Grundsaͤtze der rationellen Landwirthschaft . Von A. Thaer Dritter Band . Mit dreizehn Kupfertafeln . ( Tafel I. bis XI. XIII. und XIV. ) Berlin , 1810. In der Realschulbuchhandlung . Vorrede . W enn gleich auf dasjenige, was ich in der Vorrede zum zweiten Bande uͤber die erforderliche Beschraͤnkung dieses Werks gesagt habe, mehrere Aufforderungen an mich ergangen sind, noch einen fuͤnften Band hin- zuzufuͤgen, und dann alle Materien ausfuͤhrlich zu behandeln, so ist dieses doch dem einmal bestimmten Plane entgegen, und koͤnnte die Unzu- friedenheit anderer Subscribenten erregen. Ich habe deshalb in diesem dritten Bande, welcher das Mechanische des Ackerbaues hauptsaͤchlich in sich begreift, meinen Vortrag, insofern es ohne Aufopferung der Voll- staͤndigkeit und Deutlichkeit geschehen konnte, moͤglichst beschraͤnkt. Hier- durch ist an der Bogenzahl dieses Bandes betraͤchtlich erspart, und dieses wird dem vierten Bande zu gut kommen. Es haben sich in den Tabellen des ersten und zweiten Bandes leider! mehrere Zahlenfehler eingeschlichen. Es ist dieses durch einige, waͤhrend des Drucks noch noͤthig gefundene Abaͤnderungen derselben entstanden. Wenn sie gleich das Resultat dieser hypothetischen und nur als Exempel anzusehenden Berechnungen nicht erheblich veraͤndern, so soll doch Alles a 2 Vorrede . genau nachgesehen werden, um diese Irrungen, so wie einige andre Druck- fehler im vierten Bande anzeigen zu koͤnnen. So wie den Debit und die Uebersendung, uͤbernimmt anjetzt die Real- schulbuchhandlung in Berlin auch die Praͤnumeration allein , weil Ir- rungen sonst unvermeidlich waren. Die mir unmittelbar eingesandten Praͤnumerationen sind derselben berechnet, und die kuͤnftigen bitte ich saͤmmtlich an selbige postfrey einzusenden. Sollte ja wegen der Uebersen- dung ein Irrthum vorfallen, so ersuche ich, sich an diese Handlung unmit- telbar zu wenden, da solcher denn ohne allen Zweifel schnell redressirt werden wird. Die Namen der seit Erscheinung des zweiten Bandes hinzugetretenen Praͤnumeranten, so wie die der ferner hinzutretenden, werden dem vierten Bande vorgedruckt werden. Berlin den 10ten Oktober 1810. A. Thaer . Inhaltsverzeichniß des dritten Bandes . Viertes Hauptstuͤck. Agrikultur . Zweite Abtheilung. Die Lehre von der Bearbeitung oder von der mechani- schen Verbesserung des Bodens. I nbegriff dieses Abschnitts. Seite 3 . Beackerung . 3 . Abweichende Meinungen daruͤber. 3 . Unterscheidung der verschiedenen Zwecke beim Beackern. 4 . Lockerung und Pulverung. 4 . Mengung der Bestandtheile. 6 . Heraufbringung einer andern Erdlage. 6 . Auffangung und Erhaltung der Feuchtigkeit. 7 . Zerstoͤrung des Unkrauts. 8 Unterbringung des Saamens. 10 . Die Ackerwerkzeuge . 10 . Pflugwerkzeuge. 11 . Der eigentliche Pflug. 11 . Eigenschaften eines guten Pfluges. 12 . Warum man auf dessen Verbesserung so wenig gedacht hat. 13 . Das Voreisen oder Messer. Das Schaar. 18 . Das Pflughaupt. 2 . Das Streichbrett. 22 . Die Griessaͤule. 25 . Inhalt . Der Pflugbaum. 29 . Die Sterzen. 28 . Stellung des Pfluges. 30 . Das Vorgestell und die Raͤder, deren Vortheil oder Nachtheil. 32 . Konstruktion der Raͤder. 3 . Andere Vorrichtungen. 36 . Mehrere Zusaͤtze am Pfluge. 37 . Umzusetzende Streichbretter. 38 . Doppelpfluͤge. 39 . Rajolpfluͤge. 40 . Der Haaken. 42 . Der Meklenburgische. 42 . Der schlesische Ruhrhacken. 43 . Der Lieflaͤndische. 45 . Der Karrhaaken. 46 . Die Kultivators. 46 . Die Scarifikators. 47 . Die Hobelpfluͤge. 47 . Die Ruhrpfluͤge. 48 . Der Exstirpator. 48 . Der Arndtsche Saatpflug. 51 . Die Eggen . 53 . Die schweren Eggen. 54 . Die leichten. 54 . Erfordernisse einer guten Egge. 55 . Konstruktion der Eggen. 56 . Gebrochene Eggen. 57 . Anspannungsbuͤgel. 57 . Bespannung der Eggen. 58 . Eggenschleifen. 58 . Straucheggen. 59 . Anwendung der Eggen. 59 . Wahrnehmung der Witterung beim Eggen. 60 . Die Walze . 61 . Zwecke des Walzens. 61 . Konstruktion der Walze. 6 . Inhalt . Die Stachelwalze. 63 . Gerechte Zeit zum Walzen. 64 . Die Arbeit der Beackerung . 64 . Forderung an eine gute Pflugarbeit. 64 . Wie deren Erfuͤllung zu bewirken. 65 . Breite der Streifen. 66 . Entstehung der Beete. 67 . Das Ebenpfluͤgen. 67 . Verschiedene Arten der Beete. 69 . Breite Beete. 69 . Nachtheile der hoch aufgepfluͤgten breiten Beete. 70 . Schwierigkeit bei der Ablegung der hohen breiten Beete. 72 . Schmale, wenig erhoͤhte Beete. 74 . Schmale, hoch aufgepfluͤgte Beete. 75 . Vortheile derselben. 75 . Nachtheile derselben. 76 . Allgemeines Urtheil daruͤber. 77 . Ihre Anlegung. 80 . Richtung der Beete. 80 . An abhangenden Feldern. 80 . Tiefe des Pfluͤgens. 82 . Vorzuͤge des tieferen Pfluͤgens. 83 . Periodisches tieferes Pfluͤgen des tiefen Bodens. 86 . Neue Vertiefung des Bodens durch das Pfluͤgen. 86 . Das flache Pfluͤgen. 87 . Die Vertiefung geschehe allmaͤhlig. 88 . Ruͤcksichten, welche dabei zu nehmen sind. 89 . Bestimmung der Tiefe des Pfluͤgens. 89 . Vorsichtiges Verfahren. 90 . Zu welchen Fruͤchten tief oder flach zu pfluͤgen. 92 . Pflugarten, die bei dem System des Fruchtwechsels gegeben werden. 93 . Behandlung der Brache. 94 . Benennungen der verschiedenen Pflugarten. 95 . Die Brachfurche. 96 . Die Wendefurche. 97 . Die Ruhrfurche. 98 . Inhalt . Die Saatfurche. 99 . Gebrauch des Exstirpators zu den Ruhrfurchen. 99 . Unvollkommene Brachbearbeitung. 100 . Soͤmmerungsfurchen. 101 . Das Halbpfluͤgen, Baͤlken oder Rispen. 101 . Erforderliche Aufmerksamkeit des Aufsehers beim Pfluͤgen. 102 . Zusammenstellung der Pfluͤger. 102 . Die Vorgewende. 103 . Gehoͤriger Abtrockungszustand des Bodens zum Pfluͤgen. 103 . Wann geegget werden soll. 104 . Urbarmachung unangebauter Laͤndereien . 105 . Oekonomische Ruͤcksichten bei solchen Unternehmungen. 105 . Unterscheidung zweier Faͤlle. 107 . 1) Urbarmachung in Verbindung mit einer schon bestehenden Wirthschaft. 107 . Fehler, worin manche verfielen. 107 . Zu beobachtender Grundsatz. 108 . 2) Urbarmachung mit Anlegung einer neuen Wirthschaft. 109 . Nothwendiges Erforderniß bei solchen Unternehmungen. 110 . Aufbruch des alten Forstgrundes. 111 . Ausrohdung der Baumwurzeln. 112 . Urbarmachung der Lehden und Weideaͤnger. 113 . Durch Brachbehandlung. 114 . Durch Besaamung der ersten Furche. 116 . Durch Abschaͤlung und Aufsetzung der Narbe in Mieken. 117 . Brennen der Grasnarbe. 117 . Ebnung des Bodens. 119 . Ausrohdung der Steine und Versenkung derselben. 120 . Kalkung des Neubruchs. 121 . Aufbruch des Haidbodens. 122 . Sandkultur. 123 . Befestigung des Sandes. 124 . Bearbeitung des Sandbodens. 125 . Befriedigungen. Einhaͤgungen . 126 . Nachtheile derselben. 125 . Ihre Vortheile. 127 . Resultat Inhalt . Resultat der Meinungen. 128 . Arten der Befriedigung. 129 . Mauern. 129 . Steinwaͤlle. 130 . Lehmwaͤnde. 130 . Verzaͤnnungen von Holz. 130 . Erdwaͤlle. 131 . Lebendige Befriedigungen. 134 . Weißdornhecken. 135 . Hasselhecken. 139 . Hainbuchenhecken. 140 . Akazienhecken. 140 . Weidenhecken. 141 . Gemischte Hecken. 141 . Abwaͤsserung . 144 . Naturgesetz des Wassers. 145 . Durchlassende und undurchlassende Lagen des Erdbodens. 154 . Unterirdische Wasserbehaͤlter. 147 . Wahrnehmung des Niveaus. 147 . Anlegung der Graͤben. 148 . Ursachen der Naͤsse. 149 . A. Auf der Stelle niedergeschlagene Feuchtigkeit. 150 . Offene Wasserfurchen. 151 . Undurchlassender Untergrund. 153 . Verdeckte Zuͤge. 154 . Anlegung der Unterdrains. 155 . B. Herabziehendes Tagewasser. 158 . C. Quellen. 159 . Lage des Erdbodens an Quellstellen. 160 . Faͤlle einer Art. 161 . Faͤlle der andern Art. 162 . Huͤlfe im ersten Falle. 162 . Huͤlfe im zweiten Falle. 163 . Anwendung der Bohrloͤcher. 163 . D. Von Stroͤmen. 166 . Deiche. 166 . Dritter Theil. b Inhalt . Das Binnenwasser. 167 . Auslaßschleusen. 167 . Entwaͤsserung des niederen Landes. 167 . Schoͤpfmaschinen. 168 . Das Durchsinterungswasser. 169 . Durchstiche gekruͤmmter Flußbetten. 169 . Durchleitung des Wassers unter das Bette eines Flusses. 170 . Crettés de Paluel erster Fall. 171 . Desselben zweiter Fall. 172 . Urbarmachung der Moore und Bruͤcher . 174 . Moore die vom Tagewasser entstehen. 175 . Moore von Quellen. 175 . Moore von Fluͤssen. 176 . Begrabung des Moors. 177 . Kultur der ausgetorften Moore. 177 . Kultur der unausgetorften Moore. 178 . Die Bewaͤsserung . 180 . Verbindung der Lehre von der Bewaͤsserung mit der von der Entwaͤsserung. 180 . Wichtige Vortheile der Bewaͤsserung. 180 . Haͤufige Gelegenheit Bewaͤsserungen anzulegen. 182 . Allgemeine Ansicht der Bewaͤsserungsanlagen. 183 . Noͤthige Vorsicht bei Entwerfung eines Plans. 184 . Ruͤcksicht auf die Quantitaͤt des Wassers. 186 . Ruͤcksicht auf die Berechtigungen uͤber das Wasser. 188 . Ruͤcksicht auf den Abzug des gebrauchten Wassers. 189 . Benennungen der verschiedenen Wasserleitungen und Vorrichtungen. 189 . Schleusen und Staue. 191 . Bewaͤsserungsarten. 193 . Die Ueberstauung. 193 . Einrichtung der Berieselung. 196 . Bewaͤsserung einer abhaͤngigen Flaͤche in mehreren Abtheilungen. 199 . Verwallungen bei der Durchleitung durch niedere Stellen, mit Einlaͤssen. 201 . Umgehung der Anhoͤhen. 203 . Anstauung des Wassers in den Graͤben. 204 . Bewaͤsserung durch Maschinen. 205 . Inhalt . Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemm- wiesen . 205 . Ist bis jetzt nur im Luͤneburgischen und Bremischen bekannt gewesen. 205 . Begriff derselben. 206 . Beschreibung der Operation. 206 . Dabei zu nehmende Ruͤcksichten. 209 . Bildung des Abzugsgrabens. 212 . Nideau des Schwemmgrabens. 212 . Schwemmung von einer oder von zwei Seiten. 213 . Durchfuͤhrung des Grabens ohne zu schwemmen. 214 . Unbestimmbarkeit der Kosten im Allgemeinen. 214 . Benarbung der neuen Oberflaͤche. 217 . Wirkung der Berieselung auf Sandboden. 219 . Benutzung des geschwemmten Grundes zum Fruchtbau. 220 . Die Beschlammung. 220 . Beschreibung eines besonderen Falles. 221 . Der Wiesenbau . 224 . Begriff der Wiesen. 224 . Fuͤnf Arten der Wiesen. 225 . Sicherheit und Unsicherheit der Wiesen. 228 . Der Werth der Wiesen. 228 . Wiesenpflanzen erster Guͤte. 229 . Wiesenpflanzen zweiter Guͤte. 230 . Schlechtere Wiesenpflanzen. 231 . Der Rasen. 233 . Besaamung. 234 . Natuͤrlicher Wechsel der Wiesenpflanzen. 235 . Schaͤtzung und Klassifikation der Wiesen nach ihrem Heuertrage. 235 . Verhaͤltniß des Werths der Wiesen zum Werthe des Ackerlandes. 237 . Sicherheit vermehrt den Werth der Wiesen. 240 . Ebenheit. 240 . Entfernung. 240 . Kultur der Wiesen. 241 . Vertilgung der Maulwurfshaufen. 241 . Aufbruch der Wiesen. 242 . b 2 Inhalt . Besaamung der Wiesen. 244 . Ob frisch niedergelegtes Grasland zu maͤhen oder zu beweiden sey. 245 . Eggen der Wiesen. 245 . Duͤngung der Wiesen. 246 . Duͤngungsmittel. 247 . Befahren der Wiese mit Erde. 249 . Zeit der Auffuͤhrung des Duͤngers. 250 . Waͤsserung der Wiesen. 251 . Anwendung der Ueberstauung. 251 . Anwendung der Ueberrieselung. 253 . Reinigung der Wiesen. 254 . Behutung der Wiesen. 255 . Die Heuernte . 258 . Wahrzunehmender Zeitpunkt. 258 . Das Maͤhen. 260 . Das Heumachen bei guter Witterung. 260 . Das Heumachen bei unguͤnstiger Witterung. 262 . Andere Methode. 263 . Heuart, welche das Beregnen verlangt. 263 . Bereitung des braunen Heues. 264 . Erleichterung der Heuarbeit durch Pferdewerkzeuge. 265 . Das Laden und Einfahren. 266 . Das Tassen des Heues auf Boͤden oder in Scheuren. 266 . Heu-Feimen. 267 . Aufsetzung des Heues mit Sommerstroh. 269 . Salzen des Heues. 270 . Das zweite und dritte Heu. 270 . Weiden und Hutungen . 270 . Nutzbarkeit der Weiden. 270 . Arten der Weide. 271 . Begriff einer Kuhweide. 271 . Worauf es bei den Dreeschweiden ankomme. 272 . Tabelle zur Bestimmung einer Kuhweide auf Ackerdreesch. 273 . Kultur und Besaamung der Dreeschweiden. 275 . Weide auf ungeduͤngtem Aussenlande. Inhalt . Die Brachweide. 277 . Die Stoppelweide. 278 . Behuͤtung der Saat im Winter und Fruͤhjahr. 278 . Behuͤtung der Wiesen. 280 . Die Holzweide. 280 . Bestaͤndige Weiden. 281 . Fettweiden. 282 . Der Ueberschwemmung ausgesetzte Weiden. 283 . Die Bergweiden. 283 . Kommune Weideaͤnger. 284 . Kultur der Weiden. 285 . Richtiger Besatz der Weiden. 286 . Folge der Vieharten. 286 . Eintheilung der Weide in Schlaͤge. 287 . Viehtraͤnken. 288 . Erklaͤrung der Figuren auf Tafel V. und VI. T afel V. bezieht sich auf §. 299., und ist daselbst groͤßtentheils erklaͤrt. In- dessen erfolgt hier eine nochmalige Erklaͤrung mit einigen Zusaͤtzen. A A der herabfließende Bach. B die in selbigem angelegte Stauschleuse. C C Anhoͤhen. O O O Morastige Niederung. a a der Wasserlauf des in die Anhoͤhen hineingefuͤhrten Zuleitungsgrabens. b der Punkt, wo die Schwemmung anfangen soll. c d die Linie des zuerst gemachten Durchstichs. c e d f Wasserlauf der ersten Schwemmbank. e g f h Raum der zweiten Schwemmbank, nachdem die erste bei c e durch Ver- wallung geschlossen worden. b i Linie, in welcher die Schwemmung in grader Richtung fortgesetzt wer- den wird. i k Richtung, welche die Schwemmung von diesem Punkte an nehmen wird, um durch staͤrkeres Eindringen in die Anhoͤhe mehrere Erde zur Ausfuͤllung der breiteren Niederung zu bekommen. Tafel VI. Anfang und Fortgang der Schwemmungsoperation . Die Figuren I. II. und III. , so wie die IV. V. VI. muͤssen in Ver- bindung betrachtet werden. Figur I. stellt den Grundriß des Zuleitungsgrabens und des Durchstichs zur Bildung der ersten Schwemmbank, und der beide umgebenden schraͤgen Waͤnde dar. Erklaͤrung der Figuren. a die Wasserflaͤche im Zuleitungsgraben. b b die schraͤgen Waͤnde des Zuleitungsgraben. c der Wasserlauf im Durchstich, welcher vermoͤge des Wasserdrucks von oben und seines Gefaͤlles maͤchtig herabstuͤrzt, und die ihm vorgeworfene Erde fortfuͤhrt. d d die Seitenwaͤnde des Durchstichs. e der Punkt, wo die Schwemmbank aufhoͤrt, oder die Sohle derselben zu Tage auslaͤuft und keine Erde mehr abgeschwemmt werden soll. f die Ausbreitung des Wassers, und der von demselben mitgenommenen Erde in der morastigen Niederung. A A A Umgebende Anhoͤhen. B Morastige Niederung, die zugeschwemmt werden soll. h i Linie, deren Durchschnitt Figur II. darstellt. k l Linie, deren Durchschnitt Figur III. darstellt. Figur II. Durchschnitt nach der Linie h i in Figur I. a Stand des Wassers im Zuleitungsgraben. b die schraͤge hintere Wand des Zuleitungsgraben. m Erdmasse der Anhoͤhe, in die der Graben beim weiteren Fortruͤcken eindringt. n Erdboden unter der Sohle des Zuleitungsgraben. Fig. III. Durchschnitt nach der Linie k l in Fig. I. c Lauf des Wassers in dem Durchstich oder der ersten Schwemmbank. d Seitenwand des Durchstichs oder der Schwemmbank, in welche diese hinein- ruͤckt, vermittelst des Losmachens und Wegschwemmens der Erde. e Punkt, wo die Schwemmbank aufhoͤrt und das Wasser sich zu verbreiten anfaͤngt. f Ausbreitung des Wassers und Flaͤche, wo sich die Erde absetzt. o Erdboden der Anhoͤhe. o g Linie, welche die kuͤnftige Oberflaͤche der Wiese bezeichnet. Fig. IV. Grundriß des Schwemmungs- oder kuͤnftigen Bewaͤsserungs- Grabens und der Schwemmbank, nachdem schon ein Theil abgeschwemmt worden. a Lauf des Wassers im Schwemmgraben. b Schraͤge Seite dieses Grabens nach der Seite der Anhoͤhe. c c Verwallung dieses Grabens, welche waͤhrend des Schwemmens gemacht wird. d Lauf des Wassers in der Schwemmbank. Erklaͤrung der Figuren. e Ufer dieser Schwemmbank, von welchem die Erde dem Wasser vorgewor- fen wird. f Ausbreitung des Wassers uͤber die Niederung, wo es die Erde absetzt. A A Anhoͤhen. B Morastiger Grund. C Die durch das Schwemmen bereits gebildete Flaͤche. g h Die Linie des Durchschnitts in Fig. V. i k Die Linie des Durchschnitts in Fig. VI. Fig. V. Durchschnitt nach der Linie g h in der vorigen Figur. a b Neu entstandene Flaͤche der Wiese. b Stand des Wassers in der Schwemmbank. c d Ehemalige Oberflaͤche des Bodens, welche abgeschwemmt worden. e Erdboden der Anhoͤhe. f Erdboden unter der entstandenen neuen Oberflaͤche. Fig. VI. Durchschnitt des Grundrisses in Fig. IV. nach der Linie i k. a Wasserstand im Graben. b Aufwurf oder Verwallung dieses Grabens. c d Die durch das Schwemmen gebildete Flaͤche. e e e Oberflaͤche vor dem Schwemmen. f f Erdboden unter der neuen Wiesenflaͤche. g Erdboden der Anhoͤhe. Die Erklaͤrung der uͤbrigen Tafeln enthaͤlt der Text. Die Taf. V. und VI. sind nach der Ordnung des Textes die letzten. No. XII. ist bei der Numerirung der Ta- feln aus Versehen uͤbersprungen, und gar nicht vorhanden. Der Buchbinder hefte die Tafeln saͤmmtlich hinten, jedoch so, daß sie ganz ausgeschlagen werden koͤnnen. Viertes Viertes Hauptstuͤck . Agrikultur . Dritter Theil. A Zweite Abtheilung . Die Lehre von der Bearbeitung oder von der mecha- nischen Verbesserung des Bodens. §. 99. D ieses Hauptstuͤck begreift die Lehre von den saͤmmtlichen Operationen oder Ar- Inbegriff die- ses Ab- schnitts. beiten in sich, wodurch der Boden in einen tragbaren Zustand versetzt, und wo- durch seine physische Beschaffenheit, unserm Zwecke gemaͤß, verbessert wird. Diese Operationen theilen sich 1) in solche, deren Wirkung auf immer oder doch auf eine lange Zeit fortdauern soll, und welche man Meliorationen zu nennen pflegt, wohin besonders Urbarmachung, Radung, Einhaͤgung, Begrabung, Verwaltung, Abwaͤsserung und Bewaͤsserung gehoͤren, und die einmal angewandt fortdauernd sind; und 2) in diejenigen, welche fuͤr die naͤchsten Fruͤchte und Be- stellungen allein angewandt werden, und entweder jaͤhrlich oder doch nach kuͤrzeren Zwischenraͤumen wiederholt werden muͤssen. Letztere, von denen wir aus mehre- reren Gruͤnden zuerst handeln wollen, werden begriffen unter dem Worte: Beackerung . §. 100. So sehr jedermann von der Nothwendigkeit der Beackerung uͤberzeugt ist, so Abweichende Meinungen daruͤber. sind doch die Meinungen uͤber die Art und Weise, wie sie im Allgemeinen und unter besondern Umstaͤnden geschehen muͤsse, und welche von den mannichfaltigen Methoden die bessere sey, hoͤchst verschieden, und, dem Anscheine nach, wider- sprechend. Der Erfolg beguͤnstigt hin und wieder jede Meinung. Daher ist der rohe Empiriker mehrentheils unfaͤhig zu unterscheiden, welches die richtigere sey. Er haͤlt sich daher — in seiner Lage ganz vernuͤnftig — an die in seiner Gegend A 2 Beackerung. eingefuͤhrte Weise, wobei er sich dann freilich keine Vortheile vor seinen Nachba- ren und seinen Vorfahren verschafft, aber auch nicht in Nachtheil gegen selbige zu stehen kommt, womit er schon zufrieden ist. Denn wiche er von der eingefuͤhrten Methode ab, ohne die Gruͤnde dieser Abweichung richtig zu erkennen, so wuͤrde er haͤufiger auf das Schlechtere, wie auf das Bessere verfallen. Der rationelle Landwirth aber, der das Beste und moͤglich Vollkommenste zu erreichen strebt, kann dabei mit vollkommener Sicherheit verfahren, wenn er die Zwecke und die Wirkungen jeder Operation und Methode richtig kennt und die Ursachen zu erfor- schen weiß, warum bald diese bald jene einen besseren Erfolg hatte und ha- ben mußte. §. 101. Unterschei- dung der ver- schiedenen Zwecke beim Beackern. Die Beackerung hat naͤmlich viele und verschiedene Zwecke, wovon der eine auf diese, der andere auf jene Weise besser erreicht wird. Wir muͤssen diejenige Wirkung, welche wir mit der Beackerung in jedem gegebenen Falle vorzuͤglich und allein, oder in Verbindung mit mehreren andern zugleich erreichen wollen, uns klar vorstellen, und dann danach diejenige Methode waͤhlen, welche diesen oder diese Zwecke mit dem moͤglich geringsten Aufwande erreicht. Die Zwecke und Wirkungen der Beackerung sind hauptsaͤchlich folgende: §. 102. Pulverung. 1) Lockerung und Pulverung des Bodens . Jede Ackererde hat die Neigung, sich zusammen zu ziehen und zu verballen, theils vermoͤge der Anzie- hung ihrer homogenen Theile, theils vermoͤge des Drucks, welchen selbst die Atmosphaͤre darauf aͤußert. Je thoniger der Boden ist, um so staͤrker ist die Bin- dung und Verballung desselben. In einem solchen verhaͤrteten Boden koͤnnen aber die Wurzeln der meisten unserer kultivirten Pflanzen nicht eindringen und nicht die Nahrung herausziehen, welche in selbigem eingeschlossen ist. Der Boden muß also mechanisch gelockert werden, und dieses muß, um die hoͤchste Vegetation zu bewirken und alle Nahrungstheile fuͤr die Pflanzen aufzuschließen, auf die voll- kommenste Weise geschehen, so daß die saͤmmtliche Ackerkrume in Pulver zerfalle, und keine verballte Erdkloͤße darin bleiben. Denn in diese dringen die Haarwur- zeln nicht ein, sondern ziehen sich nur auf ihrer Oberflaͤche herum, und solche Erdkloͤße geben ihnen folglich eben so wenig Nahrung, als ob Steine im Boden Beackerung. waͤren. Je gleichartiger der Boden gelockert und gepulvert ist, um desto gleich- maͤßiger verbreiten sich dagegen die Pflanzenwurzeln; treiben um so mehrere Haar- buͤschel aus, und vermeiden es, mit einander in Beruͤhrung zu kommen. Jedes nahrhafte Partikelchen in der Erde kommt folglich in Beruͤhrung mit einer Wurzelnzaser. Von der großen Wirkung einer feinen Pulverung der Erdkrume durch die Er- fahrung uͤberzeugt, haben einige, z. B. Jether Tull , die Fruchtbarmachung des Bodens ausschließlich hierauf beruhen lassen wollen; deren einseitige Ansicht aber genugsam widerlegt ist. Es kann zwar ein Acker, der voͤllig erschoͤpft scheint, durch eine sehr sorgfaͤltige Bearbeitung zur Abtragung einer oder der andern Frucht noch geschickt gemacht werden, zumal wenn er vorhin in diesem Stuͤcke vernachlaͤssiget worden. Es werden dadurch aber nur die in ihm verschlossenen Nahrungstheile ge- loͤset, nicht neue, wenigstens nicht zureichende, erzeugt. Zu sehr gepulvert und gelockert kann der Boden nie seyn. Jedoch kann er zu lose werden, d. h. es koͤnnen Zwischenraͤume in ihm entstehen, wo seine Partikeln sich gar nicht mit einander beruͤhren. Diese werden den Pflanzen nachtheilig, und man findet daher, daß manche Saaten leiden, wenn der beackerte Boden nicht Zeit gehabt hat, sich wieder zu setzen oder zu sacken, so daß diese hohlen Zwischen- raͤume dadurch ausgefuͤllt sind. Nach der Verschiedenheit der Bodenarten wird diese vollkommene Pulverung und Zertruͤmmerung der verballten Erdkloͤße leichter oder schwerer bewirkt, und daher muͤssen die dazu dienenden Operationen auf dem einen Boden kraͤftiger und haͤufiger, wie auf dem andern wiederholt werden. Zugleich kommt es auf die Na- tur der Pflanze an, welche man darauf bauen will: die Gerste gedeiht nur auf lok- kerem und gleichmaͤßig zerkruͤmelten Boden; der Hafer wird von dem Widerstande eines mehr zusammengezogenen Bodens minder aufgehalten, und durchdringt ihn mit mehrerer Kraft. Der einmal voͤllig gepulverte Boden behaͤlt unterhalb der Oberflaͤche meh- rere Jahre hindurch eine zureichende Lockerheit. Er bindet sich bei einem starken Thongehalte zwar so, daß er zusammenhaͤngt, jedoch nicht so fest, daß ihn die Wurzeln nicht durchdringen koͤnnten; weswegen die Pulverung der unteren Ackerkrume nur erst nach einer Reihe von Jahren wiederholt zu werden braucht. Beackerung. §. 103. Mengung der Bestandtheile. 2) Genaue Mengung der Bestandtheile des Bodens . Diesen Zweck muͤssen wir insbesondere in dem Falle vor Angen haben, wenn wir irgend einen neuen Zusatz der Ackerkrume geben; es sey, daß wir durch tieferes Pfluͤgen Erdtheile aus dem Untergrunde heraufholen, oder aber Duͤngungs- und Verbes- serungsmittel auffuͤhren. Eine ungleichartige Masse ist den Pflanzenwurzeln durch- aus nachtheilig, und die Vegetation stockt, wenn die jungen Haarwurzeln aus der einen in die andere uͤbergehen muͤssen. Man hat durch eine solche ungleichartige Mischung scheckige, d. h. kranke Pflanzen hervorgebracht. Durch eine wirklich verbessernde Erdart, — selbst durch Mergel — die aber mit der uͤbrigen Acker- krume noch nicht durchmengt war, ist der Acker auf mehrere Jahre verschlechtert worden, und die gehoffte Wirkung hat sich erst gezeigt, nachdem diese Mengung vollstaͤndig bewirkt war. Manche duͤngende Substanzen, insbesondere diejenigen, welche durch ihre Wechselwirkung auf den Humus und die vegetabilischen Stoffe sich besonders nuͤtzlich bezeigen, bleiben ebenfalls unwirksam und koͤnnen sogar nachtheilig werden, wenn sie nicht in ihren feinsten Partikeln vermengt, mit den Partikeln des Humus in Beruͤhrung kommen. Der gewoͤhnliche Stallmist ver- sagt zwar, wenn er minder innig mit dem Boden vermischt ist, nicht alle Wir- kung, indem naͤmlich seine aufloͤsbaren Theile die Erdkrume durchdringen; indes- sen schafft er doch nie den Vortheil, als wenn er durch wiederholtes Beackern voll- staͤndiger mit dem Boden gemengt und darin vertheilt ist. Haͤufig giebt er im er- steren Falle eine horstige und bunte Saat, indem die Pflanzen an einer Stelle uͤberfluͤssige Nahrung finden, und an andern Mangel leiden und kuͤmmern. Da er sich in solchen Faͤllen torfartig zusammenhaͤngt, so bemerkt man dies scheckige Ansehn der Saat oft noch in spaͤtern Jahren. §. 104. Heraufbrin- gung einer andern Erd- lage. 3) Die Heraufbringung einer andern Erdlage , um sie den Ein- wirkungen der Atmosphaͤre und des Lichtes auszusetzen. Diese Wirkung der Aeration des Bodens haben aufmerksame Beobachter schon seit alten Zeiten an- erkannt, und, um sie zu erklaͤren, ihre Zuflucht zu manchen Hypothesen genom- men. Man hat die Wirkung derselben mit der Salpetererzeugung verglichen, Beackerung. womit sie in der That manches Aehnliche hat, indem sich der Salpeter durch den Zutritt eines atmosphaͤrischen Stoffes ebenfalls erzeugt, und um so staͤrker erzeugt, je oͤfter eine neue noch ungesaͤttigte Oberflaͤche der Luftberuͤhrung dargeboten wird. Auch ist derselbe Stoff, naͤmlich das Oxygen, hier, wie bei der Salpetererzeu- gung, wirksam. Durch die Mittheilung desselben erzeugen sich naͤmlich, wie wir bei der Lehre vom Humus zeigten, die beiden Substanzen, in welchen der Kohlen- stoff als Hauptnahrung in die Pflanzen uͤberzugehen scheint, naͤmlich: die Koh- lensaͤure und der Extraktivstoff . Durch die Lustaussetzung erhaͤlt also der Humus erst seine Fruchtbarkeit, wobei ohne Zweifel das Licht eine wichtige Rolle mit spielt. Die aus dem Oxygen mit dem Kohlenstoff sich bildende Kohlensaͤure, welche in der unteren Luftschicht ruhet, in den Zwischenraͤumen der umgewandten Erde gewissermaßen eingeschlossen ist, theilt sich dem Erdboden mit. Nicht unwahr- scheinlich spielt selbst das Azot der atmosphaͤrischen Luft, von seinem Oxygen ge- trennet, eine Rolle, und wird vom Thone angezogen. Doch bis wir die mancher- lei Zersetzungen, die hier vorgehen, genauer werden erforscht haben, kann uns die so alte als allgemeine Erfahrung von der Fruchtbarkeit und Muͤrbheit, welche selbst der rohe Thon erlangt, wenn er der atmosphaͤrischen Einwirkung ausgesetzt, in oft veraͤnderter Oberflaͤche ausgesetzt worden, genuͤgen. Diese atmosphaͤrische Duͤngung oder Einziehung fruchtbarer Stoffe hat bei sehr fleißiger Umwendung und Ruͤhrung des Bodens jede andere Duͤngung eine Reihe von Jahren hindurch — aber freilich nicht vollstaͤndig und nicht auf immer — ersetzen koͤnnen. Sie ist nach du Hamel traité de la culture des terres, p. 64, so betraͤchtlich, daß man sie selbst mit den Augen wahrnimmt. „Man pfluͤge,“ sagt er, „die Haͤlfte eines Feldes maͤßig, die andere aber sehr oft, und dann beides ins Kreuz, und man wird die Erde des fleißig gepfluͤgten Stuͤckes weit brauner, als die des weni- ger gepfluͤgten, finden.“ 4) Die Auffangung, Versenkung und Erhaltung der auf Auffangung und Erhal- tung der Feuchtigkeit. den Boden niedergeschlagenen Feuchtigkeit . In gebundenem thoni- gen Boden dringt keine Feuchtigkeit ein. Selbst ein Erdkloß, der unzertruͤm- mert darin liegen bleibt und einmal ausgetrocknet ist, wird den ganzen Sommer hindurch in der Mitte trocken bleiben. Je mehr aber die Partikeln des Bodens Beackerung. von einander getrennt sind, um so mehr werden sie die Feuchtigkeit in ihren Zwi- schenraͤumen aufnehmen und so tief versenken lassen, wie diese Auflockerung geht. Bei feuchter Witterung wird die Feuchtigkeit in tief gelockerten Boden spaͤ- ter bis zur Oberflaͤche heraufstauen; bei trockner Witterung hingegen wird die darin aufgefangene Feuchtigkeit spaͤter erschoͤpft werden, und sich der Oberflaͤche so viel noͤthig mittheilen. Dies lehrt allgemeine Beobachtungen: indem ein stark und tief ge- lockerter Boden auf der Oberflaͤche spaͤter schlammig wird, und wiederum die Duͤrre weit laͤnger ertraͤgt, als der flache, wie jeder Gaͤrtner auf seinem rajolten Boden dieses laͤngst bemerkte. Vorzuͤglich widersteht ein vor Winter tief geackerter Bo- den der Fruͤhjahrsduͤrre auf eine unglaubliche Weise, indem er einen Zoll unter der Oberflaͤche noch Feuchtigkeit genugsam zeigt, wenn man in andern Boden bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe keine mehr wahrnimmt. Es ist also nur mit großer Einschraͤnkung wahr, daß Beackerung den Boden ausduͤrre. Dies geschieht nur, wenn in den Zeiten, wo kein Regen faͤllt, und die Duͤrre anhaͤlt, der Boden viel und tief geruͤhrt wird. Indessen wird man auch dann bemerken, daß eine lache Ruͤhrung der Oberflaͤche und Zerstoͤrung seiner Borke die Feuchtigkeit mehr darin erhalte als verdunsten lasse, und daß folglich die Anziehung der un- merklichen Feuchtigkeit aus der Luft staͤrker sey, wie die Verdunstung. Die in den Zwischenraͤumen des Bodens eingeschlossene Feuchtigkeit, welche sich am meisten darin anhaͤuft, wenn vor Winter geackert wird, hat freilich das Unangenehme, daß sie das fruͤhere Pfluͤgen und Bestellen im Fruͤhjahre verhin- dern kann. Allein es ist eine ungegruͤndete Besorgniß, daß sie den Boden den ganzen Sommer hindurch gebunden und zaͤhe erhalten werde. Aufmerksame Beo- bachter haben gerade im Gegentheile erfahren, daß dieser Boden, wenn man nur seine Abtrocknung abgewartet habe, um so muͤrber und zerfallender gewesen sey. Eine natuͤrliche Folge des verdunstenden Wassers, welches in seinem elastischen Zustande die Partikeln der Erde trennen und zerkruͤmeln mußte! Zerstoͤrung des Unkrauts. 5) Zerstoͤrung des Unkrauts . Wir haben in der Lehre von der Be- urtheilung des Bodens das Unkraut in agronomischer Hinsicht in zwei Klassen un- terschieden, naͤmlich in solches, welches sich durch Saamen , und in solches, welches sich hauptsaͤchlich durch die Wurzel fortpflanzt. Diese Unterscheidung ist bei seiner Vertilgung durch Beackerung von wesentlicher Bedeutung. Das Beackerung. Das Saamenunkraut kann nur dadurch zerstoͤrt werden, daß man den in der Ackererde liegenden Saamen dergestalt an die Oberflaͤche bringe, daß er zum Keimen gelange, indem er sich sonst vielleicht Jahrhunderte lang unversehrt im Boden erhaͤlt. Denn der groͤßtentheils feine Saame keimt durchaus nicht, wenn er nicht der freien Einwirkung der Atmosphaͤre genießt. In einem jeden un- gepulverten Erdkloße ruͤhrt er sich nicht, sondern bleibt ruhig darin, bis jener zer- faͤllt. Ohne vollkommene Pulverung ist daher selbst in der an die Oberflaͤche ge- brachten Erdschicht an keine vollstaͤndige Zerstoͤrung zu denken, so lange die Pflug- streifen und Erdkloͤße nicht in feines Pulver zerfallen sind, und um zu dieser Zer- stoͤrung zu gelangen, muß jede duͤnne Schicht der Ackererde nicht nur an die Ober- flaͤche kommen, sondern auch zum Zerfallen gebracht werden; weswegen der Pflug ohne die Egge hier wenig ausrichtet. Das Wurzelunkraut aber, insbesondere die Quecken ( Triticum re- pens ) und die sogenannten Paͤden ( Agrostis stolonifera ), und mehrere Gras- gattungen, so wie die Disteln und Dockenarten, erfordern eine ganz entgegenge- setzte Behandlung. Sie werden nur durch eine oͤftere Zerstoͤrung ihrer jungen Keime und durch die Luft- und Lichtaussetzung ihrer Wurzeln getoͤdtet. Es koͤmmt darauf an, sie entbloͤßt von Erde an die Oberflaͤche zu bringen, und in eine Lage, in welcher sie nicht zu frischen Austrieben durch zerkruͤmelte Erde gelockt werden. Wenn auch das wirksamste Eggen einen Theil ausreißt, so pflanzt es gleichsam einen andern Theil um so besser ein, und umgiebt ihn mit lockerer Erde, in wel- cher sich die neuen Austriebe sogleich verbreiten. Dieses darf daher, wenn es auf die Zerstoͤrung der rankenden Wurzeln abgesehen ist, nicht eher geschehen, als bis man es durch den Pflug aus seiner guͤnstigen Lage wieder herausreißen will. 6) Die Unterbringung des Mistes . Von der Vermengung dessel- Unterbrin- gung des Mistes. ben mit dem Erdboden ist schon oben gesprochen. Bei der ersten Unterbringung desselben durch die Beackerung ist schon Ruͤcksicht darauf zu nehmen, daß er nach seiner Beschaffenheit in diejenige Lage komme, in welcher er seine Wirkung auf die unmittelbar einzusaͤende Frucht am besten aͤußere, oder aber bei mehrmaliger Ruͤhrung des Bodens sich mit demselben am besten vermengen kann. Der laͤn- gere und strohige Mist erfordert eine Furche, tief genug, um ihn aufzufassen; der zerfallne eine flache, um ihn nicht zu tief zu versenken. Dritter Theil. B Beackerung. Unterbrin- gung des Saa- mens. 7) Die Unterbringung des Saamens , sie geschehe mit dem Pfluge oder mit der Egge oder irgend einem andern Werkzeuge, erfordert die ganze Auf- merksamkeit bei der Einrichtung der Saatfurche, damit er nach seiner Art und Staͤrke in diejenige Lage komme, worin er am vortheilhaftesten keimen, fuͤr seine zarten Wurzeln Nahrung und Schutz finden, und sein Stammblatt ungehindert austreiben kann. Die Ackerwerkzeuge . §. 105. Nach allgemeiner Darstellung dieser Hauptzwecke der Beackerung, von denen jedesmal die einen oder die andern mehr oder minder zu beruͤcksichtigen seyn werden, gehen wir zuvoͤrderst zu der Betrachtung der Werkzeuge uͤber, wodurch man sie auf mannichfaltige Weise zu erreichen trachtet. Diese unterscheiden sich in solche, welche mit der Hand der Menschen, und in solche, welche vermoͤge des Zugviehes angewandt werden. Die ersteren passen in der Regel nur fuͤr den Gartenbau, welcher allerdings in das Gebiet der Landwirthschaft gehoͤrt, aber in diesem Werke nicht mit aufge- nommen werden kann. Wenn auch einige Faͤlle eintreten, wo jene Werkzeuge beim Feldbaue mit Vortheil angewandt werden, so sind sie doch selten, und es wird ihrer am gehoͤrigen Orte erwaͤhnt werden. Ob es bei einer zureichenden Menge arbeitender Menschen rathsam seyn werde, statt des Pfluges durchaus den Spaten und den Karst, statt der Egge den Rechen zu gebrauchen, ist ein Pro- blem, welches wir in Hinsicht auf die Praxis nicht zu loͤsen brauchen, da wir we- nigstens in ganzen europaͤischen Provinzen einen solchen Ueberfluß von Menschen, die nicht auf andere Weise vortheilhafter gebraucht werden konnten, nirgends fin- den; wo sie sich aber auf einzelnen Flecken so zusammengehaͤuft haben, der Feldbau in den Gartenbau uͤbergehet; so daß wir auch den allgemeinen Gebrauch des Spa- tens oder des Pfluͤgens als den charakteristischen Unterschied zwischen Garten- und Feldbau annehmen koͤnnen. Daß indessen dem Erdboden mit zweckmaͤßigen Zugwerkzeugen dieselbe Kul- tur und dieselbe Fruchtbarkeit, wie mit den Handwerkzeugen — wenn anders nicht von einer sehr großen Vertiefung des Bodens die Rede ist — und mit min- Die Ackerwerkzeuge. derem Aufwande gegeben werden koͤnne, hat keinen Zweifel; obgleich es gewoͤhn- lich nicht geschiehet, und sich oft die Kosten des guten Grabens, durch dessen Er- folg, besser wie die des schlechten Pfluͤgens bezahlen wuͤrden. §. 106. Die Ackerwerkzeuge, deren man sich zur Umarbeitung des Bodens, vermoͤge Pflugwerk- zeuge. der Kraft des Zugviehs, bedient, sind sehr mannigfaltig, lassen sich aber unter folgende drei Hauptarten begreifen: A. Pfluͤge im engern Verstande des Worts. Der Zweck derselben ist nicht bloß die Erde zu zertheilen, zu lockern und etwa an die Seite zu schieben, sondern auch sie umzuwenden , so daß der untengelegne Theil des abgeschnittenen Strei- fens an die Oberflaͤche komme. Dies bewirken sie durch denjenigen Theil, wel- chen man das Streichbrett , oder wenn er kleiner ist, das Ohr nennt, wo- mit sie auf der einen Seite, gewoͤhnlich auf der rechten, versehen sind. B. Haaken , welche mehr die Lockerung und Mengung der Erde und die Heraushebung der Unkrautswurzeln bewirken, das Herumlegen der Erde aber gar nicht, oder doch nur unvollkommen verrichten, indem sie kein eigentliches, den Bo- den herumwendendes Streichbrett haben. C. Sogenannte Kultivators , — denn ein deutsches Wort, welches die ganze Gattung in sich begriffe, kenne ich nicht — worunter ich alle Arten von Schaufel- und Hackepfluͤge, sogenannte Exstirpators, Hobelpfluͤge u. s. w. be- greife, welche nur die Oberflaͤche ruͤhren, lockern, das Unkraut vertilgen, und deren man sich theils zur Vorbereitung des Bodens, theils zur Unterbringung der Saat, theils aber auch waͤhrend der Vegetation der Fruͤchte bedient. §. 107. Der eigentliche Pflug . Er soll einen Erdstreifen, sowohl horizontal oder Der eigent- liche Pflug. parallel mit der Oberflaͤche, von dem Untergrunde, als perpendikulaͤr von dem festen Lande, gewoͤhnlich linker Seits abtrennen, und diesen Streifen, indem er ihn um seine eigne Axe herumdreht, umgewandt auf die entgegengesetzte, gewoͤhn- lich rechte Seite legen, und zwar dergestalt, daß er der Einwirkung der Egge, die ihm voͤllig zerbrechen und zerkruͤmeln soll, moͤglichst ausgesetzt werde. B 2 Die Ackerwerkzeuge. Die Guͤte eines Pfluges besteht also darin: daß er diese Forderungen auf das moͤglich beste, mit dem mindesten Kraftaufwande des Zugviehs und gleichsam von selbst, ohne großes Zuthun des Fuͤhrers, erfuͤlle. §. 108. Gute Eigen- schaften eines Pfluges. Andere Eigenschaften, die einen Pflug sehr empfehlen, sind folgende: 1) Daß er so einfach, wie es seinem Zwecke nach moͤglich ist, sey, und keine uͤberfluͤssige oder solche Zusaͤtze habe, deren Zweck auf eine andre Weise leichter erreicht werden koͤnnte. 2) Er muß wohlfeil seyn. Hier koͤmmt es aber nicht sowohl auf den Preis seiner ersten Anschaffung, als darauf an, daß die Unterhaltung desselben weniger koste. Wenn ein Pflug auch dreimal so viel, wie der andre, kostet, dagegen aber viermal so lange haͤlt und brauchbar bleibt, so muͤssen wir den ersten wohlfeiler, als den andern nennen. 3) Er muß dauerhaft und nicht wandelbar seyn; theils in Hinsicht auf die zweite Forderung, besonders aber auch in der, daß er nicht haͤufige Reparationen erfordere, bei der Arbeit leicht schadhaft werde, und dadurch zu haͤufig eine Stoͤrung der Arbeit und Aufenthalt veranlasse. 4) Die Stellung des Pfluges, um damit tiefere oder flachere, breitere oder schmalere Streifen ausschneiden zu koͤnnen, muß sich leicht und ohne vielem Aufenthalt bewerkstelligen lassen, damit dieses auf der Stelle und ohne vielen Apparat und Arbeit geschehen kann. Diese Stellung muß bewirken, daß der Pflug die Arbeit gerade so, wie es unsre Absicht ist, ohne Zuthun des Fuͤhrers verrichte, theils weil man sich auf dieses nicht verlassen kann, theils weil die Last dem Zugviehe sehr erschwert wird, wenn der Pflugfuͤhrer der natuͤrlichen Tendenz des Pfluges entgegenwirken muß. Dabei muß er dann vor allen die im vorigen §. angegebnen Zwecke auf die moͤglich vollkommenste Weise erfuͤllen, die auszuschneidende und herumzuwerfende Erde vollkommen und in gleicher Tiefe auffassen, rein herausheben, und den Erd- streifen in einem Bogen von 140 Graden — weil dieser, um die Einwirkung der Egge und die Auflockerung zu befoͤrdern, am guͤnstigsten ist — herumwenden. Die Ackerwerkzeuge. §. 109. Wenn gleich der Pflug eins der wichtigsten Instrumente fuͤr die Fortdauer, Warum man auf dessen Verbesserung so wenig ge- dacht hat. Vermehrung und Vervollkommnung des Menschengeschlechts auf dieser Erde ist, so ist doch bis zu den neuesten Zeiten vielleicht auf keines weniger Aufmerksamkeit und Nachdenken verwendet worden, wie auf dieses. Oder es sind doch die dabei angebrachten Veraͤnderungen und Zusaͤtze so wenig wahre Verbesserungen gewesen, daß in der That die meisten landuͤblichen Pfluͤge, gegen die der alten und selbst roheren Voͤlker, eher zuruͤckstehn, als Vorzuͤge haben. Unsre gewoͤhnlichen Kar- ren uͤbertreffen in ihrer Zweckmaͤßigkeit die Triumphwagen roͤmischer Imperatoren, so weit wir diese aus alten Abbildungen kennen. Der Pflug aber hat sich gegen die roͤmischen Arten derselben auf keine Weise vervollkommt. Gerade aus dieser nicht bewirkten Verbesserung haben einige beweisen wollen, daß der Pflug keiner Verbesserung faͤhig sey, weil man, wie sie sagen, bei dem haͤufigen und unent- behrlichen Gebrauch dieses Werkzeuges nothwendig darauf verfallen seyn muͤsse. Wenn man aber bedenkt, in welchen Haͤnden der Pflug bis vor kurzem sich allein befand, und wie selten Nachdenken, Beobachtungsgeist und Kenntniß der Mecha- nik sich mit der Fuͤhrung des Pfluges vereinigte: so ist es sehr natuͤrlich, daß der Pflug mit der Rohheit seiner Fuͤhrer uͤbereinstimmend bleiben mußte. Seitdem man aber dieser Angelegenheit mehrere Aufmerksamkeit und Scharfsinn gewidmet hat, laͤßt es sich uͤberzeugend darthun, daß von der Struktur des Pfluges nicht nur eine betraͤchtliche Ersparung und Beschleunigung, oder aber Verschwendung und Verspaͤtung der Arbeit und der arbeitenden Kraͤfte, sondern auch die Frucht- barkeit des Bodens und der hoͤhere Ertrag der Ernten abhange. Und wenn gleich einige neue Schriftsteller dieses zu bezweifeln scheinen, oder wenigstens nicht glau- ben, daß die auf Einfuͤhrung besserer Pfluͤge zu verwendende Aufmerksamkeit und Kosten sich zureichend bezahlen, indem sie ohne diese befriedigende Ernten erhal- ten zu haben sich ruͤhmen, so beweiset dieses nur, daß sie von der besseren und leichteren Arbeit, die mit einem guten Pfluge gemacht werden kann, keinen klaren Begriff haben. Allerdings haͤngt die Verbesserung des Ackerbaues nicht allein vom Pfluge und andern Instrumenten ab; aber die moͤglichste Voll- kommenheit kann er nicht erreichen, ohne auch auf diesen Theil die gehoͤrige Auf- merksamkeit zu verwenden. Deshalb ist eine genaue Kenntniß und ein klarer Be- Die Ackerwerkzeuge. griff von diesem Werkzeuge dem rationellen Landwirthe bei der Praxis unum- gaͤnglich noͤthig. §. 110. Die wirkenden Theile eines Pfluges oder das, was man den Pflugkoͤr- per nennt, bestehen aus folgenden Theilen: Das Voreisen oder Messer. a) Das Messer, Voreisen, Vordereisen, Sech, Kolter ge- nannt. Dieses soll den umzuwendenden Erdstreifen perpendikulaͤr vom festen Lande abtrennen, und dann der nachfolgenden geraden, mit diesem Messer in einer Linie und Richtung stehenden Seite des Pfluges den Weg bahnen, ihn in seiner Rich- tung erhalten, und insbesondere sein Ausweichen nach der rechten Seite verhin- dern. Wenn wir uns den Pflugkoͤrper als einen halben Keil oder als einen recht- winklichen Triangel denken, so macht dieses Messer gewissermaßen die Spitze die- ses Keils aus, und verlaͤngert die gerade auf die Basis des Triangels perpendiku- laͤr zustoßende Seite, wie folgende Figur, wo a die Spitze des Messers an- deutet, versinnlicht. Da diese nun die Richtung des Pfluges bestimmt, oder dem Pfluge seine Haltung und Tendenz giebt, so muͤssen diese um so fester und gerader werden, je laͤnger diese Seite ist. Da das Messer mit seiner Schneide den aͤußersten Punkt des Keils oder der schraͤgen Flaͤche bildet, so muß es in seiner vollkommensten Konstruktion schon selbst diese Form haben, und wir finden es, besonders an vorzuͤglich genau gear- Die Ackerwerkzeuge. beiteten Pfluͤgen, nur so geformt. Das Messer ist naͤmlich scharf an seiner Schneide, wird aber immer dicker, so daß es in seinem Ruͤcken vielleicht die Staͤrke eines Zolles erreicht. Diese Zunahme seiner Staͤrke erhaͤlt es nicht an der Landseite, wo man es vielmehr ganz flach und gerade erhaͤlt, sondern an der Fur- chenseite, wo dessen Segment ebenfalls die Form eines rechtwinklichen Triangels haben muß. Die linke Seite macht also mit der linken Seite des Pflugkoͤrpers eine voͤllig gerade Linie. Damit indessen das Messer dem nachfolgenden Pflugkoͤrper den Weg um so besser bahne, so steht es um so viel, wie die Dicke seines Ruͤckens betraͤgt, uͤber diese gerade Linie der linken Seite hinaus. Die abgeschnittene Erde wird dann von der scharfen Kante des Pfluges leichter aufgefaßt und zur rechten Seite ge- schoben. Insbesondere aber wird dadurch dem Pfluge eine mehrere Haltung in den Boden gegeben. Wenn die gewoͤhnlichen Pflugmesser diese Form nicht haben, und ihnen auch diese uͤberstehende Stellung nicht gegeben werden kann, so sucht man den Zweck dadurch zu erreichen, daß man dieses Messer schraͤg einkeilt, so daß die Schaͤrfe etwas links nach der Landseite, der Ruͤcken aber rechts nach der Furchenseite ge- wendet ist. Es erhellt aber, daß hierdurch eine weit staͤrkere Friktion hervorge- bracht werden muͤsse, als wenn das Messer jene zweckmaͤßige Form und Richtung hat. Auch bedarf es dann eines weiten Loches im Pflugbaume, in welchem man durch mehrere Keile am Griffe des Messers ihm jene Richtung giebt; welches nicht ohne viele Muͤhe und Aufmerksamkeit geschehen kann, und haͤufig nachgese- hen und verbessert werden muß, wobei der Fortgang der Arbeit bestaͤndig ge- stoͤrt wird. Gewoͤhnlich kann es nur durch die schraͤge Verkeilung gezwungen werden, daß die Spitze und Schneide des Messers genugsam nach der linken Seite hin- komme. Denn das Loch, worin dessen Griff eingekeilt ist, befindet sich in der Mitte des Pflugbaums, und folglich wuͤrde ein gerade durchgeschlagenes Messer zu weit rechts und nicht vor der Spitze des Schaars zu stehen kommen, zumal da die Richtung des Pflugkoͤrpers auf der linken Seite, wie wir in der Folge hoͤren wer- den, nicht mit der Richtung des Pflugbaums uͤbereinstimmen darf, sondern etwas links abweichen muß. Durch die Verkeilung kann dies nun zwar erreicht werden, Die Ackerwerkzeuge. dann aber steht das Messer nicht perpendikulaͤr, sondern dessen oberer Theil schraͤg rechts, und die Spitze links. (Vergl. Beschreibung der Ackerwerkzeuge, Heft I. , Taf. 1. Fig. VI. ) Es macht also auch keinen perpendikulaͤren Einschnitt, sondern einen schraͤgen, und bahnt folglich dem Pflugkoͤrper den Weg nicht so genau, als es thun sollte. Bei einem flachen Pfluͤgen von 3 bis 4 Zoll ist die dadurch ver- mehrte Friktion freilich nicht von großer Bedeutung, wird aber schon merklich, wenn man uͤber 6 Zoll tief pfluͤget. Daher sind bei Pfluͤgen, die tief gehen sollen, die Messer, welche ein Knie an ihrem Griffe haben, wie die an dem verbesser- ten Smalschen Pfluge, sehr schaͤtzbar. (Vergl. Beschreib. der Ackerwerkzeuge, Heft I. , Taf. 5. Fig. XIII. u. XIV. ) Durch dieses Knie wird naͤmlich das eigent- liche Messer, so weit als noͤthig ist, links gebracht, ungeachtet der Griff im Baume perpendikulaͤr eingezapft ist. Diesen Messern kann dann bei tiefen Pfluͤgen, wo sie einen großen Widerstand zu uͤberwinden haben, durch eine andere Befesti- gung, mittelst einer Schraube, eine sehr große Haltbarkeit gegeben werden, wie dieses an den neuern Smalschen Pfluͤgen geschehen ist. (Vergl. Beschreib. der Ackergeraͤthe, Heft I. , Taf. 2. Fig. II. u. III. i. g. ) Es wird hierdurch auch dem großen Uebel abgeholfen, daß die Pflugfuͤhrer, um den Pflug mehr im Lande zu halten, ihn nach der Landseite heruͤberlehnen muͤssen, indem sie dadurch bewirken, daß das schraͤg eingekeilte Messer nun perpendikulaͤr einschneidet; wodurch aber keine rechtwinkliche Furche oder Streifen entsteht, sondern die Sohle der Erde vom Schaare schraͤg weggeschnitten wird, an der Landseite tiefer und nach der Furchenseite flacher, folglich die Ackerkrume keine gleichmaͤßige Tiefe erhaͤlt. Man hat der Schneide des Messers mehrere Formen gegeben, sie entweder gerade oder sichelfoͤrmig, oder auch mit einem Bauch gemacht. Durch die krum- men Schneiden glaubte man den Einschnitt zu erleichtern. Es wird aber im Ge- gentheil, da die krumme Linie laͤnger ist als die gerade, der Widerstand wohl eher vermehrt, und ein gerades Messer scheint die beste Form zu haben. Die Vortheile des schraͤgen Schnitts werden dadurch genugsam erreicht, daß das Messer mit seiner Spitze vorwaͤrts steht. Denn es ist bekannt, daß ein Mes- ser immer besser schneide, wenn es in schraͤger Richtung mit der Direktion seiner Bewegung gehalten wird. Das Messer schneidet nun aufwaͤrts, und trennet auf die Weise den Zusammenhang des Bodens am leichtesten. Es hebt auch dadurch den Die Ackerwerkzeuge. den Streifen schon etwas, und erleichtert dem nachfolgenden Schaare das Ein- dringen. Ferner erleichtert diese schraͤg nach vorne stehende Richtung des Messers die Heraushebung der staͤrkern Wurzeln, die es vielleicht im Boden antrifft, und die es nicht durchschneiden kann. Es treibt sie mit seiner schraͤgen Flaͤche in die Hoͤhe, so daß sie entweder reissen muͤssen oder herausgezogen werden. Ein per- pendikulaͤr stehendes Messer wuͤrde die Wurzeln, die es nicht durchschneiden kann, im Boden horizontal vor sich her treiben, ohne sie heraus zu heben. Und so hebt jenes auch Steine, die nicht zur Seite weichen koͤnnen, aus dem Boden heraus. Endlich hat diese schraͤge Richtung des Messers den Vortheil, daß sie dem Pfluge eine geringe Tendenz im Boden giebt, ohne die Friktion viel zu vermehren. Der Druck des Bodens auf das Messer haͤlt naͤmlich den Vordertheil in der Erde, wenn die aufsteigende Zuglinie des Pfluges die Tendenz hat, ihn herauszuziehen. In einem unreinen Boden muß diese schraͤge Ric htung des Messers von der Perpendikular- linie staͤrker abweichend seyn, als in einem reinen Boden, und man kann dem Messer in jenem Falle eine solche Richtung geben, daß sie mit einer Perpendiku- larlinie einen Winkel von 30 Graden macht. Da das Messer oft einen großen Widerstand zu uͤberwinden hat, so ist es rathsam, ihm eine betraͤchtliche Staͤrke zu geben, und da man diese in der Dicke nicht genugsam anbringen kann, so muß es breit genug seyn. Eine Breite von 3 Zoll ist indessen mehrentheils zureichend, koͤnnte jedoch in einem Boden, der vielen Widerstand leistet, noch vermehrt werden. Die Messer sind in der Regel verstahlt. Da sie eine große Friktion erleiden, so muß die Verstahlung oͤfter erneuert werden, und haͤlt bei fortdauerndem Ge- brauche selten uͤber ein Jahr, in steinigem Boden oft kein halbes Jahr aus. Da auf die Stellung des Messers so viel ankommt, um den Pflug in der ge- hoͤrigen Richtung zu erhalten, so ist bei Messern von minderer Vollkommenheit, denen nur durch die Verkeilung die gehoͤrige Richtung gegeben werden kann, eine vorzuͤgliche Aufmerksamkeit auf letztern zu verwenden, und der Aufseher der Ar- beit muß daher die Pfluͤge, besonders in dieser Hinsicht, oft untersuchen, welches am besten geschehen kann, wenn er sie ganz herumdreht, und dieses taͤglich ein- mal bei allen Pfluͤgen thut. Die darauf verwandte Zeit wird sich reichlich be- zahlen. Dritter Theil. C Die Ackerwerkzeuge. An einigen Orten fehlt zwar dieser sonst so wichtige Theil des Pfluges ganz, und es vertritt die vordere Kante des Pflugkoͤrpers oder die gerade Seite des Schaars seine Stelle. Dies findet aber nur in muͤrben, reinen und gleichartigen Boden statt, wenn man nur sehr flach pfluͤget. In Boden entgegengesetzter Art und bei tieferem Pfluͤgen wird ein Pflug ohne Messer eine sehr schlechte dem Zug- vieh und dem Fuͤhrer schwere Arbeit machen. §. 111. Das Schaar. Der zweite wirkende Theil des Pfluges ist das Schaar , auch Hinter- eisen genannt, welches den Erdstreifen horizontal von dem Boden abtrennen, an besser konstruirten Pfluͤgen schon etwas in die Hoͤhe heben, und in einer schraͤ- gen und zusammenhaͤngenden Flaͤche dem Streichbrette uͤberliefern soll. Es be- steht aus zwei Theilen, dem eigentlich einschneidendem oder der Feder , und dem- jenigen, womit es am Pflugkoͤrper befestigt wird, dem Griffe oder Hefte . Die Form des erstern Theils ist mannigfaltig, mehrentheils doch aber die eines halben Keils oder rechtwinklichen Triangels. Die Landseite steht naͤmlich mit dem Messer und dem Pflugkoͤrper in einer geraden Linie, und ist stumpf. Daß jene Richtung der stumpfen Seite wohl beobachtet werde, ist wesentlich noͤthig zum richtigen Gange des Pfluges. Die schraͤge Seite oder die Schneide, welche gewoͤhnlicher Weise verstahlt und scharf ist, geht davon in einem Winkel gewoͤhn- lich von 45 Graden ab. Zuweilen macht sie einen spitzeren Winkel, etwa von 35 Graden, um in festerem Boden um so besser eindringen zu koͤnnen. Es erhellt aber, daß alsdann das Schaar um so laͤnger seyn muß, wenn anders die Basis dieses rechtwinklichen Triangels gleich breit seyn soll. Zuweilen ist dieser Triangel aus einem Stuͤcke Eisen, und ganz ausgefuͤllt, zuweilen in der Mitte leer und nur von drei Seiten umgeben. Das erstere hat offenbar Vorzuͤge, weil der abgetrennte Streifen sich dann auf der schraͤgen zusam- menhaͤngenden Flaͤche mit geringerer Friktion emporheben kann. Die hintere Breite dieses Theils richtet sich nach der Breite der Pflugstreifen, die man abpfluͤgen will, und folglich auch nach der hinteren Breite des Pflugkoͤr- pers. Jene muß beinahe eben so stark seyn, wie diese, d. h. die rechte Spitze des Schaars muß von der linken Seite desselben beinahe denselben Abstand haben, welchen das Streichbrett an seinem untern, die Sohle der Furche beruͤhrenden Die Ackerwerkzeuge. Theile von der gegenuͤberstehenden Landseite des Pfluges hat. Ich sage beinahe, denn auf 9 Zoll kann er einen Zoll geringer seyn, weil dadurch bewirkt wird, daß das Streichbrett den noch etwas anhaͤngenden Pflugstreifen besser um seine Axe herumwendet. Mehr muß die Verschiedenheit aber nicht betragen, wenn nicht die Friktion sehr vermehrt und der Gang des Pfluges erschwert werden soll, indem der von der Schneide des Schaars nicht abgeloͤsete Theil des Erdstreifens weit schwieriger von dem Streichbrette abgerieben werden muß. Nach den mit Abwaͤgung der erforderlichen Zugkraft gemachten Versuchen war ein Pflug, mit einem Schaare von 5 Zoll Breite, einen halben Centner im Zuge schwerer, als wenn man ihm ein Schaar von 7 Zoll Breite aufschob. Man findet jedoch diesen Fehler des zu schmalen Schaars bei den meisten Pfluͤgen, selbst wenn sie neu gemacht sind, und er vermehrt sich beim Gebrauche durch die Abschleifung. Der zweite Theil des Schaars ist das Heft , oder derjenige Theil, wodurch es an den Pflugkoͤrper befestigt wird. Die Form desselben und die Befestigungs- art ist mannigfaltig. Sehr fehlerhaft ist es, wenn das Schaar mit Naͤgeln befe- stigt wird, und dies kann nur in sehr losem und mildem Boden statt finden, wo das Schaar keiner oͤftern Schaͤrfung und Vorstahlung bedarf. Bei andern wird es mit einer Krampe befestigt. Unsere besser geformten Schaare werden bloß auf- geschoben, wozu aber allerdings eine sorgfaͤltigere Bearbeitung des Holzes und Eisens erforderlich ist, um dennoch den Schaar eine ganz feste Haltung zu geben. Das richtig geformte Schaar soll, wie oben gesagt, den Pflugstreifen nicht bloß abschneiden, sondern ihn schon in die Hoͤhe heben, und eine schraͤg und seit- waͤrts sich empor hebende ebene Flaͤche mit dem Streichbrette bilden. Die Schneide des Schaars selbst ist also convex, und hebt sich nach der Landseite. Das Heft muß diese Erhebung nicht unterbrechen, sondern fortfuͤhren, und zur Verbindung mit dem Streichbrette, an welches es sich dicht und eben anschließt, dienen. (Vergl. Beschreib. der Ackergeraͤthe, Heft I. , Taf. 2. Fig. II. B. ) Dies ist ein großer und wichtiger Vorzug, den unsere Baileyschen und Smalschen Pfluͤge haben, und der zur Ueberwindung der Last und Verminderung der Friktion ungemein viel beitraͤgt. Bei den gewoͤhnlichen Pfluͤgen findet hier eine Unter- brechung statt: der schon gehobene Erdstreifen senkt sich wieder, und das Streich- brett muß ihm aufs Neue heben. C 2 Die Ackerwerkzeuge. Ich habe doch Bauern gefunden, die dieses Uebel sehr wohl fuͤhlten, und des- halb ein Eisenblech an die Grießsaͤule und das Streichbrett befestigten, welches auf den hintern Theil des Schaars ruhete, und dadurch eine große Erleichterung des Pfluges bewirkt zu haben versicherten. Sie nannten dies: eine Kappe dem Pfluge aufsetzen . In Ansehung der Form unserer Schaare beziehe ich mich auf meine Beschrei- bung der nutzbarsten neuen Ackergeraͤthe, Heft I. , Taf. 4. Fig. I. II. III. Da das Heft des Schaars sehr genau auf den Pflug passen und an das Streichbrett an- schließen muß, so wird es manchen Schmieden sehr schwierig. Diese Schwierig- keit wird aber gehoben, wenn man eine Schablone von Eisen machen laͤßt, um welche das Schaareisen herumgeschlagen wird. Man laͤßt dann das Eisen zu den Schaa- ren auf den Eisenhammern in erforderlicher Dicke nach folgender Figur schmieden. Bei A ist die Platte ½ Zoll dick. - B - - ⅖ - - - C - - ¼ - - Wenn es dann um die Schablone herumgeschlagen worden, wird es dem Pflugkoͤrper genau anpassen, und mit moͤglich mindester Friktion den Streifen dem Streichbrette zum Herumwenden uͤberliefern. Dieses Schaar wird nun entweder auf das untere Pflugholz, welches man das Pflughaupt zu nennen pflegt, oder aber auf die zu einem Fuße verlaͤngerte Grießsaͤule aufgeschoben, und es versteht sich, daß dieser Theil nach eben der Die Ackerwerkzeuge. Schablone ausgearbeitet werden muͤsse. (Vergl. Beschr. der Ackerger., Heft I. , Taf. 5. Fig. XV. und XVI. ) §. 112. Das Pflughaupt, Hoͤft oder Heft dient zur Befestigung und Zusam- Das Pflug- haupt. menhaltung der verschiedenen Theile nach unten, und streift auf der Sohle der gemachten Furche an der Landseite her. In demselben ist vorne die Grießsaͤule , und hinten der linke Sterz eingezapft. Es muß unten sowohl wie an der Seite zwei sehr ebene Flaͤchen bilden, die auf der Landseite in einem rechten Winkel zusammenstoßen. Mehrentheils und bei allen guten Pfluͤgen ist dieses Holz unten sowohl als an der Landseite mit eisernen Schienen belegt, wodurch die Friktion um vieles ge- mindert und die sonst schnelle Abschleifung des Holzes verhuͤtet wird. Es giebt Pfluͤge, wo dieser ganze Theil von geschmiedetem oder gegossenem Eisen ist, und die sich insbesondere zum Aufbrechen des Graslandes vorzuͤglich passen. Man findet sie hier in der Oderniederung. Die Laͤnge dieses Pflughaupts bestimmt die Laͤnge des Pflugkoͤrpers. Man hat daruͤber gestritten: ob der laͤngere und, bei gleicher Breite, spitzere halbe Keil des Pflugkoͤrpers, oder der kuͤrzere und, bei gleichem hinteren Abstande, stumpfere zweckmaͤßiger zur Ueberwindung des Widerstandes sey? Die, welche ersteres be- haupten, berufen sich darauf, daß der spitzere Keil leichter eindringe oder — um es in der Sprache der Mechaniker auszudruͤcken — daß man auf der schraͤgeren Flaͤche mit minderer Kraft einen Koͤrper emporhebe. Allein man verliert hier, wie immer, an der Zeit, was man an der Kraft gewinnet, und so kommt es in dem vorliegenden Falle auf eins hinaus. Dagegen erleidet der laͤngere Pflugkoͤrper ohne Zweifel mehr Friktion, und sein Gang wird erschwerter. Deshalb waͤre es rathsam, den Pflugkoͤrper so kurz wie moͤglich zu machen, wenn nicht ein anderer Umstand in Betracht kaͤme, naͤmlich der, daß der laͤngere Pflugkoͤrper an seiner geraden linken Seite sowohl, als an seiner Sohle eine festere Haltung hat, folg- lich minder wanket und ausweicht. So hat der Smalsche Pflug einen kuͤrzeren Pflugkoͤrper, der Baileysche einen laͤngern; aber mit darum geht letzterer staͤter, und kann sicherer unerfahrnern und unaufmerksamern Pfluͤgern anvertrauet werden. Die Ackerwerkzeuge. §. 113. Das Streich- brett. Das Streichbrett , das Ruͤsterbrett , der Ruͤster , das Ohr , ist derjenige Theil, welcher den eigentlichen Pflug charakterisirt und ihn von andern Beackerungsinstrumenten unterscheidet. Dieser Theil soll den vom Messer und Schaar abgeschnittenen Streifen aufnehmen, in einen Bogen herumwenden und auf die Seite legen. Der groͤßte Widerstand ruht also auf diesem Theile, und ob er auf eine mehr oder minder leichte Weise uͤberwunden werde, haͤngt von der mehr oder minder zweckmaͤßigen Konstruktion des Streichbrettes ab. Gewoͤhnlich wird dieser Theil aus einem duͤnnen Brette verfertigt, welches an der Kante der Grießsaͤule angenagelt ist, und hinten am Pflughaupte und Sterz durch eine oder zwei Schienen in der gehoͤrigen Distanz befestigt ist. Ein solches Brett draͤngt dann mit seiner schraͤgen seitwaͤrts gekehrten Flaͤche die Erde nach der rechten Seite. Allein es wendet sie nicht vollstaͤndig um, wenigstens nicht anders, als wenn der Pflugstreifen noch einen ziemlich festen Zusammenhang in sich selbst und mit dem Lande hat. Um dieses Umwenden bewirken zu koͤnnen, muß der hintere Abstand des Streichbrettes um die Haͤlfte staͤrker seyn, als die Breite des abgeschnittenen Pflugstreifens. Es muß also mit der linken Seite entweder einen stumpfern Win- kel bilden, oder es muß sehr lang seyn. In beiden Faͤllen faͤllt die Last der Erde, die es wegzuschieben hat, und die Friktion sehr schwer, indem die ganze Masse der Erde auf dem Streichbrette ruht, bis sie das Ende desselben passirt hat. Diese auf dem Streichbrette ruhende Erdmasse und die Abstreifung derselben ist vorzuͤglich das, was den Gang des Pfluges erschwert. Ist ein Streichbrett aber so konstruirt, daß es diese Masse von Erde fruͤher von sich abwaͤlzt, so wird dadurch die Last um vieles erleichtert. Und hierin be- steht der große Vorzug der gebogenen Streichbretter vor den graden, insbesondere wenn sie sich, wie oben gesagt, zu einer ununterbrochenen ebenen Flaͤche mit dem Schaare verbinden. Der Pflugstreifen wird hier, so wie er das Schaar und Streichbrett passirt, in die Hoͤhe gehoben, und er wird um seine eigene Axe her- umgedreht, so daß er, wenn diese Bewegung etwa nur bis zur Haͤlfte vollendet ist, kaum weiter auf dem Pfluge ruhet, sondern schon mit seinem Schwerpunkte sich nach der andern Seite hinuͤberneigt, und nur noch eines geringen Austoßes von Die Ackerwerkzeuge. der hintern Spitze des Streichbretts bedarf, um voͤllig, so weit er es thun soll, herumzufallen. In Ansehung der genauen Bestimmung derjenigen Form des Streichbretts, welche jenen Umschwung am besten und leichtesten bewirkt, ist man nicht ganz einig. Eine sehr genaue mathematische Berechnung haben wir vom Praͤsidenten der amerikanischen Staaten Jeffersson ( Museum d’histoire naturelle, Nr. 4., p. 322), welche dem Streichbrette am Smalschen Pfluͤge fast voͤllig entspricht. Eine andre aber hat Bailey in einer besonderen Schrift gegeben, wodurch er die von ihm eingefuͤhrte als die vorzuͤglichere zu zeigen sucht. Diese Abhandlung ist von einer Meisterhand uͤbersetzt, unter dem Titel: der bestmoͤgliche Pflug , Berlin 1805, herausgekommen. Zwischen beiden aber, dem Smalschen und dem Baileyschen Pfluge, sind die Meinungen der aufmerksamern Ackerbauer nur noch getheilt. Das Heraufheben und das allmaͤhlige Herumschwingen des Pflugstrei- fens um seine Axe in einer schneckenfoͤrmigen Linie scheint das Smalsche Streich- brett besser noch als das Baileysche zu verrichten. Und es paßt sich besser, sobald man uͤber 8 Zoll rheinlaͤndisch die Erde heraufbringen will. Bei einer min- dern Tiefe aber verrichtet das Baileysche die Arbeit wohl eben so gut. Und da der ganze Baileysche Pflug in seiner Konstruktion mindere Genauigkeit erfordert, oder die Abweichungen seiner Tendenz leichter zu verhuͤten und zu verbessern sind, als am Smalschen Pfluge, so genuͤget uns jener in den meisten Faͤllen; um so mehr, da er leichter zu fuͤhren ist. Die Verschiedenheit dieser Formen laͤßt sich nicht an- ders als durch den Augenschein versinnlichen. Das Smalsche Streichbrett hat mehr Concavitaͤt, hebt die Erde mehr in die Hoͤhe, ehe es sie zur Seite streicht, giebt ihr aber dann einen schnellen Umschwung. Es ist hoͤher, aber kuͤrzer, und hat deshalb mindere Friktion. Jedoch kann in Ruͤcksicht auf letztere der Unterschied nur bei tiefem Pfluͤgen merklich seyn. Beide erfuͤllen die Forderung, daß sie den Erdstreifen, von der Spitze des Schaars an, ganz allmaͤhlig und nach dem Ge- setze der schraͤgen Flaͤche ohne Unterbrechung, zugleich auf- und seitwaͤrts, heben, und so herum und zur Seite schaffen; dadurch aber die Last der Erde weit schneller von sich abwaͤlzen, als die geraden Streichbretter. Zum gewoͤhnlichen Gebrauch verdient der Baileysche Pflug den Namen des Bestmoͤglichen ; obwohl der Die Ackerwerkzeuge. Smalsche, wenn er vollkommen gut konstruirt ist und richtig gefuͤhrt wird, eine noch vorzuͤglichere Arbeit macht. Man hat diese gewundenen Streichbretter auch von Holz. Es wird dann aber ein starker Klotz erfordert, um sie gehoͤrig herauszuarbeiten, und sie muͤssen dann mit Eisenblech beschlagen werden, weil sie sonst sogleich rauh werden. Ein gegossenes eisernes Streichbrett ist immer weit wohlfeiler, und wenn das Eisen nur nicht zu sproͤde ist, um vieles haltbarer. Ueberdem hat das Eisen gegen das Holz den großen Vorzug, daß es mindere Friktion giebt, und daß an seiner durch die Arbeit glatten und polirten Oberflaͤche die Erde nicht anhaͤngt, wenn sie anders nicht in einem gar zu feuchten, zur Pfluͤgung uͤberhaupt nicht paßlichen Zustande ist. Durch die gewoͤhnlichen gerade aufstehenden hoͤlzernen Streichbretter wird der Zweck des Umwendens des Erdbodens in den meisten Faͤllen sehr unvollkommen er- reicht, und nur ein Theil der Erde, die das Schaar von unten heraufgeholt hat, uͤber die andere heruͤbergestrichen; es sey denn, daß der umzupfluͤgende Streifen aus einer zusammenhaͤngenden Grasnarbe bestehe. Um das Herumlegen zu bewirken, muß der hintere Abstand des Streichbrettes weit staͤrker seyn, die Erde mehr als noͤthig ist zur Seite schieben, und eine breite Furche machen, wenn gleich der abgeschnittene Streifen nur schmal ist. Die Furche ist oft noch einmal so breit als der Streifen. Dieses starke zur Seite schieben vermehrt den erforderlichen Kraftaufwand be- traͤchtlich, indem die Erde um so viel laͤnger auf dem Streichbrette ruht. Von jenen Pfluͤgen mit gebogenen Streichbrettern wird die Erde eigentlich gar nicht zur Seite gefchoben , sondern nur um die aͤußere Kante des Balkens herumgewandt. Es glauben einige, daß das gerade aufstehende Streichbrett die Erde besser her- umlege, indem wirklich die Oberflaͤche mehr horizontal und eben wird. Denn in der breiteren Furche hat der schmalere Streifen mehreren Raum herumzufallen. Durch unsere Pfluͤge wird der Erdstreifen aber so gelegt, daß einer auf der Kante des andern ruht, und daß sie ungefaͤhr in dieser Gestalt zu liegen kommen. Dies Die Ackerwerkzeuge. Dies ist gerade die zweckmaͤßigste Lage, indem durch die Hoͤhlung, welche zwischen den Erdstreifen entsteht, die Lockerung des Bodens sehr befoͤrdert und die Luft gewissermaßen eingeschlossen und in genauerer Beruͤhrung auch mit der untern Erde erhalten wird. Diese Zwischenraͤume bewahren auch die niedergesenkte Feuchtigkeit auf, die dann bei eintretender Waͤrme in Dunst verwandelt den Erd- boden um so mehr lockern muß. Der gelockerte Boden senkt sich dann erst allmaͤhlig, und fuͤllt diese Zwischenraͤume aus. Die zackige Oberflaͤche aber bietet der atmosphaͤri- schen Luft, so lange sie rauh liegt, weit mehrere Beruͤhrungspunkte dar, beguͤnstigt dann aber die Einwirkung der Egge weit mehr, als eine ebene Flaͤche; so daß nicht nur die Erde zerkruͤmelt, sondern auch die darin befindlichen Wurzeln herausgerissen werden koͤnnen. In jedem Boden also, den man durch das Pfluͤgen mehrere Locke- rung und Zertheilung geben will, hat diese Lage der Furchen große Vorzuͤge vor der voͤllig platten, und nur im losen Sandboden koͤnnte sie nachtheilig werden. Wer die- sen aber zu pfluͤgen hat, braucht sich um die Form des Pfluges gar nicht zu bekuͤm- mern, und kann freilich sicher bei den schlechtesten landuͤblichen Pfluͤgen seiner Gegend bleiben. Schaden wuͤrde indessen auch unser Pflug nicht thun, weil der sandige Bo- den bald zusammenfallen und die Hoͤhlungen ausfuͤllen wuͤrde. Endlich findet man auch Streichbretter, die convex oder bauchigt sind, von Holz und von Eisen, z. B. in den Rheingegenden. Sie werfen in der That die Erde schnell ab, und gehen leicht. Aber den Zweck der Umwendung erfuͤllen sie nur schlecht, wenn sie anders nicht sehr lang sind, wodurch die Friktion wieder um so viel ver- mehrt wird. §. 114. Derjenige Stiel, wodurch der untere Theil des Pfluges mit dem Baume oder Die Gries- saͤule. Grindel verbunden wird, und welcher den vordern Theil des sogenannten Pflugkastens ausmacht, heißt die Griessaͤule . Sie ist gewoͤhnlich von Holz, und nur an dem Smalschen Pfluge von Eisen. An allen bessern Pfluͤgen ist sie so gestellt, daß sie auf dem untern Theile des Pfluges nicht perpendikulaͤr, sondern schraͤg nach vorwaͤrts oder mit ihrem obern Theile hinterwaͤrts in einem Winkel von etwa 80 bis 85 Graden stehe. Durch diese schraͤge Richtung wird dieser Theil, der dem Messer folgt, den betraͤchtlichen Widerstand, der auf ihn wirkt, besser uͤberwinden und haltbarer dage- gen seyn. Wenn das Streichbrett nicht seine vordere Kante ausmacht, so giebt man Dritter Theil. D Die Ackerwerkzeuge. ihm diese scharfe Kante auf eine andere Weise, durch die Vorsetzung einer scharfen eisernen Schiene, oder wie beim Smalschen Pfluge, durch den hervortretenden An- satz des die linke Seite des Pfluges schließenden Eisens. (Beschr. der Ackergeraͤthe, Heft I. , Taf. 2. Fig. II. e ) Man findet auch Pfluͤge, wo das Messer unmittelbar auf selbigem ruht, und diese scharfe Kante ausmacht; (daselbst, Taf. 6. Fig. I. und II. a ) wobei denn aber der Vortheil der Verlaͤngerung der linken Seite, ohne Ver- mehrung der Friktion, wegfaͤllt. So unbezweifelt nuͤtzlich die beschriebene Richtung dieser Griessaͤule ist, so findet man doch zuweilen Pfluͤge, wo sie gerade die entgegen- gesetzte hat, und sich nach vorwaͤrts uͤberlehnt. Man braucht diese Stellung nur an- zusehen, um ihre mindere Haltbarkeit und Unzweckmaͤßigkeit zu fuͤhlen. §. 115. Der Pflug- baum. Der Pflugbaum oder der Grindel ist derjenige Theil, mittelst welchem der Koͤrper des Pfluges in der Erde fortgezogen wird, da es unmoͤglich ist, die Zug- kraft unmittelbar an dem Pflugkoͤrper anzubringen. Dieser Pflugbaum ist vorn, mittelst der Griessaͤule, und hinten, mehrentheils mittelst der linken Sterze, mit dem Pflugkoͤrper verbunden. Diese Verbindung muß in derjenigen Richtung gemacht werden, daß, wenn der Zug an dem bestimmten Punkte angebracht wird, der Pflug horizontal in der Erde in derjenigen Tiefe, worin er einmal eingesetzt worden, hergehe. Steht der Baum vorne zu hoch, — oder ist die Griessaͤule zu lang — so be- kommt das Schaar eine zu starke Tendenz in den Boden, der Pflug geht, wie sich der Bauer ausdruͤckt, auf der Nase; steht er zu niedrig, — oder ist die Griessaͤule zu kurz — so geht die Tendenz des Schaars aus dem Boden heraus, und man sagt, der Pflug gehe auf dem Hacken. Er muß aber horizontal, oder eigentlich mit der Ober- flaͤche der Erde, vorn und hinten in der Tiefe, wo er eingesetzt worden, parallel gehen. Es kann dieses zwar bei dem Raͤderpfluge durch die hoͤhere oder niedrige Lage des Pflugbaums auf der Lichte oder durch dessen Verkuͤrzung oder Verlaͤngerung, bei dem raͤderlosen Pfluge durch die Veraͤnderung des Punktes, wo die Zuglinie an der Spitze des Pflugbaums befestigt ist, oder durch eine andere Richtung dieser Zuglinie gehoben werden. Allein die Hebung des Baums wirkt dann seiner Tendenz im Erd- boden entgegen, und das Schaar macht keinen horizontalen Schnitt, sondern kratzt Die Ackerwerkzeuge. mit seiner Schaͤrfe, und die Last wird dadurch dem Zugviehe ungemein erschwert. Deshalb pflegt bei den Raͤderpfluͤgen die Griessaͤule in dem Pflugbaum nicht fest ein- gezapft, sondern nur verkeilt zu seyn, und auch das hintere Ende hat Beweglichkeit an dem Sterz, um den Pflug umkeilen zu koͤnnen. Hier pflegen aber die Pflugfuͤh- rer zur groͤßten Last des Zugviehs leicht eine falsche Verkeilung vorzunehmen, und dem Schaar eine zu starke Tendenz in dem Boden zu geben, weil sie alsdann sicher sind, daß ihnen der Pflug nicht aus dem Lande herausspringe. Zu tief ins Land kann ihnen dessen ungeachtet der Pflug nicht gehen, weil der Baum vorn auf dem Pflug- gestelle ruht. Er druͤckt dann aber mit großer Gewalt auf dieses Pfluggestell, und erschwert die Last dadurch noch mehr. Dies kann so weit gehen, daß der Baum da, wo die Zugkette angebracht ist, in schwerem Boden brechen muß. Beim Raͤderpfluge bemerkt man diese falsche Stellung des Pflugbaums nicht so leicht; beim raͤderlosen Pfluge fuͤhlt man sie sogleich, und es wird dem Fuͤhrer hoͤchst beschwerlich, ihr entge- gen zu wirken. Die Laͤnge des Baums ist sowohl bei dem Raͤder- als raͤderlosen Pfluge verschie- den. Je laͤnger er ist, oder je entfernter der eigentliche Zugpunkt von dem Koͤrper des Pfluges, um desto staͤter geht der Pflug, weil naͤmlich bei einer sehr kleinen Ver- ruͤckung des Schaars die Spitze des Baums schon einen so viel groͤßern Bogen ma- chen muͤßte. Allein durch seine Laͤnge wird auch der Baum schwaͤcher, und je laͤnger er ist, um desto staͤrker muß er seyn. Der Baileysche Pflug hat einen viel laͤngern Baum als der Smalsche. Dies ist eine zweite Ursache, warum der letztere der Ausweichung weit staͤrker ausgesetzt ist, und er muß auch deshalb in seinen Verhaͤlt- nissen so sehr genau construirt seyn, weil die Kraft des Zuges um so weniger einen Fehler der Direktion verbessern kann. Es wird aber auch durch keine Gewalt der Baum an diesem Pfluge brechen koͤnnen, wie es doch wohl beim Baileyschen moͤglich ist. Beim Raͤderpfluge ist der Pflugbaum gewoͤhnlich laͤnger, als man ihn in der Regel gebraucht, und er steht uͤber das Vordergestell noch betraͤchtlich hinaus. Der Punkt, womit der Baum auf dem Gestelle liegt, kann nach Willkuͤhr vom Pflug- koͤrper mehr entfernt oder ihm naͤher gebracht werden. Im letztern Falle wird dadurch die Spitze des Pfluges gehoben, im erstern mehr gesenkt. Er hat naͤmlich verschie- dene Loͤcher, wo mittelst eines eingesteckten Pflocks oder Nagels der Ring der Zug- kette befestigt wird. D 2 Die Ackerwerkzeuge. Der Pflugbaum hat seitwaͤrts nicht dieselbe Richtung , wie der Pflug- koͤrper, sondern weicht etwas weniges rechts aus. Die Direktion des Pfluges faͤllt zwischen diesen beiden Linien. Waͤre die gerade Seite des Pfluges so gerichtet, daß ihre fortgesetzte Linie auf die Spitze des Pflugbaums zuginge, so wuͤrde das Schaar nicht in der Richtung der abzuschneidenden Furche fort, sondern immer aus dem Lande herausgehen. Wenn diese Abweichung nicht richtig getroffen wird, so kann es, wenn sie zu geringe ist, bei dem Raͤderpfluge freilich dadurch gezwungen werden, daß man den Pflugbaum ganz an die linke Seite des Gestelles hinlegt, bei dem raͤder- losen Pfluge, indem man die Zuglinien in das aͤußerste Loch der rechten Seite des Stellungsbuͤgels befestigt. Es ist aber immer ein Fehler, welcher dann die Stellung des Pfluges etwa zu breitern Furchen unmoͤglich macht. Da der Pflugbaum an sei- nem vordern Theile mehr weggearbeitet wird, so thut man dies deshalb auf der lin- ken Seite, und laͤßt die rechte Seite ganz gerade, wodurch man jene Abweichung genugsam erreicht. (Vergl. Beschr. der Ackergeraͤthe, Heft I. , Taf. 3. Fig. I. die Linie x y ) §. 116. Die Sterzen. Die Sterzen oder Stuͤrzen werden diejenigen Handhaben genannt, mit welchen der Pflugfuͤhrer den Pflug einsetzt, und eine Abweichung desselben verbessert. Fuͤhren soll er ihn eigentlich nicht damit, sondern der Pflug muß, wenn er richtig konstruirt ist, ganz von selbst in der ihm einmal gegebenen Richtung fortgehen. Nur wenn der Pflug einen ungewoͤhnlichen Widerstand antrifft, und auf diesen oder jenen Theil einen veraͤnderten Druck erleidet, so wird seine Tendenz verruͤckt, und diese augenblicklich wieder herzustellen, ist das Geschaͤft des Pfluͤgers, weswegen er zwar die Hand nie von der Sterze ablassen, aber auch unnoͤthiger Weise durchaus keinen Druck oder Gewalt anwenden darf. Entstehende Abweichungen muß er mit der auf der Sterze liegenden Hand zu fuͤhlen so gewohnt seyn, daß er unmittelbar einen Ge- gendruck dagegen aͤußert. Die Pfluͤge haben ein oder zwei Sterzen. Eine, und zwar die auf der linken Seite ist eigentlich nur noͤthig, und die meisten ziehen die einfache Sterze bei dem Raͤderpfluge vor, damit der Pflugfuͤhrer sich mit der rechten Hand den Raͤutel oder dasjenige Instrument, womit er den Pflug von der vorgesetzten Erde und Wurzeln reinigt, bestaͤndig zu gebrauchen gewoͤhne. Doppelte Sterzen, sagt man, machen Die Ackerwerkzeuge. die Pflugknechte faul, und verleiten sie, sich auf den Pflug zu lehnen, wodurch dann freilich die Last um ein betraͤchtliches vermehrt wird. Wenn bei dem Pfluge ein Druck nach der rechten Seite noͤthig ist, so koͤnne dieser mit dem aufgesetzten Raͤutel eben so gut gegeben werden. Indessen ist es doch nicht zu leugnen, daß die zweite Sterze auf der rechten Seite zuweilen einigen Nutzen habe, besonders das Einsetzen des Pflu- ges erleichtere, zur schnellen Ueberwindung eines Widerstandes beitrage, und durch eine etwas steife Haltung des rechten Arms dem Drucke der Erde auf das Streichbrett entgegenwirke, welcher den Pflug leicht auf die linke Seite uͤberbiegt, wodurch eine schraͤge Furchensohle entsteht. Bei den gewoͤhnlichen Raͤderpfluͤgen sind diese Theile ganz hinten, nahe am Hacken des Pfluges angebracht, um auf demselben einen perpendikulaͤren Druck aͤußern zu koͤnnen, wenn der Pflug tiefer eingehen soll. Dieser Druck kann aber auf festem Boden nichts wirken, und muß vielmehr nur die Spitze in die Hoͤhe heben. Bei den englischen raͤderlosen Pfluͤgen sind die Stuͤrzen ganz nach vorn zu, und an dem Punkte, wo der Widerstand am staͤrksten auf den Pflug wirkt, eingefugt und nun nach hinten so verlaͤngert, daß sie als ein starker Hebel wirken, und der Pflug- fuͤhrer mit geringer Kraftanstrengung dem Widerstande entgegenarbeiten kann. (Vergl. Beschreib. der Ackerger., Heft I. , Taf. 3.) Bei dieser Einrichtung aber ist der Pflug gegen jeden Druck auf die Sterze hoͤchst empfindlich, und die einzige Schwierigkeit bei der Fuͤhrung dieses Pfluges besteht darin, daß der Pflugfuͤhrer sich alles Druckes und jeder Anstrengung der Hand ent- woͤhne, weswegen immer diejenigen, die mit einem andern Pfluge noch nie gepfluͤgt haben, sogleich damit pfluͤgen lernen; alte Pfluͤger aber in den ersten Stunden leicht in den Fehler des Aufdruͤckens verfallen. Sobald man sich an den Gebrauch dieser Sterzen etwas gewoͤhnt hat, und in der Uebung ist, den Pflug hinten etwas zu he- ben, wenn er aus dem Lande gehen, und etwas niederzudruͤcken, wenn er zu tief ein- dringen will, — welches nur wenn es bergauf oder abgehet, oder ein ungewoͤhnli- cher Widerstand in den Weg kommt, der Fall seyn kann — ist die Fuͤhrung so sehr leicht, daß man einen Jungen von 12 Jahren dazu gebrauchen kann. Die Umwen- dung, die manche bei dem raͤderlosen Pfluge fuͤr schwierig halten, kann bei keinem leichter seyn. Man legt ihn auf die rechte Seite, und laͤßt ihn vom Zugvieh herum- Die Ackerwerkzeuge. schleppen, richtet ihn an der Stelle mit dem Sterzen wieder auf, hebt ihn bei dem Einsetzen sehr wenig und laͤßt ihn dann seinen Gang fortgehen. §. 117. Stellung des Pfluges. Der Pflug muß gestellt werden koͤnnen zu breitern oder schmalern, und zu tiefe- ren oder flacheren Furchen. Diese Stellung geschieht an der Spitze des Baums. Sie wird bei dem Raͤderpfluge auf eine ganz verschiedene Weise, wie bei dem raͤder- losen bewirkt. Bei ersterm kann die Erhoͤhung oder Vertiefung des Pfluges, wie oben gesagt, schon dadurch bewirkt werden, daß der Pflugbaum verkuͤrzet oder verlaͤngert wird, d. h. in Hinsicht des Punkts, womit er auf dem Vorgestelle ruht, und zu dem Ende sind in diesem Baume die verschiedenen Vorsteckeloͤcher angebracht. Da diese Stel- lung aber bloß hierdurch nicht so genau getroffen werden kann, wie es oftmals noͤthig ist, so liegt auf dem Rumpfe des Pfluges mehrentheils eine sogenannte Lichte , welche gehoben werden kann, und wodurch der Ruhepunkt des Pfluges herauf oder herunter gebracht wird. Sie ist auf mannigfaltige Weise eingerichtet, und feinerer oder groͤberer Bewegungen faͤhig, je nachdem der Raͤderpflug uͤberhaupt mehr oder minder verfeinert ist. Auf dieser Lichte kann auch der Pflug bei manchen Einrichtun- gen seitwaͤrts mehr ins Land oder mehr aus dem Lande heraus, zu schmalern oder brei- tern Furchen gestellt werden. Wird naͤmlich der Pflugbaum mehr auf die rechte Seite gelegt, so bekommt das Schaar seine Tendenz nach der Furche; wird er links gelegt, nach dem festen Lande hin. Jedoch muß, um breitere oder schmalere Furchen zu ma- chen, zugleich eine Veraͤnderung an dem Zugpunkte des Vorgestelles vorgenommen werden, und dies geschieht vermittelst des sogenannten Gezuͤngs oder der Leyer , indem durch die damit vorzunehmende Veraͤnderung der Mittelpunkt des Zuges und des Vorgestelles nach der rechten oder linken Seite mehr hingebracht werden kann. Die Vorrichtungen dazu sind mannigfaltig, aber so unbedeutend, daß sie keiner ge- nauern Beschreibung werth sind. Die einfachste ist ohne Zweifel die beste, und diese findet sich an den in meiner Ausgabe des Dickson Tafel 1. abgebildeten Norfolk- schen Pfluge, welcher unter den Raͤderpfluͤgen, die mir bekannt sind, uͤberhaupt wol der vollkommenste ist. Die Leyer ist hier von Eisen, und dadurch freilich etwas kost- barer. Wenn man aber auf ihre Haltbarkeit Ruͤcksicht nimmt, und auf das leichte Die Ackerwerkzeuge. Einhaͤngen der Waage in einen oder den andern Zahn, und dagegen die Zerbrechlich- keit und das weitlaͤuftige Umkeilen der meisten andern Vorrichtungen, wodurch der Rumpf des Pfluges so oft gespalten wird, und wobei man die Stellung doch selten recht genau trifft, so wird man finden, daß jene sehr ersparend sey. (Dieser Pflug ist uͤbrigens nur zu sehr flachen dreizolligen Pfluͤgen bestimmt.) An den raͤderlosen Pfluͤgen giebt es zwei Arten von Stellungen, welche durch eiserne Buͤgel bewirkt werden. Ich muß mich hierbei, so wie uͤberhaupt bei der gan- zen Lehre vom Pfluge, auf meine Beschreibungen der nutzbarsten Ackerwerkzeuge, erstes Heft, beziehen, wo man an dem Smalschen Pfluge den Buͤgel mit der Kette, Tafel 1. Fig. IV. und Taf. 4. Fig. VIII. IX. X. , an dem kleinen Pfluge mit beweg- lichem Streichbrette den Stellungsapparat, der fuͤr leichtere Pfluͤge zulaͤnglich ist, Taf. 7. Fig. III. u. V. , abgebildet und beschrieben findet. In Ansehung der Tiefe, worin der Pflug gehen soll, kommt es naͤmlich darauf an, den Zugpunkt an der Spitze des Pfluges zu erhoͤhen oder zu erniedrigen, mehr vorwaͤrts oder mehr ruͤckwaͤrts zu bringen. Jedoch kommt dabei die Laͤnge der Zug- straͤnge ebenfalls in Betracht. Um vorher zu wissen, wie tief der Pflug bei einer ge- gebenen Hoͤhe des Zugpunkts an den Zugthieren und der Laͤnge der Straͤnge in den Boden eingehen wird, verlaͤngere man die Linie von jenem Punkte zu dem Punkte, wo der Zug an dem Pflugbaume befestigt ist, bis auf den Pflugkoͤrper. Wo diese Linie hinfaͤllt, so tief geht der Pflug ein. Je weiter der Befestigungspunkt herunter- gebracht wird, desto naͤher faͤllt diese Linie auf die Spitze des Schaars; je hoͤher er heraufkommt, desto hoͤher auf dem Pflugkoͤrper. Es ist aber bei dem Gebrauche des raͤderlosen Pfluges zureichend, wenn man nur weiß, daß man durch das Herunter- bringen des Befestigungspunktes ein flacheres, durch das Heraufbringen ein tieferes Eindringen des Pfluges bewirkt. Daß man dieses Herauf- und Herunterbringen bei beiden Stellungsarten auf eine sehr leichte Weise bewirken koͤnne, wird der Augen- schein einem jeden, der einen solchen Pflug vor Augen hat, sogleich lehren, und ich halte folglich eine genauere Beschreibung dieser Stellungsart fuͤr uͤberfluͤssig. So wird denn auch vermittelst desselben Stellungbuͤgels dem Pfluge die Rich- tung mehr in und aus dem Lande und zu breitern oder schmalern Furchen gegeben, je nachdem man zu erstern die Waage mehr rechts, zu letztern mehr links in die verschie- denen Loͤcher befestigt. Die Ackerwerkzeuge. §. 118. Das Vorge- stell und die Raͤder, deren Vortheil oder Nachtheil. So gebraͤuchlich das Vorgestell und die Raͤder an den Pfluͤgen geworden sind, indem man sich in manchen Gegenden Deutschlands kaum eine Vorstellung von einem raͤderlosen Pfluge machen kann, so sind sie doch wohl im Allgemeinen, viel- leicht mit wenigen besondern Ausnahmen, ein ganz uͤberfluͤssiger und erschwerender Zusatz, den man nach einer falschen Ansicht ersonnen und vermuthlich wegen des kuͤnstlichen Anscheins so allgemein eingefuͤhrt hat. Zur Erleichterung der Last koͤnnen die Raͤder durchaus nichts beitragen. Denn es ruht nicht einmal die Spitze des Pflugbaums auf dem Gestelle. Dieser steht ge- rade, wenn der Pflug gehoͤrig gerichtet ist. Nur wenn bei einer falschen Tendenz des Pfluges das Niedersinken des Pflugbaums und der Druck desselben auf das Vorge- stell unnuͤtz vermehrt wird, so hat dieses eine starke Last zu tragen. Und diese wird um so mehr dadurch erschwert, daß die Richtung der Zuglinie dreimal unterbrochen und abgeaͤndert wird; erstlich vom Zugpunkte des Thieres auf das Vorgestell herun- ter, von diesem wieder herauf zum Pflugbaume, wo er durch die Zugkette befestigt ist, und von hier wieder herab auf das Schaar wirken muß. Wenn die Raͤder, in dem Falle, wo der Pflugbaum mittelst der Zugkette stark auf das Vorgestell gedruͤckt wird, die Last erleichtern, und diese freilich noch schwerer fallen wuͤrde, wenn das Vorgestell ein bloßer Klotz waͤre, so sind sie sammt dem Vorgestelle es doch selbst, was diese Last verursacht, indem diese gar nicht vorhanden ist, wenn keine Raͤder da sind. Aber man findet noch haͤufig die Meinung, daß die Raͤder den Gang des Pflu- ges staͤter und gerader erhielten, den Widerstaͤnden, die ihn aus seiner Richtung braͤchten, kraͤftiger entgegenwirkten, und die Fuͤhrung desselben erleichtern. Sie koͤnnen jenes allein dadurch thun, daß sie eine groͤßere Laͤnge des Baums verstatten, welcher als ein laͤngerer Hebel die Abweichung des Pflugschaars leichter verhindert. Allein der Widerstand, der den Pflug aus seiner Tendenz bringt, ist entweder so, daß er durch den Pflug uͤberwunden werden kann, oder nicht. Im erstern Falle wird er auch durch den raͤderlosen Pflug uͤberwunden werden, und in sofern dieser wegen eines kuͤrzern Baums leichter zur Seite wiche, so kann diese Abweichung durch die große Kraft, welche der Pflugfuͤhrer auf einen gut konstruirten Schwingpflug, den er weit mehr als den Raͤderpflug in seiner Gewalt hat, weit angemessener ausgegli- chen oder unmittelbar verbessert werden. Im zweiten Falle wird dem Zerbrechen des Pfluges Die Ackerwerkzeuge. Pfluges bei kraftvollem Zugvieh dadurch ausgewichen, daß er zur Seite springt. Hat der Pflugfuͤhrer sich einige Uebung damit erworben, so wird er es im Gefuͤhl haben, ob der Widerstand oder sein Pflug staͤrker sey, und in beiden Faͤllen sich helfen: den Pflug dagegen anstemmen, oder seine Ausweichung durch einen gelinden Druck noch befoͤrdern. Ich habe vormals selbst geglaubt, daß fuͤr einen rauhen, steinigen, mit Wurzeln durchwachsenen Boden bei dem ersten Aufbruche und der Urbarmachung eines wilden Grundes ein großer Raͤderpflug zweckmaͤßiger sey, aber die Erfahrung hat mich vom Gegentheil belehrt, indem ich durch den raͤderlosen Smalschen oder Baileyschen Pflug neue Aufbruͤche von ganz mit Baumwurzeln durchwachsenen Bo- den mit ungleich geringerer Kraft gemacht habe, als mit einem starken Raͤderpfluge moͤglich gewesen waͤre. Ich habe mit zwei Pferden Boden dieser Art umgebrochen, auf welchen man einen Raͤderpflug mit weniger als sechs Pferden zu bespannen frucht- los gehalten haͤtte, wozu dann freilich die bessere Konstruktion des Pflugkoͤrpers und die Staͤrke des nach Smalscher Art befestigten Messers beitrug. Wenn der raͤderlose Pflug durch die minder feste Haltung, welche ihm die Spitze des Baums giebt, eine minder feste Richtung hat, so wird dies bei weitem durch den Vortheil uͤberwogen, daß der Pflugfuͤhrer nun eine Gewalt uͤber ihn hat, die bei dem Raͤderpfluge fast ganz wegfaͤllt. Er kann ihn mit einem gelinden Druck mehr links in das Land hinein, oder mehr rechts heraus, durch eine Hebung der Sterzen tiefer in den Boden, durch einen gelinden Druck mehr herausbringen, und wenn auf einer ebenen Flaͤche von diesen Abweichungen keine noͤthig ist, seinen Gang fortgehen las- sen. Dieser große Vorzug faͤllt am meisten auf unebnen, huͤglichten, sich bald sen- kenden, bald erhebenden Boden ins Auge. Der Raͤderpflug wirkt hier durchaus falsch, und macht eine Furche von ungleicher Tiefe. Wenn es naͤmlich auf einen Huͤ- gel hinaufgeht, so steht das Vorgestell hoͤher, als der Pflugkoͤrper, folglich hebt sich die Spitze des Schaars, und streicht ganz flach oder voͤllig uͤber die Oberflaͤche her. Geht es bergab, so steht das Vorgestell niedriger, wie der Pflugkoͤrper, und so senkt sich das Schaar, und der Pflug geht zu tief ein. Dies kann ohne jedesmaliges Um- stellen des Pfluges durchaus nicht verhuͤtet werden, und alle Anstrengungen des Fuͤh- rers dagegen sind vergebens. Nicht deutlicher wird dieses, als wenn man ein Feld, was in breite, hohe Beete aufgepfluͤgt worden, mit einem Raͤderpfluge quer durchar- beiten will. Wenn der Pflug zu den Ruͤcken hinaufgeht, so greift er kaum ein, und Dritter Theil. E Die Ackerwerkzeuge. geht er zur Furche herab, so faßt er zu tief. Mit einem raͤderlosen Pfluge kann ein aufmerksamer Pflugfuͤhrer mittelst der langen Sterzen, ohne erhebliche Kraftanstren- gung, dies voͤllig vermeiden, und eine voͤllig gleiche Furche auspfluͤgen. Jeder Ackerbauer kennt die große Schwierigkeit, den Raͤderpflug in zaͤhem Bo- den, der trocken geworden ist, in die Erde zu bringen. Alle dabei anzuwendenden Huͤlfen, die jedesmalige Umstellung beim Einsetzen, der Druck auf den Baum, in- dem sich ein Fuͤhrer darauf legt, das tiefere Einkeilen der Grießsaͤule, alles ist ver- geblich und die Pflugarbeit wird unterbrochen. Der raͤderlose, vielleicht mit einem etwas spitzeren Schaar versehene Pflug muß, wenn er hinten gehoben wird, in eine Dreschtenne eindringen, und in sofern nur die Kraft des Zugviehes zureicht, durchaus die haͤrteste Erde durchbrechen. Will man also nur Zugkraft genug anwenden, so kann keine Ausdoͤrrung und Zaͤhigkeit des Bodens die Pflugarbeit verhindern. Die groͤßere Einfachheit des raͤderlosen Pfluges und seine mehrere Haltbarkeit faͤllt in die Augen. Vermittelst der letztern wird der viele Zeitverlust erspart, der bei der Arbeit durch die haͤufigen Reparationen verschwendet wird. §. 119. Konstruktion der Raͤder. Bei dem Raͤderpfluge ist die Konstruktion der Raͤder verschieden. Daß die hoͤ- heren und besser abgerundeten Raͤder einen Vorzug vor den kleinen, hoͤckrigen, schlecht gearbeiteten, haben, hat wohl keinen Zweifel. Er ist aber nicht so groß und zur Verminderung der Last nicht so wichtig, wie manche ihn angegeben haben. Die Raͤder sind entweder auf einer feststehenden Axe beweglich, oder sie sind auf derselben fest, und die Axe selbst oder die eiserne Spindel laͤuft im Rumpfe des Pflu- ges mit den Raͤdern um. Man giebt letzterem mehrentheils den Vorzug, besonders bei niedrigen Raͤdern, weil sich theils die Axe leichter wegschleifen wuͤrde, theils aber, weil es dann nicht wohl zu verhindern ist, daß sich Erde zwischen der Axe und dem niedrigen Rade setze. Es hat dieses aber auch wiederum Nachtheile. Die Raͤder sind entweder von gleicher Hoͤhe, oder das rechte Rad, welches in der ausgeschnittenen Furche geht, ist fast um so vieles hoͤher, als die Furche tief ist. Bei gleich hohen Raͤdern muß das Pfluggestell nothwendig schief gehen. Dies ver- mehrt die Friktion so sehr, und bieget die Spitze des Pflugbaums nach der rechten Seite so hinuͤber, daß man nur bei aͤußerst flachen Furchen, hoͤchstens von 3 Zoll, mit solchen Raͤdern auskommen kann. Sobald man tiefer pfluͤgen will, muß das Die Ackerwerkzeuge. rechte Rad nothwendig nach Verhaͤltnisse erhoͤhet werden, so daß das Pfluggestell doch eine mehrentheils gerade Richtung bekomme. Sind nun aber zwei Raͤder von ungleicher Groͤße fest an einer Axe, so bleibt das kleinere Rad bei jedem Umlaufe zuruͤck, und muß schleppen. Denn zwei Raͤder von ungleicher Groͤße an einer Axe machen keine in gerader Linie vorwaͤrts gehende Bewe- gung, sondern eine solche, wie ein Kegel, den man fortstoßt. Das rechte Rad draͤngt sich also immer nach der Kante des Landes hin, stoͤßt an selbige an und prellt wieder ab, wodurch das Pfluggestell eine hin- und herruͤckende Bewegung erhaͤlt, welche die Friktion ungemein vermehren muß, und die man nicht ohne Ekel ansehen kann. Bei Raͤdern von verschiedener Hoͤhe muß also durchaus doch das eine auf der Axe beweglich gemacht werden. Wiederum hat die Ungleichheit der Raͤder große Inkonvenienzen, wenn man er- hoͤhete Beete pfluͤgt. Wenn der schon erhoͤhete Ruͤcken noch mehr angepfluͤgt werden soll, so geht bei der ersten Furche das rechte, hoͤhere Rad schon an einer hoͤheren Stelle, und das Vorgestell kommt so schief zu stehen, daß es in der That oft dabei umfaͤllt, und daß man das Schaar nicht in die Erde bringen kann. Dasselbe ist der Fall, wenn sich nun das Feld an der Furche senkt, und das linke Rad in der alten Furche geht. Deshalb findet man denn auch, daß die ersten und letzten beiden Fur- chen, worauf es doch besonders viel bei einer guten Bestellung dieser Art ankommt, auf den breiten erhoͤheten Beeten immer schlecht gemacht werden, wenn man sich an- ders nicht die Muͤhe giebt, den Pflug dazu umzustellen. Dies sind also lauter Schwierigkeiten, die mit dem an sich unnuͤtzen und er- schwerenden Vorgestelle verbunden sind. Der einzige Fall, wo ich einem Raͤderpfluge den Vorzug geben kann, ist also keinesweges, wie ich sonst glaubte, in einem rauhen, zaͤhen, und vielen Widerstand verursachenden Boden, sondern nur da, wo ich absichtlich ganz flach und mit breiten Furchen pfluͤgen will und ebenen Boden habe. Hier verhuͤtet das Vorgestell wohl, daß der Pflug nie zu tief eindringe, sondern meiner Absicht gemaͤß nur flach abschaͤle. Zu einer großen Breite der Furche kann er auch besser gestellt werden. Den raͤderlo- sen Pflug muͤßte man wenigstens dazu besonders einrichten. E 2 Die Ackerwerkzeuge. §. 120. Andere Vor- richtungen. Man hat an dem Pfluge ohne Vorgestell zuweilen noch andere Huͤlfen ange- bracht: eine Stelze , worauf er vorne ruht, oder statt derselben ein kleines Rad, auch wohl ein Rad dicht vor dem Pflugkoͤrper an der Stelle des Messers, oder gar ein Paar Raͤder hinten am Pflugkoͤrper. Der Pflug mit der Stelze ist in Belgien allgemein eingefuͤhrt, und von Schwerz in seiner Beschreibung der belgischen Wirthschaft vor allen andern ge- ruͤhmt. Dieser Pflug ist in Ansehung des Pflugkoͤrpers von vortrefflicher Konstruk- tion, — die man jedoch aus der daselbst gegebenen Abbildung nicht erkennet, wovon aber die Annalen des Ackerbaues naͤchstens eine vollstaͤndige liefern werden — aber die Stelze, worauf er in der Gestalt eines Fußes vorne ruht, und welche auf den Erdboden herschleift, muß nothwendig die Friktion vermehren, kann zur Staͤtigkeit des Pfluges unbedeutend wenig beitragen, und muß den Fuͤhrer einen Theil seiner Gewalt uͤber den Pflug benehmen. Sie hilft wohl durchaus zu nichts weiter, als daß sie einen falschen Druck oder Hebung des Fuͤhrers unschaͤdlicher macht. Deshalb hat man wohl seine Zuflucht dazu genommen, wenn man besorgte, es den Leuten nicht begreiflich machen zu koͤnnen, wie sie einen solchen Pflug handhaben muͤßten. Auf unebenem Boden ist sie nun ganz unanwendbar. Denn, wenn sie auf einen Hoͤcker oder Stein kommt, so muß sich die Spitze des Schaars aus dem Boden herausheben. Besser ist es noch immer, statt einer solchen Stelze ein kleines Rad anzubrin- gen, etwa wie das an dem Schaufelpfluge im dritten Hefte meiner Ackerwerkzeugsbe- schreibungen, Tafel 5 und 7, abgebildete. Dies giebt doch weniger Friktion. Man hat sich auch wohl eines solchen Rades dicht vor dem Pflugkoͤrper statt des Messers bedient, indem man dies Rad scharfschneidend an den Kanten gemacht hat. Man glaubte naͤmlich dadurch das Durchschneiden, besonders des rasigen Bodens, zu be- foͤrdern. Allein es muß natuͤrlich schwer seyn, das Eindringen dieses Rades zu be- wirken, und dieses koͤnnte nur durch eine sehr starke Tendenz, die man dem Pfluge mittelst des Schaars in dem Erdboden gaͤbe, oder durch ein Vorgestell, welches den Baum herunterzoͤge, bewirkt werden, und konnte also nur die Friktion und Kraftverschwendung vermehren, ohne irgend einen erheblichern Nutzen als das Messer zu stiften. Die Ackerwerkzeuge. Auch hinter dem Pflugkoͤrper hat man ein Raͤdchen anbringen wollen, um da- durch die Friktion der Pflugsohle auf dem Boden der Furche zu vermindern. Die Unzweckmaͤßigkeit dieser Kuͤnstelei leuchtet von selbst ein. Noch hat man ein Rad von eisernen Speichen ohne Felgen auf der Seite des Streichbretts, dessen Axe durch dieses hindurchging, und mit dem andern Ende in die linke Sterze faßte, am Pfluge angebracht. Die Speichen waren unten schaufel- foͤrmig, und man wollte dadurch eine Zerkleinerung des umgeworfenen Streifens be- wirken. Auf losem sandigem Boden spielte dies Rad allerdings mit dem Sande, und schaufelte ihn herum. Es war aber schon hier mit einer sehr vermehrten Friktion ver- bunden, und der Pflug mußte stark auf die rechte Seite gedruͤckt werden, damit er sich nicht uͤberlehnte. Auf zaͤherem Boden, wo dieses eigentlich nur von Nutzen seyn koͤnnte, ging es durchaus nicht. §. 121. Unter verschiedenen andern Kuͤnsteleien, die man an dem Pfluge angebracht hat, Mehrere Zu- saͤtze am Pfluge. erwaͤhne ich nur der folgenden: Weil das Umlegen einer zaͤhen Grasnarbe nicht immer vollstaͤndig bewirkt wird, sondern solche auf der Kante stehen bleibt, so hat man dem hinteren Theile des Streichbrettes, da, wo es sich uͤber die Erde erhebt, eine Beweglichkeit gegeben, oder vielmehr mittelst eines Charniers noch ein dreieckiges Stuͤck angehangen, welches man vermittelst einer Schraube vorwaͤrts bringen kann, so daß es ganz uͤberstehe, und den Streifen voͤllig herumstreiche. Man hat es vorzuͤglich an den Doppelpfluͤgen, wovon wir reden werden, angebracht, aber auch an den einfachen empfohlen. Daß es diesen Nutzen leisten koͤnne, natuͤrlich mit sehr vermehrter Friktion und unter einem bestaͤndig noͤthigem Gegendrucke auf die rechte Seite, hat keinen Zweifel. Indessen fraͤgt es sich, ob es nicht rathsamer sey, in solchen Faͤllen diesen Zweck durch einen dem Pfluge nachfolgenden Menschen, der die aufstehenden Streifen herumdruͤckt, zu erreichen, eher man sich zu dieser kuͤnstlichen und wohl immer sehr wandelbaren Zu- sammensetzung des Streichbretts entschließt. Etwas aͤhnliches bewirkt der in Belgien gebraͤuchliche Streichhaaken, welcher aus einem Brette besteht, woran eine Stange von zaͤhem Holze befindlich ist, und wel- chen man mittelst eines Haakens in ein Ohr hinter dem Streichbrette anhaͤngt. Ein Kerl faßt die Stange, und stellt sich so, daß der Streichhaaken mit dem Streichbrette Die Ackerwerkzeuge. einen mehr oder weniger stumpfen Winkel bildet. Er geht nun in paralleler Richtung mit dem Pfluge fort, und haͤlt seine Stange hoͤher oder niedriger, je nachdem es der Widerstand des Streifens erfordert. Dieser Streichhaaken ist als eine sehr wirksame Verlaͤngerung des Streichbrettes anzusehn, und ist ohne Zweifel bei sehr tiefen Pfluͤ- gen, bei dem Ueberstreichen der Erde auf hohen Beeten, und bei dem einfurchigen Aufbrechen einer alten Grasnarbe von großer Nuͤtzlichkeit, kann sehr wohl bei jedem Pfluge angebracht werden. (Vergleiche Schwerz Belgische Landwirthschaft, I. Bd. S. 94.) Man hat an den Pfluͤgen auch mehrere Messer, die den umzuwerfenden Pflug- streifen vorher zerschneiden sollen, in einer schraͤgen Richtung mittelst eines am Baume angehefteten Klotzes, angebracht, wovon man eine genaue Abbildung in du Hamel culture des terres, T. I. p. 328, findet. In zaͤhem Boden kann diese Vorrich- tung wirksam seyn; ich kenne sie indessen aus eigener Erfahrung nicht, und bin also zweifelhaft, ob ihr andere Schwierigkeiten entgegen stehen koͤnnen. §. 122. Umzusetzende Streichbret- ter. Die Pfluͤge mit einem beweglichen Streichbrette, welches wechselweise zur rech- ten und zur linken Seite geschoben, gesetzt oder gedreht wird, haben den Vortheil, daß sie den Streifen immer auf eine Seite werfen, und folglich ein ganz ebenes Land erhalten, welches keine Spur von Beeten oder Gewenden hat. Man setzt, wenn man heraufgepfluͤgt hat und der Streifen rechts fiel, das Streichbrett nun auf die linke Seite, und zieht mit dem Pfluge dicht neben der ausgepfluͤgten Furche wieder hinunter. Die Einrichtung dieser Pfluͤge ist verschieden. Manchmal so, daß das Streichbrett und das die linke Seite schließende Brett zusammengefugt einen Winkel von etwa 45 Grad bilden, der nun vor der Griessaͤule mit einer beweglichen Spindel befestigt ist. Hinten werden die beiden Bretter durch einen eisernen Buͤgel von ein- ander gehalten. Man kann nun mittelst der Spindel wechselsweise das rechte und linke Brett abstechend und das andere Brett an dem Pfluge anliegend machen, in welcher Stellung man es dann durch einen in den Buͤgel gesteckten Nagel hinten er- haͤlt. Man kann solche Pfluͤge auch zum Wasserfurchen gebrauchen, wenn man die Bretter so stellt, daß beide gleich weit abstehen. Haͤufiger aber ist an Pfluͤgen dieser Art das Brett los, so daß man es bei dem Die Ackerwerkzeuge. Herumsetzen ganz abnimmt. Es wird nur in Klammern, die zu dem Ende hinten und vorne angebracht sind, befestigt, und bekoͤmmt dadurch Haltung genug. Noch andere Pfluͤge dieser Art haben nur ein kleines Ohr statt des Streichbretts, welches, indem es durch eine auf verschiedene Weise angebrachte Drehung mehr nach der einen oder andern Seite hingewandt wird, die Erde nach der Seite hinschiebt. Daß dieses letztere die Arbeit des Wendens sehr unvollkommen verrichte, erhellt von selbst. Sie muͤssen uͤber dem nach der einen Seite etwas hinuͤbergewandt werden, und naͤhern sich in der Hinsicht dem Meklenburgischen Haaken. Alle diese Pfluͤge muͤssen ein zweischneidiges Schaar in der Form eines Herz- blatts haben. Das Messer besitzt an den bessern Pfluͤgen dieser Art, mit denen man etwas tief eingreifen will, eine Beweglichkeit, wodurch seine Schneide nach der einen oder der andern Seite hingerichtet werden kann. Diese Beweglichkeit ist auf verschiedene Weise angebracht, scheint mir aber bei allen Pfluͤgen dieser Art, die ich gesehen habe, sehr wandelbar, und den Zweck nur unvollkommen zu erreichen. Ueberhaupt ist es wohl unmoͤglich, diesen Pfluͤgen eine ganz gerade und ebene Landseite zu geben, welche doch zur festen Haltung des Pfluges in seiner richtigen Tendenz so wesentlich ist. Die Friktion derselben ist also sehr stark, und wenn man uns versichert, daß diese Pfluͤge dennoch leicht gehen und keine starke Zugkraft erfor- dern, so ist die Rede nur von sehr losem Boden, und von sehr flachem Abschaͤlen desselben. Ich habe noch keinen Pflug dieser Art gesehen, der die Arbeit besser, als ein Meklenburgischer Haaken machte, und ich wuͤrde mich also in solchen Faͤllen im- mer lieber dieses einfachen Instruments bedienen. Jene Pfluͤge sind indessen in den Rheingegenden sehr gebraͤuchlich. §. 123. Man hat Doppelpfluͤge zu verschiedenen Zeiten wiederholt empfohlen; solche Doppelpfluͤge. naͤmlich, wo zwei Pflugkoͤrper, mit einem Baume verbunden, durch ein Gespann parallel nebeneinander fortgezogen, und von einem Manne hinten gefuͤhrt werden. Neuerlich hat in England der Sommervillsche und in Deutschland ein in Wien produzirter wieder Aufsehn erregt. Ich selbst habe einen englischen Pflug dieser Art gehabt, der sich von dem neuen Sommervillschen unbedeutend unterschied. Die Ackerwerkzeuge. Es ist klar, daß ein solcher doppelter Pflug die doppelte Zugkraft gegen einen einfachen von gleicher Konstruktion erfordere, und nur in dem Falle, wo man eine uͤberfluͤssige Zugkraft mit dem einfachen Pfluge verschwendet, kann der doppelte eine Ersparung darin bewirken. Dies ist nun freilich nicht selten der Fall. Wenn aber ein solcher Doppelpflug, wie doch mehrentheils noͤthig ist, statt zwei Pferden vier erfordert, so ist auf keine Weise Ersparung dabei, indem man nun ebenfalls zwei Menschen, den einen als Fuͤhrer des Viehes, den andern zum Halten des Pfluges, gebraucht. Außerdem habe ich an dem von mir gebrauchten, sonst sehr gut konstruir- ten Doppelpfluge, manches auszusetzen gefunden. Er ist sehr schwer bei der Wen- dung, laͤßt sich uͤbel ins Land einsetzen, auf hartem Boden wohl gar nicht, und draͤngt sich wegen der auf beiden Streichbrettern ruhenden Last von Erde nach der linken Seite heruͤber, so daß er mit aller Kraft des rechten Arms an der rechten Seite nicht niedergehalten werden kann, und somit der rechte Pflug nur flach einschneidet, und leicht ganz aus dem Boden herausgeht. Ich habe deshalb diesen Pflug bald an die Seite gesetzt. Eine Abbildung von dem Sommervillschen Doppelpfluge, wobei auch die oben erwaͤhnte Einrichtung mit dem uͤberzubiegenden Streichbrette angebracht ist, findet man auf der ersten Kupfertafel in Dicksons praktischem Ackerbau, I. Bd. §. 124. Rajolpfluͤge. Die Rajolpfluͤge haben dagegen zwei Pflugkoͤrper, die in einer Richtung, das heißt unter einander stehn, und wovon der obere gewoͤhnlich kleiner und schwaͤcher ist, als der untere und hintere. Der obere, welcher nur flach eingeht, schneidet einen Streifen Erde ab, und schiebt ihn in den Grund der Furche; der zweite holt einen Streifen tiefer herauf, und legt ihn uͤber den vorigen her, so daß wirklich eine ganz vollkommene Umwendung des Erdbodens dadurch bewirkt wird. Ich habe mit einem Pfluge dieser Art, der in England mit moͤglichster Sorgfalt und mit einer bei- nahe verschwenderisch scheinenden starken Verbindung der Theile durch eiserne Klam- mern und Ketten verfertigt war, haͤufig arbeiten lassen, aber das hoͤchste, wozu ich im Boden von mittlerer Schwere eindringen konnte, waren 16 rheinlaͤndische Zoll. Daruͤber hinaus schien das Instrument die zur Ueberwindung des Widerstandes noͤthige Zugkraft nicht aushalten zu wollen. Wenn ich uͤberdem die Kosten dieses Instruments und der Vorspannung berechnete, so ergab sich, daß ich dieselbe Wirkung durch das Herauf- Die Ackerwerkzeuge. Heraufwerfen der unteren Erde mit Spaten, die dem Pfluge folgen — eine Opera- tion, von der wir in der Folge reden werden — wohlfeiler erreichen konnte. Auf einer minderen Tiefe thun auch zwei Pfluͤge, wovon der zweite dem ersten in derselben Furche folgt, dasselbe. Ich kann daher zu diesem sehr kostspieligen Instrumente, obwol es in manchen Faͤllen, z. B. bei Versandungen, sehr nuͤtzlich zu brauchen seyn wuͤrde, nicht rathen. Dagegen ist die Vorrichtung, deren man sich zur flachen Wendung des Bodens bedient, indem man den Pflugstreifen in der Mitte durchschneidet, das Obere unten in die Furche schiebt, in manchen Faͤllen, besonders zum Umbruche eines Kleefeldes und eines nicht zu hart gewordenen Dreesches, nicht genug zu empfehlen. Man hat dazu flacher gehende Schnitt- oder Rajolpfluͤge, deren oberer Theil indessen nur aus einem Messer und einem Schaar, mit einem kleinen Ohre versehen, besteht. Es ist aber in den meisten Faͤllen diejenige sehr einfache Einrichtung zureichend, welche ich im dritten Hefte meiner Beschreibung der Ackerwerkzeuge unter dem Namen des Schaͤlmes- sers oder Rasenschneiders angegeben, und auf der achten Tafel abgebildet habe. Ich bediene mich dieser Vorrichtung jetzt regelmaͤßig zu einem jeden Umbruche des Kleefeldes, und erreiche dadurch, daß die Kleestoppel nicht nur saͤmmtlich unter- komme, sondern auch der Boden vollkommen gelockert werde, und keiner zweiten Pflugfurche zur Winterung beduͤrfe, wenn er gleich ins dritte Jahr gelegen, und selbst wenn er beweidet worden ist. Ohne dies wuͤrde dieser Boden durchaus drei Furchen erfordern, und also einen Kleeschnitt weniger geben. Man hat noch eine andere Art, wo dieses Ohr, welches die Oberflaͤche abstreift und hinunterschiebt, an der vordern Kante der Griessaͤule befestigt ist, jedoch mit einer eigenen durch den Pflugbaum gehenden Stange. Die Englaͤnder, welche diese Ein- richtung mit Grunde fuͤr eine ihrer besten Erfindungen halten, nennen so eingerichtete Pfluͤge trench-ploughs , welches ich durch Schnittpfluͤge uͤbersetze. Ueber verschiedene andere Werkzeuge, welche die Konstruktion eines Pfluges ha- ben, aber zu besondern Operationen bestimmt sind, werde ich da reden, wo ich von selbigen handle. §. 125. Eine ausgezeichnete landuͤbliche Art des Pfluges ist die Preußische Zogge . Sie ist raͤderlos, und wird wie der Haaken durch den Baum, welcher an das steife Dritter Theil. F Die Ackerwerkzeuge. Joch der Ochsen gehangen wird, getragen und gezogen. Man kann diesem Instru- mente den Vorzug einer besonderen Leichtigkeit nicht absprechen, und seine Konstruk- tion ist auf die Ueberwindung des Widerstandes und moͤglichste Vermeidung der Frik- tion treflich berechnet. Es gehet wie ein spitzer Keil ein, und entledigt sich durch die Windung seines untern Streichbretts der Erde sehr gut. Den festeren Boden, wo- fuͤr es besonders paßt, legt es ziemlich gut herum, den loseren laͤßt es durchkruͤmeln und in die Furche zuruͤckfallen. Das einzelne Instrument kostet wenig, aber es ist sehr zerbrechlich, und es muß wenigstens die doppelte Zahl immer in Vorrath gehalten werden. Es wuͤrde sich in diesem Stuͤcke wohl verbessern lassen, und durch einen festern Bau wuͤrde sein Gebrauch in der That wohlfeiler werden; aber sein Haupt- fehler ist der, daß es sehr schwierig zu fuͤhren ist, und daß besonders geuͤbte Leute dazu gehoͤren. Man wuͤrde es schwerlich einfuͤhren koͤnnen, wo die Leute nicht von Jugend auf daran gewoͤhnt sind. Wird es nicht gut gefuͤhrt, so laͤßt es einen Kamm stehen, und uͤberschuͤttet ihn nur mit Erde. Die Ostpreußen haben gewiß recht, die- ses einmal bei ihnen eingefuͤhrte Instrument sehr zu schaͤtzen. §. 126. Der Haaken. Die zweite Gattung von Werkzeugen, wodurch der Acker zur Saat vorbereitet wird, sind die Haaken . Der charakteristische Unterschied vom Pfluge besteht in dem Mangel eines seitwaͤrts schiebenden Streichbretts, und nicht, wie man sich in Deutsch- land hin und wieder einbildet, in der Abwesenheit des Vorgestelles. Sie sind in ihren Abarten eben so mannigfaltig verschieden, wie die Pfluͤge. Die Pfluͤge der Roͤmer waren mehrentheils von dieser Art. Man findet sie noch in Italien, Spanien und Frankreich. Da aber unter diesen aͤltern und neuern Haaken keiner die unsrigen uͤbertrifft, so beschraͤnke ich mich darauf, von den letztern zu sprechen. Der Meklen- burgische. Eine Gattung desselben ist der Meklenburgische Haaken , welcher sich dem Pfluge darin naͤhert, daß er, wenn er darnach gehalten wird, den Erdstreifen zum Theil umwirft. Seine Haupttheile sind folgende: 1) ein vorn spitziges, drei- eckiges Eisen, welches ungefaͤhr die Gestalt eines Spadeneisers hat, nur daß es vorn spitz ist. Dieses ist verbunden 2) mit dem Reesterbrette oder Haakenbrette . Die mit dem Eisen aufgefaßte Erde wird in schraͤger Flaͤche auf das Brett heraufge- schoben; und sie wuͤrde von beiden Seiten desselben herabfallen muͤssen, wenn der Die Ackerwerkzeuge. Haaken gerade gehalten wuͤrde. Durch eine schiefe Haltung bewirkt man aber, daß sie nach der einen oder der andern Seite hinfaͤllt. Dieses Haakbrett geht mit seinem Stiele durch den Haakenkruͤmmel , und ist darin verkeilt. Unten ruhet es mit einem Fortsatze auf das Haakenhoͤft , oder denjenigen Theil, der in der gemachten Furche hergeht. Mittelst der Verkeilung kann es aber hoͤher heraufgezogen oder tiefer herabgelassen werden, je nachdem das Eisen tiefer oder flacher in den Boden hinein- gehen soll. 3) Der Kruͤmmel , welcher aus einem darnach gewachsenen Stuͤcke Holz, welches man mit Sorgfalt auswaͤhlet, gemacht ist. Er ist unten hinterwaͤrts in das Hoͤft eingezapft, und wird vermoͤge der durchgelassenen Sterzen, die mehr vor- waͤrts in das Heft eingezapft ist, unterstuͤtzt, und in seiner Lage erhalten. 4) Das Hoͤft , dessen Verbindung aus obigen erhellt. 5) Die Sterze , mit welcher der Haaken dirigirt wird. Soll er naͤmlich rechts beim Hinaufziehen die Furche werfen, so faßt der Fuͤhrer mit der rechten Hand an, und biegt ihn so uͤber. Geht er dicht an derselben Furche wieder hinunter, so haͤlt er ihn mit der linken Hand links uͤber, da dann die Erde links abfaͤllt und die vorige Furche fuͤllt. An dem Kruͤmmel wird dann, wenn er mit Ochsen gezogen wird, ein Baum mittelst eines Ringes und Vor- stecknagels befestigt, der in das Joch der Ochsen so eingehangen wird, daß er eine Be- wegung seitwaͤrts verstattet. Wird er dagegen mit einem Pferde gezogen, was jedoch nicht haͤufig geschieht, so wird auf das verlaͤngerte abgerundete Ende des Kruͤmmels eine sogenannte Kluft-, Scheer- oder Gabeldeichsel gesteckt, worin das Pferd ange- spannt wird. Bei zwei Pferden legt man ein Vorgestell vor. Daß dieser Haaken die Erde vortrefflich durcharbeite, zerkruͤmle und das Un- kraut heraushebe, wird Niemand, der seine Konstruktion kennt, bezweifeln. Aber das Umwenden des Erdbodens verrichtet er auf eine unvollkommene Weise, und faßt den Boden nicht saͤmmtlich auf, indem naͤmlich wenigstens so, wie ich ihn habe ge- brauchen sehen, ein Streifen Erde oder Kamm zwischen jeder Furche stehen bleibt, der jedoch mit loser Erde uͤberschuͤttet wird. Alle aufmerksame Wirthe in Meklenburg geben zu, daß er sich nicht zu allen Ar- beiten passe, und daß besonders zum Umbrechen des Dreesches und auch zur ersten Furche beim Umbrechen der Stoppel ein jeder Pflug Vorzuͤge habe. Dagegen ist er vortrefflich zu den folgenden Furchen, zum Wenden und Ruͤhren des Ackers, und selbst, wenn auf die rauhe Furche gesaͤet werden soll, zur Saatfurche. Bei letzterer F 2 Die Ackerwerkzeuge. findet nur das Bedenken statt, daß der Ochse zur rechten Seite auf dem gepfluͤgten Lande gehet und eintritt, wodurch Loͤcher entstehen, worin die Saat zusammenfaͤllt. Um dieses zu verhuͤten, nehmen aufmerksame Ackerbauer einen Haaken mit Vorgestell, wobei der Ochse in der Furche gehet. Es muß mit dem Haaken aber nie in derselben Richtung, sondern immer ins Kreuz und schraͤg gearbeitet werden, wo dann das Ei- sen den vorigen Pflugstreifen aufnimmt und zerkleinert. Eine Bestellung, wobei der Pflug und der Haaken wechselsweise gebraucht worden, wird auf jedem etwas binden- den Boden vortrefflich; unter der Bedingung, daß man auch das scharfe Eggen nicht verabsaͤume. Deshalb zeichnet sich auch in der That die Beackerung in Meklenburg unter diesen Umstaͤnden so vortheilhaft aus, und man wird nicht leicht einem gegra- benen Gartenboden muͤrber und reiner, als eine gute Meklenburgische Brache finden. Beim abwechselnden Gebrauche des Pfluges und dieses Haakens habe ich nur die Schwierigkeit gefunden, daß sich dieselben Menschen und dasselbe Zugvieh nicht gut an beide Instrumente gewoͤhnen. Demjenigen, der nicht in der Gewohnheit des Haakens ist, wird die Haltung sehr schwer, obwohl ein daran gewoͤhnter sie sehr lange aushaͤlt, und ein Meklenburgischer Haͤker, ohne sich zu beschweren, fast 10 Stunden nacheinander weghaakt. Das Zugvieh, besonders die Ochsen, sind deshalb wechsels- weise vor dem Pfluge und Haaken nicht wohl zu brauchen, weil der Ochse zur rechten Hand beim Pfluge in der Furche, hier aber auf dem gepfluͤgten Lande dicht neben der Furche hergehen muß. Wenn der Haaken sich wendet, geht der linke Ochse auf dem gepfluͤgten Lande und der rechte auf dem ungepfluͤgten. Kann man fuͤr jedes Instru- ment besondere Menschen und Zugvieh halten, so ist der Wechsel derselben vorzuͤg- lich anwendbar. Auf Mittelboden paßt sich dieses Instrument am besten; auf sehr bindigem und zaͤhem Boden wird die Arbeit schwer und schwerer, wie mit einem nur maͤßig gut kon- struirten Pfluge. Sie muß dann wenigstens sehr langsam gehen. Den losen Boden zerkruͤmelt dies Instrument leicht zu sehr, und macht ihn zu locker, wie die Erfah- rung haͤufig gelehrt hat. (Vergl. Annalen der Niedersaͤchs. Landwirthschaft, 2ten Jahrg. 1stes Stuͤck, S. 347.; 3ten Jahrg. 1stes Stuͤck, S. 14.; 3ten Jahrg. 2tes Stuͤck, S. 122) Eine ausfuͤhrliche Beschreibung des Haakens haben wir von dem um die Meklen- burgische Landwirthschaft hoͤchst verdienten Schumacher , unter dem Titel: Ab- Die Ackerwerkzeuge. handlung vom Haaken, als einem vorzuͤglichen Ackerwerkzeuge anstatt des Pfluges, Berlin 1774. Die kurze Wendung, welche man mit dem Haaken machen kann, und das schnelle Absetzen desselben machen seinen Gebrauch, besonders auf steinigem und mit vielen auszuweichenden Gegenstaͤnden erfuͤllten Boden, sehr vortheilhaft. Auch ist er an steilen Anhoͤhen und Bergen sehr gut zu gebrauchen, und viel bequemer, wie jeder Pflug, indem man die Erde damit immer mehr abwaͤrts werfen kann, ohne sie doch ganz herabzupfluͤgen. Man kann bequemer nach allen Direktionen horizontal, schraͤg, gerade auf- und abwaͤrts damit arbeiten; man kann selbst in die Runde damit um einen Widerstand herumackern. Vergl. v. Ramdohr in Annalen des Ackerbaues, Bd. X. , Seite 383. 2) Der Schlesische Ruhrhaaken. Er ist, den Beschreibungen nach, Der Schlesi- sche Ruhrhaa- ken. welche mir davon mitgetheilt worden, von verschiedener Form. Man hat, so viel ich verstehe, in Schlesien auch Haaken, die dem Meklenburgischen gleich kommen. Von diesen rede ich hier nicht, sondern von solchen, die gar kein Hoͤft oder keine. Sohle haben, womit sie auf der Erde herstreichen, sondern nur ein spatenfoͤrmiges Eisen, womit sie den Boden bearbeiten, und hinten Griffe, womit sie getragen wer- den muͤssen. Sie werden nur wechselsweise mit dem Pfluge zum Ruͤhren des Landes in die Quere gebraucht, und sind dazu ohne Zweifel vortrefflich geeignet. 3) Der Lieflaͤndische Haaken. Er wirkt im Boden mit einem scheeren- Der Lieflaͤn- dische. oder gabelfoͤrmigen Eisen, welches vorwaͤrts gekruͤmmt in die Erde mit seinen zwei Spitzen eingreift, und solche auffaͤngt. Vermittelst eines andern Eisens, welches an einem Stiele befestigt ist, ungefaͤhr von der Form eines gewoͤhnlichen Pflugraͤutels, jedoch groͤßer, wird sie etwas zur Seite wieder herab geschoben. Dieser Raͤutel wird naͤmlich durch eine Schlinge, wenn die Erde rechts fallen soll, rechts, und wenn sie links fallen soll, links gedreht. Außer diesem Voreisen und Raͤutel ist uͤberall kein Eisen am ganzen Instrumente, und auch keine Verzapfung, sondern das Ganze ist mit Seilen, sammt der Scheerdeichsel, worin das Pferd geht, verbunden. Eine Abbildung davon befindet sich in den Anzeigen der Leipziger oͤkonomischen Societaͤt von der Ostermesse des Jahres 1804. Er muß ebenfalls hinten getragen werden, welches fuͤr einen ungewohnten hoͤchst Die Ackerwerkzeuge. beschwerlich seyn muß. So wie man ihn losließe, wuͤrde er gleich tief in den Boden hineingehen. Der Karrhaa- ken. 4) Der Karrhaaken. Dieses Instrument geht auf Raͤdern, und bedarf, wenn es einmal in den Boden eingesetzt worden, keiner Haltung; vielmehr setzt sich der Fuͤhrer darauf oder auf ein Pferd, und faͤhrt damit fort. Es ist in der Weich- selniederung in dem allerzaͤhesten und schwersten Boden gebraͤuchlich, und fuͤr solchen in einer vom Wasser angeschwemmten Ebene im Vergleich gegen schlechte Pfluͤge sehr nutzbar. Indessen konnte ein festgefahrner Boden nicht damit bezwungen werden, den gleich nachher ein Baileyscher Pflug, mit zwei Ochsen bespannt, umbrach. Ist es aber zum ersten Umbruch eines zaͤhen Bodens nicht geeignet, so kann in der Ruhrfurche ein Haaken Meklenburgischer Art dasselbe thun. §. 127. Die Kultiva- tors. Die dritte Gattung von Werkzeugen sind diejenigen, wodurch man, mit großer Ersparung von Kraft und Zeit, den Erdboden zwar nicht herumwendet, auch nicht sehr tief ruͤhrt, aber doch die Oberflaͤche auf zwei, drei bis vier Zoll kraͤftig bearbeitet, sie fein pulvert, bis zu dieser Tiefe gleichmaͤßig durcheinander mengt, Un- krautsaamen an die Luft und zum Keimen bringt, sodann aber zerstoͤrt, auch die Wur- zeln des Unkrauts entweder heraushebt, oder durch oft wiederholtes Abschneiden und Ruͤhren toͤdtet. Die Instrumente dieser Art sind bei uns erst in den neuesten Zeiten bekannt geworden, und wir haben sie hauptsaͤchlich den Englaͤndern zu verdanken, deren fuͤr die mechanische Kunst reger Sinn auch das Ackerbaugewerbe dadurch unge- mein bereicherte. Diese Werkzeuge sind in England hoͤchst mannigfaltig, indem ein jeder nach der Art seines Bodens, nach dem besondern Zwecke, den er damit hat und oftmals nach einer bloßen Idee Veraͤnderungen damit vornimmt, die aber im Wesent- lichen nicht viel veraͤndern. Ein jeder, der ein solches Werkzeug erfindet, oder nach- ahmend abaͤndert, giebt ihm einen besondern Namen, und sogar das unveraͤnderte Werkzeug bekoͤmmt ihn durch Zufall an einem andern Orte. Man muß daher nicht glauben, daß ein Werkzeug mit einem andern Namen, welches sehr geruͤhmt wird, etwas neues oder unbekanntes sey, sondern erst nach einer genauern Beschreibung forschen, wo man dann finden wird, daß es mit andern Werkzeugen dieser Art we- nigstens die groͤßte Aehnlichkeit habe. Man kann die Abarten dieser Instrumente etwa unter folgenden Gattungen begreifen: Die Ackerwerkzeuge. 1) Skarrifikators, Schroͤpfer, Aufkratzer. Sie haben mehren- Die Skarri- fikators. theils etwas vorwaͤrts gebogene gekruͤmmte Messer, wie die Gartenmesser, und sind in einem einfachen Balken oder in einem Gestell, gleich einer Egge, in mehreren Rei- hen eingelassen; jedoch so, daß jedes Messer seinen eigenen Schnitt mache, und nicht eins dem andern in demselben Zuge folge. Ihr Zweck ist, in dem bindenden Boden tiefer und kraͤftiger einzuschneiden, wie die Egge thun kann, seine feste Borke abzu- trennen und ihn in Verbindung mit der Atmosphaͤre zu setzen. Man bedient sich der- selben auf Ackerlande und auf Wiesen, welchen letztern diese Operation ebenfalls hoͤchst guͤnstig ist. Sie werden entweder unmittelbar von der Zuglinie fortgeschleift, oder man legt sie auf dem Vorgestell und druͤckt sie hinten mittelst der Sterzen in den Bo- den ein, oder sie haben auch an allen Ecken kleine Raͤder, die man hoͤher oder niedri- ger stellen kann, um ihr flacheres oder tieferes Eindringen in den Boden zu bewirken. Vergl. die Uebersetzung von Dickson, 1sten Theil, Tafel 2., Figur 3. Man kann sich desselben Gestelles zu mehreren Arten von Eisen bedienen, und z. B. den Exstirpator zum Skarrifikator machen, wenn man ihn statt seiner Eisen solche Messer einsetzt. 2) Hobelpfluͤge ( Skim-ploughs, welches eigentlich Abschaͤumungspfluͤge Die Hobel- pfluͤge. heißt). Ich gebe ihnen jenen Namen, weil sie gleichsam wie das Eisen eines Hobels auf den Boden wirken, und die Oberflaͤche einen oder mehrere Zoll tief horizontal ab- schneiden, und dabei zugleich brechen. Ein gerades Eisen von 2, 3 bis 4 Fuß Laͤnge, mit einer Schneide und einem Ruͤcken, in einem Gestelle schraͤg gerichtet, faͤhrt unter der Oberflaͤche des Bodens her. Um sich einen Begriff davon zu machen, braucht man nur die Pferde-Wegeschaufel zu kennen, deren man sich in den großen Gaͤrten haͤufig bedient. Das Eisen kann mit seiner Schneide schraͤger und horizontaler gerich- tet werden, je nachdem es tief eingehen soll. Der Balken, woran es befestigt ist, wird durch zwei Sterzen gehalten, und der Baum hat vorne mehrentheils ein Rad, kann aber auch auf ein Pfluggestell gelegt werden. Man bedient sich dieses Instru- ments hauptsaͤchlich, um die Stoppel und das hervorkommende Unkraut schnell abzu- schneiden, auch das durch das Anhaͤufen der Fruͤchte uneben gewordene Land zu ebnen. Es wird vorzuͤglich in Kent gebraucht, um die Bohnenstoppel gleich nach der Abern- tung zu uͤberziehen, damit das Land bis dahin nicht verkraute, daß es zum Weizen gepfluͤgt werden kann. Die arbeit geht sehr leicht und erfordert eine geringe Zug- Die Ackerwerkzeuge. kraft. Man kann auch eine Getreidestoppel damit zu einer Nachernte von Spoͤrgel, Ruͤben, Buchweizen u. dgl. sehr schnell bereiten, indem der Boden in der Tiefe oft noch locker genug ist, und nur die Oberflaͤche Pulverung noͤthig hat. Die Ruhr- pfluͤge. 3) Ruhrpfluͤge ( skuflers ). Diese schneiden mit spitzern oder stumpfern, mehr horizontal oder schraͤg unterwaͤrts gerichteten Eisen, welche die Form eines Schuhes oder eines Gaͤnsesußes haben, in den Boden ein, und ruͤhren seine ganze Oberflaͤche um, indem sie in zwei oder drei Balken so gestellt sind, daß kein Partikel der Erde unberuͤhrt bleiben kann, vielmehr von dem vordern Eisen dem hinteren zuge- worfen wird, so daß jeder Erdkloß einen doppelten Stoß bekommt. Zu diesen In- strumenten gehoͤrt dann auch der schon ziemlich bekannt gewordene und in Gebrauch Der Exstir- pator. gekommene Exstirpator, von dessen großen Nutzen ein jeder, der ihn nach der Beschaffenheit seines Bodens gehoͤrig einzurichten und anzuwenden verstand, uͤber- zeugt ist, obwohl diejenigen, welche ihn ohne alle Ueberlegung brauchten, z. B. den Baum auf kein Vorgestell legten, ihn ungeheuer schwer machten, oder den Schuhen nicht die ihrem Boden angemessene Form gaben, ihn von Rechtswegen sehr tadelten. Dieses Instrument kann von verschiedener Groͤße gemacht werden. Hat man einen sehr ebenen Boden, so kann man in dem Balken noch mehrere Eisen anbringen, wie in dem, der in dem ersten Hefte meiner Ackerwerkzeugsbeschreibungen Tafel 9. abge- bildet ist, enthalten sind; naͤmlich sechs im hinteren und fuͤnf im vorderen Baume. Ist der Boden aber uneben, so paßt sich ein schmaleres Werkzeug mit wenigern Eisen besser, indem ein breites nicht allenthalben gleichmaͤßig eingreisen wuͤrde. Es versteht sich, daß sich die Bespannung nach seiner Breite richten muͤsse, und daß, wenn bei den breiten vier oder gar sechs Pferde noͤthig sind, bei den schmalen zwei Pferde zu- reichen. Die Eisen oder die Schuhe muͤssen, wie ich auch in jener Beschreibung an- gedeutet habe, nach Verschiedenheit des Bodens verschieden geformt seyn. Je zaͤher der Boden ist, desto spitzer und schmaler muß man sie machen. Auch kann man in die vordere Reihe, die den Boden erst brechen soll, spitzere, in die hintere stumpfere Eisen nehmen. Man kann die Eisen platter oder convexer oder gar mit emporstehen- den Ohren machen, je nachdem man den Boden bloß schaufeln oder ihn mehr durch- ruͤhren und in der Oberflaͤche wenden will. Durch die niedrige oder hoͤhere Stellung des Baums auf dem Vorgestell bewirkt man das tiefere oder flachere Eindringen der Eisen in dem Boden, indem naͤmlich im ersten Falle die Spitzen derselben vorn nieder- Die Ackerwerkzeuge. niedergesenkt, im andern Falle vorn erhoben werden. Ich habe es vortheilhaft gefunden, die Eisen der vorderen Reihe um einen halben Zoll laͤnger zu machen, so daß sie um so vieles tiefer in den Boden gehen, wenn der Baum vorn gar nicht gehoben wird. Denn weil dieses bei dem Zuge immer geschehen muß, so heben sie sich mehr als die hinteren, und fassen dann nicht genugsam ein. Ich glaube, daß dieses Instrument fast auf jedem Boden anwendbar sey. Daß es mit spitzen Schaaren auch in hoͤchst zaͤhem Boden bequem eindringe, weiß ich von Freunden, die auf solchem Boden dieses Instrument mit vorzuͤglichem Nutzen anwenden. Nur in solchem Boden, der hervorragende, unbewegliche große Steine hat, ist es nicht zu gebrauchen; wenigstens muß man sich dann darauf ge- faßt machen, daß die Eisen an den Stielen haͤufig abspringen, und deshalb vor- raͤthige Eisen mit aufs Feld nehmen. Denn so stark koͤnnen die Stiele unmoͤglich gemacht werden, daß sie der Gewalt des Zuges von vier Pferden widerstaͤnden und diese anhielten. Sind die Stiele jedoch von vorzuͤglich schmeidigem Eisen ge- macht, so werden sie weniger springen, sondern sich biegen und die Pferde dann anhalten. Kleinere Steine verhindern den Gebrauch nicht, selbst wenn sie so groß waͤren, daß sie nicht durch die Eisen durchgingen, sondern schleppten. Der Fuͤhrer muß dann nur zu Zeiten anhalten, und das Instrument davon entledigen. Allerdings greift aber ein steiniger Boden die Eisen mehr an. Wenn der Acker von Quecken und unzergangener Grasnarben oder andern Dingen, z. B. Kartof- felkraut, sehr unrein ist, so erschwert dies den Gebrauch des Instruments etwas, verhindert ihn aber nicht. Der Fuͤhrer muß dann nur das Instrument oͤfter her- ausheben und schuͤtteln, wenn es zu schleppen anfaͤngt, oder wenn dieses nicht zureichen will, anhalten, und das vorgesetzte mit dem Raͤutel abstoßen. Dieses Instrument ist so wirksam, daß es nicht nur an die Stelle eines jeden flachen Pfluͤgens treten kann, sondern dieses auch in Ansehung seiner Wirkung auf die Pulverung und Mengung der Erde und Ausrottung des Unkrauts, — wel- cher Wirkung wegen es den Namen Exstirpator erhalten hat — weit uͤber- trifft. Da nun ein Instrument mit sechs Schaaren in der hinteren Reihe, mit- telst vier Pferden und zwei Menschen, wenigstens dieselbe Arbeit macht (eigent- lich wohl mehr, weil der Zug rascher gehen kann), wie sechs Pfluͤge mit zwoͤlf Pferden und sechs Menschen, so erhellt hieraus die große Arbeitsersparung, Dritter Theil. G Die Ackerwerkzeuge. welche man dadurch erreicht. Es kann zur Bearbeitung der Brache, wenn man die erste Furche mit dem Pfluge zu voller Tiefe gegeben hat, ohne weiteres Pfluͤgen gebraucht werden, und die vollstaͤndigste und reinste Brache, die man haben kann, bewirken, wenn man sich dessen nur zu gehoͤriger Zeit bedient, und das Unkraut nicht zu stark aufkommen laͤßt. Es ebnet dabei den Boden weit mehr, als der Pflug, indem es die Erde von den hoͤheren Stellen loͤset, etwas fortschleppt, und mit Huͤlfe der Egge in die Sinken vertheilt, besonders wenn man es nach allen Direktionen abwechselnd gebraucht. Man kann auch die Saat damit sehr gut un- terbringen, jedoch geschieht dies besser noch mit einem sogleich zu beschreibenden Instrumente. Dem vor Winter gestuͤrzten Acker bereitet es zur Soͤmmerung, insbesondere zur Gerste, auf eine vorzuͤgliche Weise. Die Erde wird, so tief es noͤthig ist, dadurch aufs feinste gepulvert, so daß die zarten Keime in der feinen Krume mit ihren jungen Wurzeln sogleich ihre Nahrung finden koͤnnen. Dennoch wird die Winterfeuchtigkeit im Boden weit mehr erhalten, als wenn er gepfluͤgt wird, welches in duͤrren Fruͤhjahren ein sehr bedeutender Vortheil ist. Wenn man bei mehreren Zuͤgen mit diesem Instrumente die gehoͤrige Zwischenzeit laͤßt, so kommt der in den Erdkloͤßen steckende Saamen des Unkrauts zum Keimen, und wird dann durch den folgenden Zug zerstoͤrt. Die Unkrautswurzeln kommen an die Luft, werden mehrere Male losgerissen und sterben ab. Am auffallendsten ist der Nutzen dieses Instruments, wenn der Acker nach behackten Fruͤchten, durch deren Bau er im vorigen Sommer in der Tiefe uͤberfluͤssig gelockert worden, im Fruͤhjahre zur Gerste vorbereitet wird. Nur mittelst dieser Kultur baue ich mit gluͤcklichem Erfolge große zweizeilige Gerste, auf Boden, der so sandig ist, daß er diese nicht tragen wuͤrde, wenn er im Fruͤhjahre mittelst des Pfluges bearbeitet werden muͤßte. Sehr zweckmaͤßig wird ferner der Exstirpator auf einem ungebro- chenen Kleefelde angewandt, wenn dieses nicht Krume genug durch einmaliges Pfluͤgen erhalten hat. In dem Falle muß man es sonst dreimal pfluͤgen, welches dann die Bestellung der Winterung natuͤrlich sehr verspaͤtet. Mit dem Exstirpa- tor kann man ihm Krume genug verschaffen, und das Absterben der Kleewurzeln bewirken. Von gleichem Nutzen ist es ferner bei der Erbs- und Wickenstoppel. Da es naͤmlich so sehr darauf ankommt, diese unmittelbar nach der Aberntung um- zupfluͤgen, nun aber der Acker vor der Einsaatszeit der Winterung sich wieder zu Die Ackerwerkzeuge. sehr bindet, auch krautig wird, so muͤßte er zum zweiten Male gepfluͤgt werden, was aber zu viel Aufenthalt geben wuͤrde. Durch dies Instrument giebt man ihm schnell eine frische Krume, in welche man unmittelbar einsaͤen und eineggen kann. Endlich finde ich es sehr nuͤtzlich, um das Kartoffelfeld kurz vor dem Her- auskommen derselben, wenn sich auch schon einige Blaͤttchens zeigen, damit flach zu uͤberziehen. Hierdurch wird das vorher gekeimte Unkraut voͤllig zerstoͤrt, und die Kartoffeln kommen ganz rein heraus. Man glaubt dieses zwar auch durch das Eggen zu bewirken, besonders wenn man das Land in rauher Furche liegen laͤßt, bis die Kartoffeln herausgekommen sind. Aber man erreicht dies weit unvollstaͤn- diger, als wenn man gleich nach dem Einlegen egget, wo das Unkraut gleichmaͤßi- ger keimt, und es dann mit dem Exstirpator zerstoͤrt. Doch kann dies bei dem Legen der Kartoffeln in aufgeworfenen Ruͤcken, wie sich versteht, nicht statt finden. Deutscher Erfindung sind verschiedene Instrumente, welche mit mehreren Eisen in der Form der Haakeisen den Boden ruͤhren, und tiefer oder flacher durch- arbeiten. Man hat sie von verschiedener Form und Groͤße: naͤmlich mit breitern oder schmalern Eisen, und mit drei, vier, fuͤnf, sechs in einem Balken. Sie werden entweder mit dem Baume auf ein Vorgestell gelegt, oder aber mit einer steifen Scheerdeichsel gezogen. Der durch seine vorzuͤgliche Ackerbestellung in sei- ner Gegend beruͤhmte von Arndt in Schlesien bediente sich verschiedener sol- cher Instrumente. Besonders ist sein Saatpflug, welcher dem kleinen oder einfachen Exstirpator Der Arndt- sche Saat- pflug. der Englaͤnder gleich kommt, bekannt geworden. Er wirkt gewoͤhnlich mit vier Schaaren, die, von der Form eines gewoͤhnlichen Pflugschaars, eine ziem- lich starke Konvexitaͤt haben, und nach der linken stumpfen Seite hoch stehen, an eisernen Stielen befestigt, und in den Balken auf 9 bis 10 Zoll Entfernung einge- setzt sind. In diesen Balk en ist der Baum eingezapft, welcher, wie der Exstirpa- tor, auf einem Pfluggestelle liegt, gehoben oder niedergesenkt werden kann, um das tiefere oder flachere Eindringen der Schaare zu bewirken. Anfangs hatte Arndt an diese Schaare kleine Streichbretter oder Ohre anbringen lassen, in der Absicht, den Acker damit wirklich zu pfluͤgen und umzuwenden. Er fand aber nachher diesen, die Friktion und Last sehr vermehrenden, leicht schleppenden und G 2 Die Ackerwerkzeuge. das Instrument verstopfenden Zusatz unnoͤthig, da das eigentliche Pfluͤgen doch nicht damit von statten ging. Dieses Instrument wird besonders gebraucht, um auf den vorbereiteten Acker die Saat unterzubringen, und leistet diesen Dienst auf die vorzuͤglichste Weise. Nachdem naͤmlich der Saamen auf den klar geeggeten Boden ausgestreuet worden, wird das Instrument so gestellt, daß es etwa 2 Zoll einfaßt, und nun der Acker damit uͤberzogen. Es ist eine sehr leichte Arbeit fuͤr zwei Pferde und einen Menschen. Die Saat wird dadurch gleichmaͤßiger, wie durch irgend ein mir bekanntes Instrument vertheilt, so daß auf einem solchen Acker nicht leicht zwei Keime nebeneinander hervorstechen, sondern alle in gehoͤriger Distanz von einander stehen. Auch kommen die Koͤrner, nachdem der Acker mit der Egge wieder leicht uͤberzogen worden, in der gehoͤrigen Tiefe unter, werden mit der Erde, die durch dieses Instrument noch mehr gepulvert worden, sehr schoͤn gemenget, gleichsam durchgemahlen, und liegen weder hohl noch unter undurch- dringlichen Erdkloͤßen; folglich in dem guͤnstigsten Zustande zum Austreiben des Keims und der feinen Wurzeln. Folglich kann durch dieses Instrument immer sicher der vierte Theil der Saat ersparet werden; ja, wie ich nach der Versicherung glaubwuͤrdiger Landwirthe weiß, ohne es jedoch selbst versucht zu haben, — denn mein Boden ist noch nicht rein genug vom Unkraute dazu — uͤber die Haͤlfte. Ueberdem beschleunigt dieses Instrument, welches die Wirkung von vier Pfluͤgen mit minderem Kraftaufwande thut, die Aussaat sehr, und man kann daher den guͤnstigsten Moment zu derselben waͤhlen. Bei den Englaͤndern findet man noch eine große Menge von aͤhnlichen Instru- menten, die in der Form und in den Nebendingen mannigfaltig verschieden sind, aber in der Wirkung und im Wesentlichen mit dem vorgenannten uͤbereinkommen. Um auf zaͤhem Boden mehrere Zerpulverung zu bewirken, auch das Eindringen zu erleichtern, ist manchmal vor jedem Schaare noch ein Messer angebracht, oder es stehen Schaare und Messer wechselsweise. Kuͤnstlichere sind so eingerichtet, daß sie ausgedehnt oder zusammengezogen, die Schaare naͤher an- oder weiter von einander gebracht werden koͤnnen, in welchem Falle die Instrumente gewoͤhnlich die Form eines Triangels haben, und in ihrer Basis mehr oder minder ausge- dehnt werden koͤnnen. Hierdurch werden sie aber viel zusammengesetzter und zerbrechlicher. Die Ackerwerkzeuge. Man muß unter diesen Instrumenten mit gehoͤriger Ueberlegung diejenigen auswaͤhlen, welche dem Boden, dem Zwecke und den Wirthschaftsverhaͤltnissen am angemessensten sind. Hat man diese getroffen, so waͤre es eine jaͤmmerliche Sparsamkeit, sich der Kosten wegen die großen Vortheile derselben zu entziehen. Sie bezahlen sich unter jener Bedingung in einem Jahre oder in einer Bestellungs- zeit oft zwei- und mehrfach, wie z. B. jener Saatpflug bloß durch die Ersparung der Einsaat. Kaum sollte man es glauben, daß unter Landwirthen noch haͤufig ein so kleinlicher und thoͤrichter Geiz obwalte, daß sie selbst bei Anerkennung der Vortheile dennoch die Kosten an ein solches Instrument zu wenden scheuen; ja, was noch mehr ist, daß Schriftsteller diesen Geiz vertheidigen, und gegen eine Vermehrung des Geschirr-Inventariums warnen. Der niedrigste Handwerker wird sich nicht besinnen, ein zweckmaͤßiges Handwerkszeug anzuschaffen, wenn er uͤberzeugt ist, daß dieses die Arbeit verbessert und erleichtert, ist er anders nur einigermaßen im Stande, die Kosten daran zu wenden. So etwas kann wirklich das erhabene Gewerbe des Landwirths unter das gemeinste Handwerk erniedrigen. Von denjenigen Werkzeugen, deren man sich waͤhrend der Vegetation bei gewissen Kulturarten und Gewaͤchsen bedient, und die man sonst auch mit unter dem Namen des Kultivators begreift, werde ich an ihrem Orte reden. Ich werde nun erst von den uͤbrigen gewoͤhnlichen Ackerwerkzeugen reden, und dann auf die Pflugarbeit zuruͤckkommen. Die Eggen. §. 128. Die Eggen sind die zweite Art von Instrumenten, deren man zur Bestellung des Ackers unumgaͤnglich bedarf, und ohne welche der Pflug den Zweck sehr un- vollkommen erfuͤllen wuͤrde. Die Einrichtung derselben ist ebenfalls hoͤchst mannigfaltig, und muß es zur Erreichung der verschiedenen Zwecke seyn. Man unterscheidet hauptsaͤchlich schwere Eggen, die mit zwei, vier und sechs Pferden gezogen werden, und kleine Eggen, deren jedes Pferd eine oder gar wohl zwei zieht. Die Ackerwerkzeuge. Die schweren Eggen. Die große Egge besteht aus schweren Balken, mit verhaͤltnißmaͤßig starken und langen eisernen Zinken, deren jede ein oder mehrere Pfunde wiegt. Diese großen Eggen, welche man Botheggen und das Arbeiten damit Bothen nennt, werden hauptsaͤchlich gebraucht, um eine umgebrochene zaͤhe Grasnarbe zu zerreißen, oder auch auf sehr gebundenem Boden, um die umgeworfenen Pflug- streifen und die großen Kloͤße zu zertruͤmmern. Man hat sie viereckig oder drei- eckig. In letzterem Falle sind die Zinken nach dem vorderen Winkel, wo sie gezo- gen wird, zuweilen kuͤrzer, werden in jedem Balken staͤrker, und im hintersten am staͤrksten. Sie sind zuweilen hinten mit Handhaben oder Sterzen versehen, um sie dadurch aus dem Boden herausheben oder tiefer eindruͤcken zu koͤnnen. Die Zinken sind in diesen Eggen entweder gerade, oder schraͤg nach vorwaͤrts stehend, oder gleich einem Gartenmesser nach vorwaͤrts gekruͤmmt. §. 129. Die leichten Eggen. Die kleinen Eggen haben entweder hoͤlzerne oder eiserne Zinken, und man findet auch solche, wo die eisernen und hoͤlzernen abwechseln. Manche haben die Eggen mit hoͤlzernen Zinken durchaus als zu unwirksam verworfen. Indessen giebt es doch Faͤlle, wo man sich ihrer nuͤtzlich bedient. Nicht bloß im Sandbo- den, — weil sie da allenfalls zureichen, — sondern auch in schwerem Boden, der zwar grob zertruͤmmert, aber noch sehr kloßig ist. Hier kann das Rundeggen im Trabe mit hoͤlzernen Eggen besser verrichtet werden, und es kommt zur Pulve- rung dieser Kloͤße mehr auf die Schnelligkeit des Stoßes, als auf die Schwere der Egge und das Material der Zinke an. Außerdem aber koͤnnen sie zum Untereggen der feinen Saat, zum Ueberziehen der hervorstechenden Saat und zum Ebnen des Ackers, wo man nicht tief eingreifen will, Vorzuͤge vor den eisernen haben. Daß sie indessen oft nur der Ersparung wegen angewandt werden, wo die tiefer eindrin- genden eisernen Zinken weit zweckmaͤßiger waͤren, hat keinen Zweifel. Die eisernen Zinken sind auch in den kleinen Eggen von verschiedener Form, gerade stehend, oder gekruͤmmt. Bei den gekruͤmmten kann man die Egge zum tieferen oder flacheren Eingreifen gebrauchen. Spannt man sie naͤmlich so an, daß die Spitze nach vorn steht, so greifen sie tief ein und reißen den Boden auf; umgekehrt wirken sie nur schwach, und schleifen mehr auf der Oberflaͤche her. Man neunt das erstere scharfziehen, das letztere stumpfziehen. Die Zin- Die Ackerwerkzeuge. ken sind selten rund, mehrentheils eckig, viereckig oder dreieckig. Letztere sind wegen des spitzeren Winkels wirksamer. Man hat sie aber auch messerfoͤrmig, vorn scharf und hinten mit einem breiteren Ruͤcken. Sie sind entweder in die Eggenbaͤume eingekeilt, gleichsam wie ein Nagel eingeschlagen, oder unbeweglich darin vernietet. Im erstern Falle sind sie laͤnger gemacht, und stehen uͤber den Eggenbalken hervor. Dies hat den Nutzen, daß man sie tiefer einschlagen und verlaͤngern, auch schaͤrfen kann, wenn sie unten ab- geschliffen sind. Aber es hat den Nachtheil, daß sie leicht verloren werden, ent- weder von selbst ausspringen, wenn sie mit der Spitze auf einen Stein stoßen, oder aber absichtlich herausgeschlagen werden. Jeder, der ein Stuͤck Eisen braucht, etwa zum Vorstecknagel, holt sich eine Zinke aus der Egge, so daß man oft eine Egge fast zinkenlos findet, wenn man sie gebrauchen will. Die fest sitzen- den Zinken sind mit einem Rande auf den Pflugbalken aufgenagelt. Seltener und nur bei den messerfoͤrmigen Zinken werden sie an ihrem Stiele mittelst einer Schraubenmutter aufgeschroben, um sie abnehmen und schaͤrfen zu koͤnnen. §. 130. Im Allgemeinen koͤmmt es bei dem Bau der Egge, der großen wie der klei- Erfordernisse einer guten Egge. nen, auf folgende Punkte an: Erstlich, daß die Zinken entfernt genug von einander stehen, damit sich die Zwischenraͤume nicht so leicht vollsetzen, und der Boden sich nicht dazwischen zu- sammenballen koͤnne. Zweitens, daß die Zinken so stehen, daß die Zuͤge derselben in gleicher Ent- fernung von einander kommen. Drittens, daß jede Zinke einen besondern Zug mache, und nicht der Zug der einen mit dem Zuge der andern zusammentreffe. Viertens, daß die Zinken dennoch in moͤglichst gleicher Entfernung in dem Balken von einander stehen, indem sie zu dicht neben einander den Balken an der Stelle schwaͤchen wuͤrden. Das dritte Erforderniß findet man bei den meisten Eggen nicht beobachtet. Die Zinken sind mehrentheils nach der Form des sogenannten Quinkunx in die Eg- genbalken eingesetzt, so daß der Zug des ersten Balkens mit dem des dritten und der des zweiten mit dem des vierten zusammentrifft. Ein Theil der Zuͤge ist also Die Ackerwerkzeuge. unnuͤtz; denn die Erdkloͤße, welche der Zug des ersten Balkens getroffen hat, sind entweder zermalmet oder an die Seite gestoßen, und werden nun nicht wieder ge- troffen. Es kann aber sogar Nachtheile haben, wenn mehrere Zinken in einem Zuge zusammentreffen und eine zu tiefe Rille machen, z. B. bei feiner Saat, die dadurch zu tief in den Boden eingepreßt wird. Der Fehler kann zwar dadurch etwas verbessert werden, daß man die Egge nicht in der Mitte des Balken, sondern mehr nach der einen Seite hin anspannet, so daß sie mit dem Zuge nicht im rechten Winkel, sondern schraͤg gehe. Hierdurch bekommen die Zuͤge eine andere Richtung, und treffen weniger zusammen. Es werden dann aber die Seiten des Zuges, uͤber welche nur eine Ecke der Egge her- geht, nicht genugsam getroffen, und man muß mit dem folgenden Zuge uͤber die Ecken wieder hergreifen, welches aber die Arbeit vermehrt, und soviel mehrere Zuͤge erfordert. Bei dem wirksamen Rundeggen kommt dieses zwar nicht so sehr in Betracht, indem da immer eine Stelle mehrere Male getroffen wird; wo man sich aber mit langziehen begnuͤgt, da ist es von Wichtigkeit, die Stellung der Zin- ken in den Eggen so zu treffen, daß eine jede ihren eigenen Zug mache, und daß hinter der Egge alle Zuͤge dicht neben einander gleichmaͤßig auslaufen, jedoch ohne die Zinken in einem Balken zu sehr zu haͤufen. §. 131. Konstruktion der Eggen. Man hat aber Eggen, die absichtlich so eingerichtet sind, daß sie nicht an einer Seite, sondern an der Spitze angespannt werden. Diese Eggen, insbeson- dere wenn sie nach vorwaͤrts gebogene Zinken haben, bewegen sich schlaͤngelnd und huͤpfend, und thun dadurch groͤßere Wirkung auf die Pulverung des Bodens. Man nennt sie der schlaͤngelnden Bewegung halber Schlangeneggen. Der Buͤgel, wo sie angespannt werden, ist beweglich angebracht, damit diese schlaͤn- gelnde und huͤpfende Bewegung befoͤrdert werde. Es versteht sich aber, daß der Zug der folgenden in den Zug der vorgehenden uͤbergreifen muͤsse. Wenn diese Eggen klein, aber schwer und mit starken Zinken versehen sind, so thun sie, beson- ders im Trabe, ungemein große Wirkung auf schwerem Boden. Die Eggen bilden gewoͤhnlich ein gleichseitiges oder ein ungleichseitiges Vier- eck, und werden dann entweder mit der laͤngern Seite oder mit der breitern vor- waͤrts gezogen. Sie haben manchmal in der Laͤnge fuͤnf Balken, in der Breite nur Die Ackerwerkzeuge. nur drei oder vier, und wirken, je nachdem man sie in der Laͤnge oder Breite an- spannt, im ersteren Falle mit fuͤnf, im andern mit drei Zinken. Doch hat man auch dreieckige Eggen, die an einem Winkel angespannt werden. §. 132. Wo man gewoͤlbte Beete hat, und diese nur in der Laͤnge uͤberzieht, Gebrochene Eggen. wuͤrde eine groͤßere steife Egge den Boden nicht allenthalben fassen. Man macht also die Egge getrennt, und verbindet sie in der Mitte mit Ringen, mit einer Art von Charniere oder kleinen Kette wieder zusammen, damit sie sich auf solchen ge- woͤlbten Beeten nach den Seiten biege. Wo die Beete immer von gleicher Breite gemacht werden, da haͤngt man zwei, drei oder vier Eggenstuͤcke auf die Weise an einander, so daß man mit einem Zuge das ganze Beet uͤberziehe und fasse. Sie werden dann durch einen in der Mitte angebrachten gemeinschaftlichen Schwengel gezogen, so daß die Pferde auf der Mitte des Beetes hergehen; oder aber, was auf feuchtem Boden sehr zweckmaͤßig ist, es wird ein Pferd an jeder Seite eines Bau- mes gespannt, welcher von der Breite ist, daß er gerade uͤber das Beet herreicht, und daß die Pferde in den beiden Beetfurchen gehen koͤnnen. An dem Baume werden dann die unter einander befestigten Eggen mit Ketten angehangen und so fortgezogen. Sind die Beete gegen die Furchen sehr hoch, so daß der Baum auf dem Ruͤcken des Beetes herschleifen wuͤrde, so hat man statt desselben ein Vorge- stell mit Raͤdern, welche in den Furchen gehen und so hoch sind, daß sie den Baum uͤber das Beet erheben. Diese Einrichtung ist zwar sehr zusammengesetzt, hat aber auf nassem Boden, insbesondere bei dem Saateggen, den großen Vor- theil, daß das Zugvieh ihn nicht ein- und festtritt; indem sonst der Saamen, wel- cher durch einen Pferdetritt in solchem Boden eingetreten ist, selten zum Kei- men kommt. §. 133. Wenn die Egge durch die Zuglinie unmittelbar an das Pferd angespannt ist, Anspannungs- buͤgel. so muß diese sehr lang gemacht werden, um keine zu schnell aufsteigende Richtung zu bekommen; indem sonst die Egge vorn in die Hoͤhe gezogen wird und nicht ein- greift. Weil aber diese langen Straͤnge manche Beschwerlichkeiten haben, so hat man verschiedene Vorkehrungen getroffen, einen beweglichen zwei Fuß langen Dritter Theil. H Die Ackerwerkzeuge. Haaken an die Egge befestiget, oder, was am wirksamsten scheint, einen eisernen Buͤgel von folgender Gestalt. Soll die Egge nur flach eingreifen, so wird der Zug in den untern Haaken, soll sie tief eingreifen, in den obersten gehangen. Dieser Buͤgel hat ungefaͤhr vorn die Laͤnge von 1½ Fuß, und ist auf dem Eggenbalken festgenagelt. §. 134. Bespannung der Eggen. Wo mit vielen Pferden geegget wird, pflegen gewoͤhnlich die Pferde in schraͤ- ger Richtung und so angespannt zu seyn, daß man nur das erste zu fuͤhren braucht, die andern aber diesem folgen muͤssen. Man befestigt naͤmlich den Zuͤgel des zwei- ten entweder am Schwengel des ersten Pferdes oder an dessen Egge, das dritte Pferd an der des zweiten u. s. w. Hierdurch werden die Pferde in ihrer Richtung erhalten, indem sie nach der einen Seite wegen des Zuͤgels, nach der andern Seite wegen der neben ihnen gehenden Eggen nicht ausweichen koͤnnen. Sie scheuen sich vor dieser neben ihnen gehenden Egge natuͤrlich so sehr, daß man nicht zu be- sorgen hat, daß sie eintreten werden, wenn sie solche anders sehen koͤnnen. Des- halb darf man ihnen aber beim Eggen durchaus kein Hauptgeschirr mit Scheuklap- pen auflegen, oder muß wenigstens die Scheuklappe auf der Eggenseite zuruͤckbie- gen. Blinde Pferde zum Eggen dieser Art zu gebrauchen, ist sehr gefaͤhrlich; es sey denn, daß sie an diesen Gang lange, und eher sie blind wurden, ge- woͤhnt waren. §. 135. Eggen- schleifen. Zu den Eggen gehoͤrt immer ein Schlitten oder Schleife, womit sie auf das Feld gefahren werden; es sey denn, daß ein trockener guter Weg dahin ginge, in welchem Falle es zuweilen nuͤtzlich ist, die Eggen darin herzuziehn, um ihn zu eb- nen. Solche Schleifen werden auch zu dem Hinfuͤhren der raͤderlosen Pfluͤge ge- braucht, und sind wenigstens sehr anzurathen. Die Ackerwerkzeuge. Da die Erhaltung der Eggen einen betraͤchtlichen Artikel unter den Wirth- schaftsausgaben ausmacht, und darauf doch bei der Ackerbestellung so viel an- kommt: so hat man auf die Schonung der Eggen alle Sorgfalt zu verwenden. Sie muͤssen, sobald man sie nicht mehr braucht, unter Dach gebracht, auf dem Felde und Hofe aber nie niedergelegt, sondern immer gegen einander aufrecht gestellt werden. §. 136. Zuweilen werden die Eggen mit Reiswerk, und zwar, wenn sie recht wirk- Strauch- Eggen sam seyn sollen, mit Dornengestraͤuch durchflochten; oder man hat auch wohl bloße Eggengestelle ohne Zinken, die bloß hierzu bestimmt sind. Solche Strauch- eggen sind, wenn sie bloß auf die Oberflaͤche wirken sollen, sehr wirksam, zerpul- vern die aufliegenden Kloͤße voͤllig, und machen eine sehr ebene Flaͤche. Man be- dient sich ihrer auch zum Unterbringen feiner Saͤmereien, z. B. des Klees. Sie muͤssen dann aber von steiferen Reisern, am besten von Dornen, und nicht zu dicht geflochten seyn, weil sie sonst schleppen oder den Saamen fortschleifen. Auch werden die aus Reisern geflochtenen sogenannten Korb-Eggen von de- nen, die sie im Gebrauche kennen, sehr geruͤhmt. §. 137. Die gehoͤrige Anwendung der Eggen ist fuͤr den Ackerbau von ungemeiner Anwendung der Eggen. Wichtigkeit, und wenn sie mangelhaft ist, so wird der Zweck durch die beste Pflug- arbeit nicht erreicht. Nur durch den Gebrauch der Kultivators wird der Gebrauch der Eggen betraͤchtlich erspart. Ueber die richtige Anwendung der Egge in beson- dern Faͤllen werden wir in der Folge reden; hier nur uͤber dieselbe im Allgemeinen, um uns darauf beziehen zu koͤnnen. Man unterscheidet folgende Arten des Eggens: 1) In die Laͤnge ( lang ziehen ), in gleicher Direktion mit der letzten Pflugfurche. 2) Ins Kreuz oder schraͤg gegen den Pflugstreifen ( quer oder schraͤg ziehen). 3) Man ziehet schlangenfoͤrmig von einer Seite eines Beetes zur an- dern, und so, daß sich die Zuͤge in der Gestalt einer 8 durchkreuzen. H 2 Die Ackerwerkzeuge. 4) Man egget rund und in einer Volte. Da dieses sehr wirksame Rund- eggen in manchen Gegenden gar nicht bekannt ist, so muß ich es hier ausfuͤhrli- cher beschreiben. Es findet indessen nur auf breiten Beeten oder Gewenden, oder wo man uͤberhaupt alle Beet-Unterscheidungen vermeidet, statt. Die Pferde, gewoͤhnlich vier zuweilen auch sechs, werden nach der obenerwaͤhnten Art eins an des andern Schwengel oder Egge befestiget. Der Fuͤhrer nimmt dann das vor- derste mehrentheils links stehende Pferd an die Leine, und laͤßt es eine Volte um sich herum machen, da dann die andern in einer immer groͤßern Volte folgen muͤs- sen. So wie ein Kreis beinahe vollendet ist, tritt er um einige Schritte auf dem Felde weiter herunter, und laͤßt nun so die zweite Volte machen, und sofort die ganze Breite, welche die Eggen bestreichen, hinunter. Man siehet leicht ein, daß das aͤußerste Pferd es hierbei am schwersten habe, und es werden deshalb die schwaͤchsten und kleinsten Pferde nach innen, die staͤrksten und groͤßten nach außen gespannt. Oder aber, wenn sie ziemlich gleich sind, werden sie gewechselt. Das aͤußere Pferd muß mehrentheils schon in einem ziemlichen Trabe gehen, wenn das innere nur einen langsamen Schritt macht. Wenn ein zaͤher Boden zerkruͤmelt werden soll, und die aͤußeren Pferde deshalb bestaͤndig im Trabe erhalten werden, so ist es eine der angreifendsten Arbeiten fuͤr die Pferde, und kann nur durch gute kraftvolle Thiere ausgefuͤhrt werden. Auch ist es gewiß, daß dieses Eggen viele Zeit wegnimmt, indem jede Stelle des Ackers mehrere Male beruͤhrt wird. Aber es thut auch eine Wirkung, die man auf keine andere Weise erreichen kann. Das schnelle Eggen dieser Art geschieht gewoͤhnlich nur mit Eggen, die hoͤlzerne Zin- ken haben, indem die Pferde es mit eisernen Zinken gar nicht aushalten wuͤrden. Nachdem der Acker so uͤberegget worden, wird dann lang gezogen, und auch die- ses geschiehet im vollen Trabe, indem sich der Fuͤhrer auf das vordere Pferd setzt, und schnell herunterreitet. Am besten wird dieses Eggen in Meklenburg voll- fuͤhrt, und man richtet daselbst auf nichts eine so große Aufmerksamkeit, wie auf dieser Operation. §. 138. Wahrneh- mung der Witterung. Zum Eggen jeder Art muß noch mehr wie zum Pfluͤgen eine guͤnstige Witte- rung und ein gehoͤriger Feuchtigkeitsgrad des Bodens wahrgenommen werden. Bei zu vieler Feuchtigkeit kann es oft mehr Nachtheil als Vortheil bringen, und Die Ackerwerkzeuge. den Boden um so mehr binden und ballen. Eben so sehr hat man sich aber auch zu huͤten, daß man einen zaͤhen Boden nicht zu stark austrocknen und verhaͤrten lasse, eher man mit der Egge darauf koͤmmt, indem er alsdann gar nicht zu zwin- gen ist. Wenn daher eine guͤnstige Zeit und Witterung fuͤr das Eggen eintritt, so muͤssen dieser Arbeit durchaus alle anderen nachstehen, und man muß daher in seinem woͤchentlichen oder monatlichen Arbeitsanschlage unter die Gespannarbeiten das Eggen immer oben ansetzen. Die Walze . §. 139. Die Walze gehoͤrt ebenfalls zu den hoͤchst nuͤtzlichen, und bei dem vollkomm- nern Ackerbau auf jedem Boden unentbehrlichen Instrumenten. Wir werden erst von ihren verschiedenen Zwecken, und dann von ihrer Form reden, weil sich diese nach jenem billig richten muß. Der erste Zweck ist: die von der Egge unzermalmt gebliebenen Erdkloͤße zu Zwecke des Walzens. zertruͤmmern, oder doch so in den Erdboden hineinzudruͤcken, daß sie durch ein nochmaliges Eggen, indem sie nun nicht ausweichen koͤnnen, nothwendig zerklei- nert werden muͤssen. Deshalb wird in Gegenden von zaͤhem Boden und hoͤherer Ackerkultur, selbst nach Vorbereitungsfurchen, erst geegget, dann gewalzt und wieder geegget. Man wuͤrde einen Boden sehr unvollkommen bearbeitet glauben, wenn man dieses verabsaͤumt haͤtte. Die zweite Absicht ist: dem losern Boden dadurch eine Zusammendruͤckung und Bindung zu geben. In dieser findet man die Walze weit seltener benutzt, obwohl sie dazu ebenfalls hoͤchst zweckmaͤßig und vortheilhaft ist, und die zu große Locker- heit, welche solcher Boden durch das mehrmalige Pfluͤgen erhaͤlt, sehr verbessert, insbesondere aber auch die Feuchtigkeit darin erhalten kann. Am haͤufigsten wird sie zu diesem Zwecke auf dem losen schwammigen Niederungsboden gebraucht, wo sie fast unentbehrlich ist. Der dritte Zweck ist: der Saat dadurch eine bessere Lage und Verbindung mit dem Boden zugeben. Zuweilen ist es vortheilhaft, zu feinem Saamen den Boden vor der Aussaat zu walzen und vollkommen zu ebnen, damit sich der Saamen ganz Die Ackerwerkzeuge. gleichmaͤßig vertheile, und nirgends zusammenfalle. Er springt auf solchem voͤl- lig geebneten Boden, wenn er sich beruͤhrt, von einander, und nicht leicht bleiben zwei Saamenkoͤrner zusammen. Dann wird er mit der Egge uͤberzogen, und die Reifen der Egge durch ein wiederholtes Walzen zusammengedruͤckt. Das Walzen ist aber auch groͤberen Saaten nach dem Eineggen auf nicht gar zu bindendem und nicht feuchtem Boden von großem Nutzen, indem sie die Erde an ihn andruͤcken, und mit selbiger in festerer Beruͤhrung bringen, wodurch, wie schon daraus erhel- let, daß von der Walze unberuͤhrt gebliebene Stellen spaͤter hervorstechen, immer ein schnelleres Keimen und Hervorstechen der Saat bewirkt wird. Wahrscheinlich wird auch dadurch eine zu starke Einwirkung des Lichts, welches dem keimenden Saamen nachtheilig befunden ist, verhuͤtet. Ueberdem aber erleichtert ein nach der Saat gewalzter und dadurch voͤllig geebneter Acker die Ernte sehr, und die Frucht kann mit weit kuͤrzere Stoppel abgemaͤhet werden, welches besonders bei Erbsen und Wicken bedeutend ist. Der vierte Gebrauch der Walze ist: auf einer schon gelaufenen Saat besonders ihre im Winter geloͤsten und von Frost herausge- hobenen Wurzeln wieder in den Erdboden hineinzudruͤcken, oder doch staͤrker damit in Beruͤhrung zu bringen. Ein an Humus reicher Niederungsboden blaͤht im Fruͤhjahre zuweilen so auf, daß die Pflanzenwurzeln hervorgetrieben werden, und wenn dann nicht bald Regen eintritt, ist die Walze das einzige Huͤlfsmittel zur gu- ten Erhaltung der Saat. Endlich bedient man sich auch in besondern Faͤllen der Walze zur Vertilgung gewisser Insekten auf der Saat, die hauptsaͤchlich des Nachts aus der Erde hervor- kommen, um zu fressen, weshalb es dann bei Nacht geschehen muß. §. 140. Konstruktion der Walze. Das Wesentliche bei der Walze ist der um seine eigene Axe mittelst einer eiser- nen Nabe umlaufende Baum. Mehrentheils ist derselbe rund, von verschiedenem Durchmesser und Laͤnge. Je staͤrker der Durchmesser und je weniger lang, desto wirksamer und druͤckender ist das Werkzeug. Eine betraͤchtliche Laͤnge vermehrt den Druck nicht, vermindert ihn vielmehr, indem eine lange Walze von mehreren Punkten des Erdbodens getragen wird. Die gewoͤhnlichste Laͤnge ist 6 bis 9 Fuß, und ihr Durchmesser weicht ab zwischen 1 und 2 Fuß. Die Ackerwerkzeuge. Man hat aber auch sechs- und achteckige Walzen, welche zur Zermalmung der Kloͤße eine weit groͤßere Wirkung, wie die runden thun, indem sie mit jeder niederfallenden Seite eine klopfende Wirkung haben. Sie erfordern aber eine betraͤchtlich groͤßere Zugkraft, und deswegen findet man sie vermuthlich nicht haͤu- fig. Auf zaͤhem Boden halte ich sie jedoch sehr vortheilhaft. Man hat sie in derselben Absicht auch gereift oder kannelirt gemacht, oder aber mit Leisten beschlagen. Wenn diese indessen gebraucht werden, wenn der Boden noch nicht ganz trocken ist, so setzen sie sich leicht voll Erde, und thun dann um so weniger Wirkung. Das Gestell der Walze wird auf verschiedene Weise gemacht. Es scheint mir keine Art vor der andern einen besondern Vorzug zu verdienen, und es bedarf also wohl keiner Beschreibung, da jeder eine oder die andere Art kennen wird. Es muß nur so gebaut werden, daß der Fuͤhrer sich darauf setzen kann, weil dadurch der Druck vermehrt wird, und die Arbeit, welche den Pferden nicht sauer wird, dadurch mehrentheils schleuniger vorwaͤrts geht. Man vermindert durch diese Be- quemlichkeit dem Fuͤhrer das Unangenehme des Staubes, welches er dabei zu er- tragen hat. Man hat auch Walzen ohne Gestell, und die Spindel laͤuft in einem Ringe um, an welchem ein Haaken befindlich ist, woran der Zug gehangen wird. Statt die Walze zu wenden, werden die Pferde herumgefuͤhrt, der Haaken her- uͤber gedrehet, und der Zug wieder angehangen. Man verhuͤtet dadurch das Schleppen der Walze bei kurzen Wendungen, aber wenn man nur weitere Wen- dungen nimmt, so hat es damit nichts zu bedeuten. Einige bedienen sich auch auf dem Acker der steinernen Walzen. Es mag zwar allerdings Faͤlle geben, wo eine so starke Zusammenpressung der Erde nuͤtzlich seyn kann; indessen scheint es mir, als ob in vielen Faͤllen dieser Druck wohl zu stark seyn koͤnnte, und man folglich ihren Gebrauch wenigstens nicht allgemein machen duͤrfe. Ein rajoltes sandiges Feld habe ich freilich mit einer steinernen Gartenwege- walze mit gutem Erfolg uͤberziehen lassen; außerdem aber keine Erfahrung daruͤber. §. 141. Eine besondere Art von Walze ist die Stachelwalze, welche mit eisernen Die Stachel- walze. Spitzen besetzt ist. Ihr Zweck ist eine weit kraͤftigere Zertheilung der Erdkloͤße, und man findet sie daher in manchen Wirthschaften noch vor. In dieser gewoͤhn- Die Ackerwerkzeuge. lichen Form kann diese Walze aber nicht anders, als bei sehr trocknem Boden ge- braucht werden, wo man den rechten Zeitpunkt zum Walzen schon hat uͤbergehen lassen. Ist noch einige Feuchtigkeit in der zaͤhen Erde, so setzt sich diese so stark zwischen die Stacheln, daß die ganze Walze damit uͤberzogen wird, und nun eine Masse von Erde herumwaͤlzt, ohne daß die Stacheln irgend eine Wirkung thun koͤnnen. Eine bessere Wirkung thun die, wo eiserne Kloͤpfer, aber in groͤßerer Ent- fernung in dem Walzenbaume eingeschlagen sind, welche diejenigen Kloͤße, die sie treffen, sicher zermalmen. In England hat man auch Walzen zu verschiedenen Zwecken empfohlen, die mit eisernen hervorragenden und geschaͤrften Ringen besetzt sind. Man hat ver- schiedenes damit erreichen wollen, dessen ich an andern Orten erwaͤhnen werde, ob- wohl ich mir von ihrer Nutzbarkeit keinen klaren Begriff machen kann. §. 142. Gerechte Zeit zum Walzen. Zum Walzen muß die gehoͤrige Witterung und Abtrocknung des Bodens fast noch genauer, wie beim Eggen wahrgenommen werden. Der Boden darf durch- aus nicht mehr so feucht seyn, daß er sich an die Walze anhaͤngt, weil sonst auf zaͤhem Boden nur eine nachtheilige Wirkung davon zu erwarten waͤre; selbst auf sandigem Boden aber eine Borke entstehen wuͤrde, die niemals gut seyn kann, in- dem sie den Erdboden gegen die Einwirkung der Atmosphaͤre verschließt. Eben so wenig aber darf man bei zaͤhem Boden so lange warten, bis die Kloͤße alle Feuch- tigkeit verloren haben, und so verhaͤrtet sind, daß sie der Walze durchaus widerstehen. Die Arbeit der Beackerung . §. 143. Forderungen an eine gute Pflugarbeit. Bei der Arbeit des Pfluͤgens kommt es vor allem darauf an: 1) Daß voͤllig gerade Linien nach der Richtung, die der Pflug nehmen soll, hin gezogen werden, damit moͤglichst wenige Abweichungen davon erfolgen, und alle Pflugstreifen parallel nebeneinander zu liegen kommen. Geht der Pflug in dieser Richtung nicht gerade fort, so werden die Streifen nicht allenthalben von gleicher Die Arbeit der Beackerung. gleicher Breite, und die Arbeit wird erschwert, indem die Last bei jeder Abweichung von der Tendenz groͤßer werden muß. 2) Daß der Pflug durchaus in gleicher Tiefe und in einer mit der Oberflaͤche parallelen Linie hergehe, nicht wie bei schlechten Pfluͤgen und Pflugfuͤhrern oft der Fall ist, auf und nieder huͤpfe, und Furchen im Zickzack bilde. 3) Daß er die Erde rein aus den Furchen ausstreiche, wenig zuruͤckkruͤmeln lasse, und eine Furche bilde, deren Sohle mit der Landseite einen rechten, nicht spitzen Winkel bildet. 4) Daß der Pflugstreifen so stark als noͤthig ist, naͤmlich etwa in einem Bo- gen von 140 Graden, oder so, daß der umgewandte Streifen nun etwa mit der Horizontallinie des Ackers einen Winkel von 40 bis 50 Grad bilde, zu liegen komme. Diese Lage ist in den meisten Faͤllen die vortheilhafteste. 5) Daß immer gleich breite Streifen, und zwar in derjenigen Breite, welche man nach der Beschaffenheit des Bodens und zur Befoͤrderung der Arbeit jedesmal als zweckmaͤßig angegeben hat, genommen werden. 6) Daß auch die vorgeschriebene Tiefe gehalten werde. 7) Daß die gehoͤrige Breite und Laͤnge der Gewende genommen werde, und daß die Seiten derselben parallel mit einander laufen, damit bei Beendigung des Gewendes die Keile vermieden werden, welche wegen der vielen Umwendungen die Arbeit sehr erschweren. 8) Daß die mehreren Pfluͤge in ihrer Folge und auf den Gewenden so ver- theilt werden, daß die Arbeit in der besten Ordnung und ohne Stoͤrung fort- gehen koͤnne. §. 144. Ein Theil jener Forderungen wird nun schon durch die gehoͤrige Konstruktion Wie deren Er- fuͤllung zu be- wirken. des Pfluges, woruͤber wir geredet haben, groͤßtentheils erfuͤllt. Jedoch koͤmmt es dabei allerdings auch auf den Pfluͤger an, der wenigstens nicht ganz stumpfsin- nig und ungeuͤbt seyn muß. Die Erfuͤllung anderer, z. B. die gerade Linien der Furchen, haͤngt von dem Pfluͤger, und zwar hauptsaͤchlich von dem Vorpfluͤger allein ab. Daher ist die Auswahl desselben keinesweges gleichguͤltig, und ein Vorpfluͤger, der ein richtiges Augenmaaß hat, ist sehr schaͤtzbar. Dritter Theil. J Die Arbeit der Beackerung. Auf die Erfuͤllung aller Forderungen hat aber der Arbeitsaufseher zu achten, und insbesondere die Breite und Tiefe der Furchen zu bestimmen, die nach dem jedesmaligen Zwecke eines Pfluͤgens gemacht werden sollen; auch wenn er sich auf dem Vorpfluͤger darin nicht ganz verlassen kann, die Gewende einzurichten. Was uͤbrigens in Ansehung besonderer Pflugarten zu beobachten, wird die Folge erlaͤutern. §. 145. Breite der Streifen. Bei der Bestimmung der Streiffenbreite ist auf die Beschaffenheit des Bo- dens und den Zweck des jedesmaligen Pfluͤgens Ruͤcksicht zu nehmen. Je zaͤher der Boden ist, um desto schmaler muͤssen die Streifen seyn, weil sich breite Streif- fen nicht zertrennen und kruͤmeln, besonders weil die Egge weniger Einwirkung darauf haben kann. Ein loser sandiger Boden kann dagegen breite Streifen er- tragen, und gestattet dennoch eine zureichende Einwirkung der Egge. Je tiefer die Furchen sind, um desto schmaler muͤssen sie seyn, theils weil die Last dem Pfluge sonst zu stark werden wuͤrde, theils weil tiefe und breite Streifen nicht uͤberschla- gen koͤnnen. Bei ganz flachem Pfluͤgen kann man dagegen breitere Streifen neh- men, und wenn man bei denselben nur die erste Umwendung der Stoppel oder des Dreesches bezweckt, und dessen Vermoderung oder Muͤrbemachung, so sind brei- tere Streifen zureichend, und in gewisser Hinsicht vielleicht besser. Es macht aber in der Arbeit einen sehr betraͤchtlichen Unterschied, ob die Streifen 2 oder 3 Zoll schmaler oder breiter genommen werden, wie im §. 183. des ersten Theils gezeigt worden. Zu demjenigen Pfluͤgen, wobei man eine vollkommene Lockerung eines zaͤhern Bodens beabsichtigt, ist eine sechs- bis siebenzollige Breite des Streifens am zweckmaͤßigsten. Auf losem Boden oder in vorgedachter Absicht kann es zureichend seyn, wenn man einen Fuß breit pfluͤgt. Als mittlere Breite kann man 9 Zoll annehmen. Es steht also der Weg, welcher auf das Umpfluͤgen eines Ackers verwandt werden muß, im umgekehrten Verhaͤltnisse mit der Breite der Streifen, d. h. er verhaͤlt sich bei siebenzolligen Streifen gegen zwoͤlfzollige wie 12 zu 7; oder wenn bei den schmalen Streifen 12 Stunden, bei gleichem Schritte des Zugviehs, zum Umpfluͤgen eines Ackerstuͤcks erforderlich sind, so kann es bei breiten Furchen in 7 Stunden geschehen. Die Arbeit der Beackerung. §. 146. Mit dem Pfluge, der kein herumzusetzendes Streichbrett, sondern ein fest- Entstehung der Beete. stehendes auf der rechten Seite hat, kann durchaus bei jedem Pfluͤgen keine voͤl- lige Ebene erhalten werden, sondern es muͤssen Beete oder Gewende entstehen, die durch vertiefte Furchen abgesondert, in der Mitte aber um so vieles hoͤher sind, als diese Furchen betragen. Nun hat man die Absicht, diese immer von selbst entstehenden Beete entweder zu erhalten und absichtlich anzulegen, oder man will einen voͤllig ebenen Acker beibehalten, und das Entstehen dieser Abtheilungen moͤglichst vermeiden. Das erste heißt: in Beetepfluͤgen ; das andere: Eben- pfluͤgen . §. 147. Das Eben-Pfluͤgen sucht man zum Theil dadurch zu erhalten, daß man Das Eben- pfluͤgen. ein zusammen- oder angepfluͤgtes Gewende das naͤchste Mal von einander oder abpfluͤgt (ich darf voraussetzen, daß ein jeder diese Ausdruͤcke verstehe, und einen anschaulichen Begriff davon habe). Wenn dieses An- und Abpfluͤgen wechsels- weise gleich oft und gleich tief geschieht, so bleibt das Beet oder Gewende ziemlich eben, und wenn sich Querpfluͤgen und Rundeggen damit verbindet, so werden keine merklichen Erhoͤhungen und Vertiefungen auf der Ackerflaͤche entstehen. In- dessen ist es doch zur vollkommensten Durcharbeitung des Ackers rathsam, nicht immer dieselben Gewende beizubehalten, sondern sie umzulegen und die Furche zwischen zwei Gewenden nun zur Mitte eines neuen Gewendes zu machen, indem man naͤmlich die beiden ersten Streifen in der vormaligen Furche zusammenlegt, und nun die beiden letzten Beetfurchen da macht, wo vorher die Mitte zweier ne- ben einander liegenden Gewende war, indem man dadurch bewirkt, daß diese Mitte, auf welcher vorhin die beiden ersten Streifen zusammengelegt waren, nun vollkommen ausgeackert werde. Dieses Eben-Pfluͤgen hat da, wo es betraͤchtliche, einem Besitzer gehoͤrige Breiten giebt, und wo nicht besondere Gruͤnde fuͤr schmale hohe Beete eintreten, unbezweifelte Vorzuͤge vor jedem Beetackern; und seine Vortheile sind in der Mehrheit der Faͤlle uͤberwiegend, gegen die, welche man den hohen schmalen Beeten in einigen Faͤllen nicht absprechen kann. Die Wirkung der Beetfurchen J 2 Die Arbeit der Beackerung. zur Ableitung des Wassers, welche man an manchen Orten hauptsaͤchlich mit letz- teren bezweckt, werden in jedem Falle weit besser durch die in dem ebenen Acker unmittelbar nach geschehener Bestellung anzulegenden Wasserfurchen erreicht, in- dem man diesen nun durch das ganze Feld gerade diejenige Richtung geben kann, die zum Ableiten des Wassers die zweckmaͤßigste ist, welches bei den Beetfurchen nicht angeht. Diese Wasserfurchen koͤnnen da, wo es noͤthig ist, in Menge und dicht neben einander angelegt, wo sie aber unnoͤthig sind, weggelassen werden. Der ebene Acker erhaͤlt die Vertheilung seiner fruchtbaren Erde gleichmaͤßig uͤber seine ganze Flaͤche, wogegen diese Erde bei den Beetackern Stellenweise zusam- mengehaͤuft und andern Stellen wieder entzogen wird. Die Ackerkrume bleibt allenthalben in gleicher Tiefe. So erhaͤlt man auch eine weit gleichmaͤßigere Ver- theilung des Duͤngers, der sich nicht in den Furchen zusammenhaͤuft. Sein auf- geloͤster Extraktivstoff zieht sich nicht an dem Abhange der Beete herunter, und verfließt in den Furchen. Besonders aber wird die Saat gleichmaͤßiger vertheilt, und kann mit freieren Wuͤrfen geschehen. Die Egge wirkt allenthalben gleich- maͤßiger ein, und das wirksame Rundeggen faͤllt auf dem in Beeten geackerten Boden fast weg; selbst das Quereggen wird dadurch erschwert. Deshalb wird auch der ebene Acker von Quecken und Wurzelunkraut so viel leichter rein erhalten. Dem Duͤnger-, besonders aber dem Erntewagen erleichtert die ebene Flaͤche den Weg sehr. Endlich aber wird dem Maͤher und Sammler bei der Ernte die Sache sehr erleichtert. Das Getreide liegt flach und haͤngt nicht, wie oft unvermeidlich, in die Furchen herab, deren Naͤsse ihm so nachtheilig wird. Es kann weit leichter zusammengerechet werden, und die sogenannte Hungerharke, welche diese Arbeit sehr erleichtert, kann nur auf ebenen Feldern ihre Wirkung thun. Diese Vortheile sind so in die Augen fallend, daß man nur unter ganz beson- dern Ausnahmen, wovon wir in der Folge reden werden, ein ebenes Feld in Beete verwandeln wird. Die auf einem solchen Acker allenthalben gleich vertheilte Fruchtbarkeit giebt den Fruͤchten einen gleichmaͤßigen Stand und Ansehen, und man hat nicht den widrigen Anblick auf der Mitte breiter, hoher Beete, zuweilen bis zum Lagern geiles, an den Seiten und in den Furchen verkuͤmmertes Getreide, oder vielmehr nur Trespen zu sehen. Die Arbeit der Beackerung. §. 148. Die Beete, worin man den Acker gelegt findet, sind hauptsaͤchlich Verschiedene Arten der Beete. dreierlei Art: 1) Die breiten Beete von 16, 20, 30 und mehreren Streifen. 2) Die schmalen , aber wenig erhoͤheten und mit keinen tiefen Fur- chen versehenen Beete von 6, 8 bis 12 Streifen. 3) Die schmalen, hochaufgetriebenen und in den Furchen tief aus- geackerten Beete von 4, 6 bis 8 Streifen. Diese verschiedenen Arten muß man wohl unterscheiden, wenn man das, was zum Vortheil oder Nachtheil der Beete uͤberhaupt und der einen oder andern Art gesagt wird, richtig verstehen will. Man findet freilich auch Mitteldinger, von denen man nicht weiß, zu welcher Gattung man sie rechnen soll, aber fast im- mer nur bei der schlechtesten Kultur, wo man uͤberhaupt bemerkt, daß die Men- schen nicht wissen, was sie thun. §. 149. Die breiten , in der Mitte erhoͤheten Beete find zum Theil wohl durch Zu- Breite Beete. fall, d. h. ohne Absicht, entstanden, insbesondere auf Feldfluren, wo das Eigen- thum nach einzelnen langen Stuͤcken vertheilt war. Indem man daselbst in der Regel zweimal anpfluͤgte, wenn man einmal abpfluͤgte, mußte nothwendig eine Zusammenhaͤufung der Ackererde nach der Mitte oder dem Ruͤcken eines Stuͤcks hin geschehen. Wo, wie an manchen Orten, keine Raine zwischen den Feldern vorhanden waren, oder man diese, wo der Grund und Boden schaͤtzbarer ward, abgepfluͤgt hatte, vermied ein jeder das Auseinanderpfluͤgen um so mehr, damit ihn der Nachbar die zugepfluͤgte Erde der Furche beim Anpfluͤgen nicht weghole. Hierdurch sind dann zuweilen Beete bei betraͤchtlicher Breite entstanden, die in der Mitte so hoch sind und in den Furchen so abfallen, daß zwei Menschen, die in den zwei Furchen eines Ackerstuͤcks stehen, sich einander nicht sehen koͤnnen. Man findet solche Beete nicht bloß auf Feldern, die mehr von der Naͤsse wie von der Duͤrre zu besorgen haben, sondern sogar auf trockenem Sandboden. Auf feuch- tem Boden fuͤhrt man zu ihrer Vertheidigung an, daß man sich dadurch doch einen Theil der Ernte sichere und auf dem Ruͤcken der Beete gutes Getreide erhalte, wenn gleich das an den Seiten stehende auswittere und von geringer Bedeutung Die Arbeit der Beackerung. sey. Ohne die hohen Beete, glaubt man, wuͤrde man gar nichts haben. In den meisten Faͤllen konnte man sich zwar auf eine andere Weise helfen, und die schma- len hohen Beete wuͤrden hier immer noch den Vorzug vor den breiten haben. In- dessen lassen sie sich hier noch entschuldigen, und wenn sie nur mit einer gehoͤrigen Rundung angelegt sind, mit tief genug ausgepfluͤgten Furchen, so haben sie das fuͤr sich, daß man sich bei gemengten Feldern nicht anders helfen konnte. Man findet sie aber auch in trockenen und selbst in duͤrren Gegenden nicht selten, und hier laͤßt sich nicht der geringste Vortheil davon einsehen, vielmehr muͤssen sie in jeder Hinsicht nachtheilig werden. Sie sind hier entweder unwillkuͤhrlich ent- standen, indem man oͤfter zusammen als von einander pfluͤgte; oder aber aus un- uͤberlegte Nachahmungssucht, indem mir ein Beispiel bekannt ist, wo man den hoͤheren Ertrag, den ein benachbarter lehmiger Boden, in solche Beete aufge- pfluͤgt, gab, dieser Beackerungsmethode zuschrieb, und ihn dadurch auf losem Sandboden gleichfalls zu erreichen waͤhnte. §. 150. Nachtheile der hoch auf- gepfluͤgten breiten Beete. Der mannigfaltige Nachtheil der hoch aufgepfluͤgten breiten Beete besteht in folgendem: 1) Die bessere, befruchtete Ackererde ist in ihrer Mitte zusammengehaͤuft und allmaͤhlig vergraben worden, wogegen unfruchtbare Erde immer tiefer aus dem Grunde der Furchen herauf und an die Seite der Beete gebracht wird. 2) Wenn man die Ruͤcken derselben gegen Feuchtigkeit geschuͤtzt hat, so sind ihr die Seiten um so mehr ausgesetzt. Das Wasser wird uͤberdem haͤufig zwischen diesen Beeten eingesperrt, indem man ein ebenfalls aufgepfluͤgtes Vorgewende macht, wodurch das Wasser, wenn auch Abzug da waͤre, voͤllig eingesperrt wird. 3) Bei sehr anhaltendem Regen staut das Wasser oft bis zum Ruͤcken der Beete hinauf, wenn gleich die Furchen einigen Abzug haben; denn, indem man die lockere Erde in der Mitte des Beets zusammengepfluͤgt hat, holte man aus dem Untergrunde zaͤhen Ton herauf, und legte solchen an die Seiten des Beets. Hier- durch ist nun dem Wasser, welches sich in der mittlern poroͤsen Erde angehaͤuft hat, aller Abzug versperrt, indem es weder in den undurchlassenden Untergrund sich versenken, noch durch die mit Thon belegten Seiten abziehen kann. Dies sind ihre Nachtheile bei feuchter Witterung. Die Arbeit der Beackerung. 4) Bei trockener Witterung dagegen, wo die Wirkung eines jeden einfal- lenden Regenschauers fuͤr die Saat so wichtig ist, erhaͤlt ein hohes, an den Sei- ten abhaͤngiges Beet wenig Nutzen davon, indem das Wasser von der trockenen, borkigen Oberflaͤche gleich zur Seite ablaͤuft, so daß man nach einem solchen Re- genschauer die Furchen zuweilen voll Wasser, den Ruͤcken aber eben so trocken, wie vor dem Regen antrifft. 5) Sie verhindern eine gleichmaͤßige Einwirkung der Sonne. Wenn sie insbesondere in der Richtung von Osten nach Westen gelegt sind, so ist der Unter- schied zwischen der suͤdlichen und noͤrdlichen Seite des Beets hoͤchst auffallend, in- dem das Getreide auf der letztern Seite weit schlechter steht, und weit mehr zuruͤck ist, als auf der erstern. Das Zuruͤckbleiben ist manchmal so groß, daß man sich genoͤthigt sieht, die suͤdliche Seite abzuernten, weil hier alles voͤllig reif ist, wo- gegen es sich an der noͤrdlichen noch im unreifen Zustande befindet. 6) Wenn die hohen Ruͤcken bei kalten Wintern durch den Wind vom Schnee entbloͤßt werden, oder wenn er in der kritischen Fruͤhjahrsperiode durch die Sonne bei Tage geschmolzen wird, und das in den Furchen stehende Wasser heraufstauet und des Nachts gefriert, so werden die Pflanzen auf dem Ruͤcken aus der Erde ge- hoben und voͤllig zerstoͤrt, so daß nun gerade der Theil des Ackers, von dem man sich am meisten versprechen durfte, gar keine Pflanzen behaͤlt. 7) Bei einer sehr guͤnstigen Witterung wird von der in der Mitte angehaͤuf- ten Fruchtbarkeit das Getreide daselbst oft so geil, daß es sich lagert, wogegen es an den Seiten verkuͤmmert und nur Schmachthalme hat. 8) Die Beackerung wird dadurch sehr erschwert, und man kann den guͤnstig- sten Zeitpunkt in Ruͤcksicht der Feuchtigkeit nicht wahrnehmen. Der Ruͤcken ist oft schon zu trocken und erhaͤrtet, wenn die abhaͤngigen Seiten noch so an Feuchtig- keit leiden, daß sie den Auftritt der Pferde nicht zulassen. Thaͤtige Wirthe pfle- gen daher haͤufig die Mitte solcher Beete zu pfluͤgen, und die Seiten bis zu einer trockenen Zeit liegen zu lassen. Wie sehr dies aber die Bestellung erschweren und eine vollstaͤndige Bearbeitung des Bodens verhindern muͤsse, erhellt von selbst. 9) Das so wirksame Querpfluͤgen ist bei solchen Beeten ganz ausgeschlossen. Eben so sehr ist ein wirksames Eggen erschwert. Auch ist eine gleichmaͤßige Ver- Die Arbeit der Beackerung. theilung der Saat sehr schwierig und muͤhsam, und so ist es auch die Ernte auf mancherlei Weise. 10) Der angebliche Vortheil, daß man dadurch die Oberflaͤche des Bodens vermehre, wird dadurch bei weitem uͤberwogen, daß nun ein großer Theil des Raums verloren gehe und gar nichts trage. §. 151. Schwierigkeit bei der Able- gung der hohen breiten Beete. Bei diesen augenscheinlichen Nachtheilen wuͤrde man laͤngst alle hohen Beete dieser Art bei einiger Ueberlegung abgeschafft haben, wo naͤmlich hinlaͤngliche Breiten einem Eigenthuͤmer gehoͤren. Aber selbst aufmerksame Ackerbauer fuͤrch- ten den Verlust, den man auf dem besten Theile des Ackers, auf dem Mittelruͤcken erleidet, wenn man sich mit dem Abpfluͤgen derselben uͤbereilt. Wenn das Aufpfluͤgen dieser Beete von unverstaͤndigen Landwirthen erst seit kurzem geschehen ist, so kann man dreist damit verfahren, und ich selbst habe Beispiele, wo es ohne allen Nachtheil geschah, und unmittelbar eine ungleich groͤ- ßere Ernte darnach erfolgte. Wenn das Uebel aber schon veraltet ist, und die in der Mitte zusammengepfluͤgte urspruͤnglich fruchtbare Erde die Einwirkung der Atmosphaͤre vielleicht seit Jahrhunderten entzogen worden, und sie auf der Sohle der Furche durch den Pferdetritt und den Druck des Pfluges zusammengepreßt ist, so ist sie selbst beim hinlaͤnglichen Gehalte von Humus oder Kohlenstoff dennoch der Vegetation vorerst unguͤnstig, und muß erst durch laͤngere atmosphaͤrische Ein- wirkung allmaͤhlig gleichsam wieder belebet werden. Bringt man eine große Masse auf einmal an die Luft, so scheinen die atmosphaͤrischen Stoffe nicht zuzu- reichen, um selbige zu saͤttigen und mit ihrer Einwirkung zu beschwaͤngern. Die in die Furchen hinabgepfluͤgte fruchtbare Erde wird dagegen leicht zu tief vergraben, ersetzt wenigstens den Ruͤckschlag nicht vollkommen, den man auf der Stelle des vormaligen Ruͤckens erleidet. Daher darf das Abpfluͤgen, so wie jede Vertiefung des Bodens, nur all- maͤhlig geschehen, insbesondere wenn man nicht vollkommen reine Brache dabei halten will. Wie man damit innerhalb drei Jahren bei der gewoͤhnlichen Dreifel- derrotation zu Stande komme, hat ein erfahrener Landwirth in den Annalen der Niedersaͤchsischen Landwirthschaft, 3tem Jahrgange, gezeigt, und die Methode, deren Die Arbeit der Beackerung. deren er sich selbst mit dem besten Erfolge bedient hatte, ausfuͤhrlich beschrieben. Folgende Figur wird sie erlaͤutern. In dieser Figur bedeutet ⁔ das Zusammen-, ‿ das Auseinanderpfluͤgen. Im Brachjahre . 1) Erste Fahre; alle Beeten werden auseinander gepfluͤgt. 2) Zweite Fahre; die beiden Beete A. und B. werden miteinander zusammen gepfluͤgt, und eben so D. und E. — C. und F. werden nochmals ausein- ander gepfluͤgt, schließen sich also an jene an, und es bleibt eine Furche in der Mitte. 3) Dritte Fahre; man faͤngt bei C. und F. an, und pfluͤgt diese zusammen. Das zusammengepfluͤgte Beet A. B. und D. E. wird aber wieder aus- einander gepfluͤgt. 4) Vierte Fahre; C. und F. auseinander, A. mit B. D. mit E. aber zusammen. Vor der Saat werden die beiden Beete C. und F. in der Mitte etwas mit ein Paar Pflugstreifen zusammengeschleppt, und dann nach der Saat die nothwendigen Wasserfurchen gezogen. Dritter Theil. K Die Arbeit der Beackerung. Soͤmmerungsjahr . 5) Erste Fahre; im Herbst wird jedes Beet fuͤr sich auseinander gepfluͤgt, je- doch so, daß die saͤmmtlichen Mittelruͤcken nur flach abgestreift werden. 6) Zweite Fahre, im Fruͤhjahr, A. und D. werden zusammengepfluͤgt, B. C. E. F. auseinander. 7) Dritte Fahre, zur Saat, B. wird mit C. und E. mit F. zusammen, A. und D. aber auseinander gepfluͤgt. Drittes Jahr, zu Erbsen . 8) A. wird mit B. und D. mit E. zusammen, C. und F. aber auseinander- gepfluͤgt. Unter Beihuͤlfe des Quer- und Rundeggens wird der Boden nun eben genug seyn, um nach der Aberntung der Erbsen in die Quer pfluͤgen zu koͤnnen, wodurch dann die Ebnung des ganzen Gewendes vollendet, die fruchtbare Erde aber so ver- theilt seyn wird, daß kein Mißwachs so wenig waͤhrend dieser Operation als nach derselben zu besorgen steht. In den vormaligen Furchen wird sich die losere Erde vielleicht anfangs etwas mehr sacken, und es werden moldenfoͤrmige Erniedrigun- gen entstehn, weswegen man bei feuchtem Boden die Ziehung der Wasserfurchen nicht verabsaͤumen darf. Wuͤrden diese Niederungen betraͤchtlich, so wird es nicht schwer fallen, sie durch das Zupfluͤgen einiger Erde auszugleichen. Auf dem vor- maligen Mittelruͤcken kann man, wenn er sich nur irgend auszeichnen sollte, den Duͤnger etwas mehr konzentriren. Dieses Beispiel kann uͤbrigens nach der Lage der Felder verschiedentlich modifizirt werden. §. 152. Schmale, we- nig erhoͤhete Beete. Die schmalen , aber wenig erhoͤheten Beete, oder vielmehr die schmalen Gewende sind in manchen Gegenden, besonders jenseits der Oder, allge- mein uͤblich. Da sie sehr wenig uͤber die Furchen erhaben sind, so kann man ihnen auch dasselbe wie den hohen Beeten nicht zur Last legen. Es sind nur die Furchen unnoͤthiger Weise dabei vermehrt, und obwohl diese zugleich mit den Beeten be- saͤet werden, so steht doch in ihnen, wegen der abgepfluͤgten fruchtbaren Erde und bei nasser Witterung wegen der sich anhaͤufenden Feuchtigkeit, immer schlechtes Getreide. Man haͤuft die fruchtbare Erde und den Duͤnger dadurch zwar zusam- Die Arbeit der Beackerung. men, und macht das Beet also fruchtbarer; aber man verliert auf einem Theile, was man auf dem andern gewinnt. Zuweilen werden diese Beete in ihrer einmal gewaͤhlten Lage beibehalten und wechselsweise auseinander und zusammengepfluͤgt, wo dann eine gehoͤrige Spal- tung des Mittelstreifens schwierig ist und oft vernachlaͤßigt wird. Zuweilen, und dies ist unstreitig besser, werden sie umgelegt, so daß nun die Mitte des Beets hinkommt, wo die Furchen waren, und letztere an die Stelle der Mitte. Man bedient sich auch dabei oft des Querpfluͤgens, und legt die Beete dann bloß vermit- telst der Saatfurche an. Es lassen sich nur zwei Vortheile davon einsehen, naͤmlich daß die Krume auf dem Beete etwas vermehrt werde, wo der Boden sehr flach ist, und dann, daß man, der Versicherung nach, auf sehr kraftreichem Boden das Lagern des Ge- treides durch den Luftzug mehr vermeide. §. 153. Von diesen flachen Beeten muͤssen wir die schmalen hoch aufgepfluͤgten Schmale, hoch aufge- pfluͤgte Beete. Beete wieder unterscheiden, welche an einigen Orten auf eine sehr kuͤnstliche Weise durch die Zusammenlegung von 4, 6 bis 8 Schnitten so hoch aufgepfluͤgt werden, daß sie gegen die Furche eine Erhoͤhung von 15 bis 18 Zoll haben. Man findet selbige in Franken und einigen Gegenden des suͤdlichen Deutschlandes, in verschie- denen mittaͤgigen Departements von Frankreich, auch in Spanien, zuweilen noch in England, hauptsaͤchlich aber in den Niederlanden, woher wir eine sehr genaue und ins Detail gehende Beschreibung derselben von Schwerz in seiner Anlei- tung zur Kenntniß der Belgischen Landwirthschaft haben. Die Meinungen uͤber den Nutzen und die Nachtheile derselben, uͤber ihre Beibehaltung und Nachahmung oder Verwerflichkeit sind so sehr getheilt, daß wir die Gruͤnde und Gegengruͤnde dafuͤr und dawider gegeneinander stellen muͤssen. Denn so widersinnig sie Manchem scheinen, so haben sie doch die Autoritaͤt hoͤchst industrioͤser Landwirthe und aufmerksamer Beobachter fuͤr sich. Vor allen besteht ihr Nutzen und der Vortheil, welchen sie der Vegetation Vortheile derselben. gewaͤhren, wohl darin, daß sie den Pflanzen einen tiefen, durchaus fruchtbaren, muͤrben, von der atmosphaͤrischen Einwirkung geschwaͤngerten Boden, der hier K 2 Die Arbeit der Beackerung. jedesmal frisch zusammengehaͤuft wird, geben, und ihnen also verstatten, mit ihren Wurzeln tief einzudringen, und mittelst derselben mehr in der Tiefe als in der Breite ihre Nahrung zu suchen. Die Pflanzen leiden hier, wenn die Beete gut angelegt sind und die tiefen Furchen sich des Wassers entledigen koͤnnen, nie von uͤberfluͤssiger Naͤsse, indem diese abziehen kann, aber auch nicht leicht von der Duͤrre, weil die hier zusammen- gepfluͤgte muͤrbe Erde die Feuchtigkeit in der Tiefe lange anhaͤlt. Auf undurch- lassendem Untergrunde werden die Pflanzen uͤber das stauende Wasser genugsam er- hoben, und selbst, wo die Furchen nicht zureichenden Abzug haben und voll Wasser stehen, sieht man doch auf den Beeten manchmal die schoͤnsten und ge- sundesten Fruͤchte. Man versichert deshalb, daß man auf diesen Beeten vom Auswintern der Saat hoͤchst selten etwas hoͤre. Die Einwirkung der Atmosphaͤre wird hier der Erde auch waͤhrend des Wachs- thums der Pflanzen durch die hohen Kanten bestaͤndig erhalten, welche in dem lockern Zustande solche immerfort aufnehmen. Die Sonnenstrahlen werden von ihnen aufgefangen, und die Einwirkung des Lichts wird nie ganz entzogen. Auch den Pflanzen selbst geben sie Luft und Licht vermittelst der Zwischen- raͤume, und befoͤrdern dadurch, wenn das Getreide in Aehren steht, das Ansetzen und die Reifung der Koͤrner, bewirken die Austrocknung bei nasser Witterung durch den Luftzug, und verhuͤten somit das Lagern des starken Getreides bei anhalten- dem Regen. Sie gestatten die Saaten zu jaͤten und zu behacken, und somit das Unkraut vollstaͤndig zu vertilgen. Ueberhaupt haben sie die unwidersprechliche Er- fahrung eines großen Ertrages bei den Belgen fuͤr sich. §. 154. Nachtheile derselben. Gegen diese schmalen, hohen Beete fuͤhren dagegen andere genaue Beobach- ter folgende Gruͤnde an, und wollen folgende Nachtheile von ihnen be- merkt haben. Es geht, da die Furchen nichts tragen, und beinahe die Haͤlfte oder doch ½ des Ackers einnehmen, viel Boden verloren. Die Anlegung ist sehr schwierig, das Anpfluͤgen nimmt sehr viel Zeit weg, und erfordert einen großen Kraftaufwand. Die Arbeit der Beackerung. Eben so schwierig ist das Abpfluͤgen dieser Beete oder das Ausackern, und wird oft unvollstaͤndig verrichtet. Oft bleibt der letzte Kamm stehen, weil der Pflug keine Haltung hat und abgleitet. Das Besaͤen dieser Beete ist sehr beschwerlich, die Saamenkoͤrner werden nicht gleichmaͤßig vertheilt, und viele werden unnuͤtz verstreut. Besonders aber kann das Eggen nur sehr unwirksam geschehen. Wenn die hohen Beete der guten Einwirkung der Atmosphaͤre mehr genießen, so werden sie dagegen auch von der uͤblen staͤrker betroffen. Die schaͤdlichen Wech- selungen der Temperatur theilen sich dem so aufgehaͤuften weit mehr als dem ebenen Boden mit. Der Ertrag ist wenigstens nicht hoͤher, als man ihn von demselben Boden bei derselben Kultur ohne diese beschwerliche Arbeit erwarten koͤnnte. Sie machen das Erntegeschaͤft hoͤchst beschwerlich. §. 155. Da die Frage uͤber die Nuͤtzlichkeit dieser Beete seit kurzem wieder mehr zur Allgemeines Urtheil dar- uͤber. Sprache gekommen ist, so will ich uͤber diese Gruͤnde und Gegengruͤnde meine Meinung genauer bestimmen; wobei ich aber bekenne, daß ich keine Gelegenheit gehabt habe, die Methode der schmalen hohen Beete und ihren Erfolg selbst zu beobachten. An der eigentlichen Ackererde geht bei dieser Methode, besonders in dem Falle, da der Boden sonst zu flach waͤre, wohl nichts verloren, indem sie in den Beeten zusammengehaͤuft saͤmmtlich in die Beruͤhrung der Pflanzen koͤmmt, und diese in so gelockerte Erde tief genug eindringen, um die ihnen angemessene Nah- rung daraus einzusaugen. Die Pflanzen stehen auf den Beeten um so dichter, weil sie die Wurzeln mehr in die Tiefe schlagen koͤnnen, selbige seitwaͤrts minder zu verbreiten brauchen, und dadurch ihre Nachbarn nicht verdraͤngen. Oberhalb der Erde erhalten aber die Halme, die sonst zu gedraͤngt stehen wuͤrden, mehreren Raum sich auszubreiten, weswegen dann nach der Versicherung aller, die gut kultivirte Felder dieser Art gesehen haben, durchaus kein Zwischenraum zwischen den Aehren zu bemerken ist. Bei einer duͤnnern Ackerkrume also, wo die Pflan- zen zu wenig in die Tiefe dringen koͤnnen, wird dieser Fehler durch das Zusam- Die Arbeit der Beackerung. menpfluͤgen der Ackererde gewiß verbessert, und den Pflanzen mehrere Kraft und Hal- tung gegeben. Daß sie die Arbeit sehr vermehren und erschweren, ist aber nicht abzuleugnen. Ihr Anlegen aus dem ebenen Lande, das abwechselnde Umpfluͤgen der Beete in an- dere Beete oder Beete-umsetzen , das Ruͤcken-ablegen und Ruͤcken- ausstechen , das Duͤngen , besonders das Kantenmisten , das Ueberstrei- chen und Ueberstoßen des Mistes , das Rajolen-aufraͤumen und Ra- jolen-aufschießen , das Land reinigen, schuffeln, auf sich selbst rei- ten, schleifen und abharken , und alle die Operationen, die Schwerz genau beschreibt, erfordern große Aufmerksamkeit, Fleiß und Uebung; so daß, wie er selbst sagt, die richtige Vollfuͤhrung ein uͤberzeugender Beweis von der Industrie eines Ak- kerbauers sey: nur unter der Bedingung, daß alles dies aufs beste und zweckmaͤßigste geschehe, koͤnnen diese Beete ihren Nutzen gewaͤhren; eine unvollkommene Anlegung derselben zeigt sich sogleich durch ihren schlechten Erfolg. Hieraus laͤßt es sich also leicht erklaͤren, warum man bei minder industrioͤsen Ak- kerbauern auf eben den Beetformen schlechte Fruͤchte antreffe, wenn man bei den durch- aus fleißigen Belgen allgemein vorzuͤgliche Saaten findet. Es erhellet aber auch dar- aus, daß sie nur da anwendbar oder zu empfehlen sind, wo die eigene Hand des Eigen- thuͤmers oder doch sein unverwandtes Auge der Ackerbestellung vorsteht, und ein ho- hes Interesse an dem Erfolge jeden Ackerbauer, wie in Belgien, beseelt; daß sie aber da gar nicht passen, wo in großen Wirthschaften diese genaue Aufsicht des Eigen- thuͤmers nicht statt finden kann, und man von den Arbeitern Sorgfalt in der Beak- kerung fast nur durch Strenge erzwingen, nicht aus Liebe und Eifer fuͤr die Sache erwarten kann. Was das Besaͤen und den Gebrauch der Egge auf diesen Beeten anbetrifft, so kann ich mir uͤber die Vollfuͤhrung desselben selbst keine klare Vorstellung machen. Es scheint mir allerdings auch, als ob dabei eine Menge Saamen verloren gehe, oder aber die Ausstreuung viele Zeit und Genauigkeit erfordern muͤsse. Denn wie die Egge wirksam eingreife, den Saamen gut vertheile und die Kloͤße zertruͤmmere, ohne von den Beeten die Erde wieder herabzuziehen, ist mir nicht klar, und ich habe vergeblich daruͤber in Schwerz’s Werke nachgeforscht. Der Boden ist vermuthlich aber durch die vorherige fleißige Beackerung so vorbereitet, daß er nun von selbst zerfaͤllt. Die Arbeit der Beackerung. Ein großer Vorzug dieser schmalen Beete ist, bei so fleißigen Ackerbauern und bei einer so großen laͤndlichen Population, wie in Belgien, die Erleichterung des Jaͤtens und Bearbeitens der Fruͤchte. Wo dieses aber nicht statt finden kann, wird an den Kanten und in den Furchen sich um so mehr Unkraut erzeugen, und die Ernte verunreinigen. Bei diesen schmalen Beeten scheint mir Tulls Drillmethode vorzuͤglich anwendbar, indem er den Saamen in zwei oder drei Reihen auf der Mitte dieser Beete mit seiner Maschine saͤete, die Furchen und Kanten aber durch wechsels- weises Ab- und Anpfluͤgen lockerte und reinigte, und so den ganzen Ackerboden die atmosphaͤrische Einwirkung um so mehr zustroͤmen ließ. Zur Ableitung der Feuchtigkeit bedarf es der vielen Beetfurchen nicht, sondern man kann folches weit zweckmaͤßiger durch Wasserfurchen, die nach jeder Richtung hingezogen werden koͤnnen, bewirken, wenn anders das Feld eine gehoͤrige Ebnung und nicht moldenfoͤrmige Vertiefungen hat. In dem Falle, wo dem Wasser kein Gefaͤlle gegeben werden kann, werden die hohen Beete zwar einige, aber doch sehr unvollstaͤndige Huͤlfe leisten, und nur bei einer maͤßigen Feuchtigkeit die Fruͤchte gegen den nachtheiligen Einfluß derselben schuͤtzen. Ob nicht zuweilen beim Aufthauen des Schnees im Fruͤhjahr von der Sonne und scharfen Froͤsten in der Nacht die wahrscheinlich mehr entbloͤßten hohen Beete weit mehr, wie ein ebenes Feld leiden, wage ich nicht zu bestimmen. Es scheint mir aber so, indem in solchen Fruͤhjahren, wie z. B. das von 1804 war, gerade die er- hobenen Mittelruͤcken der breiten Beete, die sonst den Hauptertrag liefern, auswin- terten und gar nichts trugen. Daß die Ernte dabei nicht so leicht von Statten gehen koͤnne, und daß man sie mit so wenigen Menschen nicht ausfuͤhren koͤnne, wie auf ebenen Feldern, hat mei- nes Erachtens keinen Zweifel. Die gewoͤhnliche Sense, die so viel beschafft, die Haͤuf - oder Hungerharke findet dabei nicht statt. Man bedient sich deshalb, wo sie eingefuͤhrt sind, auch hauptsaͤchlich der Hausense (Hennegausche Sense, Siget) oder der Sichel, und legt das Getreide in Gelegen, welches aber auf die- sen hohen Beeten ohne Zweifel mit großer Sorgfalt geschehen muß. Auch in die- ser Hinsicht ist also eine starke laͤndliche Bevoͤlkerung erforderlich. Die Arbeit der Beackerung. §. 156. Ihre Anle- gung. Was die Anlegung dieser Beete anbetrifft, und alle dazu noͤthigen Operationen, so verweise ich auf das oben angefuͤhrte klassische Werk von Schwerz , welches nothwendig ein jeder besitzen muß, der eine solche Kultur einfuͤhren wollte: um so mehr, da ich sie selbst nach eigener Erfahrung nicht kenne. §. 157. Richtung der Beete. Wenn in Beeten gepfluͤgt wird, so muß in Ansehung der Richtung derselben, wenn diese anders willkuͤhrlich ist, vor allem auf den Abhang gesehen werden, so daß sich die Furchen des Wassers entledigen koͤnnen. Ist dieses aber gleichguͤltig, so muͤs- sen erhobene Beete, sie seyen breit oder schmal, von Norden nach Suͤden gelegt wer- den, damit beide Seiten gleichmaͤßig von der Sonne Licht und Waͤrme durchdrungen werden, weil sonst der noͤrdliche Abhang gegen den suͤdlichen zuruͤcksteht, wie die Er- fahrung oft augenscheinlich zeiget. Sonst hielt man es fuͤr besser, von Osten nach Westen zu pfluͤgen, weil das Sonnenlicht auf die umgelegten Streifen, so lange der Boden in rauher Furche liegt, von den Sonnenstrahlen dann vertikaler faͤllt, und selbige mehr davon auffangen. §. 158. An abhangen- den Feldern. Bei denen an Abhaͤngen und Bergen liegenden Feldern findet man die Anlage der Beete mehrentheils sehr fehlerhaft, so daß sie die Anhoͤhe gerade hinauf und her- ablaufen. So ist es wenigstens fast in allen gemischten Feldern; wahrscheinlich weil bei der ersten Theilung keiner den obern Theil, wovon sich die Fruchtbarkeit zu den untern herabzieht, allein haben, und den untern Theil, der noch so viele andere Vorzuͤge hat, dem andern lassen wollte. Diese fehlerhafte Einrichtung ist von großer Bedeutung. Das Erdreich wird hier bei starken Regenguͤssen leicht weggespuͤlt, und es erfolgen sehr betraͤchtliche Ein- risse in den hoͤheren, und Versandungen oder Ueberschlemmungen auf den unteren Theilen. Bei wenigem Regen zieht sich die Feuchtigkeit in den Furchen gleich hinab, und der obere Theil leidet schnell an Duͤrre. Das Aufwaͤrtspfluͤgen greift das Zug- vieh gewaltig an; das unthaͤtige muß heftig angetrieben werden, das willigere erhitzt sich, so daß es seiner Gesundheit leicht nachtheilig wird. Es kann also nur die Zer- stuͤckelung der Laͤndereien eine solche Beetanlage entschuldigen. Darum Die Arbeit der Beackerung. Darum hat es sehr große Vorzuͤge, wenn die Beete mit dem Abhange entweder ganz diagonal und horizontal um die Anhoͤhe herumlaufend, oder aber schraͤg und gelinde anlaufend angelegt sind. Das erste ist bei sanften, das zweite bei steilen Ab- haͤngen rathsam. Das Wasser wird hierdurch auf der trocknern Hoͤhe in den Furchen mehr aufgehalten, und theilt den Beeten von oberwaͤrts her mehrere Feuchtigkeit mit. Bei steilen Abhaͤngen zieht sich das Wasser in den schraͤg herabgehenden Furchen lang- sam herunter, reißt nirgends ein bei heftigen Regenguͤssen, und der Boden trocknet minder aus bei wenigerm Regen. Man hat durch die Umlegung der Beete Bergfel- der auf eine erstaunliche Weise verbessert, ihren Ertrag erhoͤhet und gesichert. Fuͤr das Zugvieh wird hier die Arbeit viel leichter, aber fuͤr den Fuͤhrer aller- dings schwerer. Wenn man solche an den Bergen liegende Felder mit dem gewoͤhn- lichen Pfluge ab- und anpfluͤgen will, so haͤlt es schwer, den aufwaͤrts fallenden Streifen voͤllig herumzulegen, weil er sich in einem ungleich groͤßern Bogen herum- wenden muß, um seinen Schwerpunkt nach der obern Seite hin zu bekommen. Er faͤllt also leicht wieder in die Furche zuruͤck. Der Pflugfuͤhrer muß daher den Pflug mit Gewalt zur rechten Seite uͤberlehnen und zugleich mit dem Fuße dem Erdstreifen oft nachhelfen, oder aber es muß jedem Pfluge ein Mensch folgen, der dieses mit Hand und Fuß oder mit einer Forke bewirkt. Am besten wuͤrde hier die Anbringung eines Streichhaakens, wie ihn Schwerz in der belgischen Landwirthschaft be- schreibt, seyn. Bei sehr steilen Anhoͤhen wird aber die Herauflegung des Pflugstreifens auf die Anhoͤhe fast durchaus unmoͤglich, und hier ist nichts anders zu thun, als immer nach dem Abhange die Erde herunterzupfluͤgen, bis sie sich gewissermaaßen in Terrassen formirt hat und jedes Beet ebner wird, welches man durch das verschiedene Einsetzen des Pfluges bewirken kann. Dieses Pfluͤgen geht nun mit dem gewoͤhnlichen Pfluge, der ein feststehendes Streichbrett hat, nicht anders, als wenn man ihn vergeblich herumfuͤhrt, und immer nur an derselben Seite des Beetes ansetzt, so daß jede Furche zunaͤchst an die vorhergehende komme. Dies nimmt viele Zeit weg, und macht die Wege doppelt. Daher paßt sich hier der Pflug mit umzusetzendem Streich- brette vorzuͤglich, und wird auch da, wo man ihn kennt, immer hierzu genommen. Sehr gut laͤßt sich aber auch die Arbeit mit dem Meklenburgischen Haaken machen, und vielleicht besser, wie mit dem Pfluge, weil man damit die Erde nicht so stark Dritter Theil. L Die Arbeit der Beackerung. herabstreicht. Denn dieses Herabstreichen der Erde entbloͤßt endlich die Anhoͤhe von aller guten Erde, und bringt sie auf den niedrigern Theil herunter. Aufmerksame Ackerbauer ersetzen dies dadurch, daß sie nur den hoͤhern Theil duͤngen oder den Duͤn- ger doch so vertheilen, daß das oberste ihn am staͤrksten erhaͤlt; welches aber freilich dann die Duͤngerfuhren wieder erschweret. Bei dem Schraͤgpfluͤgen an ziemlich steilen Anhoͤhen von unebener Oberflaͤche kommt es sehr darauf an, daß man die Gewende in derjenigen Richtung lege, daß in dem Gange des Pfluges uͤbermaͤßige Steilheit vermieden werde. Es lassen sich hier- uͤber nicht wohl allgemeine Regeln angeben. Man muß ein solches Feld zuvor in allen Richtungen uͤbergehen, und sich denken, wie an jeder Stelle die Streifen fallen werden. Man muß die Pflugart zuweilen veraͤndern, bald auseinander, bald zu- sammenpfluͤgen, und wieder eine Strecke vielleicht bloß nach der einen Seite hinwer- fen lassen. Es koͤmmt hier zur Erleichterung und Verbesserung der Arbeit sehr viel auf ein richtiges Augenmaaß an und auf Uebung in solchem Bergpfluͤgen. Durchaus ist in gebirgigten Feldern der Haaken vorzuziehen, welcher die Legung der Erde mehr der Willkuͤhr des Pflugfuͤhrers uͤberlaͤßt, und es ist sehr schoͤn anzusehen, wie eben die Arbeit von geuͤbten Haͤkern an steilen Anhoͤhen vollfuͤhrt wird. Man hat es dann in seiner Gewalt, durch die schraͤge Richtung der Wasserfurchen dem Wasser ein so sanf- tes Gefaͤlle zu geben, daß es nirgend einreißt, sondern langsam herabzieht, sich hier mehr, dort weniger verweilt. §. 159. Tiefe des Pfluͤgens. Wenn wir nun auf die Frage kommen, wie tief man pfluͤgen solle ? so finden wir uns durch die Verschiedenheit der Meinungen in ein solches Labyrinth verwickelt, daß mancher, der sich nicht zu orientiren weiß, durchaus nicht herausfin- den kann. Wir muͤssen deshalb hier vor allen genau und richtig unterscheiden. Es ist ein großer Unterschied, ob man einen tiefen Boden (d. h. einen solchen, dessen Ackererde bis zu einer bestimmten Tiefe nicht nur in Ansehung ihrer Grundbe- standtheile eine gleichmaͤßige Mischung hat, sondern auch mit Fruchtbarkeit so weit durchdrungen ist,) tief pfluͤgen, d. h. in dem Stande seiner tiefen Fruchtbarkeit er- halten, oder aber einen flachen Boden durch das Pfluͤgen tiefer machen, d. h. auf eine groͤßere Tiefe seine Grundbestandtheile gleichmaͤßig mengen, und mit fruchtbaren Stoffen beschwaͤngern soll. Die Arbeit der Beackerung. Daß der tiefere Boden bis auf einen gewissen Punkt große Vorzuͤge vor dem fla- chen Boden habe, ist wol eine von allen aufmerksamen Beobachtern einstimmig aner- kannte Wahrheit. Ich habe von den Vorzuͤgen des tieferen Bodens und seinem hoͤ- heren Werthe im 2ten Bande S. 144. u. f. geredet, daselbst aber auf die Lehre vom Tiefpfluͤgen hin verwiesen, und eine ausfuͤhrlichere Erlaͤuterung daruͤber versprochen. §. 160. Die Tiefe, zu welcher die Pflanzenwurzeln eindringen, wenn sie einen frucht- Vorzuͤge des tieferen Pfluͤ- gens. baren Boden antreffen, ist nach ihrer Gattung sehr verschieden. Wir haben wirth- schaftliche Pflanzen, deren Wurzeln bis zu 15, 20, ja 30 Fuß in der Erde verfolgt sind, z. B. die Esparsette und Luzerne. Selbst der rothe Klee dringt bis gegen 3 Fuß tief ein, und viele andere nutzbare Pflanzen thun es wahrscheinlich eben so stark, wenn sie in der Tiefe keinen Widerstand, sondern Fruchtbarkeit antreffen. Ich habe Moͤhren von 2½ Fuß Laͤnge gebaut, deren spitze Wurzeln hoͤchst wahrscheinlich noch einen Fuß tiefer gingen. Weil indessen der Ackerboden hauptsaͤchlich nur fuͤr das Ge- treide bestimmt ist, so hoͤrt sein Werth wenigstens in derselben Progression zu steigen auf, wo das Eindringen der Getreidewurzeln seine Graͤnze zu haben scheint. Daß das Getreide 8 Zoll lange Wurzeln in die Tiefe schlage, hat man schon oft deutlich mit den Augen bemerkt, an den Enden aber durch Vergroͤßerungsglaͤser wahr- genommen, daß diese Wurzeln noch abgerissen seyen. Ich habe sie an der Kante eines fruchtbaren tiefen Feldes 12 Zoll lang verfolgt, glaube aber, daß dieses nur an solchen Kanten, wo die Einwirkung der Atmosphaͤre in der Tiefe moͤglich ist, nicht auf einem ebenen Felde geschehen werde. Das Saamenkorn kommt im Durchschnitt 2 Zoll unter der Oberflaͤche zu liegen, und folglich waͤren 10 Zoll die Tiefe, wohin die Wurzeln dringen, so weit wir sie gewoͤhnlich mit den Augen verfolgen koͤnnen. Sie erreichen aber wahrscheinlich mit der Wirkung ihrer feinsten Spitzen 12 Zoll un- ter der Oberflaͤche. Diese also koͤnnen wir mit Grunde als die Graͤnze des Getreide- bodens ansehen oder annehmen, daß die Pflanzen bis dahin mit ihren Wurzeln ein- dringen und sich ihre Nahrung heraufholen, wenn sie fruchtbare gelockerte Erde an- treffen; dieses tiefere Eindringen der Pflanzenwurzeln wird befoͤrdert, wenn die Pflan- zen dicht neben einander stehen. Denn wir bemerken es sehr deutlich in der Erde und noch augenscheinlicher, wenn wir die Pflanzen nur im Wasser Wurzel schlagen lassen, daß sich diese Wurzeln aus dem Wege gehen, und nach der Richtung am staͤrksten L 2 Die Arbeit der Beackerung. hintreiben, wo sie andern nicht zu nahe kommen. Kann also eine Pflanze wegen der benachbarten sich mit ihren Wurzeln nicht zur Seite verbreiten, so geht sie tiefer hin- unter, vorausgesetzt, daß sie kein Hinderniß, sondern anlockende Fruchtbarkeit an- trifft. Stoͤßt dagegen die Wurzel auf einen festen oder nahrungslosen Untergrund, so treibt sie nach den Seiten zu, und wenn die Pflanzen dann dicht stehen, so bilden die Wurzeln unter einander ein dichtes netzfoͤrmiges Gewebe, und machen sich den Raum und die Nahrung einander streitig. Hier muß dann die schwaͤchere Pflanze der staͤrkern unterliegen und in ihrer staͤrksten Vegetationsperiode absterben oder verkuͤm- mern, wie man dies auf Getreidefeldern bei aufmerksamer Beobachtung deutlich wahrnimmt. Je tiefer aber der Boden ist, um desto dichter werden die Pflanzen ne- ben einander stehen bleiben, und so viel mehrere zur Vollendung kommen. Diese Verschiedenheit auf tieferem und flacherem Boden von gleicher Guͤte wird man bei ge- nauerer Beobachtung nie verkennen, und sie wird sich bei Boden von 4, 6, 8, 10 und 12zolliger Tiefe, wenn anders der letztere eben so stark mit Humus wie der erstere durchdrungen ist, in verhaͤltnißmaͤßigen Graden zeigen. Wenn man annehmen koͤnnte, daß jedes Korn eine Pflanze gaͤbe, so wuͤrde man den 8 Zoll tiefen Boden gerade noch einmal so stark besaͤen koͤnnen, wie den 4zolligen, von uͤbrigens gleicher Beschaffenheit, und dann auch das doppelte darauf ernten. Der Werth eines Bo- dens wuͤrde sich also aus der Multiplikation der Oberflaͤche mit der Tiefe ergeben. So ganz buchstaͤblich moͤchte ich dieses nun zwar nicht annehmen, indem die at- mosphaͤrische Einwirkung der Ausdehnung des Bodens doch wol einen Vorzug vor der Tiefe giebt, und ein Kubikfuß fruchtbarer Erde auf 2 Quadratfuß der Oberflaͤche vertheilt mehr Pflanzen tragen wird, als wenn er nur einen Quadratfuß Oberflaͤche hat. Daß indessen die Tiefe aus den angefuͤhrten Gruͤnden von betraͤchtlicher Wir- kung sey, lehrt jedem unbefangenen Beobachter die Erfahrung. Um hierin nicht zu weit zu gehen, habe ich an dem angefuͤhrten Orte, 2ten Band, S. 145, angenom- men, daß der Werth des Bodens sich mit jedem Zoll von 6 bis 10 Zoll um 8 Pro- zent vermehre, und von 6 bis 3 Zoll eben so viel vermindere. Ferner aber hat der tiefere Boden den großen Vorzug, daß er augenscheinlich minder an Naͤsse und an Duͤrre leidet, wie der seichtere. Bei nasser Witterung und vielem Regen versenkt sich die Feuchtigkeit in dem durch Humus gelockerten Boden so tief, wie dieser geht. Er kann nach dem Verhaͤltnisse seiner Tiefe so viel mehr Feuch- Die Arbeit der Beackerung. tigkeit aufnehmen, bevor sie bis zur Oberflaͤche heraufstaut, und deshalb finden wir den rajolten Gartenboden noch nicht von schaͤdlicher Naͤsse uͤberfuͤllt, wenn der flache Ackerboden schon ganz morastig ist. So lange aber die Feuchtigkeit nicht bis zur Oberflaͤche heraufstaut, wird sie den Pflanzen nicht leicht schaͤdlich. Dagegen haͤlt nun der tiefere Boden die mehrere Feuchtigkeit, die er aufgenommen hat, um so laͤn- ger in sich, und theilt sie der Oberflaͤche, wenn diese ausgedoͤrret ist, genugsam mit. Man bemerkt ersteres vorzuͤglich auf lehmigem Boden; letzteres aber zeigt sich auch auf Sandboden, der, wenn er rajolt worden, ziemlich lange feucht bleibt. Diesen Vorzug gewaͤhrt ein tiefer Boden selbst durch die groͤßere Tiefe, die weiter hinaus- geht, als die Wurzeln der Pflanzen einzudringen vermoͤgen. Ich erklaͤre es mir we- nigstens daraus, warum selbst Getreide auf Boden, der einige Jahre vorher 3 Fuß tief rajolt war, bei anhaltender Duͤrre augenscheinlich besser stand, wie auf dem, der nur 1½ Fuß tief rajolt war, ungeachtet beide Theile vor und nach dem Rajolen auf voͤllig gleiche Weise behandelt waren. Auf tieferem Boden leiden ferner die Pflanzen deshalb weniger von der Duͤrre und Hitze, und selbst auch vom Froste und der schnellen Temperaturveraͤnderung der Luft, weil ihre Wurzeln mehr in die Tiefe gehn, und minder davon getroffen werden, wie an der Oberflaͤche. Augenscheinlich stehen sie deshalb bei großer Hitze und Duͤrre auf tieferem Boden weit frischer, als auf seichtem, wo sie so leicht verscheinen. Eine allgemeine Erfahrung ist es endlich, daß sich das Getreide auf tiefem Bo- den selten lagert, wenn es gleich sehr dicht und uͤppig steht. Dies ruͤhrt ohne Zweifel von der groͤßern Staͤrke her, die der untere Theil des Stamms durch seine tiefgehen- den Wurzeln bekommt, wogegen es bei dichten Saaten den ersten Austrieben zu sehr an Nahrung mangelt, um die voͤllige Staͤrke zu erlangen. Außer dem Getreide aber beguͤnstigt der tiefere Boden den Anbau solcher Ge- waͤchse, die mit ihren starken Wurzeln noch tiefer eindringen, und sich ihre Nahrung noch unterhalb der Graͤnze der Getreidewurzeln heraufholen. Hierdurch wird ein Acker, der eine noch groͤßere Tiefe hat, als zum Getreidebau noͤthig zu seyn scheint, immer noch mehr werth, wenn gleich in geringerer Progression, als bis zu der Tiefe, wohin auch die Getreidewurzeln dringen. Die Arbeit der Beackerung. §. 161. Periodisches tieferes Pfluͤ- gen des tiefen Bodens. Um sich die genannten Vortheile eines tiefen Bodens zu erhalten, ist es aber noͤthig, daß er von Zeit zu Zeit so tief als seine Ackerkrume gehet gepfluͤget, herum- gewandt, locker gemacht und der Atmosphaͤre ausgesetzt werde. Denn wenn dieses nicht geschiehet, sondern er nur flach bis zu einer bestimmten Tiefe gepfluͤgt wird, so werden alle jene Vorzuͤge allmaͤhlig verschwinden. Es wird eine feste Borke unter der Pflugtiefe entstehen, welche der unterliegenden Erde alle Kommunikation mit der At- mosphaͤre und mit der obern gelockerten Krume abschneidet, und sie selbst den Pflan- zenwurzeln verschließt. Indessen ist dieses tiefere Pfluͤgen, wie die Erfahrung mich und andere belehrt hat, nicht jaͤhrlich noͤthig, sondern es scheint zureichend zu seyn, wenn es nur alle sechs oder sieben Jahre wiederholt wird, i ndere wenn man die Pflugfurchen in diesen Jahren nicht in immer gleicher, sondern veraͤnderter Tiefe giebt; weil nichts den Boden so sehr zu verschließen und eine Borke zu bilden scheint, als wenn der Pflug immer auf derselben Flaͤche herstreift. Auch eine Wechselung solcher Fruͤchte, die mit ihren staͤrkeren roͤhrigen Wurzeln tiefer als das Getreide ein- dringen, scheint die Lockerung und die Verbindung der untern Erde mit der obern zu erhalten. Die Regel ist also, nach sechs oder sieben Jahren das Pfluͤgen in derjenigen vol- len Tiefe, bis zu welcher die fruchtbare Erde reicht, einmal vorzunehmen; bei den uͤbrigen Pflugarten kann man sich nach den Umstaͤnden mit einer geringern Tiefe begnuͤgen. §. 162. Neue Vertie- fung des Bo- dens durch das Pfluͤgen. Etwas ganz verschiedenes aber ist es, durch tiefes Pfluͤgen den Untergrund, der von gleicher oder verschiedener Beschaffenheit in Ansehung seiner Grundmischung mit der Oberflaͤche seyn kann, aber nur in hoͤchst seltenen Faͤllen mit fruchtbarem Humus durchdrungen und in keinem durch die Einwirkung der atmosphaͤrischen Potenzen be- lebt ist, heraufzubringen. Hier muß diese unfruchtbare mehrentheils nahrungslose Erde erst befruchtet, mit Humus durchdrungen und von der Atmosphaͤre gesaͤt- tigt werden. Man hat zwar einige Faͤlle, wo die durch das Rajolen heraufgebrachte Erde ohne Duͤngung, und nachdem sie nur kurze Zeit an der Luft gelegen, eine auffallende Fruchtbarkeit aͤußert. Bei einigen damit angestellten chemischen Analysen fanden Die Arbeit der Beackerung. wir auch, daß sie Kohlenstoff enthielt. Allein diese Fruchtbarkeit ward immer sehr schnell erschoͤpft, und wenn man nicht eilte, ihr mit starkem Duͤnger zu Huͤlfe zu kom- men, so ward sie nach ein oder zwei Fruͤchten ganz unfruchtbar, und konnte dann kaum durch wiederholte starke Duͤngung zu einer guten vegetabilischen Erde gemacht werden. Manchmal hat das Rajolen aber auch gleich vom Anfange an eine schlechte Wirkung gethan, und man hat etwa nur solche Gewaͤchse darauf bauen koͤnnen, die mit ihren Pfahlwurzeln sehr tief eindringen, bevor man sie nicht durch wiederholtes Duͤngen und lange Luftaussetzung fruchtbar machte. Diese Befruchtung nahrungsloser Erde mit naͤhrenden Stoffen ist aber auf groͤ- ßern Flecken ein schweres Unternehmen, und kann unter den gewoͤhnlichen Wirth- schaftsverhaͤltnissen, ohne fremden Duͤngerzufluß, nicht anders als auf Kosten aller uͤbrigen Felder bewirkt werden. Man muß wenigstens den Werth des Ertrages einer weit groͤßern Flaͤche mehrere Jahre aufopfern, um auf diese Weise den Werth einer kleinern Flaͤche zu vermehren. Es mag der Faͤlle viele geben, wo der Grund- werth des Bodens hierdurch mehr gewinnt, als der Eigenthuͤmer am Ertrage auf- opfert. Diese Aufopferung ist aber die Sache weniger Ackerbauer. Nur dann erst, wenn, durch ein vorzuͤgliches auf die Bereicherung der Duͤn- germasse einer Wirthschaft abzweckendes System, ein solcher Ueberfluß des Duͤngers in einer Wirthschaft entstanden ist, daß er nicht mit Vortheil zur groͤßern Bereiche- rung der bisherigen Ackerkrume verwandt werden kann, wird es vortheilhaft, die Ver- tiefung des Bodens vorzunehmen. §. 163. Es giebt der Faͤlle also mehrere, wo man bei einer sehr seichten Krume bleiben Das flache Pfluͤgen. muß, und an eine Vertiefung des Bodens vorerst gar nicht denken darf. Diejenigen, wo es die Natur des Untergrundes durchaus nicht gestattet, verstehen sich von selbst. Außerdem aber a) wo sich nur eine duͤnne Lage humushaltiger Erde vermittelst der Grasnarbe erzeugt hat, unter derselben aber, scharf abgeschnitten, ein ganz unfruchtbarer, roher Boden — es sey Sand oder Thon — lieget, und dem Acker nicht mehr Duͤnger gegeben werden kann, als gerade diese duͤnne Lage in Kraft zu erhalten vermag; ja wo man auf die Wiedererzeugung der Grasnarbe beim Dreeschliegen zur Wiedererzeu- gung der Fruchtbarkeit vorzuͤglich rechnen muß. Hier ist es rathsamer, die wenige Die Arbeit der Beackerung. fruchtbare Erde beisammen und durch den nur fuͤr sie zureichenden Duͤnger in Kraft zu erhalten, auch die Bearbeitung auf sie zu konzentriren, als sie durch eine hinzuge- mengte Masse von unfruchtbarer Erde zu schwaͤchen; insbesondere wenn man auf eine neue Rasenerzeugung rechnet, welche gewissermaßen nur durch die Fruchtbarkeit der oberen zwei Zoll bewirkt wird, und wozu der tiefer liegende Humus wenig beitraͤgt. b) Wenn man eine nachhaltige Verbesserung des Bodens durch Auffahren eines mergeligten Lehms, Modders u. s. f., oder durch Rasenbrennen vorgenommen hat, wodurch eine kleinere, aber nicht eine groͤßere Masse von Erde, eine seichte, nicht eine tiefere Krume verbessert werden kann. Hier muß man sich wohl huͤten, diesen nur fuͤr die Oberflaͤche hinreichenden Zusatz zu tief unterzubringen und zu ver- theilen. Man darf den Boden nicht eher vertiefen, als bis man etwa eine zweite Auffuhr vorzunehmen beschlossen hat, und muß dann tiefer pfluͤgen und rohe Erde heraufbringen, bevor man auffaͤhrt. Hierher gehoͤrt dann ebenfalls, wenn ein zaͤher Thonboden durch Kalk oder Kalkmergel nur auf eine gewisse Tiefe zureichend ge- lockert wurde. c) Wenn auf sandigem Boden die Pflugtiefe immer gleichgehalten ist, und sich unter der Pflugsohle eine erhaͤrtete Borke gebildet hat, so durchbricht man diese nicht ohne Nachtheil. Die obere Erde kann durch gute Kultur sehr verbessert seyn, die Borke verhindert das Versenken der Feuchtigkeit und der fruchtbaren aufgeloͤsten Stoffe; unter derselben aber liegt ein unergruͤndliches Sandmeer. Dieser Fall wird haͤufig mit den vorhergehenden zusammentreffen, indem sich nach einer Lehmmerge- lung eine solche Borke leicht erzeugt. Wenn es gleich zu wuͤnschen waͤre, daß diese Borke tiefer liegen moͤge als sie liegt; so hat man es doch nicht immer in seiner Ge- walt, sie tiefer zu legen, und bevor man das nicht kann, ruͤhrt man sie ungestraft nicht an. d) Und endlich uͤberhaupt, wo das tiefe Pfluͤgen nicht noͤthig ist, und keinen Vortheil, sondern eher Nachtheil bringen kann. §. 164. Sie geschehe alimaͤhlig. Wo die Vertiefung des Bodens aber uͤberhaupt paßt, da geschiehet sie jedoch in den bei weitem meisten Faͤllen nur allmaͤhlig. Bei allmaͤhliger Vertiefung wird nur so viele neue Erde heraufgebracht, daß sie sich mit der alten Ackererde ge- nauer mengen und in Wechselwirkung damit treten koͤnne. Die alte noch fruchtbare Erde Die Arbeit der Beackerung. Erde wird nicht ganz vergraben. Die Anziehung aus der Atmosphaͤre, welche die neue Erde oft sehr stark aͤußert, kann besser vor sich gehen. §. 165. Die Fragen, welche man sich bei der Vertiefung des Bodens vorzulegen hat, Ruͤcksichten, welche dabei zu nehmen sind. sind also folgende: 1) Was kann ich von der unter der bisherigen Pflugtiefe heraufzuholenden Erde in Ansehung ihrer Grundbeschaffenheit erwarten ? Man muß deshalb diesen Untergrund einer genauern Untersuchung un- terwerfen, und seinen Gehalt an Thon, Sand, Kalk, Eisen, vielleicht an Kohlen- stoff, pruͤfen, auch auf die groͤßern und kleinern Steine, die er enthaͤlt, Ruͤcksicht zu nehmen nicht vergessen. Empirisch pruͤft man ihn ohne Zweifel dadurch am besten, daß man sein Verhalten auf die Vegetation in Scherben oder in einem ausgestochenen und damit uͤberlegten Gartenbeete erforschet. 2) Welche Veraͤnderung wird diese Zumischung neuer Erde auf meiner bisherigen Ackererde bei einiger Vermengung hervor- bringen ? Werden dadurch die Fehler der letztern vermindert oder vermehrt werden? Wird sie dem losern Boden mehrere Consistenz, dem zaͤhen Boden mehrere Locker- heit geben, oder beides nur vermehren? Und dann zugleich: in welchem Verhaͤltnisse wird diese Mengung geschehen muͤssen, um mir die gedeihlichste Ackererde nach der Lage und dem Klima meines Feldes zu verschaffen? 3) Wie weit wird mein Duͤngervorrath zureichen, um eine gewisse Tiefe damit zu durchdringen ? Die Beantwortung dieser Fragen muß dann das Verfahren leiten. §. 166. Es ist bisher mehrentheils etwas Unbestimmtes gewesen, was man unter fla- Bestimmung der Tiefe des Pfluͤgens. ches, mittleres und tiefes Pfluͤgen verstehe. Um unsre Begriffe davon deutlicher zu bestimmen, nennen wir flaches Pfluͤgen, was von 2 bis 4 Zoll geschiehet, mittleres von 4 bis 7 Zoll, und tiefes von 8 bis 12 Zoll rheinlaͤndisch. Geht es tiefer, so nen- nen wir es Doppelt- oder Rajolpfluͤgen, indem eine Umwendung der Erde, die wir uns unter dem Pfluͤgen allemal denken , auf eine groͤßere Tiefe als 12 Zoll mit einem einfachen Pfluge nicht wohl zu bewirken steht, obgleich eine un- gleich tiefere Lockerung der Erde sehr wohl moͤglich ist. Vom 18 und 24zolligen ein- Dritter Theil. M Die Arbeit der Beackerung. fachen Pfluͤgen kann ich mir keinen Begriff machen. Es versteht sich, daß die Tiefe der Furche oder des Streifens an der Kante, wo er vom festen Lande abgeschnitten ist, immer gemessen werde, und — ich wiederhole es nochmals — daß ich unter Pfluͤgen eine Umwendung des Erdstreifens verstehe. §. 167. Vorsichtiges Verfahren. In den bei weitem meisten Faͤllen, wo man tiefer als die bisherige Ackerkrume ging, pfluͤgen will, wird es aus den angefuͤhrten Gruͤnden rathsam seyn, mit der groͤ- ßern Vertiefung zum ersten Male nicht uͤber 2 Zoll zu gehen. Die nur so tief her- aufgebrachte Erde laͤßt sich befruchten und gehoͤrig mengen. Es ist immer rathsam, dieses Pfluͤgen zu einer Zeit vorzunehmen, wo die heraufgebrachte neue Oberflaͤche der Luft am laͤngsten ausgesetzt bleiben kann; daher vor Winter. Man muß aber diese neue Erde auch den Sommer hindurch in der Beruͤhrung mit der Atmosphaͤre zu erhalten suchen, weil die Einwirkung derselben bei hoher Temperatur ungleich staͤr- ker, wie bei niedriger ist. Daher entweder zur reinen Brache oder zu solchen Fruͤch- ten, welche mit ihren Wurzeln durch diese neue Erde hindurch in die alte Erde ein- dringen, und sogar unter ersterer mit ihren Wurzeln zu stehen kommen, wie das bei den meisten Fruͤchten, die wir unter dem Namen der Hack- oder eigentlichen Brach- fruͤchte begreifen, der Fall ist. Da die neue Erde hier an der Oberflaͤche bleibt, aber bestaͤndig geruͤhrt und gelockert wird, so koͤmmt sie in die staͤrkste Beruͤhrung mit der Atmosphaͤre, und alle Erdpartikeln koͤnnen sich mit atmosphaͤrischen Stoffen saͤttigen. Es ist ferner sehr wichtig, daß man die wirksamsten Theile des Duͤngers dieser neuen Erde vorzuͤglich mittheile. Deshalb wird es rathsam seyn, wenn es die Wirth- schaftsverhaͤltnisse erlauben, die vor Winter heraufgepfluͤgte Erde sogleich mit Duͤn- ger zu befahren, und diesen wohl verbreitet den Winter hindurch darauf liegen zu lassen, weil der Einfluß des obenaufliegenden Duͤngers auf solche Erde im Winter der Erfahrung nach sehr groß ist, wenn man anders keine Auswaschung desselben we- gen einer stark abhaͤngigen Lage seines Feldes zu besorgen hat. Im letztern Falle muͤßte man ihn noch vor Winter ganz flach unterstreken. Im ersten Fruͤhjahre pfluͤgt man dann diesen Duͤnger so flach wie moͤglich unter, und egget kraͤftig. Die Saatfurche wird dann ebenfalls flach gegeben, damit die neue Erde wenigstens nicht viel mit alter Erde bedeckt werde. Die Arbeit der Beackerung. Auf diese Weise habe ich in einem Sommer eine vollstaͤndige Mengung der al- ten mit der neuen Erde, eine zulaͤngliche Befruchtung der letztern, und einen gleich- maͤßig um so viel vertieften Boden mit dem gluͤcklichsten Erfolge und unmittelbarer Vermehrung aller Ernten mehrere Male hervorgebracht, und bin dann nach einer Reihe von Jahren, welche die Rotation bestimmt, zu einer abermaligen Vertiefung geschritten. Dasselbe haben viele andere gethan, und nie denjenigen Nachtheil ge- spuͤret, den manche durch eine uͤbereilte, unzeitige und der Fruchtfolge unangemessene Vertiefung des Bodens, zuweilen mit dem gaͤnzlichen Ruin ihrer Wirthschaft, erfahren haben. §. 168. Wenn man eine Vertiefung des Bodens unter den §. 161. u. f. angegebenen Bedingungen vornehmen will, und solche uͤber 12 Zoll hinausgehet, so reicht das ein- fache Pfluͤgen nicht. Man bedient sich alsdann des Rajol- oder Doppelpfluͤgens mit dem im §. 123. erwaͤhnten Rajolpfluge, oder zweier in derselben Furche hinter- einander hergehenden Pfluͤge. Der erste streicht einen Streifen von gewoͤhnlicher Tiefe ab, und in die tiefere Furche hinein; und der zweite holt einen tieferen Streifen heraus, und legt ihn uͤber die ersten her. Es kann diese Arbeit zwar mit gewoͤhn- lichen Pfluͤgen verrichtet werden, wenn man dem hinteren eine tiefe Stellung und ein hohes langes und hinten weit abstehendes Streichbrett, auch ein hoͤheres Rad auf der rechten Seite giebt. Allein sie ist mit solchen Pfluͤgen sehr beschwerlich, und erfor- dert großen Kraftaufwand. Dagegen verrichtet sie der Smalsche Pflug vortreflich, und ich lasse deshalb den Baileyschen vorangehen, und jenen folgen. Es sind dann, um auf 12 bis 14 Zoll einzudringen, drei Pferde, die jedoch dabei angestrengt wer- den, vor dem hintern Pfluge zureichend. Noch besser aber und in manchen Faͤllen mit nicht viel groͤßeren Kosten wird diese Arbeit vollfuͤhrt durch Menschenhaͤnde mit dem Spaten. Man stellt sodann auf einen Pflug neun bis zehn Menschen in gleichen Zwischenraͤumen vertheilt, der Linie des Pfluͤgens nach, an, und laͤßt, so wie der Pflug vorbeigegangen, die Erde eines Spatenstichs tief aus der Furche ausstechen, und uͤber den Streifen herwerfen. Neun bis zehn ruͤstige Arbeiter koͤnnen auf einen nicht besonders thonigem Boden einem Pfluge nachkommen. Wo es an Arbeitern nicht fehlt, wuͤrde ich diese Me- thode vorziehen. M 2 Die Arbeit der Beackerung. Ein zu seiner Zeit Aufsehen erregender Schriftsteller, Peter Kretschmar , wollte durch dieses Rajolpfluͤgen die Erde in bestaͤndiger Fruchtbarkeit erhalten, in- dem die untergebrachte Schicht sich indessen ausruhen und neue Kraͤfte sammeln werde, wobei dann Brache, Wechsel der Fruͤchte und sogar der Duͤnger voͤllig ent- behrlich werde, wie dies in seiner oͤkonomischen Praktica , Leipzig 1749, und in mehreren von ihm und andern verfaßten Schriften behauptet wurde. Seine auf einem nahe bei Berlin gelegenen, ihm von Friedrich dem II geschenkten Gute ange- stellten Versuche fielen natuͤrlich uͤbel aus; da er sich indessen des Berliner Stadt- duͤngers zu bedienen anfing, um seine heraufgeholte frische Erde zu beschwaͤngern, so wuͤrde er, mit gewissen Modifikationen, seine Bestellung wohl haben fortsetzen koͤnnen, wenn er die Landwirthschaft uͤberhaupt verstanden, nicht ein Projekt uͤber das andere vergessen, und dadurch sein Vermoͤgen verschwendet haͤtte. Das In- teresse, was dieser Mann indessen erregte, trug in dieser Zeit nicht wenig bei, das Nachdenken uͤber den Ackerbau zu erwecken, indem manche scharfsinnige Maͤnner in diese Idee hineingingen, und Untersuchungen daruͤber anstellten. Die derzeitigen orthodoxen Oekonomen benutzten ihn, so wie den von Friedrich dem II ebenfalls unterstuͤtzten Englaͤnder Brown , zum Schreckbild gegen alles Neue fuͤr ihre Kinder; weswegen er bei diesen noch immer spukt, so daß sie mich, wie mich der Koͤnig ins Land berief, bald fuͤr den Einen, bald fuͤr den Andern hielten, oder wenigstens versicherten, ich waͤre in allen meinen Meinungen und Grundsaͤtzen jenen so aͤhnlich, wie ein Ey dem andern. Es giebt noch eine andere Methode, den Boden tief zu lockern, ohne ihn jedoch umzuwenden oder tiefer liegende Erde auf die Oberflaͤche zu bringen, welche man auf thonigem Boden sehr nuͤtzlich angewandt hat. Sie wird mit einem Pfluge bewirkt, der kein Streichbrett, aber ein starkes niedrieges und convexes Schaar hat. Dieser folgt dem gewoͤhnlichen Pfluge in derselben Furche, und wuͤhlet die Sohle derselben auf, laͤßt aber die zerkruͤmelte und gelockerte Erde darin liegen. Wo man mit ge- wissen Pfluͤgen tiefer als 16 Zoll gepfluͤgt hat, hat man wahrscheinlich nicht viel mehr, wie dieses, gethan. §. 169. Zu welchen Fruͤchten tief oder flach zu pfluͤgen. Nur zu den behackten Brachfruͤchten und zu den Huͤlsenfruͤchten scheint mir ein uͤber die mittlere Tiefe hinausgehendes Pfluͤgen rathsam und angemessen zu seyn. Zum Getreide kann oft ein sehr flaches Pfluͤgen oder ein Umarbeiten der Erde mit weit mehr foͤrdernden Instrumenten zureichend seyn, weil die untere Erde einmal recht Die Arbeit der Beackerung. gelockert und gepulvert ihre Poroͤsitaͤt und Durchdringlichkeit mehrere Jahre beibehaͤlt; insbesondere wenn es ein mit Sand zur Haͤlfte gemengter und mit Humus geschwaͤn- gerter Boden ist. §. 170. Um die Pflugfurchen zu bestimmen, muͤssen wir nun die verschiedenen Haupt- Pflugarten, die bei dem System des Fruchtwech- sels gegeben werden. rotationsarten oder Ackersysteme besonders durchgehen. Wenn wir nach der Regel unseres Fruchtwechsels verfahren, so wird immer zu der groͤßten Tiefe, die der Boden erreicht hat oder vorerst erreichen soll, vor Winter gepfluͤgt. Wo diese Tiefe uͤber 12 Zoll hinausgeht, wird ein Doppelpfluͤgen damit vorgenommen. Der aufgefahrene Mist wird dann mit der zweiten Furche unterge- strichen, und die dritte oder Saatfurche wieder etwas tiefer gegeben. Nun wird der Boden durch die Pferdehacken immer tiefer bearbeitet, und an die Pflanzenreihen hoͤ- her heraufgeworfen. Nach der Ernte wird das Land mit Hobel- oder Schaufelpfluͤ- gen, wenn es noͤthig ist, geebnet, geegget, und dann zur mittleren Tiefe vor Win- ter umgepfluͤgt. Selten geben wir dann eine wirkliche Pflugfurche im Fruͤhjahre. Sie scheint jedem Boden, der 50 und mehr Prozent Sand enthaͤlt, nach gehoͤri- ger Bearbeitung der behackten Fruͤchte, nicht nur unnoͤthig, sondern in jedem trock- nen Fruͤhjahre wirklich nachtheilig zu seyn. Die Oberflaͤche wird bloß mit dem Exstir- pator, der 2 bis 3 Zoll eindringt, aufs vollkommenste zerkruͤmelt, dann geegget, das Getreide, gewoͤhnlich Gerste, aufgesaͤet, diese mit dem kleinen Exstirpator unterge- bracht, dann wieder geegget, nun, wenn es geschehen soll, Klee gesaͤet und darauf gewalzet. Nach der Gerste liegt nun das Land ein oder zwei Jahre zu Klee. Im erstern Falle immer, im letztern mehrentheils, wird zu der auf den Klee folgenden Winterung nur einmal gepfluͤgt zu mittlerer Tiefe, aber dann mit der in §. 124. ange- gebenen Vorsetzung des Schaͤlmessers. Dieses Pfluͤgen geschiehet wenigstens vier Wochen vor der Einsaat, damit sich der Boden sacken koͤnne, welches hier eine sehr wesentliche Bedingung eines guten Erfolges ist. Die Winterung wird entweder auf die rauhe Furche gesaͤet, oder mit dem kleinen Exstirpator untergebracht, und dann geegget. Dieses Eggen wird, wenn es die Zeit und Witterung erlauben, im Fruͤh- jahre, wenn die Saat zu treiben anfaͤngt, wiederholt, weswegen das Eineggen vor Winter selten bis zur vollkommnen Zerkruͤmelung der Kloͤße geschiehet, die vielmehr bis zum Fruͤhjahre erhalten werden, um dann den Pflanzen frische Erde zu geben. Die Arbeit der Beackerung. Wenn nach der Winterung Huͤlsenfruͤchte gebaut werden, so wird dazu nach Beschaffenheit des Bodens und der Witterung ein oder zwei Mal gepfluͤgt (uͤber die Frage vom ein- oder mehrmaligen Pfluͤgen zu Huͤlsenfruͤchten werde ich mich erklaͤ- ren, wenn ich von diesem Anbau besonders rede; so wie ich auch bis dahin das, was uͤber die Vorbereitung zu andern minder gemeinen Gewaͤchsen zu sagen ist, versparen muß). Zu spaͤtern Wicken, die gruͤn gemaͤht werden sollen, wird immer zwei auch wohl drei Mal gepfluͤgt. Nach der Aberntung der Huͤlsenfruͤchte wird mit den Pfluͤgen zu maͤßiger Tiefe moͤglichst geeilt, nach einiger Zeit geegget, darauf die Winterung vor Michaelis mit dem kleinen Exstirpator untergebracht und wieder geegget. Soll auf die Winterung etwa noch Hafer folgen, so wird der Acker im Herbste flach gestoppelt, im Fruͤhjahr zu mittlerer Tiefe gepfluͤgt, geegget, und der Hafer erst gegen die Mitte des Mays, nachdem der Unkrautssaamen, der in der heraufgebrach- ten Oberflaͤche liegt, gekeimt ist, mit dem kleinen Exstirpator untergebracht und geegget. Dies sind diejenigen Fahren, deren man sich im sogenannten Fruchtwechsel- systeme bedient, wenn man keine zweiten Fruͤchte oder doppelten Ernten nimmt. §. 171. Behandlung der Brache. In den Ackersystemen, wo man reine Brache haͤlt, kommt es vorzuͤglich auf die Bearbeitung dieser an. Da man den Ertrag des Landes einmal ein Jahr auf- opfert, und die Arbeit daran wendet, so ist es unverzeihlich, wenn man dieses nach- laͤssig thut, und nicht alle Zwecke und Wirkungen der Brache auf das vollstaͤndigste zu erreichen sucht. Durch die Brache muß der Boden die ihm gebuͤhrende Vertiefung, Herumwendung, Pulverung, Mengung, Luftaussetzung, und was das wichtigste ist, Zerstoͤrung des Unkrauts aufs vollkommenste erhalten, und wenn dies durch eine Brache bewirkt wird, so wird sie wohl angewandt, und ihr Nutzen kann sich dann auf eine laͤngere Reihe von Jahren erstrecken. Eine Brache mit drei Fahren ist zwar in der Dreifelderwirthschaft etwas sehr Ge- woͤhnliches, aber sehr Unvollkommenes, und erreicht den Zweck der Brache fast nie. Man laͤßt mehrentheils aus Mangel an Viehweide den Acker noch uͤber den Junius oder Brachmonat hinaus liegen, und giebt ihm dann die erste Furche. Dies ist also halbes Dreeschliegen und halbe Brache. Die Arbeit der Beackerung. Bei den vierfaͤhrigen Brachen wird die erste Furche von Rechtswegen schon im Herbste gegeben, zuweilen wird dies aber auch fehlerhaft bis im Fruͤhjahre verschoben. Das fuͤnf-, sechs- und siebenmalige Pfluͤgen findet man nur selten, und nur bei den vorzuͤglichsten Ackerbauern auf fruchtbarem Boden, welche diesen genug zu schaͤtzen wissen, um ihn, falls sie den Ertrag eines Jahres aufopfern, in den vollkom- mensten Stand zu setzen. Eine solche Bearbeitung ist aber allerdings auch in unserm Klima anwendbar. §. 172. Die erste nennt man im eigentlichen Verstande die Brachfurche oder Benennungen der verschie- denen Pflug- arten. Breekfurche . Das Pfluͤgen derselben heißt also Breeken , an einigen Orten ausschließlich dann, wenn es Grasnarbe war. Denn wo es Getreidestoppel ist, nennt man es Stuͤrzen oder Stoppeln . Die zweite heißt die Wendefahre , weil der Pflugstreifen hier wieder her- umgewandt wird. Die dritte Fahre heißt die Ruhrfahre , weil der Boden hierdurch geruͤhret werden soll. Folgt dieser noch eine Fahre, eher zur Saat gepfluͤgt wird, so heißt sie die zweite Ruhrfahre . Die letzte ist dann die Saatfahre . Schon die Roͤmer unterschieden diese verschiedenen Pflugarten mit besonderen Namen. Sie nannten die erste Furche praescindere, die zweite vertere, die dritte fringere, die vierte offringere, die fuͤnfte refringere , und die sechste oder Saat- furche liraro, weil hier der Acker das Ansehn einer bespannten Leyer erhielt. Fast alle Nationen und Provinzen haben diesen Fahren besondere-Namen gegeben, die man kennen muß, wenn man uͤber den Ackerbau der Gegend Erkundigungen einziehen will. Wenn zum Sommergetreide, oder auch zum Wintergetreide, welches in die Stoppel kommt, mehrere Male gepfluͤgt wird, so bezeichnet man die Fahren oft noch mit andern Ausdruͤcken. So heißt das zweite Pfluͤgen zur Gerste oder Hafer fal- gen, felgen oder falzen , und daher nennt man den Hafer, der mehrere Fahren erhalten hat, Felgehafer , im Gegensatze von dem, der nur eine Fahre bekommen, und welcher Hartlandshafer heißt. Unter letzterem Ausdrucke versteht man aber nicht, wie es scheinen moͤchte, denjenigen, der in umgebrochener Grasnarbe gesaͤet Die Arbeit der Beackerung. ist, als welcher Dreesch- oder Dreischhafer heißt, sondern den, der nach einer Fahre in die Stoppel eines andern Getreides gesaͤet wird. §. 173. Die Brach- furche. Die erste oder Brachfahre — denn hier sagt man Furche, dort Fahre — wird nach der Meinung der meisten jetzt sehr flach gegeben. Vormals hatte man bei der Dreifelderwirthschaft ein anderes Prinzip, und Muͤnchhausens Hausvater lehrte noch, sie zur vollen Tiefe zu geben. In der Koppelwirthschaft, wo die Gras- narbe damit umgebrochen wird, muß sie nothwendig sehr flach gegeben werden, und nur in einem Abstreifen und Umlegen des Rasens bestehn, weil dieser in einer groͤße- ren Tiefe nicht muͤrbe wird und nicht vermodert, auch durch die zweite Furche, nicht mit Erde bedeckt, wieder herumkommen wuͤrde. Da man in der Dreifelderwirthschaft das Umbrechen der Brache immer weiter hinausgesetzt hat, so ist der Boden mehrentheils auch schon beraset, und deshalb der flache Umbruch rathsam. Giebt man aber die Brachfahre schon vor Winter auf Stoppelland, so hat die alte Regel des tiefen Um- brechens wohl ihre Richtigkeit, indem dadurch der zu unterst gelegene Theil der Erde die Einwirkung der Atmosphaͤre, deren er am meisten entbehrte, nun am laͤngsten er- haͤlt. Will man seinen Boden vertiefen und neue Erde hervorbringen, so ist es noth- wendig, dieses mit der ersten Furche zu thun. Man laͤßt diese erste Furche — ich rede jetzt von der vollkommnern Brachbear- beitung, die schon im Herbste anhebt — mehrentheils im Winter rauh liegen, um sie der Luft in groͤßerer Oberflaͤche auszusetzen. Es ist besonders rathsam dieses zu thun, wenn viele Unkrautswurzeln im Boden stecken, welche durch diese Luftaussetzung eher getoͤdtet werden, als wenn sie mit der Egge gleichsam wieder eingepflanzt und mit Erde bedeckt werden. Ist aber viel Unkrautssaamen im Boden, so kommt dieser oft noch vor Winter zum Keimen, wenn man fruͤh umgebrochen und dann geegget hat. Die Einwirkung der Atmosphaͤre wird durch dieses Eggen gerade nicht verhindert, in- dem sie die gelockerte Erde genug durchdringen kann, und auf die zertruͤmmerten Kloͤße besser einwirkt, als wenn diese noch zusammengeballt da lagen. Die Gras- narbe aber modert, wenn die Oberflaͤche geebnet ist, und die Luft keinen Zutritt zu ihr hat, weit besser, indem sonst der Rasen noch gruͤn bleibt, und manchmal zwischen den Pflugstreifen hervorkeimt. Man befoͤrdert daher das Zergehen und das Muͤrbe- werden eines zaͤhen flach abgestreiften Rasens dadurch, daß man ihn nicht nur egget und Die Arbeit der Beackerung. und dadurch mit einiger Krume bedeckt, sondern auch walzt und dadurch fest an den Boden anpreßt. Etwas ungewoͤhnliches, aber vorzuͤgliches ist es, dem Acker vor Winter zwei Fahren zu geben, wo man ihn dann schnell nach der Ernte flach umstreift, und dar- auf im Spaͤtherbste tief pfluͤget. §. 174. Die zweite Wendefahre wird aber in der Regel erst im Fruͤhjahre gegeben. Die Wende- furche. Sie faͤllt mehrentheils erst nach der Bestellung des Sommergetreides. Zu fruͤh darf sie auf keinem Fall gegeben werden, sondern die Regel ist, so lange zu warten, bis sie ausgruͤnt, weil die herumgewandte Narbe nicht eher getoͤdtet ist und wieder aus- treiben wuͤrde, wenn sie nicht stark mit Erde bedeckt waͤre. Mehrentheils wird auch vor der zweiten Fahre nicht geegget, obwohl es gewiß rathsam waͤre, es zu thun. Insbesondere ist es dann noͤthig, wenn sich die Wendefurche verzoͤgert, indem dann der Boden in seiner rauhen Lage so zusammenwachsen kann, daß er sich, besonders bei einfallender trockner Witterung, schwer pfluͤgen laͤßt. Lag der Acker dreesch oder war seine Narbe sonst zaͤhe, so muß diese Wendefurche in derselben Richtung wie die erste gegeben werden, weil man durch das Querpfluͤgen die Streifen in Wuͤrfel zerschneiden wuͤrde, die sich dann vor der Egge herschieben, und schwer zu zer- kleinern sind. War die Brachfahre flach, so muß diese tiefer seyn, damit untere Erde uͤber den vorigen Streifen heruͤberfalle. Diese Fahre wird dann immer geegget; wenn es dreesch war, mit schweren star- ken sogenannten Booteggen, hauptsaͤchlich in die Quer, um die muͤrbe gewordene Narbe voͤllig zu zerreißen, sonst aber mit gewoͤhnlichen Eggen, um die Erdkloͤße zu zertruͤmmern. Hier sind nun die Meinungen daruͤber getheilt, ob dieses Eggen bald nach dem Pfluͤgen geschehe oder bis kurz vor der naͤchsten Furche verspart werden solle. Die Luftaussetzung der rauhen Furche ist in dieser Jahreszeit von vorzuͤglichem Nutzen. Auch werden die Unkrautswurzeln bei trockner Witterung dadurch sehr entkraͤftet, daß sie den Sonnenstrahlen in dieser Lage ausgesetzt sind. In dieser Hinsicht ist es also sehr rathsam, mit dem Eggen lange zu warten. Auf zaͤhem Boden muß man jedoch aufmerksam seyn, daß man ihn bei trockner Witterung nicht zu sehr ausdoͤrren lasse, Dritter Theil. N Die Arbeit der Beackerung. indem alsdann die Erdkloͤße durch keine Egge zu bezwingen sind. Auf der andern Seite aber ist der rauhe Acker der Keimung des Saamenunkrauts, welches haupt- saͤchlich in den Kloͤßen eingeschlossen liegt, nicht so guͤnstig, als ein klar geeggeter. Und wenn man also mit Saamenunkraut viel zu schaffen hat, so ist es rathsam, das Eggen doch so fruͤh vorzunehmen, daß dieser in der jetzigen Oberflaͤche liegende Saa- men noch vor dem naͤchsten Pfluͤgen hervorkomme. §. 175. Die Ruhr- furche. Die dritte oder Ruhrfahre wird, wo es die Breiten erlauben, in die Quer gege- ben. Diese veraͤnderte Richtung des Pfluges bringt eine weit vollkommnere Zerthei- lung der Erdschollen hervor, als wenn sie in gleicher Richtung nur hin und her ge- wandt werden. Es hebt die in den Pflugstreifen fortrankenden Unkrautswurzeln her- aus, oder macht sie doch los. Es faßt alle unter der Oberflaͤche stehend gebliebene Erdkaͤmme, weswegen auch ein an sich schlechtes Pfluͤgen durch das Querpfluͤgen sehr verbessert wird. Diese Arbeit wird durch die Haaken vollkommener wie durch den Pflug verrichtet, und jene Instrumente haben besonders in Ansehung der Heraus- hebung der Unkrautswurzeln Verzuͤge vor diesem. Die groͤßeren verhaͤrteten Klum- pen kommen nun an die Oberflaͤche, und werden der Wirkung der Egge ausgesetzt. Das Eggen dieser Fahre muß mit besonderem Fleiße geschehen, denn es kann hier am meisten wirken. Die Unkrautswurzeln sind nun lose genug um hervorgezo- gen zu werden, und die Sonne hat in dieser Jahreszeit die Kraft, sie zu verdorren. Bei wechselndem Sonnenschein und Gewitterregen werden die Erdkloͤße muͤrbe, und jedes Partikelchen der Erde beschwaͤngert sich mit atmosphaͤrischen Stoffen. Ob man das Eggen gleich nach dieser Fahre oder spaͤter vornehme, beruhet auf denselben Gruͤnden, die wir bei dem zweiten Eggen anfuͤhrten. Indessen ist es doch hier we- gen der Unkrautswurzeln rathsamer, fruͤher zu eggen, damit sie herausgerissen, um so laͤnger der Luft ausgesetzt sind, eher sie wieder untergepfluͤgt werden. Mit dieser Furche wird in der Regel der Mist untergebracht, und da es nie rath- sam ist, diesen tief unterzupfluͤgen, so wird sie flacher als die zweite und vierte Furche gegeben. Eine guͤnstige Witterung, welche diese Fahre trifft, naͤmlich anhaltender war- mer Sonnenschein mit untermischten schnell voruͤbergehenden Regenschauern hat einen auffallenden Einfluß, nicht nur auf das naͤchstfolgende Getreide, sondern auch auf Die Arbeit der Beackerung. die ganze Bestellungszeit. Die Wechselwirkung zwischen Erde und Duͤnger geht dann am lebhaftesten vor sich; das Wurzel- und Saamen-Unkraut wird am wirksam- sten zerstoͤrt. Bei einer sehr nassen kalten Witterung wird dieses bei weitem minder erreicht. Es koͤmmt daher sehr darauf an, daß man sich nicht damit verspaͤte, und die waͤrmsten Tage recht benutze. Tritt nach dieser gegebenen Fahre regnigte Witterung ein, und erlauben es dann die Kraͤfte der Wirthschaft, so wird auf jedem lehmigen Boden ein zweites Ruͤhren sich sehr reichlich durch eine dauernde Verbesserung des Bodens und vorzuͤglichere Ernten belohnen. Wo man den Haaken braucht, ziehet man dann damit wieder in einer andern Richtung, mehrentheils schraͤg, um so besser alle Erdtheile zu treffen. Mit dem Pfluge geht es nicht so gut, der Wendungen wegen. §. 176. Die Saatfurche endlich wird in der Regel mit dem Pfluge oder mit dem Haaken Die Saat- furche. zur vollen Tiefe gegeben; es sey denn, daß man die Saat, wie zuweilen beim Wei- zen, selten beim Rocken geschehen darf, unterpfluͤgen wollte. Sie wird schmal und mit moͤglichster Vorsicht bearbeitet. Haben die Pflugstreifen, nachdem sie eine ge- hoͤrige Zeit gelegen haben — welches man bei der Saatfurche immer nuͤtzlich gefun- den hat — noch zu starke Hervorragungen, so wird zuvor mit der Egge einmal leicht uͤberzogen, was man vorziehen nennt, damit die Saat nicht zu tief in die Rillen falle, und Reihenweise zu stehen komme, welches immer ein Fehler ist. Doch findet dies wohl nur bei mangelhaft bearbeitetem Acker statt. Alsdann wird die Saat kraͤftig, wo nicht in die Runde, doch in die Quer eingeegget. Ob man sich zu dieser Fahre besser des Pfluges oder des Haakens bediene, daruͤber sind die Meinungen noch un- eins. Mir scheint auch hier der Haaken Vorzuͤge zu haben, indem das reihenweise Stehen der Saat dabei weniger zu besorgen ist, wenn man anders das Auftreten des Zugviehes auf das gepfluͤgte Land verhindert. §. 177. Wenn die Wendefahre zu gehoͤriger Tiefe gegeben ist, so kann man sich zu den Gebrauch des Exstirpators zu den Ruhr- furchen. Ruhrfurchen mit großer Ersparung der Arbeit des Exstirpators bedienen, und diese Bearbeitung hat auf allen nicht gar zu zaͤhen Boden noch entschiedene Vortheile. Wegen der Schnelligkeit, womit sie von Statten geht, kann man die gerechte Witte- rung weit besser wahrnehmen. Man bewirkt dadurch eine vollkommene Zertruͤmme- N 2 Die Arbeit der Beackerung. rung aller Erdkloͤße und ein Hervorkommen alles Unkrauts. Allein der gewoͤhnliche Stallmist kann nicht damit untergebracht werden, und zu der Furche, wo dieses ge- schehen soll, findet der Exstirpator nicht statt; es sey denn, daß man einen ganz zer- fallenen Mengeduͤnger habe oder eine Kalkduͤngung vornehme, bei welcher sich der Exstirpator vorzuͤglich paßt. So kann auch die Saat mit dem kleinen Exstir- pator, nach Art des Arndtschen Saatpfluges, am allerzweckmaͤßigsten unterge- bracht werden. §. 178. Unvollkom- mene Brach- bearbeitung. Eine so vollkommene Behandlung der Brache kennt man freilich in manchen Ge- genden nicht. Die Nothwendigkeit, eine, obwohl unbedeutende Weide fuͤr das Vieh den halben Sommer hindurch zu erhalten, zwingt oder bewegt die meisten Landwirthe, mit dem Umbruche ihrer Brache erst zu Ende des Junius anzufangen, und den Ju- lius hindurch damit fortzufahren. Hier ist dann alle Anstrengung noͤthig, um ihr uͤberhaupt nur drei Fahren zu geben, und die Einsaat nicht zu verspaͤten; um so mehr, da in die Zeit auch alle Mistfuhren fallen. Auf sandigem Boden koͤnnen diese drei Fahren auch zureichend seyn zur voͤlligen Lockerung und Mengung des Bodens, und es kann hier die Bemerkung richtig seyn, daß nach mehreren Fahren schlechtere Winterung gewachsen sey, indem der Boden zu lose geworden. Allein die Vertil- gung des Unkrauts wird dadurch sehr unvollstaͤndig bewirkt, weswegen dann auch in diesen Gegenden das Unkraut, insbesondere der Hedderich, auf eine schreckliche Weise uͤberhand genommen hat, zumal da man die Fahren nun so schnell hintereinander geben muß, daß der in den Kloͤßen liegende Unkrautssaamen nicht zum Keimen kom- men kann. Auch ist dabei eine gehoͤrige Mengung und Zertheilung des Mistes un- moͤglich, welcher also der ersten Saat oft wenig zu Statten kommen kann. Man findet ihn nach dem Umbruche der Stoppel oft Klumpweise und in torfigter Gestalt, so daß er sich dann kaum zertheilen laͤßt. Hier ist es, wo man mit Recht behaupten kann, daß der Mist weniger auf die erste, als auf die zweite Frucht wirke. Um eine unbedeutende Benutzung des Landes durch die Weide zu haben, bringt man sich um den Nutzen, den ein einmal aufgeopfertes Jahr auf lange Zeit sichern koͤnnte. Die Nothwendigkeit kann es entschuldigen, aber woher ruͤhrt die Nothwen- digkeit? — Die Arbeit der Beackerung. §. 179. Zu der Soͤmmerung wird in der Regel dreimal gepfluͤgt. Die Stoppel wird Soͤmme- rungsfurchen. im Herbste, nachdem die Winterungsbestellung vollendet, umgebrochen. Denn daß man dieses unmittelbar nach der Ernte thue, und die Regel — der Sense den Pflug gleich folgen zu lassen — beobachte, ist etwas seltenes, und beim gewoͤhnlichen Gange einer groͤßern Wirthschaft oft nicht auszufuͤhren. Wo es indessen geschieht, da pfluͤgt man dann vor Winter noch einmal. Sonst wird die zweite Fahre im Fruͤh- jahre, sobald es Zeit und Witterung erlauben, gegeben, und diese nennt man das Felgen, Falgen oder Falzen . Gemeiniglich giebt man diese tiefer wie die erste. Sie wird in der Regel geegget, und dann mit der dritten, noch besser mit der vierten, Fahre die Saat mehrentheils untergepfluͤgt, es sey denn, daß zu nasse Witterung dieses bedenklich mache. So soll jede Soͤmmerung in der Regel bestellt werden. Es geschiehet aber haͤu- fig nicht, aus Mangel an Zeit und Kraͤften, und man begnuͤgt sich mit zwei Fahren, deren erstere mehrentheils unvollkommen gegeben wird. Insbesondere geschiehet dies beim Hafer und der großen zweizeiligen Gerste, weil man es fuͤr bedenklich haͤlt, diese spaͤter als in der Mitte des May zu bestellen. Bei der kleinen vierzeiligen Sommergerste hat man aber Zeit bis zur Mitte des Junius, und deshalb ziehet man solche wahrscheinlich bei der Dreifelderwirthschaft vor. In der That ist hier das dreimalige Pfluͤgen zur Gerste von solcher Wichtigkeit, daß man sich in Hinsicht der bessern Beackerung ein an sich mißlicheres Getreide wohl gefallen lassen kann. Dieses Pfluͤgen zur kleinen Gerste im Fruͤhjahre thut oft meh- rere Wirkung auf die Gaarheit des Bodens, als das sogenannte spaͤte Brachpfluͤgen zur Winterung, wenigstens in den Jahren, wo das Fruͤhjahr trockner ist, als der Spaͤtsommer. §. 180. Zu dem ersten Umbruch der Stoppel bedient man sich zuweilen der Methode des Das Halb- pfluͤgen. Halbpfluͤgens, Baͤlkens, Ritzens, Rispens, Rippens, Streckens , welche darin besteht, daß man einen Streifen stehen laͤßt, und mit einem anderen flach ausgehobenen bedeckt. Diese Bedeckung muß aber vollkommen geschehen, und daher der stehend bleibende Streifen schmaler wie der daruͤber hergeworfene seyn. Sel- tener legt man von beiden Seiten einen Streifen uͤber den ungepfluͤgten. Man er- Die Arbeit der Beackerung. reicht dadurch Vermoderung der Stoppel, Einwirkung des Winterfrostes, Lockerung des Bodens, und daß dann im Fruͤhjahr die Egge sehr wirksam in den Boden ein- greife, die Quecken losreiße, und den Boden zertheile. Nur darf dieses Eggen nicht zu lange verschoben werden, weil sonst die aufgeworfene Furche mit der unterliegen- den verwaͤchst, und die Ebenung des rauhen Feldes Schwierigkeiten macht. Man verhuͤtet hauptsaͤchlich dadurch die zu starke Durchnaͤssung, indem das Wasser in den gezogenen kleinen Rinnen abzieht, die aufgeworfenen Streifen aber trocken bleiben. Nachdem der Acker eben geegget worden, wird zuweilen das Halbpfluͤgen wiederholt, und nun nur der stehend gebliebene Streifen umgestuͤrzt. Ein Kreuzpfluͤgen aber ist, wo es angeht, wohl eben so gut. §. 181. Erforderliche Aufmerksam- keit des Auf- sehers beim Pfluͤgen. Die Beackerung erfordert die bestaͤndige Aufmerksamkeit des Wirthschasters , der sie muß beobachten und dirigiren koͤnnen, ohne dabei zu stehen. Bei mehreren Pfluͤ- gen muß er einen Knecht fuͤr alle verantwortlich machen, und keine stehend gebliebene Balken, schiefe und unebne Furchen ungeahndet lassen, weil sonst die Nachlaͤssigkeit einreißt. Am meisten muß die richtige Umbrechung bei der Brachfahre beobachtet werden, daß sie in der bestimmten Tiefe und Breite geschehe, naͤchstdem die Saat- fahre. Minder wichtig sind die Wende- und Ruhrfahren, und wenn mehrere zu gleicher Zeit einfallen, so muͤssen zu jenen die zuverlaͤssigsten Arbeiter ausgesucht werden. Die richtige Stellung der Pfluͤge, besonders ob sie keine widerstrebende Tenden- zen haben, ist der eigenen Aufmerksamkeit werth, obwohl die Besorgung der Werk- zeuge von dem Hofmeier oder Ackervogt gefordert wird. Um desto leichter zu erkennen, ob die Pfluͤger die gehoͤrige Arbeit in einem ge- wissen Zeitraume gemacht haben, ist es bei großen Schlaͤgen rathsam, einen gewissen Flaͤcheninhalt durch eingeschlagene Pfaͤhle zu bezeichnen, oder die Koppel dadurch in gewisse Gewende abzusondern; welches auch bei dem Mistauffuͤhren, dem Saͤen und bei mehrern andern Gelegenheiten nicht ohne Nutzen ist. §. 182. Zusammen- stellung der Pfluͤger. Es fraͤgt sich, ob man in großen Wirthschaften viele Pfluͤge auf ein Gewende nehme, oder sie in mehrere vertheile? Manche lassen zehn bis zwoͤlf Pfluͤge hinterein- ander gehen, um mit wenigen Zuͤgen ein Gewende fertig zu machen, weil dies die Auf- Die Arbeit der Beackerung. sicht erleichtere, der Hofmeier oder Vorpfluͤger dann den ganzen Zug leite und anweise, wo und wie gepfluͤgt werden solle. Andere, denen ich in der Regel beipflichte, ge- ben entweder einem jeden Pfluge ein eigenes Beet, oder lassen hoͤchstens zwei oder drei Pfluͤge in einem Gewende gehen. Denn jede kleine Unordnung, um derentwil- len man doch nicht gleich austreten lassen kann, haͤlt den ganzen Zug auf. Es wird uͤber Rainbalken weggepfluͤgt, und man kann selten bestimmen, wer an gemachten Fehlern Schuld sey. Man lernt seine Pfluͤger nicht genau kennen und kann sie nicht corrigiren. Man kann nicht bloß solche Pfluͤger und Gespanne zusammengeben, die sich zu einander passen und gleichen Takt halten. Die letzte Furche wird vernach- laͤßigt, oder macht allgemeinen Aufenthalt. Man kann, ohne viele Pfluͤge in ein Gewende zu bringen, doch viele auf einer Breite haben, um spezielle Aufsicht daruͤber zu fuͤhren. Nur erfordert die Anlage der Gewende ein richtiges Augenmaaß, damit sie gut aneinander schließen. §. 183. Die Vorgewende, Anwaͤnde, welche wegen des nothwendigen Umwendens des Die Vorge- wende. Pfluges liegen bleiben, erfordern besondere Aufmerksamkeit, weil der Boden durch das Auftreten fest gedielt wird. Werden sie in ein Beet angepfluͤgt, so setzen sie dem Abzuge des Wassers oft einen Damm entgegen, und die Wasserfurchen werden selten tief genug durchgezogen. Werden sie abgepfluͤgt, so haͤuft sich das Wasser in der Mittelfurche an. Deshalb ist am besten, sie in einer Richtung und ohne Um- wendung zu pfluͤgen. §. 184. Das Pfluͤgen kann zur Erreichung seiner Zwecke nur dann von Nutzen seyn, Gehoͤriger Ab- trocknungszu- stand des Bo- dens zum Pfluͤgen. wenn der Boden in einem gehoͤrig trocknen, zerreiblichen und zerfallenden Zustande sich befindet. Ist er zu naß, so daß die Furchen blaͤnkern, so wird er nur in Stuͤcke geschnitten, die, vom Streichbrette an die Seite getrieben und gepreßt, nur noch compakter werden, und ausgetrocknet harte Schollen bilden. Weder Saamen- noch Wurzelunkraut wird dadurch vertilgt, die Quecken durch das Zerschneiden nur ver- doppelt. Das Zugvieh wird von dieser unnuͤtzen Arbeit gewaltig angegriffen. Ist der zaͤhere Boden zu trocken, so ist die Arbeit fuͤr Menschen und Vieh, insbesondere mit schlechten Raͤderpfluͤgen, sehr schwer, und der Boden zerfaͤllt auch nicht, sondern bricht in Schollen. Ist es indessen moͤglich, ihn mit guten Werkzeugen und mit staͤr- Die Arbeit der Beackerung. kerer Anspannung zu zwingen, so hat das Pfluͤgen des trockenen harten Bodens außer der Beschwerlichkeit keine Nachtheile, indem die trocken umgeworfenen Schol- len bei eintretendem Regen dann desto leichter zerfallen, und eine muͤrbe Krume geben. Auf jedem Fall ist es von großer Wichtigkeit, bei zaͤherem Boden denjenigen Feuchtigkeitsgrad zu unterscheiden und wahrzunehmen, in welchem das Pfluͤgen am nuͤtzlichsten und leichtesten geschehen kann. Und da dieser Grad auf groͤßeren Fluren bei verschiedenen Feldern fruͤher oder spaͤter eintritt, so erfordert es große Aufmerk- samkeit, den gerechten Zeitpunkt fuͤr jedes zu treffen, und bei keinem uͤbergehen zu lassen. Hier unterscheidet sich der wahrhaft praktische Mann von Ueberlegung und Aufmerksamkeit von dem bloß mechanischen Wirthschafter, der oft bloß nach einer einmal eingefuͤhrten Ordnung seine Pfluͤge vertheilt, und erhaͤlt durch Beobachtung dieses Umstandes schon ein großes Uebergewicht der Ernten vor diesem. Die schwerer zu bearbeitenden Plaͤtze muͤssen mit aller Kraft, die zu Gebote stehet, in dem rechten Augenblicke angegriffen werden, und ein Tag kann einen betraͤchtlichen Unter- schied machen. Die Englaͤnder bezeichnen diesen zum Pfluͤgen geeigneten Zustand des Bodens mit dem besonderen Ausdruck: Tid. Sie sagen: das Land hat jetzt den Tid ; das Land ist am rechten Tid gepfluͤgt oder bestellet. Diesem Ausdruck entspricht urspruͤng- lich das deutsche Wort Gaare . Denn daß man den Duͤngungszustand darunter ver- stehet, ist Mißbrauch des Ausdrucks. Man sagt Gail und Gaare, um den ganzen Kulturzustand auszudruͤcken. §. 185. Wann geegget werden soll. Noch wichtiger wie bei dem Pfluͤgen ist es beim Eggen, diesen gerechten Feuch- tigkeitszustand, diese Gaare zu treffen, und nur hinsichtlich auf selbigem laͤßt sich die Frage, wenn man eggen solle, entscheiden. Es ist ohne Zweifel gut, den Boden eine Zeitlang nach dem Pfluͤgen in rauher Oberflaͤche liegen zu lassen, weil ihn so die Atmosphaͤre staͤrker beruͤhrt, und manche Unkrautsarten mit ihren Wurzeln eher verdorren. Deshalb soll die Egge in der Re- gel nicht unmittelbar dem Pfluge folgen. Indessen ist es auch nicht rathsam, sie nur kurz vor dem neuen Pfluͤgen zu gebrauchen; denn die in den Schollen eingeschlossenen Saamen laufen nicht anders, als wenn jene zerkruͤmelt sind, auch lassen sich die Unkrauts- Die Arbeit der Beackerung. Unkrautswurzeln nicht mehr so leicht ausreissen. Deshalb sollte die Egge unge- faͤhr in der Mittelzeit zwischen zwei Pflugarten gebraucht werden. Aber nur auf solchen Boden, der, sobald er nicht zu naß ist, der Egge nicht widersteht, darf diese Regel streng befolgt werden. Der zaͤhe Boden, der um so staͤrker erhaͤrtet, je naͤsser er gewesen ist, muß geegget werden, wenn er zum Zerfallen geneigt ist, und es ist gefaͤhrlich, diesen Zeitpunkt voruͤbergehen zu lassen, besonders wenn der Witterungsgang sich zur Naͤsse oder Duͤrre bestimmt zu haben scheint. Da ist es zuweilen rathsam, noch an demselben Tage, besonders im trockenen Fruͤh- jahre, zu eggen, wo man gepfluͤgt hat. Deshalb findet man in einigen thonigten Gegenden die Methode, an dem Schwengel des rechten Pflugpferdes ein drittes anzubinden, welches eine kleine Egge ziehet, die die aufgeworfene Erde gleich zerkruͤmelt; wozu man sich eines jungen, schwachen oder zu schonenden Pfer- des bedient. Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. §. 186. Wenn gleich diese Operation, ihrer Natur nach, der Beackerung vorherge- het; so lassen wir doch die Lehre von jener der Lehre von dieser folgen, indem jene nur durch diese erlaͤutert werden kann, und der Landwirth in der That, bei uns, auch wohl immer erst ackert, ehe er urbar macht. Wir muͤssen, um diese wichtige Materie nicht zu trennen, neben dem, was die eigentliche mechanische Behandlung eines solchen Bodens anbetrifft, zugleich die oͤkonomischen Ruͤcksichten, welche man bei einem solchen Unternehmen zu beobachten hat, erwaͤgen. §. 187. Der bei weitem groͤßte Theil des Grundes und Bodeus, der als Lehde, alte Oekonomische Ruͤcksichten bei solchen Unternehmun- gen. Weide-Abtrift, mit Haidekraut uͤberzogen, oder als verwuͤsteter Forstgrund, als Moor oder Morast, selbst als oͤde, den benachbarten Fluren Gefahr drohende Sandscholle, uͤberall nicht, oder doch nur hoͤchst unbedeutend benutzt, noch haͤu- fig da liegt, kann ohne allem Zweifel zu irgend einem nuͤtzlichen Zwecke brauchbar gemacht und in Stand gesetzt werden. Allein nicht immer ist ein solches Unterneh- men vortheilhaft, und zuweilen wird der dadurch gewonnene Boden zu theuer er- Dritter Theil. O Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. kauft. Wenn aber auch der mit Sicherheit zu berechnende Erfolg zweckmaͤßig an- gewandter Mittel sich am Ende reichlich bezahlt, so ist der Vorschuß doch nach Summe und Zeit mehrentheils so betraͤchtlich, daß jeder Unternehmer wohl zu er- waͤgen hat, ob er ihn zu leisten vermoͤge, oder ob es ihm waͤhrend der Ausfuͤhrung nicht gereuen werde, Kapital und Arbeit hierauf und nicht auf andere vortheilhaf- tere Unternehmungen verwandt zu haben. Es ist fuͤr das allgemeine und indivi- duelle Beste immer zutraͤglicher, solche Urbarmachungen gar nicht zu unternehmen, als sie nicht zweckmaͤßig durchzusetzen, in der Mitte derselben stehen zu bleiben oder sie doch nur unvollkommen zu vollfuͤhren. Haͤufig fallen halb ausgefuͤhrte Urbar- machungen, wobei man den Boden mehr erschoͤpfte als bereicherte, in ihr Nichts zuruͤck; der Grund wird schlechter, wie er vorher war; eine vorher freilich sterile Schaafabtrift, ein rauhes Gestraͤuch wird nun gar in eine Sandwehe verwandelt; das Beispiel steht abschreckend Kinde und Kindeskinde vor Augen; das Kapital, die Arbeit, der Duͤnger ist dem urbaren Acker entzogen. — Man hat neue Urbar- machungen von Seiten der Regierungen immer zu befoͤrdern gesucht. Aber es giebt ohne Zweifel Faͤlle, wo hinsichtlich auf allgemeine Wohlfahrt neue Urbarma- chungen eher zu verbieten oder nur unter gewissen Bedingungen zu erlauben waͤ- ren, weil ohnehin die Ausdehnung des kultivirten Ackers fuͤr das der Kultur ge- widmete Kapital und Arbeit zu groß ist, und eine intensive Verstaͤrkung derselben von gluͤcklicherem Erfolge, als eine extensive seyn wuͤrde. Insbesondere koͤnnen Gemeinheitstheilungen wuͤster Aenger und der daraus erfolgende Umbruch dersel- ben, ohne voͤllige Separation des Ackers und Grundeigenthums , nachtheilig fuͤr das Ganze werden, wenn dennoch das strenge Dreifeldersystem bleiben muß, und dem Acker die Aenger entzogen werden, die ihm bei jenem Sy- steme vermoͤge der groͤßeren Viehhaltung noch einigermaßen aufhalfen. §. 188. Genaue Erwaͤgung der oͤrtlichen Verhaͤltnisse muß also bei dem Unternehmen Allem vorhergehen. Man berechne wohl, was der in dem zu erwartenden Stand gesetzte Grund und Boden auf dem Flecke , wo er liegt, dereinst werth seyn werde, und betrachte ihn auch nach den in der Lehre von der Agronomie und von der Werthschaͤtzung eines Landguts angegebenen Lokal-Ruͤcksichten, besonders ob es freies, erbliches, verkaͤufliches oder beschraͤnktes Eigenthum sey? — Servi- Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. tute, die auf dem Boden ruhen, oder Abgaben, die nach dem Verhaͤltnisse des Ertrages bestimmt werden, nehmen von dem zu erwartenden reinen Ertrage leicht so viel weg, daß die Zinsen des angelegten Kapitals dadurch erschoͤpft werden, und dieses verloren ist. Der Feldzehnte thut dies unbedingt. Sodann koͤmmt es darauf an, ob die erforderlichen Arbeiter in der Gegend zu erhalten sind, und was man von ihrer Kraft und Thaͤtigkeit, nach Verhaͤltniß des Lohns, zu erwarten habe; ob das noͤthige Gespann vorerst erhalten und mit anzukaufender Futterung versehen werden, oder ob man Gespannarbeit fuͤr Geld von seinen Nachbarn verrichten lassen koͤnne. Endlich und vielleicht vor allem, ob das noͤthige Anlage- und Betriebskapi- tal sicher und nachhaltig vorhanden sey, und ob man die Zinsen eine Reihe von Jahren hindurch zum Theil entbehren koͤnne. §. 189. Es sind besonders zwei Faͤlle zu unterscheiden: Eine solche Urbarmachung Unterschei- dung zweier Faͤlle. soll entweder in der Nachbarschaft einer schon bestehenden Wirthschaft unternom- men und mit derselben in Verbindung gesetzt werden, kann folglich vom Hofe ab mit Gespann und Arbeitern zu gelegener Zeit betrieben werden, und von daher jede noͤthige Huͤlfe und Vorschuß erhalten. Oder aber man muß auf dem neu auf- zubrechenden Lande eine neue Wirthschaft einrichten, und solches ganz aus und durch sich selbst in Geil und Gaare setzen. §. 190. Im ersten Falle treten natuͤrlich weit wenigere Schwierigkeiten ein. Es er- 1) Urbarma- chung in Ver- bindung mit einer schon be- stehenden Wirthschaft. fordert jedoch gehoͤrige Ueberlegung, auf welche Weise das neue aufzubrechende Land mit der bestehenden Wirthschaft in Verbindung zu setzen sey, in wiefern sich das alte und neue Land wechselseitig unterstuͤtzen, in einen nuͤtzlichen Zusammen- hang gebracht werden, und ein wohl berechnetes Ganze bilden koͤnne; insbeson- dere ob das neue Land seiner Grundbeschaffenheit und Lage nach mit dem alten in eine Rotation zu bringen, oder aber nach einem besondern, jedoch in das Uebrige eingreifenden Systeme zu bewirthschaften sey. §. 191. Man hat hier haͤufig Fehler gemacht, und ist in ein oder anderes Extrem ver- Fehler, worin manche ver- fielen. fallen. Man hat entweder den alten Acker aus Vorliebe fuͤr den neuen vernach- O 2 Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. laͤßiget, und diesem alle Kraft der Wirthschaft zugewandt, in welchem Falle dann der Ertrag des Ganzen eine oft lange Reihe von Jahren hindurch geringer ward, als er vorher war. Oder aber — was haͤufiger geschehen ist — man machte den neuen Acker, nachdem man ihn umgebrochen, dem alten bloß dienstbar, er- schoͤpfte die darin angesammleten natuͤrlichen Kraͤfte durch Ernten von verkaͤuf- lichen oder auf dem Hofe zu consumirenden Fruͤchten, ohne ihm den daraus erfol- genden Duͤnger wieder zu geben, in dem Wahne, daß er noch immer natuͤrliche Kraft genug auf etliche Jahre habe, und daß man ihm solche dereinst einmal durch eine Duͤngung wiedergeben koͤnne. Allein ein solcher neuer Aufbruch hat, wie die Erfahrung lehrt, das Eigenthuͤmliche, daß er, einmal erschoͤpft, wieder- holte Duͤngungen erfordert, um wieder in Kraft gesetzt zu werden, und ohne solche allen reinen Ertrag versagt. Mehrentheils laͤßt man ihn dann als einen undank- baren Boden im erschoͤpften Zustande liegen, wo er nun als oͤde Scholle, die das Leben keines Schaafes erhalten kann, ein abschreckendes Beispiel gegen solche Un- ternehmungen abgiebt. §. 192. Zu beobach- tender Grund- satz. Der erste nie ungestraft zu verabsaͤumende Grundsatz muß der seyn: fuͤr das auf dem vermehrten Acker nach richtigen oͤkonomischen Grundsaͤtzen mehr zu hal- tende Vieh nahrhafte, Futterung zu gewinnen. Deshalb muß man auf dem un- aufgebrochenen Lande — es sey denn reicher angeschwemmter Marschboden — gegen eine Getreideernte wenigstens zwei Futterernten oder Weidejahre zu An- fange nehmen, und den saͤmmtlichen davon erfolgten Mist ihm wiedergeben. Oder aber man muß statt des neuen Aufbruchs so viel altes Land zur Weide oder zum Futtergewaͤchsbau aussetzen, und den von diesem erfolgten Mist jenem wieder zukommen lassen, aber doch, auch bei zureichender Duͤngung, den neu aufge- brochenen losern Boden nie zu viele Jahre unter dem Pfluge halten, sondern ihn mit Klee oder andern Futterkraͤutern wieder eindreeschen lassen, ehe er seine Bin- dung ganz verliert. Ueberhaupt aber muß man das in der Wirthschaft fehlende richtige Verhaͤltniß durch Urbarmachung herstellen, nicht noch mehr außer Gleich- gewicht bringen. Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. §. 193. Groͤßere Schwierigkeiten sind zu uͤberwinden, wenn man einen neuen Auf- 2) Urbarma- chung mit Anlegung einer neuen Wirthschaft. bruch an einem abgelegenen Orte unternimmt, und eine neue Wirthschaft errich- ten muß. Um das Land in Dung zu setzen und zu bearbeiten, wird Vieh erfor- dert; das Vieh verlangt Futter. Aber das Futter waͤchst nicht ohne Duͤnger und ohne Bearbeitung des Ackers. Eins beruhet auf dem andern; der Grund muß erst geschaffen werden, worauf alles ruhet. Es ist daher eine Hauptregel, mit einem groͤßeren oder kleineren Theile an- zufangen und langsam fortzugehen, den ersten Theil durch Bearbeitung und Duͤn- gung in den moͤglich vollkommensten Zustand zu setzen, damit er zum Aufbruch eines zweiten Theils die noͤthigen Huͤlfsmittel liefern koͤnne, sich so die Basis des Ganzen zu sichern und dann immer weiter vorwaͤrts zu schreiten. Sind Gespanne zur Verrichtung der ersten Arbeit von anderen benachbarten Orten fuͤr Geld zu haben, so wird man eine hoͤhere Bezahlung dafuͤr doch immer vortheilhafter, wie eigenes Gespann finden, wenn man dieses noch nicht zu allen Jahreszeiten beschaͤftigen kann. Hat man eine Wirthschaft in maͤßiger Entfernung, so laͤßt sich vielleicht Gespann zu einer gewissen Jahreszeit dorthin schicken. Hornvieh im Anfange zu halten, ist selten moͤglich, da kein Futter dafuͤr ge- wonnen, und mehrentheils nur sehr theuer unter solchen Umstaͤnden angekauft wer- den kann. Aber Schaafen kann man fast immer die noͤthige Nahrung verschaffen; denn eine Wuͤstenei, welche auch nicht einmal Schaafweide gaͤbe, wird Niemand zu kultiviren unternehmen. Ist noch keine Winterfutterung gewonnen, so muß man sich mit einer Hammelschaͤferei begnuͤgen. Aber bald wird man jene gewinnen koͤnnen, wenn man den aufgebrochenen Boden mit Huͤrden belegt, mit ergiebi- gern Futtergewaͤchsen, die gruͤn von Mastschaafen abgefressen werden, mit Spoͤr- gel, weißen Ruͤben, Ruͤbsaat, Buchweizen besaͤet, sie hierauf wieder hordet und nach dieser zweiten Hordenduͤngung Getreide darauf bringt, darauf gleich Klee — nach Beschaffenheit des Bodens rothen oder weißen — saͤet, und damit zur Heu- gewinnung oder Weide liegen laͤßt. Ist so der erste Grund gelegt, so kann man jaͤhrlich weiter fortgehen, und wird bald dahin gelangen, auch Rindvieh halten Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. und Stallmist machen zu koͤnnen. Wenn das mit Klee auf etliche Jahre zur Weide niedergelegte Land nun wieder umgebrochen wird, so wird es reichen Er- trag, und dieser erste Theil nun wenigstens der vollstaͤndiger zu organisirenden Wirthschaft Brodkorn. und Pferdefutterung liefern. Nur muß die Absicht bei einer solchen Unternehmung zuerst lediglich darauf gerichtet seyn, Futterung fuͤr das Vieh und dadurch Duͤnger zu produciren. Man muß in den meisten Faͤllen auf reinen Geld-Ertrag einige Zeit Verzicht leisten, und mittelst bestaͤndiger Zuschuͤsse, die sich jedoch von Jahr zu Jahr verringern werden, ein Kapital im Boden belegen. Dies Kapital und die daraus zu erwar- tende Rente wird bei gehoͤrigem Verfahren alle verwandte Kosten und Aufopferun- gen reichlich ersetzen. Vergl. Annalen des Ackerbaues 1808, Bd. VII. , S. 313, wo man das Projekt der Urbarmachung einer wuͤsten Feldmark detaillirt und be- rechnet findet. §. 194. Nothwendi- ges Erforder- niß bei solchen Unternehmun- gen. Es erhellet hieraus aber von selbst, daß solche Urbarmachungen und Ansiede- lungen auf Boden von gewoͤhnlicher Guͤte durchaus ein angemessenes Vermoͤgen, mit Einsicht, Eifer und Geduld verbunden, erfordern, wenn sie durchgefuͤhrt werden sollen, und daß sie auf keinen Fall die Sache eines Unvermoͤgenden oder eines Anfaͤngers sind, die sich doch gewoͤhnlich damit befasset haben. Selbst auf gutem Boden sind gewoͤhnlich erst mehrere Anbauer zu Grunde gegangen, und ha- ben ihren verwandten Fleiß mit dem Ruͤcken ansehen muͤssen, eher einer nothduͤrf- tig darauf fortkam; und im gluͤcklicheren Falle bleibt doch ein solches Grundstuͤck gegen das, was es haͤtte werden koͤnnen, in einem sehr niedrigen Zustande zuruͤck; es sey denn der Boden von unerschoͤpflicher Reichhaltigkeit, wie die abgewaͤsserten Bruͤcher an der Oder und Warthe es waren. Am wenigsten sind Urbarmachungen die Sache kleiner Ansiedler aus der arbei- tenden Klasse. Leute dieser Art koͤnnen, auch bei erhaltener Unterstuͤtzung, ihre Aussichten nicht auf eine laͤngere Reihe von Jahren ausdehnen, sondern wollen und muͤssen den Lohn ihrer Arbeit in dem naͤchsten Jahre genießen. Nun kann freilich der Aufbruch eines alten Forst- oder Weidegrundes diesen geben und reich- lich geben, wenn man ein aussaugendes System anwendet, und nach tuͤchtigem Pfluͤgen, unbekuͤmmert um Viehhaltung und Duͤngung, verkaͤufliche Fruͤchte Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. nimmt. Dann aber ist der Grund, der vorher noch etwas lieferte, auf ewige Zei- ten in einem todten unfruchtbaren Zustand versetzt, und kann hungernde Schaafe zwar tragen, aber ihnen keine Nahrung geben. Nirgends ist seit einem halben Jahrhundert wohl so viel wuͤstes Land urbar gemacht worden, wie in Schottland und dem noͤrdlichen Theile von England, und das ist mit gluͤcklichem Erfolge mehrentheils von einer Octroygesellschaft auf Actien geschehen, die einen großen Distrikt ankaufte, die Urbarmachung unter der Direk- tion eines sehr einsichtsvollen Mannes fabrikmaͤßig betrieb; nachdem es aus dem Rohen herausgearbeitet, manchmal auch in volle Kultur gesetzt war, solche denn mit oder ohne Gebaͤude einzeln verkaufte oder verpachtete. Dagegen hat eine Theilung in kleinere Stuͤcke vor der Urbarmachung fast nie daselbst gelingen wol- len, und die Kolonisten sind, wie bei uns, zu Grunde gegangen. §. 195. Wo man ein dem Boden angemessenes Duͤngungs-Surrogat, Mergel, Modder, auch Torf auf der Stelle findet, da laͤßt sich die Kultur eines rohen Bo- dens schneller bewerkstelligen. Auch ist dies der Fall, wo durch Sperrung kleiner Fluͤsse und Baͤche, oder durch Auffangung von Quellen Bewaͤsserungswiesen an- gelegt werden koͤnnen, womit vor allem der Anfang gemacht werden muß. §. 196. Die vortheilhafteste Benutzungsart des aufzubrechenden Landes muß vorher wohl erwogen, der Natur des Grundes und Bodens, den bezweckten Wirthschafts- einrichtungen und dem gemachten Plane angemessen festgestellet werden. Was Wiese oder nahrhafte Weide geben kann, verdient die erste Ruͤcksicht, und muß dazu vor allem in Stand gesetzt werden, wenn man es auch in der Folge unter den Pflug zu nehmen gesonnen ist, weil dadurch dem Acker die erste Kraft ertheilet oder erhalten werden kann. §. 197. Alter Forstgrund ist derjenige, welcher wohl am haͤufigsten aufzubrechen vor- Aufbruch des alten Forst- grundes. koͤmmt, und mit dem groͤßten Vortheil fuͤr den Unternehmer und fuͤr das allge- meine Beste aufgebrochen werden kann. Der Jammer uͤber Holzmangel kann nicht durch Beibehaltung des veroͤdeten Forstgrundes, sondern nur durch die Ausroh- dung der ungesunden, einzeln stehenden Baͤume und des unnuͤtzen Gestruͤppes und Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. durch eine mehr intensive Forstkultur in geschlossenen Hoͤlzern gehoben werden. In vielen Provinzen und Laͤndern ist der Holzmangel um so groͤßer, je ausgedehn- ter der Forstgrund ist. Nicht selten wuͤrde es rathsam seyn, den erschoͤpften aber gelockerten Acker in geschlossene Holzbesaamungen oder Pflanzungen zu legen, und die Forst dagegen allmaͤhlig auszurohden und in Ackerland zu verwandeln. Mehrentheils hat alter Forstgrund Nahrungsstoff genug in sich, um zugleich mit Futterkraͤutern Getreideernten hervorzubringen, seinen Anbau folglich gleich zu bezahlen, ohne daß man ihn erschoͤpfend behandelte. §. 198. Ausrohdung der Baum- wurzeln. Die Ausrohdung der Baum- und Gestrauchwurzeln erfordert freilich oft viele Arbeit. Man hat mancherlei Maschinen erfunden, die diese Ausrohdung mit ge- ringerer Arbeit bewirken sollen. Allein sie sind bisher unbrauchbar befunden, und es scheint wohl evident erwiesen zu seyn, daß man von der Mechanik keine Ma- schinen erwarten duͤrfe, durch die sich bei großen stark bewurzelten Baͤumen eine hinreichende Kraft anwenden ließe; weil kein Material dauerhaft genug ist, die erforderliche Kraft auszuhalten. Zu kleinerem Gestruͤppe bedient man sich indessen eines einfachen Hebebaums mit einer starken dreizackigen eisernen Gabel. Die Zacken pflegen 20 Zoll lang und eingekerbt zu seyn, auch ein wenig in die Hoͤhe zu stehen, damit sie desto fester unterfassen. Das Blatt muß besonders massiv und stark seyn, und sein Griff muß eine dicke Stange, am besten von Eschenholz, einlassen, die eine Laͤnge von 15 bis 20 Fuß hat. An der anderen Seite wird ein Seil von 8 bis 10 Fuß Laͤnge befestiget, welches unten eine Querstange haͤlt, woran mehrere Menschen ziehen koͤnnen. Man schiebt, nachdem die staͤrksten Seitenwurzeln abgehauen worden, die Gabel schraͤg unter den Stamm, treibt durch Klopfen selbige so weit als noͤthig unter, bringt sodann einen Klotz unter die Stange, und treibt dadurch das oberste Ende, woran das Zugseil befestiget ist, 10 bis 12 Fuß in die Hoͤhe, und ziehet nun mit aller Macht daran. Mit dieser einfachen Vorrichtung kann man oft viel bewirken, und wo sie nichts ausrichtet, da werden auch zusammen- gesetzte Maschinen mehrentheils brechen. Das Ausrohden großer Baumwurzeln geschiehet aber immer leichter, wenn der Stamm noch daran sitzt, als wenn er abgehauen worden, weil man sich des- selben Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. selben als eines Hebels bedienen kann. Der Baum wird erst umgraben, seine Hauptwurzeln geloͤset, die flacher liegenden werden ausgerissen, und wenn er wankt, wird an einem hoch am Stamme befestigten Seile gezogen, und so mit Umreißung des Baums selbst das Wurzelnende herausgehoben. Man hat dieses Umwerfen der Baͤume oft dem Winde uͤberlassen, der, nachdem die Wurzeln ge- loͤset waren, ganze Reviere niederlegte. Man giebt die Arbeit des Holzrohdens mehrentheils in Verdung, entweder Morgenweise oder nach Klaftern des aufgeschlagenen Holzes; wobei man eine moͤglichst vollkommene Reinigung des Bodens von Wurzeln bedingen muß. Oft giebt man auch die Staͤmme oder Bloͤcke fuͤr die Rohdungsarbeit. Es wuͤrde sehr muͤhsam seyn, einem Boden, der mit Gestraͤuchen, als Schwarzdorn, Hahnebutten, Maaßholder, selbst mit Gestruͤppe von Eichen, Eschen, Birken, Ruͤstern bewachsen ist, so von den Wurzeln zu reinigen, daß sie nicht wieder ausschluͤgen. Man kann dessen uͤberhoben seyn, wenn man den Boden etliche Jahre als Wiese benutzen will. Denn nachdem die groͤßeren Wur- zeln herausgehoben, hauet man nur das kleinere Gestraͤuch etliche Zoll unter der Oberflaͤche ab, und ebnet diese so gut wie moͤglich. Wenn dann junge Lohden, im ersten Jahre gewoͤhnlich stark, hervortreiben, werden diese, mit dem Grase zu- gleich, so dicht wie moͤglich an der Erde abgehauen, und vermehren den Heu- ertrag. Im zweiten Jahre treiben sie schwaͤcher und sind reichlicher; das dritte uͤberleben die Wurzeln selten, sondern sterben ab, gehen in Faͤulniß, und geben dem Acker Duͤngung. Dann kann das Land gepfluͤget und gehoͤrig bearbeitet wer- den. Benutzt man solchen Boden dagegen gleich als Ackerland, ohne alles Ge- straͤuch voͤllig ausgerottet zu haben, so erhalten die Wurzeln durch die Beackerung um so groͤßere Triebkraft, und es haͤlt dann aͤußerst schwer, den Acker davon zu reinigen. §. 199. Naͤchst dem Forstgrunde kommen am haͤufigsten Lehden und Aenger, die bis Urbarma- chung der Leh- den und Wei- deaͤnger. dahin bloß als Weide, unter der Last der Gemeinheit, gedient hatten, nachdem sie getheilt worden oder die Berechtigten abgefunden sind, zur Urbarmachung. Sie sind haͤufig in einem sehr rohen Zustande, mit hohen Ameisenhaufen, Binsen- bulten und Gestruͤppe bedeckt, und von sehr unebner Oberflaͤche. Wenn bei dem Dritter Theil. P Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. aufzubrechenden Forstgrunde die Wurzeln am meisten Schwierigkeit machen, so ist hier dagegen die Grasnarbe mehrentheils zaͤher, wie die unter dem Schatten der Baͤume gestandene und mit dem Laube derselben immer bedeckt gewesene. §. 200. Durch Brach- behandlung. Die Zerstoͤrung der zaͤhen unebenen Grasnarbe ist manchem sehr schwierig ge- worden, und erscheint vielen hoͤchst abschreckend. Man hat deshalb mannigfal- tige Methoden ersonnen und gewaͤhlt, um diesen Zweck auf das einfachste und sicherste zu erreichen, wovon die merkwuͤrdigsten folgende sind: 1) Die gewoͤhnlichste Weise ist die, daß man die Zerstoͤrung des Rasens durch eine 1½ bis 2 Jahr fortgesetzte Brachbearbeitung bewirket. Man bricht hier den Rasen im Herbste oder doch nach vorhergegangener feuchter Witterung zum ersten Male nur so tief um, wie sein Wurzelngewebe gehet, in sofern naͤmlich die Ebenheit des Bodens ein solches Abschaͤlen erlaubt. Man hat eine Methode, dieses Abschaͤlen zu bewirken, die mir sehr geruͤhmt worden, die ich aber selbst noch nicht versucht habe. Man laͤßt naͤmlich einen Pflug mit einem wohl verstahl- ten Messer und Schaar, jedoch ohne Streichbrett, vorangehen, welcher den Streifen nur perpendikulaͤr und horizontal abtrennt, ohne ihn zu wenden, und diesem in demselben Zuge und in derselben Tiefe einen andern Pflug folgen, welcher den Streifen voͤllig lesreißt und umwendet. Daß diese Arbeit gut gehen muͤsse, leuchtet ein; indessen ist mir noch kein Rasen vorgekommen, welchen ich nicht mit dem Baileyschen oder Smalschen Pfluge auf einen Zug haͤtte umbrechen koͤnnen, insbesondere wenn da, wo der Streifen auf unebenem Boden nicht ge- nugsam umschlug, ein dem Pfluge folgender Mann ihm mit der Forke und dem Fuße nachhalf. Auch habe ich bei sehr zaͤher Narbe nie mehr als zwei Pferde vor diesen Pfluͤgen gebraucht, zuweilen sogar diese Arbeit mit zwei Ochsen verrichten lassen. Doch passen die Ochsen, vorzuͤglich wenn Wurzeln im Boden sind, nicht so gut zu dieser Arbeit wie Pferde, indem sie wohl mit gleicher Kraft ziehen, aber von einem unerwarteten Widerstande sich anhalten lassen. Daß indessen das Zug- vieh bei dieser Arbeit in guter Kraft seyn und erhalten werden, auch kuͤrzere Ar- beitsperioden haben muͤsse, versteht sich von selbst. Hat der Rasen einige Krume, so ist es rathsam, ihn mit der Egge gleich der Laͤnge nach zu uͤberziehen, und so- dann eine schwere Walze daruͤber hergehen zu lassen, damit die Grasnarbe fest an- Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. gedruͤckt und der Luft und dem Lichte entzogen werde, weil sie alsdann leichter mo- dert und ihr Gras nirgends hervortreiben kann. Sind auf unebenem Boden einige Stellen vom Pfluge nicht gefaßt, so muß man solche mit Spaten oder Hacken nachholen und umbrechen lassen. In manchen Faͤllen ist dies unvermeid- lich, und es wuͤrde nachtheilige Folgen haben, diese Arbeit ersparen zu wollen. So laͤßt man den Umbruch bis zum Fruͤhjahre und bis eine warme feuchte Witte- rung eingetreten ist, ruhig liegen, und uͤberzieht ihn vielleicht nochmals mit Eg- gen. Wenn der umgelegte Rasen aus seinen Wurzeln auszugruͤnen anfaͤngt, so ist dies ein Zeichen, daß er unten gestockt sey, wovon man sich jedoch durch ge- nauere Untersuchung uͤberzeugen muß, weil ein fruͤheres Wenden nicht rath- sam waͤre. Dann setzt man den Pflug in derselben Richtung etwas tiefer ein, damit man bei dem Herumwerfen des Streifens ihn mit der unteren Erde bedecke. Es ist hoͤchst fehlerhaft, dieses zweite Pfluͤgen ins Kreuz zu geben, indem dadurch die Narbe in viereckige Stuͤcke zerschnitten wird, die nachher der Egge ausweichen und sich nicht zertheilen lassen. Bloß durch diesen Mißgriff haben sich manche die Sache ungemein erschwert. Ist der muͤrbe Streifen aber nur herumgewandt, so thut jetzt die große mit langen starken Zinken versehene sogenannte Bootegge, mit vier bis sechs Pferden bespannt, ungemeine Wirkung. Ihr Gebrauch muß an- haltend fortgesetzt oder wiederholt werden, bis das Wurzelngewebe moͤglichst zer- rissen ist. Die dritte Pflugart wird nun ins Kreuz gegeben, abermals sehr fleißig, je- doch in der Regel nur mit kleinen Eggen, bearbeitet, und bleibt sodann bis zum Ausgruͤnen liegen, wo man die vierte oder Saatfurche giebt, und damit nun Winterung einsaͤet. Auf die Weise wird ein nicht gar zu rauher, warmer und trockener Boden durch eine vollkommene Sommerbrache voͤllig urbar, muͤrbe und rein gemacht werden koͤnnen. Ein sehr rauher, mit vielen zaͤhen Wurzeln durchwachsener, feuchter und kalter Boden aber wird dadurch noch nicht in den erwuͤnschten Zu- stand kommen. Manche machen sich daraus nichts, sondern besaͤen ihn dennoch im Herbste, wo dann das Getreide auf manchen Stellen gut geraͤth, auf andern aber fehlschlaͤgt, und von dem wiederaufschlagenden zaͤheren Wurzelunkraute P 2 Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. verdraͤngt wird. Sie nehmen die Ernten der guten Stellen vorlieb, und hoffen, daß die rohen Stellen sich in der Folge schon geben werden. Allein es hat wohl keinen Zweifel, daß der Nachtheil hiervon in der Folge den Werth einer fruͤheren Ernte bei weitem uͤberwiegt, und daß es richtiger gewesen waͤre, noch ein Brach- jahr daran zu wenden, um die Urbarmachung des Bodens vollkommen zu bewir- ken. Ich wuͤrde wenigstens in einem solchen Falle nie Winterung einsaͤen, son- dern zuvor noch einige Furchen geben, und dann eine Frucht uͤber Sommer bauen, welche mit ihren eingreifenden Wurzeln und durch ihre dichte Beschattung den Boden voͤllig muͤrbe macht und bebruͤtet. Hierzu gehoͤren Huͤlsenfruͤchte, Buch- weizen oder der auf Neubruch so vorzuͤglich gerathende, ihm aber auch angrei- fende Lein; oder aber Kartoffeln, Ruͤben und andere zu jaͤtende oder zu behackende Fruͤchte, nach welchen ich dann aber keine Winterung sondern Gerste nehmen, unter dieser aber Klee zu zweijaͤhriger Benutzung saͤen wuͤrde; uͤberzeugt, daß hierdurch der Boden zu voller Nutzbarkeit und ausdaurender Kraft am sichersten gebracht werden koͤnne. Ich bemerke, daß der Klee selten gerathe, wenn man ihn auf solchen Neubruch saͤet, bevor er durch behackten Fruchtbau dazu geschickt gemacht worden. §. 201. Durch Besa- mung der er- sten Furche. 2) Man saͤet gleich auf die erste tiefer gegebene Furche eine Sommerfrucht. Es versteht sich, daß dies nur auf einem nicht zu rauhen unebenen Boden, der recht gut umgebracht worden, geschehen koͤnne. Gewoͤhnlicher Weise nimmt man Hafer, — mit Gerste wuͤrde es gar nicht gehen — der, wenn er fruͤh und dicht auf der rauhen Furche gesaͤet, scharf eingeegget ist, und dann eine guͤnstige feuchte Witterung hat, oft vorzuͤglich gedeihet, und wenn gleich nicht starkes Stroh, doch sehr reichliche Koͤrner giebt. Manche versichern, dies mit dem besten Erfolge ge- than, und den Boden nach dem Umbruche der Haferstoppel muͤrber, wie nach der Brache gefunden zu haben, so daß sie Rocken danach haͤtten saͤen koͤnnen. Andere, und unter diesen ich selbst, haben aber die Narbe so wenig verweset und den Bo- den nach dem Umbruche der Haferstoppel so rauh gefunden, daß eine Brache un- umgaͤnglich erforderlich schien, und darauf eine bei weitem schlechtere Winterungs- ernte gehabt, als man nach sogleich gebraachten Neubruch sonst erwarten darf. Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. Fast alle, die mit Neubruch comparative Versuche angestellt haben, sind also ge- gen den Hafer im ersten Umbruche. Dagegen habe ich und andere auf die gut umgelegte Narbe eines nicht zu ma- gern und duͤrren Neubruchs mit dem entschiedensten Vortheil zuerst Lein gebauet, der von außerordentlicher Laͤnge und Guͤte in Flachs und Saamen war, und den großen Vorzug vor dem Brachlein hat, daß er wenig gejaͤtet zu werden braucht. Der Saamen wird eingeegget und kommt gut unter, wenn auch nur wenig Krume uͤber der Narbe liegt. Wo der Boden aber zu duͤrre zum Leine schien, habe ich Hirse gesaͤet, die auch, wenn sie mit dem Karst behacket, vom groͤbern aufschla- genden Unkraut gereinigt und verduͤnnet wird, hier vortreflich geraͤth. Beide Ge- waͤchse haben die Narbe so muͤrbe gemacht, daß sie beim Umbruch zerfiel, und daß auf die erste Furche Winterung gesaͤet werden konnte. Jedoch ist dieses Ver- fahren nur bei einer milden und ebenen Grasnarbe anwendbar. §. 202. 3) Man laͤßt die Narbe mit einem Handinstrumente oder mit einem zweck- Durch Abschaͤ- lung und Auf- setzung der Narbe in Miecken. maͤßigen Pfluge abschaͤlen, zersticht solche in beliebige Stuͤcke, und setzt sie in Hau- fen mit Stallmist oder Kalk versetzt auf, bis sie zergangen ist. Indessen wird der abgeschaͤlte Acker mehrere Male gepfluͤgt, der entstandene Kompost darauf verbrei- tet, und nun mit der Saat untergepfluͤgt oder geegget. Diese Methode, die ich mehrere Male versucht habe, giebt einen ungemeinen Ertrag, und setzt den Bo- den in den treflichsten Stand, indem sie eine vollstaͤndige Zersetzung der Narbe in Humus und eine wirksamere Durchluftung des Bodens (Aeration), wie jede an- dere bewirkt Aber es erhellet von selbst, daß sie kostbar sey, und nur auf klei- neren Plaͤtzen Anwendung finde. §. 203. 4) Brennen der Grasnarbe . In sofern diese Operation bei schon Brennen der Grasnarbe. kultivirten Feldern, die eine Reihe von Jahren zu Gras niedergelegt werden, in manchen Gegenden und seit uralten Zeiten gebraͤuchlich ist, und auf eine beson- ders sorgfaͤltige Weise ausgefuͤhrt wird, habe ich dieselbe in meiner englischen Landwirthschaft, Bd. I. S. 215 u. f., und ausfuͤhrlicher Bd. III. S. 597 u. f., beschrieben, auch in den Annalen des Ackerbaues, Bd. III. S. 798 u. f., einen ausfuͤhrlichen Auszug gegeben, von dem, was A. Young in seinem Pachterkalen- Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. der uͤber die Anwendung derselben auf kultivirtem Boden verschiedener Art gesagt hat. Auch findet man in Dicksons praktischem Ackerbau, Bd. I. S. 238 u. f., eine Beschreibung derselben. Ich kann folglich erwarten, daß alle diejenigen, welche dieses besondere periodisch wiederkehrende Verbesserungsmittel des Ackers anwenden wollen, diese Schriften schon gelesen haben, und finde daher eine aber- malige Wiederholung unnoͤthig. In sofern indessen diese Operation zur Urbarmachung des wuͤsten Landes be- sonders wirksam und anwendbar ist, und auf eine zwar minder vollkommene, aber auch im Großen minder schwierige Art angewandt werden kann, muß ich hier der besondern Methode gedenken, welche in diesem Falle mit moͤglich mindester Kost- spieligkeit statt findet. Es wird die Grasnarbe durch sogenanntes Halbpfluͤgen, Baͤlken oder Ris- pen, vergl. Bd. III. S. 101, aufgebrochen, indem man wechselsweise einen Streifen mit dem Pfluge ausstreicht, den andern aber stehen laͤßt und diesen mit jenem bedeckt. Es kann mit jedem gewoͤhnlichen Pfluge geschehen, der aber etwas schraͤg gehalten wird, so daß er an der Landseite tiefer, an der Streich- brettsseite aber flach mit seinem Schaare eingreift, so daß die aͤußere Ecke des Schaars fast uͤber den Boden wegstreife. Man macht diese Schaar breit und moͤglichst scharf, und kann demselben auch eine solche schraͤge Stellung, die zum ordentlichen Pfluͤgen fehlerhaft seyn wuͤrde, geben. Der ausgeschnittene Strei- fen muß an der Landseite hoͤchstens 2 Zoll dick seyn, und an der andern Seite ganz duͤnn auslaufen. Kurz es muß hier gerade so gepfluͤgt werden, wie es sonst fehlerhaft nur zu haͤufig geschieht. Nachdem das gebaͤlkte Land eine Zeitlang so gelegen hat, muß man es mit der schweren Bootegge, die man uͤberhaupt bei neuen Aufbruͤchen vornaͤmlich braucht, ins Kreuz durcharbeiten, und damit den aufgebaͤlkten Streifen zerreißen. Darauf wird der muͤrbe gewordene Rasen, um die Wurzeln und Fasern von der Erde loszumachen, mit kleinen aber eingreifenden Eggen bearbeitet. Wenn der Acker hierdurch wieder eben geworden ist, so streicht man den stehend gebliebenen Streifen auf eben die Weise aus, und behandelt das Feld mit der großen und den kleinen Eggen nochmals auf eben die Art. Nun ist es mit losgerissenen Graswurzeln und dem losen trocknen Gewebe der Grasnarbe bedeckt. Diese werden bei trockener Witterung — denn es versteht sich, daß man Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. eine solche zu allen diesen Verrichtungen wahrnehmen muͤsse — am bequemsten durch den Pferderechen, erst in Kaͤmme, dann in kleine Haufen, und diese wieder in groͤßere zusammengebracht, und nun wird jeder Haufen bei trocknem windigen Wetter an der Windseite mit Stroh, Torf oder Reisig in Brand gesetzt, und dieser Brand durch Aufstochern oder Zusammendruͤcken so moderirt, daß alles langsam, aber nicht mit flammender Glut verbrenne. Die Asche wird nun unmit- telbar gestreut und moͤglichst flach untergepfluͤgt, worauf denn der Acker mit jeder Frucht, so wie es die Jahreszeit mit sich bringt, unmittelbar bestellt werden kann. Wo man beim Aufbruche vom Forstgrunde Reisig hat, und diesen nicht als Feuer- material schonen, sondern aus dem Wege schaffen will, macht man davon die Unterlagen der Haufen, wodurch die Austrocknung und Verbrennung beschleunigt, und um so mehrere Asche erzeugt wird. In Kurland, wo solche Rahdungen haͤu- fig vorgenommen werden, und das Holz uͤberfluͤssig ist, legt man Holzscheite ins Kreuz uͤbereinander, und dann die Rasen auf dieses Geruͤste, und nennt diese da- selbst sehr gebraͤuchliche Methode Kitten . Vergl. Dullo’s kurlaͤndische Land- wirthschaft, Mitau, 1804, S. 197. Indessen kann das Verbrennen auch sehr gut ohne Holz verrichtet werden. Durch große comparative Versuche ist es in England und Schottland außer allem Zweifel gesetzt, daß die Urbarmachung des Landes durch ein solches Abschaͤ- len und Brennen des Rasens vor jeder andern Methode die vortheilhafteste sey, und zwar auf jeder Art von Boden, vorzuͤglich aber doch auf dem thonigen und moorigen. §. 204. Oft ist die Ebnung eines neu aufgebrochenen Bodens noͤthig, wenn er erheb- Ebnung des Bodens. liche Vertiefungen neben betraͤchtlichen Huͤgeln hat, um fuͤr die Folge die Schwie- rigkeiten bei der Bestellung und die Ungleichheit seiner Eigenschaften zu heben und auszugleichen; sie erfordert aber allerdings viele Arbeit und Kosten. Das zweck- maͤßigste Verfahren wird durch die Lokalitaͤt modifizirt. Zuweilen geschiehet bei einer kurzen Distanz die Planirung bloß durch den Wurf, indem man drei oder vier Arbeiter anstellt, welche sich die von der Anhoͤhe abgestochene Erde zuwerfen, und der letzte sie in der Sinke vertheilt. Bei einer weiteren Entfernung muß Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. man sich der Handkarren, bei einer noch weiteren der Pferdekarren bedienen, wenn man nicht das zu dieser Arbeit so zweckmaͤßige Mollbrett der Frießlaͤnder hat. Ein Uebel, welches bei der Planirung oft gar nicht oder doch nur durch viele Arbeit zu vermeiden ist, besteht darin, daß man den Anhoͤhen ihre fruchtbare Erde nimmt und die Sinken damit uͤberhaͤuft. Wenn es nicht durch Zuruͤckwer- fung der oberen Erde zu verhuͤten ist, so muß man es dadurch wieder gut zu ma- chen suchen, daß man die Anhoͤhen durch staͤrkere Duͤngung und sorgfaͤltige Bear- beitung entschaͤdigt. §. 205. Ausrahdung der Steine und Versen- kung dersel- ben. Die Herausbringung der großen Steine erschwert die Urbarmachung des wuͤsten Bodens haͤufig, und dennoch ist es eine unbedingte Forderung an eine gute Kultur, daß man sich dieser Steine im Acker wenigstens bis zur vollen Pflugtiefe zu entledigen suche, weil sie bei der Beackerung vielen Aufenthalt, Ungleichheiten, sogenannte Rennbalken veranlassen, und die Werkzeuge oft dadurch zertruͤm- mert werden. Wo man diese Feldsteine zum Wegebau, zur Befriedigung und Begrenzung der Felder, zu Mauern und zu Gebaͤuden gebraucht, da bezahlt sich die Ausroh- dung und Abbringung derselben zuweilen hinreichend durch ihren Werth. Wo dies nicht der Fall ist, da sucht man sich die Arbeit dadurch zu erleichtern, daß man sie nicht abfaͤhrt, sondern tief genug versenket. Es wird naͤmlich neben dem los- gegrabenen Steine eine tiefere Grube gemacht, und der Stein in selbige hinein- gewaͤlzt. Diese Grube muß uͤberfluͤssig tief, der Form des Steines und der Lage, welche er bei seiner Umwaͤlzung bekommen wird, angemessen seyn, damit keine Kante oder Spitze desselben zu weit hervorrage. Man will bemerkt haben, daß vor- mals tief genug versenkte Steine der Oberflaͤche wieder so nahe gekommen seyen, daß die Arbeit zum zweiten Male vorgenommen werden mußte. Das Factum ist richtig, es laͤßt sich aber wohl nicht durch eine wirkliche Em- porhebung der Steine, sondern nur dadurch erklaͤren, daß die obere Erde durch Abschwemmung oder Verwehrung sich vermindert habe, oder aber, wie ich auf meinem Acker empfinde, die Steine nur so flach versenkt waren, daß sie zwar bei dem hoͤchst seichten Pfluͤgen nicht beruͤhrt wurden, bei der tiefern Beackerung nun aber im Wege stehen. Deshalb muß die Versenkung betraͤchtlich tiefer vorgenom- men Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. men werden, als es durchaus nothwendig scheint, da sie uͤberdem der Fruchtbar- keit, an der Stelle wo sie liegen, auch nachtheilig seyn muͤssen. Will man die Steine abfahren lassen, so ist ein dazu eingerichteter Steinwa- gen ein nothwendiges Erforderniß; es sey denn, daß man im Winter die Arbeit mit einem Schlitten verrichte. Die großen Steine, besonders wenn man sie zu Gebaͤuden gebrauchen will, muͤssen gesprengt werden. Die gewoͤhnlichste Methode ist die, es mit Pulver zu thun. Sie erfordern einen geuͤbten Mann und zweckmaͤßige Werkzeuge, beson- ders wegen der mit dieser Operation verbundenen großen Gefahr, wodurch manche Unvorsichtige zu Kruͤppel geworden sind. Auch ist sie bei der jetzigen Theurung des Schießpulvers sehr kostspielig. Eine andere Methode ist die, daß man den Stein durch ein darauf gemachtes lebhaftes, aber auf einer Stelle konzentrirtes Feuer an dieser einzelnen Stelle erhitzet und ausdehnt, dann mit Wasser besprengt, und durch das Aufschlagen mit schweren eisernen Hammern sein Zerspalten befoͤr- dert. Oft spaltet er ohne letzteres von selbst. Eine dritte Methode ist die, daß man nach der Richtung seiner Adern Loͤcher einbohret, in diese einen gespaltenen eisernen Cylinder hineintreibet, und nun in die Spalte einen Keil einsetzet, und mit gelindem Klopfen von einem Einsatze zum andern den Stein gleichmaͤßig aus- einandertreibet. Diese Methode erfordert zwar die meiste Arbeit, giebt dann aber wegen der ebenen Flaͤche die vorzuͤglichsten Bausteine. Endlich fuͤllt man auch ein hinlaͤnglich tiefes Bohrloch vor Winter mit Wasser, und verschließt es dann sehr genau mit einem eingetriebenen Stoͤpsel; indem das im Winter beim Ge- frieren auseinandergetriebene Wasser die Kraft hat, den staͤrksten Stein zu zersprengen. §. 206. Die wirksamste Duͤngung, welche man einem Neubruche geben kann, beson- Kalkung des Neubruchs. ders wenn er in seiner Narbe viele unzergangene vegetabilische Stoffe enthaͤlt, ist die mit frisch gebranntem aͤtzendem Kalke. Man kann hier den Kalk nicht leicht zu stark anwenden; 4 bis 5 Winspel per Morgen sind da, wo der Preis desselben es erlaubt hat, mit dem groͤßten Vortheile aufgebracht worden. Wenn er uͤber die umgebrochene Narbe hergestreut und im Sommer haͤufig damit durchgearbeitet wird, so loͤst er alle vegetabilischen Theile zu einem hoͤchst fruchtbaren Humus auf, Dritter Theil. Q Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. benimmt dem Boden die haͤufig darin befindliche Saͤure und den der Vegetation nachtheiligen Gerbestoff, toͤdtet auch zugleich die Wuͤrmer und Insekten, welche sich in einem solchen Boden zuweilen so stark eingenistet haben, daß sie die ersten Fruͤchte fast voͤllig zerstoͤrten. Nach der Kalkduͤngung auf Neubruch, der viele vegetabilische Materie enthaͤlt, kann man diejenigen Fruͤchte, welche am meisten Nahrung erfordern, insbesondere Rapssaat bauen. Jedoch versteht sich’s, daß man mit Kalk wenig ausrichten wuͤrde, wenn ein solcher Boden arm an ve- getabilischer Materie waͤre. §. 207. Aufbruch des Haidbodens. Der mit Haidekraut uͤberzogene Boden hat nicht immer einen unfruchtbaren Grund, sondern manchmal einen fruchtbaren Lehm unter sich, in welchem Falle er seine Urbarmachung reichlich belohnt. Auch enthaͤlt er (vergl. Bd. II. S. 140) Humus, aber von einer besonderen, andern Vegetabilien nicht guͤnstigen Eigenschaft. Ein Jahr vor seinem Umbruche pflegt man das geschonte und emporgewach- sene Haidekraut bei recht trockener windiger Witterung anzuzuͤnden, wobei man aber das abzubrennende Revier durch einen breiten, jedoch nur flachen Graben abzuschneiden hat, damit sich das Feuer nicht uͤber diese Graͤnze hinaus verbreite, und vielleicht großen Schaden durch Entzuͤndung eines benachbarten Holzes an- richte. Hierdurch wird jedoch das Haidekraut nicht zerstoͤrt, sondern treibt im folgenden Fruͤhjahre mit einem frischen Gruͤn dicht wieder hervor. Dieser junge Austrieb ist den Schaafen eine angenehme Nahrung, weshalb man in den Haid- gegenden das Abbrennen auch bloß in dieser Hinsicht unternimmt. Man besetzt also den abgebrannten Platz in diesem Jahre stark mit Schaafen, die jedoch von der Haidrace seyn muͤssen. Dann wird er im Herbste umgebrochen, und im fol- genden Sommer einige Male gepfluͤgt, und daneben so viel wie moͤglich mir Hor- den belegt, weil diese, und uͤberhaupt der Schaafduͤnger zur Zersetzung des Haid- humus, vermoͤge des Ammoniums, besonders wirksam sind. Vom Kalke allein hat man nach mehreren Erfahrungen auf Haideumbruch keine sehr große Wirkung verspuͤrt, mehrere von der Holz-, und selbst von der Torfasche. Thonmergel in Verbindung mit einigem thierischen Duͤnger hat sehr auffallende Wirkung gethan. Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. Man saͤet auf diesem Boden zuerst am sichersten Buchweizen, welcher sich mit dem Haidhumus unter allen nutzbaren Fruͤchten am besten vertraͤgt, und seine Natur vielleicht gar umzuaͤndern scheint. Man saͤet denselben oft ohne vorherge- gangene Brache auf die zweite oder dritte Furche des Umbruchs. Er giebt, beson- ders wenn er eine schwache Duͤngung bekommen hat, ein sehr uͤppiges Kraut, und wuͤrde zum schnelleren Fortschritte der Kultur eines Haidreviers am vortheil- haftesten zu gruͤner Futterung oder zu Heu zu benutzen seyn. Nach dem Buchwei- zen pflegt dann der Rocken sehr gut zu gerathen, nach welchen man aber den Acker, mit weißem Klee angesaͤet, wieder einige Jahre zur Weide liegen lassen muß, soll er anders an Kraft gewinnen und nicht abnehmen. Wo man ihn geizig durch Ern- ten bis auf den letzten Grad seiner Kraft erschoͤpfte, da fiel dieser Boden zu einem nahrungsloseren Zustande herab, als worin er sich vorher befand. §. 208. Reinen Sand urbar machen zu wollen ist ein mißlicheres Unternehmen, als Sandkultur. auf Sand zu bauen. Es giebt nur zwei Faͤlle, wo Sandkultur sich verlohnen und vortheilhaft seyn kann. a) Bei großen Staͤdten, wo der Raum selbst einen so hohen Werth hat, daß es sich der Muͤhe verlohnt, ein ganz neues Erdreich darauf zu schaffen, durch Mengung von Lehm, hier haͤufig vorkommenden Bauschutt, mit vielen wirklich duͤngenden Materialien, welche die Staͤdte liefern. b) Wo dem Sande eine kuͤnstliche Bewaͤsserung in immer zureichendem Maaße gegeben werden kann, wodurch der Sandboden nicht bloß zu Wiesen, sondern auch zur Erzeugung anderer nutzbaren Fruͤchte geschickt gemacht werden kann. Sonst ist es wohl immer nicht nur nicht belohnend, sondern oft auch hoͤchst gefaͤhrlich, trockenen und nicht wenigstens mit 5 Prozent Thon gemengten Sand, den die Natur mit einer Narbe bedeckt hat, mit dem Pfluge zu verwunden, insbesondere auf Anhoͤhen und freien Plaͤtzen. Die Erfahrungen sind nicht selten, wo ein Paar duͤrftige Ernten auf solchem Boden die Verwuͤstung fruchtbarer Strecken durch entstandene Sandwehen zur Folge gehabt hat. Will man etwas besseren Sand in Kultur bringen, so ist eins der Haupt- erfordernisse, daß man ihn mit Hecken umgebe, und haͤufig durchschneide, weil diese durch Abhaltung des Windes ihm seine Feuchtigkeit mehr erhalten, sein so- Q 2 Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. genanntes Auskaͤlten verhuͤten, und uͤberhaupt die Vegetation darauf verbessern. Da ein jeder sandiger Boden, so lange naͤmlich seine Natur nicht voͤllig umgeaͤn- dert ist, sich durch sich selbst nur erhalten kann, wenn er haͤufig dreesch lieget und zur Weide dienet; so ist die Abtheilung in Koppeln durch Hecken um so angemesse- ner, da sie das weidende Vieh beschraͤnken, und ihm den so wohlthaͤtigen Schutz gegen den Wind geben. Auch ist es sehr nuͤtzlich fuͤr solche sandige Reviere, wenn ihnen an der Nordwest- und Nordostseite durch hoͤheres Holz Schutz gegeben oder erhalten wird. §. 209. Befestigung des Sandes. Haͤufiger koͤmmt der Fall vor, daß man dem losen Sande eine Haltung durch Erzeugung einer Grasnarbe zu geben suchen muß, die zwar an sich wenig nutzbar seyn kann, zur Verhuͤtung der Versandung angraͤnzender Felder aber von hoͤchster Wichtigkeit ist. Diese Erzeugung der Grasnarbe hat aber große Schwierigkei- ten, und ungeachtet man viele auf dem Sande wachsende Grasarten dazu in Vor- schlag gebracht hat, — den Sandhafer, Elymus arenarius, und die Sand- segge, Carex arenaria, auch die eigentliche Quecke, Triticum repens, und Agrostis stolonifera — so ist dieses, ohne vorher Verzaͤunungen angelegt zu haben, doch selten von Wirkung gewesen, indem die bestaͤndige Bewegung des Sandes vom Winde das Keimen des Saamens oder die Anwurzelung der Pflan- zen nicht gestattete; es sey denn, daß man eine ungewoͤhnliche Windstille und feuchte Witterung traf. Ist der Sand einmal ganz entbloͤßt und beweglich geworden, so ist keine an- dere Huͤlfe, als ihn durch herbeigeschaftes Reißwerk zu hemmen, indem man ihn hiermit stark belegt, und zwar nicht an der Stelle, wo man sein weiteres Verbrei- ten hemmen will, sondern da, wo der bewegliche Sand anfaͤngt. Es wuͤrde naͤm- lich vergeblich seyn, seinen Fortschritten einen Damm vorziehen zu wollen, wenn der hinter sich immer heruͤberwaͤlzt, indem man Beispiele hat, daß er hohe Hol- zungen bis uͤber die Gipfel der Baͤume verschuͤttete. Wenn man aber von der Seite, wo der Wind ihn heruͤbertreibt, anfaͤngt, so daß der Sand von hier nicht weiter emporgehoben werden kann, bringt man die Sandwehe zum Stehen. Diese Bedeckung mit Reisern, wozu man gewoͤhnlich Fichtenreiser nimmt, an welchen die Apfel noch befindlich sind, um so zugleich eine Besaamung zu be- Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. wirken, wird mit Zwischenraͤumen von 20 oder 30 Schritt bewerkstelligt. Sobald der Sand nun einigermaßen steht, errichtet man geflochtene Zaͤune von Norden nach Suͤden in groͤßeren oder kleineren Zwischenraͤumen, je nachdem es die Umstaͤnde erfordern. Ist der Sand nicht gar zu lose und der Zug des Win- des nicht zu heftig, so kann man auch ohne Zaͤune gleich Pflanzungen von Kie- fern machen, wovon man sechs bis zwoͤlf Reihen in einer Entfernung von 2 und 4 Fuß in Verband setzt. Nach einem Zwischenraume von etwa 40 Schritt wird wieder eine aͤhnliche Pflanzung gemacht. Die Zwischenraͤume werden dann mit Kieferaͤpfeln bestreut, damit hier ein Ausschlag von Kiefern entstehe, womit der Sand ohne allem Zweifel am vortheilhaftesten benutzt wird. Eine unvorbereitete Besaamung mit Kiehnen kann auf ganz losem Sande nie anschlagen, sondern findet nur auf solchem sandigen Boden statt, der annoch benarbet ist. Man muß sich bei der Anlage derselben deshalb wohl huͤten, san- digen Boden ganz umzupfluͤgen, sondern nur einen Streifen um den andern auf- hauen oder aufpfluͤgen, welche Arbeit sehr zweckmaͤßig mit der gewoͤhnlichen Kar- toffel- oder Pferdehacke bewerkstelligt wird. §. 210. Um den Sandboden eine nutzbare Grasnarbe zu verschaffen, muß derselbe Benarbung des Sandbo- dens. nicht ganz fluͤchtig seyn, sondern schon einen Zusatz von Thon, etwa zu 8 Prozent, haben. Dann passen sich die kleinen Schwingelarten Festuca ovina, rubra, duriuscula und decumbens, Anthoxantum odoratum, Phleum nodosum und arenarium, Bromus mollis und sterilis, Holcus mollis und lanatus, Avena pratensis, Phalaris phleoides und Lolium perenne unter den Graͤsern am besten dazu, denen man, wenn nicht aller Humus fehlt, Medicago falcata und lupulina, Lothus corniculatus, Ornithopus perpusillus, Thymus ser- pillum, Origanum vulgare, Poterium sanguisorba und den weißen kriechen- den Klee zusetzen kann. Hat sich nach einer Reihe von Jahren eine hinreichende Narbe erzeugt, und diese zur Schaafweide gedient, so koͤnnen mit Vorsicht ein Paar Getreideernten davon genommen werden, jedoch von Rechtswegen nie ohne Duͤngerersatz. Die erste Besaamung macht man am besten mit Buchweizen oder Spergel spaͤt im Sommer, etwa in der Mitte des Julius, damit es nicht reife, sondern vom Froste getoͤdtet auf dem Acker verfaule. Urbarmachung unangebauter Laͤndereien. Eine gruͤndliche Verbesserung des Sandbodens findet statt, wenn man Lehm- mergel und vielleicht Modder in der Naͤhe hat, und durch ein starkes Befahren damit seine ganze Natur gewissermaßen umwandelt. §. 211. Die Kultur der Bruͤcher und Moore ist von hoͤherer Wichtigkeit, indem sie nicht selten mit dem groͤßten Vortheile unternommen werden kann. Da aber die Abwaͤsserung dabei die Hauptsache ausmacht, so verspare ich diese Materie bis da- hin, wo wir die Lehre von den Abwaͤsserungen uͤberhaupt werden entwickelt haben. Da mit der Urbarmachung die Einhaͤgung in den meisten Faͤllen zweckmaͤßig verbunden wird, und oft, um das neue Land gegen die Uebertrifft zu schuͤtzen, verbunden werden muß, so gehen wir dazu uͤber. Befriedigungen. Einhaͤgungen . §. 212. Nachtheile derselben. Ueber die Nutzbarkeit der Einhaͤgungen der Ackerfelder oder ihre Schaͤdlich- keit im Allgemeinen sind die Meinungen sehr getheilt. So viele Lobpreisungen sie von einigen erhalten, so sind andere durchaus dagegen; dermaßen, daß sie nicht nur ihre neue Anlegung widerrathen, sondern sogar schon gemachte Anlagen dieser Art wieder wegzuschaffen nuͤtzlich finden. Die Nachtheile, welche man ihnen beimißt, bestehen hauptsaͤchlich in folgenden: 1) Sie nehmen einen betraͤchtlichen Raum weg, welcher auf einem guten Boden von einem großen Werthe seyn kann. 2) Sie verhindern die Abtrocknung des Bodens, und verursachen, daß man oft um so spaͤter zur Bestellung kommen koͤnne. 3) Insbesondere bewirken sie eine hohe Anhaͤufung des Schnees, welcher sich an solchen Stellen spaͤt verliert, und theils die fruͤhere Bearbeitung verhin- dert, theils aber auch die darunter stehende Saat erstickt. 4) Sie geben ein Saamen- und Pflanzenbeet fuͤr das Unkraut ab, welches sich unter ihnen nicht vertilgen laͤßt, und sich dann durch Wurzeln und Saamen in dem Acker verbreitet. Befriedigungen. Einhaͤgungen. 5) Einen eben so nachtheiligen Aufenthalt gewaͤhren sie den Insekten, an- dern Thieren, und insbesondere den Sperlingen und Maͤusen. 6) Sie sind der Bearbeitung des Ackers im Wege, indem sie dem Pfluge nicht gestatten, ganz auszugehn, sondern viele Anwaͤnde veranlassen, die immer nachtheilig sind. 7) Sie versperren die Wege von einem Acker zum andern, und noͤthigen oft große Umwege zu machen, um auf eine andere, oft unmittelbar angraͤnzende Kop- pel zu kommen. 8) Wenn sie mit Graͤben versehen sind, so hat man diese oft nicht so anle- gen koͤnnen, daß sie gehoͤriges Gefaͤlle haben. Das Wasser staut also darin, und hat schaͤdlichen Einfluß auf den Acker. Hoͤchst selten ist es, daß man die Einthei- lung der Koppeln so machen konnte, daß die Befriedigungsgraͤben zugleich zu Ab- waͤsserungsgraͤben dienten. §. 213. Dagegen sagt man zum Vortheile der Einhaͤgungen, insbesondere der leben- Ihre Vor- theile. digen, folgendes: 1) Die allgemeine Erfahrung bezeugt die groͤßere Fruchtbarkeit eingehaͤgter Felder. Sie wird dadurch auf mannigfaltige Weise befoͤrdert. Einhaͤgungen er- halten die Waͤrme besser, indem sie den Wind brechen, und die erwaͤrmte Luft uͤber der Oberflaͤche des Bodens halten. Bei der Gaͤrtnerei erkennet man den Vortheil einer durch Befriedigung gegen den Wind geschuͤtzte Laͤge allgemein. Man weiß, daß daselbst die Fruͤchte auffallend schlechter stehen, wenn eine Be- friedigung an einer Stelle schadhaft geworden. Die am Tage von der Sonne er- waͤrmte Luftschicht schuͤtzt den Boden und die Fruͤchte gegen die Einwirkung der naͤchtlichen Kaͤlte. Ueberdem aber ist diese untere Luftschicht am reichsten an den fruchtbarsten Gasen, die von dem Boden und von den Pflanzen eingesogen wer- den, wenn der Wind sie nicht verweht. 2) So sehr die Einhaͤgungen das Gedeihen der Pflanzen befoͤrdern, so ha- ben sie eine noch groͤßere Wirkung auf das Gedeihen des Viehes. Je mehreren Schutz das Vieh dadurch gegen den rauhen Wind erhaͤlt, desto wohlbehaltener bleibt es bei derselben Weide. Hier entscheiden die Erfahrungen der Englaͤnder, die sogleich fuͤr eingehaͤgtes Weideland eine ungleich groͤßere Pacht bezahlen; ja Befriedigungen. Einhaͤgungen. eine so viel groͤßere, je kleiner die Koppeln und jemehr sie durch viele Befriedi- gungen abgetheilt sind. Eine Koppel von funfzig Aeckern in fuͤnf Abtheilungen, behaupten einige, machen so viel Vieh fett, wie eine Koppel von sechzig Aeckern in einer Abtheilung. 3) Die Erhaltung der Feuchtigkeit durch die Einhaͤgungen ist mehr nuͤtzlich als schaͤdlich. Ein hoher trockener Boden gewinnt dadurch ungemein, und des- halb kann selbst sandiger Boden einen betraͤchtlich hoͤheren Werth erhalten, wenn man es dahin bringt, daß er mit guten, lebendigen Hecken durchschnitten und abgetheilt ist. 4) Der Raum, den sie wegnehmen, macht sich durch die Benutzung des Wasenholzes, insbesondere in holzarmen Gegenden reichlich bezahlt. Je frucht- barer der Boden, desto reicher ist auch der Holzwuchs in diesen Hecken, und desto weniger eigentlichen Forstgrund giebt es; so daß man ohne sie Mangel an Feurung leiden wuͤrde. Die uͤbrigen Nachtheile, welche man davon anfuͤhrt, sind unbedeutend, und koͤnnen durch gehoͤrige Sorgfalt, die man auf die Reinhaltung der Hecken verwen- det, gehoben werden. §. 214. Resultat der Meinungen. Man kann aus diesen widersprechenden Meinungen folgende Resultate ziehen: 1) Dem feuchten Ackerboden koͤnnen vervielfaͤltigte Einhaͤgungen durch zu lange Erhaltung der Naͤsse nachtheilig werden, und hier sollten sich alle Befrie- digungen nur auf Graͤben beschraͤnken. Allen trocknen Gegenden und dem losern sandigen Boden sind aber Befriedigungen sehr vortheilhaft, und zwar um so mehr, je haͤufiger er damit durchschnitten ist. Hier uͤberwiegt ihr Nutzen bei weitem die Nachtheile, welche sie in einigen Ruͤcksichten haben koͤnnten. 2) Wenn das Land bestaͤndig unter dem Pfluge gehalten und jaͤhrlich be- stellt wird, ist ihr Nutzen geringer, und kann durch den Aufenthalt, den sie bei der Bestellung veranlassen, uͤberwogen werden. Wird der Acker dagegen wech- selsweise zur Viehweide niedergelegt, oder zu mehrjaͤhrigen Futterfeldern, so uͤber- wiegt der Nutzen der Einhaͤgungen, indem sie die Huͤtung des Viehes so sehr er- leichtern, und ihm allerdings einen hoͤchst wohlthaͤtigen Schutz geben. Deshalb ist Befriedigungen. Einhaͤgungen. ist das Verfahren sehr richtig, wenn man die Hecken in dem Vorbereitungsjahre zur Getreidesaat niederhauet, und als Holz benutzt; dann aber waͤhrend der Zeit, daß der Acker unter dem Pfluge steht, sie allmaͤhlig so weit heranwachsen laͤßt, daß sie in dem ersten Weidejahre ihre Hoͤhe wieder erlangt haben. Es gehoͤrt in- dessen hierzu eine laͤngere, mehrentheils zehn bis zwoͤlfjaͤhrige Rotation. Die Verschiedenheit der Meinungen, ob man groͤßere oder kleinere Koppeln machen solle, wird sich aus eben den Ruͤcksichten entscheiden lassen. Groͤßere naͤmlich auf feuchtern oder hauptsaͤchlich dem Getreidebau gewidmeten Feldern; kleinere auf trocknem oder zur Viehweide bestimmten Boden. §. 215. Die Arten der Befriedigungen unterscheiden sich hauptsaͤchlich in todte Arten der Be- friedigungen. und lebendige . Alle todte Befriedigungen stehen darin den lebendigen nach, daß sie mit der Zeit immer schlechter werden; wogegen sich diese bei einiger Aufmerksamkeit im- mer verbessern. §. 216. Die todten Befriedigungen sind: 1) Mauern . Sie koͤnnen natuͤrlich nur da verfertigt werden, wo man Mauern. dazu schickliche Steine im Ueberfluß hat. Mit Moͤrtel aufgefuͤhrt findet man sie wohl nur selten um Ackerfeldern, son- dern nur um Hoͤfe und Gaͤrten. Dagegen kommen Mauern von Feldsteinen, sogenannte trockene Stein- mauern, die mit Moos und Rasen verbunden sind, haͤufig vor. Wenn sie halt- bar seyn sollen, so werden zum Theil dazu breite und flache Steine erfordert, die gut aufeinander gelegt werden koͤnnen, und die aͤußern Seiten der Mauer ausma- chen muͤssen. Hat man zugleich einige lange Steine, welche durch die Dicke der Mauer ganz durchgreifen, so bekommt sie eine desto groͤßere Haltbarkeit. Zum Ausfuͤllen der Mitte und der Zwischenraͤume kann man sich der runderen Steine bedienen. Hat man wenig breite und flache Steine, so duͤrfen die Mauern we- nigstens nicht hoch gemacht werden. Man belegt sie alsdann mit Rasen, und be- pflanzt diesen mit Stachelbeer- oder Brombeer-Stauden, die recht gut darauf fortkommen, ihre Wurzeln in die mit Erde ausgefuͤllten Zwischenraͤume hinein- Dritter Theil. R Befriedigungen. Einhaͤgungen. schlagen, die Mauer dadurch selbst befestigen, besonders aber die Befriedigung er- hoͤhen, und Menschen und Vieh abhalten. §. 217. Steinwaͤlle. Oder man verfertigt aus den Steinen nur Waͤlle, welche unten breit, oben schmal, mehrentheils in einer Rundung, zulaufen. Die Steine werden hier ebenfalls mit Erde und Rasen ausgefuͤllt, oben mit Rasen belegt und mit passen- den Gewaͤchsen bepflanzt. Ein Hauptvorzug dieser Steinmauern und Daͤmme ist der, daß sie wenig Platz wegnehmen, und die Beackerung bis an ihren Fuß erlauben. Wenn sie gleich nicht ewig halten, so ist dennoch ihre Ausbesserung und Wiederherstellung, wenn das Material einmal auf der Stelle liegt, sehr leicht. Wo man also zur Reinigung der Felder die Steine ohnehin ausgraben und wegschaffen muß, oder sie nicht weit herbeizufuͤhren braucht, ist ihre Anlage sehr zu empfehlen. Zuweilen setzt man nur eine Reihe von einfachen Steinen an dem Wege vor den Feldern her, um das Ueberfahren zu verhindern, und eine vielleicht dahinter stehende Hecke zu schuͤtzen; auch bei nassen Wegen den Fußgaͤngern einen Steig zu bilden, damit sie nicht auf die Saat uͤbertreten. §. 218. Lehmwaͤnde. Die Lehm- oder Wellerwaͤnde, welche man in einigen Gegenden antrifft, je- doch mehr zur Befriedigung der Hoͤfe und Gaͤrten, als der Ackerfelder, sind von kurzer Dauer, und muͤssen oft neu errichtet werden. Zu Zeiten unternimmt man diese neue Errichtung gern, indem der in solchen Mauern der Atmosphaͤre ausge- setzte Lehm eine auffallend duͤngende Kraft erhaͤlt, wenn er auf den Acker gefahren wird. Vorzuͤglich ist dies der Fall, wenn diese Mauern im Dorfe und um Mist- hoͤfen standen, wo sie die ausduͤnstenden Stoffe einziehen. Es muß jedoch der Lehm in der Naͤhe gegraben werden koͤnnen, indem eine entferntere Herbeifuͤhrung die Sache, der kurzen Dauer wegen, zu kostbar machen wuͤrde. §. 219. Verzaͤunun- gen von Holz. 2) Todte Befriedigungen von Holz. Diese bestehen zum Theil aus Pfahl- und Gatterwerk von mancherlei Art. Bloße aufgestellte Holzscheiten, die durch ein Querholz mittelst der Durchlassung oder mittelst eiserner Naͤgel oder durch Flechtwerk verbunden sind, machen unter allen die groͤßte Verschwendung von Befriedigungen. Einhaͤgungen. Holz, und sind von kurzer Dauer. Eingegrabene Pfosten, durch deren einge- stemmte Loͤcher Stangen, sogenannte Ricke, oder auch Latten durchgelassen sind, geben Schutz fuͤr groͤßere, aber nicht fuͤr kleinere Thiere; es sey denn, daß man die Querhoͤlzer sehr vervielfaͤltigte und nahe zusammenbraͤchte. Hierdurch wer- de n aber die aufrecht stehenden Pfaͤhle wegen der vielen Durchlassungen sehr ge- schwaͤcht. Deshalb setzt man auch wohl zwei Pfaͤhle neben einander, und verbin- det sie mit Pfloͤcken, worauf die Stangen ruhen. Der kuͤnstlicheren Arten von Lattwerk und Gegitter erwaͤhne ich hier nicht, indem sie ihrer Kostbarkeit wegen nur zur Befriedigung der Gaͤrten anwendbar sind; noch weniger der eigentlichen von Dielen zusammengesetzten Planken. Oder sie bestehen aus Flechtwerken. Wo man Reiser und junge Lohden in Ueberfluß haben kann, giebt dieses Flechtwerk eine gute und ziemlich haltbare Be- friedigung ab, zumal wenn man die Pfaͤhle aus solchem Holze macht, welches Wurzel schlaͤgt, und eine Weile zu vegetiren fortfaͤhrt. Dies Flechtwerk wird uͤbrigens auf mannigfaltige Weise gemacht. Diese Holzverzaͤunungen, welche man in manchen Gegenden Deutschlands noch haͤufig findet, werden und muͤssen bald aufhoͤren, indem der Mangel des Holzes, oder wenigstens die groͤßere Sparsamkeit, womit man es behandelt, diese Ver- schwendung desselben nicht laͤnger dulden wird. In den Doͤrfern, wo man sie am haͤufigsten antrifft, haben sie obendrein den großen Nachtheil, daß sie ein entstande- nes Feuer mit unglaublicher Schnelligkeit von einem Gehoͤfte zum andern fortlei- ten, und wenn man ihre Niederreißung verabsaͤumt, ein ganzes Dorf schnell in Flammen setzen. §. 220. 3) Erdwaͤlle. Erdwaͤlle. In der Regel sind diese mit Graͤben auf beiden Seiten, woraus die Erde ge- nommen worden, versehen, und werden dann oft mit Hecken verschiedener Art auf ihrem Gipfel, oder auf trocknerem Boden am Fuße des Walles und an der Kante des Grabens bepflanzt. Die dauerhafteste Art derselben ist die, welche von Rasen aufgesetzt werden, und in einem losern sandigen Boden finden andere kaum statt. Da es aber nicht ausfuͤhrbar seyn wuͤrde, den erforderlichen Rasen anderswoher herbeizuschaffen, R 2 Befriedigungen. Einhaͤgungen. so muß das Land, wo sie aufgesetzt werden sollen, vorher beraset seyn, und eine Reihe von Jahren zur Erzeugung dieser Grasnarbe geruhet haben. Am meisten finden sie deshalb statt, wo altes Weideland urbar gemacht und befriedigt werden soll, und wo deshalb die Errichtung solcher Erdwaͤlle, wenigstens zur Befriedi- gung jedes Eigenthums, um so weniger verabsaͤumt werden muͤßte. Sie nehmen freilich einen betraͤchtlichen Raum weg, indem zur Errichtung eines solchen Walles mit Inbegriff der Graͤben eine Breite von 16 bis 18 Fußen erforderlich ist. Jedoch kann der innere Graben in der Folge eingehen. Das Wesentliche ihrer Verfertigung besteht in Folgendem: Es wird die Li- nie, welche den Grund des Walles, der gewoͤhnlich 8 Fuß betraͤgt, ausmachen soll, nach der Schnur auf beiden Seiten abgestochen, und so auch die Linie der beiden Graͤben, deren obere Weite auf jeder Seite 4 bis 5 Fuß betraͤgt. Man sticht nun aus dem Grunde des Walles zuerst den Rasen in Soden von ungefaͤhr einem Quadratfuß aus, in der Dicke seiner Grasnarbe. Die lose daran befind- liche Erde wird abgeschuͤttelt. Am Rande der Wallflaͤche laͤßt man aber ½ Fuß stehen. Nun legt man eine Reihe Soden mit der Grasseite zu unterst gekehrt in gerader Linie dicht neben einander — um etwas weiter als den Grund des Walles zuruͤck — auf beiden Seiten an. Den Zwischenraum zwischen beiden Reihen fuͤllt man mit der aus dem Grabenraum, nach geschehener Abbringung der Soden, ausgestochenen Erde, bis zu gleicher Hoͤhe mit dem Rasen aus. Hierauf wird die zweite Reihe von Rasen angelegt, und zwar so, daß jedes Stuͤck Rasen die Fuge der beiden vorhergehenden bedecke, auf dieselbe Weise, wie man Ziegel zu setzen pflegt. Diese Reihe wird aber etwas mehr eingezogen, so wie auch die folgenden, damit der Wall eine gehoͤrige Abdachung erhalte. Damit die Arbeiter dieses richtig beobachten, ist es rathsam, ihnen aus Leisten oder Latten zu- sammengesetzte Schablonen in die Hand zu geben, welche die Form des Walles bestimmen, in einiger Entfernug aufgestellet werden, und an denen eine Richt- schnur angelegt werden kann. Soll der Wall etwa, von seiner Basis an, 3½ Fuß hoch werden, so kann man fuͤr die obere Flaͤche 3 Fuß annehmen, und die Abda- chung laͤuft also bis auf den hervorstehenden Fuß des Walles, also von 3 zu 8 Fuß ab. Befriedigungen. Einhaͤgungen. Bei der Legung der Rasen muß darauf gesehen werden, daß man diejenige Seite desselben zur Aussenseite waͤhle, welche am ebensten abgestochen worden. Es ist auch gut, wenn die eine Seite gleich so schraͤg abgestochen wird, als zu der erwaͤhnten Abdachung erforderlich ist; sonst muß der Wall nachher eben geschnit- ten werden. Jede Reihe von Rasen wird nun auf der unteren fest gestampft, je- doch so, daß sie nicht zerquetschet werden. Der Zwischenraum zwischen beiden Reihen wird bei jeder Lage mit ausgegrabener Erde jedesmal ausgefuͤllt, so daß es, wenn sie fest gestampft worden, eine ebene horizontale Flaͤche bildet. Man faͤngt diese Arbeit gewoͤhnlich im Herbste an, und laͤßt dann den Wall, wenn er etwa die Hoͤhe von 1½ bis 2 Fuß erreicht hat, den Winter uͤber stehen, da- mit sich der Grund erst voͤllig sacke. Das Uebrige wird dann im Fruͤhjahr voll- fuͤhrt, jedoch so fruͤh als moͤglich und ehe die duͤrre Jahreszeit eintritt, damit der Rasen noch vor derselben verwachsen koͤnne. Die ausgestochenen Soden kann man sicher den Winter uͤber liegen lassen, aber nicht uͤbereinandergehaͤuft, sondern auf der flachen Erde, mit der Grasseite nach oben gekehrt. Reicht der Rasen aus der Wall- und Grabenflaͤche zur Auffuͤhrung des Dam- mes nicht zu — denn dies laͤßt sich, da er von verschiedener Dicke ist, nicht ge- nau bestimmen — so muß man freilich mit dem Abstechen desselben weiter ins Land gehen oder ihn herbeifuͤhren, welches auch in dem Falle noͤthig seyn wird, wenn man an duͤrre Stellen kommt, wo kein Rasen gewachsen ist. Wird den Graͤben auf beiden Seiten die gehoͤrige Abdachung gegeben, so reicht die ausgesto- chene Erde zur Auffuͤhrung des Walles gerade zu. Wo der Boden sehr lehmig und bindend ist, bedarf es der Aufsetzung des Dammes von Rasen nicht, sondern man kann einen aufgeworfenen Erdwall nur auf der Oberflaͤche mit Rasen belegen. Ja an seuchten Stellen hat dieses sogar Vorzuͤge, indem der Rasen, der daselbst dick und moosigt zu seyn pflegt, leicht faulen und broͤcklich werden wuͤrde, wenn man ihn uͤber einander auflegte. Weil in diesem Falle der Rasen, den man aus der Grabenflaͤche aussticht, zur Belegung mehrentheils zureicht, so braucht man den von dem Grunde des Walles nicht ab- zustechen, sondern kann die Erde aus den Graͤben gleich aufwerfen, und daraus den Wall mit gehoͤriger Abdachung bilden. Die Rasen, womit er belegt wer- den soll, muͤssen dann aber vorsichtig, und zumal, wenn sie dick sind, so schraͤg Befriedigungen. Einhaͤgungen. abgestochen werden, daß sie, um die schraͤge Flaͤche zu bilden, genau aneinander pas- sen, und die obere Sode mit ihrer untern Kante unter die darunter liegende Sode un- tergreife. Man faͤngt mit der Belegung natuͤrlich unten an, und setzt zuerst die un- tere Reihe, die sowohl im Ganzen als in den einzelnen Rasenstuͤcken eine gleiche Breite haben muß. Daruͤber wird die zweite Reihe gesetzt, und zwar die einzelnen Stuͤcke im Verbande mit den Stuͤcken der untern Reihe und moͤglichst genau eingefugt; dann die dritte Reihe und sofort bis zum Gipfel des Walles. Die Erde wird unter die Ra- sen gehoͤrig unterg es topft, so daß eine voͤllig ebene Flaͤche gebildet werde, und durch- aus keine Hoͤcker oder Vertiefungen entstehn. Diese Erdwaͤlle werden sodann mit Hecken, mehrentheils auf dem Gipfel, zu- weilen auch an den Seiten bepflanzt, wovon sogleich die Rede seyn wird. Die Befriedigung endlich mit bloßen Graͤben ist in feuchten Gegenden vorzuzie- hen. Von der Anlage der Graͤben aber werden wir bei der Lehre von der Abwaͤsse- rung ausfuͤhrlicher reden. §. 221. Lebendige Befriedigun- gen. Die lebendigen Befriedigungen oder die gruͤnen Hecken werden auf Erdwaͤllen sowohl, als auf ebenen Boden nach mancherlei Weise und von verschiedenen Pflan- zen angelegt. Man macht sie von einer Pflanzenart oder mengt mehrere dazu taug- liche Arten untereinander. Unter den Pflanzen, die gewoͤhnlich dazu genommen werden, sind folgende in unserm Klima die gebraͤuchlichsten und zweckmaͤßigsten: Crataegus oxyacantha — der Weißdorn, Hagedorn oder Mehldorn . Prunus spinosa — der Schwarzdorn . Rosa canina — die Habnebutte . Corylus avellana — die Hassel . Sambucus nigra — der Holunder . Carpinus betulus — die Hainbuͤche, Hagebuͤche . Ribes grossularia — die Stachelbeere . Betula alba — die Birke . Ulmus campestris — die Ulme, Ruͤster . Salix — mehrere Arten von Weiden . Robinia pseudacacia — die Akazie . Befriedigungen. Einhaͤgungen. Einige Ginsterarten — Genista — und das Ligustrum — Ligustrum vulgare — welche aber in unserm Klima leicht abfrieren, obwohl sie wie- der ausschlagen. Den Berberitzen-Strauch , Berberis vulgaris, den man vormahls haͤu- fig zu Hecken, entweder allein oder vermengt empfohlen hatte, verwirft man jetzt gaͤnzlich, da es durch unlaͤugbare Erfahrungen ausgemacht ist, daß er dem Getreide bis zu einer Entfernung von funfzig Schritt hoͤchst schaͤdlich werde. Man muß unter diesen Pflanzenarten diejenigen auswaͤhlen, welche dem Bo- den am angemessesten sind. Was auf dem Boden wild waͤchst, ist ohne Zweifel am meisten fuͤr ihn geeignet, und auf dessen Fortkommen kann man am sichersten rech- nen. Jedoch kann man durch sorgfaͤltige Behandlung und auf wohl vorbereitetem Grunde oft auch Strauchgewaͤchse fortbringen, denen der natuͤrliche Boden nicht zu- sagt. Wo man aber zweifelhaft daruͤber ist, wird es doch immer rathsam seyn, sie mit andern zu verbinden, die ihren Platz ausfuͤllen koͤnnen, wenn jene nicht fortkaͤmen. §. 222. Unter allen zu Hecken geeigneten Pflanzen ist der Weißdorn ohne Zweifel Weißdorn- hecken. die vorzuͤglichste. Er giebt, gehoͤrig angezogen, die allerundurchdringlichste Be- waͤhrung, haͤlt sich dicht geschlossen, wuchert mit seiner Wurzel nicht ins Land, und unterdruͤckt die Fruͤchte in seiner Nachbarschaft nicht. Auch verbreitet er seine Zweige nicht uͤbermaͤßig, und laͤßt sich leicht in Schranken erhalten, so daß man ihn nur wenig und selten zu beschneiden braucht. Alle Thiere scheuen ihn seiner Dornen we- gen. Er beherbergt keine Voͤgel und Ungeziefer; auch leidet er, wenn er einmal in Schuß gekommen, wenig Unkraut unter sich. Allein er erfordert einen guten Lehm- boden oder Gartenerde, und kommt weder auf zu duͤrrem noch auf nassem Boden fort. Man findet ihn zuweilen haͤufig wild in Laubhoͤlzern wachsend. Aber theils ist dieses selten, theils haben die durch Kunst im Freien angezogenen Pflaͤnzlinge einen großen Vorzug vor denen, die in den Holzungen wild und in dem Schatten der Baͤume aufgewachsen sind. Dies ist uͤberhaupt mit allen Arten von Straͤuchern, deren man sich zu Hecken bedient, der Fall. Daher ist es allemal rathsamer, die saͤmmtlichen Heckenpflanzen, vornaͤmlich aber diesen Weißdorn, in besonderen Pflanz- Befriedigungen. Einhaͤgungen. schulen anzuziehen. Es werden dazu zwar allerdings mehrere jahrlange Vorberei- tungen erfordert. Wenn man aber die Zeit daran wenden kann, so werden in den meisten Faͤllen die bessern in Pflanzschulen erzogenen Pflaͤnzlinge weniger kosten, als die wilden in Holzungen gerahdeten. Die Erziehung des Weißdorns ist am umstaͤndlichsten, lohnt dann aber auch der Muͤhe. Der in rothen Beeren eingeschlossene Saamen wird im Herbste gesammelt. Man legt ihn mit den Beeren entweder sogleich in Rillen auf einem guten muͤrben, jedoch nicht zu fetten Boden; oder aber man mengt ihn mit guter Erde in Toͤpfen, haͤlt diese den Winter uͤber maͤßig feucht und warm, befeuchtet, was von vorzuͤg- licher Wirkung seyn soll, die Erde zuweilen mit der Soole von Poͤkelfleisch. Hier- durch bewirkt man zuweilen, daß der Saamen, wenn die so behandelten Beeren nun im Fruͤhjahre in die Erde gelegt werden, schon in demselben Jahre hervorbreche und das Pflaͤnzchen bilde, welches sonst immer erst im zweiten, manchmal sogar im dritten Jahre geschieht. Um den Saamen in der Erde gegen Maͤuse und Ungeziefer zu sichern, bedeckt man ihn in den Rillen mit scharfem Flachswerg, streuet auch wohl Glasscherben u. dgl. dazwischen, und streicht dann erst die Erde wieder daruͤber her. Das Saamenbeet muß von Unkraut rein gehalten werden, welches dadurch sehr er- leichtert wird, daß man die Reihen bezeichnet, um zwischen denselben mit der Schau- fel sicher durchfahren zu koͤnnen. Im zweiten Jahre nach dem Auflaufen werden die Pflaͤnzlinge in die Schule versetzt. Man nimmt ihnen die Pfahlwurzeln sowohl, als die zu weit auslaufenden Seitenwurzeln, damit sie um so mehrere Wurzelbuͤschel zunaͤchst am Stamme bilden. Man setzt sie in die genugsam von einander entfernten Reihen dicht aneinander. Je oͤfterer diese Reihen bearbeitet werden, um desto besser gedeihen die Pflaͤnzlinge. Dies geschiehet im Garten gewoͤhnlich mit dem Spaten oder der Hacke, aber bei gro- ßen Pflanzungen dieser Art im freien Felde auch mit dem Pfluge und der Pferdehacke. Im ersten Jahre ist es rathsam, mit der geraden Seite des Pfluges so dicht wie moͤg- lich an den Pflanzenreihen herzuziehen, oder mit dem Grabscheit herzustechen, um ihnen die auslaufenden Wurzeln abzuschneiden. Im zweiten Jahre aber bleibt man entfernter. Starkes Anhaͤufen der Erde an den Pflanzen ist jedoch nicht rathsam. Sie Befriedigungen. Einhaͤgungen. Sie muͤssen drei auch wohl vier Jahre in dieser Pflanzschule stehen, eher sie hinrei- chende Staͤrke erlangt haben. Man hat gewoͤhnlich empfohlen, zu diesen Pflanzenschulen nur magern Boden zu nehmen, um die Pflaͤnzlinge nicht zu verwoͤhnen. Andere aber sind entgegenge- setzter Meinung, und halten die auf reichem Boden uͤppiger gewordenen Pflaͤnzlinge fuͤr vorzuͤglicher. Wenn sie dann an ihrem Ort verpflanzt werden sollen, so muß dieser gut vor- bereitet seyn. Sollen sie auf einem nach der vorgeschriebenen Art bereiteten Erdwall gesetzt werden, so kann dieses sogleich bei der Vollendung desselben geschehen, in wel- chem Falle man dann die Vorsicht gebraucht, die bessere unter dem Rasen liegende oder von demselben abgeschuͤttete Erde zuruͤckzulegen, und solche auf dem Gipfel des Walles den Pflanzenwurzeln zunaͤchst zu bringen. Wenn sie aber in der flachen Erde eingepflanzt werden sollen, so ist es am besten, einen Strich von etwa 6 Fuß Breite auf 2 Fuß Tiefe zu rajolen. Wo diese Arbeit im Großen zu kostspielig waͤre, ist es zureichend, eine solche Breite den Sommer vorher mit dem Pfluge haͤufig, zum erstenmale bis zur moͤglichsten Tiefe zu bearbeiten, um die vollkommenste Lockerung und Reinigung vom Unkraut zu bewirken. Vor Winter oͤffnet man dann die Furche, in welcher die Pflaͤnzlinge eingelegt werden sollen, mehrentheils eines Fußes tief, damit die Erde den Winter hindurch noch voͤllig ausgelustet werde. Die Pflanzung geschieht am besten im Fruͤhjahre, so fruͤh als moͤglich, wenn gleich ein nachkommender Frost noch zu besorgen waͤre. Man eilet mit der Einlegung der Pflanzen, nachdem sie aus der Saamenschule aus- genommen worden, moͤglichst, beschneidet ihnen nun die Wurzeln nicht, sondern stutzt nur die obere Spitze der Zweige ab. Man waͤhlet Pflanzen von moͤglichst glei- cher Staͤrke aus, um sie nebeneinander zu setzen. Die schwaͤcheren laͤßt man in der Saamenschule stehen, oder setzt sie an eine besondere Stelle, wo man sie besser ver- pflegen kann. Fehlerhaft ist gewiß die von einigen angerathene Methode, wechsels- weise starke und schwache Pflanzen in Verbindung zu bringen; denn letztere werden dann von ersteren voͤllig unterdruͤckt. Kann man etwas schwarze Gartenerde oder zergangenen Mengeduͤnger herbei- schaffen, um die Furche zur unmittelbaren Bedeckung der Wurzeln damit auszufuͤllen, so ist dies fuͤr die Pflanzen sehr wohlthaͤtig. Ueber diese gute Erde aber legt man Dritter Theil. S Befriedigungen. Einhaͤgungen. gern etwas magere aus der Tiefe heraufgeholte todte Erde, damit das Unkraut, was in der schwarzen Erde liegt, unterdruͤckt werde. Die Pflanzen werden nun in der Reihe, 6 bis 12 Zoll von einander, eingesetzt. Sind die Pflanzen stark und gesund, so ist letzteres zureichend. Zuweilen pflanzt man auch, um eine starke Bewaͤhrung zu haben, zwei Reihen, diese muͤssen dann aber 2 Fuß auseinander stehen. Die meisten setzen die Pflaͤnzlinge schraͤg und fast liegend ein, so daß zwei und zwei sich mit ihrer Spitze beruͤhren oder durchkreuzen, in der Erwartung, daß sie in dieser schraͤgen Richtung fortwachsen, und so von selbst ein Geflechte bilden werden. Dies aber geschiehet nicht, sondern ihre Schuͤsse wachsen um so mehr perpendikulaͤr in die Hoͤhe; die Staͤmme reiben sich aneinander und leiden dadurch Schaden, weswegen ich eine gerade Pflanzung immer vortheilhaf- ter gefunden habe. Nur die Seitenschuͤsse koͤnnen sich mit einander verbinden. Man befoͤrdert dieses sehr, wenn man die Schuͤsse mit einander durchflicht und mit Bast oder Bindweiden verbindet. Aber diese Arbeit ist muͤhsam, und wird des- halb wohl nur bei Hecken um Gaͤrten oder kleine Felder angewandt; und man kann ihrer uͤberhoben seyn, weil dieses Durchflechten allmaͤhlig von selbst erfolgt, wenn man die Hecke nur gut behandelt, und sie nicht gar zu schmal beschraͤnkt durch uͤber- maͤßiges Schneiden. Um die Hecke von unten recht dicht zu bekommen, ist es vortheilhaft, die Pflaͤnz- linge, nachdem sie ein Jahr gestanden, einen oder zwei Zoll hoch uͤber der Erde abzu- schneiden. Sie treiben alsdann aus dem untern Theile des Stamms um so mehrere Nebenschuͤsse aus. Dann muß man sie aber frei wachsen lassen, und nicht zu sehr nach Gaͤrtnermanier unter der Scheere halten. Es ist genug, die zu sehr in die Hoͤhe schießenden Spitzen abzustutzen, die Seitenzweige aber frei fortwachsen zu lassen. Selbst das Abstutzen der aufwaͤrts wachsenden Hauptzweige darf nicht zu nie- drig geschehen und zu oft wiederholt werden, in der Absicht, die Pflaͤnzlinge dadurch zu mehreren Seitentrieben zu zwingen. Es entstehen sonst an der Stelle, wo man sie abgestutzt hat, viele Austriebe, und die Pflanzen bekommen dadurch eine Art von Krone, wie man sie den Obstbaͤumen giebt. Hierdurch aber wird ihr oberer Theil zu belaubt und zu schwer fuͤr den Stamm, und dieses dicke Laub bewirkt gerade, daß der Stamm seine untern Schoͤßlinge abwirft, und am Boden kahl wird. In den ersten Jahren geschiehet also nur dieses Abstutzen maͤßig, an den Seiten aber gar Befriedigungen. Einhaͤgungen. nicht. Dann wird ein Beschneiden noͤthig. Dieses muß an den Seiten aber auch nicht nach der Art der Gartenhecken geschehen, die eine voͤllig gerade Mauer bilden. Oder unten vielleicht noch duͤnner wie oben gehalten werden. Man muß vielmehr die Hecke unten breit und oben duͤnner zulaufen lassen, wodurch man erreichen wird, daß sie diese Form dann beibehaͤlt, und am Fuße am dicksten und undurchdringlichsten wird. In der Folge ist es genug, wenn dieses Beschneiden nur alle fuͤnf bis sechs Jahre einmal geschiehet, ausgenommen wenn man es noͤthig faͤnde, ihr oben die zu geilen Ausschuͤsse etwas zu benehmen. Man kann eine solche Weißdornhecke 3½ Fuß hoch werden lassen, wobei sie genugsam dicht bleiben kann. In dieser Hoͤhe giebt sie eine hinreichend sichere Bewaͤhrung, um so mehr, je breiter sie unten ist. Eine solche Hecke ist von laͤnger Ausdauer, und man weiß, daß einige uͤber hundert Jahr alt sind, und sich im besten Stande befinden. §. 223. Die Hecken von Schwarzdorn und Hahnebutten werden wohl selten durch kuͤnstlich aufgezogene Pflanzen, sondern mehrentheils von den wilden Aus- schoͤßlingen, die diese Pflanzen in großer Menge machen, angelegt. Man kann sie ziemlich groß verpflanzen, und sie gehen leicht an. Man laͤßt sie dann wild wachsen, und die Schwierigkeit dabei ist nur die, daß man sie in Schranken erhaͤlt, weil sie ihre Auslaͤufer maͤchtig verbreiten und damit in das Land einwuchern. Sie werden haͤufiger zu den gemengten Hecken als zu den gleichartigen gebraucht. §. 224. Die Hecken von Hasseln werden gewoͤhnlich durch die unmittelbare Legung Hasselhecken. der Nuͤsse auf der Stelle, wo sie stehen bleiben sollen, angelegt. Auf frisch aufge- setzten Erdwaͤllen kommen sie sehr leicht fort, weil der Boden hier wie rajolt, und durch die Rasen gegen das Austrocknen geschuͤtzt auch vom Unkraute rein ist. Auf ebenem Felde muß jedoch der Boden, wie bei den Weißdornhecken gefagt worden, durch Spaten oder Pflug vorbereitet werden. Man macht sodann die Rinne, worin die Nuͤsse gelegt werden sollen. Dies geschiehet am besten so fruͤh als moͤglich, da- mit die Erde sich luͤfte. Im Herbste nimmt man den in den Graben angehaͤuften Schlamm oder halb vermodertes Laub, und mengt es mit der aus der Rinne ausge- stochenen Erde. S 2 Befriedigungen. Einhaͤgungen. Die Nuͤsse muͤssen vollkommen reif ausgewaͤhlt werden, und es ist deshalb besser, wenn man solche nimmt, die im Spaͤtherbste durch das Schuͤtteln von selbst abfallen. Sie werden den Winter hindurch in trocknem Sande aufbewahrt. Im Fruͤhjahr — denn vor Winter ist es der Maͤuse wegen gefaͤhrlich — werden sie in die Rinne 4 Zoll von einander in einer Reihe, oder wenn die Rinne breit genug gemacht wor- den, in zwei Reihen gelegt, und dann etwa mit 3 Zoll Erde bedeckt. Im Junius pflegen sie hervorzukommen, und wachsen dann schon in dem einen Sommer einen Fuß hoch. Stehen die Pflanzen zu dicht, so kann eine um die andere verzogen, und dann dahin versetzt werden, wo sich etwa Luͤcken finden. Solche Hasselhecken beduͤrfen dann nur in den ersten Jahren einiger Wartung, um sie vom Unkraute zu befreien. Sie werden nachher alle neun oder zehn Jahre an der Erde abgehauen, geben eine betraͤchtliche Holznutzung, besonders fuͤr die Boͤtti- cher, und treiben schnell wieder in die Hoͤhe. §. 225. Hainbuchen- hecken. Die Hainbuche wird vom wilden Aufwuchse genommen, oder auch in der Saamenschule erzogen. Sie war vormals zu steifen Gartenhecken sehr beliebt, und bildet eine dichte gruͤne Mauer, wenn sie strenge unter der Scheere gehalten wird. Außerdem aber wird sie unten kahl und treibt in die Hoͤhe, und man kann sich von derselben zwar eine Verpfaͤhlung, wenn sie in zwei Reihen in Verband gepflanzt wor- den, versprechen, aber eigentlich keine Hecke. Ein Gleiches ist mit der Ulme oder Ruͤster der Fall, auch mit der Birke und dem Holunder, wenn man sie nicht haͤufig niederhaut und frisch austreiben laͤßt, oder sie nach der in der Folge zu beschreibenden Knickmethode behandelt. §. 226. Akazienhek- ken. Die Akazien scheinen sich wegen ihren scharfen Stacheln und schnellen Wachsthums zu Einhaͤgungen sehr zu schicken, und manche haben sie dazu angeruͤhmt. Es ist mir aber nicht gelungen, eine dichte Hecke davon zu ziehen. Denn da sie gar zu uͤppige Schuͤsse in einem Jahre treiben, die sogleich holzig werden, so sind sie kaum niederzuhalten. Gehen sie aber in die Hoͤhe, so werden sie unten kahl. Es kann indessen seyn, daß ich nicht die rechte Methode, sie zu behandeln, getroffen habe. In gemischten Hecken mag sie sich ihrer Stacheln wegen sehr gut passen; allein auch bei dem Abhauen oder Niederbeugen die Arbeit sehr beschwerlich machen. Befriedigungen. Einhaͤgungen. §. 227. Die Hecken von stachlichem Ginster, welche aus dem an der Stelle geleg- ten Saamen sehr leicht aufwachsen, und eine ziemlich feste Bewaͤhrung bilden, ha- ben nur das Ueble, daß sie in jedem strengen Winter abfrieren. Die Ligustrumhecken geben eine zu schwache Bewaͤhrung. §. 228. Die Weiden geben zwar nicht leicht eine dichte Hecke, aber doch eine Art von Weidenhecken. Verzaͤunung, die zur Abhaltung des Viehes nutzbar seyn kann. Man bedient sich ihrer sehr nuͤtzlich, um den Rand eines angelegten Erdwalles gleich gegen den An- drang des Viehes zu schuͤtzen, und sticht sie zu dem Ende zwischen dem Fuße des Wal- les und dem Rande des Grabens, oder auch an den Seiten des erstern, wenn man die Mitte desselben mit einer andern jungen Hecke versehen will. Man nimmt dann zweijaͤhrige Weidenschoͤßlinge, und schneidet sie in Sluͤcke von 1 bis 1½ Fuß lang, sticht solche 2 Fuß auseinander, und so, daß sie nur 3 bis 4 Zoll aus der Erde her- vorstehen. Sie treiben dann gleich im ersten Jahre Lohden, die mit einander ver- bunden werden koͤnnen. So wie die Hecke in der Mitte des Walles sich gebildet hat, werden sie weggehauen. In trockenen Gegenden paßt sich die gewoͤhnliche Bruchweide dazu am besten. An feuchten Orten, wo man sich fast allein mit diesen Hecken behelfen muß, nimmt man die dem seuchten Boden mehr angemessenen Arten, und behandelt sie nach der Knickmethode. §. 229. Zur Befriedigung der Ackerfelder, sowohl auf ebenen Flaͤchen, als auf den Erd- Gemischte Hecken. waͤllen, werden aber haͤufiger gemischte Hecken genommen, aus allen obenge- dachten Arten, mit Ausnahme des Weißdorns, gemengt; auch wohl mit untermisch- ten Eichen und Buchen. Man behandelt sie nach der Knickmethode , welche in Folgendem bestehet: Wenn sie herangewachsen sind, werden sie einige Zoll uͤber der Erde verstutzt, und alle 4 Fuß bleibt eine Lohde, in einer Hoͤhe von 3 bis 4 Fuß stehen, die zum Pfahl dienen soll. Fehlt daselbst eine gute zum Pfahl dienbare Lohde, so setzt man einen Weidensetzling ein, und zwar beides in moͤglichst gerader Linie. Alle 12 Fuß aber laͤßt man einen Stamm ganz aufschießen. Befriedigungen. Einhaͤgungen. Man reinigt dann die Graͤben, und wirft die Erde an die Hecke heran. Dies muß bei jedesmaliger Reinigung des Grabens wohl beobachtet werden, und es ist sehr fehlerhaft, diese fruchtbare Erde, welche billig zur Duͤngung der Hecke dienen soll, nach außen zu werfen. Wenn die große Lohde nun herangewachsen ist, so wird solche zweimal einge- hauen, ein Mal dicht am Boden, und das zweite Mal einen Fuß hoͤher. Dieses Einhauen geschiehet so tief, daß wenig mehr als die Borke auf der einen Seite sitzen bleibt. Der Baum wird dann nach der entgegengesetzten Seite niedergebogen, und zwischen die stehen gebliebenen Pfaͤhle geflochten oder angebunden. Dieser umgelegte, noch fortvegetirende Baum giebt eine feste Bewaͤhrung, das junge Holz waͤchst da- zwischen, und erhaͤlt an ihn eine Stuͤtze. Insbesondere wird diese Methode bei Hecken, die groͤßtentheils aus Birken und etwa Hasseln bestehn, gebraucht, und ich habe gesehen, daß dadurch dichte Bewaͤh- rungen auf sehr sandigem Boden geschaffen worden. Wo aber der Holzwuchs in bes- serem Boden uͤppig ist, da ist man von derselben abgegangen, weil der von dem um- gelegten Stamme abtriefende Regen dem Emporkommen der jungen Schuͤsse nachthei- lig seyn, und das dichte Bewachsen der Hecke hindern soll. §. 230. Man glaubt sich hier besser dabei zu befinden, wenn man alle 10 bis 12 Jahr eine solche gemischte Hecke nahe uͤber den Boden geradezu weghaut, und sie dann ohne alle Umstaͤnde wieder aufwachsen laͤßt. Die Sache ist nicht nur weniger muͤh- sam, sondern man hat auch eine groͤßere Holzbenutzung davon, und sie paßt sich bei der Koppelwirthschaft um so besser, da man der Hecken in den Jahren, wo das Land unter dem Pfluge steht, nicht bedarf, und sie gern ganz wegschafft. Man nennt da- selbst diese abzuholzenden, auf einem Erdwall angelegten Hecken Knicke . Ich ver- muthe, daß dieser Ausdruck von der urspruͤnglichen Methode des Einknickens (Ein- brechens und Umbiegens) herkommt, daß man aber diesen Ausdruck beibehalten habe, nachdem man jene Methode aus einer oder der andern Ursache abschaffte. §. 231. Will man eine Hecke auf ebener Erde ohne Wall und Graben anlegen, so muß sie in ihrem jungen Zustande nothwendig gegen die Beschaͤdigungen des Viehes, haͤu- Befriedigungen. Einhaͤgungen. fig auch der Menschen geschuͤtzt werden, und es ist deshalb nothwendig, irgend eine trockne Bewaͤhrung vor sie herzuziehen, die nur stark und dauerhaft genug zu seyn braucht, um bis dahin zu halten, daß die Hecke Haltung und Staͤrke genug bekom- men hat. Diese Bewaͤhrung, sie bestehe worin sie wolle, muß einen zureichenden Abstand von der Hecke, 2, 3, auch wohl 4 Fuß haben. Denn waͤre sie dicht, so wuͤrde sie wegen der Beraubung des Lichts die Hecke nicht aufkommen lassen, und sie insbesondere an der einen Seite schwach machen; bei ihrer Wegnehmung aber den verzaͤrtelten und an ihren Schutz gewoͤhnten Pflanzen Krankheiten zuziehen. Waͤre sie hingegen weit und luftig, so wuͤrde sie das Vieh nicht verhindern, an den jungen Ausschuͤssen der Hecke zu nagen, wodurch diese ungemein zuruͤckgesetzt und verkroͤppelt wird. Auch muß man verhindern, daß kein Fußweg dicht an der Hecke hergehe, in- dem bei haͤufigem Auf- und Niedertreten keine Hecke, insbesondere von Weißdorn, zu Stande kommen kann. §. 232. Eine gute Befriedigung und Abtheilung des Landes durch lebendige, starke und genugsam abwehrende Hecken erleichtert die Benutzung durch verschiedenartige Ge- waͤchse und durch die Beweidung mit mehreren Arten von Vieh, und ist deshalb da, wo eine große Mannigfaltigkeit beider statt findet, von besonderem Vortheil. Sie sichert uͤberdem gegen Diebstaͤhle und gegen Beschaͤdigungen weit mehr als ein offenes Feld. Ueberdem aber scheint mir eine ganze mit bepflanzten Waͤllen und Graͤben haͤufig durchschnittene Provinz, zumal bei einer huͤgeligen oder wellenfoͤrmigen Ober- flaͤche, das Eindringen des Feindes bei einer wohl geleiteten Vertheidigung durch leichte Infanterie wo nicht unmoͤglich, doch aͤußerst schwierig zu machen, und der feindlichen Kavallerie und Artillerie unuͤbersteigliche Hindernisse in den Weg zu legen. Das ganze Land macht hier eine fortlaufende Festung aus, und wenn die Graͤben und Koppeln, wie sehr leicht moͤglich ist, mit einiger militaͤrischen Ruͤcksicht angelegt waͤ- ren, koͤnnte m. E. ein Land dadurch weit sicherer, als durch eigentliche Festungen ge- schuͤtzt werden. Und dennoch wuͤrde es dem Staate ungleich weniger kosten, das ganze Land auf diese Weise zu einer ununterbrochenen Festung zu machen, als ein- zelne Festungswerke um die Staͤdte zum groͤßten Ungluͤcke fuͤr dieselben anzulegen. Abwaͤsserung. Abwaͤsserung. §. 233. Die Ableitung der uͤberfluͤssigen und schaͤdlichen Feuchtigkeit gehoͤrt unter die wichtigsten Gegenstaͤnde und Ruͤcksichten bei der Agrikultur. Sie muß auf Boden, der ihrer bedarf, jeder hoͤheren Kultur vorhergehen, indem diese ohne jene durchaus fruchtlos ist. Die richtige Beschaffung derselben schuͤtzt auf kultivirten Feldern die Saaten gegen die haͤufigsten Unfaͤlle, und viele bisher unbrauchbare Flaͤchen koͤnnen dadurch urbar gemacht und zu den allerfruchtbarsten Fluren umgeschaffen werden. Die Kunst der Abwaͤsserung aber ist auch eine der schwierigsten und am meisten ver- wickelten in dem ganzen Umfange der Agrikultur. Die Faͤlle sind in Ansehung der Ursachen sowohl, als der anzuwendenden Mittel von unendlicher Mannigfaltigkeit, und sie einzeln beschreiben und charakterisiren wollen, waͤre eine vergebliche Muͤhe, da jeder etwas eigenes hat. Es kommt aber nur darauf an, daß man sich, nach den Gesetzen, welche das Wasser in seiner Bewegung und in seinem Verhalten gegen feste Koͤrper befolgt, von dem verschiedenen Ursprunge der Naͤsse einen klaren Begriff mache, und dann in jedem vorkommenden Falle die Ursachen derselben richtig unter- scheide und treffe. Dann werden sich die Mittel von selbst ergeben, welche man am zweckmaͤßigsten anzuwenden hat, und mit Ruͤcksicht auf die Lokalitaͤt jedes concreten Falles ausfuͤhren muß. Bei groͤßeren Wasserleitungen muß die Lehre von der Hydraulik, Hydrodynamik und Hydrostatik mit allen mathematischen Gruͤnden, worauf sie beruhen, vorausge- setzt werden. Da ich hier aber nur diejenigen Kenntnisse voraussetzen darf, die man von jedem denkenden Landwirthe fordern kann, so beschraͤnke ich mich auf dasjenige, was ohne jene gruͤndlichen Kenntnisse auch ihm verstaͤndlich seyn muß, und was in seinem Wirkungskreise liegt. Hierzu gehoͤren aber die Entwaͤsserungen und Ein- deichungen ausgedehnter Distrikte und die Ziehung erheblicher Kanaͤle nicht. Diese muͤssen ausgebildeten und erfahrnen Wasserbauverstaͤndigen, welche ihr ganzes Stu- dium darauf verwandt haben, uͤberlassen werden, und es ist nur zu bedauern, daß auch bei ihnen die Wissenschaft noch nicht auf die Stufe gebracht worden ist, welche uns gegen mannigfaltige Fehler und Mißgriffe der erfahrensten unter ihnen sicherte. §. 234. Abwaͤsserung. §. 234. Bekanntlich hat das Wasser wegen des geringen Zusammenhanges oder Anzie- Naturgesetz des Wassers. hung seiner Partikeln — als worin das Wesen der Fluͤssigkeit besteht — die Eigen- schaft oder das Bestreben, mit jedem seiner Partikeln den niedrigsten Platz zu errei- chen, wohin es kommen kann, sich folglich ins Gleichgewicht zu setzen oder eine hori- zontale Flaͤche zu bilden. Es wirkt mit einer seiner Schwere gleichen Kraft nicht wie feste Koͤrper bloß auf den Grund, worauf es ruhet, sondern auch auf die Seiten- waͤnde, die es einschließen. Dieser Druck erstreckt sich so weit, wie seine Verbin- dung ununterbrochen ist. Daher tritt es in zwei mit einander verbundenen Roͤhren aus der einen in die andere so weit herauf, bis es in beiden in horizontaler Linie, oder, wie man es gewoͤhnlich nennt, im Niveau stehet. Die Weite der Roͤhren hat hierauf gar keinen Einfluß, beide koͤnnen von einem sehr ungleichen Durchmesser seyn. indem dieser Druck durch die Friktion uͤberall nicht vermindert wird. Vielmehr kann in einer Roͤhre von sehr kleinem Durchmesser das Wasser hoͤher, als in einer damit verbundenen von großem Durchmesser aufsteigen, vermoͤge der Anziehung des Wassers durch feste Koͤrper nach dem bekannten Gesetze der Haarroͤhrchen. Eine lok- kere Erde wirkt aber nach demselben Gesetze den Haarroͤhrchen gleich, wie dies einem jeden bekannt seyn wird, der einen mit Erde angefuͤllten im Boden durchloͤcherten Topf in eine Schaale mit Wasser gesetzt hat; wo er naͤmlich bemerkt haben wird, daß die Feuchtigkeit weit hoͤher herauftritt, als sie in der Schaale steht. §. 235. Der Erdboden besteht aus Lagen von Erden und Steinen, die das Wasser ent- Durchlassende und undurch- lassende Lagen des Erdbs- dens. weder durchlassen, und folglich in Verbindung erhalten, oder die es nicht durchlassen, und seine Kommunikation trennen. Die Dammerde, der Torf, der Sand, der Kies, der pulvrige Kalk oder Kreide, alle Steine von poroͤsem Gewebe, Steingeschiebe und spaltige Felsen sind durchlassende Koͤrper. Nur dichte Fel- senmassen, verschiedene andere Mineralien, vorzuͤglich aber der Thon und der zaͤhe Lehm, sind die undurchlassenden, die Kommunikation des Wasser trennenden und solches einschließenden Koͤrper. Wenn die letztern einmal zusammengeballt und in ihrer Oberflaͤche mit Wasser gesaͤttigt sind, so lassen sie kein Wasser weiter durch, sondern widerstehen demselben, wie Metall, dichter Stein und festes Holz. Ge- Dritter Theil. T Abwaͤsserung. mischte Erden lassen nach Verhaͤltniß ihrer Verbindung und der Groͤße ihrer Poren das Wasser schwerer oder leichter durch. Der abwechselnden und unterbrochenen Lage, der mannigfaltigen Schichtung und Gaͤngen dieser durchlassenden und undurchlassenden Koͤrper, bis zu einer noch nicht erreichten Tiefe unsers Erdbodens, haben wir alles Wasser auf dem festen Lande zu verdanken. Waͤren die durchlassenden Lagen ununterbrochen, so wuͤrde sich das Wasser in der Tiefe bis zum Mittelpunkt unseres Erdballes herabsenken, und selbst Stroͤme und Meer verschwinden. Ueberzoͤge aber undurchlassender Boden die ganze Oberflaͤche, so wuͤrde das Wasser unmittelbar dem Meere zueilen, so wie es sich aus der Atmosphaͤre niederschluͤge, und weder Brunnen noch Quellen statt finden. Nun aber sind die undurchlassenden Erdarten mit durchlassenden durchwebt, wie der thieri- sche Koͤrper mit Adern, und man trifft nicht leicht auf eine Stelle, wo man nicht — obgleich zuweilen erst sehr tief — Wasser faͤnde. In den durchlassenden Koͤrpern versenkt sich also das Wasser so tief, und ver- breitet sich nach den Seiten, so weit es kann oder bis es von einem undurchlassenden Koͤrper an seiner Versenkung oder Verbreitung gehindert wird. Ein durchlassender Koͤrper also mit einem undurchlassenden am Boden und an den Seiten bis zu einer gewissen Hoͤhe umgeben, bildet einen Wasserbehaͤlter, dessen saͤmmtliche Poren damit angefuͤllt sind. Ein solcher Wasserbehaͤlter nimmt so viel Wasser auf, bis es uͤber seine undurch- lassenden Seitenwaͤnde uͤberfließt, welches Ueberfließen also erfolgen muß, wenn er von obenher staͤrkeren Zufluß erhaͤlt, als er fassen kann. Waͤren seine Seitenwaͤnde al- lenthalben gleich hoch, und der Rand derselben voͤllig horizontal, so wuͤrde er an allen Stellen gleich stark uͤberfließen. Da dies aber wohl selten oder nie der Fall ist, so fließt das Wasser an einer niedrigern Seite oder Stelle aus. Manchmal ist dieses nur eine enge Stelle, wie bei einem ausgebrochenen oder mit einer Rinne versehenen Becken, oder aber wie der Ausfluß eines Baches aus einem See. Durch selbige entledigt sich der Wasserbehaͤlter dann allein seines Ueberflusses; es sey denn, daß er von oben so starken Zufluß und Druck habe, daß das Profil dieser Oeffnung zu klein wird, um das Wasser allein auszulassen. In dem Falle kann es sich in dem Be- haͤlter noch hoͤher heben, als der Ausfluß liegt, und dann auch an andern hoͤhern Stellen uͤberfließen. Abwaͤsserung. §. 236. Es ist nun gleich, ob solche Wasserbehaͤlter und ihre Auslaͤsse auf der Oberflaͤche Unterirdische Wasserbehaͤl- ter. des Bodens offen vor unsern Augen als Seen oder Teiche liegen, oder in der Tiefe, betraͤchtlich unter der Oberflaͤche und mit derselben bedeckt. Auch ist es gleich, ob diese Wasserbehaͤlter und Auslaͤsse leere Hoͤhlungen sind, und nichts wie Wasser enthalten, oder aber mit poroͤsen Erd oder Steinarten angefuͤllt sind, welche das Wasser in ihren Spalten und Poren aufnehmen und durchlassen. Der ganze Unterschied besteht nur darin, daß letztere weniger Wasser fassen, und das Wasser nicht ganz so frei und so schnell abfließen lassen, als wenn sie leer waͤren. Sie muͤssen es jedoch durch den Druck und den Zufluß des hoͤheren Wassers, womit sie in Verbindung stehen, durchaus ausfließen lassen. Und wenn ein hoͤher liegender Wasserbehaͤlter mit einem niedriger liegenden mittelst einer durchlassenden Roͤhre oder, was einerley ist, mittelst einer Lage von durchlassender Erde in Verbindung steht, so erhaͤlt letzterer von erstern Zufluß und Druck, bis das Wasser in beiden, wie in zwei kommunizirenden Roͤhren, in einer Horizontallinie oder im Niveau steht. An diese allgemeinen und Jedermann bekannten Saͤtze mußte ich zuvor erinnern, um ohne Weitlaͤuftigkeit in dem Folgenden verstanden zu werden. §. 237. Ich wende mich jetzt erst zu den Ruͤcksichten und Vorkehrungen, die man bei Wahrneh- mung des Niveau’s. jeder Ableitung des schaͤdlichen Wassers zu nehmen und zu treffen hat. Bei jeder Abwaͤsserung ist vor allem eine genaue Ausmittelung des Niveau’s oder der Hoͤhe des Punkts, wo das abzuleitende Wasser steht, dann der Hoͤhe desje- nigen, wo man es hinfuͤhren will, und endlich aller dazwischen liegenden Punkte der Erdoberflaͤche, wo man es hindurchfuͤhren will, noͤthig. Dieses zu finden lehrt die Nivellirkunst. Eine zweckmaͤßige und fuͤr den Landwirth voͤllig genuͤgende Anweisung dazu ist Gilly’s praktische Anleitung zur Anwendung des Nivellirens oder Wasserwaͤgens in den bei der Landeskultur vorkommenden gewoͤhnlichsten Faͤllen, Berlin 1804. §. 238. Das Wasser wird gewoͤhnlich durch Graͤben abgeleitet. In Ansehung ihres Graͤben. Zwecks und ihrer Wirkung unterscheiden sich diese: T 2 Abwaͤsserung. 1) In Auffangegraͤben. 2) In Abzugsgraͤben. Die erstern, durch welche das von der Hoͤhe sich herabziehende Wasser aufgefan- gen und von der niedriger liegenden Flaͤche abgeschnitten werden soll, muͤssen den Ab- hang der Gegend quer durchschneiden, und der Regel nach oder in den bei weitem meisten Faͤllen mit ihrer Sohle ganz horizontal stehen, oder, wie man es nennt, ein todtes Niveau haben. Diese Sohle muß aber in einer etwas niedrigern Horizon- tallinie liegen, als der Grund, worauf oder worin das abzufuͤhrende Wasser stehet. Die Abzugsgraͤben, welche bestimmt sind, das Wasser unmittelbar oder aus jenen Auffangegraͤben abzuleiten, ziehen sich den Abhang herab, und haben in ihrer Sohle einiges Gefaͤlle. Dieses Gefaͤlle braucht aber in den meisten Faͤllen nicht stark zu seyn, und man nimmt im Durchschnitt auf 20 Ruthen 1 Zoll als zureichend an. Ja es ist oftmals noͤthig, ein staͤrkeres Gefaͤlle bei ihrer Anlegung zu verhuͤten, weil sie dadurch leicht ausgerissen werden koͤnnen. Dieserwegen wird es zuweilen sogar nothwendig, den Graben laͤnger zu machen, und ihn an einem geringeren Abhange nach seinem Ende hinzuziehen. §. 239. Anlegung der Graben. Zuvoͤrderst muß bei Anlegung der Graͤben die Tiefe der Sohle oder des Bodens des Grabens und die Breite desselben an dieser Sohle ausgemittelt werden. Die Tiefe unter der Oberflaͤche des Bodens wird durch das Nivellement an jeder Stelle ausgemittelt, und die Breite oder die Staͤrke des Profils durch die Masse des abzu- fuͤhrenden Wassers bestimmt. Der Graben wird also, da seine Sohle horizontal und zuweilen mit einigen Gefaͤllen laufen soll, so wie er durch eine sich erhebende oder sen- kende Oberflaͤche durchgefuͤhrt werden muß, eine verschiedene Tiefe erhalten, welche man mittelst des Nivellements auf jedem Punkte genau bestimmen kann. Nach der Tiefe des Grabens aber und nach der Breite seiner Sohle muß sich die obere Breite des Grabens richten, damit die Waͤnde desselben die gehoͤrige Abdachung bekommen. In einer festen stehenden Erdart nimmt man das Verhaͤltniß gewoͤhnlich so an: daß die obere Breite des Grabens das doppelte Maaß der Tiefe desselben sammt der Breite der Sohle ausmache. Wenn also ein Graben 3 Fuß tief und seine Sohle 2 Fuß breit ist, so muß er oben 3 + 3 + 2 = 8 Fuß Breite haben. Hebt sich die Oberflaͤche, durch welche er in horizontaler Tiefe durchgefuͤhrt werden muß, um 1 Fuß, so muß Abwaͤsserung. er oben bis 10 Fuß; hebt sie sich um 2 Fuß, so muß er bis 12 Fuß erweitert werden, damit er allenthalben eine gleiche Abschraͤgung (Abdachung oder Dossirung) erhalte, die mit dem Grunde der Sohle einen stumpfen Winkel von 135 Graden ausmachen muß. In sandigem oder mergeligem leicht einstuͤrzendem Boden ist diese Abschraͤ- gung aber oft noch nicht zureichend, sondern die Breite muß oben um die Haͤlfte oder ein Drittel staͤrker seyn. Oft sind ganz moldenfoͤrmige, dann mehrentheils benarbte und bei trockener Jahreszeit oft als Grasland zu benutzende Graͤben noͤthig. §. 240. Die Arbeit der Verfertigung offener Graͤben wird gewoͤhnlich nach den Schacht- ruthen der auszubringenden Erde verdungen. Eine Schachtruthe ist eine Masse, die eine Ruthe lang und breit und einen Fuß hoch ist, folglich 144 Kubikfuß enthaͤlt. Nach der Art des Bodens ist die Arbeit mehr oder minder schwer, und folglich der Preis derselben mehr oder minder hoch. Auf sandigem und lockerem Boden zahlt man fuͤr die Schachtruthe auszuwerfen bei dem gewoͤhnlichen Arbeitspreise drei Gro- schen, in strengem Lehmboden aber sechs Groschen, und in Mittelboden nach Ver- haͤltniß seiner Zaͤhigkeit. Es richtet sich aber auch nach der Tiefe des Grabens; denn da die Heraufbringung der Erde immer um so schwerer wird, je tiefer der Graben ist, so muͤssen die Arbeiter einen hoͤhern Lohn haben, wenn sie dabei bestehen sollen. Eine sehr wesentliche Vorkehrung ist es bei der Verfertigung eines jeden Gra- bens, die Erde weit genug vom Rande des Grabens wegschaffen zu lassen, theils um den Druck zu vermeiden, den sie auf selbigem ausuͤbt, theils um die in der Folge oft sehr noͤthige Erweiterung des Grabens nicht zu erschweren. Ich muß hier gleich die Bemerkung machen, daß es nicht genug sey, einen offenen Graben anzulegen, sondern daß er auch offen und rein erhalten werden muͤsse, und daß man folglich. bei der Anlage eines Grabens auch auf die Erhaltungskosten Ruͤcksicht zu nehmen habe; da sie nach den Umstaͤnden hoͤher oder geringer sind. Von den verdeckten Graͤben und Wasserzuͤgen in der Folge. §. 241. Um die schaͤdliche Naͤsse des Bodens zu heben, kommt es vor allem darauf an, Ursachen der Naͤsse. daß man die Ursache derselben richtig unterscheide, und bei der großen Mannigfaltig- keit von Faͤllen die wahre treffe, und darnach die sich ergebenden Mittel mit Ruͤcksicht auf die Lokalitaͤt aufs zweckmaͤßigste anwende. Abwaͤsserung. Die Ursachen der Naͤsse lassen sich unter folgenden vier Hauptarten begreifen. Sie kann naͤmlich herruͤhren: A. Von der auf der Stelle selbst niedergeschlagenen atmosphaͤrischen Feuch- tigkeit, die weder in die Tiefe des Bodens einziehen, noch an einem niedrigen Orte genugsam abfließen kann. B. Von dem aus einer hoͤheren Gegend auf der Oberflaͤche sich herunter- ziehenden oder herabfließenden Wasser, wenn es nun, der ihm widerstehenden Erhoͤ- hungen des Bodens wegen, nicht weiter kommen kann, sondern auf der Stelle ein- ziehen oder verdunsten muß: Tagewasser . C. Von dem unter der Oberflaͤche der Erde sich herabziehenden und nun hervorkommenden Wasser, welches Quellgruͤnde veranlaßt, oder in wirklichen Quel- len, die aber keinen freien Abfluß haben, hervorbricht. D. Von Stroͤmen, die das Land durch Austreten aus ihren Ufern oder mittelst der Durchsinterung , vermoͤge ihres uͤber die Horizontallinie des Landes erhobenen Wasserspiegels, bestaͤndig oder von Zeit zu Zeit unter Wasser setzen, oder auch nur den Abfluß des von den Hoͤhen sich herabziehenden und in den Niederungen gesammelten Wassers wegen der Hoͤhe ihres Bettes oder ihres Spiegels nicht erlauben. §. 242. Auf der Stelle niedergeschla- gene Feuchtig- keit. A. Die aus der Atmosphaͤre auf der Stelle selbst niedergeschlagene Feuchtigkeit wird bei einigem Uebermaaße und mangelndem schnellen Abzuge des Wassers nachtheilig. 1) Wenn die Ackererde selbst aus Thon, Kalk oder zaͤhem Lehm besteht. Diese Ackererde ist nur auf ihrer Oberflaͤche, und wie das bei Boden dieser Art, we- gen der schweren Bearbeitung, mehrentheils der Fall zu seyn pflegt, nur sehr flach gelockert, die darunter liegende Erde aber zusammengepreßt, so daß sie um so weni- ger Wasser aufnehmen und durchlassen kann. Die obere Krume wird also sehr schnell damit gesaͤttigt, und zerfließt, wenn mehreres Wasser hinzukommt, zu einem Brei, in welchem Zustande sie den Pflanzen hoͤchst verderblich wird, und bald die Anfau- lung ihrer Wurzeln und somit ihr Absterben bewirkt. Dies ist nicht der Fall, in welchem verdeckte Abzuͤge von erheblichem Nutzen seyn koͤnnen. Denn da diese doch mindestens mit ihrer Roͤhre 9 bis 10 Zoll tief liegen, so haben sie noch eine zu starke Lage von undurchlassender Erde uͤber sich, welche das Abwaͤsserung. Wasser nicht durchdringen und sich in die verdeckten Roͤhren ergießen kann. Wenn man diesen Fall nicht richtig unterschied, so sind die verdeckten Abzuͤge von gar keinem oder doch nur von kurz dauerndem Nutzen gewesen, indem die daruͤber hergeworfene anfangs lockere Erde sich bald wieder zu einer undurchlassenden Lage uͤber den Roͤh- ren verband. Um einen Acker dieser Art der Wohlthat verdeckter Abzuͤge empfaͤng- lich zu machen, muß zuvor seine Oberflaͤche, so tief als die Abzuͤge liegen, durch Bearbeitung und Duͤngung auf eine nachhaltige Weise gelockert werden. §. 243. In diesem Falle also sind offene Wasserfurchen den sonst so empfehlungswuͤrdigen Offene Was- serfurchen. verdeckten vorzuziehen. Diese offenen Wasserfurchen werden entweder in der Richtung, wohin sie das zweckmaͤßigste Gefaͤlle und die naͤchste Verbindung mit den niedrigsten Stellen haben, auf einem eben gehaltenen Boden gezogen, oder aber der Acker wird in maͤßig erhoͤhete und gewoͤlbte Beete aufgepfluͤgt, die Beetfurchen noch mehr vertieft und offen gehalten; diese, wo es noͤthig ist, durch Querfurchen, welche man durch die erhoͤheten Beete zieht, verbunden, und das Wasser nun da, wohin es Gefaͤlle hat, und wo es sich in einem Graben, Bach oder Teich ergießen kann, hingeleitet. Auf einem eben gehaltenen Felde ist es von großer Wichtigkeit, diesen Wasser- furchen die zweckmaͤßigste Stelle, Richtung und Gefaͤlle zu geben. Es ist immer nachtheilig, sie zu sehr zu vervielfaͤltigen, nicht bloß der mehreren Arbeit und des ver- lornen Raums wegen, sondern auch weil sie, wenn das Wasser keinen Abzug daraus hat, mehr Nachtheil als Vortheil bringen koͤnnen, und weil sie in der Folge immer eine Unebenheit des Bodens hinterlassen. Eine jede Wasserfurche, die sich ihres Wassers nicht entledigen kann, ist unnuͤtz und schaͤdlich. Wenn man sie aus einer Sinke herauszieht, in der Absicht, diese dadurch des Wassers zu entledigen, hier aber kein Gefaͤlle durch die umliegenden Erhoͤhungen geben kann, so wird sie dieser Sinke nur einen um so staͤrkern Zufluß des Wassers zuziehen. Man thut in dem Falle weit besser, einen kleinen Graben rings um die Anhoͤhe, welche diese Niederung umschließt, zu ziehen, um dadurch daß herabzuleitende Wasser aufzufangen, welches sich von diesem hoͤheren Punkte dann zuweilen leichter ableiten laͤßt. So wie ein zu geringes Gefaͤlle dieser Wasserfurchen und ein Mangel des Aus- flusses nachtheilig werden kann, so ist doch auch ein zu starkes und ploͤtzliches Gefaͤlle an Huͤgeln sorgfaͤltig zu vermeiden, indem sonst bei Regenguͤssen das durchstroͤmende Abwaͤsserung. Wasser große Einrisse am Abhange und Verschlammungen am Fuße des Huͤgels ma- chen kann. Sie muͤssen an solchen Huͤgeln in einem weiten Bogen gezogen werden, so daß das Wasser sich in einer lehnen Richtung nur langsam herabziehe. Je mehr Augenmaaß und Ueberlegung zu einer richtigen Anlage der Wasserfur- chen erfordert wird, um so groͤßer ist der Mißbrauch, den man damit getrieben findet. Manche Ackerbauer glauben ihren Fleiß und ihre Kunst dadurch recht zu zeigen, wenn sie die Aecker mit Wasserfurchen in allerlei Formen und Winkeln durchschneiden, so daß ein solches Feld dann beinahe wie ein Modell einer Festung mit vielen Außenwer- ken aussieht, wodurch aber gewoͤhnlich gar nichts gesruchtet , sondern nur mannigfal- tiger Nachtheil erzeuget wird. Diese Wasserfurchen werden mehrentheils mit einem Pfluge angelegt, und zwar mittelst eines doppelten Zuges, indem man einen Streifen beim Hinaufziehn zur einen Seite, und einen zweiten beim Herunterziehen zur andern Seite auswirft. Man hat aber auch besondere Pfluͤge mit einem in der Erde hergehenden vorne keilfoͤrmigen und hinten viereckigen Hoͤfte mit hochstehenden Streichbretten an beiden Seiten. Jenes macht eine rechtwinkliche Furche, und die Streichbretter streichen die heraufgebrachte Erde von den Kanten der Furche ab. Diese Instrumente haben aber, wenn die Fur- chen einigermaßen tief werden sollen, große Schwierigkeiten, und erfordern eine starke Zugkraft. Und da die Furchen doch nur in gleicher Tiefe gegen die Oberflaͤche gezo- gen werden koͤnnen, das Wasser sich aber nicht nach der Oberflaͤche, sondern nach der Horizontallinie in seinem Abzuge richtet, so sind sie, wenn sie durch Erhoͤhungen ge- hen, entweder ganz unwirksam, oder muͤssen dann doch mit der Schaufel vertieft werden. Weit richtiger lassen sich die Wasserfurchen mit unserm Pfluge mit dem dop- pelten beweglichen Streichbrette (vergl. Beschreib. der nutzbarsten Ackerwerkzeuge, Heft I. , Taf. 1.) ziehen. Man hat es mehr in seiner Gewalt, ihn, wo es noͤthig ist, tiefer eindringen zu lassen. Oder man spannt die Streichbretter bei dem ersten Zuge weniger auseinander, setzt den Pflug aber da, wo sie tiefer werden muͤssen, mit mehr ausgespannten Streichbrettern und vertiefter Stellung zum zweiten Male an. Er macht die Furche unten spitz zulaufend, und mit einer so guten Abschraͤgung, daß sie feststehen, und es bedarf einer Nachhuͤlfe mit der Schaufel selten. Nur muß die aufgepfluͤgte Erde sogleich mit der Harke vom Rande der Furchen weggeharkt und gleichmaͤßig verbreitet werden, besonders wenn das Furchenziehen gleich nach vollen- deter Abwaͤsserung. deter Bestellung geschieht, damit die Saat nicht ersticke. Manche ziehen aber auch diese Furchen allein mit Handwerkzeugen, dem Spaten und der Schaufel. Diese Furchen, besonders in dem kritischen Zeitpunkte des Schnee-Aufge- hens, nachzusehen und auszubessern, bleibt bei jeder Art nothwendig, indem ihre Verschlammung nie voͤllig zu verhuͤten ist. §. 244. Es ist indessen nicht zu laͤugnen, daß sehr gehaͤufte Wasserfurchen auf ebnen Feldern das Uebel haben, daß sie zuweilen kleine Sinken veranlassen, die nicht wohl wiederausgeglichen werden koͤnnen. Diese sind auf zaͤhem Thonboden nach- theilig, und veranlassen ausgewinterte Stellen in der Saat. Deshalb bin ich auf Boden von ebener Flaͤche und mit geringem Gefaͤlle den breiten, etwas ge- woͤlbten Ackerbeeten nicht immer entgegen, besonders wenn sie in einer solchen Richtung angelegt werden koͤnnen, in welcher die Beetfurchen Abfluß haben. Sie duͤrfen jedoch bei einer Breite von 2 bis 3 Ruthen in der Mitte nicht mehr als 6 bis 8 Zoll hoͤher, wie an den Furchen seyn, duͤrfen nicht spitz, sondern nur in einer gelinden Woͤlbung aufgepfluͤgt werden. Weil hier die Beetfurchen, we- nigstens bei der Winterung, immer an derselben Stelle kommen, so ist ihre Rich- tung deutlicher bezeichnet, und auf den Beeten selbst bleibt keine Sinke; wenig- stens keine, die tiefer waͤre als die Furchen. Diese Furchen zwischen den Beeten muͤssen dann aber ebenfalls rein ausgestrichen und offen gehalten werden, und wo es des Abzugs wegen noͤthig ist, muß man sie vermittelst der Durchstiche durch das Beet mit einander in Kommunikation setzen, damit das Wasser der einen von der andern aufgenommen, und zuletzt an seinen Abflußort hingefuͤhrt werden koͤnne. Ein mit genugsamen Gefaͤllen versehener Abzuggraben ist uͤbrigens eine uner- laßliche Bedingung, ohne welche alle Wasserfurchen nichts helfen. Wo man die- sen gar nicht geben konnte, da muß man an dem niedrigsten und sumpfigsten Platze einen hinlaͤnglich tiefen Teich graben, und diesen Platz aufopfern, um das Ganze zu retten. §. 245. 2) Anders und bei weitem haͤufiger ist der Fall, daß die eigentliche Acker- Undurchlas- sender Unter- grund. krume zwar locker genug ist, um das Wasser durchzulassen, daß dieses aber auf einem undurchlassenden Untergrunde stauet, und auf demselben keinen Abzug fin- Dritter Theil. U Abwaͤsserung. det. Ist die lockere Ackerkrume tief, so kann sie einen maͤßig anhaltenden Regen eher ertragen, weil das Wasser in der Tiefe Raum genug hat, sich zu versenken, und nicht so leicht bis zur Oberflaͤche heraufstaut. Wird aber die Naͤsse so stark, daß sie die Kapazitaͤt der tieferen Ackerkrume uͤberwiegt, so wird der Boden um so mehr von der Feuchtigkeit leiden, und es wird um so laͤnger dauern, ehe er wie- der austrocknet, je tiefer seine lockere Wasser-aufnehmende Oberflaͤche ist. Ueber diese Vertiefung des Bodens ist in der Lehre vom Pfluͤgen gehandelt. Je tiefer der Boden in seiner Ackerkrume, um desto tiefer muͤssen die Wasser- furchen seyn. Denn, um gehoͤrig zu wirken, muͤssen sie in den undurchlassenden Untergrund selbst eindringen. Thun sie das nicht, so zieht sich das Wasser aus selbigen wieder in die lockere Erde hinein. Denn in der Richtung des Gefaͤlles angelegt wuͤrden sie wenig helfen, indem sie hoͤchstens nur die zunaͤchst an ihren Kanten befindliche Feuchtigkeit wegnehmen koͤnnten, die uͤbrige aber sich auf dem undurchdringlichen Untergrunde herabziehen wuͤrde, ohne die Furchen zu beruͤh- ren. Folglich muͤssen sie fast horizontal und quer den Abhang durchschneiden, so das herabziehende Wasser auffangen, und es in einem, dem Gefaͤlle nach, herab- laufenden Abzugsgraben fuͤhren. Sind ihre Waͤnde und ihre Sohle aber nicht wasserdicht, so zieht sich das Wasser nach dem Gesetze der Schwere wieder ein, und durch eine andere Abtheilung des Ackers bis zur neuen Wasserfurche hindurch. So tiefe Auffangefurchen haben aber große Schwierigkeiten, indem sie bei jedem Pfluͤgen zerstoͤrt, und — wenn der Naͤsse unterworfenes Land immer abge- waͤssert seyn soll — nach jedem Pfluͤgen wieder aufgeworfen werden muͤssen, ob- wohl dies bei der Beschwerlichkeit der Arbeit selten geschieht. Die Verbreitung der vielen ausgeworfenen Erde erfordert viele Arbeit. An die Stelle der wieder zugepfluͤgten Wasserfurchen entstehen Sinken, und wenn man dieselbe Stelle bei der Ziehung neuer Wasserfurchen nicht trifft, so entsteht hier, besonders beim Aufgange des Schnees, eine nachtheilige Wassersammlung. Solche tiefe Was- serfurchen geben bei starkem Schneewasser und Gewitterfluthen, wenn sie auch noch so vorsichtig angelegt worden, dennoch oft Veranlassung, daß die Erde weggerissen wird. Verdeckte Zuͤge. Deshalb sind in diesem haͤufig vorkommenden Falle die verdeckten Zuͤge vorzuͤglich angemessen, und die Kosten ihrer Anlage bezahlen sich auf solchem naß- Abwaͤsserung. kalten und wassergalligen Boden oft in einem oder zwei Jahren. Nach richtiger Anlegung derselben kann der Acker voͤllig eben gehalten, wechselsweise nach allen Richtungen und fast bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit bearbeitet werden, und wird nie an uͤberfluͤssiger Naͤsse leiden. Ich vindizire den gewiß urspruͤnglich deutschen Namen Unterdrains wieder fuͤr diese Wasserzuͤge. §. 246. Bei der Anlegung derselben ist nun Folgendes hauptsaͤchlich zu beobachten: Anlegung der Unterdrains. Bei einem abhaͤngigen Felde duͤrfen sie, wenn sie gehoͤrige Wirkung thun sollen, nie in der Richtung des Abhanges gelegt werden, sondern muͤssen solchen quer durchschneiden, weil sie sonst das herunterziehende Wasser nicht saͤmmtlich auffangen wuͤrden. In ihrer diagonalen Richtung muͤssen sie nach ihrem Auslerungspunkte einiges, aber sehr geringes Gefaͤlle haben, auf 10 Ruthen nicht mehr als hoͤchstens einen Zoll, weil sie sich bei einem staͤrkern Gefaͤlle leichter ver- stopfen. Daß man sich nicht nach der unebenen Oberflaͤche richten darf, sondern die Horizontallinie der Sohle wahrnehmen muß, versteht sich von selbst. Man giebt ihnen ihren Ausfluß am besten in einem offenen Ableitungsgraben, und versieht jenen mit eingetriebenen Pfaͤhlen, damit er nicht einsinke und jederzeit erkannt werde. Zuweilen laͤßt man mehrere Unterdrains in einem Hauptunter- drain zusammenkommen. Wo moͤglich ist dieses aber zu vermeiden, weil sie sich dann leichter verstopfen, und man die Stelle der Verstopfung nicht so leicht entdeckt. Der Ableitungsgraben muß durchaus ein solches Gefaͤlle haben, daß sein Wasser nie bis zur Hoͤhe der Ausfluͤsse heraufstauet. Sie werden in verschiedener Tiefe angelegt. Wenn ein undurchlassender Un- tergrund unter dem poroͤsen Boden liegt, so muͤssen sie bis in jenem hineindrin- gen, und der eigentliche Wasserzug muß darin zu liegen kommen. Findet sich das Thonlager flach, so ist es genug, wenn der Zug nur eine Bedeckung von 12 Zoll, oder wenn die Oberflaͤche schon ziemlich bindend ist, nur von 10 Zoll Erde be- komme, vorausgesetzt, daß man nicht uͤber 6 Zoll tief pfluͤgen will. Bei loserem Boden muß die Bedeckung 18 Zoll, zuweilen 24 Zoll ausmachen. Auch aͤndert sich diese Tiefe natuͤrlich, wo der Drain durch eine Anhoͤhe, die man jedoch moͤg- lichst zu vermeiden sucht, gehet. Der eigentliche offene Zug braucht nur 9 bis 10 Zoll tief zu seyn. U 2 Abwaͤsserung. Die Weite des eigentlichen Zuges kann mehrentheils sehr geringe seyn. Sie richtet sich jedoch nach dem Ausfuͤllungsmaterial. Soll er mit rauhen Feldsteinen ausgefuͤllt werden, so muß er oben 16, unten 10 Zoll haben. Bei der Ausfuͤllung mit Wasenholz macht man ihn oben hoͤchstens 12 Zoll, oft nur 9 Zoll, und unten 2 bis 3 Zoll breit. Man oͤfnet also bei der Anlage die obere Erde so weit als noͤthig ist, um diesen Zug in erforderlicher Tiefe ausstechen zu koͤnnen. Dieses Oefnen geschieht bei groͤßeren Anlagen in der Regel zuerst mit Pfluͤ- gen. Man wirft zwei Pflugstreifen rechts und links ab, und laͤßt dazwischen einen Balken von etwa 15 Zoll Breite stehen. Diesen spaltet man dann mit einem starken doppelten Streichbrettpfluge, zum ersten Mal etwa 1 Fuß tief, und beim zweiten Einsetzen sucht man noch 6 bis 8 Zoll tiefer zu kommen. Man zieht die Erde dann vom Rande etwas ab, damit sie bei der Arbeit nicht wieder hineinfalle. Das uͤbrige reine Ausstechen vollfuͤhrt man dann mit Spaten, naͤmlich mit einem gewoͤhnlichen unten schmaler zulaufenden, und einem andern, dessen Blatt oben nicht breiter ist, als der erste unten war, und der dann unten auf 3 Zoll Breite abfaͤllt. Durch ein gleichmaͤßiges Einstechen und Herausheben der Erde mit einem Spaten nach dem andern bildet sich dann der Zug von selbst. Man ebnet seine Waͤnde, und reiniget ihn unten mit einer gekruͤmmten hohlen Schau- fel von aller losen Erde. Dann wird der eigentliche Zug gewoͤhnlich entweder mit Steinen oder mit Wasenholz ausgesetzt. Die Wahl richtet sich hauptsaͤchlich nach dem Vorhanden- seyn oder der bequemeren Herbeischaffung des einen oder des anderen. Wo man Steine auf dem Acker hat, waͤhlt man diese. Solche Feldsteine werden dann, große und kleine durcheinander, in den Zug gelegt, mit der Vorsicht, daß die breitesten und plattesten Seiten an die Waͤnde des Zuges kommen. Nimmt man Wasenholz, so wird solches entweder in Faschinen gebunden, oder besser Stuͤck- weise eingelegt, und zwar so, daß das dickste unten komme, und das duͤnnste Reis oben. Die Erfahrung hat gelehrt, daß das leichte waͤssrige Holz laͤnger ausdaure, wie das haͤrtere, feste; und daß Erlen-, Weiden-, Pappelnreis sich am besten dazu passe, selbst besser wie das harzige Kienen- oder Wachholderholz. Es muß Abwaͤsserung. jedoch frisch gehauen und in vollem Safte seyn. Man nimmt uͤbrigens dasjenige, was man haben kann. Im Allgemeinen hat man gefunden, daß die mit Holz ausgefuͤllten Zuͤge sich weniger verstopfen und laͤnger ausdauern, als die mit Steinen gemachten. Denn wenn auch das Holz verfault, so bleibt dennoch im Thon der Zug offen. Das Ausfuͤllungsmaterial wird dann mit Stroh, oder wenn man es wohlfeiler hat, mit Haidekraut, Binsen u. dgl. bedeckt, um das Einkruͤmeln der uͤbergewor- fenen Erde zu verhuͤten. Auch legt man wohl den von der Oberflaͤche abgestochenen Rasen daruͤber, mit der gruͤnen Seite unten. Dann tritt man es etwas fest. Bei der nun wieder uͤberzuwerfenden Erde ist die Vorsicht noͤthig, daß man zwar nicht gar zu lose Erde, aber auch keinen festen Thon zunaͤchst uͤber den Zug her- lege, weil jene hineinkruͤmeln, dieser aber, wenn er sich festgesetzt hat, das Einzie- hen des Wassers verhindern wuͤrde. Die uͤbrige Erde wirft man dann in der Art wieder daruͤber her, daß die fruchtbare oben bleibe. Die Stelle muß ein wenig auf- gehoͤhet werden, weil sie sich nachher sackt. Da dennoch Erde uͤbrig bleibt, so wird diese auf dem Felde vertheilt. In ganz thonigem Boden hat man die Zuͤge nur sehr schmal gemacht, sie mit losem oder in Seile gewundenen Stroh ausgefuͤllt, oder sie ganz offen gelassen, und oben nur mit einem Rasen bedeckt. Die thonige Erde setzt sich bald fest, und bildet ein Gewoͤlbe uͤber den Zug; so daß er offen bleibt, wenn das Stroh verweset war. Hier hat man auch mit einem sogenannten Maulwurfspfluge Roͤhren in die Erde ge- zogen, und dieses zureichend gefunden. In losem, besonders moorigen Boden hat man sich kuͤnstlicherer Aussetzungen von glatten Bruchsteinen oder Ziegeln, die besonders dazu geformt waren, bedient, um die Waͤnde zu befestigen, und den Zug selbst dann ganz offen gelassen. Vergl Anleitung zur englischen Landwirthschaft, Bd. II. Th. 1. S. 50., und Johnstone uͤber Austrocknung nach Elkingtons Art, uͤbersetzt vom Gr. v. Podewils, Berlin 1799, an verschiedenen Orten. Nach Verhaͤltniß der Feuchtigkeit eines Ackers oder auch einer aus gleicher Ur- sach nassen Wiese muͤssen dieser Zuͤge mehr oder weniger seyn, naͤher oder entfernter liegen. Gewoͤhnlich macht man sie auf einer Distanz von 3 bis 4 Ruthen. Ist der feuchte Boden sehr thonig mit einer flachen Krume, so muͤssen sie noch dichter liegen. Abwaͤsserung. Wenn man das Ausfuͤllungsmaterial bei der Hand hat, so sind die Kosten dieser wichtigen und das Uebel der Naͤsse gruͤndlich heilenden Verbesserung unbedeutend. Es unternehmen sie in England Paͤchter, die nur wenige Jahre ihres Bleibens sicher sind, und oft bezahlt sie sich im ersten Jahre. Einem Freunde, der sie auf meinen Rath anlegen ließ, kostete der Morgen 1 Thlr. 16 Gr., und er gewann darauf im naͤchsten Jahre 2½ Scheffel Weizen mehr. Eine Vorsicht, welche man bei so entwaͤsserten Feldern oder Wiesen beobachten muß, ist die, daß man sie nicht mit schwer beladenen Wagen gerade in der Richtung der Zuͤge befahren lasse. Die Verfertigung ausgemauerter Kanaͤle unter der Erde, um eine große Was- sermasse abzuleiten, ist ein Gegenstand der Baukunst. §. 247. B. Herabzie- hendes Tage- wasser. B ) Die zweite Ursache der Naͤsse findet hauptsaͤchlich in Thaͤlern statt, die rings- umher mit Anhoͤhen umgeben sind, von welchen sich das Wasser auf der Oberflaͤche herabzieht, oder in Regenbaͤchen herabfließt, und nun nirgends einen weitern Ausweg findet, sondern hier einziehen und verdunsten muß. Wenndiese Thaͤler keinen sehr durch- lassenden Boden oder natuͤrliche unterirdische Wasserableiter haben, so werden sie dadurch oft voͤllig zu Suͤmpfen oder gar zu Teichen und Seen. Die Huͤlfe ist hier mehren- theils sehr schwierig; jedoch kann sie es mehr oder minder seyn, und sich zuweilen be- zahlen, wenn man die umgebende Anhoͤhe da, wo sie am niedrigsten ist, oder wo sich etwa eine Schlucht findet, mit einem hinreichend tiefen Graben durchsticht, und da- durch das Wasser zu einer noch niedern Gegend, und endlich zu einem Fluße oder See hinleitet. Man muß hier die Kosten des Grabens mit der Groͤße und der Guͤte der Flaͤche, welche man dadurch gewinnen wuͤrde, vergleichen und berechnen, wie sich der Werth der letztern zu erstern verhalte. Manchmal kann es unausfuͤhrbar seyn, das Wasser aus der niedrigsten Stelle des Thales abzuleiten, weil man dem Graben von da ab nicht das noͤthige Gefaͤlle ge- ben kann. Wenn man sicher ist, daß dies Wasser nur Ober- oder Tagewasser sey, welches sich von den Anhoͤhen vielleicht in kleinen Regenbaͤchen herabzieht, so kann es rathsam seyn, am Abhange der Anhoͤhen so hoch, daß er noch Gefaͤlle haben kann, einen Auffangegraben zu ziehen, in welchem sich das herabkommende Wasser ergießen muß, und es aus diesem dann an einer paßlichen Stelle uͤber oder durch die Anhoͤhe Abwaͤsserung. abzuleiten. Es kann hierdurch wenigstens ein betraͤchtlicher Theil der Naͤsse ge- hoben werden. Die dritte Huͤlfe in diesem Falle findet statt, wenn der Boden des Thales eine nicht zu starke Schicht von undurchlassender Erde, darunter aber durchlassenden Kies oder Sand hat. Hier legt man eine oder mehrere Fanggruben oder ausgepfaͤhlte Brunnen an, welche entweder selbst durch die undurchlassende Schicht hindurchgehen, oder man durchbohrt diese nur mit einem starken Erdbohrer, da denn das eindringende Wasser diese Loͤcher offen erhaͤlt, und sich hinlaͤnglich durch sie hindurch in die durch- lassende Erde versenkt. Man hat auf diese Weise haͤufig Moraͤste ausgetrocknet, Wasserpfuhle und Seen versenkt, und auf deren Grunde einen sehr fruchtbaren Bo- den gewonnen. Es ist aber zuvor noͤthig, die Sache genau zu untersuchen, und sich zu uͤberzeugen, daß wenn man auch auf Sand kommt, dieser das Wasser wirklich verschlucke, und nicht im Gegentheil, wie zuweilen der Fall seyn kann, mit Wasser schon angefuͤllt sey, welches durch die Verbindung, worin es mit hoͤherem Wasser steht, einen so starken Druck erhaͤlt, daß es aus der gemachten Oeffnung nur noch mehr hervorsprudelt. Eine partielle Huͤlfe kann man den Feldern in solchen Thaͤlern dadurch geben, daß man sie mit vielen Graͤben durchschneidet, und sie durch die ausgeworfene Erde, und vielleicht durch Sand, den man von den Anhoͤhen herabbringt, erhoͤht. Die Fruchtbarkeit und der Reichthum des Thalbodens bezahlt oft die muͤhsame Arbeit. §. 248. C. Die Quellen und Quellgruͤnde entstehen, wenigstens in den bei wei- C. Quellen. tem meisten Faͤllen, auf folgende Weise. Das Wasser, welches sich auf den Gipfeln der Berge und Anhoͤhen am staͤrksten aus der Atmosphaͤre niederschlaͤgt, versenkt sich nach dem Gesetze der Schwere perpendikulaͤr in dem poroͤsen Boden so tief es kann, bis es nun durch eine undurchlassende Erdschicht daran verhindert wird. Wenn es auf diese kommt, so gleitet es auf selbiger weiter fort, und bahnt sich dann einen Aus- weg, wo diese Erdlage zu Tage kommt. Findet es hier einen freien Ausweg, so kommt es als offene Quelle hervor, bahnt sich bei zureichendem Gefaͤlle sein ferneres Bette, und fließt als ein Bach der niederern Gegend zu, ohne das umliegende Land auf eine weite Entfernung feucht zu machen. Wenn aber da, wo die undurchlassende Erdschicht am Abhange oder Fuße einer Anhoͤhe zu Ende geht, ein poroͤser Erdboden sich angehaͤuft hat, so durchzieht das Wasser denselben, macht ihn in einem weiten Abwaͤsserung. Umfange feucht und sumpfig, bricht dann, durch den Druck von oben gezwungen, in haͤufigen kleinen quelligen oder quebbigen Stellen aus, oder schwitzt durch den Rasen hindurch. Dieses ist eine der haͤufigsten Ursachen der wassergalligen Felder sowohl, als der Moraͤste, Bruͤcher und Moore. Es sind hier oftmals mit großen Kosten Mittel angewandt worden, welche aber nur eine unbedeutende Huͤlfe geleistet haben, oder ganz fruchtlos gewesen sind. Man hat mannigfaltige Graͤben gezogen, aber beinahe nur die Raͤnder derselben dadurch trocken gemacht. Wenn sie auch die gehoͤrige Richtung hatten, so zog sich das Was- ser doch unter ihrer Sohle durch, falls sie nicht so tief waren, daß sie den undurchlas- senden Untergrund erreichten und in denselben hineingingen. Da letzteres eine uner- laͤßliche Bedingung ist, wenn die Graͤben ihre Wirkung thun sollen, dann aber, wenn man nicht die rechte Stelle in jedem Falle trifft, eine unerschwingliche Tiefe haben muͤssen, so ist es von hoͤchster Wichtigkeit, die mannigfaltigen Faͤlle zu unterscheiden, welche sich aber, wenn man auf die Lage der Erdschichten als Grund der Quellstellen Ruͤcksicht nimmt, auf wenige reduziren lassen. §. 249. Lage des Erd- bodens an Quellstellen. Mehrentheils gleitet das Wasser am Abhange oder Fuße einer Anhoͤhe nicht von der horizontalen oder schraͤgen undurchlassenden Erdschicht, die sein weiteres Versin- ken verhindert, geradezu herab. Denn man findet fast immer, daß sich an dem un- tern Theile, selbst kiesiger oder steiniger Berge, eine Vorlage von thoniger Erde ge- bildet hat, die hoͤher aufwaͤrts duͤnner, nach dem Fuße zu immer dicker zu werden pflegt. Wahrscheinlich ruͤhrt das von den thonigten Theilen her, welche das herabflie- ßende Wasser aus der uͤbrigen Erde ausgeschlemmt und hier abgesetzt hat. Mag es aber auch eine andere Ursach haben; man findet den Fuß der Anhoͤhen gewoͤhnlich mit einer solchen thonigten Vorlage umgeben, die manchmal von betraͤchtlicher Staͤrke, zuwei- len aber auch nur duͤnne ist. Das in der porosen Erde sich herabsenkende Wasser wird also von der thonigten Unterlage und von dieser Vorlage eingesperrt, und so ein Was- serbehaͤlter gebildet, worin sich nach Verhaͤltniß der aus der Atmosphaͤre niederge- schlagenen Feuchtigkeit das Wasser mehr oder minder anhaͤuft. Es stauet nun so weit herauf, daß es entweder da uͤberfließt, wo die thonigte Vorlage zu Ende geht, oder, was haͤufiger der Fall ist, es hat sich durch diese thonigte Vorlage an duͤnnern Stellen derselben Auswege gebahnt, wo es durchdringt. Es koͤmmt dann aber in diesen Abwaͤsserung. diesen Faͤllen nicht gleich voͤllig zu Tage, indem sich naͤmlich uͤber dieser Thonlage wieder poroͤse Erde, die haͤufig schwammigter und mooriger Art zu seyn pflegt, — indem sie von der Feuchtigkeit selbst gebildet worden — angehaͤuft hat. In die- ser zieht sich das aus der thonigten Lage hervordringende Wasser herab, macht eine groͤßere oder geringere Flaͤche feucht und quebbig, und erzeugt hier Suͤmpfe, Moore und Binsengruͤnde. Die eigentliche Quelle oder der Ort, wo das Wasser aus der thonigten Lage hervordringt, liegt manchmal viel hoͤher, wie die Stelle, wo sich die Feuchtigkeit zuerst auf der Oberflaͤche zeigt. Denn wenn die Oberlage der poroͤsen Erde stark und der Abhang betraͤchtlich ist, so gleitet das Wasser unter derselben auf der Thonlage herab, und zeigt sich auf der Oberflaͤche wenigstens nicht deutlich und nicht bei trocknerer Witterung. Sie koͤmmt erst da zum Vorschein, wo der Bo- den am Fuße des Berges nicht mehr abhaͤngig ist, oder wo etwa hoͤher aufwaͤrts das Wasser durch eine Erhebung des Thonlagers aufgehalten wird, oder aber das Lager der oberen poroͤsen Erde sehr duͤnne ist. Deshalb giebt es auch Faͤlle, wo die Feuchtigkeit sich schon hoch am Berge zu zeigen anfaͤngt. §. 250. Die beiden Figuren auf Tafel I. (wovon, so wie bei der folgenden, die obere Faͤlle einer Art. den Grundriß, die untere das Profil eines an seinem Fuße quellgruͤndigen Berges oder Anhoͤhe vorstellt) werden dies versinnlichen. In dem Profile ist a die durch- lassende poroͤse Erde des Berges oder der Anhoͤhe; b die darunter liegende horizontale Thonschicht, welche das tiefere Ver- senken des Wassers hindert. c die thonigte Vorlage, die an dem Fuße des Berges hinaufgeht. Das bis zur Hoͤhe von q heraufstauende Wasser hat sich hier durch die duͤn- nere Thonvorlage Durchbruͤche gemacht, aus welchen es hervordringt. Ist das Thonlager hier mit einer starken Schicht von poroͤser Erde bedeckt, so wird sich die Feuchtigkeit noch nicht an dieser Stelle, sondern erst mehr unterwaͤrts zeigen. Liegt aber nur wenige Erde daruͤber, wie dieser Fall hier angenommen ist, so kommt auch die Feuchtigkeit gleich zu Tage, und es entstehen hier, wie auf dem Grundrisse bei Q Q Q Q angedeutet ist, Quellen, mehrentheils in einer Linie oder Hoͤhe, die man indessen mehrentheils nicht hervorsprudeln sieht, sondern nur durch Dritter Theil. X Abwaͤsserung. die Feuchtigkeit bemerkt, indem sich das Wasser in dem poroͤsen Grunde herab- zieht, und uun die ganze unterliegende Gegend feucht macht bis dahin, wo es in einem Bache, welcher auf diesen Figuren durch F f angedeutet ist, seinen Abzug findet. In diesem hier angenommenen Falle dringt also das Wasser ziemlich hoch an der Anhoͤhe aus der Tiefe hervor, und kann sich gleich oberwaͤrts, manchmal aber auch erst am Fuße der Anhoͤhe, wo der Boden eben wird, zeigen. §. 251. Faͤlle der an- dern Art. In anderen Faͤllen aber koͤmmt das Wasser aus dem Thonlager auch an nie- drigern Stellen hervor, und zwar an diesen entweder allein oder auch an hoͤheren Stellen zugleich. Diesen Fall stellen die Figuren auf Tafel II. dar. Der sandige, kiesige oder steinige Wasserbehaͤlter geht hier auf der undurch- lassenden Thonlage ruhend und mit einer Thonlage uͤberdeckt mit seinem Fuße tief in das flache Land hinein. Das Wasser hat, durch den Druck von oben gepreßt, sich an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Hoͤhen Durchbruͤche gemacht, aus welchen es hervordringt. Je nachdem sich das Wasser in dem Behaͤlter bei nasser Witterung staͤrker anhaͤuft, und hoͤher in demselben hinaufstaut, fließen die hoͤheren Quellen mit den unteren zugleich. Nimmt aber das Wasser in dem Be- haͤlter ab, so versiegen die oberen Quellen, und nur die unteren fahren zu fließen fort. An den hoͤheren Stellen entdeckt man also bei trockener Witterung in die- sem Falle keine Spur des Wassers, wogegen in dem vorigen die Naͤsse sich immer in derselben Hoͤhe zeigt. Diese Wahrnehmung unterscheidet die beiden Faͤlle oft schon hinreichend, oder leitet doch zu ihrer Unterscheidung; jedoch gelangt man oft erst durch den Erdbohrer oder durch Eingraben zu mehrerer Sicherheit. Und dies ist nothwendig, da die beiden Faͤlle eine verschiedene Anlegung des Abfange- grabens erfordern, und bei Verwechselung der Faͤlle dieser an der unrichtigen Stelle angelegt wenig fruchten wuͤrde. §. 252. Huͤlfe im er- sten Falle. Im ersten Falle naͤmlich wuͤrde es wenig helfen, wenn der Graben an dem tiefsten Orte, wo sich die Feuchtigkeit freilich am staͤrksten zu zeigen pflegt, ange- legt wuͤrde; die ganze oberhalb liegende Gegend wuͤrde dadurch nicht trocken wer- den. Denn man trift hier den Wasserbehaͤlter nicht mehr, in welchem sich das Abwaͤsserung. Wasser angesammelt hat, es faͤhrt deshalb fort, an den hoͤheren Stellen auszu- fließen, und sich durch die poroͤse Oberflaͤche durchzuziehen. Dringt man mit dem Graben nicht bis auf die Thonlage ein, welches wegen der angehaͤuften moorigen Erde und wegen des mangelnden Gefaͤlles zuweilen gar nicht angeht, so zieht sich die Feuchtigkeit selbst unter der Sohle des Grabens hindurch, auch aus dem Gra- ben wieder in die schwammige Erde hinein, und kommt auch unterhalb desselben wieder zum Vorschein. Wenn hingegen der Graben oberwaͤrts bald unter der Linie, wo das Wasser durch das Thonlager durchdringt, und da, wo sich die Feuch- tigkeit auf der Oberflaͤche zuerst aͤußert, angelegt und bis in das Thonlager hinein versenkt wird, — welches hier wegen der duͤnneren Oberlage leichter ist, und wo- bei man hinreichendes Gefaͤlle behaͤlt, — so wird das herabziehende Wasser dadurch aufgefangen, und die unterliegende Gegend muß trocken werden. §. 253. Im zweiten Falle hingegen wuͤrde dieser in der hoͤheren Linie angelegte Gra- Huͤlfe im zweiten Falle. ben von geringem Nutzen seyn, indem er nur das oberhalb hervordringende Was- ser, welches sich nur bei einer starken Anhaͤufung des Wasserbehaͤlters zeigt, auf- fangen, aber nicht das unterhalb hervorquellende abschneiden koͤnnte. Hier muß vielmehr der Graben an der niedrigsten Stelle, wo noch Wasser durch das Thon- lager hervordringt, angelegt werden. Kann man hier nun mit dem Graben in das Thonlager so tief eindringen, daß man auf dem poroͤsen Wasserbehaͤlter oder dessen sich tief hineinziehende Adern kommt, so wird dem saͤmmtlichen darin angehaͤuften Wasser Luft geschafft, und es kann sich an diesem niedrigsten Orte voͤllig ausleeren. Die oberen Quellen werden folglich, da das Wasser nicht bis zu ihnen hinaufstauen kann, zu fließen aufhoͤren, und die ganze Breite wird trocken werden. §. 254. Eine solche Vertiefung findet aber hier selten statt, theils weil das Thonlager Anwendung der Bohr- loͤcher. uͤber den Wasserbehaͤlter hier sehr stark zu seyn pflegt, theils weil man von der Sohle des tiefen Grabens ab nicht mehr genugsames Gefaͤlle hat. Deshalb ist die vom Doktor Andersson angedeutete, von Elkington aber erfundene und so haͤufig zur Bewunderung von ganz England ausgefuͤhrte Huͤlfe, dem Wasser mittelst der Bohrloͤcher Ausfluß zu geben, von so großer Wichtigkeit, daß das Parlament X 2 Abwaͤsserung. letzterem eine sehr ansehnliche Belohnung bewilligte, uͤber die Anwendung seiner Methode Untersuchungen anstellen, und andere darin belehren ließ. Wenn man naͤmlich mit dem Graben bis in das Thonlager eingedrungen ist, so macht man in der Sohle des Grabens entweder mit dem Spaten Versenkungen, oder aber, was voͤllig zureichend befunden, man bohrt nur mit einem starken Erd- bohrer Loͤcher durch die Thonlage durch, bis man auf dem sandigen oder kiesigten Wasserbehaͤlter kommt, wo dann das Wasser oft mit gewaltiger Macht aus diesen Loͤchern hervordringt, und sich in dem Abfangegraben ergießt, aus welchem es dann, da seine Sohle noch hoͤher liegt, wie der niedrigste Theil der Gegend — gewoͤhnlich ein darin herfließender Bach — durch den Abzugsgraben abflie- ßen kann. Elkington machte diese Erfindung zufaͤllig, indem er in einem vergeblich an- gelegten Graben stehend voll Unmuth mit einer eben daliegenden eisernen Stange auf den Boden stieß, hierdurch die nur noch duͤnne Thonlage durchbrach, worauf das Wasser mit solcher Gewalt hervorsprudelte, daß er sich schnell aus dem Gra- ben herausheben mußte. Nachdem er diesem Wasser Abzug gegeben, machte er mit einem Bohrer mehrere Loͤcher, und legte auf die Weise die ganze Gegend bald trocken. Er hat nachher auf diese Art eine Menge bewunderungswuͤrdiger Ent- waͤsserungen bewirkt, und sein Name ist hierdurch auf ewige Zeiten beruͤhmt ge- worden. Es koͤmmt dieser Fall indessen bei der Ziehung von Graͤben sehr haͤufig vor, und jeder mit Grabenziehen lange beschaͤftigte Arbeiter kennt dieses Hervor- sprudeln von Quellen aus dem thonigen Grunde eines Grabens. Elkington ver- stand nur, die gehoͤrige Anwendung von dieser zufaͤlligen Beobachtung zu machen. Durch solche Graͤben und Bohrloͤcher wird dem in den Sand-, Kies- und Steinlagen des Erdbodens angehaͤuften Wasser an der niedrigsten Stelle Ausfluß verschafft, und das Wasser dann aus der ganzen Gegend durch die kommuniciren- den durchlassenden Schichten und Adern dahin abgeleitet, indem sich diese um so staͤrker oͤffnen, je mehr das Wasser einen Zug dahin bekommt. Es koͤnnen also durch die Anlage eines solchen mit Bohrloͤchern versehenen Grabens — wenn man anders den Wasserbehaͤlter oder eine Ader desselben rich- tig trifft — alle Stellen, die uͤber der Horizontallinie seiner Sohle liegen, in einer Gegend von weitem Umfange trocken gelegt, und alle hoͤheren Quellen zum Abwaͤsserung. Versiegen gebracht werden, wenn sie, wie es gewoͤhnlich der Fall ist, durch durch- lassenden Schichten und Adern des Erdbodens mit einander in Kommunikation stehen. Es ist daher auch nichts Seltenes gewesen, daß durch diese Anlage auf einer Seite eines Berges oder einer Anhoͤhe die andere Seite desselben trocken wurde, ja daß so- gar Quellen, die dort einen Bach bildeten, zu fließen aufhoͤrten, und folglich Was- sermangel entstand. Dagegen verschaffte man sich in dem angelegten Graben zuwei- len unerwartet einen so starken Wasserzufluß, daß man Muͤhlenwerke damit betreiben konnte. Auch konnte das aufgefangene Wasser oft zur Bewaͤsserung des niedriger liegenden, nun aber von unten trocken gelegten Bodens benutzt, und so nun aus morastigen Gruͤnden willkuͤhrlich zu bewaͤssernde Wiesen gemacht werden. Die Bohrloͤcher verstopfen sich, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht leicht, sie werden vielmehr durch das hervordringende Wasser erweitert, und es entstehen gleich- sam kuͤnstliche Quellen. Nach Verhaͤltniß des Wasserszuflusses werden ihrer mehrere oder wenigere gebohrt. Auf allen Fall kann man sie mit einer kleinen Einfassung um- geben, damit sie nicht, wenn etwa die Grabenwand herabsinken sollte, verschuͤttet werden. Auch sind sie sehr leicht wieder zu oͤffnen. Man muß aber, wie sich von selbst versteht, nie erwarten, daß ein solcher Graben auf die Entwaͤsserungen von Stellen wirken solle, die unterhalb der Horizontallinie seiner Sohle liegen; es sey denn, daß die eigentliche Quelle, wie im ersten Falle, wirklich hoͤher aus dem Thon- lager hervordraͤnge, die Feuchtigkeit aber wegen der Bedeckung mit poroͤser Erde sich erst tiefer zu zeigen anfinge. Ich glaube durch diese wenigen Worte, die Manchen so verwickelnd scheinende Materie von der Abfangung der Quellen und der Trockenlegung quelliger Gruͤnde ge- nugsam erlaͤutert zu haben. Die Lehre ist sehr einfach, es gehoͤrt aber eine genaue Untersuchung der ganzen Gegend und der Schichtenlage des Bodens — die man sich oft zufaͤllig an eingestuͤrzten Abhaͤngen beim Brunnengraben, immer aber durch den Gebrauch des Erdbohrers verschaffen kann — dazu, um sie fuͤr jede besondere Loka- litaͤt richtig anzuwenden. Wir haben Johnston’s Abhandlung uͤber das Austrocknen der Suͤmpfe und Entwaͤsserung kaltgruͤndiger Aecker nach Elkington’s Verfahren, uͤbersetzt von dem Gra- sen von Podewils, Berlin 1799, worin die Sache ausfuͤhrlich aber dennoch nicht vollstaͤndig und etwas verworren abgehandelt ist. Man wird sich indessen nach dem Abwaͤsserung. Vorgesagten einen klaren Begriff von mehreren verschiedenen Faͤllen daraus machen koͤnnen. Ueber die besondere Anwendung auf quellige Moore weiter unten. §. 255. D. Von Stroͤ- men. D. Das Austreten der Stroͤme und Fluͤsse aus ihrem Bette, so wie auch die Verengerung ihres zu weiten Bettes wird durch Daͤmme, die man Deiche nennt, bewirkt. Die zweckmaͤßige und sichere Anlegung dieser Deiche lehrt die sehr verwickelte und ungeachtet aller Anstrengung treflicher theoretischer und praktischer Maͤnner noch in ihren wichtigsten Grundsaͤtzen schwankende und daher in der Ausfuͤhrung so leicht fehlgreifende Deichbaukunst. Die Anlage und Unterhaltung groͤßerer Eindeichungen ist, was ihre Ausfuͤhrung und Aufsicht anbetrifft, selten die Sache des Privatmanns, sondern des Staats oder der Kommune, die solche besondern, wohl unterrichteten und erfahrnen Werkverstaͤndigen auftragen. Indessen kann es dem an solchen Stroͤmen wohnenden Landwirthe interessant und nuͤtzlich seyn, sich davon eine gruͤndliche Kennt- niß zu erwerben, und deshalb verweise ich denselben auf folgende Werke: Hunrichs praktische Anleitung zum Deich-, Siel- und Schleusenbau. Bre- men, zwei Theile, 1770, 1782. Kirchmann Anleitung zur Deich-, Schleusen- und Staakbaukunst. Hanno- ver 1786. Riedels Anleitung zur Strom- und Deichbaukunde. Berlin 1800. §. 256. Deiche. Es soll durch die Eindeichung entweder das Land gegen die starken Anschwellungen von Fluͤssen und Ueberstroͤmungen, welche sich von Zeit zu Zeit ereignen, gesichert, oder es soll bisher vom Wasser mehrentheils bedecktes Land dadurch gewonnen und zur Kultur vorbereitet oder urbar gemacht werden. Man hat gegenwaͤrtig Deiche, die man als voͤllig gefahrlos annehmen kann. Es hat lange gedauert, bevor man aus schrecklichen Erfahrungen die groͤßeren Vor- kehrungen kennen gelernt hat, welche zur vollkommensten Sicherung erforderlich sind. Auf und an diesen gefahrlosen Deichen kann man nunmehro voͤllig gesichert gegen die gewoͤhnlichen Naturereignisse unsers Klima’s wohnen, und diese zeichnen sich von den Gefahrdeichen, die einer sehr genauen Aufsicht und Beihuͤlfe bei hohem Wasserstande beduͤrfen, merklich aus. Jene gefahrlose Deiche finden aber fast nur da statt, wo die Abwaͤsserung. Ueberstroͤmungen bloß vom Ruͤckstau des Meeres, von sogenannten Doppelflutheu und vom Wellenschlage herruͤhren koͤnnen, deren moͤglichste Groͤße und Gewalt man durch Erfahrung und nach Theorie kennen lernen konnte. Dies ist aber nicht moͤg- lich, wo die Gefahr der Ueberstroͤmung von Landfluthen oder von einem sich stopfen- den Eisgange herruͤhret, indem es sich durchaus nicht bestimmen laͤßt, wie arg es da- mit werden koͤnne. Im letztern Falle ist ohne Zweifel ein sehr breites Vorland — so nennt man das zwischen dem Deiche und dem Strome liegende unbewallte Land — und ein moͤglichst gerader, oder nur in einem weiten Zirkelbogen sich kruͤmmender Gang des Flußes ungleich sicherer, wie die moͤglich hoͤchste und staͤrkste Anlage der Verwallung. Leider ist man aber haͤufig mit der Eindeichung an manchen Orten theils zu voreilig — eher das angesetzte Land seine sogenannte Reife erhalten hatte — theils zu geizig mit dem Lande, welches man fuͤr den Ackerbau gewinnen wollte, gewesen, und hat da- durch die Gefahr und den von Zeit zu Zeit erfolgenden nun vielleicht unabwendlichen Schaden weit uͤber das Verhaͤltniß des Werths des mehr gewonnenen Landes vergroͤßert. §. 257. Wenn durch die Deiche der Ueberstroͤmung aus den Fluͤssen gewehrt ist, so wird Das Binnen- wasser. dadurch die Naͤsse des eingedeichten Landes noch nicht gehoben. Das von der Hoͤhe herunterkommende und dem Strome zufließende Wasser muß seinen Abzug erhalten, und seiner Stauung und Ueberstroͤmung muß gewehrt werden. Die Vorkehrungen, welche man hierzu getroffen hat, sind verschieden, und muͤssen es ihrer Lokalitaͤt nach seyn. Zuweilen leitet man es durch Kanaͤle dem Flusse in moͤglichst gerader Richtung Auslaßschlen- sen. zu, und laͤßt es durch Auswaͤsserungsschleusen (Sielen) unter dem Deiche aus. Sie sind mehrentheils mit Fallthuͤren (Sielklappen) versehen, die das aͤußere Wasser, wenn es hoͤher steht, zuschließet, wogegen sie, wenn dieses gefallen ist, von dem innern herausdraͤngenden Wasser geoͤffnet werden. §. 258. Das hoͤher liegende Marschland entledigt sich dadurch seiner Naͤsse mehrentheils Entwaͤsserung des niedern Landes. ganz gut. Aber nicht so dasjenige, was gewoͤhnlich mehr landeinwaͤrts, niedriger Abwaͤsserung. liegt, als der Wasserspiegel des Flusses zu der Zeit steht, wo die Ableitung des zuflie- ßenden Wassers am noͤthigsten waͤre. Man hat hier mancherlei partielle Huͤlfsmittel gebraucht, und solches Nieder- land mit Graͤben und Daͤmmen umgeben, die das von der Hoͤhe herabkommende Wasser auffangen. Man hat, wo das Wasser herdurchgehen mußte, hohe Waͤlle aufgeworfen, die das Wasser in betraͤchtlicher Hoͤhe uͤber der Flaͤche des Bodens er- halten, und es so durch die Niederung durchfuͤhren. Zuweilen hat man das Wasser doch nicht hoch genug zu halten vermocht, sondern hat es aus den Graͤben uͤber die Daͤmme, welche die Niederung umgaben, durch Schoͤpfmaschinen heruͤbergießen muͤssen. Solche innere Verwallungen, (Binnendeiche, Nothdeiche) finden uͤbri- gens nur da statt, wo man einen festen thonigen Boden hat; in einem poroͤsen, der Durchsinterung unterworfenen Boden, wuͤrden sie vergeblich seyn. Sicherer ist der Weg, dieses Wasser durch einen betraͤchtlichen Kanal abzufan- gen, der an der Anhoͤhe heruntergezogen wird, und das saͤmmtlich herabkommende Wasser aufnimmt, den man aber oft erst in einer weiten Entfernung, wo das Niveau des Wasserspiegels im Fluße sicher niedriger steht, in denselben einfallen laͤßt. Hat ein solcher Kanal zureichendes Gefaͤlle, so sichert er vollkommen. Nur ist das Ueble, daß er oder der Strom selbst sich unterwaͤrts so leicht versandet, wodurch sein oder des Flusses Bette so erhoͤht wird, daß der Kanal nun nicht zureichenden Abfluß hat, sondern das Wasser darin zuruͤckstaut. Nicht selten ist dadurch schon voͤllig entwaͤsser- tes Land wieder morastig geworden. Es ist dann hiergegen zuweilen keine andere Huͤlfe moͤglich gewesen, als einzeln Stuͤcke Landes nach der vorerwaͤhnten Art mit Bewallungen von fester Erde zu versehen, und sich des durchdringenden Wassers durch Schoͤpfmaschinen zu entledigen. §. 259. Schoͤpfma- schinen. Dieser Schoͤpfmaschinen giebt es mannigfaltiger Arten. Sie werden gewoͤhn- lich durch Windfluͤgel in Bewegung gesetzt, und die Hollaͤnder sind darin den Bewoh- nern aller gesenkten Laͤnder mit ihren Erfindungen und Mustern vorgegangen. Die wesentlichsten Erfordernisse derselben sind: daß sie keines sehr starken Win- des zu ihrer Bewegung beduͤrfen, und unerwarteten Beschaͤdigungen nicht unterwor- fen sind. Denn ohne das wuͤrden sie oft gerade zu der Zeit unbrauchbar seyn, wo man ihrer am meisten bedarf. Deshalb sind die, welche große Kraft erfordern, welche Abwaͤsserung. welche sehr zusammengesetzt sind, und viel Eisen enthalten, immer sehr mißlich. Das Schaufelrad, das Wurfrad und die Schnecke erfuͤllen den Zweck we- niger oder mehr. Der neu erfundene Belier hydraulique ist nur in gewissen La- gen anwendbar. Der seit kurzem die Aufmerksamkeit der Mathematiker und Natur- forscher erregende Montgolfiersche Wasserstoͤßer ist wohl zu unwirksam. Neuerlichst hat man sich in Holland auch der Dampfmaschinen zu dieser Absicht zu bedienen an- gefangen, mit großer Wirkung, aber freilich auch mit schweren Kosten. Oft sind mehrerer solcher Werke erforderlich, um sich das Wasser, eins dem an- dern, zuzuheben, eher es auf die erforderliche Hoͤhe gebracht werden kann. §. 260. Fast eben die Mittel, deren man sich in den verwallten Niederungslanden zur Das Durch- sinterungs- wasser. Abfangung und Ableitung des von der Hoͤhe herunterkommenden Wassers bedient, sind auch anwendbar, um das sogenannte Durchsinterungs-, Grund- oder Kufen- wasser abzuleiten. Dieses Wasser ist dasjenige, welches sich durch die durchlassenden Erdlagen bei hoͤherem Wasserspiegel hindurch und in das gesenkte Land hineinzieht. Dieses Wasser zieht sich beim Anschwellen der Fluͤsse in den Boden hinein, beim Fal- len derselben aber nicht so leicht wieder heraus; vielmehr pflegt es oft erst dann hin- durchgedrungen zu seyn und sich zu zeigen, wenn das Wasser in den Stroͤmen schon wieder gefallen ist. Deshalb koͤnnen es die auf dem Strome direkte zugefuͤhrten, mit einer Fallschleuse versehenen, und unter den Wall durchgehenden Graͤben, so wie auch die, welche man schraͤg und tiefer abwaͤrts in dem Strome erst einfallen laͤßt, abfuͤhren. §. 261. Den Ueberstroͤmungen und Durchsinterungen solcher Fluͤsse, die wegen ihrer Durchstiche gekruͤmmter Flußbetten. Kruͤmmungen ein zu geringes Gefaͤlle haben, und deren Anschwellung nicht vom Ruͤckstau herruͤhrt, wird dadurch am sichersten gewehret, daß man ihnen ein gerade- res Bette giebt, und die Hindernisse ihres freien Laufs wegraͤumt. Je gerader, desto schneller ist der Strom, und je schneller, um desto weniger Wasser enthaͤlt er zu derselben Zeit in seinem Bette. Je ungehinderter, desto ruhiger fließt er auch, und je ruhiger er fließt, desto weniger Zerstoͤrungen richtet er an. Man erreicht dies auf zweierlei Art: Man durchsticht entweder die Kruͤmmun- gen, und giebt dem Strome durch selbige hindurch ein gerades Bette, wodurch man Dritter Thell. Y Abwaͤsserung. seinen Weg um das vier- und fuͤnffache, zuweilen noch mehr verkuͤrzt, und durch das staͤrkere Gefaͤlle schneller ausleert. Man gewinnt hierdurch oftmals eine solche Strecke des fruchtbarsten Landes zu Aecker, Wiesen und Fettweiden, welche die saͤmmtlichen Kosten durch ihren Werth bezahlt. Oder aber man leitet nur einen Theil seines Wassers durch einen geraden Nebenkanal, worin das Wasser ein staͤrkeres Gefaͤlle, als in dem sich schlaͤngelnden Strome hat, ab, ohne jedoch das alte Bette zu ver- schließen. Ein solcher Graben braucht anfangs nur schmal und flach zu seyn; er er- weitert sich in der Folge durch die Kraft des Wassers von selbst dermaaßen, daß er das saͤmmtliche Wasser nun auffassen und abfuͤhren kann, und das alte gekruͤmmte Bette des Flusses nun unnoͤthig wird und eingehen kann, wie das bei der neuen Oder von Guͤstebinse bis Niederwutzen der Fall ist. Wiesen, welche an einem sich stark schlaͤngelnden Flusse oder Bache liegen, und unter dem oberen Niveau seines Wasserspiegels, werden dadurch nicht selten zu feucht. Man kann oft durch einen der Laͤnge der Wiese, von dem hoͤheren Niveau zum nie- drigsten herab, gezogenen Graben helfen, den man unterwaͤrts in den Bach einlaͤßt, wo dessen Spiegel niedriger ist, als die Wiesenflaͤche. Dieser fuͤhrt das ausgetretene oder durchgesinterte Wasser schnell wieder ab, mit Huͤlfe der in ihn hineingeleiteten Wasserfurchen. Mit der aus dem Graben ausgeworfenen Erde laͤßt sich oft eine Verwallung machen, wenn man ihn nicht weit vom Flusse ziehet. §. 262. Durchleitung des Wassers unter das Bette eines Flusses. In sehr flußreichen Gegenden ist es nicht selten, daß angraͤnzende Niederungen tiefer liegen, wie das Bette des naͤchsten Flusses, und dem Wasser also durchaus kein Abzug in selbigem gegeben werden kann. Hier hat man die unmoͤglich scheinende Entwaͤsserung dadurch bewirkt, daß nach geschehener Eindaͤmmung des hoͤheren Flusses das Wasser unter dem Damm und unter dem Flusse weg durch eingelegte Roͤhren, durch hoͤlzerne Siele, oder durch eine gemauerte Wasserleitung fort- und nach einem andern niedriger liegenden Flusse hingeleitet worden. Ein paar Faͤlle die- ser Art hat einer der ausgezeichnetsten Landwirthe Frankreichs, Cretté de Paluel aus- gefuͤhrt, die ich als Beispiele dieser sonst nicht haͤufig vorkommenden Operation aus dem vierten Theile der Mémoires de la Société d’agriculture de la Seine, T. IV., hier mittheile, indem die ganze Anordnung dieser Entwaͤsserungen auch durch mehrere Nebenumstaͤnde sehr belehrend ist. Abwaͤsserung. §. 263. Die Wiese B C stand vor dem Jahre 1779, wegen der bestaͤndigen Ueberstroͤ- Cretté’s de Paluel erster Fall, vergl. Taf. III. mung des Flusses More, fast immer im Wasser, weil der Grund nur um 5 bis 6 Zoll hoͤher als der gewoͤhnliche Wasserspiegel war. Der Grund war bestaͤndig weich und quebbigt, und trug nur Schilf und Binsen. Der Fluß Croust hat eine hohe Bewallung K K, und trennt dadurch die Wiese A von der Wiese B. Wie Cretté Eigenthuͤmer dieser Grundstuͤcke ward, war sein ersten Gedanke, diese Suͤmpfe trocken zu legen. Der Augenschein und eine angestellte Nivellirung zeigten bald, daß die Wiese A niedriger als die Wiese B liege, daß aber jene ungleich besseres Heu gebe, weil sie einen natuͤrlichen Abhang hatte, wodurch sie entwaͤssert werden konnte. Nachdem er sich also von dem Gefaͤlle uͤberzeugt hatte, ließ er an der Stelle C unter dem Croust ein eichenes Siel 52 Fuß lang legen, welches 1 Fuß im Durchmesser hatte. Diese Vorrichtung gab dem Wasser der Wiese B ein Gefaͤlle von 2 Fuß. Hierauf ließ er die Bewallung des More verstaͤrken, von der Muͤhle ab bis zu der Stelle M, welches der niedrigste Theil war. Bei F ließ er eine Schleuse an- bringen, wodurch ein Ueberfluß des Wassers durch das Siel bei E unter dem Croust abgeleitet werden kann. Da er durch diese Bewallung F bis G das Wasser des More uͤber 3 Fuß geho- ben hatte, so ließ er eine Muͤhle anlegen mit zwei Raͤdern unter einem Dache, die von zwei verschiedenen Fluͤssen getrieben werden. Die Entwaͤsserung der Wiese C ward mit wenigem Aufwande bewerkstelligt, wie es der Augenschein zeigt. Der sich schlaͤngelnde Fluß ist um vieles laͤnger wie der Graben O O, der in gerader Linie durch die Mitte der Wiese gezogen ist. Das Wasser des oberen Theils kommt also weit schneller nach N, als das Wasser des Flus- ses nach der Furth M. Ein bei N unter dem Damm durchgehendes Siel von 18 Fuß Laͤnge, und der Graben O O sind also die einzigen Kosten, welche diese Entwaͤsserung verursacht hat. Die Graben; welche vorher auf den Fluß zuliefen, sind an dieser Seite zugemacht, und leeren sich in dem Hauptgraben aus. Die ganze Wiese liefert jetzt ein vortrefliches Heu; der obere Theil R aber ist so abgetrocknet, daß er zum Ge- muͤsebau hoch vermiethet wird. Y 2 Abwaͤsserung. Die kleine Insel L, ein vormaliger Sumpf, ist durch den Auswurf des her- umgehenden Kanals erhoͤhet und mit Pappeln bepflanzt worden; wodurch auch die untere Gegend bei Q voͤllig entwaͤssert worden (der hier angelegte Kanal ist ver- muthlich ein Wasserbehaͤlter fuͤr die Muͤhle). P war ein Morast, worin nichts wuchs, weil der Grund nicht hoͤher als der Wasserspiegel war. Durch die darin gezogenen Graͤben ist er um 8 Zoll erhoͤhet, und hat nur einen Abzug an der niedrigsten Stelle G. (Warum hat man hier nicht einen Durchstich gemacht?) Das Revier H, welches vormals ganz morastig war, hat jetzt einen praͤchti- gen Rasen, und ist mit Pappeln bepflanzt. Das umliegende Ackerland Q Q Q Q ist um 15 bis 18 Fuß hoͤher als die Wiese. §. 264. Desselben zweiter Fall, vergl. Taf. IV. Die Wiese A A war vormals ein Morast wegen des mangelnden Abzuges, und diente nur auf einzelnen hoͤhern Stellen bei der trockensten Jahreszeit dreien benachbarten Gemeinden zur ungesunden Viehweide. Durch eine einfache und sehr wenig kostspielige Einrichtung hat man eine Wiese von ungefaͤhr 70 Arpents (140 Morgen) gewonnen, welche das vortrefflichste Heu liefert, und dann dem Vieh zur reichen Weide dient. Der umliegende Acker D D D D war 8 bis 9 Fuß hoͤher, und die Ufer des Flusses Croust 6 bis 7 Fuß, so daß sie nirgends Abzug hatte. Der Fluß Rouillon, obgleich betraͤchtlich entfernt, gab Gelegenheit, diese Wiese trocken zu legen. Man legte eine von Steinen aufgemauerte Leitung F F unter dem Flusse Croust durch, und zog einen Graben I durch eine andere Wiese E E von 8 Fuß Breite durch, der das saͤmmtliche Wasser aus dem durch die Mitte der Wiese A gehenden Hauptgraben aufnimmt und in den Rouillon fuͤhrt. Vor Ausfuͤhrung dieser Operation mußte eine Verhandlung uͤber die Thei- lung dieser sumpfigten Flaͤche, die keinem gehoͤrte, vorhergehen. Die zwei graͤn- zenden Gutsherren und drei Gemeinden kamen sehr bald uͤberein, und jeder bekam seinen Antheil. Cretté de Paluel fielen 14 Arpents davon zu. Abwaͤsserung. Die Kosten waren folgende: Die kleinen Abgrabungen machte jeder auf seine Kosten. Um einen Begriff davon zu geben, wie wohlfeil diese Verbesserung erkauft worden, sagt Cretté nur, daß eine Gemeinde ihren Antheil den Arpent zu 42 Li- vres jaͤhrlich verpachtet habe. Der Theil einer andern Wiese H, welcher noch niedriger lag als die vorer- waͤhnte, ist auf aͤhnliche Weise trocken gelegt worden, indem er einen Graben und Leitung K machte, welche unter dem Graben F durchgehet. So werden also drei Wasserlaͤufe unter einander weggefuͤhrt, ohne sich zu vermischen. Die Wiese M machte noch vor wenig Jahren einen moorigten Sumpf aus, der dem Viehe ganz unzugaͤnglich war. Sie gab saures Heu und Binsen. Jetzt ist diese Wiese so ertragreich wie die andern. Cretté legte naͤmlich bei L ein hoͤl- zernes Siel unter dem Croust durch, und versenkte dadurch das Wasser in dieser Wiese 4 Fuß tiefer. Die Binsen verschwanden, und mit Huͤlfe einiger Duͤn- gungsmittel erhielt er bald das schoͤnste Gras. Die darauf gepflanzten Baͤume kommen trefflich fort, und seit zwei Jahren laͤßt er Torf darauf stechen, ohne daß die Arbeiter vom Wasser aufgehalten werden. Die Wiese E E ist uͤber 1 Lieue lang, und wird durch zwei Fluͤsse begraͤnzt, deren Ufer hoͤher sind, wie der Boden der Wiese. Sie wird aber durch den fort- laufenden Graben K, der das Wasser von allen Seiten aufnimmt, trocken gehal- ten. Da seine gerade Richtung seinen Abfluß beschleunigt, so kommt sein Wasser den sich schlaͤngelnden Baͤchen weit vor, und fließt unten mit ziemlich starkem Ge- faͤlle ab. „Dies ist es,“ sagt Cretté, „was ich ausgefuͤhrt habe, und was jeder mit eigenen Augen sehen kann!“ Abwaͤsserung. „Einer meiner Grundsaͤtze,“ sagt Cretté an einer andern Stelle, „ist der, daß ich in der Landwirthschaft bei meinen Ausgaben keine Sparksamkeit beobachte. Der Erdboden bezahlt immer die Anlagen reichlich wieder, die der Ackerbauer dar- auf verwandt, wohlverstanden, daß er es mit Klugheit gethan habe. Aber spar- liche Ausgaben bezahlen sich selten wieder; es sind nur freigebige, die wieder ein- kommen.“ Das ist besonders bei Abwaͤsserungen der Fall! Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. §. 265. Ein unangebauetes, feuchtes und sumpfigtes Grundstuͤck nennt man Bruch, Luch, Brook, Moor, Mooß. Diese Bruͤchen koͤnnen ihre Feuchtigkeit aus den drei unter B C D oben ange- gebenen Ursachen der Naͤsse haben. Sie enthalten entweder eine bloße moodrige, schlammige, unzusammenhan- gende Materie, oder diejenige Substanz, welche wir Torf nennen. Siehe Bd. II. S. 117. Man unterscheidet sie in Gruͤnmoore, Gruͤnlandsmoore, welche oben mit einem gruͤnen Rasen und oft hochwachsenden Graͤsern uͤberzogen sind, die in der obenaufliegenden moodrigen Erde ihre reiche Nahrung finden; und in Hochmoore, Schwarzmoore, Haidmoore, auf denen nur die eigentlichen Torfpflanzen und einige andere, z. B. das Ornithogalum luteum, das Ledum palustre, die Myrica gale und die Erica vulgaris und tetralix wachsen. Die ersteren geben zwar in ihrem feuchten Zustande mehrentheils einen Heu- ertrag, der aber wenig nahrhaft, dem Viehe mehrentheils unschmackhaft und oft ungesund ist, dabei nur bei sehr trockener Jahreszeit gewonnen werden kann. Auch lassen sie das weidende Vieh nur selten und nicht ohne Gefahr zu. Die Torfmoore geben fast gar keine Produktion, als zuweilen eine hoͤchst kuͤmmerliche Weide; sind jedoch oft des Torfstiches wegen von großem Werthe. Der Kultur beider muß die Abwaͤsserung vorhergehen, welche nach Verschie- denheit des Ursprungs der Naͤsse verschieden bewerkstelliget wird. Große Sum- Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. men sind oft verschwendet, wenn man aus Unkenntniß dieses Ursprungs unrichtige Maaßregeln traf. §. 266. Wenn die Naͤsse des Moores nach B., S. 158, vom Tagewasser herruͤhrt, Moore, die vom Tage- wasser ent- stehen. welches von den das Moor umgebenden Hoͤhen sich in die Niederung herabziehet, wo es sich der undurchlassenden Unterlage wegen weder tiefer versenken noch abflie- ßen kann, so kommt es darauf an, ob sich ein Abzugsgraben durch die umgebende Anhoͤhe ziehen lasse, dessen Sohle mit dem Grunde des Moores im Niveau stehet, und sodann ein gehoͤriges Gefaͤlle bekommt. Stehen die Kosten der Anfertigung dieses Kanals mit dem Gewinn, den man von diesem Moore erwarten kann, in Verhaͤltniß, so findet die Sache kein Bedenken, der Kanal wird gehoͤrig angefer- tigt, und dann auf die unten anzugebende Weise in das Moor hineingefuͤhrt. §. 267. Wenn aber der von allen Seiten hohen Umgebung wegen diese Huͤlfe inpraktikabel ist, so findet auch bei den Mooren dieselbe Huͤlfe zuweilen statt, die unter B., Seite 159, angegeben ist, naͤmlich die Versenkung des Wassers. Dies tritt indessen fast nur bei Mooren ein, welche gegen die umgebende Gegend oder die naͤchste Wasserflaͤche hoch liegen, obwohl mit groͤßeren Anhoͤhen umschlossen sind, wie man denn haͤufig Moore auf Bergen findet. Bei Mooren im flachen Lande kann man nur selten eine tiefere Versenkung des Wassers erwarten. Den eingeschlagenen, ausgedielten Brunnen kann man dann mit rauhen Steinen aus- fuͤllen, und oben wieder zumachen; das Wasser zieht durch jene genugsam ab. Man leitet nach dieser Stelle, wenn das Moor abgetrocknet ist, mehrere Graben hin, die man auch, nachdem sie mit Reiswerk ausgefuͤllet sind, wieder bedek- ken kann. §. 268. Wenn die Naͤsse, wie dies der haͤufigste Fall ist, von Quellen herruͤhrt, so Moore von Quellen. kommt es oft sehr darauf an, die Linie der Quellen zu entdecken. Sie kommen naͤmlich zuweilen am Rande des Moores hoͤher, als sich die schwammige Sub- stanz angesetzt hat, hervor. Hier koͤnnen sie durch einen Graben mit Huͤlfe der Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. Bohrloͤcher abgefangen, und das Moor kann auf die Weise ausgetrocknet werden, ohne daß man selbiges bis auf den Grund zu durchstechen braucht. Man erreicht hierdurch den oft hoͤchst wichtigen Vortheil, daß man das Wasser in einem hoͤheren Niveau erhaͤlt, und es um so leichter abfuͤhren kann, was vielleicht ohne einen ge- waltigen Kanal, vom Grunde des Moores ab, nicht moͤglich waͤre. Kommen dagegen die Quellen saͤmmtlich oder zum Theil unterhalb des Moo- res selbst hervor, so ist kein anderes Mittel, als sich nach angelegten mit dem Grunde des Moores gleichstehenden Haupt-Abzugsgraben in das Moor, auf der unten zu beschreibenden Art, hineinzuarbeiten, wo moͤglich zu diesen Quellen hinzudringen, und sie noch in der festen Unterlage selbst abzuleiten. §. 269. Moore von Fluͤssen. Hat das Moor seine Naͤsse von einem benachbarten, zuweilen ziemlich weit entfernten Gewaͤsser, dessen Spiegel immer oder zu Zeiten hoͤher wie dieser Grund und mit demselben durch durchlassende Schichten oder Adern unter der Erde in Verbindung steht, — obwohl es manchmal durch betraͤchtliche Anhoͤhen auf der Oberflaͤche davon getrennt seyn kann — so kommt es darauf an, ob man dem Wasser einen Abzug nach einem noch niedern Orte oder Flusse geben kann, wovon auch die oben angefuͤhrten Crett é schen Faͤlle ein Beispiel geben. Zuweilen muß man aber durch einen offenen Kanal das Wasser eben dahin wieder zuruͤckfuͤh- ren, woher es unter der Erde kam. Wenn naͤmlich Fluͤsse zu Zeiten anschwellen und dann wieder fallen, so draͤngt sich bei ihrem hohen Stande, vermoͤge des Drucks, Durchsinterungswasser nach entfernten Niederungen durch; erscheint da- selbst zuweilen erst am staͤrksten, wenn die Fluͤsse schon gefallen sind, bleibt nun in den schwammigen Mooren stehen, oder zieht wenigstens erst sehr spaͤt wieder ab. Hier kann man zuweilen durch einen gerade auf den Fluß, zuweilen aber nur durch einen schraͤg nach einer niederen Stelle desselben zugehenden Kanal das Wasser schnell wieder abfuͤhren, wenn der Fluß gesunken ist. Man verschließt diesen Kanal dann mit einer Schleuse, wenn der Fluß anschwillt, und man nicht etwa die Stelle bewaͤssern will, und oͤffnet sie so wie er sinkt, oder laͤßt dies durch Fallschleusen durch das Wasser selbst geschehen. Dies nur als Anwendung des oben uͤber Abwaͤsserung im Allgemeinen Ge- sagten, auf die Moorkultur insbesondere. §. 270. Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. §. 270. Nachdem man den Hauptabzug durch den festen Grund angelegt hat, kann erst Begrabung des Moors. mit der Begrabung des Moores selbst der Anfang gemacht werden. Bei tiefern und groͤßern Mooren kann dies selten auf einmal, sondern nur in einem Zeitraume von mehreren Jahren bewerkstelligt werden; indem die schwammige mit Wasser angefuͤllte Substanz des Moores die Ziehung der Graͤben zu voller Tiefe nicht erlaubt. Man faͤngt damit an, den Hauptgraben nur erst etliche Fuß tief auszustechen, und mit dem- selben so weit hineinzugehen, als die Naͤsse es verstattet. Im folgenden Jahre sticht man diesen Graben tiefer aus, und geht damit nicht nur in gerader Linie weiter hinein, sondern zieht auch seitwaͤrts Nebenzweige nach verschiedenen Richtungen. Im drit- ten Jahre ist das Wasser so abgezogen und die Oberflaͤche so ausgetrocknet, daß man mit dem Hauptgraben bis zu seiner vollen Tiefe und mit selbigem und den Nebengraͤ- ben immer weiter eindringen kann. Die vom Wasser aufgeblaͤhete, schwammige Substanz senkt sich nun, so daß der Graben flacher wird, als man ihn gemacht hatte, und es oft scheint, als habe er sich wieder verschlammt, ohne daß dies geschehen ist. Die Substanz ziehet sich aber auch seitwaͤrts zusammen, so wie sie austrocknet, und der Graben wird oben breiter, erhaͤlt von selbst eine Dossirung, die man ihn nicht gegeben hatte, und in diesem Falle nicht zu geben braucht. §. 271. Moore, die Torf zu einer betraͤchtlichen Tiefe enthalten, werden kultivirt: a) nachdem sie ausgestochen worden; b) ohne daß dieses geschiehet. a) Was den eigentlichen Torfstich anbetrifft, so sage ich um so weniger etwas Kultur der ausgetorften Moore. daruͤber, da wir ein klassisches hoͤchst vollstaͤndiges Werk besitzen. Eiselen Handbuch oder ausfuͤhrlicher theoretisch-praktischer Unterricht zur naͤheren Kenntniß des Torfwesens. Zweite Auflage, Berlin 1802. Ich rede nur von der Urbarmachung und landwirthschaftlichen Kultur. Es fin- det diese aber nur auf solchen Torfmooren statt, die regulaͤr ausgetorft worden, nicht auf denen, wo man den Ausstich, wie man es richtig zu nennen pflegt, auf den Raub genommen hat. Dritter Theil. Z Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. Man pflegt hier, auch wenn der Boden nicht zum neuen Torfanwuchse bestimmt seyn soll, auf dem Grunde des Moores 9 Zoll bis 1 Fuß Torf stehen zu lassen, auf allen Fall aber die auf und zwischen dem Torfe liegende Bunkererde oder Mulm wie- der in den Grund zu schuͤtten und wohl zu vertheilen. Wo moͤglich mengt man diese torfigte Modererde mit irgend einer wirklichen Erde, welche man in der Naͤhe haben kann, besonders mit der am Rande des Kanals mehrentheils liegenden, aus dem Grunde des Moores aufgeworfenen Erde, oder man graͤbt sie stellenweise aus dem Grunde des Moores hervor. Hierdurch erhaͤlt die Torferde die erforderliche Festig- keit, und wird bald zum Bau aller Fruͤchte geschickt. Kann man ihr zugleich eine Mistduͤngung, oder was fast eben so wirksam ist, eine starke Kalkung geben, so kann man sie schnell zu einer erstaunlichen Fruchtbarkeit bringen. Man darf sie doch nie ungestraft durch reifende Fruͤchte zu stark ausziehen, und in Holland und Frießland ist es einem jeden bekannt, daß man, um die Fruchtbarkeit eines solchen Bodens zu erhalten, ihn entweder bald zur Weide niederlegen, oder vermoͤge eines abwechseln- den Futterbaues sehr reichlich mit Stallduͤnger versehen muͤsse. Wegen des großen Ertrages, welchen ausgetorftes Land, gehoͤrig behandelt, gewaͤhrt, eilt man hier, jede ausgetorfte und genugsam abgewaͤsserte Stelle sogleich in Kultur zu setzen, und widmet sie selten dem langsamen und minder rentirenden neuen Anwuchse des Torfs. Ist die Abwaͤsserung richtig geschehen, so ist das Land sowohl zum Getreidebau als zu Wiesen vortreflich geeignet, und letztere koͤnnen dann durch leichte Vorrichtun- gen bewaͤssert werden. Wenn aber auch die Abwaͤsserung nicht vollstaͤndig waͤre, so benutzt man dieses Land doch lieber zum Anbau von Elsen- und Weidenholz, welches den uͤppigsten Wuchs darauf hat, und an Brennmaterial einen schnellern und groͤßern Ertrag gewaͤhrt, als der wiederwachsende Torf. Kann man den Boden nicht duͤngen, so werden sich anfangs zwar noch torfar- tige Graͤser darauf zeigen, aber bald und allmaͤhlig besseren Platz machen, besonders wenn der Grund trocken ist, oben aber von Zeit zu Zeit Wasser uͤbergelassen wird. §. 272. Kultur der unausgetorf- ten Moore. Die unausgetorften, mit Binsen, Haide- und Moorpflanzen besetzten Moore werden, nachdem sie hinlaͤnglich entwaͤssert sind, mit dem Pfluge aufgebrochen; oder Urbarmachung der Moore und Bruͤcher. wenn sie noch kein Pferd tragen koͤnnen, mit Hacken. Die aufgelockerte Erde wird dann bei trockener Jahreszeit von der Windseite her in Brand gesetzt, und brennet mit den Wurzeln der Moorgewaͤchse leicht zu Asche. Zuweilen wird auch das Ab- brennen ohne vorhergegangenem Umbruch unternommen; aber mit weit geringerem und unsicherem Erfolge, indem das Feuer nicht so tief und gleichmaͤßig eindringt, und selbst die Moorpflanzen nicht so wirksam zerstoͤrt. Ist das Moor sehr schwammig, und aus lauter vegetabilischen Substanzen bestehend, so darf man eine voͤllige Aus- trocknung nicht abwarten, oder muß durch Sperrung des Grabens das Wasser wie- der anstauen lassen, damit der Brand nicht zu tief eindringe. Indessen ist es nicht gaͤnzlich zu verhindern, daß er nicht an einigen Stellen tiefer gehe, und daß Ungleich- heiten der Oberflaͤche entstehen, die aber leicht wieder zu ebnen sind. Nun wird die Asche sogleich untergepfluͤgt und mit der oberen Erdlage gemengt. Vormals bestellete man dieses Land mehrere Jahre nach einander allein mit Buch- weizen, der ganz vorzuͤglich darauf geraͤth, und den torfigen Boden muͤrbe macht. Jetzt bauet man in der Regel Kartoffeln oder Ruͤben darauf, die einen großen Er- trag geben. Danach wird dann Rocken oder Hafer gebauet, die sehr gut gerathen, und ein besonderes weißes Mehl geben, welches man der Asche verdankt. Auch Sommerruͤbsen gedeihet auf diesem Boden. Gerste, Weizen, Winterraps gerathen auf diesem Boden aber durchaus nicht, bevor er nicht mit einer Grunderde, es sey Lehm, Mergel oder auch nur reiner Sand befahren worden. Nach dieser zureichen- den Auffuͤhrung kann man alles bauen. Indessen erfolgt nach einiger Zeit, ohne gehoͤrig wiederholte Mistduͤngung, die Erschoͤpfung dieses Bodens, und man siehet sich genoͤthigt; ihn zur Weide niederzu- legen, die dann besser oder schlechter ist, je nachdem man das Land durch Saaten minder oder mehr erschoͤpfet hat. Zuweilen hat man es ganz ausgebauet; und erst nachdem es lange geruhet und darauf fleißig gepfluͤgt und geduͤngt worden, ist es wie- der in Kraft gekommen. Auch hat man es wohl aufs neue wieder abgebrannt, wo- nach es sich abermals fruchtbar gezeigt hat. Z 2 Die Bewaͤsserung. Die Bewaͤsserung. Verbindung der Lehre von der Bewaͤsse- rung mit der von der Ent- waͤsserung. Die Lehre von der Bewaͤsserung wird in den meisten landwirthschaftlichen Schrif- ten in dem Kapitel vom Wiesenbau behandelt. Es finden aber Bewaͤsserungen aller- dings auch zu anderen Zwecken, als zur Befruchtung der Wiesen statt, und sind in den waͤrmeren Klimaten seit uralten Zeiten zur Kultur der Getreidefelder und mannig- faltiger Fruͤchte benutzt worden. Wir werden also hier zuvor von Bewaͤsserungsanla- gen im Allgemeinen reden; und das, was bei der Bewaͤsserung der Wiesen, nachdem die Anlage einmal gemacht worden, zu beobachten ist, bei der Lehre von der Wiesen- kultur vortragen. Auch steht die Bewaͤsserung mit der eben vorgetragenen Lehre von der Entwaͤsserung in einer sehr nahen Verbindung; theils weil dieselben Untersuchun- gen uͤber die Horizontalflaͤche und den Fall des Wassers vorhergehen muͤssen, und die Regeln, welche bei der Ziehung der Graͤben zu beobachten, hier auf gleiche Weise eintreten; theils weil die Entwaͤsserung der Bewaͤsserung in den meisten Faͤllen vorher- gehen, und immer mit derselben verbunden seyn muß. Denn eine Hauptforderung ist die, daß jeder zu bewaͤssernde Grund, wenn er an einer in der Tiefe stockenden Feuchtigkeit leidet, zuvor durchaus entwaͤssert und von unten voͤllig trocken gelegt wer- den muͤsse. Ohne dies kann man sich von den Bewaͤsserungen nie wohlthaͤtige Folgen versprechen, vielmehr das Uebel oft dadurch verschlimmern. Es giebt aber auch der Faͤlle viele, wo man das unter der Oberflaͤche stockende oder sich herabziehende Wasser abfangen, vom Untergrunde abschneiden, und nun so erheben kann, daß dasselbe Wasser die Oberflaͤche hoͤchst wohlthaͤtig bewaͤssert, die es vorher in der Tiefe zu einem sauren, ungesunden, binsigen und moorigen Luch machte. Endlich muß dann auch die Moͤglichkeit einer schnellen Entwaͤsserung und augenblicklichen Trockenlegung bei jeder Bewaͤsserung bewirkt werden, weil man ohne selbige von der Bewaͤsserung nie die wohlthaͤtigsten Folgen erwarten kann. §. 273. Wichtige Vortheile der Bewaͤsserung. Die Bewaͤsserung ist ohne Zweifel eine der allerwichtigsten und nuͤtzlichsten Ops- rationen, die in dem ganzen Umfange der Agrikultur vorgenommen werden koͤnnen. Daß die Feuchtigkeit eine nothwendige Bedingung der Vegetation sey, daß das Was- ser als solches und durch seine Zersetzung einen betraͤchtlichen Antheil an der Ernaͤh- Die Bewaͤsserung. rung der Pflanzen — der einen jedoch mehr als der andern, der Blaͤtter mehr als der Saamen — habe, ist allgemein anerkannt. Die verschiedene Fruchtbarkeit man- cher Bodenarten haͤngt groͤßtentheils von ihrer mehreren oder minderen Feuchtigkeits- anhaltung ab, und der sandige Boden, welcher wegen des schnellen Verlustes seiner Feuchtigkeit fuͤr voͤllig unfruchtbar gehalten wird, kann dadurch, daß man ihn mit be- staͤndig zureichender Feuchtigkeit im gerechten Maaße versieht, wo nicht fuͤr alle Ge- waͤchse, doch fuͤr viele der nutzbarsten eben so fruchtbar wie der thonreichere Boden werden; vorausgesetzt, daß er eine zureichende Beimischung von aufloͤslichem Humus habe. Ja er wird in diesem Falle manchen der schaͤtzbarsten Gewaͤchsen ungleich zu- traͤglicher, und befoͤrdert das Gedeihen aller derer sicherer, die zu leicht von uͤbermaͤ- ßiger Feuchtigkeit leiden. Durch eine gehoͤrig angelegte Bewaͤsserung hat man aber das Maaß der Feuchtigkeit, welches man geben und nehmen will, immer in seiner Gewalt. Die meisten Gewaͤsser fuͤhren uͤberdem duͤngende und auf die Vegetation wohl- thaͤtig wirkende Theile mit sich. Das Wasser, welches schon laͤnger an der Oberflaͤche floß, hat immer nahrhafte Materien, die ihm aus den umliegenden Gegenden zu- stroͤmten, in sich aufgenommen — um so mehrere, je fruchtbarer und duͤngerreicher die Fluren und Orte waren, die es durchfloß. Diese nahrhafte Materie, welche sonst dem Abgrunde des Meeres unaufhaltbar zustroͤmt, und fuͤr den kultivirten Theil des Erdbodens verloren geht, wird durch die Bewaͤsserung zuruͤckgehalten, und muß sich groͤßtentheils auf dem Boden, dem diese Wohlthat zufließt, absetzen, und da- selbst zur Erzeugung neuer Pflanzen dienen. Das aus dem Innern der Erde hervor- brechende Wasser fuͤhrt dagegen mehrentheils den der Vegetation so vortheilhaften Kalk und Gyps, in Kohlensaͤure aufgeloͤst, und folglich auf das Feinste zertheilt, mit sich, und dieser setzt sich dann bei der Entweichung der Kohlensaͤure auf die wirksamste Weise an der Oberflaͤche des bewaͤsserten Grundes ab; weswegen das Wasser solcher Quellen zunaͤchst an seinem Ursprunge sich immer am wirksamsten zeigt, weil es naͤm- lich daselbst seinen Kalk noch nicht verloren hat. Durch die Bewaͤsserung eignen wir uns also einen Duͤnger zu, den wir nicht er- zeuget hatten, und bewirken dadurch eine Produktion, welche neuen Duͤnger giebt, ohne daß sie uns Duͤnger kostet. Wir vermehren folglich dadurch den vegetabilischen Stoff auf unserem Areal, ohne welchen zu consumiren. Die Bewaͤsserung. Durch die Bewaͤsserung koͤnnen wir uns von der Witterung gewissermaaßen unabhaͤngig machen, und den nachtheiligen Folgen einer unguͤnstigen in mehr als einer Ruͤcksicht entgegen wirken. Denn wir koͤnnen vermoͤge derselben nicht bloß eine lange Zeit hindurch des Regens entbehren, wie das die Fruchtbarkeit der be- waͤsserten Felder in dem trockenen Klima Italiens beweist, wo bei der starken Hitze oft in vier Monaten nicht ein Tropfen Regen faͤllt, und haͤufig auch kein Thau zu verspuͤren ist; sondern es kann auch der große Nachtheil der Fruͤhjahrskaͤlte und der spaͤten Nachtfroͤste dadurch betraͤchtlich vermindert werden, indem insbesondere das frische Quellwasser durch seine hoͤhere Temperatur den Boden fruͤher erwaͤrmt, und gruͤne, nahrungsreiche Wiesen schon darstellt, wenn sich sonst nirgends noch ein Grashaͤlmchen erhebt, und indem ein jedes Wasser die nachtheilige Einwir- kung eines Frostes oder Reifes auf die Pflanzen, wenn es daruͤber geht, im Fruͤh- jahre verhindert, oder ihm doch, wenn es bald nachher uͤbergelassen wird, wie- der gut macht. Durch Bewaͤsserung bringen wir haͤufig einen Boden zu einer hohen und hoͤchst wohlthaͤtigen Produktion, der vorher durchaus nichts oder unbedeutend wenig einbrachte. Gruͤnde genug, welche uns zu der Anlage von Bewaͤsserungen, wo irgend die Moͤglichkeit und Gelegenheit dazu vorhanden ist, vermoͤgen sollten. §. 274. Haͤufige Ge- legenheit, Bewaͤsserun- gen anzule- gen. Die Moͤglichkeit, Bewaͤsserungen und zwar oft von betraͤchtlichem Umfange anzulegen, ist aber haͤufig vorhanden. Wenn wir mit vereinten Kraͤften die Ge- legenheit dazu benutzen wollten, so giebt es manche Distrikte, ja selbst ganze Pro- vinzen, wo beinahe jeder Fleck, der jetzt an einer duͤrren Anhoͤhe und in weiter Entfernung vom Wasser liegt, dieser Wohlthat theilhaftig werden koͤnnte. Wuͤrden alle Fluͤsse — worunter wir einen jeden natuͤrlichen Wasserlauf, es sey ein großer Strom oder ein kleines Flies, verstehn — an dem hoͤchsten Punkte ab- gefangen, und das Wasser durch Kanaͤle in der erforderlichen Hoͤhe erhalten, so wuͤrde oft Wasser solchen Gegenden zugefuͤhrt werden, wo man jetzt kaum den Ge- danken an fließendes Wasser haben kann. Wenn aber auch diese großen, eine allgemeine Uebereinstimmung erfordern- den Anlagen unausfuͤhrbar sind, so findet sich die Gelegenheit zu Bewaͤsserungen Die Bewaͤsserung. von betraͤchtlichem Umfange doch nicht selten da, wo man sie bisher ganz ver- kannte. Haben Grundbesitzer bisher auf Bewaͤsserungen gedacht, so haben sie mehrentheils ihr Augenmerk nur auf die niedrigen, einem Flusse zunaͤchst liegenden Gruͤnde gerichtet, ungeachtet gerade hier der Vortheil der Bewaͤsserungen am ge- ringsten ist, und ein weit groͤßerer Nutzen davon hoͤheren Gegenden zufließen koͤnnte, die von der Wasserhoͤhe an dem Punkte, wo das Wasser zuerst in die Be- sitzung eintritt, beherrscht werden. Es ist eine mathematisch-physische, aber den- noch oft verkannte Wahrheit, daß das Wasser in der Hoͤhe, worin es an einem Punkte steht, sich durchaus erhalten und in derselben seitwaͤrts und wagerecht aus- breiten muͤsse, wenn man seinen Abfluß nach einer niederern Gegend hemmt, und daß folglich dieses Wasser auf jeden Punkt gebracht werden koͤnne, welcher in sei- ner Horizontalflaͤche nicht hoͤher wie jener liegt, wenn nur die Senkung der Was- serflaͤche bis dahin verhindert werden kann. §. 275. Gewoͤhnlich hat sich ein Wasser, welches von einem hoͤheren oder niederen Allgemeine Ansicht der Bewaͤsse- rungs-Anla- gen. Punkte mit mehrerem oder minderem Gefaͤlle und darnach mit mehrerer oder minde- rer Schnelligkeit durch eine Landschaft herabfließt, sein Bette durch die niedrigste Gegend derselben gebahnt, und windet sich dann in mancherlei Kruͤmmungen in der Niederung hindurch. Es geht also der Fluß immer in einem breiteren oder engeren Thale herab, und dieses Thal ist mit Anhoͤhen umgeben. Diese scheinen, wenn man sie vom Ufer des Flusses ansiehet, oftmals von einer solchen Hoͤhe, daß mancher nicht begreift, wie dasselbe Wasser, was jetzt in der Niederung fließt, auf selbige gebracht werden koͤnne. Die Nivellirung wird aber zeigen, daß das Was- ser an dem hoͤchsten Punkte, wo es in die Landschaft tritt, in einer oft weit hoͤhe- ren Horizontalflaͤche stehe, als die Anhoͤhen haben, welche man an dem niedrigern Orte so unuͤberwindlich ansiehet. Wird nun das Wasser an dem hoͤchsten Punkte, angenommen 800 Ruthen aufwaͤrts, durch eine Schleuse abgefangen, und ober- halb dieser Schleuse ein Kanal aus dem Flusse in der moͤglichsten Hoͤhe mit einem ganz geringen Gefaͤlle fortgezogen, so kann dieses Wasser auf jedem Punkt der Anhoͤhe hingebracht werden, der etwas unterhalb der Horizontalflaͤche des obersten Wasserstandes liegt. Die Bewaͤsserung. In Figur 1, Taf. VII., fließt das Wasser von a nach b herab, und hat auf einer Distanz von etwa 800 Ruthen 40 Fuß Gefaͤlle. So wie man den Fluß heruntergeht, scheint sich die Anhoͤhe zwar immer mehr zu erheben, und sie ist bei x 30 Fuß hoͤher, als das Wasser bei b. Wenn man nun die Absicht haͤtte, die ganze zwischen a d b liegende Flaͤche mit diesem Wasser zu beherrschen, um es wechselsweise uͤber diese ganze Flaͤche oder auch nur einzelne Theile derselben ver- breiten zu koͤnnen, so wuͤrde man den Kanal von a bis d zu ziehen haben, der ein sehr geringes Gefaͤlle zu haben braucht. Bei c wuͤrde sodann eine Schleuse in dem Flusse angelegt, und vielleicht oberhalb derselben, wenn es noͤthig waͤre, das Was- ser noch mehr zu heben, sein Ufer hoͤher verwallt. Danach wuͤrde sich das Was- ser in dem Kanale zu einer fast gleichen Hoͤhe, wie es bei a steht, verbreiten, und folglich bei d fast um 40 Fuß hoͤher als bei b stehen, folglich noch um 10 Fuß hoͤ- her, als die Anhoͤhe x . Wenn nun in dieser ganzen Flaͤche a d b keine Anhoͤhen vorkommen, welche uͤber den Wasserstand bei a emporragen, so kann die ganze Flaͤche oder jede ein- zelne Stelle derselben durch Graͤben, welche man aus dem Hauptkanale dahin ge- zogen hat, bewaͤssert werden. Ist die Flaͤche aber uneben, kommen Erhoͤhungen und Vertiefungen vor, so koͤnnen gewoͤhnlich nur einige Theile das Wasser erhal- ten. In dem Falle muͤssen die Zuleitungsgraͤben aus dem Hauptkanale nach diesen Stellen hin, oft in verschiedenen Richtungen und Wendungen um die Anhoͤhen herumgezogen werden; wobei man jedoch die zu niedrigen Senkungen zu vermei- den hat, um nicht genoͤthigt zu seyn, das Wasser durch Verwallungen empor zu halten. Wenn die Oberflaͤche wie gewoͤhnlich in der Richtung von d nach b einen lehnen, obwohl nicht ganz ununterbrochenen Abhang hat, so kann das aus dem Kanale abgeleitete Wasser von einer Waͤsserungsflaͤche zur anderen hingefuͤhrt, und der Abzugsgraben einer hoͤheren Waͤsserungsflaͤche zum Zuleitungsgraben fuͤr eine niedere dienen, das Wasser selbst aber mehrere Male gebraucht werden; wie weiter unten in einem Beispiele gezeigt werden wird. §. 276. Noͤthige Vor- sicht bei Ent- werfung eines Planes. Bevor man den Plan zu einer solchen ausgedehnteren Anlage entwirft, ist es durchaus noͤthig, nicht nur die Nivellirung mehrere Male und nach verschiedenen Richtungen vorzunehmen, sondern sich auch in der ganzen Gegend, hier a d b, auf Die Bewaͤsserung. auf das vollkommenste zu orientiren, und sich davon ein Bild, sey es im Kopfe oder auf dem Papiere, zu entwerfen, um genau zu bestimmen, welche Flaͤchen Wasser erhalten sollen und koͤnnen, und in welcher Richtung und Ordnung dieses am bequemsten geschehen koͤnne. Man kann hierbei nicht vorsichtig genug verfah- ren, um eine Uebereilung zu vermeiden, wodurch man sich leicht um große Vor- theile bringen, oder aber die Kosten unnoͤthiger Weise sehr vergroͤßern kann. Es wird daher immer rathsam seyn, bei einem etwas ausgedehnten Reviere solches ein ganzes Jahr hindurch mit haͤufigem Gebrauch seiner Nivellirinstrumente nach allen Richtungen zu durchgehen, und sich jeden erheblichen Punkt zu bemerken, auch bei verschiedener Jahreszeit, besonders beim Entweichen des Schnees, den Wasserlauf an einzelnen Stellen zu beobachten. Denn wenn man faͤnde, daß die Ziehung des Kanals in seiner moͤglichsten Hoͤhe und Entfernung vom Flusse gar keinen oder doch im Verhaͤltniß der hoͤheren Kosten zu geringen Vortheil gewaͤhrte; wenn z. B. zwischen der Linie o x und a d viele Anhoͤhen und Senkungen oder doch keine Stellen laͤgen, denen man eine Waͤsserung wohlthaͤtig faͤnde, sondern die Waͤsserung nur den unterhalb e x liegenden Revieren vortheilhaft seyn koͤnnte, so wuͤrde es verschwenderisch seyn, den kostspieligern Hauptkanal von a nach d zu ziehen, und aus demselben wieder betraͤchtliche Graͤben abzuleiten, und es waͤre vielleicht hinreichend, den kuͤrzeren Kanal von e nach x zu ziehen, indem dann auch die Zuleitungsgraͤben nach einzelnen Stellen um vieles kuͤrzer seyn wuͤrden. So werden sich dann in jedem besonderen Falle nach genauer Erwaͤgung der ganzen Lage die Richtungen ergeben, welche man dem Hauptkanale — welcher auch oft nicht gerade, sondern in mannigfaltigen Kruͤmmungen und Zickzack gefuͤhrt werden muß — und denen aus ihm abgefuͤhrten Zuleitungsgraͤben geben muͤsse. Man muß hier beides, die moͤglich groͤßte nutzbare Ausdehnung der Bewaͤsserung und die im Verhaͤltniß gegen selbige moͤglichste Ersparung der Kosten zugleich vor Augen haben; jedoch jeden dem Zweck entgegenstrebenden Geiz vermeiden. Bei diesen Anlagen wird, besonders auf sandigem Boden, die Gelegenheit, Abschwemmungen nach tieferen Gruͤnden hin zu machen, und eine abhaͤngige Flaͤche zur Berieselung zu bilden, worauf wir unten zuruͤckkommen werden, in Betracht kommen. Den Anhoͤhen Bewaͤsserung zu geben, ist allemal die hoͤchste Benu- tzung, die man von dem Wasser machen kann, und die Wirkung bei weitem groͤ- Dritter Theil. A a Die Bewaͤsserung. ßer, als die Bewaͤsserung der Niederungen, weshalb man darauf hauptsaͤchlich sein Augenmerk richten muß. Ein geuͤbtes Auge ist zwar im Stande, den besten Plan zu entwerfen, und die moͤglich hoͤchste Benutzung des Wassers und des Terrains anzugeben. Man darf sich aber bei der groͤßten Uebung nie allein darauf verlassen, sondern muß, eher man zur Ausfuͤhrung selbst schreitet, durchaus nach allen den Richtungen und nach allen den Punkten hin, worauf es ankommt, mit der groͤßten Vorsicht, und zwar vor- und ruͤckwaͤrts nivelliren. Man wird dann erfahren, wie unglaublich das Auge oft truͤge, und man wird oft die Moͤglichkeit finden, das Wasser auf Anhoͤhen hinzubringen, die man vorher uͤber dem Wasserspiegel weit erhaben glaubte. Zuweilen wird sich indessen auch das Gegentheil ergeben, und man wird Stellen zu hoch finden, die man leicht erreichen zu koͤnnen glaubte. Es koͤmmt aber dabei nicht bloß auf die Punkte an, wohin das Wasser ge- fuͤhrt werden soll, sondern auch auf die dazwischen liegende Oberflaͤche. Tiefere Senkungen muß man moͤglichst zu umgehen suchen, manchmal durch betraͤchtliche Umwege, um das Wasser nicht fallen zu lassen. Zuweilen kann es nicht anders in seiner Hoͤhe erhalten werden, als vermittelst aufgefuͤhrter Daͤmme. Diese finden statt, wenn schmale Schluchten die Hoͤhen, auf welcher das Wasser steht, und die, worauf es fortgefuͤhrt werden soll, trennen. Es kommt dann darauf an, ob die Benutzung, welche ich vom Wasser uͤber diese Schlucht hinaus machen will, er- heblich genug sey, um die Auffuͤhrung eines solchen Damms zu bezahlen, und ob ich genug thonige Erde in der Naͤhe finde, die allein einen sichern Damm geben kann. Zuweilen kann ein hoͤlzerner Wasserlauf minder kostspielig seyn. Man muß aber bedenken, daß er wandelbar und mancher Gefahr ausgesetzt sey. In einigen Faͤllen verlohnt sich’s wohl gar, ein steinernes Gewoͤlbe aufzufuͤhren und den Was- serlauf daruͤber herzuleiten, wenn er uͤber einen tiefen Grund, vielleicht gar uͤber ein anderes fließendes Wasser hergeleitet werden soll. Der groͤßte Vortheil ist hier gegen die groͤßeren Kosten wohl abzuwaͤgen. §. 277. Ruͤcksicht auf die Quantitaͤt des Wassers. Naͤchst der Horizontallinie des Terrains kommt es dann besonders auf die Quantitaͤt oder den Zufluß von Wasser an, die ich mir verschaffen kann, um auch Die Bewaͤsserung. danach die Ausdehnung meiner anzulegenden Bewaͤsserung zu bestimmen. Man muß daher den Wasserzufluß in den verschiedenen Jahreszeiten genau beobachten, und die Bestimmung hauptsaͤchlich nach demjenigen machen, der auch in der trok- kensten Jahreszeit fortdauert. Denn man wuͤrde sich die Kosten laͤngerer Kanaͤle vergeblich machen, wenn es an Wasser fehlte, um die bezweckte ausgedehntere Bewaͤsserung zu bewirken. Indessen kann es auch oft schon zureichend seyn, wenn man nur im Fruͤhjahre Wasser genug hat, und im Sommer jede Regenfluth benutzen kann. Man kann in solchen Faͤllen zwar bei trockenem Wetter die er- wuͤnschte uͤberrieselnde Bewaͤsserung nicht immer geben; dennoch aber fuͤhrt man durch die Winter- und Regenfluthen viele fruchtbare Theile herbei, und bereichert allmaͤhlig den Boden, und laͤßt ihn dadurch mit einer nachhaltenden Feuchtigkeit durchdringen. Wo das Wasser knapp ist, kann man durch einen moͤglichst sparsamen und wiederholten Gebrauch desselben Wassers oft vieles ausrichten, indem man es, wenn es eine Flaͤche bewaͤssert hat, sorgfaͤltig wieder auffaͤngt, es einer zweiten, von dieser einer dritten u. s. f. zuleitet. Dies erfordert vorzuͤglich Ueberlegung. Man muß naͤmlich dem Wasser auf jeder Flaͤche ein zureichendes Gefaͤlle geben, um es wieder ablassen und auffangen zu koͤnnen, es aber ohne die dringendste Ur- sach nicht staͤrker fallen lassen, damit man von der Hoͤhe so wenig als moͤglich ver- liere, und es uͤber alle Flaͤchen ergießen koͤnne, deren Lage es einigermaaßen ver- stattet, bevor man es ganz ab- und in der Regel seinem vorigen Bette wieder zu- fließen laͤßt. Man hat versucht, die Quantitaͤt des Wasserzulaufs, und die Flaͤche, welche sich damit bewaͤssern laͤßt, mathematisch zu bestimmen. Hypothetisch ist dies allerdings moͤglich, aber praktisch wird es selten zutreffen, indem sich weder die Staͤrke des Zulaufs, noch die Einsaugung des Bodens genau genug angeben laͤßt. Ein gewisser, durch Erfahrung erlangter Blick oder praktisches Gefuͤhl wird hier sicherer leiten, als Ausmessungen und Berechnungen der Wasserprofile und der Schnelligkeit. Wo man jene zu erwerben keine Gelegenheit hat wegen des Mangels aͤhnlicher Anlagen, da muß man sich entweder selbst nach solchen Gegenden hinbegeben, wo sich Bewaͤsserungen haͤufig finden, oder aber sich an den Rath solcher Leute halten, welche sich eine Uebung in der Schaͤtzung des Was- A a 2 Die Bewaͤsserung. sers erworben haben. Oft wird man den Zulauf des Wassers, besonders aus Seen und quelligten Stellen, durch einen ihm gegebenen Abzug betraͤchtlich ver- mehren, indem dadurch der Gegendruck gehoben wird, den das stehende Wasser aͤußert. Die Quellen und ihre Adern werden sich dann mehr oͤffnen, das Wasser wird von hoͤheren Orten mit staͤrkerer Gewalt hindurchdringen und Verstopfungen aufheben. Dies hat sich insbesondere bei Landseen zugetragen, die vorher keinen Abfluß hatten, nach erhaltenen Abzug aber sich um so schneller wieder fuͤllten, und so dem Kanale einen Wasserzufluß lieferten, dem man ihnen vorher nie zugetraut haͤtte. §. 278. Ruͤcksicht auf die Berechti- gungen uͤber das Wasser. Ein dritter Umstand, woruͤber man in manchen Faͤllen sich erst versichern muß, ist der, ob man auch vollkommenes Recht uͤber das Wasser auf seinem Areale habe, und ob nicht ober- und unterhalb liegende Nachbarn der Sache Hindernisse in den Weg legen duͤrfen. Dies ist nur zu haͤufig bei den Wassermuͤhlen der Fall, indem die oberhalb liegenden bei jeder vorgenommenen Anstauung besorgt sind, daß ihnen das Wasser in die Raͤder gestaut werde, die unterhalb liegenden aber, daß man ihnen das Wasser entziehe. Haͤufig sind solche Klagen ganz ungegruͤndet; allein wenn man den Beweis fuͤhren soll, daß diese Anlagen den Muͤhlen nicht schaͤdlich seyen, so haͤlt es schwer, denen Gerichtshoͤfen auf eine ihnen verstaͤnd- liche Art dies zu beweisen; und da sie sich an dem Buchstaben der Privilegien und Rezesse halten, welche in den Zeiten der ersten Kultur zu sehr zum Vortheil und zur Sicherung der Muͤller gegeben werden, so laͤuft man gewoͤhnlich Gefahr, einen solchen Prozeß gegen den Eigensinn und den Neid eines Muͤllers zu verlie- ren. Auch glauben oft andere Nachbarn, Ursach und Recht zum Widerspruch zu haben, z. B. der oberhalb liegende aus Besorglichkeit, daß man die Schleusen schließen werde, wenn eine starke Wasserfluth erfolgt, und er dann von der Ueber- schwemmung leiden koͤnne, so wenig auch verstaͤndiger Weise diese Besorglichkeit eintreten kann. Der unterhalb liegende glaubt, daß fuͤr ihn das Wasser vermin- dert oder verschlechtert und unrein gemacht, oder aber ihm Schlamm, den er nicht haben will, zugefuͤhret werde. Wenn man nun gleich hoffen kann, daß eine bes- sere agrarische Gesetzgebung die Hindernisse von dieser Seite aus dem Wege raͤu- men werde, so muß man doch vorsichtig bei der Sache seyn, und den Plan nicht Die Bewaͤsserung. eher auszufuͤhren anfangen, bis man sich gegen unbegruͤndete Widerspruͤche dieser Art in Sicherheit gesetzt hat. §. 279. Endlich bleibt noch bei jedem Flecke, den ich bewaͤssern will, zu untersuchen Ruͤcksicht auf den Abzug des gebrauchten Wassers. uͤbrig, ob ich dem Wasser auch einen eben so schnellen vollkommenen Abfluß als Zufluß darauf geben koͤnne. Ohne erstern kann ich mir selten von einer Bewaͤsse- rung einen großen Vortheil versprechen, und koͤnnte dadurch sogar einen nutzba- rern Boden in einen Sumpf verwandeln. In den bei weitem meisten Faͤllen wird es aber hieran nicht fehlen. §. 280. Die verschiedenen Graͤben und Leitungen, welche bei der Bewaͤsserung vor- Benennungen der verschiede- nen Wasser- leitungen und Vorrichtun- gen. kommen, werden mit folgenden Namen unterschieden: 1) Hauptzuleitungsgraben oder Kanal . So heißt derjenige Gra- ben, welcher das Wasser nach der Gegend im Ganzen hinfuͤhrt, wo man Bewaͤs- serungen verschiedener Theile anlegen will, und es auf der erforderlichen Hoͤhe er- haͤlt. Er muß in seiner Sohle ein nur geringes Gefaͤlle haben, und 1 Zoll reicht auf 20 Ruthen vollkommen zu. Die Breite seiner Sohle richtet sich nach der Quantitaͤt des Wassers, welche er zufuͤhren soll. Seine Tiefe richtet sich an jeder Stelle natuͤrlich nach der Horizontalhoͤhe der Oberflaͤche, wo man ihn durchfuͤhrt. Und hieraus ergiebt sich die Breite und die Dossirung, welche er haben muß. 2) Nebenleitungsgraͤben , welche zur Bewaͤsserung einer besonderen Stelle aus jenem Hauptkanal oder auch aus andern Graͤben abgefuͤhrt sind. 3) Waͤsserungsgraͤben . Diesen Namen bekommt der Graben, wenn er auch Fortsetzung des Zuleitungsgrabens ist, an der Stelle, wo aus ihm Wasser auf eine Waͤsserungsflaͤche gelassen wird. Da das Wasser in selbigen, sobald die Bewaͤsserung vorgehen soll, hoͤher stehen muß, wie sein unteres Ufer, so wird die- ses in der Regel mit einer Verwallung oder einen kleinen Damm versehen, durch welche dann 4) Einlaͤsse durchgestochen sind, weil es nicht moͤglich seyn wuͤrde, das Grabenufer so gleich und so horizontal zu erhalten, daß das Wasser dessen ganze Laͤnge hinunter gleichmaͤßig uͤberliefe. Diese Einlaͤsse oder Durchstiche des Wal- les muͤssen, weil sie eine starke Gewalt des Wassers zu erleiden haben, wohl ver- Die Bewaͤsserung. wahrt, mit starken Rasen oder mit einer hoͤlzernen Bekleidung versehen seyn. Manchmal legt man auch eine hoͤlzerne Roͤhre, wozu oftmals ein hohler Weiden- baum genommen wird, durch diese kleine Verwallung, und laͤßt das Wasser da- durch ein. Man muß den Wassereinlauf in selbige moderiren koͤnnen, welches bei den offenen Einlaͤssen durch eingelegten Rasen oder auch wohl durch ein vor- gesetztes Brett geschieht. Wenn die Wiese nicht allenthalben gleich hoch ist, so waͤhlt man die hoͤchsten Stellen zu diesen Einlaͤssen aus. Aus ihnen kommt das Wasser, wenigstens bei den Berieselungswiesen, in 5) die Wassergrippen oder Rinnen . Diese sind nun hinter der Ver- wallung entweder parallel mit dem Waͤsserungsgraben, oder aber fast vertikal auf demselben zulaufend gezogen. Aus diesen Wasserrinnen verbreitet sich nun das Wasser uͤber die Flaͤche. Eine solche Waͤsserungsrinne darf nicht zu lang seyn, hoͤch- stens 20 Ruthen, indem sie sich sonst bei dem Wachsthume des Grases leicht verstopft, und der aͤußerste Theil sodann kein Wasser erhaͤlt. Je laͤnger sie ist, um desto breiter muß sie in ihrem Anfange seyn, indem der Waͤsserungsplan (so nennt man die- jenige Flaͤche, welche von einer Grippe oder Graben aus bewaͤssert wird, oder zwi- schen dieser und der Abwaͤsserungsgrippe oder Graben liegt,) dann um so groͤßer ist und um so viel mehreres Wasser erfordert. Es versteht sich, daß die Einlaͤsse mit diesen Grippen im Verhaͤltniß stehen muͤssen. Sie werden entweder mit dem Spaten gestochen, oder mit einem Pfluge ausgeschnitten, wozu derjenige, welcher im drit- ten Hefte meiner Beschreibung der nutzbarsten neuen Ackergeraͤthe, Taf. II. Fig. 2 und 3, und Taf. III. Fig. 1 und 2, abgebildet ist, gebraucht werden kann. 6) Die Abwaͤsserungsgraͤben . Diese muͤssen durchaus mit den Be- waͤsserungsgraͤben im Verhaͤltniß stehen, und immer mit ihnen korrespondiren. Es darf kein Fleck vorhanden seyn, wo das Wasser sich nicht wieder in eine Abwaͤsserungsgrippe ziehen, und durch selbige in den Abwaͤsserungsgraben geleitet werden kann. Denn diese vollkommene und schnell zu bewirkende Abwaͤs- serung unterscheidet eine regelmaͤßige Bewaͤsserungsflaͤche von einem feuchten und wassersuͤchtigen Platze, und ist eine unerlaͤßliche Bedingung, wenn man auf einen hohen Ertrag und Benutzung einer solchen Anlage rechnen will. Die Ableitun- gen werden nun mit demselben Namen, wie die Zuleitungen unterschieden. Der Hauptableitungsgraben ist der, welcher das Wasser von der ganzen Be- Die Bewaͤsserung. waͤsserungsanlage aufnimmt und abfuͤhrt. Zuweilen ist dies das Bette desjenigen Flusses, aus welchem man oberhalb das Wasser durch den Hauptzuleitungsgraben genommen hatte. Die Nebenableitungsgraͤben sind diejenigen, die von einem Theile das Wasser abfuͤhren, entweder unmittelbar nach dem Hauptent- waͤsserungsgraben hin, oder einer andern Flaͤche zu, in welchem Falle sie dann wieder Zuleitungs- oder Bewaͤsserungsgraͤben werden. Nicht selten sind sie bei- des zugleich, indem naͤmlich ein Graben das Wasser von einer hoͤheren Flaͤche auf der einen Seite aufnimmt, und es sogleich von der andern Seite durch die Ein- laͤsse in seinem verwallten unteren Ufer einer niederern Flaͤche wieder zuflie- ßen laͤßt. Auch die Abwaͤsserungsgraͤben sind zuweilen bewallt, damit das Wasser nicht zu schnell abfließe, und sind sodann mit Auslaͤssen durchstochen, die mehr oder minder geoͤffnet und verschlossen werden koͤnnen. Doch findet dies mehr bei Be- stauungen als bei Berieselungen statt. 7) Fanggraͤben, Wasserfaͤnge, Wasserhebungen nennt man diejenige Vorrichtung, wo man das in einer Niederung von der hoͤheren Gegend herablaufende Wasser wieder sammelt, und indem man den Graben oder einen groͤßern Umfang — in dem Falle einen Teich oder Wasserbehaͤlter — mit einer hinreichend hohen Bewallung umgiebt, solches wieder emporhebt, um es von hier ab abermals auf eine hoͤhere Gegend zu bringen. Solche Faͤnge erschweren aller- dings die Wasserableitung, und sind deshalb nur unter gewissen Umstaͤnden an- zubringen. §. 281. Zu einer jeden erheblichen Bewaͤsserungsanlage sind Wasserstaue und Schleusen und Staue. Schleusen mancher Art unumgaͤnglich erforderlich. Die Anlage derselben ge- hoͤrt in die Wasserbaukunst, und ich verweise deshalb auf die vom Schleusenbau vorhandenen trefflichen Werke. Eine ziemlich deutliche Darstellung der bei kleine- ren Bewaͤsserungen erforderlichen Schleusen und andern Vorrichtungen findet man in Jessens schaͤtzbaren Abhandlung uͤber eine Wiesenbewaͤsserung in den Anna- len des Ackerbaues, Bd. II. S. 529. Die Hauptschleuse , wodurch das Wasser in dem Flusse abgefangen und in den Hauptzuleitungsgraben gezwaͤngt wird, pflegt immer die erheblichste und Die Bewaͤsserung. kostspieligste zu seyn, und manchmal sogar den groͤßern Theil der ganzen Kosten- summe wegzunehmen. Man hat sie deshalb zuweilen zu ersparen gesucht, und einen Staudamm an ihrer Stelle angelegt. Es giebt aber nur wenige Faͤlle, wo man den Wasserlauf hier bestaͤndig sperren darf, und noch wenigere, wo es rath- sam und thunlich waͤre, solche Staudaͤmme im Nothfall durchzustechen und wieder zu errichten. Wenn man nur eine kleine Flaͤche mit dem Wasser beherrschen oder bewaͤssern kann, so kommen die Kosten, auf den Flaͤcheninhalt repartirt, vermoͤge dieses Schleusenbaues oft sehr hoch, wogegen sie bei einer großen Flaͤche per Morgen manchmal ganz unbedeutend sind. Die uͤbrigen Schleusen, welche in dem Haupt- und Neben-, Zu- und Ab- leitungsgraben erforderlich sind, koͤnnen von einfacher und schwaͤcherer Konstruk- tion seyn, da sie selten einen großen Wasserdruck zu erleiden haben. Es sind nach den Umstaͤnden mehrere oder wenigere noͤthig; doch erfordert gewoͤhnlich jedes zu bewaͤssernde Revier oder jeder abgesonderte Theil der Anlage, der einen eigenen Waͤsserungsgraben hat, eine besondere. Sie werden entweder so eingerichtet, daß sie das Wasser bis zur vollen Hoͤhe des Grabens aufstauen koͤnnen, oder so, daß sie es nur bis zu einer gewissen Hoͤhe thun, und das uͤbrige Wasser uͤber- fallen lassen. Im letzteren Falle kann manchmal auch ein Staudamm an ihre Stelle treten. Im Allgemeinen muß man es sich jedoch zur Regel machen, bei dieser Anlage nicht zu sparsam zu seyn, indem sonst die bestaͤndigen Reparaturkosten das er- sparte Anlagekapital bei weitem uͤbersteigen, und uͤberdem dann viele Unbequem- lichkeiten und Stoͤrungen daraus erfolgen. In manchen Faͤllen sind bei den Bewaͤsserungen, so wie bei den Entwaͤsserun- gen, Siele oder sogenannte Kasten von Holz oder von Steinen erforder- lich, um das Wasser unter der Erde, etwa durch einen Damm oder einen Weg, zuweilen sogar unter einem andern Wasserlauf durchzuleiten. Sie sind manchmal ebenfalls mit Thuͤren oder Vorsetzhoͤlzern oder Zapfen versehen, um das Wasser dadurch anhalten und ablaufen lassen zu koͤnnen. Und so muß man dann auch zuweilen zu Uebertragungsrinnen, Ueberleitern sich entschließen, die von Holz gemacht oder von Steinen uͤber ein Gewoͤlbe geleitet werden. Da sie indessen leicht den Beschaͤdigungen unter- Die Bewaͤsserung. unterworfen sind, und durch ihren Bruch bei einer starken Wasserfluth oft großes Unheil anrichten koͤnnen, so muß man sie moͤglichst zu vermeiden suchen. Leitungsdaͤmme , die in Senkungen aufgefuͤhrt werden, um auf und zwischen solchen das Wasser durchzufuͤhren und in seiner Hoͤhe zu erhalten, sind oft sehr kostspielig, und wenn sie nicht mit der groͤßten Vorsicht angelegt werden, ebenfalls gefaͤhrlich. Man kann sie oft durch eine weitere Umleitung des Kanals entbehrlich machen, und dies ist immer rathsamer, wenn auch die Kosten sich gleich bleiben. §. 282. Man kann die Bewaͤsserung auf dreierlei verschiedene Weise bewirken: Bewaͤsserungs- arten. 1) durch Ueberstauung ; 2) durch Ueberrieselung ; 3) durch Anstauung des Wassers in den Graben. Unter gewissen Lokalitaͤten koͤnnen indessen auch Anlagen gemacht werden, bei welchen man alle drei Bewaͤsserungsarten wechselsweise und nach dem jedesmaligen Zwecke anwenden kann. §. 283. Die Ueberstauung erfordert, daß die zu bewaͤssernde Flaͤche von Natur Die Ueber- stauung. oder durch die Kunst von allen oder wenigstens von drei Seiten mit einer Beufe- rung versehen sey, um das uͤberstaute Wasser auf diesem Platze zu beschraͤnken. Man bewirkt sie zuweilen dadurch, daß man den natuͤrlichen Wasserlauf un- terhalb der zu bewaͤssernden Flaͤche mittelst einer Schleuse anstaut, und so das Wasser sich seitwaͤrts uͤber die Flaͤche zu ergießen zwingt. Dies ist nur unter sel- tenen Lokalitaͤten moͤglich, und mehrentheils etwas Unvollkommenes, indem man dabei die Masse des Wassers, die Dauer der Bewaͤsserung, die schnelle Trocken- legung — worauf so sehr viel ankommt — oft auch die Ausdehnung nicht in sei- ner Gewalt hat, und manchmal bei schnell entstehenden Wasserfluthen, wegen des durch die Schleuse verengerten Wasserbettes, den Uebertritt des Wassers zur Unzeit und schaͤdliche Stroͤmungen und Versandungen nicht verhindern kann. Deshalb haben die Ueberstauungen, welche vermittelst eines aus einem hoͤhe- ren Punkte des Flusses gezogenen Zuleitungskanals bewirkt werden, große Vor- zuͤge, wodurch dann uͤberdem der Vortheil nur erreicht werden kann, das Wasser Dritter Theil. B b Die Bewaͤsserung. hoͤher gelegenen Flaͤchen, die nur nicht unter dem Wasserspiegel des Flusses an der Stelle, wo der Kanal abgeleitet wird, liegen, zukommen zu lassen. Auch kann die schnelle und vollkommene Trockenlegung der ganzen Flaͤche auf einmal fast nur hierdurch erreicht werden. Die Ueberstauung hat einige Vortheile selbst vor der Ueberrieselung. Man kann das Wasser der Winter- und Fruͤhjahrsfluthen, welches mit duͤngenden Thei- len am staͤrksten beschwaͤngert ist, benutzen, und so lange die Umstaͤnde es erlauben, auf der Flaͤche erhalten, damit es seinen wohlthaͤtigen Schlamm voͤllig absetze. Der Boden wird dadurch nicht allein vom Wasser voͤllig durchdrungen, sondern es wird auch der schwammige Boden, wenn er nachher nur in der Tiefe Abzug hat, wie die Erfahrung lehrt, zusammengedruͤckt und fester gemacht. Dagegen findet diese Bewaͤsserungsart nur statt in der Herbst-, Winter- und Fruͤhjahrszeit, und muß aufhoͤren, sobald die Vegetation und Waͤrme eintritt. Nur etwa nach der ersten Heuernte kann sie auf eine ganz kurze Zeit noch gegeben werden. Wie viel es darauf ankomme, den Abzug des Wassers und die vollkom- mene Trockenlegung schnell zu bewirken, wenn der gerechte Zeitpunkt da ist, wird in der Lehre von der Wiesenkultur ausfuͤhrlicher gezeigt werden. Deshalb muͤssen auch die Entwaͤsserungsrinnen und Graͤben zweckmaͤßig eingerichtet seyn, mit der abzufuͤhrenden Wassermasse im Verhaͤltniß stehen, und hinlaͤngliches Gefaͤlle von jedem Punkte der Flaͤche ab haben, damit nirgends morastige Stellen entstehen, wenn anders die große Wirkung dieser Bewaͤsserung vollstaͤndig erreicht wer- den soll. §. 284. Die Berie- selung. Da aber die Austrocknung der in der Winterzeit bewaͤsserten Flaͤche in trock- nen Sommerzeiten mittelst dieser Bewaͤsserungsart nie verhuͤtet werden kann, so hat doch im Ganzen die Berieselungsmethode groͤßere Vortheile, insbeson- dere auf jedem Boden, welcher, seiner Konsistenz und Lage nach, der Duͤrre sehr unterworfen ist. Der Absatz der duͤngenden Theile aus dem uͤberrieselnden Wasser wird doch auch dadurch ziemlich vollstaͤndig erreicht, besonders wenn man sich desselben Wassers, was fast nur bei dieser Bewaͤsserungsart moͤglich ist, mehrere Male auf verschiedenen Flaͤchen bedient. Allein der Hauptvorzug ist der, daß man den Boden und den darauf wachsenden Pflanzen zu jeder Zeit Feuchtigkeit geben Die Bewaͤsserung. kann, und zwar gerade in dem Maaße, in welchem sie deren beduͤrfen. Die Be- rieselung wird zwar auch im Herbste, Winter und Fruͤhjahr zur Beschlammung des Bodens gegeben, aber auch, nachdem die Vegetation begonnen und die Pflan- zen emporgewachsen sind, so oft und so lange wiederholt, als es die Witterung, der Boden und die Pflanzenart erfordert. Man laͤßt das Wasser zuweilen in der Nacht noch uͤberrieseln, wenn man am folgenden Morgen die Sense ansetzen will, um dem Grase einen um so frischeren Stand zu geben. Nach jedem heißen aus- duͤrrenden Tage erquickt man das Gras durch einen naͤchtlichen Wasserzulauf, und setzt es in den Stand, von der Hitze der Tage den hoͤchsten Vortheil zu ziehen, wenn diese auf unbewaͤssertem Boden alles schmachten und verdorren laͤßt. Durch diese Bewaͤsserungsart allein kann sich der Landwirth uͤber den Einfluß der Witte- rung und des Klimas erheben. Denn so wie die der duͤrren heißen Tage, wird auch die Schaͤdlichkeit der kalten Naͤchte und der Morgenreife dadurch uͤberwun- den. Weil das Wasser hierbei in einer bestaͤndigen Bewegung ist, so kann, wie sonst bei heißer Witterung der Fall ist, dieses Wasser keine Faͤulniß erregen, und keine ungesunden Ausduͤnstungen. Das in dieser Feuchtigkeit aufgewachsene Gras bleibt allen Viehracen gedeihlich, und selbst in seinem gruͤnen Zustande ist es als Weide — waͤhrend welcher natuͤrlich die Flaͤche trocken gelegt wird — dem Viehe ganz unschaͤdlich, welches sonst von dem an feuchten Orten gewachsenen Grase so leicht erkrankt. Durch eine zureichende und mit hinlaͤnglicher Aufmerksamkeit gegebene Berieselung wird selbst der unfruchtbarste Sand zur hoͤchsten Produktion gebracht, und paßt sich manchmal gerade am besten zum Wiesengrunde. Der unfruchtbare und nahrungslose Boden wird mit der Zeit durch die Ueber- rieselung mit fruchtbaren Theilen beschwaͤngert, und dies geschiehet um so fruͤher, je mehr das Wasser solche Theile mit sich fuͤhrt. Sind letztere in dem Wasser we- nig oder gar nicht enthalten, so dauert es, wenn man die Sache der Natur allein uͤberlaͤßt, freilich lange. Es erzeugen sich dann durch die Huͤlfe des Wassers auf dem Boden zuerst nur Flechten und Moose, welche in Faͤulniß uͤbergehn, und so langsam den erforderlichen Humus bilden, welcher anderen Pflanzen Nahrung ge- ben kann. Die Erfahrung hat es jedoch bewiesen, daß selbst gehaltloses Wasser auf dem unfruchtbarsten Sandboden innerhalb zehn Jahren eine reichhaltige Gras- narbe gebildet, und ihn bei fortdauernder Berieselung zu einer fruchtbaren Wiese B b 2 Die Bewaͤsserung. umgeschaffen habe, die sich dann mit jedem Jahre mehr verbesserte. Beschleunigt aber kann diese Raasenbildung und Graswuchs dadurch werden, daß man dieser Flaͤche einige duͤngende Substanzen zufuͤhrt, wozu die aus den anliegenden Niede- rungen auszugrabenden modrigen oder torfigten Substanzen, wenn sie gleich sau- rer Natur sind, oftmals zureichen, aber freilich durch die Beimischung von thie- rischen Duͤnger noch wirksamer gemacht werden. Durch das Abweiden dieser Plaͤtze mit Rindvieh und Schaafen, nachdem sie trocken gelegt worden, oder gar durch ein Hordenlager, wird man sie fruͤher zu ihrer Vollkommenheit bringen, als wenn sie, sobald sich das Gras dessen verlohnt, gemaͤhet werden. Durch eine aufgefahrene zureichende Duͤngung ist man aber im Stande, den allerun- fruchtbarsten duͤrrsten Sand, in Verbindung mit der Bewaͤsserung und eines aus- gestreuten angemessenen Saamens in einem Jahre in das uͤppigste Grasfeld zu verwandeln. §. 285. Einrichtung der Berie- selung. Die Berieselung erfordert eine moͤglichst ebne und gelind abhaͤngige Flaͤche, auf deren hoͤchster Linie die Bewaͤsserungsgrippe, welche ihren Zufluß aus dem Graben erhaͤlt, hergeht, und das Wasser uͤber diese Flaͤche ergießt. Mit dieser Bewaͤsserungsgrippe korrespondirt die im niedrigsten Theile hergehende Entwaͤs- serungsgrippe, welche das uͤbergelaufene Wasser aufnimmt, und dem Ableitungs- graben zufuͤhrt, oder auch solches uͤber eine andere niedere Flaͤche ergießt, und fuͤr diese zur Bewaͤsserungsgrippe wird. Diese Bewaͤsserungsgrippen laufen entweder mit dem Bewaͤsserungsgraben parallel, oder sie stoßen vertikal auf selbigem zu. (Ich sollte sagen, fast parallel und fast vertikal, und in der Mehrheit der Faͤlle; denn zuweilen koͤnnen sie auch eine schraͤge Richtung haben, wenn die Oberflaͤche des Bodens es so erfordert.) Die parallel laufenden Grippen finden statt, wenn der Plan eine ebene, vom Bewaͤsserungsgraben nach unten hin abhaͤngige Flaͤche ausmacht; wie Fig. 2. auf Taf. VII. erlaͤutert. a ist der Bewaͤsserungsgraben; b die Verwallung desselben; c c zwei Einlaͤsse; Die Bewaͤsserung. d d die oberen Bewaͤsserungsgrippen, aus welchen sich das Wasser uͤber den Plan I. ergießt; e e die unteren Bewaͤsserungsgrippen, welche das vom Plan I. aufgenom- mene Wasser wieder uͤber den Plan II. vertheilen; f der Abwaͤsserungsgraben, wenn sich nicht etwa das Wasser uͤber einen drit- ten Plan ergießen sollte; g g die Abtrennungen der Bewaͤsserungsgrippen; Es ist schon oben gesagt, daß die Bewaͤsserungsgrippen nicht leicht uͤber 20 Ru- then lang seyn duͤrfen, weil sie sonst am Ende leicht mit Grase verwachsen; sie muͤssen also auch jede ihren Einlaß haben. Doch muß man auch die Einlaͤsse, die an den hoͤchsten Stellen angelegt worden, nicht zu sehr vermehren. Der Plan, uͤber welchen sich das Wasser ergießt, darf nicht zu breit seyn; es laͤßt sich jedoch diese Breite nicht wohl angeben. Ist naͤmlich der Abhang stark, so muß er schmaͤler seyn, indem sich sonst das herabfließende Wasser Rinnen machen, und dann nur in selbigen herabziehe, und nicht gleichmaͤßig verbreiten wuͤrde. Es wird deshalb in einer Entfernung von 10 bis 20 Ruthen durch eine gezogene Grippe aufgefangen, und aus derselben uͤber den unteren Plan wieder verbreitet, und so im- merfort, bis man es auf dieser Flaͤche nicht weiter gebrauchen kann. Die vertikal auslaufenden Bewaͤsserungsgrippen finden statt, wo kein natuͤr- licher Abhang vorhanden ist, oder wo die zu bewaͤssernde Flaͤche am Bewaͤsserungs- graben her von ungleicher Hoͤhe ist, und sich seitwaͤrts bald senkt bald hebt. Im er- sten Falle wuͤrde das Wasser keinen Abzug finden, sondern leicht zu hoch stehen blei- ben, und man muß ihm jenen also durch eine kuͤnstliche Erhoͤhung der Mitte eines jeden Plans zu geben suchen. In Figur 3. Taf. VII., zieht sich das Wasser aus dem Bewaͤsserungsgraben a in die Waͤsserungsgrippen b b b b, welche weiter am Einlaß nach unten immer enger zulaufen. Die zu bewaͤssernden Wiesenplaͤne, I. I., II. II., III. III., IV., haben die Gestalt flach gewoͤlbter Ackerbeete, die ihnen bei der Anlage der Wiesen durch den Pflug oder das Grabscheit gegeben worden. Das Wasser zieht sich nun von der auf ihrem Ruͤcken herlaufenden Grippe uͤber beide Seiten hinab, und wird von den Entwaͤsserungsgrippen c c c c, welche gleichsam wie Beetfurchen Die Bewaͤsserung. zwischen den gewoͤlbten Beeten hergehen, aufgenommen und in dem Ableitungsgra- ben d gefuͤhrt, welcher irgendwo seinen Abzug hat. Hat die zu entwaͤssernde Flaͤche an einigen Stellen natuͤrliche Erhoͤhungen, so leitet man auf dem Ruͤcken derselben aͤhnliche Waͤsserungsgrippen her, und zieht die Abwaͤsserungsgrippen in den Sinken, und so wechseln vielleicht auf derselben Flaͤche die parallel, vertikal oder schraͤg liegenden, sich auch kruͤmmenden Waͤsserungs- grippen miteinander ab. Denn man muß zuweilen mannigfaltige Abwechselungen und Wendungen machen, um den Zweck — daß jeder unter dem Wasserspiegel des Bewaͤsserungsgrabens liegender Platz moͤglichst zureichendes Wasser erhalte, dieses aber auch in keiner Sinke stocke oder zu lange verweile — zu erreichen. Um das Wasser auf die hoͤheren Stellen zu bringen, ist es oft noͤthig, die Einlaͤsse durch die Verwal- lung des Waͤsserungsgrabens hoͤher zu legen, wie man sonst thun wuͤrde, oder aber die niedrigern zuweilen zuzusetzen, damit der Spiegel des Bewaͤsserungsgrabens ge- hoben werden koͤnne. Auch erfordern die Wassergrippen nicht selten an einigen niede- ren Stellen eine Beuferung, damit das Wasser auch zu den hoͤheren gelange. Je ebener die Flaͤche ist, um desto weniger sind diese Beihuͤlfen noͤthig. Es ist deshalb bei den Anlagen sehr rathsam, die moͤglichste Ebnung der ganzen Flaͤche zu bewirken, welches nicht vollkommener als durch die Schwemmungen, wovon wir in der Folge reden werden, geschehen kann. §. 286. Bei der berieselnden Bewaͤsserung kommt es am haͤufigsten vor, daß man das Wasser nicht nur wechselsweise bald hier bald dort, sondern auch dasselbe Wasser mehrere Male und gleichzeitig gebrauchen kann, indem man es sogleich, wie es von einer Flaͤche abgezogen ist, uͤber eine andere herleitet. Die Mannigfaltigkeit der hier vorkommenden Faͤlle ist unendlich, und es kommen vielleicht nicht zwei voͤllig gleiche vor. Ich werde indessen einige Hauptfaͤlle, auf der sich die meisten anderen reduziren lassen, durch Figuren erlaͤutern; wobei ich bemerken muß, daß diese Figuren nur den Wasserlauf darstellen, keinesweges einen Grundriß abgeben sollen, indem die Graͤ- ben weit breiter, als sie nach Verhaͤltniß der ganzen Flaͤche seyn sollten, der Deut- lichkeit wegen, gezeichnet sind. Die Bewaͤsserung. §. 287. Es ist nicht selten der Fall, daß an dem Abhange eines Huͤgels, am Fuße eines Bewaͤsserung einer abhaͤn- gigen Flaͤche in mehreren Abtheilungen. Berges, durch die Abfangung eines herabfließenden Baches das Wasser durch einen Kanal auf der Anhoͤhe herumgeleitet und darauf erhalten werden kann. Hierdurch wird die ganze unterhalb liegende abhaͤngige Flaͤche vom Wasser beherrscht, und kann bewaͤssert werden. Um das saͤmmtliche Wasser des Baches benutzen, aber doch die Wiesen theil- und wechselsweise waͤssern und trocken legen zu koͤnnen, ist sie in sechs Plane abgetheilt. Taf. VIII. Fig 1. Aus dem Bache wird der Hauptgraben b in der Horizontallinie, worin das Wasser, da wo es durch die Schleuse a abgefangen wird, stehet, an der Anhoͤhe her- gezogen, so weit er den Umstaͤnden nach gefuͤhrt werden kann. Hier wird er mit dem die Anhoͤhe hinunterlaufenden Graben cc verbunden, und aus diesem werden nun wieder fuͤnf andere Graͤben, mit dem Graben b parallel oder fast parallel laufend, ge- zogen, wodurch die unterhalb liegende Waͤsserungsflaͤche in sechs Plane getheilt wird. Diese Plane koͤnnen nun nach Willkuͤhr jeder besonders bewaͤssert und trocken gelegt werden, oder man kann auch das Ganze auf einmal waͤssern, wenn Wasser genug vor- handen ist. Soll letzteres geschehen, so werden naͤmlich die saͤmmtlichen im Graben cc angelegten Schuͤtzen zugesetzt; so wie sie saͤmmtlich geoͤffnet werden, wenn die ganze Flaͤche trocken gelegt werden soll, wo dann das Wasser durch den Abzugsgraben dd, des staͤrkeren Gefaͤlles wegen, dem Bache wieder zufließt. Jeder einzelne Plan kann aber bewaͤssert werden, wenn man sein Schuͤtz zusetzt, und jeder trocken liegen, wenn man es oͤffnet. Setzt man z. B. die Schuͤtze 1, 3, 5 zu, so erhalten die Plane I., III., V. Wasser, und II., IV., VI. sind trocken. Wenn die Schuͤtze 2, 4, 6 dagegen geschlossen und die anderen geoͤffnet werden, so haben II., IV., VI. das Wasser. In diesem Falle verrichten die Graͤben 2, 3, 4, 5, 6 zugleich die Dienste eines Bewaͤsserungs- und Entwaͤsserungsgraben, indem sie das Wasser von dem hoͤ- her liegenden Plane aufnehmen, und wenn man es in ihnen stauet, dem unterliegen- den wiedergeben. Es versteht sich, daß sie an dieser unteren Seite bewallet sind, und daß das Wasser durch Einlaͤsse einfließe. §. 288. Manchmal, und hauptsaͤchlich wenn das Ganze einen minder starken Abhang hat, sind jedoch besondere Abwaͤsserungsgraͤben noͤthig, welche das Wasser von einem Die Bewaͤsserung. oberen Plane der Wiese aufnehmen, und es einem unteren Plane wieder zufuͤhren, weil sonst das Ganze nicht trocken genug gelegt werden koͤnnte. Diesen Fall erlaͤutert Taf. VIII. Fig. 2. Der Graben a, welcher sein Wasser aus dem Hauptzuleitungsgraben erhaͤlt, waͤssert, wenn die Schleuse 1 zugesetzt wird, den Plan I. Von diesem nimmt es der Abwaͤsserungsgraben c auf, und fuͤhrt es, wenn es nicht zu einem noch tiefer liegenden Plane ge- braucht werden soll, bei x ab. Wird aber die Schleuse 1 geoͤffnet, und 2 ge- schlossen, so wird durch b der Plan II. bewaͤssert. Von diesem nimmt der Ab- zugsgraben p das Wasser auf, und fuͤhrt es nach dem Bewaͤsserungsgraben d, wodurch der Plan IV. gewaͤssert wird, wenn man die Schleuse 3 schließet. Das Wasser zieht dann durch r bei x, wenn es nicht weiter gebraucht wer- den soll, ab. Oder es wird die Anlage mit verschiedenen Modifikationen auf die Weise gemacht, wie Tafel IX. zeigt. Das Wasser kommt durch den Zuleitungsgra- ben a in den Waͤsserungsgraben b. Wird es hier durch die Schleuse 1 ge- stauet, so waͤssert es den Plan I., vorne bei x durch vertikal ausgehende, hin- ten bei y durch parallele Grippen, und fließt in d wieder ab. Wenn die Schleuse 2 geschlossen wird, so faͤllt es durch f in g, und bewaͤssert den Plan II. II., indem es sich aus g nach beiden Seiten ergießt. Von hier wird es durch h und i aufgenommen, und von ersteren durch l nach k gefuͤhrt, welcher den Plan III. III. auf beiden Seiten waͤssert, wenn die Schleuse 3 geschlossen ist. i fuͤhrt das aufgenommene Wasser durch m. nach n, welcher bei Schlie- ßung der Schleuse 4 den Plan IV. durch vertikal auslaufende Grippen waͤssert. Hier wird das Wasser von dem Hauptabzugsgraben o aufgenommen, der es sei- nem Ursprunge, wenn es nicht weiter gebraucht werden soll, wieder zufuͤhrt. Werden die saͤmmtlichen Schleusen 1, 2, 3, 4 geoͤffnet, so wird die Weise so- gleich trocken, und alles Wasser zieht durch o ab; in welchem Falle dann frei- lich auch die Stauschleuse, welche das Wasser in dem Zuleitungsgraben a zwaͤngte, geoͤffnet wird. §. 289. Bei Wiesen oder Wiesenrevieren von ungleicher Oberflaͤche muß die Richtung der Wassergrippen und der Zweige der Waͤsserungsgraͤben, — sowohl derer, die zum Die Bewaͤsserung. zum Bewaͤssern, als derer, die zum Abfuͤhren des Wassers dienen, — oft mannig- faltig verschieden seyn. Denn es muß jeder hoͤhere Fleck, wo irgend moͤglich, mehr Wasser bekommen, wie der niedere, und bei den niedrigsten muß vorzuͤglich fuͤr Ab- zug gesorgt werden. Durch eine verschiedene Richtung der Wasserleitungen laͤßt sich dieses mehrentheils erreichen. Darum wechseln besonders die mit dem Zuleitungs- graben parallel laufenden und die in einem rechten oder spitzeren Winkel von ihm ab- geleiteten Waͤsserungsgraben und Grippen haͤufig mit einander ab, kruͤmmen und bie- gen sich auch, je nachdem es die Flaͤche, die bewaͤssert werden soll, erfordert. §. 290. Wo das Wasser uͤber eine niedere-Stelle weggeleitet und einer hoͤheren zugeleitet Verwallungen bei der Durch- leitung durch niedere Stel- len, mit Ein- laͤssen. werden soll, muß die Leitung, so weit jene geht, in Verhaͤltniß der Horizontallinie der hoͤheren Stelle verwallet werden. Um der niederen Stelle dann aber auch ihr Wasser zu geben, werden Einlaͤsse durch die Verwallung eingeschnitten, jedoch nur so tief und so stark, als erforderlich ist, um die gebuͤhrende Quantitaͤt Wasser einzulas- sen. Da das Wasser durch den Fall aus dem verwallten Graben leicht einreißen kann, so muͤssen diese Einlaͤsse mit Schleusen oder sogenannten Staͤndern oder Moͤn- ken in manchen Faͤllen versehen seyn. Zur Erlaͤuterung ein Beispiel auf Taf. X. Der Plan I. liegt 2 Fuß unter dem Spiegel, welcher dem Wasser durch Zu- setzung der Hauptschleuse i, und folglich in dem aus dem Flusse abgeleiteten Haupt- graben a gegeben werden kann. Der Plan II. liegt da, wo die Ziffer steht, um 2½ Fuß niedriger, und faͤllt nach unten noch mehr herab. Der Plan III. liegt 1½ Fuß unter dem Wasserspiegel. Der Plan IV. nur 8 Zoll darunter. Der Plan V. 1 Fuß 6 Zoll darunter. Der Plan VI. 2 Fuß darunter. Der in seiner Sohle horizontal angelegte Hauptgraben a erfordert da, wo er bei Plan I. vorbeigehet, eine starke Verwallung, und eine geringere, wo er zu Plan III. gelanget, die an beiden Orten hoch genug ist, um das Wasser in der vollen Hoͤhe zu erhalten, die ihm durch die Sperrung der Hauptschleuse i oberhalb derselben gegeben werden kann, so daß es dem Plan IV. zugefuͤhrt werden koͤnne. Bei b ist eine Dritter Theil. C c Die Bewaͤsserung. Schleuse oder ein sogenannter Staͤnder in der Verwallung angebracht, um das Wasser durch die Verwallung nach Gefallen einlassen zu koͤnnen, wenn dieser Plan und der darunter liegende Plan II. bewaͤssert werden soll. Da jener Plan aber nach unten gelind abhaͤngig ist, so wird er durch parallel laufende Grippen, welche das Wasser aus dem oberen Theile aufnehmen und es uͤber den unteren Theil wieder ver- breiten, berieselt. Unten wird es von einem Graben x aufgefangen, aus welchem es durch vier vertikal ausgehende Grippen aufgenommen und uͤber den Plan II. vertheilt wird. Der Plan III. wird durch drei Graͤben oder groͤßere Grippen, welche vertikal aus dem Hauptgraben abgehen, bewaͤssert, wenn ihre kleinen Schleusen oder Staͤn- der c d e geoͤffnet werden, und er wird dadurch in vier lange schmale Plane getheilt. Der Plan IV. erhaͤlt das Wasser, wenn neben den Schleusen a und f auch b c d e entweder voͤllig oder doch so stark geschlossen werden, daß der Wasserspiegel sich noch hoch genug im Hauptgraben erhalte; wobei zugleich die Schleuse g im Gra- ben p geschlossen werden muß. Der Plan V. erhaͤlt einiges Wasser von dem, welches von dem Plan IV. in den Graben o abziehet, wenn die Schleuse g auch geschlossen wird. Soll er aber das Wasser staͤrker und allein erhalten, so wird die Schleuse g geoͤffnet, wo sich dann das faͤmmtliche Wasser in den Graben o ziehet, falls die Schleuse h geschlos- sen bleibt. Der Graben p p dient hauptsaͤchlich zur voͤlligen Trockenlegung der Wiese und Entleerung des Hauptgrabens. Er ist deshalb tief genug, und hat ein hinreichendes Gefaͤlle. Werden seine beiden Schleusen g und h geoͤffnet, so geht alles Wasser aus dem Hauptgraben dadurch weg. Der niedriger und mit Plan I. in fast gleicher Horizontallinie liegende Plan VI. erhaͤlt das Wasser, wenn die Schleuse f geoͤffnet wird, und die uͤbrigen vorliegenden geschlossen werden, indem es, der niedrigeren Lage wegen, ihm dann saͤmmtlich zufließt. Es sind in den Figuren die Graben geradlinigt und rechtwinkeligt angege- ben, welches auch freilich am besten ist, aber nicht immer statt finden kann. Die Lage erfordert es oft, daß sie in mannigfaltigen Kruͤmmungen und abwei- chenden Winkeln gezogen werden. In der Hauptsache laͤust das aber auf eins hinaus. Die Bewaͤsserung. §. 291. Um ein Beispiel zu geben, wie man die vom Wasser unerreichbaren Hoͤhen um- Umgehung der Anhoͤhen. gehend, das Wasser auf die Niederungen, die zwischen ihnen liegen, und die von dem oberwaͤrts angespannten Spiegel beherrscht vertheile, waͤhle ich einen Fall, der mir noch in Erinnerung liegt, und den die Figur auf Taf. XI. darstellet. Die Theile No. 4. 5. und 14. waren vormals durch einen bei o abgeleiteten Gra- ben schon bewaͤssert, und die Absicht war, nur die am Bache liegenden Theile von 3, 2 und 1 ebenfalls zu bewaͤssern. Bei einem deshalb angestellten Nivellement fand sich, daß das Wasser oberhalb a genugsam angespannt werden koͤnne, um es weit ins Land und um eine Anhoͤhe herum zu leiten. Es ward der Hauptkanal also oberhalb a bis c gezogen, und dann die Schleuse b angelegt. Hierdurch erhielt das Wasser einen doppelten Turnus. — So nennt man den aus einem Hauptpunkte genommenen Wasserlauf, der sich zugleich uͤber eine Reihe von Planen verbreitet. — Wenn naͤmlich a und b geschlossen und c geoͤffnet wird, so geht das Wasser nach den Plan 1, von diesem nach 2, d nn nach 3, 4 und 5, von wo es in den Bach zuruͤckfaͤllt; oder falls der ziemlich feuchte Plan 5 und 4 zu viel Wasser erhielte, durch o abgelassen werden kann. Zugleich aber erhalten 6, 7 und 8 einen Theil des Wassers, welches ihnen durch einen bei d angelegten Stau zugemessen wird, welcher sich dann wieder oberhalb 4 mit dem anderen Theile vereinigt. Auf diesen Planen wird die Bewaͤsserung durch vertikal auslaufende Grippen bewirkt; weil paral- lel mit dem Graben laufende Grippen das Wasser auf den nach dem Bache zu abhaͤn- gigen Planen nicht gehoͤrig vertheilen wuͤrden. Der zweite Turnus hinter dem, die Flaͤche fast in der Mitte trennenden Huͤgel erhaͤlt sein Wasser, wenn b geoͤffnet, c aber geschlossen wird. Die Plane 9, 10, 11, 12, 13, 14 erhalten das Wasser oder liegen trocken, je nachdem ihre kleinen Schuͤtze in dem Kommunikationsgraben geschlossen oder geoͤffnet werden. Da sie ziemlich geebnet sind, und einen gelinden Abhang von 9 bis 14 herunter haben, so dienen die Graͤben zur Bewaͤsserung des oberen und Entwaͤsserung des unteren Theiles zugleich, und das Wasser wird durch parallel laufende Grippen uͤber sie vertheilt, bis auf einzelne hoͤhere Stellen, wo das Wasser durch Verwallungen und besondere Grippen hingezwaͤngt werden kann. C c 2 Die Bewaͤsserung. Bei starkem Wasserzulauf kann das Ganze zugleich bewaͤssert werden; sonst nur ein Turnus um den andern. Werden saͤmmtliche Schuͤtze aufgezogen, so kann das Ganze schnell trocken gelegt werden. §. 292. Austauung des Wassers in den Graͤben. Die dritte Bewaͤsserungsart durch Anstauung des Wassers in den Graͤben, ohne es in der Regel uͤberlaufen zu lassen, findet hauptsaͤchlich statt auf moorigem und schwammigem Boden, nachdem er gehoͤrig entwassert worden. So nothwendig die- sem Boden eine voͤllige Entwaͤsserung ist, so verliert er dennoch bei trockener Zeit seine Feuchtigkeit, besonders an der Oberflaͤche so sehr, daß die Pflanzen vor Duͤrre ver- schmachten. Hier ist die Vorkehrung, daß man ihm Wasser zufuͤhren, und solches durch Verschließung des Hauptableitungsgrabens in der erforderlichen Hoͤhe bis zu 2 oder 3 Zoll unter der Oberflaͤche in den Graͤben anstauen koͤnne, von großem Nutzen. Man laͤßt das Wasser in diesen Graͤben so lange stehen, bis das schwam- mige Erdreich genugsam Wasser angezogen hat, und die Pflanzen sich erfrischt haben, und laͤßt es dann durch Schließung der Zuleitung und Oeffnung der Ableitung schnell wieder abziehen. Dies kann natuͤrlich nur in solchem Boden von erheblicher Wirkung seyn, der wegen seiner lockeren und schwammigen Beschaffenheit das Wasser seit- waͤrts einzieht. §. 293. Jedoch hat man auch diese Anstauung des Wassers in den Graͤben auf festem Boden bei einer hohen und emsigen Kultur haͤufig benutzt, um die zwischen den Graͤ- ben liegenden Fruchtfelder durch das mit Schaufeln uͤberher gegossene Wasser nach Gefallen erfrischen zu koͤnnen. Diese Methode findet man besonders in den waͤrmeren und trockneren Klimaten. Der Arbeiter stellt sich in die Mitte des Grabens, und wirft das Wasser mit seiner Schaufel, so wie es gegen ihn fließt, zur Rechten und Linken, wodurch dann die benachbarten Beete geschwind und gleichfoͤrmig be- gossen werden. Vergl. Simondes toskanische Landwirthschaft, S. 14. Haͤufig kann diese Bewaͤsserungsart auch mit der Ueberstauung verbunden wer- den, wenn man das Wasser durch Oeffnung der Zuleitung und Schließung der Ab- leitung hoch genug heben kann. Die Bewaͤsserung. §. 294. Die Bewaͤsserung wird, so wie die Entwaͤsserung, oftmals mit Maschinen von Bewaͤsserung durch Ma- schinen. aͤhnlicher Konstruktion bewirkt. Besonders wendet man jedoch Schoͤpfraͤder, die vom Flusse selbst getrieben werden, an. Das Wasser wird gewoͤhnlich durch Rinnen in die Zuleitungsgraͤben gebracht, und von diesen durch Einlaͤsse und Grippen uͤber die Wiese vertheilt. So nuͤtzlich und kuͤnstlich diese Vorrichtungen auch an manchen Orten angebracht sind, so ist doch ihre Anlage und Erhaltung ungleich kostbarer, wie die durch bloße Graͤben bewirkte, indem auch die wirksamste nur fuͤr eine kleine Flaͤche zureicht. Es sind vielleicht nur seltene natuͤrliche Lagen, wo man nicht durch gehoͤrige Abfangung und Anstauung in abgeleitete Graͤben mit minderen Kosten mehr wuͤrde erreichen koͤnnen; aber oͤfterer tritt der Fall ein, daß die Gerechtsame anderer nur diese Bewaͤsserungsart erlauben. Ob der Belier hydraulique und andere neu er- fundene Wasserhebungsmaschinen schon zu Bewaͤsserungsanlagen benutzt worden sind, ist mir unbekannt. In England sind selbst Dampfmaschinen zu diesem Zwecke vor- geschlagen worden; ob auch wirklich angewandt, weiß ich nicht; doch ist es mir in einzelnen Faͤllen sehr glaublich. Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. §. 295. Man findet zwar von dieser wichtigen, in manchen Faͤllen unschaͤtzbaren Opera- Ist bis jetzt nur im Luͤne- burgischen und Bremischen bekannt gewe- sen. tion, einige Beispiele in verschiedenen Gegenden. So wird z. B. in der Schweiz nach Bernhard den von den Bergen herabstroͤmenden Gewaͤssern zuweilen Erde vorgeworfen, um selbige nach den Thaͤlern herabzufuͤhren, sie daselbst abzusetzen, und diese Niederungen, so viel noͤthig, zu erhoͤheu. Von groͤßerer Ausdehnung findet man diese Aufschwemmung in Toskana angewandt, wo betraͤchtliche Moraͤste dadurch ausgefuͤllt und in die fruchtbarsten Fluren verwandelt sind, wie es Simonde in seiner toskanischen Landwirthschaft, S. 7 bis 10, beschreibt. In groͤßerer Ausdehnung ist indessen diese Methode bisher nur in den Luͤnebur- gischen und Bremischen Sand- und Haidgegenden angewandt worden, und hat sich daselbst waͤhrend des vormaligen wohlhabenden Zustandes dieses Landes in kurzer Zeit dermaßen verbreitet, daß jeder Bauer, welcher dazu Gelegenheit hatte, die Kosten Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. der ersten Anlage nicht scheute, sondern unbedenklich dazu schritt. Dies wurde ihm dadurch erleichtert, daß sich Kompagnien von Wiesenschwemmern gebildet hatten, die von einem Orte zum andern zogen, und fuͤr ein, nach der Groͤße und Beschaffen- heit der Flaͤche vorher bedungenes Quantum die Arbeit unternahmen. Durch viele Uebung hatten sich die Meister dieser Kompagnien ein so richtiges Augenmaaß erwor- ben, daß sie mit keinem andern Nivellirinstrumente, als einem Richtscheit und Setz- wage versehen, die Anlage mehrentheils richtig ausfuͤhrten, und die dabei vorkommen- den Arbeiten und Schwierigkeiten genau genug schaͤtzen konnten. Die Sache ist bisher allein von meinem nun verewigten Freunde J. F. Meyer in einer Preisschrift: „ uͤber die Anlage der Bewaͤsserungswiesen, be- sonders derjenigen, welche durch Schwemmen hervorgebracht wer- den ,“ in den Annalen der Niedersaͤchsischen Landwirthschaft, zweiten Jahrgangs drittem Stuͤcke beschrieben; indessen nicht deutlich genug, um demjenigen, der sie nicht aus eigener Ansicht kennt, einen klaren Begriff davon geben zu koͤnnen. §. 296. Begriff der- selben. Das Ganze der Operation besteht darin: die Erde von der ein Flußthal umgebenden Anhoͤhe, mittelst des von einer noch hoͤheren Stelle hinein geleiteten Wassers, herab und in den niedrigen mehren- theils morastigen Theil des Thales hinein zu schwemmen, und so aus den abgeschwemmten Anhoͤhen und der ausgefuͤllten Niede- rung eine ebene gelind abhaͤngige Flaͤche zu bilden, die nachher durch den bei der Abschwemmung entstandenen und beuferten Gra- ben von der Hoͤhe herab jederzeit berieselt werden kann . Diese Be- rieselung kann dann um so bequemer und vollstaͤndiger geschehen, da durch die Ab- schwemmung und die natuͤrliche Verbreitung der Erde vermittelst des Wassers eine so ebene, mehr oder minder abhaͤngige Flaͤche gebildet wird, wie sie durch keine Hand- arbeit erreicht werden kann. §. 297. Beschreibung der Operation. Ich werde versuchen, diese Vorrichtung so deutlich, als es mir mit Worten und mit Huͤlfe einiger Figuren moͤglich ist, zu beschreiben, obwohl ein einziger Anblick von der Sache eine weit deutlichere Vorstellung giebt, als ich durch diese Beschreibung zu Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. bewirken im Stande seyn werde. Indessen werde ich in selbiger auf Umstaͤnde auf- merksam machen koͤnnen, die man bei dem Anblicke der Sache selbst leicht uͤbersieht. §. 298. Der Zuleitungsgraben wird aus einem Flusse, oder wie auch in manchen Faͤllen geschehen kann, aus einem See abgeleitet, und mit einem geringen Gefaͤlle seiner Sohle hoͤchstens von 1 Zoll auf 20 Ruthen bis an den Punkt in die Anhoͤhe hineinge- leitet, wo genugsames Gefaͤlle, um die Schwemmung anzufangen, vorhanden ist. Dieses Schwemmungsgefaͤlle muß von der Sohle des zu ziehenden Grabens ab bis zu der Niederung, wohin ich schwemmen will, im Durchschnitt etwa auf die Ruthe 1 Zoll oder 1/144 betragen, wenn man eine Sohle von 2 Fuß und eine Wasserhoͤhe von 1½ Fuß im Graben hot. Bei einem staͤrkeren Profil kann es schwaͤcher seyn. Indessen schadet auch ein staͤrkeres nicht, foͤrdert vielmehr die Arbeit. Es koͤmmt aber auch auf die Beschaffenheit des Bodens an, und bei thonigtem schwer zu schwem- menden Boden muß das Gefaͤlle staͤrker als bei leichtem Sande seyn. Einigermaßen kann das mindere Gefaͤlle, womit man sich beim Anfange der Arbeit zu Zeiten behel- fen muß, durch mehrere Arbeiter ersetzt werden, die sich die geschwemmte Erde zu- schaufeln und fortstoßen. Wenn man mit dem Zuleitungsgraben an den Punkt der Anhoͤhe gekommen ist, von wo ab man in die Niederung herunterschwemmen will, so wird ein Durchstich von dem Graben ab auf die Niederung zu in der Horizontallinie der Sohle des Grabens ge- macht bis zu dem Punkt, wo diese in der Oberflaͤche auslaͤuft. Auf Taf. V. Fig. 1. sey a der Zuleitungsgraben, der in eine Anhoͤhe bis b hineingeht. Ich finde hier, daß ich von der Sohle dieses Grabens bis zur Niederung O in einer Entfernung von 25 Ru- then 2 Fuß Gefaͤlle bei einer Wasserhoͤhe von 1½ Fuß habe. Ich lasse also von die- sem Punkte b ab einen Durchstich, der nur schmal zu seyn braucht, in der Richtung von c d durch die Anhoͤhe machen, bis die Horizontallinie der Sohle mit einigem Gefaͤlle zu Tage auslaͤuft. Das angelassene Wasser stuͤrzt nun hier herdurch, macht sich anfangs von selbst seinen Weg schon breiter, und ich suche nur durch angestellte mit Schaufeln oder Ruͤhreisen versehene Arbeiter diesen Weg von eingestuͤrzter Erde offen zu erhalten. Der Auswurf dieses Durchstichs wird dem Wasser zuerst vorge- worfen, und dann wird in der Linie von e nach f die Erde abgestoßen, in sofern sie das Wasser nicht selbst losreißt. Den groͤßern Theil dieser Erde nimmt das Wasser Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. mit fort, wozu die in der nun entstehenden Schwemmbank e c f d stehenden Arbeiter mit ihren Ruͤhreisen behuͤlflich sind. Ein andrer Theil der von e f abgestoßenen Erde wird nach der Linie c d heruͤbergezogen, so daß sich daselbst eine neue Bank, welche etwa 3 Zoll uͤber die Sohle des Waͤfferungsgrabens erhaben ist, und nach unten ein gelindes Gefaͤlle hat, bilde. Die Ebnung dieser Bank geschieht gewissermaßen von selbst, und die ebne gelind abhaͤngige Flaͤche bildet sich durch das Ueberstroͤmen des Wassers. So wie die Schwemmbank breit genug geworden ist, faͤngt man an in der Richtung des Grabens bei c eine Verwallung mittelst der von e heruͤbergeworfenen Erde zu machen, wodurch der Wasserlauf staͤrker nach e f hin hingezwaͤnget wird. Indem das Wasser also auf diese Seite immer mehr zustroͤmt, wird die Schwemm- bank von e nach g und von f nach h weiter hereingeruͤckt, die Verwallung aber von c nach e vollfuͤhrt, und die Wasserstroͤmung, die zuerst zwischen c d und e f durch- ging, geht nun zwischen g e und h f herunter. Jedoch muß man es sich nicht so vorstellen, als ob immer Absaͤtze von bestimmter Breite entstaͤnden, es ruͤckt vielmehr die Schwemmbank allmaͤhlig und Fuß vor Fuß in der Anhoͤhe weiter fort, und so wie sie nach der Seite c d durch den zwischen e c aufgeworfenen Damm verengert wird, erweitert sie sich nach der entgegengesetzten Seite hin. Die Fortsetzung des Grabens wird in der Regel nicht durch Ausstechung ge- macht, sondern er bildet sich durch die Schwemmung selbst und durch die vorgewor- fene Beuferung, welche hinlaͤnglich stark gemacht werden muß, damit das ange- spannte Wasser sie nicht aufs Neue durchbreche. Und so ruͤckt dann die Schwemmbank oder die Stroͤmung des Wassers immer weiter in das hohe Land hinein, und bildet die ebene abhaͤngige Flaͤche ununterbrochen und ohne Absatz von der Hoͤhe bis zum niedrigsten Punkte herunter. Bei der Arbeit des Schwemmens wird ein Theil der Arbeiter auf das Ufer der Schwemmbank, worauf der Andrang des Wassers zugeht, mit Spaten gestellt, um die Erde, wo es noͤthig ist, abzustoßen, und dem Wasser vorzuwerfen. Ein andrer Theil steht in der Schwemmbank oder auf der nun neu gebildeten Oberflaͤche mit brei- ten Hacken oder Ruͤhreisen versehen, um sowohl die Erdkloͤße zu zerschlagen und fort- zustoßen, als um einen Theil der Erde am oberen Theile der Schwemmbank — denn am unteren ist diefes nicht noͤthig — nach sich heranzuziehen, damit auch nicht zu viel Erde vom Wasser fortgerissen werde. Sie muͤssen in der ganzen Laͤnge der Schwemm- Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. Schwemmbank herunter vertheilt werden. Jedoch muͤssen oben, wo viele Erde weg- zuschwemmen ist, mehrere nebeneinander stehen, wie unterwaͤrts, wo nur wenig Erde noch abgeschwemmt werden kann, und sich die neue Erde von selbst ansetzet. Insbesondere muß ein thaͤtiger und aufmerksamer Arbeiter zu oberst in dem Schwemmgraben stehen, um hier die Erde gehoͤrig loszuruͤhren, und den Schwemm- graben in seiner gerechten Tiefe zu erhalten. In der Niederung, wo die Erde nicht abgestochen wird, sondern wo sie sich ansetzen soll, bedarf es keiner Arbeit, indem dieses durch das Wasser selbst auf die vollkommenste Weise bewirkt wird. Bei einem loseren Boden, staͤrkerem Wasserzulauf und staͤrkerem Gefaͤlle sind zwar im Verhaͤltniß gegen das, was man damit bewirkt, weniger Arbeiter noͤthig, als in den entgegengesetzten Faͤllen, d. h. die Arbeit kostet weniger. Allein es muͤssen doch zu gleicher Zeit um so mehrere angestellt werden, indem der Fortschritt der Ar- beit alsdann um so schneller geht, weil naͤmlich das Wasser zureicht, eine sehr große Masse von Erde wegzutreiben. Die Breite, welche man der Schwemmbank jedesmal giebt oder laͤßt, richtet sich nach der Staͤrke des Wassers und nach der Beschaffenheit des Bodens. Wenn der Wasserzufluß stark und die Erde sehr schwemmbar ist, so kann die Bank oder die Stroͤmung des Wassers 10 bis 12 Fuß breit erhalten werden, weil die Erde doch ge- nugsam fortgeht, und sich dann besser und gleichmaͤßiger absetzt, ohne daß man ihr zu Huͤlfe zu kommen brauche. Ist aber der Wasserlauf schwaͤcher und die Erde wider- stehender, so muß man die Stroͤmung schmaler von 4 bis 5 Fuß machen, damit die Kraft um so mehr konzentrirt werde. §. 299. Die Richtung der Abschwemmung und die Tiefe, in welcher man in die Anhoͤhe Dabei zu neh- mende Ruͤck- sichten. hineingeht, richtet sich naͤchst dem Gefaͤlle nach der Masse von Erde, die erforderlich ist, um die Niederung so auszufuͤllen, daß eine ebene, gelind abhaͤngige Flaͤche, wie sie zur Berieselung erforderlich ist, aus dem abgeschwemmten und aufgeschwemmten Lande entstehe. Wuͤrde ich zu weit und zu tief in die Anhoͤhe hineingehen, so waͤre fuͤr die Erde kein Raum vorhanden, und die Schwemmung wuͤrde wegen Mangel des Gefaͤlles zuruͤckstauen. Wenn man zwar nach einem Flusse zuschwemmt, wie das ge- woͤhnlich geschieht, so kann man sich der uͤberfluͤssigen Erde oft entledigen, indem man sie in den Fluß hineinschwemmt, und sie durch das Wasser weiter fortfuͤhren laͤßt. Dritter Theil. D d Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. Jedoch muß man in diesem Falle unterhalb keine Versandungen und keine Zuschwem- mungen von Muͤhlen- oder andern Teichen zu besorgen haben. Waͤre dies, so darf natuͤrlicher Weise gar keine Erde in den Fluß kommen, und man muß deshalb, wenn er sein Bette behalten soll, sein Ufer verwallen, und mit Faschinen, die nur dem Wasser, nicht der Erde Durchgang verstatten, belegen. Oftmals wird man es aber gerathener finden, das alte Bette des Flusses zuzuschwemmen, und einen neuen geraden Kanal herdurch zu ziehen. In dem Falle legt man eine starke Verzaͤunung in diesem Flusse an, welche keine Erde weiter, als die Anlage gehen soll, durchlaͤßt. Es darf aber auch nicht an zureichender Erde fehlen, um die Niederung genug- sam erhoͤhen zu koͤnnen. Um nun diese gerechte Quantitaͤt von Erde genau zu bestimmen, wuͤrde es erfor- derlich seyn, das Profil der Anhoͤhe und der Niederung an jeder Stelle zu nehmen, und zu berechnen, ob jenes mit diesem in gehoͤrigem Verhaͤltnisse stehe. Da sich aber die Hoͤhe und Breite so haͤufig aͤndert, so wuͤrde dies in der Praxis kaum ausfuͤhrbar seyn, und man muß sich dabei am meisten auf sein Augenmaaß verlassen. Dazu kommt, daß man die Masse der abzusetzenden Erde doch oft nicht nach der Masse der abzuschwemmenden berechnen kann; denn die thonigen und schlammigen Theile gehen mit dem Wasser unaufhaltbar fort, und setzen sich, da man den Wasserlauf doch nicht ganz sperren kann, durchaus nicht ab. Sie waren bei einer Abschwemmung von ei- nem thonigt merglichten Boden, ungeachtet man mehrere Verzaͤunungen gemacht hatte, und das Wasser sehr sanft und seicht uͤber Ebenen floß, dennoch eine Meile weit so stark fortgefuͤhrt, daß die Ufer des Baches daselbst noch damit beschlammt waren. Dieser Boden fuͤllt also da, wo er es thun sollte, die Niederung viel zu wenig aus. Wenn ferner die Erde, wie mehrentheils der Fall ist, auf einen moorigen und sumpfigen Grund abgesetzt werden soll, so senkt sich dieser, nachdem er, wie sich versteht, ab- gewaͤssert worden, durch den Druck der aufgeschwemmten Erde um so staͤrker, und es entsteht daselbst ein Absatz, wenn auch die Flaͤche vorher voͤllig eben war. Endlich kann auch eine betraͤchtliche Masse großer Steine, welche man oft in der Anhoͤhe fin- det, und die herausgeschafft werden muͤssen, die Berechnung der abzuschwemmenden Erde sehr truͤglich machen. Man kann sich jedoch waͤhrend der Operation immer helfen, wenn man findet, daß die abgeschwemmte Erde an einer Stelle entweder nicht zureiche, um die Niede- Die Abschwemmung und Anlage der Schwemmwiesen. rung auszufuͤllen, oder aber keinen Raum darin habe. Im ersteren Falle giebt man der Schwemmbank, welche in der Regel perpendikulaͤr aus dem Schwemmgraben abgeht, eine schraͤge Richtung ruͤckwaͤrts, und treibt durch die Stroͤmung des Was- sers die Erde dahin, wo sie fehlt. Im zweiten Falle giebt man der Schwemmbank eine Richtung vorwaͤrts, nach der noch nicht ausgefuͤllten Flaͤche hin. Bleibt sich nun das Profil der abzuschwemmenden Hoͤhe und der auszufuͤllenden Niederung gleich, so muß man da, wo man Mangel an Erde verspuͤrte, weiter in die Anhoͤhe hineingehen, um eine so viel groͤßere Masse von Erde zu erhalten, oder aber, wo der Erde zu viel war, die Richtung des Schwemmgrabens mehr herausruͤcken, damit man weniger Erde abzuschwemmen brauche. Dies verursacht freilich, daß der Schwemmgraben nicht immer in gerader Linie fortlaͤuft, sondern Zickzacke und Kruͤmmungen bilde, was man sonst lieber vermeidet. Es ist in solchen Faͤllen aber nicht wohl anders moͤglich, und man muß den Vortheil eines geraden Schwemm- und nachherigen Be- waͤsserungsgrabens aufopfern, um den Haupzweck, eine ebene schraͤge Flaͤche zu bil- den, zu erreichen. Die groͤßere Masse von Erde, oder die Hoͤhe, welche man abzuschwemmen hat, macht bei sandigem und zerfallendem Boden keine Schwierigkeit; freilich mehr Arbeit, die dann aber im vortheilhaften Verhaͤltnisse gegen das dadurch bewirkte, naͤmlich die Ausfuͤllung einer betraͤchtlichen Niederung, stehet. Wenn man nur Raum fuͤr solche Erde und genug Wasserzulauf hat, so laͤßt sich eine Anhoͤhe von 20 Fuß und druͤber ganz gut wegschwemmen. Nur bei zaͤhem, thonigem Boden, der Stich vor Stich abgestoßen oder abgehackt werden muß, wuͤrde die Arbeit schwer seyn. Bei einer betraͤchtlichen sandigen Anhoͤhe erfolgt der Einsturz derselben, wenn die Schwemmbank an ihrem Fuße hergeht, nur zu leicht, und man muß dann vorsich- tig dabei verfahren. Die Schwemmbank muß breit erhalten, und die Hauptstroͤ- mung des Wassers anfangs nicht zu dicht an der stehenden Wand hergeleitet werden. Man muß diese Hoͤhe von oben zu erst abstechen, die obere Erde herunter und dem Wasser vorwerfen, und so immer die Wand schraͤg, nie steil erhalten. Ein Gleiches ist in Ansehung der hinter dem Schwemmgraben stehend-bleibenden Wand noͤthig; man muß dieser durch Abstechen von oben herunter eine sehr schraͤge Dossirung geben, damit sie nicht einstuͤrze und den Graben verschuͤtte. Es ist in der Folge oft noͤthig, diesen Graben auch an der Ruͤckseite zu verwallen, damit das von der Anhoͤhe D d 2 Die Abschwemmung und Anlage der Schwemmwiesen. herabstuͤrzende Wasser bei Schnee- und Gewitterfluthen die Ufer nicht einreiße, und ihm dann wohl verwahrte Einlaͤsse zu geben, wodurch es abziehen kann. Wenn die abzuschwemmende Anhoͤhe mit Baumstaͤmmen besetzt ist, so hat man nicht noͤthig, diese vorher zu rohden. Ihre entbloͤßten Wurzeln werden waͤhrend der Schwemmung losgemacht, noͤthigen Falls abgehauen, und der ganze Stamm wird, wenn die Kraft des Wassers zureicht, fortgetrieben nach der Niederung, und daselbst mit Erde uͤberschuͤttet. Ein gleiches geschiehet mit Steinen von maͤßiger Groͤße, wenn hinlaͤngliches Gefaͤlle da ist. Nur ganz große Steine muͤssen herausgebracht, in die Niederung herabgewaͤlzt oder vorerst auf die abgeschwemmte Flaͤche gebracht werden. Dies vermehrt die Arbeit allerdings, jedoch nicht so betraͤchtlich, wie die Ausrohdung der Steine aus dem Acker, indem sie naͤmlich durch das Wasser von selbst losgespuͤhlt werden und an die Oberflaͤche kommen. Ihr Werth bezahle in den meisten Faͤllen die vermehrte Arbeit reichlich. Wo man unter die Hoͤhe des abzuschwemmenden Erd- bodens kommt, braucht man sich zwar um den Absatz der Erde nicht weiter zu bekuͤm- mern, da das Wasser eine so ebne Erdflaͤche bildet, wie man sie durch Handarbeit nimmer hervorbringen wuͤrde. Nur zuweilen, wo die Wasserstroͤmung, eines Wi- derstandes wegen, eine Richtung nimmt, die sie nicht haben soll, verhindert man dies durch vorgelegte Faschinen, die deshalb immer zur Hand seyn muͤssen. §. 300. Bildung des Abzugsgra- bens. Durch Vorlegung solcher Faschinen erhaͤlt man das alte Flußbett, wenn es blei- ben und zur Wasserableitung dienen soll, offen, oder man formirt auch durch einen mit Faschinen aufgesetzten Flechtzaun, den man in einer geraden Linie in der tiefsten Niederung herzieht, einen neuen Kanal, indem sich die Erde davor setzt, und das Ufer desselben bildet; er muß freilich nachher noch ausgestochen und gereinigt werden. In den meisten Faͤllen aber, besonders wo nur von einer Seite geschwemmt wer- den soll, wird es rathsam seyn, vorher einen neuen Abwaͤsserungsgraben auszu- stechen , der uͤber den vormaligen Fluß hinaus und dessen Ufer etwas hoͤher steht, dessen Sohle jedoch tiefer liegt, als das Flußbette. §. 301. Niveau des Schwemm- grabens. Vor allem ist bei der Operation die Aufmerksamkeit dahin zu richten, daß die Abschwemmung oben, — denn unten entsteht es von selbst — und die Sohle des entstehenden Schwemmgrabens in vollkommener Horizontallinie oder in einem fast Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. todten Niveau bleibe, weil sonst bei den nachmaligen Waͤsserungen das Wasser nicht ohne mehrere Schwierigkeiten gleichmaͤßig verbreitet werden koͤnnte. Ist dieses aber beobachtet, so duͤrfen nur die Durchstiche durch die Verwallung des Schwemmgra- bens zu gleicher Tiefe gemacht und mit Rasen ausgesetzt werden, um das Wasser gleichmaͤßig einzulassen, und es durch die Grippen, die mit dem Graben parallel lau- fen, uͤber die ganze Flaͤche zu verbreiten. Nur da, wo der Schwemmgraben eine betraͤchtliche Laͤnge hat, und die ganze Wiese aus einem Graben, aber nicht auf einmal, sondern wechselsweise bewaͤssert werden soll, macht man verschiedene Absaͤtze, und laͤßt das Wasser in dem Graben und uͤberhaupt die ganze Wiesenflaͤche um einen halben Fuß da fallen, wo ein neuer Waͤsserungsabsatz angeben soll. Hier wird dann in dem Waͤsserungsgraben eine kleine Schleuse angelegt. Wird diese zugesetzt, so stauet man das Wasser in dem ersten und hoͤher liegenden Theile des Grabens an, und bewaͤssert die vorliegende Flaͤche. Oeffnet man dagegen diese Schleuse, so zieht sich das Wasser in den niedri- ger liegenden Theil, und bleibt in dem oberen nicht hoch genug, um durch die ange- legten Auslaͤsse auszufließen. Es wird also der zweite etwas niedriger liegende Theil der Wiese bewaͤssert, und so geht es fort zum dritten, vierten Theile u. s. f. Die ge- woͤhnlich sich vermehrende Niederung des Flußthals erlaubt mehrentheils, daß dieses geschehen koͤnne, ohne daß man am Gefaͤlle beim Schwemmen verliere. Wie sehr hierdurch nachmals die wechselnde Waͤsserung erleichtert werde, erhellet von selbst, da es jetzt nur des Zusetzens und Aufziehens einer Schleuse auf einer betraͤchtlichen Strecke bedarf, wogegen sonst alle Einlaͤsse geoͤffnet oder verschlossen werden muͤßten, je nachdem ein Theil der Wiese bewaͤssert oder trocken gelegt werden sollte. §. 302. Da ein Flußthal fast immer mit zwei Anhoͤhen umgeben ist, so tritt haͤufig die Schwemmung von einer oder von zwei Sei- ten. Frage ein, ob man von einer oder von beiden Seiten schwemmen wolle. Nur die Lo- kalitaͤt kann dieses bestimmen, und da diese so unendlich mannigfaltig ist, so lassen sich wenige Regeln daruͤber geben. Hauptsaͤchlich kommt es dabei auf folgende Um- staͤnde an: a) ob Wasser genug da sey, um auf beiden Seiten nachhaltig und auch bei der trockensten Jahreszeit hinlaͤnglich waͤssern zu koͤnnen. Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. b) ob die Thalbreite bis zur Mitte der Niederung von beiden Seiten stark genug sey, so daß die erhaltene Flaͤche die Schwemmanlage genugsam bezahle. c) oder die Thalbreite zu stark sey, um sie von einer Seite uͤberschwemmen zu koͤnnen, indem sich uͤber 40 Ruthen breit nicht wohl schwemmen laͤßt. d) ob der Boden von beiden Seiten zum Schwemmen gleich gut geeignet sey. Wo von beiden Seiten geschwemmt werden soll, werden dann zwei Zuleitungs- graͤben oder zwei Aeste desselben in die Hoͤhe hineingeleitet, deren jeder mit einer Schleuse versehen seyn muß, um das Wasser nach der einen oder nach der andern Seite hinzudraͤngen. Gewoͤhnlich braucht man aber nur einen Ableitungsgraben, der dann seine Stelle in der Mitte der Niederung bekommt, oder da, wo sie am tief- sten ist. Bei der einseitigen Schwemmung legt man den Abzugsgraben so weit als moͤglich nach dem entgegengesetzten Ufer heruͤber, jedoch so, daß sein Bord niedriger zu liegen komme, als die tiefste Stelle der aufgeschwemmten Flaͤche werden soll. §. 303. Durchfuͤhrung des Grabens ohne zu schwemmen. Nicht immer ist es bei einer ausgedehntern Anlage moͤglich und noͤthig, Alles zu schwemmen. Man kommt oft an Stellen, wo die ganze Flaͤche von dem Wasser schon beherrscht wird, ohne abzuschwemmen, und wo selbige die abhaͤngige ebene Flaͤche, die zum Bewaͤssern erforderlich ist, schon von Natur hat. Hier darf nur eine Bewallung vor dem Laufe, den der Waͤsserungsgraben nehmen soll, auf einer oder auf beiden Seiten gemacht werden, damit der Stauspiegel desselben nicht sinke. Zuweilen kommt man dagegen an Anhoͤhen, die man ihres Bodens wegen oder weil in der anliegenden Niederung kein Raum fuͤr die Erde ist, nicht abschwemmen kann. Durch diese muß man dann den Graben in gleicher Horizontaltiefe der Sohle hindurchfuͤhren, oder aber, wenn solche Huͤgel zu hoch seyn sollten, ihn um den Ab- hang derselben herumleiten. §. 304. Unbestimm- barkeit der Kosten im All- gemeinen. Die Arbeit und Kosten, welche eine solche Anlage erfordert, lassen sich im Ver- haͤltnisse der Flaͤche auch nicht ungefaͤhr und nicht nach einem allgemeinen Durchschnitte angeben; denn der Unterschied, welchen die Lokalitaͤt dabei macht, ist gar zu groß. Man hat solche Wiesenanlagen gemacht, wo der Morgen kaum 5 Rthlr. kostete, und andere, wo sich die Summe per Morgen repartirt auf 50 Rthlr. belief. Diese Verschiedenheit der Kosten gruͤndet sich hauptsaͤchlich auf folgende Umstaͤnde: Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. a) Die Kosten der Hauptschleuse sind in einem breitern Flusse oft betraͤchtlich. Dieselbe Schleufe muß aber angelegt werden, wenn ich 10 oder wenn ich 100 Mor- gen Schwemmwiesen machen will; per Morgen repartirt macht dies also einen gro- ßen Unterschied auf jeden einzelnen Morgen. b) Gleiche Bewandniß hat es mit dem Zuleitungsgraben, der manchmal ziem- lich weit durch betraͤchtliche Anhoͤhen gefuͤhrt werden muß, und dann sehr kostbar wird. c) Kommt es auf die Wassermenge und auf das Gefaͤlle an. Je staͤrker beide sind, um desto geringer ist die Arbeit, die auf eine Flaͤche verwandt werden muß. Zu Anfange der Schwemmung hat man gewoͤhnlich ein geringeres Gefaͤlle, und da erfordert die Herabtreibung der Erde mehrere Handleistung. So wie man fort- schreitet und sich das Gefaͤlle zwischen dem Schwemmgraben und dem Entwaͤsserungs- graben in der Regel vermehrt, — indem das vormalige Flußbette immer Gefaͤlle hat — wird die Arbeit des Schwemmens viel leichter, und die Kraft des Wassers erfordert weniger Beihuͤlfe. Man kann dann auch weiter in die Anhoͤhe hineingehen, und zur Zeit eine groͤßere Breite schwemmen. Der erste Theil ist also fast immer der kostspieligste. d) Macht die Erdart einen großen Unterschied. Denn bei sandigem Boden ist kaum ⅓ der Arbeiter noͤthig, die man bei thonigem Boden haben muß, um eine gleiche Masse von Erde abzuschwemmen. e) Es werden die Kosten per Morgen um so geringer, je breiter die auszufuͤl- lende Niederung gegen die Breite der abzuschwemmenden Hoͤhe ist. Denn die Arbeit beschraͤnkt sich nur auf die letztere; die Ausfuͤllung geschieht mit geringer Beihuͤlfe von selbst. Man kann auf 40 Ruthen von einer Seite her fuͤglich schwemmen, und die Erde so weit forttreiben, wenn das gehoͤrige Gefaͤlle da ist. Wenn ich also eine abzuschwemmende Breite von 10 Ruthen und eine auszufuͤllende Niede- derung von 30 Ruthen Breite habe, und in einem andern Falle, oder auch nur an einer andern Stelle eine auszufuͤllende Niederung von 10 Ruthen Breite, so kostet mir die geschwemmte Flaͤche im letztern Falle doppelt so viel wie im erstern. f) Es kommt viel auf die Geschicklichkeit und Uebung der Arbeiter an. Wo diese sich zu helfen wissen, und wo insbesondere der Meisterschwemmer, welcher die uͤbrigen dirigirt, und besonders die Richtung und Anlage des Schwemmgra- Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. bens und der oberen Schwemmbank beachtet, Erfahrung und Augenmaaß besitzt, da kann die Arbeit bei gleicher Anstrengung sehr erleichtert, und manche Feh- ler koͤnnen vermieden werden, deren Ausgleichung nachher viele Arbeit und Kosten macht. Der letzte Umstand ist so wichtig, daß die Gesellschaften von Wiesenschwem- mern, welche man im Bremischen und Luͤneburgischen haben konnte, durchaus solche Anlagen weit wohlfeiler machten, als sie durch andere ungleich geringer be- zahlte Arbeiter, selbst wenn der Eigenthuͤmer mit Hand ans Werk legte, beschafft werden konnten. Sie machten nach dem Augenmaaße und nach angestellter Unter- suchung der ganzen Lokalitaͤt einen so richtigen Anschlag von der Arbeit, daß sie alles dazu Gehoͤrige im Verdung nahmen, und die Zeit bestimmten, wann es fer- tig seyn solle. Wenn Morgenweise akkordirt wurde, so kam der Morgen gewoͤhn- lich zwischen 8 und 20 Rthlr. zu stehen; wobei man aber bemerken muß, daß hier nur sandiger oder mit Sand stark versetzter Boden vorkam. Eine erste Schwemmwiese, die ich hier unter den allerunguͤnstigsten Umstaͤn- den und zu Anfange mit ganz unerfahrnen Arbeitern (denn ich hatte auch nicht einen einzigen, der eine solche Anlage jemals gesehn haͤtte, so wie ich auch selbst bei der Operation niemals gegenwaͤrtig gewesen war, und die eigentliche Manipu- lation hier erst selbst ausmitteln und erlernen mußte) anlegte, und wovon 28 Mor- gen fertig sind, kostet mir etwas uͤber 500 Rthlr. In den ersten Jahren erfordert eine solche Anlage noch immer einige Ausbes- serungskosten, indem die Graͤben zuweilen einfallen, die Verwallungen bei starken Winter- und Gewitterfluthen durchbrechen, die Einlaͤsse und die Grippen abzuaͤn- dern und zu verbessern, auch Senkungen in dem morastigen Theile auszugleichen und abzugraben sind. Nachher wenn sich Alles gesackt und festgesetzt hat, sind die Unterhaltungskosten einer Waͤsserungswiese dieser Art bei weitem geringer, wie die jeder andern, wegen der Ebenheit der Flaͤche, der wenigen noͤhigen inneren Wasserleitungen und des gerechten Gefaͤlles; so daß man sie hoͤchstens jaͤhrlich per Morgen auf 6 Gr. anschlagen kann. Sie sind um so geringer, je richtiger das Werk vom Anfange an angelegt worden. Jedoch sind darin die Kosten der Haupt- schleuse, welche ungefaͤhr alle zwanzig Jahr neu gemacht werden muß, nicht mit inbegriffen. §. 305. Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. §. 305. Die Benarbung einer solchen geschwemmten Flaͤche, besonders aber des obe- Benarbung der neuen Oberflaͤche. ren Theils, kann, wenn man sie der Natur uͤberlaͤßt und nichts weiter dazu thut, erst langsam vor sich gehen. Man kann in dem Falle in den ersten Jahren gar nicht oder doch nur sehr sparsam und mit großer Vorsicht waͤssern, weil das Wasser die ganz unbenarbte Erde wieder fortfuͤhren und Einrisse machen wuͤrde. Man muß deshalb erst ab- warten, daß sich nur einige auf solchem todten Boden wachsende Graͤser und Kraͤu- ter, waͤre es auch nur der Bocksbart, Aira canescens, erzeugt haben. So wie man anfaͤngt, nachhaltig zu waͤssern, erzeugen sich zuerst viele Moose und Flech- ten mit wenigen untermischten anderen Pflanzen, und je staͤrker sich eine solche Wiese anfangs bemooset, um desto besser ist es. Das Moos geht, wenn man mit den anhaltenden Bewaͤsserungen, die man der Beschlammung wegen anfangs gab, aufhoͤret, und nun mit der Waͤsserung und Trockenlegung gehoͤrig wechselt, in Moder uͤber, und giebt nun denen sich erzeugenden Graͤsern und Pflanzen Nah- rung. So wie sich ein dichterer Graswuchs erzeugt, wird das Moos voͤllig uͤber- wunden. Man hat daher mehrentheils im fuͤnften Jahre nach der Schwemmung — auch in solchen Faͤllen, wo zur Befruchtung der Wiese weiter nichts ge- than worden, als daß man mit der Bewaͤsserung, sobald es ohne Gefahr der Ein- risse geschehen konnte, anfing und sie fast ununterbrochen fortsetzte — schon eine Heuernte, die sich der Muͤhe verlohnte, gehabt; im zehnten Jahre aber auf ganz sandigem Boden 20 Centner Heu per Morgen gemacht. Wenn sich der Boden erst festgesetzt hat und einiges Gras erzeuget, so koͤmmt man fruͤher zum Ziele, wenn man die Wiese nicht maͤhet, sondern sie abweiden laͤßt, welches, wenn sie zuvor trocken gelegt worden, auch mit der groͤßten Sicherheit mit Schaafen ge- schehen kann. Weit schneller aber geht es mit der Befruchtung und Berasung der abge- schwemmten Flaͤchen, wenn man ihr irgend einen Duͤnger giebt. Alle die duͤn- gende Materien, die man uͤberhaupt den Wiesen zukommen laͤßt, passen sich auch hierzu, und vorzuͤglichen Nutzen hat man von einem schwachen Huͤrdenlager der Schaafe darauf verspuͤrt. Ich weiß einen Fall, wo man sich auch eines Huͤrden- lagers von Gaͤnsen dazu mit sehr gutem Erfolge bediente. Die Natur giebt aber Dritter Theil. E e Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. hier gewoͤhnlich ein anderes Duͤngungsmittel an die Hand, naͤmlich den erdigen oder torfigen Moder, den zwar mehrentheils sauren und binsigen Rasen, welchen man in der Niederung findet, und der dann doch uͤberschwemmt werden soll. Man sticht ihn, nachdem der Abwaͤsserungsgraben gezogen worden, und man also um so besser beikommen kann, hier an den besten und tiefsten Stellen aus, da doch die entstandenen Loͤcher wieder zugeschwemmt werden. Man bringt ihn dann auf die Hoͤhe, und legt ihn, wo moͤglich mit thierischem Duͤnger oder etwas Kalk oder Asche versetzt, in Mieten, und verbreitet ihn dann uͤber die geschwemmte Ober- flaͤche. Wenn man eine solche Duͤngung giebt, so kann man zuweilen im naͤchsten Jahre schon einen betraͤchtlichen Ertrag von einer solchen Wiese erwarten. Und es giebt einen uͤberraschenden Anblick, wenn man dann auf einer scharf abgeschnitte- nen Linie den uͤppigsten Graswuchs neben dem duͤrrsten Flugsande, der erst eben abgeschwemmt worden, erblickt. Auch kann man durch Besaamung einer abgeschwemmten und geduͤngten Flaͤche die Benutzung derselben allerdings noch mehr beschleunigen. Allein die Auswahl der Saͤmereien erfordert besondere Ruͤcksichten. Diejenigen Kraͤuter und Graͤser, welche am uͤppigsten wachsen, eher die Bewaͤsserungen anhaltend gegeben werden, verlieren sich nachher, wenn die Bewaͤsserung fortdauert. Ich habe auf einen Boden, der aber freilich nicht sandig, sondern lehmmerglicht war, gleich rothen Klee, Avena elatior, Festuca elatior, Phleum pratense, Dactylis glomerata, Holcus lanatus, an den niedrigern Stellen Alopecurus praten- sis u. s. f. gesaͤet, selbst ohne Duͤnger zu geben. Sie wuchsen zu meinem Ersteu- nen ohne Duͤnger im ersten Jahre nach der Einsaat, wurden im zweiten schwaͤ- cher, und haben sich nun nach vier Jahren fast voͤllig verloren, und dagegen ande- ren Graͤsern und Kraͤutern Platz gemacht. Diejenigen Stellen, wo nichts hinge- saͤet war, scheinen jetzt jene besaamte Stellen fast zu uͤbertreffen. Sonderbar, daß sich von allen der rothe Klee, der starken Bewaͤsserung ungeachtet, am mei- sten erhalten hat, und selbst durch dickes Moos hervorbricht. Jedoch steht er na- tuͤrlich nur einzeln. Ich halte es daher, wenn man auf die Folge sieht, nicht fuͤr rathsam, dergleichen starke Graͤser hier anzusaͤen, sondern die Berasung entweder der Natur ganz zu uͤberlassen, oder aber solche Graͤser auszuwaͤhlen, welche der Erfahrung nach auf Berieselungswiesen von gleicher Bodenart die dichteste Narbe Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. bilden und den reichlichsten Ertrag geben. Es ist kaum erklaͤrbar, aber die Erfah- rung hat es oft gezeigt, daß sich auf bewaͤsserten Wiesen, ohne alle Besaamung, gerade diejenigen Kraͤuter und Graͤser von selbst erzeugen, welche dem Boden am angemessensten sind, und sich mit der Waͤsserung am besten vertragen. Manche Graͤser, die auf unbewaͤssertem Boden sich schlecht zeigen, geben bei zureichendem Wasserzufluß gerade den reichlichsten Ertrag. Ohne auf die Oberflaͤche Duͤnger und Moder zu bringen, geht es mit der natuͤrlichen Berasung freilich langsam; duͤngt man sie aber, so geht es schnell, und man begreift dann kaum, wo die Menge der Saamen und Keime hergekommen seyn. Mehreres von der Besaa- mung der Wiese in der Lehre von der Wiesenkultur. Weil es indessen sehr darauf ankommt, die Oberflaͤche so zu befestigen, daß man das Wasser gleich uͤberlaufen lassen koͤnne, so habe ich zu diesem Zwecke nichts besser befunden, als den Spergel. Wenn die Wiese zu Anfange des Sommers geschwemmt worden, so saͤe man diesen Spergel, wenn man will, vermischt mit Wiesenfaamen, im Nachsommer bei feuchter Witterung auf. Sobald er hervor- getrieben ist, befestigt er den Boden genug, um Wasser uͤberlassen zu duͤrfen. Der Spergel, der dann nicht mehr zur Reife kommen kann, bleibe stehen, bis ihn die Kaͤlte toͤdtet, und er somit verfaule. Allenfalls, wenn der Boden fest ist, kann man ihn auch durch Vieh abhuͤten lassen. Er giebt dann dem Boden nicht nur Festigkeit, sondern auch Duͤnger, und es werden sich nun im folgenden Jaͤhre, zumal wenn man auch einigen andern Duͤnger gegeben hatte, schon viele Graͤser zeigen. §. 306. Denen, die noch keine Erfahrung uͤber solche Wiesen gemacht haben, scheint Wirkung der Berieselung auf Sandbo- den. es mehrentheils unglaublich, daß der schlechteste kiesige Sand jemals zu einem reichlichen Grasertrag werde gebracht werden koͤnnen. Aber hiervon haben wir zu viele uͤberzeugende Beispiele gehabt, als daß nur noch der mindeste Zweifel dar- uͤber statt finden koͤnnte. Gerade der sandigste und kiesigste Boden ist fuͤr diese Wiesen, unter der Bedingung einer bestaͤndig zureichenden Waͤsserung, der vorzuͤglichste. Man kann demselben die Waͤsserung am staͤrksten geben, ohne ihn morastig zu machen. Das Wasser setzt seine duͤngenden Theile auf der Ober- flaͤche ab, und das Uebrige zieht ein. Sobald man die Berieselung staut, ist er E e 2 Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. wieder trocken, und wenn man ihn traͤnket, wird er sogleich davon durchdrungen. Das Gras erfordert nur Feuchtigkeit, Waͤrme und Moder zu seinem Wachsthume, und die Erde ist ihm gleichguͤltig, wenn sie nur die Feuchtigkeit in zureichendem Maaße enthaͤlt. Die nachtheilige Duͤrre des Sandes kommt nicht weiter in Be- tracht, wenn er in jedem Augenblicke angefeuchtet werden kann, und seine Losig- keit ist durch die erzeugte Grasnarbe und das dichte Wurzelngewebe gehoben. §. 307. Benutzung des geschwemmten Grundes zum Fruchthau. Es hat keinen Zweifel, daß man auch solche abgeschwemmte Flaͤchen, beson- ders nachdem sich einmal eine bereichernde Grasnarbe und Moder darauf erzeugt, umbrechen und zu anderen Fruͤchten benutzen koͤnne, denen dann die Berieselung in trockenen Zeiten ebenfalls zu statten kommen koͤnnte. Auf sandigem Boden moͤchte hiervon aber wohl kein nachhaltiger Gewinn zu erwarten seyn, indem man den Rasen zerstoͤren und den Boden vorerst zu lose machen muͤßte. Auf lehmigem Boden koͤnnte es rathsamer seyn. Ich weiß, daß einige, wenn sie vieles Moos durch die Waͤsserung erzeugt sahen, wo naͤmlich der Oberflaͤche kein Duͤnger gege- ben war, hierauf verfielen, und es zur Vertilgung des Mooses noͤthig hielten. Aber die Moos-Erzeugung ist hier eine Wohlthat der Natur; es vergeht von selbst, wenn das Gras erst mehrere Nahrung in dem erzeugten Moder findet, und man die Waͤsserungen moderirter giebt. Es vergeht allerdings noch schnel- ler, wenn man in der Folge einigen Duͤnger giebt, und dadurch den Gras- wuchs verstaͤrkt. §. 308. Die Be- schlammung. Etwas aͤhnliches mit der Abschwemmung oder vielmehr mit der Aufschwem- mung hat die Aufschlammung; Warping der Englaͤnder. Diese Operation ist wohl nur da anwendbar, wo eine regulaͤre Fluth und Ebbe in die groͤßeren Stroͤme tritt, und hinter dem hoͤheren Ufer in groͤßerer oder geringerer Entfernung eine Flaͤche niedriger liegt, als der Spiegel der Fluth. Das schlammige Fluthwasser wird dann durch einen Kanal, dessen Schleuse geoͤffnet worden, nach der niederern Flaͤche hingefuͤhrt, und dann durch Zusetzung der Schleuse darauf erhalten, bis es seinen Schlamm abgesetzt hat. Dann wird es bei der Ebbe wieder abgelassen, Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. und wenn nun der Grund ziemlich trocken geworden, wird die Anlassung des Fluth- wassers wiederholt, und so einen oder auch wohl zwei Sommer hindurch damit fortgefahren. Man hat auf die Weise in einem Sommer 18 Zoll der fruchtbar- sten Schlammerde auf unfruchtbarem, sandigem oder moorigem Boden aufgebracht, alle Erhoͤhungen und Vertiefungen ausgeglichen, und den fruchtbarsten Boden geschaffen. So ward neuerlich eine Haidmoor in Lincoldshire von 212 engli- schen Acres nach Verschiedenheit seiner Hoͤhe zu 18 Zoll bis 3½ Fuß auf- geschlammt. Hiermit ist dann auch die Aufschlammung zu vergleichen, welche, wie oben angefuͤhrt worden, im Toskanischen statt findet. §. 309. Zur Erlaͤuterung der Lehre von der Schwemmwiesenanlage habe ich auf der Ta- Beschreibung eines beson- dern Falles. fel XIII. und Tafel XIV. ein Beispiel dargestellt, welches mir am meisten geeignet scheint, eine klare Vorstellung von einer groͤßern Anlage dieser Art zu erwecken. Die Tafel XIII. stellt den Grundriß der Gegend in dem Zustande vor, worin sie sich vor der Schwemmung befand; die Tafel XIV. die vollfuͤhrte Abschwemmung. Ich muß bemerken, daß auf diesen Grundrissen, so wie uͤberhaupt wohl bei den saͤmmtlichen Figuren, die Gewaͤsser, besonders die Graͤben, nicht nach ihrem richti- gen Verhaͤltnisse zu den Erdflaͤchen, sondern letztere in ihrer Breite nach einem groͤ- ßeren Maaßstabe gezeichnet sind, damit sie als der Hauptgegenstand, worauf es hier ankommt, deutlicher in die Augen fallen moͤgen. Auf der Tafel XIV. sind die Ver- wallungen, die Einlaͤsse und die kleineren Stauschuͤtze in den Graͤben, so wie auch die Waͤsserungsgrippen, die das Wasser auf den neuen Wiesenflaͤchen verbreiten, und welche hier der ebnen abhaͤngigen Flaͤche wegen mehrentheils parallel mit den Waͤsse- rungsgraͤben laufen, nicht angedeutet, indem hier nur die Abschwemmungsoperation selbst versinnlicht werden sollte. §. 310. Die Tafel XIII. stellt also die Gegend in ihrem natuͤrlichen Zustande vor. a ist ein großer quellreicher See, aus welchem der Bach b hervorkommt, und sich durch eine Niederung, die er sumpfig macht, zwischen zwei Anhoͤhen hindurchschlaͤngelt. d ist ein kleiner sumpfiger See, welcher sich an dieser Stelle gebildet hatte. Jener Bach vereinigt sich mit einem andern c, welcher sich ebenfalls durch eine von Anhoͤ- Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. hen eingeschlossene Niederung hindurchwindet. Nach der Vereinigung fließt der Bach e wieder durch ein sumpfiges Thal zwischen zwei Anhoͤhen, und ergießt sich in den See oder Teich f. Dieser ist auf der einen Seite durch einen Fahrdamm beschraͤnkt, unter welchem das Wasser durch ein Gewoͤlbe durchgeht, wenn die davor befindliche Schleuse geoͤffnet wird. Es ergießt sich dann wieder in den Bach g, der durch eine morastige Niederung mit betraͤchtlichem Gefaͤlle gehet. Das Gefaͤlle von dem See a bis zu dem aͤußersten Punkte von g betrug uͤber 50 Fuß. Hier ward nun der Anfang der Operation damit gemacht, daß dem Bache gg, ee, bb, dessen vormaliger Gang auf Tafel XIV. mit getuͤpfelten Linien abgebildet ist, durch einen neu gezogenen Kanal eine gerade Richtung und Bette zum schnelleren Abzug des Wassers gegeben wurde. In diesen Kanal 3. 3., 2. 2., 1. 1., ward auch das Wasser aus dem kleinen See d hineingeleitet, und hierdurch schon die ganze Nie- derung trockner gelegt, so daß sich das moorige Erdreich senken, und das darin stok- kende Wasser, vermoͤge des schnelleren Gefaͤlles, Abzug erhalten konnte. Der Anfang der Abschwemmung ward dann bei dem unteren Theile gemacht, indem der Fahrdamm bei 4 und 6 durchstochen und mit Schleusen versehen wurde. Von 4 ward das Wasser durch den Zuleitungsgraben bei 5 in die Anhoͤhe hineingelei- tet, und hier der Anfang der Schwemmung gemacht, indem naͤmlich die Erde der Anhoͤhe, so wie sich’s aus der Vergleichung der Figur auf beiden Tafeln ergiebt — auf deren erstere der kuͤnftige Gang des Schwemmgrabens durch getuͤpfelte Linien an- gedeutet ist — in die Niederung herabgeschwemmt wurde, nachdem man vor dem Kanal 3 eine Verwallung oder Flechtzaͤune hergezogen hatte. Das Bette des vorma- ligen Baches ward voͤllig zugeschwemmt, und so der ebene abhaͤngige Plan I. gebildet. Dann ward auf voͤllig gleiche Weise durch das bei 6 eingeleitete Wasser die Schwemmung auf der andern Seite beschafft, und die Flaͤche II. gebildet. Man konnte mit dieser Schwemmung nicht weiter als bis 7 fortfahren, weil es sonst bei der Berieselung auf beiden Seiten zugleich in trockneren Zeiten an Wasser gefehlt haben koͤnnte. Es ward deshalb in dem Abzugskanal 3 bei 8 eine Schleuse angelegt, wo- durch das Wasser in demselben gespannt werden konnte, und nun ward, da die Ge- gend hier ein betraͤchtliches Gefaͤlle bekam, aus dem Abzugsgraben der Kanal 9 gezo- gen, und in die Anhoͤhe hineingeleitet bis dahin, wo man wieder genugsames Gefaͤlle Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. hatte, um die Schwemmung aufs neue anzufangen, wobei dann 4, 6 und 8 wer- schlossen, die mittlere Schleuse des Fahrdamms aber geoͤffnet, und folglich das saͤmmtliche Wasser in 9 hineingezwaͤngt wurde. Hierdurch ward der Plan III. gebil- det, den man sich als weiter fortgesetzt denken muß, indem die Figur hier abgeschnit- ten worden. Der Zweck, den man hierdurch erreichte, war der: das uͤber den Plan I. und II. ergossene, von dem Kanal 3 aber wieder aufgefangene Wasser, zum zwei- ten Male zu benutzen, und den Plan III. damit zu berieseln. Um den Graben zwi- schen 6 und 7 voͤllig trocken legen zu koͤnnen, ward der Graben 10 gezogen, wodurch das Wasser einen Abzug erhielt, wenn 7 geoͤffnet wurde. Nachdem diese Schwemmung bewerkstelligt war, wandte man sich zu dem See a, und nachdem man den Kanal 1 mit einer Schleuse bei 11 versehen hatte, ward der Zuleitungsgraben 12 angelegt, und mit einer Schleuse versehen, wo dann die Schwemmung vermoͤge des starken Wasserdrucks aus dem See bald angefangen wer- den, und auf dieser Seite bis 13 von einer betraͤchtlichen Hoͤhe herab vollfuͤhrt werden konnte. Der kleine See d, so wie das diesseits des Kanals liegende Bette des vor- maligen Baches ward zugeschwemmt. Durch den Abzugskanal 14 konnte der Gra- ben mittelst Oesnung der Schleuse 13 abgelassen werden. Es ward also der große Plan IV. gebildet, der unten, da wo er am breitesten ist, zwar nicht vollkommen ausgefuͤllt werden konnte, aber dennoch durch das Gefaͤlle des Hauptabzugskanals auch hier trocken genug gelegt wurde. Auf der andern Seite ging man bei 15 auf gleiche Weise in die Anhoͤhe hinein, und fing die Schwemmung an. Bei 16 erforderte die Schlucht, in welcher der Bach c herging, eine starke Verwallung oder einen Ueberleitungsdamm, um das Wasser nicht fallen zu lassen, und es in seiner vollen Hoͤhe bei 17 wieder in die Anhoͤhe hin- einzuleiten. Hier mußte das Wasser in dem Bache c nun ebenfalls durch eine Be- uferung so gehoben werden, daß der Graben es mit aufnehmen und nach 17 in die Anhoͤhe hineinbringen konnte. Die Anlegung dieses Dammes und dieser Verwallung ist eine der beschwerlichsten und kostspieligsten Vorrichtungen bei dieser Anlage gewesen. Der letzteren, naͤmlich der Hebung des Wassers im Bache, haͤtte man entuͤbrigt seyn koͤnnen, wenn man das Wasser, unter dem Damme durch, nach den Abzugskanal hingeleitet haͤtte; man wollte aber kem Wasser bei dieser ausgedehnten Bewaͤsserungs- anlage verlieren. Die Abschwemmung oder Anlage der Schwemmwiesen. Von hier ab ward dann die Schwemmung bis 18 vollfuͤhrt, und durch den Ab- zugsgraben 19 konnte der Graben von 15 bis 18 entleeret werden. Hierdurch wur- den also die Plane V. und VI. gebildet. Die schon von Natur ebene Flaͤche VII. lag unter dem Wasserstande bei 20, und war trocken genug, so daß sie keiner Ab- und Aufschwemmung, wohl aber einer Be- rieselung bedurfte. Deshalb ward in dem Abzugskanale die Schleuse 21 angelegt, und der Graben 22 bis 24 gezogen, welcher, wenn 21 und 24 zugesetzt werden, eine Bewaͤsserung erhaͤlt. Durch 25 entleert sich dieser Graben in den Teich f. Ein Theil des Wassers kann bei dieser Anlage viermal benutzt werden. Der groͤßte Theil naͤmlich von dem, was uͤber die Plane IV., V., VI. sich herabgezogen hat, wird zum zweiten Male uͤber VII. geleitet, geht von da ab nach dem Plane I. und II., wird hier wieder bei 8 aufgefangen, und bewaͤssert nun den sehr betraͤchtli- chen aber hier abgekuͤrzten Plan III. Auf diese mehrmalige Benutzung des Wassers — d. h. bei der Berieselung; denn daß es bei der Schwemmung saͤmmtlich auf einen Punkt konzentrirt werde, versteht sich von selbst — muß bei diesen Anlagen vorzuͤg- lich Ruͤcksicht genommen werden. Wenn man gleich in den regnigten Jahreszeiten Ueberfluß an Wasser hat und es nur einmal zu benutzen braucht, so fehlt es doch in den trocknen Jahreszeiten, wo man oft schnell, wenn gleich nur kurze Zeit berie- seln will. Der Wiesenbau . §. 311. Begriff der Wiesen. Unter Wiesen versteht man Grundstuͤcke, welche mit einer aus mannigfaltigen Graͤsern und Kraͤutern entstandenen Grasnarbe uͤberzogen sind, und welche, in der Regel um Heu davon zu gewinnen, gemaͤhet werden. Man hat unterschieden unter natuͤrlichen und kuͤnstlichen Wiesen. Einige verstehen unter letzte- ren beackerte und auf ein oder mehrere Jahre angesaͤete Klee-, Luzerne-, und Es- parsett-Felder, die meines Erachtens nicht in die Kategorie der Wiesen gehoͤren. Selbst die mit Graͤsern und mit mancherlei Grasarten besaamten Ackerfelder rechne ich nicht hierher, wenn sie nicht auf bestaͤndig zum Graswuchse bestimmt sind, ihn nicht ausdaurend geben, und mit keiner dichten Grasnarbe uͤberzogen sind, wel- ches Der Wiesenbau. ches auf denen mit maͤhbaren Graͤsern angesaͤeten und gemaͤhten trocknern Plaͤtzen selten geschieht; indem diese Graͤser nach einigen Jahren wieder vergehen, und schlechtern Kraͤutern Platz machen. Um eine Wiese zu bilden, wird ein feuchteres Grundstuͤck erfordert, und welches sich seiner Feuchtigkeit wegen zur Beackerung nicht schickt. Nur wenn man einem Grundstuͤcke durch Kunst den Feuchtigkeits- grad giebt, wodurch es sich zur Wiese qualifizirt, und nachhaltig als solche benutzt werden kann, so verdient dies den Namen einer kuͤnstlichen Wiese; wobei es gleichguͤltig ist, ob die erste Graserzeugung durch ausgewaͤhlten Saamen bewirkt worden oder der Natur uͤberlassen war. Von diesen kuͤnstlichen Wiesen ist in der Lehre von der Bewaͤsserung gehandelt worden. §. 312. Die natuͤrlichen Wiesen haben immer einen feuchteren Boden, wie das Ak- Fuͤnf Arten der Wiesen. kerlaud, oder liegen an feuchteren Stellen. Sie unterscheiden sich in folgende fuͤnf Hauptarten: 1) Die an großen Fluͤssen liegenden, deren Grund entweder durch An- schwemmung schlammiger Erde oder durch die Vermoderung der von dem zuruͤck- getretenen Wasser hinterlassenen Wasserpflanzen mehrentheils entstanden ist. Sie nehmen manchmal breite Thaͤler ein, und stehen unter dem Einflusse des Strom- wassers, welches sie von Zeit zu Zeit uͤberschwemmt, und dadurch mit neuen fruchtbaren Schlamm uͤberzieht, oder aber durchsintert, und ihnen die noͤthige Feuchtigkeit mittheilt. 2) Die an kleineren Fluͤssen und Baͤchen liegenden, welche von diesen ihre Feuchtigkeit erhalten, und entweder durch das Anschwellen derselben von Zeit zu Zeit von selbst bewaͤssert werden, oder aber diese Bewaͤsserung durch kuͤnstliche An- stauung der Baͤche, entweder mittelst der Inundation oder der Berieselung, will- kuͤhrlich erhalten. Beide Arten werden unter dem Namen Thalwiesen begriffen, da sie sich nur in den Thaͤlern oder Flußniederungen befinden. 3) Wiesen, welche zwar auf der Hoͤhe, aber doch in Senkungen der Erd- oberflaͤche liegen, in welche sich die Feuchtigkeit von dem hoͤheren umliegenden Ak- kerlande und mit derselben oft vieler fruchtbarer Duͤnger herabzieht. Man findet Dritter Theil. F f Der Wiesenbau. auch reichhaltige Wiesen in den Niederungen hoher Geduͤrge, die ihre Feuchtigkeit von dem an Bergen staͤrkern Niederschlag aus der Atmosphaͤre erhalten. 4) Quellgruͤndige oder quellige Wiesen, wo das unter der Erde sich herzie- hende Wasser zu Tage kommt, und feuchte Stellen gebildet hat, die dadurch zur Beackerung untauglich werden. 5) Moorige Wiesen, welche sich wohl auf dieselbe Art gebildet, aber durch eine halbe Verwesung der erzeugten Wasserpflanzen erhoben, und eine moorige Substanz unter sich haben. §. 313. Nach der Verschiedenheit dieser Lage ist gewoͤhnlich der Boden der Wiesen auch verschieden. Die der ersten Art haben entweder einen thonigen, mit vielem Humus durchdrungenen, oder aber einen groͤßtentheils humosen Boden. Letzte- rer ist in dem Falle, daß sie keine uͤberfluͤssige Feuchtigkeit haben, und nicht morastig sind, mehrentheils ein milder, aufloͤslicher Humus. Sind sie aber morastig, so naͤhern sie sich der fuͤnften Art von Wiesen in ihrer Natur und Bodenart. Die zweite Art pflegt im Durchschnitt einen mehr sandigen und nicht so humusreichen Boden, wenigstens nicht bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe zu haben. Wenn indessen eine gute starke Grasnarbe auf ihnen entstanden, und sie mit zurei- chender Feuchtigkeit versehen sind, so kommt es auf die unter der Grasnarbe lie- gende Erde wenig an, ja es ist sogar bei zureichender Feuchtigkeit ein sandiger, durchlassender Untergrund vortheilhafter, wie ein thoniger. Die Wiesen dritter Art haben ihre Grunderde mit denen Anhoͤhen, wovon sie umgeben sind, gemein, und richten sich in ihrer Fruchtbarkeit auch mehrentheils nach diesen. Wenn ihnen das Wasser, mit vielen fruchtbaren Theilen beschwaͤn- gert, von den Anhoͤhen zufließt, so geben sie zuweilen einen ungemein reichen Grasertrag, insbesondere wenn sie immer zureichenden Zufluß von Feuchtigkeit und dabei einen durchlassenden Untergrund haben, in welchem sich die uͤberfluͤssige Feuchtigkeit senken und abziehen kann. Zu dieser Art gehoͤrt die beruͤhmte Wiese in Wiltshire, deren ich im dritten Bande meiner englischen Landwirthschaft, S. 532., erwaͤhnt habe, und deren Fruchtbarkeit unglaublich seyn wuͤrde, wenn sie nicht schon seit Jahrhunderten durch so viele Zeugen bestaͤtigt waͤre. Wenn Der Wiesenbau. diese Wiesen aber zwischen mageren Feldern liegen, von denen sie nur bei feuchter Witterung Zufluß erhalten, welcher zuweilen nur zu stark ist, sie morastig macht, Wasserpflanzen erzeugt, und ihre Beackerung nicht verstattet, bei trockner Witte- rung dagegen an Duͤrre leiden, so sind sie von geringem Werthe und Ertrage, dabei aber wegen ihrer Lage und Vermengung mit den Ackerfeldern sehr unbequem; weshalb thaͤtigere Landwirthe sie oft durch bewirkten Wasserabzug und Auffahren von Erde voͤllig trocken gelegt, und in Ackerland, welches anfangs vorzuͤglich fruchtbar war, umgewandelt haben. Sie sind unter dem Namen Meeschwie- sen bekannt. Wenn sie es ihrer Lage und ausdauerndern gleichmaͤßigeren Feuch- tigkeit wegen verdienen, so wird diesen Wiesen besonders durch Duͤngung sehr aufgeholfen, wodurch sie nicht selten zu einem dreifach groͤßern Ertrag, als sie sonst geben, gebracht worden. §. 314. Die vierte Wiesenart, welche man mehrentheils an dem Fuße der Berge und Huͤgel findet, sind in dem Falle, daß das Wasser mehr auf ihrer Oberflaͤche her- abzieht und nirgends stockt, zuweilen sehr fruchtbar, und mit einem feinhalmigen, dichten und suͤßen Grase uͤberzogen, insbesondere wenn das Wasser kalk- oder gypshaltig ist. Berieselt das Wasser dagegen die Oberflaͤche wenig, ziehet es sich nur im Untergrunde herab und stockt daselbst, so erzeugen sie ein schlechtes, wenig nutzbares Gras, welches hauptsaͤchlich aus Binsen, Seggen und Schafthalm be- stehet. Durch gehoͤrige Abfangung und Leitung des Wassers koͤnnen sie aber haͤu- fig in fruchtbare Berieselungswiesen umgeschaffen werden. §. 315. Auch die fuͤnfte Art der Wiesen ist nicht jedesmal ganz schlecht zu nennen. Wenn sie sich durch immer neu erzeugte Lagen von abgestorbenen Pflanzen hoch genug erhoben haben, das Wasser genugsamen Abzug hat, um die obere Schicht nicht uͤbermaͤßig zu durchnaͤssen, so hat der hier erzeugte Humus eine mildere und fruchtbarere Beschaffenheit angenommen, und traͤgt dann reichliche und gedeihliche Graͤser, obgleich der Untergrund noch so schwammig und quebbig ist, daß man besondere Vorkehrungen — z. B. Karren mit sehr breitfelgigten Raͤdern — gebrauchen muß, um das Heu herabzuholen. Wenn sie aber diese guͤnstige Lage und diesen gerechten Feuchtigkeitszustand nicht haben, so tragen sie nur nahrungs- F f 2 Der Wiesenbau. lose, scharfe und dem Vieh zum Theil schaͤdliche Sumpf- und Moorpflanzen, die nur aus Mangel eines bessern Heues und aus Noth gebraucht werden, und woran sich das Vieh solcher Gegenden erst gewoͤhnen muß. Man nennt solche Wiesen haͤufig sauerbeizige Wiesen. Das in ihren Graͤ- ben hervorkommende Wasser hat oft eine in Farben spielende Haut, und setzt eine rothe, braune, ocherartige Materie ab, welche zum Theil phosphorsaures Eisen zu seyn pflegt. Bei tieferen Abgrabungen koͤmmt man hier gewoͤhnlich auch auf Nester von mehr oder weniger steinigtem und verhaͤrtetem Sumpfeisen, von wel- chem jene bis zu der Oberflaͤche vom Wasser gehobene ocherige Materie herzuruͤh- ren scheint. Sumpfige Wiesen, worin dieses Wasser stockt, geben insbesondere ein schlechtes Heu, wenn nicht durch zureichende Abgrabungen dem Heraufstauen dieses eisenhaltigen sauren Wassers bis zur Oberflaͤche gewehret wird. Wenn Wiesen dieser Art ein solches Wasser nicht ausschwitzen, so sind sie immer frucht- barer und gedeihlicher. Diese Wiesen koͤnnen nun durch gehoͤrige Abwaͤsserung, besonders wenn man eine Ruͤckstauung des Wassers in seiner Gewalt behaͤlt, oder aber durch Auf- fuͤhrung von anderer Erde, sehr verbessert werden. §. 316. Sicherheit und Unsicher- heit der Wie- sen. Bei den Wiesen der ersten und zweiten Art ist besonders Ruͤcksicht auf ihre Sicherheit und Unsicherheit zu nehmen. Denn so vortheilhaft ihnen die Ueberstroͤ- mung im Winter und Fruͤhjahre, vor begonnener Vegetation, auch ist, so nach- theilig wird sie, wenn sie bei schon herangewachsenem Grase, oder wohl gar bei der Heuernte eintritt, oder aber das Wasser im Fruͤhjahre zu lange auf ihnen ver- weilt, und eine Faͤulniß der guten Graͤser veranlaßt. Dies haͤngt nun von der Beschaffenheit der Fluͤsse ab, unter deren Einwirkung sie stehen. Von den Mit- teln dagegen ist in der Lehre von der Abwaͤsserung geredet. §. 317. Der Werth der Wiesen. Der Werth der Wiesen haͤngt theils von der Qualitaͤt, theils von der Quan- titaͤt des davon zu gewinnenden Heues ab. In der Regel stimmt beides miteinan- der uͤberein, falls die Wiesen einen milden Humus haben. Wenn sie sehr gras- reich sind, so tragen sie auch Graͤser von guter Art, und bei zunehmender Frucht- barkeit, die auf irgend eine Art durch die Natur oder Kunst bewirkt worden, ver- Der Wiesenbau. draͤngen die besseren Wiesenpflanzen die schlechteren. Nur bei dem sauren Humus der Moorwiesen und der Binsengruͤnde macht es einen Unterschied, indem diese zuweilen sehr ergiebig sind, dabei aber schlechte Graͤser tragen. Auch kann sich zuweilen ein besonderes Unkraut in einer sonst fruchtbaren Wiese eingenistelt haben, welches das Heu verschlechtert. Auf die Beschaffenheit der Grunderde kommt es bei den Wiesen weniger wie beim Ackerlande an. Wenn sie nur die gehoͤrige Feuchtigkeit und hinreichenden milden aufloͤslichen Humus besitzen, so ist es gewissermaßen gleichguͤltig, ob sie sandigen oder thonigen Boden haben. Ich sage unter jener Bedingung. Denn wenn es ihnen an Feuchtigkeit fehlte, so wuͤrde die thonigte Erde; wenn sie deren zu viel haͤtten, die sandige besser seyn. Auch braucht der Boden auf hinlaͤnglich feuchten Wiesen nicht tief mit Humus durchdrungen zu seyn, indem die Graͤser ihre Nahrung groͤßtentheils aus der Oberflaͤche ziehn, und nicht leicht uͤber 4 Zoll mit ihren Wurzeln eindringen. Auf trocknere Wiesen traͤgt dagegen eine tiefere fruchtbare Erde, selbst durch Erhaltung der Feuchtigkeit, zu groͤßerer Produktion allerdings bey. §. 318. Die vorzuͤglichsten Wiesenpflanzen, welche die fruchtbarsten Wiesen haupt- Wiesenpflan- zen erster Art. saͤchlich einnehmen, und durch uͤppigen Wuchs die Fruchtbarkeit derselben anzei- gen, sind folgende: Wiesenfuchsschwanz — Alopecurus pratensis . Wiesenrispengras, das glatte — Poa pratensis . das rauhe — Poa trivialis . Ein reicher Bestand von diesen Graͤsern zeigt vor allem eine hohe Fruchtbar- keit der Wiesen an. das jaͤhrige — Poa annua . Wasserrispengras, Militz — Poa aquatica . An feuchten Stellen das vorzuͤglichste Gras, seines schilfartigen Ansehens ungeachtet. Wiesenschwingel — Festuca elatior . Schwadengras — Festuca fluitans . An feuchteren Stellen. Der Wiesenbau. Hundsgras — Dactylis glomerata . Kammgras — Cynosurus cristatus . Thymotygras — Phleum pratense . Goldhafer — Avena flavescens . Franzoͤsisches Raygras — Avena elatior . Der rothe Wiesenklee — Trifolium pratense . Der weiße Klee — Trifolium repens . Der Melilothenklee — Trifolium melilothus . Mehrere Lothusarten, besonders Lothus corniculatus . Wiesen-Platterbsen — Lathyrus pratensis . Die Vogelwicke — Vicia cracca . Die Zaunwicke — Vicia sepium . Der Hopfenklee — Medicago lupulina . Der gelbe Klee — Trifolium procumbens, agrarium . Schafgarbe — Achillea millefolium . Wiesenkuͤmmel — Carum carvi . Den man jedoch, weil ihm die Schweine unbaͤndig nachgehen, oft von den Wiesen wegzuschaffen sucht. §. 319. Wiesenpflan- zen zweiter Art. Zu den minder erheblichen jedoch guten Wiesenpflanzen gehoͤren folgende: Englisches Raygras — Lolium perenne . Zittergras — Briza media . Wolliges Roßgras — Holcus lanatus . Gelbes Ruchgras — Anthoxantum odoratum . Beide letzteren verdienen jedoch den Ruhm nicht, den ihnen Einige gege- ben haben. Schafschwingel — Festuca ovina . Harter Schwingel — Festuca duriuscula . Haariger Hafer — Avena pubescens . Hundstrausgras — Agrostis canina . Weiche Trespe — Bromus mollis . Gebogener Fuchsschwanz — Alopecurus geniculatus . Der Wiesenbau. Wiesenhafer — Avena pratensis . Knotiges Lieschgras — Phleum nodosum . Schmeelen — Aira coerulea . Kommt nur auf moorigen Wiesen vor, macht aber auf diesen oft den Haupt- bestand aus. Alpenklee — Trifolium alpestre — und mehrere Kleearten. Kaͤlberkropf — Chaerophyllum sylvestre . Schluͤsselblumen — Primula veris . Verschiedene Scabiosen — Scabiosa . Pimpinelle — Poterium sanguisorba, Sanguisorba officinalis und Pim- pinella saxifraga . Tausendguͤldenkraut — Gentiana centaureum . Prunelle — Prunella vulgaris . Dorsten — Origanum vulgare . Quendel — Thymus serpillum . Wegerigarten — Platago lanceolato, media, major . §. 320. Zu den schlechteren oder doch zweifelhaften Wiesenpflanzen gehoͤren folgende: Schlechtere Wiesenpflan- zen. Die Kannenkraut - — Equisetum - — Arten (Schafthalm, Katzen- steert, Duwock, Heermus) sind dem Rindvieh ungedeihlich; einige aber fuͤr die Pferde, und wenn sie auf trockenen Plaͤtzen gewachsen sind, auch fuͤr die Schafe ein ganz vorzuͤgliches Futter. Vor allen ist das Equisetum fluviatile im gruͤnen und trockenen Zustande den Pferden zutraͤglich. Die Kanunkelarten . Sie haben saͤmmtlich einige Schaͤrfe, die sich bei einigen jedoch im trockenen Zustande verliert. Am mildesten ist der Ranunculus repens , den man deshalb auch gern auf Wiesen sieht. Der Hahnenkamm , Klapperkraut, Wiesenglitsch — Rhiantus crista- galli — ist zwar in jungem Zustande und in der Bluͤthe ein gutes mildes Futter- kraut, wird aber zur Zeit des Heumaͤhens schon voͤllig duͤrre, und kommt als ma- geres Stroh in die Heumasse. Er wuchert sich, da er seinen Saamen sruͤh ausstreuet, stark in den Wiesen ein, und wird durch Beweidung derselben im Fruͤhjahr am besten vertilgt. Der Wiesenbau. Die gelbe Wiesenkuhblume — Caltha palustris — wird jung vom Vieh ebenfalls gern gefressen, und ziert die Wiesen zuerst durch ihre glaͤnzend gelbe Bluͤthe. Nachher aber wird das Kraut hart und dem Vieh unangenehm. Die Ampferarten — Rumices — besonders der Sauerampfer, ma- chen zwar oft den Hauptbestand der hoͤheren und trockneren Wiesen aus, und ge- ben, wenn sie jung gemaͤhet werden, ein ertraͤgliches Heu. Indessen gehoͤren sie zu den schlechteren Wiesenpflanzer. Die verschiedenen Lattigarten — Tussilago — welche mit ihren brei- ten Blaͤttern andre Pflanzen verdraͤngen, und nur eine schlechte Nahrung fuͤr das Vieh geben. Das gefleckte Floͤhkraut und Bitterkraut — Polygonum persicaria — wird wohl jung vom Vieh gern gefressen, verdirbt aber das Heu. Der Rheinfarren — Tanacetum vulgare — ist ein gewuͤrzhaftes und als Arzenei fuͤr Pferde und Schaafe wohlthaͤtiges Kraut, macht aber das Heu unangenehm. Er findet sich hauptsaͤchlich nur an den hoͤheren Raͤndern der Wiesen. Die Ruͤbendolde — Oenanthe fistulosa — breitet sich dagegen an den feuchtern Stellen sehr aus, und ist dem Viehe ekelhaft. Dasselbe ist der Fall mit dem Kunigundenkraute — Enpatorium cannabinum . Die Ackermuͤnze — Mentha arvensis — wirkt nachtheilig auf die Milch. Der Sonnenthau — Drosera rotundifolia und longifolia — uͤber- ziehen mit ihren Blaͤttern nicht nur den Boden, sondern haben auch eine verdaͤch- tige Schaͤrfe. Dasselbe thut das Habichtskraut — Hieracium piloselia — welches dem Viehe unangenehm ist, und besonders nachtheilig auf die Milch wirken soll. Endlich gehoͤren alle Seggen und Binsen — Carices und Junci — zu den schlechten Wiesenpflanzen. Diese Pflanzen muß man also theils dadurch, daß man ihren Saamen nicht zur Reife kommen lasse, theils indem man den Boden verbessert, von den Wiesen zu vertilgen suchen. Auch gehoͤren hierher die Moose und Flechten. §. 321. Der Wiesenbau. §. 321. Wirklich giftig und daher unter dem Heu und geschnittenem Futter manchmal hoͤchst schaͤdlich sind folgende Pflanzen: Das Bilsenkraut — Hioscyamus niger . Der Steckapfel — Datura stramonium . Der Wasserschierling — Cicuta aquatica . Das Pferdesaamenkraut — Phellandrium aquaticum . Die giftige Lactuke — Lactuca virosa . Der Eppich — Sium latifolium . Die Hundspetersilie — Aethusa cinapium . Alle Euphorbien -Arten — Euphorbia . Alle Kuͤchenschollen -Arten — Anemone . Die Zeitlose — Colchicum autumnale . Diese muß man daher mit mehrerer Sorgfalt und durch haͤufiges Ausstechen von den Wiesen, so wie allenthalben, zu entfernen suchen. Die Guͤte mancher Wiesenpflanzen und ihre Gedeihlichkeit fuͤr das Vieh ver- schiedener Art im gruͤnen und trockenen Zustande verdiente wohl eine genauere Untersuchung. Wir haben zwar eine durch Hasselgreen herausgegebene Notiz von den Versuchen, die Linné ’s Schuͤler mit einer betraͤchtlichen Anzahl von Pflanzen bei Rindvieh, Ziegen, Schaafen, Pferden und Schweinen gemacht ha- ben, um zu erfahren, ob und in welchem Grade das Vieh sie gern fraͤße. Sie enthaͤlt aber so viele offenbar falsche Angaben, daß dem Ganzen kein Glauben beizumessen ist. So ist unter andern der Spergel — Spergula arvensis — als verworfen von Rindvieh angegeben worden, ungeachtet kein Kraut lieber von demselben gefressen wird. §. 322. Jene und mannigfaltige andere Pflanzen, denn ich habe nur die haͤufigsten Der Rasen. und ausgezeichnetsten genannt, bilden durch ihr dichtes Wurzelngewebe die Wie- sennarbe oder den Rasen (die Gruse). Diese besteht naͤmlich aus lebenden und abgestorbenen Wurzeln, und aus dem Moder, der sich von diesen erzeugt hat. Ein so dichtes Gewebe machen einzelne oder auch gemengte kuͤnstlich angesaͤete Pflanzen nicht leicht. Es werden nicht nur Pflanzen erfordert, die sich mit einan- der gut vertragen; sondern diese Pflanzen muͤssen auch in einem richtigen Verhaͤlt- Dritter Theil. G g Der Wiesenbau. nisse unter einander stehen, und dieses Verhaͤltniß muß wieder dem Boden und allen seinen Eigenschaften angemessen seyn. Man hat daher durch kuͤnstliche Be- saamungen wohl Grasfelder, aber selten eigentliche Wiesen gebildet: man hat ho- hes, aber kein dichtes und ausdaurendes Gras, keinen wahren Rasen bekommen. Oder aber die ausgesaͤeten Graͤser haben erst zum Theil verschwinden und anderen Platz machen muͤssen. Haben solche mit ausgewaͤhlten Graͤsern besaamte Gras- felder, deren natuͤrliche Grasnarbe durch die Beackerung zerstoͤrt worden, auch im ersten und zweiten Jahre die natuͤrlichen Wiesen auf gleichem Boden uͤbertroffen, so haben sie sich doch auf die Dauer nicht erhalten, sind zuruͤckgeschlagen, und ha- ben lange Zeit den Ertrag der alten Wiesen nicht wieder erreichen koͤnnen. §. 323. Besaamung. Wenn man bei kuͤnstlichen Grasbesaamungen das gerechte Verhaͤltniß der Wiesenpflanzen unter einander und zum Boden traͤfe, so wuͤrde man dadurch ohne Zweifel fruͤher eine neue erwuͤnschte Wiesennarbe bilden, als wenn man dieses der Natur uͤberlaͤßt. Aber dieses Verhaͤltniß ist a priori schwer auszufinden. Es kommt dabei vornehmlich auf das gerechte Verhaͤltniß des hohen Grases zum Untergrase, des fruͤhen, welches den ersten Schnitt giebt, zum spaͤteren, welches hauptsaͤchlich den zweiten ausmacht, an. Einige, die jenes Verhaͤltniß ziemlich richtig getroffen haben, bildeten gute Wiesen; Andere, die es nicht trafen, er- hielten schlechte, die sie bald wieder umbrechen mußten. Bei den besten, die ich kenne, war der Saame an Ort und Stelle und von Wiesen gleicher Natur aufge- nommen; wogegen die Operation mehrentheils bei denen verungluͤckte, die ihre Saamenauswahl nach der an sich richtigen Beschreibung einzelner Graͤser machten, und den Saamen aus den Niederlagen der Saamenhaͤndler erhielten. Letztere trafen naͤmlich minder das richtige Verhaͤltniß der Graͤser unter einander und zu ihrem Boden. Bis jetzt scheint mir also das zweckmaͤßigste Verfahren, um sich guten Wie- sensaamen zu verschaffen, — denn ich unterscheide Wiesenbau vom kurzdaurenden Futterkrautbau — folgendes zu seyn. Man waͤhle einen Wiesenfleck aus, welcher mit der zu besaamenden Wiese eine gleiche Grundbeschaffenheit, besonders in Ansehung des Humusgehalts und der Feuchtigkeit, hat, und worauf vorzuͤglich gutes Gras stehet, mit dessen Ergiebigkeit Der Wiesenbau. und Gedeihlichkeit man naͤmlich in Ruͤcksicht auf die Natur des Wiesenbodens voͤl- lig zufrieden ist. Man suche diesen Fleck von etwanigem Unkraute zu reinigen, und bestimme ihn dann zur Saamenschule, versaͤume auch nicht, seine Kraͤfte durch einige Duͤngung zu erhalten. Man lasse das Gras heranwachsen, bis die fruͤheren Graͤser ihren Saamen zu reifen anfangen, maͤhe ihn dann, und mache das Gras, ohne es viel zu verarbeiten, zu Heu. Einen anderen Theil lasse man stehen, bis auch die spaͤteren Graͤser ihren Saamen reifen, und behandle diesen eben so. Dann menge man beide Theile untereinander, und schlage das Heu auf der Dreeschtenne ab, und besaͤe dann mit der Spreu die neue Wiese. Diese Me- thode scheint mir nicht nur die sicherste, sondern auch die mindest kostspielige zu seyn, um zu guten Wiesensaamen zu gelangen, da das abgedroschene Heu seiner hoͤhe- ren Reife wegen zwar nicht so gut wie das juͤngere, aber doch immer brauchbar bleibt. Wenn der Wiesenboden rothen Klee traͤgt, so wird es mehrentheils rath- sam seyn, Saamen von diesem darunter zu mengen, weil er im naͤchsten Jahre, wo sich die Graͤser selten bestaudet haben, Ertrag giebt, und man muß es sich dann nur zur Regel machen, den die uͤbrigen Wiesenpflanzen anfangs uͤberwachsenden Klee beim ersten Aufbruch der Bluͤthe zu maͤhen, und ihn nie zu hoch werden zu lassen. Dann wird er die uͤbrigen Wiesenpflanzen zwar anfangs zuruͤckhalten, aber nicht so unterdruͤcken, daß sie nicht nach seinem Verschwinden hervorkommen und seinen Platz einnehmen sollten. §. 324. Einige aufmerksame Beobachter wollen auf den Wiesen sogar einen natuͤrli- Natuͤrlicher Wechsel der Wiesenpflan- zen. chen Wechsel der Wiesenpflanzen bemerkt haben. Sie haben naͤmlich nach einer Reihe von Jahren in dem Rasen die Pflanzen nicht mehr angetroffen, welche vor- her seinen Hauptbestand ausmachten, sondern andere an deren Stelle, und wie- derum sind nach einer neuen Reihe von Jahren die alten Pflanzen in uͤberwiegen- der Menge auf’s Neue erschienen. Es kann dies freilich durch mancherlei unbe- merkte Zufaͤlligkeiten bewirkt seyn; indessen verdient die Sache allerdings eine fernere Aufmerksamkeit. §. 325. Da die Guͤte des Heues mit der Menge desselben auf einer gleichen Flaͤche Schaͤtzung und Klassifikation der Wiesen nach ihrem Heuertrage. mehrentheils uͤbereinstimmet, wenn nur nicht offenbar schlechte und nachthei- G g 2 Der Wiesenbau. lige Pflanzen darunter sind, so wird der Werth der Wiesen fast allgemein nach der Quantitaͤt des Heues geschaͤtzt. Genau lassen sich die Klassen der Wiesen so wenig, wie die des Ackerbodens bestimmen, indem es so mannigfaltige Gradationen giebt, daß ihre Graͤnzen unbestimmbar sind. Ich finde es hinreichend, und mit Ruͤcksicht auf die angenom- menen Klassen des Ackerbodens zweckmaͤßig, sechs Klassen von Wiesen anzuneh- men, und sie hauptsaͤchlich nach der Quantitaͤt des Heues, jedoch auch bei den un- teren Klassen mit einiger Ruͤcksicht auf die Qualitaͤt, zu bestimmen; naͤmlich folgende: Erste Klasse . Wiesen, die in zwei Schnitten 2400 Pfund Heu und daruͤber geben. Hierher gehoͤren die mit fruchtbarem Wasser zu rechter Zeit uͤber- schwemmten oder bewaͤsserten Wiesen, welche einen milden humusreichen Bo- den haben. Zweite Klasse . Wiesen von 1700 bis 2300 Pfund Heu. In diese Klasse werden aͤhnliche Wiesen wie die der ersten kommen, aber von einem minder humusreichen Boden wie jene. Jedoch koͤnnen auch manchmal Hoͤhewiesen, die von fruchtbaren Feldern einen duͤngenden Zufluß haben, den Ertrag dieser und der vorigen Klasse geben, und dann mit Recht hierher gesetzt werden. Dritte Klasse . Wiesen, die 1200 bis 1600 Pfund Heu geben, wenn ihr Heu suͤß und fein ist. In diese Klasse werden mehrentheils solche Wiesen kommen, die in Thaͤlern und Niederungen zwar eine gerechte Feuchtigkeit haben, aber der Wohlthat einer fruchtbaren Ueberstauung oder Bewaͤsserung nicht genießen. Vierte Klasse . Wiesen, die eine etwa gleiche vielleicht noch groͤßere Quantitaͤt Heu geben, aber von groͤberer und haͤrterer Art und mit schlechteren Pflanzen vermengt. Hieher gehoͤren vorzuͤglich Wiesen, die an zu großer Feuch- tigkeit leiden, und die entweder quellgruͤndig sind, oder denen es an Abzug des Wassers fehlt. Auch kann man dahin wohl die Holzwiesen rechnen, wenn sie von Baͤumen stark beschattet sind. Sie geben oft vieles, aber unkraͤftiges und nahrloses Heu. Fuͤnfte Klasse . Wiesen von 800 bis 1100 Pfund Heu. Hierher gehoͤ- ren besonders diejenigen, denen es an zureichender Feuchtigkeit fehlt, und die leicht bei einer duͤrren Witterungsperiode leiden. Der Wiesenbau. Sechste Klasse . Wiesen, die weniger als 800 Pfund Heu geben, oder deren Heu, wenn es auch mehr betruͤge, sauer ist, groͤßtentheils aus Binsen und Seggen oder andern schlechten Graͤsern und Kraͤutern besteht. Hierher gehoͤren folglich die duͤrren sowohl als die moorigen sumpfigen und sauerbeizigen Wiesen. Ich setze bei diesem Heuertrage voraus, daß die Wiesen zwar durch Aus- streuung der Maulwurfshaufen, Aufraͤumung der Graͤben, und die Waͤsserungs- wiesen durch gehoͤrige Moderation des Wassers in Kultur erhalten werden, jedoch keiner Duͤngung beduͤrfen; wodurch sonst schlechtere Wiesen zum Ertrag der besse- ren gehoben werden koͤnnen. §. 326. Es ist haͤufig die Frage aufgeworfen worden: in welchem Verhaͤltnisse der Verhaͤltniß des Werths der Wiesen zum Werthe des Acker- landes. Werth der Wiesen gegen den Werth des Ackerlandes stehn? Manche haben jenen uͤberaus hoch angenommen, weil das Ackerland nur mit Huͤlfe der Wiesen in sei- ner Fruchtbarkeit erhalten werden koͤnne. Andere haben sie zu tief herabgewuͤr- digt, weil man durch gehoͤrigen Futterbau weit mehr Futterung auf dem Acker erzielen koͤnne, wie irgend Wiesen geben. Der Werth der Wiesen ergiebt sich, wie der Werth des Ackerlandes, aus dem Werthe des Ertrages nach Abzug der Kosten. Der Werth des Heues ist aber noch schwerer zu bestimmen, wie der des Getreides, da es in der Regel weniger Handelswaare ist. Wo es eine solche ist, muß man den Marktpreis des Heues von seinem Kon- sumtionswerthe in der Wirthschaft unterscheiden. Jener haͤngt von Lokalitaͤten ab, und ist hoͤher in der Nachbarschaft großer Staͤdte, oder wo es durch eine be- queme Schifffahrt dahin gefuͤhrt werden kann. Er kann nur fuͤr jede einzelne Ge- gend im Durchschnitt ausgemittelt werden. Aber auch selbst der wirthschaftliche Werth des Heues ist schwankend, und steigt in der Regel mit dem Bedarf desselben zur Durchwinterung des Viehes und zur Duͤngererzeugung. Wo nicht nur viel Stroh gewonnen wird, sondern auch der Acker den Anbau des Klees, der Luzerne und der Futtergewaͤchse beguͤnstigt, da wird das Wiesenheu entbehrlicher; und wo man mit gleicher Sicherheit nur so viel mehr Futter von einem Morgen Ackerland gewinnen kann, daß auch die Ko- sten seines Anbaues bezahlt werden, wie von einem Morgen Wiese, da wird Der Wiesenbau. dieser in keinem hoͤheren Werthe wie jener stehen, oder doch von den Verstaͤndigen nicht hoͤher geschaͤtzt werden. Wo aber der Acker zum sicheren Anbau der besseren Futtergewaͤchse nicht geeignet ist, da steigt der Werth des Heues und folglich der Wiesen um so hoͤher, je mehr man des Duͤngers fuͤr das Ackerland bedarf, und je weniger das Stroh zureicht, diesen zu produziren. Daher findet man allge- mein, daß in duͤrren und sandigen Gegenden die Wiesen sehr hoch geschaͤtzt wer- den, indem der Ertrag des Ackers lediglich von ihnen abhaͤngt. Dagegen findet man, wenn gleich selten, Gegenden, wo der Ueberfluß an Wiesen und an Heu, welches dennoch keine entferntern Abnehmer hat, so groß ist, daß man sie darum geringer wie das Ackerland schaͤtzt. Schwankend und von den Lokalitaͤten abhaͤngend bleibt also immer der Werth des Heues. Indessen kann man im allgemeinen Durchschnitt da, wo weder großer Mangel und uͤbergroße Nachfrage noch Ueberfluß an Heu ist, annehmen, daß 100 Pfund Heu ⅓ Berliner Scheffel Rocken am Werthe gleich sind, wenn dieses Heu gut und nahrhaft ist; wogegen schlechteres Heu nur ¼ Scheffel gleich zu setzen ist. Wenn man also gewoͤhnlich einen Scheffel Rocken zu 1 Rthlr. annimmt, so ist der Werth von 100 Pfund gutem Heu 8 Gr., von schlechtem 6 Gr. Zu die- sem Preise wird man es naͤmlich zur thierischen Produktion — vorausgesetzt, daß man die nach der Lokalitaͤt vortheilhafteste waͤhle — mehrentheils benutzen koͤn- nen. Ich brauche nicht zu erinnern, daß dieser Geldpreis mit dem Geldpreise des Getreides steige und falle. Ist der Werth des Heues bestimmt, so ergiebt sich der Werth der Wiese aus dem Heuertrage derselben nach Abzug der Werbungs- und Einfuͤhrungskosten. Diese Kosten lassen sich nicht allein nach der Masse des Heues, sondern nur mit Ruͤcksicht der Flaͤche, worauf es gewonnen wird, berechnen. Denn eine gut bestandene Wiese kostet fast nicht mehr zu maͤhen, als eine schlecht bestandene von gleicher Groͤße, und selbst die Bearbeitung des Heues macht einen geringen Unter- schied. Nur das Laden, Einfahren und Tassen des Heues richtet sich mehr nach der Masse desselben. Diese Kosten sind ferner sehr verschieden nach der Entlegenheit der Wiesen vom Wirthschaftshofe, und koͤnnen bei sehr entfernten leicht verdoppelt werden ge- Der Wiesenbau. gen die nahen. Also laͤßt sich hier um so weniger etwas allgemein Guͤltiges be- stimmen. Als Mittelsatz kann man indessen folgendes annehmen: Die zweischnittige Heuernte per Morgen kostet bei Wiesen erster Klasse . . . . . . . . . . . . 1 Rthlr. 12 Gr. zweiter — . . . . . . . . . . . . 1 - 10 - dritter — . . . . . . . . . . . . 1 - 8 - vierter — . . . . . . . . . . . . 1 - 8 - und die einschnittige bei Wiesen fuͤnfter Klasse . . . . . . . . . . . . . . 18 Gr. sechster — . . . . . . . . . . . . . . 16 - Wenn also nach obigen Preisen der Mittelertrag des Heuwerths per Mor- gen von Wiesen erster Klasse: 100 Pfund à ⅓ Rthl. ist 8 Rthl. — Gr., so ist der reine Ertrag 6 Rthl. 12 Gr. zweiter Klasse: 100 - à - - - 6 - 16 - - - - - 5 - 6 - dritter Klasse: 100 - à - - - 4 - 16 - - - - - 3 - 8 - vierter Klasse: 100 - à ¼ - - 2 - 4 - - - - - 1 - 20 - fuͤnfter Klasse: 100 - à ⅓ - - 2 - 8 - - - - - 1 - 14 - sechster Klasse: 100 - à - - - 2 - — - - - - - 1 - 12 - Wenn wir den Werth des Ackerlandes nach dem gewoͤhnlichen Dreifelder- Anschlage bestimmen wollten, so kaͤme hiernach der Werth der Wiesen einer gleich- namigen Klasse (Vergl. Bd. II. S. 142, Tabelle B .), gegen jenes in ein sehr hohes Verhaͤltniß zu stehen. Wir muͤssen aber erwaͤgen, daß bei jenem Anschlage die saͤmmtlichen Wirthschaftskosten dem Acker zur Last gerechnet worden, wogegen wir fuͤr das Heu nur seine Werbungskosten gerechnet haben, und dann, daß der Acker obendrein Stroh liefere und Weide gebe. Hiernach glaube ich den Werth einer gleichnamigen Acker- und Wiesenklasse wie 2:3 setzen zu muͤssen, wenn nicht, Der Wiesenbau. wie ich oben erwaͤhnte, Lokalitaͤten das Verhaͤltniß aͤndern. Dies ist auch der Grund, warum wir sechs Wiesenklassen hier angenommen haben, da diese sonst willkuͤhrlich ist, und ungleich mehrere Gradationen nach dem Durchschnittsertrage statt finden konnten. §. 327. Sicherheit vermehrt den Werth der Wiesen. Es ist schon oben erwaͤhnt, daß Ueberstroͤmungen, die zu rechter Zeit den Wiesen so vortheilhaft sind, ihren Werth erhoͤhen, und sie zu einer hoͤheren Klasse emporheben, sie dennoch unsicher machen, und selten ist eine der natuͤrlichen Ueberstroͤmung ausgesetzte Wiese unter die voͤllig sichern zu rechnen, da diese Ueber- stroͤmung oft zur Unzeit kommen kann. Indessen hat diese Unsicherheit ihre Grade, und es giebt solche, welche dieses Ungluͤck nur bei ungewoͤhnlichen Wasserfluthen trifft, andere hingegen, welche in der Haͤlfte der Jahre davon betroffen werden. Dies macht dann natuͤrlich in ihrer Werthschaͤtzung einen eben so großen Unter- schied. Manche Wiesen, die vormals zu den sicheren gehoͤrten, sind durch die Versandungen und Erhebungen der Flußbette jetzt hoͤchst unsicher geworden. §. 328. Ebenheit. Eine voͤllige Ebenheit der Oberflaͤche ist bei Wiesen noch wichtiger wie beim Ackerlande, besonders bei solchen, die von Natur oder durch Kunst bewaͤssert werden, weil ohne das die Niederungen im Wasser stehen und die Hoͤhen dennoch trocken bleiben koͤnnen. Der Ertrag unebener Wiesen wird ungleich seyn; in trock- nern Jahren werden die Niederungen, in feuchten die Anhoͤhen einen bessern Er- trag geben, und er wird sich um so schwerer im Durchschnitt von der ganzen Flaͤche ausmitteln lassen. Eine sehr unebne Oberflaͤche macht uͤberdem die Heugewin- nung sehr beschwerlich. §. 329. Entfernung. Daß die Entfernung der Wiesen einen betraͤchtlichen Unterschied in den Kosten der Heuwerbung mache, ist schon oben gesagt. Ueberdem aber vermehrt sich der Werth der Wiesen mit ihrer Naͤhe am Hofe, weil man sie besser unter Aufsicht und in Kultur halten kann. Es laͤßt sich jede entstandene Beschaͤdigung gleich zu Anfange bemerken und ausbessern, die sonst weiter einreißend hoͤchst nach- theilig werden koͤnnte. Wo man die Wiesen insbesondere mit Jauche duͤngt, de ist die Naͤhe beim Hofe um so wichtiger. §. 330. Der Wiesenbau. §. 330. Bei einer Schaͤtzung der Wiesen wird der Verstaͤndige auf die Moͤglichkeit, eine Bewaͤsserung derselben zu veranstalten, oder wenn sie schon vorhanden ist, auf eine zweckmaͤßigere Einrichtung derselben Ruͤcksicht nehmen, so wie uͤberhaupt auf die hoͤhere Kultur, worin sie mit verhaͤltnißmaͤßig geringen Kosten gesetzt werden koͤnnen. §. 331. Wir gehen nun zur eigentlichen Kultur der Wiesen uͤber. Kultur der Wiesen. Eine Hauptforderung ist es, daß man keine Maulwurfshuͤgel darauf entste- hen lasse. Sie finden sich hauptsaͤchlich auf trocknern Wiesen, oder den hoͤheren Vertilgung der Maul- wurfshaufen. Stellen derselben, ein, wohin die Maulwuͤrfe ihre Zuflucht nehmen, wenn sie durch die Naͤsse aus den niederern verjagt werden. Berieselte Wiesen, die immer feucht erhalten werden koͤnnen, sind mehrentheils frei davon. Wird der Aufwurf nicht zerstreut und geebnet, so erschwert dies nicht nur das Maͤhen, und das Gras bleibt um dieselben herum stehen, sondern sie benarben sich dann auch, dienen den Ameisen und andern Insekten zum Aufenthaltsorte, erweitern und heben sich im- mer mehr: so daß die Wiese, wie man oft findet, einem laͤndlichen Kirchhofe mit kleinen Grabhuͤgeln aͤhnlicher sieht, als einer Wiese. Sie muͤssen daher wenig- stens zweimal im Jahre, naͤmlich im Fruͤhlinge, wenn das Gras sich zu heben an- faͤngt, und dann bald nach dem ersten Schnitte geebnet werden. Wenn dieses ge- schieht, so sind die Maulwuͤrfe alten stark beraseten Wiesen nicht schaͤdlich, indem sie eine frische Erde heraufbringen, die den Wiesenpflanzen so vortheilhaft ist. Dieses Ausstreuen der frischen Maulwurfshuͤgel geschieht durch Menschen- haͤnde vermittelst des Spatens oder der Forke, wobei auf eine gleichmaͤßige und weite Vertheilung der Erde zu sehen ist; oder durch Pferde vermittelst verschie- dener Instrumente, unter welchen die in meinen Beschreibungen der neuesten Ak- kergeraͤthe, Heft II. , Taf. 7., abgebildete, vorn mit einem schneidenden Eisen, hinten mit durchflochtenem Gestraͤuch versehene Egge das zweckmaͤßigste scheint, da es alle Forderungen trefflich erfuͤllt, und ohne den Rasen erheblich zu verletzen jeden Maulwurfshuͤgel auffaßt und vertheilt, die Kosten aber gegen die, welche die Handarbeit erfordert, sehr vermindert. Dritter Theil. H h Der Wiesenbau. Schwieriger ist das Ebnen veralteter bewachsener Maulwurfs- oder Ameisen- huͤgel. Wuͤrde man sie geradezu abstechen, so wuͤrde an ihrer Stelle ein leerer Platz bleiben, der sich erst nach vielen Jahren wieder benarbte. Man sticht des- halb die ihn bedeckende Grasnarbe kreuzweise mit dem Spaten durch, schlaͤgt die Lappen zuruͤck, nimmt die darunter liegende Erde heraus, verstreuet sie, und legt nun die Lappen wieder uͤber die Stelle. Bei großen Flaͤchen bedient man sich hier- zu auch eines schweren Pferde-Instruments, Wiesenhobel , an einigen Orten ungarischer Pflug genannt. Es ist eine schwere schlittenfoͤrmige Schleife mit vier Balken, deren erster und dritter ein starkes Hobeleisen halten, wogegen der zweite und vierte mit starken Eggenzinken bewaffnet ist. Dies Instrument greift scharf ein, zerreißt fast die ganze Narbe der Wiese, und ebnet sie vortreff- lich, erfordert aber eine Anspannung von sechs und mehreren Pferden. Nach dem Gebrauche desselben wird die Wiese mit leichten Eggen in die Runde geegget, und dann gewalzet. Ungeachtet der Kostspieligkeit dieses Instruments ist dadurch die Fruchtbarkeit solcher mit Huͤgeln uͤber und uͤber bedeckten Wiesen auf die min- dest kostspielige Weise wieder hergestellt worden. Die starke Verwundung der Narbe erlaubt dann die Einsaat von Klee und neuen dem Boden angemessenen Wiesengraͤsern. Die Operation ist uͤberhaupt wie ein halber Umbruch der Wiese, jedoch ohne Zerstoͤrung der alten Grasnarbe anzusehen. §. 332. Aufbruch der Wiesen. Ueber den Aufbruch der Wiesen mit dem Pfluge herrscht eine große Verschie- denheit der Meinungen, indem einige dieses zur Verbesserung der Wiesen sehr empfehlen, andere dagegen als verderblich fuͤr selbige widerrathen. Man muß zuvoͤrderst unterscheiden, ob man diesen Aufbruch bloß der Wiese wegen unternehme, oder aber in der Absicht, aus dem wechselnden Bau anderer Fruͤchte einen hoͤheren Ertrag aus dem Boden zu ziehen, wie er als bestaͤndige Wiese geben wuͤrde. In letzterem Falle richtet man auf Boden, der zu Wiesen und zu Ackerland gleich geschickt ist, — denn ohne diese Bedingung wuͤrde es nicht thunlich seyn — manchmal eine regulaͤre Wechselwirthschaft zwischen Wiesen und Fruchtbau ein, bauet in einer angemessenen Folge verschiedene Fruͤchte, und laͤßt sodann das Land, mit Klee und Graͤsern besaamt, eine Reihe von Jahren wieder zur Wiese liegen. Der Wiesenbau. Hierbei muͤssen, wenn man auf die Wiederherstellung einer guten Wiese rechnen will, unumgaͤnglich folgende Regeln beobachtet werden: 1) Man darf die Erschoͤpfung durch Fruͤchte nicht zu weit treiben, sondern muß dem Lande noch einen betraͤchtlichen Grad seiner natuͤrlichen Kraft zu- ruͤcklassen. 2) Man muß ihm mit der letzten Abtragefrucht eine starke Mistduͤngung ge- ben, und zwar um so mehr, wenn man, wie es haͤufig und mit Vortheil geschieht, zu den Fruͤchten mit Kalk geduͤngt hatte. 3) Man muß waͤhrend der Beackerung die voͤllige Zerstoͤrung des nachtheili- gen Wurzelunkrauts sich angelegen seyn lassen, weil solches sonst nur mehr erstar- ket, und sich in den Wiesenboden verbreitet. Die reichen Ernten, welche man von einem solchen Wiesenboden ziehen kann, machen diese Wirthschaft auf mildem, reichem, weder der Naͤsse noch der Duͤrre ausgesetztem Boden, insbesondere durch den Anbau von Kopfkohl, Hanf, Krapp, Taback u. s. w. zwischen anderen Getreidefruͤchten hoͤchst vortheilhaft; gesetzt auch, daß der Ertrag als Wiese sich etwas vermindere. Bei der Beobachtung jener Re- geln und einer angemessenen Besaamung mit Klee und Graͤsern wird dieses aber nicht der Fall seyn, wenn es gleich bei Vernachlaͤßigung derselben nur zu haͤufig bemerkt worden ist. §. 333. Wenn man dagegen eine Wiese bloß in der Absicht umbrechen will, um eine frischere und bessere Narbe darauf zu erzeugen, so kann dies nur in dem Falle rath- sam seyn, daß sie sich mit schaͤdlichem Unkraute uͤberzogen haͤtte, welches man da- durch zu zerstoͤren beabsichtigt. In jedem andern Falle wuͤrde ich nicht dazu rathen, sondern irgend eine andere Verbesserungsart vorziehen. Manche haben es bloß um des Mooses willen gethan, welches sich aber durch Duͤngung und Auffuͤhrung anderer Erde weit besser zerstoͤren laͤßt. Bauet man nach dem Umbruche, wie haͤufig geschiehet, nur eine Frucht, gewoͤhnlich Hafer, so wird man die Kraft der Wiese doch immer betraͤchtlich vermindern, wenn man ihr nicht Duͤngung wiedergiebt. Sie wird schlechter darauf werden, als sie vorher war, und das Moos wird bald wieder erscheinen. Kann und will man ihr Duͤnger geben, so H h 2 Der Wiesenbau. wuͤrde dieser eben so gut gewirkt haben, wenn man ihn, ohne den Rafen umzu- brechen, uͤberher gestreuet haͤtte. Zur Vertilgung der nachtheiligen Wiesenpflanzen ist aber ein solcher mehren- theils einfaͤhriger Umbruch nicht zureichend, vielmehr erhalten sie in der gelocker- ten Krume nur einen besseren Standort. Man muß sich zur Erfuͤllung dieser Ab- sicht zu einer reinen und fleißig bearbeiteten Brache, so wie sie dem Neubruche ge- geben wird, entschließen, oder aber, was wirksamer ist und schneller wirkt, zum Rasenbrennen. Ich verweise also auf das, was ich uͤber die Behandlung des Neubruchs gesagt habe. §. 334. Besaamung der Wiese. Ueber die Besaamung der Wiesen, deren Grasnarbe durch den Umbruch voͤl- lig zerstoͤrt worden, habe ich mich schon im §. 323. erklaͤrt. Indessen wuͤrde man mich mißverstehen, wenn man daraus schloͤsse, ich riethe diese Besaamung der Natur allein zu uͤberlassen. Ich kenne zwar Beispiele, wo dieses besser gelungen ist, als die kuͤnstliche Besaamung; indessen hat es keinen Zweifel, daß der Zufall auch schlechteren Saamen herbeifuͤhren koͤnne, als man ihnen durch die Auswahl zutheilt. Nur halte ich die zweckmaͤßigsten Saamen und die zweckmaͤßigste Men- gung derselben, mit Ruͤcksicht auf die besondere Eigenschaft des Wiesenbodens, noch nicht fuͤr ausgemittelt. Fuͤr den reichen, humosen, lockeren, maͤßig feuchten Wiesenboden ist ohne Zweifel nichts angemessener, wie eine Mischung von Alopecurus pratensis, Poa trivialis und pratensis mit oder ohne Klee ausgesaͤet. Diese geben ein so dichtes als starkes, fortgruͤnendes, schnell wiederwachsendes und dem Viehe hoͤchst ange- nehmes Gras. Sie erfordern aber einen Boden von den genannten Eigenschaften, und wer sie auf einen andern Boden saͤet, wird nur einzeln kuͤmmerliche Pflanzen davon erhalten. Die Auswahl der Wiesenpflanzen auf schlechterem Boden getraue ich mir nicht zu bestimmen, wenn man eine ausdauernde Wiese beabsichtigt; sondern muß auf meinen oben §. 323. gegebenen Rath verweisen. Vom Anbau einzelner Graͤ- ser auf den zu Wiesen eigentlich nicht geeigneten Hoͤhefeldern, wird in der Lehre von dem Futterkraͤuterbau die Rede seyn. Der Wiesenbau. §. 335. Einige sind der Meinung, man muͤsse frisch niedergelegtes und besaamtes Ob frisch nie- dergelegtes Grasland zu maͤhen oder zu beweiden. Wiesenland im ersten Grasjahre nicht maͤhen, sondern vom Vieh abweiden lassen. Andere sind der entgegengesetzten Meinung, und noch andere wollen, daß man, um sich in der Folge eine desto bessere Wiese zu verschaffen, das Gras frei wach- sen, seinen Saamen reifen und verstreuen, den abgetragenen Halm aber nieder- walzen lasse. Alle drei Methoden koͤnnen nach den Umstaͤnden am gerathensten seyn. Durch die Weide, wenn sie mit der in der Folge anzugebenden Vorsicht betrieben wird, erstarken die Graͤser mehr in ihrem Wurzelaustriebe, verbreiten sich auf dem Bo- den, und bilden eine dichtere Narbe. Der Weidemist koͤmmt zu Gute, besonders wenn er umher gestreuet wird, und selbst der Auftritt und das Lagern des Viehes ist dem Graswuchse auf trocknem Boden zutraͤglich. Wenn die neue Wiese daher mit Grase bestanden ist, die Pflanzen sich aber nur schwach zeigen, wuͤrde ich die Abweidung vorziehen. Scheint dagegen das Gras dicht und geschlossen emportreiben zu wollen, und kann man sich auf die Kraft des Bodens verlassen, so ist das Abmaͤhen unbedenk- lich, besonders wenn es moͤglichst fruͤh geschieht, damit sich die Pflanzen nicht durch Saamenansatz entkraͤften. Das gaͤnzliche Verschonen der Wiese koͤnnte wohl nur in dem Falle rathsam seyn, daß sich das angesaͤete Gras einzeln und horstig mit vielen leeren Zwischen- raͤumen einfaͤnde, und folglich eine neue Besaamung noͤthig schiene; jedoch nur unter der Voraussetzung, daß sich dazwischen kein schaͤdliches Unkraut zeige. Denn im letztern Falle ist das Abmaͤhen um so dringender. Einige rathen in sol- chen Faͤllen nur einzelne Grasstellen, die besonders rein sind, in gewissen Entfer- nungen stehen zu lassen, damit sich der Saamen von hier aus verbreite. Wurzelunkraut, welches sich seiner Natur nach verbreitet, muß durchaus auf solchen neuen Wiesen ausgestochen werden. Das Saamenunkraut darf nur nicht zur Reife kommen. §. 336. Das scharfe Eggen der Wiesen oder noch besser das Aufritzen derselben durch Eggen der Wiesen. Instrumente, nach Art der Skarrifikators mit Messern versehen, gehoͤrt zu den Der Wiesenbau. nuͤtzlichsten Operationen des Wiesenbaues. Man hat es hauptsaͤchlich zur Vertilgung des Mooses empfohlen; indessen wird diese dadurch nur auf eine indirekte Weise be- wirkt. Moos setzt sich da an, wo keine andern Pflanzen ihre Nahrung und Stand- ort finden, bedeckt nur leere Stellen, weicht aber leicht anderen Pflanzen, geht uͤber in Moder, und befoͤrdert als solcher ihren Wachsthum. Auch vergehen die Wasser- moose, wenn der Boden trocken gelegt wird; die duͤrren Moose, wenn man ihn be- waͤssert. Das Moos an sich scheint also den Wiesen nicht so nachtheilig, daß man besondere Mittel zu seiner Zerstoͤrung anzuwenden brauchte, indem es jeder Wiesen- kultur, welche die Grasnarbe verstaͤrkt, weichet. Allein das Aufritzen der Wiese befoͤrdert das Gedeihen und die Erstarkung der Wiesenpflanzen durch diesen freien Zu- tritt, welchen es der Atmosphaͤre oͤffnet, durch die Zerstuͤckelung und Vervielfaͤltigung der Grasstaͤmme, und durch die lockere Erdkrume, welche es an die Pflanzen bringt. Es ist daher auf unbemooseten Wiesen, besonders solchen, die eine bindende nicht schwammige Grunderde haben, von eben so großer Wirkung, wie auf den bemooseten. Es geschieht im Fruͤhjahre, wenn die Vegetation beginnt und der Boden hinlaͤnglich abgetrocknet ist. Vorzuͤglich hat man es wirksam gefunden, wenn man der Wiese eine Duͤngung geben wollte, und hat von dieser eine ungleich staͤrkere Wirkung ver- spuͤrt, wenn man den Rasen vorher verwundet hatte. Das Walzen des Graslandes befoͤrdert zwar die Schoͤnheit und Ebenheit des Rasens, aber nicht den Ertrag der Wiesen. §. 337. Duͤngung der Wiesen. Die Duͤngung der Wiesen wird in einigen Gegenden mit groͤßerer Emsigkeit wie die des Ackers selbst beschafft, und ist fast vorzugsweise jenen zugeeignet. Wenn wir die Wiesen duͤngen, sagt man daselbst, so brauchen wir um zureichenden Duͤnger fuͤr den Acker nicht bekuͤmmert zu seyn. In andern Gegenden hat man an Beduͤngung der Wiesen keinen Gedanken, und haͤlt es fuͤr unerhoͤrt, dem Acker den Duͤnger zu entziehen, um ihn den Wiesen zu geben, weil man die Wiese ohne solche doch etwas, den Acker fast gar nichts tragen sieht. Die durch das Austreten schlammiger Fluͤsse befruchteten Wiesen beduͤrfen frei- lich des Duͤngers nicht, und sie gehoͤren deshalb zu den groͤßten Wohlthaten der Na- tur fuͤr den Ackerbau derer Gegenden, die sie besitzen, und wodurch sich diese in ihrem Ertrage leicht uͤber den erheben, welchen der Kunstfleiß in andern Gegenden erzwingt. Der Wiesenbau. Andere Wiesen muͤssen einen Ersatz fuͤr das erhalten, was ihnen, insbesondere durch eine zweimalige Schur, jaͤhrlich genommen wird, wenn sie nicht in ihrer Fruchtbar- keit abnehmen sollen. Diese Duͤngung aber braucht nur schwach zu seyn im Verhaͤlt- nisse dessen, was sie an Duͤngungsmaterial reproduziren, und wenn der Acker beim Getreidebau weniger an Duͤngungsmaterial hergiebt, als er erfordert und consumirt, so geben geduͤngte Wiesen schon durch ihren Mehrertrag nach der Duͤngung wenigstens das Doppelte wieder von dem, was man ihnen gegeben hatte. Es leidet also keinen Zweifel, daß man den Duͤnger nicht sicherer vermehren koͤnne, als wenn man den Wiesen Duͤnger giebt, und Duͤngung der Wiesen machte die volle Ausduͤngung des Ackers da moͤglich, wo sie ohne jene unmoͤglich war. Warum findet man aber, da dies von den Verstaͤndigen so allgemein anerkannt ist, die Duͤngung der Wiesen in den meisten Gegenden so selten? — Der erste Vorschuß ist mehrentheils zu schwierig; denn wenn gleich der Wiesenduͤnger der Duͤngermasse sicher und vielfacher zuruͤck kommt, so geschieht dies doch nicht im ersten Jahre, sondern nur nach einer Reihe von sechs bis sieben Jahren. So lange und noch laͤnger haͤlt seine Wirkung aus. Es ist ein Kapital, welches in diesem Zeitraume drei-, vier- und mehrfach verstaͤrkt wird, aber es muß angelegt werden koͤnnen, und dies scheint manchen, ohne ihren Acker zu entkraͤften, unmoͤglich. §. 338. Man kann sich zur Duͤngung der Wiesen derselben Duͤngungsmittel bedienen, Duͤngungs- mittel. die man auf dem Acker gebraucht; doch sind ihnen einige vorzuͤglich gewidmet. Der lange frische Stallmist wird den Wiesen zuweilen, jedoch nicht haͤufig, ge- geben. Er muß vor Winter oder im ersten Fruͤhjahre aufgefahren und gestreuet wer- den, damit seine aufloͤslichen Theile von dem Regenwasser ausgezogen und der Wiese mitgetheilt werden. Er findet daher nur auf trocknern Wiesen statt, welche um diese Jahreszeit das Aufbringen desselben erlauben. Man rechet dann gewoͤhnlich bei trockener Witterung das unzersetzte Stroh wieder ab, und bedient sich desselben zur neuen Unterstreuung. Haͤufiger ist zerfallener Duͤnger, und besonders derjenige, welcher auf dem Viehhofe und auf Wegen, mit Erde vermengt, zusammengeschaufelt wird, fuͤr die Wiesen gebraͤuchlich. Dieser ist naͤmlich wegen der Unkrautsaamen, die er enthaͤlt, fuͤr den Acker minder geeignet. Hierzu kommen allerlei andere Abfaͤlle und Unrath, Der Wiesenbau. der Auskehricht aus den Haͤusern, die Saͤgespaͤhne, Haare und was sich sonst auf dem Hofe anhaͤuft. Die mit vielem Unkraut vermengte Spreu, den Auskehricht der Scheuren und Heuboͤden giebt man ebenfalls den Wiesen, da sie auf dem Acker zu vieles Unkraut erzeugen wuͤrden. Ferner bestimmt man die Jauche, die unmittelbar aus den Staͤllen oder bei reg- nigter Witterung aus dem Misthaufen abzieht, vorzuͤglich zur Duͤngung der Wiesen, und am haͤufigsten die Jauche aus den Schweinestaͤllen, die man gewoͤhnlich in eige- nen Behaͤltern auffaͤngt. Diese wirksame Duͤngung kommt insbesondere den nah am Hofe gelegenen Wiesen zu statten. Zuweilen giebt ein vorbeifließender Bach oder ein zu diesem Zwecke angelegter Graben, der das Regenwasser abzieht, und dieses uͤber eine solche nah gelegene Wiese verbreitet, Gelegenheit, die Jauche hineinleiten und sie so, mit dem Wasser verduͤnnt, sich auf der Wiese verbreiten zu lassen. Wo man diese Duͤngung mit Fleiß und Sorgfalt betreibt, da wird aus allen diesen Materialien mit einem starken Zusatze angemessener Erde ein Compost bereitet, wodurch eine bessere Vertheilung moͤglich wird, eine schnellere und staͤrkere Wir- kung erfolgt. Ein vorzuͤgliches Duͤngungsmittel fuͤr die Wiesen ist auch der Schaafpferch, der jedoch nur auf trockenen oder trocken gelegten Wiesen, im Herbste sowohl wie im Fruͤhjahr, anwendbar ist. Man braucht ihn nicht stark zu machen, und zwei Naͤchte mit 400 Schaafen reichen auf 1 Morgen zu. Die zersetzenden Duͤngungsmittel, Kalk, Gyps, Mergel, Torfasche, und die so kraͤftige Seifensiederasche bringen besonders auf solchen Wiesen den groͤßten Vor- theil, denen es an Humus nicht fehlt, die aber auch nicht zu feucht sind. Auf ma- geren und auf feuchten Wiesen siehet man die große Wirkung von ihnen nicht, die sie auf andern thun. Sie zerstoͤren vorzuͤglich das Moos, und bewirken dessen schnellere Vermoderung, weshalb sie auf stark bemooseten Wiesen am wirksamsten sind, wenn man sie vorher trocken gelegt hat. Man wendet sie allein an, und wechselt dann am besten mit einer Mistduͤngung ab, oder man setzt sie den Mengehaufen zu. Auch aͤußert der Gyps und die Salinenabfaͤlle auf den Wiesen eine große Wirkung, beson- ders auf solchen, wo sich ein Stamm von Klee, Wicken und Lotusarten befindet, die er vor allen andern Pflanzen hervorlockt. Mit der reinen Kalkduͤngung muß vorsich- tig verfahren, und der Kalk nur duͤnne uͤberstreuet werden; es sey denn, daß dickes Moos Der Wiesenbau. Moos und schlechte Graͤser die Wiese uͤberzogen haͤtten, in welchem Falle man ihm zur Zerstoͤrung derselben stark und in seinem aͤtzenden Zustande anwenden kann. §. 339. Aber auch das Befahren und Bedecken der Wiesen mit jeder, zuweilen selbst mit Befahren der Wiese mit Erde. roher Erde, thut oft eine erstaunliche Wirkung, besonders wenn die Erde dem Wie- sengrunde angemessen ist. Moorige, schwammige und mit Moos hochbewachsene Wiesen werden durch die Auffuͤhrung von magerem Sande schon sehr verbessert. Man hat deshalb von zufaͤlligen Versandungen, wenn man den aufgeschwemmten Sand gleichmaͤßig uͤber diese Flaͤche verbreitete, eine große Verbesserung der Wiesen bemerkt, und ist so dar- auf geleitet worden, dem Zufall nachzuahmen. Je nachdem die Wiese schwammig und feucht ist, kann sie eine staͤrkere Bedeckung mit Sand ertragen, und wenn diese gleich anfangs die Grasnarbe voͤllig zu unterdruͤcken scheint, so kommt sie doch oft in demselben, noch sicherer in dem kuͤnftigen Jahre wieder hervor, und mit besseren und dichteren Graͤsern wie vorher. Bei schwammigen Wiesen wird die Oberflaͤche dadurch nicht erhoͤhet, sondern oft noch mehr niedergedruͤckt; indem der Sand die moosige Substanz zusammenpreßt, sich dann durch seine eigene Schwere herabsenkt, und die Zwischenraͤume ausfuͤllet. Selbst hoͤher liegenden Wiesen mit festem Boden kann eine duͤnnere Bestreuung mit Sand nuͤtzlich werden, wenn sie stark bemooset sind, weil der Sand das Moos toͤdtet und dessen Zersetzung befoͤrdert. Jedoch ist allen festen Wiesen eine fruchtbarere Erde noch zutraͤglicher. Wo man selbige auch hernimmt, wird sie immer den Wie- sen vortheilhaft seyn, indem sie die unteren Knoten der Graͤser zum Austriebe neuer Wurzeln und zu frischer Bestaudung reizt und Gelegenheit giebt, und so die Pflanzen verstaͤrkt und vermehrt. H. F. Pohl nennt dieses Befahren mit Erde deshalb mit Recht die Wie- senverjuͤngung , in den Annalen des Ackerbaues, Bd. VI. S. 274., und hat diese Materie in einer Schrift, „ das Verjuͤngen der Wiesen , Leipzig 1810,“ die manche andere gute Bemerkungen uͤber den Wiesenbau enthaͤlt, ausfuͤhrlich behandelt. Vor allem bekommt den trockneren Wiesen eine Modererde, die aus den Niede- rungen genommen ist, wenn sie gleich saurer Natur war, vortrefflich, und die Aus- Dritter Theil. J i Der Wiesenbau. stechung des niederen morastigen Grundes, besonders bei Grabenziehungen, kann oft auf dem hoͤheren trockneren Theil sehr vortheilhaft benutzt werden. Am nuͤtzlichsten wird sie mit anderer, besonders merglichter Erde, versetzt und durchmengt, und so uͤber die Wiesen ausgestreuet. Naͤchst derselben ist Mergel jeder Art mit auffallen- dem Nutzen anzuwenden. §. 340. Zeit der Auf- fuͤhrung des Duͤngers. Die Zeit der Auffuͤhrung des Duͤngers auf Wiesen erfordert Ueberlegung, und muß nach den Umstaͤnden gewaͤhlt werden. Die Duͤngung vor Winter findet nur bei solchen Wiesen statt, die weder von Natur noch durch Kunst uͤberstauet werden, weil sonst das Wasser einen großen Theil des ausgezogenen Dungstoffes entfuͤhren wuͤrde. Befinden sich indessen in solchen Wiesen Anhoͤhen, die vom Wasser nicht bedeckt werden, so faͤhrt man auf diesen, kurz vor Winter, den Duͤnger sehr stark auf, theils um ihnen den Abgang der Waͤs- serung zu ersetzen, theils um den uͤbrigen Duͤnger, nach abgezogenem Wasser, auf die niederern Stellen zu verbreiten. Auf trockenen Wiesen hat die Duͤngung mit strohigem Miste, vor Winter auf- gebracht, zuweilen sehr gute Wirkung gethan, indem sich die Dungtheile am besten einzogen, und die Bedeckung die Wiesenpflanzen vor dem Froste schuͤtzte. Haͤufig aber hat man auch Nachtheile davon bemerkt, indem der lange Mist den Maͤusen und den Insekten einen Zufluchtsort gewaͤhret und sie heranlockt; dann aber auch, weil diese erwaͤrmende Bedeckung die Pflanzen verzaͤrtelt, sie zu fruͤh zum Austriebe reizt; wo ihnen dann nach weggenommenem Miste die spaͤteren Nachtfroͤste um so nachthei- liger werden. Manche ziehen es daher vor, den langen Mist im ersten Fruͤhjahre auf- zubringen und ihn liegen zu lassen, bis das Gras hervorsticht. Der zergangene und Mengeduͤnger wird aber ohne Zweifel auf hohen Wiesen am besten im Spaͤtherbste aufgefahren, obwohl er auch noch im Fruͤhjahre genug- sam wirkt. Die feuchten und uͤberschwemmten Wiesen erschweren die Auffuhr des Duͤngers, wenn man ihnen solchen geben will, aber auch im Fruͤhjahre, indem sie noch zu naß sind; deshalb ist es am rathsamsten, den Zeitpunkt unmittelbar nach der ersten Heu- ernte wahrzunehmen. Der Duͤnger verbindet sich dann mit dem Boden genug, bevor Der Wiesenbau. ihn das Winterwasser ausziehen kann, und uͤberhaupt hat es die Erfahrung gelehrt, daß der in dieser Jahreszeit aufgefahrne am wirksamsten war. §. 341. Wenn wir gleich von den Bewaͤsserungsanlagen oben ausfuͤhrlich geredet haben, Waͤsserung der Wiesen. so muͤssen wir nun uͤber die Anwendung der Bewaͤsserung auf Wiesen selbst das Noͤ- thige bemerken. Wir unterscheiden wie oben die uͤberstauende , die uͤberrie- selnde und die anstauende Bewaͤsserung. Denn wenn es gleich Wiesen giebt, welchen alle drei Arten nach Willkuͤhr gegeben werden koͤnnen, so sind diese doch sel- ten, und bei jeder sind besondere Regeln zu beobachten. §. 342. Die Ueberstauung geschiehet im Herbste und im ersten Fruͤhjahre. Anwendung der Ueber- stauung. Wenn das Vieh im Spaͤtherbste von den Wiesen genommen ist, so werden die Verwallungen, die Graͤben und Schleusen genau nachgesehen, und das Schadhafte ausgebessert. Man muß hierbei besonders sein Augenmerk auf die Abzugsgraͤben richten, indem von einer schnellen Abwaͤsserung und Trockenlegung nach der Ueber- stauung der gluͤckliche Erfolg hauptsaͤchlich abhaͤngt, und der Herbst zur Raͤumung der Abzugsgraͤben die bequemste Zeit ist. Man laͤßt dann das Wasser sogleich uͤber, und so stark und hoch wie moͤglich, laͤßt es darauf stehen, bis der Boden ganz davon durchdrungen ist. Das hochstehende Wasser bewirkt oft zugleich eine mehrere Ebnung der Wiesen, indem der Wellenschlag, besonders bei stuͤrmischem Wetter, die Anhoͤ- hen wegschlemmt. Ist jedoch das Wasser fruͤh uͤbergelassen, oder erfolgt noch eine ungewoͤhnlich warme Witterung, so muß man mit Aufmerksamkeit darauf achten, ob sich Merkmale einer entstehenden Faͤulniß durch einen Schaum auf dem Wasser am Rande des Ufers zeigen. Wenn dies ist, muß das Wasser sogleich und so schnell als moͤglich abgelassen, und die Wiese voͤllig trocken gelegt werden. Erst nachdem sie ganz abgetrocknet ist, wozu immer nach Beschaffenheit des Bodens ein Zeitraum von 8, 14 bis 21 Tagen gehoͤrt, wird das Wasser wieder angestauet. Ob man nun bei eintretendem Froste das Wasser auf der Wiese lassen, und diese mit Eis bedecken solle, oder ob man sie wieder trocken lege, daruͤber sind die Meinun- gen getheilt. Man hat jenes vortheilhaft aber auch nachtheilig gefunden. Eine duͤnne Bedeckung vom Eise, welche bis auf den Grund gefroren ist, schadet auf keinen Fall. Wenn aber nur die obere Decke gefriert, der untere Theil aber nicht, also auch der J i 2 Der Wiesenbau. Boden der Wiese weich bleibt, so kann auch im Winter eine Faͤulniß entstehen, die insbesondere den besseren Wiesenpflanzen nachtheilig ist. Es ist deshalb bei hochbe- stauten Wiesen die Ablassung des Wassers bei eintretendem Winter sicherer. Im Fruͤhjahre giebt man dann, sobald es der aufgegangene Frost erlaubt, die Schleusen nach Willkuͤhr zu oͤffnen und zu schließen, eine starke Ueberstauung, um das gewoͤhnlich mit fruchtbaren Theilen geschwaͤngerte Dauwasser zu benutzen. Diese erste Bestauung kann man nach Verhaͤltniß der Witterung 8, 12 bis 14 Tage an- halten lassen; doch muß man, noch genauer wie im Herbst, auf die Spuren einer eintretenden Faͤulniß achten, und die Wiese voͤllig trocken legen. Wenn sie voͤllig abgetrocknet ist, so giebt man die zweite Ueberstauung, die etwa 4 Tage, nach aber- maliger Trockenlegung die dritte, welche nur 2 Tage, und dann die letzte, welche nur einen Tag anhalten darf. Sobald das Gras aufzuschießen aufaͤngt, muß man mit den Inundationen aufhoͤren. Jedoch kann man nach Abbringung der ersten Heu- ernte, besonders bei trockener Witterung, eine abermalige Ueberstauung geben, die jedoch nicht uͤber zwei Tage dauern darf. Man muß uͤberhaupt bei diesen Inundatio- nen auf den Boden und die Witterung Ruͤcksicht nehmen. Je durchlassender jener ist, um so anhaltender und haͤufiger kann man sie geben, je undurchlassender, um desto kuͤrzer und seltener muͤssen sie seyn. Bei trockener Witterung giebt man sie haͤu- figer, bei nasser seltener; bei kalter kann man sie laͤnger dauern lassen, bei warmer muß man mit der Ablassung des Wassers eilen. Auch bei den natuͤrlichen Uéberstauungen, die man nicht in seiner Gewalt hat, muß man vor dem Eintritt derselben die Entwaͤsserungsgraͤben, sowohl die, welche das Wasser von der ganzen Wiese, als welche es von einzelnen niedrigen Stellen ab- fuͤhren, in gehoͤrigen Stand setzen, damit das Wasser nicht zu lange darauf staue. Es ist eine allgemeine Regel sowohl bei Inundationen als Berieselungen, daß man das Wasser nicht in der waͤrmern Tageszeit, sondern des Abends oder des Mor- gens fruͤh uͤberlasse, indem jenes, wenigstens bei waͤrmerer Witterung, sehr leicht nachtheilig werden kann. Nach einem spaͤten Reif oder sehr kalter auf warme Tage im Fruͤhjahre folgen- der Witterung, ist eine Bewaͤsserung besonders zutraͤglich, und macht die schaͤdliche Wirkung wieder gut, welche die Kaͤlte auf das Gras zu haben pflegt. Der Wiesenbau. §. 343. Bei der Ueberrieselung ist folgendes zu beobachten: Anwendung der Ueberrie- selung. Wenn die Wiese im Herbste beweidet worden und das Vieh nun auf den Stall genommen wird, so eilt man die Graͤben und Grippen, die vom Vieh eingetreten waren, in Ordnung zu bringen, um eine gleichmaͤßige Bewaͤsserung aller Theile zu bewirken. Das Wasser muß in den Grippen durch eingelegte Rasen, zuweilen durch eine kleine Beuferung derselben, mit Rasenstreifen hier und da mehr aufgehalten oder nach anderen Stellen hingezwaͤnget werden, zu welchem Ende man das Wasser nur zur Probe einmal anlaͤßt, um dessen Lauf zu beachten. Denn das Eintreten des Viehes hat immer Einiges in Unordnung gebracht. Dann laͤßt man die Wiese anhaltend und stark berieseln, damit sich der Erdbo- den vollsauge, festsetze und verdichte. Nach acht oder vierzehn Tagen legt man sie aber wieder trocken, damit sie nicht schlammig werde, und laͤßt darauf das Wasser abermals uͤber. Man kann zwar im Herbste nicht leicht zu viel thun, indessen ist doch ein wechselndes Trockenlegen immer rathsam, wenn man auch, was bei großen Anlagen selten der Fall ist, des Wassers genug haͤtte, um alle und jede Theile be- staͤndig mit Wasser zu versehen. Hat man dieses nicht, so ist man ohnehin gezwun- gen, es nach der Ordnung dem einen und dem andern Theile zu geben und zu nehmen. Wenn der Frost eine berieselte Wiese uͤberfaͤllt, so ist es keinesweges nachthei- lig, daß sie mit Eis bedeckt werde; das immer laufende Wasser friert aber so leicht nicht. Beim Aufgange des Eises muß man die Schleusen schnell beweglich zu machen suchen, um dem Wasser bei entstehenden Schneefluthen Abzug geben zu koͤnnen, weil es sonst durch Einbruch leicht Schaden thun koͤnnte. Sobald es aber die Umstaͤnde erlauben, muß man dieses Wasser, welches schlammige und duͤngende Theile mit sich zu fuͤhren pflegt, uͤber die Wiesen lassen. Diese erste Fruͤhjahrswaͤsserung kann vier- zehn Tage und laͤnger fortdauren, worauf die Wiese aber wenigstens acht Tage trocken gelegt wird. Dann wiederholt man sie, aber kuͤrzer. Faͤngt nun die Wiese, was insbesondere bei waͤrmerem Quellwasser fruͤh der Fall ist, zu begruͤnen an, so legt man sie bei waͤrmerer Witterung voͤllig trocken, und sieht nochmals besonders die Abzugsgrippen und Graͤben nach. Man bringt sodann die Der Wiesenbau. Schaafmuͤtter darauf, welchen diese Fruͤhweide vorzuͤglich nuͤtzlich ist, und ihre Milch vor jeder andern Nahrung vermehrt. In manchen Gegenden Englands glaubt man, daß der gluͤckliche Erfolg der Schaafzucht hauptsaͤchlich auf Berieselungswiesen be- ruhe, und es ist durch unzaͤhlige Erfahrungen erwiesen, daß die Weide auf beriesel- ten, aber wieder trocken gelegten Wiesen den Schaafen ganz unschaͤdlich sey, und daß nur stauendes Wasser ihnen nachtheilig werde. Dann faͤhrt man mit den Berieselungen fort, laͤßt sie aber nicht uͤber drei bis vier Tage dauern, und legt die Wiese dann wenigstens acht Tage wieder trocken. So wie es waͤrmer wird, muͤssen die Waͤsserungen immer kuͤrzer werden, und man giebt sie alsdann nur eine Nacht. Man richtet sich dabei nach dem Feuchtigkeitszu- stande der Wiese; ist der Wiesengrund sandig und durchlassend und die Witterung nicht sehr feucht, so kann man ihm um die vierte Nacht eine Berieselung geben und damit fortfahren, bis das Gras in Bluͤte tritt und nun gemaͤhet werden soll. Das Gras einer Berieselungswiese muß bestaͤndig steif und frischstehend durch das Wasser erhalten werden; ließe man es einmal welk werden, so wuͤrden gerade diese an Feuchtigkeit gewoͤhnten Pflanzen vor andern dadurch leiden, in Stocken kommen, und sich nicht leicht wieder erholen. Mit der Bewaͤsserung das gehoͤrige Maaß zu halten, ist von großer Wichtig- keit. Man muß die Bewaͤsserung nicht eher wiederholen, als bis der Boden von der vorigen abgetrocknet ist, sie aber auch nicht so lange aussetzen, daß die Pflanzen irgend von Duͤrre leiden. Darum ist eine bestaͤndige Aufmerksamkeit vor allen andern auf Berieselungswiesen noͤthig, und bei groͤßeren Anlagen muß sie einem besonderen Wiesenvoigte uͤbertragen werden, der dann alle die kleinen, an sich leichten, aber unerlaͤßlichen Ausbesserungen besorgt. Nach Abbringung des ersten Heues faͤngt man sogleich mit den Berieselungen wieder an, laͤßt die ersten bei trockner Witterung wohl einige Tage anhalten, und wiederholt dann die naͤchtlichen Waͤsserungen nach Beduͤrfniß. §. 344. Reinigung der Wiesen. Die Reinigung der Wiesen von nachtheiligem Unkraut, das Ausstechen und Jaͤ- ten derselben, wird von manchen sehr dringend empfohlen. Allein wenn sie nur im uͤbrigen gehoͤrig unterhalten werden, so hat es auf den zweischnittigen Wiesen mit dem Unkraute wenig zu bedeuten. Denn durch das zweimalige Maͤhen wird das Der Wiesenbau. meiste von selbst vertilgt. Bei einschuͤrigen Wiesen hingegen hat es Zeit aufzuwach- sen, besonders wenn es von der Art ist, daß es vom Vieh bei der Vor- und Nach- weide nicht angeruͤhrt wird. Einige Unkrautsarten werden jedoch durch die Vorweide am besten vertilgt, z. B. der Hahnenkamm oder das Klapperkraut — Rhinantus cristagalli —, welches sonst vor der ersten Schur seinen Saamen schon reifet. Di- steln vergehen, wenn sie zweimal abgehauen werden, und wenn sie die Sense zum er- stenmale trifft, bevor sie in Bluͤte treten, so geben sie ein gutes Heu. Wasserpflan- zen vergehen, wenn die Wiese trocken gelegt wird, sind aber ohne das nicht zu vertil- gen. Nur der fruͤhbluͤhende und mit seinen starken Blaͤttern den Boden uͤberziehende Huflattig erfordert es, daß man ihn aussteche, wenn er sich auf Wiesen, die einen lehmigen Grund haben, einfindet. Durch oft wiederholtes Ausstechen vergeht er, wenn man gleich seine Wurzel nicht herausbringt. Auf die Raͤnder der Wiesen an den Graͤben und Hecken hat man vorzuͤglich beim Maͤhen zu hten, damit sie rein abgeschnitten werden, und dieses mit der Sichel oder mit Messern geschehe, wenn es mit der Sense nicht gut angeht. Sie geben sonst eine Pflanzschule von Unkraut, und zuweilen von giftigem und scharfem, ab. Bei den Hecken muß das Einschlagen der Lohden und die Verbreitung der Wur- zeln verhuͤtet werden. Wenn man die in die Wiese einwuchernden jungen Lohden jaͤhrlich zweimal mit abhaut, so werden sie keine Staͤrke bekommen, sondern wieder absterben. Hat man sie aber ein Jahr wachsen lassen, so kann sie die Sense nicht mehr bezwingen, und sie verbreiten sich dann immer weiter. Hier muͤssen sie flach an der Erde, oder noch etwas tiefer abgeschnitten werden; doch bedarf es der sehr schwie- rigen Ausradung ihrer Wurzeln nicht, wenn man ihre jungen Austriebe nur sorgfaͤl- tig mit wegmaͤht, wo dann jene endlich absterben. §. 345. Man hat die Beweidung der Wiesen fast allgemein fuͤr nachtheilig und verderblich Behutung der Wiesen. erklaͤrt, und manche sind dadurch bewogen worden, diese wichtige Benutzung dersel- ben ganz aufzuopfern. Der Abscheu dagegen ruͤhrt aber wohl lediglich von dem fehler- haften Betriebe her, der allemal statt finden muß, wenn sie andern als den Eigenthuͤ- mer zusteht. Dann wird naͤmlich in der Beweidung nicht das gerechte Maaß und die gehoͤrige Zeit beobachtet, noch die angemessene Viehart ausgewaͤhlt. Geschiehet dies aber vom Eigenthuͤmer, so ist die Abweidung im Fruͤhjahr und Herbst der Heugewinnung, in Der Wiesenbau. sofern man naͤmlich auch auf die Guͤte des Heues sieht, nicht nur unnachtheilig, son- dern wirklich vortheilhaft, indem besonders durch jene fruͤhe Kraͤuter abgefressen wer- den und zu Nutzen kommen, die dem Heu nur eine strohigte Substanz mittheilen, ih- ren Saamen aber auf der Wiese verstreuen wuͤrden. Wenigstens werden diese Kraͤu- ter zu hart, unschmackhaft und ungedeihlich fuͤr das Vieh, welche jung ihnen sehr wohl bekommen, und unterdruͤcken durch ihren vollen Auswuchs nur bessere Pflanzen. Die Fruͤhjahrsweide muß in der Regel allein fuͤr die Schaafe bestimmt seyn; wobei es sich versteht, daß von gehoͤrig abgewaͤsserten und trocken gelegten Wiesen die Rede ist, weil morastige und sumpfige Wiesen und deren Gras noch beschlammt ist, den Schaafen jederzeit, obwohl im Fruͤhjahre minder wie in spaͤterer Jahreszeit, schaͤdlich sind. Auf trocken gelegten Wiesen aber ist die Benutzung dieser fruͤhen Weide fuͤr die Schaafmuͤtter, denen sie eine so reichliche Milch giebt, von großem Belange und Werthe, so daß nichts eine Schaͤferei so sehr unterstuͤtzt, wie warme und fruͤhe Wiesenweide. Sie fressen das Gras gleichmaͤßig ab, und befoͤrdern da- durch seinen Wurzelaustrieb, halten die voreilig horstig aufschießenden Pflanzen zu- ruͤck, und geben durch ihren Duͤnger der Wiese wahrscheinlich mehr wieder, als sie ihr an Kraft entziehen. Auch will man bemerkt haben, daß sie manche Insekten vertreiben. Ihr leichter Fuß und selbst ihr Kratzen ist der Grasnarbe mehr vortheil- haft als schaͤdlich. Indessen versteht es sich, daß man mit dieser Behuͤtung sich eine gehoͤrige Graͤnze setze, welche die durch die Temperatur beschleunigte oder verspaͤtete Vegetation bestimmt. Bei einem warmen Fruͤhjahre muͤssen die Schaafe schon mit dem 20sten April von der Weide genommen werden, in der Regel zu Anfang Mays, bei kalter Witterung aber, wo das Gras noch wenig treibt, kann man sie auch bis zum 10ten May darauf lassen. Mit dem Rindvieh aber Wiesen im Fruͤhjahre zu behuͤten, wuͤrde wenigstens nicht anders rathsam und unschaͤdlich seyn, als wenn die Wiese voͤllig trocken und fest waͤre, so daß uͤberall kein Eindruck von den Fußstapfen entstaͤnde, und man sich die unmittelbare Verbreitung der Mistfladen angelegen seyn ließe. Dagegen gebuͤhrt dem Rindvieh die Nachweide nach dem zweiten Schnitte, in- dem sie den Schaafen um diese Jahreszeit, wo ihnen durch Verhuͤtung so leicht eine Bleichsucht zugezogen werden kann, vielleicht nachtheilig werden koͤnnte, und man jetzt um ihre Weide weniger in Verlegenheit ist. Dem Rindvieh aber bekommt der neue Der Wiesenbau. neue Austrieb der Graͤser, der sich bei manchen am staͤrksten um diese Jahreszeit aͤußert, vortrefflich, und die Kuͤhe fangen danach aufs neue mehrere Milch zu geben an. In dieser Periode hat man selbst von dem Eintreten des Viehes nichts zu besorgen, in- dem sich die Fußtapfen im Fruͤhjahre, selbst auf schwammigen und weichen Wiesen, wieder werden gehoben und ausgeglichen haben. Der Weideduͤnger ist den Wiesen abermals von großem Nutzen, besonders wenn man die so leichte und von dem Hir- ten zu fordernde Arbeit des Auseinanderschlagens und Verbreitens der Fladen an- wendet. Das Rindvieh findet dann oft bis zu Ende Novembers eine gedeihliche Nahrung auf dieser Nachweide. Die Englaͤnder halten bekanntlich auf die Beweidung privativer Wiesen so viel, daß sie in der Regel nur einen Schnitt davon nehmen, die Fruͤhjahrsbehuͤtung mit den Schaafen laͤnger ausdehnen, und dann bald nach der ersten Heuernte das Rind- vieh auftreiben. Auch findet man dasselbe Verfahren in verschiedenen reichen Niede- rungen, wo die Viehzucht den Haupttheil der Wirthschaft ausmacht. Man rechnet da haͤufig auf einen Kopf Rindvieh eine gewisse Flaͤche Graslandes, welche ihnen die noͤthige Weide und zugleich das fuͤr den Winter erforderliche Heu geben muß. Man theilt das einem Viehstapel bestimmte Grasland naͤmlich in zwei Theile, verschont vom Fruͤhjahre an den ersten Theil, bis er gemaͤhet werden kann, nimmt alsdann das Vieh von demjenigen Theile, der bisher beweidet ward, weg, bringt es auf den gemaͤheten, und laͤßt jenen nun zum Heuschnitt aufwachsen. Daß hierdurch die Kraft der Wiesen mehr erhalten und verstaͤrkt werde, als beim zweimaligen Schnitte, darin stimmen alle Erfahrungen uͤberein. Es wird da- durch ein feinerer und dichterer Graswuchs bewirkt, haͤrtere Stengel und Unkraut vermieden, und die Wiese immer in zureichendem Duͤnger erhalten, so daß dieses Verfahren bei manchen Wirthschaftsverhaͤltnissen allerdings raͤthlich seyn kann, wenn gleich bei andern eine zweimalige Schur den Vorzug verdient. Daß das Maͤhen das Grasland mehr wie die Weide entkraͤfte, ein zweimaliger Schnitt durchaus eine Ruͤckgabe von Duͤnger erfordere, die Beweidung hingegen solches in Kraft erhalte, laͤßt sich nach Gruͤnden und Erfahrung wohl nicht bestreiten, und wenn gleich eine entgegengesetzte Meinung in den Annalen der Niedersaͤchsischen Landwirthschaft bei Gelegenheit einer Rechtssache behauptet wurde, so ist sie doch von andern daselbst genugsam widerlegt. Dritter Theil. K k Der Wiesenbau. §. 346. Man hat die Behuͤtung der Wiesen und die Verschonung mit dem Schnitte ih- nen so vortheilhaft gefunden, daß man, insbesondere in England, die Wiesen oft ein ganzes Jahr hindurch zu Weiden benutzt, und gar nicht maͤhet. Ich moͤchte die- ses Verfahren nach einigen Beobachtungen, die ich uͤber beweidetes Grasland ge- macht habe, nicht allgemein empfehlen. Denn die hoͤher wachsenden Maͤhegraͤser scheinen es nach selbigen nicht zu ertragen, daß man sie durch Abweidung ganz nie- derhalte, sondern sich danach zu verlieren, und ein beweideter Platz giebt, wenn man ihn nun als Wiese aufschießen laͤßt, zwar ein dichteres, aber niedriges Gras. Ist der Boden so kraftreich, daß auch die niederen Grasarten genug vor die Sense geben, so mag ein solcher Wechsel vortheilhaft seyn; sonst aber scheint mir die Be- weidung eines ganzen oder mehrerer Jahre bedenklich. §. 347. Man macht sonst haͤufig den Unterschied unter ein-, zwei- , und dreischuͤ- rigen Wiesen, und bei den erstern wieder unter den Fruͤh- und Spaͤtwiesen . Dieser Unterschied beruht aber entweder auf der Kultur, oder gewoͤhnlich auf Rechts- verhaͤltnisse. Denn durch Kultur und privatives Eigenthum koͤnnen alle einschuͤrige Wiesen zu zweischuͤrigen gemacht werden. Jene beschraͤnkenden Rechtsverhaͤltnisse sind aber auf den Wiesen, die man uͤberhaupt laͤnger, wie das Ackerland, als Ge- meingut betrachtete, dem jetzigen Zustande der Kultur so unangemessen, daß man allenthalben, wo man auf Fortschritte im Wohlstande der Nation denket, selbige ab- zuaͤndern, oder die Abaͤnderung zum Vortheil aller Interessenten zu erleichtern be- muͤhet ist. §. 348. Die Heuernte ist eine von den wichtigsten Geschaͤften des Landwirths, dessen Vollfuͤhrung die groͤßte Aufmerksamkeit und Thaͤtigkeit erfordert. Wahrzuneh- mender Zeit- punkt. Der gerechte Zeitpunkt fuͤr dieselbe kann nicht, wie es haͤufig geschieht, nach dem Kalender bestimmt werden. Er tritt nicht nur nach Verschiedenheit der Wiese und der darauf befindlichen Hauptgraͤser, sondern auch nach Beschaffenheit der Jah- reswitterung fruͤher oder spaͤter ein. Die erste Regel ist die: zu maͤhen, wenn die Die Heuernte. Graͤser groͤßtentheils ihre Rispen entwickelt haben und in Bluͤte zu treten anfangen. Denn fruͤher wuͤrde man an der Quantitaͤt, spaͤter aber an der Qualitaͤt des Heues verlieren, und es ist allerdings Ruͤcksicht darauf zu nehmen, auf welche von beiden es mehr ankommt, je nachdem man das Heu selbst benutzen oder verkaufen will. Auch hat das fruͤhere Maͤhen des jungen Grases bei zwei- und dreischnittigen Wiesen wieder den Vortheil, daß die zweite Ernte um so viel fruͤher komme, und um so ergiebiger sey, und wo man besonders auf Nachheu rechnet, eilt man mit dem ersten Schnitte. Jene Maͤhereife des Grases tritt aber nach der Jahreswitterung zu sehr verschie- denen Zeiten ein. Ein warmes und feuchtes Fruͤhjahr fuͤhrt sie um drei Wochen fruͤher herbei, als ein kaltes und trocknes. Manchmal ist das Obergras stark in die Hoͤhe geschossen, das Untergras aber noch so zuruͤck, daß es mit der Sense kaum ge- faßt werden kann, und hier koͤmmt es darauf an, welches am bedeutendsten sey. Zwar wuͤrde das Untergras, wenn es bis zur ersten Ernte zuruͤckgeblieben, um so viel staͤrker zur zweiten heranwachsen; indessen kann bei einer unguͤnstigen duͤrren Witterung auch das Gegentheil erfolgen, und es kann um so mehr zuruͤckbleiben, wenn es an seinen Spitzen verletzt worden und seiner Decke beraubt ist. Hat das Un- tergras vom Froste gelitten und ist es an seinen Spitzen verletzt, so ist es ihm besser, wenn es gemaͤhet wird und dann frische Blaͤtter treibt. Ist das Untergras der Duͤrre wegen zuruͤckgeblieben, und es tritt nun eine regnigte Witterung ein, so darf man erwarten, daß es staͤrker nachwachsen werde, wenn man es stehen laͤßt. Die Witterung ist uͤberhaupt bei der Heuernte sehr bedeutend. So schwankend bis jetzt unsere Witterungsanzeigen und die mehrentheils zu einseitig abgeleiteten Re- geln sind, so pflegt doch in der Mehrheit der Faͤlle eine Veraͤnderung der Witterung mit der Sonnenwende gegen den 21sten Junius vorzugehen. War der Vorsommer bis dahin trocken, so erfolgt nun mehrentheils eine Regenperiode, die zwei bis drei Wochen anhaͤlt. War aber die Witterung fruͤher regnigt, oder ist diese Regenperiode zeitiger eingetreten und abgelaufen, und es klaͤrt sich nun auf, so kann man eine guͤn- stige Witterung erwarten. Deshalb sind die, welche im erstern Falle auf fruͤhen warmen Wiesen geeilt haben, am besten gefahren, wenn gleich das Untergras noch nicht genugsam herangewachsen war, indem es nachher bei der feuchten Witterung um so dichter hervortrieb. Kann man aber dieser Regenperiode nicht zuvorkommen, so muß man sie abwarten, bis die Wahrscheinlichkeit einer trockneren eintritt. Das K k 2 Die Heuernte. Gras wird bei einer solchen feuchten und mehrentheils kuͤhlen Witterung auch so leicht nicht uͤberreif. Der Entschluß zum Maͤhen muß also mit Ueberlegung aller Umstaͤnde und der Natur der Wiese gefaßt werden. §. 349. Das Maͤhen. Das Heumaͤhen erfordert besonders die Aufmerksamkeit, daß so dicht und so eben wie moͤglich am Boden weggemaͤhet werde, ohne jedoch die Grasnarbe zu ver- letzen. Dies ist nur auf ebenen und von Steinen gereinigten Wiesen moͤglich. Auf diesen aber kann man es von den Maͤhern verlangen, und man muß solche zu erhalten suchen, die dieses thun. Mit sehr langen Sensen und sehr breiten Schwaden wird es selten erreicht, und obwohl diese die Arbeit sehr foͤrdern, so ist doch ein kurzes, rei- nes Abschneiden in schmaleren Schwaden immer vorzuziehen. Denn es ist der Unter- schied im Ertrage der Ernten nicht nur betraͤchtlich, wenn dicht am Boden hergemaͤ- het wird, indem die Masse des Heues sich nach unten immer vermehrt, sondern es ist auch dem neuen Austriebe, aller Erfahrung nach, vortheilhafter, wenn dicht am Boden hergemaͤhet wird, als wenn hohe und ungleiche Stoppeln stehen bleiben. Da man bei dem Maͤhen im Tagelohn die Arbeiter besser, wie bei dem in Ver- ding zu einem solchen sparsamen Maͤhen vermoͤgen wird, so halte ich jenes bei diesem Geschaͤfte rathsamer; es sey denn, daß man sich von seinen Leuten auch bei Verdin- gung der Arbeit dasselbe versprechen koͤnne. Auch hat der Tagelohn in der Hinsicht Vorzuͤge, daß man die Maͤher wechselsweise, und so wie es die Umstaͤnde erfordern, vom Maͤhen ab und beim Heumachen zu Huͤlfe nehmen koͤnne. Ein Maͤher kann auf ebenen Wiesen taͤglich 1½ Morgen sehr gut maͤhen. In Verding machen freilich ruͤstige Arbeiter weit mehr, und wohl das doppelte. Dann aber machen sie es sicher nicht gut. §. 350. Das Heuma- chen bei guter Witterung. Die Bereitung des Heues ist mannigfaltig verschieden, und es kommt dabei theils auf die Art des Heues, welche man bezweckt, theils auf die Witterung, der man sich unterwerfen muß, an. Man unterscheidet unter Gruͤn- und Braunheu . Das Gruͤnheu wird um so vollkommener gemacht, je schneller man das abge- maͤhete Gras auseinanderbringt, ausstreut und zertheilt, und es so bei trockener Die Heuernte. Witterung der Luft und dem Sonnenscheine aussetzt, gegen die Feuchtigkeit aber, und besonders gegen den naͤchtlichen Thau durch Zusammenbringung schuͤtzet, und es dadurch zugleich aufs Schnellste zu seiner voͤlligen Austrocknung bringt. Es muß da- her das Gras, welches fruͤh Morgens bis neun Uhr gemaͤhet worden, sobald der Thau abgetrocknet ist, bei guͤnstiger Witterung unmittelbar aus den Schwaden aus- gestreuet, und zwar so sorgfaͤltig ausgestreuet werden, daß nichts zusammenhaͤngend bleibe. Sobald man damit fertig ist, wird das zuerst gestreute gewendet oder mit Harken geruͤhrt, und dies wird dann Nachmittags wiederholt. Etwa um vier Uhr wird es in Reihen oder Kaͤmme gebracht, und dann vor Untergang der Sonne in kleine Haufen gesetzt, die man Windhaufen nennt. Am zweiten Tage werden diese Haufen nach abgetrocknetem Thau wieder ausgestreuet, und zwar so, daß sie in vier- eckige Beete oder Plane zu liegen kamen, von 1½ bis 2 Ruthen in Quadrat, zwischen welchen man einen freien Platz laͤßt, um es beim Wenden, welches wiederum zwei- mal geschiehet, herauf- oder herabruͤcken zu koͤnnen. Gegen Abend wird es dann wieder in Reihen, und zwar in doppelte Kaͤmme gezogen, welches von zwei Personen, die es in entgegengesetzter Richtung zusammenharken, geschiehet. Vor Sonnenun- tergang wird es wieder in Haufen, und zwar in doppelt oder dreifach so große, wie in der ersten Nacht gebracht. Am dritten Tage wird es eben so behandelt, und wenn die Witterung guͤnstig war, wird es nun trocken genug seyn, um es in große Ladehau- fen zu bringen, worin man es bis zum Einfahren stehen laͤßt. Sollte sich in diesen Haufen Feuchtigkeit zeigen, so wird es vor dem Einfahren noch einmal ausgestreuet, jedoch ohne es duͤnn zu verbreiten, damit nur die Feuchtigkeit wieder verdunste. Dasjenige Heu, was nach den Fruͤhstunden gemaͤhet worden, laͤßt man aber bis zum folgenden Morgen in Schwaden liegen, und faͤngt dann an, es auf gleiche Weise zu behandeln. Die Arbeit hebt sich alle Morgen mit der Streuung des frisch gemaͤheten Grases an, und man geht dann zur Streuung der Haufen, erst der klei- nern, dann der groͤßern, uͤber, und wechselt nun mit der Bearbeitung des einen und des andern in gehoͤriger Ordnung ab. Die Arbeit vermehrt sich mit jedem Tage, und folglich die noͤthige Personenzahl, bis ein Theil auf den Boden oder in Feimen ge- bracht worden. Ein so bereitetes Heu behaͤlt seine gruͤne Farbe, seinen aromatischen Geruch und seine nutzbaren Theile fast saͤmmtlich in sich, verliert nur die waͤssrigen, und untergeht Die Heuernte. keinen Anfang von Gaͤhrung. Um solches Heu zu bereiten, wird eine verhaͤltnißmaͤ- ßig große Zahl von Personen erfordert. Wenn man aber diese herbeischaffen kann und die Witterung nicht unguͤnstig ist, so gewinnt man an der Zeit, was man an der Kraft zusetzt, und die Kosten werden sich wenig hoͤher belaufen, als bei der nachlaͤssi- gern Heubereitung. Andre lassen das gemaͤhete Gras zwei auch drei Tage unangeruͤhrt in Schwaden liegen, bevor sie es zu bearbeiten anfangen. Sie ersparen dadurch allerdings einige Arbeit, indem das Heu, welches im Schwade schon abgestorben ist, leichter trocknet. Allein so gruͤn bleibt es nicht. §. 351. Das Heuma- chen bei un- guͤnstiger Witterung. Bei regnigter, feuchter und sehr unsicherer Witterung muß man auf jene schnelle Heubereitung Verzicht leisten. Hier kommt es darauf an, das Heu moͤglichst zusam- menzuhalten, damit es von der Naͤsse nicht ausgezogen werde, dabei aber doch durch Luftung und Umsetzung in trockneren Stunden zu verhuͤten, daß es nicht in Gaͤh- rung gerathe. So lange das Gras noch gruͤn ist, seine eigenen Saͤfte und gewissermaßen sein Leben noch hat, schadet ihm die Naͤsse von oben nicht leicht, und wenn nach dem Maͤ- hen ein Regen einfaͤllt, oder wenn man selbst beim Regen in Erwartung besserer Tage gemaͤhet hat, so laͤßt man dieses Gras unangeruͤhrt in den Schwaden liegen, bis die Witterung besser wird. Man lockert es nur mit dem Harkenstiel etwas auf, wenn es durch die Naͤsse zusammengedruͤckt ist, und so kann es sich lange unverdorben halten, wenn es nur nicht im stauenden Wasser liegt. Aus Niederungen muß es, wo moͤg- lich, auf hoͤhere Plaͤtze geschafft werden. Nachtheiliger ist der Regen dem schon abge- storbenen und halb trockenen Heu. Hier zieht die Naͤsse die kraͤftigen Theile wirklich aus. Deshalb muß man vor allem verhuͤten, daß der Regen kein ausgebreitetes Heu treffe, sondern bei einem drohenden Regenschauer alles herbeiziehen, um den trockensten Theil in Haufen zu setzen. Wenn es in Haufen steht, kann es schon einen anhaltenden Regen aushalten, ohne betraͤchtlich dadurch zu verlieren, besonders wenn es nicht warm dabei ist. Es wird dann nur das obenliegende verbleicht und ausge- laugt, das innere bleibt gruͤn und in Kraft, und wenn es dann an einem trockenen Tage gestreuet wird, so reicht dieser oft hin, um es sogleich in Ladeschober bringen zu koͤnnen, falls man Fortdauer des Regens besorgen muͤßte. Die Heuernte. Haͤlt der Regen sehr lange ununterbrochen an, so muß man die Heuhaufen oͤf- terer luften, und dabei nachsehen, ob das Heu sich erhitze. Erfolgt unter solchen Umstaͤnden dennoch bei warmer Luft eine wirkliche Erhitzung, so ist nichts besseres zu thun, als daß man auch das halbtrockene Heu noch nach der beim Kleebau zu be- schreibenden Klapmeierschen Methode behandle, es durch Zusammenbringung in große Mieten voͤllig und gleichmaͤßig erhitzen lasse, dann ausstreue, und es, wenn es nun lufttrocken geworden ist, wieder zusammenbringe. Ist es einmal in Hitze ge- kommen, so wird es solches nicht zum zweiten Mal thun, zwar seine Farbe und sei- nen Geruch veraͤndern, aber nicht schimmlich und dumpfig werden, und brauchbar bleiben. Es versteht sich jedoch, daß diese Methode beim Wiesenheu nur im Noth- falle anzuwenden sey. §. 352. Eine andere, zwar nicht sehr gebraͤuchliche, jedoch von vielen empfohlene Me- Andere Me- thode. thode, gruͤnes Heu mit vieler Ersparung der Arbeit zu machen, ist folgende: Man setzt das noch gruͤne Gras, aber nur wenn es voͤllig lufttrocken ist, sogleich in schmale aber moͤglichst hohe Haufen auf, zu deren Befestigung man eine kleine Stange in die Erde steckt, und es um selbige mit der Hand herumlegt. Einiges Gras, wozu man das laͤngere und staͤrkere auswaͤhlt, nimmt man aus den Schwa- den zusammen, und legt solches auf die Spitze des Haufens, so daß die Aehren ab- waͤrts haͤngen. In diesem pyramidalischen Haufen laͤßt man es dann ruhig stehen, bis es voͤllig trocken geworden, was manchmal in acht, zuweilen in vierzehn Tagen ge- schieht, und wobei sich das Heu innerlich voͤllig gruͤn erhaͤlt. Bei einer trocknen etwas windigen Witterung habe ich Gras in staͤrkeren Hau- sen, ohne es anzuruͤhren, ziemlich schnell trocken werden, und dabei voͤllig gruͤn blei- bend gesehen. Um so leichter muß es in solchen schmalen Haufen gehen. Ein ein- fallender Regen wird ihm auch nicht schaden, und nur das aͤußere verbleichen. Bei anhaltendem Regen aber moͤchten sich diese Haufen doch zu fest sacken, und man wuͤrde sie auseinander nehmen und umsetzen muͤssen, wenn das Heu nicht dum- pfig werden soll. §. 353. Es giebt einige Wiesen, deren Hauptgraͤser es verlangen, daß man sie eine ge- Heuart, wel- che das Be- regnen ver- langt. raume Zeit der Luft und dem Regen aussetze, damit sie dem Viehe unschaͤdlich, Die Heuernte. schmackhafter und gedeihlicher werden. Alle grobe, harte Graͤser, Seggen und Binsen, aber auch besonders das auf nassen Bruͤchern schaͤtzbare blaue Perlgras oder Schmelen , Aria cærulea, erfordern dieses, und man hat vom letztern Grase eine Laͤhmung des Viehes bemerkt, wenn man jene Vorsicht beim Heumachen nicht beobachtet hatte. In der Regel laͤßt man solches Heu vier bis sechs Wochen liegen, damit es mehrere Male tuͤchtig beregne. §. 354. Bereitung des braunen Heues. Um braunes Heu zu machen, bleibt das gemaͤhete Gras einen oder zwei Tage in Schwaden liegen, bei unguͤnstigerer Witterung auch laͤnger, wird dann, wenn es lufttrocken ist, einmal ausgeschuͤttelt und gewandt, dann aber sogleich in kleine Hau- fen gebracht, und nachdem es darin einige Tage gestanden, werden diese untereinan- der gemengt, und zu groͤßeren zusammengebracht. Nachdem es hierin wieder einige Tage gestanden, bringt man es noch etwas feucht unter starkem Zusammentreten in Heu-Feimen. Hier erhitzt es sich, geraͤth in Schweiß, besaugt sich und wird dann zu einer torfaͤhnlichen Masse. Man darf sich hierbei durchaus nicht verleiten lassen, das Heu luften und aufstochern zu wollen; vielmehr muß man es dicht zusammenhal- ten, um den Zutritt der Luft abzuschneiden. Denn wo diese eindringt, entsteht Faͤu- lung und Schimmel. Dieses braune Heu, welches man jedoch selten auf Boͤden, sondern nur in Feimen haͤlt, muß nachher mit Messern oder mit einem scharfen Spa- ten abgestochen, oder gar mit einem Beile ausgehauen werden. Fuͤr dieses braune Heu ist man in vielen Gegenden sehr eingenommen, und haͤlt es dem Viehe fuͤr ge- deihlicher, wie das gruͤne Heu. Man beruft sich hier auf Erfahrungen und Ver- suche, die man mit gruͤnem Heu gemacht habe, und die keinesweges zum Vortheil desselben ausgeschlagen waͤren. Man findet aber bei genauerer Nachforschung leicht, daß dieses gruͤne Heu an Orten, wo man nur die Braunheu-Methode kennt, sehr unvollkommen gemacht worden; und daß das braune Heu vor schlecht beweidetem und verwittertem Gruͤnheu den Vorzug habe, ist allerdings nicht zu laͤugnen. Gutes gruͤnes Heu ist sonst nach andern Beobachtungen den Pferden, den Schaafen und den milchenden Kuͤhen angenehmer und zutraͤglicher gewesen; und nur den Mastochsen scheint das braune Heu wirklich gedeihlicher zu seyn. Was man theoretisch fuͤr und gegen das braune Heu gesagt hat, beruhet auf beiden Seiten auf zu unbestimmten Voraussetzungen, um danach die Sache entschei- den Die Heuernte. den zu koͤnnen. Versuche und Erfahrungen uͤber die Wirkung des einen oder des an- dern koͤnnen allein einen Ausschlag geben. §. 355. Man hat, um die Handarbeit des Heumachens auf großen Flaͤchen zu erleich- Erleichterung der Heuarbeit durch Pferde- werkzeuge. tern, verschiedene Werkzeuge erfunden, vermittelst welcher sie zum Theil durch Pferde verrichtet wird. Zum Wenden und Luften des Heues bedient man sich einer Egge, die Bloys von Treslong in den Schriften der Rotterdammer Societaͤt, Vol. II., 88. be- schreibt. Sie besteht aus zwei neun Fuß langen Balken, deren jeder sieben lange hoͤlzerne oder eiserne Zinken hat, und die mit drei Querbalken verbunden und vier Fuß vier Zoll von einander entfernt sind. Es wird ein Pferd vorgespannt, worauf der Fuͤhrer reitet, und so nach bestimmten Zuͤgen die Wiese uͤberegget, und das Gras in Bewegung setzt und wendet. Es versteht sich, daß ein gutes, trockenes und windiges Wetter dazu erforderlich sey, und man kann der Versicherung wohl Glauben beimessen, daß es dann mit großer Ersparung der Wendearbeit schnell trockne. Je- doch wird wohl noch ein Mensch erforderlich seyn, welcher der Egge folgt, um sie auf- zuheben, falls sich das Gras davor oder dazwischen anhaͤufte. Das Zusammenziehen des Heues in Kaͤmme kann durch den gewoͤhnlichen Pferderechen, dessen man sich zum Nachharken der Getreidestoppel bedient, verrichtet werden, und zum Zusammenbringen des Heues in Haufen bedient man sich auf ebnen Wiesen haͤufig eines Heubaums, an dessen beiden Seiten man einen Strang oder Kette befestigt, die man dann in einer ziemlichen Laͤnge am Ende zusammenknuͤpft, und ein Paar Pferde davorhaͤngt. Auf jeder Seite des Baums tritt ein Mensch, welcher sich an einem Stricke, das an jedem Zugstrange befestigt ist, haͤlt, indem er sich etwas ruͤckwaͤrts uͤberlehnt. Das Pferd wird nun angetrieben, und das Heu haͤuft sich vor dem Baume hoch an, so daß bei einer ebenen Wiese wenig auf dem Boden zuruͤckbleibt. Wenn sich’s hoch genug aufgethuͤrmt hat, so springen die Leute vom Baume ab, halten aber das Strick einen Augenblick an, wo sich dann der Baum hebt und uͤber den Heuhaufen heruͤbergleitet. Es gehoͤren aber zu dieser Operation geuͤbte Leute. Dritter Theil. L l Die Heuernte. Der Englaͤnder Middleton hat ein anderes zusammengesetzteres Werkzeug zu diesem Zwecke beschrieben, welche Beschreibung von Leonhardi uͤbersetzt, Leip- zig 1797, herausgekommen ist. §. 356. Das Laden und Einfah- ren. Das Einfahren und Laden des Heues wird sehr durch geuͤbte Arbeiter erleichtert. Das Volumen des Heues ist groß im Verhaͤltniß seiner Schwere, und wenn es nicht dicht, breit und gleichmaͤßig geladen wird, so kann ein Wagen die Masse nicht fassen, welche das Gespann bequem ziehen kann, und es werden dann leicht aus einem Fuder zwei gemacht. Deshalb ist ein guter Lader oder Laderinn auszuwaͤhlen und bei gutem Willen zu erhalten. Man muß sie deshalb mit der Arbeit nicht uͤbereilen, sondern ihnen Zeit lassen, Schichtweise von vorne nach hinten und von hinten nach vorne zu laden, und das Gleichgewicht zu beobachten. Man wird dabei doch an Zeit mehr gewinnen, als wenn man die eilige Ladung betreibt, und es zugiebt, daß die ladende Person durch uͤbertrieben schnelles Zureichen in Verlegenheit gesetzt wird. In den meisten Faͤllen werden Wechselwagen noͤthig seyn, und da befoͤrdert es die Arbeit sehr, wenn man mit ein Paar besonderen Pferden oder auch Ochsen den zu ladenden Wagen von einem Haufen zum andern fortruͤcken laͤßt. Der Wagen muß an die Haufen so heranfahren, daß wechselsweise von der einen und von der andern Seite aufgereicht werde; es sey denn bei windigem Wetter, wo man immer so an- fahren muß, daß der Wind nach dem Wagen zu treibt. Ein richtiges Verhaͤltniß der ladenden, abladenden und tassenden Personen mit dem Gespanne und Wagen muß vor Allem beobachtet werden, haͤngt aber von der Lokalitaͤt ab, und laͤßt sich nicht nach allgemeinen Regeln bestimmen. Es muß eine Verrichtung auf die andere nicht warten, kein Theil unbeschaͤftigt seyn, aber auch keiner uͤbereilt werden. Ein festes Anziehen des Ladebaums, welches zuweilen durch eine an die Leiter angebrachte Winde geschieht, darf nicht versaͤumt werden, damit unterweges kein Heu abfalle. Deshalb muß auch das Fuder, nachdem es gebunden ist, fleißig mit Harken abgekaͤmmt werden, um das lose Heu zu erhalten. §. 357. Das Tassen des Heues auf Boͤden oder in Scheuren. Das Heu wird in besonderen Scheuren auf Boͤden, gewoͤhnlich uͤber dem Stalle desjenigen Viehes, fuͤr welches es bestimmt ist, oder in Feimen aufbewahrt. Die Heuernte. Wo man es auftaßt, muß es fest, dicht und gleichmaͤßig liegen, so daß keine leeren Zwischenraͤume bleiben, weil sich in diesen Schimmel und Dumpfigkeit erzeugt, wenn das Gras zu schwitzen anfaͤngt. Wenn dieses geschiehet, so erhitzt es sich oft dermaaßen, daß es stark dampfet. Hier kann man nichts Uebleres thun, als daß man das Heu aufstochert und ihm Luft giebt. Man muß vielmehr den Zutritt der Lust moͤglichst abhalten, und die Laden auf dem Boden verschließen. Das Heu kann sich dann besaugen und braun werden, aber es wird nicht verderben, und noch weniger wird es sich entzuͤnden. Nur bei einem starken Luftzuge kann das sich ent- wickelnde, entzuͤndliche Gas in Flamme gerathen. Man ruͤhre also eine solche Heu- lage gar nicht an, oder aber stuͤrze sie schnell und ganz vom Boden herunter, um sie abkuͤhlen und trocknen zu lassen. Wenn der Boden ein gutes Strohdach hat, so bringe man das Heu so dicht als moͤglich an selbiges hinan, und so fest, daß wenigstens vorerst kein Zwischenraum entstehe. Wenn das Heu von der Luft gar nicht beruͤhrt wird, so haͤlt es sich am besten waͤhrend des Schwitzens, und Alles bleibt gut. Unter einem Ziegeldache ver- wittert die obere Heulage leicht, wird schimmlig und dumpfig. Daß der Fußboden gegen das Durchdringen der Viehduͤnste wohl verwahrt seyn muͤsse, wenn das Heu nicht leiden und dem Vieh widrig werden soll, ist allge- mein anerkannt. Die gewoͤlbten Bohlendaͤcher, mit Stroh oder Rohr belegt, sind ohne Zweifel die zweckmaͤßigsten, um einen fuͤr das darunter stehende Vieh zureichenden Heuvor- rath zu fassen. Daß man bei der Aufbringung des Heues auf Boͤden die Bestimmung des Heues uͤberlege, und einer jeden Viehart das fuͤr sie am meisten passende auswaͤhle, auf demselben Boden aber die verschiedenen Gattungen von Heu nach der Ordnung, wie man sie verfuttern will, lege oder so abtheile, daß man immer dazu kommen koͤnne, muß wohl bedacht werden. §. 358. Die Aufbewahrung des Heues in Feimen oder Schobern hat aber ohne Heu-Feimen. allen Zweifel entschiedene Vorzuͤge vor jeder Aufbewahrung in Gebaͤuden, und es tre- ten dabei keinesweges die Bedenklichkeiten ein, die man mit Recht gegen Getreidefeimen hat. Das Heu haͤlt sich in selbigen, wenn sie gehoͤrig verfertigt sind, nach allen Er- L l 2 Die Heuernte. fahrungen, besser und gesuͤnder als in Gebaͤuden, indem der ausziehende Dunst, wel- cher so leicht den Schimmel und das Dumpfigwerden verursacht, sogleich, wie er an die Oberflaͤche kommt, abgefuͤhrt werden kann. In England glaubt man deshalb das Feimenheu von dem Scheurenheu durch den Geruch unterscheiden zu koͤnnen, und der Vorzug des erstern ist so entschieden, daß es immer theurer bezahlt wird. Wenn es gleich besser ist, das gruͤne Heu auch in diese Feimen voͤllig trocken zu bringen, so braucht man sich doch bei einer mißlichen Witterung nicht so sehr fuͤr eine feuchte Ein- bringung zu scheuen, wie in den Gebaͤuden. Man kann hier eine jede Heuart in einer besonderen Feime aussetzen, und behaͤlt eine freie Wahl in Verwendung desselben. Auch kann man das Heu von einem Jahre zum andern weit bequemer aufbewahren. Die Heufeimen werden auf einem dazu errichtenden steinernen oder hoͤlzernen Ge- ruͤste, oder haͤufiger nur auf eine Unterlage von trockenem Reißwerk oder Stroh, je- doch an einem trockenen und erhoͤheten Platze, errichtet. Das Heu wird mit der Hand ausgestreut und regelmaͤßig in Schichten gelegt, wobei es immer moͤglichst fest getre- ten wird. Von einer schmaͤlern Basis nimmt die Heufeime mit der Hoͤhe in ihrer Breite zu, bis sie zu einer gewissen Hoͤhe gekommen ist. Dann ziehet man die Heu- lagen wieder ein, so daß der obere Theil die Form eines spitz zulaufenden Daches er- halte. Dieser obere Theil wird dann mit Stroh belegt, und der Regen kann von demselben ablaufen, ohne den eingezogenen unteren Theil zu beruͤhren. Die Form dieser Feimen ist verschieden, zuweilen rund, zuweilen viereckig, meh- rentheils aber bilden sie ein Oblongum. Die letztere Form ist besonders deshalb vor- zuͤglicher, weil man dabei die Feime nach Gefallen verlaͤngern, und wenn man will, alles Heu in eine bringen kann. Die eine Giebelseite richtet man dann nach Nord- west, um dieser Wind- und Regenseite die moͤglich geringste Oberflaͤche auszusetzen. Der obere Theil oder das Dach wird auf dieser Giebelseite auch walmfoͤrmig eingerichtet. Wenn die Feime errichtet worden, wird sie an ihren Aussenwaͤnden nicht bloß abgeharkt, sondern auch sorgfaͤltig beschnitten; etwanige Haͤker, die man jedoch bei der Anlegung sorgfaͤltig vermeidet, werden ausgeglichen, damit sich keine Feuchtig- keit durch felbige einziehen koͤnne. Die Strohbedachung wird zuletzt aufgesetzt, und um die Feime herum sticht man auf allen Seiten eine Rinne aus, wodurch das ab- traͤufelnde Wasser wegziehen kann. Die Heuernte. Die langen Feimen haben den Vortheil, daß man das Heu, so wie es ge- braucht wird, an der Suͤdostseite satzweise und perpendikulaͤr wegnehmen kann, wogegen runde und viereckige Feimen bei nasser Jahreszeit auf einmal eingefuͤhrt werden muͤssen. Sie muͤssen in der Regel in der Naͤhe des Wirthschaftshofes auf einem besondern umzaͤunten Feimhofe errichtet werden, wo man dann seinen Heu- vorrath besser, als wenn er auf Boͤden und in Scheuren vertheilt liegt, uͤbersehen, und dessen Verwendung nach den Umstaͤnden moderiren kann. Die Feimengeruͤste mit einem beweglichen Dache, welches man hinaufwin- den und niederlassen kann, werden da, wo man die Feimeneinrichtung kennt, sel- ten mehr errichtet, weil man sie nicht nur kostspieliger, sondern auch unbequemer findet, und das Heu sich wenigstens eben so gut in den freistehenden haͤlt. Von der durch die Mitte und im Grunde hergezogenen offenen Roͤhre oder sogenannten Dunstschornsteine ist man ganz abgekommen, da die Erfahrung gelehrt hat, daß das ihm zunaͤchst liegende Heu am leichtesten verderbe, und sich dagegen um desto besser halte, je sorgfaͤltiger man den Zutritt der Luft abschneidet, und alle Hoͤhlun- gen vermeidet; die Unbequemlichkeiten dieser Dunstroͤhre ungerechnet. Die kleineren Heuschober, welche man auf entlegenen Wiesen aufsetzt, und wenn diese im Winter dem Wasser ausgesetzt sind, auf einem erhoͤheten Geruͤste er- richtet, dann im Winter gewoͤhnlich auf dem Froste einfaͤhrt, werden insgemein mit geringer Sorgfalt gemacht, und dennoch haͤlt sich das Heu in ihnen sehr gut. Sie sind in wiesenreichen Gegenden, wo man Heu zum Verkauf gewinnt, sehr ge- braͤuchlich, und beduͤrfen keiner Beschreibung. Sie sind indessen immer als ein Nothbehelf anzusehen, und kommen den regulaͤren Heufeimen auf keine Weise gleich. §. 359. Eine von denen, die sie versucht haben, sehr geruͤhmte Methode, ist die, Aufsetzung des Heues mit Sommer- stroh. daß man aufgespartes Soͤmmerungsstroh schichtweise zwischen das Heu lege. Man glaubt hierbei das Heu in feuchterem Zustande einbringen zu koͤnnen, indem das trockene Stroh diese Feuchtigkeit anziehe. Das Stroh soll aber vom Geruche des Heues durchdrungen dem Viehe weit angenehmer werden, und wird in diesem Gemenge begierig verzehrt. Hauptsaͤchlich ist diese Methode jedoch bei Kleeheu angewandt worden, uͤber welches an seinem Orte besonders wird geredet werden. Die Heuernte. Salzen des Heues. Das Salzen des Heues beim Tassen ist von einigen angeruͤhmt worden, ins- besondere um ausgewittertes feuchtes und verdaͤchtiges Heu dadurch zu verbessern, und dem Viehe angenehmer zu machen. Es sind mir aber keine befriedigende Erfahrungen davon bekannt. Es ist wohl immer nur bei geringen Salzpreisen anwendbar. §. 360. Das zweite und dritte Heu. Bekanntlich unterscheidet man das Heu des ersten Schnitts von dem des zweiten, und auf hoͤchst fruchtbaren Wiesen dieses wieder von dem des dritten Schnitts. Das erste heißt Heu schlechthin, oder Vorheu , das zweite Grum- met, Grummath, Ohmath auch Nachheu , welchen letztern Namen man aber bei dreischuͤrigen Wiesen dem der dritten Schur giebt. Bei der Bereitung und Aufbewahrung des Nachheues tritt keine wesentliche Verschiedenheit ein, als die, welche von der Jahreszeit und Witterung abhaͤngt, und daß man, wenn es sich nicht brennen soll, seine vollkommene Austrocknung laͤnger abwarten muͤsse, indem es seinen Saft schwerer verliert. Wenn es bei guͤnstiger Witterung schnell trocknet und ganz duͤrre scheint, so besaugt es sich den- noch leicht. Man laͤßt es deshalb gern laͤnger in den Schwaden liegen und darin absterben, bevor man es verarbeitet und doͤrrt. Wenn es gut und trocken gewon- nen und noch bei warmer Witterung gewachsen ist, hat es in Ansehung der Nahr- haftigkeit noch Vorzuͤge vor dem ersten Heu. Ueber die Verwendung des Heues bei der Lehre von der thierischen Produktion. Weiden und Hutungen . §. 361. Nutzbarkeit der Weiden. So entschieden vortheilhaft die Stallfutterung der Pferde und des Rindviehe- gegen den Weidegang (vergl. Bd. I. S. 364. u. f.) auch ist, so sind dennoch die Faͤlle nicht selten, wo der letztere in Ruͤcksicht der besonderen Wirthschaftsverhaͤlt- nisse oder des anderweitig nicht zu benutzenden Grundes und Bodens beibehalten werden muß. Insbesondere aber scheinen die Weiden fuͤr den Schaͤfereibetrieb im Großen unenthehrlich zu bleiben. Denn wenn es gleich nach unleugbaren Erfah- Weiden und Hutungen. rungen keinen Zweifel hat, daß auch die Schaafe in Horden mit geschnittenem und zugefuͤhrtem Gruͤnfutter sehr gut und in manchen Faͤllen vortheilhaft erhalten werden koͤnnen, so hat doch die allgemeine Einfuͤhrung dieser Methode Bedenk- lichkeiten und Schwierigkeiten, die an einem anderen Orte erwogen werden sollen. Daher bleibt die Beurtheilung und Schaͤtzung, Kultur und Benutzung der Weiden ein wichtiger Gegenstand des landwirthschaftlichen Wissens. §. 362. Wir unterscheiden folgende Arten der Weiden: Arten der Weide. A. Wechselnde Weiden , wo der unter dem Pfluge stehende und haupt- saͤchlich zum Fruchtbau benutzte Boden zu anderer Zeit behuͤtet wird. Hier- her gehoͤren: 1) die Dreeschweiden der Koppelwirthschaft, so wie die Lehden des nur alle drei, sechs oder neun Jahre bestellten Landes der Felderwirthschaft; 2) die Brachweiden ; 3) die Stoppelweiden . B. Die Vor- und Nachweiden auf den Wiesen. C. Die Nebenweiden , wo der Boden zugleich und hauptsaͤchlich einer anderen Benutzung gewidmet ist, und die Weide nur als Nebennutzung statt findet. D. Die bestaͤndigen Weiden , wo der Boden dieser Benutzung fort- daurend und ausschließlich gewidmet ist. Diese Weiden sind entweder privativ oder commun , und sie werden so- gar zuweilen mit Ausschluß des Grundeigenthuͤmers von anderen vermoͤge einer Servitut benutzt. Wir werden indessen diese Weiden vorerst als privativ und dem Grundeigenthuͤmer zustehend betrachten, und nachher von dem Communions- verhaͤltnisse besonders reden. §. 363. Man schaͤtzt und berechnet die Weidereviere gewoͤhnlich nach Kuhweiden, in- Begriff einer Kuhweide. dem man ausmittelt, wieviel Flaͤcheninhalt von denselben zur Ernaͤhrung einer Kuh, waͤhrend des Sommers, erforderlich sey, und hiernach bestimmt man auch, wie viel anderes Vieh darauf ausgeweidet werden koͤnnen. Gewoͤhnlich nimmt man an, daß, wenn Weiden und Hutungen. zu einer Kuhweide 3 Morgen erforderlich sind, zu einer Pferdeweide gehoͤren . . . . 4½ Morgen; zu einer Zugochsenweide gehoͤren . . . 3⅔ - zu einer Fuͤllenweide gehoͤren . . . . 2¼ - zu einer Fersenweide gehoͤren . . . . 1½ - zu einer Schaafweide gehoͤren . . . . —3/10 - zu einer Schweineweide gehoͤren . . . —3/10 - zu einer Gaͤnseweide gehoͤren . . . . —1/10 - Indessen findet hierbei einige Verschiedenheit in den gewoͤhnlichen Annahmen statt, die natuͤrlich ist, je nachdem in einer Gegend eine Viehart im Verhaͤltniß gegen eine andere staͤrker ist, oder besser genaͤhrt werden soll. So rechnet man da, wo man schlechte Schaafe hat, oder sie schlecht behandelt, wohl 14 Schaafe auf eine Kuh, und an andern Orten, wo man mehr auf Schaafe haͤlt, nur 8 Schaafe auf eine solche. Vor allem aber muß ausgemittelt werden, was man fuͤr eine Kuhweide an- nimmt. Eine schwere Kuh aus einer Niederungsgegend erfordert das vier- und mehrfache an Weide von dem, womit eine kleine Hoͤhekuh in mageren Gegenden auskommt. Auf beide Extreme koͤnnen wir nicht Ruͤcksicht nehmen, sondern muͤs- sen eine Mittelkuh, wie sie auf guten Dreeschweiden von mittlerer Art am vortheil- haftesten gehalten wird, voraussetzen. Eine solche Kuh wiegt lebendig etwa 450 Pfund, und im Schlaͤchtergewicht 250 Pfund. Sie giebt bei zureichender Weide und gehoͤriger Winterfutterung ungefaͤhr 80 Pfund Butter jaͤhrlich. In Ansehung einer solchen Kuh ist der Weidebedarf wohl am bestimmtesten bei den Dreeschweiden ausgemittelt, und mit diesen sind andre Weiden verglichen worden. §. 364. Worauf es bei den Dreeschweiden atzkomme. Zur Beurtheilung der Nahrhaftigkeit der Dreeschweiden muͤssen (vergl. Bd. I. S. 281.) folgende Umstaͤnde in Betracht gezogen werden: 1) Es kommt auf die Guͤte und natuͤrliche Kraft des Bodens, welche mit seinem Koͤrnerertrage uͤbereinstimmt, an. 2) Es stimmt jedoch die Staͤrke des Graswuchses mit jener nicht voͤllig uͤber- ein, sondern es ist Acker derselben Qualitaͤt und Grundmischung, seiner Lage und Feuchtigkeit nach, mehr oder minder zum Graswuchse geneigt. Indessen ist der Unter- Weiden und Hutungen. Unterschied auch wiederum nicht immer so groß als er scheint, indem das feinere Gras auf hohem Boden um so nahrhafter ist. 3) Es kommt auf die Trachten an, welche dem Boden nach der Duͤngung abgenommen sind, indem mit jeder davon genommenen Ernte sich die Kraft des Bodens und der Graswuchs vermindert. 4) Das Jahr, worin das Land zur Weide liegt, macht einen Unterschied. Wenn keine kuͤnstliche Besaamung geschehen ist, so hat sich der Stamm der Graͤ- ser und Weidekraͤuter im ersten Jahre noch nicht genugsam verbreitet, und selbst angesaͤete Kraͤuter, z. B. weißer Klee, Pimpinelle, englisches Raygras, haben den Ackerboden selten so stark uͤberzogen, wie in den naͤchstfolgenden Jahren. Im zweiten und dritten Jahre des Dreeschliegens ist aber die Weide auf gewoͤhnlichen Bodenarten am reichhaltigsten. Im vierten und fuͤnften Jahre nimmt sie wieder ab, weil sich haͤufig Moos und schlechte Kraͤuter erzeugen. Letzteres ist um so mehr der Fall, je schlechter der Boden ist, und auf sehr kraͤftigen und reichen Bo- den, der zugleich zum Graswuchse geneigt ist, bemerkt man diese Abnahme nicht; vielmehr will man die Weide daselbst sich immer verbessernd gefunden haben; wel- ches man dem starken Besatz mit Vieh und dem darauf fallenden Weidemist zu- schreiben kann. Ich habe am angefuͤhrten Orte die Meiersche Tabelle von dem Weidebedarfe Tabelle zur Bestimmung einer Kuh- weide auf Ackerdreesch. einer Kuh mitgetheilt, gebe selbige aber nach den in diesem Werke angenommenen Klassen des Bodens und mit einigen mir noͤthig scheinenden Berichtigungen umge- arbeitet wieder. Fuͤr die fuͤnfte Klasse oder dem sogenannten Haferboden sind zwei Abtheilungen angenommen. Unter a. wird derjenige begriffen, welcher seiner sandigen Beschaffenheit wegen in diese Klasse kommt; unter b. derjenige, welcher seiner Kalt- und Naßgruͤndigkeit wegen hierher gerechnet wird; indem letzterer im Graswuchse betraͤchtlich staͤrker wie ersterer ist. Dritter Theil. M m Weiden und Hutungen. Weiden und Hutungen. Wenn von der Weide 6 Morgen und daruͤber fuͤr eine Kuh erforderlich sind, so paßt sie sich uͤberhaupt nicht mehr zur Kuhweide, sondern kann alsdann vor- theilhaft nur zur Schaafweide benutzt werden, und nach dem im vorigen §. ange- gebenen Verhaͤltnisse Schaafe ernaͤhren. §. 365. Da man bei den Koppelwirthschaften einen betraͤchtlichen Theil des Ertrages Kultur und Besaamung der Dreesch- weiden. auf diese Dreeschweiden rechnet, und ihrer zur Erhaltung des Ganzen nothwen- dig bedarf, so nimmt man auf ihre Nahrhaftigkeit und ihre Kultur schon bei der Bestellung Ruͤcksicht. In der alten urspruͤnglichen hollsteinischen Koppelwirth- schaft scheuete man sich daher, dem Acker viele Bearbeitung zu geben und reine Brache zu halten, weil man dadurch die Graswurzeln zerstoͤrte, und der Acker sich dann bei der Ruhe spaͤterer und schwaͤcherer benarbte. Auch nahm man bei der Wahl der Fruͤchte darauf Ruͤcksicht, und waͤhlte deshalb zuletzt Winterung, weil sich unter derselben schon mehr Gras erzeugt; oder wenn man Hafer nahm, bestellte man ihn auf einer flachen Furche. Es ist nicht zu laͤugnen, daß dieses Verfahren zweckmaͤßig war, wenn man den Graswuchs vorzuͤglich beguͤnstigen, ihn aber auf keine andere Weise ersetzen wollte, und es hat lange gedauert, bevor man sich zu letzterem allgemein entschloß, weil man glaubte, die Nahrhaftigkeit des natuͤrlichen Rasens koͤnne durch keine kuͤnstliche Pflanze ersetzt werden. Jetzt scheint dieses Vorurtheil aber bei allen industrioͤsen Wirthen verschwunden zu seyn, und man ist uͤberzeugt, daß eine kuͤnstliche Besaamung dem durch die Natur oder vielmehr durch den Zufall erzeugten Grase nicht nur gleich komme, sondern sol- ches auch noch uͤbertreffe. Zu dieser Besaamung wird am haͤufigsten der weiße kriechende Klee genom- men. Da wegen der Feinheit seines Saamens und seiner starken Verbreitung durch die rankenden Wurzeln nur wenig erfordert wird, und dieser Saamen leicht zu gewinnen, diese Besaamung also wohlfeil ist, so waͤhlt man sie vor Allen. Es reichen zwei Pfund per Morgen, wenn er sorgfaͤltig vertheilt wird, voͤllig zu. Haͤufig nimmt man jedoch auch rothen Klee darunter, und vor diesem dann noch vier Pfund hinzu, weil man im ersten Jahre an den Stellen, wo der Klee gut ge- raͤth, gern einen Heuschnitt davon nimmt, wozu der weiße Klee nur auf sehr kraͤf- tigem Boden geeignet ist. M m 2 Weiden und Hutungen. Außer und neben dem Klee passen sich aber zu dieser Besaamung aus der Klasse der Graͤser vorzuͤglich das englische Raygras ( Lolium perenne ) und der Schaafschwingel ( Festuca ovina ), weil sie ein dichtes Weidegras geben, auf Hoͤheboden gut fortkommen, und ihr Saamen ebenfalls leicht zu ge- winnen ist, und in Quantitaͤten sehr wohlfeil verkauft werden kann. Es gehoͤren davon jedoch funfzehn bis zwanzig Pfund neben dem weißen Klee auf den Mor- gen. Einige glauben auch, das Honiggras ( Holcus lanatus ) mit Vortheil zur Weide ausgesaͤet zu haben. Sein Saamen ist ebenfalls leicht zu gewinnen, das Aushuͤlsen desselben zwar schwierig, aber auch nicht noͤthig, wenn man ihn zu eigenem Gebrauch erzieht. Man muß mit den Huͤlsen aber beinahe einen Schef- fel auf den Morgen ausstreuen. Dies Gras waͤchst immer horstig, und zeichnet sich besonders gegen den Herbst aus, wo seine Wurzelblaͤtter stark austreiben. Indessen scheint es mir, als wenn das Vieh nur aus Noth von diesem Grase fraͤße, und es stehen lasse, wenn es noch andere Graͤser hat. Auch friert es im Winter leicht aus, und man darf sich deshalb auf solches nicht allein verlassen. Ein vorzuͤgliches, bei uns noch nicht genug bekanntes, aber von den Englaͤndern sehr geschaͤtztes Weidekraut ist die Pimpinelle ( Poterium sanguisorba ). Sie waͤchst auf sehr magerem Acker, wo selbst der weiße Klee nicht fort will, jedoch auf besseren um so staͤrker. Sie hat den Vorzug, daß sie selbst mitten im Winter zu gruͤnen fortfaͤhrt, besonders aber im ersten Fruͤhjahre stark austreibt. Sie ist fuͤr die Schaafe vorzuͤglich geeignet, und wird von ihnen so gern gefressen, als sie ihnen wegen ihrer aromatischen gelinde adstringirenden Eigenschaft gedeihlich ist. Ihr Saamen ist auf einem Saamenbeete leicht zu gewinnen, muß aber allmaͤhlig, sobald es reift, abgestreift werden. Auf kalkigen bergigen Aeckern auf flacher Krume ist das Zittergras ( Briza media ) als Weidegras sehr angemessen, und auf solchen Aeckern saͤet man alsdann zur Weide auch Esparsette darunter. Von der uͤbrigen Kultur dieser Weiden wird unten die Rede seyn. §. 366. Weide auf un- geduͤngtem Aussenlande. Zu den Dreeschweiden gehoͤrt gewissermaaßen die Aussenlandsweide bei der Felderwirthschaft, wo man das schlechte vernachlaͤßigte und ungeduͤngte Land nur alle drei, sechs, neun oder gar zwoͤlf Jahre einmal bestellt, und in den Zwischen- zeiten liegen laͤßt. Daß diese Weiden, deren Boden durch die davon genommene Weiden und Hutungen. Ernte doch immer mehr erschoͤpft wird und keine Duͤngung wieder erhaͤlt, nicht wie die Dreeschweiden des geduͤngten Landes berechnet werden koͤnnen, versteht sich von selbst. Sie sind mit unkraͤftigem kleinen und duͤrren Grase, oft nur mit dem Becksbart ( Aira canescens ), dem Scleranthus annuus , zuweilen einigen kleinen Schwingelarten und mit duͤrrem Ruchgrase ( Antoxanthum odoratum ) besetzt, welches letzteres, wenn es aufschießt, vom Vieh nicht mehr beruͤhrt wird. Sie geben daher mehr eine Abtrift als eine Weide fuͤr Schaafe und Schweine, und magern das Vieh nur ab. Wo man irgend als Weide auf sie rechnet, da enthalten sie niedrige feuchte Stellen, die nicht mit Getreide bestellt werden konn- ten, und die also graswuͤchsig sind, auf welchen das Vieh aus Hunger frißt, aber sich, wenn sie beschlammet sind, gefaͤhrliche Krankheiten zuzieht. Wenn bei der Dreifelderwirthschaft bei neunjaͤhrigem Duͤnger das Sommer- feld in der sechsten Tracht oder im achten Jahre nach der Duͤngung nicht mehr vor- theilhaft bestellt werden kann, sondern liegen bleibt, so ist auf diese Weide, welche dann doch noch immer einige Kraft uͤbrig behalten hat, etwas mehr zu rechnen. §. 367. Die Brachweiden auf denjenigen Aeckern, die in der Dreifelderwirthschaft Die Brach- weide. gebrachet und zur Winterung vorbereitet werden, sind theils nach der Bodenguͤte, theils nach dem Duͤngungszustande, dann aber vorzuͤglich nach der Zeit, wo sie umgebrochen werden, zu schaͤtzen. In der Regel faͤngt man um Johannis an, die Brache umzubrechen, und wenn sich gleich einige, um dieser Weide noch laͤnger zu genießen, genoͤthiget sehen, diesen Umbruch noch laͤnger zu verzoͤgern, so ist doch der Eigenthuͤmer, um andern Berechtigten die Weide darauf zu lassen, nur selten dazu verpflichtet. Mit dem Umbruche hoͤrt die Weide auf, fuͤr das Rindvieh nutzbar zu seyn, und wenn die Schaafe dann durch das Ausgruͤnen der Sturz- und Ruhrfurche auch noch einige Nahrung erhalten, so ist diese doch bei der Schnelligkeit, in welcher das Pfluͤgen und Eggen aufeinander folgen muß, unbe- deutend. Auf diese Weide sind also nur sechs bis sieben Wochen zu rechnen. Sie faͤllt in der Periode der lebhaftesten Vegetation. Wenn der Boden kraftvoll und graswuͤchsig ist, so kann sie ⅓ einer Dreeschweide, die im ersten Jahre liegt, gleichgeschaͤtzt werden; sonst aber nicht so hoch, weil der bestaͤndig unter dem Weiden und Hutungen. Pfluge gehaltene Boden weniger Graswuchs giebt, als der, welcher in der Kop- pelwirthschaft abwechselnd ruht. §. 368. Die Stoppel- weide. Die Stoppelbehuͤtung, welche nach der Aberntung der Felder ihren Anfang nimmt, ist auf naßgruͤndigem Boden und auf solchem, der schlecht beackert wird, von groͤßerem Werthe, als auf warmem, gut bestelltem und rein gehaltenem Bo- den, weil sich auf letzterem wenig Kraut und Gras erzeugt. Ihre Hauptbenutzung ist wohl vermoͤge der ausgefallenen Koͤrner fuͤr Schweine, Schaafe und Gaͤnse, welche deshalb auch in der Regel zuerst aufgetrieben werden. Hierdurch wird sie fuͤr das Rindvieh fast ganz unbrauchbar. Nur da, wo sie anfangs geschont wird, koͤnnen die ausgefallenen Koͤrner ein frisches Begruͤnen wirken, und dann dem Rindvieh einige Zeit eine gedeihliche Nahrung geben. §. 369. Behuͤtung der Saat im Winter und Fruͤhjahr. Noch kommt als Ackerweide die Behuͤtung der Winterungssaat im Herbste, Winter und Fruͤhjahr in Betracht. Die Herbstbehuͤtung findet nur auf fruͤhen und uͤppigen Saaten und auf diesen mehr mit dem Rindvieh wie mit den Schaafen statt, weil man letzteren dieses geile Gras zu dieser Jahreszeit schaͤdlich haͤlt. Daß sie ohne großen Nachtheil der Saat nur auf trockenem Boden und bei trockener Witterung geschehen duͤrfe, ver- steht sich von selbst. Die Winter- und Fruͤhjahrsbehuͤtung geschiehet mit den Schaafen. Die Meinungen sind getheilt, ob sie einen großen oder einen geringen Werth fuͤr die Schaafe habe, ob sie moͤglichst zu benutzen oder ganz aufzugeben sey? Wenn naͤm- lich einige auf selbige fuͤr die Durchwinterung ihrer Schaafe hauptsaͤchlich rechnen, so meinen andere, daß die Schaafe durch diese unsichere Weide nur verwoͤhnt wuͤrden, und dann das trockene Futter im Stalle verschmaͤhten; durch diese un- gleiche Nahrung also mehr verloͤren als gewoͤnnen. Diejenigen also, welche bei ihren Schaͤfereien nur auf Futterersparung denken, setzen einen hohen Werth dar- auf; wogegen die, welche uͤberzeugt sind, daß sich die reichlichste Winterfutterung am besten bezahle, sie vernachlaͤßigen, woruͤber ausfuͤhrlicher bei der Lehre von der Weiden und Hutungen. Schaͤferei gehandelt werden wird. In Ruͤcksicht der Schaͤdlichkeit oder Unschaͤd- lichkeit dieser Behuͤtung fuͤr die Saat ist die Sache noch strittiger. Einige hal- ten sie durchaus und jeder Saat fuͤr hoͤchst nachtheilig, und andere glauben, daß sie mit gehoͤriger Vorsicht benutzt nicht nur unschaͤdlich, sondern wirklich vor- theilhaft sey. Sie wird ohne Zweifel hoͤchst nachtheilig, und kann, wie bestimmte compara- tive Versuche gezeigt haben, einen Verlust von zwei und mehreren Koͤrnern nach sich ziehen, wenn sie ohne Moderation benutzt und der Unersaͤttlichkeit der Schaͤ- fer uͤberlassen wird. Mit gehoͤriger Vorsicht betrieben hat man dagegen uͤberall keinen Nachtheil bei anderen comparativen Versuchen davon verspuͤrt, wenn naͤm- lich folgende Regeln beobachtet werden: Die Saatbehuͤtung darf nur von dem Eintritte des anhaltenden Frostes an bis zu Ende Februars geschehen. Nur so lange, wie die Oberflaͤche wirklich gefroren ist, und deshalb bei son- niger Witterung nur des Morgens fruͤh und so lange die obere Erde von den Son- nenstrahlen nicht erweicht ist, weil sonst die Saat eingetreten und die Wurzeln verletzt werden. Das Feld muß vom Schnee und Eise voͤllig frei seyn. Denn wenn eine schwache Bedeckung darauf liegt, so kratzen die Schaafe die Saat unter dem Schnee hervor, wodurch die Pflanzen verletzt und mit ihren Wurzeln losgerissen werden. Auch darf die Behuͤtung nicht geschehen, wenn die Saat mit Glaseise oder Raureif uͤberzogen ist. Sie findet nur auf Feldern, die hinlaͤnglich mit Saat belegt sind, nicht auf solchen, wo diese eben hervorsticht, statt. Eine spaͤtere Behuͤtung im Fruͤhjahre, nachdem die Vegetation eingetreten ist, findet nur mit gehoͤriger Vorsicht in dem Falle statt, daß man eine zu große Ueppigkeit und Geilheit der Saat, besonders des Weizens zu besorgen hat, in welchem Falle man mit der Behuͤtung tief ins Fruͤhjahr hinein, jedoch immer nur bei trockener Witterung fortfaͤhrt. Es muß aber alle Ueberlegung dabei gebraucht, und sowohl auf die bekannte Kraft des Bodens, als auf die verschiedene Frucht- barkeit der Witterung immer Ruͤcksicht genommen werden, damit man nicht zu weit gehe und die Pflanzen uͤbermaͤßig schwaͤche. Weiden und Hutungen. Wird alles dieses gehoͤrig beobachtet, so kann man wohl annehmen, daß der Schaafpferch dem Felde eben so viel an Kraft wiedergebe, als ihm durch das abgefressene Getreidegras entzogen wird. Hoͤchst verderblich aber ist es, wenn der Acker eine solche Behuͤtung als Ser- vitut tragen muß, und der Diskretion eines fremden Schaͤfers ohne genaue Be- schraͤnkung uͤberlassen ist. §. 370. Vehuͤtung der Wiesen. Ueber die Beweidung der Wiesen habe ich in dem Abschnitte von der Wiesen- kultur geredet. Sie ist im Fruͤhjahre fuͤr die Schaafe und im Herbste fuͤr das Rindvieh von erheblichem Nutzen, und kann mit gehoͤriger Vorsicht, vom Eigen- thuͤmer selbst benutzt, den Wiesen unnachtheilig und selbst vortheilhaft seyn. Wenn sie als Servitute ausgeuͤbt wird, so koͤmmt es vor allem auf den Ter- min an, bis wohin sie im Fruͤhjahre dauert und wo sie im Herbste anfaͤngt, der ge- woͤhnlich durch Observanz oder Rezesse festgesetzt ist. Im Fruͤhjahre macht ein etwas laͤngerer oder kuͤrzerer Termin einen betraͤchtlichen Unterschied fuͤr den Wei- deberechtigten, aber einen noch groͤßeren fuͤr den Wieseneigenthuͤmer, und des- halb ist die Frage so wichtig: ob die Weideberechtigung nur bis zum neuen oder bis zum alten Maitage daure? In diesen zwoͤlf Tagen ist die Vegetation bei fruͤh eintretender warmer Witterung sehr lebhaft; das weidende Vieh erhaͤlt reichliche Nahrung, stoͤrt nun aber den Graswuchs und die Ausbildung der Pflanzen, und hat in dem Falle einen sehr nachtheiligen Einfluß auf den Heuertrag der Wiese. In wiefern man die Wiesen abwechselnd einen ganzen oder halben Sommer hin- durch als Weide vortheilhaft benutzen koͤnne, ist oben gesagt worden. §. 371. Die Holz- weide. Als Nebenbenutzung kommt hauptsaͤchlich die Holzweide in Betracht. Ihr Werth richtet sich theils nach der Beschaffenheit und der hoͤheren oder niederen Lage des Bodens, theils nach dem Holzbestande. Je staͤrker das Holz bestanden ist, um desto geringer ist der Werth der Weide, nicht nur wegen des beschraͤnkten Raums, sondern weil auch das Gras um so un- kraͤftiger wird, als es staͤrker beschattet ist. Selbst wenn auf fruchtbarem Boden das Gras unter den Baͤumen in großer Masse aufschlaͤgt, so hat man selbiges doch allgemein unkraͤftig und dem Viehe so wenig schmackhaft befunden, daß gut genaͤhrtes Weiden und Hutungen. genaͤhrtes und an besseres Futter gewoͤhntes Vieh solches erst anruͤhrt, wenn es durch Hunger dazu gezwungen wird. Diese Holzweide bringt aber den Forsten im Allgemeinen ungleich groͤßeren Nachtheil, als sie Nutzen schafft. Unzaͤhlige und wichtige Forsten sind dadurch verwuͤstet und in dem elendesten Kulturzustande erhalten worden. Aller junge Aufschlag wird dadurch vernichtet, und die aͤlteren Baͤume werden sehr nachthei- lig beschaͤdigt. Dagegen ist es fuͤr das Vieh immer eine wenig gedeihliche und sehr oft schaͤdliche und Krankheiten erzeugende Weide. Es giebt zwar der Faͤlle einige, wo der Nachtheil fuͤr hinlaͤnglich erstarktes und genugsam geschlossenes Holz nicht erheblich ist, und wo dagegen in den heiße- sten Jahreszeiten der Wald dem Viehe einen angenehmen Zufluchtsort giebt, wo folglich der Eigenthuͤmer beider sich ihrer nutzbar bedienen kann. Diese Faͤlle aber, wo es ohne Nachtheil der Holzkultur geschieht, scheinen mir nur selten zu seyn, und wenn die Weide als Servitut ausgeuͤbt wird, noch ungleich seltener. In Ansehung der Art des Holzes, unter welchen diese Weide statt findet, be- merken wir folgendes: Unter Kiefern ist sie duͤrre und unbedeutend, besser unter Tannen und Lerchen. Die Eichen lassen einen guten Rasen unter sich entstehen, die Buͤchen durchaus nicht. Birken verhalten sich, wenn sie nicht dicht geschlos- sen stehen, wie die Eichen. Am ergiebigsten ist die Weide unter den Ellern, die nur in feuchten Niederungen und Bruͤchern wachsen; aber sie ist hier auch am un- gesundesten und dem Holzwuchse am nachtheiligsten; und ein jedes Elsenbruch sollte so dicht bestanden seyn, daß kein Vieh sich durchdraͤngen koͤnnte. Zu den Holzweiden gehoͤrt gewissermaaßen die Eicheln- und Buchenmast, welche mit den Schweinen benutzt wird. Sie ist in den verschiedenen Jahren sehr verschieden, und man unterscheidet volle, dreiviertel, halbe und einviertel Mast, welche letztere man auch Sprankmast nennt. Man nimmt gewoͤhnlich an, daß in- nerhalb sechs Jahren jedes dieser Mastverhaͤltnisse sich einmal einfinde, dreimal aber gar keine Mast vorhanden sey. §. 372. Die bestaͤndigen Weiden, oder der dem Weidegange ausschließlich gewidmete Bestaͤndige Weiden. Grund und Boden, finden als privatives Eigenthum in kultivirten Gegenden fast nur noch unter folgenden Umstaͤnden statt: Dritter Theil. N n Weiden und Hutungen. 1) Wo der Boden einen so uͤppigen Graswuchs hat, daß man ihn, besonders nach den bestehenden Wirthschaftsverhaͤltnissen und der Observanz der Gegend, nicht vortheilhafter benutzen zu koͤnnen glaubt. 2) Wo der Anbau der Feldfruͤchte und selbst die Benutzung als Wiese, wegen der im Sommer leicht kommenden Ueberschwemmung, zu unsicher ist. 3) Auf Bergen und steilen Anhoͤhen, wo der Anbau anderer Fruͤchte des Klimas oder der Beschwerlichkeit wegen nicht vortheilhaft seyn kann. Außerdem ist fast aller privativer Grund und Boden in kultivirten Gegenden unter den Pflug genommen, und dem Ackerbau ausschließlich oder doch wechsels- weise gewidmet worden. Nur da, wo Kommunion des Grundeigenthums oder Servitute es nicht verstatten, liegt guter, des Anbaues werther Boden noch aus- schließlich zum Weideanger bestimmt, und wird als solcher um so geringer benutzt, da sich in der Regel keiner der Interessenten um seine Verbesserung bekuͤmmert. §. 373. Fettweiden. Zu der ersten Art gehoͤren hauptsaͤchlich diejenigen Weiden, welche ihrer Nahrhaftigkeit wegen zu Fettweiden bestimmt sind, und so benannt werden, ob- wohl man sie auch oft mit Milchkuͤhen und Pferden benutzt. Man ist zwar uͤber- zeugt, daß diese Weiden unter dem Pfluge genommen und mit den edelsten Fruͤch- ten bestellt, einen ungleich hoͤheren Ertrag geben wuͤrden. Aber man sieht sie und die in ihnen steckende Kraft als einen von den Voreltern uͤberlieferten und den Nachkommen aufzubewahrenden Schatz, als ein Heiligthum an, und erklaͤrt den fuͤr einen Verschwender und Frevler, der sich an ihrem Umbruch macht, und sich den daraus zu ziehenden Vortheil zueignet. Man schreibt diesen alten Weiden eine bewunderungswuͤrdige naͤhrende Kraft zu, und glaubt, daß sie einmal aufge- brochen nie wieder in diese Kraft gesetzt werden koͤnnen, wenn gleich dem An- scheine nach ein eben so starker Graswuchs darauf erzeugt wuͤrde. Das hohe starke Gras, giebt man zu, koͤnne wieder darauf entstehen, aber das feine dichte Untergras sey auf keine Weise wieder herzustellen. Ich wage es nicht zu entscheiden, in wiefern diese von vielen erfahrnen und sonst vorurtheilsfreien Landwirthen vertheidigte Meinung gegruͤndet sey. Ich glaube aber, daß da, wo man die Unersetzlichkeit der dichten und nahrungsreichen Grasnarbe bemerkt hat, unrichtig verfahren sey. Man hat entweder den Boden Weiden und Hutungen. durch Ernten zu sehr erschoͤpft, oder man ist bei der Niederlegung zu Grase nicht richtig zu Werke gegangen, hat die neue Graserzeugung entweder ganz der Natur uͤberlassen, die sie nur langsam bewirken kann, oder den Saamen solcher Graͤser und Kraͤuter gewaͤhlt, welche diese dichte Narbe nicht wiederherstellen konnten. In vielen andern Gegenden hat man diese Fettweiden in eine ihnen angemessene Wechselwirthschaft gelegt, und so unlaͤugbar einen groͤßeren Vortheil daraus ge- zogen, und in den Grasjahren mehr Vieh davon ernaͤhrt, als in ihrem vormali- gen Zustande geschah. §. 374. Zu den Weiden der zweiten Art gehoͤren hauptsaͤchlich die, welche an leicht Der Ueber- schwemmung ausgesetzte Weiden. anschwellenden und austretenden Stroͤmen, oder aber hinter den Verwallungen liegen, womit man diese Stroͤme beschraͤnkt hat. Diese Weiden sind mehrentheils sehr nahrungsreich, und werden durch das zu Zeiten erfolgende Ueberstroͤmen ge- duͤngt. Sie sind mehr oder minder unsicher zu anderer Benutzung, und begruͤn- den in manchen Thalgegenden, deren Aecker auf der Hoͤhe liegen, das daselbst be- stehende Wirthschaftssystem richtig. Noch besser haͤlt man die am Gestade bes Meeres liegenden, weil das salzige Gras dem Viehe sehr zutraͤglich erachtet wird. §. 375. 3) Die Bergweiden haben mehrentheils ein sehr nahrhaftes, aromatisches und Die Bergwei- den. besonders die Milch-Absonderung befoͤrderndes Weidegras. Sie sind daher vor- zuͤglich den Milchkuͤhen gewidmet, die dann waͤhrend des Sommers, oft in be- traͤchtlicher Entfernung vom Wirthschaftshofe, Tag und Nacht daselbst verwei- len, und nur bei herannahendem Winter wieder zu Hause kommen. Hierher ge- hoͤrt insbesondere die beruͤhmte Schweizerische und Tyrolische Alpenweide. Andere steile, dem Pfluge und dem Wagen unzugaͤngliche Anhoͤhen, deren Gras zwar dicht aber nicht stark ist, werden am vortheilhaftesten mit Schaafen be- nutzt. Um einer solchen Weide die Kraft zu erhalten, muß man ihr auch den naͤchtlichen Pferch der Schaafe lassen. Mit demselben verbessert sie sich immer, ohne solchen aber nimmt sie ab und wird bemooset. N n 2 Weiden und Hutungen. §. 376. Kommune Weideaͤnger. Andere bestaͤndige Weiden, deren Boden zum Ackerbau geschickt und sicher waͤre, findet man als privatives Eigenthum jetzt nur selten, weil man ihre vor- theilhaftere Benutzung als bestaͤndiges oder wechselndes Ackerland laͤngst eingese- hen hat. Diejenigen Weideaͤnger und Lehden, welche man noch antrifft, sind gewoͤhnlich Kommunen, oder es ruhen auf ihnen doch Servitute, die eine andere Benutzung verhindern. Diese Gemeinweiden befinden sich gewoͤhnlich in dem elendesten Zustande, weil jeder sie moͤglichst benutzen, aber keiner auf ihre Kultur etwas verwenden will. Sie werden, besonders wenn sie bequem und nahe liegen, uͤbermaͤßig, unzeitig mit allerlei Vieh durcheinander, oder doch nicht in gehoͤriger Folge betrieben, und gewaͤhren folglich dem Viehe oft nur eine Abtrift und keine Nahrung. Bei der Anerkennung des geringen Nutzens ist man nun schon seit lan- ger Zeit darauf verfallen, sie foͤrmlich zu theilen, oder es hat doch ein Interessent gegen gleiche Verguͤnstigung dem anderen nachgesehen, wenn er sich einen Theil davon zueignete und umbrach. Auch hat sich die Grundherrschaft — in einigen Faͤllen der Landesherr, in anderen der Grundherr — das Recht zugeeignet, sol- chen Grund und Boden neuen Ansiedlern auszuweisen. Und so haben sich diese Gemeinweiden seit mehreren hundert Jahren ebenfalls betraͤchtlich vermindert. So vortheilhaft dies der Ackerkultur im Allgemeinen zu seyn scheint, so hat es doch keinen Zweifel, daß die Verminderung dieser Viehweiden dem Ackerertrage bei sonst unveraͤndertem Wirthschaftssysteme geschadet habe, und daß vormals die gewoͤhnlichen Wirthschaften besser bestehen konnten, wie jetzt. Neuere Erfahrungen, die man uͤber den Erfolg der Theilung der kommunen Werdeaͤnger gemacht hat, bestaͤtigen dies; wenn naͤmlich mit derselben keine neue Einrichtung in Ansehung der Ackerlaͤnderei und der ganzen Wirthschaftsart getrof- fen wurde. Jeder brach nun seinen erhaltenen Antheil um, und nahm die Fruͤchte davon, die derselbe aus seiner natuͤrlichen Kraft tragen konnte, bis diese erschoͤpft war. Der erweiterte Ackerbau haͤtte mehreren Duͤnger verlangt, aber dieser hatte sich nur um so staͤrker vermindert, da man die verlorne Wiede auf eine andere Art nicht ersetzt hatte. Die Wirthschaft und der Ertrag das Ganzen sank also um so tiefer herunter, je ausgedehnter der Ackerbau geworden war. Es hat also große Bedenklichkeiten, einen gemeinen Weideanger allein zu theilen, ohne damit eine Weiden und Hutungen. Theilung des ganzen Areals, Aufhebung beschraͤnkender Servitute und eine neue, auf Dreeschweide oder Stallfutterung begruͤndete Wirthschaftseinrichtung zu ver- binden. Soll und kann letzteres nicht geschehen, so ist es fuͤr den Wohlstand der Gemeinden ohne Zweifel besser, den Weideanger als solchen beizubehalten, aber Einrichtungen zu treffen, wodurch seine Kultur als Weide befoͤrdert, und seine moͤglich hoͤchste und regelmaͤßige Benutzung gesichert wird. §. 377. Bei der Kultur der Weiden kommt hauptsaͤchlich folgendes in Betracht: Kultur der Weiden. Sie muͤssen abgewaͤssert werden, wenn irgendwo stauendes Wasser sie sum- pfig macht, weil solche sumpfige Stellen einer jeden Viehart, hauptsaͤchlich aber den Schaafen, zum Verderben gereichen koͤnne. Graͤben, Wasserfaͤnge und Wasserfurchen muͤssen auch auf Weiden, es seyen bestaͤndige oder wechselnde, offen gehalten werden. Ebnung und Vertilgung der Maulwurfshuͤgel ist fuͤr ihre hoͤhere Benutzung sehr wichtig. Auf die Vertilgung schaͤdlicher, giftiger oder auch nur den Raum wegneh- mender Unkraͤuter muß geachtet werden. Insbesondere vermehren sich die Disteln am staͤrksten auf fruchtbaren Weiden, weil das Vieh sie nicht anruͤhrt und ihr Saamen zur Reife kommt. Das Vieh laͤßt nicht nur diese Disteln selbst, son- dern auch das unter ihnen hervorkommende Gras stehen, und man findet, daß Weiden damit gaͤnzlich uͤberzogen und folglich wenig nutzbar werden. Die Huͤlfe ist leicht, wenn man nur von Zeit zu Zeit und besonders in ihrer Bluͤthe den An- ger mit der Sense uͤbergeht, und sie abhaut. Wenn dieses wiederholt geschieht, so gehen sie aus; auch werden sie vom Viehe gefressen, wenn sie, an der Erde lie- gend, welk geworden sind. Auf gleiche Weise vertilgt man die Wolfsmilch, das Bilsenkraut und mehrere andere schaͤdliche Gewaͤchse. Endlich ist die Verbreitung des Weideduͤngers dem Anger hoͤchst vortheilhaft, wogegen er, wenn er in Klumpen liegen bleibt, im ersten Jahre das Gras ganz unterdruͤckt, und in dem folgenden Geilhoͤrste macht, die das Vieh ohne Noth nicht anruͤhrt. Gehoͤrig ausgestreut befoͤrdert er dagegen einen gleichmaͤßigen Graswuchs, und sein dem Viehe anekelnder Geruch verliert sich bald. Man er- laubt oft dem Hirten, diesen Weideduͤnger zusammen zu schlagen und zu verkaufen, Weiden und Hutungen. um nur die Weide davon zu befreien, entzieht aber dadurch dem Anger, was ihm gebuͤhrt, und macht ihm kraftloser fuͤr die Folge. §. 378. Richtiger Be- satz der Wei- den. Ferner kommt es bei der Benutzung der Weiden auf einen angemessenen Viehbetrieb an. Ein uͤbermaͤßiger Besatz der Weiden zerstoͤrt die Vegetation und laͤßt die Pflanzen zu keiner Entwickelung kommen; das Vieh frißt die Wurzeln selbst aus der Erde heraus. Auf der anderen Seite ist es aber auch gewiß, daß eine Weide zu schwach besetzt werden koͤnne, und daß sich dadurch ihr Ertrag und ihre Benutzung vermindere, und sie wirklich in der Folge an Kraft abnehme. Es schlagen dann manche Pflanzen auf, die das Vieh in ihrem aͤlteren Zustande nicht frißt. Sie erstarken dadurch und vermehren sich; das feine und vorzuͤgliche Wei- degras vergeht. Auch fehlt bei einem zu schwachen Besatze der Weideduͤnger, den der Anger sonst erhalten wuͤrde. Aus gleicher Ursach duͤrfen die Weiden weder zu fruͤh noch zu spaͤt betrie- ben werden. Es ist ohne Zweifel den Weiden vortheilhafter, wenn man das Vieh von Zeit zu Zeit von einem Platze wegnimmt und das Gras wieder hervortreiben laͤßt. Man theilt deshalb bei den vollkommensten Weidewirthschaften das Weideland in Schlaͤge, bringt auf jeden Schlag dasjenige Vieh zuerst, welches man am kraͤf- tigsten naͤhren will, und laͤßt diesem einen andern Stapel folgen, der sich mit we- nigerem begnuͤgen soll. Hierdurch bewirkt man ein vollkommenes Rein- und Niederfressen des Grases, so daß auch die vom Viehe minder geliebten Pflanzen nicht stehen bleiben. Dann aber giebt man dem Grase gehoͤrige Zeit zum Wieder- wachfen, und bringt dann den ersten Stapel wieder auf. §. 379. Folge der Vieharten. Die Folge, die Verbindung oder Absonderung der verschiedenen Vieharten auf den Weiden richtet sich nach den Lokalverhaͤltnissen. Haͤufig giebt man im ersten Fruͤhjahre die beste Weide den Schaafen ein, weil sie derselben zur Vermehrung der Milch und zum Gedeihen der Laͤmmer dann vorzuͤglich beduͤrfen. Kann man das Rindvieh mit der Winterfutterung laͤnger auf dem Stalle erhalten, so mag dies auch ohne Nachtheil des letzteren geschehen. Denn die fruͤhe Beweidung mit Schaafen verdichtet der Erfahrung nach den Weiden und Hutungen. Graswuchs. Allein die Schaafe duͤrfen nicht zu lange darauf gehalten werden, und es muß eine Zwischenzeit mindestens von drei Wochen zwischen der Bewei- dung mit Schaafen und mit Rindvieh gehalten werden, damit nicht nur das Gras wieder emporkomme, sondern auch der dem Rindviehe widrige Geruch des Schaaf- pferchs sich verliere. Wechselt auch in der Folge Rindvieh und Schaafe miteinan- der ab, so muß dieser Zwischenraum immer beobachtet werden. Eine Vermengung des Rindviehes mit einigen Mastschaafen und mit Pfer- den koͤmmt nicht nur auf schlecht benutzten Weiden, wo es nur aus Noth und Un- ordnung geschieht, sondern auch auf sehr reichen Fettweiden vor; auf letzteren glaubt man, das fuͤr das Rindvieh zu harte und grobe Gras, dasjenige, was be- sonders auf Geilstellen waͤchst, am besten fuͤr die dazwischen gehenden Pferde zu benutzen, wogegen das feine Gras, welches das Rindvieh nicht fassen kann, den Schaafen zu Gute komme. Man laͤßt hier gern das Gras bis auf den Grund nie- der und rein abfressen, welches man ohne diese Vermengung der Vieharten nicht erreichen wuͤrde, und glaubt, daß es dann nach einiger Zwischenzeit um so dichter und reichlicher wieder aufschlage. Andere ziehen es aber vor, nach heruntergenommenem Rindvieh erst Pferde, dann Schaafe folgen zu lassen, und nun diesem Weideschlage Ruhe zu geben. §. 380. Die Eintheilung der Weide, sie liege nebeneinander oder an mehreren Or- Eintheilung der Weide in Schlaͤge. ten, in Schlaͤge, die nach einer bestimmten Ordnung und Zeit mit den verschiede- nen Vieharten betrieben werden und wieder ruhen, hat ohne allem Zweifel große Vortheile vor dem allgemeinen Ueberlaufen des Viehes. Das Vieh auf engeren Plaͤtzen zu jeder Zeit beschraͤnkt laͤuft nicht, um immer ihm besser schmeckende Stellen zu finden, so viel umher, vertritt und besudelt weniger. Das Gras wird allenthalben gleichmaͤßig abgefressen, und hat dann wieder Zeit zu erstarken, wo- gegen bei dem allgemeinen Ueberlaufen einige Stellen anfangs unberuͤhrt bleiben, und dann zu hart werden; das Vieh aber andere so stark mitnimmt, daß sie kaum wieder ausgruͤnen koͤnnen. Das Vieh ist auf solchen Weiden ruhiger, und diese Ruhe ist ihm gedeihlicher. In manchen Gegenden, wo die Weidewirthschaft mit besonderer Aufmerk- samkeit betrieben wird, theilt man die Weideplaͤtze in sehr kleine Koppeln und Weiden und Hutungen. Schlaͤge ab, und besetzt jede Koppel mit einer angemessenen Zahl von Haͤuptern, wobei man dann solche zusammenbringt, die sich einander moͤglichst gleich sind, und, zusammen gewoͤhnt, friedlich betragen. Die mit Hecken abgetheilten kleinen Weidekoppeln werden daher sehr geschaͤtzt, indem man auch den Schutz der Hecken gegen den zu starken Sonnenschein, und gegen den Wind, so wie die mehrere Gemuͤthsruhe, welche das Vieh daselbst genießt, hoch anschlaͤgt. §. 381. Viehtraͤnken. Bei allen Weiden sind gute Viehtraͤnken eine wichtige Bedingung. Es ist ein jaͤmmerlicher Behelf, wenn das Vieh aus Troͤgen, in welche man das Brun- nen- oder Grabenwasser schoͤpft, getraͤnkt werden muß. Wo sich die Viehtraͤn- ken also nicht von Natur finden, muͤssen sie durch Kunst angelegt werden. Sie werden an solchen Stellen ausgegraben, wohin das Wasser den meisten Zug hat, und wo man das Wasser der Graͤben hineinleiten kann. Es ist nicht rathsam, sie unmittelbar an den Graͤben anzulegen, oder diese zu dem Zwecke zu erweitern; denn der Graben wird dadurch eingetreten und leicht verschlammt. Man thut besser aus einem Wassergraben einen Kanal nach der Viehtraͤnke hinzu- leiten, und wenn es derselben an Wasser fehlt, solches durch Stauung des Gra- bens hineinzuzwaͤngen. Diese Viehtraͤnken muͤssen in der Mitte wenigstens eine Tiefe von 7 Fuß ha- ben, und vom Rande schraͤg ablaufen. Ihr Umfang ist nach der Zahl des Viehes verschieden; gewoͤhnlich nimmt man 60 Fuß als mittleren Durchmesser an. Auf einem lehmigen und thonigen Boden halten sie das Wasser von selbst, und es ist genug, wenn man sie nach dem Ausgraben nur ausglaͤttet und feststampft. Wenn aber der Boden sandig ist oder viele abziehende Sandadern hat, so ist es nicht zureichend, ihm, wie manche thun, mit Thon auszuschlagen, indem dieser Thon leicht Risse bekommt oder von Maͤusen durchbohrt wird, da sich dann das Wasser einzieht und verschwindet. Man muß einen Kalkmoͤrtel darauf bringen, am besten auf folgende Weise: Man siebet, nachdem die Oberflaͤche aufs sorgfaͤl- tigste geebnet und platt geschlagen worden, frisch zerfallenen Kalk 2 bis 3 Zoll dick daruͤber her, und benetzt ihn so stark, daß er zu Brei wird. Ueber diesen Kalk bringt man dann eine Thonlage von 6 Zoll dick, und schlaͤgt ihn, wie auf einer Dreeschtenne fest. Tafel I. Tafel II Tafel III Tafel IV Tafel V. Tafel VI Tafel VII Tafel VIII Tafel IX Tafel X Tafel XI Tafel XIII Tafel XIV