Emanuel von Swedenborg auserlesene Schriften. Dritter Theil . Frankfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Christian Hechtel , 1776 . Jnnhalt des dritten Theils . 1) V on der Verbindung der Seele mit dem Körper, welche ent- weder durch einen physicalischen oder durch einen geistlichen Ein- fluß, oder auch durch eine vor- herbestimmte Uebereinstimmung geschehen soll S. 1. 2) Von den Erdbällen in unserer Sonnenwelt, oder dem sogenann- ten Planeten: und von den Erd- bällen in den gestirnten Himmel, und von ihren Einwohnern, wie auch von den Geistern und Engeln daselbst; So, wie es gehöret und gesehen worden. Samm- Jnnhalt 3) Sammlung etlicher Briefe Hrn. Emanuel Swedenborgs, betref- fend einige Nachrichten von sei- nem Leben und Schriften, von einem Kenner und Liebhaber ins Deutsche übersetzt. 318 ENDE des dritten Theils . Swedenborgs auserlesene Schriften. Dritter Theil . A Von der Verbindung der Seele mit dem Körper, welche entweder durch einen physicalischen oder durch einen geistlichen Einfluß, oder auch durch eine vorher bestimmte Uebereinstimmung geschehen soll. 1. V on der Verbindung der Seele mit dem Körper, oder von der Würkung beyder in- und mit ein- ander sind drey Meynungen und angenom- mene Sätze vorhanden, welche Hypothesen oder willkührliche Wahrscheinlichkeiten sind; Sw. Sch. III. Th. A 2 die Von der Verbindung die erste wird der physicalische oder natürliche Einfluß genennet, die zweyte der geistliche Ein- fluß, und die dritte die vorherbestimmte Har- monie oder Uebereinstimmung. Die erste, die man den physicalischen Einfluß nennt, ist aus dem Anschein der Sinne und den daher kommenden Betrüglichkeiten hergenommen, weil es den Anschein hat, als wenn die Ge- genstände vor dem Gesicht, welche die Au- gen reitzen oder berühren, in die Gedanken einflößen, und selbige hervorbrächten; des- gleichen als wenn die Reden, welche die Oh- ren berühren, in das Gemüth ( Mentem ) ein- flößen, und darinnen Begriffe erregten; eben so ist es auch mit dem Geruch, Geschmack und Gefühl: weil die Werkzeuge dieser Sinnen die Berührungen, die aus der Welt auf sie übergehen, erstlich annehmen, und nach Beschaffenheit der angeregten Neigun- gen derselben das Gemüth ( Mens ) zu denken und auch zu wollen scheinet, so glaubten da- her die alten Philosophen und Scholastiker, der Einfluß von derselbigen würde in die See- le ( Animam ) übergeleitet, und schlossen also auf die Hypothese vom physicalischen oder natürlichen Einfluß. Die zweyte, welche der geistliche, und von einigen auch der gele- genheitliche Einfluß genennet wird, ist aus der Ordnung und derselben Gesetzen herge- nommen; weil die Seele ( Anima ) eine geist- liche Substanz oder Wesen, und daher rei- ner, der Seele und des Körpers. ner, höher und innerlicher ist, der Körper aber ist materiell, und daher gröber, schlech- ter oder niedriger und äuserlicher, und es ist der Ordnung gemäß, daß das Reine in das Grobe, das Hohe in das Niedrige, und das Jnnerliche in das Aeuserliche, also das Geist- liche in das Materielle einfliesse, aber nicht hergegen; derowegen würkt das denkende Ge- müth ( Mens cogitativa ) auf das Sehen nach Beschaffenheit des Zustands, der den Augen von den Gegenständen eingedrückt worden ist, welchen Zustand dasselbe Gemüth ( Mens ) auch auf einen Wink veranstaltet; desgleichen würkt das empfindende oder Vorsiellung be- kommende Gemüth ( Mens perceptiva ) auf das Gehör nach Beschaffenheit des Zustands, der den Ohren von den Reden ist beygebracht worden. Die dritte, welche man die vor- herbestimmte Uebereinstimmung nennt, ist aus dem Auschein und Betrüglichkeiten der Vernunft hergenommen, weil das Gemüth, ( Mens ) wenn es in der Auswürkung begrif- fen, zugleich und auf einmal mit dem Kör- per würket oder handelt; dennoch aber ist ei- ne jede Würkung anfänglich auf einander fol- gend ( successiva ) und alsdenn auf einmal zu- gleichgeschehend, ( simultanea ) die auf einan- der folgende Würkung ist der Einfluß, und die auf einmal zugleich geschehende Würkung ist die Uebereinstimmung; gleichwie, wenn das Gemüth ( Mens ) denkt und hernach redet, A 3 oder Von der Verbindung oder wenn es will und hernach handelt, daher ist es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das Aufeinmalzugleichgeschehende ( Simultaneum ) zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende ( Successivum ) auszuschliessen. Ausser diesen drey Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper findet keine vierte statt, denn entweder muß die Seele in den Kör- per, oder der Körper in die Seele, oder es müssen beyde beständig zugleich würken. 2. Weil der geistliche Einfluß aus der Ordnung und derselben Gesetzen kommt, wie ich gesagt habe, so ist er daher von den Wei- sen in der gelehrten Welt vor den zwey übri- gen erkannt und angenommen worden: alles das, was aus der Ordnung kommt, ist Wahr- heit, und die Wahrheit veroffenbaret sich selbst aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch im Schatten der Vernunft, in welchem die Hypothesen oder willkührlich angenommene Wahrscheinlichkeiten stehen. Allein es sind 3. Stücke, die diese Hypothese überschatten, erst- lich weis man nicht, was die Seele ist, ( Ani- ma ) zum andern, was das Geistliche ist, und drittens, welcherley der Einfluß ist, derowe- gen müssen diese drey Stücke erstlich entwi- ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft die Wahrheit an sich selbst einsiehet; denn die willkührlich angenommene wahrscheinliche Wahrheit ( veritas hypothetica ) ist an sich selbst der Seele und des Körpers. selbst keine Wahrheit, sondern eine blos ge- muthmassete Wahrheit; sie ist wie ein des Nachts bey dem Licht der Sterne betrachte- tes Gemählde an der Wand, dem das Ge- müth ( Mens ) mancherley Gestalten nach der Phantasie andichtet; anders aber, wenn das Licht der Sonne nach der Morgenröthe das- selbige erleuchtet, und nicht nur das Gemei- ne sondern auch das Besondere daran zum Vorschein bringt und vor Augen stellt; also wird aus dem Schatten der Wahrheit, in welchem diese Hypothese ist, eine offenbar auf- gedeckte Wahrheit, wenn man erkennet, was und welcherley das Geistliche ist in Beziehung auf das Natürliche, ferner was und welcherley die menschliche Seele ist, ( Anima humana ) wie auch welcherley der Einfluß in dieselbe, und durch sie in das empfindende oder Vor- stellungbekommende, und in das denkende Ge- müth, ( in mentem perceptivam \& cogitati- vam ) und aus diesem in den Körper ist. Aber dieses kann niemand lehren, ausser ein solcher, dem vom HErrn gegeben worden ist, in Ge- sellschaft der Engel in der geistlichen Welt zu seyn, und auch zugleich mit den Menschen in der natürlichen Welt umzugehen; und weil mir dieses gegeben worden ist, so habe ich be- schreiben können, was und welcherley das ei- ne und das andere ist, welches geschehen ist in dem Buch von der ehelichen Liebe, all- wo von dem Geistlichen in einer Merkwür- A 4 digkeit Von der Verbindung digkeit ( Memorabili ) Num. 326. bis 329. gehandelt worden; von der menschlichen Seele ( de Anima humana ) Num. 315. und von dem Einfluß, Num. 380. und weitläuf- tiger Num. 415. bis 422. Wer sollte nicht wissen oder wissen können, daß das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens von GOtt in den Menschen einfliessen, und daß sie in seine Seele ( Animam ) einfliessen, und in seinem Gemüth ( Mente ) empfunden wer- den, und aus den Gedanken in die Reden, und aus dem Willen in die Handlungen flies- sen. Daß daraus der geistliche Einfluß sey, und dessen Ursprung und Ableitung herkom- me, soll in dieser Ordnung offenbar darge- legt werden. I. Daß zwey Welten seyn, die geistliche Welt, wo die Geister und Engel sind, und die natürliche Welt, wo die Men- schen sind. II. Daß die geistliche Welt ihr Würklichseyn oder Daseyn aus ihrer Sonne bekommen habe und daraus bestehe, und die natürliche Welt aus ihrer Sonne. III. Daß die Sonne der geistlichen, Welt sey die reine lautere Liebe von Jehovah GOtt, welcher in der Mitte derselben ist. IV. Daß aus der- selben Sonne, Wärme und Licht herausgehe, und daß die aus ihr herausgehende Wärme in ihrem Wesen die Liebe sey, und das Licht aus derselben in seinem Wesen die Weisheit. V. Daß sowohl diese Wärme als auch dieses Licht in den Menschen einfliessen, die Wär- me der Seele und des Körpers. me in seinen Willen, und darinnen das Gute der Liebe hervorbringe, und das Licht in sei- nem Verstand, und darinnen das Wahre der Weisheit ausgebäre. VI. Daß diese zwey, die Wärme und das Licht, oder die Liebe und Weisheit in Eins vereinigt von GOtt in die Seele ( Animam ) des Menschen einfliessen, und durch diese in das Gemüth, ( Mentem ) dessen Neigungen und Gedanken, und aus diesen in des Körpers Sinne, Reden und Handlungen. VII. Daß die Sonne der na- türlichen Welt ein reines Feuer sey, und durch diese Sonne die natürliche Welt ihr Würklichseyn oder Daseyn bekommen habe, und bestehe VIII. Daß daher alles, was aus dieser Sonne kommt, an und vor sich betrachtet, tod sey. IX. Daß das Geistliche sich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Mensch mit einem Kleid. X. Daß das Geistliche also bekleidet in dem Menschen ma- che, daß er vernünftig und moralisch, also geistlich natürlich leben könne. XI. Daß derselbige Einfluß auf- und angenommen werde nach Beschaffenheit der Liebe und Weis- heit bey dem Menschen. XII. Daß der Ver- stand in dem Menschen, in das Licht, das ist, in die Weisheit erhöhet oder aufgekläret wer- den könne, je nachdem die Vernunft gebildet oder verbessert worden, und sein Wille in die Wärme, das ist, in die Liebe, ebenfalls nach den Thaten des Lebens; daß aber die A 5 Liebe Von der Verbindung Liebe des Willens nicht erhöhet werde, ausser in so viel der Mensch dasjenige will und thut, was die Weisheit des Verstandes lehret. XIII. Daß es ganz anders bey den Thieren sey. XIV. Daß drey Grade oder Staffeln in der geistlichen Welt seyn, und drey in der natürlichen Welt, nach welchen der gesamm- te Einfluß geschieht. XV. Daß im ersten Grad die Endzwecke, im andern die Ursa- chen, und im dritten die Würkungen seyn. XVI. Daß daraus erhelle, welcherley der geistliche Einfluß von seinem Ursprung an bis zu den Würkungen ist. Dieses soll nun mit wenigen erläutert und erkläret werden. I. Daß zwey Welten seyn, die geistliche Welt, wo die Geister und Engel sind, und die natürliche Welt, wo die Menschen sind. 3. D aß eine geistliche Welt sey, worinnen die Geister und Engel sind, die von der natürlichen Welt, worinnen die Men- schen sind, unterschieden ist, ist bisher auf dem Erdkreis, auch in der Christenheit, tief verborgen gewesen; die Ursache ist, weil kein Engel herabgestiegen ist und es mündlich ge- lehret hat, und kein Mensch hinaufgestiegen ist und sie gesehen hat; damit nun die Men- schen, der Seele und des Körpers. schen, weil sie von derselben Welt nichts wis- sen und daher einen ungewissen zweifelhaften Glauben vom Himmel und der Hölle haben, nicht so gar sehr bethöret würden, Naturali- sten, das ist, Atheisten oder Gottesläugner zu werden, so hat es dem HErrn gefallen, das Gesicht meines Geistes aufzuthun, und ihn in den Himmel zu erheben, und auch in die Hölle hinabzuführen, und ihn sehen zu lassen, wie beydes beschaffen ist. Daraus wurde mir offenbar, daß zwey Welten sind, und diese von einander unterschieden sind, eine, in welcher alles geistlich ist und die daher die geistliche Welt genennt wird, und die andere, in welcher alles natürlich ist, und die daher die natürliche Welt genennt wird, und daß die Geister und Engel in ihrer Welt leben, und die Menschen in ihrer Welt; desglei- chen, daß ein jeder Mensch durch den Tod aus seiner Welt in die andere übergehet, und in dieser in Ewigkeit lebt. Die Erkenntniß von diesen beyden Welten muß vorhergehen, da- mit der Einfluß, von welchem hier gehandelt wird, von seinem Ursprung her entdeckt wer- de; denn die geistliche Welt fließt in die na- türliche Welt ein, und belebt sie in allem und jedem, was ihr zugehöret, sowohl bey den Menschen als bey den Thieren, und unterhält auch das Wachsthum in den Bäumen und Pflanzen. II. Von der Verbindung II. Daß die geistliche Welt ihr Würklichseyn oder Daseyn aus ihrer Sonne bekommen habe und dar- aus bestehe, und die natürli- che Welt aus ihrer Sonne. 4. D aß eine andere Sonne in der geistli- chen Welt sey, und eine andere in der natürlichen Welt, ist die Ursache, weil diese Welten gänzlich von einander unterschieden sind, und die Welt ihren Ursprung aus der Sonne hat; denn diese Welt, worinnen al- les geistlich ist, kann nicht aus derjenigen Sonne entspringen, aus welcher alles natür- liche ist, denn auf solche Art würde ein phy- sicalischer oder natürlicher Einfluß seyn, der doch wider die Ordnung ist. Daß die Welt aus der Sonne entstanden sey oder ihr Würk- lichseyn daraus bekommen habe, ( exstirerit ) und nicht hergegen, ist offenbar aus der Wür- kung der Ursache, daß die Welt in allem und jedem, was ihr zugehöret, durch die Sonne bestehet oder ihr Würklichseyn fortsetzet, ( sub- sistat ) und die Dauer oder Fortsetzung der Würklichkeit, ( subsistentia ) beweiset die Ent- siehung des Würklichseyns oder Daseyns, ( existentiam demonstrat ) daher sagt man, die Dauer der Würklichkeit oder die Unaufhör- lichkeit der Seele und des Körpers. lichkeit sey ein immerwährendes Würklich- seyn oder Daseyn; ( quod subsistentia sit per- petua existentia ) woraus erhellet, daß wenn die Sonne weggethan würde, ihre Welt in ein Chaos, und dieses in ein Nichts würde fallen. Daß in der geistlichen Welt eine an- dere Sonne sey, als in der natürlichen Welt, kann ich bezeugen, weil ich sie gesehen habe, sie erscheinet feurig, wie unsere Sonne, fast in gleicher Größe, sie stehet so weit von den Engeln ab, als unsere Sonne von den Men- schen; sie gehet aber nicht auf und nicht un- ter, sondern steht unbeweglich in der mittlern Höhe zwischen dem Zenith oder Scheitelpunkt und dem Horizont oder Gesichtskreis, daher haben die Engel ein beständiges Licht und ei- nen immerwährenden Frühling. Ein ver- nünftiger Mensch, welcher nichts von der Sonne der geistlichen Welt weiß, kann leicht in seinem Begriff von der Schöpfung des Weltalls wahnsinnig irren, von welcher er sich, wenn er sie tief überdenkt, keine andere Vorstellung macht, als daß sie aus der Na- tur sey, und weil der Ursprung der Natur die Sonne ist, sich einbildet, sie wäre aus der Natur Sonne als dem Schöpfer. Ue- berdieß kann keiner den geistlichen Einfluß begreifen, wenn er nicht auch seinen Ur- sprung weiß; denn der gesamte Einfluß ist aus der Sonne, der geistliche Einfluß kommt aus seiner Sonne, und der natürliche Ein- fluß Von der Verbindung fluß aus seiner; das innere Gesicht des Men- schen, welches seinem Gemüthe eigen ist, ( Mentis ejus ) nimmt den Einfluß aus der geist- lichen Sonne auf, aber das äusere Gesicht, welches dem Leib eigen ist, nimmt den Ein- fluß aus der natürlichen Sonne an, und in der Auswürkung vereinigen sie sich mit ein- ander, eben so wie die Seele ( Anima ) mit dem Körper. Daraus erhellet, in welche Blindheit, Finsterniß und Thorheit diejeni- gen fallen können, welche nichts von der geist- lichen Welt und ihrer Sonne wissen; in Blindheit, weil das Gemüth ( Mens ) das blos allein von dem Sehen des Auges abhängt, in Vernunftschlüssen einer Fledermaus gleich wird, die des Nachts hin und wieder und nur an angehängte leinene Tücher flattert: in Finsternis, weil das Gesicht des Gemüths ( Mentis ) wenn in dasselbe von innen das Se- hen des Auges einfließt, alles geistlichen Lichts beraubt, und einer Nachteule gleich wird: in Thorheit, weil der Mensch dem ohngeach- tet denkt, aber aus dem Natürlichen vom Geistlichen, und nicht hergegen, also wahn- sinnig, närrisch und thöricht. III. Daß die Sonne der geistlichen Welt sey die reine lautere Liebe von Jehovah GOtt, welcher in der Mitte derselben ist. 5. Das der Seele und des Körpers. 5. D as Geistliche kann nicht anderswoher kommen, als aus der Liebe, und die Liebe nicht anderswoher, als aus Jehovah GOtt, welcher die Liebe selbst ist, derowegen ist die Sonne der geistlichen Welt, aus wel- cher alles Geistliche, als aus seiner Quelle, entspringt, die reine lautere Liebe die von Je- hovah GOtt, welcher in der Mitte derselben ist, herausfließet. Selbst diese Sonne ist nicht GOtt, sondern sie ist von GOtt, sie ist der nächste Umkreis um Jhn herum von Jhm herausgehend. Durch diese Sonne von Je- hovah GOtt ist das Weltall ( Universum ) er- schaffen worden, wodurch alle Welten zu- sammengenommen verstanden werden, deren eben so viel sind, als an unsern ausgebreite- ten Himmel Sterne. Daß durch diese Son- ne, welche die reine lautere Liebe ist, also von Jehovah GOtt, die Schöpfung geschehen ist, ist darum, weil die Liebe das Seyn oder das Wesen selbst des Lebens ist, und die Weisheit das Würklichseyn oder Daseyn des Lebens daraus ist, und aus der Liebe durch die Weis- heit ist alles erschaffen worden; dieses wird durch diese Worte beym Johann. verstanden: das Wort war bey GOtt, und GOtt war das Wort, alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht was gemacht ist; und die Welt ist durch dasselbige ge- macht, 1, 1. 3. 10.; das Wort daselbst ist das Von der Verbindung das göttliche Wahre, also auch die göttliche Weisheit; darum wird auch das Wort da- selbst das Licht genennt, welches alle Men- schen erleuchtet, Vers. 9, eben so wie es die göttliche Weisheit durch das Göttliche Wah- re macht. Diejenigen, welche den Ursprung der Welten anderswoher, als aus der göttli- chen Liebe durch die göttliche Weisheit, ab- leiten, die straucheln und irren, wie die so im Hirn verrückt sind, welche Larven für Menschen ansehen, falsche Einbildungen für Lichter, und Hirngespinnste für würkliche Gestalten oder Bilder halten; denn die gan- ze Schöpfung ist ein zusammenhängendes Werk aus der Liebe durch die Weisheit; man würde dieses sehen, wenn man im Stande wäre, den Zusammenhang in der Ordnung vom Ersten oder Jnnersten bis zum Letzten oder Aeussersten ( a Primis ad Ultima ) zu se- hen. Gleichwie GOtt ein Einziger ist, also ist die geistliche Sonne eine Einzige, denn von dem Geistlichen, welches von ihr herrüh- ret, läßt sich keine Ausdehnung des Raums sagen, und das Wesen und die Würklich- keit ohne Raum ist allenthalben in Räumen ohne Raum, also auch die göttliche Liebe vom Anfang des Weltalls bis zu allen seinen End- zwecken; daß das Geistliche alles erfülle, und durch die Erfüllung alles im geschaffenen Zu- stand erhalte, siehet die Vernunft von weiten, und in der Nähe in so viel sie die Liebe er- kennet, der Seele und des Körpers. kennet, wie sie an sich selber ist, ihre Verbin- dung mit der Weisheit, auf daß die Endzwe- cke eingesehen werden, ihren Einfluß in die Weisheit, auf daß die Ursachen dargestellt werden, und ihre Würkung durch die Weis- heit, auf daß die Würkungen hervorgebracht werden. IV. Daß aus derselben Sonne Wär- me und Licht herausgehe, und daß die aus ihr herausgehende Wärme in ih- rem Wesen die Liebe sey, und das Licht aus derselben in seinem Wesen die Weisheit. 6. E s ist bekannt, daß in dem Wort, und daher in der allgemeinen Sprache der Prediger, die göttliche Liebe durch das Feuer ausgedrückt wird, wie auch, das himmlische Feuer die Herzen erfüllen, und in ihnen die heilige Begierde GOtt zu ehren entzünden soll; darum, weil das Feuer mit der Liebe über- einstimmet, und daher dieselbe andeutet; da- her kommt es, daß Jehovah GOtt vor Mose in dem Busch, desgleichen auf dem Berg Si- nai vor den Kindern Jsrael, wie Feuer er- schienen ist, und daß geboten wurde, das Feuer unauslöschlich auf dem Altar zu erhalten, und jeden Abend die Lampen des Leuchters in der Sw. Sch. III. Th. B Stifts- Von der Verbindung Stiftshütte anzuzünden; dieses war darum, weil das Feuer die Liebe andeutete: daß der Mensch entzündet, erwärmet und angeflammt wird, gleichwie seine Liebe in Eifer geräth, oder in die Hitze des Zorns entflammt; die Wärme des Bluts, oder die Lebenswärme der Men- schen, und überhaupt der Thiere, kommt nicht anderswoher als aus der Liebe, die das Leben derselben ausmacht: das höllische Feuer ist auch nichts anders als die Liebe, die der himmlischen Liebe entgegen gesetzt oder zuwi- der ist: daher kommt es nun, daß die gött- liche Liebe den Engeln erscheinet als wie eine Sonne in ihrer Welt, feurig, wie unsere Sonne, wie ich oben gesagt habe, und daß die Engel in der Wärme sind, je nachdem sie die Liebe von Jehovah GOtt durch dieselbe Sonne annehmen. Daraus folget, daß das Licht daselbst in seinem Wesen die Weisheit sey; denn die Liebe und die Weisheit sind un- zertrennlich, wie das Seyn und Würklich- seyn oder Daseyn, ( sicut Esse \& Existere ) denn die Liebe hat durch die Weisheit, und nach Beschaffenheit derselben, ihr Würklichseyn oder Daseyn; dieses ist eben so wie in unse- rer Welt, daß die Wärme zur Zeit des Früh- lings sich mit dem Licht vereiniget, und das Wachsthum und endlich die Fruchtbringung hervorbringt: überdieß weiß jedermann, daß die geistliche Wärme die Liebe ist, und das geistliche Licht die Weisheit; denn der Mensch hat der Seele und des Körpers. hat Wärme, je nachdem er Liebe hat, und sein Verstand ist im Licht, je nachdem er weise ist. Jch habe dieses geistliche Licht sehr oft gesehen, es übertrift das natürliche Licht an Weisse und auch an Glanz unendlich, denn es ist wie die Weisse und der Glanz selbst in ihrem Wesen, es erscheinet wie der glän- zende und schimmernde Schnee, so wie die Kleidung des HErrn erschien, da er verkläret wurde, Marc. 9, 3. Luc. 9, 29: weil das Licht die Weisheit ist, so nennet sich deswe- gen der HErr das Licht, welches alle Menschen erleuchtet, Joh. 1, 9. und anderswo spricht er, daß er das Licht selbst sey, Joh. 3, 19. Cap. 8, 12. Cap. 12, 35. 36. 47. das ist, daß er das Göttliche Wahre selbst sey, wel- ches das Wort ist, also die Weisheit selbst. Man glaubt, das natürliche Licht, welches auch das vernünftige ist, wäre aus dem Licht unserer Welt, allein es ist aus dem Licht der Sonne der geistlichen Welt, denn das Gesicht des Gemüths ( visus mentis ) fließt in das Sehen des Auges ein, also auch die Lichter, und nicht hergegen; wenn das Gegentheil wäre, so würde es ein physicalischer oder na- türlicher Einfluß seyn, und kein geistlicher. B 2 V. Von der Verbindung V. Daß so wohl dieselbe Wärme, als auch dasselbe Licht in den Men- schen einfließen, die Wärme in seinen Willen, und darinnen das Gute der Lie- be hervorbringe, und das Licht in sei- nen Verstand, und darinnen das Wahre der Weisheit ausgebäre. 7. E s ist bekannt, daß alles durchgängig sich auf das Gute und Wahre beziehet, und kein besonderes Ding vorhanden ist, wor- innen nicht eine besondere Beziehung auf die- se zwey wäre; daher kommt es, daß in dem Menschen zwey Aufnahmen und Behältnisse des Lebens sind, eine, welche die Aufneh- mung des Guten ist, die der Wille genennt wird, die andere, welche die Aufnehmung des Wahren ist, die der Verstand genennt wird; und weil das Gute der Liebe eigen ist, und das Wahre der Weisheit zugehöret, so ist der Wille die Aufnehmung und das Behältnis der Liebe, und der Verstand die Aufnehmung und das Behältnis der Weisheit. Daß das Gute der Liebe eigen ist, ist darum, weil der Mensch das will, was er liebt, und wenn er es auswürket, gut heisset; und daß das Wahre der Weisheit eigen ist, ist darum, weil alle Weisheit aus dem Wahren kommt, ja das Gute, das der Weise denkt, ist wahr, und dieses Wahre wird gut, wenn er es will und der Seele und des Körpers. und vollbringt. Wer diese zwey Aufneh- mungen und Behältnisse des Lebens, welche der Wille und der Verstand sind, nicht recht von einander unterscheider, und sich keinen klaren Begriff von denselben macht, der be- mühet sich vergebens, den geistlichen Einfluß zu erkennen, denn es ist ein Einfluß in den Willen, und ist einer in den Verstand; in den Willen des Menschen ist der Einfluß des Guten der Liebe, und in seinen Verstand ist der Einfluß des Wahren der Weisheit, bey- de Einflüsse kommen von Jehovah GOtt un- mittelbar durch die Sonne in deren Mitte Er ist, und mittelbar durch den Himmel der En- gel. Jene zwey Aufnehmer und Behalter, der Wille und der Verstand, sind eben so unterschieden, wie die Wärme und das Licht, denn der Wille nimmt die Wärme des Him- mels auf, die in ihrem Wesen die Liebe ist, und der Verstand nimmt das Licht des Him- mels auf, welches in seinem Wesen die Weis- heit ist, wie ich oben gesagt habe. Es giebt einen Einfluß aus dem menschlichen Gemüth ( e Mente humana ) in die Reden, und giebt einen in die Handlungen, der Einfluß in die Reden geschieht aus dem Willen durch den Verstand, aber der Einfluß in die Handlun- gen geschieht aus dem Verstand durch den Willen: diejenigen, welche nur von dem Ein- fluß in den Verstand, und nicht zugleich in den Willen, wissen, und aus demselben Ver- B 3 nunft- Von der Verbindung nunftschlüsse machen und schließen, sind wie Einäugige, die nur die Gegenstände auf einer Seite, und nicht zugleich auf der andern se- hen; und wie Einhändige, die nur mit einer Hand verkehrt und gezwungen arbeiten; und wie die Lahmen, welche auf einem Bein mit dem Stock hüpfend dahergehen. Aus diesem wenigen ist deutlich und offenbar dargethan worden, daß die geistliche Wärme in den Wil- len des Menschen einfließe, und das Gute der Liebe hervorbringe, und das geistliche Licht in seinen Verstand, und das Wahre der Weisheit ausgebäre. VI. Daß diese zwey, nemlich die Wärme und das Licht, oder die Liebe und Weisheit, in Eins vereinigt von GOtt in die Seele ( Animam ) des Men- schen einfließen, und durch diese in das Gemüth, ( in Mentem ) dessen Neigun- gen und Gedanken, und aus diesen in des Körpers Sinne, Reden und Handlungen. 8. E s haben bisher scharfsinnige Genies ei- nen geistlichen Einfluß von der Seele ( ab Anima ) in den Körper vorgegeben, aber keinen Einfluß in die Seele, und durch sie in den Körper, wie wohl bekannt ist, daß alles Gute der Seele und des Körpers. Gute der Liebe und alles Wahre des Glau- bens von GOtt in den Menschen einfliessen, und nichts derselben von dem Menschen, und das, was von GOtt einfließt, allernächst in die Seele des Menschen ( in Animam ) fließt, und durch die Seele in das vernünftige Ge- müth ( in Mentem rationalem ) und durch die- ses in dasjenige, was den Körper ausmacht; wenn einer dem geistlichen Einfluß anders nachforschet, so ist er wie ein solcher, der die Ader einer Quelle verstopfet, und den- noch darinnen immerfort quellendes Wasser sticht; oder wie ein solcher, der die Hervor- sprossung eines Baums aus der Wurzel und nicht aus dem Saamen ableitet; oder wie ei- ner, der das Geurständete ohne Urstand oder Grundanfang ( principiata absque principio ) betrachtet. Denn die Seele ist nicht das Le- ben in ihr selber, sondern ist die Aufnehme- rin des Lebens von GOtt, welcher das Leben in sich selber ist, und der gesammte Einfluß ist ein Einfluß des Lebens, also von GOtt; dieses wird dadurch verstanden: Jehovah GOtt blies in die Nase des Menschen die Seele der Leben ein, und der Mensch wurde eine lebendige Seele, 1 B. Mos. 2, 7. in die Nase die Seele der Leben einbla- sen, bedeutet, das Vernehmen und die Em- pfindung des Guten und Wahren einhau- chen; und der HErr spricht auch von sich selber: Gleichwie der Vater das Leben B 4 hat Von der Verbindung hat in ihm selber, also hat er auch dem Sohn gegeben das Leben zu haben in ihm selber, Joh 5, 26.; das Leben in ihm selber ist GOtt; und das Leben der Seele ist das von GOtt einfliessende Leben. Weil nun der gesammte Einfluß ein Einfluß des Lebens ist, und dieses durch seine Aufnehmer und Behalter würket, und die innerste oder erste von den Aufnehmungen und Behältnis- sen in dem Menschen seine Seele ( Anima ) ist, so muß man derowegen, um den Einfluß recht und ordentlich zu begreifen und einzuse- hen, von GOtt anfangen, und nicht von der Mitte; wenn man von dieser anfangen woll- te, so wäre die Lehre vom Einfluß wie ein Wagen ohne Räder, oder wie ein Schiff oh- ne Seegel. Weil dem also ist, so ist daher im vorhergehenden von der Sonne der geistlichen Welt gehandelt worden, in deren Mitte Je- hovah GOtt ist, N. 5.; und vom Einfluß der Liebe und Weisheit, also des Lebens dar- aus, N. 6. 7. Daß durch die Seele ( per Animam ) das Leben von GOtt in den Men- schen, und durch diese in sein Gemüth, ( in ejus Mentem ) das ist, in dessen Neigungen und Gedanken, und aus diesen in des Kör- pers Sinne, Reden und Handlungen einflie- set, ist darum, weil dieselben das Leben in einer auf einander folgenden Ordnung aus- machen; denn das Gemüth ( Mens ) ist der Seele untergeordnet, ( Animæ ) und der Leib dem der Seele und des Körpers. dem Gemüth, ( Menti ) und das Gemüth hat ein zweyfaches Leben, eins, das dem Willen, und das andere, das dem Verstand zugehö- ret, das Leben des Willens ist das Gute der Liebe, und was von dieser herrühret, nennt man Neigungen, und das Leben des Ver- stands ist das Wahre der Weisheit, und was von dieser herrühret, nennt man Gedanken, durch diese und jene lebt das Gemüth; ( Mens ) das Leben aber des Körpers sind die Sinne, die Reden und Handlungen; daß diese von der Seele vermittelst des Gemüths herkom- men, folget aus der Ordnung, in der sie sind, und aus dieser veroffenbaren sie sich bey dem Weisen ohne Nachforschung. Die mensch- liche Seele, ( Anima humana ) weil sie eine obere oder höhere geistliche Substanz ist, em- pfängt den Einfluß unmittelbar von GOtt, das menschliche Gemüth aber ( Mens humana ) weil es eine untere geistliche Substanz ist, em- pfängt den Einfluß von GOtt mittelbar durch die geistliche Welt, und der Körper, weil er aus den Substanzen oder Wesen der Natur ist, welche Materien oder Leiblichkeiten ge- nennt werden, empfängt den Einfluß von GOtt mittelbar durch die natürliche Welt. Daß das Gute der Liebe und das Wahre der Weisheit mit einander, das ist, in Eins vereinigt, von GOtt in die Seele ( Animam ) des Menschen einfliessen, daß sie aber im Fort- gang oder in der Auswürkung von dem Men- B 5 schen Von der Verbindung schen getheilet, und nur bey denen verbun- den werden, die sich von GOtt leiten lassen, wird aus dem nachfolgenden erhellen. VII. Daß die Sonne der natürlichen Welt ein reines Feuer sey, und durch diese Sonne die natürliche Welt ihr Würklichseyn oder Daseyn bekommen habe, und bestehe. 9. D aß die Natur und ihre Welt, wo- durch die Atmosphären d ist. Aether und Luftkreise, und die Erdbälle, welche man Planeten nennt, worunter die Erd- und Was- serkugel ist, die wir bewohnen, und auch Alles und Jedes, was ihre Oberfläche alle Jahr zieret und schmücket, verstanden wer- den; und daß diese und jene einig und allein aus der Sonne bestehen, die den Mittelpunkt von denselben ausmacht, und durch die Stra- len ihres Lichts, und durch die Mäßigung ihrer Wärme allenthalben gegenwärtig ist, weiß unstreitig jedermann aus dem Augen- schein, Begriff der Sinne, und aus den Schriften, die von der Bewohnung dersel- ben handeln; und weil aus der Sonne die immerwährende Dauer und Fortsetzung des Würklichseyns oder Daseyns herkommt, ( perpetua subsistentia ) so kann auch die Ver- nunft der Seele und des Körpers nunft ganz gewiß den Schluß machen, daß die Entstehung des Würklichseyns ( existentia ) eben auch aus derselben sey, denn die immer- währende Dauer der Würklichkeit ist das be- ständige Würklichseyn, so wie die Entstehung desselben gewesen ist. ( nam perpetuo subsi- stere est perpetuo existere sicut exstitit ) Dar- aus folget, daß die natürliche Welt durch diese Sonne von Jehovah GOtt mittelbarer- weise ( secundario ) geschaffen worden sey. Daß es ein Geistliches gebe, und ein Natür- liches, die gänzlich von einander unterschie- den sind, und daß der Ursprung und die Un- terhaltung des Geistlichen von der Sonne herkomme, welche die reine lautere Liebe ist, in deren Mitte der Schöpfer und Erhalter des Weltalls Jehovah GOtt ist, ist bisher bewiesen worden; daß aber der Ursprung und die Unterhaltung des Natürlichen die Sonne sey, welches ein lauteres Feuer ist, und daß dieses aus derselben sey, und beyde von GOtt entspringen, folget von selbst, wie das Nachfolgende vom Vorhergehenden, und dieses vom Ersten folget. Daß die Sonne der Natur und ihrer Welten ein lau- teres Feuer ( purus ignis ) sey, beweisen al- so ihre Würkungen, als die Zusammenzie- hung ihrer Stralen in den Brennpunkt durch die Optik, woraus ein heftig brennendes Feu- er und auch eine Flamme geht; die Natur ihrer Wärme ist der Wärme aus dem elemen- tari- Von der Verbindung tarischen Feuer gleich; die stufenweise Fort- rückung oder das Steigen und Fallen dieser Wärme geschieht nach Beschaffenheit des Auffallens, woher die Climata, und auch die vier Jahrszeiten kommen, und so weiter, wor- aus die Vernunft durch des Körpers Sin- ne behaupten und bekräftigen kann, daß die Sonne der natürlichen Welt ein reines lauteres Feuer sey, wie auch, daß sie ein Feuer in seiner selbstständigen Lauterkeit sey. Diejenigen, welche nichts von dem Ursprung des Geistlichen aus seiner Sonne, sondern nur von dem Ursprung des Natürlichen aus seiner Sonne wissen, können nicht anders, als daß sie das Geistliche mit dem Natürli- chen vermischen und verwirren, und durch die Betrüglichkeiten der Sinne und folglich auch der Vernunft schliessen, daß das Geist- liche nichts anders als lauter Natürliches sey, und daß auch dessen Würksamkeit, die durch das Licht und Wärme angeregt wor- den, Weisheit und Liebe entspringe; weil solche nichts anders mit den Augen sehen, und mit der Nase riechen, auch nichts anders mit der Brust ein und aushauchen, als die Natur, so schreiben sie ihr dahero auch alles Vernünftige zu, und saugen also den Natu- ralismus ein, wie ein Schwamm das Was- ser; allein, diese können mit den Fuhrmän- nern verglichen werden, die vier Pferde hin- ter dem Wagen und nicht vor demselben span- nen; der Seele und des Körpers. nen; ein anders ist es mit denen, welche un- ter dem Geistlichen und Natürlichen einen Unterschied machen, und dieses aus jenem herleiten; diese empfinden und begreifen auch den Einfluß der Seele ( Animæ ) in den Kör- per, daß er geistlich sey, und daß das Na- türliche, welches dem Leib zugehöret, der Seele ( Animæ ) zum Werkzeug und Mitteln dienet, auf daß sie in der natürlichen Welt ihre Würkungen hervorbringe: wenn einer anders schließet, so kann er einem Krebs ver- glichen werden, welcher fortkriecht, indem er durch den Schwanz seine Schritte beför- dert, und die Augen rückwärts kehret wie sei- nen Gang; und man kann das vernünftige Gesicht eines solchen mit den Augen des Ar- gus vergleichen, wovon die am Hinterhaupt sahen, die vorne aber eingeschläfert waren; solche glauben auch, sie wären Argi, wenn sie Vernunftschlüsse machen, denn sie spre- chen, wer siehet nicht den Ursprung des Welt- alls aus der Natur, und was ist alsdenn GOtt anders, als die innerste Ausdehnung der Natur, und noch mehr dergleichen un- vernünftige Hirngespinnste, worauf sie sich mehr zu gute thun, als die Weisen auf das Vernünftige. VIII. Von der Verbindung VIII. Daß daher alles/ was aus die- ser Sonne kommt, an und vor sich betrachtet, tod sey. 10. W er siehet nicht aus der Vernunft des Verstandes, wenn dieser ein we- nig über das sinnliche des Körpers erhoben wird, daß die Liebe in sich selbst betrachtet lebendig, und die Erscheinung ihres Feuers das Leben sey, und hergegen, daß das elemen- tarische Feuer in sich selbst betrachtet gegen dasselbe tod sey; folglich daß die Sonne der geistlichen Welt, weil sie die reine lautere Lie- be ist, lebendig sey, und daß die Sonne der natürlichen Welt, weil sie ein lauteres Feu- er ist, tod sey; eben so ist es auch mit allem, was aus denselben herkommt und würklich ist. Es sind zwey Dinge, welche alle Wür- kungen in dem Weltall hervorbringen, nem- lich das Leben und die Natur, und sie wür- ken dieselben nach der Ordnung aus, indem das Leben von innen die Natur rege und ge- schäftig macht: anders aber wenn die Na- tur von innen das Leben zum würken her- beybringt, welches bey denen geschieht, so die Natur, die in sich selbst tod ist, über und in das Leben setzen, und daher einig und allein den Lüsten der Sinne und den Begierden des Fleisches opfern, und das Geistliche der Seele der Seele und des Körpers. Seele ( Animæ ) und das wahrhaftig Ver- nünftige des Gemüths ( Mentis ) für nichts achten; diese sind es, die wegen dieser Ver- kehrung die Toden genennet werden; der- gleichen sind alle Naturalisten, daß ist Athei- sten oder Gottesläugner in der Welt, und alle Satane in der Hölle; sie werden auch Tode in dem Wort genennt, als beym Da- vid: Sie hiengen sich an den Baal- peor, und assen von den Opfern der To- den, Psalm 106, 28. Der Feind verfol- get meine Seele, er leget mich ins Fin- stere, wie die Toden in der Welt, Psalm 133, 3. Daß er das Seufzen der Ge- fangenen höre, und losmache die Kin- der des Todes, Psalm 102, 21. und in der Offenbarung: Jch weiß deine Werke, denn du hast den Namen, daß du lebest, und bist Tod; sey wacker und stärke das andere, das sterben will, 3, 1. 2. Sie werden Tode genennt, weil der geistliche Tod die Verdammung ist, und diejenigen sind ver- dammt, welche glauben, daß das Leben aus der Natur sey, und daß also das Licht der- selben das Licht des Lebens sey, und eben da- durch alle Begriffe von GOtt, vom Himmel, und vom ewigen Leben verbergen, ersticken und auslöschen; diese sind daher wie die Nacht- eulen, die das Licht in der Finsternis, und die Finsternis im Licht sehen, das ist, das Falsche für das Wahre, und das Böse für das Von der Verbindung das Gute ansehen; und weil das Angeneh- me des Bösen bey ihnen das Angenehme des Herzens ist, so sind sie denen Vögeln und Bestien nicht ungleich, welche die Todenäser als Leckerbissen fressen, und die der Gestank aus den Gräbern wie Balsam anriecht. Die- se sehen auch keinen andern Einfluß als den physicalischen oder natürlichen; wenn sie ja einen geistlichen Einfluß behaupten, so ge- schieht es nicht aus einigem Begriff von dem- selben, sondern aus dem Mund eines Lehrers. IX. Daß das Geistliche sich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Mensch mit einem Kleid. 11. E s ist bekannt, daß in einer jeden Wür- kung ein Thätiges oder Würkendes ( activum ) und ein Leidendes ist, ( passivum ) und daß aus dem Thätigen allein nichts das Daseyn bekommt, und auch nichts aus dem Leidenden allein hervorkommt; eben so ist es mit dem Geistlichen und Natürlichen; das Geistliche, weil es eine lebendige Kraft ist, ist das Thätige, und das Natürliche, weil es eine tode Kraft ist, ist das Leidende; daraus folget, daß alles, was in dieser Sonnenwelt vom Anfang her sein Würklichseyn oder Da- seyn bekommen hat, und hernach jeden Au- gen- der Seele und des Körpers. genblick würklich da ist, aus dem Geistlichen durch das Natürliche herkomme, und dieses nicht nur in den Gegen ständen des Thierreichs, sondern auch in den Dingen des Gewächs- reichs. Es ist auch das mit dem Thätigen und Leidenden übereinkommende nicht unbe- kannt, daß in allen Würkungen ein Haupt- ursächliches und ein Werkzeugliches ist, ( prin- cipale \& instrumentale ) und daß diese zwey, wenn etwas geschieht oder ausgewürket wird, wie ein Einziges zu seyn scheinen, wiewohl sie ganz deutlich zweyerley sind; deswegen ist unter den Grundregeln der Weisheit auch diese, daß die Hauptursache und die werk- zeugliche Ursache zugleich eine einzige Ursache ausmachen; also ist es auch mit dem Geist- lichen und Natürlichen; daß diese zwey in den Würkungen wie ein Einziges zu seyn scheinen, kommt daher, weil das Geistliche in dem Natürlichen ist wie die Fasern in den Muskuln oder Mäuslein, und das Blut in den Pulsadern, oder wie ein Gedanke in der Rede, und eine Gemüthsneigung in dem Ton der Stimme, und es läßt sich doch das Na- türliche aus diesen empfinden; allein man kann noch überdem wie gleichsam durch ein Gitter erkennen, daß das Geistliche sich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Mensch mit einem Kleid. Der organische oder werk- zeug liche Leib, mit dem sich die Seele ( anima ) angekleidet, wird hier einem Kleid verglichen, weil er sie bekleidet, und weil ihn auch die See- Sw. Sch. III. Th. C le Von der Verbindung le auszieht, und von sich wegwirft, wie ab- gelegte Kleider, wenn sie durch den Tod aus der natürlichen Welt in ihre geistliche über- gehet; der Leib veraltet auch wie ein Kleid nicht aber die Seele, weil sie ein geistliches Wesen ist, das nichts mit den Veränderun- gen der Natur, die von ihren Anfängen an bis zu ihren Endigungen fortrücken, und nach und nach geendiget werden, gemein hat. Die- jenigen, welche den Körper nicht als die Klei- dung oder als den Anzug der Seele, welcher an sich tod ist, betrachten, und ihn nicht als nur für eine angepaßte werkzeugliche Form zur Aufnehmung der lebendigen Kräfte, die durch die Seele aus GOtt einfliessen, an- sehen, können nicht anders als aus Betrüg- lichkeiten schliessen, daß die Seele durch sich selbst lebe, und der Körper auch durch sich selbst, und daß zwischen dem Leben der See- le und des Körpers eine vorherbestimmte Uebereinstimmung sey; oder auch, daß das Leben der Seele in das Leben des Kör- pers einfliesse, oder das Leben des Körpers in das Leben der Seele, und also ver- fallen sie auf einen Einfluß, und zwar ent- weder auf einen geistlichen, oder auf einen natürlichen; da doch die aus allen erschaffe- nen Dingen hervorleuchtende Wahrheit be- zeuget hat, daß das Nachfolgende ( posterius ) nicht aus sich selbst, sondern aus dem Vor- hergehenden ( ex priori ) würke, von welchem es der Seele und des Körpers. es hergekommen ist, also auch dieses nicht aus sich selbst, sondern aus einem das noch wei- ter vorhergeht, ( ex adhuc priori ) und daß also auch nichts ausser aus dem Ersten ( ex Primo ) würke, welcher aus sich selbst würket, nem- lich von GOtt: überdem ist das Leben ein ein- ziges, und dieses kann nicht erschaffen wer- den, sondern fließt in die zur Aufnehmung desselben organisch oder werkzeuglich einge- richtete Formen über alle massen ein; der- gleichen Formen sind alle und jede Dinge in dem erschaffenen Weltall. Viele glauben, daß die Seele ( anima ) das Leben sey, und daß also der Mensch, weil er aus der Seele lebt, aus seinem Leben, also aus sich selbst lebe, und eben darum nicht durch den Ein- fluß des Lebens von GOtt; allein diese kön- nen nicht anders als einen Gordischen, das ist, unauflöslichen Knoten aus Betrüglich- keiten zusammen zu flechten, und alle Beur- theilungen ihres Gemüths ( mentis ) in den- selben einzuwickeln, woher denn lauter Un- sinnigkeit in Ansehung der geistlichen Dinge bey ihnen entsteht, oder ein Labyrinth, das ist, einen Jrrgarten zu bauen, worinnen das Gemüth ( mens ) nimmermehr durch einige Fäden der Vernunft den Rückweg finden und sich herausführen kann; solche lassen sich auch in der That gleichsam in unterir- dische Höhlen hinab, wo sie in ewiger Fin- sternis leben; denn daraus kommen unzähli- C 2 che Von der Verbindung che Betrüglichkeiten, und jede derselben ist abscheulich, zum Exempel, GOtt habe sich auf die Menschen übergegossen und übergetra- gen, und daher wäre jeder Mensch eine ge- wisse Gottheit, die aus sich selbst lebe, und also thäte er das Gute aus sich selbst und wäre aus sich selbst weise; desgleichen, er besitze in ihm selbst den Glauben und die Liebe, und nehme al- so solche von sich selbst her, und nicht von GOtt, und was dergleichen ungeheuere Dinge noch mehr sind, dergleichen bey denen in der Hölle an zutreffen sind, welche, da sie noch in der Welt waren, geglaubt haben, daß die Natur lebe, oder durch ihre Würksamkeit das Leben hervor- bringe; wenn diese gen Himmel schauen, so sehen sie sein Licht wie lauter Finsterniß. Jch hörete einmal eine Stimme aus dem Himmel, die da sagte, daß wenn ein Funken des Le- bens in dem Menschen und zwar von ihm wäre, und wäre nicht von GOtt in ihm, so wäre kein Himmel, noch etwas daselbst, und also sey auch keine Kirche auf Erden, und folglich auch kein ewiges Leben. Man lese hiervon ein mehreres in einer Merk- würdigkeit, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, N. 132. bis 136. X. Daß der Seele und des Körpers. X. Daß das Geistliche also beklei- det in dem Menschen mache, daß er vernünftig und sittlich, also geistlicher- weise natürlich leben könne. 12. A us dem oben befestigten Grundsatz, daß nemlich die Seele ( anima ) sich mit dem Leib bekleide, wie der Mensch mit einem Kleid, ergiebt sich dieses als eine Folgerung; denn die Seele ( anima ) fließt in das mensch- liche Gemüth ein, ( in mentem humanam ) und von diesem in den Leib, und bringt zugleich das Leben mit, welches sie unaufhörlich von dem HErrn empfängt, und leitet also solches mittelbarer weise in den Leib über, allwo sie durch die genaueste Vereinigung den Anschein würket als wenn der Leib lebte; hieraus nun, und aus tausend Zeugnissen der Erfahrung erhellet, daß das Geistliche mit dem Natür- lichen vereinigt, wie eine lebendige Kraft mit einer toden, mache, daß der Mensch ver- nünftig redet und sittlich handelt: es schei- net zwar, als wenn die Zunge und die Lip- pen aus einem gewissen eigenen Leben rede- ten, und daß die Aerme und Hände auf glei- che Art würkten, aber es ist die Denkungs- kraft, die an sich geistlich ist, die da redet, und der Wille, welcher gleichfalls geistlich C 3 ist, Von der Verbindung ist, der da würket, und zwar beyde durch ihre Werzeuge, die an sich leiblich sind, weil sie aus der natürlichen Welt hergenommen sind; daß dem also sey, ist sonnenklar, man darf nur, zum Exempel, hierauf Achtung ge- ben: man thue nemlich das Denken vom Re- den weg, wird nicht da der Mund augen- blicklich verstummen, oder man thue den Wil- len von der Würckung weg, werden da die Hände nicht augenblicklich müßig seyn? Die Vereinigung des Geistlichen mit dem Natür- lichen und der daher rührende Anschein des Lebens in den leiblichen Dingen kann vergli- chen werden einem edlen Wein in einem rei- nen Schwamm, und dem zuckersüssen Most in der Weintraube, und dem angenehmen Saft in dem Apfel, oder auch dem würz- haften Geruch im Zimmet; von welchen allen die Fibern oder Fasern nur Leiblichkei- ten sind, die Säfte in sich enthalten, welche Leiblichkeiten weder von sich selber einen Ge- schmack haben, noch einen Geruch von sich ge- ben, sondern ihr Geschmack und Geruch ist aus den Säften, die in und bey denselben sind, dahero wenn man solche Säfte ausdrü- cket, so sind sie tode Fasern; so ist es auch mit den werkzeuglichen Gliedern des Leibes, wenn das Leben weggenommen wird. Daß der Mensch durch die Vereinigung des Geist- lichen mit dem Natürlichen oder Leiblichen vernünftig sey, erhellet aus der Herleitung oder der Seele und des Körpers. oder Auseinandersetzung seiner Gedanken, ( ex analyticis cogitationis ejus ) und daß er gesittet sey, aus dem Anständigen seiner Hand- lung und aus dem Geziemenden seiner Ge- berden; dieses kommt dem Menschen aus dem Vermögen, daß er den Einfluß von dem HErrn durch den Himmel der Engel empfan- gen könne, als woselbst der rechte Sitz der Weisheit und Liebe, folglich des Vernünf- tigseyns und Sittlichseyns zu finden ist; dar- aus kann man wahrnehmen, daß wenn das Geistliche mit dem Natürlichen in dem Men- schen vereinigt ist, er alsdenn geistlicherweise natürlich lebt. Daß der Mensch auf eine gleiche, ja so gar auf eine ungleiche Art nach dem Tod lebe, kommt daher, weil seine See- le alsdenn mit einem selbstständigen oder geist- lichen Leib ( corpore substantiali ) umgeben ist, wie sie in der natürlichen Welt mit ei- nem materiellen oder leiblichen umgeben war. Viele glauben, daß das Vernehmen oder Em- pfinden und das Gedenken des Gemüths, ( perceptiones \& cogitationes mentis ) weil sie geistlich sind, nur blos, und nicht durch die dazu eingerichtete werkzeugliche Formen ein- flössen; allein so träumen diejenigen, welche das Jnnere des Haupts nicht gesehen haben, als woselbst die Empfindungen und Gedan- ken in ihren Anfängen sind, daß nemlich da- selbst das kleine und grosse Gehirn, die mit Substanzen oder Wesen ein, und zusammen C 4 gewebt Von der Verbindung gewebt sind, als mit der äusern aschfarbigen Gehirnrinde, und mit dem innern weisen Gehirnmark, und daß allda Drüsen, Ge- wölbe, Scheidewände, und alle diese mit dem harten und dünnen Hirnhäutlein umwickelt sind, und daß der Mensch nach der guten oder schlimmen Beschaffenheit derselben ent- weder gesund oder verrückt denke und wolle, und daß er also vernünftig und sittlich sey nach der werkzeuglichen Einrichtung seines Gemüths: denn das vernünftige Sehen des Menschen, welches der Verstand ist, wäre ohne die zur Aufnehmung des geistlichen Lichts eingerichtete werkzeugliche Formen ein blos- ses Nichts, so wie das natürliche Sehen oh- ne Augen; und so weiter. XI. Daß derselbe Einfluß auf- und angenommen werde nach Beschaffen- heit der Liebe und Weisheit bey dem Menschen. 13. D aß der Mensch nicht das Leben, son- dern ein werkzeuglicher Aufnehmer des Lebens von GOtt sey, und daß die Liebe zu- gleich mit der Weisheit das Leben sey, ferner daß GOtt selbst die Liebe und selbst die Weis- heit und also das Leben selbst sey, ist oben er- kläret und bewiesen worden; daraus folget: so der Seele und des Körpers. so viel der Mensch die Weisheit liebet, oder so viel die Weisheit im Jnnersten der Liebe bey ihm ist, so viel ist er das Ebenbild GOt- tes, das ist, so viel ist er ein Empfänger des Lebens von GOtt; und im Gegentheil, so viel er in entgegengesetzter Liebe, und also in Unsinnigkeit ist, so viel empfängt er das Le- ben nicht von GOtt, sondern von der Hölle, welches Leben der Tod genennt wird. Die Liebe selbst und die Weisheit selbst sind nicht das Leben, sondern sie sind das Seyn oder Wesen des Lebens, ( Esse vitæ ) aber das An- genehme der Liebe und das Liebliche der Weis- heit, welche die innern Empfindungen oder die Gemüthsberührungen sind, ( affectiones ) machen das Leben, denn das Seyn oder We- sen des Lebens bekommt durch dieselbe sein Würklichseyn oder Daseyn; ( Esse vitæ per illa existit ) der Einfluß des Lebens von GOtt bringt solche Annehmlichkeit und Lieblichkeit mit sich, wie der Einfluß des Lichts und der Wärme zur Zeit des Frühlings in die mensch- lichen Gemüther, und auch in allerley Arten der Vögel und Thiere, auch so gar in die Ge- wächse, welche alsdenn auf keimen und Frucht bringen; denn das Angenehme der Liebe und das Liebliche der Weisheit breiten die Gemü- ther aus, und machen sie zur Annehmung ge- schickt, so wie die Freude und Ergötzlichkeit das Gesichte ausbreiten, und es zu dem Ein- fluß der Frölichkeit der Seele ( animæ ) ge- E 5 schickt Von der Verbindung schickt machen. Ein Mensch den die Liebe der Weisheit berührt und reizet, ist wie der Garten in Eden, in welchem zweyerley Bäu- me sind, der eine des Lebens, und der andere des Wissens des Bösen und Guten; der Baum des Lebens ist die Aufnehmung der Liebe und Weisheit von GOtt, und der Baum der Wissenschaft des Guten und Bösen ist die Empfahung derselben aus sich selber, und dieser ist unsinnig, und glaubt so gar, er sey so weise als GOtt, jener aber ist wahrhaftig weise, und glaubt, daß niemand als GOtt allein weise sey, und daß der Mensch nur so viel weise sey als er solches glaubt, und noch mehr, so viel er empfindet, daß er solches wol- le; aber hiervon kann man nachlesen in einer Merkwürdigkeit, welche dem Buch von der ehelichen Liebe Num. 132. bis 136. ein- verleibet ist. Ein einziges Geheimniß, wel- ches das bisherige aus dem Himmel bestäti- get, will ich hier beyfügen; alle Engel des Himmels kehren ihre Angesichter zu dem HErrn als zu der Sonne, und alle Engel der Hölle wenden Jhm das hintere Theil des Haupts zu, und diese empfangen den Einfluß in die Nei- gungen ( in affectiones ) ihres Willens, wel- che an sich selbst lauter böse Begierden sind, und machen, daß der Verstand darein willi- ge, jene aber empfangen den Einfluß in die Neigungen ihres Verstands, ( in affectiones intellectus ) und machen, daß der Wille mit ein- der Seele und des Körpers. einstimme, daher sind diese in Weisheit, jene aber in der Unsinnigkeit; denn der menschli- che Verstand wohnt in dem Gehirn, welches unter dem Vorderhaupt ist, und der Wille in dem kleinen Gehirnlein, welches im Hinter- haupt ist: wer sollte nicht wissen, daß ein Mensch, der aus dem Falschen unsinnig ist, seinen bösen Begierden schmeichele, und durch die aus dem Verstand gemachte Schlüsse sel- bige bekräftige, und daß ein Mensch, wel- cher aus dem Wahren weise ist, sehe, wel- cherley die Begierden seines Willens seyn, und solche bändige; dieses thut der Weise, weil er sein Angesicht zu GOtt kehret, das ist, an GOtt glaubet, und nicht an sich, jenes aber thut der Unweise, weil er sein Angesicht von GOtt abwendet, das ist, an sich und nicht an GOtt glaubet; an sich glauben, heißt, glauben, daß man aus sich selber liebe und weise sey, und nicht aus GOtt, und dieses wird durch das Essen vom Baum der Wis- senschaft des Guten und Bösen angedeutet; aber an GOtt glauben, heißt, glauben, daß man liebe und weise sey aus GOtt und nicht aus sich selber, und dieses heißt essen vom Baum des Lebens, Offenbar. 2, 7. Aus die- sem kann nun, jedoch nur gleichsam wie bey einem nächtlichen Mondenlicht, wahrgenom- men werden, daß die Aufnehmung des Ein- flusses des Lebens von GOtt nach der Be- schaffenheit der Liebe und Weisheit bey dem Menschen Von der Verbindung Menschen geschehe. Dieser Einfluß kann ferner durch den Einfluß des Lichts und Wär- me in die Gewächse erläutert werden, welche blühen und Frucht bringen nach der Beschaf- fenheit der Aneinanderhaltung ihrer Fibern die sie formiren, und also nach der Beschaf- fenheit der Annehmung des Einflusses; er kann auch erläutert werden durch den Ein- fluß der Lichtstralen in die Edelgesteine, wel- che nach Beschaffenheit der Lage und Zusam- menwebung ihrer Theile solche Lichtstralen in Farben verwandeln, und also auch nach der Annehmung des Einflusses nicht weniger kann er erläutert werden durch die optischen Gläser und durch das Regenwasser, durch welche die Regenbogen erscheinen nach Be- schaffenheit des Einfallens, und Brechung und also nach der Annehmung des Einflusses der Lichtstralen. Auf gleiche Art ist es mit den menschlichen Gemüthern in Ansehung des geistlichen Lichts, welches von dem HErrn als der Sonne ausgehet, und beständig einfließt, aber verschieden aufgenommen wird. XII. Daß der Verstand in dem Men- schen in das Licht, das ist, in die Weis- heit, in welcher die Engel des Himmels sind, erhöhet oder aufgekläret werden könne, je nachdem die Vernunft ausge- bildet der Seele und des Körpers. bildet oder verbessert worden, und sein Wille in die Wärme des Himmels, das ist, in die Liebe ebenfalls nach der Be- schaffenheit der Thaten des Lebens; daß aber die Liebe des Willens nicht erhöhet werde, ausser nur, in so viel der Mensch dasjenige will und thut, was die Weis- heit des Verstands lehret. 14. D urch das menschliche Gemüth ( per mentem humanam ) werden seine 2. Kräfte verstanden, die man Verstand und Willen nennt; der Verstand ist der Aufneh- mer des himmlischen Lichts, welches in sei- nem Wesen die Weisheit ist, und der Wille ist der Empfänger der himmlischen Wärme, die in ihrem Wesen die Liebe ist, wie ich oben gezeigt habe: diese zwey, nemlich die Weis- heit und Liebe, gehen von dem HErrn als von der Sonne aus, und fliessen in den Him- mel insgemein und insbesondere ein, woher denn die Engel Weisheit und Liebe haben, und fliessen auch in diese Welt insgemein und insbesondere ein, woher denn die Menschen Weisheit und Liebe haben. Allein diese zwey kommen mit einander vereinigt von dem HErrn, und fliessen gleichfalls mit einander vereinigt in die Seelen der Engel und Men- schen, sie werden aber nicht mit einander ver- einigt in ihren Gemüthern aufgenommen, erst- lich wird darinnen das Licht aufgenommen, wel- Von der Verbindung welches den Verstand würket, und nach und nach die Liebe, welche den Willen würket; dieses kommt eben auch aus der Vorsehung her, weil jeder Mensch von neuem geschaffen, das ist, umgebildet und verbessert werden muß, und dieses geschieht durch den Verstand; denn er muß von Kindheit an die Erkenntnisse des Wahren und Guten fassen, die ihn lehren sol- len, wohl zu leben, das ist, rechtmäsig zu wol- len und zu thun, und auf diese Art wird der Wille durch den Verstand gebildet. Um die- ses Endzwecks willen ist dem Menschen das Vermögen gegeben worden, den Verstand beynahe in das Licht, in welchem die Engel des Himmels sind, zu erhöhen, damit er se- hen möge, was er wollen und aus dem Wil- len thun müsse, auf daß er in der Welt auf eine zeitlang glücklich, und nach dem Tod in Ewigkeit glückselig sey; er wird glücklich und glückselig, wenn er sich nach Weisheit bestre- bet, und den Willen unter ihrem Gehorsam hält; hingegen wird er unglücklich und un- glückselig, wenn er seinen Verstand unter den Gehorsam des Willens hingiebt; die Ursache ist, weil der Wille von Geburt an zum Bö- sen, ja zu den größten Bosheiten geneigt ist; dahero wenn er nicht durch den Verstand ge- bändiget würde, so würde der Mensch in Schandthaten fallen, ja, vermöge seiner ein- gepflanzten wilden thierischen Natur rauben, und um seinetwillen alle die, so ihm nicht wohl- der Seele und des Körpers. wohl wollten und willfahrten, erwürgen. Ue- berdem, wenn der Verstand ohne den Willen nicht könnte vollkommen gemacht werden, und der Wille durch den Verstand, so würde der Mensch kein Mensch, sondern ein Thier seyn; denn er könnte sonst nicht ohne diese Trennung, und ohne die Erhöhung des Ver- stands über den Willen, denken, und aus der Denkungskraft reden, sondern könnte seine Neigungen nur durch einen Laut zu er- kennen geben, er könnte auch nicht aus der Vernunft handeln, sondern aus einem natür- lichen Trieb, noch viel weniger könnte er das, was GOttes ist, und durch dieses GOtt er- kennen, und also mit ihm vereinigt werden, und in Ewigkeit leben; denn der Mensch denket und will gleichsam als wie von sich sel- ber, und dieses Denken und Wollen als von sich selber ist das Gegenseitige der Verbin- dung, ( reciprocum conjunctionis ) denn es fin- det keine Vereinigung ohne das Gegenseitige ( absque reciproco ) statt, als wie auch keine Vereinigung des Thätigen ( activi ) mit dem Leidenden ( cum passivo ) ohne das Zurückwür- kende ( absque reactivo ) statt findet; GOtt allein würket, und der Mensch läßt sich be- würken, und würket wieder zurück allem An- schein nach als wenn er von sich selber wür- kete, wiewohl er innerlich von GOtt würket. Daraus kann man nun, wenn es recht be- griffen worden ist, sehen, welcherley die Liebe des Von der Verbindung des Willens eines Menschen ist, wenn sie durch den Verstand erhöhet wird, desgleichen wie sie beschaffen ist, wenn sie nicht erhöhet wird, folglich wie der Mensch beschaffen ist. Aber dieses, wie nemlich der Mensch beschaf- fen ist, wenn die Liebe seines Willens nicht durch den Verstand erhöhet wird, soll durch Vergleichungen erläutert werden; er ist wie ein Adler, der in die Höhe fliegt, so bald er aber unten Futter siehet, das ihm anständig ist, als Hennen, junge Schwäne, ja so gar junge Schaafe, sich augenblicklich herabstürzt, und sie auffrißt: er ist auch einem Verhur- ten gleich, der unten im Keller eine Hure verbirgt, und manchmal in das obere Revier des Hauses geht, und mit denen, die sich da verweilen, weislich von der Keuschheit redet, aber einmal über das andere von der Gesell- schaft schleicht, und seine Geilheit unten bey der Hure sättiget; er ist auch einem Dieb auf einem Thurm gleich, der sich allda stellet, als wenn er Wache hielte, so bald er aber unten etwas zu rauben gewahr wird, in aller Eile herabspringt, und es wegschnappet; er kann auch den Fliegen verglichen werden, die sich in sumpfigten Oertern aufhalten, und gleich- sam säulenweise über dem Kopf eines laufen- den Pferdes fliegen, so bald aber das Pferd stille steht, herabfallen, und sich wieder in ih- ren Sumpf senken: eben so ist der Mensch, dessen Wille oder Liebe nicht durch den Ver- stand der Seele und des Körpers. stand erhöhet wird, denn er steht alsdenn un- ten bey den Füssen ersoffen in dem Unreinen der Natur und in den Lüsten der Sinnen: mit denen aber, welche durch die Weisheit des Verstands die Anreizungen der Begierden des Willens bezähmen, hat es eine ganz andere Be- schaffenheit; bey diesen schließt hernach der Verstand mit dem Willen, folglich die Weis- heit mit der Liebe ein Ehebündnis, und woh- nen oben mit Ergötzungen beysammen. XIII. Daß es ganz anders bey den Thieren sey. 15. D iejenigen, welche aus dem blossen Anschein von den Sinnen des Kör- pers urtheilen, schliesen, die Thiere hätten eben auch einen Willen und Verstand wie die Menschen, und dahero bestünde der Unter- schied unter beyden blos allein darinnen, daß der Mensch reden, und also das aussprechen könnte, was er denke und begehre, die Thie- re hingegen könnten dieses nur durch den Laut zu erkennen geben; dennoch aber haben die Thiere nicht Verstand und Willen, sondern nur etwas, das beyden ähnlich ist, welches die Gelehrten das Aehnlichscheinende ( analo- gon ) nennen. Daß der Mensch ein Mensch ist, kommt daher, weil sein Verstand über Sw. Sch. III. Th. D das Von der Verbindung das Begehren seines Willens kann erhöhet werden, und dasselbe von oben herab erkennen und sehen, und es auch mäßigen kann; ein Thier hingegen ist ein Thier, weil die Begierden es antreiben zu thun, was es thut; dahero ist der Mensch ein Mensch dadurch, daß sein Wille unter der Botmäßigkeit des Verstan- des ist, das Thier hingegen ist ein Thier da- durch, daß sein Verstand unter der Botmäß- sigkeit seines Willens ist: daraus folget die- ser Slchuß, daß der Verstand des Menschen, weil er das einfliessende Licht aus dem Him- mel aufnimmt, und solches empfindet und begreift als wenn es sein wäre, und aus die- sem Licht auseinander setzend oder herleitend ( analytice ) mit allen Mannigfaltigkeiten gänz- lich wie gleichsam von sich selber denket, leben- dig ist, und daher ein wahrhaftiger Verstand ist, und daß sein Wille, weil er die einflies- sende Liebe des Himmels aufnimmt, und aus dieser Liebe als wie aus sich selber würket, lebendig, und daher ein wahrhaftiger Wille ist; bey den Thieren aber ist das Gegentheil. Dahero werden diejenigen, welche aus den Lüsten des Willens denken, den Thieren ver- glichen, und erscheinen auch in der geistlichen Welt von weitem wie Thiere; sie handeln auch auf gleiche Art, nur mit dem Unterschied, daß sie anders können, wenn sie wollen; die- jenigen hingegen, welche die Begierden ihres Willens durch den Verstand zurückhalten, und der Seele und des Körpers. und daher vernünftig und weislich handeln, erscheinen in der geistlichen Welt wie Men- schen, und sind Engel des Himmels. Mit einem Wort, der Wille und Verstand bey den Thieren hangen immer aneinander, und weil der Wille in sich blind ist, denn er kommt von der Wärme und nicht vom Licht, so macht er auch den Verstand blind, daher weiß und verstehet das Thier nicht, was es thut, und doch handelt es, denn es ist aus dem Ein- fluß aus der geistlichen Welt thätig, und ein solches Thun ist ein natürlicher Trieb. Man glaubt, ein Thier denke das, was es thut, aus dem Verstand, allein gar im geringsten nicht, sondern es wird blos aus einer natür- lichen Liebe, die es aus der Schöpfung in sich hat, mit Beyhülfe der Sinnen seines Körpers zum Thun angetrieben; daß der Mensch denkt und will, kommt einzig und allein daher, weil sich sein Verstand von dem Willen trennen läßt, und bis in das Licht des Himmels erhöhet werden kann, denn der Verstand denkt, und die Denkungskraft re- det. Daß die Thiere nach den Gesetzen der Ordnung, die in ihre Natur gelegt sind, und einige wie sittlich und vernünftig, weit an- ders als viele Menschen, handeln, kommt daher, weil ihr Verstand blindlings den Be- gierden ihres Willens unterworfen ist, und sie dahero solche durch falsche Vernunftschlüs- se nicht umkehren können, wie die Menschen. D 2 Es Von der Verbindung Es ist zu merken, daß ich durch den Willen und Verstand der Thiere im Vorhergehenden etwas denselben Aehnliches ( instar ) und Aehn- lichscheinendes ( analogon ) verstehe; so nennt man es aus dem Anschein. Man kann das Leben eines Thiers mit einem Nachtwande- rer vergleichen, der aus dem Willen mit ein- geschläferten Verstand herumgeht und han- delt: auch mit einem Blinden, der sich un- terwegens von einem Hund führen läßt: oder auch mit einem Thoren, der aus blos- ser Gewohnheit, und der daher rührenden Fertigkeit etwas regelmäßig thut: desglei- chen, mit einem, der kein Gedächtnis, und also auch keinen Verstand mehr hat, und den- noch weis oder lernet sich anzukleiden, gut zu essen, das weibliche Geschlecht zu liiben, durch die Gassen von einem Hauß zum an- dern zu gehen, und dergleichen zu thun, was den Sinnen schmeichelt und das Fleisch kü- tzelt, von deren Reitzungen und Willen er da- hin gerissen wird, ob er gleich nicht denket, und also auch nicht reden kann. Hieraus erhellet, wie sehr diejenigen straucheln, wel- che glauben, die Thiere wären mit Vernunft begabt, und nur von den Menschen durch die äuserliche Gestalt unterschieden, und auch dadurch, daß sie das Vernünftige, welches sie inwendig in sich hätten, nicht aussprechen könnten; aus welchen Betrüglichkeiten auch viele den Schluß machen, daß, wenn der Mensch der Seele und des Körpers. Mensch nach dem Tod lebt, ein Thier auch leben müßte, und im Gegentheil, wenn das Thier nach dem Tod nicht lebt, so lebte auch der Mensch nicht; und was dergleichen Träu- mereyen mehr sind, die aus der Unwissenheit dessen, was Wille und Verstand sey, inglei- chen, was die Grade seyn, durch welche das menschliche Gemüth gleichsam wie auf einer Leiter bis in den Himmel steiget, herrühren. XIV. Daß drey Grade oder Staf- feln, die bisher unbekannt gewesen, in der geistlichen Welt seyn, nach wel- chen der gesammte Einfluß geschieht. 16. D urch Erforschung der Ursachen aus den Würkungen findet man, daß zweyerley Arten der Grade seyn, die eine, in welcher das Vorhergehende und Nach- folgende, ( Priora et Posteriota ) die andere, in welcher das Grössere und Kleinere ( Ma- jora et Minora ) enthalten sind: die Grade, welche das Vorhergehende und Nachfol- gende unterscheiden, sind Grade der Höhe, oder auch die unterschiedenen ( Gradus alti- tudinis, tum etiam Discreti ) zu nennen; die Grade aber, durch welche das Grössere und Kleinere von einander unterschieden werden, sind Grade der Breite, oder auch die nach D 3 einan- Von der Verbindung einander fortgehenden ( Gradus latitudi- nis, et quoque continui ) zu nennen; die Grade der Höhe oder die unterschiedenen sind wie die Entstehung und Zusammensetzung des einen von dem andern; wie zum Exem- pel eines Nerven von den Fasern, und einer Faser von den Fäserlein; oder eines Holzes, Steins oder Metalls von den Theilen, und eines jeden Theils von den Theilgen: die Grade der Breite aber oder die nach einan- der fortgehenden sind wie das Zu- und Ab- nehmen eben desselben Grads der Höhe nach der Breite, Länge, Höhe und Tiefe, gleich- wie die Wellen des Wassers, der Luft, oder des Aethers, und wie die Massen eines Hol- zes, Steins, oder Metalls grösser und klei- ner werden. Alles und Jedes in den Welten, nemlich in der geistlichen und natürlichen, ist von der Schöpfung an in den Graden dieser zweyfachen Art; das gesammte Thierreich in diesen Graden sowohl insgemein als insbe- sondere; das ganze Gewächsreich, und das gesammte Mineralische ebenfalls; wie auch die atmosphärische Ausbreitung von der Son- ne an bis auf die Erde. Derohalben sind drey Atmosphären d. i. Aether und Luftkrei- se, die nach den Graden der Höhe stufenwei- se von einander unterschieden sind, so wohl in der geistlichen Welt, als in der natürli- chen, weil allenthalben die Sonne ist; die Atmosphären aber der geistlichen Welt haben vermöge der Seele und des Körpers. vermöge ihres Ursprungs zum Voraus, daß sie selbstständig oder geistlich sind, und die Atmo- sphären der natürlichen Welt sind ihren Ur- sprung nach materiell oder natürlich; und weil die Atmosphären nach denselben Graden aus ih- rer Urquelle abwärts steigen, und jene das Licht und die Wärme in sich halten, und gleichsam der Wagen sind, auf welchen Licht und Wärme weiter fortgeführet werden, so folget, daß drey Grade des Lichts und der Wärme sind; und weil das Licht in der geist- lichen Welt in seinem Wesen die Weisheit, und die Wärme daselbst in ihrem Wesen die Liebe ist, oben an seinem Ort gezeigt worden, so folget auch, daß drey Grade der Weisheit, und drey Grade der Liebe, und folglich drey Grade des Lebens sind; denn sie werden durch das gradiret, wodurch sie gehen. Daher kommt es, daß drey englische Himmel sind, der obere, welcher auch der dritte genennt wird, wo die Engel des höchsten Grads sind; der mittlere, der auch der andere genennt wird, wo die Engel des mittlern Grads sind, und der untere, welcher auch der erste genennt wird, wo die Engel des untern Grads sind; diese Himmel sind auch nach den Graden der Weisheit und Liebe unterschieden; diejeni- gen, welche im untern Himmel sind, stehen in der Liebe das Wahre und Gute wissen zu wollen, die so im mittlern Himmel sind, ste- hen in der Liebe das Wahre und Gute ver- D 4 stehen Von der Verbindung stehen zu wollen, und die im obern Himmel sind, stehen in der Liebe weise seyn zu wol- len, das ist, nach dem zu leben, was sie wis- sen und verstehen. Weil die englischen Him- mel in drey Grade unterschieden sind, so ist dahero auch das menschliche Gemüth, ( mens humana ) weil es das Ebenbild oder Abbil- dung des Himmels, das ist, der Himmel in einer kleinern Form ist, in drey Grade un- terschieden; daher kommt es, daß der Mensch ein Engel eines von denen dreyen Himmeln werden könne, und dieses geschieht nach Be- schaffenheit der Aufnehmung der Weisheit und Liebe von dem HErrn; ein Engel des untern Himmels, wenn er blos die Liebe auf- nimmt das Wahre und Gute zu wissen, ein Engel des mittlern Himmels, wenn er die Liebe aufnimmt das Wahre und Gute zu ver- stehen, und ein Engel des obern Himmels, wenn er die Liebe aufnimmt weise zu seyn, das ist, nach dem Wahren und Guten zu le- ben; daß das menschliche Gemüth in drey Gegenden nach den Himmeln unterschieden sey, lese man in einer Merkwürdigkeit, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, N. 270. Hieraus er- hellet, daß der gesammte geistliche Einfluß zu und in den Menschen von dem HErrn durch dieselben drey Grade heruntersteige, und daß er von dem Menschen nach dem Grad der Weis- heit und Liebe, in welchem er stehet, aufge- nommen der Seele und des Körpers. nommen werde, Die Erkänntnis von die- sen drey Graden ist heut zu Tage höchst nütz- lich und heilsam, da viele, weil sie von sol- chen nichts wissen, in dem untern Grad, in welchem die Sinnen ihres Körpers sind, sie- hen und hangen bleiben, und aus der Unwis- senheit, die eine dicke Finsternis des Verstands ist, in das geistliche Licht, welches über die- selben geht, nicht erhöhet oder versetzet wer- den können; dahero reißt der Naturalismus gleichsam von freyen Stücken ein, so bald sie sich nur vornehmen, etwas von der See- le ( de anima ) und von dem menschlichen Gemüth ( de Mente humana ) und von dessen Vernünftigseyn zu untersuchen und auszu- forschen, und noch mehr, wenn sie eine Un- tersuchung vom Himmel und von dem Leben nach dem Tod anstellen: dahero werden sie denen gleich, die auf dem Markt stehen mit Ferngläsern in den Händen und nach dem Himmel gucken, und lächerliche Wahrsage- reyen aushecken; oder auch denen, welche von allem, was ihnen vor das Gesichte kommt, und wovon sie reden hören, schwatzen und raisonniren, ohne daß sie einen Verstand da- von blicken lassen; diese aber sind wie Flei- scher, welche die Anatomie zu verstehen glau- ben, weil sie das Eingeweide der Ochsen und Schaafe äuserlich aber nicht innerlich beschaut haben. Es ist ein für allemal wahr, daß das Denken aus dem Einfluß des blosen na- D 5 türli- Von der Verbindung türlichen Lichts, das durch den Einfluß des geistlichen Lichts nicht erleuchtet worden ist, weiter nichts als eine Träumerey, und das Reden aus solchem Denken eine blose Wahrsa- gerey ist. Was die obigen Grade betrift, kann man ein mehreres davon in dem Werk von der göttlichen Liebe und göttlichen Weis- heit, das zu Amsterdam im Jahr 1763. her- ausgekommen ist, N. 173. bis 281. nach- lesen. XV. Daß im ersten Grad die End- zwecke, im andern die Ursachen, und im dritten die Würkungen seyn. 17. W er siehet nicht, daß der Endzweck nicht die Ursache sey, sondern daß er die Ursache hervorbringe, und daß die Ur- sache nicht die Würkung hervorbringe, folg- lich daß sie drey unterschiedene Dinge seyn, die in der Ordnung auf einander folgen. Der Endzweck bey dem Menschen ist die Liebe sei- nes Willens, denn was der Mensch liebet, das setzet er sich vor und ist darauf bedacht; die Ursache bey ihm ist die Vernunft seines Verstandes, denn der Endzweck sucht durch dieselbe die mittel- oder würkende Ursachen auf; und die Würkung ist die Verrichtung des Leibes aus und nach denselben; also ist dreyer- der Seele und des Körpers. dreyerley in dem Menschen, das in der Ord- nung auf einander folget eben so wie die Gra- de der Höhe: wenn diese drey darge stellt wer- den, so ist alsdenn der Endzweck inwendig in der Ursache, und der Endzweck durch die Ursache in der Würkung, bahero sind sie alle drey in der Würkung zugleich da: daher kommt es, daß es in dem Wort heißt, ein jeder sollte nach seinen Werken gerichter werden, denn der Endzweck oder die Liebe seines Willens, und die Ursache oder die Ver- nunft seines Verstands, sind in den Wür- kungen beysammen, welche die Werke seines Leibes, und folglich die Beschaffenheit des ganzen Menschen sind. Diejenigen, welche dieses nicht wissen, und die Vorwürfe der Vernunft ( objecta rationis ) nicht also unter- scheiden, können nicht anders, als daß sie die Jdeen ihrer Denkungskraft in des Epicuri Atomos, oder in Leibnitzens Monaden, oder in Wolfens einfache Substanzen einschrän- ken, und folglich ihren Verstand wie mit ei- nem Riegel verschließen, so daß er nicht ein- mal aus der Vernunft von dem geistlichen Ein- fluß denken kann, weil er an keine weitere Fortschreitung denket, denn der Autor spricht selbst von seiner einfachen Substanz, daß sie in ein Nichts verfalle, wenn sie zertheilet wür- de; denn auf diese Art bleibt der Verstand in seinem ersten Licht, welches blos von den Sin- nen des Körpers herrührt, stehen, und geht keinen Von der Verbindung keinen Grad weiter; woher es dann kommt, daß man ehe nicht anders wissen, als daß das Geistliche ein subtil Natürliches sey, und daß die Thiere eben auch Vernunft hätten wie die Menschen, und daß die Seele ein Hauch des Windes sey, wie der, so aus der Brust ausgehaucht wird, wenn man stirbt; und was dergleichen mehr ist, so nicht von dem Licht, sondern aus dicker Finsternis herkommt. Weil alles in der geistlichen Welt, und auch alles in der natürlichen Welt nach denselben Graden stufenweise fortgehet, wie ich im vor- hergehenden Abschnitt gesagt habe, so ist ganz klar, daß, diese Grade erkennen und unter- scheiden, und in der Ordnung sehen, eigent- lich die Erkänntnis ( intelligentia ) ist; ein jeder Mensch wird auch durch dieselben er- kannt, wie er nemlich beschaffen ist, wenn man seine Liebe weiß, denn der Endzweck, wie ich gesagt habe, welcher dem Willen ei- gen, und die Ursachen, welche dem Verstand eigen, und die Würkungen, welche dem Leib zugehören, folgen aus seiner Liebe, wie aus dem Saamen ein Baum, und aus dem Baum die Frucht kommt. Es giebt eine dreyfache Art Liebe, die Liebe des Himmels, die Liebe der Welt, und die Liebe sein selbst; die Liebe des Himmels ist geistlich, die Liebe der Welt ist materiell, und die Liebe seiner selbst ist kör- perlich; wenn die Liebe geistlich ist, so bringt alles das, was aus ihr erfolgt, als wie die Formen der Seele und des Körpers. Formen von ihren Wesen, die Eigenschaft mit, daß es geistlich ist; ingleichen wenn die herrschende Liebe die Liebe der Welt oder des Reichthums, und also materiell ist, so bringt auch alles, was aus ihr erfolgt, als wie das Geurständete von seinem Urstand oder Grund- anfang, ( principiata a suo principio ) die Ei- genschaft mit, daß es materiell ist; desglei- chen, wenn die herrschende Liebe die Liebe sei- ner selbst oder die Erhebung über alle andere, und also körperlich ist, so bringt alles, was aus ihr herrührt, die Eigenschaft mit, daß es körperlich ist, darum weil der Mensch, bey dem diese Liebe herrscht, nur auf sich al- lein sieht, und folglich die Gedanken seines Gemüths ( mentis ) in den Körper versenkt; derohalben, wer, wie ich bereits oben gesagt habe, die herrschende Liebe eines Menschen erkennet, und auch zugleich die Fortschrei- tung der Endzwecke zu den Ursachen, und der Ursachen zu den Würkungen, welche drey in der Ordnung nach den Graden der Höhe auf einander folgen, der kennet den ganzen Menschen; auf solche Art erkennen die En- gel des Himmels einen jeden, mit dem sie spre- chen; sie vernehmen seine Liebe aus dem Ton seiner Rede, aus dem Angesicht sehen sie sei- ne innere, und aus den Geberden des Kör- pers seine äussere Gestalt. XVI. Daß Von der Verbindung XVI. Daß daraus erhelle, welcher- ley der geistliche Einfluß von seiner Urquelle an bis zu den Würkungen ist. 18. E s ist bisher ein geistlicher Einfluß von der Seele in den Körper, nicht aber von GOtt in die Seele, und von daher in den Körper statuirt worden; und dieses ist daher gekommen, weil kein Mensch von der geistlichen Welt, und von der Sonne darin- nen, woraus alles Geistliche als aus seiner Quelle fließt, und folglich von dem Einfluß des Geistlichen in das Natürliche etwas ge- wußt hat. Weil mir nun gegeben worden ist, zugleich in der geistlichen Welt und in der natürlichen zu seyn, und also beyde Wel- ten und beyde Sonnen zu sehen, so bin ich nach meinem Gewissen verbunden solches zu offenbaren; denn was hilft das Wissen, wenn nicht das, was einer weiß, auch der andere weiß, was wäre sonst jenes ohne dieses an- ders, als Schätze sammlen und in einem Schrank verbergen, und solche nur manch- mal ansehen und zählen ohne die geringste Ab- sicht zu haben Nutzen damit zu stiften; der geistliche Geitz ist nichts anders. Damit man aber vollständig wissen möge, was und wel- cherley der geistliche Einfluß ist, so ist nöthig zu wissen, was in seinem Wesen das Geist- liche, der Seele und des Körpers. liche, und was das Natürliche, wie auch, was die menschliche Seele ( anima humana ) ist; damit nun diese kleine Abhandlung we- gen Unwissenheit dieser Dinge nicht mangel- haft sey, so ist nöthig, daß man einige Merk- würdigkeiten, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, und zwar von dem Geistlichen, N. 326 bis 329; ingleichen von der menschlichen Seele, N. 315; und von dem Einfluß des Geistli- chen in das Natürliche, N. 380, und wei- ter N. 415 bis 422. nachlese und sich Raths erhole. 19. Diesem will ich diese Merkwürdig- keit beyfügen. Da ich dieses geschrieben hatte, betete ich zu dem HErrn, auf daß mir gegeben würde, mit Aristotelis, Cartesti und Leibnitzens Anhängern zu reden, und zwar um ihre Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper zu vernehmen: nach meinem Gebet waren neun Personen zugegen, nemlich drey Aristoteliker, drey Car- tesianer und drey Leibnitzer, und stunden um mich herum, zur linken Seite die Anbeter Aristotelis, zur Rechten die Anhänger Carte- sti, und hinten die Verehrer Leibnitzens; von weiten und in einer Entfernung von einan- der kamen ihrer drey wie mit Lorbeern ge- krönte zum Vorschein, und aus der einflies- senden Empfindung wurde ich gewahr, daß es Von der Verbindung es die Vorgänger oder Hauptlehrer sebst wa- ren, hinter dem Leibnitz stunde einer, der ei- nen Zipfel von dessen Kleid in der Hand hiel- te, und man sagte, es wäre Wolf. Die- se neun Personen, als sie einander ansahen, grüßten einander mit artigen Worten, und redeten einander an. Aber alsbald stieg ein Geist mit einer Fackel in der rechten Hand von unten herauf, und fuhr ihnen damit vor den Gesichtern herum, den Augenblick wur- den sie Feinde, drey wider drey, und gaben einander häßliche Gesichter; denn es kam ih- nen die Begierde an zu zanken und zu strei- ten; und alsdenn huben die Aristoteliker, welche auch Scholastiker waren, an und sprachen: wer siehet nicht, daß die Gegen- stände durch die Sinnen in die Seele einflies- sen, als wie einer durch die Thür in das Ge- mach eingeht, und daß die Seele nach dem Einfluß denke? Jst es nicht wahr, wenn zum Exempel ein Liebhaber eine schöne Jung- fer oder Braut siehet, strahlen da nicht seine Augen und leiten seine Liebe in die Seele über? Jst nicht der Geitzige, wenn er einen Beutel mit Geld sieht, mit allen Sinnen darauf erpicht, und erregt durch sie in seiner Seele die Begierde, ihn zu besitzen? Spitzt nicht der Ehrgeitzige, wenn ihm von einem andern Lobeserhebungen gemacht werden, die Ohren, und bringen diese nicht das Lob in die Seele? sind nun die Sinnen des Kör- pers der Seele und des Körpers. pers nicht einzig und allein der Eingang in die Seele? Kann nun einer aus diesem und unzählig andern dergleichen anders schliessen, als daß der Einfluß aus der Natur oder phy- sicalisch sey? Hierauf versetzten die Cartesia- ner, welche die Finger unter die Stirne hiel- ten, und nun wegthäten, und sprachen: ey, ey, ihr redet nach dem Anschein; wisset ihr denn nicht, daß die Augen nicht aus sich, son- dern aus der Seele die Jungfer oder Braut lieben; ingleichen, daß die Sinnen des Kör- pers nicht aus sich, sondern aus der Seele das Geld im Beutel begehren; desgleichen, daß die Ohren eben auch nicht anders das Lob der Schmeichler vernehmen; Jst es nicht die Vorstellung, die das Empfinden verur- sacht, und die Vorstellung kann man von der Seele und nicht von dem Werkzeug sagen; sagt einmal, wenn ihr anders könnet, ob etwas anders die Zunge und Lippen zum Re- den veranlasse als die Denkungskraft, und ob etwas anders die Hände zum Thun an- treibe als der Wille, und Denken und Wol- len ist der Seele und nicht dem Körper eigen; folglich ist es nichts anders als die Seele, welche die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, und die übrigen sinnlichen Werkzeu- ge zum Empfinden veranlaßt; hieraus und aus unzählig andern dergleichen macht ein jeder, der über das Sinnliche des Körpers hinausdenkt, den Schluß, daß kein Einfluß Sw. Sch. III. Th. E des Von der Verbindung des Körpers in die Seele, sondern ein Ein- fluß der Seele in den Körper, den wir auch den gelegenheitlichen oder geistlichen Einfluß nennen, vorhanden sey. Hierauf erhoben drey Personen, die hinter den drey vorigen stunden, und Leibnitzens Verehrer waren, ihre Stimme, und sprachen: wir haben die Beweise von beyden Seiten gehört, gegen einander gehalten, und vernommen, daß die- se in vielen Stücken wichtiger sind, als jene, und jene in vielen Stücken wichtiger als die- se, derowegen wollen wir mit eurer Erlaub- niß dem Streit ein Ende machen; und auf die Frage: nie? sagten sie: es giebt keinen Einfluß der Seele in den Körper, und auch keinen des Körpers in die Seele, sondern es ist eine einmüthige und auf einen Punkt hin- auslaufende Würkung beyder zugleich, die der berühmte Autor mit einem schönen Na- men, nemlich mit der vorherbestimmten Uebereinstimmung, bezeichnet hat. Hier- auf kam wiederum ein Geist mit einer Fa- ckel in der Hand, aber nun in der linken, zum Vorschein, und fuhr damit um ihre Hinter- häupter herum, den Augenblick wurden ih- rer aller Jdeen confus, und schryeen alle zu- sammen: weder unsere Seele noch unser Kör- per weiß, welche Meynung wir ergreifen sol- len, darum wollen wir diesen Streit durch das Loos entscheiden, und dem Loos, das zu- erst heraus kommt, Beyfall geben; und sie nah- der Seele und des Körpers. nahmen drey Zettelchen, und schrieben auf eines: physicalischer Einfluß; auf das andere: geistlicher Einfluß; und auf das dritte: vorherbestimmte Uebereinstim- mung; und sie thäten diese drey Zettelchen in einen Hut; und erwählten einen, der sie herausnehmen sollte, und so bald er hinein- gegriffen, erwischte er das, worauf geschrie- ben stunde: geistlicher Einfluß; da sie es gesehen und gelesen hatten, sprachen sie alle, doch etliche mit hellen und fliessenden, etliche aber mit unvernehmlichen und an sich gehaltenen Ton: dabey soll es bleiben, weil es zuerst herausgekommen ist. Den Augen- blick aber stunde ein Engel dabey und sagte: glaubt ja nicht, daß das Zettelchen für den geistlichen Einfluß etwa von ohngefehr her- ausgekommen sey, es ist durch eine Vor- ficht geschehen; denn weil ihr in confusen Jdeen seyd, so sehet ihr seine Wahrheit nicht ein, allein es hat sich die Wahrheit selbst in seine Hand gespielt, damit ihr solcher beystim- men möget. 20. Jch wurde einstmahlen gefragt, wie ich aus einem Philosophen ein Theologe wor- den wäre, und darauf antwortete ich, auf eben die Art, wie die Fischer zu Jüngern und Apo- steln von dem HErrn sind gemacht worden; und daß ich auch von meiner ersten Jugend E 2 an Von der Verbindung an ein geistlicher Fischer gewesen bin; hier- auf wurde ich wieder gefragt, was denn ein geistlicher Fischer sey, und ich antwor- tete, daß ein Fischer in dem Wort und des- sen geistlichen Sinn einen Menschen andeu- te, der erstlich die natürlichen Wahrheiten, und hernach die geistlichen vernünftigerweise ausforschet und lehret; auf die Frage: wie dieses bewiesen werden könnte, antwortete ich, aus diesen Stellen des Worts: Das Wasser in den Seen wird vertrocknen, dazu der Strom wird versiegen und ver- schwinden, derowegen werden die Fi- scher trauren, und alle die, so Angel ins Wasser werfen, werden klagen, Jes. 19, 5. 8. An dem Strom, dessen Wasser ge- sund wurde, stunden die Fischer von Engeddi, da spannten sie ihre Fischgar- ne auf, nach ihrer Art waren ihre Fi- sche, wie die Fische des grossen Meers, sehr viele, Ezech. 27, 9. 10. Siehe, ich will viel Fischer aussenden, spricht der HErr, die sollen die Kinder Jsrael fischen, Jerem. 16, 16. Hieraus erhellet, warum der HErr die Fischer zu seinen Jüngern aus- erlesen und gesagt hatte: Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern ma- chen, Matth. 15, 18. 19. Marc. 1, 16. 17; und warum er zu Petro sagte, nachdem er eine grosse Menge Fische beschlossen hatte: von nun an wirst du Menschen fahen, Luc. der Seele und des Körpers. Luc. 5, 9. 10. Nachgehends habe ich den Ur- sprung dieser Bedeutung der Fischer in dem Buch: geoffenbarte Offenbarung Johan- nis, bewiesen: nemlich weil das Wasser, N. 50. 932; desgleichen auch der Fluß, N. 409. 932. das natürliche Wahre; und ein Fisch diejenigen bedeutet, die im natürlichen Wahren sind, N. 405; so deuten dahero auch die Fischer diejenigen an, welche den Wahrheiten nach- forschen und sie lehren. Hierauf antwor- tete der, so mich gefragt hatte, und sagte: nunmehr kann ich verstehen, warum der HErr die Fischer zu seinen Jüngern er- nannt und auserlesen hatte, und darum wundere ich mich nicht, daß er sie auch dazu ausersehen hat, weil sie, wie sie gesagt haben, von ihrer ersten Jugend an im geistli- chen Sinn, ein Fischer, das ist, ein Nachfor- scher der natürlichen Wahrheiten gewesen sind; daß sie nun ein Nachforscher der geistlichen Wahrheiten sind, ist die Ursache, weil diese auf jene gegründet werden. Er setzte noch hinzu, weil es ein Mann von Vernunft war: daß der HErr allein erken- ne, wer tüchtig sey, die geistlichen Wahr- heiten, die zu seiner neuen Kirche gehören, zu fassen und zu lehren, ob es einer unter den Dienern derselben seyn müsse. Ueber- dem, welcher Theologe unter den Christen hat wohl nicht vorher auf den hohen Schu- len die Philosophie studirt, ehe er die Wür- E 3 de Von der Verbindung der ꝛc. de eines Theologen erlangt hat; woher hätte er sonst die Erkenntniß? Endlich sag- te er: weil Sie ein Gottesgelehrter wor- den sind, so eröffnen Sie doch was ihre Theologie sey; und ich antwortete: daß diese zwey Stücke, nemlich daß ein ein- ziger GOtt sey, und daß eine Verbin- dung der Liebthätigkeit und des Glau- bens sey, die Grundsätze derselben sind; hierauf versetzte er: wer leugnet diese? ich antwortete: die heutige Theologie, wenn man sie in ihrem Jnnern besiehet. Emanuel Emanuel von Swedenborg von den Erdbällen in unserer Sonnenwelt, oder den sogenannten Planeten: und von den Erdbällen in den gestirrnten Himmel, und von ihren Einwohnern; wie auch von den Geistern und Engeln daselbst; So, wie es gehöret und gesehen worden. An Herrn *** H alten Sie mirs zu gut, verehrungswür- diger Freund! daß Jhnen gegenwär- tigen Versuch einer Uebersetzung vor- lege, woran mich zum Zeitvertreib bey müßi- gen Stunden gewagt habe. Es sind Nach- richten von den Erdbällen der Planeten und ihren Einwohnern. Die bekannten Vorschlä- ge zu einem moralischen System von dem Hob- besio, Puffendorf, Thomasio, Wolfen u. a. m. die Bewohner unserer Erde vernünftiger und besser zu machen, und die auserlesene Schrif- ten des Fontenelle von mehr als einer Welt, worinn derselbe unter Beziehung auf eine in Iateinischer Sprache geschriebene Chinesische Chronik nicht alle Sterne als bewohnt ver- muthet, und aus Hugenii Cosmothcoro die Einwohner nach der Distanz der Nähe der Sonne vorbildet, haben mich lüstern gemacht, diese Nachrichten zur Hand zu bekommen. Jch bin es auch wohl zufrieden, mir darüber Mühe gegeben zu haben, da ich Jhnen nicht bergen kann, daß mich die Beschreibung von E 5 den Anmerkung . den moralischen Beschaffenheiten der angeb- lichen Einwohner nicht wenig ergötzt, und sich meinen geringen Einsichten nach leichtlich behaupten läßt, daß diesen Nachrichten, es verhalte sich die Sache wie sie wolle, in Ab- sicht auf die Wahrheit, wenigst die Stelle ei- nes klugen Romans mit gutem Fug einge- raumt werden möge. Vielleicht reuet mich in reifferen Jahren meine Bemühung noch weniger, und vielleicht sehe ich alsdann etwas mehr als diese sceptische Vermuthung. Jn- dessen leben Sie wohl, theurester Freund, und erlauben in wahrer Hochachtung Dero fortwährender Liebe und Freundschaft mich aufs angelegentlichste empfehlen zu dürfen. Schriebs den 3. May 1770. N. N. Anmerkung. Da ich in meinem vorangeschickten Schrei- ben an H. *** einer Nachricht aus einer Chinesischen Chronik gedacht, so will ich noch die eigene Worte hier einrucken, wie sie in Fontenelle Tractat von mehr als einer Welt vorkommen. p. m. 227. „Jch habe ihnen nunmehr alle neue Zei- „tungen aus dem Himmel gesagt, und ich „glaube nicht, daß es noch neuere gebe. Es „ist mir leyd, daß sie nicht so wunderwür- „dig Anmerkung . „dig und erstaunend sind als einige Anmer- „kungen, die ich neulich in einer kurzgefaß- „ten Chinesischen Chronick las, welche la- „teinisch geschrieben ist. Man siehet da- „selbst tausend Sterne mit einem grossen „Gerassel vom Himmel ins Meer fallen, oder „sich auflösen und in Regen verwandlen, die- „ses hat man in China mehr als einmal ge- „sehen. Diese Anmerkung habe ich in „zweyen sehr verschiedenen Zeiten gefunden; „ohne des Sterns zu gedenken, der sich ge- „gen Morgen zerspaltet, wie eine Rackete, „und allezeit ein grosses Geräusch machet. „Es ist verdrießlich, daß diese herrliche Din- „ge für China allein aufbehalten worden, „und daß unsere Länder niemals einen Theil „daran gehabt haben. Es ist gar lange, daß „unsere Philosophen glaubten, es wäre aus „der Erfahrung gewiß, daß der Himmel und „alle himmlische Cörper unvergänglich und „unveränderlich wären, und zu dieser Zeit „sahen die Leute am andern Ende der Erde, „daß sich die Sterne zu tausenden auflö- „seten. Das ist ja ein groser Unterschied „in Meynungen.“ Durch diese Chinesi- sche Urkunden scheint Fontenelle in seiner plutalité des mondes etwas irre geworden zu seyn, und wenigstens hat er sich scheinbar ge- macht, daß er sie nicht sine formidine oppo- siti behauptet. Dürfte Anmerkung . Dürfte ich es wagen einen Schluß hier- aus zu machen, so gienge er dahin, daß in den sichtbaren Naturwerken immer so viel contra als pro liegt, nur daß uns GOtt in vielem einen Vorhang vorgezogen: denn nach Swedenborg und Fontenelle sind unzählige Welten, und nach den Chinesischen Nachrich- ten können die Sterne litteraliter nach Aus- sage der heiligen Schrift vom Himmel fal- len. Hier hat man also so viel pro als con- tra. Unter dieser Betrachtung geht mir eine wichtige Anmerkung bey; es fragt sich nem- lich, ob GOttes Größe durch eine unendli- che Reihe der Welten mehr gepriesen werde, als durch eine in gewisse Gränzen des Uni- versi eingeschlossene determinirte Zahl der Welten, in Absicht auf unsere Erde. Mei- nes unvorgreiflichen Ermessens führet jenes eine Nothwendigkeit, und dieses eine Con- tingenz mit sich. Gottes Allmacht und Frey- heit dünkt mich aber gröser, wenn endlich das Universum auf etwas determini rtes Voll- kommenes hinaus lauft, als wenn ein ewi- ger Circul der Wesen ohne einen letzten Ter- minum der Vollkommenheit ist. Weil so viel pro als contra in der Natur ist, so muß ich den Marquis d’Argens loben, der endlich, müde an dem Septicismo, seine Zuflucht zu den Aussprüchen des höchsten Verstands in der Offenbarung genommen, und Anmerkung . und seinen Gedanken, so gut er glaubte, Grän- zen gesetzt hat. Wenn man mit obgemeldeten Herabfallen der Sterne vergleicht, was in heiliger Schrift zu lesen, so müssen wir bekennen, daß, wenn schon in heiliger Schrift die Ermahnung an uns ergehet: Jes. 40, 26. Hebet eure Au- gen in die Hohe und sehet, wer hat sol- che Dinge geschaffen, und führet ihr Heer bey der Zahl heraus, der sie alle mit Na- men nennet? daß gleichwol an den andern Orten stehet Jes. 51. Hebet eure Augen in die Höhe, der Himmel wird in Salz auf- gelöset werden, nimlachu haschamajim, o- der wie ein Rauch vergehen; und Jes. 34, 4. Es wird ein Heer des Himmels verfaulen, oder in seine Stäublein zu- rückgehen. Und damit man dieß nicht nur als eine spielende Redart ansehe, so wird es erläutert, der Himmel wird eingerollt wer- den wie eine Rolle, und alle sein Heer (der Fixsterne) wird verwelken wie ein Blatt am Weinstock, und wie ein dürr Blatt am Feigenbaum. Und da dieß so nachdenklich wiederhohlt wird, Apoc. 6, 13. die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft: so muß dem der vor GOttes Re- de Respect hat, beygehen, GOtt hat dieß mit großem Bedacht in klar deutliche Worte ver- faßt; Anmerkung . faßt; damit einmal GOtt legitimirt werde in seinen Worten, wenn die Wahrheit von allem Zweifelmachenden Schein entblößt da stehen wird. Es könnte einem leicht so vor- kommen, es seyen orientalische Wortspiele: aber da der höchste Verstand in heiliger Offen- bahrung diese Worte mit so grossem Nach- druck wiederholet, so sehen wir wohl, daß GOtt hiedurch sich etwas aufs Zukünftige vorbehalten hat, da wir werden sehen die Himmel, seiner Finger Work, den Mon- den und Sterne die er bereitet, Ps. 8. und zwar in Vergleichung mit denen Absichten GOttes auf die Erde, und die Ersilinge der Menschen. GOtt probirt die sterbliche Men- schen, die in so viel Zweifel stecken, ob sie sich wollen durch Gottes hohe und wahrhaftige Worte heraus helfen, und auch in diesen Dingen zum Glauben bringen lassen. Wahr ist, daß dieß nicht eigentlich dazu gehöret, se- lig zu werden; weil wir aber doch einmal se- hen werden, wie wir gehört haben, so ist kei- ne Entschuldigung zu sagen: das nutzt mich nichts, ich hab keine Zeit darüber zu refle- ctiren. Es ist wunderbar, daß GOtt die Juden für das weiseste Volk preiset, da sie doch in gewissen Dingen, wie die Jünger JEsu selbst so unverständig waren: die Antwort liegt Ps. 8, 3. Als solche Kinder, die doch am Ver- ständ- Anmerkung . ständniß der vortreflichsten Dinge sollen vollkommen werden 1 Cor. 14, 20. lesen wir die Worte Jes. 51, 16. Jch lege mein Wort in deinen Mund, und bedecke dich (gegen die Zweifler) unter dem Schat- ten meiner Hände, bis ich den Himmel pflanze und die Erde gründe, und zu Zion spreche: du, du bist mein Volk. Welch grose Worte sind das! Sehen wir die Milchstraße an, so wissen alle Gelehrten nicht, was es bedeutet: aber es kommt denen, wel- che GOttes Wort für nachdrücklich halten, sehr wahrscheinlich vor, daß GOtt mit dieser Milchstraße etwas vorhabe auf die künftigen Aeonen, nemlich es ist eine Pflanzstätte der Kräften GOttes, darüber wir singen: Lo- bet den HErrn in seinem Heiligthum; lobet Jhn in der Ausbreitung, oder in dem grossen Raum seiner concentrirten Stär- ke, wie das Grundwort besagt; lobet Jhn in seinen Ueberwindungs-Kräften; lo- ber Jhn in der Vielheit seiner Grösse. Ps. 150, 1. Aber wie sollen wir Jhn lo- ben, wenn wir von allen diesen Dingen nichts zu wissen begehren, wenn wir sagen: diß sind keine Glaubens-Artikel. Gebückt sollen wir hineinschauen in den grossen Rath GOttes, nicht so spielender und indifferenter Weise, wie es diejenigen gewohnt sind, die nichts begehren zu erkennen, als wie sie Von den Erden sie auf Christi Verdienst selig sterben, wenn sie schon mit ihrem anvertrauten Pfund nichts zu erwuchern sich vorgesetzt haben. Von den Erden in dem Weltall. W eil mir aus göttlicher Barmherzigkeit das Jnnerste meines Geistes aufgeschlossen, und mir dadurch gegeben worden, mit Gei- stern und Engeln zu reden, welche nicht allein unserer Erde nahe sind, sondern auch mit denen, welche neben andern Erden sich be- finden; so ist mir, weil ich ein Verlangen gehabt habe zu wissen, ob es noch andere Er- den gebe, und wie sie und ihre Einwohner beschaffen seyen, von dem HErrn gegeben worden, mit den Geistern und Engeln, wel- che aus andern Erden sind, zu reden und um- zugehen, mit einigen einen Tag, mit andern eine Woche, und mit einigen Monate lang, und von ihnen von denjenigen Erden, aus welchen und neben welchen sie waren, von dem Leben der Einwohner, von den Sitten, von ihrem Gottesdienst, und von mancher- ley merkwürdigen Dingen daselbst unterrich- tet zu werden; und weil mir diese Dinge auf solche Weise zu erkennen gegeben worden, so will ich sie nun nach dem, was ich gehört und gesehen habe, beschreiben. Es in dem Weltall, Es ist zu wissen, daß alle Geister und En- gel aus dem menschlichen Geschlechte sind, daß sie neben ihrer Erde sind, und daß sie wis- sen, was daselbst vorgehe, und daß der Mensch von ihnen unterrichtet werden könne, dem das Jnnere dergestalt geöffnet ist, daß er mit ihnen reden und umgehen kann. Denn der Mensch ist in seinem Wesen ein Geist, und sleht zugleich nach seinem Jnnwendigen in ei- ner Gemeinschaft mit Geistern: daher kann derjenige, dem GOtt das Jnnere aufgeschlos- sen, mit ihnen, wie ein Mensch mit dem an- dern, reden; und dieses ist mir jetzt täglich seit vielen Jahren erlaubt worden. Daß mehrere Erden, und auf ihnen Menschen und daher Engel und Geister seyen, ist in dem an- dern Leben nur allzu wohl bekannt: denn es ist daselbst einem jeden, der es aus Liebe zur Wahrheit und folglich um des Nutzens wil- len verlangt, erlaubt, mit den Geistern an- derer Erden zu reden, und daher von der Viel- heit der Welten vergewissert zu werden, zum gewissen Unterricht, daß das menschliche Ge- schlecht nicht nur aus einer einigen, sondern aus unzähligen Welten sey, und überdiß, wie sie geartet seyen, was für eine Art zu leben, und was für einen Gottesdienst sie haben. Jch habe öfters davon mit Geistern unserer Erde geredet, die mir gesagt, daß ein Mensch der Verstand hat, aus vielen Sachen, die er weiß, auch wissen könne, daß es noch mehre- Sw. Sch. III. Th. F re Von den Erden re Erden, und auf ihnen Menschen gebe: denn man kann aus der Vernunft schliessen, daß so grosse Lasten, wie die Planeten sind, deren einige an Grösse diese Erde übertreffen, nicht leer, und nur dazu erschaffen seyen, daß sie blos um die Sonne laufen, und mit ihrem geringen Licht nur für eine Erde leuchten, sondern daß ihr Nutzen viel grösser, als die- ser seyn müsse. Wer nun glaubt, wie es auch ein jeder glauben soll, daß GOtt dieses Welt- all zu keinem andern Endzweck erschaffen ha- be, als daß ein menschliches Geschlecht, und hierauf ein Himmel vorhanden sey, indeme das menschliche Geschlecht eine Pflanzstadt des Himmels ist, derselbe kann nicht anderst, er muß glauben, daß es Menschen gebe, wo nur irgend eine Erde ist. Daß die Plane- ten, welche unsern Augen sichtbar sind, weil sie innerhalb den Gränzen dieser Sonnen- welt sind, Erden seyen, kann man daraus deutlich wissen, daß sie Cörper von einer ir- dischen Materie sind, weil sie das Licht der Sonne zuruck werfen, und wann man sie durch optische Gläser betrachtet, gar nicht wie die Sterne von einer röthlichen Flamme, sondern wie Erde dunkelfärbig ( ex obscuris variegati ) erscheinen; man kann es auch dar- aus wahrnehmen, weil sie, gleich unserer Er- de, um die Sonne laufen, und in dem Thier- kreis fortgehen, und daher Jahre und Jahrs- zeiten, als da sind Frühling, Sommer, Herbst und in dem Weltall. und Winter machen; gleichermassen, daß sie, wie unsere Erde, sich um ihre Axe drehen, und daher Tage und Tagszeiten, als Morgen, Mittag, Abend und Nacht, machen, und daß überdas einige von denselben, Monden haben, welche man Trabanten nennt, die sich nach gesetzten Zeiten um ihre Erden, wie der Mond sich um die unsere, drehen: und daß der Saturn, weil er am weitesten von der Sonne entfernt ist, einen grossen leuchten- den Ring ( cingulum ) habe, welcher derselben Erde vieles, obwohlen zuruckgeworfenes, Licht gibt. Wer kann jemalen, wofern er dieses weiß, und aus der Vernunft bedenkt, vorgeben, daß dieses leere Cörper seyen? Ueber diß habe ich mit den Geistern ge- redt, daß ein Mensch daraus glauben kön- ne, daß in dem grossen All, mehrere Erden als nur Eine seyen, weil der Sternenhimmel so unermeßlich, und die Sterne darinn so unzählig seyen, deren ein jeder an seinem Ort oder in seiner Welt eine Sonne ist, und gleich unserer Sonne, in einer verschiedenen Grösse: wer es recht bedenkt, der schließt, daß dieses Ganze, das so unermeßlich ist, nichts anders als ein Mittel zu einem End- zweck seyn könne, welches nun das letzte Ziel der Schöpfung ist, nemlich das Reich der Himmel, in welchem GOtt mit den Engeln und Menschen wohnen kann. Denn die F 2 ganze Von den Erden ganze sichtbare Welt, oder der Himmel mit so viel unzähligen Sternen, welche eben so viele Sonnen sind, ist nur ein Mittel, daß Erden da seyen, und auf ihnen Menschen, aus welchen das Himmelreich besteht. Hier- aus kann ein vernünftiger Mensch nicht an- ders denken, als daß ein unermeßliches Mit- tel zu einem so grossen Endzweck, nicht für das Menschlichꝛ Geschlecht, und daher für den Himmel, nur aus Einer Erde gemacht sey; was wäre dieses für GOtt den unend- lichen, gegen dem tausend, ja Millionen Er- den, so sie alle voll Einwohner wären, we- nig oder gar nichts zu rechnen wären? Ueber das ist der Himmel der Engel so unermeßlich, daß er mit einem jeden Glied des Menschen eine Verhältniß hat, und Mil- lionen Geister haben ein Verhältniß mit je- dem Glied, Werckzeug und Eingeweide und auch mit einer jeden Neigung Das zielt auf den grossen Raum, darein jede Creatur nach Ablegung ihrer ersten Kruste oder Hütte locirt wird, welches wohl eine Figur eines Polygoni haben könn- te, es hat aber die Figur eines grossen Men- schen, weil Christus der Menschen Sohn ist. , daß also dieser Himmel nach allen seinen Ueberein- stimmungen aus den Einwohnern vieler Er- den bestehen und harmoniren müsse. Es in dem Weltall. Es gibt Geister, deren einige Bemühung dahin gehet, sich Erkenntnisse zu erwerben, weil sie daran allein ein Vergnügen haben, derowegen ist es diesen Geistern erlaubt her- um zu schweben, und auch aus dieser Son- nenwelt in andere zu gehen, und sich Kennt- nisse zu verschaffen: diese sagten, daß nicht allein Erden, auf welchen Menschen sind, in dieser Sonnenwelt seyen, sondern auch ausser derselben in dem Sternenhimmel in sehr grosser Anzahl. Diese Geister sind aus dem Planeten Mercur. Was den Gottesdienst der Einwohner anderer Erden überhaupt betrift, so erken- nen daselbst alle, welche keine Götzendiener sind, den HErrn für den einigen GOtt: denn sie beten GOtt nicht als einen unsicht- baren GOtt an, sondern als einen sichtba- ren, auch aus der Ursache, weil, wann ih- nen GOtt erscheinet, er in einer menschli- chen Gestalt erscheinet; wie ehemalen dem Abrabam und andern auf dieser Erde: und welche GOtt unter der menschlichen Gestalt anbeten, die werden alle von dem HErrn an- genommen. Sie sagen auch, daß niemand GOtt recht verehren, noch weniger aber mit ihm verbunden werden könnte, wenn er Jhn nicht unter einer Idée begreife, und daß er nicht anders als unter der menschlichen Form begriffen werden könne; und wenn F 3 es Von dem Planeten es nicht so wäre, so würde das innerliche Gesicht verstreut werden, welches ein Ge- denkbild von GOtt ist, wie das Gesicht des Auges, wann es diese Welt ohne End und Gränzen ansieht, und daß man alsdann auf die Gedanken kommen müsse, die Natur oder die Welt seye GOtt. Als man ihnen sagte, daß der HErr auf unserer Erde die menschli- che Gestalt angenommen, haben sie es lange hin und her erwogen, und bald gesagt, daß dieses um des Heils der Menschen willen geschehen. Von der Erde/ oder dem Pla- neten Mercur, und von seinen Gei- stern und Einwohnern. D aß der ganze Himmel einen einigen Men- schen vorstelle, der daher der größte Mensch Der Raum, worein man nach dem Tod versetzt wird, geht nicht ins Unendliche, also hat er eine Figur, ob es nun ein gros- ses Polygon sey, oder eine Figur eines Menschen, ist contingent und keine ridi- cule Idée, wenn man es philosophisch an- sieht. genennt wird, und daß ein je- des Glied bey dem Menschen, sowohl sein innerliches als sein äusserliches, ein Verhält- niß mit diesem Menschen oder Himmel ha- be, Mercur ꝛc. be, ist ein Geheimniß das noch nicht in der Welt bekannt ist, daß es aber also sey, habe ich aus vielem gewiesen. Diesen größ- ten Menschen aber zu bestimmen, sind dieje- nigen allein nicht genug, welche von unserer Erde in den Himmel kommen, diese sind als wenige anzusehen, sie werden aus mehreren anderen Erden seyn, der HErr wird Vor- sehung thun, daß, so bald es an einem Ort fehlt, was für eine und wie viel Verhältniß es seyn solle, alsbald Geister aus andern Er- den berufen werden, welche sie anfüllen, da- mit die Ursache offenbar sey und also der Him- mel bestehe. Was die Geister des Planeten Mercurs in diesem größten Menschen vorstellen, ist mir auch aus dem Himmel entdeckt worden, daß sie nemlich das Gedächtniß aber nur des- jenigen vorstellen, welches von irrdischen und blos materiellen Dingen abgesondert ist. Weil mir aber mit ihnen zu reden gegeben worden, und dieses mehrere Wochen lang, und zu hö- ren wer sie seyen, und zu erforschen, wie es mit denjenigen, die in jener Erde sind, stehe; so will ich meine eigene Erfahrung anführen. Es kamen Geister zu mir, und man sag- te mir aus dem Himmel, daß sie aus der Er- de, die der Sonne am nächsten ist, welche wir auf unserer Erde den Mercur nennen, F 4 seyen, Von dem Planeten seyen, und sie haben alsbald, da sie gekom- men, aus meinem Gedächtniß untersucht, was ich wisse. (Solches können diese Geister am geschick- testen thun: denn wenn sie zu dem Men- schen kommen, sehen sie alles in seinem Ge- dächtniß, was daselbst ist.) Als sie nach unterschiedenen Dingen frag- ten, und unter andern auch nach den Städ- ten und Oertern, wo ich gewesen war, nahm ich wahr, daß sie die Tempel, Palläste, Häu- ser und Gassen nicht wissen wollten, sondern nur das wovon ich wußte, daß es an jenen Oertern geschehen, ferner was die Regierung daselbst, die Gemüthsart, und die Sitten derjenigen die daselbst sind, betrift, und der- gleichen. Denn solche Dinge sind in dem Gedächtniß der Menschen mit den Oertern verbunden, deswegen wann man die Oerter im Gedächtniß erregt, auch dieses in die Ge- danken kommt. Jch wunderte mich, daß sie so beschaffen seyen, deswegen fragte ich, warum sie das Prächtige der Oerter übergien- gen, und nur nach den Sachen und Thaten daselbst fragten? So sagten sie, daß sie kein Vergnügen finden, das materielle, cörperli- che und irdische, sondern nur das reelle zu se- hen, daher wurde ich bestärkt, daß die Gei- ster dieser Erde in dem größten Menschen das Mercur ꝛc. das Gedächtniß der Dinge, die von dem Ma- teriellen und Jrdischen abgesondert sind, vor- stellen. (Es giebt ein sensuelles und intel- lectuelles Gedächtniß.) Man sagte mir, daß das Leben der Einwohner auf jener Erde so beschaffen sey, daß sie nemlich sich nichts um das Cörperliche und Jrdische, sondern nur um die Statuten, Gesetze und Regie- rung der Völker daselbst bekümmern, und ferner auch um das was den Himmel ange- het, welches unzählich ist. Es ist mir auch gesagt worden, daß mehrere von den Men- schen derselben Erde mit den Geistern reden, und daß sie daher von geistlichen Dingen und von Zuständen des Lebens nach dem Tod Kennt- msse bekommen, und daher auch das Cörper- liche und Jrdische verachten. Denn diejeni- gen, welche es für gewiß wissen und glau- ben, daß ein Leben nach dem Tod sey, be- kümmern sich um das Himmlische, weil es ewig und glückselig ist, nicht aber um das Jrdische, sondern nur in so weit die Bedürf- nisse dieses Lebens es erfordern. Weil es nun mit den Einwohnern diese Bewandniß hat, so sind auch die Geister, welche von dorther sind, also beschaffen. Wie begierig sie die Erkenntnisse der Sa- chen untersuchen und ausschöpfen, wie sehr ihr Gedächtniß über das Sinnliche des Leibs erhaben sey, konnte mir aus diesem klar seyn, F 5 weil Von dem Planeten weil sie, da sie dasjenige, was ich von den himmlischen Sachen wußte, einsahen, alles durchgiengen, und beständig sagten, daß es so sey: Denn wenn die Geister zu einem Menschen kommen, gehen sie in sein ganzes Gedächtniß, und erwecken daselbst solche Dinge, die ihnen tauglich sind, ja sie lesen, wie ich öfters wahrgenommen habe, alles, was daselbst ist, gleich sam aus einem Buch. Diese Geister thaten dieses desto fleißiger und geschwinder, weil sie sich nicht bey demjeni- gen aufhielten, was schwer und langsam ist, und das innere Gesicht zusammen strengt und folglich zuruck hält, wie alles Jrdische und Cör- perliche, wann es zum Endzweck gemacht wird, das ist, wann es allein geliebt wird, sondern sie haben die Sachen selbst angeschauet; denn die Sachen, denen das Jrdische nicht an- hängt, bringen das Gemüth empor, und ver- setzen es also in ein weites Feld, blos mate- rielle Dinge aber führen das Gemüth ab- wärts, schränken es ein und verschliessen es. Jhre Begierde sich Kenntnisse zu erwerben, und ihr Gedächtniß zu bereichern, erhellte auch daraus: Als ich einsmals etwas von dem Künftigen das kommen soll geschrieben, und sie weit von mir waren, daß sie es aus meinem Gedächtniß nicht sehen konnten, weil ich es in ihrer Anwesenheit nicht lesen woll- te, so wurden sie sehr unwillig, und wollten auf mich wider ihre gewohnte Weise losge- hen, Mercur ꝛc. hen, sagend, daß ich sehr schlimm wäre, und dergleichen. Und damit sie ihren Zorn an- zeigten, so machten sie an dem rechten Theil meines Hãupts, bis zu dem Ohr, eine Art von einer Zusammenziehung mit Schmerzen, dieses aber schadete mir nichts. Weil sie mir aber Uebels gethan, so entfernten sie sich noch weiter, sie stunden aber bald still, und wollten wissen, was ich geschrieben hatte; so groß ist ihre Begierde nach Kenntnissen. Die Geister des Mercurs besitzen vor den übrigen Geistern Kenntnisse derjenigen Sa- chen, welche sowohl in dieser Sonnenwelt, als ausser derselben in dem Sternenhimmel sind, und was sie einmal erlangt haben, das behalten sie, und erinnern sich daran, so oft ähnliche Dinge vorkommen. Deswegen kann man klar sehen, daß die Geister ein Gedächt- niß haben, und daß es weit vollkommener als der Menschen ihres sey, ferner daß was die Geister hören, sehen, und wahrnehmen, sie auch behalten, und häuptsächlich dasjeni- ge, an dem sie ein Vergnügen finden, wie diese Geister an Kenntnissen von Sachen: denn das was ihnen Vergnügen und Liebe erweckt, das fließt gleichsam von selbsten in sie und bleibt ihnen. Das übrige kommt nicht in sie, sondern berührt nur die Ober- fläche und geht vorbey. Wann Von dem Planeten Wann die Geister des Mercurs zu an- dern Gesellschaften kommen, erforschen sie von ihnen, was sie wissen, und nachdem sie sich erkundiget haben, gehen sie weg; es gibt auch eine solche Communication zwischen den Gei- stern, hauptsächlich den Engeln, daß, wann sie in einer Gesellschaft sind, da sie angenehm und beliebt sind, alles, was sie wissen, ge- meinschaftlich mitgetheilt wird. Aus ihren Känntnissen sind die Geister des Mercurs vor andern hochtragend; weßwegen ihnen gesagt worden, daß, ob sie gleich unzählige Sachen wissen, sie doch noch unendlich vieles nicht wissen, und wenn die Kenntnisse bey ihnen bis in Ewigkeit vermehrt würden, so könn- ten sie doch nicht alles erfahren. Daß nun dieses hochtragende Einbildung sey, wurde ihnen gesagt, und daß sich dieses nicht schicke: Sie antworteten, daß es kein Hochmuth sey, sondern nur ein Ruhm wegen ihrer Gedächt- nißkräften. So können sie ihre Fehler be- schönen. Die Wörtersprache verabscheuet sie, weil sie materiell ist, weßwegen ich mit ihnen oh- ne Hülfe anderer Geister nicht anders als durch eine Art von activen Gedanken reden konnte, Jhr Gedächtniß, weil es mit Sa- chen, die nicht vollkommen materielle Bilder sind, umgeht, bietet dem Gedanken seine Ge- genstände näher dar, denn ein Gedank, der über Mercur ꝛc. über dieEinbildung erhoben ist, erfordert zu sei- nen Gegenständen Sachen, die von dem Ma- teriellen abgezogen sind; Ob dem aber gleich also ist, so besitzen doch die Geister des Mer- curs wenig Urtheilungskraft, sie haben kein Vergnügen an Sachen, welche Beurtheilung erfordern, und Schlüsse aus Kenntnissen betreffen. Denn nur blose anschauende Er- kenntnisse gereichen ihnen zum Vergnügen. Man sagte ihnen, ob sie aus ihren Kennt- nissen keinen Nutzen ziehen wollten? Denn es ist nicht genug sich nur an Kenntnissen zu ergötzen, da diese sich auf einen Nutzen be- ziehen, und der Nutze wird der Endzweck seyn: Aus den Kenntnissen allein haben sie keinen Nutzen, sondern andere, denen sie ih- re Kenntnisse mittheilen wollen, und daß es sich gar nicht für einen Menschen, der weise seyn will, schicke, bey den Kenntnissen allein stehen zu bleiben, weil diese nur beyhülfliche Ursachen sind, die zu Erforschung derjenigen Sachen, welche zu dem Leben gehören, die- nen werden. Sie antworteten aber, daß sie sich an den Kenntnissen ergötzten, und daß dieselben auch zum Nutzen dienen. Einige von ihnen wollen auch nicht als Menschen erscheinen, wie die Geister anderer Erden, sondern als Kugeln von Cristall; daß sie so erscheinen wollen, und doch nicht so erscheinen, kommt daher, weil die Kennt- nisse Von dem Planeten nisse immaterieller Dinge in dem andern Le- ben durch Cristalle vorgestellt werden. Die Geister des Mercurs kommen ferner nicht mit den Geistern auf unserer Erde überein, denn die Geister unserer Erde sorgen nicht so sehr für die Realitäten, sondern nur für das Weltliche, Leibliche und Jrrdische, welches materielle Dinge sind. Deswegen können die Geister des Mercurs nicht bey den Gei- stern unserer Erde seyn, daher fliehen sie, wo sie ihnen aufstossen, davon. Denn die geistlichen Dunstkreise, welche aus beyden ausdämpfen, sind beynahe einander zuwider. Die Geister des Mercurs sagen, daß sie nicht die Schale, sondern die Sachen die von ih- rer Schale abgesondert sind, und also das Jnnere sehen wollen. Es erschien mir nicht gar eine Stunde lang eine sehr helle und freudig brennende Flam- me, diese Flamme zeigte die Ankunft der Gei- ster des Mercurs an, welche im Durchsehen, Denken und Reden fertiger als die erstern waren. Als sie kamen, giengen sie sogleich das, was in meinem Gedächtniß war, durch, ich konnte aber wegen ihrer Fertigkeit nicht wahrnehmen, was sie bemerkten; ich hörte je und je sagen, es sey also: Zu demjenigen was ich in der Geisterwelt gesehen hatte, sagten sie, sie wissen es schon vorher: ich nahm wahr, daß eine Menge Geister, die sich zu ihnen ge- sellet Mercur ꝛc. sellet hatten, hinter mir ein wenig zur Linken in dem flachen Theil des Kopfs gegen dem Nacken waren. Zu einer andern Zeit sahe ich eine Menge solcher Geister, aber in einer gewissen Entfer- nung von mir, ein wenig zur rechten Hand vorwärts, und von daher redeten sie mit mir, aber durch Hülfe anderer Geister, denn ihre Sprache ist so geschwind als ihre Gedanken, welche Gedanken nicht können ausgesprochen werden als vermittelst anderer Geister Kräf- ten, und was ich am meisten wunderte, war, daß sie volumatim, d. i. in einem räumlichen Begriff, redeten, und doch so fertig und ge- schwind; ich nahm wahr, daß ihre Sprache, weil mehrere zugleich redeten, denen Wasser- wellen ähnlich ( undulatoria ) war, und dieses ist merkwürdig, daß sie gegen mein linkes Aug fiel, ob sie gleich zu meinem rechten wa- ren, die Ursache war, weil das linke Aug mit den Kenntnissen der Sachen, die von dem Materiellen abgezogen sind, eine Verhältniß hat, mit denjenigen also, die zum Verstand gehören, das rechte aber mit dem was zur Weisheit gehört. Mit eben der Geschwin- digkeit, mit der sie redten, nahmen sie auch die gehörte Sachen an, und urtheilten von ih- nen, sagend: dieses sey so, und dieses nicht, ihr Urtheil ist gleichsam ohne Zeit in einem Punct ( instantaneum ). Es war ein Geist aus einer Von dem Planeten einer andern Erde da, der mit ihnen geschickt reden konnte, weil er fertig und schnell war, dabey aber doch einer Zierlichkeit in der Rede sich anmaßte. Jn einem Augenblick urtheil- ten sie von demjenigen, was er redete, und sagten dies sey allzuschön, dies allzuklug, so daß sie nur darauf Achtung gaben, ob sie nicht etwas, das ihnen noch nicht bekannt wäre, von ihm hören möchten, sie verwarfen also dasjenige, was die Sache undeutlich machte, welches hauptsächlich das Bestreben nach der Schönheit der Rede und Gelehrsamkeit ist. Denn diese verfinstern die Sachen selbst, und an deren statt setzen sie Worte, welche nur materialische Decken ( formæ ) der Sachen sind: denn der Redende hängt an sie sein Ge- müth, und will, daß die Worte eher als der Sinn der Worte, gehört werden, deswegen des andern Gehör mehr als der Sinn ( mens ) afficirt und berührt wird. Die Geister der Erde des Mercurs halten sich nicht an einem Ort, oder innerhalb der Versammlungen der Geister einer einzigen Welt auf, sondern gehen durch das ganze Universum, die Ursach ist, weil sie das Ge- dächtniß der Sachen vorstellen, welches be- ständig möchte mit etwas bereichert werden, deswegen wird es ihnen erlaubt, herum zu ziehen, und überall Kenntnisse zu erlangen. Wann sie so umher reisen, und die Geister antref- Mercur ꝛc. antreffen, welche materielle d. i. cörperliche und irrdische Sachen lieben, so fliehen sie dieselbigen, und begeben sich dahin, wo sie dergleichen nicht hören. Daraus kann man sehen, daß ihr Gemüth über das Sinnliche erhoben sey, und daß sie also in dem innerli- chen Licht seyen: Es wurde mir auch erlaubt, das würklich zu vernehmen, da sie bey mir waren, und mit mir redeten: ich nahm da- mals wahr, daß ich so weit von dem Sinn- lichen weggeführt wurde, daß mein Augen- licht schwach und dunkel zu werden anfieng. Die Geister derselben Erde gehen in Hau- sen und Reihen, und wann sie versammelt sind, formiren sie gleichsam eine Kugel; sie werden auf solche Art von dem HErrn ver- einbart, daß sie Eines thun, und daß die Er- kenntnisse des einen allen übrigen, und die Kenntnisse aller, einem jeden mitgetheilt wer- den, wie es in dem Himmel geschiehet. Daß sie sich durch das Universum durchschwingen, damit sie sich Erkenntnisse der Sachen sam- meln, offenbahrte sich mir auch daraus, daß sie einmal, da sie sich noch weit von mir ent- fernt sehen liessen, mit mir von dortaus re- deten, und sagten, daß sie jetzt versammelt seyen, und aus der Sphäre dieser Welt in den Sternenhimmel giengen, wo sie wissen, daß es solche gebe, die sich nicht um das Cör- perliche und Jrdische, sondern um Sachen, Sw. Sch. III. Th. G die Von dem Planeten die von ihnen erhöhet sind, bekümmern, mit welchen sie umgehen wollen. Es wurde ge- sagt, daß sie selbst nicht wissen, wo sie hin- giengen, sondern daß sie unter göttlicher Auf- sicht dahin gebracht würden; wo sie von sol- chen Dingen unterrichtet werden können, wel- che sie noch nicht wissen, und welche mit den Kenntnissen, die sie haben, übereinstimmen; es wurde auch gesagt, daß sie nicht wissen, wie sie ihres gleichen antreffen, mit denen sie vereiniget werden, und daß auch dieses unter der göttlichen Aufsicht geschehe. Weil sie also durch das ganze Universum gehen, und also vor andern von den Welten und Erden ausser der Sphäre unserer Son- nenwelt etwas wissen können; so habe ich deswegen auch mit ihnen davon geredt; sie sagten, daß in dem Weltall sehr viele Erden und daselbst Menschen wären, und daß sie sich wunderten, daß einige, welche sie Menschen von geringem Verstand nennten, meyneten, daß der Himmel des allmächtigen GOttes nur allein aus Geistern und Engeln bestehe, wel- che aus Einer Erde kommen, da es so weni- ge sind, daß sie in Ansehung der Allmacht GOttes kaum etwas seyen, ob es auch gleich Millionen Welten und Erden wären. Fer- ner sagten sie, daß sie wissen, daß es über et- liche hundert tausend Erden gebe, und wie wenig dieses für den unendlichen GOtt sey. Da Mercur ꝛc. Da die Geister des Mercurs bey mir wa- ren, als ich schrieb und das Wort nach sei- nem innerlichen Verstand auslegte, und wahr- nahmen, was ich schrieb, sagten sie, daß das- jenige, was ich schrieb, sehr grob wäre, und wie fast alle Ausdrücke materiell schienen. Jch konnte ihnen aber antworten, daß die Menschen unserer Erde, dasjenige was ich schriebe, für subtil und erhaben ansehen, da- von sie vieles nicht verstehen; ich setzte noch hinzu, daß viele auf dieser Erde nicht wissen, daß ein innerlicher Mensch sey, welcher auf den äusserlichen würkt, und macht, daß die- ser lebt, und daß sie sich aus dem Betrug ih- rer Sinnen überreden, daß der Leib ein Le- ben an sich habe, und daß daher diejenigen, welche böse und unglaubig sind, an einem Leben nach dem Tod zweifeln, ferner, daß sie dasjenige von dem Menschen, was nach dem Tod des Leibes leben wird, nicht Geist sondern Seele nennen, und daß sie darüber streiten, was Seele sey, und wo ihr Sitz sey, und glauben, daß mit der Seele derselbe ma- terielle Cörper, ob er gleich in alle Winde zerstreuet worden, wieder vereiniget werden müsse, damit der Mensch als Mensch lebe, neben noch andern dergleichen. Als dieses die Geister des Mercurs hörten, fragten sie, ob diese auch Engel werden können? darauf antwortete ich: diejenigen werden Engel, die in dem Grund des Glaubens und der Liebe G 2 gelebt Von dem Planeten gelebt haben, und alsdann sind sie nicht mehr in dem Aeusseren und Materiellen, sondern in dem Jnnerlichen und Geistlichen, und wann sie in diesen Zustand kommen, so sind sie in dem Licht noch über demjenigen, in welchem die Geister aus dem Mercur sind. Damit sie wüßten, daß es also wäre, ergab es sich, daß ein Engel des Himmels aus unserer Er- de, der dergleichen war, da er in der Welt lebte, mit ihnen redete, wovon im folgenden. Hernach ist mir von den Geistern des Mer- curs ein langes ungleiches aus mehreren Papie- ren zusammengeleimtes Papier geschickt wor- den, welches eben so gedruckt aussahe, als man auf dieser Erde druckt; ich fragte, ob sie dergleichen bey ihnen hätten? sie sagten aber, sie hätten es nicht, allein sie wissen, daß es solches Papier auf unserer Erde gebe, sie wollten nicht mehreres sagen; ich merkte aber, sie dachten, daß die Kenntnisse auf unserer Erde auf dem Papier, und also nicht in dem Menschen wären, sie spotteten nem- lich, daß das Papier gleichsam wüßte, was der Mensch nicht wisse, sie wurden aber un- terrichtet, wie es sich mit diesem verhielte. Nach einiger Zeit kamen sie wieder, und schick- ten mir anderes Papier, auch als wann es gedruckt wäre, wie das erste, das aber nicht so zusammengefügt und ungeschmückt, son- dern nett und zierlich war; sie sagten, sie wären näher unterrichtet worden, daß auf dieser Mercur ꝛc. dieser Erde solches Papier und daher Bücher seyen. Aus diesem, was ich würklich gesagt, er- hellt offenbar, daß die Geister das, was sie in dem andern Leben sehen und hören, im Gedächtniß behalten, und daß sie eben so, als da sie Menschen in der Welt waren, un- terrichtet werden, und zwar auch in dem, was zum Glauben gehöret, und folglich in einen vollkommenern Stand gelangen kön- nen. Je inniger die Geister und Engel sind, desto eher und völliger erschöpfen sie die Sa- chen, und behalten sie desto besser; und weil dieses in Ewigkeit fortgehet, so erhellet, daß ihre Weisheit beständig zunimmt; bey den Geistern des Mercurs wächst die Wissenschaft der Sachen beständig, aber deswegen nicht die Weisheit, weil sie die Kenntnisse, wel- che die Mittel sind, lieben, nicht aber den Nutzen, als den Endzweck. Ferner kann man noch aus folgendem sehen, was die Geister aus dem Planeten Mercur für ein Genie haben. Man muß wissen, daß alle, so viel Geister und Engel sind, Menschen waren, denn das menschli- che Geschlecht ist die Pflanzstadt des Him- mels; ferner, daß die Geister nach ihren Af- fectionen und Neigungen noch eben diejeni- ge seyen, die sie waren, da sie als Menschen G 3 in Von dem Planeten in der Welt gelebt haben: denn einem jeden folgt sein Leben nach. Weil dem also ist, so kann das Genie der Menschen von einer je- den Erde aus dem Genie der Geister, die da- her sind, erkannt werden. Weil die Geister des Mercurs in dem größten Menschen das Gedächtniß der von dem Materiellen abgezogenen Sachen vor- stellen, so wollen sie deswegen, wann jemand mit ihnen von irdischen, leiblichen und blos weltlichen Dingen redet, es durchaus nicht anhören, und wenn sie dazu gezwungen wer- den, so übersetzen sie es in etwas anders und gemeiniglich in das Gegentheil, damit sie es vermeiden. Damit ich für gewiß wüßte, daß dieses ihre Art zu denken sey, so zeigte ich ihnen Wiesen, Aecker, Gärten, Wälder und Flüsse, (dieses Repräsentiren oder Vor- stellen heißt, es bildlich einem andern darle- gen, dis erscheint in dem andern Leben nach dem Leben.) Sie verdreheten es aber alsbald, sie verdunkelten die Wiesen und Aecker, und erfüllten es durch Vorstellungen mit Schlan- gen, sie verschwärzten die Flüsse, daß das Wasser nicht hell schiene. Als ich sie fragte, warum sie dieses thäten, sagten sie, daß sie nicht an dergleichen Dinge, sondern an et- was reelles denken wollten, welches Erkännt- nisse der Sachen seyen, die von dem Jrdi- schen abgesondert werden, hauptsächlich von denen, Mercur ꝛc. denen dergleichen es in dem Himmel gibt. Nach diesem stellte ich ihnen grössere und kleinere Vögel vor, dergleichen auf unserer Erde sind, denn in dem andern Leben kann man dieses lebhaft vorbilden: als sie sahen, daß ich ih- nen diese Vögel vorgestellt hatte, wollten sie zuerst solche umgestalten, hernach aber ergötz- ten sie sich daran, und blieben still. Die Ursache war, weil die Vögel Erkenntnisse der Sachen bedeuten, die Wahrnehmung davon hatte auch alsdann einen Einfluß, al- so liessen sie ab von ihrer Umgestaltung, und also wandten sie sich von den Jdeen weg, welche in dem Gedächtniß hangen blieben, ( lat. \& ita ab ideis memoriæ suæ avertendis desistebant. ) Nach diesem stellte ich ihnen einen sehr angenehmen Garten, voll mit Lam- pen und Lichtern, vor, alsdann hielten sie sich auf und stunden dabey still, weil die Lam- pen mit Lichtern die Wahrheiten, die aus dem Guten leuchten, bezeichnen. Daher schlosse ich, daß sie auch in Ansehung der ma- teriellen Sachen unterhalten werden konn- ten, wann man ihnen nur zugleich ihre Be- deutung im geistlichen Verstand ertheilt: denn was des geistlichen Sinnes ist, das ist von dem Materiellen nicht so abgesondert, weil es die Vorstellung an diesem ist. Ueber- dis habe ich mit ihnen von Schaafen und Lämmern geredt, dieses wollten sie aber nicht hören, weil sie dieses für irdische Dinge an- G 4 nahmen; Von dem Planeten nahmen; die Ursache davon war, weil sie nicht verstunden, was die Unschuld ist, wel- che die Lämmer anzeigen, welches ich daraus wahrnahm, da ich sagte, daß die Lämmer, die in dem Himmel vorgestellt sind, die Un- schuld bedeuten; darauf antworteten sie mir, sie wüßten nicht, was Unschuld sey, wel- ches ihnen nur dem Namen nach bekannt sey. Die Ursach ist, weil sie nur von den Erkenntnissen, nicht aber deren Nutzen, wel- cher ihr Endzweck ist, gerührt werden, des- wegen können sie nicht aus der innerlichen Empfindung ( perceptione ) wissen, was die Unschuld ist. Es kamen einige von den Geistern des Mercurs, die von andern geschickt waren, zu mir, daß sie höreten, was bey mir vor- gienge; diesen sagte einer von den Geistern unserer Erde, er sollte den seinigen hinter- bringen, daß sie nichts anders, als Wahr- heit reden, und nicht wie sie pflegen, den Fragenden das Gegentheil vorhalten sollten: denn wenn es einer von den Geistern unserer Erde so machen würde, so würde er gestraft werden. Darauf antwortete der Haufen, der noch entfernt war, von welchen jene Gei- ster abgeschickt waren, daß, wenn sie deswe- gen gestraft werden sollten, sie alle gestraft werden müßten, weil sie nicht anderst thun könnten, und es so der heständige Gebrauch sey: Mercur ꝛc. sey: sie sagten, daß, wenn sie mit den Menschen ihrer Erde reden, sie es auch so machen, aber dieses thun sie nicht in dem Sinn zu betrü- gen, sondern damit sie eine Wißbegierde ein- flösen möchten: denn wenn sie das Gegen- theil vorhalten, und die Sachen auf eine ge- wisse Art verbergen, so wird alsdann eine Wißbegierde erregt, und so wird aus der Bemühung es zu erfahren, das Gedächtniß verbessert. Von eben der Sache redete ich ein andersmal mit ihnen, und weil ich wuß- te, daß sie mit den Geistern ihrer Erde rede- ten, so fragte ich, wie sie ihre Einwohner unterrichten? Sie sagten, daß sie sie nicht so unterrichten, wie sich die Sache verhält, sondern nur eine vorläufige Empfindung der Sache ( apperceptionem ) beybringen, damit dadurch die Begierde zu forschen und zu wis- sen unterhalten und vermehrt werde: denn wenn sie auf alles antworten würden, so würde die Begierde vergehen. Sie setzten hinzu, daß sie das Gegentheil auch deswegen vorhalten, damit die Wahrheit hernach besser eingesehen werde. Denn alle Wahrheit er- scheint aus dem Verhältniß zu dem Gegen- satz. Sie haben im Gebrauch, daß sie ei- nem nicht sagen, was sie selbst wissen, son- dern nur von allem zusammenwollen sie wis- sen, was sie selbst wissen; ihrer Gesellschaft aber theilen sie alles mit, sogar, daß, was G 5 einer Von dem Planeten einer weiß, alle wissen, und was alle, ein jeder daselbst. Weil die Geister des Mercurs an Kennt- nissen einen Ueberfluß haben, so stehen sie in einer Art Aufblehung. Sie glauben daher, daß sie schon so viel wissen, daß man kaum mehr wissen könne. Allein die Geister von unserer Erde sagten ihnen, daß sie nicht viel sondern wenig wissen, und daß dasjenige, was sie nicht wissen, unendlich dagegen sey; und daß sich das, was sie nicht wissen, wie das Wasser des sehr grossen Weltmeers zu dem Wasser eines kleinen Bronnen, verhal- te; ferner, daß die erste Stufe zur Weis- heit sey, daß man wisse, erkenne und anneh- me, weil das, was man weiß, so wenig ge- gen demjenigen, was man nicht weiß, ist, daß es kaum verglichen werden kann. Da- mit sie wissen möchten, daß es so sey, so durfte ein Geist, der ein Engel war, mit ih- nen reden, und ihnen überhaupt sagen, was sie wüßten, und was sie nicht wüßten, und daß ihnen noch unendliches verborgen sey, auch daß sie in Ewigkeit nicht einmal das gemeine der Sachen wissen könnten. Er redete durch Jdeen, die die Engel haben, viel fertiger als sie, und weil er ihnen entdeckte, was sie wüßten, und was sie nicht wüßten, so sind sie sehr darüber erstaunt. Nach die- sem habe ich einen andern Engel mit ihnen reden Mercur ꝛc. reden sehen, der in einer Höhe zur rechten Hand erschien. Er war von unserer Erde und erzählte sehr vieles, das sie nicht wuß- ten, alsdann redtete er mit ihnen durch Ver- änderungen des Zustandes, von welchem sie bekannten, sie versiehen es nicht. Darauf sagte er ihnen, daß eine jede Veränderung des Status, (qui est relatio mutabilium ad fix- um quid) unermeßliches in sich halte, und auch jedwedes kleinsie davon. Als sie dieses hörten, fiengen sie an, sich zu demüthigen, da sie vorher wegen ihrer Kenntnisse aufge- blasen waren. Die Demüthigung stellte sich durch die Herlassung ihres ( Voluminis ) Buchs vor. (Denn dieser Haufe erschien damals wie ein Buch ( Volumen ) vorwärts in einer Entfernung zur Linken, in der Ebene der Gegend unter dem Nabel.) Das Buch aber schien in der Mitte wie ausgehdlt, von den Seiten aber erhöhet zu seyn; ich nahm da- selbst eine gegenseitige öftere Bewegung wahr, man sagte ihnen auch, was dieses bedeute, d. i. was sie in ihrer Erniedrigung denken möchten, und daß diejenigen die zu den Sei- ten erhöhet erschienen, noch in keiner De- müthigung wären; ich sahe zuletzt, daß das Volumen (Buch) sich zertheilte, und daß diejenigen, welche noch in keiner Demüthi- gung waren, gegen ihrem Weltstand, ( Orbem ) zuruck gewiesen wurden, die übrigen aber ste- hen bleiben durften. Es Von dem Planeten Es kamen Geister des Mercurs zu einem von unserer Erde herbey, der, so lang er in der Welt gelebt hatte, wegen seiner Gelehr- samkeit sehr berühmt war, ich meyne den Christian Wolfen, sie wollten von ihm in un- terschiedlichen Sachen unterrichtet werden, da sie aber wahrnahmen, daß dasjenige, was er sagte, nicht über das Sinnliche eines na- türlichen Menschen erhaben war, weil er im Reden an Ehre gedachte, und daß er, wie in der Welt (denn ein jeder ist sich in der an- dern Welt gleich) mancherley in eine Schluß- kette bringen, und aus diesem wiederum, und beständig anderes schliessen, und also mehre- res aus solchen Dingen zusammenketten woll- te, welche sie noch nicht als wahr eingesehen oder erkannt haben, indem sie vorgaben, daß auf solche Weise weder die Schlußkette an sich, noch mit dem concludirten zusammen- hange, und es eine Dunkelheit des Ansehens nannten, so stunden sie ab, ihn zu fragen, und sagten nur allein, wie wird dieses, wie jenes genennt? und weil er auch auf dieses nur durch materielle und keine geistliche Jdeen antwortete, so wichen sie weg von ihm. Denn ein jeder redt in dem andern Leben, so viel geistlicher Weise, oder durch geistliche Jdeen, als er in der Welt an GOtt geglaubt, und so viel auf materielle Art, als er nicht geglaubt hat. Weil sich hier die Gelegenheit an die Hand gibt, so dars ich erzählen, wie es Mercur ꝛc. es den Gelehrten in dem andern Leben gehe, die den Verstand aus eigenem Nachsinnen erlangen, worzu sie durch die Liebe, das Wah- re um der Wahrheit willen zu wissen, und also um des vom weltlichen abgesonderten Nutzens willen, angefeuert worden; und wie es sich mit denenjenigen verhalte, welche es von anderen haben ohne eigenes Nachsinnen, wie es diejenigen zu thun pslegen, die das Wahre blos um des Ruhms der Gelehrsam- keit willen, und also um Ehre und Gewinns willen in der Welt, und also nicht um des vom weltlichen abgesonderten Nutzen willen suchen, so will ich hier einige Erfahrung von solchen anführen. Jch vernahm ein Getö- se, das von unten gegen der linken Seite bis zum linken Ohr gieng, und merkte, daß es Geister waren, die sich daselbst herausschwin- gen wollten, ich konnte aber nicht wissen, was für Geister es wären; da sie aber heraus ka- men, redeten sie mit mir, und sagten, daß sie Logici und Metaphysici gewesen seyen, und daß sie sich mit ihren Gedanken da hinein ge- lassen, zu keinem andern Ende, als daß sie für Gelehrte gehalten werden, und also zu Ehren und Reichthümern gelangen möchten, sie be- weinten ihren würklichen Zustand, weil sie aus keinem andern Endzweck gelernt, und also ihre Vernunft hierdurch nicht gebessert hätten. Jhre Rede war langsam und stumm klingend. Unterdessen redeten zween mitein- ander Von dem Planeten ander über meinem Haupt; ich fragte sie wer sie wären? und sie antworteten mir, daß der eine in der gelehrten Welt sehr berühmt wä- re, und ich konnte glauben, daß es der Aristo- teles war, wet der andere war, sagten sie mir nicht. Er wurde darauf in den Zustand gesetzt, worinn er in seinem Leben auf der Welt war, denn ein jeder kann leichtlich in den Zustand, darinn er in seinem Leben war, gesetzt werden, weil er denselben Zu- stand seines Lebens ganz bey sich hat. Jch wunderte mich sehr, daß er sich zum rechten Ohr wendete, und daselbst rauh und doch im- mer gesund redte. Aus dem Sinn seiner Sprache nahm ich wahr, daß er von einem ganz andern Verstand als jene Scholastiker war, die zuerst aufgestiegen waren, daß er nemlich seine Schriften aus seinem eigenen Nachdenken genommen, und daher seine Welt- weisheit hervor gebracht hat, also, daß die Worte, die er erfunden, und die er seinen ausgesonnenen Dingen beygelegt hat, lauter Ausdrücke der Stimmen und Gesinnungen ( formulæ vocum ) waren, mit welchen er das Jnnere bezeichnete, ferner, daß er aus der angenehmen Neigung und Begierde, dasjeni- ge, was dem Nachsinnen und dem Verstand eigen ist, zu wissen erweckt worden; und daß er demjenigen, was ihm sein Geist eingegeben, gehorsam gefolgt habe. Derohalben wandte er sich zum rechten Ohr, anderst als seine Nach- Mercur ꝛc. Nachfolger, die Scholastiker, welche nicht ( ox cogitatione ad terminos, sed a terminis ad cogitationes ) von den Gedanken zu den Worten, sondern von den Worten zu den Gedanken, und also auf einem widrign Weg gehen; und viele von ihnen gelangen nicht einmal zu den Gedanken, sondern bleiben blos an den Worten hangen; wenn sie diese anwenden, so geschieht es, entweder das was sie wollen zu bestättigen, oder dem falschen nach der Begierde zu überreden, den Schein des wahren anzustreichen; deswegen sind ih- nen ihre wissenschafftliche Dinge mehr Mit- tel, toll und närrisch als klug zu werden, und daher Finsterniß statt des Lichts. Jch rede- te alsdann mit ihm von der analytischen Wis- senschaft, und sagte, daß ein Knab in einer halben Stunde mehr philosophisch, analytisch und logicalisch rede, als er durch ein ganzes Werk hätte beschreiben können, weil alles, was zu einem Gedanken, und folglich zur mensch- lichen Rede gehöret, analytisch ist, davon die Gesetze aus der geistlichen Welt sind; und wer nach der Kunst aus den Worten denken will, der sey einem Dänzer nicht ungleich, welcher aus der Wissenschaft der Bewegungs- Fäserlein und Muskeln danzen lernen will: wenn er nun unter dem Danzen immer dar- an denken würde, so würde er alsdann kaum einen Fuß bewegen können, und er bewegt doch ohne jene Wissenschaft alle bewegende Fäser- Von dem Planeten Fäserlein, die um seinen ganzen Leib ausge- breitet sind, und mit Application bewegt er die Lunge, das Zwerchfell, die Seiten, die Aerme, den Hals und das übrige, zu dessen Beschreibung ganze Bücher nicht hinlänglich wären; und so verhält es sich eben mit den- jenigen, die aus den Terminis denken wollen. Es billigte dieses jener Geist, und sagte, wenn man auf jenen Weg denken lerne, so gienge man in verkehrter Ordnung zu Werk; er setz- te hinzu: Wenn einer unsinnig seyn wollte, müsse man so verfahren. Er sollte aber un- aufhörlich nur auf den Nutzen und nach dem Jnnern denken. Hierauf zeigte er mir, was er für eine Jdee von dem höchsten GOtt ge- habt hatte, daß er sich ihn, nemlich in mensch- licher Gestalt, mit einem strahlenden Kreis um das Haupt vorgestellt habe, und daß er jetzo wisse, daß der HErr selbst jener Mensch, und daß der strahlende Circul das Göttliche von ihm sey, welches nicht nur in dem Him- mel allein, sondern in die ganze Welt einen Einfluß hat, und alles ordnet und regieret, wer den Himmel beherrscht und regieret, fügt er hinzu, der beherrscht und regieret auch die ganze Welt, weil das eine von dem an- dern nicht abgeschieden werden kann; er sagte auch, daß er nur Einen GOtt allein geglaubt habe, dessen Vollkommenheiten und Eigen- schaften er mit so viel Namen bezeichnete, als viele Götter andere anbeteten. Jch sahe ein Mercur ꝛc. ein Weibsbild, welche ihre Hand ausstreckte, und ihm die Wange streicheln wollte, ich ver- wunderte mich darüber, er sagte aber, daß, da er in der Welt gewesen, ihm öfters ein solches Weibsbild erschienen, so ihm gleich- sam die Wangen streichelte, und deren Hand schön gewesen wäre; die Geister der Engel sagten mir, daß solche Weibsbilder von den Alten öfters gesehen, und daher von ihnen Pallades genennet worden, und daß sie ihm von denjenigen Geistern erschienen sey, die, da sie als Menschen zu alten Zeiten gelebt, ohne Philosophie sich an Jdeen ergötzt, und den Gedanken nachgehängt haben, und weil solche Geister bey ihm waren, und ein Ver- gnügen an ihm hatten, weil er von dem Jn- nern heraus seine Gedanken batte, so haben sie ihm im Bild eine solche Frau vorgestellt. Zuletzt entdeckte er mir, was er für eine Jdee von der Seele oder dem Geist des Menschen gehabt hatte, welchen er Pneuma nennte, daß es nemlich etwas lebendiges wäre, daß man nicht sehen könnte, wie etwas Luft, er sagte auch, daß er gewußt habe, daß sein Geist nach dem Tode leben werde, weil es sein innerliches Wesen wäre, welches nicht sterben kann, weil es denken kann; und daß es überdiß davon nicht deutlich, sondern nur undeutlich habe denken können, weil es anderswoher keine Erkenntniß ausser von sich, und ein wenig aus den Alten, davon hatte. Ueberdas ist Sw. Sch. III. Th. H Aristo- Von dem Planeten Aristoteles in dem andern Leben unter den klugen Geistern, und viele von seinen Nach- folgern unter den thörichten. Jch sahe einsmals, daß Geister von unse- rer Erde, bey den Geisiern des Mercurs wa- ren, und ich hörte sie untereinander reden; dar- auf fragten die Geister von unserer Erde un- ter andern, an wen sie glaubeten? sie ant- worteten: sie glauben an GOtt. Als sie aber weiter von GOtt fragten, an den sie glaubten, wollten sie es nicht sagen, weil es ihre Ge- wohnheit ist, nicht gerade auf die Fragen zu antworten. Die Geister aber aus dem Mer- cur fragten hinwiederum die Geister unserer Erde an wen sie glaubten? sie sagten, an GOtt den HErrn; darauf sagten die Geister des Mercurs: sie merken, daß sie an keinen GOtt glauben, und daß sie im Gebrauch ha- ben, mit dem Munde zu sagen, daß sie glau- ben, und glauben doch nicht. (Die Geister des Mercurs haben ein sehr seines Gemerk daher, weil sie immer vermittelst der Empsin- dung erforschen, was andere wissen) Es wa- ren Geister unserer Erde unter ihnen, welche sich in der Welt zum Glauben nach der Lehre der Kirche bekannt, aber doch nicht nach dem Glauben gelebt haben; und wer kein Leben des Glaubens führet, der hat in dem andern Leben keinen Glauben, weil er nicht in dem Menschen ist. Als sie dieses höreten, ver- stummten sie, weil sie aus der ihnen alsdann gege- Mercur ꝛc. gegebenen Erfahrung ( apperceptione ) erkann- ten, daß dem also sey. Etliche Geister aus dem Himmel wußten es, daß den Geistern des Mercurs einmal ver- heissen gewesen, den HErrn zu sehen; deswe- gen wurden sie von den Geistern, die um mich waren, befragt, ob sie sich dieser Verheisung erinnerten? sie antworteten, ja in allweg, sie wüßten aber nicht, ob es ihnen so verspro- chen sey, daß man nicht daran zweiflen dür- fe. Als sie unter sich so redeten, erschien ih- nen die Sonne des Himmels, (die Sonne des Himmels, welche der HErr ist, sehen keine andere, als diejenigen, welche in dem inner- sten oder dritten Himmel sind, die übrigen se- hen nur das Licht von daher.) Da sie die Sonne sahen, sagten sie, dieses sey nicht GOtt der HErr, weil sie sein Angesicht nicht sahen. Unterdessen aber redeten die Geister unter- einander, was sie aber redeten, hörte ich nicht. Plötzlich aber ließ sich darauf die Sonne wie- der sehen, und in ihrer Mitte der HErr mit eiuem Sonnenkreis umgeben, da dieses die Geister des Mercurs sahen, demüthigten sie sich sehr tief, und liessen sich nieder. Dar- auf wurde auch der HErr aus jener Son- ne von den Geistern dieser Erde gesehen, wel- che, da sie Menschen waren, Jhn selbst in der Welt gesehen haben, aus welchen einer nach dem andern und so in der Ordnung H 2 viele Von dem Planeten viele bekannten, daß es der HErr selbst sey, und dieses haben sie vor der ganzen Versammlung eingestanden. Die Geister des Planeten Ju- piters sahen endlich auch den HErrn aus der Sonne, welche mit deutlicher Stimme sag- ten: Er seye es selbst, den sie auf ihrer Erde, da ihnen der GOtt des Weltalls erschienen, gesehen hatten. Einige wurden, nachdem sie den HErrn gesehen, gegen vornen zu zur Rechten geführt, und da sie fortgiengen, sagten sie, sie sähen ein weit helleres und reineres Licht, als sie niemalen vorhero gesehen, und man könne kein grösseres Licht nirgends sehen; und als- dann war es hier die Zeit des Abends, wel- ches mehrere sagten. Es ist zu wissen, daß die Sonne der Welt, auch nichts von Licht aus ihr, gar keinem Geist erscheinet; das Licht dieser Sonne ist den Geistern und En- geln wie eine dicke Finsterniß, diese Sonne bleibt allein den Geistern aus der Erfahrung, da sie, als sie in der Welt waren, dieselbe sahen im Gemüth, und präsentirt sich ihnen in der Jdee, wie etwas finsteres, und zwar von hinten in einer weiten Entfernung ein wenig über die Fläche des Haupts erhaben. Die Planeten, welche innerhalb dieser Sonnen- welt sind, erscheinen nach einer gewissen Lage gegen die Sonne: der Mercur von hinten ein wenig zur Rechten, der Planet Venus zur Mercur ꝛc zur Linken ein wenig ruckwärts, der Mars zur Linken vorwärts, aber nach einer grös- sern Entfernung, der Planet Saturn ganz vornen in einer sehr weiten Entfernung, der Mond zur Linken ziemlich hoch, die Traban- ten auch zur Linken, im Verhältniß gegen ih- ren Planeten. So ist die Lage jener Plane- ten in den Jdeen der Geister und Engel: und auch die Geister erscheinen neben ihrem Pla- neten ausserhalb demselben. Was aber die Geister des Mercurs insbesondere anbelangt, so erscheinen sie nach keiner gewissen Gegend, noch in einer gewissen Entfernung, sondern sie erscheinen bald vorwärts, bald zur Linken, und bald ein wenig hinterwärts; die Ursach ist, weil sie durch die ganze Welt gehen dür- fen, um sich Kenntnisse zu verschaffen. Die Geister des Mercurs erschienen mir einsmals zur Linken in einer Kugel, und alsdann in einem Umfang, ( volumine ) der sich in die Länge erstreckte. Jch verwunderte mich, wo sie hin wollten, ob sie zu dieser Erde oder an- derwärts wollten, und ich nahm bald wahr, daß sie sich zur Rechten wendeten, und sich im Umwenden der Erde oder dem Planeten Venus näherten, zu ihrer vordern Gegend. Als sie aber dahin kamen, sagten sie, sie möch- ten nicht da bleiben, weil sie hier böse seyen; deswegen wendeten sie sich gegen dem hintern Theil dieser Erde um, und sagten darauf, sie wollten da bleiben, weil die Leute, die da H 3 seyen, Von dem Planeten seyen, gut sind. Da dieses geschahe, spühr- te ich in dem Hirn eine gewaltige Verände- rung, und daher eine starke Würkung Dar- aus konnte ich schliessen, daß die Geister der Venus, welche von jener Seite des Plane- ten sind, mit den Geistern des Mercurs über- einstimmten, und daß sie sich bezögen auf das Gedächtniß der immateriellen Sachen als übereinstimmend mit dem Gedächtniß imma- terieller Dinge, welches die Geister des Mer- curs haben, deswegen wurde (in mir) eine grössere Würkung von ihnen empfunden, als sie da waren. Jch verlangte zu wissen, wie die Men- schen auf der Erde des Mercurs aussehen, und wie ihr Leib gestaltet, ob sie den Men- schen unserer Erde gleich seyen? Darauf stellte sich vor meine Augen eine Frau, die denjenigen auf unserer Erde ganz gleich war, sie war schön von Angesicht, aber kleiner als dic Frauen auf unserer Erde, sie war auch rahner von Leib, aber von gleicher Höhe, auf dem Kopf war sie mit Leinwand, zwar nicht nach der Kunst, aber doch anständig be- kleidet. Es präsentirte sich mir auch ein Mann, welcher auch rahner von Leib war, als die Männer auf unserer Erde sind; die- ser hatte ein dunkelblaues, dem Leib geschmei- dig angemessenes Kleid an ohne Falten, und ohne daß etwas hervor stach; man sagte mir, daß Mercur ꝛc. daß die Menschen dieses Planeten eine solche Leibesgestalt und Tracht hätten. Jch bekam auch hernach ihre Kühe und Ochsen zu sehen, die zwar nicht sehr von denen auf unserer Erde unterschieden, aber doch kleiner waren, und einigermassen den Hündinnen und Hir- schen gleichen. Jch fragte sie auch wegen der Sonne der Welt, wie sie aus ihrer Er- de anzusehen? sie sagte, sie erscheine groß, und grösser als aus anderen Erden; dieses wissen sie, sagten sie, aus der Jdee anderer Geister von der Sonne. Weiter sagten sie, daß sie eine mittelmäßige Witterung hätten, nicht zu heiß und nicht zu kalt, GOtt habe, sagten sie noch ferner, so für sie gesorgt, daß sie keine allzugrosse Hitze, weil ihre Erde der Sonne näher, als andere wäre, hätten, die- weil die Hitze nicht aus der Nähe der Son- ne kommt, sondern von der Höhe und Dicke des Dunst- und Luftkreises, wie es aus der Kälte auf den hohen Bergen, auch in den heissesten Climaten erhellet, ferner, daß auch die Hitze nach dem geraden oder schiefen Auf- fallen der Sonnenstrahlen unterschieden sey, wie man es aus den Zeiten des Winters und Sommers in einem jeden Land sehen kann. Dieses ist, was mir von den Geistern und Einwohnern der Erde des Mercurs zu wis- sen gegeben worden ist. H 4 Von Von dem Planeten Von dem Planeten Jupiter und seinen Geistern und Einwohnern. M it den Engeln und Geistern des Plane- ten Jupiters, habe ich einen längern Umgang, als mit den Geistern und Engeln der übrigen Planeten haben dürfen, deswe- gen ich von dem Zustand ihres Lebens und der Einwohner dieses Planeten, vieles erzeh- len kann. Daß die Geister von daher gewe- sen, erhellte aus vielen Dingen, es wurde mir auch aus dem Himmel gesagt. Die Er- de selbst oder der Planet Jupiter erscheint zwar den Geistern und Engeln nicht, denn nirgends läßt sich einigen daselbst eine Erde sehen, sondern nur Geister und Engel, die daher sind, erscheinen. Diejenigen, die aus dem Planeten Jupiter sind, erscheinen vor- wärts zur Linken, in einiger Entfernung, und so beständig. Die Geister einer jeden Erde sind neben ihrer Erde, aus der Ursache, weil sie dieselbe bewohnt haben, (denn ein jeder Mensch wird nach dem Tode ein Geist) und weil sie demnach von gleicher Gemüths- art sind, und bey den Einwohnern seyn, und ihnen dienen können. Sie erzehlten, daß in derjenigen Gegend der Erde, wo sie gelebt haben, so lange sie in der Welt waren, eine grosse Menge Menschen wäre, so viel als die Erde ernähren könnte, daß sie fruchtbar sey, und Jupiter. und an allem einen Ueberfluß habe, und daß sie daselbst nicht mehr, als soviel zu den Be- dürfnissen des Lebens erfordert wird, begeh- ren, und daß sie das, was nicht zu den Noth- wendigkeiten gehöret, auch nicht für nützlich halten, und daß daher die Menge der Men- schen so groß sey. Sie sagten, daß ihre größte Sorge die Erziehung der Kinder wä- re, und daß sie dieselben aufs zärtlichste lieb- ten. Sie erzehlten ferner, daß sie daselbsten in Völker, Familien und Häuser zertheilt seyen, und daß alle besonders mit den Jhri- gen wohnen, und daß sie daher nur mit den nächsten Verwandten einen Umgang haben; ferner, daß niemand jemalen nach des an- dern Güter trachte, ja daß es keinem in den Sinn komme, von des andern Gütern et- was zu erlangen, weniger etwas durch Kunst- griffe an sich zu ziehen, am wenigsten aber es anzufallen und wegzunehmen, dieses hal- ten sie für eine schröckliche, und wider die menschliche Natur lauffende That. Da ich ihnen sagen wollte, daß es auf unserer Er- de Kriege, Raubereyen und Todschläge gebe, wandten sie sich weg, und verabscheueten es auch nur anzuhören. Daß die allerältesten auf dieser Erde eben so ihre Wohnungen ge- habt haben, ist mir von den Engeln gesagt worden, daß sie nämlich in Völker, Fami- lien und Häuser zertheilt, und alle mit ih- rem Gut zufrieden gewesen seyen, auch daß H 5 es Von dem Planeten es etwas ganz unbekanntes gewesen sey, sich von anderer ihren Gütern zu bereichern, wie auch aus Eigenliebe zu herrschen, und daß daher die alte Zeiten, und insonderheit die ältesten, dem HErrn vor den nachfolgenden angenehm gewesen seyen, und daß auch da- zumal, weil es ein solcher Zustand war, die Unschuld und mit ihr die Weisheit geherrscht habe, daß alsdann ein jeder das Gute, weil es gut, und das was recht, weil es recht, ge- than habe, daß sie nicht gewußt haben, was da sey, das Gute und Recht um ihrer Ehre oder Gewinnsts willen zu thun, auch daß sie dazumal nichts als die Wahrheit geredt ha- ben, und dieses nicht sowohl deswegen, weil es wahr, als vielmehr weil es gut, d. i. nicht aus einem blosen Verstand, sondern aus ei- nem freyen, mit dem Verständniß vereinig- ten Willen ( non ex intellectuali separato, sed ex voluntario cum intellectuali conjuncto. ) So waren die alten Zeiten beschaffen, des- wegen konnten damals die Engel mit den Menschen conversiren, und ihre Gemüther ( mentes ) die von cörperlichen Dingen beyna- he abgeschieden waren, in den Himmel erhe- ben, ja, sie daselbst herum führen, und ihnen das Prächtige allda und die Glückseeligkeiten zeigen, wie auch ihr Glück und Wonne mit ihnen theilen. Diese Zeiten waren auch den alten Schriftsiellern bekannt, und wurden von Jupiter. von ihnen die goldene und auch die saturni- sche Zeiten genannt. Die Ursach, daß diese Zeiten so beschaffen waren, war, wie bereits gesagt worden, diese, daß sie in Völker, und die Völker in Familien, und die Familien in Häuser unterschieden waren, und ein jedes Haus für sich gewohnt hat; und daß es da- mals keinem in den Sinn gekommen, nach des andern seinem Erbe zu siehen, und sich daraus Reichthum und Herrschaft zu erwer- ben. Die Eigenliebe und die Liebe zur Welt, waren damals weit entfernt, ein jeder freute sich über das seinige und nicht weniger über des andern sein Gut. Diese Scene aber hat sich in der Folge der Zeit geändert, und in das Gegentheil verwandelt, da die Begierde zu herrschen und vieles zu besitzen in die Ge- müther eingedrungen, alsdann vereinigte sich das menschliche Geschlecht um seiner Sicher- heit willen, in Reiche und Herrschaften, und weil die Gesetze der Liebe und des Gewissens, welche in die Herzen geschrieben waren, auf- gehört haben, so war es nöthig, um die Ge- waltthätigkeiten zu bezähmen, Gesetze zu ge- ben, in welchen Ehre und Gewinn die Be- lohnungen, und die Beraubungen desselben die Strafen waren. Da sich der Zustand so ge- ändert, wandte sich der Himmel selbst von den Menschen ab, und das je länger je mehr bis auf diese Zeiten, da man nimmer weiß, ob ein Himmel oder eine Hölle sey, ja von ei- nigen Von dem Planeten nigen geläugnet wird, daß es dergleichen ge- be. Dieses wird gesagt, damit durch eine Parallelstelle erläutert werde, wie der Zu- stand derer, die in dem Planeten Jupiter sind, beschaffen, und woher ihre Frömmig- keit und Weisheit komme, davon ich im fol- gendem mehrers sagen will. Durch einen langen Umgang mit den Gei- stern des Jupiters erkannte ich, daß sie fröm- mer als die Geister vieler anderen Erden wa- ren. Jhr Anfall, als sie ankamen, wovon alsdann ein Aufenthalt und Einfluß ent- stund, war so gelind und angenehm, daß ich es nicht ausdrucken kann. Die Beschaffen- heit eines jedweden Geistes zeigt sich in dem andern Leben durch den Einfluß, der eine Mittheilung seiner Rührungen ( affectionis ) ist, die Frömmigkeit offenbart sich durch das Angenehme und Sanfte; durch das Sanfte, weil er sich fürchtet zu schaden, und durch das Angenehme, weil er gern Gutes thut; das Sanfte und Angenehme des Einflusses der guten Geister von unserer Erde habe ich von jener ihrem sehr deutlich unterscheiden kön- nen. Sie sagten, wann eine geringe Zwi- stigkeit unter ihnen vorkomme, daß sich wie ein dünner weisser Strahl, wie bey einem Blitz, oder wie ein Bündlein ( fasciola ) wor- inn schimmernde und herumirrende Sterne sind, sehen lasse, sie geben sich aber bald wie- der Jupiter. der zufrieden: die glänzende und zugleich her- umirrende Sterne bedeuten das Falsche, aber die schimmernde und immer an einem Ort ste- hende Sterne das Wahre. Also bedeuten je- ne (die irrende) Zwistigkeit. Die Anwesen- heit der Jovialischen Geister habe ich nicht nur aus ihrem gelinden und sanften An- wandlen und Einfluß erkennen können, son- dern auch daraus, weil sie meistens ihren Ein- fluß in das Gesicht hatten, und es freudig und lächlend machten, und dieses beständig, so lang sie da waren; sie sagten, daß sie es mit den Angesichtern ihrer Einwohner, wann sie zu ihnen kommen, eben so machen, und ihnen also die Ruhe und Wonne des Herzens einflösen wollen; diese Ruhe und Wonne, welche sie mir einflößten, erfüllte merklich die Brust und das Herz; die Begierden und die Sorgen wegen des Zukünftigen entfer- ten sich alsdann, als welche Unruhe und Un- lust mit sich bringen, und in dem Gemüth allerley Bewegungen verursachen. Daher konnte ich erkennen, was es für eine Be- schaffenheit mit dem Leben der Einwohner auf der Erde des Jupiters hat, denn aus den Gei- stern kann man die Art der Einwohner erken- nen, denn einem jeden hangt seine Lebensart von der Welt an, und er lebt auch so fort, wenn er ein Geist wird. Jch nahm wahr, daß sie in einem noch innereren Zustand der Seligkeit oder Glückseligkeit waren, dadurch nahm Von dem Planeten nahm ich ab, daß ihr Jnneres gegen den Him- mel nicht verschlossen, sondern noch eröffnet war; denn je offener das Jnnere gegen dem Himmel ist, desto eher nimmt es das Gute von GOtt und damit die Seligkeit und innere Glückseligkeit an, ganz anders ist es bey de- nenjenigen, die nicht in der Ordnung des Him- mels leben, diesen ist das Jnnere verschlos- sen, und das Aeussere zur Welt aufgethan. Was für ein Angesicht die Einwohner des Jupiters haben, wurde mir auch gezeigt, nicht daß ich die Einwohner selbst gesehen, sondern nur die Geister in ähnlicher Gestalt, die sie hatten, als sie auf ihrer Erde waren: Ehe ich aber dieses habe sehen dürfen, erschien mir ei- ner von ihren Engeln hinter einer weissen Wolke, der mir Erlaubniß darzu gab. Dar- auf zeigten sich mir zwey Angesichter, sie wa- ten wie die Angesichter unserer Erde, weiß und schön, es leuchtete aus ihnen die Auf- richtigkeit und Bescheidenheit heraus. Da die Geister des Jupiters bey mir waren, schie- nen mir die Angesichter der Menschen auf unserer Erde kleiner als sonst zu seyn, wel- ches daher kommt, weil aus denselben Gei- stern die Jdee in mir entstand, welche sie von ihren Angesichtern hatten, daß sie grösser wä- ren: denn sie glauben, daß, wenn sie als Men- schen auf ihrer Erde leben, nach dem Tod ihre Angesichter grösser, und der Gestalt nach rund seyn Jupiter. seyn würden, und weil sich diese Jdee ihnen eingedrückt hat, so bleibt sie ihnen auch daher, und sie erscheinen sich, wann sie Geister wer- den, in grösseren Angesichtern. Daß sie glauben, ihre Angesichte werden grösser, kommt daher, weil sie sagen, ihr Angesicht sey kein Cörper, weil sie dadurch sehen, hören, reden und Gedanken vorstellen, und weil auch das Gemüth ( mens ) dadurch sichtlich wird, des- wegen haben sie eine Jdee von dem Angesicht, wie von dem gestalteten Gemüth; und weil sie wissen, daß sie nach dem Leben in der Welt weiser werden, so glauben sie, daß ihre Ge- müthsform oder ihr Angesicht grösser werde. Sie glauben auch, daß sie nach dem Tod ein Feuer bekommen werden, das ihre Angesichte erwärmen würde, dis leiten sie daher, weil die Klügere unter ihnen wissen, daß das Feuer in dem geistlichen Sinn die Liebe bedeute, und daß die Liebe das Feuer des Lebens sey, und daß aus diesem Feuer die Engel ihr Le- ben haben; diejenigen unter ihnen, welche in himmlischer Liebe gelebt haben, werden auch ihres Wunsches gewähret, und spühren, daß ihr Angesicht warm wird, und alsdann wird das Jnnere ihres Gemüths von Liebe entzün- det. Eben deswegen waschen und reinigen die Einwohner derselben Erde ihr Angesicht oft, und bewahren es sorgfältig vor der Son- nenhitze; sie haben einen Anzug, der aus ei- ner blaulichten Rinde gemacht ist, damit um- geben Von dem Planeten geben sie das Haupt, und bedecken so das An- gesicht. Von den Angesichtern der Menschen auf unserer Erde, die sie durch meine Augen gesehen, sagten sie, sie wären nicht schön, und ihre Schönheit bestünde in der äusseren Haut, nicht aber in den Fasern von innen; sie wunderten sich, daß einiger ihre Angesichter rauh und blattermäßig, oder auf eine andere Art verstellt waren, und sagten, daß man bey ihnen dergleichen nicht finde; doch gefielen ihnen auch einige Angesichter, nemlich die frö- lichen und lächelnden, und die, welche um die Lippen ein wenig heraus giengen. Daß ih- nen die Angesichter, die um die Lippen her- aus giengen, gefielen, kam daher, weil sie mei- stens durch das Angesicht reden, und haupt- sächlich durch dessen Gegend um die Lippen, und weil sie sich niemals verstellen, d. i. an- derst reden, als sie denken, deswegen thun sie ihrem Angesicht keinen Zwang an, sondern lassen es frey heraus; anderst ist es bey de- nenjenigen, die von Kindheit an die Verstel- lung gelernt haben, deren Angesicht zieht sich daher von innen zusammen, daß man nichts vom Gedanken daraus sehen kann; von aus- sen läßt man auch nichts heraus kommen, sondern man hält es parat, sich heraus zu las- sen oder zusammen zu ziehen, wie es die Ver- schlagenheit anräth. Wenn man die Zasern der Lippen und dessen, was um sie herum ist, an- schauet, kann man die Wahrheit sehen: denn es Jupiter. es sind daselbst vielerley Reihen zusammen geflochten, und dick aufeinander, welche nicht allen zum Essen und zur Sprache durch Wör- ter, sondern auch die Jdeen des Gemüths auszudrucken, geschaffen sind. Es wurde mir auch gezeigt, wie sich die Gedanken durch das Gesicht präsentiren; die Neigungen, welche die Liebe detreffen, offen- baren sich durch das Gesicht und dessen Ver- änderungen, und die Gedanken in ihnen durch die Verschiedenheiten nach den Gestalten des Jnnern daselbst, weiter kann man es nicht beschreiben. Die Einwohner des Jupiters haben auch eine Wörtersprache, die aber nicht so schal- lend ist, wie bey uns. Eine Sprache ( Lo- quela ) hilft der andern, und der Wörterspra- che ( Loquelæ vocum ) wird ein Leben eingeflö- set durch die Sprache des Angesichts. Jch wurde von den Engeln belehret, daß die aller- erste Sprache auf einer jeden Erde, die Spra- che durch das Angesicht gewesen, und das aus zweyen ursprünglichen Quellen daselbst, nemlich aus den Lippen und den Augen; die Ursache, daß dergleichen Sprache die erste ge- wesen ist, weil das Angesicht, dasjenige, was der Mensch denkt und was er will, abzubil- den, gestaltet ist, daher ist auch das Angesicht das Bild und der Zeiger des Gemüths ge- Sw. Sch. III. Th. J nannt Von dem Planeten nanut worden; ferner, weil in den ältesten oder ersten Zeiten alles aufrichtig gewesen, und der Mensch nicht anders gedacht hat, oder hat denken wollen, als was er haben woll- te, daß man es aus seinem Angesicht sehe; also konnten auch die Neigungen des Ge- müths, und daher die Gedanken lebhaft und vollkommen vorgestellt werden, so präsentirte sichs auch nach dem Aug, wie in einer Ge- stalt ( forma ) sehr vieles zugleich. Diese Sprache übertraf um so viel die Wörterspra- che, als das Gesicht das Gehör: nemlich wie ein Unterschied ist, ein Feld sehen, oder nur davon hören, und fassen, wann es durch Wör- ter beschrieben ist. Sie setzten hinzu, daß dergleichen Sprache mit der Sprache der En- gel überein käme, mit welchen die Menschen zu denselbigen Zeiten auch Gemeinschaft hat- ten: wann auch das Angesicht redet, oder das Gemüth durch das Angesicht, so ist die Spra- che der Engel bey dem Menschen in der letz- ten natürlichen Gestalt, nicht aber wann der Mund durch Stimmen redet. Es kann auch ein jeder begreiffen, daß die Wörtersprache den Aeltesten nicht habe bekannt seyn kön- nen, weil die Wörter der Sprache nicht un- mittelbar eingegeben sind, sondern erst muß- ten ausgefunden und denen Sachen beygelegt werden, welches nur durch die Folge der Zeit geschehen konnte. So lang Aufrichtigkeit und Geradheit bey dem Menschen war, so lang Jupiter. lang blieb auch dergleichen Sprache; so bald aber der Sinn ( mens ) anderst zu denken und anderst zu reden anfieng, welches sich zuge- tragen, da der Mensch sich und nicht seinen Nächsten zu lieben anfieng, so bald hat auch die Wörtersprache zugenommen, und das An- gesicht hat geschwiegen oder gelogen: daher hat sich die innere Gestalt des Angesichts ver- ändert, sich zu sammen gezogen, verhärtet und angefangen, fast das Leben zu verliehren, aber die äusserliche hat angefangen, von dem Feuer der Eigenliebe entflammt zu werden, und (auf solche unächte Art) als lebendig vor den Augen der Menschen zu scheinen. Denn das, was als des Lebens manglend allda sich einfindet, erscheint nicht vor den Augen der Menschen, sondern vor den Augen der En- gel, weil diese das Jnnere erblicken. So sind die Angesichter derjenigen beschaffen, die anderst denken und anderst reden: denn die Verstellung, Heucheley, List und Betrug, welches die heutige Klugheit ist, führen sol- ches ein. Die Sache verhält sich aber in dem andern Leben ganz anders, daselbst darf man nicht anders reden und anderst denken: denn man empfindet auch daselbst deutlich in einem jeden Wort, daß es nicht mit einander übereinstimme, und wenn man es merkt, so stößt man einen solchen Geist, in welchem dergleichen Falschheit ist, aus der Gesellschaft, und bestraft ihn, hernach wird er auf man- J 2 cherley Von dem Planeten cherley Weise dahin gebracht, daß er redet, wie er denkt, und daß er denkt, wie er will, bis sein Gemüth ( mens ) Eines, und nicht mehr getheilt ist; wenn er nemlich so gut ist, daß er das Gute will, und die Wahrheit aus dem Guten denkt und redet; und wenn er so bö- se ist, daß er das Böse will, und das Falsche aus dem Bösen denkt und redet; der Gute wird nicht eher in den Himmel erhaben, und der Böse wird auch nicht eher in die Hölle geworfen, und dieses geschiehet zu dem Ende, daß in der Hölle nichts als Böses und Falsches aus dem Bösen, und in dem Himmel nichts als Gu- tes und Wahrheit aus dem Guten sey. Jch bin ferner von den Geistern, die aus jener Erde waren, von unterschiedenen Dingen, die sich bey den Einwohnern daselbst finden, unterrichtet worden, als von ihrem Gang, von ihren Speisen und Wohnungen. Was ih- ren Gang anbetrift, so gehen sie nicht auf- recht, wie die Einwohner dieser Erde, und vieler andern Erden, sie kriechen auch nicht wie die Thiere, sondern wenn sie gehen hel- fen sie sich mit den flachen Händen, und he- ben sie nach einander zur Helfte über die Füs- se in der Höhe, sie sehen auch im Gehen alle drey Schritte hinter sich und zur Seiten, und biegen alsdann den Leib ein wenig, welches schnell geschiehet, denn bey ihnen ist es ein Uebelstand, wenn man von andern anderst als Jupiter. als vom Angesicht gesehen wird. Wann sie so gehen, halten sie das Gesicht immer auf- recht, wie bey uns, daß sie so auch den Him- mel anschauen, wenn sie die Erde ansehen; sie hängen es nicht gegen die Erde, dieses hei- sen sie verdammt; die geringsten bey ihnen machen es also, wann sie sich nicht angewöh- nen, das Angesicht in die Höhe zu heben, so werden sie aus ihrer Gesellschaft ausgestossen. Wenn sie aber sitzen, so präsentiren sie sich wie die Menschen auf unserer Erde, nach dem obern Theil des Leibes aufrecht, nach den Füs- sen aber sitzen sie kreutzweis; sie hüten sich sehr, nicht allein wenn sie gehen, sondern auch wenn sie sitzen, daß man sie nicht von hin- ten, sondern nur von vornen sehe, sie ha- ben es auch gern, daß man ihre Angesichter sieht, weil daraus ihr Gemüth zu ersehen ist, denn sie zeigen kein anderes Angesicht, als ihr Gemüth ist, können es auch nicht anderst; die Anwesenden wissen es auch daher deut- lich, wie sie gegen sie gesinnt seyen, welches sie auch nicht verbergen, absonderlich ob die Freundschaft, die sie blicken lassen, aus Auf- richtigkeit oder aus Zwang herrühre. Die- ses zeigten mir ihre Geister, und ihre Engel bestätigten es, deswegen scheinen auch ihre Geister nicht wie die andere aufrecht zu ge- hen, sondern schier wie die Schwimmer, dem Gang mit den Händen zu helfen, und sich öf- ters umzusehen. J 3 Die- Von dem Planeten Diejenigen, welche in ihren warmen Erd- strichen leben, gehen nacket, doch haben sie ei- ne Decke über die Lenden, sie schämen sich nicht ihrer Blöse, denn ihr Sinn ist keusch, sie lie- ben nur ihre Weiber, und verabscheuen den Ehebruch. Sie wunderten sich sehr, daß die Geister unserer Erde, da sie höreten, daß sie so gehen und auch nackend seyen, sie aus- lachten, und geile Gedanken hätten, und daß sie gar nicht auf ihr himmlisches Leben, son- dern nur auf dergleichen Dinge aufmerksam gewesen seyen; sie sagten, dieses sey ein Zei- chen, daß sie sich um das Leibliche und Jrdi- sche mehr bekümmern, als um das Himmli- sche, und daß unanständige Dinge ihre Her- zen einnehmen. Es wurde ihnen gesagt, daß die Blöse keine Schande noch Aergerniß de- nen sey, welche in der Keuschheit und in dem Stand der Unschuld leben, sondern nur de- nen, welche in Geilheit und Unzucht leben. Wenn die Einwohner jener Erde im Bett liegen, so kehren sie ihr Angesicht vorwärts gegen dem Zimmer, nicht aber hinterwärts gegen der Wand zu. Dieses erzehlten mir ihre Geister, und führter. zur Ursache an, daß sie glauben, sie kehren das Angesicht so gegen den HErrn, kehren sie es aber hinterwärts, so wendeten sie es von Jhm ab. Dergleichen wiederfuhr mir etlichemal, da ich in dem Bett war, Jupiter. war, woher es aber komme, hatte ich vorher nicht gewußt. Sie essen gern lang, nicht sowohl aus Vergnügen an der Speise, als vielmehr am Gespräch zur selbigen Zeit. Wenn sie an dem Tisch fitzen, so sitzen sie nicht auf Ses- seln oder Bänken, oder erhöheten Strohbet- ten, auch nicht auf dem Gras, sondern auf den Blättern eines gewissen Baums, sie woll- ten mir nicht sagen, von was für einen Baum die Blätter waren, da ich aber viele rieth und nennete, gestunden sie mirs endlich, da ich die Blätter des Feigenbaums nannte. Ue- berdieß sagten sie, daß sie die Speisen nicht nach dem Geschmack, sondern vornemlich nach dem Nutzen zurichten, sie sagten, daß eine nützliche Speise ihnen wohl schmecke. Hievon ward die Rede unter den Geistern, und der Ausspruch geschahe, daß dieses einem Menschen gezieme, denn so liegt ihm am Her- zen, daß eine gesunde Seele in einem gesun- den Leib sey, diß ist anderst, als bey denen, bey welchen der Geschmack herrschet, daher kränkelt der Leib, zum wenigsten ist er inner- lich schwach, folglich auch das Gemüth, ( mens ) denn dieses richtet sich nach dem innern Zu- stand der Theile, die das, was des Leibes ist, aufnehmen, so, wie das Gesicht und Gehör sich nach dem Zustand des Auges und des Oh- res richtet; deswegen ist es eine Thorheit, J 4 wenn Von den Planeten wenn man die ganze Annehmlichkeit des Le- bens in die Schwelgerey und Wollust setzt, daher ist man auch in solchen Dingen stumpf, welche Nachdenken und Beurtheilung betref- fen, und geschickt in dem, was den Leib und die Welt angehet. Hieraus entsteht die Aehn- lichkeit eines Menschen mit einem unver- nünftigen Thier, mit welchem sich auch solche nicht uneben vergleichen. Jhre Wohnungen sind mir auch gezeigt wor- den, sie sind niedrig von Holz, inwendig aber mit Bast, oder mit einer Rinde von weiß- lecht himmelblauer Farbe ausgemacht, und ganz herum und oben mit Sternlein, wie sie an den Himmel erscheinen, ausgedüpfelt: denn sie wollen ihre Häuser inwendig nach der Gleichheit des sichtbaren Himmels überziehen, die Ursach ist, weil sie glauben, die Sterne seyen die Wohnungen der Engel. Sie haben auch Zelten, welche oben rund, und in die Länge ausgedehnet, auch inwendig mit Sternlein auf einem himmelblauen Boden ausgeziert sind. Jn diese begeben sie sich bey Tag, da- mit ihre Angesichter von der Sonnenhitze kei- nen Schaden leiden. Sie sind sehr besorgt, diese ihre Zelter schön auszuzieren, und rein- lich zu halten, sie essen auch in denselben. Da die Geister des Jupiters die Pferde dieser Erde sahen, kamen mir die Pferde klei- ner Jupiter. ner vor als sonst, ob sie gleich stark und hoch waren, dieses kam aus der Jdee, die jene Gei- ster von den Pferden daselbst haben; sie sag- ten, es gebe bey ihnen auch dergleichen, aber viel grössere, sie seyen wild oder halten sich in den Wäldern auf, und jagen ihnen, wenn man sie siehet, einen Schrecken ein, ob sie gleich keinen Schaden thun; sie setzten noch hinzu, daß sie vor ihnen eine angebohrne oder natürliche Furcht haben, daher bekam ich Gelegenheit, der Ursache von dieser Furcht nachzudenken: Ein Pferd bedeutet in dem geistlichen Sinn etwas intellectuelles, das aus den wissenschaftlichen Dingen gebildet worden, und weil sie das inrellectuelle durch die Wissenschaften aus der Welt auszubes- sern sich scheuen, so kommt daher der Ein- fluß der Furcht. Daß sie die wissenschaft- lichen Dinge, welche die menschliche Gelehr- samkeit betreffen, nicht achten, wird man im folgenden sehen. Die Geister jener Erde wollen nicht mit den Geistern unserer Erde in Gesellschaft seyn, weil sie in den Gemüthern und Sit- ten unterschieden sind: Sie sagen, die Gei- ster unserer Erde seyen listig, und fertig und sinnreich, Uebel anzustiften, wissen auch und denken wenig an das Gute. Ueberdas sind die Geister des Jupiters viel weiser als die Geister unserer Erde; von den unsrigen sa- J 5 gen Von den Planeten gen sie auch, daß sie viel reden und wenig denken, und daß sie also nicht viel und auch nicht einmal was gut ist, innerlich empfin- den könnten: sie schliessen daher, daß die Menschen unserer Erde äusserliche Menschen sind. Einsmals wurde auch den bösen Gei- stern unserer Erde zugelassen, durch ihre bö- se Künste zu agiren, und denen Geistern des Jupiters, die bey mir waren, zuzusetzen, diese stunden es sehr lange aus, endlich aber bekannten sie doch, daß sie es nicht länger ertragen könnten, und daß sie glaubten, es gebe keine schlimmere, denn sie verkehrten ihre Einbildung und Gedanken so, daß es sie bedünkte, als wenn sie gleichsam gebun- den wären, und nicht anders als durch gött- liche Hülfe herausgerissen und errettet wer- den könnten. Als ich in dem Wort (GOttes) etwas von dem Leiden unseres Heilandes ge- lesen, so schmäheten die Europäische Geister gräulich darwider, um die Geister des Jupi- ters zu verführen. Man fragte sie, wer sie wären, und was sie in der Welt für ein Amt gehabt hätten, da man dann erfuhr, daß et- liche unter ihnen Prediger, und mehrere von denen gewesen, welche sich aus der Gesell- schaft des HErrn oder Jesuiten nennen. Jch sagte, daß sie, da sie in der Welt lebten, damals durch ihre Predigten von dem Leiden des HErrn den Pöbel zum Weinen haben bewegen können; ich sagte ihnen auch die Ursa- Jupiter. Ursache, daß sie in der Welt anderst gedacht und anderst geredt, und also etwas anders in dem Herzen als in dem Mund geführt ha- ben, und daß sie jetzt nicht mehr so betrüg- lich reden dürfen: denn wenn sie Geister wer- den, müssen sie gänzlich so reden, wie sie den- ken. Es erstaunten hauptsächlich die Geister des Jupiters darüber, daß es einen solchen Zwiespalt des Jnn- und Aeusserlichen bey dem Menschen geben könne, nemlich ganz anderst zu reden und anderst zu denken, wel- ches ihnen unmöglich wäre. Sie verwun- derten sich, da sie höreten, daß viele aus un- serer Erde auch Engel werden, und daß die- selben ein ganz anderes Herz haben, sie schlos- sen alsdann, daß auf unserer Erde alle ihnen ähnlich seyen, man sagte ihnen aber, daß viele nicht so seyen, und daß es auch einige gebe, die aus dem Guten, nicht aber aus dem Bösen, wie jene denken, und daß diejenigen, welche aus dem Guten denken, Engel wer- den. Damit sie wüßten, daß es so sey, so kamen aus dem Himmel von den Engeln aus unserer Erde Chöre, einer nach dem andern, welche zugleich mit Einer Stimme und mit Zusammenstimmung den HErrn verherrlich- ten; an diesen Chören ergötzten sich die Gei- ster des Jupiters, die bey mir waren, so sehr, daß es ihnen dünkte, sie seyen gleichsam in den Himmel entzückt, diese Lobpreisung der Chöre daurete ohngefähr eine Stunde lang. Jch Von den Planeten Jch durfte ihr Vergnügen, das sie daran hat- ten und mit mir theilten, zugleich empfinden; sie sagten, daß sie das auch den Jhrigen, die anderswo sind, erzehlen wollten. Die Einwohner der Erde des Jupiters setzen die Weisheit darein, daß sie von Sa- chen, die in dem Leben vorkommen, wohl und richtig denken, diese Weisheit bekommen sie von Kindheit auf, von den Eltern, wel- che nach und nach auf die Nachkommenschaft fortgepflanzt wird, und aus der Liebe dazu, weil sie bey den Eltern wächst. Von den Wissenschaften, wie sie auf unserer Erde be- schaffen sind, wissen sie gar nichts, sie wol- len auch nichts davon wissen, sie nennen die- selben Schatten, und vergleichen sie den Wolken, welche zwischen der Sonne sind; diese Jdee von den Wissenschaften haben sie von einigen aus unserer Erde genommen, wel- che sich bey ihnen für weise aus den Wissen- schaften angegeben haben. Die Geister aus unserer Erde, welche sich dafür ausgaben, sind diejenigen gewesen, welche die Weisheit in solchen Dingen setzten, die nur blos für das Gedächtniß sind, als in den Sprachen, vornemlich der hebräischen, griechischen und lateinischen, in den Denkwürdigkeiten, was die gelehrte Welt angehet, in der Critik, in blose Experimentalsachen und in Wörtern, ( terminis ) vornemlich philosophische u. d. m. sie Jupiter. sie haben sich auch deren nicht als Mittel wei- se zu werden bedienet, weil sie in ihnen selbst die Weisheit gesetzt haben: diese, weil sie durch die Wissenschaften, als durch die Mit- tel, die Kräften ihres Verstandes nicht ver- bessert haben, haben sehr wenig Empfindung ( perceptionis ) in dem andern Leben, denn sie sehen nur allein in den Worten und aus den Worten, und welche so sehen, da ist alles wie Nebel und Wolken vor dem intellectuel- len Gesicht, siehe oben; diejenigen aber, wel- che wegen ihrer Gelehrsamkeit in solchen Din- gen hochmüthig gewesen sind, empfinden noch weniger, und die, welche sich der Wissen- schaften als Mittel bedienet haben, die Sa- chen der Kirche und des Glaubens zu schwä- chen und zu zernichten, diese haben ihren Ver- stand ganz verderbt, und sehen in der Fin- sterniß, wie die Nachteulen das Falsche für wahr, und das Böse für gut an. Die Gei- ster des Jupiters haben aus dem Umgang mit dergleichen geschlossen, daß die Wissenschaf- ten einen Schatten werfen und verblenden: Man sagte ihnen aber, daß auf dieser Erde die Wissenschaften die Mittel seyen, das in- tellectuelle Gesicht zu eröffnen, welches Ge- sicht in dem Licht des Himmels ist; weil aber nur solche Dinge die Oberhand haben, wel- che das blos natürliche und sinnliche Leben anbetreffen, so sind deswegen ihnen die Wis- senschaften Mittel zur Thorheit, nemlich sich für Von den Planeten für die Natur wider GOtt, und für die Welt wider den Himmel zu bestärken. Fer- ner sagte man, daß die Wissenschaften an sich geistliche Reichthümer seyen, und daß diejenigen, welche sie besitzen, seyen, wie die- jenigen, welche weltliche Reichthümer besäs- sen, welche ebenfalls Mittel sind, sich, dem Nächsten und dem Vatterland zu nutzen, aber auch zu schaden; ferner, daß sie auch wie die Kleider seyen, welche zum Nutzen, zur Zierde und auch zum Stolz dienen, gleichwie es bey denen ist, welche von ihnen allein woll- ten geehrt seyn. Die Geister des Jupiters verstunden dieses wohl, sie wunderten sich aber, daß, da sie Menschen waren, bey den Mitteln stehen blieben, und daß sie solche Dinge, welche zur Weisheit führen, der Weisheit selbst vorgezogen, und nicht einge- sehen haben, daß, sich mit seinem Gemüth in dieselbigen einlassen und nicht höher stei- gen, heisse verdunkeln und verblenden. Es kam ein Geist, der aus der untern Erde aufstieg, zu mir, und sagte: daß er dasjenige, was ich mit andern Geistern gere- det, gehört habe, er habe aber nichts verstan- den, was von dem geistlichen Leben und sei- nem Licht gesagt wurde; er wurde befragt: ob er wollte davon unterrichtet werden? Er antwortete: er sey nicht in dieser Absicht ge- kommen; woraus ich schliessen konnte, daß er Jupiter. er dergleichen nicht faßte, denn er war sehr dumm; die Engel sagten, daß er, da er in der Welt als ein Mensch lebte, unter denen gewesen sey, die wegen ihrer Gelehrsamkeit etwas berühmt waren; er war kalt, welches man an seinem Anhauchen deutlich spührte; welches ein Zeichen war eines blos natürli- chen und keines geistlichen Lichts, so, daß er sich den Weg zu dem Licht des Himmels durch die Wissenschaften nicht geöffnet, sondern verschlossen hat. Weil sich die Einwohner der Erde des Jupiters den Verstand durch einen andern Weg zuwegen bringen, als die Einwohner unserer Erde, und überdis noch von einer an- dern Art sind, so wie es ihr Leben mit sich bringt, so können sie nicht lang bey einander seyn, sondern sie fliehen entweder dieselben, oder machen, daß sie fortgehen. Es sind At- mosphären, welche geistliche Sphären zu nen- nen sind, die aus einem jeden Geist bestän- dig ausfliessen; sie fliessen aus der Würksam- keit der Neigungen ( ex activo affectionum ) und folglich der Gedanken, also aus dem Le- ben selbst: alle gesellschaftliche Verbindungen in dem andern Leben geschehen nach den Sphä- ren, diejenigen, welche übereinstimmen, ver- einigen sich nach ihrer Uebereinstimmung; welche nicht übereinstimmen, entfernen sich nach der Verschiedenheit. Die Geister und En- Von den Planeten Engel, die von der Erde des Jupiters sind, stellen in dem größten Menschen die Einbil- dung der Gedanken ( imaginativum cogitatio- nis ) vor, und so den activen Stand der in- nerlichen Theile. Die Geister unserer Erde aber, stellen unterschiedene Verrichtungen der äussern Theile des Leibs vor, wann diese herrschen wollen, so kann das active oder ima- ginative der Gedanken von dem Jnnern nicht einfliessen; daher kommen Widerstände zwi- schen den Lebenssphären von beeden. Was ihren Gottesdienst anbelangt, so ist das die Hauptsache, daß sie unsern HErrn für den Allerhöchsten erkennen, welcher Him- mel und Erde regiert, sie nennen ihn den Ei- nigen HErrn, und weil sie Jhn bey Leibes Leben erkennen, und verehren, so suchen sie Jhn daher nach dem Tod, und finden Jhn. Es ist eben wie mit unserm HErrn. Man fragte sie, ob sie wissen, daß der Einige HErr ein Mensch sey? sie antworteten, sie wissen alle, daß er ein Mensch sey, weil er von vie- len in ihrer Welt als Mensch gesehen wor- den, und daß Er sie in der Wahrheit unter- richte, sie erhalte, und denen das ewige Le- ben gebe, die Jhn aus dem Guten verehren; Sie sagten ferner, daß ihnen von Jhm geof- fenbaret worden sey, wie sie leben und glau- ben sollten, und daß dasjenige, was geoffen- baret worden ist, den Kindern von den El- tern Jupiter. tern gesagt würde, und also diese Lehre zu allen Familien käme, und so zu dem ganzen Geschlecht, welches von Einem Vater her- stammt; sie setzten noch hinzu, daß es ihnen vorkomme, als wäre diese Lehre ihren Ge- müthern eingeschrieben, welches sie daraus schliessen, weil sie alsbalden empfinden, und gleichsam aus sich erkennen, ob dasienige, was von andern von einem Leben des Him- mels bey dem Menschen gesagt wird, wahr sey. Sie wissen nicht, daß ihr Einiger HErr als Mensch auf unserer Erde gebohren wor- den sey, welches zu wissen, sie auch, wie sie sagten, nicht be sorgt sind, nur daß Er Mensch sey, und die ganze Welt regiere: da ich sag- te, daß Er auf unserer Erde Christus JEsus genennt werde, und daß Christus einen Ge- salbten oder König, und JEsus einen Hei- land bedeute; so sagten sie, daß sie Jhn nicht als einen König verehren, weil das Königli- che nach dem Weltlichen schmeckt, sondern daß sie Jhn als einen Heiland verehren. Weil die Geister unserer Erde einen Zweifel machten, ob ihr Einiger HErr einerley mit unserm HErrn wäre, so lehnten sie Jhn da- durch ab, daß sie sich erinnerten, daß sie Jhn in der Sonne gesehen, und daß sie erkannt haben, es sey eben derjenige, den sie auf ih- rer Erde gesehen haben. Einsmals hatten auch die Geister des Jupiters, die bey mir waren, einen Augenblick einen Zweifel, ob Sw. Sch. III. Th. K ihr Von den Planeten ihr Einiger HErr eben der unserige sey? aber dieser Zweifel, der in einem Augenblick kam, wurde ihnen auch in einem Augenblick wieder benommen: Er kam von einigen Geistern aus unserer Erde her, darauf aber haben sie sich, daß sie nur einen Augenblick daran ge- zweifelt haben, zu meiner größten Verwun- derung so sehr geschämet, daß sie zu mir sag- ten, ich möchte doch dieses nicht bekannt ma- chen, damit sie keines Unglaubens deshalben beschuldiget werden möchten, da sie es doch jetzt vor andern wissen. Diese Geister wur- den sehr gerührt, und freueten sich sehr, als sie die Rede höreten, daß ihr Einiger HErr allein Mensch sey, und alle von Jhm das haben, daß sie Menschen heissen, daß sie aber in so fern Menschen seyen, als sie sein Ebenbild sind, d. i. soviel sie Jhn und den Nächsten lieben, folglich soviel sie in dem Guten sind: denn das Gute der Liebe und des Glaubens ist das Ebenbild des HErrn. Es waren Geister des Jupiters bey mir, da ich das 17te Capitel aus dem Johanne von der Liebe des HErrn und von seiner Verklä- rung lase, und da sie höreten, was darinnen stund, so wurden sie von dem Heiligen ein- genommen, und sie bekannten, daß alles dar- inn göttlich sey; aber die Geister unserer Erde, die unglaubig gewesen sind, gaben dar- auf beständig Aergernisse, und sagten, daß Er Jupiter. Er als ein Kind gebohren sey, als ein Mensch gelebt habe, und wie ein anderer Mensch er- schienen, daß Er gekreutziget worden sey u. d. m. Die Geister des Jupiters gaben aber nicht darauf acht, sondern sagten: daß ihre Teu- fel so wären, welche sie verabscheuen, sie setz- ten hinzu, es sey gar nichts himmlisches in ihren Herzen, sondern nur lauter irdisches, welches sie Schlacken nannten; daß es so sey, sagten sie, haben sie auch daraus erfah- ren, daß, da sie hörten, daß die Leute auf ihrer Erde nackend gehen, sie alsbald unrei- ne Gedanken gehabt haben, und daß sie gar nicht an ihr himmlisches Leben gedacht haben, von welchem sie dazumal auch gehöret haben. Wie klar die Geister des Jupiters die geistliche Sachen empfinden, konnte ich aus ihrer Vorstellung wahrnehmen, wie der HErr die schlimme Neigungen in gute verwandelt: Sie stellten den intellectuellen Sinn als eine schöne Gestalt vor, und gaben ihm eine der Gestalt zukommende Activität für das Leben der Neigung, welches sie auf eine solche Wei- se thaten, die mit Worten nicht beschrieben werden kann, so geschickt, daß sie von den Engeln gelobt worden sind. Es waren da- mals Gelehrte aus unserer Erde da, welche in das Jntellectuelle Wörter von wissenschaft- lichen Dingen gemengt, und vieles von der Form, Substanz, vom materiellen und im- K 2 ma- Von den Planeten materiellen u. d. gl. geschrieben und gedacht, und dergleichen zu keinem Nutzen angewandt haben, diese konnten jene Vorstellung auch nicht einmal begreiffen. Auf ihrer Erde hü- tet man sich sehr, daß niemand auf verkehr- te Meynungen von dem Einigen HErrn ge- rathe, und wann sie merken, daß einige un- richtig von dem HErrn zu denken anfangen, so erinnern sie ihn zuerst, alsdann benehmen sie es ihm durch Drohworte, und endlich durch Strafen. Sie sagten, daß sie wahrgenom- men haben, daß, wenn so etwas dergleichen sich in eine Familie einschleicht, diese wegge- schaft werde, nicht zwar durch Todesstrafen von ihren Cameraden, sondern durch Berau- bung des Athems, und folglich des Lebens von den Geistern, nachdem sie ihnen zuerst den Tod angekündigt haben: denn auf der- selben Erde reden die Geister mit ihnen, und bestrafen sie, wann sie böses gethan haben, und auch wann sie etwas übels zu thun, im Sinn gehabt haben, wovon im folgenden; deswegen wird ihnen der Tod angekündigt, wann sie von dem Einigen HErrn übel den- ken, und sich nicht bessern. Auf diese Wei- se wird daselbst der Dienst des HErrn erhal- ten, der bey ihnen die höchste Gottheit ist. Sie sagten, sie haben keine Fesitage, sondern an einem jeden Morgen bey Aufgang der Sonne, und jedweden Abend bey Untergang der Sonne, verrichten sie einen heiligen Dienst in Jupiter. in ihren Zeltern dem Einigen HErrn, und singen Jhm auch nach ihrer Art Psalmen. Ferner bin ich unterrichtet worden, daß es auf jener Erde auch solche gebe, die sich Heilige nennen, und bey Strafe ihren Knechten, deren sie viel annehmen, befehlen, daß sie sie Herren nennen; sie verbieten ihnen auch, den HErrn der ganzen Welt anzube- ten, und sagen, daß diese Herren die Mittler seyen, und daß sie ihre Bitten zu dem HErrn der ganzen Welt bringen würden. Sie nen- nen den HErrn der ganzen Welt, der unser HErr ist, nicht den Einigen HErrn wie die übrigen, sondern den allerhöchsten HErrn, weil sie sich Herren nennen. Sie nennen die Sonne der Welt das Angesicht des höch- sten HErrn, und glauben, daß daselbst seine Wohnung sey, weswegen sie auch die Son- ne anbeten. Sie werden von den übrigen Einwohnern verabscheuet, und diese wollen keinen Umgang mit ihnen haben, sowohl, weil sie die Sonne anbeten, als auch, weil fie sich Herren nennen, und von ihren Die- nern als Mittelsgötter verehrt werden. Die Geister zeigten mir die Decke ihres Haupts, welches ein zugespitzter ( turritus ) Hut war, von einer dunklen Farbe. Jn dem andern Leben erscheinen sie zur Linken in einer gewis- sen Höhe, und sitzen daselbst wie Götzen, und werden auch im Anfang von den Dienern, K 3 die Von dem Planeten die bey ihnen waren, verehrt, hernach aber auch von ihnen verspottet. Jch wunderte mich, daß sie daselbst in ihrem Angesicht leuch- ten wie Feuer, welches sie daher bekommen, weil sie geglaubt haben, sie seyen Heilige ge- wesen; ob sie aber gleich in dem Gesicht wie feurig aussehen, so sind sie doch kalt, und wünschen äusserst warm zu werden; daraus erhellet, daß das Feuer, welches an ihnen leuchtet, ein blindes Feuer der Eigenliebe sey. Eben diese scheinen sich Holz zu spalten, da- mit es ihnen warm werde, und wann sie es spalten, so scheint unter dem Holz etwas von einem Menschen heraus, welchen sie alsdann zugleich umbringen wollen; dis kommt da- her, weil sie sich ein Verdienst und eine Hei- ligkeit anmassen; diejenigen, welche dieses auf der Welt thun, präsentiren sich in dem andern Leben als Holzhauer, wie auch einige aus unserer Erde, von welchen anderswo ge- handelt worden ist. Jch will auch von diesen eine Erfahrung beyfügen, damit die Sache erläutert werde. „Auf der untern Erde, unter den Fußsohlen sind auch solche, die ein Verdienst in ihre gute Thaten und Werke setzen, viele von ihnen erscheinen, als wenn sie sich Holz spalteten. Der Ort, wo sie sind, ist etwas kalt, und es scheint, als wollten sie sich durch ihre Arbeit heiß machen: ich habe auch mit ihnen geredet, und durfte sie fragen: ob sie nicht aus diesem Ort weg- gehen Jupiter. gehen wollten? Sie sagten mir aber, daß sie es durch ihre Arbeit noch nicht verdient hät- ten; wenn aber dieser Stand vorüber ist, so werden sie davon befreyt. Sie sind die na- türlichen, weil die Seligkeit verdienen wollen, nichts geistliches ist, denn es kommt aus ihrem eigenen und nicht von dem HErrn, und überdis ziehen sie sich andern vor, und einige von ihnen verachten andere, diese, wenn sie in dem andern Leben vor andern keine Freu- de empfangen, so erzürnen sie sich wider den HErrn, deswegen erscheint ihnen, wenn sie Holz machen, gleichsam etwas von dem HErrn unter dem Holz, und dieses kommt aus Zorn.“ Es ist auf derselben Erde etwas gemei- nes, daß die Geister mit den Einwohnern reden und sie unterrichten, und auch wenn sie etwas böses gethan, züchtigen; weil mir von dieser Sache vieles von ihren Engeln be- richtet worden, so möchte ich dasselbe ordent- lich erzehlen. Daß die Geister daselbst mit den Menschen reden, kommt daher, weil fie viel an den Himmel und an das Leben nach dem Tod gedenken, und weil sie sich um das Leben in der Welt dagegen nicht viel beküm- mern, denn sie wissen, daß sie, wenn sie sterben, fortleben werden, und zwar in ei- nem glückseligen Zustand nach dem Zustand ihres innern Menschen, wie er in der Welt K 4 gebildet Von dem Planeten gebildet worden. Mit Geistern und Engeln zu reden, war auch auf dieser Erde zu alten Zeiten etwas gemeines, aus gleicher Ursache, weil sie nemlich an den Himmel, und wenig an die Welt gedacht haben, es ist aber diese lebendige Gemeinschaft mit dem Himmel mit der Zeit verschlossen worden, wie der Mensch von einem innerlichen zu einem äusserlichen wurde, oder welches eben das ist, wie er an- fieng viel an die Welt, und wenig an den Himmel zu denken, und noch mehr, da er nicht mehr glaubte, daß es einen Himmel, oder eine Hölle gebe, und daß der Mensch an sich kein Geist sey, der nach dem Tod lebe: denn heut zu Tag glaubt man, daß der Leib aus sich lebe, und nicht aus seinem Geist; deswegen, wenn der Mensch jetzt nicht glaub- te, daß er mit dem Leib auferstehen werde; so glaubte er gar nichts von einer Auferste- hung. Was die Gegenwart der Geister bey den Einwohnern des Jupiters insbesondere anbe- trift, so gibt es einige Geister welche züch- tigen, andere welche unterrichten, und andere welche sie regieren. Die Geister, welche züch- tigen, nähern sich der linken Seite, und nei- gen sich gegen dem Rucken, und wenn sie da find, so langen sie aus dem Gedächtniß des Menschen alle seine Thaten und Gedanken heraus, denn dieses ist den Geistern etwas leich- Jupiter. leichtes: denn wenn sie zu dem Menschen anlaufen, so kommen sie in sein ganzes Ge- dächtniß. Wenn sie finden, daß er übels gethan oder übels gedacht hat, so geben sie ihm einen Verweiß, und strafen ihn auch mit einem Schmerzen an den Gliedern, Füs- sen, oder Händen, oder mit einem Schmer- zen um die Gegend über dem Bauch; dieses können die Geister auch sehr gut thun, wenn es ihnen erlaubt wird; wann diese zu dem Menschen kommen, jagen sie ihm ein Grau- en mit Furcht ein, daher weiß der Mensch ihre Ankunft: die böse Geister können, wann sie zu einem kommen, einen Schrecken einja- gen, absonderlich diejenigen, die, da sie auf der Welt lebten, Mörder gewesen sind. Da- mit ich wüßte, wie es diese Geister machen, wann sie zu einem Menschen von ihrer Erde kommen, so wurde erlaubt, daß ein solcher Geist zu mir kommen durfte, als er nahe bey mir war, kam mich merklich Grauen samt Furcht an, ich entsetzte mich, aber nicht so- wohl von innen als äusserlich, weil ich ge- wußt habe, daß es ein solcher Geist war, ich sahe ihn auch, und er erschien mir wie eine dunkle Wolke, mit beweglichen Sternen in der Wolke; die veränderlichen Sterne zeigen falsche Dinge, die Fixsterne aber die Wahr- heit an; dieser wandte sich zu meiner linken Seite gegen den Rucken, und fieng auch an, mir nach den Thaten und Gedanken einen K 5 Ver- Von den Planeten Verweiß zu geben, welche er aus meinem Gedächtniß hervor suchte, und auch falsch auslegte: er wurde aber von den Engeln ge- hindert, da er wahrnahm, daß er bey keinem Menschen von seiner Erde war, fieng er an mit mir zu reden, und zu sagen, daß er alles und jedes, was der Mensch gethan und ge- dacht hat, wenn er zu ihm komme, wisse, daß er ihm ferner einen scharfen Verweiß gebe, und auch mit unter schiedlichen Schmer- zen züchtige. Zu einer andern Zeit kam auch ein solcher züchtigender Geist zu mir, und machte sich auf meine linke Seite unter der Mitte des Leibs, wie der vorige, der auch strafen wollte, aber auch dieser wurde von den Engeln abgehalten, doch zeigte er mir die Arten der Strafen, die ihm erlaubt sind, den Menschen von einer Erde anzuthun, wann sie etwas Uebles thun, und zu thun im Sinn haben; seine Strafen waren, ne- ben dem Schmerzen der Glieder, auch eine Zusammenziehung um den mittlern Bauch, welche wie eine Zusammendrückung von ei- nem scharfen Gürtel empfunden wird; fer- ner wurde ihnen Abwechslungsweise das Odemholen gehemmt, so daß es ihnen angst und bange wurde, auch wird auf eine Zeit- lang verboten, nichts als Brod zu essen, als- dann kündigt man ihnen den Tod an, wann sie dergleichen zu thun nicht unterlassen wür- den, und darauf beraubt man sie der Freude an Jupiter. an Kindern, Ehegatten und Freunden; als- dann wird daher der Schmerz empfindlich. Die Geister aber, die unterrichten, machen sich auch auf ihre linke Seite, aber mehr vor- wärts, sie geben auch Verweise, aber nur ge- lind, und bald lehren sie, wie sie leben sollen, sie erscheinen auch dunkel, aber nicht wie je- ne als Wolken, sondern gleich als mit Sä- cken angezogen, diese nennt man Lehrer, die erstern aber Züchtiger Wann jene Geister da sind, so sind auch englische Geister da, diese sitzen bey dem Haupt, und erfüllen das- selbe auf eine besondere Art; man spürt auch ihre Gegenwart allda wie ein leichtes Anhau- chen, denn sie fürchten, der Mensch möchte aus ihrem Anwandeln und Einfluß, auch nur etwas sehr weniges von Schmerzen oder Furcht empfinden; sie regieren die Zucht- und Lehrgeister, jene, daß sie dem Menschen nicht weher thun, als es von dem HErrn er- laubt, diese, daß sie die Wahrheit sagen. Als ein züchtigender Geist bey mir war, waren auch dazumal englische Geister da, und mach- ten, daß ich stets ein munteres und aufge- raumtes Angesicht hatte, und die Gegend um die Lippen ein wenig vorhangend, und mei- nen Mund ein wenig offen, dieses können die Engel durch ihren Einfluß leicht thun, wann es von dem HErrn erlaubt wird; sie sagten, daß sie so den Einwohnern ihrer Er- de, Von dem Planeten de, wenn sie bey ihnen sind, das Gesicht bil- den. Wenn ein Mensch nach der Züchtigung und Unterrichtung wiederum Böses thut, oder Böses zu thun gedenket, und sich nicht aus den Lehren der Wahrheit Einhalt thut, so wird er alsdann, wann der Zuchtgeist wieder kommt, härter gestraft; die englische Geister mindern aber diese Strafe nach der Absicht bey den Thaten, und nach dem Willen in dem was sie denken. Daraus war zu ersehen, daß ihre Engel die bey dem Haupt sitzen, eine Art des Richtens über den Menschen haben, weil sie zulassen, mäßigen, zurückhalten, und einen Einfluß machen; man sagte aber, daß sie nicht richten, sondern daß der HErr allein der Richter sey, und daß von Jhm bey ihnen alles herkomme, was sie den Zucht- und Lehr- geistern befehlen, und daß dieses erscheine (von Jhm) eben wie von ihnen. Die Geister re- den daselbst mit dem Menschen, der Mensch aber nicht hinwiederum mit den Geistern, und wenn er unterrichtet wird, nur diese Wor- te: ( quod non amplius ita faciet ) daß er es nicht wieder so machen wolle; er darf auch niemand sagen, daß ein Geist mit ihm gere- det habe, wann er es thut, wird er nachge- hends gestraft. Diese Geister des Jupiters meynten Anfangs, da sie bey mir waren, sie wären bey einem Geist von ihrer Erde: da ich aber hinwiederum mit ihnen redete, und auch Jupiter. auch sagte, daß ich im Sinn hätte, solches dem Publico bekannt zu machen, und also an- dern sagen wollte, und weil damals ihnen nicht erlaubt war zu züchtigen, noch zu un- terrichten, so merkten sie, daß sie bey einem andern wären. Es sind zwey Zeichen, die je- nen Geistern erscheinen, wann sie bey dem Menschen sind; sie sehen einen alten Mann, von einem weissen Angesicht, dis ist ein Zei- chen, daß sie nichts, als was wahr ist sagen, und nichts als was recht ist thun; sie sehen auch ein Angesicht im Fenster, nachdem ich dieses gesehen, giengen jene Geister alsbald von mir weg. Neben den Geistern, von denen ich würk- lich gemeldet habe, giebt es auch Geister, wel- che das Gegentheil rathen, das sind diejenigen, die in ihrem Leben auf der Welt aus anderer ihren Gesellschaften ausgestossen worden sind, weil sie böse waren; wann sie ankommen, er- scheint gleichsam ein fliegendes Feuer, das na- he an dem Angesicht herabfällt, sie setzen sich unten gegen dem Hintern des Menschen, und von dannen reden sie gegen oben hinauf; sie sagen ihnen das Gegentheil von dem, was ih- nen der unterrichtende Geist von den Engeln gesagt hat, daß man nemlich nicht nach dieser Lehre, sondern nach dem Willen und Freygei- sterey u. d. g. leben dürfe. Sie kommen ge- meiniglich, wann die vorigen Geister weg- gegan- Von den Planeten gegangen, die Menschen daselbst wissen aber, wer und was diese Geister sind, und daher achten sie dieselben nicht, sondern sie lernen so nur was böse und also auch was gut ist: denn durch das Böse lernt man was gut ist, wie nemlich das Gute beschaffen, das wird aus seinem Gegentheil erkannt, ein jeder Be- griff einer Sache entsteht nach einer Erwä- gung, die sich auf den Unterschied bezieht, welcher aus dem Gegentheil entsteht auf un- terschiedene Art und in verschiedenen Graden ( omnis perceptio rei est secundum reflexio- nem relativam ad discrimina ex contrariis va- rio modo \& vario gradu. ) Die Zucht- und Lehrgeister gehen nicht zu denenjenigen, welche sich heilige und mittlen- de Herren nennen, wie zu denen andern auf jener Erde, weil sie sich nicht unterrichten las- sen, noch durch ihre Lehre gebessert werden; sie sind unbiegsam, weil sie es aus ihrer Ei- genliebe thun; die Geister sagten, sie erken- nen aus der Kälte, daß sie solche seyen, und daß sie von ihnen weggehen, wann sie die Kälte empfinden. Es gibt auch Geister unter den Joviali- schen, welche sie Caminfeger nennen, weil sie in einem ihnen gleichen Kleid und mit einem rußigen Gesicht erscheinen. Wer, und was sie seyen, will ich auch beschreiben. Es kam ein Jupiter. ein solcher Geist zu mir, und bath mich sehr, ich möchte doch für ihn bitten, daß er in den Himmel kommen könnte; er sagte, er wisse nicht, daß er böses gethan, sondern nur al- lein, daß er die Einwohner der Erde ausge- scholten, und nachdem er dieses gethan, sie unterrichtet habe. Er wandte sich gegen mei- ne linke Seite unter dem Ehlenbogen, und redete gleichsam zweyspältig, ( bifide ) dieser konnte auch ein Mitleiden erwecken, ich konn- te ihm aber nichts anders antworten, als daß ich ihm nicht helfen könnte, und daß es nur bey dem HErrn allein stehe, noch für ihn zu bitten, weil ich nicht wisse, ob es nützlich ist, oder nicht; daß er es aber hoffen könnte, wenn er es werth sey; darauf wurde er unter die gute Geister, die von seiner Erde waren, auf- genommen, sie sagten aber, er könnte nicht in ihrer Gesellschaft seyn, weil er nicht ihres gleichen sey. Weil er aber doch ein so brün- stiges Verlangen hatte, in den Himmel zu kommen, so wurde er in die Gesellschaft der guten Geister von dieser Erde geschickt: sie sagten aber ebenfalls, er könnte nicht bey ih- nen seyn; er war auch von schwarzer Farbe in dem Licht des Himmels, allein er sagte, daß er nicht schwarz sondern porcellainfärbig aussehe. Man sagte mir, daß es bey denen anfangs so sey, welche hernach unter diejeni- gen aufgenommen werden, welche in dem größten Menschen oder Himmel die Gegend der Von dem Planeten der Saamenbläslein ausmachen: denn in denselben Bläslein sammelt sich der Saame, und überzieht sich mit einer schicklichen Ma- terie, welche bequem ist, das fruchtbarma- chende des Saamens zu erhalten, damit es nicht zerstreuet werde, welche aber in dem Hals der Gebährmutter abgelegt werden kann, damit also das, was innwendig aufbehal- ten worden ist, zu der Empfängniß oder Schwängerung des Eyleins diene; daher hat auch diese Saamenmaterie einen Trieb und gleichsam ein brennendes Verlangen, sich los zu machen und den Saamen zu hinterlassen, auf daß sie einen Nutzen schaffe. Etwas der- gleichen zeigte sich auch bey jenem Geist, die- ser kam noch zu mir in einer schlechten Klei- dung, und sagte wiederum, er brennte vor Be- gierde nach dem Himmel zu kommen, und er sey jetzt so beschaffen, daß er sich darzu Hoff- nung machen könnte; ich konnte darauf ihm sagen, dieses sey vielleicht ein Zeichen, daß er bald werde aufgenommen werden; die En- gel sagten ihm alsdann, er solle das Kleid weg- werfen, er warf es auch auf Begehren so ge- schwind hinweg, daß man es kaum geschwin- der thun kann; durch dieses wurde vorge- stellt, was es für eine Beschaffenheit mit dem Verlangen derer habe, welche in der Ge- gend sind, mit welcher die Saamenbläslein correspondiren. Man sagte, daß dergleichen Geister, wenn sie zu dem Himmel zubereitet sind, Jupiter. sind, ihre Kleider ausziehen müssen, neue hel- lere bekommen, und Engel werden Diese verglichen sie mit kleinen Würmlein, welche sich nach Vollendung ihres unansehnlichen Standes in Nymphen, und so in Zwiefalter verwandeln, denen hernach ein anderer Anzug gegeben, und Flüger von blauer, gelber, sil- berner und goldener Farbe mitgetheilt werden, und die auch alsdann die Freyheit bekommen, in der Luft, als in ihrem Himmel, zu fliegen, sich zu begatten, Eyer zu legen, und so für die Fortpflanzung ihres Geschlechts besorgt zu seyn, alsdann wurden auch zugleich süsse und angenehme Lebensmittel aus den Säf- ten und dem Geruch vielerley Blumen an- gewiesen. Jn dem vorhergehenden ist noch nicht ge- meldet worden, wie die Engel beschaffen sind, die aus jener Erde sind: denn diejenigen, wel- che zu den Menschen ihrer Erde kommen, und zu ihrem Haupt sitzen, wovon oben, sind kei- ne Engel in ihrem innern Himmel, sondern es sind englische Geister oder Engel in ihrem äussern Himmel, und weil entdeckt worden ist, wie auch diese Engel beschaffen sind, so will ich das, was mir auch von ihnen zu wis- sen gegeben worden, erzehlen. Es machte sich einer von den Geistern des Jupiters, die Furcht einjagen, auf meine linke Seite un- ter dem Ellenbogen, und redete von daher, Sw. Sch. III. Th. L seine Von dem Planeten seine Sprache aber war rauschend, die Wor- te waren auch nicht genug unterschieden und von einander abgesondert, so daß ich lang warten mußte, bis ich einen Sinn heraus brachte, und wann er redte, brachte er auch etwas Furcht darunter, er gab diese Ermah- nung, daß ich die Engel, wenn sie kommen, wohl aufnehmen sollte; ich antwortete aber, daß dieses nicht meine Sache sey, sondern daß bey mir alle so, wie sie selbst sind, aufgenom- men werden. Bald kamen die Engel aus der- selben Erde, und ich konnte aus der Rede mit mir wahrnehmen, daß sie gänzlich von den Engeln unserer Erde unterschieden waren: denn sie redeten nicht durch Worte, sondern durch Jdeen, welche sich durch mein Jnne- res überall ausbreiten, und daher hatten sie auch einen Einfluß in das Angesicht, so, daß das Angesicht zu allem concurrirte, indem es von den Lippen anfieng, und überall gegen seine Circumferenz (Umkreis) fortgieng; die Jdeen, welche sie anstatt der Worte gebrauch- ten, waren unterschieden, aber sehr wenig. Nach diesem redeten sie mit mir durch noch weniger abgesonderte Jdeen, so, daß man kaum etwas dazwischen wahrnahm; es war in meiner Empfindung so, wie der Sinn der Worte bey denen ist, welche allein auf den Sinn, von den Worten abgesondert, merken. Diese Rede war mir verständlicher als die vo- rige, und sie war auch vollständiger, sie hatte ihren Jupiter. ihren Einfluß, wie die erste, ins Angesicht, der Einfluß aber gieng nach der Beschaffen- heit der Sprache mehr an einem fort, sie fieng aber nicht von den Lippen, wie die er- ste, an, sondern von den Augen: hernach re- deten sie noch anhaltender und vollständiger, und alsdann konnte das Angesicht durch kei- ne schickliche Bewegung concurriren, sondern ich fühlte einen Einfluß in das Gehirn, und daß dieses alsdann ebenfalls bewegt wurde. Zuletzt redeten sie so, daß die Rede allein in den innern Verstand fiel. Jhre Geschwin- digkeit war einem dünnen Lüftlein gleich, den Einfluß selbst empfand ich, aber nicht ein je- des deutlich. Diese Spracharten waren wie flüßige Dinge, die erste Art wie ein fliessend Wasser, die andere wie ein dünneres Wasser, die dritte wie die Atmosphäre im Verhältniß dagegen, und die vierte war wie eine dünne Luft. Der Geist, welcher zu meiner linken Seite war, wovon oben, redete manchmal dazwischen, und er erinnerte mich insonder- heit mit seinen Engeln bescheiden umzugehen: denn es waren Geister da aus unserer Erde, welche mißliebige Dinge mit einmischten; er sagte, er habe nicht verstanden, was die Engel redeten, sondern erst hernach, wann er sich an mein linkes Ohr lenkte, alsdann hat- te er auch keine kirrende Rede, ( loquela stri- dens ) wie zuvor, sondern er redete wie die andere Geister. L 2 Jch Von dem Planeten Jch redete hernach mit den Engeln von den Merkwürdigkeiten auf unserer Erde, beson- ders von den Buchdruckerschriften allhie, von dem Wort (GOttes), von allerhand Lehren der Kirche nach demselben, und sagte ihm, daß das Wort und die Lehrsätze im Druck vor- handen seyen, und also erlernt würden; sie verwunderten sich sehr, daß man solche Din- ge durch Schriften und durch den Druck be- kannt machen könnte. Jch hatte auch das Glück zu sehen, wie es zugeht, wann die Geister jenes Erdballs, wann sie zubereitet sind, in den Himmel erhoben und Engel werden, es erscheinen alsdann Wagen und Pferde, welche wie Feuer leuch- ten, von welchen sie eben so wie Elias hin- weggenommen werden: daß die Wagen und Pferde lichte, wie feurig scheinen, kommt da- her, weil so vorgestellt wird, daß sie unter- richtet und zubereitet seyen, in den Himmel einzugehen, weil die Wagen die Lehrsätze der Kirche, und die leuchtende Pferde, den erleuch- teten Verstand bedeuten. Der Himmel, in welchen sie aufgenommen werden, erscheinet zur Rechten auf ihrer Erde und ist also von dem Himmel der Engel un- serer Erde unterschieden; die Engel, welche in demselben Himmel sind, erscheinen in ei- nem himmelblauen glänzenden und mit gol- denen Jupiter. denen Sternchen gedüpfelten Gewand, und dieses deswegen, weil sie in der Welt diese Farbe geliebt haben, sie glaubten auch, daß dieses die eigentliche Himmelsfarbe sey, be- sonders, weil sie eine solche Liebe zum Guten haben, womit jene Farbe correspondirt. Es präsentirte sich mir ein Kahlkopf, aber nur ein oberster Theil, welcher von Bein ist, und man sagte, daß dergleichen diejenigen se- hen, welche in einem Jahr sterben werden, und daß sie sich alsdann vorbereiten. Sie fürchten daselbst den Tod nicht, als nur des- wegen, weil sie Weiber, Kinder oder Eltern hinterlassen, denn sie wissen, daß sie nach dem Tod leben werden, und daß sie nicht aus dem Leben gehen, weil sie in den Himmel ge- hen, deswegen nennen sie sterben nicht ster- ben, sondern himmlisch werden ( cœlificari ) Diejenigen, welche auf selbiger Erde in ei- ner wahrhaftig ehligen Liebe gelebt, und wie es Eltꝛrn gebührt, für ihre Kinder gesorgt haben, sterben an keinen Krankhei- ten, sondern ruhig, wie im Schlaf, und so wandern sie aus der Welt in den Him- mel. Das Alter der Menschen daselbst be- lauft sich gemeiniglich auf 30. Jahre, nach den Jahren unserer Erde, die Ursach, war- um sie in so kurzer Zeit sterben, ist aus der Vorsehung GOttes, damit die Menge der Menschen allda nicht grösser werde, als L 3 selbi- Von dem Planeten selbige Erde erhalten kann, und weil sie sich, wenn sie so alt sind, von den Engeln und Geistern nicht leiten lassen, wie diejenigen, welche noch nicht so alt sind, weswegen die Geister und Engel selten zu denen, die älter sind, kommen; sie erwachsen auch bälder als auf unserer Erde; schon in ih- rer ersten Jugendblüthe verheirathen sie sich, und dann ist es ihre einige Freude, ihren Ehegatten zu lieben, und für ihre Kinder zu sorgen, die übrigen Ergötzungen nen- nen sie zwar Ergötzungen, aber nur ein respective äusserliches Vergnügen. Von dem Erdball oder Plane- ten Mars, und von seinen Geistern und Einwohnern. D ie Geister des Mars sind unter denenje- nigen Geistern, welche aus den Erdbäl- len dieser Sonnenwelt sind, die allerbesten, denn sie sind mehrentheils wie himmlische Menschen, denen nicht ungleich, welche von der ältesten Kirche auf dieser Erde gewe- sen sind. Wann sie nach ihrer eigentli- chen Beschaffenheit erscheinen, so präsenti- ren sie sich mit dem Angesicht in dem Him- mel, und mit dem Leib in der Geisterwelt, und Mars. und ihre Engel mit dem Angesicht gegen den HERRN, und mit dem Leib in dem Him- mel. Der Planet Mars erscheinet in der Jdee der Geister und Engel, wie die Planeten an- derwärts, beständig an seinem Ort, und zwar zur linken Hand vorwärts in eini- ger Entfernung auf der Fläche der Brust, und also ausser der Spähre, wo die Gei- ster unserer Erde sind. Die Geister der ei- nen Erde sind von den Geistern der andern Erde abgesondert, deswegen, weil die Gei- ster einer jeden Erde eine ganz besondere Pro- vinz in dem größten Menschen vorstellen, und daher in einem andern und verschiedenen Stande sind; und die Verschiedenheit des Standes macht, daß sie von einander entweder zur Rechten oder zur Linken in einer grös- sern oder kleinern Entfernung abgesondert erscheinen. Es kamen Geister von dar zu mir und machten sich an meinen linken Schlaf, und bliesen mich daselbst mit ihrer Rede an, ich verstunde sie aber nicht, sie war dem Flus- se nach weichlich, eine weichere hatte ich vorher nicht empfunden, sie war wie die gelindeste Luft. Zuerst blies sie an den linken Schlaf und oben an das linke Ohr, von da gieng das Anhauchen bis an das L 4 linke Von dem Planeten linke Aug fort, und nach und nach zu dem rechten, und zog sich hernach, insonderheit von dem linken Aug zu den Lippen, und da es bey den Lippen war, gieng es durch den Mund hinein, und durch den Weg in- nerhalb des Munds, und zwar durch die Eustachianische Röhre in das Gehirn; da das Anblasen bis dahin kam, so verstund ich alsdann ihre Rede, und es wurde mir mit ihnen zu reden gegeben. Jch beobachtete, daß, da sie mit mir redeten, meine Lippen sich bewegten, und auch die Zunge ein we- nig, dieses geschahe wegen der Correspon- denz der innern Rede mit der äussern. Die äusserliche Rede ( loquela ) ist ein vernemlicher Schall, welcher gegen das äussere zarte Häut- lein des Ohrs fällt, und von da aus vermit- telst der kleinen Werkzeuge ( organulis ) Häut- chen und Fäserchen, die inwendig in dem Ohr sind, in das Gehirn kommt. Hieraus konn- te ich wissen, daß die Sprache der Einwoh- ner des Mars von der Sprache der Einwoh- ner unserer Erde unterschieden war, daß sie nemlich nicht schallend, sondern leise ist, und sich in das Gehör und innerliche Gesicht durch einen kürzern Weg hinschleicht, und daß fie, weil es mit ihr diese Beschaffenheit hat, voll- kommener, auch voll ständiger an Gedanken und Jdeen war, und also der Geister- und Engel- sprache näher kommt. Jn wie ferne man von dieser Sprache afficirt wird, ( loquelæ affe- Mars. affectio ) das präsentirt sich bey ihnen in dem Angesicht, und der Gedanke davon in den Augen: denn der Gedanke und die Rede, fer- ner das afficirt werden und das Angesicht thun bey denselben Eins; sie halten es für böse, anders denken und anders reden, an- ders wollen und anders mit dem Gesicht vor- geben. Sie wissen nicht, was Heucheley, be- trügliche Verstellung und List sey. Daß die älteste Menschen auf unserem Erdboden auch eine solche Sprache gehabt haben, konnte ich durch den Umgang mit einigen von ihnen in dem andern Leben wissen, und damit diese Sache erläutert werde, will ich dasjenige, was ich gehört habe, anführen, es ist folgen- des: „Mir wurde durch einen Einfluß, wel- chen ich nicht beschreiben kann, gezeiget, was es für eine Beschaffenheit mit der Sprache derjenigen gehabt habe, die von der ältesten Kirche waren: sie war nemlich nicht ver- nehmlich ( articulata ) wie die Wörtersprache unserer Zeit, sondern leise, sie geschahe nicht durch das äusserliche sondern durch das innerli- che Athmen, also war es eine Gedankensprache; ich konnte auch wahrnehmen, wie ihr inneres Athmen beschaffen gewesen; daß sie von dem Nabel gegen das Herz, und so durch die Lip- pen fortgieng, ohne etwas schallendes, wann sie redeten, und daß sie in des andern Ohr nicht durch den äusserlichen Weg eingieng, sondern auf etwas, welches man die Ohr- L 5 trommel Von den Planeten trommel nennet, anschlug, sie gieng aber durch den innerlichen Weg, und zwar durch etwas daselbst, welches heut zu Tag die Eu- stachianische Röhre heißt. Jch sahe, daß sie durch dergleichen Sprache ihre Gedanken und Jdeen viel vollständiger ausdrucken konn- ten, als es sonst durch vernehmliche Töne oder schallende Worte geschehen kann, wel- che Rede ebenfalls durch das Athmen, aber durch das äusserliche, dirigirt wird; denn es ist kein Wort, ja gar nichts in einem Wort, welches nicht durch allerley Applicationen der Respiration dirigirt wird; bey jenen aber geschiehet es viel vollkommener, weil es nem- lich durch die innere Respiration gehet, wel- che eben deswegen, weil es die innere ist, voll- kommener und den Jdeen der Gedanken ap- plicabler und gemäser ist; überdas gehet es auch durch kleine Bewegungen der Lippen, und damit correspondirende Veränderungen des Angesichts: denn weil es himmlische Men- schen waren, so leuchtete alles, was sie dachten, aus ihrem Angesicht und Augen heraus, welche sich gleichförmig veränder- ten, das Angesicht in Absicht auf die Gestalt nach dem Leben ihrer Rührung, ( affectionis ) die Augen aber in Absicht auf das Licht; mit dem Gesicht konnten sie niemalen sich anderst anstellen, als nachdem was sie in Gedanken hatten, weil ihre Sprache durch die innere Respiration gewesen, welche den Menschen- geist Mars. geist selbst angehet, deswegen konnten sie mit den Engeln eine Gemeinschaft haben, und reden.“ Die Respiration der Geister des Mars wurde mir auch zu erkennen gegeben, ich empfand, daß ihr Athmen aus der Gegend der Brust dem Nabel zu gieng, und von da aufwärts durch die Brust mit einem unmerk- lichen Hauch gegen den Mund flosse, woraus ich, gleichwie aus andern Erfahrungen, er- kennen konnte, daß sie von himmlischer Art waren, daß sie also denen, die von der älte- sten Kirche auf dieser Erde gewesen sind, nicht ungleich waren. Jch wurde belehret, daß die Geister des Mars in dem größten Menschen das Mittel zwischen dem Verstand- und Willens-We- sen, und also den Gedanken aus der Rüh- rung, und die, welche die besten unter ihnen sind, die Rührung des Gedankens ( affectio- nem cogitationis ) vorstellen: daher kommt es, daß ihr Angesicht mit ihrem Gedanken einerley thut, und sie sich vor niemand ver- stellen können. Und weil sie jenes im größ- ten Menschen vorstellen, so correspond irt die mittlere Gegend, die zwischen dem Gehirn und Gehirnlein ist, mit ihnen: denn bey welchen das Gehirn und Gehirnlein den geist- lichen Wirkungen nach vereiniget sind, bey denselben thut das Angesicht Eines mit dem Gedanken, so daß aus dem Angesicht selb st die Rührung des Gedanken, und aus der Rüh- Von dem Planeten Rührung, wenn einige Zeichen aus den Au- gen auch zum Vorschein kommen, das ge- meinschaftliche ( commune ) des Gedanken herausleuchtet: deswegen hab ich, da sie bey mir waren, ein Zurückziehen des Vorder- Theils des Haupts gegen das Hinter-Theil, also des Gehirns gegen dem Gehirnlein, merk- lich empfunden. Als einsmals Geister des Mars bey mir waren, und die Sphäre meines Gemüths be- sezten, kamen Geister aus unserer Erde an, und wollten sich auch in dieselbe Sphäre ein- mischen; die Geister unserer Erde aber wur- den alsdann wie toll, aus der Ursach, weil sie sich gar nicht für einander schickten: denn die Geister unserer Erde stellen in dem größ- ten Menschen den äusserlichen Sinn vor, da- her waren diese in einer zu der Welt und zu sich selbst gekehrten Idée, die Geister des Mars aber in einer von ihnen ab- und zu dem Him- mel und zu dem Nächsten gerichteten Idée, woraus eine Widerwärtigkeit entstund; es kamen aber alsdann englische Geister des Mars dazu, aus deren Ankunft die Communica- tion benommen wurde, und so wichen die Geister unserer Erde. Es haben mit mir englische Geister von dem Leben der Einwohner auf ihrer Erde ge- redet, daß sie unter keinen Herrschaften ste- hen, Mars. hen, sondern daß sie in grössere und kleinere Gesellschaften abgetheilt seyn, und daß sich daselbsten nur solche zusammen gesellen, wel- che in ihren Gemüthern überein kommen, und daß sie dieses sogleich aus dem Angesicht und aus der Rede wissen, und daß sie selten hierinn fehlen, sie sind alsdann gleichbalden Freunde. Sie sagten auch, ihre gesellschaft- liche Verbindungen seyen angenehm, und sie reden unter einander von solchen Sachen, die in den Gesellschaften vorkommen, inson- derheit von dem, was in dem Himmel ist, denn viele von ihnen haben eine Communi- cation mit den Engeln des Himmels. Die- jenigen, welche in ihren Gesellschaften anfan- gen unrichtig zu denken und folglich übel zu wollen, werden getrennet, sie überlassen sie ihnen selbst, daher führen sie ausser der Ge- sellschaft ein sehr elendes Leben in Felsen oder anderwärts, denn sie bekümmern sich nichts mehr um dieselben. Einige Gesellschaften versuchen auf allerley Weise dieselben zur Besserung zu bringen, da es aber vergeblich ist, so trennen sie sich von ihnen. Also ver- hüten sie, daß sich keine Herrschsucht noch Gewinnsucht einschleiche, d. i. daß nicht ei- nige aus Herrschsucht eine Gesellschaft, und hernach mehrere andere, unter sich bringen, und daß nicht einige aus Gewinnsucht an- dern ihre Güter wegnehmen. Ein jeder da- selb sten lebt mit seinen Gütern zufrieden, und ein Von den Planeten ein jeder ist mit seiner Ehre vergnügt, daß man ihm nachrühmt, er sey ein gerechter und ein Menschenfreund. Dieses Vergnügen und Ruhe des Gemüths würde sich verliehren, wenn nicht diejenigen, welche übel denken und übel wollen, ausgestosen würden, und wenn sie nicht in den ersten Anfängen, der Eigenliebe und der Liebe zur Welt, klüglich und ernstlich vorbeugten: denn diese Arten von Liebe sind es, um deren willen Herr- schaften und Reiche entstanden sind, in de- ren Bezirk wenige sind, die nicht herrschen, und die Güter anderer besitzen wollen, denn es giebt wenige, welche das was recht und billig ist, aus Liebe zur Gerecht- und Billig- keit thun, noch weniger welche das Gute aus Liebe selbst thun, wohl aber aus Furcht vor dem Gesetz, Leben, Verlust eines Ge- winns, Ehre und guten Namens. Von dem Gottesdienst der Einwohner sagten sie, daß sie unsern HErrn erkennen und anbethen, mit Vermelden, daß Er allein GOtt sey, und daß er sowol den Himmel als auch die ganze Welt regiere, daß alles Gute von Jhm sey, und daß Er sie leite, ferner daß Er bey ihnen auf der Erde zum öftern erscheine. Jhnen wurde alsdann ge- geben zu sagen, daß auch die Christen auf unserer Erde wissen, der HErr regiere den Himmel und die Erde, aus den Worten des HErrn Mars. HErrn selbst bey dem Matthäo 28, 18. Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, daß sie aber das nicht glauben wie die, welche aus der Erde des Mars sind. Sie sagten auch, daß sie daselbst glauben, es sey bey ihnen nichts als ein wüstes und höllisches Wesen, und alles Gute sey des HErrn; ja sie sagten weiter, sie seyen an sich Teufel, und der HErr ziehe sie aus der Hölle heraus, und halte sie beständig ab. Einsmals, da der HErr genennet wurde, sa- he ich, daß sich jene Geister so innig und so tief demüthigten, daß man es nicht beschrei- ben kann: denn bey der Demüthigung hat- ten sie den Gedanken, daß sie an sich in der Hölle und also ganz unwürdig seyen, auf den HErrn zu schauen, welcher die Heiligkeit selbsten ist. Jn diesem Gedanken aus dem Glauben waren sie so tief, daß sie gleichsam ausser sich waren, und blieben darinn auf den Knien, bis der HErr sie aufhub, und alsdann gleichsam aus der Hölle herauszog: wenn sie so aus der Demüthigung emporstei- gen, so sind sie voll Gutes und Liebe, und folglich voll Freude des Herzens. Wenn sie sich also demüthigen, wenden sie das Ange- sicht nicht zu dem HErrn, denn dieses unter- stehen sie sich nicht, sondern sie kehren es ab. Die Geister, die um mich waren, sagten, daß sie dergleichen Demüthigung nirgends gese- hen haben. Es Von den Planeten Es verwunderten sich einige Geister, die aus jener Erde waren, darüber, daß um mich so viele Geister aus der Hölle waren, und daß sie auch zu mir redeten: ich gab aber zur Antwort, daß dieses ihnen um der Ursache willen erlaubt werde, damit ich wisse, was es für eine Beschaffenheit mit ihnen hat, und warum sie in der Hölle sind, und daß sich dieses nach ihrem Leben verhalte; ich konnte auch sagen, daß viele unter ihnen wären, die ich gekannt hatte, da sie auf der Welt lebten, und daß einige von ihnen damals in grossem Ansehen gestanden sind, denen aber damals nichts als die Welt am Herzen lag; daß mir aber niemals ein böser Geist, und wenn er auch noch so höllisch wäre, einen Schaden zufügen könne, weil ich beständig von dem HErrn beschüzt werde. Es präsentirte sich mir ein Einwohner von jener Erde, es war zwar kein Einwoh- ner, sondern einer der ihm gleich sahe, sein Angesicht war wie das Angesicht der Einwoh- ner unserer Erde, die untere Gegend des An- gesichts aber war schwarz, nicht vom Bart, denn er hatte keinen, sondern an dessen statt von einer Schwärze, diese Schwärze breite- te sich bis unter die Ohren zu beeden Seiten aus, der obere Theil des Angesichts war gelb- licht, wie das Angesicht der Einwohner un- serer Erde, welche nicht ganz weiß sind. Fer- ner Mars. ner sagten sie, daß sie auf dem Erdball Baum- früchte, insonderheit eine gewisse runde Frucht, essen, welche aus ihrer Erde hervor grünet, neben anderm Zugemüs; daß sie daselbst Kleider tragen, welche sie aus Rindenzasern einiger Bäume machen, die eine solche Stei- fe haben, daß man sie zusammen setzen und auch durch eine Art Gummi, das bey ihnen hervor kommt, zusammen leimen kann. Sie erzählten über das, daß sie flüßige Feuer all- da zu machen wissen, woraus sie Licht zu den Abend- und Nachtzeiten haben. Jch sahe etwas sehr schön flammendes, es war von mancherley Farben, purpurfär- big, ferner wurde es aus dem weissen roth, die Farben glänzten auch schön von der Flam- me; ich sahe auch eine Hand, an welche sich dieses flammende Wesen ansetzte, zuerst auf die umgekehrte Seite, hernach an die flache Hand, nachgehends schlich es um die Hand rings herum; dieses dauerte einige Zeit lang, hernach entfernte sich diese Hand samt dem flammenden Wesen auf einige Weite, und wo sie stehen blieb, war es helle, in dieser Helle verschwand die Hand, und darauf ver- wandelte sich dieses flammende Wesen in ei- nen Vogel, welcher anfänglich von gleichen Farben mit dem flammenden Wesen war, und die Farben schimmerten ebenfalls, es Sw. Sch. III. Th. M ver- Von dem Planeten veränderten sich aber die Farben nach und nach, und mit den Farben die Lebenskraft in dem Vogel. Er flog umher, zuerst um mein Haupt, hernach in ein enges Zimmer, welches wie eine Capelle aussah, und je nachdem er mehr vorwärts flog, so wich das Leben von ihm, und wurde endlich zu Stein, anfäng- lich perlenfarben hernach von dunkler Far- be, ob er aber gleich kein Leben hatte, so flog er doch immer. Als jener Vogel um das Haupt flog, und noch in seiner Lebens- kraft war, erschien ein Geist, welcher von unten durch die Gegend der Lenden bis zu der Gegend der Brust aufstieg, er wollte von dar jenen Vogel wegnehmen, weil er aber so schön war, verwehrten es die Geister, die um mich waren, denn sie hatten alle ihr Ge- sicht auf ihn gerichtet, der Geist aber, der von unten herauf kam, beredete sie mit Macht, daß der HErr bey ihm wäre, und daß er es also aus dem HErrn thue; ob gleich dieses die meisten nicht glaubten, so thaten sie doch nicht weiter Einhalt, den Vogel hinweg zu nehmen, weil aber in demselben Augenblick der Himmel seinen Einfluß gab, so konnte er ihn nicht halten, sondern er ließ ihn frey aus seiner Hand fliegen. Da dieses geschahe, redeten die Geister, die um mich waren, und dem- Mars. demselben Vogel und seinen nach und nach auf einander folgenden Veränderungen scharf zusahen, von ihm unter einander, und das eine geraume Zeit; sie merkten, daß ein sol- ches Gesicht nichts anders als etwas himm- lisches habe anzeigen können, sie wußten, daß das Flammende die himmlische Liebe und deren Rührungen bedeute, daß die Hand, an welche sich das flammende Wesen ansetzte, das Leben und dessen Macht, die Verände- rungen der Farben die Verschiedenheiten des Lebens und der Weisheit und Verstand be- zeichnen; etwas ähnliches bedeute auch der Vogel, aber mit Unterschied, das flammen- de bezeichne die himmlische Liebe, und was zu selbiger Liebe gehöret, und der Vogel die geistliche Liebe und was dieselbe Liebe betrift; (die himmlische Liebe ist die Liebe zu dem HErrn, und die geistliche Liebe ist die Liebe gegen dem Nächsten.) Die Veränderungen der Farben und zugleich des Lebens in dem Vogel, bis er steinern worden ist, bedeuten die nach und nach entstehende Veränderungen des geist- lichen Lebens nach dem Verständniß. Sie wußten auch, daß die Geister, welche von unten durch die Gegend der Lenden zu der Ge- gend der Brust aufsteigen, in der starken Ein- bildung stehen, sie seyen in dem HErrn, und M 2 daher Von dem Planeten daher glauben, daß sie alles was sie thun, wenn es auch schon böse ist, mit des HErrn Willen thun. Doch konnten sie daraus nicht wissen, was durch dieses Gesicht ver- standen würde; endlich wurden sie aus dem Himmel belehret, daß man Einwohner des Mars verstanden; daß ihre himmlische Liebe, worinnen noch viele stehen, durch das flammende Wesen, welches sich an die Hand gesetzt hat, bedeutet worden sey, und daß der Vogel anfänglich, da er in der Schön- heit seiner Farben und in seiner muntern Lebenskraft war, ihre geistliche Liebe bedeute; daß aber der Vogel wie von Stein und ohne Leben, und endlich von dunkler Farbe wor- den sey, dieses bedeute die Einwohner, wel- che sich von dem Gut der Liebe entfernet ha- ben, und in dem Bösen sind, und doch noch glauben, sie seyen in dem HErrn. Eben der- gleichen ist auch durch den Geist angezeigt worden, welcher aufstieg, und den Vogel hinwegnehmen wollte. Durch den steinernen Vogel wurden auch die Einwohner jenes Erdballs vorgestellet, welche das Leben ihrer Gedanken und Regun- gen auf eine fremde Weise in fast gar kein Leben verwandeln, wovon ich folgendes ge- höret habe: Es war ein Geist über meinem Haupt, welcher mit mir redete, aus dem Schall merke- Mars. merkete man, als ob er in einem Stand des Schlafs wäre, in diesem Zustand redete er vieles, und das mit einer solchen Klugheit, daß es wachend nicht besser seyn könnte; es wurde (mir) zu vernehmen gegeben, daß er ein Subject war, durch welches die Engel redeten, und daß er es in demselben Zustand mit Bewüßtseyn empfände ( apperciperet ) und vorbrächte: denn er redete nichts als was wahr war, wenn etwas anderswoher einfloß, so ließ er es zwar ein, aber er brach- te es nicht vor. Jch fragte ihn von seinem Zustand, er sagte, es sey ihm ein ruhiger Stand, und er sey ohne alle Sorge wegen des Zukünftigen, er leiste aber zugleich Nu- tzen, wodurch er eine Gemeinschaft mit dem Himmel habe. Mir wurde gesagt, daß sol- che in dem größten Menschen den sich in die Länge ziehenden Saum ( Sinum Longitudi- nalem ) vorstellen, welcher in dem Gehirn zwischen dessen beeden Hälften liegt, und da- selbst in einem ruhigen Stand ist, es mag auch das Gehirn zu beeden Seiten so aufrüh- risch seyn, als es immer will. Als ich in der Unterredung mit diesem Geist war, dran- gen sich die Geister gegen dem vordern Theil des Haupts, wo derjenige war, den sie druck- ten, deswegen wich er auf die eine Seite, und machte ihnen Platz. M 3 Die Von dem Planeten Die ankommende Geister redeten unter- einander, es verstunden aber weder die Geister um mich herum, noch ich, was sie redeten: ich wurde von den Engeln unterrichtet, daß es Geister aus dem Erdball des Mars waren, welche also un- tereinander reden konnten, daß die anwesen- de Geister nichts davon verstunden noch merk- ten. Jch verwunderte mich, daß es eine solche Sprache geben könnte, weil alle Gei- ster eine Sprache haben, welche aus den Ge- danken fließt, und aus denen Jdeen bestehet, welche in der geistlichen Welt wie Worte ge- höret werden. Es wurde gesagt, daß diesel- ben Geister auf gewisse Weise Jdeen formi- ren, welche durch die Lippen und durch das Angesicht ausgedruckt werden, und andern nicht verständlich sind, und daß sie in dem- selben Augenblick durch Kunst die Gedanken entziehen, indem sie hauptsächlich verhüten, daß nichts von der Rührung sich offenbare, aus der Ursache, weil, wenn etwas von der Rührung empfunden wird, alsdann der Ge- danke offen stünde, denn der Gedanke fließt aus der Anregung, und ist gleichsam in ihr. Jch wurde ferner belehret, daß die Einwoh- ner der Erde des Mars, welche das himmli- sche Leben in die Erkenntnisse allein, und nicht Mars. nicht in das Leben der Liebe setzen, eine solche Sprache ausgesonnen haben, doch nicht alle, und daß sie, wenn sie Geister werden, dieses behalten. Diese sind es, welche insonder- heit durch den steinernen Vogel bedeutet worden sind: denn eine Rede durch Bil- dungen des Gesichts und Bewegungen der Lippen, mit Entfernung der Rührungen und Entziehung der Gedanken von andern, dar- stellen, ist so viel als eine Rede entseelen und sie einem Bild gleich machen, und so auch sich durch ähnliche Grade. Ob sie aber gleich meynen, daß sie von andern nicht verstanden werden, was sie untereinander reden, so ver- nehmen doch die englische Geister all und je- des, was sie reden: die Ursach ist, weil man ihnen keinen Gedanken entziehen kann. Dieses wurde ihnen auch durch eine leben- dige Erfahrung gezeigt; ich dachte an das, daß die böse Geister unserer Erde sich nicht schämen, wenn sie andern zusetzen; dieses hatte bey mir seinen Einfluß von den engli- schen Geistern, welche ihre Sprache vernah- men; darauf erkannten jene Geister des Mars, daß es das wäre, wovon sie unter- einander redeten, und sie verwunderten sich; überdas wurde von einem englischen Geist vieles entdeckt, sowohl was sie redeten, als auch was sie gedachten, ob sie sich gleich Mühe gaben, ihm die Gedanken zu entzie- hen. M 4 Nach Von dem Planeten Nach diesem influirten jene Geister von oben in mein Angesicht, der Einfluß wur- de wie ein dünner Strichregen gefühlt, welches ein Zeichen war, daß sie in kei- ner Rührung dessen, was wahr und gut ist, waren, denn dieses wird durch das ge- streifte vorgestellt; sie redeten darauf öf- fentlich mit mir, und sagten, daß die Ein- wohner ihrer Erde ebenfalls so unterein- ander reden. Sie wurden darauf berichtet, daß die- ses böse sey, weil sie also das Jnnerliche verstopfen, und davon auf das Aeusserliche abweichen, und vornemlich, weil es keine Aufrichtigkeit ist, also zu reden: denn die- jenigen, welche aufrichtig find, wollen nichts reden, auch nicht einmal denken, als nur solche Dinge, die andere wissen sollen, ja wenn es auch alle wären, auch selbst der ganze Himmel; diejenigen aber, welche nicht wollen, daß andere wissen was sie reden, die urtheilen über andere, denken übel von ihnen und wohl von sich, und werden end- lich aus einer Fertigkeit so weit gezogen, daß sie schlimm von der Kirche, von dem Himmel, ja selbst von dem HErrn denken. Es wurde gesagt, daß diejenigen, welche Kenntnisse lieben und nicht also ein Leben nach denselbigen, in dem größten Men- schen Mars. schen die innere Haut der Hirnschale vor- stellen, daß aber diejenigen, welche sich ge- wöhnen, ohne Rührung zu reden, und den Gedanken an sich und andern zu entzie- hen, dieselbe Haut vorstellen; die aber bei- nern worden, weil von einigem geistlichen Leben ihnen kein Leben entstehet. Weil durch den steinernen Vogel auch diejenigen vorgestellet worden sind, welche in Kenntnissen allein, und in keinem Le- ben der Liebe stehen, und weil sie daher kein geistliches Leben haben, so will ich hier statt eines Anhangs zeigen, daß dieje- nigen allein ein geistliches Leben haben, wel- che in einer himmlischen Liebe, und daher in Erkenntnissen sind, und daß die Liebe in sich alles Erkenntnißwesen, welches zu jener Liebe gehöret, enthalte. Es seyen zum Exempel die Thiere der Erde, und auch die Thiere des Himmels oder die Vögel: jene haben eine Wissen- schaft von allem, was zu ihrer Liebe ge- höret; ihre Liebe aber ist, sich ernähren, si- cher wohnen, das Geschlecht fortpflanzen, ihre Jungen ernähren, bey einigen sich auf den Winter versehen; deswegen haben sie alle erforderliche Wissenschaft, denn diese befindet sich in ihrer Liebe, und influirt in M 5 sie, Von den Planeten sie, als wie in ihre Behältnisse; diese Wis- senschaft ist bey einigen Thieren so beschaf- fen, daß der Mensch nicht anderst als dar- über erstaunen kann, die Wissenschaft ist ihnen angebohren, und wird ein Trieb ( in- stinctus ) genennet, er gehört aber zu der natürlichen Liebe, darinn sie stehen. Wenn der Mensch in seiner Liebe wä- re, welches die Liebe zu GOtt und gegen dem Nächsten ist, (diese Liebe ist dem Men- schen eigen, wodurch er von den unver- nünftigen Thieren unterschieden wird, und ist eine himmlische Liebe) so wäre der Mensch alsdann nicht allein in aller er- forderlichen Wissenschaft, sondern auch in allem Verstand und Weisheit, denn diese würden in jene Liebe aus dem Himmel, d. i. durch den Himmel von GOtt, influiren. Weil aber der Mensch nicht in jener, sondern in widriger Liebe, nemlich in der Liebe sein selbst und der Welt, gebohren wird, so kann er darum nicht anderst als in aller Unwissenheit und Ungeschicklichkeit gebohren werden, durch göttliche Mittel aber gelangt er zu etwas Verstand und Weisheit, aber doch nicht würklich in et- was, wo nicht die Liebe zu sich und zu der Welt weggeschaft, und so der Weg gebah- net Mars. net wird für die Liebe zu GOTT und gegen den Nächsten. Daß die Liebe zu GOtt und die Liebe gegen den Nächsten allen Verstand und Weisheit in sich ha- ben, kann man aus denjenigen ersehen, wel- che in der Welt in jener Liebe stunden, diese, wenn sie nach dem Tod in den Him- mel kommen, wissen daselbst und haben einen Geschmack an solchen Dingen, die sie niemals vorher wußten; ja sie denken und reden daselbst wie die übrigen Engel: dis sind solche Dinge, die kein Ohr jema- len gehöret, noch ein Herz gewußt hat, die unaussprechlich sind, die Ursach ist, weil jene Liebe ein Vermögen, dergleichen zu empfangen, in sich hat. Von der Erde/ oder den Plane- ten Saturn, und von seinen Gei- stern und Einwohnern. D ie Geister von dieser Erde erscheinen da, wo die Erde selbst ist, vorwärts auf eine ziemliche Weite, etwas unten auf der Fläche der Knie: wenn dahin das Aug geöffnet wird, so kommt eine Menge Geister zu Gesichte, welche alle von jener Erde sind: man siehet sie von diesem Von den Planeten diesem Theil jener Erde, und zwar zur Rechten. Jch konnte auch mit ihnen re- den, und daraus erkennen, was es mit ih- nen im Verhältniß gegen andere für eine Beschaffenheit habe: sie sind fromm und bescheiden, und weil sie sich für klein hal- ten, so erscheinen sie auch in dem andern Leben als klein. Jn ihrem Gottesdienst sind sie sehr de- müthig denn sie halten sich disfalls für nichts. Sie verehren unsern HErrn, und erkennen Jhn für den Einigen GOTT. Der HErr erscheinet ihnen auch bisweilen unter einer englischen Gestalt und wie ein Mensch; und alsdann leuchtet das Gött- liche aus dem. Angesichte heraus, und rüh- ret das Gemüth. Die Einwohner reden auch, wenn sie das Alter haben, mit Gei- stern, von welchen sie Unterricht von dem HErrn bekommen, sowohl wie man Jhn verehren müsse, als auch wie man leben solle. Wenn einige wollen, die Geister die von dorther sind verführen, und von dem Glauben an den HErrn, oder von der Demüthigung gegen Jhn, und von der Frömmigkeit des Lebens abwendig machen, so sagen sie, sie wollen sterben; alsdann siehet man in ihren Händen kleine Messer, womit sie ihre Brust, wie es scheinet durch- stechen wollen. Wenn man sie fragt war- um Saturn. um sie das thun, so sagen sie, sie wollen lieber sterben, als von dem HErrn abfal- len. Die Geister aus unserer Erde lachen sie auch bisweilen deswegen aus, und schel- ten auf sie, daß sie das thun; sie antwor- ten aber darauf, sie wissen wohl, daß fie sich nicht umbringen, sondern daß dieses nur eine Erscheinung ( adparenz ) sey, wel- che aus dem Willen ihres Gemüths aus- fliesse, daß sie lieber sterben wollen, als sich von dem Dienst des HErrn abziehen lassen. Sie sagten, daß Geister von unserer Erde einigemal zu ihnen kommen, welche sie fragen, was für einem GOtt sie die- nen, diesen antworten sie: sie seyen nicht gescheut, und es könne kein grösserer Un- sinn seyn, als erst fragen, was für einen Gott jemand verehre, da doch alle in der ganzen Welt nur einen einigen GOtt ha- ben, und sie seyen noch unsinniger darin- ne, daß sie nicht sagen, der HErr sey der- selbe einige GOtt, und derselbe regiere den ganzen Himmel und dadurch die ganze Welt; denn wer den Himmel regieret, re- gieret auch die Welt, weil die Welt durch den Himmel regieret wird. Sie sagten, daß es auf ihrer Erde auch sol- che Von den Planeten che gebe, die das Nachtlicht, welches groß ist, den HErrn nennen, daß sie aber von den üb- rigen abgesondert und von ihnen nicht gedul- det werden. Dieses Nachtlicht kommt von jenem grossen Ring, ( cingulo ) welches dieselbe Erde auf eine Weite umgibt, und von den Monden, welche die Trabenten des Saturns genennet werden. Sie erzählten, daß eine andere Art Geister, welche Schaarenweis gehen, häufig zu ihnen komme, und zu wissen verlange, was es bey ihnen für eine Beschaffenheit habe, und daß sie auf mancherley Art dasjenige, was sie wis- sen, heraus locken. Von diesen sagten sie, sie seyen nicht ungescheut, nur aber in dem, daß sie allein es zu wissen begehren, um kei- nes andern Nutzens willen, als daß sie es wissen. Nachgehends wurden sie belehret, daß dieselben Geister aus dem Planeten Mer- cur, oder aus der Erde, die der Sonne am nächsten ist, seyen, und daß sie nur an Kennt- nissen, und nicht sowohl an dem daraus ent- stehenden Nutzen, Vergnügen haben. Die Einwohner und Geister des Planeten Saturns stellen in dem größten Menschen den mittlern Sinn zwischen dem geistlichen und natürlichen Menschen vor, der aber vom natür- lichen abweicht und dem geistlichen näher kommt. Daher rühret die Erscheinung, daß jene Geister in den Himmel gerückt oder hin- gerissen Saturn. gerissen und bald zurück geschickt werden: denn was des geistlichen Sinnes ist, das ist in dem Himmel; was aber des natürlichen Sinnes ist, das ist unter dem Himmel. Weil die Geister von unserer Erde in dem größten Menschen den natürlichen und cörperlichen Sinn vorstellen, so durfte ich aus einer deut- lichen Erfahrung wissen, wie der geistliche und natürliche Mensch untereinander streiten und sich stossen, wenn dieser nicht im Glauben und Liebe stehet. Die Geister von der Erde des Saturns liessen sich von weitem sehen, und darauf gab es eine lebhafte Communica- tion zwischen jenen und zwischen dergleichen Geistern von unserer Erde; diese, nachdem sie jene also vermerkten, wurden wie unsinnig, und fiengen an jene zu verfolgen, indem sie unanständige Dinge vom Glauben und auch vom HErrn einbliesen; und da sie von An- züglichkeiten und Schmähungen erhitzt wa- ren, machten sie sich auch mitten unter die- selben hinein, und trachteten aus dem Un- sinn, darinn sie waren, ihnen Schaden zu- zufügen: allein die Geister des Saturns fürch- teten nichts, weil sie sicher und in Ruhe wa- ren, aber jene Geister von unserer Erde fien- gen an, da sie mitten unter ihnen waren, Angst zu bekommen, und mit Mühe Luft zu schöpfen, und drangen sich also hinaus, der eine dahin, der andere dorthin, und verschwan- den. Von dem Planeten den. Die Anwesenden bemerkten daraus, was es mit dem natürlichen Menschen, der von dem geistlichen getrennt ist, für eine Bewandniß habe, wenn er in eine geistliche Sphäre kommt, nemlich daß er unsinnig sey: denn der natürli- che von dein geistlichen getrennte Mensch, ist allein aus der Welt und nicht aus dem Himmel weise; und wer nur aus der Welt weise ist, derselbe glaubt nichts als was die Sinne be- greifen, und was er glaubt, glaubt er aus dem Betrug der Sinne, wenn nun dieser durch den Einfluß aus der geistlichen Welt nicht gehoben wird, so bringt er falsche Dinge hervor: da- her kommt es, daß ihm keine geistliche Dinge etwas sind, sogar daß er es kaum hören kann, wenn das Geistliche genennet wird. Deswe- gen sind dergleichen Geister nicht bey sich selbst, wenn sie sich in einer geistlichen Sphäre befin- den. Anderst verhält es sich, wenn sie in der Welt leben, alsdann denken sie entweder na- türlicher Weise von geistlichen Dingen, oder sie wenden das Ohr ab, das ist, sie hören und mer- ken nicht darauf. Aus eben dieser Erfahrung erhellet auch, daß der natürliche Mensch sich nicht in den geistlichen begeben, das ist, auf stei- gen könne, sondern wenn der Mensch im Glau- ben und daher in dem geistlichen Leben ist, daß der geistliche Mensch in den natürlichen einflies- se und daselbst denke: denn es gibt einen geistli- chen Einfluß, das ist, aus der geistlichen Welt in die natürliche, nicht aber aus dieser in jene. Saturn. Ferner bekam ich von den Geistern jener Erde Nachricht von den Einwohnern, was es für eine Bewandtniß mit ihren gesellschaftli- chen Verbindungen habe, und anders mehr. Sie sagten, daß sie in Familien abgesondert leben, eine jede Familie besonders und nicht bey der andern, also Mann und Weib mit ihren Kindern beysammen, und daß sie, wenn sie sich verheirathen, von dem Hause ihrer Eltern getrennet werden, und es nicht mehr achten. Deswegen erscheinen die Geister von jener Er- de Paar und Paar weise. Jch vernahm auch, daß sie um den Lebensunterhalt und Kleidung wenig bekümmert sind, daß sie Früchte und Hülsengemüse essen, die ihre Erde hervorbringt, und daß sie leicht gekleidet seyen, weil sie ei- ne dicke Haut oder Rock wider die Kälte um sich haben; daß überdieß alle auf ihrer Erde wissen, daß sie nach dem Tod leben werden, und daß sie deswegen auch aus ihren Leibern nichts machen, nur in so fern des Lebens hal- ber, welches, wie sie sagen, fortdauren und dem HErrn dienen werde; daß sie daher auch die Leichname der Verstorbenen nicht begraben, sondern hinwerfen, und mit Zweigen von den Bäumen aus dem Wald bedecken. Als sie wegen jenes großen Rings befragt wurden, welcher von unserer Erde sich über den Gesichtskreis jenes Planeten zu erheben, und die Stellungen zu verändern scheinet, so Sw. Sch. III. Th. N sag- Von dem Planeten sagten sie, daß es ihnen nicht als ein Ring, sondern nur als eine Schneeweise in dem Him- mel unter mancherley Richtung vorkomme. Von der Erde oder dem Planeten Venus, und von seinen Geistern und Einwohnern. D er Planet Venus erscheinet in der Jdee der Geister und Engel zur Linken ein we- nig rückwärts auf einige Weite von unserer Erde: in der Jdee der Geister sage ich, weil kei- nem Geist die Sonne der Welt, noch sonst ein Planet erscheinet, sondern die Geister haben nur eine Jdee, daß sie seyen; aus der Jdee allein von ihnen präsentirt sich die Sonne der Welt von hinten als etwas Dunkeles, die Pla- neten aber nicht als Jrrsterne, wie in der Welt, sondern als beständig an ihren Orten, man sehe oben. Jn dem Planeten Venus sind zwo Gat- tungen von Menschen, die der Gemüthsart nach einander zuwider sind: Es giebt einige, die zahm und menschlich sind, und es giebt an- dere, die rauh und fast wilder Art sind; die von der ersten Gattung lassen sich auf der an- dern Seite des Erdballs sehen, die von der an- dern auf dem Theil, der hieher siehet. Man muß aber wissen, daß sie so nach den Zustän- den Venus. den ihres Lebens erscheinen: denn der Zustand des Lebens stellet alle Apparenz des Raums und der Entfernung allda dar. Einige von denen, welche auf der andern Seite des Planeten erscheinen, und zahm und menschlich sind, kamen zu mir, und wurden mir zu sehen vorgestellet über dem Haupt, mit welchen ich mancherley geredet habe: unter an- dern sagten sie, daß sie, da sie in der Welt waren, unsern HErrn für ihren einigen GOtt erkannt haben, und ihn jetzt mehr dafür er- kennen; sie sagten, daß sie ihn auf ihrer Erde gesehen haben, und sie stellten es auch vor, wie sie ihn gesehen hatten. Diese Geister stellen in dem größten Menschen das Gedächtniß ma- terieller Dinge vor, wie es mit dem Gedächt- niß immaterieller Sachen übereinkommt, wel- ches die Geister des Mercurs vorstellen: dem- nach stimmen die Geister des Mercurs mit diesen Geistern der Venus gar sehr überein, deswegen wurde, als sie beyeinander waren, aus dem Einfluß von dar eine grosse Verän- derung und eine starke Wirkung in meinem Gehirn empfunden, man sehe oben. Mit denen Geistern aber, welche sich auf dem hieher sehenden Theil sehen lassen, und ungeschlacht und fast wilder Art sind, habe ich nicht geredet, sondern es wurde mir von den Engeln erzählet, was es für eine Beschaf- N 2 fen- Von dem Planeten fenheit mit ihnen hat, und woher sie eine so wilde Natur haben, daß sie nemlich daselbst ein grosses Vergnügen an Plünderungen, und hauptsächlich am Essen vom Raub haben; das Vergnügen von dem, wann sie an das Essen vom Raub gedenken, wurde mir zu empfinden gegeben, und ich nahm wahr, daß es sehr groß war. Daß auch auf unserer Erde Einwohner von solcher wilden Natur gewesen seyen, er- hellet aus den Geschichtschreibern verschiedener Völker, ferner aus den Einwohnern des Lands Canaan, 1 Sam. 30, 16. und auch aus dem Jüdischen und Jsraelitischen Volks auch zur Zeit Davids, daß sie alle Jahre Streyfereyen gethan, die Nationen geplündert, und mit Freuden den Raub verzehret haben. Es wur- de auch gesagt, daß die Einwohner mehren- theils Riesen sind, und daß die Menschen von unserer Erde ihnen nur bis an den Nabel gehen; ferner daß sie auch dumm seyen und nicht dar- nach fragen, was der Himmel, oder was das ewige Leben ist, sondern daß sie allein für das sorgen, was ihre Erde und ihr Vieh angehet. Weil es nun diese Bewandniß mit ihnen hat, so setzen ihnen, wenn sie in das andere Le- ben kommen, am meisten die Bösen und Falschen zu. Die Hölle, die bey ihnen ist, er- scheinet neben dem Erdball, und hat keine Ge- meinschaft mit der Hölle der Bösen von unse- rer Erde, aus der Ursache, weil sie von ganz anderer Art und Neigungen sind, daher ist auch Venus. auch ihr Böses und Falsches von ganz anderer Gattung. Diejenigen aber, welche so beschaffen sind, daß sie können seelig werden, sind an Oertern der Abstreifung ( vastationis ) und werden allda auf den äussersten Grad der Ver- zweiflung gebracht, denn das Böse und Fal- sche von jener Art kann nicht anderst gebän- digt und weggeschaft werden. Wenn sie in dem Stand der Verzweiflung sind, schreyen sie, daß sie Bestien seyen, daß sie ein Greuel, ein Scheusal, und also verdammt seyen. Ei- nige von ihnen, wenn sie in solchem Zustand sind, schreyen auch gegen den Himmel, die- ses aber wird ihnen vergeben, weil es aus der Verzweiflung herrühret; der HErr verhütet es, daß sie in keine Lästerungen als bis zu den ge- setzten Gränzen losbrechen. Wenn diese das Aeusserste erduldet haben, so werden sie selig, weil alsdann das Leibliche bey ihnen tod ist. Von diesen wurde (mir) auch gesagt, daß sie, da sie auf ihrer Erde lebten, an einen höchsten Schöpfer ohne Mittler geglaubt haben, wenn sie aber selig werden, so werden sie auch unterrichtet, daß der HErr seye allein GOtt, ein Heiland und Mittler. Jch sahe etliche von ihnen, nachdem sie das Aeusserste erlitten haben, in den Himmel aufgenommen werden, und als sie daselbst aufgenommen worden, be- merkte ich eine solche Zärtlichkeit der Freude von ihnen, daß sie mir Thränen aus meinen Augen preßte. N 3 Von Von den Geistern und Von den Geistern und Einwohnern des Monds. E inige Geister erscheinen über dem Haupt, und es liessen sich von dannen Stimmen wie Donner hören, denn ihre Stimmen tönten nicht anderst, als wie Donner aus den Wol- ken nach den Blitzen, ich hielte dafür, daß es eine grosse Menge Geister wäre, welche durch Kunst, Stimmen mit einem so starken Laut von sich hören lassen konnten. Die etwas ein- fältige Geister, die bey mir waren, lachten sie aus, worüber ich mich sehr verwunderte; die Ursach dieses Spottes wurde bald endeckt, sie war diese: daß die Geister, welche töneten, nicht viel, sondern wenig, und auch klein wie Knaben waren, und daß sie ihnen vorher durch solche Getöse einen Schrecken eingejagt haben, und doch keinen Schaden zufügen könnten. Da- mit ich wüßte, wie sie beschaffen wären, lies- sen sich einige von der Höhe, wo sie töneten, herab, und es trug zum verwundern einer den andern auf dem Rücken, und so näherten sich je zween und zween zu mir; sie liessen sich in kei- nem unfeinen Angesicht sehen, es war aber länger als das Angesicht der übrigen Geister, ihre Statur war gleich der Grösse eines Kna- ben von 7 Jahren, aber von stärkerm Leibe, es waren also kleine Menschen. Mir wurde von Engeln gesagt, daß sie aus dem Mond waren. Einwohnern des Monds. waren. Derjenige, welcher von dem andern getragen worden, kam zu mir, und machte sich auf die linke Seite unter dem Ellenbogen, und redete von dannen, sagend, daß, wenn sie ei- ne Stimme von sich geben, sie also tönen, und daß sie also die Geister, welche ihnen Böses zufügen wollen, in Furcht setzen, und einige in die Flucht jagen, und daß sie also sicher gehen, wohin sie wollen. Damit ich für ge- gewiß wüßte, daß ihre Stimme so lautete, so wich er von mir zu einigen andern hinweg, und tönete gleichfalls so. Ferner zeigten sie, daß ihre Stimme aus dem Wanst wie ein Rülpsen ausgestossen würde, und also ertönete. Jch bemerkte, daß dieses daher käme, weil die Ein- wohner des Monds nicht so aus der Lunge, wie die Einwohner anderer Erden, sondern aus dem Wanst reden, und also aus einer Luft, die sich daselbst sammelt, aus der Ur- sach, weil der Mond keine ähnliche Dunstku- gel, wie andere Erdbälle, um sich hat. Jch wurde belehret, daß die Geister des Monds in dem größten Menschen den schildförmigen Knorpel ( Xiphoiden ) vorstellen, an welchen vornen die Ribben stossen, und aus welchen die weisse Binde herabgeht, welche den Mus- keln des Wanstes zu einer Unterstützung die- net. Daß auch in dem Mond Einwohner seyen, wissen die Geister und Engel, und das gleich- N 4 falls Warum hat der HErr wollen ꝛc. falls in den Monden oder Trabanten um den Erdball des Jupiters und um die Erde des Saturns. Diejenigen, welche keine Geister von dannen gesehen und mit ihnen geredet ha- ben, zweifeln doch nicht, daß auch auf den- selben Menschen seyen, weil es eben sowohl Erden sind; und wo eine Erde ist, da ist auch ein Mensch; den der Mensch ist der Endzweck, um dessen willen die Erde da ist, und es ist nichts von dem grossen Schöpfer ohne End- zweck gemacht worden. Daß der Endzweck der Schöpfung das menschliche Geschlecht sey, damit der Himmel daraus bestehe, kann einem jeden, welcher aus einer ein wenig aufgeklär- ten Vernunft denkt, bekannt seyn. Die Ursachen, warum der HErr hat wollen auf unserer Erde, und auf keiner andern gebohren werden. D aß es dem HErrn gefallen hat, auf unse- rer und auf keiner andern Erde gebohren zu werden und die Menschheit anzunehmen, davon giebt es viele Ursachen, von welchen ich aus dem Himmel unterrichtet worden bin. Die Hauptursache ist um des Worts (GOt- tes) willen gewesen, daß dieses hat kön- nen auf unserer Erde aufgeschrieben, und hernach schriftlich auf der ganzen Erde bekannt gemacht, und wenn es einmal auf unserer Erde gebohren werden? einmal bekannt gemacht worden, auf die ganze Nachkommenschaft erhalten werden; und daß auf solche Weise auch allen in dem andern Leben hat können geoffenbahret werden, daß Gott Mensch geworden sey. Daß die Hauptursache um des Worts willen gewesen, ist, weil das Wort die göttliche Wahrheit selbst ist, welches den Men- schen lehret, daß ein GOtt sey, daß ein Him- mel und eine Hölle sey, daß ein Leben nach dem Tod sey, überdas lehret es, wie er leben und glauben soll, damit er in den Himmel kom- me, und so in Ewigkeit glückselig sey. Die- ses alles würde ohne Offenbarung, also auf dieser Erde ohne das Wort ganz unbekannt ge- wesen seyn, und doch ist der Mensch so erschaf- fen worden, daß er nach seinem Jnnern nicht sterben kann. Daß das Wort hat können auf unse- rer Erde aufgeschrieben werden, ist, weil die Kunst zu schreiben hier von den uräl- testen Zeiten war, zuerst auf Baumrinden, hernach auf Pergament, nachgehends auf Pa- pier, und endlich durch den gemeinen Druck. Dafür hat der HErr gesorget um des Worts willen. Daß das Wort hernach hat können auf dieser ganzen Erde bekannt gemacht N 5 wer- Warum hat der HErr wollen nur werden, ist, weil hier alle Nationen Handel und Wandel untereinander treiben, nicht nur durch Reisen, sondern auch durch Schiffahr- ten an alle Oerter des ganzen Erdkreises: da- her hat das Wort, da es einmal schriftlich aufgezeichnet worden, von einer Nation zu der andern gebracht und überall gelehret werden können. Daß das Wort, nachdem es einmal aufgeschrieben worden, hat können auf die ganze Nachkommenschaft erhalten werden, folglich auf tausend und aber tau- send Jahre, und auch daß es erhalten worden sey, ist bekannt. Daß auf solche Weise hat können offenbar werden, daß GOtt Mensch ge- worden sey: denn dieß ist das erste und we- sentlichste, um deswillen das Wort ist, denn niemand kann an einen GOtt glauben und GOtt lieben, den er nicht unter einer Gestalt begreifen kann; deswegen fallen diejenigen, wel- che ein unsichtbahres und also unbegreifliches Wesen erkennen, mit ihren Gedanken auf die Natur, und glauben also an keinen GOtt. Darum hat es dem HErrn gefallen, hier ge- bohren zu werden, und dieses durch das Wort kund zu thun, damit es nicht nur auf dieser Welt bekannt würde, sondern auch damit es durch auf unsrer Erde gebohren werden? durch dasselbe den Geistern und Engeln auch aus andern Erden, und auch den Völkern aus der unserigen offenbar würde. Es ist zu wissen, daß das Wort, welches auf unserer Erde durch den Himmel von dem HErrn gegeben worden, eine Vereinigung des Himmels und der Welt sey, zu dem Ende ist eine Correspondenz alles dessen, was in dem Buchstaben im Wort enthalten ist, mit den göttlichen Dingen im Himmel; und daß das Wort in seinem höchsten und innersten Ver- stand von dem HErrn, von seinem Reich in den Himmeln und auf Erden, und von der Liebe und Glauben von Jhm und an Jhn, folglich vom Leben von Jhm und in Jhm han- delt: solches wird den Engeln im Himmel vor- gelegt, wenn das Wort unserer Erde gelesen und verkündiget wird. Auf einer jeden andern Erde wird die gött- liche Wahrheit mündlich durch Geister und En- gel geoffenbaret, wie in dem vorhergehenden, da von den Einwohnern der Erdbälle in dieser Sonnen-Welt gehandelt wurde, gemeldet worden ist, dieß geschiehet aber innerhalb ih- ren Familien: denn das menschliche Geschlecht wohnet auf den meisten Erden nach Familien abgetheilt. Es wird derowegen die göttliche Wahrheit, welche durch Geister und Engel ge- Warum hat der HErr wollen nur geoffenbahret worden ist, nicht weit über die Familien hinaus gebracht, und wenn nicht be- ständig eine neue Offenbahrung folgt, so wird es verkehrt oder geht zu Grunde: anders ist es auf unserer Erde, wo die göttliche Wahr- heit, welche das Wort ist, in seiner Voll- ständigkeit immerdar bleibt. Es ist zu wissen, daß der HErr alle, aus was für einer Erde sie auch seyen, erkenne und aufnehme, welche GOtt unter mensch- licher Gestalt erkennen und verehren, weil GOtt unter menschlicher Gestalt der HERR ist: und weil der HErr den Einwohnern auf denen Erdbällen in englischer Gestalt, welches die menschliche Gestalt ist, erscheinet; dero- wegen, wenn die Geister und Engel aus je- nen Erden von den Geistern und Engeln un- serer Erde hören, daß GOtt würklich Mensch sey, so nehmen sie dieses Wort an, erkennen es und freuen sich, daß es so sey. Zu denen oben angeführten Ursachen kommt noch dieses hinzu, daß die Einwohner und Gei- ster unserer Erde in dem größten Menschen den natürlichen und äusserlichen Sinn vorstel- len, und der natürliche und äusserliche Sinn ist das letzte, worein das Jnnere des Lebens ausgehet, und worinn es als in seinem gemein- schaftlichen Wesen ruhet. Eben so verhält es sich mit der göttlichen Wahrheit in dem Buch- staben, auf unsrer Erde gebohren werden? staben, welche das Wort genennet wird, wel- ches um eben dieser Ursache willen auch auf dieser Erde und auf keiner andern, gegeben wor- den ist; und weil der HErr das Wort ist, und sein Erstes und Letztes, daß alles nach der Ord- nung bestünde, so hat Er auch wollen auf die- ser Erde gebohren werden, und Wort werden, wie es bey Johanne heißt: Jm Anfang war das Wort, und das Wort war bey GOTT, und GOtt war das Wort, dieses war im An- fang bey GOtt; alles ist durch Jhn gemacht, und ohne Jhn ist nichts gemacht, was gemacht ist: und das Wort war Fleisch und woh- nete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingebohrnen vom Vater. Cap. I , 1. 2. 3. 4. 14. 18. Das Wort ist der HErr, in Absicht auf die göttliche Wahrheit, also die gött- liche Wahrheit vom HErrn. Dieß ist aber ein Geheimniß, welches in den Verstand nur we- niger kommt. Von den Erden in dem gestirnten Himmel. D iejenigen, welche in dem Himmel sind, kön- nen mit Engeln und Geistern reden und umgehen, die nicht allein von Erden in dieser Sonnenwelt sind, sondern auch mit denen, die von Erden ausser dieser Welt in dem Universo sind; Von den Erden sind; nicht nur mit den Geistern und Engeln allda, sondern auch mit den Einwohnern selbst, aber nur mit solchen, denen das Jnnere er- öffnet ist, daß sie diejenigen hören können, die aus dem Himmel reden. Eben so kan es auch ein Mensch, wann er in der Welt lebt, dem es von dem HErrn gegeben ist, mit Geistern und Engeln zu reden: denn der Mensch ist nach sei- nem Jnnern ein Geist, der Leib, den er in der Welt herumträgt, dienet ihm nur zu Ver- richtungen in dieser natürlichen oder irdischen Sphäre, welche die äusserste ist. Allein mit Engeln und Geistern als ein Geist zu reden, wird keinem gegeben, er sey denn so beschaffen, daß er den Engeln nach Glauben und Liebe zu- gesellet werden könne, das kan aber nicht seyn, wenn nicht der Glaube und Liebe auf den HErrn gehen: denn der Mensch wird durch Glauben und Liebe zu Jhm, das ist, durch die Wahr- heiten der Lehre und durch das Gute des Le- bens von Jhm, vereiniget; und wenn er ver- einiget ist, so ist er vor allem Anfall böser Gei- ster aus der Hölle sicher. Bey einigen aber kan ihr Jnneres gar nicht eröffnet werden, weil sie nicht in dem HErrn sind. Dieß ist die Ur- sache, daß heut zu Tage wenige sind, denen es gegeben ist mit Engeln zu reden und umzu- gehen: davon daß eine offenbare Anzeige ist, daß man heutiges Tags kaum glaubt, daß es Geister und Engel gebe, noch weniger, daß sie bey einem jeden Menschen seyen, und daß durch in dem gestirnten Himmel. durch sie der Mensch in einer Verbindung mit dem Himmel stehe, und durch den Himmel mit dem HErrn; und daß man noch weniger glaubt, daß ein Mensch, wenn er dem Leibe nach stirbt, als ein Geist lebe, auch in mensch- licher Gestalt, wie zuvor. Weil heut zu Tage viele in der Kirche gar nichts glauben von einem Leben nach dem Tod, und kaum etwas vom Himmel, auch nichts vom HErrn, daß Er der GOtt des Himmels und der Erde sey: so ist mir deswegen das Jnnere meines Geistes von dem HErrn auf- gethan worden, daß ich, so lang ich im Leibe bin, zugleich bey den Engeln im Himmel seyn, und nicht nur mit ihnen reden, sondern auch daselbst erstaunliche Dinge sehen, und sie be- schreiben könne, damit sie nicht etwa inskünftige auch sagen können: wer ist von dem Himmel zu uns kommen und hat uns erzählet, daß Er sey, und was daselbst sey? Allein ich weiß, daß auch diejenigen, welche in ihrem Herzen vorher Himmel und Hölle und ein Leben nach dem Tode geläugnet haben, sich auch dagegen verhärten und es läugnen werden: denn es ist leichter, einen Raben weiß zu machen, als zu machen, daß die glauben, welche einmal im Herzen den Glauben verworfen haben, Ursach ist, weil sie daran immerdar aus einer Ge- wohnheit zu läugnen, ( ex negativo ) und nicht zu bejahen denken. Jedoch mag das, was von Von den Erdbällen von Engeln und Geistern bisher gesagt worden, und weiter gesagt werden soll, für diejenigen wenige seyn, welche im Glauben stehen: da- mit aber auch die übrigen zu einiger Erkennt- niß gebracht werden, ist mir verstattet worden, solche Dinge zu erzählen, welche einen wißbe- gierigen Menschen ergötzen und reitzen; und dieß soll nun auch geschehen von den Erden in dem Sternenhimmel. Wer die Heimlichkeiten des Himmels nicht weiß, kann nicht glauben, daß ein Mensch so weit entfernte Erden sehen, und durch die sinn- liche Erfahrung etwas von ihnen erzählen kön- ne: er soll aber wissen, daß die Räume und Entfernungen, und folglich die Fortschreitun- gen, welche in der natürlichen Welt vorgehen, in ihrem Ursprung und ersten Ursache Ver- änderungen des Zustandes des Jnneren seyen, und daß sie bey den Engeln und Geistern nach denselbigen erscheinen, und daß sie also nach denselben (Veränderungen) dem Schein nach von einem Ort in den andern, und von einer Erde in die andere, auch in die Erden am Ende des Weltalls versetzet werden können. Gleiche Bawandniß hat es auch mit einem Menschen nach seinem Geist, so, daß der Leib doch an seinem Orte bleibt. Also ist es mir ergangen, weil mir aus göttlicher Barmherzigkeit des HErrn gegeben wurde, mit Geister als ein Geist, und zugleich mit Menschen als ein Mensch um- in dem gestirnten Himmel. umzugehen. Daß ein Mensch seinem Geiste nach also versetzet werden könne, kann der sinn- liche Mensch nicht begreifen, weil er im Raum und in der Zeit ist, und nach diesen seine Fort- schreitungen mißt. Daß viele Welten seyen, kann einem se- den daraus bekannt seyn, daß so viele Gestir- ne in dem Weltall erscheinen, und es ist in der gelehrten Welt eine bekannte Sache, daß ein jedes Gestirn wie eine Sonne an seinem Orte sey, denn es bleibt beständig, wie die Sonne unserer Erde, an seinem Ort, und daß nur die Entfernung mache, daß es so klein als ein Stern aussieht: folglich daß es eben so, wie die Sonne unserer Welt, Planeten um sich habe, so Erden sind; daß aber diese vor unsern Augen nicht erscheinen, kommt von ih- rer unermeßlichen Weite her, und von dem Licht, so sie allein von ihrem Stern haben, welches Licht nicht wiederum bis hieher reflec- tirt werden kann. Zu was anders würde wohl ein so grosser Himmel mit so vielen Sternen dienen? denn der Endzweck der Schöpfung der Welt ist der Mensch, daß aus dem Menschen der englische Himmel bestehe. Was wäre für einen unendlichen Schöpfer das menschliche Geschlecht, und folglich der englische Himmel aus einer Erde, für welchen tausend Erden, ja auch nicht Myriaden, hinlänglich wären. Man hat ausgerechnet, daß, wenn eine Mil- Sw. Sch. III. Th. O lion Von den Erdbällen in dem ꝛc. lion Erden in der Welt wären, und auf ei- ner jeden Erde 300 Millionen Menschen, und 200 Geschlechter (Generationen) innerhalb 6000 Jahren, und wenn einem jeden Men- schen oder Geist 3 cubische Ellen Raum ange- wiesen würde: so würde die Anzahl so vieler Menschen oder Geister, wenn man sie in eine Summe bringt, doch nicht einen Raum vom tausendsten Theil dieser Erde erfüllen, al- so etwa den Raum eines Trabanten um den Planeten Jupiter oder Saturn, welches in dem Weltall ein Raum von einer unmerkbaren Klein- heit wäre, denn ein Trabant ist vor dem blosen Auge kaum sichtbar. Was ist demnach dieses für den Schöpfer der Welt, dem es nicht ge- nug seyn würde, wenn das ganze All voll wä- re, denn er ist unendlich. Hievon habe ich mit Engeln geredet, welche sagten, daß sie eine gleiche Jdee von der Wenigkeit des menschli- chen Geschlechts in Absicht auf die Unendlich- keit des Schöpfers haben, doch aber, daß sie nicht aus den Räumen, sondern aus den Zu- ständen gedenken, und daß nach ihrer Jdee so- viel Myriaden Erden, als man irgend denken könnte, doch gar nichts gegen den HErrn seyen. Allein von den Erden im Sternenhimmel soll jetzt im folgenden aus der Erfahrung selbst ge- redet werden, woraus auch erhellen wird, wie die Versetzung dahin nach meinem Geiste, so, daß der Leib an seinem Orte blieb, geschehen sind. Von Von der ersten Erde ꝛc. Von der ersten Erde in dem gestirn- ten Himmel, und von deren Geistern und Einwohnern J ch wurde durch Engel von dem HErrn zu einer Erde in dem gestirnten Himmel ge- führet, wo ich konnte auf die Erde selbst se- hen, aber nicht mit den Einwohnern daselbst reden, wohl aber mit den Geistern von daher. Alle Einwohner oder Menschen von einer jed- weden Erde werden nach vollbrachtem Leben in der Welt Geister, und bleiben neben ihrer Er- de; doch erlangt man von ihnen Nachricht von der Erde und von dem Zustande der Einwoh- ner daselbst: denn die Menschen welche von dem Leibe scheiden, nehmen ihr ganzes voriges Leben und all ihr Gedächtniß mit sich. Auf Erden in dem Weltall gebracht werden, heißt nicht, dem Leibe nach dahingeführet und ver- setzt werden, sondern dem Geiste nach, und der Geist wird durch die Verschiedenheiten des Zustandes des innern Lebens geführet, wel- che ihm vorkommen als Fortschreitungen durch Räume. Die Annäherungen geschehen auch nach den Uebereinstimmungen oder Aehnlich- keiten der Lebenszustände denn eine Ueberein- kunft oder Aehnlichkeit des Lebens vereinigt, und eine Nichtübereinstimmung oder Unähn- lichkeit trennet. Daraus kann man begreifen, wie eine Versetzung nach dem Geiste, und dessen Annäherung an entfernte Oerter geschie- het, so daß doch der Mensch an seinem Orte O 2 bleibt. Von der ersten Erde bleibt. Aber den Geist durch die Veränderun- gen des Zustandes seines Jnnern vor seine Welt hinausführen, und machen, daß die Veränderungen nach und nach bis auf einen gewissen Stand fortgehen, welcher denen, zu welchen er geführet wird, übereinstim- mig oder ähnlich ist, das stehet in der Macht des HErrn allein: denn es wird eine stete Regierung und Voraussehung seyn, vom ersten bis aufs letzte, vor- und rückwärts; in- sonderheit daß das mit einem Menschen gesche- he, welcher noch dem Leibe nach in der Natur der Welt, und dadurch im Raum ist. Daß dem so sey, kann man diejenigen, welche in der leiblichen Sinnlichkeit sind, und aus der- selben heraus denken, nicht glauben machen; die Ursach ist, weil die leibliche Sinnlichkeit keine Fortschreitungen ohne Raum begreifen kann; wohl aber können diejenigen, welche aus der Sinnlichkeit ihres Geistes, die von der Sinnlichkeit des Leibes in etwas entfernet und abgezogen ist, und also mehr innerlich in sich denken, dahin gebracht werden, daß sie es glau- ben und fassen, weil in der Jdee des innern Gedanken kein Raum noch Zeit ist, sondern anstatt deren solche Dinge, woraus Raum und Zeiten sind. Für diese mag also das seyn, was von den Erden in dem gestirnten Himmel folgt, und nicht für andere, es wä- re denn, daß sie Unterricht annehmen. Jn einem wachenden Zustande wurde ich dem Geiste nach durch Engel von dem HErrn auf in dem gestirnten Himmel. auf eine Erde in dem Weltall, in Beglei- tung einiger Geister aus dieser Welt geführt; die Reise gieng zur rechten Hand, und dau- rete zwey Stunden. An dem Ende unsrer Sonnenwelt erschien zuerst eine weißlichte aber dicke Wolke, und nach dieser ein feuriger Rauch, der aus einer großen Kluft aufstieg- es war ein großer Abgrund, welcher auf je- ner Seite unsere Sonnenwelt von einigen Welten des gestirnten Himmels scheidete; je- nen feurigen Rauch sahe man auf eine sehr große Weite. Jch wurde mitten hinüber geführt; und darauf erschienen unten in je- nem Schlund sehr viele Menschen, welche Geister waren: (denn die Geister erscheinen alle in menschlicher Gestalt, und sind würk- lich Menschen) ich hörte sie auch untereinan- der reden; woher sie aber und wer sie wa- ren, konnte ich nicht wissen: doch sagte mir einer von ihnen, daß sie Wachten seyen, da- mit nicht die Geister von dieser Welt in eine andere ohne gegebene Erlaubniß hinüber sez- zen. Daß dem so sey, wurde auch bestäti- get: denn einige Geister, welche in dem Ge- folge waren, denen es nicht erlaubet wurde, hinüber zu fahren, als sie zu jenem großen Zwischenraum kamen, fiengen an sehr zu schreyen, sie kämen um: denn sie waren wie die, welche in den letzten Zügen mit dem Tode ringen, deswegen blieben sie auf jener Seite des Abgrundes stehen, und konnten O 3 nicht Von den Erden in dem ꝛc. nicht weiter hinüber gebracht werden: denn der Rauch, welcher aus dem Schlund aus- dünstete, ergriff sie, und marterte sie auf solch Weise. Nachdem ich über diesen großen Schlund hinüber gebracht worden, kam ich endlich an einen Ort, wo ich mich verweilte, darauf erschienen mir oberhalb Geister, mit welchen ich reden durfte. Aus ihrer Rede und aus ihrer Art sich ihrer Vorstellungen von Sa- chen bewußt zu seyn ( genio appercipiendi ) und sie zu beschreiben, habe ich deutlich wahr- genommen, daß sie aus einer andern Erde waren, denn sie waren durchaus unterschie- den von den Geistern unserer Sonnenwelt; sie merkten es auch aus meiner Rede, daß ich weit her war. Nachdem wir von verschiedenen Dingen uns eine Zeitlang unterredet hatten, fragte ich: was für einem Gott sie dieneten? einem gewissen Engel, sagten sie, welcher als ein göttlicher Mensch ihnen erscheinet, denn er glänzet aus einem Licht, und daß er sie un- terrichte und zu vermerken gebe, was zu thun sey. Sie sagten ferner, daß sie wissen, daß der größte GOtt in der Sonne des engli- schen Himmels sey, und daß er seinem En- gel und nicht ihnen erscheine, und daß er zu groß sey, als daß sie sich unterstehen dürf- ten, ihn anzubeten. Der Engel, den sie verehrten, war eine englische Gesellschaft, dem es in dem gestirnten Himmel. es vom HErrn gegeben wurde, ihnen vorzu- stehen und den Weg der Gerechtigkeit und des Rechts zu lehren; daher haben sie ein Licht aus einer Flamme, welche als eine Fak- kel zu sehen ist, sehr feurig und gelb; die Ursach rührt daher, weil sie den HErrn nicht anbeten, daher haben sie kein Licht aus der Sonne des englischen Himmels, sondern aus einer englischen Gesellschaft: denn eine englische Gesellschaft kann, wenn es ihr vom HErrn gegeben wird, ein solches Licht Gei- stern, die in der untern Gegend sind, dar- stellen. Diese englische Gesellschaft habe ich auch gesehen, sie war hoch über ihnen; ich habe auch das Flammende, woher das Licht kam, gesehen. Jm übrigen waren sie bescheiden, etwas einfältig, doch dachten sie ziemlich gut. Aus dem Licht bey ihnen konnte man schließen, was es bey ihnen für eine Beschaffenheit mit der Verständlichkeit ( intellectuale ) habe: denn der Verstand richtet sich nach dem Empfang des Lichts aus dem Himmel, weil die gött- liche Wahrheit, die von dem HErrn als der Sonne ausgehet, es ist, was daselbst leuch- tet, und den Engeln nicht nur das Sehen sondern auch das Verstehen giebt. Jch wurde unterrichtet, daß die Einwoh- ner und Geister von jener Erde sich in den O 4 größ- Von der ersten Erde größten Menschen auf etwas in dem Milz beziehen, wovon ich durch den Einfluß auf das Milz, da sie mit mir redeten, vergewis- sert wurde. Es kam die Frage von der Sonne ihrer Welt, welche ihre Erde erleuchtet, vor; sie sagten, daß die Sonne daselbst flammend er- scheine, und da ich die Größe von der Son- ne unserer Erde vorstellte, sagten sie, sie sey kleiner: denn die Sonne ist ihnen vor unsern Augen ein Stern; ich hab auch von den En- geln gehöret, daß sie unter den kleinern ein Stern sey. Sie sagten auch, daß man aus ihrer Erde den Himmel gestirnt sehe, und daß ein Stern, welcher größer als die an- dern sey, ihnen gegen Abend erscheine; aus dem Himmel wurde gesagt, daß derselbe un- sere Sonne sey. Nachgehends wurde mir das Gesicht ge- öffnet, daß ich in etwas auf die Erde selbst sehen konnte; und es erschienen viele Wiesen und Wälder samt Bäumen mit Blät- tern; auch Schafe die Wolle trugen. Nach diesem sahe ich etliche Einwohner, die von geringem Stande waren, sie hatten Kleider an fast wie die Bauren in Europa. Es zeig- te sich auch ein Mann mit seinem Weib, die- ses hatte eine schöne Statur, und zierliche Gebärden, der Mann gleichfalls; was mich aber in dem gestirnten Himmel. aber wunderte, so gieng er prächtig einher, und hatte einen gleichsam stolzen Gang, das Weib aber einen demüthigen. Es sagten die Engel, daß dieß so der Gebrauch auf jener Erde sey, und daß dergleichen Männer ge- liebt werden, weil sie doch gut sind. Es wurde auch gesagt, daß sie nicht mehrere Wei- ber haben dürfen, weil es wider die Gesetze sey. Das Weib, das ich sahe, hatte vor der Brust ein breites Gewand, hinter wel- ches sie sich verbergen konnte; dieß war so gemacht, daß sie die Aerme hinein stecken, und dasselbe anziehen und fortgehen konnte: an dem untern Theil konnte es aufgehoben werden, und wenn es aufgehoben und an den Leib gelegt worden, sahe es aus wie eine Schnürbrust, wie bey den Frauen auf unserer Erde. Eben dasselbe diente auch dem Manne statts eines Gewands, ich sahe daß er es von dem Weib nahm, auf seinen Rücken legte und den untern Theil los- machte, dieser hieng bis auf die Füße hinab wie ein langes Kleid ( toga ) und so gieng er gekleidet einher. Was ich auf jener Erde sa- he, sah ich nicht mit den Augen meines Lei- bes, sondern mit den Augen meines Geistes, und ein Geist kan das sehen was auf einer Erde ist, wenn es ihm von dem HErrn ge- geben wird. Weil ich weis, daß einige zweifeln wer- den, ob es doch möglich sey, daß ein Mensch O 5 mit Von der ersten Erde mit den Augen seines Geistes etwas auf ei- ner so weit entlegenen Erde sehen könne, so darf ich sagen, wie es damit zugehe. Die Entfer- nungen in dem andern Leben sind nicht wie die Entfernungen auf der Erde; die Entfer- nungen in dem andern Leben verhalten sich gänzlich nach eines jeden Zuständen, darinn sein Jnneres ist. Diejenigen, welche in el- nem ähnlichen Zustand sind, die sind zugleich in einer Gesellschaft und an einem Ort; alles Gegenwärtige rührt daselbst aus der Aehnlich- keit des Zustandes her, und alle Entlegen- heit aus seiner Unähnlichkeit her. Daher kam es daß ich bey jener Erde war, da ich von dem HErrn in einen Zustand versezt wurde, der dem Zustande der Geister und Einwohner da- selbst ähnlich war, und daß ich alsdenn gegen- wärtig mit ihnen redete. Es erhellet daraus, daß die Erden in der geistlichen Welt nicht wie in der natürlichen Welt von einander abstehen, son- dern nur dem Schein nach, nach den Zu- ständen des Lebens der Einwohner und Gei- ster daselbst. Ein Zustand des Lebens ist ein Zustand der Neigungen ( affectionum ) in Absicht auf Liebe und Glauben. Daß ein Geist, oder welches einerley, ein Mensch dem Geiste nach das sehen kan, was auf einer Erde ist, will ich beschreiben, wie sich auch diese Sache verhält. Weder Geister noch Engel können mit ihrem Gesicht etwas sehen, welches in dieser Welt ist: denn ihnen ist das in dem gestirnten Himmel. das Licht dieser Welt oder der Sonne wie eine dicke Finsterniß: gleichwie ein Mensch mit dem Gesicht seines Leibs auch nichts von dem sehen kann, was in dem andern Leben ist, denn ihm ist das Licht des Himmels wie ei- ne dicke Finsterniß. Doch können Geister und Engel, wann es dem HErrn wohlgefällt, dasjenige was in der Welt ist, sehen durch die Augen eines Menschen; dieses läßt aber der HERR bey keinen andern als bey denen zu, denen der HErr mit Geistern und En- geln zu reden, und zugleich bey ihnen zu seyn erlaubet: durch meine Augen wurde ih- nen vergönnet das, was in der Welt ist, zu sehen, und so deutlich als ich, wie auch Men- schen, die mir redeten, zu hören. Es ereig- nete sich etlichemal, daß einige ihrer Freun- de, die sie bey Leibes Leben gehabt haben, durch mich gesehen haben durchaus so gegen- wärtig wie vorher, und sie erstaunten; sie sa- hen auch ihre Männer und Kinder, und woll- ten sagen, daß sie da wären und dieselben sähen, und daß ich von ihrem Zustand in dem andern Leben Nachricht geben sollte; es war mir aber verboten, ihnen zu sagen und zu entdecken, daß es ihnen so vorkomme, aus der Ursache weil sie gesagt hätten, ich seye nicht gescheid, oder weil sie gedacht hätten, es sey Unsinn, weil mir bekannt war, daß, ob sie gleich es mit dem Munde sagten, sie es doch nicht im Herzen glaubten, daß es Gei- Von der ersten Erde Geister gebe, und daß die Todten auferstan- den und unter den Geistern seyen, und die- se durch einen Menschen sehen und hören können. Da mir anfangs mein inwendiges Gesicht geöfnet wurde, und diejenigen, so im andern Leben waren, durch meine Augen die Welt und das was in der Welt war, sa- hen, sind sie so erstaunt, daß sie sagten, dieß sey ein Wunder über Wunder, und wurden mit neuer Freude erfüllet, daß es auf solche Weise eine Gemeinschaft der Erde mit dem Himmel, und des Himmels mit der Erde, gebe. Diese Freude daurete Monate lang, nachdem sie es aber so gewohnt worden, ver- wundern sie sich jetzt nicht mehr. Jch wur- de belehret, daß Geister und Engel bey an- dern Menschen nicht das Geringste von dem, was in der Welt ist, sehen, sondern nur die Gedanken und Neigungen derer, bey denen sie sind, vernehmen. Hieraus konnte erhellen, daß der Mensch also erschaffen sey, daß, wenn er in der Welt unter Menschen lebt, er auch zugleich im Himmel unter den Engeln leben möchte, und hinwiederum, daß Himmel und Welt bey dem Menschen zugleich seyn, und Einerley würken sollten, und die Menschen wissen könnten, was im Himmel, und die Engel, was auf der Welt sey; und daß, wenn die Menschen sterben, sie auf solche Weise aus dem Reich des HErrn auf Er- den in das Reich des HErrn im Himmel, nicht in dem gestirnten Himmel. nicht als in ein anderes, sondern als in das nemliche, in welchem sie auch waren, da sie im Leibe lebten, übergehen sollten: weil aber der Mensch so leiblich worden ist, hat er sich den Himmel verschlossen. Zuletzt habe ich auch mit Geistern, wel- che von jener Erde waren, von mancherley Dingen auf unserer Erde geredet, insonder- heit davon, daß es hier Wissenschaften gebe, die man anderswo nicht finde, als die astro- nomischen, geometrischen, mechanischen, phy- sischen, chymischen, medicinischen, optischen, philosophischen, und überdas noch Künste, die anderswo nicht bekannt seyen, als Schiffe zu bauen, Metalle zu schmelzen, auf Papier zu schreiben, und es durch den Druck be- kannt zu machen, und auf solche Weise mit andern auf dem Erdboden Gemeinschaft zu haben, es auch auf die Nachkommenschaft auf tausend Jahre zu bringen, und daß es so mit dem Wort, das von dem HErrn ist, ergangen, und daß deswegen die Offenbarung auf unserer Erde beständig bleiben solle. Endlich wurde mir auch die Hölle derer, die von jener Erde waren, gezeigt, diejeni- gen, so ich darinn sahe, machten einen sehr großen Schrecken ihre greßliche Gesichter darf ich nicht beschreiben. Jch sahe auch daselbst Hexen, welche Zauberkünste treiben, diese er- schienen grün gekleidet, und erregten Grauen. Von Von der zweyten Erde Von der zweyten Erde in dem ge- stirnten Himmel, und von ihren Gei- stern und Einwohnern. J ch wurde darnach von dem HErrn auf eine Erde in der Welt geführet, welche von unserer Erde weiter als jene erste, wovon jetzt gehaudelt worden, entfernet war; daß sie weiter entfernt war, erhellte daraus, daß ich dahin nach meinem Geiste in zween Ta- gen gebracht worden bin, sie zwar zur Lin- ken, die erste aber zur Rechten. Weil die Entfernung in der geistlichen Welt nicht aus dem Abstand des Orts, sondern aus dem Unterschied des Standes, wie oben gemeldet worden, herrühret, so konnte ich daraus, weil es zween Tage lang verzögerte, bis ich dahin kam, den Schluß machen, daß der Zustand des Jnnern bey ihnen, welches ein Stand der Rührungen und der Gedanken daher, ist, um so viel von dem Zustande des Jnnern, welcher bey den Geistern aus unserer Erde ist, unterschieden wäre. Weil ich dorthin dem Geiste nach durch die Veränderungen des Zustandes des Jnnern versetzt worden bin, so konnte ich die auf einander folgende Veränderungen selbst, ehe man dorthin kam, bemerken. Es geschahe, da ich wachte. Als man da anlangte, sahe man keine Erde, sondern die Geister aus derselben Er- de: denn es erscheinen, wie vorhin gemeldet wor- in dem gestirnten Himmel. worden, die Geister einer jedweden Erde um ihre Erde herum, aus der Ursache: weil sie mit den Einheimischen von gleicher Art sind, denn sie kommen von ihnen her, und sind zu dem Ende da, daß sie ihnen dienen. Man sahe dieselben Geister sehr hoch über dem Haupt, und von dar sahen sie mich ankommen. Es ist zu wissen, daß diejenigen, welche in dem andern Leben in der Höhe stehen, diejenigen die unten sind, sehen können, und je hö- her sie sind, desto weiter können sie um sich sehen, und daß sie dieselben nicht nur sehen, sondern auch mit ihnen reden können. Sie bemerkten daher, daß ich nicht aus ihrer Erde war, sondern aus der Ferne anderswoher, deswegen redeten sie mich von dortaus an, und fragten von mancher- ley Sachen, auf welche mir auch zu ant- worten gegeben worden; unter andern erzählte ich ihnen, aus was für einer Erde ich war, und wie sie beschaffen sey, hernach redete ich von den Erdbällen in unserer Sonnenwelt, und darauf auch von den Geistern der Erde oder des Planeten Merkur, daß sie viele Erd- bälle durchwandern, um sich Kenntnisse von mancherley Sachen zu verschaffen; als sie das hörten, sagten sie, daß sie auch dieselben bey ihnen gesehen haben. Es wurde mir von den Engeln aus un- serer Erde gesagt, daß die Einwohner und Geister jener Erde in dem größten Menschen die Von der zweyten Erde die Schärfe des Gesichts vorstelleten, und daß sie deswegen in der Höhe erscheinen, und auch ein sehr scharfes Gesicht haben. Weil sie das vorstellten, und das, was unten war, scharf sahen, habe ich sie auch unter dem Reden mit den Adlern verglichen, welche hoch flie- gen, und sich scharf und weit umsehen: sie wurden aber auf dieses unwillig, und mey- neten, als ob ich glaubte, sie seyen in Ab- sicht auf den Raub den Adlern gleich, und daß sie also böse wären; allein ich antworte- te, daß ich sie den Adlern nicht in Rücksicht auf den Raub vergliche, sondern in Rücksicht auf die Schärfe des Gesichts. Sie wurden befragt, was für einem Gott sie dieneten? sie antworteten darauf, daß sie einen sichtbaren und unsichtbaren Gott ver- ehrten, einen sichtbaren Gott unter menschlicher Gestalt, und einen unsichtbaren Gott unter kei- ner Gestalt; ich nahm an ihrer Rede und auch an den Jdeen ihrer Gedanken, die sie mir mittheileten, wahr, daß der unsichtbare Gott selbst unser HErr wäre, sie nenneten ihn auch den HErrn. Auf dieses wurde ge- antwortet, daß auch auf unserer Erde ein unsichtbarer und sichtbarer Gott verehrt wer- de, und daß der unsichtbare GOtt Vater, und der sichtbare HErr genennet werde, daß aber beedes Eins seyen, wie er selbst geleh- ret hat, da er sagte, daß man die Gestalt des Vaters niemals gesehen habe, daß aber der in dem gestirnten Himmel. der Vater und Er Eins seyen, und daß, wer ihn siehet, den Vater sehe, und daß der Vater in ihm und er in dem Vater sey, folglich daß dieses beede göttliche Wesen in Einer Person sey. Daß dieses Worte des HErrn selbst seyen, schlage man nach, Joh. V. 37. X. 30. XIV. 7. 9. 10. 11. Nach diesem sah ich andere Geister aus eben derselben Erde, welche sich an einem Orte unter ihnen sehen ließen, mit welchen ich auch redete; es waren aber diese Götzen- diener, denn sie verehrten einen Götzen aus Stein, der einem Menschen, aber keinem schönen gleich war. Es ist zu wissen, daß alle, welche in das andere Leben kommen, an- fänglich einen Gottesdienst haben, der ihrem Gottesdienst auf der Welt gleich ist, daß sie aber nach und nach davon wegkommen. Die Ursache, daß es so geschiehet, ist, weil ein jeder Gottesdienst dem innerlichen Leben des Menschen eingepflanzt bleibt, aus welchem er nicht anders als nach und nach weggeschaft und ausgerottet werden kan. Als ich dieses erblickte, sagte ich, man müsse keinen todten sondern einen lebendigen Gottesdienst haben, sie wissen, daß Gott, und nicht der Stein, lebe; sie gedenken aber an den lebendigen Gott, wenn sie einen, einem Menschen ähn- lichen Stein ansehen, und anderst können die Jdeen ihrer Gedanken auf den unsicht- Sw. Sch. III. Th. P baren Von der zweyten Erde daren Gott nicht figirt und determinirt wer- den; darauf konnte ich ihnen antworten, daß dieses wohl geschehen könne, wenn es auf den HErrn gehe, welcher der sichtbare GOtt in dem Gedanken unter menschlicher Gestalt ist; und daß also der Mensch mit dem un- sichtbaren Gott durch Gedanken und Rüh- rung, folglich durch Glauben und Liebe, ver- einigt werden könne, wenn er mit dem HErrn vereinigt wird, aber nicht anderst. Die Geister, welche sich aus der Höhe sehen ließen, wurden befragt, ob sie auf der Erde unter der Regierung der Fürsten oder Könige leben? darauf antworteten sie, sie wissen nicht, was Regierungen seyen, sie le- ben unter einander, in Völker, Familien und Häuser abgetheilet; sie wurden befragt, ob sie so sicher seyen? sie sagten ja, weil ei- ne Familie die andere nicht beneidet, und nichts abzunehmen begehret. Sie wurden un- willig, daß man nach solchen Dingen fragte, gleich als ob man sie einer Feindseligkeit, oder einer Beschützung gegen Räuber, beschuldigte: was ist nöthiger, sagten sie, als Nahrung und Kleidung haben, und so vergnügt und ruhig unter einander wohnen. Als man sie ferner von ihrer Erde frag- te, sagten sie, sie haben Wiesen, Auen, Wälder voll fruchtbarer Bäume, auch Seen, wor- in dem gestirnten Himmel. worinn Fische, ferner Vögel von blauer Far- be mit goldnen Federn, und große und kleine Thiere, unter den kleinern gedachten sie sol- cher, welche einen hohen Rücken, wie die Cameele auf unserer Erde, hätten; und doch essen sie kein Fleisch von ihnen, sondern al- lein das Fleisch von Fischen, überdas Früch- te von Bäumen, Zugemüs aus der Erde. Sie sagten ferner, daß sie in keinen aufge- baueten Häusern wohnen, sondern in Hay- nen, worinn sie sich unter den Zweigen Dä- cher für den Regen und Sonnenhitze machen. Es wurde die Frage von ihrer Sonne ge- macht, welche ein Stern vor den Augen aus unserer Erde ist, sie sagten, daß sie feurig erscheine, dem Ansehen nach nicht größer als der Kopf eines Menschen. Von den En- geln wurde mir gesagt, daß der Stern, der ihre Sonne ist, unter den kleinern sey, nicht weit von dem Aequator des Himmels. Es ließen sich die Geister sehen, die sich gleich sahen, als sie Menschen auf ihrer Er- de waren, sie hatten ein Angesicht, das dem Angesicht der Menschen auf unserer Erde nicht ungleich ist, außer daß ihre Augen und auch ihre Nase klein waren: weil mir dieses etwas un- gestalt vorkam, sagten sie, kleine Augen und eine kleine Nase sey bey ihnen eine Schön- heit. Es ließ sich ein Frauenzimmer sehen P 2 mit Von der dritten Erde mit einem langen Kleid angezogen; ich frag- te, woraus sie sich auf jener Erde Kleider machen? sie antworteten, sie lesen aus Kräu- tern solche Dinge zusammen, die sie in Fä- den zusammenwirken, hernach setzen sie so- gleich die Fäden in doppelt oder dreyfacher Reihe zusammen, und feuchten sie mit Leim- wasser an, und überziehen sie also mit einer Steife, sie färben dieß Gewebe hernach aus Kräutersäften. Es wurde (mir) auch gezeigt, wie sie die Fäden machen: sie sitzen rücklings ( desupinatæ ) auf dem Boden, und rollen dieselben durch die Zehen der Füße zusam- men, und wenn sie aufgerollet sind, ziehen sie dieselben an sich, und lassen sie durch die Hände gehen. Sie sagten auch, daß auf derselben Er- de ein Mann nur eine Frau, und nicht meh- rere habe, und daß sie die Kinder der Zahl nach 10 bis auf 15 zeugen. Sie setzten hin- zu, daß man auch daselbst Huren finde, daß sie aber nach dem Leben des Leibes, wenn sie Geister werden, Zauberinnen seyen und in die Hölle geworfen werden. Von der dritten Erde in dem ge- stirnten Himmel, und von Geistern und Einwohnern. E s ließen sich Geister von weitem sehen, welche sich nicht näher herbey machen woll- in dem gestirnten Himmel. wollten, die Ursache war, weil sie nicht zu- gleich bey den Geistern unserer Erde, die da- mals um mich waren, seyn konnten; daraus bemerkte ich, daß sie aus einer andern Erde waren: nachgehends wurde mir gesagt, daß sie aus einer gewissen Erde in dem Weltall waren, wo aber dieselbe Erde sey, wurde mir nicht angezeigt. Jene Geister wollten gar nicht an ihren Leib denken, auch nicht einmal an eine körperliche und materielle Sa- che, anderst als die Geister aus unserer Er- de; daher kam es, daß sie nicht herzunahen wollten, doch aber nach Entfernung einiger Geister von unserer Erde, kamen sie näher herzu, und redeten mit mir. Allein ich em- pfand alsdann eine Angst, welche aus Zu- sammenstoßung der Wirkungskreise ( ex col- lisione sphærarum ) entstund, denn es um- geben geistliche Sphären alle Geister und die Gesellschaften der Geister, und weil sie aus dem Leben der Rührungen und der Gedan- ken ausfließen, so entstehet deswegen, wo widrige Rührungen sind, ein Aneinanderstos- sen und daraus eine Bangigkeit. Es erzähl- ten die Geister von unserer Erde, daß sie es auch nicht wagen, sich ihnen zu nähern, weil, wenn sie sich nähern, esihnen nicht nur angst und bange wird, sondern es dünkt sie auch, als ob sie mit Schlangen an Händen und Füßen gebunden wären, woraus sie nicht los werden können, ehe sie zurück weichen; daß P 3 es Von der dritten Erde es ihnen so vorkomme, hat seine Ursache in der Correspondenz: denn die Geister unserer Erde stellen in dem größten Menschen den äußerlichen Sinn, also das körperliche Sinn- liche, vor, und dieß Sinnliche wird in dem andern Leben durch Schlangen vorgestellet. Weil es mit den Geistern jener Erde diese Bewandtnis hat, so präsentiren sie sich deswegen vor den Augen anderer Geister, nicht wie andere in einer deutlichen mensch- lichen Gestalt sondern wie Wolken, die mei- sten wie eine schwärzliche Wolke, deren ein weißes menschliches Wesen eingemischt ist, sie sagten aber, daß sie inwendig weiß seyen, und daß, wann sie Engel werden, dieses schwärz- liche in schön blau verwandelt werde, wel- ches mir auch gezeigt wurde. Jch fragte, ob sie eine solche Jdee von ihrem Leib auch ge- habt haben, da sie als Menschen auf der Welt lebten? sie sagten, daß die Menschen von ihrer Erde ihre Leiber für nichts achten, sondern nur den Geist in dem Leib, weil sie wissen, daß dieser in Ewigkeit leben, der Leib aber zu grund gehen werde; sie sagten auch, daß viele auf ihrer Erde glauben, der Geist des Leibes sey von Ewigkeit gewesen und dem Leib bey der Empfängnis eingegossen worden, sie setzten aber hinzu, daß sie jetzt wissen, es sey dem nicht so, und es reue sie, daß sie auch in einer solchen falschen Meynung gewesen seyen. Als in dem gestirnten Himmel. Als ich fragte, ob sie einige Dinge auf unserer Erde sehen wollten, und daß dieses durch meine Augen geschehen könnte, so ant- worteten sie zuerst, sie könnten es nicht, her- nach, sie wollten es nicht, weil das, was sie sehen würden, doch nichts anders seyn würde als irdische und materielle Dinge, von wel- chen sie, so viel möglich, die Gedanken ent- fernen. Doch präsentirten sich vor ihnen prächtige Palläste, die denen, welche auf un- serer Erde bey den Königen und Fürsten sind, ähnlich waren: denn es können sich derglei- chen vor den Geistern präsentiren, und wenn dieses geschiehet, so kommt es ihnen gänzlich vor, als wenn es so wäre. Allein die Gei- ster aus jener Erde machten nichts daraus, sie nennten sie marmorne Schattenbilder; sie erzählten darauf, daß es bey ihnen noch präch- tigere gebe, und daß es ihre Gotteshäuser wären, nicht aus Stein, sondern von Holz. Da ihnen gesagt wurde, daß es doch irdische Dinge wären, antworteten sie, es seyen kei- ne, sondern himmlische Dinge, weil, wenn sie dieselben ansehen, sie keine irrdische son- dern eine himmlische Jdee haben, und glau- ben, daß sie auch dergleichen im Himmel nach dem Tode sehen werden. Sie stellten darauf ihre Gotteshäuser vor den Geistern unsrer Erde vor, welche sagten, daß sie nichts prächtigers gesehen haben, und weil ich sie auch gesehen, so kann ich sie deswegen be- P 4 schrei- Von der dritten Erde schreiben: sie werden aus Bäumen gebauer, die nicht gehauen werden, sondern wie sie auf ihrem natürlichen Grund und Boden wach- sen; sie sagten, daß es auf ihrer Erde Bäu- ine gäbe von einer verwundernswürdigen Län- ge und Höhe, sie setzen dieselben von Anfang in Reihen, damit sie zu Lauben und Spa- ziergängen dienen, und ordnen ihre Aeste, wenn sie noch zart sind, und bereiten sie durch Beschneiden zu, daß sie im Wachsen sich in einander schlingen und mit einander verbinden zu einem Boden und Estrich der aufzubauenden Kirche, und sich auf den Sei- ten für die Wände erheben, und sich oben in Bögen für das Dach biegen; daher bauen sie die Kirche mit einer wunderbaren Kunst, hoch über die Erde erhaben; sie machen auch eine Treppe in dieselbige durch lauter Baum- äste, die hervorgehen und vest mit einander verbunden sind. Ueber das zieren sie die Kir- che ausen und inwendig auf mancherley Wei- se aus, indem sie den Zweigen mancherley Gestalten geben: also bauen sie auch ganze Hayne. Was es aber für eine Beschaffen- heit mit jenen Kirchen inwendig habe, konn- te ich nicht sehen, nur wurde mir gesagt, daß das Licht von ihrer Sonne durch Oef- nungen zwischen den Aesten hineinfalle, und durch Crystallen hin und her geworfen wer- de, wodurch das Licht allerley Farben wie ein Regenbogen an den Wänden herum bekommt, in- in dem gestirnten Himmel. insonderheit blaue und Pommeranzen-Farbe, welche sie vor andern lieben. Dieses sind ih- re Baukünste, die sie den prächtigsten Pa- lästen unserer Erde vorziehen. Ferner sagten sie, die Einwohner woh- nen nicht in der Höhe, sondern auf der Er- de in niedrigen Hütten, ( casis ) aus der Ur- fache weil das Hohe für den HErrn, der in dem Himmel ist, gehöret, und das Niedrige für die Menschen, die auf Erden sind. Es wurden mir auch ihre Hütten gezeigt, sie wa- ren länglicht, inwendig an den Wänden war ein Bett an dem andern, worinn einer nach dem andern liegt, auf der Seite der Thüre gegen über ist ein in die Runde gebo- gener Platz, vor welchem ein Tisch und hin- ter demselben ein Heerd ist, wovon die gan- ze Kammer helle wird, auf dem Heerd brennt kein Feuer, sondern es ist leuchtend Holz dar- auf, welches so viel Licht von sich giebt, als eine Flamme auf dem Heerd; dieß Holz, sag- ten sie, scheint des Abends, als wenn ein Gluthfeuer darinnen wäre. Sie sagten, daß sie nicht in Gesellschaf- ten leben, sondern ein jedes Haus für sich, und daß Gesellschaften seyen, wenn sie zunt Gottesdienst zusammen kommen, und daß als- dann die Lehrer unterhalb der Kirche spatzieren gehn, und die andern in den Lauben auf den Seiten P 5 und Von der dritten Erde und daß sie in diesen Zusammenkünften eine innerliche Freude an dem Anblick der Kirche und an dem Gottesdienst darinn haben. Von dem Gottesdienst sagten sie, daß sie einen GOtt unter menschlicher Gestalt, also unsern HErrn, erkennen: denn diejenigen, welche den Gott des Weltalls unter mensch- licher Gestalt erkennen, werden von unserm HErrn angenommen und geführet, die übri- gen können nicht geführet werden, weil sie ohne eine Gestalt denken. Sie fügten hinzu, daß die Einwohner ihrer Erde von himmli- schen Dingen durch einen unmittelbaren Um- gang mit Engeln und Geistern unterrichtet werden, in welchem sie leichter als andere, von dem HErrn versetzt werden können, weil sie aus ihrem Denken und Rührung das Leib- liche verwerfen. Jch fragte wie es denen gehe, die bey ihnen böse sind, sie sagten, man dürfe auf ihrer Erde nicht gottlos seyn: Wenn aber einer bös denkt und übels thut, so werde es ihm von einem Geist verwiesen, welcher ihm, wenn er darinn beharret, den Tod ankündigt, und wenn er beharret, so sterbe er an einer Ohnmacht; und auf solche Weise werden die Menschen jener Erde vor den Ansteckungen der Bösen bewahret. Es wurde auch ein solcher Geist zu mir geschickt, der mit mir, als wie mit ihnen redete, er verursachte mir noch dazu in der Gegend mei- nes in dem gestirnten Himmel. nes Unterbauchs einigen Schmerzen, und sag- te, daß er es so denen mache, welche böse denken und übels thun, und denen er den Tod ankündigt, wenn sie fortmachen. Sie sagten, daß diejenigen hart gestraft werden, welche heilige Dinge entweihen, und daß, ehe der Strafgeist kommt, ihnen in dem Gesicht ein breiter Löwenrache von schwarzbleicher Far- be erscheine, welcher ihnen vorkommt, als wenn er ihren Kopf verschlingen, und ihn vom Leib abreißen wollte, daher kommt sie ein Grauen an, den Strafgeist nennen sie den Teufel. Weil sie zu wissen verlangten, wie es sich mit der Offenbarung auf unserer Erde ver- hält, so sagte ich: daß es schriftlich und durch die Predigt aus dem Wort, und durch kei- nen unmittelbaren Umgang mit Geistern und Engeln geschehe, und daß die Schrift durch den Druck bekannt gemacht, und von allen Gemeinden gelesen und begriffen, und also das Leben gebessert werden könne. Sie ver- wunderten sich sehr, daß es eine solche Kunst, die anderwärts ganz unbekant sey, gebe; sie begriffen aber, daß auf dieser Erde, wo man nur das Leibliche und Jrrdische liebt, die göttliche Dinge aus dem Himmel nicht anderst einfließen und aufgenommen werden können, und daß es für sie gefährlich seyn würde, mit Engeln zu reden. Es Von der vierten Erde Es erschienen die Geister jener Erde oben auf der Fläche des Hauptes gegen die rechte Hand; alle Geister werden aus der Lage im Verhältnis gegen den menschlichen Leib aus einander erkannt, welches geschiehet, weil der ganze Himmel mit allem, was an dem Men- schen ist, correspondirt: diese Geister halten sich auf jener Fläche und in dieser Entfer- nung auf, weil ihre Correspondenz nicht mit dem Aeußerlichen bey dem Menschen ist, son- dern mit dem Jnnern. Jhre Wirkung geht auf das linke Knie, oben und unten ein we- nig, mit einem sehr empfindlichen Zittern, welches ein Zeichen ist, daß sie mit der Ver- einigung des Natürlichen und Himmlischen correspondiren. Von der vierten Erde in dem ge- stirnten Himmel, und von ihren Geistern und Einwohnern. J ch wurde noch auf eine andere Erde, wel- che in dem Weltall ausserhalb unserer Sonnenwelt liegt, gebracht, welches durch die Veränderungen des Zustandes meines Ge- müths, und also dem Geiste nach, geschahe: denn es wird, wie vorher etliche mal gemel- det worden, ein Geist nicht anderst aus ei- nem Ort in den andern als durch Verän- derungen des Zustandes seines Jnnern ge- bracht, welche Veränderungen ihm gänzlich als in dem gestirnten Himmel. als wie Bewegungen aus einem Ort in den andern, oder als Reisen, vorkommen; diese Veränderungen dauerten ohngefähr 10 Stun- aneinander fort, ehe ich von dem Zustand meines Lebens in ihren Lebensstand gelangte, ehe ich also meinem Geiste nach dahin ver- setzt wurde. Jch schwebte gegen Morgen zur Linken, und mich dunkte ich würde allmählich von der Horizontal-Fläche erhoben; ich konnte auch die Fortschreitung und Bewegung von dem ersten Ort deutlich bemerken, bis ich end- lich diejenigen, von welchen ich mich entfern- te, nicht mehr sehen konnte; und indessen ha- be ich mit den Geistern, die zugleich bey mir waren, von mancherley Dingen geredet. Es war auch ein gewisser Geist bey uns, wel- cher, da er auf der Welt lebte, ein Vor- steher und Prediger, und auch ein sehr rüh- render Schriftsteller gewesen war, aus der Idée, die von ihm in mir war, meynten mei- ne Gefährten, dieser würde ein guter Christ nach dem Herzen vor andern seyn: denn in der Welt nimmt man eine Idée an, und ur- theilet aus der Predigt und den Schriften, und nicht aus dem Leben, wenn dieses nicht dabey ist, und wenn man etwas an dem nicht damit übereinstimmenden Leben siehet, so entschuldigt man es, denn die Idée oder der Gedanke und Begrif von einem ziehet al- les auf seine Seite. Nach- Von der vierten Erde Nachdem ich bemerkte, daß ich in dem gestirnten Himmel meinem Geiste nach weit ausser unserer Sonnenwelt war, denn dieses kann man aus den Veränderungen des Zu- standes und der daher scheinenden beständi- gen Fortschreitung, welche fast 10 Stunden währete, bemerken: so hörete ich endlich Gei- ster neben einer Erde reden, welche Erde ich auch nachgehends erblickte. Als ich ihnen nä- her kam, sagten sie nach einiger Unterredung, daß bey ihnen zuweilen Fremde anderswoher ankommen, welche mit ihnen von GOtt re- den, und die Jdeen ihrer Gedanken verwir- ren; sie zeigten auch den Weg, durch wel- chen sie kommen, woraus ich bemerkte, daß es von den Geistern aus unserer Erde wä- ren. Sie wurden darauf befragt, worinn sie sich confundirten? sie antworten, dadurch, daß sie sagen, man müsse an die Gottheit glauben, welche in 3 Personen unterschieden sey, die sie doch Einen GOtt nenneten; und wenn sie die Idée ihrer Gedanken durchsuchen, so stellt sie sich als ein dreyfaltiges Wesen, das nicht an einem fortgehet sondern abge- setzt ist, dar, ( sicut Trinum non continu- um sed discretum ) und bey einigen als wie 3 Personen, die unter einander, der eine zu dem andern, reden, bey andern als zween die bey einander sitzen, der eine bey dem an- dern, und der dritte, der sie höret und von ihnen gehet, und ob sie gleich eine jede Per- son in dem gestirnten Himmel. son GOtt nennen, und von einer jeden ei- ne andere Idée haben, so sagen sie doch Ei- nen GOtt; sie beklagen sich sehr, daß sie dadurch sie irre machen, daß sie drey denken und Einen sagen, da man doch denken sol- le wie man redet, und reden wie man denkt. Der Geist, welcher in der Welt ein Vor- steher und Prediger gewesen und auch bey mir war, wurde alsdann auch geprüfet, was er für eine Idée von einem GOtt und 3 Per- sonen hätte? er stellte 3 Götter vor, wie sie aber Eins in Einem fortgehen, er stellte aber dieses Eine dreyfaltige Wesen als unsichtbar dar, weil es die Gottheit ist, und da er die- ses darstellte, wurde bemerkt, daß er alsdenn nur an den Vater und nicht an den HErrn dachte, und daß seine Idée von dem un- sichtbaren GOtt keine andere als wie von der Natur in ihren ersten Grundanfängen war, woraus folgte, daß das Jnnerste der Natur bey ihm seine Gottheit gewesen, und daß er also leichtlich dahin verleitet werden könnte, die Natur für GOtt zu erkennen. Man muß wissen, daß eines jeden Idée von einer jedweden Sachen sich in dem andern Leben nach dem Leben präsentire, und daß man dadurch von einem jeden erkundige, was er für Gedanken und Begriffe von Glaubens- Sachen hat, und daß die Idée des Gedan- ken von GOtt die vornehmste unter allen sey, denn wenn diese richtig ist, so geschiehet ei- ne Von der vierten Erde ne Verbindung mit der Gottheit, und darauf mit dem Himmel. Sie wurden darauf befragt, was sie für eine Idèe von GOTT hätten? sie antworteten, daß sie keinen Be- griff von einem unsichtbaren GOtt, sondern von einem sichtbaren unter menschlicher Ge- stalt haben; und daß sie dieses nicht nur aus einer innerlichen Empfindung sondern auch daraus wissen, daß er ihnen als ein Mensch erschienen sey; sie fügten hinzu, daß, wenn sie sich nach der Idée einiger Ankömmlinge GOtt als unsichtbar, und also ohne Gestalt und Beschaffenheit, vorstelleten, so könnten sie von GOtt keinen Gedanken haben, weil ein solches unsichtbares Wesen in keine Ideé des Gedanken fällt. Als ich dieses gehöret hatte, wurde mir gegeben ihnen zu sagen, es sey gut, daß sie an einen GOTT unter menschlicher Gestalt denken, und daß viele aus unserer Erde ebenfalls so denken, inson- derheit wenn sie an den HErrn denken, und daß die Alten auch nicht anderst gedacht haben; ich erzählte darauf von Abraham, von Loth, von Gideon, von Manoah und seinem Weib, und was von ihnen in unserm Wort erzeh- let wird, daß sie nemlich Gott unter mensch- licher Gestalt gesehen, und da sie ihn gese- hen, für den Schöpfer der ganzen Welt er- kannt, und ihn Jehovah genennet haben; und das auch aus einer innerlichen Empfin- dung; daß aber heut zu Tag diese innerliche Em- in dem gestirnten Himmel. Empfindung in der Christenwelt verloren ge- gangen, und nur bey den Einfältigen, die im Glauben stehen, zurück geblieben sey. Ehe dieses geredet worden, glaubten sie, daß auch unsere Gefährten unter denen wä- ren, welche sie durch die Jdee der drey von Gott irre machen wollten, derowegen freue- ten sie sich, als sie dieses höreten, und sag- ten, daß von GOTT, den sie damals den HErrn nenneten, auch einige gesandt worden seyen, welche sie von ihm unterrichten, und daß sie keine Fremde annehmen wollen, wel- che sie verwirren, insonderheit durch die drey Personen in der Gottheit, weil sie wissen, daß ein einiger Gott sey, daß demnach die Gottheit eines, und nicht ein einmüthiges Wesen aus dreyen sey, wenn sie sich nicht Gedanken von Gott als wie von einem En- gel machen wollen, in welchem das Jnner- ste des Lebens ist, welches unsichtbar ist, und aus welchem er denkt, und weise ist, und das Aeußerliche des Lebens, welches unter mensch- licher Gestalt sichtbar ist, woraus er siehet und handelt, und ein Hervorgang ( Proce- dens ) des Lebens, welches die Sphäre der Liebe und des Glaubens von ihm ist, denn von einem jeden Geist und Engel geht eine Lebenssphäre hervor, aus welcher er von wei- tem erkannt wird; und daß in Absicht auf den HErrn der Ausgang des Lebens von ihm das Göttliche selbst sey, welches die Himmel Sw. Sch. III. Th. Q füllet Von der vierten Erde füllet und dieselben macht, weil das Wesen ( Esse ) des Lebens der Liebe und des Glau- bens von Jhm herkommt. Sie sagten, daß sie so und nicht anderst das Dreyfaltige und zugleich eine begreifen können. Als ich dieses vernommen, wurde mir gegeben zu sagen, daß eine solche Jdee von dem Dreyfaltigen und zugleich Einen, mit der englischen Jdee von dem HErrn übereinkomme, und daß es selbst aus der Lehre des HErrn, die er von ihm selber gegeben hat, sey: denn er lehret, daß der Vater und er Eines seyn, daß der Vater in ihm und er in dem Vater sey, daß wer ihn siehet, den Vater sehe, und wer an ihn glaubet, an den Vater glaube und ihn erkenne; ferner daß der Tröster (Beystand) welchen er den Geist der Wahrheit, wie auch den heiligen Geist, nennet, von ihm ausgehe, und nicht von sich selber, sondern von ihm rede, durch welchen das göttliche ausgehende Wesen ( Di- vinum procedens ) verstanden wird. Ferner daß die Jdee von dem dreyfaltigen und zu- gleich einen Wesen mit dem Seyn und Da- seyn ( cum esse \& existere ) des Lebens des HErrn, da er in der Welt war, überein- stimme: das Seyn seines Lebens ist das gött- liche Selbst gewesen, denn er ist von Jeho- vah gezeuget worden; und das Seyn des Le- bens eines jeden ist von dem, von welchem er in dem gestirnten Himmel. er gezeuget wird; das Daseyn des Lebens aus demselben Seyn ist das Menschliche in einer Gestalt; das Wesen des Lebens eines jeden Menschen, welches er von dem Vater hat, wird Seele genennet, und das Daseyn des Lebens daraus, der Leib; Seele und Leib machen einen Menschen aus; die Aehnlich- keit zwischen beeden ist wie zwischen dem, was in dem Bestreben ( Conatu ) und was in dem Thun ( Actu ) daraus ist, denn das Thun ist ein wirkendes Bestreben, und sind also zwey Eins. Das Bestreben in dem Menschen wird der Wille genennet, und ein wirkendes Be- streben wird eine Handlung genennet. Der Leib ist das Werkzeugliche, durch welches der Wille, welcher die Hauptursache ( principale ) ist, wirket, und das Werkzeugliche und die Hauptursache in dem Würken sind eines, also auch Seele und Leib. Eine solche Jdee von Seele und Leib haben die Engel in dem Himmel, daher wissen sie, daß der HErr sein Menschliches göttlich gemacht ha- be aus dem göttlichen in sich, welches seine Seele aus dem Vater gewesen ist. Auch der Glaube, welcher überall in der Christen- welt eingeführet ist, ist nicht dawider, denn er lehret: Obgleich Christus Gott und Mensch ist, so ist er doch nicht zwe- en, sondern Ein Christus; ja er ist gänzlich nur Einer und eine einige Per- son, weil, gleichwie Leib und Seele Q 2 Ein Von der vierten Erde Ein Mensch sind, also ist auch Gott und Mensch, Ein Christus, nach dem Glaubensbekänntnis des Athanasius. Weil eine solche Vereinigung oder ein solches eines in dem HErrn gewesen ist, so ist er daher auch nicht nur der Seele nach, sondern auch dem Leibe nach, welchen er in der Welt ver- kläret hat, auferstanden, anderst als irgend ein Mensch, wovon er auch die Jünger un- terrichtet, da er sagte: Betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich ha- be. Dieses verstunden jene Geister wohl, denn solche Dinge fallen in den Verstand der englischen Geister; sie fügten hinzu, daß der HERR allein Macht habe in den Him- meln, und daß die Himmel sein seyen: wor- auf mir zu antworten gegeben wurde, daß auch dieses die Kirche auf unserer Erde aus dem Munde des HErrn selbst wisse, ehe er in den Himmel fuhr, denn er sprach dama- len: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Nach diesem redete ich mit jenen Geistern von ihrer Erde, denn dieses wissen alle Gei- ster, wann ihr natürliches oder äußerliches Gedächtnis von dem HErrn eröfnet wird, denn dieses nehmen sie mit sich aus der Welt, es wird aber nicht anderst, als aus blosem Wohlgefallen des HErrn eröfnet. Hierauf rede- in dem gestirnten Himmel. redeten die Geister von ihrer Erde, aus de- ren sie waren, daß sie, wenn es ihnen er- laubt wird, den Einwohnern ihrer Erd er- scheinen, und mit ihnen als wie Menschen reden; und daß dieses dadurch geschehe, daß sie in ihr natürliches oder äußerliches Ge- dächtnis, und demnach in den Gedanken, darinn sie waren, da sie auf der Welt leb- ten, gesetzt werden, und daß darauf den Ein- wohnern das innere Gesicht, oder das Ge- sicht ihres Geistes, aus welchem sie gesehen werden, eröfnet werde: sie fügten hinzu, daß die Einwohner nicht anderst meynen, als daß sie Menschen von ihrer Erde seyen, und daß sie erst alsdann wahrnehmen, daß sie keine seyen, wenn sie plötzlich aus ihren Augen verschwinden. Jch sagte ihnen, daß es eben so auf unserer Erde zu alten Zeiten gesche- hen sey, als vor Abraham, Sara, Loth, den Einwohnern Sodoms, Manoah und seinem Weibe, Josua, Maria, Elisabeth, und über- haupt vor den Propheten; und daß der Herr gleichfalls erschienen sey, und diejenigen, wel- che ihn sahen, nicht anderst gemeynet haben, als daß er ein Mensch der Erde wäre, ehe er sich geoffenbaret hat; daß dieses aber heut zu tage selten geschehe, aus der Ursache da- mit nicht die Menschen durch solches zum Glau- ben gezwungen werden, denn ein gezwungener Glaube, wie derjenige ist, welcher durch Wunder- werke entstehet, haftet nicht, und würde auch de- Q 3 nen Von der vierten Erde nen schädlich seyn, bey welchen der Glaube durch das Wort in einem ungezwungenen Stand eingepflanzt werden kann. Der Geist, welcher in der Welt ein Vor- steher und Prediger gewesen war, glaubte gar nicht, daß es andere Erden als unsere gäbe, aus der Ursache, weil er in der Welt gedacht hatte, daß der HErr allein auf dieser Erde gebohren sey, und niemand ohne den HErrn selig werde: derohalben wurde er in einen ähn- lichen Zustand versetzt, in welchen die Geister gebracht werden, wann sie auf ihrer Erde als Menschen erscheinen, wovon erst gemeldet worden, und so wurde er auf dieselbe Erde gesandt, daß er sie nicht nur sähe, sondern auch mit den Einwohnern daselbst redete, worauf sich von dar eine communication zwi- schen mir ergab, daß ich ebenfals Einwohner und auch einige Dinge auf jener Erde sahe. Es liessen sich darauf vier Gattungen von Menschen, aber eine Gattung nach der an- dern nach und nach, sehen: zuerst sahe ich Menschen, die Kleider an hatten, hernach nackende von menschlicher Fleischfarbe, darauf nackende aber von einem entzündeten Leib, endlich schwarze. Als der Geist, der ein Vorsteher und Prediger gewesen war, bey denen die Kleider trugen, war, ließ sich ein Frauenzimmer se- hen, die ein sehr schönes Angesicht hatte, sie hatte in dem gestirnten Himmel. hatte ein schlecht Kleid an, der Rock hieng ihr hinten auf eine wohlanständige Weise hinab, ihr Kopfputz war schön in Gestalt ei- nes Blumenkranzes. Jenem Geist gefiel die- se Jungfrau, als er sie sahe, sehr wohl, er redete mit ihr, und nahm sie bey der Hand, weil sie aber merkte, daß er ein Geist, und nicht aus derselben Erde, war, schlich sie sich von von ihm weg: nachgehends erschienen ihm zur Rechten andere Frauenzimmer mehr, wel- che Schafe und Lämmer waideten, die sie darauf zu einer Tränkrinne führeten, in wel- che das Wesser durch ein Gräblein aus ei- nem Teich geleitet worden war; sie waren eben so gekleidet, und hatten Hirtenstäbe in den Händen, wodurch sie die Schafe und Lämmer zur Tränke führeten: sie sagten, daß die Schafe dahin gehen, wohin sie mit ihren Stäben weisen. Die Schafe, die sich prä- sentiren, waren groß, sie hatten Schwänze, die Wolle trugen, breit und lang ausgestreckt waren. Die Angesichter des Frauenzimmers präsentirten sich näher, sie waren vollkom- men und schön. Es zeigten sich auch Män- ner, ihre Angesichter waren von Fleischfar- be, wie auf unserer Erde, aber mit dem Un- terschied, daß der untere Theil ihres Ange- sichts an statt des Bartes schwarz, und die Nase mehr schnee-als fleischfarbigt war. Nach diesem wurde der Geist, welcher, wie schon gemeldet worden, in der Welt ein Prediger Q 4 ge- Von der vierten Erde gewesen war, weiter, aber wider seinen Wil- len, gebracht, weil er noch jenes Frauenzim- mer, so ihm wohlgefiel, in Gedanken hatte, welches daraus erhellte, weil sich immer et- was Schatten von daraus an dem ersten Ort zeigte; er kam darauf zu denen, welche na- cket waren, diese sahe man je zween und zween mit einander spazieren, es waren ein Mann und ein Weib, mit einer Decke um die Len- den und mit einem Schleyer um das Haupt. Jener Geist, als er bey diesen war, wurde in den Zustand versezt, in welchem er in der Welt war, als er predigen wollte, und dar- auf sagte er, er wolle vor ihnen den gekreu- zigten HErrn predigen, sie sagten aber, sie mögen nichts von dergleichen hören, weil sie nicht wissen was das seyn soll, und sie wis- sen, daß der HErr lebe; alsdann sagte er, er wolle den lebendigen HErrn predigen, aber auch dieses wollten sie nicht, und gaben vor, daß sie in seiner Rede nichts himmlisches ver- merken, weil vieles um seinet- und seines Na- mens und Ehre willen geschehe, und daß sie aus dem Schall der Rede hören, ob es aus dem Herzen komme oder nicht; und daß er sie, weil es diese Bewandnis mit ihm habe, nicht lehren könnte, deswegen schwieg er; er war in der Welt, da er lebte, ein sehr rüh- render Redner, so daß er die Zuhörer zu hei- ligen Dingen ungemein bewegen konnte, dieses rührende aber hatte er durch Kunst, also von sich in dem gestirnten Himmel. sich und aus der Welt, und nicht aus dem Himmel, erlangt. Sie sagten ferner, daß sie eine Empfin- dung, ( perceptionem ) haben, ob das eh- liche Wesen bey denen aus ihrem Volk, wel- che nacket war, sey? und es wurde mir ge- zeigt, daß sie dieses aus der geistlichen Idée von der Ehe vernehmen, welche als sie mir mitgetheilet wurde, so beschaffen war, daß die Aehnlichkeit des Jnnern durch die Vereini- gung des Guten und Wahren, und also der Liebe und des Glaubens, formirt worden war, und daß aus dieser Vereinigung, wann sie sich in den Leib ergießt, die ehliche Liebe entstehe: denn alles, was dem Gemüth ei- gen ist, wird in einer natürlichen Gestalt in dem Leib dargestellt, und also in der Gestalt der ehlichen Liebe, wenn das Jnnere von zweyen eine Liebe zu einander hat, und sie also aus jener Liebe einer wie der andere zu wollen und zu denken verlangen, und also nach dem Jnnern, welches dem Gemüth ei- gen ist, zugleich bey einander zu seyn und ver- einigt zu werden begehren: daher wird die geist- liche Neigung, welche den Gemüthern eigen ist, natürlich und nimmt eine Empfindung der ehelichen Liebe an: die den Gemüthern eigene geistliche Neigung ist eine Rührung von dem Guten und Wahren und ihrer Verei- nigung, denn alles was zum Gemüth, oder zum Gedanken und Willen, gehöret, bezie- Q 5 het Von der vierten Erde het sich auf das Wahre und Gute. Sie sag- ten auch, daß es durchaus kein ehliches We- sen zwischen einem Mann und vielen Wei- bern gebe, weil es keine Ehe des Guten und Wahren, welches für die Gemüthern gehö- ret, als unter zweyen geben kann. Hernach kam der Geist, von welchem oben, zu denen, welche nackend aber von einem ent- zündeten Leib waren, und zuletzt zu denen, welche schwarz waren, davon einige nackend, andere bekleidet waren, diese und jene aber wohneten anderstwo auf eben derselben Erde: denn ein Geist kann in einem Augenblick auf entlegene Oerter der Erde gebracht werden, weil er nicht wie der Mensch durch Räume, sondern durch die Veränderungen des Zu- standes fortschreitet und getragen wird. Endlich redete ich mit den Geistern jener Erde von dem Glauben, den die Einwoh- ner unserer Erde von der Auferstehung ha- ben, daß sie nicht begreifen können, daß die Menschen sogleich nach dem Tod in das an- dere Leben kommen, und alsdann wie Men- schen dem Angesicht, Leib, Aermen, Füssen, und allen äusser- und innerlichen Sinnen nach, aussehen, und noch weniger daß sie alsdann Kleider anhaben, auch Bleibestätten und Woh- nungen haben; und das allein aus der Ur- sach, weil die meisten daselbst aus den sinn- lichen Dingen, welche den Leib betreffen, sich ihre Gedanken machen, und deswegen glau- ben, in dem gestirnten Himmel. ben, es sey nichts, das sie nicht sehen und betasten, und daß wenige aus ihnen von den äusserlichen sinnlichen Dingen auf das Jnne- re hinweggezogen, und in das Licht des Him- mels, in welchem man dergleichen Dinge be- greift, erhaben werden können; daher kommt es, daß sie von der Seele, oder von ihrem Geist keine Idée eines Menschen haben kön- nen, sondern eine Idée als wie von dem Wind, Luft oder Geist ohne Form, worinn doch et- was lebendiges ist. Dieß ist Ursach, daß sie glauben, sie werden nicht eher als am Ende der Welt, welches sie das jüngste Gericht nennen, auferstehen, und der Leib werde als- dann, ob er gleich in Staub zerfallen und in alle Winde zerstreuet worden, wieder her- gestellet und mit seiner Seele oder mit sei- nem Geist vereinigt werden. Jch fügte hin- zu, daß sie auf diesem Glauben gelassen wer- den, weil diejenigen es nicht anderst fassen können, welche aus äusserlichen sinnlichen Dingen, wie gemeldet worden, denken, als daß die Seele oder der Geist nicht als Mensch in menschlicher Gestalt leben könne, wo er nicht den Leib wieder bekommt, den er in der Welt herum getragen hat: wenn man dem- nach nicht sagen würde, daß er wieder auf- erstehe, so würden sie die Lehre von der Auf- erstehung und dem ewigen Leben als unbe- greifflich aus dem Herzen verbannen. Es hat aber doch jener Gedanke von der Auf- erste- Von der vierten Erde erstehung den Nutzen bey sich, daß sie ein Leben nach dem Tod glauben, aus welchem Glauben folgt, daß, wenn sie krank auf dem Bette da liegen, und nicht aus weltlichen und leiblichen, also nicht aus sinnlichen Din- gen wie zu vor denken, siealsdann glauben, sie werden gleich nach dem Tode fortleben; sie reden auch alsdann von dem Himmel und von ei- ner Hofnung des Lebens allzu gleich nach dem Tode, aber abgesondert von dem Lehrsatz von dem jüngsten Gericht. Jch erzählte ferner, daß ich mich einige mal verwundert habe, daß, wenn diejenigen, welche den Glauben haben, von einem Leben nach dem Tod, oder von den Jhrigen welche sterben oder gestor- ben sind, reden, und alsdann nicht zugleich an das jüngste Gericht denken, sie glauben, sie werden leben oder leben als Menschen gleich nach dem Tode: diese Idée aber wird, so bald der Gedanke von dem jüngsten Gericht hinein fließt, in eine materielle Idée von ih- rem irdischen Leib verwandelt, daß er wiede- rum mit seiner Seele vereinigt werden soll: denn sie wisien nicht, daß ein jeder Mensch ein Geist seinem Jnnern nach ist, und daß dieser es ist, der in dem Leib und in einem jeden Theil desselben, und nicht der Leib aus sich, lebet, und daß eines jeden Geist es sey, woraus der Leib seine menschliche Gestalt hat, der folglich hauptsächlich der Mensch, und in einer ähnlichen Gestalt, ist, die zwar vor den in dem gestirnten Himmel. den Augen des Leibs unsichtbar, vor den An- gen der Geister aber sichtbar ist; daher er- scheinen auch, wenn das Gesicht des Geistes des Menschen eröfnet wird, welches durch Wegräumung des Gesichts des Leibes geschie- het, die Engel wie Menschen: also sind die Engel den Alten erschienen, wovon in dem Wort (GOttes) Meldung geschiehet. Jch habe auch etlichmal mit Geistern geredet, wel- che ich, da sie als Menschen auf der Welt lebten, gekannt habe, und fragte sie, ob sie wieder mit ihrem irdischen Leibe, wie sie zu- vor gedacht haben, bekleidet werden wollen? als sie dieses höreten, flohen sie von der blo- sen Idée von seiner Vereinigung weit hinweg, und entsezten sich, daß sie auf der Welt aus blindem Glauben ohne allen Verstand solchen, Gedanken gehabt baben. Ueber dieses sah ich auf jener Erde ihre Wohnungen, es waren niedrige Häuser, die in die Länge sich erstrekten, mit Fenstern auf den Seiten nach der Anzahl der Zimmer oder Kammern, worein sie abgetheilet waren; das Dach war rund, und die Thüren auf beyden Seiten am Ende; sie sagten, sie seyen aus Erde aufgebauet und mit Wasen bedeckt, und die Fenster seyen aus Grasfäden, so zusam- men gesezt, daß das Licht durchscheine. Jch sahe auch die Kinder, sie sagten, daß die Nachbarn zu ihnen kommen, insonderheit um der Kinder willen, damit sie in Gesellschaft bey Von der vierten Erde bey andern Kindern unter dem Anblick und Aufsicht der Aeltern seyen. Es präsentirten sich auch die Aecker, die dazumal wegen der fast reifen Ernte weiß waren, es zeigte sich der Saamen oder die Körner von jener Ernte, welche Chinesischen Waitzen-Körner gleich waren; ich sahe auch das Brod davon, es war klein in viereckigten Stücken. Ueber das zeigten sich auch die Felder voll Gras mit Blumen, und auch Bäume mit Früchten, die Granatäpfeln ähnlich waren, ferner Ge- sträuche ( arbusta ) die zwar keine Weinstöcke waren, aber doch Beere trugen, aus welchen sie den Wein bereiten. Die Sonne deselbst, die uns ein Stern ist, siehet allda flammend aus, in der Gröse fast den vierten Theil von unserer Sonne. Das Jahr ist bey ihnen ohngefähr 200 Ta- ge, und ein Tag 15 Stunden lang in Ver- gleichung mit der Tageszeit auf unserer Erde: die Erde selbst ist unter den kleinsten in dem gestirnten Himmel, sie hat kaum 500 deutsche Meilen im Umkreiß. Dieß sagten die Engel aus einer mit solchen Dingen auf unserer Erde gemachten Vergleichung, welche sie in mir oder in meinem Gedächtnis sahen; sie schlosen dieses durch englische Jdeen, durch welche man geschwind die Maße der Räume und der Zeiten in richtiger Verhältniß in Rucksicht auf die Räume und Zeiten anderwärts, weiß: die englische Jdeen, welche geistlich sind, über- in dem gestirnten Himmel. bertreffen in dergleichen Dingen unermeßlich weit die menschliche Jdeen, welche natürlich sind. Von der fünften Erde in dem ge- stirnten Himmel, und von ihren Geistern und Einwohnern. J ch wurde abermalen zu einer andern Erde, welche ausserhalb unserer Sonnenwelt in dem Weltgebäude war, gebracht, und auch dieses geschah durch die Veränderungen des Standes fast 12 Stunden an einander fort. Jn dem Gefolge waren viele Geister und En- gel aus unserer Erde bey mir, mit welchen ich unter Wegs oder in jenem Fortgang re- dete: nun wurde ich auf die Seite auf- und niederwärts getrieben beständig zur Rechten, welches in dem andern Leben gegen Mittag ist, nur an zweyen Orten sah ich Geister, und an dem einen redete ich mit ihnen. Auf dem Weg oder in jenem Fortgang konnte ich be- merken, wie unermeßlich groß der Himmel des HErrn, der für die Engel und Geister ist, wäre: denn aus den unbewohnten Plätzen konnte ich schliessen, daß er so unermeßlich gros wäre, so daß, wenn es viele Myriaden Erdkugeln gebe, und auf einer jeden eine so grosse Menge Menschen wäre als auf unserer Erde, doch Wohnung genug für sie in Ewig- keit wäre, und niemals voll würde: dieses konnte ich aus einer Vergleichung schliessen, wel- Von der fünften Erde welche ich über die Ausbreitung des Himmels, der um unserer Erde und für dieselbe ist, an- stellte, welche Ausdehnung im Verhältniß da- gegen so klein war, daß sie nicht einmal dem Millionenmal tausendsten Theil von jener un- bewohnten Ausdehnung gleich käme. Als die englische Geister, welche von je- ner Erde waren, sich sehen liessen, redeten sie uns an, und fragten, wer wir wären und was wir wollten? wir antworteten; wir seyen auf der Reise, und dahin gebracht worden, sie dürfen nichts von uns befürchten. Denn sie fürchteten, wir möchten von denen seyn, welche sie an GOtt, am Glauben und der- gleichen irre machen, um deren willen sie sich in jene Gegend bey ihrer Erde verfüget haben, und vor ihnen fliehen, so weit sie könnten. Auf die Frage, durch was sie irre machen, antworteten sie durch die Idée der Drey, und durch die Idée des Göttlichen ohne das Menschliche in GOtt, da sie doch wissen und begreifen, daß GOtt Einer sey und daß er ein Mensch sey. Nun nahm ich wahr, daß diejenigen, welche sie irre gemacht und wel- che sie geflohen haben, aus unserer Erde ge- wesen seyen; ferner auch daraus, daß dieje- nigen aus unserer Erde seyen, welche also in dem andern Leben nach der Neigung und Lust zu Reisen, die sie sich auf der Welt gemacht haben, herumschweifen, denn auf den an- dern Erdkugeln giebt es dergleichen Reisen nicht. Jch in dem gestirnten Himmel. Jch erfuhr hernach, daß es Mönche waren, welche die Heiden bekehren wollten und auf unserm Erdkreis umherzogen. Deswegen sagten wir zu ihnen, sie thun wohl, daß sie dieselben fliehen, weil ihre Absicht nicht das Lehren ist, sondern das Gewinnen und Herrschen, und daß sie trachten durch mancherley Dinge anfänglich Gemüther ein- zunehmen, sie aber hernach als Knechte sich unterwürfig zu machen; sie thun über das wohl, daß sie sich in ihrem Begriff von GOtt von ihnen nicht irre machen lassen. Ferner meldeten sie, daß sie auch dadurch unter ih- nen eine Verwirrung machen, daß sie sagen, sie müssen den Glauben haben und glauben was sie sagen, daß sie ihnen aber geantwor- tet haben, sie wissen nicht, was der Glaube oder was Glauben sey, da sie in sich empfin- den, daß dem so sey; sie waren aus dem himmlischen Reich des HErrn, wo alle aus einer innern Empfindung die Wahrheiten wis- sen, die bey uns Glaubenssachen heissen: denn sie stehen in einer Erleuchtung von dem HErrn, anderst als die, welche in dem geistlichen Reich sind. Daß die englische Geister von jener Erde aus dem himmlischen Reich waren, konnte ich aus dem flammenden Wesen sehen, woraus ihre Jdeen leuchten, denn in dem himmlischen Reich ist ein flammendes, und in dem geistlichen ein weisses Licht. Diejeni- Sw. Sch. III. Th. R gen Von der fünften Erde gen, welche aus dem himmlischen Reich sind, sagen, wenn die Rede von Wahrheiten ist, nicht mehr als ja ja, oder nein nein, und raisonniren niemals darüber, ob es dem so sey, oder nicht sey; sie sind es, von welchem der HErr sagt: eure Rede soll seyn ja ja, nein neu, was drüber ist, ist vom Uebel. Daher kommt es, daß jene Geister gesagt haben, sie wissen nicht, was es sey den Glau- ben haben oder glauben; sie betrachten dieses, als wie wenn einer zu seinen Cammeraden, welcher mit seinen Augen Häuser oder Bäu- me siehet, sagte, er solle glauben, daß es Häuser und Bäume seyen, da er deutlich siehet, daß dem so ist. Diese Bewandtnis hat es mit denen, welche aus dem himmli- schen Reich des HErrn sind, und so waren diese englische Geister. Wir sagten zu ih- nen, es seyen wenige auf unserer Erde, wel- che eine innere Empfindung ( perceptionem ) haben, aus der Ursach, weil sie in der Ju- gend Wahrheiten lernen, und sie doch nicht thun: denn es hat der Mensch zwo Kräften, welche Verstand und Wille genannt wer- den: diejenigen, welche die Wahrheiten nicht weiter als in das Gedächtniß und dar- auf einiger massen in den Verstand, und nicht in das Leben, d. i. in den Willen, ein- lassen, diese, weil sie in keiner Erleuchtung oder innerem Gesicht von dem HErrn seyn können, sagen, daß man sie glauben müsse, und in dem gestirnten Himmel. und raisonniren auch darüber, ob sie wahr seyen oder nicht, ja sie wollen nicht, daß sie durch ein inneres Gesicht, oder einige Er- leuchtung durch den Verstand, empfunden werden; sie sagen also, weil Wahrheiten bey ihnen ohne ein Licht aus dem Himmel sind, und denen, welche ohne ein Licht aus dem Himmel sehen, kann das falsche als wahr, und das wahre als falsch vorkommen: daher hat viele daselbst eine so grosse Blindheit über- fallen, daß, obgleich der Mensch die Wahr- heiten nicht thut oder nach denselben lebet, sie doch sagten, er könne allein durch den Glauben selig werden, gleichwie daß der Mensch kein Mensch aus dem Leben und nach demselben, sondern aus der Wissenschaft solcher Dinge, welche den Glauben ohne Le- ben angehen, seyn würde. Nachgehends redeten wir mit ihnen von dem HErrn, von der Liebe zu Jhm, von der Liebe gegen den Nächsten und von der Wiedergeburt, und sagten, daß den HErrn lieben sey die Gebote lieben, die von Jhm gegeben worden, d. i. aus Liebe nach denselbigen leben; daß die Liebe gegen den Nächsten sey, das Gute wol- len, und daher dem Mitbürger, dem Vater- land, der Kirche, dem Reich des HErrn gu- tes thun, nicht um sein selbst willen, daß man gesehen werde oder abverdiene, sondern aus Neigung zum Guten. Von der Wie- dergeburt wurde gesagt, daß diejenigen, wel- R 2 che Von der fünften Erde che von dem HErrn wiedergebohren werden, und die Wahrheiten sogleich in das Leben ein- lassen, in eine innere Empfindnug von ihnen kommen, daß aber dieselben, welche die Wahr- heiten zuerst in das Gedächtniß aufnehmen, und hernach dieselbigen wollen und sie thun, diejenigen seyen, welche in dem Glauben ste- hen, denn sie thun aus dem Glauben, wel- cher alsdann das Gewissen genennet wird. Sie sagten, sie empfinden dieses, daß dem so sey, folglich auch, was der Glaube sey. Jch redete mit ihnen durch geistliche Jdeen, durch welche man dergleichen darstellen und begreifen kann. Diese Geister mit denen ich itzt geredet ha- be, waren auf der mitternächtlichen Seite ihrer Erde: darnach kam ich bey andern an, welche auf der westlichen Seite waren; als diese auch auskundschaften wollten, wer ich wäre und was es für eine Beschaffenheit mit mir hätte, so sagten sie alsbald, es sey bey mir nichts als lauter Böses, sie dachten, ich würde so abgeschröckt werden, mich näher herbey machen; ich bemerkte, daß sie auf diese Weise alle, die bey ihnen ankommen, zuerst anreden. Jch antwortete aber, ich wisse es wohl, daß dem so sey, und daß bey ihnen ebenfalls nichts als lauter Böses sey, aus der Ursach, weil ein jeder in das Böse gebohren wird, und deswegen alles was von einem in dem gestirnten Himmel. einem Menschen, Geist und Engel als aus dem seinigen oder aus seinem Eigenen, kommt, lauter Böses ist, weil alles Gute, das sich bey einem jeden befindet, von dem HErrn ist. Hieraus nahmen sie wahr, daß ich in der Wahrheit wäre, und ich wurde angenom- men, mit ihnen zu reden. Darauf zeigten sie mir ihre Jdee von dem Bösen bey dem Menschen und von dem Guten von dem HErrn, wie es von einander geschieden wird: sie setzten eines neben das andere, so daß sie fast an einander stoßten, doch aber besonders und gleichsam auf eine unaussprechliche Wei- se gebunden waren, so daß das Gute das Böse leitete und bändigte, daß es nicht nach Belieben schalten durfte, und daß das Gute so das Böse lenkte, wohin es wollte, ausser daß das Böse es inne wurde: auf solche Weise stellten sie die Herrschaft des Guten über das Böse, und zugleich den freyen Stand, vor. Hernach fragten sie, wie der HErr bey den Engeln aus unserer Erde erscheinet? ich antwortete, daß er in der Sonne als Mensch erscheine, mit dem Sonnenfeuer da- selbst umgeben, aus welchem die Engel in den Himmeln alles Licht haben, und daß die Wärme, welche da herausgehet, das göttli- che Gute sey, und daß das Licht, welches daher kommt, die göttliche Wahrheit sey, beydes aus der göttlichen Liebe, welche das um den HErrn in jener Sonne scheinende R 3 feurige Von der fünften Erde feurige Wesen ist; daß aber diese Sonne nur den Engeln in dem Himmel, und nicht den Geistern die unten sind, erscheine, weil diese von der Aufnahm des Guten der Liebe und der Wahrheit des Glaubens entfernter sind als die Engel die in den Himmeln sind. Daß sie nach dem HErrn und nach seiner Er- scheinung vor den Engeln von unserer Erde fragten, das wurde ihnen gegeben, weil es alsdann dem HErrn gefiel, sich ihnen gegen- wärtig zu zeigen, und dasjenige in Ordnung zu bringen, was aus den bösen Geistern all- da in Verwirrung gebracht worden, worü- ber sie Klage führeten; daß ich dieses sehen sollte, war auch eine Ursach, daß ich dort- hin versetzt wurde. Es ließ sich alsdann eine kleine Wolke sehen, welche gegen Morgen aus der Höhe herabstieg, in dem Herabfahren erschien sie stuffenweis helle, und in menschlicher Gestalt, endlich präsentirte sich diese in einem flam- menden Glanz, um welchen Sternlein von eben derselben Farbe waren: auf solche Wei- se hat sich der HErr bey den Geistern, mit denen ich redete, gegenwärtig dargestellet. Vor dieser Gegenwart versammelten sich als- dann von allen Seiten her alle Geister, wel- che daselbst waren, und da sie kamen, wur- den die guten von den bösen geschieden, die guten zur Rechten und die bösen zur Linken, und in dem gestirnten Himmel und das in einem Augenblick als wie von freyen Stücken; die zur Rechten waren, wurden gestellet nach der Beschaffenheit des Guten, und die zur Linken, nach der Be- schaffenheit des Bösen; diejenigen welche gut waren, wurden zurück gelassen, daß sie eine himmlische Gesellschaft unter einander errichteten, die bösen aber wurden in die Hölle geworfen. Nach diesem sah ich, daß sich jener flammende Schein auf die unteren Oerter der Erde daselbst sehr tief hinab ließ, und darauf erschien es bald in einem flam- menden Wesen, welches in das lichthelle fiel, bald in dem lichthellen, so ins dunkle stach, und bald im dunkeln. Mir wurde von den Engeln gesagt, daß eine solche apparenz nach dem sey, wie das Wahre von dem Guten, und das Falsche von dem Bösen aufgenom- men werde, bey denen, welche die niedrige Ge- genden jener Erde bewohnen, nicht aber daß der flammende Schein solche Veränderungen erlitte. Sie sagten auch, daß die niedrige Gegenden jener Erde sowol von guten als bösen aber von einander wohl abgesondert, bewohnet würden, aus der Ursach, damit die bösen durch die guten von dem HErrn regieret würden; sie fügten hinzu, daß die guten nach einander von dar in den Himmel von dem HErrn erhaben werden, und an ih- re Stelle andere folgen, und so gehe es be- ständig fort. Bey jener Herabfahrt wurden R 4 gleich- Von der fünften Erde gleichfalls die guten von den bösen geschieden, und alles in Ordnung gebracht: denn die bösen haben sich durch mancherley Kunstgriffe und List in die Wohnungen der guten gemacht, und ihnen Schaden zugefüget: um dieser Ursache willen geschah jene Heimsuchung. Jene Wolke, welche in der Herabfahrt stu- fenweise helle und in menschlicher Gestalt, und hernach als ein flammender Schein, er- schien, war eine englische Gesellschaft, in deren Mitte der HErr war. Daraus konn- te ich wissen, was durch die Worte des HErrn bey den Evangelisten verstanden wird, wo er vom jüngsten Gericht redet: daß er samt den Engeln kommen werde in den Wol- ken des Himmels mit Herrlichkeit und Kraft. Nach diesem sah ich Mönchs-Geister, die nämlich auf der Welt reisende Mönche oder Missionarii gewesen sind, wovon oben Mel- dung geschehen, es zeigte sich auch ein Hau- fen Geister welche aus jener Erde waren, die meisten waren böse, die sie auf ihrer Seite gebracht und geführet haben; diese präsentir- ten sich auf der östlichen Seite jener Erde, aus welcher sie die guten vertrieben hatten, die sich auf die nordliche Seite der Erde, wo- von oben, begeben haben: Dieser Haufe wur- de samt seinen Verführern in Eins auf etlich tausend versammlet, und geschieden, die bö- sen in dem gestirnten Himmel. sen aus demselben wurden in die Hölle ge- worfen. Mit einem Mönchs-Geist konnte ich auch reden, und fragen was er da mach- te, er sagte, daß er sie von dem HErrn be- lehrete; was noch mehr? vom Himmel und Hölle; was ferner? vom Glauben alles des- sen, was er sagen werde; was weiter? von der Macht, Sünden zu vergeben, und den Himmel zu eröffnen und zu verschliessen. Man erforschte ihn alsdann, was er von dem HErrn, von den Wahrheiten des Glau- bens, von Vergebung der Sünden, von Seligmachung des Menschen, von Himmel und Hölle wüßte? man erfuhr, daß er kaum etwas wußte, und daß er von all und jedem dunkle und falsche Begriffe hätte, und daß sich allein bey ihm eine Gewinn- und Herrsch- sucht eingenistelt hätte, die er auf der Welt bekommen, und aus derselben mit sich ge- nommen hat; deswegen wurde ihm gesagt, daß, weil er aus jener Begierde doch dahin gereiset ist, und weil es der Lehre nach diese Beschaffenheit mit ihm hat, er nothwendig bey den Geistern jener Erde habe das himm- lische Licht hinweg nehmen und eine höllische Finsternis verursachen, und so machen müs- sen, daß die Hölle und nicht der HErr bey ihnen die Herrschaft hätte. Er war über das im Verführen listig, aber doch dumm in Absicht auf Sachen die den Himmel ange- hen; weil es nun diese Bewandnis mit ihm R 5 hatte, Von der fünften Erde hatte, wurde er hernach in die Hölle gewor- fen. Auf solche Weise wurden die Geister jener Erde ihrer los. Es sagten auch die Geister jener Erde unter andern, daß jene Ankömmlinge, welche, die gemeldet worden, Mönchs-Geister waren, sich alle Mühe ge- geben haben sie zu bereden, daß sie in Ge- sellschaft, und nicht abgesondert und einsam, bey einander lebten: denn die Geister und Engel wohnen eben so beyeinander wie auf der Welt; diejenigen welche in Versamm- lungen auf der Welt gelebt haben, wohnen auch bey einander in dem andern Leben, und diejenigen, welche in Häuser und Familien abgetheilt waren, wohnen auch daselbst be- sonders. Diese Geister haben auf ihrer Er- de, da sie als Menschen allda lebten, beson- ders gewohnet, Häuser bey Häusern, Fami- lien und Familien, und so Nationen bey Nationen, daher haben sie nicht ge- wußt, was da wäre in Gesellschaft beysammen leben. Als ihnen demnach gesagt wurde, daß jene Ausländer sie so beredeten aus der Ursache, damit sie über sie gebiethen oder herrschen möchten, und daß sie diesel- ben nicht anderst unter sich bringen und zu Knechten machen könnten: so antworteten sie, sie wissen gar nicht, was gebiethen und herrschen sey; daß sie allein vor der Jdee des Gebieths und Herrschaft fliehen, bemerkte ich daraus, daß einer von ihnen, der uns von in dem gestirnten Himmel. von hinten begleitete, als ich ihm die Stadt, worinn ich wohnete, zeigte, vor dem ersten Anblick derselben davon flohe, und nicht mehr gesehen wurde. Jch redete darauf mit den Engeln, die bey mir waren, von den Herrschaften, daß zwo Arten von Herrschaften seyn, die eine der Liebe gegen den Nächsten, und die andere die Eigenliebe, und daß die Herrschaft der Liebe gegen den Nächsten unter denen sey, welche in Häuser, Familien und Völker abgeson- dert wohnen, die Herrschaft der Eigenliebe aber unter denen, welche in einer Gesellschaft beysammen wohnen. Unter denen, welche in Häuser, Familien und Völker abgesondert leben, herrschet derjenige, welcher der Va- ter des Volks ist, und unter ihm die Stamm- väter der Familien, und unter diesen die Väter eines jeden Hauses. Der Vater ei- nes Volks wird derjenige genennet, aus wel- chem die Familien, und aus den Familien die Häuser abstammen; diese alle aber herr- schen aus Liebe, wie ein Vater gegen die Kinder, er lehret fie, wie sie leben sollen, er thut ihnen gutes, und giebt ihnen von dem seinigen, so viel er vermag: und es kommt ihm niemalen in den Sinn, sich dieselben als Unterthanen oder als Diener unterwürfig zu machen, sondern er liebet sie, daß sie ihm, als Kinder ihrem Vater, gehorchen; und weil Von der fünften Erde weil diese Liebe in dem Abstammen wächset, wie bekannt ist, so handelt deswegen der Vater eines Volks aus einer viel innerliche- ren Liebe, als der Vater selbst, von wel- chem die Kinder zunächst herkommen. Eine solche Herrschaft ist auch in den Himmeln, weil der HErr eine solche Herrschaft hat: denn er führet seine Herrschaft aus göttlicher Liebe gegen das gesamte menschliche Ge- schlecht. Die Eigenliebe aber, welche der Herrschaft der Liebe gegen den Nächsten ent- gegen stehet, hat da angefangen, als der Mensch von dem HErrn abfiel: denn in wie ferne der Mensch den HErrn nicht liebet und ehret, in so fern liebet und ehret er sich, und um so viel liebet er auch die Welt; darauf haben sich die Völker aus Noth, damit sie sicher wären, mit den Familien und Häu- sern zusammen gethan, und Regierungen un- ter mancherley Gestalten errichtet: denn um wie viel jene Liebe zugenommen hat, um so viel hat auch allerley Böses, als Feindschaft, Neid, Haß, Rache, Wuth, Betrug, ge- gen alle, die sich widersezten, überhand ge- nommen: denn aus dem Eigenen, worinn diejenigen sind, welche in der Eigenliebe sie- hen, entspringt nichts als lauter böses, denn das Eigene des Menschen ist nichts als böse, und das Eigene, weil es böse ist, nimmt kein gutes aus dem Himmel an; daher ist die Eigenliebe, so lang sie herrschend ist, ein Vater in dem gestirnten Himmel. Vater alles solchen Uebels; es hat auch mit derselben Liebe die Beschaffenheit, daß, in wie fern man ihr den Zügel schiessen läßt, sie dahin rennet, bis endlich ein jeder, der mit ihr behaftet ist, über alle andere in der ganzen Welt zu herrschen, und alle Güter der andern zu besitzen trachtet; ja auch dieses ist noch nicht genug, er will über den gan- zen Himmel herrschen, wie aus dem heuti- gen Babel ersehen werden kan. Dieses ist nun die Herrschaft der Eigenliebe, von wel- cher die Macht der Liebe gegen den Nächsten so weit, als der Himmel von der Erde, un- terschieden ist. Ob es aber gleich mit der Herrschaft der Eigenliebe in den Gesellschaf- ten, oder in den Reichen und Staaten, die- se Bewandtniß hat, so giebt es doch noch auch in denselben eine Macht der Liebe gegen den Nächsten bey denen, welche aus der Lie- be und Glauben an GOtt beständig sind, denn diese lieben den Nächsten: daß auch die- se in den Himmeln in Völker, Familien und Häuser abgetheilet, wohnen, ob sie gleich beysammen in Gesellschaften, aber nach geist- lichen Anverwandschaften leben, welche sich auf das Gute der Liebe und auf das Wahre des Glaubens beziehen, soll anderswo aus göttlicher Barmherzigkeit des HErrn gemel- det werden. Nach diesem fragte ich jene Geister von mancherley Dingen, welche auf der Erde, aus Von der fünften Erde aus welcher sie waren, sind, zuerst von ih- rem Gottesdienst und von der Offenbahrung, Von dem Gottesdienst sagten sie, daß die Völker mit ihren Familien alle 30. Tage an einem Ort zusammen kommen und die Pre- digten anhören; und daß ihnen alsdann der Prediger von einer von der Erde etwas erhö- heten Canzel von den göttlichen Wahrheiten Unterricht ertheile, welche zu dem Guten des Lebens führen. Von der (göttlichen) Offen- bahrung meldeten sie, daß sie zur Morgens- zeit in dem mittlern Stand zwischen Schla- fen und Wachen geschehe, wenn sie in dem nnern Licht, welches von den leib- und welt- lichen Sinnen noch nicht vermischt worden sind, und daß sie darauf die Engel des Him- mels von den göttlichen Wahrheiten und von dem Leben nach denselbigen, reden hö- ren, und daß, wenn sie wachend werden, ihnen ein Engel in einem weissen Kleid bey dem Bette erscheine, welcher darauf plözlich aus ihren Augen verschwindet; und daß sie daraus wissen, daß das, was sie gehöret ha- ben, aus dem Himmel sey: also wird ein göttliches Gesicht von einer nicht göttlichen Vision unterschieden, denn in einem nicht göttlichen Gesicht erscheinet kein Engel; sie setzten hinzu, daß auf solche Weise die Of- fenbahrungen bey ihren Predigern, bisweilen auch bey ihnen, geschehen. Auf in dem gestirnten Himmel. Auf die Frage von ihren Häusern sagten sie, daß sie niedrig, aus Holz seyen, mit ei- nem flachen Dach, um welches ein nieder- wärts schief gebogener Rand gehet, und daß allda vornenheraus Mann und Weib wohne, zunächst dabey die Kinder, hernach die Mäg- de und Knechte. Von der Speise meldeten sie, daß sie Milch mit Wasser trinken, und daß sie die Milch von Kühen haben, welche wie Schafe Wolle tragen. Von ihrer Le- bens-Art sagten sie, daß sie nackend gehen, und daß ihnen die Blöse keine Schande sey, ferner daß sie mit denen, welche innerhalb ihren Familien sind, Umgang pflegen. Von der Sonne ihrer Erde erzähleten sie, daß sie den Einwohnern feuerroth scheine, daß die Jahreszeit aus 200. Tagen bey ihnen bestehe, und daß ein Tag 9. Stunden unse- rer Zeit gleich sey, welches sie aus der Län- ge der Tage unserer Erde, die sie in mir be- merkten, schliessen konnten; ferner daß sie einen beständigen Frühling und Sommer ha- ben, und daß daher die Felder immerfort blühen, und die Bäume beständig Früchte tragen; die Ursach davon ist diese, weil ihr Jahr so kurz ist, und nur eine Zeit von 75. Tagen unsers Jahres ausmacht; und wo die Jahre so kurz sind, da bleibt keine Kälte des Winters, noch die Hize des Sommers, da- her grünet das Erdreich beständig. Von Von der fünften Erde in dem ꝛc. Von ihren Vermählungen und Ehen auf derselben Erde erzählten sie, daß eine Toch- ter in ihren mannbaren Alter zu Hause blei- ben müsse, und nicht als bis auf den Tag ih- rer Verheirathung ausgehen dürfte, und daß sie alsdann in ein Hochzeithaus gebracht wer- de, wohin noch andere mannbare Jung- frauen mehr begleitet worden sind, daselbst werden sie hinter eine Vertäfelung, die bis an die Hälfte ihres Leibes erhöhet ist, gesezt, und lassen sich vom Angesicht bis auf die Brust sehen, dahin kommen alsdann die Jünglinge, und wählen sich eine zur Frau heraus. Wenn nun der Junggesell eine ihm taugliche, zu welcher ihn sein Gemüth zie- het, erblickt, so nimmt er sie bey der Hand; wenn sie ihm dann folgt, so führt er sie in das zubereitete Haus, und sie wird seine Frau: denn sie sehen es einander an dem Gesicht an, ob sie sich den Gemüthern nach für einander schicken; denn eines jeden sein Angesicht ist allda ein Gemüths-Zeiger, es heuchelt und verstellt sich nicht. Damit aber alles auf eine wohlanständige Weise und oh- ne Geilheit abgehe, so sitzt hinter den Jung- frauen ein alter Mann, und auf der Seite eine alte Frau, welche auf sie acht haben. Dergleichen Oerter giebt es viel, wohin die junge Mägdlein geführet werden; es sind auch gesetzte Zeiten, daß die jungen Leute die Wahl haben: denn wenn sie an dem einen Ort Reflexiones über dieß Buch. Ort kein ihnen taugliches Mägdlein sehen, so gehen sie an einen andern, und wenn es nicht zu der selben Zeit geschiehet, so kommen sie in der folgenden wieder. Ferner sagten fie, daß ein Mann nur Eine Frau habe, und niemals mehr, weil dieses der göttlichen Ordnung zuwider lauft. Reflexiones über dieß Buch. E in grosses Aufsehen haben die Bücher Swedenborgs in manchem Land ge- macht, da doch Herr Baron von Assenburg als Dänischer ehemaliger Gesandter in Stock- holm bezeugt, daß man in Schweden nicht daran denke, diese Bücher zu verketzern. Es ist eine Zeit zu zerreissen, und eine Zeit zu nähen. Man sollte denen gratuliren, welche eine Prüfung anzustellen gesonnen waren, denn obwohl die Sache Sweden- borgs mit Prinz Wilhelm und Jhro Maje- stät der Königinn bekannt ist, und sich der würde lächerlich machen, der alles für Phan- tasie ausschreyen wollte, so ist doch viele Caution nöthig. Ein grosses Phænomenon ists für die, welche disputiren, was der in- nere Mensch in dem äussern sey? dahero ist auch diese Uebersetzung mehr zur Prüfung als zur Behauptung aller Sätze. Paulus war Sw. Sch. III. Th. S ent- Reflexiones über dieß Buch. entzückt bis in den dritten Himmel, aber er war im Leib und schwerlich ausser dem Leib, der dritte Himmel war in seinem aufgeschlos- senen innern Menschen offenbar, da hörte er unaussprechliche Worte, die einem Men- schen in der groben Hütte nicht taugen aus- zureden. Warum? Er kann sie nicht aus- reden, ohne seine gewohnte typos der irdi- schen, mechanischen, philosophischen oder sonst angenommenen rerminorum artis mit hinein zu bringen. Soll man deswegen alles weg- werfen? Nein, man solle ex stercoribus En- nii das Gold heraussuchen: das ist aber müh- sam für die delicate Sucher, die nur alles auf dem Brett hergetragen wissen wollen. Nun laßt uns als Wissenschaft- und Ge- schmakliebende dieß Buch von den Jnnwoh- nern der Planeten durchpaßiren, und zwar ohne Aufenthalt. Jsts nicht wahr, daß sie der Prüfung wehrt sind? Wolf wird hart mitgenommen, als ein materialischer Geist, der blos die Mechanik in seinen Säzen zum Grund hat, und eine mechanische Metaphy- sik herausgesponnen, die denen Geistern des Mercurs sehr abendtheuerlich vorkommt. Artistoteles hat ein grösseres Lob als Wolf, und das mit Recht, denn er hat die Natur besser aus Experimenten durchsucht, und doch konnte er nach damaliger Zeit in vielem nicht so weit sehen, wie wir heut zu Tag aus Reflexiones über dieß Buch. aus der Folge der Entdeckungen, daß Arti- stoteles die Seele eine Endelechiam, nicht Entelechiam, ganz anderst als Leibniz nennt, da denke man nach, wie tief dieses in die wahre Metaphysik hinein reicht. So stellt auch Swedenborg die Seele, oder viel- mehr den innern Menschen, nicht als ein simplex, sondern ein aus endelechiis pluri- bus coadunirtes, Wesen vor, das ist die wahre Idée. GOtt kann in ein intensum bringen, was vielerley diverse Kräften in sich entschließt, so daß es doch ein respective einfaches un- zerstörlich Wesen ist. Man denke den Gründen der Sprache nach, wie sie aus dem Gesicht der Geister leuchtet. Man denke der Atmosphäre der Geister nach. Man den- ke der unerschöpflichen Mannigfaltigkeit nach, die GOtt beliebt, in menschlicher Gestalt die Geister darzuftellen. Man denke der Figur der Seele nach. Es ist nicht möglich nach unsern gewohnheitlichen Bildern der groben Hütte, noch weniger nach den simplificirten Abstractionen der Jdealisten diese Erfahrun- gen Swedenborgs zu prüfen. Wer die heilige Offenbahrung nach dem massiven Grund der Schrift versteht, wer die materialischen Ausdrücke des Throns GOttes, der Farben in GOtt, des Lichts S 2 des Reflexiones über dieß Buch. des Bodens des Throns GOttes, des durch- scheinenden Glases mit Feuer gemischt, der Edelsteine, der Früchte des Holzes des Le- bens, der Mauern der Stadt in eine Con- nexion stellt, der merkt, daß alles zusammen stimmt, und daß Swedenborg sich selbst ungleich wird, indem er dieß verneint. Wie wichtige Reflexionen könnte man an- stellen! aber wir besehen diese Dinge itzo nur im Vorbeygehen. Das bleibt übrig bey al- lem, daß alles sehr materialisch aussieht, welches denen bilderlosen Wolfianern noth- wendig muß anstößig seyn: denn sie wollen in denen unendlichen Monaden mehr Har- monie sehen, als in der willkührlichen Er- wählung der Aeonen, und in der Stadt GOttes. Nun kann man noch viele Reflexionen zur Astronomie, zur Moral, zur Politic, zum Ehestand, zur Auferziehung der Kinder, zur Jnformation der Kinder heraus nehmen, so wird man denen Obligation haben, wel- che dieß Buch nicht unter die Bank stecken. Sehr viele Dinge giebt es zu censiren; aber die vortrefliche Dinge, die zur wahren Metaphy- sik, Logik und Analysi gehören, übertreffen diese critische Anfälle weit. Daher, mein geneigter Leser, lasse dir meine fugitive An- zeigen darzu dienen, die Wissenschaften mit mehr Nachdenken aus Swedenborg zu be- rei- Reflexiones über dieß Buch. reichern, und tadle nicht, was du zu schwach bist, reiflich zu betrachten. Es gehöret eine Pansophie darzu, mit so abgerissenen tadel- süchtigen pöbelhaften Einfällen ist niemand gedient. Ein ganzes Collegium von unbe- fangenen Männern sollte diese Dinge in Prüfung ziehen: eher ist kein Urtheil zuläng- lich, nach der Wahrheit zu schliessen: die Wahrheit ist noch nicht offenbar, welche den Wissenschaften der Physik, der Mathe- matik, der Moral die wahre Gestalt giebt. Laßt uns warten, was GOtt für Data ge- ben wird. Unter diesen ist auch, was Swedenborg geschrieben: aber wann die zween Zeugen werden kommen, alsdann wird man erst ein recht Gericht richten. Jn- zwischen müssen wir die Weisheit der Su- spension in vielem ergreifen, und der ist weise, der dieß thut und mit gnugsamer Lang- muth wartet, bis GOtt alles selbst zusam- men stellt, was zu den Wissenschaften gehö- ret. Es ist noch Raum übrig bis alles heim- liche, bis alles verborgene offenbar wird. Darzu tragen viele Dinge, auch sweden- borgische Nachrichten bey. Laß es seyn, daß noch vieles wegfällt, laß es sey, daß er in seinen Visis auch neue Zusammensetzungen der Willkühr giebt. Die ganze Sache ist gleichwol aller Ehren werth, die wird GOtt reinigen, wann er die Kinder Levi reinigt und schmeltz. Swedenborg meynt es sey S 3 nahe, Reflexiones über dieß Buch. nahe, nämlich etwa in zwey Jahren. Der- gleichen Jrrungen muß man einem Seher nicht so hoch anrechnen. Man denke nach, wie die Apostel selbst sich nahe gemacht, nicht ohne des ewigen Geistes Direction, was doch noch 1770. Jahr entfernt geblieben. Gedult ist uns noth in dem grossen Cyclo der Welt, bis alles zusammen lauft. Jeder sehe, daß er in der Ewigkeit bestehe, und keine falsche Geburten mit sich nehme. Man bedenke wohl, was die Geister des Planeten Jupi- ters von unsern Gelehrten dieser Erde und von ihren Wissenschaften sagen: diese wer- den ihnen in jener Welt zu Nebel und Fin- sterniß. Zwar seyen die Wissenschaften wie die Kleider, die zur Zierde und Decke dienen, aber auch zum Stolz und Einbildung, ab- sonderlich wenn man bey den Mitteln der Wissenschaften stehen bleibt, und sie nicht zum Zweck des innern Verstands braucht. Es influirt auch viel bey Swedenborg, daß er weniger Chemist als Mechanicus ge- wesen, daher er die fixe Wesen der Stadt GOttes in Zweifel zieht, und sie pur meta- phorisch erklärt, welches den klaren Verstand der Worte GOttes sehr verwirrt. Man muß aber hoffen, dieser Fehler werde auf eine andere Art compensirt werden, denn wir wissen nicht, ob bey solchen Gesichtsga- ben eine solche Accuratesse, das Wort au pied de lettre auszulegen stehen kann. Dio- nysius Reflexiones über dieß Buch. nysius Areopogita hat Beschauungen gehabt von den himmlischen Herrschaften der Geister und Engel, und er ist vermuthlich durch die- se intellectuelle Schauungen versucht wor- den, die maßiv und materiell scheinenden Ausdrücke der heiligen Offenbahrung Johan- nis übersinnlich zu erklären, wie denn die Wolfianer, Semler und dergleichen Jdeali- sten, würklich solche sogar in Zweifel ziehen. Aber so jemand davon thut, dem wird GOtt eben dieses materielle Holz des Leibes entzie- hen, und er wird mit seiner idealischen Be- schauung lange Zeit hinaus abgespeiset wer- den. Man prüfe demnach alles wohl nach der Symmetrie der Worte des höchsten Verstands und der offenbaren Werke GOttes, welche Spiegel der Unsichtbarkeiten des Allerhöch- sten sind. Dieß sind die General-Reflexionen. Nun ist uns specialius noch manches zu be- herzigen: Erstlich zur Theologie: 1) Von dem Zustand nach dem Tod und von den Aeonen, die sich GOtt vor der Schöpfung vorgesetzt. Jn des de la Groze Jndianischem Chri- sten-Staat lesen wir, daß die Thomas- S 4 Chri- Reflexiones über dieß Buch. Christen, welche in ganz Malabar und Jn- dien ein Zeugnis der Wahrheit nach den Tranquebarischen Nachrichten abgeben, von Thoma dem Apostel die heilige Lehre unver- sehrt bis etwa vor 100. Jahren, erhalten. Diese lehren, daß der Zustand nach dem Tod, vom dem Zustand nach der Aufer stehung sehr unterschieden sey. Sie lehren kein Fegfeu- er, aber einen Ort des Wartens, bis JEsus sich offenbaret. Diese Lehre ist von denen Catholiken durch das Fegfeuer, von den Pro- testanten durch eine allzuübereilte Vollendung nach dem Tod, umgestaltet, und aus der wahren Verhältniß mit andern Wahrheiten, gesetzt worden. Jn den 3 ersten Seculis ha- ben Irenæus, Tertullianus, Cyprianus u. a. m. noch rein gelehret. Irenæus hält es für einen Jrrthum, daß man gleich von nun an, ohne durch die Gradus JEsu Christi vom untern zum oben durchzugehen vollendet seyn solle; seine Worte lauten: Es sey ein Jrrthum, daß der innere Mensch sogleich mit Hinterlassung des Leibs in der Erde, in die überhimmlische Gegenden aufsteige. Tertullianus will gar nicht, daß das Para- dieß der Ort des Himmels sey, sondern es sey noch in denen untern Gegenden; die Stel- le lautet also: ( Tertull. de anima in sine. ) Du hast von mir ein Büchlein vom Para- dieß, darinn wir beschliessen, daß jede See- le bey den inferis in niedrigen Gegenden auf- behal- Reflexiones über dieß Buch. behalten werde bis auf den Tag Christi. Da nun diese Lehre vom Zwischenstand so ver- stellt worden, so ist kein Wunder, daß καιροῖς ἰδίοις Gott durch Swedenborg den Zustand nach dem Tod ganz anderst, als man sich einbildet, durch Offenbarung beschreibt. Nun sind in Swedenborg viele vermischte ungewisse, aus Zusammensetzung der Visorum selbst entstandene Lehren: aber wer das Be- ste aus ihm, mit der heiligen Schrift ver- gleicht, findet da genugsamen Grund. Es ist also nicht noth, viel davon zu schreiben. Der Brief von Herrn Lavater an Herrn Zim- mermann (in den Aussichten) giebt uns sehr wahrscheinliche Vorbildung. Wir müssen uns inzwischen begnügen mit solchen unvoll- ständigen Nachrichten, und nur das anneh- men, was mit den Stellen und Pünctlein heiliger Schrift, wenn man sie zusammen nimmt, übereinkommt. Die ganze Propor- tion der Wahrheiten, besonders der Vorsatz der Ewigkeiten in Christo, giebt den besten Ausschlag. Wer die Epistel an die Epheser von der Haushaltung der Zeiten, bis alles unter ein Haupt gebracht wird, wohl beher- zigen mag, der wird genugsame Sicherheit finden, ohne daß nöthig ist, jemand die Sa- che durch menschliche Commentarios erst klar zu machen. Der Herr la Pierre in Neufcha- tel hat darüber viel gelitten. Daher man in dieser Lehre niemand nichts aufdringen solle, S 5 son- Reflexiones über dieß Buch. sondern man muß mit JEsu Christo in al- len Frieden sprechen: Es wird ein jeder mit Feuer gesalzen werden, hier oder dorten. Wer es fassen mag, der fasse es. Was die uralte Cabalisten aus Rabbi Simeon Ben Jochai von den Behältnissen nach dem Tode schreiben, das ist für unsere un- glaubige Zeit nicht tauglich, ich wollte es sonst gerne hier beysetzen, weil es solche giebt, welche gar die heilige Offenbarung für ein jüdisches Blumwerk von orientalischen nichts- heissenden Worten ausgeben: Doch wer den Stilum der heiligen Schrift kennte, und Rhen- ferds Abhandlung de stilo Joannis Cabalistico gourtirte, der würde auch daraus etwas neh- men, das zur Wahrheit dienet. Es giebt aber eine Theologia pigrotum, welche sagen, Christum lieb haben sey besser denn alles wis- sen: aber leset hievon den Grund-Text, es lautet ganz anders. Diejenigen, welche in diesen Betrach- tungen eine völlige Gewisheit aus heiliger Schrift verlangen, und sich keiner Hülfs- mittel weder aus denen den Aposteln aller- nächsten Vätern, Polycarpo, Clemente Ro- mano, noch auch, die Marperger, aus den reinen Auszügen der alten Juden, noch auch aus der Analogie der Werke Gottes, wie La- vater, Reflexiones über dieß Buch. vater, noch aus denen in eigenen Zeiten (ἐν καιροῖς ἰδίοις) gegebenen Offenbarungen, wie der drey Engel des ewigen Evangelii, be- dienen wollen, sind in Gefahr auf sich selbst zu bauen, und aus dieser Zuversicht falsche Schlüsse zu machen. Sie schliessen, weil keine Verdammniß ist an denen die in Chri- sto JEsu sind, so sey auch keine Reinigung nach dem Tod: aber das ist wider 1 Cor. 3, 15. Sie schliessen, abgeschiedene See- len kommen vom Glauben nach dem Tod ins Schauen, also gebe es keine Mittel mehr, dardurch man nach dem Tod belehrt werde, das ist wider 1 Petri 3, 19. denn JEsus hat den Geistern im Gefängnis gepredigt, und was die Glaubigen betrifft, so muß ihnen die Beylage des Worts Gottes noch zu stat- ten kommen, ob sie schon die gedruckte Bi- bel nicht mitnehmen. Sie schliessen, daß die Seelen vor dem jüngsten Tag in den himm- lischen Tempel versammlet werden: aber da wird eine grundforschende Seele fragen: wann ist die Zeit, daß ich in den Tempel komme? denn in der Offenbarung wird der Tempel Gottes auch nicht gleich eröffnet, sondern erst unter der 7ten Posaune. Da kommt erst die Zeit, und vorher ist sie nicht, die Todten zu richten und zu geben den Lohn seinen Knechten, Apoc. 11, 19. Die Ver- heissung Gottes, die Ueberwinder zum Pfei- ler und Seule im Tempel Gottes zu machen, geht Reflexiones über dieß Buch. geht auch nicht gleich an. Apoc. 3, 12. Ue- berhaupt sind die Verheissungen in Cap. 2. und 3. erst weit hinaus ins neue Jerusalem, lange nach dem Zwischenstand zwischen Tod und Auferstehung, gestellt. Wenn man sagt: man komme ins Pa- radis, oder Abrahams Schoos, so schliessen sie aus diesem Grund, das Paradis und Abrahams Schoos sey im Tempel Gottes. Gleichwohl lenken sie wieder ein und sagen, es gebe eine Zwischenzeit, ehe man in den Tempel Gottes komme, da man sich besin- ne, erhole, fasse und schmücke. Weil ohne Heiligung niemand den HErrn sehe, und wer in Wiedergeburt stehe, heilig sey, so sehe man GOtt gleich nach dem Ab- schied: das ist sehr mangelhaft geschlossen: denn Paulus ist bey Christo nach seinem Ab- schied, aber GOtt sehen wie er ist, wird weiter hinausgesezt, da wird wenigst keine Zeit bestimmt; wir sollen keine Zeit bestim- men wollen, wenn uns der Geist der Weis- sagung noch keine Zeit angiebt. Es ist eine grosse Sache, daß die Apostel geglaubt ha- ben, sie werden JEsum noch vom Himmel kommen sehen, und sie werden mit ihm hin- gerükt werden in den Wolken, welches doch noch nicht geschehen. Folglich will uns der Geist Gottes in dieser Sache keine mathema- tische Reflexiones über dieß Buch. tische demonstration reichen, sondern wir müssen zufrieden seyn zu wissen, wir seyen in der Hand Gottes und Christi. Aber die Hand Gottes ist nicht ein Raum einer Hand gros, da müssen wir gebükt hineinsehen in die Zeiten der Eröffnung, wie sie in heiliger Offenbahrung uns beschrieben werden. Bengel hat uns von den Zahlen und Zeiten vieles angegeben, das wichtig ist; aber wir müssen auch noch mehr data erwarten. Sie schliessen, wenn der Engel zu Ephe- sus gestorben wäre, ehe er wieder zur ersten Liebe gelangt, so würde er nach dem Tod doch haben erfahren müssen, er habe die erste Liebe verlassen: was ist dieses anders als ein Jnterimsstand? Ob man es Locum tettium oder millesimum nennet, ist einerley Schwierig- keit. Dem Johanni sey nur das höchste und tiefste gezeigt worden, nicht die Vorbereitun- gen, allwo sie warten müssen, daß sie nicht ohne uns vollendet werden. Ebr. 11. 40. Was kann man da determiniren, wie kann man das gewisse und das wahrscheinliche aus- einander lesen? Es wird immer noch etwas übrig bleiben, das nicht zu beantworten ist. Wenn wir auch die Zahlen in H. Offenbah- rung alle verstünden, wie Herr Bengel auf das apocalyptische Einmal eins sehr gebauet, so ist doch noch weit hin, die geistliche Le- benskräften Cap. 12, 5. sowohl im Reich des Lichts Reflexiones über dieß Buch. Lichts als der Finsternis zu demonstriren: deswegen hat man aber Vorrath genug, sich zu beruhigen. Genug, wer an JEsum glaubt, der hat das ewige Leben. Da lasse man einem jeden seine aus der Schrift und aus GOtt empfangene Stützen, und mache sich nicht vor der Zeit zum Richter und Mo- nopolisten gegen andere. 2) Das wichtigste, das uns in Erstau- nen sezt, ist diß, daß unsere Erde den an- dern Einwohnern der Planeten als die fin- sterste, gröbste, kothigste vorkommt, in welcher das verdammte Wesen am meisten prävatirt, welche auch ihrer Grobheit halber allein fähig ist, daß das geschriebene Wort allda durch materialische Druckerey publi- cirt und fortgesezt werde, welches wegen der prävalirenden Subtilheit auf andern Erden des Mercurs, Jupiters, des Venus u. a. m. nicht angeht. Und doch ist der Sohn Got- tes in Menschengestalt allein auf dieser befleck- ten Erde gebohren worden! welch ein gro- ser willkührlicher Vorsatz Gottes ist diß. Christus nimmt nicht der Engel Natur an sich, sondern die grobe materialische Natur des Samens Abrahä: was will GOtt dar- durch? Jn Lystra des Lands Lycaonien ver- ehrten die Jnnwohner, da Paulus und Bar- nabas den von Mutterleib Lahmen plözlich hergestellt, den Barnabam als Jupiter, und Pau- Reflexiones über dieß Buch. Paulum als Mercurium, und sagten: die Götter, als den Menschen gleichgewordene, sind zu uns hernieder kommen. Jn Wahr- heit, das können wir auf unserer Erde in höchstem Verstand sagen. Welch ein Be- weis wider das System der Wesen! GOtt ist zwar ein nothwendiges Wesen, aber da- bey das allerfreyeste: dieser hat nicht um der Tugenden der Menschen willen diese Er- de zum Schauplatz seiner Verklärung er- wählt, sondern um ganz anderer Ursachen willen, die in der Harmonie der Creatur kei- nen Grund haben, sondern in der freywilli- gen Ausübung der Liebe Gottes zu den Elen- desten. Aus diesen leztern will er seine Erst- linge der Creaturen machen, diese will er den reinen Geistern des Mercurs, des Jupiters, in der Zeit der Offenbarung Christi vorzie- hen, sie zum Erbtheil machen, in dem er vorzüglich wohne, an diesen will er die Pro- be machen, daß das allergröbste, allernatür- lichste solle das allergeistlichste und verklärte- ste werden. Dieser Grund ist Swedenborg ganz unbekannt. Er muß noch ganz anderst von dem wahren Verstand heiliger Schrift belehret werden. Chrysostomus sagt, er sey nicht zufrieden nur hin zu gelangen ins Para- dies, wo der Schächer hingekommen, er hat die heilige Ambition der Erstlinge. Swe- denborg hat diese Ambition nicht. Mirjam tadelte an Mose, daß er eine schwarze Moh- rin Reflexiones über dieß Buch. rin zum Weibe genommen: die Philosophen können auch nicht reimen: warum GOtt diese schwarze Erdinnwohner, die er unter die Sünde beschlossen, zu so hohein Grad der ehlichen Liebe ersehen. Der Grund muß allein dieser seyn: die Materie in den höch- sten Stand des Geistes zu erheben, und alle Paßionen der Materie selbst zu empfinden, bis der Geist aus der Tiefe der Materie sei- ne höchste perfection bekomme. Diß ist ein theologisches Problem. Aber ein eben so groses Problem ist diß, daß Swedenborg uns entdekt, es könne kein Geist oder kein Engel seyn oder entstehen, der nicht vorher in den Hülsen der groben Materie herausgekeimt und fortgewachsen, diß ist auch ein groses Problem, und läßt sich nicht so schnell wegwerfen. Was wird Sem- beck in Lindau darzu sagen, welcher glaubt, daß die Menschheit in die verlassene Woh- nung der Engel gesezt sey, und die Stelle der Engel einnehmen solle: aber unsere Erd- innwohner haben wenig Lust, diesen Absich- ten Gottes ins Ewige nachzudenken; sie er- kennen ihre Ehre nicht, die GOtt ihnen an- thun will, indem es das niederste zum höch- sten erheben will. Die im Planet Jupiter, Mercur, Venus, haben also keinen Glauben ans Wort, sondern sie werden durch beson- dere Revelationen geführt; sie sind aber nicht wie Reflexiones über dieß Buch. wie wir so unwillig zum Sterben, der Tod, oder das Ausgehen aus der irrdischen Kruste in ein bessers Leben, ist ihnen nicht das schröck- lichste sondern das allerergötzlichste. Sie müssen vom zukünftigen Leben viel stärkere Vorstellungen haben als die kaltsinnige Chri- sten unserer Erde, und die ganze Religion muß uns nicht so schön seyn, als ihnen ihre aus der Offenbahrung und Geschöpf in der Unschuld gefaßte Jmpreßionen sind O welch eine grose Sache ist es demnach um den Glau- ben aus dem Gehör des Worts. Man lese in diesem Buch, warum Christus allein auf dieser Erde gebohren und gestorben ist. Nun wollen wir sehen, wie wir aus Swedenborgs Nachrichten Zweytens die Philosophie bereichern. Unsere Grundweisheit, welche der Theo- logie solle zum Grund liegen, ist voll Zwei- fel, weil die Philosophen von der heiligen Schrift abstrahiren. Swedenborg war ein mechanischer Philosoph, er hat noch begreifli- chere Jdeen in seinem System als Leibniz, sein finitum activum und elementare ist viel gedenklicher als die ganze Lehre von der idea- listischen Materie. Denn nach Leibniz ist die Materie, wie Plato schon gedenkt, kein wahres ens, nur die Monaden sind wahre Sw. Sch. III. Th. T Sub- Reflexiones über dieß Buch. Substanzen, hingegen ist nach Leibniz und Plato die Materie keine Substanz. Aber die Materie, ich meine die reine Materie, welche keine grobe Zufälligkeiten hat, ist die Basis aller Substanz. Darum sagte Mau- pertuis, er wisse nicht was Substanz sey: Ursache ist, weil man Substanz ohne sub- tile Erde begreiffen will. Swedenborg kann keine Substanz ohne subtile Lichts-Erde con- cipiren. Nach Swedeyborg muß der inne- re Mensch aus dem äussern gebohren werden. Der innere Mensch hat so viel Organismos in zarten Lichtswesen als der äussere Mensch, und darum hat der innere Mensch eine Fi- gur wie der Mensch, nur das grobe muß weg. Dieß ist unsern angenommenen Jdeen ganz entgegen, aber die heilige Schrift will einen innwendigen Menschen haben im alten, und Tertullianus hat durch revelation in der Ge- meine in seinem Buch de anima bezeugt, der innere Mensch sehe aus wie der äussere, nur die Grobheit und Plumbheit sey davon weg. Auf diesen Grund sind die Visa des Swe- denborgs gebauet. Die Einwohner der Pla- neten legen ihre grobe Hütte ohne Furcht vor dem Tod ab, wie unsere Menschen sie able- gen mit gichterischen Bewegungen, oder mit ängstlichen Ringen der Herzkammern. Hernach sind sie Geister in dem Spatio der unsichtbaren Welt, welche abermal die Figur Reflexiones über dieß Buch. Figur, nicht eines Vieleckes, sondern eines grossen Menschen hat, und das kommt den Unwissenden so ungewohnt vor, daß sie es für närrisch halten, daß in der Ewigkeit die- ser in die Zehen, der andere in den Kopf, der dritte anderswo solle placirt seyn. Es ist aber keine närrische Hypothese, denn Chri- sto ist alles Gericht übergeben, darum weil er des Menschen Sohn ist: und darum kann anstatt eines Raums des Vieleckes, oder statt eines unendlichen Raums, derselbe Raum in die Figuren der Theile des Menschen ein- geschlossen werden. Meine Anmerkungen über den Begriff der Einwohner der Planeten von dem GOtt- Menschen sind in diesen Blättern nicht aus- zuführen möglich. Dem Stilo des neuen Testaments ist es nicht vollkommen gemäß, die GOttheit durchaus in die Figur eines Menschen einzuschliessen. Denn GOtt ist ein Geist, und hat keine determi- nirte Figur, er kann sich aber eine geben, wie der heilige Geist sich die Taubengestalt gegeben. Man lasse demnach Swedenborgs Visa so viel gelten, daß man sehr nüzliche Anmerkungen daraus nehmen könne, aber sie brauchen noch viel Bewährung. Die Zei- ten der hellern Offenbahrung werden in fol- genden Jahren manches rektificiren; aber man muß nicht begehren, daß alles ohne ei- T 2 nige Reflexiones über dieß Buch. nige Einwendung wahr sey, was Sweden- borg nicht sowohl von dem Vater JEsu, als von dem Gesandten JEsu, dem einzigen Men- schen in Gnaden geschrieben. Man prüfe alles und behalte was nach der alle Jahre mehr bereicherten Aehnlichkeit des Glaubens wird bewährt erfunden werden. Jezt ist ei- ne Zeit der Gedult, auch bey der Ketzer- macherey. O wie sind die Erdeinwohner so sehr an die grobe Dinge der Ehre, der Wollust, der Bequemlichkeit angeheftet, daß sie vor lau- ter Lüsten in Jrrthum an die wahre Beschaf- fenheit der künftigen Vorwürfe nicht denken mögen, geschweige daß sie die Ambition soll- ten haben, mit Christo einmal auf weissen Pferden herab zu kommen! dieß klingt ihnen allzumaterialisch und absurd, aber daß Thö- richte GOttes ist weiser als die Menschen sind. Man wird mit Erstaunen sehen, daß, wie wir gehöret haben, es auch demtis im- perfectionibus, sey in der Stadt GOttes. Darum schämt sich GOtt nicht, zu heissen ihr GOtt, denn er will sich nicht nach den Rechten seiner Gottheit beweisen, sondern nach der Menschheit Christi, worinn die Noth- wendigkeit GOttes mit der Freyheit eines Menschen in der Balance ist. Darum steht ausdrücklich: er habe ihnen eine cörperliche Stadt bereitet. Swedenborg läugnet die Aufer- Reflexiones über dieß Buch. Auferstehung der Todten, und meynt, die Auferstehung geschehe gleich in der Ewigkeit. Das kann zum Theil so seyn, wie an Mose und Elia zu sehen auf dem Berge, aber es muß ewig wahr bleiben: Wenn keine Aufer- stehung ist, so ist auch Christus nicht aufer- standen; wenn aber Christus auferstanden, so folgen alle Lebendigmachungen jeder Sphä- re in ihrer Ordnung nach. Jn diesem Stück ist Swedenborg in derjenigen Unerkänntnis von GOtt, in welcher schon etliche Corin- ther 1 Cor. 15. gewesen, darinn müssen wir ihm nicht Beyfall geben. GOtt wird alle diese Dinge (καιροῖς ἰδίοις) in ihren eigenen Zeiten an seinen rechten Ort stellen, jetzo ha- ben wir noch lauter abgerissene Stücke, und kein System. Damit wir aber doch ein wenig specieller in die Logik, Metaphysik, Moral und Poli- tik hineingehen, und aus Swedenborg seine kurze Anmerkungen benutzen, so laßt uns 1) Auf die Logik reflectiren, welche theils die Einwohner der Planeten haben, theils die Geister der Einwohner, die in je- nen grossen Raum übergehen. Welch eine grosse Logik müssen die gehabt haben, von welchem beym Jupiter gedacht wird, näm- lich in den alten Zeiten haben die Einwohner des Jupiters, die unter dem HErrn Zebaoth T 3 oder Reflexiones über dieß Buch. oder HErrn der Heerscharen gestanden, mit den Engeln conversirt; ihre Mentes, ihre Gemüther, die von cörperlichen Dingen fast abgeschieden waren, waren in den Himmel erhaben; sie konnten, ohne aus dem Leib zu fahren, wie Swedenborg das Prächtige, nämlich die Farben, die Früchte, die Lichts- Produkte, die Figuren und Gestaltungen der ewigen Dinge sehen. Tschirnhausen hat deswegen Gläser geschliffen, daß er die Na- tur möchte sehen, denn wenn man sie nicht sehe, so wisse man sie auch nicht. Demnach haben die ersten Einwohner Jupiters anschau- ende ( intuitive ) Jdeen bekommen von den Erscheinungen der Dinge: wir aber sind jetzo nicht mehr im Stand; ja die folgende dege- nerirte Einwohner Jupiters mußten schon die Abwechslung der Cognitionis intuitivæ mit der simbosia gebrauchen, wie wir auch. Und dieß ist das grosse Kunststück der Logik, daß wir die wortliche Jdeen in intuitive re- solviren. Wenn wir sagen Million, so sind es lauter symbolische Jdeen: wenn ich aber sage, es ist eine Zahl, worinn die vorherge- hende Zahl 10 mal mehr in sich faßt, also daß 10 mal 10 hundert, 10 mal 100 tau- send, zehen mal zehen tausend hunderttau- send heißt; so ist es schon intuitiv. Nach dieser Art müssen alle Sprachen mit Zeichen vollendet werden. Ein Reflexiones über dieß Buch. Ein sehr wichtiger Punct von der Spra- che der Menschen und Geister ist da zu le- sen, darüber solle billig der, welcher Wissen- schaft liebet, nachdenken. Swedenborg sagt: er sey von den Engeln belehrt worden, daß die allererste Sprache auf einer jeden Erde die Sprache durch das Angesicht gewesen: die Ursache, daß dergleichen Sprache die er- ste gewesen, sey, weil das Angesicht das, was der Mensch denkt, abzubilden gestaltet ist: Ferner weil in den ältesten Zeiten alles aufrichtig gewesen, und der Mensch nichts anders gedacht, als was er haben wollte, daß man es aus seinem Angesicht sehe. Dieß ist auch der Grund eines englischen Buchs von dem Aeussern der Rede. Ferner sagt er: die Wörtersprache habe den Aeltesten nicht bekannt seyn können, weil die Wörter in der Sprache nicht unmittelbar eingegeben seyen, sondern erst mußten den Sachen bey- gelegt werden. Nun, geneigter Leser, dieß ist eine sehr metaphysische Aufgabe. Soll man Grund geben, so denke ich so. Wahr ist, daß es eine Sprache giebt, welche aus dem Grund der innern Seelenkräften aus- fließt, wie bey Adam in der ersten Unschuld: aber dieselbe Sprache war nicht ohne Wor- te und Zeichen. Wenn es eine Sprache giebt blos durch das Angesicht und Züge der Muskeln; so muß etwas dabey seyn, das in die Seele des andern sich imprimirt, sonst T 4 ist Reflexiones über dieß Buch. ist es keine Sprache. Es muß wenigst eine transmissio virium immateriatarum, davon Baco de Verulamio schreibt, dabey seyn. Es sind Atmosphären, die aus jedem Geist aus- fliessen aus der Würksamkeit der Neigungen und aus dem Leben selbst. Die Engel haben nach Paulo auch eine Sprache, und Paulus hörte Worte, die der Mensch hier nicht aus- sprechen kann: also sind die Zeichen des An- gesichts nicht genug, sondern es müssen Wor- te dabey seyn. Ja bey uns selbst könnte kein Mensch ohne Sprache Gedanken haben; bey der Sprache müssen Universal-Concepte von Arten und Geschlechtern der Dinge seyn. Darüber hat Wolf schön geschrieben: den- ken kann niemand ohne mit sich selbst im Ge- müth zu reden. Demnach sollte Sweden- borg noch deutlicher ausgeführt haben, wie man ohne Sprache denken könne. Spricht man: die Liebe brauche keine viele Worte: aber eine Liebe ohne Sprache wäre auch kei- ne Liebe, es muß bey der Liebe eine Commu- nication seyn, dardurch ich die Bilder, die ich in der Seele trage und mit Zeichen abbil- de, in dem andern erwecke. Die Zeichen hören nicht auf, so lang noch das Stückwerk in jener Welt dauret: denn bis Christus sich an den auferstandenen Lei- bern offenbart, dauret das Stückwerk, her- nach kommt erst das Vollkommene, und dieß je Reflexiones über dieß Buch. je mehr die Materie ins Licht und Bestand- wesen erhaben wird: denn Licht, Wärme, Fin- sierniß und Kälte muß auch in der Ewigkeit seyn, bis GOtt alles in allem wird. Die Grade der Finsterniß müssen auch dorten seyn, sonst würde kein Verdammter in die äusserste Fin- sterniß geworfen. Wir lesen, daß dem Swedenborg im Reich der Geister die Logici und Aristotelici begegnet. Jn dem Reich der Geister unter- scheiden sich alle Weltweisen von einander, ab- sonderlich die, welche die Wahrheit nur deß- wegen gelernt, damit sie commod leben und Ehre geniessen. Die, welche nur deswegen studirt, beweinen im Reich der Geister ihre Dummheit. Die, welche aus eigenem Nach- sinnen und Observiren Verstand erlangt, ha- ben es in jener Welt auch zu geniessen: denn der Nachdenkenden ihre Worte sind keine entlehnte Worte, es sind Ausdrücke der Gesinnungen, mit welchen man das Jnnere bezeichnet, hingegen die andern die nur um Ruhms willen studiren, kommen nicht von den Gedanken zu Worten, sondern von Worten zu Gedanken. Viele gelangen nicht einmal zu Gedanken, sondern bleiben blos an den Worten hangen. Wenn sie diese anwenden, so thun sie es, entweder das, was sie wollen, zu bestättigen, oder dem Falschen einen Schein des Wahren anzustreichen. Deswegen sind T 5 ihnen Reflexiones über dieß Buch. ihnen ihre scholastische Wissenschaften Mit- tel, mehr toll als klug zu werden. Er führt ein Gespräch mit einem Geist an, von der analytischen Wissenschaft, und sagte, daß ein Knab (nämlich der von dem groben Cörper entbunden ist) in einer halben Stunde mehr philosophisch, analytisch und logicalisch rede, als ein Scholasticus durch ein ganzes Werk hätte beschreiben können, weil alles, was zu einem Gedanken, und folglich zur menschli- chen Rede gehöre, analytisch oder zergliedernd seyn muß, davon die Gesetze aus der geistli- chen Welt sind. Hieraus folgt, daß, wenn die Geister auch noch so geschwind begreiffen und reden, dennoch alles folgende seine Ratio- nem sufficientem in dem vorhergehenden habe, und daß das obere sey wie das untere, nach JEsu Christi Grundsätzen, wer da hat, dem wird gegeben, und daß, wie zuerst der Saa- me, darnach das Gras, hernach der Halm, und daraus erst die Figur der Frucht hervor- wachse, so sey es in der Rede auch. Aber daß, ob sie wohl wissen wie eins aus dem an- dern gehe, weil sie die einförmige Ordnung in allem erblicken, so daß, wer eines recht kennt, die anderen alle kennt, so können sie doch nicht alles aus analytischer Kunst denken, so wür- den sie einem Tänzer gleich, der aus der Wis- senschaft der Bewegungsfasern tanzen lernen wollte. Es müßte nemlich die Ordnung und Geschwindigkeit ihnen zur Gewohnheit und Fer- Reflexiones über dieß Buch. Fertigkeit werden. Wenn man aber zuviel aus Worten und Terminis denken wolle, so verhindere man sich selbst. Dieß Gespräch hat der Geist vermuthlich Aristotelis, wohl ge- billigt und sagt: wenn man blos aus Wor- ten zu den Sachen komme, und nicht zugleich von den Sachen zu den Worten, so greiffe man es verkehrt an, und komme zu keiner Weisheit. Man sollte alles nach dem innern Fortgang, und nach dem Nutzen lernen. Von den Geistern des Planeten Mercurs wird ge- meldet, daß sie die Wörtersprache als materiel verabscheuen, aber eben deswegen wird auch an- geführt, daß die Geister des Mercurs wenig Ur- theils Kraft besitzen, weil sie blos die anschauen- de Erkenntniß ohne die symbolische lieben. Man sagte ihnen: ob sie aus ihren Kennt- nissen keinen Nutzen ziehen wollen? aber sie antworteten, daß sie sich an den Kenntnissen ergötzen, und daß sie dieselben auch auf den Nutzen bringen. Wolf redet davon deutlich, wie man Absichten wieder zu Mitteln, und diese wieder zu Absichten machen müsse. Es wird aber unter den Geistern des Mercurs nicht an solchen manglen, welche dieß alles aus der Uebung an ihren Fehlern lernen. Jn der Sprache der Geister ist ein unsäglicher Un- terschied: Man lese von den Geistern, wel- che zu Swedenborg gekommen: die waren im Durchsehen, Denken und Reden fertiger als die andern. Als sie kamen, giengen sie gleich mein Reflexiones über dieß Buch. mein Gedächtnis durch, und sahen alles dar- inn. Etliche reden so geschwind als sie den- ken, und ihre Gedanken können nicht ausge- sprochen werden, als vermittelst anderer lang- samerer Geister. Er sagt, sie reden voluma- tim. Jch verstehe dardurch, in einem so zu- sammenfallenden Begriff, daß das räumliche nicht mehr zu bemerken, wie wenn viele Rol- len in einander stecken. Jhre Sprache war, wie in der heiligen Offenbahrung steht, wie viele Wasser, den Wasserwellen ähnlich. Mit eben der Geschwindigkeit, mit der sie redeten, nahmen sie auch die gehörte Sachen an. Jhr Urtheil ist gleichsam ohne Zeit in einem Punct. Wegen der Geschwindigkeit ihrer Sprache spotten sie manchmal über unsere Langsamkeit der auf Papier geschriebenen Dinge. Wie die Einwohner des Mercurs ihre Schüler unterrichten, das gehört auch zur Methode der Logick. Daselbst ließt man, daß sie sie nicht so unterrichten, wie sich die Sa- che verhält, sondern nur eine vorläufige Em- pfindung der Sache beybringen. Da geht es also ganz anderst, als wenn wir einander methodo synthetica informiren: nicht jedes Naturell ist zu dieser Methode bestimmt, nem- lich zuerst das einfache, hernach das zusam- mengesetzte zu lernen; das ist gewissen Ge- nien nicht angemessen. Die Sprüche Salo- mo sind daher, wie die ganze heil. Schrift, nicht Reflexiones über dieß Buch. nicht in solcher Ordnung geschrieben, son- dern nach der Einträchlichkeit der meisten Menschen. Es ist nicht gut allzu präcis, all- zu accurat, gleich anfangs zu unterweisen. Es ist besser ihnen eine vorläufige Empfindung des ganzen einzuprägen durch Discurse hie und da, obwol in keiner Ordnung. Wenn die Sachen da sind, so giebt sich die Ordnung selbst; sind die Weisheits-Arten da, so wird man sie hernach bald in ihre generative Ord- nung bringen. Die Jnnwohner des Mer- curs wissen dieß besser als unsere Lehrmeister, sie sehen bey der Unterweisung dahin, daß die Begierde zu forschen und zu wissen unterhal- ten werde; aber durch allzugenaue Präcision wird sie nicht unterhalten; wenn sie auf al- les antworten würden, so würde die Begier- de vergehen. Sie setzen hinzu, daß sie das Gegentheil ( Antitheton ) deswegen vorhalten, damit die Wahrheit hernach besser angesehen würde. Denn alle Wahrheit erscheint aus dem Verhältniß zu dem Gegensatz. Dieß ist ein Muster, wie man logische Observationen aus Swedenborg sammlen kann. Nun wol- len wir 2) zu dem metaphysischen von der See- le schreiten. Jn der Seele des Menschen würde bey diesem Zustand und worinn wir jetzo sind, kein Besinnen seyn, wenn nicht Wolfen Lex imaginationis oder Locken conso- ciatio idearum der Grund wäre. Ja man würde Reflexiones über dieß Buch. würde nicht behaupten was Thümmig beweißt, daß die geometrische Art zu schliessen mit der gemeinen Art aller Menschen übereinkäme. Es ist eine sehr wichtige Sache um die Syl- logismos, und diese geschehen niemal sine Le- ge imaginationis, da, wo man ein ganzes ge- sehen, einem auch ein Theil beygeht; oder da man etwas ähnliches gesehen, das mit ver- bunden auch recurrirt. Wir sind nicht so beschaffen wie die Geister des Mercurs, wel- che, wenn sie zu dem Menschen kommen, al- les gleich in seinem Gedächtniß sehen, was da- selbst ist. Wir müssen ex consociatione idea- rum handlen, und mich dünkt, auch selbige operationes mentis seyen nicht ohne consocia- tione idearum: denn als sie nach Städten und Oertern, wo ich gewesen, fragten, nahm ich wahr, daß sie Palläste, Häuser und Gassen nicht wissen wollten, sondern nur die allda ge- schehene Dinge, ferner was die Regierung daselbst, Gemüthsart und die Sitten derer, die daselbst sind, betrifft. Denn NB. solche Dinge sind in dem Gedächtniß der Menschen mit den Oertern verbunden, deswegen, wenn man die Oerter im Gedächtniß erregt, auch dieses in die Gedanken kommt. Es ist ferner klar, daß sie sich des Legis imaginationis bedie- nen, denn da stehet, daß sich die Geister des Mercurs der einmal gefaßten Sachen erin- nern, so oft ähnliche Dinge vorkommen: dieß gehört zur Psychologia metaphysica. Daß die Reflexiones über dieß Buch. die Geister sich GOtt in jener Welt in mensch- licher Gestalt wie Apoc. 4. vorstellen, das zeigt sich aus Aristotelis Aussage. Swedenborg erzehlt, Aristoteles habe ihm gezeigt was er für eine Jdee von dem höchsten GOtt gehabt, daß er sich ihn nemlich in menschlicher Gestalt, mit einem strahlenden Kreis um das Haupt vorge- stellt habe, und daß er jetzo wisse, daß der HErr selbst jener Mensch, und daß der strahlende Circul das Göttliche von ihm sey, welches nicht nur in den Himmel allein, sondern in die ganze Welt einen Einfluß hat, und alles ordnet und regieret. Hier muß ich eine Anmerkung machen, daß, wenn schon die Geister in jener Welt viel Erkenntniß erlangen, und der Wahrheit von Christo etwas näher kommen, es doch gegen dem, was das klare Wort im neuen Testa- ment entdekt, sehr wenig sey. Von GOtt dem Vater, JEsu, und von dem, den GOtt gesandt hat, wissen sie wenig. Es muß aber doch geschehen, daß sie nach und nach es auch erfahren: denn im Namen JEsu werden sich beugen alle Knie (in Menschengestalt, weil sie Knie haben) derer die im Himmel, auf Erden und unter der Erden sind, und alle Zungen der Geister müssen bekennen, daß JEsus Christus HErr, König und Hoherpriester sey, zur Herrlichkeit GOt- tes des Vaters. Aristo- Reflexiones über dieß Buch. Aristoteles sagte ferner, was er an seinem Ort für Beschäftigungen gehabt, und wie we- nig solche mit den Glaubens-Verrichtungen der Erstlinge, welche die Beylage des Worts GOttes in sich haben, in Vergleichung kom- men, wie wenig sie wissen, daß Christus das A und O der Werke GOttes sey; und welch eine große Sache sey, den reinen und lautern Sinn JEsu und seiner Apostel mit sich in je- ne Welt zur Beylage haben, und daß JEsus selbst diese Beylage bewahre, daß sie nicht ent- rückt werde, bis an jenen großen Tag. Man lese was Swedenborg von Aristotele erzählt: Jch sahe ein Weibsbild, welche ihre Hand ausstreckte und ihm die Wange streich- len wollte, ich wunderte mich darüber u. s. f. Diese Dinge sind keine wichtige Beschäftigun- gen des Aristotelis; und was er sich für eine Jdee von der Seele oder dem Geist des Men- schen gemacht, welche er Pnevma nennte, das ist sehr wenig, und es deucht mich, er habe in seinem Buch de anima viel mehr gesagt von der Edelechia τῇ πρώτσ und folglich den fol- genden Endelechiis und Progreßionen der Seele, bis die essentien oder endelechien zur Substanz werden, quæ substat ut hypostasis, prioribus endelechiis. Hieraus ist klar, wie viel willkührliches sich unter die Visa Swe- denborgs mischet, daß man demnach viele Prüf- steine nöthig habe. Jnzwischen kann man gleich- Reflexiones über dieß Buch. gleichwol noch viele observationes metaphysi- cas herausziehen. Jch will aber zum Beschluß noch einen Brief vom Swedenborg selbst an N. N. hier einrücken, woraus zu sehen, wie viel er auf seine Scientiam correspondentia- rum baue, und wie wenig er denen Erinne- rungen von dem Sensu Literali Gehör gegeben, welche in Herrn Clemmens Theologie zu lesen. — Atlfers dubium, quod tradita sit Christo po- testas super omnem carnem, \& tamen Angeli ac cælites non habent carnem sed lucida corpora: ad hæc digneris benigne recipere hoc responsum, quod ibi per omnem carnem intelligatur omnis homo, quare in Verbo aliquoties dicitur omnis caro, quod est omnis homo; quod angelorum cor- pora ottinet, non apparent illa judica, sed sicut carnea, sunt enim substantialia \& non materia- lia, ac substantialia coram illis non translucent; omne materiale originitus est ex substantiali, in hoc venit omnis homo, dum exuvias materiales per mortem deponit, quæ causa est, quod homo post obitum sit homo, sed purior, respective sicut substantiale est ad materiale. Quod Domino sit potestas non modo super omnes homines, sed et- iam super omnes Angelos, constat ex Ipsius ver- bis apud Matthæum: data est mihi omnis pote- stas in Cœlo \& in Terra , Cap. XXVIII, 18. Quoniam in literis tuis memoras sensum natu- ralem \& spiritualem Verbi, ne credatur qu od ali- quid contrarium de illis scripserim, adjungo char- tulam, in qua bini illi sensus Verbidescribuntur.— Amstelodami die 8. Nov. 1768. Eman. Swedenborg. Sw. Sch. III. Th. U De Reflexiones über dieß Buch. De sensu naturali \& spirituali Verbi. Q uod internus seu spiritualis sensus sit in Ver- bo in sensu externo seu naturali ejus, sicut na- bilis gemma in sua matrice, aut sicut pulcher infans in fasciis, hactenus in christiano Orbe prorsus latuit, \& inde quoque omne id quod intelligitur per consummationem sæculi, ad- ventum Domini, ultimum judicium, \& per no- vam Hierosolymam, de quibus in Verbo utrius- que Testamenti, veteris \& novi, plura sunt me- morata \& prædicta; quis absque evolutione \& ex- fasciatione sensus literæ Verbi per sensum spiri- tualem ejus, potest hilum ex intellectu scire, quid significant quæ Dominus in Cap. XXIV. apud Matthæum, tum quæ in Apocalypsi prædixit, simi- liter quæ apud Danielem, \& apud Prophetas mul- tis in locis? Exp erire si vis, lege verbum prophe- tic um hic \& ibi, ubi nunc agitur de feris \& bestiis, nunc de stagnis \& paludibus, nunc de sylvis \& dunetis, nunc de vallibus \& montibus, nunc de ululis, ochira, tziim, satyris \&c. num aliquod Divinum in illis percepturus sis, nisi credideris illud intus latere, quia a Deo inspiratum est, que- madmodum, ut dictum, gemma in sua matrice; quod gemmæ seu cimelia quæ intus latent, sint illa, quæ sensus internus continet, in doctrina novæ Hierosolymæ de Scriptura sacra n. 5. ad 26. plene demonstratum est, \& insuper ibi, quod sen- sus literæ Verbi sit basis, continens \& firmamen- tum sensus spiritualis ejus n. 27. ad 36. tum quod Divinum Verum in sensu literæ Verbi sit in suo sancto, \& in sua potentia, n. 37. ad 49. ut \& quod doctrina Ecclesiæ ex sensu literæ Ver- bi haurienda sit \& per illum confirmanda, n. 50. ad 61. \& porro quod per sensum literæ Verbi, medio Reflexiones über dieß Buch. medio sensu spirituali ejus, sit conjunctio cum Domino, \& consociatio cum Angelis n 62. ad 69. His aliquod novum e mundo spirituali adjici- am: Antistites Ecclesiræ, qui in illum mundum post mortem alluunt, primum docentur de Scri- ptura sacra, quod inibi sit sensus spiritualis, qui in mundo illis fuit ignotus, \& quoque illis dici- tur, quod angeli cœli in illo Sensu sint, quando homo in sensu literæ est; \& porro, quod transla- tio seu mutatio hujus sensus in illum fiat prope hominem, dum sancte legit Verbum, \& quod sit quædam evolutio seu exfasciato, ad instar sicut crusta dissipatur, \& amygdalum nudum transit in cælum, \& recipitur ab angelis; \& quoque ad in- star sicut semen injicitur terræ, \& ibi nudatum a curiculis suis educit germen; semen illud est Ver- bum in sensu literæ, ac germen inde eductum est sensus spiritualis, hoc transit ad angelos, illud au- tem quiescit apud hominem; at usque semen il- lud apud hominem in mente ejus manet sicut in sua humo, ac tempore producit suum germen, \& id fructificat, si homo per semina vitæ, quæ sunt vera fidei, \& bona charitatis conjunctus est Do- mino, \& sic consociatus angelis. Ulterius mo- nentur antistites, ut omnino recipiant fidem, quod Verbum in sinu suo sit spirituale, quia est Divi- num, \& quod nisi hanc fidem receperint, possint a satanis seduci, usque ut negent sanctitatem Ver- bi, qua negata disparatur Ecclesia apud illos: e- vincuntur etiam, quod si non credunt internum illum Verbi sensum, Verbum possit illis demum apparere sicut scriptum inconditum \& rude, aut sicut liber omnium hæresium, quoniam a sensu literæ ejus, ut à quodam lacu, hæretica i omnis ge- neris possunt hauriri \& confirmari. Posthæc illi, qui sensum internum Verbi credunt, recipiuntur U 2 in Reflexiones über dieß Buch. in cœtus spirituum angelicorum, qui postea ele- vantur in cœlum \& fiunt angeli; at illi, qui non credunt, ablegantur ad cœtus spirituum, qui po- stea dejic iuntur in infernum, \& fiunt satanæ: Sa- tanæ ibi vocantur, qui in mundo omne verum Verbi falsisicaverant, \& qui inde inbuerant falsa, usque ut nihil veri amplius videant. 3) Von der Physik will ich dismal keine Anmerkungen machen, denn die Physik grün- det sich auf die Zerlegungskunst, welche aber in jenem Leben und bey den Geistern jener Welt nicht scheint Statt zu haben: wenn wir nicht mehr stückweis erkennen, sondern so, wie wir von GOtt erkannt sind, so wird die Natur- kunde ganz anderst als jetzo beschaffen seyn. 4) Von der Moral will ich nur 2. An- merkungen machen, doch in connexion mit der Sprache. Die Zertheilung der Sprache bey dem Thurn zu Babel ist offenbar die Ursache vieler Unordnung worden, und es ist wohl zu begreiffen, was hie und da zu lesen, nemlich so bald der Sinn anderst zu denken und an- derst zu reden anfieng, so bald hat die Wör- tersprache zugenommen. Das verstehe ich al- so, daß alsdann die Vorstellung und Heuche- ley sich in falsche Worte ergossen, nicht als ob gar keine Wörtersprache gewesen, sondern sie ist ganz ausgearbeitet worden. Da hat sich die innere Gestalt des Angesicht verändert, und die äusserliche hat angefangen, von dem Feuer der Eigenliebe entflammt zu werden, und auf solche Reflexiones über dieß Buch. solche unächte Art als lebendig vor den Au- gen der Menschen zu scheinen. Jn jener Welt darf man nicht anderst denken und anderst re- den, wo man nicht will aus der Gesellschaft der Aufrichtigen ausgestosen werden. Swe- denborg hat, wie mich dünkt, von dem τροχῶ γενέσεως nach Jac. 3. gar keinen Begriff, so sehr er auch im unsichtbaren bewandert ist. Jac. 3. heißt es, die Zunge oder die Rede ist eine Welt voll Ungerechtigkeit, sie befleckt den ganzen Leib als eine falsch bildende Kraft, sie bringt in eine der ersten reinen Ordnung wi- drige Entzündung, den Umlauf, die Circular- bewegung, dardurch alles entstehet, als von der Hölle, welche lauter unordentliche Entzündung ist, entflammt. Von dieser Sache hat Swe- denborg keine Begriffe, wie Jacob Böhm. Die Ursache ist hier nicht auszuführen: GOtt wird es schon kund machen, warum Sweden- borg nicht so weit hat sehen können als Jac. Böhm. Swedenborgs Visa sind aus der will- kührlichen Constitution der Begebenheiten in jener Welt, davon Jac. Böhm wenig Einsicht gehabt. Böhm aber hat das Jnnere der Selbst- bewegung erblickt, aber nicht aussprechen kön- nen; wir müssen demnach warten, biß GOtt alle diese Dinge zusammen stellt. Noch eine Anmerkung will ich kurz anfü- gen. Die Sache von der Ehe hat Sweden- borg aus eben dem willkührlichen Grund ganz anderst eingesehen als Jacob Böhm. Man U 3 denke Reflexiones über dieß Buch. denke nur selbst nach. Die Zeit ist noch nicht da, daß die Visa Jac. Böhms und Sweden- borgs rectificir t werden, es wird aber weder dieses noch jenes umsonst geschrieben seyn. GOtt wird alles zu seinen weitern Absichten in folgender Zeit gebrauchen. Nur Gedult: richtet nicht, bis der HErr kommt. 5) Von der Policey und Regierung der Völker in den Planeten. Es ist in al- len Erden der Planeten die Einrichtung, daß sie sich in Familien zertheilen, daß sie Kin- der zeugen, und daß sie auf die Kinderzucht unglaublichen Fleiß wenden: absonderlich daß sie ein einförmig Leben führen, nicht an- derst reden als sie denken, meist eine glei- che Gesellschaft, wie Brüder und Schwe- stern unter einander, ohne Nimrodischen Zwang führen. Weilen daher dorten keine solche Obrigkeit, wie auf unserer Erde, statt hat, so können auch keine solche Gese- tze wie bey uns seyn, die Strafen, die auf gewisse Ausschweifungen ersolgen, sind auch nicht nöthig in ein gewisses Jus Criminale gebracht zu werden: der Gottesdienst hat gar grosen Einfluß in ihren civilen Stand. Vor- nehmlich sind ihnen statt aller Gesetze, zwey Puncten, erstlich wie sie den Gehorsam gegen die Eltern, als Stellvertreter GOttes unter- halten, fast auf eben die Art wie die reisende Chineser in Mantua nur diese 2. Puncten von uns Europäern gefragt: und wie sie den Tod Reflexiones über dieß Buch. Tod nicht fürchten sollen. Wenn diese 2. Puncten bey den Einwohnern im Gang sind, wie sie würklich also seyen, so braucht es kei- ne geschriebene Gesetze Ueberhaupt hat in keinem Planeten kein geschriebenes Gesetz Statt, als allein auf unserer Erde. Wenn dieses Buch noch so viel unnöthige, ungewisse, willkührliche Vorgebungen in sich enthielte, es wären aber die Ursachen, warum der HErr hat wollen auf unserer Erde und auf keiner andern gebohren werden, in diesem Buch ent- deckt, so sollten diese Blätter alle andere Selt- samkeiten, wie sie diesem oder jenem schei- nen möchten, verschönern. Denn deswegen ist der HErr auf unserer Erde Mensch geboh- ren worden, deswegen ist das Wort Fleisch worden auf unserer Erde, damit das Wort Gottes könne schriftlich auf der ganzen Erde ausgebreitet werden, ja damit es durch dassel- be den Geistern und Engeln auch aus andern Erden offenbahr gemacht werden könne. Es wäre einem wahren Gelehrten, der nicht auf Nebendinge versessen ist, möglich, noch viele Ursachen anzuführen, warum unsere kothige Erde so viel zu bedeuten hat in dem ganzen Sy- stem: nämlich in unserer Erde muß es sich aufklären, daß, da keine Substanz ohne sub- tile Erde seyn kann, wie in der Metaphysick aus der Chemie gezeigt worden, alles Jrrdische nach und nach erhoben werde ins Himmlische, und daß der Wille Gottes auf Erden gesche- U 4 he Reflexiones über dieß Buch. he wie im Himmel. Diß sind grösere Absich- ten GOttes, als man meynet Die unzähli- che Weiten erhöhen die Majestät GOttes lan- ge nicht so hoch, als daß GOtt sich geoffenbahrt im Fleisch, damit die grobe Materie des Flei- sches gerechtfertigt werde im Geist, d. i in der Unverweslichkeit. Betrübt ist, daß die Ge- lehrten diß aus den Augen setzen, und andre Augenmerke, die auf keine so wichtige Dinge zielen, vorziehen, folglich Nebendinge zu Haupt- sachen machen, wie es vielen, die gelehrt sind ohne Furcht GOttes, die viel Weltliebe haben, gehet. Hier ist also Noth zu berühren, daß die Policey in denen Planeten durch die Erschei- nungen GOttes, wie vor der Sündflut, und vornehmlich durch die helle Einsicht in den Zu- stand nach dem Tod, so leicht regiert wird. Aber wir sind vor jetzo viel zu schwach, die Connexion derer Geister, die zu Engeln wer- den, nach Swedenborg, mit der Verfassung unserer Erde zu vergleichen, als woraus die Erstlinge der Creaturen GOttes durch alle Fol- gen der Auferstehung JEsu Christi sich dem Thron GOttes gegen über darstellen sollen, Ephes. 1. Jac. 1. Wie das Jus scriptum auf unserer Erde entstanden, das connectirt alles mit dem Grund, warum Christus auf unserer Erde gebohren worden. Es kann aber in diesen kurzen Anmerkungen mehr berührt als aus- geführt werden. Wenn die Metaphysie aus der Reflexiones über dieß Buch. der Chemie den Universitäten nicht an stehet, so sind schon andere Gesellschaften auf dem Wege, welche weniger befangen sind mit den nothwendig noch nicht umzureissenden Be- griffen. Der närrische Idealismus ist der Wahrheit der Substanzen, wie sie in heili- ger Schrift sonnenklar dargestellt sind, zu- wider, und die Schaalen des Zorns Gottes sind allein im Stand, diese höllische Riegel wegzuräumen. Eher wird die reine Wahr- heit JEsu Christi, und wie alles , d. i. leiblich, aus GOtt solle extraponirt wer- den durch das Fleischgewordene Wort, nicht empor kommen. Das Jus scriptum, auch ohne diese Con- nexion betrachtet, hat sehr erhabene Quellen, davon ein Polnischer Reichs-Marschall am schönsten geschrieben. Was Swedenborg von den Zuständen der Erden des Cœli astriferi schreibt, ist sehr wenig; es scheint, er beschreibe mehr davon, wie die Versetzungen dahin, nach dem Geist, so daß der Leib an seinem Ort bleibt, geschehen. Aber man muß von Swedenborg in einer so dunkeln und entfernten Sache nicht weiter be- gehren: denn als etliche Geister befragt wur- den, ob sie auf der Erde unter Regierung der Könige lebten, antworteten sie: sie wüßten nicht, was Regierungen seyen. Der Leser mache den Schluß, wie viel Sachen jene zu wissen entbehren können, und doch wie alles, U 5 was Reflexiones über dieß Buch. was auf unserer Erde geschehen, durch die Glau- bigen unter JEsu Christi Königreich solle pro- tocollirt wieder dargestellt und gerichtet wer- den. Welch ein Theatrum wird es seyn, wann die Könige der Erden um das neue Jeru- salem sich herum in alle Weite placiren werden, und ihre Herrlichkeit nach dem besten Regie- rungsmuster werden in die Stadt Gottes bringen. Genug für dißmal. Es wird Spöt- ter genug über diß geben. Fanatiquen von feinerem Schliff werden wieder herrschen wol- len über Fanatiquen von gröberem Schliff. Aber der HErr, der ihr lacht, wird anderst ran- giren als die Journalisten, die von gestern her entstanden. Zum Beschluß hätte ich noch eine Verglei- chung angestellt, wie Fontenelle aus Hugenio die Jnnwohner, ohne Nachrichten von visis \& auditis, so schwach und ungewiß beschreibt. Es ist aber doch der Mühe werth, daß es ein anderer für sich thue. Denn wenn man Fontenelle für keinen Fanatiquen hält, daß er aus seinem sctinio pectoris solche Conjectu- ren hervor gebracht: warum sollte man Swe- denborg es verdenken daß er seine Visa, wenn sie auch willkührlich in manchem zusammen geflossen wären, mit der Welt communicirt, da sie zu so viel wissenschaftlichen Dingen An- laß geben, wenn auch das Buch für einen Ro- man, wie Telemach, sollte angesehen werden. Wenn Reflexiones über dieß Buch. Wenn man Hugenii Rechnung betrachtet, so ist kaum mit Gedanken zu erreichen, wie ge- schwind eine Geschüz-Kugel lauffen müßte, wenn sie vom Stern Jupiters bis auf die Er- de liefe. Sie müßte 25. Jahre haben, ehe sie herunter fiele. Dergleichen Ausrechnungen sind in dem lezten Büchlein von der grossen Con- junction mehr nachzusehen. Aus eben diesem Hugenio hat es Fontenelle genommen, wenn er die Jnnwohner der Planeten mit den Jnn- wohnern unserer Erde vergleicht. Es ist nicht glaublich, daß sie eine andere Figur als Men- schenfigur haben, weilen GOtt in seinen Wer- ken einförmig ist, und seine Verschiedenheiten doch in die Einheit zusammen zieht. Alle die- se Sachen werden wir, wenn wir genug durch die Gradus der Exaltation aus der Humiliation geloffen, einmal sehen. Jetzt sind wir in der Erniedrigung, und dieser müssen wir gemäß denken. Da kann man keine Demonstratio- nen fodern, so wenig Fontenelle und Hugenius Demonstrationes gegeben. Fontenelle sagt im II. Soir: es ist nicht möglich, daß euch Astrono- mi kund machen, was innerhalb des Monden für Einwohner seyen. Man muß zu einer poetischen Fiction seine Zuflucht nehmen. Il faut le demander a Astolfe, qui fut conduit dans la Lune par S. Jean. Fontenelle meynt gar, die Einwohner ha- ben nicht nur Sehen, Hören, Schmecken, Füh- len, Riechen, sondern noch einen sechsten Sinn: aber Reflexiones über dieß Buch. aber das ist nicht glaublich, weil die Einwoh- ner alle sterben, und vor dem Sterben kann der sechste Sinn nicht seyn. Der sechste Sinn müßte eine Proportion haben mit dem sterblichen Leibe. Vielleicht ist der sechste Sinn die centrale Eröffnung der Seele, davon Malebranch schreibt, daß sie für Erdeinwohner nicht convenient sey. Vielleicht haben die, welche den Geist GOttes in reichem Maas ha- ben, dieß Sensorium. Aber da müßte man das Sensorium mehr auf unserer Erde suchen, als in den Planeten. Denn bis man zu der Jllumination von innen kommt, muß von aussen vieles gleich gemacht werden in der finstern Seele, da das Licht oft Finsterniß ist. Fontenelle desperirt, etwas von der Gestalt der Jnnwohner zu wissen. Und wenn er von den Jnnwohnern der Venus redet, so ist es mehr Spottsweise, als in Ernst geredet: er meynt, sie seyen ein klein schwarz Volk, von der Sonne verbrannt, voll Feuer und Geist, allezeit in Liebe, die immer Verse machen, mu- siciren, tanzen. Aber diese Beschreibung ist weit entfernt von Swedenborgs Nachrichten. Und man kann Swedenborgs Nachrichten, so ungewiß man sie auch verlacht, doch aus Fontenelle Gespött lernen besser distinguiren. Von den Jnnwohnern Mercurii spricht Fontenelle ganz anderst als Swedenborg: näm- lich, weil sie so nahe an der Sonne seyen, so, meynt er, müssen sie von Lebhaftigkeit toll seyn, Reflexiones über dieß Buch. seyn, kein Gedächtniß haben, wie die Negers, die auf nichts keine sonderliche Attention haben. Weiter ist nicht noth, Swedenborgs Nach- richten mit Fontenelle zu vergleichen. Es ist allzu klar, daß, wenn wir auch Swedenborgs Nachrichten des Fontenelle seinen vorziehen, wir doch keine zuverläßige Gewisheit haben, bis es von mehr Zeugen confirmirt wird. Aus dem Zeugniß heiliger Schrift wissen wir, daß die Morgensterne, d. i. die bewohnte Sterne, GOtt loben. Aber es müßten nur Engel seyn, wenn die Schrift etwas mehrers von ih- nen sagte. Und GOtt kann freylich solche Geister als Engel und Abgesandte brauchen. Davon aber können wir nicht viel wissen, wir müßten denn wie Gehasi ein inneres Ge- sicht bekommen: aber auch dieß würde nicht genug seyn. Es bleibt also uns nichts bessers übrig, als das Geheimniß GOttes und Chri- sti; oder GOtt ist geoffenbaret im Fleisch, gerechtfertigt im Geist. Wohl dem, der seine Wissensbegierde dadurch in Schranken hält. Samm- Briefe Sammlung einiger Briefe Herrn Emanuel Swedenborgs , betreffend Einige Nachrichten von seinem Leben und Schriften, von einem Kenner und Liebhaber ins Deutsche übersetzt. 1. Swedenborgs Antwort auf einen Brief eines Freundes. J ch freue mich über die Freundschaft, die Sie mir in Jhrem Brief zu erkennen ge- ben; und danke Jhnen von Herzen sowohl für diesen Brief, als auch besonders für Jh- re Freundschaft. Die Lobsprüche, mit wel- chen Sie mich überhäufen, nehme ich nur in so ferne an, in so fern sie Beweise sind von Jhrer Liebe zu den Wahrheiten, die in meinen Schriften zu finden sind; und weil sie daraus ihren Ursprung haben, so über- lasse ich sie unserm HErrn, dem Erlöser, von welchem alle Wahrheit kommt, denn er ist die Emanuel Swedenborgs. die Wahrheit selbst; Joh. 14, 6. nur auf das, was sie am Ende Jhres Briefs schrei- ben, habe ich meine Aufmersamkeit gerichtet. Sie schreiben: wenn etwa nach Jhrer Ent- fernung aus England von Jhren Schriften sollte geurtheilet, und mir alsdenn Gelegen- heit gegeben werden, Sie, den Verfasser der- selben, wider einen oder den andern boshaf- ten Verläumder zu vertheidigen, der, wie ei- nige Feinde der Wahrheit es zu machen pfle- gen, sich bemühen wird, Jhren grossen Na- men durch ausgedachte Lügen anzugreifen; sollte es da nicht dienlich seyn, um derglei- chen Beschuldigungen zu widerlegen, daß Sie mir einige besondere Umstände von Sich zurück liessen? zum Exempel, von Jhren Ehrentituln bey der Akademie, von den öf- fentlichen Aemlern, die Sie begleitet haben, von Jhren Bekannten und Verwandten, von den Ehrenstellen, mit welchen Sie, wie ich vernommen habe, beehret worden sind, und von den übrigen Umständen, die zur Bestä- tigung eines guten Namens etwas beytragen können; damit auf diese Weise die übelge- faßten Vorurtheile bestritten werden können: denn man muß alle erlaubte Mittel gebrau- chen, damit der Wahrheit nichts zum Nach- theil gereichen möge. Nachdem ich dieses überdacht hatte, wurde ich angeregt Jhrem freundschaftlichen Rath zu willfahren, wel- cher darinnen besteht, daß ich einige von meinen Lebens- Briefe Lebensumständen bekannt machen soll, dahin gehört nun kürzlich folgendes. Jch bin im Jahr 1689. den 29. Jan. zu Stockholm gebohren; mein Vater hieß Jesper Swedberg, und war ein zu seiner Zeit be- rühmter Bischof von Westgothland; er wur- de auch von der Mißionsgesellschaft in Eng- land zu ihrem Mitglied gewählt und aufge- nommen: denn der König, Carl der XII. mach- te ihn zum Bischof der Schwedischen Gemein- den in Pensylvanien, wie auch der Gemeinde in London. Jm Jahr 1710. gieng ich auf Reisen, und zwar zuerst nach England, und von dar nach Holland, Frankreich u. Deutsch- land; im Jahr 1714. kam ich wieder zurück. Jm Jahr 1716. und nachgehends habe ich oft mit dem König von Schweden, Carln dem XII. gesprochen, welcher sehr gnädig gegen mich war, mir auch in eben diesem Jahr das Amt eines Beysitzers im Bergwerkscollegio ertheilete, das ich bis zum Jahr 1747. verwal- tet, und es noch in diesem Jahr, mit Beybe- haltung der Besoldung auf meine ganze Le- benszeit, niedergelegt habe; ich legte es aber einzig und allein in der Absicht nieder, damit ich dem neuen Beruf, der mir von dem HErrn anvertrauet ist, desto besser obliegen könnte: Es wurde mir zwar damals eine höhere Eh- renstelle angeboten, allein ich schlug sie gänz- lich aus, damit sich kein Stolz in mein Herz ein- Emanuel Swedenborgs. einschleichen konnte. Jm Jahr 1719. wur- de ich von der Königin Ulrica Eleonora gea- delt, und Swedenborg genennt, und von der Zeit an habe ich auf den Reichstägen, die alle drey Jahre gehalten werden, meinen Platz unter dem Adel im Ritterorden gehabt. Uebri- gens bin ich durch Einladung ein Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Stockholm; um die Aufnahme in irgend eine andere Gelehrtengesellschaft habe ich mich sonst nie beworben, dieweil ich mich in der Gesellschaft der Engel befinde, und diese be- schäftiget sich nur mit solchen Dingen, die den Himmel und die Seele betreffen; in den Gesellschaften der Gelehrten hingegen werden Dinge abgehandelt, welche die Welt und den Leib angehen. Jm Jahr 1734. hab ich das Regnum Minerale zu Leipzig, in drey Folio- bänden herausgeben. Jm Jahr 1738. that ich eine Reise nach Jtalien, und hielte mich zu Venedig und Rom ein Jahr lang auf. Was meine Verwandschaften betrift, so habe ich vier Schwestern gehabt; eine von diesen heyrathete Ericus Benzel, nachma- liger Erzbischof zu Upsal, und dadurch bin ich auch mit den beyden folgenden Erzbischö- fen daselbst, Benzels jüngern Brüdern, in Verwandschaft gekommen. Meine andere Schwester heyrathete der Stadthalter Carls Sw. Sch. III. Th. X Ben- Briefe Benzelstierna; aber sowohl dieser als jener ist bereits gestorben. Hingegen sind noch jetzt zwey Bischöfe, die auch meine Vettern sind, am Leben, der eine heißt Filenius, und ist Bischof von Ostgothland; dieser vertritt nunmehr auf dem Reichstage zu Stockholm die Stell, des kranken Erzbischofs und ist Vorsitzer des geistlichen Stands, und hat meiner Schwester Tochter zur Gemahlin ge- habt: der andere, Namens Benzelstierna, ist Bischof von Westmannland und Dalar- ne oder Thalland, und ist der Sohn meiner andern Schwester; der übrigen, die in ho- hen Würden stehen, will ich nicht gedenken. Ueberdiß kann ich sagen, daß mich in mei- nem Vaterlande alle Bischöfe, deren an der Zahl 10. sind, und alle Rathsherren, an der Zahl 16., und die übrigen grosse Herren lie- ben, und aus Liebe ehren; und ich lebe mit ihnen so vertraut, wie ein Freund mit dem andern; dieses kommt daher, weil sie wissen, daß ich in der Gemeinschaft mit den Engeln bin. Der König selbst und die Königin, wie auch ihre drey Prinzen, sind mir sehr ge- neigt; ich bin so gar einmal von dem König und der Königin zur Tafel eingeladen wor- den, und habe mit ihnen gespeist, zu welcher Ehre sonst niemand gelangt, als nur die Vor- nehmsten im Reiche; eben diese Ehre ist mir auch nachgehends von dem Kronprinz wie- der- Emanuel Swedenborgs. derfahren. Jedermann wünscht meine Zu- rückkunft; daher fürchte ich in meinem Va- terland nichts weniger, als eine Verfolgung, davon Sie einige Vermuthung äusern, und mir deswegen aus besonderer Gewogen- heit in Jhrem Briefe zu rathen suchen. Soll- te man mich anderswo verfolgen, so wird es mich nicht treffen. Aber alle diese Din- ge, so ich erzehlt habe, betrachte ich gewisser massen als Kleinigkeiten: denn das übertrift jene Dinge weit, daß ich zu einem heiligen Amt von dem HErrn selbst gerufen bin, der sich mir, seinem Knecht, im Jahr 1743. auf eine überaus gnadenvolle Weise persön- lich offenbaret, und mir alsdenn die Aussich- ten in die geistliche Welt eröfnet und bis auf den heutigen Tag mit Geistern und Engeln zu reden verstattet hat; seit dieser Zeit habe ich verschiedene Geheimnisse, die ich gesehen habe und die mir entdeckt worden sind, durch den Druck bekannt gemacht, als vom Himmel und Hölle, vom Zustand des Men- schen nach dem Tod, vom wahren Gottes- dienst, vom geistlichen Sinn des Worts, ausser andern wichtigen Materien, welche zur Seligkeit und Weisdeit dienen Daß ich etlichemal aus meinem Vaterland in aus- wärtige Länder gereiset bin, das ist aus kei- ner andern Ursache geschehen, als aus einem sehnlichen Verlangen Nutzen zu stiften, und X 2 die Briefe die mir anvertrauten Geheimnisse zu entde- cken. Ueberdieß habe ich Vermögen, so viel ich brauche, und suche und begehre nichts mehr. Zu dieser Erzehlung hat mich Jhr Brief veranlasset, um dadurch, wie Sie schreiben, die übelgefaßten Vorurtheile zu be- streiten. Leben Sie wohl, und ich wünsche von Herzen, daß Sie in dieser und in jener Welt glücklich seyn mögen, und ich zweifele auch nicht daran, daß Sie es seyn werden, wenn Sie auf den HErrn schauen, und zu ihm beten. London , 1769. Eman. Swedenborg. 2. Eben- Emanuel Swedenborgs. 2. Ebendesselben Antwort auf zwey Briefe des Herrn Oettingers. D iese Tage kam ich aus auswärtigen Län- dern, aus Holland und England, wie- der nach Haus, und erhielte zwey Briefe von Jhnen, einen von den 13. Octobr. 1765. zu- gleich mit einem andern, wofür ich Jhnen danke. — Es sind fünf Werkchen, auf de- ren Tittel ich geschrieben habe: Ex Auditis \& Visis: (d. i. so wie ichs gehöret und gesehen habe.) 1) Vom Himmel und der Hölle. 2) vom neuen Jerusalem und dessen himmlischen Lehre. 3) Vom letzten Gericht. 4) Vom weisen Pferd. 5) Von den Einwohnern der Planeten, — Nachgehends sind andere Werkchen heraus- gekommen. 1) Vom HErrn. 2) Von der heiligen Schrift. 3) Von der Leh- re des Lebens für das neue Jerusalem. 4) Vom Glauben. 5) Von der geist- lichen Welt. 6) Englische Weisheit von der göttlichen Vorsehung. 7) Eng- X 3 lische Briefe lische Weisheit von der göttlichen Lie- be und göttlichen Weisheit. Allein die- se sieben Werkgen machen zusammen nicht gar 72. Bogen aus. Jn diesem Jahr ist die geoffenbarte Offenbarung herausge- kommen, die ich in dem Werkchen vom letzten Gericht versprochen hatte, woraus man deutlich sehen kann, daß ich mit En- geln rede, weil nicht einmal ein Vers in der Offenbarung (Johannis) ohne Offen- barung kann verstanden werden. Ein je- der kann sehen, daß durch das neue Jeru- salem eine neue Kirche verstanden werde, und ihre Lehrpuncte nicht entdeckt werden können, ausser vom HErrn allein, denn sie sind in derselben blos in Fürbildern, d. i. durch Uebereinstimmungen beschrieben wor- den, so auch, daß dieselben in der Welt nicht öffentlich können bekannt gemacht wer- den, ausser durch einen, dem Offenbarung gegeben wird. Jch kann heilig betheuren, daß der HErr selbst von mir ist gesehen wor- den, und daß er mich gesandt hat, zu thun, was ich thue, und mir zu dem Ende das Jnnere meiner Seele, das ist, meines Gei- stes eröfnet hat, damit ich dasjenige, was in der geistlichen Welt ist, sehen, und dieje- nigen, die daselbst sind, hören möge, und das nunmehr 22. Jahre lang; allein, heut zu Tage ist eine eidliche Betheurung nicht ver- mögend Emanuel Swedenborgs. mögend, einem dieses glaublich zu machen, wer aber Verstand hat, der kann aus mei- nen Schriften, die es erweisen, vornemlich aus der geoffenbarten Offenbarung, da- von überzeugt werden. Wer hat vorhero etwas gewußt von dem geistlichen Sinn des Worts, von der geistlichen Welt, oder vom Himmel und Hölle, und des Menschen Le- ben nach dem Tod? soll denn dieses und noch mehreres immerfort den Christen ver- borgen bleiben? Daß solches nun erst ent- deckt worden ist, ist um der neuen Kirche willen geschehen, welche das neue Jerusa- lem ist, damit es die, so darinnen sind, wis- sen mögen, die übrigen werden es zwar wis- sen, sie wissen es aber dennoch nicht, weil sie es nicht glauben. — Die oben gedach- ten Werke werden alle zu London, in Eng- land bey Mistr. Lewis, in Pater noster row near Cheapside verkauft. Diese meine Schriften vom neuen Jerusalem können nicht Weissagungen, sondern Offenbarun- gen genennet werden. Leben Sie wohl und bleiben Sie mein Freund. Jch bin Dero Stockholm den 23. Sept. 1766. ergebenster Eman. Swedenborg. X 4 3. Eben- Briefe 3. Ebendesselben Antwort auf einen Brief des Herrn Oettingers. 1) O b ein Zeichen nöthig sey, daß ich „„vom HErrn gesandt bin, zu thun „was ich thue?“ Hierauf antworte ich: heut zu Tage werden keine Zeichen und Wun- der gegeben, weil sie das Aeusere zum Glau- ben zwingen, aber das Jnnere nicht über- reden: was halfen die Wunder in Aegyten und die Herabkunft Jehovens auf den Berg Sinai bey dem Jsraelitischen Volk, welches sich nichts desto weniger nach einem Monat ein güldenes Kalb machte und für Jehovah verehrte? Was halfen die Wunder des HErrn bey dem jüdischen Volk, welches ihn nichts desto weniger kreuzigte? Eben so wür- de es heut zu Tage seyn, wenn der HErr in einer Wolke mit den Engeln und Posaunen erscheinen würde, Luc. 16, 29. 30. 31. Heutiges Tages wird die Erleuchtung, und die daraus kommende Erkenntniß und An- nehmung der Wahrheiten der neuen Kir- che das Zeichen seyn, auch wird bey etli- chen Emanuel Swedenborgs. chen eine redende Erleuchtung statt fin- den, diese gilt mehr, als ein Zeichen. Al- lein vielleicht wird noch eins gegeben. 2) „Ob ich mit den Aposteln geredet „habe?“ Hierauf antworte ich: ich ha- be mit Paulo ein ganzes Jahr geredet, auch von dem, was er Röm. 3, 28. geschrieben hat. Jch habe dreymal mit Johanne gespro- chen, einmal mit Mose, und hundertmal mit Luthero, welcher bekannte, daß er wi- der die Warnung eines Engels fidem solam, oder den Glauben allein angenommen hätte, und zwar einzig und allein wegen der Tren- nung von den Papisten: aber mit den En- geln habe ich nun seit 22. Jahren geredet, und rede noch täglich mit ihnen, diese hat mir der HErr zugesellet. Allein es ist nicht nöthig gewesen, dieses in meinen herausge- gebenen Schriften zu erwehnen, wer wür- de es glauben, und wer würde nicht sagen, thue ein Zeichen, daß ich glaube; und so würde ein jeder sagen der solches nicht siehet. 3) „Daß ich aus einem Philosophen da- „zu ausersehen worden.“ Hierauf antwor- te ich: Es ist darum geschehen damit das Geistliche, welches heutiges Tages offenba- ret wird, natürlich und vernünftig gelehret und verstanden werde: denn die geistliche Wahr- Briefe Wahrheiten haben eine Uebereinstimmung mit den natürlichen, denn in diese fliessen sie und auf diese gründen sich dieselben: daß eine Uebereinstimmung alles Geistlichen mit allem, was des Menschen ist, wie auch mit allem, was des Erdbodens ist, sey, lesen Sie in dem Buch von Himmel und der Hölle N. 87. bis 102. N. 105. bis 115. Daher bin ich von dem HErrn zuerst in die natürlichen Wissenschaften ein- geleitet, und also vorbereitet worden, und dieses vom Jahr 1744. da ist mir der Him- mel eröfnet worden: es wird auch ein jeder durch das Natürliche zum Geistlichen gefüh- ret, moralisch auferzogen und nachgehends vom HErrn geistlich gebohren: über dieses hat mir der HErr gegeben, daß ich die Wahr- heiten geistlicher weise liebe, das ist, nicht um Ehre, noch Gewinstes, sondern selbst um der Wahrheit willen; denn wer die Wahrheiten um der Wahrheiten willen liebt, der siehet solche von dem HErrn, denn der HErr ist der Weg und die Wahrheit, Joh. 14, 6. hingegen wer dieselben um Ehre oder Gewinstes willen liebt, der siehet solche von sich, und von sich sehen heißt Falschheiten sehen. Das bekräftigte Falsche hat die Kir- che zugeschlossen, dahero wird das vernünftig bekräftigte Wahre dieselbe aufschliessen: wer kann das Geistliche, welches in den Verstand über- Emanuel Swedenborgs. übergeht, anders erkennen und verstehen? Dieser Lehrpunkt, der von den Papisten ge- lehret und von den Reformirten angenom- men worden ist, daß man nemlich den Ver- stand in theologischen Sachen unter dem Gehorsam des Glaubens gefangen nehmen müsse, hat die Kirche wiedrum zugeschlossen, was wird dann dieselbe eröfnen als der vom HErrn erleuchtete Verstand? Allein da- von lesen Sie in der geoffenbarten Offen- barung N. 914. 4. Es thut mir leyd, daß Sie wegen der Uebersetzung einiger Merkwürdigkeiten aus dem Werk von den himmlischen Ge- heimnissen gelitten haben; allein was muß heutiges Tages mehr leiden, als die Wahr- heit selbst; wie viel sind derer, welche diesel- be sehen, ja sehen wollen? Werden Sie demnach nicht müde, und seyn Sie ein Ver- theidiger der Wahrheit. Jch bin Dero Stockholm den 11. Novembr. 1766. ergebenster Emanuel Swedenborg. Jnn-