Grundsaͤtze der rationellen Landwirthschaft . Von A. Thaer Zweiter Band . Berlin , 1810 . In der Realschulbuchhandlung . Vorrede. D ieser Band enthaͤlt, außer dem Schlusse des Hauptstuͤcks von der Oekonomie, den Theil der Wissenschaft, welcher nothwendig auf die Chemie begruͤndet und zuruͤckgefuͤhrt werden muß, wenn wir zu sicheren Bestimmungen und neuen fruchtbaren Folgerungen gelangen wollen. Deshalb muß die Theorie, oder das Chemische dieser Lehre, in sofern sie auf die Praxis Bezug hat, nicht nur vorgetragen, sondern mit letzterer mehr in Verbindung gesetzt werden, als es bisher auch von den neuesten und vorzuͤglichsten Schriftstellern uͤber Agrikultur-Chemie, selbst von un- serm Hermbstaͤdt geschehen war. Ich durfte hier nicht zu kurz seyn, ohne dem groͤßeren Theile meines Publikums unverstaͤndlich zu werden, Mißverstaͤndnisse zu erregen und Luͤcken in denjenigen Kenntnissen zu lassen, die zu einer rationellen Beurtheilung und Untersuchung des Bodens unum- gaͤnglich noͤthig sind. Dadurch ist das dritte Hauptstuͤck weitlaͤuftiger geworden, als ich glaubte; und was dieser Band vom zweiten Abschnitt des vierten Hauptstuͤcks noch haͤtte fassen koͤnnen, war zu unbedeutend, um es von dem uͤbrigen zu trennen. Wenn ich Alles so ausfuͤhrlich, wie jenes, behandeln wollte, so wuͤrde das Werk freilich uͤber die bestimmten Graͤnzen hinausgehen. Ich werde aber, wenn ich auf das allgemein Bekannte komme, kuͤrzer seyn koͤnnen, ohne der Genauigkeit und Volkstaͤndigkeit etwas zu vergeben; mich auch oft auf das Vorgesagte beziehen koͤnnen. So werde ich insbe- sondere die Lehre von den einzelnen vegetabilischen Produktionen mehr aphoristisch und gewissermaßen tabellarisch vortragen, da bei selbiger Miß- Vorrede. verstaͤndnisse weniger zu besorgen sind, und sie nur zu oft und zu weitlaͤuf- tig von andern behandelt ist. Ich hoffe gerade dadurch das Wesentlichste und Wissenswuͤrdigste hervorzuheben, was unter dem Wortschwall bis- her dem Auge entruͤckt war. Auch werde ich mich in Ansehung der Lehre von der Vegetation im Allgemeinen kuͤrzer fassen koͤnnen, wie ich glaubte; da mein Schwiegersohn Crome diesem Beduͤrfnisse der rationellen Ak- kerbaulehre gleichzeitig durch sein Handbuch der Naturgeschichte fuͤr Landwirthe abhelfen wird. Und so werden vier Baͤnde von der bestimmten Bogenzahl im Ganzen das Werk dennoch fassen. Um mein Geistes Eigenthum — denn nur die Benutzung desselben uͤberlaͤßt der Verfasser den Kaͤufern seines Werks — um so foͤrmlicher zu dokumentiren, habe ich jedes Exemplar mit meiner eigenhaͤndigen Unter- schrift versehen, und jedes andere fuͤr gestohlenes Gut erklaͤrt. Dem un- geachtet erfrecht sich ein Nachdrucker seine Diebeswaare oͤffentlich auszu- bieten. Man sagt, daß ihn der Buchstabe der Gesetze seines Staates schuͤtze, und daß im gerichtlichen Wege nichts gegen ihn auszurichten sey. Mag es — ich habe zu der Rechtlichkeit desjenigen Publikums, dem die- ses Werk gewidmet ist, das Zutrauen, daß niemand ein falsches Exem- plar, wodurch der Verfasser offenbar bestohlen worden, ohne Widerwil- len ansehen, viel weniger bei sich dulden werde. Wie kann jemand, der Belehrung in diesem Werke sucht, sich unablaͤssig sagen wollen: der Mann, der sie dir hier giebt, ist durch das Buch, welches du in Haͤnden hast, um seinen rechtmaͤßigen Erwerb betrogen worden! Auch wuͤrde man noch andere Folgen eines solchen Nachdrucks empfinden, da bei kuͤnftigen Anfuͤhrungen die Baͤnde- und Seitenzahl nie passen koͤnnen. Der Verfasser. Inhalts- Inhaltsverzeichniß des zweiten Bandes. W ichtiger Nachtrag zum zweiten Hauptstuͤck. XIII — XXVIII (Nach Vollendung des zweiten Hauptstuͤcks zu lesen.) Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. In einem Beispiele dargestellt. Seite 2 . Erklaͤrung der Tabellen. 4 . Bemerkungen uͤber die tabellarisch dargestellten Wirthschaftsarten. 9 . Tabelle 1. Einfache reine Dreifelderwirthschaft. 12 . — 2. Felderwirthschaft mit Erbsen, Klee und Stallfuͤtterung. 14 . — 3. Mecklenburgische Koppelwirthschaft in 7 Schlaͤgen. 16 . — 4. Mecklenburgische Koppelwirthschaft in 10 Schlaͤgen. 18 . — 5. Mecklenburgische Wirthschaft in 12 Schlaͤgen. 20 . — 6. Koppelwirthschaft nach neuerer Hollsteinischer Art. 22 . — 7. Achtschlaͤgige Wirthschaft nach der Regel des Fruchtwechsels mit Weide. 24 . — 8. Achtschlaͤgige Wirthschaft nach der Regel des Fruchtwechsels mit Stall- futterung des Rindviehes. 26 . — 9. Zehnschlaͤgige Wirthschaft nach der Regel des Fruchtwechsels mit Stall- futterung des Rindviehes und Schafweide. 28 . — 10. Verhaͤltnisse dieser Wirthschaften gegen einander. 30 . (Diese Tabellen erfordern einige im Nachtrage zu diesem Hauptstuͤcke ange- gebenen Correkturen.) Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. 31 . Nothwendige Bedingung; Vermehrung des Betriebskapitals. 31 . Uebergang aus der Felderwirthschaft in die Koppelwirthschaft. 32 . Uebergang aus der Felderwirthschaft in die neunfeldrige Fruchtwechselwirthschaft. 33 . (Verglichen Tabelle A. ) Uebergang zu einer sechsfeldrigen Fruchtwechselwirthschaft. 36 . (Verglichen Tabelle B. ) Uebergang aus einer Mecklenburgischen Koppelwirthschaft zum Fruchtwechsel mit Stall- futterung. 37 . (Verglichen Tabelle C. ) Uebergang aus einer eilfschlaͤgigen Wirthschaft zur Fruchtwechselwirthschaft. 38 . (Verglichen Tabelle D. ) Uebergang zu einer Weidewirthschaft nach der Regel des Fruchtwechsels. 39 . (Verglichen Tabelle E. Zweiter Theil. b Inhalt. Drittes Hauptstuͤck. Agronomie, oder die Lehre von den Bestandtheilen des Bodens. Wichtigkeit, diese Lehre wissenschaftlich zu behandeln. 43 . Bestandtheile des Erdbodens. 44 . Unterschied zwischen eigentlicher Erde und Humus. 45 . Entstehung der Erdlagen. 45 . Chemische Betrachtung der Erden. 47 . Verhalten der einfachen Erden gegen das Feuer und gegen das Oxygen. 50 . Gegen das Wasser. 50 . Gegen die fluͤchtigen Stoffe. 51 . Gegen die Saͤuren. 52 . Verhalten der einfachen Erden gegen einander. 52 . Die Kieselerde. In ihrem reinen Zustande. 53 . Verhalten gegen das Wasser. 54 . gegen die Saͤuren. 54 . gegen die Alkalien. 55 . Das Glas. 55 . Koͤrper, welche die Kieselerde vorzuͤglich enthalten. 56 . Der Sand und dessen Arten. 57 . Die Thonerde. Im reinen Zustande. 58 . Unterscheidung derselben vom Thon. 59 . Reine Thonerde kommt nie in der Natur vor, verbindet sich nicht mit Kohlensaͤure. 60 . Ihre physischen Eigenschaften. 60 . Verhalten gegen das Wasser. 61 . im Feuer. 62 . Wahlverwandtschaft mit andern Erden. 62 . Verhalten gegen die Saͤuren. 63 . gegen die Alkalien. 63 . Der Thon. 64 . Darin enthaltenes Eisenoxyd. 65 . Verbindung der Bestandtheile des Thons. 66 . Farben des Thons. 67 . Geruch des Thons. 68 . Verhalten des Thons gegen das Wasser. 68 . im Froste. 70 . in der Hitze. 70 . im Gluͤhefeuer. 71 . gegen die Luft. 71 . gegen die Saͤuren. 72 . Verbindung des Thons mit andern Substanzen. 73 . Merkwuͤrdigste Arten des Thons. 75 . Die Kalkerde. 78 . Verbindung mit Saͤuren. 78 . Kohlensaure Kalkerde oder roher Kalk. 79 . Inhalt. Verhalten gegen das Wasser. 79 . im Feuer. 80 . Gebrannter Kalk. 81 . Geloͤschter Kalk. 81 . Loͤschung an der Luft. 82 . Das Kalkwasser. 82 . Schwefelkalk. 83 . Phosphorkalk. 84 . Verbindung mit den fluͤchtigen Stoffen. 84 . Zerstoͤrende Wirkung auf organische Materien. 84 . Der Moͤrtel. 85 . Verbindung mit den Saͤuren. 86 . Aufbrausen des kohlensauren Kalks mit solchen. 87 . Kalkige Mittelsalze. 87 . Mineralien. 88 . Der Gyps. 90 . Gypsmineralien. 93 . Der Mergel. 94 . Farben desselben. 97 . Textur des Mergels. 98 . Verhalten gegen Saͤuren und im Feuer. 100 . Beimischung anderer Substanzen. 100 . Aeußere Gestalten des Mergels. 101 . Die Bitter- oder Talkerde. 102 . Bittererdige Mineralien. 103 . Das Eisen im Boden. 105 . Der Humus. Begriff des Worts. 107 . Eigenschaften des Humus. 107 . Dessen Bestandtheile. 108 . Verschiedenheit und Veraͤnderlichkeit desselben. 109 . Extraktivstoff des Humus. 109 . Wirkung der Alkalien auf den Humus. 110 . Aufloͤsbarkeit und Vergaͤnglichkeit desselben. 110 . Verbindung mit dem Thon. 111 . Verhalten gegen den Sand. 112 . Veraͤnderung, welche er durch Entziehung der Luft erleidet. 112 . Entstehung der Saͤure im Humus. 114 . Eigenschaften des sauren Humus. 115 . Adstringirender Humus. 115 . Verschiedenheit des durch Faͤulniß oder durch Verwitterung entstandenen. 116 . Thierischer und vegetabilischer Humus. 116 . Der Torf. Entstehung des Torfs. 117 . Wie sich der Torf vom Humus unterscheidet. 118 . Die Braun- oder Erdkohle. 119 . b 2 Inhalt. Die Bodenarten, in sofern sie aus den Gemengsverhaͤlt- nissen ihrer Bestandtheile hervorgehen. Dieses Verhaͤltniß macht die Bodenarten aus. 120 . Verhalten des Humus im Boden. 121 . Verhaͤltniß des Humus zum Thon. 122 . zum Sande. 125 . Merkmale und Bestimmung des Humusgehaltes. 126 . Gute Eigenschaften des Thons im Boden. 128 . Dessen nachtheilige Eigenschaften. 128 . Verhaͤltniß des Thons zum Sande. 129 . Der Sandboden. 129 . Verhaͤltnisse, worin Sand und Thon im Boden stehen. 130 . Der Thon- oder Weizenboden. 131 . Der Lehmboden. 132 . Wie der Sand im Uebermaaße nachtheilig werde. 133 . Sandiger Lehmboden. 134 . Sandboden. 134 . Schlechter Sandboden. 135 . Vortheile und Nachtheile des Kalks im Boden nach seinem Verhaͤltnisse. 136 . Einige Beimischung des Humus ist nothwendige Bedingung der Fruchtbarkeit jedes Bodens. 138 . Wie der Werth des Bodens sich nach dem Verhaͤltnisse dieser Beimischung aͤndere. 139 . Beimischung des sauren Humus. 140 . Haidhumus. 140 . Werthsbestimmung des Bodens in den Tabellen A. und B. 141 . In die Sinne fallende Kennzeichen der Bodenarten. 142 . Consistenz des Bodens. 142 . Tiefe des Bodens. 144 . Der Untergrund. 146 . Feuchtigkeit des Bodens. 149 . Temperatur des Bodens. 150 . Ebene oder unebene Oberflaͤche. 152 . Hohe oder niedere Lage. 154 . Abhang nach der Himmelsgegend. 155 . Beschattung oder Licht. 156 . Windaussetzung. 157 . Atmosphaͤre, die den Boden umgiebt. 157 . Reinheit des Bodens von Samenunkraut. 160 . Reinheit von Wurzelunkraut. 166 . Reinheit von Steinen. 167 . Methode der agronomischen Untersuchung. 169 . Viertes Hauptstuͤck. Agrikultur. Abtheilung in chemische und mechanische Agrikultur. 173 . Erster Abschnitt. Die Lehre von der Duͤngung. Naͤhrender zersetzender Duͤnger. 173 . Vegetabilischer und animalischer Moder. 174 . Todte aber vom Organismus ruͤckstaͤndige Materie. 175 . Inhalt. Bedingungen ihrer Zersetzung. 175 . Thierische Faͤulniß. 176 . Der Mist. 177 . Die Excremente der Thiere. 177 . Der Urin. 178 . Der Stallmist. 178 . Der Pferdemist. 179 . Der Rindviehmist. 180 . Der Schafmist. 181 . Der Schweinemist. 182 . Der Federviehmist. 182 . Menschliche Excremente. 183 . Behandlung des Stallmistes. 184 . Aufbewahrung des Mistes im Stalle. 185 . Aufbewahrung auf der Miststelle. Ihre Einrichtung. 187 . Wann die verschiedenen Mistarten vermengt oder abgesondert zu halten. 188 . Abhaltung der Luft waͤhrend der Gaͤhrung. 190 . Schweizersche Behandlung des Mistes. 192 . Gerechter Zustand des Mistes zur Ausfuhr. 192 . Wann die Luftaussetzung des Mistes unschaͤdlich sey. 194 . Zeit zur Ausfuhr des Mistes. 197 . Bestimmung, in welcher Art der Mist auf die Felder zu vertheilen. 199 . Maaß und Gewicht des Mistes. 201 . Staͤrke der Auffuhr. 202 . Manipulation der Mistausfuhr. 203 . Ausstreuung und Brechung. 204 . Mengeduͤnger oder Kempost. 205 . Einstreuungssurrogate. 208 . Streuloser Mist und Guͤlle. 213 . Behandlung des fluͤssigen Mistes oder der Guͤlle. 215 . Die Pferchduͤngung. 216 . Benutzung des Pferches. 220 . Duͤngung mit thierischen Abfaͤllen. 221 . mit Aesern, Knochen. 221 . mit Fischen. 222 . mit Hoͤrnern und Klauen in Spaͤhnen. 222 . mit Schlaͤchter- und Lohgerber-Abfaͤllen. 223 . mit Haaren und Wolle, altem Leder, Fettgreven, Zuckererde. 224 . Vegetabilische Duͤngungsmittel. 225 . Unterpfluͤgen gruͤner Saaten. 227 . Vegetabilische Abfaͤlle. 229 . Der Modder. 230 . Ausfahrung des Modders. 232 . Vermengung des Modders. 232 . Quantitaͤt desselben. 233 . Duͤngung mit Torf. 234 . Mineralische Duͤngungsmittel. 235 . Verbesserung der physischen Eigenschaft des Bodens durch Auffuͤhrung von Grund- erden. 235 . Inhalt. Auffahrung der Sandes. 237 . Kalkduͤngung, wie sie wirke. 238 . Manipulation der Kalkduͤngung. 240 . Behandlung des ausgestreuten Kalks. 242 . Quantitaͤt der Kalkduͤngung. 243 . Widerspruͤche uͤber Kalkduͤngung. 243 . Kosten der Kalkduͤngung. 244 . Wirkung des Kalks auf Wiesen. 245 . Ungebrannter Kalk. 245 . Der Mergel. 246 . Meinungen uͤber denselben. 246 . Auffuhr des Mergels an beguͤnstigten Orten. 248 . Einrichtung der Mergelgrube. 249 . Laden und Ausfuhr des Mergels. 250 . Kosten und Bezahlung der Arbeit. 251 . Ungleichheit des Mergels in einer Grube. 252 . Bearbeitung der Grube. 252 . Quantitaͤt des Mergels. 253 . Wiederholung des Mergelns. 254 . Dauer seiner Wirkung. 254 . Zeit der Ausfuhr. 255 . Ausstreuung und Ueberpfluͤgung. 256 . Kosten der Mergelung. 256 . Erfolg derselben. 258 . Duͤngererde besonderer Art. 259 . Gypsduͤngung. Geschichte derselben. 260 . Wirkung derselben. 261 . Gebrauch des Gypses. 262 . Bereitung desselben. 262 . Ausstreuung desselben. 263 . Sicherer Erfolg. 263 . Duͤngende Kraft der Salze. 264 . Metallische Salze, insbesondere Eisenvitriol. 265 . Saͤuren. 267 . Die Asche. 267 . Seifensiederasche. 268 . Escherey der Pottaschensiedereyen. 269 . Die Torfasche. 269 . Verbrennung der Stoppel und des Strohes auf dem Acker. 270 . Salinen-Abfall. 271 . Duͤngersalze. 271 . Wechselung der Duͤngungsmittel. 271 . Fortsetzung der Praͤnumeranten-Liste. Bei dem Herausgeber eingegangene: Praͤnumeranten. Bei der Verlagshandlung eingegangene: Nachtrag Nachtrag zum zweiten Hauptstuͤck. Z uvoͤrderst muß ich bemerken, daß wegen einer vorgenommenen Abaͤnderung im Manuscript der Tabellen, S. 12 bis 30, und der darin gemachten Korrekturen verschiedene Druckfehler entstanden sind, die bei der Korrektur des Drucks uͤber- sehen worden. Ich bitte also folgende gleich abzuaͤndern. Seite 15 Kolumne l. statt 5 lies 50 — 18 — k. statt 3 lies 1, 4 — 22 — k. statt 1 lies 0, 9 — 26 — k. statt 4, 7 lies 4 — 26 — k. gegen Wicken uͤber statt 3 — 28 — b. statt 300 lies 240 — 28 — k. statt 3 lies 6 — 28 — k. statt 0, 1 lies 1 — 29 — l. statt 1500 lies 1200 — 29 — m. dritte Abtheilung statt 360 lese 300. Dann muß in der Wirthschaft No. 7, 8, 9, wo die Kosten eines Pferdes nur zu 40 angesetzt sind, 60 Centner Heu statt 50 Centner fuͤr jedes Pferd in Hinsicht der gruͤnen Stallfutterung berechnet werden. Das betraͤgt auf 12 Pferde 120 Cnt. mehr, und da das Heu in der Benutzung fuͤr das Nutzvieh zu ¼ Scheffel Rocken berechnet worden, so ist der Ertrag desselben 30 Scheffel weniger. Zweiter Theil. c Bemerkungen. Noch bemerke ich, daß in den Tabellen der gewoͤhnliche Tagelohn zu 1/8 Schef- fel Rocken berechnet ist, als der Wahrheit im Durchschnitt naͤher kommend. Ich ward im ersten Bande durch die seit 10 Jahren bestandenen Preise verleitet ihn nur zu 1/9 anzunehmen, da er in der That in unsern Gegenden nur 1/12 betrug. 1/8 wird aber wohl das bleibende Verhaͤltniß in regulaͤren Zeiten seyn. Bemerkungen uͤber das Verhaͤltniß in welchem die Kraft des Bodens, der Ertrag der Ernten und die Erschoͤpfung gegen einander stehen. Daß ein Verhaͤltniß zwischen dem Koͤrnerertrage und der Kraft des Bodens und wiederum ein Verhaͤltniß zwischen den abgenommenen Ernten und der Aus- saugung des Bodens existire, ist allgemein anerkannt, und durch alte Erfahrungen bestaͤtigt. Einzelne Satze daruͤber hatte man auch laͤngst als begruͤndet angenom- men. Ein allgemeines Verhaͤltniß war aber noch nie ausgesprochen. Ich habe es im ersten Bande dieses Werks S. 240. u. f. zuerst versucht, und gleichzeitig mit mir hat es der verdienstvolle J. F. Meyer in seinem Werke uͤber Pachtan- schlaͤge, S. 56. u. f., aber auf eine ganz andere Weise gethan. Da jene von mir angegebene Formel, wodurch ich eigentlich nur die Erschoͤ- pfung des Ackers andeuten wollte, eine große Aufmerksamkeit, zugleich aber auch manche Mißdentungen, wie ich bereits erfahren habe, erregt hat; so will ich mich hier naͤher daruͤber erklaͤren, und sie, so viel es jetzt schon moͤglich ist, ge- nauer zu bestimmen suchen. Eine vollstaͤndige Berichtigung wird sie erst erhalten koͤnnen, wenn sie an kuͤnftige aufmerksam beobachtete Erfahrungen und Versuche gehalten wird; und sie kann dann fruchtbarer an Folgerungen werden, als ich, bei ihrer ersten Entwerfung, selbst erwartete. Ein offenbares Mißverstaͤndniß waͤre es, die natuͤrliche oder zuruͤckbleibende Kraft des Bodens in allen Faͤllen gleich, zu 40 Grad, anzunehmen. Diese habe ich als das Minimum angesetzt, als den Grad, welchen ein so weit erschoͤpfter Mittelboden behaͤlt, wenn seine Bestellung, sogar in Ruͤcksicht auf die naͤchste Bemerkungen. Ernte, kaum mehr vortheilhaft bleiben wuͤrde, falls man ihm keinen neuen Nah- rungsstoff gaͤbe — als die aͤußerste Erschoͤpfung, wohin man einen Ackerboden kommen lassen sollte. Ein guter Gerstboden, der nicht uͤber 50 bis 60 Prozent Sand, vielleicht etwas Kalk und 2 Prozent Humus hat, wird ohne muthwillige Erschoͤpfung nicht so tief heruntersinken, und wir werden ihn bei einer sechs- jaͤhrigen Duͤngung und abgenommenen 4 Getreidefruͤchten immer noch eine Kraft von 60 Graden beimessen, und wenn wir ihn weiter erschoͤpfen wollten, noch Ernten in diesem Verhaͤltnisse von ihm erwarten koͤnnen. Bei andern Feldsyste- men und natuͤrlich reicheren Boden wird er noch hoͤhere Grade von Kraft besitzen, wenn man ihm dennoch neuen Duͤnger zufuͤhrt. Je mehr Thon ein Boden ent- haͤlt, um desto spaͤter wird er in den Zustand kommen, den wir eigentlich mit jenen 40 Graden bezeichnen, weil er seine Nahrungstheile fester anhaͤlt, und zwar be- friedigende Ernten versagt, dem ungeachtet aber doch noch Kraft in sich hat; wie wir daraus erkennen, daß wir ihm noch Ernten abzwingen koͤnnen, durch solche Mittel, welche die in ihm verschlossenen Nahrungsstoffe nur aufschließen. Es ge- hoͤrt viele Kunst dazu, um ihn ganz auszusaugen; dann aber freilich ein desto groͤ- ßerer Aufwand, um ihn wieder in die erforderliche Kraft zu setzen. Jene Bodenkraft, die wir nur deshalb die natuͤrliche nennen, weil sie zuruͤckbleibt, wenn wir ihr eine Erfrischung geben, und insbesondere dann, wenn wir eine neue Rotation mit der Hauptduͤngung anfangen, steigt und faͤllt auf dem- selben Acker, nach dem Verhaͤltniß der gegebenen Duͤngung zu den abgenommenen Ernten am Ende jeder Rotation, und tritt in einem hoͤheren oder geringeren Grade zur folgenden uͤber. Ich habe durch den §. 258. Veranlassung gegeben, die Aussaugung alle r Fruͤchte gleich, und zwar zu 30 Prozent, der jedesmal im Acker befindlichen Kraft anzunehmen, und mich in der zweiten Anmerkung nicht deutlich genug erklaͤrt uͤber das Verhaͤltniß, in welchem die staͤrker anziehende Fruͤchte sich davon mehr zu- eigneten, und dann auch in demselben Verhaͤltnisse staͤrkere Ernten gaͤben. Es kam mir damals nur auf das Resultat bei ganzen Rotationen an. Diese Verschie- denheit findet aber nach allen Erfahrungen statt. Weizen, welcher auf einem ihm c 2 Bemerkungen. angemessenen Boden mehrentheils gleichen Scheffelertrag mit dem Rocken giebt, saugt den Boden bekanntlich staͤrker, wie dieser aus, und sehr wahrscheinlich nach dem Verhaͤltnisse, worin er den Rocken in Ansehung seiner Schwere und seiner nahrhaften Theile uͤberwiegt. Auf Boden also, und auf einer Stelle wo Weizen uͤberhaupt paßt, werden wir seine Anziehung = 40 Prozent an- nehmen, und darnach seinen Ertrag bestimmen koͤnnen. Er stehet naͤmlich in dem Verhaͤltnisse seines Nahrungsstoffes gegen den Rocken wie 13 : 10, seine An- ziehung darnach wie 39 : 30. Und da sie noch etwas kraͤftiger scheint, so nehmen wir 40. Die Soͤmmerung dagegen ziehet schwaͤcher an, wie auch schon nach der kuͤrzeren Zeit ihrer Vegetation zu vermuthen ist. Wir koͤnnen fuͤr selbige nur 25 Prozent, als der Wahrheit nahe kommend, annehmen. Ob Gerste oder Ha- fer staͤrker aussauge, daruͤber sind die Meinungen seit jeher getheilt gewesen, und es koͤmmt dabei wohl auf den Zustand des Bodens an. Erstere wird staͤrker aus- saugen, wenn der Boden die Lockerung und Vorbereitung erhalten hat, welche diese Frucht erfordert, indem sie nur unter dieser Bedingung vollstaͤndige Ernten giebt. Der Hafer hingegen hat an sich eine staͤrkere Anziehungskraft, und auf einem zaͤheren und minder bearbeiten Boden wird er mehr aussaugen, als Gerste, aber auch in dem Verhaͤltnisse eine so viel staͤrkere Ernte geben. Deshalb nehmen wir sie im Durchschnitt als gleich an. Wollen wir nach der im Boden vorhandenen Kraft den Ernteertrag jeder einzelnen Frucht bestimmen, so muͤssen wir uͤberhaupt auf mehrere Nebenum- staͤnde Ruͤcksicht nehmen. Eine Frucht wird auf Boden von gleicher Natur und gleicher Kraft einen hoͤheren Ertrag geben, wenn jene Nebenumstaͤnde sie beguͤn- stigen. Dahin gehoͤrt denn besonders — außer der Witterung, die wir weder in unserer Gewalt haben, noch vorhersehen koͤnnen — eine ihr gerade angemessene Beackerung oder Vorfrucht, und Zerstoͤrung desjenigen Unkrauts, was dieser Frucht besonders zuwider ist. Diese muͤssen wir also im Auge behalten, wenn wir einen Voranschlag des zu erwartenden Ertrages nach der Kraft des Bodens und der Anziehungskraft des Getreides machen wollen; denn diese Anziehungskraft aͤußert nur ihre volle Wirkung, wenn ihr nichts entgegen steht. Bemerkungen. Wenn wir die mittlere anziehende Kraft des Rockens zu 30 Prozent von der im Acker befindlichen Kraft und hiervon 6 Scheffel Ertrag uͤber die Aussaat ange- nommen haben, folglich auf jeden Scheffel 5 Grad kommen, so werden wir nach dem Verhaͤltnisse ihrer naͤhrenden Theile (§. 254 des ersten Bandes) fuͤr Weizen 6½ Grad Kraft fuͤr die Gerste 3½ — — fuͤr den Hafer 2½ — — per Scheffel anzunehmen haben, und hiernach den Ertrag jeder Getreideart per Scheffel, so wie die von einer jeden Ernte ausgesogene Kraft am besten berechnen koͤnnen. Wir muͤssen naͤmlich die anziehende Kraft einer Getreideart von der Kraft des Bodens unterscheiden, die ein Scheffel dieser Getreideart zu seiner Ausbildung gebraucht; denn beides scheint nicht in voͤllig gleichem Verhaͤltnisse zu stehen. Die Kraft aber, welche ein Scheffel jedes Getreides zu seiner Aus- bildung gebraucht, ist gleich der Kraft, die durch dieses Maaß dem Acker ent- zogen wird. Um dieses durch ein Beispiel zu erlaͤutern, nehmen wir einen Boden an, der in 140 Grad Kraft stehe. Weizen ziehet an 40 Prozent: 100 : 40 = 140 : x = 56. 1 Scheffel Weizen erfordert 6½ Grad Kraft: 6, 5 : 1 = 56 : x giebt 8, 6 Scheffel, welche aus diesen 140 Grad Kraft entstehen koͤnnen. Rocken ziehet an 30 Prozent: 100 : 30 = 140 : x = 42. 1 Scheffel Rocken erfordert 5 Grad Kraft: 5 : 1 = 42 : x giebt 8, 4 Scheffel. Gerste ziehet an 25 Prozent: 100 : 25 = 140 : x = 35. 1 Scheffel Gerste erfordert 3½ Grad Kraft: 3, 5 : 1 = 35 : x giebt 10 Scheffel. Bemerkungen. Hafer ziehet an 25 Prozent: 100 : 25 = 140 : x = 35, 1 Scheffel Hafer erfordert 2½ Grad Kraft: 2, 5 : 1 = 35 : x giebt 14 Scheffel. (Dies ist saͤmmtlich uͤber die Aussaat anzunehmen). Oder wenn wir den Ertrag als bekannt annehmen, und die ausgesogene Kraft finden wollen, so verfahren wir umgekehrt. Wir nehmen 8 Scheffel Weizen uͤber die Aussaat an. 1 Scheffel erfordert 6½ Grad, folglich sind ausgesogen 52 Grad, und es bleiben von den oben ange- nommenen 140 Graden 88. Nehmen wir 8 Scheffel Rocken à 5 Grad, so ziehen diese aus 40 Grad, und es bleiben 100. Nehmen wir 11 Scheffel Gerste à 3½ Grad, so ziehen diese aus 38, 5 , und es bleiben 101, 5 . Nehmen wir 14 Scheffel Hafer à 2½ Grad, so ziehen diese aus 35 Grad, und es bleiben 105 Grad. Ob jene nach der Kraft des Bodens und der Anziehung der Frucht ausgemit- telte Scheffelzahl wirklich erfolge oder auch noch staͤrker sey, haͤngt von Nebenum- staͤnden ab, die theils in unserer Gewalt stehen, theils nicht. Die Aussaugung des Bodens aber laͤßt sich nach der wirklich gewonnenen Scheffelzahl jeder Getrei- deart ausmitteln; es sey denn eine so betraͤchtliche Menge Unkraut auf dem Acker zur Reife gekommen, daß sich dieses einen erheblichen Antheil der Bodenkraft an- geeignet und dem Getreide entzogen habe. S. 258 des ersten Bandes habe ich aus den angefuͤhrten Gruͤnden angenom- men, daß gut stehende und nicht oft wiederkommende Huͤlsenfruͤchte, besonders Erbsen dem Boden so viel wiedergaͤben, als sie ihm entzoͤgen, und daß sie nur negative der Brache, welche die Kraft des Bodens um 10 Grad vermehrt, nach- staͤnden. Nach der Summe der Erfahrungen aber in der Dreifelderwirthschaft nehmen die meisten doch an, daß die Winterung und die darauf folgende Soͤmme- rung nach Erbsen, bei gleicher Duͤngung und gleicher Furchenzahl, gegen die reine Bemerkungen. Brache um 1 Scheffel per Morgen zuruͤckschluͤge. 10 Grad weniger Kraft be- gruͤndet diesen Ruͤckschlag noch nicht, wohl aber 20 Grad. Denn von 20 Grad ziehet der Rocken 5 Grad an, und giebt daraus 1 Scheffel; folglich von 20 Grad weniger Kraft auch 1 Scheffel Ertrag weniger: in demselben Verhaͤltnisse die Soͤmmerung von den uͤbrig bleibenden 15 Grad. Daher setze ich ihre positive Er- schoͤpfung auf 10 Grad, und zwar im allgemeinen, und ohne Ruͤcksicht auf ihren staͤrkeren oder schwaͤcheren Ertrag, weil die Erfahrung lehrt, daß sie den Acker um so weniger verschlechtern, je besser sie stehen. Einige aufmerksame Beobachter haben die Bemerkung gemacht, daß wenn die Winterung nach den Erbsen gut stehe, und dem Brachrocken nichts nachgebe, die darauf folgende Soͤmmerung um so mehr zuruͤckschlage; weshalb sie auf den Fall nicht Gerste, sondern Hafer einsaͤen. In Ansehung der Kraftzunahme, welche der Boden durch die Dreeschweide erhaͤlt, koͤnnen ebenfalls genauere Bestimmungen statt finden, indem nach der Kraft, worin der Boden niedergelegt wird, der Graswuchs oder die Reichhaltig- keit der Weide verschieden seyn, mithin aus der Staͤrke des Rasens und des Wei- deduͤngers ein hoͤherer oder geringerer Kraftzusatz erfolgen muß. Man koͤnnte dieses bestimmen: a ) nach dem umgekehrten Verhaͤltnisse des Flaͤcheninhalts, der zu einer vol- len Kuhweide erfordert wird. Wenn 3⅓ Morgen auf eine Kuhweide kommen = 10 Grad. — 3 — — — — — = 11 — — 2⅔ — — — — — = 12 — — 2⅓ — — — — — = 13 — — 2 — — — — — = 14 — Dagegen: Wenn 3⅔ Morgen auf eine Kuhweide kommen = 8 Grad. — 4 — — — — — = 6 — — 4⅓ — — — — — = 4 — Bemerkungen. b ) oder nach der Kraft, in welcher der Boden zu Grase niedergelegt wird. Wuͤrde der Boden mit 40 Grad Kraft niedergelegt, so gewinnt er jaͤhrlich 10 Grad. — — — — 50 — — — — — — 11 — — — — — 60 — — — — — — 12 — — — — — 70 — — — — — — 13 — — — — — 80 — — — — — — 14 — — — — — 90 — — — — — — 15 — Dagegen: Wuͤrde der Boden mit 30 Grad Kraft niedergelegt, aber nur 8 Grad. — — — — 20 — — — — — 6 — — — — — 10 — — — — — 4 — Wie sich der Werth der Weiden nach den Graden der Bodenkraft bestimmen lasse, wird in der Lehre von denselben naͤher eroͤrtert werden. So wird auch der Kraftzusatz beim Klee verschieden seyn, je nachdem er dicht und stark steht, und je nachdem er wieder hervorgewachsen war, wie man ihn um- pfluͤgte. Das letztere macht einen erheblichen Unterschied, und es ist fuͤhlbar, welche vegetabilische Duͤngung ein dichter acht bis zehn Zoll herangewachsener Klee dem Acker geben muß. Je dichter aber der Klee steht, um desto eher findet dieses Heranwachsen statt, weil er alsdann nur einer Furche bedarf. Man kann sicher annehmen, daß Klee, welcher auf 60 Grad Kraft gesaͤet worden, den Ak- ker um 10 Grad, auf 70 Grad Kraft um 12 Grad, auf 80 Grad Kraft um 14 Grad, auf 90 Grad Kraft um 16, u. s. f. bereichere. Dasselbe ließe sich von der Stoppel gruͤn gemaͤheter Wicken annehmen, wenn man sie ebenfalls vor dem Unterpfluͤgen etwas austreiben lassen koͤnnte, was aber nur geschehen darf, wenn sie dicht und in starker Kraft stehen, und bei eben auf- gebrochener Bluͤthe gemaͤhet werden. Sonst muß man mit dem Umbruche eilen, und deshalb kann selten mehr als 10 Grad Verbesserung durch sie angenommen werden, wenn sie auch uͤber 60 Grad Kraft hatten. Auch der Brache ist eine staͤrkere Wirkung beizumessen, wenn sie dem Boden in seiner hoͤheren Kraft gegeben wird. In sofern sie den Boden pulvert, und die Bemerkungen. die darin befindlichen Nahrungstheile aufschließt, wird sie immer eine staͤrkere Ernte geben, je fleißiger sie bearbeitet wird. Hierdurch wird sie dann freilich aber auch eine staͤrkere Aussaugung bewirken. Außerdem aber nimmt die Brache ohne Zweifel eine atmosphaͤrische Duͤngung an, und diese wird um so kraͤftiger seyn, je mehr Kraft sich im Boden befindet; auch wird bei groͤßerer Kraft ein staͤrkeres Austreiben des Unkrauts erfolgen, und hierdurch der Acker mehr bereichert werden. Wenn wir also einer Brache bei 40 Grad Bodenkraft 10 Grad Kraftzuwachs bei- messen, so koͤnnen wir bei 50 Grad 11, bei 60 Grad 12 u. s. f. annehmen. Was die Aussaugung der behackten Fruͤchte anbetrifft, so laͤßt sich daruͤber, bei den widersprechenden Erfahrungen mit Zuverlaͤssigkeit noch nichts bestimmen, da einige sie fuͤr stark aussaugend, andere fuͤr sehr schonend erklaͤren. Nach meinen Beobachtungen kann ich ihnen keine starke aussaugende Kraft beimessen, und wenn ich den Kartoffeln zwei Fuder Duͤnger per Morgen mehr gegeben habe, als der reinen Brache, so habe ich wenigstens keinen Ruͤckschlag der zwei darauf folgen- den Getreideernten, der Gerste naͤmlich und des Rockens zusammengenommen, bemerkt. Ich bitte Andere darauf zu achten, da der Fall nicht selten vorkommt, daß man den ganzen Brachschlag wegen Mangels an Duͤnger im Fruͤhjahre noch nicht ganz mit Hackfruͤchten bestellen kann. Ich glaube indessen daß es einen Un- terschied mache, ob man, besonders die Kartoffeln, dicht oder weitlaͤuftig pflanze, und in jenem Falle wirklich einen etwas hoͤheren Ertrag davon habe; den ich aber nicht will, weil er die Bearbeitung erschwert, und die Verbesserung des Ackers zuruͤckhaͤlt, und deshalb auch nur 80 Scheffel, aber die schwache Einsaat von 5 Scheffeln berechne. Aus diesen Gruͤnden setze ich ihre Aussaugung auf 30, rechne ihnen aber den Vortheil der Bearbeitung gleich der Brache mit 10 wieder zu gut. An alle mir bekannten Erfahrungen gehalten, finde ich diese Saͤtze passend. Ich bin aber uͤberzeugt daß sie noch mehr berichtigt werden koͤnnen. Insbesondere mochte auf verschiedenem Boden ein verschiedenes Verhaͤltniß in einem oder dem anderen Stuͤcke eintreten. Außerordentlicher Boden darf gar nicht in Betracht kommen, dessen Kraft man zuweilen fast zu vermindern nicht zu vermehren trachtet. Daß eine gewisse Ordnung in der Natur hier statt finde, wodurch sich der Er- Zweiter Theil. d Bemerkungen. trag der Ernten bestimmt, wird wohl kein aufmerksamer Beobachter leugnen. Daher die Gleichmaͤßigkeit der Ernten im Durchschnitt einer Reihe von Jahren, die man seit Jahrtausenden beobachtet hat. Daher nach einer sehr reichen Win- terungsernte hoͤchstens eine mittelmaͤßige der Soͤmmerung, und nach einer unge- woͤhnlichen Soͤmmerung zwei Jahre darauf selten eine vorzuͤgliche Winterung bei der Dreifelderwirthschaft. So entsteht der Wechsel uͤberreicher und kaͤrglicher Ernten, indem jene, durch die Jahreswitterung beguͤnstigt, aus dem Boden uͤber die Gebuͤhr ausziehen; diese dagegen, von der Witterung zuruͤckgehalten, dem Boden mehr hinterlassen, als sie ihrer Natur nach thun sollten. Eine aufmerk- same Beobachtung dieses Naturgesetzes koͤnnte uns zu Maaßregeln leiten, die uns gerade in den Jahren eine gute Ernte sichern, wo der gewoͤhnliche Wirthschafts- gang eine schlechte erzielt, indem wir auf dieses die volle Kraft aufsparen, welche selbst den unguͤnstigen Einfluß der Witterung uͤberwindet. So kann dann wirk- lich ein schlechtes Jahr fuͤr einen ausgezeichneten Landwirth hoͤchst vortheilhaft werden, und so sagt es auch dem allgemeinen Besten in dieser Hinsicht zu, daß ein gleiches Feldsystem ferner nicht allgemein herrsche. Da die Verstaͤrkung der Bodenkraft dnrch zweierlei Mittel erreicht werden kann 1) durch staͤrkere Duͤngung, 2) durch Verschonung mit reifenden Fruͤchten; so muß es jeder nach seiner individuellen Lage berechnen, welches von beiden, oder in welchem Verhaͤltnisse er beide Mittel anwenden koͤnne. Wenn man erst dahin gelangt ist, daß man das Material zur staͤrkeren Duͤngung selbst produzirt, so giebt ersteres ohne Zweifel den hoͤheren Ertrag; bevor man jenes aber thun kann, wird man letzteres mit groͤßerem Erfolge, als erzwungene Huͤlfsmittel, die in der Regel nicht nachhaltend seyn koͤnnen, anwenden. Da diese Lehre nun wichtig genug scheint um eine klare Ansicht davon zu ge- ben, und alle Mißverstaͤndnisse zu vermeiden, so will ich als Exempel noch eine Berechnung des Kraftgewinns und Verlustes der S. 12. u. f. tabellarisch dar- gestellten Wirthschaften beifuͤgen. Fuͤr die Einsaat will ich nur 1 Scheffel per Morgen annehmen, und von dem dort angegebenen Totalertrage abziehen, um nach den Koͤrnern die ausgezogene Kraft zu berechnen. Bemerkungen. No. I. Reine Dreifelderwirthschaft . Verliert 1 Grad in 9 Jahren. No. II. Vervolkommnete Dreifelderwirthschaft . Vermehrt die Kraft mit 2½ Grad in 9 Jahren. d 2 Bemerkungen. No. III. Siebenschlaͤgige Koppelwirthschaft . Vermehrt ihre Kraft in 7 Jahren um 18¾ Grad. No. IV. Zehnschlaͤgige Koppelwirthschaft . Vermehrt ihre Kraft in 10 Jahren um 7 Grad. Bemerkungen. No. V. Zwoͤlfschlaͤgige Koppelwirthschaft . Vermehrt ihre Kraft in 12 Jahren um 15¾ No. VI. Holsteinische zehnschlaͤgige Wirthschaft . Vermehrt ihre Kraft in 10 Jahren um 13 Grad. Bemerkungen. No. VII. Achtschlaͤgige Fruchtwechselwirthschaft mit Weide. Vermehrt ihre Kraft in 8 Jahren um 21 Grad. No. VIII. Achtschlaͤgige Fruchtwechselwirthschaft mit Stallfuͤtterung . Vermehrt ihre Kraft um 6 Grad in 8 Jahren. Bemerkungen. No. IX. Zehnschlaͤgige Fruchtwechsel-Wirthschaft mit Stallfuͤtterung des Rindviehes und zwei Weide- schlaͤgen fuͤr die Schafe . Vermehrt ihre Kraft in 10 Jahren um 69 Grad. Letztere ist daher eine hoͤchst bereichernde Wirthschaft, die zu staͤrkeren Fruͤch- ten, Weizen und Raps uͤbergehen muß, dabei aber den Ertrag ihrer Schaͤferei, die natuͤrlich veredelt seyn wird, ungleich hoͤher, wie es berechnet worden, brin- gen wird. Allein es ist bei diesen Berechnungen nirgends Ruͤcksicht auf die In- dustrie beim Viehstapel genommen. So wie denn uͤberhaupt diese Berechnungen nicht als Ertragsberechnungen anzusehen sind, sondern nur die Verhaͤltnisse der Wirthschaftsmethoden auf einer Ackerflaͤche von der beschriebenen Art vergleichend darstellen sollen. Bemerkungen. Der Koͤrnerertrag war in jenen Berechnungen, S. 12 bis 29., nach der Er- fahrung angenommen, und nicht nach den hier angegebenen Regeln. Man wird aber finden, daß er mehrentheils und im Ganzen stimme, wenn man ihn nach die- sen berechnet, wobei aber anzunehmen ist, daß jeder Schlag eine Rotation schon durchgegangen sey, und in der Kraft sich befinde, wohin er durch eine schonende Behandlung gelangt. Es soll dieses in verschiedenen genauern Uebergangsberech- nungen in den Annalen deutlicher gezeigt werden. Zweites Zweites Hauptstuͤck. Fortsetzung . Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander, in einem Beispiele dargestellt . Zweiter Theil. A Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander . §. 395. U m die Verhaͤltnisse der jetzt am meisten in Frage begriffenen Wirthschaften In einem Bei- spiele darge- stellt. gegen einander darzustellen, dienen folgende tabellarische Berechnungen von neun Wirthschaftsarten auf einem und demselben Areal. Diese Berechnungen sind sehr mannigfaltig angestellt worden mit allerlei Modifikationen in Ansehung der Ein- theilung der Schlaͤge, der Fruͤchte, des Viehes und der Arbeit. Ich theile hier nur das gewoͤhnlichste mit, und uͤberlasse es jedem meiner Leser jede Idee, die er sich uͤber die Bewirthschaftung eines gegebenen Areals macht, auf aͤhnliche Weise sich darzustellen. Das hier angenommene Areal hat 1450 Magdeburgische Morgen, wovon 150 Morgen Wiesen sind. Bei der Dreifelderwirthschaft liegen 300 Morgen raumer Weideanger, oder so viel Holzweide, als diesen gleich kommt, zu bestaͤn- diger Weide, und muͤssen bei dieser Wirthschaftsart beibehalten werden. Bei den Wechselwirthschaften aber konnten 200 Morgen davon zu den Schlaͤgen gezo- gen und umgebrochen, folglich zu Ackerland gemacht werden. Daher vermehrt sich dieses hier bis auf 1200 Morgen. Der Boden ist als guter Gerstboden, oder als ein milder, vielleicht etwas kalkhaltiger, mit Sand zu 50 bis 60 Prozent gemengter Lehmboden angenommen. Es ist ferner vorausgesetzt, daß der Acker bei den mehrschlaͤgigen Wirth- schaften schon eine Rotation durchgegangen sey, und wenigstens schon einmal die volle hier angegebene Duͤngung erhalten habe; auch daß bei der Beackerung, Be- stellung und Ernte alles mit gehoͤriger Sorgfalt, Wahrnehmung des gerechten Zeitpunktes und Fleiße ausgefuͤhrt werde, und jede Frucht die ihr gebuͤhrende Be- handlung erhalte. A 2 Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. §. 396. Erklaͤrung der Tabellen. In Ansehung der Columnen ist folgendes zu merken: a. enthaͤlt unter der Bestimmung der Wirthschaftsart die Folge der Fruͤchte oder die Rotation der Schlaͤge. In Ansehung der Fruͤchte ist zu bemerken, daß nur die gewoͤhnlichen hier an- genommen sind, die jede Wirthschaftsart bauen kann und in der Regel bauen wird. Die in starkem Duͤngerstande befindlichen wuͤrden edlere Fruchtarten und Handelsgewaͤchse mit noch groͤßerem Vortheile bauen koͤnnen, wie Weizen, Raps, Mais, Taback u. s. w., und sie sind haͤufig von uns darauf berechnet wor- den. Sie bleiben dann aber in gar keinem Verhaͤltnisse mit den uͤbrigen, und deshalb ist solcher Fruͤchte hier nicht erwaͤhnt. Bei dem hohen Duͤngerstande der Wirthschaft No. 7., 8. und 9. wird schon ein jeder von selbst darauf verfallen. In dem Schlage der behackten Fruͤchte sind durchaus nur Kartoffeln angenommen, ungeachtet andere Futtergewaͤchse einen hoͤheren Ertrag geben, oder beim Ueber- flusse des Futters auch behackte Bohnen, Mais oder Handelsgewaͤchse in einem Theile dieses Schlages vortheilhafter gebauet werden koͤnnten. b. giebt die Morgenzahl der Schlaͤge an. c. die Einsaat, so wie sie bei einer guten Vertheilung der Saat, wenn sie mit der Hand und ohne besondere Instrumente zum Unterbringen geschiehet, der allgemeinen Erfahrung nach erforderlich ist, ohne Ruͤcksicht auf die Prin- zipien, die man bei Veranschlagungen in gewissen Gegenden angenommen hat. d. der Ertrag per Magdeburger Morgen nach Berliner Scheffeln, — wohl zu merken — nicht das wie vielste Korn oder die Vermehrung der Aussaat. Diese Bestimmung des Ertrages ist, wie man bei genauerer Erwaͤgung leicht be- merken wird, keinesweges willkuͤhrlich, sondern theils nach den §. 250. u. f. an- gegebenen Grundsaͤtzen und Verhaͤltnissen, theils nach allgemeinen Erfahrungen angenommen; jedoch ist dieser Ertrag, besonders wo er hoͤher hinangeht, immer etwas heruntergesetzt, um dem Zufalle das Gehoͤrige zu zollen. Wem er uͤber das Gewoͤhnliche der gewoͤhnlichen Wirthschaften hinauszugehen scheint, den bitte ich das Ungewoͤhnliche der Verbindungen, woraus er hervorgeht, zu beachten. Uebrigens ist eine untadelhafte Bestellung und moͤglichste Schonung bei der Ernte vorausgesetzt. Der Ertrag des Klees und der Kartoffeln haͤtte insbesondere bei Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. der starken Duͤngung und bei der Stelle, die sie einnehmen, hoͤher berechnet wer- den muͤssen. Ich habe aber wegen des moͤglichen Mißrathens des erstern so viel zuruͤckgeschlagen, und von letzterer das Wenigste angenommen, was man er- warten kann. e. giebt den ganzen Ertrag des Schlages, und f. den reinen Ertrag, nach Abzug der Einsaat, an. Die Wicken geben keinen reinen Koͤrnerertrag, weil in der Regel nur so viele reif werden, als man zur Aussaat gebraucht. Von diesen wenigen wird das Stroh wie Heu berechnet, dem es nicht viel nachsteht. g. Der Strohertrag ist nach den §. 280. und 281. angegebenen Saͤtzen aus- gemittelt. Das Stroh von 1 Morgen Kartoffeln ist zu 5 Centner gewiß nicht zu hoch angenommen, in der Voraussetzung, daß solches in keiner Wirthschaft, die den Werth des Duͤngers ganz zu schaͤtzen weiß, verzettelt werden wird. Das im Jahr 1809 zum ersten Male gewogene Kartoffelstroh betrug nach voͤlli- ger Austrocknung von einer dem Ansehen nach feinkrautigern Kartoffelart per Mor- gen 907 Pfund, von einer grobkrautigern nur 605 Pfund. Wir hatten das Gegen- theil dem Ansehen nach erwartet. Wegen des vielen Eiweißstoffes ist es im Duͤnger weit schaͤtzbarer, wie anderes Stroh. h. Die Kartoffeln sind hier zu ihrem halben Gewichte auf Heu reduzirt. Bei dem Wiesenertrage ist nur eine Mehrheit von 3 Centner per Morgen angenom- men, wenn die Wirthschaftsverhaͤltnisse die Duͤngung derselben zuließen, unge- achtet sich der Unterschied wohl auf 6 Centner belaufen wird. Der Klee-Ertrag ist nur um 4 Centner hoͤher angenommen, wenn er mit der ersten Frucht nach der geduͤngten Brachfrucht ausgesaͤet ward, ungeachtet die Erfahrung lehrt, daß er dann oft um die Haͤlfte groͤßer sey. Ein einzelner Kleeschnitt ist zu 14 Centner an- genommen. (Unter Centner werden 100 Pfund verstanden.) i. giebt die Duͤngermasse dem Gewichte nach an, welche von dem verfutter- ten Stroh, Heu und Kartoffeln erfolgt. Wegen der hier angenommenen Saͤtze muß ich mich ausfuͤhrlich erklaͤren. Ich hatte bisher angenommen, daß man die Duͤngermasse einer Wirthschaft erfahre, wenn man das verfutterte und mit der Futterung verhaͤltnißmaͤßig einge- streuete Stroh und das Heu mit 2, 3 multiplizire; theils weil ich dieses in ganzen Wirthschaften, wo man den Stroh- und Heugewinn und den ausgefahrnen Mist Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. ziemlich genau berechnen konnte, durchgehends zutreffend fand, theils weil viele im Kleinen angestellte Versuche es bestaͤtigten. Warum ich von der Meyer- schen Annahme abgewichen, habe ich anderswo erklaͤrt. Nun aber habe ich die Nachrichten von vielen im Winter 1808/9 mit aufgestallten Mastochsen genau ange- stellten Versuchen erhalten, deren Resultate zwar sehr verschieden zu seyn scheinen, aber sich bei genauerer Erwaͤgung doch sehr gut in Harmonie bringen lassen, wenn man auf gewisse Nebenumstaͤnde Ruͤcksicht nimmt. Ich werde mich daruͤber erst ausfuͤhrlich erklaͤren koͤnnen, wenn ich auch die Resultate der im Winter 1809/10 von verschiedenen thaͤtigen Befoͤrderern unserer Wissenschaft anzustellenden Ver- suche erhalte. Einige jener Versuche bestaͤtigen zwar das vorhin angenommene Verhaͤltniß des Mistes zum Futter genau; andere aber, denen ich vorerst eine gleiche Genauigkeit zutraue, und die weder zu sehr im Kleinen noch zu sehr im Großen angestellt worden, auch die Pluralitaͤt fuͤr sich haben, ergeben, daß sich Stroh und Heu im Miste bei ziemlich starker Einstreuung nur ums dop- pelte vermehre, und daß man nur die Vermehrung um 2, 3, da annehmen koͤnne, wo nach Verhaͤltniß des Futters spaͤrlich eingestreuet wird. — Nach den meisten mir zugekommenen Beobachtungen, wo Kartoffeln in betraͤchtlicher Menge und als Hauptfutter gegeben waren, koͤnnen diese nur zu 3/5 ihres Gewichts beim Miste berechnet werden, wenn man anders dem daneben consumirten Stroh obige Gewichtsvermehrung zuschreibt. Es geschiehet hierbei den Kartoffeln gewisser- maßen Unrecht. Denn im Grunde ruͤhrt der groͤßte Theil jener Gewichtsvermeh- rung des Strohes von ihnen her, und man wuͤrde ohne die Kartoffeln bei weitem weniger Vieh halten, und weniger Stroh durch Jauche zu Mist machen koͤnnen. Es kommt hier aber bloß auf die Masse im Ganzen an, und damit ich denen Wirthschaften, die Kartoffeln bauen, keine Vorzuͤge gebe, die irgend zweifelhaft scheinen koͤnnten, da sie schon so große unabsprechliche haben; so will ich den Mist aus Kartoffeln nur zur Haͤlfte ihres Gewichts in diesen Tabellen anschlagen. k. die Fuderzahl, welche per Morgen zu der Frucht, gegen welche sie uͤber- steht, aufgefahren wird, das Fuder zu 2000 Pfund oder 20 Centner angenom- men. (Unter Centner werden auch hier immer 100 Pfund verstanden.) l. das Vieh, nehmlich zuerst das Zugvieh, welches gehalten werden muß, und dann das Nutzvieh, welches gehalten werden kann. Die Bestimmung des Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. ersteren gruͤnder sich auf die Arbeitsberechnungen, die nach den §. 100. angehaͤng- ten Schematen uͤber jede Wirthschaftsart mehrere Male gemacht sind. Indessen ist die Zahl immer etwas staͤrker angenommen, als sich daraus ergab, da manche Zufaͤlligkeiten die Arbeit aufhalten koͤnnen. Das Nutzvieh aber ist nach der Quantitaͤt des vorhandenen Futters und Strohes und der Weide, wo sie in Be- tracht kommt, bestimmt. Jedoch kann die Kopfzahl groͤßer oder geringer ange- nommen werden, je nachdem man es vortheilhafter findet, per Kopf schwach oder stark zu futtern. In der Art des Nutzpreises hat man ebenfalls freye Wahl, und kann z. B. Mastvieh statt Milchvieh nehmen. Denn es ist hier nicht der Ort, auszumitteln, in welchem Falle eins oder das andere vortheilhaft seyn koͤnnte. m. enthaͤlt das Stroh, Heu und Weide, welche dem Vieh gegeben werden koͤnnen, erstere nach Centnern, letztere nach Morgen. In Klammern steht, wie viel auf den Kopf komme, und darunter, wie viel auf den ganzen Stapel. Die per Kopf angenommenen Saͤtze sind wohl zu beachten, indem sie nach dem Ver- moͤgen der Wirthschaft, und je nachdem das Vieh bloß auf dem Stalle gefuttert wird, oder auf die Weide geht, sehr verschieden sind. Es versteht sich, daß gruͤnes Futter und Kartoffeln auf Heu reduzirt sind. n. der anzunehmende Ertrag des Viehes. Es ist eine laͤngst anerkannte Wahrheit, daß dieser nicht nach der Kopfzahl, sondern nach der gegebenen Fut- terung und Weide berechnet werden koͤnne, vorausgesetzt, daß man weder zu kaͤrglich, noch zu verschwenderisch mit dem Futter und Weide verfaͤhrt, und einen der Quantitaͤt der Futterung angemessenen Viehschlag halte. Hier ist nun die Dreeschweide per Morgen = 1½ Scheffel Rocken, oder (wenn man will) = 1½ Rthlr. angenommen, und von der uͤbrigen Aussenweide sind 100 Morgen = 60 Morgen Dreeschweide — (in der Felderwirthschaft diese Weide per Morgen zu 1 Scheffel Rocken, oder = 1 Rthlr.) — gerechnet. Bei der Fut- terung aber ist das Heu oder das darauf reduzirte Futter in 100 Pfund, oder der Centner zu ¼ Scheffel Rocken oder zu 6 Gr. angenommen, das Stroh aber gar nicht berechnet, und hiernach ist dann der Ertrag des Viehes ausgemittelt, so daß es dabei auf die Art und die Kopfzahl des Viehes gar nicht ankommt, und sich dasselbe Resultat ergeben muß, man waͤhle welches Vieh man wolle, und Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. halte dessen mehr oder weniger, je nachdem man es schwaͤcher oder staͤrker futtern will. Die Wartung des Viehes ist unter den Kosten der Wirthschaft mit begrif- fen. Auch ist auf Geltevieh nicht Ruͤcksicht genommen, indem auch dieses sein angemessenes Futter — zumahl da auf Stroh und Spreu gar nichts gerechnet wird — durch Zuwachs bezahlen muß, und in den meisten Wirthschaften neben dem andern Vieh wird gehalten werden koͤnnen. Es wird vielleicht manchen der Ertrag des Viehes bei der angenommenen Futterung viel zu gering angeschlagen scheinen; und er ist es wirklich. Ich nahm ihn aber so geringe an, damit nie- mand den Vortheil der futterreichen Wirthschaften zu hoch berechnet finde. Uebrigens ist eigentlich gar nicht auf die Art und Zahl des Viehes bei der Be- rechnung Ruͤcksicht genommen, sondern nur auf den Werth der Futterung, wenn diese durch zweckmaͤßiges Vieh benutzt wird. o. der reine Ertrag des Getreides auf Rocken reduzirt, so daß 1 Scheffel großer Gerste — denn diese wird hier nur angenommen — ¾ Scheffel Rocken und 1 Scheffel Hafer zu ½ Scheffel Rocken gerechnet ist; Erbsen aber dem Rocken gleich, obwohl sie einen hoͤhern inneren Werth haben. p. die Kosten der Wirthschaft. Bei den Pferden findet hier ein merklicher Unterschied statt, weil neben anderen Kosten (auch des Geschirrs) nur ihr Koͤr- nerfutter berechnet worden. Wo es also die Wirthschaftsverhaͤltnisse erlauben, daß die Pferde im Sommer gruͤnes Futter, auch vielleicht im Winter Kartoffeln bekommen, da kommt ihre Erhaltung eigentlich in einem groͤßern Verhaͤltnisse geringer zu stehen, als hier in diesem Falle angenommen worden. Wenn man mit den Kosten die Heu-Rationen, die ihnen zugeschrieben worden, vergleicht, so stehen sie ungefaͤhr im umgekehrten Verhaͤltnisse. Denn je mehr Heu, desto weniger Korn erhalten sie. Die Ochsen sind nur um 1/7 geringer berechnet, wo sie starke Heufutterung haben, und folglich uͤberall kein Kornfutter gebrauchen. Die Zahl des Gesindes und der Arbeiter gruͤndet sich auf Berechnungen. Der maͤnn- liche Tagelohn ist zu 1/8 Scheffel Rocken berechnet, der weibliche zu 1/12 Scheffel, weil der nach §. 147. angenommene Preis zu 1/9 Scheffel nur als der geringste und im Durchschnitte zu niedrig angesetzt waͤre. Die Kartoffelnarbeit mit der Hand ist besonders berechnet, per Morgen zu 1¾ Scheffel Rocken, wofuͤr sie bei dem gehoͤrigen Gebrauche zweckmaͤßiger Instrumente sehr gut verrichtet werden kann, einschließlich Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. einschließlich des Aufnehmens. Die Saͤtze der angefuͤhrten Kosten sind so be- rechnet, daß man bei maͤßigen Kornpreisen, den Scheffel Rocken à 11/3 Rthlr., auch in Ansehung der baaren Geldausgabe sicher reichet. Indessen gebe ich zu, daß noch einige bestimmte Ausgaben, z. B. fuͤr den Wirthschafts-Aufseher und Auf- seherinn, dann gewoͤhnlich einige Nebenausgaben hinzukommen, worauf es aber hier bei der Vergleichung der Verhaͤltnisse nicht ankommt. Auch steht ein hoͤheres Kapital im Inventarium, besonders des Viehes, welches sich aber durch dessen Nutzung gewiß obendrein verzinest. q. zeigt dann den reinen Ertrag der Wirthschaft an, nach dem Werthe von 1 Scheffel Rocken. Wie dieses zu Gelde zu berechnen sey, muß jedem uͤber- lassen werden, da es von der Lokalitaͤt und von den Konjuncturen der Zeit ab- haͤngt. Als Minimum kann man 1 Rthlr. annehmen. Kleine Bruͤche sind bei der Berechnung mehrentheils weggelassen oder com- pensirt worden, da es hier allein auf die Hauptresultate ankommt, und der Ueberblick durch jene nur erschwert wird; es auch scheinen wuͤrde, als ob man hier eine Genauigkeit affectiren wollte, die der Natur der Sache nach nicht statt findet. §. 397. Wegen der Wirthschaftsarten, die hier angenommen sind, ist noch folgendes Erklaͤrung der Wirthschafts- arten. zu bemerken: No. 1. zeigt, daß eine einfache Dreifelderwirthschaft mit so wenigen Wiesen an allem Mangel leide, einen schlechten Ertrag gewaͤhre, und pro- gressiv herabsinke. Da das Heu in einem so geringen Verhaͤltnisse mit dem Stroh stehet, dieses fast nur mit waͤsserigen Theilen angefuͤllt ist, und damit faulen kann, so bleibt es zweifelhaft, ob wirklich so viel Duͤnger daraus erfolgt. Auf allen Fall ist er aber strohigt und mager, folglich von weit geringerer Wirkung, und in der Hinsicht ist der Koͤrnerertrag vielleicht zu hoch angenommen. No. 2. stellt ein jetzt sehr gewoͤhnliches Wirthschaftssystem dar. Man findet es in dem groͤßten Theile des jetzigen, von der Natur so sehr beguͤnstigten Koͤnig- reichs Westphalen , und man koͤnnte es daher das Nen-Westphaͤlische nennen. Auf dem fruchtbaren, merglichten, zum Theil humusreichen Boden Zweiter Theil. B Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. dieser Provinzen, wo die Brache bestellt werden darf, aber die Anger- und Holz- weiden nicht aufgebrochen und zu Ackerland gemacht werden koͤnnen, paßt es sich sehr gut, und kann oͤrtlicher Verhaͤltnisse wegen nicht gegen ein besseres vertauscht werden. Auf dem minder fruchtbaren, zaͤheren, Quecken und Unkraut erzeugen- den Boden aber, hat es sich auf die Dauer nicht ausfuͤhrbar gezeigt, und eine oͤftere Brache ist dabei noͤthig befunden. Der Viehstand bleibt immer zu geringe, wenn er gleich den nothduͤrftigen Duͤnger reicht. Es liegt uͤbrigens auch bei die- sem Systeme die Regel des Fruchtwechsels in so fern zum Grunde, als man uͤber- zeugt ist, daß ohne Brache nach zwei Halmfruͤchten durchaus eine andere Frucht eintreten muß. No. 3. 4. 5. sind Mecklenburgische Koppel-Wirthschaften verschiedener Art. Im Koͤrnerertrage kommen sie sich ziemlich gleich; im Viehertrage uͤber- wiegt die mit einer Brache betraͤchtlich. Die Arbeiten und Kosten dieser Wirth- schaften sind die geringsten, und das ist es, was sie vorzuͤglich empfiehlt, wo es an Menschen und an Betriebskapital mangelt. Durch Futterbau in Nebenkop- peln erhalten sie oft ein anderes Verhaͤltniß, worauf aber hier nicht Ruͤcksicht ge- nommen werden kann. No. 6. ist eine Hollsteinische Wirthschaft, wie sie jetzt haͤufig betrieben wird, wo naͤmlich Brache auf den vortheilhaften Dreeschhafer folgt. Die laͤngere Ruhe und die staͤrkere Duͤngung gewaͤhrt einen staͤrkeren Koͤrnerertrag, wenn ge- hoͤrige Bearbeitung des Bodens hinzukommt, woran es vormals, wie man in Hollstein gar keine Brache hielt, fehlte. Damals war der Viehertrag dem Koͤr- nerertrag in den meisten Wirthschaften gleich, oder uͤberwog ihn gar; der ganze Ertrag war aber doch geringer wie jetzt. No. 7. ist eine Fruchtwechselwirthschaft mit Weide, wobei aber das Vieh des Nachts auf den Stall genommen, und des Morgens besonders gefuttert wird. Der hoͤhere Koͤrnerertrag geht aus der starken Duͤngung, die jedesmal nur eine Getreidefrucht abtraͤgt, verbunden mit der Ruhe des Bodens, hervor, und ist eher zu geringe als zu hoch angenommen. Den Viehertrag ergiebt die Menge des Futters in Verbindung mit der Weide. No. 8. eine Fruchtwechselwirthschaft zur Stallfutterung des Rindviehes an- gelegt, und darauf berechnet. Der große Duͤngergewinn berechtigt wenig- Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. stens zu dieser Annahme des Koͤrnerertrages. Die Arbeiten und Kosten belaufen sich hier am hoͤchsten, aber dennoch bleibt der reine Ertrag am staͤrksten. Diese Wirthschaft wird in der Folge wegen ihres großen Duͤngergewinns und der zuneh- menden Kraft ihres Bodens zu edlern und eintraͤglicheren Fruͤchten uͤberzugehen genoͤthigt seyn, und ihren reinen Ertrag noch betraͤchtlich erhoͤhen. No. 9. verbindet die Schafhaltung mit der Stallfutterung der Kuͤhe. Daß bei der fuͤr die Schafe ausgesetzten Kleeweide, wozu noch die reichliche Stoppel- weide kommt, und bei der angegebenen Winterfutterung (wo die Haͤlfte des Strohes Erbsenstroh seyn kann) hier nur auf edle Schafe gerechnet ist, ver- steht sich von selbst. Bei der angenommenen starken Futterung behaͤlt sie Heu uͤbrig, dessen Benutzung die Umstaͤnde ergeben werden. Sie muß noth- wendig in eine gewaltige Kraft kommen. In welchem Verhaͤltnisse jede Wirthschaft den Morgen ihres Areals be- nutzt, wird sich jeder leicht berechnen koͤnnen. Man bemerke, daß der Duͤngerstand nach dem Minimum, und weit unter dem, was andere Versuche ergeben, angenommen sey. B 2 Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Zweiter Theil. C Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. C 2 Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Zweiter Theil. D Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. D 2 Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Verhaͤltnisse der Wirthschaftssysteme gegen einander. Die Verhaͤltnisse dieser Wirthschaften kommen also folgendermaßen zu stehen: Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. Der Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. §. 398. Nur nach einer richtigen Ueberlegung aller Verhaͤltnisse kann der rationelle Landwirth sich erst zum Uebergang zu einer intensiveren Wirthschaft bestimmen. Wir wollen das, was sich, ohne ein gegebenes Lokal vor Augen zu haben, hier- uͤber im Allgemeinen sagen laͤßt, anfuͤhren. Zufoͤrderst muß man wohl erwaͤgen, daß sich ein solcher Uebergang nie ohne Nothwendige Vermehrung des Betriebs- kapitals. Anlage eines groͤßern Betriebskapitals machen lasse. Die Staͤrke desselben kann sehr verschieden seyn, und man kann mit einem groͤßern oder kleinern seinen Zweck, aber — unter Voraussetzung gleicher Geschicklichkeit — mit jenem schneller, als mit diesem erreichen. Der staͤrkere Futtergewinn, worauf zufoͤrderst alles an- kommt, erfordert immer einige Aufopferung an verkaͤuflichen Fruͤchten: entweder in der Aussaat, welche zu Anfange durch reicheren Ertrag noch nicht ersetzt werden kann; oder im Ertrage selbst, indem man ihnen zum sicheren Futterbau einen Theil des Duͤngers, den des kraͤftigeren Feldes, entzieht. Dazu kommt denn die nach und nach zu beschaffende Vermehrung des Inventariums, des Arbeits- und Gesinde- lohns. Man nennt dies mit Unrecht Aufopferungen, die man im Ertrage des Guts machen muͤsse. Aufopferung ist es nicht, es ist nur vermehrte Kapitalsan- lage zum kraͤftigern Betriebe des Gewerbes. Denn richtige Zinsen nnd Wiederer- stattung des Kapitals koͤnnen ohne ungewoͤhnliche Ungluͤcksfaͤlle nie fehlen. Allein in Haͤnden haben muß man dieses Kapital, wenn die Sache nicht stocken oder ruͤck- gaͤngig werden soll. Die Staͤrke desselben ist, wie gesagt, verschieden. Wenn man aber mit mitt- lerer Schnelligkeit und gehoͤriger Ueberlegung vorschreiten will, so muß es we- nigstens doppelt so stark seyn, als der bisherige jaͤhrliche reine Ertrag eines Gutes war, in sofern er aus der Wirthschaft hervorging. Hiermit darf man dennoch in der Vermehrung des Viehinventariums sich nicht uͤbereilen. Auch sind hierin keine neue Bauten oder erhebliche Veraͤnderungen in den Gebaͤuden mit einbe- griffen. Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. Verbessernde Umwandlungen einer Wirthschaft ohne Kapitalsanlage sind gra- dezu unmoͤglich. Wo sie ohne solches bewirkt zu seyn scheinen, da ist das Kapital unmerklich durch Ersparungen in andern Stuͤcken, oder durch angestrengte eigene Arbeit hervorgebracht. Der Mangel des Kapitals, es sey, daß man es nicht an- legen konnte, oder nicht wollte, ist der Grund der meisten fehlgeschlagenen Unter- nehmungen dieser Art. Daher muß man den manche verleitenden Irrthum, als sey es ohne solches moͤglich, nicht bestaͤrken, sondern ausrotten. Daß ferner der Grund und Boden privatives Eigenthum sey, worauf keine, der Sache entgegenstehende Servitute ruhen, versteht sich von selbst. Vor allem muͤssen diese, wenn sie statt finden, abgefunden werden. §. 399. Aus der Fel- derwirthschaft in die Koppel- wirthschaft. Von dem Uebergange einer Felderwirthschaft in die Koppelwirthschaft, sie sey von der gewoͤhnlichen Art, oder nach der Regel des Fruchtwechsels eingerichtet, laͤßt sich, ohne ein gegebnes Lokal vor Augen zu haben, nichts genaueres angeben, als was uͤberhaupt von der Einrichtung einer Koppelwirthschaft in den §. 275 bis 295 gesagt worden. In den meisten Faͤllen, wo man ein bisher in drei Fel- dern zusammenhaͤngend gelegenes Gut in Koppelwirthschaftsschlaͤge legt, wird na- tuͤrlich alte Weide aufzubrechen seyn, weil diese nun entbehrlich wird. Kann sie mit in die Rotation des Ganzen gebracht werden, so muß man es so einrichten, daß sie allmaͤhlig vorbereitet werde, und in dem Verhaͤltniß zum Fruchttragen komme, worin ein Theil des bisherigen Ackerlandes zur Weide niedergelegt wird. Wie jenes geschehe, gehoͤrt in die Lehre von der Urbarmachung, und ich bemerke hier nur, daß ein solches neues Land nicht zu stark angegriffen werden duͤrfe, son- dern nach hoͤchstens zwei Fruͤchten eine Duͤngung erhalten, dann wieder zu Grase niedergelegt, oder nach der Regel des Fruchtwechsels behandelt werden muͤsse. So muß man auch dahin sehen, daß das zur Weide niederzulegende bisherige Acker- land noch in Kraft sey, und nach der Duͤngung nicht mehr, als hoͤchstens vier Fruͤchte abgetragen habe, damit sogleich eine gehoͤrige Weide darauf entste- hen koͤnne. Kann das alte aufzubrechende Weideland seiner Lage und Beschaffenheit wegen nicht in dieselbe Rotation kommen, sondern muß es eine eigne erhalten, so muß man dennoch, um die Wirthschaftsverhaͤltnisse zwischen Weide und Koͤrner- sammt Stroh- Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. Strohertrag nicht zu stoͤren, eben so verfahren, und in dem Maße sich neue Weide auf dem Ackerlande verschaffen, wie man die alte zum Fruchtbau umbricht. Wenn nach vollfuͤhrter Theilung und Zusammenlegung einer zerstuͤckelten Feldmark, Acker, nicht bloß von verschiedener natuͤrlicher Guͤte, sondern auch in sehr verschiedenem Duͤngerzustande zusammenkommt, und in kuͤnftige bleibende Schlaͤge getheilt werden soll; so erfordert es eine genaue Spezialuntersuchung und einen wohl uͤberlegten Plan, wie man die verschiedenen nun zusammengelegten Feldstuͤcke in eine gleichmaͤßige Kraft fuͤr die Folge setze. Die dabei zu beobach- tenden Maßregeln lassen sich nur in besondern Beispielen entwickeln. §. 400. Der Uebergang aus einer auf schon separirtem Lande bestehenden Felderwirth- Aus der Fel- derwirthschaft in die Frucht- wechselwirth- schaft. schaft zum Fruchtwechsel mit Stallfuͤtterung ist in dem Falle nicht schwierig, wo der ganze Acker in durchgehender Duͤngung gestanden hat. Wo aber nur ein Theil der Feldmark Mistland war, ein andrer Theil aber gar keinen oder nur selten und spaͤrlich Duͤnger erhielt, ist es ebenfalls schwierig, und man darf nicht erwarten, ohne große aͤußere Huͤlfen, sobald zum Ziele zu kommen. Da indessen hierbei der oͤrtliche Zusam- menhang, und die Grenzung der Schlaͤge nach ihren Nummern nicht so nothwendig ist, wie bei der Koppelwirthschaft, so koͤmmt man doch allmaͤhlig leichter in Ord- nung. Liegt das außer Wuͤrden gekommene Land, wie gewoͤhnlich, entfernter und neben einander, so wird man sich mehrentheils bewogen sehen, zwei oder gar mehrere Rotationen zu machen, oder den Acker in Binnen- und Außenschlaͤge zu theilen; erstere dann zufoͤrderst in Kraft zu setzen, letztere aber so lange hin zu hal- ten, bis ihnen durch die Kraft und den Ueberfluß der Binnenschlaͤge aufgeholfen werden kann. Soll dies aber geschehen, so werden die Hauptschlaͤge um so spaͤter zu einem Ueberfluß von Dungkraft kommen, und man muß dann um so laͤnger auf den Bau der Handelsgewaͤchse Verzicht leisten. Wenn aber die Lage und Figur der ganzen Feldmark und der verschiedenartigen Theile derselben es rathsamer macht, so kann man die Einrichtung treffen, daß jeder Schlag von besserm Hauptbestande ein Supplement von schlechterem und ma- gerem Lande bekomme, welches nicht nothwendig mit demselben voͤllig zusammen- haͤngend zu seyn braucht. Dieses zugegebene Supplement wird dann nach und nach, oder immer weiter und weiter mit dem uͤbrigen in gleiche Kraft gesetzt, bis dahin Zweiter Theil. E Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. aber so behandelt, daß es sich durch Ruhe verbessern, und nur etwa eine oder die andere Frucht mit dem Haupttheile des Schlages zugleich trage. Bei diesem Uebergange aus der Felderwirthschaft zum Fruchtwechsel muß das Hauptbestreben das seyn, so schnell als moͤglich Futterung und aus dieser Duͤnger zu gewinnen. Ohne alle Aufopferung der Getreideeinsaat geht dieses nicht an. Nur gebe man sowohl um des hoͤhern Ertrages, als hauptsaͤchlich um des Strohes willen, keine Winterung auf, und entkraͤfte eben so wenig das dazu be- stimmte Land. Die Tabelle A. zeigt einen solchen Uebergang auf einer Feldmark, die im neunjaͤhrigen Duͤnger stand, zu einer neunjaͤhrigen Fruchtwechselwirthschaft mit Stallfutterung. Wenn im ersten Uebergangsjahre noch kein Klee vorhanden ist, so fange man dennoch die ganze, oder wo dies nicht moͤglich ist, die halbe Sommerstallfutterung mit gruͤnen Wicken an, welche in den in diesem Jahre zur Duͤngung kommenden Brachschlag in gehoͤrigen Zwischenraͤumen gesaͤet werden, nachdem der saͤmmtliche Winterduͤnger entweder aufgefahren und untergepfluͤgt ist, oder derselbe uͤber die ausgesaͤeten Wicken verbreitet wird. Es koͤnnen sogar in demselben Sommer mit dem aus den ersten Wicken gemachten Duͤnger noch die spaͤtesten Wicken wieder geduͤngt werden. Man muß es nur moͤglich zu machen suchen, daß das Vieh bis zur Mitte des Junius, wo die Wicken genugsam heran- gewachsen sind, hingehalten werde, welches durch ausgesaeten Futterrocken in der Soͤmmerungsstoppel, der nach der Mitte des Maies maͤhbar wird, in Ermange- lung anderer Huͤlfsquellen geschehen kann. Ferner kommt es darauf an, sich zu dieser Sommerstallfutterung schon die noͤthige Einstreuung zu ersparen oder herbei- zuschaffen. Wo Strohankauf nicht moͤglich ist, wird man sich dnrch Baumlaub, Schilf, Moos, torfartige schwammige Substanzen, altem Dachstroh, wenn man fruͤh genug Anstalten dazu getroffen hat, mehrentheils helfen koͤnnen. Sonst aber muß der Stall so eingerichtet werden, daß wenig oder gar keine Einstreuung noͤthig sey, sondern daß der Mist in fluͤssiger oder breiartiger Gestalt aus dem Stalle ge- schafft und mit Erde, losem Torfe oder Rasen, die von den Feldrainen abgestochen worden, vermischt werde. Diese Schwierigkeit mit der Einstreuung findet nur in den beiden ersten Jahren statt; in der Folge wird Stroh genug gewonnen. Schafft man hier aͤußere Surrogate der Einstreuung herbei, so gewinnet man Zweiter Band. Seite 34 gegenuͤber. A. Schafft man hier aͤußere Surrogate der Einstreuung herbei, so gewinnet man Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. durch diese Verfutterung der gruͤnen Wicken eben so viel Duͤnger wieder, als man darauf verwandt hatte, und hat nun, da der zu den Wicken untergebrachte Duͤn- ger unverloren ist, doppelt so viel geduͤngtes Land zur Winterung, als man ohne selbige gehabt haben wuͤrde, wodurch dann der Strohmangel schon im 3ten Jahre gehoben ist. Auch ist es in der Hinsicht rathsam, einen Theil des Sommerfeldes mit Rocken zu bestellen, weil dieser mehr Stroh liefert. Viele, welche zu dieser Wirthschaft uͤbertreten wollten, haben den Anfang damit gemacht, Kartoffeln in der Brache zu bauen, und diesen allen Duͤnger zu widmen, oder die noch uͤbrige Duͤngkraft des Ackers dazu zu verwenden. Da sie nun nach selbigen keine Winterung oder doch nur mit schlechtem Erfolge bestellen konnten, so verloren sie in diesem eintraͤglichsten Getreide, und litten dann im folgenden Jahre großen Mangel an Stroh. Deshalb betreibe man diesen Bau ohne aͤußere Huͤlfsmittel durchaus nicht im ersten Jahre in irgend be- traͤchtlicher Ausdehnung. Man suche nur so viel Wicken oder Wickengemenge, wie moͤglich, im ersten Sommer zu bauen, um zureichende Sommerfutterung, und wenn es seyn kann, noch ein uͤberfluͤssiges zum Heu davon zu haben. Denn diese Wicken sind im Gegensatze von den Kartoffeln eine vortreffliche Vorfrucht fuͤr die Winterung. In die geduͤngte Winterung wird nun im Fruͤhjahre Klee gesaͤet, von dem man einige Beihuͤlfe schon in diesem Nachsommer hoffen kann. Ferner wird es sehr rathsam seyn, in die Stoppel der vorjaͤhrigen fetten Winterung, statt der Soͤmmerung, wieder Rocken in die Stoppel zu saͤen. Sollte man auch im Werthe des Ertrages gegen die Gerste sogar verlieren, wie doch nicht wahrscheinlich ist, so gewinnt man um soviel mehr Stroh, und man ist nun dessentwegen voͤllig außer Sorge. Im zweiten Uebergangsjahre bauet man Wicken auf eben die Weise, und man wird schon im Stande seyn, einen Theil eines andern Brachschlages zu Hackfruͤch- ten, sollten es auch groͤßtentheils nur Ruͤben seyn, zu duͤngen. Da nun auch schon ein Kleeschlag vorhanden ist, so wird man, wenn maͤßige Einstreuung her- beigeschaft werden kann, durch Huͤlfe der Stallfutterung vielleicht die ganze Brache vor der Einsaat auszuduͤngen, im Stande seyn. Unter die geduͤngte Winterung ist wieder Klee gesaͤet. E 2 Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. Im dritten Jahre ist man dann im Stande. Es sind zwei Kleeschlaͤge, ein Wickenschlag, ein Hackfruchtbauschlag, ein Erbsenschlag, deren Anbau bis dahin fast eingestellt werden mußte, und vier Getreideschlaͤge vorhanden, woraus sich nun reichliche Futterung fuͤr Sommer und Winter erwarten laͤßt, und wobei der groͤßte Theil des Strohes, welches sich durch die geduͤngte Winterung sehr vermehrt hat, bloß zur Einstreuung dienen kann. Auf diesen Vortrag hatte mein verstorbener talentvoller Zuhoͤrer seinen sorgfaͤltig ausgearbeiteten Uebergangsplan gegruͤndet, der im May- und Junius-Stuͤck der Annalen 1809, und auch besonders unter dem Titel: „der Uebergang aus einer ge- woͤhnlichen Dreifelderwirthschaft in eine nach Thaerschen Grundsaͤtzen geordnete Fruchtwechselwirthschaft, von A. v. Essen, Berlin 1809” abgedruckt ist. Ich ver- weise in Ansehung des genauern Details hierauf, zugleich aber auch auf Bemerkun- gen, die ich dazu im November-Stuͤcke der Annalen 1809 gemacht habe. In dem beigefuͤgten Schema A. ist im 6ten Jahre der Uebergang zum Rappsaat- bau in der zweijaͤhrigen Kleestoppel angedeutet, weil die Wirthschaft in Ueberfluß von Futter und Duͤnger kommt. §. 401. Uebergang zu einem fechsfel- drigen Frucht- wechsel. Es ist in den meisten Faͤllen, wenn nicht andere besondere Gruͤnde das Gegen- theil rathen, am besten, wenn man beim Uebergange aus der dreifeldrigen Wirth- schaft eine solche Zahl der Schlaͤge waͤhlt, daß man die alten drei Felder gerade dar- in zertheilen koͤnne, naͤmlich 6, 9 und 12. Aus einer vierfeldrigen werden sich besser 8 und 12 machen lassen. Es macht bei jedem Uebergange und bei jeder neuen Feldeintheilung große Schwierigkeit, und erzeugt oft unabwendliche Unordnun- gen, wenn man die bisherigen Grenzen aller Felder und Schlaͤge veraͤndern muß. Zuweilen ist dies jedoch unvermeidlich. Den Uebergang in eine sechsschlaͤgige Wirthschaft zeigt Tabelle B. Der Futtergewinn im zweiten Jahre wird es schon moͤglich machen, einen halben Schlag im dritten Jahre zu Hackfruͤchten gehoͤrig auszuduͤngen, und den Erbsen und Wicken eine halbe Duͤngung zu geben. Im vierten Jahre ist eine Durchduͤn- gung des ganzen Hackfruchtschlages, und eine halbe Duͤngung des Erbsenschlages moͤglich. Wenn die Felderwirthschaft im sechsjaͤhrigen Duͤnger stand, so ist die Sache viel leichter, und man kann schon im dritten Jahre ganz in Ordnung seyn. Indessen versteht es sich, daß man den vollen Ertrag einer Fruchtwechselwirthschaft nie er- warten duͤrfe, als bis man die ganze Rotation von dem Jahre an zu rechnen, wo man in Ordnung war, einmal durchgemacht hat. Zweiter Band. Seite 36 gegenuͤber. B. Zweiter Band. Seite 37 gegenuͤber. C. Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. In den meisten Faͤllen, wo man aus einer Felderwirthschaft in eine Wechsel- wirthschaft uͤbergehet, wird alte Weide, ohne welche jene doch nicht bestehen konnte, aufzubrechen seyn. Es kommt auf die Lage an, ob ein besonderer Schlag oder gar mehrere daraus gemacht werden koͤnnen, wo denn die Zahl der kraͤftigen Schlaͤge zu 7, 10 u. s. w. angenommen werden kann; oder ob dieses Land ver- schiedenen Schlaͤgen zuzutheilen sey, oder ob es eine besondere Bewirthschaftung erhalte. Auf allen Fall kommt es dadurch beim Uebergange sehr zu Huͤlfe, daß man den Getreidebau in keinem Jahre zu beschraͤnken braucht, und vieles Stroh davon gewinnt. Sobald also genugsames Futter vorhanden ist, um diese Weide entbehren zu koͤnnen, wird sie mit Brache oder auf andere Weise, wovon in der Lehre von der Urbarmachung die Rede seyn wird, aufgebrochen und mit Winterung bestellt. Uebrigens lassen sich hier so mannigfaltige Faͤlle annehmen, daß sich ohne ein gegebnes Lokal gar nichts daruͤber sagen laͤßt. §. 402. Bei dem Uebergange aus einer Koppelwirthschast zu einer Wirthschaft nach Uebergang aus einer Mecklen- burgischen Koppelwirth- schaft zum Fruchtwechsel mit Stallfut- terung. der Regel des Fruchtwechsels wird es selten rathsam seyn, von der Zahl der Schlaͤge, die man hatte, abzuweichen. Soll Weide dabei bleiben, so sind indessen 6 und 7 Schlaͤge zu wenig, und es wuͤrde leicht seyn, sie in 12 und 14 zu theilen. Will man dagegen zur Stallfutterung uͤbergehen, so ist dieses nicht noͤthig. Bei diesem Uebergange zur Stallfutterung wird es in den meisten Faͤllen rath- fam seyn, langsam zu verfahren; im ersten Sommer halbe Stallfutterung zu haben; im zweiten einen Theil des Viehes ganz auf dem Stalle zu behalten; im dritten nur noch weniges Vieh ausgehen zu lassen, oder dem Stallvieh bei Tage einige Weide noch zu verstatten: so wie man naͤmlich allmaͤhlig den Futterbau vermehrt und die Weide einschraͤnkt. Das nebenstehende Schema C. eines Ueberganges einer siebenschlaͤgigen Wirthschaft zu dem Fruchtwechsel von 1) Hackfruͤchten; 2) Gerste; 3 und 4) Klee; 5) Winterung; 6) Erbsen und Wicken; 7) Winterung; wird dieses genug erlaͤutern. Im ersten Jahre werden Wicken in den ohnehin aufzubrechenden Schlag g. gesaͤet, und mit dem Winterduͤnger befahren. Es laͤßt sich annehmen, daß in dem Schlage d. Klee mit der letzten Soͤmmerung gesaͤet worden, auf den freilich nicht viel, aber doch ein halber Schnitt zu rechnen ist. Hiermit wird das Vieh Mor- gens und Abends gefuttert, so daß es die kleine Beschraͤnkung der Weide nicht Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. fuͤhlt, vielmehr gewinnt, womit doch schon eine groͤßere Winterfutterungs-Ernte verbunden seyn wird. Im zweiten Jahre erfolgt die Aufopferung eines Soͤmmerungs-Schlages. Wo dies zu empfindlich waͤre, da koͤnnte in c., welcher Schlag doch zu Hackfruͤch- ten noch nicht ganz ausgeduͤngt werden kann, zum Theil Dreeschhafer genommen werden, dessen Stoppel man dann im Herbst nachduͤngt und sie in diesem Falle zu kleiner Gerste bereitet. Im dritten Jahre wird es rathsam seyn, 2 Winterungsschlaͤge zu nehmen, doch kann immerhin auch ein Theil des einen Schlages zur Soͤmmerung bleiben. Im vierten Jahre passen dagegen 2 Soͤmmerungsschlaͤge besser. Jedoch kann man ohne Bedenken und wenigstens mit mehrerem Gewinn an Stroh Stoppel- rocken in a. saͤen. Und so ist im fuͤnften Jahre die neue Ordnung im Gange, die jedoch bei der jaͤhrlich steigenden Duͤngkraft der Wirthschaft bald zu schwelgerischern Fruͤchten uͤbergehen muß. §. 403. Uebergang ei- ner eilfschlaͤgi- gen Mecklen- burgischen Wirthschaft. Bei einer eilfschlaͤgigen Wirthschaft und uͤberhaupt bei allen, die eine dop- pelte Brache hielten, findet ein Uebergang ohne Verminderung der Koͤrneraussaat, vielmehr mit einer schnellen Vermehrung derselben statt, wie das Schema D. zeigt. Wenn man den Uebergang zur Stallfutterung naͤmlich allmaͤhlich machen will, so faͤngt man damit an, die am laͤngsten geruhete Koppel umzureißen und mit Dreesch- hafer zu besaen, statt sie zu brachen. Nach dem Hafer folgen Hackfruͤchte, so weit naͤmlich eine im zweiten Jahre noch schwache Duͤngung reicht. Die Hauptduͤn- gung verbleibt naͤmlich der Fettbrachenkoppel, die aber, statt reine Brache zu hal- ten, mit gruͤnen Wicken besaͤet wird, so daß in der Regel der aus diesen Wicken im ersten Jahre hervorgegangene Mist nur der Hackfruchtbestellung im zweiten Jahre gewidmet, aber in Hinsicht der Kraft der Rasenfaͤulniß auch mehr wie sonst ver- breitet werden darf. In e. wird im ersten Jahre unter die Soͤmmerung Klee ge- saͤet, von welchem im zweiten Jahre immer eine maͤßige Ernte zu erwarten ist. g. wird, statt niedergelegt zu werden, gebrachet, und es bleiben folglich nur 3 Weideschlaͤge, da der vierte durch die Stallfutterung der Wicken reichlich ersetzt wird. Wir gewinnen in dem ersten Jahre einen Soͤmmerungsschlag. Das zweite Jahr verliert aber an der Winterung, indem sie in dem Schlage g. in ma- gere Brache statt in die Ruhebrache kommt. Das zweite Jahr liefert dem dritten schon so vielen Duͤnger, daß neben dem Zweiter Band. Seite 38 gegenuͤber. D. Zweiter Band. Seite 39 gegenuͤber. E. Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. Wickenschlag der Hackfruchtschlag groͤßtentheils ausgeduͤngt werden kann. Dieses Jahr hat schon seine 2 Kleeschlaͤge, aber noch nicht an der rechten Stelle und folg- lich noch nicht im vollen Ertrage. Es faͤngt mit dem Erbsenbau in c. an. Das vierte Jahr wird seinen Duͤnger uͤber drei Schlaͤge verbreiten, aber frei- lich ihn noch nicht stark geben, und von g. nur einen Theil zu Bohnen duͤngen koͤn- nen. Der uͤbrige Theil muß reine Brache bleiben, da er schon zu sehr entkraͤftet ist. Es ist jetzt, ein nach der Regel der Fruchtfolge entstandenes Kleefeld da. Das fuͤnfte Jahr wird die Schlaͤge h. e. und c. ausduͤngen koͤnnen, und durch seinen Futter- und Strohertrag nur so viel Mist liefern, daß im sechsten Jahre die Hackfruͤchte auf einem stark angegriffenen Schlage eine kraͤftige, die Bohnen und Wicken aber eine zureichende Duͤngung erhalten. Nun wird die Dungkraft der Wirthschaft den Anbau der edleren Fruͤchte und der Handelsgewaͤchse bald rathsam machen. Im sechsten Jahre sind 4 Winterungsschlaͤge angegeben. Wenn das der Ar- beit wegen schwierig scheint, so haͤngt es von jedem ab, einen, z. B. den Kleestop- pelschlag, zur Soͤmmerung zu bestimmen. Oft ist aber die Bestellung der Winte- rung nach angemessenen Vorfruͤchten nicht schwierig. §. 404. Wenn bei einem Uebergange aus der gewoͤhnlichen Koppelwirthschaft zu ei- Uebergang zu einer Weide- wirthschaft nach der Regel des Frucht- wechsels. nem regelmaͤßigen Fruchtwechsel Weideschlaͤge bleiben sollen, so muß dahin gese- hen werden, daß sie zusammenhaͤngend bleiben, was bei der voͤlligen Stallfutte- rungswirthschaft nicht noͤthig, auch oft nicht zweckmaͤßig ist. Wie dabei, jedoch unter verschiedenen Modifikationen, zu verfahren sey, zeigt E. in dem Uebergange einer zehnschlaͤgigen Koppelwirthschaft zu der Fruchtfolge, die No. 9. der tabellarisch be- rechneten Wirthschaften hatte. Im ersten Jahre wird der vorletzte Weideschlag i. zu Hafer umgebrochen, der eigentliche Brachschlag k. ebenfalls; letzterer erhaͤlt den Duͤnger und wird nach und nach mit Wicken besaͤet. Gegen den Dreeschhafer wird die Soͤmmerung in b. aufgeopfert und dieser Schlag als Muͤrbebrache behandelt. Dagegen bleibt c. fuͤr dieses eine Jahr zur Weide liegen, damit es auch an Weide nicht fehlen moͤge, ungeachtet die Wicken derselben betraͤchtlich zu Huͤlfe kommen. Im zweiten Jahre wird a. gebrachet. Die Winterung in b. wird freilich, weil sie mager ist, etwas zuruͤckschlagen, aber durch die in k. ersetzt werden. Der Duͤnger von dem vorjaͤhrigen Klee- und Wickenschlage wird so weit reichen, daß ein betraͤchtlicher Theil von c. mit Hackfruͤchten bestellt werden kann. Es bleiben nur Uebergang in eine neue Wirthschaftsart. 2 Weideschlaͤge, und die Stallfutterung muß, jedoch noch mit keinen vermehrten Viehstapel, betrieben, sondern mehr auf Vermehrung des Winterfutters gedacht werden. Im dritten Jahre bleibt dasselbe Verhaͤltniß; jedoch hat der Duͤnger zuge- nommen. Im vierten Jahre haben wir sicheren und vollkommenen Klee (auf welchen man nur dann rechnen kann, wenn er mit der ersten Frucht nach gehoͤrig bearbeite- ten Hackfruͤchten gebauet wird), und die Stallfutterung kann einen betraͤchtlich hoͤ- heren Viehstand ernaͤhren. Die dem fuͤnften Jahre beigefuͤgten Nummern zeigen die kuͤnftige Folge der Schlaͤge. Zur Berechnung der progressiven Fortschritte einer Wirthschaft waͤhrend des Ueberganges kann man sich ebenfalls jener Tabellenform, wonach ich vollendete Wirthschaften berechnet habe, und der daselbst angegebenen Produktionssaͤtze nach Verhaͤltniß der erlangten Kraft des Bodens bedienen, wenn man sie auf jedes Jahr besonders stellet. Es versteht sich, daß der in jedem Jahre gewonnene Mist dem folgenden erst angerechnet, und in der Kolumme k. auf die Schlaͤge vertheilt wer- den muß. Wenn man dabei zugleich die Kosten des vermehrten Inventariums berech- net, so wird sich zeigen, wie groß die Aufopferung sey, welche man in den ersten Jahren, vornaͤmlich im zweiten, zu machen habe, oder vielmehr um welche Sum- men das stehende und Betriebskapital zum hoͤheren Betriebe des Gewer- bes und zur nachhaltigen Verbesserung des Guts vermehrt werden muͤsse, und wann es sich dann zu verzinsen und wieder zu bezahlen anfange. Eine Berechnung, die von jedem verbessernden Landwirthe nach seinem Lokal anzulegen ist, bevor er die Sache unternimmt. Diese Berechnungen werden, gehoͤrig gemacht, nur in dem Falle unzutreffend seyn, daß waͤhrend der Uebergangsjahre ein besonderes Ungluͤck die Wirthschaft trifft, wie totaler Miswachs, gewaltige Kriegsbedruͤckungen, oder auch nur starke Fouragelieferungen, welche gerade in dieser Zeit eine Wirthschaft sehr zuruͤcksetzten, wenn sie gleich von einer vollendeten ohne so auffallendem Nachtheil ertragen wer- den koͤnnen. Drittes Drittes Hauptstuͤck . Agronomie, oder die Lehre von den Bestandtheilen, physischen Eigenschaften, der Beurthei- lung und Werthschaͤtzung des Bodens. Zweiter Theil. F Que sera-ce lorsque les citoyens éclairés, lasses des tumultes et des plaisirs fac- tices des villes, porteront dans les campagnes les lumières, dont ils se seront munis et appliqueront à l’agriculture les ressources si riches des sciences physiques! Fourcroy . §. 1. W as dem Manufakturgewerbe das rohe Material, das ist dem landwirthschaft- lichen der Grund und Boden. Wie der Fabrikant jenes aufsucht, auswaͤhlt, und vorerst im Allgemeinen schaͤtzt, um es nur nicht uͤber seinen wahren Werth zu be- zahlen, so auch der Landwirth. Einmal im Besitz desselben untersucht er es aber genauer, sortirt es, und bestimmt jede Sorte fuͤr diejenige Waare, durch welche das Material nicht nur, sondern auch die darauf zu verwendende Arbeit, am hoͤch- sten bezahlt wird. Er wuͤrde Arbeit verschwenden, wenn er aus haariger Wolle feines Tuch verfertigen wollte, und Material, wenn er aus feiner grobes wuͤrkte. Zu dieser Aussonderung ist eine weit genauere Sachkenntniß noͤthig, wie zum Ankauf in Masse. Eben so kann auch dem Landwirthe das nicht genuͤgen, was uͤber die Beurthei- lung des Bodens beim Ankauf §. 70. u. f. angegeben ist, wenn er seinen nun in Besitz genommenen Boden und die darauf zu verwendende Arbeit durch die zweck- maͤßigsten Produkte aufs hoͤchste benutzen will. Denn die richtige Auswahl der letztern haͤngt hauptsaͤchlich von der genauen Kenntniß seines rohen Materials oder seines Grundes und Bodens ab. Was dem Manufakturisten die Formen und Muster sind, die die Kunst dar- stellte, das sind dem Landwirthe die Samen und Keime, welche ihm die Natur darreicht. Fuͤr diese die Art des Bodens angemessen auszuwaͤhlen, und die Vor- bereitung desselben nach seiner Verschiedenheit gehoͤrig einzurichten, sind Haupt- aufgaben fuͤr den Landwirth, die er um so besser loͤsen wird, je genauer er seinen Boden kennt. Eine sichere und gruͤndliche Beurtheilung des Bodens kann sich aber nur auf richtige physisch-chemische Kenntnisse gruͤnden. Wenn auch die em- F 2 Bestandtheile des Erdbodens. pirische, durch lange Uebung erlangte Kenntniß zur Unterscheidung und Beurtheilung einzelner Bodenarten zureicht, so wird sie doch nie mit Zuverlaͤßigkeit auf andere Bodenarten angewandt werden koͤnnen. Die Erfahrungen, welche man auf der einen gemacht hat, werden verleiten und truͤgen, wenn man sie auf einer andern anwendet, deren Verschiedenheit man nicht zu beachten und zu ergruͤnden vermag. §. 2. Wir werden also die Bodenarten hier gruͤndlicher, gestuͤtzt auf die Entdek- kungen der Naturlehre, die uns seit einer kurzen Zeit hierin unglaublich viel weiter gebracht haben, untersuchen. Freilich ist der Zeitraum noch zu kurz, in welchem die vereinte Aufmerksamkeit der Naturforscher und Agronomen auf diesen Gegen- stand ernstlich verwandt worden, als daß nicht noch vieles zu untersuchen, aufzu- klaͤren und genauer zu bestimmen uͤbrig bliebe. Allein zu einer richtigen Ansicht der Sache genuͤgt schon das Vorhandene, und genauere Berichtigungen duͤrfen wir in Kurzem erwarten. Auch um letztere benutzen zu koͤnnen, muͤssen wir uns hier in das Gebiet der Naturlehre selbst begeben, und klare Begriffe uͤber die Be- standtheile und die davon abhangenden Eigenschaften des Bodens zu erlangen fu- chen. — Begriffe, die denn auch bei der Lehre von der Duͤngung oder der che- mischen Verbesserung des Bodens uns ferner zu statten kommen werden, weshalb wir in diesem Vortrage darauf zugleich Ruͤcksicht nehmen. §. 3. Bestandtheile des Erdbo- dens. Die aus einer lockern zerkruͤmelnden Materie bestehende Oberflaͤche unsers Planeten, welche wir gewoͤhnlich den Erdboden nennen, besteht aus einer Mi- schung und Mengung von hoͤchst verschiedenartigen Stoffen. Wir nennen sie im gewoͤhnlichen Sprachgebrauche Erde . Sie enthaͤlt aber Materien, welche die Naturlehre in dem strengeren Sinne dieses Wortes nicht mit begreift; nur der uͤberwiegende Theil dieser Masse besteht wirklich aus eigentlichen Erden. Die Hauptbestandtheile dieses Gemenges sind naͤmlich: Kiesel-, Thon- und Kalk- , zuweilen auch Bitter-Erde , denen mehrentheils einiges Eisen , andere ein- fache Stoffe aber nur in unbedeutender Quantitaͤt zugemengt sind. Außer diesen einfachen Stoffen enthaͤlt sie aber, wenn sie anders fruchtbar, d. h. zur Hervor- bringung nuͤtzlicher Gewaͤchse tauglich seyn soll, noch eine sehr zusammengesetzte Materie, die man ihrer pulverigten Form wegen zwar auch Erde, Dammerde , Bestandtheile des Erdbodens. Gewaͤchserde, Modererde, vegetabilisch-animalische Erde genannt hat, die von den wirklichen Erden aber so gaͤnzlich verschieden ist, daß sie durch- aus nicht damit verwechselt werden darf; weswegen es uns noͤthig schien, eine be- sondere Benennung, naͤmlich das lateinische Wort humus , fuͤr dieselbe einzu- fuͤhren, und nachdem es von vielen angenommen worden, nun beizubehalten. §. 4. Jene eigentlichen Erden unterscheiden sich von dem Humus am wesentlichsten Unterschied der Erde und des Humus. dadurch, daß sie bisher unzerlegte Koͤrper sind, und ohne die Einwirkung uns bis jetzt unbekannter Potenzen auch wohl nicht zerlegt werden koͤnnen. Deshalb sind sie bestaͤndig und bleibend, koͤnnen durch keine bekannten Kraͤfte der anorgischen Natur zerstoͤret, oder in ihrem Wesen veraͤndert werden. Dagegen aber ist der Humus ein sehr zersetzbares nur durch die Kraft des vegetabilischen und thieri- schen Lebens hervorgebrachtes Gebilde, welches sich in und durch sich selbst, noch mehr aber durch aͤußere Einwirkung veraͤndert und zerstoͤrt, und sich aufs neue auf der Oberflaͤche unsers Erdbodens durch organische Kraft wieder erzeugt, folglich auf derselben Stelle nicht nur in verschiedener Quantitaͤt, sondern auch veraͤnder- ter Qualitaͤt zu verschiedenen Zeiten vorhanden ist. §. 5. Wir werden erst von jenen bestaͤndigen und bleibenden Erden, welche den un- veraͤnderlichen Grundbestand des Bodens ausmachen und deshalb auch Grunderden heißen, reden, und sie erst im Allgemeinen, nachher jede besonders in ihrer voll- kommenen Reinheit, und endlich in ihren gewoͤhnlichen Mischungen und Mengun- gen betrachten. Nach der Lage, worin wir diese verschiedentlich gemengten Erden auf der Entstehung der Erdlager Oberflaͤche unsers Planeten antreffen, scheint es wahrscheinlich, daß sie sich uran- faͤnglich nicht in diesem pulverigten Zustande befanden, sondern daß diese Ober- flaͤche aus einer Felsenmasse von ungeheuren Gebirgen und von Abgruͤnden be- stand; wahrscheinlich von der Art, wie wir noch jetzt die Oberflaͤche des Mondes mit stark bewaffneten Augen erblicken. Die Felsenmasse verwitterte durch die Ge- walt der Luft, des Feuers und Wassers. Das auf den Hoͤhen, von dem daselbst starken Niederschlage aus der Luft, groͤßtentheils in Eisgestalt gesammelte Wasser schmolz, durchbrach entweder ploͤtzlich seine Schranken, oder zog sich fortstroͤmend Bestandtheile des Erdbodens. herab, und fuͤhrte die mehr oder minder zertruͤmmerten und gepulverten Stein- massen mit sich in die Abgruͤnde, fuͤllte diese aus, und setzte Erd- und Steinlagen in wechselnden Schichten darin ab. Denn es scheint unverkennbar, daß diese Erdlagen, so wie wir sie insbesondere in den Gegenden die mit Gebirgen in Ver- bindung stehen, finden, durch Schwemmungen entstanden seyen, und zwar haͤufig nicht durch eine ploͤtzliche, sondern durch eine allmaͤlige und wiederholte; indem die verschiedenen Lagen keinesweges nach der Ordnung ihrer spezifischen Schwere angetroffen werden, sondern auf ganz verschiedene Weise mit einander abwechseln. Wir erwaͤhnen dessen hier insofern, als die Kenntniß der verschiedenen La- gen des Erdbodens, auch in groͤßerer Tiefe, die Aufmerksamkeit des Landwirths ver- dient; theils, weil sie die Gaͤnge des unterirdischen Wassers erklaͤren, und deshalb bei Abfangung der Quellen und vorzunehmenden Abwaͤsserungen von großer Wich- tigkeit sind; theils, weil ihre Kenntniß die Auffindung von brauchbaren Erd- und Steinarten, besonders des Mergels und Kalks, der Stein- und Braunkohle, erleich- tert, worauf wir an seinem Orte zuruͤckkommen werden. In den meisten Ebenen finden sich also die Erdlagen schichtweise in horizon- taler oder gering abhaͤngender Lage, und auf die Weise, wie wir noch jetzt Erd- schichten durch den Absatz des Wassers entstehen sehen. Zuweilen ist die Folge und Staͤrke dieser Schichten durch eine betraͤchtliche Flaͤche sehr regulaͤr und gleich- artig, so daß allgemeine Ueberschwemmungen sie nach einander uͤber diese ganze Flaͤche abgesetzt zu haben scheinen. Zuweilen gehen die Lagen nur strichweise und scheinen durch schmaͤlere Wasserstroͤme in verschiedenen Epochen gebildet, oder in fruͤheren Schluchten und Spalten abgesetzt zu seyn. Manchmal findet man aber auch eine große Unordnung, indem die verschiedenen Erdarten, mehrentheils mit Gesteinen untermengt, nesterweise wechseln, so daß daselbst irgend ein Naturer- eigniß sie durch einander gerissen zu haben scheint. An den Gebirgen zweiter Ordnung und in den huͤgligten Gegenden findet man aber mannigfaltige Verschiedenheiten. Ihre Erd- und Steinlagen stehen zu- weilen wagerecht, liegen aber wechselnd schraͤg und parallel mit der Oberflaͤche der Anhoͤhe, seltener horizontal; zuweilen werden schraͤg stehende Lagen von verti- kalen unterbrochen. Dennoch findet man auch hierin eine gewisse Ordnung, und diese aufrecht und schraͤg stehenden Lagen scheinen durch innere Gewalt aus der Bestandtheile des Erdbodens. Tiefe des Erdbodens hervorgehoben zu seyn. Die Ordnung in der Folge der Erdschichten, welche man hier antrifft, macht Darwin sehr sinnlich durch den Erfolg, wenn man mit großer Gewalt eine stumpfe Pfrieme durch ein Buch Papier stoͤßt. Es entsteht auf der entgegengesetzten Seite ein Huͤgel, und die Lagen der Blaͤtter in diesem Huͤgel korrespondiren natuͤrlich mit der Lage der Blaͤtter in der Ebene. Die obersten Blaͤtter werden geplatzt seyn und sich zuruͤckgezogen haben, und auf der Spitze des Huͤgels kommt dasjenige Blatt zum Vorschein, was auf der Ebene noch durch mehrere andere bedeckt war. So trift man auch auf den Spitzen solcher Huͤgel diejenige Erdlage an, die in der Ebene noch sehr tief liegt, und dann folgen hier die Erdlagen ferner in derselben Ordnung, wie man sie auf dem Gipfel des Huͤgels findet. Wenn man also auf den hervorragenden Huͤgeln oder Bergen eine Erdart oder Gestein findet, so kann man erwarten, daß sich dieses auch nach derselben Ordnung der Erdschichten in der Ebene finden werde, wenn man so tief eingraͤbt. Weil aber diese Lagen nach Verhaͤltniß der Hoͤhe des Berges in der Ebene sehr tief nachgegraben werden muͤßten, so wuͤrde es oft unmoͤglich werden, sie herauf zu foͤrdern, und man muß sich deshalb mehrentheils begnuͤgen, Kalk, Mergel und Steinkohlen aus den Bergen und Huͤgeln zu brechen, obwohl man sie in der Ebene eben sowohl erwarten koͤnnte. Am Berge selbst kommen die Erd- lagen am meisten an derjenigen Seite zu Tage, wohin sich der Abhang neigt, und das meiste Wasser herabstroͤmt, weil dieses die oberen Lagen des losen Bodens weggespuͤlt hat. Dies sey hier im Allgemeinen genug uͤber die verschiedenen Schichtungen des Bodens. §. 6. Ich sehe mich genoͤthigt, hier, unter Voraussetzung der allgemeinen Be- Chemie der Erden. griffe, die chemische Lehre von den Erden in Hinsicht auf die Beurthei- lung des Bodens und den Ackerbau genauer vorzutragen, als bisher geschehen ist. Denn ungeachtet sie in verschiedenen Schriften neuerlich mit Ruͤcksicht auf den Ackerbau behandelt worden, so verdienen doch manche Momente eine genauere Erwaͤgung und Anwendung auf die Prozeduren des Ackerbaues, als man ihnen bisher gegeben hat; woraus manche nachtheilige Mißverstaͤndnisse unter den Agro- nomen entstanden zu seyn scheinen. Die vollstaͤndigste Kenntniß dieser Lehre ist dem rationellen Ackerbauer unumgaͤnglich noͤthig, wenn er den Grund so vleler bei sei- Chemie der Erden. nem Geschaͤfte vorkommenden Erscheinungen einsehen und sich eine befriedigende Erklaͤrung uͤber manche Erfolge, die ihm sonst widersprechend scheinen muͤssen, geben will. Auch ist eine vollkommene Kenntniß der Erden und ihrer Eigenschaf- ten dem Landwirthe, der Alles, was ihm die Natur in seinem Boden gegeben hat, aufs vortheilhafteste benutzen, und deshalb nach den Umstaͤnden Kalkbren- nerei, Glashuͤtte, Ziegelei, Topf- und Porzellanfabriken anlegen will, ungemein wichtig. Insbesondere aber kann ihn nur eine gruͤndliche Kenntniß der Erden, nach allen ihren Qualitaͤten, sicher leiten, wenn er sich des großen Mittels zur Verbesserung und Befruchtung des Bodens bedienen will, welches die haͤufige Gelegenheit, verbessernde Erdarten aus der Tiefe des Bodens hervorzuholen und auf dem Acker zu verbreiten, an die Hand giebt, weshalb diese Digression in das Gebiet der Chemie mir unerlaßlich scheint. §. 7. Die aͤlteren Chemiker, fast bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts, nah- men nur eine eigene elementarische Erde an, welche die Basis des ganzen Erdballs sey, die im hohen Grade unzerstoͤrbar, in groͤßerer oder geringerer Menge einen Bestandtheil aller festen Koͤrper ausmache. Man fing erst spaͤter an, die Thon- und die Kieselerde zu unterscheiden. Den Kalk zaͤhlte man eigentlich nicht unter die Erden, oder hielt ihn doch fuͤr einen zusammengesetz- ten Koͤrper. So wie aber die Chemie in der Untersuchung der mineralischen Koͤr- per fortschritt, lernte man die wesentlichen Verschiedenheiten nicht nur der einfa- chen schon bekannten Erden, sondern auch immer mehrere neue Stoffe kennen, welche man in diese Klasse der unzerlegbaren Koͤrper setzte. Man wich von dem vormaligen Begriff von Erde, daß es naͤmlich ein geschmackloser und im Wasser unaufloͤsbarer Koͤrper sey, aber ab, verließ den Glauben an eine elementarische Erde, und sah jede Erdart als eine eigene urspruͤngliche Substanz an. Vielleicht haͤtte man wohl gethan, das Wort Erde zur Bezeichnung eines be- stimmten Begriffs ganz aus der Wissenschaft zu verbannen, oder es nur fuͤr die im Wasser fuͤr sich unaufloͤslichen und geschmacklosen Erden beizubehalten, weil man jetzt in der That keine genuͤgende Definition von dem geben kann, was die Chemiker Erde nennen. Kiesel- Chemie der Erden. Kiesel- und Thon-Erde sind die haͤufigsten und ich moͤchte sagen eigentlichsten Erden. Naͤchst diesen aber kommt der Kalk am meisten vor, und ist am merkwuͤr- digsten, steht aber den Kalien ohne Zweifel naͤher, als jene Erden. Von diesen hat man in der Folge die damit lange verwechselte Bitter- oder Talk-Erde unter- schieden, durch deren Zwischenkunft sich jedoch ein Uebergang von jenen unauf- loͤslichen Erden zu diesen kalischen finden und das Zusammenstellen in einer Klasse roher Naturkoͤrper rechtfertigen laͤßt. In der Folge sind durch die Zerlegung besonderer mineralischer Producte oder steinigter Koͤrper noch unzerlegbare Stoffe entdeckt worden, welche man ebenfalls in die Categorie von Erden gesetzt hat. Einige naͤhern sich jenen unschmackhaften, andere diesen kalischen Koͤrpern. Es ward Mode in der Chemie, dieser Stoffe immer mehrere zu entdecken, und es ward man- ches Product der Scheidekunst dafuͤr ausgegeben, welches aber in der Folge sich nicht als ein solches bewaͤhrte. Die meisten Chemiker nehmen jetzt nur neun besondere sogenannte Erdarten an, wovon uns aber die fuͤnf uͤbrigen nicht interessiren, da sie sich nur sehr selten und fast gar nicht auf der Oberflaͤche unsers Erdbodens in erdiger Gestalt finden. Weil es bisher noch keiner Bemuͤhung gelungen ist, die reinen Erden zu zer- legen, so zaͤhlt man sie zu den einfachen Koͤrpern oder Urstoffen. Indessen ma- chen mehrere genau beobachtete Erscheinungen es fast unzweifelhaft, daß es zusam- mengesetzte Koͤrper sind. Sie werden naͤmlich in den organischen Koͤrpern gebildet. Denn der verdienstvolle Schrader in Berlin hat uͤberzeugend dargethan, daß Getreide- Pflanzen, welche durchaus vor aller Beruͤhrung insbesondere mit Kalkerde gesichert waren, mehr Kalk, auch Kieselerde enthielten, als die Koͤrner, aus welchen sie her- vorgingen. Auch Saussuͤre fand in der Asche verschiedener Holzarten, die auf Bo- den, der gar keine Kalkerde enthielt, gewachsen waren, betraͤchtlich vielen Kalk, und Einhof dasselbe (Herinbstaͤdt’s Archiv der Agrikultur-Chemie, 2ten Bds. 1s St. S. 217.). Vauquelin zeigte, daß die Excremente und Eyer der Huͤhner weit mehr Kalkerde enthielten, als die Nahrung, welche ihnen gegeben war. Da nun alle Wirkungen der Natur wenigstens nach atomistischen Begriffen nur in Bewegung und Wechselwirkung schon vorhandener Stoffe bestehen, so muß zu allem, was sich durch die Natur erzeugt, das Material schon da gewesen seyn. Mithin laͤßt sich ein Stoff, der erst gebildet wird, nicht fuͤr einfach annehmen, sondern muß nothwendig zusammen- Zweiter Theil. G Chemie der Erden. gesetzt seyn. Auch scheint es, daß Kalkerde und Kali sich in einander umwandle, da man in der Asche derselben Pflanze Kali fand, wenn sie im gruͤnen Zustande, aber statt dessen Kalk, wenn sie im trocknen eingeaͤschert ward. §. 8. Verhalten der Erden gegen das Feuer und gegen des Oxygen. Die Erden sind im Feuer unzerstoͤrbar, und man kann sie der groͤßten Gluͤhhitze aussetzen, ohne daß sie sich verfluͤchtigen. Auch sind sie fuͤr sich und jede beson- ders unschmelzbar; selbst das Feuer mit Oxygengas angefacht, kann sie nicht zum Fluß bringen. Aber merkwuͤrdig ist es, daß sie diesen Charakter verlieren, wenn ver- schiedene untereinander gemengt werden. Kiesel-, Kalk- und Thon-Erde fließen ein- zeln durchaus nicht, sind aber leicht zu schmelzen, wenn sie alle drei zusammenge- mengt werden. Zum Oxygen haben die Erden nach den meisten Erfahrungen uͤberall keine An- ziehung, weswegen sie unverbrennlich sind. Indessen glaubte doch von Hum- bold gesunden zu haben, daß verschiedene Erden, insbesondere die Thonerde, auch in voͤllig reinem Zustande Oxygen anzoͤge. Andere haben dies geleugnet und ge- glaubt, daß diese Erde noch Metalloxyd oder verbrennliche Materie enthalten haben muͤsse. Bis jetzt hat sich der große Mann, dessen fernere Erklaͤrung Jeder als ent- scheidend annehmen wuͤrde, hieruͤber noch nicht weiter geaͤußert. Der Punkt ist in- dessen in der Lehre von der Befruchtung des Erdbodens so wichtig nicht, als manche glauben, da es keine Acker-Erde ohne Metalloxyd oder verbrennliche Materie giebt. Die Farbe aller Erden ist rein weiß, und diejenige, welche sie in ihrem natuͤrli- chen Zustande haben, ruͤhrt von andern Zumischungen hauptsaͤchlich vom Eisenoxyd in seinem mannigfaltigen Zustande her. Ohne dieses wuͤrde uns die ganze Oberflaͤche unsers Erdballs weiß erscheinen. §. 9. Gegen das Wasser. Das Verhalten der Erden gegen das Wasser ist dagegen in den verschiedenen Erden sehr verschieden. Wie schon gesagt, loͤsen sich nur die Kalk- und die neu entdeckten kalischen Erden im Wasser auf. Jener erfordert indessen 680 Mal seines Gewichts an Wasser, um voͤllig aufgeloͤst zu werden. Thon- und Kiesel-Erde sind durchaus unaufloͤslich, und von der Bittererde kann hoͤchstens aͤußerst wenig, etwa der zehntausendste Theil sich im Wasser aufloͤsen. Chemie der Erden. Jedoch haben alle Erden eine mechanische Anziehung zum Wasser, und halten es, wenn sie damit vermengt sind, in groͤßerer oder geringerer Menge zuruͤck. Wir nen- nen dies ihre wasserhaltende Kraft . Diese ist nicht nur in den verschiedenen Erden verschieden, sondern sie weicht auch nach unseren Versuchen bei gemengten Er- den ab, und diese halten das Wasser nicht ganz nach dem Verhaͤltnisse ihrer Mengung. So besitzen insbesondere die gemengte Thon- und Kiesel-Erde, nach unseren Versuchen, eine betraͤchtlich groͤßere wasserhaltende Kraft, als jede fuͤr sich ungemengt hatte. Die Bestimmung der wasserhaltenden Kraft einer zusammengesetzten Erdmasse ist fuͤr uns von großer Wichtigkeit. Man erforscht sie, wenn man Erde bis zu dem Grade austrocknet, daß sie in der Hitze des siedenden Wassers am Gewichte nichts mehr verliert, dann ein bestimmtes Gewicht derselben mit Wasser sorgfaͤltig durchkne- tet, und den Brei auf ein gewogenes Haar-Tuch giebt. Man laͤßt das uͤberfluͤssige Wasser abtropfen, und wenn die Erde kein Wasser mehr fahren laͤßt, so wiegt man sie mit dem Tuche wieder, und zieht dann das Gewicht des Tuches und der trockenen Erde ab, so findet man in dem Reste die Quantitaͤt des Wassers, welches sie an sich gehalten hatte. Da indessen mancher Erdboden viel Wasser aufnimmt, ohne es tropfbar fahren zu lassen, solches aber bei warmen trockenem Wetter durch die Ausduͤnstung mehr oder minder leicht verliert, so ist auch hierauf Ruͤcksicht zu nehmen, und man muß, um die wasserhaltende Kraft des Bodens auch in dieser Hinsicht zu bestimmen, die Erde einem gleichen Waͤrmegrade aussetzen, und die Zeit bemerken, in welcher die eine und die andere Erdart voͤllig austrocknet. Vollkommen verlieren die Erden, insbesondere die Thonerde, ihr Wasser nie, und sie haben noch Wasser in sich, wenn sie ganz trocken und duͤrre scheinen. Dieses kann nur in der staͤrksten Gluͤhhitze von ihnen ausgetrieben werden. Deshalb muß man einen bestimmten Grad der Temperatur annehmen, in welchem man die Aus- doͤrrung in diesem Versuche bestimmt. §. 10. Mit dem Azot, dem Kohlenstoff und reinen Hydrogen, lassen sich die Erden Gegen die fluͤchtigen Stoffe. zwar nicht verbinden. Es ist aber aus vielen Gruͤnden glaublich, daß sie sich mit einer Vereinigung jener Stoffe verbinden, und die aus solchen bestehende organische Materie , oder den Ruͤckstand der Verwesung aufnehmen und innig mit sich verei- G 2 Chemie der Erden. nigen koͤnnen. Es sprechen dafuͤr mehrere Erscheinungen, die sich bei der Vegetation zeigen, und auf welche wir in der Folge zuruͤckkommen werden. Die kalischen Erden verbinden sich mit dem Schwefel, indem man sie entweder damit gluͤht, oder damit im Wasser kocht. Diese Verbindungen stimmen im Wesent- lichsten mit denen uͤberein, die aus der Verbindung des Schw e f e ls mit Alkalien her- vorgehen. Man nennt diese Verbindungen, einer gewissen Aehnlichkeit wegen, Le- bern . Es ist wahrscheinlich, daß eine aͤhnliche Verbindung mit der stark hydrogeni- sirten Kohle, besonders die auch einiges Azot enthaͤlt, d. i. mit jenem Ruͤckstande der Verwesung, vorgehe, die sich aber bei hoͤherer Temperatur schnell wieder zersetzt. §. 11. Gegen die Saͤuren. Die saͤmmtlichen Erden, mit Ausnahme der Kieselerde, haben eine große Ver- wandtschaft zu den Saͤuren , und loͤsen sich darin auf. Die Saͤure wird ge- saͤttigt, und verliert ihre saure Eigenschaft, aber auch die alkalischen Erden verlieren ihre Eigenschaften und ihre Einwirkung, die sie auf die Pflanzen und organische Ma- terie haben. Es entstehen dann erdige Mittelsalze daraus, die leichter oder schwerer oder gar nicht im Wasser aufloͤslich sind. Durch dieses Verhalten mit den Saͤuren- und die Erzeugung der Salze werden die Erden bei ihrer Zerlegung hauptsaͤchlich un- terschieden. §. 12. Verhalten der Erden gegen einander. Die Erden haben aber auch unter sich eine anneigende Verwandtschaft und gehen eine wahre chemische Verbindung ein. Viele Erd- und Steinarten, welche wir in der Natur finden, sind nicht Gemenge, sondern eigentliche Gemische. Die Metalloxyde scheinen zu dieser innigen Vereinigung mit beizutragen. Wir koͤnnen die Erden che- misch mischen, indem wir sie zusammenschmelzen. Es scheint aber auch auf dem nassen Wege eine solche Vereinigung vorzugehen. Nach Guyton’s und Ga- dolin’s Versuchen schlagen sich einige Erden, z. B. die Kalk- und Kiesel-Erde, die Thon- und Kiesel-Erde einander aus ihren Aufloͤsungen nieder, nicht indem sie sich mit der Saͤure und dem Alkali, worin die andere Erde aufgeloͤst ist, vereini- gen und diese davon trennen; sondern indem sie sich mit der andern Erde mischen und in Vereinigung mit derselben niederfallen. Diese innige Vereinigung der Erden kann bei der Lehre vom Boden sehr wichtig seyn, wenn sie noch genauer erforscht wird. — Chemie der Erden. Wir werden jetzt erst die unaufloͤslichen Kiesel- und Thon-Erden in ihrem che- misch-reinen Zustande nach ihren Eigenschaften betrachten, dann zu den verschiedenen Gemengen, die wir von ihnen in der Natur antreffen, uͤbergehen. Sodann werden wir von den kalischen Erden ebenfalls in ihrem reinen Zustande handeln, und darauf das zusammengesetztere Gemenge aus jenen und diesen Erden betrachten, nachdem wir vorher eine genauere Untersuchung der sogenannten Dammerde oder des Hu- mus angestellt haben. Alles, vorzuͤglich in Ruͤcksicht auf den Gebrauch, den wir in der Lehre von der Kenntniß des Bodens, vom Duͤnger und Vegetation davon machen koͤnnen, die sich saͤmmtlich nur auf diese chemisch-physikalische Lehre begruͤn- den lassen. Die Kieselerde . §. 13. Der Name derselben ist von dem Worte Kiesel entlehnt, der, so wie der Die Kieselerde in ihrem rei- nen Zustande. Quarz, fast gaͤnzlich aus derselben besteht, weshalb sie auch Quarzerde genannt wird. Weil sie sich mit den Kalien zu Glase verbindet, ward sie auch glasartige Erde genannt, und weil sie die aͤlteren Chemiker als die urspruͤngliche Erde ansahen, und sie wirklich den, den Erden beigemessenen Charakter im eminenten Grade an sich traͤgt, ward sie elementarische Erde genannt. Sie findet sich auch von allen Erdarten am haͤufigsten in der Natur. Alle harte, am Stahle Funken gebende Steine, die ungeheuren Gebirgsmassen von Gra- nit, Porphyr, Gneus u. s. w., sammt den ausgebreiteten Sandmeeren, sind groͤßten- theils aus Kieselerde gebildet. Es giebt uͤberhaupt wenig Stein- und Erdarten in der Natur, die nicht mehr oder weniger Kieselerde enthielten. Auch die Pflanzen ent- halten dieselbe, und lassen sie nach dem Verbrennen in ihrer Asche zuruͤck. Besonders reichhaltig sind die grasartigen Gewaͤchse daran, und man findet sie in ihrer aͤußern Haut zuweilen durch die Vegetationskraft abgesondert, und gewissermaßen krystalli- sirt. Indessen findet sie sich so wenig wie andere Erden voͤllig rein in der Natur, und selbst der Quarz, der groͤßtentheils aus ihr besteht, hat noch Beimischungen von Thonerde und Eisenoxyd. Die Kieselerde. §. 14. Nur durch die Kunst koͤnnen wir sie chemisch rein und von allen Beimischungen be- freit aus den Mineralien darstellen. Sie erscheint dann in der Form eines weißen, sehr seinen, dabei doch aber etwas hart anzufuͤhlenden Staubes, der sich wenig an die Finger haͤngt, und beim Druͤcken und Reiben ein etwas scharfes Gefuͤhl veran- laßt. Sie ist voͤllig geschmack- und geruchlos. Im Feuer erleidet sie durchaus keine Veraͤnderung, und wie heftig dieses auch seyn mag, sie schmilzt nicht und wird nicht verfluͤchtigt. §. 15. Verhalten ge- gen das Was- ser. Sie hat keine Verwandtschaft zum Wasser. Denn ohne ein Zwischenmittel hat man nie das geringste darin aufloͤsen koͤnnen. Vermengt man sie damit, so senkt sie sich bald daraus wieder ab, und laͤßt nichts aufgeloͤst zuruͤck. Indessen haben wir doch in der Natur einige Quellen, worin Kieselerde sich aufgeloͤst befindet, und die nach Bergmann’s und Klaproth’s genauen Untersuchungen durchaus keine andere Materie enthalten, welche eine Verbindung der Kieselerde mit dem Wasser hervorgebracht haben koͤnnte, so daß wir bis jetzt nicht anzugeben wissen, wie die Na- tur dieselbe bewirkte. Die merkwuͤrdigste ist der Geyser in Island, eine sehr heiße Quelle, die in ihrem Bassin eine Rinde von Kieselerde absetzt, und Krystallen, Sta- laktiten und Inkrustationen bildet. Auch ist die mechanische Anziehung der Kieselerde zum Wasser nur geringe. Sie saugt beim Benetzen das Wasser nicht begierig an, wird auch nicht teigigt und zu- sammenhaͤngend dadurch. Sie haͤlt hoͤchstens die Haͤlfte ihres Gewichts davon an sich, ohne es tropfenweise fahren zu lassen; auch laͤßt sie es schnell verdunsten. §. 16. Gegen die Saͤuren. Vorzuͤglich unterscheidet sie sich dadurch von den meisten Koͤrpern, daß sie von keiner Saͤure, außer der einzigen Flußspathsaͤure angegriffen und aufgeloͤst wird. Man kann die feine Kieselerde mit Schwefel-, Salz- und Salpetersaͤure sieden, ohne daß das geringste davon aufgenommen wird. Nur in der Schmelzhitze vereinigt sich die feuerbestaͤndige Borax- und Phosphorsaͤure damit. Die einzige Flußspathsaͤure loͤset sie sogar in Luftgestalt auf, und ist faͤhig, diesen so feuerbestaͤndigen Koͤrper mit sich zu verfluͤchtigen. Die Kieselerde. §. 17. Die feuerbestaͤndigen Alkalien, sie seyen im aͤtzenden oder im kohlensauren Zu- Gegen die Al- kalien. stande, lassen sich dagegen leicht mit der Kieselerde vereinigen, und loͤsen sie vollstaͤndig auf. Wenn man Kali oder Natrum mit der Kieselerde schmilzt, kommen jene in der Gluͤhhitze zuerst im Fluß, und machen dann auch die Kieselerde fluͤssig, die sich dann damit verbindet. Das Produkt, welches man aus dieser Verbindung erhaͤlt, ist verschieden nach dem Verhaͤltniß, in welchem man beide zusammengesetzt hat. Ist die Kieselerde uͤber- wiegend, so entsteht daraus das so nuͤtzliche Glas . Je groͤßer das Verhaͤltniß der Das Glas. Kieselerde ist, um so dauerhafter der Luft und den Saͤuren wiederstehend ist das Glas. Ist dem Glase aber zu viel Alkali zugesetzt, so wird das Glas leicht blind an der Luft, und ist auch nicht ganz sicher gegen concentrirte Saͤuren. Metalloxyde werden vom Glase beim Schmelzen aufgenommen, und dasselbe dadurch verschieden gefaͤrbt. Die gruͤne Farbe des Glases ruͤhrt vom Eisenoxyd her, weil die Kieselerde verunreinigt war. Wenn dieses durch die Sonnenstrahlen desoxydirt wird, so laͤuft es mit Regenbogenfarben an. Wenn aber das Alkali uͤberwiegend ist, und das Gemisch aus vier Theilen von diesem und einem Theile Kieselerde besteht, so erhaͤlt man eine glasige durchsichtige Materie, die an der Luft leicht feucht wird, und zu einer dicklichen Feuchtigkeit zer- gehet. Sie laͤßt sich im Wasser leicht vollstaͤndig aufloͤsen, und heißt dann Kiesel- feuchtigkeit . Hier haben wir also zwar eine Aufloͤsung der Kieselerde, aber nur durch ein Ver- bindungsmittel, das Alkali. Stumpft man dieses ab, durch Saͤure, so laͤßt das Wasser auch die Kieselerde fallen, und sie sammelt sich im Grunde. Nur wenn die Kieselfeuchtigkeit mit zu vielem Wasser verduͤnnet ist, oder wenn man uͤberschuͤssige Saͤure hinzugegeben hat, erfolgt der Niederschlag nicht, bis man die Aufloͤsung ver- dunsten laͤßt. Man hat diese Erscheinung verschieden erklaͤrt; wahrscheinlich haͤngt sie von der in den kleinen Partikeln aͤußerst geschwaͤchten Cohaͤsionskraft ab. Am sicher- sten verfaͤhrt man deshalb, wenn man die mit einem Ueberschuß von Saͤure gesaͤttigte verduͤnnte Kieselfeuchtigkeit erst verdampfen laͤßt, sodann in Wasser wieder aufweicht und mehrere Male auswaͤscht, um die reine Kieselerde daraus darzustellen. Die Kieselerde. §. 18. Koͤrper, wel- che die Kiesel- erden vorzuͤg- lich enthalten. Unter den Koͤrpern, welche groͤßtentheils aus Kieselerde bestehen, und den Cha- rakter dieselben in hohem Grade an sich tragen, bemerken wir hier folgende, deren Kenntniß dem Landwirthe zuweilen nuͤtzlich seyn kann. 1) Alle sogenannten Edelsteine , den Diamant ausgenommen: der Rubin, Saphyr, Smaragd, Chrysolith, Topas, Hyacinth, Amethyst, Chalcedon, Kar- neol, Achat und Granat. 2) Die Feuersteine und Hornsteine . Ersterer wird als Geschiebe auf dem flachen Lande vorzuͤglich in sandigen Gegenden, aber auch in Kreidegebirgen, umgeben von dem reinsten Kalk, gesunden. Wie er hier hingekommen oder entstan- den sey, hat die Geologen seit langer Zeit beschaͤftiget, und die Muthmaßung, daß sich die Kalkerde in Kieselerde verwandelt habe, hat wirklich vieles fuͤr sich, indem man den Uebergang von Kalk in Feuerstein oft deutlich bemerkt, und man zuwei- len mitten in Feuersteinen organische Producte antrifft, die die neuere Entstehung derselben beweisen. Der Feuer- stein. Der Nutzen des Feuersteins ist so bekannt, als groß. Die Bearbeitung dessel- ben zu Flintensteinen ist von Wichtigkeit. Vormals war diese Kunst nur in Spanien und Frankreich bekannt; jetzt macht man die Flintensteine auch in den Oesterreichischen Staaten. Man hatte sonst seltsame Meinungen uͤber die Verfertigung desselben, und glaubte, daß sie in den Gebirgen rauh waͤren und geschnitten wuͤrden, oder daß sie auf Maschinen geschliffen wuͤrden. Es hat aber keinen Zweifel, daß sie mit ge- wissen staͤhlernen Instrumenten aus freier Faust geschlagen werden, wozu aber doch geuͤbte Arbeiter gehoͤren. Aber nicht alle Feuersteine passen sich dazu: zum Theil sind sie zu weich, zum Theil springen sie unter dem Hammer nicht zu regelmaͤßigen Stuͤk- ken. Friedrich Wilhelm der Erste schickte einen Buͤchsenschaͤfter nach St. Anges, woselbst er sich in Arbeit gab und die Handgriffe lernte. Er kam zuruͤck und verser- tigte aus den einheimischen Steinen wirklich Flintensteine; sie waren aber so sproͤde, daß sie schon beim zweiten Schuß sprangen. Außerdem werden die Feuersteine zur Be- reitung der Smalten, des Steinguts, zum Glasschleifen, zu Glattsteinen fuͤr Buch- binder und Vergolder und zum Glase, besonders zur Verfertigung des schoͤnen Flint- glases in England gebraucht. Der Die Kieselerde. Der Hornstein hat Aehnlichkeit mit ihm; hat indessen ein matteres hornarti- ges Ansehen und einen splittrigen Bruch. 3) Der Feldspath , von blaͤttrigem Gewebe, meist fleischrother Farbe, in rautenfoͤrmige Stuͤcke zerspringend. Er findet sich als Geschiebe und in mehreren an- deren Steinarten eingesprengt. 4) Quarz . Er besteht aus krystallinischen, glasartigen Theilen, zerspringt in eckige Stuͤcke, und kommt mehrentheils mit weißer Farbe und durchsichtig vor. Man findet ihn theils in derben Massen, theils krystallisirt. Sind seine Krystallen groß, durchsichtig und saͤulenfoͤrmig, so heißt er Bergkrystall. 5) Granit, Gneus und Porphyr sind zusammengesetzte Steinarten, aus verschiedenen Steinen gebildet. Aus ihnen bestehen groͤßtentheils die Urgebirge; sie finden sich aber auch, besonders der Granit, in großen Bloͤcken im flachen Lande. Der Granit besteht aus Quarz, Feldspath und einem andern zum Thongeschlecht ge- hoͤrigen Steine, dem Glimmer . Sein Korn und seine Farbe sind mannigfaltig verschieden. Der Gneus ist mit dem Granit nahe verwandt, besteht aus Feldspath, Quarz und Glimmer. Seine Theile sind inniger gemengt, und er hat mehrentheils ein schieferartiges blaͤttriges Ansehen. Der Porphyr besteht aus Feldspath, Quarz und verhaͤrtetem Thon oder Jaspis, zuweilen auch Glimmer. 6) Der Sand , welcher wahrscheinlich aus dem Quarze groͤßtentheils entstan- Sand und dessen Arten. den ist. Er unterscheidet sich in seinen Bestandtheilen von diesem nicht. Durch große Wasserfluthen, durch die Einwirkung der Luft, vielleicht des Feuers und an- derer Potenzen, ward der Quarz zerkleinert, und die kleinen Stuͤcke durch die Be- wegung, die Wasser und Wind ihnen gab, zu rundlichen Koͤrnern abgeschliffen. Dieser Sand unterscheidet sich nach der Groͤße und Durchsichtigkeit seiner Koͤr- ner und nach seiner Farbe hauptsaͤchlich in folgende Arten: a. Mehl- oder Quellsand , der aus sehr feinen, klaren, ungefaͤrbten Koͤr- nern besteht, und mehrentheils von Quellen und Fluͤssen ausgeworfen wird. b. Perlsand, Grant , von großen rundlichen, halb durchsichtigen Koͤrnern. Man findet ihn mehrentheils nur unter der Oberflaͤche der Erde. Doch wird er auch von Fluͤssen heraufgespuͤhlt. c. Flugsand . Seine Koͤrner sind von verschiedener Groͤße. Er ist vermischt mit andern Theilen, fuͤhrt fast immer Thon, zuweilen auch etwas Kalk bei sich. Er Zweiter Theil. H Die Kieselerde. ist vom Winde leicht beweglich, woher er seinen Namen erhalten hat, und wird daher durch diesen und durch Wasser gleich einer Fluͤssigkeit nach den niedrigsten Stellen fortgetrieben, bis er sich vor einem Widerstande in großer Masse zusammenhaͤuft, und solche angehaͤufte Huͤgel werden dann, wenn ihre Oberflaͤche nicht durch solche Pflan- zen, die mit Huͤlfe einiger Dammerde darauf wachsen, befestiget ist, durch West- und Ostwinde fortgewaͤlzt, und uͤbersanden oft fruchtbare Fluren. In der Tiefe des Erdbodens findet man den Sand zwischen andern Erdlagen in fortlaufenden Adern oder Schichten. Diesen verdanken wir unser reinstes Brunnen- und Quell-Wasser. Das Wasser sintert hindurch, setzt seine unreinen Theile darin ab, und erscheint in desto groͤßerer Reinheit, je weiter es sich durch den Sand gezo- gen hat. Die Sandkoͤrner haben außer dem uͤberwiegenden Antheile von Kieselerde noch immer etwas Thonerde in sich, auch Eisenoxyd. Der Sand besitzt eine noch gerin- gere wasserhaltende Kraft, wie die staubige Kieselerde. Daher, und weil er auch mit dem Humus wenig mechanische Anziehung hat, ruͤhrt seine Unfruchtbarkeit. Ist der Sand durch ein Bindungsmittel, Thon oder Kalk, und durch mecha- nische Zusammenpressung in harte Massen verbunden, so heißt er Sandstein . In Ansehung der Feinheit und Dichtigkeit giebt es verschiedene Sorten, welche, wenn sie noch weicher aus dem Boden kommen, in kubische Bausteine, Quadersteine, Muͤhlsteine, Schleifsteine, Wetzsteine u. s. w. verarbeitet werden. Zu diesen gehoͤrt auch der Filtrirstein, welcher das Wasser wie ein feiner Schwamm durchlaufen laͤßt, und den man gebraucht, um truͤbes Wasser zu reinigen. Er war sonst eine Selten- heit; jetzt findet man ihn in Sachsen und an mehreren Orten haͤufig. Thonerde. Alaunerde . §. 19. Thonerde im reinen Zu- stande. Man findet diese reine Erdart am meisten in derjenigen Masse, die man laͤngst Thon nannte, und hiervon hat sie den Namen Thonerde erhalten. Sie macht aber auch einen wesentlichen Bestandtheil eines unter dem Namen Alaun bekannten Salzes aus, und ist daher von der neuern chemischen Schule Alaunerde genannt worden. Weil indessen der Name Thonerde unter den Deutschen gebraͤuchlicher Thonerde im reinen Zustande. geblieben ist, so werden wir diesen beibehalten, muͤssen aber wohl bemerken, daß wir sie mit dem Thone, der ein zusammengesetzter Koͤrper ist, nicht verwechseln muͤs- sen. Unter Thonerde verstehen wir also die reine elementarische Erde; unter Unterschei- dung derselben vom Thon. Thon aber, von welchem wir in der Folge reden werden, die Verbindung derselben mit Kieselerde und Eisenoxyd. §. 20. Naͤchst der Kieselerde finden wir unter allen Erden die Thonerde in der groͤßten Menge und am meisten verbreitet auf unserm Erdboden. Der Thon, in welchem die Thonerde immer einen Bestandtheil ausmacht, ist in groͤßerer oder geringerer Menge fast in jeder Bodenart vorhanden, und findet sich auch in großen Lagern unter der Oberflaͤche der Erde. Ueberdem macht die Thonerde einen Bestandtheil der meisten Steinarten aus, und ist in einigen vorwaltend. Die organischen Koͤrper enthalten sie nur in sehr geringer Menge, und wenn wir gleich aus der Asche der meisten Vege- tabilien einige Thonerde ausgeschieden haben, so scheint sie doch den Gewaͤchsen nicht wesentlich, sondern vielmehr zufaͤllig in ihre Substanz oder in ihre Asche gekommen zu seyn. Die Thonerde ist fuͤr den Landwirth von der groͤßten Wichtigkeit, indem sie im Thone einen wesentlichen Bestandtheil des fruchtbaren Bodens aus- macht. Von ihrer Kenntniß haͤngt die genauere Kenntniß des letzteren ab, und von dieser wieder die richtige Beurtheilung der Wirkungen des Thons im Acker, die Verbesserung und Verschlechterung des Ackers durch ihn. Auch ist sie in Hinsicht auf Ziegelbrennerey und Verfertigung von Toͤpferwaare merkwuͤrdig. Deshalb werden wir erst die Eigenschaften der reinen Thonerde, dann die des Thons, kurz aber gruͤndlich durchnehmen. §. 21. Wenn man gleich den Thon seit uralten Zeiten wegen seiner nuͤtzlichen Eigen- schaften kannte, und ihn zur Verfertigung irdener Waaren und Ziegel benutzte, so ist doch die Thonerde noch nicht lange als ein besonderer Naturstoff angesehen worden. Lange hat man sie mit der Erde uͤberhaupt verwechselt, dann bald dem Kalke, bald der Kieselerde, die durch Saͤuren oder Phlogiston einen andern Charakter angenom- men haͤtten, beigezaͤhlt. Erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde es H 2 Thonerde im reinen Zustande. erwiesen, daß sie eine eigene Erdart ausmache und mit andern Erden nicht verwech- selt werden duͤrfe. Sie kommt in der Natur nie rein vor. So haͤufig sie auch vorkommt, treffen wir sie doch in der Natur nirgends rein an. Meistens ist sie mit andern Erden und metallischen Oxyden, zuweilen mit Saͤu- ren verbunden. Nur im Garten des Paͤdagogiums zu Halle hatte man eine weiße erdige Substanz, welche man eine Zeit lang fuͤr chemisch-reine Thonerde hielt, ge- funden; aber theils hat sich nachher durch eine genauere chemische Analyse gezeigt, daß sie, obgleich groͤßtentheils aus Thonerde bestehend, dennoch andere Substanzen, Kalkerde und Eisenoxyd, enthielte; theils ist es hoͤchst wahrscheinlich, daß sie kein Pro- duct der Natur, sondern der alchemischen Sudelkoͤche sey, die dort hauseten. Nur die Chemie kann die Thonerde aus ihren Verbindungen rein darstellen. Am meisten und leichtesten wird sie aus dem Alaun abgeschieden, in welchem sie mit Schwefelsaͤure aufgeloͤst ist. Wenn man diese, nachdem der Alaun in Wasser aufge- loͤst worden, durch Alkali neutralisirt, so faͤllt die Thonerde nieder. Jedoch bedarf es noch einiger andern Handgriffe, um sie von ihren fremdartigen Beimischungen voͤllig zu befreien. §. 22. Verbindet sich nicht mit Kohlensaͤure. Die reine Thonerde ist nicht faͤhig, sich mit der Kohlensaͤure zu verbinden, wenig- stens nicht mit ihr durchdrungen zu werden, wie die Kalkerde und Bittererde, wo- durch sie sich insbesondere von letzterer sehr merklich unterscheidet. Manche haben zwar von einer Vereinigung der Thonerde mit der Kohlensaͤure gesprochen, aber Saussure hat gezeigt, daß die chemisch-reine Thonerde keine Verwandtschaft zur Kohlensaͤure besaͤße. Physische Ei- genschaften. Die physischen Eigenschaften der reinen Thonerde koͤnnen einigermaßen abwei- chend seyn, wenn die Handgriffe und die Qualitaͤt und Quantitaͤt der Reagentien welche man bei ihrer Ausscheidung anwendet, verschieden sind. Auch hat man oft die Eigenschaften des Thons auf die reine Thonerde uͤbergetragen, und daher scheint es zu ruͤhren, daß die physischen Eigenschaften der letztern von verschiedenen Chemi- kern verschieden angegeben werden. Indessen ist dieser Unterschied nicht bedeutend, und es kann in dieser Hinsicht nie eine Verwechselung mit andern Erdarten vorfallen. Die reine Thonerde ist eine weiße, sanft anzufuͤhlende, pulverfoͤrmige Substanz, welche zwar keinen eigentlichen Geschmack besitzt, aber doch auf die Zunge gebracht, Thonerde im reinen Zustande. ein eigenes Gefuͤhl hervorbringt, welches aus der Einsaugung der Feuchtigkeit der Zunge durch die Thonerde entsteht. Ein aͤhnliches Gefuͤhl bringt sie auch hervor, wenn sie als ein feiner Staub in die Nase gezogen wird. Der eigenthuͤmliche Geruch, welchen der rohe Thon, besonders wenn er angehaucht oder angefeuchtet wird, von sich giebt, ist der reinen Thonerde nicht eigen, und man hat ihm solchen unrichtig beigemessen. §. 23. Gegen das Wasser aͤußert die Thonerde eine weit staͤrkere Anziehung, wie alle Verhalten ge- gen das Was- ser. andere Erden, indem sie davon mehr zuruͤckhaͤlt. Sie besitzt also die groͤßte wasser- haltende Kraft. Diese ist aber nach den verschiedenen Bereitungsarten der Thon- erde merklich verschieden. Wenn sie frisch niedergeschlagen ist, so haͤlt sie, ehe sie wieder getrocknet worden, oft das sechsfache ihres eigenen Gewichts an Wasser an, wogegen sie, wenn sie in maͤßiger Waͤrme ausgetrocknet worden, nur 1½ bis zwei Mal so viel, als sie selbst wiegt, von demselben aufnehmen kann, ohne es tropfen- weise fahren zu lassen. Wird sie scharf ausgetrocknet oder gar gegluͤht, so kann sie, wie wir hoͤren werden, noch weit weniger Feuchtigkeit in sich halten. Die mit Wasser angefeuchtete Thonerde stellt einen mehr oder weniger schluͤpfri- gen Teig dar. Dieser Teig aus der reinen Thonerde ist aber nie so dehnbar, wie der aus gutem rohen Thon, und man kann ihn nicht so leicht formen, wie diesen. Auch trocknet der aus dieser reinen Erde bereitete Brei leichter aus. §. 24. Die reine Thonerde laͤßt sich in reinem Wasser nicht aufloͤsen. Wird sie unter Unaufloͤslich im reinen Wasser. vieles Wasser gemengt, so erscheinen ihre einzelnen Partikeln halb durchsichtig. Sie vertheilen sich im Wasser aͤußerst fein, und setzen sich nur hoͤchst langsam daraus wie- der ab. Das Wasser haͤlt aber nichts davon wirklich aufgeloͤst zuruͤck. Dagegen kann kohlensaures Wasser nach Saussure etwas Thon aufloͤsen, welche Ver- bindung aber nur so schwach ist, daß sie sich schon an der Luft leicht zersetzt, wo dann die vorher klare Fluͤssigkeit sich truͤbt, und die Thonerde als ein gallertartiges leichtes Sediment fallen laͤßt. §. 25. In einer gelinden Waͤrme von etwa 18 bis 20 Grad Reaumur verliert die Thon- erde das ihr nur locker anhaͤngende Wasser. Einen andern Theil der Feuchtigkeit Thonerde im reinen Zustande. aber, der nach Buchholz 28 Prozent, nach Saussure aber noch weit mehr betraͤgt, laͤßt sie in dieser Waͤrme nicht fahren, sondern es ist hierzu eine starke Gluͤh- hitze erforderlich. §. 26. Verhalten im Feuer. Fuͤr sich laͤßt sich die reine Thonerde in der gewoͤhnlichen Hitze nicht schmelzen; allein in dem Brennpunkte großer Brennspiegel und in einem mit Oxygengas angefach- ten Feuer erleidet sie eine Art von Schmelzung, welche aber doch keine voͤllige Ver- glasung hervorbringt. Aber mit Kalkerde vermengt, kann sie voͤllig in Fluß gebracht werden. Auch ist sie mit Kieselerde vereinigt eher zum Schmelzen geneigt. Durch das Gluͤhen aber erleidet die Thonerde jedesmal doch eine starke Veraͤnde- rung. Es erfolgt keine Schmelzung, aber doch eine Art von Zusammensinterung. Sie verliert dadurch ihre mechanische Anziehung zum Wasser, und wird im Gefuͤhle hart. Mit Wasser vermengt wird sie nicht mehr zum schluͤpfrigen Brei, und koͤmmt uͤberhaupt in ihren physischen Eigenschaften der Kieselerde jetzt mehr gleich. Daher ruͤhrt es, daß der Thon nach dem Brennen nicht mehr formbar bleibt, und es laͤßt sich auch daher der Nutzen zum Theil erklaͤren, den das Brennen des thonig- ten Bodens bewirkt. Man kann derselben ihre vorigen Eigenschaften nur dadurch wiedergeben, daß man sie in Saͤuren aufloͤst und durch Alkalien wieder nieder- schlaͤgt. §. 27. Sie hat keine alkalischen Eigenschaften. Die Thonerde aͤußert durchaus keine alkalische Eigenschaften, und veraͤndert die auf Alkali reagirenden Papiere nicht. Auch kann sie sich mit dem Schwefel nicht vereinigen, wie die Alkalien, Kalk- und Bitter-Erde. Wir haben keine Erfah- rung, daß sie im reinen Zustande das Oxygen, Hydrogen, Azote und den Kohlenstoff anziehen koͤnne. Jedoch ist es sehr wahrscheinlich, daß sie sich nicht ganz gleichguͤl- tig gegen diese Stoffe verhalte. Wenigstens hat sie gegen eine Vereinigung dieser Stoffe, wie im Humus, Verwandtschaft. §. 28. Wahlver- wandtschaft mit andern Erden. Gegen andere Erden aͤußert sie aber eine wahre Verwandtschaft, und sie kann sich mit ihnen unter gewissen Umstaͤnden wirklich chemisch verbinden. Die Kieselerde wird von ihr begierig angezogen, und nach Guyton kann sie dieselbe aus der Kie- Thonerde im reinen Zustande. felfeuchtigkeit niederschlagen. Die genaue Verbindung der Kieselerde mit der Thon- erde finden wir deshalb auch so haͤufig in der Natur im gewoͤhnlichen Thone. Die Kalkerde wird ebenfalls von der Thonerde begierig angezogen. Dies be- weist schon die leichte Schmelzbarkeit beider Erden, wenn sie in Vereinigung sind. Noch mehr aber die Faͤhigkeit der Thonerde, das Kalkwasser zu zersetzen und allen Kalk abzuscheiden. Bringt man frisch niedergeschlagene Thonerde in Kalkwasser, so verliert dies seinen alkalischen Geschmack, die Thonerde setzt sich in demselben ab, und mit ihr faͤllt der Kalk nieder. Diese Abscheidung des Kalks kann nur durch eine chemische Verwandtschaft der Thonerde zu ihm, und durch eine genaue chemische Verbindung beider Erden, hervorgebracht werden. §. 29. Die Saͤuren loͤsen die reinen Thonerden auf, um so leichter, je weniger sie vor- Verhalten ge- gen die Saͤu- ren. her ausgetrocknet war; aber langsamer und schwerer, wenn sie vorher gegluͤhet war. Es geht dabei kein Brausen vor, und es entwickelt sich keine Waͤrme. Die Thon- erde ist aber nicht faͤhig, den Saͤuren ihre saure Eigenschaft ganz zu rauben, und un- terscheidet sich dadurch von den Alkalien und alkalischen Erden sehr. Diese Aufloͤsun- gen besitzen einen zusammenziehenden Geschmack, und roͤthen das Lackmuspapier noch. Es entstehen Salze daraus, welche zum Theil krystallisirbar, zum Theil es nicht sind, und die sich meistens sehr leicht im Wasser wieder aufloͤsen lassen. Zu der Schwefelsaͤure aͤußert die Thonerde eine vorzuͤgliche Verwandtschaft, und giebt damit eine schmutzige an der Luft leicht feucht werdende Masse; wenn der Verbindung aber etwas Kali zugesetzt wird, den Alaun . Die Thonerde kann aber auch einen gerin- gen Theil von Schwefelsaͤure in sich halten, ohne einen salzartigen Koͤrper damit zu bilden, und es ist daher oft schwer diese Saͤure ganz von ihr zu trennen. Selbst bei der Niederschlagung aus der Alaunenaufloͤsung, wird von der Thonerde etwas Schwe- felsaͤure niedergerissen, die durch vielfaches Abwaschen nicht ganz aus ihr zu entfer- nen ist. Die Salz-, Salpeter- und Phosphor-Saͤure geben mit der Thonerde keine krystallifirbare Salze, sondern meistens nur schmierige Massen. §. 30. Besonders bemerkenswerth ist noch die Wirkung der Alkalien auf die reine Gegen die Al- kalien. Thonerde, indem sie als ein charakteristisches Zeichen angesehen werden kann, und Thonerde im reinen Zustande. man sich derselben oft zur Abscheidung der Thonerde von anderen Erden bedient. Die Kalk- und Bitter-Erde werden von den reinen Alkalien nicht angegriffen, die Thonerde wird aber dadurch voͤllig aufgeloͤst. Auch hier geht die Vereinigung am leichtesten vor sich, wenn sie frisch niedergeschlagen und noch feucht ist, am schwersten, wenn sie vorher gegluͤhet worden. Das Ammonium ist zwar auch faͤhig, die Thonerde in geringer Menge in sich auf- zunehmen; leichter und in weit groͤßerer Menge loͤsen sie aber das aͤtzende Kali und Natrum auf. Feuchte Thonerde in aͤtzende und erwaͤrmte Kalilauge getragen, loͤset sich auf, und die Fluͤssigkeit wird durchsichtig. Kohlensaure Alkalien, wenn sie ganz mit Kohlensaͤure gesaͤttigt sind, nehmen aber die Thonerde nicht auf. §. 31. Alle Alkalien, so wie die Kalk- und Bitter-Erde, besitzen eine naͤhere Ver- wandtschaft zu den Saͤuren, wie die Thonerde, und man kann also letztere von ihren Verbindungen mit den Saͤuren dadurch abscheiden. Und so wird dann auch die Auf- loͤsung der Thonerde in Alkalien wieder durch Saͤuren zersetzt und die Thonerde nieder- geschlagen, indem sich die Saͤure mit den Alkalien verbindet, und die Verwandtschaft derselben mit der Thonerde aufhebt. Der Thon . §. 32. Der Thon. Dieser besteht, wie schon oͤfters bemerkt worden, aus einer Verbindung der Thonerde mit der Kieselerde. Diese Erdarten sind nicht, wie man mehrentheils sich die Sache vorzustellen pflegt, bloß vermengt, sondern wirklich chemisch verbunden. Vieler Thon, so wie wir ihn in der Erde finden, ist noch mit Kieselerde in feinerer oder groͤberer Sandgestalt vermengt; diese kann aber bloß mechanisch durch Schwem- men, weit mehr aber, wie neuere Erfahrung uns gelehrt hat, durch Sieden von ihm getrennt werden, wogegen jene innige Verbindung nur durch chemische Reagentien aufgeloͤst werden kann. Der Thon gleicht weder der reinen Thonerde noch der reinen Kieselerde; seine Eigenschaften richten sich aber auch nicht ganz nach dem quantita- tiven Verhaͤltnisse, worin beide Stoffe in ihm verbunden sind. Er besitzt besondere Eigenschaften, die man nicht hervorbringt, wenn man Thonerde mit Kieselerde mechanisch Der Thon. mechanisch vermengt. Ja es scheint, als ob die Natur jene genaue Vereinigung nicht bewerkstelligen koͤnne, denn wir haben zwar Thonerde und Kieselerde chemisch mischen gelernt, aber diese Mischungen waren noch kein Thon. §. 33. Ein allgemeiner und daher vermuthlich wesentlicher Bestandtheil des Thons ist Eisenoxyd. neben jenen beiden Erdarten das Eisen in mehr oder minder oxydirtem Zustande. Diese Materie nennt man im gemeinen Leben Eisenrost . Sie entsteht aus der Vereinigung des Oxygens mit dem Eisen, welche sich mit Beihuͤlfe der Feuchtigkeit leicht bildet. Sie hat verschiedene Farben, die in mancherley Nuancirungen aus dem Schwarzen ins Gelbe, Braune und endlich Rothe uͤbergehen, und die sich nach den Graden der Oxydation richten, indem die schwarze Farbe naͤchst der weißen den gering- sten, die rothe den hoͤchsten Grad anzeigt. Dieses Eisenoxyd ist ein geschmack- und geruchloses, in Wasser unaufloͤsliches Pulver. Von Saͤuren aber wird es aufge- loͤst, und giebt damit Salze, die wie Tinte schmecken. Diese Eisensalze lassen sich wieder mit Alkalien zerlegen, indem diese eine naͤhere Verwandtschaft mit den Saͤu- ren haben. Die adstringirenden oder Gerbestoff enthaltenden Vegetabilien, wie Gallaͤpfel, Eichenrinde, trennen das Eisen von der Saͤure, und so faͤrbt das das fein zertheilte Eisen das Gemisch Tintenschwarz. Zuweilen ist das Eisen im Boden von einer Saͤure ergriffen. Am haͤufigsten von der Kohlensaͤure, womit es einen unaufloͤslichen, geschmacklosen und wenigstens der Vegetation unschaͤdlichen, vielleicht nuͤtzlichen Koͤrper ausmacht. Andere Saͤuren verjagen die Kohlensaͤure mit Aufbrausen daraus, gleich als ob Kalk darin waͤre. Dies hat mich bei einem oberflaͤchlichen Versuch, ob ein Lehm mergeligt sey, selbst einmal getrogen. Zuweilen ist das Eisenoxyd an Phosphorsaͤure gebunden. Besonders in Bruͤ- chern und Suͤmpfen, wo sich die Phosphorsaͤure aus vermoderten organischen Koͤr- pern entwickelt. Dies ist zwar auch ein unaufloͤslicher Koͤrper, der aber die Muth- maßung gegen sich hat, daß er der Vegetation nachtheilig sey. An Schwefelsaͤure gebunden, die sich aus verwitterndem Schwefelkies im Boden erzeugt, macht das Eisen das Mittelsalz, welches man gewoͤhnlich Vi- triol nennt. Zweiter Theil. J Der Thon. In irgend betraͤchtlicher Quantitaͤt mit dem Thon verbunden scheint es immer nachtheilig auf die Vegetation zu wirken, und wenn man Schwefelsaͤure der Vegeta- tion vortheilhaft befunden hat, so war es auf kalkigem Boden, wo sie sich mit dem Kalk und nicht mit dem Eisen verband, und mit jenem Gyps machte. Nur mit Humus oder andern sehr kohlenstoffhaltigen Materien verbunden, hat der Eisenvitriol frucht- bare und duͤngende Wirkungen geaͤußert, wenn man diese Substanz in geringer Quan- titaͤt aufbraͤchte; wovon ausfuͤhrlicher in der Lehre vom Duͤnger gesprochen wird. §. 34. Entstehung des Thons aus verwitter- tem Stein. Der Thon ist wahrscheinlich auch aus harten Steinen entstanden. Mehrere harte Mineralien, die aus Thon- und Kieselerde mit Eisenoxyd bestehen, verwittern mit der Zeit durch die Einwirkung der Atmosphaͤre, und verwandeln sich in Thon. Vor allem der Thonschiefer, welcher sehr haͤufig vorkommt, und aus welchem ganze Gebirge bestehen, und der Feldspath. Diese Verwitterung sehen wir noch taͤglich vor unsern Augen vorgehen. Kahle entbloͤßte Thonschieferfelsen bedecken sich mit einer Lage von Thon, in welcher bald Vegetabilien ihren Wohnsitz nehmen. Ja man kann diese duͤnne Erdlage bald verstaͤrken, wenn man Stuͤcke Thonschiefer mit dem Pfluge abspaltet, und sie mit frischem Duͤnger, der zu ihrer Verwitterung beizutragen scheint, versetzt. Dieser Thon wurde wahrscheinlich durch Wasserfluthen herabge- schwemmt, und nun wieder in Ebenen zu solchen Lagen abgesetzt, worin wir den Thon jetzt finden. Es werden dabei wahrscheinlich aus der Atmosphaͤre Stoffe, be- sonders Oxygen angezogen. §. 35. Verbindung der Bestand- thelle des Thons. Die drei wesentlichen Bestandtheile des Thons, Thonerde, Kieselerde und Eisen- oxyd, sind in mannigfaltigem Verhaͤltnisse darin verbunden; und man findet selten zwei Thonarten, die darin gaͤnzlich uͤbereinstimmten. In den meisten Faͤllen hat die Kieselerde das Uebergewicht; diese kann bis 93 Prozent darin steigen, und dennoch behaͤlt das Gemisch die Eigenschaften des Thons. Seltener, jedoch zuweilen praͤ- dominirt die Thonerde. Neuere Versuche haben uns aber in unserm hiesigen Laboratorium gelehrt, daß in dem abgeschwemmten und dadurch vom Sande gereinigten Thone die Kieselerde auf eine doppelte Weise vorhanden sey. Wenn man naͤmlich diesen Thon mit genug- samem Wasser anhaltend sieden laͤßt, so setzt sich eine Kieselerde ab, die man zwar Der Thon. nicht Sand nennen kann, welche aber doch grobkoͤrniger, als die aus der Kieselseuch- tigkeit niedergeschlagene ist. Die Menge dieser, bloß durch das Sieden abgetrennete Kieselerde ist in verschiedenen Thonarten verschieden. Sie ist aber schwer voͤllig da- von zu trennen. Indessen wenn dieses auch auf das sorgfaͤltigste geschehen ist, so bleibt dennoch im Thone noch betraͤchtlich viel Kieselerde zuruͤck, die sich nur durch chemische Reagentien entscheiden laͤßt. Wir setzen diese genaueren Versuche fort, besonders um zu entscheiden, was uns jetzt fast wahrscheinlich ist — ob alle Thon- arten, nach Absonderung dieser minder und wohl nur mechanisch gebundenen Kiesel- erde, sich in ihrem Gehalte an Kiesel- und Thonerde, vielleicht voͤllig oder beinahe gleich seyn. Das Eisenoxyd weicht in seiner Menge sehr ab, von 1 bis zu 10 und 12 Prozent. Zuweilen enthaͤlt der Thon auch Manganesoxyd, welches aber nicht haͤufig und nur in sehr geringer Menge vorkommt, und deshalb von uns nicht in Betracht ge- zogen wird. §. 36. Man findet den Thon mit sehr verschiedenen Farben, weiß, grau, braun, roth, Farbe des Thons. schwarz und in den mannigfaltigsten Schattirungen dieser Farben. Zuweilen sind brennbare Koͤrper, Humus und erdharzige Materie die Hauptursache dieser Farben; und diese machen ihn gewoͤhnlich grau, ins Schwarze uͤbergehend, oder ganz schwarz. Diese Thonarten brennen sich aber im Feuer ganz weiß, indem sich der Kohlenstoff mit Oxygen verbindet, und als Kohlensaͤure entweicht. In den meisten Faͤllen ist aber das Eisenoxyd, zuweilen auch das Manganesoxyd, die Ursach der Farbe. Nicht bloß die Quantitaͤt, in welcher dieses dem Thone beigemischt ist, sondern auch der Grad der Oxydation, worin es sich befindet, bringen die mannigfaltigen Nuancirun- gen der Farbe hervor. Sie geht um so mehr von der hellgelben in die dunkelgelbe und rothe uͤber, je hoͤher der Oxydationszustand des Eisens steigt. Diese Thonar- ten brennen im Feuer nicht weiß. Ihr Eisenoxyd zieht vielmehr noch mehr Oxygen an, wird damit voͤllig gesaͤttigt, und dadurch ziegelroth. Diese Farben erhalten da- her beim Brennen alle die Thonarten, welche 4 bis 6 Prozent Eisenoxyd enthalten, und sie faͤllt um so dunkler aus, je hoͤher das Verhaͤltniß des Eisenoxyds steigt. J 2 Der Thon. Zuweilen bringen Eisenoxyd und Humus oder erdharzige Koͤrper die Farbe des Thons zugleich hervor. Solche Thonarten werden zwar im Feuer heller von Farbe, indem eine Ursach derselben, der Humus, verfluͤchtigt wird. Allein sie wer- den nie ganz weiß, da die andere Ursache, das Eisen, zuruͤckbleibt. Es koͤmmt also hier auf das Verhaͤltniß des brennbaren Stoffs und des Eisenoxyds an; ob der Thon beim Brennen viel Farbe verliere, oder nicht. Verliert er viel von der Intensitaͤt der Farbe, so sind brennbare Theile; verliert er wenig, so ist Eisenoxyd das, was vor- zuͤglich die Farbe hervorbrachte. Man findet zuweilen auch ganz weiße Thonarten. Diese enthalten niemals brennbare Substanz; aber sie sind doch nicht ganz frei von Eisenoxyd. Es steht dieses nur auf der niedrigsten Stufe der Oxydation, wo es dem Thone keine Farbe mittheilen kann. Werden diese Thonarten aber gegluͤht, so oxy- dirt sich das Eisen mehr, und der Thon wird gelb, oft ziemlich hochroth gefaͤrbt. Bleiben weiße Thonarten im Feuer ungefaͤrbt, so ist dies ein Beweis, daß sie sehr wenig Eisen enthalten. §. 37. Geruch des Thons. Der Thon aͤußert diejenige besondere Empfindung, welche die Thonerde auf der Zunge oder als Staub in die Nase gezogen, hervorbringt, unter aͤhnlichen Umstaͤn- den, fast in einem noch hoͤhern Grade, und man kann ihn durch dieselbe leicht von an- dern Erdarten unterscheiden. Er saugt begierig die Feuchtigkeit der Zunge ein, und haͤngt sich an dieselbe fest. Außer dieser Empfindung besitzt der Thon aber noch einen eigenthuͤmlichen Geruch, den die reine Thonerde nicht hat, und den man einen erdigen Geruch nennt. Er stoͤßt ihn in vorzuͤglich starkem Grade aus, wenn er trocken war und angefeuchtet wird; weswegen man ihn in der ganzen Atmosphaͤre bemerkt, wenn nach einer Duͤrre der erste Regen eintritt. Saussure schreibt diesen Geruch dem Eisenoxyd zu. Man findet ihn aber bei Thonarten, die sehr wenig davon enthalten, eben so stark, wie bei solchen, die viel davon haben. Man ist auch noch nicht einig, ob er durch wirklich von ihm ausduͤnstenden Partikeln entstehe, oder aber von einer besondern Veraͤnderung in der ihn umgebenden Atmosphaͤre hervorgebracht werde. §. 38. Verhalten des Thons gegen das Wasser. Unter den Eigenschaften des Thons ist sein Verhalten gegen das Wasser beson- ders merkwuͤrdig. Er zieht dasselbe, wenn er trocken, jedoch nicht voͤllig ausgedoͤrret ist, leicht ein, und wird, ist Wasser genug vorhanden, zu einer mehr oder weniger Der Thon. schwierigen, zusammenhaͤngenden und dehnbaren Masse, welche jeden Eindruck bald annimmt und behaͤlt, und sich zu allen Gestalten formen laͤßt. Diese Eigen- schaft, welche uns den Thon so nuͤtzlich macht, besitzt nicht aller Thon in gleichem Fetter und magerer Thon. Maße. Man nennt den, der sie in groͤßerem Verhaͤltnisse hat, fetten; den, der sie in geringerem Verhaͤltnisse zeigt, mageren Thon. Die Dehnbarkeit und Formbarkeit des Thons ist nicht bloß der Thonerde zuzuschreiben. Denn diese besitzt sie in reinem Zustande minder. Sie ist vielmehr ein Produkt der Verbindung der Thonerde mit der Kieselerde, und auch das Eisenoxyd scheint Antheil daran zu haben. Mehren- theils hat zwar der dehnbarere oder fettere Thon mehr Thonerde in sich, und der sproͤ- dere oder magere weniger; aber die Dehnbarkeit stimmt doch nicht allgemein mit die- sem Verhaͤltnisse uͤberein. §. 39. Der mit Wasser durchdrungene Thon laͤßt jetzt mehreres Wasser nicht in sich ein- dringen. Auf einen Kuchen oder Becken, der aus Thonteich verfertigt ist, bleibt das Wasser voͤllig stehn, ohne durchzusintern. Diese Eigenschaft macht das Vor- handenseyn des Thons im Erdboden, auch unter der Ackerkrume und in tiefen Schich- ten, sehr merkwuͤrdig. Das Wasser wird dadurch verhindert, sich tiefer in die Erde zu versenken, und ohne selbige wuͤrden wir in der Erde nicht ehe Wasser finden, bis wir auf feste Felsen kaͤmen. Diese Thonlagen, welche mit durchlassenden Erdlagen abwechseln, sind die gewoͤhnlichste Ursache der Quellen, indem sich das Wasser darauf anhaͤuft, und nun durch seinen Seitendruck einen Ausweg bahnt. Sie sind auch die Ursach der Wassergallen oder der nassen Stellen im Acker, weil sich das Wasser nicht in die Tiefe ziehen kann, sondern darauf stehen bleiben muß, bis es verdunstet, und deshalb bis zur Oberflaͤche der lockern Erde heraufstauet. §. 40. Wenn man den Thon in vielem Wasser vertheilt, so macht er dasselbe truͤbe, und bleibt darin schwimmen. Das Wasser loͤst aber nichts von ihm auf. Es ge- hoͤrt oft eine lange Zeit dazu, ehe es wieder voͤllig klar wird. Daher kommt es, daß das Wasser solcher Fluͤsse, deren Bette aus Thon besteht, mehr oder weniger truͤbe ist. Die aufgerissenen und im Wasser zertheilten Thonpartikeln koͤnnen sich bei der bestaͤndigen Bewegung des Wassers nicht wieder daraus absetzen. Deshalb finden wir, daß die durch ausgetretene Fluͤsse angeschwemmten Aecker groͤßtentheils thonigt Der Thon. sind. Der schwerere von ihnen mit fortgerissene Sand setzt sich bald aus ihnen wieder ab, und wird nur stellenweise angehaͤuft. Aber der fein vertheilte Thon wird weiter mitgenommen, und kann sich nur bei der Ruhe des Wassers ablagern. §. 41. Verhalten im Froste. Ist der angefeuchtete Thon der Frostkaͤlte ausgesetzt, so bekommt er in seiner Masse Risse, zerfaͤllt auch wohl gaͤnzlich zur Krume. Dieses Auseinanderreißen der Thonmasse und deren Zerfallen entsteht von der Ausdehnung, welche das Wasser beim Gefrieren erleidet. Die Eiskrystallen oder Nadeln treiben die Thonpartikeln ausein- ander. Man laͤßt daher auch den Thon, wenn man ihn zur Verbesserung des Bo- dens gebrauchen will, durch Huͤlfe des Frostes zerfallen, und bereitet ihn dadurch zu einer bessern Vereinigung mit der Ackerkrume. §. 42. In der Hitze. Selbst in der Waͤrme laͤßt der angefeuchtete Thon das Wasser schwer fahren, um so schwerer, je fetter er ist. Er haͤlt es staͤrker zuruͤck, wie alle anderen Erdarten. Wenn das Wasser aus ihm verdampft, so wird er mehr oder weniger hart; der fette Thon mehr, der magere minder. Setzt man den feuchten Thon einer starken Hitze aus, so zerspringt er oft in Stuͤcke. Die elastischen Daͤmpfe schaffen sich naͤmlich ei- nen Ausweg, und zerreißen daher die Masse. Deswegen ist es bei der Ziegelbren- nerei durchaus nothwendig, die gestrichenen Ziegel erst lufttrocken werden zu lassen, und sie dann im Ofen eine Zeitlang erst maͤßig zu erwaͤrmen. Bei der Austrocknung des Thons verliert er immer in seinem Umfange, und zieht sich zusammen. Dies ruͤhrt von der Verdampfung des Wassers her, nach welcher sich die Thonpartikeln mehr naͤhren koͤnnen. Daher entstehen bei heißer und trockener Witterung die Risse in sehr thonigtem Acker. Aus dieser Ursach muͤssen die Toͤpfe und Ziegel groͤßer geformt werden, wie sie nach dem Brennen seyn sollen. Voͤllig verliert er sein Wasser nur in einer sehr starken Gluͤhhitze, und zieht sich dann immer mehr zusammen. Er erleidet eine Zusammensinterung, die seine Parti- keln noch mehr an einander bringen. Man nennt das Zusammenziehen des Thons in der Waͤrme das Schwinden. Fette Thonarten sind ihm mehr ausgesetzt, wie magere. Das Schwinden eines und desselben Thons findet aber in verschiedenen Hitzegraden immer gleichfoͤrmig statt, d. h. dieselbe Hitze zieht denselben Thon immer Der Thon. auf gleiche Weise zusammen. Daher hat man den Thon zu Pyrometern brauchbar gefunden, wodurch man die Intensitaͤt der hoͤheren Hitzgrade mißt. §. 43. Im gewoͤhnlichen Gluͤhefeuer laͤßt sich auch der natuͤrliche Thon nicht schmelzen. Im Gluͤh- feuer. Wenn das Feuer aber durch Luft sehr angeblasen oder gar durch Oxygengas angefacht wird, so kommt er im Fluß. Ein Zusatz von Kalk vergroͤßert die Schmelzbarkeit des Thons ungemein, und auch durch Eisenoxyd wird sie vermehrt. Ein starker Zu- satz von Kalk und Eisen ist daher bei Ziegel- und Toͤpferwaaren nachtheilig, weil diese, wie man es nicht selten in den Ziegeloͤfen sieht, alsdann in einer starken Glut auseinanderfließen. Ein geringer Zusatz kann aber vortheilhaft seyn, weil er einen Anfang von Verglasung, eine staͤrkere Zusammensinterung bewirkt, und dadurch die Festigkeit der Masse vermehrt. §. 44. Der gegluͤhete Thon ist in seinen Eigenschaften sehr von dem ungegluͤheten ver- schieden. Seine Stuͤcke sind oft so hart, daß sie mit dem Stahle Funken geben, und sie lassen sich im Wasser nicht erweichen. Reibt man sie zu einem feinen Pulver und vermengt sie mit Wasser, so geben sie keinen zusammenhaͤngenden, schluͤpfrigen und formbaren Teig mehr. Das Pulver laͤßt das Wasser hindurchgehen und haͤlt wenig davon zuruͤck, ist also jetzt der Kieselerde oder dem Sande gleich. Man kann den ge- brannten Thon durch die Kunst auf keine Weise seine vorige Schluͤpfrigkeit und Dehn- barkeit wiedergeben. Indessen scheint doch die Luft, die Feuchtigkeit und der thieri- sche Duͤnger, wenn sie lange darauf wirken, ihn allmaͤhlig zu seiner urspruͤnglichen Natur zuruͤck zu bringen. §. 45. Die Luft scheint uͤberhaupt eine maͤchtige Wirkung auf den Thon, sowohl den Verhalten ge- gen die Luft. gebrannten als ungebrannten auszuuͤben. Wir sehen dies vorzuͤglich an der vortheil- haften Wirkung, welche solcher Thon auf den Aeckern hervorbringt, der eine Zeitlang der Luft ausgesetzt gewesen ist. Es ist allgemein bekannt, daß der Lehm von alten Waͤnden und Backoͤfen eine sehr gute Duͤngung abgebe, und die Fruchtbarkeit des Bodens vermehre. Hoͤchst wahrscheinlich zieht der Thon aus der Luft fruchtbare Stoffe an sich. Der Thon. Man glaubte laͤngst, daß der Thon Salpeter aus der Luft aufnehme, und man hat sich wirklich uͤberzeugt, daß aller Lehm die Salpetererzeugung in den Salpeterplan- tagen befoͤrdere. Gebildeter Salpeter ist aber in der Luft nicht vorhanden. Allein es ist aus mehreren Beobachtungen und Erfahrungen wahrscheinlich, daß der Thon bei seiner Beruͤhrung mit der Lust Azote, Hydrogen, vielleicht auch die thierischen Ausduͤnstungen aus derselben einsauge. Wenn man Thon in großen Ballen zusam- mengeknetet an feuchten Orten lange liegen laͤßt, so entstehen alle Merkmale einer Faͤulniß, und es erzeugt sich Ammonium , welches die Gegenwart des Azot be- weist, und dieses ist die Basis der Salpetersaͤure. Wenn es von der reinen Thonerde noch nicht ganz ausgemacht ist, ob sie Oxygen aus der Luft einsauge, so hat es doch beim Thon selbst gar keinen Zweifel. Hum- bold hat dieses nicht nur bei allen Thonarten, die er untersuchte, sondern auch selbst bei dem harten Thonschiefer gefunden. Durch die Einsaugung der verschiedenen bekannten und unbekannten Stoffe aus der Atmosphaͤre wird der Thon immer muͤrber, weniger zaͤhe, magerer. Diese That- sache ist durch viele Erfahrungen und chemische Versuche bestaͤtigt. Wir haben Thon untersucht, der an der Oberflaͤche lag, und andern, der tiefer heraufgeholt war. Beide hatten ein gleiches Verhaͤltniß von Thon, Kieselerde und Eisenoxyd. Jener war indessen auffallend magerer, wie dieser. Da also die Luft den Thon muͤrber macht, so laͤßt sich der Nutzen einer fleißigen Bearbeitung des thonigsten Bodens auch in dieser Hinsicht leicht begreifen, indem durch die Bearbeitung die Luft mehr Beruͤh- rungspunkte mit der Ackerkrume erhaͤlt, tiefer eindringt, um so mehr von ihrer Materie absetzen kann, mithin das Verwittern und Muͤrbewerden des Thons veranlaßt. §. 46. Gegen die Gaͤuren. Die Saͤuren greifen den kalklosen Thon wenig an, und erregen kein Aufbrausen, es sey denn, daß er viel kohlensaures Eisenoxyd enthalte. Die reine Thonerde und das Eisenoxyd sind zwar fuͤr sich in Saͤuren ziemlich leicht aufloͤslich, sie werden aber im Thone durch die Kieselerde vor dem Angriff der Saͤure geschuͤtzt. Die Saͤuren, welche man auf den Thon gießt, loͤsen von jenen Materien wohl etwas, aber nicht alles auf. Sie loͤsen um so mehr davon auf, je groͤßer das Verhaͤltniß derselben ist, und um so weniger, je geringer es gegen die Kieselerde steht. Eine fette Thonart wird demnach den Saͤuren mehr Thonerde abgeben, wie eine magere, und von einer stark Der Thon. stark eisenhaltigen werden die Saͤuren mehr Eisenoxyd aufnehmen, wie von einem, der wenig Eisen fuͤhrt. Hieraus ist es zu erklaͤren, wie ein stark eisenhaltiger Bo- den durch seinen Eisengehalt minder fruchtbar seyn kann, wie ein anderer, der uͤbrigens dieselbe Mischung, nur weniger Eisen hat. Denn das Eisenoxyd ist an und fuͤr sich der Vegetation nicht nachtheilig; sondern erst als dann, wenn es sich mit gewissen Saͤuren verbindet. Da sich aber im Boden leicht Saͤuren erzeugen, und einen stark eisenhaltigen Thon mehr angreifen, wie den, der dessen minder haͤlt, so werden sie dort auch mehr von jener den Pflanzen nachtheiligen Wir- kung aͤußern. §. 47. Die meisten Saͤuren sind also unfaͤhig, Thon voͤllig zu zerlegen, Thonerde und Eisenoxyd von der Kieselerde ganz zu trennen. Man kann Salpeter und Salz- saͤure uͤber Thon sieden lassen, ohne daß die Thonerde und das Oxyd voͤllig aufgeloͤst werden. Nur konzentrirte Schwefelsaͤure kann eine voͤllige Aufloͤsung des Thons bewirken. Es gehoͤrt aber eine große Quantitaͤt derselben dazu, und man muß sie anhaltend uͤber dem Thon sieden lassen. Leichter geschieht die Scheidung der Thonerde und des Eisenoxyds aus dem Thone, wenn man diesen vorher mit Alkali, am besten mit aͤtzendem, gluͤhet. Wenn dieses geschehen ist, und man dann die Masse mit so viel Saͤure uͤbergießt, daß nicht allein das Alkali gesaͤttigt wird, sondern noch ein betraͤchtlicher Ueber- schuß bleibt, so loͤst dieser Ueberschuß die Thonerde und Eisenoxyd bald und rein auf, und die Kieselerde laͤßt sich nun voͤllig abscheiden. Diese Alkalien scheinen die Verbindung der Kieselerde mit der Thonerde und dem Eisenoxyd lockerer zu machen, und den Schutz, den letzterer durch ersterer vor der Saͤure erhielt, zu schwaͤchen. Dies ist also die sicherste und leichteste Methode, den Thon zu zerlegen. §. 48. Außer den zum Thon wesentlich gehoͤrigen Koͤrpern der Kieselerde, Thonerde Verbindung des Thons mit anderen Substanzen. und Eisenoxyd, finden wir in ihm oft noch andere Materien vermengt oder vermischt. Mehrentheils enthaͤlt er noch feinkoͤrnigen Sand, von welchem er sich durch das Schwemmen nicht voͤllig trennen laͤßt. Auch ist er mit groͤberm Sande in Zweiter Theil. K Der Thon. groͤßerer oder geringerer Menge vermengt, den man bald durch das Abwaschen erkennen kann. Er heißt dann Lehm, und wir werden davon in der Folge mehr sagen. Humus ist sehr oft in dem Thone vorhanden, und scheint darin mehr einge- mischt, als bloß eingemengt zu seyn. Aller an der Oberflaͤche oder nicht tief im Untergrunde liegender Thon ist mehr oder weniger damit versehen, und wir ha- ben ihn sogar im Thone, der fuͤnf Klafter tief herausgeholt war, merklich angetroffen. Kalk ist ein haͤufiger Begleiter des Thons, und in Gegenden, die reich an Kalk sind, findet man oͤfterer Thon mit als ohne Kalk. Zuweilen ist der Kalk in kleinen Stuͤckchen ihm beigemengt, und dann ist er leicht durch das Ansehen zu unterscheiden. Zuweilen ist er ihm aber inniger beigemischt, und dann entdeckt man ihn nur durch chemische Untersuchung. In einigen Faͤllen ist der Kalk mit Schwefelsaͤure verbunden als Gyps gegenwaͤrtig. Wenn er auf ein gewisses Verhaͤltniß im Thone steigt, so heißt diese Verbindung Mergel, welche wir in der Folge genauer betrachten werden. §. 49. Die physischen Eigenschaften des Thons, seine wasserhaltende Kraft und Dehnbarkeit koͤnnen durch jene Beimischungen sehr modifizirt werden. Diese ver- ringern naͤmlich dieselben um desto mehr, je groͤßer ihre Quantitaͤt ist. Thon mit grobkoͤrniger Kieselerde, Sand, Humus und Kalk versetzt, zerfaͤllt leichter in Wasser, haͤlt davon nicht so viel zuruͤck, trocknet leichter aus, und wird nicht so hart. Feucht ist er weniger schluͤpfrig und dehnbar, wie der reine Thon. Die Quantitaͤten, in welchen sich diese Materien dem Thone beimischen, sind mannigfaltig verschieden, und daraus ergiebt sich, daß es auch die Eigen- schaften des Thons seyn muͤssen. Dazu kommt aber, daß auch die Verhaͤltnisse der Grundbestandtheile des Thons, der Kieselerde, Thonerde und des Eisenoxyds auf seine physische Beschaffenheit Einfluß haben, und daß man folglich unzaͤhlig verschiedene Arten selbst von Thon, den man in diesem Sinne als rein annehmen kann, antreffen muͤsse. Eine bestimmte Klassifikation und Unterscheidung der Thonarten ist also unmoͤglich, weil sich die Grenzen der einen und der andern Art nicht bestimmen lassen, und der magerste Thon durch unzaͤhlige Abstufungen zu Der Thon. dem fettsten Thon uͤbergeht. Indessen wollen wir doch einige der merkwuͤrdigsten Arten des Thons ausheben, und ihre hervorstechendsten Eigenschaften angeben, weil sie dem Landwirthe merkwuͤrdig, und unter manchen Verhaͤltnissen zur moͤg- lich hoͤchsten Benutzung seines Grundes und Bodens nuͤtzlich seyn koͤnnen. §. 50. Der Porzellanthon ist der reinste und feinste von allen. Er hat seinen Thonarten. Namen daher erhalten, weil er zur Verfertigung des feinen Porzellans gebraucht wird. Man findet ihn in verschiedenen Laͤndern, in Deutschland bei Aue im Erzgebirge; bei Giehren, bei Strablow, Teichenau und Tarnowitz in Schlesien; bei Grunneritz im Saalkreise; bei Wien, Passau, Hoͤchst u. s. w. Wahrscheinlich ist er durch die Verwitterung des Feldspaths entstanden. Er ist weiß, graulich weiß, gelblich weiß oder roͤthlich; fuͤhlt sich sanft an, haͤngt sich wenig an die Zunge, und ist trocken zerreiblich. Er zerfaͤllt im Wasser unmit- telbar zu Pulver. Zuweilen ist er mit Theilchen von Kalk und Glimmer versetzt. Die Verhaͤltnisse seiner Bestandtheile weichen von einander ab. Der englische von Kornwallis enthaͤlt nach Wedgewood 60 Prozent Thonerde und 20 Prozent Kieselerde; andere ungleich mehr von letzterer. Eisen und Eisenoxyd hat er nicht in bedeutender Menge. Man macht aber auch genaue Mengungen von verschie- denen Thonarten, um eine gute Porzellanmasse hervorzubringen. §. 51. Der Pfeifenthon dient vorzuͤglich zur Verfertigung von Tabackspfeifen. Er ist naͤchst dem Porzellanthon der reinste von Farbe, aber sehr verschieden, weiß, grau, blaͤulich oder gar schwarz. Er enthaͤlt naͤmlich oft brennbare Ma- terien, die ihm die dunkle Farbe geben. Im Feuer brennt er sich weiß, bleibt jedoch zuweilen etwas roͤthlich gefaͤrbt. Im Wasser zertheilt er sich, und nimmt damit angeknetet keine große Zaͤhigkeit an. Man findet ihn in Ansehung der Guͤte sehr verschieden. Zu dem vorzuͤglichsten zaͤhlt man den bei Koͤlln, naͤchst dem den bei Mastricht. Man findet ihn aber auch gut bei Bunzlau, Plauen; zu Weißen- spruͤnk in der Kurmark, in Hessen, im Wuͤrtembergischen u. s. w. §. 52. Der Bolus ist eine der fettsten Thonarten, und in den Apotheken gebraͤuch- lich. Man verfertigt aus ihm kleine Kuchen, die mit einem Stempel versehen K 2 Der Thon. unter dem Namen Siegelerde verkauft werden. Er ist ziegelroth, braun oder ganz weiß. Eine feine Art davon ist der Armenische Bolus. Diese Thonart ist sehr fett anzufuͤhlen, und giebt mit Wasser zusammenge- ruͤhrt einen sehr zaͤhen und schluͤpfrigen Teig. Er wird an der Luft und nach- her im Feuer sehr hart. Der weiße Bolus bekoͤmmt durch das Gluͤhen eine gelb- liche oder roͤthliche Farbe. Der Roͤthel ist eine Art Bolus, welcher sehr viel Eisenoxyd enthaͤlt. Der Bolus wird an verschiedenen Orten gegraben. Unter den deutschen Arten ist der, welcher bei Striegau, Zittau und Nuͤrnberg gefunden wird, der beste. §. 53. Der Toͤpfer- oder Ziegelthon hat den Namen von seiner Anwendung zur Verfertigung der gemeinen Toͤpferwaare und der Ziegel erhalten. Er findet sich haͤufig in großen Lagern im flachen Lande. Er ist ein sehr zaͤher, schluͤpfriger Thon, der aber oft etwas Kalk und Sand enthaͤlt. Er fuͤhlt sich fett an und haͤngt sich stark an die Zunge. Das Wasser saugt er begierig ein, zerfaͤllt nicht darin, wird aber dann sehr zaͤhe und dehnbar. Beim Austrocknen wird er betraͤchtlich hart, und bekommt leicht Risse. Im Feuer gegluͤht brennt er zu einer steinharten Masse, die sich nicht zwischen den Fingern zerreiben und nur schwer zu Pulver zer- stoßen laͤßt. §. 54. Die Walkererde ist eine magere Thonart, welche zum Walken oder Rei- nigen des Tuchs gebraucht wird. Man glaubte sonst, daß sie nur in England ge- funden werde; allein man weiß, daß viele unserer Thonarten eben so brauchbar seyen. In England war die Ausfuhr der Hamshirischen Walkererde sogar bei Le- bensstrafe verboten. Jetzt wird sich niemand dieser Gefahr mehr aussetzen. Die Walkererde ist zerreiblich, zerfaͤllt im Wasser leicht zu Pulver, ohne sich sehr zu vertheilen, und eine breiartige Masse zu bilden. Die englische ist braun und mit gelblichen Adern durchzogen. Im Feuer gegluͤht wird sie erst schwarz, die Schwaͤrze verliert sich aber wieder, wenn sie laͤnger gegluͤht wird. Derjenige Thon, welchen ich im Boden Letten nenne, kommt in der Mager- keit und in seinen Eigenschaften dieser Walkererde gleich. Er haͤlt wenig Thonerde Der Thon. in seiner Mischung, um desto mehr feine Kieselerde, und zuweilen etwas Kalk. Er besitzt daher wenig Zaͤhigkeit und Bindigkeit, wird trocken zwar ziemlich hart, aber bleibt doch staubig. Feucht zerfaͤllt er sehr leicht, und fließt auseinander, so daß Wasserfurchen in demselben schwer stehen, und sich beim Regen wieder zu- schlammen. Wenn er trocken geworden und in Klumpen zusammengeballt ist, zer- faͤllt er bei einem maͤßigen Regen sehr leicht. Ich unterscheide ihn deshalb vom Lehm, weil dieser eine Mengung von ma- gerem oder fetteren Thon mit grobkoͤrniger Kieselerde oder Kreide ist. §. 55. Der Ortstein ist eine Substanz, welche groͤßtentheils aus Thon besteht, mit einer starken Beimischung von kohlensaurem und phosphorsauren Eisen, und mit derselben zu einer harten Masse wird. Er ist nicht bloß durch seine Haͤrte, son- dern auch wohl durch das phosphorsaure Eisen der Vegetation sehr nachtheilig, wenn er sich flach unter der Oberflaͤche des Bodens befindet, wo er sich zum Theil aufloͤst, und in genauerer Beruͤhrung mit den Pflanzenwurzeln koͤmmt. Er ver- wittert mit der Zeit an der Luft, und ist daher wohl nur zum Bauen unter der Erde zu benutzen. Wenigstens ist dies bei verschiedenen Arten der Fall. Unter dem Wasser haͤlt er sich auch. Er ist braun, oder von einer Mittelfarbe zwischen dem dunkelschwarzen und gelblichbraunen. Er besitzt oft Adern, deren Farbe blaͤu- lichschwarz ist. Man hat ihn zuweilen auf Eisen behandelt, und deshalb wird er von den Mi- neralogen mehrentheils zum Eisengeschlechte gezaͤhlt. Wo er flach liegt, macht er den Boden zu allem durchaus unbrauchbar, und auch Fichten kommen nicht darauf fort. Das einzige Mittel, solchen Boden frucht- bar zu machen, ist, ihn auszugraben, welches man auf kleinen Stellen, zuweilen aber mit großen Kosten, gethan hat. Die Kalkerde. Die Kalkerde . §. 56. Die Kalkerde. Die Kalkerde ist eine am haͤufigsten in der Natur anzutressenden Substanzen. Sie findet sich in maͤchtigen Gebirgen zusammengehaͤuft, und bildet mit andern Erdarten und metallischen Oxyden verbunden eine große Menge von Mineralkoͤr- pern. Wir finden sie aber auch in großer Menge in den Thieren, und die Knochen und Schalen derselben sind groͤßtentheils daraus gebildet. Sie macht ebenfalls einen stetigen Bestandtheil der Gewaͤchse aus. Wir treffen sie wenigstens in jeder vegetabilischen Asche an. Endlich findet sie sich in den meisten natuͤrlichen Wassern aufgeloͤst. §. 57. Bis jetzt nimmt man sie als einen einfachen Koͤrper an, obgleich wir nach meh- reren Versuchen und Beobachtungen glauben muͤssen, daß sie ein zusammengesetzter sey, und besonders in den organischen Koͤrpern taͤglich erzeugt werde. Nicht ohne Grund muthmaßt man, daß sie hauptsaͤchlich aus Azot gebildet werde, und mit den Alkalien in sehr naher Verwandschaft stehe, so daß diese in jene und jene in diese umgebildet wuͤrden. Wenn dieses aber auch gewiß waͤre, so wuͤrden wir doch die Substanz und die Art und Weise nicht kennen, wodurch ihre Basis umgewan- delt wird. Das haͤufige Vorkommen der Kalkerde in den thierischen Koͤrpern, die mannigfaltigen Abdruͤcke und Versteinerungen, welche die Kalkgebirge enthalten, die deutliche Entstehung dieses Kalks aus Schalenthieren, und endlich die hoͤchst wahrscheinliche Produktion der Kalkerde durch organische Koͤrper hat manche Na- turforscher veranlaßt, zu glauben, daß alle Kalkerde ein Produkt der organischen Natur sey. Diese Meinung hat aber das gegen sich, daß auch auf den Urgebirgen auf einer Hoͤhe, wo man keine Versteinerungen und Eindruͤcke organischer Koͤrper mehr findet, sich dennoch oft Kalkstein finde. §. 58. Verbindung mit Saͤuren. Die Kalkerde gehoͤrt zu den alkalischen Erden, und sie zeigt sehr aͤhnliche Ei- genschaften mit denen der Alkalien. Sie hat eine große Neigung, sich mit den Saͤuren zu verbinden, und da sie diese allenthalben antrifft, so finden wir sie auch Die Kalkerde. immer mit einer derselben verbunden, ausgenommen in den Kratern der Vulkane, wo man zuweilen reine Kalkerde, deren Kohlensaͤure durch das Feuer ausgetrieben war, gefunden hat. Vorzuͤglich sind es die Kohlensaͤure und Schwefelsaͤure, welche wir in Vereinigung mit der Kalkerde antreffen; seltener die Phosphor- saͤure, Salzsaͤure, Borax- und Salpetersaͤure. §. 59. Die kohlensaure Kalkerde , welche man rohen Kalk nennt, ist die Kohlensaure Kalkerde. Grundlage des Kalksteins, und der Kreide, und ein vorwaltender Bestandtheil in vielen andern Mineralien. Sie koͤmmt mit Thon verbunden im Mergel vor, und ist mit Thon und Sand vermengt in vielen Aeckern mehr oder weniger befindlich. Man kann sie von allen Beimischungen befreien, und durch die Kunst rein darstellen. §. 60. In diesem reinen Zustande ist die kohlensaure Kalkerde ein lockeres weißes Pulver, ohne allem Geruch und Geschmack. Sie besteht nach den genauesten Ver- suchen aus 56 Prozent chemisch reiner Kalkerde, 40 Prozent Kohlensaͤure und 4 Prozent Wasser. Dieses Wasser ist ihr wesentlich, und gehoͤrt zu ihrer Grund- mischung. Es kann nicht durch maͤßige Hitze aus ihr verfluͤchtigt werden. Sie hoͤrt ehe auf, kohlensaure Kalkerde zu seyn, bevor sie ihr Wasser fahren laͤßt. Die- ses Wasser ist nicht im feuchten, sondern im festen, krystallisirten Zustande in der- selben enthalten, und hat seinen Waͤrmestoff verloren, auf dieselbe Weise, wie das Krystallwasser der Salzkrystalle. §. 61. Mit dem reinen Wasser laͤßt sie sich leicht vermengen, aber nicht davon auf- Verhalten ge- gen das Was- ser. loͤsen, setzt sich auch in der Ruhe bald wieder daraus ab. Wenn man sie mit Wasser zu einem Brei anruͤhrt, so haͤlt sie, auf ein Haartuch gebracht, die Haͤlfte ihres eigenen Gewichts davon zuruͤck, laͤßt aber dies ihr nur schwach anhaͤngende Wasser leicht, noch leichter als der Sand, wieder verdunsten. Dagegen aber loͤst sie sich im Wasser auf, wenn dieses mit Kohlensaͤure angeschwaͤngert ist. Man darf sie nur mit kohlensaurem Wasser zusammenschuͤtteln, um ihre Aufloͤsung zu be- wirken. Die Quantitaͤt der Kalkerde, welche aufgeloͤst wird, richtet sich nach der Quantitaͤt der im Wasser befindlichen Kohlensaͤure, und steigt mit dieser. Wir Die Kalkerde. nennen eine solche Aufloͤsung kohlensaures Kalkwasser. Man findet dieses haͤufig in der Natur, und unsere meisten Brunnenwasser sind als solche anzusehen; noch mehr aber die Quellwasser, welche aus Kalkgebirgen hervorkommen. Das kohlensaure Kalkwasser , es mag durch die Natur oder Kunst be- reitet seyn, wird augenblicklich zersetzt, und die kohlensaure Kalkerde wieder ab- geschieden, wenn sich die Kohlensaͤure aus dem Wasser entfernt. Dies geschieht schon, wenn dasselbe an der freien Luft steht, besonders wenn es bewegt wird (daher hat man bemerkt, daß gewisse Quellwasser groͤßere Wirkung bei der Wie- senuͤberrieselung haben, wenn das Wasser so, wie es hervorquillt, uͤber sie geleitet werden kann, als wenn es schon eine Zeitlang an der Luft geflossen hat). Das sonst klare Wasser wird truͤbe, und laͤßt seinen Kalk fallen. Wenn viel Kalkerde im Wasser aufgeloͤst ist, setzt sie sich als eine Kruste an die Gefaͤße ab, oder sie bildet, indem sie sich uͤbereinander haͤuft und anhaͤngt, mannigfaltige Figuren. Schneller noch wird die Kohlensaͤure aus dem kohlensauren Kalkwasser verjagt, wenn dieses aufgekocht wird. Wir bemerken daher bei dem Kochen unserer Brun- nenwasser eine Truͤbung, und die Absetzung einer Kruste in den Kesseln, welche von den Einfaͤltigen Salpeter genannt wird, aber nichts weiter ist, wie abgeschie- dene Kohlensaure Kalkerde. §. 62. Auch durch solche Koͤrper, welche die Kohlensaͤure einschlucken, wird der Kalk aus dem kohlensauren Kalkwasser niedergeschlagen. Die aͤtzenden Alkalien, Na- trum, Kali und Ammonium, bewirken dies augenblicklich, indem sie das Aufloͤ- sungsmittel des Kalks, die Kohlensaͤure, an sich ziehen. Selbst die Alkalien im gewoͤhnlichen kohlensauren Zustande sind in groͤßerer Menge dazu geschickt, indem sie nicht voͤllig mit Kohlensaͤure gesaͤttigt sind. §. 63. Verhalten im Feuer. Wenn der kohlensaure Kalk nur maͤßig erhitzt wird, so erleidet er weiter keine Veraͤnderung, als daß er das ihm anhaͤngende Wasser verliert und austrocknet. Geht aber seine Hitze bis zur Gluͤhhitze, so verliert er auch sein Krystallisations- wasser und seine Kohlensaͤure gaͤnzlich. Er wird aͤtzend, und erhaͤlt alkalische Eigenschaften. In diesem Zustande nur ist er als chemisch reine Kalkerde anzusehen, und man nennt ihn gebrannten oder aͤtzenden Kalk. Dieses ist die uͤberaus nuͤtz- liche Die Kalkerde. liche Materie, die seit undenklichen Zeiten zu Bauten gebraucht worden. Seine Bereitung im Großen zu beschreiben, ist hier der Ort nicht. Wir muͤssen aber seine physischen und chemischen Eigenschaften betrachten, um die vielen merkwuͤr- digen Erscheinungen, die er hervorbringt, und seine Wirkungen als Duͤngungs- mittel und als Moͤrtel erklaͤren zu koͤnnen. §. 64. Der gebrannte Kalk besitzt einen alkalischen, aͤtzenden, die Geschmacksorgane Gebrannter Kalk. sehr beleidigenden Geschmack. Er veraͤndert die Pflanzenfarben gleich dem Alkali. Werden seine Stuͤcke mit Wasser benetzt, so saugen sie dasselbe in betraͤchtlicher Menge ein, und bleiben doch ganz trocken dabei. Nach und nach bemerkt man eine Erhitzung, die immer steigt. Endlich erhalten die Stuͤcke Risse und Borsten, und zerfallen in ein sehr weißes, lockeres, milde anzufuͤhlendes und trockenes Pulver. Der Grad der sich hier entwickelnden Hitze kann so hoch steigen, daß er den Sie- depunkt des Wassers uͤbertrifft. Auch bemerkt man im Dunkeln zuweilen ein Leuchten. Auch wenn man den vierten Theil des Gewichts des Kalks an Wasser ange- wandt hat, so ist der in Pulver zerfallene Kalk dennoch nicht naß. Er hat das Wasser gaͤnzlich eingeschluckt, und es als Krystall in sich gebunden. Sein Ge- wicht ist aber vergroͤßert. Hieraus erklaͤrt sich allein die starke Erhitzung, welche beim Loͤschen des Kalks statt findet, und der man vormals allerlei hypothetische Ur- sachen unterschob. Das Wasser, welches vom Kalke eingesogen wird, geht, in- dem es sich chemisch mit der Kalkerde verbindet, aus dem fluͤssigen in dem festen Zustand uͤber. Der Waͤrmestoff, welchem dasselbe seinen fluͤssigen Zustande ver- dankte, wird frei, und entweicht nach außen. Das mit dem Kalke verbundene Wasser laͤßt sich nun ohne Gluͤhhitze auch nicht wieder davon trennen. §. 65. Der einmal geloͤschte Kalk laͤßt sich leicht mit dem Wasser vermengen, und Geloͤschter Kalk. es wird nun keine neue Waͤrme entwickelt. Wird er mit vielem Wasser zu- sammengeruͤhrt, so stellt er einen zusammenhaͤngenden Brei mit noch mehrerem Wasser, eine milchartige Fluͤssigkeit, die Kalkmilch heißt, dar. Der geloͤschte Kalk ist noch aͤtzend, nur nicht in dem Maße, wie der ungeloͤschte. Er schmeckt alkalisch, wie dieser, und veraͤndert das mit Pflanzensaͤften gefaͤrbte Papier. Zweiter Theil. L Die Kalkerde. §. 66. Loͤschung an der Lust. Auch an der Luft leidet der gebrannte ungeloͤschte Kalk eine Veraͤnderung. Seine Stuͤcke zerfallen fruͤher oder spaͤter, je nachdem die Luft feucht ist, in ein Pulver. Der Kalk saugt dann Wasser aus der Atmosphaͤre ein, und loͤscht sich selbst, wobei oft eine empfindliche Hitze zu bemerken ist. Aber er erleidet außerdem noch eine andere Veraͤnderung. Er verliert nach und nach seine Aetzbarkeit, sei- nen Geschmack und seine Brauchbarkeit zum Moͤrtel. Er zieht naͤmlich neben dem Wasser auch die Kohlensaͤure aus der Luft an, und wird dadurch endlich wieder in den Zustand des milden oder kohlensauren Kalks versetzt, und kann nun seine vorigen Eigenschaften erst durch neues Brennen wieder erhalten. Die Zeit, in welcher der gebrannte Kalk an der Luft ganz wieder zu milden Kalk umgeaͤndert wird, richtet sich nach dem Feuchtigkeits- und Kohlensaͤure-Ge- halt der Atmosphaͤre, welche ihn umgiebt. Je mehr Feuchtigkeit und je mehr Kohlensaͤure darin vorhanden ist, desto schneller geschieht es. Aus der ganz trocknen Luft nimmt der gebrannte Kalk keine Kohlensaͤure auf, wenn sie gleich reichlich damit versehen ist. Die Feuchtigkeit muß der Kohlensaͤure als Vereini- gungsmittel mit dem Kalke dienen. Man kann daher gebrannten Kalk oft lange an trockenen Orten aufbewahren, ohne daß er unbrauchbar wird. Jedoch kann man sich hierauf nicht verlassen, wenn man ganz reinen Kalk haben will, z. B. um ihn bei dem Aufblaͤhen des Viehes zu gebrauchen. Zu diesem Zwecke muß man ihn frisch gebrannt in verpichten glaͤsernen Gefaͤßen aufbewahren. §. 67. Der gebrannte Kalk ist in reinem Wasser ohne Zwischenmittel voͤllig aufloͤslich, und er verliert diese Aufloͤslichkeit auch nicht, wenn er vorher geloͤscht war. Allein Kalkwasser. es bedarf einer großen Menge Wassers, um ihn aufzuloͤsen. Ein Theil erfordert 680 Theile Wasser. Diese Aufloͤsung ist leicht zu bewerkstelligen. Man darf nur den geloͤschten oder ungeloͤschten Kalk mit Wasser zusammenschuͤtteln. Sie wird Kalkwasser genannt, ist voͤllig klar und durchsichtig, und hat den alkalischen Ge- schmack des Kalkes. Sie verhaͤlt sich gegen Pflanzenfarben voͤllig wie die Aufloͤ- sung eines Alkali. Stellt man das Kalkwasser an die Luft, so bildet sich auf der Oberflaͤche ein Haͤutchen, welches endlich so schwer wird, daß es zu Boden sinkt. Man nennt Die Kalkerde. es Kalkrahm. Die Erzeugung desselben findet immer von neuem statt, bis end- lich das Wasser allen Kalk verloren hat, und geschmacklos geworden ist. Diese Erscheinung wird durch die Kohlensaͤure der Luft bewirkt. Dieselbe vereinigt sich mit dem aufgeloͤsten Kalk, der nun in kohlensaurem Zustande nicht mehr aufgeloͤst bleiben kann. Die Aufbewahrung des Kalkwassers muß desfalls in fest ver- schlossenen Gefaͤßen geschehen. §. 68. Der im Wasser entweder voͤllig aufgeloͤste oder nur zu Kalkmilch zerfallene und mechanisch mit dem Wasser vermengte Kalk zieht die Kohlensaͤure schnell an sich, und kann bald damit gesaͤttigt werden, wenn man ihn mit kohlensaurem Gas zusammenschuͤttelt. Alle Wasser, die Kohlensaͤure enthalten, werden durch ihn desselben beraubt, und er zersetzt demnach auch das kohlensaure Kalkwasser. Der Kalk ist daher eins der besten Mittel, die Kohlensaͤure als Gas oder in Fluͤssig- keiten aufgeloͤst zu entdecken, und ihre Quantitaͤt zu bestimmen. Man bedient sich also desselben oͤfterer zur Untersuchung der Atmosphaͤre und der Wasser auf Kohlensaͤure. §. 69. Der gebrannte Kalk vereinigt sich leicht mit dem Schwefel, und zeigt ver- Schwefelkalk. schiedene Phaͤnomene, je nachdem man die Verbindung bewirkt hat. Wenn man gepulverten aͤtzenden Kalk mit gepulvertem Schwefel vermengt, gluͤhet, so wird die Masse braͤunlich und backt zusammen. Man nennt dies Schwefelkalk oder Schwefelleber. Sie besitzt keinen Geruch, und ist eine einfache Verbindung des Kalks und Schwefels. So wie sie aber feucht wird, entweder durch Benetzung mit Wasser, oder durch die Feuchtigkeit der Luft, so verbreitet sich ein stinkender Geruch nach Hydronthionsaͤure. Ein Theil des Schwefels zersetzt das Wasser; das Hydrogen des letztern loͤst einen Theil des Schwefels auf, und bildet jene Saͤure, die sich wieder mit dem Kalk verbindet. Und so entsteht Hydronthion- Schwefelkalk. Derselbe erzeugt sich auch, wenn man Kalkmilch oder Kalkwasser mit Schwe- fel kocht. Die Fluͤssigkeit wird braun, und stoͤßt denselben Geruch aus. Diese, so wie die auf trocknem Wege bereitete und mit Wasser angefeuchtete Schwefel- verbindung erleidet an der Luft eine Zersetzung, indem der Schwefel Oxygen an- L 2 Die Kalkerde. zieht. Wenn sie mit Saͤuren vermischt wird, so wird sie schnell zersetzt, unter Entwickelung vieler gasfoͤrmigen Hydronthionsaͤure, und man ahmt auf die Weise die natuͤrlichen Schwefelbaͤder durch die Kunst sehr gut nach. §. 70. Phosphorkalk. Auch mit dem Phosphor laͤßt sich der Kalk in der Hitze durch Zusammenschmel- zen vereinigen. Es entsteht eine braͤunliche Masse, die man Phosphorkalk nennt, und welche das Wasser noch heftiger zersetzt, als der Schwefelkalk. Dabei er- zeugt sich viel gephosphortes Hydrogengas, welches zum Theil entweicht, und sich gleich entzuͤndet, zum Theil vom Kalk zuruͤckgehalten wird, und erst durch Saͤure aus demselben ausgetrieben werden kann. §. 71. Verbindung mit den fluͤch- tigen Stoffen. Mit dem reinen Hydrogen, Azot und Kohlenstoff geht, so weit unsere Er- fahrung reicht, der Kalk keine Verbindung ein. Aber es ist keinem Zweifel un- terworfen, daß er sich mit diesen Stoffen vereinige, wenn sie vermischt sind, und daß er sich mit dem hydrogenisirten Kohlenstoff, mit dem azothaltigen und mit dem mit Hydrogen und Azot zugleich verbundenen vereinigen koͤnne. Hieraus laͤßt es sich erklaͤren, wie alle organische Koͤrper von dem gebrannten Kalke angegriffen und zerstoͤrt werden. Sie verlieren, wenn sie mit Kalk zusammengeschuͤttelt wer- den, ihren Zusammenhang, ihre Farbe, und zerfallen in eine kruͤmliche Masse. Zerstoͤrende Wirkung auf organische Materie. Mit Kalk bedeckte Leichname verwesen schnell, ohne die uͤblen Duͤnste auszustoßen, welche unter andern Umstaͤnden ihre Faͤulniß begleiten; weshalb man Koͤrper, die an ansteckenden Seuchen starben, in Kalk verscharrt. Selbst der lebende Organismus wird durch den gebrannten Kalk angegriffen. Kraͤnkelnde Pflanzen und Samenkoͤrner, Insekten und Insektenlarven, werden durch ihn getoͤdtet. Diese Erscheinungen, welche der Kalk, wie die Alkalien hervorbringt, beweisen seine Verbindungsfaͤhigkeit mit den Urstoffen der organischen Natur, dem Hydro- gen, Kohlenstoff und Azote genugsam. Denn es laͤßt sich nicht denken, daß eine Substanz, die auf eine solche ausgezeichnete Art auf die organischen Koͤrper wirkt, sich gleichguͤltig gegen ihre Elemente verhalten sollte. Wir muͤssen viel- mehr annehmen, daß der Kalk einige derselben, in einem gewissen Verhaͤltnisse vermischt, anzuziehen strebe, sich mit ihnen verbinde, und so das Gleichgewicht der ganzen Mischung aufhebe. Die Kalkerde. §. 72. Der gebrannte geloͤschte Kalk aͤußert jene Wirkung nicht in einem so hohen Auch der ge- loͤschte Kalk behaͤlt sie im minderen Grade. Grade, wie der ungeloͤschte, weil dieselbe hier durch die entwickelte Waͤrme un- terstuͤtzt wird. Sie ist aber immer noch stark genug, um eine schnellere Zerstoͤrung der Thiere und Pflanzenkoͤrper zu veranlassen. Auf diese zerstoͤrende Kraft beruht zum Theil seine starke Wirkung als Duͤngungsmittel. Er beschleunigt dadurch die Zersetzung und Aufloͤsung der im Boden befindlichen Duͤngertheile, und macht, daß sich die den Pflanzen zutraͤglichen Nahrungstheile im reichlichen Maße ent- wickeln. Aber eben deswegen befoͤrdert er auch das Aussaugen des Bodens, und dieser wird, wenn man ihm keinen neuen Duͤnger zufuͤhrt, um so fruͤher unfrucht- bar, weswegen es bei der Kalkduͤngung so nothwendig ist, die Mistduͤngung oder eine aͤhnliche damit zu verbinden. Aber auch dem kohlensauren Kalk kann man eine aͤhnliche Einwirkung auf die organischen Koͤrper nicht absprechen, besonders wenn Faͤulniß und Verwesung schon ihren Anfang genommen haben. Auch er scheint, obwohl in einem gerin- gern Grade, auf gewisse Verbindungen von Hydrogen, Azot und Kohlenstoff eine Einwirkung zu haben, und von ihnen etwas aufzunehmen, wodurch ihre Grund- mischung zerstoͤrt oder lose gemacht wird. §. 73. Eine der vorzuͤglichsten Eigenschaften des Kalks, welche ihm beim Bauwesen Der Moͤrtel. eine so große Nutzbarkeit giebt, ist die, daß er mit allen harten steinartigen Koͤr- pern, wenn er damit als feuchter Brei zusammenkommt, erhaͤrtet, und eine steinharte Masse bildet. Sand mit geloͤschtem Kalk zu Moͤrtel vereinigt, trock- net an der Luft schnell aus; die Masse haͤngt nicht allein unter sich zusammen, sondern legt sich auch an andere Steine stark an, und dient zum Verbindungsmit- tel der letztern. Diese Bindungsfaͤhigkeit entsteht aus der großen Kohaͤsionskraft, welche Kieselerde und Kalk gegeneinander aͤußern. Der Kalkbrei bietet dem Sande und andern harten Steinarten, die groͤßtentheils aus Kieselerde bestehen, viele Beruͤhrungspunkte dar, wodurch seine Kohaͤrenz mit diesen vermehrt wird. Das Wasser, was ihm feucht macht, verdunstet. Dadurch wird die Kohaͤsion vermehrt. Endlich zieht der Kalk Kohlensaͤure aus der Atmosphaͤre an. Er lei- Die Kalkerde. det dadurch eine Art von Krystallisation, wodurch sein Zusammenhang unter sich und mit den kieseligten Koͤrpern noch mehr verstaͤrkt wird. §. 74. Unschmelzbar- keit Der Kalk ist auch bei der heftigsten Gluͤhhitze fuͤr sich allein nicht zum Schmel- zen zu bringen. Jedoch kann ein zu heftiges Feuer eine Wirkung auf ihn hervor- bringen, wodurch er seine Aufloͤsbarkeit im Wasser und seine Brauchbarkeit zum Moͤrtel verliert. Man kennt diesen Umstand bei der Kalkbrennerei sehr gut, und sucht ihn zu vermeiden. Solcher Kalk wird todter oder todt gebrannter Kalk ge- nannt. Es erleidet derselbe hier wol eine Art von Verglasung oder Zusammensin- terung, wodurch seine Kohaͤsionskraft vermehrt, und seine Anziehung zum Wasser verringert wird. Mit der Kieselerde vermengt, laͤßt sich aber der Kalk gaͤnzlich schmelzen. §. 75. Verbindung mit den Saͤu- ren. Zu allen Saͤuren besitzt der Kalk eine starke Verwandtschaft, und diese ist bei den meisten Saͤuren noch staͤrker, wie die der Alkalien. Der Kalk zieht die Kohlensaͤure staͤrker an, wie das Kali, Natrum und Ammonium, und kann sie die- sen entziehen, weswegen er als das vorzuͤglichste Mittel gebraucht wird, kohlen- saure Alkalien in aͤtzende zu verwandeln. Auch zur Schwefelsaͤure, Salzsaͤure, Salpetersaͤure und Phosphorsaͤure hat er eine staͤrkere Verwandtschaft, wie die reinen Alkalien, und diese sind daher nicht im Stande, seine Verbindungen mit denselben aufzuheben. §. 76. Werden Saͤuren mit gebranntem vorher geloͤschten Kalk zusammengebracht, so geht die Vereinigung schnell, ohne das mindeste Aufbrausen, vor sich. Giebt die angewandte Saͤure, die Salz- und Salpetersaͤure, mit dem Kalke ein aufloͤsliches Mittelsalz, so wird der Kalk in die Fluͤssigkeit aufgenommen und unsichtbar; die Aufloͤsung wird klar. Giebt aber die Verbindung mit der Saͤure, wie Schwefel- saͤure und Phosphorsaͤure, ein unaufloͤsliches oder schwer aufloͤsliches Mittelsalz, so bleibt der Kalk in der Fluͤssigkeit schwimmend, und sondert sich, nachdem er sich mit der Saͤure vereinigt hat, wieder ab. Werden fluͤssige mit Wasser vermischte Saͤuren auf ungeloͤschtem gebrannten Kalk gegossen, so entsteht eine Erhitzung und ein Aufwallen der Fluͤssigkeit, welche Die Kalkerde. aber nicht sowohl von der Einwirkung der Saͤure, als vielmehr von der Einsau- gung und Krystallisation des Wassers herruͤhren. Dieses Aufwallen ist also sehr von dem verschieden, was die Saͤuren mit kohlensaurem Kalke erregen. §. 77. Der kohlensaure Kalk loͤst sich naͤmlich eben so leicht in Saͤuren auf, wie der Aufbrausen des kohlensau- ren Kalks mit Saͤuren. gebrannte, und indem dieses geschiehet, wird die Kohlensaͤure aus ihm in Gas- form ausgetrieben. Das kohlensaure Gas erhebt sich in Blasen, und verursacht ein starkes Aufbrausen der Fluͤssigkeit. Da diese Erscheinung die Aufloͤsung der kohlensauren Kalkerde in Saͤuren jedesmal begleitet, so sieht man dieselbe als ein Kennzeichen der Gegenwart der kohlensauren Kalkerde in einer Erdart an. Brau- set diese naͤmlich mit Saͤuren auf, so haͤlt man dafuͤr, daß Kalk vorhanden sey. Indessen ist dieses kein voͤlliger Beweis, und bedarf einiger Einschraͤnkungen. Man kann zwar sicher annehmen, daß wenn bei Uebergießung einer Erde mit Saͤuren kein Aufbrausen entsteht, auch kein kohlensaurer Kalk in bedeutender Menge da sey; aber umgekehrt ist der Schluß nicht sicher. Denn die kohlensaure Bittererde und das kohlensaure Eisenoxyd lassen ihre Kohlensaͤure mit eben der- selben Erscheinung fahren, wenn sie mit andern Saͤuren uͤbergossen werden, und koͤnnen also die Ursach derselben bei dem Probieren der Erde seyn. §. 78. Der gebrannte Kalk verliert, wenn er sich mit Saͤuren vereinigt, seine Aetzbarkeit und seine alkalischen Eigenschaften gaͤnzlich, so wie die Saͤuren ihren eigenthuͤmlichen Charakter einbuͤßen. Es findet auch kein Unterschied statt, ob es kohlensaurer Kalk oder gebrann- ter gewesen sey, der mit der Saͤure verbunden worden. Beides sind bloße Ver- bindungen der reinen Kalkerde mit der angewandten Saͤure. §. 79. Die Mittelsalze, welche die Kalkerde mit den Saͤuren darstellt, sind bei ver- Kalkartige Mittelsalze. schiedenen Saͤuren verschieden, und unterscheiden sich wieder von denen, welche die- selben Saͤuren mit andern Erdarten geben, merklich. Nur eins dieser Salze, der mit Schwefelsaͤure verbundene Kalk oder der Gyps, wird hier in naͤherem Be- tracht kommen. Die Kalkerde. §. 80. Kalkige Mi- neralien. Von den zum Kalkgeschlechte gehoͤrigen Mineralien, die groͤßtentheils aus kohlensaurem Kalke bestehen, bemerken wir folgende: 1) Der Kalkspath. Er ist ganz aus kohlensaurem Kalk gebildet. Man findet ihn derbe oder krystallisirt im Innern der Erde, wo er oft die Gangart der Erze ausmacht. Seine Krystallform ist verschieden, saͤulenfoͤrmig, pyramidalisch, rhomboidalisch u. s. w. Der Kalkspath besitzt mehr oder weniger Durchsichtigkeit, ist farblos und zerspringt in rautenfoͤrmige Stuͤcke. Der Doppelspath, welcher die Gegenstaͤnde, die man durch ihn sieht, verdoppelt, gehoͤrt zu dem Kalkspath. 2) Der Kalkstein . Von dieser Steinart trifft man oft ganze Gebirge, aus welchen er zum Brennen, wozu er am geschicktesten ist, bergmaͤnnisch gewon- nen wird. Er ist derb und von Farbe grau, gelblich, roͤthlich, zuweilen auch vielfarbig. Der beste ist der graue. Ueberdem unterscheidet er sich noch in Hin- sicht seines Bruches. Es giebt Kalksteine von erdigem, splittrigem und schiefrigem Bruche. Der Kalkstein besitzt eine groͤßere oder geringere Haͤrte, die indessen nie so groß ist, daß er mit dem Stahle Funken giebt. Er hat weder Glanz noch Durchsichtigkeit, kann aber ersteren zuweilen durch Politur annehmen. Sehr haͤufig finden sich in ihm Eindruͤcke und Versteinerungen von Schaalthieren. Zuweilen ist er mit erdharzigen Substanzen durchdrungen, und dann stoͤßt er, wenn man seine Stuͤcke an einander reibt, einen stinkenden knoblauchartigen Ge- rnch aus. Er heißt Schweine- oder Stinkstein. Der Kalkstein ist gemeiniglich nicht so rein, wie der Kalkspath. Denn oft enthaͤlt er Eisenoxyd, Thon und Kieselerde. Der Ruͤdersdorfer Kalkstein besteht nach Simon aus 53 Prozent Kalkerde, 42, 50 Prozent Kohlensaͤure, 1, 12 Pro- zent Kieselerde, 1 Prozent Thonerde, 0, 75 Prozent Eisen, 1, 63 Prozent Wasser. Die schwedischen Kalksteine enthalten nach Simon etwas mehr Kiesel- erde, Thonerde und Eisenoxyd, auch etwas Braunsteinoxyd. Eine Abart des Kalksteins ist der Marmor. Er unterscheidet sich bloß von ihm durch seine geringern fremdartigen Beimischungen, groͤßere Haͤrte, feinern Bruch und verschiedenen Farben, welche letztere ihm oft ein sehr schoͤnes An- sehn geben. 3) Kreide. Die Kalkerde. 3) Kreide. Sie ist eine feste Kalkart von verschiedener Haͤrte, fuͤhlt sich mager an, faͤrbt leicht ab, und laͤßt sich leicht schaben. Sie ist weiß oder gelblich- weiß von Farbe. Den Namen Kreide hat sie von der Insel Kreta, jetzt Kandia, welche sie in großer Menge und von vorzuͤglicher Guͤte liefert. Sie ist aber auch in vielen andern Laͤndern anzutreffen, wo sie ganze Vorgebirge bildet, z. B. in England, Daͤnemark, Frankreich u. s. w. Ersteres besteht wahrscheinlich ganz in seinem Kerne aus einem Kalkfelsen. Sie kann zum Kalkbrennen dienen, und ist im gemeinen Leben bekanntlich nuͤtzlich. Es giebt noch andere Mineralien, die auch den Namen Kreide fuͤhren, aber nicht mit der wahren Kreide verwechselt werden duͤrfen. Die spanische Kreide ist eine Art Speckstein, die zu dem Bitter- erdengeschlecht gehoͤrt. Die schwarze Kreide gehoͤrt zum Schiefergeschlecht. 4) Pulverfoͤrmiger Kalk. Oft findet man in Huͤgeln, Ebenen und Niederungen eine weiße, mehr oder weniger ins gelbe oder graue fallende broͤck- liche Erdart, welche groͤßtentheils aus kohlensaurem Kalk besteht. Sie ist mager anzufuͤhlen, backt wenig zusammen, und giebt mit Wasser angeruͤhrt keine bin- dende Masse. Wir nennen sie pulverfoͤrmigen oder erdigen Kalk. An vielen Or- ten wird sie aber Mergelkalk genannt, zuweilen auch schlechthin Mergel. Sie hat aber einen zu großen Antheil an Kalk, mehrentheils uͤber 90 Prozent, als daß man sie zu den Mergelarten zaͤhlen sollte. Sie kann, in Ziegelformen gestrichen, zu lebendigem lke gebrannt werden, paßt sich aber auch ungebrannt als Duͤn- gungsmittel, indem sie an der Luft leicht in ein feines Pulver zerfaͤllt. Sie ist des- halb fuͤr den Landwirth von großer Wichtigkeit. Wahrscheinlich ist sie mit der folgenden Art gleichen Ursprungs. 5) Blaͤtter - oder Muschelkalk. Man findet diesen zuweilen in Ber- gen, haͤufiger aber in Niederungen mit einer starken Lage von mooriger Dammerde bedeckt. Zu oberst trifft man eine Lage von noch unzergangenen Muschelschaalen an, die etwas tiefer schon ganz in Blaͤtter zerfallen sind, unter welchen dann lockerer, ganz unten aber zuweilen beinahe steinigter Kalk lieget. Man kann hier die Entstehung des Kalks aus Schaalthieren und seine allmaͤhlige Bildung zum Stein sehr deutlich wahrnehmen. 6) Kalksinter und Kalktupf. Diese Kalkarten sind aus Wasser entstan- den, welche viel kohlensauren Kalk durch Huͤlfe der Kohlensaͤure aufgeloͤst hatten; Zweiter Theil. M Die Kalkerde. so wie sie letztere verloren, die Kalkerde aber fallen ließen, die sich nun schicht- weise uͤbereinander legte, oder andere Koͤrper uͤberzog. Der Kalksinter, der auch Tropfstein heißt, findet sich in verschiedenen wunderbaren Formen, besonders in manchen Hoͤhlen, z. B. der Baumanns- und Bielshoͤhle am Harz, in der Hoͤhle von Antiparos u. s. w. Kalktupf heißt jenes Kalkkonglomerat, das sich im Wasser absetzte, ohne daß dieses durchtroͤpfelte. Man findet denselben in Karlsbad, in Schlesien, am Harz und fast an allen Orten, wo es viele Kalkgebirge giebt. Zuweilen kommt er in Gestalt kleiner aneinander gebackener Kugeln vor, die inwendig hohl und gemei- niglich mit einem Sandkorne versehen sind. Sie heißen Erbsen oder Rob- kensteine. Der Gyps. §. 18. Unter denen Verbindungen, welche der Kalk mit den verschiedenen Saͤuren macht, kommt hier nur diejenige mit der Schwefelsaͤure in Betracht, die wir im gemeinen Leben Gyps , in der wissenschaftlichen Sprache schwefelsauren Kalk nennen. Dieser ist ein voͤllig geschmackloser und im Wasser schwer aufloͤslicher Koͤrper, der, wenn er von brennbaren Substanzen und metalli en Oxyden rein ist, immer eine weiße Farbe besitzt. Ein Theil desselben erfordert zu seiner Auf- loͤsung nach Buchholz 46 1½ Theile Wasser; doch sind die Angaben daruͤber verschieden. Nach Buchholz loͤst sich fast gleich viel in heißem und kaltem Wasser auf, nach andern in jenem mehr. Wegen dieser schweren Aufloͤslichkeit kann man den Gyps durch die Kunst nicht in Krystallen darstellen. Wir erhalten ihn durch die Aufloͤsung nur in kleinen krystallinischen Koͤrnern. Man kann eben der Ursache wegen auch die Kalkerde vermittelst der Schwefelsaͤure nicht in einem fluͤssigen Zustande bringen, und er bleibt folglich im Filtrum immer zuruͤck. Gießt man mit Wasser verduͤnnte Schwefelsaͤure auf Kalk, so geht zwar eine Verbin- dung beider vor sich, aber der daraus entstandene Gyps bleibt als eine weiße pul- vrigte Masse unaufgeloͤst zuruͤck, und nur ein sehr kleiner Theil derselben wird von der Fluͤssigkeit aufgenommen. Der Gyps. §. 82. Die Aufloͤsung des wenigen Gypses im Wasser ist dem aͤußern Ansehen nach vom reinen Wasser gar nicht verschieden. Sie besitzt indessen etwas Geschmack, obgleich der trockne Gyps ganz geschmacklos ist. Dieser Geschmack laͤßt sich nicht gut beschreiben. Man nennt ihn einen harten Geschmack, und man bemerkt ihn an einigen Quellwassern, die Gyps aufgeloͤst enthalten, weswegen man diese Wasser harte Wasser nennt. Wird die Gypsaufloͤsung abgeraucht, so schlaͤgt sich in dem Maße, wie die Feuchtigkeit verdunstet, Gyps in ihr nieder. Denn die bleibende Fluͤssigkeit behaͤlt nur noch so viel Gyps, wie sie aufzuloͤsen vermoͤgend ist. In Wasser, was Kohlensaͤure enthaͤlt, loͤst sich weit mehr Gyps auf, wie in reinem Wasser. Es laͤßt aber auch das, was es mehr aufgenommen hatte, mit seiner Kohlensaͤure zugleich fahren, verliert es mithin an der Luft groͤßten- theils, und in der Siedhitze gaͤnzlich. Die mit Gyps verunreinigten oder harten Wasser sind zu manchem Gebrauche fehlerhaft, dagegen aber auf Wiesen geleitet sehr duͤngend und fruchtbringend. §. 83. Der Gyps besteht nach Buchholz Untersuchungen, die die genauesten zu seyn scheinen, aus 33 Prozent Kalkerde, 43 Prozent Schwefelsaͤure und 24 Pro- zent Krystallwasser. Doch koͤnnen andere Gypsarten ein anderes Verhaͤltniß ha- ben. Sein Krystallwasser verliert der Gyps in der Luft nicht. Die Gypskrystalle zerfallen daher an der Luft nicht, eben so wenig, wie sie Feuchtigkeit aus der Luft an sich ziehen. Wenn aber der Gyps erhitzt wird, so laͤßt er sein Krystallwasser voͤllig fahren, ohne zu knistern. Er verliert von seinem Gewichte so viel, als sein Wasser betraͤgt. Die Hitze, bei welcher dies geschieht, braucht nicht groß zu seyn, bei weitem nicht so stark, wie die zum Brennen des Kalks erforderliche. Wenn der Gyps, in maͤßigen Stuͤcken zerschlagen, gebrannt wird, so wird er durch das Brennen ganz muͤrbe und leicht zerreiblich. §. 84. Der Gyps, welcher also im Feuer sein Krystallwasser verloren hat, wird gebrannter Gyps genannt. In diesem Zustande findet er seine Anwendung als Moͤrtel, und dann auch besonders zu Abguͤssen. Wenn der gebrannte Gyps sein gepulvert, und als feines Mehl mit Wasser zusammengeruͤhrt wird, so zieht er M 2 Der Gyps. das Wasser begierig wieder an, und verbindet es im festen Zustande als Krystall- wasser mit sich. Dabei entsteht, wie beim Kalke, eine Erhitzung, jedoch keine so starke, weil naͤmlich die Vereinigung nicht so schnell vor sich geht. Ist mehr Wasser zugesetzt, als der Gyps zu seiner Krystallisation gebraucht, so bleibt die Masse breiartig, schießt aber dann zu Krystallen an, und macht eine harte Masse. Hierauf beruht seine Brauchbarkeit als Moͤrtel. §. 85. Auch an der Luft zieht der Gyps nach und nach Feuchtigkeit wieder an, und nimmt sie als Krystallwasser auf. Gebrannter Gyps, der an die Luft gelegt wird, vermehrt sein Gewicht, und verliert dagegen die Eigenschaft, sich mit Wasser zu erhitzen, und seine Brauchbarkeit als Moͤrtel. Nur durch neues Brennen kann er wieder in den vorigen Zustand versetzt werden, und man kann ihn dann wieder zu Moͤrtel gebrauchen. §. 86. Wenn der Gyps in einer zu starken Hitze gebrannt wird, so erleidet er auch eine aͤhnliche Veraͤnderung, wie der Kalk in zu heftigem Feuer. Er wird todt ge- brannt, loͤscht sich dann nicht mit Wasser, giebt keinen Moͤrtel und wird auch wohl zu Duͤnger dadurch unbrauchbar. Zum eigentlichen Schmelzen kommt der Gyps nicht anders, als in einer sehr großen und anhaltenden Hitze. Ein solcher zusam- mengegangener Gyps zeigt dann oft die Erscheinung, daß er im Finstern leuchtet. Eine Zersetzung und Trennung der Schwefelsaͤure vom Kalk erleidet der Gyps in der Hitze nicht. Es ist bloß sein Wasser, was er darin verliert. Nur wenn er mit brennbaren Substanzen, mit Kohlen oder vegetabilischen Koͤrpern in der Gluͤh- hitze zusammenkommt, so wird er zersetzt, seine Schwefelsaͤure verliert dann ihr Oxygen, und der aus ihr sich ausscheidende Schwefel wird zum Theil verfluͤchtigt, zum Theil bleibt er mit der Kalkerde verbunden, und liefert damit Schwefelkalk oder Schwefelleber. Man bemerkt daher bei allen Gypsbrennereien einen schwef- ligten Geruch. Es ist wahrscheinlich, daß eine aͤhnliche Zersetzung aber weit langsamer in geringerer Temperatur vorgehe, wenn er mit modernden kohlenstoffhaltigen Koͤr- pern zusammenkommt, und daß daher seine duͤngende Eigenschaft zum Theil her- ruͤhre. Gypshaltige Wasser geben, wenn sie verunreinigt werden, einen schwefe- Der Gyps. ligt stinkenden Geruch, und Fourcroy leitet daher den Gestank in gewissen Gegen- den von Paris ab. §. 87. Die Kalkerde ist der Schwefelsaͤure naͤher verwandt, wie die Alkalien; mithin laͤßt sich der Gyps durch diese nicht zerlegen. Kohlensaure Alkalien brin- gen aber eine voͤllige Zersetzung des Gypses leicht hervor, welches vermittelst einer doppelten Wahlanziehung bewerkstelligt wird. Kocht man z. B. gepulverten Gyps in einer Aufloͤsung des kohlensauren Kali, so geht das Kali mit der Schwe- felsaͤure und die Kalkerde mit der Kohlensaͤure zusammen. Diese Kalkerde bleibt dann als kohlensaurer Kalk unaufgeloͤst als ein weißes Pulver zuruͤck. Das schwe- felsaure Kali wird aber in der Fluͤssigkeit aufgeloͤst. Diese chemischen Eigenschaf- ten des Gypses bemerken wir hier besonders in Hinsicht auf die Lehre von der Gypsduͤngung, welche bisher noch dunkel, obwohl durch die augenscheinlichsten Resultate genug bestaͤtigt war. §. 88. Der im Mineralreiche vorkommende Gyps bildet oft ganze Gebirge. Er Gyps-Mine- ralien. findet sich unter verschiedener Gestalt; entweder als ein pulverfoͤrmiger Koͤrper, oder in derben Massen, oder krystallisirt. Zu den gewoͤhnlichsten Arten ge- hoͤren folgende: 1) Der Mehlgyps , gypsartige Bergmilch, Himmelsmehl . Dies ist Gyps in pulverfoͤrmigem Zustande, und er findet sich in der Nachbarschaft von Gypsfelsen, wo er wohl vermittelst des Wassers abgerissen und in pulverfoͤrmiger Gestalt zu Tage gebracht wird. An einigen Orten sieht man ihn aus der Erde hervorquillen. In Zeiten der Hungersnoth glaubte man, dies sey vom Himmel herabgeschicktes Mehl, und vermischte es mit wirklichem Getreidemehle, backte Brod daraus, was freilich keine Nahrung geben konnte, indessen doch nicht so toͤdtlich war, wie manche es von dem mit Gyps vermischten Mehle glaubten. 2) Der gemeine dichte Gypsstein . Man findet ihn an Floͤtzgebirgen in großen Massen. Er ist nicht sehr hart, laͤßt sich mit den Zaͤhnen zerbeißen, wo er ein Knistern verursacht, nimmt keine Politur an, und ist ziemlich zaͤhe, so daß man ihn schwer zu Pulver schaffen kann. Man findet ihn von verschiedener Farbe, meistens graͤulich und weiß. Eine Abart von ihm ist der Alabaster , Der Gyps. der vom Gypse eben das ist, was der Marmor vom Kalke, ein halb krystallisirter Stein, der Politur annimmt, und der zu allerlei Bildhauerarbeit, Vasen und Statnen verarbeitet wird. Er hat oft allerlei recht schoͤne Farben, die von metal- lischen Oxyden herruͤhren, und in einem und demselben Stuͤcke oft sehr mannigfal- tig sind. Er nimmt jedoch keine so gute Politur wie der Marmor an, wegen seiner geringern Haͤrte. Seine Masse ist auch nicht so dauerhaft, und verwittert leichter an der Luft. 3) Der Gypsspath . Dieser kommt oft da vor, wo vorher derber Gyps- stein liegt, und ist mit ihm durchmengt. Er ist mehr oder weniger durchsichtig, verschiedenartig gefaͤrbt, und laͤßt sich mit dem Messer in duͤnne Scheiben spalten, die weich und durchsichtig sind. Zu ihm gehoͤrt das Frauen - oder Marien- glas , das aus ziemlich großen rautenfoͤrmigen Stuͤcken besteht, und sich leicht schneiden laͤßt. Zuweilen ist der Gypsspath in ansehnlichen Krystallen angeschlos- sen, die entweder tafelfoͤrmig oder pyramidalfoͤrmig sind. Der Gypsspath ist uͤbri- gens auch zaͤhe und schwer in Pulver zu verwandeln. 4) Der Gypssinter ist auf eben die Weise entstanden wie der Kalksinter, naͤmlich vom kohlensauren Wasser, welches ihn in großer Menge aufgeloͤst hat, abgesetzt. Zuweilen findet man auch Gyps und kohlensauren Kalk mit einander gemengt. Solche kalkartigen Gypse brausen dann mit Saͤuren auf. Der Gyps ist auch in vielem Wasser enthalten. Manche Brunnenwasser enthalten ihn, und heißen dann harte Wasser, die zu mancherlei Gebrauche, be- sonders zum Brandtweinbrennen, sehr untauglich sind. Zuweilen, jedoch nur sel- ten, trifft man ihn in der Ackerkrume an, und auch mit Mergel und Thonarten vermengt. Auch findet man ihn in der Asche einiger Gewaͤchse, hat aber wahr- scheinlich in den Pflanzen nicht praͤexistirt, sondern er ist durch Verbrennung er- zeugt worden, indem sich die Schwefelsaͤure mit dem Kalke verbunden hatte. Der Mergel. §. 89. Diese fuͤr den Ackerbau so aͤußerst wichtige Substanz ist vielen Landwirthen bekannt gewesen als ein Mittel, die Fruchtbarkeit zu vermehren und den Acker Der Mergel. aufzuhelfen. Und in manchen Gegenden hat man wirklich ganze Distrikte gefun- den, die schon vor alten Zeiten durch den Gebrauch derselben sind aufgeholfen worden. Auch kannten ihn die Roͤmer. Die allgemeine Aufmerksamkeit hat die Mergelung doch erst seit kurzem auf sich gezogen, und es giebt noch viele Land- wirthe, die von dieser Substanz durchaus keinen klaren Begriff haben, obgleich wenige chemische Kenntnisse dazu gehoͤren, um den Mergel von allen andern Erd- arten zu unterscheiden. Aus der gaͤnzlichen Unbekanntschaft mit dem Mergel ruͤhrt es zum Theil her, daß man die Wirkung des Mergels ableugnet, ihn sogar verschreiet und nachtheiligen Erfolg von seiner Anwendung gesehen haben will. Es war dann aber nicht Mergel, den man auf das Land fuͤhrte, sondern vielleicht ein bindender eisenhaltiger Thon, oder eine andere Erdart, die sich fuͤr den Bo- den gar nicht paßte. Als Duͤngungsmittel werden wir vom Mergel in der Folge reden. Hier nur von seiner Natur und seiner natuͤrlichen Gegenwart im Boden. §. 90. Der Mergel ist eine Vereinigung der kohlensauren Kalkerde mit dem Thon. Beide Substanzen befinden sich meistentheils auf eine inniger Art vermengt, so daß man weder mit dem bloßen Auge, noch selbst mit dem Microscope die Kalk- theilchen und einzelne Thontheilchen unterscheiden kann. Wir haben es der Na- tur noch nicht abgemerkt, wie sie diese Erdart bereitet. Denn wenn man Vermen- gungen von Kalk und Thon gemacht hat, so sind diese von dem natuͤrlichen Mer- gel doch noch sehr verschieden gewesen; sie haben z. B. das Zerfallen an der Luft und das Verwittern mit dem natuͤrlichen Mergel nicht gleich gehabt. §. 91. Die Verhaͤltnisse, in welchen Thon und Kalk im Mergel mit einander ver- bunden sind, sind hoͤchst mannigfaltig verschieden. Zuweilen ist das Verhaͤltniß beider gleich; dann ist der Thon mehr oder minder uͤberwiegend, dann ist es wie- der der Kalk. Die Natur hat sich kein bestimmtes Maß vorgeschrieben, worin sie beide Erdarten vermengt. Nach diesen verschiedenen Verhaͤltnissen des Thons und des Kalks hat man den Mergel klassifizirt, und den verschiedenen Sorten ver- schiedene Benennungen gegeben. Die Klassifikation, welche Andreaͤ in seinem Werke uͤber die Erdarten des hannoͤverschen Landes aufgestellt hat, ist in der That die zweckmaͤßigste und auch in Deutschland fast allgemein angenommen. Nach Der Mergel. Andreaͤ heißt Mergel schlechthin eine Verbindung von ungefaͤhr gleichen Theilen Thon und Kalk. Ist der Thon uͤberwiegend, so daß er betraͤchtlich uͤber die Haͤlfte bis zu ⅔ geht, so heißt die Verbindung Thonmergel. Steigt das Verhaͤltniß des Thons noch hoͤher, so daß der Kalk unter ¼, der Thon uͤber ¾ ausmacht, so wird er kalkigter oder mergelichter Thon genannt. Wenn der Kalk dagegen uͤberwiegend ist, betraͤchtlich uͤber die Haͤlfte bis zu ⅔ steigt, so heißt er Kalkmergel, und ist die Quantitaͤt des Kalks noch groͤßer, uͤber ¾, so nennt man dies Gemenge thonig- ten Kalk. §. 92. Wir finden den Mergel und seine Abarten an sehr vielen Orten. Jetzt, da man ihn mit mehr Sorgfalt aufsucht, zeigt es sich, daß man ihn in den meisten Gegenden antreffe, und daß er fast allenthalben im Untergrunde des Ackers liege. Es sind selten Gegenden, wo man ihn gar nicht findet, oder wo er zu tief liegt, um ihn herauszuholen. Am haͤufigsten findet man ihn in gebirgigten Gegenden in der Nachbarschaft von Floͤtzgebirgen, wo er nicht selten die Bestandtheile des Untergrundes im Boden ausmacht, und große ausgebreitete Lager bildet. Im flachen Lande muß man ihn mehr aufsuchen. Er liegt da mehr nesterweise und zerstreut, flacher oder tiefer in der Erde, auf Hoͤhen und in Niederungen, in trockenen und sumpfigten Gegenden. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann man auf die Gegenwart des Mergels schließen, wenn man gewisse Pflanzen auf dem Boden findet. Die Tussilago farfara und alpina , die Salvia glutinosa und pratensis vegetiren sehr lebhaft auf Boden, der Mergel haͤlt. Nicht eine einzelne Pflanze zeigt ihn an; aber wo sie sich ausbreiten und einen uͤppigen Wuchs zeigen, koͤnnen sie allenfalls als Wegweiser zur Auffindung des Mergels dienen. Wenn die Medicaro lupulina , ohne daß der Boden im Duͤnger steht, haͤufig dasteht, so halte ich auch dies fuͤr ein Merkmal. Auch unter der wilden Brombeere wird man mehrentheils Mergel oder wenigstens mergelichten Thon finden. Sonst zeigt sich solcher tiefe und nesterweise liegende Mergel zuerst mehrentheils an Ab- haͤngen, in Hohlwegen, wo die obere Erde abgefallen ist, und dann zu Lage kommt. Mehrentheils pflegt ein solches Mergelnest oben mit Thon bedeckt zu seyn; und wo man solchen Thon trifft, der mit Kalkkoͤrnern durchwirkt ist, da kann man fast mit Sicherheit schließen, daß tiefer unten sich wirklicher Mergel finden Der Mergel. finden werde. Diese Mergellagen sind in ihrer ganzen Dicke mehrentheils nicht von gleicher Beschaffenheit, besonders beim Thonmergel nicht. Oben pflegen die Schich- ten weniger Kalk zu enthalten wie unten, und gemeiniglich wird der Mergel um so kalkreicher, je tiefer man eindringt. §. 93. An den Eigenschaften des Mergels haben der Thon und der Kalk zugleich An- theil. Beide Erdarten veraͤndern in der Mischung gegenseitig und durch einander ihre physischen Eigenschaften. Die Zaͤhigkeit und schluͤpfrige Beschaffenheit des Thons wird durch den Kalk verringert, und das sproͤde rauhe Wesen des Kalks wieder durch den Thon gemildert. Je hoͤher die Quantitaͤt des einen oder des andern Bestandtheils im Mergel steigt, je mehr nimmt dieser die aͤußere Beschaffenheit dieses oder jenes Koͤrpers an. Der eigentliche Mergel aus ungefaͤhr gleichen Theilen von Thon und Kalk steht weder dem Thone noch dem Kalke naͤher. Die Eigenschaften beider haben sich in gleichen Verhaͤltnissen amalgamirt. Der Thonmergel und der kalkigte Thon naͤhern sich mehr dem Thone. Sie sind daher angefeuchtet schluͤpfrig und dehnbarer, geben einen Thongeruch von sich, und trocknen zu festen doch mehr zerreiblichen Klumpen zusammen. Mergeliger Thonboden ist feucht oft noch schwerer zu bearbeiten, als mergelloser Thon; trocken aber weit leichter. Der Kalkmergel und der thonige Kalk gleicht mehr dem Kalke. Er fuͤhlt sich trocken rauher an, ist feucht weniger zusam- menhaͤngend, und die trockenen Stuͤcke lassen sich leicht zwischen den Fingern zerrei- ben. Es kommt indessen hierbei sehr auf die Beschaffenheit des Thons an, ob dieser nemlich fett oder mager ist. Ein fetter Thon bedarf eines groͤßern Zusatzes von Kalk, um seine Eigenschaften zu verstecken. Ein magerer Thon bedarf nur wenigen Kalk, um dieselbe Wirkung hervorzubringen. Oft findet man Mergelarten, wovon die eine dem Thonmergel, die andre dem Kalkmergel in ihrem aͤußern Verhalten mehr glei- chen, und die dennoch eine gleiche Quantitaͤt von Kalk und Thon enthalten. Jener hatte aber einen bindenden fetten, dieser einen magern Thon. Die Natur des Thons hat also auf alle Eigenschaften des Mergels einen betraͤchtlichen Einfluß. §. 94. Der Mergel besitzt mancherlei Farben. Er ist weiß, gelb, gelblich, braun, Farben dessel- ben. graͤulich, violet, roͤthlich, roth, grau, blaͤulich, schwarz u. s. w. Theils werden Zweiter Theil. N Der Mergel. diese Farben durch das im Thone befindliche Eisen oder Manganesoxyd hervorge- bracht, theils ruͤhren sie von brennbaren Materien, Erdharzen oder Humus her. Die Mergelarten, welche mit letzterm allein vermischt sind, sind gemeiniglich grau, blaͤulich oder schwarz, und sie brennen sich dann im Feuer weiß; der von Erdharzen durchdrun- gene giebt, besonders wenn man ihn erwaͤrmt, oder seine Stuͤcke an einander reibt, einen eigenthuͤmlichen Geruch von sich. Aus der Farbe des Mergels kann man sehr wenig schließen, etwa oberflaͤchlich auf seinen Gehalt an Metalloxyd oder brennbaren Stof- fen. Sie kann keinesweges dazu dienen, uns uͤber die innere Beschaffenheit des Mergels, uͤber seinen Thon- und Kalkgehalt Aufschluß zu geben. Gleichgefaͤrbte Mergelarten sind oft in ihren Verhaͤltnissen vom Thon und Kalk sehr verschieden, und wiederum stimmen Mergelarten, die ganz abweichende Farben besitzen, in dieser Hin- sicht voͤllig uͤberein. §. 95. Kensistenz. In Ansehung des Zusammenhangs und Gefuͤges der einzelnen Theile weicht der Mergel sehr von einander ab. Zuweilen ist er so weich und so zart, wie Pulver, oder doch so wenig zusammenhaͤngend, daß man ihn leicht zerdruͤcken kann. Dann ist er wieder steinhart. Ersteren nennt man erdigen, letzteren Steinmergel. Dieser unter- scheidet sich oft noch durch sein Gefuͤge. Er ist entweder von schieferartigem Bruche, und besteht aus uͤber einander liegenden Scheiben, die sich mit einem Messer von ein- ander abloͤsen lassen, oder es zeigt sich keine bestimmte Lage, und er zerspringt beim Zerschlagen in unregelmaͤßige Stuͤcke. Jenen nennt man daher Schiefermergel, die- sen schlechthin Steinmergel. Auch aus den Verschiedenheiten, die der Mergel in die- ser Hinsicht zeigt, kann man nicht mit Sicherheit auf seine Vestandtheile schließen. Zuweilen hat harter Mergel einen Ueberschuß von Thon, zuweilen auch von Kalk, und er naͤhert sich dem Kalksteine, und bei erdigem Mergel kann man auch keines- weges sagen, daß er einen Ueberschuß von Kalk besaͤße; denn der Thon konnte mager seyn, so daß der Mergel nicht stark zusammenhaͤngt. Wenn der Mergel mit Wasser uͤbergossen wird, so dringt dasselbe mehr oder weniger leicht in seine Poren ein. Es hebt dann die Kohaͤsion der einzelnen Partikeln auf, treibt sie auseinander und verursacht, daß die Stuͤcke in ein feines Pulver zerfallen. Dies ist eine wesentliche Eigenschaft des Mergels, wodurch man ihn vorlaͤufig erkennt, und wodurch er seinen Nutzen auf den Boden durch die innige Vermengung mit der Ackerkrume aͤußert. Die Luft ent- Der Mergel. wickelt sich in Blasen, die im Wasser in die Hoͤhe steigen und zuweilen ein gelindes Geraͤusch und eine Art von Aufbrausen veranlassen. Mann kann zwar nicht anneh- men, daß eine Erdart, die im Wasser zerfaͤllt, immer Mergel sey; denn auch sehr magere Thonarten zerfallen darin. Man kann aber sicher schließen, daß, wenn eine Erdart nicht im Wasser zerfaͤllt, es kein Mergel sey. Jeder Mergel, selbst der Stein- mergel, wird im Wasser muͤrbe und pulvrig. Auch an der Luft verliert der Mergel seinen Zusammenhang und zerfaͤllt hier eben so fein wie unter dem Wasser; nur ge- hoͤrt eine laͤngere Zeit dazu Dies macht die Anwendung des Mergels zur Verbesse- rung des Bodens so bequem. Man braucht den Mergel nicht erst zu Pulver zu zer- malmen, um ihn mit der Erdkrume zu vermengen, sondern man kann das Verkleine- rungsgeschaͤft ganz der Luft uͤberlassen. Die atmosphaͤrische Feuchtigkeit dringt in den auf dem Acker liegenden Mergel ein, und pulvert ihn. Frost kommt der Zerkleinerung sehr zu Statten, und er muß bei zaͤhen Mergelarten, zuweilen beim Steinmergel, zu Huͤlfe kommen, wenn das Zerfallen zu Stande kommen soll, weshalb man solche Mergelarten gern vor Winter auffuͤhren laͤßt. Die Feuchtigkeit, welche der Mergel eingesogen hat, dehnt sich beim Gefrieren aus, und treibt die Partikeln auseinander so wie wir dies beim Thone bemerkt haben. §. 96. Das Zerfallen des Mergels an der Luft und im Wasser haͤngt in Hinsicht der dazu erforderlichen Zeit theils von dem Verhaͤltnisse des Thons und von der Beschaf- fenheit desselben, theils von dem mehr oder weniger festen Zustande ab, den der Mer- gel durch die Verbindung seiner Theile hat. Reiner fester Kalk zerfaͤllt gar nicht, eben so wenig wie reiner fester Thon. Ist der Kalk also sehr hervorstechend im Mer- gel, so verhindert dies sein Zerfallen; ist der Thon uͤberwiegend, so geschieht es ebenfalls, wenigstens langsam. Zum leichten Zerfallen gehoͤrt ein gewisses Verhaͤlt- niß von beiden, und dies gerechte Verhaͤltniß wird durch die mehrere oder mindere Fettigkeit des Thons mit bestimmt. Bei Mergelarten, die den Thon von gleicher Qualitaͤt besitzen, die aber ver- schiedene Verhaͤltnisse desselben mit dem Kalk enthalten, wird der eigentliche Mergel am leichtesten, der Kalk- und Thonmergel aber schwerer zerfallen. Dann kommt es auch auf die besondere Verbindung der Theile unter sich an. Haben sie sich im Stein- N 2 Der Mergel. mergel wie Stein verhaͤrtet, so erfordert dieser die laͤngste Zeit, und unter dem Stein- mergel zerfaͤllt der schiefrigte leichter, als der, welcher keinen schiefrigten Bruch hat. §. 97. Verhalten ge- gen die Saͤu- ren. Die fluͤssigen Saͤuren bringen aus bekannten Ursachen ein starkes Aufbrausen hervor. Werden sie auf den Mergel gegossen, so verbinden sie sich mit dem Kalk; die Thonerde aber bleibt unangegriffen von den Saͤuren, so lange diese noch Kalk- erde aufzunehmen haben. Erst wenn die Kalkerde genug von der Saͤure aufgenom- men ist, und dann noch ein Ueberschuß von Saͤure bleibt, so kann auch etwas Thon- erde und Eisenoxyd aufgeloͤst werden. §. 98. Im Feuer. Wir wissen, daß der kohlensaure Kalk zwar fuͤr sich nicht zum Schmelzen zu bringen ist, und daß der Thon sich im heftigsten Feuer sehr schwer verglaset. Wenn aber beide Substanzen miteinander verbunden sind, so kommen sie leicht im Fluß. Der Mergel ist also eine schmelzbare verglasbare Substanz. Es bedarf keiner sehr großen Hitze, um ihn in Fluß zu bringen. Deshalb bedient man sich auch des Mergels beim Scheiden der Metalle, um die Erze leicht zum Schmelzen zu bringen. Haͤufig geschieht dies bei der Gewinnung des Eisens. §. 99. Beimischung anderer Sub- stanzen. Sehr haͤufig ist der Mergel noch mit andern Theilen vermengt, die eigentlich nicht zu seiner Mischung gehoͤren. Die gewoͤhnlichsten sind Bittererde, Sand und Gyps. Die Bittererde findet man haͤufi g im Mergel, und zwar in dem, von wel- chem man recht gute Wirkung sieht. Sie ist auch im kohlensauren Zustande darin, wo sie mit Saͤuren ein Aufbrausen erregt, sich in solchen aufloͤst, und folglich bei der oberflaͤchlichen Untersuchung des Mergels mit dem Kalke verwechselt wird. Da man aber uͤber ihre Wirkung ungewiß ist, so wird es darauf ankommen, sie genauer zu unterscheiden. Mergel mit Bittererde verbunden heißt bittererdhaltiger Mergel, und je nachdem der Thon oder der Kalk darin vorwaltend ist, bittererdiger Thon oder Kalkmergel. Einiger Sand ist dem Mergel immer beigemischt. Ist seine Zu- mischung betraͤchtlich, so nennen wir ihn sandigen Thon- oder Kalkmergel. Steigt das Verhaͤltniß des Sandes auf 60, 70 bis 80 Prozent mergeligen Sand. Eini- ger Sand im Mergel ist sehr gut; er bewirkt, daß der Mergel um so schneller ver- wittert und zerfaͤllt. Auch Gyps ist im Mergel, und zeigt sich zuweilen in kleinen Der Mergel. glaͤnzenden krystallinischen Adern zwischen dem Mergel. Man bemerkt ihn, wenn man den Mergel zwischen Kohlen legt und gluͤht. Er stoͤßt alsdann einen schwefli- chen Geruch aus. Wahrscheinlich verbessert er den Mergel und macht ihn muͤrber. Hieruͤber fehlen uns noch genugsame Beobachtungen. Ist er in bedeutender Menge darin, so heißt er gypsiger Thon- und Kalkmergel. §. 100. Die aͤußere Gestalt, worin sich der Mergel befindet, ist also sehr verschieden. Aeußere Ge- stalten. Folgendes sind die Hauptarten, nicht dem Gehalt sondern der Gestalt nach: a) Steinig und dann mehrentheils schiefrig. In der Erde ist er mehrentheils noch ziemlich muͤrbe; wenn er aber zuerst an die Luft koͤmmt, wird er haͤrter und veraͤndert seine Farbe, und zerfaͤllt dann oft erst nach 2 oder 3 Jahren voͤllig. Dieser Mergel ist manchmal sehr kalkreich, und naͤhert sich dem Kalkstein, so daß er auch zuweilen zu Kalk gebrannt und zugleich roh zum Mergeln gebraucht wird. Natuͤrlich ist aber der daraus gewonnene Kalk unrein und schlecht. Manchmal ist er von der- selben Haͤrte und Gestalt; aber Thon- und Kieselerde uͤberwiegt dennoch den Kalk darin. b) Thonig oder lehmig, wo man ihn denn doch aber durch die obenangege- benen Zeichen sehr leicht vom Thon und Lehm unterscheiden kann. c) In blaͤttriger Gestalt, den man Papiermergel zu nennen pflegt. Man fin- det selbigen nur in duͤnnen Lagen. d) Muschelmergel, in welchem man haͤufig noch die Ueberbleibsel von Schnek- kenhaͤuser, besonders auf der obern Flaͤche antrifft. Tiefer unten sieht er wie schmu- zige Kreide aus, und ganz unten ist er manchmal halb krystallisirt und steinartig. Dieser Mergel findet sich mehrentheils nur in Gruͤnden unter Torf und schwarzer Moorerde, wo vormals Wasser gestanden hat. Er besteht groͤßtentheils aus Kalk, wird deshalb Mergelkalk genannt, und oft als Kalk gebrannt und gebraucht. Er zerfaͤllt aber an der Luft und im Wasser, und wird mit letzterem, im gehoͤrigen Ver- haͤltniß vermengt, ungebrannt, zum Uebertuͤnchen gebraucht. Dieser Mergel wirkt, auf den Acker gebracht, wenigstens nicht so schnell, als man erwarten sollte, und enthaͤlt wahrscheinlich oft Phosphorsaͤure. Die erste Art findet man fast nur in bergigten Gegenden; die zweite mehrentheils in Huͤgeln, die gewoͤhnlich mit einem braunen Lehm bedeckt zu seyn pflegen, auf wel- Der Mergel. chem sich der Brombeerenstrauch eingewurzelt hat. Diese Huͤgel selbst sind oft nichts weniger als fruchtbar, obgleich der Lehm der Oberflaͤche schon einige Kalktheile enthaͤlt. Der Mergel scheint hier den Humus schnell consumirt zu haben, oder dieser ist, durch jenen aufloͤslicher gemacht, herabgespuͤlt worden. Durch staͤrkere Duͤngung wer- den solche Huͤgel aber seuchtbar. Ich fuͤhre dies an, damit man sich durch die schein- bare Unfruchtbarkeit dieser Huͤgel nicht abschrecken lasse, hier nach Mergel zu graben. Die beiden letztern Arten finden sich nur in Gruͤnden. Die Bitter- oder Talkerde. §. 101. Wir finden diese Erde nicht so verbreitet in der Natur, wie die vorhergehenden, auch nie rein, sondern mit andern Erden gemischt und mit Saͤuren verbunden. Manche Mineralien enthalten sie, und sie ist im Meerwasser und in den Salzsohlen, hauptsaͤchlich mit Salz und Schwefelsaͤure verbunden, haͤufig vorhanden, so wie sie auch in den thierischen Koͤrpern, mehrentheils mit Phosphorsaͤure vereinigt, oft vorkommt. Auch die Aschen der meisten Gewaͤchse enthalten sie in groͤßerer oder geringerer Menge; zuweilen macht sie einen ganz betraͤchtlichen Bestandtheil der Ak- kererde und auch des zur Duͤngung brauchbaren Mergels aus. Diese Erde, welche uͤberhaupt erst kuͤrzlich entdeckt und unterschieden worden, hat in den neusten Zeiten in Hinsicht des Ackerbaus wieder mehrere Aufmerksamkeit erregt. Bergmann und andere erklaͤrten sie fuͤr eine sehr fruchtbare Erde. Ein Englaͤnder Tennant aber hatte die Beobachtung gemacht, daß ein zur Duͤngung ge- brauchter, gebrannter Kalk eine sehr nachtheilige Wirkung that, und fand bei der Untersuchung desselben, daß er viele Bittererde enthielte. Er schloß daraus auf eine allgemein schaͤdliche Wirkung der Bittererde. Hoͤchstens beweist dieser Fall aber nur, daß sie in ihrem kohlensaure-freien Zustande nachtheilig wirken koͤnne, in welchem sie sich von Natur nie befindet. In ihrem natuͤrlichen Zustande koͤmmt sie dem kohlensau- ren Kalke vielmehr in allen Stuͤcken gleich. Lampadius hat sie der Vegetation des Rockens sehr zutraͤglich gefunden, und Einhoff hat einen sehr fruchtbaren Mer- gel untersucht, der 20 Prozent Bittererde enthielt. Die Bittererde. §. 102. Die kohlensaure Bittererde ist voͤllig geschmack- und geruchlos. Wenn sie mit Wasser benetzt und zusammengeruͤhrt wird, so giebt sie mit demselben eine wenig zu- sammenhaͤngende Masse, die bald wieder austrocknet. In Hinsicht ihrer wasserhal- tenden Kraft ist sie der kohlensauren Kalkerde gleich zu setzen. Ueberhaupt verhaͤlt sie sich auch gegen das Wasser eben so wie diese; in reinem Wasser ist sie unaufloͤslich, und nur, wenn es mit kohlensaurem Gas angeschwaͤngert ist, kann es kohlensaure Bittererde aufloͤsen. §. 103. Die reine kohlensaͤurefreie Bittererde unterscheidet sich aber sehr merklich vom Kalk. Sie ist nicht aͤtzend, nicht alkalisch wie dieser; es entsteht keine Erhitzung, wenn man sie mit Wasser uͤbergießt; der Brey, der daraus entsteht, wird bei seiner Austrocknung nicht hart und zusammenhaͤngend, und liefert auch mit Sand vermengt keinen Moͤrtel. Sie scheint das Wasser zwar einzuschlucken und mit sich zu vereini- gen, aber nicht es zu verdichten oder in Krystalle zu verwandeln. Sie veraͤndert die blaue Farbe der Pflanzensaͤfte nur hoͤchst wenig. §. 104. Zu den Mineralien, welche Bittererde fuͤhren, und die sich durch ein fettes sei- Bittererdige Mineralien. fenartiges Gefuͤhl auszeichnen, gehoͤren folgende: 1) Der Serpentinstein , ein harter Stein von dichtem Korn, schwarzgruͤn oder schwarzgrau von Farbe, und zuweilen mit schoͤnen rothen Flecken versehen. Er bricht in Schichten, welche oft ganze Gebirge ausmachen. In Deutschland ist der beste Serpentinsteinbruch zu Zopplitz in Sachsen, woselbst man den Serpentinstein in erstaunlicher Menge verarbeitet. Er wird auf der Drehbank zu allerlei Gefaͤßen, Dosen, Buͤchsen, Vasen, Leuchter, Reibemoͤrser u. s. w. geformt, welche nachher mit einem feinen Sandsteine polirt werden. Seine Bestandtheile sind Bittererde, Kie- selerde und Eisenoxyd. 2) Der Talk hat ein blaͤttriges Gewebe und ist sebr fett im Anfuͤhlen. Man findet ihn theils erdig, theils als Stein. Jener besteht aus schluͤpfrigen, etwas schimmernden Theilen, und ist meistens von ziemlich weißer Farbe. Dieser ist hart, laͤßt sich in Scheiben zertheilen und hat oft einen Silber- oder Goldglanz, weshalb er Silber- oder Goldtalk genannt wird. Die Bittererde. Er wird als ein vorzuͤgliches Mittel, das Reiben der Maschienen zu vermindern, gebraucht, wozu er besser seyn soll, als Oehl und Seife, indem das Holz dabei nicht aufschwillt, und auch das Metall vor dem Abnutzen bewahrt wird. Von ihm hat die Bittererde den Namen Talkerde enthalten; denn er enthaͤlt 44 Prozent derselben. Das uͤbrige ist Kiesel- und Thonerde. Eine Abart des Talks ist der Topfstein . Er hat eine graͤulich graue oder dun- kelgruͤne Farbe, und laͤßt sich sehr gut drehen und zu Gefaͤßen verarbeiten. Er bricht in großen Massen und wird vorzuͤglich in der Schweiz viel gefunden. 3) Der Seifenstein . Er ist eine glatte, wie Seife, schluͤpfrige Steinart, welche sich mit dem Nagel schaben laͤßt, abfaͤrbt und undurchsichtig ist. Man hat verschiedene Arten davon: erdigen oder weichen und festen; dieser heißt auch wohl spanische Kreide, weil man ihn ehemals aus Spanien zu uns brachte; er wird beson- ders zum Zeichnen bei Stickereien gebraucht. Er schreibt auf Glas, und die abge- wischten Zuͤge kommen bei feuchter Witterung wieder zum Vorschein. Man findet ihn in mehreren Orten Deutschlands, z. B. im Bayreuthischen. 4) Asbest . Diese Steinart besteht aus einem Gewebe von Fasern, die ent- weder parallel neben einander liegen, oder sich durchkreuzen. Im erstern Falle und wenn seine Fasern biegsam sind, heißt er auch wohl Amianth. Seine Farbe ist meh- rentheils gruͤnlich weiß oder gruͤnlich grau. Man findet noch mehrere Arten von ihm, welche man Federweiß, Bergfleisch, Bergleder, Bergkork u. s. w. seiner aͤh- nelnden Gestalt wegen nennt. Man findet ihn haͤufi in Sachsen, Schlesien, Boͤh- men, Ungarn, Schweden u. s. w. Aus dem Amianth bereitet man die unverbrennliche Leinwand, das unverbrenn- liche Papier und die unverbrennlichen Dochte, welche sonst dem Aberglauben viel Nahrung gaben. Zur Leinwand werden die eingeweichten und ausgekaͤmmten Fasern uͤber einen Flachsfaden gesponnen, dann gewebt und die Leinwand gegluͤhet; zum Papier werden die Fasern gestampft und der weiche Brei wie Papiermasse behandelt. 5) Meerschaum . Von diesem Material werden die beliebten Pfeifenkoͤpfe verfertigt. Man war sonst uͤber den Ursprung desselben zweifelhaft, und hielt es fuͤr ein Produkt des Meeres, woher sein Name entstanden ist. Jetzt wissen wir mit Si- cherheit, daß er in Natolien, nicht weit von der Stadt Konie (vormals Iconinm), bei dem Dorfe Klitschik gegraben wird. Er bricht daselbst in einer grauschiefrigen Kalkkluft Die Bittererde. Kalkluft nicht tief unter der Oberflaͤche in Adern. So wie er an die Luft kommt, ist er schmierig. Man laͤßt ihn aber an der Luft erhaͤrten, und schneidet und bohret Pfeifenkoͤpfe daraus, die nach Constantinopel verkauft, dort gefaͤrbt oder in Wachs und Oel gesiedet werden. Dann kommen sie zu uns, und erleiden eine Umarbeitung. Aus dem Abfalle macht man die unaͤchten Koͤpfe. Er besitzt ungeachtet seiner Weich- heit starken Zusammenhang, und ist daher weniger zersprengbar, wie andere Fossilien. Außerdem sind das starke Anhaͤngen an die Zunge und seine specifische Leichtigkeit charakteristische Kennzeichen von ihm. Nach Wiegleb besteht er aus gleichen Theilen Bittererde und Kieselerde. Er soll auch in Spanien, unweit Madrid, ferner in Un- garn und Nordamerika vorkommen. Das Eisen. §. 105. Das Eisen ist im Boden, wie wir schon beim Thon erwaͤhnten, haͤufig und in Eisengehalt des Bodens. verschiedener Gestalt enthalten. Es findet sich naͤmlich als saͤurefreies Oxyd in verschiedenen Graden der Oxyda- tion in weißer, gruͤner, schwarzer, rother Farbe, mit der Thonerde gemengt und inni- ger damit verbunden, und ist die Ursach der verschiedenen Farbe alles Thons. Wir koͤnnen bis jetzt noch nichts bestimmtes daruͤber angeben, ob und welchen Einfluß es auf die Vegetation und Guͤte des Bodens habe. Der Oxydationsgrad scheint nach allen Beobachtungen keine Verschiedenheit zu machen, und deshalb ist die Farbe des Bodens, in sofern sie von selbigen abhaͤngt, gleichguͤltig. Ferner finden wir kohlensaures Eisenoxyd in manchen Lehmarten. Auch dieses scheint gleichguͤltig, wenigstens unschaͤdlich. Durch Uebergießung mit staͤrkern Saͤu- ren entweicht die Kohlensaͤure mit Aufbrausen, eben so wie die aus dem Kalke, und deshalb ist dieses Aufbrausen, welches manche als ein sicheres Zeichen des Kalk- oder Mergelhalts angenommen haben, truͤglich. Endlich finden wir das Eisen mit Schwefel- und Phosphorsaͤure verbunden im Boden, jedoch minder haͤufig. Mit der erstern macht es die Substanz, die man gewoͤhnlich Vitriol nennt, und den Boden, worin es sich findet, deshalb Vitriol- schen Boden. Diese Materie findet sich nur da, wo Schwefelkiese vorhanden sind, Zweiter Theil. O Das Eisen. durch deren Verwitterung sich die Saͤure erzeugt und mit dem Eisen verbindet. Zu- weilen kommt sie in feuchtliegendem Thone vor, am haͤufigsten aber doch nur in tor- figten Mooren, aus denen zuweilen der Eisenvitriol mit Vortheil gezogen werden kann. In groͤßerer Menge ist sie der Vegetation nachtheilig und toͤdtlich; in geringe- rer Menge aber hat sie nach aͤltern und neuen Erfahrungen eine fruchtbringende Eigen- schaft, insbesondere wenn sie mit kohlenstoffhaltigen Materien, mit Erd- oder Braunkohle, verbunden ist. Vergl. Annalen des Ackerbaues 1809, August- und Septemberstuͤck, Seite 164, und Oktober- und Novemberstuͤck, Seite 455. Hier- uͤber Mehreres in der Lehre von der Duͤngung. Mit der Phosphorsaͤure verbunden finden wir das Eisen gewoͤhnlich in der Ma- terie, die man Ur-, Ortstein- oder Wiesenerz nennt, und deren wir schon unter den Thonarten erwaͤhnt haben. Sie verwittert und vermengt sich zuweilen mit der Acker- krume, wo sie jedoch, der Luft ausgesetzt, ihre der Vegetation toͤdtliche Eigenschaft allmaͤhlig zu verlieren scheint. Ein Erdboden, wo sich der Ortstein flach unter der Oberflaͤche findet, gehoͤrt allemal zu den schlechtesten und unbrauchbarsten. §. 106. Braunstein. Wir erwaͤhnen noch des Manganesoxyds oder Braunsteins , der oft einen, obwohl geringen Bestandtheil der Ackerkrume ausmacht, sich auch gewoͤhnlich in den Pflanzen und Thieren befindet. Man hat von selbigen noch keinen Einfluß auf die Vegetation bemerkt. §. 107. Dies sind die bestaͤndigen unveraͤnderlichen, unerschoͤpflichen und unverbrennli- chen Bestandtheile des Erdbodens, welche nach ihrer quantitativen Vermengung die Verschiedenheit des Bodens bildet, worauf wir in der Folge zuruͤckkommen werden, wenn wir nun erst einen andern Bestandtheil jedes fruchtbaren Bodens, wovon dessen Fruchtbarkeit abhaͤngt, und welcher eigentlich nur die Nahrung der Pflanzen, in so- fern sie aus dem Boden gezogen wird, ausmacht, werden betrachtet haben. Dies ist: Bestandtheile des Bodens. Der Humus. §. 108. Der sonst gewoͤhnliche Name fuͤr diese Substanz ist Dammerde . Dieser Begriff des Worts Hu- mus. Ausdruck ist von vielen mißverstanden worden, da man sich darunter die gemengte Ackererde dachte, und nicht diesen besonderen Bestandtheil derselben. Dies ist sogar von einigen wissenschaftlichen agronomischen Schriftstellern geschehen, und dadurch die Verwirrung in dieser Lehre noch staͤrker vermehrt worden. Ich habe deshalb jenen Namen dafuͤr eingefuͤhrt, der sehr bestimmt den Begriff ausdruͤckt. Ueberhaupt paßt als wissenschaftliche Benennung der Ausdruck Erde nicht. Er ist eigentlich keine Erde, sondern bloß seiner pulverfoͤrmigen Substanz wegen so genannt worden. §. 109. Der Humus macht einen mehr oder minder großen Bestandtheil des Bodens Eigenschaften des Humus . aus. Die Fruchtbarkeit des Bodens haͤngt eigentlich ganz von ihm ab, denn außer dem Wasser ist er es allein, was den Pflanzen im Boden Nahrung giebt. Er ist der Ruͤckstand der vegetabilischen und thierischen Faͤulniß, ein schwarzes, ist es trok- ken, staubiges, ist es feucht, sanft und fettig anzufuͤhlendes Pulver. Er ist zwar nach Verschiedenheit der Koͤrper, woraus er entstand, und nach den Umstaͤnden, un- ter welchen die Faͤulniß oder Verwesung derselben vor sich ging, verschieden, hat aber doch gewisse allgemeine Eigenschaften, und ist sich im Wesentlichen gleich. Er ist ein Gebilde der organischen Kraft, eine Verbindung von Kohlenstoff, Hydrogen, Azot und Oxygen, wie sie von den unorganischen Naturkraͤften nicht hervorgebracht werden kann, indem jene Stoffe in der todten Natur nur paarweise Verbindungen eingehen. Jenen allgemein verbreiteten Stoffen gesellen sich im Humus noch einige andere in geringerer Menge bei, Phosphor, Schwefel, etwas wirkliche Erde, und zuweilen verschiedene Salze. So wie der Humus eine Erzeugung des Lebens ist, so ist er auch die Bedingung des Lebens. Er giebt die Nahrung dem Organismus. Ohne ihn laͤßt sich daher kein individuelles Leben, wenigstens der vollkommnern Thiere und Pflanzen, auf dem Erdboden denken. Also war Ted und Zerstoͤrung zur Erhaltung und Hervorbvingung neues Lebens durchaus nothwendig. Je mehr Leben da ist, um so mehr erzeugt sich Humus, und je mehr Humus sich erzeugt hat, um desto mehr ist Nahrung des Le- O 2 Bestandtheile des Bodens. bensorgans vorhanden. Jede organische Natur eignet sich waͤhrend ihres Lebens im- mer mehrere rohe Naturstoffe an, und verarbeitet sie am Ende zu Humus, so daß diese Materie sich um so staͤrker vermehrt, je Menschen- und Thierreicher eine Gegend ist, und je groͤßere Produktion man aus dem Boden zu ziehen sucht; vorausgesetzt, daß man sie nicht muthwillig durch das Wasser in den Ocean fortfuͤhren oder durch Feuer zerstoͤren laͤßt. Wir koͤnnen die Geschichte des Humus von Anbeginn der Welt studieren, wenn wir nur die Fortschritte der Vegetation auf kahlen Felsen betrachten. Erst erzeugen sich Flechten und Moose, in deren Moder vollkommnere Pflanzen Nahrung finden, die durch ihre Verwesung immer die Masse desselben vermehren, und somit endlich ein Lager von Humus hervorbringen, worin die staͤrksten Baͤume wachsen koͤnnen. Die Dammerde, fagt Voigt im Anhange zu Saussures Untersuchungen der Vegetation sehr schoͤn, ist das zum Theil entmischte, aber nicht gaͤnzlich desorga- nisirte Vegetabil. Sie bildet eine große allgemeine Pflanze ohne Organisation, und traͤgt die andern Pflanzen nur auf sich, und naͤhret sie, wie eine Knospe vom Stamme getragen und ernaͤhret wird, oder wie ein Kaktustrieb auf Kosten des alten Blatt- astes. Die Dammerde besteht aus vegetabilischen Substanzen, kann also auch wie- der darin verwandelt werden, und wird zu dieser Absicht oft sorgfaͤltig vorbereitet. §. 110. Bestandtheile. Der Humus ist in der Qualitaͤt seiner Bestandtheile denen Koͤrpern gleich, aus welchen er entstand. Allein im quantitativen Verhaͤltnisse erleiden sie eine Veraͤnde- rung. Die Urstoffe treten in eine andere Verbindung, ein Theil verfluͤchtigt sich. Der Humus hat nach Saussure weniger Oxygen, aber mehr Kohlenstoff und Azot, als die Gewaͤchse, woraus er entstand. Aber auch die Umstaͤnde, unter wel- chen sich der Humus bildet, haben auf das quantitative Verhaͤltniß und die besondere Verbindungsart seiner elementarischen Theile ohne Zweifel einen großen Einfluß. Er ist deshalb verschieden, wenn er sich unter der freien oder unter dem verschlossenen Zutritt der Atmosphaͤre bildet; verschieden bei dem Zutritte von vielen Wasser, oder bei geringer Feuchtigkeit. Dies ist ausgemacht; obgleich weder die Umstaͤnde, die auf die Bildung des Humus Einfluß haben, noch die Abweichungen, die sich dabei finden, schon genugsam untersucht sind. Bestandtheile des Bodens. §. 111. Auch wenn sich der Humus einmal gebildet hat, so ist er noch keinesweges un- Verschieden- heit und Ver- aͤnderlichkeit. veraͤnderlich und nicht unzerstoͤrbar. Er steht besonders in bestaͤndiger Wechselwirkung mit der atmosphaͤrischen Luft. Unter einer mit Quecksilber gesperrten Glocke zieht er das Sauerstoffgas maͤchtig an, theilt ihm Kohle mit, und verwandelt es in kohlen- saures Gas. Ist die Glocke mit Wasser gesperrt, so entsteht ein leerer Raum, in welchem das Wasser eintritt, indem es das kohlensaure Gas in sich aufnimmt. Es geht also mit dem Humus eine unmerkliche Verbrennung vor. Bei der vollkommnen Holzkohle bemerken wir dieses nicht. Es muß also von der besondern Verbindung des Kohlenstoffs mit Hydrogen und Azot herruͤhren. Durch diese Erzeugung von kohlensaurem Gas wirkt der Humus wahrscheinlich auf die Vegetation, auch vermit- telst des Bodens, besonders wenn das Kraut der Pflanzen die Oberflaͤche stark be- deckt, und dadurch die zu schnelle Entweichung der mit entwickeltem kohlensauren Gas angefuͤllten Luftschicht hindert. Saussure fand, daß saftige halb vertrocknete Pflan- zen sich augenscheinlich schneller erholten, wenn er sie auf Humus oder auf einer mit Humus angefuͤllten Erde legte, als wenn sie auf einer andern magern feuchten Erde lagen. Nach den unter der Glocke angestellten Versuchen kann man berechnen, wie ungeheuer groß die Menge von Kohlensaͤure seyn muß, die sich auf einem Morgen von einem an Humus reichen Lande entwickelt. §. 112. Zugleich aber geht in dem Humus noch eine andere Veraͤnderung vor, die uns Extraktivstoff des Humus. ebenfalls Saussure noch genauer kennen gelehrt hat. Es bildet sich naͤmlich darin eine gewisse im Wasser aufloͤsliche Materie, die man Extraktivstoff nennt. Man scheidet diesen Stoff aus, wenn man einen an der Luft gelegenen Humus meh- rere Male auskocht, und dann die braune Bruͤhe verdunsten laͤßt, wo dieser Stoff dann als ein brauner und schwarzer Brei zuruͤckbleibt. Wenn durch wiederholte Ab- kochung der Humus dieses aufloͤslichen Stoffes fast voͤllig beraubt scheint, man ihn dann aber wieder eine Zeitlang der Beruͤhrung der Atmosphaͤre aussetzt, so erhaͤlt man aufs neue mehreren Extraktivstoff. Bewahrt man aber den Humus in ver- schlossenen Gefaͤßen auf, so erhaͤlt man keinen weiter. Der seines aufloͤslichen Ex- trakts so beraubte Humus ist nach Saussure minder fruchtbar, und enthaͤlt verhaͤltniß- maͤßig weniger Kohle, als der nicht ausgekochte. Diesen Extraktivstoff, in Wasser Bestandtheile des Bodens. verduͤnnt, sah Saussure unmittelbar in die Wurzeln der Pflanzen uͤbergehen. Es scheint also wohl diejenige Form zu seyn, in welcher naͤchst der Kohlensaͤure die Nah- rung und insbesondere der Kohlenstoff den Pflanzen zugefuͤhrt wird. Ohne Ausko- chung durch bloßes Pressen erhaͤlt man wenig aus alten Humus. Aus frisch entstan- denen oder mit thierischen Miste versetzten, giebt er auch durch bloße Auspressung mehr. An der Lust veraͤndert sich dieser Extraktivstoff. Auf seiner an der Luft ge- stellten Aufloͤsung erzeugt sich ein Haͤutchen, das, wenn die Aufloͤsung geschuͤttelt wird, in Flocken niederfaͤllt, worauf dann eine neue entsteht. Jener Niederschlag ist nun im Wasser unaufloͤslich geworden; wird aber wieder aufloͤslich, wenn ein Alkali dazu kommt. Mancher Humus, den wir in der Natur finden, scheint zum großen Theile aus solchem abgeschiedenen, aber unaufloͤslich gewordenen Extraktivstoff zu bestehen. §. 113. Wirkung der Alkalien auf den Humus. Die feuerbestaͤndigen Alkalien loͤsen aber den Humus fast gaͤnzlich auf, so wie auch jenen unaufloͤslich gewordenen Extraktivstoff, und es entweicht waͤhrend ihrer Einwirkung Ammonium. Diese Aufloͤsung wird durch Saͤuren zersetzt, welche dar- aus ein verbrennliches Pulver niederschlagen, dessen Menge im Verhaͤltniß zum Hu- mus aber geringe ist. Der Alkohol loͤst den Humus nicht auf; er trennt nur wenig Extraktivstoff und Harz davon. §. 114. Aufloͤsbarkeit und Vergaͤng- lichkeit des Humus. Der eigentlichen Faͤulniß ist der Humus nicht empfaͤnglich, er scheint vielmehr derselben widerstehend zu seyn. Denn der abgesonderte Extraktivstoff kann in fauligte Gaͤhrung kommen; thut es aber nicht, so lange er mit den uͤbrigen Theilen des Hu- mus verbunden ist. Aber dennoch wird der Humus, durch Erzeugung der Kohlen- saͤure und des Extraktivstoffs, wenn er der Luft ausgesetzt ist, noch mehr aber durch den Wachsthum der Pflanzen, wenn er dem Boden nicht durch Duͤngung wiederge- geben wird, endlich voͤllig verzehrt. Waͤre das nicht, so muͤßte sich der Humus zu einer weit groͤßern Menge auf der Oberflaͤche des Erdbodens angehaͤuft haben, als man ihn findet. „Die Zerstoͤrbarkeit dieser vegetabilischen Erde, sagt Saussure der „Aeltere, ist eine Thatsache, die weiter keinen Einwurf leidet, und Ackerbauer, „die durch oft wiederholtes Umpfluͤgen die Duͤngung ersetzen wollten, haben die trau- „rige Erfahrung davon gemacht. Sie haben ihre Felder allmaͤhlig aͤrmer und durch Bestandtheile des Bodens. „die Zerstoͤrung der Pflanzenerde unfruchtbar werden sehn.“ Er bezieht sich hier wahrscheinlich auf die Versuche, die sein Landsmann Chateauvieux mit der Thul- lischen Drillmethode, ohne Duͤnger, bei Genf machte, und die in du Hamels traité sur la culture des terres ausfuͤhrlich beschrieben sind. Solche Beispiele liegen uns aber taͤglich vor Augen. Nur indem wir einen Theil der auf dem Boden erzogenen Pflanzen ihn im Duͤnger zuruͤckgeben, verhuͤten wir die Erschoͤpfung des Humus, indem er durch die Vegetation doch mehr erzeugt als verzehrt wird, so daß, wenn alles, was auf dem Erdboden waͤchst, auch darauf verfaulte, die Anhaͤufung des Humus betraͤchtlich seyn wuͤrde; wie wir es auch in alten Waldungen und auf un- bewohnten Flaͤchen, die eine der Vegetation guͤnstige Lage haben, wirklich vorfinden. §. 115. Nach den Grunderden, womit sich der Humus vermischt, verhaͤlt er sich ver- Verbindung mit dem Thone. schieden, und aͤußert verschiedene Wirkungen. Der Thon haͤlt vermoͤge seiner Zaͤhig- keit die mit ihm vermischten und zertheilten Partikeln des Humus an, und sichert sie mehr gegen die Einwirkung der atmosphaͤrischen Luft, folglich gegen die Zersetzung. Deshalb, und weil die Pflanzen ihre Wurzeln im Thon nicht so frei und nach allen Seiten hin ausdehnen koͤnnen, muß der Thon mit vielem Humus durchdrungen seyn, soll er fruchtbar sich zeigen. Er bedarf deswegen einer sehr reichlichen Duͤngung, wenn er erst in Kultur gebracht werden soll, und von Natur wenig Humus enthielt. Ist er aber einmal damit geschwaͤngert und ganz durchdrungen, so bleibt er um so laͤnger fruchtbar, ohne einer neuen Duͤngung zu beduͤrfen. Der Thon scheint sich aber auch innig und chemisch mit dem Humus zu vereinigen, so daß dieser gewisserma- ßen seine Eigenschaften, insbesondere seine schwarze Farbe verliert. Wir haben Thon- arten untersucht, die fast ganz weiß waren, und bei welchen man auch kein andres Merkmal von Humus antraf. Beim Gluͤhen aber wurden sie schwarz, und gaben auch mehrere Merkmale des Gehalts von hydrogenisirten Kohlenstoff an. Beim fernern Gluͤhen verschwand die schwarze Farbe, und sie hatten sehr merklich an Ge- wicht verloren. Es ist gar nicht selten, daß der angeschwemmte Boden in den Mar- schen und Niederungen ganz weiß aussieht; aber seine hohe Fruchtbarkeit laͤßt doch auf einen starken Gehalt von Humus oder von den Stoffen, woraus er besteht, schließen. In solchen aufgeschwemmten Boden findet man den Humus fast immer am innigsten Bestandtheile des Bodens. und staͤrksten mit dem Thone verbunden, weil er als Schlamm mit dem Thone ge- mischt, von dem Wasser daselbst abgesetzt wurde. §. 116. Verhalten ge- gen den Sand. Dem Sande kann man bloß eine mechanisch- Wirkung zum Humus beimessen. Wegen seiner Lockerheit gestattet er der atmosphaͤrischen Luft freien Zutritt zu allen Partikeln des Humus, beguͤnstigt also die Abscheidung des Kohlenstoffs als Kohlen- saͤure und Extraktivstoff, und zersetzt also den Humus schneller. Wenn es mit dem Sande genugsam vermischten Humus nicht an Feuchtigkeit fehlt, so ist dieser Boden ungemein fruchtbar. Aber seine Fruchtbarkeit wird auch schnell erschoͤpft, weil der Humus zersetzt wird. Man findet hier im Oderbruche solche Stellen, wo auf dem Sande, den die Stroͤmungen des Wassers angehaͤuft hatten, sich vor zehn oder zwoͤlf Jahren noch eine starke Lage von Humus befand, die sich aber zusehends erschoͤpft hat, so daß man jetzt nur klaren weißen Flugsand darauf sieht. Es ist sonderbar, daß auch diese ganz unfruchtbaren Stellen im Fruͤhjahr mit schoͤnen gruͤnen Rasen sich uͤberziehen. Dies ist nicht anders zu erklaͤren, als von der Menge des kohlen- sauren Gas, was sich dort erzeugt. Dagegen verbessert sich daselbst der mit zu vielem Humus vermischte Boden durch laͤngere Beackerung. Wird hier mit losen schwam- migen Humus, der sich ohne Beintischung von Grunderden angehaͤuft hat, Sand vermengt, so verbessert ihn dies sehr. Der Sand preßt ihn zusammen, so daß er nicht so schwammig bleibt, nicht zu viele Feuchtigkeit anzieht, und auch den Pflan- zenwurzeln mehr Haltung und Festigkeit giebt. Dies ist der Fall, wo man mit Sand duͤngen kann, und große Wirkung davon sieht, groͤßer als selbst vom aufgefahrnen Miste. Auch den sauren Humus und den Torf zersetzt der Sand, oder vielmehr er wird durch die Beihuͤlfe des Sandes von der uͤbermaͤßigen Naͤsse befreit, und dann von der Atmosphaͤre zersetzt. §. 117. Veraͤnderung, welche der Humus durch Entziehung der Luft er- leidet. Anders wie der an der Luft gelegene, verhaͤlt sich derjenige Humus, welcher der Einwirkung derselben lange entzogen ist, es sey, daß er in tieferer Lage durch seine obere Schicht selbst, oder durch andere Erde oder durch Wasser bedeckt wurde. Ge- nugsam ist dieser Zustand noch nicht untersucht, und wir koͤnnen uͤber das Eigen- thuͤmliche der Veraͤnderungen, die mit solchem, der Luft entzogenen Humus, vorge- hen Bestandtheile des Bodens. nur mit Wahrscheinlichkeit reden. Er besitzt aber besondere Eigenschaften, selbst dann, wenn er keine Saͤure hat. Wir finden solchen Humus oft in Sinken und Niederungen, besonders neben Waͤldern angehaͤuft. Das aus den hoͤheren Stellen hier zusammenfließende Wasser, nahm allerlei Vegetabilien und selbst schon gebildeten Humus mit sich fort, und setzte ihn hier ab, wo er dann oft maͤchtige Lager bildet. Er ist allerdings fast immer mit Grunderden vermengt, die von der Art sind, woraus die umliegende Gegend besteht. Solcher Humus, wenigstens der tiefer liegende, ist vom Zutritte der Luft ausge- schlossen gewesen, hat sich also auf eine ganz andere Weise in sich selbst zersetzt, und andere Materien in sich erzeugt. Die Erzeugung der Kohlensaͤure und des Extraktiv- stoffs findet hoͤchst wahrscheinlich ohne Zutritt der Luft nicht statt. Vermuthlich geht ein Theil Hydrogen mit einem Theile Oxygen zu Wasser zusammen. Ein anderer Theil von Hydrogen loͤst dagegen Kohlenstoff, und entweicht damit als gekohltes Hydrogengas. Bestimmt wird der Kohlenstoff diesem Humus in geringerer Menge, wie die uͤbrigen Elemente, entrissen. Es tritt also gerade der entgegengesetzte Fall ein, wie bei dem, der an der freien Luft lag. Je laͤnger der Humus also bedeckt liegt, desto mehr muß der Kohlenstoff in ihm an- wachsen, und er also eine Art von langsamer Verkohlung erleiden. Die tiefer liegen- den Schichten dieses Humus, welche fruͤher entstanden und aͤlter sind, wie die hoͤher liegenden, haben daher ein mehr kohlenartiges Ansehn, sind schwaͤrzer und kompak- ter, und geben beim Brennen mehr Kohle, wie die hoͤher liegenden. Wenn aber die Kohle nur in ihrer Verbindung mit Hydrogen aufloͤslich bleibt, so ist ein solcher Humus schwer zersetzbar, und daher wenig wirksam, bis er nach laͤngerer Luftausse- tzung seine Natur wieder veraͤndert hat. Durch Vermengung mit frischem, viel Am- monium ausduͤnstenden Mist, wird er, wie die Erfahrung lehrt, schneller wirksam, und oft verspuͤrt man die Wirkung der Auffuͤhrung eines solchen Humus auf den Acker nicht eher, als bis derselbe eine Mistduͤngung erhaͤlt. Aber auch der Kalk befoͤrdert seine Zersetzbarkeit sehr, und oft ist man im Stande, diese Mischung um so leichter zu bewirken, wenn man unter solchem Moder eine Schicht von erdigen, aus Muscheln entstandenen Kalk antrifft; wie dies haͤufig der Fall ist. Fast eine gleiche Bewandniß hat es mit dem Humus oder Moder, der unter Wasser gelegen hat. Steht das Wasser nicht hoch uͤber denselben, und trocknet von Zeit zu Zweiter Theil. P Bestandtheile des Bodens. Zeit aus, so daß er in Beruͤhrung mit der Luft kommt, so ist ein solcher Moder weit schneller wirksam, wie der, welcher tief unter Wasser gelegen hat. §. 118. Entstehung der Saͤuren im Humus bei der Naͤsse. Wenn der Humus immer feucht, jedoch nicht ganz mit Wasser bedeckt liegt, so erzeugt sich in demselben eine Saͤure, die schon dem Geschmacke sehr auffallend ist, sich aber noch deutlicher durch das Roͤthen des Lakmuspapiers offenbart. Man hat dies schon lange gewußt, und daher solche Wiesen und Gruͤnde mit Recht sauer ge- nannt, obwohl dieser Ausdruck haͤufig gemißbraucht ward. Wir haben aber wohl die Sache zuerst genauer untersucht, und die eigenthuͤmliche Beschaffenheit dieser Saͤure erforscht, die wir anfangs fuͤr eine Saͤure besonderer Art, deren Basis Koh- lenstoff sei, zu halten verleitet wurden. Sie ist aber mehrentheils Essig, zuweilen auch Phosphorsaͤure, die sich sonderbar fest an den Humus haͤnget, so daß man sie nicht abwaschen und selbst durch das Kochen nicht davon trennen kann. Die Fluͤssig- keit, womit der Humus gekocht ist, bekommt zwar einen saͤuerlichen Geschmack, aber der groͤßte Theil der Saͤure bleibt an jenem hangen. Was das Wasser sonst noch aufgeloͤst hat, besteht in einer geringen Menge von einer braunen, im trocknen Zu- stande sproͤden Materie, die aber von dem Extraktivstoffe des gewoͤhnlichen Humus sehr verschieden ist, und nicht die Eigenschasten besitzt, sich beim Zutritt der Luft aus dem Wasser niederzuschlagen. Dagegen fuͤhrt dieser saure Humus eine große Menge von unaufloͤslichen Extraktivstoffen, und zuweilen besteht der groͤßte Theil seines Ge- wichts daraus. Wenn er daher mit einer alkalischen Lauge digerirt wird, so wird die Lauge dunkelbraun, sogar von vieler aufgeloͤsten Substanz dickfluͤssig. Wird zu der Lauge dann eine Saͤure geschuͤttet, so schlaͤgt sich der Extraktivstoff in dunkelbraunen Flocken nieder, und nimmt, was merkwuͤrdig ist, wenn man nur etwas mehr Saͤure, als zur Neutralisirung des Alkali noͤthig ist, hinzusetzt, die Essig- und Phosphor- saͤure wieder in sich auf, so daß er eben so sauer bleibt, wie er vorher war. Ist aber gerade nur so viel Saͤure, als noͤthig ist das Alkali abzustumpfen, hinzugesetzt, so bleiben die Saͤuren am Alkali gebunden in der Fluͤssigkeit zuruͤck, und der Extraktiv- stoff ist dann nicht mehr sauer. Dieser saure Humus enthaͤlt Ammonium, welcher vorher an der Saͤure gebunden durch einen stechenden Geruch sehr merklich wird, wenn man die Aufloͤsung mit Alkalien behandelt. Bestandtheile des Bodens. §. 119. Dieser saure Humus ist unfruchtbar, und der Vegetation nachtheilig. Wenn Saurer Hu- mus. die Saͤure stark ist, und den saͤmmtlichen Humus durchdrungen hat, so koͤnnen nur gewisse wenig nutzbare Graͤser darauf fortkommen; die Riedgraͤser, Carices, die Binsen, Junci, Dunggras, Eriophorum u. s. w. Diese, vorzuͤglich die Bin- sen sind seine gewoͤhnliche und eigenthuͤmliche Bewohner, und wo man sie findet, kann man mit Sicherheit annehmen, daß der Boden vielen sauren Humus enthalte. Wenn wir aber den Boden nur trocken legen, und von der schaͤdlichen Feuchtig- keit, welche die Entstehung der Saͤuren beguͤnstigte, befreien koͤnnen, so haben wir Mittel, ihm diese schaͤdliche Eigenschaft zu benehmen, und ihn in fruchtbaren Humus zu verwandeln. Wir finden dann in ihm einen von der Natur uns aufbewahrten Schatz von vegetabilischen Nahrungsstoffen, den wir auf das Vortheilhafteste auf der Stelle selbst, oder indem wir ihn als Duͤnger auf andere Felder fuͤhren, benutzen koͤnnen. Wir wissen naͤmlich, daß er durch Alkali, Asche, Kalk und Mergel von seiner Saͤure befreit, und schnell aufloͤslich gemacht werde. Wenn wir aber auch diese Materien nicht anwenden koͤnnen, so koͤnnen wir doch aus ihm selbst ein wirksames Gegenmittel bereiten, indem wir ihn naͤmlich brennen. Es wird dadurch nicht nur aus ihm selbst das so wohlthaͤtige Kali und Kalk erzeugt, sondern es hat auch das Feuer an sich das Vermoͤgen, seine Saͤure groͤßtentheils zu vertilgen, weswegen das Rasenbrennen am vortheilhaftesten auf solchem Boden angewandt wird. §. 120. Ein aͤhnlicher Humus erzeugt sich aus Gewaͤchsen, die vielen Gerbestoff oder doch Adstringiren- der Humus. etwas aͤhnliches enthalten, besonders aus dem Heidekraut, selbst an trocknen Orten. Man findet da, wo sich diese in Familien lebenden Pflanzen eingewuchert haben, oft eine ganz schwarze Erde, woran zuweilen freilich das Eisen einigen Antheil hat, die aber doch aus vielem Humus, der aber ganz unaufloͤslich ist, besteht. Dieser Humus beguͤnstigt nur die Vegetation derjenigen Gewaͤchse, woraus er entstand, und diese Ge- waͤchse gedeihen nur, wo sie ihn vorfinden. Das Heidekraut ist sehr schwer fortzubrin- gen, wo sich dieser Humus nicht erzeugt hat. Wo er ist, laͤßt es wenig andere Pflanzen aufkommen. Durch Mergel, Kalk und Ammonium enthaltenden Mist kann dieser Humus umgewandelt werden, und somit wird dann auch jenes Heidekraut vertilgt. P 2 Bestandtheile des Bodens. Auch das Brennen leistet einige Dienste; nur kann das Feuer selten stark genug unterhalten werden. Ein aͤhnlicher Humus entsteht aus dem Laube einiger Baͤume, besonders der Eichen, wenn er bei seiner Faulung nicht mit kraͤftigen thierischen Mist oder Kalk und Alkalien versetzt wird. Allmaͤhlig verliert dieser Humus jedoch seine schaͤdliche Eigen- schaft an der Luft, und wird endlich zu milden Humus, aber spaͤter wirksam. §. 121. Verschieden- heit des durch Faͤulniß und durch Verwit- terung ent- standenen Hu- mus. Auch scheint bei frisch entstandenem Humus ein erheblicher Unterschied obzuwal- ten, zwischen den, der der Ruͤckstand einer vollkommnen Faͤulniß ist, und den, der nur vermoderte, weil ihm die Bedingungen der Faͤulniß, Waͤrme und Feuchtigkeit fehlten, wo aber ein desto freierer Zutritt der Luft statt fand. Genau ist diese Ver- schiedenheit noch nicht untersucht. Indessen scheint jener offenbar weniger Kohle zu enthalten, und glimmt nur, wenn er entzuͤndet wird; dieser ist schwaͤrzer, hat mehr Kohle, brennet deshalb lebhafter, und macht mehr Waͤrmestoff frei. Die meisten Versuche, welche insbesondere Saussure mit dem Humus anstellte, sind mit je- nem vorgenommen, indem man ihn aus Weiden und andern modernden Baͤumen am bequemsten und reinsten sammeln konnte. Man findet oft in vormaligen Bruͤchern, welche abgewaͤssert worden, einen dem vermoderten Holze sehr aͤhnlichen Humus, der den Hauptbestandtheil des Bodens bis zu einer Tiefe von 1½ bis 2 Fuß ausmacht. Ein solcher an Nahrungsstoff so reicher Boden ist dennoch beim Ackerbau sehr miß- lich, und insbesondere fuͤr die Cerealien wenig geeignet. Ob dieses allein von der zu großen Losigkeit des Bodens, oder von einer besonderen Qualitaͤt des Humus her- ruͤhre, ist mir noch zweifelhaft, und wir stellen gegenwaͤrtig Versuche daruͤber an. Seine Aehnlichkeit mit dem Moder der Weidenbaͤume bestaͤtigt uns auf die Bemer- kung, daß das Cerastium vulgatum solche Stellen vor allen andern Pflanzen uͤberzieht. §. 122. Thierischer und vegetabi- lischer Hu- mus. Endlich unterscheidet sich der Humus, insbesondere der frischere, je nachdem er mehr aus der Faͤulniß vegetabilischer oder thierischer Koͤrper entstanden ist, sehr merk- lich. Der letztere hat mehr Azot, mehr Schwefel und Phosphorstoff beigemischt, welches man bei dem Verbrennen aus dem Geruche, der dem verbrannter thierischer Koͤrper gleich kommt, schon sehr deutlich bemerken kann. Bestandtheile des Bodens. Es bedarf noch genauerer pneumatischer Untersuchungen des Humus, um die Verhaͤltnisse der Bestandtheile in den verschiedenen Arten zu bestimmen. Der Torf . §. 123. Auch der Torf ist eine Art von Humus. Ueber die Entstehung des Torfs, und Entstehung des Torfes. das was er sey, hat man sehr verschiedene Meinungen gehabt. Vormals hielt man ihn fuͤr mineralischen oder doch halb mineralischen Ursprungs. Denn man glaubte, daß er eine zusammengehaͤufte Masse und von erdharzigen Theilen durchdrungen sey. Indessen ist diese Meinung laͤngst aufgegeben worden. Man trifft zwar Torfarten mit Erdharzen geschwaͤngert an, aber man hat auch solchen, der keine Spur davon enthaͤlt. Und waͤre auch Erdharz darin, so ist es wohl erwiesen, daß selbst das Erdharz vergetabilischen Ursprungs sey. Der Torf also ist nichts anders, als eine zusammengehaͤufte, von mehr oder minder verwesten Pflanzentheilen entstandene Materie. Er entsteht an niedrigen feuchten Stellen, wo gewisse, der Faͤulniß mehr widerstehende Graͤser und Laubmoose wachsen, und sich so daselbst anhaͤufen. Dann aus andern Theilen, welche das her- beifließende Wasser an der Stelle anschwemmt. Alles haͤuft sich uͤbereinander, das Vegetabilische geht in Verwesung uͤber, verliert, je laͤnger es liegt, sein organisches Gewebe immer mehr, und wird zu einer kompakten schwammigen Masse zusammen- geballt. Wenn die Verwesung so weit gediehen ist, daß das organische Gewebe ganz zerstoͤrt worden, so ist der Torf weiter nichts als ein Humus, und zwar ein saurer. Denn jeder Humus, wenn er nur einigen Zusammenhang hat, und nicht zuviel mit Grunderden vermengt ist, laͤßt sich als Torf benutzen und brennen. Die Pflanzen, woraus der Torf sich bildet und gewissermaßen waͤchst, sind lauter solche, die einen feuchten Standort haben. Die Riedgraͤser ( Carices ), die Dunggraͤser ( Eriophorum ), der Porsch ( Ledum palustre ), und vorzuͤglich das Torfmoos ( Sphagnum palustre ), sind alle in ihm verwebt. Indessen hat man dem Torfmoose einen vorzuͤglichen Antheil an dieser Erzeugung des Torfs bisher zugeschrieben und es ist wohl gewiß, daß es einen großen Theil zur Bildung des Torfs hergiebt. Van Marum, der hollaͤndische verdienstvolle Naturforscher, haͤlt indessen noch eine andere Pflanze, die Converva rivularis fuͤr die Hauptmutter des Torfes, so daß er sogar Der Torf. der Meinung ist, man koͤnne Torf erzeugen und pflanzen, wenn man diese Pflanze nur an einer feuchten Stelle einheimisch mache. Vergl. Hermbstaͤdts Archiv, Bd. 1. S. 420. Die Umstaͤnde koͤnnen sehr verschieden seyn, unter welchen der Torf entsteht. Die Lage des Bodens gegen die rund umher liegenden Gegend, besonders gegen den benachbarten Wasserspiegel und der hiervon abhaͤngenden Feuchtigkeitszustand, dann auch die Beschaffenheit der Pflanzen, woraus der Torf entsteht, und endlich die Be- schaffenheit des Untergrundes koͤnnen an verschiedenen Orten sehr von einander abwei- chen, und hierdurch wird wohl die mannigfaltige Verschiedenheit hervorgebracht, die wir am Torfe bemerken. Wir finden den Torf an deni einen Orte, wo alles der schnellern Verwesung guͤnstig war, als eine homogene, schwere und schwarze Masse. An anderen, wo die Verwesung nur langsam vor sich gehen konnte, als eine lose leichte Masse, in der man noch sehr viele Fasern von unzerstoͤrten Pflanzen findet, oder die fast ganz aus solchen bestehet. Zuweilen hat sich auch wirklich Erdharz, durch ei- nen besonderen noch nicht genugsam bekannten Verwesungsprozeß darin erzeugt. Es giebt noch viele andere Abweichungen bei dem Torfe, die mehr oder weniger in die Augen fallend sind, und zum Theil sich nur bei einer genauern Analyse zeigen. Der Torf selbst ist in einem und demselben Lager verschieden. Oben findet man ge- meiniglich einen losen fasrigen Torf, weiter unten ist er weniger fasrig, und je tiefer man kommt, je kompakter, fester, schwerer und schwarzer wird die Masse. Dies laͤßt sich leicht erklaͤren. Der Torf entsteht nicht anf einmal, sondern nach und nach bildet sich eine Lage uͤber die andere. Erst wenn eine Generation von Pflanzen abge- storben ist, waͤchst auf ihren Ruͤckbleibseln eine neue, und so erhebt sich allmaͤhlig das ganze Lager, die unten liegenden Schichten haben also ein hoͤheres Alter, wie die obern, und in ihnen ist die Verwesung schon weiter vorgeruͤckt. Da diese nun, je weiter sie geht, die Ruͤckbleibsel der Pflanzentheile immer in einen mehr kohlenarti- gen Zustand versetzt, so werden auch die untern Schichten mehr zerstoͤrt, schwaͤrzer und kohlenartiger seyn. Wie sich der Torf vom Hu- mus unter- scheidet. Der Torf kommt dem Humus um so mehr gleich, je staͤrker die Pflanzenfasern darin zersetzt sind. Nur ist er von dem Humus, der sich auf dem Acker, in Waͤldern und an andern Stellen erzeugt, verschieden, weil er unter andern Bedingungen ent- steht. Der Humus, welcher durch die Verwesung vegetabilischer Koͤrper sonst ent- steht, ist keiner so anhaltenden Feuchtigkeit ausgesetzt, wie der Torf. Auch wirken Der Torf. auf ihn die Grunderden des Bodens, womit er sich vermengt, die aber beim eigent- lichen Torfe nicht vorhanden sind. In den meisten Faͤllen stimmt der Torf mit dem sauren Humus uͤberein, und oft hat er die Eigenschaften des letztern so sehr, daß man ihn mit diesem durchaus fuͤr eins halten muß. Der Torf enthaͤlt naͤmlich mehrentheils, wie der saure Humus, Essigsaͤure, Phosphorsaͤure und auch Ammonium. Wenn er aber auch nicht sauer ist, so besitzt er doch eine große Menge von unaufloͤslichen Extraktivstoff, welcher durch Kali oder Asche aufloͤsbar wird. Zuweilen trifft man im Torfe Schwefelkies an, der ohne Zweifel von außen, man kann nicht recht ausmachen wie, hineingekommen ist. Solcher Torf giebt beim Brennen einen schweflichten Geruch, und er wittert auch zuweilen auf seiner Oberflaͤche ein tintenartig schmeckendes Salz aus, das aus schwe- felsaurem Eisen oder Vitriol besteht. So wie der Humus aus Kohlenstoff, Hydrogen, Azot und Oxygen zusammen- gesetzt ist, eben so machen auch diese Elemente die Bestandtheile des Torfs aus. Wenn man den Torf einer trocknen Distillation unterwirft, so erhaͤlt man eben die Substanzen, die der Humus liefert, zwar in etwas verschiedenen Verhaͤltnissen, weil der Kohlenstoff im Torfe uͤberwiegender ist. Indessen ist nicht aller Torf gleich reich an diesem Stoffe. Je aͤlter er ist, desto mehr besitzt er davon, und da von der Menge des Kohlenstoffs die Guͤte des Torfs zum Brennen abhaͤngt, so ist solcher alte, am meisten Kohlenstoff enthaltender, dazu der beste. Der Torf kann durch trok- kene Lage, durch Vermengung mit Alkali oder Kalk in Verwesung gesetzt, von seiner Saͤure befreit, und in einen milden fruchtbaren Humus umgewandelt werden. Hie- von ein mehreres in der Lehre von der Duͤngung. §. 124. Eine andere brennbare Substanz, die sich zuweilen nicht tief unter der Ober- Die Braun- kohle. flaͤche des Bodens zuweilen unter den Torfmooren findet, ist die Braun- und Erd- kohle , oder das bituminoͤse Holz . Es ist dem Landwirthe nicht bloß als Brenn- material, insbesondere bei der Kalkbrennerey wichtig, sondern es scheint auch einen vorzuͤglich wirksamen Duͤnger abzugeben, besonders wenn es mit Schwefelkies und Eisen durchdrungen ist, und dann durch die Verwitterung des erstern Eisenvitriol darin erzeugt wird, das besonders in dieser Verbindung in geringem Maße auf den Acker gebracht, duͤngend zu seyn scheint. Die Bodenarten. Die Bodenarten , ihre Eigenschaften, Werth und Benutzung, in sofern sie aus den Gemengsverhaͤltnissen der Bestand- theile der Ackerkrume hervorgehen. §. 125. Das Verhaͤlt- niß der ver- schiedenen Be- standtheile macht die Bo- denarten aus. Jede einzelne der vorerwaͤhnten Substanzen wuͤrde fuͤr sich einen unfruchtbaren oder doch zum Ackerbau untauglichen Boden ausmachen. Nur das moͤglich beste Verhaͤltniß ihrer Mengung giebt den moͤglich besten Boden ab, und die unendliche Verschiedenheit in diesen Verhaͤltnissen bewirkt die unzaͤhlige Verschiedenheit der Bo- denarten, so daß sich bei diesen keine bestimmte Abschnitte oder Grenzen, sondern nur Uebergaͤnge angeben lassen. Man hat bisher die Bodenarten nach dem Grade ihrer Fruchtbarkeit, die man an ihnen bemerkte, und nach den mehr oder minder edleren Fruͤchten, die sie reich- lich zu tragen vermochten, empirisch abgetheilt; aber die Bestimmung dieser Boden- arten ist so mangelhaft gegeben, wie sie ohne Kenntniß ihrer Bestandtheile auch nur gegeben werden kann. Wenn man dagegen eine Bestimmung der Bodenarten nach ihren Bestandtheilen versuchte, so ward auf den Grad ihrer Fruchtbarkeit und ihr Verhalten beim Ackerbau zu wenig Ruͤcksicht genommen, und es wurden keine ge- nauere Beobachtungen daruͤber angestellt oder wenigstens nicht mitgetheilt. Wir haben zuerst mehrere hundert Arten von Ackerboden chemisch untersucht, und zugleich uͤber ihr Verhalten beim Ackerbau und bei der Vegetation uns die moͤglichst genausten Nachrichten, von jeder besonders, zu verschaffen gesucht. Die hieraus sich erge- benden Resultate haben uns zwar in den Stand gesetzt, mit mehrerer Bestimmtheit, wie bisher geschehen ist, daruͤber etwas sagen zu koͤnnen; aber dennoch sind sie bis jetzt nicht zureichend, um die Sache so klar zu machen, und so uͤber alle Zweifel zu erheben, wie es doch moͤglich zu seyn scheint, und wie es wahrscheinlich in der Folge geschehen wird. Wenn man das Folgende also auch nur als einen ersten und daher immer unvollkommnen Versuch einer genauern Bestimmung und Klassifikation der Bodenarten ansehen kann, so halte ich ihn dennoch fuͤr verdienstlich, insofern er die erste Bahn bricht, auf welcher wir zu genauern Bestimmungen gelangen werden. Bei Die Bodenarten. Bei der Schaͤtzung der Bodenarten zuvoͤrderst nach ihren Bestandtheilen, nehme ich eine Gleichheit ihrer uͤbrigen Verhaͤltnisse, in Ansehung ihrer Lage, ihres Feuchtigkeitzustandes, ihrer Tiefe, ihres Untergrundes u. s. f. an, und setze voraus, daß sie hierin einander gleich und fehlerfrey sind. In der Folge werden wir auf jene Eigenschaften zuruͤckkommen, und ihren verschiedenen Einfluß auf die verschiedenen Bodenarten wuͤrdigen. §. 126. Der Humus ist wie oben gesagt diejenige Substanz, welche im Erdboden Verhalten des Humus im Boden. den Pflanzen die Nahrung giebt. Die Kraft oder der Reichthum des Bodens, oder was man auch zuweilen seine Fettigkeit (obgleich darunter auch zuwei- len die Beschaffenheit des Thons verstanden wird) nennt, haͤngt daher ledig- lich von ihm und seinem Verhaͤltnisse ab. Zugleich aber hat er auch physisch, und als unzersetzter Koͤrper betrachtet, eine merkliche Einwirkung auf den Boden. Er macht den thonigten Boden poroͤs, beguͤnstigt die Einwirkung der Luft darauf- befoͤrdert seine Muͤrbheit und sein Zerfallen. Den Sand befestigt er, und haͤlt, durch seine Vermengung mit selbigem die Feuchtigkeit mehr an, und zwar thut er beides mehr, als er es fuͤr sich allein thun wuͤrde, so daß der aus Humus und Sand in gerechtem Verhaͤltnisse gemengte Boden mehr gebunden und Feuchtig- keit haltend ist, als wenn einer dieser Bestandtheile zu sehr uͤberwoͤge. Den uͤberreichen Kalkboden kuͤhlt er, wie man zu sagen pflegt, macht ihn milder und weniger reizend, befestigt seine Consistenz, und haͤlt auch in ihm die Verdunstung der Feuchtigkeit mehr zuruͤck. Indessen kann diese fruchtbare Substanz auch in uͤbergroßer Menge im Bo- den vorhanden seyn, so daß dieser dadurch zu lose und zu schwammig wird, und den Pflanzenwurzeln nicht die noͤthige feste Haltung giebt. Er saugt in diesem Uebermaße die Feuchtigkeit wie ein Schwamm begierig ein, wird davon bei nasser Witterung uͤberfuͤllt, und fast morastig, so daß die Pflanzen alles Uebel erleiden, was eine uͤbermaͤßige Naͤsse ihnen verursacht, davon krank werden und absterben. Bei der Duͤrre laͤßt er dagegen die Feuchtigkeit durch starke Ansduͤnstung leicht fahren, und wird daher an der Oberflaͤche ganz duͤrre und staubigt, so daß die da- rin liegenden Samenkoͤrner nicht keimen koͤnnen, oder was noch schlimmer ist, im Keime wieder vertrocknen. Einige Zolle tiefer, wo ihn die Atmosphaͤre nicht Zweiter Theil. Q Die Bodenarten. beruͤhrt, kann er dagegen noch so naß seyn, daß man aus einer Handvoll heraus- gegriffener Erde das Wasser tropfenweise herauspressen kann. Ein solcher mit Humus uͤberfuͤllter Boden zieht sich ferner bei jeder erheblichen Veraͤnderung der Temperatur stark zusammen, und blaͤht sich wieder auf, wodurch die Pflanzen- wurzeln lose gemacht und in die Hoͤhe gezogen werden, so daß sie oft kaum durch die Spitzen ihrer Wurzeln mit dem Boden in Verbindung bleiben, sondern oben auf zu liegen kommen: weswegen ein solcher Boden sich oft gar nicht zu Winte- rungssaaten paßt, sondern allein zur Soͤmmerung, und manchmal auch nicht zur Gerste, sondern nur zu dem zaͤheren Hafer benutzt werden kann. Er beguͤnstigt endlich manche Unkrautsarten weit mehr, wie die Cerealien, und jene nehmen daher so sehr in ihm uͤberhand, daß sie diese ersticken. Der an Humus, und selbst an gutem milden Humus, uͤberreiche und her- vorstechende Boden ist also keinesweges der nutzbarste, obwohl man ihn als Duͤngung zur Befruchtung eines andern Bodens gebrauchen koͤnnte. Ist er feucht, so ist er mehr zu Wiesen geeignet, und giebt, wenn er anders nicht sumpfig wird, mit den zweckmaͤßigsten Graͤsern, dem Alopecurus praten- sis, den groͤßeren Poa und Festuca- Arten bestockt, den aller fruchtbarsten Wie- sengrund ab. Liegt er trocken, so laͤßt er sich zuweilen durch das Auffuͤhren ir- gend einer magern Erdart, oder leichter und zweckmaͤßiger durch das Brennen verbessern, wodurch ein Theil des uͤberfluͤssigen Humus verzehrt und in Asche verwandelt wird; wonach man sich jedoch im Anfange fuͤr Lagergetreide zu huͤten hat. §. 127. Verhaͤltniß des Humus zum Thon im humosen Boden. Unter allen Grunderden kann der Thon die staͤrkste Zumischung von Hu- mus ertragen, indem die Eigenschaften des letztern die Nachtheile des erstern verbessern. Bis zu welchem Grade die Beimischung des Humus die Fruchtbar- keit und den Werth des thonigen Bodens vermehre, getraue ich mich noch nicht zu bestimmen. Der reichste Boden, den wir untersucht haben, und der aus dem Oderbruche genommen war, enthielt 193/5 Prozent Humus, mit 70 Prozent Thon, etwas feinen Sand und kaum bemerklichen Kalk. Dieser Boden lag aber zu niedrig und zu feucht, um seine Fruchtbarkeit gehoͤrig schaͤtzen und benutzen zu koͤnnen. Winterung war jenes Fehlers wegen gar nicht darauf zu bauen, und Die Bodenarten. Soͤmmerung mißlich. Er hatte uͤbrigens hinlaͤngliche Bindung, und eine sehr angemessene wasserhaltende Kraft. Sonst sind 11½ Prozent das Hoͤchste gewesen, was wir in thonigten Ackerboden, sogenanntem Klai- oder Marsch-Boden an Humus gefunden haben. Wir haben aber auch denjenigen unerschoͤpflichen Bo- den zu untersuchen keine Gelegenheit gehabt, der jaͤhrlich reifende Fruͤchte ohne alle Duͤngung tragen soll, und auf welchem man, wird er nur genugsam bearbei- tet, durchaus keine Abnahme an Fruchtbarkeit zu verspuͤren versichert, auch welcher durch aufgebrachten Duͤnger sich nur verschlechtert. Er soll sich in der Ukraine, in Ungarn an den Niederungen der Theis und an verschiedenen andern kleinen Stellen selbst in Deutschland finden. Denn obwohl man verschiedene von uns untersuchte Bodenarten ehemals fuͤr unerschoͤpflich hielt, nachdem sie dem Meere abgewonnen oder zuerst aus dem alten Rasen auf- gebrochen worden, so hat sich doch in der Folge gezeigt, daß sie nach einer Reihe von reifenden Saaten des Duͤngers beduͤrftig wurden, wenn man sie anders nicht zu Grase und zur Weide niederlegte, und sie dadurch neue Kraͤfte gewinnen ließ, oder aber sie durch unerschoͤpfte aus dem Untergrunde hervor geholte Erde mittelst des Rajolens, Kuhlens, Wuͤhlens oder Grabenauswurfs wieder befruchtete. Es giebt nur noch wenige Gegenden, wo man des Duͤngers ganz entbehren zu koͤnnen glaubt, und dies sind solche, wo das Land mehr zu Vieh- weiden als zum Kornbau benutzt wird. Der reichste von uns untersuchte thonige Ackerboden, und dessen Fruchtbar- keit fuͤr das Non plus ultra gehalten ward, war vom rechten Ufer der Elbe einige Meilen von ihrem Ausflusse, und hielt wie gesagt 11½ Prozent Humus mit 4½ Prozent Kalk, und uͤbrigens groͤßtentheils Thon mit etwas grober aber ziem- lich vieler feiner nur durch das Kochen abzutrennenden Kieselerde. Er war zwar stark gebunden, aber bei maͤßiger Feuchtigkeit nicht sehr zaͤhe; er ward mit den staͤrksten Fruͤchten, Raps, Weizen, Wintergerste, Bohnen bestellt, verlangte aber doch alle sechs Jahre zum Raps eine starke Mistduͤngung und Brache. Wir haben den Humus mit Thon gemengt in solchen angeschlemmten Niede- rungsboden, die insbesondere bei einem zweckmaͤßigen Fruchtwechsel von der hoͤch- sten Fruchtbarkeit waren, in verschiedenen Gradationen gefunden. Ein Boden aus dem Budjadinger Lande, welcher in der Gegend weit und breit fuͤr den frucht- Q 2 Die Bodenarten. barsten gehalten wurde, hatte 8⅖ Prozent Humus mit 3 bis 4 Prozent Kalk, und uͤbrigens fast lauter Thon. Ein Boden aus dem Amte Wollup, der 6½ Prozent Humus hatte, war noch ein trefflicher Weizenboden, indem er naͤmlich diese Frucht noch in dritter Tracht sehr uͤppig trug. Die schwarze Farbe des Bodens steht nicht immer in Verhaͤltniß mit seinem Humus. Er ist zuweilen weißlich, wie schon erwaͤhnt, und hat dennoch mehr Humusgehalt, als ein anderer, der schwaͤrzlicher aussieht. Seine schwarze Farbe kommt aber zum Vorschein, wenn man ihn in einem verschlossenen Tiegel gluͤht. Diese reichen Thon- oder Klayboden finden sich nur in Niederungen, die ent- weder notorisch oder doch hoͤchst wahrscheinlich mit dem abgesetzten Schlamm des Wassers tiefer oder flacher bedeckt worden sind; also an den Ufern der Stroͤme, deren Wasser langsam uͤbertrat und sich langsam wieder zuruͤckzog, oder in solchen Thaͤlern, die vormals, ehe sich das Wasser einen Ausweg bahnte, Seen waren. Man setzt diese Ackerarten in die erste Klasse, und nennt sie gewoͤhnlich starken Weizenboden, weil sie noch in dritter Tracht nach dem Duͤnger bei dem Dreifelder- systeme Weizen zu tragen vermoͤgen. Die in diese Klasse zu ordnenden Bodenarten haben indessen Gradationen in ihrer Fruchtbarkeit und ihrem Werth. Ob man diese nach Verhaͤltniß ihres Humusgehalts allein bestimmen koͤnne, getraue ich mich nicht zu entscheiden, indem die Vergleichung der Fruchtbarkeit an entfernten Orten zu schwierig, und wohl vom Klima mit abhaͤngig ist. Ob der mehrere oder mindere Kalkgehalt und der ihnen wahrscheinlich zuweilen beigemischte thierische Stoff die Fruchtbarkeit er- hoͤhe, ist ebenfalls noch nicht zu entscheiden. Nach dem Resultate unserer Untersuchungen glaube ich jedoch annehmen zu muͤssen, daß die Ackererde mindestens zwischen 5 bis 6 Prozent Humus halten muͤsse, um in diese Klasse gesetzt zu werden. Wir nehmen, um die Verhaͤltnisse des Bodenwerths auszusprechen, den Werth des uns bekannten fruchtbarsten Bodens zu 100 an, welcher propor- tionale Werth dann durch den Einfluß, den seine Lage und andere Verhaͤlt- nisse auf seine Nutzbarkeit haben koͤnnen, zu erhoͤhen und zu vermindern ist. Die Bodenarten. §. 128. Ist der Humus mit wenigerem Thon und mit mehrerem Sande vermengt, so Verhaͤltniß des Humus zum Sande. daß derselbe keine feste Bindung hat, wechselsweise zwar leicht durchfeuchtet wird, aber auch schnell wieder austrocknet, so gehoͤrt ein solcher Boden nicht zu dieser Klasse. Hier kann das Uebermaaß des Humus leicht zu groß werden, und wir haben einen Boden, der 26 Prozent Humus hielt, und uͤbrigens ungefaͤhr zur Haͤlfte aus Thon und zur Haͤlfte aus Sande bestand, schon zu lose und dem Ge- treidebau minder zutraͤglich gefunden. Wie er zuerst abgewaͤssert und aus dem Grase gebrochen war, trug er sehr gute Ernten, die sich aber bald verminderten, und wie man ihm durch reichliche Duͤngung das Verlorne wieder zu geben suchte, ward er immer unzutraͤglicher. Dagegen haben wir anderen Boden von mehr sandiger Beschaffenheit, wel- cher etwa 10 Prozent Humus enthielt, sehr fruchtbar gefunden, und fuͤr alle Ge- treidearten, nur nicht fuͤr Weizen geeignet, insbesondere wenn er zuweilen einige Jahre zur Weide niedergelegt ward. Dieser Boden war indessen des Duͤngers sehr beduͤrftig, und hatte den groͤßten Nutzen davon, wenn man ihn der letzten Frucht vor dem Niederlegen zu Grase gab. Ohne Duͤngung und ohne Ruhe kann ein solcher Boden, wie die Erfahrung lehrt, leicht erschoͤpft werden. Boden dieser Art steht natuͤrlich durch einen allmaͤhligen Uebergang mit dem des vorigen §. 127. in Verbindung, so wie sich naͤmlich sein Thongehalt vermehrt. Indessen fehlen uns bis jetzt noch sichere Data daruͤber, wie stark das Thonver- haͤltniß seyn muͤsse, um ihn zu sicherem und nachhaltigen Weizenboden zu qua- lifiziren. Wenn er etwa 20 Prozent abschwemmbaren Thon und 10 Prozent Humus, im uͤbrigen Sand hat, so traͤgt er noch treffliche Gerste; hat er merklich wenigern Thon, so traͤgt er bei einer feuchten Lage, oder in einem feuchten Jahre sicherer Hafer, und immer sehr reichen Rocken, wenn man anders durch eine gute fruͤhe Bestellung dessen Auswinterung vorbeugt. Man kann ihn hauptsaͤchlich nach seiner Gebundenheit taxiren; je mehr er diese Qualitaͤt besitzt, desto mehr naͤhert er sich dem fuͤr die erste Klasse angenom- menen Werthe von 100. Je weniger er aber Thon hat, und mehr aus Sand besteht, desto tiefer faͤllt er, selbst bei 10 bis 15 Prozent Humus, zu dem Werthe Die Bodenarten. von 80 herab. Auf diesem Punkte bleibt er, wenn er anders nicht zu flach ist, und auf bloßem Sande ruht, bei einem solchen Humusgehalte wol immer stehen, zumal da er auch zum Graswuchse so sehr geeignet ist. Denn man findet diesen Boden in der Regel nicht anders, als in Niederun- gen, denen es an Feuchtigkeit selten fehlt. Er ist hier aus dem Moder der Wasserpflanzen entstanden, die sich in dem Wasser, welches vormals diese Gruͤnde bedeckte, seit Jahrtausenden erzeugt hatten, und bei dem Zuͤruͤcktreten desselben nun in eine schnellere oder langsamere Verwesung uͤbergingen, weswegen dieser Humus auch mehr oder minder kohlenstoffhaltig zu seyn scheint. §. 129. Saͤure vermin- dert seine Fruchtbarkeit. Bei den beiden vorgedachten Bodenarten setzen wir immer voraus, daß der Humus milder oder saͤurefrei sey. Der saure Humus macht einen unfrucht- baren Boden, wovon in der Folge die Rede seyn wird; manchmal aber hat er einen nur sehr geringen Grad von Saͤure, so daß seine Fruchtbarkeit nicht viel, und nicht in Ansehung aller Pflanzen, jedoch immer etwas leidet. Er traͤgt, so wie die Saͤure merklicher wird, schlechtere Gerste, obwohl noch immer Hafer. Der Rocken ist dem Roste und dem Befallen ausgesetzt. Die Koͤrner sind grob- huͤlsigt und minder mehlreich. Die darauf wachsenden Graͤser sind sowohl ihren Arten als ihren Saͤften nach dem Viehe minder angenehm und gedeihlich, ob- wohl sie einen betraͤchtlichen Heuertrag geben. So wie die saure Beschaffenheit des Humus also zunimmt, vermindert sich der Werth dieses Bodens, und sinkt so stufenweise zu der Bodenart, die man Moorboden nennt, herab. §. 130. Merkmale und Bestimmung des Humus- Gehaltes. Die schwarze Farbe des Bodens laͤßt in der Regel einen großen Reichthum an Humus erwarten; sie kann nur in einigen Faͤllen truͤgen, wo sie von Eisen- oder Braunsteinoxyd herruͤhrt. Schon die auffallende Fruchtbarkeit des von Hu- mus gefaͤrbten Boden wird dies unterscheiden lassen. Sonst entdeckt es sich bald, wenn man einen Ballen dieser Erde in einem Tiegel beim Zutritte der Luft gluͤhet, wo sich dann, wenn die schwarze Farbe vom Humus herruͤhrte, solche aͤußerlich bald verliert, und die Erde weiß wird; was aber nicht geschieht, wenn sie vom Eisen herruͤhrt. Die Bodenarten. Um die Quantitaͤt des Humus zu bestimmen, ist das einfachste Mittel das, ihn zu verbrennen. Man erhaͤlt etwa 10 Minuten lang in vollem Gluͤhen ein be- stimmtes Gewicht der von Fasern und Steinen gereinigten und voͤllig ausgetrock- neten Erde, ruͤhrt sie mit einer glaͤsernen Roͤhre fleißig um, und laͤßt sie so lange fortgluͤhen, bis die schwarze Farbe voͤllig verschwunden ist. Um das gaͤnzliche Verbrennen des Humus zu befoͤrdern, und die Arbeit abzukuͤrzen, setzt man der Erde etwas salpetersaures Ammonium zu, welches sich voͤllig wieder verfluͤchtigt. Der Verlust des Gewichts zeigt die Quantitaͤt Humus an, welche der Boden ent- hielt. Es hat freilich die Erde, insbesondere die thonige bei diesem Gluͤhen noch etwas Wasser verloren, welches ihr so fest anhing, daß es ihr nicht durch das Austrocknen, sondern bloß durch das Gluͤhen entzogen werden konnte. Dies ist indeß unbedeutend, und kann, wenn man nur die Erde vorher vollkommen aus- trocknete, nicht uͤber ½ Prozent betragen. Enthielt indessen der Boden vielen Kalk, so wuͤrde die Verfluͤchtigung seiner Kohlensaͤure und seines Krystallisations- wassers von groͤßerer Erheblichkeit seyn, und so muͤßte dieser Kalk vorher aus- geschieden werden. Die Saͤure des Humus entdeckt man dadurch, daß man einen Streifen Lack- muspapier in einen aus dieser Erde mit Wasser gemachten Brei steckt; wird er roth gefaͤrbt, so ist Saͤure darin vorhanden. Der saure Humus verraͤth sich auch schon durch seinen Geruch, wenn er gegluͤht wird, und der dann dem des bren- nenden Torfs gleich ist. Giebt der Humus beim Verbrennen einen Geruch, wie verbrannte Federn, so ist dies dagegen ein Zeichen, daß er zum Theil thierischen Ursprungs, und somit in der Regel kraͤftiger und zersetzbarer sey. Eine genauere Untersuchung des Humus wuͤrde ohne Zweifel am zweckmaͤßig- sten durch die trockne Destilation im pneumatischen Apparate angestellt werden, ist aber nicht fuͤr den Landwirth. Arthur Young hat sie indessen haͤufig angestellt, und insbesondere die Quantitaͤt des erhaltenen gekohlten Wasserstoffgases mit der Fruchtbarkeit des Bodens im Verhaͤltniß gefunden, so daß er dieses Verfahren als einen Fruchtbarkeitsmesser vorschlug, worin auch Priestley ihm beiflichtete, und mit seinen Beobachtungen unterstuͤtzte. Die Bodenarten. §. 131. Der Thon. Dessen gute Gigenschaften. Der Thon befoͤrdert die Fruchtbarkeit: 1) durch seine wasserhaltende Kraft, indem er sich von der zur Nahrung der Pflanzen unumgaͤnglich noͤthigen Feuchtigkeit, selbst bei anhaltender Duͤrre nicht trennt, und diese, auch bei anscheinender großer Trockenheit, den Pflanzen doch noch nothduͤrftig uͤberlaͤßt. 2) wirkt er durch die Festhaltung des Humus, welchen er nicht bloß physisch einhuͤllt und schuͤtzt, sondern auch durch die gewissermaßen chemische Verbindung, die er mit dieser zusammengesetzten Substanz eingegangen ist. 3) durch die festere Haltung, welche er den Pflanzenwurzeln giebt, und selbst wohl durch den Widerstand, welchen er ihrer zu großen Ausdehnung entgegen- setzt; wodurch sie zum Austriebe mehrerer Haarwurzelbuͤsche genoͤthigt werden, durch die jede Pflanze ihre Nahrung in der Naͤhe sucht, und sie ihren Nachbarn folglich weniger raubt. 4) durch die Abhaltung der den Wurzeln immer nachtheiligen atmosphaͤri- schen Luft, und durch die schwaͤchere Leitung der Waͤrme, wodurch er eine gleich- maͤßige Temperatur, bei einem schnellen Wechsel derselben in der Luft, dem Bo- den mehr erhaͤlt. Die Wirkungen eines schnellen Wechsels von Waͤrme und Kaͤlte sind daher den auf thonigem Boden wachsenden Fruͤchten, wenn er nicht eben zu naß ist, minder nachtheilig, wie denen auf sandigem Boden. 5) indem er das zur Bildung der Kohlensaͤure so noͤthige Oxygen, hoͤchst wahrscheinlich aber auch Azot an sich zieht, und die Wechselwirkung dieser allge- mein verbreiteten Stoffe befoͤrdert. §. 132. Dessen nach- theilige Ei- genschaften. Sein Uebermaaß wird aber nachtheilig: 1) indem er die Feuchtigkeit bei nasser Witterung zu lange anhaͤlt, sie weder durchsintern noch leicht verdunsten laͤßt, sondern damit zu einem Brey zerfließt. 2) indem er sich bei trockener Witterung zu sehr erhaͤrtet, dem Eindrin- gen der Pflanzenwurzeln zu starken Widerstand leistet, und sich in eine fast ziegel- artige Masse zusammenzieht. 3) indem er im Sommer bei starker Austrocknung sowohl, als im Winter beim Froste Risse und Spalten bekommt. Hierdurch werden die Wurzeln theils zerrissen, Die Bodenarten. zerrissen, theils werden sie in eine ihnen hoͤchst nachtheilige unmittelbare Verbin- dung mit der atmosphaͤrischen Luft gebracht, wodurch ihr Verderben bewirkt werden kann. 4) indem er die naͤhrenden Stoffe oder den Duͤnger stark bindet und anzieht, und nicht so leicht davon trennt, wie losere Erde. Ist er einmal damit reichlich versehen und gewissermaßen gesaͤttigt, so bleibt er zwar um so laͤnger in Kraft. Ist er aber einmal ausgezehrt und arm, so thun die ersten Duͤngungen weit min- dere Wirkung auf die Pflanzen, und jene muͤssen sehr stark seyn, wenn die ersten Fruͤchte Nutzen von ihnen haben sollen. 5) indem er die Bearbeitung des Bodens schwer macht; bei feuchtem Wet- ter Pflug, Egge und Wagen kaum zulaͤßt, sich an Pflug und Egge wie ein Teig fest anhaͤngt, ihre Einwirkung verhindert und der Zertheilung widersteht: dagegen bei trockener Witterung sich zusammenzieht und dermaaßen erhaͤrtet, daß er durch den Pflug mit schwerer Arbeit nur in große Schollen zerbrochen werden kann, die dann, bis sie wieder Feuchtigkeit erlangen, auch mit der Egge und selbst nicht mit der Walze gezwungen werden koͤnnen; weswegen man haͤufig das Zerschlagen der- selben mit Keulen zu Huͤlfe nehmen muß, und selbst dadurch seinen Zweck nur unvollkommen erreicht. §. 143. Die uͤblen Eigenschaften des uͤberwiegenden Thons im Boden koͤnnen zum Verhaͤltniß des Thons zum Sande. Theil durch die Zumengung des Humus jedoch nicht voͤllig uͤberwunden werden, woruͤber wir in §. 127. geredet haben. Auch die Zumischung des Kalks verbessert sie gewissermaßen, woruͤber wir in der Folge reden werden. Vorzuͤglich und am haͤufigsten aber werden sie durch den Sand uͤberwunden. Einige Zumischung von Sande enthaͤlt die ackerbare Krume fast immer, und ganz ohne selbigem wuͤrde sie kaum urbar zu machen seyn. Es koͤmmt deshalb bei der Beurtheilung der meisten Bodenarten vorzuͤglich auf das Verhaͤltniß an, worin Sand und Thon ge- mengt sind. §. 134. Bevor ich diese Verhaͤltnisse angebe, muß ich mich bestimmt uͤber das erklaͤ- Sank. ren, was ich Sand nenne. Ich verstehe darunter bloß diejenige grobkoͤrnige Kie- selerde, welche sich bei sorgfaͤltigem Abschwemmen zu Boden gesetzt hat, und die Zweiter Theil. R Die Bodenarten. man auf diese Weise sammeln kann. Es scheidet sich sonst, wie uns spaͤtere Ver- suche gelehrt haben, und wie ich in Einhofs Grundriß der Chemie in einer An- merkung Seite 208 bis 210 angezeigt hatte, mittelst des Siedens des Thons im Wasser noch eine betraͤchtliche Quantitaͤt feingekoͤrnter Kieselerde ab, so daß, wenn diese Operation lange und sorgfaͤltig fortgesetzt wird, nur wenig Kieselerde mit der reinen Thonerde vermengt bleibt. Die Quantitaͤt dieser fein gekoͤrnten Kieselerde scheint (denn als voͤllig ausgemacht wage ich es noch nicht anzugeben) den Unterschied zwischen sogenannten fetten und magern Thon auszumachen, der Thon an sich aber immer gleich zu seyn, und nur mit einer gewissen Quantitaͤt fei- ner Kieselerde chemisch, oder doch auf eine mechanisch unscheidbare Weise verbun- den zu bleiben. Da es uns hier aber nur darauf ankommt, den Werth und die Nutzbarkeit des Bodens nach dem Verhaͤltnisse seiner Bestandtheile zu bestimmen, und dieses auf eine minder schwierige und allgemein anwendbare Weise auszumit- teln: so nehmen wir auf jene feinkoͤrnige und darch bloßes Abschwemmen nicht ab- zusondernde Kieselerde keine Ruͤcksicht, und nehmen das, was mit Vorsicht abge- schwemmt worden, als Thon an. In den meisten Faͤllen lassen sich aus dem abge- schwemmten Thon von 100 Theilen noch 15 Theile solcher feinen Kieselerde durch das Sieden abscheiden. Nur bei einigen besonderen Bodenarten betrug sie be- traͤchtlich mehr. So hatte z. B. neu angeschlemmter Boden von der Nogad- Insel bei Danzig eine große Menge solcher feinen Kieselerde. Es gehoͤren noch laͤngere Untersuchungen dazu, um zu bestimmen, in wiefern Thon, der dieser fei- nen Kieselerde viel enthaͤlt, eines minderen Zusatzes vom Sande bedarf, um die gerechte Lockerheit zu bekommen. §. 135. Verhaͤltnisse, worin die Be- standtheile ste- hen sollen. Wenn der Boden ungefaͤhr aus gleichen Theilen abschwemmbarem Thon und zuruͤckbleibendem Sande besteht, so nennen wir dieses Lehm . Und diesen Na- men behaͤlt die Erde, wenn der Sand zwischen 40 und 60 Prozent ausmacht; je nachdem er mehr oder weniger Sand hat, heißt er lockerer oder zaͤherer Lehm. Enthaͤlt die Erde weniger als 40 Prozent Sand, so heißt sie Thonboden. Dieser wird immer strenger, und zeigt die uͤblen Eigenschaften staͤrker, je geringer der Antheil vom Sande ist. Hat er nur 20 und weniger Prozent Sand, so wird er ein sehr zaͤher, schwer zu verarbeitender, und dem Mißwachse leicht ausgesetzter Die Bodenarten. Boden, wenn anders nicht eine starke Zumischung von Humus oder von Kalk ihn mildert. Jedoch koͤmmt hier allerdings die Beschaffenheit des Thons in Ruͤcksicht der ihm beigemengten Kieselerde in Betracht, und er ist minder fehlerhaft, wenn er bei wenigem Sande von dieser sehr viel besitzt. §. 136. Dieser Thonboden ist gewoͤhnlich unter dem Namen Weizenboden zweiter Thon- oder Weizenboden. Klasse, oder schwacher Weizenboden bekannt, in sofern er nicht so vielen Humus besitzt, daß er Weizen ohne frischen Dung tragen, und mithin zur ersten Klasse gerechnet werden kann. Jedoch darf es ihm nicht ganz am Humus mangeln. Sel- ten treffen wir auf der Hoͤhe Boden an, der bei gewoͤhnlicher Kultur mehr als 3 Prozent Humus enthielte. Er ist dabei doch fuͤr den Weizen besonders geeig- net, und traͤgt ihn mit mehrerer Sicherheit und besserem Erfolge, wie Rocken. Nur muß er dazu Nahrungstheile haben; und da er diese nicht in seinem natuͤrli- chen Humus genugsam besitzt, so kann Weizen nur in erster oder zweiter Tracht mit Vortheil auf ihm gebaut werden. Naͤchstdem ist er der Gerste guͤnstig, wenn er 30 bis 40 Prozent Sand hat; hat er aber weniger und wird dieses nicht durch eine starke Zumischung von Kalk ersetzt, so paßt er sich nach dem Weizen besser fuͤr Ha- fer. Er traͤgt ferner bei hinlaͤnglicher Dungkraft Huͤlsenfruͤchte; der mit mehre- rem Sande vermischte vorzuͤglich Erbsen, der zaͤhere aber noch sicherer Bohnen. Sein Werth faͤllt, wenn er nicht zu den humosen, mergligten, kalkigten Boden gerechnet werden kann, mit der Quantitaͤt des Sandes, so daß der, wel- cher 40 Prozent Sand enthaͤlt, im Werthe am hoͤchsten, der, welcher nur 5 Pro- zent Sand hat, am niedrigsten stehet. Zwar hat bei kraͤftiger Duͤngung, und wenn eine passend wechselnde Witterung nicht nur die Bearbeitung der Brache, sondern auch die Vegetation beguͤnstigt, der strengere thonigte Boden, besonders im Weizen, zuweilen einen Vorzug; wenn man aber dagegen die Schwierigkeit seiner Bearbeitung und den Mißwachs, dem er vor dem milderen unterworfen ist, berechnet; so kann man seinen mindern Werth nicht in Zweifel ziehen. Ich setze den Boden, der 40 Prozent Sand und gegen 60 Prozent abschwemmbare Erde hat, wenn er gegen 2 Prozent natuͤrlichen Humus besitzt, zu 70, den der nur 30 Prozent Sa nd hat, zu 60, den von 20 Prozent zu 50, und den von 10 Pro- zent zu 40. Wenn er nicht uͤber 1 Prozent Humus enthaͤlt, so faͤllt er mindestens R 2 Die Bodenarten. um 20 Prozent seines Werthes herab, und wohl um so mehr, je zaͤher er ist; so daß der zaͤhe mit wenig oder gar keinem Humus — naͤmlich milden, aufloͤsli- chen — durchdrungene, dann gewoͤhnlich naßkalte sogenannte Schlussboden auf eine der niedrigsten Stuffe der Bodenarten und im Werthe dem Sandboden gleich stehet. Dagegen steigt sein Werth mit einem hoͤheren Humusgehalt, und wohl in einem um so groͤßeren Verhaͤltnisse, je zaͤher er ist, bis zu dem Boden erster Klasse hinauf, wohin er freilich auch durch eine sehr bereichernde Duͤngung und Behandlung gelangen kann. §. 137. lehmboden. Derjenige Boden, welcher mehr als 40 bis 60 Prozent Sand enthaͤlt, wird Lehmboden schlechthin genannt. Je weniger Sand er uͤber 40 Prozent ent- haͤlt, desto besser ist er — immer unter Voraussetzung eines gleichen Humusge- halts. — Bis 50 Prozent bleibt er zum Weizen- und Gerstenbau gleich geeignet. Steigt aber der Sand uͤber 50 Prozent bis 60 Prozent, so kann er zwar Weizen bei guter Kultur noch immer vortheilhaft tragen, jedoch mit minderem Erfolge, und mit mehrerer Erschoͤpfung, als Rocken; wird dann aber fuͤr Gerste ganz vvrzuͤglich geeignet, und kommt in die Klasse des starken Gerstbodens zu stehen. Wegen der großen Sicherheit dieses Bodens, der leichteren Bearbeitung, der gemaͤßigten Temperatur und Feuchtigkeitshaltung hat er so viele Vorzuͤge vor dem strengern Thonboden, daß man ihn, ungeachtet seiner mindern Weizentrag- barkeit, doch in seinen verschiedenen Gradationen mit diesem gleich schaͤtzen kann. Diese Gradationen sind aber entgegengesetzter Art. 40 Prozent Sand zeigen sich uns als das vollkommenste Verhaͤltniß. Wie sich dort der Werth des Bodens verminderte, wenn der Sand abnahm, so vermindert er sich hier, wenn er zu- nimmt. Jedoch nach unsern bisherigen Beobachtungen nicht in gleicher Propor- tion. Der Werth des Bodens scheint bei folgenden entgegengesetzten Verhaͤlt- nissen ungefaͤhr gleich zu seyn 50 Proz. Sand = 35 Prozent oder 50 Proz. abschwemmbarer Thon = 65; 60 Proz. Sand = 30 Prozent oder 40 Proz. abschwemmbarer Thon = 70. So viel naͤmlich dem ersteren an der moͤglichsten Vollkommenheit wegen zu geringer Bindung mangelt, so viel fehlt dem letzteren wegen zu geringer Lok- kerheit. Die Bodenarten. Boden dieser Art laͤßt sich sehr viel verarbeiten, ohne staͤubig zu werden, verballet und verschalet sich aber auch nicht. Er leidet nicht leicht an Naͤsse, haͤlt aber die Feuchtigkeit genug an, um ziemlich anhaltender Duͤrre widerstehen zu koͤnnen; ja es leiden bei dieser die jungen Pflanzen weit weniger, als auf zaͤhem Boden, weil ihre Wurzeln sich mehr verbreiten und tiefer eindringen koͤnnen. Deshalb ist besonders die Gerste so viel sicherer darauf. Er traͤgt Weizen freilich nur, wenn er in kraͤftigem Duͤngerstande ist; aber Rocken bei einem schwaͤchern Duͤngerstande besser, wie der strengere Boden. Den Huͤlsenfruͤchten, dem Klee und andern Futtergewaͤchsen, den Kartoffeln und Ruͤben, endlich auch den mei- sten Handelsgewaͤchsen: Rapps, Lein, Taback u. s. w. ist er sehr guͤnstig, und erlaubt eine bessere Bearbeitung derselben. Er verschließt sich seltener gegen Pflug und Egge. Deshalb ist dieser Boden, wenn gleich in vorzuͤglichen Jahren, nicht so eintraͤglich an Weizen, doch in den angegebenen Gradationen dem eigentlichen Weizenboden gleich zu schaͤtzen. §. 138. Im Uebermaaß wird naͤmlich der Sand nachtheilig: 1) indem er die Feuchtigkeit nicht an sich haͤlt, sie schnell durchseyhen und verdunsten laͤßt, und mit derselben fruchtbare Stoffe. 2) indem er sich mit dem Humus nicht verbindet, kaum eine physische, viel weniger eine chemische Anziehung dazu hat, auch aus der Atmosphaͤre keine frucht- bare Stoffe aufnimmt. 3) indem der Sandboden eine haͤufige Bearbeitung, — die zur Vertil- gung des Unkrauts, welches bei zureichendem Humus sehr leicht in ihm einwuchert, oft noͤthig waͤre, — doch nicht ertraͤgt, weil er dadurch alle Bindung verliert, und wie man es nennt, leicht ausgesoort oder erkaͤltet werden kann, indem der Humus, der nur in seinen Zwischenraͤumen angehaͤuft, aber nicht mit ihm ver- bunden war, durch Wind und Wetter entfuͤhrt wird. 4) indem er die Waͤrme stark leitet, und die Einwirkung des Frostes sowohl als der starken Hitze bei jedem schnellen Wechsel der atmosphaͤrischen Temperatur den Pflanzen sehr empfindlich macht. Die Bodenarten. §. 139. Sandiger Gerstboden. Wenn der Boden mehr wie 60 Prozent bis 80 Prozent Sand hat, so heißt er sandiger Lehmboden. Er nimmt nun in seinem Werthe mit dem staͤrkern Zu- satze vom Sande staͤrker ab, und wenn der zu 60 Prozent Sand 60 werth war, so faͤllt der, welcher 65 Prozent hat, bis zu 50, der von 70 Prozent zu 40, der zu 75 Prozent zu 30, und der von 80 Prozent zu 20 herab. Zum Weizen- bau wird er mißlich, und bei 70 Prozent Sand unter gewoͤhnlicher Kultur untaug- lich. Gerste kann er, besonders wenn ihn seine Lage (wovon jedoch erst in der Folge) beguͤnstigt, vortrefflich tragen, wenn der Sommer nicht zu duͤrre ist. Deshalb wird er unter dem Namen schwacher Gerstboden begriffen. Zum Rocken ist er der sicherste Boden. Er ist immer leicht zu bearbeiten, jedoch dem Ver- quecken mehr als bindender Acker ausgesetzt. Den Duͤnger haͤlt er nicht stark an, sondern zersetzt ihn schneller, und laͤßt ihn in die Fruͤchte uͤbergehen. Deshalb bedarf er einer oͤftern Duͤngung, die aber aus eben dem Grunde schwaͤcher seyn kann. Bei einer reichlichen oft wiederholten Duͤngung und schonender Bestel- lung kann er sich jedoch an Humus sehr bereichern, und dann zu einer hohen Fruchtbarkeit kommen, die sich aber bei einer erschoͤpfenden Behandlung leicht wieder verliert. Wenn er 75 Prozent und daruͤber an Sande hat, so schaͤtzt man ihn gewoͤhn- lich nur als Haferboden. Er traͤgt aber auch dann im Durchschnitt der Jahre Gerste noch vortheilhafter, wie Hafer, wenn er genugsam Dungkraft hat. §. 140. Sandboden. Hat der Boden uͤber 80 Prozent Sand, so heißt er Sandboden, und in sofern dieser Sand richt uͤber 90 steigt, lehmiger Sandboden. Bis zu 85 Prozent Sand pflegt er noch in die Kathegorie von Haferboden gebracht zu werden. Der Hafer ist aber sehr mißlich und von geringem Ertrage. Er traͤgt von den Cerealien nur Rocken und Buchweizen mit Sicherheit, und wenn er in gutem Duͤngungsstande erhalten wird, so wird Rocken nach Rocken immer vortheilhafter, wie Hafer nach Rocken seyn, weil diesem die Austrocknung, den dieser Boden im Sommer unterworfen ist, nicht so nachthei- lig werden kann. Unter allen Futtergewaͤchsen sind Kartosseln noch das zuver- laͤßigste auf selbigem. Die Bodenarten. Er wird aber durch viele Beackerung, die er denn doch, wenn er in Duͤnger gehalten wird, des Unkrauts wegen erfordert, leicht so lose, daß alle Fruͤchte dar- auf mißrathen. Deshalb ist die Rutze oder das Niederlegen zu Grase ihm vor- zuͤglich noͤthig und zu seiner vortheilhaftesten Benutzung nothwendig, da er dann, besonders mit Schafschwingel, Raygras, weißem Klee und Pimpinelle besaͤet, zwar selten dem Rindvieh, aber immer den Schafen eine nutzbare Weide giebt, und nun wieder umgebrochen immer vorzuͤglichen Rocken traͤgt. Sein Werth faͤllt mit jedem Prozente, welches er an Sand mehr enthaͤlt, um 1, von 20 bis 10 herab; wenn wir auch annehmen, daß er noch 1 bis 1½ Pro- zent Humus enthalte, welches aber haͤufig nicht der Fall und dann sein Werth noch geringer ist. §. 141. Hat der Boden aber 90 Prozent Sand, so kommt er in der niedrigsten Klasse Schlechter Sandboden. des Bodens zu stehen, welcher nur — wenn man ihn anders nicht mit Duͤnger, der aus ihm nie ersetzt werden kann, uͤberhaͤuft — nach einer langen Ruhe eine Frucht mit Vortheil zu tragen vermag, und von dieser bald erschoͤpft wird. Wenn man ihn so schonend behandelt, so wird der, welcher bis 94 Prozent Sand hat, in seinen Ruhejahren noch eine leidliche Schafweide geben, und per Mor- gen ein Schaf ernaͤhren koͤnnen, indem er noch die kleinern Festuca -Arten und das Antioxantum traͤgt. Wenn er aber noch mehr Sand enthaͤlt, so traͤgt er nichts wie die Aira canescens oder den sogenannten Bocksbarth, und einige andere nahrungslose Pflanzen, und sinkt dann zum vollkommnen Flugsande herab, dessen schwache Narbe oder Borke zu ruͤhren, wegen der dann entstehenden Sand- wehen, sehr gefaͤhrlich ist. Man kann annehmen, daß der Boden, mit jedem Prozente an Sande mehr, um 1 auch feruer herabsinke; so wie er aber zum Flugsande wird, in den meisten Faͤllen einen negativen Werth habe. §. 142. Mancher Sand besteht nicht allein aus Kieselerde, sondern hat Koͤrner von kohlensaurem Kalk beigemischt, wenn man anders den Kalk vor dem Abschwemmen nicht ausgeschieden hat. Dieser kalkigte Sand ist nicht unaufloͤslich, wie der Die Bodenarten. Kieselsand, und befoͤrdert die Fruchtbarkeit wohl mehr. Doch fehlen uns genug- same Beobachtungen hieruͤber. §. 143. Verhaͤltniß des Kalks im Boden. Die Gegenwart des Kalkes, insbesondere wenn er mit dem Thone innig ge- mischt ist, erhoͤhet bis zu einem gewissen Verhaͤltnisse die Fruchtbarkeit des Bo- dens sehr: 1) indem er den Thon locker und muͤrbe macht, wenn er innig und gleich- maͤßig mit selbigem gemischt ist, so daß er nun leicht in ein feines Pulyer aus- einanderfaͤllt, wenn er einer feuchten Luft ausgesetzt wird. 2) indem er ihn leichter austrocknet und die Anhaͤufung des Wassers darin verhindert. Dagegen scheint er dem Sande mehrere Bindung und Feuchtigkeits- haltung zu geben, und sich mit Huͤlfe des Humus genauer mit ihm zu verbinden. 3) indem er die Zersetzung und Wechselwirkung der naͤhrenden Stoffe im Acker befoͤrdert, und die dem Thone zu fest anhaͤngende organische Materie mehr loͤset. Ob er seine Kohlensaͤure dem Humus oder vielleicht den Pflanzen selbst ab- gebe, und diese dagegen aus der Luft wieder an sich ziehe, folglich als ein unmit- telbar naͤhrender Koͤrper wirke, ist noch zweifelhaft, indessen aus mehreren Gruͤn- den wahrscheinlich. Wir werden hierauf zuruͤckkommen, wenn wir vom Kalke als Duͤngungsmittel reden. 4) indem er die im Boden sich so leicht erzeugende Saͤure nicht entstehen laͤßt, und wenn sie entstanden ist, bald neutralisirt und unschaͤdlich macht. 5) indem er besonders mehlreiche, feinhuͤlsige Fruͤchte liefert, und allen Ge- waͤchsen aus der Diadelphisten-Klasse ausgezeichnet guͤnstig ist, also Huͤlsenfruͤchte und alle Kleearten auf ihm am sichersten gedeihen. Im Ueberfluß kann er aber auch nachtheilig werden, wie wir dies an dem kreidigen Boden bemerken: 1) indem er die Feuchtigkeit nicht anhaͤlt, und sie insbesondere leicht verdun- sten laͤßt, selbst mehr wie der Sand, weswegen er bei trockener Witterung ganz ausdoͤrrt und staͤubig wird. 2) indem er den Mist und den Humus sehr schnell zersetzt, ihren Uebergang in die Pflanzen oft zu stark befoͤrdert, sie daher uͤbermaͤßig treibt, ihnen dann aber in Die Bodenarten. in der hoͤchsten Periode ihrer Entwickelung keinen Nachsatz mehr geben kann, und sie verschmachten laͤßt. Da ich Erdarten mit uͤberwiegendem Kalke nicht kenne, so fuͤhre ich das an, was Chaptal davon sagt: „Erden, die Kalk in hervorstechendem Verhaͤltnisse enthalten, sind poroͤs, leicht, sehr durchdringlich von Wasser und gut zu verar- beiten; sie bilden einen Teig, der fast keine Consistenz hat, lassen das Wasser aber mit Leichtigkeit wieder fahren; sie trocknen aus, ohne Spalten zu bekommen, und ohne eine betraͤchtliche Minderung in ihrer Masse zu erfahren. Die Luft dringt leicht durch und kann die Keime in einer gewissen Tiefe beleben. Weil das Wasser ohne Widerstand hineindringt, aber eben so schnell sich daraus wieder entfernt, so befinden sie sich abwechselnd in dem Zustande einer Ueberfuͤllung damit und einer Austrocknung, und die Pflanze, unfaͤhig bei allen diesen Abwechselungen zu beste- hen, schmachtet und geht aus, sobald Trockenheit und Feuchtigkeit nur einiger- maßen lange waͤhren.” Nach Reissert und Seitz , Annalen des Ackerbaues, IX. 236, ist der Kalkboden, der 40 Prozent Kalk und 36 Prozent Sand, uͤbrigens groͤßtentheils Thon hat, nach starkem Regen und wenn er feucht ist schwerer zu bearbeiten wie der Lehm; aber, wenn er ausgetrocknet ist, weit leichter. Das vortheilhafteste Verhaͤltniß des Kalks im Boden ist wohl das, wenn er mit dem abschwemmbaren Thon gleich ist. Unter allen kuͤnstlichen Bodenmengun- gen, 54 an der Zahl, auf welchen Tillet die Vegetation des Getreides ver- suchte, zeigte sich die am vortheilhaftesten, welche aus 3/8 Toͤpferthon, 3/8 Muschel- mergel und 2/8 Sand bestand. So wie der Kalk im Boden zunimmt, bedarf es des Sandes weniger zur Verminderung der nachtheiligen Eigenschaften des Thons. Voͤllig darf jedoch der Sand nicht fehlen, weil sandloser Mergel zu bindend und feucht zu schlammig wird. Jenes Tilletsche Verhaͤltniß scheint auch nach der Erfahrung im Großen das vorzuͤglichste. Wenn der Kalk aber auch nur in geringerem Verhaͤltnisse der Ackerkrume bei- gemischt ist, so daß er auf die Consistenz des Bodens wenig Einfluß zu haben scheint, so wird die Fruchtbarkeit doch dadurch erhoͤhet, vermuthlich der chemischen Wechselwirkung wegen, die er auf den Humus und Duͤnger hat. Eine Beimi- Zweiter Theil. S Die Bodenarten. schung von 10 Prozent Kalk erhoͤhet allen thonigen und lehmigen Boden nach all- gemeinen, jedoch noch nicht genug bestimmten Beobachtungen von 5 bis auf 10 Prozent seines Werthes, und um so mehr, je reichhaltiger der Boden zugleich an Humus ist. Dagegen wird der Kalk nachtheilig, wenn sein Verhaͤltniß uͤber das des Thons hinausgeht, und um so mehr, wie jenes steigt. Mit vielem Sande ver- mischt giebt er einen zu duͤrren hitzigen Boden ab, dem auch bei starkem Duͤnger nur solche Fruͤchte mit Vortheil abgewonnen werden koͤnnen, welche die Duͤrre gut ertragen, z. B. der Mays. Der groͤßtentheils aus Kalk bestehende Kreide- boden kommt diesem gleich, leidet aber, so wie von der Duͤrre, auch von der Naͤsse, indem er alsdann schlammig wird. Da ich aber von Boden, der an Kalk uͤberreich ist, keine Erfahrung habe, so getraue ich mir noch nicht, uͤber dessen Werthsverhaͤltniß etwas zu bestimmen. §. 144. Be mischung des Humus in anderen Bo- denarten als nothwendige Bedingung ihrer Frucht- barkeit. Wenn wir oben von den Bodenarten sprachen, in welchen der Humus ein hervorstechender und nicht leicht erschoͤpfbarer Bestandtheil war, so verstanden wir solche darunter, die uͤber 5 Prozent davon enthielten, was nur bei den vom Was- ser abgesetzten Niederungsboden oder sogenannten Marschen der Fall ist. Dem Hoͤheboden, dem mehr thonigten sowohl als dem mehr sandigen, ist er selten bis zu 5 Prozent zugemischt, und sie enthalten gewoͤhnlich nicht mehr als 3 Prozent von milden aufloͤslichen Humus, besonders wenn sie abgetragen haben, und nun eine neue Duͤngung, sollen sie anders vortheilhafte Ernten geben, erfordern. Seine Quantitaͤt vermindert sich naͤmlich darin nach dem Verhaͤltniß der ihm abge- nommenen Fruͤchte gegen die ihm gegebene Duͤngung. Indessen ist dies nicht so betraͤchtlich, als es scheint. Eine sehr starke Duͤngung von 200 Centner Mist hinterlaͤßt nach ihrer Vermoderung kaum 30 Centner trockenen Humus, und dieser wird auf 1 Morgen unter 12000 Centner Erde, welche die Ackerkrume ungefaͤhr enthaͤlt, vertheilt. 400 Centner Erde bekommen dadurch 1 Centner Humus, folglich ¼ Prozent. Es ist also von großer Wichtigkeit, ob und in welchem Verhaͤltnisse der Bo- den diese vegetabilische Nahrung schon enthalte, und es ist um so schwerer, sie ihm zu geben, je weniger er davon besitzt. Die Bodenarten. §. 145. Mit dem Verhaͤltnisse seines Humusgehalts steigt also der Werth des Bo- Wie das Ver- haͤltniß dieser Beimischung den Werth aͤndere. dens. 2 Prozent Humus haben mir mehrentheils in gutem lehmigen Ackerboden angetroffen, auch wenn er abgetragen hatte; oder um mich bestimmter auszudruͤk- ken, so viel verlor er durch das Gluͤhen, wenn er von Fasern vorher gereinigt, der etwanige Kalk ausgeschieden, und er dann in einer den Siedpunkt etwas uͤber- steigenden Hitze voͤllig ausgetrocknet war. Es kann hierunter um so weniger Ver- lust von Wasser mit begriffen seyn, da es wahrscheinlich ist, daß der Thon dieses Wasser aus der Atmosphaͤre schon wieder angezogen hatte, wenn die ausgegluͤhete Erde gewogen ward. 2 Prozent Humus nehmen wir also als Normalsatz fuͤr lehmige Ackererde an, fuͤr die sandig lehmige aber nur 1½, und fuͤr die sandige 1 Prozent, und setzen diese als Bedingung bei der Werthsbestimmung, die wir oben dem Thon- und Sandboden gegeben haben, voraus. Mit jedem halben Prozent, welches der Boden an milden Humus mehr hat, steigt er um 5 Prozent seines Werths; so daß ein Boden, der bei 2 Prozent Humus 50 werth war, bei 2½ Prozent 52½, bei 3 Prozent 55 werth wird. Mit jedem halben Prozent, welches er darunter hat, faͤllt er aber um eben soviel im Werthe. Bei der gewoͤhnlichen Klassifikation des Bodens kommt der Humus eben- falls in Betracht. Es ist bekannt, daß derselbe Grund bald als Gerst-, bald als Haferboden bonitirt wird, je nachdem er staͤrker und haͤufiger geduͤngt und minder erschoͤpfend behandelt worden, sein Gehalt an Humus sich also vermehrt oder durch eine entgegengesetzte Behandlung vermindert hat. Ein lehmiger Boden, der als Haferboden von verstaͤndigen Bonitirern gewuͤrdigt wird, pflegt nicht mehr als 1 Prozent Humus zu enthalten. Hat derselbe Boden 3 Prozent und daruͤber, und ist er sonst fehlerfrei, so kann er Weizenboden zweiter Art werden. Er kann die- sen Zuwachs an Humus durch Kultur bekommen, aber dies ist nicht so leicht, wie mancher glaubt. Es wird hier durchaus vorausgesetzt, daß der Humus milder Art frei von Saͤuren und adstringirenden Stoffen, folglich aufloͤslich sey. An sauren Humus kann der Boden zuweilen sehr reich, aber dennoch wenig fruchtbar seyn. Wir fanden in einem sandigen Boden aus Pommern, auf welchem man das vierte Korn S 2 Die Bodenarten. an Rocken schon fuͤr eine gute Ernte hielt, 5 Prozent Humus. Er verrieth seine Natur aber schon durch den torfigen Geruch beim Abgluͤhen, und zeigte eine merkliche Saͤure bei genauerer Untersuchung. Er war aus der dort uͤblichen Duͤn- gung mit Heide-Palten entstanden. Fuͤr diesen Boden ließe sich dennoch durch das Befahren mit Mergel viel erwarten. §. 146. Beimischung des sauren Humus. Der mit voͤllig saurem , das Lackmuspapier stark roͤthenden Humus ange- fuͤllte Boden (Bruch- oder Moorboden, der sich dem Torfe mehr oder weniger naͤhert) ist fuͤr jedes nutzbare Gewaͤchs, im hohen Grade sogar fuͤr Elsen, fast un- tauglich, und hat daher in diesem Zustande einen sehr geringen Werth. Aber er ist der Verbesserung sehr faͤhig, wenn er keine andern Fehler hat, die dieses ver- hindern. Diesen Boden findet man naͤmlich fast nur in Bruͤchern und Sinken, wo er mehrentheils auf einer Unterlage von zaͤhem Thon oder Lehm (Schluff) ruhet. Es kommt nur darauf an, ob er abgewaͤssert werden koͤnne. Ist dies ge- schehen, so laͤßt er sich am schnellsten und zweckmaͤßigsten durch das Abbrennen verbessern. Durch die Wirkung des Feuers wird schon die Saͤure zum Theil aus- getrieben, noch mehr durch das Kali der Asche neutralisirt, und somit kann ein sol- cher Boden zuweilen in einen reichen Weizenboden umgeschaffen werden. §. 147. Haidhumus. Der mit Haidhumus angefuͤllte Boden, moorerdiger Boden genannt, traͤgt in seinem natuͤrlichen Zustande nur Haidekraut und aͤhnliche Pflanzen. Durch Ab- brennen des Haidekrauts, Duͤnger, Kalk und Mergel, auch durch anhaltende Bewaͤsserung kann er fruchtbar gemacht werden, und es kommt dann auf seine Grundmischung an, welchen Werth er habe. Zuweilen ist diese sehr gut, und es laͤßt sich keine andere Ursach seiner Unfruchtbarkeit annehmen, als daß sich jene nur in Familien wohnende und sich ihre besondere Nahrung selbst bereitende Pflanze seiner einmal bemaͤchtiget hat. Vertilgt man dies Haidegeschlecht und zerstoͤrt die, andern Pflanzen feindselige Eigenschaft ihres hinterlassenen Humus, so wird der Boden sehr fruchtbar. Kalk oder Mergel, den man auch oͤfterer un- ter dem Haidboden findet, ist hierzu sehr behuͤlflich. Mit Ruͤcksicht auf die leich- tere oder schwerere Bewirkung dieser Verbesserung kann dem Haidboden, dessen natuͤrlicher Werth nicht uͤber 1 anzusetzen ist, ein hoͤherer beizumessen seyn. Die Bodenarten. In diesem oder allen Faͤllen aber, wo eine Schaͤtzung des Bodens in Hinsicht auf das Interesse verschiedener Personen geschehen soll, muß man es meines Er- achtens zum Grundsatz annehmen, den Boden nur nach seinem gegenwaͤrtigen Zu- stande zu taxiren, indem die moͤgliche Verbesserung doch erst durch Industrie, Kenntniß und Kapital bewirkt werden kann, und man sich in unendliche Schwie- rigkeiten verwickeln wuͤrde, wenn man die groͤßeren und geringeren Kosten, und die Wahrscheinlichkeit, daß es geschehen werde, berechnen wollte. §. 148. Eine Anleitung zur Untersuchung der Ackererde wuͤrde hier uͤberfluͤssig seyn, da unsere Methode von Einhoff im dritten Bande des Hermbstaͤdtschen Ar- chivs beschrieben, und dann noch genauer in seinem von mir herausgegebenen Grundriß der Chemie fuͤr Landwirthe , 1808, angehaͤngt ist. Da uns bei den vielen Untersuchungen dieser Art immer mehrere Bemerkun- gen vorkommen und zu neuen Handgriffen leiten, so wird der Professor Crome solche in der Folge ausfuͤhrlicher mittheilen. Bei den Untersuchungen des Bodens wird jetzt nicht nur auf dessen wasserhaltende Kraft, sondern auch besonders auf seine specifische Schwere im feuchten und trockenen Zustande Ruͤcksicht genommen, weil wir uns davon manche nutzbare Resultate versprechen. §. 149. In sofern ich die Fruchtbarkeit und Guͤte der von uns zerlegten Bodenarten aus Werthsbe- stimmung des Bodens nach den folgenden Tabellen. eigner Erfahrung oder aus zuverlaͤssigen Nachrichten kenne, kann ihr Werth nach den angegebenen Grundsaͤtzen in der That zutreffend geschaͤtzt werden, vorausge- setzt, daß sie eine gleich gute Lage und eine ihrer Beschaffenheit angemessene — der humusreiche lose Boden z. B. in einer ebenen Niederung, denn anders findet er sich wohl nicht — haben. Die folgende Tabelle A. enthaͤlt die Bestandtheile solcher uns vorgekom- menen Bodenmengungen, welche zur Erlaͤuterung dieser Saͤtze dienen koͤnnen, nebst dem Werthsverhaͤltnisse, welches wir ihnen in proportionalen Zahlen von 100 bis 1 beimessen. Die Tabelle B. klassifizirt die Bodenarten nach den in den Brandenburgi- schen Taxprinzipien angenommenen Klassen (vergl. 1sten Theil §. 75.), und schaͤtzt sie nach den eben daselbst (§. 84 — 92.) durch Erfahrung bei der Dreifelderwirth- Die Bodenarten. schaft ausgemittelten Ertragssaͤtzen — welche wenigstens noch immer die zuver- laͤssigsten sind, die wir bis jetzt haben. — Nur ist fuͤr die besseren Bodenarten eine Benutzung der Brache — obwohl schwache — ein Brachjahr ums andere berechnet, weil solche bei gutem Boden allgemein statt finden kann, und der Kornpreis um ein Geringes gegen jene Taxprinzipien veraͤndert. In der vorletzten Kolumne ist der jaͤhrliche reine Ertrag, der daraus hervorgeht, in Gelde ausge- mittelt, und in der letzten Kolumne danach das Verhaͤltniß derselben berechnet, wenn der beste Boden zu 100 angenommen wird. Beide Tabellen sind zu ver- schiedenen Zeiten, ohne Ruͤcksicht auf einander zu nehmen, und nach ganz ver- schiedenen Prinzipien gemacht. Ich uͤberlasse die Vergleichung jedem Leser. Das Wirthschaftskorn ist bei letzterer so angenommen, daß die Kosten bei einer ge- woͤhnlichen Wirthschaft bei jeder Bodenart gedeckt werden koͤnnen, zumal wenn der Durchschnittspreis des Getreides etwas hoͤher, wie der angenommene, stehet. §. 150. In dem Sinne fallen- de Kennzei- chen der Bo- denarten. Wenn man den durch eine gehoͤrige Zerlegung bekannten Gehalt eines Bo- dens haͤufig mit seinen aͤußern in die Sinne fallenden Eigenschaften vergleicht, so kann man die Uebung erlangen, jenen ziemlich richtig nach diesen zu bestimmen. Naͤchst der Farbe entdeckt sich der Humusgehalt durch die Leichtigkeit der Erde, durch einen eigenthuͤmlichen schimmligen Geruch und durch den weißen Anflug des Lichen humosus; der Thon durch die Zaͤhigkeit und das fettige Gefuͤhl; der Sand durch das rauhe Gefuͤhl zwischen den Fingern; noch bestimmter aber, wenn man die zerkruͤmelte Erde durch ein maͤßig vergroͤßerndes Glas betrachtet, wodurch man die Quantitaͤt des Sandes gegen die der uͤbrigen Erde sehr gut bestimmen kann, auch den schwarzen Humus unterscheidet. Vom Daseyn des Kalks ver- sichert man sich mehrentheils nur durch das Aufbrausen mit Saͤuren und von seiner groͤßeren und geringeren Quantitaͤt durch die mehrere oder mindere Heftigkeit dessel- ben, wenn zu einer genaueren Untersuchung nicht Zeit und Gelegenheit ist. §. 151. Consistenz des Bodens. Die Consistenz des Bodens ergiebt sich aus den Eigenschaften und dem quantitativen Verhaͤltnisse der praͤdominirenden Erdart. Es bedarf also daruͤber keiner weiteren Eroͤrterung, als in sofern man die Grade dieser Consistenz (Bin- digkeit) durch folgende Ausdruͤcke bezeichnet: Zweiter Band. Seite 142 gegenuͤber. A. Zweiter Band. Seite 142 gegenuͤber hinter Tabelle A. B. Die Bodenarten. Hart, zaͤhe, widerspenstig, unbaͤndig nennt man einen Boden, der bei einiger Feuchtigkeit wie ein klebriger Teig sich an Pflug und Egge haͤngt, nur schwer abfaͤllt, beim Abfallen zusammenhaͤngend bleibt; so daß er nur durch einen Stich oder Schnitt getrennt werden kann, und dann auf der Schnittseite glatt und glaͤnzend ist. Bei mehrerer Trockenheit ist er dagegen hart wie ein Ziegel, und seine Schollen koͤnnen nur durch einen gewaltsamen Stoß in wuͤrfligte oder blaͤttrige Stuͤcke, oft gar nicht in Pulver, zertheilt werden. Dieser Boden ver- haͤrtet sich, wenn nach Regen warmer Sonnenschein kommt, zuweilen auf der Oberflaͤche, und bleibt darunter noch im feuchten Zustande. Er heißt alsdann verstockter, verschaalter Boden; hierher gehoͤret der uͤber 80 Prozent Thon haltende Boden. Steif, strenge: wenn der Boden im trockenen Zustande mit geringerer Gewalt getrennt werden kann, und dann in Stuͤcke bricht, die ein mattes, koͤr- niges Ansehen haben und abkruͤmeln, jedoch vom Pfluge und Spaten selten in Pulver, sondern nur in Schollen und groͤßeren Kloͤßen abfaͤllt, die sich erst durch starkes Eggen zertheilen lassen; dies thut der uͤber 50 Prozent Thon hal- tende Boden. Locker, muͤrbe heißt der Boden, wenn- er bei einiger Feuchtigkeit zwar Kloͤße bildet, die zusammenhaͤngen, die sich aber durch einen gelinden Druck oder Stoß trennen lassen und auseinander fallen; wie es der zwischen 20 bis 40 Pro- zent Thon haltende Boden thut. Lose : wenn seine Partikeln, abgetrocknet, wenig oder gar keinen Zusam- menhang und Anziehung zu einander haben, sondern von selbst in Pulver, ohne Kloͤße zu bilden, zerfallen. Der uͤber 90 Prozent Sand haltende Boden; der Kreideboden; der humose mit wenigem Thone versetzte Boden sind von dieser Art. Ist er so lose, daß der Wind ihn leicht in Bewegung setzt und fortwehet, so heißt er staubigter, fliegender Boden. Die verschiedenen Grade der Bindung lassen sich am besten beurtheilen, wenn man den Boden 48 Stunden nach einem maͤßigen Regen untersucht. Man kann sie bei einiger Uebung sehr gut durch das Aufstoßen mit dem Stocke oder sogar durch den Fußtritt unterscheiden. Die Bodenarten. §. 152. Tiefe des Bodens. Naͤchst den Bestandtheilen kommt die Tiefe des Bodens bei seiner Schaͤtzung in Betracht. Hierunter versteht man diejenige Tiefe der Oberflaͤche, in welcher selbige mit Humus durchdrungen und uͤberhaupt von gleicher Mischung und von gleicher Beschaffenheit ist. Bei gewoͤhnlichem Boden geht sie nur um ein weni- ges tiefer, als bisher gepfluͤgt worden ist, und man bemerkt beim perpendikulaͤren Abstechen der Erde die Graͤnze deutlich. Zuweilen betraͤgt sie nur 3 Zoll, ge- woͤhnlich 6 Zoll, manchmal 10 bis 12 Zoll. Nur bei außerordentlicher Kultur oder bei aufgeschwemmtem vom Wasser abgesetzten Boden findet man ihn auf 1½, 2 bis 3 Fuß mit Humus gleichartig durchdrungen. Wir nennen einen Boden schon tief, wenn die fruchtbare Erde durch das ge- woͤhnliche Pfluͤgen nicht bis auf den Grund erreicht wird, d. h. mehrentheils, wenn sie uͤber 6 Zoll stark ist. Wir nehmen daher 6 Zoll als die mittlere Tiefe an, die der Boden haben muß, wenn er fehlerfrei seyn und nicht unter dem Werthe herabsinken soll, den wir ihm seinen Bestandtheilen nach beimessen. Der tiefere Boden enthaͤlt eine groͤßere Quantitaͤt fruchtbarer Erde oder ve- getabilischen Nahrungsstoffes, der, wo nicht allen Pflanzen, doch gewiß einigen zu Nutzen kommt, wenn er auch nicht bis zu seiner vollen Tiefe gelockert wird. Er giebt aber einem jeden guten Ackerbauer den Vortheil, ihn von Zeit zu Zeit tiefer zu lockern, und von seiner untern Lage fuͤr alle Fruͤchte Nutzen zu ziehen, an die Hand, und es ist genug, wenn dieses auch nur alle sechs bis sieben Jahre einmal geschiehet. Dann dringen die Wurzeln, selbst des Getreides, so tief ein, holen die Nahrung, die sie bei einem seichten Boden nur durch ihre horizontalere Ver- breitung an sich ziehen koͤnnen, aus der Tiefe herauf, und koͤnnen sich dichter an einander schließen, ohne daß jede einen engern Wirkungskreis fuͤr ihre Wurzeln habe. Der tiefere Boden zeigt deshalb durchaus, bei uͤbrigens gleicher Beschaf- fenheit, dichtere Saaten. Die Graͤnze des Eindringens der Getreidewurzeln ist durchaus nicht, wie einige behauptet haben, auf 6 Zoll beschraͤnkt; ich habe sie deutlich bis 12 Zoll auf Boden, der ihnen so tief zusagte, verfolgen koͤnnen. Die Wurzeln der Huͤlsenfruͤchte, des Klees gehen ungleich tiefer, der Luzerne und der Wurzelgewaͤchse nicht zu gedenken; er beguͤnstigt daher so vorzuͤglich den abwech- selnden Bau dieser Gewaͤchse. Ferner Die Bodenarten. Ferner hat er den unleugbaren, jedem ins Auge fallenden Vorzug, daß er von der Feuchtigkeit und von der Duͤrre weniger leidet. Die niedergeschlagene Feuchtig- keit hat mehreren Raum sich zu versenken, ehe sie auf den undurchlassenden Unter- grund kommt, von wo sie wieder heraufstauen und die ganze Erdkrume zu einem Brey machen muͤste. Nur der tiefere thonige Boden laͤßt sich durch verdeckte Ab- zuͤge wirksam entwaͤssern. Da aber der tiefere Boden wiederum mehr Feuchtigkeit in seinen Poren aufnehmen kann, so haͤlt er sie laͤnger, und giebt sie gleichsam aus dem unterirdischen Magazine der Oberflaͤche wieder ab, so wie sie solche gebraucht. Wir finden deshalb beides, das Widerstehen der Feuchtigkeit und der Duͤrre, am auf- fallendsten auf rajolten Boden. Auch haben alle aufmerksame Beobachter die Be- merkung gemacht, daß tieferer Boden, des dichteren Standes der Halme ungeach- tet, selten Lagergetreide gebe, wenigstens nie anders, als wenn Sturm und Schlag- regen es niederwirft, ja daß es sich selbst dann oft wieder aufrichte. Bei dem seichten Boden findet durchaus das Gegentheil statt. Dieser unter- scheidet sich nun in solchen, welcher keine Vertiefung zulaͤßt, und in selchen, dem sie durch eine Rajolarbeit oder durch allmaͤhlig tieferes Pfluͤgen — womit allerdings auch eine tiefere Durchdringung verbunden seyn muß — gegeben werden kann. Hiervon wird die Rede seyn, wenn wir auf den Untergrund kommen. Der unergruͤndliche Boden, der eine so maͤchtige Lage von fruchtbarer Erde hat, daß man sie auch durch Rajolen kaum erreichen kann, macht es moͤglich, ihn durch das Heraufbringen neuer Erde aus dem Grunde, fast ohne allen Duͤnger, in seiner Fruchtbarkeit zu erhalten, entweder durch das vollkommene Rajolen, oder durch das sogenannte Kuhlen , wo die untere Erde stellenweise heraufgegraben und uͤber die Oberflaͤche verbreitet wird. Deshalb steht ein solcher Boden auch in einem fast unglaublichen Werthe. In welchem Verhaͤltnisse vermehrt oder vermindert aber die groͤßere oder gerin- gere Tiefe des Bodens seinen Werth? Wir nehmen eine 6zollige Tiefe als diejenige an, welche der Boden haben soll. Mit jedem Zolle groͤßerer Tiefe vermehrt sich sein Werth, wie wir sicher annehmen koͤnnen, um 8 Prozent, bis zu der Tiefe von 12 Zoll, so daß ein 12zolliger Boden beinahe um die Haͤlfte mehr werth ist, als ein 6zolliger. Bei noch groͤßerer Tiefe, welche durch den Pflug nicht erreichbar ist, steigt der Werth zwar nicht mehr in derselben Progression, aber doch wohl immer Zweiter Theil. T Die Bodenarten. noch um 5 Prozent, da auch die unter der Sohle der Pflugfurche liegende Erde nicht ganz ohne Nutzen ist. Dagegen faͤllt sein Werth mit jeder Verminderung seiner Tiefe unter 6 Zoll in eben dem Verhaͤltnisse. Hat also ein Boden, der bei 6 Zoll Tiefe 50 werth war, 7 Zoll, so ist sein Werth 54, 8 — — — — 58, 9 — — — — 62, 10 — — — — 66, 11 — — — — 70, 12 — — — — 74, 5 — — — — 46, 4 — — — — 42, 3 — — — — 38. Es hat keinen Zweifel, daß dem Boden diese Werthsvermehrung durch tiefere Bearbeitung und Durchdringung nachhaltig gegeben werden koͤnne; zuweilen mit mehrerem, zuweilen mit minderem Aufwande, als die Werthsvermehrung betraͤgt. §. 153. Der Unter- grund. Was unter der fruchtbaren Ackererde liegt, heißt Untergrund . Dieser be- steht entweder aus derselben Grunderde, wie die Ackerkrume, ist nur nicht von Hu- mus durchdrungen und mit der Atmosphaͤre in keine Beruͤhrung gekommen; oder es ist eine ihrer Natur nach verschiedene Erdschicht. Er hat betraͤchtlichen Einfluß auf die Guͤte des Ackers, und um so groͤßer, je seichter die Ackererde ist. Thonigter Untergrund findet sich gewoͤhnlich unter thonigem und lehmigem Bo- den, unterscheidet sich davon in der eigentlichen Grunderde wohl nicht, ist aber voͤllig roh, zusammengeballt und undurchlassend. Er findet sich aber auch unter einer san- digen Oberflaͤche, wo er bei einer horizontalen und gelind abhaͤngigen Lage diesen Boden sehr verbessern kann, indem er das Versenken der Feuchtigkeit sehr verhin- dert, und diesen Boden uͤber Erwarten feucht erhaͤlt. Zuweilen kann er durch das Pfluͤgen oder doch durch das Graben heraufgebracht und in einem guten Verhaͤltnisse mit dem Sande gemengt werden, wodurch dieser zu Anfange zwar oft noch verschlech- tert, in der Folge aber, — wenn die gleichartige Mischung bewirkt werden kann, — Die Bodenarten. sehr verbessert wird. Liegt er moldenfoͤrmig, so kann er bei nasser Witterung jedoch auch den losen Boden zu feucht, und wie man es nennt, sappigt machen. Zuweilen ist dieser Untergrund mergeligt oder kalkhaltig, selbst wo man in der Ackererde kaum eine Spur von Kalk antrifft. Hier thut eine Vertiefung des Bodens durch Pfluͤgen oder Rajolen oder durch das sogenannte Kuhlen die auffallendste Wir- kung, macht ihn sogleich nachhaltend fruchtbarer, indem der mergeligte Thon, so zaͤhe er auch im Untergrunde war, an der Oberflaͤche zerfaͤllt, und sich leicht vermen- gen laͤßt. Dieser Boden ist folglich einer großen Verbesserung faͤhig. Sandiger Untergrund findet sich auch unter ziemlich strengem Thon- und Lehm- boden, und macht dann, wenn er weder zu tief noch zu flach, d. h. 1 bis 1½ Fuß unter der Oberflaͤche liegt, und wenn seine Lage maͤchtig genug ist, einen hoͤchst gluͤcklichen Boden, einen Boden, den man schwer aber warm nennt, aus; weil er nie an Feuchtigkeit leidet, sondern jeden Ueberfluß derselben versinken laͤßt. Ist der sandige Untergrund nur mit einer seichten Schicht fruchtbarer Erde be- deckt, so ist ein solcher Boden der Ausdoͤrrung sehr unterworfen, wenn er gleich bei feuchter Witterung, und so lange er die Winterfeuchtigkeit im Fruͤhjahre noch haͤlt, sehr fruchtbar scheint. Stellen dieser Art nennt man Schein- oder Schrind-Stellen. Zuweilen ist eine solche Schicht von Sand oder Kies aber auch nur sehr duͤnn, und darunter liegt wieder undurchlassender Thon. Fehlt es diesem Boden an Abzug, so haͤuft sich das Wasser in dieser Sandschicht, wie in einem Behaͤlter, an, und stauet zur Oberflaͤche herauf. Dadurch wird der Boden wassergallig, kalt und hungrig, indem das sich versenkende Wasser die aufgeloͤsten Duͤngertheile beim Abtrocknen mit sich herabziehet, und in der tieferen Sandlage absetzt. Dieser Boden gehoͤrt un- ter die fehlerhaftesten, wenn er nicht durch Abgrabungen verbessert wird, die das in der Sandschicht stockende Wasser abfuͤhren. Hierdurch aber wird er gruͤndlich geheilet. Je unergruͤndlicher und loser der Sand unter Sandboden ist, desto duͤrrer wird dieser. Erhaͤlt der Sand in einiger Tiefe mehrere Bindung, wodurch das Versen- ken der Feuchtigkeit gehemmt wird, so hat er mehrere Frischheit. Der steinige Untergrund kommt mehr oder minder zu Tage, oder ist minder oder mehr mit kruͤmlicher Erde bedeckt. Zuweilen betraͤgt die Ackerkrume, beson- ders an Bergen, kaum einige Zoll. T 2 Die Bodenarten. Der Kalkstein macht immer den besten steinigen Untergrund aus. Cr ist an der Oberflaͤche mehrentheils rauh, verwittert und spaltig. Er nimmt Erde gleichsam in sich auf, in welche die Pflanzenwurzeln eindringen. Ja einige Pflanzen scheinen den Stein selbst anzugreifen, und vielleicht Nahrung aus seiner Kohlensaͤure zu ziehen: am staͤrksten die Esparsette, jedoch auch die meisten Diadelphisten, wie auch Baͤume und Straͤucher: so daß solche Kalk- und Gypsfelsen doch minder unfruchtbar und unbrauchbar sind, wie andere Felsen. Der Thonschiefer, flach mit Krume bedeckt, verwittert, wenn der Pflug etwas abreibt oder Stuͤckchen abspaltet, und man versichert, dadurch den Boden tiefer ge- macht und verbessert zu haben. Der Granit schließt alle Vegetation aus, und flacher darauf ruhender Boden nimmt keine Verbesserung an, es sey denn, daß man durch Aufbringen von Erde die Krume vermehre. Steingeschiebe machen zuweilen den Untergrund aus, und es kommt darauf an, ob sie genugsam oder nur flach mit Erdkrume bedeckt sind. Im ersteren Falle scha- den sie nicht, sondern koͤnnen in thonigtem Boden sehr nuͤtzlich seyn, wenn sie der uͤberfluͤssigen Feuchtigkeit Abzug geben. Von einzelnen Steinen, die bis zur Ober- flaͤche emportreten, wird noch die Rede seyn. Der Ocher oder Eisenstein, welcher sich nicht selten unter der Oberflaͤche findet, ist der Vegetation hoͤchst nachtheilig, vergiftet sie gleichsam, wenn er anders nicht so stark mit Erdkrume bedeckt ist, daß die Wurzeln ihn nicht erreichen. Ueber den- selben pflegt schon eine braungefaͤrbte rauhe Erde zu liegen, die einer Natur mit dem Steine ist; diese wird immer haͤrter, und geht so in Stein uͤber. Die Baͤume gehen aus, sobald ihre Wurzeln darauf stoßen. In Hinsicht der Feuchtigkeit unterscheiden wir hauptsaͤchlich den durchlassenden und undurchlassenden Untergrund. Jenes ist der sandige und mehrentheils der stei- nige, indem letzterer selten ohne alle Spalten ist. Dieses der thonige und lehmige. Je weniger Sand er enthaͤlt, desto undurchlassender ist er; es kann aber auch Lehm, der vielen Sand enthaͤlt, undurchlassend werden, wenn er sich festgesetzt hat. So erzeugt sich, wenn immer in gleicher Tiefe gepfluͤgt wird, unter der Sohle der Furche durch den Pferdetritt und den Druck des Pfluges eine solche Borke, die kein Wasser durchlaͤßt, und in harten Stuͤcken bricht, wenn gleich daruͤber und darunter der Bo- den ziemlich locker und durchlassend ist. Die Bodenarten. §. 154. Von einem undurchlassenden Untergrunde ruͤhrt die in den meisten Faͤllen fehler- Feuchtigkeit des Bodens. hafte Feuchtigkeit des Bodens hauptsaͤchlich her. Denn obgleich die Ackerkrume eine verschiedene wasserhaltende Kraft hat, und an sich der Feuchtigkeit oder Duͤrre mehr ausgesetzt ist, so scheint doch diese natuͤrliche Feuchtigkeit der Vegetation nicht nach- theilig zu werden, wenn naͤmlich nicht mehr Wasser im Boden ist, als seine Erdar- ten vermoͤge ihrer Anziehungskraft anhalten. Wenn aber das Wasser sich nicht ver- senken und nicht abziehen kann, und die lockere Erde damit wie ein Brey zerfließt, so wird die Naͤsse den meisten unserer kultivirten Pflanzen hoͤchst verderblich. Wenn der undurchlassende Untergrund keinen Abhang nach einer Seite hat, vielmehr mol- denfoͤrmig liegt, obwohl die Oberflaͤche des Bodens eben ist, so wird das Wasser wie in einem Becken eingeschlossen, und der Boden kann nur langsam durch die Verdunstung abtrocknen. Auch die Quellgruͤnde haͤngen in der Regel von der Beschaffenheit des Unter- grundes ab. §. 155. Die Naͤsse kann ferner als Tagewasser sich von der umliegenden hoͤheren Gegend herabziehen, ohne fernern Abzug zu haben. Es kann endlich Durchsinterungswasser seyn, welches sich von einem hoͤher stehenden Wasserspiegel eines benachbarten Flusses oder Sees durch eine durchlassende Erdschicht hindurchziehet. Wir werden diese Ursachen der Naͤsse genauer zu untersuchen in der Lehre von den Abwaͤsserungen Gelegenheit haben, und erwaͤhnen ihrer hier nur, in sofern die Naͤsse und ihre mehr oder minder leicht zu uͤberwindende Ursach auf den Werth des Bodens Einfluß hat. Die Naͤsse macht zuweilen den Boden fast zu aller Benutzung untauglich, zu- weilen zur Wiese, aber nicht zum Ackerbau geschickt; manchmal erlaubt sie die Bestellung mit Soͤmmerung, besonders mit Hafer, aber nicht mit Winterung. Man beurtheilt den Zustand der fehlerhaften Naͤsse am sichersten im Fruͤhjahre. Zur anderen Zeit entdeckt man ihre Spuren wohl an den darauf stehenden Pflanzen, aber doch minder deutlich. Den Grad der Feuchtigkeitshaltung beurtheilt man am besten etliche Tage nach einem maͤßigen Regen. Man nennt alsdann einen Boden Die Bodenarten. a) duͤrre , wenn er gar kein Gefuͤhl von Feuchtigkeit, in der Hand ge. druͤckt, giebt. b) trocken , durstig, wenn er nur beim Zerreiben und starkem Drucke einige Feuchtigkeit bemerken laͤßt. c) frisch , wenn man seine Feuchtigkeit gleich fuͤhlet. d) feucht , wenn er bei einem gelinden Drucke die Hand naß macht. e) naß , wenn sich tropfbares Wasser ausdruͤcken laͤßt, und eine ausgestochene Scholle oder abgeschnittene Pflugfurche blaͤnkert. f) wassersuͤchtig oder sumpfigt, wenn Wasser darauf steht, oder in den Fußtapfen gleich einquillt. Die vier ersten Grade haͤngen von der Beschaffenheit seiner Erdmischung groͤß- tentheils ab, jedoch hat auch die Lage einen Einfluß darauf; die beiden letzteren allein von seiner Umgebung. §. 156. Temperatur des Bodens. Unter Temperatur , oder was man Waͤrme und Kaͤlte des Bodens nennt, verstehen wir nicht die, durch atmosphaͤrifche Waͤrme und Wirkung der Son- nenstrahlen, nach Verschiedenheit des Klima und der Lage, ihm mitgetheilte Waͤrme, wovon in der Folge geredet werden wird; sondern diejenige, welche von innern im Boden selbst liegenden Ursachen abhaͤngt. Unsere Erdkugel scheint im Innern einen bestimmten Grad von Waͤrme zu ha- ben, indem man in einer Tiefe von 10 Fuß unter der Oberflaͤche die Waͤrme fast uͤberall und zu jeder Jahreszeit sie gleich = 7 Grad Reaumur findet. Man hat lange vermuthet, daß diese Waͤrme von einem im Innern der Erde vorhandenen Centralfeuer, oder doch von einer großen von dem Zeitpunkte ihrer ersten Bildung noch anhaltenden und nach ihrem Mittelpunkte sich immer vermehrenden Hitze her- ruͤhre. Allein diese Meinung ist schon dadurch widerlegt, daß man, so tief man im- mer mit den Schachten der Bergwerke eingedrungen ist, in der Regel keine Vermeh- rung der Waͤrme verspuͤrt hat. Auf 1200 Fuß unter der Oberflaͤche blieb sie sich voͤllig gleich, und nur in einigen ungarischen Bergwerken hat man einige Vermeh- rung der Waͤrme verspuͤrt, die man aber von Lokalursachen eben so ableiten muß, wie die hohe Temperatur einiger Quellen, und zuweilen schon der Oberflaͤche des Die Bodenarten. Erdbodens, wo diese hervorkommen. Die durch solche Lokalerhitzungen im Unter- grunde herruͤhrende Waͤrme des Bodens gehoͤrt zu den Seltenheiten. Man bemerkt aber haͤufig eine Verschiedenheit in der Temperatur des Bodens, schon vermittelst des fruͤhern oder spaͤtern Erweichens des Eises und Schnees, auch des schnellern Gefrierens der Oberflaͤche an einer Stelle vor der andern, ohne daß die Lage des Feldes dabei in Betracht kommen konnte; welches in Ansehung des Pfluͤ- gens im Spaͤtherbste und im Fruͤhjahre einen sehr merklichen Unterschied macht. Man hat auch bereits einige genauere Beobachtungen mit dem Thermometer daruͤber angestellt, die aber noch nicht haͤufig genug wiederholt sind, um bestimmtere Resul- tate, und in Ansehung der Ursachen dieser verschiedenen Temperatur mehr, wie das Folgende, zu ergeben. Die Temperatur des Bodens haͤngt zuvoͤrderst augenscheinlich von seinem Feuch- tigkeitszustande ab. Der feuchte Boden ist im Durchschnitt kaͤlter, thauet spaͤter auf, gefriert leichter, und erlangt die zur Vegetation erforderliche Waͤrme schwerer. Man nennt deshalb einen solchen Boden naßkalt; den trocknen Boden warm, und den duͤrren hitzig. Dies ruͤhrt unverkennbar daher, weil durch die Verdunstung des Wassers eine Menge freien Waͤrmestoffs consumirt, dem Erdboden also entzo- gen wird. Ferner finden wir aber auch bei Boden von gleicher Feuchtigkeit nicht selten dennoch eine Verschiedenheit der Temperatur. Ein mit vieler Dammerde, unzergan- genem Mist und faulenden Substanzen angefuͤllter Boden hat einen hoͤheren Waͤrme- grad. Er thauet auf seiner Oberflaͤche fruͤher auf, und verzehrt seinen Schnee schnell, so daß der gemeine Landmann zu sagen pflegt: dieser Boden fresse den Schnee. Hier ruͤhrt die Waͤrme ohne Zweifel von den chemischen Zersetzungen her, die darin vorgehen, wobei fast immer Waͤrmestoff frei wird. Und so ist es auch buchstaͤblich wahr, wenn man sagt: der Mist erwaͤrme den Boden. Er thut dies theils mechanisch, indem er ihn lockert, und somit trockner macht, theils chemisch, indem er zersetzt wird. Dann verspuͤrt man, daß der kalkhaltige Boden waͤrmer sey, weil er diese che- mischen Zersetzungen beschleunigt, und die staͤrkste Wechselwirkung auf den Mist und den Humus aͤußert. Die Bodenarten. Endlich leitet auch der eine Boden die Waͤrme, die er von außen her empfaͤngt, staͤrker wie ein anderer; der Sand mehr wie der Thon, wenn letzterer nicht uͤbermaͤßig feucht ist. Eine schleunige Veraͤnderung der Temperatur hat deshalb auf die Pflan- zen auf Sandboden mehr Einfluß, wie auf die auf Thonboden, und deshalb werden die Nachtfroͤste, besonders die Fruͤhreife dem erstern leichter nachtheilig, wie dem letztern, wie man das haͤufig bei solchen Saaten, die gegen jeden Frost sehr empfind- lich sind, zu bemerken Gelegenheit hat. Wahrscheinlich leitet auch ein Untergrund die hoͤhere Temperatur aus der Tiefe leichter wie ein anderer herauf, und bewirkt da- durch, daß der Frost minder tief eindringe, und fruͤher vergehe. Man bestimmt die Grade der Temperatur eines Bodens durch die Ausdruͤcke a) hitzig, b) warm, c) gemaͤßigt, d) kalt. Genauere Untersuchungen, die man mit dem Thermometer, hauptsaͤchlich im Fruͤhjahre beim Entweichen des Frostes anstellen wird, werden vielleicht noch manche merkwuͤrdige Resultate uͤber die Verschiedenheit des Bodens in dieser Hinsicht geben. §. 157. Der Werth und die Eigenschaften des Bodens haͤngen aber nicht allein von seiner innern eigenthuͤmlichen Beschaffenheit, sondern auch von seiner Lage Ge- stalt und Umgebungen ab, und modifiziren jene auf mannigfaltige Weise. Ebene oder unebene Ober- flaͤchen. Die Gestalt der Oberflaͤche , ob sie huͤgeligt oder eben, horizontal oder abhaͤngig sey, hat einen verschiedenen Einfluß, je nachdem die Grundmischung des Bodens beschaffen ist. Der mehr sandige, lose und trockene Boden ist um so fruchtbarer, je ebener er liegt und je niedriger gegen die ihn umgebende Gegend. Hier wird ihm die Feuchtigkeit, an deren Ueberfluß er selten leidet, laͤnger erhalten. Dagegen verliert dieser Boden immer mehr an seinem Werthe, wenn er auf Anhoͤhen, Huͤgeln oder den hoͤhern Ruͤcken der ganzen Gegend liegt, wo sich seine Feuchtigkeit nicht nur staͤrker herunterzieht, sondern ihm auch vom Winde — und mit derselben wohl oft seine fruchtbarsten Theile — geraubt wird. In dieser Lage verlohnt ein sandiger Bo- den Die Bodenarten. Boden, der in der Ebene allerdings noch zu kultiviren waͤre, seinen Anbau gar nicht; ja es wird oft gefaͤhrlich fuͤr die ganze umliegende Gegend, seine Narbe mit dem Pfluge zu verwunden, indem so leicht die schaͤdlichsten Sandwehen dadurch erregt werden. Dagegen kann eine huͤgelige und abhaͤngige Lage dem thonigen Boden, und dem, der einen undurchlassenden Untergrund hat, haͤufig vortheilhaft seyn, indem die uͤberfluͤssige Feuchtigkeit dadurch Abzug erhaͤlt. In den meisten Faͤllen kann man hier durch Graben und Wasserfurchen, wenn sie gehoͤrig angelegt sind, allen Nach- theilen der Naͤsse zuvorkommen. Es findet sich mehrentheils ein Ausweg fuͤr das Wasser, und wenn dies nicht der Fall ist, doch eine niedrige Stelle, wohin man es zusammenleiten kann. Steile Anhoͤhen sind indeß nie erwuͤnscht, wegen der Schwierigkeit ihrer Bestellung. Man hat sich lange daruͤber gestritten, ob die groͤßere Oberflaͤche des huͤgeligen Bodens in Ansehung der Production Vorzuͤge vor der geringeren Oberflaͤche des ebenen Bodens habe. Die meisten Theoretiker haben behauptet, jene habe keine Vorzuͤge, und koͤnne nicht mehrere Pflanzen tragen, wie die horizontale Flaͤche, weil die Pflanzen immer perpendikular stehen, mehrere folglich weder an den Wur- zeln noch an den Gipfeln Platz haͤtten. Hiervon aber haben sich die Praktiker nie uͤberzeugen koͤnnen, und letztere scheinen offenbar Recht zu haben. Schon in Hin- sicht des Platzes scheint es unleugbar, daß solcher fuͤr mehrere Pflanzen zureiche, wenn sie sich uͤbereinander erheben; wo der Gipfel des einen Baums, oder die Aehre der einen Pflanze sich ausbreitet, da hat die Wurzel einer andern ihren Platz. Von Menschen, die auf Stuffen stehen, koͤnnen in demselben Raume mehrere zusammen- gedraͤngt werden, als auf der ebenen Flaͤche moͤglich waͤre. Platz ist aber uͤberdem fuͤr die Cerealien genug vorhanden, und es kommt nur auf die Oberflaͤche des Bodens an, woraus sie Nahrung ziehen, und diese ist doch auf einem Huͤgel immer groͤßer, als auf seiner Basis. Der Huͤgel hat bei einer gleichen Tiefe seiner Ackerkrume, doch bestimmt mehr fruchtbare Erde, als die Basis desselben haben wuͤrde. Und endlich rauben sich die an einer Anhoͤhe stehenden Pflanzen die Luft und das Licht weniger. Und sonach muͤßte der Boden, wenn er sich uͤbrigens gleich ist, nicht allein nach der geometrischen Flaͤche, die natuͤrlich auf den Karten nur angegeben seyn kann, son- Zweiter Theil. U Die Bodenarten. dern auch nach der Linie seiner Oberflaͤche geschaͤtzt werden; wie denn das wirklich in der Praxis und bei der Vermessung einzelner Stuͤcke auch geschiehet. §. 158. Hohe und niedere Lage. Die hohe oder die niedere Lage des Bodens gegen die Meeresflaͤche macht einen betraͤchtlichen Unterschied im Klima uud und in der atmosphaͤrischen Temperatur. Die Waͤrme ist auf Bergen in gleicher Zone immer geringer, wie in der Ebene und Niederung, und selbst in den heißesten Zonen sind die Gipfel der Berge mit bestaͤndi- gem Eis und Schnee bedeckt. Jedoch liegt diese Eisgraͤnze in den heißern Erdstri- chen hoͤher, und kommt um so tiefer herab, je mehr wir uns dem Pole naͤhern. In demselben Verhaͤltnisse, wie die Waͤrme, nimmt die Vegetation ab; die Baͤume und Gewaͤchse werden auf den groͤßern Hoͤhen immer niedriger und verkruͤppelter. Auf groͤßern Hoͤhen wachsen nur Nadelhoͤlzer, und noch hoͤher hinauf nur besondere Bergpflanzen. Aber schon bei minderen Hoͤhen verspuͤren wir, wenn auch uͤbrigens die Lage guͤnstig ist, eine schwaͤchere Vegetation der Cerealien. Weizen waͤchst indessen auf ange- messenem Boden auf den Bergen noch besser wie Rocken, und Hafer besser wie Gerste; jedoch nur relativ, und die Reifung erfolgt spaͤter. An Feuchtigkeit mangelt es auf Bergen selten, weil auf ihnen ein staͤrkerer Niederschlag der atmosphaͤrischen Feuchtigkeit vorgeht. Deshalb hat ein trockener, waͤrmerer Boden daselbst oft Vor- zuͤge vor dem feuchten. Weil es jedoch in der Regel nicht an Abzug fehlt, so kann man die Feuchtigkeit daselbst immer durch zweckmaͤßige Abgrabung und Abfangung der Quellen heben. Eine große Beschwerde, die ihren Werth sehr vermindert, ist aber bei bergigen Feldern die Schwierigkeit der Auffuhr des Duͤngers, die oft ohne die groͤßte Anstren- gung nicht beschafft werden kann, weshalb man sich da haͤufig mit Huͤrdenlangern be- helfen muß; dann ist auch seine Beackerung sehr schwierig und angreifend fuͤr das Zugvieh. Endlich ist bei steilen Abhaͤngen die Abspuͤlung der fruchtbaren Erde bei heftigen Regenguͤssen und das Einreissen der Wasserstroͤme sehr gefaͤhrlich. Wenn der Bergboden also auch zuweilen reiche Ernten giebt, so wird der steile Ab- hang doch in der Regel wohl am vortheilhaftesten durch zweckmaͤßige Holzkul- tur genutzt. Die Bodenarten. §. 159. Bei den Abhaͤngen der Berge und Huͤgel, und selbst bei der ebenen schraͤgen Richtung nach der Himmels- gegend. Flaͤche des Bodens kommt es viel auf die Himmelsgegend an, wohin sie ge- richtet sind. Gegen Norden wird der Boden spaͤter erwaͤrmt, dunstet schwaͤcher aus, und bleibt laͤnger feucht. Der vegetabilische Nahrungsstoff kommt spaͤter in Gaͤhrung und wird langsamer zersetzt. Die Vegetation dauert kuͤrzere Zeit, faͤngt spaͤter an, hoͤrt fruͤher auf. Die Pflanzen erhalten wegen Mangel an Waͤrme und Licht minder ausgebildete Saͤfte und Fruͤchte. Auch leiden die Pflanzen oͤfterer durch kalte Winde und Froͤste. Gegen Suͤden erhaͤlt der Boden eine fruͤhe und starke Durchwaͤrmung, genießt des meisten und vertikalsten Lichtes. Die Vegetation beginnet daher fruͤh, und die Fruͤchte kommen zu ihrer hoͤchsten Vollkommenheit. Dagegen aber leidet der Boden eher an Duͤrre. Auch ist er den mehr aus Suͤden kommenden Platzregen und Schlos- senschauern ausgesetzt. Gegen Osten dunstet der Boden stark aus, erhaͤlt weniger vom Niederschlage der atmosphaͤrischen Feuchtigkeit, und trocknet am schnellsten aus. Die Vegetation wird von der Morgensonne fruͤh geweckt, und nach der naͤchtlichen Ruhe und einge- sogener Feuchtigkeit in Thaͤtigkeit gesetzt. Die Fruͤchte kommen daher in dieser Lage vorzuͤglich fruͤh empor, und werden vollkommen reif, koͤnnen dagegen zwar auch durch Nachtfroͤste leichter unterdruͤckt und zerstoͤrt werden. Nachtfroͤste indessen schaden hier manchmal weniger, weil die Sonne nicht zu ploͤtzlich aufthauet, da sie Morgens fruͤh nicht so stark ist. Gegen Westen erhalten die Gewaͤchse erst die Waͤrme und das direkte Licht der Sonne, nachdem die naͤchtliche Feuchtigkeit verdunstet und die nach der Ruhe ver- mehrte Lebensthaͤtigkeit schon wieder ermattet ist; daher die an der Westseite wach- senden Fruͤchte im Allgemeinen nicht so fruͤh und in so hohem Grade ihre Vollkom- menheit erreichen, wie die an der Ostseite. Uebrigens aber fuͤhrt der westliche Wind mehrere Feuchtigkeit herbei, und der Boden leidet an diesen Seite weniger von der Duͤrre. Am besten ist sie etwas gegen Suͤden gerichtet. Hier ist der Schaden, der aus dem ploͤtzlichen Aufthauen entsteht, am groͤßten, weil die Sonne sie erst trifft, wenn sie um Mittag am staͤrksten ist. U 2 Die Bodenarten. Die Vortheile und Nachtheile dieser Lage werden hauptsaͤchlich bestimmt durch die Grundmischung und uͤbrigen Eigenschaften des Bodens. Der thonige, feuchte und kalte Boden wird verbessert, wenn er seinen Abhang nach der trocknern Ost- und Suͤdseite hat, und ist ungleich fehlerhafter, wenn er nach Westen und Norden haͤngt. Umgekehrt verhaͤlt sichs mit dem sandigen und kalkreichen, trocknen und warmen Boden, fuͤr den der westliche Abhang immer der erwuͤnschteste ist, und der nach Suͤd- osten abhaͤngend immer um so staͤrker von der Duͤrre leidet. Der noͤrdliche Abhang, wenn er so steil ist, daß ihn die Sonne nur sehr schraͤg trifft, ist in keinem Falle wohlthaͤtig. §. 160. Beschattung oder Licht. Die Sonnenstrahlen und das Licht werden dem Boden zuweilen durch umlie- gende Gegenstaͤnde entzogen, durch Berge, Waldungen, einzelne hohe Baͤume und Gebaͤude. Ohne Ruͤcksicht auf die Waͤrme, welche die Sonnenstrahlen geben, ist das Licht an sich zum Gedeihen der Pflanzen und vielleicht selbst zur Befoͤrderung gewisser Zersetzungen im Boden unentbehrlich. Wir wissen, daß alle Pflanzen das Licht suchen, und sich immer nach der Seite hinneigen, wo sie es finden. Man bemerkt dies im Freien, deutlicher in Zimmern und Gewaͤchshaͤusern, und am auffallendsten, wenn man die Gewaͤchse in hoͤlzerne Kasten setzt, die nur einige Ritzen haben, zu welchen sich dann die Pflanzen mit dem aͤußersten Bestreben hindraͤngen. In dichten Pflanzungen treiben die Gewaͤchse mit aller ihrer Kraft in die Hoͤhe, wetteifernd, sich den Vortheil des Lichts abzugewin- nen. Sie wachsen daher um so staͤrker und schneller in die Laͤnge, je dichter sie stehen, aber freilich auf Kosten der Staͤrke ihrer unteren Theile, die dann schwaͤcher bleiben. Alle im Dunkeln und im Schatten gewachsene Pflanzen haben ein bleiches, kraͤnkeln- des Ansehn, ein loses, schlaffes, wassersuͤchtiges Gewebe, und lange, duͤnne, kraft- lose, leicht abbrechende Schuͤsse; nicht den bestimmten ihnen sonst eigenthuͤmlichen, sondern einen faden waͤssrigen Geschmack, ein Zustand, den man im Franzoͤsischen mit dem besonderen Ausdrucke étiolement benennt. Je staͤrker dagegen das Licht ist, welches die Pflanzen trifft, je vertikaler es auf sie faͤllt, desto staͤrker, ausgebil- deter und kraͤftiger werden die Pflanzen in allen ihren Theilen und Substanzen. Die gruͤne Farbe der Blaͤtter haͤngt ganz von dem Lichte ab, weswegen auch alle unent- wickelte Blaͤtter bleich sind. Diese besondere Wirkung des Lichts ist, wie genaue Die Bodenarten. Versuche erwiesen haben, unabhaͤngig von der Waͤrme, welche die Sonnenstrahlen zugleich geben. Denn man hat das Sonnenlicht durch ein starkes kuͤnstliches Licht bei gleicher Temperatur ersetzen koͤnnen. Auf einem beschatteten Boden keimen die Pflanzen zwar freilich — denn zur Keimung der Samen und zur Austreibung der ersten Wurzelfasern ist eine beschattete Lage vortheilhaft — wachsen auch zu ziemlicher Groͤße oft empor, bilden aber keine naͤhrende Theile aus, und bringen unvollkommene Fruͤchte. Daher auch die wenige Nahrhaftigkeit des unter dicht stehenden Baͤumen gewachsenen Grases. §. 161. Der Boden ist entweder dem Winde frey ausgesetzt , oder hat Schutz ge- Windausse- tzung. gen selbigen durch vorliegende Anhoͤhen und Berge, Holzungen, Gebaͤude oder Hecken, nach einer oder der andern Seite. Nach seiner verschiedenen Beschaffenheit kann ihm dieses nuͤtzlich oder schaͤdlich seyn. Dem thonigen feuchten Boden ist im allgemeinen ein starker Luftzug besser, als eine gedeckte diesen abhaltende Lage. Der Schnee geht spaͤter auf, und der Boden trocknet, besonders im Fruͤhjahre, spaͤter ab, wenn ihn die Winde nicht treffen koͤnnen. Dagegen wird der trockene, sandige und warme Boden durch eine den Wind abhaltende Umgebung oft sehr verbessert, und kann mehrentheils durch Hecken, womit man ihn umgiebt, oder durch Pflanzungen an den uͤbelsten Windseiten, sehr verbessert und fruchtbar gemacht werden. Einem solchen Boden thut naͤmlich der Wind vielen Schaden, indem er die Feuchtigkeit ihm schneller entzieht, die verbesserte, mit Humus vermischte Ackerkrume, und letztern, da er noch leichter und beweglicher als der Sand ist, verweht, somit auch die Wurzeln der Gewaͤchse entbloͤßt, und an andern Stellen die Pflanzen mit rohen Sand uͤberschuͤttet. Auf die Gewaͤchse selbst hat der Wind einen verschiedenen Einfluß. Bei einigen befoͤrdert er die Befruchtung in der Bluͤtezeit, bei andern verhindert er sie, und letz- tere kommen daher fast nur in einer gedeckten Lage zum reichlichen Samenansatz. §. 162. Endlich kommt die mit dem Boden in Verbindung stehende Atmosphaͤre Atmosphaͤre. und ihre Temperatur in Betracht, deren Verschiedenheit man unter dem Namen Klima begreift. In sofern das Klima durch die Grade der Breite bestimmt wird, und sich danach die mittlere Temperatur der Atmosphaͤre richtet, nehmen wir hier Die Bodenarten. nicht Ruͤcksicht darauf, indem sich dieses von selbst versteht, und aus thermometri- schen Beobachtungen erhellet. Aber die Veraͤnderungen des atmosphaͤrischen Zustandes und der Temperatur, die wir in einigen nahe gelegenen Distrikten und Landstrichen bemerken, verdienten allerdings eine groͤßere Aufmerksamkeit, als wir bisher darauf gerichtet haben. Zur Verschiedenheit der Waͤrme tragen, außer den mehr oder minder vertikal auffallenden Sonnenstrahlen, viele andere Ursachen bey: die in der Atmosphaͤre vor- gehenden Zersetzungen, die Wirkung der Ausduͤnstung der Erdflaͤche, die Mitthei- lung der Temperatur anderer Erdstriche durch die daher kommenden Winde, die Lage des Bodens gegen gewisse Winde, die Gebirge und Waldungen, welche ein Land begraͤnzen und durchschneiden, es vor Kaͤlte schuͤtzen, oder durch beschneite Gipfel erkaͤlten; die Hoͤhe des Landes, die Nachbarschaft des Meeres oder großer Landseen, ein sandiges oder morastiges Erdreich u. s. f. Der Niederschlag der Feuchtigkeit aus der Atmosphaͤre ist in einzelnen Distrikten augenscheinlich staͤrker, wie in andern. Um die Verschiedenheiten genauer zu be- stimmen, fehlt es uns noch an Regenmessungen, die unter allen meteorologischen Messungen fuͤr den Ackerbau ohne Zweifel die interessantesten waͤren. Wir haben schon bemerkt, daß an den Gipfeln der Berge ein staͤrkerer Nieder- schlag der atmosphaͤrischen Feuchtigkeit vor sich gehe, wie in den Ebenen. Aber auch nach diesen zieht sich die dunstfoͤrmige Feuchtigkeit der Atmosphaͤre, hier mehr dort we- niger, hin, und setzt sich in Regen, Thau und Nebel ab. Die dem Meere, Seen und selbst großen Stroͤmen naͤher gelegenen Distrikte erhalten mehr von den Aus- duͤnstungen des Wassers, und sind in der Regel feuchter, insbesondere wenn diese Gewaͤsser ihnen westwaͤrts liegen. Hierdurch wird oft der duͤrre Boden verbessert, und insbesondere zum Graswuchse tuͤchtiger gemacht; der ohnehin feuchte Boden aber um so mehr verschlechtert. Die Ausduͤnstungen von betraͤchtlichen stehenden Wasser, insbesondere von Mooren, haben zuweilen eine hoͤchst giftige Eigenschaft, und verderben durch die von ihnen aufsteigenden Nebel manchmal ganze Feldfluren dermaßen, daß das Getreide alljaͤhrlich mit verschiedenen Krankheiten befallen wird, und, der uͤppigsten Vegeta- tion im Fruͤhjahre ungeachtet, nur sehr wenige und schlechte Koͤrner giebt. Durch Die Bodenarten. Abwaͤsserung ist diesem Uebel einzig und allein und vollstaͤndig abgeholfen worden, zum Beweise daß es keinen andern Grund habe. Auch die Hochwaldungen von betraͤchtlichem Umfange scheinen die Feuchtigkeit herbeizuziehen, oder das in der Luft gasfoͤrmig aufgeloͤste Wasser zu zersetzen; indem man allgemein in waldigen Gegenden einen staͤrkeren Niederschlag von Feuchtigkeit bemerkt hat. Endlich ziehen sich nach gewissen Gegenden die Wolken, insbesondere die Ge- witter mehr wie nach andern hin. Man will bemerkt haben, daß sie theils den Stroͤ- men, theils dem hoͤchsten Ruͤcken der Gegenden folgten, und ihnen nachzoͤgen; zu- weilen aber auch von den Schluchten der Gebirge ihre Richtung erhielten. Es giebt jedoch Faͤlle von sogenannten Wetterscheiden, die sich danach noch nicht ganz erklaͤ- ren lassen, und die man nur aus der Erfahrung kennt. Es giebt Feldmarken, die fast jedes Gewitter trifft, welches aus einer besondern Himmelsgegend heraufzieht, und andere, die sehr selten davon betroffen, und nur vom Rande der Wolken beruͤhrt werden. Da die Gewitterregen mehrentheils wohlthaͤtig sind, so zeichnen sich erstere in der Fruchtbarkeit aus, sind aber dagegen dem Hagelschaden auch mehr un- terworfen. §. 163. Außer dem Wasser enthaͤlt die Atmosphaͤre und besonders die untere Schicht derselben haͤufig Stoffe, die auf die Vegetation eine große Einwirkung haben, und zwar in verschiedenen Verhaͤltnissen. Das kohlensaure Gas und das gekohlte geschwe- felte und gephosphorte Wasserstoffgas ist bekanntlich der Vegetation sehr zutraͤglich, und auch wirklich duͤngend fuͤr den Boden. Es sind wahrscheinlich aber auch oft an- dere zusammengesetztere Stoffe, insbesondere animalische Ausduͤnstungen, die noch nicht voͤllig zersetzt worden, oder deren Urstoffe sich auf eine besondere Weise ver- bunden haben, in der Atmosphaͤre enthalten. Sehr bewohnte menschen- und viehreiche Gegenden, wo viel Feuermaterial consumirt wird, und mannigfaltige Zersetzungen, welche die Atmosphaͤre anfuͤllen, vorgehen, zeichnen sich auffallend durch groͤßere Fruchtbarkeit aus, die nach gewissen Beobachtungen unabhaͤngig ist, von dem in solchen Gegenden sonst freilich mehr erzeugten Duͤnger. In und um große Staͤdte kann man diesen Einfluß der Atmosphaͤre auf die Fruchtbarkeit, selbst des schlechtern Bodens kaum verkennen. Daß die Luft aber auch schaͤdliche Stoffe Die Bodenarten. enthalten koͤnne, beweist die im vorigen §. angefuͤhrte Erfahrung von den moorigten Ausduͤnstungen; so wie auch die schaͤdliche Wirkung, welche der Berberitzenstrauch nach unleugbaren Erfahrungen auf das Getreide aͤußert. §. 164. Reinheit des Bodens vom Unkraut. Der Werth des Bodens kann betraͤchtlich veraͤndert werden, je nachdem er mehr oder minder rein — denn ein voͤllig iner gehoͤrt unter die Seltenheiten — vom Unkraut ist. Unkraut heißt eine jede Pflanze, die auf einem Platze stehet, wo sie unserm Wunsche und Zwecke nach nicht stehen sollte. Denn eine solche thut allemal Scha- den, indem sie den angebauten Pflanzen Platz und Nahrung raubt, und die Aus- saugung des Bodens befoͤrdert, ohne Nutzen zu bringen. Wir reden hier indessen nur von denjenigen Unkrautsarten, die mit ihren Samen und Wurzeln den Boden so angefuͤllt haben, daß sie nur mit vieler Muͤhe und Aufopferung zu vertilgen sind, und einen betraͤchtlichen Einfluß auf den Ruͤckschlag der Ernten haben. Wir unterscheiden dieses Unkraut in agronomischer Hinsicht in drei Arten; 1) in solches, welches sich durch Samen allein vermehrt; 2) in solches, welches sich in der Regel nur durch den Austrieb seiner Wurzeln vermehren kann: 3) in solches, welches aus beiden zugleich hervorkommt: §. 165. Samenun- kraut. 1) Das Samenunkraut unterscheidet sich wieder in zweierlei Gattungen: naͤmlich in das einjaͤhrige , welches in einem Sommer hervorkommt, seinen Samen reif macht, ihn ausstreut, und dann vergeht: und in das zweijaͤhrige , welches im ersten Jahre nur heranwaͤchst, den Winter aushaͤlt, und dann im zwei- ten Jahre seinen Samen reift. Beide Arten haben keine austreibende Wurzel, und vergehen mit derselben, wenn ihr Samen gereift ist. Der Samen der Gewaͤchse, welche in diese Klasse gehoͤren und hier in Be- tracht kommen, ist von der Art, daß er nur zum Keimen kommt, wenn er sehr nahe an der Oberflaͤche liegt, und die Atmosphaͤre auf ihn einwirken kann. Liegt er tiefer, oder ist er von einem Erdkloße eingeschlossen, so keimt er nicht; erhaͤlt sich aber voll- kommen gesund und keimungsfaͤhig, bis er in eine guͤnstige Lage gebracht wird. Die Laͤnge der Zeit, wo er sich in diesem Zustande erhalten kann, scheint unendlich zu seyn; Die Bodenarten. seyn; indem bei neuem Umbruche eines Ackers, der wahrscheinlicher Weise schon taufende von Jahren uncultivirt gelegen hatte, und auf dem sich keine Pflanze die- ser Art zeigte, dieses Unkraut den Acker nun uͤber und uͤber bezog. So siehet man hier im Oderbruche den Ackersenf in einer gewaltigen Menge zuweilen hervor- kommen, wenn man nie umgebrochenes und vormals sumpfiges Grasland aufbricht, und im zweiten Jahre die Narbe zerstoͤrt und die Erde gelockert hat. Dieser Samen kann hier nur vor uralten Zeiten hergeschwemmt und mit der Erde vom Wasser ab- gesetzt seyn. Auch hat man diese Unkrautsarten haͤufig aus der Erde hervor keimen sehen, die man mehrere Fuß tief und sogar auf altem Holzgrunde hervorholte. Un- ter einem Gebaͤude, welches gewiß 200 Jahre gestanden, fand man eine schwarze Erde, welche man nebst dem Schutte auf einen Gartenplatz brachte, und es wuchs eine Saat von Wucherblume ( Chrysanthemum segetum ) hervor, die man vor- her auf diesem Platze nie gesehen hatte. Dieser auffallenden Erscheinungen wegen haben sogar manche geglaubt, daß diese Pflanzen ohne Samen und Keime von der Natur hervorgebracht wuͤrden. Dies ist aber bei Pflanzen dieser Art gegen alle Ana- logie, und kein Verstaͤndiger wird hier eine Ausnahme von der Regel: Omne vi- vum ex ovo, annehmen. Die Menge, worin dieser feine Samen in der Erde liegen kann, uͤbertrifft eben- falls alle Vorstellung. Wenn man den Acker fein pulvert, so treibt eine dichte Saat davon hervor, die man durch das Unterpfluͤgen gewiß vollkommen zerstoͤrt; indem die zarte Pflanze dieses nicht vertraͤgt. Sogleich aber erzeugt sich auf der neu her- vorgebrachten Oberflaͤche eine andere eben so dichte Saat, und ich habe dies selbst in einem Sommer sechsmal wiederholt, ohne auch nur eine Abnahme dieses Unkrauts zu bemerken, und ohne daß es fuͤr das folgende Jahr voͤllig zerstoͤrt ward. Mit der Wucherblume hat man dasselbe bis ins dritte Jahr wiederholt, ohne ihren Samen in der Ackerkrume voͤllig vertilgen zu koͤnnen. Das einjaͤhrige Samenunkraut zeigt sich in der Regel nur unter dem Sommer- getreide, und das Wintergetreide ist oftmals ganz frei davon, wenn anders die Aus- saat im Herbste so fruͤh geschehen ist, daß der in der Oberflaͤche liegende Samen zum Laufen kommen konnte. Es haͤlt den Winter nicht aus, und vergeht wo nicht ehe, doch gewiß im Fruͤhjahre. Nur in dem Falle, daß die Oberflaͤche aufs neue geruͤhrt worden, an den Raͤndern der Beete abgekruͤmelt ist, oder Erdkloͤße erst im Winter Zweiter Theil. X Die Bodenarten. oder Fruͤhjahre zerfallen sind, und hierdurch frischer Samen an die Atmosphaͤre ge- kommen ist, oder endlich wenn dieser durch Wind oder Wasser hergefuͤhrt worden, erscheint es auch unter dem Wintergetreide, aber doch immer nur in unbedeutender Menge, oder nur wo die Saat ausgewintert ist. Das zweijaͤhrige Unkraut zeigt sich dagegen in seiner Vollendung nur unter dem Wintergetreide, obwohl es unter dem Sommergetreide laͤuft, dann aber in der Regel zerstoͤrt wird, ehe es zur Bluͤte und Samentragen kommt. Das haͤufigste und allgemeinste jaͤhrige Unkraut machen die Pflanzen aus, welche man in der landwirthschaftlichen Sprache mit dem gemeinschaftlichen Namen des Hedderichs zu belegen pflegt. Hierunter werden verschiedene obwohl sehr aͤhnliche Pflanzen verstanden, naͤmlich: Der Ackersenf ( Sinapis arvensis ), welcher nur in starkem reichen und Feuchtigkeit haltenden Boden gedeiht, auf magern und trocknen aber nicht fortkommt, sondern bald vergeht; weswegen man sogar Saat, worin dessen Samen enthalten, ungestraft auf letztern aussaͤen kann. Er laͤuft hier wohl, wird aber von den an- dern Pflanzen unterdruͤckt. Dagegen uͤberzieht er den reichen humosen Boden, wenn er im Fruͤhjahre die Oberhand uͤber die Saat bekommt, dermaßen, daß ein totales Mißrathen der letzteren daraus erfolgen kann. Er ist indessen immer leichter zu ver- tilgen, weil der Same nicht in einer harten Huͤlse eingeschlossen ist, und fruͤher zum Laufen koͤmmt. Auch ist er nicht so ganz unnuͤtz, weil er zum Theil mit dem Som- mergetreide geerntet, dann durch Siebe abgesondert und zu Oel geschlagen wird. Von fleißigen kleinen Ackerbauern wird das uͤppige und nahrungsreiche Kraut, bevor das Getreide schosset, ausgezogen und zu einer sehr wohlthaͤtigen Futterung fuͤr das Vieh verwandt. Der Ackerrettig ( Raphanus raphanistrum ), waͤchst auf lehmig sandigen und sandig lehmigen, minder starken Boden, und kommt selbst bei unguͤnstiger Wit- terung fort. Je magerer der Boden, und je unguͤnstiger die Witterung, um desto ehe unterdruͤckt er das Getreide, wogegen dieses auf reicheren Boden und bei guͤnsti- ger Witterung ihn dennoch zuweilen uͤberwindet, wenn seine lebhafte Vegetations- periode vollendet ist. Er unterscheidet sich am auffallendsten vom Ackersenf durch seine gegliederte harte Huͤlfe. Dieselbe verhindert, daß er nicht so gut wie jener zum Oelschlagen gebraucht werden kann. Auch ist der Samen selbst zu klein und zu Die Bodenarten. wenig Oel gebend. Das Kraut ist rauher und minder saftig, wie das vom Ackerret- tig, jedoch dem Viehe angenehm und nahrhaft, weshalb man sogar den damit an- gefuͤllten Boden als Futterfeld gebraucht hat, ohne etwas einzusaͤen, indem man nur durch Pfluͤgen und Eggen sein Aufgehn mehrmahls in einem Sommer befoͤrderte. Verschiedene andere Pflanzen, Abarten aus dem Geschlechte der Brassica , des Rapses und Ruͤbsens, koͤnnen ebenfalls im Boden einwuchern, und werden dann auch, ihrer großen Aehnlichkeit wegen, mit unter dem Namen des Hedderichs begriffen. Es scheinen diese Unkrautearten in den Aeckern des noͤrdlichen Deutschlandes seit Menschengedenken sich sehr vermehrt zu haben. Es ist jetzt eine seltene Ausnahme ein Feld davon frei zu finden. Sie werden zum Theil durch Unvorsichtigkeit im Reini- gen der Saat fortgepflanzt; aber auch die groͤßte Vorsicht hilft nichts, wenn ihr Same einmal viel im Acker liegt. Sie sind nur durch fleißige Bearbeitung und Ruͤh- rung der Ackererde in den Sommermonaten, dann durch Einschraͤnkung des Som- merkornbaues und vermehrten Winterungsbau zu vermindern, und endlich durch Ausziehung der einzelnen Pflanzen zu vertilgen. Ein ungleich nachtheiligeres, aber nicht so allgemein verbreitetes Samenun- krant ist die gelbe Wucherblume ( Chrysanthemum segetum ). Es hat einen so uͤppigen Wuchs, ist so hart, und vermehrt sich so schnell und uͤbermaͤßig, daß es den Boden zu allen Sommergetreidebau ganz untauglich und werthlos machen kann. Dies Gewaͤchs keimt spaͤt, und erst, wenn der Boden ziemlich durchwaͤrmt ist, waͤchst dann aber so schnell und so frech empor, daß es die vor seinem Keimen schon ziemlich herangewachsene Saat noch unterdruͤckt. Es breitet sich mit seinen starken saftigen Zweigen und Blaͤttern uͤber das ganze Feld aus, und scheint alle Kraft an sich zu ziehen. Es ist so zaͤhe, daß eine Pflanze, welche nur eben ihre Bluͤ- tenknospen zeigte, ausgerissen nicht nur aufbluͤht, sondern auch reifen Samen macht. Wenn es ausgejaͤtet und in Haufen zusammengeworfen worden, kommt es nicht in eine zerstoͤrende Gaͤhrung, sondern die obenliegenden Pflanzen treiben noch hervor, vegetiren fort und setzten Samen an, so daß zu seiner Zerstoͤrung kein anderes Mit- tel ist, als es entweder tief zu vergraben, oder zu verbrennen. Sein Samen geht auch die Leiber der Thiere durch, ohne die Keimkraft zu verlieren, und wird daher mit dem Miste verbreitet. In Gegenden, wo man das Uebel in der Nachbarschaft X 2 Die Bodenarten. kennt, aber noch frei davon ist, wendet man daher die groͤßte Sorgfalt an, um sich dagegen zu schuͤtzen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus solchen Ortschaften, wo man daran leidet, herkommen, so sorgt man dafuͤr, daß der Mist gleich ver- brannt werde, den sie fallen lassen; und Stroh oder Heu aus solchen Orten nimmt man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhuͤten, werden Feldbe- sichtigungen gehalten, und fuͤr jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet, muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden. Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, so ist dessen Zerstoͤrung aͤußerst schwierig, besonders in gemengten Feldmarken, und immer mit betraͤchtlichen Auf- opferungen verbunden; jedoch auch nicht so unmoͤglich, als manche sie gehalten ha- ben. Haͤufig wiederholtes Pfluͤgen und Eggen im Sommer, wodurch immer eine neue Erdlage an die Luft gebracht wird, zerstoͤrt eine große Menge Samen bald nach der Keimung; jedoch reicht ein Sommer nicht hin, wenn auch alle drei Wochen ge- pfluͤgt wird. Es darf zwischen zwei Brachen keine Soͤmmerung gesaͤet und kein Gewaͤchs gebaut werden, wozwischen diese gelbe Wucherblume aufkommen kann, ohne dieses sorgfaͤltig zu jaͤten. Mit gehoͤriger Anstrengung gelangt man doch dahin, wie zwei in den Annalen der Niedersaͤchsischen Landwirthschaft, Bd. III. S. 320, und Bd. IV. S. 129 beschriebene Beispiele beweisen. Nach der Schwierigkeit ihrer Vertilgung laͤßt sich der verminderte Werth des Bodens, worin sie eingesamt ist, leicht beurtheilen. Eben so nachtheilig, aber doch leichter zu uͤberwinden, ist der wilde-, Flug-, Wind- oder Taubhafer ( Avena fatua ); eigentlich auch ein Sommergewaͤchs, welches aber doch unter dem Wintergetreide haͤufig aufkommt. Da der Samen in der tieferen Lage nicht so leicht, ohne zu keimen, erhalten wird, sondern hervortreibt, so kann man einen Acker in einem Jahre ziemlich davon befreien, wenn man die Saat, worunter er sich befindet, sobald er aufbluͤhet, abmaͤhet und verfuttert oder zu Heu macht, wozu er sich vortrefflich schickt. Laͤßt man ihn stehen, so reift er sehr schnell, und verstreut seinen Samen, bevor das uͤbrige Getreide abgeerntet wird. Weil sein Samen vom Winde so leicht beweglich ist, ja sogar von selbst fortkriecht, indem naͤmlich seine starke Grannen sich bei abwechselnder Feuchtigkeit ausdehnen und zusammenziehen, so daß man sich desselben sogar als Hygrometers bedient hat, so kann man ihn von dem benachbarten Felde sehr leicht erhalten, wenn man voͤllig frei Die Bodenarten. davon war; und deshalb sind die Gegenden, wo er sich haͤufig findet, niemals ohne Gefahr, wenn nicht alle Nachbarn zu seiner Vertilgung uͤbereinkommen. §. 166. Unter den durchwinternden Unkraͤutern, die deshalb mehr in der Winterung vor- kommen, sich jedoch auch in fruͤh gesaͤeter Soͤmmerung oft zeigen, gehoͤren die blaue Kornblume ( Centaurea cyanus ), die verschiedenen Camillenarten ( Matricaria chamomilla, Anthemis cotula; Anthemis arvensis; chrysanthemum len- canthemum ); ferner der Hahnenkamm oder Klapperkraut ( rhinanthus crista- galli ), und wilde Mohn oder die Klapprosen ( papaver rhoeas ), auch der Ra- del ( agrostemma githago ), welcher, einer kuͤrzlich von mir gemachten Erfahrung nach, lange im Acker liegen kann, ungeachtet er ein ziemlich großes Korn hat. Auch von allen diesen liegt der Samen im Acker, und es hilft oft nicht allein, wenn man auch die groͤßte Sorgfalt in Reinigung des Samens beobachtet. Sie sind aber der Winterung so nachtheilig nicht, wie jene Sommerpflanzen dem Sommergetreide, indem eine starke dichte Saat auf gesundem, kraͤftigen, nicht nassen Boden sie uͤber- windet, und sie sich daher nur an den Stellen stark zeigen, wo die Saat ausgewintert ist. Eine gleiche Bewandniß hat es mit der Trespe ( Bromus secalinus und ar- vensis ). Haͤufig wird dessen Samen zwar mit dem Getreide ausgesaͤet, allein er liegt auch im Boden, und kann sich wahrscheinlich lange darin halten, wenn er nicht in eine seiner Keimung guͤnstige Lage koͤmmt. Denn man weiß, daß man mehr Trespe wie Korn geerntet hat, wenn gleich reine Aussaat genommen war, weswegen die unverstaͤndige Meinung, daß Rocken sich in Trespe verwandeln koͤnne, lange Zeit hindurch Glauben fand. Die Trespe verlangt anhaltende Feuchtigkeit, die dem Rocken verderblich ist. An feuchten Stellen und bei feuchter Witterung erstarket jene, und unterdruͤckt die erkrankte Rockenpflanze. Bei trockner Witterung dagegen kuͤmmert die Trespe, und wird vom Rocken unterdruͤckt, weshalb an solchen Stellen und in solchen Jahren zuweilen gar keine Trespe aufkommt, wenn man sie gleich in Menge mit ausgesaͤet hatte. Ich uͤbergehe andere minder schaͤdliche und in unserm Klima minder verbreitete Samenunkraͤuter, so wie alle diejenigen, die mehr durch unreine Saat erzeugt wer- den, als im Boden liegen, oder wenigstens durch eine anhaltende Aufmerksamkeit Die Bodenarten. auf Reinheit der Saat bald erschoͤpft werden koͤnnen; z. B. die Vogelwicke, die Hauhechel u. s. w. §. 167. Wurzelun- kraut. Zu den Wurzelunkraͤutern, die sich selten durch Samen vermehren, weil diese nicht zur Reife kommen, und die den Acker gewaltig uͤderziehen , mithin unfruchtbar machen koͤnnen, gehoͤren die Quecken und Paͤden ( Triticum repens ), und verschiedene Agrostisarten . Jedermann weiß, wie schwierig es ist, einen sehr verqueckten Acker, zumal wenn er, seiner Lage und seinem Untergrunde nach, zur Naͤsse geneigt ist, davon zu reinigen; besonders wenn feuchte Sommer einfallen, wo selbst die sorgfaͤltigste Bearbeitung der Brache fruchtlos werden kann. Von ihrer Vertilgung wird in der Lehre von der Beackerung die Rede seyn. Hier nur in sofern sie auf den Werth des Bodens einen Einfluß haben. Ein sehr verqueckter Acker versagt die sonst zu erwartenden Ernten, so lange er in diesein Zustande bleibt. Indessen ist er in einem nicht zu feuchten Sommer durch gehoͤrig angewandte Pflugarten immer zu reinigen, ohne daß man die von vielen an- gewandte Muͤhe des Abharkens und Verbrennens derselben anzuwenden noͤthig hatte. Ein solcher Acker ist mehrentheils nicht arm, und wird durch das Verfaulen der ge- toͤdteten Quecken noch mehr bereichert. Kann man ihn also sogleich zur Brache neh- men, oder auch zum Bau stark zu behackender Fruͤchte anwenden, so verliert der gute Ackerbauer wenig dadurch, und muß nur etwas mehrere Arbeit, wie bei einem reinen Acker anwenden. Hierauf muß jedoch allerdings bei der Schaͤtzung zuruͤckge- schlagen werden. Beim Kaufe koͤmmt es in geringern Betracht, bei einer Pachtung aber in so groͤßeren, je kuͤrzer sie ist. Die nassen Aecker, die mit Quecken durchzogen und schwer davon zu befreien, sind schon ihrer Natur nach fehlerhaft. Ferner gehoͤret unter die schaͤdlichsten Wurzelunkraͤuter die Feldwinde , welche ihrer tief eingehenden Wurzeln wegen, sehr schwer zu uͤberwinden ist, und durch die Verbreitung sowohl ihrer Blaͤtter als durch ihren windenden das Getreide umfassen- den und solches niederziehenden Stengel hoͤchst schaͤdlich werden kann. Dann die Schachtelhalm-, Schaftheu- , oder Katzensteertarten , wovon die meisten auf solchem Boden wachsen, der stockende Naͤsse im Untergrunde hat. Sie scheinen dem Getreidebau nicht sehr nachtheilig, rauben hoͤchstens den Halmen etwas Platz, entziehen aber wenig oder gar keine Nahrung, indem sie diese tiefer aus dem Untergrunde heraufholen. Allein sie sind nachtheilig fuͤr den Futter- Die Bodenarten. kraͤuterbau, und fuͤr die Weide; indem sie den meisten Vieharten nicht zusagen, sondern wirklich schaͤdlich werden. Der Huflattig ( Tussilago farfara und petasites ), verbreitet sich mit seinen großen Blaͤttern in einem betraͤchtlichen Umfange, und ist ungemein schwer, nur durch bestaͤndig wiederholtes Abstechen zu uͤberwinden. Er kommt auf thonigen und mergeligen Boden am meisten vor. Die wilde Brombeere ( Rubus caesius ), verbreitet sich oft sehr stark, und liebt, wenigstens vorzugsweise, solche Stellen, wo Lehmmergel liegt. Sie ist schwer zu vertilgen, indem sie aͤußerst tief mit ihren Wurzeln eindringt, aus selbigen neu hervorschießt, und das Getreide an ganzen Stellen unterdruͤckt. §. 168. Zu denen Gewaͤchsen, die sich durch Samen und Wurzelaustrieb zugleich ver- mehren, gehoͤrt vor allen die Feldiestel ( Seratula arvensis ). Sie verbreitet sich nur auf gutem lehmigen Boden, und giebt, wo sie uͤppig waͤchst, immer ein Merkmal von Fruchtbarkeit ab. Die Natur scheint besonders fuͤr die Erhaltung die- ses Gewaͤchses gesorgt zu haben: sie hat ihm Stacheln gegeben, welche das Vieh abhalten, sobald es einmal erstarket ist. Es macht sehr viele Anstriebe aus den Wur- zeln und aus jedem Theile der Wurzel, und um so mehrere, je haͤufiger man es jung absticht; so daß dieses Abstechen die Sache nicht zu verbessern scheint. Dabei erzeugt es eine Menge von Samen, welcher sich durch sein Gefieder sehr weit verbreitet, und die Pflanze in großer Menge aussaͤet. Der Acker kann damit so uͤberzogen wer- den, daß man den darauf gelegten Fluch, „er soll die Dornen und Disteln tragen“, sehr stark empfindet. Auf gleiche Weise verbreiten sich verschiedene Doggenarten ( Rumices ), mit ihren starken Wurzelblaͤttern uͤber den Acker, und sind eben so fruchtbar durch Wur- zelaustriebe wie durch Samen. Es giebt der Unkraͤuter, die naͤchtheilig werden koͤnnen, ungleich mehrere. Wir begnuͤgen uns hier nur derer zu erwaͤhnen, welche am haͤufigsten den Ackerboden verderben. Von den Wiesenunkraͤutern werden wir zu einer andern Zeit reden. §. 169. Der Boden kann ferner unrein seyn von Steinen . Wir unterscheiden in Reinheit von Steinen. agronomischer Hinsicht diese Steine in solche, die der Pflug nicht aus seiner Lage brin- gen kann, und in solche, die ihm weichen. Die Bodenarten. Jene großen Steine, die schon aus der Oberflaͤche hervorragen, oder noch schlimmer mit der Ackerkrume so eben bedeckt sind, daß man sie nur nicht siehet (weswegen man sie haͤufig blinde Steine zu nennen pflegt), geben bei der Bearbei- tung des Ackers ein großes Hinderniß ab, und erschweren insbesondere oft das tie- fere Eindringen mit dem Pfluge, und den Gebrauch anderer Werkzeuge. Sie sind zwar oft so weit weggeschafft, daß man beim flachen Pfluͤgen nicht auf sie stoͤßt, wenn man aber tiefer pfluͤgen will, haͤufig darauf trifft, so daß eine Vertiefung des Bo- dens nicht ehe zu bewerkstelligen ist, als bis man sie herausgeschafft hat. Man findet zuweilen unerwartet große Stuͤcke, die mit ihrer hevorragenden Spitze nur klein zu seyn scheinen, und deren Ausgrabung oder genugsam vertiefte Versenkung sehr große Arbeiten und Kosten verursacht. Nach den Lokalverhaͤltnissen bezahlt sich ihre Fort- schaffung und oftmals noͤthige Sprengung mehr oder weniger durch den Gebrauch, den man davon machen kann. Man hat diesen Umstand also wohl zu untersuchen, und Ruͤcksicht darauf zu nehmen, besonders in dem Falle, wo man durch Vertiefung dem Boden eine hoͤhere Cultur zu geben gesonnen ist, auch wo man mehr verfeinerte Ackerwerkzeuge brauchen will. Kleine Steine, die dem Pfluge und der Egge ausweichen, sind dennoch, wenn sie den Boden stark anfuͤllen, dem Ackerbau nachtheilig. Sie geben natuͤrlich den Pflanzen keine Nahrung, und koͤnnen der Ackerkrume, wovon sie einen Theil aus- machen, deshalb gar nicht zugerechnet werden. Besonders aber werden sie schaͤdlich durch die starke Abreibung der Werkzeuge, und indem sie auf der Oberflaͤche liegend der Sense in den Weg kommen, und lange Stoppeln stehen zu lassen noͤthigen. Bei der Einfuͤhrung einer verfeinerten Cultur sucht man sie daher durch Ablesen wegzu- schaffen, welches aber oft nicht ohne betraͤchtliche Kosten geschehen kann. Einige wollen nun bemerkt haben, daß dieses Reinigen des Ackers von Steinen eine nachthei- lige Wirkung gehabt habe. Die Gruͤnde, welche sie a priori vom Nutzen der Steine anfuͤhren, daß sie naͤmlich den Acker bald abkuͤhlen, bald erwaͤrmen, und die Saat schuͤtzen sollen, auch die Feuchtigkeit mehr erhalten, sind von der Art, daß sie keine gruͤndliche Pruͤfung aushalten. Was die angeblichen Erfahrungen betrifft, nach welchen der Boden sich durch das Ablesen der Steine verschlechtert haben soll, so ste- hen ihnen so viele genauer angestellte und wiederholte Beobachtungen entgegen, daß man ihnen ebenfalls keinen Glauben beimessen kann. Wenn es Kalksteine waren in einem thonigen Boden, so kann man ihnen vielleicht nicht allen Nutzen absprechen, indem diese, wenn sie in Beruͤhrung mit Duͤngertheilen kommen, und auch selbst durch die Die Bodenarten. die Lebenskraft der Pflanzenwurzeln allmaͤhlig wohl zersetzt werden, und somit den Boden verbessern, und auch den Pflanzen einige Rahrung geben koͤnnen. Waren es aber wie gewoͤhnlich Kiesel- oder Feuersteine, so muͤssen wir ihren Nutzen, we- nigstens bis auf bestimmtere Erfahrungen, gaͤnzlich bezweifeln. §. 170. Um eine gehoͤrige Beschreibung einer Feldmark in Hinsicht ihrer Bodenarten zu Methode der agronomi- schen Unter- suchung. machen, die nicht bloß zur Schaͤtzung derselben, sondern zu einer bestaͤndigen Richt- schnur ihrer Bestellung und Behandlung dienen soll, ist es durchaus noͤthig ein wohl- georduetes Verfahren zu beobachten. Wenn das Feld nicht ohnehin in Beete abgetheilt ist, die bei der Uebergehung desselben leiten koͤnnen, so muͤssen Parallellinien, je nach- dem sich der Boden mehr oder weniger veraͤndert, in Entfernungen von 5, 10 bis 15 Ruthen abgesteckt werden. Man entwirft dann zugleich eine Charte von der ab- zuschaͤtzenden Breite oder Koppel nach einem hinlaͤnglich großen Maßstabe, welcher etwa viermal so groß, wie der gewoͤhnlich zu Feldmarkscharten gebrauchte seyn kann. Auf dieser Charte zieht man dieselben Parallellinien, theilt diese in Glieder oder Sta- tionen von 5 oder 10 Ruthen, und nummerirt diese Stationen mit Zahlen, die von einer Linie zur andern fortlaufen. Nach dieser Richtung wird sodann das Feld uͤber- gangen. Außer den Kettenziehern muß ein Graͤber mit dem Spaten, ein Mann, der einen Korb, um die Erdproben aufzunehmen, traͤgt oder schiebt, zu Huͤlfe ge- nommen werden. Der Geometer fuͤhrt die Charte und das Protokoll; wenn man zu letzterem nicht einen besondern Gehuͤlfen nehmen will; der Agronom achtet auf den Boden und dirigirt das ganze Geschaͤft. So wie er naͤmlich eine Veraͤnderung im Boden wahrnimmt, laͤßt er Halt machen, die Stelle auf der Charte bezeichnen, und untersucht nun diese Abaͤnderung genauer, wo es noͤthig ist durch Ausstechung einiger Spatenstiche der Erde, wovon, wenn eine genauere Untersuchung erforderlich scheint, etwa ein Pfund wohl durcheinander gemengt in eine Tuͤte oder Beutel gethan wird, wel- che man mit der Nummer der Stationen oder mit Buchstaben bezeichnet. Die Grenz- dieser Bodenwechselung wird vom Feldmesser so genau als noͤthig ist bestimmt, und auf der Charte aufgezeichnet; auch bemerkt ob der Uebergang mehr grell oder verwaschen sey. Die uͤbrigen zu machenden Bemerkungen, die sich naͤmlich auf alle oben angegebene Eigenschaften des Bodens beziehen muͤssen, werden in das Protokoll unter der Nummer der Station eingetragen. So wird nun nach den abgestochenen Parallellinien die ganze Feldmark hinauf Zweiter Theil. Y Die Bodenarten. und herunter uͤbergangen, und somit entsteht das Brouillon der agronomischen Charte schon waͤhrend des Geschaͤfts. Diese Charte kann nun auf verschiedene Weise ausgearbeitet werden. Am besten ist es, die verschiedenen Bodenmischungen durch Farbenilluminationen anzu- deuten, die scharfen oder allmaͤligen Uebergaͤnge mit Nuancirungen anzugeben; die Anhoͤhen und Vertiefungen nach der gewoͤhnlichen Art durch Striche anzudeuten; den staͤrkeren Humusgehalt vielleicht durch schwarze Punkte, die man nach Verhaͤltniß dichter oder entfernter auftraͤgt, anzuzeigen, und sofort alles Bemerkenswerthe durch bestimmte Zeichen. Mittelst einer solchen Charte wird man dann ein getreu darstellen- des Gemaͤlde von seiner Feldmark vor Augen haben, um in jeder Hinsicht die zweck- maͤßigsten Einrichtungen treffen zu koͤnnen. Eine genauere schriftliche Beschreibung wird dann aus dem Protokoll mit Bezug auf die Nummern der Charte entworfen. Es ist nicht schwierig auf dieser Charte auch das Gefaͤlle die Sinken und die Richtung des Wasserlaufs anzudeuten. Will man dieses indessen genauer wissen, so ist natuͤr- lich eine Nivellirung noͤthig, die man nach verschiedenen Richtungen der Feldmark vornimmt, und eine Nivellementsprofil davon entwirft. Wenn sich der Untergrund erheblich veraͤndert, und man diesen zu untersuchen und zu bemerken noͤthig findet, so laͤßt sich solcher auf diesen Nivellirungsprofilen nach der Staͤrke der Schichten durch Farben sehr gut angeben. Man muß alsdann bei der Nivellirung den Erdbohrer so tief und so haͤufig, als noͤthig scheint, gebrauchen; was ohne große Schwierigkeiten geschehen kann. Wenn nach den aͤußern Merkmalen die Bestandtheile des Bodens zweifelhaft bleiben, oder wenn man uͤberhaupt geneigt ist, sie bestimmter zu analysiren, so wer- den sie einer mehr oder minder genauen chemischen Untersuchung unterworfen. Man wird bei Gegeneinanderhaltung der mitgenommenen Erdproben in feuchtem und trock- nen Zustande durch Gesicht und Gefuͤhl sehr leicht entdecken koͤnnen, welche gleichar- tig und ungleichartig sind, und braucht deshalb nicht jede mitgebrachte Probe be- sonders zu untersuchen. Fuͤr jeden wissenschaftlichen Agronomen kann wohl keine Bemuͤhung sich nuͤtzli- cher und angenehmer belohnen, wie diese; indem er sich nun von manchen Erschei- nungen, die ihm vorher raͤthselhaft waren, befriedigende Erklaͤrungen wird geben, zu- gleich aber manchen Uebeln auf die zweckmaͤßigste Art abhelfen koͤnnen. Viertes Hauptstuͤck. Agrikultur. Y 2 §. 1. D ie Agrikultur, im eigentlichsten Sinne des Worts, beschaͤftigt sich damit, den Boden in denjenigen Zustand zu setzen, daß er die darauf zu erzielenden Ernten in gewuͤnschter Vollkommenheit hervorbringen koͤnne. Sie thut dies theils, indem sie ihm solche Materien zufuͤhrt, welche seine Chemische Agrikultur. Fruchtbarkeit befoͤrdern, d. h. seine naͤhrenden Stoffe vermehren oder aufschlie- ßen. Dieses nennen wir daher die chemische Agrikultur, oder in gewoͤhnlicher Sprache die Duͤngung . Theils indem sie durch Bearbeitung den Boden hierzu geschickt macht, Mechanische Agrikultur. und in den Stand setzt, daß die Pflanzenwurzeln ihn genugsam durchdringen, und die darin enthaltenen fruchtbaren Theile — welche hierdurch zugleich gehoͤrig ge- mengt und in Beruͤhrung mit einander gebracht werden — auffinden koͤnnen. Wir nennen dies die mechanische Agrikultur, oder die Bearbeitung des Ak- kers. Wir werden folglich beides in zwei Abschnitten dieses Hauptstuͤcks vortragen. Erster Abschnitt. Die Lehre von der Duͤngung. §. 2. Der dem Boden zugefuͤhrte Duͤnger wirkt auf zweierlei Weise. Einmal: Naͤhrender, zersetzender Duͤnger. indem er dem Acker neue nahrhafte Materien fuͤr die Pflanzen mittheilt, und zwei- tens: indem er die darin schon erhaltenen Stoffe durch chemische Wechselwirkung zersetzt, und wiederum so verbindet, daß sie dadurch zum Uebergange in die Pflan- zen faͤhig werden; vielleicht auch indem er die Lebensthaͤtigkeit der Pflanzen, wo- durch sie sich diese Stoffe aneignen, aufregt. Duͤngung im Allgemeinen. Einige Duͤngerarten scheinen das eine oder das andere entweder einzig oder doch hauptsaͤchlich nur zu thun, andere hingegen beides zugleich zu bewirken. Wir sagen im Allgemeinen: der Duͤnger mache fruchtbar; und manchem scheint diese Bestimmung seiner Wirkung zu genuͤgen. Es ist aber nicht bloß fuͤr die Theorie, sondern auch fuͤr die Praxis von großer Wichtigkeit zu unterscheiden, auf welche Weise jedes Duͤngungsmittel es thue, und unter welchen Umstaͤnden dasselbe Duͤngungsmittel mehr auf die eine oder die andere Art wirke. Nur bei genauer Erwaͤgung dieses Unterschiedes werden wir uns manche widersprechend scheinende Erfahrungen erklaͤren, und die unter verschiedenen Umstaͤnden zu waͤh- lenden Maßregeln bei der Anwendung der verschiedenen Duͤngungsmittel richtig treffen koͤnnen. Nicht unschicklich vergleichen die Englaͤnder den Duͤnger ersterer Art mit den eigentlichen Nahrungsmitteln, den zweiter Art mit Salz und Gewuͤrz oder aufrei- zenden Getraͤnken. §. 3. Vegetabili- scher und ani- malischer Moder. Alle in Faͤnlniß oder in Verwesung uͤbergegangene organische Substanzen ent- halten die Materie zur Hervorbringung und Vollendung aller und jeder angebauter Vegetabilien. Je nachdem wir die Keime der einen oder der andern Pflanze durch Samen oder Wurzeln mit ihnen in gehoͤrige Verbindung bringen, erwaͤchst daraus diejenige Pflanze, deren Form von der plastischen Natur in dieselben gelegt war. Der Moder enthaͤlt die Nahrung fuͤr alle; doch ist es immer hoͤchst wahrscheinlich, daß diese Nahrung quantitativisch, oder in Ansehung des Verhaͤltnisses der Ur- stoffe nicht voͤllig gleich sey, und daß Moder gewisser Art oder gewisser Verbin- dung den Wachsthum der einen Pflanze mehr wie der andern befoͤrdere. §. 4. Der vegetabilische Moder scheint fast allein als Nahrungsmittel fuͤr die Pflan- zen zu wirken, und nur wenig zur Aufschließung der schon im Boden befindlichen, aber unaufloͤslich gewordenen, von ihm selbst zuruͤckgebliebenen Theile, so wie auch nicht viel zur Lebensthaͤtigkeit der Pflanzenwurzeln beizutragen. Der thie- rische Moder hingegen thut beides, fuͤhrt nicht allein alle zur Pflanzennahrung er- forderliche Stoffe, und selbst einige, die der vegetabilische wenig besitzt — Azot, Duͤngung im Allgemeinen. Phosphor, Schwefel — herbei, sondern befoͤrdert auch die Zersetzung des unauf- loͤslichen Humus, und reizt die Pflanzen zu groͤßerer Lebensthaͤtigkeit auf. Der mineralische Duͤnger, wenn er keine organische Materie in sich haͤlt, wirkt allein, oder doch groͤßtentheils durch die Zersetzungen, die er erregt. §. 5. Die unter der Kraft des Lebens in drei- vier- und mehrfachen Verbindun- Todte, aber vom Organis- mus ruͤckstaͤn- dige Materien. gen vereinigten Urstoffe, welche nach dem quantitativen Verhaͤltnisse dieser Ver- bindungen, die mannigfaltigsten organischen Materien darstellen, treten zum Theil wieder zu den Gesetzen der anorgischen Natur zuruͤck, wenn die Lebensthaͤ- tigkeit des organischen Wesens, dem sie einverleibt waren, auf sie zu wirken auf- hoͤrt. Sie vereinigen sich zum Theil wieder nach den Gesetzen der Wahlverwandt- schaft zu Verbindungen der einfachsten Art, naͤmlich je zwei zu zwei; zum Theil aber treten sie in zusammengesetztere neue Verbindungen, welche zwar nicht mehr Verbindungen des Lebens, aber doch noch Folgen desselben sind, und auf keine andere Weise hervorgebracht werden koͤnnen. Man kann sie also nicht mehr Le- bensverbindungen nennen, aber sie haben ihrer Ursprung vom Leben, und machen wieder die Nahrung und die Bedingung des Lebens aus, indem sie es hauptsaͤch- lich sind, durch welche sich die Pflanzen ernaͤhren, die dann wiederum den Thie- ren zur Nahrung dienen. Diese neu gebildeten Materien, der mehr oder minder zersetzte Moder, und der zuruͤckbleibende Humus sind verschieden nach den Koͤrpern, woraus sie entstan- den, und nach den Umstaͤnden, unter welchen sie sich daraus erzeugten. Der Prozeß ihrer Umwandlung ist das, was wir Verwesung, Gaͤhrung und Faͤulniß nennen, deren Erklaͤrung zwar nicht hierher gehoͤrt, von denen wir aber folgendes bemerken muͤssen. §. 6. Die Bedingungen derselben sind naͤchst der Abwesenheit des Lebens Waͤrme, Bedingungen der Zersetzung Feuchtigkeit und einige Verbindung mit der Atmosphaͤre . Je nachdem diese Umstaͤnde staͤrker oder schwaͤcher hinzutreten, wird dieser Prozeß verschieden modisizirt, hat einen raschern oder traͤgern Gang, und giebt verschie- dene Resultate. Duͤngung im Allgemeinen. Die vegetabilischen Koͤrper gehen die bekannten Grade der Gaͤhrung durch, und verweilen in jedem kuͤrzere oder laͤngere Zeit, bevor sie durch den letzten Grad derselben, die Faͤulniß, voͤllig zersetzt, d. h. in den Zustand des Moders gebracht werden, welchen man zwar nicht als einen bleibenden unveraͤnderlichen, aber doch als einen Beharrungszustand ansehen kann. Thierische Koͤrper hingegen uͤber- springen die ersteren Gaͤhrungsgrade, oder eilen wenigstens so schnell durch selbige hindurch, daß man sie kaum bemerkt, und gehen sogleich zur Faͤulniß uͤber, zu welcher sie auch die Vegetabilien mit fortreißen, wenn sie mit ihnen in Beruͤhrung stehen. Diese Faͤulniß ist aber ebenfalls nach der verschiedenen Staͤrke jener Bedin- gungen, oder der Einwirkung der Waͤrme, der Feuchtigkeit und der Luft verschie- den modifizirt, so wie das Produkt, welches daraus erfolgt. Verwesung. ohne Faͤulniß. Bei einem ganz freien Zutritte der Luft und Mangel der Feuchtigkeit und der hoͤheren Waͤrme kann Gaͤhrung und Faͤulniß nicht bemerklich eintreten. Es ent- steht aber doch eine Zersetzung, die wir Verwesung nennen, und die einer lang- samen Verbrennung gleich kommt, bei welcher ein verschiedener und gewoͤhnlich geringerer Ruͤckstand verbleibt; indem naͤmlich der groͤßte Theil des Kohlenstof- fes mit Sauerstoff vereinigt als Kohlensaͤure davon geht. §. 7. Thierische Faͤulniß. Die schnellere Zersetzung der thierischen Koͤrper durch Faͤulniß ruͤhrt ohne Zweifel von der mannigfaltigern, vermittelst des Durchganges durch mehrere lebende Systeme (indem naͤmlich die Vegetabilien den Thieren ihre Nahrung erst vorbereiten muͤssen) erzwungenen Zusammensetzung verselben her. Das Product derselben ist verschieden, und ist von groͤßerer Wirksamkeit auf die Pflanzen, in- dem es ihnen nicht bloß Nahrung, sondern auch Reiz sie aufzunehmen zu geben scheint. Es wird deshalb aber auch um so leichter und schneller consumirt und er- schoͤpft. Darum ist der animalische Duͤnger bei weitem der kraͤftigere, aber auch der am wenigsten nachhaltende und ausdauernde. Es scheint als wenn er auch den- jenigen Grad der Zersetzung, worin er den Pflanzen die meiste Nahrung geben kann, zuweilen uͤberspringe, und nur jenes Product der Verwesung §. 6. hinterlasse. §. 8. Die Mistduͤngung. §. 8. Alle modernde thierische Koͤrper geben einen Duͤnger, und zwar den aller- Der Mist. kraͤftigsten ab, und sie sind saͤmmtlich zu diesem Zwecke anwendbar. Am haͤufig- sten aber bedienen wir uns derjenigen Abgaͤnge der Thiere, die sie waͤhrend ihres Lebens aus dem Darmkanal und mit dem Urine auswerfen, weil wir sie am haͤu- figsten haben, und am vortheilhaftesten und wohlfeilsten uns verschaffen koͤnnen. Wir versetzen sie sehr zweckmaͤßig mit vegetabilischen Abgaͤngen, wodurch diese zu einer schnellern Faͤulniß und mit wenigerem Verluste hingerissen, dagegen die zu heftige Zersetzung jener animalischen Theile moderirt wird. Man hat dieses na- tuͤrlichen Duͤnger genannt, im Gegensatze von anderm, den man kuͤnstlichen Duͤn- ger zu nennen pflegt; keinesweges, weil jener einfacher ist, und weniger Kunst erfordert, sondern weil er der gewoͤhnlichste und von manchen sogar der einzig ge- kannte und ausschließlich angewandte ist. §. 9. Die chemische Untersuchung dieser thierischen Abgaͤnge gehoͤrt nicht hierher, Exkremente der Thiere. um so weniger, da uns die bisher angestellten Untersuchungen noch keine sehr er- heblichen Resultate fuͤr die Praxis des Ackerbaues geben, die wir jedoch davon in der Folge erwarten koͤnnen. Nur Folgendes, um irrige Vorstellungen davon zu vermeiden und um Auf- schluͤsse uͤber verschiedene Erscheinungen zu geben: Der Auswurf der Thiere durch den Darmkanal besteht nur zu einem Theil aus den Traͤbern und den unzersetzten Fasern der Nahrungsmittel; zum andern Theile aber aus verbrauchten und in den Darmkanal abgesetzten, folglich ganz ani- malisirten Stoffen des Koͤrpers, so daß diese Auswuͤrfe selbst bei denen von Vege- tabilien sich naͤhrenden Thieren mehr animalischer als vegetabilischer Natur sind, und sich in allen Stuͤcken so verhalten. Jedoch macht der Futterungs- und Feistig- keitszustand der Thiere hierin einen merklichen Unterschied. Wird ihnen der Ma- gen nur angefuͤllt mit einer Materie, die sehr wenige naͤhrende Theile, sondern nur schwer aufloͤsliche Fasern enthaͤlt, mit bloßem Stroh ohne juͤngeres Kraut und Koͤrner, so geht dieses fast unzersetzt durch den Darmkanal mit ab, und ist, weil der abgemagerte Koͤrper wenig von seinen thierischen Theilen abstoͤßt und aus- wirft, weniger von thierischer Natur. Zwar reicht schon dieses wenige zu, dem Zweiter Theil. Z Die Mistduͤngung. durch den thierischen Koͤrper durchgegangenen Stroh eine staͤrkere und schnellere Tendenz zur Faͤulniß zu geben. Aber ungleich kraͤftiger ist derjenige Mist von Thieren, welche durch nahrhaftes, Staͤrkemehl, Kleber-, Eiweis-, Schleim- und Zuckerstoff enthaltendes Futter in einen Feistigkeitszustand versetzt und erhal- ten werden, und die dann ungleich mehrere animalische Theile abstoßen und aus- werfen; indem sie solche von den angezogenen nahrhaften Stoffen taͤglich wieder ersetzen. Dagegen enthaͤlt ihr Auswurf weniger vegetabilische Traͤber und unzer- setzbare Faser. Daher der auffallende Unterschied zwischen dem Miste des Mast- viehes jeder Art, und dem, der von magerm und kuͤmmerlich durchwinternten faͤllt. Jenem koͤnnen in Verhaͤltniß seiner Quantitaͤt bei weitem mehr Einstreu- ungsmittel zugesetzt werden, ohne den gleichmaͤßigen Uebergang in Faͤulniß zu sehr zuruͤckzuhalten und zu verhindern. §. 10. Urin. Mit den thierischen Abgaͤngen aus dem Darmkanal vermengt sich in der Re- gel der abgehende Urin . Diese Fluͤssigkeit, welche zwar groͤßtentheils aus Wasser besteht, enthaͤlt jedoch sehr viele und ungemein wirksame Theile, einen eigenthuͤmlichen Stoff und verschiedene phosphorsaure Salze, besonders aber Am- monium. Man hat den abgedunsteten Urin, so wie die aus ihm gezogenen Salze in kleinen Quantitaͤten, die Vegetation ungemein befoͤrdernd gefunden. Dr. Belcher in den Communications to the board of Agriculture hat aber die Bemerkung gemacht, daß die Pflanzen davon leicht uͤberreizt und getoͤdtet wuͤr- den, welches letztere er aber auch einem besondern, haͤufig darnach erzeugten klei- nem gelben Insekte beimißt. Nach der Summe der Erfahrungen scheinen diese hoͤchst wirksamen Theile am meisten zur Benutzung zu kommen, wenn sie mit den Exkrementen der Gedaͤrme vermittelst schicklicher Auffangungsmittel gemengt und vereinigt werden, da sie dann zu einer erwuͤnschten Zersetzung derselben, und Her- vorbringung neuer Verbindungen vermuthlich vieles beitragen. §. 11. Stallmist. Der gewoͤhnliche Mist besteht also aus diesen vermengten Auswuͤrfen mit vegetabilischen Einstreuungsmitteln, in der Regel mit Stroh, versetzt, und diese zusammengesetzte Masse verstehen wir gewoͤhnlich unter dem Ausdruck Stallmist. Wir betrachten diese Masse zuerst in dieser Zusammensetzung. Die Mistduͤngung. §. 12. Sie unterscheidet sich sehr merklich nach der Verschiedenheit der Thiere, wo- Verschieden nach der Thierart. von die Auswuͤrfe gefallen sind, wenn gleich die Futterungsmittel, womit diese Thiere ernaͤhrt wurden, dieselben waren. Es sind bisher nur einige dieser Mistarten chemisch zergliedert und genauer gepruͤft worden. Der Hornviehmist ist naͤmlich von Einhoff und mir einer genauern Untersu- chung unterworfen worden. (S. Hermbstaͤdts Archiv der Agrikulturchemie, I. 255). Es gehoͤren aber noch genanere Untersuchungen, besonders unter dem pneumatischen Apparate dazu, um eine Vergleichung der verschiedenen Mistarten in Ansehung ihrer Bestandtheile anstellen zu koͤnnen. Wir bemerken deshalb hier vorerst nur diejenigen Erscheinungen, welche in die Augen fallend bei ihnen vor- gehen, und worin sie von einander abweichen. §. 13. Der Pferdemist untergeht bei zureichender Feuchtigkeit und maͤßigem Zutritte Der Pferde- mist. der Luft eine sehr schnelle Gaͤhrung, wobei sich eine betraͤchtliche Hitze entwickelt, die so stark ist, daß sie die Feuchtigkeit und mit derselben zugleich viele fluͤchtige Stoffe austreibt; so daß er ohne neue ihm mitgetheilte Feuchtigkeit nicht zu einer breiartigen Masse wird, sondern, wenn er anders compact liegt, in ein trocknes Pulver zerfaͤllt, und so verbrennt, daß er endlich fast nur Asche zuruͤcklaͤßt. Liegt er sehr locker, und so, daß die Luft ihn durchziehen kann, so zergeht er ungleich, verkohlt zum Theil torfartig, und setzt vielen Schimmel an, welcher der Erfah- rung nach seine duͤngende Wirkung sehr vermindert. Er besitzt diese Eigenthuͤm- lichkeit in einem hoͤheren Grade, wenn er von kraftvollen, mit Koͤrnern genaͤhr- ten Thieren faͤllt, als wenn er von solchen, die nur Gras, Heu und Stroh er- hielten, kommt; jedoch sind sie auch bei diesem noch merklich. Wird dieser Duͤu- ger vor seiner vollendeten Zersetzung in den Acker gebracht, so aͤußert er eine sehr schnelle Wirkung, und treibt die Pflanzen kraͤftig empor, welches zum Theil der aufs neue entwickelten Waͤrme, wenn er seine Zersetzung, unter der Erde gebracht, vollendet, beizumessen ist. Auf nassen, kalten, lehmigen Boden wirkt er hierdurch sehr vortheilhaft, indem er dessen nachtheilige Eigenschaften verbessert, dieser Erdboden aber seine Wirkung wieder moderirt. Auf trocknem, warmem, sandigem Z 2 Die Mistduͤngung. oder kalkigem Boden wirkt er dagegen in diesem Zustande oft hoͤchst nachtheilig. Die Pflanzen werden anfangs uͤbertrieben und uͤberreizt, darnach aber, wenn diese Wirkung aufhoͤrt, schwach und kraͤnklich. Seine Wirkung ist auch wenig nachhaltig, indem er sich selbst durch seine heftige Gaͤhrung schnell consumirt, und einen geringen Ruͤckstand zuruͤcklaͤßt. Nur im feuchten und gebundenen Boden ist dieses anders, und vorzuͤglichen Nutzen bringt er in solchem, der mit vielem aber unaufloͤslich gewordenen Humus angefuͤllt ist, indem er die Zersetzung desselben, besonders durch das entwickelte Ammonium, auffallend bewirkt. Hat er seine hitzige Gaͤhrung vollendet, so hinterlaͤßt er zwar einen jedem Boden hoͤchst wohlthaͤtigen und sehr aufloͤslichen Ruͤckstand, der aber nur eine kleine Masse betraͤgt. Wenn man ihn allein anwenden will, so wird er entweder auf lehmigen feuch- ten Boden, sobald er nur, was sehr fruͤh geschieht, seine erste Gaͤhrung angefan gen hat, gebracht, und untergepfluͤgt; wo er denn diesen Boden durch seine fort- gehende Gaͤhrung und Erwaͤrmung selbst mechanisch verbessert und auflockert, und mehrmals damit durchgepfluͤgt ihn zur Aufnehmung jeder Saat trefflich vor- bereitet. Soll er dagegen auf warmen und lockern Boden gebraucht werden, so ist es ohne Zweifel am vortheilhaftesten, wenn man ihn mit saftigen vegetabilischen Substanzen und mit Erde, am besten mit abgestochenen Rasen, vermengt oder durcheinander schichtet, durch selbige auch den zu freien Zutritt der Luft abhaͤlt, und ihn bei trockner Witterung mit genugsamer Feuchtigkeit unterstuͤtzt. Hierdurch erhaͤlt man dann eine sowohl kraͤftige als weit reichende und auch dem lockeren Boden angemessene Mengung. §. 14. Der Rind- viehmist. Der Stallmist des Rindviehs tritt zwar ebenfalls schnell in die faulige Gaͤh- rung, wenn er zusammen gepreßt mit feiner natuͤrlichen Feuchtigkeit liegt. Sie geht aber minder heftig und mit einer geringern Entwickelung von Waͤrmestoff vor sich, weswegen die Feuchtigkeit weniger ausdunstet, und es keinen neuen Zusatzes derselben in der Regel bedarf. Er zerfaͤllt deshalb nicht zu Pulver, sondern geht in eine breiartige, oder wie man sagt, speckige Masse uͤber. So lange er zusam- mengehaͤuft liegt, wird er nie zu Pulver zerfallen, sondern, wenn er voͤllig aus- Die Mistduͤngung trocknet, in eine torf- und kohlenaͤhnliche Substanz uͤbergehn. Er ist specifisch schwerer wie das Wasser, sowohl im frischen Zustande, wenn er mit Stroh nicht vermengt ist, als in dem zergangenen Zustande, wenn das rohrige Stroh schon in Fasern aufgeloͤst ist. Auf den Acker aͤußert er seine Wirkung minder schnell, aber um desto nach- haltiger auf viele und mehrere Fruͤchte, und wenn er nicht sehr zertheilt worden, so trifft man ihn in torfiger Gestalt nach 2 bis 3 Jahren in kleinen oder groͤßern Stuͤcken in der Ackererde an. In hoͤherem oder geringeren Zersetzungsgrade auf den Acker gebracht, scheint er darin keine merkliche Waͤrme zu entwickeln. Des- halb paßt er so vorzuͤglich und gewissermaßen einzig fuͤr den warmen Acker, den er, wie man sagt, kuͤhlt, was doch aber eigentlich nur negative zu verstehen ist. Auf sehr gebundenem lehmigen Acker scheint er leicht unwirksam zu werden, wenn er unter der Ackerkrume liegt, und nicht durch haͤufiges Umpfluͤgen mit der Atmo- sphaͤre in Beruͤhrung gebracht wird. In seinem frischen Zustande untergepfluͤgt behaͤlt er durch das rohrige Stroh mehr Verbindung mit der Atmosphaͤre, und scheint sich mittelst derselben besser zu zersetzen. Auch thut das rohrige Stroh eine gute mechanische Wirkung auf diesem Boden. §. 15. Der Stallmist der Schafe zersetzt sich leicht, wenn er compact in seiner na- Der Schaf- mist. tuͤrlichen Feuchtigkeit liegt, aber schwer und langsam, wenn er locker ist, und seine Feuchtigkeit sich versenken kann. Im Boden aber scheint er immer schnell zu zer- gehn; denn er aͤußert seine Wirksamkeit sehr fruͤh und kraͤftig, uͤbertreibt die erste Saat leicht, wenn er stark aufgefahren wird; weswegen man durchweg die Regel beobachtet, ihn dem Gewichte und Volum nach schwaͤcher aufzubringen. Seine Wirkung aber wird durch zwei Saaten mehrentheils erschoͤpft. Er entwickelt, besonders wohl aus dem Urin, sehr vieles Ammonium, wo- durch er vorzuͤglich solchen Aeckern nuͤtzlich wird, die unaufloͤslichen Humus in sich enthalten. Gewoͤhnlich ist der aus den Staͤllen ausgefahrne Schafmist von zweierlei Be- schaffenheit. Der obere ist strohigt, trocken und unzersetzt; der untere dagegen zergangen, feucht und gebunden. Wenn man ihn nicht durch das Umstechen vor- her zu einer mehr gleichartigen Masse macht, so ist es hoͤchst fehlerhaft, ihn ohne Die Mistduͤngung. Unterschied auf dasselbe Feld zu fahren. Der strohige Mist wirkt nur nachtheilig auf warme trockne Hoͤhen, aber desto vortheilhafter auf feuchte, und wie man es nicht unrichtig nennt, etwas versaͤuerte Gruͤnde. Auf solche kann man diesen strohigen Mist stark auffahren; der zergangene Mist muß dagegen auf jeden Bo- den nur sehr duͤnne verbreitet werden, weil er sonst Lagerkorn hervorbringt. Ueber den reinen Pferchduͤnger der Schafe in der Folge. §. 16. Schweine- mist. Ueber den strohigen Stallmist der Schweine sind die Meinungen sehr getheilt, indem ihn einige fuͤr einen sehr kraͤftigen, andere fuͤr einen unwirksamen Duͤnger erklaͤren. — Die Art der Futterung hat zwar bei dem Miste aller Thiere einen Einfluß, aber bei keinen scheint sie einen so großen, wie beim Miste der Schweine zu haben, und es macht nicht nur in Ansehung der Quantitaͤt, sondern auch der Qualitaͤt einen großen Unterschied, ob der Mist von magern kuͤmmerlich ernaͤhr- ten, oder von Mastschweinen herruͤhrt. Ferner kommt es sehr auf die Behand- lung dieses Mistes an, ob man naͤmlich das den Schweinen untergelegte Stroh trocken zu erhalten sucht, indem man der Feuchtigkeit einen schnellen Abzug durch die durchloͤcherten Bohlen giebt, und dann diese Jauche besonders auffaͤngt und benutzt, oder abfließen laͤßt. In diesem Falle erhaͤlt das Stroh wenig thierische Partikeln, und kann fast nur die Wirkung eines faulenden Streues thun. Wird dagegen auf irgend eine Weise die Jauche mit dem Strohe in Verbindung gesetzt, und darin erhalten, der Mist dann in eine der Gaͤhrung guͤnstige Lage gebracht, so entsteht ein sehr wirksamer Duͤnger daraus, und der nach uͤberstandener ersten Gaͤhrung durchaus von aller nachtheiligen Schaͤrfe, die man dem Schweinemiste sonst zuschreibt, frei ist. §. 17. Federvieh- mist. Vom Federvieh wird auf den meisten Wirthschaftshoͤfen zwar nur eine ge- ringe Masse von Mist, der aber dagegen hoͤchst wirksam und schaͤtzbar ist, erzeugt. Dieser Mist zeichnet sich naͤmlich von den Excrementen der vierfuͤßigen Thiere auf eine besondere Weise aus, und enthaͤlt einen besondern Stoff, der groͤßtentheils Eiweisstoff zu seyn scheint. Wir haben eine genaue chemische Untersuchung daruͤ- ber von Vauquelin, der insbesondere einen merkwuͤrdigen Unterschied unter dem Miste der Haͤhne und der Eier legenden Huͤhner entdeckte, der aber bei den nicht Die Mistduͤngung. Eier legenden Huͤhnern sich wieder verliert. Dieser Federviehmist aͤußert in einer kleinen Masse, aber bei einer sorgfaͤltigen Vertheilung eine vorzuͤglich treibende Kraft, die aber minder bemerklich wird, wenn man diesen Mist klumpig unter die Oberflaͤche bringt. Es scheint durchaus noͤthig, um seine Wirkung gehoͤrig zu benutzen, daß man ihn, verkleinert und zertheilt, nur als Ueberstreuungsmittel gebrauche. §. 18. Die menschlichen Excremente sind ein anerkannt wirksames Duͤngungsmit- Menschliche Excremente tel, und zeichnen sich in ihrer Grundmischung von den Excrementen der Haus- thiere sehr merklich aus. Sie sind wahrscheinlich auch unter sich nach der mehr animalischen oder mehr vegetabilischen Nahrung der Menschen verschieden. Wo man ihren Gebrauch gehoͤrig kennt, und den Ekel dagegen voͤllig uͤber- wunden hat, werden sie vor jeder andern Mistart geschaͤtzt. Man ist so weit ge- gangen zu behaupten, daß die Auswuͤrfe eines jeden Menschen zureichend seyn wuͤrden, so viele vegetabilische Nahrung zu erzeugen, als er zu seinem Lebensun- terhalt beduͤrfte. Dies ist jedoch, wie sich leicht berechnen laͤßt, sehr uͤbertrieben. Daß aber eine sehr betraͤchtliche Production aus diesen Excrementen hervorgehen kann, wenn man sie sammelte und gehoͤrig behandelte, und daß dadurch in Europa eine Million Menschen mehr ernaͤhrt werden koͤnnen, hat keinen Zweifel. Bis jetzt sind sie zum groͤßten Theile ungenutzt von der Natur wieder zersetzt, oder durch das Wasser dem Abgrunde des Meeres zugefuͤhrt worden. Dies ruͤhrt theils von dem uͤblen Geruche, den sie anfangs verbreiten, von dem Ekel, welchen sie erre- gen, und von einem daraus herstammenden Vorurtheile, daß sie den darauf ge- wachsenen Pflanzen einen uͤblen Geschmack mittheilen, theils aber auch davon her, daß man sie nicht gehoͤrig behandelte, und sodann einen nachtheiligen, oder doch einen der Muͤhe nicht entsprechenden Erfolg davon bemerkte. Sie wirken naͤmlich ungemein stark und uͤberreizend, wenn sie vor uͤberstan- dener Gaͤhrung in den Acker gebracht und nicht sehr sorgfaͤltig vertheilet werden. Man muß sie also als Mengeduͤnger bereiten, am besten mit abgestochenen Rasen in Haufen bringen, und diesen etwas gebrannten Kalk zusetzen. Hierdurch wird ihre uͤbermaͤßige Kraft gehoͤrig vermindert, und in einer groͤßeren Masse vertheilt, ohne die kraͤftigen Stoffe verlohren gehen zu lassen. Dieser Mist verliert hier Die Mistduͤngung. allen widrigen Geruch, zerfaͤllt und mischt sich zu einer kraͤftigen Erde, und kann dann am vortheilhaftesten und wirksamsten als Ueberstreuungsmittel genutzt werden. Es versteht sich, daß er mehrere Male durchgestochen werden muͤsse. Wird er, wie es gewoͤhnlich geschieht, da wo man ihn nicht ganz umkom- men laͤßt, auf den allgemeinen Misthaufen verbreitet, so kommt er bei weitem we- niger zu Nutze, und vertheilt sich nicht genugsam. Aus den Staͤdten kann man ihn mehrentheils in betraͤchtlichen Massen haben. Man erhaͤlt ihn daselbst an sich mehrentheils umsonst, aber dennoch ist seine Aus- bringung und seine Ausfuhr oft kostspielig. Auf dem Lande, in den Hoͤfen und Doͤrfern seine Verwitterung zu verhindern, und ihn durch Anlegung von Abtrit- ten zu sammeln, ist immer eine sehr nuͤtzliche Vorkehrung. Man kann ihn da so- gleich mit Rasenerde auffangen, und mit Kalk vermischen, wodurch zugleich das Widrige seines Anblicks an Gebaͤuden und Zaͤunen vermieden wird. Bei Paris existirt eine betraͤchtliche Fabrik, in welcher ein sehr wirksames und sehr gesuchtes Duͤngerpulver unter dem Namen Poudrette daraus fabrizirt wird. Man bringt diesen Mist auf eine abhaͤngige, mit Steinplatten belegte Flaͤche, so hoch, daß er sich erhitzen, dann noch mehr verbreitet, austrocknen kann. Man durchzieht ihn dann mit Eggen, zertheilt ihn damit, und bringt ihn darauf unter Schoppen, wo er sich mehrentheils aufs Neue erhitzt und voͤllig aus- trocknet. Dann wird er voͤllig zu Pulver gemacht, welches braunen Schnupf- taback gleich sieht, und wird nun besonders an die Gaͤrtner verkauft, die nothwen- dig eine große Wirkung von diesem Pulver verspuͤren muͤssen, indem sie es theuer bezahlen. Die Niederlaͤnder schaͤtzen diesen Duͤnger ebenfalls sehr hoch, holen ihn selbst im fluͤssigen breiartigen Zustande zur Are und zu Schiffe, des schrecklichen Gestan- kes ungeachtet, weit her, und gebrauchen ihn entweder als Kompost oder mit vielen Wasser verduͤnnt. So wird er auch in China und Japan sehr hoch geschaͤtzt; weswegen man ihn Japanesischen Duͤnger genannt hat. §. 19. Behandlung des Stall- mistes. Wir kehren zu der Behandlung des Stallmistes zuruͤck, dessen groͤßter und vorzuͤglichster Theil in der Regel der vom Rindviehe herruͤhrt. Der Die Mistduͤngung. Der Rindviehmist wird in den meisten Faͤllen mit Stroh aufgefangen. Wenn dieses auch nicht der Waͤrme und Reinlichkeit des Viehes wegen geschaͤhe, und nicht die bequemste Art waͤre, so wuͤrde man sie dennoch bloß in Hinsicht auf den Duͤnger waͤhlen muͤssen, weil durch diese Vermengung die Zersetzung des Strohes am meisten befoͤrdert, die Verwitterung des Mistes aber und sein fluͤchtiger Theil am besten zuruͤckgehalten wird. Von dem rohrigen Stroh werden besonders die fluͤssigen Theile und der Urin aufgenommen, und setzen an selbiges ihre frucht- barsten Theile ab. §. 20. Die Behandlung dieses Mistes ist mannigfaltig verschieden. Einige lassen Aufbewah- rung des Mistes im Stalle. den Mist lange im Stalle liegen, und indem sie den Auswurf der Thiere mit im- mer neuem Stroh bedecken, wird er zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe angehaͤuft, und das Vieh kommt folglich sehr hoch uͤber die Futterdiele zu stehen, weswegen man die Krippen beweglich macht, und sie immer weiter in die Hoͤhe bringt. Man thut dies theils bloß der Bequemlichkeit wegen, indem man nun des haͤufigen Aus- mistens uͤberhoben ist, und den Mist auf einmal ausfahren kann; wobei allerdings Arbeit ersparet wird. Aber man ist auch uͤberzeugt, auf diese Weise einen weit wirksameren Duͤnger zu erhalten, indem er hier mit seiner natuͤrlichen Feuchtigkeit und bei einem geringen Zutritte der atmosphaͤrischen Luft sich zu zersetzen anfaͤngt, durch Ausduͤnstung wenig oder gar nichts verliert, und selbst die niedergeschlage- nen Ausduͤnstungen des Viehes wieder aufnimmt. Dies hat seine vollkommene Richtigkeit, und die dagegen von manchen geaͤußerte Besorgniß, daß die Aus- duͤnstungen desselben dem Viehe nachtheilig seyn moͤchten, sind ungegruͤndet. Man bemerkt in solchen Staͤllen keinen widrigen Geruch, und die Luft bleibt sehr respirabel, wenn der aͤußeren reinen Luft nur nicht aller Zugang abgeschnitten ist, was wohl selten oder nie geschehen kann. Der so gewonnene Duͤnger, besonders der unterliegende befindet sich in einem sehr erwuͤnschten Zustande, und hat den Zeitpunkt, wo er am meisten durch die Ausduͤnstung zu verlieren pflegt, uͤberstan- den. Seine fluͤchtigen Stoffe haben sich schon zu festen vereinigt. Nur ist diese Methode bei einer reichlichen und saftigen Futterung kaum an- wendbar, wenn man nicht eine erstaunliche Menge Stroh zur Einstreuung verwen- den kann. Die Menge der Excremente wird bei einer solchen Futterung so groß, Zweiter Theil. A a Die Mistduͤngung. daß sich die Feuchtigkeit durch Einstreuung nicht daͤmpfen laͤßt, und daß das Vieh dennoch durchtritt und im Moraste stehet. Um die Vortheile dieser langen Aufbewahrung des Mistes im Stalle zu er- reichen, und die Nachtheile desselben dennoch zu vermeiden, ist ohne Zweifel die- jenige Einrichtung der Staͤlle, welche Schwerz im zweiten Bande seiner Bel- gischen Landwirthschaft beschreibt, und mit Kupfertafeln erlaͤutert, ungemein vor- theilhaft. Es ist naͤmlich hinter dem Stande des Viehes ein anderer wenigstens eben so breiter und vertiefter Raum angebracht, in welchem der Mist gelegt wird, so wie man ihn unter dem Viehe wegnimmt, und in welchem sich auch die saͤmmt- liche Feuchtigkeit herabzieht. Hier untergeht er seine Zersetzung, und wird alsdann in der Regel sogleich auf den Acker abgefahren. Muͤßte nicht auf die Kostbarkeit des Raums, indem naͤmlich die Staͤlle beinahe noch einmal so breit seyn muͤssen, als ohne dies noͤthig ist, unter den meisten wirthschaftlichen Verhaͤltnissen Ruͤcksicht genommen werden, so verdiente diese Methode einen allgemeinen und entschiede- nen Vorzug. Haben die Staͤnde nur eine ziemliche Breite, deren Raum es verstattet, daß man den Mist vierzehn Tage bis drei Wochen lang hinter dem Viehe aufhaͤufe, so ist hierdurch schon vieles gewonnen, indem der Zeitpunkt, wo die staͤrkste Ver- dunstung des Mistes vorgeht, dann schon uͤberstanden wird. So lange es also moͤglich ist, wird es besser seyn, den Mist im Stalle zu er- halten, weil er ohne allem Zweifel um so mehr gewinnt, je laͤnger er hier liegt. Aber immer ist dies bedingt durch die nothwendige Reinlichkeit und trockenes Lager des Viehes. Staͤnde es im Moraste, so wuͤrde man durch die ihm zugezogene Kraͤnklichkeit am Viehe doch ungleich mehr verlieren, wie man am Miste gewoͤnne. Von einem feuchten Stande entstehen boͤsartige Geschwuͤlste und Entzuͤndungen des Schenkels, die sogar, wie die Erfahrung gelehrt hat, toͤdtlich werden. Auch ist es unvermeidlich, daß bei einem schmutzigen Lager die Milch unrein werde. Bleibt der Mist unter dem Viehe liegen, so muß dahin gesehen werden, daß er sich hinten nicht mehr als vorne anhaͤufe, weil sonst die Thiere widernatuͤr- lich stehen muͤssen. Dies geschieht ohne besondere Aufmerksamkeit aber leicht, in- dem die Excremente dahin fallen, und die Viehwaͤrter solche dann mit desto mehre- rem Strohe bedecken wollen. Nur bei einer durren strohigen Futterung wird es Die Mistduͤngung. deshalb moͤglich seyn, den Mist ganz unter dem Viehe zu lassen; es sey denn etwa, daß der Stall mit hohl liegenden Bohlen belegt sey, durch welche sich die Fluͤssigkeit hindurchzieht; eine Methode, die man in einigen Gegenden, wo man aber das Vieh weniger um des Duͤngers willen haͤlt, antrifft. §. 21. Haͤufiger aber wird der Stallmist erst auf die Miststelle gebracht, wo man ihn Aufbewah- rung auf der Miststelle. laͤngere oder kuͤrzere Zeit liegen, mehr oder weniger sich anhaͤufen laͤßt, bevor man ihn auf den Acker faͤhrt. Diese Miststellen findet man auf verschiedene Weise angelegt. Zuweilen ha- ben sie eine betraͤchtliche Vertiefung, und bestehen aus einer wirklichen Grube: eine Einrichtung, die wohl durchaus fehlerhaft ist, indem sich die Feuchtigkeit darin uͤbermaͤßig anhaͤuft, so daß sie alle Zersetzung und Gaͤhrung des Mistes ver- hindert, und auch den Zutritt der atmosphaͤrischen Luft zu sehr abschneidet. Ueber- dem erschwert sie das Ausbringen des Mistes, der dann ganz naß geladen werden muß, und dessen kraͤftigster Theil bei dem Abfahren abtraͤufelt. Der Nachtheil dieser so stark vertieften Rindviehmiststellen ist so allgemein anerkannt, daß an sie jetzt kaum mehr antrifft, es sey denn da, wo man keinen Raum zur Verbrei- tung und Anhaͤufung des Mistes uͤbrig hat. Andere haben im Gegentheil, uͤberzeugt von dem Nachtheile einer zu nassen Lage, den Mist auf einer ebenen Flaͤche oder gar auf einer erhobenen Stelle lie- gen. Hier verliert er aber seine Feuchtigkeit zu sehr, und wird seiner wirksamsten Theile beraubt. Eine geringe Vertiefung der Miststelle scheint also am zweckmaͤßigsten. Sie muß nur nach einer Seite etwas abhaͤngig seyn, und daselbst einen durchgestoche- nen Abzug haben, welcher die uͤberfluͤssige Feuchtigkeit ab und nach einem zweck. maͤßigen Jauchenbehaͤlter hinleitet. An ihrem ganzen Umfange herum muß sie einen erhabenen Rand haben, um zu verhindern, daß ihr kein fremdes Wasser zu- fließe. Wird dieses nur abgehalten, so wird die Feuchtigkeit in der Miststelle sel- ten zu stark, wenn man auch die saͤmmtliche aus den Staͤllen abfließende Feuch- rigkeit in die Miststelle hineinleitet; es sey denn, daß das Vieh sehr viele waͤssrige Nahrung, z. B. Branntweinstrank erhalte. Die natuͤrliche Feuchtigkeit, und selbst das aus der Atmosphaͤre unmittelbar niedergeschlagene Wasser zieht der Mist A a 2 Die Mistduͤngung. an sich, und verdunstet das Waͤssrige durch seine Waͤrme. Meiner Ueberzeugung nach wird man von der Jauche am meisten Vortheil haben, wenn man sie auf die Weise dem strohigen Miste einverleibt. Der Jauchenabzug wird dann unbe- deutend seyn, außer etwa bei sehr feuchter Witterung, wo der Behaͤlter sie auf- nehmen muß. Besondere Abzuͤge der Jauche auf dem Boden der Miststelle anzu- legen, um dieser einen Ausweg zum Jauchenbehaͤlter hin zu bahnen, fand ich unnoͤthig. Ist die Stelle nur abhaͤngig, so zieht sich die Jauche durch den Mist hindurch und ab. Man hat eine Bedachung der Miststelle vorgeschlagen, und zuweilen wirk- lich ausgefuͤhrt. Sie soll nicht allein das Regenwasser, sondern auch die Son- nenstrahlen abhalten. Allein auf einer etwas großen Miststelle hat eine solche Bedachung viele Schwierigkeiten, und erschwert die Abfuhr des Mistes, wenn mit vielen Wagen zugleich gefahren wird, unvermeidlich. Man legt die Miststelle auf einer oder auf beiden langen Seiten des Stalles an, in nicht groͤßerer Entfernung, als daß ein beladener Wagen zwischen dersel- ben und dem Stalle herfahren koͤnne. Dieser Weg wird erhoͤht und gepflastert, und er muß zugleich einen Damm abgeben, der das von der Dachtraufe des Stal- les herabfallende Wasser in die Miststelle zu laufen verhindert, und diesem Wasser muß man einen besondern Abzug zu geben suchen. Bedeckte Kanaͤle laufen un- ter diesem Damme vom Viehstande ab zur Miststelle hindurch, um die Jauche dahin zu fuͤhren, die von der Einstreuung im Stalle nicht aufgenommen wird. Wenn man den Mist erst in einem hoͤheren Grade der Zersetzung abfahren will, so muß die Miststelle mehrere Abtheilungen haben, die man nach der Reihe anfuͤllt und ausleert. Man wird sonst immer den unzergangenen Mist zugleich mit dem zergangenen ausfuͤhren muͤssen, oder viele Arbeit mit der Wegraͤumung des erstern haben. §. 22. Ob die ver- schiedenen Mistarten ver- mengt oder abgesondert aufzubewah- ren. Man hat entweder besondere Miststellen fuͤr den Mist jeder Thierart, insbe- sondere der Pferde und der Schweine, oder man bringt den Mist aller auf die- selbe Miststelle, und unter dem Rindviehmist. Wo eine auffallende Verschiedenheit des Bodens sich findet, und der Raum des Hofes es erlaubt, kann es rathsam seyn, diese Absonderung zu erhalten, Die Mistduͤngung. und jede Mistart nach ihren oben angegebenen Qualitaͤten auf diejenigen Aecker und auch wohl zu denjenigen Fruͤchten unterzubringen, wozu sie vorzuͤglich passen. Die Pferdemiststelle wird alsdann tiefer angelegt, manchmal in einer engen aber betraͤchtlich vertieften Grube, damit die Feuchtigkeit mehr erhalten, durch diese die Hitze moderirt werde, der Mist compact liege und von der Atmosphaͤre minder beruͤhrt werde. So wird seine Gaͤhrung und Faͤulniß langsamer vor sich gehen, und eine nicht so pulvrigte, sondern mehr breiartige Masse daraus werden, beson- ders wenn man ihn von Zeit zu Zeit mit Feuchtigkeit versieht. Will man seine Gaͤhrung noch mehr moderiren, so ist es sehr zweckmaͤßig, ihn mit dem Schweine- miste zu durchsetzen, und auch die Jauche des letztern zu dieser Miststelle hinzulei- ten. Hierdurch wird auch der kaͤltere und minder zersetzbare Schweinemist zur Gaͤhrung und Faͤulniß mit fortgerissen, und es entsteht aus diesem Gemenge eine sehr gute Masse. Unter andern und weit haͤufiger eintretenden Umstaͤnden wird es aber rath- samer seyn, die saͤmmtlichen Mistarten, die auf einem Hofe gemacht werden, bis auf den Federviehmist, durcheinander zu bringen, und zwar so, daß sie abwech- selnd geschichtet und gleichmaͤßig verbreitet werden, um sie miteinander in Beruͤh- rung zu setzen. Dies hat den großen Vortheil, daß das Mangelnde und Nach- theilige der einen Mistart, durch die andere gehoben und verbessert, der Pferde- mist in seiner uͤberschnellen Gaͤhrung zuruͤckgehalten, die des Rindvieh- und Schweinemistes aber verstaͤrkt werden, woraus dann eine gleichmaͤßige egal zer- setzte und sogenannte speckartige Masse entsteht. Der Schafmist wird in der Regel abgesondert erhalten, theils weil der Schaf- stall nicht mit in dem Umfange des gewoͤhnlichen Wirthschaftshofes begriffen zu seyn pflegt, theils weil man ihn den ganzen Winter gern im Stalle liegen laͤßt, und ihn immer mit neuer Stren bedeckt, so daß er oben immer trocken genug bleibt. Auch ist die Ausfuhr desselben im Winter mit manchen Schwierigkeiten verbunden, selbst wenn man die Schafe bei Tage heraustreiben kann. Wenn er sich einigerma- ßen angehaͤuft hat, und nun geruͤhrt wird, entwickelt er einen stechenden Dunst des Ammoniums, der Wegraͤumung der Raufen und Horden nicht zu gedenken. In sofern jedoch diese Schwierigkeiten der Lokalitaͤt nach nicht in Betracht kaͤmen, wuͤrde eine Vermengung des Schafmistes mit dem Rindviehmiste aller- Die Mistduͤngung. dings nuͤtzlich seyn, und alle diejenigen, welche es thun, versichern davon den groͤßten Nutzen verspuͤrt zu haben. §. 23. Abhaltung der Luft waͤh- rend der Gaͤh- rung. Unsere im Hermbstaͤdtschen Archiv B. I. mitgetheilten Versuche, so wie die fernern auf diesen Gegenstand gerichteten Beobachtungen, haben mich vollkom- men uͤberzeugt, daß der Mist kraͤftiger werde, und weniger verliere, wenn man ihn den freien Zutritt der atmosphaͤrischen Luft, so viel als moͤglich — denn voll- kommen kann es nicht ohne Wasser geschehen — abschneidet, naͤmlich so lange er sich im staͤrksten Grade seiner Gaͤhrung befindet, und die Entwickelung fluͤch- tiger Stoffe am staͤrksten vorgeht. Ich wuͤrde also allerdings eine Bedeckung mit Erde fuͤr vortheilhaft halten, wenn sie nicht mit zu vieler Arbeit und Umstaͤnden verbunden waͤre. Da dies aber der Fall ist, so genuͤget, wie ich glaube, eine ebenmaͤßige Verbreitung des Mistes auf einer verhaͤltnißmaͤßigen Flaͤche. So lange der frisch ausgebrachte Mist oben liegt, tritt er in keine merkliche Gaͤhrung, verhindert aber, daß die nun in Gaͤhrung kommende darunter liegende Schicht von der Atmosphaͤre nicht zu stark beruͤhrt werde. Die sich entwickelnden Gase, mit Ausnahme des ammonischen (welches sich in dieser Lage aber wenig erzeugt), sind schwerer wie die atmosphaͤrische Luft, halten sich also unter und in der oberen Mistlage auf, welche sie gegen das Verwehen schuͤtzt, so daß sie wahrscheinlich wieder angezogen werden, und in neue Verbindungen treten. Auf einer so behan- delten Miststelle bemerkt man keinen erheblichen Geruch. Die zunaͤchst uͤber der- selben aufgefangene Luft truͤbt das Kalkwasser unmerklich, und Salpetersaͤure erregt keinen Dampf. Nur wenn man den Mist ruͤhrt, erfolgt beides sehr stark. Ein Beweis, daß Kohlensaͤure, Azot und Hydrogen sich zwar stark entbinden, aber bei einer ruhigen und gegen die atmosphaͤrische Einwirkung maͤßig geschuͤtzten Lage wenig in Gasgestalt entfernen, sondern neue Verbindungen eingehen. Die Vorsicht aber, den Mist ebenmaͤßig und nicht auf einer zu großen Flaͤche auszubreiten, ist sehr wichtig. Wird er in kleinen Huͤgeln auf die Miststelle ge- worfen, so erfolgt diese Bedeckung nicht, und obendrein kommt er hohl zu liegen, und in diesen Hoͤhlungen erzeugt sich dann Schimmel, wovon man weiß, daß er die Guͤte des Mistes herabsetze. Einige Zusammenpressung dieses uͤbereinander geschichteten Mistes ist ihm offenbar vortheilhaft, und deshalb ist es rathsam, Die Mistduͤngung. die Stelle mit einem Gelaͤnder zu umziehen, damit das aus dem Stalle gelassene Vieh darauf herumtrete. Ich weiß, daß einige dieses Zusammenpressen des Mistes fuͤr nachtheilig erklaͤrt haben. Ich habe aber gefunden, daß der Mist an einer Stelle, wo taͤglich mehrere Wagen uͤber ihn wegfuhren, gerade von der besten Beschaffenheit und vollkommen zersetzt war. Wenn ein Theil der Miststelle auf die Weise 5 bis 6 Fuß hoch aufgeschichtet ist, und man nun diesen Mist gleichmaͤßig zergehen lassen, mit dem neuen Miste aber eine andere Stelle anlegen will, so ist es gewiß sehr rathsam, die erstere mit einer Lage von Erde oder von abgestochenem Rasen zu bedecken. Unter dieser Be- deckung vermodert er gleichmaͤßig, und ohne durch Verdunstung etwas Erhebliches zu verlieren. Was etwa ausdunstet, wird von der Erde aufgenommen. Mit dem obenauf gelegten noch nicht zergangenen Rasen wird nach abgefahrenem Miste der Grund ausgefuͤllet, und diese werden dadurch zu einem reichhaltigen Duͤnger. Um allen Verlust durch die Versenkung der Jauche in den Boden zu vermei- Ob die Mist- stelle auszu- pftastern sey. den, hat man angerathen, die Miststelle ausschlagen oder sie auch mit kleinen Kieseln auspflastern, mit Steingrus zu belegen, und auch wohl gar mit Kalkmoͤr- tel oder Zement aussetzen zu lassen, um so einen voͤllig wasserdichten Grund zu haben. Wo der Boden an sich thonigt ist, da sind diese Vorkehrungen ganz unnoͤthig. Auf sandigem Boden aber koͤnnen sie nuͤtzlich seyn, wenn eine Miststelle frisch an- gelegt wird. Bei einer alten Miststelle kann man sich dieser Vorrichtung jedoch selbst auf Sand uͤbetheben, weil dieser, wenn er einmal mit der Mistjauche durch- drungen ist, nichts weiter anzuziehen und durchzulassen scheint. Ich habe den Grund einer solchen Mistgrube auf einen Fuß tief durchdrungen und ganz schwarz gefunden, darunter aber, scharf abgeschnitten, den reinen weißen Sand, so daß ich uͤberhaupt nicht besorge, Sand werde den Duͤnger zu tief versenken lassen. Wenn eine Miststelle leer gefahren worden, und man eine neue Lage darauf bringen will, ist es immer rathsam, den Grund mit allerlei schwer verwesenden vegetabilischen Abfaͤllen, Baumlaub, trocknem Kraute, Struͤnken, Holzerde oder auch mit Rasen, kurz mit allem, was Jauche aufnehmen kann, und nach sei- ner Vermoderung Duͤnger abgiebt, ausfuͤllen zu lassen. Die Mistduͤngung. Behandlung des Mistes in der Schweiz. In der Schweiz, wo man alle kleineren Manipulationen mit großer Aufmerk- samkeit und Sorgfalt verrichtet, wird der Strohmist, von dem man die Jauche ziemlich absondert und solche besonders benutzt, so wie er aus dem Stalle kommt, in regulaͤre Haufen aufgesetzt. Man legt hier das laͤngere Stroh auswaͤrts, und bringt es mit der Gabel zusammen, so daß der eigentliche Mist nach innen und außer der freien Kommunikation mit der Luft komme. Diese Haufen werden wagerecht 5 bis 6 Fuß hoch und sorgfaͤltig verpacket aufgefuͤhrt. Sie sollen dann das Ansehen eines großen Bienenkorbes bekommen, indem man aͤußerlich bloßes Stroh sieht. Sie werden dann mit Jauche oder nur mit Wasser bei duͤrrer Zeit begossen, um sie immer in der zur Gaͤhrung erforderlichen Feuchtigkeit zu erhalten. Der Mist soll inwendig vortrefflich, gleichartig und speckig werden, ungeachtet ihm ein Theil der Jauche entzogen worden. Man hat es dadurch auch in seiner Gewalt, den Mist in dem Zersetzungsgrade, worin man ihn haben will, anzuwen- den, indem diese Haufen von einander abgesondert stehen. Die Sache ist gewiß genauerer comperativer Versuche werth. §. 24. Gerechter Zu- stand des Mistes zur Ausfuhr. Ueber den guͤnstigsten Zeitpunkt der Ausfuhr des Mistes auf dem Acker, der uͤber den Zustand desselben, worin er sich befinden soll, wenn er dem Boden ein- verleibt wird, sind die Meinungen sehr getheilt. Die meisten haben zwar den Grundsatz beobachtet, daß nur vermoderter Mist, in welchem das Stroh wenig- stens seinen Zusammenhang verloren, wenn gleich noch nicht voͤllig zerstoͤrt sey, dessen ganze Masse sich gleichmaͤßig abstechen lasse, oder der in einem butter- oder speckartigen Zustande sey, auf den Acker gefahren werden muͤsse. Diesen Zustand erreicht der Mist fruͤher oder spaͤter, je nachdem die Temperatur hoͤher oder niedri- ger und die Feuchtigkeit ihm in dem gerechten Maße erhalten ist. Im Sommer kann der Mist in 8 bis 10 Wochen dahin gelangen; im Winter erfordert es 20 Wochen und daruͤber. Der Mist hat in diesem Zustande seine Gaͤhrungs- waͤrme voͤllig verloren, und er dunstet nur zu Anfange, wenn er geruͤhrt wird, zuerst mit einem stinkenden dumpfigen Geruche, nachher eine Zeitlang mit einem moschusartigen aus. Er hat eine gelbliche Farbe, die aber an der Luft bald schwarzbraun wird. Auf den Acker gestreut nimmt er bei der Trockniß die Gestalt Die Mistduͤngung. Gestalt eines kohligen Torfs an, ziehet aber Feuchtigkeit schnell an sich, und zer- faͤllt; laͤßt sich auch dann mit der Ackerkrume gleichmaͤßig mengen. Andere geben dem langen unzersetzten Miste den Vorzug, und suchen es so einzurichten, daß sie ihn sogleich aus dem Stalle auf den Acker bringen. Wenn dieser Mist schon im Stalle zum Theil seine Hauptgahrungsperiode uͤberstanden hat, so ist wirklich seine Unterlage wenigstens schon in demselben Zustande, als haͤtte er auf der Miststelle gelegen, und gelangt im Winter bei der hoͤheren Tem- peratur der Stallluft schneller dahin. Zuweilen faͤhrt man aber auch den ganz frischen und strohigen Mist auf den Acker, und pfluͤgt ihn so gut wie moͤglich unter, meint auch in einigen Faͤllen davon eine groͤßere Wirkung verspuͤrt zu haben, als vom zergangenen Miste. Auf den zaͤhen und kaltgruͤndigen Boden ist letzteres Ve hren, wenn es die Wirthschaftsverhaͤltnisse leiden, ohne allen Zweifel zu empfehlen, besonders wenn man den Mist stark auf, und dann durch forgsaͤltiges Einlegen in die Furche un- ter die Erde bringt. In dem Falle hat er die Kraf., die Gaͤhrung hier anzufan- gen, sich zu erwaͤrmen, dem Boden selbst seine Waͤrme mitzutheilen, ihn erst durch das Stroh zu luften, und dann dadurch und zugleich durch die Entwickelung seiner Gase zu lockern, und damit zu durchdringen. Durch sein erzeugtes Ammo- nium wirkt er besonders auf den unzersetzbaren Humus, der sich vorzuͤglich in sol- chem Boden befindet. Er erregt mancherlei Wechselwirkungen, und aͤußert be- sonders diejenige, vermoͤge welcher der Duͤnger die noch im Boden enthaltene naͤhrenden Theile aufschließt, staͤrker wie derjenige Mist, der seine Gaͤhrung schon uͤberstanden hat. Dagegen aber hat man von diesem langen Miste wenig oder gar keinen Nutzen gehabt, oft sogar Nachtheil verspuͤrt, wenn er auf trocknem, lockern und ausgezehrten Boden, der wenige Nahrungstheile in sich enthielt, und dem sie durch diesen Mist erst gegeben werden sollten, gebracht wurde. Insbesondere habe ich seine Nachtheile sehr deutlich wahrgenommen, wenn er kurz vor der Ein- saat eingebracht wurde, und vor der Vegetation nicht zersetzt war. Fiel Duͤrre ein, so verdorrten die Pflanzen um so leichter; trat aber feuchte Witterung ein, so trieben die Pflanzen zwar stark darauf empor, bekamen aber ein gelblichtes und verbleichtes Ansehen, starben zum Theil ab, oder blieben doch schwaͤchlich, waren Zweiter Theil. B b Die Mistduͤngung. dem Honigthau unterworfen, und bekamen unvollkommene Koͤrner. Sie schienen durch zu vieles Hydrogen und mit zu wenigem Kohlenstoff genaͤhrt zu seyn. Wenn dieser Mist auf oder im Acker ausdoͤrret, so zerfaͤllt er in etlichen Jah- ren nicht, mischt sich nicht mit der Erdkrume, und wird wohl erst sehr spaͤt zu wirk- lichem fruchtbaren Moder, weil er nachher in keine Gaͤhrung kommen kann, son- dern nur verwittert. Daher wohl die Bemerkung, daß Mist, der auf die erste Frucht keine Wirkung thue, auch auf die folgenden keine aͤußere. Es koͤmmt daher allerdings viel darauf an, den Mist gerade in einem der Bodenart angemessenen Zustande auf und in den Acker zu bringen. §. 25. Luftaussetzung des Mistes, wann sie un- schaͤdlich sey. Den Mist, der eben in seiner hoͤchsten und hitzigen Gaͤhrung sich befindet, zu ruͤhren und zu vertheilen, scheint mir nicht bloß der Theorie, sondern auch mehreren Beobachtungen nach hoͤchst nachtheilig. Hier gehen wahrscheinlich viele seiner wirk- samsten Stoffe verloren, wenn er in freie Beruͤhrung mit der Luft kommt. Bevor er aber seine Gaͤhrung lebhaft angefangen hat, oder nachdem seine hitzige Gaͤhrung vollendet ist, scheint er in beiden Faͤllen durch Luftaussetzung gar nichts zu ver- lieren, was wenigstens nicht auf andere Weise wiedergewonnen wird. Den langen frischen Mist im Winter uͤber den Boden auszubreiten, und ihn so bis zur Fruͤhjahrsbeackerung liegen zu lassen, thut eine augenfaͤllige und sehr er- wuͤnschte Wirkung; vorausgesetzt, daß abfließendes Wasser seine ausgezogenen Theile nicht wegfuͤhre, sondern selbige nur in den Boden hinneinziehe. Diese Bedeckung des Bodens uͤber Winter macht ihn ungemein locker und auffallend fruchtbar. Ich habe haͤufig gesehen, daß man das Stroh, welches freilich zum Theil ausgewaschen und nicht vermodert war, wieder zusammenbrachte, und aufs Neue zur Einstreuung brauchte, oder aber solches auf einer naßkalten Stelle in den Acker brachte, und dennoch hatte der Boden, worauf es lag, eine allen Anschein nach eben so große Fruchtbarkeit angenommen, als waͤre der saͤmmtliche Mist un- tergebracht worden. Haͤufig werden Wiesen auf diese Weise beduͤngt. Langen und kurzen Mist uͤber ausgesaͤete Erbsen und Wicken verbreiten, ihn darauf liegen und diese hindurchwachsen lassen, habe ich zu oft versucht, um auf warmem, lockern Mittelboden vom vorzuͤglichen Effekt dieser Methode nicht vollkommen uͤberzeugt zu seyn. Insbesondere hat sie mir bei spaͤterer Einsaat immer eine vorzuͤgliche Die Mistduͤngung. Ernte dieser Frucht gesichert. Was aber merkwuͤrdiger ist und schwer erklaͤrbar zu seyn scheint — ein solcher Acker hat sich auch in Ansehung der folgenden Fruͤchte gegen den ausgezeichnet, wo mehr zergangener Mist untergepfluͤgt war. Jedoch wurde immer mit dem Umpfluͤgen der Stoppel nach Abbringung der Frucht moͤg- lichst geeilt. Im Jahre 1808 saͤete ich Sommerruͤbsen auf mageres Land, und Klee darun- ter, belegte es mit ganz frischem strohigen Mist. Im Herbste 1809 ließ ich den Klee umbrechen, und mit Rocken besaͤen. Die Saat zeichnet sich jetzt gegen den nebenstehenden, welche im Sommer Duͤnger mit Brache erhalten hat, sehr zu ihrem Vortheil aus. Daß derjenige Duͤnger, welcher seine hitzige Gaͤhrung uͤberstanden hat, durch freie Luftaussetzung, wenn er naͤmlich auf der Oberflaͤche des Ackers ausgestreuet liegt, auch in der heißesten Jahreszeit und bei sehr duͤrrer Witterung nicht ver- liere, sondern eher gewinne, scheint mir jetzt nach einer Menge von komparativen von mir und anderen angestellten Versuchen fast unzweifelhaft zu seyn, so wenig Glauben diese Bemerkung bei denen, die keine Versuche daruͤber angestellt haben, zu finden scheint. Man glaubt er muͤsse nothwendig durch Verdunstung verlieren, und dies scheint a priori so wahrscheinlich, daß man den Rath, mit der Unterpfluͤ- gung des gestreuten Mistes im Sommer moͤglichst zu eilen, bisher allgemein gegeben hat. Die Bemerkungen praktischer Landwirthe in Meklenburg vom Gegentheil machten mich zuerst aufmerksam daraus. — Vermuthlich ist die Verdunstung des ausgegohrnen Mistes nicht so groß, als sie zu seyn scheint. Er giebt zwar bei seiner Ausfuhr und seiner ersten Verbreitung einen starken moschusartigen Geruch von sich; diese erste Ausduͤnstung ist aber auf keine Weise zu vermeiden, und wenn man weiß, wie aͤußerst fein und expansibel die Ausduͤnstungen, welche diesen Geruch erregen, sind, — indem naͤmlich einige Grane Moschus Jahre lang eine große Atmssphaͤre mit ihrem Geruche anfuͤllen, und solchen allen Koͤrpern, welche in diese Atmosphaͤre kommen, mittheilen koͤnnen, ohne etwas merkliches von ihrem Gewichte zu verlieren — so braucht man sie in der Quantitaͤt nicht hoch anzuschla- gen. Nachher giebt solcher Mist weiter keinen Geruch von sich, und verliert nach einem gemachten Versuche nicht an seiner Schwere. Es gehen zwar freilich wohl einige Zersetzungen noch mit ihm vor, wenn er in feuchtem Zustande ist, indem er B b 2 Die Mistduͤngung. naͤmlich Sauerstoff einsaugt, und Kohlensaͤure entwickelt. Es laͤßt sich aber mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß diese mit der Feuchtigkeit sich in den Boden ziehe, und ihn befruchte. Bei der Trockniß geht aber keine Zersetzung vor sich. Man findet einen Brachacker, wo solcher Mist einige Wochen lang gelegen hat, sehr stark und lebhaft begruͤnt, selbst an solchen Stellen, die nicht unmittelbar mit diesem Miste in Beruͤhrung standen; ein Beweis, daß sich seine befruchtende Wirkung, bevor er unter die Erde kommt, auch in seinem Umkreise verbreite, und vom Erdboden angezogen werde. Aus diesen Gruͤnden scheint die Verbreitung des Mistes auf den Acker, wenn er auch laͤngere Zeit liegen muß, ehe er untergepfluͤgt wird, keine Bedenklichkeit zu haben; es sey denn auf einem abhaͤngigen Felde, wo das abfließende Regen- oder Schneewasser ihn auswaschen und entkraͤften kann. In letzterem Falle muß er, wenn man die Ausfuhr zu einer Zeit vollfuͤhren will, wo er nicht untergebracht werden kann, in Mieten gefahren werden. Es ist aber zu bemerken, daß er sich, wenn er in solchen Mieten steht, selbst im Winter weit staͤrker zersetze, und weit mehr zusammenfalle, als auf dem Hofe, welches nur von der staͤrkern Beruͤhrung der Luft, und dadurch bei fortdauernder Gaͤhrung bewirkten Verdunstung her- ruͤhren kann. Ein sehr fehlerhaftes und nachtheiliges Verfahren ist es, den Mist in den kleinen Haufen, worin er vom Wagen abgestoßen wird, auf dem Acker liegen zu lassen. Hat er seine Gaͤhrung noch nicht uͤberstanden, so zersetzt er sich in solchen kleinen Haufen mit dem groͤßten Verluste, indem ihm der Wind die sich entwickeln- den fluͤchtigen Theile entfuͤhret, und er zersetzt sich uͤberdem ungleich, in der Mitte stark, im Umkreise wenig oder gar nicht. Seine groͤßte Kraft, und seine am mei- sten aufgeloͤsten Theile ziehen sich auf der Stelle wo der Haufen liegt in den Bo- den, und das unkraͤftige, minder aufgeloͤste bleibt zuruͤck, weswegen nachher auch bei der sorgfaͤltigsten Ausstreuung, die Plaͤtze wo die Haufen gelegen, sich meh- rere Jahre lang oft durch uͤbermaͤßige Geilheit der Saaten, die sich an solchen Stellen wohl gar niederlegen, auszeichnen, wogegen um sie herum die Fruͤchte nur kuͤmmerlich stehen. Man muß es sich daher zu einer unverbruͤchlichen Regel machen, den Mist sogleich auszustreuen, wenn er in solchen Haufen abgestoßen worden, und dieses kaum einen Tag verschieben. Die Mistduͤngung. §. 26. Die Zeit, den Mist auszufahren, ist nach den Wirthschaftseinrichtungen sehr Zeit der Aus- fuhr des Mistes. verschieden. In der Felderwirthschaft mit reiner Brache, so wie in der Koppelwirth- schaft, geschieht es in der Regel allein in dem Zeitraume zwischen der Fruͤhjahrsbestel- lung und der Ernte. Dieser Mist besteht also hauptsaͤchlich aus demjenigen, welcher im Winter gemacht worden, wozu in solchen Wirthschaften, die das Vieh des Nachts aufstallen, noch der naͤchtliche Mist vom vorigen Sommer und vom diesjaͤh- rigen Fruͤhjahre kommt. Der groͤßere Theil dieses Mistes ist daher schon stark zer- setzt, und nur der oberste noch unvermodert. Ein aufmerksamer Landwirth wird bei- des unterscheiden, und den zergangenen Mist auf feuchtere, kaͤltere, den unzergange- nen auf trocknere und waͤrmere Stellen fuͤhren lassen. Es hat aber allerdings Schwierigkeiten, daß dieses gehoͤrig geschehe. Diejenigen Wirthschaften, welche ihren Mist zu verschiedenen Fruͤchten benutzen und zu verschiedenen Jahreszeiten ausfahren koͤnnen, haben auch darin einen Vorzug, daß sie ihren Mist bei einer guten Anlage der Miststelle in dem Zustande waͤhlen und ausfahren koͤnnen, worin er dem Boden mit Ruͤcksicht auf die zu bauende Frucht am angemessensten ist. Der fruͤhere oder spaͤtere Wintermist wird hauptsaͤchlich zu den Hackfruͤchten aufgefahren. Den Kartoffeln auf lehmigem Boden ist der unzergangene strohige Mist besonders vortheilhaft, weil er die Bindung des Bodens, welche den Kartoffeln bei ihrer Keimung leicht nachtheilig werden kann, lockert, und die Setzkar- toffel in Verbindung mit der Luft erhaͤlt. Es ist daher auf solchem Boden sehr rath- sam, den saͤmmtlichen Mist in die Kartoffelnfurche beim Einlegen zu bringen, wie an seinem Orte gezeigt werden wird. Anderen Wurzelgewaͤchsen und insbesondere dem Kohl ist der zergangene Mist weit angemessener, und auf losem Boden ist dieser eine nothwendige Bedingung fuͤr ihr Gedeihen. Sodann wird der Mist fuͤr die Erbsen und Wicken ausgefahren, entweder zum Unterpfluͤgen oder auf die oben erwaͤhnte Art zum Ueberstreuen. Der spaͤter gemachte Mist, welcher bei der hoͤheren Temperatur sich schneller zersetzt, wird den spaͤtern Hackfruͤchten, besonders aber dem Raps gewid- met. Was nun nach der Mitte des Sommers gemacht wird, kann zum Theil noch zur Winterung verwandt werden, der man zwar bei dieser Wirthschaftsart keine Hauptduͤngung giebt, der man aber doch zuweilen etwas nachzuhelfen rathsam findet; oder er wird schon auf die Stoppel derjenigen Felder gebracht, die im kuͤnftigen Die Mistduͤngung. Jahre Hack- oder Huͤlsenfruͤchte tragen sollen; oder aber er wird zum Compost ge- braucht und Mengehaufen davon angelegt. Der Mistwagen steht daher in diesen Wirthschaften niemals still, weil immer paßlicher Mist vorhanden und bei der gleichmaͤßigen Vertheilung der Gespannarbeit durchs ganze Jahr immer Zeit dazu uͤbrig ist. Wird der Mist auf die Brache gefahren, so sind die Meinungen zwar nicht uͤbereinstimmend, auf welche Furche dieses geschehen muͤsse. Von den meisten ge- schieht es so, daß er mit der vorletzten Fahre untergepfluͤgt werde. Hiergegen haben einige das Bedenken, daß er alsdann mit der letzten wieder heraufgebracht und oben auf zu liegen komme, welches sie fuͤr sehr nachtheilig halten. So wenig ich die- ses Obenaufliegen scheue und den Verlust dieses Mistes be ge, so halte ich es doch allerdings fuͤr besser, wenn er mit drei Furchen durchgepfluͤgt werden kann, und des- halb wuͤrde ich ihn, so weit es thunlich ist, sogar mit der ersten Furche, wenn diese erst nach der Mitte des Sommers gegeben wird, einpfluͤgen. Aber das Unterbringen mit der letzten Furche halte ich durchaus fuͤr fehlerhaft und fuͤr eine haͤufige Ursach des Mißrathens der Saat. Er kann bei dieser Methode nie gehoͤrig mit dem Boden ge- mengt werden, kommt klumprig zu liegen, erhitzt sich an einigen Stellen zu stark und bleibt an andern unverweßt, so daß man ihn dann noch nach mehreren Jahren torfartig und unzersetzt im Boden antrifft. Die Saat steht darnach scheckig und hor- stig; es ziehen sich Insekten auch Maͤuse stark danach her, und Stellen, die zu geil getrieben hatten, wintern sodann aus. Insbesondere ist das Unterbringen des lan- gen unzersetzten Mistes mit der letzten Furche zur Winterung oft von den uͤbelsten Fol- gen. Der Acker wird dadurch bollig oder kann sich nicht setzen. Wenn feuchte warme Witterung eintritt und die Einsaat fruͤh geschehen ist, der Mist dadurch vor Winter noch in Gaͤhrung kommt, so entsteht leicht ein Uebertreiben der Saat, sie wird geil, aber schwaͤchlich, wahrscheinlich mit Hydrogen uͤberfuͤllt und uͤberreizt. Sie haͤlt dann den Winter nicht aus, sondern fault und stirbt ab. Kommt dieser lange unzertheilte Mist vor Winter nicht in Gaͤhrung, so bewirkt er, wenn Waͤrme und Trockniß im Fruͤhjahre eintritt, durch seine Hitze leicht das Verscheinen der Saa- ten, indem diese bleich werden und absterben. Alle diese Faͤlle habe ich beobachtet, und daß es zuweilen unter sehr guͤnstigen Umstaͤnden dennoch gut gerathe, ist eine Ausnahme von der Regel. Die Mistduͤngung. Gegen das Unterpfluͤgen des Mistes mit einer fruͤhern als der vorletzten Furche haben einige ein Vorurtheil und meinen, er werde hier seine Kraft auf den Austrieb des Unkrauts unnuͤtz und schaͤdlich verschwenden. Allein der staͤrkere Austrieb des Unkrauts, den er wirklich bewirkt, weit entfernt, schaͤdlich zu seyn, ist vielmehr hoͤchst vortheilhaft, indem die Unkrautssamen und Wurzeln nicht nur um so mehr dadurch zerstoͤrt werden, sondern auch das jung untergepfluͤgte Kraut die Kraft des Duͤngers und des Ackers offenbar vermehrt. Jede aufmerksame Beobachtung wider- legt dieses Vorurtheil, welches nur von einem oder dem andern nachgesprochen wird. §. 27. Eine zweckmaͤßige Vertheilung des Mistes ist in einer Wirthschaft von so gro- Vertheilung des Mistes auf den ver- fchiedenen Feldern. ßer Wichtigkeit, daß sie eine angestrengte Aufmerksamkeit und vollkommene Um- sicht verlangt. Man findet haͤufig gegen zu starke Duͤngung oder Ueberduͤngung gewarnt, und es ist gewiß, daß eine solche insbesondere den Getreidesaaten leicht nachtheilig werden koͤnne, indem sie Lagerkorn giebt, und die Beispiele sind nicht selten, wo man, um eine ausgezeichnete Saat auf einem Acker zu haben, sehr wenig erntete. Es giebt ein Maximum der Dungkraft, besonders der frischen, dem man nahe kommen muß, um das moͤglich Hoͤchste zu gewinnen, welches man aber nicht uͤberschreiten darf, wenn man sich nicht einem großen Verluste ausfetzen will. Dieser Grad aber laͤßt sich nicht bestimmt angeben. Wir wissen, daß er nach der Bodenart verschieden ist, und daß thoniger feuchter Acker eine staͤrkere Duͤngung verlange und ertrage, wie der san- dige und kalkige warme Boden. Allein es koͤmmt auch auf die Zufaͤlligkeit der Wit- terung an. Wenn diese ausgezeichnet fruchtbar ist, so kann schon eine Duͤngung, die bei gewoͤhnlicher Witterung voͤllig gerecht gewesen waͤre, eine zu große Geilheit des Getreides und einen Ruͤckschlag in der Ernte bewirken. In solchen Jahren be- merkt man daher, daß der Unterschied des Ertrages in kraftlosen und kraftvollen Wirthschaften minder erheblich ist, als in gewoͤhnlichen oder unfruchtbarern Jahren. Wenn man unmittelbar zu Getreide duͤngt, so ist es daher rathsam, an demjenigen, was man auf diesem Boden als Maximum annehmen kann, etwas fehlen zu lassen. Man entgeht aber in Wirthschaften, die sich zu einem hohen Duͤngerstand erho- ben haben, — denn in anderen ist es nicht zu besorgen — dieser Gefahr der Ueber- duͤngung am sichersten, wenn man nicht zu Getreide, sondern zu solchen Fruͤchten den Die Mistduͤngung. Duͤnger unterbringt, denen ein sehr starker Trieb nie schaͤdlich wird. Kohl, die mei- sten Wurzelgewaͤchse (Kartoffeln koͤnnen doch allerdings uͤberduͤngt werden) ge- drillte Bohnen, Mays, Rapssaat, gruͤn abzumaͤhende Wicken koͤnnen nicht uͤber- duͤngt werden. Sie nehmen von der ersten Geilheit des Mistes so viel weg, daß das darauf folgende Getreide nicht darunter leidet. Der Mist wird wenigstens kaͤlter oder minder aktiv, verliert das uͤberfluͤssige Hydrogen und Azot, wenn gleich wenig von sei- nem Kohlenstoffe. Weit haͤufiger aber sind die Faͤlle, wo man nur fuͤr eine solche Vertheilung des Mistes zu sorgen hat, daß alle Aecker, die dessen beduͤrstig sind, das Minimum oder das Nothduͤrftigste erhalten. Unter diesen Umstaͤnden giebt man nun gemeiniglich die Regel, daß man nur dahin trachten muͤsse, die Hauptfelder, welche die Basis der ganzen Wirthschaft ausmachen, oder auf welche man sich in Ansehung des Korn- und Strohgewinnes am sichersten verlassen koͤnne, vollstaͤndig auszuduͤngen, wenn gleich die minder wichtigen daruͤber ungeduͤngt blieben. Die Anwendung dieser Regel fin- det freilich nur zu oft statt, und sie darf nicht zu sehr eingeschraͤnkt werden. Auf der andern Seite aber muß man sie auch nicht zu weit ausdehnen, wie es haͤufig geschieht, indem man den Hauptfeldern mehr giebt, als sie nothwendig gebrauchen, und den uͤbrigen dagegen alles entziehen muß. Man wird freilich in vielen Faͤllen von einer angegebenen Quantitaͤt Mist einen groͤßeren unmittelbaren Gewinn haben, wenn man ihn in etwas groͤßerer Quantitaͤt auf guten Acker bringt, als wenn man ihm die- sen zum Theil entzieht und auf schlechteren Acker faͤhrt. Allein in der Folge wird der letztere durch Entziehung des Mistes nun so schlecht, daß sein Ruͤckschlag gegen das, was er bei einiger Duͤngung wuͤrde abgetragen haben, doch im Ganzen nicht durch den hoͤheren Ertrag des guten Bodens ersetzt wird. Wer also auf die allge- meine Krafterhaltung in seiner Feldflur Ruͤcksicht nimmt, und weiter hinaus auf den kuͤnftigen Zustand seines Gutes und auf kuͤnftige Ernten sieht, wird jenen Grundsatz: nur fuͤr die Duͤngung der bessern Felder zu sorgen, und die schlechtern zu vernachlaͤssi- gen, nicht so weit ausdehnen, als der auf einen kurzen Termin sich beschraͤnkende Zeitpaͤchter. Wenn man ein heruntergekommenes Gut in Kraft setzen will, so wird man vielleicht genoͤthigt seyn, den bessern und noch nicht erschoͤpften Feldern vorerst etwas von dem Duͤnger zu entziehen, den sie sonst erhielten, und dieses den Fel- dern, die man wieder heben will, zukommen zu lassen. Man muß jene dann schonender Die Mistduͤngung. schonender behaudeln, und dies kann freilich leicht einen Ruͤckschlag im Totalertrage der Ernten geben, worauf man sich gefaßt machen muß. Denn die erste Duͤngung erschoͤpfter Felder aͤußert oft sehr geringe Wirkung. Hier das Mittel zu treffen, und weder auf der einen noch der andern Seite zu weit zu gehen, auch den nothwendigen Strohgewinn nicht aus den Augen zu setzen, wenn man auch den geringern Ertrag des Korns zu erleiden entschlossen waͤre, erfordert eine weise Ueberlegung. Ist man mit dem Duͤngungsetat aufs Reine, und im Stande dem saͤmmtlichen Acker sein gehoͤriges Maß zu geben, so ist beim Auffuͤhren des Duͤngers doch immer auf die Beschaffenheit eines jeden Feldes zu sehen. Wenn man naͤmlich den thonigen zaͤhen Boden und den lockern sandigen und kalkigen in gleichem Duͤngungsstande er- halten will, so muß dennoch dem erstern immer eine staͤrkere Duͤngung auf einmal gegeben werden, weil er diese ohne zu geil zu werden, ertragen kann, eine schwache Duͤngung aber gar keine Wirkung auf ihn aͤußert, sondern in ihrer Zersetzung zuruͤck- gehalten wird, und unvermodert in ihm liegt. Dagegen kann er nach einer doppel- ten Duͤngung auch doppelt so viele Ernten abtragen, ohne erschoͤpft zu werden. In einem lockern warmen Boden wird dagegen der Duͤnger schnell zersetzt, und eine starke Duͤngung kann schaͤdliche Folgen haben, indem sie nach Verhaͤltniß der Witte- rung das Lagern oder das Verscheinen des Getreides nach sich zieht. Der Mist wird nun aber schneller consumirt, und deshalb muß diese schwache Duͤngung um so oͤfterer wiederholt werden. Je loser und je sandiger der Boden ist, desto nutzbarer wird ihm eine oͤstere und schwaͤchere Bemistung. Im allgemeinen kann man jedoch annehmen, daß beiden entgegengesetzten Bodenarten eine gleiche Quantitaͤt Mist in einer Reihe von Jahren gebuͤhre. §. 28. Die Quantitaͤt des Mistes wird gewoͤhnlich nach Fudern geschaͤtzt, nach vier-, Maaß und Ge- wicht des Mistes. drei- und zweispaͤnnigen oder auch nach einspaͤnnigen Karren. Es ist an einem an- dern Orte gesagt worden, daß dieselben Pferde eine groͤßere Last ziehen, je mehr sie vertheilt sind, und dies ist dann auch bei den Mistfudern der Fall. Ein vierspaͤnniges Fuder wird cäteris paribus nicht die doppelte Quantitaͤt enthalten von dem, was man auf ein zweispaͤnniges laden kann. Man rechnet deshalb gewoͤhnlich bei kraͤftigem Gespann auf ein vierspaͤnniges Fuder 2000 Pfund, und auf ein zweispaͤnniges 1200 bis 1400 Pfund. Es ist aber uͤberhaupt etwas sehr unbestimmtes, was auf ein Fuder Zweiter Theil. C c Die Mistduͤngung. an Mist geladen zu werden pflegt. Es koͤmmt dabei nicht nur auf die Kraft des Zugviehs, sondern auch auf die Gewohnheit, die Aufsicht beim Laden, die Jahres- zeit, die Wege und die Entfernung an. Das Gewicht desselben Mistes ist dann auch verschieden, je nachdem er trocken oder naß ist. Wenn man also uͤber den Mist nach dem Gewicht etwas bestimmen, und den ganzen Duͤngungsetat und seine zweckmaͤ- ßigste Vertheilung ausmitteln will, so muß man eine solche Ladung, wie gewoͤhnlich gemacht wird, abwiegen, und dieses von Zeit zu Zeit wiederholen, damit man die Quantitaͤt des auf- und auszufahrenden Duͤngers nach dem Augenmaße schaͤtzen lerne. Durch eine große Wage, womit man ganze Fuder wiegt, und die auf dem Wirth- schaftshofe so viele Vortheile hat, wird dieses sehr erleichtert. 2000 Pfund ist eine maͤßige Ladung fuͤr vier Pferde, und man wird wenigstens der Wahrheit so nahe kommen, wie hier moͤglich ist, wenn man diese als das Durch- schnittsgewicht eines Fuders annimmt. Jedoch faͤhrt man mit starken Gespaͤnnen auf kurzen und guten Wegen und im Sommer auch oft 3000 Pfund. Den Mist nach dem Volumen zu schaͤtzen ist noch unsicherer, indem es da auf das mehr oder minder zergangene Stroh ankommt, und auf das Verhaͤltniß des Strohs im Duͤnger uͤber- haupt. Ein Kubikfuß sehr strohiger Mist, wiegt oft nicht uͤber 44 Pfund; ein Kubikfuß worin das Stroh schon zu Fasern zerfallen ist, wiegt, ohne zusammenge- preßt zu seyn, 56 bis 58 Pfund. Die eigentliche Dungkraft des Mistes steht daher doch immer in gleichmaͤßigerem Verhaͤltnisse mit seiner Schwere als mit seinem Volumen. §. 29. Staͤrke der Mistauffuhr. Von 2000pfuͤndigen Fudern werden 5, 8 bis 10 auf 1 Magdeburger Morgen gefahren. Das erste nennt man eine schwache, das zweite eine gute, das dritte eine starke oder reiche Duͤngung. Bei 5 Fudern oder 10000 Pfd. fallen auf 1 Quadratruthe 555/9 Pfd. Bei 6 Fudern oder 12000 Pfd. fallen auf 1 Quadratruthe 66⅔ Pfd. Bei 7 Fudern oder 14000 Pfd. fallen auf 1 Quadratruthe 777/9 Pfd. Bei 8 Fudern oder 16000 Pfd. fallen auf 1 Quadratruthe 888/9 Pfd. Bei 9 Fudern oder 18000 Pfd. fallen auf 1 Quadratruthe 100 Pfd. Bei 10 Fudern oder 20000 Pfd. fallen auf 1 Quadratruthe 1111/9 Pfd. Es fallen also bei der staͤrksten Duͤngung auf einen Quadratfuß ungefaͤhr 0, 7 Pfund. Die Mistduͤngung. §. 30. Die Ausfuhr des Mistes’ist unter den Wirthschaftsverrichtungen eine der wich- Ausfuhr des Mistes. tigsten, und erfordert daher eine besondere Aufmerksamkeit des Arbeitsaufsehers, da- mit sie nicht nur mit Fleiß, sondern auch mit gehoͤriger Ordnung verrichtet werde. Es ist deshalb rathsam so viel Gespann wie moͤglich, und eine diesem angemessene An- zahl von Handarbeitern zusammen zu nehmen. Je nachdem das Feld, wohin er ge- fahren werden soll, naͤher oder entfernter ist, muß auf drei oder zwei Gespann ein Wechselwagen genommen werden, damit immerfort ein Wagen zum Aufladen auf der Miststelle stehe. Es muß uͤberhaupt das gehoͤrige Zeitmaß beobachtet und erhal- ten werden, so daß z. B. bei drei Gespannen sich das eine anf dem Hinwege, das an- dere zum Abladen auf dem Felde, das dritte auf dem Herwege befinde, und keins laͤn- ger stille stehe, als zum Vorhaͤngen der Pferde vor den geladenen Wagen erforder- lich ist. Es muß daher die Zeit abgemessen werden, welche nach dem Verhaͤltniß der Entfernung fuͤr jedes Gespann zum Hinfahren und Zuruͤckkommen erforderlich ist, Die Anzahl der Lader muß dann so eingerichtet werden, daß sie zwar in bestaͤndiger Beschaͤftigung sind, daß aber auch nie das Gespann auf die Vollendung einer Ladung zu warten brauche. Da diese Arbeit nach dem Zustande, worin sich der Mist befin- det, verschieden ist, so laͤßt sich die Zahl der Menschen, die dabei noͤthig sind, nicht allgemein bestimmen. Man rechnet gewoͤhnlich auf ein Gespann 1½ Menschen oder eine maͤnnliche und eine weibliche Person. Geht die Arbeit sehr schnell, und liegt der Mist sehr fest, so reichen diese kaum. Die Staͤrke der Duͤngung, die man einem Felde geben will, wird gewoͤhnlich und besser nach der Entfernung, worin die Haufen von einander abgestoßen werden, als nach der Große dieser Haufen bestimmt, weil die Leute besser die Entfernung der Haufen als die Groͤße derselben abmessen koͤnnen. Gewoͤhnlich habe ich gefunden, daß von solchen Fudern, die mindestens 2000 Pfund und wohl etwas daruͤber halten, 9 Haufen abgestoßen werden, so daß man jeden Haufen zu 222 Pfund anschlagen kann. Nach der Staͤrke der Duͤngung, die man geben will, laͤßt sich dann leicht die Entfernung bestimmen, worin die Fuder in geraden Reihen und die Reihen neben- einander kommen sollen. Jene bestimmt man am besten nach der einfachen oder dop- pelten Laͤnge des Wagens, nach der Entfernung der Vorderpferde oder der Hinter- pferde vom Hintertheile des Wagens, die Entfernung der Reihen aber nach Schrit- C c 2 Die Mistduͤngung. ten, welches billig von dem Arbeitsaufseher selbst geschehen muß. Es tritt auch nicht selten der Fall ein, daß man eine Stelle des Feldes staͤrker, die andere schwaͤcher zu duͤngen sich bewogen findet. Anhoͤhen z. B. koͤnnen eine staͤrkere Duͤngung vertra- gen, den Niederungen aber, besonders am Fuße jener, genuͤgt mehrentheils eine schwaͤchere, weil sich die fruchtbare Materie hierher herabzieht. Man findet nicht selten daß unverstaͤndige Arbeitsaufseher gerade das Gegentheil geschehen lassen, weil sie glauben, daß der Duͤnger den Anhoͤhen doch wenig zu Nutzen komme, und die Knechte sind nicht minder geneigt, die Anhoͤhen zu uͤberspringen. In solchen Faͤllen ist es um so noͤthiger, daß ein Arbeitsaufseher oder doch ein gehoͤrig instruirter Hof- meier auf dem Felde sey, und die Vertheilung des Duͤngers anordne, auch zuweilen, wo es noͤthig ist, Huͤlfe leiste, damit die Gespanne ihre gehoͤrige Zeit beobachten. Wenn man außer den beim Laden beschaͤftigten Menschen noch genugsam an- dere hat, so ist es am besten das Ausstreuen des Mistes unmittelbar vornehmen zu lassen, damit der Aufseher hierauf zugleich achten koͤnne. Der Mist wird sich auch um so leichter vertheilen lassen, je weniger er sich in den Haufen gesackt hat, und man wird es am sichersten vermeiden, daß diese Haufen nicht zu lange liegen, welches, wie oben gesagt, sehr nachtheilig ist. §. 31. Auf eine gute, gleichmaͤßige Streuung und sogenannte Brechung des Mistes kommt viel an. Man muß also dabei die Arbeiter nicht sparen, sondern nur darauf achten, daß es mit moͤglichstem Fleiße geschehe, und wohl einen verstaͤndigen Mann anstellen, der den Miststreuern nachgeht, und liegen gebliebene Klumpen besser ver- theilt. Von diesem fordert man eine vollstaͤndige Streuung, und er wird also die Streuer schon anhalten das Noͤthige zu thun. Schlecht ausgestreuter Mist hat natuͤr- lich uͤble Folgen auf mehrere Ernten. Naͤchstdem ist dann eine moͤglichst vollstaͤn- dige Unterbringung des Mistes, besonders des strohigen zu bewirken, und bei letzte- rem ist es fast immer rathsam Leute mit Forken oder Harken hinter den Pfluͤgen her- gehen zu lassen, um ihn in die Furchen gleichmaͤßiger zu vertheilen. Daß der lange Mist aus den Furchen zuweilen hervorstehe, ist zwar kein so großes Uebel, zumahl wenn noch mehrere Male gepfluͤgt werden soll. Allein daß er schleppt und sich vor dem Pfluge anhaͤuft, dann auf einen Klumpen zusammenkommt, und andere Stel- len nichts erhalten, muß sorgfaͤltig vermieden werden. Die Mistduͤngung. §. 32. Es ist in manchen Gegenden uͤblich diesen strohigen Stallmist entweder mit al- Mengeduͤnger oder Kompost lerlei vegetabilischen Substanzen oder auch wohl nur mit bloßer Erde zu vermengen, ihn damit vollkommen zergehen zu lassen, und dann diese inniger gemischte Substanz, welche man Mengeduͤnger oder jetzt nach dem englischen Namen Kompost nennt, auf den Acker zu bringen. Diese Methode ist von vielen vielleicht uͤbertrieben geruͤhmt und zu allgemein anempfohlen, von andern dagegen zu unbedingt verwor- fen worden. Die Methoden deren man sich dabei bedient, sind mannigfaltig. Einige fahren dergleichen Materialien, besonders abgestochene Rasen, schon auf die Duͤngerstelle selbst, fuͤllen den Grund damit an, worauf sie den Duͤnger bringen, und legen dann wieder eine Schicht davon auf jede Mistlage. Nachdem er so zergangen, wird er her- aus geworfen und in hoͤhere Haufen zusammengeschlagen, in welchen er bis zur voll- kommneren Vermoderung liegen und mehrmals umgestochen werden soll, bevor er gebraucht wird. Bei diesem Verfahren werden die fluͤchtigen und fluͤssigen Theile des Mistes mehr zusammengehalten, und koͤnnen, wenn der Zusatz aus Rasen besteht, sich gleich in naͤhere Verbindung und Wechselwirkung mit den erdigen Theilen setzen, wobei, zumahl wenn auch etwas aͤtzender Kalk hinzukommt; mancherlei Zersetzungen und Verbindungen der Stoffe entstehen, die man sonst gar nicht oder spaͤt erreicht. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Wasser selbst hierbei zum Theil zersetzt werde, und in feste Verbindungen uͤbergehe. Andere legen diese Mengehausen auf einer andern Stelle, entweder neben dem Hofe, vortheilhafter aber auf dem Acker, wo er gebraucht werden soll, unmittelbar an, wodurch wenigstens die doppelte Fuhre der Zusatzmaterialien erspart wird. Die Anlegung eines solchen Mengehaufens geschieht auf zweierlei Art. a ) Durch eine regulaͤre Schichtung der Materialien uͤbereinander. Zu unterst bringt man eine gute ebene Lage von Erde oder Rasen, die auf allen Seiten 5 bis 6 Fuß breiter gemacht wird, als der eigentliche Haufen werden soll. Dann wird eine etwa einen Fuß hohe Lage von Mist aufgefahren. Je frischer dieser Mist aus dem Stalle kommt, desto besser. Hierauf wieder eine Schicht von Erde oder Rasen. Sind andere moderungsfaͤhige Materialien vorhanden, so werden sie auf diese Erd- schicht gebracht. Dann kommt wiederum eine Lage von Mist, und sofort bis der Die Mistduͤngung. Haufen etwa 6 Fuß hoch schraͤg auflaufend aufgefuͤhrt ist, wo er dann wieder mit einer Erdlage bedeckt wird. Haͤufig wird diesem Duͤngerhaufen aͤtzender Kalk zuge- mischt, der aber nicht in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem Miste kommen darf, weil er ihn zu heftig und zu schnell zersetzen wuͤrde, sondern man legt ihm zwischen zwei Lagen von Erde, oder aber zwischen die Erde und andere schwerer verweslichen Ma- terien, wie Baumlaub und dergleichen. Ist der hervorstehende Rand mit der Duͤn- gerjauche, die sich zumahl bei regnigter Witterung aus dem Haufen herabzieht, durch- drungen, so wird er abgestochen und uͤber den Haufen verbreitet. So laͤßt man den Haufen in Gaͤhrungshitze kommen, und so lange ruhig stehen, bis diese voͤllig voruͤber ist. Erst wenn sie vollendet ist, und man gar keine Waͤrme inwendig mehr verspuͤrt, wird der Haufen umgestochen, und zwar so wieder aufge- setzt, daß das Obere zu unterst, und das Aeußere, noch nicht vermoderte, inwendig komme. Zu unterst legt man dann wohl wieder eine Lage frische Erde. Diese wie- der aufgesetzten Haufen macht man schmal, lang und dachfoͤrmig, weil man uͤber- zeugt ist, daß eine staͤrkere Luftaussetzung die Qualitaͤt des Duͤngers verbessere, und selbst sein Gewicht vermehre. Es geht hier ohne Zweifel eine starke Salpetererzeu- gung vor. Deshalb werden auch diese Haufen von denen, die große Aufmerksamkeit darauf wenden, zu wiederholtenmalen umgesetzt, damit immer eine neue Lage an die Luft komme. b ) Andere bringen die Materialien, besonders wenn sie deren eine große Man- nigfaltigkeit haben, rund um einen zur Anlegung des Haufens bestimmten Platz herum, ein jedes fuͤr sich. Sie machen dann die Erdlage, worauf der Haufen zu stehen kommen soll, in der Mitte, und stellen sodann bei jedem Haͤufchen Menschen mit Schaufeln, die zu gleicher Zeit die Materialien aufwerfen, wodurch diese um so genauer untereinander kommen. Mergel, Moder, zerfallener Torf, Moos, Baumlaub und Nadeln, Saͤgespaͤne, vegetabilische und thierische Abgaͤnge u. s. f., werden auf die Weise und mehrentheils mit etwas zerfallenem Kalk, Asche, Ofenrust vermengt, und dann frischer Mist dazwischen gelegt, oder aber die Materialien mit Duͤngerjauche begossen. Der Kalk wird in dem Verhaͤltnisse staͤrker oder schwaͤcher zugesetzt, je nachdem die Materialien schwerer oder leichter verweslich sind, am meisten wenn solche darunter sind, die eine hervorstechende Saͤure enthalten, und da- durch der Zersetzung widerstehen. Je mehr thierische Substanzen dazu kommen, um Die Mistduͤngung. desto sparsamer kann man mit dem Kalk seyn. Auch diese Haufen muͤssen bis zur uͤberstandenen Gaͤhrungshitze ruhig stehen bleiben, dann aber ein oder mehrere Male durchstochen und wieder aufgesetzt werden. Diejenigen, welche wenigstens den Gebrauch des Stallmistes zu diesen Menge- haufen verwerfen, halten solche fuͤr eine unnuͤtze Vermehrung der Arbeit. Dieser Mist, sagen sie, koͤnne im Acker genugsam mit der Erde verbunden und zertheilt wer- den, und dies geschaͤhe auf eine weit leichtere und zweckmaͤßigere Weise als in sol- chen Mengehaufen. Die faulende Gaͤhrung des Mistes im Acker selbst sey diesem sehr wohlthaͤtig, und sie haben auf thonigem, kalten Acker gewiß Recht zu dieser Behauptung. Was aber noch mehr gegen die allgemeine Anwendung dieses Mengeduͤngers streitet, und solche erschwert, ist dies, daß der Stallmist dann wenigstens um ein Jahr spaͤter gebraucht werden, und zur Wirksamkeit kommen kann. Und dies ist in einer Wirthschaft, wo man noch keinen Ueberfluß von Miste hat, von sehr großer Wich- tigkeit. Man kann aus dem frisch gebrauchten Miste dann schon neues Duͤngerma- terial — unangesehn die untzbare Produktion — erzeugt haben, bevor jener Kom- post dem Acker einverleibt wird. Folglich kann man nicht wohl auf die Anlegung solcher Komposthaufen denken, bevor man nicht einigen Ueberfluß uͤber den nothwendigen Duͤnger besitzt. Dann aber werden die Anlagen solches Komposts um so rathsamer, je mehr man an Ma- terialien besitzt oder herbeischaffen kann, die ohne solche Vermengung schwer aufloͤs- bar seyn wuͤrden. Man kann sich einen großen Schatz dadurch bereiten, und sich einen reichlichen Ertrag von solchen Saaten sichern, die mißlich scheinen, und einer Aufhuͤlfe beduͤrfen. Man bedient sich naͤmlich dieses Komposts ohne allen Zweifel und nach unzaͤh- ligen Erfahrungen am vortheilhaftesten, wenn man ihn nicht unterpfluͤgt, sondern auf die Oberflaͤche des Ackers bringt. Man fuͤhrt ihn entweder auf die Saatfurche, uͤberstreuet diese vom Wagen ab durch Leute, die ihn mit Schaufeln auswerfen, da- mit, und egget ihn dann zugleich mit der Saat ein, oder pfluͤgt ihn mit solcher flach unter. Oder aber man bedient sich desselben um ihn auf eine aͤhnliche Weise uͤber die gelaufene Saat, uͤber die Winterung oft erst im Fruͤhjahr, auszustreuen, wenn sie schon ihre Vegetationsperiode angefangen hat. Hier ist eine solche Ueberduͤngung Die Mistduͤngung. mit Kompost, auch in sehr geringer Quantitaͤt, von einer wunderbaren Wirkung, wie nicht nur alle diejenigen bezeugen, die es einzeln versucht haben, sondern wie es auch ganze Gegenden, wo diese Methode landuͤblich ist, beweisen. In einem be- traͤchtlichen Distrikte von England in der Grafschaft Hereford ist diese Methode seit un- denklichen Zeiten eingefuͤhrt, und es wird kein Mist anders als in dieser Gestalt und auf diese Weise, welche die Englaͤnder Topdressing nennen, gebraucht. Es ist aber bekannt, daß man daselbst ohne eine uͤbrigens sehr ausgezeichte Kultur vorzuͤgliche Ernten gewinne, und wie die dortigen Landwirthe versichern, nie Mißwachs habe. Sie schreiben dem Kompost, uͤber die vegetirenden Saaten gestreut, eine magische Wirkung zu, und versichern, daß wenn ihr Weizen im Fruͤhjahre auch voͤllig ausge- wintert scheine, oder die Gerste nicht fort wolle und kraͤnkle, es sey daß sie vom Froste, von Duͤrre oder von Naͤsse gelitten habe, die Ueberstreuung mit Kompost so- gleich helfe, sogleich ein neues Hervorgruͤnen bewirke, und alles wieder herstelle. Diese große Wirkung ist auf eine unzubezweifelnde Weise von allen Englaͤndern be- staͤtigt. Es giebt also eine große Aushuͤlfe und Sicherheit, wenn man in einer Wirth, schaft erst so weit gediehen ist, daß man sich einen solchen wirksamen Duͤngervorrath auf kuͤnftige Jahre bereiten kann, ohne in dem gegenwaͤrtigen damit zu kurz zu kommen. Man findet in verschiedenen Schriften eine unzaͤhlige Menge von Rezepten zu solchem Kompost, worin die Quantitaͤt jedes Materials nach Maaß oder Gewicht apothekermaͤßig vorgeschrieben ist. Dies ist leere Pedanterie! Das allge- meine Rezept ist: Nimm Alles, was du von vegetabilischen, anima- lischen und angemessenen mineralischen Substanzen erhalten kannst, mische es durcheinander, setze etwas aͤtzenden Kalk zu, und Erde so viel, als zur Auffangung der sich entwickeluden Stoffe noͤthig ist, laß es in Gaͤhrung kommen, und stich es dar- nach oͤfter um, bis es sich zu einer gleichartigen Masse verei- nigt hat. §. 33. Einstreuungs- Suͤrrogate. Man bedient sich insbesondere, wenn das Stroh mangelt, mancher andern ve- getabilischen Einstreuungsmittel, theils um die Exkremente des Viehes aufzufangen, und Die Mistduͤngung. und demselben ein trocknes Lager zu geben, theils um die Masse des Duͤngers zu ver- mehren, indem naͤmlich die dazu gebrauchten Vegetabilien durch die thierischen Aus- wuͤrfe schneller zur Faͤulniß fortgerissen werden, und in fruchtbaren Moder uͤbergehen, wie ohne diese Verm ung geschehen seyn wuͤrde. Die Zweckmaͤßigkeit und die Auswahl dieser Einstreuungsmittel haͤngt also davon ab, wie sie diese Absichten er- fuͤllen, dem Viehe ein gutes Lager geben, und schneller oder langsamer zersetzt werden. Das gewoͤhnlichste ist das Baumlanb. Die Nadeln der Kiehnen und Tannen, welche sich in den Holzungen betraͤchtlich anhaͤufen, und mehrentheils mit Moos durchwachsen sind, kommen am haͤufigsten in Gebrauch, weil in denen Gegen- den, die Strohmangel haben, sich nur dieses Holz zu finden pflegt. Sie gehen mit den thierischen Exkrementen vermischt und wohl zusammengehalten ungleich schneller in Verwesung, wie fuͤr sich allein, uͤber. Jedoch muß solcher Mist immer laͤnger, wie der mit bloßem Stroh versetzte, liegen. Ist dieses geschehen so scheint ein sol- cher Mist dem strohigen in der Wirksamkeit durchaus nicht nachzustehen, vielmehr Vorzuͤge vor letzterem zu haben, indem diese Nadeln ungleich mehr kraͤftige Nahrungs- theile, wie das Stroh, besitzen. Das Laub der Eichen ist schwer zersetzbar, und enthaͤlt einen adstringiren- den Stoff, welcher der Vegetation vor der voͤlligen Zersetzung nicht guͤnstig ist. Da- her muß dieser Mist sehr lange liegen, wenn man eine wohlthaͤtige Wirkung von ihm haben will. Bringt man ihn vor der Zersetzung in den Boden, so erhalten sich diese Blaͤtter sehr lange, ehe sie in Verwesung uͤbergehen, und koͤnnen dann, insbesondere auf losem Boden, mehr nachtheilig als vortheilhaft wirken. Das Laub der Buchen, Nußbaͤume, Kastanien scheint zwar im frischen Zustande der Vegetation noch nachtheiliger, wie das der Eichen zu seyn, weil unter diesen Baͤumen wenige Graͤser aufkommen. Im Miste aber verliert es diese nach- theilige Eigenschaft bald, und zersetzt sich ungleich schneller, so daß ich und andere eine weit bessere Wirkung von diesem Laubmiste als von dem aus Eichenblaͤttern ver- spuͤrt haben. Das Laub anderer Baͤume, der Eisen, Weiden, Pappeln scheint ebenfalls leicht verweslich, hat aber wenige Consistenz, und betraͤgt als Einstreuungmittel nicht viel. Zweiter Theil. D d Die Mistduͤngung. Es giebt manche Gegenden und Wirthschaften, welche auf diesen Waldduͤn- ger oder dieses Streulingrechen ihren Duͤngerstand vorzuͤglich begruͤnden, in- dem sie ihr saͤmmtliches Stroh zur Erhaltung ihres Viehes im Winter verfuttern. Bei ihrer jetzigen Verfassung waͤre es in der That unmoͤglich, daß sie ohne selbiges bestehen koͤnnten. Es ist aber anerkannt, daß dieses Huͤlfsmittel nicht anders als auf Kosten der Forstkultur herbeigeschafft werden koͤnne, und daß der Nachtheil, welcher dieser dadurch geschieht, den Vortheil uͤberwiege, welchen der kuͤmmerliche Ackerbau davon hat. Die Befugniß zu diesen Streulingrechen ist daher zu einem hoͤchst laͤsti- gen Servitut fuͤr die Forsteigenthuͤmer geworden, dessen Abfindung aber bei der ein- gefuͤhrten Wirthschaftsart große Schwierigkeiten hat. Der Eigenthuͤmer einer Forst kann sich zwar dieses Streulingsrechens zuweilen mit Vortheil fuͤr sein Gut im Gan- zen bedienen, wenn er mit Vorsicht und Maͤßigung dabei verfaͤhrt. Dieses thun die Berechtigten aber nicht. §. 34. Haidekraut. Naͤchstdem kommt in den Haidgegenden das Haidekraut als Einstreuungs- mittel am haͤufigsten vor. Es wird entweder abgemaͤhet, oder es wird die Haidnarbe selbst mit einer eigens dazu eingerichteten Hacke duͤnn abgeschaͤlt und angefahren. Dieses Haidekraut verweset allerdings schwer, wird jedoch in Jahresfrist im Miste so muͤrbe, und seiner adstringirenden Eigenschaft so beraubt, daß es im Acker dann bald zergeht. In einem Theile des Luͤneburgischen, des Bremischen und des Pommer- schen halten manche dieses Haidekraut fuͤr ein so unentbehrliches Beduͤrfniß des Acker- baues, daß sie sich der Urbarmachung der Haide, deren Moͤglichkeit sie sonst anerken- nen, nur aus dem Grunde widersetzen, weil man ohne Haidekraut keinen Duͤnger machen koͤnne; welches in der That bei der jetzigen Verfassung ihrer Wirthschaft auch richtig ist. Mittelst einer weiten Haide-Hiebsberechtigung und angestrengten Aus- uͤbung derselben sind manche im Stande, ihren an sich schlechten Acker in auffallender Fruchtbarkeit zu erhalten. Da das Haidekraut aber langsam wieder waͤchst, zumahl wenn die Narbe mit weggehackt worden, so sind vielleicht 100 Morgen Haidland nicht zureichend, 1 Morgen Ackerland in Kraft zu erhalten, und es findet daher diese Operation nur da nachhaltig statt, wo einzelne kleine Ackerhoͤse mit großen Haidrevie- ren umgeben liegen. Muß das Haidekraut in groͤßerer Entfernung gehauen und an- gefahren werden, so erfordert es großen Aufwand an Arbeit, so daß Meuschen und Die Mistduͤngung. Gespann den groͤßten Theil des Jahres nur damit beschaͤftigt sind. Es ist gewiß meh- rentheils schwieriger das zur Duͤngung eines Morgens noͤthige Haidekraut herbeizu- schaffen, als diesen Morgen mit Mergel oder Moder zu befahren. Dennoch scheuet dort Niemand jene Arbeit und erschrickt fuͤr diese. So groß ist die Macht der Ge- wohnheit. Wenn dieser Haidduͤnger mit wenigen thierischen Exkrementen vermischt (denn außer daß man dem Viehe das Haidekraut unterstreut, wird nun dieser Haidmist noch mit andern Haidplaggen in Mieten auf dem Acker aufgesetzt, und bleibt darin, bis er muͤrbe geworden, stehen) wohl zergangen und dick aufgebracht wird, so bringt er oft sehr ansehnliche Ernten von Rocken und insbesondere von Haidekorn hervor. Da sehr wenig Unkraut aufkommt, so bedarf der Acker keiner Brache, und traͤgt sechs bis sieben Ernten ab, die freilich immer schlechter werden. Wer nicht weiß mit welchen Schwierigkeiten diese Duͤngergewinnung verbunden ist, der ist leicht geneigt diese Operation fuͤr etwas empfehlungswuͤrdiges zu halten, und diesen Gegenden ihre Haid- reviere zu beneiden. Unter andern ward der beruͤhmte de Luͤc auf seiner Reise durch diese Gegenden dadurch veranlaßt, sich gegen die vorseyende Gemeinheitstheilung zu deklariren. Es giebt allerdings Faͤlle, wo der berechnende Landwirth sich dieser Aushuͤlfe be- dienen und insbesondere in die Schafstaͤlle Haidekraut einfahren lassen kann, indem es durch dem Schafmist vorzuͤglich zersetzt wird. §. 35. Mancherlei andere vegetabilische Einstreuungsmittel: Schilf, Binsen, Wasser- Verschiedene Vegetabilien zur Ein- streuung taug- lich. pflanzen, Pfriemenkraut, Moos, Farrenkraut u. s. w., koͤnnen behufs der Ein- streuung zuweilen gewonnen und mit Vortheil gebraucht werden. Einige, besonders das Farrenkraut, so wie jedes Kraut, was bei der Einaͤscherung viel Kali giebt, ge- ben einen vorzuͤglich fruchtbaren Moder. Sie vermodern um so schneller, je saftiger sie noch sind, wenn man sie in den Mist bringt. Dann erreicht man aber den Zweck nicht so gut, dem Viehe dadurch ein trocknes Lager zu geben. Einmal voͤllig ausge- trocknet, zergehen solche Pflanzen schwer, und man muß den Mist lange aufbewahren. Nur wenn das Rohr eine lange Zeit auf Daͤchern gelegen, und durch die Luft muͤrbe geworden ist, zergeht es schnell, und scheint einen besonders fruchtbaren Duͤnger zu erzeugen. D d 2 Die Mistduͤngung. Den Scheurenabfall darf man nur mit großer Vorsicht in den Mist bringen, wenn man sich des Unkrauts im Acker entledigen will. Die darin befindlichen Sa- men werden selbst durch die faulende Gaͤhrung nicht saͤmmtlich zerstoͤret. Man ver- wendet ihn am sichersten zum Wiesenduͤnger. §. 36. Loser Torf zur Ein- streuung. Man findet zuweilen in feuchten Sinken eine moosige mit allerlei Wasserpflanzen durchwachsene Substanz, woraus man wohl Streichtorf bereitet. Dieser kann man sich, wenn sie abgetrocknet ist, als Einstreuung mit großem Vortheil bedienen, in- dem sie mit dem Miste schnell vermodert, die Feuchtigkeiten stark anzieht, und dann einen vorzuͤglich wirksamen Duͤnger abgiebt. Es versteht sich, wenn es an Ein- streuung mangeln sollte, denn sonst kann sie mit minderer Arbeit direkte auf den Acker gefahren und daselbst mit Strohmist durchsetzt werden, wo sie schnell und genugsam vermodert. Auch des wirklichen Torfs loser Art bedient man sich zu Zeiten als Einstreuungs- mittel, besonders in den Schafstaͤllen. Auf seine duͤngende Eigenschaft uͤberhaupt werden wir noch zuruͤckkommen. Erde als Ein- streuungsmit- tel. Verschiedene haben angerathen, sich der Erde als Einstreuungsmittel zu bedie- nen. Abgestochene Grassoden von unbrauchbaren Plaͤtzen koͤnnen durch ihre Ver- moderung einen trefflichen Duͤnger geben, und dieser wird freilich durch das Einbrin- gen in die Staͤlle, wo sie die Mistjauche einsaugen, sehr verbessert. Bloße Erde kann aber nicht zu wahrem Duͤnger werden, sondern nur den Mist und einen Theil der Jauche aufnehmen. Es wuͤrde aber sehr schwer halten dem Viehe dadurch ein trocknes Lager zu geben, und eine gewaltige An- und Abfuhr, auch Ein- und Aus- bringungsarbeit verursachen. Ich erinnere mich nicht die Ausfuͤhrung dieses Vor- schlages irgendwo gesehen zu haben; auch ist mir kein anderes Beispiel dieser Praxis bekannt, als an der Seekuͤste von Norfolk und Suffolk, wo sie den von der See ausgeworfenen groͤßtentheils aus zertruͤmmerten Muscheln und Kalk bestehenden Sand trocken anfahren und in die Staͤlle bringen. Indessen geschieht auch dies nur in Staͤdten. Der daraus entstehende Duͤnger soll sehr wirksam seyn. Etwas anderes ist es, wenn Erde, insbesondere mergligte auf den Hof angefah- ren und in Hansen gebracht wird, um sie mit Jauche zu beschwaͤngern. Den Haufen giebt man in der Mitte eine kesselfoͤrmige Vertiefung, in welche die Jauche gegossen Die Mistduͤngung. wird, und dann befoͤrdert man ihr Durchdringen, indem man Loͤcher mit eisernen Stangen von der kesselfoͤrmigen Vertiefung ab in den Haufen hineinbohrt. Ist der Haufen genugsam durchdrungen, so wird er auf den Acker gefahren. Auch hat man die ganze Miststelle mit einem Wall von solcher Erde als Befriedigung umgeben, auf dem Ruͤcken dieses Walles einen kleinen Kanal gezogen, in welchen die uͤberfluͤssige Jauche gegossen wird. Nachdem dieser Lehmwall so einige Jahre gestanden und ohne Zweifel auch aͤußerlich die Ausduͤnstungen des Viehhofes an sich gezogen, hat man die Erde mit befonders großer Wirkung auf dem Acker gefahren. Wie bedeutend aber die Arbeit dieser An- und Abfuhr sey, muß sich ein jeder nach der Lokalitaͤt be- rechnen, bevor er sich zu einer solchen an sich nuͤtzlichen Operation entschließt. §. 37. So gewoͤhnlich und zweckmaͤßig das Auffangen der thierischen Exkremente mit Streuloser Mist und Guͤlle. Stroh oder andern Einstreuungsmitteln zu seyn scheint, so ist es doch keinesweges allgemein. Man haͤlt naͤmlich das Vieh — und zwar in solchen Gegenden und Wirthschaften, wo man auf eine hohe Viehnutzung seine Hauptabsicht richtet — in den Staͤllen, manchmal im Winter allein, aber auch zuweilen bei der Sommer Stall- fuͤtterung ohne alle Einstreuung. Die Einrichtung dazu ist verschieden: mehrentheils steht das Vieh auf ausgediehlten Staͤnden, die nach hinten zu ein wenig abhaͤngig sind. Hinter diesen Staͤnden geht ein ausgemauerter oder mit Bohlen ausgesetzter Kanal her, in welchen alle Exkremente, die das Vieh fallen laͤßt, sogleich mit einem Besen gefegt werden. Haͤufig hat man auch Wasserleitungen oder Plumpen in den Staͤllen, um sogleich nachspuͤhlen zu koͤnnen. Damit sich das Vieh auf keine Weise verunreinige, sind seine Schwaͤnze mit einem Bindfaden, der uͤber eine uͤber dem Stande angebrachte Triele laͤuft, und auf der andern Seite ein kleines Gewicht hat, aufge- wunden. Oder aber damit das Vieh um so trockner liege, sind durchloͤcherte Diehlen uͤber einen ausgemauerten Behaͤlter gelegt, worauf das Vieh steht, in welchem sich die fluͤssige Jauche sammelt, und aus welchen sie durch Kanaͤle in die Jauchenreser- voirs abgeleitet wird. Der consistente Mist wird dann ebenfalls hinter das Vieh an die Wand gefegt, und der Stand jedesmahl mit Wasser voͤllig gereinigt, so daß der Boden rein, wie in einem Putzzimmer ist. Daß diese Einrichtung zum Wohlbefinden des Viehes, welches dann dabei uͤberdem gebuͤrstet und gestriegelt wird, so wie zur Reinlichkeit des Molkenwesens beitrage, hat keinen Zweifel. Die Mistduͤngung. Eine andere Einrichtung ist einfacher, aber fuͤr das Vieh minder behaglich. Hier sind die Staͤnde so kurz, daß das Vieh die Hinterbeine fast widernatuͤrl ch an- ziehen muß, wenn es in gerader Richtung gegen den Futtergang stehen soll. Hin- ter den Staͤnden ist eine Vertiefung, die 1½ bis 2 Fuß niedriger ist, wie der Stand. In diese Vertiefung fallen dannn, wenn es anders gerade steht, der Mist, und bei den weiblichen Thieren auch der Urin. Das Vieh muß aber dabei so gedraͤngt stehen, daß es beim Stehen und Liegen keine schraͤge Richtung annehmen kann, was es sonst gewiß thun wird. Auch muß das Vieh sehr daran gewoͤhnt seyn; sonst gleitet es mit den Hinterbeinen von der betraͤchtlichen Hoͤhe in die Vertiefung herab, faͤllt und be- schaͤdigt sich an den Schienbeinen und Knien. Bei allen diesen Einrichtungen wird nun der Mist verschieden behandelt. Man bringt entweder den consistenten Mist aus dem Stalle heraus, und schlaͤgt ihn mit Stroh vermischt regulaͤr in Haufen zusammen, und zwar so, daß der eigentliche Mist groͤßtentheils nach innen kommt, und das Stroh ihn aͤußerlich bedeckt. Diese Hau- fen werden dann zuweilen mit der Jauche angefeuchtet. Oder aber man bringt auch etwas Stroh in den Stall, legt es zuweilen dem Viehe unter, plumpet zu der im Kanal befindlichen Materie noch Wasser hinzu, zie- het das Stroh mittelst einer Forke durch diese fluͤssige Masse einige Male durch, und bringt es dann außer dem Stalle in Haufen. Zu dem uͤbrigen plumpt man noch mehr Wasser hinzu, ruͤhrt es damit um, und laͤßt es dann durch geoͤfnete Kanaͤle in das Jauchenreservoir abfließen. Auf diese Weise haͤlt man den festen und mit Stroh ge- mengten Mist von dem fluͤssigen oder der sogenannten Guͤlle ganz abgesondert, und bedient sich des einen oder des andern nach den Umstaͤnden. Der Guͤllenbehaͤlter sind mehrere, und die Einrichtung der Kanaͤle ist so gemacht, daß man bald den einen bald den andern anfuͤllen kann. Es muß naͤmlich die Guͤlle, um am vortheilhaftesten gebraucht zu werden, erst einen gewissen Gaͤhrungs- oder Faͤulungsgrad uͤberstanden haben, bis wohin man den Zutritt der frischen Lust von ihr abhaͤlt, und sie nur zuweilen einmal umruͤhrt. Auf das richtige Treffen dieses Grades kommt, wie man versichert, viel an. Die in ihren gerechten Zustand gekom- menen Behaͤlter werden nach einander ausgefahren, und dann wieder frisch angefuͤllt. Die Lobeserhebungen, welche man von dieser Methode in Hinsicht der Wirk- samkeit des Duͤngers macht, sind sehr groß, scheinen aber doch uͤbertrieben. Man Die Mistduͤngung. sagt, daß man mittelst des Strohes dieselbe Masse von Duͤnger gewoͤnne, die man bei der gewoͤhnlichen Einstreuung gewinnen wuͤrde, und daß selbst dieser Duͤnger durch das sorgfaͤltige Zusammenschlagen in einen fruchtbringendern Zustand versetzt wuͤrde. Ueberdem aber sey die fluͤssige Guͤlle ihrem Effekte nach eben so viel, nach andern das Doppelte werth, wie der strohige Mist; so daß man durch diese Methode das Doppelte oder gar das drifache gegen die gewoͤhnliche an Dungkraft erhalte. Hie- rin scheint ein so großer Widerspruch zu liegen, daß man der Behauptung ohne uͤber- zeugende comparativ angestellte Versuche unmoͤglich Glauben beimessen kann. In- dessen leugne ich nicht die Moͤglichkeit, daß man doch mehr an Dungkraft dadurch ge- winnen koͤnne, indem naͤmlich bei dieser Behandlung fruchtbringendere Zersetzungen und neue Verbindungen der Urstoffe vor sich gehen koͤnnen, als bei der gewoͤhnlichen. Es laͤßt sich vielleicht annehmen, daß bei der Gaͤhrung und Faͤulniß der Jauche, so wie uͤberhaupt des Mistes, eine Zersetzung des Wassers vor sich gehe, und somit eigene Substanzen erzeugt werden, die wir noch nicht genugsam kennen. Daß der fluͤssige Duͤnger zuweilen auffallend viel bewirke, insbesondere auf sandigem Boden, und daß er insbesondere die zu große Lockerheit, welche dieser durch viele Bearbeitung und Strohduͤngung erhalten hat, sehr verbessere, haben unbezweifelte Erfahrungen im Großen gelehrt. In die Guͤllenbehaͤlter bringt man noch allerlei vegetabilische und animalische Abfaͤlle, insbesondere gesammelten menschlichen Urin. Wenn ich also der Methode an sich nicht allen Vortheil absprechen will, so fraͤgt sichs dennoch, ob er der Arbeit und Sorgfalt werth sey, welche sie erfordert, wenn man naͤmlich unsere gewoͤhnliche Methode, bei welcher aber alles auch auf das sorg- faͤltigste eingerichtet seyn muß, dagegen haͤlt. Sobald naͤmlich bei unserer Methode der zusammengehaltene Mist mehrere Feuchtigkeit hat, als er in sich aufnehmen kann, muß diese Jauche eben sowohl aufgefangen und benutzt werden. Wo man sie abflie- ßen laͤßt — was freilich wegen des Mangels einer guten Einrichtung des Misthofes noch haͤufig geschieht — da wird eine wirksame Dungkraft verschwendet, insbesondere bei einer saftigen Futterungsart. Fuͤr diese die Miststelle durchziehende und wieder abfließende Jauche sind Behaͤlter immer hoͤchst noͤthig. §. 38. Die Behandlung und Ausfuͤhrung des fluͤssigen Duͤngers ist sonst auf keine Behandlung des fluͤssigen Mistes und der Jauche. Weise so weitlaͤuftig und beschwerlich, wie sie manche sich vorstellen. Die Jauche wird Die Mistduͤngung. aus den ausgemauerten und mit Zement ausgesetzten Behaͤltern mittelst einer Plumpe oder eines Ziehbrunnens herausgebracht, und entweder in großen Tonnen oder eigends dazu bestimmten Kasten, die auf Karren stehen, ausgefahren. Diese haben hinten ein Zapfloch, vor welches ein Vrett oder Kasten in der Breite des Karren befestigt ist, auf oder in welchem sich die Jauche ergießt, und sich so beim Fahren verbreitet. Je nachdem man staͤrker oder schwaͤcher damit duͤngen will, wird langsamer oder schnel- ler gefahren. Man gebraucht diese Jauche hauptsaͤchlich zu solchen Fruͤchten, die eine starke, schnellwirkende Dungkraft ertragen, z. B. zur Rapssaat. Andere benutzen sie fuͤr den Klee oder andere Futterfelder und auf Wiesen. Dem Getreide koͤnnte sie leicht, wenn sie anders nicht sehr waͤssrig und schwach ist, eine zu große Geilheit zuziehen. Den groͤßten Vortheil thut sie dem sandigen Boden, welchen sie fester und feuchthal- tender macht. Auf Mittelboden wechselt man gern mit dieser und der strohigen Duͤn- gung ab. Dem sehr gebundenen Boden kann sie aber die Strohduͤngung nicht er- setzen. Die aufbewahrte Jauche findet uͤberdem eine sehr nuͤtzliche Anwendung, wenn der consistente strohige Mist zu duͤrre geworden ist, und die Gaͤhrung deshalb nicht vor sich gehen will. In diesem Falle ist sie gewiß nicht vortheilhaster zu benutzen, als wenn man sie uͤber den Misthaufen verbreitet. §. 39. Die Pferch- duͤngung. Endlich kommt noch in Ansehung der Duͤngung mit thierischen Exkrementen der Pferch oder Hordenschlag in Betracht. Das Vieh wird durch eine bewegliche, aus Latten oder Strauchwerk verfertigten Umzaͤunung des Nachts in einem engen Raume eingeschlossen, und somit werden auf demselben ihre Auswuͤrfe, selbst ihre Ausduͤn- stung konzentrirt. Damit sich diese dem Boden um so besser mittheilen, pflegt man diesen Platz kurz vorher umzupfluͤgen. In der Regel wird diese Methode nur mit den Schafen betrieben. Indessen hat man doch auch mit andern Thieren etwas Aehnliches bewerkstelligt. Man hat z. B. Mastrindvieh in der Naͤhe der Fettweiden oder Futterschlaͤge des Nachts in eine fest- stehende Umzaͤunung gebracht, die mit Stroh ausgelegt war, um somit den naͤcht- lichen Mist, der auf die Fettweide nur nachtheilig fiel, aufzufangen. Auch hat man sogar einen Huͤrdenschlag fuͤr die Gaͤnse gemacht, und will davon einen erheblichen Nutzen Die Mistduͤngung. Nutzen verspuͤrt haben. Dies sind indessen noch seltene Beispiele, und die gewoͤhn- liche Pferchung geschieht nur mit Schafen. Ueber die Vortheile und Nachtheile dieser Pferchung sind die Meinungen noch immer sehr getheilt. Daß diese naͤchtliche enge Einsperrung der Gesundheit der Schafe und dann auch der Qualitaͤt der Wolle einigermaßen nachtheilig sey, ist wohl entschieden. Nur die haͤrteren Schafarten koͤnnen sie ertragen, und in England hat man manche lang- und feinwollige Schafarten, denen sie in kurzer Zeit toͤdtlich wird, ungeachtet dieselben Schafe bei freier Bewegung sonst Winter und Sommer draußen bleiben. Denn es ist ein großer Unterschied, ob die Thiere durch freie Bewegung dem Eindruck, wel- chen schlechte Witterung auf sie macht, widerstehen koͤnnen, oder so eingesperrt sie leidend ertragen muͤssen Wenn gleich nun unsere Landschafe und selbst die edlen spa- nischen es auszuhalten vermoͤgen, ohne davon umzukommen, so muß man doch zu- gestehen, daß sie sich besser befinden, wenn sie des Nachts entweder frei herumlanfen oder unter Dach kommen; und am meisten ist dieses bei den Laͤmmern bemerklich. Aber auch, ohne Hinsicht auf die Thiere, verliert man gewiß an Duͤnger nicht, sondern gewinnt vielmehr, wenn man die Schafe des Nachts in einen gestreuten Stall bringt, und somit strohigen Duͤnger macht, der zwar keine so schnelle Wirkung wie der Pferch aͤußert, aber ungleich nachhaltiger ist. Dagegen aber hat diese Duͤngungsart den großen Vortheil, daß sie die Arbeit und Fuhren des Mistes erspart, und dieser Vortheil ist um so groͤßer, je entlegener die Felder und je beschwerlicher die Wege dahin sind; weshalb man sie vor allen auf bergigen Aeckern anwendet. Auch wird man alsdann dazu gezwungen, wenn man kein Stroh und anderes Streuungssurrogat uͤbrig hat. Es ist also die Lokalitaͤt, welche hier, wie in den meisten Faͤllen, entscheidet. Die Englaͤnder sind zum Theil noch in anderer Hinsicht gegen den Huͤrdenschlag. Sie behaupten naͤmlich und fuͤhren unzubezweifelnde Erfahrungen dafuͤr an: daß eine Schafweide sich verschlechtere, wenn man ihr den naͤchtlichen Duͤnger nehme, und sich dagegen augenscheinlich verbessere, wenn man ihr solchen lasse. Im erstern Falle koͤnne sie in den folgenden Jahren immer weniger Schafe ernaͤhren; im zwei- ten dagegen immer mehrere, und verbessere sich somit progressiv. Hoͤchst auffallend sey ferner der Unterschied in der Fruchtbarkeit einer aufgebrochenen Schafkoppel, wenn Zweiter Theil. E e Die Mistduͤngung. man ihr waͤhrend der Weidejahre den naͤchtlichen Duͤnger gelassen oder entzogen habe. Man hat hiergegen gesagt, daß die Schafe, wenn sie einen freien großen Weideraum haͤtten, sich des Nachts dennoch zusammendraͤngen, und ihren naͤchtlichen Duͤnger nicht vertheilen, sondern auf einen Fleck fallen lassen wuͤrden, wo er durch seine Ueber- haͤufung die Weide nur verderben moͤchte; ja daß sie sogar alle Naͤchte denselben Platz waͤhlen wuͤrden. Ich habe diese Bemerkung aber selbst bei denen Englaͤndern, die den Huͤrdenschlag vertheidigen, nicht gefunden. Es scheint mir also, als ob die- jenigen Schafe, welche in umzaͤunten Weidekoppeln frei herumgehen, und nicht durch Hirten und Hund immer zusammengehalten werden, diese Gewohnheit nicht an- nehmen. §. 40. Verfahren bei der Pfer- chung. Bei der Schafpferchung ist folgendes zu bemerken. Man macht den Huͤrden- schlag nie groͤßer als nothwendig erforderlich ist, weil bei einem groͤßeren Spielraume der Thiere der Duͤnger nicht gleichmaͤßig vertheilt werden wuͤrde, indem sie sich naͤm- lich dennoch zusammendraͤngen moͤchten. Man giebt daher in der Regel dem Schafe nur 10 bis 12 Quadratfuß Raum darin, damit es gerade seinen Platz in der Zeit, wo es darauf steht, beduͤngen koͤnne. Die einzelnen Hordenstuͤcke, woraus die Umzaͤunung zusammengesetzt wird, sind 10 bis 12 Fuß, selten 14 Fuß lang, damit sie der Schaͤfer unter dem Arme tragen und fortschlagen koͤnne. Je groͤßer die Anzahl von Schafen ist, um desto mehrere koͤnnen von derselben Umfassungslaͤnge oder Hordenzahl eingeschlossen werden. Wenn wir die Horden zu 10 Fuß lang annehmen, und jedes Schaf 10 Quadratfuß Raum haben soll, so sind fuͤr 200 Schafe 18 Stuͤck, fuͤr 300 Schafe nur 20 Stuͤck er- forderlich, wenn sie in Quadrat gesetzt werden. Ueberdem bedarf eine geringere wie eine groͤßere Anzahl von Schafen nur eines Hirten und einer Schaͤferkarre, und die Muͤhe und Kosten des Huͤrdenschlages kommen also auf den Kopf um so geringer, je groͤßer die Heerde ist und umgekehrt. Deshalb haͤlt man es auch im allgemeinen nicht fuͤr vortheilhaft, einen Huͤrdenschlag mit weniger als 300 Stuͤcken zu halten. Die Staͤrke der Duͤngung, welche man durch den Hirdenschlag giebt und geben will, ist verschieden. Man sucht sie durch einen weitern oder engern Raum, worin man die Thiere zusammenhaͤlt, und durch die Zeit, in welcher man sie auf demselben Platze stehen laͤßt, zu bestimmen. Dies ist aber in der That nicht zureichend, indem Die Mistduͤngung. naͤmlich die Auswuͤrfe von der Nahrung abhaͤngen, welche die Schafe auf der Weide genießen. Bei einer reichen Weide kann dieselbe Anzahl von Schafen ihren Platz in einer Nacht eben so stark beduͤngen, wie bei einer kuͤmmerlichen Weide in zwei Naͤchten. Genauer laͤßt sich hieruͤber aber noch nichts angeben. Nur der Augen- schein bestaͤtigt einem jeden die Richtigkeit dieser schon a priori einleuchtenden Thatsache. Man unterscheidet sonst einen ganzen, halben und starken Hordenschlag. Wenn man eine mittelmaͤßige Weide voraussetzt, so nennt man es einen ganzen Horden- schlag, wenn man mit 600 Schafen in 3 Naͤchten 1. Morgen beduͤngt, oder was einerlei ist, wenn 1800 Schafe in einer Nacht 1 Morgen beduͤngen. Einen halben oder schwachen Hordenschlag nennt man es, wenn 1200 Schafe auf 1 Morgen kommen; einen starken Hordenschlag aber, wenn 2400 dazu gebraucht werden. Bei gleicher Weide macht aber ferner die Laͤnge der Naͤchte einen Unterschied. In den kurzen Naͤchten bleiben sie etwa nur 8 Stunden, in den langen Naͤchten 12 und mehrere Stunden darauf stehen. Hierzu kommt, daß in den gewoͤhnlichen Schaf- wirthschaften die Thiere mehrentheils die knappste Weide haben, wenn die Naͤchte am kuͤrzesten sind, und dagegen eine weit bessere, wenn sie im Fruͤhjahre die Wiesen und die Brache vor ihrem Umbruche, nach der Ernte aber die Stoppel zu beweiden ha- ben. Um hierin eine Gleichheit zu erhalten, schlaͤgt man zuweilen die Horden in den laͤngeren Naͤchten um, so daß zwei Flecke in einer Nacht damit belegt werden. Wo die Schaͤfer aber hieran nicht gewohnt sind, muß man es durch Verengerung des Raums in den kurzen Naͤchten zu zwingen suchen. Es werden also nach Verhaͤltniß der Kuͤrze der Naͤchte entweder weniger Hordenstuͤcke genommen, oder sie werden auf verschiedene Weise gesetzt. Im Quadrat umfaßt naͤmlich eine gleiche Zahl einen groͤ- ßern, im Oblongum einen geringern Raum. 20 zwoͤlffuͤßige Horden umschließen im Quadrat 25 Quadratruthen; werden sie aber so gesetzt, daß auf jeder Seite 8 in die Laͤnge und 2 in die Breite kommen, so umfassen sie nur einen Raum von 16 Qua- dratruthen. Um das Verhaͤltniß dieses Raums zu der Laͤnge der Naͤchte durch eine verschiedene Setzung der Horden zu bestimmen, hatte der aͤltere Graf von Pode- wils eine Tabelle angefertigt, welche sich in dessen Nachrichten fuͤr die Gusowsche Wirthschaft in den Annalen des Ackerbaues, Bd I. S. 466, befindet, und welche die verschiedene Staͤrke der Duͤngung nach der Form, worin die Horden gesetzt wer- den, sehr klar darstellt. E e 2 Die Mistduͤngung. Die Schafe werden bei Sonnenuntergang in die Horden gebracht, und Mor- gens nicht eher herausgelassen, als bis der Thau abgetrocknet ist, weil ihnen dieser wegen der heftigen Begierde, womit sie fressen, wenn sie des Nachts gehungert und gedurstet haben, leicht schaͤdlich werden soll. Ehe man sie herauslaͤßt, jagt man sie in den Horden herum, damit sie sich vorher voͤllig ausleeren, und ihren Duͤnger nicht verschleppen. Es wird allgemein empfohlen die Schaͤfer dazu anzuhalten, daß sie dieses thun. §. 41. Benutzung des Pferches Der Huͤrdenschlag ist ein sehr zersetzbarer und daher schnell und stark wirkender Duͤnger. Er thut deshalb auf die erste Frucht eine ungemein starke Wirkung, auf die zweite aber nur eine geringe, und wenn er schwach gegeben worden ist, gar keine. Nur der starke Huͤrdenschlag, wo naͤmlich 2400 Schafe auf 1 Morgen kommen, kann bis zur dritten Frucht nachhaltig seyn, insbesondere wenn im frischen Dung kein Ge- treide, sondern ein anderes Gewaͤchs, gewoͤhnlich Rappsaat, gebaut wird. Ein so starker Huͤrdenschlag wird hierdurch naͤmlich nicht allein am vortheilhaftesten benutzt, sondern man wuͤrde auch beim Getreide das Lagern besorgen muͤssen, welches nach der Hordenduͤngung sehr leicht erfolgt. Gewoͤhnlich giebt man jedoch, wenn man zu einer solchen Frucht stark duͤngen will, den Huͤrdenschlag nicht so stark, sondern erst eine Stallmistduͤngung, und legt, nachdem diese untergepfluͤgt worden, einen schwaͤcheren Hordenschlag daruͤber. Das Getreide, welches auf Hordenschlag, besonders nach starkem waͤchst, hat gewisse uͤble Qualitaͤten, die es dem Becker, Brauer und Branntweinbrenner unan- nehmlich machen, wovon an einem andern Orte. In der Regel wird das Land, worauf man die Horden legen will, kurz vorher umgepfluͤgt, und dann eilt man so sehr wie moͤglich den Pferch flach unterzubringen, und mit Erde wieder zu bedecken. Diese fast allgemein befolgte Regel ist mir indessen nach den Versuchen eines Freundes zweifelhaft geworden, der von dem laͤnger oben- aufliegenden Pferch eine staͤrkere Wirkung verspuͤrt haben wollte: eine Beobachtung, die ich aber fernern Untersuchungen noch uͤberlassen muß. Gewiß ist es, daß man manchmal einen leichten Huͤrdenschlag uͤber die schon untergebrachte Saat mit großem Nutzen gelegt hat. Von einer Behuͤrdung eines bestellten Kartoffelfeldes habe ich sehr große Wirkung gesehen. Die Mistduͤngung. Auch bedient man sich des Huͤrdenschlages zuweilen zur Beduͤngung hochgelege- ner Wiesen oder kuͤnstlicher Futterfelder mit sehr gutem Erfolge, besonders wenn sie zu abgelegen vom Hofe sind, um den Duͤnger auf der Achse hinzuschaffen. Einige, die gegen den unmittelbaren Huͤrdenschlag Bedenklichkeiten und Stroh zur Einstreuung im Ueberfluß haben, dennoch aber sehr entfernte oder an Bergen ge- legene Felder mit dem Schafmiste beduͤngen wollen, legen feststehende Horden in der Nachbarschaft dieser Felder an, versehen sie mit hinlaͤnglicher Streu, und bringen die Schafe des Nachts, auch wohl wenn diese Plaͤtze durch Baͤume beschattet find, in der heißesten Zeit des Mittags hinein, und erhalten so einen reichlichern Duͤnger mit geringerer Arbeit — denn das Anfahren des Strohs ist sehr viel leichter — in der Naͤhe dieser Felder. Man kann den Schafen in solchen festehenden ausgestreuten Horden mehreren Spielraum geben, und die Einstreuung giebt ihnen ein gesunderes Lager, als der feuchte Erdboden. §. 42. Da jede thierische Substanz ein kraͤftiges Duͤngungsmittel ist, so wuͤrde die Duͤnnung mit thierischen Abfaͤllen. Fruchtbarkeit des Bodens und die Produktion ungemein gewinnen, wenn außer den Auswuͤrfen der Thiere auch alle absterbende thierische Koͤrper und die fonst unzubenu- tzenden Abfaͤlle des Schlachtviehes sorgfaͤltiger als Duͤngungsmittel gebraucht wuͤrden, und wenn man verhuͤtete, daß nichts davon aus dem großen Kreislaufe der Natur ver- schleudert werde. Die Aeser der Thiere geben einen vorzuͤglich wirksamen Duͤnger. Wenn man Aeser. sie in Gruben oder ausgemauerten Behaͤltern, besonders da, wo sie sich bei einer Abdeckerei zusammenhaͤufen, braͤchte, sie mit aͤtzendem Kalk bestreute und mit Erde bewuͤrfe, und die Masse, nachdem sie ihren Gestank verloren, was vermittelst des Kal- kes sehr schnell geschieht, durcharbeitete: so wuͤrde schnell ein Duͤnger von gewaltiger Kraft daraus hervorgehen, und der Tod bald neues Leben und neuen Lebensgenuß hervorbringen. Wenn dagegen diese Aeser an der Luft verwittern oder tief unter der Oberflaͤche verscharrt oder ins Wasser geworfen werden, so werden sie aus jenem Zirkel herausgestoßen, und die Lebensmaterie vergeudet. Selbst die Knochen werden muͤrbe, wenn sie mit aͤtzendem Kalk vermischt wer- Knochen. den, lassen sich dann leicht zermalmen, und thun, so bereitet, eine auffallend große Wirkung. Man brennt sie sonst auch zuweilen, wo sie sich auf Schindangern ange- Duͤngung mit thierischen Abfaͤllen. haͤuft haben, zu Asche, die freilich als Duͤngungsmittel nicht ganz unwirksam ist, aber doch nur aus phosphorsaurem Kalk besteht, aus welchem der wirksame thie- rische Leim ganz ausgetrieben ist. §. 43. Fische. An den Seekuͤsten hat man oft Gelegenheit Fische als Duͤngungsmittel anzu- wenden, und selbst auch an den Muͤndungen großer Stroͤme, wie z. B. vor meh- reren Jahren an der Elbe, als eine unbezwingliche Menge von Heringen sich da- selbst einfand. Sie muͤssen aber durchaus erst mit aͤtzenden Kalk bestreut und dann mit Erde gemengt werden, um den vollen Nutzen davon zu erhalten. Ein so be- reitetes Gemenge thut, wenn es uͤber die Saaten gestreut wird, der Erfahrung nach eine sehr große Wirkung, wogegen die unzersetzten Fische auf den Acker ge- streut und untergepfluͤgt im ersten Jahre eine nachtheilige, in den folgenden aber eine nur geringe Wirkung gezeigt haben. Es ist derselbe Fall mit dem schlechten Heringsthran, den man auch zuweilen als Duͤnger gebraucht hat. Unzersetzt hat man ihn, wie jedes oͤlige Wesen, der Vegetation nachtheilig gefunden. Wird er aber zuvor durch Kalk oder Alkalien zersetzt, so giebt er nach vielen gemachten Versuchen ein sehr kraͤftiges Duͤngungs- mittel ab. §. 44. Hoͤrner und Klauen. Die hornartige Substanz der Thiere gehoͤrt unter die allerkraͤftigsten Duͤn- gungsmittel, zersetzt sich leichter wie die Knochen und von selbst. Sie besteht groͤßtentheils aus thierischem Leim, und loͤst sich daher fast ganz in Azot, Hydro- gen, Kohlen- und Sauerstoff, Phosphor und phosphorsauren Kalk auf, die dann wahrscheinlich in verschiedene quantitative Verbindungen uͤbergehen, und sehr fruchtbare Materien bilden. Man bedient sich am meisten der Abfaͤlle der Drechsler und Kammacher. Die fein geraspelten Spaͤhne zersetzen sich am schnell- sten, und wirken daher am maͤchtigsten. Ihre Wirkung dauert dann aber auch nur ein Jahr. In diesem Jahre kann sie aber auch leicht fuͤr Getreidefruͤchte zu stark werden, und zu geiles, zum Lagern geneigtes Korn hervorbringen. Auch soll dieses Korn wegen ihrer treibenden Fruchtbarkeit in den Halmen spaͤter zur Reife kommen und trocknen; ferner am staͤrksten mit Mehlthau befallen werden, dir Koͤrner minder mehlhaltig seyn, und sich im uͤbrigen eben so verhalten, wie Duͤngung mit thierischen Abfaͤllen. die auf Schafpferch gewachsenen; vermuthlich wegen des vielen Azots, welches in beiden enthalten ist. Man wende sie deshalb lieber zu andern Gewaͤchsen an, die eine geile Duͤngung besser ertragen koͤnnen. Sind groͤbere Hornstuͤcke darun- ter, oder nimmt man zerhackte Klauen, so geht die Zersetzung spaͤter vor sich; sie thun ihre Wirkung minder im ersten Jahre, sind aber nachhaltig fuͤr die folgen- den. Nach den Vorschriften der Englaͤnder bringt man 5 bis 600 Pfund auf den Morgen, und haͤlt dies fuͤr eine starke Duͤngung. Ich habe 24 Scheffel solcher Abfaͤlle der Hornarbeiter aufbringen lassen, die theils aus feineren Spaͤnen, theils aus groͤberen zuruͤckgeworfenen Stuͤcken bestanden. Je nachdem mehr oder weni- ger von letzterem darunter war, wog der Scheffel 24 bis 32 Pfund. Das Quan- tum nach dem Volumen zu bestimmen, ist hier wohl sicherer als nach dem Gewichte. Denn die feinern Spaͤne wiegen weniger, wie die groben Stuͤcke, wirken dage- gen schneller. Die Klauen, welche die Schlaͤchter zuweilen aufbewahren, muͤssen, um sie auf dem Acker zu zertheilen, klein gehauen werden, was sehr schwierig ist, wenn man sie nicht etwa lange im Wasser, dem etwas Kalk und Asche zugesetzt worden, erweicht hat. Man kann sich ihrer aber mit großem Vortheil zur Duͤngung der Wiesen bedienen. Man sticht naͤmlich in einer Entfernung von 1½ bis 2 Fuß Loͤcher, und in jedes Loch einen solchen sogenannten Ochsenpantoffel, in welchem sich das Wasser sammelt. Im ersten Jahre zeigt sich nur um den Rand eines jeden Stuͤcks herum ein uͤppiger Graswuchs, im zweiten Jahre verbreitet er sich mehr, und im dritten Jahre, wo sich die Substanz voͤllig aufgeloͤst hat, zeigt sich die lebhafteste Vegetation uͤber die ganze Wiese. §. 45. Aller Schlaͤchterabfall, der in Gruben gesammelt wird, und aus Blut, Haaren Schlaͤchter- Abfall. und andern Unreinigkeiten besteht, ist ebenfalls ein sehr wirksamer Duͤnger, der mit Erde versetzt in kleinerer Quantitaͤt schnelle und große Wirkung hervorbringt. Es ist fast Verschwendung ihn wie andern Mist aufzufahren und gleich unterzu- pfluͤgen, indem man als Kompost weit mehr damit ausrichten kann. So ist auch der Abfall der Lohgerber — ich meine den eigentlich thierischen, Lohaaͤrber Abfaͤlle. nicht die von ihnen gebrauchten Lohe — eins der aller kraͤftigsten Duͤngungsmit- Duͤngung mit thierischen Abfaͤllen. tel, welches ebenfalls mit Sparsamkeit nur als Kompost zur Obenaufduͤngung ge- braucht werden sollte. Haare und Wolle. Die Haare und Wolle der Thiere sind der hornigen Substanz in ihren Be- standtheilen gleich, sie zersetzen sich aber nicht so schnell, wenn sie nicht mit etwas Kalk gemengt werden. Die wollenen Lappen und alte Huͤthe werden in England sorgfaͤltig gesammelt, und als Duͤnger vertheilhaft verkauft. Man bringt sie in Gruben mit etwas zwischen gestreuten Kalk zusammen, laͤßt sie vermodern, und vermengt sie mit Erde. Ich finde in Youngs Annalen einige Beispiele angefuͤhrt, wo man mit besonders großer Wirkung jede Setzkartoffel in einen wollenen Lappen eingewickelt, und so gelegt hatte. Ein bekannter Deutscher, immer etwas enthu- siastischer Schriftsteller gab den Rath, daß Jedermann seinen Huth, statt ihn laͤnger unnuͤtzer Weise auf dem Kopfe zu tragen, auf den Acker bringen solle, woraus er in der Folge eine allgemeine Fruchtbarkeit und einen Ueberfluß von Nahrungsmitteln ableitete. Gewiß ist es, daß wenn nur alles Abgetragene zur Duͤngung gehoͤrig benutzt wuͤrde, eine betraͤchtliche Produktion daraus hervor- gehen koͤnnte. Altes Leder. Schuhe und altes Leder zergehen zwar an der Luft nicht leicht, werden aber mit etwas Kalk bestreut ebenfalls in eine fruchtbare schleimige Masse zersetzt. Fettgreven. Die Greven der Lichtzieher — wenn sie nicht etwa schon unter die Seifen- siederasche kommen — geben ebenfalls eine sehr schaͤtzbare Duͤngung, die aber auch nur im Kompost und zur Ueberstreuung gebraucht werden muß. Zuckererde. Endlich gehoͤrt auch der Abfall der Zuckersiedereien oder die Zuckererde, wel- che groͤßtentheils aus Blut, Schleimstoff und Kalk bestehet, zu den hoͤchst wirk- samen thierischen Duͤngungsmitteln, und man hat in Wirhschaften bei großen Staͤdten, wo man alle diese Abfaͤlle haben konnte, keins in kleiner Masse wirk- samer gefunden, wie dieses. Alle diese Duͤngungsmittel haben nur die Nachbaren großer Staͤdte und sehr bevoͤlkerte Gegenden voraus. Vegetabilische Vegetabilische Duͤngungsmittel. Vegetabilische Duͤngungsmittel . §. 46. Die bloß vegetabilischen Duͤngungsmittel haben bei weitem nicht die Kraft und schnelle Wirkung der thierischen, sind dagegen aber sehr nachhaltend im Bo- den. Sie scheinen mehr ausdauernden Humus zu erzeugen, welcher sich minder schnell zersetzt und in neue Pflanzen uͤbergeht. Das Hinzutreten der thierischen Substanzen, so wie der Kalk und die Alkalien, beschleunigen ihre voͤllige Zer- setzung. Eine bloß vegetabilische Duͤngung von Zeit zu Zeit angebracht erhaͤlt den Acker um so sicherer in Kraft, und giebt ihm verlorne Kraft nachhaltender wie- der, als thierische Duͤngung; weswegen einem sehr erschoͤpften Boden durch soge- nannte Ruhe mehr als durch Mist geholfen wird. Wir haben schon derjenigen vegetabilischen Substanzen erwaͤhnt, die als Einstreuungsmittel am nutzbarsten gebraucht werden, und in Vermengung mit den Auswuͤrfen der Thiere dann zur schnellen Zersetzung fortgerissen werden; die uͤber- maͤßige Faͤulniß der thierischen Substanz aber moderiren. Es kommen aber noch andere vegetabilische Substanzen in Betracht, die ohne jene Vermengung mehrentheils unmittelbar dem Acker, der sie hervorbrachte, wieder mitgetheilt und ihm einverleibt werden. Dies geschiehet theils zufaͤllig, theils absichtlich. Alles Unkraut, welches auf dem Acker waͤchst, und vor dem Samenansatz wieder untergepfluͤgt wird, vermehrt ohne Zweifel seine Kraft. Denn obwohl die meisten Pflanzen des Moders im Boden beduͤrfen, um sich auszubilden und zu wachsen, so nehmen sie doch auch, wie mannichfaltige Erfahrungen und Versuche lehren, luftfoͤrmige Stoffe und wahrscheinlich die Urbestandtheile des zersetzten Wassers in sich auf, und wandeln solche vermoͤge ihrer Lebensthaͤtigkeit in organi- sche Stoffe um; so daß man mit Ueberzeugung annehmen kann, eine jede wach- sende Pflanze vermehre die organische Materie und den Humus, wenn sie auf der Stelle, wo sie wuchs, vermodert. Daher ist eine starke und mehrmals ausgruͤ- nende Brache, abgesehen von den uͤbrigen Vortheilen, welche sie dem Acker giebt, als eine schwache Duͤngung oder Vermehrung seiner Kraft anzunehmen. Je staͤr- ker das Ausgruͤnen des Unkrautes ist, je mehr es emporzutreiben zwischen jeder Zweiter Theil. F f Vegetabilische Duͤngungsmittel. Furche Zeit hat, um desto mehr Kraft wird es gewinnen. Der mit Hederich am meisten angefuͤllte Acker wird am meisten Nutzen von der Brache haben, selbst ohne Hinsicht auf den Vortheil, der aus der Zerstoͤrung dieses Unkrauts erfolgt. Auch selbst die Stoppel, welche von den meisten Fruͤchten im Acker zuruͤck- bleibt, giebt ihm wenigstens einigen Moder zuruͤck. Je staͤrker diese Stoppel ist, um desto mehr bewirkt sie, und daher wird der Acker bei gleicher Mistduͤngung merklich weniger in solchen Gegenden ausgesogen, wo man den Gebrauch hat, eine sehr hohe Stoppel beim Schneiden des Getreides stehen zu lassen. Es ist dann aber von Wichtigkeit, diese Stoppel bald unterzupfluͤgen, weil sie nur im Boden in eigentliche Faͤulniß uͤberzugehen scheint; der Luft ausgesetzt aber mehr verwittert. Die Stoppel anderer Fruͤchte, die staͤrkere Stengel und Wurzeln haben, uͤberwiegen zum Theil die Getreidestoppel in der Masse dessen, was sie dem Boden zuruͤckgeben. Am auffallendsten duͤngen aber diejenigen Gewaͤchse durch ihre umgepfluͤgte Stoppel und zerstoͤrte Wurzeln, welche nicht durch Rei- fung des Samens in duͤrres Stroh verwandelt wurden, sondern noch schleimige Theile in sich behielten. Daher die anerkannte verbessernde Eigenschaft der gruͤ- nen Wicken und des Klees, die in der Regel vor ihrem Unterpfluͤgen uͤberdem noch neue saftreiche Blaͤtter hervortreiben, und auch bei ihrer Aberntung manche Abfaͤlle auf dem Felde zuruͤcklassen. Am wirksamsten duͤngt der Rasen oder die Grasnarbe, die sich nach einer laͤn- gern Ruhe auf dem Boden erzeugt. Das dichte Gewebe von Kraut und Wurzeln, gemengt mit der thierischen Materie der absterbenden Wuͤrmer und Insekten, wo- zu sich noch der Ruͤckstand des Duͤngers des weidenden Viehes gesellt, giebt dem Erdboden eine betraͤchtliche Kraft, welche mehrere Ernten ohne aufgefahrnen Duͤnger zu geben vermoͤgend ist. Man hat dies faͤlschlich der Ruhe des Ackers selbst zugeschrieben, welche doch keine andere als eine negative Wirkung haben kann. Derjenige Boden, welcher in der groͤßten Kraft niedergelegt worden, und daher die reichste Grasnarbe zu bilden vermag, wird waͤhrend seiner Ruhejahre, nicht durch seine Unthaͤtigkeit, sondern gerade durch seine produzirende Kraft am meisten an neuer Kraft gewinnen. Der irrige Begriff von Ruhe hat vielleicht mit dazu Veranlassung gegeben, oder doch das gewoͤhnliche Verfahren erhalten, daß man nur erschoͤpften Acker zu Grase niederlegt, in der Hoffnung, er werde durch Vegetabilische Duͤngungsmittel. die Ruhe Kraͤfte wieder erhalten. Er thut dies freilich, indem noch immer einige Produktion darauf vorgeht, aber weit langsamer und in weit geringerer Progres- sion, als wenn er in mehrerer Kraft niedergelegt wurde. Je fruchtbarer der nie- dergelegte Boden noch ist, um desto mehr Blaͤtter und Wurzeln, auch desto mehr Wuͤrmer und Insekten werden sich darauf erzeugen, desto mehr Mist wird darauf fallen; und er wird sich um so staͤrker bereichern, je reicher die Quelle von Nah- rungsstoff ist, den er in sich haͤlt. §. 47. Eine schnellere und reichhaltigere vegetabilische Duͤngung geben wir aber dem Unterpfluͤgen gruͤner Saa- ten. Acker, wenn wir angemessene Pflanzen, die zu einer groͤßeren Staͤrke und Ent- wickelung kommen, darauf aussaͤen, und sie im Zeitpunkte ihrer Bluͤte entweder geradezu unterpfluͤgen oder sie erst durch draufgetriebenes Vieh abfressen und nieder- treten lassen, dann aber sogleich unterbringen. Diese Methode ist uralt und stand bei den Roͤmern im groͤßten Rufe. Sie hat sich in Italien bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt, und man haͤlt daselbst eine solche gruͤne Duͤngung, auch wo es an thierischem Miste nicht mangelt, dennoch fuͤr hoͤchst nuͤtzlich, um den Boden in die hoͤchste Fruchtbarkeit zu versetzen. Das dortige Klima beguͤnstigt diese Me- thode freilich mehr wie das unsrige, indem man solche Saaten erst nach der fruͤ- hern Aberntung aussaͤet, wo dann noch Zeit genug zu ihrem Heranwachsen uͤbrig bleibt. Unter allen Pflanzen, die hierzu gebraucht werden, hat keine so viel Ruhm, wie die weiße Lupine , welche von den aͤltesten Zeiten an bis auf die jetzigen bloß zu dieser Absicht angebauet wird, indem sie sonst weder als menschli- ches noch als thierisches Nahrungsmittel im Kraut und in der Frucht, wegen ihres barschen Geschmacks, nuͤtzlich gebraucht werden kann. Bei einer vorlaͤufigen Un- tersuchung, die wir naͤchstens genauer anstellen werden, hat sich gezeigt, daß diese Pflanze vielen kleberartigen Stoff in sich enthalte, woraus sich die vorzuͤgliche duͤngende Kraft, die ihr beigemessen wird, erklaͤren laͤßt. Der Samen selbst wird nach Simondes Gemaͤhlde der Toskanischen Landwirthschaft, S. 114, nach- dem man ihm seine Keimkraft genommen hat, um die Olivenbaͤume eingegraben, um ihnen Duͤngung zu geben. Ob diese Pflanze sich in ihrer duͤngenden Kraft so besonders auszeichne, daß sie dieserhalb bei uns angebaut zu werden verdiene, werden uns anzustellende Versuche lehren. Wir haben sie zu dem Ende vermehrt F f 2 Vegetabilische Duͤngungsmittel. und sie waͤchst bei uns, wie allen Gaͤrtnern bekannt ist, sehr gut. Ob sie nach der Rockenernte eingesaͤet sich noch hinlaͤnglich entwickele, um gruͤn untergepfluͤgt zu werden, kann ich jetzt auch noch nicht bestimmen. Wir haben aber mehrere Gewaͤchse, die sich ebenfalls zu diesem Zwecke passen. Sie muͤssen folgende Eigenschaften haben: a ) Das zu waͤhlende muß dem Boden seinem Vermoͤgen, seinem Feuchtig- keitsgrade und seiner Lage angemessen seyn, damit es nicht duͤrftig, sondern uͤppig darauf wachse. b ) Der Samen muß wohlfeil, d. h. leicht zu gewinnen oder in geringer Quantitaͤt zur Besamung eines Ackers zureichend seyn. c ) Es muß in moͤglich kuͤrzester Zeit zu der erforderlichen Groͤße und Ent- wickelung kommen, damit es, in der Brache gesaͤet, die erforderlichen Pflugar- ten zulasse, oder aber nach einer andern Frucht in demselben Jahre gebauet wer- den koͤnne. d ) Es muß den Boden locker erhalten, und ihn mit seinen Wurzeln stark durchdringen, mit seinem Kraute beschatten. e ) Es muß vielen Schleim und einen der thierischen Natur aͤhnlichen Stoff in sich enthalten. f ) Bald in Faͤulniß uͤbergehen. Alle diese Eigenschaften vereinigt kein Gewaͤchs so sehr, wie der Ackerspoͤr- gel , und mit diesem sind daher auch bei uns am meisten gluͤckliche Versuche an- gestellt worden. Vergleiche Annalen der Niedersaͤchsischen Landwirthschaft, III. Jahrgang 1 stes Stuͤck, St. 223. Man kann diesen Spoͤrgel vor dem Un- terpfluͤgen erst schnell mit Vieh betreiben, welches man dann aber auch des Nachts darauf lassen muß, wenn man die volle Wirkung davon haben will. Man hat auch manche andere Pflanzen dazu gebraucht, und diejenigen, die oͤligen Samen tragen, vorzuͤglich wirksam gefunden; naͤchst diesen hat man an- dere aus der Diadelphistenklasse, Erbsen, Wicken, Bohnen dazu gebraucht, ins- besondere in England, wo man jedoch in der Regel erst allerlei Vieh besonders Schweine hineintreibt, die sich darin maͤsten, ohne welche Benutzung auch die Auslage fuͤr den Samen wohl zu hoch kommen wuͤrde. Vegetabilische Duͤngungsmittel. Ferner ist der Buchweizen oder das Haidekorn dazu gebraucht worden, wel- ches in gruͤnem Zustande aber ebenfalls ein sehr nahrhaftes Viehfutter giebt. Auch Wasserruͤben hat man, wie schon Friedrich der Große erzaͤhlt, hauptsaͤchlich zu diesem Zwecke ausgesaͤet, und endlich empfiehlt mein verehrungs- wuͤrdiger Freund Hermbstaͤdt , der verschiedene daruͤber angestellte Versuche er- zaͤhlt, die Runkelruͤben, um mit verschiedenen Zusaͤtzen einen wirksamen Duͤnger daraus zu bereiten. Vergl. dessen Archiv der Agrikulturchemie, Bd. I. S. 79 u. s. f. Eine Methode, welche da, wo sie bekannt war, sich so ununterbrochen er- halten hat, verdient keinesweges vergessen, sondern mit mehrerer Aufmerksam- keit, wie bisher bei uns geschehen ist, versucht zu werden. Es scheint beim ersten Anblicke Verschwendung, eine gruͤne Saat, die man abmaͤhen und auf dem Stalle mit dem Viehe verfuttern koͤnnte, so niederwalzen oder niedertreten zu lassen- Man glaubt der Duͤnger koͤnne dem Acker wieder zu gut kommen, wenn man sie erst fuͤr das Vieh benutzt habe, und man hat Recht. Allein man kann ja immer mehr aussaͤen, als man mit dem mehrentheils festgesetzten Viehstande benutzen, und mit seinen Arbeitern einernten kann. Und dann scheint es nach den Bemer- kungen der Italiener einigen Bodenarten vortheilhafter, wenn sie zu Zeiten eine bloß vegetabilische, und wie man es dort nicht ganz unrichtig nennt, abkuͤhlende Duͤngung erhalte. Manche haben diese Methode nur fuͤr entferntere, neu aufgebrochene oder erschoͤpfte Laͤndereien empfohlen. Aber auf den ganz außer Kraft gekommenen wird sie wenig bewirken, weil die als Duͤnger ausgesaͤeten Gewaͤchse zu kuͤmmer- lich daselbst auskommen . Der Acker, der Dungkraft erzeugen soll, muß hier wie uͤberall noch Dungkraft haben. Diese Duͤngungsart ist also mehr zur Erhaltung der Fruchtbarkeit im Acker, als zur ersten Begruͤndung derselben anwendbar, und daher ist sie wahrscheinlich bei uns bisher so wenig in Gebrauch gekommen. Es laͤßt sich uͤbrigens beinahe fuͤhlen, was sie bewirken kann, wenn man ein dicht bekrautetes Huͤlsenfrucht-Feld ansiehet, und sich denkt, daß diese gruͤne Masse nun untergepfluͤgt werde. §. 48. Jeder vegetabilische Abfall und sogenannte Unrath kann, wenn er zusammen- Vegetabilische Abfaͤlle. gehalten, in Verwesung gesetzt, und zu dem Ende mit etwas thierischem oder mit Vegetabilische Duͤngungsmittel. Kalk versetzt wird, zum Duͤnger dienen. Kuͤchenabfall, Unkraut, vermodertes Holz und Saͤgespaͤne, gebrauchte Gerberlohe tragen zur Vermehrung des Duͤnger- vorraths bei. Man bemerkt, daß alle diejenigen Vegetabilien, welche bei der Einaͤscherung vieles Kali geben, besonders duͤngend sind, z. B. die Struͤnke der Tabackspflanzen und das Stroh des tuͤrkischen Weizens, wenn man sie nicht vortheil- hafter benutzen kann. Eine vorzuͤglich duͤngende Eigenschaft hat auch das Kartoffel- kraut, welches aber, wenn es sich schnell aufloͤsen soll, in seinem gruͤnen Zustande zusammengetreten oder aber sogleich in den Mist gebracht werden muß. Man hat es auch mit Rasenerde und etwas Kalk in Mengehaufen gebracht, und von diesem Kompost eine ganz vorzuͤgliche Wirkung verspuͤrt. Es ist keinesweges unbedeu- tend, was ein Acker Kartoffeln an diesem Dungmateriale wiedergiebt. Bleibt es auf dem Acker liegen und wird dann untergepfluͤgt, so zersetzt es sich freilich auch allmaͤhlig, und es laͤßt sich daraus zum Theil die geringe Erschoͤpfung erklaͤren, die manche vom Kartoffelbau bemerkt haben. Die Zersetzung geschieht aber langsam, und es ist dann der Bestellung im Wege. So giebt es auch manche andere nuͤtzliche Pflanzen, die sehr hohe Stengel treiben z. B. die Sonnenblume ( Helianthus annuus ) und der Erd-Apfel oder Erd-Artischocke ( Helianthus tuberosus ), und außer ihrer eigentlichen Frucht eine große Menge Moder geben koͤnnen, welches bei ihrem Anbau allerdings Ruͤcksicht verdient. Das Kraut der salzigen sowohl als der suͤßen Seen, von jenen besonders die Fucusarten, von diesen der sogenannte Post, Chara vulgaris , welcher immer mit einem kalkigen Schleim uͤberzogen ist, gehoͤren zu den wirksamsten Duͤngungsmit- teln, die fuͤr sich oder mit thierischem Miste versetzt in Faͤulniß gebracht und auf- gefahren werden. §. 49. Der Modder. Zu den vegetabilischen Duͤngungsmitteln gehoͤrt auch der Modder, welcher sich theils in Niederungen und Sinken, theils unter dem Wasser in Teichen findet. Denn wenn er gleich zuweilen und zwar um so besser mit thierischen Theilen ver- mischt ist, und mehrentheils auch eine starke Zumischung von Grunderden hat, die sich nach der Erdart der umliegenden Gegend richten, so hat doch die vermoderte vegetabilische Substanz wo nicht quantitativ doch virtuel das Uebergewicht darin. Vegetabilische Duͤngungsmittel. Er koͤmmt daher in seiner Wirkung der vegetabilischen Duͤngung am meisten gleich, d. h. er ist minder treibend und reizend, aber nachhaltend und nahrungsreicher, wie der thierische Duͤnger. Man nennt ihn deshalb einen kuͤhlenden, fruchthalten- den Duͤnger. Wir haben von der verschiedenen Art und Beschaffenheit des Modders in dem Hauptstuͤcke von der Agronomie geredet, und besonders seinen saͤurefreien und sau- ren Zustand unterschieden. Es ist ein großer Vortheil, wenn man einen solchen von der Natur seit Jahr- tausenden zusammengehaͤuften und aufgesparten Schatz von fruchtbarer Materie auf seinem Grund und Boden findet. Und wie groß auch die Beschwerlichkeiten und Kosten seyn moͤgen, ihn heraus und auf den Acker zu schaffen, so werden sie sich doch immer belohnen und hoch rentiren, wenn man nur das Kapital daran zu wenden vermag. Gestehen muß man aber, daß dieses oft betraͤchtlich sey, und sich nicht immer in den ersten Jahren wieder bezahle. Die Hauptschwierigkeit bei dem Ausbringen des Modders ist die, daß man ihn erst vom Wasser befreie: denn es ist ein seltener Fall, daß er trocken genug liegt. Zuweilen kann dies durch Abzugsgraͤben voͤllig erreicht werden; mehrentheils sind aber die Sinken, worin er liegt, von Anhoͤhen so umgeben, daß ein hinlaͤnglich tiefer Durchstich der letzteren zu schwierig wird. Hier muß man sich mit Schoͤpfmaschinen, Schneckenschrauben oder Plumpen helfen, wodurch die Arbeit allerdings sehr vermehrt wird. Man nimmt die Arbeit des Aus- bringens entweder im Sommer oder auch im Winter beim Froste vor. Im Fruͤhjahr und Herbst ist sie, wenn die Arbeiter im Nassen stehen muͤssen, der Kaͤlte wegen kaum ausfuͤhrbar. Im heißen Sommer giebt besonders derjenige Modder, der unter Wasser gestanden hat, und nicht schnell ganz trocken gelegt werden kann, eine sehr ungesunde Ausduͤnstung, wovon die arbeitenden und in der Nachbarschaft wohnenden Menschen leicht erkranken, besonders Fieber be- kommen. In manchen Faͤllen laͤßt sich daher die Arbeit im Winter am besten betreiben, wenn man das Wasser im Spaͤtherbst hat ablassen koͤnnen. Jedoch wird sie wegen des Loshauens des gefrornen Modders und des Eises, welches man mit auskarren muß, betraͤchtlich vermehrt. Vegetabilische Duͤngungsmittel. §. 56. Ausfahrung des Modders. Den Modder unmittelbar aus seiner Ablagerung auf den Acker zu fahren, ist nur bei dem ganz trocknen rathsam. Den feuchten bringt man immer erst aufs Trockne, und laͤßt ihn hier wenigstens so lange liegen, bis seine Feuchtigkeit voͤllig verdunstet ist, weil er sodann sehr zusammenfaͤllt, und der Transport leichter wird. Das Ausbringen geschieht mit Hand- oder Pferdestuͤrzkarren. Letztere nimmt man gewoͤhnlich einspaͤnnig. Welches vortheilhafter sey, muß man sich nach den Ortsverhaͤltnissen berechnen. Wird er nur eine kurze Strecke fortgekarrt, so ist in der Regel die Arbeit mit Menschen, bei einer weiteren, aber die mit Pferden minder kostspielig. Zuweilen sind aber auch die Pferdekarren gar nicht anwend- bar, wenn naͤmlich der Grund, woruͤber gekarrt werden muß, zu sumpfig ist, so daß man Bretter uͤber den Weg herlegen muß. Man sucht die Arbeit in Verding zu betreiben, und macht diesen entweder nach Schachruthen oder nach Stuͤrzkarrenladungen. Ueber den Preis laͤßt sich nur dies im allgemeinen sagen, daß die Arbeiter dabei mehr, als bei gewoͤhnlichen Ar- beiten verdienen muͤssen, weil diese zu den beschwerlichen und ungesunden gehoͤrt. Eine staͤrkere Branntweinsconsumtion ist ihnen dabei wirklich nuͤtzlich. Vermengung des Modders. Ist es voͤllig zergangener Modder, so bringt man ihn in kleinere Haufen, da- mit er um so eher abtrockne, und in der groͤßten Oberflaͤche der atmosphaͤrischen Einwirkung ausgesetzt sey. Sind aber viele unzergangene Pflanzentheile darin, Moos und andere Wasserpflanzen, so bringt man ihn, nachdem er etwas abge- trocknet, in große Haufen, damit er sogleich in Gaͤhrung und Hitze komme, und jene Vegetabilien verwesen. Man befoͤrdert dies sehr, wenn man ihm sogleich etwas frisch gebrannten Kalk, Asche oder auch frischen Stallmist von Pferden zusetzt. Diese Zusaͤtze sind alsdann besonders noͤthig, wenn der Modder Saͤure ent- haͤlt, und in dem Falle auch bei solchem, welcher schon voͤllig aufgeloͤst ist. Manch- mal kann es rathsam seyn, mit diesen Zusaͤtzen zu warten, bis man ihn auf den Acker gefahren hat, wenn er anders daselbst nicht gleich verbreitet, sondern erst in Haufen aufgesetzt werden soll, weil man sich dadurch die doppelte Fuhre der zuzu- setzenden Materialien erspart. Es geschieht jedoch nur bei schnell abtrocknendem Modder, den man bei dem Auskarren gar nicht in Haufen bringt, sondern bald auf das Feld faͤhrt, wo er gebraucht werden soll. Will Vegetabilische Duͤngungsmittel. Will man von jedem Modder eine schnelle Wirkung haben, so ist ein Zusatz von thierischen Duͤnger oder von Alkalien und alkalischen Erden sehr wichtig. Denn dadurch wird er bald aufloͤslich, und wie man sagt lebendig . Jedoch ist es, wenn der Modder milde ist, nicht immer noͤthig, ihn in den Haufen damit zu ver- mengen. Man kann es auch, nachdem er auf dem Acker ausgestreuet worden, und diese Materien daruͤber her, durch fleißig wiederholtes flaches Pfluͤgen und Eggen thun. Die Verbindung des Mergels, besonders des kalkreichen, des gebrannten Kalks, oder einer Mistduͤngung mit der Modderung hat immer den auffallendsten Effekt gezeigt. Eine Mistduͤngung braucht aber nur schwach, halb so stark wie eine gewoͤhnliche zu seyn, und man wuͤrde von einer staͤrkern, wenn man Getreide darnach einsaͤete, nur Lagerkorn zu besorgen haben. Wendet man dagegen die Modderung ohne andere Duͤngung an, so hat man oft bei der ersten und selbst bei der zweiten Frucht gar keine Wirkung davon, und hatte der Modder noch Saͤure, wohl eine nachtheilige. Indessen zeigt sich die gute Wirkung doch immer in der Folge, mehrentheils vom dritten Jahre an, und dann um so nachhaltiger. Die Quantitaͤt, worin der Modder aufgefahren worden und aufzufahren sey, Quantitaͤt des Modders. wird sehr verschieden angegeben; hier sehr stark, eine Ladung von 16 Kubikfuß auf eine Quadratruthe, folglich 180 Ladungen auf 1 Morgen; dort sehr schwach, 20 solcher Ladungen auf 1 Morgen; dort uͤber 1 Zoll, hier 1 bis 2 Linien hoch. Es kommt dabei vorerst auf die Beschaffenheit des Modders an, ob er eine starke Zumischung von Grunderden habe, oder zum groͤßeren Theile aus wirklichem Mod- der bestehe. Manchmal hat ganz schwarzer Modder doch nur 8 bis 10 Prozent Humus, und besteht uͤbrigens aus Erde. Seine Auffuͤhrung kann dennoch hoͤchst wirksam seyn, besonders wenn die Grunderde der Bodenart entgegengesetzt ist, aus geschlemmten Thon besteht, und auf Sandboden gebracht wird. Enthaͤlt er aber groͤßtentheils nur Kieselerde, so kann man von dieser auf sandigem Boden gar keinen Nutzen erwarten, und es koͤmmt nur der eigentliche Humusgehalt in Betracht. Hier wird also eine sehr starke Auffuhr noͤthig, wenn sie zur erheb- lichen Verbesserung des Bodens gereichen soll. Nach einer chemischen Untersu- chung des Modders wuͤrde man die Quantitaͤt der Auffuhr etwa so zu bestimmen ha- ben, daß auf jeden Quadratfuß, der bei einer sechszolligen Tiefe, also zum halben Kubikfuß gerechnet, beinahe 50 Pfund wiegt, doch mindestens 1 Pfund reiner Zweiter Theil. G g Vegetabilische Duͤngungsmittel. Humus kommen muͤsse, folglich wenn der Modder nur 10 Prozent Humus hat, 10 Pfund, welches auf 1 Morgen 259000 Pfund betruͤge, folglich die Ladungen zu 1600 Pfund angenommen, beinahe 162 auf 1 Morgen. So wie aber der Hu- musgehalt des Modders staͤrker wird, so bedarf es dessen weniger. Daß eine schwaͤ- chere Bemodderung von gar keinem Nutzen seyn koͤnne, soll hierdurch nicht behaup- tet werben; allein eine auffallende und nachhaltende Verbesserung laͤßt sich wohl nicht erwarten, wenn man die Ackererde nicht mit 2 Prozent Humus bereichert. Das Gewicht des Modders ist verschieden, und er ist um so leichter, je mehr er aus Humus besteht, und vorzuͤglich wenn er noch nicht ganz verweste Substan- zen enthaͤlt. Man kann daher die Staͤrke der Ladungen nicht nach dem Volumen, sondern muß sie nach dem Gewichte bestimmen. Eine sehr genaue Mengung des Modders mit der Ackererde ist sehr wichtig, und zwar daß dieses bald oder doch in dem Jahre der Auffuhr geschehe. Denn wird er nicht gleich zertheilt und gemengt, so ballt er sich in Kloͤßen zusammen, die dann oft erst nach langer Zeit, besonders in consistenterem Boden, in Pulver zer- fallen und sich gleichmaͤßig vertheilen, bis dahin aber wenig oder gar keine Wir- kung thun. Es ist daher gewiß sehr fehlerhaft, auf die erste Furche, womit man den Modder untergebracht hat, oder auch auf die zweite, gleich eine Saat zu brin- gen. Man muß vielmehr eine stark bearbeitete Brache darauf halten, und durch vielfaches flaches Pfluͤgen und scharfes Eggen die genaueste Mischung zu bewirken trachten. Vorzuͤglich ist dieses bei erdigem Modder noͤthig; der noch nicht voͤllig zergangene moosige kann noch eher im Acker etwas klumprig liegen bleiben, indem er sich bei seiner fernern Zersetzung mehr zertheilt. Auf gemoddertem Acker zwischen zwei Furchen eine schnell heranwachsende Duͤngerpflanze zu saͤen, besonders Spoͤr- gel, ist von einem meiner Correspondenten mit besonders großem Erfolge ver- sucht worden. §. 51. Duͤngung mit Torf. Auch des Torfs, besonders des losen, und der von dem Torfe abgefallenen modrigen Erde (Torfmulme) bedient man sich vortheilhaft zum Duͤnger. Diese Materie muß aber, wenn sie Saͤure, und noch mehr, wenn sie harzigen Stoff hat, lange aufgeschichtet liegen, und entweder mit gebranntem Kalk, oder mit strohigem Stallmist, oder, was oft hinreichend gewesen seyn soll, mit vielem Vegetabilische Duͤngungsmittel. scharfen Sande in dem Haufen durchsetzt werden. Man muß diese Haufen in einer maͤßigen, jedoch nicht zu starken Feuchtigkeit erhalten, welches am allerwirksam- sten durch ausgegossene Mistjauche geschieht. Auch mit kalkigem Mergel kann er sehr vortheilhaft durchschichtet werden. Man muß diese Mengehaufen oft durchstechen. Wenn der Torfabfall lange gelegen hat, so wird er auch ohne andere Zu- thaten schon zu einem nutzbaren Duͤnger, insbesondere auf gebundenem, tho- nigem Boden. Es giebt solche Lagen der Torfmoore neben dem Ackerlande, wo diese An- wendung sehr nutzbar im Verhaͤltniß der darauf zu verwendenden Kosten ge- schehen kann. Zu den urspruͤnglich vegetabilischen Duͤngungsmitteln gehoͤrt endlich noch die bituminoͤse mit Eisenvitriol geschwaͤngerte Erdkohle, welche im Großen wohl zuerst in der Graͤflich Einsiedelschen Herrschaft Reibersdorf zu Oppelsdorf bei Zittau als Duͤngungsmittel mit ungemeinem Erfolge angewandt ist. Da aber der Eisenvi- triol an dieser Wirkung wohl den groͤßten Antheil hat, so werden wir darauf zu- ruͤckkommen, wenn wir von den salzartigen Duͤngungsmitteln reden. Auch werden wir dann erst die Aschenduͤngung, obwohl sie vegetabilischen Ur- sprungs ist, betrachten. Mineralische Duͤngungsmittel . §. 52. Da ein uͤberschießendes Verhaͤltniß einer jeden Grunderde, und selbst des Verbesserung der physischen Eigenschaft des Bodens durch Auffuͤh- rung von Grunderden. Humus, den Boden in seinen physischen Eigenschaften seiner Consistenz, Feuch- tigkeitshaltung u. s. w. fehlerhaft machen kann, so ist es moͤglich, diesen Fehler durch den Zusatz einer entgegengesetzten Erdart zu verbessern. Man kann dies die physische Verbesserung des Bodens nennen, im Gegensatze von der chemischen, worunter man die eigentliche Duͤngung oder die Zufuͤhrung von wirklicher ve- getabilischer Nahrung, aber auch von solchen Substanzen begreift, welche die Nahrungstheile aufschließen und zum Uebergange in die Pflanzen geschickt machen. G g 2 Mineralische Duͤngungsmittel. Jene Verbesserung der physischen Eigenschaft des Bodens durch die Vermen- gung mit einer entgegengesetzten Erdart ist allerdings moͤglich, aber nur unter we- nigen Umstaͤnden mit Vortheil ausfuͤhrbar. Thonigen und zaͤhen Lehmboden mit Sand zu verbessern, oder auch umge- kehrt den sandigen Boden mit fettem Lehm, ist beinahe nur dann ausfuͤhrbar, wenn der Untergrund aus dieser entgegengesetzten Erdart besteht. In einigen ob- gleich seltenen Faͤllen kann man es schon durch ein tiefes Pfluͤgen bewirken, wel- ches dann aber mit Vorsicht so eingerichtet werden muß, daß man auch kein Ueber- maas der untern und noch rohen Erde heraufbringe. Oefterer kann diese Erde nur durch Rajolen erreicht werden, oder durch sogenanntes Kuhlen oder Wuͤhlen, wo man Gruben graͤbt und die erforderliche Erde herauswirft. Muß die verbessernde Erdart von einem entfernteren Platze hergeholt, oder aus einer betraͤchtlichen Tiefe herausgegraben werden, so wird die Sache so kost- spielig, daß nur besondere Lokalitaͤten sie oͤkonomisch rechtfertigen koͤnnen. Denn um eine solche physische Verbesserung des Bodens zu bewirken, oder gleichsam einen neuen Boden zu schaffen, ist eine so große Masse von Erde erforderlich, daß er in den meisten Faͤllen zu theuer bezahlt werden wuͤrde. Man berechne, wie sich die Bestandtheile der aufzufahrenden Erdart gegen die Bestandtheile des zu ver- bessernden Bodens verhalten, und wie viel demnach von jener erforderlich sey, um in einer Krume von wenigstens 8 Zoll Tiefe eine zweckmaͤßige Erdmischung zu be- wirken. Hieraus ergiebt sich naͤmlich das Kubikmaaß, welches man auf einer Flaͤche gebraucht, und danach lassen sich dann mit Ruͤcksicht auf die Lokalverhaͤltnisse die Kosten des Ausgrabens, Ladens, Anfahrens und Verbreitens berechnen, oder durch eine mit Aufmerksamkeit angestellte Probe ausmitteln. Dazu kommt aber noch, daß Sand mit Thon und Lehm, die nicht mergligt sind oder keine Kalk- theile enthalten, sich sehr schwer genau mit einander vermengen lassen, weil diese nicht von selbst zerfallen. Der Thonboden sey mit Sand oder der Sand mit tho- niger Erde befahren, so muß er haͤufig und zwar zuerst ganz flach und allmaͤhlig tiefer durchgepfluͤgt, geegget, gewalzet und die Kloͤße mit Keulen zerschlagen wer- den. Zu dem allen muß immer derjenige Zeitpunkt gewaͤhlt werden, wo der Thon gerade den Grad von Trockenheit hat, daß seine Schollen durch die Werkzeuge getrennt und zermalmt werden koͤnnen. Dies findet mehrentheils nur in der Mitte Mineralische Duͤngungsmittel. des Sommers statt; selten aber ist ein Sommer dazu hinreichend. Durch Ver- mengung mit Mist und mit gebranntem Kalk erleichtert man das Zerfallen, auch wohl durch das Einsaͤen von Pflanzen, deren Wurzeln in die Thonkloͤße eindrin- gen, und dann untergepfluͤgt werden. Bewirkt man die genaue Mengung nicht, so verdirbt man den Boden auf lange Zeit mehr, als daß man ihn verbessert, in- dem die wenigsten Pflanzen es ertragen, daß sie mit ihren Wurzeln auf so hetero- gene Erdarten stoßen. Wenn aͤltere Schriftsteller und muͤndliche Sagen von sol- chen bewirkten Bodenverbesserungen erzaͤhlen, so kann man wohl in den meisten Faͤllen annehmen, daß die aufgefahrne Erdart ein mehr oder minder kalkhaltiger Mergel war. Noch vor kurzer Zeit nannte man in Hollstein das Mergeln Erd- oder Lehmfahren, und ohne von Mergel einen Begriff zu haben. Nur von solchem Lehm oder Thon, der eine Reihe von Jahren der Atmo- sphaͤre ausgesetzt in Erdwaͤllen, Erdmauern oder Wellerwaͤnden, insbesondere in der Naͤhe der Wohnungen und der Viehhoͤfe gestanden, und aus der Atmosphaͤre fruchtbare Stoffe angezogen hat, kann man eine wirklich duͤngende Wirkung er- warten. Ein solcher Lehm zerfaͤllt auch leichter, und mengt sich mit dem Boden. Auch hat man die lehmige und thonige Ackererde wohl gebrannt, und dadurch eine dauernde physische Verbesserung dieses Bodens bewirkt. Da der Thon naͤm- lich durch das Brennen seine wasseranhaltende und bindende Eigenschaft verliert, und dann, wenn er anders kruͤmlich bleibt, in Ansehung seiner physischen Quali- taͤten dem Sande gleich wird, so ist der Boden hierdurch lockerer geworden. Wahr- scheinlich hat dieses Brennen jedoch auch eine noch nicht genug erklaͤrte chemische Wirkung. §. 53. Das Auffahren des Sandes ist wohl am haͤufigsten und mit dem groͤßten Auffahrung des Sandes. Vortheile auf reichhaltigen aber zu losen und der Naͤsse zu stark ausgesetzten moddri- gen Boden angewandt worden. Der aufgefahrne Sand senkt sich allmaͤhlig von selbst herab, und durchdringt die Moddererde, deren schwammige Consistenz er zu- gleich zusammenpreßt. Er muß daher so viel moͤglich auf der Oberflaͤche erhalten werden, und er ist am wirksamsten gewesen, wenn man ihn nicht unterpfluͤgte, fondern in der Zeit, wo das Land zu Grase lag, obenauf streuete, wodurch auch zugleich der Graswuchs, wie durch einen kraͤftigen Duͤnger, vermehrt und ver- Mineralische Duͤngungsmittel. bessert wurde. Auf solchen Bodenarten thut der Sand nach vielfachen Erfahrun- gen ungleich groͤßere Wirkung, wie der kraͤftigste Duͤnger, der hier sogar manch- mal nachtheilig wird. §. 54. Kalkduͤngung, wie sie wirke. Der Kalk im Boden hat zwar auf die physische Beschaffenheit desselben, wie in der Lehre von der Agronomie gesagt worden, einen betraͤchtlichen Einfluß. Al- lein bei dem Auffahren desselben nehmen wir wohl nur seine chemische Wirkung in Anspruch, indem solche wohl nie so stark eingerichtet wird, daß er durch jenen eine erhebliche Veraͤnderung in der Consistenz des Bodens bewirken koͤnne. Die chemische oder eigentlich duͤngende Wirkung des Kalkes scheint wieder von zweierlei Art zu seyn. Eines Theils wirkt er als ein bloß zerfetzendes Mittel auf den Humus, den er aufloͤst, in Bewegung und in den Zustand setzt, worin er in die Pflanzen leicht uͤbergehen kann. Deshalb ist die Kalkduͤngung um so wirk- samer, je reichhaltiger der Boden an Humus, und um so auffallender, je unauf- loͤslicher dieser Humus seiner Natur nach war. Insbesondere wird der saure Hu- mus durch ihn von seiner Saͤure befreit, und dadurch erst fruchtbar. Andern Theils aber ist es hoͤchst wahrscheinlich, daß der Kalk auch durch seine Kohlensaͤure etwas wirke, und durch selbige den Pflanzen wirkliche Nahrung gebe. Die Lebensthaͤtigkeit der Pflanzenwurzeln, besonders gewisser Vegetabi- lien, scheint die Kraft zu haben, ihm diese Kohlensaͤure zu entziehen, die er dann aber in eben dem Maaße aus der Atmosphaͤre wieder anzieht. Denn es ist un- laͤugbar, daß eine Kalkduͤngung auch auf solchem Boden, der sehr wenig Humus enthaͤlt, und sogar eine wiederholte Duͤngung dieser Art immer noch einige Wir- kung thue, wenn gleich bei weitem keine so starke wie da, wo noch Humus im Bo- den ist, oder wo er ihm durch eine abwechselnde vegetabilische und animalische Duͤngung wiedergegeben wird. Ferner wissen wir, daß einige Pflanzenarten vom Kalke besonders viele Kraft erhalten, und mit ihren Pflanzenwurzeln in den rohen Kalkstein eindringen, und ihn gewissermaßen zersetzen. Dies ist besonders bei der Esparcette merklich, welche 10 bis 20 Fuß tief mit ihrer Pfahlwurzel in den Kalk- stein eindringt, Buͤschel von Nebenwurzeln ausschlaͤgt, die den Kalkstein an ihrem Orte muͤrbe und kruͤmlich machten, und deren Kraut um so uͤppiger vegetirte, je Mineralische Duͤngungsmittel. tiefer sie eingedrungen war, wenn gleich der Kalkfelsen nur mit sehr flacher und unfruchtbarer Krume bedeckt war. Der gebrannte von seiner Kohlensaͤure befreite Kalk hat eine staͤrkere duͤngende Kraft, wie der ungebrannte. Er ist in diesem Zustande freilich weit mehr zersetzend und wirksam auf die organische Materie. Allein wir muͤssen annehmen, daß seine groͤßere Wirksamkeit auch noch einen andern Grund habe. Er ziehet seine ver- lorne Kohlensaͤure, zumal wenn er in feinem Pulver mit der Ackererde vermengt ist, ohne Zweifel in sehr kurzer Zeit wieder an; aber diese frisch angezogene Koh- lensaͤure haͤngt ihm wahrscheinlich nicht so fest an, daß er sie den Pflanzen nicht leichter wieder abgeben sollte. Er nimmt solche dann sogleich wieder auf, und so entsteht eine fortdauernde Wechselung dieser Kohlensaͤure zwischen dem Kalke, den Wurzeln und der Atmosphaͤre. Daraus laͤßt es sich erklaͤren, wie selbst sehr kalk- haltiger Boden von einer Duͤngung mit gebranntem Kalke merkliche Fruchtbar- keit erhalte, und wie man einige Wirkung von einer neuen Kalkung verspuͤre, wenn gleich von einer vorhergehenden aͤlteren offenbar noch Kalk genug in der Ackerkrume ist. Auf diese verschiedenen Wirkungen des Kalkes — die gegebene Erklaͤrung derselben sey richtig oder nicht — muͤssen wir nothwendig Ruͤcksicht nehmen, wenn wir die verschiedenen Wirkungen des Kalkes als Duͤngungsmittel erklaͤren wollen. Sie ist am staͤrksten und auffallendsten auf Boden, der vielen sauren Humus ent- haͤlt, welcher vorher der Vegetation nicht zu Nutze kam. Naͤchstdem auf Boden, welcher bisher staͤrkere oder schwaͤchere Mistduͤngungen, aber noch nie eine Kalk- oder aͤhnliche Duͤngung erhalten hatte. In diesem Falle thut er oft mehr, als eine neue Mistduͤngung, erschoͤpft aber fuͤr die Folge diesen Boden, und macht es wenigstens noͤthig, daß eine kraͤftige Duͤngung anderer Art nach einigen Jahren auf ihm folge. Da in jedem beackerten Boden, gesetzt auch, daß er sehr mager scheine, noch immer einiger, wahrscheinlich schwer aufloͤslicher Humus zuruͤckge- blieben ist, so wird eine erste Kalkduͤngung auch auf magerm Boden wohl immer eine auffallende Wirkung leisten. Die schwaͤchste Wirkung, aber doch immer noch einige, thut eine in kurzer Frist wiederholte Kalkduͤngung, und sie wird im- mer schwaͤcher, je oͤfterer sie ohne dazwischen gebrachte humose Duͤngung wie- derkommt. Mineralische Duͤngungsmittel. Auf gewisse Saaten hat die Kalkduͤngung einen staͤrkern Einfluß, wie auf andere; nach verschiedenen Bemerkungen auf das Wintergetreide eine geringere wie auf die Soͤmmerung, aber die staͤrkste auf die Huͤlsenfruͤchte, den Klee und kleeartige Gewaͤchse. Die wiederholten Kalkduͤngungen ertraͤgt uͤbrigens der sehr thonhaltige Bo- den besser, wie der mehr sandige, wobei theils die physische Wirkung des Kalkes als eine gelockerte Erdart, theils aber auch die chemische, indem naͤmlich der Thon den Humus weit hartnaͤckiger anhaͤlt, in Betracht kommt. Auch der moorartige Boden, wenn er trocken gelegt worden, ertraͤgt wiederholte und starke Kalkduͤn- gungen, indem immer zersetzbare Materie genug vorhanden bleibt, worauf jene wirken koͤnnen. Hier wird Kalk eine lange Zeit hindurch mehr bewirken, als Mist. Dagegen wird ein magerer sandiger Boden durch wiederholte Kalkduͤngungen, ungeachtet sie jedesmal noch eine schwache unmittelbare Wirkung zu leisten scheinen, endlich ganz verdorben werden. Trifft der Kalk keine organische Materie an, auf welche er wirken kann, auch vielleicht wenig Thon, mit welchem er sich wahrschein- lich lieber zu Mergel verbindet, so vereinigt er sich mit dem Sande zu Moͤrtel, der schwer aufloͤslich wird. Man ackert daher auf solchen uͤberkalkten Boden lauter Moͤrtelstuͤcke heraus, die sich kaum zertheilen lassen, und es kostet wiederholte Mistduͤngungen, ehe man einen solchen Boden wieder zu einem lohnenden Ertrage bringen kann. Den Beweis hiervon geben manche Aecker und ganze Guͤter in Schlesien; dasselbe hat man aber auch in England in denen Grafschaften, wo Dreifelderwirthschaft mit einem geringen Viehstande betrieben wird, aber viel Kalk vorhanden ist, auffallend bemerkt. §. 55. Manipulation der Kalkduͤn- gung. Man bedient sich des Kalks gewoͤhnlich im frisch gebrannten oder kohlensaͤure- freien Zustande, theils seiner groͤßern obengedachten Wirksamkeit wegen, theils aber auch, weil er nur in diesem Zustande in ein feines Pulver zerfaͤllt, und sich innig mit der Ackerkrume vermengen laͤßt. Man eilt deshalb moͤglichst den ge- brannten Kalk zum Zerfallen zu bringen, und ihn sodann mit der Erdkrume oder aber auch mit organischen Duͤngungsmaterialien zu vermengen. Man Mineralische Duͤngungsmittel. Man hat zwei Hauptmethoden ihn dem Acker beizumischen, bei welchen dann freilich noch mancherlei Verschiedenheiten in der Manipulation statt finden. Die eine ist die: daß man die Kalkstuͤcke auf einen Haufen zusammenbringt, in der Naͤhe eines Orts, wo man genugsames Wasser haben kann. Man uͤber- gießt ihn dann mit so vielem Wasser, als erforderlich ist ihn zu loͤschen, d. h. ihn zu einem feinen Pulver, aber nicht zum Teig zu machen. Er muß hierbei durch- gearbeitet werden, und die unzerfallnen groͤßeren Stuͤcke muͤssen herausgeholt, wie- der zusammengebracht, und aufs Neue benetzt werden, damit alles in ein feines Pulver zerfalle. Der Kalk zieht hier sein durch das Brennen verlornes Krystalli- sationswasser wieder an, aber wenig von seiner Kohlensaͤure, und bleibt folglich noch in seinem aͤtzenden Zustande. Er wirkt daher auf die Weise wohl am staͤrk- sten und zerstoͤrendsten auf unzersetzte organische Materien im Boden, auf die In- sekten, Pflanzenfasern und selbst wohl auf manche Unkrautssamen, die er zerstoͤrt, aufloͤst, und zu fruchtbarem Moder umwandelt. Er wird sodann gleich mit Wa- gen oder Karren auf den Acker ausgefahren, und von dem Fuhrwerke ab mit Schaufeln auf den umgepfluͤgten Acker ausgestreuet. Da dieser Staub sehr be- schwerlich ist, so muß man sich bei dem Zuge des Wagens sorgfaͤltig nach dem Winde richten, so daß dieser ihn von den ausstreuenden Menschen auch von den Pferden wegwehe. Man hat, wo diese Kalkduͤngung sehr gebraͤuchlich ist, auch an den dazu bestimmten Karren mit dem Rade umlaufende Walzen angebracht, angefaͤhr wie an den Saͤemaschinen, welche das Kalkpulver ausstreuen. Die zweite gebraͤuchlichere und bequemere Art ist die: daß man die Kalk- stuͤcke in kleine Haufen, etwa eines Scheffels stark, auf den Acker in gehoͤrigen Zwischenraͤumen vertheilt, und solche dann mit Erde, die man rings um den Hau- fen aussticht, und dadurch zugleich einen kleinen Abzugsgraben fuͤr das Wasser macht, bedeckt. Wenn der Kalk mehrentheils zerfallen ist, so sticht man ihn mit der Erde durch, und sind noch Stuͤcke darunter, so setzt man ihn noch mahl wie- der auf, und bedeckt ihn mit neuer Erde. Diese Bedeckung mit Erde hat man zwar vermuthlich in dem falschen Wahne, als verloͤre der Kalk einen fluͤchtigen Stoff, zuerst eingefuͤhrt; aber sie ist doch reell nuͤtzlich, weil sich ohne solche Be- deckung bei regnigter Witterung uͤber den Kalkhaufen eine Borke erzeugt, welche Zweiter Theil. H h Mineralische Duͤngungsmittel. theils das weitere Eindringen der Feuchtigkeit verhindert, theils aber schwerlich wieder zu Pulver zerfaͤllt, sondern in Stuͤcken zusammengeklebt bleibt. Eine dritte Art, den Kalk zur Vertheilung auf den Acker vorzubereiten, ist noch die: daß man ihn mit Rasen oder Rasenerde, da, wo man sie nahe beim Acker haben kann, z. B. an den Rainen und Abhaͤngen der Felder oder bei binsigen aus- zustechenden Sinken in Mieten zusammenbringt, ihn darin zerfallen und den Ra- sen zersetzen laͤßt. Diese Mieten werden dann einige Male umgestochen und wie- der aufgesetzt. Hier kann sich der Kalk mit der Erde und dem Humus sehr wirksam verbinden und zertheilen, und dieser oft leicht zu bereitende Kompost ist von treff- licher Wirkung. So bringt man ihn auch zwischen moosigen Torf und mit unzer- gangenen vegetabilischen Substanzen noch stark versetzten Modder. Von seinem Gebrauche zu andern Kompostarten ist §. 32. geredet worden. §. 56. Behandlung des ausge- streuten Kalks. Eine wesentliche Bedingung, wenn man von dem Kalk die erwuͤnschte und moͤglich hoͤchste Wirkung haben will, ist die, daß er auf das allergenaueste und innigste mit der Ackererde durchmengt werde, so daß jedes seiner feinsten Partikeln mit jedem Partikel der Erde in Beruͤhrung und Wechselwirkung komme. Hierbei ist also die groͤßte Aufmerksamkeit noͤthig. Wenn man ihn auf den gestuͤrzten und vorgeeggeten Acker ausgestreuet hat, so wird er bei trockenem Wetter nochmals stark durchgeegget, und sodann so flach, wie immer moͤglich, untergepfluͤgt. Am besten bedient man sich hierzu des Exstirpators, der ihn mit der Erde durchwuͤhlt. Nun wird wieder geegget, und darauf um ein weniges tiefer gepfluͤgt. So muß er mit Einschluß der Saatfurche wenigstens vier Mal mit Pflug, Egge oder dem genannten Werkzeuge durchgearbeitet werden, und zwar immer bei trockenem Wetter. Die Kalkduͤngung erfordert also nothwendig eine reine und vollkommene Brache. Auf die Weise wird dann auch die geruͤhmte Wirkung des Kalks, daß er das Land vom Unkraute reinige, voͤllig erreicht. Verfaͤhrt man dagegen hierin nachlaͤßig, so thut der Kalk wenige Wirkung. Von einer schwachen Kalkung ver- spuͤrt man gar keine, von einer starken oft eine nachtheilige, indem der Kalk zu Moͤrtelstuͤcken wird. Wo man den groben Fehler beging, ihn mit der ersten Furche zur vollen Pflugtiefe unterzubringen, da hat sich eine Kalkborke unter der- selben erzeugt, welche dem Pfluge so im Wege ist, daß der Boden dadurch ganz Mineralische Duͤngungsmittel. flach geworden. Dies ist naͤmlich in den Gegenden geschehen, wo der Kalk wohl- feil ist, und man also verschwenderisch damit umging. §. 57. Die Quantitaͤt des aufzufuͤhrenden Kalks wird sehr verschieden angegeben. Quantitaͤt der Kalkduͤngung. Das Geringste, was man mit Nutzen aufgebracht hat, sind 16 Scheffel per Mor- gen gewesen; aber ich finde auch Angaben, besonders bei den Englaͤndern, von 150 Scheffeln auf den Morgen, insbesondere bei neu urbar gemachtem Lande. Es kommt dabei 1) auf die Qualitaͤt des Kalks an, ob er naͤmlich ziemlich rein oder mit vielem Thon oder Sand vermengt sey, auch wenn man ihm dem Volu- men nach mißt, ob er compakter oder loser sey. Ferner auf die Art des Bodens, indem der gebundene thonige Boden und der viele unzersetzte Pflanzentheile ent- haltende, moorige, aber trocken gelegte — denn auf feuchtem Boden thut der Kalk durchaus keine gute Wirkung — eine sehr starke Kalkung mit Vortheil ertra- gen kann, der mehr sandige aber einer geringern bedarf. Endlich ist unter der Kalkduͤngung, die nur einmal unternommen werden, und derjenigen, die regulaͤr abwechselnd mit der Mistduͤngung wiederkommen soll, ein Unterschied zu machen. Jene nimmt man nur vor, um dem Acker auf einmal eine radikale Verbesserung, welche man sich vom Kalk unter schon angegebenen Bedingungen versprechen kann, zu geben; diese, um ihn fortdauernd in Fruchtbarkeit zu erhalten. Jene Kalkung muß sehr stark, diese darf nur schwach seyn, und muß mit der Mistduͤn- gung im Verhaͤltnisse stehen; denn man pflegt im letzteren Falle alle drei oder sechs Jahre mit Mist und Kalkduͤngung abzuwechseln. Es giebt allerdings aber auch Gegenden, wo man drei bis vier Mal nach einander alle drei Jahre die Brache kalket, bevor man eine Mistduͤngung giebt; wobei dann freilich der Acker aufs aͤußerste erschoͤpft worden ist. §. 58. Ueber die Vortheile und Nachtheile der Kalkduͤngung findet man die auffal- Widerspruͤche uͤber Kalkduͤn- gung. lendsten Widerspruͤche, aus welchen man ohne den Leitfaden einer richtigen Theo- rie sich gar nicht, mit demselben aber sehr leicht herauswickeln kann. Der Kalk, besonders der frisch gebrannte, giebt durch sein Anziehen oder Wiederabgeben der Kohlensaͤure den Pflanzen allerdings wohl einige wirkliche Nahrung, allein sie ist von keiner großen Bedeutung, und seine Hauptwirkung besteht darin, daß er den H h 2 Mineralische Duͤngungsmittel. Humus und die vegetabilischen Theile zersetzt und zu einem gesunden Nahrungsstoff fuͤr die Pflanzen umwandelt. Daher ist seine Wirkung groß, wenn er dieser Ma- terie viel antrifft. Die Zerstoͤrung des Unkrauts bei guter Behandlung ist schon von großem Belange. Natuͤrlich hat man daher von einer Kalkduͤngung, manch- mal sogar von einer wiederholten, so reiche Ernten gehabt, wie von keiner Mist- duͤngung. Unverstaͤndige haben daher der ersteren vor der letzteren einen Vorzug gegeben, und diese ganz entbehren zu koͤnnen geglaubt. Aber die Erschoͤpfung des Bodens zeigte sich dann fruͤher oder spaͤter als abschreckendes Beispiel, und nun hat man fuͤr die Gefahr einer jeden Kalkduͤngung gewarnet. Der Verstaͤndige aber, der einsah, daß der Kalk diesen Mist keinesweges entbehrlich mache, seine Wirkung aber verstaͤrke, benutzte die Fruchtbarkeit, welche der Kalk den ersten Saaten gab, um desto mehr Material zu einer staͤrkern Mistduͤngung zu gewin- nen, und somit durch Mist dem Acker das wieder zu ersetzen, was der Kalk in die uͤppige Vegetation uͤbergetrieben hatte. Er bedient sich auch da des Kalks noch fortdauernd auf eine maͤßige Weise, wo andere gaͤnzlich von dessen Auffuhr abge- schreckt sind. §. 59. Kosten der Kalkduͤngung. Die Anwendbarkeit der Kalkduͤngung haͤngt hauptsaͤchlich von den Kosten ab, wofuͤr man sie haben kann, und diese sind der Lokalitaͤt nach sehr verschieden. Wenn man einen Winspel Kalk, welcher im Durchschnitt auf 1 Morgen urbares Ackerland gehoͤrt, fuͤr 10 bis 12 Rthlr. auf den Acker bringen kann, so ist es die- ser Ausgabe werth; besonders in dem Falle, wo der Boden in guter Dungkraft steht, aber mit Unkraut so angefuͤllt ist, daß die Ernten deshalb seiner Kraft nicht entsprechen, und unter der Voraussetzung, daß man doch eine reine Brache halten will und muß. Hier wird sich diese Auslage in kurzer Zeit wieder bezahlen. Es versteht sich, daß man statt des Kalkes kein anderes in seiner Wirkung ihm gleich- kommendes Duͤngungsmittel, kalkreichen Mergel, Seifensieder- oder gute Torf- asche mit geringeren Kosten haben koͤnne. Die Kosten einer Kalkduͤngung lassen sich nach der Lokalitaͤt von jedem leicht berechnen. Sie sind da am geringsten, wo man einen Kalksteinbruch in der Naͤhe hat, oder in Kalksteingeschieben den Lesekalk in Menge findet, oder auch von dem soge- nannten Mergelkalk leicht Kalkziegel streichen kann; wenn zugleich das Feuerma- Mineralische Duͤngungsmittel. terial, Holz, Steinkohle und Torf, wohlfeil ist, und man ihn also leicht an Ort und Stelle brennen kann, ohne ihn weit anfahren zu lassen. Bei einer weiteren Anfuhr des rohen Kalksteins muß man wohl erwaͤgen, daß er beinahe doppelt so schwer ist, als der gebrannte, und daß man also bei der Fuhre leicht so viel verlie- ret, wie man durch das Selbstbrennen gewinnt. Wenn gleich der reine Kalk auch zur Duͤngung immer besser ist, als der unreine, so kann man doch auch letztern dazu gebrauchen. Wenn er nur nicht uͤber 15 Prozent Thonerde hat, so ist er zum Brennen noch zu brauchen, und an Sand kann er noch mehr halten. Man- cher Kalkstein ist mit vielen metallischen Oxyden vermengt, die ihn wegen der schmutzigen Farbe zum Moͤrtel verwerflich machen; zum Duͤnger bleibt er aber dennoch gut. Nur gegen den bittererdigen Kalk hat Tennant und nach ihm mehrere Englaͤnder gewarnt, und wollen von der kohlensaͤurefreien Bittererde eine hoͤchst nachtheilige Wirkung auf die Vegetation bemerkt haben. §. 60. Ueber die Wirkung des gebrannten Kalks auf Wiesen gestreut sind die Mei- Wirkung des Kalks auf, Wiesen. nungen ebenfalls getheilt. Ich kenne daruͤber keine genau angestellte und verschie- dentlich modifizirte Versuche, aber so viel scheint mir aus den zerstreuten Erfah- rungen zu erhellen, daß man vorsichtig damit verfahren muͤsse, und daß ein starkes Aufbringen des aͤtzenden Kalks leicht gefaͤhrlich werden koͤnne. Ein schwaches Ueberstrenen soll dagegen auf trockenen Wiesen sehr gute Wirkung, auf nassen aber gar keine gethan haben, und man hat besonders bemerkt, daß die Kleearten und Wicken staͤrker dadurch hervorgelockt sind. Sehr kalkhaltige Gewaͤsser thun durch Ueberstauung und Ueberrieselung den Wiesen vorzuͤgliche Dienste, aber hier wird kohlensaurer und dennoch fein zertheil- ter Kalk niedergeschlagen. §. 61. Der ungebrannte Kalk ist allerdings auch wirksam; aber theils ist seine Wir- Ungebrannter Kalk. kung nicht so groß, wie die vom gebrannten, und er muß in groͤßerer Menge auf- gebracht werden, wenn er etwas leisten soll; theils ist es sehr schwer, ihn so fein: zu puͤlvern, als noͤthig ist. Er koͤmmt deshalb fast nur zufaͤllig und als Abfall in Gebrauch. Der Abkehrigt von Kalkstein-Chausseen wird mit sehr großem Nutzen auf die anliegenden Aecker gebracht, der dann freilich auch andere duͤngende Theile Mineralische Duͤngungsmittel. in sich begreift. Von dem Marmorstaube aus den Werkstaͤten der Steinhauer hat man sehr gute Wirkung gesehen. Selbst der alte Moͤrtel scheint sich mit der Zeit aufzuloͤsen, wenn er in Verbin- dung mit faulenden Theilen kommt. Er thut wenigstens, auf Wiesen gebracht, eine sehr auffallende Wirkung, aber erst nach einigen Jahren. §. 62. Der Mergel. Der Mergel besteht aus Thon und kohlensaurem Kalk, wie wir wissen, in sehr verschiedenen Verhaͤltnissen, aber innig mit einander vermischt, soll er anders den Namen Mergel verdienen. Mittelst dieser Bestandtheile wirkt er als Duͤngungsmit- tel auf eine doppelte Weise; physisch durch den Thon, indem er die Konsistenz des losen Bodens dadurch verbessert, und zwar auf eine bestaͤndig nachhaltende Weise, und chemisch durch den Kalk oder eigentlich duͤngend, welche Wirkung sich aber nach und nach vermindert, und endlich ganz verliert. Diese beide Wirkungen muͤssen wir wohl unterscheiden. Er thut mehr die eine oder die andere, je nachdem der Thon oder der Kalk in ihm uͤberwiegt. Um die erstere merklich durch den thonigen Mer- gel zu erreichen, muß er natuͤrlich weit staͤrker aufgefahren werden, wie der kalkige Mergel, von dem man nur die letztere erwartet, und jene physische nachhaltende Ver- besserung findet auch nur auf demjenigen Boden statt, welcher deren bedarf; woge- gen einem ohnehin zu thonigen Boden das Auffahren des Thonmergels, wenigstens nachdem die Wirkung des Kalkes voruͤber ist, nur nachtheilig werden koͤnnte. Durch die innige Mengung der beiden Bestandtheile hat der Mergel den großen Vorzug vor dem bloßen Thon oder Lehm, und vor dem kohlensauren Kalk, oder etwa vor einer kuͤnstlichen Vermengung beider, daß er sich von selbst vollkommen zertheilt, in das feinste Pulver zerfaͤllt, und sich in den kleinsten Partikeln mit der Ackerkrume vermengen laͤßt. §. 63. Meinungen uͤber den Mergel. Der Nutzen des Mergels ist schon in uralten Zeiten bekannt gewesen, und er ist hier und da, wo einige Betriebsamkeit im Ackerbau herrscht, immer aufgefahren wor- den. Daß sich sein Gebrauch nicht mehr verbreitete, lag wohl hauptsaͤchlich an der Unkenntniß seiner Natur. Man verband den Begriff des Mergels immer nur mit einem Mineral von einer gewissen in die Sinne fallenden Beschaffenheit. Da nun der Mergel so mannigfaltige Gestalten und Farben hat, so erkannte Niemand den Mineralische Duͤngungsmittel. Mergel, der anders aussah, als die ihm bekannte Art. So ließ der große Frie- derich — der die gesundesten und richtigsten Begriffe vom Ackerbau hatte, aber end- lich durch den geringen Erfolg, den seine Anordnungen, weil man sie mißverstand, hatten, davon abgeschreckt wurde — in den sechziger Jahren viele Mergelgraͤber kommen, welche die saͤmmtlichen Marken durchreisen, und nach Mergel suchen muß- ten, erhielt aber von allen Orten her den Bericht, daß, der sorgfaͤltigsten Untersu- chung ungeachtet, nirgends Mergel aufzufinden sey; und dennoch liegt in den Mar- ken der Mergel im groͤßten Ueberflusse, und zwar gerade von einer solchen Beschaf- fenheit, wie sie dem groͤßern Theile des Bodens am angemessensten ist. Das Vor- urtheil, daß hier kein Mergel zu finden sey, war so eingewurzelt, daß man mich beinahe verspottete, wie ich aufangs vom Mergeln sprach. Diese aus gebirgigten Orten hergekommenen Mergelgraͤber kannten vermuthlich nur den steinigen Mergel, der sich freilich nicht anders als in gebirgigten Gegenden findet. In andern Gegen- den kannte man nur den weißen Mergelkalk, welcher sich nicht leicht anders als in Niederungen und in wenig maͤchtigen Lagern findet. Der lehmige Mergel, welcher in den Ebenen am meisten verbreitet ist, war fast allgemein verkannt, und wo der Zu- fall dessen Nutzen gelehrt hatte, wie in der Pretzer Probstey in Hollstein (Vergleiche Thaers vermischte Schriften Bd. I. S. 631.), da glaubte man, ausgegrabener Lehm thue diese Wirkung, und nahm nun freilich zu Zeiten Lehm, der kein Mergel war, hatte also auch nicht die erwartete Wirkung davon. Die Chemie konnte uns zuerst Aufschluͤsse uͤber die Erfahrungen geben, die im Widerspruch mit einander zu stehen schienen. Ferner stand der Verbreitung des Mergelns der Mißbrauch entgegen, welchen man davon gemacht hatte. Wo man sich naͤmlich von seiner großen duͤngenden Eigenschaft uͤberzeugt hatte, berechnete man haͤufig, daß er wohlfeiler als der Mist sey; glaubte des letztern entbehren zu koͤnnen, schraͤnkte den Viehstand ein, und ver- kaufte Heu und Stroh an andere, die nicht mergelten. Natuͤrlich ward also der Bo- den, nachdem die chemische Wirkung des Mergels voruͤber war, unfruchtbar, und eine zweite Mergelung half bei einem humusleeren Boden sehr wenig. Deshalb entstand schon vor mehreren hundert Jahren das Sprichwort: der Mergel mache reiche Vaͤter, aber arme Kinder; und das Wort ausmergeln ; welches man, selbst ohne Ruͤcksicht auf seinen Ursprung, uͤberhaupt fuͤr das Erschoͤpfen des Bodens ge- Mineralische Duͤngungsmittel. braucht. Bei einer guten Wirthschaft ist aber jenes Sprichwort so wenig wahr, daß man im Gegentheil sagen kann, der Mergel vermehre den Reichthum progressiv bei jeder Generation, indem durch ihn auch das Material des Mistes selbst in immer groͤ- ßerer Quantitaͤt erzeugt wird. §. 64. Ueber die Natur, die Kenntniß, die Art und die Lage des Mergels haben wir S. 94 in den §. 89. geredet. Es bleibt also nur die Rede von seiner Anwendung und von der Manipulation uͤbrig. Da die Anfuhr das erheblichste und kostspieligste ist, so muß man vor allem ihn Auffuhr des Mergels an beguͤnstigten Orten. an der naͤchsten Stelle des zu bemergelnden Feldes aufzufinden suchen. Gesetzt auch daß er an einer solchen Stelle, der tiefern Lage wegen, beschwerlicher zu gewinnen und aufzuladen waͤre, so wird dies, der nahen Anfuhr wegen, doch immer ersetzt. Diese Ruͤcksicht tritt da am staͤrksten ein, wo man vom lehmigen Mergel eine staͤrkere Auf- fuhr machen, und somit losen Boden durch die Thontheile verbessern will. Gluͤckli- cher Weise findet sich aber dieser thonige Mergel in Gegenden, wo er an einem Orte steht, auch fast allgemein verbreitet, liegt nur flacher oder tiefer unter der Oberflaͤche; wogegen der kalkige und steinige Mergel sich oft nur an einzelnen Stellen abgelagert hat, und oft weit her angefahren werden muß; was aber bei der geringen Quantitaͤt, deren man bedarf, dann auch leichter geschehen kann. Bei einer nicht merklich verschiedenen Entfernung hat man dann die Stelle zur Mergelgrube zu waͤhlen, wo er am flachsten liegt, und wo die Grube dem mindesten Wasserzulauf ausgesetzt seyn wird. In allen ebenen Gegenden liegt der Mergel am flachsten an der Spitze der Huͤgel, und zwar mehrentheils solcher Huͤgel, die sich durch eine dunkelbraune bei maͤßiger Feuchtigkeit zerkruͤmelnde Lehmerde auf der Oberflaͤche auszeichnen. Bevor man die Mergelgrube anlegt, muß man sich durch den Erdbohrer, oder durch nebeneinander eingesenkte Loͤcher uͤberzeugen, daß der Mergel, von gewuͤnsch- ter Beschaffenheit, sich daselbst in betraͤchtlichen Lagern befinde. Es ist jedoch selten, daß man ihn ganz ununterbrochen findet, und daß besonders in den obern Schichten nicht Sandadern und Sandlagen dazwischen kommen. Diese duͤrfen daher nicht ab- schrecken, und das unbrauchbare kann bei der Boarbeitung der Mergelgrube leicht bei Seite Mineralische Duͤngungsmittel. Seite geschafft, und sogar zur Ausfuͤllung der tief ausgegrabenen Stellen nuͤtzlich an- gewandt werden. Man untersucht sodann den Gehalt des aufgefundenen Mergels. Er ist selten ganz gleich, und wechselt von Stellen Stellen ab. Man muß daher mehrere Stuͤcke untersuchen, und den Gehalt im Durchschnitt nehmen, indem er bei dem Ausfahren ziemlich durcheinander gemengt wird. Je sandiger der Boden ist, worauf man den Mergel bringen will, um desto nutzbarer ist der mergeligte Thon, der wenig Kalktheile hat, und er wird schon brauchbar, wenn er 12 bis 15 Prozent Kalk ent- haͤlt, obwohl man ihn, um die Wirkung des Kalkes zu erreichen, so viel staͤrker auf- fahren muß. Nur der vielen Sand enthaltende Mergel ist fuͤr solchen Boden verwerf- lich. Auf thonigem und lehmigen Boden hingegen wuͤrde jener Mergel nicht passen, und man muß da solchen aufzufinden trachten, der wenigstens 40 Prozent, besser aber noch mehr an Kalk enthaͤlt. Dagegen schadet hier der sandige Mergel, der manchmal vielen Kalk hat, nicht; sondern ist im Gegentheil vorzuͤglich anwendbar. Der steinige Mergel in gebuͤrgigen Gegenden ist fuͤr den Thonboden besonders geeignet, indem er wenig Thonerde, sondern groͤßtentheils Kalk und feine Kieselerde zu enthal- ten pflegt. Nur zerfaͤllt er oft erst spaͤt. §. 65. Nachdem man sich von der Zweckmaͤßigkeit der Stelle und ihres Gehalts uͤberzeugt Einrichtung der Mergel- grube. hat, legt man durch Abraͤumung der Oberflaͤche die Mergelgrube an. Diese Abraͤu- mung muß so tief geschehen, bis man auf die eigentliche Mergellage, welche einen gehoͤrigen Gehalt hat, kommt. Der Abraum ist manchmal zur Ausfuͤllung von Sin- ken, die sich in der Nachbarschaft der Mergelhuͤgel zu finden pflegen, zu gebrauchen. Sonst bringt man ihn auf den unteren Rand der Grube in genugsame Entfernung, um nicht auf die Wand derselben zu druͤcken, aber doch auch nicht zu weit weg, weil man sich dessen zur Ausfuͤllung der tief ausgegrabenen Stellen in der Folge nuͤtzlich bedienen kann. So wie man alle Arbeiten bei dieser Operation moͤglichst zu verdingen suchen muß, so ist dies auch schon bei dem Abraume der Fall, und man macht diesen Verding schachtruthenweise, oder nach anderen in der Gegend bekannten Maßen. Will man sich der abgeraͤumten Erde nicht zu einem besondern Zwecke an einem ent- ferntern Orte bedienen, so laͤßt man sie nicht durch Pferde, sondern nur durch Hand- karren wegschaffen, zuweilen auch nur durch den Wurf auf den Rand hinauswerfen. Zweiter Theil. J i Mineralische Duͤngungsmittel. Dieses Wegschaffen giebt man dann zugleich mit in Verding. Manchmal kann man sich auch des Mollbretts, welches in der Folge beschrieben werden wird, nuͤtzlich bedienen. Zuweilen ist es rathsamer den Abra von der ganzen Flaͤche und in der vollen Breite, die man der Grube zu geben gedenkt, wegschaffen zu lassen; zuweilen aber erst eine schmaͤlere Breite zu nehmen, naͤmlich in dem Fall, wo man nicht sehr tief zu gehen gedenkt, und den fernern Abraum dann wieder zur Ausfuͤllung der ausge- stochenen Breite gebrauchen will. Man kann sich auf die Weise von einer niedern Stelle eines Mergelhuͤgels immer weiter nach dessen Gipfel zu hineinarbeiten. Will man hingegen stark in die Tiefe gehen, wozu man sich oft, weil der Mergel immer gleichartiger und kalkreicher wird, veranlaßt findet, so muß die Mergelgrube gleich weit genug angelegt werden, damit man mehr Raum darin habe, und sich gegen das Einstuͤrzen der Waͤnde sichern koͤnne. Eine Breite von 6 Ruthen und eine Laͤnge von 8 Ruthen machen eine maͤßige Mergelgrube aus. Jedoch giebt es Faͤlle, wo man sie doppelt so groß macht. Sodann muß man der Mergelgrube eine besondere Einfahrt und Ausfahrt geben, damit das Fuhrwerk nicht darin zu wenden brauche. Beide muͤssen gelinde abgedacht seyn, so daß sie bequem in die Grube hinein und herausfuͤhren. §. 66. Laden und Ausfuhr des Mergels. Bei der Arbeit der Mergelausfuhr muß man das gerechte Verhaͤltniß zwischen den Arbeitern, die den Mergel loshacken und laden, und dem Fuhrwerke zu treffen suchen; so daß eins nie auf das andere zu warten braucht. Dies Verhaͤltniß ist nach der Entfernung verschieden, wohin der Mergel abgefahren wird, und wiederum nach der Tiefe, aus welcher er hervorgeholt werden muß, nach seiner Zaͤhigkeit, nach der Witterung, und oft nach dem Wasser, welches sich in der Grube sammelt. Es muß so eingerichtet werden, daß immer ein Fuhrwerk zum Laden in der Grube bereit stehe, aber auch nicht zu warten brauche, um voll geladen zu werden. Es duͤrfen fuͤr die Lader wenigstens nur so lange Pausen eintreten, als noͤthig sind den Mergel loszu- hacken, oder ihn aus einer groͤßern Tiefe herauf zu werfen. Geht die Arbeit schnell, so muͤssen besondere Hacker und besondere Lader da seyn. Wenn die Entfernung groͤßer ist, so kann natuͤrlich jedes Fuhrwerk nicht so schnell wieder zuruͤckkehren, als wenn in der Naͤhe abgestoßen wird. Es muß sich Mineralische Duͤngungsmittel. also das Verhaͤltniß des Fuhrwerks zu den Arbeiten darnach vermehren oder vermin- dern, welches sich leicht bei Beobachtung der Lokalitaͤt bestimmen laͤßt. Kann man bei derselben Zahl der Handarbeiter an einem Tage mehr Gespann geben, so faͤhrt man weiter ab; kann man weniger geben, dann naͤher der Mergelgrube. Und so auch umgekehrt, wenn man mehr oder weniger Handarbeiter hat. §. 67. Bei der Verdingung der Arbeit pflegt man manchmal das Abfahren, wozu man Kosten und Bezahlung der Arbeit. jedoch die Pferde und das Fuhrwerk giebt, mit einzuschließen oder nicht. Ersteres geschieht wenn man besondere Pferde und Karren zum Mergel- und Modderfahren an- geschafft hat, wozu man dann solche Pferde zu nehmen pflegt, an denen nicht viel zu verderben ist. Wenn die weiteste Entfernung nicht uͤber 70 bis 80 Ruthen ist, so bezahlt man fuͤr ein Fuder, welches etwa 18 Kubikfuß haͤlt, in Hollstein 1½ Schilling oder 9 Pfennige schwer Geld. Hat man aber Knechte oder besondere Fuͤhrer bey den Pferden, so bezahlt man fuͤr das Laden eines Fuders 6 bis 7 Pfennige. Ich gebe hier fuͤr ein solches Fuder zu laden einen schlechten Groschen, welches wenig mehr als einen Schilling schwer Geld macht. Es versteht sich aber, daß alsdann beim Loshauen und Laden keine besondere Schwierigkeiten sich finden duͤrfen, und daß der Mergel nicht aus der Tiefe heraufgeworfen zu werden brauche, ehe er auf den Wagen geladen wird. So richtet man es ein, wenn man Ackergespann bei muͤßigen Zeiten zum Mergelfah- ren nimmt, welches man den Arbeitern nicht uͤbergeben will, und wozu man auch Knechte hat. Ob es rathsamer sey besondere Pferde darauf zu halten, oder das Ackergespann in muͤßigen Zeiten damit zu beschaͤftigen, haͤngt ganz von Lokalverhaͤltnissen ab. Will man die Sache bis zu einer bestimmten Ausdehnung betreiben, so ist ersteres fast unumgaͤnglich noͤthig. Denn sonst richtet sich der Fortschritt der Arbeit nur nach der Muße, die die Pferde und zugleich die gewoͤhnlichen Arbeiter haben. Haͤlt man beson- dere Mergel-Pferde, so muß man auch besondere Arbeiter zu diesem Geschaͤfte anstellen. Nach den Pferden richtet sich auch in den meisten Faͤllen wohl das Fuhrwerk. Bei eigenen Mergel Pferden sind einspaͤnnige Steigkarren ohne Zweifel am rathsam- sten, und die mit dieser Arbeit immer beschaͤftigten Pferde gewoͤhnen sich leicht so, daß bei zwei oder drei Karren nur ein Treiber zu seyn braucht. Das Umstuͤrzen der Kar- ren thun dann die Leute, welche mit dem Ausstreuen zugleich beschaͤftigt sind. Nimmt J i 2 Mineralische Duͤngungsmittel. man aber Ackerpferde, so ist ein zweispaͤnniger Wagen vorzuziehen. Zu vierspaͤnni- gen Zuͤgen rathe ich nicht, wenn der Weg nicht sehr weit und schwierig ist. Auf kurzen Wegen ziehen zwei Pferde fast eben so viel als vier. Mit diesen habe ich hoͤch- stens Ladungen von 25 Kubikfuß erreicht, mit jenen 18 bis 19 in der Regel fahren lassen. Der Kubikfuß wiegt in seinem gewoͤhnlichen Feuchtigkeitszustande 100 bis 103 Pfund Berliner Gewicht. §. 68. Ungleichheit des Mergels in einer Grube. Selten bleibt sich der Mergel, insbesondere der thonige in einer Grube ganz gleich. Es kommen Schichten und Saͤtze, wo er betraͤchtlich mehr, andere wo er weniger Kalk hat. Wenn man noch nicht geuͤbt genug ist, dies ziemlich sicher nach dem Ansehen unterscheiden zu koͤnnen, so muß man oͤfterer eine oberflaͤchliche Unter- suchung anstellen. Je tiefer man kommt, desto gleichartiger pflegt er zu werden. Oft findet sich eine Sandschicht oder Sandader dazwischen. Dieser Sand ist manch- mal sehr kalkreich, und dann ist er vortrefflich auf thonigem Boden, oder um ihn zwischen Modder oder Torf zu bringen. Kann man aber den Sand oder den kalkar- men Lehm nicht gebrauchen, so muß man ihn doch aus dem Wege schaffen, und stoͤßt ihn dann in die ausgestochenen Tiefen, wo man nicht weiter gehen will, hinein. §. 69. Bearbeitung der Grube. Ob man mit dem Ausstechen des Mergels tiefer eindringen solle ader nicht, ent- scheidet der Umfang der Mergellage und die Art des Mergels, der immer kalkhaltiger zu werden pflegt, je tiefer man kommt. Aber die Arbeit wird muͤhsamer und kost- spieliger, und auch ohne große Vorsicht gefaͤhrlicher. Es muß der Mergel dann aus der Tiefe in Absaͤtzen heraufgeworfen werden, ehe er geladen werden kann, und dieses kostet oft das Doppelte. Sehr aufmerksam muß man darauf seyn, daß die Leute die Waͤnde gerade erhalten, und nicht uͤber die perpendikulaͤre Linie hineinarbeiten, weil sonst sehr leicht durch das Einstuͤrzen einer Wand ein Ungluͤck entstehet. Bei dem tieferen Eindringen hat man dann auch mehrentheils mit dem Wasser zu kaͤmpfen, welches sich theils von oben herab in die Grube zieht, theils aus den Sandadern hervordringt. Man muß es durch eine Schnecke oder Plumpe heraus- schoͤpfen. Zuweilen wird aber der Zufluß des Wassers aus einer Quelle so stark, daß man die Grube verlassen muß, es sey denn, daß der Grund derselben noch hoch ge- nug laͤge, um sich dessen durch einen Stollen entledigen zu koͤnnen. Mineralische Duͤngungsmittel. Selten pflegt man daher tiefer einzugehen als 10 bis 12 Fuß. Indessen haben es sich einige nicht verdrießen lassen sehr guten Mergel 24 Fuß heraufzuholen. §. 70. Die Quantitaͤt des aufzufahrenden Mergels ist sehr verschieden. Es kommt da- Quantitaͤt. bei auf die Art des Mergels, die Beschaffenheit des Bodens und den Zweck an, welchen man damit erreichen will. Je kalkhaltiger der Mergel ist, um desto weniger bedarf es dessen, weil man bei diesem Mergel nur auf die duͤngende Kraft der Kalk- theile Ruͤcksicht nimmt. Man haͤlt deshalb eine Auffuͤhrung von 20 bis 25 Ladun- gen a 18 Kubikfuß per Morgen schon fuͤr eine gute Mergelung. Solcher Mergel hat dann aber 60 und mehrere Prozent Kalk, und wird auf lehmigem oder thonigen Boden gebraucht. Je mehr der Thon uͤberwiegt, desto staͤrker muß aufgefahren werden, und ins- besondere auf sandigem Boden, welcher dann aber außer der chemischen Befruchtung vom Kalk eine physische und ausdauernde Verbesserung dadurch erhaͤlt. Mit mer- geligen Lehm wird ein solcher Boden 1 Zoll hoch uͤber und uͤber wohl befahren, da dann 120 Ladungen erwaͤhnter Staͤrke auf den Morgen gehoͤren. In den meisten Gegenden, wo man die Mergelung erst anfing, hat man diesen Mergel so stark und oft noch staͤrker gebraucht, allerdings mit nachhaltigem Nutzen und zur radikalen Verbesserung des Bodens. Indessen finde ich, daß man in allen Gegenden, wo man mit der Sache bekannter geworden, und sie mehr im Großen betrieben hat, sparsa- mer damit geworden sey, und sich mit 60 solcher Ladungen oft mit 40 begnuͤge. Man hat von dieser schwaͤcheren Mergelung dennoch die erwuͤnschte Wirkung gehabt, nur keine so nachhaltige, und nur auf 10 bis 12 Jahr ausdauernde. Aber man hat dann um so mehr Vortheil dabei gefunden, die Mergelung nach 12 bis 16 Jahren zu wiederholen, was bei jener starken Mergelung sich nicht so vortheilhaft zeigte. Da- her laͤßt man die Arbeit, welche man daran wenden kann, zu Anfange lieber einer groͤßeren Flaͤche zu gut kommen, und 60 solcher Fuder sind bei Mergel, der etwa 25 Prozent Kalk enthaͤlt, das gewoͤhnlichste, wodurch das Land ½ Zoll hoch bedeckt wird. Hat der Mergel betraͤchtlich weniger Kalk — in welchem Falle er sich nur auf sandigem Boden paßt — so muß man in dem Verhaͤltniß mehr auffahren, wenn man eine befriedigende Wirkung von ihm haben will. Mineralische Duͤngungsmittel. §. 71. Wiederholung des Mergelns. Aus der Verschiedenheit der Staͤrke der Auffuhr des Mergels und des Bodens lassen sich die widersprechenden Erfahrungen, die man uͤber die Wiederholung des Mergelns gemacht hat, erklaͤren. Einmal hat man naͤmlich vom zweiten oder drit- ten Mergeln keine Wirkung verspuͤrt, oder gar eine nachtheilige. Ein anderes Mal hat die zweite ja die dritte Mergelung mehr gewirkt als die erste. Im erstern Falle war alles, was der Mergel geben kann, noch genug im Boden vorhanden; man hatte aber die Mistduͤngung vernachlaͤssigt, und der erschoͤpfte Humus konnte durch keinen gewoͤhnlichen Mergel ersetzt werden. War es thoniger Mergel, so ward ein Boden, dem es vielleicht an Thon ohnehin nicht gebrach, mit Thon uͤberfuͤllet, und wirklich dadurch verdorben. Im zweiten Falle hatte man die Mistduͤngung nicht ver- absaͤumt, und der Mergel war dem Boden in Ansehung seiner physischen Wirkung angemessener: die Konsistenz des Bodens verbesserte sich. Wo man regulaͤr mergelt aber auch genugsam mistet, nimmt man es als ein Zeichen an, daß der Acker des Mergels mehr als des Mistes wieder beduͤrfe, wenn Unkraut irgend einer Art uͤberhand darauf nimmt, und uͤppig darauf waͤchst. Dann vertilgt nicht nur der Mergel, mit dem freilich eine fleißig bearbeitete Brache verbun- den ist, das Unkraut, sondern giebt auch mehrere Fruchtbarkeit als der Mist. Denn das Ueberhandnehmen und die Ueppigkeit des Unkrauts beweiset, daß noch vegetabi- lischer Nahrungsstoff genug im Boden, dieser aber dem Unkraut angemessener, wie dem Getreide sey. Die chemischen Wirkungen des Mergels aͤndern die Natur des Humus wahrscheinlich um. Wo aber wiederholte Mergelungen gebraͤuchlich sind, ist man in der Regel spar- samer in der Quantitaͤt. Vom thonigen Mergel faͤhrt man dann auf sandigen Bo- den 25 bis 30 Ladungen, vom kalkigen Mergel auf Lehmboden oft nicht mehr als 10 Ladungen auf. §. 72. Dauer seiner Wirkung. Die Dauer seiner Wirkung wird eben so verschieden angegeben, und muß es den Umstaͤnden nach seyn. Sandiger Boden wird durch eine starke Auffuhr von Thon- mergel auf ewig verbessert in seinen physischen Eigenschaften, und traͤgt fortdauernd bessere Ernten, wenn er zu rechter Zeit Mistduͤngung erhaͤlt. Die chemische Wir- kung des Mergels verspuͤrt man, je nachdem er schwaͤcher oder staͤrker aufgefahren ist, Mineralische Duͤngungsmittel. 10 bis 20 Jahr. Die Wirkung des kalkigen Mergels auf Thonboden nimmt man in der Regel auf 12 Jahre an. Dem Pachter werden in einigen Gegenden die Kosten der Mergelung in diesem Verhaͤltnisse ersetzt, wenn er vor vollendeter Abnutzung ab- gehet. Hat er ihn z. B. 5 Jahre benutzt, so bekommt er 7/12 der Kosten, hat er ihn 9 Jahre benutzt, 3/12 heraus. Der Effekt des Mergels steigt in der Regel bis zum dritten Jahre, haͤlt sich dann 3 Jahre in seiner Hoͤhe — gerechte Mistduͤngung vorausgesetzt — und nimmt dann wieder ab. Jedoch kommt es darauf an, ob der Mergel schneller oder langsamer zer- faͤllt. Er aͤußert seine volle Wirkung erst dann, wenn er sich recht innig mit der Ak- kererde verbunden hat. Deshalb kommt es auch so sehr auf seine Behandlung an, nachdem er aufgefahren worden. §. 73. Wenn man besondere Pferde auf das Mergelfahren haͤlt — wie es da geschie- Zeit der Aus- fuhr. het, wo diese Operation im Großen betrieben wird — so faͤhrt man mit der Arbeit, wenn es die Witterung und der tief eingedrungene Frost nicht verhindert, ununter- brochen durch alle Jahreszeiten fort. Gebraucht man nur aber das gewoͤhnliche Ge- spann — oft selbst die Zugochsen — dazu, so trift die Zeit der Muße nur im Spaͤt- herbste und Winter, nur dann nach der Fruͤhjahrsbestellung bis zur Ernte ein. Der vor und im Winter ausgefahrne Mergel ist von der schnellsten Wirkung, weil er durch den Frost am besten zerfaͤllt. Wenn der Frost vor dem Schnee nur nicht zu tief ein- gedrungen ist, so verlohnt sichs der Muͤhe diesen, da wo man ausstechen will, weg- raͤumen, und die gefrorenen Brocken durchbrechen zu lassen, und den Mergel dann mit Schlitten auffahren zu lassen. Oft aber wird doch die Arbeit zu schwierig. Der spaͤter aufgefahrene zerfaͤllt selten genug, um sich hinlaͤnglich mit der Ackerkrume, des mehrmaligen Pfluͤgens ungeachtet, zu mengen, und kann dann auf die naͤchste Win- terung keine merkliche Wirkung haben. Die Regel der Englaͤnder, daß der Mer- gel zweier vollen Sommer Sonne und eines vollen Winters Frost gehabt haben muͤsse, ehe man ihn unterpfluͤge, wird selten befolgt. Bringt man ihn, wie es gewoͤhnlich geschiehet und vorgeschrieben wird, auf die gestuͤrzte Brache, so muͤste man nach je- ner Regel 2 Jahr ungenuͤtzte Brache halten. Die Englaͤnder bringen ihn aber auch auf den ungestuͤrzten Dreesch: Gras und Klee sollen kraͤftig herdurch wachsen, und eine reiche Weide geben, der Mergel sich aber nun nach dem Umbruch leicht mit der Mineralische Duͤngungsmittel. Erde mengen. Wenn indessen der vor und im Winter aufgefahrene Mergel bis gegen die Mitte des Sommers liegt, so ist er gewoͤhnlich zerfallen genug, um sich durch fleißiges Pfluͤgen, Eggen und Walzen mit der Ackererde genau mengen zu lassen. Aber der im Fruͤhjahr gefahrene zerfaͤllt selten genug, um nicht vorerst in Stuͤcken und Kloͤßen im Boden zu bleiben, wenn er untergepfluͤgt wird. Von jenem hat man daher eine schnellere, von diesem eine spaͤtere, im ersten Jahre keine merkliche Wirkung. Einige, die aus dem aufgefahrenen Mergel so fruͤh wie moͤglich Nutzen ziehen wollen, saͤen schon Soͤmmerung ein, Gerste und Hafer oder Buchweizen, mehren- theils aber mit schlechtem Erfolge. Eine reine, fleißig bearbeitete Brache ist durchaus noͤthig, wenn er bald wirken soll. §. 74. Ausstreuung und Ueber- pfluͤgung. Daß die Ausstreuung mit Sorgfalt geschehe, so daß er gleichmaͤßig verbreitet werde, versteht sich von selbst. Darauf wird er bei trocknem Wetter scharf durcheg- get, dann, wenn Kloͤße oder Stuͤcken bleiben, gewalzet, und nun, nachdem er einen Regen erhalten aber wieder abgetrocknet ist, nochmals geegget. Alsdann wird er, und zwar so flach als moͤglich zum ersten Male untergepfluͤgt. Und nun erhaͤlt das Land mindestens noch drei Furchen mit jedesmal darauf folgendem Eggen. Die genauere Verbindung mit der Ackererde wird dann die Natur bewirken. Kommt er aber klumpigt zu liegen, so kann sie das nicht, und es wird dann erst bei den nachfol- genden Bestellungen die Mengung allmaͤlig geschehen. Was sich aber nicht in feinem Pulver gemengt hat, ist bis dahin nicht nur unwirksam, sondern der Vegetation po- sitiv nachtheilig. §. 75. Kosten der Mergelung. Die Kosten der Mergelung werden sehr verschieden angegeben, und muͤssen es natuͤrlicher Weise seyn. Die Arbeit des Auswerfens und Aufladens richtet sich haupt- saͤchlich nach der Tiefe, aus welcher er herausgefoͤrdert wird. Jedoch kommt auch die Zaͤhigkeit des Mergels und das Wasser, womit man zu kaͤmpfen hat, in Betracht. Kann der Mergel, nachdem er losgehackt worden, sogleich aufgeladen werden, so ist ziemlich allgemein die Bezahlung fuͤr eine Ladung von 18 Kubikfuß zwischen 6 und 3 Pfennige. In Hollstein zahlet man dafuͤr 1½ Schilling oder 9 Pfennige schwer Geld, wobei aber die Arbeiter, denen man Pferde und Fuhrwerk, aber keine Instrumente Mineralische Duͤngungsmittel. Instrumente giebt, ihn zugleich ausfahren und abstoßen muͤssen, vorausgesetzt, daß die Entfernung nicht weit sey, und daß 25 Ladungen in einem Tage gefahren werden koͤnnen. Hier bezahle ich fuͤr ein solches Fuder ohne Ausfahren, und wenn den Leu- ten die Hacken dazu gegeben werden, 1 Groschen schlecht Geld, welches etwa 1 Schil- ling Daͤnisch betraͤgt. Hierbei haben die Arbeiter einen gerechten Verdienst. Das Ausfahren richtet sich ganz nach der Entfernung. Kalkhaltiger Mergel wird auf thonigem Boden nicht selten eine Meile und weiter herbeigeholt, so daß ein Gespann taͤglich nur 2 Fuder, oft nur 1 Fuder herschaffen kann. Diese Mergelung kommt daher sehr hoch, ungeachtet sie nur sparsam gebraucht wird, und uͤberwiegt dann mehrentheils die Kosten einer Kalkduͤngung. Lehmmergel kann nur benutzt werden, wenn er in der Naͤhe liegt, und man sucht ihn daher auf einer jeden Feld- breite so nahe als moͤglich aufzufinden, und spart deshalb die Kosten lieber nicht, die das Abraͤumen mehrerer Gruben verursacht. Nach der Entfernung wird es sich in jedem besonderen Falle leicht berechnen lassen, wie oft gefahren werden koͤnne. Eine haͤufig zutreffende Berechnung der Kosten um einen Morgen mit Lehmmer- gel zu befahren, wird folgende seyn. 60 Fuder Mergel auszustechen und zu laden, à 8 Pfennige 1 Rthlr. 18 Gr. 2 Pferde, welche im Durchschnitt in drei Tagen 1 Morgen befahren, das Pferd taͤglich mit Einschluß des Fuhrwerks, à 8 Gr. . . . . . . . 2 - — - Das Ausstreuen des Mergels, per Morgen . . — - 8 - Die Kosten des Abraͤumens und anderer zufaͤlliger Nebendinge, per Morgen . . . . . . . — - 4 - Der Fuͤhrer, taͤglich 6 Gr. . . . . . — - 18 - 5 Rthlr. — Gr. Dies ist indessen nach den guͤnstigsten Umstaͤnden berechnet; wenn aber Schwierigkeiten eintreten, steigen die Kosten natuͤrlich hoͤher. In den kuͤrzesten Wintertagen koͤn- nen vielleicht nur 15 Fuder gefahren werden, in langen Tagen aber auch 25. In jenen kann man die Arbeit der Pferde aber auch nicht so hoch berechnen, in diesen muß sie hoͤher angeschlagen werden. Zweiter Theil. K k Mineralische Duͤngungsmittel. Bei einer scharf betriebenen Mergelung in betraͤchtlicher Entfernung vom Hofe, saͤete man Wicken auf das schon bemergelte Land, tuͤderte auf solchem die Mergel- pferde, und ließ sie Tag und Nacht an der Stelle. §. 76. Erfolg der Mergelung. Man hat von dem Mergel, besonders vom lehmigen auf Sandboden immer eine merkliche Wirkung verspuͤrt, wenn dieser Boden auch ganz ausgesogen und so un- fruchtbar war, daß er selbst nach mehrjaͤhriger Ruhe die Bestellung nicht bezahlte; allein diese Wirkung wird nur relativ, aber nicht absolut auffallend seyn. Der Er- trag wird sich von 2½ Scheffel vom Morgen auf 5 Scheffel mehrere Ernten hindurch, besonders bei der dritten erheben, hernach aber, wenn man dem Lande nicht lange Ruhe oder Mist giebt, wieder sinken, Auf einem Boden aber, welcher noch Kraft und Humus in sich hat, welcher zuweilen eine Duͤngung erhielt, und dann nicht ganz ausgesogen zur Dreeschweide niedergelegt wurde, sieht man von einer Mergelung un- gleich hoͤheren Effekt, und man hat haͤufig 10 Scheffel von einem Morgen geerntet, von dem man ohne Duͤngung etwa 4 Scheffel haͤtte erwarten duͤrfen. Noch groͤßer und nachhaltiger wird aber diese Wirkung, wenn man eine, auch nur schwache Mistduͤngung damit verbindet. Ist der Boden in geringer Kraft, so ist es rathsam diese Mistduͤngung zu hoͤchstens 4 Fudern per Morgen zugleich mit dem Mergel oder im folgenden Jahre zu geben. Haͤtte er aber noch Kraft, so waͤre La- gerkorn davon zu besorgen, und man kann zwei bis drei Ernten von dem bloßen Mer- gel nehmen, bis eine Mistduͤngung unbedenklich scheint. Sobald man dies verspuͤrt, darf man durchaus nicht laͤnger damit saͤumen, indem die Kraft des Bodens sonst staͤrker erschoͤpft wird, als ohne Mergelung geschehen waͤre, und dann sehr schwer wieder herzustellen ist. Auch wird mit der Mergelung sehr zweckmaͤßig eine Modderung verbunden, und diese Verbindung thut großen und schleunigen Effekt, selbst auf ausgesogenem Boden. Vom Unterpfluͤgen einer gruͤner Saat von Buchweizen auf gemergelten Lande hat man in England große Wirkung gesehen. Der Spoͤrgel wuͤrde sich nicht minder dazu passen. Komparative Versuche uͤber diese Mischungen werden auf einem ausgesogenen Boden im Jahre 1810 hoffentlich von mir angestellt werden, da es die Kriegeslasten nicht fruͤher erlauben wollen. Mineralische Duͤngungsmittel. §. 77. Die Mergelung ist unter allen Meliorationen diejenige, wozu sich am haͤufigsten Gelegenheit findet, und die dann den nachhaltigsten und, wenige andere ausgenom- men, den hoͤchsten und auffallendsten Nutzen bringt. §. 78. Endlich giebt es noch eine Erde, deren man sich mit auffallender Wirkung zum Duͤngererde besonderer Art. Duͤngen bedient, die einen betraͤchtlichen Antheil vom Kalk hat, aber zugleich sehr reich an Humus ist. Man findet sie in den Niederungen an großen Stroͤmen, deren Boden vom Wasser ohne Zweifel abgelagert worden. Sie ist blaͤulich von Farbe, und wie ein sehr magerer zerkruͤmelnder Lehm, aber sanft anzufuͤhlen. Zuweilen ist sie mit kleinen Muscheln vermischt, jedoch nicht immer. Sie liegt gewoͤhnlich nicht unter der oberen Ackererde; sondern zwischen dieser und jener duͤngenden Erde liegt ein unfruchtbarer Lehm, welcher durchstochen und abgeraͤumt werden muß. Bei der Untersuchung dieser Erde aus den Oldenburgischen Marschen fanden sich folgende Bestandtheile: sehr feiner zur Haͤlfte durch Schlemmen zur Haͤlfte durch Sieden abgeschiedener Sand 36; kohlensaurer Kalk 14; Humus 5; fetter Thon 44; Gyps 1; = 100. Der Humus war offenbar thierischer Natur, und gab beim Verbrennen einen sehr stinkenden Geruch. Ich vermuthe daß man diese wirksame Duͤngererde an mehreren Orten finden koͤnne, wo man sie noch nicht kennt. Sie ist durch den Moder der Wasserpflanzen, der Fische und Schalthiere gebildet, und mit dem feinen Sande hier abgesetzt, nach- her aber durch einen Niederschlag des von der Hoͤhe herabstuͤrzenden Wassers bedeckt worden. Es verlohnt sich der Muͤhe in allen Thaͤlern, die vormals wahrscheinlich unter Wasser standen, darnach zu suchen. Man verfaͤhrt bei dem Herausbringen derselben (was man in Niedersachsen Kuh- len oder Wuͤhlen, und die Erde daher Kuhl- oder Wuͤhl-Erde nennt) folgen- dermaßen. Man macht zuerst eine Grube von 5 bis 6 Fuß Breite und 12 Fuß Laͤnge, wirft die obere Ackererde zu einer Seite, den unfruchtbaren Thon, der 4 bis 5 Fuß tief liegt, zur andern, und bringt dann die gesuchte Erde, die bis zu einer großen Tiefe K k 2 Mineralische Duͤngungsmittel. liegt, heraus, so tief als man ohne Gefahr kommen kann. Dann setzt man die Grube fort, legt die Ackererde wieder auf die Seite, stoͤßt nun aber den unfruchtba- ren Thon in die vorige Grube, und bringt die Duͤngererde weiter heraus. So faͤhrt man fort, bis man so viel Duͤngererde hat, als man gebraucht. Die ganze Grube wird nun wieder zugeworfen, die Ackererde oben, die Duͤngererde aber uͤber das Feld vertheilt. Diese Duͤngererde ist fuͤr sich allein, wenigstens im Anfange, ganz unfruchtbar, mit der Ackererde aber vermischt und tuͤchtig durchgearbeitet bringt sie eine hohe Frucht- barkeit hervor, und ein solches gekuhltes Land zeichnet sich lange Zeit dadurch aus. §. 79. Gypsduͤn- gung. Ge- schichte der- selben. Die Duͤngung mit Gyps oder schwefelsaurem Kalk ist zwar keine neue Ersin- dung, sondern man trifft schon in aͤlteren Zeiten Spuren ihrer Anwendung auf einzel- nen Flecken an, deren Kenntniß sich aber nicht verbreitete. Erst nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts lernte der um die Landwirthschaft sehr verdiente Pfarrer Mayer zu Kupferzell im Hohenloheschen den Gebrauch desselben aus einer Korrespondenz mit dem Grafen von der Schulenburg auf Hehlen im Han- noͤverschen kennen, wo der Gyps in der Gegend von Niedek, unweit Goͤttingen, schon seit langer Zeit gebraucht war. Mayer verbreitete den Ruhm desselben in seinen Schriften, und er fand besonders in der Schweiz Eingang, wo seine Wirkung durch entscheidende Versuche von Tschiffeli und anderen angestellt und in den Abhand- lungen der oͤkonomischen Gesellschaft zu Bern bekannt gemacht wurden. In Deutsch- land war es hauptsaͤchlich Schubart von Kleefeld , der seine großen Wirkun- gen auf den Klee ins Licht stellte. Dagegen traten sehr viele Gegner auf, die den- selben nach angeblichen oder doch unvollkommenen Versuchen fuͤr ganz unwirksam oder gar schaͤdlich erklaͤrten, so daß die Sache wirklich lange zweifelhaft blieb. Insbesondere setzten sich die Aufseher verschiedener Salinen dagegen, indem sie eine Schmaͤlerung des Absatzes ihrer Abfaͤlle, welche in den umliegenden Gegenden gebraucht wurden, besorgten. Dagegen fand die Gypsduͤngung in Frankreich, be- sonders in der Gegend um Paris, vielen Beifall, und sie verbreitete sich von da nach Amerika, wohin man anfangs, den Gyps von Montmartre in großen Ladungen hinkommen ließ. Nirgends hat sich der Gebrauch des Gypses so schnell verbreitet, wie in den verschiedenen Nordamerikanischen Provinzen; nirgends aber fand der Mineralische Duͤngungsmittel. Gyps weniger Beifall, als bei den englischen Landwirthen. Ich erklaͤrte dies, in meinem Werke uͤber englische Landwirthschaft, aus den vielen Kalktheilen, womit der Boden in den meiste Provinzen Englands von Natur oder durch Kunst uͤberhaͤuft ist. Allein ich irrte, weil der Gyps auf kalkhaltigem Boden, ja sogar in den Gegen- den, wo es viele Gypsfelsen giebt, und die Erdmischung also wahrscheinlich schon Gypstheile enthaͤlt, dennoch durch seine Ueberstreuung sehr wirksam ist. Vielleicht verschloß das Vorurtheil gegen Alles, was aus Frankreich, zum Theil auch aus Deutschland koͤmmt, den Englaͤndern die Augen. Die Empfehlungen aus Amerika scheinen sie ihnen neuerlich aber wieder geoͤffnet zu haben. §. 80. In den Erfahrungen uͤber die duͤngende Wirkung des Gypses scheint allerdings Wirkung der- selben. viel Widersprechendes zu liegen, und gewiß ist es, daß mancherlei noch nicht voͤllig ergruͤndete Umstaͤnde solche sehr modifiziren. Der Gyps wirkt wenigstens mehr auf trockenem als auf feuchtem Boden, und mehr bei trockener als bei feuchter Witterung. Letztere haͤlt seine Wirkung wenigstens zuruͤck, und scheint sie, besonders bei gebrann- tem Gyps, ganz zu vereiteln. Auf einem ausgesogenen Boden, der wenig oder gar keinen Humus mehr enthaͤlt, wirkt er gar nichts. Auf die Vegetation mancher Pflanzen hat er nur einen sehr unmerklichen Einfluß, dagegen auf andere einen sehr großen. Zu letzteren gehoͤren alle bekannteren Pflanzen mit schmetterlingsfoͤrmigen und Kreuzblumen. Er wirkt ohne allem Zweifel auf die Gewaͤchse selbst, und des- halb am staͤrksten, wenn sich sein Staub auf den Blaͤttern ansetzt und lange darauf haftet. Ich habe dies sehr uͤberzeugend bei einer Weißdornhecke gesehen, deren eine vom Gypsstaube etwas beruͤhrte Seite nach acht Tagen auf das Lebhafteste ausgruͤnte, wogegen die andere, welche von dem Staube nichts erhalten hatte, auffallend gegen jene zuruͤckblieb. Er wirkt doch aber nicht allein auf die Weise, sondern zugleich auf den Boden, weswegen ich schon vor laͤngerer Zeit meine Meinung, als sey jenes seine einzige Wirkung, zuruͤckgenommen hatte. Noch mehr habe ich mich von seiner Wir- kung auf den Boden durch einen kuͤrzlich angestellten Versuch uͤberzeugt. Wir streu- ten im Herbste 1808, auf eine genau abgestochene Quadratruthe, Gyps uͤber Rocken- saat. Im Fruͤhjahr 1809 ward dieser ziemlich abgetragene Acker mit weißem Klee zur Weide besaͤet. Es ist sonst sehr wenig Klee aufgekommen: auf der gegypsten Stelle aber steht er abgeschnitten dicht und uͤppig. Mineralische Duͤngungsmittel. §. 81. Wie der Gyps hier wirke, ist §. 86. d. v. H. angedeutet worden. Wahr- scheinlich tritt er in eine langsame Wechselwirkung mit dem Humus, indem dieser seine Saͤure zersetzt, und Kohlensaͤure oder einen mehr zusammengesetzten Stoff — den wir noch nicht kennen und vielleicht seiner schnellen Zersetzbarkeit wegen nie werden kennen lernen — bildet. Der entsaͤuerte Schwefel geht wahrscheinlich mit dem Kalk und einem andern Theile der hydrogenisirten Kohle in Verbindung. Diese Zer- setzung macht der auffallende Gestank wahrscheinlich, welchen die Zumischung des Gypses zu faulenden Substanzen erregt. Jene Kohlensaͤure und jene neuen Verbin- dungen sind dann wahrscheinlich zur Nahrung gewisser Pflanzen so vorzuͤglich geeignet. Daher hat aber auch der Gyps nur unter der Bedingung eine Wirkung, daß er Hu- mus vder faulende Substanzen noch genugsam im Boden antreffe. §. 82. Gebrauch des Gypses. Man bedient sich des Gypses hauptsaͤchlich zum Klee und zu kleeartigen Gewaͤch- sen, zuweilen doch auch zu Huͤlsenfruͤchten. Da er auf alle Gewaͤchse aus dem Ge- schlechte der Brassica auch merklich wirkt, so vermuthe ich, daß er fuͤr die Rapssaat sehr nuͤtzlich seyn wuͤrde, kenne indessen noch keine damit angestellte Versuche. §. 83. Vereitung desselben. Er wird in gebranntem und ungebranntem Zustande gebraucht, und seine Wir- kung scheint uͤbrigens gleich zu seyn, wenn nur den gebrannten Gyps nicht gleich ein starker Regen befaͤllt, wodurch er zusammengeschwemmt und wieder zur harten Masse wird. Es koͤmmt nur auf moͤglichst feine Pulverung an, und um recht wirksam zu seyn, muß er voͤllig zu Staub zermalmt werden. Dies ist aber mit dem ungebrann- ten ungleich schwieriger, als mit dem gebrannten, welcher letztere sich sehr leicht pul- vern laͤßt. Die Pulverung geschieht an einigen Orten auf die wohlfeilste Art durch Stampf- muͤhlen. Wo man diese nicht hat, bedient man sich verschiedener Vorrichtungen mit der Hand. Man stoͤßt ihn in Moͤrsern, in Troͤgen und mit dem Apparate, dessen man sich zum Hirse- auch wohl zum Oelsaat-Stampfen bedient, sogenannten Tret- stampfen. Oder man zerkleinert ihn in einem langen Troge, in welchem man einen abgenutzten Muͤhlstein auf der hohen Kante hin und her drehet. Er wird dann, wenn er recht wirksam seyn soll, gesiebet, und die ungepulverten Koͤrner werden noch- Mineralische Duͤngungsmittel. mals gestampft. So bereitet muß er an einem trockenen Orte aufbewahrt werden, damit er durch angezogene Feuchtigkeit nicht wieder zusammengehe. §. 84. Man waͤhlt dann einen windstillen Tag, wo es betraͤchtlich gethauet hat, und Ausstreuung. saͤet den Gyps mit der Hand des Morgens fruͤh oder Abends spaͤt insbesondere uͤber den Klee aus, damit er an den feuchten Blaͤttern haͤngen bleibe. Windige und reg- nigte Witterung muß man durchaus vermeiden. Man hat ihn dann am wirksamsten gefunden, wenn der Klee in seiner Vegetation schon so weit gekommen, daß er mit seinen Blaͤttern den Boden ziemlich bedeckte; also zu Anfange des Maimonats. Je- doch haben einige ihn auch mit Nutzen auf den jungen, in demselben Jahre gesaͤeten Klee im Herbste gestreuet. Manchmal hat man ihn auch nach dem ersten Schnitte zur Befoͤrderung des zweiten gesaͤet, der dann oft bei schlechtem Anscheine besser wie der erste geworden ist. Die Quantitaͤt, wie man ihn aufsaͤet, ist zwischen 1 und 2 Scheffel per Mor- gen. Wenn er recht fein und zu Staub gepulvert war, so reichte ersteres schon zu. Sonst muß man aber allerdings mehr nehmen. §. 85. Von allen selbst angestellten oder mir genauer bekannt gewordenen Versuchen Sicherer Er- folg. weiß ich nicht einen einzigen, wo sich nicht die Wirkung des Gypses augenscheinlich gezeigt haͤtte, vorausgesetzt, daß sie mit gehoͤriger Vorsicht angestellt waren, und nicht durch eine unerwartet einfallende unguͤnstige Witterung vereitelt wurden. Ich trage daher kein Bedenken, den Gebrauch des Gypses zur Verstaͤrkung des Kleewuch- ses allenthalben unbedingt zu empfehlen, wo man den Gyps zu einem solchen Preise haben kann, daß der Morgen mit 1½ Scheffel feinen Gyps zu bestreuen nicht uͤber 1 Rthlr. 8 Gr. koste. Man kann sicher erwarten, daß man auf einem gehoͤrig be- standenen, aber sonst nicht sehr uͤppigen Kleefelde 6 bis 8 Centner Kleeheu mehr ge- winnen werde, wie ohne Gyps; jedoch vorausgesetzt, daß sich ein zureichender Stamm von Pflanzen auf dem Felde befinde; denn wo dieser nicht ist, kann ihn der Gyps nicht hervorbringen. Wenn aber nur auf jedem Quadratfuß wenigstens eine vollstaͤndige Pflanze steht, so wird durch den Gyps bewirkt werde, daß sich der Klee in der Bluͤte uͤber das ganze Feld verbreitet. Steht dagegen der Klee sehr dicht und hat der Boden so viele Kraft, daß er von selbst uͤppig vegetirt, so wuͤrde der Gyps Mineralische Duͤngungsmittel. eine Ueberduͤngung bewirken, wodurch nur zum Anfaulen des Klees wegen uͤbermaͤßi- ger Staͤrke und Dichtheit Veranlassung gegeben wuͤrde; weswegen man in solchem Falle nicht gypsen muß. §. 86. Auf das Getreide hat der Gyps nach allen damit angestellten Versuchen eine un- bedeutende direkte Wirkung, d. h, wenn man ihn unmittelbar auf dasselbe ausstreut. Aber einstimmig ist man daruͤber, daß eine gegypste Kleestoppel weit uͤppigeres Ge- treide, insbesondere Weizen, hervorbringe, als eine ungegypste. Dies bewirkt er wahrscheinlich nur durch die Staͤrke der Kleewurzeln, Stoppeln und Abfaͤlle, die der gegypste Klee dem Boden hinterlaͤßt; indem sich bekanntlich die Staͤrke des folgenden Getreides nach der Staͤrke des Kleeschnittes richtet. Indirekte also kommt die Gyps- duͤngung dem Getreidebau schon an Ort und Stelle zu statten. Noch mehr aber wirkt sie auf diesen durch die Futter- und folglich Duͤngervermehrung, welche sie in der Wirthschaft uͤberhaupt hervorbringt. Es ist also dieses Duͤngungsmaterial, welches man des geringeren Volumens wegen, worin man es gebraucht, schon aus einer weitern Entfernung herholen kann, allerdings von einer sehr großen Wichtigkeit. Nur wiederhole ich, daß man in einem humusleeren Acker nichts davon erwarten, und diesen unmittelbar dadurch nicht be- reichern koͤnne. §. 87. Duͤngende Kraft der Salze. Der Gyps fuͤhrt uns auf die duͤngende Eigenschaft anderer Salze, die jedoch außer den Salinenabfaͤllen in der Praxis wenig vorkommen, weil diese Salze zu kost- bar sind. Die damit angestellten Versuche beschraͤnken sich daher auch nur auf kleine Flaͤ- chen. Sie haben, namentlich in Ansehung des Kuͤchensalzes, folgendes ergeben. Eine starke Ueberstreuung damit hemmt vorerst alle Vegetation. Nachdem es aber fortgespuͤlt, vielleicht zum Theil durch den Humus zersetzt ist, hat sich in den folgen- den Jahren eine sehr uͤppige Vegetation darnach gezeigt. Eine schwache Ueberstreuung hat auf reichem Boden eine merkliche aber nur kurz dauernde Wirkung gehabt; auf armem Boden aber gar keine. Man hat sich also auch da, wo unreines Salz von den Salinen wohlfeil verkauft wurde, dieses Duͤngungsmittels hoͤchst selten bedient. Von Mineralische Duͤngungsmittel. Von der natuͤrlichen Duͤngung aber, welche das Seewasser gewiß auch vermit- telst seines Salzes giebt, verspuͤrt man an dem Meerufer eine betraͤchtliche Wirkung, und die salzigen Marschen werden besonders als Viehweide vor andern geschaͤtzt. Das darauf gewachsene Gras wird sowohl als Weide, wie als Heu, von allem Vieh begierig gefressen, und ist ihm besonders gedeihlich. Das Salz wird uͤbrigens, selbst am Gestade des Meeres, schnell wieder aus dem Boden herausgewaschen, indem man bei der Untersuchung eines solchen Bodens kaum eine Spur von Salz ange- troffen hat. Bei den mit Salpeter angestellten Versuchen hat man in sehr kleinen Quanti- taͤten eine weit groͤßere Wirkung, wie vom Kuchensalze verspuͤrt. Diese Duͤngung ist aber in der Praxis durchaus unanwendbar, und wir erwaͤhnen ihrer nur hier, weil sie die Fruchtbarkeit des von selbst Kalksalpeter erzeugenden Bodens bestaͤtigt. Doch muß bei dieser Gelegenheit bemerkt werden, daß man haͤufig Salpeter im Acker ent- halten waͤhne, worin keiner ist. Manche sehen den weißlichen Anflug, der sich auf modderreicher Erde ansetzt, fuͤr Salpeter an. Es ist dies aber nichts als eine Art Flechte (Lichen humosus) , welche dieser Boden schnell erzeugt, und die aller- dings ein Beweis von hoher Fruchtbarkeit ist. Der im Boden erzeugte Salpeter wird schnell wieder ausgewaschen, und man entdeckt ihn selten bei Zerlegungen. Mehr findet man ihn in den auf Salpeter erzeugenden Boden gewachsenen Pflanzen, in welchen er jedoch nur einen zufaͤlligen fremden, keinesweges wesentlichen Bestandtheil, z. B. bei den Runkelruͤben, ausmacht. Andere Neutralsalze kommen wohl in gar keinen Betracht. Da man jetzt einen so bestimmten Begriff von Salzen hat, und diese Salze nur hoͤchst selten in ganz unbedeutenden Quantitaͤten und nur zufaͤllig im Boden angetrof- fen werden, so sollte man doch endlich von den Salzen des Bodens und des Duͤngers, so wie von dem Oel derselben, welches sich eben so wenig darin befindet, zu reden, und verstaͤndigere Begriffe dadurch zu verwirren, aufhoͤren! §. 88. Neuerlich sind die metallischen Salze, und namentlich der Vitriol oder das Metallische Salze, insbe- sondere Eisen- vitriol. schwefelsaure Eisen als Duͤngungsmittel in Ruf gekommen. Man hielt sonst den Vitriol der Vegetation fuͤr sehr nachtheilig, und einen unfruchtbaren Thonboden nannte man — manchmal auch wohl mit Recht — einen vitriolischen Boden. Zweiter Theil. L l Mineralische Duͤngungsmittel. Neuerlich erst hat uns die Theorie sowohl, als auch gleichzeitig die Erfahrung auf den Gebrauch des Vitriols gefuͤhrt. Wie man naͤmlich die Wirkung des Oxygens auf die Keimung der Samen und das erste Hervortreiben der jungen Pflanzen bemerkte, glaubte man dieses Oxygen in Oxyden, Saͤuren und sauren Salzen anbringen zu koͤn- nen. Aber bestimmte Wirkung hat man hoͤchstens nur von denen Oxyden und Saͤu- ren gesehen, die leicht zersetzt werden, und ihr uͤbriges Oxygen fahren lassen. Bei Saͤuren und sauren Salzen scheint mir, nach den angestellten Versuchen, die Wir- kung auf Befoͤrderung des Keimens noch sehr zweifelhaft. Die Wirkung des in Wasser aufgeloͤsten Eisenvitriols als Duͤngungsmittel zeigte sich in den Versuchen ebenfalls verschieden; einige haben gar keine, andere schaͤdliche, noch andere vortheil- hafte Wirkungen dabei wahrgenommen. Die meisten dieser Versuche, wovon ich Kenntniß erhalten habe, sind in Ansehung der gebrauchten Quantitaͤt und des Erdbo- dens, welchen man damit befeuchtete, zu unbestimmt. Beides aber sind sehr wich- tige Momente, ohne welche sich die widersprechenden Resultate, welche diese Ver- suche geben, nicht erklaͤren lassen. Die zusaͤlligen Erfahrungen, welche man uͤber die duͤngende Kraft verschiedener Fossilien, die mit Eisenvitriol stark durchdrungen sind, gemacht hat, haben dieser Sache eine praktische Wichtigkeit gegeben, die sie ohne solche nicht wuͤrde gehabt ha- ben. In England hat man naͤmlich einen vitriolhaltigen Torf, und in Deutschland in der graͤflichen Einsiedelschen Herschaft Reibersdorf eine vitriolhaltige Erd- kohle gefunden, welche hoͤchst wirksame Duͤngungsmittel in kleinen Quantitaͤten abgeben. Es scheint aus selbigen zu erhellen, daß der Eisenvitriol eine große Wirkung auf die Vegetation hervorbringe, wenn er mit Kohle genau verbunden ist. Wahrschein- lich geht hier, unter der Einwirkung des Lichts und der Luft, eine Zersetzung der Schwefelsaͤure vor, deren Oxygen sich mit dem Kohlenstoff verbindet, und Kohlen- saͤure oder eine aͤhnliche, den Pflanzen freundliche Materie bildet. Der Schwefel und die Kohle gehen nicht unwahrscheinlich vermoͤge des an letztern gebundenen Hy- drogens eine ander wohlthaͤtige Verbindung ein. Auf eine gleiche Weise mag dann auch der reine Eisenvitriol in Verbindung mit dem Humus treten, den er im Boden antrift, und dadurch vortheilhaft wirken, ohne selbigen aber nachtheilig. Genauere Versuche muͤssen dies erst aufklaͤren, und insbe- Mineralische Duͤngungsmittel. sondere ob und unter welchen Verhaͤltnissen eine Duͤngung mit Vitriol vortheilhaft seyn koͤnne. Der große und entschiedene Nutzen der vitriolhaltigen Erdkohle und des vitriolhal- tigen Torfes ermuntert aber zu einer ferneren Aufsuchung derselben, und Anwendung zu diesem Gebrauche. Jene Kohle wird gepulvert uͤber die Saatfurche oder die Saat ausgestreuet, aber nicht untergepfluͤgt. In Ansehung der Quantitaͤt der Kohle wird Vorsicht angerathen. Zu stark wirkt sie nachtheilig, und wo Haufen derselben nur einige Tage oder Stunden gelegen haben, waͤchst in mehreren Jahren nichts; weswegen man sie nur auf wenig nutzba- ren Rainen oder Wegen abladen darf. Auf einem thomgen kalkigen Acker kann man 30 bis 36 Berliner Scheffel per Morgen bringen. Auf sandigen und kalkigen Bo- den aber nur 15 bis 18 Scheffel. Ich verweise auf die sehr vollstaͤndige Beschreibung ihres Gebrauchs von Herrn Blume, Annalen 1809, Oktober und November-Stuͤck, S. 471 u. f., und Cromes Untersuchung derselben, September - Stuͤck, S. 164 u. f. §. 89. Ob die Saͤuren eine befruchtende Eigenschaft haben, ist eine Frage, welche nur Saͤuren. die Theorie interessirt, weil man sie in der Praxis wenigstens hoͤchst selten gebrauchen kann. Sie muß hier jedoch beruͤhrt werden. Man hat sie zuerst nach Theorie empfohlen, weil sie Sauerstof enthielten, und dieser der Vegetation guͤnstig sey. Aber nahm man ihre Zersetzbarkeit im Boden nicht zu unbedingt an? Die Versuche, welche man damit angestellt hat, haben widersprechende Resul- tate gegeben; und es ist auffallend, daß selbst beruͤhmte Naturforscher, welche sie anstellten, den Bestand des Bodens nicht angeben. Es erhellet aber aus Nebenum- staͤnden, daß es immer kalkhaltiger Boden war, wo die Schwefelsaͤure — denn dies ist die einzige, die man angewandt hat — gut wirkte. Hier aber machte sie Gyps und trieb Kohlensaͤure aus, woraus sich dann ihre gute Wirkung analogisch leicht erklaͤren laͤßt. Der Boden, wo sie uns sehr nachtheilige Wirkung zeigte, ent- hielt fast gar keinen Kalk. §. 90. Zu den wirksamen und haͤufig angewandten Duͤngungsmitteln gehoͤrt endlich Die Asche. die Asche. L l 2 Mineralische Duͤngungsmittel. Die ausgebrannte Asche besteht aus Erden und Kali, denen sich Metalloxyde und verschiedene Salze zuweilen beimischen. Unter den Erden ist die Kalkerde immer praͤdominirend, wenn gleich die Pflanzen nicht auf kalkhaltigem Boden gewach- sen sind. Dem Kali kann man als Zersetzungsmittel eine große duͤngende Wirkung nicht absprechen. Aber mehrentheils kommt nur Asche zum Gebrauch, welche schon aus- gelauget ist, und diese hat immer noch eine betraͤchtliche, wenn auch nicht ganz so große Wirkung als die unausgelaugte. Es muß daher in der Asche etwas Besonde- res, noch nicht Erkanntes seyn, was den ungleich groͤßern Effekt der ausgelaugten Asche, gegen den von einer gleichen Quantitaͤt derselben Erden etwa hervorgebrachten bewirkt. Es ist in der Asche wahrscheinlich noch etwas vom vegetabilischen Leben zuruͤckgebliebenes, was unsere Sinne nicht erreichen koͤnnen. Dieser Gedanke scheint sich auch dadurch zu bestaͤtigen, daß man fast allgemein beobachtet hat, Asche die bei langsamem Feuer und bei mehr verhindertem Zutritt der Luft gebrannt worden, sey als Duͤngungsmittel weit wirksamer, als die mit hellem Feuer gebrannte. Die unausgelaugte Asche versetzt man zuweilen, um ihr eine große Wirksamkeit zu geben, mit frisch gebranntem in Pulver zerfallenen Kalk, und befeuchtet diese wohl durchgeruͤhrte Mengung etwas. Das Kali der Asche wird hierdurch aͤtzend. Man bedient sich dieses Mittels zum Ueberduͤngen, besonders des Klees in schwachem Maaße. So wird auch nach dem Abbrennen des Rasens gern noch etwas Kalk hinzugefuͤgt. Obwohl diese Einaͤscherungs-Methode des Rasens hierher zugehoͤren scheint, so werden wir doch erst bei der Lehre von der Urbarmachung des Bodens daruͤber re- den, indem sie dabei hauptsaͤchlich ihre Anwendung findet. §. 91. Seifensieder- Asche. Am haͤufigsten kommt die ausgelaugte Holzasche als Seifensiederasche (Escherich) in Gebrauch. Kali enthaͤlt sie wenig mehr, aber sie ist mit Kalk vermengt, und mehrentheils mit einigen gelatinoͤsen Theilen, auch Greven und andern Abfaͤllen, die bei der Lichtzieherei und Seifensiederei vorkommen. Gewoͤhnlich wird von den Seifensiedern auch aller Auskehrigt aus dem Hause und Hofe darunter gemengt, wo- durch sie aber nicht verbessert wird. Die Wirksamkeit dieses Duͤngungsmittels ist nun so allgemein bekannt, daß sie wohl allenthalben aufgesucht, und weit verfahren wird, ungeachtet man sie vor 20 Jahren an den meisten Orten noch wegwarf, und aus den Staͤdten als einen unnuͤtzen Schutt loszuwerden suchte. Mineralische Duͤngungsmittel. Sie wird zum Ueberstreuen der Wiesen vielleicht am haͤufigsten gebraucht, wo sie statt des Mooses ein uͤppiges Gras und besonders das Hervortreiben der kleeartigen Gewaͤchse so schleunig als nachhaltend befoͤrdert. Auf dem Acker aber ist sie nicht minder wirksam. Man muß sie nur, wie alle diese Duͤngungsmittel, mit der Ackerkrume sorgfaͤltig zu mengen suchen, und deshalb zum ersten Male sehr flach unterpfluͤgen, damit die Egge sie noch fassen koͤnne. Sie wird zu 18 bis 20 hoͤchstens 30 Scheffeln auf den Morgen gebracht, und sorgfaͤltig ausgestreuet. Man bezahlt eine solche Duͤngung an einigen Orten gern mit fuͤnf bis acht Thalern, wogegen man sie an anderen Orten noch sehr wohlfeil haben kann. Die- sen Werth kann sie jedoch nur da haben, wo der Boden durch Mistduͤngung in Kraft gesetzt ist. Auf einem ausgezehrten Boden wuͤrde sie der Erwartung nicht entsprechen. Deshalb ist sie auch nur da in großen Ruf gekommen, wo sich der Acker in jenem Zustande befindet. Ihre Wirkung ist alsdann auch nachhaltig, und man behauptet sie auf 10 bis 12 Jahre zu verspuͤren, jedoch wohl nicht, wie Benekendorf sagt, ohne weitere Mistduͤngung. §. 92. Wo Holz in so großem Ueberflusse vorhanden ist, und so wenig Absatz findet, Escherey der Potaschen- Siedereien. daß man es nicht vortheilhaster als zur Pottaschensiederei benutzen kann, bedient man sich des Ruͤckstandes, nachdem das Kali ausgelaugt worden, mit so großem Nutzen zur Duͤngung, daß man diese manchmal als einen zureichend belohnenden Vortheil der ganzen Anlage betrachtet. Man bringt sie auf aͤltere Aecker, oder man setzt da- durch den abgeholzten und umgebrochenen Forstgrund um so schneller in Kraft. Jede Haushaltung pflegt uͤbrigens etwas ausgelaugte Holzasche zu haben. Waͤre es auch nur wenig, so verdient sie doch aufbewahrt und gehoͤrig benutzt zu wer- den. Wird sie, wie haͤufig geschieht, klumpweise auf den Misthaufen geworfen, so kommt sie wenig zu Nutzen, indem die Asche durchaus duͤnn vertheilt seyn muß, wenn sie eine gute Wirkung thun soll; zusammengehaͤuft aber gerade den Fleck unfruchtbar macht, worauf sie faͤllt. §. 93. Die Torfasche ist nicht nur von der Holzasche sehr verschieden, indem man in Die Torf- asche. allen mir bekannten Untersuchungen gar kein freies Kali und nur sehr wenig neutrali- sirtes darin gefunden hat; sondern ihre Bestandtheile weichen auch in den verschiedenen Torfarten auffallend von einander ab. Der Kalk ist ihr uͤberwiegender Bestandtheil, vorausgesetzt, daß der Torf nicht vielen Sand eingemengt enthielt. Der Kalk befindet Mineralische Duͤngungsmittel. sich darin im freien und kohlensauren oder in schwefel-, phosphor- und essigsauren Zustande. Sie enthaͤlt mehrentheils einen betraͤchtlichen Zusatz von Eisenoxyd und zuweilen auch von Vitriol, wenn dieser durch heftige Glut nicht zersetzt ist. Nach der Verschiedenheit dieser Bestandtheile richtet sich wahrscheinlich die Ver- schiedenheit ihrer duͤngenden Kraft, die man von ihrer Aufbringung auf Aecker und Wiesen hier und dort bemerkt hat. Allein wir haben noch zu wenig Analysen der Torfasche mit Ruͤcksicht auf diese duͤngende Kraft, als daß man etwas sicheres daruͤber sagen koͤnnte. Die leichte und lockere Asche hat man allgemein wirksamer wie die schwere gefunden; ohne Zweifel, weil letztere zu viele Kieselerde hatte. Einige ge- ben der weißen und grauen, andere der roͤthlichen einen Vorzug. Die letztere Farbe ruͤhrt vom Eisenoxyd her. Ich habe von einer rothbraunen, sehr viel Eisen aber auch viel Kieselerde enthaltenden Asche, fast mehr nachtheilige als vortheilhafte Wirkun- gen gesehen (vergleich Hermbstaͤdts Archiv der Agrikulturchemie, S. 354.), wes- halb ich bisjetzt nicht glauben kann, daß dem Eisenoxyd eine vortheilhafte Wirkung beizumessen sey. Es verdient die Sache aber noch genauere Aufmerksamkeit in Ge- genden, wo vieler Torf gebrannt wird. Denn hier wendet man die Asche um so mehr zum Duͤnger an, da sie zu andern Behuf nicht benutzt werden kann. In einigen Gegenden von England und Holland brennt man aber auch den Torf bloß um des Duͤngers willen zur Asche. Betraͤchtliche Torfmoore, die keinen Absatz ihres Torfes als Feuermaterial haben, werden dazu benutzt. Man fuͤhrt Oefen von Steinen oder Lehm auf, legt unten auf den Rost erst trocknen Torf, daruͤber aber frischen nassen Torf, so wie er aus dem Moore gestochen wird. Ersterer wird ange- zuͤndet, die Glut trocknet den nassen Torf aus, und theilt sich ihm bald mit, so daß sie hernach bestaͤndig erhalten werden kann, fast ohne daß man ocknen Torf wieder zuzulegen noͤthig haͤtte. Man sucht naͤmlich diese Glut gehoͤrig zu maͤßigen, weil Jedermann uͤberzeugt ist, daß die Asche viel von ihrer duͤngenden Wirkung verliere, wenn sie mit zu großer Heftigkeit gebrannt wuͤrde. Die Asche wird unter dem Roste herausgezogen, und so dauert der fabrikmaͤßige Betrieb immer fort, indem die bereitete Asche weithin geholt wird. §. 94. Verbrennung der Stoppel und des Stro- hes auf dem Acker. Man hat der Asche, verbunden mit der Wirkung des Feuers, in England neuerlich eine so große Kraft zugeschrieben, daß man den Rath gegeben, nicht nur die hohe Stoppel, die man gewoͤhnlich vom Getreide stehen laͤßt, anzuzuͤnden, sondern auch das saͤmmtliche Stroh uͤber den Acker gestreut zu verbrennen, und Mineralische Duͤngungsmittel. glaubt nach angeblichen Versuchen eine groͤßere Wirkung hiervon verspuͤrt zu ha- ben, als wenn das Stroh in den Mist gebracht worden waͤre. Wir lassen diese Bemerkung vorerst dahin gestellt, da sie hoͤchstens nur unter gewissen Verhaͤltnis- sen und nur auf sehr reichem Boden anwendbar seyn kann. Der Gebrauch, die hohe Stoppel anzuzuͤnden, findet sich auch in Ungarn auf einigen sehr reichen Laͤndereien. §. 95. Der Abfall der Salinen, der Pfannen- und Dornstein oder Halboͤtzig, oft Salinen-Ab- fall. mit der Asche vermischt, gehoͤrt unter die wirksamsten Duͤngungsmittel, und wird von den umliegenden Gegenden zu ziemlich hohen Preisen gekauft und abgefuͤhrt. Der Absatz in den Pfannen und an den Gravierwerken besteht groͤßtentheils aus Gyps, hat jedoch immer noch einige andere Salztheile beigemischt. Einige schaͤ- tzen ihn hoͤher als den Gyps, andere demselben nur gleich. §. 96. Mannigfaltige kuͤnstliche Duͤngungssalze, die in sehr kleinen Quantitaten Duͤngersalze. wunderbare Wirkungen hervorbringen sollen, und deren Zusammensetzung man geheim haͤlt, sind Geburten der Gewinnsucht und der Charlatanerie, die aber in unsern Zeiten ihr Gluͤck hoffentlich nicht weiter machen werden. Hiermit muͤssen indessen diejenigen kuͤnstlichen Zusammensetzungen von Gyps, Eisenoxyd, Kochsalz u. s. w. nicht verwechselt werden, welche unter andern der verdienstvolle Lampadius in Freiberg (vergleiche Leipziger oͤkonomischen Anzeigen, Michaelis 1805) versucht und empfohlen hat. Denn diese sollen im gehoͤrigen Maaße, und nicht wie jene Wundersalze zu wenigen Lothen oder Pfunden auf einem Morgen angewandt werden. §. 97. Es scheint keinem Zweifel unterworfen, daß man durch eine gehoͤrige Ab- Wechselung der Duͤn- gungsmittel. wechselung der treibenden und warmen animalischen, der nachhaltigen und kuͤhlen- den vegetabilischen und der aufloͤsenden mineralischen Duͤngung, ja selbst durch die Abwechfelung der verschiedenen Arten dieser Hauptklassen eine weit hoͤhere Produk- tion bewirken koͤnne, als wenn man sich nur an eine Duͤngungsart haͤlt. Es kommt aber wahrscheinlich viel darauf an, daß man die Ordnung, das Verhaͤlt- niß und die Zeit mit Ruͤcksicht auf den Boden, seinen jedesmaligen Zustand und seine abgetragenen Fruͤchte, gerecht treffe. In verschiedenen Gegenden scheint man sich hieruͤber in der That Regeln gemacht zu haben, die aber nur auf dunklen Mineralische Duͤngungsmittel. empirischen Begriffen beruhen. Auf eine rationelle Weise laͤßt sich bis jetzt noch nicht mehr daruͤber sagen, als in dem Vorstehenden gelegentlich angedeutet ist, weil es uns noch an bestimmten Erfahrungen und genauen Versuchen fehlt. Indessen duͤrfen wir hoffen, daß bei einer mehr rationellen Ansicht und dahin gerichteter Aufmerksamkeit sich solcher rationellen Erfahrungen ( sit venia verbo ) bald mehrere ergeben werden, damit wir durch den Gebrauch aller in Haͤnden habenden Mittel die Kraͤfte und Stoffe der Natur aufs Beste benutzen, und zu ihrem hoͤchsten Zwecke — Vermehrung des Lebens und des Lebensgenusses — verwenden lernen. In wiefern auch besondere Duͤngungsmittel gewissen Pflanzen zusagen, und die- sen in Hinsicht der Quantitaͤt ihrer Produktion sowohl als ihrer gewuͤnschten Quali- taͤten besonders zutraͤglich sind, daruͤber duͤrfen wir bald mehrere Erfahrungen erwar- ten, nachdem Nau, Reissert und Seitz, Annal. des Ackerbaues, Bd. IX. , S. 210., die Bahn hierzu gebrochen haben. Was daruͤber bisher bemerkt worden, wird in der Lehre von der Produktion einzelner Fruͤchte vorgetragen werden. §. 98. Der Landwirth, dem die ungewoͤhnlichsten Duͤngungsmittel zu Gebote stehen, und der sie gehoͤrig zu gebrauchen weiß, wird von manchen Regeln, die ein ande- rer, der sie nicht vortheilhaft erhalten und anwenden kann, beobachten muß, abge- hen koͤnnen. Er kann mit ihrer Huͤlfe ein anderes Feldsystem, eine andere Frucht- folge, eine sogenannte freie Wirthschaft betreiben, welche seinen uͤbrigen Verhaͤlt- nissen angemessener ist, als die, welche er ohne solche nicht selbst producirte Duͤngungs- mittel befolgen muͤßte. Reicher Modder macht einen Theil der Mistduͤngung und dann vielleicht des Futterbaus entbehrlich, — durch Gyps wird auch bei flacher Be- ackerung dem natuͤrlich reichen Boden die Kraft Klee zu produciren laͤnger erhal- ten — des staͤdtischen Duͤngers und der Abfaͤlle von Manufakturen nicht zu ge- genken. Dagegen muß man sich aber nicht verleiten lassen, das Verfahren derjenigen, die solche Duͤngungsmittel reichlich anwenden, und einen glaͤnzenden Erfolg dar- stellen, den sie nicht selten anderen Proceduren beimessen — zur Norm zu nehmen, wenn man ihnen im Gebrauch dieser Duͤngungsmittel nicht nachahmen kann.