die Catholischen/ von Geist- vnnd Weltlichem Stand/ auch eine Versamblung zu Wuͤrtzburg/ vnd verbunden sich mit einander/ auff fol- gende weiß: 1. Sollen die Verbundene einander mit bestaͤndiger Trew bey- springen/ vnd sich keiner vnderstehen/ seinen Mitbruder oder dessen Vnderthanen/ zuvnderdrucken/ oder zubeschwehren/ noch wider dieselben jcht was fuͤrzunehmen. 2. Wann vnder den Verbundenen einiger Mißverstand erwaͤchst/ soll der O- berste/ dieser Verbuͤndnuß sich bemuͤhen/ sie wider mit einander zuvergleichen/ vnd so es auch von noͤhten/ soll er sich der andern Mitverbundenen Huͤlff bedienen. 3. Soll keiner von den Vereinigten/ wissentlich deß andern Feind in seinen Gebie- ten gedulden/ viel weniger denselben defendiren/ sondern solche alle ernstlich ver- folgen/ oder wo moͤglich/ mit aller seiner Macht auß dem Lande treiben. 4. Die Verbundene sollen/ aller Orthen fleissig acht haben/ vnd alles was sie vernehmen/ so jhnen zu Schaden gereychen moͤchte/ mit dem ehesten den Obersten berichten. 5. So einer von den Verbundenen vngebuͤhrlicher weise angefallen wuͤrde/ soll der Oberste mit den andern Verbundenen/ denselben fuͤr sich fordern/ seine Spruͤ- che hoͤren/ vnnd alsdann/ was zur Defension nottuͤrfftig/ mit dem ehesten so moͤg- lich fuͤrnehmen/ auch mit Huͤlff der Verbuͤndnuß denselben vberfallen. 6. So C ij jemand Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ jemand von den Vereinigten einen andern vnbilliger weise/ vnnd auß vermesse- nem Gewalt/ oder de facto an fiele/ so soll jhm/ vermoͤg der Verbuͤndnuß/ keine Huͤlff darzu geleistet werden. 7. Der Deputirten Theil/ mag sich vber die jenige Ordnung/ so in der Reichs Constitution begriffen/ vnd ausser der Verbuͤndnuß Huͤlff auch dessen Mittels der Execution gebrauchen. 8. Wann einer auß den Verbundenen mit deren Authori taͤt/ ausser der Verbuͤndnuß Huͤlff etwas spen- dirt hette/ so soll jhm solches auff vorhergehendes anmelden gut gemacht werden. 9. Wann in der Berahtschlagung gleiche Vota weren/ so soll der Oberste jeder- zeit ein Einspruch thun. 10. Wann auß dem Verzug Gefahr erscheinete/ so soll der Oberste mit den Verbundenen Macht haben Reuter vnd Fußvolck zuwerben. 11. Die Defension soll niemals so lang auffgeschoben werden/ biß einer auß den Vereinigten offendirt würde/ sondern man soll sich zu derselben Zeit gefertigt ma- chen. 12. Diese Verbuͤndnuß soll neun Jahr an einander wehren. 13. Zum O- bersten dieser Verbuͤndnuß/ soll erwehlet werden Hertzog Maximilian in Bayern. 14. Sollen andere Fuͤrsten vermahnet werden/ sich in diese Buͤndnuß zubegeben/ das negotium aber wird dem Obersten heimgestellt. 15. Dem sind adjungirt die Bischoffe Wuͤrtzburg/ Passaw vnd Augspurg. 16. Wann die Verbundenen zu- gleich/ auff einmal vnderschiedlichen vberfallen wuͤrden/ so soll die Verbuͤndnuß- huͤlff nach Gelegenheit/ vnnd Noth der Gefahr defendirt werden. 17. Da die Notturfft erforderte/ ein Kriegsheer zuformiren/ so soll dem Obersten allein das Directorium heimgestellet werden. 18. So die Verbundenen jemands Sa- chen annehmen/ soll demselben nicht mehr erlaubet seyn/ mit seinem Widersacher/ ohn der Verbundenen Consens, sich in guͤtliche Vergleichung einzulassen. 19. Der Oberste soll von allen kuͤnfftigen Schaͤden entlediget seyn. 20. Die Ver- buͤndnußhuͤlff soll nach deß Reichs Matricul/ jedern Vereinigten/ der Proportion nach/ angelegt werden. 21. Die Verbundenen sollen ehest/ so moͤglich/ in bestimp- ter Zeit/ einen guten Vorꝛath/ dem Verlaß nach/ zusammen bringen/ vnd solle Jaͤhrlich darzu gefamlet werden. Als Kayser Rudolph hievon Bericht bekommen/ ließ er abermahl ein Ab- mahnungs Schreiben außgehen/ darin er bezeuget/ wie er die Pr æ tendenten zum ordentlichen Außspruch eingeladen/ nicht seines Hauses eigenen Nutzen gesucht/ sondern die Kayserliche Iurisdiction, zu eines jeden Rechten gesucht zuerhalten: darumb solte jeder Stand sich huͤten/ in die jenige Poͤn zufallen/ so in den Reichs- Abschieden begriffen were. Nichts destoweniger giengen die Werbungen allent- halben forth/ sonderlich vor Ertzhertzog Leopolden/ darumb auch die Statt Straß- burg sich mit Voͤlckern versehen/ vnnd Fuͤrst Christian von Anhalt zum Feldherꝛn angenommen. Vnd in diesem 1610. Jar wolte das Fewer in hoͤchster Lohe breñen/ entweder im Elsaß/ wegen deß Bistumbs Straßburg/ oder in den Guͤlchischen Landen/ wegen derselben Succession: Die Vnirten zogen zu Feld/ vnnd rumorten vbel in dem Elsaß: der Bischoff zu Speyer/ macht das Dorff Eydenheim zu ei- ner Dritter Theil. ner Festung/ welche Fortification Chur Pfaltz ließ niderꝛeissen/ vnnd hingegen Mannheim/ da der Necker in den Rhein faͤllt/ befestigen. Doch machte man Fried im Elsaß/ weil Kayser Rudolph vnnd Koͤnig Matthias/ nicht wol mit einander stunden/ vnd der schwaͤchste sich an die Vnirten ohne zweiffel hencken/ vnd also den Krieg in die Oesterꝛeichische Laͤnder ziehen koͤnnen. Zu Coͤln bemuͤhete man sich zum eyferigsten/ wegen Beruhigung der Guͤlchischen Landen: weil aber die Fran- tzosen/ Spanier vnnd Hollaͤnder sich drein schlugen/ vnnd in dessen Chur Sachsen auch damit belehnet ward/ giengen die Waffen jmmer forth. Endlich verglichen sich die Vnirten vnd Ligisten/ weil kein Theil suchte ein andern zuvberfallen/ son- dern nur in zulaͤssiger Verwahrung seiner selbst stunde/ daß allein das Guͤlchische Vnwesen solte auß gesetzt seyn/ vnnd im vbrigen/ alle Nachbarschafft gepflogen werden. Hie erinnere ich mich zweyer Bawren auß Schwaben/ da der eine den andern/ ohne viel Maulwaschens/ an Halß schlug: vnd der Geschlagene es vor gantz frembd/ vnd vngewohnt auffnahm/ weil sie noch nicht gezanckt hetten. Dann auch der edle Loͤw/ vor dem Streit seinen Zorn erweckt/ wann er mit dem Schwantz jhm selbst auff den Ruͤcken schlaͤgt. Also waren die Ligisten vnd Vnirten noch nicht zornig/ vnnd rewet sie beyderseits deß Schimpffs/ wann sie den Degen solten bloͤs- sen. Sie hielten beyderseits viel Zusammenkunfften/ vnnd sonderlich die Vnirten zu Rotenburg an der Tauber/ da von Donawerth/ von der Guͤlchischen Succession, von den Passawischen vnnd Elsassischen Kriegsvoͤlckern/ auch von Verfolgung der Evangelischen im Reich/ jmmer viel zu rahten war. Zu deme noch kommen/ was Aach/ Coͤln/ Braunschweig/ vnd Bamberg vor Jrꝛungen verursachet. Jn dem Land zu Wuͤrtemberg gedachten sie eine Festung zu nehmen/ vnd vier Regi- ment zu Fuß/ neben drey tausend zu Roß hinzulegen/ die Contributions Gelder/ vnd andere Kriegs Notturfft zubewahren. Bey so gestallten Sachen hielten die Churfuͤrsten einen Tag zu Nuͤrnberg/ vnnd fanden kein ander Mittel/ dem bevor- stehenden Vngewitter vorzukommen/ als daß ein Successor dem Kayser/ welcher jnnen hielte/ vnnd mit niemand communicirte, darumb auch viel Sachen/ vnder seinem Namen befohlen worden/ von denen er nimmer nichts erfahren/ nachge- setzt/ vnd zur Vorsorg erwoͤhlet wuͤrde: welches der Kayser jm nit allerdings zuwi- der seyn lassen: starb doch Anno 1612. vnnd macht seinem Bruder Koͤnig Matthi æ Platz. Die allererste Kayserliche Verꝛichtung war/ daß der Baw zu Muͤlheim/ den die Protestirende Fuͤrsten eyferig trieben/ durch ein Kayserlich Mandat verhin- dert wurd: vnnd die Execution vber Muͤlheim vnd Aachen/ dem Marquis Spinolæ auß den Niderlanden anbefohlen. Die zweyte war/ der Reichstag zu Regenspurg/ Anno 1613. auff welchem die Protestirenden/ wie auch die Catholischen/ jhre gra- vamina gegen einander vbergeben. Was nun auff diesem Reichstag verꝛichtet worden/ das hat Nell/ deß Kaysers Schalcksnarꝛ arthlich vnd kurtz verfast. Dann als er ein schoͤn newes Büchlein lassen einbinden/ vnnd solches vnder dem Arm C iij trug/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ trug/ ward er vom Kayser gefragt/ was er damit wolte. Da gab er zur Antwort/ er hette die Reichs Acta drein geschrieben: wie nun der Kayser begierig war/ die Act zu lesen/ das Buͤchlein oͤffnete/ vnnd durchblaͤttert/ aber alles weiß fand/ antwort Nell: dieweil nichts wer verꝛichtet worden/ hette er auch nichts schreiben koͤnnen. Dann es stunden die beyde Partheyen gegen einander in Verfassung/ vnd gedach- ten nicht vmb einen Fuß zuweichen. Die Protestirende wolten nicht mehr zu der Versamblung kommen/ weil jhre gravamina vneroͤrtert blieben: so erhielten die Ca- tholischen ein scharpffe Salvations schrifft/ wider die Vnirten: daruͤber diese offent- lich protestiret/ vnd also voneinander gescheyden. Also brachte dieser Reichstag keine Ruhe/ sondern lauter Verbitterung. Doch erhielten die Catholischen einen grossen Vortheil/ daß Hertzog Wolff Wilhelm/ Pfaltzgraff von Newburg/ Fraͤw- lein Magdalena auß Bayern geheuratet/ vnd dardurch zu jhrer Religion gezog e n worden. Die dritte/ daß Ka. May. den Hertzogen von Braunschweig gratificirte, vnnd ein Mandat wider dieselbige Statt außgehenlassen. Die vierdte/ daß die Statt Magdenburg von der Bündnuß/ mit den Hollaͤndern beydes durch den Kayser/ vnd durch den Churfuͤrsten/ sind abgeschreckt worden. Die fuͤnffte/ dz er an den Churfuͤrsten zu Heydelberg die Vnion begehrt hat/ gegen der Liga auffzuhe- ben. Die sechste/ daß er Ertzhertzog Ferdinanden auß Oesterꝛeich zu einem Sohn angenommen/ vnnd zu einem Nachfolger/ in den Koͤnigreichen Hungarn vnnd Boͤhmen angenommen hat. Die siebende/ daß er also bald sich nach Dreßden zu dem Churfuͤrsten in Sachsen begeben/ vnnd neben Koͤnig Ferdinando/ auch Ertz- hertzogen Maximiliano/ vnnd Bischoff Cloͤsel/ Frewd vnnd Rahtschlagung ge- pflogen. Der vierdte Discurß. Wie sorglich es vmb die Catholische Religion gestanden: wie die Cardinaͤl auff Ertzhertzog Carlen geschlossen/ jhn vnd seinen Stamm herfuͤr zuziehen. Wie Ertz- hertzog Carl mit der Reformation in seinen Erblanden angefangen/ vnnd sein Sohn Ertzhertzog Ferdinand mit allem Ernst fortgefahren. B Ey diessen Haͤndeln vnd Verlauff/ stunden die Sachẽ dem Anse- hen nach/ sonderlich wegen der Roͤmischen Religion/ in grosser Besorg- lichkeit/ dannenhero der Mangel/ mehrern theils an einẽ Oberhaupt be- stuͤnde/ welches die Sachen mit Ernst angreiffen moͤchte/ die Versamb- lung der H. Cardinaͤlen zu Rom bekamen eine Zeitung vber die andere/ vom Ab- fall gantzer Laͤnder. Es war bald kein Winckel in Teutschland mehr rein Catho- lisch: so hatten Engelland vnd Schottland/ auch Dennmarck/ vnd zuletzt Schwe- den Dritter Theil. den dem Roͤm. Stul den Gehorsam auff gekuͤndiget/ vnnd regierten jhre Kirchen nach gutduncken. Mit Franckreich stunde es vber alle massen gefaͤhrlich/ in deme die Hugenotten sich mehreten/ vnnd schier nahe die Kron selbst ergriffen hetten. So war das Exempel in Boͤhmen noch vnvergessen/ als Georg Podiebragk/ ein Hussit/ auff den Koͤniglichen Thron gestiegen. Vnd was solten die Protestiren- den nicht vnderfangen/ daß sie ein Kayser nach jhrem Sinn auff werffen? zumahl auch der Vicarius zu Heydelberg der Statt Aach/ vnd den Protestirenden Fuͤrsten/ wegen der Gülchischen Succession, nach bestem Vermoͤgen/ den Catholischen zu Nachtheil vorgesprochen. Das allerschwerste Nachdencken war/ daß die Kayser selbst nicht richtig durch drungen/ vnnd den Protestirenden zuviel nach gaben/ et- wañ emiger Willfahrung halben. Das Hauß Spanien hielt steiff an der Catho- lischen Religion/ vnnd daͤmpffte die Maranen/ vnnd Protestirenden mit Macht/ durch die Inquisition, nam aber die Muͤhwaltung wolbezahlt/ vnnd suchteden Kriegskosten auff den Geistlichen Guͤtern/ mit vnd ohne willen: ja ließ nicht dun- ckel spuͤren/ daß Jtalien jhm beliebte/ vnnd daß der Kirchen Staat wol etliche Schwingfedern wůrde muͤssen fallẽ/ oder außrauffen lassen/ vnd den Maͤchtigern den Ruͤcken darhalten/ auff begebenden Fall daruͤber zugehen. Die Oesterꝛeichi- sche Kayser moͤgten der Zeit/ wo nicht gar von der Kirchen abtretten/ doch wegen jhrer Erblaͤnder sich zweyen/ vnd die Gemuͤther der Vnderthanen an sich zuziehen/ der Kirchen zu grossem Nach theil/ viel Privilegia den Vneatholischen erweitern. Vnnd wann das Kayserthumb einmal den Abtruͤnnigen/ in die Haͤnde geriethe/ würde es jhnen so leichtlich nicht wider zubenehmen seyn. Endlich wurde dahin geschlossen/ wann Ertzhertzog Carlen eine eyferige Matron auß dem Hauß Bayern heurath/ vnnd sich verbuͤnde/ mit dem Roͤ. Stul/ die Catholische Religion fortzupflantzen/ solte gedachter Stul da hin trachten/ daß das Kayserthumb von dem aͤltesten Stamm/ in welchem Rudolphus/ Ernestus/ Matthias/ Maximilianus/ vnd Albertus lebeten/ auff jhn/ als Kayser Ferdinan- di I. dritten Sohn/ oder seine Nach koͤmlingen/ abgetragen wuͤrde. Vnd wer wolte nicht suchen/ sein Stamm vnd Kinder groß zumachen/ wann solches mit Befoͤr- derung der Kirchen geschicht/ vnnd noch grosses Lob er wirbt. Nun hatte Kayser Maximilian Anno 1570. den 30. May den Herꝛn vnd Rittern in der Steirmarck/ vnd anderstwo mit Brieff vnd Sigel/ die Vbung der Protestierenden Confession erlaubt/ wie hie oben nechst zusehen/ vnd darin der Kirchen Ansehen zu ruͤck gesetzt: so ferꝛn/ daß er auch zwey Jahr hernach an Gregorium XIII. beweglich begehrt/ er solte widerꝛuffen vnd vernichten/ daß Pius V. Cosmum von Medices 1569. zu ei- nem Großhertzogen in Toscanâ gemacht/ gleichsam solches niemand anderst/ als dem Kayser zuthun gebühre: vnd in Verweygerung dessen/ seinen Gesandten gar von Rom abgefordert: da doch bekandt/ daß Anno 1479. Paulus II. in gegenwarth Kaysers Friderici III. in der Meß den Borsium zu einem Hertzogen zu Mutina, zu Rhegio, vnd zu Lepidi gemacht/ ob schon solcher Titel jhm vom Kayser zuvor ver- liehen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ liehen/ durch solchen actum aber bekraͤfftigt vnd gültig wurde. Es hatte Ertzhertzog Carlen in der Erbtheilung Steirmarck/ Kaͤrnten vnd Krain gegen seinem Bru- der erhalten/ vnnd bemuͤhet sich zwar bestes fleisses/ die Catholische Religion zuer- heben/ vnd die Protestirenden zuverdrucken: kondte aber nicht viel außrichten/ biß er Anno 1581. seines Herꝛn Vattern gegebenes Privilegium/ den Herꝛn vnd Rit- tern wider abgesprochen/ weil in dergleichen Faͤllen/ kein Regierender Herꝛ seine Nach fahren binden koͤndte/ weniger auch wider die Kirch thun solte. Seine Ge- mahlin war Maria Hertzog Albrechts in Bayern Tochter/ die er Anno 1571. im Herbstmonat geheurath: welche dann ein grossen Eyfer/ wegen der Religion in jh- res Vatters Hauß geschoͤpfft/ den sie auch in die Steirmarck gebracht/ vnnd jhren Herꝛn jmmer angefristet. Dann jhr Großvatter Hertzog Albrecht in Bayern liesse Anno 1506. Goldguͤlden schlagen/ da er auff den Knien vor dem sitzenden Marienbild/ das Kindlein im Schoß/ sitzet mit gefaltenen Haͤnden/ in dieser Vmb- schrifft: O Maria, ora pro me: welches Anno 1646. Churfůrst Maximilian in Bey- ern nach machen/ vñ auff seine newe Ducaten pregen lassen: zum Zeugnuß/ daß er/ wie jetzt letzlich Kayser Ferdinand II. vnd Koͤnig Philipps IV. in Spanien gethan/ sich vnd seines gantzes Hauses Wolfahrt/ der H. Jungfrawen Marien/ als einer Vorbitterin anbefehle. Vnder dessen/ wie zuvorn/ gab es newe Anspruͤche/ an die Landsassen/ etwan das Graͤntzhauß Carlstatt wider den Tuͤrcken zubawen/ oder sonsten baare Mittel bey zutragen: da man den Staͤnden gute Wort geben muͤs- sen/ vnnd in Religions Sachen weit durch die Finger sehen/ dann die Steirische Staͤnde der Augspurgischen Confession/ wol zwo Millionen Golds/ das Land auß Schulden zureissen/ vnder Beding- vnnd Verwilligung/ deß Augspurgischen Exercitij, An. 1569. bezahlt. Vnd das bevorstehende Vnwesen im Jahr 81. mit Neunmahlhundert Tausend Guͤlden Rheinisch abgewandt/ vnd noch fuͤnffzehen Tonnen Golds Anforderung der Kammer nachgelassen. Endlich ist Anno 1590. Ertzhertzog Carlen gestorben/ vnd hat fuͤnff Soͤhne hinderlassen/ Ferdinand/ Ma- ximilian/ Leopold/ Carlen vnd noch zween andere. Es ist aber Ferdinand gebohren Anno 1578. den 9. Julij/ vnnd folgt dem Vatter in der Regierung/ vnd erhielt Steirmarck vnd Kaͤrnnen. Zu Anfang sei- ner Regierung/ thet der Tuͤrck solchen Einfall/ daß seine Fraw Mutter vnd Fraͤw- lein Schwester in Carlstatt sich nicht genugsam verwahrt befunden/ vnd von dan- nen nach Bayern sich erhoben. Als man nun ein wenig Lufft wegen deß Tuͤrcken bekommen/ kam Patriarch Franciscus von Aglar/ der Herꝛ von Stadian/ vnnd der Bambergische Vitzthumb/ Anno 1594. die Kirchen zu reformieren/ schaffeten zu Villach die Augspurgische Confession ab/ kondten aber die Schluͤssel zu der Kirche vnd dem Statt Thor nicht erhalten/ weil der Raht vorgab/ solche weren jh- nen von dem Herꝛn von Dieterichstein anvertrawt/ mit Freyheit jres Gewissens. Darauff Gewalt vorgangen/ vnnd das Volck den Vitzthumb/ nicht ferꝛner auff der Landstuben geduldet: doch ließ er in seinem Abzug etliche Prediger in Thurn werffen/ Dritter Theil. werffen/ vnd sahe alles zu einem Auffstand bereyt. Noch groͤber gieng es in Ober- Oesterꝛeich/ vnd in dem Laͤndlein ob der Enß/ wegen vberhaͤuffter Beschwerden/ da man gar zu streiten kommen/ sich doch bald vertragen. Salßburg stunde in glei- cher Gefahr/ vnd Verfassung. Als nun beyde Ertzhertzogen/ Ernst vnd Matthias nach den Niederlanden gezogen/ dieselbe Laͤnder im Namen Koͤn. May. in Spa- nien zuverwalten/ blieb die Vormundschafft vber Ertzhertzog Ferdinands Landen zu vorderst Keyser Rudolpho/ vnnd dann Ertzhertzogen Maximiliano/ biß gedach- ter Ertzhertzog Ferdinand die Regierung selbst angetretten/ vnnd Anno 1598. auff Ansuchen deß Pastors zu Graͤtz dieses Edict den 13. Sept. lassen insinuiren. Von der Fuͤrstlichen Durchleuchtigkeit vnsers gnaͤdigsten Herꝛn wegen/ denen Herꝛn Lands Hauptmann/ vnd Verordneten einer Erbarn Landschafft in Steyr/ gnaͤdigst anzuzeigen: Sie werden sich guter Meinung zu erinnern haben/ daß bey derselben hoͤchstgedachter Fuͤrst. Durchl. geliebter Herꝛn Gebruͤder Præ- ceptor M. Laurentius Sorabender, als Pfarꝛherꝛ allhie zu Graitz vnlaͤngst schrifft- lich einkommen/ vnd begehrt/ die Predicanten allhie in der Stifft/ vnd das exerci- tium der Augspurgischen Confession/ wie mans nennet/ als welches jhm Pfarꝛ- herꝛn in seiner Pfarꝛlichen Iursdiction vnzustehend vnnd vnzulaͤssig mannigfalti- gen Eintrag thun/ abzuschaffen. Vnd weil jhm dann vber sein beschehenes gütli- ches ersuchen/ so wol bey ermeldten Herꝛn verordneten/ als dem beruͤhrtem exer- citio, kein Gehoͤr gegeben worden/ noch einige Abstellung bißher erfolgt/ sondern sie in Vbung solches jmmer fortfahren/ welches alles von jhnen wider vraltes/ vnd viel hundert Jahren her erhaltenes Recht vnnd Gewonheit besteht: vnnd daruͤber wolgedachter Pfarꝛherꝛ bey Jhrer Fuͤrst. Durchl. angebrachtem Suppliciren mit mehrem hieneben zuvernehmen: So haben hierauff Jhre Fůrst. Durchl. vnd auch da er der Pfarrherꝛ gleich nicht darumb supplicirt hette/ ex proprio motu, zu Sal- virung jhres Gewissens/ als ein Catholischer Ertzhertzog zu Oesterꝛeich/ vnd Erb- lands Fuͤrst in Steyr auch Vogt vnd Lehensherꝛ der hiesigen Pfarꝛ/ wie auch ins gemein Oberster Vogt aller Geistlichen Stifften/ in jhren Erblanden gelegen/ vermoͤg deß hochloͤblichen Hauses Oesterꝛeich special Freyheit/ alß auch in krafft der im gantzen Roͤm. Reich statuir ten vnd observir ten allgemeinen Religions pa- cification, jhren Herꝛn Lands Hauptman vnd Verordneten/ hiemit alles sonders Ernstes aufferlegen vnnd befehlen wollen/ daß sie jhre Stifft/ Predicanten/ vnnd das gantze Stifft/ Kirchen vnd Schulen exercitium, so wol hie/ als zu Judenburg/ vnd aller Jhrer Fuͤrst. Durchl. eygenthumblichen Staͤtten/ Maͤrckten/ vnd dersel- bigen Gezirckten/ von dato inner vierzehen Tagen/ gewißlichen abthun vnd ab- schaffen/ auch solche jhre vnderhaltene Predicanten vnd Diener dahin weisen/ daß sie in solchem Termin/ alle Jhrer Fuͤrst. Durchl. Laͤnder raumen/ vnnd sich darin weiter keines wegs betretten lassen: vnd hinfuͤro Sie Herꝛn Land Hauptman vnd Verordnete/ auch der Bestallung dergleichen Personen vnnd Diener/ in Jhrer Durchl. eygenthumblichen Staͤtten/ Maͤrckten vnd Flecken/ vnd dergleichen Be- Dritter Theil. D zirck Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ zirck sich gaͤntzlich enthalten: an dem allem vollziehen sie Jhrer Durchl. eygenen/ auch endlichen Willen vnd ernstliche Meinung. Auff dieses Decret haben die Herꝛn Verordnete in Schrifften weitlaͤufftig geantwort/ vnd sich theils entschuldigt/ daß sie vorgesetztem Befehl ohne vorwis- sen der vbrigen Landsherꝛn nicht koͤndten Folg leysten: theils aber auch vnderthaͤ- nigst gebeten/ daß Jhre Fuͤrst. Durchl. zu diesen allergefaͤhrlichsten Zeiten von sol- chem jhrem Fuͤrnemen geruheten abzustehen/ in Betrachtung/ dasselbe dem geley- steten Jurament/ vnd deß Lands Privilegien entgegen vnnd zu wider: deß gleichen deß grossen Vnheils/ so darauß erwachsen moͤgte. Wurd aber nichts anders auß- gericht/ als daß ein scharpff Decret an Pfarꝛherꝛ/ Rectorn vnnd Schulmeister abgangen/ sich von stund an alles predigens vnd lehrens zuenthalten/ vnnd jnner- halb acht Tagen das Land zuraͤumen. Dieweil nun wider angesucht worden/ der Strenge nach nicht zuverfahren/ erfolgte das dritte Decret/ noch bey Sonnen- schein auß Graͤtz/ vnd jnnerhalb acht Tagen auß dem Land/ bey Verlust Leibs vnd Lebens zu ziehen/ welches dann den 19. Sept. also geschehen. Es lies aber Ertzher- tzog Ferdinand zu Eingang deß folgenden Neun vnd neuntzigsten Jars/ ein Land- tag nach Graͤtz außschreiben/ auff welchem die Staͤnde der dreyen Landschafften/ der Augspurgischen Confession zugethan/ ein lange Schrifft/ wegen jrer vermein- ten Privilegien vbergeben/ darauff Jhre Fuͤrst. Durchl. sich gnaͤdigst erklaͤrt/ alles das jenige zubedencken vnd fuͤrzunehmen/ was sich ohne Verletzung jhres Gewis- sens nur jmmer thun/ vnnd vor Gott dem Allmaͤchtigen verantworten lassen wuͤr- de. Aber vnder dessen/ vnd weil man mit dem Schluß deß Landtags vmbgangen/ haben Jhre Fuͤrst. Durchl. ermelte Religions vnnd Lamentationsschrifft beraht- schlagen/ vnd mit einer gleichfalls auß fuͤhrlichen Schrifft beantworten lassen: mit dieser lautern Summarischen Erklaͤrung/ daß Jhre Fuͤrst. Durchl. von jhrem be- fugten Reformationswerck mit nichten weichen/ sondern ehe Leib/ Leben/ Fuͤrsten- thumb/ vnd alles darsetzen woͤllen. Vber ein kurtze Zeit hernach haben Jhre Fuͤrst. Durchl. die Stifftkirchen zu Graͤtz durch jhre geordnete Commissarien/ Camillum Suardo Regimentsraht/ D. Hieronymum Manicordium, vnd D. Angelum Co- stede deß willen mit Gewalt eroͤffnen/ vnd einnehmen lassen/ weil die Verordnete die darzu gehoͤrige Schlüssel/ auff etliche an sie außgegangene Verordnungen nit hergeben wollen. Auch wurd Anno 1600. nechstfolgend wegen Fortsetzung der Reformation diese Instruction hin vnd wider in Staͤtten vnnd Maͤrckten den Burgerschafften verlesen. Sie werden sich vngezweiffelt dessen/ was jhnen den fiebenden Dito/ jh- res ein lange Zeit hero/ in vielerley wege erwiesenen Vngehorsams willen/ fuͤrge- halten/ wol zuberichten/ wie auch vornemblich dieses zuerinnern haben/ was jhnen darauff/ jhres vermeinten Gewissens halben/ auß H. Goͤttlicher Schrifft/ mit stattlicher auß fuͤhrung/ vnd bestaͤndigen/ auch vnwidersprechlichen fundamentis, in den fuͤrnembsten dieser Zeit strittigen Artickeln/ vnd Hauptstuͤcken der Catholi- schen Dritter Theil. schen Religion ad longum ein gebildet vnd demonstriret worden. Vnd weilen sie dann (kuͤrtzlichst zuvermelden) weder den jenigen/ von Weyland dem Durchleuch- tigsten Fůrsten vnd Herꝛn Herꝛn Carl Ertzhertzogen zu Oesterꝛeich/ ꝛc. noch auch die/ von denen nachmals gewesenen Landsfůrstlichen Gubernatoribus, auß gan- genen gnaͤdigsten vnd ernstlichen Verordnungen/ die allein zu Versicherung jhrer Seelen Seligkeit/ vnnd wider Erhebung deß bey jhnen in Abfall gerathenen/ ge- meinen Wesens Wolstands angesehen worden/ nicht nachgelebt/ noch auch die in sachen auß Befehl mehr hoͤchstgedachter Fuͤrst. Durchl. zu vnderschiedlichen mah- len fuͤrgeloffene Commissiones das wenigste wuͤrcken/ auch die dannenhero hin- derlassene/ vnnd gnaͤdigste approbirte instructiones nicht in acht genommen wer- den wollen. So seind demnach offt hoͤchstgedachte Fuͤrst. Durchl. Herꝛ Ferdinand/ Ertzhertzog zu Oesterꝛeich/ ꝛc. vnser gnaͤdigster Herꝛ vnd Erb Landsfuͤrst/ bey so ge- schaffenen Sachen/ zu Abstellung deß durch sie in viel wege erwiesenen Vngehor- sambs/ auch dahin verursacht worden/ diese vorstehende namhaffte Commission in das Werck zurichten. Auff daß nun Burgermeister/ Richter vnd Raht allhie zu N. eygentlich vñ in specie wissen moͤgen/ wissen sie sich auff die fuͤrgangene Refor- mation hin füro in einem vnd dem andern/ jrer Seelen Seligkeit/ vnd gemeinem Wesen zum besten/ zuerhalten/ vnnd sich ins kuͤnfftig mit der Vnwissenheit nicht entschuldigen koͤnnen/ haben die in Sachen verordnete Herꝛn Reformations Commissarien/ jhnen in Krafft/ vnd vermoͤg habenden Befehls/ diese hernach fol- gende Puncten schrifftlichen hinderlassen wollen. Vnd weil die Ehre Gottes/ de- rentwegen dann diese Commission angestellet worden/ in allen Dingen jhren bil- lichen Vorzug hat/ also erfordert auch vor das erste/ der Catholischen Kirchen Wolstand/ als ewrer selbst eigene/ so wol zeitliche/ als ewige Wolfarth/ daß sich nit allein die allhiesige gantze Gemeind/ Burgerschafft vnd Jnwohner/ sondern auch vnd fuͤrnemblichen die Rathspersonen/ als vorgesetzte Obrigkeiten/ nach welchen sich der gemeine Mann sich regulieren pfleget/ deren nunmehr durch generalia, vnnd auß gangene special Befehl/ abschafften Sectische Predicanten/ vnnd jhres verfuͤhrischen/ auch verdamlichen exercitij, sie seyen nun wie sie jmmer woͤllen/ fuͤr sich selbst vnd die jhrigen/ bey Leibs vnnd Guts Straff/ gaͤntzlichen enthalten: her- gegen aber sich zu jhren ordentlichen Pfarꝛherꝛ begeben/ vnnd an seiner Seelsor- gern sich benuͤgen lassen. An den Sonn- vnd Feyertaͤgen die Pfarꝛkirchen neben jhren Weibern/ Kindern vnd Hauß gesind/ fleissig besuchen/ alldorten die heilsame Predigten hoͤren/ vnd dem Gottesdienst beywohnen vnnd abwarten/ also die heu- ratlichen copulationes, Kindertauffen/ vnnd andere Heilige Sacramenta/ an kei- nem andern Orth/ als in der gemeldten ordentlichen Pfarꝛkirchen/ vnd von jhrem geordneten Seelsorger/ begehren vnnd nehmen/ sich auch deß Fleischessens in der Fasten/ vnnd andern gebottenen Fasttaͤgen/ bevorab die Wirth sampt jhren Gaͤ- sten/ gaͤntzlichen enthalten. Welche aber diesem zuwider vnd entgegen was tenti- ren oder begehen/ vnnd sich der Predicanten/ sie seyen auch in frembden Landen/ o- D ij der Germaniæ Pertutbatæ \& Restauratæ der wo sie jmmer woͤllen/ nicht enthalten wuͤrden/ die sollen nach gestallt vñ Gele- legenheit jhrer Vbertrettung/ vnnd der Fuͤrst. Durchl. gnaͤdigen Gefallen/ ernstli- chen an Leib vnd Seel gestrafft werden. Zum andern so kompt den Commissarien etlicher massen für/ wie daß ein schaͤdlicher/ wider die Ehre GOTTes/ vnnd gesetzte gute Policey streitender boͤser Mißbrauch ist/ daß die Buͤrger bey waͤrendem Gottesdienst/ die Laͤden offen hal- ten/ kauffen vnd verkauffen/ vnd leben so wol an denselbigen Heiligen/ als andern Wercktaͤgen/ handthieren: weil aber solches mit nichten zu gedulden/ jhnen auch keines wegs gut geheissen werden kan: So sollen dem nach Burgermeister/ Rich- ter vnd Raht allhie/ obvermeldte Vnordnungen gaͤntzlichen abstellen/ vnd mit Ernst darob seyn/ daß die Feyer-so wol als die Sontaͤg/ Feyerlich vnd Christlich gehalten werden: Jn massen dañ auch dem Statt Anwald/ Burgermeister/ Rich- ter vnd Raht/ allhie hiemit befohlen seyn solle/ die Vbertretter der gebuͤhr nach/ in einem vnd dem andern/ in die Straff zunehmen. Zum dritten/ ist auch Jhrer Fuͤrst. Durchl. fuͤrkommen/ wie sich etliche allhie bißhero vnderstanden/ an denen Fest- vnd Feyrtagen in jhren Haͤusern/ Sectische Postillen/ mit heller Stim/ vnd auch privatim jhrem Haußgesindlein vorzulesen/ vnd auch andern zu Anhoͤrung/ der Laypredigten/ Vrsach zugeben: Nicht weniger auch zu Schmach der Catholischen Religion/ allerley aͤrgerliche Gesaͤng vnd Lie- der/ jn- vnd ausserhalb der Haͤusern gesungen: So soll demnach solches hiemit/ nit allein alles Ernsts ab vnd eingestellt/ sondern auch maͤnniglich befohlen seyn/ hin- fuͤhro in jhren Haͤusern einiges Sectische Buch/ bey fuͤnffzig Ducaten Straff/ fuͤr jedes stuͤck zuverstehen/ nicht mehr zubehalten/ sich auch bey keiner Sectischen Privatpredigt/ in massen anfangs verstanden/ oder Lesung verbottener Postillen vnd Buͤcher/ an keinem Orth/ bey vorgedachter Straff/ nicht mehr finden zulas- sen. Da aber bey einem oder dem andern/ einiges Sectisches Buch gefunden/ so solle von demselben/ dem es gehoͤrig/ oder bey dem es betretten wird/ angeregte Straff wuͤrcklich abgefordert/ vnd ein Theil der Kirchen/ der ander dem Spital o- der armen Leuthen/ der dritte aber dem Richter zustehen vnd verbleiben. Vnd wie fuͤrs vierdte/ jhr euch deren so wol hiebevor/ als auch juͤngstlich vmb diese Refier gewesenen vnd abgeschafften Sectischen Predicanten/ noch wol zuerinnern: vnd es dann Jhre Fuͤrst. Durchl. einmahl fuͤr allezeit/ bey solcher be- schehenen Außschaffung verbleiben zulassen gedencken: so ist in deroselben Namen/ jhr der Herꝛn Commissarien gantz ernstlicher Befehl/ daß sie/ so wol jhnen lieb ist Jhrer Fuͤrst. Durchl. hoͤchste Vngnad vnnd Straff zu vermeiden/ derselben diß orths beschehenen Verordnungen nachmahlen gehorsamst nach kommen/ vnd ei- nige Predicanten/ weder in der Statt/ noch in jhrem Burgfried/ den wenigsten Vnderschleyff nicht gestatten/ sondern da kuͤnfftiger Zeit einiger darin betretten würde/ alsbald nach demselbigen greiffen/ vnd wolverwahrlich halten/ auch solches stracks an Jhre Fůrst. Durchl. gelangen lassen. Nach Dritter Theil. Nach dem auch zum fuͤnfften/ die sonderbare Notturfft erfordert/ daß alle Sectische/ so wol Lateinische/ als Teutsche abgestellte Knaben vnd Maͤgdleinschu- len/ darinnen die liebe Jugend vnwissend in Jrꝛthumb gefuͤhret/ nachmahlen al- lerdings gaͤntzlichen auff gehebt verbleiben: in massen dann auch solches hieuor all- bereit verordnet gewesen: So wird demnach dem Herꝛn Statt Anwald/ Burger- meister Richter vnnd Raht allhie/ bey Vermeydung Jhrer Fuͤrst. Durchl. hohen Vngnad vnd Straff/ hiemit abermahlen aufferlegt/ ob dieser beschehenen heilsa- men Verordnung/ steiff vnd fest zuhalten/ vnd zu wider Jhrer Fuͤrst. Durchl. Ge- botten dergleichen Personen weder jn-noch ausserhalb der Statt/ noch Landge- richt/ keinen Vnderschleyff zugeben/ sondern vielmehr dahin bedacht zuseyn/ damit der Burgerkinder zu den ordentlichen alten Pfarꝛ/ vnnd andern Catholischen Schulen geschickt/ wie auch die Maͤgdlein nirgends/ als an denen Catholischen Orthen vnderwiesen werden. Da aber einer oder mehr Buͤrger/ für seine Kinder privatim einigen Pædagogum zu halten vorhabens/ so soll derselbe vorhero dem Pfarꝛherꝛ zum Examen fuͤrgestellt/ vnnd da er Catholisch vnd tuͤchtig befunden/ als dann erst zugelassen werden. Jm wiedrigen aber/ da einiger Secti- scher Pædagogus oder Præceptor betretten/ der soll nach vorgelauffener gefaͤngli- chen Einziehung/ auß der Statt/ folgends gar auß dem Land geschafft werden. Vnd weilen auch zum sechsten/ wegen Befoͤrderung der Ehren GOttes/ vnd Wolstand der H. Catholischen Kirchen/ hievor anbefohlen worden/ die Zech- zunfft vnnd Bruͤderschafften/ welche ein Zeit hero abkommen/ widerumb auff zu- richten/ solches aber auß eingezogenen Berichten/ nicht allerdings ins Werck ge- setzt worden: So wird demnach/ so wol dem Herꝛn Statt Anwald/ als auch dem Statt Raht allhie/ in allweg befohlen/ dergleichen abkommene Brůderschafften/ widerumb in den alten Stand zubringen/ vnnd alles Ernsts darob zu seyn/ damit nemlichẽ die gestiffteten Gottesdienst fleissig verꝛichtet/ vnd den Processionen bey- gewohnet werde. Nach dem auch fuͤr das siebende/ Christliche Andacht erfordern thut/ auch an jhm selbst recht vnd billich ist/ daß der Gottesdienst Andaͤchtig celebrirt, vnnd ehrlich gehalten werde: welches dann auch bey allen wol angestellten Ordnungen/ vnnd vornehmen Staͤtten gebraͤuchig/ daß die Statt Thuͤrner an denen Fest vnnd Feyertaͤgen dem Gottesdienst abwarten/ vnd mit jhren Jnstrumenten die Musi- cken/ zu Mehrung deß Goͤttlichen Lobs vnnd Ehr/ zieren helffen: So wird derowe- gen jhnen auch hiemit aufferlegt/ jhre Statt Thuͤrner dahin zuhalten/ damit sie an denen Fest. Sonn- vnd Feyrtaͤgen in die Pfarꝛkirchen kommen/ vnd alldorten vn- der vnnd bey dem Ampt der H. Meß/ mit jhren Jnstrumenten/ schuldiger Pflicht nach/ Musiciren/ vnnd so viel an jhnen gelegen/ die Ehre GOTTES befoͤrdern helffen. Was zum achten/ die zur Erdenbestaͤttigung der verstorbenen Personen anlangt/ da soll hinfuͤro keiner mehr nirgend hin/ ausser Vorwissen vnd Bewillig- D iij ung Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ung deß Herꝛn Pfarꝛers begraben/ sondern also offt jemand stirbt/ solches dem Herꝛn Pfarꝛherꝛ angezeigt werden/ damit er daruͤber der gebuͤhr nach/ die Ver- ordnung zuthun wisse. Vnd wie dann auch zum neundten/ dem gemeinen Wesen/ vnd sonderlich den armen Pupillen/ hoch vnd viel an dem gelegen/ daß die jaͤhrliche Gerhab- schafft/ als auch Kirchen/ Spitaͤl/ vnd andere gemeiner Stattaͤmpter/ Raitungen/ (Rechnungen) ohne einigen Verzug vnd Auffschub/ ordentlich justificirt vnnd auff genommen werden: So ist derowegen jhre der Commissarien ernstlicher Be- fehl/ daß sie von allen vnd jeden Officirern/ denen gemeiner Stattaͤmpter/ auch Gerhabschafften anbefehlen/ alle hinderstellige Raitungen/ jedesmahls auffneh- men/ justificirn, vnd keinerley Raitungen vber ein Jahr anstehen lassen. Dann es je sonsten im widrigen die Erfahrung gibt/ was fuͤr mercklicher Schaden dem ge- meinen Wesen/ sonderlich aber den Pupillen/ durch solche der Obrigkeit vnper- antwortliche Nachlaͤssigkeit zugefuͤgt wird. So ist auch fuͤr das zehende/ zu Fortpflantzung vnd Erhaltung/ der Catho- lischen Religion (welche Jhre Fuͤrst. Durchl. als Herꝛ vnnd Landsfuͤrst/ in jhren Fuͤrstenthumen vnd Landen/ so wol widerumb zuerheben/ als auch in gutem auff- rechtem Stand/ alles zu Gottes Ehre/ vnd seiner getrewen Vnderthanen/ zeitli- cher vnd ewiger Wolfahrt zuerhalten/ endlich gedencken) nicht weniger der hiest- gen Statt Wolfahrt/ hoch von noͤhten/ wird auch ferꝛners in hoͤchsternanter Jh- rer Fuͤrst. Durchl. Namen/ jhnen hiemit eingebunden/ daß sie hinfuͤro keinen Sectischen oder Lutherischen Burger noch Jnwohner/ wer der auch seyn moͤchte/ auffnehmen/ sondern welche Catholische/ ehrbare Personen/ das Buͤrger Recht anzunehmen begehren werden/ deren Bekommung sie sich dann in alleweg befleis- sen sollen/ jhnen dasselbig gutwillig verleyhen/ vnnd solche neben jhnen vnderkom- men lassen. Darunder aber in allweg kuͤnfftig dahin bedacht seyn/ daß sie ohn vor- wissen deß Herꝛn Pfarꝛers/ als Anwalds/ der von tragendem Geistlichen Ampts vnd ordentlicher Seelsorg wegen/ zuerkennen/ was recht Catholisch/ oder nicht/ keinem das Burger Recht verleyhen/ noch vielweniger in jhr Rahtsmittel/ vnnd zu andern Stattaͤmptern nehmen: wie dann auch hinfuͤro keiner zum Burger an- genommen werden soll/ ausser fuͤr Halt- vnd darauff gebraͤuchlicher Schwerung der jenigen/ hin vnnd wider bey den Reformirten Staͤtten gebraͤuchigen Catholi- schen Eydsnotel. Vnd ob auch wol fuͤr das eylffte geschehe/ daß etwan auff diese oder jene Ver- aͤnderung vnd Reformation/ einer oder der ander das Burger Recht auffkünden wuͤrden: soll ein Rath allhie/ voranbefohlner massen/ die Auffkuͤnder fuͤr Jhre Fuͤrst. Durchl. als Herꝛn vnd Landsfuͤrsten weisen: die werden als dann Sie oder einem Raht/ in massen vor auch beschehen/ gnaͤdigst bescheyden wissen. Nach dem sich aber zum zwoͤlfften/ auß glaubwuͤrdiger Erfahrung/ offt- mals zugetragen/ vnnd noch zutragen moͤchte/ daß sich die jenige/ so sich auß der Gna- Dritter Theil. Gnaden Gottes/ widerumb in die Catholische Kirch einstellen/ deß wegen von an- dern Sectischen vnd Ketzerischen injurirt, mit Schmaͤhworten angetastet/ auch in mehr weg vbel tractiret/ vnd auß geschreyen moͤchten werden. Jhre Fuͤrst. Durchl. aber keines wegs gemeynt/ dergleichen vngebuͤhr laͤnger vngeandet nicht zusehen: so ist derowegen Jhr der Commissarien ernstlicher Befehl/ daß ein Rath allhie/ ge- gen dergleichen Ehrenschaͤndern/ mit Bestraffung an Leib vnnd Guth fuͤrgehen solle. Zum dreyzehenden/ sollen Burgermeister/ Richter vnd Rath allhie/ gute Mannszucht erhalten das schelten/ fluchen/ jauchtzen/ schreyen vnd poldern in den Wirthshaͤusern/ vnd auff der Gassen/ sonderlichen aber ausserhalb der Statt/ in jhrem Burgfried vnd Landgericht/ allda sich etwan allerley Herꝛenloses/ vnzüch- tiges vnd leicht fertiges Gesindlein auffhalten moͤchte/ welche grosse Laster/ dadurch der Allmaͤchtige Gott zu Zorn vnd Straff bewegt wird/ begehen vnd treiben/ kei- nes wegs gestatten/ sondern gegen den Verbrechern mit ernstlicher Straff ver- fahren: so wol das muͤssig gehende Herꝛnloses Gefindlein/ jn- vnd ausserhalb der Statt abschaffen. Darunder dann auch diese Ordnung durch die Wirth hinfuͤro gehalten werden soll/ daß sie die ankommende Gaͤste/ jedes mals dem Herꝛn Statt- Anwald namhafft machen sollen. Es soll auch zum vierzehenden/ in der Statt vnd allen Gassen/ die Vnsau- brigkeiten/ dadurch der Lufft inficirt/ vnnd schaͤdliche Kranckheiten verursacht wer- den moͤchten: sonderlich aber auch diß abstellen/ damit so viel moͤglich die Schwein nicht jn sondern ausserhalb der Statt/ inmassen in andern wolgeordneten Staͤt- ten auch gebraͤuchig/ gehalten werden. Nach dem auch zum fuͤnffzehenden/ biß weilen durch die leydige Fewers- bruͤnsten/ den Jnwohnern vnnd gemeinem Wesen/ grosser vnwiederbringlicher Schaden verursachet/ welche aber etwan nur durch sonderbahre der Jnwohner selbst Nachlaͤssigkeit/ vnnd vbeler Fůrsehung gemeiniglich fuͤrzugehen pflegen: so sollen derowegen sie diß Orts allerley gute Bestell- vnd Fuͤrsehung/ als mit Ver- ordnung gewisser/ tauglicher Personen/ vnnd andern nothwendigen Sachen/ fuͤr- nehmen/ vnd also die Sachen in solche eyferige Berathschlagung ziehen/ damit ge- meiner Statt/ vnd jeder besonders/ vor dergleichen Fewersbrunsten/ vnd vnwider- bringlichem Schaden/ verhuͤtet/ vnnd etwan auff die erscheinende Nachlaͤssigkeit/ die Schaͤden (welche aber der Allmaͤchtige GOtt gnaͤdiglich verhuͤten wolle) nicht bey jhnen selbst ersucht werden muͤssen. Nach dem auch zum sechzehenden Jhre Fuͤrstl. Durchl. vnser gnaͤdigster Herꝛ vnnd Erblands Fuͤrst zu einem Statt Anwald/ den N. gnaͤdigst verordnet/ vnd dessen Officium ist/ daß er erstlich vnd foͤrderst/ nichts wider die Catholische Re- ligion: dann wider die Fuͤrst. Durchl. vnnd dessen Hoheit vnd Reputation/ fuͤr zu- nehmen im wenigsten nicht gestatte/ vnd nicht allein ob allen hievor erzehlten Puncten vnd Artickeln starck halte/ sondern auch auff das gantze gemeine Wesen in ge- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ in genere vnd in specie, inmassen dann das vertrawen an jhn gestellt ist/ seine fleis- sige Achtung habe: so soll er derowegen nicht zugeben/ daß jemands/ wer der auch seye/ wider einen oder den andern Punct/ etwas tentiren vnd fuͤrnehmen thue. Die- se Instruction aber alle halbe Jahr/ bevorab zu der Richterwahl/ in gesambletem Raht/ offentlich verlesen lassen. Schließlichen vnnd in einer Summa/ soll Richter vnnd Raht auch fuͤr sich selbst/ ob allen denen hie vor erzehlten Puncten vnd Ordnungen/ von Obrigkeit wegen/ steiff vnnd ernstlich halten/ sie handhaben/ auch hierinnen niemands ver- schonen/ vnnd im fall sie obstehende Artickel ins Werck zurichten zu schwach seyn wuͤrden/ bey Jhrer Fuͤrst. Durchl. vmb Huͤlff vnderthaͤnigst anlangen/ die jhnen dann nicht mangeln/ vnnd den Vngehorsamen jhr Widersetzlichkeit schwehr ge- nug fallen wird. Zu dem sollen sie auch alles das thun/ was etwan sonsten vor die- sem/ sonderlich in vorgedachter Instruction, ein zeitlang hero/ vermoͤg der Lands- fuͤrstlichen an sie auß gangenen gnaͤdigsten Befehlen/ geordnet/ vnd zu Fortpflan- tzung der H. Catholischen Religion/ auch Erhaltung guter Policey/ vnd zu Nutz vnnd frommen mehr hoͤchstgedachter Jhrer Fuͤrst. Durchl. auch gemeiner Statt Auffnehmen/ gereicht/ fuͤregsehen/ vnd von alten Zeiten hero in guter Gewonheit erhalten worden. Vnd damit sie sich nun eygentlich darnach zureguliren/ vnd ein vnd anders gehorsambst ins Werck zusetzen/ sich auch mit der Vnwissenheit/ auff kuͤnfftigen fall nicht entschuldigen moͤgen: so haben anfangs wolgedachte Com- missarien einem Rath allhie/ diese Instruction vnder jhrer Fertigung hinderlassen wollen. Actum, \&c. Zu Folg dieser Instruction hat man noch im Jenner dieses Jahrs/ die Staͤtte Rackerßburg/ Cilia vnd Winndisch Graͤtz/ auch mit gewehrter Hand reformirt/ alle Lutherische Buͤcher verbrandt/ die Evangelische Burger an Geldt hart gestrafft/ vnnd auß dem Land gewiesen: auch in der Graffschafft Cilia vnd sonsten etliche herꝛliche/ mit grossem Vnkosten/ von Landstaͤnden erbawte Kir- chen vndergraben/ mit Pulver zersprengt/ geschleiffet/ vnnd wie jnsonderheit zu Wintenaw geschehen/ an deren statt Galgen vnd Hochgericht gesetzt worden. Die Commissarien waren H. Martin Brenner/ Bischoff zu Senaw/ H. Andre Frey- herꝛ von Herberstorff/ H. Alban von Moßheimb/ H. Hanß Friederich von Pahr. Jn dessen endet sich der Land Tag zu Graͤtz in der Steyrmarck/ vnd wurd den jeni- gen/ welche der Roͤm. Religion nicht seyn wollen/ biß auff den siebenden Tag Mertzens/ kuͤnfftig jhre Guͤter zuverkauffen/ Termin zugelassen. Vnnd weil es nichts ist/ wann ein Verordnung ohne Handhab bleibt/ wurd diese Refermation im November durch ein Faͤhnlein Knecht/ in vierhundert starck/ fortgesetzt/ vnnd zu Clagenfurth der Anfang gemacht. Wie widerspenstig aber sich die Evangelische hierauff erzeigt/ sonderlich in deme der Erb Landsfuͤrst mit seinem Heurath dieser Zeit geschaͤfftig war/ ist auß einem andern Decret/ deß folgenden 1602. Jahrs abzunehmen: wie wol wir Vns zu allen vnsern getrewen Lands Leuthen/ vnd andern vnsern Vnderthanen/ sampt vnd Dritter Theil. vnd sonders gnaͤdigst versehen hetten/ es wuͤrden vnsere/ am ersten Tag Mertz deß nechst verwichenen 1601. Jahrs. wider die jenigen Sectischen Verfuͤhrer vnd Pre- dicanten/ Schreiber/ Præceptores vnd Schulhalter/ welche sich in diesem vnserm Nieder Oesterꝛeichischen Erbfuͤrstenthumb vnd Landen/ an mehr Orthen auffhal- ten/ wie auch derselbigen Receptatorn, Vnderschleyffgeber vnnd Mithelffer/ publicirte General, so wol zu Anrichtung vnd Bestaͤttigung/ eines friedlichen vnd ruhigen Politischen Wesens/ als vnserer wahren allein seligmachenden Catholi- schen Roͤmischen Religion/ schuldigen Erhalt- vnd Außbreytung: auch der dage- gen/ noch von dencklichen Jahren hero/ auß Goͤttlicher Verhaͤngnuß eingerisse- nen hochschaͤdlichen Secten/ vnnd verderblichen Jrꝛthumen gaͤntzlicher Außrot- tung/ vnnd daß wir dieselben Befehl/ als regirender Herꝛ vnd Landsfuͤrst/ mit gu- tem bedacht vnd fug auß gehen lassen/ bey maͤnniglichen/ niemanden auß genom- men/ die schuldige Auffsichtigkeit vnd Folgleystung gefunden/ vnd keiner auß vn- sern Landsassen vñ Vnderthanen fuͤrsetzlich darwider gehandelt haben: So kompt vns doch fast taͤglich mit hochbefindlicher Beschmertzung fuͤr/ vnnd wir muͤssen es selbst Handgreifflich spuͤren vnnd warnehmen/ wie bemeldte General, von vielen vnsern Landleuthen/ vnnd andern Vnderthanen/ biß hero in mehr weg wissentlich vnd mit fleiß vberschritten/ vnnd die darinnen gesetzte Straff vnd Poͤn/ gantz ver- aͤchtlich gehalten vnd in Wind geschlagen worden. Dem nach wir vns einmal be- staͤndig fuͤrgenommen/ vnnd nunmehr eygentlich entschlossen seyn/ vnsere Land- fuͤrstliche Authori taͤt vnnd Hoheit wider derselben Vbertretter/ in diesen vnnd an- dern Faͤllen/ fuͤrohin mit allem Ernst zubeschützen vnd handzuhaben/ vnd kein an- dere Religion oder Glauben/ als den wir von der vralten Catholischen Roͤmischen Kirchen/ vnnd derselben Obersten Hirten vnd Vorstehern/ ohn alle Mackel vnnd Befleckung empfangen/ vnd in dero wir selbst geboren/ getaufft vnd erzogen wor- den/ in diesem vns von Gott an vertrawten Fuͤrstenthumben/ vnnd Landen exerci- ren zulassen/ vnnd was derselben zuwider/ eusserstem Vermoͤgen nach zuwenden vnd abzuschaffen. Derowegen wollen wir zu nothwendiger Jntroducir- vnd Vnderhaltung eines allgemeinen mehrerm Gehorsambs/ beruͤhrte vnsere außgefertigte Gene- ral Mandat nach folgender massen vernewert/ erfrischt/ gemehrt/ vnnd zu maͤnnig- lichs Nachrichtung vnd Warnung gebessert haben. Vnd weilen dann die Augen- scheinliche Erfahrung so wol in diesem/ als andern Landen/ mehr dann genugsam bißhero an Tag geben/ wo den Sectischen Predicanten jhrer vermeinten Religion Vbung/ oder derselben Gemeinschafften/ oder heymlich passiret vnd gestattet wor- den/ daß es dem gemeinen Wesen/ vnd eines Catholischen Fuͤrsten vnd Potenta- ten Landsfuͤrstlicher Reputation/ in viel wege pr æ judicirlich vnd nach theilig/ auch nichts anders/ dann eine Vrsach vnd Anleitung/ zu allerhand Friedhaͤssigen vnnd Rebellischen Practiken gewest: So woͤllen wir derowegen mit wolmeinlichem Ernst gesetzt/ statuirt vnnd geordnet haben/ daß sie/ die Sectischen Predicanten/ Dritter Theil. E als Germaniæ perturbatæ \& Restauratæ als wissentliche Auffruͤhrer wider die Hochlandsfuͤrstliche Obrigkeit/ Betruͤber vnd Zerstoͤrer/ deß gemeinen Friedens/ sampt den Schulhaltern vnnd dergleichen jhren Adh æ renten/ auß allen diesen Fuͤrstenthumben vnnd Landen/ auff ewig/ bey hiebevor angesetzter Straff/ jhres Lebens Verliehrung/ nochmaln geschafft seyn sollen: mit diesem ferꝛnern Anhang/ daß den jenigen/ welcher ein solche wissentliche bandisirte Person/ nach Publicirung diß vnsern nachgestzten Obrigkeiten/ leben- dig lieffern/ oder deren Verhelffern behaͤndigen/ vnnd vmb Einsehung willen/ glaubwuͤrdige Kundschafft einbringen wuͤrde/ jedes mahls dreyhundert Thaler zu einer Verehrung/ auß vnserm Hoffpfeningmeister Ampt/ oder Fuͤrstlichen Kammer vnfehlbarlich alsbald erlegen werden. Weiter ist vnser Befehl/ daß keiner auß vnsern Landleuthen vnd Vnder- thanen/ hohes vnd niedriges Standes/ niemand außgeschlossen/ einigen Sectiri- schen Predicanten/ Pr æ eeptorn oder Schulhaltern/ bey Verliehrung Haab vnd Guts/ oder ernstlicher Leibsstraff/ in keinerley weiß noch weg/ den wenigsten Vor- schub oder Vnderschleyff/ wie es Namen haben mag/ noch mit demselben vnder vnserem Landsfuͤrstlichen Gebieth/ einige Gemeinschafft nicht haben sollen. Deß- gleichen ist vnser endlicher Will/ daß alle vnd jede Nobili tirte Personen/ Jtem der Landleuth Pfleger vnd Schreiber/ Buͤrger vnd Bawren/ vnnd andere Ruͤcksaͤssi- ge Jnwohner/ vnserer Fuͤrstenthumen vnd Landen/ vnnd aller derselben Haußge- nossen/ welche auff dato zu vnserer H. Catholischen Religion noch nicht getretten/ sondern Sectisch verbleiben/ aber gleichwol absonderlich nicht außgeschafft seyn/ endweder zu der heylwuͤrdigen Bekehrung/ mit Beichten vnnd Communiciren/ bey ordentlichen Catholischen Pfarꝛern vnnd Seelsorgern/ nach Publicir- vnnd Vermahnung diß/ jnnerhalb sechs Wochen/ ohn einige Widerꝛede/ Erinnerung vnd Annehmung vnfehlbarlich greiffen/ oder aber gegen gebuͤhrlicher Erlegung deß zehenden Pfennings (zu dessen Anschlag vnd Einbringung/ wir dann die Not- turfft zuverordnen bedacht seyn) nach Verfliessung obbestimpten peremptorischen Termins/ jnner vierzehen Tagen/ bey Verlust aller jhrer Haab vnd Guͤter/ all vn- ser Erbfuͤrstenthumb vnd Lande gewißlich raumen/ vnd darin ausser sonderbahrer von vns erlangter Licentz vnd Erlaubnuß nicht mehr kommen sollen. Die jenigen aber/ welche allbereit hiebevor jhrer Eygensinnigkeit halber/ auß dem Land gegen Hinderlassung der bewusten Nachstewr zuziehen/ aufferlegt worden/ solches aber bißhero nicht ins Werck gericht/ seyn es ebenmaͤssig bey Verlierung/ aller jhrer Haab vnd Guͤter/ jnnerhalb vierzehen Tagen/ nach geschehener Erinnerung ge- genwertigen Generals/ ohne ferꝛners einstellen zuvollziehen/ schuldig vnd verbun- den. Was aber der Landleuth/ etwan nach auffgehaltem Sectische Officier vnnd Diener belangt/ denen wollen wir zu Bevrlaubung/ vnnd anderer Catholischen Auffnehmung/ sechs Monat Termin/ von heutigen Dato anzurechnen/ hiemit Gnaden ertheilt haben. Jm fall nun solchen außgeschafften Personen jemands/ er sey wer da woͤlle/ einige Auffenthaltung geben wuͤrde/ der soll von vns an Leib oder Dritter Theil. oder Guth nach Vngnaden gestrafft/ vnnd hierůber keines verschonet werden. Vnnd damit man eygentlich wissen moͤge/ welche in obgesagtem Termin/ diesem vnserm Landfuͤrstlichem Edict/ den schuldigen Gehorsamb geleystet haben oder nicht/ Ersuchen wir die Ordinarios, wie auch die Pr æ laten vnd Ertzpriester/ in vn- sern Landen/ hiemit gnaͤdigst befehlend/ bey jhren vndergebenen Pfarꝛherꝛn vnd Vicarien/ diese ernstliche Fuͤrsehung zuthun/ damit ein jeder nach Empfahung diß/ alle Hauß vnnd Stuͤcksaͤssige Pfarꝛ Leuth/ sampt derselben Weib vnnd Kin- dern/ so zu jhrem ziemlichen Verstand/ vnd vber sechzehen Jahr jhres Alters kom- men seyn/ mit allem Fleiß beschrieben/ vnd sein embsiges auffmercken habe/ wer sich auß denselben jnnerhalb deß bestimpten Termins/ aufferladner massen/ zur Ca- tholischen Beicht vnd Communion eingestellet oder nicht: vnnd wann also die be- stimpte Zeit voruͤber seyn wuͤrde/ so sollen die Pfarꝛer vnd die Vicarij/ jhre vnge- horsame Pfarꝛkinder/ welche in Glaubenssachen nicht zulaͤnden wollen/ vnd kein erhebliche Entschuldigung fuͤrzuwenden/ vnverzüglich dem Landgericht/ darvnder ein jeder wohnhafft/ schrifftlich anzeigen vnnd Namhafft machen/ vnnd den Ge- richts Herꝛn/ als dann bey Straff Tausend Ducaten in Gold/ in Krafft diß befoh- len seyn/ auff eines jeden ordentlichen Pfarꝛers oder Vicarij ersuchen/ die ange- zeigten Vncatholischen Personen/ sampt allen jhren vnder seiner Iurisdiction li- genden Haab vnd Gütern/ von vnsertwegen/ biß auff weitern Bescheid/ zuverar- restiren/ vnnd dessen vnser N. O. Regierung/ neben Vberschickung einer ordentli- chen Verzeichnuß/ der eingezognen vnd verbottenen Guͤter/ vnverzuͤglich zuerin- nern. Demnach ist an alle vnd jede vnsere nach gesetzte Obrigkeiten/ Land Haupt- Leuth/ Vitzdum/ Pfleger/ Verwalter/ vnnd Gerichts Jnhaber/ also auch Burger- meister/ Richter/ Staͤtte vnd Maͤrckt/ Gemeinden/ Landrichter vnd sonst maͤnnig- lichen/ vnser ernstlicher Befehl/ ob diesen vnsern Generalen in allen Puncten vnd Artickeln/ staͤth vnd vest zuhalten/ darwider nicht zuthun/ oder diß andern in einige weiß vnd weg fuͤrzunehmen gestatten/ als lieb einem ist vnser schwere Vngnad/ vnd Straff zuvermeiden. An diesem allem beschicht vnser gantz ernstlicher Befehl/ auch endlicher Will vnd Maynung. Darnach weiß sich forthin maͤnniglich zurichten/ fuͤr Scha- den vnd Nachtheil zuhuͤten. Graͤtz den 12. Sept. 1602. E ij Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der fuͤnffte Discurß. Warumb Matthias vnd Rudolphus den Lutheranern das Exercitium, aber Ertzhertzog Ferdinand nicht gegoͤnnet. Wie viel an der Aufferziehung der jungen Fuͤrsten gelegen: was ein Printz lernen solle. Was das Frawenzimmer hie thue. Von dem Gewissen oder von der Religion: welches die drey Haupt Partheyen vor- wenden. B Ey so gestallten Sachen/ thete der Baͤpstische Nuncius auch nit feyren/ bracht es bey Koͤn. Mayst. dahin/ daß die Kirch zu Entzerßdorff von Wien auß vberfallen/ vnd versperꝛet worden. Vnnd weil dergleichen in Ober Oesterꝛeich vorgenommen ward/ wolten die Vnderthanen zur Huldigung nicht kommen/ man liesse jhnen dann das Exercitium frey/ darauß Lermen/ vnd einige feindliche Treffen/ daß in einer Schlacht sechshundert Mann beyderseits geblieben/ erwachsen/ wie hiebe vor angedeutet worden. Jn deme nun Koͤnig Matthias theils auß Noth/ dann seine Voͤlcker etlichmal den kuͤrtzern ge- zogen/ theils auß Forcht/ den Oesterꝛeichischen Staͤnden zu Wien das freye Exer- citium, vnnd die versperꝛete Kirchen widerumb verguͤnstigt/ erhub sich Ertzhertzog Leopold/ Bischoff zu Neuß von dannen nach Graͤtz/ vnd hinderließ eine Protesta- tion wegen deß getroffenen Friedens/ welchem hierin alle Oesterꝛeichische Pr æ la- ten gefolget: doch geschah hierauff die Erbhuldigung/ vber welcher man sich biß da- hin hatte wegen deß freyen Exercitij auff gehalten/ vñ resormirte Koͤnig Matthias im Junio/ 1609. die Nider Oesterꝛeichische Regierung/ danckt ab theils Catholi- schen/ vnd setzt an neun Evangelische an der abgesetzten Stell/ nemblich drey vom Herꝛn/ drey vom Ritterstand/ vnd drey Doctores: wie man dann auch die andern Aempter veraͤndert/ so theils mit Evangelischen besetzt werden sollen: vnd gieng die Predigt zu Hornals mit grossem Eyfer an/ wie auch in Maͤhrn vorgenommen worden. Als nun Kayser Rudolph sahe/ daß sein Bruder Matthias Land vnd Leuth/ mit Gewinnung der Gemuͤther/ durch Freystellung der Religion an sich zoge/ sper- rete er sich zwar hefftig/ gegen den Boͤhmen/ ließ er es doch endlich/ nach langem Tractiren/ vnd hien vnd widerꝛeysen/ der von den Boͤhmischen Staͤnden Verord- neten Directorn/ dahin gerahten/ daß zwischen dero Kay. May. vnd den Boͤhemi- schen Staͤnden alle Sachen gaͤntzlich verglichen worden: vnd haben jhre Maye- staͤt nicht allein die Augspurgische Confession/ wie dieselbige Kayser Maximiliano dem Andern von jren Vorfahren vbergebẽ/ so wol deren Exercitium, auch die Aca- demi vnd Consistorium, der gestallt verwilliget/ daß sie solche fuͤr sich/ mit jhren Leuthen Dritter Theil. Leuthen besetzen/ vnd daruͤber Jhrer Majestaͤt ferꝛner Confirmation nicht bedoͤrf- fen/ solches auch hin fuͤro zu ewigen Zeiten haben/ vnd damit auff keinen Synodum gewiesen seyn/ oder werdẽ soltẽ: darauff dañ der beschreyte Majestaͤt Brieff erfolget. Dieses alles machte den Steyrmaͤrckern/ Kaͤrntern vnd Krainern einen Muth/ vmb das gesperꝛete Exercitium bey Ertzhertzog Ferdinvnden anzuhalten/ in guter Hoffnung/ nicht weniger von jhrem Landsfuͤrsten/ als die Schlesier von dem Kayser zuerhalten. Die Ertzhertzogen vnd Koͤnig Matthias hielten ejne Zusam- menkunfft/ vnd ward vbel auff genommen/ daß die Evangelische Staͤnde sich ent- schlossen/ ehe zu der Proposition deß Landtags nicht zugreiffen/ biß alles/ was der Koͤnig vor diesem Schrifftlich vnd Muͤndlich versprochen/ vnd zugesagt/ offentlich publicirt wuͤrde: im wiedrigen Fall/ wolten sie ehe darvon reysen. Hatte also ein sel- tzam außsehen/ dann die Staͤnd wolten einmahl die Buͤrger/ als den vierdten Stand nicht lassen/ sondern die bey jhnen haben/ vnd daß sie auch deß offentlichen Exercitij theilhafftig werden solten: also daß von beyden Theilen man sich heymlich zum Krieg schicken thete/ weil Bischoff Cloͤsel mit Macht wider die Evangelischen stunde/ vnd die Hungarn es mit den Oesterꝛeichern hielten. Jn Summa/ es gieng hart wieder/ vnnd gab doch jeder weilen sanfftmuͤtigen Anblick/ auch wol manche Verwilligung auß Vnwillen: wie dann Koͤnig Matthias den Burgerstand passi- ren lassen/ vnnd noch achtzehen mittelgattung Staͤtte vnd Maͤrckte fuͤr den vier- den Stand gehalten/ vnnd jhnen die Audientz neben andern Staͤnden/ wie auch in Religionssachen die Zusammenkunfften zugelassen: welche Capitulation offent- lich im Landhauß zu Wien verlesen worden/ den andern Mertz 1610. Jn deme nun Koͤnig Matthias suchte/ auff Kaysers Rudolphs Stul zusi- tzen/ vnnd Ertzhertzog Leopold die Guͤlchische Land sequesters weiß zuverwalten/ macht sich Ertzhertzog Ferdinand allenthalben beliebt/ erschien auff den Reichstaͤ- gen/ im Namen Kayser Rudolphs/ vnnd erlangt Gunst bey jedermaͤnniglich/ aus- halb bey seinen Landsassen/ vnd Vnderthanen der Augspurgischen Confession/ de- nen er gar nichts verwilligen wolte. Dessen gaben sie grosse Schuld seiner Fraw Mutter/ seinem Praͤceptori Sonaber/ den Bapst selbsten/ der jhn zu Taffel lassen sitzen/ vnd mit sonderlicher Pflicht dem Roͤm. Stul verbunden hette: wie auch sei- ner Gemahlin Mariana auß Bayrn. Dann es scheint/ es seyen keine Band staͤr- cker/ als die Aufferziehung/ das Frawenzimmer/ vnd die Gewissens Raͤhte. Es ist zwar bekandt/ daß Heroische Gemuͤther/ zu jhren Tugenden von sich selbst/ durch krafft der Natur gezogen werden: wann sie aber nicht Vnderꝛicht neh- men/ vnnd durch staͤttige Vnderweisung/ wie mit einem fruchtbaren Taw erfri- schet werden/ kompt nicht bald was ehrlichs darauß/ ja alle angeborne Krafft/ mag leichtlich in dem Keumen/ oder in der Wiegen erstickt werden/ vnd allgemach verschwinden. Dann wie man den Acker/ wann er nicht jmmerzu mit dem Pflug wird gebawet/ mit Graß/ Dorn vnnd Disteln bald vberzogen siehet/ also schiessen in deß Menschen Gemůth/ auß Mangel der tugendlichen Vnderweissung/ aller- E iij hand Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ hand Vntugend vnd Laster herfuͤr. Hingegen aber kan man auß einem kleinen Funcken Fewrs/ leichtlich ein grosse Flamm bringen/ vnnd auß einem guten Ge- müth viel schoͤne Fruͤchten der Tugend ziehen. Darumb haben hochverstaͤndigt Leuth nicht vnbillich erachtet/ man solt die junge Herꝛn/ den außerlesenen Zucht- meistern anvertrawen: angesehen die Tugend zwar von der Natur ein gewissen trieb hat/ aber durch die Lehr zur Vollkomwenheit gelangen muͤste. Es hat zwar die Natur bey einem jeden den Grund/ vnd den Samen aller Tugenden gelegt/ es muͤssen aber dieselben herauß gezogen werden. Welches Philippus Koͤnig in Ma- cedonien wol verstanden/ vnnd nicht eben deß wegen Gott gedanckt/ daß er einen jungen Printzen vberkommen/ sondern daß in selbiger Zeit der beruͤhmbte Aristo- teles lebte/ der jhn nach Wunsch deß Vatters/ vnd nach Wuͤrden deß Koͤnigreichs aufferziehen koͤndte: auch hernach gedachten Printzen durch Schreiben offt er- mahnt/ seinem Zuchtmeister zufolgen/ auff daß du nicht etwan begehest/ spricht er: was dich hernach gerewe/ wie es mir jetzt gehet. Weniger nicht that Kayser Augu- stus/ der Athenodorum staͤts vmb sich hatte. Es moͤgte all hie jemand vorschuͤtzen/ das studieren schwaͤche die Kraͤfften deß Leibs/ vnd mache ein forchtsames Hertz. Aber Seneca antwortet/ das Gemuͤth koͤnne nirgends her gestaͤrcket werden/ als auß Betrachtung der Natur/ vnd durch gute Lehr. Es verstehet aber Lipsius allhie nicht eine traͤge Lehr zu den Wolluͤsten/ sondern die rechte Mannliche Wissenschafft/ welche in den Meereswogen der Welt den Menschen behertzt vnnd vnerschrocken/ auch gar offt sehr anschlaͤgig zu newen wichtigen Haͤndeln mache. Dem zu Folg Alexander M. pflegen zu sagen/ er suche groͤssere Ehr in der Wissenschafft/ als in der Hoheit seines Koͤnigr eichs: weil er bey sich selbst wahr befunden/ daß einer/ der studiert hat/ doppel scharpff si- het/ welches Lob seine Nachfahren in dem Koͤnigreich Egypten/ biß auff den Ab- gang jhrer Lini erhalten. Vnd werden die Persen billich gelobt/ daß sie die Koͤnigli- che Printzen von zarter Kindheit auff/ wann alles zum leichtesten in sie zubringen ist/ mit grosser Sorgfalt lassen anherwachsen: wie dann solche vier Zucht meister/ auß den allerehrlichsten Maͤnnern allzeit vmb sich hatten/ deren der Erste genannt war/ der Allerweisseste/ vnnd handelte von Religionssachen: der Ander/ der Aller- gerechteste/ weil er erinnerte/ daß ein Fuͤrst in seinem gantzen Leben/ sich der War- heit/ vnd der Billichkeit solte befleissen: der Dritte/ der Allermaͤssigste/ der nicht zu- liesse/ daß der Printz sich den Wolluͤsten zum Sclaven machte/ sondern frey lebte/ wie einem Fürsten geziemet/ vnd das Fewer aller vnziemlichen Luͤsten daͤmpffete/ der Vierdte/ der Allerstarckeste/ der vieler Helden vnd Potentaten/ sonderliche vnd denckwuͤrdige Geschichten zu erzehlen wuste. Dieweil man aber heut zu Tag mehr auff hetzen/ baitzen vnd tantzen achtet/ klagt Cominæus billich/ solche Regenten las- sen sich an jhrer Diener wolgefallen binden/ vnnd thun selbst nichts/ darauß Tren- nungen vnnd Mißverstand vnder dem Volck/ im Raht vnnd bey Hoff entstehe: gleich darauff gebe es Krieg/ vnd Landverderben/ Seuchen vnd alles Elend. Es haben Dritter Theil. habe auch das Volck wol Vrsach sich zubekuͤmmern vnd zuklagen/ wann es sehen muͤsse/ daß die jenigen Printzen vbel auff erzogen/ vnd Lasterhafftigen Leuthen vn- dergeben werden. Dann wann die Printzen wissen/ wer sie sind/ oder seyn koͤnnen/ vberheben sie sich/ auß Schwachheit Menschlicher Natur/ vber alle Gesetz vnnd Ordnungen: darumb Theodosius es vbel auffgenommen/ als Arsenius, seines Sohns Arcadij Zuchtmeister/ stunde/ vnd der Printz auff dem Thron sasse: auch die Entschuldigung nicht gelten lassen/ daß Arcadius ein Kayserlicher Printz/ vnd der nechste Erb zu dem Kayserthumb were/ sondern mit Zorn dem Printzen/ das Kayserliche Gewand abgezogen/ vnd Arseniũ gezwungen/ auff den Thron/ mit be- decktem Haupt zusitzen/ Arcadium aber mit entbloͤstem Haupt vor jhme zustehen/ wie sonsten in allen Schulen gebraͤuchlich ist: mit diesem Beschluß/ sein Sohn werde nicht anderst/ deß Kayserthumbs faͤhig vnd wuͤrdig seyn/ als wann er stu- diere/ vnd Gottselig lebe. Carolus V. hatte sehr offt berewet/ daß er seinem gewese- nen Praͤceptori Adriano nicht besser gefolgt/ die Lateinische Sprach voͤllig zuler- nen/ sonderlich wann er durch seinen Cautzler etwan muͤssen antworten lassen. Vnd daran war Vrsach Geuter/ einer seiner Hoffmeister/ der die Lateinische Sprach jmmer pflegte zuverachten. Es fragt sich aber nicht vnbillich/ was ein Printz lernen soll? das kan vns Alfonsus Koͤnig in Aragonien lehren der zusagen pflegte/ Er hette auß den Buͤ- chern das Kriegen/ vnd die Weise auffzuhoͤren erlernet. Albinus Caroli M. Præce- ptor, redet den Printzen mit diesen Worten an: Jch bin dir zum Zuchtmeister ver- ordnet/ vnd gegeben/ daß ich dir gewisse Regeln vorschreibe/ recht zuleben/ vnd wol zureden/ auff daß du vor ein dapffern Fůrsten im Krieg/ vnd vor ein Redner in der Regierung gehalten werdest. Darzu man fuͤrnemblich durch die Historien/ vnd Wissenschafften der verflossenen Zeiten gelangen mag: wie Basilius M. zu sei- nem Sohn spricht: Nicht schewe dich/ durch die alten Geschichten zuspatzieren. Dann daselbst wirstu ohne Muͤhe finden/ was andere mit grosser Arbeit zusammen getragen: darauß kanstu schaffen/ bey des der frommen Fürsten Tugenden/ vnd der boͤsen Laster: deß Menschlichen Lebens Veraͤnderung/ vnd der Welt Verkehrung/ neben dem Fall vieler maͤchtigen Koͤnigreichen/ vnd alles mit wenig Worten/ zu- sagen/ boͤser Thaten Bestraffung/ vnnd loͤblicher Werck Belohnung/ auff daß du jene fliehest/ der vnvermeidlichen Rach vnd Hand Goͤttlicher Justitz zuentgehen: diesen aber nach hengest/ die vnaußbleibende Ehr vnd Belohunug zuerlangen. Be- diene dich jmmer zu der Geschichtschreiber/ als der Artzten/ damit du an dem Ge- muͤth gesund bleibest: dann sie werden dich lehren/ was du begehren/ vnnd was du meiden sollest/ mit was vor Leuthen du vmbgehen/ oder bleiben muͤssest/ ja wie dein gantzes Leben anzustellen sey/ damit du nicht in viel Kranckheiten fallest. Vnnd wann du bey diesem Vorhaben beharꝛest/ wirstu leicht in kurtzem die rechte Gren- tzen der kernhafften Tugend erꝛeichen. So viel ist an einem Zuchtmeister gelegen/ daß der Printz auch desselben Sitten/ Geberden vnnd Maͤngel an sich nimbt/ wie von Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ von Leonide Alexandri M. ersten Zuchtmeister bey Hieroymo zulesen. Wie weit aber ein Printz im studiren kommen soll/ mag vns Lipsius lehren/ daß er nemblich nicht nichts/ aber auch nicht alles suche zu lernen. Dann es wird Ludouicus XI. Koͤnig in Franckreich bellich getadelt/ daß erseinen Sohn Carlen gar nichts wol- len studieren lassen/ vnder diesem Vorwand/ er moͤgte in seinen Rahtschlaͤgen nur desto widerspenstiger/ vnd allein seines Kopffs seyn wollen: hat auch erlangt/ was er gesucht. Dann als nun der Sohn Koͤnig worden/ haben jhn zween oder drey sehr leichte Gesellen/ zu der Vuderthanen groͤsten Schaden vnd Verdruß/ wie einen Ballen/ von einer seit zur andern/ nach jhrem belieben gewendet vnd gekehret. Al- so hat ein so maͤchtiger Koͤnig/ auß mangel deß studierens/ sein Koͤnigreich nach anderer Leuth beduncken regieren muͤssen. Darumb sagt Cominæus recht: solche Fuͤrsten thun nichts mit Maß oder Verstand/ weder in Kleydung noch im reden: sie lassen keine redliche vnd erfahrne Leuth zu sich kommen: sie nehmen sich jhrer ey- genen Geschaͤfften/ oder deß Volcks Wolfahrt nicht an/ sondern vbergeben alles den Geheimen Raͤthen/ welche dann bey jhrer Herꝛn Traͤgheit sich bereichen/ vnd kein ander Absehen haben/ als den eigenen Nutz. Findet sich jederweilen einer vn- ter solchem Hauffen/ der gleichsam auß dem Schlaff erwache/ vnd seine Sinn auff die Regierung schlage/ so geschicht es doch gar spath/ vnnd wann die beste Gelegen- heiten vorbey gestrichen. Dann gewiß ist/ daß alle/ so in etwas den Vorzug erlangt/ von Kind auff sich früher Zeit jhres Alters darauff beflissen haben: vnd beruhet diß gantze Werck zu forderst auff der Gnaden Gottes/ vnnd dann auff einer fleissigen Zucht. Dann wer sihet nicht/ daß der Grosse Alexander zu einem gantz Friedlieben- den Fuͤrsten were erwachsen/ wann seine Zuchtmeister desselben hitzigen Zorn vnd Vbermuth eingezogen hetten. Also waͤr Kayser Michael der dritte diß Namens/ in Orient/ ein loͤblicher/ vnd dem gemeinen Wesen nutzlicher Regent worden/ wann jhn nicht sein Zuchtmeister/ vnnd Barda der Kayserin Theodoræ Bruder verder- bet hetten/ daß er dem Nero nichts nachgeben/ den Steurman/ den Springhengst/ den Verschwender/ vnnd den Tyrannen zu agieren. Also war Julianus eines feinen Gemuͤths/ wann jhn die Aberglaubige Præceptores, Libanius vnd Ma- ximus, nicht zur Sternkunst vnd zur Wissenschafft zukuͤnfftiger Dingen angewie- sen/ vnnd von dem Christenthumb/ wider auff die Griechische Abgoͤtterey verleytet hetten. Vnd wie man sihet/ worin der obigen Printzen Præceptores zu wenig/ oder zuviel gethan/ also ist vor allen Dingen noͤhtig/ daß man erforsche/ zu welchen pas- sionen deß Gemuͤths ein junger Printz vnderwuͤrffig werde/ ob jhn Zorn/ Geyl- heit/ Hochmuth/ Begierd oder Forcht ergreiffen/ welche stuͤck in der zarten Jugend weit weniger/ als im verstaͤndigen Alter/ sich verbergen lassen. Darumb muͤste man jhn zuruͤck ziehen/ wann er hitzig vnnd hochtrabend waͤr/ vnnd auff muntern/ wann er traͤg vnd nachlaͤssig sich erzeigte/ vnd sonderlich zur Erbarkeit vnd Tugend anhalten/ im fall er den Wolluͤsten sich ergeben wolte. Auch sollen die Printzen selbst/ nach Drusi Exempel/ zu Feld/ vnd in das Lager ziehen/ wie Tiberius diesen Drusum Dritter Theil. Drusum in Schlanonien verschickt/ damit er deß Kriegswesens allgemach ge- wohnete/ vñ der Kriegsvoͤlcker Gunst erlangete/ zugleich aber auch deß leichtferti- gen Stattwesens in dem Feldlager abkaͤme. Dann es bleibt einmal vor alle bey deme/ was Lycurgus seine Spartaner lehrete/ mit denen zweyen vngleich erzoge- nen Hunden/ die doch einer Arth vnnd eines Wurffs/ doch der eine zu der Taffel vnd dem Dellerlecken/ der ander aber zu dem jagen auff erzogen waren/ welches/ jh- nen allezeit geblieben/ vnd nimmer zubenehmen gewesen. Was nun das Frawen Zimmer belangt/ weisen vns alte vnd newe Histo- rien/ wie viel boͤses vnd gutes/ durch dasselbe gestifftet wird. Einmal hat die Koͤ- nigin in Franckreich jhren Herꝛn vnnd Koͤnig Clodouæum, vom Heydenthumb zum Christenthumb gebracht/ Sophia Kayser Sigismunds Gemahlin/ hielte dem Johann Hussen in Boͤhmen die stang/ daß der Bapst so viel als nichts an jhm haben koͤnnen/ weil sie auch den Koͤnig jhm Schutz zuhalten eingenommen/ gleich wie Francisci I. in Franckreich Mutter Fabrum Stapulensem wider seine Gehaͤssige beschuͤtzt/ daß der Koͤnig auch auß seiner Verhafftung in Spanien ge- schrieben/ vnd befohlen/ man solte jhme kein Leyd zufuͤgen. Kayser Valens wurd durch seine Mutter zu der Arꝛianischen Ketzerey vnderwiesen/ wie auch etliche an- dere Kayser mehr/ vmb dieselbige Zeit. Was die Kayserin Jrene vor Muͤhe ge- than/ die Bilder/ wider jhres Sohns vnd Herꝛn willen/ vnd verbott nachmahlen in die Kirchen wider zubringen/ vnd was deßwegen vor Veraͤnderungen vorgan- gen/ ist auß den Historien allenthalben zu wissen: zu vnser Vaͤtter Zeiten ist das Koͤnigreich Engelland durch die Koͤnigin Maria wider zum Roͤm. Glauben/ vnd bald durch die Koͤnigin Elisabeth/ widerumb zu der Reformirten Religion verkeh- ret worden. Das Hauß Mecklenburg/ wie auch Hohenlohe in einigem Stam/ wolt vom Lutherthumb zu den Calvinisten/ vnnd Anhalt von den Calvinisten/ zu dem Lutherthumb eretten/ alles durch das Frawen Zimmer/ welches sich vmb die Regierung in stehender Ehe/ vnd noch mehr im Witt wenstand/ bey den vnmuͤndi- gen jungen Herꝛn/ gemeiniglich annimbt. Vnd wann die Verwaltung/ der jun- gen Printzen dem Frawen Zimmer wird gelassen/ fordern vnd beruffen sie solche Præceptores vnnd Zuchtmeister/ wie sie wollen/ behalten auch den Dominat vber dieselben/ so lang es jhnen gebühren mag. Wann dann auch die Religion/ oder deß Gewissens Rath hieran hafftet/ ist leicht zuermessen/ daß die erste Milch dem Topff den Geruch gibt/ den er biß zu endt/ ja in allen Scherben erhaͤlt. Dann das Gewissen nicht anderst ist/ als ein Jungfrawen Papier/ welches annimbt was man darauff schreibt/ vnnd ob man gleich wolte das erste auß wischen/ oder abschaben/ vnnd was anderst an die Stell setzen/ wird ehe das Papir/ als die erste Schrifft vergehen/ vnd die andere dennoch vnleßlich machen. Es ist aber das Gewissen/ dem Menschen von Gott gegeben/ als ein vnaußsetzender Geferch/ Zeug vnnd Nachgaͤnger alles vnsers Thuns/ wel- ches Thun/ wann es recht ist/ ein freyen Muth/ vnnd Frewde in Gott gebieret/ ne- Dritter Theil. F ben Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ben einer hoͤchsten Ruhe deß Geistes/ in gutem Vertrawen. Hievon meldet Se- neca: Ein weiser Mann ist nimmer ohne Frewd/ es entstehet aber solche Frewd auß nichts anderst/ als auß dem tugendreichen Gewissen. Dann es kan niemand frewdig seyn/ als der Mannhaffte/ der Gerechte/ vnd der Maͤssige. Jtem/ die Tu- gend allein verleyht die jmmerwehrende vnd sichere Frewd: vnd wann schon etwas darzwischen einfaͤllt/ ist es doch nur wie eine Wolcke/ so vnden schwebt/ vnd den Tag oben nicht hindern kan. Den vbrigen Stamm setzet Tullius mit diesen Worten: Wann nur das Gewissen/ vns in vnserm gantzen Leben diß Zeugnuß gibt/ daß wir das allerbeste vns vorgenommen vnd gethan/ werden wir ohne einige Forcht/ in hoͤchster Erbarkeit leben. Dann wann auch die gantze Welt zu trimmern gieng/ vnd auff ein solchen Mann fielen/ wird er doch vnerschrocken alles vberstehen: gleich wie das boͤse Gewissen den allerbehertzesten Menschen zittern macht/ wie ein Laub am Baum/ vnd laͤst jhm weder Tag noch Nacht Ruhe/ wie ein nagender Wurm/ vnd heimlicher Hencker/ der mit vnsichtbarer Peitschen schlaͤgt/ vnd nicht auff hoͤrt/ als bey dem letzten Athem deß Lebens. Darumb koͤnde man/ so der Tyrannen Her- tzen auffgeschlossen/ vnnd vnsere Augen zusehen wuͤrden/ die stich vnd streich/ das reissen vnd beissen jhrer Hertzen/ Gemuͤther/ erschroͤcklicher weise empfinden. Vnd eben deß wegen soll ein Fuͤrst diß fuͤr die groͤste Mannheit halten/ daß er sein Ge- wissen trewlich verwahre/ vnd sich darauff verlassen koͤnne. Dann es gilt hie kein heucheln: in Ewigkeit muß die Thorheit sich buͤssen/ wann einen entweder eine lie- derliche Person/ oder ein falscher Wahn betrogen. Hierauff verließ sich Africanus major, als man jhn vor Gericht forderte/ wegen etlicher Gelder/ so er auß dem Krieg wider Antiochum in seinen eygenen Nutzen verwendet hette/ vnnd sagt/ an statt seine Vnschuld darzu thun: vnnd durch demuͤhtige Bitt das Volck zubewe- gen/ jhr Roͤmer/ heut diesen Tag jahrets sich/ daß ich die maͤchtige Statt Cartha- go vberwunden/ kompt/ last vns GOtt deßwegen dancken/ darauff jhm auch das gantze Volck zum Capitolio gefolgt/ vnd den Anklaͤger/ sampt dem Richter vnnd Herolden allein gelassen/ doch wolt er kein Vngelegenheit haben/ vnd zog auß der Statt. Viel anderst verhielte sich Nero/ nach dem er seine leibliche Mutter/ auch sein Zuchtmeister hingericht/ da jhm weder deß Raths/ noch deß Volcks/ noch der Kriegsleuthe frewdiges zuruffen/ das Gewissen nicht koͤnnen vest machen: wie er dann offt selbst beklagt/ er hab vor seiner Mutter Geist kein Ruh/ sie schlage vnd verfolge jhn mit brennenden Fackeln. Dann es kam jhm offt vor im Schlaff/ er halte das Ruder auff dem Schiff/ vnnd seine Mutter zwing es jhm auß den Haͤn- den/ ja sie reisse jhn hin in die eusserste Finstere: es vberfallen jhn die fligende Ameis- sen mit meng/ vnd die Goͤtzen der Heyden stosse auff jn. Nit viel besser gieng es Ca- ligul æ / der nim̃er vber drey Stunden Nachts ruhen koͤnen/ vnnd noch in vielfalti- gem Schrecken vnd Einbildungen: welches dannenhero kommen/ daß er GOTT gaͤntzlich verachtet/ vnd eben deßwegen zu einem gar geringen Donner oder Blitz/ mit den Augen geblintzelt/ vnd das Haupt in ein Kuͤssen versteckt/ wann aber ein grosses Dritter Theil. grosses Wetter am Himmel brausete/ kondte er sich nirgend behalten/ sprang auß dem Beth/ vnd verkroche sich vnder die Bethlade. Dann es bleibt wahr/ daß das Gluͤck wol die Straff/ von einem vnd dem andern/ die Forcht aber von niemanden abwendet. Also war Domitianus/ jmmer voller Forcht vnd Schrecken/ auch vber die massen Argwohnisch. Jhme kam Junius Rusticus, den er vnschuldiger weiß hinrichten lassen/ im Traum kurtz vor seinem Endt/ mit einem blossen Degen gar offt vor. Kayser Theodosius hatte zu Thessalonich ein grosses Blutbad lassen vor- gehen/ vnd fand deß wegen weder Rast noch Ruh: antwortet auch seinem geheimen Rath Ruffino/ der jhm troͤstlich zugesprochen/ auff dem Boden liegend/ mit heissen Thraͤnen: lieber Ruffine/ du fuͤhlest nicht/ wo es mir wehe thut/ ich heule vnd seuff- tze/ vber mein grosse Noth/ daß die Kirch Gottes/ den Bettlern vnd Sclauen offen steth/ vnd sie jhren Herꝛn im Himmel anruffen doͤrffen/ mir aber der Zutrit zu jhm verlegt/ ja der Himmel verschlossen ist: doch kam er wider zu recht. Aber Koͤnig Die- terich von Bern/ thet sich in die Einsambkeit/ vnd starb nach dreyen Tagen vor Leyd/ nach dem er Symmachum vñ Boëtium, zween fuͤrtreffliche Maͤñer/ auß blos- sem Verdacht/ deß angemasten Koͤnigreichs lassen hinrichten/ vnd eben denselben Abend/ ein grosser Fischkopff auff seiner Taffel jhm vor kommen/ als deß Symma- chi Haupt/ welches jhm die eusserste Noth ankuͤndigte. Von Alfonso dem juͤngern Koͤnig zu Naples/ schreibt Guicciardinus: Es ist gewiß vnnd erwiesen/ daß Alfon- sum sein Gewissen gequaͤlet/ vnd daß er weder Tag noch Nacht/ in seiner Seelen ruhen koͤnnen: dann es stnnd jhm vor/ der enthaupteten Fuͤrsten Geister/ vnnd das gantze Volck schryen Rach wider jhn: drumb entdeckt er sein Fürhaben/ nur allein seiner Stieff Mutter der Koͤnigin/ vnnd hielt es auff instaͤndiges anhalten/ vor Bruder vnd Sohn verborgen/ wolt auch kein paar Tage warten/ das vollige Jahr seiner Regierung zuschliessen/ sondern nahm die Flucht mit vier Galeassen/ darin er das beste seiner Sachen geladen: hatte aber bey dem auß weichen/ ein so grossen Schrecken wegen der Frantzosen/ daß er meynte/ sie vmbringeten vnd griffen jhn/ vnnd auff ein jedes Geraͤusch/ sich von einem Orth zum andern gewendet. Ein junger vom Adelhatte ein andern/ erzehlt Chokier/ ohngefehr entleibet/ vnd kondte deß wegen vor desselben Geist gar keine Ruhe finden: er schrieb gar beweglich auß Hungarn/ dahin er als ein Soldat gezogen war/ daß er mit deß entleibten Freun- den moͤcht vertragen werden/ was es auch jmmer kosten solte: empfand aber keine Linderung nach dem Vertrag. Wie soll dañ den vorsetzlichen Moͤrdern vmb das Hertz seyn/ wie soll es vmb diese stehen/ so die Christenheit mit Blut vberschwem- men/ vnd zu vnrechtmaͤssigen Kriegen rathen? Hie muß ich hoͤren/ man muͤsse das Gewissen beseyt setzen/ bey den Staads- sachen/ vnd raison d’ Estat lassen vorgehen. Es ist aber nicht wunder/ wann diese Leuth deß Fuͤrsten Gewissen vernichten/ weil sie selbst keine Stell in jhrem Hertzen/ Gott dem Herꝛn vergoͤnnen/ da doch Heyden vnd Christen nach gesundem Liecht der Natur/ vnnd reiner Lehr von der Seeligkeit/ weit ein anders erfordern. Auch F ij wird Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ wird vorgeschůtzt/ wann man nicht jederweilen sich der Ketzerischen/ ja Türckischen. Huͤlff bedienete/ solte man laͤngst deß Nechsten Nachbarn Knecht worden seyn. was aber solche Huͤlff endlich nutzet/ haben die Griechen erfahren/ wie auch die je- nigen/ so solcher gestallt die Freyheit deß Leibs vnd deß Gewissens verlohren. Wann man aber von dem Eyfer/ oder dem Gewissen handelt/ ist zuwissen/ dz zwar einem jeden Menschen desselbe/ als ein Anklaͤger/ Zeuge/ Richter vnd Voll- zieher deß Vrtheils ist gegeben/ vnd klebt der Seelen an in Ewigkeit. Dann das Gewissen fasset alles/ boͤses vnnd gutes/ was begangen wird/ vnnd mercket/ was auß Lust/ List vnnd Raach zu viel geschehen/ zwar nicht alle maͤl gleich/ auff der Stund/ sondern etwan lange Zeit nach der That/ wann es/ wie ein verdeckt Fewer vnder der Asch wird herfuͤr gezogen/ oder wie ein schlaffender rasender Hund auff- wachet. Als dann faͤllt es den Menschen an/ macht die Suͤnde abschewlich/ bitter/ vnd sehr groß: es setzt sich auff den Richterstul/ vnnd spricht das Vrtheil wider sich selbst/ ja naget mit scharpffen spitzigen Zaͤhnen sich selbst/ zehrt sein eygen Fleisch/ vnd verzehrt es doch nicht. Welches die Poeten wollen andeuten/ wann sie den Riesen Tityum, oder Prometheum, wegen deß im Himmel gestohlnen/ vnd auff Erden gebrachten Fewers/ auff das Gebierg Caucasus außgespannt/ vnd in Fessel an Haͤnden vnd Fuͤssen gelegt/ die Brust auffgespalten/ vnnd die Raubvoͤgel dar- auff gesetzt/ die mit jhren Schnabeln das Hertz durch graben/ vnd alle Aederlein/ so jmmer wider heran wachsen/ außreissen/ vnd dem Nothleiden den nimmer keine Ruhe lassen/ sondern vn auffhoͤrlichen Schmertzen verursachen. Wann aber das Gewissen still vnnd ruhig ist/ lachet alles/ wie im Fruͤling/ vnnd muͤssen alle truͤbe Wolcken der trawrigen Bekuͤmmernuß bald ehe weichen vnnd vergehen/ als sie heran streichen. Gleich wie wir nun im andern Theil verstanden/ daß zwar fuͤnff Haupt- Secten/ in der Occidentalischen Kirchen sich befinden/ deren aber nur drey nach dem Regiment streben: also ist leicht abzunehmen/ daß ein jede der selben dreyen sich bemuͤhet/ eines Printzen Gewissen/ mit seiner Deuteley einzunehmen/ auff daß die andere zwo keinen Platz finden/ ja verfolget vnd vertrieben werden. Auff welche weise man in der Chur Pfaltz vor/ zu vnnd nach Casimiri Zeiten vnderschiedliche Veraͤnderungen bey dem Kirchenwesen gesehen. Kayser Ferdinand der Erste/ vnnd sein Sohn Maximilian der Andere/ hetten schier mehr/ dann eine Parthey sich lassen beybringen/ zum wenigsten/ eine widrige Parthey geduldet/ wie jhre an- gemerckte Fehler davon zeugen. Aber Ertzhertzog Carlen ließ sich anderst berich- ten/ vnd wolt nur die einige Parthey vor recht vnd guͤltig erkennen/ auch passiren lassen. Vnd weil sein Sohn Ferdinand eben solche impressiones angenommen/ hielt jhn der Bapst vor ein duͤchtiges Haupt deß Kirchen Kriegs wider die Abtruͤn- nigen/ bracht jhn auch so weit/ daß er gelobt/ vnd offentlich/ so wol Schrifft-als Muͤndlich sich verlauten lassen/ ehe Land vnd Leuth/ Leib vnnd Leben daran zusetzen vnnd zuverliehren/ ehe im Hembd/ mit einem weisen Stecken ins Elend zugehen/ ehe Dritter Theil. ehe sich in Stuͤck zerhawen zulassen/ als die widrige Partheyen in seinem Gebiet vnd Landen zu dulten. Wie nun Ertzhertzog Ferdinand sein Gewissen/ mit diesem Eyfer einnehmen lassen/ also theten auch/ vnd nicht weniger/ die beyde andere Par- theyen an jhrem Orth/ sich zu erheben/ vnd die andere zuvnderdrucken. Dann sie schuͤtzen alle drey das Gewissen vnd die Religion vor/ vnd wollen jederman mit Witz oder Gewalt dahin bringen/ daß jhre/ vnnd kein andere Meynung den Vor- zug behalte. Dann im Roͤm. Reich will Sachsen das Luthertumb erheben/ nimbt jhm selbst die allein Seeligmachende Religion/ vnnd verdampt die Paplsten vnnd Calvinisten schlecht hinauß: wendet auch allen Fleiß an/ ein Gegenbapstumb von dem Concordibuch her/ zubefestigen. Die Heydelberger hingegen/ weil sie zu schwach sind/ sich empor zu schwingen/ vnnd wider zwo Partheyen zustehen/ su- chen bey den Lutheranern Bruͤderschafft vnnd Huͤlff: verdammen zwar nicht so grob hinauß/ lehren doch/ daß jhre Meynung die allerbeste sey/ vnnd kluͤgeln vber die massen. Vnd wann alles recht wird vberlegt/ streitet vnd kaͤmpffet jede Parthey/ mit Schrifften vnd Streichen/ mit Feder vnd Fewer/ mit disputieren vnd defen- diren/ mit Klaffen vnd Waffen/ nit nur vmb die hoͤchste Wuͤrde der Lehr/ sondern auch vmb die freye Vbung derselben/ zu welcher Vbung/ dann die Geistliche Guͤ- ter/ vnnd Stifftungen gezogen werden/ als were das Gewissen an dieselbe gebun- den. Also muͤssen die Kirchen sich weyhen lassen/ nach deß Lands Fuͤrsten impres- sion, also wird nicht anderst gelehrt/ als nach desselben humor, also gebuͤhrt dem Vnderthan vnnd Landsaß kein andere Vbung/ als nach seines Obern Religion/ vnd solte dieselbe mit vnnd durch die Obern jeden Monat/ oder jedes Jahr sich aͤn- dern muͤssen: gleich wie manche Statt in solcher Zeit/ offt zween oder drey wiedri- ge Herꝛn/ bey den geschwinden Kriegslaͤufften anzunehmen genoͤthiget wird. Vnd wann dann der reinen Parthey/ etwas zuwaͤchst/ an Land vnd Leuthen/ oder einiger Regirender Herꝛ auff jhre Seit trit/ ist wunder groß frolocken: Zu welchem Ende dann alle erdenckliche Rencken vnd Kuͤnste erfunden werden. Doch bemuͤ- hete sich Sachsen nicht sonderlich darunder/ ausser halb dessen/ daß seine Schrifft- gelehrten sich sehr eyfferig erzeigten: dann er etwas naͤher zu den Catholischen ge- tretten/ nit so sehr auß Anmuth der Religion/ oder Trieb deß Gewissens/ als auß Hoffnung/ die Guͤlchische Landen davon zutragen. Aber Heydelberg machte sich zum Haupt der Vnion/ mit welcher Sachsen/ vmb gemelter Vrsachen willen/ nicht wollen sich verwirꝛen/ vnd widersprach den Catholischen allenthalben: brach- te auch etliche Lutheraner an sich/ die aber/ als Nachbarn/ jhr besonders absehen hatten. Die Catholische hingegen/ vnd fuͤrnemlich die Cardinaͤl zu Rom/ bem ůhe- ten sich/ das Concilium Tridentinum allenthalben auff die Bahn/ vnd in vblichen Gebrauch zubringen: darbey der Spanier sein absehen auff eine Monarchy hatte/ namentlich bey der Berahtschlagung zu Monte Vlasconi, im Jahr 1615. Vnnd F iij weil Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ weil die Sach sehr schwer schiene/ wurd im folgenden Jahr zu Warsaw beschlos- sen/ man muͤste die Hollaͤnder mit Macht vberziehen/ vnd verderben/ vnd zu Mag- denburg ein festen Fuß setzen/ dieweil derselbe Administrator Primas in gantz Teutschland/ Auffseher vber dẽ Ober Saͤchsischẽ/ Westphalischen vñ Fraͤnckischẽ vñ Director vber den Niedersaͤchsichen Kreyß/ auch Reuisitator der Kammer zu Speix: darumb an der Elb/ in so beruͤhmtem vnd festem Orth/ ein Kriegsrath nie- der zusetzen/ vnd die Inquisition anzustellen were. Jn dessen muͤste man den Koͤnig in Dennmarck/ vnnd den Churfuͤrsten in Sachsen durch heurahten/ oder andere Wege beseit halten/ dem Pfaltzgraffen newe Haͤndel erꝛegen/ vnnd die Vnion zer- trennen: auch den Lutheranern einen Muth machen/ wider die Calvinisten. Noch war Cloͤsel der Cardinal vbrig durch Gewalt/ oder gute Wort zugewinnen/ daß er Kayser Matthiam heredete/ Ertzhertzog Ferdinanden ein Koͤnigreich/ mit Willen oder Vnwillen/ abzutretten/ dieweil gedachter Ertzhertzog Ferdinand sich dem Bapst zu Rom verpflichtet/ vnd dem geheymen Directorio vndergeben/ nach dem man Anno 1617. zu Wien sich lang bedacht/ wie man das Balthische Meer/ oder die Ost See vnd den Sund fassen koͤnde: wie dann der Spanier zu dem Hauptwe- sen/ jaͤrlich dritthalb Tonnen Goldes versprochen. Dann vmb dieselbe Zeit Paulus V. sich hoͤchlich befoͤrchtet/ es moͤchten die Ketzer/ nach Kaysers Matthi æ Todt/ ei- nen Kayser auß jhrem Mittel auffwerffen/ vnnd die Catholischen gar vnterdruͤ- cken/ wie er solches dem Spanischen Gesandten/ der wegen deß Festes vber der Em- pfaͤngnus der H. Jungfrawen Marien instaͤndig anhielte/ weitlaͤufftig zu seiner Entschuldigung/ deß langen Auffschubs angedeutet. Vnd also bemuͤhete man sich Catholischer Seiten zum allereussersten/ daß Ertzhertzog Ferdinand/ wegen sei- nes grossen Eyfers/ vnd der zu Rom geleysteten Pflicht/ von Kayser Matthia an Sohnsstatt angenommen/ vnd zu einem Roͤmischen Koͤnig/ auch kuͤnfftigen Kay- ser vorgeschlagen wurde/ das Hauptwesen der Catholischen Religion/ wider die Ketzer zufuͤhren. Vnd hier zu befand sich Albrecht Wallenstein/ durch zwoͤlff gleich- stimmende Astrologos sehr bequem/ der eine Zeitlang mit dem Hertzogthumb Friedland koͤnde zufrieden seyn/ biß man jhn zu einem Groß Fuͤrsten in Denn- marck oder Mechelburg machen konde: vnder dessen den Namen eines Kayserli- chen/ Baͤpstischen vnd Spanischen Feldherꝛn führete. Wie nun die Catholische Parthey dieser gestallt beschlossen gewesen/ vnnd in guter Verfassung stunde: theten sich die Calvinisten auch herfuͤr/ machten jhnen einen Ruͤcken in Engelland durch Heurath/ als der Pfaltzgraff zu Heydelberg/ die Koͤnigliche Princessin daselbst heurate/ vnnd schon zu vor wegen seiner Fraw Mutter/ mit dem Hauß Vranien/ auch wegen der Religion/ vnd vielen alten vnd newen geleysteten Diensten/ mit den Hollaͤndern in geheymen Vernehmen stun- de/ vnd Chur Brandenburg auch an sich zoge. So solten auch die Hugonotten in Franckreich/ sonderlich aber die Fuͤrstliche Haͤuser von Rohan (welches durch Heu- Dritter Theil. Heurath an den Pfaltzgraffen hienge) vom Condé, vnd Chastillion, vnvergessen seyn/ was man hiebevor bey jhnen gethan/ ein gleichen Reuterdienst auff den Nothfall zuerweisen/ vnd vielleicht die gantze Koͤnigliche Macht wegen der Guͤl- chischen Landen in das Teutsche Wesen einzuflechten. Also waren die Glocken beyderseits gegossen/ vnnd mangelte nur an einem Klippel/ den Lermen zuschla- gen: vnnd hielte jede Parthey das Gewissen/ oder die Religion fuͤr sich/ vnnd am besten/ als koͤndten sie nicht besser thun/ dann den Gegentheil nach Anleytung deß auff einen oder den andern Weg angefuͤhreten/ vnnd fest gemachten Gewissens/ vnder die Banck/ vnd in den Sack zustossen Dann wann man die Catholischen fragt/ warumb sie zu den Waffen greiffen/ koͤnnen sie nichts anderst antworten/ als daß man sich von der Roͤmischen Kirchen entzogen/ derselben Gesatz vnnd Ordnungen verachtet/ vnd Kirchen vnnd Stiffter zu einer wiederigen Lehr/ ja gar zur Jaͤgerey gebraucht/ vnnd also der Stiffter Sinn vnnd Willen vbertretten. Eben dieses sagen die Protestirenden/ ob schon auß einem andern Grund/ daß nemblich die liebe Alten die Ehr GOTtes betrachtet/ jhre eygene Mittel gestifftet/ aber guter Meynung/ vnnd gar nicht/ daß Bischoff vnd Moͤnch solten Vberfluß treiben/ sondern das Volck lehren/ vnnd zum Himmelreich bereyt machen. Die Calvinisten wollen schier etwas weiter gehen/ vnnd behaupten/ daß jhnen/ Erb- kasten Vogtey Herꝛn/ der Vberfluß von den Einkommen der Geist- lichen Guͤter zwar gebůhre/ darumb sie auch Macht haben/ die Stiffter gar zuvertilgen/ vnd Kammer- oder Taf. fel Guͤter darauß zumachen. Da- von drundem mit meh- rem. Der Germaniæ perturbatæ \& Restauratæ Der sechste Discurß. Wie Kayser Matthias den Ertzhertzog Ferdinand zum Sohn angenommen: der Koͤnig in Spanien auff Boͤhmen vnnd Hungarn verziehen/ gegen einer gegen Obligation: wie Ferdinand zum Koͤnig in Boͤhem vorgeschlagen/ vñ auff Beding- ung angenommen worden. Wie der Kayser vnd der Koͤnig nach Dreßden reysen. Wie die Staͤnde in Boͤhmen ein Landtag angestellt/ sich vom Kayser nicht ab- mahnen lassen/ vnd drey Kays. Diener zum Fenster hinauß gestuͤrtzt. Von den dreyẽ Hauptvrsachen dieses Kriegs. W Jr muͤssen Vns dermahl eins in den Boͤhmerwald begeben/ vnd fleissige acht nehmen/ wie das Fewer dieses grund verderblichen dreys- sig Jaͤhrigen Kriegs endlich angegangen/ vnd sich vber gantz Teutsch- land auß gebreytet hat. Zu Prag/ in der Hauptstatt deß Koͤnigreichs/ hielte seinen Hoff Kayser Matthias/ diß Nahmens der Ander Koͤnig in Boͤh- men vnd Hungarn/ vnd hatte die Zeit seiner Regierung/ den sehr krancken Fried vnderhalten/ also auch den Krieg eusserstes Fleisses hindertrieben. Dieweil er nun sahe/ daß weder er/ noch seine Bruͤder einige Hoffnung zu ehlichen Leibs- erben mehr machen koͤnnen/ vnd nichts desto weniger wegen eines Nachfolgers im Koͤnigreich Boͤhmen/ nach seinem Ableiben sorgfaltig war/ auff daß dieselbe edle Laͤnder bey dem Hauß Oesterꝛeich bleiben/ vnnd wegen der zunehmenden Prote- stiren den Religion/ darauff die Cardinaͤl vnnd Gewissens Raͤhte/ sonderlich Car- dinal Cloͤsel/ das fürnehmste Absehen hielten/ nicht etwan den Ketzern heymfal- len/ vnnd gantz Oesterꝛeich verderben moͤchte/ nam er seines Vatters Bruders Sohn Ertzhertzog Ferdinanden an zu einem Sohn/ mit eusserstem Fleiß/ dem- selben den Staͤnden im Koͤnigreich Boͤhmen zu recommendiren/ vnd jhme das Koͤnigreich zuerwerben. Es wolte aber hierzu noͤhtig seyn/ daß Spanien darein verwilligte/ vnnd sich seiner habenden An- vnd Zuspruͤch so ferꝛn begebe. Dann das gantze Hauß Oesterꝛeich von Kayser Albrechten her/ an die Koͤnigreiche Boͤhmen/ Hungarn vnd Poln die Succession zusuchen hat: zuvorderst aber hette Ferdinandus I. seiner Gemahlin Erbrecht nicht erhalten/ sondern gar leicht verliehren koͤnnen/ wann nicht Carolus V. jhme die Boͤhmen zam gemacht/ vnnd vnder Sattel vnnd Sporn gebracht hette. Darumb schickte der Koͤnig in Spanien den Graffen von Ognata in Teutschland/ der diß offentliches Jnstrument auffrichten lassen: Nach dem die Kayser-auch zu Hungarn vnd Boͤhmen Koͤnigliche Majestaͤt/ Matthias der Ander/ auß Vaͤtterlicher vnd sonderbahrer Liebe/ Fleiß vnd Sorgfaͤltigkeit/ so er zu der Catholischen Religion/ vnnd dem Durchleuchtigsten Hauß Oesterꝛeich jeder- Dritter Theil. jederzeit getragen/ zu dero ersprießlichen Wolfahrt fuͤrnemblich nothwendig seyn erachtet/ daß noch bey derselben Lebzeiten/ auff eine kuͤnfftige Nachfolgung in den bey den Koͤnigreichen Hungarn vnd Boͤhmen/ vnd denselben anhangenden Pro- vintzen vnd Laͤndern/ Fuͤrsehung gethan wuͤrde/ zu welchem End sie dann bey mei- nem Herꝛn/ dem Koͤnig in Spanien viel Vnderhandlung gepflogen/ damit seine Majestat dahin gebracht werde/ daß die selbe jhrem geliebten Vettern vnd Schwe- stermann Ertzhertzogen Ferdinanden/ zu gutem vnnd sondern gunsten bestaͤttige/ vnd gut heisse die Abtrettung der Succession in obgemelten Koͤnigreichen/ so im Jahr 1571. den 29. Tag Aprill durch Koͤnigin Anna/ seine Mutter/ Kaysers Fer- dinandi deß Ersten absteigenden Mannlichen Leibserben/ zu sonderlichem gefal- len geschehen ist: wie nicht weniger auch abtrette/ vnnd vbergebe alles das Recht/ das derselben seiner Majestaͤt in obgedachten Koͤnigreichen/ vnnd anhangen den Laͤndern vnd Provintzen/ als dem einigen/ Frawen Annen in Hungarn vnd Boͤh- men Koͤniginnen/ erstgebornen Sohns/ Kayser Maximilian deß Andern in rech- ter absteigender Linien/ Sohns Enckel zustehet/ oder auff jrgend eine weiß zuste- hen vnd gebuͤhren moͤchte. Daher jhre Majestaͤt/ auff daß sie in die Fußstapffen jhrer hochberuͤhmten Vorfahren trette/ vnnd derselben Exempel grosser Freyge- bigkeit nach arthe/ vnd wie grosse Lieb vnnd Begierd sie habe/ die wahre Religion/ gemeinen Nutzen/ vnd sein eygen Hauß zuerhalten vnd zuvermehren/ wie sie zu- vor mit gewaltiger Huͤlffleystung/ vnd auff andere weg vnd weiß offtmalhs ge- holffen/ also auch jetzund herꝛlich zuerweisen/ den gemeinen Nutzen/ jhrer eygenen vnd sonderbahren Wolfahrt weit vorgezogen/ vnd mir jhrem Oratore vnd Lega- ten/ durch einen gevollmaͤchtigten Gewalt/ vnd offentlich Jnstrument/ so in be- ster Form den 21. Aprill dieses lauffenden 1617. Jahrs/ zu Madril auffgerichtet vnd verfertiget/ dessen wahres Original mit seinen Beglaubten Copien hiemit auff legend/ Macht vnd Gewalt gegeben/ gemelte Abtrettung sampt der Bestaͤt- tigung droben gedachter Begebung/ jhrer Ertzhertzoglichen Durchleuchten zu gu- tem Genuͤgen zuthun vnd zuverꝛichten. Derohalben ich Graff von Ognata, Orator vnd Befelchhaber/ in Krafft gemelten Mandati Procuratorij, so ich beydes in Original vnd Copien vbergeben- wie auch habender Vollmacht/ im Namen deß Koͤnigs in Spanien/ meines Herꝛn/ wie auch aller anderer seiner jungen Fürstlichen Soͤhn vnnd Kindern/ be- festige/ heisse gut/ vnd bestettige gemelte Begebung vnd Abtrettung/ von obgemel- ter Koͤnigin Anna/ meines Herꝛn Fraw Mutter geschehen. Jch tritt auch ab/ vnd begebe mich in diesem Namen/ alles deß Rechten/ das meinem Herꝛn/ dem Koͤnig in Spanien/ den Durchleuchtigsten Fuͤrsten/ seinen Jnfanten vnd Soͤh- nen/ in gedachte Koͤnigreich vnd anhangende Provintzen vnd Laͤnder gebuͤhrt/ o- der auff was weiß vnd weg gebuͤhren mag/ Ertzhertzog Ferdinanden/ vnd seinen in rechter vnauffhoͤrlicher absteigender Linien/ ehlichen Mannlichen Leibs Erben/ ohn einige deß Glieds oder der Zeit Beschreibung vnd Vorbehalt/ zu sonderlichen Dritter Theil. G gunsten Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Gunsten/ Gut- vnd Wolthat/ mit diesen pactis vnd Bedingungen/ daß nemblich die Vergeltung/ welche in einer der Oesterꝛeichischen Landschafften vnd Provin- tzen zugeschehen begehrt wird/ oder koͤnte begehrt werden/ auff eine andere Hand- lung verspart werde: welche zwar/ so bald jmmer moͤglich/ soll fuͤrgenommen wer- den. Jn welcher man sonderlich in acht zunehmen/ die vielfaltige Huͤlff vnnd Wolthaten/ so jhrem Hauß in diesen Landen seine Majestaͤt jederzeit erzeiget/ vnd dasselbige dardurch geschuͤtzet hat: damit also/ wann dieses alles wol behertziget wird/ derselben in diesem stück/ so viel jmmer moͤglich/ auch ein Genuͤgen geschehe: mit dem auß druͤcklichen Anhang vnnd Verbindung/ daß so Jhrer Durchl. Ertz- hertzogs Ferdinanden rechte Mannliche Linien solte absterben/ genannte Koͤnig- reiche vnd Provintzen auff Jhrer Koͤn. May. Nachkoͤmmlingen/ in rechter ehelich auff einander folgenden Mannlicher Linien wider fallen sollen: Also vnd der ge- stallt/ daß die Toͤchter/ so vor Jhrer Durchleucht. vnd deroselben Nachkoͤmlingen weren geboren worden/ oder solten geboren werden/ auch derselben Toͤchter/ Soͤhn vnnd folgende Mannliche Leibs Erben/ jmmer vnnd ewig durch die Mannliche Leibs Erben/ so von meinem Herꝛn dem Koͤnig in recht er Mannlichen Linien rechtmaͤssig entspringen/ jetzt vnd zu allen Zeiten von der Nachfolg in gemelten Koͤnigreichen vnnd anhangenden Provintzen/ sollen außgeschlossen seyn vnnd bleiben. Wann nun dieses alles also von Jhrer Durchl. eingangen vnd angenom- men worden/ so gelange sein Bitten vnd Begehren an Jhre Kay. May. die geru- he hieruͤber von Kay. vnd Koͤn. Mayst. allerseits auffgerichte Jnstrumenta vnnd Brieff/ nach dero Vollmaͤchtigen Gewalt/ in bester Form zubestaͤttigen. Vnd ich Graff von Ognata, derich als ein Legat vnd Befelchshaber/ im Namen wie obgemelt/ dieses alles annehme vnd fest halte/ versprich zu dieser Handlung meh- rer Sicherheit im Namen meines Herꝛn Koͤnigs/ desselben Jnfanten vnnd Er- ben/ vnnd aller jhrer Nachkommenden beyderley Geschlechts/ mit gutem wissen vnd wolbedachtem Willen/ auff beste Form/ weiß vnd weg/ wie es nach Recht vnd Gewonheit deß Roͤm. Reichs/ oder Koͤnigreich seiner Kayserlichen Majestaͤt/ oder auch anderer Provintzen Gewonheiten vnd Satzungen geschehen mag/ daß alles vnnd jedes/ was in diesem Jnstrument verfast/ vnnd begriffen/ auff dieser Seiten gantz vnd vnverbrechlich soll gehalten/ vnd ins Werck gerichtet werden: daß auch vom Koͤnig oder Fuͤrsten/ vnd desselben Jnfanten vnd Kindern weder durch ein Testament/ oder andern letzten Willen/ oder Verordnung vnder den Lebenden/ etwas diesem entgegen vnnd zuwider soll vorgenommen werden: vnnd da derglei- chen geschehen solte/ solches nichtig vnd ohn kraͤfften seyn solle/ alle arge List vnnd Außzuͤge/ ꝛc. wie die jmmer Namen haben moͤgen/ nicht anderst/ als wann sie alle hie genennt werden/ außgeschlossen. Jch renuncire vnd begebe mich auch dersel- ben im Namen wie obgemelt/ zu desto mehrer Krafft dieses Brieffs gantz vnd gar/ will sie auch dergestallt auff gehebt haben/ daß wider dieses geschworne vnd bestaͤt- tiget Dritter Theil. tiget Jnstrument weder der Roͤm. Bapst oder Kayser dispensation vnnd Auffhe- bung soll koͤnnen begehrt/ oder erlangt werden: oder da dergleichen erlangt/ oder von den Baͤpsten vnd Kaysern fuͤr sich selbst/ vnd auß eygner Bewegung solte ge- geben werden/ will ich dieselbe gaͤntzlich vnkraͤfftig vnd vnguͤltig gehalten haben. Wo auch vber das seiner Durchl. gefallen wuͤrde/ zu seiner vnd der seinigen Versicherung/ an gegenwertigem Jnstrument/ in seinen Clauseln etwas zuer- newern/ hinz nzuthun oder zuverschaffen/ jedoch die obgedachte Bedingungen/ vñ was zur Hauptsach an jhr selbst gehoͤrt/ vngeaͤndert/ wie solches im Namen vnnd von wegen Jhrer Durchl. vnd dero Kindern begehrt worden (doch daß es von Da- to dieses Brieffs an/ in Jahrs frist geschehe) versprich ich/ daß darzu mein Herꝛ/ der Koͤnig/ sein Printz vnnd juͤngere Kinder/ lediglich verbunden seyn sollen: vnnd das mit Verpfaͤndung aller Guͤter meines Herꝛn Koͤnigs/ bey Koͤniglichen wah- ren Worten vnd Trewen/ vnnd bey dem Eyd/ den ich hieruͤber in Jhrer May. Na- men leiblichen auff die H. Evangelien geschworen habe/ ꝛc. Dieses ist geschehen in beysein/ Herꝛn Jacob Chisel/ Freyherꝛn zu Kaltenbrun/ Jhrer Durchl. Rath vnd Stallmeisters: Herꝛn Vrbani/ Freyherꝛn von Battingen/ vnnd Persin/ Jh- rer Durchl. Kriegsrath vnd Kaͤmmerers/ als darzu erbettenẽ Zeugen: deßgleichen auch in beywesen auff seiner Durchl. Befelch/ seines geheymen Raths vnd Ober- sten Hoff Cantzlers/ Herꝛn Leonhard Gezy/ bey der Rechten Doctoris: welche auch von mir darzu erbetten/ samptlichen mit eygenen Haͤnden hie vnderschrieben haben. Diese Renunciation vnd Koͤnigliche Verzeyhung/ der Succession vnnd Nachfolg in beyden Koͤnigreichen Hungarn vnnd Boͤhmen/ hat nun Ertzhertzog Ferdinand nicht allein mit Danck angenommen/ sondern auch hingegen mit ei- nem außfuͤhrlichen Diplomate, Jnstrument vnd Briefflicher Versicherung/ sich gegen dem Koͤnig in Spanien/ vnd seinen Mannlichen Leibs Erben/ so in rechter ordentlicher Linien auff einander folgen werden/ versprochen/ da es jhme in seiner Linien an rechten ehelichen/ vnd ordentlich auffeinander folgenden Mannlichen Erben mangeln solte/ Koͤn. May. in Spanien an jhrer habenden pr æ tension vnnd Gerechtigkeit zu gemelten beyden Koͤnigreichen nicht zuhindern/ noch verschaf- fen/ daß dieselbe gehindert werde/ sondern viel mehr den freyen Zutrit zulassen: neben Erbietung annehmlicher Satisfaction vnd Widergeltung/ der bißher jhme vnnd den seinigen geleysten Spanischen Huͤlffen. Welches alles geschehen zu Prag den 6. Junij/ in der ordentlichen Kammer oder Conclave, Ertzhertzog Ferdinanden/ in beysein obgemelter Herꝛn Zeugen/ so sich beyderseits vnderschrie- ben! vnd also bald von Kay. May. approbirt vnd bestaͤttiget worden. Auff jetzt erzehlte geschehene Renuntiation vnd Begebung/ aller vnd jeder pr æ tensionen vnnd habenden Anspůch zu den beyden Cronen/ so nach toͤdtlichem Ableiben Kayserlicher Mayst. der Koͤnig in Spanien fuͤr- vnnd einwenden hette G ij koͤnnen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ koͤnnen/ ist alsbald der jenige Landtag zu Prag/ welcher durch ein Kayserlich Auß- schreiben/ den dritten May allenthalben im Koͤnigreich Boͤhmen publicirt wor- den/ eine gantze Stund lang im Schloß zu Prag/ wie gebraͤuchlich/ mit einer gros- sen Glocken eingeleutet worden: darauff Jhre Kays. Mayst. neben den Ertzhertzo- gen Maximilian vnd Ferdinanden/ welche etliche Tag zuvor daselbst ankommen/ nach gehaltenem Ampt/ auß der Schloßkirchen/ mit gewoͤhnlichen Ceremonien/ vnd vorgetragenem Schwerdt/ von den Herꝛn Staͤnden/ Officirern vnd Raͤthen/ in die Landstuben begleytet worden/ daselbst Jhre Mayst. auff den Koͤniglichen Stul/ vnd neben deroselben zur Rechten beyde Ertzhertzogen sich gesetzt: darauff durch den Obersten Landhoffmeister die Vrsachen dieses Landtags/ vnd daß Jhre Mayst. sich der gehorsamen Staͤnde erscheinen gnaͤdigst bedancken/ vorgebracht. Nach solchem hat der Oberst Cantzler die Proposition abgelesen/ der Oberst Burg- vogt aber solche den Staͤnden Schrifftlich eingehaͤndigt/ mit sonderer Recom- mendation Jhrer Durchl. Ertzhertzog Ferdinanden Person/ als welche von Gott mit fuͤrtrefflichen Tugenden vnd Qualitaͤten begabet/ vnd daß sie solche in fleissige deliberation ziehen wolten: darauff Jhre Mayst. von Staͤnden wider dannen biß an die Stirgen begleytet worden. Der Hauptpunct in dem Kayserlichen Vortrag war/ weil Jhre Kay. May. in acht genommen/ daß Jhre Fuͤrst. Durchl. Ertzhertzog Maximilian vnd Alber- tus nunmehr erlebt/ vnd ohne Erben seyn/ hierumb so haben Jhr Kay. Mayst. vor das fuͤglich steange sehen/ daß Jhrer Kay. Mayst. Herꝛ Vetter Ertzhertzog Ferdi- nand (welcher zu vor nicht wenig seiner Erblaͤnder hat/ vnd jhm Jhre Kay. May. vmb dero fuͤrtrefflichen vnnd ansehentlichen Tugenden vnnd Qualitaͤten willen/ mit denen Jhr Durchl von Gott begabet/ auff Erweg- vnd Berathschlagung hochgedachter dero Herꝛn Gebruͤder/ vnnd deß gantzen hochloͤblichen Hauses Oe- sterꝛeich/ zum Sohn beliebet) zu einem Koͤnig in Boͤhmen angenommen/ publi- cirt vnd gekroͤnet werde: in massen dann beyde Jhrer Kay. Mayst. Herꝛn Bruͤder/ vermoͤg jhrer schrifftlichen Reversen/ welche den Staͤnden zugestellt werden sol- len/ jhrem Recht so sie zu diesem Koͤnigreich haben moͤgen/ renuncirt/ auch sie selb- sten/ vnd das gantze Hauß Oesterꝛeich hiemit wol zufrieden/ also daß es derent- willen bey dieser Versamblung vnnd Tractation/ keines Bedenckens bedoͤrff- tig. Derowegen Jhre Kay. May. von dero getrewen Staͤnden gnaͤdigst erwar- ten/ daß sie nun in Erwegung obangezognen hochwichtigen Vrsachen/ Jhr Fuͤrst. Durchl. Ertzhertzog Ferdinanden zu jhrem Koͤnig vnnd Herꝛn/ im fall wie obgemeldt Jhre Kays. May. ohne Mannliche eheliche Leibs Erben abgehen wuͤr- den/ annehmen/ publiciren/ titulieren/ halten/ vnd erkennen: auch wegen eines ge- wissen ehestes Tags zur Croͤnung/ sich miteinander vnderꝛeden- vnd entschliessen wollen. Dagegen wollen Jhre Fürst. Durchl. Ertzhertzog Ferdinand den Staͤnden/ dieses Koͤnigreichs einen Revers also bald einhaͤndigen/ daß sie bey Lebzeiten Jhrer Dritter Theil. Jhrer Kays. May. der Regierung vnd Herꝛschung in diesem Koͤnigreich/ von sich selbsten/ ohn Jhrer Kays. Mayst. sondern Willen/ vnd beneben mit Berahtschla- gung der Obersten Landrechts Beysitzer/ auch Jhrer Kay. Ma. Raͤhten/ deß Hoff- vnd Cammerꝛechtens nicht anmassen/ noch vnterfangen sollen/ biß nach Jhrer Kay. May. Absterben: Nur allein/ daß sie jetziger Zeit ein gekroͤnter Koͤnig zu Boͤ- hem genennet/ darfür gehalten/ vnd Jhrer Fuͤrstl. Durchl. der Titel/ als einem ge- kroͤnten Koͤnig zu Boͤhein gegeben werden. Auch vber dieses/ so ferꝛn Jhre Fuͤrst. Durchl. bey Lebzeiten Jhrer Kays. May. der Regierung/ ohne absonderlichen Be- fehl vnd Willen Jhrer Mayst. wie obgemelt/ sich anmassen wolten/ daß in derglei- chen fall die Staͤnde Jhrer Fuͤrstl. Durchl. mit keiner Vnderthaͤnigkeit/ Gehor- sam vnd Pflicht verbunden seyn sollen. So werden auch Jhre Durchl. alles das jenige/ was Jhre Kay. May. vnnd vorgehende Koͤnig zu Boͤhem der Pflicht/ Be- kraͤfftigung der Privilegien/ vnd aller andern hier zu gehoͤrigen Sachen haben ge- leystet/ gleichfalls gnaͤdig vnnd willig zuleysten- vnnd zuvollziehen schuldig seyn. Nach dem nun die Boͤhmische Staͤnd diese Proposition den 6. vnnd 7. Ju- nij delieberirt/ sind den 9. diß Jhre May. vnnd beyde Ertzhertzogen wider in der Landstuben/ beneben den Landstaͤnden erschtenen/ vnd gaben zur Antwort/ Jhre Mayst. wuͤrden von jhnen demuͤhtigst gebeten/ Sie wolten bey jhnen in dem Koͤ- nigreich mit jhrer Residentz biß ans Ende bleiben. Vber das so annahmen sie/ vnd publicirten im Namen der H. Dreyfaltigkeit/ (welche selbst jhren Segen dar- zu geben/ vnd diesem Vornehmen beystehen wolle) auff solche E. Kays. Mayst. als Koͤnigs in Boͤhem gnaͤdigst begehren vnd fuͤrbringen/ mit Ew. Kays. May. aller- gnaͤdigsten Bewilligung/ Jhre Fuͤrstl. Durchl. Ertzhertzog Ferdinanden/ E. Ma. geliebsten Herꝛn Vettern vnd Sohn dieser Welt/ folgender gestallt/ nemlich/ im fall der Allmaͤchtige Ew. Kay May. ohne Mannliche Leibs Erben/ von Ew. Kays. May. im H. Ehestand herkommend/ von dieser Welt abfordern solte/ zum Koͤnig in Boͤhem/ als auß der obgeschriebenen Vrsach dessen wuͤrdig/ vnd wann es ob Gott will darzu kompt/ dem Koͤnigreich nutzen wird/ fuͤr vnsern Koͤnig vnd Herꝛn einhellig/ mit aller gebuͤrender Reverentz/ nach inhalt der alten Gewonheiten vnd Gebrauchs. Also damit Jhre Fuͤrst. D. Ertzhertzog Ferdinand am Donnerstag in die S. Petri \& Pauli der Aposteln deß Herꝛn/ das ist/ den 29. diß Monats Maij/ im fall es Jhrer Kays. May. also gefaͤllig/ allhie auff der Prager Schloßkirchen S. Viti Martyris, vermoͤg obgeregter alter Gewonheit/ mit GOttes Huͤlff glůcklich gekroͤnt werde doch mit E. Kay. May. vorher beschriebenen maͤchtigen Vorbehal- tungen/ vns in Demuth vergleichende. Fuͤrs Erste/ daß Jhre F. D. den Staͤnden bey der Kroͤnung die gebuͤhrliche Pflicht vnd Eyde thue vnd leyste: dann auch alle Privilegia vnd Majestaͤten/ Be- gnadungen/ Freyheiten/ Recht vnd Landsordnung/ alle gute Gewonheiten vnnd Gebraͤuche/ in allen Puncten vnnd Clauseln/ nichts davon auß geschlossen/ aller- G iij massen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ massen wie E. Kay. May. vnser jetziger allergnaͤdigster Koͤnig vnnd Herꝛ/ vnnd vorige Koͤnige in Boͤhem gethan/ gleichfalls confirmiren. Dieweil aber an je- tzo bey E. Kay. May. Lebzeiten angeregte Bestaͤttigung von Jhrer F. D nicht be- schehen kan/ sondern allererst nach Ew. Kays. May. Ableiben/ welches doch der All- maͤchtige lange Zeit verhuͤten wolle) derowegen wann der Allmaͤchtige nach sei- nem Goͤttlichen Willen E. Kay. May. von dieser Welt abfordern/ als dann Jhre F. D. von dem Tage Ew. Kay. May. Ableibens/ vnd nach Eintrettung Jhrer F. D. Regiments zum Koͤnigreich Boͤhem anzuraiten/ jnner vier Wochen den nech- sten/ die Confirmation obgedachter Privilegien/ Majestaͤt/ Begnadungen/ Frey- heiten/ Rechten/ aller guten Ordnung vnd Gebraͤuch/ in allen Puncten vnd Clauseln/ nichts dar von auß geschlossen/ allermassen/ wie es Ew. Kays. May. vnser allergnaͤdigster Herꝛ/ auch vorige Koͤnige in Boͤhmen gethan/ wie schuldig/ leyste/ vnd zu handen dem Burg Graffen zu Prag/ oder im fall zur selbigen Zeit kein O- berster Burg Graff im Leben were/ dem vornembsten Landofficirer nach jhm/ ge- wißlich einhaͤndige/ welche Confirmation/ der Oberste Burg Graff/ oder der nech- ste Landofficirer nach jhm/ auß seinen Haͤnden empfangen/ vnnd nach er bey nech- stem Landrecht/ vnnd beysein der Obersten Landofficirer/ vnnd Landrechts Bey- sitzern/ zu der Landtaffel der Landsprivilegien deponiren soll/ also daß sie hernacher/ vermoͤg deß Lands Beschluß vnd Relation/ so deß wegen geschicht/ zu den Privile- gien deß Koͤnigreichs Boͤhem/ auff den Carlstein vberantwortet/ vnd beygelegt werden moͤgen. An jetzo aber alsbald der Kroͤnung/ soll Jhre F. D. verpflichtet seyn/ den Staͤnden deß Koͤnigreichs Boͤhmen einen Revers/ von sich zugeben/ daß Jhre F. D. in Lebzeiten/ Jhrer Kay. May. als Koͤnigs in Boͤhem/ sich der Re- gierung von sich selbst/ ausser Jhrer Majestaͤt sonderbarer Bewilligung vnd Be- ratschlagung der Obersten Land Officirer vnd Landrechts Beysitzern/ E. Kays. May. Rath. deß Hoff. vnd Kammerꝛechts/ auch zweyen Personen/ der Personen der Herꝛn Staͤnde/ auß jedem Crayß der Praͤger vnnd Abgesanden/ auß den an- dern Staͤtten aber sechs Personen/ so mit diesem Landtag verordnet seyn/ keines wegs anmassen sollen/ biß allererst nach E. Kays. May. toͤdlichen Abgang/ sondern Jhre F. D. sollen an jetzo ein gekroͤnter Koͤnig in Boͤhem genennt/ darfuͤr gehal- ten/ vnd Jhrer D. der Titel in Boͤhem gegeben werden. Auch vber diß/ da Jhre F. D. bey Lebzeiten E. Kay. May. der Regierung sich anmassen wolten/ daß auff sol- chen fall wir Staͤnde Jhrer F. D. mit keiner Vnderthaͤnigkeit vnnd Pflicht ver- bunden seyn sollen: mit fernerer Einbringung im Revers/ daß J. F. D. wegen obbeschriebener Confirmation der Landsprivilegien/ vnnd dessen einhaͤndigung dem Obersten Burg Graffen zu Prag/ oder dem nechsten Obersten Landofficirer nach jhm/ solches jnnerhalb vier Wochen/ den nechsten von dem Tage E. Kays. May. Ableiben/ oder nach Eintrettung J. F. D. Regiments/ dem Koͤnigreich Boͤ- hem zuthun schuldig seyn. Vnd weil vor Alters hero bey Kroͤnungen in Boͤhem/ ein gewisse Steur gereicht Dritter Theil. gereicht worden/ also bewilligen wir dieselbe/ nemlich ein halb jaͤhrig Jnteresse vmb Galli nachkuͤnfftig/ solche von vnsern Vnderthanen einzubringen/ vnnd auff nechst kuͤnfftige Weyhnachten/ oder sechs Wochen hernach abzufuͤhren vnd zu- geben/ welcher Artickel nicht weniger/ als zuvor gebraͤuchlich gewesen/ vnd im Landschluß einkommen/ darneben auch wegen der Commission auff Carlstein/ zu Erhebung vnd Darbringung der Cron/ vnd anderer bey der Croͤnung gebraͤuchli- chen Kleynodien/ gewisse Verordnung beym Landtag beschehen soll. Vnd die- se/ vnser aller dreyer Staͤnd deß Koͤnigreichs Boͤhem Bewilligung/ so wir auff E. Kay. May. so gnaͤdigst begehren/ auß vnderthaͤnigster Lieb/ vnnd gutem freyem Willen gethan/ soll gereichen zu keiner Schmaͤhlerung/ vnd Abbruch deß Koͤnig- reichs Boͤhem Privilegien/ Begnadigungen/ Freyheiten/ guter Ordnungen/ al- ten Herkommen/ Gebraͤuchen vnd Satzungen/ jetzo oder kuͤnfftig zu ewigen Zei- ten/ ꝛc. Dieser Schluß ist in der Landstuben offentlich abgelesen/ als vom Obersten Burg Graffen die Staͤnd gefragt worden/ obeiner oder der ander darwider was zu reden hette? Da aber niemand widersprochea/ sondern in gemein diese Election approbirt/ hat er Jhre Durchl. Ferdinanden offentlich zum Boͤhmischen Koͤnig proclamirt/ im Namen der H. Dreyfaltigkeit/ Gluͤck/ langes Leben/ vnd friedliche Regierung/ wie auch dem Land Fried vnd Schutz gewuͤnschet. Diese Gratula- tion haben auch die Staͤnd widerholet/ vnd der Koͤnig hat den vornehmsten mit Offerirung seiner Gnaden/ die Haͤnd gebotten. Nach geschehener Erwoͤhlung geschahen allerhand Pr æ paratoria zur Croͤnung/ zu welchem Endt den 26. Junij die Kron vnd Koͤnigliche insignia von Carlstein mit 41. Waͤgen/ durch die Boͤh- mische Staͤnd abgeholet/ vnd in Prag gebracht worden: welchem nach die Croͤ- nung den 29. diß jren Fortgang erꝛeichet. Gleich nach verꝛichter Kroͤnung sind der Kayser/ die Kayserin/ der newe Koͤnig/ vnd Ertzhertzog Maximilian zu Prag/ mit den geheymsten Raͤhten auff- gebrochen/ vnd den vierdten Augusti/ zu Dreßden bey dem Churfůrsten ange- langt. Der Verꝛichtung halben war die Muthmassung/ daß Koͤnig Ferdinand auch zum Kayserthumb gelangen/ vnnd daß das Hauß Sachsen/ auff künfftige Begebenheiten an Oesterꝛeich halten moͤchte/ wie auch wider den Aber Koͤnig Friederich Pfaltzgraffen hernach geschehen ist. Vnd war ein grosses/ daß ein al- ter Kayser sampt dem new gekroͤnten Koͤnig zu jhrem Vassaln/ der vielmehr schuldig gewesen/ zu Prag jhnen auffzuwarten/ auß dem Koͤnigreich wollen reysen. Nun war noch vbrig/ daß die Hungarn der Boͤhmen Exempel folgeten/ vnd Ertzhertzog Ferdinanden auch die Hungerische Kron auffsetzten: zu welchem End ein Landtag nach Preßburg außgeschrieben worden/ (der aber wegen deß jetztfol- genden Boͤhmischen Vnwesens sich schier stossen wollen/ doch endlich wohl abge- lauffen) dahin aber Kayser Matthias wegen vnpaͤßlichkeit deß Leibs/ nicht kom- men Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ men koͤnnen/ sondern seine Hoffhaltung nach Wien verlegt: welches ein anfang zu dem Boͤhmischen Vnwesen gemacht hat. Dann weil auch droben den Boͤh- men ein Landtag versprochen/ vnnd sehr noͤthig war/ der aber vmb gesetzter Vrsa- chen willen/ nicht konte vorgehen/ hielten die Evangelischen Staͤnde vnd Defen- sores eine Zusammenkunfft zu Prag/ betreffend sonderlich die Erhaltung deß Majestaͤtbrieffs vnd Schutz der Religion. Dann nach dem etliche Jahr anhero in dem Hochloͤblichen Koͤnigreich Boͤhem viel vnerhoͤrte (sprechen sie) schaͤdliche vnnd gefaͤhrliche Sachen practisirt vnnd vorgenommen worden: worauß dann nichts anders/ als ein allgemeiner Auffstand/ Verderb vnd Vndergang erfolgen vnd entstehen koͤnnen/ jnsonderheit weiln Jhre Kay. May. deren dreyen Staͤnden sub vtraque hochwichtige/ lang gefuͤhrte vnd erlittene Beschwerden/ Klagen vnnd Drangsalen/ nicht allein nicht abhelffen vnnd abschaffen wollen/ darumb sie doch zum offtermahl so wol Schrifft-als Muͤndlich/ jun- vnd ausserhalb Landtaͤgen de- muͤhtig gebeten vnd angesucht/ sondern auch noch darzu in specie \& privato vor jhrem Abzug zu Brandeiß gegen einem auß den Herꝛn Staͤnden/ nemlichen Herꝛn Graffen von Thurn/ so viel persoͤhnlich sich erklaͤrt/ daß Jhre Mayst. der Staͤnden sub vtraque Beschwerden/ Klagen vnd Bitten nicht vor rechtmaͤssig er- kennete: hette auch zum Beschluß alle jhre Collaturen dem Ertzbischoff zu Prag v- bergeben/ wolte ferꝛner damit nicht behelliget oder beschwert seyn. Weilen auch etliche jhre Widerwertigen wegen der Religion vnd anderer Fr yheiten/ viel sel- tzame/ heymliche vnd offentliche Thaten sich vnderstanden/ auch etliche mit viel Vnkosten new erbawte Kirchengebaͤw/ gewalthaͤtiger vnd frefellhafftiger Weiß eingerissen vnd verwuͤstet/ als weren sie endlich genoͤhtiget vnd verursacht worden/ gemelden Landtag vnd Zusammenkunfft anzustellen vnd zuhalten. Ob nun wol die Staͤnde bey Jhrer Kay. May. vermeynt sich zuentschuldi- gen/ daß nemlich zu dieser Zusammenkunfft/ vermoͤg deß Majestaͤtbrieffs/ Jtem der Landsordnung vnd Landtags Beschluß/ vnd anderer auff gerichten Verglei- chungen sie befugt: vnd gar im geringsten wider Jhre Kay. Mayst sich nicht ver- griffen/ so ist doch derenthalben nachfolgend Abmahnungs Schreiben den 11. Mertz 1618. von Wien auß an die Staͤnd ergangen: Matthias/ ꝛc. Was sich also bey vergangener Zusammenkunfft im Collegio/ hochloͤblichster Gedaͤcht nuß Kay- sers Caroli IV. verlauffen/ solches haben wir nicht allein auß ewrem Schreiben/ vnd denen darin verschlossenen Beylagen/ sondern auch auß andern vnderschied- lichen Orthen vnd Berichten gnaͤdigst verstanden: vnnd befinden/ daß solche Zu- sammenkunfft wider vnsere Kay. vnd Koͤn. Person außgeschrieben worden/ in de- me die Vrsach in besagtem Einschluß/ die von newem erbawte Kirch in der Statt Clostergrab so dem Ertzbischoff zu Prag vberantwortet/ auch die Straff der vn- gehorsamen Closter Vnderthanen/ auß der Statt Braunaw gesetzt wird/ welches alles auff vnsere eygene gnaͤdigste Anordnung beschehen ist. Fuͤrs Ander/ daß sie weiter/ dann jhnen der Majestaͤtbrieff/ vnnd die darauff zwischen beyden Theilen/ als Dritter Theil. als sub vna vnd sub vtraque Verwandten getroffene Vergleichung zulaͤst/ greif- fen thun: in dem sie sich frembder Vnderthanen/ in vnbillichen Sachen/ vnd wider vnsere Resolution annehmen/ vnnd derselben wider vns außdrucklichen Vnge- horsam vnd Auffstand vertheydigen/ vnnd jhnen hierin Staͤrckung geben wollen. Bey welcher Zusammenkunfft dann in gemein außgesprengt/ wie nicht weniger in jhren Citationen zum theil gesetzt worden/ als wann jhnen solche Vergleichung/ vnd Majestaͤtbrieff zunichten gemacht wollen werden/ vnd daß etwan Kriegs- volck ins Koͤnigreich Boͤhmen einziehen solte. Dardurch wir nun bey dem ge- meinen Volck/ als dieser Sachen vnkuͤndigen/ in abwesen vnser/ in schaͤdlichen vnd boͤsen Verdacht/ bey vnsern lieben getrewen Vnderthanen aber in Mißgunst gezogen/ vnd darauß allerley schwere vnversehene Tumult vnd Vnheyl/ in vnserm Koͤnigreich Boͤhmen mit gewaltigem/ vnd vnwiderbringlichem aller Einwohner Schaden verursacht werden koͤnnen: dessen wir vns wider etliche Personen/ so des- sen vrsach/ keines wegs versehen hetten/ ꝛc. Hierauff sind die Staͤnde fortgefahren/ einen Tag angestellt/ vnd den 20. Tag May ein Ermahnungs Schreiben/ wegen jhres Vornehmens an alle Evan- gelische in Boͤhmen lassen außgehen/ vnnd dann den 23. die Herꝛn Staͤnd nach Hoff/ jeder mit bey sich haben dem Knecht/ mit zween Pistolen/ ins Schloß gerittẽ/ vnd vor den Obersten Herꝛn Landofficirern/ jhre Beschwerden vorgebracht/ Be- scheyd angehoͤrt/ ab- vnnd eingetretten. Vnnd nach dem Herꝛ Oberster Burg- Graff neben Herꝛn Poppel Kreutzherꝛn/ vnd grossen Prior bey vnser lieben Fra- wen/ sich jhres Gefallens ziemlich accommodirt/ entgegen Herꝛ Schlabata Ober- ster Landhoffrichter/ vnd Herꝛ Schmisantzky/ etwas Widerpart gehalten: als ha- ben die Staͤnde die ersten zween beyseits begerth/ vnd hierzwischen Herꝛn Schla- bata vnd Herꝛn Schmisantzky/ neben dem Secretario/ M. Philippo auß der Can- tzeley durchs Fenster in Graben/ so ein grosse Hoͤhe/ herunder werffen lassen: wie sie dann von einem gantzen Jahr hero/ sich offentlich vermessen gehabt/ wer nur wider den Majestaͤtbrieff/ das geringste vornehmen oder reden solte/ ohn Vnderscheyd vnd Beobachtung einiges Rechtens oder Respects/ nach deß Koͤnigreichs Ge- wonheit/ ernstlich vnd eusserst abzustraffen. Die außgeworffene sind aber alle drey/ durch Gottes Schickung beym Leben blieben/ daruͤber dann im Schloß/ ein gros- ser Tumult vnnd Schrecken sich erhoben. Theils Staͤnde/ vnnd sonderlich der Graff von Thurn/ sind alsbald in die Altstattgeritten/ den Leuthen zugesprochen/ nichts anzufangen/ noch sich zubefoͤrchten/ es solt niemand nichts beschehen/ was sie gethan/ wuͤsten sie wol zuverantworten/ wie sie dann alles Schrifftlich an jhre Majestaͤt wolten gelangen lassen. Nach Stillung deß Volcks/ haben die Staͤn- de den Obersten Burg Graffen nach Hauß begleytet/ vnd jhnen die Thorschuͤ- tzen/ sampt dem Schloßhauptman/ neben den drey Prager Staͤtten schweren las- sen. Foͤrters kamen die Staͤnd taͤglich in die Landstuben zusammen/ denen in die achtzig Musquetirer/ so mit Trommel vnd Pfeiffen auff- vnd abgefuͤhrt wur- Dritter Theil. H den/ Germaniæ perturbatæ \& Restauratæ den/ auffgewartet. Auch verbunden sie sich zusammen/ wider Gottes/ jhres Koͤ- nigs/ dann jhrer selbst Feinde/ vnd Widerwertige deß Majestaͤtbrieffs zustreiten/ auch Leib vnd Guth bey einander auffzusetzen. Sie gaben auch in Druck ein klei- ne/ vnd ein grosse Entschuldigungs Schrifft/ auß was vnvermeidlichen Vrsa- chen sie ein Defension Werck anstellen muͤssen: vnnd hiermit giengen jhre Gesan- den/ zu den Fuͤrsten vnd Staͤnden in Schlesien/ Maͤhren/ Laußnitz/ vnd andere Landen diesen Verlauff zuberichten/ vnd vmb Huͤlff/ wo sie deren benoͤhtigt/ ver- moͤg der auff gerichten Confoͤderation/ zu sollicitiren. Vnd bald hernach/ auff den 9 Tag Junij/ wurd ein offentliches Patent außgelassen/ daß die Jesuiter/ de- nen man alle Schuldt deß Mißtrawens/ vnd der Veraͤnderung zu egen wolte/ in Ewigkeit solten auß dem Koͤnigreich Boͤhmen verbannet seyn vnd bleiben. Sie hinderliessen aber bey bestimptem Abzug eine Schrifft in Latein vnd Teutsch/ dar- innen sie beweisen wollen/ daß sie aller Bezůchtigungen vnschuldig vnd daß mit jhnen wider alles Recht gehandelt worden. Den andern Geistlichen wurd son- licher Schutz gehalten/ wie dann absonderlich der Graff von Thurn den Bettel- Moͤnchen/ vnd vor andern den Capuzinern/ alle Tag jhr Deputat an Speiß vnd Tranckreychen lassen. Vnd hie ist die erste Vrsach deß Kriegs am Tage: Ob schon die Evangeli- sche wollen vorgeben/ die Catholischen hetten Anno 1616. schon geschlossen/ ein Ke- tzerkrieg anzufangen: darumb sie auch deß folgenden Jahrs eine Versamblung zu Wien gehalten/ vnd sich bedacht/ das Balthische Meer/ sampt den Stroͤmen zu- fassen: ein secretum Directorium zusetzen/ darzu Spanien Geldt/ vnd Ertzhertzog Ferdinand seine Person spedirte: neben Nach forschung auß dem Gestirn/ vnd der Geburtsstund/ was vor ein Feldherꝛ darzu dienen moͤchte/ wie droben von dem Hertzogen von Friedland erwehnet worden. Weil man nun nichts anders/ auff Catholischer Seiten hoͤrete/ als Verketzerung der Evangelischen: vnd etwan etli- che Eyferer gesagt solten haben/ man werde die Ketzer in kurtzem/ vnd noch in Jah- res frist dahin bringen/ daß sie entweder in den Schooß der Catholischen Kirchen widerkehren/ oder gar auß dem Koͤnigreich ziehen/ ja man werde ehe ein Hirsch mit guͤldenen Hoͤrnern auff der Prager Bruͤcken/ als einen Ketzer im gantzen Koͤ- nigreich zusehen finden: es besessen nun die oberste Stellen drey Jesniterische hi- tzige Koͤpff/ vnd hetten andere gute Patrioten außgebissen/ darumb müste man bey Zeiten zu der Sache thun. Hie sagen die Evangelischen/ sie seyen zu den Waffen genoͤthiget worden/ gleich wie die Vnion eben dieses fuͤrschützet: dieweil sie aber das Werck selbst angegriffen/ vnd den ersten Streych thun wollen/ werden ste Muͤhe haben/ diese Klette von jhrem Rockrein abzureissen/ vnd den andern an- zuwerffen. So ist dann der Fenstersprung/ vnd was deme gleich gefolgt/ die er- ste Vrsach dieses Kriegs. Die andere mag seyn/ daß Ertzhertzog Ferdinand ver- stossen/ vnd Friederich Pfaltzgraff zum Koͤnig angenommen worden. Die drit- te/ daß Kayser Ferdinand ein Spruch/ wegen den Geistlichen Guͤter gegeben: dar- umb Dritter Theil. umb sich dann Franckreich vnd Schweden auch eingeflochten/ ob sie schon ein ab- sonderliches Absehen jhres Thuns gehabt. Gleichwohl heist es auff Evangeli- scher Seiten/ es hette Kayser Matthias den Beschwerden abhelffen: Koͤnig Ferdinand den vnbesonnenen Krieg nicht fortfůhren/ sondern Fried suchen/ vnnd Kayser Ferdinand den Streit vber dem Geistlichen Vorbehalt/ nicht mit den Waffen/ sondern auff einem Reichstag hinlegen sollen. Vnd bleibt nochmalen darbey/ daß es vmb der Geistlichen Guͤter halben zuthun gewesen/ wie die Boͤh- men selbst bekennen. Dann eben darumb/ erhub sich der Krieg im Elsaß/ wegen deß Bistumbs Straßburg/ eben darumb kamen die Vnirten im vorigen Jahr in Haylbrun zusammen/ daß sie eine Verfassung bestimpten/ im Fall einer oder der ander solte wegen deren Geistlichen Guͤtern/ so sie nach dem Passawischen Vertrag eingezogen/ vnd jhnen wegen Weltlicher Grundherꝛschafft zueygneten/ angefochten werden/ die Spitze zubieten. Der siebende Discurß. Wie ein Erbfall in Hessen den Zwitracht vnder den Protestirenden vermeh- ret: von etlichen Streitschrifften. Wie Kayser Matthias weder die Boͤhmen/ noch die Vnirten zum Frieden koͤnnen bringen/ eine Kriegsmacht auffgebracht/ vnnd gestorben. Vom Cometen/ vnd dessen Bedeutung: nach arth deß Peloponnesichen Kriegε. B Leich wie nun alle Catholische wegen bekannten Eyfers/ vnnd Geistlicher Pflicht vnder einem Haupt/ welches ist der Bapst zu Rom/ al- le miteinander den Vncatholischen abguͤnstig/ vnd feind waren/ auch sich vor denselben zubefahren hatten/ also trachteten sie/ allerhand Zwi- spalt vnder denselben zuerwecken vnd zuerhalten/ auff daß sie die Luͤcken offen finden/ vnd ohn grosse Noth einbrechen koͤnten: welches dann ein vraltes Politi- sches stuͤcklein ist/ wann man es so weit kan bringen/ daß Gegentheil in Neutrali- taͤten oder Feindseligkeit zerfaͤllt/ vnd nicht beysammen bleibt. Eine erwuͤnschte Gelegenheit die Protestirenden zutrennen/ begab sich wegen der Guͤlchischen Lan- den. Dann gleich wie die Catholische gantz vngern sehen/ daß jhre Landschaff- ten durch Erbfaͤlle/ oder sonsten/ den Vncatholischen heymfallen/ vnnd durch sol- che Herꝛschafften jhrer Religion ein Abbruch geschehe: also vnd nichts weniger be- trüben sich die Lutheraner/ wann jhnen solcher gestallt das geringste abgeht/ vnd den Calvinisten zuwaͤchst: wie solches in dem Coͤllnischen Krieg sich erwiesen/ der dann auff Catholischer Seiten so gluͤcklich nicht wer auß geschlagen/ da die Luthe- raner so wol als die Calvinisten/ Hand anlegen/ vnd vor einen Mann hetten ste- H ij hen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ hen wollen. Jst demnach der Mißhelligkeit der Gemuͤther/ welche theils auß brennendem Eyfer der Geistlichen/ theils auß hitziger Lieb gegen das Meum \& Tuum, sonsten genannt die Regiersucht oder Ehrgeitz/ entsprossen/ zuzuschreiben/ daß der Churfůrst zu Dreßden/ sampt allen Saͤchsischen Landen vnd Fuͤrsten/ mit dem Vnionswesen wollen vnverworꝛen seyn/ vnd etwan lieber die Guͤlchisiche Landen dem Hauß Sachsen/ als einem andern goͤnnen: zumahl selbiger Zeit der Churfuͤrst zu Brandenburg auch die Calvinische Lehr beliebet/ vnd angenommen/ auch nach vnd nach in der Marck eingefuͤhret. So hielte man auch bey Kayser- lichem Hoff die Sach in der Waage/ auff daß Sachsen in Erwartung selbiger Lehen/ dem Hauß Oesterꝛeich zugethan bliebe/ vnd die Calvinisten Huͤlffloß stůn- den: weil sie zu maͤchtig/ vnd den Lutheranern vber die Achseln/ ja gar vber den Kopff wachsen wolten. Noch begab sich ein anderer Fall in Hessen/ als nemblich die beyde Haͤuser/ Cassel vnd Darmbstatt/ vber der Erbschafft deß abgestorbenen Stammes in Wi- derwillen/ ja offentliche Fehde geriethen/ bey weichem Streit/ die Partheil ig keit der Religion weit vorgedrungen. Dann weil die Casselische Lini/ sich der Calvi- nischẽ Lehr angemaßt/ vnd eben deßwegen an das Churfuͤrstliche Hauß Pfaltz ge- halten/ in Hoffnung/ bey der Vnion/ im Fall es zu keinem offentlichen Krieg auß- schlagẽ solte/ ein Ruͤcken zufindẽ: thet die Darmbstattische Lini/ so bey der vngeaͤn- derten Augspurgischen Confession verharꝛet/ nit weniger/ vnd macht sich bey dem Churfuͤrstlichen Hauß Sachsen anhaͤngig: vmb so viel besser/ vnd mit gutem fug/ weil vor vielen Jahren/ zwischen den beyden Chur- vnd Fuͤrstlichen Haͤusern Sachsen vnd Hessen/ eine Verbruͤderung/ Auff. vñ vbergab getroffen/ dieselb auch renovando continuiret/ ernewert vnd geschweren/ auch von Kayserlicher Maye- staͤt confirmiret vnd bestaͤttiget worden/ der gestallt/ daß alle vnd jede Fuͤrsten/ sol- cher beyder Haͤuser die angeregte Confraterni taͤt vñ Vbergab/ dabevor vnd jeder- zeit/ von einem jeden Regirenden Kayser vnd dem Reich/ nicht weniger/ als ande- re jhre Fuͤrstenthumb/ Land/ Leuth/ Graffschafften/ vnnd Regalia/ zugleich mit zu Lehen empfahen vnd getragen haben. Da noch weiter versehen/ disponiret vnd geordnet/ daß beyde Chur- vnd Fuͤrstliche Haͤuser/ einander auff solche Bruͤder- schafft vnd Vbergab alle jhre Mannschafft/ sie seyen Graffen/ Herꝛn/ Ritter oder Knecht/ Burgmanne/ Voͤgte/ Ampt- vnd Hauptleuthe oder Burgere/ Land vnnd Leuthe/ eine rechte Erbhuldigung thun lassen sollen/ derogestallt/ ob jhre Herꝛ- schafften ohne Leibs Lehens Erben abgingen/ daß sie alsdann der andern Chur- oder Fuͤrstlichen Parthey/ als jhrem rechten Erbherꝛn/ gehorsam vnnd gewaͤrtig seyn sollen vnnd wollen. Vber diß/ daß keine Parthey hoͤher als vber 30000. fl. zu disponiren/ auch solche Summ nurhend auß der fahren den Haab zuverma- chen/ vnnd zulegiren bemaͤchtiget seyn solle. Nun ist bekant/ daß das gantze Fuͤr- stenthumb Hessen von vielen particular Stuͤcken vnd Guͤtern/ die seyen Lehen ge- wesen oder nicht/ zusammen gebracht/ auch ein corpus indiuiduum, vnnd ein Fuͤr- stenthumb Dritter Theil. stenthumb darauß gemacht worden/ vnd nunmehr mit allen vnnd jeden denselben seinen partibus integralibus, von einem Kayser vnd dem H. Roͤm. Reich Lehen- růhrig seyn/ also daß alle Land/ Leuth vnd liegende Guͤter/ im Fürstenthumb Hes- sen per conuentiones publicas, Vertraͤge vnnd Lehenschafften/ demselben incor- porirt/ auch einerley Arth vnd Natur angenommen haben. Diese Landen hat Landgraff Philipps der Elter vnzertheilt/ vnnd allein be- sessen/ daruͤber auch Anno 1567. ein Testament vnd letzten Willen auffgerichtet/ welchen die vier Fuͤrstliche Soͤhne/ Wilhelm/ Ludwig/ Philipps vnnd Georg zu- halten einander zugesagt vnd geschworen. Darinnen nicht allein die angeregte Erbverbrůderung confirmiret vnd bestaͤttiget/ sondern auch die Bruͤdere/ auff den fall derer einer ohne Mannliche Leibs Lehens Erben/ nach dem Willen Gottes abgienge/ einander substituirt werden/ dergestallt/ daß die vbrige drey dem Abge- storbenen in seinen zuertheilten Landen vnd Leuthen/ wie auch sonst in aller Ver- lassenschafft/ samptlich succediren/ vnd jhn erben solten: welche disposition auff ein fideicommissoriam substitutionem gerichtet/ daß Vermoͤg derselben dem jeni- gen/ so ohne Mann Leibs Lehens Erben verfallen wuͤrde/ die vbrige drey Herꝛn Ge- bruͤdere samptlich/ vnnd also zu gleichen theilen succediren sollen: welches alles die vier Gebruͤdere Fuͤrsten in Hessen/ als ein pactum familiæ samptlichen auff gerich- tet/ vnd die obgesagte confraterni taͤt darinnen nicht allein beliebet/ vnd bestaͤttiget/ sondern zugleich vorgedachtes jres H. Vatters im Testament verordnete succes- sion vnd substitutionem fideicommislariam zuhalten/ bey geschwornem Eyd ein- ander zugesagt/ die auch auff alle jhre Leibs Lehens Erben vnnd Nachkommen ex- tendirt, also vnd der gestallt/ daß nicht allein sie Gebruͤdere vor jhre Personen bey obangedeuten pactis confraternitatis \& familiæ, deßgleichen dem Vaͤtterlichen Testament/ vnd darinnen verschaffter substitution vnnd fideicommisso zubleiben versprochen/ sondern ins kuͤnfftig auch Jhrer allerseits Erben vnd Nachkommen Fůrsten zu Hessen/ zu ewigen Zeiten verbunden/ angewiesen vnnd verpflichtet/ sol- che pacta der Verbruͤderung vnd Erbvertrags zusampt angeregtem fideicommis- so, steiff/ vnverbruͤchlich vnd vnwiderꝛufflich zu observiren vnd zuhalten. Vnd ist sonderlich wol zumercken/ daß im Testament auch versehen/ da sich vnder den vier Herꝛn Gebruͤdern/ oder deren Erben vnd Nachkom̃en Fuͤrsten zu Hessen/ vber kurtz oder lang/ vmb was Sach willen das were/ Jrꝛungen zutruͤgen/ vnd dahero einer zum andern Zuspruch vnnd Forderung zuhaben vermeynte/ vnnd sich selbst vntereinander/ oder durch jhre Raͤthe guͤtlich nicht vergleichen koͤnten: daß auff solchen fall die Fuͤrsten/ deren Erben vnd Nachkommen/ dieselben Jrrungen/ durch den/ im Vaͤtterlichen Testament gesetzten Außtrag/ vnverzuͤglich/ vnd ohn alle gefaͤhrliche Verlaͤngerung eroͤrtern lassen sollen vnnd wollen. Vnnd ist der Außtrag also beschrieben vnd verordnet/ daß der Klagende theil vier vom Adel auß seinen Raͤhten vnd Ritterschafft/ die Landsassen seyen/ vier Rathspersonen auß seinen selbst/ oder andern seiner Herꝛn Bruͤder Staͤtten/ wie daß einem jeden ge- H iij faͤllig Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ faͤllig ist/ vnd einen Gelehrten vom Hoffgericht/ deß gleichen der Beklagte auß be- ruͤhrten Landstaͤnden/ vnd dem Hoffgericht auch so viel: vnd dann beyde Klaͤger vnd Beklagte samptlich einen Juristen auß der Vniversitet zu Marpurg/ jnner- halb sechs Wochen/ nach beschehener deß Klagenden theils Ersuchung/ benennen vnd erwehlen sollen: auff gewisse Form/ Maß vnd Weiß alles anzuhoͤren/ zuerwe- gen vnd zuentscheiden. Als nun der dritte Bruder/ Landgraff Philipps ohne Leibserben diese Welt gesegnet/ wurde dessen gantze Verlassenschafft/ vnder die vbrige drey Herꝛn Ge- bruͤdere gleichlingen vertheilet. Bald hernach starb auch Landgraff Georg zu Darmbstatt/ hinderlassend drey Soͤhne/ Ludwig/ Philippsen vnnd Friederichen/ Landgraffen zu Hessen. Weil nun Landgraff Ludwig der Elter/ zu Marpurg/ keine Leibserben gezielt/ vnd gleichwol zu einem hohen Alter gelangt/ auch je biß- weilen mit beschwerlichen Zufaͤllen vbereylet worden/ richtet er ein letzten Willen auff: doch wurd zu Cassel den 14. Jan. 1604. ein Vertrag gemacht/ daß/ wann der vnverhoffte Fall zu Marpurg/ mit Landgraff Ludwigen dem Eltern begeben wuͤr- de/ alsdann die Fuͤrstliche Erben allerseits still stehen/ nichts mit Occupir- vnd Einnehmung hinderlassener Land vnd Leuthen fuͤrnemen/ sondern den Sachen/ biß nach verꝛichter F. Begraͤbnuß/ vnd Publicirung deß Vaͤtterlichen Testa- ments/ welche nechstfolgenden Tag/ nach der Begraͤbnuß fuͤr genom̃en/ zu Werck gerichtet/ vnnd den Jnteressenten dessen Abschrifft zu jhrer Nachrichtung mitge- theylet werden solte/ ein Anstand geben/ vñ sich darauff jhres Gemuͤths gegen ein- ander so bald erklaͤrẽ woltẽ. Auch abgeredt/ im Fall nach eroͤffnung deß Vaͤtterlichẽ Testaments/ eins oder anders halber Zweiffel oder Mißverstand fuͤrfallen wuͤrde/ daß als dann die F. Erben/ wie es ferꝛner darmit zuverhalten/ sich mit einander freundlich vergleichen. Vnnd da die Sachen je zu rechtlicher Außfuͤhrung ge- rahten solten/ alsdann solcher Proceß nach Außweisung deß Erb Vertrags ange- stellet vnnd vollführet werden solte. Hier auff ist nun den 9. Octob. 1604. Land- graff Ludwig der Elter Tods verblichen/ vnd weil er keine Leibs Erben hinderlas- sen/ durch ein Testament die eine Helfft seines Erbes/ Landgraff Moritzen zu Cas- sel: die andere denen Landgraffen Ludwig/ Philipps vnd Friederichen zu Darmb- statt mit diesem Anhang verschafft/ daß im Kirchen Wesen keine Veraͤnderung/ der Augspurgischen Confession zuwider vorgehen moͤchte/ bey Verlust deß Erbes. Vnd dieses Testament hat Landgraff Moritz acceptirt/ vnd sich Zuhaltung alles dessen jnhalts erklaͤret: Landgraff Ludwig der juͤngere aber wolte ohn fuͤrgehende deliberation in continenti zu solcher Vermaͤchtnuß/ purè \& absolutè sich nicht declariren, weil er noch zur Zeit nicht gesehen/ wie sich dasselbe mit den Kayserli- chen Inuestituris, Hessischem Erb Vertrag/ vnd Saͤchsischer Verbruͤderung ver- gleiche. Dann ein anders ist/ theilen in die Staͤmme/ ein anders/ in die Haͤup- ter: worin dann der Hauptstreit bestehet/ ob nemlich die Casselische Lini/ so nur auff ein par Augen/ gleich wie die Darmbstadische auff drey par Augen damahls be- stunde/ Dritter Theil. stunde/ ein viertẽ theil/ oder die Helffte/ Darmstatt aber drey viertetheil/ oder auch die Helfft an sich ziehen solten: Also war ein viertetheil deß Fuͤrstenthumbs Mar- purg strittig/ vnd hette schier nahe gantz Hessen verderbet vnd verschlungen. Dieweil nun auff Casselischer Seiten/ man sich der Clausul im Testament wollen bedienen/ vnd wegen Widersprechung/ das gantze Erb an sich reissen/ ver- stund Darmbstatt zu den Außtraͤgen/ welche aber der Casselischen Lini die immis- sion, auff ansuchen wollen ertheilen: darneben noch vnderschiedliche Vorschlaͤge zuruͤcke gangen/ vnd vnannehmlich gewesen. Die groͤsseste Hindernuß war we- gen der Graffschafften Waldecken/ Goddelßheim vnnd Gruͤnebeck/ deß gleichen wegen der Vniversitet zu Marpurg/ so bey geschehener immission außgesetzt wor- den. Gleichwol geschah die Theylung/ daruͤber Darmbstatt viel wissen einzuwen- den/ ob der Testator befugt gewesen/ ein solch Testament zumachen/ Ja/ ob nicht Landgraff Philipps der Eltere der Sachen zuviel gethan: daß die nidergesetzten Außtraͤge nicht allerdings qualificiert gewesen/ zu einem solchen thun/ vnd daß sie jhnen mehr genommen/ als man jhnen nicht auff getragen/ ja das die zween juͤnge- re Herꝛn Landgraffen gar nicht dar ein gehellen wollen: zumal die auff Darmbstat- tische Seiten gewissene Aempter mit grossem Schuldenlast beschwert/ vnd also weit geringer weren/ als sie im ersten Anschlag geschienen. Hier wurde hoch an- gezogen/ daß Landgraff Moritz von Cassell die Bilder auß der Kirchen geschafft/ das Brodbrechen bey dem H. Abendmahl/ vnnd die voͤllige Zehen Gebott einge- fuͤhrt/ auch zu solchem End Theologos vnd Profeßores ins Land vnd nach Mar- purg beruffen: vnd solte dem nach das Testament gebrochen haben: welches alles an Kayserlichen Hoff gelanget/ darwider aber Cassell excipirt/ mit vorgeben/ das Fürstenrecht lasse die Mißverstaͤnde in den Fuͤrstlichen Haͤusern nicht nach Hoff evociren: So hette sich der Kayser deß Religionswesens gantz begeben vnnd mit den Augspurgischen Confessions Verwanten nur auff gewisse maß sich deßwegen verabschiedet. Es blieb aber diese wichtige Sach vneroͤrtert/ vnd verschoben/ biß das grosse Fewer in Teutschland auffgangen. Landgraff Moritz betrachtete das Guͤlchische Wesen/ die Vnruhe im Elsaß/ vnd verstunde sehr wol daß es der mal eins zu Streichen vnd Kappen kommen werde: darumb haͤngt er sich an den Fran- tzosen/ nam desselben Liberey/ vnnd Bestallung vnder dem Ehrentitell eines Mar- schalcks an/ vnd machte sich solcher gestallt bey dem Gegentheil/ ja am Kayserlichen Hoff sehr verdaͤchtig/ als der bey dem Guͤlchischen Wesen/ darauff die Kron Franckreich von vndencklichen Jahren ein Absehen gehabt/ nicht wenig hoffen/ o- der foͤrchten konte. Doch bemuͤhete er sich eussersten Fleisses/ die Pr æ tendenten dahin zubewegen/ daß sie auff gruͤnd vnnd endlichen Vergleich der Laͤnder inte- rims Weiß besitzen/ beherꝛschen/ vnnd nutzen solten: angesehen ein Sequester oder Verwalter/ den Kayserliche Majestaͤt auß seinem Hauß gegeben/ jhme wegen der Spanischen Huͤlff auß den Niederlanden/ auch wegen Kayserlichem hoͤchsten ansehen/ zu maͤchtig vnd zu schwer fallen wuͤrde. Bey Chur Pfaltz bildete er sich ein/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ein/ mehr Vorschub zu dem Rechten/ so wol auff Reichstaͤgen/ als an dem Fuͤr- stenrecht: Sintemahl Chur Pfaltz jmmer zu das Wort gefuͤhrt/ vnd vber die exor- bitantien der Justitz geklagt/ fuͤrnemblich da einiger Stand auß den Protestiren- den einig Recht hatte/ oder vermeynte zuhaben/ als ob die Reichs Abschiede/ vnnd der Religionsfried darunder periclitierten: dannen hero auch den Namen bekom- men/ als wolte er das Roͤm. Reich in ein andere Form giessen/ vnd alles auff gut Calvinisch abfassen. Weil nun Chur Pfaltz sich zum Haupt der Vnion machen lassen/ gedachte Landgraff Moritz zu Hessen Cassell/ ob gleich von Chur Pfaltz eyge- ner Macht kein sonderliche Huͤlff in Noͤthen zu hoffen/ koͤnte dannoch die Vnion zu seinem Beystand/ durch gedachte Chur Pfaltz gebracht werden. Man wolte auch selbiger zeit den Cassellischen beymessen/ als hetten sie zu dem Engellaͤndischen Heurath trewlich vnd eyfferig gerahten/ damit ein so maͤchtiges Koͤnigreich etli- cher massen verbunden wer/ Hand mit anzulegen/ vnd den Catholischen die Spitz zubieten: zumal jmmer vnvergessen blieb/ was Anno 1588. mit der grossen Fiotha von Spanien wider die Jnsel tentiret war worden/ mit sonderlichem erinnern/ de- ren noch in visceribus verborgenen Catholischen. Auff Darmbstattischer Seiten wurden nicht weniger/ Helffer vnd Helffers- helffer gesucht vnd gewonnen. Dann wie Sachsen wegen der Erb Vereynigung vnd demnach eygenem Jnteresse/ zu müglicher Huͤlff verbunden/ so gab es doch we- gen verwandelten Stammes der Chur viel Ruͤckdenckens/ da nicht alles Absehen auff das Hauß Oesterꝛeich gerichtet muͤssen seyn. Darumb zwar zu enger vnnd mehrer Obliga ein Heurath zwischen Darmbstatt vnnd Sachsen angesponnen vnd vollzogen worden: weil aber solches Band nicht allerdings starck/ als von der Kunckel genommen/ that Landgraff Ludwig zu Darmbstatt/ mit wolbedachtem Rath/ vnd gutheissen der Freunden vnnd Goͤnner eine Reyß nach Spanien/ gantz vnvermerckt/ vnd brachte herauß/ was vielleicht Cassell zu Pariß gefunden/ nemb- lich jaͤhrliche Bestallung/ vnnd grosse Promessen auff begebenden Nothfall/ war- umb es auch eygentlich zuthun war. Man stunde selbiger Zeit in Hoffnung/ als solte Darmbstatt gar auff die Catholische Seiten mit der Religion tretten/ wie der juͤngere Hertzog von Neuburg gethan. Zumal nach der Widerkehr den Bapst zu Rom nit mehr vor den Antichrist/ auff den Cantzeln auß geschrien/ noch die Kirchen Agenda wider den Bapst vnnd Tuͤrcken gerichtet worden. Auff daß nun diese beyde Haͤuser Cassell vnd Darmbstatt in der Trennung blieben/ wurde zu Giessen ein Lutherische Vniversitaͤt/ wider die zu Marpurg/ so nunmehr Cal- vinisch worden/ auff gerichtet/ bey welcher Occasion es ein bitter Schulgezaͤnck ab- geben/ gleich wie vnder den Federfechtern vnd Marxbrůdern. Es scheinet zwar anfangs/ ein solch Schulgezaͤnck vnd Federfechten betreffe nicht viel: wann man aber bedencket/ daß die Gemuͤther/ jnsonderheit bey der studirenden Jugend/ da- durch bewegt/ eingenommen/ vnd verbittert werden/ welche dann ein solch exulce- rirtes Hertz/ mit der Zeit auff den Predigstul/ in die Cantzley/ vnd zu dem Rathauß bringt/ Dritter Theil. bringt/ erhellet die Wirckung im Werck: wie dann Luthers Anfang von der Feder kommen. Vmb diese Zeiten gab es auch verschiedene Scartecken vnnd Frie- densschrifften/ daruͤber manche Vrtheil allerseits gefallen. Dann einmal wol- ten die Calvinisten vnder dem Mantel der Augspurgischen Confession deß Reli- gion- vnd Prophan Friedens faͤhig seyn: dann wolten die Lutheraner sie nicht dar- fuͤr erkennen/ verworffen die gesuchte Bruͤderschafft/ vnd nannten die Calvinisten jhre Stieff oder Gernbruͤder. Aber auff Catholischer Seiten thet sich ein Vn- gerß dorff vnd andere herfuͤr/ verhoͤnte der Protestirenden Wesen vnd Mißhellig- keiten: vnnd stache gleichwol denselben/ als ein Privatfeder/ nicht so sehr in die Au- gen/ als ein Buch Compositiopacis, in welchem erwiesen/ daß der Religionsfried abgetrungen/ vnnd demselben nach/ von Vnkraͤfften/ ja daß die Augspurgischer Confession Verwante sich desselben auff vielerley wege verlustigt gemacht/ vnnd vergeblich der vngeaͤnderten Confession sich rühmeten. Es wurde aber gedach- tes Buch/ auff viel auschreyen/ vnd verklagen/ auch vnder die Privatschrifften ge- rechnet. Wie nun alles solcher gestallt auff der Schockel/ vnnd in der Waag stunde/ liessen sich die Vnirten nach Heylbrun Anno 1617. im Fruͤling versamblen/ vnnd antworteten dem Kayser/ der sie abmahnete/ wie auch die Liga/ von allen Verfas- sungen vnnd Buͤndnussen abzustehen/ vnnd guͤtliche Mittel zum Vergleich nicht zuverwerffen: die Ligisten hatten sich an die Außlaͤndische gehengt/ vnd blieben jm- mer zu vnder dem Bapst zu Rom/ liessen Mandata vnd Executiones, deß Kaysers Vnwissend außgehen/ vnnd eben deß wegen musten sie sich wider einheymische Vnderdruckung/ vnnd außlaͤndischen Vberfall versehen/ blieben doch in den Schrancken/ vnd theten nichts als jhren Privilegien gemaͤß. Kayser Matthias suchte auch nicht weniger das auff gehende Fewer in Boͤhem zu daͤmpffen: deme die Defensores geantwortet/ der laͤngst geschlossene Fried vnder denen sub Vna vnnd sub Vtraque wuͤrde durch vnruhige Leuth durchloͤchert vnnd vernichtet/ mit Verketzer- vnnd Vervrtheilung deren sub Vtraque, auch Verkehrung der Defen- soren, sich selbsten zu Richtern/ vnd Außlegern deß Majestaͤtbrieffs gemacht/ vnnd deme zu Folge/ die sub Vtraque verstossen/ vnd vnterdrucket. An welchem Orth der Streit gewesen/ ob Krafft deß Majestaͤtbrieffs die/ zu den Kloͤstern gehoͤrige Vnderthanen/ Kirchen zuerbawen/ einig Recht hetten. Dann als die Statt Braunaw eine Kirch anfieng zu bawen/ kam ein Kayserlich Mandat/ mit dem Baw jnzuhalten/ welches die Defensores vermeynten/ dem Kayser nicht solte ge- buͤhren/ sondern auff einem Landtag muͤste eroͤrtert werden: vnnd also hingegen be- fohlen/ es solten die Braunawer/ wie auch nicht weniger die Clostergraber/ zu dem Ertzbistumb Prag gehoͤrig/ mit jhrem Kirchenbaw nur fortfahren/ vnnd sich das erpracticirte Mandat nichts jrꝛen lassen. Bey welcher Begebenheit beyderseits die Hitz vnd der Eyfer vorgetrungen. Dann die Clostergraber Kirch/ zu welcher auß dem Reich ansehnliche Stewren geschehen waren/ wurd eingerissen: vnnd Dritter Theil. J die Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ die Schluͤssel zu der andern in Braunaw dem Abt oder der Cantzley eingelieffert/ neben Verhafftung etlicher Personen/ so sich widersetzig befunden. Defensores klagten vber die zum Fenster hin auß gestuͤrtzte Kayserliche Beampten/ als vber Zerstoͤrer deß Rechtens vnnd deß allgemeinen Friedens/ welcher vnder denen sub Vna, vnd sub Vtraque, Anno 1609. getroffen/ vnd am Sambstag nach Egidij der Landtaffelinserirt worden/ die jhre Stellen vnd Aempter/ in welchen sie sich befun- den/ nicht in acht genommen/ sondern derselben zu Schmaͤhlerung Jhrer Kays. Mayst. Authoritaͤt/ so wol zu Auffhebung deß allgemeinen Friedens boͤßlich ge- brauchet: darumb sie auch/ nach altem Gebrauch/ den Sprung thun muͤssen: vnnd solte dem Paul Michna/ der jhm/ sampt den dreyen/ das gantze Regiment vnnd Verꝛichtung im Koͤnigreich vber die Staͤnde zugemessen/ da er nicht Landfluͤchtig worden/ nicht besser ergehen. Darauff dann die drey Staͤnde sub Vtraque auß jhrem Mittel/ gewisse Directores, Regenten vnd Landraͤhte/ dreyssig an der Zahl/ die staͤts in den Prager Staͤtten verbleiben moͤchten/ erkohren: Voͤlcker gewor- ben/ vnnd die Patres Societatis, gleich wie die Tempelherꝛn/ auff einmal auß dem Koͤnigreich bandisiret/ jhnen alles Vnheyl in Franckreich/ Engelland/ Hungarn/ vnd Siebenbuͤrgen/ Venedig/ Niderland/ fuͤrnemblich in Boͤhem/ beymessende. Vnnd halff keine Abmahnung/ noch Warnung/ von Kayserlicher Mayst. an alle Staͤnde/ auch deß Roͤm. Reichs/ durch Patenten geschehen. Darauff dann eine Kriegsmacht vnder Graff Dampier auß Niderland/ im Namen Jhrer Kay. May. den gehorsamen Boͤhmen zu Schutz auff gebracht/ vnd in das Koͤnig- reich gefuͤhrt worden/ wie sehr auch die Oesterꝛeichische Staͤnde sich bemuͤheten/ daß dem Vnwesen mit guͤtlicher Verhandlung moͤcht abgeholffen werden Da- zu dann auch Ferdinand/ gekroͤnter Koͤnig ins Mittel getretten/ vnnd selbst/ oder durch Chur Sachsen eine Jnterposition angebotten vnd gesucht: aber vergeblich/ weil die Directores den Graffen von Manßfeld zu einem Feldherꝛn angenom- men/ vnd durch dessen vnderhabende Macht die Statt Pilsen belaͤgern/ vnd vber- waͤltigen lassen: zumahl das Mißtrawen vberhand genommen/ daß auch die aller- beste Fuͤrschlaͤge nur vor Fallstrick erachtet/ vnd verachtet geblieben/ wie dann auch in Zweiffel gezogen wird/ welcher Meynung die zu Rottenburg auff der Tauber versamblete Vnirte Staͤnde/ vnder dem 3. Oct. 1618. an Kayserliche Majestaͤt we- gen deß Boͤhmischen Wesens geschrieben/ ob ein Ernst zum Vertrag/ oder ein heimlicher Schrecken darunder verborgen gelegen. Der Graff von Thurn fuͤhrt ein Heer absonderlich/ vnd zog in die Oesterꝛeichische Laͤnder/ dieselben zum Auff- stand zubewegen/ oder von der gegen Verfassung abzuhalten. Also wolt es auch in Schlesien vnd Maͤhren wancken. Vnd hie fiele zu bedencken/ ob nicht die Staͤnde sub Vtraque zu viel gethan/ daß sie wegen etlicher Kircken so weit gegangen: vnd die Befestigung jhres Maje- staͤtbrieffs lieber mit der Faust/ als in der Guͤte suchen: allda sich befunden daß ge- dachter Brieff endlich vnd gar zu stuͤcken vndtruͤmmern worden. Zuverwunder u aber Dritter Theil. aber auch/ daß Kayser Matthias/ eines so gar friedfertigen Gemuͤths/ in seinem hoͤchsten Alter/ sich zu solchen Extremiteten verleyten lassen/ seine nothleidende Au- thoritaͤt wider zuerlangen. Welches Exempel an Ludovico XI. in Franckreich sich auch befunden/ daß er nemblich je laͤnger/ je Mißtraͤwischer worden/ vnd aller- hand Mittel erdacht/ die gantze Welt zubereden/ daß er noch frisch vnd vermoͤglich were/ vnnd im Alter nichts abgenommen hette. Darumb er auch auß feiꝛnen Landen frembde Thier bringen/ seinem Namen einen grossen Hall zugeben/ vnnd in Verwaltung seines Koͤnigreichs nicht bald etwas einreden lassen/ als verstuͤn- de er die Sachen nicht wie sonsten/ oder weniger als seine Raͤhte. Gewiß ist/ daß das Alter sein Vnpaßlichkeit am Leib empfindet/ vnd in Ohnkraͤfften muß anste- hen lassen: aber hingegen ein Privilegium nimbt vnd zueygnet/ als wer der Ver- stand durch die viele Jahre/ nur desto reiffer vnd zeitiger worden: welches aber gar offt fehlet/ wann nemlich die organa intellectus schwach worden/ vnd die operatio- nes der Sinnen hindern/ oder durch noch anklebende/ wiewollaͤngst vberstandene Kranckheiten verwirꝛen/ wann zumal die Veraͤnderungen deß Gebluͤts/ vnd der Humorn von sich selbst heran folgen/ oder durch die reuolutionen deß Gestirns/ vnd Vmblauff deß Horoscopi anbrechen. Noch mehr ist zuverwundern/ daß die anrainende Staͤnde/ als Sachsen/ Pfaltz vnnd Bayern/ nicht ernsthafftiger zur Sachen gethan/ diesem Vbel vorzubuͤgen: da doch kein Bawr auff dem Dorff so traͤge oder geschaͤfftig ist daß er nicht alles anstehen lasse/ htenlauffe/ vnd Wasser beytrage/ wann nicht nur seines Nachbarn/ sondern das allereusserste Hauß im Flecken anfaͤngt zubrennen: vnd wird bey der gleichen faͤllen aller Neid/ alle Feind- schafft/ aller Widerwill beseyt gesetzt/ damit sich einjeder vor ein Biedermann er- zeyge/ vnnd in gleicher Noth/ ein gleiche Nothuͤlff zuhoffen habe. Was moͤchten aber die Directores sich einbilden? solten sie dem gantzen vnnd vereynigten Hauß Oesterꝛeich gewachsen seyn? wollen sie dem in die Acht erklaͤrten Manßfeld/ deß laͤngst verstorbenen vnd vermoderten Ziska Seel/ Mannheit vnnd Gluͤck im krie- gen beymessen/ daß er/ wie jener/ die Macht deß gantzen Roͤm. Reichs hindertreibe? Sind sie so rein in jhrem Thun? ist vergessen/ was jhre Voreltern vnder Ferdinan- do I. verkrieget vnnd verlohren? koͤnnen sie sich der vmbeschriebenen Freyheit nicht laͤnger bedienen? oder wird die Vnion Wunder thun vnd jhnen beyspringen? soll dann Boͤhmen ein Dummelplatz werden allen Voͤlckern in Europa/ eine Fecht- schul daselbst auff zurichten? werden wol die Hollaͤnder Wunder thun/ vnnd jhrer selbst vergessen? soll der gantze Septentrion sich verwenden/ vnnd in diesen Wald ergiessen? vnnd was wird der zwantzigste/ der zehende/ der fuͤnffte/ der dritte auff ge- bottene Mann/ ohne frembde Huͤlff/ vnd dieselbe ohne Geld Mittel/ auch das gan- tze Wesen ohne Haupt verꝛichten? Nun wol an/ wir sitzen im Narꝛenschiff/ vnnd wollen nicht drauß springen/ ob wir schon den Vndergang vor Augen sehen. Vn- der dessen verliehren wir das Haupt im Roͤm. Reich/ in deme Kayser Matthias/ dieser Vnruhe/ vnnd argen Welt vberdrüssig/ zu dem grossen Hauffen gehet/ J ij den Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ den 10. 20. Mertz 1619. da eben noch einige Hoffnung war/ Sachsen/ Bayern/ vnd andere Staͤnde deß Roͤm. Reichs/ so wol der Liga/ als der Vnion Zugetha- ne/ wuͤrden bey Jhrer Kay. Mayst. vnd anderseits bey den Boͤhmen/ was frucht- barliches intercedendo koͤnnen außrichten. Es muste aber der Rathschluß deß Obersten Regenten seinen Fortgang gewinnen: Europa solte/ vnnd fuͤrnemblich Teutschland/ seinen Vbermuth/ der auß grosser Sicherheit vnnd vielem Reich- thumb entstanden/ buͤssen/ vnd zur Demuth gebracht werden. Der Himmelzeig- te eine Ruthen/ nicht von Birckenzincken/ sondern von Fewrflammen/ welche her- nach gantz Europam mit Brand vnd Blutvergiessen verderbet haben. Es erschie- nen aber droben am Himmel drey sehr nach denckliche Werck/ der Donner/ wegen seiner wundersamen Herkunfft/ vnd vnerforschlichen Wirckung: der Regenbo- gen/ wegen seiner wundersamen Schoͤne an Farben: vnnd der Comet/ wegen sei- ner schroͤcklichen vnd vngewohnlichen Gestallt/ vnbestaͤndiger Bewegung/ vnnd Verkuͤndigung vieler schweren Dingen. Vnnd solche Cometen sind jederwei- len so groß/ als ein gantz Gebuͤrg oder Waldung/ ja wie die Sonne: gestalltet wie ein grosses Haar auff dem Haupt/ ein breyter Barth eines Pferds Schwantz/ o- der auch wie ein Besem auß Birckenreisig. Sie werffen zu Zeiten Stein herun- der/ zwischen zwantzig vnd ander thalb hundert Pfunden/ vnd lassen sich sehen zum laͤngsten ein halb Jahr/ zum wenigsten/ vier Wochen: wenden sich gemeiniglich von Mitternacht durch den Niedergang gegen dem Mittage/ auch etwan von Mitternacht gegen dem Auffgang: stehen bald hoch bald nieder/ huͤpffen von einem Orth zum andern/ vnd bedeuten nicht bald etwas gutes/ weil die Duͤnste/ auß de- nen der Comet erwachsen/ sich nicht bald alle verzehren/ sondern im verleschen ei- nen Pestilentzischen Gestanck hinder sich lassen/ gleich wie ein auß geblasenes vnschlicht Liecht/ daran die Lufft/ vnnd das Gewaͤchs der Erden ja deß Menschem Othem angesteckt vnd verderbet wird. Sonderlich aber verspürt man auff den Cometen die Marcialische/ Mercurialische vnnd Saturninische Wirckungen. Dann wann die Daͤmpffe warm vnd trucken sind/ nimbt deß Menschen Leib auch selbige Stuͤck an sich/ vnd samblet viel Gallen: vnd weil die Sitten der Beschaf- fenheit deß Leibs nacharten/ entzuͤndet sich das Gebluͤt/ zu schwerem Zorn/ Hader/ Auffruhr vnnd Kriege. Vnd aber Hohehaͤupter an Hitz Vberfluß/ vnd duͤnne Geister haben/ welche dannenhero leichtlich anzustecken sind/ werden solche ge- schwind zum Zorn gebracht/ fallen in vnversehene Kranckheiten/ vnnd erwecken nach jhrem Todt/ wer jhre Land vnd Leuthe beherꝛschen solle/ viel Krieg vnd Ver- aͤnderungen. Wie auch Mercurins vnbestaͤndig/ luͤgenhafft/ meynaidig vnd be- trogen ist/ also bringt ein Mercurialischer Comet keine andere Roͤßlein. Satur- nus aber ist boßhafftig vnd gehaͤssig/ macht auch durch sein Cometen solche Leuth: zum wenigsten bezeugt die Natur dieser gestallt/ wie die Menschen selbiger Zeit ge- sinnet seyen. Dann diese Zeichen predigen vns was sonderliches/ weil sie den ge- meinen strich der Natur nicht halten. Vnnd wer wolte den Meister an seinem Werck Dritter Theil. Werck nicht loben. Es wird vns aber auch deß Allerhoͤchsten Clementz neben dem Zorn/ in dem blawen Spiegel deß Himmels also vor die Augen gestellet: dann wann Gott ein Statt oder Land will straffen/ warnt er dasselbe/ auff daß sie an deß Himmels Sternen/ als an den Augen deß Schoͤpffers/ Gottes Zuneyge gegen vns vernehmen: schrecket vns aber auch darneben mit solchem Vngeheur/ von Suͤnden abzustehen. Wann aber auch Satan der Fuͤrst in der Lufft durch Gottes Verhaͤngnuß solche Bilder macht/ ist er zwar als ein sehr gewaltiger Feind keines wegs zuverachten oder gering zuhalten/ sondern es moͤgen der Men- schen Hertzen/ desto jnbruͤnstiger zu deme schreyen/ der jhm ein Ring in seine Nase legen/ vnnd jhn mit Ketten der Finsternuß binden/ vnnd vnwiedersprechlich sagen kan/ hie sollen sich legen deine stoltze Wellen. Vnd wann die Cometen so offt er- schienen/ als der Mond sein Gesicht veraͤndert/ oder jmmer einerley weren/ gleich wie die Sonne/ wuͤrde sich niemand darüber verwundern/ oder entfetzen. Dieser Comet aber/ liesse sich zu End deß Novembris im vorigen Jar sehen/ im Zeichen der Waage/ disseits der Gleichlini/ bewegte sich allgemach zwischen den beyden Zeichen/ der Jungfrawen vnnd der Schlangen/ gegen Mitternacht durchstrich das Gestirn Bootes, vnd ließ den Wagenmann zu der Lincken: fuͤgt sich endlich zu dem grossen Baͤren oder Heerwagen/ vnnd henckte sich an die zween letzen Stern deß Schwantzes/ vnnd verschwand an dem letzten/ als ein Fewr/ das verleschet. Wann dann bekant ist/ daß dieser Comet in der Planeten Straß/ bey dem Mercurio sich gehalten/ hat er eben deß wegen viel List/ Betrug vnd Kraͤ- merey bedeutet. Phœbus zog voran/ begleytet mit dem Scorpion/ vnd Schlan- genmann. Venus die Koͤnigin tratt huͤbschlich von ferꝛn hernach/ deren auff dem Fuß der Steinbock gefolget: Jupiter aber mit froͤlichem Gesicht neben Ganyme- dis Topff vber lang herein tratte. Diana kam zu letzt/ vnd weil sie kein Wild mehr im Wald gefunden/ hielte sie sich auff vmb den Mittaͤgigen Fisch. Sehr ferꝛn hernach kam der hinckende Steltzfuß/ hielt den Stier bey den Hoͤrnern/ vnnd ge- dachte jhm das Joch auffzubinden. Vnnd eben ferꝛn hernach wolte Mars seine Kuͤnheit er weisen/ vnnd den Loͤwen vberfallen/ vnnd neben deß Riesen Abentheur eine vnerhoͤrte That verꝛichten. Zum Beschluß dieses Auffzugs kroche ein schoͤ- ner newer Stern her fůr am eussersten Rand deß Himmels/ so lieblich anzusehen/ als der Abend oder Morgenstern/ vnder dessen Stralen sich Mercurius verdeckt gehalten/ gleich schliche er den andern allen hernach/ jhre Heym lich keiten zuer- kundigen/ vnd sie auff der That zuerhaschen/ biß der Comet sich gegen Mitter- nacht verschlagen/ vnnd den guten Gesellen im Liecht/ vor jedermaͤnniglich allein vnd in Scham gelassen. So hatten vnder der Waage Oesterꝛeich/ Elsaß vnd Saphoy/ Wien/ Franckfort/ Speir vnnd Hailbrun was herbes zuerfahren/ wie auch vnder dem Steinbock/ Sachsen/ Hessen/ die alte Marck/ Gülch/ Aug- spurg/ Costnitz vnd Vlm/ keine Seiden zu spinnen. Was mag aber Saturnus den Stier mit den Hoͤrnern fassen? Soll es der Polen/ Buͤndner/ Lothringer/ J iij vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnnd Jrꝛlaͤnder Freyheit oder Servitut betreffen? muͤssen Mantua/ Parma/ Wuͤrtzburg/ Leipzig/ Guisen/ Manßleben/ vnd das Bistumb Speir/ auch etliche Wetter außstehen? vnd wie kompt der edle Loͤw darzu/ daß seine beste/ namhaffe- ste Orth/ als Welschland vnnd Sicilien/ Prag vnd Coblentz/ Lintz vnnd Krembß/ Mantua vnd Rom/ vnder Martis Grawsambkeit sollen seufftzen? fuͤrwahr es soll noch ein Hercules wider muͤssen aufftretten/ vnnd doch nicht viel darvon tragen/ außzubeuthen. Vnd was soll das Final seyn/ als der so lang gewuͤnschte Fried/ den jedermaͤnniglich/ Morgens vnd Abends frewdiglich anblicket/ vnd gleichsam begruͤsset: wann nur der falsche tuͤckische Mercurius/ nicht vnder dem Mantel deß Friedes so wol verborgen lege/ daß man seiner nicht koͤnte wahr nemen. Doch wisse/ Mercuri/ du wirst beschaͤmpt da stehen/ die Decke soll von dir abgezogen vnd deine Listigkeit offentlich bekant werden. Aber du fragest nicht darnach/ wann du nur deß Reichs Heimlichkeiten erkundigest/ vnnd bey diesem Actu die End- schafft deß Cometen erꝛeichest/ aber der letzte auff dem Theatro bleibest/ biß ein an- der Auffzug an fange/ welches dann geschicht bey dem newen Trigono, da vielleicht herunder muß/ was vierhundert Jahr koͤnnen hoch heben/ vnd verlohren gehen/ was eine so lange Zeit ersparet vnd saͤurlich ist erworben So streiche hien/ du boͤ- ser Comet/ vnnd verloͤsche vber Engelland damit sie den groͤsten Gestanck von dei- ner Boßheit empfinden. Wir besinnen vns allhie/ daß im ersten Jahr deß Peloponnesischen ein Co- met vber Griechenland erschienen/ vnd sechtzig Tage geleuchtet/ der Krieg aber acht vnd zwantzig Jahr gewehret: darbey Athen vnd Sparta sich vor die zwey wieder- wertige Haͤupter auff geworffen. Die Hauptvrsach desselben Kriegs war/ daß Athen zu maͤchtig worden/ vnd anfing/ andere zuvnterdrucken/ zu grossem Nach- theil/ der damals schwachen oder verworꝛenen Spartaner. Der Anlaß zu den Waffen zugreiffen wurd genommen zu faͤlliger weise/ weil die Athenienser denen zu Corfu Huͤlff gesand: jhre abtrinnige Statt Potiday mit Gewalt wider erobert/ welche vnnd dergleichen Strittigkeiten nach jnhalt der freyen Staͤtte Abschieden hetten sollen in der guͤte/ vor der gantzen Versamblung mit Recht vertragen werden. Auch brachte man auff die Bahn/ die zu Aegina weren wider gemeine Freyheit bedrangt/ vnd denen zu Megara alle Commercien/ weil sie ein Geistlich Gut/ oder Hayn angegriffen/ vnd gemein gemacht hatten. Wie nun vmb dieser Vrsachen willen/ auß gemeinem Schluß der Krieg den Atheniensern angekuͤn- digt ward/ verhalßstarꝛigte sie Pericles, jhr Haupt im Regiment/ weil dieses zwar ein geringes begehrẽ scheinte/ aber ein mehres nach sich fuͤhrte/ zur Prüfung/ ob sie auch Zaum vnd Gebiß koͤntẽ tragẽ/ vñ sich von den Spartanern wolten reiten las- sen/ oder viel mehr jhre Hochmoͤgenheit bezeugen/ vnd einige Gegenverfassung an die Hand nemen. Wann wir dann diefen Teutschen Krieg betrachten/ so findet sich der Neid allenthalben/ vnnd daß jede Parthey solte wider die Reichs Abschied gehandelt haben/ wie offters erwehnt ist worden. Der Dritter Theil. Der achte Discurß. Wie das Vnwesen in Boͤhmen fortgangen: Koͤnig Ferdinand Roͤm. Kayser/ vnnd Pfaltzgraff Friederich Boͤhmischer Koͤnig worden/ aber nicht lang geblieben. Wie der Kayser sein Koͤnigreich Boͤhmen wider in sein Gewalt vnnd Gehorsamb gebracht: auch ein Reichstag nach Regenspurg außgeschrieben. K Ayser Matthias ist todt/ Koͤnig Ferdinand soll die Regierung an- tretten/ erwirbt zu solchem ende Ertzhertzog Albrechts Vollmacht vnd Cession, erbieth sich den Boͤhmen jhre Privilegien zu confirmiren/ wann sie nur die Waffen niderlegen/ vnd jhr Eyd vnd Pflicht betrachten wolten: wird aber auff den auß geschriebenen Landtag verschoben. Jn dessen beklagen sich die Boͤhmen/ Koͤnig Ferdinand hette die von jhnen entsetzte Personen wider in jhre vorige Aempter gesetzet/ vnnd zu vor nicht drůber erkennen lassen/ sondern dadurch angedeutet/ daß er gedaͤchte es fortzuführen/ wo es Kayser Matthias ge- lassen: zumal die Kriegs voͤlcker liegen blieben/ ja noch andere an sich zogen/ denen der Paß durch das Bayrische Gebiet gegoͤnnet worden/ vnd die Werbungen in Jtalien/ Niederland vnd gantz Teutschland sehr fortgiengen. Sie hatten aber kein andern Trost/ als daß die Directorn in Maͤhren vnd Schlesien sich etwas ey- serig erzeigt/ vnd der Graff von Thurn die Nieder Oesterꝛeicher zur Verbündnuß noͤthigen wollen. Auch daß Bethlehem Gabor Fuͤrst in Siebenbuͤrgen/ sich mit jhnen verbunden/ vnd mit Voͤlckern in Hungarn gienge: deme sie vnder anderem hefftig geklagt/ daß Koͤnig Ferdinand mit dem Hauß Spanien eine hochschaͤdliche Verbuͤndnuß hette getroffen/ wann er ohne Maͤnnlichen Saamen todsverfah- ren wuͤrde/ als dann die Koͤnigreiche Hungarn vnd Boͤhmen/ mit derselben ein- verleibten Provintzen/ den Spaniern erblich heymgefallen seyn solten. Ja/ Koͤ- nig Ferdinand hette sich der Kron verlustigt gemacht/ weil er die vbergebene vnnd beaͤtdigte Reversalien nicht gehalten. Vnd scheinet gantz wahr seyn/ daß sie bey dem Tuͤrcken vmb Schutz angesucht/ weil hernach jhr new erwehlter Koͤnig eine ansehnliche Bottschafft an die Porta gesandt hat. Noch fiel ein andere Beschwernuß vor/ ob nicht Koͤnig Ferdinand moͤchte die Kayserliche Kron/ vnd also alles Ansehen vnnd huͤlffliche Gewalt erlangen. Sachsen entschuldigt sich/ daß Chur Maintz den Koͤnig Ferdinand zum Wahltag beschrieben/ stuͤnde demselben zuverantworten: wolte jhm aber nicht gebuͤhren/ ein so hochwichtige Frag/ ob die Chur am Land/ oder auff der Person haffte/ ohne zu- thun seiner Collegen/ zueroͤrtern. Jn Summa/ das Churfuͤrstliche Collegium/ faͤhrt fort/ vneracht der Boͤhmen einwenden/ vnd wehlet Ferdinanden Koͤnig in Boͤh- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Boͤhmen vnd Hungarn/ zum Roͤmischen Kayser/ daß er den 30. Augusti 1619. auch in Franckfurt am Mayn gekroͤnet ward. Dann derselbe ließ sich wenig an- fechten/ deß es in Boͤhmen/ auff seiner Seit nicht allerdings wol stunde/ weil seine bey de Feldherꝛn Bouquoy vnd Tampier einander nicht wol verstunden/ Wallen- stein die Marggraffschafft Maͤhren von der Verbuͤndnuß nicht koͤnnen abhalten/ vnd sein eigen Schreiben bey dem Fuͤrsten zur Lignitz in Schlesien/ wie auch in der Lanßnitz nichts verfangen wollen: ja daß der Graff von Thurn die Statt Wien belaͤgerte vnd die Vorstaͤtt jnnen hatte (davon er gleichwohl abstehen muͤs- sen/ als Bouqnoy den Manßfeld geschlagen/ vnd etliche veste Orth in Boͤhmen vberwaͤltiget) vnd sahe auff das Hauptwesen/ wie er die Kayserliche Kron erlan- gen moͤchte. Welches jhm auch endlich gelungen/ ob schon Chur Pfaltz seine Stim auff den Bayrfuͤrsten gerichtet/ vnd in der Wahl mit Chur Sachsen nicht allerdings wol verfahren/ die zwifache Commission/ so auff gewisse Begebenheiten gerichtet gewesen/ vnzeitig eroͤffnet/ vnnd Chur Sachsen darmit nicht wenig vor den Kopff gestossen/ daß die Wahl auff Koͤnig Ferdinanden/ mit vnd wider Wil- len gefallen. Dann die Ligisten vnnd samptliche Catholische sahen der Zeit kein ander Haupt/ welches den Vncatholischen/ so sich in den Niderlanden/ in Bohem vnd Oesterꝛeich/ wie auch in Oberland/ maͤchtig vnd muthig erzeigten/ moͤchte ge- wachsen seyn/ als eben das Hauß Oesterꝛeich vnnd auß demselben diesen Ertzher- tzog Ferdinanden/ der die beyde Koͤnigreich erhalten/ mit Spanien zu aller Noth- hůlff sich auff ein newes verbunden/ den Bapst allen Gehorsam geschworen/ in sei- nen Erblanden ein grossen Eyfer wegen der Religion erwiesen/ vnd noch den Tag vor seiner Wahl in den Jesuiter Orden/ mit Geluͤbd/ auch Kleyd getretten/ vnnd demnach sein eusserstes zu Hindertreibung der Ketzer anwenden/ vnnd Helffers- helffer auff bringen wuͤrde. Der Hertzog in Bayern war zwar der nechste nach Ertzhertzog Ferdinanden/ eines hohen Verstands vnd Eyfers/ nicht von geringer Macht/ vnd der Regierung sehr wol erfahren: aber wegen deß Kaysers Ludwigen auß Bayern verdaͤchtig/ welcher vber dem Kayserthumb mit Ertzhertzog Friede- richen gestritten vnd obgesieget. Koͤnden also beyde Haͤuser in offentliche Fehde gerahten/ vnd den Ketzern ein gut Spiel machen. Auch mochten Saltzburg/ vnd andere benachbahrte Bischoff zu ruͤck gedacht haben/ was etwan juͤngst vorge- gangen/ vnd wie Bayern jederzeit gesucht/ die Borten seines Mantels vmb etwas außzubreyten/ mehr dann einem vnd anderem recht seyn dauchtete: So befand sich noch zu Rom/ wie Hertzog Albrecht/ zun Zeiten Ferdinandi I. so instaͤndig/ vmb verguͤnstigung der beyderley Gestallten/ deß Fleischessens auff verbottene Tage/ auch der Priester Ehe halben/ angehalten/ welches alles dieser zumahl kluge Her- tzog vielleicht wider herfuͤr suchen/ vnd wegen Weltlichen Nutzes/ nach der gros- sen Herꝛn weise/ treiben moͤchte: vnd aber an Ertzhertzog Ferdinanden/ wegen be- kanten Eyfers/ vnnd offt widererholten Geluͤbdes/ ehe mit einem weissen Stab auß dem Land ins Elend zugehen/ ja sich ehe in Stuͤck zerhawen zulassen/ als der Vn Ca- Dritter Theil. Vn Catholischen Vbermuth laͤnger zudulden/ sondern bey Verlust aller seiner Herꝛlichkeit/ auch deß Lebens selbsten/ zuhindertreiben/ in keinen Wege zubefah- ren war. Als nun die Boͤhmen vernommen/ daß jhre Gesanten nicht in die Statt Franckfort/ weniger zu der Kayserlichen Wahl zugelassen worden/ vnnd daß die Churfuͤrsten den Ertzhertzog Ferdinanden vor ein Koͤnig in Boͤhmen/ vnnd dem- selben nach/ vor ein Mit Chur fuͤrsten erkenneten/ auch leicht die Rechnung mache- ten daß die Kayserliche Kron demselben wuͤrde heimfallen/ fasseten sie eine weit- auß sehende vnd gantz gefaͤhrliche Resolution/ beeileten den auß geschriebenen Land- tag vor dem angesetzten Termin/ vnd verstiessen/ so viel an jhnen war/ vnerachtet der Churfůrsten Abmahnen/ vnd zum guͤtlichen Vertrag vielfaltiges Erbieten/ Ertzhertzog Ferdinanden von jhrem Koͤniglichen Thron/ als deß Koͤnigreichs verlustigt: wehleten aber zu jhrem Koͤnig Pfaltzgraff Friderichen am Rhein/ in e- ben denselben Tagen der Kayserlichen Kroͤnung/ wie sie jhme dann vnder dem 3. Sept. solches kund gethan/ mit vnderthaͤntger Bitte/ jhrer gantz einhelligen Wahl ein Genuͤgen zuthun/ vnd das Koͤnigreich anzunemen. Sie hatten zwar Anfangs auch was Absehens auff Chur Sachsen/ weil aber dasselbe Hauß ansehn- liche Lehen von der Kron truͤge/ vnnd solche moͤchte eygen machen/ auch an dem Hauß Oesterꝛeich allzu steiff hielte/ geschahen deßwegen wenig Wort: wie auch wegen Saphoyen/ als zuweit entlegen/ vnd zuschwach/ ein so schweren Last zutra- gen. Chur Pfaltz aber wer nahe gelegen/ hette den Schluͤssel zum Rhein/ Mann- heim zur Hauptfestung gemacht/ vnnd Vdenheim geschleyffet/ mit guter Corre- spondentz beyder Koͤnigreiche/ Engelland vnnd Franckreich/ auch Verbuͤndnuß mit der Vnion vnnd den Staden der vereynigten Niederlanden. Vnnd da ein Vngluͤck vorgienge/ wuͤrden alle Evangelische Potentaten/ sonderlich Engelland vnnd Franckreich/ denen das Hauß Oesterꝛeich Schatten machte/ alles wider zu- rechte bringen. Nun waren auff Chur Pfaͤltzischer Seiten alte Raͤhte/ die deß gantzen Hauses Oesterꝛeich vbergrosse Macht zuermessen/ vnnd die Erb Vereint- gung zwischen dem Hauß Spanien vñ der Ferdinandischen Linien/ auch der Boͤh- men Vngestuͤmme vnd Wanckelmuͤthigkeit/ vnnd vber diß alles die Kayserliche Hoheit zuerwegen meynten/ vom Krieg abriethen/ vnd die frembde/ auch benach- bahrte Huͤlff vngewiß machten/ dadurch alle Erb Laͤnder in die eusserste Gefahr koͤnten gerahten: diese aber wurden vor gantz alt vnnd kalt/ kleinmuͤhtig vnnd ver- zagt gehalten/ die dem Lauff deß Evangelions keine Bahn suchten zumachen/ vnd nach der beruͤhmbtem Teutschen Freyheit/ als Lebens satt/ wenig fragten. Dar- umb forderte man sie wenig/ vnnd endlich gar nicht mehr zum Raht. Hingegen fanden sich andere/ die da vorgaben/ Spanien hette es nun bald wieder mit den Hollaͤndern zuthun/ die jhn entweder drunten behalten/ oder in die Pfaltz/ ja gar biß in Boͤhmen verfolgen würden: So were das Vnionswesen so wol gefasset/ daß die Erblaͤnder ausser aller Gefahr blieben/ vnd stuͤnde die Wahl den Boͤhmen Dritter Theil. K frey/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ frey/ vnd moͤchten zu einem Koͤnig auffwerffen/ wen sie wolten: auch hette man es nicht mit dem Kayser/ sondern mit einem Ertzhertzogen/ vnnd vermeynten Chur- fuͤrsten zuthun. Vnd wann wider verhoffen/ die Catholische Staͤnde sich solten in das Wesen schlagen/ wuͤrden alle Malcontenten im Roͤm. Reich/ sonderlich aber Cassel vnd Durlach jhren Eyfer sehen lassen/ vnd Hand mit anlegen: zumahl auch Brandenburg/ wegen der Guͤlchischẽ Landen/ sich muͤste regen/ vñ mit Macht verwahren. Als man aber Engelland vmb Raht fragte/ wolte die Sach zu einem boͤsen Exempel außgelegt/ vnnd ruͤckstelltg gemacht werden/ wann nicht die Be- gierd selbst Koͤnig zuseyn/ vnnd sich in Koͤniglichen Diensten reich zumachen/ die fried- vnnd heylsame Consilia hindertrieben hetten. Viel anderst lieset man in Gerardi von Roo Jahrbuͤchern/ von Hertzog Albrechten in Bayern/ der die Koͤ- nigliche Kron in Boͤhmen nicht wollen annehmen/ als man sie jhm nach Koͤnig Albrechten todt/ bey den Kindischen Jahren Ladißlai/ deß rechten Erben/ an- getragen. Wie dann auff solche abschlaͤgige Antwort in Bayern Kayser Fri- derich dem Boͤhmischen Gesanden Stasco/ der jhm zur Vormundschafft/ ja gar zum Eygenthumb gerahten/ geantwortet: die weil er sehe/ daß jhm nit so viel Zeit vnd Ruhe gebuͤhrte/ das Koͤnigreich Boͤhmen nach Notturfft zuverwalten/ hielt er fuͤr Rathsam/ daß sie auß jhrem Mittel eine Regierung anstelleten/ alles nach Recht vnd Billichkeit zuverwalten/ mit dem Anhang/ daß man alles zuverant- worten wisse. Jn dessen wolle er daran seyn/ daß der junge Koͤnig wol aufferzo- gen werde/ ohn einiges absehen/ seines besondern Nutzes. Das Exempel von Abdolonymo ist alt/ vñ will zur Fabeln werden/ aber nur bey den Regiersuͤchtigen. Dann als Strato/ Koͤnig zu Stdon am Meer/ deß gewesenen Monarchen Darij Lehen Mann/ von dem grossen Alexander verstossen/ vnd Heph æ stioni verguͤnstigt ward/ ein andern Koͤnig zusetzen/ wolte keiner vnder seinen Hoͤfflingen die Kron annehmen/ weil sie deß Stammes nicht weren. Darumb schickte Heph æ stion Purpur/ Scepter vñ Kron diesem Abdolonymo/ der zwar Koͤniglichẽ Geschlechts/ aber so arm/ daß er sein Garten vor der Statt mit eygener Hand bawete/ also daß er anfangs nichts glauben koͤnnen/ biß man jhm die Kron auff gesetzet/ den Koͤnig- lichen Gruß vnd Ehr gethan/ vnd also volle V erthaͤnigkeit bezeuget: mit diesem Bericht vnd Wunsch an den grossen Alexander/ daß er in seiner Haͤnde Arbeit alle Genuͤglichkeit hette funden/ vnd wann er schon nicht reich gewesen/ hab jhm doch nichts gemangelt: begehrie aber von den Goͤttern/ den Koͤniglichen Stand so ge- ruhig vnd frewdig zufuͤhren/ als wenig jhme die Armuth beschwerlich were gewe- sen. Sein Geschlecht/ vnd vielmehr Tugend/ ist außgestorben. Dannoch wolte Chur Pfaltz angesehen seyn/ als thet er nichts ausser gutem Rath: schrieb an den Hertzogen in Bayern/ vnd wolte dessen Gutachten wegen Annehmung der Kron/ zu vorderst vernehmen: erhielte aber ein solche Antwort/ die gar nicht den gefasten Einbildungen ahnen konde: gleich wie Sachsen antwortlich nur beklagte/ daß sein Vorschlag vnd angebottene Jnterposition so gar nicht fruchten wollen. Po- len/ Dritter Theil. len/ Venedig vnd Saphoy wuͤnschten nur Fried/ ohne Blutvergiessen. Wie nun die Boͤhmen diese drey Vrsachen/ warumb sie den gekroͤnten Koͤnig Ferdinand verstossen/ vnd nicht mehr vor jhren Koͤnig erkennen wolten/ an Tag gegeben/ die- weil erstlich er niemals rechtmaͤssiger Weiß/ vermoͤg altes Gebrauchs vnnd Her- kommens/ so dann auß Anleytung oder Krafft der Privilegien/ zu einem Boͤhmi- schen Koͤnig erwehlet worden/ ja er selbst nicht erwehlet/ sondern allein auffgenom- men/ vnd gekroͤnt zu werden begert hette. Dieweil zum Andern/ solche Auffneh- mung vnd Kroͤnung/ so im Jahr 1617. noch bey Lebzetten Kaysers Matthi æ vor- genommen/ vnd in das Werck gerichtet worden/ mit List vnnd Pracucken zugan- gen/ in deme man etliche Trewlose/ dieses Koͤnigreichs vnd Vatterlands Verꝛaͤh- ter/ durch Geschenck vnnd Verheissungen zur Handgezogen/ andere aber durch schwere Betrohungẽ darzu genoͤthiget: vñ wern doch gleichwol nichts desto wemger mit gewissen Bedingungen geschehen/ welchen wo er nicht nachkommen wuͤrde/ solten jhm Staͤnde zu keinem Gehorsamb verbunden seyn. Diewei. Drittens/ er gemelten Anhaͤngen nicht nach gesetzt/ sondern den Eyd/ so er den Staͤnden ge- schworen/ vnd die Reverßbrieff/ so er den Laͤndern gegeben/ in viel Wege vberfah- ren: ja das noch mehr/ sich bey dazumahl noch lebenden Kaysers Matthi æ Zeiten/ nicht allein in die Regierung selber eingetrungen/ sondern auch vor- vnd nach des- selben Kaysers Ableiben/ sich als ein offentlichen Feind der Laͤnder erklaͤrt: vnnd zwar dasselbige zuvorderst zu diesem End/ damit er die Evangelische Religion in gedachten Laͤndern außrotten/ den Staͤnden deß Koͤnigreichs/ vnnd denen mit einverleibten Laͤndern die freye Wahl eines Koͤnigs/ wie auch andere Freyheiten/ abnoͤtigen/ vnd sie vnder das Spanische Joch bringen moͤchte. Auff welche wei- se dann er sich selber alles Fugen vnnd Rechten/ welches jhm nach Kaysers Mat- thi æ toͤdlichem Abgang hette gedeyen moͤgen/ vnfaͤhig/ hergegen aber die Laͤn- der von besagter Pflicht quit vnd ledig gemacht hette. Daß nun Cyur Pfaltz die Kron angenommen/ vnd den 4. Nov. zu Prag gekroͤnet worden/ dessen legt er die gantze Vrsach/ auff die Patres Societatis, welche die Protestirenden vnderdruͤck- ten/ vnd alle compactata durchloͤcherten/ dahero die Boͤhmen genoͤthiget worden/ jhren zuvor erwehlten Koͤnig zuverstossen/ vnnd ein andern auß freyer Wahl zu- kiesen/ durch viel hohe gegruͤndete/ befugte vnnd genugsame Vrsachen. Wann dann die Sach an sich selbst Loͤb- vnnd Christlich/ wuͤrde Chur Pfaltz das vnschul- dig vergossene Blut/ im fall der Verwaigerung auff sich ziehen. So erforderte die vralte Erb Vereinigung deß Koͤnigreichs mit der Obern Pfaltz/ eine schleuni- ge Huͤlff/ neben der gemeinen Schuldigkeit/ gegen einem so fuͤrnehmen Glied deß Roͤm. Reichs/ daß es nicht gar verduͤrbe/ oder in frembde Haͤnde geriethe/ sondern die Gewissens Freyheit vnderhielte/ vnnd die Drangsalen von frembden Kriegs- voͤlckern abtriebe. Wie nun der Majestaͤtbrieff den Catholischen in den Augen wehe gethan/ vnd sie zu Eyfer verꝛeytzt/ die Außlegung desselben nach jhrem Sinn/ vnd Vor- K ij theil Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ theil abzufassen vnd bey Kay. May. durchzueringen/ also haben solche proceduren den Fenstersprung vnnd gantzen Auffstand im Koͤnigreich Boͤhmen verursacht. Als aber der Pfaltzgraff die Boͤhmische Kron angenommen/ vnd die Vnion so ferꝛn an sich gezogen/ daß dieselbe auff dem Convent zu Nuͤrnberg dem Kayserli- chen Abgesanden hochtrabend vnnd betrohlich geantwort/ nicht weniger auch an den Hertzogen in Bayern/ als der Ligisten Haupt vnnd Feldherꝛn geschrieben/ es muͤsten die Grauamina der Evangelischen dermal eins mit Schwert vnd Blut er- oͤrtert werden/ Donawerth wider zum Reich kommen/ das Hoffgericht vnd gantze Justitzwesen eine Reformation leiden/ die Pfaͤltzische Erblaͤnder vnangefochten bleiben/ vnd den Bedrangten Rettung widerfahren/ wie sanfft auch Kayser Fer- dinand/ vnd Hertzog Maximilian in Bayern hingegen verfuhren: war die Rech- nung leicht zumachen/ daß/ wer den Kopff erhielte/ den Barth scheren/ vnd dem Vndenliegenden harte Gesatz vorschreiben wuͤrde. Dann auch die Ligisten jh- res besten nicht vergessen/ vnnd sich zu Wuͤrtzburg ebenmaͤssig versamblet/ ein De- fensions Wesen/ wider allen feindlichen Vberfall/ anzustellen. Mittlerweil gieng es in Boͤhmen vnd Oesterꝛeich auch Hungarn sehr vbel daher/ daß ein Stein hette moͤgen erbarmen. Tampier vnd Buquoy hattens mit dem von Thurn vnnd Manßfeld zuthun/ biß Fuͤrst Christ. von Anhalt Oberster Feldherꝛ gewordẽ. Der Humanay in Hungarn brachte den Bethlem Gabor dahin/ dz er vom Jan. 1620. biß in den September selbigen Jahrs ein Anstand gemacht/ also daß die Cosacken in Oesterꝛeich koͤnnen durchbrechen: so kamen auch zwoͤlff tausend Spanier heran/ vnd solten noch vier vnnd zwantzig tausend zu Fuß/ sampt sechs tausend Pferden auff deß Koͤnigs in Spantẽ Sold vnd Spesen: aber 30000. Polacken/ welche der Koͤnig in Polen versprochen hatte/ wolten anfangs nicht erscheinen/ weil die Reichs Raͤthe sich darwider setzeten. Doch wolte der Frantzoß weder dem Kayser/ noch den Boͤhmen Huͤlff leysten/ vnnd legte gleichwol etliche Voͤlcker auff die Graͤntzen gegen Teutschland. Der Koͤnig Pfaltzgraff sahe kein andere Huͤlff/ als vier tausend Engellaͤnder/ vnnd ein Regiment Hollaͤnder/ mit fuͤnffhundert Pferden. Doch erschienen auch vier tausend Hungarn/ vnnd vermeldeten/ der Secours von Bethlem Gabor wuͤrde vermoͤg jhrer Verbuͤndnuß also bald im Zug begriffen seyn. Den allerersten Stoß bekam der Koͤnig Pfaltzgraff/ daß die Hungarn vnd Boͤhmen zu Preßburg sich nicht vergleichen koͤnnen: darnach daß die Churfuͤrsten zu Muͤlheim in Thuͤringen einen Schluß gemacht/ vnnd densel- ben durch jhre Bottschafft insinuiren lassen/ Churpfaltz solte dem Kayser das Koͤ- nigreich wider abtretten/ vnnd nicht ferꝛnere Vnruhe im Reich erwecken: Zum dritten/ daß der Kayser alle vnd jede Staͤnde deß Roͤm. Reichs/ sich gegenwaͤrti- ger Haͤndel zuentschlagen/ abgemahnet: Zum vierden/ daß die Vnions Verwan- ten zu Vlm/ nach langem Gezaͤnck geschlossen/ den Ligistischen Voͤlckern/ so im Elsaß gegen den Vnirten lagen/ den Paß nach Bayern zuverstatten: Zum fuͤnff- ten/ daß der Vnion Feldherꝛ/ Marggraff Joach im Ernst von Anspach/ sich behan- deln Dritter Theil. deln lassen/ nicht dem Ambrosio Spinol æ / so mit 14000. Mann in Boͤhmen ge- dachte zuziehen/ den Rhein herunder entgegen zugehen/ sondern nur den Paß vmb Franckfurt vnd Oppenheim zuverlegen: Zum sechsten/ daß die Oesterꝛeichische Staͤnde dem Bayrischen Gewalt weichen/ vnnd huldigen muͤssen: Zum sieben- den/ daß Chur Sachsen/ auß antrieb der Geistlichen/ vnd Eyfer gegen den Calvi- nisten/ sich bewegen lassen/ in die Laußnitz zufallen/ vnnd Bauditz/ sampt der gan- tzen Landschafft zubezwingen: Zum achten/ daß der Koͤnig Pfaltzgraff das Cruci- stx auff der Prager Schloßbruͤcken/ vnnd die Bilder auß der Schloßkirchen (wel- ches doch die Boͤhmische Calvinische Herꝛn selbsten gethan) verschaffen lassen/ da- durch ein grosser Widerwill bey Lutherischen vnnd Catholischen entstanden/ vnnd vervrsacht/ daß man kein Baarschafft mehr beygetragen/ die Soldatesca in Man- gel/ vnd Vnmuth gelassen/ daß sich endlich alles miteinander auff die Statt Prag gezogen. Zum neundten/ daß der Koͤnig Pfaltzgraff selbst sich bey der Soldatesca nicht beliebt gemacht/ vnnd den Muth sincken lassen/ in deme er an den Hertzog von Bayern eine Muͤndliche Conferentz/ aber all zuspaͤth/ begehrt: Zum zehenden/ daß er keinen Ruͤckengehabt/ vnnd weder Franckreich/ noch Engelland zu vor mit ins Spiel gezogen/ auch die jenige Voͤlcker/ so wegen deß Gubernaments zu Metz/ auff den Beynen waren/ nicht wollen annehmen/ als Rebellen deß Frantzosen/ welche aber jhme hernach nicht wenig Schaden auff der andern Parthey gethan. Wie nun die samptliche Voͤlcker sich auff den weissen Berg vor Prag gelaͤgert/ erhielt der Hertzog in Bayern/ vnder dem Kayserischen Feld Obersten Bouquoy (dann Tampier war in Hungarn vor Preßburg erschossen worden) vnnd vnder seinem General Leutenant Tylli/ auff Sontag den achten November/ eine grosse Victory/ erlegt sechs tausendauff der Malstatt/ erobert zehen stůck groben Ge- schützes/ vnd vber hundert Fahnen. Legt sich also bald vor Prag/ vnnd brachte die drey Prager Staͤtte wider in Kayserliche Devotion/ nach dem der Koͤnig Pfaltz- graff den folgenden Tag deß Treffens in hoͤchster eyl/ auch Gefahr/ seine eygene Voͤlcker moͤchten jhn/ den auß stehenden Sold zuerhalten/ greiffen vnnd vberlief- fern/ war außgewichen/ vnd zu Preßlaw den Staͤnden ein newes Hertz wollen mit vergeblicher Hoffnung machen/ ob wuͤrde frembder Potentaten Huͤlff vnverzuͤg- lich heranbrechen/ vnd alles wider zurecht bringen. Die Reyß gieng von Preß- law nach Berlin/ vnd ferꝛner nach Holland/ auff daß Engelland/ Franckreich vnd Dennmarck desto leichter zur Assistentz moͤchten bewegt werden. Also ist Pfaltz- graff Friederich Churfuͤrst/ zu Prag gekroͤnter Koͤnig gewesen/ ein Jahr vnd fuͤnff Tage. Vor dem Haupt Treffen schiene es etwas sorglich auff Bayrischer Sei- ten/ den Feind der sich nach allem Vortheil vergraben/ vnd mit Geschuͤtz verwahrt hatte/ vor der Hauptstatt/ die allein eine grosse Macht bestehen/ auch darstellen konte/ vnd mit allem Vorꝛath versehen war/ anzugreiffen: wann nicht ein Moͤnch/ der Astrologj wol erfahren/ von dem Außgang deß Treffens gewissen Vorbericht gethan/ vnnd starcke Hoffnung gemacht hette. Doch machte den Catholischen K iij ein Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ein Muth/ daß die Boͤhmen jmmerzu wichen/ vnnd kein andere Haupt Armada ausser dieser konten auffbringen/ hingegen aber die Catholischen sich zu den Chur- Saͤchsischen in der Schlesie/ vnd zu den Kayserischen in Hungarn/ ja gar herauß ins Reich zu den Spanischen am Rhein beziehen/ vnnd wider verstaͤrcken moͤgen: zugeschweigen was Spanien in Jtalien/ vnd den Niederlanden vor ferꝛnere Be- reytschafften mehr gemacht hatte. Dann selbiger Monarchy kein bessere Zei- tung zukommen/ als daß Churpfaltz die Kron Boͤhmen angenommen/ vnnd dar- durch den Spaniern das Schwert in die Faust gegeben/ mit beyfall der samptli- chen Catholischen/ in Teutschland/ vnder dem schein vnnd namen der Oesterꝛei- chischen Hülff/ etwas denckwuͤrdiges zuvnderfangen. Jn dessen zog Chur Sachsen auß der Laußnitz nach der Schlosie/ vnd bracht dieselbe Landschafft/ mehr durch Versicherung der Kayserlichen Gnad vnd Frey- heit der Religion/ als durch Gewalt der Waffen/ wider zum Kayserlichen Ge- horsam: wie auch Bouquoy vnnd Balthasar von Marꝛadas ein Orth nach dem andern in Maͤhren vnder sich brachten. Von dannen sie nach Hungarn verꝛuckt/ den Bethlem Gaborn/ der die Hungarische Kron angenommen hatte/ ebenmaͤs- sig zudaͤmpffen. Noch war das Vnionwesen auff den Beinen/ doch solcher ge- stallt/ daß der Feldherꝛ mit grossem Geld lind gemacht/ sich keines Ernstes ge- braucht/ darumb auch der Printz von Vranien wider nach Holland mit seinen Voͤlckern gezogen/ vnd Obertraut/ der Teutsche Michael genannt/ vbel angesehen worden/ daß er ein Angriff oder Einfall gethan/ vnnd etliche fuͤrnehme Spanische Officirer/ die man wol tractirt/ vnnd mit einem Zehrpfenning vor den gemeinen Knecht/ wider hienuͤber gesand/ gefangen bekommen. Endlich wurd ein Still- stand zwischen den Spanischen vnd Vnirten getroffen/ auch eine Zusammen- kunfft zu Augspurg im Febr. deß 1621. Jahrs/ auff Catholischer Seiten/ vnnd eine andere zu Hailbrun von den Vnirten/ vber dem besorglichen Kriegswesen gehal- ten/ biß zu letzt die gantze Vnion sich im Aprill geendet/ vnd ein jeder Fuchs vorsei- nen Balg angefangen zusorgen: doch blieben etliche Vnions Voͤlcker in der Pfaltz/ dieselbe zuverwahren/ wie auch auff eine geringe Zeit geschehen/ in deme Spinola ein Anstand gemacht/ wegen deß verflossenen Treves in den Niederlan- den mit Ertzhertzog Albrechten Raht zupflegen/ vnd dann auch dem Koͤnig in En- gelland zugefallen/ der ein Freyherꝛn/ genannt Digby/ in Teutschland gesandt/ die Feindschafft vnnd Strittigkeiten/ zwischen dem Kayser vnd Pfaltzgraffen hin zulegen/ vnd die Pfaͤltzische Erblaͤnder zuerhaltẽ. Der Graff von Manßfeld/ deß gewesenen Gubernatorn zu Luͤtzelburg natürlicher Sohn/ verstund wohl/ daß er auff kein andere weise kond groß werden/ als durch die Waffen: darumb hette er den Koͤnig Pfaltzgraffen gern in Boͤhmen behalten/ suchte die zerstrewte Voͤlcker von der Prager Schlacht an sich zuziehen/ vnnd mit Zuthun deß Bethlem Ga- born/ den Handel wider auff ein newes anzugreiffen: vmb etwas pickirt vnnd ver- vnwillet/ daß der Koͤnig Pfaltzgraff das Generalat in Boͤhmen dem Fuͤrst Chri- stian Dritter Theil. stian von Anhalt auffgetragen/ auch nicht so hoch bekuͤmmert/ wegen einer so gros- sen Schlap auff dem weissen Berge/ weil er nicht selbst darbey gewesen/ nun aber desto groͤssere Ehr erwerben koͤnte/ wann jhm das Gluͤck bey verdorbenem vnd ver- worꝛenem Wesen wohl solte wollen: Zumahl er nichts zuverlieren/ vnd desto frew- diger es hinein wagen moͤchte/ wie es jhm dann in dem Boͤhmischen Wesen manchmahl wohl/ manchmahl vbelgelungen. Er hielt Pilsen vor seine Retira- da/ vnnd grasete vmb sich/ sonderlich aber gegen der Obernpfaltz/ theilte Patenten auß ohne Geldt/ vnnd richtet eine schoͤne Armada mit ein hundert Goldguͤlden/ so er allein an Baarschafft vbrig hatte/ bekam grossen Zulauff/ vnnd vermeynte bey den Vnirten zu Hailbrun eine newe Verfassung ins Werck zurichten: muste aber die Hertzbrechende Zeitung vernehmen/ daß die Statt Pilsen vmb ein stuͤck Gelds vbergangen/ vnd er nunmehr den Fuchsbalg zugebrauchen/ damit er vnge- ropfft vber den Wald/ auff das flache kaͤme. Dann er lavirte gegen dem Hertzog in Bayern/ vnnd hoͤrte begierig an/ was man jhm vortrug: wischte aber einsmals durch/ vnd rumorte in der vndern Pfaltz/ biß jhm der Weg nach den Niederlanden/ dahin er sich durchschlagen muͤssen/ gewiesen ward. Noch setzte er sich in Frieß- land/ vnd wartet auff das Hungarische Wesen/ aber vergeblich. Er vermeynte Engelland einzuflechten/ vnnd gab den Frantzosen an die Hand/ wie sie von der Spanischen Monarchi vmbzingelt wolten werden/ wann sie jhrer Nachbarn ver- gessen theten. Vnd ist gewiß/ daß dieser Fewergeist sein Wunsch erlanget/ nem- lich eine Armada von zwoͤlff tausend Mann/ mit zwoͤlff stuͤcken grobes Geschuͤtzes versehen/ zufuͤhren/ vnd also Kreutzweiß durch ein Koͤnigreich zustreichen. Mehr begehrte er nicht/ damit er sich wenden vnnd kehren konte nach Belieben/ vnnd wie ein schlupfferiger Ahl durchgehen/ wie er dann gar offt gethan/ biß er in Hungarn stehend seinen Geist auffgeben. Klug war er vber alle massen/ vnd hat zu Pariß den Modell abgerissen/ nach welchem der Cardinal von Rischelieu hernach die Saiten gespannet hat. Noch eins lag dem Kayser im wege/ das jhn graͤmete/ weil er vernommen/ daß zu Segenberg/ in deme der vertriebene Koͤnig auß Boͤhmen Pfaltzgraff seine Zuflucht vnnd Sicherheit/ bey den Hollaͤndern suchen wollen/ eine Zusammen- kunfft im Nieder Saͤchsischen Krayß sich gehalten/ vnd von den Engellaͤndischen/ Daͤnischen/ Schwedischen/ Churpfaltz vnd Brandenburgischen/ Braunschweigi- schen/ Luͤneburgischen/ Holsteinischen/ Meckelburgischen/ Pommerischen/ vnd an- dern Staͤnden deß Nieder Saͤchischen Krayses/ beneben den Hollaͤndischen be- schlossen worden/ zehen tausend Mann zuwerben/ vnnd auff allen Nothfall in Be- reitschafft zuhalten/ damit ein solche Macht mit dem Landvolck vermehret/ die Laͤnder vor Militarischem Muthwillen verwahren koͤndte. Es gieng auch das Geschrey/ der Segenbergische Bund hette beschlossen/ den Kayser zuvorderst bitt- lich zuersuchẽ/ dz er dem Pfaltz graffen der Vralt vaͤtterliche Laͤnder mit Ruhe wie- der einraume/ vnnd den Spinola von deß Reichsboden abschaffe/ oder jhren Ge- walt Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ walt im wiedrigen erwarte. Auch gieng das Maͤhrlein nicht ohne Grund in den Maͤulern/ weil die besagte zehen tausend Mann sich also bald auff dem Muster- platz fanden/ vnnd der Kayser/ wie auch der Ertzbischoff zu Mayntz/ deß wegen an Hertzog Friederich Vlrichen von Braunschweig beweglich geschrieben. Vnd war solcher Beysorg gar nicht von noͤthen/ weil Dennmarck zwar das seinige ge- than/ vnnd sechs tausend Mann vber drey Monat/ dem gemeinen Evangelischen Wesen zum besten (dann also giengen die partheyliche Reden) in seinem Sold ge- halten/ aber auch wider lauffen lassen/ weil nirgend kein Ernst zuspüren/ vnnd der Kayser allenthalben ein wachendes Aug hatte. Ein Hertzog von Weinmar/ vnd der Oberste Kniphausen vermeynten auch grosse Fisch zusangen/ vnnd wurben Voͤlcker vor den Graffen von Manßfeld/ also daß auch Chur Sachsen die trium- phirende Armada/ auß Sorg vnd bevorstehender Noth/ muͤssen deren Enden ver- legen/ allem Vnheil vorzukommen. Hertzog Christian von Braunschweig po- stulirter Bischoff zu Halberstatt/ ein vnruhiger Kopff/ bildet sich ein/ er koͤnde sich nun an dem Ertzbischoff zu Mayntz/ vñ an dem Landgraffen von Darmbstatt mit fuge raͤchen/ fuͤhret 13. Faͤhnlein anfangs/ durchstreiffet das gantze Land/ wurd in Westphalen vnnd bey Franckfort am Mayn geschlagen/ thet sich zu dem Graffen von Manß feld/ verlohr in einem Treffen sein rechte Hand/ welche er auff Reichs- thaler mit einem blossen Schwerd praͤgen/ vnd mit dieser Vmbschrifft kroͤnen las- len/ Gottes Freund/ aller Pfaffen Feind: als er zu Paderborn den S. Liborium, in masseff Silber/ Lebensgroß/ gefunden/ vnnd auff Soldaten Manier/ in die Arm genommen vnd gehertzet. Jn mit tels liesse der Kayser das Halßgericht/ so wol vber die noch lebende/ oder verstorbene Directores zu Prag ergehen/ wie dann sieben vnd zwantzig dersel- ben zu Prag durch Henckers Hand sind hingerichtet worden. Wann nun das Koͤnigreich Bohmen wider recht gefasset/ bestellet/ vnd auff gezaumet wer/ als dann folgends auch auff andere Laͤnder ein Aug zuwerffen/ vnnd deren bestes zugeden- cken. Auff daß aber die gantze Welt/ vnnd fuͤr andern die Staͤnde deß Roͤm. Reichs moͤchten sehen/ was Vnrecht dem Kayser von den Boͤhmen geschehen/ vnnd wie vnnoͤthiger weise sich Churpfaltz zu so gar weit außsehenden Haͤndeln ge- drungen/ wurd ein Reichstag nach Regenspurg außgeschrieben/ das gemeine Wesen/ zum allerbesten zuerwegen/ vnd dem hereinbrechenden Kriegsverderben zustewren: dahin dann auch alle vnnd jede Bitt- vnd Vorschrifften/ auch Gesand- schafften auß Engelland vnd Dennmarcken/ neben andern/ so die voͤllige Einse- tzung deß Pfaltzgraffen in seine Erblaͤnder sucheten/ mit gutem glimpff verwiesen: vnd blincketen nichts destoweniger deß Kaysers/ vnnd dessen Adh æ renten/ als deß Spaniers/ deß Bayerfuͤrsten/ deß Churfuͤrsts in Sachsen/ vnd anderer Helffer/ Waffen allenthalben/ so wol in Hungarn/ als am Rheinstrom/ vnd in Westpha- len/ herfuͤr. Der Dritter Theil. Der neundte Discurß. Wie es noch nicht allerdings still worden/ der Kayser den Pfaltzgraffen/ sampt seinem Anhang in die Acht gethan: Vrtheil hievon. Wie Landgraff Moritz zu Cas- sel wegen der Graffschafft Waldeck in Strittigkeit gerahten. Wie die Reforma- tion in Boͤhmen auff genommen worden. Von mancherley Translatjonen der Herꝛ- schafften: vnd sonderlich der Chur Pfaltz. M Jt dem Kriegswesen stunde es allenthalben sehr gefaͤhrlich/ in de- me Bethlem Gabor bey etlichen Treffen obgesieget/ die Bergstaͤtte in Hungarn wider eingenommen/ vnd nach dem der Kayserische Feldherꝛ Bouquoy vor Newhaͤusel in einem Außfall mit sechzehen Wunden ge- fallen/ machte der Kayser den zweyten Frieden mit jhme/ zu anfang deß 1622. Jahrs/ auff daß er desto besser anderwertlich koͤnde raht schaffen. Jn der vndern Pfaltz ward die Sach vnderbrochen/ vnnd in Engelland dahin gerichtet/ daß/ ob schon der Koͤnig das Parlamentversamblet/ vnnd sich resolvirt/ seinen Tochter- mann den Pfaltzgraffen durch gůte/ oder mit Macht in seine Erblaͤnder wider einzusetzen/ ist solches durch gute Wort vnnd Verpetschierung seines Degens in die Scheyde/ alles auff eine guͤtliche Verhandlung gestellet worden/ mit deme Vorwand/ es muͤste der Pfaltzgraff von allen Buͤndnussen abstehen/ seine Voͤl- cker vnder Marggraff Johann Georgen zu Brandenburg/ sonsten genannt von Jaͤgerndorff/ wie auch vnder dem Graffen von Manßfeld/ abdancken/ sich demüh- tigen/ vnd der Kayserlichen Gnad erwarten. Zu welchem ende der Manßfeld/ so jhm ein sehr grossen Namen gemacht/ vnnd Franckenthal der Belaͤgerung be- freyt hatte/ ohne viel vermelden/ ob die Vnion der Koͤnig in Engelland/ die Boͤh- men/ der Nider Saͤchsische Kreyß/ Dennmarck oder Franckreich/ die Hollaͤnder o- der Pfaltzgraff jhn in Bestallung hielten/ neben dem Marggraffen von Durlach/ den vollen Lauff jhrer Waffen/ auff deß Koͤnigs in Engelland eusserste Erinne- rurg muͤssen einstellen vnd abdancken/ in deme der Hertzog in Bayern vor den Au- gendeß Engellaͤndischen Gesanden Digby/ die Oberpfaltz durch Kriegsmacht bezvungen vnnd eingenommen: doch erhielt Horatius Veer im Namen deß Koͤ- nigs in Engelland/ etliche Voͤlcker in der Vndernpfaltz/ vnnd legte sich Seque- stersweiß in Franckenthal/ welcher gestalt es auch am Rheinstrom stille worden. Dannoch muste Manßfeld kriegen/ oder zu nichte werden: darumb behandelte er sich mit dem Hertzogen von Bovillion/ den Hugonotten in Franckreich zum be- sten/ wurd aber vbel angefuͤhrt/ schlug sich bey Fleuri durch ein Paß/ gieng strackes Dritter Theil. L Fusses Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Fusses auff die Spanier vor Bergen Obsoom/ vnnd hub dieselbe Belagerung auff. Es konde aber der Kayser/ wegen dieses practicirischen Kopffs nicht ohne Sorgen seyn/ ob schon das Wetter vor solches mahl voruͤber/ weil jnsonderheit der Nider Saͤchsische Krayß/ der Koͤnig in Dennmarck/ vnd selbige Staͤnde/ etwas hart an den Kayser/ wegen gegenwertigen Zustandes hatten geschrieben. Dero- wegen gedachte der Keyser jedermaͤnniglich ein Schrecken zumachen/ wann er mit der Acht vnd Oberacht herfuͤrkaͤme/ vnd seine Majestaͤt sehen ließ/ nicht nur wider den von Manßfeld/ sondern auch wider den Pfaltzgraffen selbst/ vnd gantzen Anhang/ fuͤrnemlich wider den von Jaͤgerndorff/ Anhalt vnd Hohenlohe: mit ver- melden/ daß noch bey Kayser Matthi æ Regierung das Erb Koͤnigreich Boͤhmen rebellirt/ vnnd die Sach vor etlichen Churfuͤrsten/ vnder denen auch Pfaltz gewe- sen/ nicht wollen außtragen/ wie es der Kayser damals auß Handen geben wollen: als nun die Succession auff Jhn Ertzhertzog Ferdinanden/ mit Kroͤnung vnd Be- lehnung kommen/ wer er auff Schrifftliches gewonliches einladen zu Franckfurt am Mayn/ als ein Churfuͤrst vnnd Koͤnig in Boͤhmen zu der Wahl eines Roͤm. Kaysers erschienen/ von allen/ auch von den Churpfaͤltzischen Gevollmaͤchtigten Raͤhten selbst in allen stuͤcken vor ein Mit Churfuͤrsten/ vngeacht der Boͤhmischen Abgesandten widrigen einstrewens/ erkant/ vnd einhellig zu einem Roͤm. Koͤnig/ in Kayser zuerheben/ erwehlt/ offentlich proclamirt/ vnnd folgends mit gebraͤuchli- chen Soleñitaͤten gekroͤnt worden. Hette auch den Boͤhmen angebottẽ die Privile- gien zu confirmiren/ vnd wircklich confirmiret/ vñ dem Churfuͤrstlichẽ Collegio zu Franckfurt eine guͤtliche Jnterposition gestattet/ vñ eben deß wegen dẽ Kriegsvoͤl- ckern ein Stillstand der Waffen anbefohlen/ vnd der Verꝛichtung auff dẽ zu Re- genspurg angesetzten Vertragstag erwartet/ ohne Sorg vnd Gedancken/ daß bey so gestallten Sachen/ Churpfaltz die Verstossung deß gekroͤnten Koͤnigs/ vnnd newe Wahl billichen/ weniger sich selbst zum Haupt der Rebellen machen/ vnd die Kron annemen/ oder den Kayser in seiner Residentzstatt Wien angreiffen/ vnnd noch vber diß mit dem Ertzfeind Christlichen Namens in Buͤndnuß tretten/ auch nach der Hauptniderlag/ newe Practicken vnnd Gewalt vnnachlaͤssig vben solte: dadurch der Pfaltzgraff Crimen læsæ Majestatis in viel wege begangen/ vnd in die auff dieses allerhoͤchste verbrechen beley digter Majestaͤt/ in deß H. Reichs Consti- tutionen außgemessene hohe Straffen ipsofacto gefallen/ wider die Privilegen der Kron Boͤhmen gehandelt/ den Religion- vnd Prophanfrieden gebrochen/ auch sich nicht abmahnen lassen/ vnd dardurch in deß Kaysers vnd deß H. Roͤm. Reichs Acht ipso facto gefallen/ dadurch derselbige ohne eintzige ferꝛnere Erklaͤrung/ Krafft der Reichs Abschieden/ fůr ein Aechter/ jetzt alsdann/ vnd dann als jetzt/ er- kant vnnd erklaͤret were: erkennet/ erklaͤret vnnd verkuͤndiget jhn also/ in seiner deß Reichs Acht/ vnd Oberacht/ auch vorgemelte Poͤn/ Straff vnd Bussen. Setzet jhn auch auß seiner vnd deß H. Reichs Frieden in den Vnfrieden/ alles von Roͤm- Kay- Dritter Theil. Kay. Macht vnnd in Krafft diß als darauff zu gebuͤhrlicher Execution/ Vollzie- hung vnd Vollstreckung gaͤntzlich entschlossen: wie dann dem Hertzogen in Bay- ern die Execution auff getragen worden. Als dieses in Engelland erschollen/ ließ Koͤnig Jacobus dem Koͤnig in Spanien/ welcher das auffnehmen vnnd den stei- genden Gewalt deß Hertzogen in Bayern nicht gern sahe/ damit derselbe nicht mit der Zeit dem Hauß Oesterꝛeich vber Achseln vnnd Kopff wachsen moͤchte/ vmb ein guͤtliche Jnterposition wegen deß Pfaltzgraffen ersuchen/ vnerwogen/ daß die auß gewichene Niderlaͤnder am Rhein vnderschleyff/ vnd die Hollaͤnder Raht vnd That zu Heidelberg jederzeit gefunden hetten/ Pfaltzgraff Johann Casimiren be- ginnen vnvergessen. Hie gab es mancherleyreden/ nach deme die Passiones die Zungen geschlif- fen/ ob nicht mit dieser Acht Erklaͤrung/ auff Kayserlicher Seit die Capitulation/ vmb etwas were l æ dirt vnd geschwaͤchet worden/ deren Wort also lauten im 25. vnd 26. Artickel: Wir sollen vnd wollen auch die Churfuͤrsten/ Fuͤrsten/ Pr æ laten/ Graffen/ Herꝛn vnnd andere Staͤnde deß Reichs/ selbst nicht vergewaltigen/ sol- ches auch nicht schaffen/ noch andern zuthun verhaͤngen: sondern wo wir/ oder je- mand anders zu jhnen allen/ oder einem jnsonderheit zusprechen hetten oder eini- ge Forderung fuͤrnehmen/ dieselben sampt vnd sonders/ Auffruhr/ Zwitracht/ vnd allen Vnrath im H. Reich zuverhuͤten/ auch Fried vnd Einigkeit zuerhalten/ zur Verhoͤr vnd gebuͤhrlichem Rechten stellen vnd kommen lassen/ vnd mit nichten ge- statten/ in denen oder andern Sachen/ in was Schein oder was Namen es ge- schehen moͤcht/ darinnen sie ordentlich recht leiden moͤgen/ vnd dessen erbietig seind/ mit Raub/ Nam/ Brand/ Fchden/ Krieg/ oder anderer gestallt zubeschaͤdigen/ an- zugreiffen vnd zuvberfallen. Wir sollen vnd wollen auch fuͤrkommen/ vnd kei- nes wegs gestatten/ daß nun hinfüro niemand/ hohes oder nidriges Stands/ Churfuͤrst/ Fuͤrst oder anderer ohn Vrsach/ auch vnverhoͤrt/ in die Acht vnd Ober- acht gethan/ bracht oder erklaͤret werde: sondern in solchem/ ordentlicher Proceß/ vnnd deß H. Roͤm. Reichs vor auff gesetze Satzung/ nach Außweissung deß H. Reichs im Jahr 55. reformirten Kammergerichts Ordnung/ vnd darauff erfolgter Reichs Abschied/ in dem gehalten vnd vollzogen werde. Doch dem Beschaͤdigten sein Gegenwehr/ vermoͤg deß Landfriedens/ vnabbruͤchig. Hierauß wolten deß Pfaltzgraffen Goͤnner schliessen/ das Koͤnigreich Boͤh- men wer deß Kaysers eygene vnd Privatsach/ vnd solte ein Kayser selbst vor dem Pfaltzgraffen zu Red vnd Antwort stehen: auch braͤchte das Fürsten Recht mit sich/ daß der Kayser keinen Fuͤrsten in die Acht erklaͤren koͤnde/ ohne vorgehende Zu- sammenkunfft vnd Bewilligung/ wo nicht der Fuͤrsten/ zum wenigsten der Chur- fürsten: zumal wann der Kayser/ vnd die Geistliche Churfůrsten auch andere Kay- serliche Hoff Raͤthe verdaͤchtig weren. Es wurd aber auff Kayserlicher Seit ein- gewendet/ daß man in bekanten Faͤllen/ auch ohn vorhergegangene Citation ein Vrtheil faͤllen koͤnne/ vermoͤg Goͤttlicher/ aller Voͤlcker/ Geistlichen vnnd alten L ij Burger- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Burgerlichen Rechten/ fürnemblich in Landkuͤndigen Sachen/ vnd gebrochenem Landfrieden/ vnd Rebellionen: wie dann auch die in der Achts Erklaͤrung angezo- gene Reichs Constitution deß Jahrs 1495. gar nicht lauffe wider die andere deß Jahrs 1555. Es war auch dieser Zeit das Hauß Hessen spaltig/ wie droben erwehnt wor- den/ vnnd weil Landgraff Moritz zu Cassel sich befoͤrchtet/ die Spanische Macht moͤcht jhme vber den Halß kommen/ vnnd seinem Vettern zu Darmbstatt das Recht vber Marpurg mit dem Schwerd zu. vnd anerkennen/ macht er sich bald an- fangs auß dem Vnionswesen/ vnnd bekam dennoch newe Haͤndel wegen deß Graffen von Waldeck/ wie folgt: Es haben in Jahren 1431. vnd 1438. Otto/ Hen- rich/ vnd Walrad Graffen zu Waldeck Landgraff Ludwigen von Hessen/ in gutem Trawen/ Zuversicht vnd Glauben zu einem Lehenherꝛn erkohren/ weil sie vor den Pattenbergern vnd Hertzogen von Braunschweig sich feindlichen Gewalts vnnd Vberfalls zubefahren hatten/ darumb sie demselben jhre vhralte Graffschafft Waldeck/ mit aller jhrer Mannschafft/ Schloͤssern/ Staͤtten/ Pertinentien/ Rech- ten vnd Gerechtigkeiten/ so viel dessen in Recht vermocht/ vnd jhnen zustaͤndig ge- wesen/ vnd jhre Eltern vor/ vnd sie nach/ ingehabt vnd herbracht/ auff getragen vnd gegoͤnnet/ dergestallt vnd also/ daß von ermelten Fuͤrsten von Hessen/ die Graffen zu Waldeck nun ins kuͤnfftige solche jhre Graffschafft in Qualitaͤt eines rechten Erb Mann Lehens haben/ verstehen/ vnd empfangen: die Fuͤrsten von Hessen auch gesagten jhren lieben Oheimben solche Lehen/ da sie zu rechter Zeit gemutet/ nicht waigern sollen/ ohne gefaͤhrde/ so lang einiger Lehens Erbe Waldeckischen Gebluͤts vbrig: vnd so deren keine mehr weren/ als dann fuͤr die Fuͤrsten deß Lands zu Hessen/ recht vnd redlich/ gantz vnd zumahl verfallen seyn. Vnd damit solche Verschrei- bung zu ewigen Zeiten staͤt vnd vest gehalten wuͤrde/ sollen die vorgenannte Graf- fen zu Waldeck außrichten/ schaffen vnd bestellen/ mit aller jhrer Erbarn Mann- schafft vnd Staͤtten/ vor sich vnnd jhre Erben/ dem Landgraffen zu Hessenrechte Huldigung zu thun. Darauff ferꝛner erfolgt/ daß die Landgraffen dieses jhr spe- cificirtes vnnd auffgetragenes Recht an der Graffschafft Waldeck wiederumb der Roͤm. Kay. May. auffgegeben/ vnnd davon/ laut Hessischer Jnvestitur/ zu Lehen empfangen. Weil aber die Graffen zu Waldeck sich in etlichen Sachen beschwert befunden/ als theten die Landgraffen zu Hessen jhnen zuviel/ ist in Anno 1549. vnd fuͤrters durch den Kayserlichen Fiscalam Kammergericht ein ordentlicher exem- ptions Proceß wider Hessen erhoben/ vnd dadurch die Graffen von Waldeck acti- vè vnnd passivè vor Reichs Graffen erkant worden: daruͤber Hessen sich aber be- schwert befunden/ vnnd kurtzer Zeit mit Gewalt Wagen vnnd Pferd entfuͤhrt/ die Kirchen auffgeschlagen/ vnd reformirte Prediger eingesetzt: auch deß P œ nalman- dats/ so Kayser Ferdinand gleich nach seiner Kroͤnung auff ansuchen der Graffen ergehen lassen/ nicht geachtet/ sondern auff anregen der Statt Corbach/ so sich den Waldeckischen Graffen jmmerzu widerspenstig erzeigt/ nach der strenge fortgefah- ren/ Dritter Theil. ren/ die Statt Corbach eingenommen/ das Hauß Eisenberg bestiegen/ vnnd das gantze Land mit Kriegsvoͤlckern belegt/ die Ritterschafft beschrieben/ vnnd die Graffen von Waldecken der Lehen verlustigt erklaͤrt/ als hetten sie cooperirt/ daß die Kayserische oder Spanische Rheinfelß/ vnnd andere Orth am Rhein den Cas- sellischen abgetrungẽ/ vñ Landgraff Ludwigen zu Darmbstatt eingeraumet hetten. Dañ so weit war es kom̃en/ dz Darmbstatt die Jm̃ission beym Kayserlichen Hoff erhalten/ vnnd die Execution ernstlich fortgesetzt/ die weil auch das inhibitorium von Churpfaltz vnd Sachsen/ als Vicarien deß Reichs gar nichts verfangen hat- te. Es schien auch/ als wolte der Kayser das Justitzwesen nicht mehr so lange verweilen/ sondern schleunige Vrtheil außlassen/ wie dann Baden wider Dur- lach/ vnnd Lothringen wider Nassaw-Sarbrůcken/ auch andere viel/ genuͤgliche Spruͤch erhalten. Jn Boͤhmen aber wolte es sich stossen/ als der Fuͤrst von Liechtenstein/ Statt- halter zu Prag/ die Lutherische Kirchen daselbst gesperꝛet/ vnd das Vn Catholische Exercitium auff gehoben: daruͤber sich Chur Sachsen/ vnnd fuͤrnemblich desselben Hoffprediger/ D. Matthias Hoe/ hoͤchlich alterirt/ vnnd vergeblich bemuͤhet/ den Calvinisten nur zum kitzel/ die jmmerzu den Lutheranern in den Ohren gelegen/ der Krieg betreffe eygentlich die Religion/ vnd seye nicht nur vmb die Calvinisten zuthun/ sondern es wuͤrden die Lutheraner eben so wol als sie muͤssen stampen/ vnd das Loch treffen/ welches durch ein apologum von den schwartzen vnnd grawen Hunden bey den Schafen sie fuͤrbildeten/ da die grawen von den Woͤlffen/ wegen nicht vngleicher Liberey sich bereden lassen/ zugleich in die Eyterbissige schwartzen zufallen/ oder doch nur still vnnd bey wehrendem Hatz in ruhe zuliegen: vnnd aber hernach sehen müssen/ daß die Woͤlffe in die Herde gefallen/ auch die Zaͤhne vber die vnwilligen Grawe geblecket/ jnen ein gleiches zuerweisen/ wann sie einige Ge- genwehr zuthun sich solten vnderw in den/ oder nicht lieber selbst zugreiffen/ vnd ne- ben den Woͤlffen banquetiren. Gewiß daß hiedurch der Nider Saͤchsische Kreyß die gantze Sach in nach dencken gezogen/ vnd dem Dr. Hoe groß Vngleich allent- halben gegeben worden/ daß er/ so zuvor die Catholischen/ vnnd den Bapst selbst mehr scharpffer/ dann kein Calvinist/ traducirt/ vnd vor der gantzen Welt beschimf- fet/ ver Antichristet/ ver Jsmaelt vnnd Vermeinaidet/ auch mit der Evangelischen Blut gefaͤrbet/ sich verkehren lassen/ vnnd seinen eygenen Spruch/ daß den Papi- sten in Religions Sachen nicht zutrawen/ ja daß sie die Lutheraner so wol als Cal- vinisten anfeinden/ seinem Churfuͤrsten weit anderst vorgebracht/ vnd nunmehr in groß Bekuͤmmernuß verleytet/ wie Dr. Hoeselbst an den Fuͤrsten von Liechtenstein meldet/ daß er nicht genugsam schreiben koͤnne/ wie hoch die Evangelische Poten- taten deß H. Roͤm. Reichs die Sperꝛung der zwo new erbawten Evangelischen Praͤger Kirchen bestuͤrtzt vnnd alterirt worden/ welches er auß gar vielen Schrei- ben bißhero mit Schmertzen vernommen. Zumal Chur Sachsen so trewlich an Kayserlicher Majestaͤt gehalten/ vnnd alles sein vermoͤgen auffgesetzet/ vnnd nun- L iij mehr Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ mehr nicht hoͤher koͤnne betrübet werden/ als daß jhre Religion jetzo so gar eusserst verhasset/ vnd deroselben weder stell noch raum mehr vergoͤnnet werden wolle: wi- der viel Kayserliche Patenta/ sincerationes, vnnd andere Vertroͤstungen: vber diß auch Ertzhertzog Carl jhme D. Hoe selbst angezeiget/ daß er Befelcht wer von Jh. Kay. May. jhn dessen zuversichern/ daß der alten vngeaͤnderten Augspurgischen Confession Zugethanen/ in Jhrer Kay. Mayst. Gebieth kein Bedraͤngnuß wider- fahren solte: welches auch Chur Coͤlln auff dem Tag zu Můlhausen durch jhn Dr- Hoe den Churfuͤrsten in Sachsen mit mehrem vergewissern lassen/ mit diesem Anhang/ daß die der alten Augspurgischen Confession Zugethane/ von den Ca- tholischen anderst nicht/ als jhr selbst eygen Fleisch vnnd Blut geliebet/ vnd gehal- ten weren: Nun aber ein widriges erscheine/ wuͤrden die Calvinisten frolocken/ vnd in ihrer fuͤr sichtigen Klugheit der Lutheraner Vnbesonnenheit spotten. Doch war noch etwas Hoffnung bey dem angestellten Reichstag zu Re- genspurg/ dahin der Kayser/ die Geistliche Churfuͤrsten/ vnd der andern Gesand- ten zu außgang deß Jahrs 1622. nach deme Graff Tilly die Statt Heidelberg den 16. Sept. zuvor mit Gewalt eingenommen vnd bezwungen gehabt/ sich versamb- let/ dem Reich wieder Fried vnd Ruhe zumachen. Es wurde vorgetragen/ das Roͤm. Reich koͤnde nicht fuͤglicher zu Ruhe kommen/ als wann die Seulen dessel- ben wieder auffgerichtet/ den gantzen Last zugleich truͤgen. Wann dann der Pfaltzgraff in der Acht/ vnnd ausser dem Land fluͤchtig worden/ erforderte die hohe Notturfft/ dz desselben Stelle mit einer tauglichen Person wieder versehen wuͤrde: vnnd auch deß Hertzogen in Bayern kluge Regierung/ reiffer Verstand/ vnnd vn- vergleichte Prudentz von vielen Jahren/ auch bey diesen gar verworꝛenen Zeiten bekant/ vnd beruͤhmt wer/ (der doch sonsten eine vralte Pr æ tension zu der Chur het- te/ welche solcher gestallt ohn ferꝛnere Empoͤrung sich koͤnde hinlegen/) erlangt er- wehnter Hertzog Maximilian die Churfuͤrstliche Wuͤrde/ vnd Belehnung/ ob schon Sachsen vnnd Brandenburg solchen Streich lang auff gehalten/ aber end- lich nicht mehr hin dertreiben koͤnnen/ vnnd etliche vorschuͤtzeten/ daß zwey Chur- fuͤrstenthumb in einem Hauß nicht hafften koͤndten Ob nun diese Pactata ehe vnd zu vor geschehen/ dann Bayern mit seiner Macht in Boͤhmen gezogen/ vnd ob Bayern so gar voͤllig auff das Laͤndle ob der Enß verziehen/ vnd seine auß geleg- te fuͤnffzehen Millionen/ auff die Obere Pfaltz gut willig lassen verlegen/ moͤchte die Zeit noch bringen. Allein will nach dencklich seyn/ daß eben in der Stunde/ der Chur Belehnung der Ofen Schadhafft worden/ daß die Staͤnde vor Fewr vnnd Rauch im Zimmer nicht bleiben koͤnnen: wie dann etliche geschlossen/ daß solches ein Vorbott eines newen Brands sey/ da doch Sachsen vnd Brandenburg gantz vngern darein verstanden/ vnd nicht anderst/ als vmb deß gemeinen Friedens wil- len/ der hieran vermeyntlich hafften solte/ vnderschrieben vnd eingewilliget. An- dere meynten/ diese Procedur wuͤrde dem Roͤm. Reich ein ewigen Krieg gebaͤh- ren/ weil die Pfaltzgraffen von Heidelberg in vielen Staͤmmen bestuͤnden/ vnd jmmer- Dritter Theil. jmmer zu Gelegenheiten suchen solten/ das Kleinod der Chur wieder an sich zu- bringen. Die allzu Argwoͤhnische wolten vor ein sonderlich Politisches stuͤcklein halten/ daß Oesterꝛeich dem Hauß Bayern jetzund zwar muͤste schier alles zu Ge- fallen thun/ doch auch nicht gern ein so maͤchtigen Nachbarn an der Seiten sehe. Darumb diese beyde Haͤuser/ Pfaltz vnd Bayern/ zu demuͤthigen/ welche Disciplin sie einander selbsten koͤnden geben/ gleich wie in dem Hauß Hessen geschehen. Was nun belangt/ die Translation der Chur/ ist nicht ohne/ daß etliche Roͤ. Kayser bedenckens getragen/ zuverstatten/ daß zwey Churfuͤrstenthumb auff eine Person/ oder in ein Geschlecht vnd Stam zusammen waͤchsen. Dann Conra- dus III. im Jahr 1140. Churfuͤrst Albrechten zu Brandenburg die Chur Sachsen eben deßwegen nicht verleyhen wollen: wie dann Henricus Superbus das Chur- fuͤrsten thumb Brandenburg/ auch nicht moͤgen an das Churfuͤrstenthumb Sach- sen knuͤpffen: zumal Anno 1422. nach absterben Alberti III. als damaligen letzten Churfuͤrsten zu Sachsen/ Anhaltischer Linien/ beyde Ludovicus mit dem Bart/ Pfaltzgraff vnnd Churfuͤrst bey Rhein fuͤr sich: vnnd dann Marggraff Friederich Churfuͤrst zu Brandenburg/ vmb seines Sohns Johannis Gemahlin (genannt Barbara/ deß verstorbenen Alberti Bruders Rudolphi III. einige Tochter) wil- len/ neben dem Churfuͤrstenthumb zu Sachsen hingehen/ vnd solches Friderico bellicoso, Landgraffen in Thuͤringen vnd Meissen lassen muͤssen: alles bey der Re- gierung Kaysers Sigismundi geschehen/ der diesem Geschlecht den Rautenkrantz/ vnnd das doppelte Schwert/ mit der Churfuͤrstlichen Dignitaͤt zu ewigen Zeiten gegeben. Hingegen finden sich auch Exempel/ daß Albertus der Vatter/ die Chur Brandenburg/ vnnd Bernhardus der Sohn/ die Chur Sachsen/ vmb das Jahr 1140. besessen/ vnnd schier zwey hundert Jahr bey jhrer Posteritaͤt behalten. Also blieb die Chur Pfaltzauff Rudolphi Posteritaͤt/ Anno 1324. vnnd die Chur- Brandenburg auff seines Bruders/ Ludovici Bavari Soͤhnen. Fridericus Victoriosus war Churfürst vnnd Pfaltzgraff am Rhein/ aber sein Bruder Ru- precht/ Churfuͤrst vnnd Ertzbischoff zu Coͤlln. Jm Jahr 1483. Churfuͤrst Ernst in Sachsen/ sein Bruder Albrechten in Churfuͤrstlicher Wuͤrde zu Maintz: wie auch Anno 1514. Joachimus I. Churfuͤrst zu Brandenburg/ sein Bruder Albrechten in gleichem Grad vnd Ampt. Also sind Lotharius Churfuͤrst zu Sachsen/ Chur- fuͤrst Ruprecht Pfaltzgraff/ wie auch Carolus IV. Sigismundus/ ꝛc. Churfuͤrsten in Boͤhmen/ vnd zugleich Kayser gewesen: doch ist zuverwundern/ diß einig Exem- pel durch alle Historien/ daß Anno 1332. Balduinus/ Henrici VII. Roͤm. Kaysers Bruder/ beyde Churen/ Maintz vnd Trier/ beherschet. Wie nun Carolus Magnus/ vnd die folgende Kayser auß seinem Geschlecht/ die Laͤnder vnd Herꝛschafften geaͤndert/ vnd gleichsam ein newe Welt auffgericht/ also ist eben so gar viel nicht darvon zusagen ausser deme/ was es hernacher vnder den Teutschen Kaysern vor Abwechselung/ der Staͤmme vnnd Laͤnder abgeben. Dann Arnolphus vbergab dem damaligen Hungarischen Landsfuͤrsten auch Maͤhrn/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Maͤhrn/ neben andern Landschafften. Sein Sohn Ludovicus IV. verliehe An- no 911. Burcardo das Hertzogthumb Schwaben. Henricus Auceps gab die Marggraffschafft Meissen/ wider die Wenden zubeschuͤtzen/ Friderico dem Graf- fen zu Wetin: die Marck Brandenburg wider die Schlauen/ Seyfrieden von Ringelheim/ seiner Gemahlin Bruder: Schleßwig wider die Dennmaͤrcker/ die Marck Landsberg wider die Boͤhmen/ Polacken vnd Schlesier/ die Marck Lauß- nitz wider die Sorben vnnd Wenden/ die Marggraffschafft Oesterꝛeich wider die Hungarn/ vnderschiedlichen Standspersonen: Jnsonderheit aber dem Graffen zu Henneberg Giselberto/ mit seiner Tochter das Hertzogthumb Lothringen. Vnd war solche Regierung neben der Ehr/ ein grosser Last vnd Gefahr/ sich andern zur Vormawr zumachen. Otto I. verliehe Henrico seinem Bruder das Hertzog- thumb Bayern: Ludovico seinem Sohn das Hertzogthumb Schwaben: Herman- no Billingo von Stubeckshorn/ oder Stipshorn/ einem Saͤchsischen vom Adel/ (so seiner Kinder Hoffmeister gewesen/ vnd Hildegarden von Westerburg geheu- ratet) das Land zu Luͤnneburg/ mit der Laußnitz wider die Wenden/ Gereoni die Marck Brandenburg/ vnnd Cunrado das Hertzogthumb Lothringen. Otto II. vbergab Monteferꝛat/ Sauona/ Cena/ Jncisa/ Boscho/ Salutz/ Ponzon/ seinem Tochtermann Matramo/ als einem wolverdienten Hoffmeister: Jmmodeo die Landschafft Saphoy/ vnd Tetaldo/ Azonis Sohn die Landschafft Mantua. Otto III. verliehe Theodorico II. ein guten theil an Holland: Henricus II. Alberto Graf- fen zu Ascanien/ die Marggraffschafft Soltwedel. Wie es die Saͤchsische Kayser gemacht/ also verfuhren hernacher die Fraͤnckische: dann Cunradus Salicus ver- liehe Adolpho von Salingsleben dz Land zu Oldenburg. Ludovico Barbato von Orleans dz Land zu Thuͤringen/ vñ seinẽ leiblichen Sohn Henrico/ ehe er im Kayser- thumb gefolget/ dz Hertzogthumb Bayern/ vñ die Graff schafft Burgund. Vnd e- ben dieser Henricus/ genannt der dritte deß Namens/ Welphoni das Hertzog- thumb Kaͤrnten/ vnnd endlich auch Bayern eingeraumt. Nicht weniger thet Henricus IV. gegen Ottone/ einem Saͤchsischen Fuͤrsten/ vnnd vber ein Zeit her- nach gegen Welphone/ Graffen zu Altorff vnd Lechrein/ mit Verleyhung deß Hertzogthumbs Bayern/ Toscana/ Sardinien vnnd Spoleto. Rudolphus von Rheinfelden/ seiner Schwester Ehegemahl/ trug das Hertzogthumb Schwaben darvon/ vnnd nach dessen Fall in einem Treffen/ Friederich von Hohenstauffen/ e- ben dasselbe Hertzogthumb/ wie auch Otto von Nassaw/ das Land Geldern vnnd Sutphen. Henricus V. gab Graff Lothario zu Querfurt vnnd Supplinburg: auch nach jhme Graff Hoyern von Manßfeld/ die Chur Sachsen. Vnnd eben dieser Lotharius gab Cunrado/ Graffen zu Wetin/ die Marggraffschafft Meissen: vnd seiner Tochter Hedwigen Ehegemahl/ Ludovico von Loͤven/ die Landgraff- schafft Hessen vnd Thuͤringen/ sampt zwoͤlff andern Graffschafften/ Orlamund/ Kefernburg/ Brandenburg/ Muͤhlberg/ Grumbach/ Ziegenhain/ Querfurt/ Hen- neherg/ Honstein/ Hoy/ Schwartzenburg/ vnd Holnstein. Diesem Dritter Theil. Diesem Exempel haben die Schwaͤbische Kayser nichts wollen nachgeben/ sondern sich jhres Majestaͤtischen Ansehens auch wollen bedienen. Dann als verliche Cunradus III. dem Alberto Vrso die Chur Brandenburg/ vnnd Frideri- cus Barbarossa dem Ottoni/ von Witteißbach das Hertzogthumb Bayern: Beru- hardo/ dem Graffen von Anhalt die Chur Sachsen: Henrico dem Marggraffen in Oesterꝛeich/ das Land oberhalb der Enß: Bogißlao/ das Hertzogthumb Pommern: Henrico/ das Fuͤrstenthumb Anhalt: vnd Hermanno/ einem Weischen Fuͤrsten/ sich deß Rheins zu versichern/ die Marggraffschafft Baden. Also gab Friderictis II. die Preussische Provincien/ mit denen daran gelegenen Landschafften/ dem Teutschen Orden: Ottoni Puero/ das Land zu Braunschweig vnnd Luͤnenburg: Ottoni/ Hertzogen zu Sachsen/ die Chur Pfaltz/ Henrico Jllustri/ Marggraffen zu Meissen/ das Land zu Thuͤringen. Man moͤchte allhie wol sagen/ daß Tugend vnd Noth einander außfordern/ vnnd die Beschaffenheit deß Roͤm. Reichs zu je- denzeiten nicht auff Stam vnnd Geschlecht/ sondern auff Tugend vnd Macht/ die bevorstehende Noth zuhindertreiben/ gesehen. Doch mag es etwan auch ergan- gen seyn/ wie jenem Moͤnch/ den Ludovicus XI. Koͤnig in Franckreich/ vnvermu- thet auff einer Banck schlaffend fand/ vnd jhme ansagen liesse/ Er solte Abt seyn/ in einem fuͤrnehmen erledigten Kloster/ auff daß ersagen koͤnt/ das Gluͤck hette jhn im Schlaff ereylet. Dann auch die Hirten auff dem Felde sehen/ daß die liebe Son- ne ebenbald auff einen Kuͤhfladen/ als auff eine Rosescheinet. Kein Wunder ist es dann/ daß die Oesterꝛeichische Kayser jhrer selbsten nicht vergessen wollen: wie dann Rudolphus I. dem vberwundenen Koͤnig in Boͤhmen/ Ottacker genannt/ Steyrmarck/ Kaͤrnten/ Crain/ gehoͤrige Landschafften/ entzo- gen/ vnd seinem Sohn Alberto verliehen. Henricus VII. gab das Land Henne- berg dem Berchtold: Ludovicus Bavarus Statt vnnd Landschafft Luca dem Ca- strucio/ Castracagne. Carolus IV. macht die Windische Fuͤrsten/ Albertum vnnd Johannem/ zu Hertzogen in Mecklenburg/ weil sie das Land schon jnnen hat- ten. Kayser Sigmund verliehe die Chur Sachsen/ Land- vnd Marggraff Frie- derichen/ in Thuͤringen vñ zu Meissen: die Chur Brandenburg Burggraff Frie- derichen zu Ruͤrnberg: Hermanno/ seiner andern Gemahlin Barbar æ Vattern die Graffschafft Cily/ Casparo/ einem Tyrolischen Herꝛn die Herꝛschafft Spoigk. Nicht weniger verliehe Fridericus III. Henrico/ deß Georgij Podiebrad/ gewese- nen Koͤnigs in Boͤhmen/ hinderlassenem Sohn/ die Herꝛschafft Muͤnsterberg in Schlesien. Vlrico von Gretsiel/ der Statt Hamburg gewesenen Kriegs Obersten/ die Graffschafft Frießland: dem Hertzogen zu Holstein die Dittmarschen/ vnnd der Chur Brandenburg die Anwart auff Pommern. Maximilianus I. vbergab Henrico Prunschenck die Graffschafft Hardeck/ vnd machte Eberharden zu Wuͤr- tenberg vnd Teck zu einem Hertzogen. Carolus V. verliehe Philippo von Croy/ auß Koͤniglicher Posteritaͤt in Hungarn/ das Hertzogthumb Arschott/ vnd seinem leiblichen Sohn Philippo/ das Hertzogthumb Meyland. Ferdinandus macht Dritter Theil. M seinen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ seinen gewesenen Hoffmeister einen Spanischen Obersten/ Gabriel Salaman- ta/ zu einem Graffen zu Ortenburg in Kaͤrnten. Maximlianus verliehe Rober- to die Graffschafft Amberg. Vnd Rudolphus II. Graff Carlen von Manßfeld/ auch Sigismundo Batorio/ den Tittel eines Fuͤrsten deß Reichs. Vnd zwar dieses alles mit deme Vnderschied/ daß etliche Laͤnder vnd Digni- teten den Jnhabern bestaͤttiget/ etliche aber von andern Staͤmmen auff sie kom- men: etwan mit einer vbrigen Verguͤnstigung der Regalien minoren/ das ist/ Zoll/ Vngeld/ Stewr/ Bergwerck/ Muͤntzgerechtigkeiten/ vnnd anderen Reichs- Nutzungen. Also gestattet Friedericus Barbarossa Manfredo/ einem Padua- nischen Herꝛn/ von einer jeden Hitz gebachen Brod einstuͤck Brods/ wie auch von einem Faß/ ein Maß Wein. Von Carolo IV. wird hien vnd wieder geschrieben/ welcher massen er die/ biß auff seine Zeit/ den Roͤm. Kaysern einig vnd allein zuge- standene Hauptzoͤll zu dem allerersten auß Haͤnden gelassen/ vnd hien vnd wieder verliehen/ wie auch andere vor vnnd nach jhm/ sonderlich die Nutzungen von den Bergwercken. Von Bergwercken hat Otto Marggraff zu Meissen in Zeit sei- ner Regierung in zwantzig Jaren/ Kirchen/ Schloͤsser/ Staͤtte/ namentlich Pfor- ten/ vnnd Altenzell/ Leipzig vnd Eulenburg gebawt vnnd mit Mawren vmbgeben: Dann auch Anno 1472. sich in dem Schneeberg eine so grosse Blatten gediegen Silber gefunden/ daß sie Albrecht von Sachsen Hertzog zur Fuͤrstlichen Taffel ge- brauchet. Ja es soll das Annebergische Bergwerck/ eins mals in vier Jahren auff die 124838. Guͤlden außgeworffen haben. Vnd diese Privilegien haben je- der weilen auch die Geistliche vnd Pr æ laten erlangt: also sind Fuld/ Herschfeld/ Murbach/ Stablo/ Coruei/ Gefuͤrstete Abte/ vnd sonderlich Kaͤmpten (nach dem Exempel deß Bischoffs zu Wuͤrtzburg) Campoduna sola judicatense, stolâ, Vor- mittag in der Kirchen/ Nachmittag auff dem Rath Hauß. Als Carolus IV. sei- ne Tochter Margrethen wolte Johann Friedrichen/ deß Burggraffen Sohn zu Nuͤrnberg vermaͤhlen/ macht er jhn zuvor zu einem Reichsfuͤrsten. Nach wel- chem Exempel Sigismundus seinem Schwehrvatter/ dem Graffen von Cilien/ den Titull eines Gefuͤrsteten Graffen gegeben. Doch gieng solch beginnen nit alle vnd jedemal an: Dañ Carolus Burgundus konte von Friderico III. den Koͤnigli- chen Titull/ vnd General Vicariat nicht erlangen/ ob er schon von seinem Vatter Philippo Bono, sechs Hertzogthumb/ fuͤnffzehen Graffschafften/ vnd andere Land mehr ererbet hatte/ vnnd besasse. Also wurd Philippo II. in Spanien das Vica- riat vber Jtalien/ von Ferdinando I. vnd Cosino Medices, von Maximillano II. der Titul eines Großhertzogen zu Toscana abgeschlagen/ mit diesem vernehmen/ so viel nur diesen gesuchten Titulln jhnen vber Jtalien zugehen wuͤrde/ so viel muͤsse nothwendig der Kayserlichen Hoheit abgehen. Ruͤhmlich haben also ge- than die Oesterꝛeichische Herꝛn/ daß sie den angebottenen Koͤniglichen Titul nicht angenommen/ vnd an statt desselben sich Ertzhertzogen nennen lassen. Es hat auch jederweilen die Blutfreund schafft muͤssen zu Ruͤcke stehen/ wie vnder Friderico Barba- Dritter Theil. Barbarossa/ da Henricus Leo/ Churfuͤrst zu Sachsen/ vnd Hertzog in Bayern mit dem Kayser geschwistrigt Kind/ Chur vnd Hertzogthumb auff einmal verlohren/ vnd sehen muͤssen/ daß die Chur Sachsen Bernhardo/ Graffen zu Anhalt/ seinem nechsten Vettern/ als geschwisterigt Enckelen: vnd Ottoni von Wittelßbach das Hertzogthumb Bayern verliehen worden. Jederweilen zahlte man auch ein stuͤck Geld/ wie Carolus IV. von Ottone Bavaro/ seinem Tochtermann/ die Chur Brandenburg vor seinen Sohn Sigismundum vmb 2000000. Goldguͤlden er- kaufft/ vnd mit solchem Geld/ wie man damals zu sprechen pflegte/ die Glockenstri- cke im Land nicht bezahlet. Also hat Carolus V. die damals von Johann Frie- derichen dem Reich heimgefallene Chur Sachsen Mauritio desselben nechsten Vettern/ dann sie zweyer Brůder Soͤhne gewesen/ wie der fahren lassen. Dage- gen man aber in historijs andere Faͤll hat daß jnsonderheit die ex causafelonię, vnd Mangel ehelicher Mannlicher Leibs Erben/ dem H. Roͤm. Reich heimgefallene Chur- vnnd andere Fuͤrstenthumb/ nach der Roͤ. Kayser Gefallen/ auch andern Standspersonen/ ob sie gleich titulo agnationis oder cognationis, den Verstorbe- nen/ wie auch den Roͤm. Kaysern selbst entweder garnichts/ oder aber allein etwas wenig verwand vnnd zugethan gewesen/ verliehen haben. Wie von Henrico V. bekant/ daß er das Churfürstenthumb Sachsen/ wegen etlicher Mißverstaͤnd/ dem von Querfurt entzogen/ vnd dem von Manßfeld vbergeben. So wol auch Si- gismundus Friderico Burggraffen zu Nuͤrnberg/ die Chur Brandenburg: vnnd vber eine Zeit hernach/ Friderico Landgraffen in Thuͤringen vnd Marggraffen zu Meissen/ die Chur Brandenburg verliehen: vnangesehen vorgedachten Friderici Churfuͤrsten zu Brandenburg eltester Sohn/ mit Namen Johannes/ deß von der Anhaltischen Linien gestorbenen letzten Churfuͤrsten zu Sachsen/ Rudolphi/ hinderlassene einige Tochter/ genannt Barbara/ zur Ehe hatte/ vnnd vmb dieser Vrsachen willen/ auch die Chur Sachsen auff sein Geschlecht der Burggraffen zu Nuͤrnberg/ wiewol vergeblich/ bringen wollen. Dabey doch auß allerhand Be- glaubten Scribenten nicht zu verneynen/ welcher massen Henricus IV. Vladißlao die Boͤhmische Kron/ Fridericus Barbarossa Bernhardo von Anhalt die Chur Sachsen auff dem Reichstag/ Rudolphus I. seinem Sohn Alberto die Oesterꝛei- chische Land zu Augspurg/ Henricus VII. Bertholdo zu Henneberg den Titul ei- nes Fuͤrsten/ Carolus IV. Friderico Burggraffen zu Nuͤrnberg/ seinem Gegen- schwaͤher/ gleichfalls den Titnl eines Fuͤrsten/ vnd dem Burgunder der den Titul eines Graffen anderst nicht/ dann mit vorwissen vnd einwilligen der andern Chur- fuͤrsten deß Reichs zum anfang verliehen habe. Vmb welcher Vrsachen wil- len dann Fridericus III. sich gegen Carolo Burgundo/ seinem damalen im Sinn gewesenen Gegenschwaͤher entschuldigt hat/ daß er jhme/ ohne der Churfuͤrsten vorwissen weder mehr Land vnd Leuth verleihen/ noch hoͤher Titul ertheilen koͤnde. Dergleichen Antwort auch Rudolphus II. Francisco Mendoz æ / der Kron Spa- nien Abgesanden/ auff sein angebrachtes begehren/ die bey der Graffschafft Bur- M ij gund Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gund gelegene/ vnd der Nassawischen Herꝛschafft/ vnnd zum vnmittelbaren Fuͤr- stenthumb Oranien/ als pertinentiæ rcmotæ, gehoͤrige Land vnd Leuth/ denselben zunehmen/ vnd seinem Herꝛn/ dem Koͤnig in Spanien heim vnd anzuweisen/ wie- derfahren lassen. Dagegen man aber in ebenmaͤssiger Materia andere Faͤll hat/ daß vnder den Roͤm Kaysern Wenceßlaus den Vice Comitibus, wie auch Carolus V. Phi- lippo seinem Sohn das Hertzogthumb Meyland: vnd andere Kayser auch andere Provincias allerhand Standspersonen/ ohne wissen vnd einwilligen der Churfuͤr- sten deß Reichs verliehen/ welches auch vber ein Zeit Franciscus I. Koͤnig in Franckreich/ wegen deß Hertzogthumbs Meyland/ gegen den Churfuͤrsten deß Reichs geandet hat. Vnder welchen Landen vnd Leuthen/ nach deß Roͤm. Kay- sers Gefallen/ ein Theil einen vnnd den andern/ nach dem er sich vmb das Roͤm. Reich verdient/ oder aber sonsten bey den Roͤm. Kaysern/ vnd in anderweg Gluͤck gehabt/ titulo prodonato, vnnd vmbsonsten: ein Theil aber gegen Erlegung son- derbahrer verglichenen Geldsummen/ massen mit Montferꝛat geschehen/ verliehen worden seyn. Auff welche Meynung dann Vladißlaus vor die Kron Boͤhmen 4000. Talent: Barꝛabo wegen Meyland 10000. Kronen: Friederich Burg- graff zu Nuͤrnberg/ vier mahl hundert tausend Floren: Borsius wegen Modena vnnd Reggio ein Kleynod von ein vnd zwantzig tausend Kronen: Ludovicus Mo- rus wegen Meyland vier mahl hundert tausend Kronen: Vnd Cæsar Estensis vor Modena vnnd Reggio zweymal hundert tausend Kronen baar erlegen muͤssen. Welche letzte Summ Alfonsus Hertzog zu Ferꝛara gedachtem Cæsari Estensi, sei- nem auß vnehlicher Beywohnung erzeugten Vettern/ von der Statt Genua desto lieber auff genommen/ vnd Rudolpho II. bezahlt/ woferꝛn auff sein Absterben das Hertzogthumb Ferꝛara/ als ein vom Jahr 1077. von der Mechtild herꝛuͤhren- des Lchen/ dem Roͤm. Stul je widerumb heimfallen solte/ damit doch zum wenig- sten vorgedachtes Hertzogthumb Modena/ Reggio/ vnnd andere darzu gehoͤrige Reichs Lehen/ bey seinem Vettern/ vorgedachtem Cæsari Estensi, vnnd denen mit einer Hertzogin zu Florentz erzeugten Posteritaͤt gelassen/ vnd damit/ wo nicht der Nam der Hertzogen zu Ferꝛara/ jedoch zum wenigsten der vngefehrlichen/ Anno 360. mit Cajo Actio Estensi angesangene/ vnnd zum Theil bey den Jtalianischen Fuͤrsten/ vnd auff die vngefehrlich 1013. zwischen dem Azone Estensi, vnnd Kuͤni- gund Guelpha, einer Beyrischen Fuͤrstin getroffene Heurath noch auff den heuti- gen Tag in Teutschland/ bey den Hertzogen zu Braunschweig vnd Luͤneburg erhal- tene Familia, Titulus vnnd Name eines Hertzogen zu Este, Modena vnnd Regij Lepidi, oder Reggio noch ferꝛner fortgesetzt werden moͤge. Auff welche Meynung dann vorgedachter Cæsar Estensis beruͤhrte Hertzogehumb Modena, vnd die darzu gehoͤrige Statt Carpi, Frignani, Grafignani, vnnd die Graffschafft Rossellen/ ohne mit tel von dem Reich/ wie auch das beruͤmbte Castellum Borselli, als ein Mantua- nisches Affter Lehen von dem Reich/ gegen Jaͤhrlicher Liefferung eines par Spo- ren Dritter Theil. ren (dergleichen zwar von gediegenem Goldt auch Ludouicus XII. Koͤnig in Franckreich/ Maximiliano I. auff die zwischen jhnen Anno 1505. getroffene Ver- gleichung wegen deß Hertzogthumbs Meyland alle Jahr vmb Weihenachten Zeit haͤtte lieffern sollen) biß auff dato bey sich vnd den seinigen erhalten hat. Wie wol nun auff die biß anhero angezogene Meynung/ die einem vnnd dem andern vnder allerhand titulis verliehene Land vnnd Leuth zu Caroli Magni Zeiten/ biß ohngefehrlich 912. allein Persoͤnlich/ vnd nicht Erblich gewesen seyn/ vnnd darumb einer vnnd deß andern hinderlassener Posteritaͤt nicht mit verliehen worden: so hat doch Henricus Auceps seine in Westphalen/ Sachsen/ Thůringen/ vnd anderer Orthen gehabte Land vnd Leuth/ von seinen Voreltern hero Erblich zubesitzen einen anfang gemacht/ vnd dieselbe/ wie geschehen ist/ bey seiner Mannli- chen Posteritaͤt Ottoni I. II. III. vnd Henrico II. zuerhalten vermeynt: vnd da sich die andere Staͤnde deß Reichs/ jnsonderheit in der Anno 934. zu Moͤrßburg/ dann Anno 956. zu Augspurg wider die Hungarn fuͤr gangenen Feldschlacht so ritterlich gehalten/ daß er vnd seine Nach kommen am Reich einen vnnd den andern/ die bey einem jeden bestandene Land vnd Leuth/ nicht wie vorhero geschehen/ auff eines je- den Lebzeiten allein/ sondern auff seine Mannliche Posteritaͤt/ vnd also allerdings Erblich verliehen/ ausserhalb was jnsonderheit Carolus IV. gegen den Perusinern bedingt hat/ daß die jhnen wegen der Tribut vnd Exactionen, ertheilte Privilegia allein auff sein/ deß Kaysers Lebzeiten Krafft haben sollen. Wie es nun im Roͤ. Reich ergangen/ also macht Franckreich jhm selbsten zum besten/ newe Hertzogen/ Marschalek vnnd Marggraffen. Deßgleichen thet der Koͤnig in Polen Sigis- mundus I. Casimiri Sohn/ Jagellonis Encklein/ Sigismundi Augusti Vatter/ im Jahr 1525. vnnd behielt bey der Kron Poln vnder denen von dem Reich an sich gezogenen Preusischen Landen/ Dantzig/ Torn vnd Elbing/ Marienburg/ Grau- dentz/ Branberg/ Culen: vberließ aber den Vberꝛest als Koͤnigsberg/ Natangia/ Balga/ Heiligenbeil/ Brandenburg/ Creutzberg/ die Pilaw/ der Brandenburgi- schen Herꝛfchafft/ vnder dem Namen eines Hertzogen in Preussen. Also risse er an sich Anno 1561. jedoch wider Ferdinandi Roͤm. Kaysers willen/ einen Theil von dem Hertzogthumb Littaw/ vnd gab es Gothard Kektlern/ einem Westphaͤlischen vom Adel/ fuͤr sich vnnd seine noch auff den heutigen Tag vorhandene Mannliche Posteritaͤt/ vnder dem Titul eines Hertzogen zu Curland zubesitzen. Dieses al- les nun wol betrachtet/ mag ein jeder bey sich selbst schlieffen/ ob Kayser Ferdinand II. wol oder vbel gethan/ daß er die Chur Dignitaͤt/ mit sampt der Obern Pfaltz an Hertzog Maximilian auß Bayern vergeben/ vnd damit eine Schuld von fuͤnff- zehen Millionen getoͤdtet/ aber auch das Laͤndlein ob der Enß wieder auß Ver- hafft/ Pfand vnd Schuld befreyet. Da er sich auch wol zu einem Richter darse- tzen koͤnnen/ den vralten Streit vber der Chur Dignitaͤt/ zwischen den beyden Haͤn- sern/ Bayern vnd Pfaltz durch einen Spruch zuentscheiden. Vnd ist gewiß/ daß niemand dem Kayser/ wie etwan hiebevor/ zu Regenspurg M iij doͤrffen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ doͤrffen offentlich widersprechen: darumb nur erinnert worden/ es thete der Han- del/ so ein gantz Churfuͤrstenthumb betreffe/ nicht vor den Kayser allein/ sondern vor das gantze Churfuͤrstliche Collegium gehoͤren/ zumal der Koͤniglichen Capitu- lation/ welche vor ein Fundamental Gesetz zuhalten/ vnd zum allervoͤlligsten zuver- wahren/ alles solte gemaͤß seyn. Auch wolte die Vollziehung der Kayserischen Acht nicht gleichlingen angenommen vnd gut geheissen seyn/ in deme etliche klag- ten/ wann man dem Rechten seinen Lauff wollen lassen/ hette man jhn zuvor sol- len c iren vnnd hoͤren/ ehe man jhn in die Acht fallen lassen: doch begehrte niemand wider den Strom zuschwimmen. Vnnd weil dieser Tag/ alles Mißtrawen ab- zuschaffen/ vnnd ein bestaͤndigen Frieden zustifften were angestellet worden/ solte man alle Hindernuß auß dem Wege raumen/ vnd zu diesem heylsamen Zweck zu gelangen/ Jhre Kay. Mayst. das Reformiren im Koͤnigreich Boͤhmen einstellen/ den gefaßten Zorn wider den Pfaltzgraffen schwinden lassen/ vnnd Gnad der Strenge vorziehen/ wann er ein demuͤhtigen Fußfall thet/ vnd ein voͤlligen Ver- züg/ jhme sein Land vnd Leuthe wie dergeben: ausserhalb welches Jhre May. jmmer sicher/ sondern einem ewigen Krieg vnderworffen seyn wuͤrde. Auch solte Jh. Kays. Mayst. wegen Translation der Chur Dignitaͤt zu Ruͤck dencken/ an deß Pfaltzgraffen Sohn/ der auch vor seines Vatters Verbrechen ein jus acquisitum zur Chur gehabt: wie auch nicht wentger an dessen Bruder vnnd nechste Namens- Verwandten/ die eine frembde Schuld nicht koͤnden tragen/ auch Jhrer Kay. May. selbst getrewe Dienst geleystet/ vnd ohne Verletzung der Billichkeit an jhrem Rechten zu der Chur nicht zu verkuͤrtzen weren: zumal auch deß Pfaltzgraffen Be- freunde Potentaten vnd Koͤnige/ es nicht also wuͤrden hinlauffen lassen. Ande- re Stimmen aber erhielten/ weil deß Kaysers Vorbringen erheblich/ so moͤchte ex auß Kayserlicher Vollmacht die jhm heimgefallene Chur nach eigenem Belieben verleyhen. Vnd wann der Pfaltzgraff wieder zu Gnaden kaͤme/ moͤchten ande- re dergleichen Haͤndel vnderfangen: Es muͤste ja ein Vnderscheyd seyn zwischen einem Kayser vnnd einem Pfaltzgraffen: da auch dieser jmmer zu mit Gewalt sich suche selbst wieder einzusetzen/ vnnd zu keiner gebuͤhrlichen submission verstehe. So koͤnde das Chur Collegium laͤnger nicht vnergaͤntzt bleiben/ vnd thete der Kay- ser wol/ daß er hierinnen Raht schaffete. Aber andere Catholische fielen diesem Wuͤrtzburgischen Voto nicht allerdings bey/ sehnten sich nach der Ruhe/ vnd trach- teten nach dem lieben Frieden: foͤrchteten sich vor Dennmarck/ Engelland/ vñ dem Nider Saͤchsischen Krayß/ auch andern auff gewickelten Waffen/ wann man alles auff eine Schantz müste setzen vnnd wagen. Vnnd weil der Kayser seine Land- schafften wieder vnder den Gehorsamb gebracht/ koͤnde man die reconciliation de- sto besser beschleunigen: in dessen mit der Reformation in Boͤhmen jnne halten/ die Staͤtt nit ferꝛner beschweren/ vnd die Gravaming eroͤrtern. Dieweil aber diese forchtsame Meynung den Eyferern miß fiele/ brachten sie den Kayser dahin/ dz er sich rund erklaͤrte/ er hette zum vberfluß an die Hertzogen in Pom̃ern vñ zu Braun- schweig Dritter Theil. schweig geschrieben/ sich bey diesem Convent einzustellen: hette in der Achts Erklaͤ- rung deß Pfaltzgraffen seine Capitulation nicht vergessen noch vberschritten. Die Zeiten weren aber damals so beschaffen gewesen/ daß er wegen gedachter Acht we- der gegenwertig/ noch Schrifftlich handeln koͤnnen/ in deme der Pfaltzgraff im- mer fortgefahren jn zubeleydigen: Zumal auch auff dem Tag zu Muͤhlhausen diese Straff wider den Vngehorsamen vor rechtmaͤssig erkant worden. Die Chur- Dignitaͤt koͤnde jhme nit leiben/ doch solte jhm die Kayserliche Gnad/ wann er Zeichen seiner Rewesehen ließ/ allzeit offen stehen/ vnd die Bestraffung/ auch an Land vnd Leuthen/ wegen hohen Jntercessionen gemiltert werden. Die Refor- mation in Boͤhmen gehoͤrte nicht an diesen Orth/ weil solche einem jeden Stand im Reich frey stuͤnde: darumb auch hierauß niemand einigen Argwohn zuschoͤpf- fen: als wuͤrde die Kayserliche Capitulation/ wegen deß Religionfriedens nicht ge- halten. Sachsen/ Brandenburg vnd Darmbstatt wiederholten jhre vorige Mey- nung/ vnd stiessen sich an deme/ daß die Acht vnnd Translation absolut vnd ohne Maßgebung geschehen. Maintzvnnd Trier bedachten sich auff Moderations- mittel/ vnd brachten dem Kayser besonderlich vor/ wann dem Pfaltzgraffen etwas auß Gnaden wieder fuͤhre/ daß sie jhre vralte Pfandschilling moͤchten an sich zie- hen: dem Koͤnig in Engelland zu lieb/ solte man deß Pfaltzgraffen Kinder vnnd Agnaten von der Chur nicht außschliessen damit es nicht wider die Guͤldene Bull/ vnd Koͤnigliche Capitulation lieffe. Vnd wuͤrde Bayern diese Moderation sich nicht entgegen seynlassen. Jn dessen wurd auch gehandelt/ wie man Bayern bey der Chur erhalten koͤnde: zu welchen ende der Caraffa bey dem Bapst zu Rom fuͤnff tausend Mann erhalten. Hierwider setzten sich die Saͤchsische vnd Brandenbur- gische Abgesanden/ nach jnhalt jhrer Jnstruction. Darmbstatt wiese die Transla- tion den Churfuͤrsten anheym/ vnd triebe die Reformation/ aber mit so wenigem Ernst/ daß man spüren konde/ wie er nur seine Marpurgische Haͤndel suchte zube- haupten. Aber Hertzog Wolffgang Wilhelm/ Pfaltzgraff zu Neuburg/ bracht nicht ohne Vngestuͤm vor/ er wer der Guͤlden Bull vngemaͤß vberschritten/ vnnd nach deß Pfaltzgraffen Bruder/ der allernechste/ vnschuldige Agnatus vnd Erbe. Jhm war ein gewaltiger Herꝛ bey Hoff wolgewogen/ die andern aber alle dem Hertzogen auß Bayern darauß dann nicht wenig Mißtrawen erwachsen. Man verlangte vber die massen/ daß der Churfuͤrst in Sachsen sich in Person einstellete/ vnnd wegen der Translation den Außschlag gebe. Der Bayrfuͤrst mit seinem Anhang machte sich die Rechnung/ so er diese Stim erhielte/ wuͤrde kein Mensch mehr darwieder sprechen: so hoffeten die andern/ es wuͤrde Sachsen nimmer mehr gestatten/ daß die Chur auff ein Catholischen verlegt/ vnd dem Evangelischen We- sen ein so grosser Abbruch geschehen wuͤrde. Deß Persoͤnlichen aussenbleibens Schuld legtman auff die Reformation vnd Abschaffung der Evangelischen Pre- diger im Koͤnigreich Boͤhmen: da doch der Churfuͤrst nur einen Mantel gesucht/ sich mit seiner Abwesenheit bey den Evangelischen zubeschoͤnen/ vnnd deß Kaysers Vngnad/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Vngnad/ im fall er wegen der eygenen Kayserlichen Vollmacht/ der Teutschen Gerechtigkeit das Wort thun muͤste/ abzulehnen. Noch fiel ein newe Beschwer- de vor/ wegen der vberlegten Chur/ weil deß Koͤnigs in Engelland eltester Printz/ in Spanien geschiffet/ sich mit der Jnfanten zuvermaͤhlen/ von welcher so glichen Reyse etliche meynten/ der Heurath muͤste gewiß seyn. Darumb solte man mit Begebung der Chur an noch jnnehalten/ ob vermittelst desselben Heuraths/ ein gantzes Koͤnigreich zum Catholischen Glauben wieder zubringen were: So wuͤrde der Pfaltzgraff sich auch weissen lassen/ vnd mit seinem Exempel gantz Teutschland der Roͤm. Kirchen zufuͤhren/ sonderlich wann jhn der Kayser dahin vermoͤchte/ dz er seine Kinder in Engelland/ bey der Spanischen Jnfantin auff erziehen liesse. Aber andere hielten nichts von diesem Heurath/ vnd verlacheten solche weit auß se- hende Rahtschlaͤge. Der Kayser folgte deß Caraff æ Raht/ vnd ließ die Catholi- sche Churfuͤrsten nach ein ander zu sich kommen/ erhielte auch von jhnen was er wolte/ vnnd erklaͤrte sich/ nach etlichmahl gepflogen em Raht/ Er wolte den Pfaltz- graffen/ den Koͤnigen/ Chur- vnnd Fuͤrsten zu gefallen/ seine Clementz/ vnnd den Ernst nach dem Frieden zubezeugen/ Pardon ertheilen/ wann derselb ein Fußfall thet/ seine Kriegsvoͤlcker abdanckte/ doch die Chur Dignitaͤt außbehalten/ welche er niemand zum Nachtheil begeben wolle. Vnd weil deß Pfaltzgraffen Vettern nicht bey handen/ auch das Churfuͤrstliche Collegium nicht laͤnger leer koͤnde ste- hen/ belehnet er Hertzog Maximilian in Bayern/ wegen seiner fürtrefflichen Me- riten mit der Chur: mit deme versprechen/ daß deß Pfaltzgraffen Soͤhnen vnnd Vettern zum besten er ein Convent ehest außschreiben wolte/ auff demselben eine guͤtliche Verhandlung vorzunehmen. Vnd im Fall solcher Gestallt nichts zu- schlichten were/ wolte er die Sach Gerichtlich/ mit zuziehen der Churfuͤrsten eroͤr- tern/ vnd jhnen den Außschlag anvertrawen/ damit nach deß Bayerfuͤrsten Ablei- ben die Chur/ vnnd anders eingenommenes/ dem jenigen vnder den Vettern zukaͤ- me/ wem es die Rechten goͤnneten: doch daß es allezeit vor ein Lehen von Kayserli- cher Mayestaͤt herꝛuͤhrend erkant wuͤrde. Auff diese Bedingung ließ der Kayser den 25. Febr. dem Bayerfürsten die Chur/ weil eben auff diesen Tag Vorzeiten Hertzog Moritzen auß Sachsen/ von Carolo V. die Chur in Sachsen verliehen worden. Der Kayser legt sein Majestaͤt an/ ließ deß Reichs Kleynodien vor jhm her tragen/ als Scepter/ Apffel/ Kron vnd Schwerd/ vnd durch den Vice Cantzler Vlmer deß Pfaltzgraffen Verbrechen/ vnnd Verlust der Chur/ sampt dieser Be- lehnung offentlich erklaͤren. Hertzog Maxunilian gieng zwischen dem Ertzbi- schoff von Saltzburg/ vnnd seinem Bruder Alberto/ fiel vor dem Kayser auff die Knie/ vnnd hoͤret an/ daß der Kayser auß Kayserlicher Vollmacht jhn wolte zum Churfuͤrsten machen. Der Hertzog bedanckte sich/ empfing den Churfürsten- Hut vnd Mantel/ legt die Finger auff die Evangelien/ vnd sprach den vorgelesenen Aid trewlich nach/ kuͤsset deß Kaysers Schwerd/ dancket noch mahln/ vnnd nahm das Gluͤck von deß Kaysers Hand an/ gieng in seiner Stell zum Saal/ vnnd be- diente Dritter Theil. diente das Trucksessen Ampt mit Darstellung deß ersten Gerichts. Vnnd an diesem Orth erhielt Caraffa die Heidelbergische Bibliotheck von dem newen Churfuͤrsten/ nach Rem zufuͤhren. Wie nun hernach der Abt zu Fuld Tods ver- blichen/ hatte Landgraff Moritz zu Cassell ein Aug darauff/ wann nur der Nider- Saͤchsische Kraiß wuͤrden vber die Vergebung der Chur eyfern: Es kam jhm aber Johann Bernhard Schenck von Schweinßberg zuvor. Doch vnderliessen Brandenburg/ Sachsen/ Braunschweig vnd Pommern nicht zuklagen/ daß man sie nicht wollen hoͤren/ als sie von Observantz der Fundamental Gesetzen Erꝛinne- rung gethan: vnd nunmehr bey der Posteritaͤt nicht entschuldigen koͤnnen. Der Pfaltzgraff wer gestrafft worden vor vergnuͤglicher Verhoͤr: vnd zwar von denen/ so kein Recht vber dergleichen hohe Personen hetten. So were durch deß Kay- sers Moderation der Sachen auch nicht geholffen/ weil eben solcher gestallt der Pfaͤltzischen Kinder vnnd Vetter Recht in Zweiffel/ vnnd auff vngewissen Auß- schlag gezogen wuͤrde: deß wegen sie sich vor vbergrossem Tumult vnd Vngemach/ das den Kayser vnnd gantze Vatterland Teutscher Natton betreffen wuͤrde/ sich foͤrchteten: auch von jhren eygenen Vnderthanen ermuntert/ zu jhrem noͤthigen Schutz Kriegs Volck annahmen. Welck er Handel den Kayser/ vnnd alle Ca- tholische Fuͤrsten vmb etwas bestuͤrtzt gemacht: zumahl Manßfeld in Ost Frieß- land/ vnd Fuͤrst Christian Bischoff zu Halberstatt im Bistumb Oßnabruck vbel hauseten/ vnd den Nieder Saͤchsischen Kraiß auffruͤhrisch macheten. Darumb fordert der Kayser den Tilly nach Regenspurg/ vnnd macht jhn in anwesen der Staͤnden/ zu einem Graffen: hiernechst geschah Vnderꝛedung von Behauptung der verlegten Kron/ vnnd schickten die Catholische Staͤnde den Landgraffen von Darmbstatt zum Churfuͤrsten in Sachsen/ jhn zur Genehmhaltung zubringen. Vnnd damit die Verꝛichtung desto trewlicher vorgtenge/ gab der Kayser ein Spruch/ wegen deß Fuͤrstenthumbs Marpurg/ dem Darmbstaͤtter zum besten/ mit refusion aller empfangenen Nutzungen/ welche Commission den beyden Churfuͤrsten zu Coͤlln vnnd Sachsen auffgetragen/ die Execution aber dem Tilly anbefohlen worden. Es wurd aber hernach gemittelt/ auff einer Zusammen- kunfft zu Schleusingen/ nach dem der Churfuͤrst zu Maintz/ vnd der Landgraff zu Darmbstatt/ beneben dem Tilly/ etlichen Mißverstaͤnden abgeholffen/ daß der Churfuͤrst in Sachsen/ den Bayerfuͤrsten nicht nur vor einen mit Churfuͤrsten er- kannt vnnd angenommen/ sondern auch alle moͤgliche Huͤlff zu Erhaltung Kay- serlichen Ansehens zugesagt vnnd versprochen. Darauff der Kayser zu gnaͤdi- ger Erkanntnuß/ neben allen den gefangenen Saͤchsischen Hertzogen/ auch Printz Christian von Anhalt ledig gezehlt/ vnd zu Gnaden angenommen. Endlich hat man den Churfuͤrsten auch an den Reyen gebracht/ vnnd die Chur Dignitaͤt der Bayrischen Wilhelmischer Lini mit allen Gerechtigkeiten/ zu ewigen Tagen vber- geben. Alles durch wolabgefaßte Revers/ daß dieser Zufall keinem Weltlichen Churfuͤrsten/ einigerley weise weder pr æ judicirlich/ noch nachtheilig seyn solle. Dritter Theil. N Gleich Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Gleich wie nun Kayser Maximilian Anno 1505. in der Bayrischen Fehden/ vber deß Hertzogen von Landshut verlassene eygenthumbliche vnd Lehenguͤter/ dann Churpfaltz seinem Sohn/ als deß verstorbenen Hertzogen einiger Tochterman al- les suchte mit Gewalt zuerhalten/ die geleystete Huͤlff an Zoͤllen/ Sloͤssern vnnd Landen/ so jhm zum allerbesten gelegen/ bezahlt genommen: also thet allhie auch der Hertzog/ vnd nunmehr Churfuͤrst in Bayern/ wegen dero im Boͤhemischen Krieg/ vnd hernach geleysteten Nothhuͤlff. Vnd weil der Pfaltzgraffen so gar viel/ vnd biß vber dreyssig/ Mannlichen Stamms zuzehlen waren/ macht er jhm leichtlich die Rechnung/ er moͤchte vber kurtz oder lang wegen der Chur vnnd Obern Pfaltz wieder angefochten werden: hielt derowegen seinen Pfandschilling/ das Laͤndlein ob der Enß/ am Schnuͤrlein/ vñ vermocht den Kayser dahin/ daß er sich verobligirt/ das Hauß Bayern bey den Pfaͤltzischen Landen zu manuteniren. Welches dan- noch dem Hauß Spanien nicht wollen gefallen/ weil nemblich das Hauß Bayern zu hoch gestiegen/ vnd dem Hauß Oesterꝛeich vber den Kopff wachsen koͤnte. Es konde aber bey solchem Lauff deß Gewitters nicht anderst seyn/ vnd Bayern erhielt was er wolte: Aber etlicher massen auß Zwang/ dieweil bekant war/ daß er mit dem Frantzosen leychete/ vnd an jhme einen starcken Ruͤcken suchete. Der zehendte Discurß. Ein newe Liga wieder den Kayser/ deren Haupt der Koͤnig in Dennmarck/ wird geschlossen/ vnnd vom Friedlaͤnder vnd Tilly getrennet. Warumb der Fried hier- auff nicht erfolgt sey. Das Kayserlich Edict vnd Decision wegen deß Geistlichen Vorbehalts/ den Zustand deß Roͤm. Reichs/ vnnd die Vrsach eines newen Kriegs inhaltend. E S konde der liebe Fried noch nicht herfuͤr brechen/ weil es jmmer- zu noch frische Haͤndelgab: das Churfürstliche Collegium war zwar er- setzt/ aber Fuͤrst Christian von Braunschweig/ Gottes Freund/ vnnd aller Pfaffen Feind/ macht sich wieder starck/ so lag Manßfeld in Frießland: vnd wartet/ was Bethlem Gabor/ mit deme von Jaͤgerndorff vnd Thurn in Hun- garn vnnd Maͤhren verꝛichten solten. Bethlem Gabor klagte/ man hette jhm/ was jhm auff dem Reichstag zu Edenburg versprochen worden/ nicht gehal- ten: darumb bracht er den Kayserischen Feldherꝛn/ Graffen von Negromonte in eusserste Hungers Noth/ in dem er seinen dritten Frieden/ durch ein Anfang deß Stillstands von zween Monaten gemacht. Aber Tilly muste auß der Wetteraw nach Westphalen/ vnd dem tellen Hertzogen/ auch verschlagenen Manßfeld Stoͤß darbiethen/ biß Manßfeld/ ein Soldat de fortune, es dahin gebracht/ daß sich ein newe Dritter Theil. newe Liga auff dreyssig Jahr zu Pariß zwischen Franckreich/ Engelland/ Denn- marck/ Saphoy/ Venedig vnnd den Staden der vereynigten Niederlanden ge- schlossen/ der zu hochgestiegenen Oesterꝛeichischen Macht zubegegnen/ vñ die Vn- derdruckte in jhre vralte Teutsche Freyheit wieder zusetzen. Es wolte aber der Handel nicht schleunig ergehen/ ob schon Manß feld allen Fleiß anwande/ in Per- son vnd durch Schreiben/ die Frantzosen vñ Engellaͤnder zum Ernst auff zumun- tern: dann auch alles wie der wollen zu Wasser werden/ als Printz Moritz von Nas- saw/ vnnd kurtz vor jm der Koͤnig in Engelland Todts verfahrẽ/ darumb der gantze Brast auff den Nieder Saͤchsischen Krayß sich zohe/ zumahl die andern Bunds- verwandten entweder selbst jhre Haͤnde voll zuthun bekamen/ oder jhr absonderli- ches Absehen vnd Bedencken hatten/ sich in gefaͤhrlichen Sachen zuverdieffen o- der jhre eygene Lande zuentbloͤssen/ vnd dem Hauptwesen bey zuspringen. Die- weil nur der Nieder Saͤchsische Krayß die Kriegsbrunst vor Augen sahe/ erwehlt er Christianum IV. Koͤnig in Dennmarck/ als ein Mitglied/ wegen Holstein vnd anderer Herꝛlichkeiten/ zu einem Krayß Obersten/ damit weder Manßfeld noch Tilly/ der tolle Hertzog noch Anhalt jhren Boden betretten/ vnd die Kriegsschul bey jhnen auffrichten moͤchten. Man kam etlichemal zusam in Braunschweig/ aber ohn sonderliche Verꝛichtung/ vnnd erklecklichen Schluß oder Nachdruck. Diese newe Armatur entstunde fuͤrnemblich dannenher/ daß zwar der Magdebur- gische Administrator auß dem Hauß Brandenburg im Namen Kayserlicher Ma- jestaͤt weitlaufftig versprochen/ es solte mit dem Nieder Saͤchsischen Kreyß gantz keine Noth haben/ wann derselb sich nur Neutral hielt/ vnnd das Reseruatum we- gen der Geistlichen Gütern dem Kayser heimstellen wolte/ vnd jhre Voͤlcker zu den Kayserischen stossen/ alle Friedenstoͤrer mit Macht zudaͤmpffen. Es wurd auch vnder diese Staͤnde auß gestrewt ein bitterer Saam deß Mißtrawens vnnd Arg- wohns. Dann wie es Chur Sachsen verdrossen/ daß es jhme nicht nach seiner ersten Einbildung zugeschlagen/ verwiese er dem Administrator eine grosse Vn- achtsambkeit: der Bischoff zu Bremen/ auß dem Hauß Braunschweig meynt/ er spieltvnder der Decke/ der Hertzog von Lůneburg/ Kreyßoberster/ gab jhm Schuld/ als vnderfing er frembde Haͤndel/ vnnd gieng mit einer Mißgeburt schwanger/ darunb er auch sein Ambt abgelegt/ welches der Koͤnig in Dennmarck auff sich ge- nommen. Vnd hie gab es viel schreibens/ klagens vnd sagens/ die Mitternaͤch- tige Voͤlcker hetten einen allgemeinen Auffstand/ wider das Hauß Oesterꝛeich vor/ deßwegen man eine starcke Gegenverfassung richten muͤste. Vnd zwar schien es dem Kayser nicht allerdings rahtsamb/ daß der Catho- lischen Lig æ Voͤlcker den Nieder Saͤchfischen Kreyß zu wieder Abtrettung der Geistlichen Guͤter/ ohn seinen grossen Danck bringen solten. Darumb muste Hertzog Albrecht von Friedland sonsten genannt Wallenstein/ mit dreyssig tau- send Mann heran kommen/ vnnd weil keine Abmahnungen helffen wolten/ den Koͤnigin Dennmarck nach etlichen Treffen/ vnnd Bezwingung fuͤrnehmer Plaͤ- N ij tzen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ tzen/ zu einem Vertrag noͤthigen/ in deme Manßfeld durch Mecklenburg sich nach der Marck Brandenburg gezogen/ zu Zerbst vnd Dessaw gesetzt/ vnd endlich mit dem tollen Hertzogen nach der Schlesien geruckt/ Hertzog Johann Ernsten von Weinmar daselbst gelassen/ welcher auch guten Fortgang seiner Waffen gehabt: er aber gedacht die Hungarn wieder auffruͤhrisch zumachen/ sonderlich in Erwe- gung seiner Kriegsvoͤlcker: fand aber sein letztes Stůndlein/ oder wurde von dem- selben an bestimptem Orth ergriffen/ als er auß Siebenbůrgen sich in Bosnta ge- macht in willens nach Venedig zu reysen/ vnd die Vollziehung deß Bundes ins Werck zurichten. Auch konde der von Weinmar/ neben dem Marggraffen von Baden vnnd von Thurain der Schlesien die laͤnge nicht verharꝛen/ fuͤrnemblich nach deme der von Weinmar/ nicht ohne Zeichen beygebrachten Giffts/ verstor- ben/ vnnd die Kriegs Verwaltung allgemach hinckend worden/ also daß sie sich endlich zu dem Koͤnig in Dennmarck begeben. Die Sachen stunden selbiger Zeit auff deß Kaysers Seiten nit zum allerbesten/ weil auch die Bauern im Laͤnd- lein ob der Enß zu den Waffen griffen/ vnnd die Hauptstatt Lintz hart belagerten. Dann wann einige frembde Huͤlff vnd geuͤbte Kriegsleuth sie haben koͤnnen/ man jhrer so geschwind nicht maͤchtig seyn/ vnd den fuͤrnembsten nach den Koͤpffen gra- sen koͤnnen. Weil nun Tilly dem Koͤnig in Dennmarck gewachsen/ ja vberle- gen war/ verfolgt der Friedlaͤnder den Manßfeld/ vnnd bracht die Weinmarische Armada in der Schlesien zum Auffbruch/ wieder nach Nieder Sachsen zuziehen: gedacht abex zum Hauptwesen zugreiffen/ vnd den Nieder Saͤchsischen Kreyß zu- fassen/ sonderlich aber Wolffenbuͤttel durch die angefangene Belaͤgerung zube- zwingen/ vnd auch der offenen See sich zuversichern. Jn welchem gantzem Ver- lauff die Koͤnigliche Waffen wenig Gluͤck empfunden/ sonderlich da Wolffenbuͤt- tel/ die Krempe vnd Gluͤckstatt vbergieng/ sieben Faͤhnlein vberfielen/ vnnd neun- zehen sich deme von Anholt ergeben musten/ zumahl die Staͤnde in dem Koͤnig- reich deß Kriegens nicht mehr wolten/ ja den Koͤnig selbsten vber dem Belt zuhal- ten gedachten/ auch die Hanseestaͤtte keinen Raht mehr funden/ darumb zu Luͤbeck ein Fried bethaidigt ward/ daß einer dem andern die eingenommene Staͤttevnnd Schloͤsser/ sampt den Gefangenen/ wieder solte abtretten/ jeder seine Wrnden selbst lecken vnd Freundschafft pflegen. Doch hielt der Friedlaͤnder durch seinen General Leutenant Arnheim die Statt Stralsund/ weil sie keine Quarnison einnehmen wollen/ hart belaͤgert/ vnd dachte darvon nicht abzulassen/ weil jhm nunmehr der Kayser den Titel eines Reichsfuͤrsten gegeben/ vnnd beyde Hertzogthumb Sagan vnd Mecklenbirg ver- liehen hatte. Nun ist Manßfeld todt/ der tolle Hertzog verschwunden. Wein- mar auß dem Weg geraumt/ die Bawern gedaͤmpfft/ der Koͤnig in Demmarck zum Fried genoͤthiget/ die vbrige Widersacher zerstrewt/ vnnd der gantze Nieder- Saͤchsische Kreyß gefaßt/ vnd das Roͤm. Reich mit Kriegsvoͤlckern vberschwem- met/ vnd ob schon Chur Sachsen seinen Printzen Augustum zum Admimkratorn deß Dritter Theil. deß Stiffts Magdeburg wolt machẽ/ hat doch schon der Bapft hier in Versehung gethan/ vnd selbige Dignitaͤt deß Kaysers Sohn Leopoldo verschafft/ derenwegen es wol kein newen Krieg in den Saͤchsischen Landen geben solte. Also moͤcht man den guͤldenen Frieden nunmehr vorgewiß hoffen/ biß etwan ein neidischer Nach- bar das Fewr wie der auffblasen/ vnd newe Haͤndel anspinnen wuͤrde. Dann es hatte das Hauß Oesterꝛeich die Consilia hoch/ vnd vber alle massen kluͤglich ge- fuͤhrt/ zu Fortsetzung vnnd Außrottung der Hugonotten in Franckreich trewlich vnnd eyferig gerahten/ den Koͤnig in Engelland mit einem Heurath zwischen dem Printzen von Wallis vnnd einer Jnfantin auß Spanien/ wie auch mit der Hoff- nung vnd Restitution der Pfaltz auff gezogen/ vnd schier gar in einen offentlichen Krieg wieder Franckreich verleytet: den Koͤnig in Dennmarck recht lassen wider die Faust lauffen/ vnd mit einem blawen Aug abgefertigt/ den Saphoyer mit Auffrichtung newer Armeen in Jtalien gantz jrꝛgemacht/ die Venetianer ver- kehrt/ vnnd den Hollaͤndern die Haupt Armaden auff die Graͤntzen Ostfrießland gefuͤhrt/ auch deß Veltlins vnnd der Grawbuͤnden sich versichert/ oder doch der Frantzosen Gedancken vnd Macht dahin gezogen/ zumahl den Hertzogen in Loth- ringen vermoͤcht/ dem Frantzosen newen Lermen zumachen/ im Fall er etwan sich in das Teutsche Wesen einzuflechten bewegt würde. Bey so gestalten Sachen sind wir kommen/ biß in den Sommer deß 1629. Jahrs/ in deme die Protestirenden voller Forcht vnnd Schrecken stunden/ es wür- den die Cammer vnd Hoffproceß wider sie außgehen/ vnnd die Execution ohne ei- nigen Verschub erfolgen: vnd wann die Clerisey jhre Spruͤche an die Kloͤster vnd Abteyen herfuͤr suchen solten/ wuͤrde jhnen wenig Land vnd Einkommen/ auch die Religion nicht frey gelassen werden. Die Catholischen aber waren voller Frewd vnd Hoffnung/ zu dem Jhrigen wieder zugelangen/ vnd nicht nur/ was nach den Passawischen Vertrag/ sondern auch was von Anfang deß Abfalls/ biß auff dem- selben/ an Geistlichen Guͤtern jhnen entzogen worden/ wiederumb zuerobern/ vnd also mit der Zeit einen Schaffstall/ vnder einem Hirten vnd Statthalter Christi zusehen. Wie dann die Reformationen also bald in den Oesterꝛeichischen Lan- den eyferig getrieben/ vnd der zehende Pfening von den Auß weichenden erhoben/ auch denen/ so zu Dempffung der Abtruͤnnigen Gelder geschossen hatten/ wieder erstattet wurden. Es hatte zwar Chur Sachsen/ wegen trewer geleysteten Dien- sten bey wieder Eroberung deß Koͤnigreichs Boͤhmen Protectoria, vnd wurde we- der mit Einquartirungen/ noch sonsten einigerley weiß beunruhiget/ konde aber in die laͤnge nit bestehen/ sondern sahe sich in gleicher Gefahr der Vberschwemmung mit allen den andern. Zu diesem Ende hielten die Catholischen eine Zusammen- kunfft zu Heidelberg/ bathen den Kayser durch Gesandschafft/ den allgemeinen Frieden ehest zubestaͤttigen/ vnd sie vest zusetzen: beschlossen auch mit jhren Kriegs- voͤlckern nichts abzutretten/ biß jhnen die schwere Kriegskosten erstattet wuͤrden/ vnd weil man auch an sie gesunnen/ die huͤlffliche Hand zubiethen/ daß man alles/ N iij was Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ was die Hollaͤnder vnd Frantzosen dem Reich benommen/ wieder herbey braͤchte/ zogen sie diesen Vortrag in reifflicher Bedencken/ vnnd begehrten schließlich der Kayser wolte jhnen die entzogene Geistliche Guͤter wieder lassen einraumen. Diesem jhrem begehren/ gab der Kayser statt/ vnd ließ wegen der Geistlichen Gü- ter/ dieses Mandat außgehen/ welches nach dem Boͤhmischen vnnd Daͤnischen Krieg ein newen Lermen erwecket/ vnd schier gantz Teutschland zu Grund gerich- tet hette. Wir Ferdinand der Ander ꝛc. Entbieten/ ꝛc. Vnser Freundschafft/ Gnad/ vnnd alles Guts. Vnd setzen ausser Zweiffel/ es werde maͤnniglich mehr dann zuviel wissend vnd bekand seyn/ in was schaͤdlichen Mißhelligkeit vnd Zerꝛuͤttung/ vnser geliebtes Vatterland Teutscher Nation/ nun ein lange Zeit hero geschwe- bet/ dessen Mißtrawen vnd hochgefaͤhrlicher Trennung/ Anfang vnnd Brunnen- quell/ vrspruͤnglich zwar die leydige Spaltung in der Religion gewesen/ vnd noch ist/ nach derselben aber dieses fuͤrnemblich/ daß gegen den Religion. vnd Landfrie- den/ so fůrnemblich deßwegen auff gerichtet/ damit die Staͤnde beyder Religion/ solchem Frieden gemaͤß/ eintraͤchtig sich gegeneinander verhalten/ auch kein Theil dem andern an seinen Rechten/ Gůtern/ Land vnnd Leuthen/ keinen Eingriff/ Schaden oder Nachtheil zufuͤgen solle/ nicht allein vnderschiedliche Spolia, vnd an- dere hochschaͤdliche Artentata, veruͤbet/ sondern auch noch darzu vnder allerhand gesuchten Schein/ vnnd durch hochschaͤdliches Disputat vber den Religionfrieden selbsten/ gleichsam derselbe in seinem Jnhalt den jenigen/ so dagegen gehandelt/ zu statten kommen thete/ justificirt vnd verthaidiget werden wollen. Auß welchem dann erfolgt/ nach dem die Turbatores etliche Vrtheil ver- lohren: auch jhrer vnrecht maͤssigen Eingriff halber/ noch ferꝛneren Verlustes sich besorgen muͤssen/ daß man zu letzt eines Theils gegen dem klaren Jnhalt deß Reli- gionfrieden selbst/ als auch anderer deß H. Reichs Abschied/ keinen Richter mehr leiden/ sondern den andern Theil zu einem newen Vertrag/ vnnd daß sich derselbe/ vnder dem Schein einer Composition, alles An- vnd Zuspruchs gaͤntzlichen bege- ben moͤchte/ zwingen wollen: auch zu Behauptung solches vnrechtmaͤssigen Jn- t ents/ anfaͤnglich allerhand verborgene Jntelligentzen/ heymliche Verbuͤndnuß/ vnderschiedliche Corꝛespondentzen/ vnnd zu letzt ein offentliche Vnion: dann/ als dieselbe durch die entstandene Boͤhmische Rebellion/ ein erwuͤnschten Vortheil erlangt zu haben vermeynt/ jhr Vorhaben durch zudringen/ noch weitere Conf œ - derationes vnnd Buͤndnussen mit jnn- vnd außlaͤndischen Herꝛschafften vnnd Communen/ ja deß Erbfeinds Christlichen Namens/ selbst Einflechtung/ ange- stellt: biß endlich durch solche Machinationes/ das gantze Vatterland in ein Flam- men vnnd solchem Zustand/ darinnen es noch biß Dato/ mit hoͤchstem Seufftzen/ vnd Wehklagen der Nothleidenden armen Vnderthanen/ sich befindet/ gebracht worden. Ob nun zwar dieses Vnheil vnsere loͤbliche Vorfahren am Reich/ als auch viel Dritter Theil. viel Friedliebende Staͤnde/ vnd darunder vornemlich deß H. Reichs Churfuͤrsten/ zeitlichen vorgesehen/ vnd jhres Theils gern remediren wollen/ als dañ noch Anno 1559. als man erstlich vber vnnd wider den Religlonfrieden eine vermeynte Klag einzuwenden tentirt/ Weyland vnsers Vorfahren vnd Anherꝛn Kaysers Ferdi- nandi Liebden/ dieselbe Klagen an das Kayserliche Cammergericht remittirt: dar- uͤber aber die Protestirenden damalen die Kammer geflohen/ vnd die Decision von gedachtes vnsers Anherꝛn Kaysers Ferdinandi Liebden selbst begehrt/ mit diesem andeuten/ daß etliche darunder so lauter vnd klar/ daß sie einiger weitern Außfuͤh- rung nicht beduͤrfftig/ sondern allein auß den schlechten Worten deß Religion- friedens decidirt werden moͤchten. Jn massen ein solche General Decision auff folgenden Reichstaͤgen/ vnnd sonderlich noch Anno 1594. gesucht/ alsdann auch damalen deß Administratoris der Chur Sachsen/ Hertzog Friederich Wilhelms Liebdẽ/ solche Decision zu besserer Pr æ paration desselben Reichstages proponiren lassen: So ist doch wegen gefaͤhrlicher Tuͤrckenkriege/ vñ anderer verlengten Ex- peditionen/ die Decision differiret worden. Nichsto weniger aber haben hoͤchster- melde vnsere loͤbliche Vorfahren hierzwischen nicht vnderlassen/ denen Betrang- ten/ so bey denselben vmb die Justitz angehalten/ jhrem Kayserlichen Ambt gemaͤß/ so wol an jhrem Keyserlichen Hoff- als dem Cammergericht zu Speter/ nach jn- halt deß Religion friedens/ vnd der allgemeinen Rechten/ dieselbe zuertheilen: biß endlich Anno 1613. die jenige/ so sich Corꝛespondirende genannt/ nicht allein solcher rechtmaͤssigen/ vnnd in dem Passawischen Vertrag so wol/ als auch in dem Reli- gionfrieden selbst/ auß druͤcklich fundirten Proceß/ an dem Kayserlichen Hoff- vnd Cammergericht/ nebẽ Vberꝛeychung newer Gravaminum sich beschwehrt/ son- dern auch die hiebevor auß obbeschriebene selbst vorgeschlagene Kayserliche Deci- sion/ weiter nicht zulassen wollen/ sondern auff einen newen Modum eines guͤtli- chen Vergleichs/ so noch auff demselben Reichstag vorgenommen werden sollen/ gedrungen: vnd als sie damals mit solcher vorgeschuͤtzten Composition nicht fort- kommen moͤgen/ haben sie dannoch nicht vnderlassen/ wegen eines absonderlichen Compositiontags starck in vnsers Vettern vnnd Vattern/ Weiland Kaysers Matthi æ Liebden zudringen: welche sich auch/ damit jre Liebden nichts/ so zu Wie- derbringung guten Verstandes vnder den Staͤnden dienen moͤchte/ an jhrem Theil erwinden liessen/ einen Composition Tag endlich nicht zu wider seyn lassen. Als sie aber der Catholischen Staͤnden rechtmaͤssige Beschwerd/ so sie bey solchem Mittel gehabt/ in Erwegung gezogen/ weiln sie von dem Religionfrieden nicht konden noch wolten abweichen/ vnnd daher von jhrem Rechten transigendo gegen Jnhalt deß Religion friedens sich nit wisseten einzulassen/ vnd der Vrsach halber alle Handlung nicht alle in vergeblich/ sondern allein zu mehrer Verbit- terung auß schlagen wuͤrden/ als haben sie solchen Weg/ als ein desperirtes Mittel sallen lassen: wie dann eines Theils die Protestiren de Staͤnde selbst erkant/ daß mit Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ mit demselben/ ohne Einwilligung deß Catholischen Theils schwerlich zugelan- gen. Dannenhero bald nach obgedachtem Reichstag/ Anno 1613. neben den Ca- tholischen/ auch deß Churfuͤrsten von Sachsen/ vnd Landgraff von Hessen Darm- statt Liebden vnsers Vorfahren/ Kaysers Matthi æ Liebden wolmeynendgerah- ten/ daß jhre Liebden obgemelten grauaminibus, auß Kayserlichem Ampt/ jhrer Vorfahren am Reich/ Roͤmischer Kayser Exempel zu Folg/ nach Jnhalt der Reichs Constitutionen/ jhre Erledigung geben sollen: wie dann daruͤber nechstge- dachtes Churfuͤrsten von Sachsen Liebden dz folgende 1614. Jahr den 5. Mertz in jhrem Schreiben weitlaufftig erinnert/ die Nieder Saͤchsische Krayß Staͤnde von der Conjunctur mit den Corꝛespondirenden/ neben andern auß diesem Funda- ment abzumahnen/ weil Jhre Mayestaͤt im Werck seyn/ die Gravamina foͤrder- lich zuerledigen. Wann wir dann vnsers Kayserlichen Ampts ermessen/ nicht allein wie wir deß H. Roͤm. Reichs Widerwertigen begegnen/ vnnd ehgedachtes Reich widerumben zu Ruhe stellen/ sondern auch zugleich/ damit durch vngleiche Außlegung vnnd Deutung deß Religionfriedens die Reichs Staͤnde nicht weiter vndereinander in Zwitracht vnnd Mißhelligkeit gerahten/ embsiglich vorzusehen/ auch der Vrsachen halben von dem Churfuͤrstlichen Convent zu Muͤlhausen auß/ vnderthaͤnigst auß trewer Vorsorg fuͤr deß H. Roͤm. Reichs Wohlstand/ ersucht worden/ die allergnaͤdigste Verfügung zuthun/ damit zu Auffrichtung gutem be- staͤndigem Vertrawen/ die zum oͤfftern von den Staͤnden eingebrachte vnnd ge- klagte Gravamina/ nach Jnhalt der Reichs Constitutionen/ auch Religion vnnd Prophanfriedens/ so weit vnd viel darinnen submittirt/ eroͤrtert/ vnnd kein Stand demselben zu wider beleydigt vnd beschwehrt bleibe. Als haben wir solche vnserm Ampt anhangende Erklaͤrung vnd Resolution/ dem Religion vnd Prophanfrieden gemaͤß/ auch nach Jnhalt der Reichs Abschte- den/ vornemblich vom Jahr 1566. laͤnger nicht sollen noch wollen anstehen lassen: Bevorab/ demnach vns nicht allein vorgetragen worden/ welcher gestallt auff mehr besagtem Reichstag Anno 1613. die Protestirende selbst bekant/ daß die Gra- vamina nicht new/ sondern hiebt vor offtmahls geklagt/ die jenigen auch/ so darbey jnteressirt zu seyn vermeynen moͤchten/ gnugsam allbereyt daruͤber gehoͤrt worden/ sondern auch schon laͤngst/ Anno 1576. erstgemelte Protestirende Staͤnde in jhren/ vnserm Vorfahren Kaysers Maximiliani Liebden vberꝛeychten suppliciren/ vmb Erledigung jhrer Gravaminum/ mit gutem Grund selbst angedeutet/ daß vn- noth sey/ auff deß einen oder deß andern Theil Bewilligung zusehen/ oder zuwar- ten/ sondern der Kay. Majestaͤt/ als dem Ober Haupt vnnd Handhaber aller Ord- nung vnnd Gesetze/ auch Beschirmer vnnd Beschuͤtzer der Bedrangten/ alle voll- kommene Gewalt vnd Macht zustehe/ Jhr Kayserlich Ampt zu interponiren/ vnd was zu F ortsetzung gemeiner Wolfahrt/ vnd Abschaffung alles schaͤdlichen Miß- verstands vnnd Vnheils im Roͤm. Reich ersprießlich seyn mag/ vnnd vorigen Reichs Satzungen gemaͤß ist/ zuverordnen. Welches im Jahr 1559. erstgemelde Prote- Dritter Theil. Protestirende/ wie auch oben angezogen/ mit diesem Anhang an offtgedachtes vn- sers Anherꝛn Kaysers Ferdinandi Liebden mit solchen Formalibus gelangen las- sen/ daß es vmb die Gravamina also beschaffen/ daß dieselbige (als sich solches in Warheit findet) auß den klaren Worten der Reichs Constitutionen vnd deß Reli- gionfriedens decidirt werden koͤnnen vñ sollen. Ob vns nun zwar nicht liebers ge- wesen/ als allen solchen grauaminibus durch vnser Kayserliche Resclution/ jhre abhelffliche Maß zugeben/ so haben wir doch vornemblich darauff gesehen/ wie wir auch dessen vom Churfuͤrstlichen Collegio erinnert/ die jenige zueroͤrtern/ daruͤber der submission halben/ der wenigste Zweiffel nicht vorfallen moͤchte/ als diejenige Gravamina seyn/ so auch ohne alle submission/ in dem klaren Buchstaben deß Re- ligionsriedens bestehen/ vnnd an deren Resolution zu Wiederbringung eines durch gehenden Friedens/ am meinsten vnd hoͤchsten gelegen: darbey wir dann nit vnderlassen wollen/ auch dem vbrigen nachzudencken/ vnnd bey erster Gelegenheit vns ebenmaͤssig/ damit sich niemand ferꝛner zubeschweren Vrsach habe/ zu resol- viren. Diesem nach/ vnd damit wir zu dem Werck selbsten schreiten/ befinden wir Erstlich/ daß dem Religion frieden/ vnd vorigen dißfalls gantz nit auffgehobenen Reichs Satzungen zuwider/ in ein gantz vnnoͤthig Disputat gezogen/ vñ dardurch der jetzige Vbelstand im H. Roͤm. Reich nicht wenig verursacht worden/ ob auch die jenige Stifftungen/ Kloͤster/ Pr æ laturen/ so vnder der Fuͤrsten vnnd Staͤnd Ge- bieth vnnd Bott maͤssigkeit gelegen/ vnd er dem Religionfrieden begriffen/ den je- nigen/ welchen die Landsfuͤrstliche/ vnnd sonsten Terꝛitorial Obrigkeit zustehet/ Macht gehabt/ oder noch haben/ solche einzuziehen/ zu reformiren/ oder in ander Weg zu milten Gaben/ oder sonst jhrem Gefallen nach zu verwenden. Daß nun solches nicht seyn solle/ den Obrigkeiten auch dergleichen Eingriff in die Geistliche Güter/ ob die zwar dem H. Roͤm. Reich nicht ohne Mittel vnderworffen nicht ge- buͤhre: davon besagter Religionfrieden klar vnnd außdruͤcklich im §. Dagegen/ ꝛc. Daß die Augspurgische Confessions Verwandte/ die andere deß H. Reichs Staͤn- de der alten Religion/ Geistliche oder Weltliche/ sampt vnd mit jhren Capituln/ vnd anderm Geistliches Standes/ auch vngeacht/ ob/ vnd wohin/ sie jhre Residen- tzen verꝛuͤckt hetten/ bey jhrer Religion/ Glauben/ Kirchengebraͤuchen/ Ordnung vnd Ceremonien/ auch jhrem Haab/ Guͤtern/ liegenden vnnd fahrenden/ Landen/ Leuthen/ Herꝛschafften/ Obrigkeiten/ Herꝛlichkeiten vnd Gerechtigkeiten/ Renten/ Zinsen/ Zehenden/ vnbeschwehrt bleiben/ vñ sie derselben friedlich vñ ruhiglich ge- brauchen/ geniessen/ vnverweigerlich folgen lassen/ vnd getrewlich dazu verholffen seyn/ auch mit der That oder sonst in vngutem/ gegen dieselben nichts fuͤrnehmen/ sondern in alleweg nach laut vnnd Angeweisung deß H. Reichs Rechten/ Ord- nung/ Abschieden/ vnd auffgerichten Landfrieden/ jeder sich gegendem andern an gebuͤhrendem ordentlichen Rechten benuͤgen lassen: alles bey Fuͤrstlichen Ehren/ Dritter Theil. O wahren Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ wahren Worten/ vnnd Vermeidung der P œ n in dem auffgerichten Landfrieden begriffen. Daß nun die Wort (vnnd andern Geistlichen Stands) nicht auff solche Stifft vnd Kloͤster/ so dem Reich immediatè vnderworffen/ vnnd Reichs Staͤnd seyn/ besondern auff die jenigen/ so in jhrer der Augspurgischen Confessions Ver- wanden territorijs oder Gebleth gelegen/ zuverstehen seyn/ das weisen nicht allein die Reichs Acta vnd Protocolla, welche vber diesem Puncten im Fuͤrsten Rathge- halten worden/ darinnen alles das jenige/ was in diesem paragrapho (von Geistli- chen vnd jhren Stifftern) vnder einen periodum gesetzt/ gar vnderschiedlich/ vnd in specie anfangs von denen Geistlichen/ so Reichs Staͤnde: darnach von denen/ so nit Reichs Staͤnde/ vñ in anderer tereitorio gelegen/ disponirt vnnd auß gedruckt wird: sondern es gibt auch der Context selber zuverstehen/ dz den Geistl. so jhre Re- sidentzen verꝛuckt/ eben so wol/ als wañ sie sich bey derselben noch befinden thetẽ/ jre Renten vnnd Einkommen auß der andern territorio vnnd Gebieth folgen sollen. Allermeist aber/ so ist solches auß dem (§. Damit auch/ ꝛc.) vollend klaͤrlich abzuneh- men/ in deme darinnen die Geistliche Juris dicition wider die Augspurgische Con- fessions Verwanden/ mit diesem außdruͤcklichem Vorbehalt suspendirt wird daß solche suspension den Geistlichen Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden/ Collegien/ Kloͤstern vnnd Ordens Leuthen/ an jhren Renten/ Gült/ Zinsen vnnd Zehenden/ Weltlichen Lehenschafften/ auch andern Rechten vnd Gerechtigkeiten/ wie obste- het/ (nemlich in vorangezogenem §. Dagegen) vnvergreifflich seyn soll/ sintemah- len in diesen Worten die jenige Geistlichen/ so Reichs Staͤnde/ als Collegia/ Kloͤ- ster vnnd Ordens Leuth/ von denen allen eben diß/ was von Reichs Staͤnden/ hier vnd oben gemeld worden/ in specie gesetzt vnd wiederholet wird/ alsdann eben diese Satzung so wol von der Mittelbaren/ als Vnmittelbaren Geistlichen Guͤtern/ Renten vnd Zinsen/ dem Reichs Abschied Anno 1544. §. vnd mit/ ꝛc. \& sequenti- bus ) allerdings corꝛespondirt/ welcher als auch andere vorgehende Reichs Abschie- de/ so in dem Religionfrieden nicht expresse veraͤndert/ noch in seiner würcklichen Krafft vnwider sprechlich verbleibt. So ist auch zum Andern solches (im §. Dieweil aber/ ꝛc.) noch mehr zubefin- den: dann in dem selben wird versehen/ daß die jenigen Stifft vnnd Kloͤster welche nicht Reichs Staͤnden zugehoͤrig/ vnnd deren Possession die Geistlichen zur Zeit deß Passawischen Vertrags/ oder biß dahin nicht gehabt/ sondern von den Aug- spurgischen Confessions Verwanden Staͤnden noch vor dem Passawischen Ver- trag eingezogen worden/ Jhnen den Augspurgischen Confessions Verwanten bleiben/ vnd derowegen weiter nicht mehr sollen angefochten werden. Weil nun hie die jenigen Stiffter vnnd Kloͤster/ so dem Roͤm. Reich ohn alle Mittel vnder- worffen/ von den jenigen/ so in der an dern territorio gelegen/ vnnd also nicht Vn- mittelbare Staͤnd sind/ abgesondert vnnd disponirt wird/ daß es mit solchen Mit- telbaren Stifft vnd Kloͤstern bey der Ordnung/ die ein jeder Stand/ vor dem Pas- sawi- Dritter Theil. sawischen Vertrag/ mit solchen eingezogenen vnd verwendeten Guͤtern gemacht/ gelassen: vnd dieselbe Staͤnd/ weder jnn- noch ausserhalb Rechtens solcher Guͤter halben nicht besprochen noch angefochten werden sollen/ so schleust sich vnwider- sprechlich/ daß die jenigen Mittelbare Sifft vnd Kloͤster/ so nicht vor dem Passa- wischen Vertrag/ besondern hernach erst/ vnnd seithero dem Religionfried einge- zogen/ außgenommen/ vnnd den Augspurgischen Confessions Verwanten daran gar kein Recht dieselbe zu reformiren oder einzuziehen eingeraumbt/ sondern daß solches nicht zugelassen/ vnnd da dergleichen geschehen/ den beleydigten Theilen jhre Rechten vnd Gerechtigkeiten vor zuwenden vnbenommen. Welches zum Dritten auch daher erscheint/ daß im Religionfrieden nir- gends zubefinden/ daß die Augspurgische Confessions Verwanten einige Seifft vnnd Kloͤster mehr einziehen doͤrffen/ sondern wie gedacht viel mehr das Wider- spiel: also gar/ daß wann gleich solches nicht außdruͤcklich darinnen wer verbotten worden/ es dannoch/ weiß nicht expresse zugelassen/ nach der Disposition der allge- meinen Gest- vnd Weltlichen Rechten/ auch deß gemeinen Landfriedens/ zuvr- theilen were/ vermoͤg dessen niema dgebuͤrt/ einem andern das seinige zuentweh- ren/ weniger dergleichen Geistliche Gestifft vnd Guͤter zuveraͤndern/ welche zumal diuini ju r is, vnd allein Gott vnnd der Kirchen/ nach Jnhalt jhrer Fundation zuge- hoͤren/ vnd deßwegen (in erstgedachtem §. Dieweil aber) daß sie den Staͤnden/ ob dieselbe Guͤter zwar vnder jhrer Bottmaͤssigkeit gelegen/ nicht zustaͤndig seyn/ auß- truͤcklich vorbehalten worden: darumb auch die Augspurgische Confessions Ver- wanten/ sich in dem Religionfrieden expresse verwahren lassen/ daß sie fuͤr die jeni- gen mittelbare Geistliche Guͤter/ so sie schon eingezogen/ nicht mehr Red noch Ant- wort geben doͤrfften: vnd jrꝛet nicht/ daß im Religionfrted (im §. Vnd damit/ ꝛc.) gesetzet/ daß die Augspurgische Confessions Verwante Staͤnde/ bey jhrem Glau- ben/ Ceremonien vnd Kirchen Ordnung/ so sie in jhren Fuͤrstenthumben/ Landen vnd Herꝛschafften auff gerichtet/ oder noch auffrichten moͤchten/ vngehindert seyn vnd bleiben sollen: darauß etliche zuschliessen vermeynen/ daß sie die darin gelegene Kloͤster auch zu reformiren Macht haben. Dann ob wol dergleichen Kloͤster in den Weltlichen zugelassenen Schuldigkeiten/ jhren gebuͤhrenden Respect dahin tragen/ so haben sie doch in den Fundationen vnnd Geistlichen Dingen/ mit den Landen vnd Herꝛschafften nichts zu thun/ sondern wie vorgedacht/ gehoͤren Gott vnd der Kirchen zu/ daher sie dann von Weltlichem Gebieth vnnd Regiment diß- falls exempt vnnd frey seyn. Es folgt auch nicht/ weil der Religionfried allein zwischen Reichs Staͤnden auff gerichtet/ daß deß wegen der gleichen Ordens Leu- then keine Proceß zuerkennen. Dann ob wol der Religionfrieden/ allein mit den Staͤnden deß H. Roͤm. Reichs auff gerichtet/ so koͤnnen doch so gar die Vndertha- nen in den bestimpten Faͤllen sich desselben gebrauchen: vnd ist offenbar/ daß die in andern Fuͤrstenstenthumben vnnd Landen gelegene Stifft vnnd Kloͤster/ mit den Geistlichen Reichs Staͤnden/ in dem Religionfeieden begriffen/ desselben vnd ge- O ij meiner Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ meiner Rechten faͤhig/ auch derohalben eben so wol bey dem Jhrigen Handzuha- ben: hingegen aber/ wie obgedacht/ an keinem Orth zufinden/ daß die Augspurgi- sche Confessions Verwante jhnen den Geistlichen etwas weiter an jhren Guͤtern entziehen sollen oder moͤgen. Nicht weniger ist nunmehr Reichskuͤndig/ daß etliche Protestirende Staͤn- de/ gegen den außdruͤcklichen Buchstaben deß Religion friedens (im §. Vnd nach dem/ ꝛc.) in welchem mit hellen Worten versehen/ wo ein Ertzbischoff/ Bischoff/ Pr æ lat/ oder ein ander Geistliches Stands/ von vnser alten Religion abtretten wuͤrde/ daß derselbige sein Ertzbistumb/ Pr æ latur vnnd Beneficia, auch damit alle Fruͤcht vnd Einkommen/ so er davon gehabt/ als bald ohne einig Widerung vnnd Verzug/ jedoch seinen Ehren vnnachtheilig/ verlassen/ auch den Capituln/ vnd de- nen es von gemeinen Rechten/ oder Kirchen vnd Stifftgewonheiten zugehoͤrt/ ein Person der alten Religion verwand/ zuwehlen vnd zuordiniren/ zugelassen seyn/ bey der Kirchen vnd Stifft fundationen/ Electionen/ Pr æ sentationen/ Confirma- tionen/ alten Herkommen/ Gerechtigkeiten vnd Guͤtern/ liegend vnd fahrend/ vn- verhindert vnd friedlich gelassen werden sollen/ ꝛc.) dannoch sich vnderstanden/ nicht allein nach dem sie von der Catholischen Religion abgetretten/ jhre Bistum- ben/ Pr æ laturen vnd Pr æ benden zubehalten/ sondern auch die jenige/ welche damit nicht versehen gewesen/ nach solchen Bistumen vnd Pr æ laturen zutrachten/ vnder diesem vorgegebenen Schein vnnd Vorwand/ gleichsam dieser paragraphus, wel- cher jhnen all zu hell in die Augen geschienen/ kein Theil deß Religionfriedens sey/ darin sie auch niemahlen verwilligt/ sondern vielmehr dagegen zum oͤfftern prote- stirt. Dahero wir dann/ was es mit solchem paragrapho, den man in gemein den Geistlichen Vorbehalt zunennenpflegt/ fuͤr eine eigentliche Beschaffenheit habe/ vnd wie solcher in den Religions frieden kommen/ (ob vns zwar der Buchstaben deß Religionfriedens genugsam seyn sollen) vns auß den Reichs Acten fleissig in- formiren lassen. Auß welchem wir dann befinden/ so viel die angezogene Contra- diction/ vnd nicht Einwilligung der Protestirenden anlangt/ daß gleichwol der so offtgemelte Religion frieden in seinem Jnhalt ein anders/ vnnd dieses mit sich bringt/ daß derselbe mit der samptlichen Churfuͤrsten vnnd Staͤnde beydertheil Religionen Raht vnd guten Willen gemacht vnd beschlossen/ auch also vollzogen/ vnd dabey mit Aidbetheurlichen Worten/ von allen Staͤnden zugesagt vnnd ver- sprochen worben/ daß er in allen vnd jeden seinen Puncten/ Clausuln vnnd Arti- ckeln/ staͤt/ vest vnd vnverbruͤchlich gehalten/ vnd dem selbem im geringsten nicht zu wider/ noch entgegen gelebt werden solle. Wir vnd vnsere Vorfahrn seynd auch in vnser Wahl vnnd Kroͤnungs Capitulation/ auff solchen Religions frieden/ vnnd den Jnhalt vnd Begriff/ ohne einige Außnahm vnd Vorbehalt/ gewiesen worden/ zu welchem vns deß H. Reichs Churfůrsten/ nicht also ohne Vorbehalt vnd vnder- scheyd verbunden haben wuͤrden/ da in solchem Religions frieden jcht was zubefin- den/ zu dessen Haltung wir nicht obligirt seyn sollen. Neben deme/ so weisen die Reichs- Dritter Theil. Reichs Acta vnd Protocolla/ so vber der Behandlung dieses Friedens/ in vnserer Reichs Cantzley vorhanden/ daß zwar anfangs zwischen den Catholischen vnnd Augspurgischen Confession Verwanten vber diesem Punct ein grosse Discrepantz gewesen/ vnnd die Augspurgische Confession Verwanten in solchen Vorbehalt nicht einwilligen wollen: als aber die Catholischen von demselben nicht weichen/ vnnd eher lieber den Religion frieden miteinander fahren lassen wollen: auch dar- auff vnser geliebter Vorfahr Kayser Ferdinand/ seeligen Andenckens/ viel wich- tige vnd treffliche Vrsachen den Augspurgischen Confessions Verwanten vorhal- ten lassen/ welche sie auch nicht widerlegen koͤnnen/ geben mehrgedachter Reichs- tag Anno 1555. glaubwürdige Original Acta vnd Protocolla zuvernehmen: was massen der Abwesenden Augspnrgischen Confessions Verwanten/ Chur-Fůr- sten vnd Staͤnde Bottschafften zu jhren Principalen ein Regreß gesucht/ der jh- nen auch auff zehen Tag lang gewilliget: nach welchem sie den 20. Septemb. jhrer Herꝛn Erklaͤrung hieruͤber eingebracht/ vnd als jhre Liebden vnnd die Raͤth nicht weichen wollen: letzlichen bey solchem Vorbehalt mit diesen außtruͤcklichen Wor- ten/ daß sie hierinnen endlich Jhrer Kayserlichen Majestaͤt keinen Form oder Maß zusetzen wißten/ verbleiben lassen: worauff sie dann selbsten etliche Clausulas, welche sie in diesein Geistlichen Vorbehalt zuscharpff zuseyn bedunckt/ zu lindern/ auch andere Corꝛecturen denselben einzuruͤcken gebetten: als jnsonderheit/ daß beyde Theil miteinander sich nicht vergleichen koͤnnen/ vnd den jenigen/ so solcher gestalt von den Stifftern tretten muͤssen/ es an jhren Ehren vnschaͤdlich seyn/ auch dieser Vorbehalt kuͤnfftiger Vergleichung der Religion/ nicht pr æ judiciren solte: welches jhnen dann von Jhrer L. vmb gemeines Friedens willen/ vnd damit der- selbige sich nicht zerschlagen moͤchte/ bewilliget worden. Darauff dieser Vor- behalt in den Religionfried/ eben auff die Form vnd Weise/ wie er jetzt darinnen stehet/ gebracht/ vnd folgends den 25. Sept. mit dem Religionfrieden ohne einig widersprechen publicirt/ so wol dem Kayserlichen Kammergericht/ darnach hien- fort zurichten/ insinuirt vnd anbefohlen worden. Ob dann wol deß folgenden Jahrs als Anno 1556. wie auch hernach in An- no 1557. vnd 1559. dargegen protestirt werden wollen/ ist es doch bey dem Religion- frieden/ als einer allbereyt geschlossenen/ vnd mit Aidsschwuhr bekraͤfftigten Fun- damentalgesatz vnnd Ordnung/ durch welche auch der Catholische Theil allbereye ein jus acquisitum, so jhnen nicht mehr entzogen werden koͤnnen/ erhalten/ aller- dings verbliebenewie dañ auff solche protestationes/ vñ der Augspurgischen Conf. Verwanten bitten vnnd suchen/ mehr hochgedachtes vnsers Vorfahren Kaysers Ferdinand L. in vnderschiedlichen Decreten/ daß sie auß dem geschlossenen Reli- gionfried nicht mehr schreiten koͤndten/ mehrmahls bescheiden lassen. Als auch nach jhrer Ltodfall Kayser Maximilian loͤblicher Gedaͤchtnuß/ auffm Reichstag Anno 1566. vmb Cassirung dieses Puncts von den Augspurgischen Confessions Verwanten Staͤnden angelangt worden/ haben jhre L. darzu sich so wenig/ als O iij vor Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vor wolgemeldter Kayser Ferdinand verstehen koͤnnen. Folgends hat vnser viel geliebter Herꝛ Vetter/ Kayser Rudolffs L. in Gott ruhend/ sich Anno 1590. den 27. Julij gegen die drey Weltliche Churfuͤrsten/ als sie abermals diesen Vorbe- halt angefochten/ sich gantz Kayserlich/ dem Exempel jhrer Vorfahren gemaͤß/ er- klaͤrt/ daß sie in dem Religions frieden/ vnd dessen Begriff keinen vnderscheyd ma- chen koͤnden/ vnd also auch den Artickel deß Geistlichen Vorbehalts vnder andern fuͤr ein Artickel vnd Theil deß Religion friedens halten/ vnd auß folgenden Vrsa- chen halten muͤssen/ daß nemblich auff diese gantze Verfassung nichts dar von auß- geschlossen/ Jhre Kays. Mayst. ein leiblichen Aid geschworen haben der auch eben dieses alles Jhr Kay. May. bey Jhrer Majestaͤt Koͤniglichen Wahl durch deß H. Reichs Churfuͤrsten selbst ohne einige Außnahm/ vnnd Reservation fuͤrgehalten worden sey. Dabey es Jhre Majestaͤt nunmehr Pflichten halber billich auch verbleiben liessen: dahero dann auch die supplicirende Chur- vnd Fuͤrsten vernuͤnff- tiglich abnehmen koͤnden/ wie wenig jhrer Majestaͤt gebuͤhren wollen/ das jenig was in beyden Stifftern Coͤlln vñ Straßlurg/ diesem Vorbehalt zuwider vorge- nommen ist worden/ gut zuheissen: vnd daß es auch zu den erfolgten That Hand- lungen vnd Weitlaͤufftigkeiten nim̃er kommen were/ daman sich beyderseits deß Religionfriedens hett erinnern/ vnd dem selben gestracks nach gehen wollen. Auß welchem allem wir dann vmb so viel mehr billichmaͤssige Vrsach haben/ diesen vnserer Vorfahren rechtmaͤssigen/ wolbedachten resolutionibus vnnd De- cretis nach zusetzen/ je mehr wir/ auff was stattlichen vesten grund dieselbe bestehen/ auß den vorgangenen Actis, dem klaren Buchstaben deß Religionfriedens vns berichten lassen. Dagegen auch die Protestirende mit Bestandt nicht fuͤrwen- den koͤnnen/ daß dieser Vorbehalt jhren Ehren vnnd Gewissen hinderlich oder be- schwerlich sey: dann der Ehren halben sie in dem Vorbehalt selbst sich schon ver- wahrt: deß Gewissens halben aber noch vielmehr/ weil keines Theils Religion mit- bringt/ oder jhr Religion darauff fundirt ist/ daß ein jeder/ der derselben zugethan/ muͤste ein Ertzstifft oder Pr æ benda haben: auch die Catholische Geistliche/ so aber noch nicht in hoher Weyhe/ wann sie sich in den Ehestand begeben/ solche Stifft vnd Pr æ benden/ ohne einigen Nachtheil jrer Ehren/ weil sie zu Geistlichen hoͤhern Aemptern nicht mehr qualificirt seyn/ verlassen muͤssen. Alßdann auch die dem Geistlichen Vorbehalt in serirte Woͤrter (welcher sich aber beyder Religion Staͤn- de nicht haben vergleichen koͤnnen) gegen so klare Zusag vnnd Aidliche Verbuͤnd- nuß der Staͤnde beyderseits Religionen/ vber den gantzen Jnhalt deß Religion- friedens nicht jrꝛen koͤnnen/ sintemalen eben darumb/ weil beyde Theil sich in die- sem Punct nicht vergleichen koͤndten/ sie solchen zu Kayser Ferdinandi L. Auß- schlag gesetzt: vnd als seine L. den selben geben/ vnd sie hieruͤber der Kays. Mayst. sich submittirt/ ist ein solcher dem Religion frieden einverleibt/ auch als eine gemeine Reichs Constitution vnnd Ordnung von den saͤmptlichen Staͤnden deß Reichs bekraͤfftiget vnd publiciert: wie dann ermelter Consens vnd approbation auß der subscri- Dritter Theil. subscription vnd Versieglung deß Religionfriedens/ als auch obangezogner der Protestirenden Staͤnde Heymstellung gnugsam dargethan wird/ vnd sich mit fu- gen weiters nicht laͤßt desputiren. Wann auch endlich vnnd zum dritten/ wiederumb auff die Bahn gebracht werden will (wie wol dem ersten von vns außgesetzten Puncten fast entgegen/ als darinnen man so gar den Geistlichen/ welche keine Reichs Staͤnd seynd/ kein Pri- vilegium Religionis gestaͤndig seyn wollen) gleichsamb auch die Vnderthanen der Reichs Staͤnde deß Religion friedens faͤhig/ vnd dannenhero der Religion halber von jhren Obrigkeiten nicht vertrieben werden koͤnten: ob zwar dieser Gravami- num halber die Staͤnde Augspurgischer Confession nicht einig/ zu dessen jhres vorgebens Bescheinung sie auch den §. wo aber/ ꝛc. anziehen: in welchem disponirt/ da ein Vnderthan der Religion wegen an andere Orth ziehen/ vnnd sich nieder thun wolte/ demselben solcher Ab- vnnd Zuzug/ auch Verkauffung seiner Guͤter/ gegen ziemlichem Abtrag der Leibeygen schafft vnd Nachstewr vnverhinderlich zu- gelassen werden solle. Als auch/ daß sie absonderlich hieruͤber der Vnderthanen halber/ so vnder den Geistlichen gesessen/ vnnd damalen das Exercitium Augspur- gischer Confession hergebracht/ von mehrhoͤchstgedachten vnsers Anherꝛn Kay- sers Ferdinandi L. ein Decret eben bey Schliessung deß Reichstag Anno 1555. er- halten haben sollen/ in welchem der Religionfried dahin declarirt/ daß solche Vn- derthanen bey jhrem Glauben von der Geistlichen Obrigkeit vnverhindert gelas- sen werden sollen: Alß haben wir gleichfalls vber diesen Puncten (ob derselbe zwar auß dem Religionfrieden fuͤr sich selbst in dem §. Vnd damit/ ꝛc. Jtem §. Darge- gen sollen ꝛc. gantz klar erscheinet/ in welchem den vnmittelbaren Staͤnden/ jr n Glauben/ Kirchengebrauch/ Ordnung vnd Ceremonien anzustellen erlaubt/ auch daß sie in demselben von niemands verhindert werden sollen/ ernstlich gebotten) mit allem Fleiß die Acta deß Reichstages Anno 1555. vber dem Religionfrieden vbersehen/ vnnd vns darauß vmbstaͤndlichen berichten lassen/ was dieses Pun- cten halben fuͤrgelauffen: auß welchem wir dann befinden/ daß zwar anfangs grosser Streit hieruͤber fuͤrgefallen/ vnd die Augspurgische Confessions Verwan- te starck darauff gedrungen/ daß der andern Staͤnden Vnderthanen gleichfalls die Augspurgische Confession moͤchte frey gelassen/ vnd deßwegen ein sonderbare Clausula in Religionfried gebracht werden. Es haben aber die Catholische dasselbe keines wegs eingehen wollen/ son- dern dagegen angezogen/ daß solches zu lauterem Auffruhr/ Vngehorsam vnnd Vnwillen zwischen Herꝛschafften vnnd Vnderthanen/ Vrsach gebe: vnnd weil sie den andern Staͤnden nicht fuͤrschreiben/ wie sie es mit jhren Vnderthanen halten sollen/ so wer es vnbillich/ daß sie dißfalls den Catholischen Gesatz vnnd Ordnung geben wolten: sie die Catholischen gedaͤchten jhre Seel so wol als andere zuversor- gen/ vnd koͤnden derowegen nicht gedulden/ daß jhren Vnderthanen Raum vnnd Lufft gegeben wuͤrde/ einer andern Religion/ als sie selber weren/ anzuhangen. Wel- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Welches jhnen auch mehr wolbesagter vnser freundlicher geliebter Anherꝛ/ Kay- sers Ferdinands L. mit mehrem stattlich vnd beweglich zu Gemuͤth fuͤhren lassen: mit dem außtruͤcklichen Anhang/ daß da ferꝛn die Handlung dahin solte gemeynt seyn/ daß man auch der Catholischen Vnderthanen wolte darein ziehen/ es einen kurtzen Weg hette/ vnd gantz vnnoͤthig were/ einander laͤnger auffzuhalten: dann einmal wurden Jhre Leher alle Handlung zerschlagen lassen. Als aber die Staͤn- de Augspurgischer Confession nichts desto weniger die Freyheit deß Gewissens starck vrgirt/ haben jhnen die Cartholische endlich soweit nach geben/ daß den Vn- derthanen frey seyn solle/ auß dem Land zuziehen: darauff gemelte Staͤnd die obge- dachte Clausul fallen lassen/ vnd die Sach mit Jhrer L. vnd den Catholischen ver- glichen/ wie sie heut zu Tag im Religion frieden steht im §. Es soll auch/ ꝛc. nemlich daß kein Stand den andern/ noch derselben Vnderthanen zu seiner Religion dringen/ abpracticiren oder wider jhre Obrigkeiten/ in Schutz vnnd Schirm neh- men/ noch verthedigen soll/ in kein Weg. Jtem wo aber Jhrer Kay. Mayst. der Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnnd Staͤnd Vnderthanen der alten Religion/ oder Aug- spurgischer Confession anhaͤngig/ von solcher jhrer Religion wegen/ auß vnserm/ auch der Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß H. Reichs Landen/ Fuͤrsten thum- ben/ Staͤtten oder Flecken/ mit jhren Weib vnnd Kindern/ an andere Orth ziehen/ vnd sich nieder thun wolten/ daß den selben solcher Ab- vnd Zuzug/ auch Verkauf- fung jhrer Haab vnnd Guͤter/ gegen ziemlichem/ billichem Abtrag der Leibey gen- schafft vnd Nachstewr/ wie eines Orths von Alters her vblich/ herbracht vnnd ge- halten worden ist/ vnverhindert maͤnniglichs/ zugelassen vnd bewilligt/ auch an jh- ren Ehren vnd Pflichten allerdings ohnenthalten seyn solte. Ja man ist in diesem Punct so behutsam verfahren/ daß daruͤber viel Thaidung vorgangen/ biß man endlich die gefreyte Ritterschafft vnd Staͤtte in solchen Reli- gionfrieden eingeschlossen/ als in §. Vnnd in solchen Frieden/ ꝛc. zu sehen: dessen es gantz nicht behuͤrfftig/ da alle vnnd jede Vnderthanen fuͤr sich selbst deß Priuilegij Religionis faͤhig weren. Darauß dann offentlich erscheint/ daß den Vndertha- nen die Religion nicht frey gelassen/ sondern an derselben statt ein freyer Abzug ein- geraumet worden. Vnd wann jhnen den Vnderthanen die Religion/ Jnhalts vnd Vermoͤg deß Religionsfriedens frey gelassen/ hette es gar nicht beduͤrfft/ daß die Augspurgische Confessions Verwante Staͤnde/ erst durch ein sonderlich De- cret/ vnd dem Religionfrieden derogirende Erklaͤrung/ dasselbige zuwegen zubrin- gen sich so hefftig bemůhet hetten. Demnach aber von diesem Decreto nichts im Religionfrieden stehet/ sondern dem selben vielmehr zuwider: solches auch dem Kammergericht niemals insinuirt/ noch jrgend eine Zeit darauff gesprochen vnnd erkent/ viel weniger ad vsum gebracht worden/ auch ohne Bewilligung der Catho- lischen Staͤnde/ weil es eine Derogation deß Religionfriedens ist/ so in dem Reli- gionfrieden selbsten hoͤchlich verbotten/ nimmer kein Krafft haben mag: erstge- dachte Catholische Staͤnde/ auch daß solches jemahlen in ordentliche Reichs Be- rath- Dritter Theil. rathschlagung gezogen/ viel weniger daß sie darein gewilligt hetten/ nichts wissen wollen: deßwegen dann vnsere loͤbliche Vorfahren auff vielfaltiges anhalten sol- ches Decret/ oder dessen Jnhalt/ dem Religionfrieden nicht einverleiben/ noch der Kammer insinuiren lassen wollen/ sondern solches auff sich selbst stehen/ entgegen aber den Religionfried in allen seinen Clausuln vnnd Artickeln confirmiren/ be- stettigen vnd beschweren lassen: Als hat es hierbey auch billich sein Verbleiben: vnd koͤnnen wir auch vnsers Theils wegen dieses angezogenen Decrets/ auß dem Jn- halt deß Religionfriedens nicht schreiten. Viel weniger aber mag auß dem §. Wo aber/ ꝛc. Vnnd in demselben gesetzten Woͤrtern (sich nieder thun wolten) jcht- was bestaͤndig gegen dem hellen Buchstaben deß Religionfriedens/ vnd die darü- ber gepflogene Acta Publica geschlossen werden. Dann in demselben §. allein dieses/ wie auß den Actis klaͤrlich erscheinet/ verordnet vnnd gesetzt wird/ wann ein Vnderthan sich mit seiner Obrigkeit in der Religion nicht conformiren/ sondern viel lieber abziehen wolte/ daß jhme solches gegen Entrichtung vblicher Nachstewr befrey stehen: Er auch gegen seinen Willen/ zu der andern Religion nicht gedrun- gen/ noch auch deßwegen seiner Guͤter verlustigt seyn solle. Auß welchem bißhero auß gefuͤhrten/ vnnd von vns nach Jnhalt deß Reli- gionfriedens/ vnd anderer deß H. Reichs Abschied/ Reichs Handlung vnd Actita- ten/ resoluirten dreyen Haupt Articuln/ wir dann biemiterkennen vnnd erklaͤren: Erstlich daß die Protestirende Staͤnde keine Vrsach sich zubeklagen/ vnnd fuͤr ein Gravamen anzuziehen/ daß den Ordens Generalen/ Abten/ Pr æ laten/ vnnd an- dern Geistlichen Staͤnden/ so dem Reich nicht ohne Mittel vnderworffen/ da sie wegen jhrer eingezogenen Stifft vnd Guͤter/ Hospitalien/ vnnd andern Gottseli- gen Stifftungen/ beyvns oder vnserm Kayserlichen Kammergericht/ vmb noth- wendige Proceß angehalten/ dieselbe jhnen ertheilt/ auch daruͤber gar zu Vrtheil vnd Execution geschritten: sondern daß entgegen die Catholische Staͤnde sich bil- lich vnnd rechtmaͤssig beschwehrt/ vnnd solcher Mediat Geistlichen angenommen/ daß denselben jhre Kloͤster vnnd Geistliche Guͤter/ deren sie zu Zeit deß Passawi- schen Vertrags/ oder seithero in Besitz gewesen/ gegen den klaren Jnhalt deß Re- ligionfriedens eingezogen/ jhre Renten vnnd Guͤlten auffgehalten/ sie auch noch daruͤber/ als wann sie deß Religionfriedens gar nicht faͤhig weren/ von allen Rech- ten vnnd Vindicationen gaͤntzlich verstossen: die Guͤter aber zu eygenthaͤthlicher Occupation der Obrigkeit/ gegen die Jntention vnd Meynung der Gottseligen Fundatorn/ als auch gegen dem hellen Buchstaben deß Religionfriedens außge- setzt werden wolten. Bey dem andern Artickel erkennen wir ebenmaͤssig/ daß die Augspurgische Confessions Verwanten kein Vrsach eintziger Beschwerung/ daß jhrer Religion Verwante/ so Geistliche Stifft/ Bistumben/ vnnd dem Reich vnmittelbare Reichs Pr æ laturen iñer haben/ oder denselben noch nachtrachten/ nit wollen von Dritter Theil. P den Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ den Catholischen Staͤnden fuͤr Bischoffen vnnd Pr æ laten gehalten werden/ den- selben auch jhre Session vnnd Stimmen bey den Reichstaͤgen nit verstatt/ noch auch die Regalia vnd Lehen verliehen werden: da entgegen auffder Catholischen Seiten/ Jnhalts deß Geistlichen Vorbehalts/ vnnd nach dessen vndisputirlichem Buchstaben/ diese offenbahre Gravamina nicht vnbillich geklagt werden/ daß sol- che von der Catholischen Religion abgewichene Geistliche/ Bischoffe vnd Pr æ la- ten nichts destoweniger bey jhren Bistumben vnd Pr æ laturen verharꝛen/ vnd al- ler Rechten vnnd Privilegien/ die sie bey der Catholischen Religion gehabt conti- nuiren/ vnd fuͤr Reichs Staͤnd solcher Bistumber vnd Pr æ laturen halber/ gehal- ten werden sollen: daß auch die jenige/ so der Catholischẽ Religion nicht seyn/ viel weniger sonsten zu Geistlichem Stand qualificirt/ nichts destoweniger zu solchen Bistumben vnnd Pr æ laturen sich eingedrungen/ vnd noch weiter eindringen: vnd dardurch den gantzen Catholischen Geistlichen Stand/ neben der Religion endli- chen/ so viel an jhnen ist/ auffzuheben vermeinen. Als wir dann auch bey dem dritten Puncten etlicher Protestirender Staͤn- de angezogene Gravamina gantz vnerheblich befinden/ sampt den Catholischen Staͤnden verweygert seyn solte/ in jhrem Gebiet/ jhre Vnderthanen zu jhrer Reli- gion anzuhalten: auch da sie sich hierinnen nicht accommodiren wollen/ gegen das gebuͤhrlich Abzug Geld vñ Nachstewr/ jhrem Gefallen nach/ dieselben auß zuschaf- fen/ oder auch an frembde Orther außzulauffen/ vnd andere Predigten vnd Exer- citia zusuchen/ zuverbieten: da sie doch dieselben gaͤntzlich abzuschaffen wol befugt weren. Hergegen aber ist nach obgesetzter Außfuͤhrung gantz augenscheinlich/ daß die Catholischen sich billich beschwert befunden/ daß jhnen in solchen jhren Re- formationibus, von dem andern Theil Ziel vnnd Maß gegeben worden/ auch die Vnderthanen zu gaͤntzlicher Defection vnd Abfall von jhrer Obrigkeit/ durch die- sen Fund sollicitirt vnnd bewegt werden wollen. Vnd ist dieses Gravamen auff dieser der Catholischen Seiten desto staͤrcker/ weil solcher Reformation halber die Augspurgische Confessions Verwanten vermeinen wolten/ sampt dißfalls die Catholische mit jhnen nicht in gleichem Recht begriffen weren/ sondern daß jhnen/ zwar jhre Vnderthanen zureformieren/ vnd die Widerspenstige außzuschaffen/ er- laubt/ auch dieses im Werck offentlich erzeigen: entgegen aber den Catholischen solches nicht gut seyn lassen wollen. Wann nun hiemit die vornembste vnnd vordringende Gravamina/ an wel- chen vornemblich der allgemeine Frieden hafftet/ als obgemelt/ auß den klaren Worten deß Religionfriedens/ Reichs Constitutionen/ vnd offenen Reichs Acten vberfluͤssig vnd genugsam erklaͤrt/ vnd welcher Theil hierinnen sich zubeschweren/ oder nicht/ Vrsach gehabt/ außfuͤndig gemacht/ als befehlen wir hiemit vnserm Kammergericht/ (wie sie dann in allen Puncten/ in Exoͤcterung deß Reichs Sa- chen vber den Religionfrieden/ schon hiebe vor auß ebenmaͤssigem Grund deß kla- ren Dritter Theil. ren Religionfrieden/ was wir durch diß vnser offentlich Edict erklaͤrt vnd eroͤrtert haben/ gleichfalls solches alles fuͤr Recht befunden) auff diese vnsere Erklaͤrung/ auch ins kuͤnfftig/ ohne weiter Disputation/ wann dergleichen Faͤll vorfallen/ so in dieser vnserer Resolution begriffen/ zujudiciren vnd Vrtheil zusprechen. Vnd weil die Spolia vnd Turbatores, als auch Occupirung der Stiffter vnd Pr æ latu- ren/ gegen den Jnhalt deß Religionfriedens/ vieler Orthen gantznotori/ vnnd nicht zuwidersprechen: dagegen auch das Ius, wie obgemeldt/ auß den Worten deß Religionfriedens/ vnnd andern Reichs Abschieden/ ebenfals vndisputierlich/ daß also nunmehr in solchen Faͤllen anders nichts von noͤthen/ als durch wuͤrckliche Execution/ dem bedrangten Theil zu assistiren/ vnnd zu dem Seinigenzuverhelf- fen: Als seynd wir zu wuͤrcklicher Handhabung beydes deß Religion- vnnd Pro- phanfriedens endlich entschlossen/ vnsere Kayserliche Commissarios foͤrderlich in das Reich abzuordnen/ solche Abgewichene/ als auch mit Gewalt/ oder in andere Weg eingezogene Ertz- vnd Bistumer/ Pr æ laturen/ Kloͤster vnd andere Geistliche Guͤter/ Hospitalien vnnd Stifftungen/ deren die Catholische zur Zeit deß Passa- wischen Vertrags/ oder seithero in Posseß gewesen/ vnd vnrechmaͤssigen desiituirt worden/ von vnrechtmaͤssigen Detentatoribus abzufordern/ vnnd mit tauglichen/ den Fundationen vnd Stifftungen gemaͤß/ ordentlich bernffenen/ vnd qualificir- ten Personen besetzen zulassen/ vnd also einem jedwedern/ zu dem jenigen/ was jh- me gebuͤhrt/ vnd darzu er nach Außweisung viel angezognen Religionfriedens be- fugt/ ohne vnnothwendige Vmbschweiff vnd Auffhalt zuverhelffen. Wir wollen auch hierbey nochmahln/ nach Jnhalt offgedachten Religion- friedens/ vnd deren auff denselben besagenden Reichs Abschieden/ vornemlich de- me de Anno 66. hiemit offentlich declarirt vnnd erkent haben/ declariren auch hie- mit vnd erkennen/ daß solcher Religionfrieden allein/ die der vralten Catholischen Religion/ vnd dero vnserm geliebten Vorfahren Kayser Carolo V. Anno 1530. den 25. Junij/ vbergebenervngeaͤnderten Augspurgischen Confessions Verwande angehe vnnd begreiffe: alle andere widrige Lehren vnd Secten aber/ wie dieselben auch genant/ vnd entweder bereyts auffkommen/ oder noch auffkommen moͤchten/ als vnzulaͤssig/ davon außgeschlossen/ verbotten/ auch nicht gedultet oder gelitten werden sollen. Gebieten demnach/ ꝛc. Euch sampt vnd sonderlich/ bey Poͤn deß Religion vnd Landfrieden/ sie wollen sich dieser vnser endlichen Verordnung nicht wider- setzen/ sondern dieselbe in jhren Landen vnnd Gebieten vnverzogentlich befoͤrdern vnd zu Werck richten helffen. Wie nicht weniger vnsern Commissarijs/ auff de- ro anruffen/ die huͤlffliche Hand bieten: den jenigen aber/ so dergleichen Ertz- vnnd Bistumer/ Pr æ laturen/ Kloͤster/ Hospitalia/ Pfrůnden/ vnnd andere Geistliche Guͤter Stifftung inhaben/ daß sie sich alßbald von Jnfinuation dieses vnsers Kayserlichen Edicts/ zu Abtrettung vnd Restituirung solcher Bistumb/ Pr æ latu- P ij ren/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ren/ vnd anderer Geistlichen Güter gefaßt halten: vnd auff anhalten vnserer Kay- serlichen Commissarien/ dieselbe vnauffheltlich/ sampt allen dero An- vnd Zugehoͤr/ einraumen vnd restituiren. Dann da sie solchem nicht nach kommen/ oder hier- in sich saͤumig erzeigen wuͤrden/ sie nicht allein in obangezogene Poͤn deß Land vnd Religionfrieden/ das ist/ der Acht vnnd Ober Acht/ auch Verlichrung aller jhrer Privilegien/ Recht vnnd Gerechtigkeiten/ ipso facto, ohne einige weitere Con- demnation vnd Vrtheil/ dieses jhren notorischen Vngehorsambs halber/ gefallen: sondern wir werden auch hierauff vnaußbleiblich die wuͤrckliche Execution als- bald vornehmen vnd vollstrecken lassen. Wir befehlen auch/ ordnen vnd wollen/ daß dieses vnser Kayserlich Edict/ Resolution vnd Erklaͤrung/ von eines jedwedern Krayses außschreibenden Fuͤr- sten/ in seinem Krayß offentlich publicirt/ vnd zu jedermaͤnniglichs Wissenschafft gebracht werde: daß auch denen von jhnen den Krayß außschreibenden hien vnnd wieder geschickten Copijs/ nicht weniger als dem Originalselbsten/ vollkommener Glauben zugestellt werde. Das meynen wir ernstlich. Geben in vnser Statt Wien/ den 6. Monats Tag Martij/ Anno 1629. vnserer Reiche/ deß Roͤ- mischen im Zehenden/ deß Hungarischen im Eilfften/ vnd deß Boͤhmischen im Zwoͤlff- ten. Ferdinand. Ad Mandatum Sacræ Cæsareæ Majestatis: proprium. P. H. Stralendorff. Arnoldin von Clarstein. Der Dritter Theil. Der eylffte Discurß. Wie die Weltliche Herꝛschafften dem Roͤm. Stul/ vnd andern Pr æ laten seyem zugefallen/ so wol in Jtalien/ als in Teutschland: vnnd wie solche etwan zu Geistli- chen Lehen worden. Was die Geistliche in Teutschland vor Reichs Huͤlffe: leysten. D Jeweil nun ein so langwiriger Krieg wegen der Geistlichen Guͤ- ter/ sich durch so viel hundert Jahr herogezogen/ fragt sich nicht vnbillich/ wo dann solche Geistliche Guͤter eygentlich herꝛuͤhren: vnnd befindet sich anfaͤnglich/ deß entweder die Roͤm. Kayserselbsten/ oder aber vnder jhrer Regierung andere fuͤrnehme Fuͤrsten deß Reichs/ von dem Reichsboden gewisse Herꝛschafften/ Staͤtte/ Iurisdictionalia \& Regalia, vnnd anders/ entweder dem Bapstischen Stul zu Rom/ oder aber anderer Orthen zu allerhand milden vnnd Geistlichen Sachen verwendet haben. Welches doch/ etlicher Meynung nach/ nicht den Verstand hat/ dadurch eine vnd andere/ der Kirchen erwiesene Freygebig- keit vbel zusprechen/ sondern damit allein Anzeig zuthun/ daß durch dergleichen profusas \& prodigas liberalitates, wie sie hien vnnd wieder genennet werden/ das Roͤm. Reich in empfindliches Abnehmen/ auch in diesen Grundverderblichen Krieg gerahten sey. Dasselbe nun nach gestallt dieses Paß gleichfalls allein Summarischer weiß anzuzeigen/ vnd damit der Zeit nach/ auch vor Carolo Magno/ jnsonderheit de An- no Christi 314. von Constantino Magno/ vnd also von eben deme/ welcher das O- rientalische vnnd Occidentalische Kayserthumb beysammen gehabt/ vnnd vnder welches Regierung sie von einander getrennet worden/ einen Anfang zumachen/ soll er dem damaligen Bapst. Sylvestro/ vnnd vmb seinet willen dem Roͤm. Stul/ die auff der Statt Rom/ vnd dem Occidentalischen Kaysertumb bestandene Kay- serliche Hoheit/ mit denen dazu/ jnn- vnnd ausserhalb der Statt Rom gehoͤrigen Land vnnd Leuthen auff einmahl geschencket haben. Vnnd wann gleich in diese Schanckung ratione juris \& facti einiges Mißtrawen gesetzet werden wolte: so ist doch hiengegen von allerhand Scribenten fuͤr richtig gehalten worden/ was ohn- gefehrlich vmb das Jahr 756. Pipinus Caroli Magni Vatter/ dem damahls ge- wesenen letzten Koͤnig in Lombardey mit Namen Aistulphoabgenommen/ das ha- be er dem damaligen Bapst/ vmb deß willen er jhme zur Kron Franckreich ver- holffen/ vnd dagegen seinen Herꝛn den Childericum/ von Pharamundo hero ge- wesenen letzten Koͤnig in Franckreich/ in das Regenspurger Kloster zu S. Eme- ran verwiesen hat/ mit einander/ vnnd vnder denselben die Statt Ravennam/ vnd P iij den Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ den darzu gehoͤrigen Exarchatum/ vnnd die dabey gelegene Statt/ wie auch die an- derweit dabey vnder dem Namen Pentapolis beruͤhmte fuͤnff Staͤtte/ Ariminum/ Pesaro/ Senogalliam/ Anconam/ Auximum/ vnnd die dazu gehoͤrige andere eylff kleine Staͤtt verlassen habe. Welches dann/ zum Vnderscheyd deren Anno 1077. hernach vnder Henrici IV. Roͤmischen Kaysers Regierung/ von Mechtilde der Roͤm Kirchen zugewandten/ vnd noch auff den heutigen Tag beruͤhmbten Patri- monio Petri/ il stato della chiesa genannt wurd. Vber welche Provincias eben- maͤssiger Pipinus/ vnnd sein Sohn Carolus Magnus dem Roͤm. Stul noch fer- ner Corsicam/ Siciliam/ Sardiniam/ das Hertzogthumb Spoleti/ Toscanam/ vnnd andere mehr zu dem Lombardischen Koͤnigreich gehoͤrige Provincias/ wie auch vorhero/ von dem Lombardischen Koͤnigreich behaltene jaͤhrliche Tribut/ zu- gleich mit vbergeben. Zumahl hat Pipinns/ das zu seiner Zeit geledigte Fran- ckenland Burchardo/ dem damaligen Bischoff zu Wuͤrtzburg/ wie anderstwo ver- meldet/ voͤlliglich vberlassen. Welche Donationes dann Carolus Mejnn vnnd ausserhalb Jtalien nicht allein bestettiget/ sondern auch in vielen wegen verbessert/ vnd vber das alles zu den von jhme auffgerichteten neun Bistumben/ welche sind Naumburg/ Halberstatt/ Paderborn/ Muͤnster/ Hildeßheim/ Verden/ Muͤnden/ Bremen/ Hamburg/ in Vnder vnd Ober Sachsen allerhand grosse Landschafften/ vnd vnder denselben jnsonderheit/ die hiebevor bey dem Witikiendo Magno/ Koͤ- nig in Sachsen/ bestandene Landschafft Jburg dem Bistumb Oßnabruͤck zugeord- net. Ob es nun allein mit der gemeinen Feld Nutzung/ oder aber zugleich mit Grund vnd Boden/ wie auch mit der Oberherꝛschafft/ vnd allen Regalibus gesche- hen sey/ stehet den Partheyen zubeweisen/ vnd zuverneinen. Zumaln dieweil sich die Baͤpste/ Ertzbischoffe/ Bischoffe/ Pr æ laten/ vnnd andere/ vber obangezogene/ vnd andere mehr Provincias/ etliche hundert Jahr hero der Oberherꝛschafft/ vnd aller regaliorum angenommen: darauff auch die Baͤpste allein in den nechsten zwey vnd dreyhundert Jahren ein Theil deren zusammen gebrachten Landschafften/ de- nen von Ferꝛara/ Parma/ Vrbino/ vnd anders mehr/ als dem Roͤm. Stul zuge- hoͤrige Kirchenguͤter von newem verliehen haben. So ist auch von Ludovico Pio/ dem Roͤm. Kayser/ viel vnnd offt geschrieben worden/ welcher massen auch er in Zeit seiner von Anno 814. biß 840. gefuͤhrten Kayserlichen Regierung/ die von seinem Vatter vnnd Anherꝛn/ Carolo M. vnnd Pipino/ dem Roͤm. Stul zugewande vielfaltige Provincias nicht allein bestettigt: sondern auch gleichfalls andere Landschafft demselben von newem vberlassen: vnd/ wie sich jnsonderheit ein Jtalianischer Scribent hoͤren laͤst/ hat er in Toscana allein Arezzo/ Florentz/ Volaterꝛa/ Chiasa/ Luca/ Pistorium/ Lunegiana/ fuͤr sich vnnd das Reich behalten/ den vbrigen Rest aber dem Roͤm. Stul zukommen lassen. V- ber welches alles im Jahr 875. biß 77. Carolus Calvus/ gewesener Koͤnig in Franckreich/ beschuldigt worden ist/ daß er/ wider seines Brudern Ludovici Ger- manici hinderlassene Mannliche Posteritaͤt den Titul eines Roͤm. Kaysers zu er- halten/ Dritter Theil. halten/ dem Roͤm. Stul das Roͤm. Kayserthumb gar zur Lehen habe auffgetra- gen. Zugeschweigen/ daß auch Anno 901. Ludovicus IV. Roͤm. Kayser/ seiner Voreltern alle vnd jede dem Roͤm. Stul zugewante Land vnd Leuth/ abermaligen bestettigen müssen. Vnd/ was die nachfolgende Roͤm. Kayser an vorgedachten dem Roͤm. Stul zugewanten Jtalianischen Landen/ wiederumb zu ruͤck genom- men/ alles mit einander/ vnnd vnder demselben jnsonderheit vorgedachten Exar- chatum Otto I. Roͤm. Kayser/ im Jahr 967. oder 69. dem damahligen Bapst Jo- hanni XIII. wiederumb zugestellt: vnnd vber das alles noch Anno 965. dem Bi- stumb Mayntz/ in dẽ Land zu Thuͤringen vmb Erfurt vnd Schildenrod/ grosse An- zahl Land vnnd Leuth zukommen lassen. Vnder welches Ottonis I. Regierung auch Esicus/ Graff zu Ascaniẽ vnd Anhalt Anno 945. die Graffschafft Walder- see zum Stifft Ballenstaͤtt/ vnnd Anno 979. Gero/ ein Saͤchsischer Herꝛ/ viel Land vnd Leuth zu dem Bistumb Magdeburg geschlagen haben. Vnd wann gleich die biß anhero von Constantino M. Pipino/ Carolo M. Lu- dovico Pio/ Carolo Calvo/ Ottone I. angebene Donationes, auß einer vnd der an- dern Vrsach/ in Zweiffel gezogen werden wolten: so ist doch in Zeit Ottonis III. vom Jahr 984. biß 1001. fuͤrgangener Kayserlicher Regierung nichts gewissers/ dann daß er Sylvestro II. dem Roͤm. Bapst/ allein in der Marca Anconitana auff einmal acht Staͤtte/ Pisaurum/ Fanũ/ Senoghallia/ Ancona/ Fossambru- num/ Calium/ Hesium/ Auxonum/ vnnd andere mehr Graffschafften/ auch noch Anno 985. Notgero/ Bischoffen zu Luͤttich/ die Graffschafft Hoye abermals vber- lassen habe/ wie Mir æ us in seiner Niederlaͤndischen vnnd die Speierische Croni- cken bezeugen. Also ist bekant daß Henricus II. Roͤm. Kayser vmb das Jahr 1007. auff Reinaldi/ deß letzten Graffen zu Bamberg/ ohne Hinderlassung Mannlicher Leibs Erben erfolgtes Absterben/ die vmb Bamberg gelegne Land- schafft zu dem/ von jhme daselbst/ im Namen S. Gregorij auffgerichten newen Bistumb/ geschlagen hat. Dabey merckens werth ist/ wie der damahlige Bapst Benedictus VIII. vmb vorgedachtes von newem auffgerichten Bistumbs wil- len Jaͤhrlich hundert Marck Silber/ vnd einen schoͤnen/ mit Sattel vnnd Zaum außgefertigten Hengst bezahlt haben wollen: jhme aber Henricus II. zu Abhelf- fung dieser Beschwerung/ die Statt Beneventum/ welche von Caroli M. Zeiten biß dahin dem Roͤm. Reich verblieben war/ abgetretten hat. Also vbergab dieser Kayser im Jahr 1007. Erluino/ Bischoff zu Cammerich/ auff Herberti Ertzbi- schoffen vnd Churfuͤrstens zu Coͤlln begehren/ die gantze Graffschafft Cammerich: vnd dem Stifft Speier/ Gleißweiler/ Horstaͤtt/ vnd Walmeßheim. Henricus III. wolte letztgemeltes Stifft auch in Gnaden bedencken/ vnnd verehrt jhm das Ampt Rotenfelß/ Jtem Nußdorff/ Lauterbach/ Sambach/ Schneiden vnnd Bruͤxel. Dabey doch auß allerhand beglaubten Historijs gleichsfalls richtig vnd gewiß ist welcher massen von Anno 1056 biß 1106. Vnd also zu Henrici IV. Roͤmischen Kaysers Zeit/ Bonifacius/ Tebaldi Sohn/ Ot- tonis Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ tonis Enckel/ in Jtalien ein maͤchtiger Fuͤrst gewesen ist/ der vnder dem Titul ei- nes Hertzogen vnd Graffen/ Canusium/ Mantua/ Luca/ Parma/ Rhegium Lept- di/ Ferꝛara/ Toscana/ Lombardia/ Liguria/ vnd andere mehr Provincias zwischen Radico Fano/ bey Senis vnd Ceperano/ in Marca Anconitana gelegen/ von deß H. Roͤm. Reichs wegen jnngehabt: dessen Tochter/ mit Namen Mechtildis im Jahr 1077. vnd also achtzehen Jar vor jhrem Absterben/ welches Anno 1115 einge- fallen/ dem damaligen Bapst Gregorio VII. dieselbe Herꝛschafften miteinander geschenckt: davon sie auch noch auff den heutigen Tag den Namen Patrimonij Sancti Petri erhalten hat. Hievon zu lesen Aventinus/ vnd Vasquius. Vnder eben diesem Henrico IV. hat Gothofridus im Jahr 1096. von seiner Mutterbru- der/ Gothofrido Gibboso/ Hertzogen in Lothringen die Herꝛschafft Bouillon er- erbt/ vnd verkauffte sie Otberto dem damaligen Bischoff von Luͤttich/ vmb dreyze- hen Marck Silber/ vnnd drey Pfund Gold: also erkauffte Balduinus/ Otberti Bruder/ auch Bischoff/ das Castel Covin vmb fuͤnffhundert Marck Silber/ vnd ein Pfund Golds/ als der gewaltige Zug in Pal æ stinam vorgenommen ward. Ja es hat Henricus IV. selbsten dem Bistumb Speir die Herꝛschafften auff dem Kreich- vnnd Speiergaw/ als Eppingen vnnd Herxheim/ Homburg/ Weihburg/ Hornburg/ Winterburg/ Ottenstab/ vnd das gantze Kreichgaw selbsten/ sampt dem darin gelegenen Schloß Kessenberg: wie auch Meistersehe/ Dideßheym/ Stein- weiler/ vnd dann ein Theil an dem Rheinstrom zugewendet/ vnd dadurch das Bi- stumb in sonderbares Auffnehmen gebracht. Doch ist zu wissen/ daß Carolus M. jnsonderheit/ vnd volgende Roͤm Kay- ser in Geistlichen Sachen/ vermoͤg deren Anno 774. zwischen dem Bapst Adria- n vnd Carolo M. in gegenwart 153. Bischoffen/ vorgangenen Vergleichung/ die Macht vnd den Gewalt erlangt/ die Roͤm. Baͤpst/ vnd andere Geistliche Stands- personen/ ein- vnd abzusetzen (wie laͤngst erwehnt) vnd wann sie gleich erwehlt wor- den weren/ dieselbe zubestaͤttigen/ oder aber an deroselben statt andere zuverordnen: fuͤr welche Bestaͤttigung/ vnd was derselben anhaͤngig ist/ einem jeden Roͤm. Kay- ser/ vnd derselben Befelchhabern/ was besonders hat bezahlt werden muͤssen. Jn Krafft welcher Vergleichung Anno 795. sich dann Leo III. von Carolo M. selbsten bestaͤttigen lassen/ auff daß der Occidentalische Kayser dadurch verbunden wuͤr- de/ solchen seinen Lehenmann wieder allen Gewalt/ so wol deß Orientalischen Kay- sers/ als der hereinbrechenden Mitternaͤchtigen/ vnd auch Saracenischen Voͤlcker/ mit gantzer Macht zubeschuͤtzen. Darbey auch etliche wider den heutigen Lauff bekennen muͤssen/ daß die Roͤm. Baͤpste auch vor Carolo M. von den regirenden Kaysern bestettiget worden/ vnd daß sie derentwegen denselben ein gewisse Sum- ma Gelds bezahlen muͤssen/ wie Baronius selbsten bezeuget/ daß inmittelst biß die Kayserliche confirmationes beschehen/ vnnd zu Rom angelangt/ vier Personen das Bapstumb verwaltet/ ein Ertzpriester/ der erwehlte Bapst/ der Oberst Cantzlar Primicerius genannt/ vnd ein Rathsherꝛ. Welches dann nach Caroli M. in das Dritter Theil. das Jahr 814. eingefallenes Absterben/ zwischen dem Bapst Stephano/ im andern/ vnd Paschali im dritten Jahr hernach erwehlten Baͤpsten an einem: vnd Ludovico Pio/ Roͤm. Kayser/ zu dem andern theil/ schwere Streit hat verursachet/ in deme dieselbe Baͤpste der Kayserlichen Confirmation vnd Jnvestitur vnerwartet/ alß- balden nach erfolgter Wahl fuͤr den Roͤm. Bapst wollen erkant werden. Dar- auff es dann Anno 827. bey dem damahligen Bapst Gregorio IV. Muͤhe vnd Ar- beit gebraucht/ biß er vorgedachten Ludovicum Pium fuͤr seinen Oberherꝛn er- kant/ vnnd sich von demselben bestettigen lassen. Doch melden etliche Historici/ ermelder Ludovicus Pius hette sich dieses Privilegij begeben. Welchem aber allem zuentgegen Anno 867. vnnd also bey Ludovici III. Kayserlicher Regierung/ Hadrianus II. sich lauter vernehmen lassen/ wie auch Anno 884. vnder Kayser Ludovici Balbi Regierung Hadrianus III. so bald sie/ vnd die folgende Baͤpste dafuͤr erwehlt vnnd außgeruffen/ so balden hetten sie Macht/ sich dafür offentlich außzugeben/ vnd derentwegen einem vnd dem andern Roͤm. Kayser nimmermehr zu vnderwerffen. Wiewol im Jahr 963. Leo VIII. der damahlige Bapst dem Roͤm. Kayser Ottoni I. mit Einwilligung deß zu derselben Zeit gehalten Synodi, vorangezogene Macht vnd Gewalt der Baͤpstischen Personal investituren wieder eingeraumbt: dabey es auch Anno 995. Bruno/ oder Gregorius V. verbleiben las- sen/ welcher auch Ottonem III. damals gewesenen Roͤm. Kayser/ fuͤr seinen O- berherꝛn erkant hat: zumahl der Roͤm. Stul in zwifachen Sorgen schwebete/ es moͤchten die Teutsche Kayser bey Verweygerung solcher Pflicht/ einen vnd andern Bapst durch die außlaͤndische Feinde vnnd Ketzerische Voͤlcker gern lassen vnder- drucken: oder auch wider die allzuviel befindliche Aber Baͤpste nicht schuͤtzen: vnnd hernach die starcke obengemelte verliehene Herꝛschafften/ dem Stul selbst entzie- hen/ oder dem Feind abtringen/ vnd zumal dem Reich wieder einverleiben. Dar- umb hat Henricus III. Roͤm. Kayser/ Clementem II. vorhero bekandt/ als ein Bi- schoff zu Bamberg/ vnder dem Namen Suidger/ oder Zindeker/ ein gebornen Teutschen/ vnd nach empfangenem toͤdlichen Gifft/ zu Bamberg begraben: fuͤrters Anno 1048. Damasum II. vnnd im folgenden Jahr Leonem IX. fuͤr einen Roͤm. Bapst abermahl eingesetzt/ vnnd darauff/ zu Folg vorgedachter in annis 774. 827. 995. vnd zu andern Zeiten gemachten Verordnungen/ abermal die Fuͤrsehung ge- than/ daß nunmehr/ vnnd hinfuͤhro keiner/ was Stands der auch were/ für einen Roͤm. Bapst erkant werden soll/ wann er nicht von dem/ zu jederzeit lebenden Roͤm. Kayser bestettigt wuͤrde. Welches dann zum Theil noch bey seinen Leb- zeiten/ meistentheils aber nach seinem/ in das Jahr 1056. eingefallenem Absterben/ zwischen seinem Sohn/ vnd Enckelein/ Henrico IV. vnd Henrico V. viel schreckli- che Krieg vnd Blutvergiessen abgeben/ biß sich/ folgender Anzeig nach/ erstgedach- ter Henricus V. Anno 1122. dieses vorhero auff den Roͤm. Bapst gehabten Priuile- gij Inuestituræ, in seinem Feldlaͤger bey Wormbß/ gegen Bapst Calixto II. bege- Dritter Theil. Q ben/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ ben/ welches dann also bald auff dem daselbst gehaltenen Synodo mit mehrem ist bestettigt worden. Vnd das noch mehr ist/ haben vor Alters die Roͤm. Kayser auch in Geistli- chen Sachen/ diesen Vortheil gehabt/ daß/ was alle vnnd jed: Ertzdischoffe/ Bi- fchoffe/ Pr æ laten vnd andere Geistliche/ bey Zeit jres Absterbens an Baarschafft/ angelegtem Geld/ Fahrnuß/ Viehe/ vnd anders hinderlassen/ nicht deß Verstor- benen Freunden/ viel weniger seinem Bistumb/ Abtey oder Convent/ sondern dem Roͤm. Kayser erblich vnd eygenthumblich heymgehen/ auch folgen vnd bleiben sol- te. Wann nun die Roͤm. Baͤpste etwan auß Noth vnnd Zwang/ eines vnnd das andere eingehen muͤssen/ wie Paschali II. geschehen/ haben sie es doch nach ge- schoͤpfftem Lufft bald widerꝛuffen/ als gemeldter Paschalis zwey Jahr nach dem abgetrungenen Vergleich das Privilegium der Jnvestituren ein Pravilegium genennet/ biß es Calixtus II. zu endgebracht: dabey Kayser Henricus V. jnsonder- heit wegen deß Teutschlands/ mehr nicht erhalten koͤnnen/ dann daß die geledigte Bistumb/ Abteyen vnd Pr æ laturen/ in deß Roͤm. Kaysers/ vnd seiner abgeordne- ten Gesandẽ Gegenwarth: jedoch ohne einigen Gewalt vnd Gefaͤhrde/ fůrgenom- men/ vnnd dem new erwehlten die darzu gehoͤrige Gerechtigkeit/ nicht wie vorhero geschehen/ per baculum Episcopalem \& annulum, sondern allein per sceptrum verliehen wurde. Nach welchem Exempel Lotharius Saxo vom Jahr 1126. biß 1137. Zeit seiner Kayserlichen Regierung/ fuͤrnemlich in Jtalien/ dem Baͤpstischen Stul/ viel Land vnd Leuth vbergeben: vnd dasselbe neben andern jnsonderheit mit deren/ an dem enssersten Theil Jtalien gelegenen Landschafft Apult æ vnnd Sici- li æ / Calabri æ / Neapolis/ vnd andern außfuͤndig zumachen/ seyn sie/ auff die Anno 802. oder 803. zwischen Carolo M. vnnd den Constantinopolitanischen Kaysern fuͤrgangene Vergleichung/ der Constantinopolitanischen Regierung Vertrags- weiß gelassen worden: weil sich aber vber ein Zeit hernach die Saraceni derselben Provintzen bemaͤchtiget/ da auch vngefehrlich vom Jahr 1005. biß 1025. vnder Rollonis/ eines gewesenen Frantzoͤsischen Fuͤrsten in Normandey/ hinderlassener Posteritaͤt/ jnsonderheit Tancredus/ dieselbe den Saracenen abgenommen/ vnnd vnder jhren Gewalt gebracht/ haben sie von Henrico II. vnnd folgenden Roͤm. Kaysern/ sich damit belehnen lassen. Wie aber vnder Tancredi Posteritaͤt der Succession halber etliche Strittigkeiten eingefallen/ vnd vmb deroselben willen ein Theil bey dem Kayser/ ein Theil aber bey dem Bapst jhre Huͤlff vnnd Zuflucht gesucht: darauff ist vnder vorgedachtem Kayfer Lothario vnd Jnnocentio damah- ligem Bapst/ ein gantz newer Vnwill entstanden/ ob vorgedachte Provintzen fuͤr Reichs oder aber fuͤr Kirchen Lehen erkandt werden solten. Daruͤber sich beyde Theil doch endlich verglichen/ die Lehen gesampter Hand außzugeben/ welche Be- lehnung doch vber ein Zeit der Baͤpstische Stul voͤllig an sich gebracht/ vnnd das Roͤm. Reich davon gaͤntzlich außgeschlossen. Was aber jnsonderheit Friderici Barbaross æ Roͤm. Kaysers von Anno 1152. biß 1190. fuͤrgangene Regierung be- trifft/ Dritter Theil. trifft/ hat er/ was vngefehr Anno 1108. von Henrico V. Roͤm. Kayser von dem Bistumb Wuͤrtzburg eingezogenes Land zu Francken/ demselben Bistumb aber- mals zugewand. Welcher massen aber Henricus VI. erstgedachten Friderici I. Sohn/ jnsonderheit mit Constantia/ als einer auß vorbemelten Normannischen Stammes erzeugten Posteritaͤt hinderlassenen Tochter/ vorangezogene Neapo- litanische vnd Sicilianische Koͤnigreiche erheurahtet/ vnnd damit abermahl zum Reich gebracht: vnd wie sie im Jahr 1268. von seinen Nachkommen/ vnd also von dem H. Roͤm. Reich an Carolum Andegauensem in Franckreich/ folgends an die Arꝛagonios in Spanien/ vnnd Anno 1516. an das hochloͤbliche Hauß der Ertzher- tzogen zu Oesterꝛeich kommen sey/ ist bekant/ vnd anderwertlich zufinden. Jnmittels aber hat man nach vorgedachtes Henrici VI. Absterben/ so Anno 1197. zu Messina in Sicilien eingefallen/ von Ottonis IV. biß vngefehrlich ins Jahr 1209. gefuͤhrter Regierung/ bey Meibomio so viel Bericht/ welcher massen er Viterbium, Montem Flasconem, Oruiettum, Perusium, vnd andere/ von vorge- dachter Mechtilde an die Roͤm. Kirchverwanden Herꝛschafften/ wie auch ein Theil Apuli æ Spoleti/ biß an Calabriam/ derselben wieder vberlassen. Auff wel- che Meynung vom Jahr 1209. biß 1250. auch Fridericns II. Roͤm. Kayser/ jnson- derheit die bey Cajeta oberhalb Neapoli gelegene Landschafft Fundi, dem Roͤm. Stul vberlassen muͤssen/ da er anderst von demselben hat Fried haben wollen/ des- sen er aber nicht lang geniessen koͤnnen/ dieweil er einen Weg als den andern in der Excommunication den 13. Decemb. in seinem 57. Jaͤhrigen Alter sterben muͤssen. Vnd fragt sich allhie nicht vnbtllich/ wie diese beyde Stuͤck/ das Geist- vnd Weltli- che/ bey der Clerisey zusammen gewachsen: sintemal vnlaugbar/ daß Christus/ der Welt Heyland/ die Aposteln/ vnnd durch dieselben die Bischoffe eingesetzt hat/ die Glaubigen zu regieren/ vnd in der Christlichen Lehr/ Zucht vnd Geborsam zu vn- derhalten/ die Widerspenstigen aber auß der Gemein zustossen. Welcher gestallt alle Koͤnige vnd Kayser/ Fuͤrsten vnnd Herꝛn/ die durch Christum seelig zuwerden hoffen/ diesem von Gott eingesetzten Stand vnderworffen seyn muͤssen. Dann Christus sagt/ Wer euch hoͤret/ der hoͤret mich/ vnd wer euch verachtet/ der verachtet mich: was jhr auff Erden binden werdet/ soll auch im Himmel gebunden seyn: vnd was jhr auff Erden loͤsen werdet/ soll auch im Himmel loß seyn. Daß aber die Herꝛschafft vñ Verwaltung der Weltlichen Güter der Clerisey/ wie bißher erzeh- let/ von den Kaysern vnd Staͤnden deß H Roͤ. Reichs auffgetragen worden/ moͤch- te sich außdeme erweisen/ daß der Apostel Paulus lehret/ die Glaubigen sollen zu seiner Zeit auch die Welt richten/ vnd vmb so viel mehr die Weltliche Haͤndel. J- tem es sey ein gar geringes/ wann die Welt das jrꝛdische vnnd vergaͤngliche den Dienern Christi vberlasse/ angesehen das Himmlische vnd Vnvergaͤngliche/ vber welches die Clerisey/ als Haußhalter der Geheimnussen Gottes gesetzt seyen/ ohne Vergleichung weit besser vnd hoͤher were. Dann welcher tauglich ist/ die Him- lische Schaͤtze zuverwalten/ wird in dem Jrꝛdischen nicht vntauglich seyn koͤnnen: Q ij vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd welchem die Seel/ sampt der Seeligkeit sich vertrawet/ wird den Leib sampt leiblichen Sachen nicht Vbel versorgen. Sonsten hat man bey dieser Materideren/ von den Roͤm. Kaysern selbsten/ vnd andern vnder deroselben Regierung/ der Roͤmischen vnd andern Kirchen zu- gewanden Land vnd Leuthen/ von Anno 1250. biß 1273. nemblich biß an Rudolphi I. Kayserliche Regierung/ so viel Beruht/ daß neben andern Hartman/ Graff von Dillingen/ im Jahr 1255 dieselbe Graffschafft dem Bistumb Augspurg/ vnd An- no 1264. Cunradus/ Burggraff zu Nuͤrnberg/ dem Bistumb Eichstaͤtt/ Aben- berg/ Spalt/ Wernfelß/ vnnd andere Oerther eygenthumblich zugewendet haben. Wie wol nun vnder denen/ vom Jahr 1137. biß 1250. regierenden Roͤm. Kaysern fuͤrnemlich Fridericus I. Henricus VI. Philippus/ Otto Fridericus II. jnsonder- heit die in Jtalien gelegene/ vnnd meisten Theils dem Roͤm. Stul zugewandte Herꝛschafften abermahls zum Reich zubringen/ sich vielfaltige Muͤhe vnd Arbeit haben kosten lassen/ daran auch ein guten Theil wuͤrcklich darzu gebracht haben: je- doch in Sorgen stehen muͤssen/ die Roͤm. Baͤpste wuͤrden bey allen Begebenheiten wachsen/ vnd eines mit dem andern wieder an sich ziehen: hat vorgedachter Rudol- phus I. dem Roͤm. Stul/ vmb deren damahls in Teutschland fuͤrgangenen/ vnnd noch jmmerwehrenden vielfaltigen Vnruhe willen/ auß Antrieb seines Seelsor- gers vnnd Beichtvatters/ Henrich Guͤrtelknopff/ eines Brodtbecken Sohn/ da- mals gewesenen Bischoffs zu Basel/ vnd hernach Ertzbischoffen vnd Churfuͤrsten zu Maintz/ neben anderm auch/ Marcam Anconitanam, Spoletum, Prouinciam Mechtildis, Rauennam, Amiliam, Bobium, Cæsenam, Forum Populi, Liuij, Sem- pronij, Fauentiam, Immolam, Bononiam, Ferraram, Ariminum, Vrbinum, Mon- temferratum, Pentapolim vnd Massam: zuvorderst aber die Statt Rom/ Sicilien, Neapolin, Calabriam, Apuliam, Corsicam, Sardiniam, vnd anders/ respectiuè von newem abgetretten vnnd eingeraumet/ oder aber solcher massen bestettigt/ daß sie miteinander/ an Grund vnd Boden/ mit aller Oberherꝛschafft vnd Regalibus, dem Roͤm. Stul einig vnd allein verbleiben sollen: mit welcher Handlung auch Ro- mandiola, vnangesehen es vorhero auff die siebentausend Vntz Gold dem Roͤm. Reich Jaͤhrlich zuzahlen pflegte/ hienweg gangen ist: aber vnder Ludouico Baua- ro viel Vngelegenheiten nachmals vervrsacht hat. Jst auch zuwissen/ daß vnder deß gemeldten Kaysers Regierung vom Jahr 1313. biß 1347. der Fuͤrsten von An- halt Stamhauß Ascania oder Aschersleben/ im Jahr 1320. durch Elisabethen/ ge- borne Graͤffin zu Orlamund/ Ottonis deß Fuͤrsten zu Anhalt hinderlassene Wit- tib/ an das Bistumb Halberstatt ist kommen: vnnd vnangefehen die Fuͤrsten von Anhalt derselben Restitution im Jahr 1333. begehrt/ vnd bey dem Kayser erhalten: au Anno 1340. hernach/ executoriales heraußgebracht/ vnd auff deroselben pari- tio von einer Zeit zu der andern vnnd noch zu Caroli V. Regierung/ mehrmahls gedrungen/ vnd inmittels in allen jhren Lehen Brieffen vorgedachte Graffschafft zu Lehen empfangen: so haben sie doch diese Zeit hero dieselbe zu jhren Landen vnnd Handen Dritter Theil. Handen nicht niederbringen koͤnnen. Eben also ist nach Carolo IV. der Anno 1378. gestorben/ vnder Kayser Wenceßlao/ im Jahr 1392. die Graffschafft von Sein/ den meistentheil der Herꝛschafft Valendar/ mit sonderbarer maß/ der Chur Trier zukommen. Vnd vnangesehen das Kayserliche Kammergericht im Jahr 1606. deroselben Wiederloͤsung dem Graffen zu Sain zuerkant/ ist es doch die Zeit hero/ wegen eingewander Revision/ vnnd vorgefallenen Kriegslaͤufften/ einen weg als den andern bey der Chur Trier verblieben. Bey so gestalten Sachen auch dieses zubeobachten/ daß vnderweilen die letzte jhres Namens vnnd Stammes/ die bey sich gehabte Land vnnd Leuth/ als Anno 1056. Graff zu Lambach/ mit Regina von Weinßberg seiner Gemahlin/ dieselbe Graffschafft dem Kloster Lambach/ gleich wie Anno 1077. vorgedacht Mechtildis jhre Herꝛschafften in Jtalien dem Roͤmischen Stul/ vnd Anno 1093. Henricus de Laca, dem von jhm auffgerichten Gottshauß zur Loich alle seine Landen: wie dann Otto von Scheurn/ vnd Haziga Koͤnigin auß Arꝛagonien jhre Guͤter dem Klo- ster Scheuren: vnnd Anno 1126. Bernhardus vnd Richwin mit jhrer Schwester Bertilda von Ebrau/ jhre Güter dem Kloster Ebrau: Jtem Anno 1133. die von Rohr vnnd Abenßberg alle jhre Guͤter dem Bistumb Regenspurg/ vnnd endlich Herman/ Graff zu Cham vnd Vhoburg/ Anno 1171. alle seine zu vnd vmb Pantz gelegne Guter/ auch Land vnd Leuth/ demselbem Kloster/ vnd Herman von Dillin- gen Anno 1255. dem Bistumb Augspurg: letzlich Gerhard Graff zu Hirßberg/ sein Graff- vnd Herꝛschafft dem Bistumb Eichstaͤtt vberlassen. Darauff zum Be- schluß dieses Puncti ein langer/ vnnd zum Theil verdrießlicher Catalogus erzehlt werden koͤnde was der Roͤm. Stul in Jtalien/ vnd anderer Orthen/ wie auch aller- hand Ertzbischoffe/ Bischoffe/ Pr æ laten/ Abte vnd andere/ seithero Caroli Magni Zeiten entweder von jhme/ vnd den Roͤm. Kaysern oder aber von andern allerhand Standspersonen/ auff vnderschiedliche Wege/ an allerhand Provincien/ auch Land vnnd Leuthen zusammen gebracht haben. Als zum Exempel/ die Chur Maintz/ Koͤnigstein/ Sein/ das Eißfeld/ in dem alten Grubenhagischen Gebieth/ die Statt Hoͤchst/ die Graffschafft Rinegg/ Sustenberg/ Hoffheim/ Miltenburg/ Vlm/ Algeßheim: die Chur Trier/ die Statt Trier/ die Graffschafft Valendar/ Jtem/ Ober Wesel/ Popart/ vnnd ein Theil an Lothringen: die Chur Coͤlln/ das Hertzogthumb Engern/ vnnd Westphalen. Vnd vnder den Bistumben/ Aug- spurg/ die Graffschafft Dillingen/ Bamberg/ das darumb gelegene Fuͤrstenthum/ Bremen/ die Graffschafft Staden: Chur Land/ ein grosse Anzahl Vestung vnnd Doͤrffer: Eichstatt/ die Graffschafft Herßberg vnd Heppurg/ Jtem Reichenaw/ Herꝛiden/ Greding/ Warberg: Halberstatt/ die Graffschafft Ascherslebẽ: Hildeß- heim/ sieben Graffschafften/ als Wintzenberg/ Schloden/ Popenburg/ Prinaw/ Weldenburg/ Loͤwenstein/ vnd Hundsruͤcken. Luͤttich/ die Herrꝛschafft Bovillon vnd die Graffschafft Hoye/ sampt einem Theil an Lothringen: Magdeburg/ Craß- wig/ Libuß/ Bilitz/ die Graffschafft Aluensleben/ vnnd Lorbegg: Meissen/ Graff Q iij Esiconis Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Esiconis hinderlassene Herꝛschafften/ nemblich Wuͤrtzen/ Bichaw/ Buchaw/ Lu- benitz: Paderborn/ ein Theil an Westphalen: Straßburg/ ein Theil an dem Elsaß: Verdun/ deroselben Statt vnd Landschafft: Wuͤrtzburg/ das Land zu Francken/ Gemuͤnd/ Rotenfelß/ Meinbernheim/ Kitzingen/ vnd andere Orth mehr. Vnd ist dz Kloster Reichenaw/ bey Costnitz von der Zeit an Land vñ Leuthen so maͤchtig gewesen/ daß es von dannen auß/ biß nach Rom/ auff jhren eygenen Guͤtern jhren Nachtlaͤger hat koͤnnen haben: dergleichen Fall auch im Jahr 1040 bey einem Pfaltzgraffen/ genannt Rapeton/ sich befunden/ von seinen an einander hangen- den Weilern oder Guͤtern/ daß er auch allenthalben/ biß nach Rom/ seine Schloͤs- ser/ vnd verpflichtete Kriegsleuth gehabt/ bey Frehero. Vnd meldet Johan von Herden in seiner geschriebenen Chronick/ das Kloster Erbach soll vor Alters an Jaͤhrlichem Einkommen ein einiges Ey weniger/ dann ein benachbartes Bi- stumb Einkommens gehabt haben. Es hat aber der Stul zu Rom solche Herꝛschafften nicht alle vor sich selbst behalten/ sondern andern etwan zu Lehen auffgetragen: wie bekant/ das gegen der Kron Spanien nunmehr etliche hundert Jahr geschehen/ wegen beyder Koͤnig- reichen/ Neapolis vnd Sicilien/ gegen Lifferung eines mit Sattel vnd Zaummol auß geruͤsten Neapolitanischen Hengstes/ vnnd sechstausend Kronen/ dafuͤr doch vor der Zeit allein Sicilia dem Roͤ. Reich 40000. Kronen zur ordinari Reichs- stewr bezahlt haben soll/ wie auch das Koͤnigreich Sardinien: die Farncsij haben vom Roͤm. Stul das Hertzogthumb Parma vnd Placentz/ gegen Jaͤhtlicher Er- legung zehentausend Kronen/ vnnd dann die Landschafft Castro, Rossiglio, vnnd anders. Der Großhertzog zu Florentz/ die Florentinische Herꝛschafft in Tosca- na, einen Theil von dem Patrimonio Mechtildis, vnd die von dem Radicofano biß an das Gebuͤrg Ceperani oder Centini, gelegene Landschafft/ da sich dann befin- den Senis, Pisa, Liuorno, Pistoia, Volaterra, Arezzo, die Jnsul Elba/ vnd die darin gebawte Hauptstatt Cosmopolis: Jtem Protum, Mons Ilcinas, \& Politianus, Cor- tona, Piscia, wie auch ein Theil von der Riuiera di Genoua vnnd Lunegiana, jedoch ausserhalb der Statt Luca, vnd die vom Reich herꝛuͤhende Affter Lehen/ so Spanien an Florentz begeben hat: deßgleichen sind deß Roͤm. Stuls Lehen Leuthe die Beni- laqui, Cæsarini, Cæsij, Cajetani, Columnenses, Contareni, Corteignani, Maluaz- zij, Pepoli, Riarij, Santo-Gemini, Vrsini, vnnd vnder denselben die Braciani. Es seynd aber schier alle Pr æ benden/ Stiffter vnnd Bistumber auch in Teutschland dem Roͤm. Stul heymgefallen/ vnnd gleichsam eygen worden/ solche zuverleyhen/ vnnd gewisse Lehenleuthe darmit zumachen: wie dann die Annaten, das Palhum, die Anwartungen/ vnnd andere mehr dergleichen Sachen auß der Baͤpstischen Cantzley zu Rom/ vnd die taͤgliche Vbung davon zeugen. Es sind aber auch die Geistliche Staͤnde in Teutschland schuldig vnd verpflichtet/ mit Mann/ Roß vnd Geld die Roͤmer Zuͤge zubefoͤrdern/ ob schon die Weltliche Staͤnde jmmerzu kla- gen die Clerisey wisse sichledig zusprechen/ vnnd ohne Zuschuß außzuhalfftern. Dann Dritter Theil. Dann Chur Mayntz soll nach dem Wormbsischen Anschlag so Anno 1521. gemacht worden/ Monatlich zu sechzig Rossen/ vnd zweyhundert siebenzig sieben Fußknech- ten/ an Gelt 1828. Guͤlden/ vnd zu Vnderhaltung deß Kayserlichen Kammerge- richts 300. Gülden: demnach zusammen 2128. Guͤlden beytragen: Chur Trier/ nach der/ in Anno 1551. zu Wormbs geschehenen moderation/ solcher gestallt 1516. Guͤlden. Chur Coͤlln/ so viel als Chur Mayntz: das Ertzstifft Magdeburg 3632. Guͤlden. das Ertz Stifft Saltzburg 2053. guͤlden: das Ertz Stifft Bisantz/ 6000. guͤlden: das Ertz Stifft Bremen/ 1072 guͤlden. der Bischoff zu Bamberg 574. guͤl- den: der Bischoff zu Wuͤrtzburg/ 1622. gülden: der Bischoff zu Wormbs/ 101. guͤl- den: der Bischoff zu Speir/ 546. guͤlden: der Bischoff zu Straßburg 693. guͤlden: der Bischoff zu Eichstaͤtt/ 888. guͤlden: der Bischoff zu Augspurg/ 722. guͤlden: der Bischoff zu Costnitz/ 264. guͤlden: der Bischoff zu Hildeßheim 188. guͤlden: der Bi- schoff zu Padborn/ 412. guͤlden: der Bischoff zu Verden/ 106. guͤlden: der Bi- schoff zu Halberstatt/ 492. guͤlden: der Bischoff zu Münster/ 992. guͤlden: der Bi- schoff zu Oßnabruͤck/ 246. guͤlden: der Bischoff zu Passaw/ 563. guͤlden: der Bischoff zu Freisingen/ 539. guͤlden: der Bischoff zu Chymsche/ 198. guͤlden: der Bischoff zu Basel/ 114. guͤlden: der Bischoff zu Wallis/ 940. guͤlden: der Bischoff zu Regen- spurg/ 243. gülden: der Bischoff zu Meissen/ 197. guͤlden: der Bischoff zur Naum- burg/ 197. guͤlden: der Bischoff zu Muͤnden/ 214. guͤlden: der Bischoff zu Luͤbeck/ 90. guͤlden: der Bischoff zu Camin/ 214. guͤlden: der Bischoff zu Schwerin/ 190. guͤlden: der Bischoff zu Verdun/ 348. guͤlden: der Bischoff zu Cammerich/ 652. guͤlden: der Bischoff zu Metz/ 233 guͤlden: der Bischoff zu Thul/ 80. guͤlden: der Bi- schoff zu Luttich/ 1120. guͤlden: der Bischoff zu Trient/ 592. gülden: der Bischoff zu Brichsen/ 592. guͤlden: der Bischoff zu Moͤrßburg/ 315. guͤlden: der Bischoff zu Le- bus/ 150. guͤlden: der Bischoff zu Brandenburg/ 94. guͤlden: der Bischoff zu Ra- tzenburg 85. guͤlden: der Bischoff zu Schleßwick/ 170. guͤlden: der Bischoff zu Ha- velburg/ 280 guͤlden. Der Abt zu Fulda/ 490. guͤlden: der Abt zu Hirschfeld/ 90. der Abt zu Kemp- ten/ 242. guͤlden: der Abt zu Reichenaw/ 70. guͤlden: der Probst zu Weissenburg/ 115. guͤlden: der Probst zu Elwang/ 197. guͤlden: der Abt zu Salvelden/ 136. guͤlden: der Hochmeister in Preussen/ 950. guͤlden: der Johañiter Meister/ 295. fl. der Abt zu Weingarten/ 170. guͤlden: der Abt zu Saltmanßweiler/ 517. guͤlden: der Abt zu Creutzlingen 46 guͤlden: der Abt zu Muhrbach/ 178. fl. der Abt zu Walckenried/ 62. guͤlden: der Abt zu Weisenaw/ 140 guͤlden: der Abt zu Muͤlhlbrun: 273. guͤlden: der Abt zu Corphey/ 120. guͤlden: der Abt zu Schussenried/ 230. guͤlden: der Abt zu Backenried/ 60. guͤlden: der Abt zu Waldfachsen/ 180. guͤlden: der Abt zu Rocken- burg/ 124. guͤlden: der/ Abt zu Ochsenhausen/ 205. guͤlden: der Probst zu Seltz/ 24. guͤlden: die Abtey zu S. Egidien in Nuͤrnberg/ 56. guͤlden: der Abt zu S. Maximin Trier/ 249. guͤlden: die Abtey Heinoltzhausen/ 90. guͤlden: die Abtey Rogenhausen/ 58. die Abtey S. Johan im Tubitahl/ 28. guͤlden: der Abt zu Gengenbach/ 69. guͤl- den: Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ den: die Abey Koͤnigshoffen/ 82. guͤlden: der Abt zu Rodde in Bayern/ 55. guͤlden: das Gottshauß Marckthal/ 89. guͤlden: der Probst zu Odenheim/ 40. guͤlden: der Abt zu Stadel/ 172. guͤlden: die Abtey zu Kentzlingen/ 90. guͤlden: wird aber im Roͤm. Reich nirgend/ als in der Matricula gefunden: der Probst zu Wettenhausen/ 44. guͤlden: der Abt zu Koͤnigsprunn/ 82. guͤlden: die Abtey zu Planckenberg/ 90. guͤlden: der Abt zu Cysin/ 65. guͤl- den: die Abtey zu S. Johann/ 82. guͤlden: der Abt zu Petershausen/ bey Costnitz/ 54. guͤlden: der Abt zu Heisprunnen/ oder Prunnen/ 189. guͤlden: der Abt zu Keyßheim/ 361. guͤlden: der Probst zu Camberg/ 94. guͤlden: der Abt zu S. Haimeran in Regenspurg/ 157. guͤlden: der Probst zu Berchtolds- gaden/ 149. guͤlden: die Abtey Muͤnster/ in S. Gregorien Thal: die Abtey Muͤnchrod: die Abtey zu S. Cornelij Muͤnster/ 218. guͤlden: die Abtey zu Werden/ in Westphalen/ 108. gůlden: die Abtey Auersperg/ 52. guͤlden: die Abtey Pfrum/ 218. guͤlden: die Abtey Echternach/ 120. guͤlden: die Abtey Castell/ 28. guͤlden: die Abtey zu S. Vlrich in Augspurg/ 170. guͤlden: die Abtey Zwifalten/ 608. guͤlden: die Abtey Zinnen/ 40. guͤlden: die Abtey S. Matthes in Trier/ 30. guͤlden: die Abtey Hertelßhausen oder Haidenhausen/ 20. guͤlden: die Abtey Bebenhausen/ 20. guͤlden: die Abtey Herꝛn Albe/ 20. gülden: die Abtey Zintlingen/ 20. guͤlden: die Abtey Glaubern/ 28. guͤlden: die Abtey Schwartzbach/ 8. guͤlden: die Abtey Erbach zu Coͤlln/ 28. guͤl- den. Die Abtissin zu Quedlinburg/ 178. guͤlden: zu Essen/ 136. guͤlden: zu Her- worden/ 54. guͤlden: zu Nieder Muͤnster/ 85. guͤlden: zu Ober Muͤnster/ 61. guͤlden: zu Kauffingen/ 82. guͤlden: zu Lindaw/ 57. guͤlden: zu Gerin- gerode/ 70. guͤlden: zu Buchaw/ 93. gülden: zu Rotenmuͤnster/ 33. guͤl- den: zu Guttenzell/ 25. guͤlden: zu Heppach/ 25. guͤlden: zu Banide/ 25. guͤlden: die Balley Elsaß/ 310. guͤlden: die Balley Coblentz/ 278. guͤlden: Mayntz/ wegen der Graffschafft Reinegg vnnd Lahr/ gegen Hanaw/ 30. guͤl- den: Jtem wegen Koͤnigstein vnd Jpßstein/ 150. fl. Coͤln/ wegen der Herꝛ- schafft Reineck/ 30. guͤlden: Jtem wegen Reifferscheyd/ 44. guͤlden: das Hauß Oesterꝛeich eximirt an Bischoffen/ zu Gurck/ Seckaw/ vnnd Lavant/ vnnd dann an Abten zu Schuͤttern/ S. Blasij/ vnd S. Peter im Schwartzwald. 852. guͤlden: welche Summen biß in 46890. guͤlden sich belauffen. Dieweil aber jemand moͤchte vorwenden/ daß nicht alle Posten giebig/ vnnd nur die Summ groß zu- machen gesetzt seyen: so ist zu wissen/ daß auß Besoldo de Ciuitatibus bekandt ist/ wie im Jahr 1486. die Reichsanlagen/ zumal erschossene Gelder sich Monatlich beloffen haben/ bey den Churfuͤrsten deß Reichs auff 93600. guͤlden: bey den Bi- schoffen vnnd Pr æ laten/ 19400. guͤlden: bey den Weltlichen Fuͤrsten vnnd Staͤn- den/ Dritter Theil. den/ 85200. guͤlden: vnnd bey den Staͤtten/ 156400. guͤlden. Vnnd in einer Summ/ 354600. guͤlden. Dannenhero vor gewiß zuhalten/ daß Friedericus I. Jahrs vber hundert Tonnen Golds zum Einkommen erhaben/ vnnd daß sein Enckelein Fridericus II. hernach/ im Jahr 1241. sieben voͤllige Armeen/ an vn- derschiedlichen Orthen hat auffrichten/ zusammen fuͤhren/ vnnd vnderhalten koͤn- nen. Vnd ist zumercken/ daß Teutschland von denselbigen Zeiten her/ sonder- lich nach den entdeckten Golt Landen der Newen Welt/ an Reichthumb Golt vnd Silber/ vnglaublich sehr zugenommen hat. Wird derowegen hiemit den Pro- testirenden begegnet/ wann sie vorgeben/ die Geistlichen in Teutschland truͤgen geringen/ oder gar keinen Last: angesehen die Reichs Matricul/ vnnd nach vieler vnd langer Bethaidigung/ auch sehr offtmaliger Verbesserung dem einen Stand/ nach Beschaffenheit ab- vnnd dem andern zu zulegen/ endlich bestimpter Sum- men. Da noch die Geistlichen in Teutschland jhren besondern Last/ gegen dem Bapst zu Rom muͤssen tragen vnnd abstatten: vnnd hingegen die Protestirenden von den eingezogenen Kirchen Guͤtern/ jhre Pfarꝛen/ ohne Zuthun einiges Hel- lers/ vnderhalten/ vnnd noch manchmahl abzwacken/ vnnd zu Kammer Guͤttern verwenden: oder wol gar/ solche Reichs Gelder nur vom Vberschuß der Kirchren- ten erlegen. Welches ansich selbst so weit auß dem Gelaiß nicht were/ sintemahl auch die mittelbare Stiffter vnd Kloͤster/ deß eusserlichen Nutzens beduͤrfftig/ vnd bey gemeiner Noth sich deroselben getroͤsten: darumb dann auch billich zu der ge- meinen Noth/ nach Muͤglichkeit abzuwenden/ stewren. Es würden aber die Vnderthanen keiner seits sich zubeschweren haben/ wann man beyderseits etwas ingezogener Haußhielte/ vnd sich nach der Decke strecken wolte. Dritter Theil. R Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der zwoͤlffte Discurß. Der Catholischen Begehren an J. Kay. May. das Geistliche Reservat zu de- cidiren: Chur Bayern Gutachten hieruͤber. Klag vber die Calvinister: Wie Chur- Sachsen sich vber das Edict beschwehrt. Wie die Reformation fortgangen/ Arnheim in Poln/ Altringer in Jtalien gezogen/ vnd wie es beyderseits zum Fried/ selbiger Enden abgeloffen. Wie der Friedlaͤnder Stralsund belaͤgert. W Jeviel den samptlichen Catholischen an diesem Edict gelegen/ vnd wie eyferig sie getrieben/ daß es herauß komme/ bezeugen sie in dem Bedencken/ so sie zwey Jahr zuvor J. K. M. eroͤffnet/ in deme sie geklagt/ man habe sich endlich auff Protestirender seiten nicht entbloͤdet/ dem Kayser vnd den Catholischen Staͤnden/ wie auß dem zu Nuͤrnberg den 28. Nov. Anno 1619. deroselben Gesandte Fuͤrst Hanß Georg von Zollern/ von den Evan- gelischen gegebenen Antwort/ vnnd bey einer dem Churfuͤrsten in Bayern den 21. Dec. selbigen Jahrs zu Muͤnchen/ angebrachten Werbung zusehen/ außdruͤcklich vorgehalten/ sich beruͤhrter Ertz- vnd Stiffter/ Kloͤster/ Clausen/ vnd darzu gehoͤri- gen Gefaͤllen wegen/ als derenthalben sie keinen guͤtlichen Vergleich vnd Hand- lung leiden wollen/ bey Androhung offenen Kriegs/ aller Anforderung gaͤntzlich zubegeben: vnnd solches alles vnder dem nichten vngereimbten Vorgeben/ als ob der Geistliche Reservat kein wesentlich Stuͤck beruͤhrten Religionsfriedens/ vnd daruͤber auffgerichten Abschieds were: da doch auffdemselben die Confervation deß Geistlichen Standes/ auff welchen die Reichs Verfassung wenigers nicht/ als auff den Weltlichen fundieret ist/ vnnd folgend vnser allein seeligmachenden Catholischen Religion bestehen/ die Catholische Staͤnde/ auch die Augspurgische Confessions Verwande anderst nicht/ als mit außdruͤcklichem Vorbehalt/ in den Reichsfrieden auff vnd angenommen/ vnnd dahero nothwendig folgen muͤste/ da den Catholischen solches nicht gedeyen solte/ daß der vbrige Jnhalt deß Religion- friedens auch von Vnkraͤfften/ auch an sich selbsten zu Grund gehen vnnd fallen wuͤrde. Deßgleichen/ ob wol die jenige Protestirenden/ so nach dem Passawi- schen Vertrag/ so viel ansehnliche Kloͤster zu sich gerissen/ die Geistlichen vnnd die Religion abgeschafft/ vnd das Patrimonium Ecclesiæ jhnen zugeeygnet/ den Ver- stand mehrgedachten Religionfriedens dahindehnen vnd außdeuten wollen/ als ob in Krafft desselben jhnen nachgegeben worden/ die in jhren Fuͤrstenthumb vnnd Landen wohnende Geistliche vnnd Ordenspersonen/ von der vralten Catholischen Religion/ jhrem Gottverlobtem Stande vnd Orden ab- vnnd zu der Augspurgi- schen Confession zubringen: So ist doch vnlaugbar vnnd bekantlich/ daß solche Geist- Dritter Theil. Geistliche Leuthe/ sampt jhren Gottshaͤusern vnd Gefaͤllen/ von der Weltlichen Staͤnd Jurisdiction gaͤntzlich eximiret/ vnd sie gemeinlich vielmehr die Weltli- che Staͤnde zu jhrem Schutz obligiret haben. Vnnd so dißfals einiger Zweiffel/ muͤste es doch bey beruͤhrten gemeinen Geistlichen Rechten so lang verbleiben/ biß solcher Zweiffel gebuͤhrender weiß/ auch mit der Catholischen Bewilligung erlaͤu- tert wuͤrd. Ja die Weltliche Obrigkeit koͤndte sich auch nit weiter/ als auff die Reli- gion bloß/ vnnd nicht auff die Guͤter extendiren. Ob wol allerhoͤchst gedacht dero Vorfahren Roͤm. Kayser damit sorgfaͤltig angestanden/ vnd vngern eine Zerꝛuͤt- tung/ vnder den Staͤnden deß Reichs deßwegen erwecken wollen: derowegen auch der wuͤrckliche Außschlag in Pag. 6. Gravaminum zu nicht geringer der Catholi- schen Nachtheil hiehero verblieben: So hat man doch vnsers ermessens solche con- siderationes erwogenen Vmbstaͤnden nach jetziger Zeit so hoch nicht zuachten/ be- vorab weil deß Erbfeindes halben (worauff vor diesem der meiste Respect gewesen) man sich/ Gott lob/ vor dißmal nicht zubefahren/ E. Kay. May. Authoritaͤt/ vnnd der Sachen Befugnuß also bewand/ daß sich wol niemand vnderstehen vnd geluͤ- sten lassen/ noch einige rechtmaͤssige Vrsach haben wird/ sich dem Kayserlichen Ge- richt vnd Forderung vngehorsamlich zu widersetzen/ oder vber dieselben zubeschwe- ren. Chur Mayntz begehrt auch deß Churfuͤrsten in Bayern Gutachten/ sintemahl wann bey jetziger guten Occasion etwas versaͤumpt/ die Kayserliche Decision aber publicirt werden soll/ hernach der Mangel herein zubringen schwerlich seyn moͤch- te. Der erste Raht gieng vber die Reichs Staͤtte/ in welchen die Catholische Re- ligions Verwande vnbilliger weise/ von den Burgerlichen Rahts- vnnd andern Aemptern gantz außgeschlossen/ das Exercitium geschmaͤhlert/ oder gar benom- men/ vnnd sie mit vnbefugten juramentis vnd Gebotten mercklich beschwert vnnd vnderdruckt wuͤrden: darumb solten solche Staͤtte im Zaum gehalten/ vnd etwan ein Reichs Vogt/ oder ein Fuͤrsten zum Jnspectorn zu leiden gemuͤssigt werden. Der Anfang koͤnde an der Statt Magdeburg geschehen/ auff daß man gleich spuͤ- ren moͤcht/ was Chur Sachsen darzu thun wuͤrde. Doch wer es zu fruͤhe/ mit den Vnmittelbaren/ vnnd vor dem Passawischen Vertrag eingezogenen Geistlichen Guͤtern etwas vorzunehmen/ ehe Klag vnd Widerꝛede geschehen. Auch solt man der Calvinisten halber fuͤr dißmahl nichts decidiren/ nach dem Kays Edict ein- ruͤcken/ sondern selbigen Punct noch in suspenso lassen. Wie aber einmal Welt- kündig/ vnnd vnwidersprechlich ist/ daß die Calvinische Sect/ vnnd deren Anver- wande/ der einige vnd rechte Brunquell seynd/ auß welcher biß Dato alle feindse- lige Consilia/ vnnd das darauff erfolgte merckliche Mißtrawen/ Alienation/ vnnd noch biß Dato wehrende Vnheil/ vnd leydige Kriegswesen im Roͤm. Reich herge- flossen/ fomentirt vnnd extendirt worden: auch so lange dieser ansehnliche Calvini- sche Geist in dem Reich gedultet/ vnnd jhm ein freyer Fuß gelassen wird/ kein Bes- serung zuhoffen/ oder sich gegen den Calvinisten einiges andern/ als biß Dato zu- R ij versehen: Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ versehen: vnd dann auß dem Religionfrieden lauter vnd klar zuersehen vnd abzu- nehmen ist/ daß die Calvinische Sect in demselben nicht begriffen/ vnnd eben dar- umb auch Anno 1566. durch einen ergangenen gemeinen Reichs Schluß/ diese vnnd andere dergleichen frembde Secten im Reich außgeschlossen vnnd verbotten worden: So wollen wir vnvorgreifflich darfuͤr halten/ es moͤchte Jhre Kay. May. zuerinnern seyn/ mit Gelegenheit jetziger fuͤrhabenden Decision/ etlicher Reichs Gravaminum/ zugleich auch die Calvinische Sect/ nicht zwar außdrucklich vnnd in specie vnder dem Namen der Calvinisterey/ sondern in genere zuverbiethen/ vnd deß Religionfriedens fůr vnfaͤhig zudeclariren seyn. An Herꝛn von Stra- lendorff schreibt Chur Bayern eben solches Jnhalts/ vnd meynt zu letzt/ es muͤßt ein Examen angestellt werden: was verbottene Secten/ vnnd welche deß Calvini- schen Verwande seyen: mit begefuͤgter Klag/ daß man sich Anno 1566. durch die Calvinische heymliche Practicken/ von der Execution hette abhalten lassen/ son- sten wer solche Sect allbereit extirpirt/ auch aller Vnraht jetzigen durch sie verur- sachten leydigen Vbelstands verhuͤtet geblieben. Der Wolff hat einen boͤsen Ruff/ macht jhn aber selbst. Zu Augspurg wolten die Calvinisten Anno 1530. ein besonders haben. Sie wußten jmmerdar viel von der Admintstration deß Roͤm. Reichs zusagen/ vnnd andere jrꝛig zuma- chen/ daß dem Kayser gebuͤhre/ die Gerechtigkeit zu Handhaben/ aber nicht anderst/ als mit belieben der Staͤnde Gesatz vnd Ordnung/ nach welchen er seine Verwal- tung zurichten/ zusetzen. Daß alles nach Abgang der Carolinischen Kaysereine weit andere Meynung habe/ da das Reich zur Wahlkommen/ die Majestaͤt vnnd Verwaltung dem Kayser allein: die Abschiede aber neben jhme den Staͤnden zu- kommen. Daß die mehrere Stimmen in Religions Haͤndeln gar nicht gelten solten/ weil man auff Catholischer Seiten so viel Fuͤrsten machen/ vnd jhnen ent- gegen setzen koͤnde/ mehr dann von noͤhten. Wie die Calvinisten den Hollaͤndern beygestanden/ auß Engelland dem Spanier widerstanden/ die Stiffter Coͤlln vnd Straßburg gesucht auff jhre Seite zubringen/ die Vnion geschmiedet/ die Guͤl- chische Lande bekuͤmmert/ in Hessen vnnd Waldecken/ sonderlich im Koͤnigreich Boͤhmenreformirt/ den Auffstand befoͤrdert/ vnnd der Rebellion vorgestanden/ hat Vrsachgenug/ zu diesem Hasse vnnd Neid gegeben/ bevorab bey dem Hausse Bayern/ wegen der Chur Dignitaͤt: vnd bey Sachsen/ wegen der Guͤlchischen Lan- den/ auch Marpurgischen vnd Waldeckischen Strittigkeiten: da freylich die Welt- liche Haͤndel/ vnnd das Kirchenwesen mit bitterem Eyfer durch einander gelauf- fen. Doch ist sich vber deß Kaysers Großmuͤhtigkeit hoͤchlich zuverwundern/ daß er/ was seine Vorfahren geschewet/ vnnd wozu sie sich allzu vnkraͤfftig erachtet/ doͤrffen vnderfangen/ vnnd den Geistlichen zu Nutz vnnd Vortheil sein Leib/ Gut/ vnd Blut in die Schantze schlagen. So viel vermag ein Geluͤbd/ vnnd ein bren- nender Eyfer/ die Kirche zubefoͤrdern. Wie aber der Churfuͤrst in Sachsen diß Kays. Edict auffgenommen/ erhel- let Dritter Theil. let auß seinem Schreiben an Kay. Mayst. vnder dem 28. Aprill/ 1629. Jn welchem Schreiben er zuvorderst sich bedancket/ daß J. Kay. Mayst. sein Verantworinuß- Schreiben auff das jhme jn sinuirte Edict/ etlicher Reichs Gravaminum Erle- digung betreffend/ wie auch seine Erklaͤrung mit Hauptsachlicher Notturfft einzu- kommen/ so gnaͤdigst/ vnd daß J. Kays. Mayst. nicht zuwider sey/ auffgenommen: kompt derwegen nunmehr ein/ protestirt/ daß solches keines wegs wider Jhrer Mayestaͤt Reputation/ Jurisdiction/ oder zu Abbruch seiner Vnter Ehr/ Deuo- tion/ darinnen er/ so lange Vernunfft vnd Athem in jhm seyn werde/ vnaußgesetzt zuverharꝛen gemeynt. Vnd fuͤhrt diese antreibende Vrsachen der Einbringung seiner Hauptsaͤchlichen Notturfft. 1. Sein Gewissen/ Ehr/ Seelen Notturfft vnd schwere Pflicht/ damit er Jhrer K. M. vnnd dem Reich verwandt. 2. Jhrer K. M. Hochloͤblichen Hauses Hochheit vnnd Würde. 3. Sein vnnd aller E- vangelischen Staͤnde Wolfahrt. 4. Daß es wider sein Pflicht seyn wuͤrde/ das jenige nicht zuerinnern/ darauß Jhrer K. M. vnd dero gantzem Hause mehr Scha- den vnd Nachtheils/ als einigen Zuwachs/ vnnd Vortheil zugewarten. 5. Jn- sondecheit weil besorglich ohne Confusion deß H. Roͤm. Reichs/ zu dessen Con- servation J. K. M. Vorfahren/ alle jhre Consilia vnd Actiones dirigirt/ der Zweck schwerlich erꝛeicht werden moͤchte. Nach diesem Eingang tritt er zum Haupt Wesen/ vnd erinnert. 1. Die entstandene Religions differentien seyen allezeit auff den Reichstaͤgen/ vnnd von anfangs von Carolo V. Imperatore, mit zuthun Friedliebender Chur- vñ Fuͤrsten tractirt worden/ wie bey den Reichs Abschieden von Jahren 1530. vnnd 1544. zuse- hen. 2. Religionfrieden sey zwischen der Kay. May. vnd der Koͤ. May. vnd den Catholischen Fürsten vnnd Staͤnden: wie auch der Augspurgischen Confessions- Verwanten Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnden Anno 1555. mit jhrer allerfeits Einwil- ligung/ auff offentlichem Reichstag geschlossen/ vnnd in formâ pragmaticæ San- ctionis im Reich publicirt worden. 3. Sey zu der Zeit geschehen/ da kein Stand in Armis sich befunden. 4. Vnnd dahero kein Zwang/ Forcht vnnd Betrohung vorgangen/ vnnd hetten beyde Theil/ nemlich die Catholische vnd Augspurgischer Confession Verwande Staͤnde den beschlossenen Friede acceptirt/ beliebet vnnd angenommen. 5. So sey der Religionfrieden kein Temporalwerck/ sondern ein vinculum perpetuum, vnd jmmerwehrendes Werck/ cum clausula derogato- ria in præteritum \& futurum. Hingegen aber per Antit hesin vorgedachtem Kayferlichen Edict zu inseri- ren. 1. Ob wol in Faͤllen/ da die Wort hell vnnd klar/ alles zuvor genugsam ab- disputiret/ vnnd endlich auff die im H. Reich herkommene wege decidirt/ es keiner weitern Handlung/ Vnderꝛed oder Vergleichung bedoͤrfftig: So hielte er doch darfuͤr/ wann alles so hell vnd klar im Buchstaben were gewesen/ Jhrer Kay Ma. Vorfahren wuͤrden solchen Strittigkeiten nicht zugesehen/ sondern solche eroͤrtert haben. 2. Sie hetten auch gesehen/ daß dieselbe auff eine Jnterpretation vnnd R iij Decla- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Declaration deß Religionfriedens hinauß lauffen wolte: derer Jhre Kay. vnnd Koͤn. Majestaͤt sich ohne Mitwissen vnnd Bewilligung samptlicher Churfuͤrsten vnd Staͤnden nit zuvnderfangen. 3. Komme diese geschwinde Kayserliche Re- solution/ Erklaͤrung vnnd Decision/ jhm vnnd andern Staͤnden Augspurgischer Confession mit Beschwer vor/ weil dergleichen modus procedendi seithero Anno 1555. bißhero in obseruantia nicht gehalten worden. 4. Sondern sey vielmehr der Observantz zuwider/ daß wann die Catholischen vber die Staͤnde Augspurgi- scher Confession/ vnd diese wiederumb vber jene intuitu deß Religionfriedens/ sich zubeschweren gehabt/ vnd jedes Theil die Reichs Constitutionen vor sich angezo- gen/ solchen Differentzien in Anwesenheit der Kays. Mayst. mit der samptlichen Staͤnde Wissen vnnd Willen/ weilen sie in Auffrichung deß Religionfriedens mit cooperirt/ an Enden vñ Orthen/ dahin dergleichen Sachen gehoͤrten/ abzuhelf- fen vor rahtsamb befunden. 5. Oder auff andere gemeine Zusam̃enkunfften ver- schoben. 6. Vnnd sey dieser modus procedendi, die Reichs Gravamina am Kayserlichen vnd Koͤnigl Hoffe/ in Form eines General Edicts vnnd allgemeiner Sanction zueroͤrtern/ niemahls/ weder vor/ noch nach dem Religionfrieden/ ge- braucht worden. 7. Gereiche nicht zu Fortpflantzung guter Einigkeit/ oder Verminderung deß schaͤdlichen Mißtrawens. 8. Lauffe wider das Ius Ordi- num Imperij, vnnd der Reichs Staͤnde vngezweifelich hergebrachtes Recht. 9. Jn den dreyen von Jhrer Kays. Mayst. resolvirten Haupt grauaminibus sey durch die samptliche Protestirende Staͤnde die submission noch nicht erfolgt/ sondern dieselbe allerzeit in pendendi geblieben. 10. Sey nicht de tempore, Jhre May. hetten noch zur Zeit/ vñ biß daß im H. Reich der so lang gewuͤnschter Friede/ vnd allgemeine Tranquillitaͤt reducirt/ damit in Ruhe stehen koͤnnen. 11. Kayser Ferdinandus I. wie Jhre Mayst. selbsten in jhrem Edict gnaͤdigst melden lassen/ hetten die vber vnd wider den Religionfrieden Anno 1559. eingewendete Klage an das Kayserliche Kammergerichte remittirt: welches/ da alles im Religionfrieden so klar/ nicht beschehen were. 12. Daß sie aber die Kammer geflohen/ darzu moͤ- gen sie bewogen haben/ daß weil der Religionfrieden mit gemeiner Staͤnde Be- willigung/ in gemeiner Reichs Versamblung auffgerichtet/ also auch dz jenige/ so zweiffelhafft/ durch gleichmaͤssigen modum tractandi muͤsse entscheyden wer- den. Nach deme nun Chur Sachsen deß Kaysers Procedur dieser gestallt durch- gangen/ kompt er in obigem Schreiben/ auch auff der Sachen Beschaffenheit selbst/ mit vermelden/ Er wolle in meritis causæ sich zwar nicht herauß lassen: ver- nehme aber auß den Reichs Handlungen/ 1. Daß die Staͤnde der Augspurgi- schen Confession die in Jhrer Landsfuͤrstlichen Obrigkeit/ Hoheit/ territorijs vnnd Gebiethen gelegene Stiffter/ Kloͤster/ vnd andere Geistliche Guͤter/ in Christliche gebuͤhrliche Reformation zubringen befugt: wie sich dann die Catholischen Jhrer Lands Fuͤrstlichen Obrigkeit/ auch gebraucht. 2. Wegen der Mediat Kloͤster vnd Dritter Theil. vnd außlaͤndischen Provincialen hetten die Assessores Cameræ Anno 1557. ein dubium mouirt, hievon auch auff dem Reichs Tag zu Augspurg Anno 1566. Be- richt eingebracht/ vnd vmb Resolution gebetten: welche aber nicht erfolgt sey. 3. Darumb ermeldtes Kammergericht nach der Hand die gebettene Proceß abge- schlagen. 4. Vnd da sie gleich erkant/ jedoch dieselbe auff einkommene exce- ptiones wieder cassirt. 5. Jn den vier Kloͤster Sachen sey diß thema, ob die Pro- vincialen vnnd Ordens Leuthe/ auff den Religionfrieden Proceß auffzubringen befugt? so starck disputirt/ daß die Churfuͤrsten deß Reichs/ vor eine Notturfft be- funden/ Kayser Rudolphum II. zuersuchen/ die Acta vom Kammergericht neben jhrem voto, \& rationibus dubitandi ac decidendi abzufordern/ begehren zulassen/ damit solche gegen dem Reichstage Anno 1607. dem Churfuͤrstlichen Collegio zu durch lesen vbergeben/ was darinnen vorzunehmen wol erwogen/ vnd Jhrer Kay. Mayst. darauff ein Bedencken eroͤffnet werden moͤchte. 6. Die Evangelische Staͤnde hetten hiebey jnsonderheit erinnert/ daß dieser Punct eine interpretation vnnd declaration deß Religionfriedens/ so vor die Kays. Mayst. vnnd samptliche Reichs Staͤnde zugleich gehoͤrte/ erfordern thete. 7. Er vnd andere Evangeli- sche Staͤnde seyen dadurch hoͤchlich beschweret/ daß mit Zurücksetzung seiner vnnd jhrer/ auff der Catholischen Staͤnde einseitiges sollicitiren/ dieser so wichtiger/ all- zeit contradictirter Punct/ in solcher Manier/ per modum generalis Edicti nicht alleindecidirt/ sondern auch dem Kammergericht solche Decision insinuirt/ mit Befelch/ sich darnach im sprechen vnnd erkennen zurichten: welches doch ehe nicht braͤuchlich gewesen/ als wann auff Reichs- oder Deputationstagen die Ka. May- sich mit den Staͤnden darob verglichen. 8. Ob zwar die Constitutiones impe- rij paratam executionem auff sich tragen/ so habe aber solches nur in denen Faͤllen statt/ da am jure, ob dasselbe auß den Worten oder Buchstaben zunehmen/ nicht gezweiffelt werden kan: sondern solches hell/ liquidum vnd klar: wo aber die Reichs- Staͤnde noch derentwegen gegen ein ander in terminis contradictorijs begriffen/ das Kayserliche Kammergericht selbst angestanden/ vnd die Kayserliche vnd Koͤ- nigliche Majestaͤt sich auff diese Maß den Außschlag zugeben/ oder vor sich etwas zu statuiren vnnd zu declariren/ nicht maͤchtigen wollen: da aber die Possessores von sechzig vnnd mehr Jahren in Posseß gewesen/ da koͤnne keiner ohne ordentli- chen Proceß Rechtens/ seiner Possession entsetzt werden: vnnd lasse sich ab execu- tione nicht anfangen. 9. Hertzog Friederich Wilhelm/ Administrator der Chur Sachsen/ haͤtte zwar die promiscuam allegationem grauaminum, jhm aber doch nicht zuentgegen seyn lassen/ mit gemeinem zuthun/ den grossen Mißbrauch/ in deme die Catholische Obrigkeiten jhre arme Vnderthanen/ ob sie gleich kein Exercitium Augspurgischer Confession hetten/ vnnd sich still vnnd ruhig hielten/ entweder von Hauß vnd Hoff verjagten/ oder sie sonsten hefftig beschwehrten: vnd als das Edictum demigrando, dadurch auß dem nachgelassenen Abzug/ ein ge- waltsamer Zwang gemacht/ abzuschaffen/ es sey aber alles ohne Frucht abgan- gen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gen/ keine Vergleichung daruͤber erfolgt/ vñ also dieser Punct im vorigen Stand gelassen/ worden. 11. Kayser Matthias habe nach dem Exempel Weyland Kaysers Maximiliani II. vnd Kaysers Rudolphi II. den Reichs Satzungen vnd Herkommen gemaͤß. nicht befinden koͤnnen/ die Reichs Gravamina durch Kayser- liche Rescript/ Mandat/ Edict vnd Verordnungen zu decidiren/ sondern hette es auff eine Compositions Handlung/ nicht ohne Mitwissen der Catholischen/ die a- ber zu ruͤck getretten/ verschoben. 12. Da doch in seiner Churf. D. den 5. Maij. Anno 1614 an Kayser Matthiam gethanem Schreiben/ kein solcher modus pro- cedendi verstanden werde/ welcher der Billichkeit/ den Reichs Constitutionen vnd Herkommen zuwider/ dadurch der Friede nicht befoͤrdert/ keine Einigkeit ge- pflantzet/ vnd die Staͤnde/ daß sie vngehoͤrt depossidirt/ sich noch mehr zubeschweh- ren hetten: habe aber zu Facilitirung deß bevorstehenden prorogirten Reichsta- ges Jhrer Kay. May. gerahten/ die jenige Gravamina zu resolviren/ so in Jhrer Kay. May. Maͤchten stuͤnden/ vnd dero Kayserliche Hoheit nicht concernirten: in den andern/ die vornembsten Motiven denselben zugemuͤth fuͤhreten/ warumb Jh- re Kay. Mayst. ohne Verletzung der Kayserlichen/ durch ordentliche Wahl erlang- ten Hoheit/ in solche nicht verwilligen koͤnden. Wegen der vbrigen aber/ so in Jhrer Kay. Ma. Maͤchten nit stuͤnden/ moͤchten sie die jenige Staͤnde vernehmẽ/ welche solche Gravamina betreffen/ vnnd nach dero erlangtem Bericht durch Jn- terposition/ Commission/ oder in andern im Reich nicht vngebraͤuchliche Wege jhre Eroͤrterung alsdann nehmen liessen. Refertsese an Kayser Matthiam de da- to Dreßden Anno 1613. abgangenes Schreiben/ vnnd Jhrer Majestaͤt Antwort vnder dem 13. Jan. 1614. Keinen andern modum procedendi habe Er Churfuͤrst vorgeschlagen/ oder darzu gerahten. Auff das bey der zu Muͤlhausen letzten Collegial Versamblung an Jh. Kay. Mayst. ergangenes Ersuchungs Schreiben sagt Churfuͤrst 1. Dergleichen seye von jhme vnnd Chur Brandenburg niemahls erfolgt/ vielmehr aber solchem con- tradictirt. 2. Sey von jhnen beyden ein vnderscheydt gemacht/ zwischen den Staͤnden/ die angeklagt/ jhre Antwort anbracht/ gehoͤrt/ vnnd zur Erkantnuß sub- mittirt/ vnnd den andern/ so jhre Notturfft noch nicht einbracht/ viel weniger sub- mittirt. 3. Ein in particulari beschehene Submission/ koͤnne dem andern/ so noch Zeit zur Decision/ nicht beschlossen/ vnd sich nicht submittirt/ nicht pr æ judici- ren. 4. Gegen ermeltem Collegial Tag sey vor der Ankuͤnfft außdruͤcklich com- pascirt vnd bewilliget/ was daselbst wuͤrde vorgehen vnnd bedacht werden/ daß sol- ches nur vor eine vnverbuͤndliche Conferentz gehalten werden/ auch dabey die Ma- jora nicht gelten solten. Putat consultius esse, durch einen allgemeinen Friede/ das in letzten Zuͤgen liegende Roͤm. Reich zuerquicken/ vnd dasselbe zu repariren: vnd vnder dessen diese Gravamina/ biß man in mehrerem vnd besserem Vertrawen/ zu Berathschlag- ung deß H. Roͤm. Reichs Notturfften/ vnnd Anstellung gemeinnuͤtziger Ord- nung Dritter Theil. nung vnnd Verfassungen zusammen kommen koͤnte/ an jhren Orth beruhen las- sen. Sagt ferꝛner/ es moͤchten wol etliche der Meynung seyn/ daß bey noch con- tinuirenden Kriegstrublen vnnd Empoͤrungen/ mit der angetroheten Achts Exe- cution am besten solte vorzukommen seyn: es sey aber diß nit der ordentliche Weg/ sondern eytel Extrema/ so das Ansehen bey den Evangelischen Mittel Staͤnden gewinnen wolten/ als ob hierdurch jhre total Außreutung gesucht/ vnnd endliche Dissolution deß Roͤm. Reichs mit grossem Frolocken der Außwertigen/ so darauff ein Aug geschlagen/ jhr dissegni darbey haben/ vnnd auß Ambition frembde Kro- nen vnd Scepter affectiren/ erfolgen wuͤrde. Er Churfuͤrst sey zwar versichert/ daß Jh. Kays. Mayst. hierunder kein andere Jntention fuͤhrete/ als dem publico wieder etwas auff die Beyne zuhelffen: wolte auch/ wann dieses das rechte Mittel were/ vnd diesen effectum operiren koͤnde/ sich nicht vnderstehen/ Jhre May. zube- helligen/ vnnd die Sachen schwerer zuniachen: Jn dem er aber dem Werck je mehr vnd mehr nachdencke/ so stehe er in Forchten/ es moͤchte sich vmbkehren/ an statt der gewuͤnschten Einigkeit mehr Zwitracht: an statt deß Friedens/ eitel Vnfried vnd Vnsicherheit: an statt verhoffter Conservation deß Reichs/ eine erbaͤrmliche Lie- solation erfolgen/ weil allen Vmbstaͤnden vnnd Anzeigungen nach erscheinete/ es sey das Remedium/ da mit man helffen wolle/ viel schaͤdlicher vnd gefaͤhrlicher/ als die Kranckheit/ darinnen leyder annoch Teutschland begriffen stehe: die Zei- ten leiden solchen Rigor nicht/ der Modus sey vngewoͤhnlich/ die Mittel zuscharpff/ das Finis zu sorglich vnd vngewiß/ darzu voller Difficulteten vnd Gefehrlichkei- ten: vnd moͤchten Jhre Kay. May. hiernechst à posteriori jnnen werden/ wie vbel die es mit Jhrer May. vnd dero hochloͤblichen Hauß Oesterꝛeich gemeynet/ die zu solchen Extremiten Raht/ That/ Anlaß vnd Vorschub geben. Da aber Jhre Kays. Mayst. jhre angeborne Mild vnnd Gelindigkeit der Schaͤrpffe vorziehen/ die Catholische Staͤnde/ wie sie wol koͤnnen/ zu moderatio- ribus consilijs, vnd daß sie es nicht so genaw suchen/ disponiren/ vnnd anvermah- nen/ vnnd das gantze Werck also dirigiren vnnd vermitteln/ wie es deß H. Reichs/ vnd Jhrer Kay. Ma. eygenes Hauses wolferiges Gedeyen/ vnd Auffnehmen er- fordern thue/ hetten Jhre Kay. May. vngleich mehren vnd bestaͤndigen Nutzen zu- gewarten. Vnd zum Beschluß/ weil dieses so ein hart/ wichtiges/ vnnd vberschweres Werck/ dergleichen bey vorigen Kaysern nicht vorgangen/ repetirt er de verbo ad verbum sein/ an Jhre Kay. Mayst. de dato den 26. Mertz ergangenes Schreiben: bittet nochmahls fuͤr Gewalt/ vnnd vmb den Kayserlichen Schutz/ den Jh. Kays. May. jhme/ vnd allen Evangelischen Staͤnden zuhalten pflichtig: jhn auch/ daß er zu offt ernantem Kayserlichen Rescript vnnd Edict/ aller massen es publicirt/ vnderthaͤnigst nicht verstehen/ noch sich darzu bequemen koͤnne: sondern Jhr Ka- May. mit nachmaligem Vorbehalt deß vielfaltig contestirten/ vnd im Werck er- Dritter Theil. S wiesenen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ wiesenen Respects vnnd Gehorsambs seinen dissens dargegen nothtruͤnglich hie- mit ferꝛner zuerkennen geben muͤsse/ gnaͤdigst entschuldigt zuhalten/ vnd das gan- tze Werck/ in Kayserlichen gegen jhme vnd der gantzen Evangelischen Staͤnden/ allzeit verspuͤhrter gantz ruͤhmlichen Jnclination/ vnnd der loͤblichen Vorfahren Exempeln nach/ auff solche allgemeine Versamblungs Tage zuverschieben/ dar- auff beyderley Staͤnde/ Catholische vnd Evangelische/ nottuͤrfftig moͤgen gehoͤrt/ folgends von J. K. M. mit Zuziehung zumahl anderer mit jnteressirenden Mittel gefunden werden/ welches der Sachen zutraͤglich/ zu wieder Auffrich- vnnd Fort- pflantzung bestaͤndiger guter Einigkeit vnnd Vertrawens/ ersprießlich/ dadurch auch der heylsame Zweck zu assequiren/ den J. K. M. vnd alle friedliebende Staͤn- de jhnen hierunder allwegen proponiret vnd vorgesetzt. Auff dieses Schreiben censurirt ein Kayserlicher Rath/ diese Argumenta seyen zwar sehr groß vnnd wichtig/ jnsonderheit/ wann man darneben considerirt/ wie hoch Jhrer Kay. Mayst. vnd deroselben Hauß an Chur Sachsen gelegen: Je- doch aber muͤsse darumb die Justitia, zu deren Jhre Kay. Mayst. geschworen/ vnnd darumb jhr Gott/ Kron vnd Scepter in die Hand gegeben/ nit zuruͤck gestellt/ vnd der Vngerechtigkeit jhr Lauff gelassen werdẽ/ wie solches von Chur Mayntz eodem Dato den 4. Mertzjuͤngsthin an Chur Sachsen gethanes Schreiben mit mehrerm außweiset: vnnd wer Jh. Kay. Mayst. nie ins Hertz gestiegen/ die Evangelischen außzureuten. Betreffend aber/ in dem Churfuͤrstlichen Schreiben/ daß vor Ge- walt gebetten/ vnd daß er dem Edict nicht pariren koͤnne/ sich entschuldiget: da wer dem gantzen hochloͤblichen Collegio bekandt/ daß dasselbe/ viel weniger J. Kay. May. Meynung nicht dahin gerichtet gewesen/ den Churfuͤrsten/ jhrer von Alters hero jnhabender Stiffter halben/ vngehoͤrt/ mit einiger Execution zubeschweren: sondern werde bey dem jenigen/ was sich J. Ka. May. dißfalls gegen deroselben/ bey dem Anno 1620. zu Muͤlhausen gehaltenem Convent erklaͤrt/ billich zulassen seyn. Wie dann in allewege dahin zutrachten/ daß man Chur Sachsen in diß Edictum/ oder dessen Execution/ gar nicht einmenge/ oder auff jhn verstehe: sondern hiervon separire. Vnd solches so wol vielfaltiger Politischen Respecten/ vnd J. K. M. vielfaltig erwiesener trewer Dienste halben: vnnd daß man Jhre Churf. D. in be- staͤndiger Devotion gegen J. K. M. vnnd dero hochloͤblichen Hauß Oesterꝛeich er- halte/ als auch durch diese Separation die Execution deß mehrangezogenen Kay- serlichen Edicti im vbrigen facilitire/ vnnd zu wuͤrcklichem Effect destoleichter bringe. Bey so gestallten Sachen ließ der Kayser die Reformation durch seine Com- missarios fortsetzen/ vnd den Anfang in der Statt Augspurg machen/ dergleichen auch zu Kauffbeuren/ vnnd in den Oesterꝛeichischen Erblanden geschehen: was auch die Schwaͤbische vnd Fraͤnckische Evangelische Staͤnde/ neben dem Hertzo- gen von Würtemberg bey den Commissarien vnd J. K. M. selbsten einbrachten/ dieweil der Churfuͤrst in Bayern/ sampt den Catholischen Staͤnden/ das Werck eyfferig Dritter Theil. eyfferig trieben. Die Statt Straßburg entschuldigte sich dem Edict zu pari- ren/ weil sie dem gemeinen Evangelischen Wesen/ nichts koͤndte zum Nachtheil eingehen. Die Kriegs Waffen aber/ in dessen die Kammer zu Speir wider den Hertzogen von Braunschweig/ vor den Bischoff zu Hildeßheim gesprochen/ vnnd das Stifft Halberstatt wuͤrcklich reformirt ward/ wolten dem Teutschen Boden sc h ier zuschwerfallen/ darumb deß Friedlaͤnders General Leutenant Arnheim/ dem Koͤnig in Poln 10000. Mann/ wider den Schweden zugefuͤhrt/ aber wenig außgerichtet/ zumal nach etlichen Treffen ein Stillstand der Waffen/ auff 6. Jar zwischen Poln vnd Schweden getroffen worden/ vnd zwar auß Eyfer der Polni- schen Staͤnden/ welche deß Spiels vnnd Verlusts/ sonderlich aber der frembden vnbaͤndigen Teutschen vberdruͤssig worden/ vnnd den Koͤnig gleichsam hierzu ge- noͤthiget hatten. So erhub sich auch ein newer Handel/ wegen deß Hertzogthumbs Mantua: derselbe Hertzog Vincentius segnete diese Welt/ vnd weil er keine Leibs Erben zur Succession hinderließ/ vnderfieng sich deß Verstorbenen Bruders Sohn/ Her- tzog Carlen von Nivers/ ein Frantzoͤsischer Fuͤrst/ der Regierung/ Anno 1626. den 27. Decemb. deß Kaysers/ wegen solcher Reichs Lehen/ vnbegruͤßt: dannenhero die vralten Partheilichkeiten in Jtalien/ zwischen Spanien vnd Franckreich wie- der erweckt worden. Der newe Hertzog von Mantua hatte sehr wenig Huͤlff an- fangs auß Franckreich/ biß die Statt Roschellen sich an den Koͤnig ergeben: wie dann auch die Venetianer etwas behutsam giengen/ ob sie schon sich besorgten ein solch maͤchtiges Reichs Lehen/ wuͤrde dem schon zuvor vbermaͤchtigen Hauß Spa- nien heymfallen/ vnd die Meylaͤndische Macht vber alle massen verstaͤrcken. Dann der Hertzog von Saphoyen mischet sich auch in die Haͤndel/ wegen deß Hertzog- thumbs Montferꝛat/ so dem Mantuanischen anhaͤngig/ vnnd jhme durch etliche Spruͤche vnnd Anforderungen afficieret war: also kam der newe Hertzog in die Klippen/ daß er durch seinen Sohn dem Kayser allen Gehorsamb müssen anbie- then: fasset aber andere Gedancken/ ob schon Roschellen sich ergeben/ vnd der Mar- schalck Crequi dem Saphoyer war eingefallen/ auch der Kayser/ beyde Hertzog- thum/ biß zu Außtrag der Sachen/ Sequestersweiß besetzen wolte/ dieweil Don Corduba mit der Belaͤgerung Casal jmmer anhielte. Dann die 60000. Frantzo- sen drungen durch das Gebuͤrg/ vnd schlugen den Saphoyer/ daher die obige Be- laͤgerung auch sich auffgehoben/ wiewol ohne noth/ weil die Frantzosen wieder zu ruͤck geruffen/ die vbrige vnruhige Hugonotten zu Hauß musten daͤmpffen. Der Sachen nun ein End zumachen/ ließ der Kayser gantz vnvermerckt/ die Clausen vnnd Paͤß bey Chur in den Buͤnden vberꝛumpeln/ vnnd vnder dreyen Generalen Colalto/ Galassen vnnd Altringern 20000. Mann/ mit dreyen Heeren vber das Gebuͤrg einfallen/ vnd alles biß auff Mantua vnnd Casal einnehmen/ vnerachtet/ daß Richelieu die Statt Pignarol, vor dem Gebuͤrg dem Saphoyer abgedrungen/ vnd Momelian belaͤgert/ auff daß er an seinem Orth/ den Repaß vnnd Ruͤcken frey S ij haͤtte Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ hette/ vñ seines Feinds Macht aber vertheylte/ oder weil er sich sonsten zum Haupt- wesen zu schwach befuͤnde. Es war vmb die Satt Mantua zuthun/ die wurd aber im folgenden Jahr/ nemblich 1630. den 18. Julij durch Kriegslist der verkleideten Kriegsvoͤlckern eingenommen/ vnd drey Tag gepluͤndert/ vor den Augen deß newẽ Hertzogen/ der sich in das Castel retirirt/ vnnd auß Mangel aller Notturfft auff solche Condition/ daß er sicher nach Ferꝛara begleytet wuͤrde/ ergeben muͤssen. Noch war das Spiel nicht auß: dann Casal hielt die Belaͤgerung auff/ biß Ambrosius Spinola dem Cordub æ succedirt/ aber von den Frantzosen geschlagen/ Carolo E- manueli dem Hertzogen auß Saphoyen den Todt auß Bekuͤmmernuß/ vnnd weil die Frantzosen in das Meylaͤudische eingefallen/ vielleicht jhm selber an Halß ge- zogen. Darauff dann ein Fried gethaidiget worden/ welcher aber zu Pariß nicht wollen allerdings annehmlich seyn/ darumb Mazarini vnd Santacroce so vngern auß Jtalien wieder nach Franckreich/ vnd so gar langsam gewichen. Also lieff dieser Krieg bald zu End/ vnd vberkam der Hertzog von Nivers das Hertzogthumb Mantua/ auch die Marggraffschafft Montferꝛat zu Lehen/ derjun- ge Hertzog von Saphoyen Victor Amedæus, sein Land wieder/ vnd Jtalien so ferꝛn den lieben Frieden: aber der Teutschen Voͤlcker kamen wenig wieder zurück/ vnnd liessen sich in Jtalien begraben/ dadurch dem Kayser der Kern seiner Kriegs- macht geschwaͤcht worden/ als er deren am allerhoͤchsten wider der Schweden Einbruch vonnoͤhten hatte. Jn dessen bemuͤheten sich beyde Partheyen/ der Kay- ser/ vnd der Frantzoß/ in den Buͤnden/ vnnd bey den Schweitzern/ so wol mit Waf- fen/ als Gesandtschafften/ einigen Vortheil einander abzujagen/ biß es endlich zu einem Vertrag kommen. Aber der Hertzog von Friedland/ ließ ab von Magdeburg/ nach einem getrof- fenen Vergleich/ vnd gedachte sein newes Hertzogtumb Meckelnburg voͤllig einzu- nehmen/ vnd sich vest in den Sattel zusetzen: darumb dann er die Belaͤgerung der Statt Stralsund an der offenen See desto eyfferiger antriebe/ vnerachtet was die alte Hertzogen vor Entschuldigungen/ wegen jhrer mit dem Nieder Saͤchsischen Krayß gefuͤhrten Waffen vorschuͤtzeten/ oder auch der Koͤnig in Dennmarck/ ne- ben den Hanseestaͤtten vor bewegliche Vorschrifften vnnd Jntercessiones bey gedachtem Friedlaͤnder/ auch bey Kayserlicher Ma- jestaͤt selbsten einlegten. Der Dritter Theil. Der dreyzehende Discurß. Deß Churfuͤrsten in Sachsen Vnwill haͤlt jhn vom Reichstag zu Regen- spurg: deß Kaysers Vortrag/ wegen deß Pfaltzgraffen/ der Hollaͤnder/ vnd andern Feinden. Vrtheil hievon. Was die Staͤnde vom Kayser begehrt vnd erlangt. Vom Koͤnig in Schweden/ wie er in Pommern kommen/ Franckreich an sich gezo- gen/ vnnd mit Feldobersten gefaßt gewesen. Von den Zeichen dieses Schwedi- schen Kriegs. Wie der Churfuͤrst zu Sachsen die Evangelische Staͤnderach Leip- zig beschrieben: vnd die Statt Magdeburg eingeaͤschert worden. H Je treiten wir in ein gefaͤhrliches Jahr 1630. vnnd fangen Nagel- newe Haͤndel an/ die vns in das allereusserste Verderben stuͤrtzen. Die- weil Kayserliche Mayestaͤt gantz Teutschland mit Voͤlckern vberschwem- met vnnd belegt/ dorffte sich niemand hoͤren oder mercken lassen: doch gab es allerhand Gedancken/ so wol auff das juͤngst verwichene/ als auff das besorgliche vorstehende. Chur Sachsen hatte seine Gedancken vnnd Vnwillen wegen deß Edicts eroͤffnet/ vnnd muste von den Evangelischen allerhand Verweiß vnnd er- baͤrmliche Klagen hoͤren/ daß er/ vnd kein ander die Religion in Gefahr gesetzt/ die wenigen Calvinisten zwar helffen vertreiben vnnd daͤmpffen/ daß sie in Boͤhmen kein Creutz auff der Schloß Bruͤcken mehr so bald abthun/ vnnd auß der Schloß- Kirchen keine Bilder mehr außschaffen: in Hessen vnd Waldeck nicht mehr refor- mieren: auff den Reichstaͤgen nicht mehr zancken/ vnd besorgliche Vnionen an- spinnen solten: aber vervrsacht/ daß so viel hundert Kirchen in Boͤhmen/ Oester- reich/ vnnd durch das gantze Reich gesperꝛet/ so viel hundert tausent Evangelische der Freyheit deß Gewissens beraubet worden/ vnnd vber seine vnbesonnene Huͤlff/ so er dem Hauß Oesterꝛeich/ an statt einer Zuflucht vor die Bedrangten geseystet/ sonderlich vber zween seiner geheymesten Raͤthen ein Weltlichen/ vnd ein Geistli- chen/ welche mit Spanischen Dublonen (nach gantz gemeiner sage) sich bestechen lassen/ dem Wasser diesen Lauff abzugraben/ jnniglich zu seufftzen bewegt: Ja sich selbsten/ neben seinen so vielen eingezogenen/ Stifftern vnnd Geistlichen Guͤ- tern/ der Gefahr dargebotten. Jn dessen gedachte der Kayser das angefangene/ vnd so ferꝛn hienauß geführ- te Werck fest zumachen/ auch die Staͤnde/ so wol auß Forcht vnd Schrecken seiner Vngnad vnd Waffen/ als auß Hoffnung einiges nebẽ Nutzes/ nach seinem Wil- len zulencken. Also gieng der außgeschriebene Reichstag an zu Regenspurg/ da- hin aber weder Sachsen/ noch Brandenburg in Person/ wie jnstaͤndig sie auch darzu ersucht gewesen/ nicht kommen wollen/ weil sie bereyt was anders kocheten/ so der Schwed soll anrichten vnd aufftragen. S iij Wie Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Wie zur selben Zeit die Gemuͤther getrennt vnnd geneygt gewesen/ entde- cket ein Quidam seinem werthen Freundt/ so viel jhm wissend worden/ mit diesen Worten. Woledler/ ꝛc. Jch hette zwar meinem versprechen gemaͤß/ wegen die- ses Tages/ darauff gantz Europa die Augen gerichtet/ vnd was darauff abgehan- delt worden/ E. L. eher berichtet/ wann ich nicht in meiner Abreiß von Regenspurg in Besuchung der liebsten Freunden/ etwas mehr Zeit verschliessen hette/ als ich nicht vermeynte. Da ich nun solcher Visiten vberhaben/ viel Geschaͤfften abge- lehnet/ die Verꝛichtungen abgelegt/ vnnd an diesem einsamen Orth Ruhe gefun- den/ als wann ich auß dem vngestuͤmmen Meer zum Hafen wer eingelauffen. Erinnere mich derowegen meiner Schuldigkeit/ vñ berichte/ nach dẽ der sehr grau- same Grund verderbliche Krieg vber zwoͤlff Jahr gewuͤtet/ vnd das liebe Vatter- land Teutscher Nation sehr hart gedrucket/ hatte es das Ansehen/ es wurde jeder- maͤnniglich den Frieden suchen/ wuͤnschen vnnd begehren/ mit sonderlicher Hoff- nung/ daß dieser Tag eben zu solchem Ende angestellt/ vnd auch außlauffen wuͤrde. Dann weil die Protestierenden/ die das eusserste biß dahin außgestanden/ vnd an- noch mit vber schweren Belegungen/ auch mit der Catholischen Kriegs Voͤlckern betrangt waren/ zumal die Catholischen selbst der vnbaͤndigen Kayserischen Sol- datesca Muthwillen mit Hertzbrechenden Thraͤnen erfahren/ ein abschewen an dem Kriegsbrast/ Schaden vnd Kosten gefangen/ vnnd an deß Bayerfuͤrsten/ als Generals/ Geltsuͤchtigen proceduren ein Eckel hatten: sagte man/ Pfaltz Neu- burg wolte von der Liga abstehen: Saltzburg aber/ weil er bey diesem Wesen nichts wieandere gebessert seyn koͤnde/ noch wie vor keine Contribution erlegen. Vnd dann Trier vnd Coͤlln von vielem erlittenen Schaden/ vnd der Spanier allzube- schwerlicher Nachbarschafft erzehlten: ware doch der Protestirenden Begehren/ in diesem von den andern vnderscheyden/ daß sie ohne Außred vnnd Bedingung fuͤr das allerꝛahtsamste hielten/ mann solte alles auffheben/ Frieden stifften/ vnnd das alte Vertrawen wieder anrichten: die Catholischen aber/ daß sie zwar zum Frieden geneygt/ doch nicht anderst darzu verstehen wolten/ als mit Restitution de- ren abgedrungenen Geistlichen Guͤtern. Hiebey ist ausser zweiffel zu glauben/ ein Frieden zuschliessen/ vnd deßwegen ein Reichstag zuhalten/ sey dem Kayser recht Ernst gewesen. Dann auch noch zu Wien/ als ein starckes Geschrey gieng/ man bemuͤhe sich nur mit Worten/ die Leuthe zubereden/ daß der Kayser Fried vnnd gut altes Vernehmen suche/ vnd den Reichstag vor ein fuͤgliches Mittel/ dahin zugelangen ergriffen: aber der Kayser werde gantz nicht verꝛucken/ sondern von ferꝛn befehlen/ vnnd nach eygenem Sinn regieren. Als nun dieses Jhrer Kay. May. zu Ohren kommen/ hat er den Graf- fen von Schwartzenburg/ Hoffmarschalcken/ mit rauhen Worten angefahren/ warumb er keine Verordnung thue/ daß Diener/ Bagage/ Waͤgen vnnd Schiffe/ sampt aller Notturfft zur Reyse in Bereytschafft stehen: eben seine Saumselig- keit vnnd Vnfleiß gebe dem Poͤbel Anlaß zu solchen Reden. So war der Kayser auch Dritter Theil. auch von Natur ein friedfertiger Fuͤrst/ sonsten deß Friedens gewohnt/ vnnd der nach seinem beywohnenden hohen Verstand die Abwechselung deß Gluͤcks: son- derlich bey lauffendem Kriegswesen reifflich erachtete/ demnach seine vielfaltige Trtumph vnd Siegszeichen mit einer erquicklichen Ruhe kroͤnen wuͤrde. Vnd wann das Kriegswesen sich durch gemessene Befehl nicht richten lasse/ solten im Widrigen die Verfassungen/ Contributionen/ Werbungen/ Vnbilligkeiten der Menschen Gemuͤther vielleicht so weit verbittern/ vnnd eussern/ daß sie auß Ver- zweiffelung nach vnziemlicher Rettung sich sehnen moͤchten. Dieweil aber etli- che zuviel Sorgfeltige sich selbsten/ vnd andern einbildeten/ das Hauß Oesterꝛeich trachtet nach der Monarchy/ gantz Europam/ ja alle vns bekannte Nationen vn- der sich zubringen: fiel der Poͤbel/ so jederzeit zum aͤrgern geneygt/ in solchen Arg- wohn/ der Kayser ziehe zwar auff den Tag/ aber nicht dem gemeinen Wesen zum besten: auch nicht/ daß er ein ziemlichen Frieden begehrte/ sondern theils darzu gezwungen/ theils daß er sein Hauß vnnd Stam desto besser befestigen koͤnne/ weil jhm gantz vortraͤglich worden/ daß man fein verfahren vnd Regierung/ biß dahin gut geheissen/ vnnd beliebet. Ob nun der bittere Neid/ oder wolmeinender Raht an diesem Wagen geschoben/ mag ein jeder erachten. Was nun etwas Kraͤfften noch im Reich hette/ das solte durch Krieges Last/ gleich durch einen langwehren- den Todt/ auch durch scharpffe Proceß bey der Kammer/ abgemattet/ außgesogen vnnd zu Grund gerichtet werden. Ein kluger Mann wisse sein Schantz vnnd Gluͤck/ welche der Kayser so ferꝛn nach Wunsch erhalten/ in acht zunehmen/ vnnd den Außgang/ wie das Wasser auff die Muͤhle/ auff den Nutzen zuweisen. Viel Ding werden vnder der Hand thunlich/ so zuvor vnmuͤglich geschienen. Die Pro- testirenden koͤnde man vor dißmal/ mit Huͤlff der Catholischen vnder die Oesterꝛei- chische Herꝛschafft bringen/ vñ hernach den Catholischen selbst das Joch auffbuͤr- den. Vnd solches wer nicht vnschwehr auß deß Graffen Ognata vom Hauß We- wara/ Spanischen Gesandten am Kayserischen Hoff Worten vnnd Reden/ auß dem geheymen Raht/ gegen seinen Vertrawten/ zuvermercken: der Teutschen Bischoffe Roͤcke seyen viel zulang/ man müsse sie abnehmen vnd beschneiden. V- ber diß solte/ wann je ein Frieden zu machen wer/ man den Reichstag nit anstellen/ sondern anderwertlich beschliessen. Dann auff dem Reichstag wuͤrden deß Kaysers Actiones syndicirt/ vnnd sein Ansehen geschmaͤhlert. Ein Monarch muͤsse herꝛschen/ vnd niemand anders/ dann jhm selbsten/ Rechnung thun. Dann daß man Teutschland mit Werbungen/ vnnd Kriegs Voͤlckern vberschwemmet/ einen Krieg nach dem andern angezettelt/ Contributionen aufferlegt/ Fürsten ver- jagt/ newe vnbekante Leuth/ vnnd zwar auß dem Hoff/ eingesetzt/ alles ohne/ oder auch wol wider Reichs Staͤnde/ vnd etwan auch der Churfuͤrsten selbst verwaltet vnd durchgedrungen/ wuͤrde schwer zuverantworten/ vnnd gar nicht zubeschoͤnen seyn. Vnnd wann auch schon der Kayser zum Frieden verstehen wolte/ muͤste er sich erinnern/ daß sein Herꝛschafft vnd Ansehen auff dem Gewalt beruhe/ vnnd in den Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ den Waffen bestehe: dieweil nicht wenig vnder den Staͤnden verbietert/ vnd der gemeine Poͤbel gantz schwuͤrig worden/ vnd dannenhero einen Machtlosen Kayser auß Raach angreiffen vnd stuͤrtzen moͤchten. Wie nun dergleichen Red- vnd Gegenreden im geheymen Raht laͤngst de- battirt vnd außgeecket/ were doch der jenigen Meynung/ so die Reyß vor nothwen- dig gehalten/ vorgedrungen: zumahl man die schwuͤrige Gemuͤther durch die lieb- liche Hoffnung eines guten Friedens nicht besser stillen koͤnde/ in dessen muͤsse man den Staͤnden einbilden: deß Frantzosen/ der Hollaͤnder/ vnd der Schweden feind- seliges suchen wer wider das H. Roͤm. Reich/ gar nicht wider das Hauß Oester- reich gerichtet/ darumb sie alle das jhrige beyzutragen schuldig/ allen frembden Gewalt abzutreiben/ vnd die Hoheit Teutscher Nation zubehaupten. So war am Tage/ daß der mehrere Hauff zwar gedaͤmpffet/ vnd zum Gehorsam kommen/ aber der Dienstbarkeit so geschwind nicht gewohnet/ sondern durch Erwegung deß vorigen Stands/ vnnd Vngedult gegenwertiger Zeiten/ ein ander jhre Be- schwerden klagten/ vnd verꝛeitzten mit hohen Anzuͤgen/ darauß ein grosser Brand mit der Zeit entstehen muͤste. Wann dann nun die Kayserichen in Preussen ei- ne Niederlag erlitten/ in der Velaw/ wie in einer Maußfall sitzen/ in Jtalien gros- se Noth litten/ Hertzogen Bosch vnnd Wesel verlohren gangen/ der Schwed auch im Anzug begriffen/ deme man offentlich recht gebe/ were auff deß Kaysers seiten eine hochwichtige Vrsach/ dem Reichstag in Person bey zuwohnen/ damit er sei- nen Sohn den Staͤnden zeigen vnd insinuiren/ demnach das Kayserthumb in sei- nem Hauß bestaͤttigen koͤnde. Also hatte jede Parthey ein sonderbahres Absehen vnd Getrieb zu diesem Reichstag. Der Vortrag bestund darinnen/ daß der Kayser kein Vrsach zum Krieg ge- geben/ vnd den Frieden nicht hindere: dieweil aber der vertriebene Pfaltzgraff des- sen allen Schuld trage/ solte man jhm alle Hoffnung seiner Restitution abschnei- den/ vnd wider alle Friedenstoͤrer ein Bund abfassen/ oder ferꝛnerer Bereitschafft sich vergleichen/ damit der Hollaͤnder Frechheit vnnd Rauberey/ die dann juͤngst dem Reich noch namhaffte Staͤtte entzogen/ ein Ziel gesteckt/ vnnd das verlohrne herwiederbracht werde. Vnnd weil der Frantzoß sich der Jtalianischen Haͤndel anmasse/ dieselben zuschlichten/ die jhme doch nicht gebuͤhren/ solte das Roͤm. Reich seine Gerechtigkeiten beobachten/ vnd dero Schmaͤlerung nicht ferꝛner dul- ten. Der Schwed hette kein Vrsach/ sich in das Teutsche Wesen zuflechten: dem muͤste/ im Fall die Tractaten zu Dantzig nichts verfingen/ den Eyfer neben dem Gewalt/ seine Frechheit zustraffen/ zeigen. Endlich solten die Staͤnde beraht- schlagen/ wie ein bestaͤndig Kriegsheer zuerhalten/ die Kriegsdisciplin zuverbes- sern/ vnd die Contributionen anzuschreiben weren. Als dieses anfangs vnder das gemeine Volck außkommen/ wurde viel vnd mancherley gesprochen/ sonderlich wann etwan ein passionirter/ wie ein Wind die Wellen/ den Poͤbel auffstuͤtzig machte. Jederman verwundert sich/ daß/ da der Dritter Theil. der Eingang vom Frieden gewesen/ der gantze Rest nur von Krieg vnd Contribu- tionen handele: das hiesse nemlich Frieden/ wann das Hauß Oesterꝛeich herꝛsche/ vnd jederman sich der Dienstbarkeit befleissige: dasselbe wisse wol fuͤrzuwenden der Boͤhmen Rebellion/ deß Pfaltzgraffen eingreiffen deß Manß felders vnd der an- dern Auffstand: brauche aber die Waffen/ so wider die Feinde ergriffen wordẽ wi- der deß Reichs Glieder. Man sey dennoch mit dem Dennmaͤrcker verglichen/ vnd vnderlasse nicht/ Soldaten zuwerben/ vnd die Staͤnde mit Contributionen zu- belegen. Ein Einfaͤltiger mercke/ daß das Priuatum durch deß Reichs Gewalt vnnd Kosten gesucht werde. Dann weder der Pfaltzgraff/ noch die Hollaͤnder/ weder der Hertzog von Nivers/ noch der Frantzoß oder Schwed sich an das Roͤm. Reich reiben/ sondern mit demselben in Vngutem nichts begehrten vorzunemen/ vnd allein jhre Waffen wider das Hauß Oesterꝛeich richteten. Vnd gesetzt/ der Pfaltzgraff hette das Koͤnigreich Boͤhmen vnbillicher weiß angegriffen/ vnnd Straff verdienet/ so habe man doch dieselbe ohn deß Reichs Vorwissen auffer- legt: dem Bayerfuͤrsten die Chur gegeben/ auch wol wider der Churfuͤrsten Wil- len/ vnnd deß Spaniers Gutachten/ man dorffte auch weiterprognosticiren/ das Reich wuͤrde zu keinem bestaͤndigen Frieden nimmer mehr gelangen/ wann Pfaltz nicht restituirt/ vnnd sein gantzes oder ein guten Theil am Land wieder erhalten: dann zuvorderst Ex vnd seine Kinder in so grosser Anzahl/ die Nachkommende mit gerechnet/ einem jeden vnruhtgen Kopff Anlaß zum Krieg geben koͤnten/ vnnd wachse der Neid bey den Protestirenden nur desto hoͤher/ weil sie ein solches Votum verlohren. Wann aber der Pfaltzgraff wieder zu dem Seinigen gelangete/ wuͤr- de die grosse vnnd schwere Macht bey Bayern geringert/ der Neid bey den Oester- reichern auffgehoben/ vnnd die Protestirenden aller Sorg entlediget. Damit a- ber Bayern sich nicht zuschaͤmen hette/ wann er die so thewr erworbene Dignitaͤt auffgebe/ besonne man sich/ jhme etliche Pfaltz Laͤnder eygenthumblich zulassen/ vnd die Chur/ dessen noch Exempel zufinden/ entweder mit Jahrsfristen/ oder durch Succession/ von einem zum andern zuhand wechseln. Die Hollaͤnder hetten sich zwar von der Spanischen Herꝛschafft frey gemacht vnd loß gefochten/ ehreten aber doch deß Reichs Majestaͤt vnnd hielten mit benachbarten Fuͤrsten/ auch mit den Catholischen gute Neutralitaͤt/ vnnd hetten dem Reich nichts entzogen/ als was Spanien zuvor jnnen gehabt/ oder zu jhrem hoͤsten Nachtheil jnnehmen wol- len: vnnd were ein erfolgte Raach/ weil der Kayser den Montecuculi/ ohne deß Reichs Bewilligung/ seinem Vettern zuhelffen/ mitten in Holland lassen einbre- chen. Man bemaͤntele den Jtalianischen Krieg mit deß Reichs Gerechtigkeiten/ werde aber mit Teutschem Gut vnd Blut/ dem Spanier zum besten gefuͤhrt: an- gesehen der von Nivers allezeit willig/ dem Reich Trew vnd Gehorsam zuschweh- ren/ welches dennoch nicht gelten wolle/ weil der Spanier keinen so nahen Fürsten leiden moͤge/ der den Kopff nach Franckreich hencke. Wider den Schweden het- te ja der Kayser dem Poln seinem Schwager ein maͤchtige Armada gesandt: vnd Dritter Theil. T dar- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ darmit dem Schweden gezeigt/ daß er sich feiner vertriebenen Vettern/ der Her- tzogen auß Meckelnburg solte annehmẽ/ zumal dieselbe vnverhoͤrter Weise verur- theilt worden. Vnd dieses war deß gemeinen Mannes Sage. Aber die Churfuͤrsten sprachen mit erhabener Stim/ von gegenwertiger Zeit Elend/ von der Soldatesca Vbermuth/ vnd vnerschwinglichen Contributio- nen/ dessen allen der newe Hertzog zu Mecklenburg/ sonsten genannt der Friedlaͤn- der/ General vber alles Kriegsvolck ein Vrsach were. Vnd verstunde der Kay- ser selbst wol/ daß der Diener genannt/ der Herꝛ aber gemeynt war/ zumal sie noch darneben erinnerten/ solcher Gewalt were biß dahin noch keinem Feldherꝛn einge- raumpt zufuͤhren: als auch dieses ohne der Staͤnde gutheissen geschehen. Die vnzehlige Kriegsknecht haben kein andern Feind/ als den Reichs Vnderthanen: die jenige angegriffen vnd verfolgt/ wider welche kein Krieg beschlossen: die Con- tributionen selbst gesetzt/ vnnd eussersten Gewalts erpresset/ den Reichs Abschieden schnur stracks zuwider. Der Brandenburger erwiese/ neben vnendlichem ande- rem Schaden/ vber zwantzig tausend Tonnen Golds an erlegten Contributions- geldern: der Hertzog auß Pommern legte vor/ daß im Fuͤrstenthumb Stetin al- lein zehen tausend Tonnen Golds erhoben worden/ vnd daß er ein Jahr lang/ vber den Droß/ die Buben vnd das vnnuͤtz. Gesindlein ein vnd dreysig tausend zu Fuß/ vnd siebentausend/ fůnffhundert vnnd viertzig zu Pferd muͤssen verpflegen. Der Landgraff zu Hessen Cassell docirte sieben Tonnen Golds/ in etlichen Jahren: der Wuͤrtemberger/ Monatlich hundert vnd zwantzig tausend Guͤlden/ die Nuͤrnber- ger/ Monatlich zwantzig tausend. Die vbrige Staͤnde klagten alle/ daß einer mehr/ der ander weniger geben muͤste. Sie tadelten auch deß Generals/ vnd al- ler Obersten Stoltz in Kleydung/ in guͤlden vñ silbern Geschirꝛ/ den vnglaublichen Vberfluß an Pferden/ vnd bletterten das Buͤchlein/ so dazumahl in den Haͤnden vmbgieng/ von deß Generals Hoffsordnung vnd dessen Aemptern/ da die hoͤchste Bestallungen hoͤher gestiegen/ als bey dem Kayser selbst. Seines praͤchtigen Hauses zu Prag wolt man nicht vergessen/ welches hundert andere Haͤuser ver- schlungen/ vnd von deß Reichs Beuten. Der Kayser entschuldigte alles mit den boͤsen Zeiten/ vnd deß Feindes Gewalt/ deme man den Sieg/ so in der einigen Be- haͤndigkeit/ bevorab injnnerlichen Zerꝛuͤttungen/ nicht anderst koͤnnen abgewin- nen/ als wann man die wol vnnd steiffgehaltene Ordnung ein wenig beyseit setze/ vnd vorbey gehe. Hierauffen hat man beyderseits mit vielen Schrifften sich gezweyhet: in welchen der Kayser nichts weiters suchte/ die Churfuͤrsten aber/ das General vnnd Soldatesca cassirt vnnd abgedanckt: mit dem Frantzosen vnnd Jtaliani- schen Fuͤrsten/ ja auch mit dem Schweden/ ehe er in Pommern anlaͤnde/ Fried gemacht/ auch deß Pfaltzgraffen Gesandten/ deme sie frey Geleyth zu handeln er- theilt/ zur Verhoͤr gelassen: vnnd kein Krieg mit den Hollaͤndern/ wegen so naher Nachbarschafft/ sagt Chur Coͤlln/ angefangen/ sondern die gantze Sach auff den allge- Dritter Theil. allgemeinen Reichstag verschoben würde. Also wurd von dem Kayser/ wider der Hoffschrantzen Danck/ erhalten/ daß beyde Freyherꝛn Johann Baptist von Werdenburg/ vnnd Gerhart von Questenburg/ die der Friedlaͤnder zuvor mit vn- saͤglichen Verehrungen eingenommen/ vnnd jhme die Stange zuhalten bewogen/ vnd eben auß diesen bewusten Vrsachen zu jhm abgeordnet worden. Vnd schie- ne anfangs/ sie hetten eine vberauß schwere Sach vber sich genommen: zumahlen ein Mann von tieffen Sinnen/ der deß absolutissimi imperij gewohnt/ von den groͤsten Fuͤrsten geehrt/ mit vnzaͤhlichem Reichthumb gefaßt/ wuͤrde ein so grossen Schimpff nit mit stillsitzen vertragen/ noch sich zu einẽ Buͤrgerlichen Leben von so hoher Stelle herunder begeben: zugeschweigen/ daß mancher jhn wegen verůbten Gewalts Gerichtlich oder sonsten antasten werde/ der jhn vnter Augen nicht wol doͤrffen im hoͤhern Stand ansehen. Vnd dann lieff das Hertzogthum Mecklen- burg in sehr grosse Gefahr. Wie nun jedermaͤnniglich mit Sorgen erwartete/ wo ein so wichtiger Handel hienlauffen solte/ zu einer newen Empoͤrung nemlichen/ thet der Friedlaͤnder/ welches vor ein groß Wunder auffgenommen ward/ dem Kayserlichen Befehl ein genuͤgen. Darauß etliche geschlossen/ er wer dem Kay- ser gantztrew/ vnd seinen Pracht mehr zur nothwendigen Kriegsdisciplin gefuͤhrt/ als zu deß Landmanns Verderben: wiche aber jetztmals dem Mißgunst/ zu seiner vergeblichen Rewe. Andere argwohneten/ man hette jhm heymliche vbergrosse Promessen gethan: ja man sagte/ die Chaldeische Sternkunst/ deren Meister/ den Kepler/ er vnder andern bey sich gehabt/ hetten diesen Raht gesehen vnd vorgeschla- gen. Endlich meynten etliche/ es kaͤme alles vom Kayser selbsten/ vnnd were der Frantzoͤsische Krieg mit einer breyten Hoffnung frischer Beuten/ jhm in seinem leeren Sinn herumb geflogen/ fuͤrnemblich da er zu Memmingen gleichsambim Kercker gesessen. Es mag nun dieses/ jenes/ oder ein anders gewesen seyn/ so schiene es doch einem Wunder sehr aͤhnlich/ daß beydes der Kayser/ den Churfuͤr- sten/ vnd der Friedlaͤnder dem Kayser gefolgt hat. Das andere/ so die Churfuͤrsten erhielten/ war/ daß man die Contributio- nen reducirt/ vnd der groͤssere Theil der Soldatesca abgedanckt worden. Dazu dann der Kayser versprochen/ kuͤnfftig keinen Krieg ohne der Staͤnde Verwilli- gung zufuͤhren: die Contributionen nicht nach deß Generals gutachten/ sondern nach jedes Krayses Schluß auffzusetzen. Vnnd endlich beschlossen/ der Kayser/ die Churfuͤrsten/ vnnd die Frantzosen den Jtalianischen Frieden/ der aber dem Spanier gar nicht wollen gefallen: weil der Hertzog von Nivers in Mantua vnnd Montferꝛat wurd eingesetzt/ die Heer beyderseits auß Jtalien abgefuͤhrt/ vnnd die Paͤß in den Bünden/ wie zuvor/ frey gelassen. Mit deß Engellaͤnders Gesan- den/ vnd deß Pfaltzgraffen Anwalt schlosse man nichts anders/ als daß der Pfaltz- graff zu Gnaden moͤge kommen/ vnd ein Theil seines Lands/ was der Spanier be- sitzt/ erhalten/ auch die Muͤlhausische Puncten erfuͤllen. Also haben wir/ zu vn- serm besten vnd hoͤchstem Gluͤck/ Gustavo Adolpho/ der Schweden/ Gothen vnnd T ij Wen- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Wenden Koͤnig es zudancken/ daß wir die Waffen noch fuͤhren/ von den Chur- fuͤrsten nicht vnderdruckt/ vnd der Clerisey Schlaven nicht sind worden. Dann als vnder wehrenden Strittigkeiten der Freyherꝛ von Donaw/ ohne Hoffnung zum Frieden/ auß Dantzig abgeschieden vnd der Schwed mit Heersmacht in Pom- mern eingefallen/ auch Stetin erobert/ vnnd die Kayserischen geschlagen waren/ meynte der Kayser/ jetzt hette er alle Gelegenheit/ die Teutsche Hoheit wieder zuer- heben/ vnd den Krieg mit Ernst fortzusetzen. Ein heymliche Forcht bey den Ca- tholischen als hette Gustavus/ kein so gar maͤchtiger Potentat/ ein solches Werck nicht ohne gewisse Huͤlff der vñ willigen Protestirenden/ oder auch andern Poten- taten/ vnderfangen: darumb sie nicht so sehr auß Lieb gegen dem Kayser/ als we- gen jhrer eygenen Gefahr dazu bewegt/ den Krieg/ vnnd schleunige Huͤlff be- schlossen. Mittlerweil vergasse man nicht/ auß hitzigem anhalten/ vnnd eusserstem Fleiß/ von der Wahl vnnd Kroͤnung eines Roͤmischen Koͤnigs zuhandeln/ doch sehr verdeckt. Der Fuͤrst von Eggenberg/ der wegen staͤtigen Zipperleins selten auß dem Bette pflegte zukriechen/ besuchte gleichwol die 4. Churfuͤrsten/ vñ der bey- den Abwesenden Gesanden/ jeden in seinem Losament/ vermeldet deß Kaysers Al- ter/ welches durch grosse Muͤhe sich abgemattet/ vnd dannenhero so vielen Kranck- heiten vnderworffen sey: ruͤhmete hoch deß Kaysers grosse Lieb gegen dem gemei- nen Wesen/ deme er nichts groͤssers mittheilen koͤnde: als ein guten Successorn: vnder einem Vicariat entstehe viel Vnheyls: das Hauß Oesterꝛeich hette sich so hoch bedient gemacht/ vnd wer Ferdinandus ein sehr dapfferer Herꝛ/ ꝛc. Vnd weil die Abwesende Churfuͤrsten hieruͤber keine Jnstruction ertheylet/ schrieb man jh- nen gleiches Jnhalts. Vnnd wurde der Churfuͤrsten Willfaͤhrigkeit vor so gar gewiß gehalten/ daß ein zu Hoff wolbekanter Medicus dem Vatter mit einem Poetischen Gedicht/ zu Nuͤrnberg gedruckt/ Gluͤck gewuͤnschet/ daß mit jedermans Wolgefallen die Kron Ferdinando III. wer auffgesetzt worden. Aber die Chur- fuͤrsten alle theten mit Worten grosse Zusag/ im Werck nichts: danckten fuͤr die trewe Vorsorg/ konden aber den Reichs Constitutionen zu wider/ jhme nicht also bald willfahren. Dann die Wahl behoͤre auff ein Reichstag/ darzu Zeit vnd gu- ter Raht noͤthig/ biß man zu Franckfurt am Mayn zusammen komme. Auch were dem gemeinen Ruff zu weichen/ damit es nicht das Ansehen vberkomme/ als sey die Wahl vnfrey/ mitten vnder deß Kaysers Waffen/ vnd mit Gewalt erpreßt. Also wurde dieser Streich listiglich abgewandt: das seye nun geschehen entweder auß Lieb gegen dem gemeinen Nutzen/ oder die Teutsche Freyheit zubeschirmen/ oder wegen deß Bayrfuͤrsten sonderliches Absehen: so ist doch bekant/ daß man sich auch hieran geaͤrgert/ weil Koͤnig Ferdinand auff der Gutschen/ in Zusammen- kunfften vnnd allenthalben/ die hoͤhere Stelle/ so jhm bey deß Vatters Lebzeiten nicht wollen gebuͤhren/ wie etliche sagten/ auß Ehrgeitz eingenommen/ dessen jhn auch der Vice Cantzler/ der von Stralendorff/ in geheym erinnert habe. Auch Dritter Theil. Auch gieng das Gesatz von der Majestaͤt hitzig fort/ vnnd wurden sehr viel vom Adel auß Francken vnd Schwaben/ auch am Rheinstrom angegeben/ daß sie mit dem Manßfelder/ Durlacher/ Halberstaͤtter wider den Kayser feindselige Waffen geführt: darvnder etliche nicht ehe erfahren/ daß sie im schwartzen Regi- ster stunden/ biß man nach jhnen gegriffen. Die Execution verꝛichtet Wolff Rudolff Ossa/ der ohnlaͤngst von der Graffen zu Hanaw Liechtenberg Diensten zu einem Hoffschrantzen worden. Vnnd weil die Jnstruction auch der Beschul- digten Guͤter begriffe/ widersetzten sich die Chur- vnd Fuͤrsten hefftig/ weil solche Edelleuth vnder jhr Gebieth geboͤrig/ truͤgen Lehen von jhnen vnd jhren Vor El- tern/ welche man jetzund zum Kayserlichen Fisco wolte einziehen: vnnd da ein sol- cher straffbar/ gebuͤhre die Confiscation/ auß vralter Kayserlicher Lindigkeit/ vnd gutem Herkommen jhnen allein. Aber der Kayser achtet solches einwenden nichts/ vnd lude durch diese Procedur den allergroͤsten Widerwillen auff sich: dieweil die Historien bezeugen/ daß auch die jenige Herꝛn/ so sonsten gar geringes Lobtragen/ dennoch bey Bestraffung deß Lasters der verletzten Majestaͤt/ nicht allezeit die jn- teressirte gesucht/ sondern manchmahl durch angemaßte Vnwissenheit mehr/ als durch harte Straffen verꝛichtet. Es mache jhm mancher nur desto mehr Fein- de/ wann er einen oder zween nicht leben lasse: die kluge Regenten/ so Frieden su- chen/ lassen viel Dieng vor bey streichen/ damit nicht auff ein newes herfuͤr breche/ was man mit grosser Muͤhe hiengelegt vnnd vergraben: gleich wie ein krancker schwacher Leib nicht mit vielen vnd hefftigen Artzneyen/ sondern mit der Ruhe wolle curirt vnnd zu recht gebracht werden. Der Fuͤrsten Thun vnnd Wandel muͤsse sich hecheln lassen/ vnd mache sich zumahl verhaßt/ wann einige Action dem Geitz nachstincke. Vnnd eben deßwegen habe Cosmus Mediceus, wegen seiner Klugheit ein sehr beruͤhmbter Fuͤrst/ der Verdampten Guͤter den Kindern vnnd Bluts freunden vberlassen. Darzu komme dann ein ander Vbel/ daß der Die- ner vnnd Commissarien Geitz/ ein so kriedliche Sach nur desto verhaßter mache. Nach deme aber die Hoffschrantzen Boͤhmen/ Maͤhren vnnd beyde Oesterꝛeich/ vnder dem Vorwand der Majestaͤt vnd verbottenen Religion/ durchsuchet/ vnnd ein hauffen armselige vom Adel auß jhren Vaͤtterlichen Guͤtern vertrieben/ spitz- ten sie sich auch auff die Reichsguͤter/ solche zuverschlingen/ vnnd liessen jhre vner- saͤttliche Begierd durch deß Kaysers Guͤte nur desto hungeriger spuͤhren: zumahl derselb seinen Dienern sehr vnderworffen/ also daß man mit geringer Forcht/ vnd grossem Nutzen/ etwas fuͤrtreffliches wol begehren vnnd erlangen konde. Vnnd hierzu gab Anlaß/ daß der von Werdenberg sich jrgend verlauten lassen/ deß Fraͤn- ckischen Adels Guͤter weren den geheymen Raͤhten/ wegen vieler hinderstelligen Besoldung/ vnd dann wegen vieler Mühe vnd aller getrewen Diensten verguͤnsti- get. Vnnd wie die Welt gesinnet ist/ eines andern Gluͤck zwerg anzusehen/ also gab es Verdruß/ daß etliche/ vnnd nicht jede/ namentlich der von Meggaw/ von Trautmanßdorff vnd der Abt von Krembsmuͤnster/ etwas von der Confiscation T iij darvon Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ darvon getragen/ vnnd noch den Graffen Tittel fuͤhreten: Also erachtet man mit gleichem Vnwillen/ beydes sein eygen Vnheyl/ vnd eines andern Gluͤck/ doch kon- de dieser reiche Fischzug auff keinerley weise gehindert werden. Jch glaub/ E. L. erwarten/ daß ich auch referire/ was von Restituirung der Geistlichen Guͤter sey verhandelt/ gezanckt vnd beschlossen worden? kurtz hievon zu reden/ so war dem Kayser gar nicht reputierlich/ daß er die Sach/ so er selbst eroͤrtert/ vnd durch ein außgelassenes Edict bekraͤfftigt/ nun einem andern solte heymstel- len: darumb hoͤrte man nichts/ als von einer Sach/ die sich in kein Zweiffel nicht mehr ziehen liesse. Doch ergiengen schier taͤglich Vrtheil wider Wuͤrtemberg/ Brandenburg/ Hohenlohe/ vnd Waldeck/ Straßburg vnd Nuͤrnberg/ die Geist- liche Guͤter abzutretten. Also sahe man Augenscheinlich/ daß die Zeit deß Pas- sawischen Vertrags vbel oder wenig galte/ vnnd daß glaubwuͤrdige Documenta den Sophistereyen weichen musten: wie es dann der Graff von Fuͤrstenberg/ des- selben Gerichtspr æ sident/ dem Brandenburgischen Cantzlar/ Caspar Vrban von Fleitsch/ der vber die Proceduren wider das Hauß Hohenlohe klagte/ vnverholen mit diesen Worten zuverstehen geben Fronte capillata est: post hæc occasio cal- ua. Gelegenheit traͤgt vornen Haar/ ist hinden kahl/ drumb nimb jhr wahr. Auch mir vnnd Georg Muͤllern in Vertrawen entdeckt: nach deme die Protestirenden gesehen/ daß sie die Geistliche Guͤter achzig vnd mehr Jahr besessen vnd genossen: folge/ daß sie der Clerisey eben so lange Jahr gedeyen/ vnnd koͤnden nach solcher verflossener Zeit wol wieder auff die Protestirenden kommen. Doch vberꝛeych- ten in den letzten Tagen deß Reichstages die Fraͤnckische vnd Schwaͤbische/ auch Saͤchsische vnnd Braunschweigische/ neben etlichen Staͤtten/ dem Mayntzischen Cantzlar eine Schrifft/ vnd erhielten zur Antwort/ wie weit ohngefehr die Catholi- schen darzu verstehen wuͤrden: darzu wurd der Monat Hornung/ vnnd die Statt Franckfurt benambt. Ob den Catholischen Ernst gewesen/ oder/ weil damahls von deß Churfuͤrsten in Sachsen/ vnnd etlicher in Francken heymlichen Werbun- gen/ von den Außspehern wurd angebracht/ vnnd groͤsser Auffstand zubesorgen sie vnder der Hoffnung eines Vertrags die Protestirenden wollen hinderhalten/ da- mit sie nicht zu newen Haͤndeln/ Hertzen vnnd Ohren oͤffneten/ kan ich nicht leicht- lich sagen: die Zeit wird alles entdecken. Vnd von diesem allem/ auch von deme/ was vnder den Haͤuptern der Liga/ von der Kriegsvoͤlcker Sold/ mehr zum schein/ als daß es gelten solte/ beschlossen sey/ will ich Muͤndlich/ so bald ich naher N. kom- me/ fuͤglicher erzehlen. Gott befohlen/ vnd mich deroselben zugefallen. Auß mei- nem Vaͤtterlichen Schloͤßlein N. den 12. Jenner 1631. Andere giengen weit zu ruͤck/ vnnd meynten/ man hette den Krieg vorsetzli- cher weise/ vnd von langer Hand in Boͤhmen angezettelt/ auch den Boͤhmen keine Ruhe gelassen/ biß sie die Waffen ergriffen. Es weren viel Sachen vnder Kay- sers Matthi æ Hand vnd Siegel befohlen vnnd vollzogen worden/ darvon erkeine Wissenschafft getragen/ ja sein Todschiene geschwind vnd vbereilt. Man hette den Boͤh- Dritter Theil. Boͤhmen zu Antrettung der Regierung anderst koͤnnen vnnd sollen begegnen/ als muth willigen Kindern etwas vbersehen/ vnnd zu dem ende den Zaum ein wenig schiessen lassen/ daß man sie wieder auff der andern Seiten vnder die Sporen braͤchte. Vnd als der Pfaltzgraff vberwunden vnnd verjagt/ den Krieg nicht in die Saͤchsische vnd Hessische Landen versetzen/ vnnd zur Weitlaͤufftigkeit kein An- laß legen/ oder frembden Potentaten/ ein Aug auff das Teutsche Wesen zuwerf- fen/ Vrsach geben/ weniger aber den vralten Streit vnnd Mißverstand/ vber dem Geistlichen Vorbehalt decidiren vnd eroͤrtern. Vnnd gleich darauff die Refor- mation so eyfferig vornehmen/ vnd mit Zwang der Militarischen Execution fort- setzen: sonderlich aber die Hertzogen von Mecklenburg jhrer Erblanden nicht ent- setzen/ noch die Staͤnde vnd Staͤtte/ wann sie nicht eben thun/ was ein Gelt-Ehr- vnd Regiersüchtiger Feldoberster begehrt/ vberziehen/ belaͤgern vnnd bezwingen. Daß nun der Pfaltzgraff/ vnnd die Meckelburgische vertriebene Herꝛn bey jhren Anverwanten vnnd Blutsfreunden sich vmb Huͤlff bewerben/ nach deme jhre de- muͤtige Erklaͤrungen nicht angenommen wollen werden/ sey nichts newes/ sondern juris naturalis \& gentium; wuͤrde auch mit der Zeit ein grossen Tumult abgeben: vnnd schien manchem wundersam vnnd gantz verblendet vnder die Augen/ daß die Evangelischen nicht nur auß Boͤhmen vnnd Oesterꝛeich vertrieben/ vnnd das Lu- therthumb auß denen Orthen verwiesen/ die von der Kammer Gerichtlichen/ den Catholischen zuerkannt worden/ sondern daß die so gut Evangelische Meckelbur- ger nicht vmb ein Haar besser wurden geschaͤtzt/ als die Calvinisten/ ja daß alle Pro- testirende einen Kamme zu jhren Buͤrsten sahen. Wegen deß Pfaltzgraffen het- te man sich nicht sonderlich zubekuͤmmern/ angesehen Engelland vnd Denumarck durch Guͤte/ oder Gewalt jhme/ als einem gantz nahen Blutsfreund zu recht helf- fen koͤnten: doch besonne sich Bayern alle seine Conquesten vest zumachen. Daß aber Pommern so gar hart mit Kriegeslastbelegt/ schiene zwar eine Notturfft wider deß Schweden feindseliges beginnen/ hette aber das ferꝛne außsehen/ die of- fene Seezufassen/ vnnd dieselbe reiche/ veste vnnd herꝛliche Landen/ vneracht der Brandenburgischen Antwort/ vnd Eventual Belehnung nach Absterben deß hin- derlassenen Hertzogen/ Sequester-Lehen- oder anderer weise/ einzuziehen/ vnd dem Hauß Oesterꝛeich anzuschaffen. Daß auch die Hollaͤnder man anzapffen solte/ fiel den Angraͤntzenden sonderlich vngeraͤumpt/ nicht daß sie dem Spanier seinen vralten Dominat vbersolche Land/ vnnd dem Roͤm. Reich seine wolhergebrachte Hoheit hetten vergoͤnnet/ sondern weil sie jhrer Haut forchteten/ sie wuͤrden den Ruͤcken muͤssen darhalten/ vnd vielleicht aller jhrer Herꝛlichkeit beraubet werden. Andere meynten/ die gemeldte Hollaͤnder wuͤrden sich in jhrem waͤsserichten Land gern halten/ wie die Krott vnder jhrem Schild/ wann sie Spanien nicht selbst auff deß Reichsboden verleytete: so solte es an jhrer Stewr vnd Gehorsamb vielleicht auch nicht mangeln/ wann sie einigen Schutz von dem Reich/ zu Handhabung jh- rer hergebrachten Privilegien hoffen solten. So wuͤrde auch der Frantzoß mit dem Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ dem Lothringer/ der sich an das Hauß Spanien vest gemacht/ ohne zuthun der Teutschen wol gebaaren: es wer dann Sach/ daß man die drey Stiffter/ Metz/ Tull vnnd Verdun widerumb wolte suchen. Jn welchem Fall leichtlich zuver- spuͤren/ daß Spanien die Hand mit im Spielhabe/ vnnd daß Oesterꝛeich/ nach Spanischem Exempel/ hierdurch suche in jmmerwehrender Verfassung zuste- hen: dahin dann auch gemeynt sey/ eine Macht im Reich zuhalten/ durch welche die Widerspenstige zu Chor zubringen/ vnnd die ergangene Vrtheil zuvollziehen weren. Andere aber beleuchteten diesen Vortrag auff widrige Manier/ vnnd gaben vor/ die Boͤhmen hetten jhren Majestaͤtbrieff nicht mehr vor eine Verguͤnstigung/ sondern vor ein Fundamental-Gesatz wollen brauchen/ vnd nach Belieben auß- dehnen/ zu Vndergang der Catholischen Religion. Vnnd weil keine guͤtliche Handlung bey jhnen statt funden/ hette Ertzhertzog Ferdinand/ jhr erwehlter vnd gekroͤnter Koͤnig sie billich mit den Waffen bezwingẽ müssen: bevorab aber/ da sich der Pfaltzgraff jhnen zu einem Haupt dargestellet/ vnd wegen der Religion newe Haͤndel angefangen hette. Daß aber nach wieder erobertem Koͤnigreich die Waf- fen/ nicht also bald niederlegen koͤnnen/ hette der von Manßfeld/ von Durlach/ von Halberstatt/ vnnd der Siebenburger verursacht/ als welche zwar jederweilen den sieghafften Oesterꝛeichischen Waffen weichen muͤssen/ aber jederzeitfrisch her- ankom̃en/ sich in Ost Frießland gesetzt/ den Westphaͤlischen Krayß beunruhiget vñ wol gar wieder biß in die Schlesien durchgedrungen. Wann dann der Nieder- Saͤchsische Krayß/ neben dem Koͤnig in Dennmarck/ sich solche abgedrungene Nothwehr/ die Feinde auß dem Koͤnigreich Boͤhmen/ vnd ferꝛn von der Kayserli- chen Residentz zuhalten/ jrꝛen lassen/ vnnd deßwegen in Mißtrawen/ ja zu offent- licher Feindthaͤtlichkeit gerahten/ were dem Kayser ja nicht zuzumessen/ wann man die Waffen nicht niederlegte. Daß auch die Meckelburgische Hertzogen jhrer Erblaͤnder entsetzt worden/ hetten sie mehr dann zuviel verschuldet vnd muͤste auch bey Einraumung der Geistlichen Guͤtern/ endlich die Jnstitz vordringen/ angese- hen auff keinem Reichstag noch sonsten in der Guͤte nichts zuerhalten/ biß dato ge- wesen. Wie die Benachbarte Patentaten aller Enden das Reich geschmaͤhlert/ vnnd beropffet/ war bekannt: das koͤndte bey dieser Begebenheit wieder zu seiner vorigen Majestaͤt vnd Herꝛlichkeit gelangen/ als dann die Historien bezeugen/ daß zwar das Roͤ. Reich nit leichtlich zu den Waffen gegriffen/ vnd etwan eine gerau- me Zeit der Vnbillichkeit nachgesehen/ aber endlich ein Ernst gemacht/ vnnd das verlohrne mit Lust vñ Gewinn wieder her bey gebracht. Vnd nach deme die Staͤn- de dem Kammergericht so wenig pariren/ vnnd sich der Execution mit Macht wi- dersetzen/ auch zu Behauptung jhrer vngerechten Sachen sich mit frembden Po- tentaten verknipffen/ were nichts billichers/ noch nutzlichers/ als dem Rechten ei- ne Handhab zumachen/ vnnd mit der Execution schleunig zuverfahren/ wie ein je- der Potentat vnder den seinigen/ ohne Absehen vnd Maßgebung der Benachbar- ten Dritter Theil. ten zuthun befugt ist vnd auch zuthun pflegt. Was Spanien belangt/ erhellert bey vielen mehr Mißgunst/ als Leutseligkeit/ wann die rebellische Erb. Vndertha- nen mit Gewalt solten zum Gehorsam zubringen seyn/ welche alle vnd jede Poten- taten in vblichem Gebrauch hetten. Es erhub sich aber ein allgemeine Klag von allen Enden vnd Ecken deß Roͤ. Reichs/ mit einem wundersamen Wiederschall vnd Echo. Der Hertzog in Pom- mern fuͤhrte eine vnglaubliche Klag vber die Soldatesca/ vnder andern daß das Land bey angehenden Einquartierungen solchen Vberfluß gehabt/ daß die Offi- cieror jhre Taffeln auff vierzig Trachten vnd Schuͤsseln gesetzet/ nunmehr aber der gestallt eroͤset/ daß sie jetzt mit sechs Essen/ wegen der Vnmuͤglichkeit gern vor lieb nehmen. Die Churfuͤrsten wolten deß Friedlaͤnders Jnsolentzten vnd hoch- trabendes Verfahren/ zu Nachteil jhrer Hoheiten/ nicht ferꝛner duldten: zumahl derselbe auch Kayserlicher Majestaͤt offene Mandaten wenig/ vnnd nicht anderß beobachtete/ als wann es jhme gefaͤllig/ oder hette heymliche Brieff/ die Staͤnde zu verschimpffen. Vor andern brachte Chur Sachsen vor/ der Kayser solte neben Verleyhung der Saͤchsischen Lehen/ darumb er thete vnderthaͤnigst anhalten jhm seinen Kriegskosten erstatten/ die Religion vnd das gemeine Wesen in den vori- gen Stand/ ehe der Krieg angangen widersetzen/ die Statt Augspurg namentlich/ das Edict wegen der Geistlichen Güter auffheben/ vnnd die Kriegs Obersten zur Rechnung der erhabenen Contributionen vnd erpreßten Geldern anhalten. Dar- auff Jh. K. M. geantwortet/ das erste Begehren solte geschehen/ im vbrigen wolte er dem Passawischen Bertrag gemaͤß verfahren. Endlich solt vnnd muste der Friedlaͤnder sein hoͤchste Gewalt vber die Soldatesca resignieren/ vnnd dem Tilly Platz machen: hatte aber darneben noch diesen heymlichen Wolgefallen/ daß der Kayser den Generalat nicht dem Churfuͤrsten in Bayern/ der solches jnbruͤnstig verhoffete/ vnd wegen der Chur Pfaltz auch Billich vnd Recht erachtete/ vnd eben deßwegen jhm diesen Stein gestossen/ sondern dem Tilly/ jhm ohne Respect zuge- biethen auffgetragen. Es wurde zwar eine Reformation vnder den Kriegsvoͤl- ckern beliebet/ welche aber den Last vmb ein sehr geringes erleichtert. Noch hatte Kayserliche Majestaͤt ein ander Absehen/ vnd meynten vnder der Hand den Koͤnig in Hungarn zum Roͤmischen Koͤnig den Staͤnden zu insi- nuiren/ vnd seine vnd andere Oesterꝛeichische Printzen/ wie bereyt durch deß Bapst Verguͤnstigung mit dem Ertz Stifft Magdeburg geschehen/ bey den Ertz Stiff- tern Mayntz vnnd Trier in die Coadjutoreyen zubringen/ wie etwan hiebevor das Hauß Brandenburg/ vnnd gegenwertig das Hauß Bayern theten. Es wolten aber etliche vnder den Staͤnden/ sonderlich Trier/ die Sach nit verstehẽ/ vñ besorg- ten sich/ das Kayserthum moͤcht dem Hauß Oesterꝛeich Erblich anwachsen/ vñ die Ertz Stiffter Eygenthumb werden/ solche entweder bey Stam vnd Namen durch Mittel der Coadjutoreyen/ zubehalten/ oder in Weltliche Chur- vnnd Fuͤrsten- Dritter Theil. V thum- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ thumber zuverwechseln/ gleich wie in Spanien die Clerisey jhr Einkommen er- haͤlt/ dem Gottes Dienst abwartet/ vnnd der Weltlichen Regierung sich ens- sert. Mit dem Koͤnig in Schweden hatte es diese Meynung/ daß er ein frewdiger Kriegsmann sich in den Waffen von Jugend auff geuͤbet/ mit den Moscowitern/ vnd Daͤnen offt geschlagen/ doch endlich zu seinem Ruhm vnd Nutzen verglichen: letzlich auch mit den Polacken abgeworffen/ vnnd jhre Macht/ so in Reuterey/ vor der Faust/ vnd in der Hitze den Handel außzutragen/ mehrentheil bestehet/ auff ein newe Manier/ die weder in Poln/ noch Moscaw biß dahin vblich gewesen/ mit Er- oberung benambter Staͤtte vnd Landschafften hindertrieben/ vnd zum sechsjaͤhri- gen Stillstand vermoͤget. Dann er verwahret jmmerzu den Ruͤcken/ vergrub sich auff der stund wider die Reuterey/ spintisirt seine geringe Macht durch List vnd Vortheil zuverstaͤrcken/ vnd der Gegenparthey wo nicht zu starck/ doch gleich zu- machen/ schier nach der vralten Romanischen Kriegskunst. Er sahe in die fer- ne/ was es in Teutschland geben moͤchte/ vnd da die Evangelischen daselbsten sol- ten vnden liegen/ wuͤrde sich der Polack verstaͤrcken/ vnd an jhme raͤchen: Darumb gedachte er Teutschland vnbekanter Weiß zu durchwandern/ vnnd dessen ein Au- genmaß zunehmen: wie er dann nach Heydelberg selbst zu dem damaligen Statt- halter/ nicht anderst als deß Pfaltzgraffen in Schweden/ (seiner Halbschwestern Ehevogt) Hoffjunckern einer/ jhm allein bekant/ sich verfügt/ vnnd deß biß dahin zumahl gering geschaͤtzen Koͤnigreichs Schweden Macht/ etlichen vbermuͤhtigen Schrantzen das Maul zustopffen/ demonstrirt/ vnnd herauß gestrichen. Sein Jntent war/ den Krieg auß Lieff- vnd Churland/ von der Littaw vnd seinen Pro- vintzen nach Muͤglichkeit abzuhalten/ vnd ein Schaͤntzlein auff frembdem Boden zuwagen: wol versichert/ daß jhn kein Potentat/ er wolte dann sich alles Heyls verzeihen/ biß in Schweden/ im Fall er den kuͤrtzern zoͤge/ verfolgen solte: hienge- gen aber seine Reichs Vnderthanen durch den guten sanfften Lufft/ die vberfluͤssi- ge Guͤter/ vnnd alle Wolfahrt deß Teutschen Bodens/ sich würden zum fechten leichtlich anfristen lassen. Zum wenigsten stunde er in der Hoffnung/ die sechs Jahr vber deß gemeldeten Stillstands mit Poln/ seine Voͤlcker solcher gestallt in der Kriegs Vbung zuerhalten/ vnd bey dem Spiel zwar wenig oder gar nichts ein- zusetzen/ aber ohne Gewinn nicht abzuziehen. Die Gelegenheit kam jhm wol zu Paß/ daß man seine Gesandten bey den Versamlungen der Hansee Staͤtten/ vnd anderer Tractaten nimmer zugelassen: die Seehaͤfen jhme gesperꝛet/ vnd andere nothwendige Commercien versagt: den Arnheim dem Koͤnig in Poln zu Huͤlff gesannt/ der jhm in einem heissen Treffen so bang gemacht/ daß er sein Wehrge- henck sich ledig zuwuͤrcken/ vber den Kopff gestreyfft/ vnd damit sein Castoren Hut dahinden gelassen/ den er wieder zusuchen vermeynte: seine Anverwanten/ die Her- tzogen von Mecklenburg/ jhrer Erblaͤnder entsetzt/ vnd aller Gnaden verlustigt ge- machteseine Glaubensgenossen in Teutschland/ vnnd Angehoͤrige/ mit geschwin- den Dritter Theil. den Processen/ mit dem Edict/ vnd mit der eylfertiger Execution beschwert vnnd verdruckt: dem Friedlaͤnder den Tittel vnd die Herꝛschafft vber die Ost See gege- ben: vnnd solches alles zubehaupten/ die Statt Stralsund mit einer vnnoͤhtigen Belaͤgerung geaͤngstigt: den Koͤnig in Dennmarck in die enge gebracht/ daß der- selbe mit Muͤhe sich selbst retten/ vnnd auß dem gedraͤng herauß wicklen koͤnnen: mit Beschliessung der Seehaͤfen vnnd Stroͤme/ dem gantzen Teutschland Faͤssel vnd Bande angelegt/ den Benachbarten aber ein Brill/ oder Naßband auffge- bunden: zumal auch jhm endlich von dẽ Reichstag geantwortet/ aber den Tittel ei- nes Fuͤrsten/ vnd nicht eines Koͤnigs gegeben: vnd seine Schreiben an den Fuͤrsten in Siebenbuͤrgen/ wider aller Voͤlcker vnd gemeiner Ehrbarkeit Recht vnnd Ge- wonheit auffgefangen vnd eroͤffnet. Hierauff vnderꝛedet sich Gustavus Adolphus/ Koͤnig in Schweden/ mit Christiano IV. Koͤnig in Dennmarck/ vnnd versichert sich seiner guten Nachbar- schafft/ deme er so viel besser trawen koͤnnen/ weil derselb nunmehr abgemattet/ vnd seine Staͤnde zu einem newen Krieg so leicht nicht bewegen wuͤrde: zumahl auch mit der Statt Hamburg wegen jhres territorij, Beherꝛschung deß Elb Stroms/ vnd Auffrichtung oder Steigerung newer Zoͤlle/ in feindliche Kriegs Verfassung gerahten: nahm also die Statt Stralsund in seinen Schutz/ den er auch also bald mit huͤlfflicher Hand geleystet: schrieb an die Churfuͤrsten deß Roͤm. Reichs/ be- klagt sich vieler gelittenen Schmach/ vnd gab Vrsach seines Vorhabens. Chur- Brandenburg liesse auff dem Reichstag mit vielen Vmbstaͤnden vortragen/ daß der Schweden Macht vnd Muth keines wegs gering zuschaͤtzen/ sondern hoͤchstes fleisses abzuwenden were/ damit solche in jhrem rauhen Land gantz arme Voͤlcker/ wie alle Historien bezeugten/ nicht Europam vberschwemmeten/ vnd an Teutsch- land den Anfang maͤchten/ zumahl vnder einem dapffern Haupt vnnd Koͤnig/ der sein Schul Recht außgestanden/ die Consilia allein fuͤhrte/ vnd vorn an der Spitze sich jmmer finden liesse: konde aber mit Muͤhe nicht mehr erlangen/ als daß Han- nibal Freyherꝛ von Donaw/ im Namen deß Kaysers nach Dantzig kommen/ mit dem Koͤnig in Schweden zutractieren: der sich aber mit Tractaten nicht auffhal- ten lassen/ sondern vnder demselben ein starcke Huͤlff/ sampt anderer Notturfft/ nach Stralsund gesand/ vnd die gantze Jnsul Ruͤgen in sein Gewalt gebracht: vnd ob schon die Kayserischen dem Hertzogen auß Pommern/ Goͤrtz vnnd Greiffenha- gen abgetrungen/ doch hiengegen mit nicht gar grossem Heer in Pommern ange- laͤndet/ wie ein Donnerstrahl durchgebrochen/ die Jnsul Vsendom/ Statt vnnd Schloß Wolgast/ Wollin/ Cammin/ Golnaw/ vberwaͤltiget/ Stetin durch halb gezwungene Tractaten/ Stargart aber mit Gewalt erhalten/ dessen allein sich der Hertzog auß Pommern bey Kays. Mayst. aber vergeblich entschuldiget: auch den Kayserischen solchen Schrecken eingejagt/ daß sie auß vielen Orthen ohne Noth gewichen/ vnd in dem Land Mecklenburg Rostock/ auff der andern Seit Colberg/ vnnd vor sich Greiffenhagen befestiget/ welches letztere dennoch in diesem Jahr V ij durch Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ durch die Schweden bezwungen/ die andere beyde aber mit der Zeit erobert wor- den. Es verstunde der Koͤnig in Schweden gar wol/ daß ein solches Garn sich nicht so leichtlich abhaspeln/ vnnd daß der Kayser seine vbrige Voͤlcker auß Poin/ vnnd auß Jtalien zusammen fuͤhren/ auch auß den Spanischen Provintzien/ wie nit weniger auß Teutschland die Armeen in solcher Zahl/ als er etwan seine Rot- ten/ darstellen vnd versetzen wuͤrde: vnnd weil jhm nicht vnwissend/ daß alle Evan- gelische Staͤnde an deß Kaysers Procedur ein Mißfallen trugen ja sich nach vnd nach jhres Verderbens zubefahren hetten: darumb zog er Christian Wilhelm/ Marggraffen zu Brandenburg/ Administratorn zu Magdeburg/ vnd Coadjntorn zu Halberstat leichtlich an sich/ weil diese beyde Stiffter jhme abgesprochen/ vnnd sonsten vergeben waren/ daß derselb sich in Magdeburg begab/ vnnd mit Kriegs- macht Hall/ Moritzburg/ Manßfeld/ vnnd andere Orth einnahm vnd den Kayse- rischen anderwertliche Haͤndel anlegte: wurd aber bald eingethan/ vnnd in Mag- deburg belaͤgert/ davon drunden. Hertzog Frantz Carlen von Lawenburg/ richtet auch eine Armee an der Elb/ erobert Lawenburg/ Neuhusen/ vnnd Ratzenburg: wurd aber vom Pappenheimer geschlagen/ vnnd auff dem Wasser sich zuergeben genoͤthiget. Vnnd weil es dem Schweden etwan in Teutschland moͤchte Fehl schlagen/ daß die Gemuͤther sich nicht koͤnten zu seinem Vorhaben bezeugen/ oder durch vberfuͤhrten Gewalt/ von jhme wieder abgerissen wuͤrden: macht er sich Franckreich zum Freund: ja zum Bundsverwanten vnd Nothhelffer/ dieweil be- kant/ daß Spanien/ als bey Zertrennung der Vnion geschehen/ das Roͤm. Reich auff derandern Seiten angreiffen/ vnnd vnder sich bringen/ endlich auch ein grosse Macht/ die Franckreich eben so wol zubefoͤrchten hette/ zu den Kayserischen stossen wuͤrd/ die jhm allein zuschwer fallen/ getheylt aber nicht vnvberwindlich scheinen koͤnte. Vnder diesem Verlauff war Bethlehen Gabor gestorben/ vnnd Ragotzy an seine Stell kommen/ der dann bey seiner newen Regierung zu Hauß Haͤndel gefunden/ daß er sich deß Hungerischen Wesens annoch nicht koͤnnen annehmen. Es verstarb aber auch Johan Jacob Graff von Anholt/ vñ der Hertzog Colaldo: so wurd Duca Sauelli etliche mahl in Pommern geschlagen/ vnnd gieng das Hertzog- thumb neben dem Land Mecklenburg vor die Kayserischen verlohren: welches dem Friedlaͤnder im Hertzen wolgefiel/ vnd Hoffnung machte/ man wuͤrde seiner noch mit der Zeit bedoͤrffen vnd begehren/ sonderlich da Tilly jrgend eines auff die Finger solte bekommen. Wie aber sonsten dergleichen bevorstehende/ blutige Kriege/ vnnd jaͤmmer- liche Lands Verwuͤstung/ durch vorgehende prodigia, Zeichen/ vnnd Wunder/ gleichsamb als Vorbotten der Goͤttlichen Zorn Ruthen/ jederzeit angekuͤndiget worden/ also hat es bey Eingang dieses dreyssigsten Jahrs/ daran auch nicht er- mangelt. Gestallt dann den 25. Jenners/ in der Nacht/ nach S. Pauli Bekeh- rungs Tag/ auff welchen vnsere Vorfaͤhren/ in diesen vnnd anderen Sachen/ ein sonder- Dritter Theil. sonderbares Augenmerck gehabt/ an vnderschiedlichen Oerthern in Teutschland/ wie auch in der Schlesien/ seltzame chasmata, von widerwertigen/ mit einander streitenden Kriegheeren erschienen: also teutlich/ daß man auch die Trouppen von Reutern vnd Fnßvolck/ die Fahnen vnd Cornetten/ den Blitz vnd Rauch von den loß gebranten Stücken/ Mußquetten vnd Pistolen/ ja die Piquen vnd Langespieß/ welcher gestallt sie solche Anfangs/ in gestallt vnzahlbarer weisser Stroͤmlein auff- recht gefuͤhret/ bald gegeneinander gefaͤllet/ gesehen: wie auch nicht weniger das Gethoͤn der Waffen/ praßlen der Pferden/ donnern der Stuͤcke/ vnnd krachen der Musquetten vnnd Pistolen/ gleichsamb von weitem/ mit grossem Schrecken vnnd Verwunderung der Leuthe gehoͤret worden. Ebenfalls hat zu Geißmar in Hessen/ etwan dritthalb Meil von Cassel gelegen/ ein Tillischer Soldat/ in der Nacht Blut angefangen zuschwitzen: dessen sein Camerade beym Mondschein gewahr worden/ daruͤber erschrocken/ vnd dem Wirth/ ein Liecht zubringen geruf- fen. Da sie den angeregten Soldaten matt/ die Leilachen voller Blut/ deß glei- chen seine Seiten gantz Blutig gefunden. Vnnd ob sie wol das Blut von jhm abgewischet/ hat er doch jmmerforth vnd mehrgeschwitzet/ biß es etwan nach einer Stunde auffgehoͤret. Es zuͤndet sich aber ein ander Fewr an/ welches so lang heymlich glimmete/ biß es durch der Schweden Einbruch Lufft bekame. Dann der Kayser wolte weder durch Bitt/ noch Erinnerung sich bewegen lassen/ von der Execution deß einmal auß gelassenen Edicts wegen der Geistlichen Gůter/ so den Evangelischen ein vnertpaͤglicher Last war/ abzustehen. So wurden auch die nachdenckliche Confiscations Proceß in Francken/ Schwaben/ vnd am Rheinstrom/ wider die je- nige/ so sich deß Manß feldischen/ Badischen vnd Braunschweigischen Vnwesens theilhafftig gemacht: durch den von Ossa mit sonderer Schaͤrpffe forthgetrieben. Die Kriegs beschwerden hatte der Kayser zu lindernwol Hoffnung gemacht: doch besorgten die Evangelischen/ es doͤrffte schwerlich ein gewieriger/ vnnd jhnen fuͤr- traͤglicher Effect darauff erfolgen: konden sich also leichtlich einbilden/ daß die Last deß jetzt beschlossenen Schwedischen Kriegs/ meistentheils auff sie ankommen doͤrffte. Derowegen etliche der vornembsten Evangelischen Chur Fuͤrsten vnnd Staͤnden Abgesandte schon damalhn zu Regenspurg das Fundament zu so tha- nem Werck etlicher massen gelegt/ welches jhre Principaln folgendes Jahrs zu Leipzig vollzogen: worinnen sie durch die Schwedische Emissariosgestaͤrcket wor- den. Sie sahen zwar wol/ daß der Religion Bedrangnuß anderst nicht abzuhelf- fen: noch die sinckende teursche Freyheit wieder auff die Beyn zubringen were/ als wann jhre Principalen eine dapffere Resolution ergriffen/ vnnd sich in gute wuͤrckliche Verfassung stelleten. Allhie aber stunden sie an/ weil der Schwed mit seiner Armee noch sehr weit/ vnnd ferꝛn: die Kayserische hiengegen in gantzen R eich den Meister spieleten/ vnd jhnen auff dem Dache lagen/ wie die Sach anzu- V iij greiffen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ greiffen/ damit die Evangelische mit jhrer Defension auffkommen/ vnd sich in gu- te Postur stellen koͤnden/ also daß sie von dẽ Kayserischen daran nit verhindert wuͤr- den? zu dem hatten die Evangelische Staͤnde auff den Churfuͤrsten zu Sachsen/ als das Haupt gleichsam/ vnd maͤchtigsten vnder jhnen allen in Teutschland: der auch beym Kayser/ jhrem vermeynen nach/ in grossem Respect/ ein sonderbahres Absehen/ vnnd wolten ohn jhn sich keines Dings vnderfangen. Darumb sie kei- nen fuͤglichern Weg funden/ als gemelten Churfuͤrsten zu einem dergleichen De- fensions. (oder new Vnions) Wercke/ vor die Evangelische Religion vnd teut- sche Freyheit/ zubewegen vnd in den Harnisch zubringen. Dann diesem wuͤrde der Kayser nicht stracks gerade zu vor den Kopff stossen/ oder mit Gewalt (wie et- wan gegen andere) sondern mit grosser Consideration wider jhn verfahren/ vnd er also Zeit/ sich in Postur zusetzen/ gewinnen: auch solches vmb so viel desto leichter/ weil dessen Land nicht/ wie anderer Evangelischen/ mit Kayserlichen Einquatie- rung beleget. So wer auch dessen Macht dergestallt considerabel/ daß er ein recht Fundament zu solcher Verfassung legen koͤnde: mit welcher/ wann andere benach- barte Evangelischen sich conjungiren theten/ sich hernachmals/ sonderlich vermit- telst der Schwedischen Assistentz/ Huͤlffe vnd Zuthun/ den Kayserischen die Wa- ge vnd Balance zuhalten gnugsamb vermoͤchten: deß vielgeltenden oberwehnten Respects/ welchen alle Evangelische in Teutschland auff Chur Sachsen truͤgen/ zugeschweigen/ der so bald nicht wuͤrde Lermen blasen/ daß nicht jederman zu Pferd sitzen/ vnnd keiner der letzte wuͤrde seyn wollen. Ob nun wol die Evangelische Staͤnde alle in gesampt/ vnd ein jedweder vor sich absonderlich/ jhre Gravamina/ Drangsal vñ Beschwerden/ womit sie von dẽ Kayserischen beleget/ vnnd gepresset waren/ an den Churfuͤrsten zu Sachsen vielfaltig gelangen lassen/ auch etliche der Staͤnde Abgesandten/ zeit wehrenden Collegialtags/ zum Churfuͤrsten selbst ge- reyset/ jhn durch alle Mittel/ daß er sich der Evangelischen Staͤnde wuͤrcklich an- nehmen/ vnnd in eine Verfassung stellen moͤchte/ zubewegen angesuchet vnnd jhm seine eygene Gefahr vielfaltig zugemuͤth geführet: wolte doch solches mehr nicht bey jhme verfangen/ als daß er sich erklaͤret/ alles dem Kayser bester massen zu re- monstriren/ vnd bey demselben intercedendo beweglich einzukommen/ damit den Grauaminibus der Evangelischen Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnden foͤrderlichst/ der Billichkeit gemaͤß/ abgeholffen werden moͤchte: biß endlich eine vornehme gewis- se Person/ so bey dem Churfuͤrsten damals in grossem Credit gewesen/ eine Reyse zu jhm gethan/ vnnd jhn dahin disponiret/ daß er verwilliget/ einen allgemeinen Convent der Evangelischen Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde naher Leipzig außzu- schreiben/ vnd von derselben Notturfft außfuͤhrlich/ daselbst zutractiren/ vnnd zu- handeln. Wegen der Calvinisten gab es was nachdenckens/ ob man sie auch be- schreiben solte/ in welchem fall sie ohne zweiffel jhre laͤngst geschehene Warnun- gen herfuͤr ziehen/ vnnd abermahls das Directorium wuͤrden fuͤhren wollen: ja durch dieselben moͤchte der Kayser zuverbittern seyn/ als nehme man sich der Re- bellen Dritter Theil. bellen vnd Meuthmacher an/ vnd ins kuͤnfftige vnder den Protestirenden beyder- ley Gattung/ wie wißhero/ keinen Vnderschied mehr machen. Dieweil man aber auff Chur Brandenburg vnnd Hessen Cassel/ wegen jhrer bewusten Macht/ ein Absehen genommen/ auch forgen muͤssen/ selbige koͤnden sich an Franckreich/ oder die Hollaͤnder schlagen/ ließ man die gedachte Calvinisten auch einladen vnnd be- schreiben. Als nun die Staͤnde erschienen/ wurd beschlossen/ wegen der Strit- tigkeiten vber den Geistlichen Guͤtern/ die guͤtliche Handlung mit den Catholischen forth zusetzen/ wegen der Kriegsbeschwerden aber/ an den Kayser beweglich zu- schreiben/ alles in vorigen Stand/ sonderlich die Statt Augspurg wieder zusetzen: da dann die Brandenburgische/ nebenden Cassellischen mit den Saͤchsischen eine vnvorgreiffliche Conferentz gehalten/ die Lutheraner mit den Reformierten zu- vertragen: brachtens auch ziemlich weit/ biß auff etliche wenige Artickel/ vnnd schlossen/ einander alle Christliche Liebe ins kuͤnfftig zuerzeigen: welches aber den Eyferern oder Zancksuͤchtigen nicht gefallen wollen/ als ob man beyderseits heu- chelte/ vnd nicht rund herauß fuͤhre/ darumb auch so viel als nichts hiermit außge- richtet worden/ sondern mit der Zeit diese Frage außgebruͤtet/ ob man auch wegen der Calvinisten auff Lutherischer Seiten/ im fall das Lutherthumb versichert we- re/ ein einig Pferdt satteln/ ein Speer brechen/ ja gar ein Strohalmen auffheben solte. Jn dessen feyrete der Koͤnig in Schweden nicht/ vnd begehrte an die Staͤn- de zu Leipzig/ eine voͤllige Conjunction/ vnder gewissen Recessen: oder doch/ ein Monatliche Geltstewr/ vnd den Catholischen die Einquartirungen vnd Werbun- gen zuversagen/ jhme aber zuverstatten: vnd zum wenigsten die particular Staͤn- de auff seine Seiten zubringen. Chur Sachsen blieb nur in generalibus, lobte den Koͤnig in Schweden/ wolte dessen Huͤlff sich in allen Noͤthen versichern/ vnnd dennoch den Kayser nicht offendiren: die andern waren dem Schweden wol zuge- than wann sie nur zu wuͤrcklicher Verfassung/ vnnd naͤherer Alliantz Lufft haben koͤnden. Nun war Magdeburg vnder dessen belagert/ vnd konde beyden Theilen/ der jhrer maͤchtig gewesen/ grossen Vortheil thun. Chur Sachsen ließ vnver- merckter Weiß/ etwas Proviant durch sein Land den Magdeburgern zukommen/ wolte sie aber nicht entsetzen/ vnd kondte sich mit dem Koͤnig/ der den Ruͤcken frey wolt haben/ vnd deßwegen die Vestung Spandaw dem Brandenburger/ auff Zeit vnnd Maß abgehandelt/ daruͤber nicht vergleichen: welcher gleichwol jhnen den von Falckenberg/ einen wolversuchten Obersten/ die Gegenwehr bester massen an- zuordnen/ zugesand hatte. Es giengen aber in der Statt viel vnd grosse Fehler fuͤr/ welche das eusserste Verderben vber sie gezogen haben. Dann erstlich man- gelte es an Gelt/ vnnd Quartieren vor das Kriegsvolck/ darumb die Bloquirung frisch angangen/ vnnd wenig Volck sich in der Statt Diensten zubegeben Lust be- kommen. Darnach thet der Administrator/ wider deß Koͤnigs erinnern/ die Arm zu weit auff/ fassete mehr/ als er halten kond/ vnnd vertheilte seine Macht/ die dem Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ dem Vberfall sich solcher gestallt vnderwürffig machten/ wie es dann zu Calbe/ vnd Hall/ auch New Alvenßleben ergangen. Drittens/ hatte sich die Statt selbst eingebildet/ der Koͤnig wuͤrde/ ohn einige Consideration/ stehendes Fusses/ mit ei- ner Armee kommen/ vnnd jederman in vorige Ruhe setzen: weil nun solches so stracks nicht geschehen konde/ auch ratio belli es nicht zuließ/ waren sie daruͤber vn- willig vnd verdrossen. So lamentirte der Administrator auch hielt keine Ordre/ war wenig beliebet/ vnnd ohne Respect/ hatte auch den Vorꝛath draussen liegen/ vnnd den Kayserischen zu Nutz kommen lassen: ja es gab die Stattdem von Fal- ckenberg weder Brod/ noch Pulver ohnebaare Bezahlung. Das Regiment der Statt stund bey dem Magistrat/ vnd einem Außschuß von fuͤnffzig Personen: welcher in zween Hauffen/ jeden von fuͤnff vnnd zwantzig Personen getheilt: hier- auff folgten die Zuͤnffte vnd Vierthel. Die Geistliche machten auch gleichsam ein eygen Corpus, weil sie aber wegen vnderschiedlichen differentzten mit dem Ma- gistrat/ nicht allerdings eynig/ entzogen sie sich vieler Dinge/ dem gemeinen We- sen zu grossem Nachtheil. Der Magistrat war wol ziemlich affectionirt/ die er- ste Claß deßgleichen: die andere aber gantz vnd gar entgegen/ vnd machte so viel/ daß auch die erste in vnderschiedlichen Sachen/ sonderlich wegen deß Lauffplatzes/ jhr Votum dem Magistrat gantz nicht geben wollen. Dahero dieser zu deß ge- meinen Besten Befuͤrderung nichts schliessen moͤgen/ weil alles per majora gehen muͤssen/ zwar wolte er der Geistlichkeit sich behelffen/ vnnd implorirte deren Will- kuͤhr/ den Lauffplatz belangend: die Geistliche aber vermeynten jhre privat pr æ ten- sionen/ durch dieses Mittel durch zudringen/ vnnd ehe sie dem Raht beyfall geben theten/ jhre gefallene Authoritaͤt zurecuperiren. Woruͤber dieser/ sampt vielen andern gemein nuͤtzigen Vorschlaͤgen/ ins stecken gerathen/ also daß der von Fal- ckenberg kaum im Jenner erhalten koͤnnen/ daß man sechshundert Mann in die Statt einquartirt: die andern haben sich/ biß auff die Belaͤgerung/ in den Vorstaͤt- ten/ als der Sudenburg vnnd Newstat/ behelffen/ auch daruͤber guten Theils con- summiren muͤssen: daß also die Statt Magdeburg/ in dieser jhrer obligenden hoͤchsten Noth so gar vnerkantlich vnd Blind gewesen/ vnd weder die Gefahr/ so ihr auß Ruin der Koͤniglichen Voͤlcker enstehen moͤchte/ noch den Vortheil/ den sie bey deren Conservation im gegentheil zuhoffen gehabt/ zu Hertzen nehmen wollen. Wann aber ein Vngluͤck kommen soll/ verstopfft GOtt Ohren vnnd Augen/ daß der Mensch so zu seinem Vndergang reiff ist/ in die jrꝛe geraͤth/ vnd dem Vngluͤck entgegen laufft. Jn dessen bracht der Koͤnig gantz Hinder Pommern vnder seinen Gewalt/ zog sich nach Mecklenburg vnd der Marck/ vergliche sich in etwas mit Branden- burg/ vnnd setzte in Vor Pommern/ bey Schweet: folgt dem Tilly/ der jhm nichts moͤgen anhaben/ von ferꝛn nach/ vnnd vberwaͤltiget Franckfurt an der Oder/ wel- ches Tilly nicht verhuͤten koͤnnen/ vnnd deßwegen seinen Marsch nach Magde- burg gerichtet/ die Belaͤgerung mit Ernst anzugreiffen/ vnd deß Stroms sich zu- versi- Dritter Theil. versichern. Die Statt befahret sich/ es moͤchte jhre Entschuldigung/ so sie bey dem Kayser vnd dem Feldherꝛn Tilly eingewand/ wenig fruchten/ vnd nahm jhre Zuflucht zu dem Leipziger Convent/ mit vberschickten Copeyen jhrer Beschweh- rungs- vnnd Entschuldigungsschrifften/ mit Bitt/ jhrer als Glaubensgenossen/ vnnd Mitglied massen der Christlichen Evangelischen Kirchen/ bey den Consilijs eingedenckt zu seyn: sie in der Noth vnd Beschwerung nicht zulassen/ sondern auff Mittel zusinnen/ wordurch nicht allein sie/ vnd jhre Statt/ sondern auch das gan- tze Ertz- vnd andere benachbarte Stiffter/ Fuͤrstenthumb vnnd Lande/ auß solcher Drangsal wuͤrcklich erꝛettet wuͤrden/ vnd zu einem bestaͤndigen Frieden gelangen moͤchten. Der von Pappenheim wolt den Falckenberger corꝛumpiren/ fand a- ber schlechten Bescheyd. Tilly eroberte alle Aussenwerck/ entweder leer/ oder mit Gewalt/ weil die Kriegsvoͤlcker in andere Staͤttlein vnd Schloͤsser verlegt/ vnnd demnach verspielet worden/ daß ausserhalb der Burgerschafft/ nicht gar vollkom- lich dreytausent Mann zu Fuß/ vnd dritthalbhundert Pferd zum Fechten vorhan- den waren. Die Posten theilten sich in der Statt auß/ vnnd geschahen scharpffe Außfaͤlle. Den 9. Tag Maymonat/ auff den Abend hielt General Tilly Kriegs- Raht/ wie die Sache anzugreiffen were: weil er wegen eines Sturms in grossem Zweiffel stunde. Doch/ wie ein vornehmer Officirer/ das Exempel der Statt Mastricht angefuͤhret/ woselbst die Wacht in der Morgenstund geschlaffen/ vnnd die Burger sich nach Hause begeben hatten/ durch welches versehen gedachte Statt mit Sturm vbergangen war/ wurd geschlossen/ folgenden Tag einen General- sturm zuversuchen/ vnnd verglichen/ daß Pappenheim mit den Gronßfeldischen/ Wangelerischen vnd Savellischen Regimentern das grosse Werck an der New- statt (wider den General Majorn/ Carln Huno von Amsteroth/ vom Kroͤcken- thor/ biß ans Fischer Vser) Hertzog Adolff von Holstein das Werck am Kroͤcken- thor/ Graff Wolff von Manßfeld den Heydeck (wider den von Falckenberg an der Sudenburg) drey Kayserliche Regimenter/ neben etlichem Ligistischem Volck/ das newe Werck auff dem Werder bey der Bruͤcken/ welches den Fischern/ sampt etli- chen Buͤrgern anvertrawet war/ anfallen solten/ nach gegebener Losung. Pap- penheim hatte einen grossen Vortheil zum Sturm/ einen truckenen Graben/ ei- nen Thalhaͤngigen Wall/ den man fast ohne Muͤhe hinan lauffen moͤgen/ ohne Streichwehr vnnd Flancken. Der Fleiß machte jhm solches zu Nutz/ in dem er sich in den Wall eingeschrotet/ vnd biß an die Sturmpfaͤle Stiegen hawen lassen. Tilly besorgte sich einer Schlappen/ vnnd ließ nicht gleich Tage/ wie beschlossen/ stuͤrmen/ sondern hielt noch einmal Kriegsraht/ biß an sieben Vhren: welches da- hero der Statt zum vbelsten auß geschlagen/ weil eben/ der gefaßten Ordnung ge- maͤß/ der halbe Theil der Burger nach Hauß gegangen/ die andere Helffte auff den Mittag abzuloͤsen/ welche alsdann nach Hauß giengen/ vnnd den Abend sich wieder einstelleten. Als nun die gantze Burgerschafft neben der Soldatesca die Dritter Theil. X gan- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ gantze Nacht vber auff den Waͤllen im Gewehr gewesen/ vnd deß Feindes vergeb- lich erwartet/ vermeynten sie/ es wuͤrde bey hellem Tag keine Noth haben: zumal Tilly vorigen Tages etliche grobe Stuͤcke Geschuͤtzes abfuͤhren lassen/ dabey man sich deß Abzugs/ wegen herankommenden Secours vermuthet. Also zog der halbe Theil von der Burgerschafft nach Hauß/ vnnd der von Falckenberg auff das Rahthauß/ die auff den Waͤllen aber waren muͤde vnnd schlaͤfferig biß sie Papen- heim vmb sieben Vhr munder machte/ fünffzehen Soldaten auß der fousse bra- yen triebe/ den Ober Wall anlauffen/ aber durch den eilenden von Falckenberg wie- der zuruͤck geschlagen wurd. Am Hohen Thor gab es schlechte Haͤndel/ in deme die Schiltwacht vbereylt/ vnnd die Schlaffende vbermannet/ ja biß in die Pforte getrieben worden. Als in dessen der von Falckenberg gefallen/ erfolgte lauter Vnordnung/ daß man auch den Wall vnnd die Pforte quittirte: also daß das ernstliche Fechten wider den Hertzogen von Holstein wenig genutzet/ in deme diese Papenheimische auff dem Wall hinderwerts zu dem Kroͤckerthor kommen. Der Graff von Manßfeld wurd zweymal zu ruͤck geschlagen/ vnd konde nicht durchbre- chen/ biß man jhm endlich ein Thor geoͤffnet: eben also gieng es auff dem Werder. Man wehrte sich zwar dapffer mitten in der Statt/ vnd trieb die Kayserischen wie- der an den Wall: vnnd richtet darmit nichts auß/ weil die hohen Officirer fielen/ vnnd das Fewer/ so Papenheim in etliche Gassen lassen legen/ durch ein starcken Wind getrieben/ vberhand nahm. Der Administrator wurd am Schenckel ver- wundet/ vnnd nach Wolffenbüttel geschleppet. Der Jammer gieng recht an/ als man die Reuter vnd Crabaten hieneingelassen/ mu pluͤndern/ vnd allem erdenck- lichen Vbermuth/ da endlich jnnerhalb zwoͤlff Stunden/ von Zehen biß aber Ze- hen/ die gantze Statt/ vnd darinnen sechs Pfarꝛkirchen/ sampt jhren Thuͤrnen/ be- neben allen Stifftern vnd Klosterkirchen/ durchauß weg gebrand/ vnd in die Asche gelegt worden: biß auff hundert vnnd dreyssig neun Haͤuser/ die mehrentheils am Fischer Vfer gelegen/ vnnd kleine Huͤttlein sind. Der Buͤrger sind in die vier hundert im leben gefunden: die Thumkirch wurd zur Messe geweyhet/ vnnd in der- selben das Te Deum laudamus gesungen. Dieses Vngluͤck hat bedeutet der Sturmwind/ so den sechs vnnd zwantzigsten deß jüngst verschienen Wintermo- nats/ abends zwischen drey vnd vier Vhr/ vnderschiedliche Thuͤrne vnnd Spitzen von den Kirchen abgeworffen/ vnnd das Oberste zu Vnden gekehret: in der Cap- pellen zum Paradeiß den fuͤnffklugen Jungfrawen jhre Lampen/ vnd dem Newen Testament den Kelch auß der Hand geworffen: den von Falckenberg vor dem Thor auff dem Feld/ dreymal vom Pferdt gewehet. Also donnerte es eben bey hellem Tage/ zu der Stund der Administrator in Hamburg zu Pferd gesessen/ sich nach Magdeburg zuerheben. Vnd was fuͤr manigfaltige Fehler sind bey diesem Werck vorgangen? der Kayser bringt dieses Ertzstifft auff seinen Sohn/ vnd bewegt dadurch den Sach- schen zu Vnwillen: der Sachs will newe Stiffter an sich ziehen/ vnnd ist der alten noch Dritter Theil. noch nicht versichert: vermeynt den Beltz ohne nasse machen zuwaschen/ vnnd will dem Kayser nit zu nahe tretten: der Schwed soll jhm auffwarten/ vnd im Schlaff den Frieden bringen: der Kayser soll die so lang geschmiedete Resolution wegen deß außgegangenen Edicts/ auff sein Wort aͤndern: das Fewr deß Kriegs muß sich in den Schrancken behalten/ vnnd weme nutzet solch groß Guth/ so im Rauch auffgangen/ oder wer wird alle vergrabene Schaͤtze zufinden wissen? wo befind sich nun dieser Orth zum Magasin/ zu den Werbungen/ vnd allen Kriegsbequemlich- keiten/ so ausserkohrn? alles ligt in der Asche/ vnnd beklagen die Kriegsknechte den verbrannten Raub/ die Obersten aber/ die verschertzte Proviand vnnd Kriegs A- munition. Was sonsten diese Statt Magdeburg belangt/ finden wir/ daß sie jhren Na- men vberkommen von der Venus/ die an diesem Orth im Heydenthumb hochge- ehret worden/ auff einem guͤldenen Wagen/ neben jhren dreyen Toͤchtern/ die Charites genannt. Den Tempel zerstoͤrte Carolus Magnus/ vnd bawte an die Stell eine Kirch vnder dem Gedaͤchtnuß Sancti Stephant: welcher aber sampt der Statt/ von den Hunnen zerstoͤret worden. Das Schloß vbergab er Hertzog Wit- tekinden/ nach angenommenem Christlichen Glauben. Gemelte Vestung/ vom Griechischen Woͤrtlein genannt die Burg/ ist lange Zeit der Burggraffen/ oder Grentzen Verwaͤrern Sitz gewesen: dergleichen dann nicht wenig am Elbstrom/ vnnd an der Saal zufinden/ damit die Roͤmische Besatzungen bey einbrechendem Barbarischen Gewalt einige Zuflucht vnd Sicherheit hetten. Dieses Orth ist mit der Zeit Ottonis I. Gemahlin/ der Kayserin Edith zum Heurath Wiederlag vbergeben/ vnd durch derselben anhalten zu einer Statt erbawt worden vom Jahr 940. vnd nicht anderst genannt worden/ als die Burg/ darinnen die Hertzogen in Sachsen sich als Burggraffen enthalten/ biß Anno 1294. Albrecht der Dritte/ Hertzog vnd Churfuͤrst in Sachsen/ der Statt das Burggraffen Ampt vmb neun tausend (sagt Brotuuius ) Marck Silbers verkaufft: wie auch Dieterich von E- berßdorff das Schutheissen Ampt vmb anderthalb tausend Marck. Doch ist das Burggraffen Ampt von der Statt auff das Capitel kommen/ mit einigem Vorbehalt/ solches ohne der Statt guten Wissen vnd Willen niemanden auffzu- tragen oder zuverleyhen: das Schultheissen Ampt aber dem jenigen Burger ge- buͤrte/ welchen die Burgerschafft dem Ertzbischoff benamen vnd darstellen wuͤrde: wie es dann auch in gemelter Burgerschafft Macht stehen solte/ ein vnannehmli- chen Schultheisen abzusetzen: doch schreibt Dresserus etwas anders darvon. Jn der Matricul der Reichs Staͤtte/ befindet sich diese Statt nicht/ weil sie jhrem Ertz- bischoff nicht wenig verbunden. Vnd hie ist der hoͤchste Dingstul vnd Oberhoff/ ein Quelle deß Saͤchfischen Rechtens/ dahin alle Sachsen/ vnnd Gardie Placken sich beziehen/ Recht zuholen/ vnd zuleiden. Da finden sich drey Rath Haͤuser/ de- ren jedes mit vierzehen Rathmannen/ vnd eylff Zunfftmeistern versehen. Zween Burgermeister/ so mit der Regierung alle beyde Monat/ abwechseln: dann ein X ij Ober Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Ober Kaͤmmerer/ zween Paurmeister oder Worthalter/ neben zween Vnder- Kaͤmmerern regieren/ vnd haben neben sich den geheymen Raht/ den Ober Statt- schreiber/ den Außschuß/ vnd den weiten Raht/ in welchem sitzen der Pr æ sident/ der Schultheiß mit seinen Beysitzern/ der jüngst außgetrettene oder alte Raht/ der O- beralte Rath/ vnd die hundert Mann. Als vor hundert Jahren die Statt Mag- deburg das Jnterim nicht wollen annehmen/ vnnd deßwegen eine schwere Belaͤ- gerung/ die Hertzog Moritz/ Churfuͤrst in Sachsen/ zu seinem eygenen Nutzen/ im Namen deß Kaysers vorgenommen/ vnd endlich zu einem Vergleich kommen las- sen/ außstehen muͤssen: vnd im folgenden Jahr hernach/ der Kayser/ wegen grosser Winterfrost/ ein guten Theil seiner Voͤlcker/ vor der Statt Metz in Lothringen/ welche der Frantzoß durch Corꝛuptionen/ als er sich der vndertruckten Fuͤrsten in Teutschland annahm/ eingenommen/ vnd starck verwahrt hatte/ eingebuͤsset/ auch vnverꝛichter Sach abgezogen/ vnnd die Belaͤgerung auffgehoben/ hoͤrte man ein gemein Sprichwort in Teutschland/ die Metz vnnd die Magd/ hetten dem Kayser den Tantz versagt. Dieser Schimpff ist Ernst worden/ vnd hat diese Magd jhr Kraͤntzlein gekostet: wie dann die Statt eine Junfraw vnder einem Krantz/ zwi- schen den Zinnen einer vesten Burg/ in jhrem Wapen gefuͤhret/ entweder als ein Andencken/ jhres vorigen Heydnischen Gottesdiensts: oder als ein Zeichen eines vngebogenen Rechtens/ nach welchem sie vnversehrtes Gewissens/ das Kraͤntz- lein deß obsiegens frey/ vnnd ohne Ansehen der Person/ außtheilte: oder als ein Wunsch- vnd Triumphszeichen/ daß jhre Feinde oder Neider die Vestung jhrer Burg nimmermehr koͤnnen vberwaͤltigen auch kuͤnfftig nicht solten vbermoͤgen. Sie mag dann nunmehr ein ander Wapen kiesen/ vnd eine Wittfraw im schwar- tzen Trawrkleid auffstecken. Vnnd vber diß hat zwar Carolus Magnus sieben Ertzbistumb in Teutschland gestifftet vnd reichlich begabet/ nicht nur die liebe Ju- gend zuvnderweisen/ sondern auch die Heydnische Vnderthanen in dem wahren Christenthumb zu vnderꝛichten/ vnd mit gelehrten Seelsorgern zuversorgen: also dem Ertzstifft Magdeburg den Primat vnnd Vorzug in gantz Teutschland vnder allen Geistlichen gegoͤnnet. Dannenhero auch so hohe Aempter wegen der Visitation bey der Kammer/ vnnd in der Kraysen Dire- ctorijs im Weltlichen erfolgt sind. Der Dritter Theil. Der vierzehende Discurß. Was Spanien vor Schaden erlitten. Wie der Frantzoß mit dem Schweden ein Bund gemacht/ vnd Vrtheil hievon. Vom Convent vnnd Schluß zu Leipzig: daher die Conjunction vnder Sachsen vnnd Schweden/ auch das Haupt Treffen bey Leipzig geschehen. Wunderzeichen hievon. Wie der Koͤnig auß Schweden durch Thuͤringen vnd Francken: biß vber den Rhein seine Victoripersequirt/ vnd der Churfuͤrst zu Sachsen in Boͤhmen gangen/ vnnd die Haupstatt Prag einge- nommen. B Ey so gestalten Sachen/ vmbsahe sich der Koͤnig in Schweden/ vmb Huͤlff/ ein so grosses Werck ferꝛner außzufuͤhren: jhme kam zum be- sten/ daß die Spanische Macht ein voͤllige Huͤlff dem Hauß Oesterꝛeich leysten koͤnnen. Dann es hatte Anno 1629. der Hollaͤndische Admiral ohnferꝛn der Jnsul Cuba/ die Spanische Floth geschlagen/ vnnd eine Beuth von 168. Tonnen Golds davon gebracht/ vnd also grosse Vngelegenheit bey der Bra- bantischen Cassa vervrsachet. So war Hertzogen Bosch mit Gewalt/ vnd We- sel durch Kriegs List verlohren/ ob schon der Kayserische Feld Herꝛ Monte Cuculi biß in die Velaw sich begel en hatte/ aber neben den Spanischen mit Verlust ab- ziehen muͤssen. Vnd weil das folgende Jahr Fernambuck in West Jndien von den Hollaͤndern auch erobert worden/ muste man sich eusserstes Vermoͤgens die- ses 1631. Jahr bemuͤhen/ den so maͤchtigen Orth wieder zubezwingen/ damit der Feind kein festen Fuß selbiger Enden setzen koͤnde. Vnd lieff das Gluͤckrade den Spaniern auch in Flandern hart zuwider/ in deme jhre Floth zwischen Bergen ob Soom vnd Wilhelmstatt gantz geschlagen ward/ daß biß in drey tausendt Solda- ten den Hollaͤndern in die Haͤnde gerahten/ vnd kein einiges Schiff darvon kom- men. Doch thet Spanien die Kriegs Verfassungen in Jtalien/ vnder dem Fůrstenberger dem Hauß Oesterꝛeich zum besten jmmer fort setzen. Allein begab sich ein newes Vngluͤck/ daß der Frantzoß sich mit dem Schweden/ wegen der ver- triebenen Fuͤrsten in Teutschland/ vnd vndertruckter Teutscher Libertaͤt/ thet ver- binden: welche Tractaten nach vier Monaten sich zu Eingang dieses 1631. Jahrs geschlossen/ vnnd zwar durch Vorschub vnd Zusprechen deß Cardinal Richelieu/ daruͤber die eyferige Catholische ein grossen Miß fallen trugen: die Politische Ca- tholische aber wegen Hoheit jhres Koͤnigs/ vnd auß Hasse wider das Hauß Spa- nien/ kein Ruͤckdenckens noch Gewissen daruͤber machten/ weil ein Potentat nit weniger Ruhm erjagt/ wann er seine Angehoͤrige verthaidigt vnnd beschuͤtzt/ als wann er seiner Benachbarten Ehrgeitz hindertreibt. Es vergaß aber der Cardinal der Kirchen gar nicht/ sondern ließ diesen Punct zuvorderst dem Schluß ein ver- X iij leiben/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ leiben/ daß die Roͤm. Catholische Religion/ vnverdruckt in Teutschland bliebe/ wann je die versprochene Gelthuͤlff erfolgen solte. Nicht vnbillich fragt sichs allhie/ ob der Catholische Frantzoß recht vnnd wol gethan/ daß er sich mit dem Ketzerischen Schweden/ wider den Catholischen Kay- ser verbunden? Die Frantzosen sprechen/ weil Ambrosius vnnd Augustinus deß Schweden Waffen billichen/ (dann der jenige Krieg vor rechtmaͤssig zuhalten/ welcher zu Schutz der Bundsgenossen wird vorgenommen/ oder auch die vorgan- gene Schmach zuhindertreiben vnd zu raͤchen: in welchen stuͤcken der Potentaten hoͤchster Ruhm bestehe/ sintemahl sie jhre Macht auch nicht hoͤher koͤnnen bringen) so muͤsse man auch gestehen/ daß ein ander Potentat sich mit jhme verbinden moͤ- ge: fuͤrnemlich aber wann darbey der Kirchen/ vnnd deß Gewissens Freyheit wird beobachtet. Hinwieder aber wann die eyfferige Catholischen vorgeben/ solcher Bund gereyche dennoch etlichen Ketzerischen Fuͤrsten zum besten: sehen die Frau- tzosen auff den Staad/ vnd meynen/ sie finden am hellen Mittage/ was Carolus V. im Schildt gefuͤhret/ nach dem er Spanien/ Niederland/ Teutschland/ vnnd den groͤssern Theil in Jtalien in seinen Gewalt gebracht/ nemblich vnder dem Deck- mantel der Religion/ jhme auch Franckreich vnnd Engelland zu vnderwerffen/ vnd die vralte Monarchey der Roͤm. Kayser in seinem Hauß anzustellen. Darumb Henricus II. Koͤnig in Franckreich das Teutschland eine Vormaur aller Voͤlcker in Europa genannt/ welche man nicht koͤnde niederꝛeissen lassen. Sie suchen vnd finden in jhren Chronicken/ daß wegen dieses Scheins der Religion/ das Koͤnig- reich Navarꝛen jhnen entgangen/ vnnd dem Spanier angewachsen: ja daß eben deßwegen das Koͤnigreich Franckreich/ durch die Ligisten solte gar Spanisch wor- den seyn. Vnd wann die eyferige Catholische ferꝛner einstrewen/ durch solchen Krieg vnd Bund muͤsten die Catholische gleichwol sehr viel leiden/ denen man ehe solte zu Huͤlff vnd Trost erscheinen/ als zu Schmach vnnd Hertzenleyd: begegnen jhnen die Frantzosen/ es hette ja Koͤnig Ferdinand sich mit den Moren wider Kay- ser Henricum II. wider das Concilium zu Florentz/ wider die Baͤpste Leonem IX. vnd Victorem II. verbunden/ nur damit Spanien nicht vnder die Contribution kaͤhme: vnd vermeinen/ Spanien suche deß Tuͤrcken Freundschafft/ gleich wie es auch mit dem Persianer/ vnnd gar mit etlichen Goͤtzendtenern vnd Potentaten in Jndien im Bundt stehe. Sie kommen gar zu weit/ vnnd sagen Carolus V hab sich mit den Lutheranern wider die Kron Franckreich verbunden: vnd solches auß gutachten seiner Geistlichen/ deren wie Bannes berichtet/ man sich so wol/ als der Pferd vnnd Elephanten bedienen moͤge. So meldet Mariana, Koͤnig Aurelius hab vor den Moren vnd Saracenen nicht anderst Fried haben koͤnnen/ als daß er jhnen zum Jaͤhrlichen Tribut hundert junge Catholische Toͤchter gelieffert: Ja Alphonsus Magnus hette den Moren seinen Sohn Ordonium vbergeben auffzu- erziehen. Wie dann gegenwertiger Zeit das Hauß Oesterꝛeich sein vralte Buͤndnuͤssen mit Dennmarck/ Sachsen/ Brandenburg/ pflegte zuernewern. Auch Dritter Theil. Auch muͤste der Bapst zu Rom/ vnd gantz Jtalien die Augen auffthun/ vnnd dem Hauß Oesterꝛeich stewren/ damit es nicht dielang verloschene Gerechtigkeiten wieder herfuͤr suche/ vnnd sich allenthalben Meister mache. Wann dann der Frantzoß sich von so viel hundert Jahren einen trewen Beystand vnd Beschirmer der Roͤm. Kirchen erwiesen/ hab er dieselbe auch dieser Zeit in gute Obacht zuneh- men/ vnd dannenhero nicht ohne Vrsach im beruͤhrten Bund versehen/ daß die Catholische Religion allenthalben vnverletzt bleibe/ wo sie die Siegreiche Waffen deß Koͤnigs in Schweden finden solten. Was aber die vbrige Drangsalen der Catholischen belange/ muͤste man dieselben einem vnannehmlichen Apothecker Tranck/ der zwar den Leib abmatte/ aber doch wieder zur Gesundheit bringe/ ver- gleichen: welcher gestallt auch die Lutheraner vnder deß Kaysers Voͤlckern in gros- ser Anzahl/ den guten Catholischen keine Seiden im Mantuanischen Krieg ge- sponnen. Vnd wann man gleich solte meynen/ der Frantzoß hette besser sich mit der Teutschen Liga verbunden/ vnnd auff solche weiß seinen Zweck ebenmaͤssig et- reichenkoͤnnen: zumal etliche Ordensleuth dessen etliche Vortraͤge gethan: wird replicirt/ die Liga hange demnach an dem Hauß Oesterꝛeich/ vnd seyen die Ordens- leuth in Staadssachen allzu leicht glaubig/ koͤnnen auch jhre Vortraͤge nicht be- haupten/ vnnd müssen gleich vber Befehl gethan haben. Doch besonne sich der Cardinal/ weil etliche Kayserische Voͤlcker auff Lothringen sich zogen/ vnnd Metz/ Thul/ Verdun/ fuͤrnehmlich Moyennic dem Hertzogen auß Lothringen zum be- sten/ der Kron Franckreich abzuzwacken/ mit dem Churfuͤrsten in Bayern einen Bund zutreffen/ vermoͤg dessen Franckreich auff derselben Seiten sicher vnd auß Gefahr seyn moͤchte: wie sie dann ein auffrichtige gute vnnd bestaͤndige Freund- schafft/ auch veste vnd enge Obligation/ einander auff acht Jahr lang trewlich bey- zuspringen geschlossen: derowegen der Frantzoß sich verbinden lassen/ dem Chur- fürsten in Bayern Neun tausent zu Fuß/ vnnd zwey tausent zu Roß/ sampt Ge- schuͤtz vnd Zugehoͤr/ seine Erb- vnd erworbene Land zubeschuͤtzen: vnnd der Chur- fuͤrst in Bayern dem Frantzosen/ drey tausent zu Fuß/ vnnd ein tausent zu Roß e- benmaͤssig zuvnterhalten/ oder nach eines jeden Belieben/ die Gelder darfuͤr zuer- legen. Vnnd weil in dem folgenden Jahr der Koͤnig in Schweden an den Rhein- strom verꝛuͤckt/ vnnd den Ertz- vnnd Bischoffen sehr bang machte/ nahmen sie jhre Zuflucht zu dem Frantzosen der eben zu Metz/ wegen der Vnruh in Lothringen sein Hofflager hielte/ klagten vnnd erwiesen jhm jhren bevorstehenden Vndergang/ wann er dem Schweden nicht widerstuͤnde. Erhielten aber nichts anders/ als daß sie sich von deß Kaysers Parthey abthaͤten/ vnnd dem Schweden/ als Neutral stuͤnde/ Durchzuͤge verstatteten/ vnnd die Notturfft zur Hand braͤchten: im vbri- gen/ wegen der Religion ohne Sorgen weren. Doch erfolgte auch eine Bott- schafft an den Schweden/ jhnen zum besten: vnnd daß der Churfuͤrst zu Trier in Frantzoͤsischen Schutz auffgenommen worden: davon hernacher. Zur Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Zur Zeit deß grossen Verderbens in Magdeburg/ machte sich der Schluß zu Leipzig/ daß die Evangelische Staͤnde zun Waffen greiffen/ vnd jhre Land vnd Leuthe nach vermoͤgen schützen solten: welches den Kayser hoͤchlich offendiret daß er deßwegen vnderschiedliche Schreiben gewechselt/ auocatoria vnd comminato- ria außgehen lassen/ aber damit nichts außgerichtet/ biß daß eine voͤllige Armee auß Jtalien/ vnder dem Fuͤrstenberger/ in Schwaben gefallen/ die noch nicht al- lerdings vollzogene Kriegs Verfassungen gehemmet vnnd zertrennet/ die Staͤtte vnd Staͤnde namentlich Wuͤrtenberg vnd Baden/ vnd zuletzt auch Nuͤremberg/ vom Leipziger Schluß abzustehen gezwungen: bey welchem aber Landgraff Mo- ritz in Hessen zu Cassel vest gehalten/ vnnd nur desto eyferiger zu dem Koͤnig in Schweden getretten. Wie dann weder deß Fuͤrstenbergers/ noch deß Tilly an- suchen vñ vor die Thuͤr gefuͤhrter Gewalt/ bey jm/ vñ bey den Staͤnden der Ritter- schafft nichts verfangen koͤnnen: ja noch verursacht/ daß gedachter Landgraff vmb sich gegriffen/ nach dem er Lufft bekommen/ Minden vnnd Hoͤxter eingenommen/ vnd in Westphalen sich vest gemacht/ eine nicht geringe Macht mit desselben Kray- ses Contributionsgeldern auff die Beyn zubringen vnd zuerhalten. Dann nach deme der Koͤnig Franckfurt an der Oder/ Havelberg vnnd Landsberg einbekom- men/ auch sich/ wie hart es gleichwol gehalten/ (dann der Koͤnig/ wieder zuruͤck zu- gehen/ vnnd einen guten Frieden vor sich à part zumachen/ wann man jhme nicht wolte vnder die Arm greiffen/ gantz beweglich gedrohet) mit dem Churfuͤrsten zu Brandenburg verglichen vnd gesetzt/ liesse sich darmit nicht genuͤgen/ daß die Kay- serischen jhm die eine Seit deß Elbstroms frey gelassen/ sondern gieng vber die Elb/ vnnd setzt sich bey Werben: darauff die Meckelburgische Herꝛn Schwerin selbsten erobert/ vnd zu Gustraw jhren frewdigen Einzug gehalten/ auch noch die- ses Jahr die Vbergab der Statt Rostock erzwungen. Tilly muste wider seinen Willen von Hessen ablassen/ vnd nach der Elb/ aber vnverꝛichter Sach bey Wer- ben zu ruͤck/ auß grossem Mangel/ nach Magdeburg sich ziehen: vnder dessen ein Engellaͤndischer freywilliger Secours/ vnder dem Feldherꝛn Hamilton dem Koͤ- nig zukommen/ in sechstausent Mann bestehendt/ vnnd hette an dem Weserstrom sollen außsteigen/ dieweil man dem Bischoff zu Bremen/ Hertzog Johann Adolff von Holstein das Stifft abdringen wollen/ jhme Schutz zuhalten: weil er aber die Oder hienauff gefahren/ ließ der Koͤnig den Gustav Horn/ von den Schlesischen Graͤntzen zu sich kommen/ vnnd befahl dem Hamilton solchen Posten wider allen besorglichen Einfall zuverwahren. Vnnd weil Tilly mit den Fuͤrstenbergischen Voͤlckern/ biß in Meissen eingedrungen/ dem Fugger aber Ordre ertheilt/ in Hes- sen einzufallen/ den Churfuͤrsten vom Leipziger Schluß nicht moͤgen abschrecken/ vberwaͤltigt er Moͤrseburg/ Naumburg/ Jena vnnd andere Orth/ von geringem Widerstand/ bezwang Leipzig/ sampt dem Schloß Pleissenburg/ mehr mit Schre- cken/ dann mit Gewalt. Jn Dritter Theil. Jn solcher Noth bewarbe sich Chur Sachsen vmb eine Conjunction der Waf- fen bey dem Koͤnig in Schweden/ welche auch auff gewisse Maß vnd Weiß/ durch Vermittelung deß Saͤchsischen Feld Marschalcks Johann Georg von Arnheim geschehen: also daß nach vollzogener Alliantz der Koͤnig zu Schweden/ mit seiner gantzen Armee/ in dreyzehen tausent zu Fuß/ vnd acht tausent/ acht hundert vnnd fuͤnffzig zu Roß bestehend/ den dritten Herbstmonat/ zu Wittemberg vber die Elb Bruͤcke gezogen/ vnnd folgenden Tages bey Dieben/ an der Mulda angelan- get. Also erhub der Churfurst zu Sachsen/ bey deme in eygener Person/ damals sich befand der Churfuͤrst zu Brandenburg/ sein Laͤger bey Torgaw/ vnd stieß seine Voͤlcker den fuͤnfften zu den Schwedischen. Jn dem ersten Kriegs Rath erzeig- te sich Sachsen sehr hitzig: man solte grad auff den Feind gehen/ vnnd jhm ein of- fentliche Feldschlacht lieffern: der were sonst auß seinen Landen nicht zubringen/ welches bereyts verderbt/ vnd koͤnde die beyde feindliche Armeen auß Vnmuͤglich- keit nicht tragen. Der Koͤnig war zu erst gantz einer andern Meynung/ vnd hielt nicht vor gut/ daß man den geradesten Weg forth/ nach Leipzig avanciren sondern vielmehr auff der Seiten nach Hall sich schlagen/ dieser Statt sampt der Moritz- burg impatronieren/ auch Moͤrseburg erobern/ vnd den Feind also von ferꝛn vmb- zingeln vnnd versuchen solte/ ob jhm dergestallt was abzulauffen: vnnd da man je zuschlagen gesinnet/ er auß seinem Vortheil zubringen were. Dann es konde der Koͤnig nicht fassen/ warumb Tilly sich auß seinem Vortheil/ auff das flache Feld begeben solte/ da er verwahrt stehen/ vnnd seinen Feind abmatten ja zu einer gefaͤhrlichen Retiraden obligiren koͤndte. Ferꝛner kam dem Koͤnig gantz nicht rahtsam vor/ alles auff die spitze vnd extremitaͤten ankommen zulassen: wann wir jetzt zu einem Haupt Treffen vns resolviren/ so setzen wir/ deß allgemeinen Wesens zugeschweigen/ eine Kron/ vnnd zween Chur Huͤte in das Spiel. Nun ist das Gluͤck vberall im Menschlichen Leben/ vor allen Dingen aber im Krieg/ sonderlich im Haupt Treffen vngewiß vnd wandelbar: vnd moͤchte der Allerhoͤchste nach sei- nem geheymen Raht/ vnserer Suͤnden wegen/ leicht einen Vnfall vber vns ver- hengen/ daß wir denkuͤrtzern zoͤgen/ vnd der Feind die Oberhand erhielte. Gleich- wol meine Kron/ wann sie diese meine Armee/ vnnd meine Person selbsten einbuͤs- sen thete/ wuͤrde zwar einen grossen Verlust leiden: doch hat sie noch eine Schan- tze zum besten/ dann sie ist so weit/ darzu vber Meer gelegen/ mit einer starcken wol- armirten Schiff Armada gefaßt/ in jhren Frontieren gnugsam verwahret/ vnd ste- het in dergleichen Kriegsbereytschafft jnnerhalb Landes/ daß sie daher noch keinen grossen hasard jhres Staads lauffen darff/ oder sich etwas widriges hauptsaͤchlich zubefahren hat: aber vmb euch/ denen der Feind auff dem Halse/ vnd gar im Lande ligt/ wird es/ daferꝛn die Schlacht vbel außlauffen solte/ gantz vnnd gar gethan seyn/ vnd die Chur Huͤte gewaltig zuwackeln/ oder gar zuspringen beginnen. Die- ses alles ohngeachtet/ blieb der Churfuͤrst zu Sachsen beharꝛlich auff seiner Reso- Dritter Theil. Y lution/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ lution/ daferꝛn der Koͤnig nicht zuschlagen gedaͤchte/ wolte er es allein wagen/ vnd dem Tilly eine Schlacht lieffern. Darumb der Koͤnig/ weil er versichert/ daß der Churfuͤrst alle Patientz verlohren/ der Sachen einen sichern Anstand zugeben/ vnd vielleicht sich allein mit seinem Volck auß Desperation hinem wagen wuͤrde/ endlich auch seinen Willen darein gegeben: sintemahl er lieber nebenst dem Chur- fuͤrsten gegen dem Tilly stehen vnnd fechten/ als allein/ wann der Churfuͤrst zu scheuttern gerichtet/ mit dem Tilly schlagen vnd zuthun haben wolte. Wie er nun zur Bataille resolvirt/ hat er auch eilends dem Feinde auff den Halß zugehen vor gut angesehen: in Betrachtung/ daß seine vnd deß Churfür- sten Macht der Tillyschen Armee jetzt genugsam proportioniret/ vnnd weil es je ge- schlagen seyn muste/ bey jetzigem tempo, da der General Wachtmeister Altringer/ so schon vmb die Gegend Erfurd angelanget/ mit seinen Voͤlckern noch nicht zum Tilly gestossen/ ehe/ als hernachmals eine Schantz zu wagen stuͤnde. Seind also der Koͤnig zu Schweden vnd Churfuͤrst zu Sachsen/ nebenst beyden jhren Armeen/ als der Churfuͤrst von Brandenburg zuvor Abschied von jhnen genommen/ vnnd sich zu ruͤck in sein Landt begeben/ den sechsten Herbstmonat in voller Bataille, die Koͤnigliche Schwedische den rechten/ vnd die Chur Saͤchsische den lincken Flůgel haltend/ fortgezogen/ vnd hielten jhren Marsch gerad auff Tilly/ nach Leipzig: mit diesem Vnderꝛicht/ daß die leichte Pferd den Kuͤrassierern nur die Pferd mit brai- ten Wunden faͤllen solten. Auff der andern Seite funden sich beym General Tilly/ welchem eben denselben Tag/ wie er die Statt Leipzig durch Accord erobert/ diese Conjunction vnnd gewaltfamer Anzug deß Koͤnigs vnnd deß Churfuͤrsten/ durch einen Gefangenen/ den der Churfuͤrst/ die Leipziger/ daß sie biß auff seine Zu- kunfft halten solten/ abgefertigt hatte/ verkundschafft worden/ nicht wenig Moti- ven vnd Vrsachen/ so jhn/ die Sache auff die Spitze zustellen/ vnd dem vngewissen Gluͤck/ vnd Außgang einer Feldschlacht zuvertrawen/ zu ruͤck hielten. Dann zu einem mal lag er in Feindes Lande/ worin er eine starcke vortheilhaffte Post ergrif- fen/ vnnd trieb jhn noch zur Zeit keine Noth noch Mangel an zum schlagen: welche vielleicht bey seinem Widerparth sich eraͤugnen/ vnnd dem Churfürsten zu Sach- sen/ wann Tilly das Werck verschiebe/ seine bey Handen habende Armee zuvnder- halten/ in die laͤnge schwer fallen würde. Zu dem war der General Wachmeister Altringer mit seinen Troppen schon vor der Hand/ dessen Ankunfft in alle Wege zuerwarten stuͤnde/ damit/ wann es zu offentlichen Streichen kommen solte/ sol- ches alsdann mit groͤsserer Macht/ vnnd mehrer Vergewisserung der Victori ge- schehen moͤchte. Dieser Vrsachen halber befahl er drey Battereyen auffzuwerf- fen/ vnnd sein Lager bey Leipzig mit etlichen Lauffgraͤben/ zubeschliessen/ so den fol- genden Morgen schon in ziemlicher Defension gestanden. Aber die grosse Pr æ - sumption deß Feldmarschalcks von Pappenheim/ vnd anderer hohen Kayserlichen Officirer/ welche auff jhre bißdahin vnvberwindliche/ vnnd in einem außbund vnd kern alter/ versuchter Soldaten bestehende Kriegsmacht trotzeten/ vnd nicht ver/ meynten Dritter Theil. meynten/ daß die vnansehnliche Schweden/ vnd newgeworbene Chur Saͤchsische Knecht jhnen die balance halten/ viel weniger das Siegkraͤntzlein entziehen solten: stieß dieses Vorhaben vmb. Moͤchte auch wol den General Tilly das gar zu gros- se Vertrawen auff seine Fortun/ welche jhm bißhero in keiner Action fast die Fer- sen gewiesen/ betrogen/ oder vielmehr die Goͤttliche Providentz/ so dem Hauß Oe- sterꝛeich einen Haupstoß geben wollen/ diesen alten vorsichtigen Greisen dahin be- wogen haben/ daß er das vngewisse vor das gewisse erkieset/ vnnd sich auß seinem Vortheil bey Leipzig herauß zubegeben/ resolviret. Ruckte also den siebenden Herbstmonat in aller fruͤhe/ nach etlichen groben Losungsschuͤssen/ die gantze Ar- mee vor das Laͤger hinauß/ stellete sie mit guter musse in Schlacht Ordnung/ (die also bey einer halben Stund gehalten) sie zubesichtigen/ vnnd zum dapffern fechten anzufristen/ advancirte demnach allgemach/ vber die Doͤrffer Lindenthal/ klein vnd groß Wiederꝛitsch/ gegen Breytenfeld/ dem Feind auff eine Meilwegs von Leip- zig entgegen/ versichert sich/ als ein abgefuͤhrter Soldat/ deß Windes/ so von A- bend damals gangen/ besetzt die Hoͤhe mit seinem Geschütz/ vnnd stellet die Armee darhinder/ vergasse aber einige Reserven zumachen. Das gantze Corpo von Fußvolck bestnnd in vier grossen Spanischen Bataillons, die Cauallerie hencket er mehrentheils als Fluͤgel an das Fußvolck zu beyden Seiten: in allem siebenze- hen Regimenter zu Fuß/ vnnd ebenviel zu Roß. Den rechten Fluͤgel commen- dirt der Graff von Fuͤrstenberg den lincken der Feld Marschalck von Pappenheim/ bey dem Corpo fand sich Tilly in Person. Der Koͤnig muste (wie Tilly schon allerdings fertig) ehe er seine Front recht stellen vnnd außbreyten koͤnnen/ vber einen engen Paß beym Dorffe Podelwitz/ vnnd der Churfuͤrst vber einen andern zur lincken Hand/ beym Dorff Ztholka fili- ren/ womit der Morgen gutentheils dahin gangen. Auch befand der erste stand/ so die Armee ergriffen/ vberm Paß sich dermassen enge/ daß man die Reihen dop- peln muͤssen: zugeschweigen daß die Stuͤcke recht gepflantzet/ vnnd die Scharen in behoͤrlichen Raum/ einander beyzuspringen/ gestellet werden moͤgen: da Tilly ein gute Occasion mag vorbey haben streichen lassen. Der Koͤnig hatte die Seini- gen auff der rechten Seiten in zwey Treffen/ vnd jedes in zween Fluͤgel/ neben dem Corpo vertheilt: im ersten Treffen stunden Schweden vnd Finnen/ hinder jhnen das Rheingraͤffische Regiment zur Reserve: im andern Treffen/ die Liefflaͤnder vnd Churlaͤnder/ vnder deß Koͤnigs Persoͤnlichem/ vnnd in seinem Abwesen/ deß Banners Commendo. Jm ersten Treffen deß Schwedischen lincken Fluͤgels commendirte Gustav Horn/ Feld Marschalck/ zwischen den Regimentern zu Roß stunden commendirte vnd außgelesene Mußquetirer. Das Corpo der Jnfan- terie erhielt dieschwache/ zusamgestossene Regimenter in vier Brigaden: die erste fůhrte Ako Ochsenstierna: die andere/ als das gelbe/ oder Koͤnigliche Leib Regi- ment/ Maximilian Teuffel: die dritte/ Erich Hand: die vierde/ Oberst Winckel. Hinder diesen hielten zur Reserve/ Vßlar mit dem Koͤn. Leib Regiment zu Roß/ Y ij vnd Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ vnd Ramsay/ Hamilton vnd Monroy/ mit drey starcken Trouppen zu Fuß. Jm andern Treffen deß Schwedischen lincken Fluͤgels/ befunden sich drey Brigaden/ vnder dem Graffen von Thurn/ Hebron vnd Vitzthumb. Die Bataille beschlos- sen Cochitzky vnd Schaffmann mit jhren Reutern. Es hatte auch jede Briga- de/ vber die grosse Stuͤck/ so vor die Bataille man fuͤhrete/ jhre gewisse Regiment- stuͤcklein/ welche von einem einigen Pferd gezogen/ auch auff den Notfall nur von zwo/ oder dreyen Personen geruͤcket/ vnnd mit grosser Geschwindigkeit hien vnnd wieder gebracht/ vnd gewandt werden konten. Die Chur Saͤchsische Schlacht- ordnung/ so der Feld Marschalck Arnheim/ doch auff gutachten deß Koͤnigs/ dem er den Abriß gezeiget/ fermirt hatte/ war gleichfals in sein Corpo, vnd beyde Fluͤ- gel von Reuterey vnderschieden: vnd bestand in 6. Regimentern zu Roß/ vnd in so vielen zu Fuß. Tilly begruͤsset den herannahenden Feind mit drey Canonschuͤssen/ vnd hielt an mit schiessen/ in dem der Koͤnig fortruͤcket/ vnnd den Oberst Baumgarten im er- sten Canonschuß zerschmettert/ biß er naͤhern vnnd gewissern Schuß hette: wel- ches dann ohngefehr nach zwey Vhren auff den Mittag dem Tantz ein rechten An- fang/ vnd nach dreyen harten Treffen ein Endt gemacht hat. Tilly hatte bey dem ersten Treffen den Wind fast auff dem Ruͤcken/ vnd mehrentheils zu seinem Vor- theil/ derhalben der Koͤnig seine Bataille lincks vmb/ so viel muͤglich schwenckete den Wind halber zuerlangẽ: Tilly hiengegẽ/ der/ worauff solches angesehen/ wol merck- te/ wolte sich den Vortheil nicht nehmen lassen/ sondern bemuͤhet sich das Feldt ge- gen der lincken Hand zugewinnen/ vnd ein Dorff/ den Schwedischen zur Seiten/ in Brandt zustecken: woruͤber der lincke Fluͤgel/ sampt dem Holsteinischen Regi- ment/ vor der andern Bataille abgerissen ward/ also daß diß Treffen vor andern Orthen fruͤhzeitig angieng. Weil auch die Kayserische Reuter der Koͤniglichen Schwedischen commendirten Muß quetierer beym ersten Treffen deß rechten Fluͤ- gels gewahr wurden/ vnd dieselbigen meydeten/ zogen sie sich noch mehr zur lincken Hand herumb: also daß die Koͤnigliche Reserve/ im Rheingraͤffischen Regiment bestehend/ vnd der andere Hauff/ ehe als der erste zum Fechten kommen. Mit wel- chen der General Banner getroffen/ vnd vom Koͤnig Tronpenweise/ auß dem er- sten Hauffen/ also zeitlich secundiret worden/ daß er diesen deß Feindes lincken Fluͤgelbald gebrochen/ vnd in die Flucht gebracht. Das Holsteinische Regiment/ so nebenst dem lincken Fluͤgel/ von dem Corpo der Bataille sich abgerissen hatte/ stund vber die massen feste/ vnd empfing etlichemal heßlich die Koͤnigliche Schwe- dische Reuter/ so darauff ansetzten/ biß es endlich von den commendirten Mußque- tierern vnnd Reutern zu gleich angefallen/ vbermannet/ vnnd mehrentheils in die Pfanne gehawen ward/ da ein jeglicher fast in seinem Stand in seinem Todt be- decket. Folgt das ander Treffen: Jn deme der Koͤnig dergestalt gegen dem Kayse- rischen lincken Fluͤgel in voller Action begriffen/ marschirte dz Kayserische Corpo von Dritter Theil. von Fußvolck/ nebenst der Reuterey auff beyden Seiten/ von der Hoͤhe herunder/ vnnd schwang sein Front solcher massen/ daß sie mehrentheils die Koͤn. Schwedi- sche vorbey gehend/ mit gantzer Macht auff die Chur Saͤchsische getroffen. Was nun vor Reuterey auff deß Koͤnigslincken Fluͤgel ankam/ ward bald getrennet/ vnd in die Flucht gebracht: dargegen geriethen die Chur Saͤchsische/ sonderlich das Fußvolck/ vnnd die Ritterpferde/ in Vnordnung/ also daß sie gutentheils das Ge- wehr von sich geworffen/ vnd das Feld raumeten: Es vertiefften sich aber die Kay- serischen in dem nachhawen so weit/ daß sie jhre eygene Bataille dadurch geschwaͤ- chet/ vnnd noch mehr/ als sie voller vermeinten Victori die noch stehende Saͤchsi- schen zuhinderziehen/ vnd gar nieder zumachen vermeinten. Dann als sich der Churfuͤrst selbst nach Eulenburg auß dem Staub gemacht/ kam Feld Marschalck Arnheim zum Koͤnig/ die trawrige Relation abzulegen/ vnd newe Ordre zuholen: darumb wandten/ auff deß Koͤnigs Befehl/ der lincke Schwedische Fluͤgel/ vnnd zwo Brigaden vom andern Hauffen im Corpo, so Hebron vnd Vitzthumb com- mendirten/ dieser Furj der Kayserischen zubegegnen/ jhre Front lincks vmb/ vnnd kam der lincke Fluͤgel den Kayserischen fast gegen der Seiten/ die zwo Briga- den aber stracks gegen jhnenzustehen/ (vnd hie ist das dritte Treffen.) Worauff die Kayserische Cavallerey zwar bald das reiß auß genommen/ das Fußvolck aber in solcher Postur sehr lang gefochten/ vnnd die Schwedische Reuterey/ so auff sie angehawen/ Mannlich abgewiesen: bey welchem schlagen es ziemlich scharpff daher gangen. Endlich gleichwohl/ nach dem Feld Marschalck Horn mit der Cavallerey vnd commendirten Mußquetirern/ deß lincken Fluͤgels/ welchen der Koͤnig das West Gothische Regiment/ auß dem rechten Fluͤgel zu Huͤlff geschickt/ wie auch obigen beyden Brigaden: sie aller Seit auffs newe/ mit Macht angrieffen/ worunder auch die Regiment stuͤcklein/ so man von allen Or- then zusammen gefuͤhret/ in die noch stehende Trouppen starck vnnd vnauffhoͤrlich gespielet: ward jhre Ordnung nach dem sie noch etliche Furiose Salven gegeben/ gebrochen vnnd zertrennet: vnder dessen der Koͤnig mit dem rechten Fluͤgel/ biß an das Hoͤltzlein auff der Hoͤhe advanciret/ vnnd was er allda von Widerstand noch gefunden/ vollends zerschlagen vnnd zerstrewet. Die meyste Koͤnigliche Jnfan- terey/ als die vier Brigaden im ersten/ vnnd eine im letzten Hauffen/ sind fast muͤs- sig gestanden/ vnnd nicht einmahl recht zufechten kommen. Nach diesem fuͤnff- stuͤndigen sehr harten Treffen/ hieb die Schwedische Cavallerey den Fluͤchtigen nach/ welche aber bey eingefallener Nacht wolentrunnen. Tilly wer vom lan- gen Fritzen/ Rhein Graͤffischen Regiments erschossen/ oder gefangen worden/ wann nicht Hertzog Rudolph Maximilian zu Sachsen Lawenburg/ den langen Fritzen durch beyde Ohren geschossen/ vnnd den Tilly erꝛettet hette. Erentrann nach Hall/ vnnd eylte nach Halberstatt mit funffzehen Faͤhnlein zu Fuß: zu deme sich Pappenheim mit vierzig gesambleten Cornet Reutern auch begeben. Der Kayserischen haben sechstausent/ sechshundert ins Graß gebissen: die Schwedi- Y iij schen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ schen staͤrckten sich von den Gefangenen/ daß sie nun mehr an statt dreyzehen/ wohl achzehen tausent Mann an Fußvolck zehleten. Dieses Haupt Treffen war durch gewisse Wunderzeichen bedeutet: dann bey Sonnenwald/ in der Nieder Laußnitz/ hoͤrete man in der Lufft ein starckes schiessen vnd krachen/ als wann mit Stuͤcken vnd Muß quetten hefftig Fewer ge- geben würde. Vber Ascherßleben erzeigten sich/ den 18. vnnd 19. Brachmonat/ gegen Abend vmb fuͤnff Vhren/ am hellen Himmel/ zwey Kriegsheer/ deren eines von Mittag/ das ander von Mitternacht kam. Selbige zogenauffeinander durch die Sonne daher/ vnd hielten ein hartes Treffen: dabey aber das auß Mitternacht kommende Heer dem andern von Mittag beydemal oblag/ vnnd die Victorier- hielte. Vnnd ward in einer Stund/ gantz gleichfoͤrmig diese beyde Tage also am Himmel gesehen: durchschoß darauff alle beydemal/ nach geendetem Treffen/ ein Mann/ so in langem Talar/ mit einem Pflitzbogen auffgezogen/ den jenigen so das Heer von Mittage gefuͤhret/ mit einem Pfeil vbern hauffen/ vnd verschwand. Zu Freyburg vnnd Moͤrseburg verwandelt sich das Wasser in Blut/ zu Hall an der Saale/ vor dem Stein Thor/ auff der lincken Seiten am Stattgraben/ entsprang eine Quell von lauter Wasser/ vnd faͤrbete sich allgemach in der mitte deß Statt- grabens: so befand sich auch das Wasser in den Sturmfaͤssern auff dem Marck Blutroth. Kurtz vor dem Treffen setzte sich ein weisse Taub auff eine Chur Saͤchsi- sche Standart/ vnd vberschwung hernach die gantze Schlachtordnung. Die Nacht vor der Conjunction bey Dieben traumete dem Koͤnig/ wie er so Muͤhsam mit dem Tilly gerungen/ in den lincken Arm von jhme gebissen/ sich erzoͤrnet/ vnnd ge- dachten Tilly bey den Haaren gegriffen/ zu Boden gebracht/ vnnd mit Fuͤssen ge- tretten: vnnd mag der lincke Arm den lincken Fluͤgel/ oder der Saͤchsischen Flucht bedeutet haben. Noch nachdencklicher ist es/ daß Tilly deß Morgens vor der Schlacht/ in deß Todengraͤbers Behausung am Gotts Acker bey Leipzig/ in einer Stuben/ da viel Todenbgaren angemahlet/ Kriegs Raht gehalien/ daruͤber Pap- penheim ein Grausen bekommen. Auff diese Haupt Action erobert der Koͤnig Moͤrseburg vnd Hall/ versichert sich der Statt Magdeburg/ vnnd nahm die Fuͤrsten zu Anhalt in seinen Schutz/ in dessen der Churfuͤrst sein Leipzig wieder bezwungen. Sie kamen zusam/ vnnd hiel- ten/ dem Tilly durch die Stiffter Magdeburg/ Halberstatt/ vnnd das Land zu Braunschweig nachzufolgen gleich anfangs/ zu Verschonung der Evangelischen Laͤnder im Nieder Saͤchsischen Krayß mit nichten vor rahtsam vnd gut. Stunden jhnen also vornemlich noch zween Wege vor der Hand/ da sie einen Gang gehen koͤnden: der eine zur lincken Seiten/ auff deß Kaysers Erblaͤnder: der ander gera- de vber den Thuͤringerwald/ in Francken vnd an die Pfaffengasse. Der Churfuͤrst hatte best Lust darzu/ vber Erfurt gegen Francken zugehen: darumb er den Koͤnig gern auff die lincke Hand/ gegen die Kayserliche Exblaͤnder/ angebracht hette. Wiewol aber dieses Orths gute Quartier/ vnd bey schlechtem Widerstand wenig Gefahr Dritter Theil. Gefahr zuvermuthen war/ trug der Koͤnig doch vber solchem Vorschlage dannen- hero bedencken/ weil der Tilly mit dem wleder gesambleten Volck/ sich nach dem Weserstrom gezogen/ woselbst er mit Zuziehung der Altringischen vnnd Fuggeri- schen Troupen leicht ein starck Corpo wieder zusammen bringen/ vnnd wann der Koͤnig vnnd Churfuͤrst sich von einander gethan/ deme der vnder jhnen die rechte Hand behalten/ vnd der nechste bleiben wuͤrde/ auff den Leib gehen doͤrffte Es mag auch wol der Koͤnig vorgedacht haben/ daß die Reichs Staͤnde alßdann nicht jhme/ sondern dem Sachsen anhaͤngig wuͤrden: so besorgte der Koͤnig sich eines andern Spanischen Einfalls an dem Rheinstrom von den Spaniern/ welche mit Huͤlff der Ertzbischoffen das gantze Spiel solten verderben: vnd wolte die Chur Saͤchsi- schen/ so ohne das vor sich dem Feinde zu schwach/ vnnd empfangener newlichen Stoͤsse/ noch etwas kleinmuͤhtig/ diesen hasard allein nicht lauffen lassen: bevor- ab da sie vom Feld Marschalck Arnheim commendirt wuͤrden/ weil jhn der Koͤnig in der Leipziger Schlacht/ als in einer scharpffen Occasion/ da es auff Chur Saͤch- sischer Seiten jnsonderheit etwas hart dawieder gelauffen/ nicht wenig alterirt/ be- stuͤrtzt vnnd jrꝛesolut befunden: der moͤchte sonsten/ wie die Florettenfechter/ in der Speculation fuͤrtrefflicher/ aber im scharpffen Fechten vnnd hitziger Action nicht der beste seyn. Zu deme kam hierunder bey dem Koͤnig in Consideration/ daß der Churfuͤrst zu Sachsen/ bey den Schlesischen Fuͤrsten vnnd Staͤnden/ wie dieselbe vor diesem durch seine Vermittelung in Kayserliche Devotion sich wieder erge- ben/ seine Churfuͤrstliche Parole/ wegen Freyheit der Religion/ vnnd sonsten hart verknüpffet hatte: weßwegen sie einen sonderbaren Respect auff jhn truͤgen/ auch also allem ansehen nach/ weil von dem jenigen/ so jhnen versprochen/ vom Kayser wenig gehalten worden: so bald der Churfuͤrst mit seiner Armee sich naͤhern thaͤte/ demselben/ auß Hoffnung zu voriger Religion- vnnd Prophan Freyheit zugelan- gen/ mit Hauffen zufallen wuͤrden. Es trang aber deß Koͤnigs Authoritaͤt bey der Deliberation durch/ vnd ward der Schluß dahin vermittelt: daß der Churfuͤrst ein festen Fuß in Schlesien setzen/ vnd sich darinnen so viel muͤglich außspreyten/ vnd dem gemeinen Evangelischen Wesen zum besten in ferꝛnere starcke Verfassung stellen solte. Der Koͤnig hiengegen wolte zuvorderst in Thuͤringen gehen/ vnd da- selbst einen rechten Staad formieren: wie jhm dann der Churfuͤrst solches/ vnnd was dem anhaͤngig/ zum gemeinen Nutzen zugebrauchen/ auffgetragen vnd quit- tieret: folgends naher Francken seinen Marsch nehmen/ den Protestirenden im Oberland Lufft machen/ vnnd die Pfaffengaß heimsuchen: auch dem Tilly/ dafern er es zuverwehren vnderstuͤnde/ das Haupt biethen. Also schickte der Koͤnig seine Commissarien voran/ vnnd fand entweder Schrecken/ oder geneygten Willen. Nuͤrnberg/ Erfurd/ ergaben sich gegen Re- vers/ vnd versprochenem Schutz beyderley Religionen/ daruͤber hie/ vnd anderst- wo es manchen Contest gegeben: die Hertzogen von Weimar/ Wilhem/ Albrecht/ Ernst vnd Bernhard Gebruͤdere/ begaben sich in seine Diensten/ eine Armee in Thuͤrin- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Thuͤringen zurichten. Der Koͤnig ruckt in Francken/ erobert Maß feld/ Koͤnigs- hoffen/ Schweinfurt/ Wuͤrtzburg sampt dem Schloß: darauff die Protestirenden im Fraͤnckischen Krayß auch zu jhme getretten/ ob schon Tilly heran kommen/ vnd die Lothringische Armee an sich gezogen/ der Landgraff hatte Muͤnden eingenom- men/ vnnd in Westphalen vmb sich gegraßt: stieß allhie zum Koͤnig mit dreyzehen Compagnien zu Pferd/ vier Regimenter zu Fuß/ vnnd 1500. Mann Außschuß. Hanaw wurd zu deß Koͤnigs Devotion durch einen Anschlag/ Aschenburg vnnd Steinheim/ wie auch Hoͤchst mit gewalt/ Franckfurt durch Vergleich/ gebracht. Crtrang in das Rhingaw/ setzt in Person mit wenigem Volck/ bey Oppenheim/ vber den Rhein/ sahe Wormbs von den Lothringern/ vnd Stein von den Spani- schẽ verlassen/ bezwang Mayntz/ Creutzenach/ vñ schlug die Spanier/ darauff sie die Wetteraw quittiret: Speyer/ Manheim/ Mergentheim/ Winßheim/ Koͤnigstein/ Hailbrun/ theten auß Forcht oder Zwang/ was der Koͤnig befahle. Jn dessen feyrete Feld Marschalck Ako Totte nicht/ vnd erobert Rostock vnd Wißmar/ wie auch Doͤ- mitz: von dannen zog er nach dem Stifft Bremen/ demselben Ertzbischoff die Hand zubiethen/ vnnd fand Hertzog Georgen zu Luͤneburg/ in deß Koͤnigs wuͤrcklichen Diensten/ gleich wie der Hertzog von Braunschweig auch in Bund getretten/ de- me Hertzog Christian zu Luͤneburg gefolget. Der Churfuͤrst zu Sachsen lage an- noch still vmb Leipzig/ vnd machte Calender/ als ob er sich deß Handels vnd Gluͤcks schaͤmete/ vnd mehr auff Kayserliche/ als Schwedische Ordre wartete. Vielleicht auch vberschlagen/ was hernach erfolgt: mit Wunsch/ daß man zur Stund Frie- den gestifftet/ vnd alles in alten ruhigen Stand wieder gesetzt haͤtte: er muste aber in diesem Schiff fortfahren/ vnd sich dem vngestuͤmmen Wetter vertrawen. Dañ er kondte den Einfall der Kayserischen in die Nieder Laußnitz/ die Pluͤnderungen vnnd Bravaden biß vor Alt Dreßden/ als hette die Schlappe bey Leipzig sie ver- drossen/ vnnd suchten solche zuvergelten/ nicht vertragen. Vnnd ließ General Bannern heran kommen/ gieng auff die Kayserifchen/ welche sich geschwind in die Ober Laußnitz/ vnnd von dannen nach der Schlesi vnnd Boͤhmen sich zertheilten: lainet deß Spanischen Abgesanden Werbuug ab/ daß er zu den Waffen genoͤthi- get worden/ der doch nach wie vor einen durchgehenden gesunden Frieden begehre vnd suche. Die Armeeruckte in Boͤhmen/ erobert Leutmeritz/ Prag selbst/) da er die auffgesteckte Koͤpff der Boͤhmischen Herꝛn abnehmen/ vnnd ehrlich begraben las- sen: vnd gleichsam jhr/ vnd deß Pfaltzgraffen beginnen gut geheissen) Eger/ Ein- bogen/ Falckenaw vnnd andere viel Orth/ weil man sich solches Einfalls nicht ver- muthet hatte. Vnd dieses seynd die Fruͤchten der Leipziger Schlacht/ deren Einerndung Tilly/ ob er schon sein Bestes that/ nicht hin dern koͤnnen. Der Dritter Theil. Der fuͤnffzehende Discurß. Wie es bey Hoff/ vnd den vbrigen Kayserischen Voͤlckern gestanden/ vnd Til- ly wieder ein starcke Armee zusam gebracht. Mit was Muͤhe der Hertzog von Friedland wieder zum Generalat moͤgen gebracht werdẽ: deß Schweden Verꝛich- tung am Rheinstrom: an der Weser: von beyder Churfuͤrsten S. vnnd B. Be- rahtschlagung/ deß Friedlaͤnders Einfall in Sachsen (auch anderer Orts Kriegs- Vbungen) vnnd deß Haupt Treffens bey Breytenfeld Außgang: auch deß Koͤnigs in Schweden Todt. A Vff der Catholischen Seiten aber/ sonderlich am Kayserischen Hoff zu Wien ist/ je vnvermuthlicher der betruͤbte Fall bey Leipzig sich zuge- tragen hatte/ je schwerer vnnd schmertzlicher er jhnen vorkommen. Es war die geschwinde Eroberung der Statt Leipzig/ vnnd daß beyderseits Armeen gegen einander gestanden in Bataille/ auch ohne schlagen nicht von einander kom- men wuͤrden/ vberall schon erschollen vnnd ruchtbar worden. Die grosse Gluͤck- seeligkeit jhres bißhero vnvberwindlichen Kaysers/ die continuirliche Victorien jh- res alten Generals/ vnnd die Weltkuͤndige Dapfferkeit/ jhrer Soldatesca hatten aller Menschen Gemuͤther/ vom hoͤchsten biß zum niedrigsten/ mit einer gewissen vnfehlbaren guten Hoffnung dergestalt angefuͤllet/ daß sie die Schweden/ sampt jhren Adh æ renten/ schon vorgeschlagen vnd vberwunden hielten: vnd machten jh- nen allerhand hohe Concepten/ von nuͤtzlichem Gebrauch deß Sieges. Das wandelbare Gluͤck spielete jhnen vber diese schwehre Niederlage noch einen seltza- men Bossen/ vnd erfrewete sie eine geringe weile mit guter Zeitung/ damit es sie baldt hernach desto kuͤmmerlicher betruͤben moͤgte. Dann etliche hohe Officirer auff Kayserischer Seiten/ wie sich das Treffen gegen den Chur Saͤchsischen wol angelassen/ mit gar zufrühzeitigem Fleiß/ an jhre gute Freund/ nach dem Kayseri- schen Hoff Curierer spediret den Sieg/ so zwischen beyden Theilen noch in der Wa- ge stund/ gargewiß gemachet/ vnd dadurch jedermaͤnniglich in Frewd vnd Frolo- cken gesetzt hatten: darumb man/ an statt der grossen progreß/ bedacht seyn muͤssen/ wie wieder diß obsiegenden Feindes Macht/ sie sich selbst in jhren Landen verwah- ren vnd mannteniren moͤchten. Nicht weniger Schrecken ergriff/ nach einkommender dieser Zeitung/ die beyde General Wachtmeister/ Altringer vnnd Fugger: deren jener mit etlich tau- send Mann/ zum Tilly zustossen/ schon den Thüringer Wald passieret war: dieser neben dem Graffen von Merode, gegen dem Landgraffen zu Hessen sich engagirt Dritter Theil. Z befand: Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ befand: also daß sie auß Forcht deß andringenden Vngewitters/ dessen sie nach zer- schelleter Haupt Armee/ zuerwarteten keinen Sinn hatten/ sich in grosser eyl zu ruͤck/ in mehrere Sicherheit begeben: derowegen Landgraff Wilhelm zu Hessen/ vnder solchem Abzug/ die Statt Vach/ darin eine Compagnie zu Fuß von drey hundert Koͤpffen/ vnd eine zu Pferd/ Fuggerischen Volcks gelegen/ angegriffen/ stuͤrmender Hand erobert/ vnd die Soldaten alle/ biß auff hundert vnd vierzehen/ niedergehawen vnnd fricassiren lassen. Tilly war den zehenden Herbstmonat ziemlich schwach wegen der empfangenen truckenen Stoͤssen/ von Ascherslebenzu Halberstatt ankommen/ vnd samlete seine zerstrewete Voͤlcker wieder nach Muͤg- lichkeit. Weil er aber/ auß Forcht vor den Schwedischen zu Halberstatt nicht lang trawen wolte/ als vberliefferte er den vierzehenden dito/ dem Raht die Schluͤssel der Statt/ nach sechs Jahren/ neben Erinnerung dem Kayser trew zu bleiben: vnnd machte sich mit den gesambleten Trouppen/ wie auch dem Halber- staͤttischen Administratorn/ Johan Reinhard von Metternich/ neben allen Catho- lischen Geistlichen vnd Ordens Leuthen/ so in den benachbarten newlich reformir- ten Stifftern vnnd Kloͤstern nicht laͤnger zubleiben rathsam hielten/ von dannen/ auff Osterwick/ Schleden vnd Borckelen: alda er sich mit vier Feldstuͤcklein/ vnnd denen Trouppen/ so den gefangenen Administratorn von Magdeburg nach Wolff enbuͤttel fuͤhreten/ den er hernach gen Jngolstatt lassen convoyren/ verstaͤr- cket. Er gieng auff Alefeld/ Hoͤxter/ vnd schlug eine Bruͤck vber die Weser: seine Armee ward jmmer staͤrcker/ als der Graff von Rittberg/ Oberste Farensbeck/ vnd der Graff von Sultz mit jhren Regimentern zu jhme stiessen. Der Graff von Gronßfeld solte den Weserstrom beobachten: also zog Tilly nach Borgholtz/ War- burg/ Baldron/ vnd conjungirte sich den letzten dieses Monats zu Fritzlar mit den Altringischen vnd Fuggerischen: befand auch vierzehen Stuͤck Geschuͤtz/ vnnd er- reychte Fulda/ hielt rendevous, vnd zehlete achtzehentausend zu Fuß/ vnnd achzig zwo Compagnien zu Pferd/ erwartete auch der Lothringischen Armee/ die derselbe Hertzog auß Trew vnnd Hoffnung dem Kayser geworben hatte/ vnd empfienge sie bey Miltenburg: kam aber zu spath/ die Hauptfestung zu Wuͤrtzburg zuentsetzen. Darumb sucht er den Koͤnig ausser dem Vortheil zulocken/ kondt kein Voͤlcker in Hanaw bringen/ bemaͤchtigt sich aber deß Schlosses vnnd Staͤttlein Bobenhau- sen. Hiernechst empfing er Schaden durch einen Einfall/ verstaͤrckt sich doch/ biß in zwey hundert vnd viertzig sechs Compagnien zu Pferde: eroben Rotenburg an der Tauber/ vnnd legt den Printzen von Pfaltzburg mit den Lotheingern hien- ein: Er selbst gieng auff Winßheim. Er hub sich auff Anspach/ vnd fand daselbst einreiches Zeughauß/ vber die geflehnte Pferd vnd Guͤter. Zu Gantzenhausen nahm der Feld Marschalck Pappenheim/ mit welchem/ als einem Vrheber der Leipziger vngluͤcklichen Schlacht/ er sich biß dahin nicht allerdings wol vergleichen koͤnnen/ vom jhm Abschied/ vnd richtet seinen Weg nach Westphaler. Er selbst zog auff Schwabach/ vnnd Nuͤrnberg/ da man jhm nichts zu Willenwar/ sonder- lich Dritter Theil. lich weil Graff Heintz Wilhelm von Solms/ mit seinen zwey newen Regimen- tern zu Roß vnd Fuß vor die Statt fechtete. Darumb zog er ab/ vnnd verlohr seine Ammunition im Rauch/ durch Rach eines gezwungenen/ vnnd nun außreis- senden Connestabels: theilt seine Voͤlcker/ schickt deren etliche in Boͤhmen wider die Chur Saͤchsische/ legt sich selbst in das Rieß/ den Donawstrom zubedecken/ vnd ließ die Lothringer an den Rheinstrom von sich: deren Hertzog wieder nach Hauß/ etwas vnwillig gezogen/ weil jhm der versprochene Generalat nicht gerahten: hat- te doch ein trawriges Gluͤck/ als der Printz von Pfaltzburg in Bayern gestorben. Waͤr Tilly vor Nuͤrnberg/ stehen blieben/ hette der Koͤnig vber Rhein nicht setzen doͤrffen/ sondern der Statt Rettung thun muͤssen: doch eroberte Tilly die Festung Wiltzburg/ durch Vbergab der Anspachischen Wittib/ vnd bedienet sich derselben sehr wol eine lange Zeit. Er trawte die bestimpte sechs Regimenter nicht in das Wirtembergische Land zuquartieren/ weil Gustavus Horn Hailbrun erhalten/ vnd nahm Winterquartier/ wo er vermochte. Am Kayserlichen Hoff hatte man Vrsach der Bestuͤrtzung vnd dem Schre- cken zubegegnen/ nach dem sich das Blaͤttlein gemandt/ vnd das Gluͤck dem Kay- ser/ nach langem vnd vielem schmeichlen den Ruͤcken gekehrt: jnsonderheit da man sahe/ daß Chur Sachsen vom Koͤnig in Schweden noch nicht abzubringen war/ vñ das Koͤnigreich Boͤhmen in grossem Kriegsbrast stunde: auch verspuͤhrte man/ daß die jenige/ so zu der extremitaͤt nie verstehen wollen/ schon zuvor verkuͤndigten/ wie gantz Teutschland vnd die Erblaͤnder verschont nicht bleiben wuͤrden. Dar- umb gedachte der Kayser wie er den zweyen feindlichen Hauptarmeen auch zween General entgegen setzte: zumal Tilly sein groͤstes Absehen auff das Bayrland ge- halten/ dasselbe zubedecken/ vnnd vielleicht solcher gestallt dem Hauptwesen nicht zum allerbesten vorgestanden. Dieser Vrsachen halben gedachte man an den Hertzogen von Friedland/ der ohne Dienst/ zu Znaim priuatus lebte. Vnnd weil man vor einem Jahr/ auff der Churfuͤrsten/ fuͤrnemlich aber dessen in Bayern anhalten/ die Schuͤppe gegeben/ suchte man jhm das Generalat durch den Fuͤrsten von Eggenberg/ den gedachter Hertzog von Friedland vor andern Kayserlichen Bedienten vnnd Geheymbden/ hoch respectirte/ abermal anzutragen. Der aber zu Anfang sich gantz Kaltsinnig er wiesen: auch darbey seine gute vnd ersprießliche Dienste/ so er dem Kayser geleystet/ angezogen/ auch wie vbel er dargegen beloh- net worden. Dahero er nicht Vrsach hette/ sich wiederumb beym Kayser in Dienst einzulassen/ vnd sonderlich da einander das Werck in Ruin gesetzt/ solches zuvndernehmen/ vnnd wieder in Stand zurichten. Er haͤtte sich nuumehr aller Ambition entschlagen/ vnd zu Ruhe begeben: hoffete/ weil er sich bey diesem Krie- ge gantz nichtinteressirt gemacht/ dessen auch vom Feinde zugeniessen. Moͤchte seines theils dem Kayser gerne goͤnnen/ daß es jhm nach Wunsch ergienge: baͤte a- ber/ mit dieserschweren Last/ so jhm auffgebuͤrdet werden wolte/ seiner vor dißmal zuverschonen. Der Fuͤrst von Eggenberg/ deme deß Hertzogs von Friedland ho- Z ij her Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ her Geist vnnd Humor wol bekannt (da her er nicht zweiffelte/ die Ambition solte endlich vber den gefaßten Vnmuth die Oberhand erhalten/) ließ deßwegen nicht nach/ ob schon der Baum vom ersten Streich nicht gefallen/ vnnd hielt ferꝛner an: entschuldigte den Kayser/ daß alles/ so er hiebevor gethan/ er fast gezwungen thun müssen. Hette schon damalen wol besorget/ (als er jhm nemlich die Abdanckung angekuͤndet) vnd folgends in der That erfahren/ daß er den allerkoͤstlichsten Edel- gestein auß seiner Kron verlohren: ja sich selbsten die rechte Hand mit der lincken gestuͤmlet vnd abgehawen/ in deme er den Hertzogen von Friedland/ der jhm mit so grosser Trew/ vnd gluͤcklichen Successen gedienet/ seiner Dienst entlassen. Die gute Affection vnnd das hohe Vertrawen/ so der Kayser zu seiner Person gesetzet/ were dardurch nicht gemindert/ sondern gemehret: welches der Hertzog ohnschwer darauß abzunehmen hette/ weil der Kayser bey jetzigem vbelen Zustande/ da die Sachen gantz auff die Spitze gerahten/ jhn vor allen andern Cavalliren/ dieselbe wiederumb zufassen/ außersehen. Der andern/ die jhm vorm Jahr im Genera- lat succediret/ Versehen vnnd Vngluͤck/ wuͤrde jhm zu desto groͤsserer Ehre vnnd Reputation gereichen. Er moͤchte den Vnmuth/ so er wegen seiner Abdanck- ung geschoͤpffet/ dem Vatterlande/ vnd gemeinem Wesen zum besten schwinden lassen: auch darbey erweisen/ daß seine Trew durch diese vnnd dergleichen Zufaͤlle deß Menschlichen Gluͤcks/ vnbeweglich/ vnnd seine Tugend capabel were/ die fau- ten, so andere begangen/ zuverbessern/ vnd das Werck/ so maͤnniglich schier vorver- lohren schaͤtzte/ zu redressirn vnd wieder auffzurichten. Mit diesen vnd dergleichen Anmahnungen bracht er es endlich so weit/ daß der Hertzog von Friedland sich erklaͤrte/ er wolte dem Fuͤrsten von Eggenberg/ weil er jhm so hoch verobligirt/ etwas zu lieb vnd gefallen thun/ biß auff den Mertz Mo- nat dem Kayser abermal bedient seyn/ vnd eine vollkommene starcke Armee/ dem- selben zu Dienste/ richten vnnd auff die Beyne bringen. Weßwegen er aber kei- nen Namen noch Titul eines Generals/ oder sonsten/ zuhaben begehrte/ auch vor- auß bedingen that: wider dẽ Feind/ es wer im Treffen oder andern Jmpresen/ sich keines Wegs gebrauchen zulassen/ sondern nur das Volck zusammen zufuͤhren. Jnmittelst/ Zeit solcher drey Monaten moͤchte man sich entweder auff einander subjectum resolviren/ oder aber/ welches das beste vnd sicherste/ nach Frieden trach- ten. Solches Erbieten/ welches gleichsam die erste Staffel zum Generalat/ ac- ceptirte der Kayser/ weil er den Hertzog von Friedland vor dißmahl nicht hoͤher zu- treiben vermochte: vnnd war gar wol darmit zufrieden. Nahm also derselbe sein Hauptquartier zu Znatm in Maͤhren: ließ auch darauff in deß Kaysers/ vnnd an- dern vmbliegenden Laͤndern/ zu Roß vnnd Fuß starck werden. Der Feld Mar- schalck/ Herꝛ von Tieffenbach vbergab also bald seine vnderhabende Kriegsvoͤl- cker/ solche/ sampt allen newgeworbenen/ in deß Kaysers eygenen Landen/ nach gutduncken/ vnd freyem Belieben/ einzuquartieren: wie er dann endlich sehr hohe Conditionen bey dem Kayser erhalten/ so wol wegen Verwaltung deß Kriegswe- sens/ Dritter Theil. sens/ daß er bey niemand Ordre zuschoͤpffen/ als wegen einer hohen Recompens/ vnd Niederlegung der Waffen. Zu Wien hielt man Gottestrachten/ vnnd be- festiget die Statt: der Bapst schosse ein ansehnliche Summ Gelds/ Florentz/ Mutina vnnd Luca erboten sich/ dem Kayser nach muͤglichkeit beyzustehen. Ve- nedig vnd die andere Staͤnde/ machten viel Wort/ ohne Werck: es kroͤpffete sie an- noch daß die schoͤne reiche Statt Mantua so elendig außgepluͤndert worden/ vnnd hatten ein Aug auff die Frantzoͤsische Faction/ welche der Cardinal Borgia fuͤhre- te. Polnthet gar nichts darzu/ wegen deß Stillstands/ vnnd dann auß Forcht deß Moscowitischen Kriegs. Der Koͤnig in Spanien/ zu Hungarn vnd Boͤh- men/ die Gemahlin/ der Fuͤrst von Eggenberg/ vnnd andere vornehme Herꝛn am Hoff/ trugen grosse Baarschafft zusam/ ohne was die Erblanden nach den hohen Anlagen/ beybringen muͤssen. Auch schlossen die Ligisten/ deren Voͤlcker Pappen- heim fuͤhrete/ dem Kayser trewlich beyzuspringen. Gleich wie nun der Koͤnig in Schweden nichts anderst gesucht/ als seinen Feind den Kayser zuschwaͤchen/ also begab sichs/ daß die Catholische Staͤnde meh- rentheiljhre Gesandten bey dem Frantzosen hatten/ vnd Schutz suchten/ wo dersel- be wider den Schweden nicht zuverꝛeitzen were. Diß begehren kondte der Fran- tzoß nicht allerdings abschlagen/ vnnd mittelt eine Neutralitaͤt/ durch den Marg- graffen von Breze vnd Freyherꝛn von Charnasse/ vor die Liga vnd den Churfuͤr- sten in Bayern/ da sie solche mit Ernst/ vnnd nicht zum Auffschub oder besserer Verfassung gesucht hetten. Aber Chur Trier gienge sie ein/ vnd vbergab dem Frantzosen als seinem Buͤrgen/ die Vestung Ehrenbreytstein vnd Philippsburg/ weil der Koͤnig in Schweden nicht trawen wollen/ auß Vesachen/ daß jhn der Bi- schoff zu Bamberg mit den Tractaten vmbgefuͤhret. Pfaltz Newburg/ vnnd Statt Coͤln erlangten nichts/ weil sie den Kayserischen/ Spanischen vnnd Ligisti- schen allen muͤglichen Vorschub zuthun/ nicht kondten noch wolten vnderlassen: vnd solten wol ein harten Strauß außhalten muͤssen/ da es nicht andere Haͤndel ab- geben hatte. Der Hertzog in Lothringen schmeckte Lunten/ vnnd antwort dem Koͤnige/ er wer dessen Feind nie gewesen/ sondern hette vielmehr in Tugent vnnd loͤblichen Thaten jhm nach geeyfert/ vnd gleich zuthun sich bearbeitet/ deß Kaysers bittlichen begehren aber/ mit Leystung einiger Assistentz/ statt zugeben/ vnnd seiner Vorfahren Versprechung folge zuleysten/ so wol Schuldigkeit/ als seiner selbst eygenen Sicherheit halben/ nicht Vmbgang haben koͤnnen. Bevorab da auff dem Leipziger Convent dergleichen Consilia/ so seinem Land vnnd Staad zum hoͤchsten nachtheilig/ vnderder Schmiede vnnd im Fewer gewesen: darumb er re- putierlicher zu seyn erachtet/ seinen Feind ausser Landes zusuchen/ als daheym zu- erwarten. Er nehme aber jetzt die vom Koͤnige jhm angebotene Freundschafft von Hertzen gern/ vnnd vmb so viel desto lieber an/ weil er verstuͤnde/ daß nicht eben der Haß wieder die Roͤm. Catholische Religion/ sondern andere Vrsachen/ den- selben zum Krieg bewogen: wolte sich auch ins kuͤnfftige/ derer bester massen be- Z iij fleis- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ fleissigen/ vnd dem Koͤnig in alle dem/ was seine Ehr vnd Reputation zuliesse/ will- faͤhrig erwiesen. Nach dem es aber nur fůr eytele Wort gehalten werden wolte/ geschah dieser Schluß: daß der Koͤnig in Franckreich/ daferꝛn keine guͤtliche Ver- mahnung verfangen solte/ den Hertzogen von Lothringen mit gantzer Gewalt an- greiffen/ vnd dahin bringen: damit derselbe dem Koͤnig zu Schweden/ vnnd dessen Conf œ derirten/ nicht mehr auffsetzig sich erzeigen moͤchte oder koͤndte/ hiengegen wolte der Koͤnig zu Schweden/ ob etwan Franckreich/ deß halben vom Kayser/ Koͤ- nige in Spanien/ oder sonsten jemands angefochten wuͤrde/ jhm mit aller Macht gegen dieselbe beystaͤndig seyn. Jn dessen kam die Koͤnigin in Schweden/ wie auch der Reichs Cantzler A- xel Ochsenstirna/ vnd der Pfaltzgraff/ gewesener Koͤnig in Boͤhmen/ als erfordert/ vnnd viel andere Herꝛn zu dem Koͤnig: allda er mit Hertzog Vlrich zu Braun- schweig/ mit der Statt Braunschweig selbst/ mit den Hertzogen zu Mecklenburg/ mit der Statt Vlm/ mit den Wetterawischen vnnd Westerwaͤldischen Graffen/ mit den Staͤtten Luͤbeck/ Luͤnneburg vnnd Bremen/ so viel schleuniger sich vergli- chen/ vnnd Alliantz getroffen/ weil der Feld Marschalck Pappenheim in den Nie- der Saͤchsischen Kreyß einbrechen wolte. Er schickt D. Pothuidi, Bischoffen zu Lincoͤping/ in das Stifft Halberstatt/ das Kirchenwesen wieder auff gut Lutherisch zu redressteren. Vnd weil der Sillstand/ mit der Liga zu endlieff/ die Spanische a- ber sich an der Mosell sambleten/ ließ er Rheingraff Ott Ludwigen auff sie gehen/ vnnd sie schlagen: erobert Braunfelß/ Bobenhausen vnnd Kirchberg/ befestigt Mayntz/ vnnd verordnet an dem Eck/ da der Mayn in den Rhein fallt/ eine Veste vnnd Statt zubawen/ von seinem Namen genannt die Gustavusburg. Die Straßburger/ vnd der Graff von Hanaw Lichtenberg/ schleyfften die Schantzen zu Drusenheim vnd Lichtenaw/ auß welchen die Kayserische vnnd Lothringische Voͤlcker dem Land beyderseits Rheins viel Vnfug angethan. Pfaltzgraff Chri- stian von Buͤrckenfeld ließ sich vor ein General der Cavallery bestellen/ vnd konde nicht hindern daß Ossa Wildstaͤtt eingenommen. Nun hatte General Johann Banner Magdeburg belaͤgert/ vnd zur Vbergab den Graffen von Manß feld ge- noͤhtiget/ wann nit Pappenheim wer herangezogen/ vnd den Belaͤgerten/ ehe der Hertzog von Weinmar moͤgen zur Stelle seyn/ Lufft gemacht hette: der ruinirt a- ber/ vnd verließ den Orth/ weil Hertzog Wilhelm von Weinmar Goͤttingen/ Du- derstatt/ vnnd das Eyßfeld vberzogen: der Landgraff zu Hessen aber Warburg/ Erichsburg vnd Amoͤneburg erobert/ am Weserstrom solchen Gewalt zu hinder- treiben. Jn Boͤhmen liessen sich die Chur Saͤchsischen jhres Gluͤcks genuͤgen/ vnnd hielten etwas raumlich Hauß in den Winterquartieren/ darauff Mangel vnnd Rumoren/ auch endlich das Sterben erfolget. Beyde Churfuͤrsten zu Sachsen vnd Brandenburg kamen zusam/ beraht schlagten vber die/ vom Kayser vnnd der Catholische Liga auff die Bahn gebrachte Friedens Tractaten/ vnd vber die Mit- tel/ Dritter Theil. tel/ ein Frieden zuerlangen: was vor Conditiones darbey vorzuschlagen/ vñ wz vor eine Versicherung deßwegen zubegehren/ wie es mit deß Koͤnigs in Schweden dabey habenden Jnteresse/ vnnd auffgewanten Kriegskosten zuhalten. Vber Pfaltzgraff Friedrichs Restitution: vnd wie man/ da kein Fried zuerlangen wer/ sich enger zusam verbinden/ in staͤrckere Verfassung stellen/ vnnd also dem Feind das Haupt biethen koͤnte. Wegen der Assecuration fanden sich viel Jrꝛungen/ ob nicht deß Koͤnigs in Franckreich Caution/ oder deß Bapsts Consens vnd Ra- tification den Stein zuheben vermoͤchten. Die erste achtet man vor nicht ge- nugsam/ weil der Staad in Franckreich sehr vnruhig/ vnnd mehr als einiger an- der zur Veraͤnderung vnnd newen motibus geneygt. Der Koͤnig koͤnde eben so wol/ als sein Herꝛ Vatter/ durch ein kaltes Eysen den Rest bekommen/ waͤr auch sonst der Sterblichkeit vnderworffen: deßwegen hierauff nichts zubawen. Das andere Mittel schiene vngereumbt/ weil es der Religion fast zuwider lieff/ vnd mercklich pr æ judiciren wolte/ wañ man dem jenigen/ ď vor den Antichrist gehalten wuͤrde/ so hoch vnd viel deferiren/ oder demselben so viel Glauben zustellen solte/ der den Ketzern keinen Glauben zuhalten/ vor ein Fundament seines Staads biß- her geachtet. Chur Sachsen bracht ein drittes: daß der Kayser vor sich vnd sei- ne Nachkommen/ auff den fall einer nicht Haltung/ vnd Vbertrettung der belieb- ten Friedenspacten/ allen Recht- vnd Gerechtigkeiten/ vnnd Pr æ tensionen/ so er beydes im Reich/ als Kayser vnnd Ertzhertzog zu Oesterꝛeich/ wie auch als Koͤ- nig zu Hungarn vnnd Boͤhmen in denen Koͤnigreichen hette: in gleichem die Geistliche in gemein/ allen reseruatis, welche sie im Passawischen Vertrage/ vnnd sonsten sich vorbehalten/ renunciren solten. Chur Brandenburg war der Mey- nung/ solcher Versicherung/ ob sie schon am allerbesten geschehen/ wer im wenig- sten zu trawen/ weil der Kayser/ vnd dessen Parthey/ dieselbe eben so leichtlich vnnd geschwinde/ wie die Friedenspacten selbst brechen koͤndten: erforderte eine real Caution. Chur Sachsen blieb gleichwol bey seiner Opinion/ vnnd hielt solche Versicherung vor genugsam vnd gut: zweyffelte aber daran/ daß sie zuerhalten waͤr/ weil der Kayser vnd die Liga lieber alles auff die eusserste Spitz setzen wuͤrden: vnnd ließ sich ein Stillstand von fuͤnffzehen/ oder 20. Jahren gefallen: welchen Brandenburg vor hochschaͤdlich hielte/ nach dẽ der Kayser/ vñ die Liga in jre vorige verlohrne: die Evangelische aber auß jhren jetztinhabenden Vortheilen dadurch gesetzet wuͤrden. Darumb were das beste/ daß man sich jetzt/ weil man dem Fein- de gewachsen/ anderst nicht als Hauptsaͤchlichs vereynigen moͤchte: nicht zweife- lend/ daß gleichmaͤssige Macht/ so einander die Wage halten koͤndte/ auff beyden Seiten auch billichmaͤssige Conditiones zuwegen bringen wuͤrde. Wegen Er- stattung der Kriegs Vnkosten/ vnd deß Koͤnigs in Schweden Jnteresse/ ward nur in genere weitlaͤufftig discurꝛirt: gleichwohl vor die vnbillichste Sach gehalten/ wann sie in keine Consideration kaͤme. Dann es hette der Koͤnig animo plus quàm heroico seine Person gewaget/ dem gemeinen Wesen so trewlich vorge- standen/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ standen/ vnd so Mannlich vnd dapffer darvor gefochten/ daß nechst Gott/ jhm el- lein/ nicht nur Lob vnd ewiger Nachruhm/ sondern auch eine Real vnd genugsame Recompens gebuͤhrete. Doch votirte man im Raht dahin/ daß die Auffwiegler/ so alles Vnheil im Reich verursachet/ vnnd den Koͤnig mit der That beleydiget/ proportionabiliter solchen Last tragen/ vnd was solche Turbatores begangen/ oder gestifftet/ die andere/ so eusserste Trew vnd besten Fleisses darwider gerahten/ vnnd sich gesetzet/ nicht entgelten solten. Die Pfaͤltzische Sach triebe Chur Branden- burg jnsonderheit. Jn welchem Punet sich Chur Sachsen endlich erklaͤrt/ ob wol der Pfaltzgraff jhn vnnd sein Churfuͤrstliches Hauß/ mit Privation der Boͤhmi- schen Lehen/ vnd auff andere Weise mehr/ hochbeleydiget/ vnd genugsame Vrsach gegeben/ auff die Raache vnnd Gegenvergeltung bedacht zuseyn/ so hette er es doch jederzeit auß dem Sinne geschlagen/ vnd were dieses nachmalen seine Meynung. Wann er dem Pfaltzgraffen auß gewissem Respect/ nicht solte wider Bayern wuͤrcklich helffen koͤnnen/ daß er jhm gleichwol nicht wolte hinderlich vnd im We- ge seyn. Bey der bevorstehenden Kriegs Verfassung/ vnd darzu erforderten gnugsa- men Mitteln/ ward befunden/ daß die Churfuͤrsten vor sich selbst/ der grossen Macht/ so der Hertzog von Friedland auff die Beyne zubringen im Werck begrif- fen war/ nicht bastant weren: darumb sie nothwendig der Assistentz deß Koͤnigs in Schweden sich bedienen muͤsten. Allhie aber erꝛegte sich bey den Chur Saͤch- sischen eine Difficultaͤt/ wegen deß Directorij, vnd wie starcken Secours man an den Koͤnig in Schweden begehren solte: dann diese befahrten sich/ wann der Koͤ- nig eine Armee vnder einer hohen Generalsperson schickte/ wuͤrde er auch dersel- ben die Kriegs Direction/ so dem Koͤnig/ laut der Alliantz/ zustuͤnd vnd gebuͤhrete/ vbertragen: welches wider jhres Churfuͤrsten Reputation vnnd Hoheit/ vornem- lich wann derselbe bey der Armee selbst zugegen were/ lauffen thaͤte. Dieser Vr- sachen halber achteten sie vor eine Notturfft/ bey dem Koͤnig vmb Erklaͤrung an- zuhalten/ nicht allein wessen der Churfuͤrst/ im fall der Noth/ auff sein Begehren/ sich zu jhm zuversehen/ sondern auch was er vor Ordre dem jenigen Officirer/ so den Secours commendieren wuͤrde/ zugeben gesinnet wer. Hierunderschien/ daß Feld Marschalck Arnheim sich fleissig gebrauchte/ vnnd darnach trachten thet/ wie er alle naͤhere Conjunction mit den Koͤniglichen Schwedischen verhindern moͤchte: weil er nicht gern sahe/ daß jhm jemand an die Seite gesetzt wuͤrde/ mit deme er competentz wegen deß Commendo vberkaͤhme/ vnd der vielleicht auff sein Thun vnnd Wesen Achtung schluͤge: also daß auch/ da ein Geschrey erschollen/ ob solte General Banner im Anzug seyn/ sich mit den Chur Saͤchsischen zuconjun- gieren/ er sich verlauten lassen/ so bald gemelter General anlange/ sein Abschied zu- nehmen. Dieser Bedencken wegen liese es sich ansehen/ der Churfuͤrst zu Sach- sen wuͤrde die Sach erst auffs eusserste kom̃en lassen/ ehe er vom Koͤnig in Schwe- den dergestallt Secours begehren solt. Schließlich hat man auch wegen der Con- Dritter Theil. Conjunction der Waffen/ zwischen beyden Churfuͤrsten tractirt. Vnnd Chur Brandenburg zwar begehret/ Chur Sachsen moͤchte ein Theil seiner Armee in Schlesien gehen lassen/ so wolte er jm zu solcher expoitte mit etlich tausent Mann Assistentz thun: oder da dieses Chur Sachsen nicht gefiele/ moͤchte er jhm Chur Brandenburg mit eim Theil Volcks zu seiner Defension/ vnd vorhabenden des- seing auff das Land Schlesien/ beyspringen. Welches Chur Sachsen nicht vor practicabel/ noch seine Armee zutheilen vor rahtsam gehalten/ vnnd nach zweyer Tagen Deliberation rund abgeschlagen. Daher auch Chur Brandenburg seine Trouppen zu den Chur Saͤchsischen zustossen Bedencken getragen: vnnd ist also die Conjunction vor dißmal zu keiner Wuͤrcklichkeit gediehen. Der Friedlaͤnder thet seim Versprechen genug/ bracht ein schoͤnes Volck zu hauff/ ließ sich bitten/ das Generalat anzunehmen/ das solte erfuͤhren im Na- men deß gantzen Hauses Oesterꝛeich vnd Spanien in absolutissimâ formâ: es sol- te weder der Kayser noch sein Sohn sich bey der Armee befinden/ vnnd jhm erlaubt seyn ohne deß Kaysers Consens zu confisciren vnd zuperdoniren/ weil der Kayser zu milt wer: da weder Hoffraht/ noch Kammergericht jhme Eintrag zuthun het- ten/ oder auch deß Kaysers Gelaith vnd Pardon gelten moͤchte: beneben einer Re- compens auß den Oesterꝛeichischen Erblanden/ deß Hertzogthumbs Mecklenburg zugeschweigen/ welches bey jeden Friedens Tractaten zubeobachten/ vnd ohne jhn gar nichts zuschliessen. Ein grosser Fehler von einem so klugen Mann seinen Herꝛn der gestallt/ als einen Gefangenen zutreiben: welcher aber auff das Haupt- wesen gesehen/ vnnd das vbrige der Zeit heymgestellt. Jn deß nun der Koͤnig in Schweden am Rheinstrom sein Vorhaben werckstellig gemacht/ vnnd der Bi- schoff von Bamberg einen Ruͤcken an dem Tilly in der naͤhe gefunden/ wurd der Koͤnig verursacht/ den Feld Marschalck Horn nach Bamberg zu commendiren/ daselbst es Kappen geregnet/ daß der Koͤnig selbst nach Francken anzoge/ darumb jhm Tilly/ gleich wie zuvor Horn dem Tilly gewichen. Der Churfuͤrst in Ba- yern wolt anfangs/ Tilly solte diesen Schwarm nach Boͤhmen oder Oesterꝛeich ziehen/ vnnd den Friedlaͤuder zur Conjunction noͤthigen/ auff daß der alte Groll das Bayerland nicht Huͤlffloß stellete. Doch besonne er sich/ es moͤchte jhm/ als dem Haupt der Liga gelten/ das Volck wuͤrde den Muth verliehren/ wann man die zwo Vormawren der Donaw vnnd deß Lechs wolte verlassen/ vnnd was dann so viel daran gelegen/ wann ein solcher Herꝛ den General vmb Huͤlff ersuchen muͤste? dann der Koͤnig ward zu Nuͤrnberg wohl empfangen/ versichert sich der Statt/ erobert Donawert/ vnnd drang auff Rain vnd Augspurg/ vnnd ließ zwey vnnd siebenzig Stuͤcke Creutzweiß in das Gehoͤltz gehen/ da sich Tilly vergraben hatte. Eine dreypfuͤndige Kugel traff den Tilly an den Schenckel/ obig dem Knye/ darvon er bald hernach zu Jngolstatt verstorben/ vnnd war kein Wider- stand mehr/ weil die Bayrischen Newburg quittirt/ vnnd Augspurg nicht retten Dritter Theil. A a kon- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ koͤnnen. Aber vor Jngolstatt hette der Koͤnig sein Leben/ so wol als der junge Marggraff von Baden/ schier eingebüßt/ in dem das Pferd vnder jhm erschossen/ er gefallen/ vnd mit Blut besudelt war. Gustav Horn gieng die Donaw hinab/ vnd Baudiß vermochte den Dennmaͤrcker nicht wieder an den Reyhen zubringen/ weil der Lübeckische Vertrag jhn zu hart verknuͤpfft hatte. Der Friedlaͤnder hat- te kein eyl/ wie Bayern laͤngst gemuthmasset: so wolte das alte Pflaster der Neu- tralitaͤt bey Bayern nicht mehr ziehen/ ob es schon durch den Frantzoͤsischen Resi- denten versucht worden. Darumb zoge er sich nach dem Friedlaͤnder/ vnnd be- maͤchtigt sich der Statt Regenspurg mit List: in dem der Koͤnig Freysingen vnnd Muͤnchen/ daselbst er viel vergrabene Stück gefunden/ bezwang: der aber zu ruͤck/ in Francken gangen/ Cronach vergeblich belaͤgert/ dieweil der Friedlaͤnder anfin- ge sich zumoviren. Darbey er dann die Conjunction mit Chur Sachsen gesucht/ in Willens/ den Krieg an die Donaw zulegen/ vnnd den andern Landen Lufft zu- machen. Hie braucht der Friedlaͤnder den Fuchßbalg gegen Sachsen/ vnd die Loͤwen- haut wider Schweden: tractirt mit dem Feld Marschalck Arnheim/ vnnd endlich mit dem Churfuͤrsten selbst/ verhindert die Conjunction/ erobert Prag/ vnnd laͤßt die Sachsen auß gantz Boͤhmen abziehen. Wie solches dem Koͤnig gefallen moͤ- gen/ ist leicht zuerachten. Doch gieng es in Schwaben vnd Nieder Sachsen jh- me noch nicht allerdings vbel/ wie wol das Gluͤck der Waffen mit Einnehmung vnnd Verlust etlicher fuͤrnehmen Orth/ seine Tuͤcke nicht gelassen. Aber am Rheinstrom wolte es newe Haͤndel geben/ in dem die Spanische vber die Mosel gangen/ vnd Speyer eingenommen: doch wendet sich der Wind/ daß dieselbe Ar- mee wieder zu ruͤck gangen/ vnd Straßburg mit den Schweden geschlossen. Weil nun die Bayrische Voͤlcker in der Ober Pfaltz sich befunden/ suchte sie der Koͤnig daselbst/ spedirt ein Abgesandten nach Siebenbuͤrgen vnnd nach Constantinopel/ so wol den Regierenden Fuͤrsten Ragozy/ mit deß Gabors Wittib (seiner Gemah- lin Schwester) zuvergleichen/ als newe Kriegs Haͤndel zuerꝛegen. Vnd weil es schier vmb die Statt Nuͤrnberg gelten solte/ legt er sich vor dieselbe/ vnnd erwartet deß Friedlaͤnders/ welcher sich gantz gegen jhm in ein Vortheil vergraben. Hie zog der Koͤnig viel Volcks an sich/ vnd ließ den Reichs Cantzlar am Rhein/ dahin sich Pappenheim ziehen wollen/ das beste thun/ der auch dem Churfuͤrsten von Coͤlln die Neutralitaͤt ertheilt/ vnd den Frantzosen Coblentz/ weil jhnen der Churfuͤrst zu Trier bereyts Hermanstein eingeraumbt/ abgetretten. Der Friedlaͤnder hielt sich in seinem Vortheil/ ließ die Bayrische vnnd Leopol- dische in dessen vmb sich grasen/ vnnd die heran marschirende Koͤnigische Voͤlcker abhalten: da es dann manchen stoltzen Kopff gekostet/ sonderlich als der Koͤnig deß Friedlaͤnders Lager mit voller Macht vergeblich angegriffen. Jn dessen vbte man sich auch im Eischfeld/ vnd sonderlich geschahe in der Schlesiẽ die Conjunction erstlich mit den Schweden vnd Brandenburgischen/ vnnd dar- nach Dritter Theil. nach mit den Chur Saͤchsischen: allda die erste Æmulation wegen der auantgarde sich erhoben/ wie auch wegen deß Angriffs bey Steinaw/ da gleichwol die Kayse- rische biß an Preßlaw/ vnnd ferꝛner weichen muͤssen/ wie traͤge Arnheim auch sich erwiesen. Eben also gieng es in Meyssen/ vnd im Elsaß/ da Holck vnd Horn jhr bestes gethan. Vnd weil der Frantzoß den Churfuͤrsten zu Trier in sein Schutz auffgenommen/ ließ er eine Armee auff Trier vnd Philippsburg gehen/ seine Versicherungs Plaͤtze zubesetzen/ vnd seinen versprochenen Schutz zuleysten: wel- ches dann dem Feld Marschalck Horn trefflich wol zu Paß kommen. Weil nun die beyde feindselige Laͤger bey Nuͤrnberg nicht laͤnger kondten subsistiren/ vnnd gleichwol einander auch nichts anhaben/ brach der Koͤnig auff/ empfieng den Tar- tarischen Gesandten/ vnd sucht den Donawstrom/ sonderlich Rain/ welches dem alten Mitschefal den Halß gekostet/ wieder zuerobern: deme dann Landsberg vnd andere Orth folgen muͤssen. Es waren aber die Kayserische dem Churfürsten in Sachsen vberlegen/ denselben entweder vom Koͤnig abzuziehen/ oder in Grund zu- verderben: darumb der Koͤnig all ander Vorhaben lassen fahren/ vnnd auff das zweyte ansuchen also bald nach Sachsen sich gewendet/ daselbsten Huͤlff vnnd Rettung zu thun: vnnd schien/ als wolte sich der gantze Last deß Kriegswesens nach der Elbe ziehen zumahl auch Pappenheim von Mastricht (welchen Orth er dem Koͤnig in Spanien zu Diensten wollen entsetzen) durch Westphalen kam an- gezogen/ vnnd Paderborn/ wie auch Wolffenbuͤttel/ der Belaͤgerung entschuͤttet/ dieweil sich Baudiß zuschwach befunden/ als er Hildeßheim fahren lassen/ doch Magdeburg vnd den Elbstrom behauptet. Jn dessen nun Pappenheim in Meis- sen vnd Thuͤringen/ wie ein Wetter durchgebrochen/ erobert der Friedlaͤnder durch Vbergab/ Statt vnd Schloß Leipzig/ sampt andern Orthen/ also daß dem Chur- fürsten Zeit vnd Weil lang worden/ biß die Schwedische Voͤlcker vber den Thü- ringer Wald nach der Naumburg kommen/ allda die Koͤnigin jhren Abschied ge- nommen. Noch hatte der Koͤnig hoͤhere Gedancken/ weil er ein sehr schweres Werck vor Augen sahe/ nemblich eine enge Vereynigung/ vnnd Kriegs Verfassung mit den Evangelischen: darumb er ein Tag nach Vlm gesetzt/ vnd ließ den Birckenfelder/ an statt deß krancken Banners/ in Bayern: den Horn aber im Elsaß (da bald die Schweitzer/ wegen deß Stiffts Basel: bald der Lothringer/ wegen deß Stiffts Straßburg jhme Hacken einschlugen/ deren er aber wenig geachtet/ vnd den Bau- diß am vndern Rheinstrom/ vmb Coͤlln hausen/ vnnd Franckenthal in die eusser- ste Noth bringen: wie dann die Jnfantin von Brüssel Ordre ertheilt/ den Orth zum allerletzten niemand anders/ als dem Pfaltzgraffen/ gewesenen Koͤnig in Boͤhmen/ (der mit vielem Geldt zu den Schweden/ als von jhnen erfordert/ sich begeben/ vnnd bey dem Auffbruch vor Nuͤrnberg seinen Abschied nach dem Rhein- strom genommen hatte) abzutretten: derselb befand sich zwar bey dem geschlosse- A a ij nen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ nen Accord/ starb aber in Mayntz/ ehe die Spanische Quarnison außgezogen. Jn der Schlesien konden sich die dreyerley Voͤlcker nit betragen/ vnd hetten sich schier selbst vmb die Quartier geschlagen/ weil die Schweden ermassen/ es muͤste entwe- der Arnheim die Sach nicht allerdings verstehen/ oder etwas anders bruͤten. Mit dem Koͤnig aber stund es also/ daß jme ď Secours/ den Hertzog von Luͤnenberg sol- te herbey fuͤhren/ zulang verzoge: darumb er endlich nach Weissenfelß geruͤckt/ vnd eine Schlacht Ordnung/ schier wie vor einem Jahr bey Leipzig/ bey Breyten- feld gesetzt. Vnnd meynte der Friedlaͤnder/ es wuͤrde zu keiner Haupt Action kommen/ biß die Luͤnebuͤrgische vnd Saͤchsische Voͤlcker zur Stelle weren: wie er nun den Ernst sahe/ zog er sich zuruͤck/ nach Luͤtzen/ in einem dicken Nebel/ der den Koͤnig verhindert/ fruͤhertag Zeit das Scharmuͤtzel anzufangen/ vnnd legt sich an die hohe Straß/ nach allem Vortheil. Das erste Treffen geschah an den Lauff- graͤben/ vnder dem Fußvolck: das ander von der Reuterey/ da der Koͤnig selbst v- ber den Graben gesetzt/ vnd feine Schmalaͤnder angefuͤhrt: da jhm der lincke Arm entzwey geschossen worden/ daß er an Hertzog Frantz Albrechten von Sachsen La- wenburg begehrt/ jhn auß dem Getuͤmmel zufuͤhren: in welchem Wesen er von einem Truppen Kayserischen Reuter/ im Nebel/ Staub vnnd Dampff angetrof- fen/ vnnd mit zween Schuͤssen gar/ doch vnerkannt/ erlegt worden. Andere wol- ten außgeben/ als werder Koͤnig imrecognosciren auff Curassierer gestossen/ vnd im Nebel von jhnen vnerkannt erschossen worden. Man konte meynen weil diß Haupt gefallen/ es solte die gantze Schwedische Armee sich also bald ergeben/ oder zertrennen/ zum wenigsten der Flucht befleissen: dieweil aber deß Koͤnigs Pferd mit blutigem Sattel vnd Pistolen/ im freyen Feld von den Voͤlckern ersehen/ vnd sein Todt kundbahr worden/ erweckte solcher vnwiederbringlicher Verlust/ ein sol- chen Eyfer/ Zorn/ Grim vnd Rachgier/ daß sie ohn allen Respect/ gleichsamb blin- der weise/ vnd wie wuͤtende Thiere/ auff die Kayserischen loß gangen/ vnnd nicht so sehr den Sieg/ als jhren selbst eygenen Todt gesuchet. Also wurd der lincke Fluͤ- gel in die Flucht gebracht/ wie auch nicht weniger die Crabaten desselben Fluͤgels/ von dem Bagage wieder zu ruͤck getrieben/ vnder dem Commendo Hertzog Wil- helms von Weimar. Dem rechten Fluͤgel gieng es nicht viel besser/ der von der Wind Muͤhl vnnd den Stuͤcken weichen muͤssen: bey welchem Angriff Hertzog Bernhard von Weinmar noch diesen Vortheil gehabt/ daß der Kayserischen Kriegs Amunition im Rauch auffgangen. Pappenheim hatte Ordre/ die Mo- ritzburg zubemeystern/ vnd bekam eylenden Befehl zu Halle/ dem Spiel beyzuwoh- nen: welches auch geschah in vollem Galop/ mit so vielem Volck er in Ordnung bringen koͤnnen. Hiegieng der Tantzerstrecht an/ vnnd musten die abgemattete Schwedische Voͤlcker sich zu ruͤck ziehen/ auch alle vorige erstrittene Vortheil v- berlassen. Die Verzweiffelung aber triebe sie auff den Pappenheim/ mit solcher Fury/ daß sie das Geschuͤtz abermal erhielten/ vnnd sich vest setzten. Die Nach macht Dritter Theil. macht ein End am Treffen/ vnnd Scharmuͤtzeln/ in welcher die Kayserische das Feld geraumbt/ vnnd Hertzog Bernharden von Weinmar auff der Mahlstat ge- lassen: vnd solches fuͤrnemlich/ weil Pappenheim verwundet/ vnd gestorben: alles geschehen/ den 6. 16. Nov. 1632. Der sechszehende Discurß. Deß Koͤnigs in Schweden/ Thun/ Lassen/ Vorhaben/ vnd Ende. Von deß Pfaltzgraffen Vngluͤck/ auch nach seinem Tode. Von deß Friedlaͤnders Actionen/ vnd Todt. W Ann wir nun von dem Koͤnig in Schweden wollen vernehmen/ war er einer ziemlichen wolgewachsenen Statur/ guter Complexion/ vnnd starcken/ fast zu der Fettigkeit geneygten Leibs/ gantz anmuhtiger Geberden: hielte nichts von dem eusserlichen Kleyder Pracht/ liebte die Studia, darumb er auch seine Vniversitaͤt Vpsal mit vielem Einkommen begabet/ vnnd zu Doͤrpte in Lieffland ein andere auffgerichtet: lase gern die alte vnnd newe Geschichten/ vnnd kont in den Fortificationen wol vor ein Meister bestehen. Er bedorffte keines Dolmetschen zum Latein/ Teutschen/ Frantzoͤsischen vnd Jtalia- nischen/ vnnd war sehr wolberedt. Bey allen vnd jeden Regimentern verordnet er Feldprediger: erzeigt sich auff den jaͤhzorn nur destognaͤdiger. Sein Koͤnig- reich versahe er mit trefflichen Gesatzen/ vnd erlangte/ daß seine Tochter Christina jhm succediren moͤchte. Bey der Cavallery war seine Arth/ daß er mit Schwen- cken nicht viel krummes machte/ vnnd wie sie drey Mann hoch stunde/ also muste nur das erste/ oder zum hoͤchsten/ die zwey erste Glieder allein/ wann sie dem Feind das weisse in den Augen sahen/ Fewr geben: hernach zun Seitenwehren greiffen: das letzte Glied aber ohn einigen Schuß/ mit blossen Degen an den Feind gehen/ vnd beyde Pistolen (gleich wie die vordersten eine) auff den Hatzsparen. Vnnd weil er befunden/ daß in den tieffen Schlachtordnungen/ wie man sie nach alter Manier gemachet/ die vordern den hinderen nicht Platz gaben zu fechten/ vnd von dem groben Geschütz nur desto groͤssern Schaden empfingen/ also ließ er die Jn- fantery nur sechs Mann hoch stellen: welche bey dem Treffen/ vnd in der Noth/ jh- re Glieder zu doubliren wusten. Auff welche Manier deß Feinds Canon gerin- gern Effect hatte/ auch die hindersten so wol als die vordersten jhr Gewehr nuͤtzlich gebrauchten/ wann das erste Glied kniend/ das ander gebucket/ vnnd das dritte auffricht stehend/ vnnd demnach je einer vber deß andern Achsel Fewer geben kon- de. Erhenckte die Truppen aneinander/ daß jede Brigade einer kleinen beweg- lichen Festung gleichte/ mit courtinen vnnd flanquen. Bey Antrettung seines A a iij Regi- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Regiments/ fand er im siebenzehenden Jahr seines Alters alles mit vielen gros- sen Difficultaͤten verwicklet/ vnnd das Koͤnigreich an allen Seiten von Feinden vmbgeben: risse sich aber solcher gestalt herauß/ daß er keines Orths nicht eines Schuchsbreyt Land eingebuͤsset/ vnd hingegen seine Graͤntzen vmb ein merckliches erweitert/ wie es der Moscowiter vnnd der Pol wol empfunden. Jn dem Teut- schen Wesen gieng er fuͤrsichtig vnd kluͤglich: fand aber wo nicht Thür vnd Thor/ doch Hertzen vnd Muth offen: machte es aber endlich anderst/ als Alexander Ma- gnus/ welcher seine Macedonier gering achtet/ vnnd der vberwundenen Persianer Sitten vnd Kleydung angenommen. Dann dieser schonete seiner Reichs Vn- derthanen/ vnnd ließ die Teutschen bey Nuͤrnberg wider alle Kriegs Regeln an- lauffen/ sonderlich die Hessen/ welche er schimpfflich empfing/ als sie im erstẽ Sturm nichts außgerichtet/ vnd da sie im andern Anlauff schier alle in das Graß gebissen/ auch mit seinen Finnen die Schand halben muͤssen ansetzen/ eben wenig außge- richtet/ vnzeitig gelobet: vnnd den Landgraffen dadurch zu andern Gedancken ge- reytzet/ daß er wieder nach Hessen gangen/ seyn eygen Land zubeschuͤtzen/ wie eyfe- rig man jhn auch ersuchte/ bey dem Hauptwesen zubleiben. Den Obersten He- bron verbittert er/ als die Auantgarde einem jungen Obersten zukommen/ vnnd Hebron seinen Leutenant auffziehen ließ/ mit diesen Worten. Er hette ein Pfaf- fen noch im Bauch/ daß er sich Buͤrgerlich anlegte/ vnnd dem Engellaͤndischen Gesandten/ als ein Hoͤffling auffwartete. Welcher Schimpff jhn gerewet/ son- derlich da die Friedlaͤndische Reuterey heran brach/ vnnd seine Posten im Laͤger v- bel versehen waren/ darumb in geschwinder Anordnung dem Hebron Bittsweiß ein Posten anbefohlen/ biß die vbrige Voͤlcker er herbey braͤchte: welches auch He- bron gutwillig auffgenommen/ vnnd hertzhafftig verꝛichtet. Mit Sachsen vnnd Brandenburg spannete er alle Tractaten zu seinem Vortheil/ vnd wolte das Di- rectorium allein fuͤhren/ welches er nicht wol/ seine Officirer aber gar nicht ver- bergen koͤnnen. Den Pfaltzgraffen ließ er zu sich kommen/ vnnd mit Koͤnigli- chem Titul offentlich außblasen: nahm jhm das Geld ab/ vnnd wolte nicht leiden/ daß einig ander Haupt wer/ als er selbst/ wol wissend/ daß die Teutschen viel lieber zu einem Teutschen Haupt/ als zu einem frembden Fuͤrsten sich schlagen solten: wie das Exempel vom Manßfelder schon laͤngst erwiesen. Auch war der An- griff bey Nuͤrnberg allzu dollkuͤhn/ vnd das Treffen bey Breytenfelß wieder allen Vortheil: so halten Kriegs verstaͤndige darfuͤr/ es soll das Haupt bey dergleichen Hauptsaͤchlichen Occasionen nur den Leib regieren/ vñ den Fuͤssen befehlen/ wo sie gehen oder stehen: den Haͤnden weisen/ wo sie schlagen oder heben sollen: die Au- gen aber von einem hohen Thurn gleichsam vmb vnd vmb wenden/ vnd nicht selbst im Nebel Staub/ Rauch sich verblenden/ zumal eines Feldherꝛn Faust nicht haͤr- ter schlaͤgt/ als deß geringsten Soldaten: das Leder aber gleichlingen weich ist/ vnd die Kugeln ohne ansehen der Personen streichen. Vnd wann schon etwan dergleichen in den Historien zufinden/ ist doch solches bey verlohrnen Sachen al- lein Dritter Theil. lein geschehen/ als wann Julius C æ sar die Schlachtordnung wieder gestellt/ oder Cyrus vnd Alexander Magnus wegen der gantzen Monarchy/ gegen keinem Feld- herꝛn oder Obersten/ sondern gegen jhrem Widerparth/ der in Person den Knech- ten beygewohnet/ sich vnverzagt muͤssen sehen lassen: vnd zwar/ nicht in der Dem- merung oder im Nebel/ da leichtlich ein grosses Vnheyl geschicht/ sondern nur bey der Hauptsach/ wann etwan ein Fluͤgel gewichen/ vnnd durch Ankunfft jhres Haupts/ der mit Worten vnd Wercken jhnen ein new Hertz macht/ wieder soll zu Stand gebracht werden. Was vor hohe Gedancken dieser Koͤnig bey sich selbst gekochet/ erhellet auß etlichen Worten/ die er lauffen lassen/ da Engelland/ Franck- reich vnnd Holland zur Sachen thun wuͤrden/ solte der Spanier sein Kopff nicht sicher in Madrit zum Fenster hinauß stecken doͤrffen. Vnnd eben zu dem Ende suchte er ein Argonauticam, oder Schiff Farth nach den Jndien anzustellen: wel- ches Werck aber dem Dennmaͤrcker sonderlich ein grosses Nachdencken verur- sacht/ als wolte dieser hochtrabende/ vnd nimmer ruhende Geist eine Mittnaͤchtige Monarchy anrichten/ vnnd wie Alaricus oder Athanaricus, gantz Europam vnder sich bringen/ vnnd die Fluͤgel biß in Asien außbreyten: wie dann der Ehrgeitz vner- saͤttlich ist/ ja vielmehr waͤchst/ wann man jhn vnderhaͤlt/ gleich dem Fewer/ welches verloͤscht/ da kein frisch Holtz hienzu kompt/ vnnd sonsten nur desto grewlicher vmb sich greifft. Vnd weil vor Zeiten zu vnderschiedlichen mahlen/ die Jnsul Groß- Britannien/ Dennmarck vnnd Schweden/ vnder einem Koͤnig oder Koͤnigin ge- wesen/ kondte die Begierd zu solcher Hoheit einem solchen Geist wol im Traum vorkommen. Vnnd wer kan wissen/ ob er nicht an die vralte Bahn vber die Al- pen/ nach der Lombardey: vnnd vber das Pyrehisch Gebuͤrg in Spanien/ ja gar biß in Africa dencken moͤgen/ seiner Vrgroß Eltern Grabschrifften wieder zuer- newern? doch fanden etliche bey dem Liechtenberger dieses Koͤnigs Abcontrafayt vnnd Beschreibung/ vnder dem sehr breyten Namen deß Scorpionisten/ daß er veraͤchtlich vnd anfangs nur ein Fuͤrst genannt vnnd erkandt/ der Romanischen Clerisey/ mit seinen Waffen vnd dem Ketzergifft/ sehr grosse Forcht einjagen/ vnd allen Abbruch zufuͤgen: ja zu einem Specialzeichen/ ein Sprung in die Jung- fraw/ welches der Rheinstrom seyn mag/ zuthun: vnnd die gantze Welt auffruͤh- risch machen: aber auch endlich in Verzweiffelung/ der seinen Sachen kein Raht mehr wißte/ fallen wuͤrde. Dennoch wolte er den Namen nicht haben/ daß er die Clerisey verfolgte/ weil er sie vnvertrieben ließ/ aber doch als beropffte/ daß sie nicht allzeit zubleiben hatten: wie seine Entschuldigungen gegen dem Koͤnig in Franck- reich außweisen. Den Calvinisten war er heymlich feindt/ wegen deß Artickels von der Gnadenwahl/ wie sehr es sonsten verbarge/ vnd hielte dennoch nicht aller- dings steiff auff dem Lutherthumb/ vnnd bezeuget/ daß jhm das Brodbrechen ein Mittelding sey: vnnd thet vor allen seinen Entreprisen sein Gebet/ beschloß auch das verꝛichte Werck mit einer Dancksagung zu Gott/ dadurch er sich beyallen Voͤlckern so beliebt gemacht/ als wann er nur bloͤßlich Gottes Werckzeug wer/ sei- nen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ nen Rahtschluß zuerfuͤllen: welches stuͤcklein Numa, Lycurgus, Sartorius vnnd andere mehr auch wol verstanden/ vnnd nuͤtzlich getrieben. Es muste aber sein Lauff ein Ende nehmen/ vnd die Welt erkennen/ daß manchmal der Juͤnger vber den Meister ist/ wie wir dann noch zuvernehmen haben/ was seine hinderlassene Feld Obersten/ so in seiner Kriegs Schul gelernet/ vor Thaten gethan/ welche die seinigen vmb etwas verdunckelt. Doch kost es am mehrsten Kunst vnd Arbeit/ wann man das Eiß anfaͤnglich brechen muß. Von dem Pfaltzgraffen/ gewesenen Koͤnig in Boͤhmen/ ist anders nichts zu- sagen/ als Vngluͤck: dann er sich in seinen jungen Jahren verleyten lassen/ das al- lermaͤchtigste Hauß in Europa anzugreiffen/ ohne heroischen Muth vnnd taug- liche Vnder Regenten/ ohne Beystand vnd Ruͤcken/ als muͤste der Himmel jhme allzeit lachen/ vnd heyterhell bleiben: zumal er mit Engelland vnd Dennmarck so nahe anverwand worden. Er solte aber an der Engellaͤnder eygenen Spruch gedacht haben Rex erat Elisabeth: nunc est Regina Iacobus. Vor war Koͤnig E- lisabeth/ jetzt Koͤnigin Jacobus steth. Dann der Koͤnig in Engelland alt vnnd der Ruhe gewohnet/ selbsten wenig beobachtet/ was vor Factionen jn seinem Koͤ- nigreich sich angesponnen/ welche endlich seinen Sohn deß Lebens mit der Kron/ vnnd seine Erben aller Koͤniglichen Dignitaͤt beraubet haben. So war Denn- marck/ sampt den Sachsen/ wegen der Calvinisterey/ auch Mißvergunst/ dem wachsenden Pfaltzgraffen ohne das nicht wol zugethan/ vnnd kondten die vbrige Freunde so viel als nichts helffen. Also wurd jhm von Anfang das Wesen wie- derꝛahten/ so wol wegen der vngehewren grossen Macht bey dem Hauß Oester- reich/ als auch wegen der Vnbestaͤndigkeit der Boͤhmen selbst/ die jhre Haͤndel durch jhn suchten außzuwaschen: vnnd dennoch bey eussersten Noͤthen alle Mittel sperꝛeten/ biß sie ohne diesen Koͤnig/ vnd er ohne jhr Koͤnigreich seyn muͤssen. Doch kam er wieder in sein Land/ als der von Manßfeld rumorete: muste aber auff deß Koͤnigs in Engelland bedrohliches Erinnern/ von allen Kriegs Verfassungen abstehen/ wieder nach Holland reysen/ vnnd erwarten/ was man auff der langen Banck vor Tractaten wuͤrd hoblen vnnd schlichten. Zu solchem End wurd ein Heurath zwischen dem Printzen von Wallis in Engelland/ vnnd der Jnfantin in Spanien angesponnen/ bey welchem Werck Spanien so viel erhalten/ daß En- gelland zu den Waffen nicht gegriffen/ sondern still gesessen: vnd dann/ die vnder- truckte Catholische erhalten/ vnd allerhand hohe Sachen zu seinem Vortheil ge- trieben. Der Koͤnig in Schweden gab jhm zwar das Land wieder/ aber mit vn- annehmlichen Conditionen/ so wol im Geist-als im Weltlichen/ vnnd fuͤhret jhn nur mit sich/ wie ein Bild/ welches man vmb Geld zeigt. Der Spanier vbergab jhm das Franckenthal/ nicht auß Gunst/ sondern auß Noth/ damit die Schweden nicht drein nisten solten/ vnnd ein Raubhauß/ gleich wie Benfelden im Elsaß/ vor die Vnder Pfaltz drauß machen koͤnten: wol wissend/ daß seine Pr æ tensionen er gegen Pfaltz jederzeit aͤffern vnd erhalten/ wider Schweden aber nichts außrich- ten/ Dritter Theil. ten/ vnnd vielleicht von jhnen noch ein besorgliche Nachbarschafft zugewarten ha- ben wuͤrde. Vnd was war es vmb das Franckenthal/ selbiger Zeit? der Engel- laͤnder mit seiner vermeinten Sequestration/ vnd die Gemahlin mit jhrem Wit- thumbs Sitz/ konden dieselbe Frewde wol ringern vnd versaͤuern. Mercklich ist es/ daß jhn der Todt in der Churfuͤrstlichen Residentz Statt Mayntz hingenom̃en/ jnn- oder an seinem Lande/ eben zu der Zeit/ als der Koͤnig in Schweden gefallen/ auff welchen er einige Hoffnung setzen moͤgen/ vnnd/ da er denselben vberleben sol- len/ nur desto mehr Brast von den Schwedischen Feldherꝛn zugewarten hatte. Wie nun mancher Mensch in einem gantz vngluͤcklichen Planeten ist gebohren/ wann je auff diesen Wahn vnnd gemeinen Spruch etwas zuhalten: also hat die- ser Pfaltzgraff nach seinem todt auch nicht moͤgen Ruhe haben. Dann da sein Bruder/ der Hertzog von Simmern/ von der Administration zu Heydelberg wei- chen muͤssen/ vnd seinen Leib der Statt Franckenthal nit vertrawen wolte/ schlep- pet er den Leichnam mit sich/ biß nach Sedan/ auff der Mase in Franckreich/ in ei- nem gar geringen Geleyth/ als in der Flucht. Da dann auch der Wagen mit der Leich zu vnderschiedlichen mahlen vmbgefallen/ vnnd im Fahren gestuͤrtzet ist worden. So vnaußsetzlich verfolgt das Vngluͤck die jenige/ so seine Gunst vnd Huld verlohren haben. Auff Kayserischer Seiten thet man etliche wenige Frewdenschuß zu Wien/ weil das feindselige Haupt gefallen/ vnnd daß die vbrige Partheyen nun sich tren- nen solten/ oder doch sonsten zugewinnen weren/ gewisse Hoffnung war: doch schmertzete es nicht wenig/ daß die Schlacht auch nach deß Koͤnigs Tod/ verlohren worden/ vnnd daß Pappenheim/ der in dem Nieder Saͤchsischen Krayß/ vnnd im Laͤndlein ob der Enß/ so trewen Dienst geleystet/ auch in das Graß gebissen. Mann hette den Friedlaͤnder gern vor jhn gegeben/ wann der Todt einigen Wechsel an- genommen oder deß Kepleri Thema hindertrieben werden koͤnnen. Der Fried- laͤnder hatte bey Auffrichtung der grossen Armee/ seinen Credit bey der Soldate- sca/ vnnd seine baare Mittel/ so er im vorigen Generalat/ auch auß dem Land zu Mecklenburg gezogen/ reichlich angewandt/ vnd dadurch groß Lob erworben Noch hielte man jhn vor gantz Kriegsverstaͤndig/ daß er entweder Nuͤrnberg/ zu deß Koͤnigs in Schweden groͤstem Nachtheil in sein Gewalt bringen: oder daselbst hien jhn ziehen vnd consumiren wollen. Er hatte hindersich Boͤhmen/ Bayern vnnd Oesterꝛeich/ zu aller seiner Notturfft: da hiengegen der Koͤnig etliche andere feindliche Armeen im Reich sahe schweben/ die jn endlich gar vmbringen/ vnd mit seinen hungerigen Voͤlckern verschlingen moͤgen. Darumb achtet er keiner Bra- vaden/ vnd blieb im Lager zum allerbesten auff dem Bergverwahrt/ wie eine Krot vnter jhrem Schilt. So war auch der Zedell mit dem Churfuͤrsten in Sachsen fortgezogen/ vnd begunten vnderschiedliche Evangelische Staͤnde der Schweden muͤde zuwerden/ weil der Durchzuͤge/ deß Kriegs Zehenden/ vnd der Gelt Contri- Dritter Theil. B b butio- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ butionen kein Ende war. Vor dißmahl thet der Friedlaͤnder abermal ein kluges Stuͤck/ daß er zum Treffen verstehen wollen. Dann hette er die Oberhand behal- ten/ oder nit/ so waren noch viel Voͤlcker hien vnd wieder/ die alle ein sehr grossen Hauffen abermal machen konten: ob auch schon das Land mit rauberischen Voͤl- ckern vberschwemmet wer/ wuͤrde er dadurch nur in groͤsserem Ansehen bleiben/ vnnd desto mehr ersucht werden. Ja es muͤste dermal einst solgen/ das Koͤnig Gustav/ der allenthalben an der Spitz seyn wolte/ selbst in das Messer lieff/ vnnd sich abkuͤhlete: alsdann hette er in einer Schlacht alles wiederbracht/ daß in zehen Haupt Treffen koͤnnen verlohren werden: wie jhm dann vor dißmahl die Rech- nung zugeschlagen. Noch eines ist an jhme zuloben/ daß er sich anfangs nicht in das Treffen gewagt/ sondern allenthalben muͤgliche Anordnung gethan/ vnnd die andern lassen fechten/ biß er gesehen/ daß die seinigen gewichen/ vnnd zaghafft worden. Wie er dann selbst bey solchem Hatz einen Schuß von einer Pistolen in den Schenckel bekommen/ vnnd sich in Leipzig verbinden lassen. Daß aber das Gluͤck von jhm außgesetzt/ wie auch juͤngst von dem Tilly/ ist nicht seine Schult o- der Versaumuß/ sondern Gottes vnwandelbarer Wille/ vnd der Renterey Bloͤ- digkeit. Jn Leipzig hielt sich der Friedlaͤnder nicht vber drey Stunden/ besetzt Schloß vnd Statt/ vnnd begab sich nach Boͤhmen: bracht gleich wieder ein groß Volck/ an geworbenen Bauren zusammen/ legt den Holck nach Pilsen vnd Eger/ allen Einbruch zuverhuͤten/ vnd nahm die beste Voͤlcker nach der Schlesiẽ. Dann es hatte der Cantzlar Oxenstirna die Vormundschafft der Koͤnigin in Schweden/ so nur sieben Jahr alt war/ vnd sonderlich was das Teutschewesen betrifft/ vber sich genommen/ vnd nach dem Haupt Treffen bey Breydtenfeld die Koͤnigische Voͤl- cker zuvorderst Leipzig mit dem Schloß Pleissenburg/ Chemnitz/ Freyburg vnnd Zwickaw wieder erobert/ demnach gantz Sachsen von den Kayserischen entledigt: theilt er die Voͤlcker in zween Hauffen: der Hertzog von Luͤneburg vnd Kniphau- sen wandten sich nach Westphalen/ vnnd Hertzog Bernhard gieng nach Francken vnd Schwaben/ zu deme Horn auß dem Elsaß sich jederweilen geschwungen. Jn der Schlesien brachten die Koͤnigische vnnd Saͤchsische die Statt Brieg dahin/ daß sie sechshundert Mann einnahme: so griff der Landgraff in Hessen auch vmb sich/ vnd sahe man die Schwedische Waffen gluͤcklich fortgehen. Es sahe aber Oxenstirna sehr wol/ daß der Friedlaͤnder abermahl mit einer grossen Fluth wuͤr- de angezogen kommen/ vnnd wie ein starcker Strom durchbrechen: darumb be- schrieb er die Evangelische vier Krayß nach Hailbrun/ vnnd schlug jhnen vor/ zu- berathschlagen/ welcher gestallt der Krieg wieder die Catholischen forthzusetzen we- re. Daselbst befand sich auch deß Koͤnigs in Franckreich Abesandter Fequie- res, vnd besorgte sich sehr/ die Staͤnde wuͤrden eintzelen zu dem Kayser tretten/ vnd also dem Frantzosen den Krieg wieder den Spanier/ bevorab da die Staden auch solten zum Frieden verstehen/ zu schwer fallen. Also ernewrtete der Frantzoß den Bund mit Schweden/ vnd in Schweden tratten die Reichs Verwalter jhre Aem- pter/ Dritter Theil. pter/ nach Jnhalt deß Koͤniglichen Testaments an/ vnnd beschlossen auff einem Reichstag den Krieg in Teutschland mit Ernst fortzusetzen. Der Hertzog von Luͤnenburg schlug die Ligistische Voͤlcker bey Allendorff/ welche nach Pappenheimbs Todt Merode vnd Gronßfeld fuͤhreten/ vnd bezwang Hammeln. Pfaltzgraff Christian von Birckenfeld belaͤgert Hagenaw/ vnnd must dem Hertzogen auß Lothringen die Spitz bieten bey Pfaffenhoffen/ da seine Reuterey außgerissen/ das Fußvolck aber den Sieg erhalten. Vmb welches Einfalls willen der Frantzoß den Lothringer Feind erklaͤrt. Der Rheingraff gieng vmb die Waldstaͤtte/ vnd vnderfieng Breysach vergeblich zubelaͤgern/ gleich wie Horn auch vor Costnitz nichts auß gerichtet. Doch erobert Kniphausen Oß- nabruͤck/ vnd Hertzog Bernhard ruͤckt in Bayern/ vnnd bezwang Regenspurg. Die Kayserischen feyreten auch nicht/ machten sich wieder Meister zu Leipzig/ wie die Bayrischen Neuburg erobert/ vnnd Boͤninghausen in Hessen vnnd Waldeck eingefallen/ auch dem Kniphausen auff die Finger geklopfft. Jn Schlesien tractirte man zwar vom Frieden/ griff doch einander frisch auff die Haut/ wie dann Arnheim dem Gallas eins wollen anmachen/ vnder dessen aber die Steinawer- Schantz mit allem Zugehoͤr verlohren: also daß die Saͤchsische biß nach Dantzig gewichen/ weil der Friedlaͤnder mit voller Macht jhnen in den Eisen war/ Franck- furt vnnd Landsberg verlassen/ Goͤrlitz verlohren/ auch gantz Schlesien raumen muͤssen. Aber Altringer vnd Feria konden im Elsaß nicht fort/ so ferꝛn/ daß auch Philippsburg sich an die Schweden ergeben/ welches der Ertzbischoff von Trier dem Frantzosen/ der seine Armee ohn feꝛn hielte/ versprochen/ vnd gern eingeraumt hette gehabt. Dieser Krieg gieng also durch das Wirtembergerland/ biß in die Obere Pfaltz/ allda der Friedlaͤnder/ so den Schaffgotschy in Schlesien gelassen/ in Boͤhmen wunderliche Sachen vorgenommen/ dasselbe Koͤnigreich an sich zubrin- gen/ vnd auff dem Weissen Berg sich fest zulegen. Da nun die Sachen vmb et- was wollen kundt werden/ sucht er seiner vnderhabenden Obersten etliche zucor- rumpieren/ ja endlich gar mit Hertzog Bernharden zu tractieren: daruͤber er zu Eger/ Nachts in seinem Gemach/ ohn ferꝛnern Tumult/ mit einem Spieß durch- stochen worden/ als schon zuvor die Obersten heimliche Ordre empfangen/ dem Gallas ferꝛner zupariren. Hie wird viel gesprochen/ was der Friedlaͤnder mit Sachsen vnnd Brandenburg soll verabschiedet haben: da gleichwol andere vorge- ben/ es sey vnder seinen Brieffen nicht ein Buchstab gewesen zu solchem Laster der verletzten Majestaͤt/ vnnd hette der Neidt bey Hoff/ auch anderer hohen Haupter hierin cooperiret. Dem nichts ist verborgen/ wird auch dieses wissen. Doch wird vor gewiß gehalten/ der Friedlaͤnder sey nie recht Catholisch/ gar nicht Jesui- terisch gesinnt gewesen. Jn Summa/ wie er bey seinem eyrannischen Kriegs Re- giment vielen das Leben durch Henckers Hand lassen verkuͤrtzen/ also hat er auch keines sanfften Todes sterben moͤgen. Vnnd wann er schon nichts anders ge- than/ als daß er so gar vnbillige Conditiones seinem Herꝛn vnnd Kayser abgenoͤ- B b ij thiget/ Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ thiget/ ist es genug/ vmb zween Koͤpff zuverlieren/ da er sie haben koͤnnen. Auch ist schwer zuverantworten/ daß er so wunderseltzam mit Arnheym tractirt/ vnd sel- ben Fuchsbalg vor dz erste mal gluͤcklich gefuͤhrt/ gantz Boͤhmen wieder zuerobern: aber vielleicht zum Deckmantel sein letzte vnd sehr gefaͤhrliche Tractaten damit zu- bedecken. Jn der Persischen Monarchy wird sich finden/ daß der Fuͤrst Darius, der Roͤmer Sertorio nicht vngleich/ wegen eines empfangenen Affronts bey Hoff/ sich in das Gebuͤrg gethan/ vnd von keiner Macht koͤnnen bezwungen werden biß ein ander Fuͤrst sich erbotten/ wo ferꝛn jhm der Koͤnig erlaube/ ein Abfall zuthun/ vnd allen Muthwillen drey Jahr lang im Land zuvben/ wolle er den besagten Feind daͤmpffen/ wie er auch gethan hat/ durch einen verꝛaͤhterischen Bund mit jhm: wel- ches aber mit Vorwissen der Obern geschehen: wie im appendice Plutarchi zu- lesen. Wie kan er aber entschuldigen/ daß er die grosse Anzahl seiner Voͤlcker nicht auff die Staͤnde/ wie er wol thun koͤnnen/ sondern auff die Erblaͤnder gelegt/ den Kayser solcher gestallt außzusaugen/ vnd gantz matt zumachen/ auff daß er kei- nen Widerstand mehr finde. Warumb verunglimpfft er die wohlverdiente O- bersten bey dem Kayser/ daß er jhnen keine Recompens vnd Lehen gebe/ nur damit er sie vom Kayser abwende/ vnnd an seiner Gnad/ als an einem Schnuͤrlein leyte/ vnnd nach Belieben fuͤhre? Die jenige/ so jhn vmb etwas entschuldigen wollen/ wenden fuͤr/ daß von anfang her deß Kaysers Waffen vngluͤcklich gewesen/ so lang man von Hoff auß muͤssen Ordre erwarten/ vnnd alle gute Gelegenheiten vorbey streichen lassen. Vnnd was mag die gewaltige Floth wider Engelland Anno 1588. ruinirt haben/ als der gemessene Befehl/ den der General gehabt/ sei- nen Zug zurichten? da hiengegen die Schwedische General nach Befindung ver- fahren/ aber auch in einem frembden Land/ da sie das jhrige nicht mit ins Spiel gesetzt. Die Generalspersonen moͤgen hie/ an statt der Gesundheit Truͤnck/ ei- nen schoͤnen Discurßhoͤren lassen/ vnd den alten Brissac oder Lanou von den To- den erwecken/ den Außschlag zugeben: doch aber Mardonij nicht zuvergessen/ wel- cher sich beklagt/ er verstuͤnde sein Stuͤck/ vnd hette sein Schulrecht laͤngst außge- standen/ hette Mittel genug an der Hand/ vnnd muͤste gestehen/ daß seines Herꝛn vnnd Koͤnigs Xerxis Glück oder Vngluͤck jhm alle wolgefaßte Consilia Krebs- gaͤngig machte. Jn dessen hatt der Kayser bey diesem Kriegswesen viel dapffer Feldherꝛn eingebuͤßt/ als Tampier/ Bouquoy vnd sonderlich den Tilly vnd Fried- laͤnder welche dem Hauß Oesterꝛeich sehr nuͤtzliche Dienst erwiesen/ vnnd zuletzt/ wegen Vnbestaͤndigkeit deß Gluͤcks/ in Vngnaden verstorben/ vnnd dennoch deß Kaysers Kriegs Verfassung vnzerstoͤrt hinderlassen: ob schon es etwan nit geringe Muͤhe gekostet/ die Voͤlcker wieder in behoͤ- rige Disciplin zubringen/ sonderlich in der Schlesien. Der Dritter Theil. Der siebenzehende Discurß. Wie es mit dem Kriegs Wesen bewandt: das Haupt Treffen bey Noͤrdlingen vorgangen: der Frantzoß den Krieg mit allem Ernst fuͤhrt/ vnnd der Kayser mit dem Sachsen den Prager Frieden geschlossen. Der Prager Frieden selbst. N Ach dem der Friedlaͤnder auß dem Weg geraumet worden/ vnder- fing sich Matthias Gallas/ ein Tyroler/ schlechten Herkommens/ auff deß Kaysers Befehl/ deß Generalats/ biß der Koͤnig in Hungarn den Voͤl- ckern seine Person zeigte. Dann weil der Churfuͤrst in Bayern nur auff sich selbst fahe/ vnnd sein eygen Land bedeckte/ auch in der naͤhe vmb sich grafete/ sahe der Kayser wol/ daß ein ander Ernst muͤste erscheinen. Der Rheingraff/ vnnd Horn spielten den Meister im Elsaß vnnd in Schwaben: so hielt Hertzog Bern- hard das Bayerland angefesselt/ wie dann Landgraff Wilhelm neben dem Her- tzogen von Luͤnenberg in Westphalen vnnd Hessen jhren Dummelplatz/ vnnd ver- spielten manche Schantz-deßgleichen auch in der Schlesien geschahe/ doch lagen die Kayserischen vnden/ bey der Lignitz. Vnnd wie Banner ein Aug hatte auff Franckfurt an der Oder/ also buhlete der Churfuͤrst in Bayern vmb Regenspurg: vnd weil Hertzog Bernhard mit Volck nicht zum besten versehen war/ besetzt er den Orth/ gieng mit Horn in Bayern/ erobert Landshut/ mit grossem Vorꝛaht/ vnnd fehlete in feiner gemachten Rechnung/ da der Churfuͤrst sie in Bayern lassen hau- sen/ vnnd in dessen Regenspurg durch Vbergab einbekommen. Darumb Horn von jhme nach dem Rhein sich gezogen/ vnd er selbst das Bayerland quittirt/ nach dem der Entsatz Regenspurg zulangsam erschienen. Aber Banner wischt hienein in Boͤhmen/ vnnd erobert Limburg mit Gewalt. Daß nun Bayern die beste Voͤlcker fuͤhren/ vnnd den groͤsten Nutzen von allen denen vergangenen Treffen darvon tragen/ ja wegen bey Handen habender eygener vnnd Ligistischer Macht/ endlich dem Hauß Oesterꝛeich/ vnnd dann dem Kayser vber den Kopff wachsen moͤchte/ stunde dem Kayser eben so wenig an/ als daß der Friedlaͤnder an mehr dann Vormundersstatt herꝛschen solte. Zu dem end wendet er sein eusserstes dar- an/ ein andere Armee/ nach deme die vorige vnder dem Duc di Feria, an Platz sie sollen/ biß in die Niederlanden durchbrechen/ gantz war ruinirt worden/ ohne etwas wenigs/ so sich wieder zuruͤck/ vnd dann in Bayern/ eintzelen erꝛettet/ auß Jtalien kommen zulassen/ vnd deren Assistentz/ im Durchzug sich bester massen zubedrenen. Dann so ferꝛn die Kayserische Obersten sich nicht wollen vnder einiges Haupt auß jhrem Mittel begeben/ nun aber den Koͤnig in Hungarn ohne einige Widerꝛede angenommen: welcher darumb deß Sachsen so gar viel nicht geachtet/ weil man B b iij in gu- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ in guten Friedens Tractaten mit demselben stunde/ sondern nach Schwaben ge- rucket/ fuͤrnemlich der Statt Noͤrdlingen sich bemaͤchtigen/ vnd den Jtalianischen Voͤlckern so Ferdinand, Cardinal Infant in Spanien/ laͤngst geworben/ vnd in die Niederlande/ als ein newer Gubernator bey siebenthalb tausent zu Fuß/ vnnd an- derthalb tausent zu Pferd fuͤhren sollen/ den Paß zu facilitiren/ vnnd ein Reuter- dienst abzufordern. Wie nun Noͤrdlingen auff das eusserste belaͤgert war/ vnnd Huͤlff bey Her- tzog Bernharden suchte/ befand derselb vnd Horn noch weniger rahtsam/ das gan- tze Evangelische Wesen im Oberland auff die Spitze zusetzen/ biß etwan Rhein- graff Ott Ludwig mit seinen Voͤlckern heran kaͤme. Als aber Larß Kagg/ so in Regenspurg gelegen war/ vnd darinnen von Freunden vnnd Feinden groß Lob er- worben/ mit dem vbergangenen Graff Kratzen/ vnd den Durlachischen Bawern zu Hertzog Bernharden stieß/ bracht er jhn bald auff die Seite/ daß man ehest an- greiffen solt/ ehe sich die gantze Armee vest legte vnd vergruͤbe: darwider sich Horn setzte. Die Schwedische griffen hertzhafft an/ so geschehen den vier vnnd zwan- tzigsten Augst/ newen Calenders/ im Jahr tausent sechshundert vnnd dreissig vier/ wurden aber vom groben Geschuͤtz/ das mit Hagel geladen/ erbaͤrmlicher weiß em- pfangen/ vnd gar in ein Confusion gebracht/ als eine eroberte Schantz sie in die Lufft gesprengt/ vnnd auff jhre vbrige Voͤlcker geworffen: sonderlich da die Kayserische/ mit den Spanischen/ Bayerischen vnd Lothringischen in sie fielen/ vnnd alles mit niedermatzen in die Flucht brachten. Was mit dieser Schlacht auff einer Sei- ten gewonnen/ vnd auff der andern verlohren sey worden/ ist leichtlich zuerachten. Dann Noͤrdlingen ergab sich ohne ferꝛnern Gewalt: der Koͤnig legt sich in das Wuͤrtembergerland/ der Bayerfuͤrst begab sich nach Francken/ vnd hatte ein Ab- sehen auff Augspurg: der Lothringer verfuͤgt sich mit den Jtalianischen Voͤl- ckern/ das Elsaß hienunder. Gleich wie nun Hildeßheim drunden dem Ligisti- schen Gewalt weichen muͤssen/ also gieng Wuͤrtzburg hieoben vber/ ob sich schon Heydelberg noch hielte: Vberlingen am Bodensee versah die Schantz/ wie auch Philippsburg/ welche Vestung die Schweden bey zwey Jahr lang belagert ge- habt/ vnd eben jetzt dem Frantzosen/ deme sie Chur Trier zur Versicherung laͤngst wollen einraumen/ vnnd bey so gestallten Sachen angetragen vnnd abgetretten: sintemal Caspar Bamberger/ der sie zuvor auß hoͤchstem Mangel den Schweden auffgeben muͤssen/ bey Naͤchtlicherweil dieselbe vber das Eyß erstiegen/ vnnd mit grossem Schatz wieder erobert hatte. Dieses nahm der Frantzoß auff zu seiner hoͤchsten Schmach/ ließ Kriegs- rath halten/ Gesandten nach Teutschland/ Constantinopel/ Groß Britannien/ Niederland/ Venedig/ Rom vnd Dreßden gehen. Dann jhme wol wissend/ daß der Hertzog auß Lothringen/ mit Huͤlff der Spanischen vnnd Kayserischen sein Land wider suchen/ vnd Franckreich auß Raach anfallen wuͤrde. Zumahl ohn- laͤngst der Kayser etliche Regimenter nach Metterich/ vnnd deren Enden an die Maase Dritter Theil. Maase gelegt/ auch dem Friedlaͤnder das Generalat vber den Frantzoͤsischen Krieg aubefohlen gehabt. Die Bestůrtzung bey Hoff war nicht gering/ weil zubefah- ren/ daß Metz/ Thul vnnd Verdun/ mit gantz Lothringen wieder verlohren gienge/ vnd die teutsche Voͤlcker biß nach Pariß streiffen wuͤrden. So war auch die Be- reytschafft nicht bey der Hand/ eine grosse Macht ferꝛn an den Rhein zustellen. Doch repr æ sentirt Oxenstirna/ der von der Versamblung zu Franckfurt/ sich nach Franckreich erhaben/ deß Koͤnigs Obligation wegen deß ernewerten Bun- des: desselben groͤstes Jnteresse bey Beschirmung deß Churfuͤrsten zu Trier: vnd der vnvmbgaͤnglichen Gefahr/ so Franckreich auff dieser Seiten vor der Thuͤr le- ge. Darzu noch eben ein anders kom̃en/ dz die Spanier auß Kayserlicher Ordre/ die Statt Trier durch Corꝛespondentz erobert/ vnnd den am Podagra liegenden Churfuͤrsten gefaͤnglich angenom̃en/ nach Bruͤssel gefuͤhrt/ vnd endlich dem Kay- ser nach Wien vberlieffert/ wo er biß in das 10. Jahr im Arꝛest gesessen. Hie gien- gen dem Frantzosen die Augen auff/ daß er auß dem Schlaff erwachet/ weil er ver- spuͤhrt/ was grossen Vortheil das Hauß Oesterꝛeich an dem Paß durch das Schwertzergebuͤrg hette: hie wurd der Krieg/ welches die Hollaͤnder so lange Zeit gesuchet/ vnnd bißdahin nimmer erlangen koͤnnen/ von eygener Verꝛeytzung wi- er Spanien außgeblasen vnd angekuͤndet/ das Veltlin gaͤlingen vberfallen/ vnnd alle Vorsorg zu Werck gerichtet/ daß nicht gantz Teutschland dem Kayser zufiele. Zumahl Augspurg vnnd Vlm/ Mayntz vnd Hanaw/ Luͤnenburg vnnd Sachsen/ weniger Hessen vnnd etliche Orth in der Wetteraw/ diesen Strom nicht wuͤrden auffhalten koͤnnen. Hiengegen pflegte man eyfferiger Friedenstractaten zwischen Oesterꝛeich vnnd Chur Sachsen: da dann jener Seit zubedencken stunde/ wie man die verbit- terte Protestirende Staͤnde vmb etwas beguͤnstigen/ vnnd von den Schweden ab- ziehen: auch dem Spanier mit Huͤlff erscheinen moͤchte: dieser Seit aber/ wie man nicht alle Gnad vnnd Hoffnung bey dem Hauß Oesterꝛeich verschertzte/ vnnd doch das Evangelische Wesen wieder auffrichtete/ der frembden Gaͤste auch wie- derloß wuͤrde. Darumb wurd ein Fried erstlich zu Pirna abgehandelt/ vnd ver- zeichnet/ darnach zu Prag geschlossen/ mit diesen Worten. Kund vnd zuwissen sey hiemit jedermaͤnniglichen/ nach dem die Roͤm Kay. auch zu Hungarn vnd Boͤhmen Koͤn. May. ꝛc. vnser aller gnaͤdigster Herꝛ/ als O- berhaupt/ gantz eyfferig dahin getrachtet/ vnd die Churfuͤrstliche Durchleuchten zu Sachsen/ ꝛc. als eine vornehme Seul deß H. Roͤm. Reich/ dazu trewlich cooperi- ret/ wie/ vnnd auff was masse doch ein Christlicher/ allgemeiner/ ehrbarer/ billicher vnd sicherer Friede in dem H. Roͤm. Reich wieder auffgerichtet/ vnd dasselbe/ nach so vielen lang gewehrten Kriegen/ vnd daruͤber außgestandenem Elend/ Noth/ vnnd Zerstoͤrung/ erquicket/ der Blutstuͤrtzung einsten ein End gemacht/ vnnd das geliebte Vatterland der Hochedlen Teutschen Nation vom endlichen Vnder- gang erꝛettet werden moͤchte. Daß sie darauff/ vnnd zu solchem heylsamen gemein nutzi- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ nutzigem Ende/ weil man bey diesem leydigen Vnwesen/ vnd sonderlich wegen de- ro auffs Reichsboden/ sich noch befindenen außlaͤndischen Nationen vnd Kriegs- partheyen/ zu keiner allgemeinen Reichs/ oder andern gemeinen Versamblungen sicherlich gelangen koͤnnen/ beyderseits dero Raͤhte vnd Gevollmaͤchtigte/ anfaͤng- lich naher Leutmaritz/ von dannen naher Pirna/ vnnd endlich auff Prag geschickt/ vnd sich dem Reich zu Nutz vnd Ehren/ der teutschen Nation/ vnd beyderseyts re- spectiuè Koͤnigreichen/ Churfuͤrstenthumb/ Landen vnnd Leuthen zu Trost vnnd Rettung/ vnnd dem gemeinen Wesen zum Besten/ nachfolgenden gemeinen Friedenschluß verglichen vnd vertragen haben. Anfaͤnglich bleibt es/ wegen der Mediat Stiffter/ Kloͤster vnd andern Geist- lichen Gütern/ vnd deren samptlichen Zubehoͤrungen/ welche der Augspurgischen Confession Verwanden Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde deß H. Roͤm. Reichs Vor- fahren noch vor dem auffgerichteten Passawischen Vertrag oder Religionfrieden eingezogen/ vnnd innen gehabt/ bey dem klaren Buchstaben vnd Verordnung deß angeregten hochbeteurten Religionfriedens allerdings vnd durchauß. Was a- ber anlangen thut die immediat Stifft vnd Geistliche Güter/ so vor dem Passa- wischen Vertrag oder Religionfrieden eingezogen worden/ so wol auch die jenige Stifft vnnd Geistliche Guͤter/ welche nach gedachtem Passawischen Vertrag oder Religionfrieden in der Augspurgischen Confession Verwandten Gewalt kom- men/ die seyn gleich mediat oder jmmediat (darunder dann auch die freyen Welt- liche Stifft/ so dann die Meisterthumb vnnd Commantureyen der Ritterlichen hohen Orden mit begriffen) ist es endlich dahin verhandelt/ daß dieselben jetztbe- melten Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnden/ so viel sie deren Anno 1627. den 12. Nov. Styl. Nov. jnnen gehabt/ besessen vnd gebraucht/ nichts außgeschlossen/ wie es auch genannt werden moͤchte/ ohne einigen An- vnnd Zuspruch/ vnder was Pr æ text/ Schein oder Vorwenden auch solches geschehen koͤndte oder moͤchte/ auff viertzig Jahr/ von dato dieser beschlossenen Vergleichung anzurechnen/ geruhlich verblei- ben/ auch was einem vnnd anderem eine Zeit hero daran eingezogen/ vnnd sie ent- setzt/ voͤllich vnd plenariè, jedoch ohne Erstattung einiger Nutzung/ Schaden oder Vnkosten/ die ein Theil an den andern pr æ tendiren wolte/ restituirt wer- den. Vnd weil am 12. Nov. st. n. Anno 1627. etliche Bistumb vnd Geistliche Guͤ- ter/ so nach Außweisung dieses Friedenschlusses/ den Augspurgischen Confes- sions Verwandten auff obbemelte viertzig Jahr bleiben sollen/ mit Einquartie- rung vnnd Kriegs Volck beleget/ oder wider derselbigen jnnhabere Rescript/ Be- fehl vnnd Verordnung ergangen seyn moͤgen. Damit nun vber kurtz oder lang kein Zweiffel entstehe/ ob durch solche Einquartirungen vnd dergleichen Militari- sche Ordinantzen/ als auch Rescript vnd Befelch/ der Jnnhabere Posseß geaͤndert/ oder dermassen geschwaͤcht zu seyn erachtet werden koͤnde/ daß dieselbe Stifft vn- der deß vorhergehenden Paragraphi Disposition nicht mehr gehoͤrig weren: als hat Dritter Theil. hat man sich dahin verglichen/ daß vorbesagte Kriegs Einquartierung/ vnnd der- gleichen Militarische Ordinantzen/ auch Rescript/ Verordnung vnd Befelch/ so in bemeldten Stifften ergangen/ keines wegs zu Nachtheil/ weniger zu Auffhe- bung der Jnnhabung/ welche in offtbesagten Stifftern vnnd andern Geistlichen Guͤtern der Augspurgischen Confession zugethane Staͤnde/ Vermoͤg erlangten Postulationen/ oder Electionen/ noch am 12. Nov. st. n. An. 1627. gehabt/ gemeynt seyn: sondern vnerachtet alles dessen/ die jenige vor Jnhaber zuhalten/ vnnd der Disposition deß nechst vorhergehenden Paragraphi zugeniessen haben sollen/ in deren Namen noch an besagtem 12. Nov. st. n. Anno 1627. die Regierung desselben Bistumbs/ Stiffts/ Klosters/ oder andern Geistlichen Guts/ wuͤrcklich geführet worden. Jedoch nehmen J. Kays. May. hiervon expreßè auß/ die jenige Stifft/ Kloͤ- ster/ Kirchen/ vnd andere Geistliche Guͤter/ welche den Catholischen auff die/ von beyden Theilen judicialiter eingebrachte Acta, vnnd vtrimq; beschehene Submis- sion (dahin auch vndern andern der samptlichen Herꝛn Churfuͤrsten Anno 1627. zu Muͤlhausen eroͤffnetes Bedencken gehet) in einem vñ anderem Particularfall/ durch gerichtlich publicirt Vrtheil/ an jhrem Kayserlichen Hoff oder Kammer- gericht zu Speyer/ vor oder nach dem 12. Nov. st. n. Anno 1627. zuerkant/ vnnd et- wan vmb dieselbe Zeit noch nicht zur Execution gebracht. Dann solche sollen noch- mahls der Stand Rechtens vnderworffen bleiben/ vnnd der Execution halben er- gehen/ was sich nach Außweissung deß Religion- vnnd Landfriedens wird ge- buͤhren. Es soll aber bey den jenigen Stifften vnnd Geistlichen Guͤtern/ von welchen obiger §. Was aber anlangen thut/ ꝛc. disponirt/ zeit wehrender verwilligter vier- zig Jahren/ in Geist- vnd Weltlichen Sachen/ in dem Stand/ wie es den 12. Nov. st. n. Anno 1627. gewesen/ allerdings verbleiben/ auch/ die Religion betreffend/ beym Exercitio der Catholischen Religion/ Jtem den Mensibus papalibus, prima- rijs precibus, Canonicaten/ Pr æ benden vnnd Beneficien/ an denen Orthen/ wo angeregte Catholische Religion/ vnnd was jetzo vorgehend mehr gemeldet/ am 12. Nov. st. n. Anno 1627. noch in Vbung gewesen/ darbey gelassen/ ins kuͤnfftig auch noch weiter observirt: deßgleichen die Kloͤster vnd Religiosen/ so dieselbe Zeit von den Catholischen versehen worden/ auch hinfuͤro jhnen vnperturbirt gelassen: da einige Enderung darsieder darmit gemacht/ solche wieder obgethan/ vnnd alles in den Stand/ wie es Anno 1627. den 12. Nov. st. n. gewesen/ wieder gesetzt/ vnd fuͤr die Catholische erhalten/ auch wann etwa in denselben Kloͤstern ein Catholischer ab- stuͤrbe/ ein ander an dessen Stelle genommen/ vnnd wider dieses alles die Catholi- sche keines wegs gravirt/ auch kein Eintrag vnder einigem Pr æ text/ Schein oder Vorwenden dargegen gestattet/ oder einiges darwider lauffen des Statutum, Iura- mentum, oder Capitulation guͤltig seyn/ gut geheissen oder allegirt werden. Jn Dritter Theil. C c specie Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ specie sollen die obgemeldte Stifft vnnd Dom Capitel diese viertzig Jahr vber bey jhrem Stand/ Wesen/ Rechten vnd Gerechtigkeiten/ jnsonderheit in casu vacantię bey jhren Electionen vnd Postulationen vnverhinderlich gelassen/ dieselbige Ele- ctionen vnnd Postulationen auch/ die weren nun seithero deß 12. Nov. st. n. Anno 1627. auff Catholische oder Augspurgische Confessions Verwante vorgegangen/ oder moͤchten ins kuͤnfftig/ so lang die bewilligte viertzig Jahr wehren/ entweder auff Catholische oder Augspurgischer Confessions Verwanten fallen/ nicht ange- fochten werden/ vnnd es ohn einiges Disputat/ ob der Electus oder Postulatus der Catholischen Religion oder Augspurgischen Confession zugethan/ diese vierzig Jahr vber sein verbleiben darbey haben. Jedoch aber in solchen Stifften/ es sey gleich bey Lebzeiten deß Jnnhabers/ oder sede vocante die Election oder Postula- tion geschehen/ oder falle noch kuͤnfftig auff einen Catholischen oder Augspurgi- schen Confessions Verwanten/ vigore hujus pacti publici, bey den jenigem Reli- gionsstande/ so wol die Catholische Religion/ in gleichem die Menses Papales, pre- ces primarias, Canonicaten/ Pr æ benden vnd Beneficien/ Kloͤster vnnd Religio- sen/ als die Augspurgische Confession betreffende/ allerdings vngeaͤndert gelassen werden/ wie es sich im selbigen Stifft noch am 12. Nov. styl. nouo. Anno 1627. be- funden. Anlangend die Sessiones vnnd Vota bey den Reichs- vnd Deputation- auch Kammergerichtlichen Visitation- vnnd Revision Taͤgen/ deren sich sonsten die Augspurgische Confessions Verwandte Staͤnde/ wegen der in jhrer Jnnha- bung begriffenen/ oder Krafft dieses Friedenschlusses wieder dahin gelangenden Jmmediat Stiffte/ hetten gebrauchen wollen/ ist es darbey verblieben/ daß diesel- be Sessiones vnd Vota die benannte viertzig Jahr vber beyseits gestellt/ vnd diesel- ben Conventus vnd Verꝛichtungen/ nichts desto weniger von der Kay. May. vnd andern darzu gehoͤrigen Reichs Staͤnden/ respectivè außgeschrieben/ fortgestellt/ vnd verꝛichtet werden sollen. Jn den Kraysen aber/ wo die Augspurgische Con- fessions-Verwande Staͤnde/ als Jnnhaber eines oder mehrer Jmmediat Stiffter/ Sessiones vnd Vota hergebracht/ sollen sie jhnen/ wie vor diesem/ also auch kuͤnfftig/ die verglichene viertzig Jahr vber/ gelassen werden. Damit auch nach Verflies- sung der so offt angezogenen vierzig Jahren/ die liebe Posteritaͤt/ vmb all solcher so lang vnd ferꝛn hinauß gestellter Strittigkeiten willen/ nicht abermals in Vn- rnh vnd Weiterung gerahte/ sondern viel mehr gute Lieb vnnd Einigkeit erhalten werde: So solle noch vor Außgang der bewilligten vierzig jaͤhrigen Zeit/ durch Zusammensetzung Friedliebender Staͤnde/ von beyderley Religion/ in gleicher Anzahl/ oder dero hierzu bevollmaͤchtigten Raͤhte/ Bottschafften vnd Abgesand- ten/ alle eusserste Bemuͤhung/ Sorg vnnd Fleiß dahin angewendet werden/ ob die Sache/ angeregter Geistlicher Guͤter halben/ mit beyder Theil Belieben/ auff ein- mal koͤnd zu Grund verglichen werden. Damit aber dieselbe Vergleichung nit gar zulang/ vnd fast biß auff die letzte Zeit gesparet werde: So solle sie auffs laͤngst jnner- Dritter Theil. jnnerhalb den nechsten zehen Jahren von dato vorgenommen/ vnnd so viel als Mensch- vnnd muͤglichen ist/ zu Ende gebracht werden: Jedoch gantz vnverkuͤrtzt vnnd vngeringert/ deren vber solche zehen Jahr/ an denen bewilligten zehen Jah- ren/ als dann noch restirender Zeit/ wuͤrde aber solches nicht erfolgen/ so soll nach Außgang der bemelten viertzig Jahren/ jeder Theil in den jenigen Rechten stehen/ welches er den 12. Nov. st. n. Anno 1627. gehabt hat/ sich desselbigen/ so gut oder schwach es damahls gewesen/ guͤtlich oder rechtlich zugebrauchen. Vnnd soll deßwegen kein Theil wider den andern/ vnerkanuts ordentlichen Rechtens/ zu den Waffen greiffen/ die Roͤm. Kay. Mayst. auch solches andern zuthun/ nicht ge- statten/ weniger fuͤr sich die Staͤnde darmit beschweren. Vnd behalten Jh. Kay. May. fuͤr sich/ vnd dero Nachkommende am Reich/ als Oberhaupt/ Jhr/ auff den sall der nicht Vergleichnung/ oder weitere Strittig- keiten/ die gebuͤhrende Hoheit vnnd Jurisdiction/ vnnd die strittige Faͤlle zwischen denen Partheyen/ so wol an dero Kayserlichen Hoff (doch mit Zuziehen etlicher Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde deß Reichs Raͤhte/ von gleicher Anzahl/ beeder/ der Catholischen Religion/ vnnd Augspurgischer Confesston zugethan/ welche jhrer Pflicht/ damit sie jhren Herꝛn sonst verwand/ zu diesem Actu zu vor her erlassen/ vnd in diesen Sachen in besondere Eydspflicht zur Justitz/ darinnen ohne einiges Ansehen der Person/ vnnd welcher Religion eine oder andere Parthey zugethan/ dem Religionfrieden vnd Reichs Constitutionen gemaͤß/ zuverfahren/ genommen werden sollen) als an dero Kayserlichen Kammergericht/ allenthalben nach vor hergehender genugsamer Verhoͤr/ vnnd vermittelst ordentlicher Proceß/ in jeder Sach absonderlichen zueroͤrtern/ wie auch die Manutention deß Religion vnnd Prophanfriedens tragenden Kayserlichen hohen Amptswegen/ vnnd nach Auß- weisung der Reichs Abschieden/ vnnd Kayserlichen Wahl Capitulation zuex erci- ren billich bevor: denen Catholischen soll weiter nichts von jhren Ertzstifft/ Kloͤ- stern vnd andern Geistlichen Guͤtern/ die sie noch am 12. Nov. st. n. Anno 1627. jn- nen gehabt/ oder auch/ vermoͤg dieses Friedenschlußes/ wiederbekommen sollen/ demselbigen zugegen im wenigsten en: zogen/ sondern da jhnen etwas weiter ge- nommen/ oder abgestrickt wuͤrde/ sollen sie dessen alsbald vnverzuͤglich restituire werden. Da sie auch sonsten wider den Religion- vnnd Prophan- oder auch die- sen Frieden in etwas beschweret wuͤrden/ sollen sie befugt seyn/ deßwegen jhre Ma- jestaͤt an dero Kayserlichen Hoff/ oder bey dem Kayserlichen Kammergericht an- zulangen: die sollen dann/ nach Außweisung deß Religion- vnnd Prophan oder auch dieses Friedens/ vnd anderer Reichs Constitutionen vnnd Ordnungen/ die heilige Justitz administirirn. Ebenmaͤssig soll es auch gehalten werden mit den Augspurgischen Confessions Verwandten/ daß nemblich jhrer keiner wider den Religion- vnd Prophanfrieden/ noch auch wider diesen Frieden/ oder wider andere Reichs Constitutiones vnnd Ordnungen im wenigsten gravirt/ oder jhnen von Cc ij denen Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ denen Stifft vnnd Geistlichen Gütern/ so sie vormahls gehabt/ vnnd jhnen/ nach Außweisung dieses Friedenschlusses/ bleiben sollen/ etwas entzogen werde. Das Ertz Stifft Magdeburg betreffend/ ist es vmb deß lieben Friedens wil- len dahin gelanget/ daß Churf. D. zu Sachsen freundlicher geliebter Sohn/ Her- tzogs Angusti zu Sachsen/ Guͤlch/ Cleve vnnd Berg/ Fuͤrstliche Gnaden dasselbige auff jhre vbrige Lebtage jnnen haben vnnd geniessen moͤgen. Vnnd sollen seine F. G. darinnen nicht perturbirt noch gehindert werden. Was die Session vnnd Votum wegen dieses Ertzstiffts auffs Reichs Deputation- vnd Kammergericht- lichen Visitation vnd Revisiontaͤgen anlanget/ soll es darmit allerdings/ wie o- ben wegen anderer/ von denen der Augspurgischen Confession Verwandten Staͤnden jnhabenden hohen Stifften geordnet vnd verglichen/ auch wegen dieses Ertzstiffts gehalten werden/ vnnd die Reichs-Deputations- vnnd Kammerge- richtliche Visitation vnd Revisionstaͤge/ ohnbehindert deß Magdeburgischen diß- falls beyseit gestellten Voti/ von nun an wieder fortgehen/ vnnd weiter nicht auff- gehalten/ noch gesperꝛet seyn. Jn dem Nieder Saͤchsischen Kraiß aber behal- ten J. F. G. vnd das Ertzstifft/ wegen der Direction/ Voti vnd Session das jenige wie es hergebracht. Es soll auch das Ertzstifft Magdeburg/ die offtberuͤhrte vier- tzig Jahr vber/ in Geist- vnd Weltlichen Sachen/ auch die Catholische Religion/ mensespapales, preces primarias, Canonicaten/ Pr æ benden vnnd Beneficien/ Kloͤster vnd Religiosen/ so wol die Augspurgische Confession/ vnd in casu vacan- tiæ die Wahl vnd Postulation betreffende/ allerdings/ wie bey den Bistumben vnd Stifften/ so von Zeit dieser geschlossenen Handlung an/ denen Augspurgischen Confessions Verwandten auff viertzig Jahr verbleiben/ ins gemein verglichen worden/ vnveraͤnderlich gehalten werden. Wegen der vier respectivè Herꝛschafften vnnd Aempter/ Querfurt/ Guͤtter- bock/ Dama vnd Borck ist es vmb deß lieben Friedens willen auch dahin gelangt/ daß der Herꝛ Churfuͤrst solche zu seiner bessern Contentirung vnnd Beruhigung einnehmen/ vnd vom Ertz Stifft Magdeburg zu Lehen recognosciren/ auch so lang behalten vnd geniessen moͤchte/ biß sie mit seiner Churf D. Belieben vnd Willen/ peræquipollens wider außgewechselt wuͤrden: Jedoch vom Reich vnnd Nieder- Saͤchsischen Krayß an den Reichs- vnnd Krayßstewren/ vnnd andern gemeinen Anlagen vnabbruͤchtg. Dann solche Jhre Churf. D. proportionabiliter zutra- gen schuldig/ wie auch deßwegen seiner Churf. D. von dem Dom Capitel vnnd Landschafft eine Schrifftliche Einwilligung zuertheilen/ vnnd von seiner Churf. D. mit ehestem wuͤrcklich zuerheben. Vnnd sollen seine Churf. D. ermelter Aempter halben nicht angefochten werden. Vber diß auff gnaͤdigste Erinne- rung allerhoͤchst gedachter Jh. Kays. Mayst. damit deß Herꝛn Marggraffen Chri- stian Wilhelms zu Brandenburg F. G. zu dero besserem Vnderhalt/ ein gewisses an Gelt/ auff jhr Lebenlang/ auß dem Ertz Stifft Magdeburg Jaͤhrlich gereicht werden moͤchte/ mit S. Churf. D. wegen dero Herꝛn Sohns/ Hertzogen Augusti F. G. Dritter Theil. F. G. abgeredt vnd verglichen worden/ daß seiner/ deß H. Marggraffen F. G. auff jhr Lebenlaug (vnd laͤnger nicht) Jaͤhrlich zwoͤlff tausent Reichsthaler in specie/ je- des Jahrs auff zween Termin/ halb auff Ostern/ vnd halb auff Michaelis zu Leip- zig/ in den Messen daselbst/ vnnd zwar mit dem ersten Termin/ nach Verfliessung eines halben Jahrs frist/ von Zeit erlangter Possession zurechnen/ anzufahen/ an seiner deß Herꝛn Marggraffen F. G. Leuthe/ so deßwegen gevollmaͤchtiget/ vnnd bey der Ertzbischofflichen Magdeburgischen Renntkammer sich angeben wuͤrden/ auß deß Ertz Stiffts Renten vnd Gefaͤllen ( welche dann/ so viel davon fuͤr Her- tzogs Augusti F. G. gehoͤren/ hiemit wuͤrcklich verpfaͤndet seyn sollen) gewiß vnnd ohnfehlbar gegen Quittung sollen gereicht vnnd erlegt werden. Jedoch stehet hochgedachten Hertzogs Augusti F. G. bevor/ wegen all solcher Summen/ der Jaͤhrlichen zwoͤlfftan ent Reichsthaler/ mit Zuziehung deß Dom Capitels vnnd der Landschafft/ dem Herkommen gemaͤß/ eine Anlage im Ertz Stifft zumachen/ damit vermittelst derselben Collect/ der Ertz Bischofflichen Rentkammer voͤllig ersetzt werde/ was dieselbe zu hochgedachtes Herꝛn Marggraffen F. G. Jaͤhrlichen Deputat anwenden muͤssen. Was den Augspurgischen Confessions Verwanten also/ wie vorgesetzt/ be- williget worden/ da haben J. Kay. Mayst. außtruͤcklichen bedingt/ daß es nicht soll dahin verstanden werden/ als ob dadurch der Luͤbeckische Friedenschluß de Anno 1629. wie solcher zwischen Jh. Kay. Mayst. vnd der Koͤn. Wuͤrde zu Dennmarck/ Nordwegen ꝛc. auffgerichtet worden/ in einigem Paß solte auffgehoben vnnd ge- aͤndert seyn. Wie dann Jh. Kays. May geliebten Herꝛn Sohn/ Ertzhertzog Leo- pold Wilhelms Hochf. D. neben andern auch das Bistumb Halberstatt/ nach Jn- balt jhrer Postulation vnd Capitulation gelassen/ vnd es im Ertz Stifft Bremen mit der Catholischen Religion vnd Augspurgischen Consession/ vnd deren freyen Vbung/ in dem Stand/ diese viertzig Jahr vber erhalten werden soll/ wie es den 12. Nov. st. n. Anno 1627. darinnen gewesen/ vnnd oben von andern Stifftern in specie dem Ertz Stifft Magdeburg verglichen worden. Die von der freyen Reichs Ritterschafft/ sollen bey dem Exercitio Augspur- gischer Confession/ wie es der Religionfried mit sich bringet/ ruhig gelassen/ vnnd jhnen daruͤber gantz kein Eintrag gethan/ sondern daferꝛn etwan einiger besche- hen wer/ sie darwieder restituirt werden. Jn den Reichsstaͤtten soll es mit de- nen/ mit welchen allbereit in diesem Krieg Jh. Kay. May. in particulari accordiren lassen/ bey denselbigen Accorden bleiben: mit allen andern Reichs Staͤtten aber/ bey dem Religionsfried durch vnd durch gelassen/ wegen der Statt Donawerth ist dieses abgeredt/ wann zuvor der Churf. D. in Bayern/ der auffgewandte Kriegs- Vnkosten wieder erstattet/ daß alsdann an bemelter Statt Restitution kein Man- gel seyn/ auch von dieser Sache ferꝛner Vnderꝛedung/ etwa hiernechst bey Reichs Zusammen kunfften zupflegen/ J. K. M. vñ hoͤchstgedachte Churf. D. in Bayern/ sich vielleicht nicht wuͤrden zuwider seyn lassen. C c iij Was Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Was der Roͤm. Kay. May. Erb Koͤnigreich Boͤhmen/ vnd andere dero Oe- sterꝛeichische Erblaͤnder betrifft/ haben bey allerhoͤchst gedachter Kay. May. S. C. D. zu Sachsen/ zum aller instaͤndigsten/ hoͤchst vnnd fleissigsten angehalten/ damit gedachtes freye Exercitium der vngeaͤnderten Augspurgischen Confession/ an Orth vnnd Enden/ wo es Anno 1612. sich befunden/ gleicher gestallt hienfüro frey/ vnd vngehindert zu- vnd nachgelassen werden moͤge/ auch solches mit Anfuͤhrung vieler vnderschiedlichen motiuen, eyferig vrgiret/ vnnd davon in keinerley wege weichen wollen: Allein Jh. Kay. Mayst. wie offt vnnd vielfaltig auch darumb An- suchung gethan worden/ ist hierzu gar nicht zubewegen gewesen/ sondern haben vielmehr hierentgegen allerhand Bedencken/ vnd neben andern mehrernauch die- ses erinnern lassen/ daß man Jh. Kay. May. weil der Augspurgischen Confessions Verwandten Staͤnd eygener gemachter Regel/ vielfaltigem suchen vnnd begeh- ren nach/ die Religion vñ deren Einfuͤhrung der Landsfuͤrstlichen Hoheit anhaͤn- gig seyn solte/ ein solches auch nicht zuent ziehen willens seyn/ vnnd deroselben an- muthen wuͤrde: dann was einem Stand im Reich recht/ das muͤste ja dem an- dern/ zumal Jh. Kays. May. selbst/ nicht vnrecht/ noch verbotten seyn. Welches dann/ daß Jh. Kay. Mayst nicht darein willigen S. C. D. ohngern vernommen/ vnnd anderst gewuͤnschet: weil aber Jh. Kays. May darbey so vest bestanden/ als ists dabey allerdings geblieben/ vnnd haben Jh. Kay. May. sich wegen Schlesien absonderlich resolvirt: wegen der Laußnitz aber mit J. C. D. einen sonderbahren Vertrag auffgerichtet: mit dem es seln bewenben hat. Nach dem auch von J. C. D. zu Sachsen gesucht vnnd begehret worden/ daß mehrere Gleichheit der Religion am Kays. Kammergericht introduciret/ vnnd nach dem jetzigen Catholischen Kammer Richter/ ein Augspurgischer Confessions Verwandter/ vnnd nach Abgang desselben/ wieder ein Catholischer: vnd also fort- an per vices geordnet/ vier Pr æ sidenten/ darunder zween Catholisch/ vnnd zween Augspurgische Confessions Verwandte/ bestellet/ vnnd die Anzahl der Augspurge- schen Confessions Verwandten Assessorum, dem Numero der Catholischen Bey- sitzer gantz gleich gemacht werden moͤchte/ dergestallt/ daß von nun an die Roͤm. Kay. May. auch alle Churfuͤrsten vnd Kreyse/ welche jetzo oder kuͤnfftig zupr æ senti- ren haben/ eytel der Augspurgischen Confession Verwandtepr æ sentiren/ so lang vnnd viel biß die Assessores beyder Religionen in numero pares seyn. So offe dann kuͤnfftig ein Assessor abgienge/ das Kammergericht die Roͤm. Kay. May o- der den jenigen Churfuͤrsten oder Kreyse/ an welchem selbigen mahls die Pr æ sen- tation were/ berichten solten/ von was vor Religion/ zu Erhaltung einer gleichen Anzahl/ die præsentandi seyn muͤsten. Also ist dieser Articul/ biß zu einer ehisten Zusammenkunfft der Staͤnde deß Reichs beeder Religions Verwandten/ auß- gesetzet worden. So bald man aber wird zusammen kommen/ soll solcher an- derweit vorgenommen/ in mittelst aber vnnd biß derselbige entlediget/ es bey vori- ger gemeiner Kammergerichts Ordnung ohne Enderung gelassen/ vnnd die liebe Justitz Dritter Theil. Justitz ohne Anstand administrirt/ auch mit Vnderhaltung deß Kammergerichts/ vnd dessen Bezahlung/ vorige Ordnung in acht genommen werden. Die bißhero gesteckte Ordinari Visitationes vnd Revisiones deß Kammer- gerichts sollen nunmehr wieder angehen vnnd befoͤrdert werden. Weil aber/ mit grossem Schaden deß Reichs/ solche vber dreyssig Jahr lang angestanden vnd er- liegen blieben/ dahero nicht nur in gemeinen Gebrechen deß Kammergerichs/ son- dern auch in etlich tausent hoch beschwerlich zusammen auffgewachsenen Revi- sionssachen/ fuͤr den ersten Anfang viel zuthun seyn wird/ als ist verglichen/ daß ei- ne extraordinari Visitation wie in Anno 1600. geschehen/ vermittelst eines De- putationstages angestellet/ vnd von der Roͤm. Kay. May. auch schickender Chur- Fürsten vnd Staͤnde Gesanten/ alle Jmperfection erkundigt/ von deren Remedi- rung gerahtschlaget/ ein modus, wie den auffgehaufften Revisionsachen schleunig vnd recht abzuhelffen/ ersonnen/ auff dem nechsten Reichstag der Roͤm. Kay. Ma. vnd saͤmptlichen Reichs Staͤnden referirt/ ein gemeiner Schluß daruͤber gefaßt/ nichts desto weniger aber inmittelst mit den Jaͤhrlichen Ordinari Visitationẽ/ da- mit keine weitere vnd newe’ Jmperfection vnnd Hauffung vorgehe/ trewlich vnnd steissig verfahren werden. Den Kayserlichen Reichs Hoffraht betreffend/ haben wegen J. Kay. May. dero Gesandten sich nochmalen erklaͤret/ daß bey erster Reichs Versamblung die verfaßte Reichs Hoffrahts Jnstruction den gesampten Herꝛn Churfuͤrsten/ Jn- halts der Kayserlichen Capitulation/ zu jhrem Gutachten vbergeben/ vnnd dersel- ben außtruͤcklich mit eingeruͤckt werden solle/ daß die Reichs Staͤnde ins gemein mit Commissionen/ nicht vbereylet/ noch mandata sine clausulâ indifferenter, vnd ausser deren im Rechten nachgelassenen vnd geordneten Faͤlle/ wieder sie decretirt werden sollen. Weil aber auch seine C. D. zu Sachsen darbey ferꝛner gesucht/ daß der Reichs Hoffraht ebener gestallt in gleicher Anzahl der Religion besetzt werden moͤchte/ vnnd die Kayserlichen Gesandten darwieder eingewendet daß die Bestellung deß Reichs Hoffrahts von beyden Religions Verwandten in glei- cher Anzahl im Roͤm. Reich nit herkommen/ derowegen auch ein solches Jh. Kay. Mayst. nicht zu zumuthen: weren aber deß gnaͤdigsten erbietens/ daß wie sie/ vnnd dero loͤbliche Vorfahren am Reich/ qualificirte subjecta, der Augspurgischen Con- fession zugethan/ von jhrem Reichs Hoffrath nit außgeschlossen: also wolten sie dieselben auch hinfüro gnaͤdigst zubesoͤrdern nicht vnderlassen: als ist dieser Punct auff weitere kuͤnfftige Beredung zwischen der Roͤm. Kay. M. vnd dem Hochloͤbli- chen Churfuͤrstlichen Collegio/ doch ohne einigen Abbruch Jh. Kays. May. Autho- ritaͤt/ Jurisdiction vnnd Hoheit/ außgesetzt worden. Vnnd haben Jh. K. M. bey so beschehener Außsetzung desselben Puncten Jhro reservirt/ daß vnder dessen/ vnnd biß daß die angeregte Vnderꝛedung mit Jh. Ka. Ma. allergnaͤdigsten gutem Einwilligen/ die Vergleichung desselben Puncten erfolge/ Jh. Kay. May. Jhro selbst/ vnnd jhrem Kayserlichen Reichs Hoffraht/ in einigem Stück/ zumahl auch an Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ an Handhabung vnnd Execution dieses gegenwertigen Friedenschluͤsses/ gantz nichts wolten gesperꝛet vnd entzogen haben. Der Augspurgischen Confessions Verwandten Chur-Fuͤrsten vnd Staͤn- den deß Reichs Agenten vnnd Procuratorn/ sollen am Kays. Hoff/ wann sie sich sonsten/ wie die Reichs Hoffrahts Ordnung mit sich bringt/ gebuͤhrend legitimi- ren/ vnd Jhr K. M. Verordnung/ so der Agenten vnd Procuratorum halben/ an dero Kayserlichen Hoff gemacht/ gemaͤßverhalten/ gleich wie beyder hochloͤblich- sten Kayser Maximiliani II. Rudolphi II. vnd Matthi æ Zeiten vnweygerlich ge- dultet/ vnd in keinerley wege/ vmb der Religion willen/ angefochten werden. So soll auch keine Sach durch die Roͤm. Kays. Mayst. vom Kayserlichen Kammerge- richt an Kayserlichen Reichs Hoffraht abgefordert/ was einmal am Kammerge- richt præueniendo Rechthaͤngig gemacht/ vnnd dahin gehoͤrig ist/ daselbst gelassen vnd erledigt/ vnd vnwissend der saͤmptlichen Reichs Staͤnde dem Kammergericht kein Kayserlich Gesetz gegeben werden. Jn der Pfaͤltzischen Sach/ als vber welche viel Jahr hero viel grausame motus, Vnruhe vnd Beschwerung vorgangen/ haben die C. D. zu Sachsen in- staͤndig darauff gedrungen/ daß dieselbe/ so wol in puncto der Churwuͤrde/ als der Landen/ gaͤntzlich vnd zu grund moͤchte beygelegt vnnd vertragen werden. Die- weil aber Weltkuͤndig/ es auch das Hochloͤbliche Churfuͤrstliche Collegium zu Muͤhlhausen Anno 1627. also befunden/ daß der proscribirte Pfaltzgraff Friede- rich alles deß Vnheils/ so in Jhrer K. M. Erb Koͤnigreich Boͤhmen/ vnd folgends im Roͤmischen Reich entstanden/ ein Hauptanfaͤnger vnd Vrsaͤcher/ vnnd Jhre Ka. May. sampt dero hoͤchstgeehrtem Hauß daruͤber in viel Millionen Schulden/ vnd andere grosse Schaͤden kommen/ auch theils Erblaͤnder/ wegen deß angewan- den Kriegs Vnkostens/ dahinden lassen müssen/ vnd daher von jhrer Resolution/ wie starck vnd eyferig auch C. D. zu Sachsen sich darumb bemuͤhet/ nicht weichen wollen: Als soll es bey dem jenigen/ so Jhre Kay. Ma. wegen derselben Chur vnd Lande fuͤr Jhre C. D. in Bayern/ vnnd die Wilhelmische Lineam/ auch sonst ge- gemacht/ so wol was Jhre Ka. Ma. wegen etlicher gewesener Pfaͤltzischen Diener Guͤter angeordnet/ allerdings verbleiben. Doch soll Weyland Churfuͤrst Frie- derichs deß Vierdten/ Pfaltzgraffens bey Rhein/ hinderlassenen Frawen Wit- wen/ jhr Leibgeding/ so viel sie dessen richtig liquidiren wird/ passirt/ vnnd deß pro- scribirten Kindern/ wann sie sich vor Jhrer Ka. May. gebuͤhrlichen humilirn/ ein Fuͤrstlicher Vnderhalt/ auß Kayserlichen Gnaden/ vnnd nicht auß Schuldigkeit/ gemacht werden. Die Tillyschen Erben sollen von dem im Hertzogthumb Braunschweig suc- cedirenden Landsfuͤrsten/ vnnd dessen Erben vnd Successoren/ jhrer assignirten/ vnd von denen Hertzogen zu Braunschweig vnd Luͤnenburg vormahls beliebten/ vnnd zuzahlen bewilligten viermal hundert tausent Reichsthaler/ in acht Jahren nach einander/ jedes Jahrs in der Leipziger Ostermeß vnd zwar Anno 1637. zum ersten Dritter Theil. erstenmal mit fuͤnffzig tausent Reichsthaler/ sampt einem zweyjaͤhrigen Zinß von der gantzen Summa/ je fuͤnff vom hundert gerechnet: vnd dann in der Ostermeß Anno 1638. wieder mit fuͤnffzig tausent Reichsthaler/ sampt einem einjaͤhrigen Zinß von dem Rest der Hauptsum/ abermahls nur fuͤnff vom hundert gerachnet: vnnd so fortan/ deß vbrigen Restes/ jedes mahls zusampt dem Zinß in annis 1639. vnd 1640. \& sequentibus, bezahlet/ vnd vnder dessen bey jhrer Hypothec vnd Assi- gnation gelassen: in Verbleibung aber der Bezahlung eines oder andern Ter- mins/ wiederumb zu jhrer vorigen Possession der assignirten Aempter restituirt werden. Die vor dato dieses Friedenschlusses in derselben Schuldsach erschienene Zinsen/ wie auch die auß denselben Aemptern schon erhobene Nutzungen/ sollen vmb Friedens vnd Ruhe willen/ compensirt/ vnnd alle davon gewesene Forderun- gen beyderseits gestellet seyn. Wegen der Hertzogen zu Mecklenburg haben Jhre K. M. sich/ vmb gemei- nen Friedens willen/ vnnd auß hoͤchst angebohrner Guͤte/ auch vmb J. C. D. zu Sachsen beharꝛlichen Jntercession willen/ dahin erklaͤret/ es wolten J. K. M. sie die beyde Hertzogen (wo ferꝛn sie gegenwertigen Friedenschluß danckbarlich vnnd wuͤrcklich acceptiren/ vnnd sich solchem gemaͤß verhalten/ auch deme jhrenthalben sonderbahr begriffenen Memorial gebuͤhrend nachkommen werden) wiederumb zu Kayserlichen Hulden vnnd Gnaden auffnehmen/ vnnd bey Land vnnd Leuthen gantz ruhig verbleiben lassen. Die Restitution betreffende sollen der R. K. M. jhrem Ertzhause/ auch allen dero assistirenden Churfuͤrsten vnnd Staͤnden: so dann allen jhren Kriegs Ver- wandten/ vnd dero Raͤhten/ Dienern/ Landstaͤnden vnnd Vnderthanen auch Or- densleuthen/ vnd ins gemein allen vnd jeden angehoͤrigen/ Geist- vnd Weltlichen Societet/ vnnd Communen/ niemanden außgenommen/ in specie auch dem Her- tzog zu Lothringen/ vnd seinen Angehoͤrigen/ von den Augspurgischen Confessions Verwandten Staͤnden/ alle jhre Churfuͤrstenthumb/ Fuͤrstenthumb/ Graff- vnnd Herꝛschafften/ Land vnd Leuthe/ Schloͤsser/ Paͤsse/ Vestungen/ liegende Gruͤnde/ vnd aller Enden zustehende Renten/ Guͤlten/ Nutzungen/ Gefaͤlle/ vnnd alle Oer- ter/ welche seithero Anno 1630. entstandener Vnruhe/ nach deß Koͤnigs Gustavi Adolphi in Schweden/ ꝛc. Ankunfft auffn Reichsboden/ eingenommen worden/ so viel Jhre K. M. vnd dero Assistirende zu gedachter Zeit in Posseß gehabt/ oder jhnen Vermoͤg dieses Schlusses sonst gebuͤhret/ sie moͤchten es in Anno 1630. in Possession gehabt haben oder nicht/ was vnnd wie viel sie/ die Augspurgische Con- fessions Verwandte/ davon noch selbst in Haͤnden haben/ ohnweygerlich restitutrt vnd eingeraumbt werden. Jedoch ohne Erstattung auffgehobener Nutzungen/ erlittener Kriegs-Schaͤden/ vnd auffgewandter Vnkosten/ auch ohne einige De- molirung/ oder Zufuͤgung vnd Gestattung einiges ferꝛneren vorsetzlichen Scha- dens/ wie auch ohne Abfuͤhrung Geschuͤtzes/ vnnd anderer an denselben Orthen Dritter Theil. D d annoch Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ annoch befindlichen Mobilien: ausserhalb was jeder Theil an Stuͤcken vnd Mu- nition selbst dahin geschaffet oder mit gebracht. Vnnd sollen die Vnderthanen/ da sie an einem oder anderm Orth Pflicht geleystet/ vnnd sich verwandt gemacht/ hiervon loß gezehlet werden. Was aber die außwertige Potentaten vnnd Nationen/ in specie die Kron Franckreich/ Schweden vnd andere/ die nicht Reichs Staͤnde/ noch dessen Glieder seyn/ oder dasselbige an jetzt recognosciren/ oder gleich Reichs Staͤnde vnnd dessen Glieder weren/ jedoch zu diesem Frieden sich nicht bekennen/ noch demselben ge- maͤß verhalten wuͤrden/ in Haͤnden haben: zu dessen allen wuͤrcklichen vnfehlba- ren Restitution vnd wieder Erlangung/ sollen J. C. D. zu Sachsen/ so wol die an- dern Augspurgischen Confessions Verwandten/ Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde/ wann sie dieses Friedens mit geniessen wollen/ der Roͤm. Kay. May. vnnd denen Catholischen/ mit gesampter Hand vnd Zuthat/ in Krafft dieses Vertrags vnnd Friedstandes/ auch auffgerichten gemeinen Landfriedens vnd Reichsordnung/ ohn allen Anstand helffen/ auff Maß vnd Weise/ wie davon vnden bey der Execu- tion deß Friedenschlusses mit mehrerm beredet worden. Doch verstehet sichs in allwege/ daß in dem nechst vorher gehenden Periodo gemelten Puncts der Resti- tution nicht gemeynet/ auch nicht begriffen seynd/ die jenige Geist- vnd Weltliche Guͤter/ so zwar Anno 1630. noch in Catholischer Staͤnden Haͤnden gewesen/ je- doch aber Krafft vnderschiedner Puncten/ dieses Friedenschlusses/ den Augspur- gischen Confessions Verwanten bleiben sollen. Dargegen sollen vnd wollen J. K. M. vnd samptliche Catholische Staͤnde/ vnnd dero Kriegs Verwande/ auch hienwiderumb allen Augspurgischen Confes- sions Verwanten/ Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnden deß Reichs/ vnnd dero Raͤhten/ Dienern/ Landstaͤnden vnd Vnderthanen/ vnnd ins gemein allen jeden jhren An- gehoͤrigen/ vberall niemand (als die von der Amnestia excipirt seyn) außgenom- men/ restituiren vnnd einraͤnmen. Vnd gleicher gestalt die Vnderthanen von der Pflicht/ die sie an einem oder anderm Orth geleystet/ vnd sich darmit verwandt gemacht loß zehlen/ was von dero Chur-Fuͤrstenthumen/ Landen vnnd Lenthen/ Vestungen/ Schloͤssern/ Paͤssen/ liegenden Gruͤnden/ vnd aller Enden im Reich zustehenden Renten/ Guͤlten vnd Nutzungen/ vnnd allen Orthen/ wie die Namen haben/ seither Anno 1630. entstandener Vnruhe/ nach Ankunfft deß Koͤnigs in Schweden auff deß Reichs Boden/ von allerhoͤchst gedachter J. Ka. Ma. dero assi- stirenden Chur-Fürsten vnd Staͤnden/ auch Kriegs Verwanten occupirt gewe- sen/ oder den Augsrurgischen Confessions Verwanten/ vermoͤge dieses Frieden- schlusses bleiben sollen/ vnd solches gleichfalls ohne Demolirung/ oder Zufuͤgung vnnd Gestattung einiges ferꝛneren vorsetzlichen Schadens/ wie auch ohne Abfuͤh- rung Geschuͤtzes/ oder anderer an denselben Orthern annoch befindlichen Mobi- lien/ auch ohne Erstattung auffgehobener Nutzung/ erlittener Kriegs Schaͤden/ vnd Dritter Theil. vnnd auffgewandter Vnkosten: ausserhalb was jeder Theil an Stuͤcken vnnd Munition/ wie oben gemelde/ selbsten dahin geschafft/ oder mit sich ge- bracht. Neben vnd vber diesem haben vmb Friedens willen/ die Roͤ. K M. auch ver- williget/ daß was bey bey der im Nieder Saͤchsischen Krayß Anno 1625. entstande- nen Vnruhe occupirt worden/ darunder dann in specie die Bestung Wolff enbuͤt- tel vnd Nienburg mit gemeynet/ jhrem rechten Herꝛn/ vnd alles/ was Jhre Kay. Ma. dero Assistirende sonsten mehr von Staͤtten vnd Vestungen derer O rther in jhren Haͤnden haben/ allermassen wie obgemeldt/ ohne Abstattung der auffgeha- benen Nutzungen/ ohne Abfuͤhrung noch daselbst vorhandenen Geschuͤtzes/ oder anderer Mobilien/ ausserhalb was an Stuͤcken vnd Munition sie vnd die Catho- lischen dahin bringen lassen/ sollen vnverweigerlich restituirt werden. Jedoch bescheydentlich/ vnd also: was C. D. zu Sachsen im Koͤnigreich Boͤhmen/ vnnd Hertzogthumb Schlesien etwa noch jnnen hat/ das sollen vnnd wollen S. C. D. in zehen Tagen/ nach Empfahung dieses/ mit Kayserlicher Mayestaͤt Hand vnd Se- cret Jnsigel bekraͤfftigten Friedens/ ohne Auffenhalt/ restituiren/ jhr Kriegsvolck davon abfuͤhren/ vnder der K. M. oder deroselben hierzu in specio gevollmaͤchtig- ten Befelchshabern/ die Plaͤtz vnnd Vestungen/ so sie etwa innen haben/ abtretten/ damit kein anders/ als das Kayserische Volck/ dieselben occupiren moͤge. Da auch etwan ander Volck noch darinnen lege/ wollen J. C. D. dasselbige/ wo Jhre Kays. Mayst. es allergnaͤdigst begehren wuͤrden/ mit jhrer alsdann im Namen Jhrer Kay. Mayst. vnd deß Heiligen Reichs fuͤhrenden Armada herauß bringen helffen. Eben auch am selben Tage/ da die Restitution der K. Ma. in Boͤhmen vnnd Schlesien geschicht/ sollen vnd wollen gleich so wol die K. Ma. der C. D. zu Sach- sen restituiren vnd abtretten alles/ was von dero Churfuͤrstenthumb/ oder andern jhro zugehoͤrigen Landen/ Jhrer K. Ma. oder dero Herꝛn Assistenten Kriegsvolck alsdann in Besatzung noch haben moͤchten. So dann sollen vnnd wollen Jhre C. D. mit erst angeregter Kayserlichen Reichs Armada verhelffen/ daß auch den Catholischen im Reich das jhrige/ diesem Vertrag vnnd Frieden Schluß gemaͤß/ zum schleunigsten wieder eingeraͤumbt werde/ es moͤchten sich gleich die andern Augspurgischen Confessions-Verwandte Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde zu diesem Accord bekennen/ vnnd demselbigen gemaͤß verhalten/ oder nicht. Entgegen soll von Jhrer K. Ma. vnd den Catholischen/ mit gesampter Hand vnd Zuthat/ eben- messige Huͤlff/ Rettung vnnd wieder Erlangung deß Jhrigen/ jedem Augspurgi- schen Confessions Verwandten/ so viel jhm nach Außweissung dieses Frieden- schlusses gebuͤhret/ gedeyhen vnnd wiederfahren. Jn massen dann auch hiemit auß druͤck lich bedinget worden/ daß der C. D. zu Brandenburg/ wann sie sich zu dieser Pacification verstehen/ vnnd in allem bequemen (wie sie dann von diesem Frieden nicht außgeschlossen/ noch vnder den excipiendis ab Amnestia gemeynt D d ij seyn) Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ seyn) die Anwartung/ vnnd daruͤber habende Belehnung an den Pommerischen Landen/ vnd sonsten allerdings verbleiben/ von Jhrer K. M. auch dieselbe darbey geschuͤtzt werden solle. Nicht allein aber wegen der Pommerischen Landen/ son- dern auch sonst ins gemein/ soll man conjunctis viribus sich dahin bemuͤhen/ daß der Ober- vnd Nieder Saͤchsische Krayß von frembden/ vnnd jnsonderheit dem Schwedischen/ vnd anderem darin liegendem/ vnd diesem Friedenschluß sich nicht gemaͤß verhaltendem Kriegs Volck liberirt/ solches vom Reichs Boden abge- schafft/ vnnd da es nicht gutwillig weichen wuͤrde/ mit zusammengesetzter Macht darauß gebracht/ die Plaͤtze/ welche es besetzt/ davon befreyet/ vnnd jhren vorigen Herꝛn/ vnd denen sie/ vermoͤge dieses Friedenschlusses/ gehoͤren/ vnweygerlich wie- derumb eingereumet werden. Eben deßgleichen soll auch im Westphaͤlischen/ oder Nieder Rheinischen Krayß/ vnd sonderlich an dem Weser Strom geschehen/ damit auch von- vnnd auß denselben Orthen dem Reich/ in specie auch Jhrer K. M. Erb Koͤnigreich vnnd Landen/ weiter keine Gefahr dahero zugezogen werden moͤge/ sondern dieser Friede einem jeden seine Ruhe bringe. Wann solches geschehen/ oder man dessen beyderseits in wuͤrcklicher Arbeit begriffen/ sollen dem Fuͤrstlichen Hauß Braunschweig vnd Luͤnenburg/ so es die- sem Friedenschluß sich accommodiren/ vnnd seine vires zu desselbigen Vollstre- ckung/ mit der. K. M. vnd deß Heiligen Reichs Armaden zusammen setzen wuͤrd/ die Vestung Wolffenbuͤttel/ vnnd alle andere Oerther/ Vestungen vnnd Plaͤtze/ so hochgedachtem Hauß zustaͤndig/ vnnd vermoͤge dieses Friedenschlusses gebuͤhren/ restituirt vnnd abgetretten werden. Ein gleichmaͤssiges soll mit allen andern Plaͤtzen/ welche Jhre K. M. vnd die Catholischen etwan der Orthen innen hetten/ gegen alle die jenige/ denen solche vorhin zugestanden seyn/ geschehen. Wann auch im Chur Rheinischen/ Ober Rheinischen/ Bayrischen/ Schwaͤbischen vnnd Fraͤnckischen Krayß/ der Roͤ. K. M. vnnd den Catholischen/ sampt jhren Mitver- wandten/ jnsonderheit dem Hertzogen von Lothringen/ vnnd seinen Ange hoͤrigen/ das jhrige plenariè wie obvermeldt/ restituirt/ vnd alle andere Besatzungen außge- schafft/ wollen Jhre Ka. May. reciprocè denen Augspurgischen Confessions-Ver- wandten in jetzgemeldten Kraysen/ so sich zu diesem Accord gleicher gestalt beken- nen/ vnnd denselbigen vollziehen helffen werden/ die von jhren Landen/ jnhabende veste Plaͤtze vnd Oerther wiederumb abtretten vnd einraumen/ auch auß Regen- spurg die Guarnison abfuͤhren lassen. Ob aber gleich Jhre K. M. solcher gestalt etliche Oerther in bemelten Kraysen noch besetzt behielten/ so hats doch diese klaͤr- lich abgeredte Meynung/ da die Staͤnde/ welchen selbige veste Oerhter zustehen/ nicht sollen schuldig seyn/ von jhren Land vnnd Leuthen laͤnger außzubleiben/ oder sich derselben Regierung zuenthalten/ noch auch solche Kayserliche Reichs Be- satzung auß dem jhrigen zubesolden vnd zuversorgen/ vnd solchen Last allein zutra- gen/ sondern auß den gemeinen Reichs Contributionibus, soll die Vnderhaltung deß jenigen Volcks/ so vber die Ordinaria bey friedlichen Zeiten gewoͤhnliche Præ- sidia, Dritter Theil. sidia, noch weiter zur Besatzung eingelegt wird/ hergenommen werden. Es soll auch von denselben Besatzungen/ keinem Stand an seinen Obrigkeitlichen/ vnnd andern juribus, so den Einkunfften vnnd Jntraden/ einiger Einhalt vnd Eintrag beschehen/ sondern er/ deren vngehindert/ wann er sich zu diesem Friedenschluß wuͤrcklich bekennen/ vnnd demselbigen gemaͤß verhalten thut/ alles deß jenigen ge- niessen/ wessen er vorhin befugt gewesen/ vnnd jhm in diesem Schluß nicht be- nommen ist. Wegen deß Hertzogen von Lothringen/ ist hiemit jnsonderheit bedingt/ vnd abgeredt worden/ daß er zu allen seinen Land vnnd Leuthen/ Schloͤssern/ Paͤssen/ Vestungen/ liegenden Guͤtern/ Nutzungen/ Guͤldten vnnd Gefaͤllen/ Hoheiten/ Wuͤrden vnd Gerechtigkeiten/ allenthalben/ wie er dieselbe noch in Anno 1630. ge- habt/ nichts außgenommen/ restituirt/ vnnd darbey erhalten/ auch nicht nachgese- hen werden solle/ daß weiter an seinen Vestungen etwas demolirt/ oder jhme eini- ger vorsetzlicher Schade zugefuͤgt werde. Solte es aber vber Zuversicht gesche- hen/ soll solches von Jhrer K. M. vnd von denen/ diesen Friedenschluß Belieben- den Chur-Fursten vnd Staͤnden deß Reichs/ an den Verursachern/ vnnd Helf- fershelffern/ nicht vngeahntet/ noch vngerochen gelassen werden. Die Vestung Philippsburg gehoͤrt nicht mit in diesen Restitutions Punct/ sondern Jhre K. M. haben jhr reseruirt/ es damit zuhalten/ wie sie es fuͤr sich vnd das H. R. Reich am desten befinden. Vnd wird solches wie alles andere/ trewlich/ ehrbar/ ohne arge List vnd Gefaͤhrde verstanden/ vnd daß darmit nach Teutscher Ehrbar- vnd Auff- richtigkeit gehandelt werde. Was dann bey dieser ab Anno 1630. biß dato gewerten Kriegs Vbung die bißherige Jnterims Besitzer/ gegen einem vnd andern Nachbar asseriret/ vnnd zu- behaupten sich vnderstanden/ solle keinem Theil Vortheil oder Schaden bringen/ sondern bey dem jenigen/ was vor derselben Kriegs Vbung vblich/ billich vnd recht war/ gelassen werden. Alle vnd jede Kriegs Gefangene/ deren Principaln sich dieser Friedenshandlung allerdings wuͤrcklich bequemen/ sollen zu allen vnd jeden Theilen/ ohn einig Loͤßgelt/ von Publicirung dieses Friedens/ binnen Monats- frist erlediget/ vnnd auff freyen Fuß gestellet werden. Doch daß die jenige/ welche sich allbereyt geschaͤtzet/ oder eine Rantzion versprochen/ dieselbige zuerlegen/ vnnd durchgehend alle Gefangene/ es sey gleich eine Rantzion von jhnen versprochen o- der nicht/ die Vnkosten/ welche auff sie in wehrender Custodia ergangen/ erstatten sollen. Zwischen der Roͤ. Ka. Ma. vnd denen samptlichen Catholischen/ Jhr assistie- renden Chur-Fürsten vnd Staͤnden deß Reichs/ auch allen dero Kriegs Ver- wanten/ an einem/ vnd dann S. C. D. zu Sachsen/ wie auch allen andern so jhrer bißherigen Kriegs Parthey zugethan gewesen/ der Augspurgischen Confession Verwanten Staͤnden/ am andern Theil: wann sie sich sampt oder sonders zu die- sem Friedenschluß/ vnd zu dessen gaͤntzlicher Vollstreck- vnd Handhabung/ als- D d iii bald Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ bald nach desselben Publication/ vnnd an jeden Stand davon gelangenden Wis- senschafften vor Verfliessung deren drunten bestimpten 10. Tage/ vnd also ohn ei- nige Verzügerung/ wuͤrcklich bequemen/ denselben annehmen/ aller Dings dar- ein verwilligen/ vnd sich darzu verbunden machen/ ist eine vollkommene Amnestia alles dessen/ so bey dieser letzten Kriegs Vbung von Anno 1630. an im H. Roͤm. Reich/ nach Ankunfft deß Koͤnigs in Schweden auff deß Reichs Boden/ zwischen jhnen vorgegangen/ vnd was darzu Vrsach gegeben/ gestifftet vnd auff gerichtet/ vnd alle Mißhelligkeit/ Vnmuth vnd Widerwillen/ so darbey entsprungen/ vnnd dahero/ auff waserley Wege es auch geschehen moͤchte/ herfuͤr gesuchet werden koͤndte/ gaͤntzlich auffgehoben/ dergestalt vnd also/ daß derselben von keiner Seiten weiter in Vngutem nicht zu gedencken/ noch derowegen ein Theil wider den an- dern/ weder durch Guͤte oder Recht/ vnder einigerley Schein/ nichts zupr æ tendi- ren/ noch vorzuwenden. Jnsonderheit aber auch der Kriegs Bnkosten vnd zu- gefuͤgten Schaͤden halben/ so wol Jhre K. M. dero Hauß/ vnd allerseits Catholi- sche Staͤnde/ weder jetzo/ noch kuͤnfftig nichts suchen/ sondern alles durchauß ge- suncken vnd gefallen/ vnnd auß Kayserlicher Macht vnnd Vollkommenheit/ auch Krafft dieses Friedenschlusses/ auff gehoben vnd abgethan seyn soll. Jn solche Amnestia sollen auch Jhre K. M. jhres Hauses/ vnd deren Jhr as- sistirenden Catholischen/ vnd anderer Kriegs Verwanten/ vnd dann seiner C. D. zu Sachsen/ vnd der andern auff derselben Seiten mit gewesenen Augspurgischen Confessions Verwandten Staͤnde Erben vnd Nachkommen/ Lande vnd Leuthe: so dann alle hohe vnd niedere Kriegs Officirer/ vnd gantze Soldatesca ins gemein/ so wol bestellte Raͤht vnd Diener/ sie haben Namen wie sie wollen/ vom Hoͤchsten biß zum Niedrigsten/ vnd vom Niedrigsten biß zum Hoͤchsten/ ohn einigen Vn- derscheyd: in gleichem alle Rahts Verwandte in Reichs- oder andern Staͤtten/ auch dero Bediendte/ vnd in Summa jedermaͤnniglich so einer oder der andern Parthey bey obgesetzter Kriegs Vbung verwand vnnd zugethan gewesen/ an Leib/ Leben/ Ehr Wuͤrden/ Freyheit/ Haab/ Guͤtern/ Lehen/ Rechten/ Gerechtigkeiten/ Stand vnd Ampt/ kraͤfftig mit eingeschlossen/ vnd deßwegen wider sie vnd dero Erben in gesampt vnd sonders/ so wenig als wider das Haupt vnd Glieder selbst/ auch sonsten von keinem/ diesem Kriege zugethan vnd verwand gewesenem Stand/ wider deß andern auch darbey jnteressirt gewesenen Standts Officirer/ Raͤhte/ Diener vnd Vnterthanen/ vnder keinerley Schein vnd Pr æ text/ wie solches jm- mer Namen haben/ vnd ersonnen werden moͤchte/ zu ewigen Zeiten in Vngutem nichts gedacht/ noch denselben etwas vorgeruckt/ viel weniger geanthet vnd gero- chen/ auch den Staͤnden deß Reichs selbst/ vnd sonst andernins gemein/ an deren von der R. K. M. vnd dem H. Reich/ oder auch durch einen oder mehr Staͤnde/ von einem oder mehren seiner Mitstaͤnden tragenden Lehen/ vnnd andern Gerechtig- keiten nichts/ so im thun oder lassen vorgegangen/ wie auch keine vnderbliebene Muthung oder Versaͤumnuß/ so etwa wegen vorgewesener dieser letzten Kriegs- Vnruhe Dritter Theil. Vnrnhe beschehen/ beygemessen/ oder einige Beschwerde zugezogen werden/ sondern alles/ so vorgangen/ gaͤntzlich abgethan/ verloschen vnnd auffgehoben seyn. Es soll auch/ wann seither Anno 1630. am Kayserlichen Reich Hoffsraht Rechliche Termin angesetzt worden/ vnd die Partheyen darauff nicht erschienen weren/ oder jhre Notturfft gebuͤhrend nicht eingebracht hetten/ solches jhnen gleichfalls zu keinem Nachtheil vnd Abbruch jhres Rechtens gereychen. Es zie- hen aber Jhre K. Ma. von dieser Amnestia per expressum auß/ die Boͤhmische vnd Pfaͤltzische Haͤndel vnd Sachen/ vnd was demselben anhangt. Vnd weil Jhre K. M. solche zudaͤmpffen/ sich vnd jhr Hauß in schwere Laͤste stecken/ vnd wie obge- dacht/ etliche jhre Erb Laͤnder zuruͤck lassen vnd entrahten muͤssen: So haben Jhre K. M. jhr die Erstattung derentwegen auffgewandter Kriegs Vnkosten/ vnd ver- ursachten Schaͤden/ bey Verursachern/ Helffern vnd Befoͤrderern/ so viel dersel- ben mit Jhrer K. Ma. durch andere Vertraͤge/ oder sonst nicht albereyt verglichen oder auß gesuͤhnet/ noch weiter zusuchen vorbehalten. Ferꝛner ziehen auch Jhre K. M. auß dieser Amnestia etliche Personen vnd Guͤter/ von welchen Jhre K. M. der C. D. zu Sachsen eine special Communication Schrifftlich thun lassen/ vnd zugleich vmb Friedens vnd Ruhe willen/ milteste Erbiethung gethan/ die Auß- nahm auß der Amnestia gantz vnd zumal nicht welter zuerstrecken/ als in diesem Friedenschluß/ vnd in derselbigen Schrifftlichen special Communication klaͤrlich gemeltet ist. Weil dann Jhre Ka. Ma. auff solchem particular Außzug allergnaͤdigst be- standen/ Jhre C. D. auch nicht befinden koͤnnen/ daß vmb so bewanter Vorbehal- tung willen/ die heylsame Reichs Beruhigung einige Stund zu hindern/ so ha- ben es seine C. D. endlich vmb Friedens willen darbey verbleiben lassen. Vnd soll solcher Außzug vnd dessen Specification/ wie sie in einem Nebenreceß vnder heutigem Dato verfaßt/ eben so kraͤfftig vnnd guͤltig seyn/ auch daruͤber gehalten werden/ so wol/ als wann sie von Worten zu Worten diesen Vertrag Specifica- tions einverleiber. Doch haben Jhre K. M. sich darneben allergnaͤdigst erklaͤret/ daß/ wann nach Publicierung solcher Specification/ ein oder andere außgenom- mene Person/ sich bey derselben vnverlaͤngt anmelden/ vnnd Gnad begehren wuͤr- de/ Sie/ nach Beschaffenheit der Sachen/ jhnen aller Weg zu jhrem Kayserlichen Gnadenthron zukommen/ hierdurch nicht gesperꝛet haben wolten. Welche Staͤnde mit Jhrer K. Ma. bereyt particulariter accordirt/ die sollen bey jhrem Ac- cord gelassen werden/ entgegen aber nicht befuge seyn/ etwas mehrers/ als in dem- selbigen verwilliget/ auß diesem Frieden zubegehren/ oder aber sich deß jenigen/ was sie in selbigen partieular Accorden zugesagt/ durch diesen zuentbrechen. Obge- dachter Amnesti vnnd ins gemein deß gantzen Friedenschlusses/ sollen die bey der vorgangenen Kriegs Vbung Neutral gebliebene Staͤnde/ da ferꝛn sie sich zu die- sem Frieden schluß gleich falls alsbald bekennen/ denselben annehmen/ vnd wuͤrck- lich Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ lich vollziehen helffen/ neben jhren Raͤhten vnd Dienern/ Land Staͤnden vnd Vn- derthanen/ mitgeniessen/ vnd aller dessen Commodorum mitfaͤhig seyn. Jn diesen Friedenschluß sollen auch mit eingeschlossen seyn/ die jenigen Potentaten vnnd Gewaͤlte/ die einem oder anderem Theil bey dieser jetzt vorgangenen Kriegs- Vbung bey gestanden: doch so ferꝛn sie all erseits wollen/ vnnd das jenige/ was ei- ner oder andere in diesem jetzten Krieg von Anno 1630. biß zur Zeit deß Friedens/ sonderlich auch dem zu Regenspurg in jetzgedachtem 1630. Jar mit dem Koͤnig in Franckreich gemachten Friedenschluß zugegen/ eingenommen/ vuverlaͤngt den vorigen Besitzern/ oder denen es/ vermoͤg dieses Friedenschlusses/ gebuͤhret/ resti- tuiren. Auff welchen Fall zu ewigen Tagen/ in keinerley weise jchtwas vngleich gedacht/ sondern hiemit beygelegt seyn soll/ was sonst eine oder andere Kriegende Parthey/ wegen der/ jhrem Widertheil bey dieser Kriegs Vbung erwiesenen As- sistentz/ hette vorwenden moͤgen. Die Roͤm. Kay. May. haben allergnaͤdigst vbernommen/ diesen gantzen Frie- denschluß allen vnd jeden Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnden deß Reichs/ auch dessel- ben freyer Ritterschafft/ wie nicht weniger den See- vnd Ansee Staͤtten/ gantz foͤr- derlich zu publiciren vnnd zu notificiren/ Jhnen vermittelst Kayserlichen Paten- ten/ vnnd darzu gehoͤriger Schreiben vnnd Befelchen/ die hohe Notturfft/ auch Schuldigkeit/ Lieb vnd Trew deß Vatterlands: so dann die schwere Pflicht vnnd Eyd/ damit man der Roͤm. Kay Ma. vnd dem H. Reich verwand/ bester massen zu Gemuͤth zufuͤhren/ vnnd beweglich zuermahnen/ daß ein jeder/ an welchen derglei- chen abgehen/ in seinem Gebieth solche Pacification/ zu Maͤnnigliches Wissen- schafft offentlich publiciren/ auch den gegenwertigen Friedenschluß in allen vnnd jeden Puncten belieben vnd annehmen/ darauff sein geworben Volck auß semer Mit Staͤnde Landen wuͤrcklich abfordern vnd weg nehmen/ von d e roselben Zeit an niemanden/ dardurch einigen weiteren Schaden zufügen lassen/ dasselbe Volck mit Jhrer K. M. Armada conjungiren/ vnd darvon mehr nicht/ als so viel er des- sen zu etwas Besatzung seiner Vesten Plaͤtze nothwendig bedarff/ behalten/ zu- gleich mit in seiner/ die Acceptation dieses Friedenschlusses besagender Erklaͤrung/ ob vnd mit wie viel Volck er sich mit der Kayserlichen Armada conjungtren koͤnne vnd wolle/ vnd in was für Zustand vnd Order sich dasselbe befinden thue/ andeu- ten/ vnd dessen noch vor Verfliessung zehen Tag/ nach Publicierung vnd erlangter Wissenschafft dieses Friedens/ entweder mit gebuͤhrendem Respect die R. K. M. oder da dasselbe vor Verfliessung solcher Zeit/ wegen Vnsicherheit der Strassen/ vnd weite deß Wegs/ gegen Jhrer Ka. Ma. selbst zuthun/ jhme nicht wol muͤglich were/ doch an statt Jhrer K. M. die Koͤ. Wuͤrde zu Hungarn vnd Boͤhmen/ oder die Churfuͤrstliche Gnaden vnd Durchleuchtigkeiten zu Mayntz/ Coͤlln/ Bayern oder Sachsen/ sampt oder sonders/ oder die Kayserliche General Befelchshaber/ welche jhme am nechsten oder gelegnesten deutlich vnd klar berichten solte/ damit man alsdann wissen moͤge/ wie sich gegen jedem zuverhalten sey. Dann dieser Friede Dritter Theil. Friede wird zu dem Ende gemacht/ damit die werthe Teutsche Nation zu voriger Jntegritet/ Tranquillitet/ Libertet vnd Sicherung reducirt/ vnd die Roͤm. K. M. vnd dero hohes Ertz Hauß/ auch alle Churfuͤrsten vnd Staͤnde deß Reichs/ so nicht davon außgenommen/ vnd sich darzu bekennen/ ohne Vnderscheyd der Catholischẽ Religion vñ Augspurgischen Confession/ zu dem jhrigen restituirt/ vnd darbey er- halten werden. Solang vnd viel auch/ biß dasselbige zu Werck gerichtet/ soll nit geruhet/ noch gefeyret werden. Zu dessen allen wuͤrcklichen vnd gluͤcklichen Vollstreckung vnd Handha- bung/ sollen Jhre K. M. als das Oberhaupt im Reich/ armirt verbleiben. Zu derselben soll C. D. zu Sachsen/ vnd aller andern Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnden Kriegs Volck (ausserhalb was sie obgehoͤrter massen/ zu Besatzung jhrer vesten Plaͤtze behalten) stossen/ vnd Jhrer Kay. Ma. vnd dem Reich/ zu Exequirung vnd Handhabung dieses Friedenschlusses/ Pflicht leysten/ vnd also auß allen Armaden eine Hauptarmada gemacht werden/ die soll heissen vnd genennet werden/ der Roͤmischen Kayserlichen Majestaͤt/ vnd deß Heiligen Roͤmischen Reichs Kriegs- heer. Auß demselbigen Kriegsheer soll von Jhrer K. M. Jhrer D. zu Sachsen ein ansehnlich Corpus zu deroselben hohen General Commando gelassen werden: das vbrige Volck alles mit einander soll immediatè vnder Jhrer K. M. geliebsten Herꝛn Sohn/ der Koͤ. Wuͤrden zu Hungarn vnd Boͤhmen hoͤchstem General Commando/ vnd wem es Jhre K. May. nechst deroselbigen/ von jhret- vnd deß H. Reichs wegen/ gantz oder zum theil zu dirigiren/ allbereyt vertrawet hetten/ oder noch vertrawen wuͤrden/ seyn vnnd bleiben. Vnd mit solchem Kayserlichen Reichs Kriegs Heer/ vnd dessen vnderschiedenen Corporibus, solle wieder alle die jenige/ so sich dem Frieden wiedersetzen/ oder das jenige/ was demselben nach/ ei- nem jeglichen restituirt werden soll/ nicht restituiren/ oder Jhre Kay. May. vnd das Reich noch weiter verunruhigen würden/ noch Anweisung vnd Verordnung Jh- rer Ka. May. zu Vollziehung dieses Friedenschlusses/ gegangen werden/ jnmassen deßwegen ein besonders Memorial vnder heutigem Dato auffgerichtet/ darinnen mit mehrerm zubefinden/ wie es mit einem vnnd anderm solte gehalten werden. So viel aber Armaden seyn werden/ auch alle dero Generalen/ General Leu- tenant/ Feldmarschalck/ vnd ins gemein alle vnd jede denselbigen verwandte Per- sonen/ von der hoͤchsten biß auff die niedrigste/ sollen der Roͤm. Kays. Mayst. vnnd dem Heil. Reich trew/ hold/ gehorsam vnd gewaͤrtig seyn/ jhr einiges Absehen al- ler gehorsambst auff die Roͤ. K. M. als auff das einige Oberhaupt/ vnd auff das H. Roͤ. Reich/ sonderlich aber auch auff die Handhabung dieses Friedenschlusses/ fuͤhren/ vnd der Roͤm. K. M. vnnd H. R. Reich/ wie solches die Reichs Ordnung v ermag/ vber die jenige Pflicht/ so deroselben jhr Volck allbereyt vorhin geleystet/ mit sonder bahren Pflichten sich hierauff verwandt machen. Doch sollen die Koͤ. Dritter Theil. E e W. zu Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ W. zu Hungarn vnd Boͤhmen/ vnd die Churfuͤrsten deß Reichs da deren einer o- der mehr un Namen der R. K. M. vnd deß H. R. Reichs einen Generalat fuͤhre- te/ vnd also auch die C. D. zu Sachsen/ persoͤhnlicher Eydspflicht erlassen/ vnd sich an dem begnuͤgt werden/ daß sie solchen jhren hohen Kriegs Befelch auff Jhre der R. K. M. vnd dem H. Reich ohne das geleystete trewe Eyde/ oder doch auff respe- ctivè Koͤnigliche vnd Churfuͤrstliche Ehre vnd Wuͤrde/ Trew vnd Redlichkeit/ an Eydsstatt nehmen: alle andere Kriegs Haͤupter/ vnd ins gemein alles Volck/ soll die Pflicht wuͤrcklich ablegen. Die Instructiones, auch Articuls Brieffe wollen Jhre K. May. auß deß H. Reichs Abschieden vnd Ordnungen beylaͤufftig ziehen/ acht darauff geben/ vnd daruͤber halten lassen/ daß Zuverschonung deß ohne das sehr exhaurirten Vatterlands/ alle Jnsolentien verhuͤtet/ gute Kriegsdisciplin wieder auffgerichtet/ vnd die Kriegs expeditiones, zu schleunigster Erꝛeichung deß allgemeinen hoch desiderirten Frieden Zwecks/ zum vor sichtigsten angestellt/ auch die Quartier ohne Vnderscheyd der Religion oder Standes/ doch der Chur-Fuͤr- sten/ vnnd Stuͤnde Residentzen vnnd Vestungen/ wie auch der außschreibenden Reichs Staͤtte (welche aber dagegen die Einquartierung auffm Lande/ oder sonst/ nach Proportion ersetzen sollen) damit zuverschonen/ gleich außgetheilet werden moͤgen. Vnd weil ohnmuͤglich/ zu allgemeinen Reichs-Krayß- vnd Deputations Versamlungen dißmals zugelangen/ vnnd doch eine Anlage gemachtseyn will/ es gehe gleich einsmals (welches Gott gnaͤdiglich verleyhe) zu gaͤntzlichẽ Friede/ oder zu Vnderhaltung noch etlichen Kriegsvolck: als versichert man sich/ es werde kein Chur-Fürst vnd Stand deß Reichs/ noch auch die freye Reichs Ritterschafften/ oder Anseestaͤtte bedenckens haben/ stracks mit- vnd neben jhrer Acceptatton die- ses Friedenschlusses/ ein hundert vnd zwantzig Monat/ nach dem einfachen Roͤ- merzug zubewilligen/ vnd solche in sechs gleichen Zielen/ benanntlich 1. Sept. vnd Dec. dieses noch lauffenden/ vnd 1. Martij. 1. Junij. 1. Sept vnd 1. Decemb. deß nechstkuͤnfftigen 1636. in die Leg Statt/ deren jeder Stand von deß Reichs Pfen- ningmeister/ den Reichssatzungen vnd dem Herkommen nach berichtet werden soll/ an guter Reichs Muͤntze/ doch der Reichsthaler hoͤher nicht/ als vmb andert- halben Guͤlden/ oder Neuntzig kreutzer angeschlagen/ ohnfehlbar zuerlegen/ damit so viel desto mehr die disciplina militaris wie der angerichtet/ vnd andere Exorbi- tantz vnd Vnordnung/ welche beym Kriegs Wesen/ in Ermangelung der ordent- lichen Zahlung/ gemeiniglich folgen thut/ verhuͤtet werden moͤge. Kein Stand soll alsdann schuldig seyn/ zugleich zu contribuiren/ vnd auch die Last/ deß Quar- tiers zuertragen/ oder die Verpflegung der Soldatesca vmbsonst zukommen zu- lassen/ sondern der Kays. May. vnnd deß Reichs Commissarij/ welche nach diesen Schluß absonderlich hierzu zuverordnen/ sollen darfuͤr sorgen/ daß richtige/ gleih- maͤssige Verpflegungs Ordinantz gemacht vnd gehalten/ vnd was jeder Stani/ oder desselben Vnderthanen an Proviant vnnd Fuͤtterung lieffern/ jhnen hieng- gen Dritter Theil. gen an den Contributionen abgezogen/ oder auß dem Reichs Pfennigmeister Ampt wieder herauß gegeben/ vnd nachgetragen werde. Weil aber den gemeinen Staͤnden sehr schwer seyn wuͤrde/ alle von derosel- ben Zeit an/ auff die obgedachte Kayserliche Reichs Armaden gehende Kosten vollkomlich vnnd zu gaͤntzlicher Abstattung zutragen/ oder auch denen Staͤnden/ welche vber die Proportion auß Noth vnd Zwang deß Kriegs/ vor andern Staͤn- den leiden müssen/ jhre Schaͤden auß den Kriegs Contributionen/ welche von den Staͤnden nach vnnd nach bewilliget werden/ zuersetzen: So soll es nicht darumb die Meynung haben/ daß die Staͤnde deß Reichs schuldig seyn sollen nach zutra- gen vnd zu erstatten/ was vber die Kriegs Contributionen/ so sie nach vnd nach be- willigen/ auff den Krieg gehet: sondern es soll desto embsiger auff Erspar- vnnd Einziehung aller vermeidlicher Vnkosten/ vnnd anff ein Ringerung der Anzahl deß Kriegsvolcks/ also/ daß die Kayserliche vnd deß H. R. Reichs Armada in vn- derschiedlichen Corporibus der Gefahr ad æ quirt/ vnnd nicht vber die Notturfft starck sey geschen/ wie auch auff eine vollkommene Btruhigung deß Reichs vnnd also auff foͤrderlichste gaͤntzliche Abdanckung deß Krtegsvolcks/ trewlich getrach- tet werden. W i e dann die R. K. M. mit Raht vnd Beliebung der Herꝛn Chur- fuͤrsten/ einen Reichstag auffs ehist auß schreiben wollen/ auff daß/ wann man je weiter Kriegen muͤste/ alles/ was ferꝛner bey der Militia zu consideriren/ auff selbi- gem Reichstag mit gesampter Staͤnde ordentlichem Zuthun eroͤrtert werde. Jumittels soll nachmals/ weder das gantze Reich Tentscher Nation/ noch einiger Stand desselben/ einiges wegs zu den Nachtraͤgen/ oder sonst zu einiger Zahlung welche nichtins gemein verwilliget wird/ obligirt seyn: sondern es mag denen/ die sich diesem Friedenschluß entweder garnicht/ oder doch nicht genugsam bequemen/ vnnd an deß Vatterlands desto laͤnger wehrender kostbaren Armatur schuldig seynd/ da sich deren vber verhoffen eintge finden solten/ desto staͤrcker zuge- sprochen/ vnd die Ers e tzung auß deme/ so denselben zusteht/ vermoͤg der Reichsord- nung/ gesucht werden. Kompt man dann einmahl wieder zur laͤngst gewuͤnsch- ten Beruhigung deß lieben Vatterlands Teutscher Nation/ (dahin man dann je- derzeit ensserst vnd trewlich sich zubemuͤhen) vnd so bald nur wegen der sich Wie- dersetzenden darzu gelangen/ so sollen alle vnnd jede Einquartirungen/ Sammel- vnd Musterplaͤtze/ Kriegssteuren/ vnd andere den Reichssatzungen zuwieder lauf- fende Beschwerungen/ mit denen das Reich eine Zeithero belegt/ vnd beladen ge- wesen/ ins kuͤnfftig allerdings vnd durchauß fallen/ vnd sich derselben nimmer- wehr angemaßt werden. Deßgleichen soll auch alsdann keine einige Kriegs- Verfassung im H. Roͤm. Reich/ weder vom Haupt/ noch den Gliedern/ zu wieder der Kayserlichen Wahl/ Capitulation/ den Reichs Abschieden vnnd Krayß Ver- fassungen/ vorgenommen werden. Es soll auch wegen keiner Sach/ es sey dieselb in diesem Tractat auß gestellt/ verglichen oder nicht/ jnsonderheit auch wegen der Pfaͤltzischen Sach nicht/ der E e ij Kay- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Kayserlichen Concession/ Belehnung vnd Verordnung zuwider/ einige außlaͤn- dische Kriegs Macht auff deß Reichs Boden zukommen gestattet/ oder da sie wie- der hoffen je darauff kaͤme/ doch mit gesamptem Zuthun/ davon wieder weg ge- bracht werden. Ferꝛner sollen Jn. vnd mit Auffrichtung dieses Friedenschlusses/ vnnd dessen Publication/ alle vnnd jede Vniones, Ligæ, Fœdera vnnd dergleichen Schluͤsse/ auch darauff gerichtete Eyd vnnd Pflichte/ gaͤntzlich auff gehoben seyn/ vnd sich einig vnd allein an die Reichs vnnd Krayß Verfassunge/ vnd an diese ge- genwertige Pacification gehalten werden. Doch verstehet sich solches gar nicht auff eine Auffgebung der Churfuͤrstlichen Vereyn. Eben so wenig verstehet es sich auff der Roͤm. K. M. vnd dero hohen Ertzhauses/ oder auch auff anderer Chur- Fuͤrsten oder Staͤnd confirmitre Erb Vereynigung. So sollen auch dardurch der dreyen Chur- vnd Fuͤrstlichen Haͤusern/ Sachsen/ Brandenburg vnd Hessen/ vralte von den Roͤm. Kaysern confirmirte Erb Vereynigung vnnd Erb Verbrü- derung/ ohnbeschadet seyn. Die Roͤ. K. M. wollen mit den außwertigen Christ- lichen Potentaten vnd Gewaͤlten/ welche deroselben vnnd dem H. Reich/ jhre Be- ruhigung/ Ehr vnd Wuͤrde/ auch Land vnd Gebieth nicht verhindern/ gute Einig- keit/ vnd vertrawliches Vernehmen erhalten/ vnd den jhrigen reciprocirtes siche- res hien- vnd herꝛeysen/ auch vngehinderte freye Commercia/ nach Jnhalt Jhrer Kayserlichen Wahl Capitulation/ vnnd deß Reichs Satznngen gestatten. Es woͤllen auch Jhre K. May. allerseits/ Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Reichs/ mit Recht vnd Gerechtigkeit/ nach Jnhalt der Fundamental Gesetze/ Guͤldenen Bull/ vnd anderer loͤblichen Reichs Constitutionen/ so dann laut dieses Vertrags/ auch mit Sanfftmuth vnd Guͤte regieren/ vnnd denselben Kayserliche Freundschafft/ Hulde/ Gnad vnd Gutes erweisen/ vnnd maͤnniglichen Gleich vnd Recht/ darin doch jedes Reichs Grund-Veste vnd Gluͤckseeligkeit bestehet/ verbleiben lassen/ wie auch das gantze R. Reich bey seiner wol hergebrachten Libertet/ Freyheit vnnd Hochheit/ wie dann auch Religion vnd Prophanfrieden/ jeder Zeit erhalten vnd schützen. Die Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnde deß Reichs aber/ sampt vnnd sonders/ sollen auch zuvorderst vnnd hienwiderumb der K. M. allen schuldigen/ vn- derthaͤnigsten Respect/ Gehorsamb/ Lieb vnd Trew standhafftig erzeigen/ vnnd in allem/ wie trewen vnd gehorsamen Churfuͤrsten/ Fuͤrsten vnd Staͤnden gebuͤhret/ sich verhalten. Auch solle zwischen den Catholischen vnd Augspurgischen Confessions Ver- wanten Staͤnden das alte gute auffrechte teutsche Vertrawen wiederumb erho- ben/ trewlich fortgepflantzet/ vnd alles das jenige/ so Miß verstand oder Weiterung gebaͤhren moͤchte/ vmb deß allgemeinen Besten willen/ fleissig vnd zeitlich verhuͤtet werden. Beyde die Catholische vnnd Augspurgische Confessions Verwandte Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde/ sollen mit einander zu Handhabung Fried vnnd Rechtens/ getrewlich concurꝛieren/ vnnd Jhrer K. M. als dem Oberhaupt/ hierzu allen schuldigen Respect/ Gehorsam vnd Beystand erweisen. Vnd weil das H. R. Reich Dritter Theil. R. Reich ohne den so weißlich auffgerichteten Landfrieden nicht bestehen kan/ als soll auch derselbige vom Haupt vnnd Gliedern jederzeit trewlich observirt vnnd vor Augen gehabt/ vnd daruͤber/ zumal bey diesen grausamen/ eine zeit hero haͤuf- fig eingerissenen Vnordnungen/ vnd fast ohne schew veruͤbten Gewalt-Thaten/ mit grossem Ernst vnd Eyfer gehalten/ vnd ein jeder Contravenient nach aller Schaͤrpffe/ ohn Ansehen einiger Person/ gestrafft werdẽ/ damit eines Exempel ein Schrecken vieler seyn moͤge. Vnd da einer oder anderer Stand sich/ den Reichs- Gesetzen vnnd Executions Ordnungen/ vnnd diesem Friedenschluß zu wieder in Verfassung stellete/ Werbung vnd Kriegsvolck annehme/ vnd darvon auff Erin- nerung der K. May. welche von den außschreibenden Staͤnden der angraͤntzenden Kraysen sampt oder sonders dessen ohn verzuͤglich advisirt werden solle/ nicht guͤt- lich abstehen wolte/ soll wieder denselben/ nach Jnhalt deß Reichs Fundamental Gesetze/ vnnd anderer heylsamen Constitutionen/ auch dieser Pacification/ mit Kayserlichem Ernst verfahren/ vnnd darinnen allerseits deß H. Reichs Ge- setzen vnnd Ordnungen nachgegangen/ vnnd dieselbe in acht genommen werden. Was in diesem Friedenschluß/ vnnd dessen neben Recessen/ keine sonderbare Erklaͤrung vnnd Decision hat/ darin soll es allerdings bey deß H. Reichs Funda- mental Gesetzen auch hoch vnd thewr verpoͤnten Religion- vnd Prophanfrieden/ so wol andern heylsamen Reichs Constitutionibus vnd Ordnungen/ vnnd wann auch in denselben keine sonderbare Disposition befindlich/ bey Verordnung ge- meiner Kayserlichen Rechten gelassen werden. Was aber diesem wolbedaͤchti- gen Friedenschluß zuwider vnnd entgegen/ oder hinderlich vnnd schaͤdlichen seyn moͤchte/ es habe auch Namen wie es jmmer wolle/ das soll zu keiner Zeit von nie- mand/ wer der auch were/ angezogen oder vorgewendet werden/ sondern alles vnnd jedes/ so ferꝛn vnd weit es diesem Friedenschluß/ vnd dessen in sich haltenden Pun- cten/ Articuln vnd Meynungen nachtheilig/ abbruͤchig vnd hinderlich seyn koͤnte/ es sey gleich Gerichtlich verordnet/ oder ausser Gericht verhandelt/ vnd habe Na- men wie es wolle/ hiemit vnnd in Krafft dieses/ gaͤntzlichen vnd zu Grund auffge- hebt seyn/ auch von nun an vnd zu ewigen Tagen/ weder jnn- noch ausserhalb Ge- richts/ zu Hindertreibung/ Glossierung/ Declaration oder Limitation dieses Ver- gleichs weder per modum Actionis, noch Exceptionis (ausserhalb was droben we- gen der Geistlichen Guͤter einem jeden/ auff den fall entstehender weiter Verglei- chung/ nach Verfliessung der daselbst bestimpter Jahr/ zu seinem Rechten vorbe- halten) alle girt vnd eingefaͤhrt/ viel weniger jchtwas darauff erkant/ decretirt sen- tentionirt oder exe quirk werden: sondern solcher Vergleich/ wie derselb in seinen klaren deutlichen Worten vnnd Buchstaben lautet/ als eine veste vnveraͤnderliche Norma, Regul vnd Richtschnur eines auffrechten/ bestaͤndigen/ ewig wehrenden/ vnauffloͤßlichen Friedens/ in allen hohen vnnd niedern Gerichten/ wie auch ausser- halb derselben/ gehalten/ vnd da deme zuwider/ vber Zuversicht/ auch ins kuͤnfftige E e iij von Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ von jemanden/ weß Stands/ Würden/ oder Wesens der auch wer/ de facto dire- ctò oder də indirectum vorgenommen/ impetrirt/ oder motu proprio erfolgẽ/ o- der sonsten einigerley weiß gehandelt wuͤrde/ soll dasselbe jetzo alsdann/ vnd dann als jetzo gantz vnnd allerdings vnguͤltig/ vnd ipso facto null vnd nichtig seyn/ vnnd als wann es nicht ergangen vnd vorgenommen/ gehalten vnd geachtet werden. Vnd wollen Jhre K. May. diese gantze Pacifications Handlung bey jhren Kayserlichen Wuͤrden vnnd Worten/ fuͤr sich vnnd jhre Nachkommen am Reich/ auch dero Ertz Hauß/ staͤt/ vnverbruͤchlich vnd auffrichtig halten vnd vollziehen/ de- ren stracks vnweygerlich nachkommen vnd geleben/ vnnd daruͤberjetzo oder kuͤnff- tig/ weder auß Vollkommenheit oder einigem andern Schein/ wie der Namen haben moͤchte/ nichts fuͤrnehmen/ handeln oder außgehen lassen/ noch jemand an- dern von jhrent wegen zuthun gestatten. Jngleichem thut Jhre C. D. zu Sach- sen vor sich/ jhre Erben vnd Nachkommen/ vnwiederufflichen bey dero Chur vnd Fuͤrstlichen Wuͤrden/ Stand vnd Namen versprechen vnnd zusagen/ daß sie alle das jenige/ so in diesem per modum pacti oder reseruati ein kommen/ vor sich/ Jhre Erben vnd Nachkommen/ auch Land vnd Leuthe/ Vnderthanen/ also trewlich vnd veste halten vnnd darwider in keinerley Wege handeln sollen noch wollen/ noch je- mand anderen von jhrentwegen zu thun gestatten. Vnd da Jhre K. May. dero hohes Hauß vnd assisitrende/ oder auch Jhre C. D. vnd dero Mitverwande/ oder jemand so in diesem Vertrag begriffen/ vnd sich mit gleicher Verpslichtung darein begibt/ mit thaͤtlicher Handlung/ oder sonsten Vergewaltigung leiden/ oder dem- selben das seine vorenthalten wuͤrde/ denselben wollen Jhre K. M. vnnd C. D. ge- trewe Huͤlff/ Rath vnnd Beystand/ in Krafft deß hieruͤber auffgerichteten gemei- nen Landfriedens/ Reichs Ordnung vnnd dieses Vertrags vnnd Friedenstands/ saͤmptlich vnd sonderlich leysten. Vnnd solle also dieses Kayserlich/ Koͤniglich/ Churfuͤrstlich/ Fuͤrstlich/ ehrbar vnd auffrichtig/ vest vnd kraͤfftig gehalten werden. Vnd wann nun dieser Friedenschluß von den andern Geistlichen vnnd Weltlichen Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnden/ oder doch dẽmehrern Theil gleichfalls beliebet vnnd bekraͤfftiget/ soll er vmb deß bom publici willen/ als eine gemeine Reichs Bewilligung gelien/ auch von Jhrer K. M. dero Reichs Hoffraht so wol dem K. Kammergericht zu Speier/ tragenden K. Amptswegen/ daranff jederzeit zusprechen/ anbefohlen werden. Gestalt dann Jhre K. M. als das Ober Haupt/ sich darzu Kayserlich erklaͤrt/ S. C. D. zu Sachsen auch jhres Theils/ daß solches geschehen moͤge/ bewilliget/ vnd dergleichen von denen/ so diesen Vertrag anneh- men/ vnd sich darzu verbunden/ auch zubeschehen. Vnnd soll auch S. C. D. zu Sachsen/ zu derselben vnd samptlicher Augspurgischer Confessions Verwandten Staͤndte gehoͤrender Sicherung/ der Herꝛn Catholischen Staͤndte gehoͤrender Sicherung/ der Herꝛn Catholischen Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnde allerseits/ oder deß mehrern Theils/ vnnd was die hohen Ertz- vnnd Stifft belangt/ zugleich der Dom Capitel Beliebung vnd Bekraͤfftigung dieses Vertrages originaliter eh- stes Dritter Theil. stes vberschicket/ auch hierinnen keinem Stande/ er sey einer oder der andern Reli- gion zugethan oder verwandt/ einige Außflucht oder Verzuͤgerung nicht verstat- tet/ sondern eine durchgehende Gleichheit hierinnen gehalten/ vnd trewlich/ teutsch vnd auffrecht in allem verfahren werden. Jn massen dann auch dessen von Kay. vnnd Koͤ. M M. Seine C. D. zu Sachsen/ vnnd dero Augspurgische Consessions Verwandte Mit Staͤnde/ hiermit Kayserlichen vnd Koͤniglichen versichert seyn sollen. Schließlich haben sich Jhre Kay. May. vnd C. D. zu Sachsen/ bedaͤchtlich erinnert/ daß ausser eines gemeinen Reichs- oder zum wenigsten Deputation Ta- ges/ dergleichen das gantze Reich betreffende hohe Schluͤsse nicht zumachen: ge- stallt dann auch Jhre Kay. Mayst. vnnd C. D. (da es nur die jetzige/ mit so gar son- derbaren schweren Vmbstaͤnden vmbgeben/ klaͤgliche Reichs Bewandnuß ge- stattet/ vnd kem sonderbar eylend vnverzuͤgliches Rettungsmittel erfordert hette) solches gerne sorgfaͤlltig in acht genommen: ist sich dem nach verwahrt worden/ vnd wird nochmahls htemit klaͤrlich bedinget/ daß der dißmals auß vnvmbgaͤnglicher Noth gebraucht Modus dem H. Roͤ. Reich/ vnnd dessen sampt- oder sonderlichen Gliedern/ sonsten zu ewigen Tagen keine pr æ judicirliche Consequentz oder be- schwerlichen Eingang bringen/ oder von jemand vor ein Exempel angezogen wer- den solle. Jn vrkund seynd dieser Brieff drey auff Pergamen originaliter außgefer- tigt/ deren jeder von R K. M. auch C. D. zu Sachsen/ vor sich vnd dero Nachkom- men/ selbsthaͤndig vnderschrieben/ vnnd mit Anhaͤngung dero Kayserlichen vnnd Churfuͤrstlichen Jnsiegel verwahrt/ vnd das eine Exemplar der K. M. das andere Jhrer C. G. zu Mayntz/ zu dero Reichs Cantzley/ das dritte Jhrer C. D. zu Sachsen zugestellet worden. Geschehen zu Prag den 30. May/ Anno Christi vnsers Erloͤsers vnd Seligmachers/ 1635. Der Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Der achtzehende Discurß. Vrtheil von dem Prager Frieden: vnnd wie Chur Sachsen deßwegen beschul- diget: aber auch vertheidiget wird. E S wurd aber dieser Fried gleich Anfangs am Sachsen gestriegelt/ vnnd getadelt: der modus procedendi wer vnrecht maͤssig/ vnnd C. D. zu Sachsen nicht befugt gewesen/ ohne Vorwissen/ Communtcation/ Con- sens/ Willen vnnd Gutheissen der andern Staͤnde in einige Tractaten sich einzulassen: viel weniger aber finaliter vnd endlich zu schliessen/ vnd dardurch von den andern ab- vnd zu der R. K. M. sich zuschlagen. Diß gebe im H Roͤ. Reich ein boͤse Consequentz: dann wann die Reichs Staͤnde als Vniuersi betrachtet wer- den/ so gehoͤre der meiste/ oder doch zum wenigsten zweyer Theile derselben Consens darzu. Werden sie aber considerirt als Singuli, so sey die Handlung/ ohne der Ab- wesenden sonderbahre Ratification/ vnkraͤfftig. 2. Derogestalt/ daß dahero dieser Friedenschluß alleine die Staͤnde verbuͤnde/ welche jhn gutwillig angenom- men: denen andern aber schade der erzwungene Consens nicht: sondern sie hetten sich alle mit dem Edicto Prætorio quod vi metusue causâ heut oder morgen dar- wieder zuschuͤtzen vnnd zubehelffen/ wie etwan anderwertlich vom Passawischen Vertrag auch außgeben worden. 3. Es hette das Ansehen/ daß ein groß Nisi darunder verborgen seyn muͤsse/ daß so offt der 12. Nov. st. n. Anno 1627. widerholet worden: vnnd will von etlichen gemuthmasset werden/ quasi aliquid monstrialat, vnnd ziele auff das auß gelassene Kayserliche Edict/ vnnd den darin angezogenen Muͤlhausischen Convent/ (da der Graff von Schwartzenburg der Romantschen Religion zugethan/ im Namen deß Churfuͤrsten zu Brandenburg gewaltig ope- riret) welcher Anno 1627. gehalten/ ob hette auff demselben das Churfuͤrstliche Col- legium Jhrer K. M. alle Gravamina/ wegen der Geistlichen Guͤter/ bloß vor sich selbsten zu decidiren/ maͤchtiglich anheym gegeben: vnnd weil das Churfuͤrstliche Collegium es damals vor sich/ ohne der andern Fuͤrsten vnnd Saͤnde deß Reichs Einwilligung nicht thun koͤnnen/ moͤchte nach Verfliessung der viertzig Jahren darauff gedrungen werden/ als hetten sich alle Evangelische Staͤnde durch diese oͤfftere Wiederholung deß 12. Nov. st. n. Anno 1627. darzu ingesampt verstanden/ daß Kay. M. Macht haben solle/ das Anno 1629. auß gelassene Edict zu exequiren/ vnnd jhres eygenen Gefallens/ wegen der Geistlichen Guͤter/ zu disponiren vnnd decidirn. 4. Es waͤr das Koͤnigreich Boͤhmen/ vnnd die Oesterꝛeichische vnnd Maͤhrische Landen darinnen vbergangen/ vnd jhnen das liberum exercitium reli- gionis nicht erhalten. Dahero als Anno 1539. die Protestirende Staͤnde den jh- nen Dritter Theil. nen zu Schweinfurth fuͤrgeschlagenen Particular Frieden nicht annehmen wol- len/ hetten sie vnder anderm auch die so denckwuͤrdige Wort gebrauchet: dieweil wir haben fuͤr Vnchristlich halten muͤssen/ daß jemand jhm allein/ vnnd nicht der gantzen Religion vmb Frieden handele/ so haben wir vns nicht doͤrffen versiche r n/ vnnd vnsere Bruͤder lassen in aller Gefahr stecken. Darumb so haben wir keinen Anhang leiden moͤgen/ dadurch wir einen Anstand hetten/ vnnd andere vom Frie- den außgeschlossen weren: dann das were andern den Weg beschliessen zum Glau- ben vnd Himmelreich/ vnnd verhindern die nothwendigen Articul deß Glaubens zubekennen/ die zu Augspurg verdammet seynd/ zu den wir aber alle Welt fuͤhren/ vnd solche zu glauben foͤrdern sollen. Auch/ so wir etwas bewilliget/ so hetten wir in Verdammung deß Christlichen Glaubens bewilliget/ vnd weren deren Bieder- Leuthe Verꝛaͤhter worden/ auch die in hoͤchste Verfolgung gesetzet/ denen wir schuldig seyn/ allen Vorschub vnd Huͤlffe/ doch nach Ordnung/ zuthun vnd zuver- schaffen/ daß sie in vnsers Glaubens Gemeinschafft kommen/ vnnd darbey bleiben moͤgen. 5. Auch die Schlesische Fuͤrsten vnnd Staͤndte/ zuwider dem Anno 1621. auffgerichteten Churfürstlichen/ von K. M. confirmirten Accord beschweret wor- den: Krafft welches/ vnd anderen darauff erfolgten Handlungen vnnd Actuum C. D. zur Protection allerdings verbunden sey. 6. So wolte es in gleichem den Reformirten zum mercklichen Pr æ juditz gereichen/ vnd grosses Nachdencken verursachen/ daß in dem Friedenschluß das Wort Protestirende nicht gebraucht wird/ sondern allein die Wort Augspurgische Confessions Verwandte zubefinden seyn: Sintemahl vnverneinlich/ der Name Protestirende Anno 1529. vnnd also das vorige Jahr ehe die Augspurgische Confession vbergeben/ denen/ so wider den damahligen Reichs Adschied protestiret/ von den Catholischen auff geleget wor- den/ wie auß Dr. Braunen Dialogo von den Ketzern zusehen. 7. So sey hier- uͤber die Pfaͤltzische oberkandte Sach/ sonderlich wegen deß Churfuͤrstlichen Voti, so denen Evangelischen Staͤnden auff Reichs-Krayß- vnd Wahltaͤgen abgien- ge/ magni præjudicij: Jn massen dannin einem Scripto auff Seiten der Catholi- schen es sonderlich mit diesen Worten gekuͤhmet wird/ quantivis dein pretij est, quòd in in Collegio Electorali nobis ac parti Catholicæ stabilitur, ac confirma- tur vnius voti accessio. Vnnd wuͤrde gewißlich die Pfaͤltzische Enderung mate- riam \& segetem noui belli suppeditieren. 8. Vnd jnsonderheit/ daß die Amne- stia nicht vniuersalis, grossen Schaden thue/ vnnd newes Fewer erwecken: dahero billich/ daß nach dem Exempel K. M. hochloͤblichen Vorfahren/ fuͤrnemlich Caroli V. vnd anderer Christlichen Potentaten/ namentlich deß weitberuͤhmten Fuͤrsten Cosmi de Medices, durch hoch vernuͤnfftiges dissimuliren/ lieber etwas zu vberge- hen/ als all zu hart mit solchen Confiscationen zustraffen/ damit deme/ nach außge- standener vieler Schwachheit/ noch Krafftloß darnieder liegenden R. R. seine Ruhe gelassen/ die durch den edlen lieben Frieden an jetzo kaum etwas geheylete Dritter Theil. F f Wun- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Wunden/ nicht auffs newe wiederumb auffgerissen/ deß Legati Priuernatum auff deß Plautij Burgermeisters zu Rom Frage/ Quid si vobis ignoscatur, qualem pa- cem habituri sitis? gegebene Antwort/ Si bonam dederitis, habebitis fidam \& per- petuam: si malam, haud diuturnam, bey Liyio, in acht genommen werde/ vnnd sol- che Heroische Personen Theils nicht Anlaß nehmen/ sich auß Desperation an be- nach barte Potentaten zuhengen/ dadurch dem Roͤ. R. groͤssere Vnruhe/ vnnd noch gef aͤ hrlichere Kriege erwecket werden koͤnten. Welche Jhre K. M. vielmehr ab- zuwenden vnd Vermoͤge der Capitulation/ vnd deß jetzigen Friedenschlusses/ mit denen außwertigen Potentaten gute Eynigkeit vnd Vernehmen zupflegen: oder/ da dieselben dem Roͤm. R. zusetzen solten/ zuvor daheyme den Rauch zu dempffen schuldig/ daß die Flammen nicht außschlagen/ sondern alsdann Jhre Kay. M. an den Graͤntzen/ mit der Staͤnde einhelligen Fuͤssen/ dem Feind vnder Augen ziehen koͤndte wie der Staͤnde Augspurgischer Confessions Gesandten/ in jhrem Beden- cken vber der K. M. am 25. Aug. Anno 1576. auffm Reichs Tag zu Regenspurg ge- gebenen Resolution Wort/ bey Lehman/ lauten. Auch darumb/ daß obangereg- te Personen/ deßwegen/ daß sie sich wieder Jhre Ka. M. nur alleine zu Erhaltung/ oder Wiedererlangung jrer Guͤter gebrauchen lassen/ deß Criminis læsæ Majesta- tis, nach Menochij Meynung nicht schuldig: Sondern in diesem Defensiv Krie- ge/ da wegen Manglung ordentlicher Obrigkeit/ sagt Lehman/ ein jeder sich deß seinigen propriâ authoritate, wieder bemaͤchtigen wollen. Cùm pro defensione etiam Turcas \& infideles in auxiliũ vocare, licere statuãt Oldrad. \& Kirchov. Auch hieruͤber/ wegen zugefuͤgter Schaͤden vnd Vnkosten/ nicht belanget werden koͤn- ne/ Salicet. \& Hortled. Jn massen dann auch an jetzigem Friedenschluß also concludiret/ denn es sonsten bey vielen/ jnn- vnd ausserhalb deß R. R. das Ansehen gewinnen moͤchte/ ob were der Fried nicht freywillig gegeben/ vnd hette durch Ein- ziehung der Guͤter/ etlicher massen erkaufft werden muͤssen/ cùm certijuris sit, pa- cefactâ, antiquis posse ssoribus restituendas esse possessiones, apud Menoch. Jn dessen/ vnnd anderer Vmbstaͤnde reiffer Erwegung bey denen Tractaten/ billich dahin gesehen werden sollen/ damit die Schaͤrpffe nach geblieben/ vnnd keiner von der Amnestia außgeschlossen/ sondern Kayser. l Ma. zu einer andern milten Reso- lution bewogen/ vnnd auß K. Hulde/ vnd angebohrner Oesterꝛeichischer Sanfft- muth vnd Gůtigkeit/ allen mit einander gaͤntzlichen perdontrt were. 9. Vnnd weilen es wegen der Geistlichen Guͤter nicht perpetua, sondern paxtemporaria, wuͤrde die liebe Posteritaͤt/ nach verflossener Zeit/ der Religion halber in hoͤchster Gefahr stehen. 10. Zumahln wann der K. Reichs Hoffrath das Erkantnuß ha- ben/ vnd den endlichen Außschlag absq; remedio suspensiuo geben solte. 11. Zu deme/ war kein Assecuration/ als Feder vnd Papier vorhanden/ daß in dieser abge- handelten Zeit der Friede gewiß gehalten werden solle. Dann es wer auff Sei- ten der Catholischen doch keine Sicherheit zuhoffen/ wann sie schon alle/ nach An- leytung deß Friedenspuncten/ vor sich vnd jhre Nachkommen/ vnnd die Dom Ca- pitel Dritter Theil. pitel in formâ patenti jhre Erklaͤrungen vnnd Approbationen einschicketen/ an Worten vnnd rohem Tuche (sagt Lehman) ginge viel ein. Sie liessen jhnen den Spruch/ den Ketzern doͤrffte man keinen Glauben halten/ durch keine Transactio- nes, oder guͤtliche Vergleichung/ Sincerationes oder auffgerichtete Vertraͤge/ wie hochbetheurlich auch dieselben beredet/ beliebet/ vnnd conceptis verborum formulis bestettiget wuͤrden/ nimmermehr auß dem Sinn vnd Hertzen bilden vnd außreuten: koͤndte wol seyn/ daß sie hierdurch die Evangelischen vnder sich/ vnnd von denselben nur die Assistenten zutrennen verhoffen. Wie dann schon Anno 1541. auffin Reichs Tag zu Regeuspurg/ auch darüber geklaget/ daß die Catholi- schen Trennung vnder denen Religions Verwandten anzurichten sich bemuͤhe- ten/ vermoͤg der Reichs-Acten. Dergleichen Trennung zurahten haͤtte sich auch schon Iohan. Francisc. Cardin. Commendonus auff dem Anno 1566. gehaltenen Reichstage zu Augspurg/ dahin er von dem Bapst Pio V. abgefertiget/ zum heff- tigsten bemühet/ sagt Thuanus. Dahin sey auch gerichtet der Discurs/ Anno 1627. publiciret/ von dem Buͤndnuß der Woͤlffe mit den grawen Hunden/ Zuauß- tilgung der schwartzen/ oder bundflecketen. Dann sie blieben/ wie gedacht/ bey jhrem principio: Man solte den Ketzern keinen Glauben halten/ welches sie bißhero/ wegen deß Religionfriedens/ in der That genugsam erwiesen hetten. Davon zu sehen Apol. Sax. §. Daß man. Vnd Lehman l. 3. Ob es gleich die Jesuiter vernichteten/ vnd von den fœderib. publicis, jure gentium introductis, nicht verstanden haben wolten in Comp. Pacis c. 5. q. 59. Was aber auff dieses jhr Fuͤrgeben/ vnd deß Becani Lehr/ de fide hæreticis non ser- uandâ, sonderlich in c. 10. zutrawen sey/ das finde man im Buͤchlein/ so genennet wird Wiederlegung Vngerßdorffs Erinnerung von den Calvinisten p. 34. Vnd sey darauß zuersehen/ daß der Bapst schreibet/ ob schon die Sach an sich selbst gut were/ wuͤrde es dennoch von der Persohn deß Kaysers vnrecht. Apol. Sax. p. 70. vnd Lehman saget vngeschewt in justa defens. p. 139. Bleibet demnach/ daß vnsers allerheiligsten Vatters Vrbani VIII. vnd der K. May. kein andere Meynung ist/ als daß die Ketzereyen in Teutschland außgerottet/ vnnd der vralte Catholische Glaub wieder eingefuͤhrt werde. Ja auch ein Eyd helffe nichts: dann der gelte allein in denen Sachen/ die an sich selbst recht vnd zulaͤssig: davor sie aber den vnbe- dingeten vnnd jmmerwehren den Religionfrieden nicht erkennen wollen/ daß es ei- ne solche gestalt mit jhme habe/ daß er auff einige weise vnd wege fuͤr zulaͤßlich koͤn- ne geachtet werden. Apol. Saxon. p. 76. Wie dann die Augspurgische Confessions Verwandte/ in jhrer Replicâ auffm Reichstage den 26. Feb. 1543. hefftig daruͤber geklaget: deß gleichen/ daß die Catholischen darfuͤr hielten/ der Bapst vermoͤchte sie ex plenitudine potestatis von allen solchen Zusagen absolviren: vnnd moͤchte ohne desselben Bewilligung kein Friede geschlossen werden. Comp. Pac. c. 5. q. 28. Auch hab sich Julius I. geruͤhmt/ er mache Buͤndnuͤssen vnnd Vereyn mit den Frantzosen vnd Teutschen nur allein/ daß er sie betruͤge. Auch hette Treuisanus, F f ij Raths- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Raths Verwandter zu Venedig/ vnnd S. Marxen Verwalter/ bestaͤndig auß ge- ben: dassey der Baͤpste eygenes Thun/ daß sie auff jhre Zusag nichts achten: ja beschlossen/ daß die Kirch/ vngehindert einiges Contracts/ vnnd einiger Verheis- sung/ wann sie nur ein newes Beneficium erlange/ jhre Obligationes wiederꝛuf- fen/ vnd außfuͤhrlich wieder die jenige/ so die Pr æ laten hochbetheurlich vollzogen/ handeln moͤge. Daher dann gewiß werde/ daß man mit weniger Sicherheit mit solchen/ deren Rechte ein Rechte der Falschheit/ einigẽ Bund moͤge treffen/ als mit dem Tuͤrcken. Welches sonderlich allhier desto mehr zubefahren/ wenn der Bapst allbereyt darwider einen eygenen Legatum hette protestiren lassen. Da- hero der Jesuiter Rosenbusch vom Religionfriede in seiner Declaration p. 87. schreibe: Er zweiffele gar nicht/ die frommen Kayser vnnd Fuͤrsten Catholischer Religion vnnd Glaubens hetten diese Dinge eingegangen/ mit Jhrer Heyligkeit Wissen vnnd Consens/ damit sie in jhrem Gewissen desto sicherer seyn koͤnten. Ob aber der Bapst den Religionfrieden approbiret oder verworffen habe/ das sey in obberuͤhrtem Buͤchlein wieder Vngerßdorff weitlaͤufftiger außgefuͤhret: oder wenn es doch kaͤme/ geben sie vor/ man muͤsse eine Zeitlang/ zu Verhuͤtung gros- ses Vnheyls/ biß sich dermahl eins bessere Gelegenheit eraͤuge/ temporisiren. Comp. Pac. q. 26. wie laͤngsten zuvor vber dergleichen Temporisation die Protesti- rende Staͤnde/ vnnd Marggraff Albrecht in jhrem Außschreiben Anno 1552. zum hefftigsten bey Hortled. klagen. Mann hette zum oͤfftern erfahren/ daß bey den Catholischen wahr worden/ was dort stehet: scio, quo vos pacto soleatis per- plexarier: pactum non pactum est, non pactum pactum est; quod multis lubet. Darumb auch nach geschlossenem Friede bey jhnen allerdings kein bestaͤndiges Vornehmen zuhoffen/ sondern vielmehr zu muthmassen sey/ daß wider sie practi- sirt werden muͤsse/ was der weise Heyd Demosthenes gerahten: Vnum natura prudentium in semetipsa possidet præsidium, quod cùm omnibus bonum est, \& salutare, tum vel maximè liberis hominibus, contra hostes, Diffidentia. Vnnd was in der Fabel von dem Fuchse gemeldet wird/ welcher bey der Reconci- liation zur Schlangen sagte/ er wuͤrde es wol nimmermehr vergessan/ was jhm be- gegnet/ noch der Schlangen mehr trawen/ wann sie jhm gleich noch so sehr Liebko- sete: wie er jhme gleichfalls nicht einbilden koͤndte/ daß sie jhme trawen wuͤrde. So solte auch billich dieses die Evangelische stutzend machen/ daß in der Schrifft/ welche C. D. zu Sachsen am 28. Apr. Anno 1629. an Kay. May. abgehen lassen/ die Kayserliche Reichs Hoffraͤhte gerahten/ Jhre K. M. solten bey denen zu Muͤlhau- sen Anno 1627. beschehenen Sinceration vnd Assecuration verbleiben/ vnd dahin trachten/ daß Chur Sachsen in das Edict/ oder dessen Execution gar nicht einge menget/ sondern davon separiret wuͤrde: vnnd solches so wol/ wegen vielfaltigen Politischen Respects/ als auch darumb/ daß durch die Separation die Execution deß K. Edicts im vbrigen facilitiret/ vnd desto leichter zum wuͤrcklichen Effect ge- bracht werde. Will also von etlichen darfuͤr gehalten werden/ daß dieser Friede allein Dritter Theil. allein zu dem Ende geschlossen/ damit die Catholischen sich wieder recolligiren/ vnd mit groͤsserer Macht ins kuͤnfftige außruͤsten koͤnnen. Also hab sich Carolus V. jmmerzu vor Hertzog Moritzen zu Sachsen gefoͤrchtet. Thuan. Sey derowe- gen den Catholischen/ weil sie sonderlich noch in Armis, nicht zu trawen/ da auch gleich (woran noch sehr zu zweiffeln) die beredete 40. Jahr vber alles/ was in die- ser Pacification vnnd Friedens Vergleichung geschlossen/ vnnd beliebet/ gehalten wuͤrde. 12. So were noch ferꝛner die Frage/ wie es dann Verlauff der vierzig Jah- ren hergehen solte/ weil die rechte wahre Vrsache vnnd Vrsprung deß bißhero ge- fuͤhrten Krieges/ welche ist die zweystimmige Jnterpretation oder Deutung/ Auß- legung vnnd Verdolmetschung deß Religionfriedens/ vnnd der Streit vber den Geistlichen Guͤtern/ Stifftern vnd dergleichen/ auß dem Grunde nicht gehaben/ sondern nur auff eine lauffende Zeit/ von vierzig Jahren/ die Eroͤrterung gescho- ben worden: womi aber weder die an jetzo lebende Religions Verwanden genug- sam versichert/ noch auch der werthen Posteritaͤt oder Nachkommen/ auff welche so wol deß Nachruhms/ als der Vorsorge halben/ nach dem Exempel der loͤblichen Vorfahren in allen oͤffentlichen Handelungen nicht zusehen/ gedienet vnd geholf- fen were. 13. So sey nicht weniger in grosse Confideration zuziehen: daß gleich wol die Kron Schweden/ so mit in dem Krieg begriffen/ nicht allein zu denen Tra- ctaten nicht gezogen/ sondern auch mit Vergiessung Koͤniglichen Bluts/ der ver- dienten Satisfaction halber/ nichts gedacht worden: welche sich aber so bloß auff die masse/ wie in offt gemeldetem Friedenschluß Erwehnung geschehen/ nicht ab- fertigen lassen koͤnten. 14. So were in gleichem zu bedencken/ wann etliche Staͤnde/ so viel nicht nahe Verwante seyn koͤnnen/ sich nicht zum Frieden Schluß bequemeten/ ob mit gutem Gewissen man sie mit Heerskrafft vberziehen helffen/ vnd gleichsam in propria viscera s æ viren/ so wol die Schweden/ vnnd deren Mit- verbundene mit Gewalt auß dem Reich vertreiben koͤnne. Jn Summa/ sagen etliche/ Pacem modernam esse periculosam \& plenam bello, aut quod ait Mithri- dates apud Sallustium, ob interna mala, dilata magis esse prælia, quàm pacem da- ta m . Vnnd solches erweisen sie durch Betrachtung deß hierauff erfolgendem Vbels. 1. Werden die Schweden wegen dieses Friedens nur desto schwuͤriger werden/ vnnd nicht in der Furj ein grosses Vngluͤck angehen doͤrffen: welches dan- nenhero noch mehr zubefoͤrchten/ weilen sie sich auff den Polnischen Treues, vnnd Frantzoͤsischen Secours, auch auff jhr eygenes Volck in Preussen zuverlassen/ vnnd es sonst heisse/ wie Livius sagt/ Omnia audacissimè incipientes, rarò fefellit fortuna. Ober wie deß Antonij Consilium beym Tacitol. 3. lautet: Esse adhuc Vitellio vires: ambiguas, si deliberarent: acres si desperâssent. 2. Sey ein jn- nerliches Vngluͤck/ daß mancher an sein vbeln Znstand werde gedencken/ wie er durch diesen Frieden excipiret/ vnd gantze Laͤnder vmb die Religion kommen. Vnd solches werde so lang im Gemuͤth/ wie ein Dorn im Fuß bleiben/ biß es wie der zur F f iij andern Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ andern Vnruhe oder Auffruhr außschlage. Sonderlich sey die Religion/ oder Gewissens Freyheit ein solches Stuͤck/ welches/ da mans sucht zuvndertrucken/ bald wie eine grosse Flam̃ vber sich schlaͤget: vti nihil tàm voluntarium, ita tàm in- quietum nihil, quàm Religio, si voluntati obstes. Schliessen darumb/ dieser Friede sey gefaͤhrlich vnnd besorglich/ vnnd hebe noch lange nicht alle Gravamina/ viel weniger lanienam Christianorũ mutuam auff: es werde sich auch in eventu er- weisen/ ob gegenwertiger Fried GOttes edles Geschenck sey/ oder/ ob Vegetio zu glauben/ wann er sagt/ frequentius paces, quàm arma nocuerunt. Das Gegenbedencken repr æ sentiret/ was vor Vnheil auß dem jnnerlichen Krieg erwachse/ vnnd daß allhie die Vrsach dieses Kriegs auffgehoben/ nemblich die Execution deß Anno 1629. herauß gelassenen Edicts cassiret/ denen Beschwe- rungen der Reichs Staͤtt (es sey nemlich jhnen vielsaltig wieder den Religionfrie- gen Jnhalt gethan/ die mediat- vnnd jmmediat-Stiffter/ vnnd Geistlichen Guͤt- ter entzogen/ einem Theil mandata sine clausulâ gegeben/ dem andern aber abge- schlagen/ vnnd das beneficium emigrandi gebuͤhrlich nicht verstattet. Jtem/ daß man ordinari Visitationes vnnd Revisiones nicht befoͤrdere/ die Krayß vnnd Executions Ordnung nicht in acht nehme/ auch sonsten groͤblich wider den Pro- phanfrieden handele/ die Capitulation in Kriegs Verfassung/ vnnd andern Din- gen/ auß den Augen setze/ vnd was/ besage der Reichs Acten/ der Klagen mehr ge- wesen) nunmehr dergestallt gutes theils abgeholffen/ daß hinfuͤro vber den Reli- gion- vnnd Prophanfrieden allerdings gehalten/ es bey der Krayß vnd Execu- tions Ordnung verbleiben: vnnd was darinnen nicht begriffen/ noch den Reichs- vnd Fundamental Gesetzen/ so wol andern Reichs Constitutionen/ vnd da darm- nen keine sonderbahre Disposition vorhanden/ nach den gemeinen Kayserlichen Rechten/ decidirt werden sollen. Es werde in dieser Pacification auff die Liebe deß Nechsten/ Nutz vnd Wolfahrt der Vnderthanen/ das bonum publicum, vnd fuͤrnemlich anff die Conservation deß R. Reichs ein sonderbares sorgfeltiges Au- ge gehalten/ aller Argwohn vnnd Mißtrawen auß dem Wege geraͤumet/ zwischen den kriegenden/ vnnd zu dem Frieden geneygten Partheyen/ eine Amnestia/ Cas- sir-Vergrab- vnd Auffhebung voriger Mißhelligkeiten vnnd Hostilitaͤten indu- ciret/ vnnd alles in vergessen gestellet. Jn Summa/ es wird dieser Schluß der- massen stabiliret/ daß keiner denselben vmbstossen/ davon abweichen/ oder sonsten etwas tentiren kan/ was zu dessen Schwaͤchung gereychen moͤchte. Dieweil er dann vnverletzt GOttes Ehr/ vnnd guten Gewissen geschehen koͤnnen/ soll man jhn lieber eingehen/ als es vollends gar auff die Extrema stellen/ welches so wol gegen GOtt/ als die werthe Posteritet vnertraͤgliche Verantwortung auff sich la- den wuͤrde. Man muͤsse in particularietwas leyden/ den Krieg abzuwenden/ zu mal solches auch Anno 1555. geschehen. Vnd 1. haben beyde Negotianten jhre beyde Partheien repr æ sentirt/ vnnd das Gesetz aller Gesetzen/ nemlich deß Reichs Wolfahrt beobachtet: da dann Scipionis Nasicæ Spruch golten: Necessarium viro Dritter Theil. viro sapienti in paruis à justititiâ abire, qui in magnis eam saluam velit: daß es an fleissigen Erinnerungen nicht ermangelt/ der Stein aber nicht weiter zubringen/ noch zuheben gewesen: darumb die Particularen dem Gegentheil zu vielem nach- gruͤblen nicht Vrsach geben solten. 2. Wer es je kein Zwang/ solchen anzuneh- men. 3 Erfolge je die allgemeine Ruhe. 4. Darzu man sich schuldig wisse. 5. Vnndkoͤnne manchem wol wider seinen Willen einige Gutthat wiederfahren. 6. So hetten auch die Staͤnde jhnen selbst nicht helffen koͤnnen. 7. Vnd muͤ- ste nach vielem Blu t vergiessen/ oder Schlagen dennoch die eine Parthey in ein sawern Apffel beissen. 8. So wer es auch nichts newes/ daß vnder vielen Bunds- genossen einer oder der ander auß sonderbaren Vrsachen abtrette. 9. Vnd daß jede Parthey sich zum allerbesten gefaßt mache/ bey den Tractaten die Oberhand zuerhalten. 10. Derowegen bleiben muͤsse/ was Tacitus meldet. Omne ma- gnum exemplum habere solet exiniquo aliquid, quod contra singulos vtilitate publicâ rependitur. 11. Daß aber Nemo alteri stipulari potest, nicht statt fin- den koͤnne/ erweise das jusgentium: sintemal der Spruch nur de jure civili. 12. So hat auch hie metus causa nichts ein zuwenden/ weil nichts vnziemliches/ son- dern aller Nutz vorgangen vnnd gesucht worden. Wie dann zu Erhaltung ge- meinen Friedens im H. R. R. alle Chur-Fuͤrsten vnd Staͤnde Geist- vnd Welt- liche haben geschehen lassen muͤssen/ daß/ vnangesehen aller Vertraͤge/ Freyheiten/ Jndulten vnnd Herkommen so der Anlage zuwider seyn moͤchten/ jhnen von allen Lehen vnd Erbe/ den gemeinen Pfenning zur Tuͤrckensteur zugeben/ durch die Reichs Abschiede/ jnsonderheit den Speyerischen Anno 1544. aufferlegt worden: darwider sie obbenahmtes Edict nicht anziehen doͤrffen. Fuͤrnemlich aber hette man wol bey dem Leipziger Schluß verspuͤhret/ daß etliche Staͤnde jhr absonderli- ches Absehen gefuͤhret vnnd sich nimmermehr mit C. D. zu Sachsen vergleichen wollen: darumb C. D. zu Sachsen jhro selbsten/ vnnd dann dem Evangelischen Wesen Sicherheit procurieren muͤssen. Zugeschweigen der grossen Vngelegen- heiten/ so auß frembder Nationen Huͤlff jederzeit entstanden/ wie noch newlich das Griechische Kayserthumb mit seinem Vndergang erwiesen. Endlich so het- ten die zu Franckfurt versamblete Staͤnde/ nach ehester Notificirung/ sich wol koͤn- nen herbey fügen vnd alle Notturfft erinnern. Was aber das vermeynte im dunckeln liegende NIS 1 belangt/ werden die Relationen deß 1629. Jahrs außweisen/ wie es mit dem Reformations Wesen vor vnnd alsdann gestanden. Der Tag zu Muͤlhausen were ja vor eine vnver- buͤndliche Conferentz gehalten/ welches der Vortrag selbst mit sich bringe/ vnnd der Geistlichen Guͤter nicht gedacht worden. Vnnd da die Decision/ wegen derselben in einem Schreiben Jhrer Kay M. heimgestellet worden/ hette es Chur- Sachsen nicht vnderschrieben: wer auch/ was im Edict darauß angezogen/ nicht zu attendiren/ welches doch allhie auffgehoben wird. Taminiqua est curiosa sub- tilitas, vt nec, quæ ipsius bono fiunt, pervideat. Daß nun Boͤhmen vnnd die Oester- Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Oesterꝛeische Landen hierin vber vielfaltiges erinnern vnnd bewegliches Vortra- gen/ pr æ terirt worden/ were doch auch im vorigen Seculo geschehen/ weil sie fremb- de Vnderthanen/ vnd kein Souuerain jhm eingreiffen oder fuͤrschreiben lasse. Zu- mahl auch keine Mittel/ die Sach außzufuͤhren/ bey Handen/ vnnd der frembden Kronen Huͤlff vngewiß ja sorglich: wie dann an denselben Landen das Evange- lische Wesen auch nicht haffte. So machen auch die Theologi ein Vnderscheyd inter religionis propagationem \& defensionem, vnnd formiere Gerhardus diese Frag: Ob man/ so lang Krieg fuͤhren koͤnne vnd solle/ biß auch das Exercitium Re- ligionis in den Kayserlichen Erblanden wieder restituirt worden? Gleiche Mey- nung habe es auch mit den Schlesischen Staͤnden/ deren sich etliche ferꝛner ver- dieffet/ vnd demselben nach deß Pardons/ vnd Chur Saͤchsischer Protection ver- lustigt gemacht: worinnen dann jederzeit auff das Haupt Wesen muͤssen gesehen werden/ bey welchem dennoch den Staͤnden nach Beschaffenheit entweder auff et- liche Jahr/ oder in perpetuum das Exercitium ist erhalten worden. Da dann allezeit die Jmpossibilitet wird vorbehalten vnd eingewendet: mit eroͤffneter Thuͤr der Gnaden/ daß was Zeit wehrend ist/ zu perpetuiren. Dann also haben die Roͤmer mit Porsena wegen der Tarquinier/ vnd heut zu Tag die Christenheit mit den Tuͤrcken gehandelt. So belauffe auch der Vnderscheyd zwischen den Worten Protestirend/ oder Evangelisch nicht so hoch. Dann weil wegen der Calvinisten nichts zuerlangen gewesen/ habe man nicht Vrsach gehabt/ jhrentwegen mit den Waffen zu conti- nuiren. Jn Betrachtung/ daß diese Pacification nur eine Newerung deß Pas- sawischen Vertrags sey/ vbi paciscentes sunt soli Pont ficij \& Lutherani: daß man also zu Prag nichts anders reden koͤnnen. Vnd sey dardurch der Calvini- sten nichts begeben: ja vielmehr/ daß jhnen wann sie nur wollen/ der Weg zur Gnaden eroͤffnet worden: dergestalt/ daß sie nichts weniger dieses Friedens faͤhig werden koͤnnen. Dann ob sie wol deß Religionfriedens Anno 1555. zu Augspurg auffgerichtet nit geniessen koͤñen/ weil in demselben außtrucklich zufindẽ/ dz nur die Catholische vñ Lutherische Religion dariñen begriffen/ vnter deren keine die Calvi- nische propriè zu rechnen sey: so werden sie doch passivè auffgenommen/ daß man jhnen zwar das Exercitium, so sie/ allbereyt hetten/ lassen: aber nicht jhnen zugleich auch Macht geben solte/ jhre Vnderthanen zu jhrer Calvinischen Religion zu re- formieren. Dannenhero D. Lutherus jhnen zugeschrieben: Weltlich wollen wir mit euch eyns seyn/ das ist/ zeitlichen vnnd leiblichen Frieden halten: aber Geistlichen wollen wir euch meyden vnnd hassen. Bey welcher Tolerantz es ins künfftige bleiben solle. Wegen der Pfaͤltzischen Sach hetten ja die sieben Churfuͤrsten geschlossen: weil GOTt dieselbe Sach nie befoͤrdern wollen. Dann Chur Bayern vor sich habe die Kayserliche Jnvestitur/ die gewaltsame Besitzung/ vnnd die vralte Pr æ - tensionen. Die Amnestia wer dahin gebracht/ daß dieselbe das R. Reich mehr erfrewen Dritter Theil. erfrewen/ als betruͤben solte. Wegen der Geistlichen Guͤter hette man Jhre Kay. M. dahin nit bereden koͤnnẽ/ zu Nachtheil der Catholischen etwas zubegeben: doch wuͤrde ein Reichstag alles eroͤrtern vnd vest machen/ wie auch Anno 1566. ge- schehen. Vnnd weil von dem Kayserlichen Reichs Hoffraht jederzeit disputie- ret worden/ ob derselb der Kammer zu Speyr gleich/ oder vorgehen solle: hette C. D. zu Sachsen es dennoch dahin getrieben/ daß die Vrcheil mit Zuziehung etli- cher Churfuͤrsten auffgehen solten. Der Assecuration halben/ muͤste man traw- en/ wie Koͤnig Matthias zu Hungarn Friderico III. deme er die gebrochene Buͤndnuß so offt vorgeruckt hatte: vnnd die Roͤmer den Carthaginensern auff jh- ren Eydt. Daß nun etliche Pontificij schreiben/ Mann sey nicht schuldig/ den Ketzern Glauben zuhalten: gehe das gantze Wesen nicht an. Die Zeit der vier- zig Jahr pr æ supponire die Guͤte/ vnnd den Rechtsstand/ hernach die Waffen: dar- mit keinem nichts benommen/ sondern der jetzige Krieg verschoben worden. Die Schweden weren nur Opitulatores, vnnd hetten jhr Haupt verlohren/ auff wel- ches C. D. zu Sachsen allein gesehen: vnnd mit Franckreich sich nie verbunden. So müste man den eygenen periclitirenden Staad suchen zuerhalten/ vnnd den Frembden/ da sie zuweit greiffen/ vñ den ersten Zweck verꝛuͤcken/ so gar grossen Ge- walt nicht verstatten. Darumb auch die Schweden/ als Accessorij, so gar hoch nicht zubetrachten weren/ wie vor hundert Jahren Churfuͤrst Moritz auch gegen dem Frantzosen sich verhalten. Dann das Woͤrtlein ohne deß Mit verbunde- nen Consens/ gar nicht die Meynung habe/ als were man verbunden/ auff deß Außlaͤndischen Nutzen vnnd Frieden mehr zusehen/ als auff sich selbsten: weil je- ner das gute Werck ohne Noth zerꝛuͤtten moͤchte. Deßwegen dann auch der beyden verbundenen Kronen Protestationen/ man billich ermessen/ vnnd von jh- nen verhoffen koͤnnen/ daß sie denselben gemaͤß dem Vatterland Teutscher Na- tion/ den lieben Frieden nicht mißgoͤnnen wuͤrden: bevorab da C. D. zu Sachsen den Schweden bey diesem Friedenschluß alle moͤglichste Trew erwiesen/ vnnd be- zeuget/ in deme jhnen der Krieg nicht purè angekuͤndiget/ sondern nur auff die Re- stitution der jnhabenden Oerther gedrungen wird. Daß man aber Jhre Kays. Mayst. zu allen vnd jeden Puncten/ so einer hier der ander dar/ zu seinem eygenen Nutzen gesuchet/ hette zwingen sollen/ lieffe damahligem Stand der Kayserlichen Waffen hart zuwider/ als welche mehr victorisierten/ nach dem die Schweden auß Mangel eines Haupts in Confusion gerahten/ vnnd viel harte Leges den E- vangelischen auffbuͤrden koͤnnen/ dann auß einigem Zwang oder Benoͤhtigung einige vnannehmliche Conditiones Jhro vorschreiben lassen. Zumahl Angenscheinlich erhellet/ daß die Kayserliche Majestaͤt in sehr vie- len stuͤcken/ was Jhrer Kays. Mayst. Hoheit etwas verklein erlich/ dem Hauß Oe- sterꝛeich nachtheilig/ vnnd den samptlichen Catholischen vnleidlich/ nachgegeben: ob schon in einem vnnd andern Puncten etwas auch hingegen erhalten worden. Dritter Theil. G g Das Germaniæ Perturbatæ \& Restauratæ Das allernachdencklichste moͤchte seyn/ daß die Kayserliche Majestaͤt durch die- sen Friedenschluß alle zeit in Waffen kan stehen/ den Frantzosen anzugreiffen/ vnd wieder zum Reich zubringen/ was vor vielen Jahren demselben abgezwackt ist worden. Nun begeben sich wunderseltzame Faͤlle vnder den Kriegs Haͤndeln/ darbey der Gewapnete vnglaublichen Vortheil haben vnnd machen kan/ die Be- nachbarte Staͤndte zuvnderdrucken/ vnnd vnder das Joch zubringen: ja den Bunds Verwandten mehr/ als dem Feind Abbruch zuthun/ vnd sich zubereichen. Massen dann die Roͤmische Monarchy/ durch kein ander Mittel so hoch ist gestie- gen: daruͤber dann die Bataui jmmerdar geklaget/ daß man/ welches jhnen zum allerbeschwehrlichsten vorkommen/ jhre junge Mannschafft in den Außschuß ge- zogen/ vnnd auß einem Land in das andere geschleppet/ sie zu Hauß nur desto mehr zuschwaͤchen vnd im Zaum zuhalten. Wie nun die zwo sehr beruͤhmbte Staͤtte/ Rhodiß vnd Marsilien/ keine Vrsach hatten/ sich in der Roͤmer jnnerliche Kriege ein zuflechten/ sind sie dennoch mit den Haaren darzugezogen/ vnnd jhres Staads gaͤntzlich beraubet worden. So viel vermag der durchreissende Strom deß Kriegs- wesens. Diesen Frieden haben alle vnd jede Staͤnde nach vnd nach angenommen/ den einigen Landgraffen zu Cassel außgesetzt/ dann ob schon Hertzog Bernhard von Sachsen-Weimar in Verfassung geblieben/ wurd er doch vor kein Stand oder regierenden Fuͤrsten/ vnder so vielen Bruͤdern/ gerechnet/ sondern vor ein frewdigen Helden/ der nach Ehr vnd Ruhm strebete/ geachtet. Es hielten aber die Schweden vest darob/ C. D. zu Sachsen machte sich selbst Bundbruͤchig/ vnd deuteten den Bund nicht auff deß Koͤnigspersohn/ sondern auff die Kron/ vnnd das gantze gegenwertige Wesen. Sie achteten der fuͤnff vnd zwantzig Tonnen Golds/ die man jhnen zu einer qualicunque Recompensation angebotten/ nicht eben hoch: liessen etliche Schrifften außgehen/ vnnd vnderstunden sich/ zubewei- sen/ daß der Prager Friede auff Evangelischer Seiten wieder Gott/ dessen Wort/ vnd Christliches Gewissen: wieder Ehr vnd Redlichkeit/ auch alle Christliche Tu- genden: wieder nothwendige gebuͤhrliche Versicherung/ so eines Friedenschlusses Zweck/ vnnd auß demselben erfolgen solte: wieder die alte teutsche Freyheit/ deren er den Rest gebe/ die Gurgel absteche/ vnnd auff einmahl das Leben/ Wasser vnnd Waid abspreche schnur stracks lauffe. Nun kondten die Schweden sich dieses Friedens wohl entbrechen/ auch die Karten wiederumb auff ein newes mischen/ vnd vmbgeben lassen/ weil sie noch gu- te Brocken vbrig hatten/ nicht von jhrem Capttal/ sondern von den gewonnenen teutschen Mitteln an Land vnnd Vestungen. Da dann das fuͤrnembste jhnen das Spielgut machte/ daß Malcontenten sich herfuͤr theten/ vnnd deren sich ein grosse Anzahl schmuͤcken/ durcken vnnd bucken mußte/ so aber allenthalben die Oh- ren spitzeten/ bey dem ersten Lermenblasen wieder in Harnisch zukriechen. Dann diese Dritter Theil. diese Soldats de Fortune gedachten/ sie wuͤrden bey fortgehendem Spiel/ sich entweder groß vnd reich machen/ oder etwan in das Graß beissen/ vnd vff dem Hel- den Acker ein Grabmahl der Ehren erlangen: zumal sie deß Graffen von Manß- feld frisches/ vnnd deß grossen Alexanders altes: der Gothischen Voͤlcker aber ma- nigfaltiges Exempel/ vor den Augen/ vnd im Sinn hatten. Hie solten wir nun fortfahren: es will aber der Tempel zu Jerusalem nicht von dem Helden David/ sondern von dem jungen vnd friedfertigen Salomon er- bawet werden. Julius C æ sar mag kriegen so lang er will/ die Ehre/ das templum Jani/ oder Friedensstifft zu schliessen/ muß Augusto bleiben. Ferdinandus II. wird vns nicht zu Ruhe bringen/ weil der Friede noch nicht reiff: Ferdinandus III. wird es thun/ vnd das Schwert in die Scheyde weisen/ auch das alte Vertrawen nochmahlen wiederpflantzen/ vnd erfrewlich auff- richten. ERRATA . P. 4. l. 1. l. vmb. p. 5. l. 14. Consistorium wiedrumb in jhren Gewalt vnd Versor- gung/ vnnd bewilligen darzu gnaͤdigst/ daß sie/ die gedachten vereynigten Staͤnde sub vtraq; das Consistorium mit/ ꝛc. p. 6. ult. l. beschehen. p. 11. l. 35. l. 1617. p. 13 l. 1. l. die da. p. 14. l. 31. l. bannet wůrden. p. 15. l. 22. l. als. l. ult. l. vnguͤltig. p. 18. l. 30. l. drun- ten im 7. Discurß. p. 25. l. 14. l. Son. p. 28. l. 7. l. eben p. 36. l. 29. er del. p. 39. l. 2. l. junge l. 28. l. schoͤpffen. p. 45. l. 26. l. einen. p. 66. l. pen. suchen ad. wollen. p. 70. l. 20. l. Kriegs ein p. 76. l. 23. Spesen ad. folgen. p. 79 l. pen. l. die. p. 85. l. 6. die l. vber das Fuͤrsten- thumb Marpurg l 37. l. durch. p. 87. l. 9. l. wie bey Wurffbeyn zusehen. Dann l. 28. 1583. ad. sahe. p. 89. l. 2. l. also. l. 31. l. Schlick. p. 94. l. 15. l. nimmer. p. 107. l. 14. l. weils. p. 129. l. 13. l. men sich verglichen. p. 134. l. 22. l. ti. p. 144. l. 34. l. man den. p. 146. l. 29. adde zum ewigen Hohn erwachsen p. 148. l. 8. schen adde entstund/ p. 151. l. 29. l. An- wart. p. 165. l. 11. l. kein. p. 167. l. 37. l. Staͤnde. p. 172 l. 37. l. seinen. p. 194. l. 8. l. abkaͤhl. p. 198. l. ult. l. Metwich. p. 201. l. 20. l. dem. p. 204. l. 30. l. dem. ENDE