Handbuch der Archaͤologie der Kunst von K. O. Muͤller, Professor zu Göttingen. Breslau , im Verlage von Josef Max und Komp. 1830 . Vorrede . Dieses Werk ist durch den Wunsch veranlaßt worden, der sich bei Vorlesungen uͤber Kunstgegenstaͤnde besonders auf- draͤngt, dem Vortrage ein Buch zum Grunde legen zu koͤn- nen, welches ihn dadurch, daß es die wichtigsten Momente nebst Namen, Zahlen und Nachweisungen kurz und buͤndig darlegt, von manchen Hemmungen befreit, und eine leichtere und lebendigere Entwickelung und Ausfuͤhrung in muͤndlicher Rede moͤglich macht. Nachher hat das Interesse, welches der sonst wenig angestellte Versuch, die gesammte Wissenschaft der alten Kunst in einer systematischen Vollstaͤndigkeit zu entwer- fen, in dem Verfasser erregte, ihn in manchen Punkten wei- ter zu gehen genoͤthigt, als es wohl seine urspruͤngliche Ab- sicht war; es hat bewirkt, daß das bezweckte Compendium ei- nen groͤßern Inhalt und Umfang gewonnen hat, als ein ge- woͤhnlicher hundertstuͤndiger Cursus gleichmaͤßig ausfuͤhren kann: woraus indeß vielleicht der Vortheil erwaͤchst, daß es nun auch Vorlesungen uͤber verschiedne einzelne Theile der Kunst- archaͤologie zum Grunde gelegt, und bei solchen, welche das Ganze umfassen sollen, manche Abschnitte mit Verweisung auf das Buch in kuͤrzeren Uebersichten behandelt werden koͤnnen. Der Verfasser wuͤnscht, daß auf diese Weise das Werk zugleich fuͤr das Studium dessen, der auf eigne Hand einen Eingang in diese Wissenschaft sucht, ein nuͤtzlicher Leitfaden, und fuͤr die Kenner des Fachs wenigstens ein Handbuch geworden sein moͤchte, dem sie durch eigne Nachtraͤge, Berichtigungen und Erweiterungen einen Werth fuͤr ihre Studien und Arbeiten verleihen koͤnnen. Die Letztern werden indeß auch wohl fin- den, daß der Verfasser bei dieser uͤbersichtlichen Darstellung des bisher Erforschten doch auch manche eigne Untersuchung und Erklaͤrung eingewebt hat, ohne grade besonders darauf mit dem Finger zu zeigen, und daß er auch da, wo er dem Zwecke des Buchs gemaͤß hauptsaͤchlich zusammentraͤgt, doch nur die Fruͤchte eigner Sammlung und Lektuͤre darlegt, so sehr daß er oft den reichen Vorrath Andrer neben einer viel sparsamern Ausbeute eigner Nachforschungen zu brauchen ver- schmaͤht hat. Daß viel aufgehaͤuftes Material bei einem Werke der Art zuruͤckgelegt werden mußte, versteht sich von selbst; aber die Frage, warum nun grade dieses oder jenes Kunstdenkmal erwaͤhnt, andre nicht minder wichtige aber uͤber- gangen worden seien, uͤberall im Einzelnen zu beantworten, hieße dem Verfasser etwas zu viel zumuthen. Gewiß wuͤrde er noch bei weitem weniger Nachweisungen einzelner Kunst- werke aufgenommen haben, fehlte es unsrer Wissenschaft nicht noch so sehr an groͤßern Repertorien fuͤr die bisher herausge- gebnen oder beschriebnen Monumente. Werke compendiarischer Art, welche besonders zum Unterricht eingerichtet sind, wie Hirts vortreffliches Bilderbuch, Millins Galerie mytho- logique, vor andern anzufuͤhren, schien dem Hauptzwecke dieses Handbuchs ganz angemessen; Millins Buch ist in der Heroenmythologie so zum Grunde gelegt worden, daß bei je- dem Heros auf dasselbe verwiesen, und nur die wichtigsten der darin noch nicht aufgenommenen Bildwerke einzeln nach- getragen sind. Die folgende Notiz erklaͤrt einige in den An- merkungen gebrauchte, minder gewoͤhnliche Abkuͤrzungen und Anfuͤhrungs-Arten, bei denen allerdings mehr Gleichmaͤßig- keit erreicht werden konnte; in Andres, was der Verfasser uͤbergeht, findet sich wohl Jeder beim Gebrauch des Buchs von selbst; doch werden Ausstellungen an der Einrichtung des Buchs und Vorschlaͤge zu einer besseren Anordnung von dem Verfasser stets mit Dank aufgenommen und benutzt werden. Abkuͤrzungen und Anfuͤhrungs-Arten. Bouillon (s. den vollständigen Titel S. 22.) ist um der Kürze willen immer so citirt worden, daß die Kupfertafeln jedes Bandes vom Anfang bis zum Ende durchgezählt werden. Br. M. British Museum, das S. 22. citirte Werk. Bei Münzen bedeutet M. Brit. stets das Werk von T. Combe, Ve- terum Popul. et Regum numi, qui in Museo Britannico asservantur, welches wegen der saubern Abbildungen sehr viel gebraucht worden ist. Wo die Stücke des Brittischen Museums nach ihren Nummern angeführt werden, geschieht es nach dem Zu- stande des Museums im Jahr 1822. C. I. Corp. Inser. Böckhs Corpus Inscriptionum Grae- carum. G. vor Giust. Galeria. G. Petilia u. dgl. bei Mün- zen Gens Petilia. G. M. Millins Galerie mythologique, ist bis §. 382 mit Angabe der Tafel und der Nummer des Bildwerks, hernach bei der Heroenmythologie, aus Gründen, die leicht aufzufinden, blos nach der Nummer des Bildwerks citirt worden. GGA. Göttinger Gelehrte Anzeigen. L. bezeichnet das Musée Royal im Louvre; die beigefügten Nummern sind die, welche die Antiken im Jahr 1822 trugen. M. Münzen. M. Museo, Museum. M. E. bei Gori Museum Etruscum, s. S. 163; bei In- ghirami Monumenti Etruschi, s. S. 164. M. Fr. oder auch Franç. das Musée François, worüber S. 22. nachzusehn. M. I. Monumenti inediti, Monumens inédits. U. M. Unedited monuments. Mionnet’s Empr. bezieht sich auf die in dem Catalogue d’une collection d’empreintes Paris an 8. verzeichneten Münz- abdrücke, welche die hiesige archäologische Sammlung mit einem großen Zuwachs von spätern Abdrücken aus derselben Hand besitzt. Die letzteren sind nach der Nummer, welche sie in Mionnet’s De- scription de Médailles antiques Grecques et Romaines tra- gen, angeführt. Mionnet Pl., oder Planches, bezeichnet den der Description beigegebnen Band mit Kupfern. Münzen find nie anders als nach Ansicht von Abdrücken oder vorzüglich guten Ab- bildungen angeführt worden; ähnliche Gesetze hat sich der Vf. bei andern Arten von Bildwerken gemacht. N. Norden. O. Osten. S. Süden. W. Westen. Pl. öfter statt Plin. Plinius. PCl. oder auch PioCl. das Museo Pio-Clementino, s. S. 22. r. l., die R. die L. bedeutet: rechts, links, die Rechte, die Linke. S. Sohn. T. Tempel. In jedem Abschnitt, der mit einem Namen überschrieben ist, bezeichnet dessen Anfangsbuchstaben keinen andern als diesen, z. B. in dem Abschnitte von der Aphrodite ist A. Aphrodite, unter Artemis aber Artemis. [] bezeichnet bei Büchertiteln Werke, welche der Vf. nicht selbst gebrauchen konnte, aber doch zu übergehen für unrecht hielt; daß dies Zeichen so selten vorkömmt, ist fast ganz der hiesigen Kö- niglichen Bibliothek zuzurechnen. × zwischen Zahlen bezeichnet die Länge und Breite eines Rechtecks. Z. B. 107 × 47 F. bedeutet daß der Tempel, wovon die Rede, 107 Fuß lang, 47 breit sei. Inhalts-Anzeige . Einleitung . A. Theoretische . 1. Zergliederung des Begriffes Kunst. §. 1 ff. S. 1 ff. 2. Die einfachsten und allgemeinsten Gesetze der Kunst. §. 9. 4. 3. Eintheilung der Kunst. §. 16. 6. 4. Allgemeines über die geschichtliche Erscheinung der Kunst, insonderheit der bildenden. §. 29. 14. B. Litterarische . §. 35. 17. Geschichte der Kunst im Alterthum. Die Griechen. Erste Periode bis gegen Ol . 50. 1. Allgemeine Bedingungen und Hauptzüge der Kunstentwicke- lung. §. 40. 24. 2. Architektonik. §. 45. 26. 3. Die übrige Tektonik. §. 56. 34. 4. Bildende Kunst. §. 64. 40. 5. Anfänge der Mahlerei. §. 73. 49. Zweite Periode. Von Ol . 50 — 80. 1. Der Charakter der Periode im Allgemeinen. §. 76. 52. 2. Architektonik. §. 80. 54. 3. Bildende Kunst. Verbreitung derselben. §. 82. S. 58. Cultusbilder. §. 83. 59. Ehrenbildsäulen. §. 87. 62. Mythologische Figuren als Weihgeschenke. §. 89. 63. Tempelsculpturen. §. 90. 64. Styl der bildenden Kunst. §. 91. 65. Ueberreste der bildenden Kunst. §. 96. 68. Stein u. Stempelschneidekunst. §. 97. 72. 4. Mahlerei. §. 99. 74. Dritte Periode. Von Ol . 80 — 111. 1. Die Ereignisse und der Geist der Zeit in Beziehung auf die Kunst §. 100. 76. 2. Architektonik. §. 105. 80. 3. Bildende Kunst. a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos §. 112. 89. b. Die Zeit des Praxiteles und Lysippos. §. 124. 104. Stein- und Stempelschneidekunst. §. 131.. 115. 4. Mahlerei. §. 133. 117. Vierte Periode. Von Ol . 111 bis 158, 3. 1. Ereignisse und Charakter der Zeit. §. 144. 127. 2. Architektonik. §. 149. 131. 3. Bildende Kunst. §. 154. 135. Stein- und Stempelschneidekunst. §. 161. 141. 4. Mahlerei. §. 163. 143. Plünderungen und Verheerungen Griechenlands. §. 164. 145. Episode. Von der Griechischen Kunst bei den Italischen Völkern vor Ol . 158, 3. 1. Griechischer Urstamm. §. 166. 149. 2. Etrusker. §. 167. 150. 3. Rom vor 606. §. 179. 164. Fünfte Periode. Von 606 der Stadt (Ol . 158, 3.) bis in das Mittelalter . S. 1. Allgemeines über den Charakter und Geist der Zeit. §. 183. 169. 2. Architektonik. §. 188. 173. 3. Bildende Kunst. §. 196. 188. 4. Mahlerei. §. 208. 207. Die Zerstörungen. §. 214. 214. Anhang. Die ungriechischen Voͤlker . I. Aegyptier . 1. Allgemeines. §. 215. 218. 2. Architektonik. §. 219. 227. 3. Bildende Künste und Mahlerei. Technik und Behandlung der Formen. §. 228. 239. Gegenstände. §. 238. 246. II. Die Syrischen Stämme . §. 234. 254. A. Babylonier . 1. Architektonik. §. 235. 254. 2. Bildende Kunst. §. 237. 257. B. Phönicier und benachbarte Stämme . 1. Architektonik. §. 239. 260. 2. Bildende Kunst. §. 240. 262 III. Völker vom Arischen Stamme . §. 242. 266. 1. Architektonik. §. 243. 267. 2. Bildende Kunst. §. 246. 271. IV. Indier . §. 249. 278. Systematische Behandlung der antiken Kunst. Propaͤdeutischer Abschnitt. Geogra- phie der alten Kunstdenkmaͤler . 1. Allgemeines. §. 251. S. 282. 2. Griechenland. §. 252. 284. 3. Asien und Africa. §. 255. 288. 4. Italien. §. 257. 289. 5. Der Westen Europa’s. §. 262. 303. 6. Deutschland und der Norden. §. 264. 309. Erster Hauptabschnitt. Tek- tonik . §. 266. I. Gebäude. Architektonik . §. 267. 314. 1. Baumaterialien. §. 268. 315. 2. Die einfachen geometrischen Grundformen. §. 273. 320. 3. Die Architekturstücke. §. 275. 323. 4. Arten der Gebäude. §. 286. 334. II. Geräthe . §. 297. 354. Zweiter Hauptabschnitt. Bil- dende Kunst (nebst Mahlerei) §. 303. 365. Erster Theil. Von der Technik der alten Kunst . §. 304. 365. I. Mechanische Technik . A. Der Plastik im weitern Sinne . a. Die Bildnerei in weichen oder erweichten Massen. 1. Arbeit in Thon oder ähnlichen Stoffen. §. 305. 366. 2. Metallguß. §. 306. 368. b. Die Arbeit in harten Massen. 1. Holzschnitzerei. §. 308. S. 372. 2. Bildhauerei. §. 309. 373. 3. Arbeit in Metall und Elfenbein. §. 311. 376. 4. Arbeit in Edelsteinen. §. 313. 380. 5. Arbeit in Glas. §. 316. 385. 6. Stempelschneidekunst. §. 317. 386. B. Zeichnung auf ebner Fläche . a. Durch Auftrag von Farbestoffen weicher und flüssiger Art. 1. Einfarbige Zeichnung und Mahlerei. §. 318. 387. 2. Mahlerei mit Wasserfarben. §. 319. 388. 3. Erkaustische Mahlerei. §. 320. 391. 4. Vasenmahlerei. §. 321. 392. b. Zeichnung durch Zusammenfügung fester Stoffe, Mosaik. §. 322. 394. II. Optische Technik . §. 323 397. Zweiter Theil. Von den Formen der alten Kunst . I. Vom menschlichen Körper . A. Allgemeine Grundsätze . §. 325. 400. B. Charakter und Schönheit der einzelnen Formen . 1. Studien der Griechischen Künstler. §. 328. 403. 2. Behandlung des Gesichts. §. 329. 405. 3. Behandlung des übrigen Körpers. §. 331. 410. 4. Proportionen. §. 332. 411. 5. Colorit. §. 333. 413. 6. Vermischung menschlicher Bildung mit andern Formen. §. 334. 414. 7. Der Körper und die Gesichtszüge in Bewegung. §. 335. 416. II. Bekleidung des Körpers . 1. Allgemeine Grundsätze. §. 336. S. 418. 2. Männerkleider. §. 337. 421. 3. Frauengewänder. §. 339. 425. 4. Römische Tracht. §. 341. 429. 5. Waffentracht. §. 342. 430. 6. Behandlung der Draperie. §. 343. 432. III. Von den Attributen . §. 344. 433. IV. Von der Composition . §. 345. 434. Dritter Theil. Von den Gegenständen der alten Kunst . §. 346. 437. I. Mythologische Gegenstände . §. 347. 438. A. Die Olympischen Zwölfgötter . 1. Zeus. §. 349. 441. 2. Hera. §. 352. 448. 3. Poseidon. §. 354. 451. 4. Demeter. §. 357. 456. 5. Apollon. §. 359. 461. 6. Artemis. §. 363. 472. 7. Hephästos. §. 366. 478. 8. Pallas Athena. §. 368. 480. 9. Ares. §. 372. 490. 10. Aphrodite. §. 374. 493. 11. Hermes. §. 379. 503. 12. Hestia. §. 382. 508. B. Der Bakchische Kreis . 1. Dionysos. §. 383. 510. 2. Satyrn. §. 385. 515. 3. Silene. §. 386. 518. 4. Pane. §. 387. 519. 5. Weibliche Figuren. §. 388. S. 521. 6. Kentauren. §. 389. 523. 7. Dionysos Thiasos im Ganzen. §. 390. 525. C. Neben- und Untergeordnete Gottheiten . 1. Kreis des Eros. §. 391. 528. 2. Musen. §. 393. 532. 3. Heilgötter. §. 394. 534. 4. Urwelt. §. 395. 536. 5. Unterwelt. §. 397. 538. 6. Schicksal und Weltordnung. §. 398. 540. 7. Zeit. §. 399. 542. 8. Lichtwesen. §. 400. 544. 9. Winde. §. 401. 545. 10. Das Element des Wassers. §. 402. 546. 11. Die Vegetation des Landes. §. 404. 549. 12. Land, Stadt und Haus. §. 405. 551. 13. Menschliche Thätigkeiten und Zustände. §. 406. 553. 14. Altitalische Götter. §. 407. 555. 15. Fremde, orientalische Götter. §. 408. 556. D. Heroen . §. 409. 558. 1. Herakles. §. 410. 559. 2. Die übrigen Heroenkreise (nach geographischer Ordnung) §. 412. 565. II. Gegenstände des wirklichen Lebens . A. Individueller Art . 1. Historische Darstellungen. §. 419. 581. 2. Porträtbildungen. §. 420. 583. B. Allgemeiner Art . 1. Cultushandlungen. §. 422. 590. 2. Agonen. §. 423. 592. 3. Krieg. 426. S. 597. 4. Jagd und Landleben. §. 427. 599. 5. Häusliches Leben. §. 428. 600. 6. Tod. §. 431. 603. 7. Amulete, Symbole. §. 433. 605. 8. Thiere und Pflanzen. §. 434. 606. 9. Arabeske, Landschaft. §. 436. 609. Einleitung . A. Theoretische . 1. Zergliederung des Begriffes Kunst . §. 1. Die Kunst ist eine Darstellung (μίμησις) 1 d. h. eine Thaͤtigkeit, durch welche ein Innerliches aͤußer- lich wird. — Sie will nichts als darstellen, und un- 2 terscheidet sich dadurch, daß sie sich darin genuͤgt, von allen praktischen auf einen besondern Zweck gerichteten Thaͤtigkeiten. 1. Μίμησις ist nicht blos Nachahmung sondern auch Darstel- lung. S. besonders Aristot. Poet. 1, 1. 26, 2. Rhetor. 1, 11. Platon Staat II. p. 373. X. p. 595. ff. 2. Oft heißt die Kunstübung, weil zwecklos, bei praktischeren Völkern ein Spiel, ludus. Nützliche Kunst im Gegensatz der schönen ist nichts als Handwerk . 2. Die naͤhere Bestimmung wird besonders durch die 1 Art des Zusammenhangs zwischen dem Innern und Aeußern , Darstellenden und Dargestellten, in der Kunst gegeben. Dieser Zusammenhang muß durchaus ein 2 in der Natur des Menschen mit Nothwendig- keit gegebener , nicht durch willkuͤhrliche Satzung an- genommener sein. Obzwar in verschiedenen Naturen, auf 3 verschiedenen Bildungsstufen staͤrker oder schwaͤcher, kann er doch nicht eigentlich erlernt werden. 1 Einleitung 3. Der geistige Inhalt einer Reihe von Tönen, der Ausdruck eines Gesichts wird nicht erlernt, obgleich von dem Einen stärker und feiner empfunden als vom Andern. Ein Olympischer Zeus würde in der Hauptsache auch von uns verstanden und empfunden werden. 1 3. Zugleich ist dieser Zusammenhang in der Kunst ein so unmittelbarer und inniger , daß das Innre in dem Aeußern ganz aufgeht, und sich selbst erst im Geiste durch die Darstellung vollstaͤndig entwickelt. — 2 Daher die Kunstthaͤtigkeit gleich von Anfang in der Seele auf das aͤußere Darstellen gerichtet ist, und die Kunst uͤberall als ein Machen, Schaffen (Kunst, τέχνη) an- gesehen wird. 1. Die Kunstdarstellung ist nach Kant Kritik der Urtheilskraft S. 251. eine eigentliche Darstellung , ὑποτύπωσις, ex- hibitio, kein Charakterismus , wie die Sprache, welche nur Mittel zur Reproduction der Begriffe ist, nicht die Begriffe unmit- telbar darstellt. Der Künstler lernt seine Idee selbst erst durch das Kunstwerk kennen. 2. Τέχνη von τεύχω, Kunst von können. 1 4. Das Aeußere oder Darstellende in der Kunst ist 2 eine sinnliche Form. Entweder kann nun die sinnliche Form, welche ein inneres Leben auszusprechen vermag, durch die Phantasie geschaffen werden oder auch dem 3 aͤußern Sinn entgegentreten. Da aber schon das gemeine Sehen, noch vielmehr aber jedes kuͤnstlerische, zugleich eine Thaͤtigkeit der Phantasie ist: so muß die Formenbildende Phantasie uͤberhaupt als das Haupt-Vermoͤgen der Kunstdarstellung bezeichnet werden. 3. „Der Maler malt eigentlich mit dem Auge; seine Kunst ist die Kunst regelmäßig und schön zu sehen. Sehen ist hier ganz aktiv, durchaus bildende Thätigkeit“ Novalis ii. S. 127. — Der Unterschied der nachahmenden und der freischaffenden Kunst ist daher nicht so scharf als es scheinen kann. Zur Theorie der Kunst. 5. Der Schoͤpfung oder phantasievollen Auffassung der Kunstform schließt sich als eine untergeordnete aber doch mit jener eng verwebte Thaͤtigkeit die Darstellung der Form im Stoffe an, welche wir die Ausfuͤhrung nennen. Des Tones, den das innere Ohr zu vernehmen glaubt, im Gesange oder durch Instrumente, der organischen Form in Stein oder durch Farben. Je weniger die Kunstthätigkeit entwickelt ist, um desto mehr liegen diese Handlungen zusammen, und das Bilden im Stoffe scheint das erste, ursprüngliche zu sein. 6. Das Innere oder Dargestellte in der Kunst, das geistige Leben, dessen entsprechender und befriedigen- der Ausdruck die Kunstform ist, die Seele dieses Koͤrpers, nennen wir die Kunstidee ; wir verstehen darunter ganz allgemein die Stimmung und Thaͤtigkeit des Geistes, aus welcher die Auffassung der bestimmten Form hervorgeht, soweit sie von dieser Auffassung selbst unterscheidbar ist. Auch ein der Natur nachgebildetes Kunstwerk hat doch sein in- neres Leben in der Kunstidee. 7. Die Kunstidee ist niemals ein Begriff , indem der Begriff ein Fach ist, in welches verschiedene Erschei- nungen hineinpassen, die Kunstidee aber mit der ganz be- sondern Form des Kunstwerks in der innigsten Ueberein- stimmung stehen (§. 3.), also selbst ein ganz Besonderes sein muß, daher sie auch nicht sprachlich auf eine genuͤ- gende Weise ausgedruͤckt werden kann. Sie hat keinen Ausdruck als das Kunstwerk selbst. Darstel. lungen von Begriffen in der Kunst (Wahrheit) sind nur scheinbar. Die Allegorie , welche Begriffe durch äußere Gestalten mit dem Bewußtsein ihrer Verschiedenheit andeutet, ist ein Spiel des Ver- standes, welches nicht im Kreis der eigentlichen Kunstthätigkeit liegt. 8. Vielmehr ist die Kunstidee eine Vorstellung dunk- 1 ler Art , welche durch Begriffe sich nicht vollkommen fas- 1* Einleitung sen laͤßt, aber mit einer lebhaften und vorherrschenden 2 Empfindung der Seele verbunden ist, so daß bald Vorstellung und Empfindung in einem geistigen Zu- stande (Stimmung) verborgen liegen, bald die Vorstel- lung gesonderter hervortritt, aber doch immer bei der Er- schaffung, wie bei dem Aufnehmen der Kunstform, die Empfindung vorherrschend bleibt. 1. Dunkel nennen wir die einem Kunstwerke zum Grunde lie- gende Vorstellung nur in Beziehung auf die Klarheit , die wir dem Begriffsleben zuschreiben. 2. Vergleiche die Kunstidee einer einfachen Melodie, welche eine gewisse Stimmung der Seele ausdrückt, mit der eines verwandten plastischen Kunstwerks. Die Musik eines Dithyrambus und eine Bacchische Gruppe haben eng verwandte Kunstideen darzustellen, aber diese stellt sie, auch abgesehen von dem festeren sinnlichen Ein- druck der Kunstformen, zu höherer Bestimmtheit der Vorstellung ausgebildet dar. 2. Die einfachsten und allgemeinsten Gesetze der Kunst . 1 9. Die Gesetze der Kunst sind die Bedingungen, un- ter welchen allein das Empfindungsleben durch aͤußere Formen in eine ihm wohlthaͤtige Bewegung gesetzt wer- 2 den kann; sie bestimmen die Kunstform nach den Forde- rungen des Empfindungslebens, und haben in der Be- schaffenheit des Empfindungsvermoͤgens ihren Grund. 2. Diese Beschaffenheit wird hier nur an den Aeußerungen er- kannt; die Erforschung derselben gehört der Psychologie. 10. Zuerst muß die Kunstform, um das Empfindungs- vermoͤgen in eine zusammenhaͤngende Bewegung zu ver- setzen, eine allgemeine Gesetzmaͤßigkeit haben, die als Beobachtung mathematischer Verhaͤltnisse oder organischer Lebensformen erscheint; ohne diese Gesetzmaͤßigkeit hoͤrt sie auf Kunstform zu sein. Zur Theorie der Kunst. Die Musik wirkt nur dadurch, daß sie sich mathematischen Verhältnissen, die Plastik, daß sie sich den organischen Naturfor- men einverleibt; reißt sie sich von diesen los, so verliert sie den Boden, auf dem sie sich unserm Geiste annähern kann. 11. An sich aber ist diese Gesetzmaͤßigkeit unfaͤhig ein inneres Leben auszudruͤcken, und also gar nicht darstellen- der Art, sondern nur Bedingung der Darstellung, Schranke der sich innerhalb hin und herbewegenden, die Ge- setzmaͤßigkeit modificirenden, im Ganzen aber bewaͤhren- den Kunstformen. Es wird hier das Verhältniß der harmonischen Gesetze zur Melodie, des Gesetzes des Gleichgewichts im Rhythmus zur Man- nigfaltigkeit der Rhythmen, der organischen Grundform zu den be- sondern Gestaltungen der Plastik beschrieben. 12. Waͤhrend diese Gesetzmaͤßigkeit erste Forderung an die Kunstform uͤberhaupt: ist die Schoͤnheit ein naͤheres Praͤdikat der Kunstform in Bezug auf das Em- pfindungsleben. Schoͤn nennen wir diejenigen Formen, welche die Seele auf eine ihrer Natur durchaus ange- messene, wohlthaͤtige, wahrhaft gesunde Weise zu empfin- den veranlassen, gleichsam in Schwingungen setzen, die ihrer innersten Structur gemaͤß sind. Obzwar die Theorie der Kunst durch eine solche Definition die weitere Frage nach der Natur des Schönen an die Aesthetik als Theil der Psychologie abgiebt: so sieht man doch auch aus dem Ge- gebenen, wie das Schöne sich vom sinnlich Gefälligen sondert; auch warum Begierde, individuelles Interesse von dem Genusse des Schö- nen ausgeschlossen sind. Auch ist deutlich, warum manches vom Verstand als höchst vollkommen Erkannte nie schön erscheinen wird. — Das Innere eines lebendigen Körpers z. B. deswegen, weil es un- willkührlich die Vorstellung der Zerstörung in uns erweckt. 13. Da die Seele natuͤrlich dieser Gesundheit des 1 Empfindungslebens nachstrebt: so ist das Schoͤne aller- dings Prinzip der Kunst, ohne indeß jemals an sich Ge- Einleitung genstand der Darstellung, Kunstidee im obigen Sinne, zu sein, da diese (§. 7.) eine ganz besondere Vorstellung 2 und Empfindung ist. Im Gegentheil befindet sich auch die Schoͤnheit, auf den hoͤchsten Punkt gefuͤhrt, im Ge- gensatze mit jedem Bestreben etwas Besonderes darzustellen. 2. Daher der tiefe Ausspruch Winckelmanns ( vii. S. 76.), daß die völlige Schönheit unbezeichnend sein müsse, gleich dem reinsten Wasser. Streit, ob das Charakteristische , Bedeu- tende, oder Schöne Prinzip der Kunst. Eine durchgängige Aufhebung der Schönheit und Gesetzmäßigkeit durch grelle Charakte- risirung ist Carricatur . Eine theilweise, im Ganzen zurück- geführte Aufhebung (Dissonanz, Arrhythmie, scheinbare Verhält- nißwidrigkeit in der Architektur) dagegen ein wichtiges Mittel dar- zustellen. 14. Als entgegengesetzte Punkte in der Reihe von Empfindungen, die man durch das Schoͤne bezeichnet, kann man das Erhabene und Anmuthige betrachten, wovon jenes der Seele eine bis an die Graͤnzen ihrer Kraft gesteigerte Energie der Empfindungen zumuthet, dieses sie von selbst, ohne Steigerung ihrer Kraft, in ei- nen Kreis wohlthaͤtiger Empfindungen hineinzieht. 15. Es liegt im Begriffe eines Kunstwerks als einer innigen Verbindung einer Kunstidee mit aͤußeren Formen, daß es eine Einheit haben muß, auf welche Alles im Kunstwerke sich zuruͤckbezieht, und durch welche die ver- schiedenen, successiv oder nebeneinander existirenden, Theile so zusammengehalten werden, daß der eine den andern gleichsam fordert und nothwendig macht. Das Kunst- werk muß ein Eines und Ganzes sein. 3. Eintheilung der Kunst . 1 16. Die Eintheilung der Kunst wird besonders durch die Beschaffenheit der Formen gegeben, durch welche 2 sie darstellt: obgleich nicht zu zweifeln ist, daß auch die Zur Theorie der Kunst. Kunstideen, in inniger Uebereinstimmung mit den Kunst- formen, in verschiedenen Kuͤnsten schon im Keime verschie- den sind. 2. Wenn auch immer eine Musik, ein Gemälde verwandte Kunstideen darstellen können: so ist doch eine eben so bestimmte Scheidung zwischen denselben von Anfang an. 17. Hiebei beobachten wir das Gesetz, daß je dunk- 1 ler die in der Kunstidee enthaltene Vorstellung ist, um desto mehr mathematische Verhaͤltnisse (als Grundlage al- les Lebens) zur Darstellung genuͤgen; je klarer aber jene Vorstellung wird, um desto mehr die Formen der hoͤhern, weiter entwickelten, organischen, Natur entnommen wer- den muͤssen. Wie nun aber der wissenschaftliche Ver- 2 stand nur jene mathematischen Verhaͤltnisse durchdringt, das organische Leben aber ihm immer ein Geheimniß bleibt: so erscheint auch die kuͤnstlerische Phantasie nur in jenen frei schaffend, von der aͤußern Natur unabhaͤn- gig, in diesen dagegen gebundener und auf Beobachtung des aͤußerlich vorhandenen angewiesen. 1. Rhythmik, Musik, Architektur, welche durch mathematische Verhältnisse wirken, stellen Vorstellungen sehr dunkler Art dar. For- men der Art sind die Grundformen des Universums, aber keines individuellen Lebens. Die Formen des vegetativen Lebens (Land- schaftsmahlerei) gestatten schon mehr Bestimmtheit der Vorstellun- gen; am meisten die des höchsten animalischen (historische Mahlerei, Plastik.) Von dem Gefallen an Kunstformen der erstern Art ist auch die Thierwelt nicht ganz ausgeschlossen; es giebt musikalische, architektonische Instinkte, keinen plastischen. Jede Kunst fehlt, in- dem sie ihre Formen anders als ihrer Bestimmung gemäß brauchen will; die Musik z. B. wenn sie mahlt . 18. Jede Form setzt eine Groͤße voraus, die entwe- 1 der in der Zeit oder im Raume, in der Succession oder Coexistenz, gegeben sein kann. Die Zeit wird durch 2 Bewegung zur Erscheinung gebracht, und zur besondern Einleitung meßbaren Groͤße. Und zwar ist die Bewegung um so mehr als reine Zeitgroͤße zu betrachten, je weniger es dabei auf das Raͤumliche, den sich bewegenden Koͤrper, 3 die Linie der Bewegung, ankoͤmmt. Die reinste Darstel- lung einer Zeitgroͤße fuͤr den aͤußern Sinn ist der mu- sikalische Ton , welcher als solcher ganz und gar auf dem Maß der Geschwindigkeit der regelmaͤßigen Schwin- gungen des toͤnenden Koͤrpers beruht. Die Musik ist es, welche die Folge und Verbindung dieser schnellern oder lang- samern Schwingungen zum Ausdruck von Kunstideen macht. 3. Musice est exercitium arithmeticae occultum nesci- entis se numerare animi, Leibniz. Kant S. 217. sagt zu wenig, indem er behauptet, daß die Mathematik blos die conditio sine qua non des musikalischen Eindrucks sei, aber „an den Rei- zen und Gemüthsbewegungen, welche die Musik hervorbringt, nicht den mindesten Antheil habe“. Zum musikalischen Ton, der für sich allein nicht erscheinen kann, kömmt in der Ausführung noth- wendig der Laut hinzu, welcher nicht quantitativer, meßbarer Art, sondern wirklich qualitativ ist, und dem äußern Stoff in der Pla- stik entspricht. 1 19. Die Kunstform des Tons, welcher eine ver- huͤllte Zeitgroͤße genannt werden kann, indem der eigentlich nur quantitative Unterschied unserm Sinne als qualitativ erscheint, wird von einer andern umfaßt, in welcher das Quantitative, das Messen einer Zeitgroͤße, fuͤr den aufnehmenden Sinn deutlich hervortritt, in wel- 2 cher man mit Bewußtsein mißt. Die Kunst, welche durch den Wechsel in diesen Maaßen ihre Ideen ausdruͤckt, ist die Rhythmik , welche als Kunst nie fuͤr sich allein auftreten, aber sich mit allen durch die Bewegung dar- stellenden verbinden kann. 2. Die Rhythmik mißt Töne, und Bewegungen von Körpern. Ueberdies findet der Begriff des Rhythmus auch in den räumlich darstellenden Künsten seine Anwendung, und bedeutet hier ein leichtfaßliches Verhältniß der Größen als solcher. Die Rhythmik Zur Theorie der Kunst. auf die Sprache angewandt und durch diesen Stoff bedingt ist die Metrik . 20. Eine andere Reihe von Kuͤnsten nimmt zur Zeit 1 den Raum , zu dem Maaß der Bewegung die Art und Weise, die Qualitaͤt derselben, hinzu. Auf diese Weise, in Raum und Zeit zugleich, kann der Mensch nur durch seinen eignen Koͤrper darstellen. Diese Reihe von Kuͤn- 2 sten erreicht ihren Gipfel in einer mimischen Orche- stik , einer ausdrucksvollen Tanzkunst, in der außer dem Rhythmus der Bewegung die Art derselben, die schoͤne und bedeutungsvolle Geberde, Kunstform ist. Aber Aeu- 3 ßerungen einer solchen Kunstthaͤtigkeit durchdringen, in hoͤherem oder geringerem Maaße, nach den Anlagen von Individuen und Nationen, das ganze Leben, und verbin- den sich mit verschiedenen Kuͤnsten. 3. Unwillkührlich spricht jede Bewegung und Geberde an uns. Diese unwillkührliche Darstellung zu regeln, war Hauptsache der Griechischen Erziehung . Der Jüngling wird ein Bild der σωφροσύνη, καλοκαγαϑία. Auch die Gymnastik war zum Theil darstellender Art (Pentathlon). In größerm Maaßstabe zeigt sich diese Kunstthätigkeit bei der Bewegung von Pompen, von Kriegs- heeren zu Fuß und Pferde. Die Anordnung einer Menschenmasse für ein Fest ist eine Aufgabe, wobei sich der Kunstsinn vollkommen bewähren kann; Architekten müssen oft ihre Gebäude hauptsächlich als Grundlage eines solchen lebendigen Kunstwerks ansehn. Diese lebendige Plastik hängt sehr eng mit der am todten Stoffe darstellenden zusammen, und muß sie vorbereiten. — Die Mi- mik an sich mit redenden Künsten verbunden wird Declama- tion (σημεῖα, σχήματα). 21. Die allein im Raum darstellenden ( zeich- 1 nenden ) Kuͤnste koͤnnen nicht durch die reine (arithme- tische) Groͤße, das blos Quantitative, darstellen, wie die Musik, indem das Raͤumliche immer zugleich als Figur, also qualitativ, bestimmt werden muß. Sie haben nur 2 zwei Mittel darzustellen, die geometrisch bestimmbare Einleitung und die organische mit der Vorstellung des Lebens eng- verbundene Koͤrperform. 1. Die Zeit entspricht der Linie im Raum, abgesehen von deren besonderer Richtung und Wendung, also einem äußerlich Undar- stellbaren. 2. Unter dem Organischen im weitern Sinn wird das Vegeta- tive mitbegriffen. 1 22. Die geometrische Form kann unlaͤugbar auch an sich Kunstgesetzen gemaͤß ausgebildet und zur Kunst- form werden, indeß erscheint diese Gattung von Kunst- formen aus Gruͤnden, die im Verhaͤltniß der Kunst zum uͤbrigen Leben der Menschen und Voͤlker liegen, fast nie unabhaͤngig, sondern an ein zweckerfuͤllendes (§. 1, 2.) einem bestimmten Lebensbeduͤrfnisse genuͤgendes Schaffen 2 gebunden. Hieraus geht eine Reihe von Kuͤnsten hervor, welche Geraͤthe, Gefaͤße, Wohnungen und Versammlungs- orte der Menschen zwar einerseits nach ihrer Zweckbestim- mung, aber andrerseits in Gemaͤßheit von Gefuͤhlen und 3 Kunstideen gestalten und ausbilden. Wir nennen diese Reihe gemischter Thaͤtigkeiten Tektonik ; ihr Gipfel ist die Architektonik , welche am meisten vom Be- duͤrfniß sich emporschwingen und zu einer machtvollen Dar- stellung tiefer Empfindungen werden kann. 3. In manchen Gebäuden für den Cultus (gothischen Thür- men) ist das Bedürfniß (des Glockenstuhls) nur der Anlaß, und die Phantasie erscheint in der Zusammensetzung geometrischer For- men fast freischaffend. Sobald aber die Architektur die geome- trisch construirbare Figur verläßt, eignet sie sich schon eine fremde Kunst an, wie in vegetabilischen und animalischen Zierathen. — Die Gartenkunst kann man eine Anwendung der Architektur auf das vegetabilische Leben nennen. 1 23. Der eigenthuͤmliche Charakter dieser Kuͤnste be- ruht auf der Vereinigung der Zweckmaͤßigkeit mit der kuͤnstlerischen Darstellung , zweier Prinzipien, die in den einfachsten Werken der Art noch ganz in ein- Zur Theorie der Kunst. ander liegen, aber in den hoͤheren Aufgaben immer wei- ter auseinandertreten, ohne doch je ihre Einheit zu ver- lieren. Das Hauptgesetz ist, daß die Kunstidee des Werks 2 aus seiner Zweckbestimmung fuͤr ein lebendiges und tie- fes Gefuͤhl natuͤrlich hervorgehn muͤsse. 1. Ein Gefäß für einen einfachen Zweck wird meist dadurch schön sein, daß es zweckmäßig ist. Wie innig auch in der Archi- tektur die utilitas mit der venustas und dignitas zusammen- hänge, führt schon Cicero de Or. iii , 46 schön aus. Doch trennt sich natürlich in den Gebäuden für den Cultus zuerst die Kunstidee von der äußern Zweckmäßigkeit. Die Gothische Kirche hat ihre Höhe nicht der Zweckmäßigkeit zu verdanken. 24. Diejenigen Kuͤnste, welche durch aus dem Leben 1 hervorgegangne, organische Naturformen darstel- len, sind (§. 17, 2.) wesentlich nachahmend , auf kuͤnstlerischem Naturstudium beruhend, indem nur die wirk- liche organische Naturform in jenem nothwendigen und innigen Zusammenhange zum geistigen Leben steht (§. 2. 3.), jene durchgaͤngige Bedeutsamkeit hat, auf welcher die Kunst beruht. Aber sie vermoͤgen eine Anschauung der orga- 2 nischen Form zu erreichen, welche uͤber der einzelnen Er- fahrung steht, und finden in dieser die Grundform fuͤr ihre erhabensten Ideen. 2. Die vollkommen organische Form ist eben so wenig in der Erfahrung gegeben, wie ein reines mathematisches Verhältniß, aber kann aus dem Erfahrenen herausgefühlt und in der Begeisterung ergriffen werden. Auf dem Streben nach einer solchen Auffassung des Organismus beruht der gesunde Idealstyl der besten Griechischen Kunst. Ueber die verkehrten Richtungen der Ideali- sten und Realisten in Kunst und Theorie spricht sehr einsichts- voll C. F. von Rumohr Italienische Forschungen 1 S. 1—157. Die Verbindungen niedrer Naturformen untereinander und mit der menschlichen (Kentauren, Greifen, Flügelfiguren) werden durch den Glauben gerechtfertigt, und gehören in den besten Zeiten mehr der schmückenden Bildnerei an. Einleitung 1 25. Diese Kuͤnste werden nun dadurch unter einander unterschieden, daß die eine, die Bildnerei oder Pla- stik , die organischen Formen selbst stereometrisch (insofern es der verschiedene Stoff gestattet, ohne den Eindruck zu 2 verderben), hinstellt: die andere, die Zeichnung oder Graphik , durch Licht und Schatten auf einer Flaͤche blos den Schein davon hervorbringt, indem nur durch Licht und Schatten unser Auge Koͤrperformen wahrnimmt. 1. Πλαστική, ursprünglich in engerm Sinne gebraucht (un- ten: Technik) hat diese Bedeutung schon bei spätern Rhetoren und Sophisten. Jakobs und Welcker ad Philostr. p. 195. Völ- lig treue stereometrische Darstellung verbietet der wesentlich ver- schiedene Eindruck des lebendigen und leblosen Körpers, verschiedene Stoffe gestatten indeß hierin verschiedene Grade der Annäherung. 2. Die Zeichnung nennt Kant gut die Kunst des Sin- nenscheins ; doch verwandelt das Auge auch jedes plastische Werk in ein Gemälde (oder viele). Bloße Umrißzeichnungen können nur als Andeutung gelten, nicht als Kunstwerk für sich; wohl aber Monochrome mit Licht und Schatten, Bilder en camayeu. 1 26. Die Farbe ist zwar der aͤußern Moͤglichkeit nach mit beiden Kuͤnsten vereinbar, aber wirkt in der Plastik um so unangenehmer, je mehr sie der Natur nahekom- men will, weil bei solchem Bestreben den Koͤrper voͤllig wiederzugeben der Mangel des Lebens um so unangeneh- 2 mer auffaͤllt; dagegen verbindet sie sich ganz natuͤrlich mit der an sich unvollkommener darstellenden Zeichnung, welche nicht die Koͤrper sondern die Wirkungen des Lichts auf ihnen darstellt, wozu die Farbe selbst gehoͤrt, und 3 erhebt diese zu der Kunst der Mahlerei . Die Farbe hat in ihrer Natur, ihren Wirkungen und Gesetzen große Aehnlichkeit mit dem Ton. 1. Daher das Unerträgliche der Wachsfiguren. Die bezweckte Illusion ist grade hier das Abstoßende. Die gemahlten ξόανα woll- ten sie nicht. 3. Auch die Farben sind vielleicht nur quantitativ (nach Eu- ler durch die Zahl der Schwingungen des Aethers) verschieden. Sie Zur Theorie der Kunst. bilden eine Art von Octave, consoniren und dissoniren, erwecken ähnliche Empfindungen wie Töne. — Göthe’s Farbenlehre, besonders Abschn. 6. „Sinnlich-sittliche Wirkung der Farben“. 27. Hierdurch wird das Verhaͤltniß der Pla- 1 stik und Mahlerei , ihrem Vermoͤgen und ihrer Be- stimmung nach, schon in den Hauptzuͤgen bestimmt. Die Plastik stellt die organische Form in hoͤchster Vollkom- 2 menheit dar, und haͤlt sich mit Recht an den Gipfel der- selben, die Menschengestalt; sie muß uͤberall voͤllig und rund darstellen und darf nichts unbestimmt lassen; eine gewisse Beschraͤnktheit aber große Klarheit auf der andern Seite gehoͤren zu ihrem Charakter. Die Mahlerei, welche 3 zunaͤchst das Licht darstellt (in dessen Wundern sie recht ihre Groͤße zeigt), und dafuͤr in der Koͤrperform mit dem dadurch hervorgebrachten Schein zufrieden ist, ver- mag viel Mehr in ihren Kreis zu ziehn und die ganze Natur zur Darstellung ihrer Kunstideen zu machen; sie ist andeutungsvoller aber minder scharfbezeichnend. Die 4 Plastik ist ihrer Natur nach mehr auf das Ruhige, Feste gerichtet; die Mahlerei mehr auf das Voruͤbergehende, sie erhaͤlt auch dadurch, daß sie Fernes und Nahes verbin- det, mehr Bewegung; jene ist daher mehr fuͤr die Dar- stellung des Charakters , diese des Ausdrucks geeig- net. Die Plastik ist uͤberall an eine strengere Gesetzmaͤ- 5 ßigkeit, an ein einfacheres Schoͤnheitsgesetz, gebunden, die Mahlerei darf eine groͤßere scheinbare Stoͤrung im Ein- zelnen (§. 13. Anm.) wagen, weil sie reichere Mittel hat sie wieder im Ganzen aufzuheben. 5. Das Mahlerische wird von Neuern öfter dem Schönen ent- gegengesetzt, das Plastische niemals. Das Basrelief ( Basso, Mezzo, Altorilievo ), dessen Gesetze schwer zu bestimmen sind, schwankt zwischen beiden Künsten; das Alterthum hat es mehr plastisch, die neuere Zeit, in der die Mahlerei vorherrscht, oft mahlerisch behandelt. Tölken über das Basrelief. Die Scalptur (Stein- und Stempelschneidekunst) Einleitung ist in der Regel nichts als die Kunst ein Relief im Kleinen mittel- bar hervorzubringen. 1 28. Die redenden Kuͤnste haben in ihren Dar- stellungsformen von den andern viel mehr Abweichendes als diese untereinander. Auch sie stellen aͤußerlich, sinn- lich dar, und folgen aͤußerlichen Formgesetzen (der Eu- phonie, der Rhythmik), aber diese aͤußere Darstellung (der das Ohr beruͤhrende Laut) ist so wenig wesentlich, daß 2 der Genuß auch ohne sie moͤglich ist. Gewiß ist die Thaͤ- tigkeit des Dichters viel complicirter als die der andern Kuͤnstler, und macht gewissermaßen den doppelten Weg, indem aus dem geistigen Grunde, der Kunstidee, ge- wisse Reihen von geistigen Anschauungen, von Phanta- siebildern erwachsen, welche die ihrer Natur nach begriff- liche Sprache alsdann zu erfassen und mitzutheilen sucht. Auch kann man nicht läugnen, daß eine jede Rede, welche Empfindungen auf eine befriedigende und wohlthuende Weise an- regt, einem Kunstwerke verwandt sei; dies findet aber nicht blos bei der eigentlichen Beredsamkeit, sondern auch z. B. beim klaren philosophischen Vortrage statt. 4. Allgemeines uͤber die geschichtliche Erscheinung der Kunst, insonderheit der bildenden . 1 29. Die gesammte Kunstthaͤtigkeit, insofern sie von dem geistigen Leben und den Gewoͤhnungen einer einzel- nen Person abhaͤngt, wird eine individuelle ; von dem 2 einer Nation, eine nationale . Sie wird durch Beides eben so in den Kunstideen als in der Formenwahl be- stimmt, und nach der Wandelbarkeit des Lebens von Individuen und Nationen in verschiedenen Zeiten und 3 Entwickelungsstufen auf verschiedene Weise bestimmt. Diese Bestimmung, welche die Kunst dadurch erhaͤlt, nennen wir den Styl . Zur Theorie der Kunst. 3. Z. B. Aegyptischen, Griechischen; Styl der Griechischen Kunst in besondern Zeiten; des Phidias, des Praxiteles. Nur der hat einen Styl, dessen Eigenthümlichkeit mächtig genug ist, seine ganze Kunstthätigkeit durchgreifend zu bestimmen. Der Styl bedingt auch die Auffassung, nicht blos die Formenwahl, obgleich man neuerlich ihn ganz auf die Erfüllung der Bedingungen des Stoffs (§. 25) hat einschränken wollen. Dagegen ist Manier ein Losreißen der Form von den Forderungen des Gegenstandes, nach trägen Gewöh- nungen oder krankhaften Richtungen der Empfindung. 30. Das geistige Leben, welches sich in der Kunst 1 darstellt, haͤngt mit dem gesammten Geistesleben so eng zusammen, daß es eben nur durch sein Verhaͤltniß zur Darstellung ein Kunstleben wird. Indeß steht die Kunst 2 uͤberall besonders mit dem religioͤsen Leben , mit der durch die Vorstellung der Gottheit erregten Seelen- stimmung, in Verbindung, schon deswegen, weil eigent- liches Zweckerfuͤllen, praktisches Thun, auch in dieser so wenig wie in der Kunst stattfindet. 2. So schließt sich an den Cultus durch Tempel, Bild, Hym- nus, Chor, Pompen, Agonen die Uebung der Architektur, Plastik, Musik, Poesie, Orchestik, Gymnastik an. — Diese Paragraphen enthalten zum Theil Lehnsätze aus einem andern Theil der Ge- schichtswissenschaft. 31. Die Religion wird um so mehr kuͤnstlerisch und 1 besonders plastisch sein, je mehr ihre Vorstellungen in den Formen des Organismus auf adaͤquate Weise dar- stellbar sind. Eine Religion, welcher das goͤttliche Le- 2 ben mit dem in der Natur vorhandenen, im Menschen sich vollendenden, zusammenfaͤllt (wie die Griechische), ist es ohne Zweifel besonders. Indeß erkennt auch eine 3 solche doch immer ein Undarstellbares, jenen Formen nicht Adaͤquates, an, indem doch auch jenes goͤttliche Naturle- ben, um goͤttlich zu sein, als ein Hoͤheres und dadurch dem Menschen Fremdes gefaßt werden muß. Einleitung 3. Das Gefühl, welches adäquate Formen zu finden verzichtet, ist ein mystisches ; wenn es Zeichen sucht, so sind es meist ab- sichtlich unförmliche, seltsame. 32. Weiter als die Kunstform, welche voͤlliges Ent- sprechen und inniges Durchdringen des Innern und Aeu- ßern fordert, geht das Symbol , welches auf einem Zusammenhange aͤußerer Gegenstaͤnde mit goͤttlichen We- sen beruht, der nur fuͤr den Glauben da ist, und darum weit kuͤhnere Verknuͤpfungen gestattet als die Kunst- form. Solcher Art sind die Thiersymbole Griechischer Götter; nur der von dem bestimmten Gefühl und Glauben durchdrungene sieht das göttliche Leben in dem Thiere. Der eigentliche Cultus ist sym- bolisch, die Kunst knüpft sich nur daran an. Für das tiefere religiöse Gefühl sind auch die Götterbilder symbolisch, in anderer Beziehung als sie Kunstwerke sind. 1 33. Indem die Kunstideen aus Vorstellungen, die sich auf geschichtliche Weise gebildet und festgestellt haben, erwachsen, sind sie positiver Art; doch wuͤrde alles Kunstleben aufhoͤren, wenn sie voͤllig positiv waͤren, wo- mit Knuͤpfung an bestimmte feste Formen nothwendig 2 zusammenhangen muͤßte (§. 3. 7.). Solche durch Satzung oder Gewohnheit festgestellte Formen, welche jedesmal die Kunstthaͤtigkeit auf einem bestimmten Punkte aufheben, nennt man Typus . 2. Ein Typus wird in der Nachbildung festgehalten, ohne aus dem Geiste des Künstlers als die angemessenste Form von selbst hervorzugehn. Die sogenannten Ideale der Griech. Götter sind keine Typen. 34. Ein Volk und eine Zeit, in welcher ein tiefes und zugleich regsames geistiges Leben, welches durch das Po- sitive mehr gehoben als gefesselt wird, mit einer lebendi- Zur Theorie der Kunst. gen und begeisterten Auffassung der Natur, und der noͤthi- gen Herrschaft uͤber den Stoff zusammenfaͤllt, wird fuͤr die Ausbildung der Kunst besonders gluͤcklich sein. B. Litterarische Einleitung . 35. Schon das Alterthum hatte die zeichnenden Kuͤnste zum Gegenstande von Gelehrsamkeit und Wissen- schaft gemacht, wenn auch nie in dem allgemeinen Zu- sammenhange, wie man es jetzt versucht. Wir unter- scheiden hier folgende Classen von Schriftstellern, 1) Kuͤnst- ler , welche Regeln ihrer Kunst und Betrachtungen uͤber vorzuͤgliche Werke mittheilen. 2) Historische For- scher uͤber die Kuͤnstlergeschichte. 3) Periegetische Schriftsteller, welche die Merkwuͤrdigkeiten kunstberuͤhm- ter Orte schildern. 4) Sophisten , welche von Kunst- werken Gelegenheit zu rhetorischen Compositionen nehmen. 5) Gelehrte Sammler . 1) Alte Schriften, commentarii, über einzelne Gebäude von Architekten, wohl entstanden aus Rechenschaften (vgl. Corp. Inscr. n. 160), von Theodoros v. Samos (?) um Ol. 45, Chersiphon und Metagenes, (?) um 55, Iktinos und Karpion, 85, Philon, 115. und Aa. bei Vitruv vii . Praef. Die Νεὼ ποίησις, welche dem alten Theodoros oder Philon beigeschrieben wurde, war nach einem Fragment (bei Pollux x, 52, 188. vgl. Hemsterh.) eine allgemeine Unterweisung im Tempelbau. M. Vi- truv. Pollio , Ingenieur unter Cäsar und August: de Archi- tectura libri x . Die Künstler Antigonos, Menächmos, Xeno- krates, nach Alexander, u. Aa. de toreutice, Plin. El. xxxiii . Pasiteles (700 a. u. ) mirabilia opera. Wissenschaftliche Mah- ler, Parrhasios (Ol. 95), Euphranor (107), Apelles (112) u. Aa. schreiben über ihre Kunst (Pl. El. xxxv ). Schriften von Mahlern und Sculptoren, Euphranor, Silanion (114), über Symmetrie, Plin. xxxv, 40, 25. Vitruv vii . Pr. 2) Οἱ πολυπραγμονήσαντες σπουδῇ τὰ ἐς τοὺς πλά- στας Paus. V, 20, 1. Aus solchen führen die Historiker bei be- stimmten Epochen die gleichzeitigen Künstler an. 2 Einleitung 3) Die erste Quelle sind die Ciceroni , ἐξηγηταὶ, περιη- γηταὶ, μυσταγωγοί (Cic. Verr. iv , 59. mystagogi lovis Olympiae et Minervae Athenis, Varro ap. Non. p. 419) οἱ ἐπὶ ϑαύμασιν, welche von Mythen und Kunstanekdoten leb- ten (Lukian Philops. 4). Vgl. Facius Collectaneen S. 198. Thor- lacius de gustu Graecorum antiquitatis ambitioso 1797. Böttiger Archäol. der Mahlerei S. 299. — Periegetische Schrift- steller der gründliche und umfassende Polemon, ὁ περιηγητὴς, στηλοκόπας, um Ol. 138, Heliodor über Athen, Hegesandros, Alketas über Delphi und zahllose andre. Pausanias der Lyder, unter Hadrian und den Antoninen, ein genauer und sehr kundiger Schriftsteller, der aber ganz als Perieget zu fassen ist, ‘Ελλάδος περιηγήσεως β. ί. 4) Die Gemäldebeschreibungen des Rhetor Philostratos (um 220 p. C. ) und seines Tochtersohns, des jüngern Philostr. Liba- nios (314 ‒ 390) ἐκφράσεις. Vgl. Petersen vier Programme Havniae 1827. 28. Das Geistreichste der Art sind einige Schrif- ten Lukians . Verwandter Natur sind die meisten Epigramme auf Kunstwerke. 5) M. Terentius Varro de novem disciplinis, darunter de architectura. Plinius Nat. Hist. xxxiii ‒ xxxvii . 1 36. Die neuere Behandlung der alten Kunst, seit der wiedererwachten Liebe zum classischen Alterthum, kann man nach drei Perioden unterscheiden. 2 I. Die kuͤnstlerische , etwa von 1450 bis 1600. Die Kunstwerke des Alterthums werden mit Freude und Liebe aufgefaßt, und mit Eifer gesammelt. Ein edler Wetteifer entzuͤndet sich daran. Das Interesse am Kunst- werke als einem historischen Denkmal ist gering; man will genießen. Daher die Restaurationen . 2. Die Werke der alten Kunst waren im Mittelalter zu keiner Zeit ganz unbeachtet geblieben; Nicola Pisano (st. 1273) studirte alte Sarcophagen (Cicognara Storia della Scult. i . p. 355) indessen wurde Nichts für Erhaltung und Aufbewahrung gethan. Die Zerstörungsgeschichte des alten Roms schließt selbst noch nicht mit Sixtus dem IV (starb 1484; vgl. Niebuhrs Kl. Schriften S. 433) doch verfährt man immer schonender. Sammlungen Litteratur. beginnen schon mit Kola Rienzi, dem Affen des Alterthums (1347), mit Petrarca (st. 1374; Münzen), bedeutendere mit Lorenz Medi- cis (1472 ‒ 92; besonders Gemmen) schon früher in Rom, wie von Eliano Spinola unter Paul II. Eifer der Päbste Julius II, Leo X. (Sein Brief an Raphael über alte Nachgrabungen bei Gori Inscr. Etr. iii p. 49.) Raphaels großartiger Plan, das alte Rom offen zu legen. Michael Angelo’s, Benvenuto-Cel- lini’s Enthusiasmus für die Antike. Bei weitem die meisten An- tiken, besonders Statuen, sind zw. 1450 und 1550 gefunden. Zahlreiche Palläste füllen sich damit (vgl. Fiorillo Gesch. der Mah- lerei i S. 125 ff. ii S. 52 ff.). Ostentation tritt an die Stelle ächter Kunstliebe. Die Restauration wird handwerksmäßig. 37. II. Die antiquarische , von 1600 etwa bis 1750. 1 Der Antiquar, welcher urspruͤnglich besonders als No- menclator der aufzustellenden Statuen gebraucht wurde, erlangt nach und nach mehr Wichtigkeit, ohne daß indeß die ausgezeichnetern Kenner des Alterthums sich viel um die Kunst bekuͤmmern. Die Bemuͤhungen die alten Kunst- 2 werke zu erlaͤutern, obgleich nicht ohne Verdienst, sind meist zu sehr auf das Kleinliche gerichtet, und weil sie von keiner genauen Kenntniß des Griechischen Lebens ausgehn, in falschen Richtungen befangen. Dieselbe Zeit 3 sorgt auch fuͤr Bekanntmachung der Sammlungen, zuerst nachlaͤssiger allmaͤhlig mit mehr Sorgfalt und Geschick. 2. Die damaligen Antiquare charakterisiren die vielen Deutun- gen aus der Römischen Geschichte. Jacques Spon (1675 mit Wheler in Griechenl.) theilt den gesammten Stoff in Numismato- Epigrammato- Architektono- Ikono- Glypto- Toreumato- Biblio- Angeiographie. Miscellanea antiquit. Lugd. Bat. 1685. Re- cherches curieuses d’ Antiquité contenues en plusieurs dissertations — par Mr. Spon. Lyon 1683. Eine ähnliche Behandlung herrscht in den Schriften Laur. Beger’s, Thesaurus Brandeburg. Berl. 1696. In Montfaucons Antiquité ex- pliquée et représentée en figures. 2te Ausg. 1722, 5 T. fol. (Supplément in 5 T. 1724) wird die Kunst nur gebraucht, Aeußerlichkeiten des alten Lebens anschaulich zu machen. In Er- nesti’s Archaeologia literaria, (ed. alt. von G. H. Martini Leipz. 1790) und Christs Abhandlungen über die Litteratur und Kunstwerke vornehmlich des Alterthums (herausg. v. Zeune, Lpz. 2* Einleitung 1776) herrscht auch noch dieser antiquarische Geist. Ueber den Kunstwerken wird die Kunst übersehn. 3. Die frühern Statuensammlungen sind heutzutage nur noch für die Geschichte der Aufbewahrung und Ergänzung der Statuen wichtig. So die Römischen Statuen von Cavaleriis (1585), Boissard’s Romanae urbis Topographia 1597, Franc. Perrier’s Segmenta nobil. signorum et statuarum (1638). lcones et segmenta illustr. e marmore tabularum (1645). Insigniorum statuarum urbis Romae icones von Io. Iac. de Rubeis (1645.) Signorum vet. Icones von Episcopius (Jan de Bischop.) Besser, nur zu massiv, sind die Abbildungen in Sandrarts „Teutsche Academie der Bau- Bild- und Malereikunst“ 4 B. fol. Nürnberg 1675. 76. Epoche machen Pietro Santi Bartoli’s Zeichnungen und Stiche, meist vereint mit Erklärun- gen von G. P. Bellori, die Columnae, Lucernae, die Pitture, die Admiranda Romanorum antiquitatis (1693), u. a. Raccolta di statue antiche da Domen. de Rossi, illustr. di Paolo Aless. Maffei. Rom. 1704. Statuae insigniores von Preisler 1734. Ant. Franc. Gori (des Etruskischen Anti- quars) Museum Florentinum 6 B. fol. 1731 ‒ 1742. Re- cueil des Marbres antiques — à Dresde von le Plat. 1733. (schlecht). Antiche statue, che nell’ antisala della libreria di S. Marco è in altri luoghi pubblici di Venezia si tro- vano, von den beiden Zanetti’s, 2 B. fol. 1740. 43. Ro- manum Museum von Mich. Ang. Causeus (de la Chausse) Rom. 1746. eine bunte antiquarische Sammlung. Von Werken über Architektur-Reste besonders: Les restes de l’ancienne Rome, gez. u. gest. von Bonavent. d’Overbeke. Amsterd. 1709. 3 Thle. fol. 1 38. III. Die wissenschaftliche 1750 —. Dies Zeit- alter hat sich der groͤßten aͤußern Hilfsquellen zu erfreuen, wozu die Aufgrabung der verschuͤtteten Staͤdte, die ge- nauere Kenntniß der Baudenkmaͤler und Localitaͤten Grie- chenlands, und die Entdeckung und Erwerbung der wich- tigsten Bildwerke von Griechischen Tempeln, auch die uͤber Aegypten und den Orient ausgebreitete Kunde, welche recht benutzt den Blick fuͤr das Eigenthuͤmliche der Grie- 2 chischen Kunst schaͤrfen kann, gehoͤren. Auf der andern Seite wird ihm der Entwurf einer alten Kunstgeschichte verdankt, der aus Winckelmanns großem Geiste her- Litteratur. vorgegangen, so wie mancher Versuch, die Kunst der Griechen philosophisch und historisch tiefer zu ergruͤnden, auch eine auf richtigere Basen gebaute und umsichtigere Kunsterklaͤrung. 1. Die Ausgrabung Herculanums 1711 angeregt, aber erst 1736 von neuem vorgenommen. — Stuart’s (1751 in Athen) und Revett’s Antiquities of Athens der erste Bd. Lond. 1762. Unternehmungen der Society of Dilettanti 1754 ge- stiftet ( Ionian ant. Uned. antiq. of Attica ). Untersuchungen englischer und franz. Reisenden: Chandler, Choiseul Gouffier, Cockerell, W. Gell, Leake, Dodwell, Pouqueville. — Entdeckung in Aegina 1811. in Phigalia 1812. Ankauf der Elginschen Samm- lung (1801) 1816. — Die Aegyptische Expedition 1798. 2. Winckelmann geb. 1717. gest. 1768. 1755 von Dres- den nach Rom. Antiquario della camera apostolica. Für die archäol. Hermeneutik machen die Monumenti inediti 1767. Epoche. Die Kunstgesch. 1764. Hauptausgabe seiner Deutschen Werke zu Dresden 1808 ‒ 1820. 8 Bände (von Fernow, H. Meyer, Schulze, Siebelis). Noten von C. Fea. — Gleichzeitig der Graf Caylus , durch technische Kenntnisse und Geschmack ausgezeichnet, Recueil d’Antiq. Egyptiennes, Etrusques, Grecques et Romaines 1752 ‒ 67. vii B. 4. Lessing (1729 ‒ 81) sucht das Eigenthümliche der Griech. Kunst auf scharfe Begriffe, mitunter einseitige, zurückzuführen. Laokoon oder über die Gränzen der Mahlerei und Poesie. 1766. Heyne (1729 ‒ 1812) ergänzt Winckelmanns Werk besonders im chronologischen Theile (Antiquar. Abhandl. Comment. Soc. Gott. Opuscc. Academ. ) und macht die Archäologie, nach Versuchen von Christ (st. 1756) zum philo- logischen Unterrichtsgegenstand. Academ. Vorlesungen über die Archäol. der Kunst. Braunschweig 1822. Ennio Quirino Bis- conti , als geschmackvoller Kunsterklärer, besonders im Mus. Piocl., ausgezeichnet. Sein Wirken in Frankreich und Eng- land. Ausg. seiner Werke in Mailand 1818. 19. Zoëga an tiefem Geiste und Gründlichkeit Visconti überlegen. Bassiri- lievi antichi. Millin für Verbreitung der Kunde von Kunst- werken und Popularisirung dieser Kenntnisse unschätzbar. Göthe’s Wirken für Erhaltung einer ächten Liebe zur antiken Kunst. Pro- pyläen. Kunst und Alterthum. Böttigers Verdienste um gelehrte Archäologie, Hirt’s besonders für Architektur, Welckers, Millingen’s und Andrer für Kunsterklärung. Symbolische Erklärungsweise (Payne Knight, Christie, Creuzer …) H. Meyers (W. K. F.) Einleitung Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen von ihrem Ur- sprunge bis zum höchsten Flor. 1825., eine weitre Ausbildung der Winckelmannschen Ansichten. Ein Versuch eines neuen Systems: Thiersch: über die Epochen der bildenden Kunst unter den Griechen (2te Ausg. 1829). Vgl. Wiener Jahrb. xxxvi ‒ xxxviii. Die Mittheilungen von Antiken einzelner oder verschiedner Museen durch Kupferwerke gehen fort und werden vollkommner. Museum Capitolinum T. i ‒ iii , 1748 ‒ 55, von Joh. Bot- tari, T. iv . von Nic. Foggini. Galeria Giustiniani. Villa Pamphilia. Giov. Battista, und Franc., Piranesi’s Prachtwerke über Röm. Architektur. Barbault’s Monumens antiques Rom 1783. und andre Werke Desselben. Raccolta d’antiche Statue, Busti, Bassirilievi ed altre sculture restaurate da Bartol. Cavaceppi. Roma. 3 Bde. 1768 ‒ 72. Monum. Matthaeiana (schlechte Kupfer) 3 Bde. fol. 1779. mit Erklär. von Rudolph Venuti und Jo. Chr. Amaduzzi. Il Museo Pio-Clementino descritto da Giambatt. Visconti T. i . 1782. da Enn. Quir. Visc. T. ii ‒ vii . 1784 ‒ 1807. Museo Chiaramonti von Fil. Aur. Visconti u. Gius. Ant. Guattani T. i . 1808. Guattani’s Monum. inediti (1784 ‒ 89. 1805. in 4. und Me- morie enciclopediche Romane 1806 ‒ 17. 4. Augusteum. Dresdens antike Denkmäler von W. G. Bekker. 3 Bde. fol. 1804 ‒ 11. Hauptwerke über die in Paris durch Napoleon vereinigten Antiken: Musée François publ. par Robillard- Peronville et P. Laurent 1803 ‒ 11. Text von Croze- Magnan, Visconti und Emm. David. Als Fortsetzung Musée royal publ. par H. Laurent. Musée des Antiques dessiné et gravé par B. Bouillon Peintre avec des noti- ces explicatives par i . B. de Saint Victor. 3 T. 1812‒ 17. — Specimens of ancient Sculpture, von der Gesellsch. der Dilettanti. Lond. 1809. Ancient Marbles of the British Museum von Tayl. Combe. P. 1 ‒ 4. 1812 ‒ 18. Monuments inédits d’Antiquité figurée par Raoul-Ro- chette. 2 Vol. f. begonnen 1828. Antike Bildwerke zum erstenmale bekannt gemacht von Eduard Gerhard be- gonnen 1827. Hilfsbücher : Joh. Phil. Siebenkees Handbuch der Archäo- logie, Nürnberg 1799. 2 Bde. (wenig kritisch). Chr. Dan. Beck Grundriß der Archäologie. Lpz. 1816. (unvollendet). Böttiger An- deutungen zu vierundzwanzig Vorlesungen über die Archäologie, Dresden 1806. Gio. Batt. Vermiglioli Lezioni Elementari di Archeologia. Tom. 1. 2. Milano 1824. (wenig wissenschaftlich), Litteratur. Fr. C. Petersen, Allgem. Einleitung in das Studium der Archäol. Aus dem Dänischen übers. von Friedrichsen Lpz. 1829. Für die Litteratur u. a. Catalogo ragion. dei libri d’Arte e d’Anti- chità poss. dal C. Cicognara 2 T. Pisa 1821. 39. Plan dieser Vorlesungen. Die zeichnenden 1 Kuͤnste, untrennbar. Die Betrachtung theils geschicht- 2 lich entwickelnd, theils das Alterthum als ein Ganzes ins Auge fassend. Dort moͤglichst verbindend, hier systema- tisch sondernd. Die Behandlung des Stoffs, der For- men, der Gegenstaͤnde. Der Orient zeigt wenig geschicht- liche Entwickelung, daher nur Anhang zum 1 Theil. Hermeneutik und Kritik, formelle Disciplinen, nicht be- 3 sonders darstellbar. 3. Zur Hermeneutik der Kunst gehört die Kunst zu sehen, über die Milizia geschrieben. Geschichte der Kunst im Alterthum. Die Griechen . Erste Periode, bis gegen Ol. 50. 1. Allgemeine Bedingungen und Hauptzuͤge der Kunst- entwickelung. 40. Die Griechen sind unter allen Zweigen des Indo- Germanischen Stammes derjenige, in welchem sich sinn- liches und geistiges, innerliches und aͤußerliches Leben in dem schoͤnsten Gleichgewicht befand; daher sie von An- fang zur Erschaffung von Kunstformen recht eigentlich be- stimmt gewesen zu sein scheinen. 41. Dies Volk wohnt seit uralter Zeit in dem eigentlichen Griechenland, in Unteritalien, auch theilweise an der Kuͤste Kleinasiens, als eine ansaͤssige, ackerbauende, feste Wohn- sitze mit Heiligthuͤmern und Burgen (πόλεις) gruͤndende Nation. Diese Gruͤndungen gehoͤren groͤßtentheils dem Urstamme der Pelasger an. Ἄργος. Λάρισσα (auch Λάσα nach Hesych, von λᾶς). Γόρτυς τειχιόεσσα in Kreta (Il. ii, 646) heißt auch Larissa und Κρημνία. Die Burg von Mykenä 1000 Fuß, die von Tiryas 220 Ellen lang nach W. Gell. 1 42. Schon in der heroischen Zeit , welche auf der Herrschaft von Hellenenstaͤmmen, vorzugsweise krie- gerischer Art, beruht, entfaltet sich in den Haͤusern der Historischer Theil. Anakten eine gewisse Pracht des Lebens, welche zum 2 Theil auf dem engen Zusammenhange mit Kleinasien, und dadurch mit dem ferneren Orient, beruht. Sie zeigt sich 3 bei der Anlage ihrer Wohnungen und der Arbeit ihrer Geraͤthe in einer nach dem Glaͤnzenden strebenden Tek- tonik und Architektonik (§. 22.). 2. Die Stadt Sipylos (kyklopische Ruinen, Millins Magas. encyclop. 1810. T. v , p. 349., Raoul-Rochette Hist. de l’établiss. des colon. Grecques T. iv , p. 384.) der alte Sitz der Tantaliden. Die Herakliden (Sandoniden) von Lydien eine Assyrische Dynastie. Gold, Silber, Elfenbein, Pontische Metalle (Alybe) frühzeitig in Griechenland. Phönicischer Handel. Das goldreiche Mykenä und Orchomenos Minyeios (Il. ix, 381. Mi- nyas Chryses Sohn). 43. Durch die sogenannte Ruͤckkehr der Herakliden 1 werden die Dorier , aus den Gebirgen Nordgriechen- lands herabkommend, der maͤchtigste Stamm in Griechen- land, ein Stamm, in dem der Hellenische Sinn fuͤr Ebenmaaß und Uebereinstimmung am strengsten ausgebil- det erscheint, mit vorwaltender Neigung zu dem Ernst- haften, Wuͤrdigen und Feierlichen. Aus dieser Sinnes- 2 art geht als eine Laͤuterung und Veredelung fruͤherer ar- chitektonischer Unternehmungen die Dorische Tempel- baukunst hervor, in voͤlligem Einklange mit dem Do- rischen Staatsleben, der Dorischen Tonart, den Dori- schen Festtaͤnzen und Liedern. Erst gegen Ende der Pe- 3 riode entfaltet sich neben ihr die reichere und froͤhlichere Jonische , welche eben so dem weicheren, beweglichern, und dem Einflusse orientalischer Sitte und Kunst offener stehenden Sinne des Jonischen Stammes entspricht. 1. Die Dorische Wanderung 80 n. Troja, 328 vor Ol. 1. Die Jonische nach Asien 140, 268. 44. Dagegen erscheint in dieser ganzen Zeit die bil- dende Kunst beschaͤftigt, theils Geraͤthe zu schmuͤcken (δαιδάλλειν), theils Idole fuͤr den Cultus zu fabrici- Historischer Theil. ren, wobei es nicht darauf ankoͤmmt, die dem Kuͤnstler vorschwebende Vorstellung von dem Gotte aͤußerlich dar- zustellen, sondern nur eine herkoͤmmliche Figur von neuem herbeizuschaffen. So bleibt fortwaͤhrend die bildende Kunst einem auf Erfuͤllung aͤußrer Zwecke gerichteten, handwerksmaͤßigen Thun und Treiben, untergeordnet, und der eigentliche Geist der bildenden Kunst ist nur im Keime vorhanden. Der Sinn fuͤr das Bedeutungsvolle und Schoͤne der menschlichen Gestalt, von dem schon die epi- sche Poesie so haͤufig Zeugniß ablegt, findet seine Be- friedigung in der Nahrung, welche ihm die orchestischen Kuͤnste (§. 20. Anm.) gewaͤhren. Die Zeichnung bleibt daher lange roh und unfoͤrmlich. 2. Architektonik . 1 45. Als aͤlteste Werke Griechischer Haͤnde muͤssen die Riesenmauern der Akropolen angesehen werden, wel- che von der Nachwelt, mit einem Ausdrucke der Ver- wunderung, in Argolis Kyklopen-Werke genannt, 2 aber ohne Zweifel zum groͤßten Theile von den ureinwoh- nenden, hernach unterworfenen Pelasgern errichtet sind, daher sie sich auch in Arkadien und Epeiros, Hauptlaͤn- dern der Pelasger, sehr zahlreich finden. 1. Τίρυνς τειχιόεσσα Il. ii, 559. ἐπίκρημνον τεῖχος Pherekydes Schol. Od. xxi, 23. Γᾶ Κυκλωπεία Argolis bei Eurip. Orest 953. Κυκλώπεια οὐράνια τείχη Elektra 1167. Κυκλώπων ϑυμὲλαι Iph. Aul. 152. Κυκλώπια πρόϑυρα Εὐρυσϑέως Pindar Fr. inc. 151. Κυκλώπειον τροχόν So- phokles bei Hesych κύκλους. Τιρύνϑιον πλίνϑευμα Hesych. Turres Cyclopes inv. Aristot. bei Plin. vi, 56. Ueber die angebliche Herkunft (aus Kuretis, Thrake, Lykien): ad Apollod. ii , 2, 1. 2. Πελασγικὸν oder Πελαργικὸν τεῖχος in Athen. In Argolis (Ἄργος Πελασγὸν) zehn Kyklopische Ruinen. Ueber Lykosura’s Alter und Befestigung Pausan. viii, 38. Dodwell ii, Griechen. Erste Periode. p. 395. (Tirynthisch.) Ueber die sehr zahlreichen Epeirotischen Mauern (Ephyra) Pouqueville Voyage dans la Grèce T. i. p. 464 sqq. u. sonst, Hughes Travels ii. p. 313. 46. Die ungeheuern, unregelmaͤßig und vieleckig ge- 1 formten und durch kein aͤußeres Mittel verbundenen Bloͤcke dieser Mauern sind nach der aͤltesten und rohesten Weise ganz unbehauen (ἀργοί), die Luͤcken mit kleinen Stei- nen ausgefuͤllt (Tiryns), nach der vervollkommnetern dagegen mit Geschick behauen und mit großer Genauig- keit in einander gefugt (Mykenaͤ, Argos), woraus die al- lerunverwuͤstlichsten Mauern hervorgehn. Die Thore 2 sind meist pyramidalisch; regelmaͤßige Thuͤrme konnten nicht mit Leichtigkeit angebracht werden. Dieser Bau geht durch allerlei Mittelstufen in den Quaderbau uͤber, der spaͤter der herrschende ist, obwohl nicht zu leugnen, daß polygone Bloͤcke zu allen Zeiten hin und wieder zu Unterbauen gebraucht worden sind. 1. Bei der ersten Art ist das Brechen und μοχλεύειν πέτρους (Eurip. Kykl. 241. vgl. Od. ix, 240.) die Hauptsache. Die Κυκλώπων βάϑρα zu Mykenä aber sind φοίνικι κανόνι καὶ τύκοις ἡρμοσμένα Eur. Ras. Herakles 948. (Nonnus xli, 269). Die Sage von Amphion bezieht sich wohl auf solche Mauern. Die Steine sind größer als ἁμαξιαῖοι. Mauern von Tiryns 25 Fuß dick. 2. An den Thoren sind Pfosten und Oberschwelle meist einzelne Blöcke, die Steinthür war in der Mitte eingezapft. Von Thür- men kömmt ein eckiger als Schluß einer Mauer in Mykenä, ein runder an der Kadmea, halbrunder in Sipylos vor. In den Mauern von Mykenä, Larissa, besonders in Tiryns (auch in Italien) finden sich giebelförmige Gänge aus gegeneinandergestützten Blöcken gebildet. Spuren einer bogenartigen Construction der Mauern. — Bei Nauplia gab es σπήλαια καὶ ἐν αὐτοῖς οἰκοδομητοὶ λαβύρινϑοι, Kyklopeia genannt, Strab. viii , p. 369. 373. Wahrscheinlich Steinbrüche, als Grabstätten benutzt. Cyriacus von Ancona (1435) Inscriptiones seu Epigr. Graeca et Lat. reperta per Illyricum etc. Romae 1747. (Mspt. auf der Barber. Bibliothek). Winckelmann Anmerk. über Historischer Theil. die Baukunst Th. i, S. 357. 535. Petit-Radel im Ma- gasin encyclop. 1804. T. v , p. 446. 1806. T. vi , p. 168. 1807. T. v , p. 425. 1810. T. v , p. 340. (Streit mit Sickler, Mag. enc. 1810. T. i , p. 242. T. iii , p. 342. 1811. T. ii , p. 49. 301.), im Moniteur 1812 no. 110, im Musée-Na- poleon T. iv , p. 15., vgl. Mémoires de l’Institut Royal T. ii , Classe d’hist. p. 1. bei Raoul-Rochette Hist. de l’établ. des col. Gr. T. iv , p. 379 sqq. und Notice sur les Nuraghes de la Sardaigne, Paris 1826. Rapport de la 3e classe de l’Institut an 1809. Rapport fait à la Cl. des Beaux Arts 14 Aout 1811 . W. Gell’s Argolis, Dod- well’s Classical Tour. Squire in Walpole’s Memoirs p. 315. Hirt in Wolfs Analekten Bd. 1, S. 153. Gesch. der Baukunst Bd. 1. S. 195. Tf. 7. — Von den Italiänischen unten. 1 47. Der großartige Sinn, der in der Errichtung die- ser Mauern, welche meist nur Burgen, seltner ganze Staͤdte schirmten, hervortritt, zeigte sich auch in der 2 Anlage der meist auf den Burgen gelegenen, ausgedehn- ten und geraͤumigen Herrenhaͤuser der Fuͤrsten heroi- 3 scher Zeit, und vereinte sich hier mit großem Gefallen an metallischen und glaͤnzenden Zierathen, welches fuͤr die Architektonik der heroischen Zeiten characteristisch ist. 2. Homers Schilderung ist als allgemeines poetisches Bild ge- wiß richtig. Vgl. Voß Plan zur Odyssee, Hirt i . S. 209. Tf. 7. Ἕρκος, αὐλὴ mit Altar des Ζεὺς ‘Ερκεῖος, Säulengänge, αἴϑουσα gegen das Haus, πρόϑυρον, μέγαρον mit Säulenrei- hen, ϑάλαμοι, verborgnere Zimmer. Das Oberhaus der Frauen, die ὑπερῷα, ist nicht nach Art unsrer Stockwerke durchlaufend zu denken. Das Odysseus-Haus auf der Akropolis von Ithaka von Gell entdeckt ( Ithaca p. 50. sq. ), Goodisson findet indeß Nichts wieder. Viel isolirte Baue. In Priamos Hause funfzig ϑά- λαμοι ξεστοῖο λίϑοιο der Söhne, gegenüber in der Aule zwölf τέγεοι ϑαλ. ξ. λ. der Eidame nebeneinander Il. vi, 243. 3. Τοῖς δ̕ἦν χάλκεα μὲν τεύχεα, χάλκεοι δέ τε οἶκοι Hesiod E. 152. χαλκοῦ τε στεροπὴν καδ δώματα η̕χήεντα χρυσοῦ τ̕ ἠλέκτρου τε καὶ ἀργύρου ἠδ̕ ἐλέφαντος. Od. iv, 72. Χάλκεοι μὲν γὰρ τοῖχοι ἐληλάδατ̕ ἔνϑα καὶ ἔνϑα ἐς μυχὸν ἐξ οὐδοῡ. περὶ δὲ ϑριγκὸς κυάνοιο. Griechen. Erste Periode. Χρύσειαι δὲ ϑύραι πυκινὸν δόμον ἐντὸς ἔεργον, ἀργύ- ρεοι δὲ σταϑμοὶ ἐν χαλκέῳ ἕστασαν οὐδῷ , ἀργύρεον δ̕ἐφ̕ υ̕περϑύριον, χρυσέη δὲ κορώνη , im Feenpalast des Alkinoos, Od. vii, 86. Vgl. §. 48. Anm. 2. 3. 4. §. 49, 2. 48. Der eigenthuͤmlichste Theil dieser fuͤrstlichen An- 1 lagen aus der heroischen Zeit sind die Thesauren , Dom-artige Gebaͤude, welche zur Aufbewahrung kostba- rer Waffenstuͤcke, Becher und andrer Haus- und Erbguͤ- ter (κειμήλια) bestimmt gewesen zu sein scheinen. Aehnlich 2 diesen meist unterirdischen Bauen waren die Οὐδοὶ man- cher alten Tempelgebaͤude, kellerartige und sehr massive Anlagen, welche ebenfalls besonders zur Aufbewahrung von Kostbarkeiten dienten. Entsprechende Form hatten endlich 3 nicht selten die Thalamoi, verborgne Frauengemaͤcher, und selbst die Gefaͤngnisse jener Vorzeit. 4 1. Thesauros des Minyas (Paus. ix, 38. Squire in Wal- pole’s, Memoirs p. 336. Dodwell i. p. 227.) aus weißem Mar- mor, 70 F. Durchmesser. — Des Atreus und seiner Söhne zu Mykenä (Paus. ii, 16.), von denen Lord Elgin einen geöffnet (s. Gell Argolis t. 4 — 6. Squire p. 552. Dodw. ii. p. 236. Pou- queville iv. p. 152.). Durchmesser 47 F., Höhe gegen 50. Von drei andern sieht man Trümmer daselbst. — Des Hyrieus und Au- geas, gebaut von den Minyern Trophonios u. Agamedes (Orchom. S. 95. vgl. Eugammon bei Proklos). — Thesauros (des Menelaos) von Gropius unfern Amyklä gefunden; Spur bei Pharsalos. Autolykos, Dädalions (des Kunstreichen) Sohn, πλεῖστα κλέπτων ἐϑησαύριζεν, Pherekyd. Frgm. 18. St. Od. xix, 410. 2. Οὐδὸς, Fundament, Sockel, daher Schwelle, aber auch un- terirdischer Behälter; der λάϊνος οὐδός zu Delphi war ein The- sauros, Il. ix, 404., den die Minyeischen Baumeister aus kyklopi- schen Felsmassen errichtet haben sollten (Hymn. auf Ap. Pyth. 115. Steph. B. s. v. Δελφοὶ). Auch der Χάλκεος οὐδός von Ko- lonos bei Sophokles wird als Ausmauerung eines Abgrunds ge- dacht (vgl. Il. viii, 15. Theogon. 811. (Der ὑψόροφος ϑάλαμος, in der Tiefe gelegen und mit allerlei Gütern gefüllt, bei Odysseus, Menelaos, Piamos Od. ii, 337. xv, 98. xxi, 8. Il. vi, 288., ist auch eine Art Thesauros. Unterirdische Be- hälter von Früchten und andern Dingen waren fast überall ge- wöhnlich, wie die σειροὶ für Getraide in Thrake, die favissae Historischer Theil. in Italien, die λάκκοι für Früchte, Wein, Oel in Athen, die Germanischen Keller, Tacit. Germ. 16. Phryger und Armenier wohnen auch unterirdisch (Bitruv ii, 1, 5. vgl. Schol. Nikand. Alexiph. 7. Xenoph. Anab. iv, 5, 25 u. Aa.). 3. Der pyramidale Thalamos der Kassandra (Lykophr. 350), der eherne der Danae, der der Alkmene, der Prötiden. Paus. 4. Der Aloiden (Il. v, 387.) und des Eurystheus ehernes Faß, Apollod. ii, 5, 1. gehören hierher. Als Gefängniß dient auch später in Messene (Liv. xxxix, 50. Plut. Philopömen 19) ein Thesaurus publicus sub terra, saxo quadrato septus. Saxum ingens, quo operitur, machina superimpositum est. 1 49. Das Mykenaͤische Schatzhaus , das am besten erhaltne Muster dieser so weit verbreiteten und oft angewandten Gattung von Bauwerken, ist aus horizonta- len, allmaͤlig zusammentretenden, in einem Schlußstein (ἁρμονία τοῦ παντὸς) sich vereinigenden Steinlagen er- richtet und mit einer pyramidalen, kunstreich uͤberdeckten 2 Pforte versehen; es war inwendig wahrscheinlich, wie manche aͤhnliche Gebaͤude, mit Erzplatten bekleidet, wo- von die Naͤgel noch sichtbar sind, aber an der Fronte mit Halbsaͤulen und Tafeln aus rothem, gruͤnem, weißem Marmor, welche in einem ganz eigenthuͤmlichen Styl gearbeitet und mit Spiralen und Zikzaks verziert sind, auf das reichste decorirt. 1. Die Pforte 18 F. hoch, unten 11 F. breit, die Oberschwelle ein Stein, 27 F. lang, 16 breit (22 u. 20 nach Haller bei Pouquev.). 2. Ueber die Fragmente der Bekleidung, nach Gell pl. 7. Dod- well ii , p. 231, besonders Lusieri’s Zeichnungen, Wiener Jahrb. xxxvi S. 186. Zwei Tafeln sind im britt. Museum. 50. In derselben kraftvollen Weise haben sich die alten Griechen der mythischen Vorzeit, ohne Zweifel auch fruͤhzeitig in Tempelanlagen (1), Grabmaͤlern (2), auch Hafenbauen (3), Seeabzuͤgen und Canaͤlen (4) versucht. Griechen. Erste Periode. 1. Vom Delphischen Tempel erzählen Paus. u. Aa. viele Sa- gen, der eherne ist wahrscheinlich einerlei mit dem οὐδός. 2. Die Grabmäler der heroischen Zeit hatten meist die Form conischer Hügel ( tumuli , κολῶναι). Phrygische (Athen. xiv , p. 625., Amazonen-Gräber (Plut. Theseus 26). Griechen- land ist voll solcher conischer Hügel. Zu den Grabmälern gehören wahrscheinlich auch die Labyrinthe zu Nauplia (§. 46. Anm. 2.) bei Knossos (ein σπηλαῖον ἀντρῶδες nach Etym. M.), auf Lem- nos (mit 150 Säulen; exstant reliquiae, Plin.), da Grabkam- mern in Felsen eine uralte Sitte dieses Stammes sind. Stein- brüche gaben Gelegenheit. Λαβύρινϑος ist ächt griechisch und hängt mit λαύρα zusammen. Dädalos als Architekt in Kreta und den Westländern. — 3. Der χυτὸς λιμὴν von Kyzikos ein Werk der Giganten (Encheirogastoren), oder der Pelasger, Schol. Apoll. i, 987. 4. Die unterirrdischen Abzüge des Kopaischen Sees (Katabo- thra), die Schlünde (Ζέρεϑρα) von Stymphalos und Pheneos, wo auch ein Canal des Herakles, scheinen von Menschenhänden we- nigstens vervollkommnet worden zu sein. 51. Der Dorische Tempelbau haͤngt in seinen Urspruͤngen deutlich mit der Einwanderung der Dorier zusammen. In ihm kehren die schon auf Glanz und Reichthum gerichteten Bestrebungen der fruͤhern Zeit wie- der zur Einfachheit zuruͤck, und die Kunst gewinnt da- durch feste Grundformen, die fuͤr die weitere Entwicke- lung unschaͤtzbar waren. Angeblich hatte Doros selbst das Heräon bei Argos gebaut. Vitruv. iv, 1. 52. In diesem Bau ist Alles zweckgemaͤß, in sich 1 uͤbereinstimmend, und eben dadurch edel und groß; nur 2 hat der Steinbau manche Formen dem fruͤhern Holzbau abgeborgt, der sich besonders im Gebaͤlk lange erhielt. Der Tempel ist weit weniger Versammlungsort der Ge- 3 meine als das Haus des Goͤtterbildes; die Saͤulenhallen Historischer Theil. (das laxamentum der oft sehr engen cella ) gewaͤhren einen bedeckten und doch offnen Ort fuͤr die Feierlichkei- 4 ten im Temenos. Die konische Gestalt der Saͤulen, die starke Ausladung des Capitaͤls, der vorspringende Sims, die Form des Giebels bezwecken Soliditaͤt und Schutz 5 gegen das Wetter. Aus dem Holzbau erklaͤren sich das Architrav (der Hauptbalken), die Triglyphen (als Bal- kenkoͤpfe) nebst den Metopen (als Zwischenoͤffnungen), so wie die Tropfen unter den Triglyphen und an den 6 Dielenkoͤpfen des Gesimses. Der maͤchtigen Hoͤhe des Gebaͤlks an den aͤltern Bauwerken ( \frac{3}{7} der Saͤulenhoͤhe) entspricht die enge Stellung und staͤmmige Kuͤrze der 7 Saͤulen; sie tragen eine große Last mit Sicherheit. Die verzierten und unterbrochen gearbeiteten Architekturstuͤcke wechseln auf eine sinnreiche Weise mit ungeschmuͤckten 8 durch Einfachheit imponirenden, ab. Alle Formen sind geometrischer Art, jedoch treten als schmuͤckendes Beiwerk gemahlte Zierathen hinzu. 2. Hölzerner Tempel des Poseidon Hippios bei Mantinea, Paus. viii , 10, 2. Metaponti templum Iunonis vitigineis co- lumnis stetit, Plin. xiv, 2. Οἰνομάου κίων Paus. v, 20, 3. Eichene Säule im Heräon, v, 16. Die einfachsten Holztempel sind wohl eigentlich hohle Bäume, in die Bilder hineingestellt wurden, wie in Dodona (ναῖεν δ̕ἐν πυϑμένι φηγοῦ, Hesiod Schol. Sophokl. Trach. 1169.), in Ephesos (νηὸν πρέμνῳ ἔνι πτελέης Dionys. Per. 829. vgl. Kallim. auf Art. 237) und die Artemis Ke- dreatis in Arkadien (Paus. viii, 13). 5. Eurip. Iphig. Taur. 113. (εἴσω τριγλύφων ὅποι κενὸν) setzt Balkenköpfe mit Zwischenöffnungen voraus. Eben so Orest 1366. πέφευγα — κεδρωτὰ παστάδων ὑπὲρ τέρεμνα Δωρι- κάς τε τριγλύφους. Hölzerne Triglyphen auch Bakch. 1216. 1 53. Der Grund zu einer reicheren Ausbildung des Dorischen Tempelbau’s wurde in dem durch Land- und Seehandel fruͤhzeitig bluͤhenden Korinth gelegt; von hier gieng die Ausschmuͤckung der Giebel durch Reliefs aus Thon (an deren Stelle hernach Statuengruppen tre- Griechen. Erste Periode. ten), so wie der Stirnziegel durch bildliche Zierathen, spaͤter auch die zierliche Form der Felderdecken (φατνώ- ματα, lacunaria ), aus. Byzes von Naxos erfindet 2 um Ol. 50. den kunstreichen Schnitt der Marmorziegel. 1. Pindar O. 13, 21. nebst Böckh’s Expl. p. 213. über den Adler im ἀέτωμα. (Vgl. auch die Münze von Perge Mionnet Descr. iii. p. 463). Dibutades nach Plin. xxxv, 12, 43. der Plastes, qui primus personas tegularum extremis im- bricibus imposuit, vgl. Hirt’s Gesch. der Baukunst 1. S. 227. Der Spartiat fragt den Korinther: Wachsen bei euch die Hölzer viereckig. Plut. Lyk. 13. 2. Von Byzes Paus. v, 10. Vgl. Liv. xlii, 3. Wichtige Monumente der Dorischen Gattung aus dieser Zeit waren das Heräon von Olympia (Hirt 1. S. 228.) an- geblich acht Jahre vor Oxylos gebaut (Paus. v, 16. vgl. Photios Lex. p. 194), und das Epoche machende Heräon von Samos , von Rhökos und Theodoros, um Ol. 35. 45., angelegt. S. un- ten §. 80. Anm. i, 3. Ruinen . Der kleine Tempel auf Berg Ocha , aus großen Blöcken mit pyramidalischem Thor, noch ohne Säulen, Hawkins in Walpole’s Travels. Die Tempelruinen zu Korinth, die Säulen 7⅔ modulos hoch. Le Roy Monum. de la Grèce P. i , p. 42 pl. 25. Stuart Antiq. of Athens V. iii. ch. 6. pl. 2. Der kleine Dorische Tempel der Nemesis zu Rhamnus wird hier besonders der Mauern aus polygonen Blöcken wegen er- wähnt. Unedited Antiq. of Attica chap. 7. 54. Neben diese Dorische Bauart tritt, nicht durch 1 vermittelnde Uebergaͤnge, sondern als etwas wesentlich verschiedenes, die Jonische. Die Saͤulen haben gleich von Anfang an viel schlankere und sich wenig verjuͤngende Schaͤfte, welche durch Basen emporgehoben werden, und Capitaͤle, deren geschmuͤckte Form nicht aus dem Noth- 2 wendigen abgeleitet werden kann; das Gebaͤlk behaͤlt vom 3 Dorischen nur die allgemeinen Abtheilungen, aber giebt die naͤheren Beziehungen auf den Holzbau auf; es ist den schlankern und weiter gestellten Stuͤtzen gemaͤß viel leichter, und bietet weniger einfache Massen dar als das Dorische. 3 Historischer Theil. 4 Die Verzierungen einzelner Glieder finden sich meist in Persepolis wieder, und waren vielleicht in Asien fruͤhzei- tig weitverbreitet. 1. Die Säulen am Tempel von Ephesos waren acht Diameter hoch, Vitruv iv, 1. 2. Die Voluten- und Polster-Verzierung, welche auf ähnliche Weise am oberen Rande von Altären, Cippen, Monumenten vor- kömmt, ist wohl aus angenagelten Widderhörnern hervorgegangen. Vgl. Hesych. s. v. Κριὸς — μέρος τι τοῦ Κορινϑίου κίονος (woran auch Voluten). 4. In Persepolis finden sich die Schlangeneier, Perlenstäbe, auch Kälberzähne und Voluten wieder. 55. Die Anfaͤnge dieser Architektur liegen wahrschein- lich schon in fruͤhen Zeiten, da sie schon an dem bald nach Olymp. 33. gebauten Schatzhause des Sikyonischen Tyrannen Myron zu Olympia, außerhalb Joniens, ge- funden wird, und sich gleich beim Beginn der folgenden Periode am Heiligthum der Artemis von Ephesos in vol- ler Herrlichkeit entfaltet. In dem Thesauros waren zwei Thalamos, der eine Dorisch, der andere Jonisch gebaut, und mit Erz wenigstens bekleidet, Paus. vi, 19, 1. Als eins der merkwürdigern Gebäude der Zeit verdient noch zuletzt Erwähnung Theodoros des Samiers kuppelförmige Skias zu Sparta, Paus. iii, 12, 8. Etym. M. s. v. Σκιάς. 3. Die uͤbrige Tektonik . 1 56. Schon die von Homer geschilderte Zeit legt gro- ßes Gewicht auf die zierliche und reiche Arbeit von Ge- raͤthen: Sesseln, Bettstellen, Laden, Bechern, Kesseln, 2 Waffenstuͤcken. Was darunter die hoͤlzernen Ge- raͤthe anlangt: so werden diese mit dem Beile aus dem Groben gehauen (τεκταίνειν, πελεκεῖν), dann sorg- Griechen. Erste Periode. faͤltiger mit feinern Instrumenten bearbeitet (ξέειν), und hierauf in vertiefte, eingeborte Stellen Schmuck aus Gold, Silber, Elfenbein, Bernstein eingelegt (δινοῦν ἐλέφαντι καὶ ἀργύρῳ, δαιδάλλειν). 2. S. die Beschreibung des Bettes des Odysseus, Od. xxiii, 195 (vgl. Il. iii, 391), des Sessels, den der τέκτων Ikmalios der Penelope gemacht, Od. xix, 56., auch der χηλὸς καλὴ, δαι- δαλέη im Zelt des Achill, Il. xvi, 221., und der, welche Arete dem Odysseus giebt, Od. viii, 424. Τεκταίνειν auch von Schiffen, über deren Arbeit Od. v, 244. zu vgl.; der Troische τέκτων Ἁρμονίδης ist darin ausgezeichnet (Il. v, 60). Λινοῦν bedeutet rundarbeiten, wie τορνοῦν, vgl. Schneider im Lex. s. v. τορεύω. Instrumente , πέλεκυς, σκέπαρνον, ἀξίνη. τέρετρα, τρύπανον (mit Riemen Od. ix, 383.), στάϑμη bei Homer, πρίων als Dädalos Erfindung. — Elfenbein kömmt an Schlüsseln, Zügeln, Schwerdtscheiden (κολεὸς νεοπρίστου ἐλέφαντος, Od. viii, 404. vgl. πριστοῦ ἐλέφαντος Od. xviii, 195. xix, 564) vor, so wie Elektron (Bernstein, Buttmann in den Schr. der Berl. Akademie 1818. 19. Hist. Cl. S. 38.) an Wänden und Geräthen. 57. Diese eingelegte Arbeit in Holz wurde auch noch 1 in nachhomerischer Zeit mit Vorliebe fortgesetzt, und anstatt bloßer Zierathen figurenreiche Compositionen an hoͤlzernen Geraͤthen gebildet. So verziert war die Lade 2 (λάρναξ, κυψέλη), welche die Kypseliden als Tyran- nen des reichen Korinthos nach Olympia geweiht hatten. 2. Sie stand im Heräon zu Olympia, war aus Kedros, von bedeutendem Umfange, wahrscheinlich elliptisch, da Pausanias keine verschiedenen Seiten erwähnt, und λάρναξ von Deukalions u. an- dern Schiffen gebraucht an eine solche Form wohl zu denken er- laubt. Die Figuren waren in fünf übereinanderliegenden Streifen (χώραις) (von denen Paus. jede umhergehend, die erste, dritte und fünfte von der Rechten zur Linken, die zweite und vierte von der L. zur R. gehend beschreibt) theils aus Kedros gearbeitet theils aus Gold und Elfenbein eingelegt. Sie enthalten Scenen aus den he- roischen Mythen, zum Theil auf die Ahnen des Kypselos, der aus Thessalien stammte, bezüglich. Wenn die erklärenden Verse (zum Theil βουστροφηδὸν geschrieben) wirklich von Eumelos waren, wie Paus. vermuthet: so stammt sie aus Olymp. 10. ungefähr. Paus. v. 3* Historischer Theil. 17 — 19. Heyne über den Kasten des Kypselos. Eine Vorlesung 1770. Descrizione della cassa di Cipselo da Seb. Ciampi Pisa 1814. Quatremère-de-Quincy Iup. Olymp. p. 124. Welckers Zeitschrift für Gesch. und Ausleg. der Kunst Th. 1. S. 270 ff. Siebelis, Amalthea ii. S. 257. Thiersch Epochen S. 169. (1829). Der Thron des Amykläischen Apollon scheint in die nächste Periode zu gehören. 1 58. Von metallnen Geraͤthen, wie sie in hoͤch- ster Vollkommenheit Hephaͤstos, der Vorstand aller Schmie- de (χαλκεῖς), verfertigt, ruͤhmt Homer Kessel, Schalen, Dreifuͤße, Becher, Panzer, Schilde; zum Theil als ein- 2 heimische zum Theil als auslaͤndische Arbeiten: an denen eine große Menge metallischer und andrer glaͤnzender Stoffe vorkommen, welche man auf eine effektvolle Weise zusammenzustellen liebte. 1. Dreifüße des Hephästos Il. xviii, 374, und sonst. Nestors Becher mit zwei Boden und vier Henkeln (οὔατα), an denen goldne Tauben gebildet, Asklepiades περὶ Νεστορίδος, Amalthea iii. S. 25. Der Kyprische Panzer (daran κυάνεοι δράκοντες ἴρισσιν ἐοικότες), der Schild mit einem Gorgoneion, und die übrige Rüstung des Agamemnon Il. xi, 17 ff. Schild des Aeneas, Il. xx, 270. Ein Aegyptischer Spinnkorb, Od. iv, 125., Sidonische Krateren, Il. xxiii, 743. Od. iv, 616. Ein χαλκεὺς und χρυσοχόος Laerkes Od. iii, 425. ver- goldet die Hörner der Stiere. 2. Metalle . Erz, auch Eisen, (Ιδαῖοι Δάκτυλοι εὗρον ἐν οὐρείῃσι νάπαις ἰόεντα σίδηρον, ἐς πῦρ τ̕ ἤνεγκαν καὶ ἀριπρεπὲς ἔργον ἔδειξαν, Phoronis) Gold, Silber, κασσίτε- ρος (wahrscheinlich Zinn, latein. plumbum album, Beckmann Geschichte der Erfindungen iv. S. 327 ff.) Blei, κύανος (ein me- tallischer Stoff von schwarzblauer Farbe), τίτανος (Gyps) am Schilde des Herakles bei Hesiod. Vgl. Millin Minéralogie Ho- mérique (2 ed. 1816) p. 65 seq. Köpke Kriegswesen der Grie- chen im heroischen Zeitalter S. 39. Ueber die Instrumente ἄκμων (ἀκμόϑετον), ῥαιστήρ, σφυρά, πυράγρα, die φῦ- σαι (ἀκροφύσιον), χόανα Millin p. 85. Clarac Musée de Sculpt. I. p. 6 seq. 59. An einem dieser Kunstwerke, dem Hephaͤstischen Schilde des Achilleus, schildert Homer auch große Com- Griechen. Erste Periode. positionen aus zahlreichen Figuren: aber grade die große Fuͤlle und Ausdehnung dieser Darstellungen und die ge- ringe Ruͤcksicht, welche dabei auf das wirklich Darstell- bare genommen wird, entfernen den Gedanken an mensch- liche Arbeiten von aͤhnlichem Umfang, wenn man auch wohl zugeben muß, daß im Kleinen Figuren auf Metall- platten anzubringen nichts unerhoͤrtes war. Man kann 2 dabei nicht anders verfahren sein, als daß man das er- weichte und zu Platten geschlagene Metall mit scharfen Instrumenten zuschnitt, und mit Naͤgeln, Stiften u. dgl. auf den Grund befestigte. 1. Am Schild des Achilleus haben Restaurationsversuche angestellt früher Boivin u. Caylus, neuerlich Quatremère-de-Quincy Iupi- ter Olymp. p. 64. Mem. de l’ Institut royal T. iv. p. 102. Vgl. Welcker Zeitschr. i. S. 553. ad Philostr. p. 631. 2. Ueber das Schmelzen des Metalls Il. xviii, 468. Hes. Theog. 862. vgl. Schneider s. v. χοάνη. Gußwerke aber sind später, so wie die Kunst des Löthens. Alle älteren Werke sind σφυρήλατα . Die Zusammenfügung geschieht durch mecha- nische Mittel, δεςμοὶ (Il. xviii, 379), ἧλοι (Il. xi, 634), περόναι, κέντρα (Paus. x, 16, 1). Aeschylos Sieben 525 ff. ἐν χαλκηλάτῳ σάκει — Σφίγγ̕ ὠμόσιτον προςμε- μηχανευμένην γόμφοις — λαμπρὸν ἔκκρουστον δέμας. Das Befestigen von Metallzierrathen auf einen Grund (z. B. auch das Verzieren von Sceptern mit goldnen Nägeln) ist die ἐμ- παιστικὴ τέχνη. Lobeck zu Soph. Aias V. 846. S. 357. 60. Sehr vervollkommnet wurde nach den homeri- schen Zeiten die Arbeit an Gefaͤßen durch zwei große Er- findungen, erstens die des Gusses in Formen , welche einem Samischen Meister Rhoͤkos Phileas Sohn und seinem Sohne Theodoros zugeschrieben wird, und ohne Zweifel auch bei der Verfertigung von Krateren und andern Gefaͤßen, in denen diese Kuͤnstler sich auszeichne- ten, ihnen großen Vorschub leistete. Die Geschichte der alten Samischen Künstler-Schule ist sehr schwierig, auch nach Thiersch Epochen S. 181. (der zwei Historischer Theil. Theodoros u. zwei Telekles unterscheidet), Hirt Amalth. 1. S. 266. (der beide Unterscheidungen verwirft), Meyer Kunstgesch. Anm. S. 26. Julius Sillig im Catalog. Artif. s. v. Rhoecus, Telecles, Theodorus, Panofka Sam. p. 51. mit dem das Fol- gende am besten stimmt. Hierin vereinigen sich die Zeugnisse: Herod. i, 51. iii, 41. 60. Diodor i, 98. Vitruv. Praef. vii . Plin. vii, 57. xxxiv, 8, 19, 22. xxxv, 12, 43. xxxvi, 13, 19, 3. Paus. iii, 12, 8. viii, 14, 5, x, 38, 3. Amyntas bei Athen. xii, 514 F. Diogen. L. ii. 8, 19.; nur daß, mit Einigen bei Plinius den Rhökos und Theo- doros lange vor Ol. 30. zu setzen, die Geschichte des Ephesischen Tempels (§. 80. A. 1.) nicht duldet. Die möglichste Dehnung der Genealogie ist diese. Olymp. 35. Rhökos , Phileas Sohn, der erste Architekt des ungeheuern Heräons, (Samos also schon sehr reich und mächtig; es erhielt Ol. 18. die ersten Trieren; seine Macht scheint besonders um Ol. 30. zuzunehmen), am Lemnischen Labyrinth thätig. Er- findet den Erzguß. Ohne Zweifel gehörte zu den Werken dieser Schule schon der eherne Kessel, welchen die von Tartessos heimkehrenden Samier (um Ol. 37.) ins Heräon weihten, mit Greifenköpfen in Hautrelief am Rande, und 3 knieenden 7 Ellen hohen Figuren als Füßen. Herod. iv, 152. 61. Zweitens durch die Kunst des Loͤthens (der κόλλησις, ferruminatio), d. h. einer chemischen Verbin- Griechen. Erste Periode. dung von Metallen, in der Glaukos von Chios, ein Zeitgenoß des Halyattes (40, 4 — 55, 1), und wahr- scheinlich Zoͤgling der Samischen Erzgießer, sich Ruhm er- warb, und seine Kunst ebenfalls durch kuͤnstliche Ge- raͤthe, besonders einen Untersatz eines Kraters zu Delphi, bewaͤhrte. Ein Chier nach Herod. Paus. u. a., ein Samier nach Steph. Byz. s. v. Αἰϑάλη. S. Sillig. s. v. Glaucus, nebst den Scholien zu Platon Phäd. p. 108, 18. Bekk. u. Heindorf. p. 225. Besonders wird die κόλλησις σιδήρου als seine ausschließliche Erfindung genannt; daß es Löthung ist, läßt sich nach Paus. x, 16, 1. sehr deutlicher Beschreibung des ὑποκρητηρίδιον nicht be- zweifeln. Ueber die Art des Löthens Fea zu Winckelm. Th. v. S. 429. Dresden. Ἐπίτηκτος κρατὴρ Corp. Inscr. 1. p. 236. 62. Ein drittes Handwerk, welches wegen der un- scheinbaren Geraͤthe, die es, fuͤr sich genommen, liefert, weniger erwaͤhnt wird, als es seines Zusammenhangs wegen mit der plastischen Kunst verdiente, ist die Toͤpfer- kunst , κεραμευτική. Sie bluͤht als ein sehr ansehnliches Gewerk besonders zu Korinth, Aegina, Samos und Athen, wo die Toͤpfer seit alten Zeiten einen bedeuten- den Theil der Bevoͤlkerung ausmachten. Homer beschreibt Il. xviii. 600. die Töpferscheibe , das niedliche Gedicht Κάμινος ἢ Κεραμίς den Ofen, den Athena beschützt aber viele feindliche Dämonen bedrohen. Das Hand- werk wird zeitig in Korinth ausgebildet (Hyperbios, Dibutades s. Böckh. ad Pind. O. xiii , 27), von wo es um Ol. 30 nach Tarquinii kam, auf Aegina (χυτρόπωλις, Pollux vii, 197. Hesych. u. Phot. u. Ἠχὼ πετραία, Aeginet. p. 79), Samos (Samia terra, vasa, Panofka Sam. p. 16.), in Athen (Ke- rameikos Stadtquartier und Vorstadt; Athena, Hephästos u. Pro- metheus (Lukians Prometh.) Vorsteher des Gewerks; Körobos sollte die ersten Töpferwerkstätten, Hyperbios und Euryalos (Agro- las bei Paus.) nach Plin. die ersten Backstein-Mauern errichtet haben; die Erde der Kolias ein treffliches Material; Oelkrüge Preise Historischer Theil. an den Panathenäen; Diota auf Münzen; Topfmarkt besonders am Feste des Weinfüllens, ἐν τοῖς Χουσί; Phönicier führten Attische Geschirre bis nach Kerne. S. Skylax p. 54. Hudson, Aristoph. Acharn. 902. Eratosth. bei Macrob. Sat. v, 21. Matron bei Athen. iv , 136 F. u. die Anführungen in den Wien. Jahrb. xxxviii. p. 272). 1 63. So wie die Toͤpfer in diesen Werkstaͤtten ihr Material moͤglichst zu verbessern und ihm durch Mischun- gen, besonders mit Roͤthel-Erde, mehr Reiz zu geben 2 suchten: so finden sich auch schon an den aͤltesten Gefaͤßen Griechischer Werkstaͤtten zierliche Formen, und in Hen- keln, Griffen und andern aus freier Hand zugefuͤgten Theilen tritt die Kunstfertigkeit des Πλάστης im ur- spruͤnglichsten Sinne hervor. 1. Dibutadis inventum est, rubricam addere, aut ex rubrica cretam fingere, Plin. Die Κωλιὰς γῆ mischte sich trefflich mit μίλτος, Suidas s. v. Κωλιάδος κεραμῆες. 4. Bildende Kunst . 1 64. Die Homerischen Gedichte und die auf anderm Wege uns zugekommenen mythischen Nachrichten stimmen darin uͤberein, daß das fruͤhere Griechenland außer Goͤt- 2 terbildern keine Bildsaͤulen kannte; und wenn auch schmuͤk- kende oder an Baudenkmaͤlern angebrachte Bildwerke ande- rer Art vorkommen: so scheint ein rundes, fuͤr sich ste- hendes Bild, welches kein Tempelidol war, in Grie- chenland lange Zeit etwas unerhoͤrtes gewesen zu sein. 1. Dagegen war Aegypten, zum Theil auch der Orient, seit alten Zeiten voll von Statuen von Königen u. Priestern. Die goldenen Dienerinnen des Hephästos, so wie die goldenen u. silber- nen Hunde, die er dem Alkiuoos zu Hütern des Hauses gegeben, deuten auf nichts Wirkliches. Die Stelle der Il. xviii, 590. ist mit einigen alten Erklärern so zu verstehn: daß Hephästos einen Tanzplatz , eine Orchestra, an dem Schilde bildet, dem ähnlich, den Dädalos in Knossos für die Ariadne eingerichtet (die Griechen. Erste Periode. als Kreterin mit Jünglingen tanzt). Dies ist die Grundbedeutung von χορός, vgl. Il. iii, 394. Od. viii, 260. nebst Eust., ihre Festhaltung entfernt alle Schwierigkeiten. Die spätern Kreter ver- standen die Stelle freilich anders, Paus. ix, 40.; auch d. j. Phi- lostr. 10. 2. Ein sehr merkwürdiges architektonisches Bildwerk sind die Kyklopischen Löwen auf dem Thor von Mykenä (vgl. die Sage von den Mauern von Sardis Herod. i, 84) in einem zwar rohen aber natürlich einfachen Styl. Paus. ii, 16, 4. W. Gell Ar- gol. pl. 8 — 10. Aehnlich war wohl das Kyklopische Gorgoneion, Paus. ii, 20, 5. 65. Abgesehen von den aͤußern, in dem Mangel der Technik liegenden Umstaͤnden, welche der Entwickelung der bildenden Kunst große Hindernisse in den Weg leg- ten, war es der ganze Charakter der Phantasie, beson- ders der dem Leben der Goͤtter und Heroen zugekehrten, welcher in jener Zeit bei den Griechen die Ausbildung der Plastik noch zuruͤckhielt. Die Phantasie der Griechen, wie sie in der epischen Poesie hervortritt, ist noch zu sehr mit der Ausmahlung des Wunderbaren und Uebergewalti- gen beschaͤftigt, die Vorstellungen von den Goͤttern haben noch zu wenig sinnliche Bestimmtheit erlangt, als daß die Poesie nicht unendlich besser zu ihrer Darstellung sich geeignet haben sollte als die Plastik. Es läßt sich wohl begreifen, daß zwischen der Zeit, welche die Götter noch ganz im Herzen und Gefühl trägt, und der, welche sie in plastische Gestalten verwandelt, eine in der Mitte steht; das ist bei den Griechen die der epischen Poesie. Das plastische, feste Gestalten bildende, Talent ist nicht zu verkennen, aber es bildet sich erst durch die epische Poesie allmählig aus. — Die Gestalten der Götter sind gigantisch; ihre Erscheinungen nicht selten geisterhaft; die Formen, in denen sie erscheinen, lassen sich oft wenig festhal- ten. Beiwörter, Beschreibungen sind meist wenig plastisch. Auch die Thaten der Heroen sind oft unplastisch, die des Achilleus am meisten. Darin liegt wohl der Grund der auffallenden Erscheinung, warum die schmückenden Bildwerke am Schilde des Achill u. sonst Historischer Theil. bei Homer nie mythische Gegenstände, sondern aus dem bürgerli- chen und Landleben genommene enthalten (was die übersahn, die die beiden Städte für Eleusis u. Athen erklärten), ausgenommen etwa die über das Volk vorragenden ganz goldnen Figuren des Ares u. der Athena. Eris, Kydoimos haben sich in Menschen verwandelt. Der Schild des Herakles, wenn auch zum Theil roher gedacht und phantastischer ausgeschmückt, steht doch in vielen Stücken den wirklichen Kunstwerken, namentlich den ältesten Vasen- gemälden, so wie dem Kasten des Kypselos, näher (das Drachen- bild in der Mitte, die Eber u. Löwen, die Ker [ Scut. 237. Paus. v, 19, 1.] die Kentaurenschlacht, Perseus u. die Gorgonen). 1 66. Was nun aber das Goͤtterbild betrifft: so macht dies von Anfang an durchaus nicht den Anspruch ein Bild (εἰκὼν) des Gottes zu sein, sondern ist nur ein symbo- lisches Zeichen (§. 32.) seiner Gegenwart, wozu die Froͤm- migkeit alter Zeiten um so weniger Aeußeres bedarf, je mehr sie innerlich von dem Glauben an diese Gegenwart erfuͤllt ist. Daher Nichts gewoͤhnlicher als rohe Steine, Steinpfeiler, Holzpfaͤhle u. dgl. als Cultusbilder aufgestellt 2 zu finden. Zum Gegenstande der Verehrung wird alles dies weniger durch die Form als durch die Consecration (ἵδρυ- 3 σις). Wird das Zeichen zur Ehre des Gottes kostbarer und zierlicher ausgebildet, so heißt es ein ἄγαλμα , wie auch Kessel, Dreifuͤße und andere Zierden der Tempel. 1. Ἀργοὶ λίϑοι besonders bei großen Naturgöttern, Eros von Thespiä, Chariten in Orchomenos. Paus. ix, 27, 1. 35, 1. vgl. vii, 22, 3. ‘Ερμαῖα Steinhaufen durch welche man zugleich die Wege reinigt. Die alterthümliche Frömmigkeit erfüllt zwei Zwecke zu- zugleich. Eustath. zur Od. xvi, 471. Suidas ‘Ερμαῖον. Otto de diis vialibus c. 7. p. 112. sq. Die λιπαροὶ λίϑοι an den Dreiwegen, Theophrast Charakt. 16. vgl. Casaub. Der Ζεὺς καππώτας in Lakonien, Paus. iii , 22. Jupiter lapis als Rö- mischer Schwurgott. Die dreißig Pfeiler zu Pharä als Bildsäulen eben so vieler Götter Paus. vii, 22, 3. Von solchen Steinpfeilern spricht ausführlich Zoëga de Obeliscis p. 225 ff. Griechen. Erste Periode Im Tempel der Chariten von Kyzikos war ein dreieckiger Pfeiler , den Athena selbst als erstes Kunstwerk geschenkt, Ja- cobs Anthol. Pal. 1. p. 297 n. 342. Böckh Expl. Pind. p. 172. Apollon Agyieus κίων κωνοειδής bei den Doriern, in Delphi, Athen. Dorier i. p. 299. Kömmt häufig auf Münzen vor, z. B. von Ambrakia. Artemis Patroa Paus. ii, 9, 6. Die Stele auf dem Grabe, ein ξεστὸς πέτρος, ist ἄγαλμ̕ Ἀΐδα, Pind. N. x, 67. Das Tropäon ist ein βρέτας Διὸς τροπαίου, Eurip. Welcker Sylloge Epigr. 1. Lanzen als alte Götterbildsäulen (Käneus, Parthenopäos bei Aeschylos) Justin. xliii, 3. Zeus Skeptron oder δόρυ in Chäronea verehrt, Paus. ix, 40, 6. So stellt der Dreizack den Poseidon (Böttiger Amalth. ii. S. 310), das κηρυκεῖον den Her- mes dar; solche ἀγάλματα muß man sich auf der κοινοβωμία bei Aeschylos Ἱκετ. 219. denken. Die Hera zu Argos ein κίων, Phoronis bei Klem. Strom. 1. p. 418, zu Samos σανίς (Kallimachos bei Euseb. Praep. Ev. iii , 8.) so wie die Athena zu Lindos ein λεῖον ἕδος (λεῖον ποιεῖν steht entgegen dem τέμνειν, ξέειν, Corp. Inscr. p. 281). Nach Tertullian Apolog. 16. die Pallas Attica u. Ceres Raria ein rudis palus. Dionysos (περικιόνιος) zu Theben ein στῦλος, mit Epheu umrankt, Klem. Str. 1. p. 348. Sylb.) Hermes-Phallus in Kyllene. Paus. vi, 26, 3. vgl. Ar- temidor i, 45. Reiff p. 257. Die Dioskuren in Sparta zwei Bal- ken mit zwei Querhölzern (δόκανα). Plut. de frat. am. 1. p. 36. Die Ikarische Artemis ein lignum indolatum, Arnob. adv. gentes vi , 11. u. s. w. 2. Ueber das ἱδρύεσϑαι (aufrichten, mit Wolle umwinden, sal- ben, eine Oblation oder Opfer) Vandale de oraculis p. 624. 3. Ueber ἄγαλμα Ruhnken ad Timaeum, Siebelis Paus. T. 1. p. xli . Barkers Stephan. s. v. Aehnliche Bilder der Phönicier : Bätylien (Dahlberg von Cultus der Meteorsteine), Meta von Paphos (Lenz de dea l’a- phia), der Zeus Kasios ein Steinhaufe. 67. Um das Zeichen in naͤhere Beziehung zur Gott- heit zu setzen, fuͤgt man einzelne besonders bezeichnende Theile hinzu, Koͤpfe, Arme welche die Attribute halten, Historischer Theil. Phallen bei den erzeugenden Gottheiten. Hierdurch ent- stand die Herme, welche sehr lange Zeit das Haupt- werk der Sculptur in Stein blieb. So bildete sich die Erzsäule des Amykläischen Apoll mit be- helmten Kopf und bewaffneten Händen, der Διόνυσος Φαλλὴν auf Lesbos (Paus. x, 19. Euseb. Praep. Ev. v, 36. Lobeck de thriis Delph. i. p. 4.), besonders die τετράγωνος ἐργασία der Hermen. Die τετραγ. ἐργ. war wohl, wie der Hermes- dienst, in Arkadien zu Hause (Paus. viii, 31, 4. 39, 4. 48, 4. περισσῶς γάρ δή τι τῷ σχήματι τούτῳ φαίνονταί μοι χαίρειν οἱ Ἀρκάδες), aber wurde zeitig von den verwandten Athenern cultivirt (Thuk. vi, 27.), von wo Pausan. ( i, 24. iv, 33.) die viereckten Hermen ableitet. ‘Ερμογλυφεῖα in Athen das Quartier der Steinarbeiter (λιϑοξόοι Lukians Traum 7). Der Kopf keilbärtig (σφηνοπώγων, Artemidor ii, 37.); statt der Arme (ἄκωλοι, trunci ) höchstens Vorsprünge zum Kranzaufhängen (z. V. Antich. di Ercol. T. iii. t. 36, 2), der Phallus darf nicht fehlen (die ‘Ερμοκοπίδαι περιέκοψαν, vgl. besonders Ari- stoph. Lysistr. 1093), öfter ein Mantel umher (Paus. viii, 39, 4. Diogen. L. v, 82.). Sie stehen auf den Straßen, an Kreuzwe- gen (Prokleides ‘Ερμῆς τρικέφαλος zu Ankyle von Aristoph. τριφάλης genannt, Philochoros p. 45. Siebelis; der τετρακέφα- λος von Telesarchides im Kerameikos, Eust. zur Il. xxiv, 333. Hesych s. v. ‘Ερμῆς) als Wegweiser, auch mit Stadienbezeich- nung (zum Corp. Inscr. n. 12. vgl. Anthol. Pal. T. ii. p. 702. n. 254). Vgl. Sluiter Lectt. Andocid. c. 2. p. 32 sq. Als Kopfbilder sind noch die Πραξιδίκαι ϑεαὶ zu merken (Ger- hards Bildw. Prodromus S. 64. 107). 1 68. Die Holzschnitzer dagegen wagten zeitig, besonders bei Goͤttern, deren Attribute eine vollstaͤndige Figur zur Grundlage forderten, wie bei der Pallas, ganze Bilder (ξόανα) zu verfertigen. Solche Bilder galten noch spaͤ- ter als die heiligsten; zahllose Wundersagen erklaͤrten haͤufig nur ihre Gestalt, z. B. die gezuͤckte Lanze, die knieende 2 Stellung, die eingedruͤckten Augen. Ihr Ansehn war oft, besonders wegen Ueberladung mit Attributen, seltsam und 3 laͤcherlich. Die Fuͤße wurden nach der einfachsten Weise nicht getrennt, die Augen durch einen Strich bezeichnet; dann folgt eine schreitende Stellung mit wenig geoͤffne- Griechen. Erste Periode. ten Augen. Die Haͤnde liegen, wenn sie nichts tragen, am Leibe. 1. Ξόανον Siebel. Paus. T. i. p. xlii. ἐδος, ein Tem- pelbild, ein ἱδρυμένον (im engern Sinn ein sitzendes. Corp. Inscr. 1. p. 248. 905). Welcker Sylloge n. 1. ‘Εδοξοεῖν, Ruhnken ad Tim. p. 93. Das Troische Palladion, ein διιπετὲς nach Apollod. iii, 12, 3. (vgl. Diod. Frgm. n. 14. p. 640 Wess.) schwingt in der R. die Lanze, und hält in der L. Rocken und Spindel. Doch denkt man bei Παλλάδιον (in Argos, Athen, Siris) sonst nur an die Schild u. Speer erhebende Pallas, im Gegensatze sitzender Pallasbil- der, dergleichen auch in Troja nach Il. vi, 92. vgl. Strab. xiii, p. 601. Eust. zu Il. a. O. waren. S. die Palladien in den Darstellungen des Raubs des Diomedes, der Verfolgung der Kas- sandra und sonst (unten §. ). Vgl. Millingen Anc. Uned. Monum. Ser. ii. p. 13. 2. S. die Sagen von der Lächerlichkeit der Delischen Leto (Athen. xiv, 614.) und dem von den Tirynthischen Prötiden verspotteten Herabilde (Akusil. bei Apollod. ii, 2, 2.) wahrscheinlich dem von Peirasos aus wildem Birnbaum geschnitzten (Thiersch Epochen S. 20). Von Dädalos Bildern: ἀτοπώτερα μὲν τὴν ὄψιν, ἐπιπρέπει δὲ ὅμως τι καὶ ἔνϑεον τούτοις, Paus. ii, 4. 3. Σκέλη συμβεβηκότα, σύμποδα der alten Bilder Apollod. a. O. Aeginet. p. 110. Dädalos διαβεβηκότα schienen leben- dig. Gedike zu Platons Menon p. 72. Buttmann. Χεῖρες πα- ρατεταμέναι Diod. i, 98. καϑειμέναι καὶ ταῖς πλευραῖς κεκολλημέναι iv, 76. Die ὄμματα μεμυκότα, die Dä- dalos öffnet (Diod. iv, 76. Suidas s. v. Δαιδάλου ποιήματα. Schol. zu Plat. p. 367. Bekk.) veranlassen die Sagen von den καταμύσεις, wie beim Palladion von Siris, Lykophr. 988. Strab. vi. p. 264. vgl. Plut. Camill 6. 69. Die Hauptsache aber war bei diesen Bildern, daß sie Gelegenheit gaben, die Gottheit nach menschlicher Weise vielfach zu bedienen und zu besorgen. Diese Holz- bilder werden gewaschen, gebohnt, angestrichen, gekleidet, frisirt; mit Kraͤnzen und Diademen, Halsketten und Ohr- gehaͤngen ausgeschmuͤckt, sie haben ihre Garderobe und Historischer Theil. Toilette, und in ihrem ganzen Wesen entschieden mehr Aehnlichkeit mit Puppen ( manequins ) als den Werken der ausgebildeten plastischen Kunst. Die Sitte, die Götter auf solche Weise zu putzen, reicht von Babylon bis Italien. Die Capitolinischen Götter hatten eine förm- liche Dienerschaft zu solchen Zwecken (Augustin de Civ. Dei vi, 10.). Die Farben der ξόανα sind grell, oft bedeutsam. Dio- nysos, Hermes, Pan werden roth gefärbt (Paus. ii, 2, 5. viii, 39, 4. Voß zu Virgil Bd. ii, p. 514.), Athena Skiras weiß (Ἀϑ. Σκιρὰς λευκῆ χρίεται, Schol. Arist. Wesp. 961). In Rom wurde Jupiter von den Censoren miniandus locirt. Die Gesichter oft vergoldet, wie der Apollon auf dem Berge Thornax in Lakonika mit Krösos Golde. Vgl. Herod. i, 69 mit Athen. vi, p. 232. Ueber die bekleideten Tempelbilder Quatr.-de- Quincy Iup. Ol. p. 8 sq. Peplen der Pallas in Troja, in Athen, in Tegea (nach Münzen), der Hera zu Elis, des Asklepios und der Hygieia zu Titane P. ii, 11, 6. Urkunde über die Garderobe der Artemis Brauronia zu Athen (Ol. 107, 4 ‒ 109, 1.) C. I. n. 155. χιτῶνα ἀμόργινον περὶ τῶ ἕδει — ἱμάτιον λευκὸν παραλουργὲς, τοῦτο τὸ λίϑινον ἕδος ἀμπέχεται — ἀμπέ- χονον ΑΡΤΕΜΙΔΟΣ ΙΕΡΟΝ ἐπιγέγραπται περὶ τῷ ἕδει τῷ ἀρχαίῳ u. s. w. Πλυντήρια in Athen, das Fest des Kleiderwaschens der Athena, den 25 Thargelion (Πραξιεργίδαι.). Καλλυντήρια, des Abputzens der Bildsäule, den 19. (Vgl. Bekkers Anecd. i, p. 270. wo Καλλυντήρια einzufügen) Λου- τρίδες und πλυντρίδες, vgl. Alberti zu Hesych Th. ii, S. 498. Κατανίπτης Etym. M. Λουτρὰ der Pallas zu Argos nur mit Oel ohne Salben und Spiegel (Kallim. Hymnus 13 ff. vgl. Spanheim u. du Theil Mem. de l’Ac. xxxix p. 237.) Ηρεσίδες λουτροφόροι der Hera zu Argos, Etym. M., Hesych. Ἐνδυμάτια daselbst Plut. de mus. 9. Πάτος das Gewand Hesych. Ein Beispiel einer vollständig drapirten Statue ist die Sami- sche Hera, als Zeusbraut nubentis habitu dargestellt (Varro bei Laktanz Inst. i, 17.), verua unter den Händen, auf Münzen ( Geßner Num. Imper. T. 127. n. 80. 81.) und in einer Ter- racotta, die ein Privatmann zu Cambridge besitzt. Wahrscheinlich das Werk des Smilis §. 70. Andre Cultusbilder: die Ἥρα τελεἱα auf dem Fries von Phigalia, die Χρύση von Lemnos bei Millingen l’eint. de Griechen. Erste Periode. div. coll. 50. 51., Ἄρτεμις Λουσία pl. 52., die Lydisch- Griechischen Artemis-Bilder von Ephesos (über die Holzart, Vitruv ii, 9. Plin. xvi, 79.), Magnesia und andern Städten (Mene- treius Diana Ephesia, Millin Gal. myth. i, t. 30.) mit den Stäben unter den Händen (Holsteinius Epist. de fulcris s. veru- bus Dianae Ephesiae ). Eine steinerne Nachbildung des ξόανον der Nemesis zu Rhamnus gefunden, im Britt. Museum ( xv, 307. 1821) Uned. Antiq. of Att. Ch. 7. pl. 2. 70. Die Holzschnitzer uͤbten ihre Kunst, wie das 1 fruͤhere Alterthum auch die meisten andern, in Familien und Geschlechtern nach der Weise der Vaͤter mit einem schlichten und anspruchslosen Sinne: daher sehr wenig individuelle Namen hervortreten. Der Name Daͤdalos 2 bezeichnet die Thaͤtigkeit der Attischen und Kretischen; der Name Smilis die der Aeginetischen Bildner. Noch 3 mythischer und dunkler ist der Name der Telchinen. 4 2. Δαίδαλος (§. 50. 64. 68.), Eponymos der Δαιδαλί- δαι (vgl. die Ἡφαιστιάδαι) zu Athen, zu denen auch Sokrates gehörte. Sohn des Μητίων, Εὐπάλαμος, Παλαμάων. Zu- gleich Vater der Kretischen Kunst. Von seinen Holzbildern beson- ders Paus. ix, 40, 2; mehrere davon waren in Kreta (Κρηυικὰ ξὀανα auch Paus. i, 18, 5.). Angebliche Arbeiten des Däda- kos in Libyen (Skylax p. 53. Huds.). Seine angeblichen Erfin- dungen sind besonders Instrumente der Holzarbeit, serra, ascia, perpendiculum, terebra, ichthyocolla, so wie malus anten- naeque in navibus Plin. vii, 57. Dädaliden (außer Ta- los u. Perdix) Endöos von Athen, Verfertiger eines sitzenden Holzbildes der Athena zu Erythrä, eines andern von Kallias ge- weihten zu Athen, eines elfenbeineren zu Tegea, wahrscheinlich erst um Ol. 55. Learchos von Rhegion (nach Ol. 14), dessen eherner Zeus zu Sparta aus gehämmerten Stücken zusammen- genietet war, Paus. iii, 17. Dipönos und Skyllis §. 82. 3. Σμῖλις (von σμίλη) erscheint unter Prokles (140 n. Tr.) in Samos arbeitend, um Ol. 40 in Lemnos am Labyrinth mit Rhökos und Theodoros. Besonders Herabilder. Aeginet. p. 97. 4. Als eine alte Schmiede- und Bildner-Innung erscheinen auch die Τελχῖνες ( Mulciber ) zu Sikyon, Kreta und Rho- dos, von denen Götterwaffen und Bilder (ἠρα, Ζεὺς, Απόλ- Historischer Theil. λων Τελχίνιος in Rhodos) hergeleitet werden. Auf das Däda- lische Leben ihrer Bilder und den bösen Ruf ihrer Zauberkünste deutet Pindar O. vii, 50 vgl. Böckh Expl. p. 172. Welcker Prometh. S. 182. Höck Kreta i, S. 345. Alle diese Innungen und Geschlechter erscheinen in der Sage nicht selten als bösartige Zauberer. Auch dem Epeios von Panopeus (einer Minyerstadt), dem Meister des δούρειος ἵππος, wurden einige ξόανα beigelegt. — Die Samischen Brüder Telekles und Theodoros verfertigen ein Holzbild (ξόανον) des Apollon Pythaeus zu Samos, nach einer Aegyptisirenden Anekdote getrennt arbeitend, nach einem festen Kanon, Diodor i, 98. 1 71. In dem letzten Jahrhundert dieser Periode fin- den sich auch Goͤtterbildsaͤulen aus Metall, wie der Zeus des Daͤdaliden Learchos (§. 70. Anm. 2.), einige wenige Bilder der Samischen Schule, und besonders der 2 von Kypselos oder Periander (etwa Ol. 38.) nach Olym- pia geweihte aus Gold geschlagene Zeus von kolossaler Groͤße, der zugleich auf schlaue Weise den Privatreich- thum der Korinthier zu verringern bestimmt war. 1. Von der Samischen Schule konnte Pausanias aus Erz nur eine Statue der Nacht zu Ephesos von Rhökos, ein sehr rohes Werk, ausfindig machen. x, 38, 3. 2. Das Kypseliden -Werk heißt κολοσσὸς, εὐμεγέϑης ἀνδριὰς, ἄγαλμα, Ζεὺς, χρυσοῦς, σφυρήλατος, ὁλόσφυ- ρος (nicht plattirt). Besonders belehrende Stellen sind Strab. viii, p. 353. 378., die Schriftsteller bei Photios und Suidas s. v. Κυψελιδῶν, die Schol. Platon Phädr. p. 20, 1. Bekk. Αὐτὸς ἐγὼ χρυσοῦς σφυρήλατος εἰμὶ κολοσσός — Ἐξώλης εἴη Κυψελιδῶν γενεά. Vgl. Schneider Epim. ad Xen. Anab. p. 473. 1 72. Auch aus den Werkstaͤtten der Toͤpfer gingen Goͤtterbilder hervor, wenn auch weniger fuͤr den Tempeldienst, als fuͤr den haͤuslichen Cultus und die Bestattung: dergleichen noch, Werke der Attischen πηλο- πλάϑοι oder Προμηϑεῖς, von großer Simplicitaͤt und Griechen. Erste Periode. Roheit, haͤufig in Attischen Graͤbern gefunden werden. Auch zum Schmuck von Haͤusern und Hallen werden zei- 2 tig, besonders in Korinth und im Attischen Kerameikos, Figuren und Reliefs von Erde gemacht. 1. Πήλινοι ϑεοί, besonders Hephästos, Schol. Arist. Vögel 436. Juven. x, 132. Attische Sigillarien, Walpole’s Mémoirs p. 324. pl. 2. 2. Sage von dem ersten thönernen Relief (τύπος) des Di- butades, Plin. xxxv, 43. Protypa, ectypa Bas- und Haut- relief. Chalkosthenes macht am Kerameikos von Athen cruda opera (Plin. 45); hier sah Pausanias ἀγάλματα ὀπτῆς γῆς auf dem Dache der βασίλειος στοά, i, 3, 1. vgl. 2, 4. 5. Anfaͤnge der Mahlerei. 73. Die Mahlerei ward in Griechenland noch spaͤter, 1 als die Plastik, eine unabhaͤngige Kunst, zum Theil des- wegen weil der Griechische Cultus ihrer wenig bedurfte. Homer, welcher mehrermal Gewaͤnder mit eingewebten Figuren erwaͤhnt, spricht von keiner Art von Mahlereien 2 als den „rothwangigen Meerschiffen“ und einem elfenbei- nernen Pferdeschmuck, den eine Maͤonerin oder Karerin 3 mit Purpur faͤrbt. Lange bestand alles Mahlen im Co- loriren von Bildern und Reliefs aus Thon und Holz. 1. Πίνακες als Votivtafeln an Götterbildsäulen gehängt, Ae- schyl. Ἱκετ. 466., eben so an heilige Bäume, Ovid Met. viii, 744. vgl. Tischbeins Vaseng. i, 42. Millin Mon. ined. i, 29. 2. Die Diplax der Helene mit den Kämpfen der Troer und Achäer um sie, Il. iii, 126. Die Chläna des Odysseus mit ei- nem Hund und Reh (wenn diese nicht vielmehr an der περόνη zu denken sind) Ob. xix, 225. 3. Dem Il. iv, 141. geschilderten ἵππου παρήιον entspre- chen die in Ephesos gemahlten φάλαρα des Agesilaos, Xen. Hell. iii, 4, 17. iv, 1, 39. Ephesos war immer halb-Lydisch (Aristoph. Wolken 600). 4 Historischer Theil. 74. Die ersten Fortschritte in der Mahlerei schreiben die Griechischen Kunsttraditionen den Korinthiern und Sikyoniern zu; und nennen sogar, doch ohne große Be- glaubigung, die einzelnen Ersinder der Umrißzeichnung und monochromen Gemaͤhlde mit Namen. Plin. xxxv, 5. 11. 34. Linearis pictura von Klean- thes von Korinth. Spargere lineas intus, Ardikes v. Kor. Telephanes v. Sik. Monochromen Kleophant v. Kor. Hygie- mon, Deinias, Charmadas, Eumaros von Athen, qui primus in pictura marem feminamque discrevit (durch helleres Colorit). Bularchos von Kandaules († Ol. 16, 1.) mit Gold auf- gewogenes Magnetum excidium ( vii, 39), Magnetum proe- lium ( xxxv, 34), muß um so mehr als Mißverstand des Plin. verworfen werden, da die von Archilochos erwähnte Eroberung Mag- nesias durch die Trerer (die einzige bekannte) erst unter Ardys, nach Ol. 26, fällt. Vgl. Heyne Artium tempora Opusc. Acadd. V, p. 349. Antiq. Aufs. i S. 114. Zur Gesch. der Mahlerei Caylus Mémoires de l’ Ac. des Inscr. T. xix p. 250. Hirt Sur la peinture des anciens Mem. v. Mémoires de Berlin 1803. p. 149. Levesque sur les progrès successifs de la peinture ches les Grecs. Mem. de l’Inst. Nat. Litterat. T. I, p. 374. J. J. Grund Mahle- rei der Griechen Bd. i, S. 72 ff. 234 ff. Böttiger Ideen zur Archäol. der Mahlerei Bd. 1. Dresden 1811. Meyers Kunstge- schichte S. 37. 1 75. Hier in Korinth, der Toͤpferstadt (§. 62), trat die Mahlerei zeitig in Verbindung mit der Arbeit von Gefaͤßen, so daß die nach der Erzaͤhlung von Demarat schon Olymp. 30. bestehende Verbindung Korinths mit Tarquinii in Etrurien auch die alterthuͤmliche Gefaͤßmah- 2 lerei hinuͤberfuͤhren konnte. Die aͤltesten dieser mit schwar- zen Figuren silhouettenartig bemahlten Gefaͤße geben durch die Roheit und Plumpheit ihrer Figuren den deutlichsten Begriff von den Stufen, welche die Kunst der Zeichnung durchlaufen mußte, ehe sie zu einem festen und gere- gelten Nationalstyl gelangte. 1. Die älteste Farbe nach Plin. xxxv, 5. testa trita. De- marat begleiten nach Plin. Kleophantos, oder Eucheir und Eugram- mos. Von der Bereitung und Bestimmung dieser Vasen §. Griechen. Erste Periode. 2. Einige Beispiele der unförmlichen Art der in den Krieg zie- hende Kämpfer, Millingen Collect. de Coghill pl. 37.; der Dionysos mit zwei Satyrn und Apollon mit zwei Horen, pl. 37.; Dionysos, Hermes und die Horen auf Stühlen sitzend, pl. 38. Diese Art erhielt sich besonders bei Dionysischen Gegenständen. Ein- facher und natürlicher sind die Figuren des Korinthischen Gefäßes, welches man auch nach der Schrift ( Corp. Inscr. n. 7) gegen Ol. 50. setzen kann, abgebildet bei Dodwell Class. Tour. ii, p. 197. Die Eberjagd des Thersandros; arabeskenartige Thierfiguren. Vgl. die Aufzählung der folgenden Periode §. 99. Die Vasengemälde enthalten, neben den Münzen, wovon §. 98., die sichersten Be- weise gegen die Annahme eines die ältere Griechische Kunst beherr- schenden festen Typus. 4* Zweite Periode. Von Ol. 50 — 80. 1. Der Charakter der Periode im Allgemeinen. 1 76. Um die funfzigste Olympiade treten mehrere aͤu- ßere Umstaͤnde ein, welche der Kunst vortheilhaft waren: staͤrkerer Verkehr mit den Herrschern und Voͤlkern Asiens 2 und Aegyptens; groͤßerer Handelsreichthum; das Bestre- 3 ben der Tyrannen durch glaͤnzende Werke die Aufmerk- samkeit, die Haͤnde und das Vermoͤgen ihrer Untertha- nen zu beschaͤftigen. 1. Ol. 55, 1 — 58, 3. Κροίσου φιλόφρων ἀρετά. Griechen dienen bei Nebucadnezar Ol. 44. Psammetichos König durch Joner u. Karer 27, 2. Amasis φιλέλλην 52, 3. — 63, 3. Naukratis, Hellenion. 2. Blühender Handel von Korinth, Aegina, Samos, Milet, Phokäa. Das in Griechenland seltne Gold wird jetzt allmählig häufiger. Athenäos vi, p. 231 ff. Böckh Staatshaush. i. S. 6 ff. 3. Kypseliden Ol. 30, 3 — 49, 3. Theagenes von Megara um Ol. 40. Polykrates 53, 3 — 64, 1. ungef. Ἔργα Πολυκρά τεια Arist. Pol. v, 9, 4. Peisistratos 55, 1 — 63, 2; seine Söhne bis 67, 3. 1 77. Tiefere Gruͤnde liegen im Entwickelungsgange des Griechischen Lebens selbst. Die epische Poesie, welche das Feld der Mythologie fuͤr die Plastik urbar macht, hat um Ol. 50. ziemlich ihren Gegenstand erschoͤpft; aus ihr wachsen neben der Plastik die Lyrik und Dramatik Griechen. Zweite Periode. hervor. Die mit dem groͤßten Eifer betriebne Gymnastik 2 und Orchestik, Kuͤnste, welche die Homerische Zeit noch nicht in der Ausbildung kannte, die ihnen besonders der Dorische Stamm gab, hatten um Olymp. 50. ziemlich ihren Gipfel erreicht, und hinterließen einerseits eine leb- hafte Begeisterung fuͤr das Schoͤne und Bedeutungsvolle der menschlichen Gestalt, und erweckten andererseits den Wunsch, besonders das Andenken an die Kraft und Tuͤch- tigkeit siegreicher Kaͤmpfer durch Statuen zu befestigen. 1. Die Hesiodischen Sänger reichen etwa bis Ol. 40. Peisan- dros Ol. 33 — 40. schafft den Herakles mit Löwenhaut u. Keule, wie ihn die bildende Kunst (schon in den ältesten Vasen vgl. §. 99. Anm. 7.) darstellt. In Stesichoros (50) wird der epische Stoff lyrisch. 2. Die Hellenische Naktheit beginnt zu Olympia im Lauf (im Ringkampf später) mit Orsipp dem Megarer Ol. 15. Corp. Inscr. i. p. 553., sie ging aber besonders von Kreta u. Sparta aus. Ἀγῶνες στεφανῖται (bei Homer χρηματῖται) in Olympia seit Ol. 7. Die Γυμναστικὴ blüht besonders in Sparta (beson- ders 20 — 50), in Aegina (45 — 80), besonders glänzend in Kroton (50 — 75) In der Zeit des Thaletas, Sakadas u. Aa. (Ol. 40 — 50) war die gymnopädische, hyporchematische und andere Gattungen der Or- chestik schon sehr kunstmäßig ausgebildet; die ältesten Tragiker von Thespis an (Ol. 61.) waren besonders ὀρχηστικοί. Ἔστι δὲ καὶ τὰ τῶν ἀρχαίων δημιουργῶν ἀγάλματα τῆς παλαιᾶς ὀρχήσεως λείψανα, Athen. xiv. p. 629 b. 78. Durch die Bildung von Athleten wird nun die Kunst 1 zuerst auf ein genaueres Studium der Natur hingelenkt, von dem sie indeß auch sehr bald in den Darstellungen von Goͤttern und Heroen Vortheil zieht. Lebensvolle Ge- 2 stalten treten als Weihgeschenke in den Tempeln der Goͤtter an die Stelle der Kessel, Dreifuͤße u. dgl., welche fruͤher die hauptsaͤchlichsten Anatheme gewesen waren. Doch traͤgt die Nachbildung der Naturformen, wie in jeder 3 Kunst, die mit Fleiß und Liebe beginnt, einen strengen Cha- Historischer Theil. rakter, und der Zusammenhang mit den Holzbildern der fruͤhern Zeit hemmt in vielen Stuͤcken das Streben nach Natur und Wahrheit. 1. Ueber das Naturstudium als Basis der Entwickelung der eigentlichen Kunst Schorn Studien der Griech. Künstler p. 174., welcher mit Recht hier die Gränze zwischen Kunst und Handwerk zieht. 2. Der Delphische Tempel war noch Theopomp, Athen. vi. p. 231., ehemals nur mit ehernen Weihgeschenken geschmückt, nicht Bildsäulen, sondern Kesseln und Dreifüßen von Erz. 79. Dessenungeachtet ist es diese Periode, in welcher die Kunst, wenn man mehr auf das innere Walten des Kunstgeistes als auf die einzelnen Erscheinungen, welche sichtlich hervortreten, sieht, am maͤchtigsten erscheint und das Groͤßte leistet. Die scharfe Auspraͤgung idealer Charaktere, dieser Hauptvorzug der Griechischen Kunst vor jeder andern, wird hauptsaͤchlich dieser Periode ver- dankt, und wurde von ihr mit desto groͤßerer Sicherheit erreicht, je mehr der Ausdruck voruͤbergehender Bewe- gungen ihr noch entfernt lag (vgl. §. 27). Die Goͤtter und Heroen werden nun eben so bestimmte plastische Ge- stalten, wie sie vorher poetische Individuen gewesen wa- ren, und die naͤchste Periode konnte, auch wo sie den Forderungen ihres Geistes gemaͤß umbildete, doch uͤberall schon entwickelte Formen zum Grunde legen. 2. Architektonik. 80. Die Tempelbaukunst hat in dieser Periode durch die außerordentlichsten Anstrengungen der Griechischen Staa- ten Gebaͤude ausgefuͤhrt, welche nie eigentlich uͤbertroffen worden sind, und beide Style, den Dorischen und Joni- schen, ihrer eigenthuͤmlichen Bestimmung gemaͤß zur hoͤch- sten Großartigkeit und großer Eleganz ausgebildet. Griechen. Zweite Periode. I. Die berühmtesten (verschwundenen) Bauwerke der Zeit. 1. Der Tempel der Artemis von Ephesos. Krösos (He- rod. i, 92) und Kleinasiens andere Könige und Städte contribui- ren (Plin. xvi, 79. xxxvi, 21. Liv. i, 45. Dionys. iv, 25). Theodoros Rhökos Sohn (Ol. 45) füllt den Sumpfgrund mit Kohlen; Chersiphron v. Knossos stellt die 60 Fuß hohen zum Theil monolithen Jonischen Sänlen (unter Krösos Herod. a. O.), sein Sohn Metagenes legt, mit Hülfe von Sandsäcken, die 30 bis 40 Fuß langen Architrave darüber (Plin. Vitruv.). Ein anderer Architekt vergrößert ihn nach Strab. xiv, 640; erst Demetrios u. Päonios von Ephesos (etwa Ol. 90 — 100) vollendeten ihn. Ein Octastylos, Dipteros, Diastylos, Hypaethros, 425 × 220 Fuß, auf 10 Stufen. Aus weißem Marmor, dessen Brüche, nur 8 m. p. entfernt, von Pixodaros entdeckt waren. Herostrat. Deinokrates erneuert das Weltwunder. Epigramme, Münzen (bei Menetreius §. 69.). Forster Mémoires de Cassel p. 187. Hirt Tempel der Diana von Ephesus. Berl. 1809. Gesch. der Baukunst i. S. 232. Abweichend die Herausg. von Stuarts An- tiqq. of Athens V. 1. p. 332. der deutschen Uebers. 2. Der Tempel der Kybebe (Aphrodite bei Xanthos) in Sar- dis, ein Werk der Lydischen Dynastie, von den Joniern Ol. 69, 3) zerstört, dann erneuert. Einige Trümmer der Jonischen Gat- tung. Größe 261 × 144 F. Cockerell bei Leake Asia minor p. 344. Ein Octastylos Dipteros. 3. Das Heräon in Samos, wovon noch einige Trümmer der Jonischen Gattung, 346 × 189 F. (Bedford bei Leake Asia min. p. 348). Es muß an die Stelle des ältern Dorischen (§. 53.) getreten sein, wahrscheinlich in Polykrates Zeit. Es war der größte Tempel, den Herodot kannte, indem das Artemision wohl noch nicht die nachmalige Größe erreicht hatte. Herod. ii, 148. iii, 60. 4. Der Tempel des Olympischen Zens zu Athen, un- ter Peisistratos u. s. Söhnen von Antistates, Kalläschros, Antima- chides u. Porinos gebaut, aber unvollendet, ein colossaler Bau der Dorischen Gattung. Nach den Ruinen des spätern Umbau’s war die Größe 372 × 167 F. (Stuart) oder 354 × 171 (Leake). Ὀλύμπιον ἡμιτελὲς μὲν, κατάπληξιν δ̕ ἔχον τὴν τῆς οἰ- κοδομίας ὑπογραφήν, γενόμενον δ̕ ἂν βέλτιστον εἴπερ συνετελέσϑη. Dikäarch p. 8. Huds. Vgl. Ersch Encykl. Athen Historischer Theil. p. 233. Hirt Gesch. i, S. 225. — Das Pythion der Peisistra- tiden. Vielleicht auch der ältere Parthenon. 5. Der Delphische Tempel nach dem Brande Ol. 58, 1. von Spintharos dem Korinthier gebaut. (Die Amphiktyonen verdin- gen den Bau; die Delpher sammeln zu ihrem Viertel selbst in Aegypten; die Alkmäoniden unternehmen ihn für 300 Talente, aber führen ihn viel herrlicher aus, Herod. ii, 180. v, 62. u. Aa.). Aus Porosstein, der Pronaos aus Parischem Marmor. Pronaos, Naos, Adyton. Hypäthron (Justin. xxiv, 8. Eurip. Jon 1567). Ein ‘Εκατόμπεδος nach Philostrat. Apollon. Tyan. vi, 11. Fragmente altdorischer Säulen (6 Fuß dick) in Castri, Gell, Dodwell. 6. Das eherne Haus der Pallas in der Polis zu Sparta, um Ol. 60 gebaut, inwendig mit ehernen Reliefs verziert. Paus. iii, 17. x, 5. II. Erhaltene Gebäude. a. Pästum (Ποσειδωνία), die Trözenisch-Sybaritische Colonie. 1. Der große Tempel (des Poseidon) peripteros, hexastylos, systylos, hypaethros mit einer Nische für das Bild, groß 195 × 79 engl. Fuß, die Dorischen Säulen 8 moduli, in ungetrübter Strenge und Einfachheit des altdorischen Styls. 2. Der viel jüngere kleine (der Demeter, das Bild in einem innern Thalamos) peript. hexast. 107 × 47 Fuß. Die Säulen sind nicht schlanker aber haben eine Entasis, einen eingezogenen Hals, in der Vorzelle Basen, auch stehen hier schon Halbsäulen. 3. Eine Stoa, deren Pteron 9 Säulen an den schmalen, 18 an den langen hat. Im Innern läuft eine Säulenreihe durch. Nach Hirt ein ναὸς διπλοῦς 177 × 75 F. Das Material dieser Gebäude ist ein fester dem Travertin ähnlicher Tuf von weißgelblicher Farbe. Die Arbeit ist höchst sorgfältig. — Paoli Rovine di Pesto 1784. Delagardette Les ruines de Paestum, Paris an. 2. Wilkins Magna Graecia Chap. 6 (nicht ganz zuverlässig). Winckelmanns Werke i, S. 288. Stieglitz Archäol. der Bankunst Th. ii, Abschn. 1. Hirt Geschichte i, S. 236. b. Die ältern Sicilischen Tempel sind schwer zu bezeich- nen, da die schwerern Verhältnisse sich hier sehr lange erhielten. 1. Syrakus (Ol. 5, 3), Tempel der Athena auf Ortygia (D’Or- ville’s Sicula p. 195.), die Säulen noch nicht 9 moduli (6, 6″ Diam. 28′ 8″ Höhe). Peripteros hexast. Basen im Pro- Griechen. Zweite Periode. naos. Wilkins Ch. 2. Wohl aus Hierons Zeit. 2. Akragas (43, 4) besonders unter Theron (73, 1 ‒ 76, 4) blühend. Da- mals große Tempel gebaut (Diod. xi, 25). Viele Tempelruinen, die zwei vollständigsten heißen ganz willkührlich (D’Orville p. 95 sq. ) T. der Concordia (128 × 50) und der Juno (124 × 54), be- sonders hat sich der erste als christliche Kirche wohl erhalten. Die Säulen 9 bis 10 mod. Das Material ist ein bräunlich-gelber Kalkstein mit versteinerten Muscheln. Houel Voyage pittor. T. iv, pl. 218. 221. Pancrazi Antichità Siciliane T. ii, p. 86. Wilkins Ch. 3. Fr. Gärtners Ansichten der am meisten erhaltenen Monumente Siciliens 1 ff. 3. Selinus (38, 1). Die älte- sten Tempel scheinen die drei kleineren auf der Burg, jetzt ein Trümmerhaufen. Houel T. i, p. 24. pl. 16 sq. giebt die Maaße (154 × 73. 162 × 67. 116 × 46 Par. F.) vgl. de Non Voy. pitt. iv, p. 184. D’Orville p. 60 sqq. Reinga- num Selinus p. 78. Hittorf Architecture antique de la Sicile Livr. 4. c. Aegina, Tempel der Minerva (nicht des Hellanischen Zeus, Stackelberg Apollotempel zu Bassä Beil. 3), wahrscheinlich nach dem Siege über die Perser gebaut, Ol. 75. Peript. hex. hyp. Die Säulen 10 ½ mod. 94 × 45 Fuß. Aus gelb- lichem Sandstein, Dach und Kranz von Marmor. Die Cella war roth angestrichen, das Tympanum himmelblau, am Architrav gel- bes und grünes Laubwerk, der Leisten mit den Tropfen blau, das Band darüber roth; die Marmorziegel mit einer Blume. Ion. Antiq. T. ii, ch. 5. pl. 2 sq. Wagner Aeginet. Bildw. S. 217. Cockerell im Iourn. of Science and the Arts V. vi. n. 12. Lond. 1819. 81. Zugleich geschah, besonders durch die Tyrannen, 1 Bewundernswuͤrdiges im Bau von Wasserleitungen, Ca- naͤlen, Fontaͤnen und aͤhnlichen zum Nutzen der Gemeinden dienenden Werken. Fuͤr die Schau der Spiele indeß be- 2 half man sich noch mit einfachen und kunstlosen Anlagen; und von herrlichen Theatern, Hippodromen, Stadien ist noch nirgends die Rede. 1. Die Εννεάκρουνος (Καλλιῤῥόη) der Peisistratiden. Die Fontäne des Theagenes. Die Wasserleitung in Samos, sieben Stadien weit durch den Berg, von Eupalinos dem Megarer geführt, und der Molo des Hafens, wahrscheinlich ἔργα Πολυκράτεια. Historischer Theil. Kloaken (ὑπόνομοι) von Akragas, Φαίακες; eine große Κολυμ- βήϑρα (Badebassin). Diodor xi, 26. bei Ol. 75, 1. (Solche Kolymbethren sollte schon Dädalos in Sicilien gebaut haben, z. B. bei dem Megarischen Gebiet; so wie ihm auch die Einrichtung eines natürlichen Schwitzbades zugeschrieben wurde, Diod. iv, 78.). 3. Bildende Kunst. Verbreitung derselben. 82. Die bildende Kunst erhebt sich nach Olymp. 50 mit ungemeiner Kraft in den verschiedensten Gegenden Griechenlands, und statt des einfoͤrmigen Wirkens von Geschlechtern treten kunstbegabte, von ihrem Talent zur Kunst getriebne Individuen in großer Anzahl hervor. Die Sculptur in Marmor erhaͤlt durch Dipoͤnos und Skyllis von Kreta die erste Vervollkommnung; Schuͤler dieser Meister finden sich in Sparta und andern Orten. Der Erzguß wird besonders auf Aegina, welches Eiland mit Samos in enger Verbindung stand, und zu Argos von zahlreichen Meistern zu Athleten- Heroen- und Goͤt- terbildern angewandt; eben so besteht eine mit der Argi- vischen verbundne ausgezeichnete Kuͤnstlerschule zu Sikyon. Gegen Ende des Zeitraums erhebt sich die Plastik auch in Athen zu groͤßerer Auszeichnung. Nahmhafte Künstler dieser Zeit sind die Dädaliden Dipönos und Skyllis ( marmore sculpendo primi omnium in- claruerunt ) Ol. 50 nach Plin. Sie arbeiten auch in Holz und Elfenbein, an verschiednen Orten in Griechenland (Sikyon, Argos, Kleonä, Ambrakia?). Angelion und Tektäos ihre Schüler gegen 55. Paus. ii, 32. Dorykleidas, Dontas, Theokles, Medon von Lake- dämon, Toreuten, Schüler des Dipönos und Skyllis g. 55. Paus. v, 17. vi, 19. Endöos (§ 70. Anm. 2.) um 55. Perillos oder Perilaos, Erzgießer (Stier des Phalaris) 55. Bupalos und Athenis, Hipponar Feinde (Ol. 60), Bildhauer aus einem Künstlergeschlecht von Chios, Söhne des Archennus, des S. Mik- kiades, des S. Malas (gegen 40) nach Plin. Welcker Hipponax p. 9. Kallon von Aegina, Schüler von Tektäos und Ange- Griechen. Zweite Periode. lion, Erzgießer, Ol. 60 ‒ 65. ( Aeginetica aeris tempera- tura Plin.) Gitiadas von Lakedämon sehr wahrscheinlich sein Zeitgenoß, Erzgießer (zugleich Dorischer Dichter). Syadras und Chartas von Lakedämon, Erzgießer Ol. 60. (Sparta schickt Ol. 58 dem Krösos einen großen Kessel mit Figuren (ζωδίοις) am Rande. Herod. i, 70). Dameas von Kroton Erzg. 65. Eucheiros von Korinth, Schüler von Syadras und Chartas, Erzg. 66. Kana- chos von Sikyon, Holzschnitzer, Toreut und Erzgießer, Ol. 67 ‒ 73 (Schorn Studien S. 199. Tübinger Kunstblatt 1821 n. 16. Thiersch Epochen S. 142. vgl. unten §. 86). Aristokles sein Bruder, Erzg. ( Sicyon diu fuit officinarum omnium me- tallorum patria Plin.) Aristokles von Kydonia vor Ol. 71 (Paus. v, 25, 6). Eutelidas und Chrysothemis von Argos (τέχναν εἰδότες ἐκ προτέρων) Erzg. 70. Antenor von Athen Erzg. 70. Arkesilaos, Aristodikos S., um 70. Stomios, Erzgießer 72. Damophilos und Gorgasos, Thonbildner und Mahler in Italien, 72. Synnoon von Aegina, Schüler des Aristokles von Sikyon, Erzg. 72. Klearchos von Rhegion Erzg. 72. Glaukias von Aegina Erzg. 73 ‒ 75. Askaros von Theben Erzg. vor 75. nach Paus. Meinung. Ageladas von Argos, Erzgießer Ol. 68 ‒ 81. (Des Verf. Commentatt. de Phidia i. §. 6 ‒ 8. Welcker im Tüb. Kunstbl. 1827. N. 81.) arbeitet mit Kanachos und Aristokles drei Musen ( Anthol. Pal. ii, p. 692. Planud. n. 220). Anaxagoras von Aegina Erzg. 75. Diyllos, Amykläos, Chionis Korinthier, Erzg., nicht lange vor 75. Aristomedon von Argos Erzg. um dieselbe Zeit. Aristomedes und Sokrates von Theben, Marmorarbeiter 75. Menächmos und Soidas von Naupaktos, Toreuten um 75. Kri- tias von Athen (νησιώτης, wahrscheinlich Kleruch in Lemnos) Erzgießer 75 ‒ 83. Hegias (Hegesias) von Athen, Erzg. aus derselben Zeit. Glaukos von Argos Erzg. 77. Dionysios von Argos Erzg. 77. Simon von Aegina Erzg. 77. Ptolichos von Aegina, Sohn und Schüler des Synnoon, Erzg. 78. Onatas von Aegina Erzg. 78 ‒ 83. Kalynthos von Aegina Erzg. 80. Kalliteles von Aegina, Onatas Schüler, Erzg. 83. Die Data, auf welchen diese Angaben beruhn, finden sich in Sillig’s Catal. Artif.; wo Abweichungen der Resultate stattfinden, sind die Gründe zum Theil schon aus der Zusammenstellung des Ganzen, zum Theil aus dem folgenden zu ersehn. Cultusbilder (ἀγάλματα). 83. Wie es nicht die Cultusbilder waren, von denen 1 eine freiere Ausbildung der Kunst ausging: so entzogen Historischer Theil. sie sich, durch die Pietaͤt, mit der die alte Form fest- gehalten wurde, auch noch in dieser Periode und spaͤter 2 dieser Ausbildung sehr haͤufig. Man gab in Colonieen getreu die Gestalt der Bilder der Metropolis wieder, und 3 ahmte nicht selten, wenn man ein neues Bild bedurfte, die Figur des alten genau nach. 2. Solche Bilder sind ἀφιδρύματα (Wesseling zu Diod. xv, 49.), die namentlich bei der Artemis Ephesia viel vorkommen (Dionys. ii, 22. vgl. viii, 56.). In Massilia (Ol. 45. od. 60) und seinen Colonieen bewahrte man τοῦ ξοάνου τὴν διάϑεσιν τὴν αὐτήν Strab. iv, p. 179. Die ἀφιδρύσεις der Tempel, wie in der Geschichte von Helike, Olymp. 101, 4. bei Diod. a. O. Strab. viii, p. 385, umfassen die Nachahmung des βρέτας. 3. Onatas ahmt das alte verbrannte ξόανον der Demeter Meläna von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Drachen und an- dere Thiere hervorwachsen, Delphin und Taube auf der Hand, der Tradition folgend, in Erz nach, Paus. viii, 42. Geschichte von der Λευκιππίς zu Sparta Paus. iii, 16. 1 84. Auch im Stoffe entfernt man sich nur allmaͤlig von dem fruͤher gebraͤuchlichen Holze. Man setzt an die bekleideten oder auch vergoldeten Koͤrper von Holz Koͤpfe, 2 Arme, Fuͤße von Stein (Ἀκρόλιϑοι); man fuͤgt dem 3 Holz auch Elfenbein an, oder belegt es ganz mit Gold. 1. Ἀκρόλιϑοι Paus. ii, 4, 1. vi, 25, 4. vii, 21, 4. 23, 5. viii, 25, 4. 31, 1. 3. ix, 4, 1. Vitruv ii, 8, 11. Ein Beispiel ist das Standbild des Apollon bei Phigalia, Stackel- berg Apollotempel S. 98. 2. Die Dioskuren mit Frauen, Kindern und Rossen zu Argos, von Dipönos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Rossen Einiges aus Elfenbein, Paus. ii, 22, 6. 3. Χρυσέων ξοάνων τύποι Eurip. Troad. 1081. 1 85. Hieraus entwickeln sich die in dieser Periode sehr beliebten Goͤtterbilder, in welchen ein Kern von Holz mit 2 Elfenbein und Gold uͤberzogen wird. Man rechnet diese Arbeit, welche schon fruͤher auf aͤhnliche Weise bei Ge- Griechen. Zweite Periode. raͤthen angewandt worden war (§. 56), zur Toreutik, 3 worunter Sculptur in Metallen (die Kunst des ciseleur ), aber auch diese Combination von Metall mit andern Stof- fen verstanden wird. Indeß wird jetzt auch der Erzguß 4 haͤufiger auf die Darstellung der Goͤtter in ihren Tem- peln verwandt. 1. Solche χρυσελεφάντινα ἀγάλματα existirten von Dory- kleides, Theokles, Medon (im Heräon zu Olympia), von Kanachos (die Aphrodite zu Sikyon), Menächmos und Soidas. 2. Wahrscheinlich war auch der Thron des Amykläischen Apollon, den Bathykles der Magnesier, wohl in Krösos Zeit (wo die Spartaner zuerst auf kostbare ἀναϑήματα bedacht gewe- sen zu sein scheinen §. 69. 82.) baute, ein Werk der Toreutik. Reliefs in 42 Feldern, an den Füßen stützende Bildsäulen, zwei Chariten, zwei Horen, Echidna und Typhoeus, Tritonen. Paus. iii, 19. Heyne Antiqu. Aufs. St. 1. S. 1. Quatremère-de-Quincy Iup. Olymp. p. 210. mit manchen Fehlern (in Betreff der κα- ϑέδραι und εὐρυχωρίαι, der ἀναϑήματα ἐπ̕ ἐξειργασμένῳ τῷ ϑρόνῳ), Welcker Zeitschrift i, ii. S. 280 ff. 3. Toreutik. Heyne Antiq. Aufs. St. 2. S. 127. Schneider Lex. s. v. τορεύειν. Quatremère-de-Quincy a. O. S. 75 sqq. 4. Eherne Cultusbilder z. B. der Apollon Philesios des Kana- chos in Didymäon, die §. 83, 3 erwähnte Demeter des Onatas u. a. 86. Die Darstellung der Goͤtter selbst geht in dieser Periode durchaus von einem frommen, von Ehrfurcht und Scheu vor der Gottheit durchdrungenen Gemuͤthe aus. Die Gottheiten werden gern thronend (εὔϑρονοι) dargestellt; sinnlicher Liebreiz wird noch bei keiner hervor- gehoben; wie die Glieder gewaltige Kraft: so zeigen die Mienen einen starren und unbewegten Ernst. Vgl. unten die einzelnen Götter im zweiten Haupttheil. Ein Hauptbeispiel ist der Ἀπόλλων Φιλήσιος im Didymäon, von Kanachos nach der Plünderung und Anzündung des Hieron Ol. 71, 1. (wobei der Erzcoloss gewiß nicht ausgedauert hätte) vor 75, 2 (da ihn Xerxes fortführte) gearbeitet — in steifer Stellung, sehr musculös u. vierschrötig, auf der ausgestreckten R. ein Hirsch- Historischer Theil. kalb, in der gesenkteren L. einen Bogen haltend. Die Gesichtszüge streng und archaistisch (§. 94.), die Haare gescheitelt, mit Drahtlöckchen über der Stirn. Zusammenzusetzen aus den Milesischen Münzen (Seleukos Nikator restituirte das Bild) Pellerin Recueil des Med. de peuples T. ii. tb. 57. fg. 39 u. sonst, der Bronze Specimens of ancient sculpture pl. 12., dem Kopfe im britt. Mus. Spec. pl. 5., und manchen Marmorbildern ( Bonus Even- tus ). Völkel in Welkers Zeitschr. i, 1. S. 162. Schorns Kunstbl. 1821 N. 16. Ehrenbildsäulen (ἀνδριάντες). 1 87. Die Athletenbilder, welche die Kunst auf das Leben hinwiesen, beginnen nach den vorhandenen Nachrichten mit Olymp. 58., aber werden sogleich sehr 2 zahlreich und beschaͤftigen die vorzuͤglichsten Kuͤnstler. Ob- gleich in der Regel keineswegs eigentliche Portraͤtstatuen, waren sie doch bestimmt, die koͤrperliche Tuͤchtigkeit und 3 Ausbildung im Andenken zu erhalten, und deuteten oft auch durch Stellung und Bewegung die eigenthuͤmliche Kunst des Kaͤmpfers an. Der Menschenfigur gesellt sich in diesen Anathemen das Roß. 1. Paus. vi, 18, 5. nennt als die ersten nach Olympia geweihten Athleten: Praxidamas von Aegina Ol. 58. (von Cypressen), Rhexi- bios von Opus Ol. 61. (von Feigenholz). Noch älter war in- deß die alterthümlich steife Bildsäule (Ol. 53.) des Arrhachion von Phigalia, der als Todter zu Olympia gekränzt worden war. 2. Olympiae omnium qui vicissent statuas dicari mos erat. Eorum vero qui ter ibi superavissent, ex membris ipsarum similitudine expressa, quas iconicas vocant, Plin. xxxiv, 9. 3. Glaukos der Karystier, ἐπιτηδειότατος χειρονομῆσαι, war von Glaukias von Aegina σκιαμαχῶν dargestellt, Paus. vi, 10, 1. Vgl. Xenoph. Memor. iii, 10. Ὅτι μὲν, ἔφη, ὦ Κλείτων, ἀλλοίους ποιεῖς δρομεῖς τε καὶ παλαιστὰς καὶ πύκτας καὶ παγκρατιαστὰς, ὁρῷ τε καὶ οἶδα. 88. Außer diesen Siegern in heiligen Weltkaͤmpfen waren Bildsaͤulen von Individuen in dieser Zeit noch sehr selten; ihre Weihung setzt immer ganz besondere Veran- Griechen. Zweite Periode. lassungen voraus; das χαλκοῦν τινὰ στῆσαι war zu- erst eine fast ἡρωικὴ τιμή. Dies gilt von den Bildern der Argiver Kleobis und Biton in Delphi, Herod. 1, 31, gegen Ol. 50., der Freiheitshelden Har- modios u. Aristogeiton von Athen (die ersten machte Antenor zw. 67, 3. u. 75, 1., die zweiten Kritias Ol. 75, 4. Marm. Par. Ep. 55. Paus. 1, 8, 5. u. Aa.), der Phokeischen Heerfuͤhrer in dem furchtbaren Kriege gegen die Thessaler, Werken des Aristo- medon geg. Ol. 74. Paus. x, 1, 4.; auch den εἰδώλοις der im Kriege gefallnen Fürsten Spartas, Herod. vi, 58. Hipponar Bild (§. 82.) war nichts weniger als ein Ehrenbild. Vgl. Köh- ler über die Ehre der Bildsäulen, Schriften der Müncher Akade- mie Bd. vi. S. 67. Hirt Schr. der Berl. Acad. 1814. 15. Hist. Cl. S. 6. Böckh Corp. Inscr. p. 18 sq. 872 sq. (zur Si- geischen Inschrift). Mythologische Figuren als Weihgeschenke (ἀναϑήματα). 89. Viel haͤufigere Weihgeschenke waren jetzt Figu- 1 ren oder auch ganze Gruppen, meist von Erz, aus der Goͤtter und Heroensage. Zur Erinnerung an die fruͤher 2 allgemeine Art der Weihgeschenke (§. 78.) werden auch mitunter Statuen unter Dreifuͤße gestellt, die ihnen als Einfassung und Dach dienen. Die Mythologie wird in 3 diesen Weihgeschenken auf eine ganz aͤhnliche Weise, wie in der Lyrik und von Aeschylos im Drama, gebraucht, um der Gegenwart eine hoͤhere Bedeutung zu verleihen. 2. Dreifüße in Amyklä von Kallon u. Gitiadas mit Göttin- nen darunter, Paus. iii, 18. Vgl. Amalthea iii S. 30 f. Noch die Weihgeschenke für den Perserkrieg und die Siege der Si- cil. Tyrannen über Karthago waren zum großen Theil Dreifüße. Ebd. S. 27. 3. Die Phokeer weihten, für den Sieg über die Thessaler am Par- nass, den Dreifußraub des Herakles: Leto, Artemis, Apollon, He- rakles, Athena. Sie stellten sich nämlich dadurch als Schirmer des Dreifußes dar, die Thessaler-Fürsten waren Herakliden, ihr Feldge- schrei Athena Itonia. Chionis, Diyllos, Amykläos. Herod. viii, 27. Paus. x, 13, 4. vgl. x, 1, 4. — Ein Sieg Tarents über die Penketier wird durch eine Gruppe des Outas gefeiert, worin Ta- ras u. Phalauthos. Paus. x, 13, 5. Historischer Theil. Tempelsculpturen. 1 90. Auf eine aͤhnliche Weise wurden mythologische Gruppen fuͤr die in dieser Periode gewoͤhnlich gewordene Ausschmuͤckung der Tempel durch Steinbildwerke, in den Metopen, an dem Friese, auf den Giebeln und Akroterien, gewaͤhlt, indem auch hier Alles in Bezug ge- setzt wurde auf die Gottheit, die Weihenden, die Um- 2 staͤnde der Weihung. Zwei Werke der architektonischen Sculptur bezeichnen ziemlich die Graͤnzen dieser Periode, die Selinuntischen Metopenreliefs und die Aeginetischen 3 Tempelstatuen, von denen die letztern jene Kunst in der Wahl und Behandlung des mythologischen Gegenstandes besonders deutlich machen koͤnnen. 2. Die auf der Burg von Selinus bei dem mittlern Tem- pel von Harris und Angell entdeckten und zusammengesetzten, in Palermo aufbewahrten, Metopen-Tafeln (4 F. 9½ Z. × 3 F. 6½ Z.) sind mit Reliefs geschmückt, welche bemahlt waren, und die Kunst noch ganz in ihrer Kindheit zeigen (etwa um Ol. 50). 1. Herakles nakt (die Löwenhaut wohl von vergoldeter Bronze) die Kerkopen tragend. Μή τευ μελαμπύγου τύχης. 2. Per- seus mit der κυνῆ des Hermes (Münzen von Aenos, Mion- net Description, Planches 49, 3.) und den Flügelschuhen, Athena im Peplos, Medusa u. Pegasos. Bedeutend später ist das Relief mit dem Viergespann, so wie die architektonischen Sculp- turen des mittlern Tempels der Unterstadt, obgleich auch diese, am meisten der Torso eines niedergeworfenen, sterbenden Helden, sehr alterthümlich aussehn. S. indeß §. 109. Anm. 17. P. Pisani Memorie sulle opere di scultura in Selinunte scoperte. Palermo 1823. Von Klenze im Tübinger Kunstblatt 1824. N. 8. vgl. N. 28. 39. 69. 78. 1825. N. 45. 1826. N. 98. Böttigers Amalthea iii. S. 307 ff. Harris u. Angell, Selinuntian Sculptures (?). Hittorf Architecture antique de la Sicile Livr. 4. pl. 24. 25. (Franc. Inghirami) Osserva- zioni sulle antich. di Selinunte illustr. del S. P. Pisani 1825. Monum. Etruschi Ser. vi. t. v. 5. Thiersch Epochen S. 404 ff. Tf. 1. (nach Zeithnungen von Klenze). 3. Die Aeginetischen Bildwerke 1811. von mehrern Deutschen, Dänen und Engländern (Bröndsted, Koes, Cockerell Foster, von Haller, Linkh, v. Stackelberg) gefunden, sind von Thorwaldson restaurirt und nach München gebracht worden. Sie Griechen. Zweite Periode. bildeten zwei einander entsprechende Gruppen in den Giebelfeldern des Minerventempels (§. 80. Anm. ii, c. ) wovon die westliche voll- ständiger, die östlichen Figuren aber größer und besser gearbeitet sind. Athena leitet die Kämpfe der Aeginetischen Helden gegen Troja, im W. den Kampf um Patroklos (Achilleus?), in O. um Lao- medons Leichnam. Herakles steht in O. zum Aeakiden Telamon im Verhältniß des Psilos (vgl. Eurip. Ras. Herakl. 158) wie Teukros zu Aias in W.; Costüm und Gestalt entspricht der auf den Thasi- schen Münzen (Mionnet Descr. Pl. 55.). Wie die Aeakiden hier die Barbaren Asiens schlagen: so hatten sie neuerlich bei Salamis, dem Glauben nach, mitgefochten (Herod. viii, 64. Aa), sammt Athena, die in Aegina auch Seekämpfen vorsteht (Her. iii, 59). Bestimmter deutet auf diese Parallele das Persische Bogenschützen- Costüm des Paris (πῖλοι ἀπαγέες, κιϑῶνες (σκύτινοι) χει- ριδωτοὶ ποικίλοι λεπίδος σιδηρέης ὄψιν ἰχϑυοειδέος, περὶ τὰ σκὲλεα (σκύτιναι) ἀναξυρίδες Herod. i , 71. v , 49. vii , 61.). Darnach gehören sie sicher in Ol. 75 ff. Dem Mar- mor war wahrscheinlich vergoldete Bronze angefügt (wie die Löcher im Helm, den Ohren der Athena zeigen), auch die Locken zum Theil aus Draht angesetzt. Spuren von Farbe an Waffen, Klei- dern, Augäpfeln, Lippen, nicht am Fleisch. Die Anordnung der Gruppen ist überaus verständig und zweckmäßig; vom Styl der Arbeit §. 92. Auf den Akroterien standen weibliche Figuren in alterthümlicher Draperie und Haltung (Mören, Niken, Keren?) Wagners Bericht über die ägin. Bildw. mit kunstgeschichtl. Anm. von Schelling. 1817. Hirt in Wolfs Analekten H. iii. S. 167. (der für Erklärung und Zeitbestimmung sich das Haupt- verdienst erworben). Cockerell §. 80. Anm. ii , c. Thiersch über die mythische Bedeutung der Aegin. Bildw. Amalthea i. S. 137 ff. Göthe’s Kunst u. Alterthum B. iii. S. 116 ff. Styl der bildenden Kunst. 91. So wenig zu erwarten ist, daß in einer Zeit ei- nes so angestrengten Strebens, bei der großen Ausdeh- nung des Kunstbetriebs, dem verschiedenen Stammcharak- ter der Dorier und Jonier, dem Mangel eines Mittel- punkts, die Kunst uͤberall auf gleiche Weise fortgeschrit- ten sei: so bemerkt man doch gewisse durchgaͤngige und in dem Gange der Hellenischen Kunstentwickelung mit Noth- wendigkeit gegebne Veraͤnderungen. Sie bestehen haupt- saͤchlich darin, daß die Formen aus der urspruͤnglichen 5 Historischer Theil. unbezeichnenden Roheit in ein Uebermaaß der Bezeichnung, einerseits von Kraft, Energie, Tuͤchtigkeit, andererseits von Zierlichkeit, welche fuͤr diese Zeit die Anmuth vertre- ten mußte, uͤbergehn. Die dieser Richtung angehoͤrenden Bildwerke nennt man „im altgriechischen Style“ ge- arbeitet. 1 92. Die Formen des Koͤrpers sind an diesen Bild- werken uͤbermaͤßig muskuloͤs; Gelenke, Sehnen zu sehr hervorgehoben, und eben dadurch alle Umrisse zu hart 2 und schneidend. Solche Haͤrte wird in hohem Maaße von Kallon, schon weniger von Kanachos ausgesagt, aber auch dem Styl der Attischen Meister um Ol. 75 noch 3 zu scharfe Muskelbezeichnung vorgeworfen. Indeß fuͤhrte grade diese Strenge der Zeichnung zu der Naturwahrheit, welche an den Aeginetischen Statuen, in den meisten 4 Stuͤcken, so sehr bewundert wird. — Mit dieser Kraͤftigkeit der Zeichnung verbinden sich gewoͤhnlich kurze und gedrun- gene Proportionen, obgleich auch ein uͤbermaͤßiges in die Laͤnge Ziehn der Figuren nicht selten, doch mehr in Mah- 5 lereien als Sculpturen, gefunden wird. — Die Bewe- gungen haben gewoͤhnlich etwas Schroffes, Eckiges, und auch bei großer Lebendigkeit eine gewisse Steifheit. 2. Duriora et Tuscanicis proxima Callon atque Hegesias, Quiutil. Instit. xii , 10. Canachi rigidiora quam ut imi- tentur veritatem Cicero Brut. 18, 70. Οἷα τὰ τῆς πα- λαιᾶς ἐργασίας ἐστὶ Ἡγησίου καὶ τῶν ἀμφὶ Κριτίαν τὸν Νησιώτην, ἀπεσφιγμένα ( adstricta ) καὶ νευρώδη καὶ σκλη- ρὰ καὶ ἀκριβῶς ἀποτεταμένα ταῖς γραμμαῖς. Lukian praec. rhet. 9. Demetr. de elocut. §. 14. sagt, der ältere rhetorische Styl sei unperiodisch aber περιεξεσμένος, wie die alten ἀγάλματα, deren τέχνη συστολὴ καὶ ἰσχνότης. Vgl. damit §. 96. N. 11. 14. 15. 19. 3. In den Aeginetischen Statuen verbindet sich mit einer Naturwahrheit, die in Erstaunen versetzt, manche Sonderbar- keit, wie das starke Angeben des Brustknorpels, die eigne Abthei- lung des musculus rectus, und die spitze Form auch starkgebog- Griechen. Zweite Periode. ner Kniee. Wagner (§. 90.) S. 96. — Gleiches Verdienst der Naturtreue scheint der um Ol. 74. aufgestellte Hermes ἀγοραῖος gehabt zu haben, noch in Lukians Zeit ein Studium der Erzgießer, Zeus Trag. 33. Wiener Jahrb. xxxviii S. 281. 4. Kurze Proportionen N. 2. 3. 4. 6. 10. 12. 14. 15. 16. 19. Vgl. die Vasen 1. 2. 3. 6. Beispiele der schlanken N. 20. 21. 22. Vgl. die Vasen 4. 5., auch 9. 10. 5. Vgl. N. 7. 11. 12. 14. 15., u. die Gemälde 4. 5. 6. 7. 10. 93. Jene alterthuͤmliche Zierlichkeit aber zeigt sich in 1 den sauber und regelmaͤßig gefaͤltelten Gewaͤndern (vgl. oben §. 69), den zierlich geflochtenen oder drahtfoͤrmig 2 gelockten und symmetrisch angeordneten Haaren, dann in 3 der eignen Haltung der Finger, die beim Anfassen von Sceptern, Staͤben u. dgl., an weiblichen Figuren auch beim Aufnehmen der Gewaͤnder, immer wiederkehrt, in 4 dem schwebenden Gange auf den Fußspitzen und zahlreichen andern Einzelheiten. Verwandter Art ist die Forderung 5 des Parallelismus und der Symmetrie bei der Gruppi- rung mehrerer Figuren. 1. S. N. 7. 8. 9. 13. 14. 16. 17. Außer den gesteiften und geplätteten Tempelgewändern, muß hier der Geschmack der Zeit für zierliche faltenreiche Gewandung in Anschlag gebracht werden, der besonders in Jonien herrschte, und sich in Athen mit der Zeit des Perikles verlor. Τεττιγοφόροι, ἀρχαίῳ σχήματι λαμπροί. Minervae Poliadis aedis p. 41. — Die cannelürenartige Be- handlung der Falten, welche man sonst in diese Zeit setzte, z. B. an der Hestia, Gal. Giustiniani T. 1. t. 17., scheint erst später für gewisse Zwecke beliebt worden zu sein; Thiersch Epochen S. 134. hält diese Art von Statuen für Attische aus Kritias Zeit. 2. S. N. 7. (auch an der pubes ) 11. 12. 14. 16. Auch dies stammt aus der Sitte des feineren und vornehmeren Lebens da- maliger Zeit, die besonders an Festen hervortrat und sich erhielt. Asios bei Athen. xii , 525 F. Βαδίξειν Ἡραῖον ἐμπεπλεγ- μένον. Ἀϑηνᾶ παραπεπλεγμένη, Pollux ii, 35. 3. S. N. 14. 15. 16. 17. 21. Primore digito in ere- ctum pollicem residente adorirte man, Appulej. Met. iv . p. 90. 5* Historischer Theil. Bip. Mit drei Fingern legt man Opferfladen, Weihrauch u. dgl. Aristoph. Wesp. 95. Porphyr. de abstin. ii , 15. Ovid. F. ii , 573. Lactaut. Inst. v, 19. 1 94. In der Bildung der Koͤpfe herrschen in der alt- griechischen Kunst gewisse Grundformen, welche, theils aus alter Unvollkommenheit der Kunst, theils aus einer unschoͤnen Auffassung nationaler Zuͤge hervorgegangen, durch haͤufige Anwendung in beruͤhmten Kunstschulen ein beinah typisches Ansehn erlangt hatten, und daher auch dann noch beibehalten wurden, als die Kunst in der Bil- dung des uͤbrigen Koͤrpers schon sehr weit vorgeschritten 2 war. Dazu gehoͤren im Ganzen eine zuruͤckliegende Stirn, spitze Nase, eingezogener Mund mit emporgerichteten Win- keln, flache langgezogene Augen, starkes eckiges Kinn, flache Wangen, hochsitzende Ohren. 1. Vultum ab antiquo rigore variare, war Verdienst des Polygnot in der Mahlerei Plin. xxxv, 35. 2. S. N. 3. 5. 6. 7. 11. 12. 13. 14. 16. Von den Aegi- net. Statuen besonders den Athenakopf. Die Münzen §. 98. 95. Das Eigenthuͤmliche des Aeginetischen Styls scheint, den Andeutungen bei den alten Schriftstellern und dem Charakter der erwaͤhnten Sculpturen zufolge, theils in strenger Festhaltung des Alterthuͤmlichen, theils in sehr genauer und emsiger Nachahmung der Natur, somit (dem Stammcharakter der Dorier gemaͤß) in einer sehr gewissenhaften aber wenig freien Art die Kunst zu treiben, bestanden zu haben. Τρόπος τῆς ἐργασίας ὁ Αἰγιναῖος, πλαστικὴ ἡ Αἰγι- ναία u. dgl. Paus. i , 42. ii , 30. vii , 5. viii , 53. x, 36. welcher τῶν Ἀττικῶν τὰ ἀρχαιότατα, so wie die Αἰγύπτια davon genau unterscheidet, vii, 5. Λἰγινητικὰ ἔργα τοὺς συμβεβηκότας (vgl. §. 68. Anm. 3.) ἀνδριάντας. Ueberreste der bildenden Kunst. 96. Die Reste des altgriechischen Styls bestimmt zu bezeichnen ist deswegen schwierig, weil, abgesehn von dem Griechen. Zweite Periode. langen Bestande desselben in Etrurien, auch in Griechen- land zu allen Zeiten besonders Weihgeschenke fuͤr Tempel in einem absichtlich steifen und uͤberzierlichen Styl gear- beitet worden sind. Man nennt diesen den hieratischen oder archaistischen Styl . Von den ξοάνοις dieser Periode hat sich Nichts, von Erzbildern , au- ßer analogen Werken in Etrurien, nur die sehr alterthuͤm- lich steife Bronzefigur, der Lychnuchos des Polykrates, erhalten. N. 1. Πολυκρατες ανεϑεκε Paciaudi Monum. Pelop. T. ii . p. 51. Collectio Antiqq. Mus. Nan. n. 29. 276. vgl. Corp. Inscr. n. 6. Die genauer bekanntgewordenen Steinbilder des alten Styls moͤchten sich, nach ihrem Style, ungefaͤhr so stellen lassen. 2. Die Statuen am heiligen Wege der Branchiden. Ungeach- tet der höchsten Simplicität und Roheit reichen sie nach den In- schriften bis Olymp. 80. Ionian antiq. T. 1. n. Ausg. Amal- thea iii. S. 40. Corp. Inscr. n. 39. u. p. xxvi . 3. Die Pallas der Villa Albani. Winckelm. Monum. ined. P. I. p. 18. n. 17. Werke B. vii. Tf. 4. 4. Die Penelope im Museum Pio-Clementinum und Chiara- monti, bestimmt von Thiersch Kunstblatt 1824. St. 68 ff. Epochen S. 426. 5. Die Nachbildungen des Apollon von Kanachos, §. 86. 6. Die Aeginetischen Statuen, §. 90. Anm. 3. 7. Der sterbende Held von Selinus §. 90. Anm. 3. 8. Die Dresdner Pallas. Ἐν προβολῇ. Nachbildung eines bekleideten Xoanon, mit Bezug auf den Panathenaischen Peplos (über den Böckh tragic. princ. p. 192, des Vf. Minervae Poliadis aedis p. 26). Das Relief, welches den hineingestickten Gigantenkampf darstellt, ist mit gutem Grunde im vervollkommneten Style gehalten. Augusteum i. T. 9. Böttigers Andeutungen S. 57. Schorn Amalthea ii. S. 207. Meyers Gesch. Tf. 5. A. 9. Die Herculanische Pallas in hieratischem Styl, vergoldet und bemahlt. Millingen Uned. monum. Ser. ii . pl. 7. p. 13. Historischer Theil. 10. Unter den archaistischen Apollobildern ist besonders merkwür- dig ein Apollon (Ἀρνεῖος von Argos?) im Mus. Chiaramonti, Gerhard Ant. Bildw. i. T. 11. Vgl. ii Theil: Apoll. Die Reliefs in Stein koͤnnen etwa so gestellt wer- den: (wobei zu bemerken, daß, außer 11, vielleicht 12. 13. 15, und den zuletztstehenden, keine sicher aus der Zeit sind, deren Kunst sie darstellen. In den aͤltesten, wie den Selinuntischen, erscheint die Behandlung des Re- liefs auch durch das Bestreben schwerfaͤllig, jeden Theil des Koͤrpers in einer moͤglichst deutlichen und leicht zu zeichnenden Gestalt darzustellen). 11. Die Selinuntischen Metopen §. 90, Anm. 2. 12. Das Samothrakische Relief (wohl von einem puteal ), mit Agamemnon, Talthybios, Epeios. Tischbeins u. Schorns Homer nach Antiken H. ix, Tf. 1. Millingen Uned. mon. Ser. ii , pl. 1. Amalthea iii. S. 35. Corp. Inscr. n. 40. 13. Das sogen. Relief der Leukothea. Winckelmann Mon. ined. P. i . p. 67. n. 56. Zoëga Bassir. T. 1. tv. 41. Winck. Werke Th. iii. Tf. 3. 14. Dreifußraub . Ein zeitig gebildetes Sujet (§. 89. Anm. 3.) wahrscheinlich bei Weihung von Tripoden viel gebraucht, die in Delphi, Theben, Athen sehr häufig. Die Basis zu Dresden (Au- gust. i. Tf. 5 — 7) läßt sich am besten erklären als Untersatz ei- nes Dreifußes, der in einem ἀγὼν λαμπαδοῦχος als Preis ge- wonnen. Auf dasselbe Original führen zurück die Reliefs bei Pa- ciaudi Mon. Pelop. T. 1. p. 114. (aus Lakonika), Monum. du Musée Nap. T. ii . pl. 35. (in Paris), Zoëga T. ii . t. 66 (Villa Albani). Vgl. jetzt besonders Fr. Passow in Böttigers Archäol. u. Kunst i, S. 125. 15. Versöhnung des Herakles, dem Athena (die Gottheit dem Heros) vorausschreitet, Alkmena (?) folgt, mit den Pythischen Göt- tern, auf die Hermes und die Chariten als Friedens- und Freund- schaftsgötter folgen, auf dem Korinthischen Puteal bei L. Guilford. Dodwell Alcuni bassir. della Grecia, Rom 1812. Tour. ii. p. 201. Gerhard Ant. Bildw. i, 14 — 16 (Zug der neuge- bornen Aphrodite nach dem Olymp). 16. Der Βωμὸς Δώδεκα ϑεῶν aus Villa Borghese in Pa- ris, ein treffliches Werk, edel gedacht und überaus fleißig gearbeitet. Unter den Zwölfgöttern die Mören, Horen und Chariten. Vielleicht Griechen. Zweite Periode. eine Nachbildung des Pisistratidischen Β. Δώδεκα ϑεῶν, um Ol. 64. Visconti Mon. Gabini tv. agg. a. b. c. Piocl. T. vi . tv. agg. b. Winck. W. iii. Tf. 7. 8. Aehnliche Zusammen- stellungen das Capitol. Puteal mit zwölf Göttern, Winck. Mon. in. n. 5. Mus. Cap. iv . tb. 22. Winck. W. iii. Tf. 4. Die ara tonda des Capitols mit Apoll, Artemis, Hermes, Mus. Cap. T. iv . tb. 56. Winck. W. iii. Tf. 5. Eine andre aus dem Mus. Cavaceppi’s mit Zeus, Athena, Hera Welckers Zeitschr. i, ii. Tf. 3. ii. 11. Vgl. Zoëga Bassir. ii , 100. 101. 17. Anathemen für musische Siege, im zierlichsten hieratischen Style. Apollon als Pythischer Kitharode σπένδων καὶ Νίκη οἰνοχοοῦσα (vgl. Corp. Inscr. p. 248. c. 1.) Zoëga Bass. ii . t. 99. Monumens du Musée Napol. T. iv . pl. 7. 9. 10. (Omphalos). — Apollon in demselben Costüm einen Päan sin- gend. Ebend. pl. 8. Die Figur des Apollon ist hier völlig dieselbe, welche Appulej. Florid. p. 128. Bip. als ein Samisches Erzbild des Bathyllos beschreibt (vgl. u. a. die Worte: manus ejus tenerae, procerula laeva distantibus digitis nervos molitur : dextera psallentis gestu suo pulsabulum citharae admovet ), auf dieses beziehn sich Anacr. 29. v. 43 — 47, welche Verse nicht zum übrigen gehören, und von einem Samischen Phöbos-Bathyllos sprechen. 18. Das Siegsopfer für Pallas Polias (οἰκουρὸς ὄφις) in mehrern Reliefs, Mon. du Musée Napol. iv . pl. 11. Amal- thea Bd. iii. S. 48. Den Uebergang des altgriechischen Styls zu dem vollendeten der folgenden Periode koͤnnen besonders fol- gende Reliefs anschaulicher zu machen dienen. 19. Herakles auf der Hindin (πάντα νευρώδη). Combe Marbles of the Brit. Mus. ii pl. 7. Specimens pl. 11. Die Stellung blieb auch in der spätern Kunst fast dieselbe. Anthol. Pal. ii . p. 653. Plan. 96. 20. Der Kastor ἱππόδαμος mit dem Kastorischen Hunde, aus der Tiburtinischen Villa des Hadrian. Combe Marbles ii . pl. 6. Spec. pl. 14. 21. Der Thiasos des Satyr und der Mänaden in alter Feier- lichkeit. Καλλίμαχος ἐποίει Mus. Capit. T. iv . tb. 43. Auch in Terracotta sind Arbeiten des hieratischen Styls viel gewoͤhnlicher, als unbezweifelt aͤchte Werke dieser Periode. Historischer Theil. 22. Aecht alterthümlich sind die auf Melos gefundnen Re- lieffiguren, ohne Unterlage, wahrscheinlich von einem Votivschilde, Perseus als Gorgotödter und Bellerophon als Sieger der Chimära darstellend. Millingen Uned. monum. S. ii . pl. 2. 3. Stein- und Stempelschneidekunst . 1 97. Als geringere und unbeachtetere Zweige der Pla- stik, in die erst spaͤt das Leben aus den Hauptaͤsten sich verbreitet, erhob sich allmaͤhlig die Kunst, Edelsteine zu graviren, und die Muͤnzstempel zu stechen. Beide dienen zunaͤchst den Zwecken der Oekonomie und des Verkehrs. 2 Die Steinschneidekunst sorgt fuͤr Siegelringe, Σφρα- γῖδες, deren Beduͤrfniß durch das im Alterthum gewoͤhn- liche Versiegeln von Vorraͤthen und Schaͤtzen noch sehr vermehrt wurde, aber eben so gut durch metallne (ja 3 hoͤlzerne) Petschafte mit bedeutungslosen Kennzeichen be- friedigt wurde. Daß aber auch schon in dieser Zeit Gemmen zu solchem Behufe mit eingegrabnen Figuren versehn wurden, zeigt der theils rohe, theils alterthuͤm- lich strenge Styl mehrerer erhaltenen, auch unter den aͤchtgriechischen, an. 2. Von dem Versiegeln der ταμιιεῖα Böttiger Kunstmythol. S. 272 u. sonst. Ueber die alten Siegelringe aus Metall Atejus Capito bei Macrob. Sat. vii , 8. Plin. xxxiii, 4. Von den Θριποβρώτοις, Θριπηδέστοις (theils wirklich aus wurmstichi- gem Holz gemachten, theils dem nachgebildeten Petschaften) s. Sal- mas. Exc. Plin. p. 653. b. Ob Polykrates Ring geschnitten gewesen, ist zweifelhaft (Strab. xiv . p. 638., Paus. viii, 14, 5. Klemens Alex. Protr. iii . p. 247. Sylb. dafür — dagegen Plinius xxxvii, 4. vgl. Herod. iii , 41. σφρηγὶς χρυσόδετος σμαράγϑου λίϑου); Theodoros hatte ihn gewiß nur gefaßt . Nach Diogen. Laert. i, 2. §. 57. war es ein Solonisches Ge- setz: δακτυλιογλύφῳ μὴ ἐξεῖναι σφραγῖδα φυλάττειν τοῦ πραϑέντος δακτυλίου. Derselbe nennt, nach Hermipp, Pytha- goras Vater einen δακτυλιογλύφος ( viii, 1.). 3. S. über die Scarabäen (davon im Anhang bei Aegypten) mit Figuren, die fast ganz aus runden roh nebeneinandergesetzten Höhlungen bestehn, Meyer Kunstgesch. 1. S. 10. Tf. 1. Beispiele des alten strengen Styls Lippert Dactyl. Scr. I. P. ii . n. 79. Griechen. Zweite Periode. 496. ii, 1, 431. 2, 103. Millin Pierres gravées ined. 6. 7. 13. 25. 26. 50. 51. [Köhler Osservazioni sopra il catalogo degli antichi Incisori in Gemme. ] Vgl. Lessing An- tiq. Briefe Th. 1. S. 155. Facius Miscellaueen zur Gesch. der Kunst im Alterthum iv, 2. S. 62 (wo auch die angeblichen σφρ - γῖδες der Mythologie bemerkt sind). Gurlitt über die Gemmen- kunde S. 13. Hirt Amalthea ii. S. 12. 98. Das gepraͤgte Silbergeld war schon durch 1 den Argivischen Koͤnig Pheidon, um Olymp. 8, an die Stelle des fruͤhern Stabgeldes getreten, Aegina die erste Officin des Muͤnzpraͤgens geworden. Aber lange begnuͤgte man 2 sich mit den einfachsten Zeichen, roh angedeuteten Schild- kroͤten (auf Aegina), Schilden (in Boͤotien), Bienen (Ephe- sos) u. dgl.; auf dem Revers blieb der Eindruck eines die Muͤnze beim Praͤgen festhaltenden Vorsprungs (quadratum incusum); erst in dieser Periode treten Goͤtterkoͤpfe, voll- 3 staͤndige Goͤtterfiguren und uͤberhaupt zusammengesetztere Bilder ein, und entwickeln sich am Ende derselben zu al- ler Kraft und Zierlichkeit des altgriechischen Styls. 1. Ueber Pheidon und den alten Aeginetischen Münzfuß des Vf. Aeginet. p. 51. 88. 2. Die unförmlichsten Χελώνια sind die ältesten, (in Mion- nets Coll. d’empreintes n. 616 ff). Nahe kommen manche Ko- rinthische mit dem Pegasos, und Boͤotische mit dem Schilde. 3. Auf den Attischen tritt an die Stelle des Gorgoneion der Minervenkopf mit dem alterthümlich bizarren Profil (Mionnets Coll. 603. 4. 5. Planches der Descript. 41. 50. 54), wel- cher sich sehr lange erhält. Die numi incusi (vgl. Stieglitz Archäol. Unterhaltungen ii, S. 54) von Sybaris, Siris, Poseidonia, Taras, Kaulonia, Kroton, Metapont, Pyxoeis reichen etwa von Ol. 60 bis 80. Sybaris zerstört 67, 2. Pyxoeis gegründet 77, 2. Mionnet pl. 58 — 60. Micali Italia tv. 60. Meyer Gesch. Tf. 1. Die RECINON beschriebenen Münzen mit dem Hasen und dem Maulthiergespann (Mionnet pl. 61, 5.) sind aus Anaxilas (70 — 76) Zeit. Aristot. bei Pollux v, 12, 75. Wichtig sind auch die in strenger aber sehr ausgebildeter Kunstart gearbeiteten Münzen von Alexander I. (Ol. 70 bis 79). Zu großer Zierlichkeit ent- wickelt erscheint der alte Styl in den Münzen von Akanthos, mit Löwe und Stier, von Mende (Dionysos auf dem Esel), auf man- Historischer Theil. chen der Münzen mit Satyr und Nymphe, die Payne Knight aus unverächtlichen Gründen Thasos zuschrieb, und die offenbar einer Hauptmünzstätte älterer Zeit angehörten (Mionnet pl. 40. 44), auf Münzen von Gela, Syrakus, Methymna u. a. Ver- nachlässigter ist das Gepräge auf den alten Goldstateren (etwa seit Krösos) von Phokäa, Kyzikos, Lampsakos, Klazomenä. Sestini Descr. degli Stateri antichi. Firenze 1817. Vgl. Stieglitz Versuch einer Einrichtung antiker Münzsammlungen zur Erläute- rung der Geschichte der Kunst. Leipz. 1809. 4. Mahlerei . 1 99. Die Mahlerei macht in dieser Periode, durch Kimon von Kleonaͤ und Andre, besonders in perspekti- vischer Auffassung der Gegenstaͤnde, diejenigen Fortschritte, welche sie in den Stand setzen, gleich beim Beginn der 2 naͤchsten in großer Vollkommenheit aufzutreten. Die uns uͤbrigen Werke, Vasengemaͤlde mit schwarzen Figu- ren, gehoͤren zwar alle der urspruͤnglichen basreliefartigen Weise an, aber erheben sich darin zu einer scharfen cha- rakteristischen Zeichnung, in der die Eigenthuͤmlichkeiten des alten Styls in der Behandlung der Muskeln und Gelenke, in den Bewegungen, der Darstellung der Ge- waͤnder saͤmmtlich deutlich hervortreten, oft auch in eine bizarre Manier ausarten. 1. Kimon von Kleonä , Plin. xxxv, 34. Ael. V. H. viii , 8. (bei Simonides, Anthol. Pal. ix , 758., auch wohl App. T. ii . p. 648, schr. Μίκων) erfindet catagrapha, obli- quas imagines d. h. schräge Ansichten der Figuren von der Seite, oben, unten; und regt eine genauere Ausführung des Körpers und der Draperie an. Ein großes Bild war das von Mandrokles in das Heräon geweihte, die Brücke über den Bosporos und Dareios Uebergang (Herod. iv, 88). Gemälde in Phokäa gegen Ol. 60. Herod. i, 164. 2. Unter der Masse alterthümlicher Vasenbilder können folgende besonders den Fortgang der Zeichnung anschaulich machen: N. 1. Die Attische Preisvase, ΤΟΝΑΘΕΝΕΘ[Ε]Ν ΑΘΛΟΝ ΕΜΙ bei Mr. Burgon (Millingen Uned. mon. S. i . pl. 1, Griechen. Zweite Periode. vgl. Corp. Inscr. n. 33. u. p. 450.), mit der Athena ἐν προ- βολῇ und einem Wagensieger mit κέντρον und μάστιξ. Et- was jünger ist b, die Kollersche bei Gerhard Ant. Bildw. i Tf. 5 ‒ 7. von einem ἀνὴρ σταδιεὺς gewonnen; und in einem hieratischen Styl c, die Lambergsche, einem Ringer als Preis ertheilte, bei Laborde i, 73. 74. Noch andre machen Panofka Mus. Bartol- diano p. 65 sqq. u. Gerhard, Prodromus S. 117. nahmhaft. 2. Vase mit der Eberjagd des Königs der Lästrygonen (?) An- tiphates, Preis für einen Sieg κέλητι, aus einem Grabe zu Capua. Hancarville Antiqq. Etrusques, Grecques et Romaines T. i . pl. 1 ‒ 4. 3. Vase von Taleides bei Mr. Hope, mit der Erlegung des Minotaur. Die Gewänder sind buntfarbig gegittert. Millin Mo- num. ined. T. ii . pl. 4. Vases T. ii . pl. 61. Gal. myth. ii . pl. 131. 4. Hermes mit den drei Göttinnen zu Paris eilend (wie auf dem Kasten des Kypselos). Schmächtige Figuren, Homerischer Sturmschritt, Parallelismus der Bewegung. Millingen Coll. de Coghill pl. 34. 5. Kampf des Poseidon und der Artemis mit Giganten. Lange schmächtige Figuren. Millingen Uned. mon. 1 . pl. 9. Der Kampf des Pos. mit Ephialtes ist mit demselben Sujet, im Styl der fol- genden Kunstzeit ( i. pl. 7), zu vergleichen. 6. Der Kampf um den Dreifuß; zwei ähnlich behandelte Va- sengemälde, mit derben, kräftigen Figuren, für Tischbeins Vasen- gemälde Bd. v gestochen. Gewiß archaistischer als die §. 89. Anm. 3. erwähnte Gruppe. 7. Herakles (mit der Löwenhaut, aber einem Böotischen Schilde) in gewaltigem Ansprunge gegen Kyknos (vgl. das Bild am Amykl. Thron, Paus. iii, 18) bei Millingen S. i . pl. 38. 8. Ein Sieger, der den erlegten Gegner hinter dem Wagen schleppt (Achill und Hektor?), öfter auf Sicilischen Vasen, bei Raoul-Rochette Mon. ined. i tv. 17. 18. 9. Abschied der Eriphyle von Amphiaraos und Adrastos, zwei Gruppen auf einer im Beneventanischen (?) gefundnen Vase. Scotti Illustrazioni di un vaso Italo-Greco. Neapel 1811. 4. 10. Memnon von Achilleus erlegt und von Eos entführt, zwei Gruppen einer Agrigentinischen Vase, von kräftiger und ausgebilde- ter Zeichnung. Millingen Uned. mon. i pl. 4. 5. Dritte Periode. Von Olymp. 80 bis 111. Von Perikles bis auf Alexander . 1. Die Ereignisse und der Geist der Zeit in Beziehung auf die Kunst. 1 100. Die Perserkriege weckten in Griechenland das 2 schlummernde Bewußtsein der Nationalkraft. Athen, durch die Stammart seiner Bewohner geeignet, Mittelpunkt der Griechischen Bildung zu werden, bemaͤchtigt sich der in 3 den Umstaͤnden gegebnen Hilfsmittel mit großem Geschick, und gelangt dadurch schnell zu einer Hoͤhe der Macht, wie sie nur je eine Stadt besessen. 2. Die Attiker haben mit ihren Stammgenossen, den Joniern Asiens, das Empfängliche, Lebendige, Neuerungssüchtige gemein, aber verbinden damit eine Energie, die dort früh verschwunden. Τὸ δραστήριον, τὸ δεινόν. 3. Den Beginn des höhern Aufschwungs in Athen setzt Herod. v, 78. schon Olymp. 67, 4. Themistokles Volksbeschluß über Verwendung des Silbers von Laurion für die Flotte g. 73. Schlacht von Salamis 75, 1. Die Hegemonie der Griechen, die unter dem König gewesen waren, für den Perserkrieg kömmt an Athen, wahrscheinlich 77, 1. Aristeides billige Schatzung; das ταμιεῖον auf Delos; die Summe der jährlichen Tribute, φόροι, 460 Ta- lente (später 600 und 1200). Perikles versetzt den Schatz nach Athen g. 79, 3. Die Bundesgenossen werden meist Unterthanen, der Bundesschatz Staatsschatz. Die höchste Summe des Schatzes vor dem Pelop. Kriege war 9700 Talente, die jährliche Einnahme damals gegen 1000. Böckh Staatshaush. i. S. 427 ff. 465. Griechen. Dritte Periode. 101. Der große Reichthum, welcher Athen in dieser 1 Zeit zufloß und nur zum geringsten Theile von dem laͤßig betriebenen Kriege mit Persien verzehrt wurde, wird auf 2 eine großartige Weise zuerst zur Befestigung Athens, dann zur Ausschmuͤckung der Stadt mit Tempeln 3 und Bauwerken fuͤr die Spiele verwandt. 4 2. Der Mauerbau des Peiräeus begann durch Themistokles un- ter dem Archon Kebris vor Ol. 75. (nach Böckh de archont. pseudepon. Ol. 72, 1.), fortgesetzt 75 ⅔. Der Aufbau Athens und die Erneuerung der Mauern 75, 2. Gegen 78, 4. veran- laßt Kimon die Befestigung der Südseite der Akropolis, (Plut. Kim. 13. Nepos Cim. 3) und die Grundlegung der langen Mauern, die Perikles Ol. 80, 3. 4. vollendete, aber später noch eine hinzu- fügte. Diese μακρὰ τείχη isoliren Athen vom Lande: der wich- tigste Punkt in Athens Politik. Nach Thukyd. ii, 13. waren es offenbar drei , aber Konon erneuerte später wahrscheinlich nur zwei , wovon später (Schol. zu Platon Gorg. p. 22, 16. Bekk.) und jetzt noch einige Trümmer. Vgl. Ersch Encyclopädie Attika S. 223. Leake Topography of Athens p. 344. Aa. 3. Das Theseion wird unter Kimon Ol. 77, 4. begonnen. Gegen Ol. 80, 3. tragen die Athener auf gemeinsame Erneuerung der von den Persern zerstörten Heiligthümer an. In Attika werden um diese Zeit viele Tempel gebaut. Parthenon Ol. 85, 3. vollen- det. Propyläen Ol. 85, 4 bis 87, 1 gebaut. 4. Das steinerne Theater wird (μετὰ τὸ πεσεῖν τὰ ἴκρια) 70, 1 begonnen, aber in den obern Theilen erst unter Lykurgs Finanzverwaltung (109 ‒ 112) vollendet. Die Πεισιανάκτειος στοὰ wird zur Gemäldegallerie, Ποικίλη, eingerichtet, um 79. Das Odeion baut Perikles, für die Panathenäen, vor 84, 1. Des Verf. Commentatt. de Phidia i . §. 5. Die Kosten dieser Gebäude waren bedeutend, die Propyläen kosteten (nebst allem was dazu gehörte) 2012 Talente (Harpokration) 2,756,500 Rthl., wogegen Thukyd. ii, 13. durchaus nicht spricht. 102. Indem sich an diesen Bauwerken ein Kunst- 1 geist entfaltete, der Majestaͤt mit Anmuth auf die gluͤck- lichste Weise vereinigt: erreicht die bildende Kunst , durch den freien und lebendigen Geist des demokratischen Athens von allen Fesseln alterthuͤmlicher Steifheit geloͤst, Historischer Theil. und von dem großartigen und gewaltigen Sinne der Perikleischen Zeit durchdrungen, durch Phidias denselben 2 Gipfelpunkt. Jedoch sind, dem Charakter der aͤltern Hellenen gemaͤß, noch immer ruhige Wuͤrde und eine lei- denschaftslose Stille der Seele das Gepraͤge der bewun- 3 derten Hauptwerke der Zeit. Der Geist der Athenischen Kunst macht sich schnell in Griechenland herrschend: ob- gleich auch im Peloponnes, namentlich unter den demo- kratischen und industrioͤsen Argivern, die Kunst in großer Vollkommenheit geuͤbt wird. 3. Athenische Künstler arbeiten gegen Ol. 83 ( de Phidia i , 14) für den Delphischen Tempel, und die Phidiassische Schule schmückt um Ol. 86. Olympia und Elis mit Bildwerken. — Ue- ber Argos Zustand des Verf. Dorier ii, S. 143. 1 103. Der Peloponnesische Krieg, von Olymp. 87, 1 ex. bis 93, 4., vernichtet erstens Athens Reichthum durch die das Maaß der Einkuͤnfte uͤberwiegenden Kriegs- 2 kosten, und zerreißt zugleich das Band der Athenischen Kuͤnstlerschule mit den Peloponnesischen und andern. Tie- 3 fer greift die innre Veraͤnderung, welche nicht ohne bedeu- tende Mitwirkung der großen Seuche (Ol. 87, 3), welche das mannhafte Geschlecht der alten Athener hinwegraffte und ein schlechteres zuruͤckließ, im Peloponnesischen Kriege 4 eintrat. Sinnlichkeit und Leidenschaftlichkeit auf der einen, eine sophistische und geschwaͤtzige Verstandesbildung auf der andern Seite treten an die Stelle der festen und durch sichre Gefuͤhle geleiteten Denkweise fruͤherer Zeiten; das Griechische Volk ist gleichsam aus dem Mittelpunkte der alten National-Grundsaͤtze herausgeworfen; und, wie im oͤffentlichen Leben, so draͤngt sich auch in allen Kuͤnsten Sucht nach Genuß und Verlangen nach heftigern Auf- regungen des Gemuͤths mehr hervor. 1. S. Böckh Staatshaush. 1 S. 311. 2. De Phidia i, 19. 3. Πρῶτόν τε ἦρξε καὶ ἐς τἆλλα τῇ πόλει ἐπὶ πλέον Griechen. Dritte Periode. ἀνομίας τὸ νόσημα — ὅτι δὲ ἤδη τε ἡδὺ καὶ πανταχό- ϑεν τὸ ἐς αὐτὸ κερδαλέον, τοῦτο καὶ καλὸν καὶ χρήσιμον κατέστη. Thukyd. ii, 53. 4. Im öffentlichen Leben tritt an die Stelle des durch die durch- dringende Kraft des Geistes herrschenden Olympios Perikles das Geschlecht der κόλακες τοῦ δήμου, Kleon u. s. w.; auf das häus- liche Leben erhalten die Hetären immer mehr Einwirkung; in der Tragödie gewinnt den Geschmack des großen Publicums der πα- ϑητικώτατος und δεινότατος Euripides; die Lyrik geht in den neuen zügellosen und prunkvollen Dithyrambos über, dessen Meister (Melanippides, Kinesias, Philoxenos, Telestes, Phrynis und Ti- motheos von Milet) von den Strengern als die Verderber der Mu- sik, besonders ihres ethischen Charakters, der auf ἐπῳδὴ und κά- ϑαρσις der Leidenschaften beruht, angesehn wurden: wodurch zu- gleich die Rhythmik, um Ol. 90, regelloser und schlaffer wird. Die alte Redekunst ist auf einen symmetrischen Satzbau gegründet, und fordert die ruhigste Declamation; neben dieser tritt allmälig eine affektvolle, pathetische Redekunst hervor. Besonders zu beachten ist hier die immer zunehmende Frei- heit und Heftigkeit im körperlichen Ausdrucke der Gemüthsbewegungen . Der Spartanische Jüngling bewegt nach Xenophon die Augen nicht mehr als ein Erzbild (Dorier ii, S. 268). In Athen bewahrt noch Perikles die προςώπου σύ- στασις ἄϑρυπτος εἰς γέλωτα καὶ πρᾳότης πορείας καὶ κα- ταστολὴ περιβολῆς πρὸς οὐδὲν ἐκταραττομένη πάϑος ἐν τῷ λέγειν καὶ πλάσμα φωνῆς ἀϑόρυβον. Plut. Perikl. 5. Vgl. Siebelis zu Winck. W. B. viii, S. 94. Durch Kleon kamen heftige und freie Bewegungen (τὸ τὴν χεῖρα ἔξω ἔχειν) auf der Rednerbühne auf, und die alte εὐκοσμία τῶν ῥητόρων verschwand. Plut. Nikias 8. Tib. Gracchus 2. Aeschines g. Timarch §. 25 ff. Bekk. Demosth. π. παραπρ. p. 420. R. (Aeschines, ὁ καλὸς ἀνδριὰς, ist ein Affe der Alten; in Demosthenes erreicht die Redekunst des heftig bewegten Gemüths, doch nicht ganz ohne πανουργία und εὐτραπελία, ihren Gipfel, auf dem sie noch den späteren Leser κορυβαντιᾷν macht, Dionys. über Demosth. p. 1022.). Auf der Bühne beginnt eine lebhafte, pathetische Gesticulation mit Kallippides, Alkibiades Zeitgenoß, den Myniskos, Aeschylos Schauspieler, deswegen πίϑηκος nannte. Aristot. Poet. 26. cum Intpp. Xenoph. Sympos. 3, 11. 104. Mit diesem Zeitgeist haͤngt die Richtung der 1 Kuͤnstler eng zusammen, durch welche die bildende Kunst Historischer Theil. nach Olymp. 100 zu neuer Trefflichkeit sich erhebt, in- dem sich in ihnen eine unverkennbare Neigung zum An- lockenden und Ruͤhrenden, und viel mehr Sinnlichkeit und Pathos kund giebt als in den Werken der fruͤhern Zeit. Derselbe Gegensatz kann auch in der Mahlerei 2 wahrgenommen werden. — Zugleich verhindert die Rich- tung auf augenblicklichen Genuß, in welcher besonders das Athenische Volk befangen war, bedeutende oͤffentliche Unternehmen, und die Kunst bleibt (Konons und Lykurgs Unternehmungen abgerechnet) ohne die große oͤffentliche Aufmunterung der Perikleischen Zeit, bis sie sich die Gunst 3 der Makedonischen Koͤnige erwirbt. Dies Ver- haͤltniß fuͤhrt Veraͤnderungen im Geiste der Kunst herbei, welche schon am Schlusse dieses Abschnitts, deutlicher im folgenden hervortreten. 2. Demosthenes klagt bitter über die Dürftigkeit der öffentlichen und die Pracht der Privatbaue seiner Zeit. Vgl. Böckh Staatsh. 1 S. 220. Von Konons Werken Paus. i, 1, 3. i, 2, 2. vgl. de Phidia i , 3. N. d. Unter Lykurgos wurden be- sonders frühere Werke ausgebaut, aber auch einiges Neue. S. das Psephisma bei Plutarch x Orat. p. 279. H., wo wohl zu schrei- ben: ἡμίεργα παραλαβὼν τούς τε νεωςοίκους καὶ τὴν σκευοϑήκην καὶ τὸ ϑέατρον τὸ Διον. ἐξειργάσατο καὶ ἐπε- τέλεσε, καὶ τὸ τε στάδιον τὸ Παναϑ. καὶ τὸ γυμνάσιον τὸ Λύκειον κατεσκεύασε. Vgl. p. 251. Paus. i, 29, 16. Doch bleibt der edelste Privat-Aufwand der auf Kampfrosse und Bild- säulen, und es ist ein harter Vorwurf für Dikäogenes (Isäos von Dikäog. Erbsch. §. 44), daß er die von seinem Erblasser für 3 Talente (4125 Rthl.) angeschafften ἀναϑήματα ungeweiht ἐν τοῖς λιϑουργείοις κυλινδεῖσϑαι läßt. 2. Architektonik . 105. Das erste Erforderniß fuͤr das Gedeihen der Baukunst, das Aufbieten aller Kraͤfte um etwas Großes zu schaffen, tritt schon an den Mauerbauen dieser Zeit hervor, vorzuͤglich den Mauern des Peiraͤeus, die, an Colossalitaͤt den kyklopischen aͤhnlich, zugleich durch Griechen. Dritte Periode. die groͤßte Regelmaͤßigkeit der Ausfuͤhrung ausgezeichnet waren. Der Peribolos des Peiräeus mit Munychia maß 60 Stadien; die Höhe war 40 Gr. Ellen (Themistokles wollte die doppelte), die Breite die, daß beim Bau zwei mit Steinen beladene Wagen nebeneinander vorbeikonnten; die Steine waren ἁμαξιαῖοι, genau aneinander gefugt (ἐν τομῇ ἐγγώνιοι), durch keinen Mörtel, son- dern nur durch eiserne mit Blei vergossene Klammern zusammen- gehalten, wie auch die Mauern des Parthenon). Meurs. Pi- raeeus c. 2. 106. Ferner bewaͤhrt sich in den Bauen von Thea- 1 tern, Odeen und andern Gebaͤuden fuͤr die Festspiele ein klarer und durchdringender Verstand, welcher den Zweck des Baus auf das bestimmteste auffaßt, und auf dem naͤchsten Wege zu erreichen weiß. Das Theatron ist, 2 wie der alte Choros, noch immer der Hauptsache nach ein offner, von beiden Seiten zugaͤnglicher Tanzplatz (Orchestra), um welchen sich die, moͤglichst viel Personen zu fassen, eingerichteten Sitze und das erhoͤhte Buͤhnen- geruͤst erheben. Der Theaterbau ging wahrscheinlich von Athen aus, aber verbreitete sich schon in dieser Periode uͤber ganz Griechenland. Auch das Odeion, ein kleineres 3 und schirmfoͤrmig bedecktes Theater, erhaͤlt seine Form in Athen; so wie wahrscheinlich einer der Genossen des Phi- dias zuerst zu Olympia die kunstreiche Form der Schran- 4 ken (Ἄφεσις) eines Hippodrom darstellte. 2. Von dem Theater Athens §. 101 Anm. 4. Das Epi- daurische, ein Werk des Polykleitos (um Ol. 90), an ἁρμονία und κάλλος das erste; von den sehr zweckmäßig angelegten Stufen ist Einiges übrig. S. Clarke Travels ii, ii , p. 60 . Das Syrakusische Theater (vgl. Houel T. iii , pl. 187 sqq. Wilkins M. Gr. ch. 2. p. 6. pl. 7. ) baute Demokopos-Myrilla vor So- phron (Ol. 90). Eustath. zur Od. iii , 68. p. 112. 3. Das Odeion , angeblich dem Zelt des Xerxes nachgeahmt, das Dach aus Persischen Masten, daher auch Themistokles, statt Perikles, beigelegt. (Hirt Gesch. ii, S. 18). Aber auch Attika lieferte früher weit längere Bäume als später für die Dachung gro- 6 Historischer Theil. ßer Baue, Platon Kritias p. 111. Zum Odeion gehört stets eine μεγάλη ὀροφὴ. S. das Epigr. bei Welcker Sylloge p. 44. Ein ϑεατροειδὲς ᾠδεῖον später selbst in Arabia Peträa, Inschr. bei Letronne Analyse du recueil d’Inscr. de Vidua p. 24. 4. Ueber Kleötas Aristokles Sohn Böckh Corp. Inscr. p. 39. 237. Der Verf. De Phidia i , 13.; über seine ἄφεσις Hirt Gesch. iii, S. 148. Sie erfüllt den Zweck alle Wagen in gleiche Distanz von dem normalen Anfangspunkt der Umläufe um die Spina zu bringen. 1 107. Wahrscheinlich diente bei diesen Theater-Bauen auch die bei Tempeln in diesem Zeitraume noch nirgends, als etwa beim Eleusinischen Megaron (§. 109 Anm. 5.), 2 angewandte Kunst zu woͤlben , welche Demokritos nach Ueberlieferung der Alten erfand, vielleicht aber nur aus Italien (s. unten §. 167.) nach Griechenland uͤbertrug. 3 Derselbe Demokritos stellte mit Anaxagoras uͤber die perspektivische Anlage und Ausfuͤhrung der Scene des Theaters Forschungen an; er war es besonders, durch den ein philosophischer Untersuchungsgeist den Kuͤnsten Vorschub zu leisten anfing. 2. Poseidon. bei Seneca Epist. 90. Democr. dicitur inve- nisse fornicem ut lapidum curvatura paulatim inclinato- rum medio saxo (Schlußstein, key-stone ) alligaretur. De- mokr. stirbt Ol. 94, 1. 90 Jahr alt. 3. Vitruv Praef. vii . Namque primum Agatharchus (§. 134.) Athenis, Aeschylo docente tragoediam, scenam fecit et de ea commentarium reliquit. Ex eo moniti Democr. et Anax. de eadem re scripserunt, quemadmo- dum oporteat ad aciem oculorum radiorumque extensio- nem, certo loco centro constituto, ad lineas ratione na- turali respondere etc. Die Sache gehört in die letzten Zeiten des Aeschylos (gegen Ol. 80), daher Aristot. Poet. 4, 16. die σκηνογραφία dem Sophokles zuschreibt. Die Skenographie er- scheint von nun als eine besondre Kunst; gegen Ol. 90. treffen wir in Eretria einen Architekten und Skenographen Kleisthenes (Diog. Laert. ii, 125), später gab es deren mehrere, wie Eudoros, Sera- pion bei Plin. Arist. Poet. 4, 16. Ueber die dadurch begründete Perspektive Sallier sur la perspective de l’anc. peinture ou Griechen. Dritte Periode. sculpt., Mém. de l’ Ac. des Inscr. viii , p. 97. (gegen Per- rault), auch Caylus ebd. xxiii , p. 320. Meister de optice vet. pictor., N. Commentr. Soc. Gott. T. v. cl. phys. p. 175. (in manchen Punkten ungerecht) Schneider Eclog. phys. p. 407. Ann. p. 262. 108. Von den Saͤulenordnungen wird in dieser Zeit 1 die Dorische in Athen zu mehr Anmuth ausgebildet, ohne indeß den vorherrschenden Charakter der Majestaͤt zu verlieren; die Jonische findet man in Athen in einer 2 eigenthuͤmlichen schmuckreichen Form, in Jonien selbst in derjenigen, welche sich hernach als die gesetzmaͤßige, kano- nische, erhalten hat; daneben erscheint um Ol. 85 das 3 Korinthische Capitaͤl, welches indessen zuerst nur einzeln, dann wiederholt, aber nur in untergeordneten Theilen des Gebaͤudes, als Hauptgattung aber zuerst bei Ehrenmonu- 4 menten vorkoͤmmt. 1. S. §. 109. N. 2. 3. vgl. 11. 2. S. §. 109. N. 12. 13. 14. 3. S. das Geschichtchen von Kallimachos Erfindung bei Vitruv. iv, 1. Vgl. §. 109. N. 5. 9. 10. 12. 4. So an dem zierlichen Choregischen Denkmale des Lysikrates, Ol. 111, 2., Stuart Antt. v. i. ch. 4. 109. Waͤhrend die Tempel Athens in diesem Zeit- raum den Charakter des reinsten Maaßes, der gewaͤhlte- sten Formen, der vollkommensten Harmonie tragen, und ein aͤhnlicher Geist im Peloponnes sich zeigt; strebt man in Jonien vorzugsweise nach Eleganz und Pracht, und baut daher fast nur im Jonischen Styl; dagegen die Sicilischen Tempelgebaͤude, auf altdorischen Formen be- harrend, durch Colossalitaͤt der Anlage und Kuͤhnheit der Erfindung imponiren. I. Attika . 1. Theseion , von Ol. 77, 4. (§. 101. Anm. 3.) bis über 80 (§. 118). Ein Peripteros hexastylos, 104 × 45 Fuß, 6* Historischer Theil. aus Penthelischem Marmor. Die Säulenhöhe 91, die inter- columnia 3 moduli. Wohl erhalten. Stuart Antiqq. of Athens V. iii , ch. 1. 2. Parthenon oder Hekatompedon , 50 Fuß größer (län- ger) als ein älteres, dessen Platz es einnahm, Hesych. Gebaut von Iktinos und Kallikrates, Schrift darüber von Iktinos und Karpion. Ein Peripteros octastylos hypaethros auf einer hohen Platform, aus Penthel. Marmor. Besteht aus dem προ- νήιον, welches Säulen mit einem pluteus und Gittern bildeten, an beiden Seiten; dem eigentlichen Hecatompedon (100 × 100) mit 16 Säulen um das Hypäthron; dem Παρϑενών, einen um- gitterten Raum um die Bildsäule; dem Ὀπισϑόδομος mit 4 innern Säulen (Cockerell), nach W. Die Vorderseite war die öst- liche. Größe 227 × 101 engl. F. Höhe 65 F. Die Säulen- höhe 12 moduli, die Intercol. fast 2⅔. Verjüngung des Schafts \frac{13}{60} . Ἔντασις. Am Architrav hingen Schilde, von dem Reich- thum an Bildwerken §. 118. Kleinere Glieder, Streifen, Bänder waren auch hier bemahlt und vergoldet. Der T. hat besonders 1687 durch die Venetianer, neuerlich durch Elgin, gelitten: aber erregt noch immer einen wunderbaren Enthusiasmus. Stuart V. ii , ch. 1. Wilkins Atheniensia p. 93. Leake Topogr. chap. 8. Böckh Corp. Inscr. p. 477. die neuen Herausg. Stuarts in der Deutschen Uebersetzung (Darmstadt 1829) i, S. 293., wo auch S. 349 von den Spuren des alten Parthenon Nachricht gegeben wird. 3. Propyläen , gebaut von Mnesikles (vgl. §. 101.). Sie bildeten den Zugang zu der Burg als einem heiligen Peribolos, und vollendeten zugleich die Befestigung des Burgfelsens. Ein Pracht- thor, mit vier Nebenthüren, nach außen eine Jonische Vorhalle, nach beiden Seiten Dorische Fronten, deren Architektur mit der in- nern Jonischen sehr geschickt vereinigt ist. Vgl. N. 5. c. An den Seiten springen Flügelgebäude vor, wovon das nördliche als eine Pökile diente, vor dem südlichen lag ein kleiner Tempel der Nike Apteros. Stuart V. ii . ch. 5. Leake Topogr. ch. 8. p. 176. 4. Der Tempel der Athena Polias und des Poseidon Erechtheus. Ein uraltes Heiligthum, welches nach dem Perser- kriege erneuert, aber (zufolge der Urkunde, Corp. Inscr. n. 160 ) erst nach 92, 4 vollendet wurde, voll von heiligen Denkmälern, durch die der Plan des Gebäudes eigne Bestimmungen erhielt. Ein ναὸς διπλοῦς mit einen getrennten Gemach gegen W. (Pandro- seion) einem Prostyl gegen O. und zwei Hallen (προστάσεις) an der NW. und SW. Ecke. Das Gebäude lag auf zwei verschied- Griechen. Dritte Periode. nen Boden, indem sich an der O. und S. Seite eine Terrasse hin- zog, welche gegen N. und W. aufhörte; diese Seite scheint außer dem Tempelhofe gelegen zu haben, und in der Inschrift durch τοῖ- χος ὁ ἐκτὸς bezeichnet zu werden. Größe, ohne die Hallen, 73 × 37 F. Karyatiden, κόραι (Attische Jungfraun im vollen Pana- thenaischen Putze) um die Halle an der SW. Ecke (worin die ϑά- λασσα Ἐρεχϑηΐς und ἐλαία πάγκυφος); Fenster und Halb- säulen am Pandroseion. Der Fries des Ganzen war aus Eleu- sinischem Kalkstein mit angesetzten (metallnen) Reliefs (ζῷα). Die Jonische Architektur zeigt viel Eignes, besonders in den Capitälen ( hypotrachelium, ἀνϑέμιον); die Sorgfalt der Ausführung ist unübertrefflich. Stuart V. ii. ch. 2. Wilkins p. 75. Des Verf. Minervae Poliadis sacra et aedis. Gotting. 1820. Rose Inscript. Graecae vetustissimae p. 145. Corp. Inscr. i , p. 261. N. A. von Stuart p. 482. 5. Eleusis . a. Der große Tempel (Μέγαρον, Ἀνάκ- τορον), unter Aufsicht des Iktinos von Koröbos, Metagenes, Xe- nokles gebaut, und für die Feier der Mysterien eingerichtet. Eine große Cella mit vier queer durchlaufenden Dorischen Säulenreihen in zwei Stockwerken; dazwischen ein gewölbtes Lichtloch. Xenokles τὸ ὀπαῖον ἐκορύφωσε Plut. Perikl. 13. (Vgl. Pollux ii, 54.) Der Tempel durfte nicht Hypäthros sein. Vorhalle aus 12 Dor. Säulen (von Philon unter Demetrios Phalereus), welche schon dünne Stege zwischen den Cannelüren haben. Unter der Cella eine Krypte , unverjüngte Cylinder stützten den obern Boden. Das Material meist Eleusinischer Kalkstein, wenig Marmor. Die Größe des Ganzen 220 × 178. Die Mysten waren die größte Ver- sammlung unter Dach. b. Die kleinen Propyläen im innern Peribolos, mit räthselhafter Einrichtung der Thür. Hier kömmt ein Pilaster-Capitäl mit Akanthusblättern vor. c. Die größern im äußern. Ganz denen auf der Burg gleich. Die von Pausanias dort gepriesene Felderdecke (ὀροφὴ) ist hier deutlicher: d. Kleiner Tempel der Artemis Propyläa , ein templum in antis, Dorisch. e. Kleiner Tempel auf dem Fels über dem Megaron, im innern Peribolos. Keins der Gebäude in Eleusis war ganz vollendet. Unedited antiquities of Attica ch. 1 ‒ 5. Historischer Theil. 6. Andre Attische Tempel . a. Zu Rhamnus . Der größre Tempel der Nemesis, ein Hexastylos Peripteros, 71 × 33 F., wurde wahr- scheinlich in Perikles Zeit begonnen (vgl. §. 117), aber erst später vollendet (Stege der Cannelüren). Man bemerkt reiche Mahlereien und Vergoldungen am Kranze nach außen, und dem Simse über dem Friese im Innern, deren Umrisse eingeschnitten sind. Schöne Felderdecke. Uned. antiqq. Ch. 6. b. Der Tempel der Pallas auf Sunion , Hexast. Peript., mit Propyläen derselben, Dorischen, Ordnung. Auch aus Perikles Zeit. Antiqq. of Ionia T. ii , ch. 5. pl. 9 ‒ 14. Uned. antiqq. ch. 8. c. Die Stoa zu Thorikos (7 Säulen vorn, 15 an der Seite, vgl. §. 80. Anm. ii , a. 3. ). Die Säulen (11 mod. hoch) haben erst den Anfang der Cannelüre erhalten. Uned. antiqq. ch. 9. II. Peloponnesische Haupttempel . 7. Tempel zu Olympia , aus der Beute Pisa’s (fiel gegen Ol. 50) von Libon dem Eleer gebaut, um Ol. 86 vollendet, dem Parthenon ähnlich. Στοαὶ ὑπερῷοι. Aus Poros. Größe 230 × 95 Griech. Fuß. Höhe 68. Ueber die vermuthlichen Rui- nen Stanhope’s Olympia p. 9. Wilkins Magna Graecia Ap- pend. p. 72. (Metroon?) Sonst vgl. §. 115. 8. Der T. der Hera von Argos , von Eupolemos nach Ol. 89, 2. Das Olympieion zu Megara vor 87. Keine Ruinen von diesen Tempeln. 9. Der T. des Apollon Epikurios bei Phigalia, von Ikti- nos dem Athener, also wohl vor Ol. 87, 2. (nach Pausanias Ver- muthung nach der Pest, 88.) gebaut. Größe 126 × 48 Fuß. Außen ein Dorisches Pteroma; innen bilden Jonische Säulen Ni- schen (für ἀναϑήματα) und ein Hypäthron. Eine Korinthische Säule stand am Schluß des Hypäthron hinter dem Bilde. Ueber die Ruinen Combe Brit. Museum P. iv . pl. 25 ‒ 28. Stackel- berg Apollotempel Tf. 1 ‒ 5. 10. Der T. der Athena Alea zu Tegea , von Skopas nach Ol. 96 gebaut, der größte und schönste des Peloponnes. Die Verbindung von Jonischen Säulen nach außen, Dorischen und Ko- rinthischen übereinander im Innern, ist für die Geschichte der Bau- Griechen. Dritte Periode. kunst wichtig. Pausan. Geringe Ueberreste. Dodwell Tour ii . S. 419. 11. Die sehr schlanken (über 13 mod. hohen) Dorischen Säu- len des Zeustempels zu Nemea scheinen dem Ende dieser Periode anzugehören. Ion. ant. T. ii . ch. 5. pl. 15 ‒ 18. III. Jonien . 12. Das Didymäon zu Milet, nach der Zerstörung Ol. 71′ neu aufgebaut, besonders durch Päonios und Daphnis von Milet, aber nie ganz vollendet. Dipteros, Dekastylos, Hypäthros, 163 F. breit, in prachtvoller Jonischer Gattung, mit Korinthischen Halb- säulen im Pronaos. Schlankere Jonische Säulen als die in Ephe- sos, Samos, Sardis (§. 54. 80.), mit schwächerem Gebälk. Antiqq. of Ionia i ch. 3. p. 27. Choiseul Gouffier Voy. pittor. T. i pl. 113. 114. Hirt Gesch. Bd. ii, S. 62. Tf. 9, 11. 13. Der Tempel des Pallas Polias zu Priene, gebaut von dem gelehrten Architekten Pytheus, um Ol. 110. Alexander hatte, nach einer Inschr., den Ruhm ihn zu weihen. Ein Peript. Hexastylos in schöner Jonischer Ordnung. Ant. of Ion. i ch. 2. Choiseul Gouff. pl. 116. 14. Der T. des Dionysos zu Teos, von Hermogenes, wahr- scheinlich gegen Alexanders Zeit gebaut, ein Hexastylos Peript. und Eustylos nach Vitruv (der besonders Hermogenes folgt). Ant. of Ion. i ch. 1. Choiseul Gouff. pl. 124. Vgl. dazu Hirt Gesch. ii, S. 66. 15. Der T. der Artemis Leukophryne zu Magnesia am Mäan- dros, von Hermogenes gebaut, ein Pseudodipteros Jonischer Ordnung nach Vitruv, 198 × 106. Leake Asia min. p. 349. Dazu gehört der Aufriß Ant. of Ion. i ch. 1. pl. 2. 16. Trümmer eines Apollotempels zu Delos in Dorischer Ord- nung (12 moduli die Säulenhöhe) Stuarts Antt. of Athens iii . ch. 10 p. 57. IV. Sicilien . 17. Akragas . Vgl. oben §. 80. Der Dorische Tempel des Zeus Olympios war unvollendet, als Akragas Ol. 93, 3. von den Karthagern erobert wurde, und blieb es auch nach der Ernene- Historischer Theil. rung der Stadt. Diod. xiii, 82. Größe nach Diodor 340 × 160 (359 × 178 engl. F. nach Messungen). Höhe 120 (112) ohne das κρηπιδῶμα. Die Celle hatte nach innen Pilaster, 12 Fuß breit, nach außen Halbsäulen, 20 F. im Umfang, aber Prostyle an den schmalen Seiten. Im Giebelfelde östlich die Gigantomachie, westlich Troja’s Einnahme. Statt der obern Säulen im Innern Giganten, in einem alterthümlich strengen Style der Sculptur, der also bei architektonischen Figuren hier lange festgehalten wurde. S. Wilkins M. Gr. Ch. 3. pl. 14 — 17. Gärtners Ansichten. Hirt (nach Cockerell) ii. S. 90. Tf. 9. Fig. 12. Klenze T. des Olymp. Jupiters 1821. Tübinger Kunstblatt 1824. N. 28. 18. Selinus . Vgl. §. 80. Seine großen und reichen Tempel werden bei Thuk. vi, 20. und bei der Karthagischen Zerstörung (92, 4) erwähnt. Der ungeheure Dorische Dipteros (330 × 161 Fuß) war damals noch unvollendet, da erst die acht Säulen der Ostfronte (mit Stegen) cannelirt, einige andre angefangen waren. Die Säulen 9 ⅒ mod. hoch. Südlich von diesem liegen zwei andre Tempel, zusammen i pileri dei Giganti genannt, 186 × 76 und 232 × 83 Fuß groß, die im Ganzen derselben Zeit anzugehören scheinen. Vgl. §. 90. Anm. Wilkins Ch. 4. pl. 1 — 11. Gärtners Ansichten. 19. Egesta . Ein Hexast. peript., 190 × 77 F., die Säulen uncannelirt, mit vertieftem Hals und einem eingezognen Saum am untern Ende des Schafts. Wilkins Ch. 5. Gärtner. 110. Der Luxus in Privatbauen , Haͤusern, Denk- maͤlern, beginnt in Athen besonders erst gegen Ende die- ser Periode (§. 104. Anm. 2.), fruͤher bei den reichen und uͤbermuͤthigen Agrigentinern, die nach dem bekannten Ausspruch bauten als gedaͤchten sie ewig zu leben. S. die Wundergeschichten bei Diod. xiii, 81. von Gellias großem Hause und Weinkeller, der öffentlichen Piscina, den Monu- menten siegreicher Rosse u. Lieblingsvögel. Das sogen. Grab- mal des Theron (Wilkins ch. 3. pl. 19 ) ist wegen der Joni- schen Halbsäulen mit Dorischem Gebälk und des Kreuzgewölbes im Innern merkwürdig. 1 111. Auch die groͤßte Aufgabe des Architekten, die Anlage ganzer Staͤdte, wurde in dieser Periode beson- ders dem Hippodamos von Milet zu Theil, welcher den Griechen. Dritte Periode. Peiraͤeus, den Themistokles mehr zu einer Zuflucht in Kriegszeit bestimmt hatte, zu einer herrlichen Stadt aus- baute, Thurioi (Ol. 83, 3) nach winckelrechten großen Straßen anlegte, und Rhodos (Ol. 93, 1), ebenfalls hoͤchst symmetrisch und regelmaͤßig, in einer theateraͤhnli- chen Form aufbaute. Durch ihn scheint die regelmaͤßige 2 (Jonische) Bauweise uͤber die altgriechische, winkliche und enge, Staͤdteanlage die Oberhand gewonnen zu haben. 1. Ueber Hippodamos Anlagen vgl. Aristot. Pol. ii, 5 mit Schnei- der, vii, 10. Photios u. Hesych. s. v. Ἱπποδάμου νέμησις mit Diod. xii, 10. Schol. Aristoph. Ritt. 327. (vgl. Meier zu den Scholien, p. 457 Dindorf). Ueber Rhodos Strab. xiv, 654. Aristeides Rhodiakos. Meurs. Rhodus i , 10. Auch die Anlage der schönen Stadt Kos (103, 3) des neuen Halikarnass (von Mau- solos), und der Pelop. Hauptstädte, Messene und Megalopolis, gehört hierher. 2. Vgl. Dorier Bd. ii. S. 255. 3. Bildende Kunst . a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos. 112. Die hoͤchste Bluͤthe der Kunst, welche in die- 1 ser Periode im ganzen Griechenland aber besonders in Athen und Argos eifrig betrieben wird, bereiten die treff- lichen Kuͤnstler Kalamis und Pythagoras vor, von denen jener zwar noch nicht von aller Haͤrte des alten 2 Styls frei war, aber doch in den mannigfachsten Aufga- ben, erhabnen Goͤtterbildern, muthvollen Rossen, zarten und anmuthreichen Frauen, Bewunderungswuͤrdiges lei- stete; dieser in lebensvoller Darstellung der Muskeln und 3 Adern, in genauer Kunde der Proportionen, zugleich aber auch schon (was in dieser Zeit seltner) in ergreifen- dem Ausdrucke, vortrefflich war. 1. Kalamis (von Athen?) Toreut Erzg. und Bildhauer. Ol. 78 — 87. Pythagoras von Rhegion Erzgießer, Schü- Historischer Theil. ler des Klearch, Ol. 75 — 87. Paus. vi , 6. vi , 13. vgl. Cor- sini Dissert. agon. p. 124. 130. Plin. xxxiv, 8, 19. Eu- kadmos von Athen Bildhauer 80. Telephanes der Phokeer, Erzg. (arbeitet für die Aleuaden und Perserkönige) um 80. Po- lygnotos, Mahler, auch Bildh., um 80. Ptolichos von Korkyra, Kritias Schüler, Erzg. 83. Skymnos u. Dionysodoros, Erzg. u. Toreuten, Kritias Schüler, 83. Akestor von Knossos, Erzg. 83. Pheidias Charmides Sohn, von Athen, Ageladas Schüler, Mahler, Erzgießer, Toreut, Bildhauer, Ol. 80 — 87, 1. Pra- xias von Athen, Kalamis Schüler, Bildhauer, 83. Androsthenes von Athen, Eukadmos Schüler, Bildhauer, 83. Polykleitos , Sikyonier und Argeier, Ageladas Schüler, Erzg. Toreut, Bildhauer u. Architekt, etwa von 82 — 92. Myron , ein Athener von Eleutherä, Ageladas Schüler, Erzg. Toreut, Bildhauer, um die- selbe Zeit. Kallimachos , ὁ κατατηξίτεχνος, Erzgießer u. Toreut, um 85. Stypar von Kypros, Erzg. 85. Alkame- nes von Athen, Phidias, vielleicht auch Kritias Schüler, Kleruch in Lemnos, Erzg., Toreut u. Bildhauer, 83 — 94 ( de Phidia 1, 19.) Kolotes, Phidias Schüler, Toreut 86. Päonios von Mende, Bildhauer 86. Kleötas (von Athen?) Erzg. u. Architekt (§. 106, 4.) g. 86. Agorakritos von Paros, Phidias Schüler, Erzg. u. Bildhauer 85 — 88. Phradmon von Argos Erzg. um 87. Kallon von Elis, Erzg. um 87. Gorgias von Lakedä- mon, Erzg. 87. Ktesilaos Erzg. 87. Sokrates, Sophro- niskos Sohn, von Athen, Bildhauer g. 87. Polyklets Söhne als Künstler um 87 erwähnt Platon Protag. p. 328. Theokosmos von Megara, Phidias Schüler, Erzg. und Toreut, 87 — 95. Am- phion von Knossos, Akestors Sohn, Ptolichos Schüler, Erzg. 89. Sostratos von Rhegion, Pythagoras Schüler, gegen 89. Nikoda- mos, ein Mänalier, Erzg. 90. Therikles der Korinthische Töpfer (Θηρικλεῖα) g. 90. Athenäos xi , p. 470 F. Bentlei’s Phala- ridea. Kleiton von Athen, Erzg. (ἀνδριαντοποιός), g. 90. Nikeratos von Athen, Erzg., 90. Apellas Erzg. g. 90. De- metrios , Athener von Alopeke, g. 90. (Er darf wegen des Si- mon nicht zu sehr von dem Zeitalter des Mahler Mikon entfernt werden, und ich halte daher die alte Pallas-Priesterin Lysimache, die er bildete, für die Vorgängerin der Theano. Vgl. Lange Anm. zu Lanzi über die Sculptur S. 84. Sillig C. A. p. 180 ). Naukydes von Ar- gos, Mothons Sohn, Erzg. u. Toreut, 90 — 95. Perikleitos , Naukydes Bruder, Polykleitos Schüler, um dieselbe Zeit (Paus. ii, 22, 8. ist vielleicht zu schr.: τὸ μὲν Πολύκλειτος, τὸ δὲ Περίκλειτος ἐποίησε, τὸ δὲ ἀδελφὸς Περικλείτου Ναυκύ- δης). Lykios von Eleutherä, Myrons Sohn und Schüler, Erzg. u. Toreut, um 92. Athenodoros und Demeas von Kleitor, Schü- Griechen. Dritte Periode. ler des Polykleitos, Erzg., 94. Asopodoros von Argos, Alexis, Phrynon, Deinon, Erzgießer, nebst Aristeides, Erzg. u. Architekt, sämmtlich Schüler des Polykleitos, um 94. Aristandros von Pa- ros Erzg. 94. Aristokles, Kleötas Sohn, Erzg. u. Toreut, 92 — 95. (vgl. Böckh Corp. Inscr. p. 237 ). Kanachos von Sikyon, der jüngere, Polykleitos Schüler, Erzg. 95. Deinomenes Erzg. 95. Patrokles Erzg. 95. Pison von Kalauria, Amphions Schü- ler, Erzg. 95. Alypos von Sikyon, Naukydes Schüler, Erzg. 95. Tisandros Erzg. 95. Sostratos von Chios 95. Antipha- nes von Argos, Perikleitos Schüler, Erzg. 95 — 102. Poly- kleitos d. j. von Argos, Naukydes Schüler, Erzg. 95 — 101. (Paus. ii , 22. iii , 18. vi , 2, vgl. Corsini Diss. agon. p. 123, vi , 6). Mys , Toreut, 95. Dädalos von Sikyon, Patrokles Schüler, Erzg. 96 — 104 (Paus. vi , 2. vi , 3, vgl. Corsini Diss. agon. p. 130. 133, x , 9.) Stadieus von Athen, Erzg. 97. Kephisodotos von Athen Erzg. 97 — 104. Pantias von Chios, Sostratos Schüler, Erzg. 100. Kallikles von Megara, Theokosmos Sohn, Erzg. 100. 2. Calamidos dura illa quidem, sed tamen molliora quam Canachi, Cicero. Iam minus rigida Calamis Quinctilian. Oben §. 92. An seiner Sosandra lobt Lukian, εἰκόν. 6. τὸ μει- δίαμα λεπτὸν καὶ λεληϑός — καὶ τὸ εὐσταλὲς δὲ καὶ κόσμιον τῆς ἀναβολῆς, vgl. die Hetärengespr. 3. Sillig Catal. Artif. p. 115. 3. Hic primus (?) nervos et venas expressit, capil- lumque diligentius — Vicit Myronem pancratiaste Delphis posito — Syracusis (fecit) claudicantem cuius ulceris do- lorem sentire etiam spectantes videntur. Plinius xxxiv, 19. Πυϑαγόραν πρῶτον δοκοῦντα ῥυϑμοῦ καὶ συμμε- τρίας ἐστοχάσϑαι Diog. L. viii . Pyth. 25. Sillig C. A. p. 399. adde Varro de L. L. V. p. 13. 113. Nun tritt der Athener Phidias auf, ein Kuͤnst- 1 ler, dessen Genius so maͤchtig und dessen Ruhm so aner- kannt war, daß die Werke der Perikleischen Zeit saͤmmt- lich von ihm geleitet, und das ganze in Athen versam- melte Heer mannigfacher Kuͤnstler nach seinen Ideen be- schaͤftigt wurde. Er selbst arbeitet besonders die aus Gold und 2 Elfenbein zusammengesetzten Colossalstatuen, zu deren voll- kommnerer Ausfuͤhrung eine beispiellose Freigebigkeit der Historischer Theil. Staaten, und eine erweiterte Technik sich die Hand boten. 1. Phidias Lebensumstände nach des Vf. Comm. de Phidiae Vita I. Geboren gegen 73. Zuerst von einheimischen Meistern, wahrscheinlich Hegias, um Ol. 80. auch von dem Argiver Agela- das unterwiesen, leitet er die Perikleischen Werke, von 82 oder 83 an, vollendet die Pallas im Parthenon 85, 3., dem Olympi- schen Jupiter nach 86. Angeklagt durch Cabale gegen Perikles 86, 4. stirbt im Gefängniß 87, 1. — Gegen die Meinung, daß er schon um 73 als Künstler thätig gewesen sei, spricht am besten die Vergleichung seines Zeitalters mit dem der Vorgänger, des Kri- tias, Pythagoras, Kalamis. Unter seiner Direction stehen nach Plutarch Per. 12. τέκτο- νες, πλάσται, χαλκοτύποι, λιϑουργοὶ, βαφεῖς, χρυσοῦ μαλακτῆρες καὶ ἐλέφαντος, ζωγράφοι, ποικιλταὶ, τορευ- ταί. Ποικιλταὶ sind Buntwerber, Sticker, deren Teppiche (πα- ραπετάςματα) man bei Vergegenwärtigung des Gesammteindrucks jener Tempel und Elfenbeinbilder nicht vergessen muß. Ob Akesas u. Helikon, die Salaminier aus Cypern, die dem Delphischen Apoll (vgl. Eurip. Jon, 1158.) u. der Pallas so prächtige Teppiche ge- webt, dieser Zeit angehören? Athen ii . p. 48. b. Eust. zu Od. i , 131 p. 1400. Apostol. ii, 27. Zenob. 1, 56. In Phöni- cien, Cypern, Karthago (Athen. xii . p. 541. b. ) war diese Kunst besonders zu Hause. 2. Ueber die Zusammensetzung dieser Statuen Heyne Antiq. Aufs. ii. S. 149, in der Neuen Bibliothek der Schönen Wissensch. Bd. xv, u. den Nov. Commentar. Soc. Gotting. T. i . P. ii . p. 96. 111. Quatremère-de-Quincy p. 393. , unten (Technik §. ). Das abnehmbare Gewand der Pallas 44 Goldtalente nach Philochoros, 786, 500 Rthlr.. Einzelne Locken des Zeus wogen nach Lukian, Zeus Trag. 25., 6 Minen, etwa 300 Louisdor. Das Erweichen des Elfenbeins (Anm. 1. Quatremère p. 416. ) soll Demokritos erfunden haben. Seneca Epist. 90. Die Augen wurden aus edlen Steinen eingesetzt, vgl. Platon Hipp. mai. p.290. 114. Zu diesen gehoͤrt unter andern das sechs und zwanzig Griechische Ellen hohe Standbild der Pallas Parthenos, welches als ein Bild einer geruͤsteten, aber Griechen. Dritte Periode. siegreichen, in ruhiger Majestaͤt herrschenden Gottheit ge- dacht war. Die grandiose Einfachheit der Hauptfigur war hier, wie in andern Werken des Phidias, durch rei- chen Schmuck an der Basis, den Waffen, selbst dem Sohlen-Rande gehoben. Ὀρϑὸν ἐν χιτῶνι ποδήρει. Aegis mit Gorgoneion. Auf dem Helme Sphinx (rund) und Greifen (in Relief). Lanze in der Hand, Schild zu Füßen. Er stützte wahrscheinlich die Hand mit der vier Ellen hohen Rike. Schlange (Erichthonios) neben der Lanze am Boden. Am Schilde nach innen die Gigantoma- chie, nach außen Amazonenschlacht (Perikles und Phidias künstlich angebrachte Porträte). Am Rande der Tyrrhenischen Sohlen die Kentanromachie. (Kentauromachie und Amazonenkampf sind Attische Nationalsüjets.) Pandorae genesis an der Basis. Paus. i, 24, 7. mit Siebelis Anm. Plin. xxxvi, 5, 4. Maximus Tyr. diss. 14 T. i . p. 260. R. Böttiger Andeut. S. 86. Ob die Albanische und Hope’sche Pallas (Cavaceppi Raccolta I. t. 1. Specimens pl. 25 ), oder die Velletrische (Bouillon v. 1. pl. 23. ) der Parthenos des Phidias näher steht? Im Gan- zen wohl die erstere. 115. Noch mehr erregte das Staunen und den 1 Enthusiasmus der gesammten Hellenen der Olympische Zeus . Hoͤchster Reichthum der die einfacherhabne Figur 2 umgebenden plastischen Zierden, tiefe Wissenschaft in der 3 Anordnung der Maaße der sehr colossalen Figur, und der erhabenste Schwung des Geistes in der Auffassung 4 des Zeusideals machten diese Statue zu einem Wunder der Welt. Die zum Grunde liegende Vorstellung ist die 5 des allmaͤchtig herrschenden, uͤberall siegreichen Gottes in huldvoller Gewaͤhrung, gnaͤdiger Erhoͤrung menschlicher Bitten. In ihm schauten die Griechen den Zeus gegen- 6 waͤrtig; ihn zu sehn war ein Nepenthes; ihn vor dem Tode nicht erblickt zu haben, beinahe ein solches Ungluͤck, wie uneingeweiht in die Mysterien zu sterben. 2. Vom Tempel §. 109. Anm. N. 7. Der Thron aus Ceder- holz mit Zierden und Reliefs aus Gold, Elfenbein, Ebenholz, auch Mahlerei. Der Fußschemel, die Basis voll Schmuck, die Historischer Theil. Schranken hatte Panänos gemahlt, so wie die Blumen des Gold- gewandes. 3. Die Figur war auch für den Tempel (64 F. hoch) colossal. Etwa 40 Fuß hoch auf einer Basis von 12. Beweise für die per- spektivische Kenntniß die Geschichte mit dem Antlitz, Lukian pro imag. 14, und der Streit mit Alkamenes, Tzetz. Chil. viii, 193. Vgl. Platon Sophist. p. 235. Tzetz. Chil. xi, 381. u. oben §. 107, 3. Meister de optice fictor. N. Commentr. Gott. T. vi . cl. phys. p. 154. 4. 5. In der R. hielt er eine Nike, in der L. das Skeptron mit dem Adler. Phidias führt die Verse Il. i, 529. als sein Vorbild an. Ζεὺς κατανεύων. Εἰρηνικὸς καὶ πανταχοῦ πρᾷος, Dio Chrysost. xii. (Olympikos) p. 215. Vgl. die Elei- schen Kaisermünzen bei Quatremère-de-Quincy, den Jupiter Verospi, die Mediceische und Vaticanische Büste (von Otricoli). 6. Livius xxxxv, 28. Quintil. xii, 10. Dio Chrysost. Or. xii , p. 209 ff. Aa. Comm. de Phidia ii , 11. Völkel über den großen Tempel und die Statue des Jupiter zu Olympia Lpz. 1794. Siebenkees über den Tempel und die Bildsäule des Jupiter zu Olympia. Nürnb. 1795. Böttiger An- deutungen S. 93. (Marchese Haus) Saggio sul tempio e la statua di Giove in Olimpia. Palermo 1814. Quatremère- de-Quincy Iup. Olympien p. 384. 1 116. Außer diesen und andern Werken der Toreutik arbeitete Phidias zahlreiche Goͤtter- und Heroenstatuen aus Erz und Marmor als Cultusbilder oder Weihgeschenke. 2 Besonders aber war es die Vorstellung der Athena , welche er, nach verschiednen Modificationen, sinnreich ent- 3 wickelte, indem er sie fuͤr Plataͤaͤ in einem Akrolith (§. 4 84.) als Streitbare (Areia), fuͤr die Athener auf Lemnos dagegen besonders anmuthig und in einem milden Charak- 5 ter (Καλλίμορφος) darstellte. Das colossalste Bild, die eherne Promachos, welches zwischen den Propylaͤen und dem Parthenon stehend, uͤber beide emporragend, von den Schiffern schon aus großer Ferne gesehen wurde, war, als Phidias starb, noch nicht fertig; beinah ein Menschenalter spaͤter arbeitete Mys nach Parrhasios Zeich- Griechen. Dritte Periode. nungen die Kentauromachie am Schilde, so wie die uͤbri- gen Werke der Toreutik, womit das Gußwerk geschmuͤckt wurde. 1. 2. Petersen Observ. ad Plin. xxxiv , 19, 1. Pro- gramm Havniae 1824. Sillig C. A. p. 344. vgl. p. 288. Comm. de Phidia i , 9. 3. Der Tempel der Areia war nach der umständlicheren Nach- richt Plutarchs aus der Platäischen Beute (Aristid. 20), wodurch die Zeit des Werks aber wenig bestimmt wird. 4. Von der Καλλίμορφος Paus. i, 28, 2. Lukian Imagg. 6. Plin. xxxiv, 19, 1. 5. Die Stelle der Promachos wird durch Paus. i, 28, 2., vgl. mit Herod. v, 77., bestimmt; hier zeigt sie auch die Münze, Kupfer zu Barthelemy’s Anacharsis pl. 27. n. 1. Die Promachos ἀνέχει τὴν ἀσπίδα. Daß sie aus der Marathonischen Siegs- beute sei, wußte man zu Demosthenes Zeit noch nicht; das Zeit- alter der spätern Rhetoren hat erst diesen locus communis so aus- geführt. ( Comm. de Phidia i , 9. 10.) Pausanias Angabe über Mys und Parrhasios zu bezweifeln, sehe ich keinen Grund, οἱ ziehe ich auf die Athena. 117. Auch Phidias Anhaͤnger, besonders der dem 1 Meister innig ergebne Agorakritos , und der unabhaͤn- gigere, seinen Lehrer auch widerstrebende Alkamenes , wandten ihre Kunst am meisten auf Goͤtterbilder . Eine 2 volle Bluͤthe der Schoͤnheit, vereinigt mit einer milden ruhigen Hoheit in den Zuͤgen, charakterisirte ohne Zweifel die goͤttlichen Frauenbilder, welche sie im Wetteifer mit einander verfertigten: die Aphrodite in den Gaͤrten von Alkamenes, und die entsprechende Statue des Agorakritos, aus Parischem Marmor, die, des Preises verlustig, mit hinzugefuͤgten Attributen, als Nemesis in Rhamnus con- sekrirt wurde. 2. Vgl. außer andern Zoega’s Abhandlungen S. 56. 62. Wel- cker ebd. S. 417. De Phidia i , 20. Sillig p. 26 sqq. Historischer Theil. 1 118. Jetzt existiren als Werke dieser ersten aller Kunst- schulen noch die architektonischen Sculpturen , womit sie die Tempel Athens, ohne Zweifel unter Phi- dias unmittelbarer Aufsicht und Leitung, ausgeschmuͤckt hat. Erhalten hat sich erstens Einiges von den Metopen nebst dem Fries der schmalen Seiten der Cella des The- seus-Tempels, dessen Styl offenbar der Phidiassischen 2 Schule angehoͤrt; zweitens eine bedeutende Anzahl von den Metopen des Parthenon, so wie ein großer Theil des Frieses von der Cella, endlich einige colossale Figu- ren und eine Masse von Truͤmmern von den beiden Gie- beln desselben Tempels. Besonders an diesen mag Phi- dias selbst gearbeitet haben, wie auch Alkamenes nebst Paͤonios von Mende als Urheber der Giebelgruppen am 3 Tempel zu Olympia genannt wird. Unter Einwir- kung der Attischen Kuͤnstler sind uͤberdies auch die Bild- werke am Fries des Hypaͤthron im Tempel bei Phiga- lia (§. 109. Anm. N. 9) entstanden, doch so daß der we- niger gelaͤuterte Geschmack einer andern Kuͤnstlerschule auf Zeichnung und Ausfuͤhrung des Ganzen bestimmend gewirkt hat. 1. Theseion . In den Metopen Herakles u. Theseus Thaten. Im Friese vorn Kampf von Männern (Athenern und Eleusiniern? Atlantinern?) unter der Leitung von Göttern; hinten Kentauroma- chie. Gypsabgüsse im brittischen Museum ( R. xiv . n. 52 — 73 ). Stuart iii . ch. 1. Dodwell Class. Tour i . p. 362, nebst Kupfer. Alcuni bassirilievi della Grecia. 2. Parthenon . a. Metopen , gegen 4 F. hoch, der Vorsprung der Figuren bis 10 Zoll. Im Ganzen 92; 15 von der Südseite jetzt im Britt. Museum, 1 im Louvre, 32 von der Südseite von Carey auf Befehl des Gr. Nointel vor 1687 (vgl. §. 109. Anm. N. 2.) gezeichnet, einige bei Stuart V. ii ch. 1. pl. 10 — 12. V. iv . ch. 4. pl. 29 — 34. u. im Museum Worsleya- num T. ii . ch. 5. Nachrichten von andern in der neuen Ausgabe Stuarts, und in Leake’s Topography, 8. p. 226. Darnach sieht man, daß an der vordern, oder östlichen, Seite besonders Pallas als Gigantenkämpferin und andre Götterkämpfe (auch der um den Griechen. Dritte Periode. Dreifuß) vorgestellt waren, an der südlichen in der Mitte Scenen aus der ältern Attischen Mythologie, gegen das Ende die Kentau- romachie (dieser gehört Alles besser Erhaltne an), an der nördlichen unter andern der Amazonenkampf, an der westlichen abwechselnd Kämpfe von Reutern, und zu Fuß, wahrscheinlich geschichtlichen Inhalts. b. Fries der Cella , 3 Fuß 4 Zoll hoch 528 lang (wovon an 456 noch genauer bekannt). Davon sind 53 Platten, außer den Gypsabgüssen der ganzen Westseite, im britt. Museum, 1 im Louvre; Viel geben die in Paris aufbewahrten, noch nicht edirten, Careyschen Zeichnungen, Stuart ii . pl. 13 ‒ 30 iv . pl. 6 ‒ 28. und das Museum Worsleyanum. (Eine Ueber- sicht des Ganzen giebt der Verf. im zweiten Bande des Deutschen Stuart). Auf der Westseite sah man die Vorbereitungen des Rei- terzugs, dann S. und N. in der ersten Hälfte die Reuter Athens in Gliedern galloppirend (ἐπιραβδοφοροῦντας), hierauf die zum Wagenkampf Gerüsteten (Ἅμιλλαι? neben ihnen), dann in S. die Greise und Greisinnen der Stadt, in N. Chöre nebst Auleten und Kitharisten, Askophoren, Skaphephoren, nach vorn auf beiden Seiten die Opferstiere nebst ihren Begleitern. Auf der Ostseite sitzen, von Jungfraun, welche die ἀναϑήματα bringen, und den ordnenden Magistraten umgeben, 12 Götter (Zeus, Hera nebst Jris oder Hebe, Hephästos, Demeter, die Anakes, Hygieia, Asklepios, Poseidon, Erechtheus (?), Peitho, Aphrodite nebst Eros nach dem Vf.), zwischen denen die Priesterin der Pallas Polias mit zwei Ersephoren und der Priester des Pos. Erechtheus, der den Peplos einem Knaben übergiebt, die Mittelgruppe einnehmen. — An den Gewändern und Haaren sind Spuren von Farbe und Gold; die Zügel, Stäbe und dgl. waren aus Metall, wie auch im Gie- belfelde das Gorgoneion und die Schlangen an der Aegis der Pallas, und Andres. c. Giebelstatuen . (Höhe des Giebels 11 Fuß 6 Zoll; Breite 94 Fuß; Tiefe des untern Kranzes 2 Fuß 11 Zoll 4 L.) Das britt. Mus. hat vom O. Giebel 9 Figuren, vom W. Giebel 1 Figur und 5 bedeutende Bruchstücke; Careys Zeichnung (Stuart iv . ch. 4. pl. 1 ‒ 5 ) giebt diesen fast vollstän- dig, von jenem eine Figur (die Nike) weniger als im britt. Mus. ist. Im Osten die Γένεσις Ἀϑηνᾶς (σέβας δ̛ ἔχε πάντας ὁρῶντας ἀϑανάτους — στῆσεν δ̛ ϒπερίονος ἀγλαὸς υἱὸς ἵππους ὠκύποδας δηρὸν χρόνον Homer. Hymn. 28); im We- sten besiegt Pallas, um Athens Schutzherrschaft streitend, den Po- seidon dadurch, daß sie die von ihm geschaffnen Rosse den Erichtho- nios anjochen lehrt. Vgl. Reuvens im Classical Iournal N. 53. 7 Historischer Theil. 56. Antiquiteiten, een oudheidkundig Tijdschrift ii , 1, S. 1. ii, S. 55, und des Verf. dritte Comment. de Phidia. In den Elgin Marbles Lond. 1816. finden sich außer dem auch in den Antiqq. of Athens enthaltenen Kupfern Zeichnungen von Chantry nach den drei herrlichsten Stücken, dem sogen. Theseus, Iliss und Pferdekopf. Vgl. im Allgemeinen noch: Memorandum on the subject of the Earl of Elgin’s Pursuits in Grece. 2 Ed. 1815. Visconti Deux mémoires sur les ouvrages de sculpture de la collection d’ Elgin. 1816. Quatremère-de- Quincy Lettres à Mr. Canova sur les marbres d’Elgin. 1818. [Ders. Sur les deux frontons du Parthénon. ]. 3. Fries von Phigalia (§. 109 Anm. N. 9.) um das Hypäthron, von Linckh, von Haller, Cockerell, Foster und Aa. ent- deckt. Hautrelief. Kentauromachie und Amazonenschlacht, dazwi- schen Apollon und Artemis als ϑεοὶ ἐπικούριοι auf Rossen heran- fahrend. Die Käneusgruppe wie am Theseion, der Raub des Mädchens und Knabens wahrscheinlich nach Alkamenes (Paus. v, 10.). Anordnung und Zeichnung der Figuren sind höchst geist- reich und lebendig; doch erscheint die Kunst weniger gezüchtigt und geläutert, als am Parthenon. Unangenehme Verrenkungen und Verkürzungen. Sonderbar straffe, und vom Winde gekräuselte Falten. Bassirilievi della Grecia — disegn. da Gio. Mar. Wagner ed inc. da Ferd. Ruschweyh. 1814. Anc. Marbles of the British Museum P. iv. Der Apollotempel zu Bassae in Arcadien u. die daselbst ausgegr. Bildwerke, von O. M. Baron v. Stackelberg. Später als diese Werke, aber doch in vieler Hinsicht verwandt, von ungemeiner Energie und Lebhaftigkeit, sind die Reliefs vom T. der Nike Apteros (§. 109 Anm. 3. vgl. Leake Topogr. p. 193) im britt. Mus. R. xv. n. 257 – 260, bei Stuart V. ii. ch. 5. pl. 12. 13., welche zum Theil Kämpfe von Griechen mit Persern, zum Theil von Griechen unter einander darstellen. 119. In allen diesen Werken, besonders denen am Parthenon, erscheint im Ganzen derselbe Geist der Kunst, nur daß bei den Metopen bisweilen Kuͤnstler der aͤltern Schule, welche noch immer fortbestand (§. 112 Anm.), gebraucht worden zu sein scheinen, deren Arbeit minder rund und fließend ist, und daß bei dem Fries die gleich- maͤßige Fuͤllung des Raums, welche die architektonische Decoration forderte, so wie das Gesetz der Symmetrie Griechen. Dritte Periode. und Eurhythmie das Streben nach Natur und Wahrheit in manchen Punkten bedingte. Abgesehn davon, finden wir uͤberall eine Wahrheit in der Nachahmung der Natur, welche ohne Wesentliches (wie die von der Anstrengung schwellenden Adern) zu unterdruͤcken, ohne sich irgendwie uͤber die Natur erheben zu wollen, den hoͤchsten Adel und die reinste Schoͤnheit erreicht; ein Feuer und eine Leben- digkeit der Bewegung, wo sie die Sache fordert, und eine Behaglichkeit und Bequemlichkeit der Ruhe, wo diese, wie besonders bei Goͤttern, angemessen erschien, ohne alle Manier und Affektation; die groͤßte Natuͤrlichkeit und Leichtigkeit in der Behandlung der Gewaͤnder, wo nicht Regelmaͤßigkeit und Steifheit grade erforderlich ist; ein lichtvolles Hervorheben der Hauptvorstellung und eine Fuͤlle sinnreich erfundner Motive in untergeordneten Grup- pen: endlich eine natuͤrliche Wuͤrde und Anmuth vereint mit der groͤßten Unbefangenheit und Anspruchslosigkeit, ohne alles Streben nach Lockung der Sinne, glaͤnzendem Effekt und Hervorhebung der eignen Meisterhaftigkeit, welche die besten Zeiten, nicht blos der Kunst, sondern auch des Griechischen Lebens uͤberhaupt charakterisirt. Die Alten rühmen an Phidias besonders τὸ μεγαλεῖον καὶ τὸ ἀκριβὲς ἅμα Demetr. de eloc. 14. τὸ σεμνὸν καὶ με- γαλότεχνον καὶ ἀξιωματικόν, Dionys. Hal. de Isocr. p. 542. 120. Neben dieser Attischen Schule erhebt sich auch 1 die Sikyonisch-Argivische (vgl. §. 82.) durch den großen Polykleitos zu ihrem Gipfel. Obschon dieser Meister 2 in seinem Colossalbilde der Hera zu Argos nach Einigen die Kunst der Toreutik noch vervollkommnete: so stand 3 er doch im Bilden von Goͤttern im Allgemeinen dem Phi- dias bei weitem nach. Dagegen schwang sich durch ihn 4 die im Peloponnes vorwaltende Kunst, Erzstatuen von Athleten zu bilden, zur vollkommensten Darstellung schoͤ- ner gymnastischer Figuren empor, an denen zwar keines- wegs ein eigenthuͤmlicher Charakter vermißt wurde, aber 7* Historischer Theil. doch die Darstellung der reinsten Formen und ebenmaͤßig- sten Verhaͤltnisse des jugendlichen Leibes die Hauptsache 5 war. Daher eine seiner Statuen, der Doryphoros, es sei nun nach der Absicht des Kuͤnstlers oder durch das Urtheil der Nachwelt, ein Kanon der Proportionen des menschlichen Koͤrpers wurde, welche im Allgemeinen da- 6 mals noch kuͤrzer und staͤmmiger waren als spaͤter. Ebenso legte man ihm (nach Plinius) die Durchfuͤhrung des Grund- satzes bei, den Schwerpunkt des Koͤrpers hauptsaͤchlich auf den einen Fuß zu legen (ut uno crure insisterent signa); woraus der so anziehende und bedeutende Gegensatz der tragenden, gedraͤngteren, und der getragenen, mehr ent- wickelten, Seite des menschlichen Koͤrpers hervorgeht. 2. Von der Hera in Argos besonders Maximus Tyr. Diss. 14. p. 260 R., Böttiger Andeut. S. 122. Quatr.-de-Quincy p. 326. Τὰ Πολυκλείτου ξόανα τῇ τέχνῃ κάλλιστα τῶν πάντων — Strab. viii. p. 372. Toreuticen sic erudisse, ut Phidias aperuisse (iudicatur) Plin. xxxiv, 19, 2.) Da- gegen Phidias in ebore longe citra aemulum Quint.). 3. Vgl. die Urtheile Cic. Brut. 18. Quintil. xii, 10. Schorn Studien S. 282. Meyer Geschichte i. S. 69. 4. Diadumenum fecit molliter puerum (Statue aus Villa Faruese, Winckelm. W. B. vi. Tf. 2) — Doryphorum viri- liter puerum — destringentem se, et nudum talo inces- sentem (?), duosque pueros item nudos talis ludentes (ἀστραγαλίζοντας). Plin. Sillig. C. A. p. 364 sqq. 5. Vom Kanon Plin. a. O. (Doryphorum, quem et canona artifices vocant), Cicero Brut. 86. Orat. 2. Quintil. v, 12. Lukian de salt. 75. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1814. Hist. Phil. Cl. S. 19. Als eine Schrift nur Galen περὶ τῶν καϑ̕ Ἱπποκράτην καὶ Πλάτ. iv , 3. T. v . p. 449 Kühn, u. sonst. Vgl. unten §. 129. 130. Quadrata (τετράγωνα) Polycl. signa esse tradit Varro et paene ad unum exem- plum. Plin. 1 121. Mit diesem Charakter des Polykleitos stimmt es sehr wohl uͤberein, daß er in einem Kuͤnstler-Wett- kampfe zu Ephesos mit seinem Amazonenbilde den Phi- Griechen. Dritte Periode. dias, Ktesilaos, Phradmon und Kydon uͤberwand. Phi- 2 dias an eine Lanze gestuͤtzte Amazone ist in der zum Sprunge sich bereitenden im Vatican, Ktesilaos verwun- 3 dete in einer Capitolinischen Statue wieder erkannt wor- den; die Polykletische muͤssen wir uns darnach als das 4 Hoͤchste in der Darstellung dieser bluͤhenden und kraͤftig ausgebildeten Frauengestalten denken. Auch war Poly- 5 kleitos wie Ktesilaos schon in Portraͤtstatuen ausgezeich- net; jener bildete den Artemon Periphoretos, dieser den Peri- kles Olympios. 2. Ueber die Amazone des Vatican, Musée François P. iii. n. 14., des Vf. Comment. de Myrina Amazone. GGA. 1829. Juli. 3. Ueber die verwundete des Capitols, Mus. Cap. T. iii. t. 46., im Louvre n. 281, Bouillon V. ii. pl. 11., s. die Her- ausg. Winckelm. Bd. iv. S. 356. vi. S. 103. Meyers Gesch. S. 81. Anm. 78. 5. Artemon Periphoretos war Perikles μηχανοποιὸς gegen Samos (Ol. 84, 4; das angeblich Anakreontische Gedicht (Mehlhorn Anacr. p. 224.) auf ihn war wohl späteren Ursprungs). Die Statuen des Artemon und Perikles erwähnt Plin. Von der So- sandra §. 112. Kolotes, Phidias Schüler, bildet philosophos. Pl. Stypax bildet (zum Scherz) einen Sklaven des Perikles als σπλαγχνόπτης, den Plin. mit dem Arbeiter des Mnesikles (Plut. Perikl. 13) wohl nur confundirt hat. 122. Noch koͤrperlicher aͤußert sich die Kunst in My- 1 ron dem Eleuthereer (einem halben Boͤoter), den seine 2 Individualitaͤt besonders dahin fuͤhrte, kraͤftiges Naturle- ben in der ausgedehntesten Mannigfaltigkeit der Erschei- nungen mit der groͤßten Wahrheit und Naivetaͤt aufzufas- sen ( primus hic multiplicasse veritatem videtur ). Seine Kuh, sein Hund, seine Seeungeheuer, sein Doli- 3 chodrom Ladas, der in der hoͤchsten und letzten Anspan- 4 nung vorgestellt war, sein Diskobol, der im Moment 5 des Abschleuderns aufgefaßt war, und durch zahlreiche Nachbildungen seinen Ruhm beweist, seine Pentathlen und Pankratiasten gingen aus dieser Richtung hervor. Von 6 Historischer Theil. mythischen Gestalten sagte ihm besonders Herakles zu, den er nebst der Athena und dem Zeus in einer colossalen 7 Gruppe fuͤr Samos bildete. Doch blieb er in der gleich- guͤltigen, regungslosen Bildung des Gesichts, und in der steifen Arbeit der Haare auf der Stufe der fruͤhern Erz- gießer (der Aegineten besonders) stehn, von denen er sich uͤberhaupt weniger unterschied als Polyklet und Phidias. 1. Vgl. Böttiger Andeutungen S. 144. Sillig C. A. p. 281. 2. Myron qui paene hominum animas ferarumque aere expresserat, Petron 88. Kein Widerspruch mit: corpo- rum tenus curiosus, animi sensus non expressisse vide- tur, Plin. xxxiv, 19, 3. 3. Ueber die durch Epigramme (Anthol. Auson.) berühmte Kuh , τοὺς μαστοὺς σπαργῶσα nach Tzetz. Chil. viii, 194., s. Göthe Kunst u. Alterthum ii. p. 1. (Doch kann es aus mehrern Gründen nicht die auf den Münzen von Epidamnos sein). Vier andre Kühe des Myron, Properz ii, 31, 7. 4. Von dem Ladas Anthol. Pal. T. ii. p. 640. Plan. n. 53. 54. Ueber zwei Erzfiguren in Neapel als Nachbildungen (?) Schorns Kunstbl. 1826. N. 45. 5. Diskobol distortum et elaboratum signum Quintil. ii, 13. Eine Copie beschreibt genau Lukian Philops. 18. τὸν ἐπικεκυφότα κατὰ τὸ σχῆμα τῆς ἀφέσεως, ἀπεστραμμένον εἰς τὴν δισκοφόρον, ἠρέμα ὀκλάζοντα τῷ ἑτέρῳ, ἐοικότα ξυναναςησομένῳ μετὰ τῆς βολῆς. — Vgl. Welcker ad Phi- lostr. p. 352. Nachbildungen in Statuen u. Gemmen. Mus. Capit. T. iii. t. 69. Specimens pl. 29. Visconti PioCl. T. i . t. agg. A. n. 6. Musée Franç. P. i. pl. 20. Vgl. Franc. Cancellieri del Discobolo scoperto nella Villa Palombara Rom. 1806. Amalthea iii. S. 243. 6. Plin. a. O. Cic. Verr. iv , 3, 5. Strabon xiv , 637. b. 7. Ueber die Arbeit der Haare s. Plinius, u. vgl. die Bemerkung über zwei Copieen des Diskobol, Herausg. Winckelm. Bd. vi. S. 113. Myron arbeitet auch Schalen u. dgl. (Martial vi , 92. viii , 51.), wie Polykleitos, u. Myrons Sohn Lykios (Αυκιουργῆ?). 1 123. Als Abweichungen von dem herrschenden Geiste und Sinne erscheinen die Bestrebungen des Kallima- Griechen. Dritte Periode. chos und Demetrios . Ein sich nie genug thuender Fleiß zeichnete Kallimachos Werke aus, aber verdarb sie auch, und verdiente ihm den Beinamen Κατατηξίτεχ- νος, weil er seine Kunst an Kleinigkeiten gleichsam schwin- den lasse. Demetrios dagegen, der Athener, war der erste, 2 der in Nachbildungen von Individuen, besonders aͤltern Leuten, eine Treue erstrebte, welche auch das Zufaͤllige, zur Darstellung des Charakters Unwesentliche und Unschoͤne getreu wiedergab. — Unter den Kuͤnstlern, welche sich 3 gegen Ende (wie Naukydes) und nach dem Ende des Pelop. Krieges (wie Daͤdalos) auszeichneten, scheint, auch wenn sie nicht selbst Schuͤler des Polyklet waren, doch besonders der Polykletische Geist fortgelebt zu haben. Der Erzguß herrscht noch immer vor; gymnastische Figuren, Athleten- und Ehrenstatuen, beschaͤftigen die Kuͤnstler am meisten. 1. S. Sillig C. A. p. 127. Die Stelle des Dionys. p. 1114. ist jetzt durch die von E. Gros vgl. Pariser Handschr. (in A. G. Bekkers Ausg.) vervollständigt. Κατάτεχνος, welches bei Vitruv stehn bleibt, wird wohl nach κατάγλωσσος u. dgl. zu erklären sein. Der häufige Gebrauch des Bohrers, dessen erste Anwendung auf Marmor ihm zugeschrieben wird (vgl. §. 56. Anm. 2.), das Korinthische Capitäl (§. 108.), der zierliche Lychnos der Pallas Po- lias (wohl nach 92), die saltantes Lacaenae, emendatum opus, sed in quo gratiam omnem diligentia abstulerit, stimmen sehr gut mit diesem Beinamen überein. 2. Dem. nimius in veritate . Quinctil. xii, 10. Sein Pelichos von Korinth (vgl. Thuk. i, 28) προγάστωρ, φα- λαντίας, ἡμίγυμνος τὴν ἀναβολὴν, ἠνεμωμένος τοῦ πω- γῶνος τὰς τρίχας ἐνίας, ἐπίσημος τὰς φλέβας, αὐτοαν- ϑρώπῳ ὅμοιος, Lukian Philos. 18., wo Dem. ἀνϑρωπο- ποιὸς heißt. Ein Signum Corinthium ganz derselben Kunst- art beschreibt Plin. Epist. iii , 6. 3. S. besonders die Nachrichten über die ἀναϑήματα der Lakedämonier von Aegospotamoi (die meerblauen Rauarchen) Paus. x, 9, 4. Plut. Lysander 18. de Pyth. orac. 2. Vgl. Paus. vi, 2, 4. Eine ikonische Statue Lysanders von Marmor in Delphi, Plut. Lys. 1. Historischer Theil. b. Die Zeit des Praxiteles und Lysippos. 124. Nach dem Peloponnesischen Kriege erhebt sich zu Athen und in der Umgegend eine neue, mit der vori- gen durch keine nachweisbare Succession zusammenhaͤn- gende, Kunstschule, deren Kunstweise in gleichem Maaße dem Geiste des neuattischen Lebens entspricht, wie die Phidiassische dem Charakter des aͤltern (§. 103.). Beson- ders waren es Skopas, von Paros, einer Athen stamm- verwandten und damals auch unterworfenen Insel, ge- buͤrtig, und Praxiteles aus Athen selbst, durch welche das Ruͤhrende und Pathetische, so wie das Weiche und Zaͤrtliche in der Kunst, welches die der innern Ruhe und Staͤrke einer fruͤhern Zeit entbehrenden Gemuͤther in dieser Epoche forderten, mit dem hoͤchsten Talent und Geschmack ausgebildet wurde. Die Künstler der Zeit : Kleon, von Sikyon, Antipha- nes Schüler, 98 — 102. Skopas , der Parier, Architekt, Bildhauer u. Erzg. 97 — 107. Polykles von Athen, Sta- dieus Schüler (?), Erzg. 102. Damokritos, von Sikyon, Schü- ler Pisons, Erzg. 102. Pausanias, von Apollonia, Erzg. g. 102. Samolas, aus Arkadien, Erzg. g. 102. Eukleides, von Athen, Bildh. g. 102. (?). Leochares , von Athen, Erzg. u. Bildh. 102 — 111. (Gegen 104. war er nach dem Ps. Platon. Brief xiii p. 361. ein νέος καὶ ἀγαϑὸς δημιουργός). Hypato- doros (Hekatodoros) u. Aristogeiton v. Theben, Erzg. 102. So- stratos, Erzg. 102 — 114. Damophon, aus Messenien, Erzg. 103 ff. Xenophon, von Athen, Erzg. 103. Kallistonikos, von Theben, Erzg. 103. Strongylion , Erzg. gegen 103 (?). Olympiosthenes, Erzg. g. 103 (?). Euphranor , der Isthmier, Mahler, Bildh., Erzg. u. Toreut 104 — 110. Praxiteles , von Athen, ( Corp. Inscr. 1604. Opera eius sunt Athenis in Ceramico Plin. N. H. xxxvi , 4, 5.), Bildh. u. Erzg. 104 — 110. Echion, Erzg. u. Mahler, 107. Therimachos, Erzg. u. Mahler, 107. Timotheos , Bildh. u. Erzg., 107. Pythis Bildh. 107. Bryaxis , von Athen, Bildh. u. Erzg., 107 — 119. Timokles u. Timarchides, Söhne des Polykles, von Athen, (daß sie dies waren, erhellt aus der Verbindung von Paus. x, 34, 3. 4. vgl. Facius) Erzg. 108. Herodotos, von Olynth, g. 108. Hippias Erzg. 110. Lysippos , von Sikyon, Erzg. 103 — 114. (zu Paus. Griechen. Dritte Periode. vi, 4. vgl. Corsini Diss. Agon. p. 125), nach Athen, xi, 784. noch 116, 1. (?). Lysistratos, Lysippos Bruder, von Sikyon, Plastes 114. Silanion v. Athen, αὐτοδίδακτος, Sthenis, Euphronides, Jon, Apollodoros, Erzgießer, 114. Amphistratos, Bildh. 114. Menestratos, Bildh. um 114. (?). Timarchi- des Söhne (Polykles u. Dionysios?) g. 114. (Amalthea iii. S. 291.) Chäreas, Erzg. g. 114. Philon, Antipatros Sohn (?), Erzg. 114. Pamphilos, Praxiteles Schüler, 114. Kephissodo- tos (-doros) u. Timarchos, Praxiteles Söhne, Erzg. 114—120. 125. Skopas , besonders Arbeiter in (Parischem) 1 Marmor, dessen milderes Licht ihm fuͤr die Gegenstaͤnde seiner Kunst ohne Zweifel geeigneter schien als das stren- gere Erz, entlehnt seine liebsten Gegenstaͤnde aus dem Kreise des Dionysos und der Aphrodite. In jenem 2 Kreise war er sicher einer der ersten, welcher den Bacchi- schen Taumel in voͤllig freier, fesselloser Gestalt zeigte (vgl. §. 96. Anm. 21); seine Meisterschaft in diesem 3 beweist unter andern die Zusammenstellung der durch ge- ringe Nuͤancen unterschiedenen Wesen: Eros, Himeros und Pothos, in einer Statuengruppe. Das Apollonideal 4 verdankt ihm die anmuthig bluͤhende Form des Pythischen Kitharoͤden; er schuf sie, indem er der in der Kunst fruͤher herkoͤmmlichen Figur (dem Samischen Phoͤbos-Bathyllos §. 96. Anm. 17.) mehr Ausdruck von Schwung und Be- geisterung verlieh. Eins seiner herrlichsten Werke war 5 die Gruppe der Meergoͤtter, welche den Achilleus nach der Insel Leuke fuͤhren: ein Gegenstand, in dem weiche Anmuth, trotzige Gewalt, goͤttliche Wuͤrde und Helden- groͤße zu einer so schoͤnen Harmonie vereinigt sind, daß auch schon der Versuch, die Gruppe im Geiste der alten Kunst sich vorzustellen und auszudenken, uns mit dem innigsten Wohlgefallen erfuͤllen muß. 2. Dionysos zu Knidos von Marmor Plin. xxxvi, 4, 5. Eine Mänas mit flatterndem Haar als χιμαιροφόνος, aus Parischem Marmor, Kallistratos 2. Anthol. Pal. ix , 774. Plan. iv , 60. (App. ii . p. 642.) Vgl. Zoëga Bassir. ii . tv. 84. 85. 106. Panisk Cicero de divin. i , 13. Historischer Theil. 3. Zu Rom eine Venus nuda Praxiteliam illam antece- dens (der Zeit nach?) Plin. xxxvi , 4, 8. Venus, Pothos (et Phaethon?) zu Samothrake ebd. Eros, Himeros, Pothos zu Megara, Paus. i, 43, 6. Seine eherne Aphrodite Pande- mos zu Elis, auf einem Bocke sitzend, macht einen merkwürdi- gen Gegensatz gegen Phidias benachbarte Urania mit der Schildkröte, Paus. vi , 25, 2. Chametaerae? 4. Der Apollo Palatinus des Skopas (Plin). Inter ma- trem (von Praxiteles Pl.) deus ipse interque sororem (von Timotheos Pl.) Pythius in longa carmina veste so- nat , Properz ii, 31, 15. Dies ist offenbar die bekannte Figur auf den Münzen des August und Nero. Vgl. Sueton Nero 25. (nebst Patinus Anm.) Mus. PioCl. T. i. tv. A, 9. Statue PioCl. T. i. tv. 16. vgl. Visconti p. 29. (welcher indeß Timar- chides Statue, Plin. xxxvi, 4, 10. für das Original halten möchte). Musée Français P. i. pl. 5. Vgl. unten: Apollon. 5. Sed in maxima dignatione Cn. Domitii delubro in Circo Flaminio Neptunus ipse et Thetis alque Achilles, Nereides supra delphinos et cete et hippocampos seden- tes. Item Tritones, chorusque Phorci et pristes ac multa alia marina omnia eiusdem manus, praeclarum opus etiamsi totius vilae fuisset. Plin. Ueber den Mythus des Bildwerks besonders Köhler Mém. sur les Iles et la Course d’ Achille Pétersb. 1827. Sect. 1. 1 126. Ob die Gruppe der Niobe (welche in Rom sich im Tempel des Apollo Sosianus, wahrscheinlich im Giebelfelde, befand) von Skopas oder Praxiteles sei, wuß- ten die Roͤmischen Kunstkenner, wie bei einigen andern 2 Werken, nicht zu entscheiden. Auf jeden Fall zeugt die Gruppe fuͤr eine Kunst, welche gern ergreifende und er- schuͤtternde Gegenstaͤnde darstellt, aber diese zugleich mit der Maͤßigung und edlen Zuruͤckhaltung behandelt, wie sie 3 der Sinn der Hellenen in den besten Zeiten forderte. Der Kuͤnstler bietet Alles auf, um unser Gemuͤth fuͤr die von den Goͤttern gestrafte, getroffne Familie zu gewinnen; kein unedler Zug wird bei dem koͤrperlichen Schmerze und der Furcht vor der drohenden Gefahr sichtbar; das Angesicht der Mutter, der Gipfel der ganzen Darstellung, druͤckt Griechen. Dritte Periode. die Verzweifelung der Mutterliebe in der reinsten und hoͤchsten Gestalt aus. Das Urtheil uͤber die Composition 4 und die Motive, welche die Gruppe in ihren Theilen be- lebten und zusammenhielten, ist durch den Zustand, in dem sie auf uns gekommen, sehr erschwert. 1. Par haesitatio est in templo Apollinis Sosiani, Nio- ben cum liberis morientem Scopas an Praxiteles fecerit, Plin. xxxvi, 4, 8. Die Epigramme ( Anthol. Pal. App. ii. p. 664. Plan. iv , 129. Auson. Epit. her. 28.) stimmen für Praxiteles. Ueber die Aufstellung in einem Giebel (Bartholdy’s Idee) s. Guattani Memorie enciclop. 1817 p. 77. Le statue della favola di Niobe sit. nella prima loro dispositione, da C. R. Cockerell. Firenze 1818. (Zannoni) Galeria di Firenze, Stat. P. ii t. 76. Thiersch bezweifelt sie, aber giebt doch die dreieckige Form und bilaterale Anordnung der Gruppe zu. 4. Zu der Florentinischen Gruppe (1583 in Rom gefunden) sind viele ungehörige Figuren dazu gekommen (ein Diskobol, eine Psyche, eine Musenfigur, eine Nymphe, ein Barbar, ein Pferd, ein Symplegma von Ringern (wahrscheinlich nach Kephissodotos, di- gitis verius corpori quam marmori impressis Plin.) u. a.; auch sind die übrigen Statuen von ungleichem Werth, selbst von verschiednem Marmor. Von den hier befindlichen Niobiden nimmt Thiersch neun als ächt an, und fügt zu der Figur des einen Sohns ( Galeria tv. 9.), mit Schlegel und Andern, nach Anleitung einer Vaticanischen Gruppe (lithographirt bei Thiersch zu S. 315), eine über dem vorgestellten linken Knie hingesunkne Tochter hinzu. (Doch scheint bei der Florentinischen Figur das linke Bein bedeutend an- ders gestellt zu sein). Auch wird mit Recht der sogen. Narcissus ( Galeria tv. 74) jetzt zu dieser Gruppe hinzugerechnet (nach Thor- waldsons Bemerkung). Am häusigsten kehren der erhabne Kopf der Mutter (sehr schön in Sarsko-Selo, in England, Specim. pl. 35), und der sterbende ausgestreckt liegende Sohn (auch in Dresden) wieder. Alle Figuren haben ein Familienprofil von einfach edlen Formen; die Behandlung der Körper ist zwar weder so durchgängig vollendet, besonders an den Rückseiten, noch von der lebendigen Wahrheit, wie an den Phidiassischen Werken, aber bleibt an den besten Stückern doch auch nicht weit dahinter zurück. Zu vgl. die Darstellungen der Fabel in Relief PioCl. iv. t. 17. vgl. Visconti p. 33. und bei Fabroni t. 16. — Fabroni Dissert. sulle statue appartenenti alla favola di Niobe. Historischer Theil. Fir. 1779. (mit unpassenden Erläuterungen aus Ovid). H. Meyer, Propyläen Bd. ii. St. 2. 3. und Amalthea i S. 273. (Ergän- zungen). A. W. Schlegel Bibliothèque universelle 1816. Litter. T. iii. p. 109. Welcker Zeitschrift i S. 588 ff. Thiersch Epochen S. 315. 368. Abbildungen bei Fabroni, in der Galérie de Florence et Palais Pitti von Wicar, Lacombe und Mongez, T. iii u. iv., und Galeria di Firenze, Stat. P. i tv. 1 sqq. 1 127. Auch Praxiteles arbeitete besonders in Mar- mor, und that sich selbst am meisten in Gegenstaͤnden aus dem Cyklus des Dionysos, der Aphrodite, des Eros 2 genug. In den zahlreichen Figuren, die er aus dem ersten Kreise bildete, war der Ausdruck Bacchischer Schwaͤr- merei und Schalkheit mit der hoͤchsten Anmuth und Lieb- 3 lichkeit vereinbart. Praxiteles war es, der in mehrern Musterbildern des Eros die vollendete Schoͤnheit des Knabenalters darstellte, welches den Griechen grade das 4 reizendste schien; der in der enthuͤllten Aphrodite die hoͤchste sinnliche Reizfuͤlle mit einem geistigen Ausdrucke vereinigte, in dem die Liebe von der sanftesten, heitersten Seite, ganz ohne Beimischung irgend eines verschiedenartigen und stoͤrenden Elements, es sei nun das Bewußtsein goͤtt- licher Wuͤrde und Erhabenheit, oder niedrige und heftige 5 Begierde, aufgefaßt erschien. Doch konnten diese herrli- chen Werke erst aus einer Gemuͤthsstimmung hervorgehn, in welcher die sinnlich reizende Erscheinung an der Stelle der hoͤhern Gewalt, von der jene allein ihren Reiz hat, vergoͤttert wurde. Dazu wirkte das Leben mit den Hetaͤ- ren; manche unter diesen ganz Griechenland mit ihrem Ruhme erfuͤllenden Buhlerinnen erschien dem Bildner wirk- lich, und nicht ohne Grund, als eine in die Erscheinung 6 getretne Aphrodite. Auch in dem Kreise des Apollon gefiel es Praxiteles Manches umzubilden, wie er den ju- gendlichen Apollon in einem seiner schoͤnsten und geist- reichsten Werke in Stellung und Figur den edlern Satyr- gestalten naͤher brachte, als es ein fruͤherer Kuͤnstler ge- 7 than haben wuͤrde. Ueberhaupt war Praxiteles, der Griechen. Dritte Periode. Meister der juͤngern, wie Phidias der aͤltern Attischen Schule, fast ganz Goͤtterbildner; Heroen bildete er selten, Athleten gar nicht. 1. Praxiteles marmore felicior, ideo et clarior fuit. Plin. xxxiv , 8, 19. Marmoris gloria superavit etiam semet, xxxvi , 4, 5. Ὁ καταμίξας ἄκρως τοῖς λιϑίνοις ἔργοις τὰ τῆς ψυχῆς πάϑη Diodor xxvi Ecl. 1. p. 512. Wess. 2. Dionysos von Elis, Paus. vi, 26, 1., vielleicht der von Kallistratos 8. beschriebne, von Erz, mit Epheu bekränzt, mit einer Nebris umgürtet, die Lyra (?) auf den Thyrsus stützend, weich und schwärmerisch blickend; welchem im Ausdrucke (nicht in der Bekleidung) der Bacchus im Louvre ( Musée Franç. P. 1, 1.) vielleicht am besten entspricht. Liberum patrem et Ebrietatem nobilemque una Satyrum, quem Graeci περιβόητον cog- nominant, Plin. xxxiv, 8, 19, 10.). Ὁ ἐπὶ Τριπόδων Σάτυρος Paus. i, 20, 1. (vgl. Heyne Antiq. Aufs. ii S. 63) Athen. xiii , 591. b. Wird für den öfter vorkommenden an einen Baumstamm gelehnten, Mus. PioCl. ii , 30. Capit. iii , 32. Musée Franç. ii , pl. 12. gehalten (Winckelmann Th. iv. S. 75. S. 277. vi S. 142. Visconti PCl. ii p. 60.). Satyr in Me- gara Paus. i, 43, 5. Maenades et quas Thyadas vo- cant et Caryatidas et Sileni (in einem κῶμος) Plin. xxxvi , 4, 5. Anthol. Palat. ix , 756. Pan einen Schlauch tragend, lachende Nymphen, eine Danae, aus Marmor, Auth. Pal. vi , 317. App. T. ii , p. 705. Plan. iv , 262. Hermes den kleinen Dionysos tragend, von Marmor, Paus. v, 17, 1. 3. Eros . a. Zu Parion, aus Marmor, nakt, in der Blüthe der Jugend, Plin. xxxvi , 4, 5. b. Zu Thespiä, von Pen- thelischem Marmor, mit vergoldeten Flügeln (Julian Or. ii p. 54. c. Spanh.) ein παῖς ἐν ὥρᾳ (kein Kind), Lukian Am. 11. 17. Paus. ix, 27. Von der Phryne (oder Glykera) geweiht, von Caligula, dann wieder von Nero geraubt, zu Plinius Zeit in Octa- viae scholis (Manso Mythol. Abhandl. S. 361 ff.) In The- spiä stand eine Copie des Menodoros, Paus. Von dem Thespischen als einem ehernen spricht (aus Unkunde) Julian. Aegypt. Anth. Pal. App. ii p. 687. Plan. iv , 203. c. Der Eros aus Mar- mor im sacrarium des Hejus zu Messana, dem Thespischen ähn- lich, Cic. Verr. l. iv , 2, 3. (Vgl. Amalthea iii S. 300. Wiener Jahrb. xxxix S. 138). d. e. Zwei eherne von Kalli- Historischer Theil. stratos 4. 11. beschriebne, einer ruhend (Jacobs p. 693), der an- dre die Haare umbindend. 4. Aphrodite . a. Von Kos, (die bestellte) velata specie, ganz bekleidet, Plin. xxxiv , 4, 5. b. Von Knidos, gekauft, beim Tempel der Εὔπλοια, in einer besondern aedicula quae tota aperitur nach Plin., einem νεὼς ἀμφίϑυρος nach Lukian Amor. 14. περισκέπτῳ ἐνὶ χώρῳ Anthol. Pal. App. T. ii p. 674. Plan. iv , 160, aufgestellt; später nach Kedrenos in Byzanz. Aus Parischem Marmor: Σεσηρότι γέλωτι μικρὸν ὑπομειδιῶσα (ὀφρύων τὸ εὔγραμμον καὶ τῶν ὀφϑαλμῶν τὸ ὑγρὸν ἅμα τῷ φαιδρῷ καὶ κεχαρισμένῳ). Πᾶν δὲ τὸ κάλλος αὐτῆς ἀκάλυπτον, οὐδεμιᾶς ἐσϑῆτος ἀμπεχούσης, γεγύμνωται, πλὴν ὅσα τῇ ἑτέρᾳ χειρὶ τὴν αἰδῶ λεληϑότως ἐπικρύπτειν. — Τῶν δὲ τοῖς ἰσχίοις ἐνεσφραγισμένων ἐξ ἑκατέρων τύπων οὐκ ἂν εἴποι τις ὡς ἡδὺς ὁ γέλως. Μη- ροῦ τε καὶ κνήμης ἐπ̕ εὐϑὺ τεταμένης ἄχρι ποδὸς ἠκρι- βωμένοι ῥυϑμοί Lukian Amor. 14. Imag. 6. Der Streit, ob die Mediceische eine Copie der Knidischen (Heyne Ant. Aufs. i S. 123. Visconti PC. i p. 18. Levezow: Ob die Medic. V. ein Bild der Knidischen sei. Berl. 1808. Thiersch Epochen S. 288. — Meyer zu Winck. W. vi, 2. S. 143. Jenaer ALZ. 1806 Sept. 67. Geschichte i S. 113), ist wohl dahin entschieden, daß jene zwar nicht ohne Einwirkung dieser entstanden, aber die Knidische doch die auf den Münzen der Plautilla abgebildete, und in der Statue der horti Vaticani (Perrier n. 85. Episcopius n. 46.) und der neu drapirten im PioCl. i tv. 11. nachgeahmte, folglich eine die Gewänder ablegende, sei. Bayers Abh. de Cnidia Ve- nere in den Commentar. Ac. Sc. Petropolit. T. iv p. 219. enthält nichts Brauchbares. c. Eine eherne, Plin. d. Eine marmorne in Thespiä Paus. ix , 27. e. Eine Aphr. des Prar. stand im Adonion zu Alexandreia am Latmos, Steph. B. s. v. Ἀλεξάνδρεια. Peitho und Paregoros (πάρφασις Homer) ne- ben der Aphr. Praxis in Megara. Paus. i, 43. 5. Prax. bildet nach Klem. Alex. Prot. p. 35 Sylb. Arnob. adv. gent. vi , 13. die Kratina in seiner Aphrodite nach; nach Andern die Phryne , die auch von ihm in Marmor gebildet in Thespiä (Paus. ix, 27) und vergoldet in Delphi stand (Athen. xiii , p. 591. Paus. x, 14, 5. Plut. de Pyth. orac. 14.15.), das Tropäon Hellenischer Wollust nach Krates. Vgl. Jacobs in Wielands Att. Museum Bd. iii S. 24. 51. Nach Strab. ix p. 410. beschenkt er auch die Glykera . Er bildet nach Plinius Signa flentis matronae et meretricis gaudentis (der Phryne): Griechen. Dritte Periode. ein Gegensatz, der ganz aus dem Attischen Leben gegriffen war. Vgl. B. Murr „Die Mediceische Venus und Phryne.“ 6. Fecit et (ex aere) puberem [Apollinem] subrepenti lacertae cominus sagitta insidiantem, quem Sauroctonon vocant, Plin. Martial Epigr. xiv , 172. Daß es kein Apol- lon, behauptet Seitz, Mag. encyclopéd. 1807. T. v. p. 259. Jetzt sieht man darin eine Andeutung der Eidechsen-Weissagung (Welcker Akad. Kunstmus. zu Bonn S. 71 ff.), aber spielend be- handelt. Nachbildungen, von naiver Anmuth und Lieblichkeit, ein wenig satyrhaft auch in der Stellung der Füße, häufig ( Vill. Borgh. St. 2. n. 5. Winckelm. Mon. In. i , n. 40. Musée Royal i , pl. 20. — PCl. i , tv. 13. — eine eherne in Villa Albani), auch auf Gemmen (Millin Pierr. grav. pl. 5. und sonst). Auch werden ein Apollon mit Schwester und Mutter; Leto und Artemis mehreremal ( Osculum quale Praxiteles habere Dianam credi- dit Petronius), und zahlreiche andre Götterbilder von Prax. er- wähnt. Sillig C. A. p. 387. 28. Ein gleicher Geist der Kunst war in Leocha- 1 res lebendig, dessen Ganymedes an Suͤßigkeit der zum Grunde liegenden Empfindung und reiner Anmuth der Vorstellung zu den vorzuͤglichsten Werken der Zeit gehoͤrte. Doch ist das Streben nach sinnlichem Reiz nicht zu ver- 2 kennen, so wenig wie in der Kunstschoͤpfung des Herma- phroditen, welche wahrscheinlich dem Polykles (Ol. 102) verdankt wird. Das Streben nach dem Ruͤhren- 3 den zeigt besonders Silanions sterbende Jokaste, eine eherne Bildsaͤule, mit todtblassem Antlitz. Als Zeit- 4 und Kunstgenossen des Praxiteles erscheinen auch Timo- theos (§. 125. Anm. 4.) und Bryaxis ; beide verzierten mit Skopas und Leochares zusammen das Grabmal des Mausolos, nach Olymp. 106, 4. (§. 149). Von Leo- 5 chares und Bryaxis hatte man auch Bildnißstatuen Ma- kedonischer Fuͤrsten und Feldherrn. Alle diese Kuͤnstler 6 (nur uͤber Timotheos mangeln die Nachrichten) waren Athener; sie bilden mit Skopas und Praxiteles zusam- men die neuere Schule von Athen. 1. Leochares (fecit) aquilam sentientem quid rapiat in Ganymede, et cui ferat, parcentemque unguibus etiam Historischer Theil. per vestem. Plin. xxxiv, 19. 17. Straton Anth. Pal. xii , 221. Eine sichre Nachbildung ist die, höchst edel gedachte, Vaticanische Statue PioCl. iii , 49. 2. Polycles Hermaphr. nobilem fecit Pl. Zunächst ist doch an dem berühmteren Künstler des Namens zu denken. 3. Von der Jokaste Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v , 1. 5. Leochares Amyntas, Philipp, Alexander, Olympias u. Eu- rydike aus Gold und Elfenbein, Paus. v, 20. Isokrates, Plut. v. x. Oratt. Bryaxis Seleucus rex. 6. Die Kunst in Athen zu dieser Zeit können auch die Reliefs am Choregischen Denkmal des Lysikrates (Ol. 111, 2) — Dionysos u. seine Satyrn, welche die Tyrrhener bändigen — deutlich machen; Anlage, Zeichnung sind trefflich, der Ausdruck im höchsten Grade lebendig, die Ausführung indeß schon minder sorg- fältig. Stuart Antiq. V. i. p. 27. Meyer Gesch. Tf. 25—27. 1 129. Wie die Ersten dieser Schule immer noch den Geist des Phidias, nur in einer Verwandlung, in sich tragen, und daher vorzugsweise ein inneres geistiges Le- ben in Goͤttern oder andern mythischen Gestalten auszu- druͤcken bemuͤht sind: so setzen dagegen besonders Euphra- nor und Lysippos die Schule des Polyklet, die Argivisch- Sikyonische, fort: deren Augenmerk immer mehr auf koͤr- perlichen Rhythmus und eine edle kraͤftige Wohlgestalt 2 gerichtet war. Die Athletenbilder nahmen die Kuͤnstler jetzt nicht mehr so wie fruͤher in Anspruch, obgleich auch sechs Statuen der Art als Werke des unglaublich thaͤti- gen Lysippos angefuͤhrt werden; dagegen waren es beson- ders idealisirte Portraͤte maͤchtiger Fuͤrsten, welche die Zeit forderte; diese Bildungen und die Gestalten der He- roen beschaͤftigten die genannten Kuͤnstler am meisten, obzwar beide auch herrliche Goͤtterbilder aufstellten. Un- 3 ter den Heroen wurde von Lysippos der Herakles-Charak- ter auf eine neue Weise ausgebildet; die colossale Farne- sische Statue darf benutzt werden ihn zu vergegenwaͤrti- 4 gen. In der Gestalt des Alexander wußte Lysippos selbst den Fehlern Ausdruck zu verleihn, und, wie Plutarch Griechen. Dritte Periode. sagt, allein das Weiche in der Haltung des Nackens und den Augen mit dem Mannhaften und Loͤwenartigen, was in Alexanders Mienen lag, gehoͤrig zu verschmelzen; seine Bilder waren im hoͤchsten Grade lebensvoll und geistreich gedacht, waͤhrend dagegen andre Kuͤnstler der Zeit, wie Lysistratos, Lysippos Bruder, der zuerst Gesichter in Gyps 5 abformte, sich blos die getreue Nachahmung der aͤußer- lich vorhandnen Gestalt zum Ziele ihrer Kunst setzten. 1. Cicero Brut. 86, 296. (vgl. Petron Satyr. 88.) Polycleti Doryphorum sibi Lysippus magistrum fuisse aiebat. Grade, wie Polyklet, bildet er nach Plin. destringentem se. Vgl. §. 120. Daher die Verwechselungen, Sillig C. A. p. 254. N. 7. 2. Euphranors Alexander et Philippus in quadrigis Plin. Lysipp fecit et Alexandrum Magnum multis ope- ribus a pueritia eius orsus. — Idem fecit Hephaestio- nem — Alexandri venationem — turmam Alexandri, in qua amicorum eius (ἑταίρων) imagines summa omnium similitudine expressit (Alexander, umher 25 Hetäroi, die am Granikos gefallen, 9 Krieger zu Fuß). Plin. Vgl. Vellej. Patere. i, 11, 3. Arrian. i, 16, 7. Plut. Alex. 16. — Fecit et quadrigas multorum generum. Alexanders Edikt Sillig C. A. p. 66. N. 24. 3. Hic (Euphranor) primus videtur expressisse digni- tates heroum (in Bezug auf Gemälde) Plin. xxxv, 40, 25. Vier Heraklesbilder des Lysippos (Sillig p. 259 sqq.), darunter ein von Amor gebeugter, ein ἐπιτραπέζιος, der im Kleinen die ganze Kraft des Heros zeigte. Dazu kömmt die (von Libanios, als Ἡρ. ἑστὼς ἐν τῇ λεοντῇ, genau beschriebne, s. Petersen Comm. de Li- banio ii. Programm Havn. 1827.) Farnesische Statue (Maffei Raccolta tv. 49.), die der Athener Glykon einem Λυσίππου ἔργον nachgebildet, wie die Inschrift einer weit schlechtern in Flo- renz (Bianchini Palazzo dei Cesari tb. 18.) beweist, und die auch sonst in Statuen und Gemmen, wie auf Münzen, häufig nach- geahmt ist (Petersen p. 22). Die Hand mit den Aepfeln ist neu. Winckelm. W. Bd. vi, 1. S. 169. 2. S. 256. Meyers Gesch. S. 128. 4. Hauptstatue des Alex. von Lysipp, mit der Lanze (Plut. de Isid. 24.) u. der Unterschrift: Αὐδασοῦντι δ̕ ἔοικεν ὁ χάλ- κεος εἰς Δία λεύσσων Γᾶν ὑπ̕ ἐμοὶ τἰϑεμαι, Ζεῦ, σὺ δ̕ Ὄλυμπον ἔχε (Plut. de Alex. virt. ii , 2. Alex. 4. Tzetz. 8 Historischer Theil. Chil. viii. v. 426. Aa.). Ueber den Charakter der Alexander- bilder Appulej. Florid. p. 118. Bip. (relicina frons). Der Kopf eines Lysippischen Bildes scheint in einer Nachbildung erhalten zu sein in dem, ebenfalls rechts gewandten, Capitolinischen Alexan- derkopf (Winck. Monum. ined. n. 175. Meyer Tf. 13. b.); die Gabinische Statue dagegen ( Monum. Gab. n. 23. Meyer S. 124. Tf. 13. b. ) trägt schon einen spätern manirirten Charakter (vgl. die Statue Mus. Napol. T. iii. pl. 1. u. Thiersch Epochen S. 272.). 5. Hominis autem imaginem gypso e facie ipsa pri- mus omnium expressit ceraque in eam formam gypsi in- fusa emendare instituit Lysistratus — Hic et similitudi- nem reddere instituit; ante eum quam pulcherrimas fa- cere studebant (dagegen §. 123.). Plin. xxxv, 44. 1 130. Beobachtung der Natur und Studium der fruͤhern Meister, welches Lysippos eng mit einander ver- band, fuͤhrte den Kuͤnstler noch zu mancher Verfeinerung im Einzelnen (argutiae operum); namentlich legte Lysippos das Haar natuͤrlicher, wahrscheinlich mehr nach mahlerischen 2 Effecten, an. Auch wandten diese Kuͤnstler auf die Pro- portionen des menschlichen Koͤrpers das angestrengteste Studium. Dabei fuͤhrte sie das Bestreben, besonders Portraͤtsiguren durch eine ungewoͤhnliche Schlankheit gleich- sam uͤber das Menschenmaaß hinauszuheben, zu einem neuen System der Proportionen, welches von Euphra- nor (in der Mahlerei auch von Zeuxis) begonnen, von Lysippos aber erst harmonisch durchgefuͤhrt, und in der 3 Griechischen Kunst hernach herrschend wurde. Es muß indeß gestanden werden, daß dieses System weniger aus einer warmen und innigen Auffassung der Natur, welche namenlich in Griechenland sich in gedrungenern Figuren schoͤner zeigt, als aus einem Bestreben, das Kunstwerk 4 uͤber das Wirkliche zu erheben, hervorgegangen ist. Auch zeigt sich in den Werken dieser Kuͤnstler schon deutlich die vorwaltende Neigung zu dem Colossalen, welche in der naͤchsten Periode herrschend gefunden wird. 1. Propriae huius (Lysippi) videntur esse argutiae operum , custoditae in ininimis quoque rebus. Plin. Griechen. Dritte Periode. xxxiv , 19, 6. Statuariae arti plurimum traditur contu- lisse capillum exprimendo. Ebd. Vgl. Meyer Gesch. S. 130. Die veritas rühmt an ihm u. Praxiteles besonders Quintil. xii, 10. — Lysipp u. Apelles beurtheilen ihre Werke wechselseitig, Synesios Ep. 1. p. 160. Petav. 2. Euphr . — primus videtur usurpasse symmetriam, sed fuit in universitate corporum exilior eapitibus arti- culisque grandior (grade dasselbe von Zeuxis xxxv, 36, 2). Volumina quoque composuit de Symmetria. — Lys . stat. arti plur. trad. cont. — capita minora faciendo quam antiqui, corpora graciliora siccioraque, per quae proceri- tas signorum maior videretur. Non habet Latinum nomen symmetria, quam diligentissime custodivit, nova intacta- que ratione quadratas (§. 120.) veterum staturas per- mutando . Plin. xxxiv, 19, 6. xxxv, 40, 25. Ueber das: quales viderentur homines Wiener Jahrb. xxxix S. 140. 3. S. unten: Formen . Nach Clarac hat der Achilles Bor- ghese, ein signum quadratum nach älterer Weise, 7 Kopflängen 1 part. (¼) 11 min . in der Höhe, ein Niobide 8, 1, 6., ein Dioskur von M. Cavallo 8, 2, 6., der Hercul. Farnese 8, 2, 5., Laokoon 8, 3, 5. 4. Fecit et colossos (Euphranor) Plin. xxxv, 40, 25. Lysippos Jupiter zu Tarent, 40 cubita; ebenda ein colossaler Herakles von ihm. Sillig C. A. p. 257. 259. Stein- und Stempelschneidekunst . 131. Der Luxus des Ringtragens hebt in dieser Periode 1 die Kunst des Daktylioglyphen zu der Hoͤhe, welche ihr im Verhaͤltniß zu den uͤbrigen Zweigen der bildenden Kunst erreichbar ist; obgleich die Nachrichten der Schrift- 2 steller keinen Namen eines Einzelnen bemerklich machen, als den des Pyrgoteles , der Alexanders Siegelringe schnitt. 1. Ueber die Ringe der Kyrenäer (Eupolis Marikas) u. den in Cypern gekauften Smaragd des Auleten Ismenias mit einer Amy- mone, Aelian V. H. xii, 30. Plin. xxxvii, 3. Die Mu- siker waren besonders σφραγιδονυχαργυροκομῆται, und schmück- ten auch ihre Instrumente so, vgl. Lukian adv. indoct . 8. Ap- 8* Historischer Theil. pulej. Florid. p. 114. Bip. — Wie andre Kostbarkeiten werden Ringe auch in Tempel geweiht. S. besonders die Urkunde Böckh Staatshaush. ii. S. 309. σφραγὶς χρυσοῦν δακτύλιον ἔχουσα u. s. w. 2. Ueber die angeblichen Gemmen des Pyrgoteles Winckelm. B. vi. S. 107 ff. Andre Namen auf Gemmen dieser Periode zu- zueignen, hat man keinen Grund, s. v. Köhler in Böttigers Ar- chäol. u. Kunst 1. S. 12. 1 132. Auch auf das Schneiden der Muͤnzstempel wird in dieser Periode, besonders von Ol. 100. an, die groͤßte Sorgfalt und der edelste Kunstsinn gewandt, nicht sowohl in Athen, wo das alte Gepraͤge aus guten Gruͤn- den lange festgehalten wird, als in manchen, sonst meist durch Kunst nicht beruͤhmten Staͤdten Griechenlands und Italiens, besonders aber in Sicilien, wo die Muͤnzpraͤ- gekunst in Betreff der Schoͤnheit des Gepraͤgs (nicht der Geschicklichkeit im Praͤgen) den hoͤchsten Gipfel erreicht hat. Unter den Makedonischen Fuͤrsten haben Philipp u. 2 Alexander die schoͤnsten Muͤnzen. Die Kunst wird hiebei durch die Sitte gehoben, ausgezeichnete Begebenheiten, Siege im Krieg und in Spielen, Befreiung von Gefah- ren durch Muͤnz-Embleme zu bezeichnen oder anzudeuten. 1. Sehr schöne Münzen voll Geist und Leben in der Zeichnung z. B. von Larissa, Opus, Chalkis auf Euböa, Pheneos, Stym- phalos, Siphnos u. Seriphos (wenn nicht Sikyon?), Gortyna und Phästos auf Kreta, Kos, Mitylene u. Methymna, Philippi (vgl. Meyer Gesch. S. 309), Maroneia u. a. Städten. Gute Abbil- dungen schöner Münzen giebt Landons Numismatique du voyage du j. Anacharsis. T. i. ii. 1818. In Italien: Neapel, Thurii, Tarent, Herakleia. Nach Mionnets Abgüssen. In Sicilien: Syrakus (Herrl. Pentekontalitren, Etrusker i. S. 327., u. andre Medaglioni mit der Pallas, Arethusa, Ar- temis Potamia, ΚΙΜΩΝ), Akragas (wohl meist vor 93, 3), Se- linus (Σελινοες vor 92, 4), Naxos, Kamarina, Katana, Panormos (aus der Punischen Zeit, s. Eckhel D. N. I. p. 229.). S. die schönen Abbildungen: Specimens of ancient coins, of Magna Grae- Griechen. Dritte Periode. cia and Sicily, sel. from the cabinet of the Lord North- wick, drawn by del Frate and engraved by H. Moses. The Text by G. H. Nöhden . P. i — iv. 1824. 25. Ueber die Zeit dagegen: Payne Knight on the large silver- coins of Syracuse, Archaeologia Brit. T. xix. GGA. 1827. 1923. 2. Plut. Alex. 4. von Philipp: τὰς ἐν Ὀλυμπίᾳ νίκας τῶν ἁρμάτων ἐγχαράττων τοῖς νομίσμασιν. — Ζεὺς Ἐλευϑέριος, ‘Ελλήνιος, Ἄρτεμις Σώτειρα. 4. Mahlerei . 133. In dieser Periode erreicht, in drei Hauptstu- 1 fen, die Mahlerei eine Vollkommenheit, welche sie, we- nigstens nach dem Urtheil der Alten, zu einer wuͤrdigen Nebenbuhlerin der Plastik machte. Immer blieb indeß 2 die antike Mahlerei durch das Vorherrschen der Formen vor den Lichtwirkungen der Plastik naͤher als es die neuere ist; Schaͤrfe und Bestimmtheit der Zeichnung; ein Ge- 3 trennthalten der verschiedenen Figuren, um ihre Umrisse nicht zu verwirren; eine gleichmaͤßige Lichtvertheilung und durchgaͤngig klare Beleuchtung; die Vermeidung 4 staͤrkerer Verkuͤrzungen (ungeachtet der nicht geringen Kenntniß der Linearperspektive) gehoͤren, wenn auch nicht ohne Ausnahmen, doch im Ganzen immer zu ihrem Eha- rakter . 3. Artifices etiam quum plura in unam tabulam opera contulerunt, spatiis distinguunt ne umbrae in corpora cadant . Quintil. Inst. viii , 5, 26. Der Schatten sollte blos die körperliche Form jeder Figur für sich hervortreten lassen. 4. Vgl. §. 136. auch 140. Anm. 2. 134. Der erste Mahler von großem Ruhm war 1 Polygnotos , der Thasier, in Athen eingebuͤrgert, Ki- mons Freund. Genaue Zeichnung und eine edle und 2 Historischer Theil. scharfe Charakterisirung der verschiedensten mythologischen Gestalten war sein Hauptverdienst; auch seine Frauen- 3 gestalten hatten Reiz und Anmuth. Seine großen Ta- felgemaͤlde waren mit großer Kenntniß der Sagen und tiefem Geist und Gemuͤthe gedacht, nnd nach architekto- nisch-symmetrischen Prinzipen angeordnet. 1. Polygnot, des Mahlers Aglaophon Sohn, wahrscheinlich in Athen seit 79, 2. Mahlt für die Pökile, das Theseion, Anakeion, wohl auch die Halle bei den Propyläen, den Delphischen Tempel (Plin.), die Lesche der Knidier, den T. der Athena in Platää, in Thespiä. Böttiger Archäologie der Mahl. 1. S. 274. Sillig C. A. p. 22. 372. De Phidia i , 3. 2. Ἠϑογράφος , ἠϑικός, Aristot. Poet. 6, 15. Pol. viii, 5. vgl. Poet. 2, 2. u. §. 138. Instituit os aperire etc. Plin. xxxv, 9, 35. Ὀφρύων τὸ ἐπιπρεπὲς καὶ παρειῶν τὸ ἐνερευϑὲς — ἐσϑῆτα ἐς τὸ λεπτότατον ἐξειργασ- μένην Lukian Εἰκόν. 7. Primus mulieres lucida veste pinxit, Pl. vgl. §. 135. Anm. Ueber seine Farben unter: Technik. 3. Ueber die Bilder in der Lesche (Paus. x, 25 — 31.; rechts Ἴλιος ἑαλωκυῖα καὶ ἀπόπλους τῶν ‘Ελλήνων, links Ὀδυσ- σεὺς καταβεβηκὼς εἰς τὸν Ἅιδην) Caylus Hist. de l’Ac. T. xxvii. p. 34. F. u. J. Riepenhausen Gemälde des Polygn. in der Lesche zu Delphi. Th. i. 1805. mit Erläuterungen von Chr. Schlosser (die Zerstörung Ilions, vgl. dazu Meyer in der Jen. ALZ. Juli 1805. u. Böttiger Archäol. der Mahl. S. 314.). Pein- tures de Polygnote à Delphes dessinées et gravées d’après la descr. de Pausanias par F. et J. Riepenhau- sen. 1826 (GGA. 1827. S. 1309). Bis jetzt ist von diesem neuern Werk das Gemälde der Unterwelt erschienen. Bei diesem ist besonders auf die Andeutungen der Mysterien zu achten, welche theils an den Ecken (die Priesterin Kleoböa, Oknos, die Ungeweih- ten), theils in der Mitte angebracht waren. Hier saß der Mysta- gog Orpheus in einem Kreise von Sängern und Greisen, umgeben von fünf Troischen u. fünf Griechischen Helden. Ueber die Schrift dabei Böttiger Archäol. der Mahl. S. 139. Zur Ἰλίου πέρσις vgl. (doch nicht als Nachbildung) die Vase Millin Vases i. pl. 25. 26. Schorns Homer Heft. ix. T. 5. 6. 1 135. Neben Polygnotos werden mehrere andre Mah- ler (groͤßtentheils Athener , aber auch Onatas der Griechen. Dritte Periode. Aeginet) mit Auszeichnung genannt, welche meist mit großen figurenreichen historischen Bildern, deren Gegen- 2 stand auch sehr gern aus der Zeitgeschichte genommen wurde, Tempel und Hallen schmuͤckten. Dionysios erreicht 3 unter ihnen Polygnots ausdrucksvolle und zierliche Zeich- nung, aber ohne seine Großartigkeit. 1. Sillax der Rheginer g. 75. Onatas auch Mahler 78 — 83. Mikon von Athen, Mahler u. Erzg.; besonders in Rossen ausgezeichnet (Simon), 77 — 83. (Sillig C. A. p. 275. Μί- κων ist auch Arrian Aler. vii, 13. zu restituiren). Dionysios von Kolophon Mikons Zeitgenoß (vgl. Simonides §. 99. Anm. 1.) u. Polygnots Nachahmer, doch ohne dessen erhabnen Charakter (πλὴν τοῦ μεγέϑους τὴν τοῦ Πολυγν. τέχνην ἐμιμεῖτο εἰς τὴν ἀκρίβειαν, πάϑος καὶ ἦϑος καὶ σχήματος χρῆσιν, ἱμα- τίων λεπτότητας καὶ τὰ λοιπά, Ael. V. H. iv , 3. vgl. Arist. Poet. 2. ἐκβεβιασμένα καὶ κατάπονα Plut. Timol. 36.) da- her nach Plin. ἀνϑρωπογράφος genannt, ähnlich wie Demetrios §. 123. Aristophon, Polygnots Bruder. Timagoras von Chalkis 83. Panänos von Athen, Phidias ἀδελφιδοῦς, um 83 — 86. Agatharchos , Mahler, Skenograph, etwa von Ol. 80 (so daß er für Aeschylos letzte Trilogie scenam fecit ) bis 90. Aglaophon, Aristophons Sohn, wie es scheint, Ol. 90. Kephisso- doros, Phrylis, Euenor von Ephesos, Demophilos von Himera, Neseas von Thasos, Ol. 90. Kleisthenes von Eretria, oben §. 107. Anm. 3., um Ol. 90. Nikanor, Arkesilaos v. Paros, enkaustische Mahler, um 90 (?). Zeuxippos von Heraklea um 90. (vgl. Heindorf ad Plat. Protag. p. 495.) Kleagoras von Phlius 91. (Xen. Anab. vii, 8, 1). Apollodoros von Athen, Ol. 93. 2. In der Pökile ( braccatis illita Persis ) befanden sich: 1. die Marathonische Schlacht von Mikon (oder Panänos, auch Polyg- not); die Heerführer beider Partheien iconisch; die Platäer mit Böotischen κυνὲαις (Demosth. g. Neära p. 1377.). Götter und He- roen eingemischt; mehrere Momente der Schlacht; Flucht zu den Schiffen (Böttig. Archäol. der Mahl. S. 246.) — 2. Trojas Ein- nahme und das Gericht über Kassandra’s Schändung, von Polyg- notos — 3. Kampf der Athener und Amazonen, von Mikon — 4. Schlacht bei Oenoe. S. Böttiger S. 278. — Platon Euthy- phr. p. 6. spricht auch von Götterkämpfen, mit denen die Tempel (?) bemahlt waren. 3. S. Dionysios in Anm. 1. Historischer Theil. 1 136. Der erste aber, welcher auf die Nuͤancen von Licht und Schatten ein tieferes Studium richtete, und durch diese wesentlichen Erfordernisse Epoche machte, war Apollodoros von Athen, ὁ Σκιαγράφος, welchen 2 ohne Zweifel die Studien des Agatharchos in der per- spektivischen Buͤhnenmahlerei (§. 107 Anm. 3) auf seiner Bahn sehr gefoͤrdert hatten. 1. Er erfand φϑορὰν καὶ ἀπόχρωσιν σκιᾶς Plut. de glor. Athen. 2. Hesych. ( Luminum umbrarumque rationem in- venisse Zeuxis dicitur Quintil. xii, 10.) Μωμήσεται τις μᾶλλον ἢ μιμήσεται. Neque ante eum tabula ullius osten- ditur quae teneat oculos. Plin. Aehnliche, eigentlich ungerechte, Urtheile Quintil. xii, 10. 2. Skiagraph oder Skenograph nach Hesych. Ueber den engen Zusammenhang beider, Schneider Ecl. phys. Ann. p. 265. Von den Täuschungen der Skiagraphia, besonders für die Ferne, Plat. Staat x p. 602. Arist. Rhet. iii, 72. 1 137. Nun beginnt mit Zeuxis das zweite Zeit- alter der vollkommnern Mahlerei, in welchem die Kunst zu sinnlicher Illusion und aͤußerem Reize gelangt war, 2 und durch die Neuheit dieser Leistungen die Kuͤnstler selbst zu einem unter den Architekten und bildenden Kuͤnstlern 3 unerhoͤrten Hochmuth verleitete, obgleich sie in Betracht des Ernstes und der Tiefe, mit der die Gegenstaͤnde auf- gefaßt wurden, so wie der sittlichen Strenge, gegen den Geist der fruͤhern Periode schon entartet erscheint. In 4 dieser Epoche herrscht die Jonische Schule der Mah- lerei, welche dem Charakter des Stammes gemaͤß (§. 43) mehr Neigung zum Weichen und Ueppigen hat, als die alten Peloponnesischen und die zunaͤchst vorhergegangene Attische Schule. 1. S. die Geschichten von den Trauben des Zeuxis und Par- rhasios Leinwand u. dgl. Von der Illusion der Mahlerei Platon Sophist. p. 234. Staat x , p. 598. Viele hielten dieß offenbar für das Höchste, wie die tragische Kunst seit Euripides auf die ἀπάτη (früher auf die ἔκπληξις) hinausgeht. Griechen. Dritte Periode. 2. Apollodoros πῖλον ἐφόρει ὀρϑόν Hesych. Zeuxis ver- schenkt zuletzt seine Werke, weil unbezahlbar (Pl. xxxv, 36, 4.), und nahm dagegen Geld für das Sehenlassen der Helena (Ael. V. H. iv , 12). Parrhasios ist nach Art eines Satrapen stolz und ἁβροδίαιτος, und behauptet, an den Gränzen der Kunst zu stehn. 3. Parrhasius pinxit et minoribus tabellis libidines eo genere petulantis joci se reficiens. Ein Beispiel Sueton Tiber. 44. vgl. Eurip. Hippol. 1091. Klem. Alex. Protr. iv. p. 40. Vgl. §. 138. 4. Ephesos war in Agesilaos Zeit (95, 4.) voll von Mah- lern, Xenoph. Hell. iii, 4, 17. Zeuxis , von Herakleia, oder Ephesos (nach dem Hauptorte der Schule, Tölken, Amalth. iii S. 123), etwa von 90 – 100. (nach Plin. 95, 4; aber er mahlt für 400 Minen den Pallast des Ar- chelaos, der 95, 3 starb, Aelian V. H. xiv, 7. vgl. Plin. xxxv, 36, 2), auch Thonarbeiter. Parrhasios , Euenors Sohn und Schüler, von Ephesos, um 95. (Seneca Controv. v, 10. ist eine bloße Fiction). Timanthes von Kythnos (Sikyon) um 95. Kolotes von Teos, gleichzeitig. Pauson , der Mahler der Häßlichkeit (Aristot.) um 95. (S. indeß Welcker im Tübinger Kunst- blatt 1827. N. 82.). Euxenidas 95. Androkydes von Ky- zikos 95 – 100. Eupompos von Sikyon 95 – 100. Brietes von Sikyon um dieselbe Zeit. 138. Zeuxis , welcher in der Skiagraphie Apollo- 1 doros Entdeckungen sich aneignete und weiter bildete (§. 135), und besonders gern einzelne Goͤtter- und Heroen- Figuren mahlte, scheint in der Darstellung weiblichen Reizes (seine Helena zu Kroton) und erhabner Wuͤrde (sein Zeus auf dem Thron von Goͤttern umgeben) gleich ausgezeichnet gewesen zu sein; doch vermißt Aristoteles (§. 134 Anm. 2.) in seinen Bildern das Ethos. Par- 2 rhasios wußte seinen Bildern noch mehr Rundung zu geben, und war viel reicher und mannigfaltiger in seinen Schoͤpfungen; seine zahlreichen Goͤtter- und Heroenbilder (Theseus) erlangten ein kanonisches Ansehn in der Kunst. Ihn uͤberwand indeß im graphischen Agon der geistreiche 3 Timanthes , in dessen Iphigenien-Opfer die Alten die Historischer Theil. Steigerung des Schmerzes bis auf den Grad, den die Kunst nur andeuten durfte, bewunderten. 1. Am genauesten bekannt ist von Z. die Kentaurenfamilie (Lu- kian Zeuxis), eine reizende Zusammenstellung, in der auch die ἁρ- μογὴ von Mensch und Roß, und die ἀκρίβεια der Ausführung bewundert wurde. 2. P. in lineis extremis palmam adeptus — ambire enim se extremitas ipsa debet Plin. Von ihm als legumlator Quinctil. xii, 10. — Ueber seinen Δῆμος Ἀϑηναίων, in dem wahrscheinlich Charakter, Ausdruck u. Attri- bute widersprechend combinirt waren, hat Quatremère-de-Quincy in einer 1822 im Institut gelesenen Abhandlung eine seltsame Hypothese aufgestellt (eine Eule mit andern Thierköpfen). Ueber die frühern Meinungen A. G. Lange in Schorns Kunstblatt 1820 N. 11. 3. Graphische Agonen bei Quintil. ii, 13. Plin. xxxv, 35. 36, 3. 5., in Korinth Apostol. xv, 13., in Samos Aelian V. H. ix , 11. Athen. xii, 543. Timagoras von Chalkis hatte sich selbst ein Epinikion gedichtet. Mit Timanthes Bild hat das Pompejanische (Kunstbl. 1826 N. 9.) wenigstens den verhüllten Agamemnon gemein. Vgl. Lange in Jahns Jahrbüchern 1828 S. 316. In unius hujus operibus intelligitur plus semper quam pingitur (wie in dem sehr artig erfundenen Kyklopenbilde) Plinius xxxv, 36, 6. 1 139. Waͤhrend Zeuxis, Parrhasios und ihre Anhaͤn- ger unter dem allgemeinen Namen der Asiatischen Schule der fruͤher bluͤhenden, besonders in Athen an- saͤssigen, Griechischen ( Helladischen ) Schule entgegen- 2 gesetzt werden: erhebt sich jetzt durch Pamphilos, Eu- pompos Schuͤler, die Schule von Sikyon im Pelopon- nes neben der Jonischen und Attischen als eine dritte 3 wesentlich verschiedne, deren Hauptauszeichnung wissen- schaftliche Bildung, und die hoͤchste Genauigkeit und Leich- 4 tigkeit in der Zeichnung war. In dieser Zeit wurde auch durch Aristeides von Theben und Pausias von Sikyon die enkaustische Mahlerei ausgebildet, die indeß schon von Polygnotos geuͤbt worden war. Griechen. Dritte Periode. 2. Σικυώνιοι ζωγράφοι als eine Classe Athen. v , p. 196 e. Polemon (§. 35, 3.) schrieb über die Pökile in Sikyon, gebaut um Ol. 120. Athen. vi , 253 b. xiii , 577 c. Daher Sicyon Helladica , welcher Ausdruck später Schriftsteller wohl nur aus der Sprache der Kunstgelehrten abgeleitet werden kann. Pamphilos , von Amphipolis, (Sikyon. Schule) 97 – 107. Aristeides , von Theben, Euxenidas Schüler, etwa 102 – 112, auch enkaustischer Mahler. Leontion, in ders. Zeit. Pausias , v. Sikyon, Brietes S. Pamphilos Schüler, enkaust. Mahler, in derselben Zeit. Ephoros, von Ephesos, und Arkesilaos (Jonische Schule) g. 103. Euphranor , Isthmier, d. h. von Korinth (doch arbeitete er in Athen, und wird von Plutarch de glor. Athen. 2. den Attikern zugezählt), Enkaust. 104 – 110. Kydias, von Kythnos, Enk. 104. Echion, Therimachos 107 (§. 124.) Ari- stodemos 107. Antidotos, Euphranors Schüler, Enk. 108. Aristolaos, Pausias S. u. Schüler, Enk. 108. Mechopanes (?) 108. Melanthios , Pamphilos Schüler, etwa 104 – 112. Ktesidemos g. 108. Philochares, von Athen, Aeschines Bruder, 109. Glaukion, von Korinth, g. 110 (?). Alkimachos 110. (Plin. vgl. Corsini Dissert. Agon. p. 128.). Apelles , von Kolophon, der Schule nach Ephesier (durch Ephoros, Arkesilaos), aber auch Sikyonier (Pamphilos), 106 – 118. (vgl. Tölken Amal- thea iii, S. 123). Nikomachos, Aristodemos Sohn und Schüler, (Sikyon. Schule) 110 ff. Nikias , Nikomedes Sohn, von Athen, Antidotos Schüler, Enk. (Praxiteles hülfreich) 110 – 118. Am- phion (?) 112. Asklepiodoros, von Athen, 112. Theomnestos 112. Theon , v. Samos, g. 112. Karmanides, Euphranors Schüler, 112. Leonidas, von Anthedon, Euphranors Schüler, 112. Protogenes , der Kaunier, (auch Erzg.) 112 – 120. Aetion , 114. Athenion, von Maroneia, Glaukions Schüler, Enk. g. 114 (?). Gryllon g. 114. Ismenias, von Chalkis, 114 (?). Aristeides, Nikomachos Bruder und Schüler, 114. Nikophanes u. Pausanias (Sikyonische Schule) von Polemon Athen. xiii p. 567. mit Aristeides, ich glaube dem jüngern, als πορνο- γράφοι verbunden (vgl. Millingen Vases de div. coll. 26.). Was die Zeitangaben betrifft: so ist Vieles, besonders was die Ari- stide betrifft, schwierig und zweifelhaft, doch ist Nichts ohne bestimm- ten Grund angesetzt worden. 3. Pamphilos praestantissimus ratione Quintil. xii, 10. Er lehrt für 1 Talent 10 Jahre. Fordert mathematische Vorkennt- nisse. Die Zeichnung recipitur in primum gradum libera- lium artium, Plin. xxxv, 10, 40. vgl. Aristoteles Pädagogik Historischer Theil. von Orelli, in den Philol. Beyträgen aus der Schweiz S. 95. Auf die Feinheit und Sicherheit der Umrisse geht die Geschichte bei Plin. xxxv, 36, 11., die Quatremère-de-Quincy Mem. de l’ Instit. royal T. v. p. 300. zu frei deutet; in illa ipsa (vgl. Sillig C. A. p. 64.) muß festgehalten werden. Dieselbe Figur wird in demselben Raum dreimal immer feiner und genauer um- schrieben; der Eine corrigirt dem Andern die Zeichnung durchgängig. Vgl. Böttiger Archäol. der Mahl. S. 154. 4. Plin. xxxv , 39 sqq. Vgl. unten: Technik. 1 140. Auf dieser dritten Stufe der Mahlerei that sich Aristeides von Theben durch Darstellungen der Lei- 2 denschaft und des Ruͤhrenden, Pausias durch Kinder- figuren, Thier- und Blumenstuͤcke hervor, von ihm be- 3 ginnt die Mahlerei der Felderdecken; Euphranor war 4 in Helden (Theseus) und Goͤttern ausgezeichnet; Melan- thios , einer der denkendsten Kuͤnstler der Sikyonischen Schule, nahm nach Apelles Urtheil in der Anordnung 5 ( dispositio ) den ersten Rang ein; Nikias , aus der neuern Attischen Schule, mahlte besonders große Historien- bilder, Seeschlachten und Reuterkaͤmpfe in großer Vor- zuͤglichkeit. 1. Is enim primus (?) animum pinxit et sensus ho- minum expressit, quae vocant Graeci ἤϑη (dagegen §. 133 Anm. 2.), item perturbationes (die πάϑη). Hujus pictura oppido capto ad matris morientis ex vulnere mammam adrepens infans: intelligiturque sentire mater et timere, ne emortuo lacte sanguinem lambat . Plin. xxxv, 36, 19. vgl. Aemilian. Anth. Pal. vii , 623. Idem et lacu- naria primus pingere instituit (d. h. mit Figuren, denn Sterne und dgl. kommen darin schon in den ältern Tempeln vor), nec ca- meras ante eum taliter adornari mos fuit . 2. S. Plin. xxxv, 40, 24. über Pausias schwarzen Stier (ein Meisterstück der Verkürzung und Schattirung), und die lieb- liche Στεφανηπλόκος oder — πῶλις Glykera. 3. Euphranor scheint in den Zwölfgöttern, die er für eine Halle im Kerameikos mahlte, nachdem er sich im Poseidon erschöpft hatte, für den Zeus sich mit einer Copie des Phidiassischen Werks begnügt Griechen. Dritte Periode. zu haben. S. die Stellen bei Sillig C. A. p. 208. add. Schol. Il. i, 528. 5. Nikias wollte die τέχνη nicht κατακερματίζειν. 141. Allen voran geht indeß der große Apelles , 1 der die Vorzuͤge seiner Heimat Jonien — Anmuth, sinn- lichen Reiz, bluͤhendes Colorit — mit der wissenschaft- lichen Strenge der Sikyonischen Schule vereinigte. Sei- 2 nem reichen Geiste war zum Vereine aller uͤbrigen Gaben und Vermoͤgen, deren der Mahler bedarf, als ein Vor- zug, den er selbst als den ihm eigenthuͤmlichen anerkannte, die Charis ertheilt; welche wohl kein Bild so vollkom- 3 men darstellte als die vielgepriesne Anadyomene. Aber 4 auch heroische Gegenstaͤnde waren seinem Talent ange- messen, besonders großartig aufgefaßte Portraͤte, wie die zahlreichen des Alexander, seines Vaters und seiner Feld- herrn. Wie er Alexander mit dem Blitz in der Hand (als κεραυνοφόρος) darstellte: so versuchte er, der Mei- 5 ster in Licht und Farbe, selbst Gewitter (βροντὴν, ἀστρα- πὴν, κεραυνοβολίαν) zu mahlen, wahrscheinlich zugleich als Naturscenen und als mythologische Personificationen. 1. Parrhasios Theseus war nach Euphranor mit Rosen genährt. Dagegen waren Antidotos, Athenion, und Pausias Schüler Aristo- laos und Mechopanes severi, duri in coloribus (Mecho- panes sile multus). Offenbar herrschte in der Jonischen Schule ein blühender, in Sikyon ein ernsterer Farbenton vor. 3. Die Anadyomene befand sich in Kos im Asklepieion (γράμμα Κώϊον Kallim. Fragm. 254. Bentl.), und kam durch Au- gust in den Tempel des Divus Julius zu Rom, wo sie aber schon in Neros Zeit verdorben war. Sie war nach Einigen (Plin.) nach der Pankaste, nach Athen. nach der Phryne gemahlt. Epi- gramme von Leonidas v. Tarent u. Aa. Ilgen Opusc. i. p. 34. Jacobs in Wielands Att. Mus. iii. S. 50. Eine Anadyomene in Erz Millin Mon. inéd. ii. pl. 28. 4. Ueber den vortretenden Arm mit dem Blitz Plin. xxxv, 36, 15. (So wird an Nikias ut eminerent e tabulis pictu- rae, an Euphranor das ἐξέχον gerühmt). 5. Vgl. Philostr. i, 14. Welcker p. 289. Historischer Theil. 1 142. Neben ihm bluͤhte außer den genannten Pro- togenes , welchen der durch sein Genie uͤber jede nie- drige Gesinnung emporgestellte Apelles selbst beruͤhmt ge- macht hatte: ein Autodidakt, dessen, oft allzu sorgfaͤltiger, Fleiß und genaues Naturstudium seine wenig zahlreichen 2 Werke unschaͤtzbar machten. Auch der durch die Lebendig- keit seiner Erfindungen (φαντασίαι, visiones ) ausge- zeichnete Theon gehoͤrt dieser schnell voruͤbergehenden Bluͤthezeit der Mahlerei an. 1. Protogenis rudimenta cum ipsius naturae veritate certantia non sine quodam horrore tractavi Petron. 83. Sein berühmtestes Bild der Stadtheros Jalysos (Ol. 119.) mit dem Hunde und dem Σάτυρος ἀναπαυόμενος, eine mythische Darstellung der Stadt u. Gegend, über der er 7 Jahre gemahlt hatte. Fiorillo Artistische Schriften i. S. 330 ff. 2. Vgl. Böttigers Furienmaske S. 75. 1 143. Dieser Meister herrliche Kunst ist, insofern sie sich in der Beleuchtung, dem Farbenton, den Localfar- ben zeigte, fuͤr uns bis auf ziemlich dunkle Meldungen und spaͤte Nachahmungen untergegangen; dagegen geben 2 von ihrer Zeichnung die Leichtigkeit, Sicherheit und Grazie, mit der die Umrisse mancher Vasengemaͤlde der vollkomm- nern Art (mit ausgesparten hellen Figuren) ausgefuͤhrt sind, einen Begriff, der an die Graͤnze des Begreiflichen fuͤhrt. 2. S. besonders unter den bei Millingen Uned. monum. S. 1. pl. 10. (ἐσϑὴς ἐς τὸ λεπτότατον ἐξειργασμένη §. 134. 135.) 16. 18. 21. 22. 35. Vierte Periode. Von Olymp. 111 bis 158, 3. Von Alexander bis zur Zerstörung Korinths . 1. Ereignisse und Charakter der Zeit. 144. Dadurch, daß ein Griechischer Fuͤrst das Per- 1 sische Reich eroberte, seine Feldherrn Dynastien gruͤnde- ten: erhielten die zeichnenden Kuͤnste unerwartete und sehr mannigfache Veranlassungen zu großen Werken. Neue Staͤdte, nach Griechischer Weise eingerichtet, entstanden 2 mitten im Barbarenlande; die Griechischen Goͤtter erhiel- 3 ten neue Heiligthuͤmer. Die Hoͤfe der Ptolemaͤer, Se- 4 leukiden, Pergamenischen und andrer Fuͤrsten gaben der Kunst fortwaͤhrend eine reichliche Beschaͤftigung. 2. Alexandreia bei Issos Ol. 111, 4. (?), in Aegypten 112, 1. (Ste Croix Examen des hist. d’Alex. p. 286.), in Ariana, Arachotis 112, 3., am Paropamisos 112, 4., am Akesines 112, 2 u. s. w. (70 Städte in Indien?) Raoul-Rochette Hist. de l’établ. T. iv. p. 101 sqq. — Antigoneia (dann Alexandreia) Troas, Philadelpheia, Stratonikeia, Dokimeia u. a. Städte in Kleinasien; Antigoneia (geg. Ol. 117.), Antiocheia am Orontes (120), eine Griech. Stadt von orientalischer Pracht und Größe, Seleukia in Seleukis u. a. m. in Syrien. Kassandreia Ol. 116, 1. Thessalonike. Uranopolis auf dem Athos von Alexarchos Kassan- ders Bruder. S. Choiseul. Gouff. Voy. pitt. T. ii. pl. 15. 3. Ein Beispiel ist Daphne , Heiligthum des Apollon u. Lust- ort bei Antiocheia, seit 120 etwa, Valesius u. Aa. zu Ammian ix, 12, 19. xxii, 13, 1. Gibbon P. V. p. 400. Böckh Historischer Theil. Corp. Inscr. p. 821. Die Seleukiden waren angeblich Abkömm- linge, und große Verehrer des Apollon (Weihgeschenke nach dem Didymäon, Restitution des Bildes von Kanachos; Apollon auf den Münzen). S. Norisius Epochae Syro-Macedonum diss. 3. p. 150. 4. Die Ptolemäer sind Gönner und Beförderer der Kunst bis auf den vii, Physkon. Flucht der Künstler und Gelehrten gegen 162. Unter den Seleukiden Seleukos i. Antiochos iv. Atta- los i. u. Eumenes ii. Außer diesen die Syrakusischen Thrannen Agathokles, Hieron ii. Auch Pyrrhos von Epeiros ist ein Kunst- freund, s. über Ambrakia’s Kunstreichthum Polyb. xxii, 13. Liv. xxxviii, 9. 1 145. Unlaͤugbar wird dadurch zugleich der Gesichts- kreis der Griechischen Kuͤnstler erweitert; sie werden durch die Wunder des Morgenlands zum Wetteifer in Colossa- 2 litaͤt und Pracht angetrieben. Daß indessen keine eigent- liche Vermischung der Kunstweisen der verschiednen Voͤl- ker eintrat, davon liegt der Grund theils in der innerlich festen, aus eignem Keim hervorgewachsnen und daher nach außen abgeschlossnen Bildung der Nationen des 3 Alterthums, namentlich der Griechen, und zugleich in der scharfen Trennung, welche lange zwischen dem erobernden und den einheimischen Voͤlkern bestand. Die Staͤdte des Griechischen Kunstbetriebs liegen zuerst wie Inseln in fremdartigen Umgebungen mitten inne. 3. Diese Trennung geht für Aegypten, wo sie am schärfsten war, besonders aus den neuen Untersuchungen hervor (s. unten Anhang; Aegypten). Die Verwaltung behielt hier ganz den Cha- rakter der Einrichtung eines in einem fremden Lande stehenden Heeres. — Im Cultus kam in Alexandreia nur der Pontisch- Aegyptische Serapis zu den Hellenischen Göttern hinzu; die Ptole- mäer-Münzen zeigen bis auf die letzten Zeiten von fremden Göt- tern nur den schon lange hellenisirten Ammon. Eckhel D. N. i, iv. p. 28. Auch die Alexandrinischen Kaisermünzen haben nicht viel Aegyptische Gottheiten. 1 146. Auch bleiben die Staͤdte des alten Griechenlands fortwaͤhrend die Sitze des Kunstbetriebs; nur wenige Griechen. Vierte Periode. Kuͤnstler gehen selbst aus den Griechischen Anlagen im Orient hervor; und nirgends knuͤpft sich an einen der Hoͤfe eine nahmhafte Kunstschule an. Vgl. §. 154. Ueber den Kunsthandel von Sikyon nach Ale- xandreia Plut. Arat. 13. Athen. V. p. 196 e. Für Daphne arbeitet der Athener Bryaxis (Kedrenos), für Antiocheia am Oron- tes der Sikyonier Eutychides, Paus. vi, 2, 4. 147. Nun ist es keinem Zweifel unterworfen, daß 1 die Kunstschulen Griechenlands, besonders im Anfange dieser Periode, in einem bluͤhenden Zustande waren, und in einzelnen von den Mustern der besten Zeit genaͤhrten Gemuͤthern bestaͤndig der reine Kunstsinn der fruͤhern Pe- riode lebendig blieb. Auf der andern Seite konnte es 2 nicht ohne Einfluß auf die Kunst bleiben, wenn die innige Verbindung, in der sie mit dem politischen Leben freier Staaten stand, geschwaͤcht, und ihr dagegen die Verherr- lichung und das Vergnuͤgen einzelner Personen als ein Hauptzweck vorgeschrieben wurde. Es mußte sie wohl auf 3 mancherlei Abwege fuͤhren, wenn ihr, bald die Schmei- chelsucht knechtisch gesinnter Staͤdte, bald die Launen von Glanz und Herrlichkeit uͤbersaͤttigter Herrscher zu befrie- 4 digen, und fuͤr den Prunk von Hoffesten in der Schnel- ligkeit viel Glaͤnzendes herbeizuschaffen, aufgegeben wurde. 2. Vgl. über die Verbindung der Kunst mit dem öffentlichen Leben, Heeren Ideen iii, 1. S. 513. 3. S. von den Ehrenstatuen §. 158. Vgl. Heyne de genio saeculi Ptolemaeorum, Opusc. Acad. I. p. 114. 4. S. die Beschreibung der in Alexandreia, unter Ptolemäos II, von Arsinoe II veranstalteten Adonisfeier bei Theokrit xv, 119 ff. Aphrodite u. Adonis auf Ruhebetten in einer Laube, in der viele kleine Eroten umherfliegen, Zeus Adler den Ganymed raubt (nach Leochares) u. dgl. Alles aus Elfenbein, Ebenholz, Gold, prächti- gen Teppigen zusammengesetzt. Vgl. Groddeck Antiq. Versuche i. S. 103 ff. Ferner die Beschreibung der von Ptolem. II allen Göttern, besonders Dionysos und Alexander, aufgeführten Pompa, 9 Historischer Theil. aus Kallixenos, bei Athen. V. p. 196 sqq. Tausende von Bil- dern, auch colossale Automate, wie die ὀκτάπηχυς Νύση. Ein φαλλὸς χρυσοῦς πηχῶν ἑκατὸν εἴκοσι (nach oriental. Weise), διαγεγραμμένος καὶ διαδεδεμένος στέμμασι διαχρύσοις, ἔχων ἐπ̕ ἄκρου ἀστέρα χρυσοῦν, οὗ ἦν ἡ περίμετρος πη- χῶν ἕξ. Vgl. §. 150. Manso Vermischte Schriften ii. S. 336. u. 400. Pompa Antiochos des iv. Polyb. xxxi, 3, 13. Bil- der von allen Göttern, Dämonen und Heroen, von denen nur ir- gend eine Sage, meist vergoldet, oder mit golddurchwirkten Klei- dern angethan. 1 148. Zu diesen aͤußern durch den Gang des politi- schen Lebens herbeigefuͤhrten Umstaͤnden treten andre im innern Leben der Kunst selbst gegebene hinzu. Die Kunst scheint mit dem Ende der vorigen Periode den Kreis ed- ler und wuͤrdiger Productionen, fuͤr die sie als Helleni- sche Kunst die Bestimmung in sich trug, im Ganzen durch- 2 laufen zu haben. Die Schaffende Thaͤtigkeit, der ei- gentliche Mittelpunkt der gesammten Kunstthaͤtigkeit, welche fuͤr eigenthuͤmliche Ideen eigenthuͤmliche Gestalten schafft, mußte in ihrem Schwunge ermatten, wenn der natuͤrliche Ideenkreis der Hellenen plastisch ausgebildet war, oder auf eine krankhafte Weise zu abnormen Erfindungen ge- 3 trieben werden. Wir finden daher, daß die Kunst in dieser Periode sich bald nur im groͤßten, bald im klein- sten Maaß der Ausfuͤhrung, bald in phantastischen, bald in weichlichen nur auf Sinnenreiz berechneten Kunstwer- ken gefaͤllt. Und auch die bessern und edlern Werke der Zeit unterscheidet doch im Ganzen etwas, zwar wenig in die Augen, fallendes, aber dem natuͤrlichen Sinne Fuͤhl- bares, von den fruͤhern, das Streben nach Effekt . 2. Difficilis in perfecto mora. Vellej. i, 17. Die Viscon- tische Lehre von dem langen Bestande der Griechischen Kunst in gleicher Trefflichkeit, sechs Jahrhunderte hindurch ( l’état sta- tionnaire de la sculpture chez les anciens depuis Péricles jusqu’aux Antonins), welche in Frankreich und nun auch eini- germaßen in Deutschland Eingang gefunden, halte ich mit Köhler (Böttigers Archäol. u. Kunst i. S. 16.) für eine Verkehrtheit. Griechen. Vierte Periode. 3. Nützlich ist auch hier die Vergleichung mit der Geschichte der andern Künste, besonders der Redekunst (vgl. §. 103. Anm. 4.), in welcher in diesem Zeitraume, besonders durch den Einfluß der zu mehr πάϑος, Schwulst und Prunk von Natur geneigten Lyder und Phryger, die Asiatische Rhetorik, daneben die Rhodische (§. 155), aufkam. 2. Architektonik . 149. Die Architektonik, welche fruͤher den Tempel 1 zum Hauptgegenstande gehabt hatte, erscheint in dieser Periode viel mehr thaͤtig fuͤr die Bequemlichkeit des Le- bens, den Luxus der Fuͤrsten und die glaͤnzende Einrich- tung der Staͤdte im Ganzen. Alexandreia , von dem 2 Architekten Deinokrates, dessen gewaltiges Genie allein Alexanders Unternehmungsgeiste gewachsen war, regel- maͤßig angelegt, war durch die Pracht der koͤniglichen 3 und die Soliditaͤt der Privatgebaͤude offenbar ein Muster fuͤr die uͤbrige Welt ( vertex omnium civitatum nach Ammian). 2. Deinokrates (Deinochares, Cheirokrates, Stasikrates) war der Erbauer von Alexandreia, der Erneuerer des T. zu Ephesos; derselbe der den Athos in eine knieende Figur umformen wollte. Nach Plin. xxxiv, 42. soll er auch den magnetischen Tempel der Ar- sinoe II. (Ol. 133.) unternommen haben. Von diesem Mährchen- bau ist aber der wirkliche T. der Arsinoe-Aphrodite Zephyritis wohl zu unterscheiden (Athen. vii , 318 b. xi , 497 d. ). Ein Zeit- genoß von ihm ist der ταφρώρυχος Krates (Diog. Laert. iv, 23. Strab. ix. p. 407. Steph. Byz. s. v. Ἀϑῆναι); etwas jün- ger (Ol. 115.) der Knidier Sostratos (von seiner schwebenden Halle Hirt Geschichte ii. S. 160). Amphilochos, Lagos Sohn, ein berühmter Architekt von Rhodos, aus dieser Periode (?). In- schrift bei Clarke Travels ii, 1. p. 228. 3. Ueber Alexandreia vgl. Hirt ii. S. 78. 166. Man- nert Geogr. x, 1. S. 612. 30 — 40 Stadien lang. Ein Viertel die Burg, Pallast, Σῶμα, Μουσεῖον. Serapeion in Rhakotis. Pharos, von Sostratos, unter Ptol. I, Σωτήρ, für 800 Aegypt. Talente gebaut. — Incendio fere tuta est Alexandria, 9* Historischer Theil. quod sine contignatione ac materia sunt aedificia, et structuris atque fornicibus continentur, tectaque sunt ru- dere aut pavimentis. Hirtius B. Alex. i , 3. — Ueber An- tiocheias regelmäßige Anlage besonders Libanios im Antiochikos. 1 150. Die glaͤnzendere, dem republicanischen Griechen- land unbekannte, Zimmereinrichtung , wie wir sie hernach in Rom finden, ging offenbar auch von diesem Zeitraume aus, wie man schon aus den Namen der Oeci: Cyziceni, Corinthii, Aegyptii, abnehmen kann; einen 2 Begriff von ihr giebt die erfindungsreiche Pracht und Herrlichkeit, mit der das Dionysische Zelt des zweiten, das Nilschiff des vierten Ptolemaͤos — und doch nur fuͤr einzelne Fest- und Lustparthieen, ausgestattet waren. 1. S. Vitruv vi, 5. 6. 2. S. Kallirenos bei Athen. v , 196 sq. über das Diony- sische Zelt für die Pompa Ptol. des II. (§. 147. Anm. 4.), mit Grotten in der Höhe, in denen lebendig scheinende Personen der Tragödie, Komödie u. des Satyrdramas bei Tische saßen. Caylus Mém. de l’Ac. des Inscr. xxxi . p. 96. Hirt S. 170. — Ueber die ναῦς ϑαλαμηγός Ptol. des IV, einen schwimmen- den Pallast, Kallixenos ebd. p. 204. Ein Oekos mit Korinthischen Capitälen (von Elfenbein u. Gold), aber die elfenbeinernen ζώδια am goldnen Friese waren τῆ τέχνῃ μέτρια; ein kuppelförmiger Aphroditetempel (wohl ähnlich wie die aedicula im Heiligthum zu Knidos) mit einem Marmorbilde; ein Oekos Bakchikos mit einer Grotte; ein Speisesaal mit Aegyptischen Säulen u. viel der Art. 1 151. Gleich prachtvoll zeigt sich die Zeit in Grab- denkmaͤlern , in welcher Gattung von Bauwerken das Mausoleion der Karischen Koͤnigin Artemisia, schon vor Alexander, zum Wetteifer aufforderte. Aber selbst 2 die zum Verbrennen bestimmten Scheiterhaufen wurden in dieser Periode bisweilen mit unsinnigem Aufwande an Kosten und Kunst emporgethuͤrmt. 1. Mausolos st. 106, 4. Pytheus (§. 109. iii. ) u. Satyros die Architekten. Ein fast quadratischer Bau (412 F.) mit einem Griechen. Vierte Periode. Pteroma (25 Ellen hoch) trägt eine Pyramide von 24 Stufen, diese eine Quadriga. Gesammthöhe 104 F. Reliefs am Fries von Brya- xis, Timotheos (nach Vitruv Praxiteles), Leochares, Skopas. S. Caylus Mém. de l’ Ac. T. xxvi . p. 321. Choiseul Gouff. Voy. pitt. T. 1. pl. 98. Hirt ii. S. 70. Tf. 10. Fig. 14. Aehnliche Gebäude selbst in Palästina, ein Grundbau von Säulen umgeben, mit 7 Pyramiden darüber, von dem Hohenpriester Simon um Ol. 160. für seinen Vater und seine Brüder errichtet. Joseph. Antt. xiii , 6. 2. Das sog. Denkmal des Hephästion war nur eine πυρὰ (Diod. xvii, 115), von Deinokrates geistreich und phan- tastisch in pyramidalischen Terrassen construirt (für 12000 Tal.?) Aehnlich war wahrscheinlich die von Timäos beschriebne Pyra des (ältern) Dionysios (Athen. V. p. 206.) gewesen, so wie die Rogi der Cäsaren auf Münzen dieselbe Grundform zeigen. Ste Croix Examen p. 472. Caylus Hist. de l’Ac. des Inscr. T. xxxi . p. 76. Quatr.-de-Q. Mém. de l’ Inst. Royal T. iv . p. 395. 152. Die Lieblingswissenschaft der Zeit, die Mecha- 1 nik , zeigt sich indessen noch bewundernswuͤrdiger in gro- 2 ßen kunstreich construirten Wagen, in kuͤhn erfundenen 3 Kriegsmaschinen, besonders Riesenschiffen, mit denen die 4 Fuͤrsten Aegyptens und Siciliens sich zu uͤberbieten suchten. 1. Etwas Weniges zur Geschichte der Mechanik (und Statik) bei den Griechen — Viel weiß man nicht — giebt Kästner Gesch. der Mathematik, ii. S. 98. — Von den Maschinenbauern der Zeit Einiges bei Hirt ii. S. 259. — Herons (eines Schülers von Ktesibios, unter Ptolem. vii ) Schrift von Automaten. 2. Die ἁρμάμαξα für Alexanders Leichnam, Caylus Hist. de l’ Ac. des Inscr. T. xxxi . p. 86. Ste Croix p. 511. Quatr.-de-Q. Mém. de l’ Instit. Roy. T. iv . p. 315. Re- cueil de dissertations sur l’ archéologie. Paris 1819. p. 126. 3. Demetrios Poliorketes Helepolis gebaut von Epimachos, vereitelt von Diognetos (Ol. 119, 1.). Archimedes Maschinen. — 4. Das Seeschiff des Philopator, eine Tessarakontere. Hie- ron II. großes Schiff, mit 3 Verdecken, 20 Ruderreihen, von Ar- chias von Korinth gebaut, von Archimedes ins Meer geführt. Sääle Historischer Theil. mit Fußböden aus Steinmosaik, welche den ganzen Mythus von Ilion enthalten. 1 153. Indeß versteht sich, daß auch die Tempel- baukunst in einer so baulustigen Zeit, welche noch da- zu mit Freigebigkeit gegen die Goͤtter prunkte, keines- 2 wegs vernachlaͤssigt wurde. Die Korinthische Ordnung wurde dabei immer mehr die gewoͤhnliche, und gelangte zu den festen und gewaͤhlten Formen, welche hernach die 3 Roͤmischen Baukuͤnstler festhielten. Aber von allen Bau- werken der Zeit ist uns, wie zur Strafe ihres frevelhaf- ten und selbstsuͤchtigen Hochmuths, fast Nichts erhalten 4 worden; nur Athen, welches jetzt wenig durch eigne An- strengung leistet, aber von fremden Monarchen wetteifernd geschmuͤckt wird, hat noch einiges davon erhalten. 1. Vgl. §. 144. Anm. 3. Der T. des Bel u. der Atergatis (jetzt Zeus u. Hera) zu Hierapolis (Bambyke) gebaut von der Stratonike (g. 120.), das Vorbild von Palmyra. Ueber den Naos erhob sich der Thalamos (das Chor); Wände und Decke ganz ver- goldet. Lukian de dea Syria. Wahrscheinlich gehört dieser Zeit, was sich in Kyzikos Gro- ßes fand, namentlich der Tempel, nach Dio Cass. lxx, 4. der größte u. schönste aller, ᾧ τετραόργυιοι μὲν πάχος οἱ κίο- νες ἦσαν, ὕψος δὲ πεντήκοντα πηχέων, ἕκαστος πέτρας μιᾶς. Ich glaube, daß dies der T. des Zeus war, von dessen Pracht, namentlich den Goldfäden zwischen den Marmorquadern Plin. xxxvi, 22. Den Tempel der Apollonis in Kyzikos baute Attalos II, einer von ihren vier Söhnen, nach Ol. 155, 3. Un- ten §. 156. Sonst von Kyzikos Anlage (es hatte Aehnlichkeit mit Rhodos, Massalia u. Karthago) Plin. a. O. Strab. xii . p. 575. xiv . p. 653. T. des Olymp. Zeus in Syrakus von Hieron II. gebaut. Diodor xvi, 83. vgl. Cic. Verr. iv , 53. 3. Die Dorische Ruine in Halikarnass (Choiseul Gouff. T. i . pl. 99 sq.), wohl aus der Zeit nach Mausolos, zeigt die Gattung in ihrem Verfall; sie wird charakterlos. 4. In Athen bauen die Könige (Gymnasion des Ptol. II, Porticus Eumenica, Ἀττάλου στοά, ein Odeion der Ptole- mäer, ?), vor allen Antiochos Epiphanes, welcher den T. des Zeus Griechen. Vierte Periode. Olympios (§. 80. Anm. i, 4.) gegen Ol. 153. durch einen Rö- mer Cossutius ( C. I. n. 363. vgl. p. 433.) Korinthisch umbauen läßt; erst Hadrian jedoch vollendete ihn. Stuart iii . ch. 2. vgl. Ersch Encycl. Attika S. 233. Später erneuerte Ariobarzanes II. von Cappadocien das 173, 3. von Aristion verbrannte Odeion des Perikles durch die Architekten C. u. M. Stallius u. Melanippos. C. I. n. 357. Noch gehört das horologische Gebäude des Andro- nikos Kyrrhestes, mit eignen Korinthischen Säulen, in diese Zeit, Stuart i . ch. 3. Hirt S. 152. 3. Bildende Kunst . 154. Im Anfange dieses Zeitraums, bis gegen 1 Olymp 120 und etwas weiter hinab, bluͤht die Sikyo- nische Schule, in welcher der Erzguß in alter Vollkom- menheit und edlem Styl geuͤbt wird, von Euthykrates sogar mit mehr Strenge (austerius), als es der Geschmack der Zeit billigte. Hernach verlor sich nach den geschichtlichen 2 Nachrichten die Uebung des Erzgusses (cessavit deinde ars); indeß finden wir gegen und nach Ol. 135. eine 3 Reihe Erzgießer beschaͤftigt die Siege des Attalos I. und Eumenes II. uͤber die Kelten zu verherrlichen; und Ol. 155. erhebt sich (wir wissen nicht wo, doch wahrschein- 4 lich auch in Sikyon) eine neue Reihe, welche indeß sehr weit hinter den fruͤhern zuruͤck blieb (longe infra praedictos), und manches Raffinement im Erzguß ging damals fuͤr immer unter. Bildende Künstler der Periode , deren Zeit bekannt ist. Aristodemos, Erzg. 118. Eutychides von Sikyon, Ly- sipps Schüler, Erzg. u. Mahler 120. Dahippos u. Beda, Ly- sipps Söhne u. Sch., Euthykrates u. Phönix, Lysipps Sch., Erzg. 120. Zeuxiades, Silanions Sch., Erzg. 120. (vgl. Wel- cker im Tüb. Kunstbl. 1827. N. 82.). Dätondas von Sikyon, Erzg. 120. Polyeuktos, Erzg. in Athen, g. 120 (?). Cha- res von Lindos, Lysipps Sch., Erzg. 122 — 125. Praxiteles, der jüngere, Erzg. 123 (Theophrasts Testament?). Aetion (Ee- tion) von Amphipolis, Bildschn. g. 124. (Theokr. Ep. 7. Kallimach. Ep. 25.). Tisikrates von Sikyon, Euthykrates Sch., Bildh. Historischer Theil. 125. Piston, Erzg., Zeitgenoß des Tisikrates (?). Kantharos von Sik., Eutychides Sch., Bildh. 125. Hermokles von Rhodos, Erzg. 125. Pyromachos , Erzg. u. Mahler 125. (120 nach Plin.) bis 135. (Er gehört zu denen, welche Attali et Eume- nis adversus Gallos proelia fecere (vgl. Paus. i, 25, 2.), und hatte, wahrscheinlich für Attalos, den Pergamenischen Askle- pios gemacht. Polyb. xxxii, 25. Diodor Exc. p. 588 nebst Valesius u. Wesseling. Xenokrates, Tisikrates (od. Euthykrates) Schüler, Erzg. 130. Isigonos, Stratonikos, Antiochos Erzg. g. 135. u. später. Kleomenes , Apollodoros Sohn, von Athen, Bildh. zw. 139. u. 158. (Thiersch Epochen S. 287.) Mikon Nikeratos S., von Syrakus, Erzg. 142. Aeginetes, Plastes, 144. Kleomenes , Kleomenes Sohn, von Athen, Bildh. zw. 145 — 164. Alexandros, des König Perseus Sohn, Toreut 153. (Plut. Aemil. Paulus). Antheus, Kallistratos, Polykles, Athe- näos (?), Kallixenos, Pythokles, Pythias, Timokles Erzg. 155. 1 155. Von der Lysippischen Schule zu Sikyon ging die Rhodische aus; Chares von Lindos, ein Schuͤler des Lysippos, verfertigte den groͤßten unter den hundert Sonnencolossen zu Rhodos. Wie die Rhodische Bered- 2 samkeit prunkvoller als die Attische und dem Geiste der Asiatischen verwandter war: so ist glaublich, daß auch die bildende Kunst in Rhodos durch das Streben nach glaͤnzendem Effekt sich von der Attischen unterschieden 3 habe. Rhodos bluͤhte am meisten von der Zeit der Belagerung durch Demetrios (119, 1) bis zur Verhee- rung durch Cassius (184, 2); in dieser Zeit mag wohl auch die Insel am meisten Mittelpunkt der Kuͤnste ge- wesen sein. 1. Der Koloss war 70 Gr. Ellen hoch, angeblich aus dem Metall der Helepolis, von 122,1 — 125,1 gearbeitet, stand beim Hafen, nicht über dem Eingang, nur bis zu dem Erdbeben 139, 1. (So nach den Chronographen; nach Polyb. v, 88. trifft aber das Erd- beben vor 138, 2; dann muß auch die Verfertigung etwas früher gesetzt werden). S. Philon von Byzanz de vii . mundi mira- culis (die Schrift ist offenbar ein späteres sophistisches Werk) c. 4. p. 15. nebst Allatius u. Orelli’s Anm. p. 97 ‒ 109. Caylus Ac. des Inscr. T. xxiv . p. 360. Von Hammer Topograph. Ansichten von Rhodos S. 64. Sonst Meurs. Rhod. 1, 16. Griechen. Vierte Periode. 156. Dieser Zeit gehoͤrt nun wahrscheinlich der Lao- 1 koon an: ein Wunder der Kunst in Betracht des feinen und edlen Geschmacks in der Behandlung des schwieri- gen Gegenstands und der tiefen Wissenschaft in der Aus- fuͤhrung, aber deutlich auf glaͤnzenden Effekt und Darle- gung der Meisterhaftigkeit berechnet, und, verglichen mit den Werken fruͤherer Zeiten, von einem gewissen theatra- lischen Charakter. Zugleich erscheint in diesem Werke 2 das πάϑος so hoch gesteigert, als es nur immer der Sinn der antiken Welt und das Wesen der bildenden Kunst zulaͤßt, und viel hoͤher, als es die Zeit des Phi- dias gestattet haben wuͤrde. 1. Laocoon, qui est in Titi Imp. domo, opus omni- bus et picturae et statuariae artis praeponendum (denen in jenem Pallast?). Ex uno lapide eum et liberos draconum- que mirabiles nexus de consilii sententia fecere summi artifices, Agesander et Polydorus et Athenodorus Rhodii (̕Λϑανοδωρος Ἀγησα. Ροδιος ἐποιησε). Similiter (näm- lich auch de consilii sententia; anders Lessing, Visconti, St. Victor u. Thiersch) Palatinas Caess. domos etc. Plin. xxxvi , 4, 11. 1506 in der Gegend der Bäder des Titus wiedergefun- den; aus 6 Steinen; der rechte Arm restaurirt nach Modellen von Giov. Agnolo. Auch Einiges an den Söhnen ist neu. PioCl. ii , 39. Musée François iv , pl. 1. M. Bouillon V. ii . pl. 15. Eine pyramidale, nach einer Verticalfläche geordnete Gruppe. Die Nebenfiguren auch dem Maaße nach subordinirt, wie bei der Niobe. Drei Akte desselben Trauerspiels; im Vater der mittelste, in welchem Energie und Pathos am höchsten. Winckelmann W. vi, 1, 101 ff. vgl. 2, 203 ff. Heyne Antiq. Aufs. ii. S. 1. Les- sings Laocoon. Propyläen Bd. 1. St. 1. Thiersch Epochen S. 322. 157. Auch scheint sich an die Rhodische Schule das 1 Werk Trallianischer Kuͤnstler, welches von Rhodos nach Rom gebracht wurde, der sogenannte Toro Farnese , anzuschließen, welches zwar sinnlich imposant, aber ohne einen befriedigenden geistigen Mittelpunkt war. Die Dar- 2 stellung der Scene war genau dieselbe wie an dem Tem- pel der Apollonis (§. 153), dessen Saͤulenreliefs, welche 3 in zahlreichen, mythologischen und historischen Gruppen Historischer Theil. Beispiele von Pietaͤt der Soͤhne gegen ihre Muͤtter dar- stellten, ein schoͤngedachtes und sinnreich erfundnes Werk der Kunst in Kleinasien waren. 1. Plin. xxxvi , 4, 10. Zethus et Amphion ac Dirce et taurus, vinculumque, ex eodem lapide, Rhodo ad- vecta opera Apollonii et Taurisci. (In der Inschrift stand wahrscheinlich: κατ̕ ἐπίκλησιν μὲν Μενεκράτους, γένει δὲ Ἀρτεμιδώρου). Wahrscheinlich schon in Caracalla’s Zeit, dann wieder in neuerer, ergänzt und mit ungehörigen Figuren (Antiope) überladen. Piranesi Statue. Maffei Racc. 48. Winckelmann vi, 1. S. 128 ff. (vgl. 2. S. 233), vii. S. 190. Heyne Antiq. Aufs. ii. S. 182. 2. S. das Epigr. Anth. Pal. iii . n. 7. Der Schluß ἄγε καὶ ἐκ ταύροιο καϑάπτετε δίπλακα σειρήν, ὄφρα δέμας σύρῃ τῆσδε κατὰ ξυλόχου. 3. Anth. Palat. iii . Στυλοπινάκια, wohl ähnlich wie die In- schriftentafeln an den Säulen zu Kiselgik (Euromos ?) — Choiseul Gouff. Voy . pitt. T. 1. pl. 105. — immer ein Verderb der Architek- tur. 19 Tafeln (woher die ungerade Zahl?) Dionysos die Se- mele zum Olymp führend; Telephos die Auge auffindend, der Python von Apoll und Artemis getödtet, bis auf die Katanäischen Brüder, Kleobis und Biton u. Romulus und Remus herab. Ueber die Gegenstände vgl. besonders Polyb. xxiii, 18. Sonst Visconti Iscriz. Triopee p. 122. Jacobs Exc. crit. in scriptt. vet. ii . p. 139. Animadv. ad Anth. iii, iii . p. 620. 1 158. Aber auch in Athen befanden sich Kuͤnstler, besonders Bildhauer, welche vom Geiste der Alten ge- naͤhrt, in ihre Ideen eingehend, herrliche Werke fertig- 2 ten, wie Kleomenes Apollodoros Sohn, ein wuͤrdiger Nachfolger des Praxiteles, der Urheber der Mediceischen 3 Venus; und sein in der Behandlung des Marmors sehr erfahrner aber weit weniger geistvoller Sohn Kleomenes. 4 Die Reliefs am Monumente des Kyrrhestes (§. 153) stel- len die Gestalten der Winde, wahrscheinlich nach fruͤhern Mustern, sehr sinnreich dar, aber stehen in der Behand- lung sehr weit hinter denen am Monument des Lysikra- Griechen. Vierte Periode. tes, noch viel weiter hinter den Sculpturen am Par- thenon zuruͤck. 2. Mediceische Venus , vgl. §. 127. Anm. 4. Musée Franç. T. ii . pl. 5. Aus 11 Stücken, die Hände ganz, de Arme zum Theil neu, sonst wohlerhalten. Jungfräuliche Reife; die aufbre- chende Rose nach Winckelmann. Ein Ausdruck von Sehnsucht im Gesicht. Die νύμφη im Kinn ist durch neuere Ueberarbei- tung entstanden. Die Ohren durchbort; die (vergoldeten) Haare zierlich geordnet. Der Delphin ist nur Tronk. Ganz ohne Be- ziehung auf eine bestimmte Geschichte. Ipsa Venus pubem — Von Kleomenes waren im Alterthum die Thespiaden berühmt, die durch Mummius nach Rom gekommen zu sein scheinen. 3. Von ihm ein Römer (doch ist auch dies nicht völlig sicher) als ‘Ερμῆς λόγιος. (Marius Gratidianus nach Clarac, vgl. GGA. 1823 S. 1325.). Vortrefflich gearbeitet, aber ohne Kraft und Leben. In Paris n. 712. Mus. Franç. p. iv . pl. 19. 159. Die zahlreichste Classe von Werken in dieser 1 Zeit waren unstreitig Bildnißstatuen . Die Ehre der Statuen, schon in der Zeit der Attischen Redner nicht sel- ten, wird jetzt hoͤchst verschwenderisch ertheilt. Wenn indeß 2 auch oft der Unsinn der Schmeichelei die uͤbereilteste Anfer- tigung gebot, und durch das bloße Vertauschen der Koͤpfe 3 und Inschriften die Kunst in hohem Grade beeintraͤch- tigte: so blieb doch in dieser Kunstgattung ein edler, Ly- sippischer, Styl vorherrschend; die Charaktere der dar- 4 zustellenden Maͤnner werden mit Geist und Leben aufge- faßt, und in einfacher Großheit wiedergegeben. Auch 5 die in anderm Betracht so verwerfliche Sitte, die Fuͤr- sten mit bestimmten Gottheiten zu identificiren, bietet geistreichen Kuͤnstlern neue und schoͤne Aufgaben dar. 2. Von den 360 Statuen des Demetrios Phal. (nach Dion. Chrys. 37. p. 122. waren es gar 1500.) Plin. xxxiv, 12. Als diese gestürzt waren, erhoben sich Ol. 118, 2., die goldnen Statuen des Antigonos u. Demetrios Poliork. auf Wagen stehend, neben Harmodios u. Aristogeiton. Diod. xx, 46. Historischer Theil. 3. Das μεταῤῥυϑμίζειν (welches in der Kaiserzeit selbst an Gemälden von Apelles geübt wurde, Pl. xxxv , 36, 16), u. μεταγράφειν ( odi falsas inscriptiones statuaram alie- narum Cic. ad Att. vi , 1., Pausanias Aerger darüber, 1, 2, 4., vgl. Siebelis 18, 3. ii, 9, 7. 17, 3) war in Athen we- nigstens schon in Antonius Zeit üblich (Plut. Anton. 60), beson- ders aber in Rhodos nach Dio Chrys. Or. 31. Ῥοδιακός) p. 569 sqq. vgl. 37. (Κορινϑιακός) p. 121. R. Köhler, Münchn. Denkschr. vi. S. 207. Winckelmann vi, 1. S. 285. Böttiger Andeut. S. 212. 4. Ein ausnehmend schönes Fragment eines Demetrios Poliork. (dessen edles u. schönes Ansehn nach Plut. Dem. 2. kein Künst- ler erreichen konnte) im Louvre, n. 680. (1822). — Sonst ist hier auf Gemmen und Münzen zu verweisen, §. 161. 162. 5. Alexandros als Zeus (wahrscheinlich mit dem Ammonshorn, wie auf den Münzen des Lysimachos und des κοινὸν Μακεδό- νων (Paus. v, 24, 3. Ueber Alex. Herakles unten §. 162. De- metrios Poliorketes νέος Διόνυσος, und Sohn des Poseidon. Eine Bronze in Herculanum (Visconti Iconogr. T. ii . p. 58. pl. 40, 3. 4.) zeigt ihn mit der Chlamys in der Stellung des Poseidon, mit kurzen Stierhörnern. Eben so trugen die Bilder des Seleukos Nikator Stierhörner. S. im Allgemeinen Appian Syr. 57.; von einer einzelnen Statue in Antiocheia sagt es Libanios. 1 160. Auch die Toreutik wird in ihren verschied- nen Zweigen in dieser Zeit geuͤbt. Colossalbilder aus Gold und Elfenbein werden jetzt, wie noch in Roͤmischer Zeit, in Tempeln aufgestellt. In Gefaͤßen wird erstaun- 2 lich viel gearbeitet; Syrien, Kleinasien, auch Sicilien, war voll argentum caelatum; die beruͤhmten Arbeiter in diesem Fache, deren Zeit unbekannt ist, sind zum Theil dieser Periode zuzuschreiben. Wahrscheinlich gehoͤ- 3 ren dieser Zeit, die in so vielen Dingen nach dem Auf- fallenden strebte, auch die Μικρότεχνοι an, als welche im Alterthum bestaͤndig die Toreuten Myrmekides von Athen oder Milet und Kallikrates der Lakedaͤmonier (der alte Theodoros nur aus Mißverstand) angefuͤhrt werden. Griechen. Vierte Periode. 1. Wie der Olympische Zeus, den Antiochos IV. (ein besondrer Verehrer des Zeus; Zeus Olympios statt Jehova; Capitolium in Antiocheia) zu Daphne aufstellte, Antiochos Kyzikenos und Alexan- der Zebina plünderten. Auch als Νικηφόρος. S. die Münzen Antiochos IV. Quatrem. Iup. Olymp. p. 339. 2. Mentor zwar, der erste caelator argenti (Μεντορουργῆ; Θηρικλεῖα §. 112. Anm. 1., in Silber nachgebildet) lebt vor Ol. 106, und Boethos (Καρχηδόνιος nach Paus., wohl Καλχηδό- νιος) scheint sein Zeitgenoß; aber Akragas, Antipatros, Stratoni- kos, Tauriskos von Kyzikos dürften in diese Periode gehören. Vgl. im Folgenden §. 165. Anm. 2. 3. Die Hauptaufgabe ist immer ein τέϑριππον σιδηροῦν ὑπὸ μυίας καλυπτόμενον. Die elfenbeinernen Werke wurden nur durch nigras setas sichtbar. S. die Stellen bei Facius ad Plutarchi Exc. p. 217. Osann ad Apulej. de orthogr. p. 77. Böckh ad Corp. Inscr. i . p. 872 sq. Stein- und Stempelschneidekunst . 161. Der Luxus in geschnittenen Steinen wird be- 1 sonders durch den Gebrauch noch erhoͤht, der aus dem Orient stammte, und jetzt besonders von dem Hofe der Seleuciden ausging, auch Becher, Krateren, Leuchter und andre Arbeiten aus edlen Metallen mit Gemmen zu zieren. 2 Zu diesem und andern Behufe, wo das Bild des Edel- steins blos schmuͤcken, und nicht als Siegel abgedruͤckt werden soll, schneidet man die Gemmen auch erhaben, wozu gern mehrfarbige Onyxe genommen werden (Kameen). In diese Classe gehoͤren auch die ganz aus edlen Steinen 3 geschnittnen Becher und Pateren (Onyxgefaͤße). In dieser 4 Gattung werden besonders am Anfang dieser Periode wahre Wunder der Kunst geleistet. 1. S. Cicero Verr. iv , 27. 28. Athen. v . p. 199. ver- glichen mit Virgil Aen. i , 729. Gemmata potoria Plin. xxxvii, 6. Juvenal x , 27. Quot digitos exuit illa calix Martial xiv , 109. Nam Virro, ut multi, gemmas ad po- Historischer Theil. cula transfert a digitis Juv. v, 43. Vgl. Meurs. de luxu Rom. c. 8. T. v . p. 18. 3. Gemma bibere Virg. Georg. ii , 506. Properz iii , 5, 4. u. Aa. Vas vinarium ex una gemma pergrandi, trulla excavata. Cic. Verr. iv , 27. Unten: Technik. 4. Das edelste Werk ist der Cameo- Gonzaga (jetzt im Be- sitze des Russischen Kaisers) mit den Köpfen des Ptolem. II. und der ersten Arsinoe (nach Visc.), fast ½ Fuß lang, im schönsten u. geistreichsten Styl, Visconti Iconogr. pl. 53. Viel geringer der Wiener mit den Köpfen desselben Ptol. u. der zweiten Arsinoe (ΑΔΕΛΦΩΝ), Eckhel Choix des pierres grav. pl. 10. Vgl. die Beschreibung des Achats, welchen Pyrrhos hatte, in quo novem Musae et Apollo citharam tenens spectarentur, non arte sed sponte naturae ita discurrentibus maculis, ut Musis quoque singulis redderentur insignia. Plin. xxxvii, 3. 1 162. In den Muͤnzen thut sich deutlicher als an- derswo, und zugleich auf die sicherste und urkundlichste Weise, das Sinken der Kunst in den Makedonischen Rei- 2 chen kund. In der ersten Haͤlfte der Periode zeigen sie meist eine treffliche Zeichnung und Ausfuͤhrung, wie die von Alexander selbst, Philipp Arrhidaͤos, Antigonos u. Demetrios Poliorketes, von Lysimachos, von Antiochos Soter, Theos und andern Seleukiden, besonders die in Zartheit und Anmuth wetteifernden, aber an Kraft und Großartigkeit fruͤheren Werken nachstehenden Muͤnzen von 3 Agathokles und Pyrrhos. Viel geringer sind die Make- donischen von Antigonos Gonatas, die Syrischen von Antiochos IV. an (welche meist mit Schrift sehr uͤberla- den sind); auch die Sicilischen von Hieron II., Hierony- mos und der Philistis stehen den fruͤhern nach. Auch unter den Muͤnzen der Ptolemaͤer, welche indeß im All- gemeinen nicht vorzuͤglich sind, zeichnen sich doch die aͤl- tern als die bessern aus. 2. 3. Mionnets Empreintes geben hinlängliche Beispiele. Mit Alexander beginnen die Köpfe der Fürsten auf den Münzen, wenn der Herakleskopf auf vielen der Münzen Alexanders ein idea- Griechen. Vierte Periode. lisirter Alexander ist, wie der Vf. mit Visconti Iconogr. ii . p. 43. annimmt. Diese Münzen sind aber nicht von Alexander selbst ge- schlagen, sondern unter seiner Herrschaft in verschiedenen Städten (Mionnet Descr. i . p. 516. Supplém. T. iii . p. 186 sqq. ) Nach Andern (Stieglitz Archäol. Unterh. ii. S. 107.) beginnt die Reihe dieser Köpfe erst mit dem Alexander Ammon auf den Tetra- drachmen des Lysimachos. Ueber diese vgl. Choiseul Gouff. Voy . pitt. T. ii . p. 41. Musée Napol. T. iii . pl. 2. Mionnet Suppl. T. ii . pl. 8. n. 7. u. p. 549., der ihn noch Lysima- chos nennt. Die spätern Makedonischen Münzen zeigen Alex. theils, wie diese, als Alexander Ammon (s. Mionnet Suppl. iii . p. 223. pl. 10. n. 6.), theils, wie jene, als Alex. Herakles. Wer unter den Epigonen sich selbst zuerst auf die Münzen setzte, scheint noch unausge- macht. 4. Mahlerei . 163. Die Mahlerei wird besonders im Anfange die- 1 ses Zeitraums in allen drei Schulen eifrig geuͤbt; doch reicht keiner dieser Epigonen nur von fern an den Ruhm 2 der großen Meister der zunaͤchst vorhergegangenen Zeit. In Sikyon, wo am meisten Kuͤnstler vereinigt waren, wur- 3 den die Werke der fruͤhern um Olymp. 134. mehr be- wundert, als durch aͤhnliche vermehrt. Die Richtungen, 4 in welchen die Zeit eigenthuͤmlich war, brachten bald Gemaͤhlde, welche einer niedrigen Sinnlichkeit dienten, bald schimmernde Effektbilder, auch Caricaturen und Travestirungen mythischer Gegenstaͤnde hervor. Auch 5 kam in dieser Zeit wohl die Rhyparographie (soge- nannte Stilleben) auf, und die Skenographie wurde auf die Verzierung der Pallaͤste der Großen verwandt. Das Schnellmahlen, welches besonders die Pompen for- 6 derten, verdarb manchen Kuͤnstler. Auch in den Va- 7 sengemaͤhlden Unteritaliens zeigt sich der Verfall in ver- nachlaͤssigter Zeichnung und Technik; bemerkenswerth ist, daß dabei die mythologischen Gegenstaͤnde ganz ver- schwinden, und blos noch Scenen aus dem Leben, be- sonders Bacchanale, Gelage u. dgl., zum Schmuck der Vasen gebraucht werden. Historischer Theil. 1. Antiphilos aus Aegypten, Ktesidemos Schüler, 112 — 116. (daraus, daß er Alexander als Knaben mahlte, folgt wohl nicht nothwendig, daß er ihn als Knaben gesehn). Aristeides, Arist. von Theben S. u. Schüler, g. 115. Ktesilochos , Apelles Bruder u. Sch., (Jonische Schule) 115. Aristokles, Nikomachos S. u. Sch. (Sikyon. Schule), g. 116. Philoxenos von Eretria, u. Korybas, Nikomachos Sch. (Sikyon. Schule), g. 116. Omphalion, Nikias Sch. (Attische Schule), g. 118. Nikeros u. Ariston, Aristeides von Theben S. u. Sch., 118. Antorides u. Euphranor, Aristeides (Aristons?) Sch., 118. Perseus, Apelles Sch. (Jonische Schule), 118. Arkesilaos, Tisikrates S., g. 119. Klesides 120 (?). Artemon 120 (?). Diogenes 120. Mydon von Soli, Sch. des Erzg. Pyromachos, 130. Nealkes von Sikyon 132. Leontiskos (Sikyon. Schule) g. 134. Erigonos, Nealkes Farbenreiber, 138. Anaxandra, Nealkes Tochter, 138. (Klem. Alex. Strom. iv . p. 523.). Pasias, Erigonos Schüler (Sikyon. Schule), 144. Herakleides, aus Makedonien, Schiffs- mahler, Enk. 150. Metrodoros, in Athen, Philosoph u. Mah- ler 150. 2. Floruit circa Philippum et usque ad successores Alexandri pictura praecipue sed diversis virtutibus. 3. Ueber die Sikyon. Schule besonders Plut. Arat. 13. Das Anakreontische Gedicht (28), wo die Mahlerei Ῥοδίη τέχνη heißt, gehört schon deswegen in die Zeit nach Protogenes. 4. Die πορνογράφοι sind oben §. 139. zuletzt genannt; sie gehören aber mehr in diese Periode. Verwandt (wenn nicht einerlei) mit Nikophanes ist der Chärephanes, der ἀκολάστους ὁμιλίας γυναικῶν πρὸς ἄνδρας mahlte, Plut. de aud. poet. 3. Antiphilos feueranblasender Knabe, Plin. Er mahlt zuerst Gryl- los . Ktesilochos gebärender Zeus. 5. Pyreicus (Zeitalter unbekannt) — tonstrinas sutrinas- que pinxit et asellos et obsonia ac similia: ob hoc cogno- minatus rhyparographos , in iis consummatae volup- tatis. Quippe eae pluris veniere quam maximae multo- rum. Vgl. Philostratos i , 31. ii , 26. Xenia. Ῥωπογρα- φία bei Cic. ad Att. xv , 16. bezeichnet die Darstellung be- schränkter Naturscenen, ein Stückchen Wald, ein Bach. Welcker ad Philostr. p. 397. Von der Skenographie oben §. 107. 136. u. unten. Griechen. Vierte Periode. 6. Vgl. oben §. 147. Als Schnellmahler kommen schon Pau- sias (ἡμερήσιος πίναξ), Nikomachos, besonders aber Philoxenos (hic celeritatem praeceptoris secutus, breviores etiamnum quasdam picturae vias et compendiarias invenit), später die Lala vor. An Antiphilos rühmt die facilitas Quinctil. xii, 10. Räthselhaft ist die Stelle Petron. 2: Pictura quoque non alium exitum fecit, postquam Aegyptiorum audacia tam magnae artis compendiariam invenit. Pluͤnderungen und Verheerungen Griechenlands. 164. Die Wegnahme von Kunstwerken, welche als 1 Raub von Heiligthuͤmern schon in der mythologischen Zeit, als eigentlicher Kunstraub in den Perserkriegen, als Werk der Geldnoth besonders in dem Phokischen vor- koͤmmt, wurde nun durch die Roͤmer zu einem regelmaͤ- ßigen Lohn, welchen sie sich selbst fuͤr ihre Siege nah- men. Indessen waren ihnen darin manche unter den 2 fruͤhern Makedonischen Fuͤrsten vorausgegangen, die ihre Residenzen schwerlich Alle durch Kauf geschmuͤckt hatten; auch waren manche Denkmaͤler aus Tyrannenhaß (Arat), zahlreiche Heiligthuͤmer besonders von den Aetolern aus Brutalitaͤt zerstoͤrt worden. 1. Die Palladienraube u. dgl. Deorum evocationes. Ξοανηφόροι ϑεοί (Sophokles). Aus Frömmigkeit wurden auch später noch öfter Bildsäulen geraubt. S. die Beispiele bei Paus. viii, 46. Gerhards Prodromus S. 142. Xerxes nahm den Apollo des Kanachos (§. 86.) u. die Attischen Tyrannenmör- der (§. 88.). Die Einschmelzungen der Phokischen Söldner- Hauptleute (ὅρμος Ἐριφύλης; die goldnen Adler). Diony- sios Tempelraub. 2. Die Aetoler verheeren im Bundesgenossenkrieg, von 139, 4. an, die T. von Dodona u. Dion, des Poseidon auf Tänaron, der Artemis in Lusoi, Hera bei Argos, Poseidon bei Mantinea, das Pamböotion, Polyb. iv , 18. 62. 67. v , 9. 11. ix , 34. 35.; Philippos II. dagegen zweimal Thermon, Pol. v , 9. xi , 4. (2000 ἀνδριάντες). Derselbe verheert g. 144 die Heiligthümer von Pergamon (Nikephorion), Pol. xvi, 1.; später plündert Prusias 10 Historischer Theil. (156, 3) die Kunstschätze von Pergamon, dem Artemiston von Hiera Kome, dem T. des Apollon Kynios bei Temnos. xxxii , 25. 1 165. Die Roͤmischen Feldherrn rauben zuerst mit ei- ner gewissen Maͤßigung, wie Marcellus von Syrakus und Fabius Maximus von Tarent, und blos mit der Absicht, ihre Triumphe und die oͤffentlichen Gebaͤude zu schmuͤcken. 2 Besonders fuͤllen die Triumphe uͤber Philipp, Antiochus, die Aetoler, die Gallier Asiens, Perseus, Pseudophilipp, am meisten Korinths Eroberung, spaͤter die Siege uͤber Mithridat und die Kleopatra die Roͤmischen Hallen und Tempel mit den mannigfachsten Arten der Kunstwerke. 3 Von dem Achaͤischen Krige an werden die Roͤmer Kunst- liebhaber; die Feldherrn rauben fuͤr sich; zugleich noͤthigt das Streben nach Militaͤrherrschaft, wie bei Sulla, 4 zur Einschmelzung kostbarer Stuͤcke. Immer weniger wird auch eigentlicher Tempelraub, den fruͤher das Col- legium Pontificum zu verhuͤten beauftragt wurde, ge- scheut; von den Weihgeschenken geht man zu den Cultus- 5 bildern. Die Statthalter der Provinzen (Verres ist Ei- 6 ner von Vielen), und nach ihnen die Kaiser vollenden das Werk der erobernden Imperatoren; und eine unge- faͤhre Berechnung der geraubten Statuen und Bilder fuͤhrt bald in die Hunderttausend. 1. Die Imperatoren . Von Marcellus (Ol. 142, 1.) Mäßigung, Cicero Verr. iv , 3, 52. Von Fabius (142, 4) Livius xxvii , 16.; dagegen Strab. vi . p. 278. Plut. Fabius 22. Marcellus beschenkte auch Griechische T., wie Samothrake, Plut. Marc. 30. Von Capua’s Kunstschätzen (Ol. 142, 2) Liv. xxvi, 34. 2. T. Quinctius Flamininus Triumph 146, 3., allerlei Kunst- werke aus den Städten der Makedonischen Parthei. L. Scipio Asia- ticus über Antiochos 147, 4. ( vasa caelata, triclinia aerata, vestes Attalicae, s. besonders Plin. xxxiii , 53. xxxvii , 6. Liv. xxxix, 6). Fulvius Nobilior Triumph über die Aetoler u. Ambrakia (vgl. oben §. 144. 285 Erzbilder, 230 mar- morne) 148, 2. (Vorwürfe wegen Beraubung der Tempel Liv. xxxviii, 44.) En. Manlius über die Asiatischen Gallier 148, 2. Griechen. Vierte Periode. (auch besonders Gefäße, triclinia aerata, abaci Plin. xxxiv, 8. u. xxxvii, 6.) L. Aemilius Paulus über Per- seus, 153, 2. (250 Wagen voll Kunstwerke). Q. Cäcilius Metellus Macedonicus über Pseudophilipp, 158, 2., besonders Sta- tuen aus Dion. Zerstörung Korinths durch Mum- mius , 158, 3. Ueber Mummius ἀμαϑία (doch ohne Bösar- tigkeit) Vellej. i, 13. Dio Chrysost. Or. xxxvii . p. 123 sq. Rö- mische Soldaten spielen auf Aristeides Dionysos und leidendem He- rakles Würfel, Polyb. xl, 7. Geschmack für signa Corin- thia und tabulae pictae in Rom, Plin. xxxiii , 53. xxxvii , 6. Doch kommt nicht Alles nach Rom, Vieles nach Pergamon, und sonst viel verschleudert. Auch andre Gegenden Grie- chenlands damals beraubt. Vgl. Petersen Einleitung S. 296. Zugleich Karthago zerstört; wo ebenfalls Griechische, Sicilische, Kunst- werke (Phalaris Stier, Böckh ad Pind. Schol. p. 310., der große Apollon, Plut. Flaminin 1.). — Etwas später bringt Attalos III Vermächtniß 161, 4. besonders Attalica aulaea, peripetasmata nach Rom. — Sulla erobert u. plündert im Mithri- oatischen Kriege Athen (173, 3.) und Böotien, und läßt sich die Tempelschätze von Olympia, Delphi, Epidauros ausliefern. Das ganze Heer raubte und stahl (vgl. Sallust. Catilin. 11.). Lu- cullus erwirbt, um Ol. 177, viel Schönes, aber meist für sich. — Die Seeräuber plündern, vor 178, 2., die T. des Apollon in Klaros, bei Milet, auf Aktion, Leukas, des Poseidon auf dem Isthmos, Tänaron, Kalauria, der Hera in Samos, Argos, bei Kroton, der Demeter zu Hermione, des Asklepios zu Epidauros, der Kabiren zu Samothrake, bis Pompejus sie besiegt. Plut. Pom- pej. 24. — Pompejus Triumph über Mithridat (179, 4.) bringt besonders Gemmen (Mithridats Daktyliothek), Bilder aus Gold, Perlen u. dgl. Kostbarkeiten nach Rom. Victoria illa Pompeji primum ad margaritas gemmasque mores in- clinavit. Plin. xxxvii, 6. Ortavian schafft Kunstschätze aus Alexandreia (187, 3.), auch aus Griechenland, nach Rom. 5. Proconsuln , Statthalter. Verres systematischer Kunst- raub in Achaia, Asia, besonders Sicilien (Ol. 177.) von Statuen, Gemälden und vasis caelatis. Fraguier sur la galerie de Verres, Mém. de l’Ac. des Inscr. T. ix . Facius Miscellen S. 150. — l’lena domus tunc omnis et ingens stabat acervus Numorum, Spartana chlamys, conchylia Coa, Et cum Parrhasii tabulis signisque Myronis Phidiacum vive- bat ebur, nec non Polycleti Multus ubique labor: rarae sine Mentore mensae. Inde Dolabellae atque hinc Anto- nius, inde Sacrilegus Verres referebant navibus altis Oc- 10* Historischer Theil. culta spolia et plures de pace triumphos, Juvenal viii, 100. En. Dolabella, Cos. 671, Proc. in Macedonien; Cn. Do- labella, Prätor Ciliciens (Verres sein Quästor), beide repetunda- rum belangt; Cn. Dolabella, Ciceros Eidam, plündert die fana Asiae, Cicero Philipp. xi , 2. Ein Proconsul plündert die Athenische Pökile nach Synesios Ep. 135. p. 272. l’etav. Böt- tiger Arch. der Mahlerei S. 280. 6. Kaiser . Besonders Caligula, Winckelmann Werke vi, 1. S. 235., Nero , der die Siegerstatuen in Griechenland aus Ei- fersucht umstürzte, von Delphi 500 Statuen, besonders für das goldne Haus holte, u. s. w. Winck. S. 257. Von Athens Ver- lusten Leake Topogr. p. xliv sqq. Und doch zählt Mucianus (Vespasians Freund) nach Plin. xxxiv, 17. noch 3000 Statuen zu Rhodos; nicht weniger waren zu Delphi, zu Athen, zu Olym- pia. Vgl. unten: Local. Im Allgemeinen: Völkel über die Wegführung der alten Kunstwerke aus den eroberten Ländern nach Rom. 1798. Sicklers Gesch. der Wegnahme vorz. Kunstwerke aus den eroberten Ländern in die Länder der Sieger 1803 (ungenau). Petersen Einleitung S. 20 ff. Episode . Von der Griechischen Kunst bei den Italischen Voͤlkern vor Ol. 158, 3. 1. Griechischer Urstamm . 166. Ein Griechischer Stamm bewohnte unter meh- 1 rern Namen (Oenotrer, Peuketier, Sikeler, Morgeten) seit alten Zeiten das untre und mittlere Italien bis an die Tiber hinauf, hernach auch Sicilien. Ihm gehoͤren wahr- 2 scheinlich die den altgriechischen sehr genau entsprechenden Mauern in den Gebuͤrgen oberhalb Latiums, und viel- 3 leicht manche Bauanlagen in Sicilien, namentlich den Griechischen Thesauren aͤhnliche Rundgebaͤude, an. 1. Darüber Niebuhr Röm. Gesch. i. S. 26 ff. (zw. Aufl.) Des Vf. Etrusker i. S. 10 ff. 2. Zwar sind diese Mauern, obgleich hie und da in ganz Ita- lien zerstreut, doch besonders im höhern Latium, im Lande der Herniker ( herna Felsen), Marser und Sabiner zusammengedrängt (Cora, Norba, Signia, Präneste, Alatrium, Arpinum, Anagnia, Alba Fucentis), wo man von Oenotrischen Stämmen nichts Be- stimmtes nachweisen kann: indeß scheint es, daß diese Völkerschaft, grade hier von Oskischen Stämmen zuerst angegriffen und verdrängt, sich durch diese Mauern zu schützen gesucht habe. Auch sind meh- rere derselben im Volskerlande (Circeji, Fundi), welches wohl sicher Sikelisch war. Die Mauern sind im Ganzen in der zweiten Kyklopischen Weise (§. 46.). Phallischer Hermes in Alatrium. Pyramidale Thore. Micali Italia avanti i tempi dei Ro- Historischer Theil. mani tv. 12. Reise der Madame Dionigi. Von Norba geben die Monum. ined. pubbl. dall’ Instituto di Corresp. archeol. i . tv. 1. 2. Plan und Ansichten einzelner Theile. Bgl. die Litte- ratur §. 46. Von den Städteruinen und alterthümlichen Grä- bern im ager Reatinus (welchen die sogenannten Aboriginer wohl auch erst von den Sikelern erobert hatten) Dionys. i, 14. nach Varro. 3. Bei den Sikelern und Sikanern Dädalische Felsenmau- ern (Kamikos, Eryx Diod. iv , 78). Vgl. §. 50. Merkwürdige Tholi, nach Art der Thesauroi gebaut, finden sich auch im südlichen Sicilien. (Auch Dädalische Bildwerke in Sicilien Paus. viii, 46, 2.). Δαιδάλεια in Sardinien, Diod. iv , 30., in den Ἰολαΐοις χωρίοις, Paus. x, 17, 4. Darunter ϑόλοι nach althellenischer Weise, Ps. Arist. mirab. ausc. 104. Wiederentdeckt in den sog. Nuraghen , meist symmetrischen Gruppen konischer, aus ho- rizontalen Lagen, von ziemlich rohen Steinen, ohne Mörtel, auf- geschichteter und nach Art der Thesauren gewölbter Monumente. Petit-Radel Notice sur les Nuraghes de la Sardaigne, Pa- ris. 1826. Wahrscheinlich sind diese indeß erst aus der Etruski- schen Zeit. Des Bf. Etrusker ii. S. 227. Einige Aehnlichkeit scheint die Torre de Giganti auf Gozzo (Gaulos) damit zu haben (Houel Voy. pitt. T. iv . pl. 205. Temple ante- diluvien von Mazzaru; Kunstbl. 1829. N. 7.). 2. Etrusker . 1 167. Dieser Stamm unterlag im mittlern Italien meist Oskischen Voͤlkern, welche an sich fuͤr die Kunst von geringer Bedeutung sind; zu diesen gehoͤren die Latiner 2 selbst. Dagegen verbreiten sich in Norditalien bis zur Ti- ber hinab die Etrusker oder Rasener, ein Stamm, der dem Zeugnisse der Sprache nach urspruͤnglich dem Grie- chischen sehr fremd war, aber dessenungeachtet mehr wie irgend ein andrer ungriechischer in diesen fruͤheren Zeiten, von Hellenischer Bildung und Kunst angenommen hat. 3 Der Hauptgrund lag wahrscheinlich in der Colonie der aus Suͤd-Lydien (Torrhebis) verdraͤngten Pelasger- Italien. Episode. Tyrrhener , welche sich besonders um Caͤre (Agylla) und Tarquinii (Tarchonion) festsetzte. Letztere Stadt be- hauptete eine Zeitlang das Ansehn eines Vorortes in dem Staͤdtebund Etruriens; und blieb immer der Hauptaus- gangspunkt Griechischer Cultur fuͤr das uͤbrige Land. Doch empfingen die Etrusker auch sehr viel Hellenisches 4 durch den Verkehr mit den Unteritalischen Colonieen, besonders als sie sich selbst in Vulturnum (Capua) und Nola niedergelassen hatten; so wie hernach durch den Handel mit Phokaͤa und Korinth. Ein Auszug der in des Vf. Etruskern, Einleitung, entwickel- ten Ansichten. Bei Niebuhr sind diese Pelasger-Tyrrhener urein- wohnende Sikeler. Bei Andern (Raoul-Rochette) die Etrusker überhaupt ein Pelasgischer Stamm. 168. Die Etrusker erscheinen nun im Allgemeinen als 1 ein industrioͤses Volk (φιλότεχνον ἔϑνος), von einem kuͤh- nen, großartigen Unternehmungsgeiste, welcher durch ihre priesterlich aristokratische Verfassung sehr beguͤnstigt wurde. Ihre Staͤdte (nicht blos die Burgen) sind mit gewaltigen 2 Mauern, meist aus unregelmaͤßigen Quadern, umgeben; die Kunst, durch Kanalbau und Seeableitungen Gegen- 3 den vor Ueberschwemmungen zu sichern, wurde von ihnen sehr eifrig betrieben. Tarquinische Fuͤrsten legten in Rom 4 zur Entsumpfung der niedrigen Gegend und Abfuͤhrung des Unraths die Cloaken, besonders fuͤr das Forum die Cloaca Maxima, an; ungeheure Werke, bei denen, schon vor Demokrit (§. 107.), die Kunst des Woͤlbens durch den Keilschnitt auf eine voͤllig zweckmaͤßige und treffliche Weise angewandt worden ist. Die Italische Haͤuseran- 5 lage, mit einem Hauptzimmer in der Mitte, nach wel- chem der Tropfenfall des umliegenden Daches gerichtet ist, ging auch von den Etruskern aus, oder erhielt we- nigstens durch sie eine feste Form. In den Anlagen von Staͤdten und Lagern, wie in allen Abmarkungen, zeigt Historischer Theil. sich ein durch die disciplina Etrusca befestigter Sinn fuͤr regelmaͤßige und stets gleichbleibende Formen. 2. Volaterraͤ (Bogenthor), Vetulonium, Rusellä, Fäsulä, Po- pulonia, Cortona, Perusia. Polygone in den Mauern von Satur- nia (Aurinia), Cosa, Falerii (Winckelm. W. Bd. iii. S. 167); öfter als Fundament. 3. Kanäle des Padus, wodurch er in die alten Lagunen von Adria, die Septem maria, abgeleitet wurde. Aehnliche an den Mündungen des Arnus. Etrusker i. S. 213. 224. Emissar des Albanischen Sees durch einen Etruskischen Haruspex veranlaßt, wohl auch geleitet. Ueber die Anlage Hirt Gesch. der Baukunst ii. S. 105 ff. Ueber ähnliche in Südetrurien Niebuhr i. S. 136. 4. Ueber die entgegengesetzte Ansicht von Hirt Gesch. i. S. 242. vgl. Etrusker i. S. 258. Piranesi Magnificenza de’ Ro- mani t. 3. 5. Cavaedium, mit einem Tuskischen Worte Atrium. Da- rin Impluvium, Compluvium. Das einfachste in Rom Tus- canicum, dann tetrastylum, Corinthium. Varro L. L. v , 33. Vitruv vi, 10. Diod. v, 40. 1 169. Der Tuscanische Tempelbau ging von dem Dorischen aus, jedoch nicht ohne bedeutende Abweichun- gen. Die Saͤulen, mit Basen versehn, waren schlanker (14 moduli nach Vitruv) und standen weiter auseinander ( araeostylum ), indem sie nur ein hoͤlzernes Gebaͤlk tru- gen, mit vortretenden Balkenkoͤpfen ( mutuli ) uͤber dem Architrav, weit vorspringendem Sims (grunda), und ho- 2 hem Giebel. Der Plan des Tempels erhielt durch die Ruͤcksicht auf das Etruskische Augural-Templum Modi- ficationen; das Gebaͤude wurde einem Quadrat aͤhnlicher, die Celle, oder Cellen, in den Hintertheil (die postica ) gebracht, Saͤulenreihen fuͤllten die vordre Haͤlfte, so daß die Hauptthuͤr grade in die Mitte des Gebaͤudes fiel. 3 Nach dieser Regel war der Capitolinische Tempel , mit drei Cellen, von den Tarquinischen Fuͤrsten gebaut worden. Obgleich in der Ausfuͤhrung zierlich und reich, Italien. Episode. hat diese Baukunst nie das Ernste und Majestaͤtische der Dorischen erreicht, sondern immer etwas Breites und Schwerfaͤlliges gehabt. Reste derselben existiren nicht mehr; die Etruskischen Aschenkisten zeigen in den archi- tektonischen Verzierungen einen verdorbnen Griechischen Geschmack spaͤterer Zeiten. 1. Vitruv iii, 3, 5. Ueber die Tuscanische Säulenordnung Marquez Ricerche dell’ ordine Dorico p. 109 sqq. Stieg- litz Archäol. der Baukunst ii, 1. S. 14. Hirt Geschichte i. S. 251 ff. Tf. 8. Fig. 1. Klenze Versuch der Wiederherstellung des Toscanischen Tempels. Inghirami Monum. Etr. S. iv . Ueber die mutuli besonders die Puteolanische Inschrift, Piranesi Magnisic. t. 37. 2. Darüber vgl. Etrusker ii. S. 230. mit 132 ff. Tf. i. 3. 207½ × 192½ Fuß. Cella Iovis, lunonis, Miner- vae. Ante cellas. Vovirt u. gebaut etwa von 150 Roms; dedicirt 245. Stieglitz Archäol. der Baukunst ii, 1. S. 16. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1813. Gesch. i. S. 245. Vgl. Etrusker ii. S. 232. Die gewaltigen Substructionen Piranesi Magnif. t. 1. Derselbe Styl zeigt sich auch in der Mauer des Peribolos des Jupiter Latiaris auf Mons Albanus. 170. Auch in den Gebaͤuden fuͤr Spiele finden 1 wir Griechische Grundformen, wie die Spiele selbst zum großen Theile Griechisch waren. Die Grabmonu- 2 mente , zum Theil in das Gestein des Bodens oder vortretender Huͤgel gehaune, zum Theil uͤber der Erde construirte Kammern, sind oft ansehnlich, und nicht ohne Zierlichkeit construirt. Eine Hauptform von Denkmaͤ- 3 lern — schlanke Pyramiden oder Kegel auf einem cubi- schen Unterbau — erscheint in den Sagen von Porse- na’s Grabmal auf eine ganz phantastische Weise ausgebildet. 1. Circi (unter Tarquin I. ) = Hippodromen. Theater- Ruinen in Fäsulä, Adria am Po, Arretium. Amphithea- ter , für Gladiatoren, vielleicht Tuskischen Ursprungs; mehrere Ruinen. 2. Im Tuf eingehaun die meisten Tarquinischen, die bei Gra- viscä, Vulci, Clusium, Volaterrä, u. a. m. Viereckige, seltner runde Historischer Theil. Kammern; bisweilen stützende Pfeiler; das Dach horizontal oder pyra- midalisch, mit Lacunarien. Abbildungen Micali t. 51. (neue Ausg.) Gori M. E. T. iii. cl. 2. t. 6 sqq. Vgl. unten §. 177. Aus Steinen construirte bei Cortona, bisweilen gewölbt, Gori M. E. t. 1. 2. p. 74. Inghir. S. iv . t. 11. Die in den Felsen ge- haunen haben oft architektonische Zierden als Frontispice an der senk- rechten Felsenwand; einfachere alterthümlichere die zu Axia im ager Tarquiniensis (Orioli bei Ingh. T. iv . p. 176 sqq.), aus einer verschnörkelten Dorischen Architektur in Orchia ( Opuscoli letter. von Bologna V. i. p. 36. ii . p. 261. 309.). 3. Die Form an dem sog. Grabmal der Horatier zu Albano, Bartoli Sepolcri ant. t. 2. Inghir. S. vi. t. F. 6.; auf Etrus- kischen Urnen, Raoul Roch. Monum. ined. i. t. 21, 2., bei ei- ner decursio funebris. Von Porsena’s Grabmal Plin. xxxvi, 19, 4. Abhandlungen von Cortenovis, Tramontani, Orsini, Qua- tremère-de-Quincy. 1 171. Unter den Zweigen der bildenden Kunst bluͤhte in Etrurien besonders die Arbeit in Thon . Ge- 2 faͤße aus Thon wurden in Etruskischen Staͤdten in sehr verschiedner Art, zum Theil mehr nach Griechischer, zum Theil nach abweichenden einheimischen Manieren, verfer- 3 tigt. Eben so waren Tempelzierden (antefixa), Re- liefs oder Statuen in den Giebelfeldern, Statuen auf den Akroterien und in den Tempeln aus Thon in Ita- lien gebraͤuchlich; wovon die Quadriga fictilis uͤber , und der an Festen bemennigte Iupiter fictilis in dem Capitolinischen Tempel Beispiele sind. Jene war in Veji, dieser von einem Volsker, Turrianus von Fre- gellaͤ, gearbeitet. 1. Elaborata haec ars Italiae et maxime Etruriae, Plin. N. H. xxxv , 45. 2. Tuscum fictile, catinum, Persius, Juvenal. Man unterscheidet folgende Hauptclassen. 1. Auf Griechische Weise fabricirte und bemahlte Gefäße, davon unten §. 177. 2. Schwärz- liche, meist ungebrannte, Vasen, auch von kanobusartiger Form, verziert mit Reihen eingedrückter Figuren von Menschen, Thieren, Italien. Episode. Ungeheuern, in einem bald altgriechischen, bald eigenthümlich bizar- ren (angeblich Aegyptischen) Kunststyl, besonders bei Clusium. Dorow Notizie intorno alcuni Vasi Etruschi. l’esaro 1828. Gerhard im Kunstbl. 1826. N. 97. 98. Dorows Voyage ar- chéologique dans l’ancienne Etrurie, Paris bei Merlin 4, jetzt im Drucke. 3. Glänzend schwarze Gefäße mit Zierathen in Relief, von schöner Griechischer Zeichnung, bei Volaterrä gefun- den. 4. Vasa Arretina, noch in der Kaiserzeit gearbeitet, corallenroth, mit Zierathen und Figuren in Relief. Plin. Martial, Isidor. Inghir. S. v. tv. 1. 3. Die Stellen: Etrusker ii. S. 246. Aus dem Volsker- Lande stammen die sehr alterthümlichen gemahlten Reliefs: Bassiri- lievi Volsci in terra cotta dipinti a vari colori trovati nella città di Velletri da M. Carloni. Text von Becchetti Rom 1785. Ingh. S. vi. tv. T.—X, 4. Sie stellen Sce- nen aus dem Leben, meist Agonen, dar. Sonst ist nicht viel von diesem Kunstzweig, als Aschenkisten, übrig (von Clusium), wo- von §. 174. 172. An die Plastik im urspruͤnglichsten Sinne schließt 1 sich auch bei den Tuskern der Erzguß an. Erzbilder 2 waren in Etrurien sehr zahlreich; Volsinii hatte deren im J. der St. 487. gegen 2000; vergoldete Bronzesta- 3 tuen schmuͤckten auch die Giebel; es gab Colosse und 4 Statuetten, von welchen letztern sich noch am meisten er- halten hat. Nur ist es schwer das aͤcht-Etruskische un- 5 ter der Masse spaͤterer Roͤmischer Arbeiten herauszuscheiden. 2. Metrodor, der μισορώμαιος, bei Plin. xxxiv, 16. 3. Vitruv. iii, 2. 4. Tuscanicus Apollo L pedum a pollice, dubium aere mirabilior, an pulcritudine, Plin. xxxiv , 18. Tyrrhena sigilla Horaz. 5. Berühmte Werke sind: a) die Chimära von Arretium in Florenz (sehr kräftig und lebensvoll) Dempster E. R. T. 1. tb. 22. Ingh. S. iii. t. 21. b) die Wölfin auf dem Capitol, wahrscheinlich die von Dionys. i, 79. Cicero de div. i , 11. Historischer Theil. ii , 20. Cat. iii , 8. erwähnte (Winck. W. Bd. iii. S. 220. 419), von steifer Zeichnung der Haare aber kräftigem Ausdruck; Kupfer zu Winck. W. Bd. vii, Tf. 3. c. c) der Aule Me- teli, genannt Arringatore oder Haruspex, in Florenz, ein sorg- fältig, aber ohne sonderlichen Geist behandeltes Porträt, Dempster E. R. T. i. tb. 40. d) die Minerva von Arezzo in Florenz, eine anmuthige Gestalt der schon verweichlichten Kunst, Mus. Flor. T. iii. t. 17. Mus. Etr. T. i. t. 28. e) der Apollon in altgriechischer Bildung mit Etrusk. Halskette u. Beschuhung, Gori i. t. 32. f) der Knabe mit der Gans aus Tarquinii im Va- tican (Passeri’s Schrift darüber). Vgl. noch bei Gori Mus. Etr. T. i. die sigilla 5. 8. 27. 47. (unförmlicher, bizarrer Art) 1. 2. 25. 116. (Altgriechisch, aber mit Etruskischen Zusätzen im Costüm u. dgl.) 108. (Altgriechischen ähnlich, aber besonders plump und schwerfällig) 3. 4. (in einem spätern Style). 1 173. Besonders geschaͤtzt war ferner in Etrurien die Arbeit des Toreuten (des Ciseleur, Graveur, Or- fèvre), ja Tyrrhenische aus Gold getriebne Schalen und allerlei Bronzearbeiten, wie Candelaber, wurden selbst in Athen, und noch in der Zeit der hoͤchsten Kunstbildung 2 gesucht. Silberne Becher; Throne von Elfenbein und edlem Metall, wie die sellae curules; Bekleidungen von Wagen (currus triumphales, thensae) mit Erz, Sil- ber, Gold; verzierte Waffenstuͤcke wurden hier in Menge 3 und Vorzuͤglichkeit verfertigt; und Manches davon hat 4 sich bis auf unsre Zeit erhalten. Auch gehoͤren hierher die auf der Ruͤckseite gravirten Spiegel (ehemals Pa- teren genannt), nebst den sogenannten cistae my- 5 sticae. 1. S. Athen. i, 28 b. xv , 700 c. 2. S. die Aufzählung Etrusker Bd. ii. S. 253. Von den Wagen i. S. 371. ii. S. 199. 3. Bei Perusia sind 1812 in einem Grabe Bleche von Bronze und Silber, mit Reliefs Tuskanischen Styls, wahrschein- lich von einem Wagen, gefunden worden. Vermiglioli Saggio di Italien. Episode. bronzi Etruschi trovati nell’ agro Perugino. 1813. Mi- cali t. 16, 1. 2. Inghirami S. iii. t. 18. 23 sqq. Ragion. 9. Die Silberplatten sind mit aufgenieteten Zierden von Gold versehn, wahre Werke der alten Empästik (§. 59.). Millingen Uned. mon. S. ii. pl. 14. Ebenda Reliefs von dem dreieckigen Fuß eines Candelabers mit Götterfiguren Ingh. S. iii. t. 7. 8. Ragion. 3. Fuß eines Gefäßes mit Poseidon und Laomedon, t. 17. Region. 5. Nachricht von den mit Mäandern u. dgl. verzierten Schilden u. andern Bronze-Arbeiten aus einem Tarquinischen Grabe. Cam- panara Urna di Arunte p. 73. Vgl. R. Rochette Iournal des Savans Mars 1829. Silbergefäß von Clusium mit der Darstel- lung einer Pompa im alten Styl, Dempster E. R. T. i. t. 78. Ingh. M. E. S. iii. t. 19. 20. 4. Ueber die sog. Pateren als specchi mistici bes. Inghi- rami T. ii. p. 7 sqq.; als Spiegel theils für den Gebrauch des Lebens, theils auch für den Tempeldieust weiblicher Gottheiten (§. 69.) GGA. 1828. S. 870. Etrusker ii. S. 255. Auch Spiegeldecken ähnlicher Art sind vorhanden. Die Bilder der Rück- seiten sind meist nur Umrißlinien, selten in Relief, meist aus ei- nem spätern theils verweichlichten theils caricirten Styl; die Ge- genstände mythologisch und zum großen Theil erotisch, oft nur als gleichgültiger Zierath behandelt. Viele bei Lanzi Saggio T. ii. p. 191. t. 6 sqq. Biancani de pateris antiquis. Bonon. 1814. Schiassi de patera Cospiana Epist. Eine der schönsten (Meleagers Tod) bei Vermiglioli Iscrizioni Perugine. Borgia’sche, Townley’sche auf einzelnen Blättern gestochen. Inghir. S. ii. T. ii. P. i u. ii. 5. Bisweilen findet man diese Spiegel mit anderm Schmuck- und Badegeräth (specula et strigiles in Gräbern Plin. xxxvi, 27) in runden Bronzekästchen , die man auch mit Visconti cistae mysticae nennt, s. Ingh. S. ii. t. 3. p. 47. Fünf solche zu Präneste gefunden; die schönsten darunter 1) die bei R. Rochette Mon. inéd. i. pl. 20. (Ciste, Deckel u. Spiegel mit Troischen Mythen), und 2) die Musei Kircheriani Aerea. T. i. mitgetheilte mit sehr interessanten Darstellungen aus dem Argonauten-Mythus (Ἀργον. ὑδρεύοντες, Amykos u. Polydeukes). Inschr. Novios Plautios med Romai fecid. Dindia Macolnia filea dedit (der Fortuna?), etwa um 500 a. u. c. (?). Ueber die Bröndsted’sche u. sieben andre Cisten Gerhard im Kunstbl. 1823. N. 52. Historischer Theil. 1 174. Weniger wird in Etrurien der Bildschnitze- rei (thoͤnerne Bilder ersetzten die ξόανα Griechenlands) 2 und der Sculptur in Stein gedacht; nur wenige Steinbilder zeigen durch eine sorgfaͤltige und strenge Be- handlung, daß sie aus der Zeit der bluͤhenden Kunst Etruriens stammen; die gewoͤhnlich bemahlten, mitunter 3 vergoldeten, Bas- und Hautreliefs der Aschenkisten , welche aus zusammengezogenen Steinsaͤrgen hervorgegan- gen sind, gehoͤren mit geringen Ausnahmen einer hand- werksmaͤßigen Technik spaͤterer Zeiten, zum großen Theil wahrscheinlich der Roͤmischen Herrschaft, an. 1. Plin. xiv , 2, xxxvi , 99. Vitruv. ii, 7. Der Mar- mor von Luna blieb für Sculptur unbenutzt. S. Quintino Mem. della R. Acc. di Torino T. xxvii. p. 211 sq. 2. S. die Reliefs von Cippen u. Säulenbasen bei Gori M. E. T. i. t. 160. iii. cl. 4. tv. 18. 20. 21. Micali t. 17. 18. Ingh. S. vi. t. A. (Mi Afiles Tites etc.) C. D. E. 1. P. 5. Z. a. Aus Stein und sehr alterthümlich auch eine Canobus- artige Urne von Clusium nach R. Rochette Cours d’Archéo- logie (Paris 1828) p. 121. Rohgearbeitete und obscöne Re- liefs an einer Felswand von Corneto, Journ. des Sav. 1829. Mars. 3. Aus Alabaster (Volaterrä), Kalktuf, Travertin, sehr oft auch aus gebrannter Erde (Clusium). Die Süjets: 1. aus der Griechischen, meist tragischen Mythologie, mit viel Beziehung auf Tod u. Unterwelt; dabei Etruskische Figuren der Mania, des Man- tus mit dem Hammer (Charun), der Furien. 2. Ehren- volle Scenen aus dem Leben, Triumphzüge, Pompen. 3. Dar- stellungen des Todes und jenseitigen Lebens; Reisen zu Roß, auf Seeungeheuern. 4. Phantastische Bilder, und bloße Verzierun- gen. Die Composition meist geschickt; die Ausführung roh. Die- selben Gruppen wiederholen sich in verschiedner Bedeutung. Die oben liegenden (accumbentes) Gestalten sind oft Porträts, daher die unverhältnißmäßigen Köpfe. Die Inschriften fast immer die Namen des Verstorbnen, in späterer Schriftart (Die Etruskische Sprache und Schrift ging nach August, vor Julianus, unter). Uhden Abhandl. der Akad. von Berlin 1816 u. 1818. Vorlesung vom 10. Mai 1827. Inghir. S. i. (treue Abbildungen). Ta- feln zu Micali (verschönerte) 16. 18. 19. 22 — 49. Zoëga Bass. i. t. 38—40. Italien. Episode. 175. Die Etrusker, bemuͤht den Koͤrper auf alle 1 Weise zu schmuͤcken, daher auch großer Freunde von Rin- gen, schnitten zeitig in Edelsteinen; mehrere Scarabaͤen 2 des aͤltesten Styls sind der Schrift und den Fundorten nach entschieden Etruskisch. 2. Für den Etruskischen Urspung Vermiglioli Lezioni di Archeol. i. p. 202. Etrusker ii. S. 257. vgl. auch R. Ro- chette’s Cours p. 138. Die Gemme mit den fünf Helden ge- gen Theben (bei Perugia gefunden), dem Theseus, dem Tydeus ἀποξυόμενος, dem Peleus der das nasse Haar ausdrückt, Winckelm. Mon. in P. ii. n. 101. 105. 106. 107. 125. Werke Bd. vii. Tf. 2. 3. 176. In den Muͤnzen hatten die Etrusker erstens 1 ihr einheimisches System; gegossne, vielleicht zuerst vier- eckige, Kupfer-Stuͤcke, welche das Pfund mit seinen Theilen darstellten. Die Typen sind zum Theil sehr roh, doch 2 zeigen sie Bekanntschaft mit Griechischen Muͤnzbildern von Aegina, Korinth u. andern Orten (Schildkroͤte, Pe- gasos, Muschel u. dgl.), manche auch einen edlen Grie- chischen Styl. Enger schloß sich Etrurien an Griechen- 3 land in seinen Silber- und Goldmuͤnzen an, dergleichen aber nur wenige Staͤdte geschlagen haben. 1. Aes grave von Volaterrä, Kamars, Telamon, Tuder, Vettona und Iguvium, Pisaurum und Hadria (in Picenum), Rom (seit Servius), und vielen unbenannten Orten. As, ursprünglich Libra (Λίτρα), durch I oder L, Decussis durch X, Semissis durch C, Uncia durch o (globulus) bezeichnet. Fortwährende Re- ductionen wegen des steigenden Kupferpreises (ursprünglich die Libra = Obolos, 268: 1), daher das Alter ungefähr nach dem Gewicht be- stimmt wird. Von 200 (Servius) bis 487 a. u. c. sinkt der As von 12 auf 2 Uncien. Viereckte Stücke mit einem Rinde, Votivmün- zen nach Passeri. Passeri Paralipomena in Dempst. p. 147. de re numaria Etruriae. Eckhel D. N. I. i. p. 89 sq. Lanzi Saggio T. ii. Niebuhr R. G. i. S. 474 ff. Etrusker i. S. 304 — 342. Abbildungen besonders bei Dempster, Guar- nacci, Arigoni, Zelada. Schwefelabgüsse von Mionnet. 2. Manche von Tuder z. B., mit Wolf und Kithara, sind in Historischer Theil. einem guten Griechischen Styl. Der Janus von Volaterrä, Rom, meist roh gezeichnet, ohne Griechisches Vorbild. 3. Silbermünzen von Populonia ( x. xx ) , den Kama- rinäischen ähnlich, wohl meist aus dem fünften Jahrh. Roms. Gold von Populonia und Volsinii (Felsune) . In Rom be- ginnen die Denarii ( \frac{1}{84} Pfund) 483 a. u. c. (Cat. Aera). 1 177. Die Etruskische Mahlerei ist in der Haupt- sache ebenfalls ein Zweig der Griechischen, worauf auch die Traditionen von einer Einwanderung Korinthischer 2 Mahler in Tarquinii deuten. Der altgriechische Styl wird grade ebenso, wie im Griechischen Mutterlande und 3 Sicilien, auf den Tarquinischen Vasengemaͤlden ge- funden; aber auch Vasen eines spaͤtren, verfeinerten Styls, mitunter von großer Schoͤnheit, findet man im eigent- lichen Etrurien, namentlich im suͤdlichen, ebenso wie bei den hellenisirten Tuskern zu Capua, Nola, Adria am 4 Padus. Jener Styl tritt nun auch aus den neuentdeck- ten Hypogeen Tarquinii’s in buntfarbigen, figurenrei- chen Wandgemaͤlden ans Licht, aus dem einen Grab- mal in rein hellenischer Eigenthuͤmlichkeit, aus den an- 5 dern schon Etruskisch roher. Aber es gab entschieden auch Wandmahlereien eines schoͤnen Griechischen Styls; wie auch noch eine dritte manierirte und besonders durch uͤbermaͤßiges Dehnen der Figuren verzerrte Weise in Grab- maͤlern gefunden wird. 1. Oben §. 75. Anm. 1. Eucheir bezeichnet die πλαστική, Eugrammos die ζωγραφία. 2. Dem ältern Griech. Styl gehören an: a. die hellgelben Ge- fäße, mit Greifen, geflügelten Sphinxen, Sirenen (?) u. allerlei Thieren von dunkelrother, bräunlicher, schwarzer Farbe bemahlt, welche zu Corneto (Tarquinii), Canino, bei Rola, auch in Grie- chenland gefunden werden, bisweilen mit Griechischen Juschr. S. R. Rochette im Journ. des Savans, Mars 1829. Levezow im Berl. Kunstblatt 1828 December. b. Die röthlich gelben Ge- fäße mit schwarzen Figuren im altgriechischen Styl, meist mytho- logischen Inhalts, besonders in der Umgegend von Tarquinii (Cor- Italien. Episode. neto, Canino, Ponte Badia), wie in Unteritalien u. Griechenland, gefunden, oft mit Jonisch-Griechischen Inschriften (Κτησιλεως κα- λος Journ. des Sav. 1829 Mars ). Bisweilen ist aber auch der Styl eigenthümlicher, und die Annahme einheimischer Fabrica- tion natürlich. Besonders interessant, und ganz Griechisch, ist die zwischen Corneto u. Viterbo gefundne Vase mit Eurystheus im Fasse (Vinc. Campanari Mem. Rom. di Antichità V. ii. p. 155 sqq. Panofka Museo Bartoldiano p. 69 sq. ) und die sehr alterthümliche von Clusium mit der Geburt der Pallas, Dorow Notizie t. 10. Andre bei Micali t. 64 — 66. Bei Bononia (Etruskisch Felsina), hört man, werden Vasen, besonders des ältern Styls, mit Etrusk. Inschr. gefunden. [Schiassi Lettere sopra alcuni vasi fittili scoperti nell’ agro di Bologna. 1817]. 3. Schöne Patere, mit der Darstellung einer Hochzeit, bei Ca- nino gefunden. Ein Stück einer Vase, schönen Styls, mit Etruskischer Inschr. Ingh. S. v. t. 55. 8. Im Ganzen gehört Vasenfabrication nach Griechischer Weise fast ausschließlich dem süd- lichen Etrurien, Orioli bei Ingh. T. iv. p. 172. Christie Greek Vases p. 3. u. Aa. Adria am Po ist eine Fundgrube von Vasen, verschiednen Styls, mit Griech . Inschriften (vgl. zu dem: Etrusker i. S. 229. Gesagten Welcker Zeitschr . i. S. 239. u. Steinbüchel bei R. Rochette Journ. des Sav. Mars 1829.). 4. Von Etruriens bemahlten Hypogeen, besonders denen der Nekropolis von Tarquinii (bei Corneto, 6 × 8 milles ), hat In- ghirami die ältern Nachrichten aus Buonarotti, Maffei, Gori, Pa- ciaudi, Wilcox, Winckelmann, Tiraboschi, Lanzi, Piranesi, Micali u. Agincourt fleißig zusammengestellt, T. iv. p. 111 — 144. (Ein Grabmal der Ceisinis, Caesennii, Cicero pro Caec. 4; ein andres mit dem Namen der Festrcni , Vestricii, bei Tar- quinii). Von den neuen Entdeckungen bei Tarquinii Gerhard im Kunstblatt 1825. S. 198., R. Rochette Journal des Savans 1828. Ianv. p. 3. Fevr. p. 80. Cours d’Archéol. p. 149., Thiersch im Kunstblatt 1827. S. 413. Erwartetes Werk von Stackelberg u. Kestner. Zum Theil Darstellungen, scheint es, aus dem Leben nach dem Tode, mit ähnlichen Farben wie bei Pindar in den ϑρήνοις; zum Theil Gladiatoren- und andre Kämpfe und Festlichkeiten zu Ehren des Todten. Die Farben sind rein und hell auf einen Grund von Stucco getragen. 5. Von keiner andern Art können die alten, aber von Plinius xxxv, 6. viel zu früh gesetzten Wandgemählde von Lanuvium ge- wesen sein (Atalanta et Helena nudae, utraque excellentis- 11 Historischer Theil. sima forma sed altera ut virgo), wahrscheinlich den besten Spiegelzeichnungen im Styl ähnlich. Mit ihnen stellt Plin. Ge- mählde zu Ardea (vgl. Etrusker ii. S. 258.) und noch ältre (wahr- scheinlich den Tarquinischen analoge) zu Cäre zusammen. 6. S. die Zeichnungen von Wilcox in den Philos. Transact. T. liii. t. 7. 8. 9. (ungenauer bei Micali t. 52.) u. Agincourt Hist. de l’Archit. pl. 10, 1. 2., Ingh. t. 25. 26. 27, beson- ders aber die durchgezeichnete Figur bei Ingh. S. vi. t. C. 3., aus dem Tarquinischen Grabe mit dem Ramen der Vestricii, welches die Etruskische Genienlehre darstellt. Ein andres Grab (Dempster T. ii. t. 88. Aginc. t. 11. n. 5. Ingh. t. 24.) zeigt die Verdammten aufgehängt und igni ferroque gequält. In- teressant sind noch die Friesverzierungen, Mäander u. dgl. (einige erinnern an die Decorationen des Thesauros zu Mykenä) Tarquini- scher Hypogeen bei Piranesi Osservaz. sopra una lett. del Mariette tv. 1. 2. 3. Ingh. S. iv. t. 29—31. Abbildungen von Vögeln in den Büchern der Etrusca disci- plina. Plin. x, 17. 1 178. Was nun, theils aus der Betrachtung dieser einzelnen Gattungen der Kunst und Classen von Monu- menten, theils aus einigen Andeutungen der Alten, sich fuͤr das Ganze der Kunstentwickelung in Etrurien ergiebt, 2 ist ungefaͤhr dies: daß der zwar kraͤftige aber zugleich duͤstre und strenge Geist der Etruskischen Nation, wel- cher der freien schoͤpferischen Phantasie der Griechen ent- behrte, sich in der Kunst viel mehr receptiv als produc- tiv zeigte, indem er, bei fruͤhzeitiger Bekanntschaft mit den Werken Griechischer besonders Peloponnesischer Kuͤnst- ler, sich deren Weise getreulich aneignete und sie Jahr- 3 hunderte lang festhielt, doch nicht ohne daß zugleich der dem Stamme eingepflanzte Geschmack fuͤr bizarre Com- positionen und verzerrte Bildungen sich hie und da auf verschiedne Weise in allerlei Gattungen von Werken ge- 4 zeigt haͤtte; daß aber als die Kunst in Griechenland die hoͤchste Stufe erstieg, theils der Verkehr der beiden Voͤl- ker durch allerlei Ereignisse — namentlich Campaniens Italien. Episode. Samnitische Eroberung (um 332 Roms) — zu beschraͤnkt, theils die Etruskische Nation selbst schon zu gebrochen, zu entartet und innerlich verfallen war und am Ende auch nicht Kunstgeist genug besaß, um sich die vervoll- kommnete Kunst in gleichem Maaße aneignen zu koͤnnen: daher ungeachtet mancher einzelnen trefflichen Leistungen 5 doch die Kunst im Ganzen in ein handwerksmaͤßiges, auf Griechische Eleganz und Schoͤnheit keinen Anspruch mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hiernach 6 die zeichnende Kunst in Etrurien ein fremdes Gewaͤchs, fremd den Formen, fremd dem Stoffe nach, welchen sie fast durchaus nicht aus der nationalen Superstition, die sich wenig zu Kunstdarstellungen eignete, sondern aus den Goͤttern- und Heroenmythen der Griechen entlehnte. 2. Die Tuscanica, Τυῤῥηνικὰ stehen daher im Allge- meinen den ältesten Griechischen Werken gleich, Quintil. xii, 10. Strab. xvii. p. 806. a. 3. Vgl. die oft absichtlich verzerrten Bronzen der Etrusker in nationalen Trachten, die gewiß nicht grade die urältesten sind, z. B. die aus Gori §. 172. angeführten, (auch Inghirami S. iii. t. 10. 11. 12. Specimens pl. 4.) u. die §. 173. Anm. 4. erwähnten Spiegelzeichnungen. 6. Ueber die Nationalisirung der Griechischen Heroenmythen in Etrurien des Vf. Etrusker ii. S. 266. Litteratur der Etruskischen Kunstalterthümer. Betrügereien von Annio von Viterbo u. Curzio Inghirami. Thomas Demp- sters (1619 geschriebne) De Etruria regali l. viii. ed. Th. Coke Flor. 1723. 2. T. f. Hinzugefügt Abbildungen von Kunst- werken u. Erläuterungen von Ph. Buonarotti. A. F. Gori Museum Etruscum T. iii. f. 1737—43. (mit Passeri’s Dis- sert. ). Dess. Musei Guarnacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f. Saggi di Dissertazioni dell’ Acad. Etrusca di Cortona von 1742 an. ix T. 4. Museum Cortonense a Fr. Valesio, A. F. Gorio et Rod. Venuti illustr. 1750 f. Scipione Maffei Osservazioni letterarj, T. iv. p. 1 — 243. v. p. 255—395. vi. p. 1—178. J. B. Passeri In Dempsteri 11* Historischer Theil. libros de E. R. Paralipomena 1767 f. Guarnacci Origini Italiche T. iii. f. 1767—72. Heynes Abhandlungen in den Nov. Commentarr. Gott. T. iii. v. vi. vii. Opusc. Acadd. T. v. p. 392. Luigi Lanzi Saggio di lingua Etrusca 1789. iii T. (welcher nach Winckelmanns und Heyne’s Vorgang das vorher ganz verworrne Feld einigermaßen gereinigt.). Micali Ita- lia avanti il dominio de Romani, nebst den: Antichi Mo- numenti per servire all’ Opera intit. Italia etc. (neue vermehrte Ausgabe). Osservazioni von Fr. Inghirami darüber. Franc. Inghirami Monumenti Etruschi o di Etrusco nome. vii. T. Text in 4, vi T. Kupfer f. Kleine Schriften von Vermiglioli, Orioli, Cardinali u. Aa. 3. Rom vor 696. 1 179. Rom, vor der Herrschaft der Etruskischen Koͤ- nige ein unansehnlicher Ort, hatte durch diese die Anla- gen, deren ein Etruskischer Hauptort bedurfte, und zu- 2 gleich eine sehr bedeutende Ausdehnung erhalten. Auch waren nun seine Heiligthuͤmer mit Bildfaͤulen versehn, deren 3 Rom fruͤher ganz entbehrt haben soll; lange bleiben in- deß Roms Goͤtter hoͤlzerne und thoͤnerne, Werke Tuski- scher Kuͤnstler oder Handwerker. 1. Cloaca maxima §. 168. Forum. Circus maximus §. 170. Robur Tullianum. Aedis Capitolina §. 169. Diana in Aventino. Iup. Latiaris in M. Albano (§. 169.) Agger Tarquinii s. Servii. 2. Ueber den bildlosen Cultus in Rom vor Tarquin I. Zoëga de Obel. p. 225. 3. Vgl. Varro bei Plin. xxxv, 45 mit Plin. xxxiv, 16. 1 180. In der Zeit der Republik trieb die Roͤmer ihr praktischer, auf das Gemeinwohl gerichteter Sinn viel mehr zur Anlage großartiger Werke der Wasser- und Straßenbaukunst , als zur sogenannten schoͤnen Italien. Episode. Architektur . Tempel wurden zwar sehr viele, besonders 2 allegorischen Gottheiten, gelobt und geweiht; aber wenige waren vor denen des Metellus durch Material, Groͤße oder Kunst ausgezeichnet. Noch schlechter, als die Goͤt- 3 ter, wohnten natuͤrlich die Menschen; auch an großen oͤffentlichen Hallen und Saͤlen fehlte es lange; und die Gebaͤude fuͤr die Spiele wurden nur fuͤr den voruͤberge- den Zweck leicht construirt. Indeß war doch unter den 4 zeichnenden Kuͤnsten die Architektonik noch am meisten den Roͤmischen Sitten und Lebensansichten angemessen; ein Roͤmer Cossutius baute (nach Vitruv) fuͤr Antiochos (§. 153. Anm. 4). Wie Griechische Formen und Verzie- 5 rungen uͤberall Eingang fanden, zeigen die Steinsaͤrge der Scipionen, aber auch, wie sie ohne Ruͤcksicht auf Be- stimmung und Charakter, nach Etruskischem Vorgange, combinirt und vermischt wurden. 1. Ableitung des Albanischen Sees g. 359. (§. 168.), des Ve- linus 462. Aqua Appia 442. Anio vetus 480. Mar- cia 608., später die Tepula 627., die lulia von Agrippa 719. Frontinus de aquaeduct. 1. Neue Cloaken 568. 719. Aus- trocknung der Pomptinae paludes 592. (dann unter Cäsar u. August). Via Appia 442. Flaminia 532. 565. Treffliche Straßen des C. Gracchus g. 630. Tiberbrücken. Hirt Ge- schichte ii. S. 184 ff. Οὗτοι (οἱ Ρωμαῖοι) προὐνόησαν μάλιστα, ὧν ὠλιγώρησαν ἐκεῖνοι (οἱ Ἕλληνες), στρώσεως ὁδῶν καὶ ὑδάτων εἰσαγωγῆς καὶ ὑπονόμων τῶν δυναμέ- νων ἐκκλύζειν τὰ λύμματα τῆς πόλεως εἰς τὸν Τίβεριν. Strab. v. p. 235. 2. Bemerkenswerth der 270 geweihte T. Cereris et Liberi Liberaeque ad Circum Maximum, Vitruvs Muster der Tus- canischen Gattung, der erste welchen Griechen, Damophilos und Gorgasos, als Mahler und Thonbildner verzierten. Plin. xxxv, 45. T. der Virtus et Honor, von M. Marcellus 547 dedi- cirt u. mit Griech. Kunstwerken geschmückt. T. Fortunae Equestris 579 von Q. Fulvius Flaccus erbaut. Die Hälfte der Marmorziegel von der Hera Lakinia sollte das Dach bilden. Liv. xlii, 3. Vitruv. iii , 3. Systylos. T. des Hercules Musagetes (Hercules u. der Musen) von M. Fulvius Nobilior, dem Freunde des Ennius, nach 563 gebaut, und mit ehernen Historischer Theil. Musenstatuen von Ambrakia geschmückt, Plin. xxxv, 36, 4. nebst Harduin, Eumenius Rhetor pro restaur. schol. c. 7, 3, und die Münzen des Pomponius Musa. (Vielleicht waren dies die Musen des Polykles, Varro ap. Non. c. 4. n. 130.). Q. Metellus Macedonicus baut 605 aus der Beute des Maced. Kriegs zwei T., des Jupiter Stator und der Juno, wobei zuerst Marmor vorkam, von einer großen Porticus (Metelli, hernach Octaviae) umgeben. T. u. Halle voll Statuen. Jupiters T. peripteros, der Juno prostylos, nach Vitruv u. dem Capitolin. Plane Roms. Jenen baut Hermodor von Salamis, nach Vitruv, die Säulen arbeiten Sauras u. Batrachos von Lakedämon (lacerta atque rana in columnarum spiris vgl. Winckelm. W. Bd. i. S. 379. Fea S. 459.) nach Plinius. Vgl. Sachse Gesch. der Stadt Rom i. S. 537. Hermodor von Salamis baut auch die Aedis Martis in Circo Flaminio nach 614. Hirt ii. S. 212. 3. Roher Aufbau der Stadt aus ungebrannten Ziegeln 365. Die erste nahmhafte Basilika von Cato 568. Der Name βασι- λικὴ στοὰ von Athen. Columna rostrata Duilii im ersten Pun. Kriege. Andre Columnae Plin. xxxiv, 11. 5. S. besonders den Sarcophag des Cornelius Lucius Scipio Barbatus Gnaivod patre prognatus etc. Cos. 454. Pi- ranesi Monumenti degli Scipioni t. 3. 4. Winck. W. Bd. i. Tf. 12. Hirt Tf. 11. F. 28. 1 181. Die bildende Kunst , anfangs unter den Roͤmern sehr wenig geuͤbt, ward ihnen allmaͤhlig durch 2 den politischen Ehrgeiz wichtig. Senat und Volk, dank- bare Staaten des Auslands (zuerst die Thuriner) errich- teten verdienten Maͤnnern Erzstatuen auf dem Forum und sonst; manche auch sich selbst (wie nach Plinius schon 3 Spurius Cassius g. 268). Die Wachsbilder der Vor- fahren im Atrium dagegen sind mehr als Masken, fuͤr 4 Aufzuͤge, denn als Statuen anzusehn. Das erste Erzbild einer Gottheit war nach Plinius eine Ceres, die aus dem eingezogenen Vermoͤgen des Spurius Cassius 5 gegossen wurde. Auch werden in Rom, wie in Grie- chischen Staaten, besonders seit der Zeit des Samniti- schen Krieges, aus der Kriegsbeute Statuen und Colosse den Goͤttern als Weihgeschenke aufgestellt. Italien. Episode. 1. Was man von allen den Erzstatuen halten soll, die Plinius xxxiv , 11 ff. für Werke der Königszeit und frühern Republik ausgiebt, ist schwer zu sagen. Auch hier hat der Ehrgeiz der Fa- milien viele Irrthümer verschuldet. Plin. glaubt freilich sogar an Statuen aus Euanders Zeit, und an die Weihung eines Janus durch Numa, der die Zahl 355, auf die Weise Griechischer Mathe- matiker, durch Verbiegung der Finger anzeigte. S. dagegen §. 179. Merkwürdige Werke der frühern Zeit sind der Attus Ravius (vgl. zu Plin. Cic. de div. i , 11), u. die wahrscheinlich Griechischen Statuen des Pythagoras u. Alkibiades (um 440). 2. S. Plin. xxxiv , 14. Im J. 594. nahmen die Censoren P. Corn. Scipio u. M. Popilius alle Statuen von Magistraten um das Forum weg, die nicht vom Populus oder Senatus auf- gestellt waren. Statue der Cornelia Gracchorum mater, in Metelli porticu. 3. Ueber die Imagines maiorum Polyb. vi , 53. mit Schweigh. Rote. Lessing Sämmtl. Schriften Bd. x. S. 290. Eichstädt iii Prolusiones. Quatrem.-de-Quincy Iup. Olymp. p. 14. 36. Hugo’s Rechtsgesch. (Zehnte) S. 293. — Bilder sei- ner Vorfahren auf Schilden weihte zuerst Appius Claudius in dem 456 (nicht 259) vovirten T. der Bellona, Plin. xxxv , 3. 5. Merkwürdig der 448 auf dem Capitol geweihte Hercules (Liv. ix , 44); und der von Sp. Carvilius nach 459 dedicirte Ju- piter-Coloss auf dem Capitol, sichtbar vom Jupiter Latiaris, aus den prächtigen Waffen der Samnitischen sacrata legio (vgl. Liv. ix , 40. x , 38.) gegossen. Reliquiis limae suam statuam fecit, quae est ante pedes simulacri eius. Plin. xxxiv , 18. 182. In den Consular- und Familienmuͤn- 1 zen (so nennt man die mit dem Namen der Aufseher des Muͤnzwesens, besonders der Tresviri Monetales, bezeichneten) des ersten Jahrhunderts, seit man angefan- gen Silber zu praͤgen (483), zeigt sich die Kunst sehr roh; die Figuren sind plump, der Pallaskopf unschoͤn, das Gepraͤge flach. Auch da eigentliche Familientypen anfangen: bleibt die Kunst noch lange roh und unvoll- kommen. — Auffallend ist die, mit den sonst bekannten 2 Sitten Roms contrastirende, fruͤhzeitige Beschaͤftigung mit der Mahlerei , besonders bei Fabius Pictor. Doch 3 Historischer Theil. traͤgt auch die Anwendung der Mahlerei zur Verewigung kriegerischer Großthaten und zum Schmuck der Triumphe dazu bei, ihr Ehre bei den Roͤmern zu verschaffen. 1. Die ältesten Consular-Münzen haben vorn den Kopf mit dem geflügelten Helm (Pallas oder Roma ?); auf dem Revers die Dioskuren, dafür aber bald ein Rossegespann (bigati, serrati). Die Familien-Münzen prunken ursprünglich nicht mit besondern Typen, in Bezug auf Cultus u. Geschichte der Geschlechter, sondern haben auch die allgemeinen Römischen Embleme der Consular-Mün- zen. Nur bildet man auf den Gespannen verschiedne Götter ab. Interessant ist der Denar der Pompeja gens mit der Wölfin, den Kindern und dem Fostlus. Die Wölfin ist gut, wahrschein- lich nach der Etruskischen, §. 172., gezeichnet; alles Andre noch schlecht und roh. Familiae Romanae in antiquis Numism. ex bibl. Ful- vii Ursini ed. Car. Patin. Paris. 1663. Vaillant. Mo- relli. Eckhel D. N. ii, v. p. 53 sqq. besonders 111. Stieg- litz Versuch einer Einrichtung (§. 98. Anm. 3.) S. 99. 2. Fabius Pictor mahlt aedem Salutis, u. zwar gut, 451. Liv. x , 2. Plin. xxxv , 7. Val. Max. viii , 14, 6. Dion. Hal. Fragm. von Mai xvi , 6. M. Pacuvius von Rudiae, der Tragiker (ein Halbgrieche), aedem Herculis in foro boario g. 560. Postea non est spectata (haec ars) ho- nestis manibus . Plin. 3. S. die Beispiele Plin. xxxv , 7. M. Valerius Messala Schlacht gegen die Karthager in Sicilien 489. L. Scipio g. 564. L. Hostilius Mancinus erklärt 606. selbst dem Volke ein Gemählde von Carthago’s Eroberung. Die Triumphe machten Gemählde nöthig (Petersen Einl. S. 58); dafür ließ Paul. Aemilius den Me- trodor von Athen kommen ( ad excolendum triumphum ) Plin. xxxv , 40, 30. Fuͤnfte Periode . Von 606 der St. (Ol. 158, 3.) bis in das Mittelalter. 1. Allgemeines uͤber den Charakter und Geist der Zeit. 183. Wie die gesammte Geschichte des gebildeten 1 Menschengeschlechts (mit Ausnahme Indiens): so concen- trirt sich auch jetzt die Kunstgeschichte in Rom. Aber nur durch Roms politische Uebermacht, nicht kuͤnstlerische Ta- lente. Die Roͤmer, obgleich nach der einen Seite hin den Griechen innig verwandt, waren doch als Ganzes aus einem derberen, minder fein organisirten Stoffe. Ihr Geist blieb den aͤußern Verhaͤltnissen der Menschen 2 untereinander, durch welche deren Thaͤtigkeit im Allge- meinen bedingt und bestimmt wird, (dem praktischen Le- ben) zugekehrt; zuerst mehr den auf die Gesammtheit bezuͤg- lichen (politischen), dann, als die Freiheit sich uͤberlebt hatte, denen der Einzelnen untereinander (Privatleben), besonders den durch die Beziehung der Menschen zu den aͤußern Guͤtern gegebnen. Die res familiaris zu erhal- ten, zu mehren, zu schuͤtzen, wurde nirgends so sehr wie hier als Pflicht angesehn. Die sorglose Unbefangenheit 3 und spielende Freiheit des Geistes, welche, innern Trieben sich ruͤcksichtslos hingebend, die Kuͤnste erzeugt, war den Roͤmern fremd; auch die Religion, in Griechen- land die Mutter der Kunst, war bei den Roͤmern sowohl in ihrer fruͤhern Gestalt, als Ausfluß der Etruskischen Disciplin, als auch in ihrer spaͤtern, wo die Vergoͤtte- rung ethisch-politischer Begriffe vorherrscht, absichtlich Historischer Theil. 4 praktisch. Doch war diese praktische Richtung bei den Roͤmern mit einem großartigen Sinne verbunden, der das Halbe und Kleinliche scheute, der jedem Beduͤrfniß des Lebens auf eine umfassende, durchgreifende Weise durch große Unternehmungen genuͤgte, und dadurch unter den Kuͤnsten wenigstens die Architektur emporhielt. 2. Vgl. über das Letzte (einen Hauptgrund der großen Ausbil- dung des Privatrechts) Hugo’s Rechtsgeschichte (Zehnte) S. 66. Juvenal xiv : wie die avaritia der Jugend als gute Wirthschaft ein- geimpft werde. Horaz stellt öfter, wie A. P. 323., die ökonomifch- praktische Bildung der Römer der ideellern Hellenischen entgegen. Omnibus, diis hominibusque, formosior videtur massa auri, quam quidquid Apelles, Phidiasque, Graeculi deli- rantes, fecerunt. Petrou 88. 1 184. Der Charakter der Roͤmischen Welt in Bezug auf die Kunst, diese Periode hindurch, laͤßt sich am besten 2 in vierfacher Gestalt fassen: I. Von der Eroberung Korinths bis auf August . Das Streben der Vornehmen, durch Pracht bei Triumphen, durch uner- hoͤrt glaͤnzende Spiele zu imponiren, das Volk zu gewin- 3 nen, zieht Kuͤnstler und Kunstwerke nach Rom. Bei Ein- zelnen entsteht aͤchter Geschmack fuͤr die Kunst, meist frei- lich mit großem Luxus verbunden, nach Art der Kunst- 4 liebe Makedonischer Fuͤrsten. Der Reiz dieser Genuͤsse wird durch das Widerstreben einer altroͤmisch gesinnten Parthei fuͤr das Privatleben nur erhoͤht, wenn diese auch 5 im oͤffentlichen Leben scheinbar die Oberhand hat. Rom ist ein Sammelplatz der Griechischen Kuͤnstler, unter de- nen sehr vorzuͤgliche Nacheiferer der Alten genannt wer- 6 den; Kunstgelehrsamkeit und Kennerschaft entwickeln sich. 2. S. §. 182, 3. M. Aemilius Scaurus, Sullae privignus, führte 694 als Aedil für seine munera die verpfändeten Bilder Sikyons nach Rom, Plin. xxxv , 40, 24. xxxvi , 24, 7. Durch Ungeschicklichkeit kommen auch Bilder beim Reinigen für solchen Zweck um, xxxv , 36, 19. In Ciceros Zeit liehen die Griechen. Fuͤnfte Periode. Magistrate die Kunstwerke sich oft weither zusammen, Cic. Verr. iv , 3. Für die ludi brauchte man auch skenographische Bilder, Plin. xxxv , 7., wo Illusion das höchste Ziel. 4. S. Cato’s Rede (557) Liv. xxxiv , 4. Plin. xxxiv , 14. Ciceros Scheu, von den Richtern für einen Kunstkenner gehalten zu werden: nimirum didici etiam dum in istum inquiro artificum nomina. Verr. iv , 2. 7. Ciceros Kunstliebe war indeß immer mäßig, s. Epp. ad div. vii , 23. Parad. 5, 2. Anders der Damasippus, Epp. vii , 23. Horat Sat. ii , 3, 64. 6. Die intelligentes stehen den ἰδιῶται gegenüber, Cicero a. O. Aber auch Petronius Trimalchio (52) sagt bei den lächer- lichsten Kunsterklärungen: Meum enim intelligere nulla pe- cunia vendo . Wichtige Stelle über die Kunstkennerschaft Dionys. de vi Dem. p. 1108. 185. II. Die Zeit der Julier und Flavier , 1 723 bis 848 (96 n. Chr.). Maͤchtige Unternehmungen: Rom wird mehreremals wie neu geschaffen; die Kunst con- centrirt sich immer mehr in Rom; große Talente treten hervor; aber die tollen Launen mancher der Kaiser koͤn- nen unmoͤglich ein gesundes Gedeihen gewaͤhren; die Kunst im Ganzen ist schon in entschiedenem Sinken. Ob- 2 gleich, wo die Kunst, wie hier in Rom, von dem na- tionalen Leben, dem sie eigentlich angehoͤrt, geloͤst, und zum Dienste fremder Herrscher aufgerufen, eigentlich ein mehr kuͤnstliches als natuͤrliches Leben lebt, auch von organischem Bluͤhen und Vergehen derselben weniger die Rede sein kann. 1. Augusts Wort: er hinterlasse die Stadt marmorea, die er lateritia empfangen. Neros Brand u. Neubau. 186. III. Von Nerva bis zu den sog. Tri- 1 ginta tyranni, 96 bis g. 260 n. Chr. Lange Ruhe im Roͤmischen Reich; glaͤnzende Unternehmungen auch in den Provinzen; ein voruͤbergehendes Aufleuchten der Grie- chischen Kunst durch Hadrian; Prachtbauten im Orient. Die Kunst wird fleißig und eifrig betrieben; doch zeigt 2 sich fast durchgaͤngig ein Mangel an Geist mit Streben Historischer Theil. nach Prunk vereinigt, wie er auch die Litteratur der Zeit 3 charakterisirt. Das damals allgemeine Ungenuͤgen an den vaͤterlichen Religionen, die Vermischung verschie- denartigen Aberglaubens, das Gefallen an Magie, Theo- sophie brachte der Kunst in manchen Zweigen großes Ver- 4 derben. Bedeutende Einwirkung hatte der Umstand, daß ein Syrisches Priestergeschlecht eine Zeitlang den Roͤmi- 5 schen Kaiserthron innehatte. Syrien, Kleinasien waren damals die bluͤhendsten Provinzen, und ein von ihnen aus- gehender Asiatischer Charakter wird, wie er in der Schrift- stellerei herrscht, auch in den zeichnenden Kuͤnsten deutlich wahrgenommen. 3. Der Isisdienst , der um 700 d. St. mit Gewalt einge- drungen war und schon lange zum Deckmantel der Ausschweifungen gedient hatte, nahm besonders durch die öffentliche Theilnahme von Commodus u. Caracalla überhand. — Der Mithrasdienst , ein Gemisch Assyrischer und Persischer Religion, wurde durch die See- räuber, vor Pompejus, zuerst in der Römischen Welt bekannt, in Rom seit Domitianus, besonders seit Commodus Zeit einheimisch. — Syrischer Cultus unter Nero beliebt, aber besonders seit Sep- timius Severus. — Chaldäische Genethliologie. Magische Amu- lete, §. 206. Theurgische Philosophie. Vgl. Heyne Alexandri Sev. Imp. religiones miscellas probantis iudicium, beson- ders Epim. vi. De artis fingendi et sculpendi corruptelis ex religionibus peregrinis et superstitionibus profectis, Opuscc. Acadd. vi. p. 273. 4. Auch für die Kunstgeschichte ist die Genealogie wichtig: Griechen. Fuͤnfte Periode. 187. IV. Von den Trig. tyranni bis in 1 die Byzantinische Zeit . Die antike Welt verfaͤllt, mit ihr die Kunst. Der lebendige Glaube an die Goͤt- 2 ter des Heidenthums verschwindet; Versuche ihn zu hal- ten koͤnnen der Kunst nicht helfen, da sie immer nur Begriffe fuͤr individuelle Wesen geben. In gleichem Maaße 3 verliert der altroͤmische Patriotismus durch die politischen Veraͤnderungen und die innre Kraftlosigkeit des Reichs den Halt, welchen ihm das Kaiserthum noch gelassen hatte. Die Kunst dient fast nur noch dazu, Individuen zu eh- 4 ren, und einen geschmacklosen, halborientalischen, Hof- prunk zu unterstuͤtzen. In allen hoͤhern Kunstwerken setzt sich an die Stelle des fruͤhern Schwulsts Leerheit und Roheit. Die Barbarei tritt, auch ohne aͤußere Bedraͤng- nisse, nach dem nothwendigen Gange des innern Lebens der alten Welt ein. 2. Architektonik . 188. Schon vor den Kaisern hatte Rom alle Arten 1 von Gebaͤuden erhalten, welche eine große Stadt nach der Weise der Makedonischen Anlagen zu schmuͤcken noͤthig schienen; zierlich gebaute Tempel, obgleich keinen von be- 2 deutendem Umfang; Curien und Basiliken, welche den 3 Roͤmern immer noͤthiger wurden; mit Saͤulenhallen und 4 oͤffentlichen Gebaͤuden umgebne Maͤrkte (Fora); auch 5 Gebaͤude fuͤr die Spiele, welche das Roͤmische Volk fruͤ- her, wenn auch praͤchtig, doch nur fuͤr kurzen Bestand con- struirt zu sehen gewohnt war, wurden jetzt von Stein und in riesenhaften Maaßen gebaut. Eben so nahm der Luxus 6 der Privatgebaͤude, nachdem er schuͤchtern und zoͤgernd die er- sten Schritte gethan hatte, bald reißend und auf eine nie- gesehne Weise uͤberhand; zugleich fuͤllten Monumente die 7 Straßen, und praͤchtige Villen verschlangen den Platz zum Ackerbau. Historischer Theil. 2. T. Honoris et Virtutis, von C. Mutius für Marius gebaut nach Hirt S. 213; andre halten ihn für den Marcellischen §. 180. Anm. 2. z. B. Sachse i. S. 450. Das neue Capitol des Sulla u. Catulus, 674 geweiht. T. Veneris Genetricis in foro Julio 706 gewiht. T. Divi Julii . 3. U. a. Curia Pompeji; die prachtvolle Basitica Aemilii Pauli Cos. 207 mit Phrygischen Säulen. Derselbe erneuert eine ältere von M. Aemil. Lepidus gebaute. 4. Forum Julium, von August vollendet. Daran stieß die Basilica Julia, von August vollendet, und erneuert, an der NW. Ecke des Palatin. Gerhard della basilica Giulia, Rom 1823. Die Einrichtung eines Forum machen das Gabinische, 1792 auf- gedeckte (Visconti Mon. Gabini ), und das Pompejanische (s. die glänzende Restauration bei Gell l’Pompeiana pl. 48. 51.) deutlich. 5. 694 ziert M. Aemil. Scaurus als Aedil ein hölzernes Thea- ter prächtig aus; die Scene aus 3 Stockwerken von Säulen, hin- ter denen die Wand unten aus Marmor, dann aus Glas, dann aus vergoldeten Tafeln war. 3000 eherne Bildsäulen, viele Ge- mählde und Teppige. Curio’s, des Tribunen (702), zwei Holz- theater bilden ein Amphitheater. Pompejus Theater von Stein für 4000 Zuschauer, dem Mitylenäischen nachgeahmt. Das erste Amphitheater von Stein von Statilius Taurus unter August errichtet. Der Circus Mar. unter Cäsar für 150,000 Menschen eingerichtet. 6. L. Crassus, Censor, mußte um 660 wegen seines Hauses mit 6 kleinen Säulen aus Hymettischem Marmor viel leiden. Das erste marmorne hatte Mamurra in Cäsars Zeit, aber auch Cicero wohnte für lls xxxv , d. h. 175,000 Rthlr. Mazois Palais de Scaurus. Fragm. d’un voyage fait à Rome vers la sin de la républ. par Mérovir prince des Sueves. Deutsch mit Anm. von den Brüdern Wüstemann. Gotha 1820. 7. Lucullus Villen, Petersen Einl. p. 71. Varro’s Orni- thon (nach dem Windthurm in Athen, de R. R. iii , 3). Mo- nument der Cäcilia Metella, der Gemahlin des Crassus, fast allein übrig. Architekten aus Cicero’s Zeit Hirt ii S. 257. Griechen. Fuͤnfte Periode. 189. In der ersten Kaiserzeit bildet die Roͤmische 1 Architektur an oͤffentlichen Gebaͤuden den praͤchtigen und großen Charakter aus, welcher den Verhaͤltnissen und Ideen eines weltherrschenden Volks sicher der ange- messenste war. Die Pfeiler und Bogen treten an den 2 ansehnlichsten Gebaͤuden als eine Hauptform neben die Saͤulen und das Saͤulengebaͤlk, indem dabei das Grund- gesetz beobachtet wird, daß beide Formen, jede nur sich fortsetzend, nebeneinander hergehen, so daß die Bogen mehr die innre Construction des Gebaͤudes, die Saͤulen die aͤußere Fronte bilden, und, wo kein Dach auf ihrem Gebaͤlke liegt, als Traͤger von Bildsaͤulen ihren Zweck erfuͤllen. Indeß finden sich doch strengere Schuͤler der 3 Griechischen Meister, wie Vitruv, schon jetzt gedrungen, uͤber Vermischung heterogener Formen zu klagen: welcher 4 Vorwurf in der That auch das, erst nach Vitruv auf- gekommene, sogenannte Roͤmische Capitaͤl treffen muß. Die Reinheit der Baukunst mußte auch damals schon an den Gebaͤuden des Griechischen Mutterlands und Joniens gelernt werden. 3. S. Vitruv i , 2. iv , 2. über die Vermischung der Joni- schen denticuli und Dorischen triglyphi. Sie findet z. B. am Theater des Marcellus statt. Mehr klagt Vitruv über die aller Architektonik spottende Skenographie, §. 209. 4. Das Römische oder composite Capitäl setzt das Jonische Eckcapitäl vollständig über die untern ⅔ des Korinthischen, in das jenes doch schon auf die angemessenste Weise aufgenommen war; es verliert dadurch alle Einheit des Charakters. Die Säulen erhalten 9 bis 9½ Diameter. Zuerst am Bogen des Titus. 190. Augustus umfaßte alle Zweige einer Roͤmischen 1 Bauordnung mit wahrhaft fuͤrstlichem Sinne; er fand das Marsfeld noch groͤßtentheils frei, und machte es, nebst Agrippa und Andern, zu einer Prachtstadt, gegen welche die uͤbrige Stadt fast als Nebensache erschien. Die nachfolgenden Kaiser draͤngen sich mit ihren Bauen 2 Historischer Theil. mehr um den Palatin und die Sacra-Via; ein ungeheu- res Gebaͤude erhebt sich hier auf den Truͤmmern des an- 3 dern. Die Flavier setzen an die Stelle der Riesenbauten Nero’s, welche nur der Schwelgerei und Eitelkeit des Erbauers dienten, gemeinnuͤtzige und populaͤre Gebaͤude. Unter den Flaviern tritt indeß schon ein merkliches Nach- lassen des guten Geschmackes ein. Ein furchtbares Er- 4 eigniß unter Titus erhaͤlt der Nachwelt die lebendigste Anschauung des Ganzen einer Roͤmischen Landstadt, in welcher, bei der sparsamsten Raumbenutzung und einer im Ganzen leichten und wohlfeilen Bauweise, doch ziem- lich alle Arten oͤffentlicher Gebaͤude, die eine Hauptstadt hatte, vorkommen, und Sinn fuͤr elegante Form und gefaͤlligen Schmuck sich uͤberall verbreitet zeigt. 1. Unter August (Monumentum Ancyranum): I. in Rom . a. Vom Kaiser gebaut . T. Apollinis Palatini, der T. aus Cararischem (Lunense), die Säulenhallen umher aus Punischem Marmor; Bibliotheken darin u. s. w. 724 vollendet. Sachse ii. S. 10. Petersen Einl. S. 87. T. Iovis Tonantis (drei Korinthische Säulen nebst Gebälk am Capitolinischen Berge, von einer Restauration übrig, Desgodetz Les édifices antiques de Rome ch. 10 ); Quirini (ein Dipteros); Martis Ultoris auf dem Capitol, ein kleiner Monopteros, den man noch auf Münzen sieht, und auf dem Forum Augusti, ein großer T., wovon noch drei Säulen übrig sind, Piale Atti dell’ Ac. Archeol. Rom. ii. p. 69. Theatrum Marcelli (s. Guattani Monum. Ined. 1789. Genn. Febr. Piranesi Anti- chità Rom. T. iv. t. 25 — 37. Desgodetz ch. 23). Porticus Octaviae (Metelli) nebst Curia, Schola, Bibliotheca und Tempeln, eine große Anlage. (Besonders von den hineingestellten Bildsäulen handelt sorgfältig Petersen S. 97 ff.) Augustus Mau- soleum nebst dem Bustum, auf dem Marsfelde an der Tiber (Reste). Aquae. Viae. b. Baue der Freunde (Sueton Au- gust 29). M. Agrippa . Hafen und Cloakenbauen. Porti- cus Neptuni s. Argonautarum. Thermen. Septa Julia. Pantheon (727) auf dem Campus Martius, ein Rundgebäude mit einer Vorhalle aus 16 Kor. Granitsäulen; die Wände mit Griechen. Fuͤnfte Periode. Marmor belegt, die Lacunarien mit vergoldeten Rosetten. Eherne Balken tragen das Dach, die Ziegel waren vergoldet. Die Sta- tuen theils in Nischen, theils unter Tabernakeln. Den Göttern der Julier (Jupiter als Ultor, Mars, Venus, D. Julius, drei andern) geweiht. Restaurirt 202 n. Chr. S. Maria Rotonda. Desgodetz ch. 1. Hirt im Museum der Alterthums W. Bd. i. S. 148. Guattani Monum. ined. 1789 Sett. Wiebeking bür- gerl. Baukunst Tf. 24. Rosini’s Vedute. Asinius Pollio Atri- um Libertatis mit einer Bibliothek u. Schriftstellerbüsten. S. Reu- vens bei Thorbecke de Asinio Pollione. — Pyramide des Cestius. Von der pittoresken Ansicht (Skenographie) des Campus Martius mit seinen Bauwerken und grünen Flächen in dieser Zeit spricht mit Anschaulichkeit Strab. v. p. 236. II. Außer Rom. In Italien die Ehrenbogen Augusts zu Rimini (Werk von Briganti), Aosta und Susa (Maffei Mus. Veron. p. ccxxxiv. Werk von Massazza), welche noch stehen. In den Provinzen Templa Augusti et Romae, Trüm- mer zu Pola. Die Stoa der Athena Archegetis am neuen Markt zu Athen mit einer Reuterstatue des L. Cäsar (schlanke Dorische Säulen) g. 750. C. I. n. 342. 477. Stuart V. i. Nikopolis bei Aktium, bei Alexandreia von August gebaut. Prachtbaue Herodes des Gr. in Judäa (Abhandl. v. Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1816). Der neue Tempel sucht den alten Salomonischen mit dem jetzt herrschenden Griechischen Geschmack der Architektur in Uebereinstimmung zu bringen. T. des C. n. L. Cäsar zu Nemausus, Nismes, ein zierlicher Korinthischer prostylos pseu- doperipteros. Clerisseau Antiquités de Nismes. 2. Die Claudii. Für Tiber sind die castra Praetoria; für Caligula die straßenartige Schiffbrücke über den Busen von Bajä (s. Mannert Geogr. ix, 1. S. 731) bezeichnend. Clau- dius großer Hafen von Ostia mit Riesenmolo’s und einem Pha- rus auf einer künstlichen Insel, später durch Trajan noch verbessert (Schol. Juven. xii, 76.). Aqua Claudia et Anio novus. Ableitung des L. Fucinus. Die Palatinae Caesarum domus. Del palazzo de’ Cesari Opera postuma da Franc. Bian- chini. Verona 1738. Nero . Ein neues regelmäßiges Rom. Domus aurea (früher die transitoria ) vom Palatin nach Es- quilin und Cälius hinüber, mit großen Parkanlagen im Innern. Se quasi hominem tandem habitare coepisse. Die Flavier zerstörten das Meiste; zahlreiche Gemächer haben sich hinter den Substructions-Mauern der Thermen des Titus (Trajan nach Aa) am Esquilin erhalten. Le antiche Camere Esquiline disegn. ed illustr. da Ant. de Romanis. 1822. Vgl. §. 210. 12 Historischer Theil. 3. Flavii . Das dritte Capitol von Vespasian , höher als die frühern (auf Münzen, Eckhel D. N. vi. p. 327.); das vierte von Domitian, immer noch iisdem vestigiis, aber mit Korinth. Säulen aus Penthelischem Marmor, inwendig reich ver- goldet (Eckhel p. 377). T. Pacis von Vespasian (Eckhel p. 334.); große Ruinen (doch ist auch deren Bedeutung nicht unbe- zweifelt geblieben); die Kreuzwölbung des Mittelschiffs stützt sich auf 8 Korinth. Säulen; zu jeder Seite 3 Nebenräume. Bramante entnimmt davon die Idee der Peterskirche. Desgodetz Ch. 7. Ca- ristie Plan et Coupe du Forum et de la Voie sacrée. Amphitheatrum Flavium (Coliseum). Desg. 21. Guattani 1789 Febr. Marzo. Die Länge der kleinen Achse 156 (Arena) u. 155 (Sitze), der großen 264 u. 155. Die Gesammthöhe 156 Fuß. Ueber die neuentdeckten Gänge unter der Arena Lor. Re in den Atti dell’ Acc. Archeol. ii. p. 125. für Bianchi (gegen Fea). — Domus Titi , Thermae. Domitian baut viel Prächtiges, Martial, Statius Silv. iv , 2, 18. Arx Albana (Piranesi Antichità d’Albano ). Forum Domi- tiani s. Nervae, Palladium, wovon einige reiche Architekturfrag- mente (cannelirter Kranzleisten; Kragsteine u. Zahnschnitte zusam- men) und Reliefs (Pallas als Ergane). Fragmens d’Architec- ture par Moreau pl. 7. 8. 11. 12. 13. 14. 17. 18. Guat- tani Monum. 1789 Ottobre. Arcus Titi auf der via Sacra, die Architektur etwas überladen, der Kanzleisten cannelirt. Bartoli Veteres Arcus August. cum notis I. P. Bellorii ed. Iac. de Rubeis. Desgodetz ch. 17. Columnarum ra- tio erat attolli supra ceteros mortales, quod et arcus significant (daher die Architektur zu erklären) novitio in- vento (doch schon 556 fornices und signa aurata darauf nach Liv. xxxiii , 27) Plin. xxxiv , 12. Rabirius. 4. Unter Titus (79 n. Chr.) Verschüttung von Pompeji, Herculanum, Stabiä . Wiederentdeckungsgeschichte unten: Lo- cal. Pompeji ist als Miniaturbild Roms höchst interessant. In dem offen gelegten Viertel der Stadt liegt ein Haupt-Forum, ein Fo- rum rerum venalium, acht (?) Tempel, darunter ein Iseum, eine Basilica, mehrere Hallen, zwei Theater, Thermen, viele Privatgebäude, darunter sehr vollständige mit Atrium, Peristyl u. s. w. versehene, und vor dem Thor die Gräberstraße; entfernt davon liegt das Amphitheater. Alles klein, die Häuser niedrig (auch wegen der Erdbeben), aber nett, reinlich, freundlich; leicht aus Bruchsteinen gebaut, aber mit vortrefflichem Anwurf; schöne Fußbö- den aus bunten Marmor und Mosaik. Die Säulen meist Dori- scher Art, aber auch Korinthische und Jonische, mit sonderbaren Griechen. Fuͤnfte Periode. Abweichungen von den regelmäßigen Formen, wie an der Porticus um den Tempel westlich vom Forum. Auch sind hier die verschie- denen Theile des Capitäls bemahlt. Vieles war seit dem Erdbe- ben, 63 u. Chr., noch nicht restaurirt. Hauptbücher: Antiquités de la Grande Grèce, gravées par Fr. Piranesi d’ après les desseins de I. B. Piranesi et expliquées par A. J. Guattani. Paris 1804. T. i. ii. iii. Antiquités de Pompéi von Mazois, von 1812 an, unvollendet. (Die Fortsetzung dieses Werks von der 25sten Lieferung an besorgt Gau). W. Gell u. Gandy Pompejana or Observations on the Topography, edifices and ornaments of Pompeji. Lond. 1817. Goro von Agyagfalva (Oesterreichischer Haupt- mann) Wanderungen durch Pompeji. Wien 1825. (voll Fehler). 191. Trajanus gewaltige Bauten und Hadrianus 1 mit allem Fruͤhern wetteifernde Anlagen, auch einzelne unter den Antoninen gefuͤhrte Bauwerke, zeigen die Archi- tektur in ihrer letzten Bluͤthezeit, im Ganzen noch eben so edel und groß, wie reich und geschmuͤckt, obgleich in einzelnen Werken das Ueberladne und Gehaͤufte der Ver- zierungen, wohin die Zeit sich neigt, schon sehr fuͤhlbar wird. Auch findet man seit Domitian schon die aus 2 fortlaufenden Postamenten (Stereobaten) entstandenen ein- zelnen Fußgestelle der Saͤulen (Stylobaten), welche kei- nen Grund und Zweck haben, als das Bestreben nach schlanken Formen und moͤglichst viel Unterbrechung und Zusammensetzung. 1. Trajanus Werke. Paus. v , 12, 4. Das Forum Trajani das Erstaunenswürdigste in ganz Rom nach Ammian xvi , 10, mit einem χαλκοῦς ὄροφος, der natürlich durchbro- chen war (Paus. a. O. u. x , 5, 5. gigantei contextus Ammian); neuerlich viel Granitsäulen u. Fragmente dort gefunden. In der Mitte die Columna Trajani (113 n. Chr.) mit dem Erzbilde des Kaisers (St. Peter). Piedestal 17 F., Basis, Schaft, Capitäl u. Fußgestell der Statue 100 F. Der Schaft unten 11, oben 10 F. Aus Cylindern weißen Marmors; Treppe inwendig. Das Band mit den Reliefs wird oben breiter, welches die scheinbare Höhe verringert. Bartoli’s Columna Trajana. Prachtwerk von 12* Historischer Theil. Piranesi. Raph. Fabretti De Columna Trajani. Rom. 1683. Basilica Ulpia mit zahlreichen Statuen besetzt, auf Bronze-Mün- zen. Sehr viel Bauwerke, Thermen, Odeion ꝛc. Trajanus herba parietaria. Fast Alles von Apollodor Dio Cass. lxix, 4. Donaubrücke 105 n. Chr. Vgl. Tzetz. Chil. ii. h. 34. Eckhel. p. 419. Bogen des Trajan existiren in Ancona (sehr schön, aus großen Steinmassen) und in Benevent, von fast Palmyrenischer Architektur. Ueber diesen Werke von Giov. di Nicastro, Carlo Nolli. Der Briefwechsel mit dem j. Plinius zeigt des Kaisers Kenntniß und Antheil an den Bauen in allen Provinzen. Plinius Billen. Schriften von Marquez, Carlo Fea. Hadrianus selbst Architekt, tödtet Apollodor aus Haß u. Eifersucht. Templum Veneris et Romae, pseudodipte- rum decastylum, in einem Vorhof mit einer doppelten Säulen- halle. Korinthisch. Zum großen Theil von Marmor. Nischen für die Bildsänlen. Schöne Lacunarien, ehernes Dach. S. Caristie Plan et Coupe n. 4. Die Vorderansicht (Romulus Geschichte im Giebel) auf dem Basrelief bei Raoul-Roch. Mon. ined. i. pl. 8. Grabmal, dem des August gegenüber (St. Angelo), be- schrieben von Procop, Bell. Goth. i , 22. Piranesi Antichità iv. t. 4 — 12. Restaurationen Hirt Gesch. Tf. 13, 3. 4. Moses Vases pl. 106. Villa Tiburtina, voll Nachahmungen Grie- chischer und Aegyptischer Gebäude ( Lyceum, Academia, Pryta- neum, Canopus, Poecile, Tempe ); ein Labyrinth von Rui- nen, 7 Meilen im Umfang. Fundgrube von Statuen u. Mosaiken für die halbe Welt. Pianta della villa Tiburt. di Adriano von Pirro Ligorio u. Franc. Contini. Rom 1751. Winckelm. vi , 1. S. 291. Als Εὐεργέτης Griech. Städte, vollendet er das Ὀλυμπιεῖον in Athen Ol. 227, 3. vgl. C. I. n. 331. Ha- drians-Stadt; der Bogen des Eingangs steht noch. Heräon, Pan- theon, Panhellenion. Viele Phrygische und Libysche Säulen. Wahr- scheinlich ist auch die sehr große Halle, 376 × 252 Fuß, nördlich von der Burg (mit Stylobaten) ein Hadrianischer Bau. Stuart i. ch. 5. (der sie für die Pökile hielt). Leake Topogr. p. 120. Zu den Attischen Monumenten der Zeit gehört auch das Denk- mal des in die Bürgerschaft von Athen eingetretnen Seleukiden Philopappos, g. 114. unter Trajan auf dem Museion errichtet. Böckh C. I. n. 362. Stuart V. iii. ch. 5. besonders die Gran- des Vues de Cassas et Bence pl. 3. Ein T. des Hadrian in Kyzikos wird von Manchen unter die Weltwunder gerechnet. App. ad. Philon. ed. Orell. p. 144. 146. Vielleicht erneuerte Antoninus Pius den nach Dio lxx , 4. unter seiner Regierung Griechen. Fuͤnfte Periode. eingestürzten ungeheuern Tempel, von dem oben §. 153 A. 1., u. weihte ihn dem Hadrian. Denn daß das Erdbeben in Kyzikos und der Bau des Hadrianstempel von Malelas Chron. xi. p. 119. A. und andren Chronographen in Hadrians Zeit gesetzt wird, muß, nach Dio Cassius, falsch sein. Die Einweihung geschah erst unter M. Aurel u. Verus. Aristeid. Paneg. Cyzic. T. i. p. 241. In Aegypten Antinoe (Besa), auf Griechische Weise schön und regel- mäßig angelegt; Korinthische Säulenordnung, doch von freien For- men. Description de l’Egypte T. iv. pl. 53 sqq. Decrianus, Architekt u. Mechaniker, Spartian 19. Antoninus Pius . Tempel des Antonin u. der Faustina, zuerst wahrscheinlich nur dieser bestimmt, ein Prostylos mit schönen Korinth. Capitälen, das Gesims schon sehr überladen. Desg. 8. Moreau pl. 23. 24. Villa Lanuvina. Antoninus Phi- losophus . Antoninus Pius Ehrensäule von M. Aurel er- richtet, eine bloße Granitsäule. (Vignola de col. Ant. Pii ). Columna M. Aurelii Antonini, weniger imposant als die Tra- janische (die Basreliefstreifen bleiben gleich hoch). Zugleich ein Triumphbogen gebaut, wovon noch die Reliefs erhalten sind. He- rodes Atticus, Lehrer des M. Aurel u. L. Verus, (vgl. Fiorillo u. Visconti über seine Inschriften) sorgt für Athen. Stadion, Odeion. Theater in Neu-Korinth. 192. Nach der Zeit von Marc Aurel tritt, obgleich 1 die Baulust nicht aufhoͤrt, doch im Geschmack der Ar- chitekten ein schneller Verfall ein. Man haͤuft die Ver- 2 zierungen dermaßen, daß alle Klarheit der Auffassung ver- loren geht, und legt uͤberall zwischen die wesentlichen Theile so viel Glieder dazwischen, daß die Hauptformen, wie der Kranzleisten, ihren bestimmten und scharf aus- gesprochnen Charakter voͤllig verlieren. Indem man jede einfache Form zu vermannigfaltigen sucht; die Waͤnde mit Doppelreihen von Nischen, nach Art von Prostylen, an- fuͤllt; die Saͤulenreihen nebst dem Gebaͤlk durch haͤufiges Vor- und Zuruͤcktreten unterbricht, Halbsaͤulen an Pila- ster klebt und einen Pilaster aus dem andern vortreten laͤßt, die Verticallinie der Saͤulenschaͤfte durch Consolen unterbricht; den Fries bauchig hervortreten laͤßt: raubt man der Wand, dem Pfeiler, der Saͤule und jedem an- Historischer Theil. dern Theile seine Bedeutung und eigenthuͤmliche Physiono- mie, und bewirkt mit einer verwirrenden Mannigfaltigkeit 3 zugleich eine hoͤchst ermuͤdende Eintoͤnigkeit. Obgleich die architektonische Construction im Ganzen trefflich, so wird doch die Arbeit im Einzelnen immer schwerfaͤlliger, und die Sorgfalt in der Ausfuͤhrung der verzierten Theile in demselben Maaße geringer, in welchem sie immer mehr 4 gehaͤuft werden. Offenbar hatte der Geschmack der Voͤl- ker Syriens und Kleinasiens den groͤßten Einfluß auf diese Richtung der Architektur; auch finden sich hier die ausgezeichnetsten Beispiele dieser luxurioͤsen und prunk- 5 vollen Bauart. Auch einheimische Bauwerke des Orients moͤgen nicht ohne Einfluß geblieben sein; die Vermischun- gen Griechischer mit einheimischen Formen in barbarischen Laͤndern, welche man nachweisen kann, scheinen meist in diese Zeit zu fallen. 1. Unter Commodus der T. des M. Aurel mit converem Friese. Septimius Severus Bogen, in der Aulage miß- verstanden (die mittleren Säulen treten zwecklos heraus), mit Schnitzwerk, von roher Arbeit, überladen. Arcus Argentario- rum. Desg. 16. Bellori. Septizonium im 16 Jahrh. ganz abgetragen. Caracalla’s Thermen, ungeheure Anlage, treff- liches Mauerwerk, leichte Gewölbe aus Bimsstein u. Mörtel, von großer Spannung. Vgl. Spartian Carac. 9. Fundgrube der Far- nesischen Statuen (älterer von vorzüglicher, neuer von gemeiner Arbeit). Sogenannter Circus des Caracalla, (wahrscheinlich des Maxentius; doch entscheidet die Inschrift nicht ganz) vor der Porta Capena, schlecht gebaut. Neuerlich aufgedeckt. Schrift von Nibby; Kunstbl. 1825. N. 22. 50. 1826. N. 69. Tempel des Gottes Heliogabalus . Thermen und Bäder des Severus Alexan- der , welcher Viel wiederherstellt. Aus der Zeit des Schwulstes in der Architektur existirt in Rom noch sonst Manches, wie der sog. T. der Fortuna Virilis (Maria Egiziana), der Concordia. Desg. 6. 9. 4. Die Syrischen Städte. Heliopolis od. Bal- beck , Heiligthum des Bel-Helios. Wahrscheinlich unter Severus und Caracalla gebaut. (Severs Gemahlin Julia Domna machte diesen Cultus damals herrschend). Ein großer Tempel mit Vor- höfen; ein zweiter; ein kleiner Rundbau. Robert Wood The Ruins of Balbeck otherwise Heliopolis. London 1757. Griechen. Fuͤnfte Periode. Cassas Voyage pittoresque en Syrie. Palmyra , Tad- mor, angeblich Anlage von Salomo, hebt sich im ersten Jahrh. n. Chr. als Handelsort in der Wüste; Residenz des Odenat, der Ze- nobia, von Aurelian erobert. Die Gebäude wohl meist aus Ode- nats Zeit, von Aurelian hergestellt. Tempel, Säulengänge, Basi- liken, Märkte, Wasserleitungen, Ehrendenkmäler, Grabmäler, nur Nichts für Agonen. 4 Reihen Korinthischer Sänlen bildeten einen Eang 4000 F. lang. Der T. des Helios, pseudodipt. octast. 200 × 110. An den Korinthischen Capitälen ist nur der Krater von Stein, alles andre war aus Metall angesetzt. Wood The Ruins of Palmyra oth. Tedmor 1753. Eine ähnliche Stadt wie Palmyra soll Baukes in Arabien entdeckt haben, vielleicht Phi- lippopolis . — Dieselbe prunkvolle und überladne Architektur findet man auch an andern Asiatischen Denkmäleren, dem Triumph- bogen von Antiochia, den Monument von Mylasa, mit ovalen Säulen ( Ion. ant. ii. pl. 25. Choiseul Gouff. Voy. pitt. i. pl. 85 sqq.), dem Tempel zu Kiselgick (Euromos?) Chois. pl. 105 sqq., den Trümmern eines T. zu Ephesos ( Ion. ant. pl. 44. 45. Chois. pl. 122.), auch in denen eines Säulenganges zu Thessalonike, Stuart T. iii. ch. 9. In den Felsengräbern bei Jerusalem, namentlich den sog. Gräbern der Könige, erscheinen einfachere Griechische Architekturformen, und nur der Charakter der Zterathen (Trauben, Palmen u. dgl.) ist orientalisch. S. Cassas T. iii. pl. 19—41. Die Zeit dieser Gräber ist sehr wenig sicher, s. Münters Antiqu. Abhandl. S. 95 f. 5. Interessant ist besonders die innige Verbindung spätrömischer und Aegyptischer Formen im Reiche Meroe an einem Tempel- chen bei Naga, Cailliaud Voy. à Meroë i. pl. 13. Auch in den merkwürdigen Ruinen von Petra , der Hauptstadt der Naba- täer, scheint eine spätre orientalisirte Griechische Baukunst vorzulie- gen. Felsentempel mit Kuppeln, Theater, Felsengräber, Pyrami- den; Kentaurenfiguren und andre colossale Statuen. Nachrichten von Irby und Mangles, Bericht von Laborde an das Pariser In- stitut. Vgl. darüber Schorns Kunstbl. 1829. N. 29 f. 193. Von dem Zeitalter der dreißig Tyrannen , 1 noch mehr von Diocletian an, geht die Uppigkeit ganz in Roheit uͤber. Alle Grundformen und Prinzipien wer- den vergessen. Die Saͤulenbaukunst wird mit der Bo- genarchitektur so verbunden, daß die Bogen zuerst auf dem Saͤulengebaͤlk ruhen, dann aber auch so daß die Historischer Theil. Archivolte unmittelbar von der Platte des Capitaͤls em- porsteigt, gegen die Gesetze der Statik, welche unverjuͤngte und eckige Pfeiler unter dem Bogen fordert. Man laͤßt auch die Gebaͤlke selbst sammt Zahnschnitt und Kragstei- nen die Bogenform annehmen, und setzt Saͤulen auf vortretende Consolen. Deckende Glieder werden wegen der Mannigfaltigkeit der Theile als Hauptsache betrach- tet, und belasten hoͤchst schwerfaͤllig die darunter liegen- den, wie das Gesims das Gebaͤlk im Ganzen und in den einzelnen untergeordneten Theilen. Gewundne und andre verschnoͤrkelte Formen der Saͤulenschaͤfte kommen auf. Die Ausfuͤhrung ist uͤberall mager, platt und roh, ohne Rundung und Effekt. Doch bleibt als ein Ueberrest des Roͤmischen Sinns eine gewisse Großartigkeit in der An- lage, und im Mechanischen wird noch immer manches 2 Bewundernswuͤrdige geleistet. Die neue Einrichtung des Reichs bewirkt, daß in Rom selbst weniger Neues unternom- 3 men wird, und Provinzialstaͤdte sich neben ihm erheben; 4 besonders schadet Rom die Versetzung des Throns nach Constantinopel (im J. n. Chr. 330). 2. Gallienus Bogen von kunstloser Einfachheit. Aure- lian . Die erweiterten Mauern Roms; die Sorge für Sicherheit beginnt. Nibby Mura di Roma 1821. (nicht überall richtig, Stef. Piale in den Dissert. dell’ Acc. Archeol. ii . p. 95.) Großer Doppeltempel des Bel u. Helios. Besoldete Lehrer der Architektur. Diocletian . Thermen ziemlich erhalten; aus dem Ringsaal in der Mitte, dessen Kreuzgewölb 8 Granitsäulen stützen, hat M. Angelo eine schöne Kirche gemacht. Desg. 24. Festes Schloß und Villa des Exkaisers bei Salona (zu Spalatro) in Dalmatien. 705 F. lang u. breit. Adams Ruins of the Palace of Diocletian at Spalatro. 1764. Ehren-Säule in Alexan- dreia (sonst Pompejussäule) nach der Inschr. Sehr groß, aber in schlechtem Geschmack. Description de l’ Egypte T. v . pl. 34. Hamilton Aegyptiaca pl. 18. Cassas iii . pl. 58. Con- stantin . Bogen, mit Dacischen Siegen (von Trajans Bogen) geschmückt, die neuen Arbeiten ganz ungestalt. Grabmal der Constantia, Constantins Tochter, (sogen. Templum Bacchi Desgo- detz ch. 2.) neben der Kirche der H. Agnes; und der Helena, der Gemahlin des Julian, ein Tholus nach Art des Pantheon, an der Griechen. Fuͤnste Periode. Via Nomentana. Noch deutlicher als an Bautrümmern erscheint der verdorbne Baustyl der Zeit in Sarkophagen , z. B. dem des Probus Anicius, g. 390. S. Battelli’s Dissert. darüber. Rom 1705. 3. Neben Rom ansehnlich Mediolanum , von dessen Bau- werken Ausonius (st. 392) Clarae Urbes 5. Treveri ; viel Trümmer, die Porta Nigra ein gewaltiges, obgleich im Einzelnen rohes Werk. Alterth. von Trier gez. von Rambour, erkl. von Wyttenbach. Carthago. Antiocheia. Narbo. 4. Βυζάντιον ς. Constantinopolis . Viel hier gebaut, meist eilig und schlecht. Forum Augusti, andre fora, Senatus, Palatium, Bäder, der Hippodrom (Atmeidan), den schon Septimius Severus angelegt, mit dem von Theodosius auf- gerichteten Obelisk auf einer Basis mit historischen Reliefs, und dem angeblich Delphischen Schlangen-Dreifuß. Zuerst auch Tem- pel der Roma und Cybele. Theodosius baut das Lauseion und Thermen, von spätern besonders Viel Theophilos. Zosimos Hist. Procopios de aedif. Iustin. Codinus Anonymi Antiqq. Cpoleos. Gyllius (st. 1555.) Topographia Constantinopoleos. Banduri. Heyne Serioris artis opera, quae sub Imper. Byzant. facta memorantur, in den Commentat. Soc. Gott. T. xi . p. 39. Besonders viel durch die Feuersbrunst im April 1204 zerstört; noch vorhanden der Obelisk des Theodosius; die 91 F. hohe marmorne Spitzsäule, welche Constantin Porphyrog., oder dessen Enkel, mit Bronze überziehen ließ; die 100 F. hohe Porphyrsäule, von Manuel Comnenus erneuert, von geschmackloser Form, auf dem alten Forum; das Fußgestell der Theodosischen Säule (§. 207.), und einiges we- niger bedeutende. S. Carbognano Descr. topograf. dello stato presente di Cpoli 1794. V. Hammer Cpolis und der Bospo- rus. 2 Bde. 1822. Raczynski’s Malerische Reise in einigen Provin- zen des Osmanischen Reichs, deutsch herausg. von v. d. Hagen S. 42 ff. Hauptbauten die Aquäducte (des Valens) und Cisternen , große aber im Einzelnen kleinliche Bauwerke. (Auch sonst im Orient z. B. in Alexandria, Descript. de l’Eg. T. v . pl. 36. Vorbilder Arabischer Baue). 8 in Byzanz, offen oder mit kleinen Kup- peln überwölbt; nur eine noch benutzt, die beim Hippodrom. 190 × 166 F., in drei Stockwerken jedes von 224 Säulen (16 × 14). Korinthische aber auch andre, ganz abnorme, Säulengattungen. Walsh Journey from Constantinople to England. Graf Andreossy Constantinople et le Bosphore Paris 1828. L. iii . ch. 5. 8. Historischer Theil. 1 194. In dieser Zeit wird nicht der Griechische Tem- pel, sondern, den Beduͤrfnissen des neuen Cultus gemaͤß, die Basilica zur Christlichen Kirche umgebildet, in- dem theils alte dazu eingerichtet, theils neue, aber nach Constantin meist mit geraubten Architekturstuͤcken, erbaut werden. Ein Vestibul; das Innre ganz bedeckt; mehrere Schiffe, das mittlere hoͤher oder alle gleich hoch; hinten in einem runden Ausschnitt das erhoͤhte Tribunal. In- dem dies zum Chor verlaͤngert und Seitenhallen zuge- fuͤgt werden, entsteht die Kirche der Lombardischen Zeiten. 2 Das Baptisterium dagegen geht von den alten Rundtem- 3 peln aus; vereinigt mit der Basilica bringt es die Form der unter Justinian gebauten Sophienkirche hervor. 1. Kirche der H. Agnes, von Constantia, Constantinus T., an- gelegt; eine dreischiffige Basilica mit zwei Säulenstellungen überein- ander, die ganz verschiedenartigen Säulen tragen Bogen. S. Agin- court Hist. de l’Art par les Monumens depuis sa déca- dence au iv Siècle T. iv . pl. 8. Hirt Tf. 15, 12. 13. Fünfschiffige Basilica des H. Paulus außer den Mauern, nach Einigen von Constantin, neuerlich abgebrannt. Agincourt pl. 4—7. Rosini’s Vedute. St. Johann im Lateran, mit zusammenge- raubten Säulen, wie St. Paul. Die alte Basilica St. Peter auf dem Vatican. Von St. Peter bis zur Tiber, St. Paul bis ans Thor gingen lange Portiken. St. Clemens, ein Muster der alten Einrichtung der Basiliken, Aginc. pl. 16. 64, 4. Monu- menti della Religione Cristiana — da I. G. Gutensohn I. M. Knapp Architetti. Roma 1822. Prima distribuzione. 2. Ein solcher Rundbau ist das sog. Baptisterium des Constan- tin. Ciampini Opera T. ii . t. 8. 3. Die Kirche der H. Sophia (nach zwei Bränden) unter Ju- stinian von Isidor von Milet u. Anthemios von Tralles gebaut. An diese schließt sich wieder St. Marco (im 10), u. die Pisanischen Baue (im 11 u. 12 Jahrh.). 1 195. Durch die neuen Aufgaben eines neuen Cultus und den frischen Geist, den die Umkehrung aller Verhaͤlt- nisse dem gealterten Geschlechte wenigstens hin und wie- der einhaucht, erhaͤlt auch die Architektur einen neuen Lebensfunken. Zwar bleiben die Formen im Einzelnen Griechen. Fuͤnfte Periode. roh, ja sie werden fortwaͤhrend plumper und ungestalter; aber dabei zeigen doch die Gebaͤude der Justinianischen und Ostgothischen Zeit in Byzanz und Ravenna einen freiern und eigenthuͤmlichern Sinn, der die Bedeutung des Gebaͤudes im Ganzen heller faßt, als es bei den letzten Roͤmischen Architekten der Fall war; und in den großen Basiliken des fuͤnften und sechsten Jahrhunderts wird entschieden schon auf einen machtvollen und erschuͤt- ternden Eindruck von Groͤße hingearbeitet, der fruͤhern Gebaͤuden fehlte. Dieser fuͤr neue Zwecke neu belebte 2 (Vorgothische, Byzantinische) Architekturstyl, welcher sich aber immer noch fast in allen einzelnen Formen an den spaͤtroͤmischen anschließt, herrscht in der ersten Haͤlfte des Mittelalters, durch die mit Griechenland fortwaͤhrend im Zusammenhange stehenden Baucorporationen ( collegia ) gepflegt und ausgebildet, im ganzen Christlichen Europa; 3 er herrscht so lange, bis im dreizehnten Jahrhundert der Germanische Geist, den des Europaͤischen Suͤden uͤber- waͤltigend, die Roͤmischen Formen nach einem ganz neuen System, eignen Grundideen und Gefuͤhlen gemaͤß, durch- gaͤngig umzuschaffen beginnt. Der Spitz-Giebel und Bo- gen und der Grundsatz der ununterbrochnen Verticallinien druͤcken die aͤußern (climatischen) und innern (aus dem Ge- muͤthe stammenden) Grundrichtungen dieser der antiken scharf entgegengesetzten Baukunst aus, welche aber in Italien nie ganz einheimisch, und im funfzehnten Jahr- hundert sehr schnell durch die erneuerte Baukunst der Roͤ- mischen Kaiserzeit verdraͤngt wurde. 1. In Ravenna : Theodorichs Mausoleum (wenigstens aus der Zeit), jetzt S. Maria Rotonda, ein gewaltiges Werk von ein- fachen, wenn auch schwerfälligen Formen. Amalasuntha, eine Nö- misch gebildete Frau, ahmt Byzantinische Baue nach. San Vitale, unter Justinian (Julianus Argentarius) gebaut, achteckig, mit ba- rocken Capitälern. S. Agincourt T. i, ii . p. 32 sqq. iv . pl. 18. 23. Vgl. Schorn, Reisen in Italien Bd. i. S. 398., und über Theodorichs Baue in Rom, Ravenna, Ticinum überhaupt Manso Geschichte des Ost-Gothischen Reichs S. 124. u. 696 ff. Historischer Theil. In Nom Säule des Kaisers Phokas ( Lettera sopra la col. dell’ Imp. Foca von F. A. Visconti 1813) um 600. 2. Stellen, wo im 10 u. 11 Jahrhundert Bauwerke more Graecorum , ad consuetudinem Graecorum bezeichnet wer- den, auch von Griechischen Werkmeistern die Rede ist, bei Stieglitz über die Gothische Baukunst S. 57. Ueber die Generalversamm- lung der Bauleute zu York 926, wobei Französische, Lateinische, auch Griechische Schriften zur Bildung einer Constitution benutzt wurden, besonders Krause’s Drei älteste Urkunden. 3. Opus Teutonicum u. ähnlich heißt die sog. Gothische Architektur in Italien und England, s. Fiorillo Gesch. der Kunst in Deutschland Bd. ii. S. 269 ff. — Geschichte des Doms von Mailand. 3. Die bildende Kunst . 1 196. Die Kuͤnstler ziehen sich aus den eroberten Laͤndern immer mehr nach Rom; in der Zeit des Sulla, des Pompejus, des Octavian findet man, was es da- mals von vorzuͤglichen Toreuten, Erzgießern, Bildhauern 2 gab, ziemlich in Rom zusammen. Pasiteles zeichnet sich als ein sehr fleißiger und sorgfaͤltiger Kuͤnstler aus (qui nihil unquam fecit antequam finxit); Arkesilaos Mo- delle werden fuͤr sich schon hoch geschaͤtzt; Decius wagt es 3 sich im Erzguß mit Chares zu messen; auch fehlt es nicht an Arbeitern in Gefaͤßen; obgleich keiner an die fruͤhern reicht, argentum vetus mit schoͤn gearbeitetem gleichbedeutend ge- 4 braucht wird. In den Muͤnzen beginnt das beste Zeitalter erst 700; aus dieser Zeit haben wir Denare, welche mit Pyrrhus und Agathokles Muͤnzen an Feinheit der Arbeit und Schoͤnheit der Zeichnung wetteifern; obgleich freilich der großartige Schwung aͤltrer Griechischer Muͤnzen doch auch in diesen nicht gefunden wird. 2. Pasiteles aus Großgriechenland, Toreut, Erzg. Civ. Rom. 663., arbeitet die Bilder in die 605 gebauten T. des Me- tellus (§. 180. Anm. 2). Plin. xxxvi, 4, 10. 12. vgl. Sillig Griechen. Fuͤnste Periode. Amalth. iii. 294. Kolotes, Pasiteles Sch., Toreut, g. 670 (?). Stephanos, Pasiteles Sch., Bildh. (Thiersch Epochen S. 295.) g. 670. Tlepolemos, Wachsbildner, u. Hieron, Mahler, Brüder von Kibyra, Verres canes venatici, um 680. Arkesilaos , Plastes, Erzg. u. Bildh., 680—708. ( Venus genitrix für Cäsar; proplasmata ). Posis, Plastes, 690. Coponius Erzg. 690. Menelaos , Stephanos Schüler, Bildhauer, g. 690. (Gruppe von Elektra u. Orest, nach Winckelm. Maffei Racc. 62. 63). Decius Erzg. g. 695. Praxiteles , Poseidonios, Leostratides, Zopyros, Toreuten, Arbeiter von Gefäßen, g. 695. (Durch Praxiteles kommen silberne Spiegel in die Mode). Au- lanios Euandros, von Athen, Toreut u. Plastes, 710—724. Lysias Bildhauer g. 724. Diogenes von Athen, Bildh., 727. ( Caryatides in columnis Panthei, vgl. Guattani Mem. encicl. 1817. p. 45). Kephisodoros in Athen g. 730 (?) Corp. Inscr. n. 364. Pytheas, Teucer, Toreuten um diese Zeit. 3. Zopyros Areopagitae et iudicium Orestis glaubt man auf einem im Hafen von Antium gefundnen Becher, Winckelm. Mon. ined. n. 151, Werke Bd. vii. Tf. 7., zu erkennen. Su- bito ars haec ita exolevit , ut sola jam vetustate cen- seatur, Plin. xxxiii, 55. 4. So ist z. B. an dem Denar des L. Manlius mit Sulla auf dem Triumphwagen besonders der Revers noch sehr dürftig behandelt. Viel besser der Denar des A. Plautius mit dem Bacchius Iudaeus aus der Zeit der Asiatischen Kriege des Pompejus. Sehr vorzüglich der des Nerius mit dem Jupiterkopf von 703. Eben so schön der des Cornufi- cius Aug. Imp. mit dem Ammon (den Revers erkläre ich so: Juno Sospita hat dem auspicirenden Cornuficius ein glückliches Zeichen gesandt, daher die Krähe auf ihrem Schilde, u. kränzt ihn nun als Sieger). Auch der des Sext. Pompejus , mit dem Kopfe seines Vaters, u. auf dem Revers den fratres Cati- nenses (vgl. §. 157. Anm. 3.) u. dem Neptun cum aplustri, obgleich dieser eine gewisse Trockenheit des Styls zeigt. Außeror- dentlich schön der des Lentulus Cossus (nach 729) mit dem feinen Augustus- und wackern Agrippa-Gesicht. Nach Mion- net’s Abdrücken. 197. In der Kaiserzeit erscheinen die Kuͤnste dem 1 allgemeinen Urtheil nach zu Dienerinnen des Luxus und der Launen der Herrscher entwuͤrdigt. Die Schlaffheit der Zeit, sagt Plinius, hat die Kuͤnste vernichtet, und Historischer Theil. weil man keine Geister mehr darzustellen hat, vernach- 2 laͤssigt man auch die Koͤrper. Indessen gab es geist- reiche und treffliche Bildhauer, welche die Pallaͤste der Caͤsaren mit ausgezeichnet schoͤnen Gruppen anfuͤllten; 3 und in Nero’s Zeit erhebt sich Zenodoros , zuerst in Gal- lien, dann Rom, als ein großer Erzgießer. Sein Haupt- werk war ein Helios-Nero von 110 Fuß Hoͤhe. So nahe er in der Geschicklichkeit des Modellirens und Cise- lirens den Alten gekommen sein soll (er bildete auch Be- cher des Kalamis taͤuschend nach): so wenig konnte er, bei den groͤßten aͤußern Vortheilen, die verloren gegan- gene feinere Technik des Erzgusses wieder erneuern. 1. Luxuriae ministri, Seneca Epist. 88. — Plin. xxxv, 2. 2. Similiter Palatinas domos Caesarum replevere pro- batissimis signis Craterus cum Pythodoro, Polydectes cum Hermolao, Pythodorus alius cum Artemone; et sin- gularis Aphrodisius Trallianus, Plin. xxxvi, 4, 11. Ueber den Laokoon oben §. 156. Ob der Arbeiter des Torso, ΛΠΟΛ- ΛωΝΙΟΣ ΝΕΣΤΟΡΟΣ ΑΘΗΝΑΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ, auch dieser Zeit angehört? Thiersch Epochen S. 332. Sonst sind keine Bildhauer der Zeit bekannt als ein Julius Chimarus, wel- cher dem Germanicus Statuen gearbeitet, nach einer Inschr.; und Menodoros (unter Caligula?) bei Pausan. Nero selbst legte sich auf Toreutik und Mahlerei. Die Künstlernamen bei Virgil schei- nen sich auf keine wirklichen Personen zu beziehn. 3. Er sollte ein Nero werden, aber wurde, 75 n. Chr., als Sol dedicirt. Er hatte 7 Strahlen um das Haupt. So hat Nero auch in der Büste im Louvre ( n. 334.) u. sonst Strahlen ums Haupt. Der Coloss stand auf dem Platze des nachmaligen T. Ur- bis und wurde von Decrianus (§. 191.) mit der Hülfe von 24 Elephanten translocirt. Spartian Hadr. 19. Die Angaben über die Größe schwanken zwischen 100 u. 127, 110 hat Pli- nius. S. die Stellen bei Eckhel D. N. vi . p. 335. 1 198. Die sichersten Quellen der Kunstgeschichte der Zeit sind erstens die Bildwerke an den oͤffentlichen Denkmaͤlern , deren sich aber erst, bei dem Untergang der fruͤhern, unter den Flaviern 2 finden. Die Reliefs am Triumphbogen des Titus, die Griechen. Fuͤnfte Periode. Apotheose des Kaisers und den Triumph uͤber Judaͤa dar- stellend, sind gut erfunden, geschmackvoll angeordnet, aber in der Ausarbeitung vernachlaͤssiget; und an denen vom 3 Pallas-Tempel auf dem Forum des Domitian ist auch mehr die Zeichnung im Ganzen als die Ausfuͤhrung, am wenigsten der Draperieen, zu loben. 2. Bartoli Admiranda Romae t. 1 — 9. Bellori Arcus. 3. S. die Herausg. Winck. vi, ii. S. 334. Pallas Frauen in häuslichen Arbeiten unterrichtend. 199. Zweitens die Statuen und Buͤsten 1 der Kaiser , welche wenigstens dem Originale nach auf die Zeit ihrer Regierung zuruͤckgehn. Sie zerfallen in verschiedne Classen, welche auch durch das Costuͤm, und dadurch am sichersten, unterschieden werden. 1. Solche, 2 welche die Individualitaͤt ohne Erhoͤhung derselben wie- dergeben, und daher auch das Costuͤm des Lebens beibe- halten, entweder die Friedenstracht der Toga, in Beziehung auf Priesterthum uͤber den Kopf gezogen, oder die Ruͤ- 3 stung des Krieges, wobei die Stellung gern die der allocutio ist ( statuae togatae, und thoracatae ). In beiderlei Art giebt es gute Statuen der Zeit. Auch gehoͤren zu die- 4 ser Gattung die statuae equestres und triumphales, welche urspruͤnglich wirklich Auszuͤge an der Spitze eines Heers und Triumphe oder bedeutende Eroberungen vom Feinde bezeichnen, aber bald aus Schmeichelei und Eitel- keit bei jeder Gelegenheit gesetzt werden. 2. Solche, 5 welche das Individuum in einem erhoͤhten, heroisirten oder vergoͤttlichten Charakter zeigen sollen. Dahin gehoͤ- ren die seit August gewoͤhnlichen Statuen ohne Bekleidung und mit Lanzen in den Haͤnden, die man nach Plinius Achilleische Statuen nannte; und die mit nacktem Ober- 6 kleide und einem Pallium um die Huͤften, wobei gewoͤhn- lich an Jupiter gedacht wird. Auch die Statuen der 7 Frauen zerfallen in diese beiden Classen. Der Gebrauch Historischer Theil. 8 der Verschmelzung von Individuen mit Goͤttern dauert fort, und die Kunst, Portraͤte zu einem ideellen Cha- rakter zu erheben, wurde damals noch mit eben so viel Geist geuͤbt, wie die, den wirklichen Charakter auf eine 9 einfache und lebendige Weise darzustellen. Dabei ist aber zu merken, daß die solenne Vorstellung des Divus, des vom Senat consecrirten Kaisers, kein ideelles Costuͤm duldet, sondern eine sitzende Figur in der Toga (die oft auch das Haupt umzieht), mit dem Sceptrum in der Hand und der corona radiata, verlangt. 1. Beispiele besonders aus Mongez Iconographie Reomaine, welcher eine zwar sehr vermehrbare aber meist wohl begründete Suite giebt. 2. Simulacrum aureum Caligulae iconicum , Sueton 22. Togatae, s. z. B. den August und den Tiber, Musée de Bouillon ii , 33. 34. 3. Thoracatae. Der colossale Augustus im Pallast Gri- mani, s. Thiersch Reisen i. S. 250 ff. Der Drusus II, Tib. f., aus dem Louvre bei Mongez pl. 23, 1. Titus, pl. 33, 1. 34, 1. 2. Bouill. ii, 41. 4. Auf kriegerische Pläne deutet auch die statua equestris des August OB V. M., bei Dio liii, 22. und auf den Dena- ren des L. Vinicius. — Nach den signis receptis erscheint Au- gust in quadrigis , auf einen arcus triumphalis, von zwei Parthern umgeben, Eckhel D. N. vi . p. 101. Bald auch ohne Rücksicht auf Triumphe (zuerst in bigis in Bezug auf die pompa Circensis); alle Provinzen voll cursus quadrijuges et seiuges (in Rom seit August), Appullej. Flor. p. 136. Bip.; auch causidici zieren ihre Häuser mit statuae equestres et cu- rules. Martial ix, 69. Tacit. de orat. 8. 11. Juvenal vii, 126. Die Kaiser hatten dafür Elephanten-Wagen, Plin. xxxiv, 10. und die Münzen. 5. Achilleae. Plin. xxxiv, 10. Dazu scheint der co- lossale Agrippa (der Delphin ist restaurirt) im Pall. Grimani, an- geblich aus dem Pantheon zu gehören. August im Hause Rondanini, Winck. W. vii. S. 217. Domitian, Guattani Mon. in. 1786. p. xvi . Vgl. die Beispiele bei Levezow Antinous S. 51. Griechen. Fuͤnfte Periode. Oft liegt ein Pallium um den Leib, wie bei dem sonst Achilleischen Germanicus im Louvre, Mong. pl. 24, 3. 6. So die sitzende Statue des Tiber von Piperno — das scheußliche Gesicht möglichst veredelt, Mongez pl. 22. Vgl. die Vejentische Statue, Guattani Mem. encicl. 1819. p. 73., und den herrlichen Kopf Bouill. ii, 75. Dazu den Augustus- und Tiberius-Jupiter der Kameen §. 200. Caligula wollte den Zeus Olympios zu seinem Bilde machen. Einen Claudius als Gott stellt die herrliche Colossalbüste in Spanien dar, Mong. pl. 27, 3. 4., der aber auch als ἀποκολοκυνϑωϑεὶς etwas blödsinnig von Ansehn ist. Vgl. den Nerva PioCl. iii , 6. 7. Porträtstatuen: die Agrippina i (?) im Capitol; herrlich in der Anordnung der ganzen Figur, weniger in der Draperie zu loben. Mus. Cap. T. iii . t. 53. Mong. pl. 24., 1. 2. Far- nesische Statue der Agripp. II, großartig behandelt, Mong. pl. 27. 6. 7. — Livia als Ceres (Bouill. ii, 54), Magna Mater (auf Kameen), Vesta (auf Münzen Eckhel vi . p. 156). Julia, Augustus Tochter, als Ceres, Bouill. ii, 53. Agrippina, Dru- silla und Julia, Caligula’s Schwestern, auf Münzen als Securi- tas, Pietas und Fortuna, Eckhel vi . p. 219. Vgl. Levezow S. 55. 9. So z. B. D. Iulius auf der Gemma Augustea, D. Augustus auf Münzen Tibers u. a. m. Nero war der erste, der lebend (als Phöbos) die corona radiata nahm, Eckhel vi . p. 269. Mongez pl. 30, 3, 4. Bouillon ii . pl. 76. Vgl. §. 197, 3. 200. Gleich wichtigen Stoff liefern die Gemmen der 1 Kunstgeschichte. Denn obgleich von Dioskorides , wel- cher den Augustus-Kopf schnitt, mit dem der Kaiser und seine Nachfolger siegelten, vielleicht kein sichres Werk exi- stirt: so besitzen wir dafuͤr eine Reihe großer Kameen , 2 welche die Familie des Augustus in bestimmten Zeiten vorstellen, und ohne Zweifel in der Zeit gearbeitet sind, welche sie darstellen, an denen das Material und die Be- nutzung desselben, wie die Composition und Ausfuͤhrung der Figuren, gleiche Bewunderung verdienen, wenn sie auch an Adel der Formen bedeutend hinter der oben (§. 161.) erwaͤhnten Ptolemaͤer-Gemme zuruͤckstehn. Auch 3 13 Historischer Theil. erscheint in diesen Kameen, wie in den Reliefs der Bo- gen und manchen Kaiserstatuen, eine Koͤrperbildung, die sich durch eine gewisse Schwerfaͤlligkeit von der Griechi- schen bedeutend unterscheidet, und von der nationalen Be- schaffenheit der Roͤmer entnommen zu sein scheint. 1. Man hat 7 bis auf die neuste Zeit für ächt gehalten, zwei mit Augustus Kopf, ein sog. Mäcen, ein Demosthenes, zwei Mer- cure, ein Palladienraub (Stosch Pierres grav. pl. 25 sqq. Bracci Mem. degli Incis. t. 57. 58. Winck. W. vi. Tf. 8. b. ): aber Köhlers Kritik wird auch wohl hier reine Bahn schaffen. Von ei- nem angeblichen Sohn des Dioskorides Erophilos die Herausg. Winck. vi, 2. S. 301. 2. Kameen . Die drei größten: a. Der Wiener . Gem- ma Augustea. Eckhel Pierr. grav. pl. 1. Mongez pl. 19. Die Augustische Familie im J. 12. n. Chr. August (neben ihm sein thema genethliacum, vgl. Eckhel D. N. vi . p. 109.) mit dem lituus als Zeichen der Auspicien, als siegreicher Jupiter, zu- sammenthronend mit Roma; Terra, Oceanus, Abundantia umgeben den Thron und kränzen ihn. Tiber über die Germanen triumphi- rend; er steigt vom Wagen (auf dem eine Victoria), um sich vor August zu prosterniren. Germanicus hat honores triumpha- les erhalten. Unten wird ein Germanisches Tropäon errichtet. Sue- ton Tib. 20. Dio lvi, 17. Die Arbeit ist hier die sorgfältigste. b. Der Pariser (durch Balduin den II. aus Byzanz an St. Louis. De la Ste Chapelle; Josephs Traum) Jetzt im Cabinet du Roi. Le Roy Achates Tiberianus. Mongez pl. 26. Der größte von allen, 1 Fuß hoch. Sogen. Sardonyx aus fünf Lagen. Die Augustische Familie einige Zeit nach Augusts Tode. Oben : August im Himmel be- willkommnet von Aeneas, Divus Julius und Drusus I. Mit- ten : Tiberius-Jupiter Aegiochos neben Livia-Ceres, unter dessen auspiciis Germanicus (17 n. Chr.) nach dem Orient geht. Agrip- pina I, Caligula ( comitatus patrem et in Syriaca expedi- tione, Suet. Calig. 10.), Drusus II, ein Arsaciden-Prinz (?), Klio, Polymnia. Unten : Die Nationen Germaniens und des Orients überwunden. Aehnlich erklären Eckhel, Visconti, Mongez in der Iconographie und den Mém. de l’ Inst. Roy. viii . p. 370. (Sacerdoce de la famille de Tibère pour le culte d’Auguste), besonders Thiersch Epochen S. 305. Griechen. Fuͤnfte Periode. c. Der Niederländische (Jonge Notice sur le Cabinet des Médailles de S. M. le Roi des Pays-Bas. Premier Supplément. 1824. p. 14), ein Sardonyr von drei Lagen, der zweite an Größe, 10 Zoll hoch, trefflich ent- worfen, aber viel schlechter, als die andern, ausgeführt. Mongez pl. 29. Claudius als triumphirender Jupiter (nach dem Bri- tannischen Siege); Messalina, Octavia u. Britannicus auf dem Wagen, welchen Centauren als τροπαιοφόροι führen. Victoria. Andre Werke dieser an schönen Kameen sehr fruchtbaren Zeit, bei Mongez u. Eckhel pl. 2. 5. 7 — 12. Köhler, Abh. über zwei Gemmen der KK. Sammlung zu Wien, u. über Bildnisse der Julia Augusta. 3. Durchgängig beinah findet man, daß der Leib im Verhält- niß gegen die Beine verlängert ist; daß dies zur Römischen Natio- nalbildung gehöre, bemerkt von Rumohr Ital. Forschungen i. S. 78. 201. In den Muͤnzen , besonders den vom Senat 1 geschlagnen Bronze-Medaillen, der Kaiser des Julischen und Flavischen Geschlechts erscheint die Kunst auf gleicher Hoͤhe bleibend; die Koͤpfe sind durchaus lebensvoll, charak- 2 teristisch und edel aufgefaßt, die Reverse seltner aber doch auch bisweilen, besonders auf Neronischen Bronzen, von vollkommner Ausfuͤhrung. Die mythologischen Ge- 3 stalten werden in dieser Zeit schon allgemein auf eine her- koͤmmliche, fluͤchtige Weise behandelt; alle Kunst concen- trirt sich in Portraͤtirung. 1. Die Abbildung bei Mediobarbus, Strada sind, wie die ver- rufnen Golzischen, unzuverlässig; nach Eckhel auch die schönen Dar- stellungen in Gori’s Museum Florentinum. Zuverlässiger die bei Patinus, Banduri, Morelli. 202. Unter Trajanus sind die Reliefs der Saͤule 1 gearbeitet, welche seinen Sieg uͤber die Dacier feiern. Kraͤftige Gestalten, in natuͤrlichen angemessenen Stellungen, 2 Charakter und Ausdruck in den Gesichtern, sinnreiche Mo- 13* Historischer Theil. tive um die Monotonie militaͤrischer Anordnung zu verringern, Gefuͤhl und Innigkeit in der Darstellung gemuͤthlicher Scenen, wie der Gnade flehenden Frauen und Kinder, geben diesen Arbeiten, bei manchem Fehler in der Behandlung des Nackten, der Draperieen, einen hohen Werth. 2. S. die Herausg. Winck. vi, 2. S. 345. Ueber das Histo- rische, außer Bellori, Heyne de Col. Trai. bei Engels Commen- tatio de expeditione Trajani. Hierher gehören auch die Bildwerke am Bogen des Constantin (wo neben Trajan auch Ha- drian mit Antinoos erscheint); und andre Reliefs mit Kriegern von einem Monumente Trajans, welche Winckelm. vi, 1. S. 283. beschreibt. 1 213. Durch Hadrianus , wenn auch immer zum großen Theile affektirte, Kunstliebe, und seine Bemuͤhun- gen dem verfallnen Griechenland wieder emporzuhelfen, erhielt die Kunst, welche bisher immer mehr zur Darstel- lerin der aͤußern Wirklichkeit geworden war, einen hoͤ- 2 hern Flug. Nicht nur giebt es Hadrianskoͤpfe auf Muͤn- zen (maximi moduli), in denen ein hoͤherer Geist der 3 Kunst ist: sondern vor allen zeigen die Statuen des An- tinoos , die wohl saͤmmtlich unter Hadrian oder bald nachher verfertigt wurden, welch ploͤtzlicher Sonnenschein 4 damals das Land der Kunst erhellt hatte. Alle diese Statuen gehoͤren Griechenland oder dem benachbarten Kleinasien an, wo die Verehrung des Antinoos ihren Sitz hatte; das ganz neue Leben in den veroͤdeten Land- schaften scheint auch die Begeisterung alter Zeiten geweckt 5 zu haben. Am bewundernswuͤrdigsten erscheint die Sicher- heit, womit dieser Charakter von den Kuͤnstlern einerseits nach verschiednen Stufen, als Mensch, Heros, Gott, mo- dificirt, andrerseits aber doch in seinem innersten Wesen 6 festgehalten und durchgefuͤhrt worden ist. Uebrigens ist Hadrians Zeit grade auch die, wo am meisten theils in strengerem, theils in gemildertem Aegyptischen Style argebeitet wurde, wie Statuen der Art aus der Villa Griechen. Fuͤnfte Periode. Tiburtina und eine eigne Classe der Antinoos-Bilder beweisen. 1. Hadrianus selbst ein Polyklet oder Euphranor nach Victor. Künstler der Zeit Papias u. Aristeas von Aphrodisias, welche sich als Arbeiter zweier Centauren von marmo bigio aus der Villa Tiburtina (Mus. Capit. iv , 32.) nennen. Winckelm. vi, 1. S. 300. Auch ein Zenon aus Aphrodisias in zwei In- schriften, Winckelm. vi, 1. S. 278. 2. S. 341. Gruter p. 1021, 1., und noch einige andre Aphrodisier führten Winckelmann auf die Annahme einer Aphrodisischen Schule . Ein Ephesischer ἀνδριαντοποιὸς A. Pantulejus C. I. n. 339. Xenophantos von Thasos, n. 336. 2. Z. B. der numus aeneus maximi moduli (diese fangen von Hadrian an) mit Hadrians belorbeertem Kopf, Hadria- nus Augustus — ein Mann in der Chlamys, der einen Widder zu einem Tempel führt um ihn zu opfern. Ein sehr vortreff- liches Werk. Die Behandlung des Kopfes ist in hohem Grade edel, fließend und geistreich. Die große Bronzebüste im Museum Capitol., bei Mongez pl. 38, steht niedriger. Von an- dern Winck. vi, 1. S. 306. Auf einem Kameo erscheint der fried- liche Kaiser kriegerisch. Eckhel Pierres gr. pl. 8. 3. Antinoos , aus Claudiopolis in Bithynien, in paedagogiis Caesaris (Hadr. et de suis dilectis multa versibus com- posuit, Spartian 14). Ertrinkt bei Besa (§. 191.) im Nil, oder fällt als Opfer eines düstern Aberglaubens, eine durchaus räthselhafte Geschichte. Gegen 130 n. Chr. Graeci, volente Hadriano, eum consecraverunt, Spartian 14. Cultus in Mantinea (οἱ Βιϑυνεῖς Ἀρκάδες τέ εἰσι καὶ Μαντινεῖς τὰ ἄνωϑεν Paus. viii , 9) u. Bithynien. Zahlreiche Statuen und Darstellungen auf Reliefs und Münzen. S. Levezow über den Antinous. Berl. 1808. Petit-Radel Mus. Napol. T. iii . p. 91 — 113. Mongez Iconogr. Rom. T. iii . p. 52. Eckhel D. N. vi . p. 528. Kenntlich an dem Haarwuchse, den Augen- braunen, dem vollen Munde (der etwas düstres hat), der breiten starkgewölbten Brust u. s. w. — Νέος Διόνυσος zu Manti- nea (auch auf Münzen als Dionysos, Jakchos, Pan mit allerlei Bacchischen Insignien). Kolossale Statue von Palestrina im Pal- last Braschi. Levezow Tf. 7. 8. Herrliche Büste in Villa Mon- dragone, jetzt im Louvre n. 126. Bouill. ii, 82. bei Lev. 10. War sanft gefärbt, die Augen aus Edelstein, Trauben und Pinien- frucht aus Metall. Der Charakter höchst ernst und streng aufge- Historischer Theil. faßt. Kameo mit Antinooskopf, dem eine Silenus-Maske als Kopfbedeckung dient, Eckhel Pierr. gr. 9. Antinoos-Hermes auf Bithynischen Münzen. Als Aristäos im Louvre n. 258. Bouill. ii, 48. Νέος Πύϑιος. Ἀγαϑοδαίμων Bouill. ii, 51. — Heroisch (mit kurzgelocktem Haupthaar und von kräftiger Bildung) der Capitolinische Antinoos, Mus. Cap. T. iii . t. 56. Bouill. ii, 49. Lev. 3. 4. Ἀντινοος ἡρως ἀγα- ϑος auf Münzen. Aber auch als Heros mitunter Bacchisch, auf dem Panther sitzend, wie auf Münzen von Tios. Mehr indivi- duell unter andern in dem Brustbild aus dem Louvre n. 49. bei Mongez pl. 39. n. 3. im PioCl. vi . t. 47. — Daß die eine Fi- gur der Gruppe von Ildefonso Antinoos ist, scheint entschieden, s. Mongez n. 1. 2. Die andre vielleicht Hadrians Dämon, der die eine Lebensfackel auslöscht, indem er die andre schützt. Andere Er- läuterungeu bei Welcker: Akadem. Kunstmuseum S. 53. 6. S. Levezow Tf. 11. 12. Winckelm. W. vi, 1. S. 299. f. 2, 357. vii, 36. Bouill. ii, 47. 1 204. Waͤhrend der langen Regierung der Antoni- nen ruhte die ermattete Roͤmische Welt aus, ohne indeß die alten Kraͤfte wiedererlangen zu koͤnnen. Wie in der Redekunst Asiatischer Bombast auf der einen, trockne Nuͤchternheit auf der andern Seite immer mehr uͤberhand- nehmen: so scheinen sich auch in den bildenden Kuͤnsten 2 beide Richtungen gezeigt zu haben. Ja gewissermaßen zeigen sich in den oft sehr fleißig gearbeiteten Brustbil- dern der Kaiser beide zugleich, indem das Haar des Hauptes und Bartes in einer uͤbertriebnen Lockenfuͤlle wu- chert, und in allem andern Zubehoͤr eine studirte Eleganz stattfindet; waͤhrend die Zuͤge des Gesichts mit einer un- verkennbaren Trivialitaͤt aufgefaßt und wiedergegeben sind. 3 Auch die Muͤnzen werden an Kunst geringer, obgleich die in Rom geschlagnen immer noch, besonders in der Auffassung der Physionomie des Kaisers, viel besser sind, als die damals in großer Anzahl in Griechenland und be- sonders Kleinasien gepraͤgten Bronzemedaillen, auf denen die Staͤdte, mit der Eitelkeit sophistischer Prunkredner, ihre Goͤtterbilder, Localmythen und Kunstwerke zur Schau stellen, ohne indessen selbst beachtungswerthe Kunstwerke 4 dabei zu produciren. Eben so sehr muß das andrer Werke Griechen. Fuͤnfte Periode. dieser Periode bedingt werden. Pausanlas haͤlt die Mei- 5 ster derselben im Ganzen kaum der Meinung werth. 2. S. besonders die beiden colossalen Büsten des M. Au- rel u. L. Verus im Louvre n. 138. 140, von Acqua Traversa bei Rom, wovon besonders die letztre ein Meisterstück in ihrer Art ist. Villa Borgh. St. 5. 20. 21. Bouill. ii, 85. die letztre auch bei Mongez pl. 43. 1. 2. Ueber die bei Marathon (Herodes Atticus) gefundnen Büsten des Sokrates, M. Aurel und Aa. Dubois Catal. d’Antiq. de Choiseul-Gouff. p. 21. (Ueber andre Kunstwerke, die Herodes veranlaßt, Winck. vi, 1. S. 319). Das Haar ist an diesen Büsten sehr mühsam ausgearbeitet und mit dem Bohrer unterhöhlt. Die Augenlieder liegen lederartig an, der Mund ist zugedrückt; die Hautfalten um Auge und Mund stark markirt. Es zeigt sich darin ein Streben der Nachahmung des Wirklichen, welches vergißt, daß um den Eindruck des Lebens wiederzugeben, die äußre Form einige Abänderungen verlangt. Die Bezeichnung der Augensterne und Brauen wird ebenfalls immer gewöhnlicher. Ein klar und bestimmt ausgesprochner Charakter man- gelt am meisten den Köpfen M. Aurels, doch nicht blos durch des Künstlers Schuld. An den Büsten vornehmer Frauen (wie schon der Plotina- Marciana und Matidia in Trajanus Zeit) gaben sich die Bildhauer die höchste Mühe, den geschmacklosen Kopfputz getreu wiederzugeben. In den Draperieen macht sich eine gedunsne, schwülstige Behand- lung der Falten bemerklich. 3. Es giebt Münzen von Antoninus Pius , die den besten Hadrianischen fast gleichstehen, obgleich das Gesicht immer auf eine gemeinere Weise behandelt ist: besonders die, welche auf dem Re- vers Scenen aus Hercules Mythen oder der ältesten Römischen Ge- schichte zeigen ( numi Antonini antiq. Romanam restituentes Eckh. D. N. vii . p. 29.). Vor allen schön ist die, mit der Um- schrift um Antoninus Brustbild: Antoninus Aug. Pius P. P. Tr. P. Cos. iii ; hinten Hercules, welcher seinen Sohn Telephos an der Hirschkuh saugend wiederfindet — ein Mythus aus der Ge- gend des damals erneuerten Pallantion. Eckhel p. 34. Die von M. Aurel sind wohl durchgängig schlechter. Von den Städtemün- zen unten: Local. 4. Die Statua eq. M. Aurel’s auf dem Capitol aus vergoldetem Erz ist ein achtungswerthes Werk, aber Roß und Mann unendlich weit von einem Lysippischen Werke entfernt. Falconet Historischer Theil. sur la statue de Marc-Aurèle. Amsterd. 1781. Cicognara Stor. della Scultura T. iii . t. 23. Mongez pl. 41. n. 6. 7. Vergötterung des Antonin und der ä. Faustina an der Basis der dem Antonin von M. Aurel und L. Verus errichte- ten Granitsäule, ein schönes Relief; die decursio funebris an den Nebenseiten viel geringer. PioCl. v. t. 28 — 30. Die Col. M. Aurelii Antonini ist der Scenen aus dem Mar- comannen-Kriege wegen interessant (zu der Darstellung des Unge- witters, Bellori t. 15., vgl. Kästners Agape, S. 463 — 490.); die Arbeit ist viel geringer als an der Trajanischen. Apotheose der j. Faustina vom Bogen M. Aurels Mus. Cap. iv , 12. 5. Pausanias Ausdruck: ἀγάλματα τέχνης τῆς ἐφ̕ ἡμῶν vi, 21., ist unmöglich ehrend. Die Bildsäule von Gold u. Elfen- bein im Athenischen Olympieion lobt er „wenn man auf den Ein- druck des großen Ganzen sieht„ i, 18, 6. Von Künstlern nennt er überhaupt nach Olymp. 120 nur zwei oder drei sichre Namen. Ob Kriton u. Nikolaos, die Arbeiter der an der Via Appia bei Rom gefundnen Karyatiden, in diese Zeit gehören? Guattani Mon. ined. 1788. p. lxx . Ein geschickter Holz- schnitzer Saturnin zu Oea in Africa, Appulej. de magia p. 66. Bip. 1 205. Die unruhigere Zeit des Commodus , der naͤchsten Nachfolger, des Septimius Severus und sei- ner Familie haͤlt in der Kunst den Styl fest, der sich in der der Antonine gebildet; doch so daß er allmaͤhlig 2 sinkt. Die besten Werke der Zeit sind Kaiserbuͤsten, de- ren Verfertigung der sklavische Sinn des Senats sehr befoͤrderte; die Ikonographie nimmt immer mehr den er- sten Platz ein; doch zeigen grade die am sorgfaͤltigsten gearbeiteten am meisten Schwulst und Manier in der 3 Behandlung. Aufgesetzte Perruͤcken, Gewaͤnder aus bun- ten Steinen entsprechen dem Geschmack, worin das Ganze behandelt ist. Mit den Buͤsten haͤngen die Brustbilder 4 der Bronze-Medaillen und Kameen nah zusammen. Noch immer bringt die Vermischung der Individuen mit idea- len Gestalten manches interessante Werk hervor, obgleich sie aufgehoͤrt hat eine so innige Verschmelzung zu sein, 5 wie in fruͤherer Zeit. In Caracalla’s Zeit sind viel Statuen, besonders von Alexander dem Makedonier, ge- Griechen. Fuͤnfte Periode. arbeitet worden; auch war Severus Alexander ein beson- derer Freund von Bildsaͤulen, insofern er sie als Denk- maͤler vortrefflicher Menschen betrachten konnte. Die er- 6 hobenen Arbeiten an den Triumphbogen des Septimius, besonders an dem kleinern, sind geschmacklos und hand- werksmaͤßig ausgefuͤhrt. 2. Commodus bald jung (einem Gladiator ähnlich), bald in reiferen Jahren. Schönes Brustbild auf Bronze-Medaillen aus der frühern Zeit, in jugendlicher Gestalt, mit athletischem Körper, mit dem Lorbeerkranz und der Aegis. Schöner Kopf im Capitol. Septim Sever , nach L. Verus am häufigsten in Büsten. PioCl. vi. t. 53. (mit Gorgoneion auf der Brust). Mon. Gab. n. 37. Mongez pl. 47, 1. 2. Die Arbeit ist indeß noch trockner wie bei den Antoninen. Bronzestatue des Sever, Maffei. Racc. 92.; besonders in Nebenwerken sehr sorgfältig gearbeitet. Von Caracalla vorzügliche Büsten, mit einem affektirten Ausdrucke von Wuth, in Reapel, im PioCl. ( vi. t. 55.), Capitol., Louvre ( n. 68. Mong. pl. 49, 1). S. die Herausg. Winck. vi. S. 383. Mit Severus Alexander kommen die kurzgeschnittnen Haare und der rasirte Bart wieder auf. 3. Bei den Kaiserinnen wird die Haartracht immer abge- schmakter; bei der Julia Domna, Soämias, Mammäa, Plautilla (Caracalla’s Gemahlin) sind es deutlich Perrücken, galeri, galericula, sutilia, textilia capillamenta. Ein Kopf der Lucilla mit ei- ner abnehmbaren aus schwarzem Marmor, Winck. W. v. S. 51. vgl. über ähnliche die Herausg. S. 360. nach Visconti u. Böttiger. Fr. Nicolai über den Gebrauch der falschen Haare u. Perrucken S. 36. 4. Commodus stellt Hercules vor, accepit statuas in Herculis habitu. Lamprid. 9. Eprigramm darauf bei Dio Cass. in Mai’s Nova Coll. ii. p. 225. Eine schöne Medaille zeigt auf der einen Seite das Brustbild des Hercules-Commodus, auf der andern, wie er als Hercules Etrusco ritu Rom neu grün- det (als colonia Commodiana) Herc. Rom. conditori P. M. Tr. P. xviii. Cos. vii. P. P. Eckhel D. N. vii. p. 131. Auf andern führt Comm. in der Toga die Stiere. Eckhel p. 122. Hercules-Statuen mit Commodus Kopfe noch übrig. Nach spä- tern Chronographen setzte Comm. auch dem von Vespasian neu auf- gestellten Koloss von Rhodos sein Haupt auf: Allatius zu Philon p. 107. Orelli. Septim Sever mit seinen beiden Söhnen (?) Historischer Theil. als Jup. Hercules u. Bacchus bel Luna ( Fanti scritti di Carrara ), Gius. A. Guattani in den Dissert. dell’ Acc. Rom. di Arch. T. i. p. 321. Noch Gallienus wollte als Sol dargestellt werden nnd erschien bei Aufzügen radiatus. Trebell. 16. 18. Die Kaiserinen mit geringer Bekleidung als Venus dar- zustellen, war in dieser Zeit sehr gewöhnlich. Der nüchtere Porträt- Charakter, auch oft der Haarputz der Zeit, bildet mit der Vorstel- lung dann gewöhnlich einen schneidenden Contrast. So Marciana, Trajans Schwester, ( St. di S. Marco ii. t. 20. Winck. W. vi, 284. vgl. v, 275), Julia Soämias (mit beweglichem Haar- putz), PioCl. ii, 51. Sallustia, Sever Alexanders Frau, Ve- neri felici sacrum, PioCl. ii, 52. 5. Caracalla’s Nachäffung Alexanders. Ueberall Statuen des Makedoniers (auch wohl die §. 129. Anm. 4. erwähnten), auch Janusbilder des Caracalla u. Alex., Herodian iv, 8. Tu- mulus des Festus bei Ilion, signum Pantheum darin, Choiseul Gouff. Voy. pitt. T. ii. pl. 30. Ueber Sev. Alex., der artifici- bus undique conquisitis viele Statuen errichtete, Lamprid. 25. 6. Arcus Sept. Sev. anaglypha cum explic. Suaresii. Romae 1676 f. 1 206. Unter den Goͤtterdiensten sind es besonders die auslaͤndischen , welche die Kunst jetzt beschaͤftigen. 2 Eine Menge von Isis- und Serapis-Bildern aus schwar- zen Steinen, meist plump gearbeiteten, verdankt der Zeit 3 nach Hadrian ihren Ursprung. Unter den Mithras-Bil- dern, meist Darstellungen des geopferten und gequaͤlten Stiers, findet sich, etwa zwei Statuen Mithrischer Fackel- traͤger ausgenommen, kaum etwas Vorzuͤgliches; aber 4 viel Schlechtes und Rohes. Dazu kommen viele Bilder der Hekate triformis, und signa Panthea, durch welche die feste und ausgebildete Form der Hellenischen Goͤtter aus Ungenuͤge zur Unform orientalicher Kunstversuche zu- 5 ruͤckgeworfen wird. Die Gemmen werden jetzt groͤßten- tentheils zu Amuleten; die Magier verbreiten den Glau- 6 ben an wunderbare Wirkungen der Steine; man traͤgt dem Chaldaͤischen Aberglauben huldigend sein Horoscop Griechen. Fuͤnfte Periode. am Finger; und aus der Vermischung Aegyptischer und 7 Syrischer Symbolik mit einigen christlichen Ideen, wie sie diesem Zeitalter ganz angemessen war, geht der hah- nenkoͤpfige und schlangenfuͤßige Jao-Abraxas hervor. 2. Serapis und Isis (von deren T. die iii Regio, bei den Thermen des Titus, den Namen erhält) finden sich auf Rö- mischen Münzen besonders seit Commodus u. Caracalla, Eckhel vii. p. 128. 213 sq. In diese Zeit sind die meisten Statuen zu setzen. Deliaca et mystica des Isium et Serapeum? Lampr. Sev. Alex. 26. 3. Unter den zahllosen Schriften über die Mithriaca , nach Philipp a Turre Monum. Vet. Antii, gehört besonders hier- her Zoëga über die den Dienst des Mithras betreffenden Kunstdenk- mäler, Abhandl. S. 89 — 211. nebst Welckers Anm. S. 394. Vgl. Creuzer Symbol. i. S. 728. Tf. 3. 36. bei Guigniaut pl. 26. 27. 27. bis. Eichhorn in den Commentat. Soc. Gott. rec. 1814. 15. Seel Mithrageheimnisse. 1823. Das berühm- teste dieser Bildwerke ist das (Montfaucon Ant. expl. 1. pl. 217, 1.) mit der Inschrift ναμα σεβεσιον aus dem Capitolinischen Speläon, welches 377 zerstört wurde. Die Zahl derselben ist sehr groß, auch Süddeutschland, Frankreich, England, Ungarn, Sieben- bürgen liefert deren viele. 4. Wie das in einem Museum zu Hermannstadt aufbewahrte Bild der Hekate , mit Reliefdarstellungen eines mystischen, ägyp- tisirenden Dienstes. P. von Köppen: Die dreigestaltete Hekate. Wien 1823. 4. Von den Pantheis (Bacchus Pantheus Auson. Epigr. 30.) besonders Hirt im Museum der AlterthumsW. i. S. 259. Das merkwürdigste ist das im Grabe des Festus (§. 205, 5.) gefundne. 5. Ueber Talismane und Amulete Schriften von Gaffarel, Arpe u. Aa. Selbst Aerzte, wie Alexander von Tralles, empfeh- len medicas gemmas. Eine Gemme mit einer Inschrift gegen Augenübel erklärt von Christoph Saxe und Walch. Serapis Figur war ein gewöhnliches Phylakterion. Eine der besten Arbeiten der Art ist der Stein mit Horus-Harpokrates auf beiden Seiten u. der Inschr.: Μεγας Ὠρος Ἀπολλων Ἁρποκρατης εὐιλα- τος τω φορουντι, Eckhel Pierr. grav. pl. 30. 6. Thesaurus gemmarum antiq. astriferarum , ed. A. Fr. Gori. Commentar von J. B. Passeri. Florent. 1750. 3 B. f. Vgl. unten: System. Theil, Sternbilder. Historischer Theil. 7. Ueber die Abraxas -Gemmen besonders Macarii Abraxas — cum comm. Io. Chifletii. Antverp. 1657. Prodromus iconi- cus sculptilium gemmarum Basilidiani de Museo Ant. Capel- lo. Ven. 1702. Passeri a. O. T. ii. p. 221. Bellermann drei Programme über die Abraxas-Gemmen. Berl. 1820. Dorow im Kunstblatt 1824. N. 105. Kopps Palaeogr. T. iii. Von den eigentlichen Abraxas, welche den Gott der unter Trajan u. Hadrian entstandenen Sekte der Basilidianer darstellen (wie wohl sicher erwiesen ist), unterscheidet Bellermann Abraxoiden und Abraxa- ster, welche verwandte Dämonen-Figuren und Vermischungen mit andern Gottheiten darstellen. 1 207. Allmaͤhlig geht der Schwulst und Luxus der Kunst 2 immer mehr in Duͤrftigkeit und Armuth uͤber. Man zieht die Koͤpfe auf den Muͤnzen zusammen, um mehr von der Figur und den Beiwerken anbringen zu koͤnnen; 3 mit dem Ende des dritten Jahrhunderts aber verlieren ploͤtzlich die Brustbilder alles Relief, die Zeichnung wird auf eine schuͤlerhafte Weise unrichtig, die ganze Darstel- lung platt, charakterlos und so unbezeichnend, daß auch die verschiedenen Personen nur durch die Umschriften un- terscheidbar sind; und bald tritt voͤllig der steife, leblose Styl ein, welchen die Byzantinischen Muͤnzen an sich haben. Die Elemente der Kunst gehn auf eine merk- 4 wuͤrdig schnelle Weise verloren. Die nicht geraubten Bildwerke am Bogen des Constantin sind roh und unbe- 5 holfen; die an der Theodosischen Saͤule, so wie am Fußgestell des Obelisk, den Theodosius im Hippodrom 6 zu Byzanz aufgestellt, scheinen nicht schlechter. In den Sarkophagen tritt, nach jenen schwuͤlstigen, mit starker- hobnen Figuren, meist in lebhafter Bewegung, uͤberfuͤll- ten Werken der spaͤtern Roͤmerzeit, an christlichen Denk- maͤlern eine monotone, leblose, oft architektonisch bedingte, 7 Anordnung und die trockenste, duͤrftigste Arbeit ein. Die christliche Welt macht von Anfang an von der Plastik weit weniger Gebrauch als von der Mahlerei; indessen Griechen. Fuͤnfte Periode. uͤberdauert die Ehre der Statuen das Leben der Kunst in den verschiednen Theilen des Roͤmischen Reiches, be- sonders in Byzanz, sehr lange; ja man geizt nach dieser Auszeichnung, bei der man freilich viel mehr auf gehoͤrige Bezeichnung des Ranges durch Platz und Kleidung achtet, als auf die Darstellung von Charakter und Individualitaͤt, welche dieser Zeit fast unbekannt ist. Leere und hohle 8 Formen ersticken jede freie Regung voͤllig; Alles geht in einem geistlosen Hofcaͤremoniel unter. Prunkgeraͤthe aus 9 edlem Metall und geschnittnen Steinen, ein Luxus in dem die spaͤte Roͤmerzeit das Hoͤchste erreichte, werden noch immer mit einem gewissen Geschick verfertigt; die schlechteste Kunstzeit hatte Kuͤnstler, die wenigstens um der Kuͤnst- lichkeit ihrer Werke willen sehr bewundert wurden. 2. So bei Gordianus, Gallienus, Numerianus, Carinus, Ma- ximianus. 3. So bei den Constantinen, Constans, Magnentius, Constan- tius u. s. w. Den Verfall deutlich zu machen, dienen auch die numi consecrationum, verglichen mit ältern, so wie die Con- torniaten. 4. S. bei Bellori Arcus. Seroux d’Agincourt Hist. de l’Art par les mon. T. iv, 2. (Sculpt.) pl. 2. Vgl. Hirt Museum der AlterthumsW. i. S. 266. — Statuen der Zeit bei Aginc. pl. 3. Die Statue des Constantin an der Laterankirche wird, bei plumpen Giederformen, wegen einfach natürlicher Stellung gelobt; andre sind völlig unproportionirt. — Die Arbeit der Haare macht man sich in dieser Zeit immer leichter; man begnügt sich einzelne Löcher in die dicke Steinmasse zu bohren. 5. Von der Columna Theodosiana (Arcadius scheint sie dem Theodosius, oder Theodosius II. dem Arcadius, zu Ehren er- baut zu haben; sie war von Marmor, mit einer Treppe inwendig, eine Nachbildung der Trajanischen; jetzt steht nur noch das Fußge- stell in Constantinopel) Columna Theodosiana quam vulgo historiatam vocant, ab Arcadio Imperatore Cpoli erecta in honorem Imp. Theodosii iunioris a Gent. Bellino de- lineata nunc primum aere sculpta. Text von Menetreius. Seroux d’Agincourt pl. 11. Reliefs vom Fußgestell des Obelis- Historischer Theil. ken ebd. pl. 10. Vgl. Fiorillo Gesch. der Kunst in Italien i S. 18. 6. S. besonders den Sarkophag mit Christus, den Aposteln, Evangelisten, Elias bei Bouillon iii. pl. 65. u. vgl. die nächstfol- genden Tafeln. Mehrere aus den Catacomben bei Aginc. pl. 4—6. Ein Bildhauer Daniel hatte unter Theodorich ein Privilegium für Sarkophagen aus Marmor. Cassiodor Var. iii, 19. 7. S. über den honor statuarum im spätern Rom die Herausg. Winckelm. (Fea) vi, S. 410 ff., unter den Ostgothen Manso Gesch. des Ostg. Reichs S. 403. Als Dichterbelohnung bei Merobaudes, s. Niebuhr Merob. rel. p. vii. (1824). — Ju- stinians statua equestris war in heroischem Costüm, was da- mals schon auffiel, aber trug in der linken die Weltkugel mit dem Kreuz, nach Procop u. Aa. — Ueber den spätrömischen oder Byzantinischen Bronzecoloss zu Barletta in Apulien (bei Fea Sto- ria delle Arti ii tv. 11.) eine Schrift von Marulli. — In dem projektirten Vertrage zw. Justinian und Theodat, bei Procop, wird gehörig ausgemacht, daß der Gothenkönig keine Statue ohne den Kaiser haben, und immer links stehn solle. — Auch jetzt war das μεταγράφειν sehr gewöhnlich. Herausg. Winck. vi S. 405. Vgl. §. 159. 8. Eine richtige Schilderung davon giebt P. Er. Müller de genio aevi Theodos. p. 161 sqq. — Wie ein eitles For- menwesen in Griechenland und der ganzen Welt immer mehr aufkommt, dafür geben Inschr. und Münzen (mit ihren Concordien, Neokoraten u. s. w.) tausend Urkunden an die Hand. 9. Der Gebrauch der Gemmen , meist wohl Kameen, an Gefäßen (dergleichen Gallienus selbst machte, Trebell. 16), am balteus, den fibulae, caligae und socci (Heliogabal trug Gem- men der ersten Künstler an den Füßen, Lamprid. 23), war in die- ser spätern Kaiserzeit sehr verbreitet. Der Sieger der Zenobia weihte in templo Solis vestes gemmis consertas, Vopisc. Aurel. 28. — Daher die sorgfältige Kameen- u. Gemmen-Ar- beit bis in die späte Zeit. Ein Sardonyx im Cabinet du Roi zu Paris — Constantin zu Pferde seinen Gegner niederschlagend —; ein Sapphir zu Florenz — eine Jagd des Kaiser Constantius zu Cäsarea in Cappadocien, Freher Sapphirus Constantii Imp. — werden gerühmt. Von den Diptychis eburneis unten: Technik. Heyne Artes ex Cpoli nunquam prorsus exulantes. Commentat. Gott. iii. p. 3. — Sehr merkwürdig ist es, daß Griechen. Fuͤnfte Periode. nach der Axnmitischen Inschr. der K. von Axum Akzanas dem Ares eine goldne, eine silberne und drei eherne Bildsäulen, wahrscheinlich im Griechischem Costüm, errichtet hatte. 4. Mahlerei . 208. Die Mahlerei erscheint in der Zeit des Caͤsar 1 in einer Nachbluͤthe, welche bald verbluͤht. Gegenstaͤnde 2 des hoͤchsten tragischen Pathos: ein rasender Aias unter den ermordeten Heerden, eine die Kinder mordende Me- deia, voll Wuth und Mitleid in den weinenden Augen, schienen damals dem ausgezeichnetsten Geiste ein besonders trefflicher Stoff. Daneben ist die Portraͤtmahlerei beliebt; 3 Lala mahlt besonders Frauen, auch ihr eignes Spiegelbild. 1. Lala von Kyzikos — damals ein Hauptsitz der Mahlerei — g. 670 R. ( et penicillo pinxit et cestro in ebore ). So- polis, Dionysios, Zeitgenossen. Timomachos von Byzanz g. 690. Arellius g. 710. Der stumme Knabe Pedius um 720. Der Griechische Mahler des Junotempels zu Ardea lebte wohl um 650 — 700. Vgl. Sillig C. A. p. 246 u. des Vf. Etrusker ii S. 258. 2. Timomachos Aias u. Medea, berühmte viel in Epigrammen gepriesene Bilder, von Cäsar für 80 Tal. gekauft und in den T. der Venus Genitrix geweiht. Böttiger Vasengemählde ii. S. 188. Sillig C. A. p. 450. Cäsar kaufte sie aber wahrscheinlich nicht von Timomachos, sondern den Kyzikenern. Cic. Verr. iv, 60. Quid Cy- zicenos (arbitramini merere velle) ut Aiacem aut Medeam (amittant). Nach Plin. xxxv, 9. kaufte auch Agrippa von den Kyzikenern einen Aias und eine Aphrodite; Timomachos hatte wohl viel für diese blühende Stadt gemahlt. Vgl. Petersen Einl. S. 315. Orestes et Iphigenia in Tauris ist wohl bei Plin. xxxv, 40, 30. zu verbinden. 209. In der Kaiserzeit finden wir die Staffelei- 1 Mahlerei, welche allein als wahre Kunst, wenigstens Historischer Theil. als der Hauptzweig derselben, galt, vernachlaͤßigt, und die Wandmahlerei als Dienerin des Luxus vorzugsweise 2 geuͤbt. Das Ausmahlen von Wohnhaͤusern und Graͤbern (auch dies war schon in Griechenland, wie in Etrurien, 3 geuͤbt worden) beschaͤftigte tausend Haͤnde. Plinius un- ter Vespasian betrachtet die Mahlerei als eine unterge- 4 hende Kunst; er klagt, daß man mit den herrlichsten Farben Nichts hervorbringe, was der Rede werth sei. 5 Die Skenographie, welche besonders in Kleinasien eine phantastische Richtung genommen hatte, in der sie 6 allen Regeln der Architektonik Hohn sprach, wurde nun, auf die Zimmerverzierung uͤbergetragen, wo moͤg- 7 lich noch willkuͤhrlicher ausgebildet; indem es grade der einen Kunst Vergnuͤgen zu machen scheint, bei der Nachahmung einer andern sie zu uͤberbieten und in ihr 8 unzugaͤngliche Reiche hinuͤberzuspielen. Zugleich wird in Augustus Zeit die Landschaftsmahlerei von Ludius, nach der Weise der antiken Welt, zu einer besondern Gat- tung ausgebildet; Ludius mahlt als Zimmerverzierung Villen und Hallen, Kunstgaͤrten ( topiaria opera ), Parks, Stroͤme, Canaͤle, Hafenstaͤdte, Meeransichten; belebt durch Personen bei laͤndlichen Geschaͤften und in allerlei komischen 9 Lagen: sehr heitre und wohlgefaͤllige Bilder. Auch in allerlei Spielereien gefaͤllt sich die Zeit; in Nero’s gold- nem Hause bewunderte man eine Pallas des Fabullus, die Jeden ansah der nach ihr hinsah. Nero’s 120 Fuß hohes Bild auf Leinwand wird von Plinius mit Recht zu den Tollheiten der Zeit gerechnet. 1. Mahler der Zeit. Ludius g. 730. Antistius La- beo, vir praetorius, um 40 n. Chr. Turpilius Labeo Eq. Rom. um 50. Dorotheos 60. Fabullus (Amulius) der Mahler der domus aurea (carcer eius artis) 60. Cornelius Pinus, Accius Priscus, Wandmahler des T. Honoris et Vir- tutis, 70. Artemidorus 80. 2. Paus. vii, 22, 4. beschreibt ein von Nikias ausgemahltes Sepulcralmonument. Dies, und daß die Mahler der alt-Athenischen Schule auch auf die Wände mahlten (man sieht nach Leake im Griechen. Fuͤnfte Periode. Theseion noch das tectorium von Gyps), muß zur Milderung von Plinius Ausspruch: nulla gloria artificum nisi quitabu- las pinxere gebraucht werden. 3. S. Plin. xxxv, 1. 2. 11. 37. Vgl. das spätere Zeug- niß des Petronius c. 88. 4. Plin. xxxv, 32. Ebendarüber Vitruv vii, 5. Quam subtilitas artificis adiiciebat operibus auctoritatem, nunc dominicus sumptus efficit ne desideretur. 5. S. Vitruv vii, 5. über die Scene, welche Apaturios von Alabanda in einem kleinen Theater zu Tralles eingerichtet und ge- mahlt. Pro columnis signa, Centaurosque sustinentes signa etc. Ein Mathematiker Licinius veranlaßt die Zerstörung des Alabandischen Werks. Utinam dii immortales fecissent ut Licinius revivisceret! 6. Vitruvius spricht 1. von Nachbildungen architektonischer Details in Zimmern, als der ursprünglichsten Decoration in Far- ben. 2. von architektonischen Ansichten im Ganzen, nach der neuern Weise. 3. von den tragischen, komischen und satyrischen Scenen in größern Säälen ( exedris ). 4. landschaftlichen Bildern ( varietates topiorum ) in den ambulationes. 5. historischen Bildern ( megalogra- phia ), Göttergestalten, mythologischen Scenen; auch mit Landschaft ( topiis ) dabei, also einer Art Genre-Mahlerei. Von dem Cha- rakter der architektonischen Ansichten sagt er: Pinguntur tectoriis monstra potius quam ex rebus finitis imagines certae. Pro columnis enim statuuntur calami, pro fastigiis har- paginetuli striati cum crispis foliis et volutis; item can- delabra aedicularum sustinentia figuras etc. vii, 5. 7. Diese Bemerkung kann man überall machen, wo Architektur von der Sculptur (z. B. auch bei den Aegyptischen Capellchen aus einem Stein), noch mehr wo sie von der Mahlerei zur Decoration gebraucht wird. 8. Plin. xxxv, 37. 9. Ebd. Vgl. Lukian de dea Syr. 32. 210. Diesem Charakter der Kunst, wie er den Zeugnissen 1 der alten Schriftsteller entnommen werden kann, entspre- chen voͤllig die sehr zahlreichen Denkmaͤler der Wandmah- 14 Historischer Theil. lerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe sich von der Zeit des Augustus bis zu der der Antoninen hindurch- 2 ziehn: die Gemaͤhlde im Grabmal des Cestius (§. 190, 1.), die in den Gemaͤchern des Neronischen Hauses (§. 190, 2.), welche besonders glaͤnzend und sorgfaͤltig ausgeziert wa- 3 ren, die in Herculanum, Pompeji und Stabiaͤ; so wie 4 die im Grabmal der Nasonier, und zahlreiche andre in 5 antiken Gebaͤuden hie und da gefundne. So sehr, und mehr, als man es erwarten konnte, zeigt sich auch hier die Groͤße und Eigenthuͤmlichkeit der alten Kunst. Die Raͤume auf das geschmackvollste vertheilt und disponirt; Arabesken von bewundernswuͤrdigem Reichthum der Phan- tasie; Skenographieen ganz in jenem spielenden und Asia- tischen Architekturstyl; Landschaften, wobei immer die Werke 6 menschlicher Industrie vorherrschen; Goͤtterfiguren und my- thologische Scenen, manche sorgfaͤltig, die meisten fluͤchtig gezeichnet, aber haͤufig von einem unnachahmlichen Reize (wie die beruͤhmten Figuren der Taͤnzerinnen, Kentauren und Baccchanten von Herculanum); Alles dies in lebhaften Farben heiter und wohlgefaͤllig, mit viel Sinn fuͤr Har- monie der Farben und eine architektonische Totalwirkung, 7 angeordnet und ausgefuͤhrt. Viel ist gewiß hiervon Copie fruͤherer Bilder, da sogar das ganze Studium mancher Mahler darin bestand, daß sie alte Bilder aufs genaueste wiedergaben ( ut describere tabulas mensu- ris ac lineis sciant ). 2. Histoire critique de la Pyramide de C. Cestius par l’Abbé Rive mit Abbildungen nach Zeichnungen M. Carloni’s. Paris 1787. Description des Bains de Titus — sous la direction de Ponce. Paris 1787. 3 Livraisons. Gro- ßes Kupferwerk über die Thermen des Titus, Zeichnungen von Smugliewicz, Stich von M. Carloni. 3. Herculanische und Pompejanische Gemaͤlde: Antichità di Ercolano, Pitture antiche in 5 Bänden. Manches bei Gell, Mazois, Goro (oben §. 190, 4.). Neuentdeckte Wandgemälde in Pompeji, in vierzig Steinabdrücken nach Zeichnungen von Zahn. Ternite’s Contorni angekündigt. Griechen. Fuͤnfte Periode. 4. P. S. Bartolii Veterum sepulcra im Thes. Antiqq. Gr. XII. Auch Italiänisch: Gli antichi Sepolcri. Rom. 1797. Picturae ant. sepulcri Nasoniorum in via Fla- minia (1675 entdeckt, aus der Zeit der Antonine) del. et aeri inc. a. P. S. Bartolo, expl. et ill. a I. P. Bellorio. P. S. Bartoli Le pitture ant. delle grotte di Roma e del sepolcro dei Nasoni. Rom. 1706. 1721. f. P. Santi Bartoli Recueil de Peintures antiques T. 1. 2. Sec. ed. Paris 1783. Collection de Peintures antiques, qui ornaient les Palais, Thermes etc. des Emper. Tite, Tra- jan, Adrien et Constantin. Rom. 1781. Arabesques antiques des Bains de Livie et de la Ville Adrienne nach Raphael gestochen von Ponce. Paris 1789. Pitture antiche ritrov. nello scavo aperto 1780. incise e pubbl. da G. M. Cassini. 1783. Cabott Stucchi figurati essist. in un antico sepolcro fuori delle mura di Roma. Rom. 1795. Parietinas Picturas inter Esqu. et Viminalem collem su- per. anno detectas in ruderibus privatae domus, D. An- tonini Pii aevo depictas — in tabulis expressas Camillus Buti Archit. 1778. Raph. Mengs del. Camparolli sc. 7 sehr schöne Blätter ( Pitture antiche della villa Negroni ). Von der Aldobrandinischen Hochzeit unter: Technik. Im Allge- meinen vgl. Winck. W. v. S. 156 ff. 6. Außer diesen Gestalten ( Pitt. Erc. T. i. tv. 25 — 28) rühmt Winckelmann am meisten die vier Bilder, Pitt. T. iv. t. 41 — 44. Zeichnungen (retouchirte?) von Ἀλέξανδρος ᾽ Αϑηναῖος auf Marmor Pitture T. i. t. 1 — 4. Ueber die Fehler der Skenographie in den Herculanischen Bildern Meister (§. 107. Anm. 3.) p. 162. Ueber die Stücke der Rhyparogra- phie Welcker ad Philostr. p. 397. 7. Quintil. x, 2. 211. Im Zeitalter Hadrians muß, neben andern 1 Kuͤnsten, auch die Mahlerei sich noch einmal erhoben ha- ben. Ihm gehoͤrt Aetion an, den Lukian den ersten Meistern an die Seite stellt, und sein reizendes Bild — Alexander und Roxane, und Eroten mit ihnen und des Koͤnigs Waffen beschaͤftigt — nicht genug preisen kann. Im Ganzen sinket indeß dennoch die Mahlerei immer 2 mehr zu einer Farbensudelei herab; und es war gemeinig- 14* Historischer Theil. lich ein Geschaͤft von Sklaven, die Waͤnde nach Lust und Laune ihrer Herrn aufs eiligste mit Bildern anzu- fuͤllen. 1. Aetion wird sonst in Alexanders Zeit gesetzt, aber Lukian sagt bestimmt, daß er nicht in alten Zeiten, sondern ganz kürzlich gelebt habe (τὰ τελευταῖα ταῦτα Herod. 4.), also wohl in Ha- drians u. der Antoninen Zeitalter (Lukian unter Commodus). Vgl. sonst Imagg. 7. Hadrian selbst war Rhyparograph. Apollodor zu Hadrian: Ἄπελϑε καὶ τὰς κολοκύνϑας γράφε. Dio C. lxix, 4. Suidas s. v. Ἁδριανός. Gegen 140 auch Diognetos. Eumelos (mahlt eine Helena) um 190. Aristo- demos aus Karien, Schüler des Eumelos (?), Gastfreund des ältern Philostratos, auch Schriftsteller über die Geschichte der Kunst, um 210. — Später, 370 n. Chr., ein Mahler Hilarius aus Bithy- nien in Athen. 2. In Trimalchios Hause (Petron 29) sieht man Trimalchio als Merkur u. seine Carriere, dann Ilias u. Odyssee, und Lae- natis gladiatorium (vgl. Plin. xxxv, 33.) gemahlt. Bei Juven. ix, 145 wünscht sich Einer unter seinem Gesinde einen curvus caelator et alter, qui multas facies pingat cito . Mahlende Sklaven kommen auch in juristischen Quel- len vor, s. Fea’s Note in Winck. W. v. S. 496. 1 212. Hernach ist der Verfall der Mahlerei um desto sichtbarer; der fruͤhere Luxus der Arabesken und architek- tonischen Verzierungen verschwindet; plumpe Einfachheit tritt an dessen Stelle, wie ziemlich in allen Gemaͤlden 2 aus der Zeit des Constantin. Daran schließen sich die aͤltesten christlichen Bilder in den Catacomben, so wie 3 die Miniaturmahlereien einiger heidnischen und christlichen 4 Handschriften an. Auch gehen manche der Kirchenbilder in der Art der Behandlung und der ganzen Weise der 5 Darstellung sicher auf die Constantinische Zeit zuruͤck. Beson- ders wird aber jetzt bei der Verzierung der Kirchen, wie der Pallaͤste, regelmaͤßig von der Mosaik Gebrauch ge- macht, einem fruͤher hoͤchst untergeordneten Kunstzweige, Griechen. Fuͤnfte Periode. welcher jetzt sehr im Ansehn stieg, und durch das ganze Mittelalter hindurch in Byzanz, und von Byzantinern auch in Italien, eifrig geuͤbt wurde. 1. Die Mahlereien aus den Thermen des Constantin, Bartoli pl. 42 sq. Agincourt T. v. pl. 4. Ob das Bild der Roma im Pallast Barberini wirklich der Zeit Constantins angehört? S. Winckelm. W. v. S. 159. Hirt Geschichte der Bauk. ii. S. 440. Sicklers u. Reinharts Almanach aus Rom. 1810. 2. Von den Catacomben: Bosio Roma sotterranea. Roma 1632 (Stiche von Cherubin Alberti). Aringhi Roma subterra- nea novissima. R. 1651. Bottari Sculture e pitture sagre estratte dai Cimiterj di Roma 1737 — 54. Ar- taud Voy. dans les Catac. de Rome. Par. 1810. 8. Bar- teli’s Werk §. 210, 4. Agincourt pl. 6 — 12. 3. Der Vaticanische Virgil (aus dem 4. od. 5. Jahrh?) Fi- gurae antiquae e Cod. Virg. Vatic. (S. Bartoli; verschönert). Aginc. 20 — 25. Die Ambrosianische Ilias (Mai Il. Fragm. antiquissima c. picturis, Med. 1819.), deren Bilder dem clas- sischen Alterthum noch viel näher stehn. Der Vaticanische Terenz mit Scenen aus der Comödie. Die Vat. Handschr. des Kos- mas Indopleustes. Die ältesten Miniaturen zu biblischen Bü- chern, besonders die Vaticanischen zum Josua, schließen sich ganz an jene Homerischen an. 5. S. Cassiodor Var. i, 6. vii, 5. Symmachos Ep. vi, 49. viii, 42. Von einem Wandbilde des Theodorich aus Mosaik Procop bell. Goth. i, 24. Rumohr Ital. Forsch. i. S. 183. Minder richtig Manso S. 403. Vgl. Müller de genio aevi Theod. p. 168. Nachrichten von den nie fehlenden Mo- saiken der Basiliken Sartorius Regierung der Ostgothen S. 317. N. 21. — Proben geben u. Aa. Ciampini Opera. Furietti de Musivis. Agincourt v. pl. 14 sqq. — Von der Glasmo- saik der Zeit unten: Technik. 213. Bei dem Ueberhandnehmen der Barbarei, dem 1 Verschwinden alles lebendigen Studiums der Naturfor- men, und dem Untergange aller hoͤhern technischen Fer- tigkeiten, haͤlt indeß eine von neuem handwerksmaͤßig ge- wordne Praktik des Mahlens immer noch sehr Viel von den Grundsaͤtzen und Formen der alten Kunst fest. Es 2 Historischer Theil. bilden sich auch fuͤr die heiligen Personen des neuen Cul- tus stehende und um so mehr typische Formen, je weni- 3 ger aufgelegt die Zeit zu eigner freier Thaͤtigkeit ist. Die Gesichter werden nach einer idealen, wenn auch immer roh behandelten, Grundform gebildet; das Costuͤm ist in der Hauptsache ein Griechisches, und der Faltenwurf 4 wird auf antike Weise in großen Massen angelegt. Das Mittelaltrige draͤngt sich in Tracht und Geberde erst allmaͤhlig in die Welt des Alterthums hinein, mehr bei neuhinzukommenden als alten traditionellen Figuren. 5 Ueberall in jener Zeit Spuren einer alten Schule, nir- gends eine eigne lebendige Auffassung der Natur, von de- ren erneuertem Studium im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert der frische Aufschwung der Kunst und die Befreiung von jenen typischen und leblosen Formen aus- ging, welche in der Griechischen Kirche als der letzte Rest einer untergegangnen Kunstwelt noch heutzutage fortbestehen. 1. Wie die Christliche Kunst lange, nur in den Gegenständen anders gewandt, in Technik und Formen eine antike bleibt, zeigt besonders Rumohr Ital. Forschungen i. S. 157 ff. Die Zerstörungen . 1 214. Es ist nach allem Diesen nicht zu leugnen, daß fuͤr die Kuͤnste in Italien die Versetzung der Resi- 2 denz nach Byzanz ; fuͤr die Kunst im Allgemeinen das Christenthum , sowohl seiner innerlichen Richtung nach, die sich indeß erst nach und nach zur bestimmt aus- gesprochenen Opposition gegen die alte Kunst entwickelte, 3 als auch durch die natuͤrliche und nothwendige Feindseelig- 4 keit der aͤußern Stellung; endlich die Einfaͤlle und Er- oberungen der Germanischen Staͤmme verderblich gewirkt haben, weniger indeß durch absichtliche Zertruͤm- merung als durch die natuͤrlichen Folgen von Durchzuͤgen, Griechen. Fuͤnfte Periode. Belagerungen und Eroberungen, indem namentlich den ehrlichen und fuͤr Bildung empfaͤnglichen Gothen kaum irgendwo ein freventliches Zerstoͤren von Kunstwerken nach historischen Zeugnissen vorgeworfen werden kann. Gewiß 5 ist die unuͤbersehbare Masse von Kriegs- und Hungers- noth, Pest und aller Art von Leiden, welche Rom im sechsten und siebenten Jahrhundert traf, bei der Geschichte des Untergangs der alten Kunst wohl in Rechnung zu bringen; dazwischen liegende Zeiten von Prosperitaͤt wa- ren den alten Bauwerken, die nun zu neuen benutzt wur- den, nur um so gefaͤhrlicher. Und doch waren es nicht 6 diese aͤußern Ereignisse, welche hauptsaͤchlich das Verge- hen der antiken Kunst, das stufenweise schon lange vor ihrem Beginn eingetreten war, herbeifuͤhrten und verschul- deten; es war die innre Erschoͤpfung und Schwaͤchung des menschlichen Geistes, der Verfall alles antiken Sin- nes, kurz der in innern Lebensgesetzen begruͤndete Unter- gang der gesammten geistigen Welt, aus welcher die Kunst selbst hervorgegangen war. Das Gebaͤude der an- tiken Kunst mußte, auch ohne diese aͤußern Anstoͤße, in sich selbst zusammensinken. 1. S. Heyne: Priscae artis opera quae Cpoli exstitisse memorantur, Commentat. Gott. xi. p. 3. De interitu operum tum antiquae tum serioris artis quae Cpoli fuisse memorantur. Ebd. xii. p. 273. Petersen Einleitung S. 120. Constantin führt Bilder von Rom, Griechenland, besonders aus Kleinasien nach Byzanz. Ueber Byzanz Pracht im Allgemeinen Himerios Or. vii. Ueber die Statuen von Göttern, Heroen, historischen Personen im Bade des Zeuxippos , welches Severus angelegt, Constantin verschönert hatten, Christodor Ἔκφρασις, An- thologia Palat. ii. Auf dem Platze der Sophienkirche standen vor Justinian 427 Statuen ältrer Künstler. Auch von ungeheu- ren Colossen der Hera, des Herakles hört man bei der Geschichte der Fränkischen Verwüstung (Niketas). Im Einzelnen läßt sich aber wenig sichres sagen; die Byzantiner nennen gern jedes Götter- bild nach dem Hauptort des Cultus (Samische Hera, Knidische Aphrodite, Olympischer Zeus). — Rom wurde auch durch das Exarchat noch beraubt, besonders 663 unter Constans II, sogar der Erzziegel des Pantheon. Historischer Theil. In Byzanz zerstörten Feuersbrünste, besonders 404. 475 (das Lauseion), 532 (das Bad des Zeuxipp) u. s. w.; dann die Ikonoklasten (von 728 an); die Kreuzfahrer (1203 u. 1204), wobei zwei ungeheure Brände bei weitem den meisten Schaden tha- ten. Damals erwarb Venedig Mancherlei (unten: Local). Zu- gleich litt Griechenland viel durch die Franken und Seeräuber. Die Türken. 2. Die Christlichen Catacomben zeigen, wie auch heid- nische Gegenstände (z. B. Orpheus) in die Christliche Allegorie aufgenommen wurden. Die Porphyrurne der Constantia ist mit Bacchischen Scenen geschmückt. Winck. vi, 1. S. 342. Die er- sten Christl. Kaiser haben auf den Münzen persönliche Darstellungen der Städte, Victorien und andre in das Heidenthum hinein strei- fende Gegenstände. Ein Flußgott auf dem Sarkophag bei Bouill. iii. pl. 65. Aber auch neu gebildete Gegenstände, wie der gute Hirte, erscheinen in dieser Zeit auf kunstgemäße Weise aufge- faßt. Eine verdienstliche Statue des guten Hirten in Rom beschreibt Rumohr It. Forsch. i. S. 168. Ueber die gemma pastoralis der Thes. gemm. astrif. iii. p. 82. In den Sinnbildern der ältesten Christen (Münter, Sinnbilder u. Kunstvorstellungen der alten Christen. 1825) ist freilich, zum Theil aus dem oft em- pfohlenen Bestreben, auch in den Sphragiden alles Götzenbildartige zu vermeiden, viel Kleinliches und Spielendes. ΙΧΘϒΣ. Die Meinungen der nachdenkenden Christen waren von Anfang an sehr getheilt, in Rom im Ganzen mehr für die Kunst, in Africa stren- ger. Tertullian, Augustin, auch Klemens von Alexandreia sprechen mit Härte gegen alle Ausübung der Plastik und Mahlerei. Vgl. Jacobs Academ. Reden i. S. 547 f. 3. Ueber Constantins spätre Verwüstungen von Tempeln Herausg. Winck. vi, 2. S. 403. Libanios Klagen sind wohl übertrieben. Das Serapeion in Alexandreia, der erste Tempel nach dem Capitol, durch Theophilos unter Theodosius zerstört. Direkte Befehle Tempel zu zerstören beginnen erst mit Theodosius Söhnen. Müller de genio aevi Theod. p. 172. Petersen p. 122. Man zerstörte zuerst besonders Sitze eines frechen, oder mystischen Cultus, Mithrashöhlen u. dgl., dann auch andre Tem- pelbilder. Man freut sich dem Volke das staubige Innre der χρυσελεφάντινα ξόανα zu zeigen, Euseb. Constant. Vita iii, 54. Eunapios klagt die Mönche an, Alarichs Heer zur Zerstörung des Tempel von Eleusis geführt zu haben. Da- gegen aber immer auch wieder Bemühungen die Denkmäler des Alterthums zu erhalten. Zum Schutze der Kunstwerke gab es in Griechen. Fuͤnfte Periode. Rom einen centurio, dann tribunns, comes, rerum niten- tium. Vales. ad Ammian. xvi, 6. Künstler werden im Cod. Theodos. xiii. tit. 4. geehrt. Die Päpste hatten mitunter Sinn für den Glanz, den die Reste des Alterthums ihrer Stadt verliehen, namentlich der von Fea gerechtfertigte Gregor der Große. 4. Griechenland wird schon sehr zeitig verwüstet. Die sog. Skythen durchzogen es mehreremal unter Gallien; sie plün- derten auch den Ephesischen Tempel. In Attika schlug sie Dexip- pos bei der Plünderung der Stadt, Trebellius Gallien 6. 13. (vgl. Corp. Inscr. n. 380.). 395 bedrohte Alarich Athen; doch wandte nach Zosimos Athena Promachos die Zerstörung ab (und grade in Athen bestand das Alterthum in Monumenten, Glaube und Sitte am längsten ungefährdet. Leake Topogr. Einl.). Rom wird zweimal von Alarich eingenommen (409 viele goldne Statuen eingeschmolzen um ihn zu befriedigen), dann von Ataulph. Von Genserich dem Vandalen 455. Die Kunstschätze des Capitols nach Africa geführt. Der in Byzanz gebildete Theodorich schützt das Alterthum und die Kunst mit Sorgfalt. Vgl. die Vertheidi- gung der Gothen bei Sartorius S. 191 fg. Wittigs Belagerung 537. Vertheidigung der Moles Hadriani mit Statuen. To- tilas Verwüstungsplan 546. Kriege der Longobarden und Grie- chen. Vgl. im Allgemeinen Winckelm. W. vi, 1. S. 349 ff. nebst den Anmerkungen. Fea sulle rovine di Roma in der Ital. Uebers. Winckelmanns. Petersen S. 124 ff. Niebuhrs Kl. Schriften S. 423 ff. — Umstände, welche auf ein plötzliches Stocken in Kunstunternehmungen schließen lassen, führt Winck. vi, 1. S. 337. an, so wie die Herausg. S. 390. Anhang. Die ungriechischen Voͤlker . I. Aegyptier . 1. Allgemeines. 1 215. Die Aegyptier sind ein durchaus eigenthuͤm- licher Zweig der Caucasischen Menschenraçe im weitern 2 Sinn dieses Worts. Ihr Koͤrperbau war zierlich, schmaͤch- tig, mehr fuͤr ausdauernde Arbeit, standhaftes Erdulden, 3 als heroische Kraftaͤußerung geschaffen. Ihre Sprache, in der Koptischen erkennbar, steht in ihrem Baue den Syrischen (Semitischen) nahe, aber beruht noch mehr auf aͤußerlicher Anreihung, und entfernt sich um desto weiter von dem innern organischen Reichthum der Griechischen. 4 Dieser Volkstamm findet sich seit Urzeiten in der ganzen Ausdehnung des Nilthals; die Aethiopen des Reiches Meroe waren, zwar selten politisch, aber durch uͤberein- stimmende Sitte, Religion, Kunst, uͤberhaupt Nationali- 5 taͤt, mit den Aegyptiern vereinigt. So wie dieses Strom- land, besonders in Aegypten, durch die scharfe Abgraͤnzung, die jaͤhrliche große Ueberschwemmung, einen sehr bestimm- ten und festen Charakter, etwas Abgeschlossnes und Ein- foͤrmiges hat: so finden wir hier auch das gesammte Le- ben seit uralten Zeiten sehr geregelt, und gleichsam erstarrt. Anhang. Aegyptier. Die Religion, ein Naturcult, war ein sehr weitlaͤuftiger 6 Caͤremoniendienst geworden, mit allerlei Priesterwissen- schaft verbraͤmt. Ein complicirtes System der Hierarchie und des Kastenwesens wand sich durch alle Zweige oͤf- fentlicher Thaͤtigkeit, wie des Handwerks und der Kunst hindurch; jegliches Geschaͤft hatte seine erblich darauf an- gewiesnen Leute. 1. Keine Neger, obgleich ihnen unter den Caucasiern am näch- sten stehend. Die Lippen stärker, Nase aufgeworfener, als bei den Griechen. Vgl. mit den alten Bildwerken die Köpfe von Kopten, Denon Voy . T. i. p. 136. 8. Gau’s Antiq. de la Nubie pl. 16. 2. Plerique subfusculi (es gab Unterschiede, durch μελάγ- χρως u. μελίχρως bezeichnet, wie in der Verkaufsurkunde des Pa- monthes) sunt et atrati, magisque maestiores , graci- lenti et aridi . Ammian xxii, 16, 23. Ein imbelle et inutile vulgus nach Juvenal xv, 126, aber auf der Folter nicht zu bezwingen. Ammian u. Aelian V. H. vii , 18. S. Herod. iii, 10. ii, 77. von den Hirnschädeln zu Pelusium. 4. Die Bildwerke Ober-Nubiens zeigen dieselbe Körperform und Farbe, wie die Aegyptischen. — Eine politische Einheit nur unter Sesostris (1500 v. Chr.). u. Sabakon (800). Vgl. Heeren Ideen ii, 2. (1826). Abschn. i. Ansicht des Landes und Volkes. 216. Wie dieses Volk durch seine stille und ernste 1 Natur sehr viele Zweige der Industrie und der mechani- schen Kuͤnste fruͤhzeitig zu einer bewundernswuͤrdigen Hoͤhe gebracht hat: so finden wir hier auch schon in ur- alter Zeit eine ausgebildete und viel gebrauchte Schrift . Und zwar unterscheidet man die Hieroglyphen als 2 eine eigentlich monumentale Schrift, welche von direkter Abbildung und tropischer Bezeichnung ausgehend, sich in einzelnen Theilen einer alphabetischen Schrift naͤhert, wie besonders in den Namenschilden; die hieratische Schrift, 3 welche bei der Uebertragung der Hieroglyphik, besonders Historischer Theil. des phonetischen Theils derselben, auf Papyrus durch Abkuͤrzung und Vereinfachung der Zeichen entstanden zu 4 sein scheint; endlich die demotische , sich wieder an diese anschließende, welche in ihrer Natur noch mehr al- phabetisch, und in der Form der Zeichen am meisten simplificirt ist. 2. Entdeckung der phonetischen Hieroglyphen . Gebaut auf die Vergleichung des Namens Ptolemäos auf dem Rosettastein (§. 217, 4.) mit dem Namen Kleopatra an dem Obelisken zu Philä. Anregung von Young: Artikel Egypt im Supplement der En- cyclopaedia Britannica. 1819. Account of some recent discoveries in Hieroglyphical Literature and Egyptian Antiquities . 1823. Vollständigere Entwickelung von Cham- pollion le jeune. Lettre à M. Dacier relative à l’alphabet des hiéroglyphes phonétiques. 1822. Précis du système hiéroglyphique des anciens Egyptiens. 1824. Bestätigt durch H. Salt’s Essay on Dr. Youngs and Mr. Champol- lion’s Phonetic system of Hieroglyphics. Entgegenge- setztes (?) System in Seyffarths Rudimenta Hieroglyphices. 1826. 3. Ἱερατικὴ γραμμάτων μέϑοδος ᾗ χρῶνται οἱ ἱερο- γραμματεῖς bei Klemens. Auf Papyrus-Rollen, welche liturgi- scher Art zu sein und Hymmen zu enthalten scheinen. Auch zahlreiche Bruchstücke gefalteten Papyrus (vgl. Herod. ii, 100.) mit Namen u. Regierungsjahren der Könige in der Turiner Sammlung. S. Quintino Lezioni intorno a diversi argomenti d’Archeo- logia. 1825. — Meist hieratische Stücke verzeichnet der Ca- talogo de’ papiri Egiziani della bibl. Vaticana von Mai 1825. 4. 4. Ἐπιστολογραφικὴ μέϑοδος bei Klemens, δη- μοτικὰ , δημώδη γρ. bei Herod. Diodor. (ἐγχώρια ist allge- meiner). Auf Papyrus, für Urkunden, Briefe, allerlei weltliche Aufzeichnungen gebraucht. Urkunden und Akten einer Cholchyten- (Mumienbekleider-) Familie zu Theben, theils demotisch, theils griechisch, zum Theil sich entsprechend. Einzelnes herausgegeben von Böckh (Erklärung einer Aegypt. Urkunde. Berl. 1821) u. Buttmann (Erkl. der Griech. Beischrift. 1824), von Peyron ( Pa- pyri Graeci R. Taurinensis Musei Aegyptii, besonders die Proceßakte von 117 v. Chr.), in Youngs Account u. Hierogly- phics, bei Mai a. O., u. Kosegarten de prisca Aegyptio- Anhang. Aegyptier. rum litteratura Comm. I. 1828. Diese Urkunden u. der Rosettastein haben zur Bestimmung einer Anzahl von Buchstaben, die in griechischen Namen vorkommen, der Zahlzeichen und andrer Siglen geführt, besonders durch Young, Champollion, Kosegarten. Ueber Spohns Arbeit ( de Lingua et Literis veterum Aegyp- tiorum, ed. et absolvit G. Seiffarth ) vgl. u. a. GGA. 1825. St. 123. Das beste Material dieser Forschungen geben die: Hierogly- phics collected by the Egyptian Society arranged by Th. Young, wovon bis jetzt 80 Blätter erschienen sind. 217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniß dieser 1 Schriftarten, namentlich der ersten, und eine dadurch ver- anlaßte groͤßre Beachtung des Manethon haben wir zu- gleich feste Bestimmungen uͤber das Alter vieler Mo- numente erlangt, welche, bei der schon von Platon geruͤhmten Unveraͤnderlichkeit der Kunst in Aegypten, Jahrtausende hindurch, unmittelbar aus dem Styl der Denkmaͤler kaum gewonnen werden konnten. Wir unter- scheiden nun: I. Die Periode vor der Syrisch-Arabischen Erobe- 2 rung der Hyksos oder Hirtenkoͤnige (sechzehn Dynastieen bei Manethon), in der This und Memphis besonders bluͤhten. Nichts entging am Ende derselben der Zerstoͤ- rung, als die Pyramiden von Memphis, Werke der vierten Dynastie. Aber auch Tempelfragmente der fruͤ- hern Zeit finden sich hie und da spaͤteren Werken einge- baut; sie zeigen genau dieselbe Kunstart, wie die spaͤtern. Wie diese nationale Kunstweise sich gebildet, stufenweise zu verfolgen, hat besonders eben die unge- heure Verwuͤstung der Hyksos, der Schluß dieser Periode, unmoͤglich gemacht. II. Der Stamm einheimischer Fuͤrsten, der auch 3 unter den Hyksos nicht erloschen war, aber sich in die entferntesten Gegenden zuruͤckgezogen hatte, erobert, von den Suͤd-Graͤnzen Aegyptens ausgehend, (die achtzehnte, Thebaͤische, Dynastie bei Manethon) allmaͤhlig das Reich wieder, und erhebt es zu neuem Glanze, der unter Ram- Historischer Theil. ses dem Großen, Sethos bei Manethon, sonst Sesostris genannt, (dem ersten der Fuͤrsten der neunzehnten Dyna- stie, 1473 v. Chr.) seinen Gipfel erreicht. Sein Name und die mehrerer anderer Ramses, Amenophis, Thut- mosis, stehen auf zahllosen Tempeln und andern Monu- menten, auch in Unter-Nubien. Theben ist der Mittel- punkt Aegyptens und erhebt sich zur hoͤchsten Bluͤthe. Auch die nachfolgenden Dynastieen, selbst die, den Aegy- tiern verwandten, Aethiopischen Eroberer, lassen in glei- cher Kunstweise Denkmaͤler ihres Namens zuruͤck: und unter den philhellienschen Herrschern von Sais ist in der Kunst noch Nichts von Griechischem Einflusse zu bemerken. 4 III. Aegypten befindet sich unter fremder Herrschaft, zuerst Persischer, dann Griechischer, darauf Roͤmischer, ohne daß indeß das Leben im Innern des Landes da- durch sehr veraͤndert wuͤrde. Die alte Kasteneinrichtung, die Hierarchie im Verhaͤltniß zur Nation besteht fort; alle Geschaͤfte des Lebens und Zweige der Kunst werden nach der alten Weise geuͤbt. Die Koͤnige und Kaiser werden von der Priesterschaft der verschiedenen Distrikte in Titeln und Darstellungsweise ganz nach der Art der alten Pharaonen behandelt. Erst das Christenthum ver- nichtet durch aͤußerliche Zerstoͤrung diese mumienartig in sich aufgetrocknete und darum unverwesbare Aegyptische Welt. 1. Manethon (260 v. Chr.) steht, abgesehn von den Cor- ruptionen des Texts, so hoch an Zuverlässigkeit über den eigentli- chen historischen Nachrichten Herodots, als authentische Aufzeichnun- gen, von einem kundigen Eingebornen benutzt, über mündlichen Er- zählungen zweideutiger Mittelspersonen an einen Fremden. Unter solchen Aufzeichnungen, welche Manethon benutzen konnte, ist die Genealogie Ramses des Großen merkwürdig, welche die Tafel von Abydos giebt (am genauesten Hierogl. 47). Wenigstens stimmt hier die Folge, Thutmosis, Amenophis, Horus, mit Manethon überein. 2. Die Pyramiden-Erbauer , Suphis I. (Cheops Herod.), ein Götterverächter, Suphis II. (Chephren), Mencheres (Mykeri- Anhang. Aegyptier. nos), Könige der iv Dynast i e, von den Priestern, die Herodot hörte, aus theokratischen Gründen in die Zeit des Verfalls hin- abgeschoben. Vgl. Heeren Ideen ii, 2. S. 198 mit Champollion Lettres à M. le Duc de Blacas II. Eben da über die Bruch- stücke früherer Gebäude, die man im Ammonstempel und Pallast bei Karnak in den Ruinen Thebens findet. 3. Die xviii Dynastie bei Champollion: Amnoftep, Thoyt- mos, Amnmai, Thoytmos) II, Amnof, Thoytmos III, Amnof II (Φαμένωφις oder Μέμνων), Horus, Ramses I, Ousirei, Manduei, Ramses II, III, IV (Mei-Amn), V. Die xix : Amn-Mai Ramses VI, Ramses VII, Amnoftep II, Ramses VIII, IX, Amen-me, Ram- ses X. Von den Folgenden glaubt man auf Monumenten zu finden: Manduftep (Smendes, XXI), Scheschonk, Osorchon, Takelothe (XXII), Sabaco u. Tirraka ( XXV, diese Salt), Psemteg (Psammetichos, XXVI), Naiphroue, Hakr (Nephe- reus u. Akoris, von der xxix Dyn. aus der Perserzeit). 4. Hauptstützen dieser in neueren Zeiten gewonnenen Ansicht, 1. Der Rosettastein, ein Dankdecret, in hieroglyphischer, demotischer und Griechischer Schrift, der in Memphis versammelten Priester an Ptolemäos V, der sich nach Pharaonen-Weise hatte inauguriren lassen, besonders dafür daß er die Priesterschaft von manchen Lasten befreite. Zuletzt erklärt von Drumann. Dergleichen Dank- und Lob-Decrete gab es viele; noch Nero’s Tugenden wurden von den Einwohnern von Busiris in Hieroglyphen gepriesen. 2. Die Grie- chischen Inschr. an den Tempelwänden, meist des Inhalts, daß Ptolemäer oder Imperatoren, oder die Landeseinwohner für das Heil dieser Herrscher (ὑπὲρ αὐτῶν), den Landesgöttern Tempel, oder neue Theile derselben, weihen; sie reichen bis in die Zeit der Antonine hinab. Recherches pour servir à l’ histoire de l’Egypte pendant la domination des Grecs et des Ro- mains—par M. Letronne 1823. 3. Die hieroglyphischen Inschr. mit Namen von Ptolemäern und Römischen Kaisern bei Darstel- lungen, die dem Inhalt und der Form nach rein Aegyptisch sind. Champollion. 4. Noch tiefer in das Privatleben hinein führen die Urkunden der Cholchyten, §. 216, 4. Vgl. GGA. 1827 St. 154—156. Man sieht daraus, das ganze ius sacrum der Aegyp- tier, und was gehörte hier nicht dazu, bestand in der spätern Ptole- mäerzeit noch ziemlich ungefährdet. 218. Dem Local nach zerfallen die Monumente der 1 Aegyptischen Kunstweise: Historischer Theil. 1 I, in die Ober-Nubischen . Hier lag das, we- nigstens schon vor Herodot bluͤhende Reich, Meroe , in dem die Priesterherrschaft bis Ergamenes (um 270 v. Chr.) noch strenger, priesterliche Kenntniß noch allgemei- ner verbreitet war. Auf dieser sogenannten Insel findet man jetzt noch bedeutende Gruppen von Ruinen, welche indes- sen den Aegyptischen Styl nur in einer spaͤtern Ausartung zeigen. Am noͤrdlichen Ende derselben, schon außerhalb der Insel, finden sich aͤhnliche Gebaͤude von Napata, der Residenz der Koͤniginnen Kandake; auch zeigen sich Bau- werke verwandter Art an mehrern Orten Abessyniens. 2 II. Die Unter-Nubischen , durch einen großen Raum von jenen getrennten, sich an Oberaͤgypten an- schließenden. Daß sie meist die Gestalt von Hoͤhlenanla- gen tragen, hat wohl zum Theil die geringere Ausdeh- nung des Nilthals bewirkt, welches keine hinlaͤngliche Flaͤche zu andern Constructionen darbot; den hieroglyphi- schen Inschriften nach stammen sie meist aus der bluͤhen- den Zeit Thebens. Der unfertige Zustand der meisten beweist, daß die Verhaͤltnisse, aus denen sie hervorgin- gen, voruͤbergehend waren. 3 III. Die Ober-Aegyptischen , theils oberhalb Thebens, theils in Theben selbst, theils unterhalb bis Her- mopolis. Die Monumente von Theben , bei weitem die colossalsten unter allen, danken meist einer und derselben Zeit, der achtzehnten und neunzehnten Dynastie, ihre Entstehung, und stellen daher einen und denselben maͤch- tigen und grandiosen Styl dar. 4 IV. Die Mittel-Aegyptischen und V, die Unteraͤgyptischen, urspruͤnglich nicht minder zahlreichen, aber durch die haͤufigern Voͤlkerzuͤge und Verheerungen in diesen Gegenden, so wie durch die Entstehung neuer bedeutender Staͤdte in der Nachbarschaft zum großen Theil vertilgt. VI. Oasen . 1. Reich Meroe . Beinahe eine Flußinsel, durch Nil u. Astaboras. Das vom Gihon umflossne Kusch. Ruinen am Nil, Anhang. Aegyptier. um Schendy, 17 nördl. Breite. Hier liegen Gurkab, wo 43 Py- ramiden, Assur, wo 80. Südlich von Schendy, vom Nil ab, Me ç aurah mit einem labyrinthisch angelegten Heiligthum (dem Ora- keltempel nach Heeren) u. Naga, wo ein T. des Ammon mit Wid- deralleen. Außerhalb der Insel, nördlich davon bei Dongolah, die Ruinen am Berge Barkal u. bei Merawe, ehemals Napata . Nirgends trägt in allen diesen Ruinen die Architektur und Sculptur einen streng alterthümlichen Charakter (vgl. §. 221, 2.); und ich zweifle kaum, daß die Königinnen, welche, bald mit einem Kö- nig, bald allein, in kriegerischen wie priesterlichen Akten vorkommen, zu den Kandake’s gehören, welche von der Makedonischen Zeit bis ins 4te Jahrh. n. Chr. hier herrschten, und außer Napata auch Meroe inne hatten (Plin. vi, 35). S. Burckhardts Travels in Nubia. Cailliaud’s Voyage à Méroé etc. 2 Bände Kupfer, nebst Erläuterungen, 3 Bde Text. Nachrichten von Rüppel. Karte von Ritter im zweiten Heft der Charten und Pläne. In Habesch Axum (nach Mannert durch die Auswanderung der Aegyptischen Kriegerkaste gegründet) um 500 n. Chr. ein mäch- tiges Reich. Obelisken, abweichender Art, ohne Hieroglyphen. Nachrichten von Bruce, Salt, Lord Valentia Travels T. iii. Aehnliche im Hafen Azab und wohl auch in Adule. 2. Unter-Nubien von Soleb an, durch eine Monumenten- leere Strecke von 35 Meilen von Meroe getrennt. Tempel von Soleb (Reliefs von Amenophis II. ); Aamara; Semne; Wady- Halfa; Ibsambul (zwei Felstempel mit Colossen, der größere ist das Ehrenmonument Ramses des Gr.); Derri; Hasseya; Amada; Wadi-Sebua (Tempel und Sphinxreihen); Moharraka [Hierosyka- minon); Korti [Corte]; Dakke [Pselkis]; Gyrsche [Tulzis] mit einer sehr großen Tempelgrotte, stützenden Colossen, besonders alt; Dondur; Kalabsche mit einem T. u. einem Felsendenkmal [Talmis]; Tafa [Taphis]; Kardassy [Tzitzi]; Debod mit der Insel Berembre [Parembole]. Berenike am rothen Meer mit einem kleinen T. Spuren der Nichtvollendung bemerken an den meisten Monumenten Nubiens Leljegreen u. Aa. Hauptquellen die Reisen Burckhardts, Lights, dann Belzoni: Narrative of the operations and re- cent discoveries within the pyramids, temples, tombs and excavations in Egypt and Nubia. Sec. edit. 1821. (Ibsambul), besonders Gau’s Antiquités de la Nubie. 13. Livraisons Kupfer, nebst Text. Par. 1822. Vgl. auch Leljegreen, aus dem Schwedischen in Schorns Kunstbl. 1827. N. 13 ff. 3. Oberägypten . Die Insel Philä (Insel der Isis in Griech. Inschriften) mit einem großen T. (Viel von Ptolem. Euerg. ii. 15 Historischer Theil. gebaut); Elephantine (Denkmäler von Amenophis II. ); Syene [j. Assuan]; Omboi [Koum Ombo]; Silsilis; Groß-Apollinopolis [Edfu] mit einem prachtvollen Tempel nebst Typhonion; Eilethyia [ElKab] mit vielen und schönen Katakomben; Latopolis [Esneh] mit einem großen sehr mächtig construirten, und einem kleinen, spät und schlecht gebauten, Tempel; Aphroditopolis [Eddeir]; Her- monthis [Erment]. Dann Theben . Die Trümmer im Ganzen an 5 geogr. Meilen im Umfang. 1. Die eigentliche Stadt auf der Ostseite. Tempel u. Pallast bei Luksor (Amenophis II. ), durch eine über 6000 Fuß lange Sphinx-Allee verbunden mit dem Tempel (Ame- nophis I. ) und Pallast (Ramses der Gr.) bei Karnak. Kleiner Hippodrom. 2. Die Μεμνόνεια, d. h. die Todtenvorstadt, Nekropolis, auf der Westseite. (Darüber unterrichtet besonders die von Peyron herausgegebne Proceß-Akte nebst der Syngraphe des Nechutes; alle Leichenbesorger sollten hier wohnen; τὰ Μεμνόνεια sagt auch der Schriftsteller bei Orelli Philo p. 146.). Besonders gehörte dazu die Gegend um Kurnah, das Osymandyeion mit einer Sphinxallee, die Gräbergrotten u. Syringen, das Feld mit den Ko- lossen, wo ohne Zweifel ein Hauptgebäude lag. ῾ϒπὲρ δὲ τοῦ Μεμνονείου (Strabon bezeichnet das Felsenthal Biban el Maluk; doch liegen ähnliche Grabmäler auch bei Kurnah) ϑῆκαι βασιλέων ἐν σπηλαίοις λατομηταὶ περὶ τετταράκοντα ϑαυμαστῶς κατεσκευασμέναι. Südlicher, bei Medinet-Abu, ein Pallast (Ramses II. ) und Pavillon (nach den Vf. der Description ) in zwei Stockwerken bei dem großen Hippodrom (6000 × 2000 Par. Fuß). Viv. Denon’s Voyage dans la haute et basse Egypte pendant les camp. du Gén. Bonaparte, 1802. Description de l’Egypte . Antiquités V. i. ii. iii. Hamilton Remarks on several parts of Turkey. Vol. i. Aegyptiaca. Reise zum T. des Jupiter Ammon in der Libyschen Wüste und nach Ober-Aegypten von H. Freiherrn v. Mi- nutoli, herausg. von Tölken 1824. Minutoli’s Nachtrag 1827. Vgl. Ritter Erdkunde i. (1822) S. 680 ff. Weiter hinab. Klein-Apollinopolis [Kous]; Koptos [Kuft]; Tentyra mit einem zierlichen Tempel, der nach den Namenschildern von Kleopatra u. Ptolemäos Cäsar begonnen, von den Kaisern fort- gebaut worden ist; Klein-Diospolis; Abydos [El Arabat]; This [bei Girgeh]; Chemmis [Eckhmin]; Antäopolis [Kan el Kebir]; Lykopolis [Es Syut]. 4. Mittelägypten . Hermopolis [Benisour]; Kynopolis (?) [Nesle Sheik Hassan]; Aphroditopolis [Doulab el Halfeh]; daue- Anhang. Aegyptier. ben die Landschaft des Sees Möris [Fayoum] mit dem La- byrinth und Pyramiden, auch einem muthmaßlichen T. des Am- mon in der Nähe, Krokodilopolis (Arsinoe). Descr. T. iv. pl. 69 sqq. Memphis . Das Λευκὸν τεῖχος, welches ohne Zweifel die βασίλεια enthielt, lag hoch, und schloß sich wahrscheinlich hinten an die Pyramiden von Sakkarah als Nekropolis an. Die Pyramiden von Ghizeh, die höchsten, liegen 40 Stadien nördlich von der Stadt; die von Dashour südlich davon. Der Boden voll Syringes. Vom T. des Phthas nebst der αὐλὴ des Apis keine Spur. De- script. T. v. Unterägypten . Heliopolis oder On [bei Matarieh], nur ein Obelisk noch vorhanden: Tanis [San], ein δρόμος von Gra- nitsäulen; Sais [Sa el Haggar], bebeutende Ruinen; Taposiris [Abusir]. Descr. T. v. Oasen . Ammonische Oase, von Siwah. Ruinen des Am- monstempel (zu Omm-Beydah), der Königl. Burg, Katakomben. Reise von Minutoli. Voyage à l’Oase de Syouah, redigé par Iomard d’après les materiaux recueillis par Drovetti et Cailliaud. — Nördliche Oase von Aegypten, El Wah oder El-Kassar genannt, mit ausgedehnten Ruinen, von Belzoni be- sucht. Südliche Oasis, El Khargeh und El Dakel, mit Aegypti- schen T. u. spätern Gebäuden, von Cailliaud genau beschrieben. Cailliaud Voy . à l’Oasis de Thebes et dans les deserts si- tués à l’Orient et à l’Occ. de la Thébaide, redigé par Jo- mard. 2 Vol. fol. — Aegyptisch-Griechische Gebäude im Smaragdgebürge zu Sekket, Caill. pl. 5 sqq. 2. Architektonik . 219. Die Architektonik Aegyptens hat nicht, wie die 1 Griechische, ihre Formen auf eine augenfaͤllige Weise durch den Holzbau erhalten; im Gegentheil hat der Mangel an Holz die Aegyptier genoͤthigt zeitig ihr reiches Fel- senmaterial zu benutzen, und ein troglodytisches Hinein- graben in dasselbe fand wenigstens neben dem Aufhaͤufen von Steinmassen auf der Erde seit uralten Zeiten statt. Eben so wenig sind diese Formen durch die Ruͤcksicht 2 15* Historischer Theil. auf Ableitung des Regens bestimmt worden (daher nir- gends Giebeldaͤcher); nur das Streben nach Schatten und einem kuͤhlen Luftzuge kann man als die climatischen Be- dingungen angeben, mit denen sich priesterliche Grundsaͤtze und das besondere Kunstgefuͤhl der Nation verein- ten, um diesen eigenthuͤmlichen, einfach grandiosen, Ar- chitekturstyl hervorzubringen. Quatr. de Quincy’s und Jos. del Rosso’s Werke über die Aegyptische Baukunst sind jetzt wenig mehr zu brauchen. Dage- gen Hirt Gesch. der Baukunst i, S. 1—112. 1 220. In der Anlage sind die Tempelgebaͤude ohne die innre Einheit der Griechischen: vielmehr Aggre- gate, die ins Unendliche vermehrt werden konnten, wie auch die Geschichte, z. B. des Phthas-Tempels in Mem- 2 phis bei Herodot, lehrt. Alleen von Widder- oder Sphinx- Colossen, oder auch Colonnaden bilden den Zugang (δρόμος); bisweilen findet man davor kleine Vortempel beigeordneter Gottheiten (u. a. Τυφώνια). Vor der Haupt- masse der Gebaͤude stehen gern zwei Obelisken als Denk- pfeiler der Weihung. Die Richtung der ganzen Anlage folgt nicht nothwendig derselben graden Linie. Die Haupt- 3 gebaͤude beginnen mit einem Pylon, d. h. pyramidalischen Doppelthuͤrmen oder Fluͤgelgebaͤuden (Strabons πτερά), welche die Thuͤre einfassen, deren Bestimmung noch sehr dunkel ist (sie konnten als Bollwerk des Eingangs, aber 4 auch zu Himmelsbeobachtungen dienen). Dann folgt ge- woͤhnlich ein Vorhof von Saͤulengaͤngen, Nebentempeln, Priesterwohnungen umgeben (πρόπυλον oder προπύ- 5 λαιον, zugleich περίστυλον). Ein zweiter Pylon (die Zahl kann auch vermehrt werden) fuͤhrt nun erst in den vordersten und ansehnlichsten Theil des eigentlichen Tempel- gebaͤudes, eine von Mauern eingeschlossne Saͤulenhalle, welche nur durch kleine Fenster im Gebaͤlk oder Oeffnun- gen im Dache Licht erhaͤlt (der πρόναος, ein οἶκος ὑπο- 6 στυλος). Hieran schließt sich die Cella des Tempels Anhang. Aegyptier. (der ναὸς oder σηκοίς), ohne Saͤulen, niedriger, meist von mehrern Mauern eingefaßt, oft in verschiedne kleine Ge- maͤcher oder Sanctuarien abgetheilt, mit monolithen Be- haͤltern fuͤr Idole oder Thiermumien, dem Anblicke nach der unansehnlichste Theil des Ganzen. 1. Menes baut ihn, Sesostris macht einen Anbau aus unge- heuren Steinen und setzt 6 Bildsäulen seiner Familie hinein, Rhamp- sinit baut Propyläen gegen W. mit zwei Statuen, Asychis Propy- läen gegen O., Psammetich gegen S. u. gegenüber eine αὐλὴ für Apis, Amasis setzt einen Coloss davor. 2. S. Strabon xvii. p. 805. c. u. vgl. zu den Ausdrücken Diod. i, 47. 48. Und von einzelnen Tempeln besonders den T. des Ammon bei Karnak, Descript. T. iii., den von Philä, Descr. T. i. , den von Soleb, Caill. ii. pl. 13., von B. Barkal, i. pl. 64. 3. Für die letztre Bestimmung des Pylon spricht, daß nach Olympiodor Claudius Ptolemäus 40 J., Sterne observirend, in den πτεροῖς τοῦ Κανώβου wohnte. S. Buttmann im Museum der AlterthumsW. ii. S. 489 ff. Grundsatz der Anlage des Pylon scheint: daß die innern Seitenlinien des Pylon, im Aufrisse bis auf den Boden verlängert, auf die äußersten Puncte der Thür- öffnung fallen müssen. Ueber die Verzierung mit Masten an Fe- sten die Reliefs Descr. T. iii. pl. 57, 3. Cailliaud Voy . à Méroé T. ii. pl. 74. 221. Diese Anlage kann eben so zusammengezogen 1 wie ausgedehnt werden, auch so daß das Haupttempel- gebaͤude mit Saͤulen eingefaßt wird. Dabei herrscht aber 2 durchgaͤngig die Regel, daß die Saͤulen zwar innerhalb von Mauern, aber nicht außen um die Mauer umher stehen koͤnnen, sondern, wo sie nach außen angebracht sind, mit steinernen Bruͤstungen ( plutei ) verbunden eine Mauer vertreten, daher auch an den Ecken gewoͤhnlich Mauer fuͤr die Saͤulen eintreten. Auch sind dann die Thuͤrpfosten an die Schaͤfte der mittelsten Saͤulen ange- baut, aͤhnlich wie sonst an Pylonen. Mit andern Wor- 3 ten: die Aegyptier kennen keinen ναὸς περίπτερος; die Historischer Theil. Saͤulenreihe ist ihnen keine freie Erweiterung des Tem- pels (πτερὸν, laxamentum ), sie ist nur die durchbrochne Mauer. 2. S. z. B. den Dempel von Tentyra, der, obgleich spät, die Aegyptische Architektur in großer Vollkommenheit zeigt. (Die Sculptur ist schlecht). Daß die Ruinen bei Me ç aurah eine Porticus um die Celle des Tempels zeigt, Cailliaud i. pl. 25. 29., ist hiernach ein Beweis spätern Ursprungs. 1 222. Die Mauern sind von großer Staͤrke, bis- weilen 24 Fuß am Boden; sie sind nur nach innen senk- recht, nach außen stark geboͤscht, aus Quadern, meist von Sandstein, zusammengesetzt, und sehr glatt behauen. 2 Die ebne Flaͤche der Mauern nach außen wird regelmaͤ- ßig und bei allen Arten von Gebaͤuden, rahmenartig, von 3 einem Rundstab eingefaßt. Ueber diesem erhebt sich uͤberall der Sims mit einem, doch nicht bedeutend, vor- springenden platten Kranzleisten und einer Hohlkehle dar- unter, die uͤber den Eingaͤngen jedesmal mit der gefluͤ- 4 gelten Kugel verziert ist. Oefter ist der Kranzleisten auch doppelt vorhanden; die Flaͤche zwischen dem obern und untern ist dann regelmaͤßig in der Form von kleinen 5 Schlangen (βασιλίσκοι, uraei ) zugehaun. Das Gesims bildet zugleich eine Bruͤstung gegen die Flaͤche der Decke, welche sehr einfach aus queer uͤbergelegten Steinbalken und eingefugten Platten (oft von gewaltiger Groͤße) besteht. 1. Die Mauern isodom oder pseudisodom, öfter auch schräge Fugen. Daß die Quadern meist erst, wenn sie aufgesetzt waren, nach außen bearbeitet wurden, sieht man an unvollendeten Theilen. Dasselbe gilt von den Säulenknäufen. 1 223. Die Saͤulen sind in der Regel etwas schlanker als die aͤlteren Dorischen; sie sind eng gestellt, mit Ba- sen aus kreisfoͤrmigen, oft auch abgerundeten, Platten versehn, der Schaft entweder gradlinigt verjuͤngt oder ausgebaucht, haͤufig mit senkrechten und queerlaufenden 2 Furchen verziert, aber nicht eigentlich cannelirt. Die Anhang. Aegyptier. Capitaͤle zerfallen in zwei Hauptordnungen: 1. kelch- foͤrmige, mit allerlei Blaͤtterwerk geschmuͤckte, mit schmaͤ- leren aber oft sehr hohen Platten. 2. unten ausge- 3 bauchte und nach oben sich verengende, mit vortretenden aber niedrigen Platten. Eine seltsame Nebenform sind 4 die Masken (der Athor zu Tenthyra), welche die Fa ç ade eines Tempels tragen, und sowohl als Verzierungen der Platte, als auch des ganzen Capitaͤls vorkommen. Diese 5 Grundformen der Capitaͤle erhalten durch einen verschwen- derischen Reichthum von Sculptur-Verzierungen, welche fast immer an die Vegetation des Landes, besonders die Nilpflanzen, erinnern, selbst in einer und derselben Tem- pelhalle die mannigfachsten Modificationen. Außer 6 Saͤulen sind auch Pfeiler gewoͤhnlich, an denen haͤu- fig Figuren angelehnt stehn, die aber nur selten wirkliche Traͤger eines Theils des Gebaͤlks sind. Ueber den 7 Saͤulen liegt das Architrav mit dem Rundstab, durch welche Theile die Einheit mit den Mauern hergestellt, und Alles gleichmaͤßig dem Sims, der uͤberall derselbe bleibt, untergeordnet wird. 1. Die Höhe der Säulen ist nach der Description bei dem Tempel zu Luxor und dem Osymandyeion der stärkste Durchmesser 5¼ mal. 2. Athenäos v. p. 206. (vgl. §. 150, 2) beschreibt die erste Art sehr genau: Οἱ γὰρ γεγονότες αὐτόϑι κίονες ἀνήγοντο στρογγύλοι, διαλλάττοντες τοῖς σπονδύλοις (Cylindern), τοῦ μὲν μέλανος τοῦ δὲ λευκοῦ, παράλληλα τιϑεμένων. Εἰσὶ δ̛ αὐτῶν καὶ αἱ κεφαλαὶ τῷ σχήματι περιφερεῖς, ὧν ἡ μὲν ὅλη περιγραφὴ παραπλησία ῥόδοις ἐπὶ μικρὸν ἀναπεπταμένοις ἐστίν. περὶ δὲ τὸν προςαγορευό μενον κάλαϑον οὐχ ἕλικες, καϑάπερ ἐπὶ τῶν ‘Ελληνικῶν, καὶ φύλλα τραχέα περίκειται, λωτῶν δὲ ποταμίων κά- λυκες καὶ φοινίκων ἀρτιβλάστων καρπός· ἔστι δ̛ ὅτε καὶ πλειόνων ἄλλων ἀνϑέων γέγλυπται γένη. τὸ δ̛ ὑπὸ τὴν ῥίζαν, ὃ δὴ τῷ συνάπτοντι πρὸς τὴν κεφαλὴν ἐπί- κειται σπονδύλῳ, κιβωρίων ἄνϑεσι καὶ φύλλοις ὡσανεὶ καταπεπλεγμένοις ὁμοίαν εἶχε τὴν διάϑεσιν. 3. Nach Ritter, Erdkunde i. S. 715 (1822), ist dies Capitäl eine Nachbildung der Lotos-Frucht. Historischer Theil. 4. Interessant ist der Aegyptische Aufriß eines solchen Capitäls, durch ein Netz entworfen, Descript. iv. pl. 62. 6. Diodor beschreibt diese Art von Atlanten (welche aber Nichts tragen) durch: ὑπηρεῖσϑαι δ̛ ἀντὶ τῶν κιόνων ζῴδια πηχῶν ἑκκαίδεκα μονόλιϑα, i, 47. Nur bei dem B. Barkal, Caill. i. i. pl. 67 sq., kommen einmal Zwergfiguren vor, welche wirk- lich einen Theil des Pfeilers tragen. 1 224. Als eine Zubehoͤr der Tempelarchitektur sind die Obelisken zu betrachten: vierseitige, auf eine niedrige Basis gestellte, Pfeiler, die sich nach oben verjuͤngen, 2 und mit einem Pyramidion schließen; aus Kalkstein, gewoͤhnlicher aber aus Granit oder Syenit ( pyrrhopoe- cilus ), mit vortrefflich eingegrabnen Bildwerken und Hie- 3 roglyphen. Der Gebrauch des Obelisks als eines Gno- mon ist, so wie die Stellung auf einer hohen Basis im- mitten freier Plaͤtze, erst bei der Versetzung einzelner 4 nach Rom aufgekommen; in Aegypten gehoͤrten sie zur Classe der Stelen (Denkpfeiler), und gaben an welche Ehren und Titel der Koͤnig, der einen Tempel erbaut, erweitert, reich beschenkt hatte, dafuͤr von der Priester- schaft empfangen habe, daß z. B. Ramesses als Aroeris, 5 den Re und alle Goͤtter lieben, geehrt werde. Die beruͤhmtesten Obelisken waren in Heliopolis und Theben; von da sind auch die ansehnlichsten der in Rom befind- lichen. 1. Die Verjüngung beträgt gewöhnlich ⅓; das Verhältniß der untern Breite zur Höhe 1: 9 bis 12. 2. Das Verfahren des Aushebens der Obelisken ist in den Steinbrüchen von Syene noch deutlich zu sehen. Rozière des ex- ploitations de granit in der Description de l’Egypte. 4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Am- mian xvii, 4. (beinah das schätzbarste Fragment des ganzen Aegyptischen Alterthums), welche leider durch die excerpirende Hand Ammians sehr gelitten hat, muß wohl ungefähr so in Ordnung gebracht werden: Ἀρχὴν ἀπὸ τοῦ νοτίου διερμηνευμένα ἔχει στίχος Anhang. Aegyptier. πρῶτος τάδε· Λέγει Ἥλιος (πρῶτος?) βασιλεῖ Ῥαμέ- στη· δεδωρήμεϑά σοι πᾶσαν οἰκουμένην μετὰ χαρᾶς βα- σιλεύειν, ὃν Ἥλιος φιλεῖ. Dies stand oben über den drei Columnen, welche mit den Sperbern, oder Falken, beginnen, durch die auf vielen Obelisken Arueris über jeder Reihe bezeichnet ist. Ἀπόλλων κρατερὸς φιλαλήϑης υἱὸς Ἥρωνος, ϑεογέννητος κτιστὴς τῆς οἰκουμένης, ὃν Ἥλιοςπροέκρινεν, ἄλκιμος Ἄρεως βασιλεὺς Ῥαμέστης· ᾧ πᾶσα ὑποτέτακ- ται ἡ γῆ μετὰ ἀλκῆς καὶ ϑάρσους· βασιλεὺς Ῥαμέστης Ἡλίου παῖς αἰωνόβιος. Στίχος δεύτερος . Ἀπόλλων κρατερὸς ὁ ἑστὼς ἐπ̕ ἀληϑείας δε- σπότης διαδήματος, τὴν Αἴγυπτον δοξάσας κεκτημένος, ἀγλαοποιήσας Ἡλίου πόλιν, καὶ κτίσας τὴν λοιπὴν οἰ- κουμένην, πολυτιμήσας τοὺς ἐν Ἡλίου πόλει ϑεοὺς ἀνι- δρυμένους, ὃν Ἥλιος φιλεῖ. Στίχος τρίτος . Ἀπόλλων κρατερὸς Ἡλίου παῖς παμφεγγὴς, ὃν Ἥλιος προέκρινεν, καὶ Ἄρης ἄλκιμος ἐδωρήσατο· οὑ τὰ ἀγαϑὰ ἐν παντὶ διαμένει καιρῷ· [βασιλεὺς] ὃν Ἄμμων ἀγαπᾷ [Ῥαμέστης] πληρώσας τὸν νεὼν τοῦ Φοίνικος ἀγαϑῶν· [βασιλεὺς Ῥαμέστης] ᾧ οἱ ϑεοὶ ζωῆς χρόνον ἐδωρήσαντο. Die durch Klammern bezeichneten Ergänzungen for- dert die symmetrische Einrichtung aller Obelisken. [ Ἀφ̛ ἡλίου δυσμῶν .] [ Στίχος πρῶτος .] Die Ueberschrift aller drei Columnen: Ἥλιος ϑεὸς μέγας δεσπότης οὐρανοῦ [βασιλεῖ Ῥαμέστη]. δεδώρημαί σοι βίον ἀπρόσκορον. Steht jetzt am falschen Orte. Ἀπόλλων κρατερὸς [φιλαλήϑης] υἱὸς Ἥρωνος, βασιλεὺς οἰκουμένης Ῥαμέστης, ὃς ἐφύλαξεν Αἴγυπτον τοὺς ἀλλοεϑνεῖς νικήσας· ὃν Ἥλιος φιλεῖ. ᾧ πολυν χρό- νον ζωῆς ἐδωρήσαντο ϑεοὶ, δεσπότης οἱκουμένης Ῥαμέ- στης αιωνόβιος. Στίχος δεύτερος. Ἀπόλλων κρατερὸς κύριος διαδήματος ἀνείκα- στος, [ὃς τῶν ϑε]ῶν ἀνδριάντας ἀνέϑηκεν ἐν τῆδε τῇ βασιλείᾳ, δεσπότης Αἰγύπτου, καὶ ἐκόσμησεν Ἡλίου πόλιν ὁμοίως καὶ αὐτὸν Ἥλιον δεσπότην οὐρανοῦ· συνε- τελεύτησεν ἕργον ἀγαϑόν. Ἡλίου παῖς βασιλεὺς αἰωνόβιος. [ Στίχος τρίτος .] Fehlt. [ Τὸ βόρειον .] [ Στίχος πρῶτος .] Historischer Theil. Wie oben. Ἥλιος δεσπότης οὐρανοῦ Ῥαμέστῃ βασι- λεῖ· δεδώρημαί σοι τὸ κράτος καὶ τὴν κατὰ πάντων ἐξουσίαν. Die erste Columne fehlt. [ Στίχος δεύτερος .] Fehlt. Στίχος τρίτος . Ἀπόλλων [κρατερὸς] φιλαλήϑης δεσπότης χρό- νων. [ὃν] καὶ Ἥφαιστος ὁ τῶν ϑεῶν πατὴρ προέκρινεν διὰ τὸν Ἄρεα. βασιλεὺς [Ῥαμέστης] παγχαρὴς Ἡλίου παῖς καὶ ὑπὸ Ἡλίου φιλούμενος [βασιλεὺς Ῥαμέ- στης .....] Ἀφηλιώτης . Στίχος πρῶτος . Ὁ ἀφ̛ Ἡλίου πόλεως μέγας ϑεὸς ἐνουράνιος [Ῥα- μέστῃ βασιλεῖ· δεδώρημαί σοι ....] Ἀπόλλων κρατερὸς [φιλαλήϑης] Ἥρωνος υἱός. ὃν Ἥλιος ἠγώγησεν, ὃν οἱ ϑεοὶ ἐτίμησαν, ὁ πάσης γῆς βασιλεύων, ὃν Ἥλιος προέκρινεν, ὁ ἄλκιμος διὰ τὸν Ἄρεα βασιλεὺς, ὃν Ἄμμων φιλεῖ [Ῥαμέστης] καὶ ὁ παμφέγγης συγκρίνας αἰώνιον βασιλέα ..... [ Στίχος δεύτερος .] Fehlt. [ Στίχος τρίτος .] Fehlt. Vgl. sonst Zoëga de Ob. p. 593., Heeren Ideen ii, 2. S. 415. Champollion Précis p. 146 ff. 5. Manche der Obelisken in Rom sind später, in einem rohen und nachgemachten Style, gearbeitet, wie der Pamphilius, Bar- berinus, Sallustius nach Zoëga. Unter den alten, ächtägypti- schen, sind besonders wichtig: I. Der von Theben nach Alexandreia und durch Constantius II. nach Rom gebrachte und im Circus aufgestellte, hier der größte von allen (sonst 148, jetzt 144 Palmen), jetzt vor dem Lateran, von Thutmosis geweiht. Bei Kircher abgebildet. II. Der von Semenpserteus (nach Plinius, wobei man aber eine Verwechslung mit dem folgenden annehmen muß) d. h. Psammetich (dessen Namen man noch daran liest) in Heliopolis aufgestellte, vom August im Campus als Gnomon errichtete, 72 od. 76 Fuß nach den Alten, 94½ Palmen nach Neuern hohe, von Pius VI. auf monte Citorio von neuem aufgestellte. (Dieser hat nur 2, nicht 3 στίχοι.) Abgebildet bei Zoëga. Bandini Comm. de obelisco Augusti. 1750. f. Anhang. Aegyptier. III. Der von Sesostris oder Ramesses den Großen (nach der Voraussetzung der Verwechslung) zu Heliopolis geweihte, von August im Circus, 1589 an der Porta del Popolo (daher Fla- minius ) aufgestellte, nach den Alten 85, 87 oder 88 Fuß, jetzt 107 (vorher 110) Palmen. Bei Kircher. — Nach Ammian könnte nur dieser der von Hermapion erklärte sein; auch findet sich richtig stets in der ersten und dritten Columne Ramesses Namen; aber in der zweiten stets ein andrer, Manduei nach Champollion. (Ist dies Schild vielleicht nur die Bezeichnung von Heliopolis?) Champ. behauptet deswegen eine völlige Verschiedenheit, und meint, daß der Flaminius in zwei verschiednen Perioden bearbeitet wor- den sei. IV. Der Obelisk zu Constantinopel, §. 193, 4., dessen Aufrichtung an der Basis desselben abgebildet ist. V. VI. Die zwei schönsten in Aegypten sind die Thebäi- schen, bei Luxor, 110 Palmen hoch. Auch hier drei Columnen und überall oben der Horus-Sperber. Descript. T. iii. pl. 2. Minutoli Tf. 16 — 19. Andre in Theben, auch in Heliopolis. VII. Der in Alexandreia, die sog. Nadel der Kleopatra. — Die Alten sprechen von noch größern als alle vorhandnen; Diodor von einem des Sesostris, 120 Aegypt. πήχεις hoch. Mich. Mercati degli Obelisci di Roma. R. 1589. 4. Athan. Kircher Oedipus Aegyptiacus. 3 Bde. Fol. Rom 1652 — 54. Desselben Obeliscus Pamphilius. 1650. Obelisci Aegyptiaci praeterito anno inter rudera templi Minervae effossi interpretatio. 1666. Zoëga De origine et usu Obe- liscorum. R. 1797. Beck Anleitung zur Kenntniß der allgem. Welt- u. Völker-Geschichte, i. S. 698. 225. Die Pallaͤste der Koͤnige in Aegypten sind 1 entschiedene Nachbildungen der Tempel, wie die Koͤnigs- statuen der Goͤtterbilder, und der Hauptunterschied ist, was die Architektur anlangt, nur der, daß die hinteren, eigent- lich bewohnbaren, Gemaͤcher bei den Pallaͤsten ausgedehn- ter und mannigfaltiger sind. So bei dem von Diodor 2 geschilderten Pallaste des Osymandyas zu Theben. An die Hoͤfe und Saͤulenhallen schließen sich hier Speisesaͤaͤle, die Bibliothek; als Schluß des Ganzen erhebt sich, am hoͤch- Historischer Theil. sten gelegen, das Grabmal, welches der Fuͤrst sich selbst bei Lebzeiten errichtet. 2. Jollois und Devilliers erkennen dies von Diodor, nach Hekatäos von Abdera, beschriebne Gebäude wieder in einer gro- ßen Ruine bei Medinet-Abu. S. Descr. ii. pl. 27. Le- tronne, Mémoire sur le tombeau d’Osymandyas décrit par Diodore de Sicile, läugnet wegen mancher Verschiedenhei- ten die Identität; doch ist im Ganzen die Uebereinstimmung des Gebäudes mit der Beschreibung größer und auffallender als die Dif- ferenz. Vgl. Gail im Philologue xiii. und den Mém. de l’Inst. Royal T. viii. p. 131. Die Namen, die an den Wänden der Ruinen vorkommen, sind Thutmosis u. Ramses der Gr. Osyman- dyas scheint ein sehr allgemeiner und unbestimmter Name, indem ja nach Strabon auch der sogenannte Memnon bei den Aegyptiern Ismandes hieß, und eben so der in der Pyramide des Labyrinths begrabne Fürst ( xvii. p. 813. Ἰσμάνδης, p. 811. Ἰμάνδης. Diodor i, 61. nennt den Labyrinthen-Erbauer Μένδης.). Noch herrlicher, als das Osymandyeion nach den Ruinen, ist der Pallast von Karnak. Vier Pylonen folgen sich hier. Ein Hy- postyl mit 134 Säulen, die höchsten 70 Fuß hoch, 318 × 159 Fuß groß. Description T. iii. Ein Gesammtpallast vieler Herrscher (wenn auch nicht grade der Dodekarchen; vielmehr hat die Angabe von Mendes mehr für sich) war auch der Labyrinthos ; die Pyramide als Schluß ver- tritt den τάφος des Osymandyeion. Ueber die Anlage des Ganzen vgl. Letronne zur Géographie de Strabon T. v. p. 407. 1 226. Die Grabmonumente zerfallen in zwei Clas- sen. I. Die Pyramiden , viereckige und rechtwinklige Tumuli (eine Form von Grabhuͤgeln, die auch sonst ge- funden wird), zu den ungeheuersten Gebaͤuden ausgedehnt. 2 Die ansehnlichsten Pyramiden liegen auf Plateaus der Libyschen Bergkette, um Memphis herum, in mehrern zum Theil symmetrischen Gruppen, von Kunststraßen, Daͤmmen, Graͤben und Hypogeen umgeben. Die Grund- flaͤche, ein Quadrat, ist nach den Himmelsgegenden ori- 3 entirt. Sie wurden zuerst in großen Terrassen aus Kalk- stein (nur kleinere aus Backsteinen) emporgethuͤrmt, und Anhang. Aegyptier. dann erst die Terrassen ausgefuͤllt; die Bekleidung geschah mit Steinen, welche Politur annahmen, und auch mit Sculp- turen verziert wurden; sie ist jetzt meist weggenommen. Der Eingang zum Innern, den ein einziger Stein (λί- 4 ϑος ἐξαιρέσιμος bei Strabon) verschließt, ist schwer zu finden; durch ihn gelangt man zunaͤchst in schmaͤlere und breitere Gaͤnge, welche am Ende in eine oder meh- rere Kammern fuͤhren; die ansehnlichste enthaͤlt den Sar- kophag des Koͤnigs. Nirgends findet sich eine Spur von Woͤlbung. Senkrechte Stollen (einen solchen hat man in der Pyramide des Cheops entdeckt) fuͤhrten wahrscheinlich zu dem Nilcanal im Grundfelsen, von welchem Herodot spricht. 1. Halyattes großes χῶμα auf einer κρηπὶς λίϑων μεγά- λων bei Sardis (Herod. i , 93.) scheint einer Pyramide ähnlich gewesen zu sein: Reste davon, Leake Asia minor p. 265. Eine ungeheure dreieckige Pyramide bei den Sakern beschreibt Ktesias Pers. 27. p. 117 Lion. 2. Die Pyramide des Cheops , die größte von allen, bei Ghi- zeh, ist nach Grobert (in den Mémoires sur l’Egypte ) an jeder Seite 728 Par. Fuß lang, nach Jomard 699, nach Coutelle ( Description de l’Eg. ) 716½ die verticale Höhe 448 oder 422 oder 428¼ F. Der zweiten des Chephren giebt Behoni (der sie geöffnet) 663 engl. F. Breite, 437⅖ Höhe. 100,000 Men- schen arbeiteten nach Herodot 40 J. lang an jener. Man zählt 203 Steinlagen, die einzelnen von 19 Zoll bis 4 F. 4 Zoll Höhe. 3. S. über den Bau Plin. xxxvi, 17. Herod. ii, 125. Meister de pyramidum aegypt. fabrica et fine, Nov. Comtr. Soc. Gott. V. cl. phys. p. 192., besonders Hirt von den Py- ramiden. Berl. 1815. Der Bau mit Backsteinen war sonst in Aegypten sehr gewöhnlich; Privatgebäude bestanden wohl meist daraus; Aegyptische πλινϑοφόροι waren auch in Griechenland be- kannt. Aristoph. Vögel 1133. Sculpturen an Pyramiden erwähnt Herod. ii, 148. Doch hat man freilich bis jetzt weder größre Reliefs noch auch Hieroglyphen weder an noch in den Pyr. gefunden. 4. Theils liegen über den Gängen lange Steinblöcke queerüber; auch treten die Wände der breitern Gallerien nach oben zusammen; Historischer Theil. theils sind die Steine giebelförmig gegen einander gestützt; im Hauptgemach der Pyramide des Cheops findet sich ein doppelter Plafond. Dies Gemach ist 18 F. hoch, 32 lang, 16 breit, von Granitquadern umgeben, ohne alle Verzierung. In das Innre dieser Pyramide, des Cheops, ist neuerlich besonders Caviglia weit vorgedrungen. Von einer eröffneten Pyramide bei Sacca- rah giebt Minut. Tf. 26 — 28. die Details. Die Nubischen Pyramiden sind schlanker und viel klei- ner, mit vorspringenden Stäben an allen Ecken, meist aus Back- steinen. Nicht selten haben sie Vorhallen mit Pylonen, worauf Sculpturen und Hieroglyphen. Caill. i. pl. 40 sqq. Von frühern Schriftsteller über Pyramiden sind de Sacy zu Abdallatif, Langlès zu Nordens Voy. T. iii. Beck, Anleitung S. 705 ff., lehrreich. 1 227. II. Unterirdische in den Felsen gehauene Anlagen, Hypogeen . Diese liegen den Nil entlang uͤberall an der Libyschen Bergkette und unter den angraͤn- 2 zenden Sandfeldern. Die ansehnlichsten haben vorn einen Vorhof unter freiem Himmel, einen bogenfoͤrmigen Ein- 3 gang (Bogen aus keilfoͤrmigen Steinen construirt gehoͤren sonder Zweifel saͤmmtlich in das Griechische Zeitalter); dann folgen Gaͤnge, Kammern, Saͤaͤle, Nebengaͤnge mit Schachten oder Gruben, in denen Mumien liegen; als Schluß oͤfter Estraden mit Nischen, in denen Goͤtterfigu- ren in Hautrelief sitzen. Die Groͤße der Gaͤnge und Kammern ist sehr mannigfach (oft verstatten Mumien kaum den Durchgang), die Disposition hoͤchst labyrinthisch. Die Griechen nannten sie Hoͤhlengaͤnge, σύριγγας . 4 In groͤßerem Maaßstab sind die Graͤber der Koͤnige in dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die Gaͤnge, welche sich gewoͤhnlich in die Tiefe senken, brei- ter; die Kammern groͤßer und mit Pfeilern, welche die Decke stuͤtzen, versehn. In dem von Belzoni entdeckten Grabe ist der Hauptsaal gewoͤlbartig ausgehaun, sehr groß und in hohem Grade praͤchtig geschmuͤckt; in ihm stand ein sehr duͤnn gearbeiteter Alabaster-Sarkophag, Anhang. Aegyptier. welcher ohne Zweifel in einen noch colossaleren eingeschlos- sen, selbst wieder viele andre schachtelfoͤrmig einfaßte. 1. 2. Jollois und Jomard über die hypogées in der Descrip- tion de l’Egypte. Unter den Alten besonders Heliodor Aeth. ii , 27. Ammian xxii, 15. 3. Dies gilt von dem bei Belzoni pl. 44. n. 2. abgebildetem Bogen (der andere dort mitgetheilte ist kein eigentlicher). Vgl. Cailliand Voy . à Méroé ii. pl. 33. 4. S. besonders Belzoni pl. 31 bis 33. Belzoni hat auch ein Modell dieses Grabes zu London und Paris ausgestellt. De- scription of the Egyptian Tomb discovered by G. Bel- zoni. London 1822. Sicher gehört es einem Thebäischen König, nach Champollion dem Ousirei-Akencheres i, von der xviii Dynastie. Die Unter-Nubischen Monumente , deren Bestim- mung meist sehr ungewiß ist, möchten zum Theil bloße Ehren- denkmäler , Kenotaphien, Aegyptischer Könige sein. So ist offen- bar die große Grotte von Ibsambul ein Denkmal Ramses des Gr., dessen Bilder die Colosse am Eingange sind, und der in der Sta- tuengruppe der innersten Nische unter die Götter recipirt dargestellt wird. Die kleine Grotte ebendaselbst ist ein Denkmal seiner from- men Verehrung der Götter, namentlich der Athor. 3. Bildende Kuͤnste und Mahlerei . Technik und Behandlung der Formen. 228. Die Aegyptier waren besonders groß in der 1 Steinsculptur . In Stoff und Form traͤgt bei ihnen die bildende Kunst einen architektonischen Charakter. Ihre Statuen, oft aus den haͤrtesten Steinen, aus Gra- 2 nit, Syenit, Porphyr, Basanit, meist aus feinkoͤrnigem Sandstein, und in kleinerem Maaßstab aus Haͤmatit, Serpentin, Alabaster mit meisterhafter Sicherheit ge- hauen, sind in der Regel bestimmt, sich an Pfeiler, Waͤnde, Pylonen zu lehnen und Architekturflaͤchen zu Historischer Theil. schmuͤcken. Bei sitzenden herrscht die voͤlligste Ruhe und Regelmaͤßigkeit der Stellung; stehende schreiten auf eine 3 steife Weise; die Arme liegen dem Koͤrper an. Die Groͤße ist oft sehr colossal; auch der Transport dieser Colosse 4 war eine schwierige Aufgabe. Die Behandlung der Form geht stets ins Allgemeine; sie hat darin eine gewisse Richtigkeit, und macht durch den einfachen Schwung der Hauptlinien einen großen Eindruck; aber die Formen sind mehr geometrische als organische, und durchaus mangelt das Leben und die Waͤrme in der Auffassung des Ein- 5 zelnen. Ueberall herrscht ein nationaler Grundtypus; die Aegyptischen Kuͤnstler folgten einem festen System der 6 Proportionen; obwohl man doch nach verschiednen Ge- 7 genden und Zeiten einige Abweichungen bemerkt. Die Formen der Geschlechter werden gut unterschieden; dage- gen hat sich von Charakteristik verschiedenartiger Perso- nen durch Modification der Gestalt, von einer bestimm- ten Unterscheidung in der Bildung der Goͤtter und Koͤ- nige, von Portraͤtirung bis jetzt noch nichts Sichres 8 nachweisen lassen. Die Aegyptische Kunst unterscheidet durch Farbe, durch Bekleidung, welche mit Sorgfalt, aber Steifheit behandelt ist, besonders durch die man- nigfachen Arten des Kopfputzes, endlich durch Anfuͤgung von 9 Thier-Koͤpfen, Fluͤgeln und andern Theilen. Lebendiger und tiefer als die Menschengestalt ist die Thiergestalt auf- gefaßt, zu deren bewunderungsvoller Beobachtung die Aegyptier ihre natuͤrliche Neigung von Anfang an hin- trieb, wie ihre Religion beweist; auch die Verschmel- zungen verschiedner Thierfiguren sind oft sehr gluͤcklich, oft freilich auch im hoͤchsten Grade phantastisch und bizarr. 3. Der Coloss im Osymandyeion wird aus den Fragmenten (ziemlich übereinstimmend mit Diodor) auf 53 Par. Fuß 10 Zoll berechnet. Ueber die Art der Fortbringung belehrt das The- bäische Relief bei Minutoli Tf. 13. 5. Nach Diodor i, 98. theilten die Aeg. Künstler den mensch- lichen Körper, d. h. die Länge, in 21¼ Theile. Ist die Nasen- Anhang. Aegyptier länge die Einheit? Die Brust breit; der Leib nach unten schmä- ler; der Hals kurz; die Füße, besonders Zehen, lang; die Knie, welche oft mit besondrer Sorgfalt und Präcision behandelt werden, eckig. Die Nase breit und rund; die Augen (welche bisweilen eingesetzt wurden) vorgewölbt; der Stirnbogen ohne Schärfe; Au- gen- und Mundwinkel etwas nach oben gerichtet; der Mund breit und die Lippen stark; das Kinn meist kleinlich; die Ohren lang und hochsitzend. Der Bart erscheint entweder als ein steifer Zopf, oder als ein künstlicher Ansatz, dessen Bänder man oft deutlich wahrnimmt. Vom Kopfhaare sieht man nur bei Phthas eine Flechte hervorkommen. S. besonders den Kopf des sog. Osyman- dyas Descr. ii. pl. 32. und des young Memnon (Amn-mai Ramses) im Britt. Museum. Nöhden Amalthea ii. S. 127. Hieroglyph. pl. 10. 6. Hauptabweichungen scheinen: 1. die milderen dem Griechi- schen Ideal mehr genäherten Formen mancher, besonders kleinerer, Figuren aus späterer Zeit. 2. die plumperen Proportionen und Formen, die besonders in Ober-Nubien gefunden werden. Frauen mit dicken Leibern und hängenden Brüsten (Cailliaud i. pl. 20). Quis miratur — in Meroë crasso maiorem infante ma- millam, Juven. xiii, 163. Sonst ist im Allgemeinern strengere Zeichnung und schärfere, mühsamere Arbeit Indicium des höhern Alterthums, die Sculpturen der spätern Ptolemäer- und Römerzeit machen sich durch Nachlässigkeit und Charakterlosigkeit kenntlich. 7. Τὸ γονύκροτον , wie die Alten dies Stück der weib- lichen Bildung benennen, wird von den Aegyptiern auf eine sehr unschöne Weise markirt. 8. Βύσσιναι καλασἰριες (χιτῶνες πλατύσημοι die Lexi- kogr.) die Haupttracht. Bei männlichen oft nur um die Lenden geschlagne Tücher (unter der Brust gegürtete σινδόνες, Diod. i. 72). Meist sehr dünn und anliegend; oft aber auch sonderbar ab- stehend. Streifen durch Sculptur bezeichnet. Oft auch gefärbt. Brustschilder. Eine enganschließende Haube — die allgemeine Nationaltracht — wird zur Bezeichnung priesterlicher Würde man- nigfach erhöht und geschmückt. Die βασιλεῖαι mit ἀσπίδες und φυλακτήρια in der Inschr. von Rosette. Darunter das Πσχὲντ, über dessen Gestalt Champollion und Young differiren. 30 coeffu- res hieroglyphiques bei Denon pl. 115. 9. Widder (aber meist mit Löwenklauen und Schwanz), Lö- wen, die wilden Hunde oder Schakals, allerlei Affenarten (κυνο- κέφαλος), Ibisse u. s. w. — Σφίγγες, ἀνδρόσφιγγες d. i. 16 Historischer Theil. ἀνϑρωπόσφιγγες, Löwen mit Menschenköpfen. Die ungeheure von Ghizeh ist durch Caviglia offen gelegt. Aus dem Felsen, mit Ausnahme der Vordertatzen, zwischen denen ein Tempelchen lag. S. die Hieroglyphics pl. 80. Löwen-Sperber; Löwen- Uräus mit Flügeln; Schlangen-Geyer, Schlange mit Menschen- beinen u. dgl. Mit Recht hat man bemerkt, daß, während die Griechen in ihren Combinationen der Art vom Menschen den Kopf am meisten festhalten, die Aegyptier ihn am ersten aufopfern. 1 229. Weit weniger, als die runde Statue, gelang den Aegyptiern die Aufgabe, das optische Bild des menschlichen Koͤrpers auf die Flaͤche zu uͤbertragen, in Relief darzu- 2 stellen. Das Bestreben, jeden Theil des Koͤrpers in ei- ner moͤglichst deutlichen und leicht zu fassenden Gestalt darzustellen (vgl. §. 96 zu N. 11.), wirkt hier uͤberall be- 3 stimmend und behindernd ein. Fuͤr die Vorstellungen aus dem Cultus bildete sich eine feste typische Darstellungs- weise der Koͤrper und ihrer Bewegung; mehr Natuͤrlich- keit herrscht in der Auffassung haͤuslicher Scenen; wo aber die Kunst kriegerische Begebenheiten von großem Um- fange schildern will, tritt bei dem Streben nach Mannig- faltigkeit der Handlungen und Bewegungen das Unge- schick der Kuͤnstler am deutlichsten hervor; auch sind solche 4 nachlaͤssiger behandelt. Die Reliefs der Aegyptier sind seltner eigentliche Basreliefs, dergleichen man mit sehr geringer Erhebung von der Flaͤche auf Steintafeln, cip- pis, findet; gewoͤhnlicher sogenannte Koilanaglyphen , basreliefs en ereux, bei denen die Gestalten sich in ei- 5 ner eingeschnittnen Vertiefung erheben. Das mattbehan- delte Relief sondert sich angenehm von der polirten Flaͤche umher ab, ohne den architektonischen Eindruck unange- 6 nehm zu unterbrechen. Die Schaͤrfe und Praͤcision in der Arbeit der oft ziemlich tief eingeschnittnen Figuren ist be- 7 wundernswuͤrdig. Doch hat man sich, besonders an aͤuße- ren Waͤnden, auch oft begnuͤgt, bloße Umrißlinien ein- zugraben. 2. Daher die Brust von vorn, Hüften und Beine von der Seite, Kopf von der Seite (Köpfe von vorn kommen höchst selten Anhang. Syrier. in Cultusdarstellungen, s. das Gemählde bei Minut. Tf. 21, 3, öfter in Hieroglyphen, und dann in freieren Darstellungen, wie Schlachtstücken, einigemal vor), und doch die Augen von vorn; die Schultern und Arme sehr eckig; sehr oft sind auch die Hände beide rechte oder linke. 230. Auch in gebrannter Erde wurde Vorzuͤgli- 1 ches gearbeitet, theils Geschirre, zu denen auch die soge- nannten Kanoben zu rechnen sind; theils kleine Figuren von Goͤttern mit blauer und gruͤner Schmelzfarbe, meist recht kraͤftig entworfen, und zu vielen Tausenden fabrik- maͤßig gearbeitet. Auch die Scarabaͤen sind noch oͤfter 2 aus gebrannter Erde als aus Stein (Amethyst, Jaspis, Agath, Cornalin, lapis lazuli u. a. m.), obgleich auch die Glyptik , selbst in Aethiopien, fruͤhzeitig zu Hause war. Kunstwerke aus Metall waren viel seltner; und 3 hier haben die Aegyptier den Griechen die Haupterfindun- gen uͤbrig gelassen, waͤhrend sie in der Steinsculptur ihre Vorgaͤnger waren. Auf Metall zu mahlen , war 4 wenigstens spaͤter eine Aegyptische Kunst. Auch die Fa- 5 brication und Faͤrbung von Glaswaaren war zeitig, wenn auch nicht vor den Phoͤniciern, bei den Aegyptiern zu Hause und bluͤhte auch noch in Alexandrinischer Zeit. Die Holzschnitzerei war zwar in Aegypten durch den 6 Mangel an Material beschraͤnkt, doch gab es hoͤlzerne Bil- der von Goͤttern und Menschen in großer Anzahl, die wir uns nach den Deckeln der Mumien vorstellen koͤnnen. 1. Aegyptische Töpfe Descr. ii. pl. 87 sqq. v. pl. 75. Kanobos ist eigentlich wirkliche Benennung des Gottes (§. 220, 3.), eine Namensform des Agathodämon Knuph, der als ein Krug zum Durchseihen des Nilwassers (Suidas s. v. ) mit einem Menschen- kopfe dargestellt wurde. Hernach nennt man alle ähnliche Götter- köpfe Kanoben. Die Kanoben bei den Mumien, mit den vier Köpfen (§. 232, 3.) sind oft mit Emailfiguren gefüllt, oft auch mas- siv. Viel solche Terracotta-Figuren Descr. T. v. pl. 81 sq. 2. Die Aegyptier brauchten viel Siegelringe; selbst Opfer wer- den von dem σφραγιστὴς besiegelt. Von den σφραγῖδες der Aethio- 16* Historischer Theil. pen, die sie mit einem scharfen Steine gruben, Herod. vii, 69. Die Scarabäen finden sich bei Mumien, an Schnüren auf der Brust, gewöhnlicher lose zwischen den Mumienbandagen. Theils größre, offenbar Amulete; theils kleinere, an Fäden zu reihen, in ungeheurer Anzahl, oft mit Königsnamen. 1700 in Turin, 172 mit Thutmosis Namen. S. Quintino’s Ansicht: diese letztern seien Scheidemünze (Lezioni int. a div. arg. vi ), wird durch den Ps. Platon. Eryxias p. 400. einigermaßen bestätigt. Abbildun- gen Descr. v. pl. 6. Scarabées Egyptiens figurés du Musée des Ant. de S. M. l’Empereur. Wien 1824. Auch Halsketten und andrer Schmuck aus Schmelz ist an Mumien nicht selten. Unendlich viel davon ist in England und Frankreich in öffentlichen und Privatsammlungen aufgehäuft. 3. Von ehernen Bildsäulen in Aegypten scheint keine Nachricht zu sein; einer goldenen gedenkt Herod. ii, 172. Die goldnen und silbernen ἀναϑήματα bei Diodor beweisen nichts für Bildwerke. In Sammlungen aus Aegypten sinden sich kleine Bronze-Figuren von Göttern und heiligen Thieren, nett und scharf be- arbeitet. Auch die räthselhafte Figur des Horus (?), welcher Scorpio- nen und wilde Thiere mit den Händen zusammendrückt, auf Krokodilen stehend, kömmt in Bronze, wie in Stein und Terra-Cotta, vor; sie trägt aber immer ein spätes Ansehn. — Goldne Blättchen mit dem Auge, dem Uräus, als Amulete. 4. Tingit et Aegyptus argentum, ut in vasis Anu- bem suum spectet: pingitque non caelat argentum: Plin. xxxiii, 46. Verwandter Art ist die tabula Bembina, in Rom gefunden, jetzt in Turin, ein Emailgemählde auf Bronze, die Umrisse mit Silberfäden ausgelegt, wahrscheinlich für Römischen Isisdienst bestimmt. Bei Montfaucon, Caylus Rec. T. vii. , Pignori Mensa Isiaca. Rom. 1605. Lessings Fragmente über die Isische Tafel. Verm. Schriften x. S. 327 ff. Böttiger Ar- chäol. der Mahl. S. 36. Oberlin Orbis ant. p. 267. 5. Boudet sur l’art de la verrerie en Egypte im v. Bande der Description. Vgl. Minut. Tf. 21. 6. S. Herodot ii, 130 von den Kebsweibern des Mykerinos, c. 143 von den 345 Oberpriestern in Theben in hölzernen Colos- sen, auch c. 182. — Mumiensärge den Bildern des Osiris und der Isis nachgebildet; oft mit vergoldeten Gesichtern. — Figuren, Anhang. Aegyptier. auch Reliefs, bemahlt, öfter in Museen. Alles aus Sykomorholz, dessen hohen Preis die sorgsame Zusammenleimung mancher Mu- mienkasten aus kleinen Spänen beweist. — Von elfenbeiner- nen Arbeiten Diod. i, 46. 231. Die Mahlerei geht von der Faͤrbung von 1 Statuen und Reliefs aus, welche in Aethiopien wieder eng mit dem Faͤrben der lebenden Koͤrper zusammenhing. Sie veraͤndert ihren Charakter nicht durch Uebertragung 2 auf eine Flaͤche, es sei nun an den Waͤnden der Hypo- geen, oder auf und in den Mumienkasten, oder unmittel- bar auf den Byssusdecken der Mumien, oder auch auf Papy- rus-Rollen. Die Farben werden auf den Stein, den 3 Anwurf von Stucco, oder bei Mumienkasten auf eine duͤnne Gypslage ohne Ruͤcksicht auf Licht und Schatten, ohne Mischung und Nuͤancirung, rein aufgetragen und etwa nur mit Gummi glaͤnzender gemacht. Dieselben 4 einfachen Farbenmateriale werden, mit einiger doch ge- ringer Ruͤcksicht auf die Localfarben der Natur, uͤberall auf gleiche Weise angewandt; bisweilen scheint eine sym- bolische Bedeutung dabei bezweckt zu sein. Ueberall aber, 5 auch wo bloße Federumrisse an die Stelle von Mahle- reien treten, herrscht das bestimmte scharf ausgesprochne System der Aegyptischen Zeichnung. 1. Plin. xxxiii , 36. Et hodie id (minium) expeti constat Aethiopum populis totosque eo tingi proceres, huncque ibi Deorum simulacris colorem esse. Auch He- rodot vii, 69 von den halb γύψῳ halb μίλτῳ gefärbten Ae- thiopen. 2. An den Wänden der Hypogeen rahmenartig eingefaßte Bilder, von deren Kunstweise und Gegenständen §. 233, 4. Die Holzfutterale oder Kasten der Mumien sind von außen mit religiösen Gegenständen bemahlt und beschrieben, und enthalten ein Todten-Ritual, wie sonst die Papyrusrollen (Wo Holzfutterale der Mumien, keine Papyrusrollen). Die vollständigste Vor- stellung geben Guigniaut Rel. de l’ant. pl. 45. Minutoli Tf. 36. 37. Im Innern des Kastens findet sich unter der Mu- Historischer Theil. mie öfter eine lebensgroße Figur, die bei einigen aus Römischer Zeit einem Byzantinischen Bilde sehr ähnlich sieht. Caill. ii. pl. 66 sqq. — Ausführliche Beschreibungen der gemahlten Mu- miendecken und Kasten zu München giebt Wagen, Denk- schriften der Münchner Acad. 1820. Die späteste Art der Mahle- rei auf Mumiendecken zeigen die eben dadurch interessanten Dresdner Mumien (Bekker August. T. i ). Bemahlte Mumienrol- len bei Denon pl. 136 sqq., in der Descr. v. pl. 44 sqq., bei Mai (§. 216, 3. das Todtenritual des Nesimandu), Cadet Copie fi- gurée d’un rouleau de papyrus tr. à Thèbes dans les tomb. des Roi’s. 1805. 4. Männer röthlich (eine eigenthümliche Fleischfarbe), Frauen gelblicher; Quadrupeden in der Regel roth, Vögel grün oder blau, eben so das Wasser, daher Ammon. Costaz sur la peinture des Egyptiens, Mém. sur l’ Egypte T. iii. p. 134. Böttiger Arch. der Mahl. S. 25 — 100. Creuzer Commentationes Herodoteae p. 385. Gegenstände . 1 232. Der Grundgedanke, welcher aus den neuen Ent- deckungen uͤber die Bedeutung Aegyptischer Kunstwerke von selbst hervortritt, und von nun an als Basis festge- halten werden muß, ist der: die Aegyptier waren voͤllig ohne den Griechischen Darstellungstrieb, welcher das die Seele innerlich erfuͤllende und bewegende darzustellen 2 noͤthigt, weil es schoͤn und erhebend ist. Ihre Dar- stellung wird uͤberall durch aͤußerliche Zwecke geleitet; sie will bestimmte Begebenheiten, Akte, Verdienste beur- kunden; sie ist durchaus historischer, monumentaler Art, gleichsam eine ausgefuͤhrte Denkschrift. Schrift und Bild sind hier gleichsam noch ungeschieden und zusammenge- wachsen; daher auch das Bildwerk ziemlich uͤberall von Hieroglyphenschrift begleitet wird, deren Inhalt das erstre nur in groͤßerem Maaßstab ausfuͤhrt und veranschaulicht. 3 Nicht also der Cultus der Goͤtter im Allgemeinen wird Anhang. Aegyptier. vorgestellt, sondern stets bestimmte Huldigungsakte be- stimmter Individuen, sammt Angabe der dadurch erwirk- ten Vortheile. Die Goͤtter werden nicht an sich vorge- stellt, sondern nur in Bezug auf ihre Feier; es giebt daher keine rein mythologische Scenen, sondern immer ist die Absicht, die Huldigungen anzugeben, welche die Gottheit in einer gewissen Modification oder Situation empfaͤngt. Mit Scrupulositaͤt werden hier unzaͤhlige Ar- ten von Darbringungen und Weisen, seine Froͤmmigkeit zu bezeigen, unterschieden. Eben so wird das Leben der 4 Unterwelt stets als das Schicksal eines Einzelnen, als das Todtengericht uͤber ihn, dargestellt. Endlich sind auch 5 die vermeinten rein wissenschaftlichen Darstellungen des Himmels zu Horoskopen einzelner Individuen aus spaͤte- rer Zeit herabgesunken. 3. Ueber Darstellungen aus Aegyptischem Götterglauben und Cultus : Hirt über die Bildung der Aegyptischen Gottheiten 1821. (nach Griechischen Nachrichten). Champollion d. j. Panthéon Egyptien (nach hieroglyphischen und anderen Beischriften). Kupfer zu Creuzers Symbolik, besonders zu Guigniauts Bearbeitung (Re- ligions de l’Antiquité. Planches. Premier Cahier). — Eine sehr wichtige Quelle der Aegyptischen Symbolik, auch wegen eigenthümlicher Verschmelzungen interessant, sind die von Trajan bis M. Aurel Cäsar reichenden Nomen-Münzen . S. Tochon d’Annecy Rech. sur les méd. des nomes de l’Egypte. Pa- ris 1822. 4. Descr. v. pl. 58. Sichere Personen scheinen A. unter den Göttern : I. Phthas , Beischrift in phonet. Hierogl. Ptah, theils in eng- anliegendem Kleide, mit geschlossenen Füßen, an den sog. Nilome- ter gelehnt (der auch als Maske über ihn gestülpt ist), theils zwerg- artig und ithyphallisch (Hephästos und die Kabiren in Memphis) Ptah-Sokari, Σοχαρις (?). Der Affe Kynokephalos sein Sym- bol. II. Ammon , Beischrift Amn, mit Widder- oder Men- schenkopf, eine doppelte hohe verschiedenfarbige Feder darauf, mit künstlichem Bart, Scepter, blau von Farbe. Modificationen 1. ithyphallisch, die Geißel schwingend, mit verbundnen Füßen, der Pan-Mendes von Chemmis, Beischrift Amn. Als τραγοσκε- Historischer Theil. λὴς und αἰγοπρόςωπος noch nicht nachgewiesen. 2. als Nef, Nuf (mit gutturalem n, daher Griechisch Κνοῦφις, aber Πετεν- νοῦφις) mit Bockshörnern. Auch in Schlangengestalt, Ἀγαϑο- δαίμων. Als Nilkrug in Kanobos, Knob. §. 230, 1. Ueber Ἄμ- μων Χνοῦβις Tölken zu Minutoli S. 374. 3. Mit Re verei- nigt. Amonra, Amonrasonter. III. Re , Phre, der Son- nengott, sperberköpfig (ἱερακόμορφος Horapollon) mit der Son- nenscheibe, woran ein Uräos. Verwandt scheint der Mandu, Μανδουλις in einer Inschrift von Talmis, dessen Bild oft aus- gekrazt ist. IV. Thoyt , der Ibisköpfige, als γραμματεὺς der Götter dargestellt. Als ‘Ερμῆς τριςμέγιστος nach Champ. sper- berköpfig, sein Emblem der geflügelte Discus (Tat). V. Sochos oder Suchos, Souk, mit Krokodilkopfe. Ein Krokodil mit umge- bognem Schwanze bezeichnet ihn. Münzen des νομὸς Ὀμβίτης Zoëga 10. Tochon d’Ann. p. 130. VI. Pooh , Pioh ( p. der Artikel) deus Lunus, mit geschlossnen Füßen, Haarflechte, Mond- sichel. Auch mannweiblich, den Aether besamend. VII. Osi- ris , Ousri, menschlich mit Krummstab u. Geißel ( Flagrum, Ma- crob Sat. i , 23.), besonders an seinem hohen Hute kenntlich. Das Auge ein Hauptsymbol. VIII. Arueris , Horus, Har- pokrates, Arori, oft als Knabe, mit einer eignen Haarflechte, an der Isis sangend, auf Lotos sitzend. Auch sperberköpfig. Den Sperber als Säugling der Isis zeigt ein Basalttronk der Borgia- schen Sammlung, voll interessanter aber im höchsten Grade phanta- stischer und monstroser Vorstellungen. IX. Anubis , Anbo, mit dem Kopf des wilden Hundes (Schakals?) κύων. X. Be- bon oder Babys (Typhon) mit Nilpferdleib, Krokodilenkopf, Schwerdt in den Händen. So als ursa maior im Thierkreise von Tentyris. B. Von den Göttinnen : I. Neith , der Geyer bezeichnet sie. Mit Menschen- oder Geyer- oder Löwenkopfe (dann Tafne ). Auch mannweiblich nach Hora- pollon. Vgl. W. von Humboldt in den Schriften des Berl. Acad. 1825. S. 145. II. Athor die Göttin von Tentyris, auch zu Philä, (Ἀφροδίτη), mit Kuhkopf, aber auch menschlich, mit ei- nem Geyer als Kopfputz. Ihr Name: ein Sperber in einem Qua- drat. III. Isis , menschlich, mit Kuhhörnern und einem Discus dazwischen, oft schwer von Athor zu unterscheiden. Die Figur mit der Feder, die Champollion sonst Hera-Sate nannte, wird jetzt von ihm, wie von Tölken, für die Ἀλήϑεια (bei Aegyptischen Gerichten) angesehn. — — Die vier Genien des Amenthes, der Menschen-, Schakal-, Affen- und Sperberköpfige in mumienartigen Gestalten, oder als Töpfe. Anhang. Aegyptier Cultushandlungen . Opfer; das Thier zerstückelt; Thierschenkel, Geflügel, mit Früchten und Blumen auf den Opfer- tisch gelegt; Rauchgefäße auf künstlichen Händen — Adoratio- nen von Göttern und heiligen Thieren (z. B. einer heiligen Kuh, Minut. Tf. 30, 2.) — Weihungen von Pharaonen durch Be- gießung mit heiligem Wasser, durch Aufsetzung heiliger Mützen — Processionen (wie sie Appulej. Met. XI. beschreibt), wobei auch der Gott umhergetragen wird ( vehitur ferculo, Ma- crob. Sat. i , 23); namentlich die große κωμασία mit Ammons- schiff nach den Memnonien auf der Libyschen Seite hinüber (welche wahrscheinlich Meroe Nichts anging; neue Aufschlüsse darüber giebt die Proceßakte bei Peyron). S. das Relief von Karnak, Descr. T. iii. pl. 32. 33., vgl. das von Philä, i. pl. 11. Minutoli Tf. 20 u. Aa. — Der König, der den Göttern Reihen von Opferthieren, Hekatomben, zuführt, Hierogl. pl. 61. — Oft sind sehr zahlreiche Götterversammlungen angestellt, wie Hierogl. pl. 67. — Dabei sind nun durchaus die anbetenden, opfernden Personen conventionelle Porträte , und bezeichnen bestimmte historische Personen. Daher z. B. in einem T. von Klein-Diospo- lis, welchen Kleopatra als Vormund des minderjährigen Ptolem. V. Philometor geweiht, in diesen Reliefs die Königin stets dem König vorantritt (wie Salt Essay p. 7. bemerkt hat). Sehr häufig betreffen aber auch diese Oblationen nicht die Consecration des Tempels, son- dern sind bloße Akte der Huldigung (προςκυνήματα, wie sie in unzähligen Aegyptischen und Nubischen Inschr. heißen, von denen Niebuhr u. Letronne zu Gau’s Antiq. de la Nubie handeln) wobei man für Opfer und Gaben Priestertitel empfängt (s. beson- ders die Inschr. von Gartasse bei Nieb. p. 13.), welche in den Bildwerken ohne Zweifel besonders durch die Mützen der Darbrin- ger bezeichnet werden. S. Heeren Ideen ii, 1. S. 388. Die mythologische Hauptscene ist wohl immer das berühmte Relief von Karnak ( Descr. iii. pl. 64. bei Guigniaut pl. 32.), wo dem Osiris das verlorne Glied zurückgebracht wird, und Horus zugleich den Typhon für die Entreißung straft, aber auch hier ist ein Pharao mit Darbringungen dabei. Vgl. die Dar- stellung aus Philä, Hierogl. 68. Ebenso, wenn die den Ho- rus saugende Isis, wenn der Horus oder Sperber auf der Lotos- blume zwischen dem feindlichen Typhon und schützenden Kneph vor- gestellt wird, geschieht dies gewiß immer deswegen, weil Isis grade als Mutter, Horus grade als angegriffen und vertheidigt Gegenstand einer Adoration und Darbringung sind. 4. Todtenschicksal : Einbalsamirung durch Anubis — Transport der Mumie nach der Todtenstadt am jenseitigen Nilufer Historischer Theil. zu Schiffe (in hölzernen Modellen aus dem Grabe, welches Passa- lacqua geöffnet, jetzt in Berlin), — Todtengericht und ψυχο- στασία; Arueris und Anubis wägen die guten Handlungen, Thoyt bezeichnet eine Zahl am Jahresscepter (nach Guigniaut), etwa die der Jahre der Seelenwanderung, Osiris als Herrscher der Unterwelt (Petempamentes in der Inschr. von Philä) wird ein Sühnopfer gebracht; dabei sitzen 42 oder 43 Todtenrichter mit dem Zeichen der Ἀλήϑεια. Vorstellungen, welche auf Stelen (die interessanteste die zu Carpentras mit der Phönicischen, oder Aramäischen, Un- terschrift), an den Wänden der Grabdenkmäler, Descr. ii. pl. 35., und besonders auf Mumienrollen sehr häufig sind. S. das Todten- gericht auf Papyrus Descr. ii. pl. 60. 64. 67. 72. Hiero- glyph. pl. 5. Fundgruben des Orients v. S. 273. Wie der apotheosirte König von den Göttern empfangen wird, sie umarmt, Geschenke erhält, stellen besonders die Reliefs des Königsgrabes bei Belzoni pl. 5. 18 sqq. dar. Sehr merkwürdig ist die Vorstel- lung im Osym., wie die Götter Ramses des Gr. Namen auf die Blätter der Persea schreiben, Caill. ii. pl. 72. Minutoli Tf. 22, 2. 5. Sog. astronomische Darstellungen aufgezählt von Fourier in der Descr. T. v. : das Planisphärium von Tentyris, jetzt in Paris (wahrscheinlich aus der Zeit Nero’s), der Zodiacus von Tentyris (aus der Zeit Tibers), zwei zu Esneh, eine zu Her- monthis, eine zu Theben. Kein Zodiacus bildet einen Cirkel, alle entweder eine Spirale oder Parallelen; immer führt ein Zei- chen die Reihe an. Bei der Mumie des Petemenon aus dem Hy- pogeum einer gräcisirenden Familie bei Kurnah (Nachrichten über sie giebt S. Quintino Lezioni v. und Mem. d. Acc. di To- rino xxix. ) abgebildet bei Cailliaud Voy. à Méroé T. ii. pl. 69., tritt der Steinbock, unter dem Pet. (am 2 Juni 116 n. Chr.) geboren, ganz aus der Reihe heraus. S. Letronne Obser- vations critiques et archéologiques sur l’objet des repré- sentations Zodiacales 1824., wozu man jetzt das schriftlich auf- gezeichnete Aegyptische Horoscop aus Antoninus Pius Zeit in Youngs Hieroglyphics pl. 52 vergleichen muß. Die Zodiacalbilder sind offenbar ursprünglich der Aegyptischen Mythologie und Wissenschaft fremd; sie scheiden sich als ganz verschiedenartig aus den übrigen, wirklich einheimischen Gestirnbezeichnungen heraus. 1 233. Eine Heroenmythologie, dieser große Hebel der Griechischen Kunst, mangelte Aegypten gaͤnzlich und durchaus (Αἰγύπτιοι νομίζουσιν ἥρωσιν οὐδέν); Goͤtter und menschliche Fuͤrsten graͤnzen hier unmittelbar anein- Anhang. Aegyptier. ander. Seit uralten Zeiten wurden Koͤnige und Priester 2 durch Statuen geehrt, die von denen der Goͤtter kaum durch ein allgemeines Kennzeichen zu unterscheiden sind; und wie die Pylonen und Waͤnde der Pallaͤste, die Koͤ- 3 nigs-Graͤber und Monumente die Hauptthaten des krie- gerischen Lebens der Herrscher verewigen: so bezeugen die 4 Waͤnde der Graͤber des Volkes durch Gemaͤlde uͤberall das besondere Geschaͤft und den speciellen Beruf derer die sie inne haben. Ueberall herrscht das Streben das 5 Gedaͤchtniß bestimmter Begebenheiten und Zustaͤnde zu er- halten; welches haͤufig so weit geht, daß das speciellste Detail, die Zahl erschlagner Feinde, gefangener Fische und Voͤgel, mit in die Kunstdarstellung anfgenommen wird, und sie selbst die Stelle eines Registers daruͤber vertritt. — Und so baut sich, wie im ganzen Aegypti- 6 schen Leben, so auch in der Kunst, auf dem Fundament einer bizarren Natur- und Weltanschauung, welche in der Religion erstarrt und verewigt war, auf einem durch- aus phantastischen Grunde, ein nuͤchternes und trockenes Verstandesleben auf, welches das aͤußere Leben mit einer großen Subtilitaͤt, aus der tausend Distinctionen hervor- gehn, ausbildet, jene Produkte einer alterthuͤmlichen Phantasie, jene seltsamen Symbole, dabei als gegebne Formeln anwendet, und mit einem kalten Scharfsinne mannigfach bald zerlegt bald combinirt; dabei aber durch- aus von jener Waͤrme und Lebendigkeit der Anschauung, der die eigentliche und ewige Bedeutung der Naturformen aufgeht, von jener gesunden Mitte von Gemuͤthsleben und Sinnlichkeit, aus der allein die Kunst hervorwaͤchst, him- melweit entfernt bleibt. 2. Statuen der Könige, besonders colossale, sind zahlreicher als die der Götter. Der 60 Fuß hohe sog. Memnon (den blos die Griechen, wegen des zufälligen Klingens beim Sonnenaufgang, mit dem Namen des Sohnes der Morgenröthe benannten) in der Descr. ii. pl. 22. Hierogl. 13. ist Amenophis II; es ist die Sta- tue, die noch zu Juvenals Zeit ( xv, 5) halbabgebrochen war und erst hernach restaurirt wurde; daneben steht der vollständigere Coloss Historischer Theil. Ramses des Gr. Alles was über eine ideelle Bedeutung des Mem- non-Colosses gemuthmaßt worden ist, fällt nun dahin. S. über die zahlreichen Statuen der Amenophis, Thutmosis, Ramses im Turiner Museum Champollions Lettres à Blacas [nebst den Abbildungen dazu: Descrizione dei monumenti Egizi del R. Museo Egizio di Cost. Gazzera, Torino 1824. mit 12 li- thogr. Tafeln]. Ueber den sehr alterthümlichen Coloss des Ptah men Manduei (nach Champollion Figeac 2272 v. Chr.?) außer Champollion S. Quintino Lezioni intorno a div. argom. d’Archeologia iii . Mem. d. Acc. di Torino xxix . Ue- brigens errichtete Aegypten solche Ehrenstatuen später nicht blos fremden Königen, sondern auch andern angesehnen Männern, wie dem Kallimachos unter der Kleopatra nach dem Decret der Thebäi- schen Priester des Amonrasonter zu Turin. 3. Thaten der Könige . Tacit. Ann. ii , 60. Visit (Germanicus) veterum Thebarum magna vestigia. Et manebant structis molibus litterae Aegyptiae, priorem opulentiam complexae: iussusque e senioribus sacerdotum patrium sermonem interpretari, referebat: habitasse quon- dam DCC millia aetate militari, atque eo cum exercitu regum Rhamsen Libya, Aethiopia, Medisque et Per- sis et Bactriana ac Scythia potitum etc. Legebantur et indicta gentibus tributa, pondus argenti et auri, numerus armorum equorumque, et dona templis, ebur atque odo- res, quasque copias frumenti et omnium utensilium quae- que natio penderet. Landschlachten auf den Pallästen zu Medinet-Abu, von Ramses II. Mei-Amun; zu Karnak (Denon pl. 133.) von Ramses dem Gr.; im Osym. von demselben ( Descr. ii . pl. 32); zu Luxor, von Amenophis II. u. Ramses den Gr. Eroberung einer Feste, am Osym., durch Ramses dem Gr., Descr. ii . pl. 31. Hamilton pl. 9. Caill. ii . pl. 73. Vgl. Dureau de la Malle Poliorcétique des Anciens avec un Atlas de 7 planches. Kampf der Heerführer , des Aegyptiers mit dem Hyksos (?), Descr. iii . pl. 38. Ha- milton pl. 8. Seeschlachten , meist zugleich Land- schlachten, wahrscheinlich an den Küsten des Erythräischen Meers geliefert, zu Karnak und Medinet-Abu, Descr. ii . pl. 10. Ham. pl. 9. Triumph des Siegers, sich in eine heilige κωμασία des Ammon-Mendes verwandelnd, wobei der König auch als erster Ackersmann erscheint, im Innern des Pallastes von Medinet-Abu, Descr. ii . pl. 11. Aufschüttung der abgehaunen Hände, um die Todten zu zählen, vor dem Siegswagen des Herrschers, Descr. ii . pl. 12. Ham. pl. 8. Züge von Gefangnen zum Thron des Anhang. Aegyptier. Königs, im Osym., Descr. ii . pl. 12. Hierogl. 15. Dar- bringung der Aethiopischen Beute vor den Thron des Ramses Amn- mai in dem Felsendenkmal zu Kalabsche, Gau Tf. 14. 15. Ge- sandschaften der unterworfenen Völker (Neger, Libyer, Syrer?) in sehr charakteristischer Darstellung an den Herrscher, in dem Kö- nigsgrabe des Akencheres, Belzoni pl. 6. 7. 8. Minutoli Nachtr. Tf. 3. Hinrichtungen oder Opferungen (?) schwarzer Menschen in den Königsgräbern Descr. ii . pl. 86. Der Herrscher, viele Personen, zum Theil offenbar Nicht-Aegyptier, mitunter aber auch Frauen, am Schopfe fassend und tödtend (opfernd, hinrichtend?). Aehnlich die Königin in Meroe, Caill. i . pl. 46. 4. Privatleben . Besonders in den Katakomben, nament- lich zu Eleithyia. Scenen des Ackerbau’s, Pflügen, Erndten des Getraides, Erndte eines Nelumbofeldes, Weinlese und Keltern, Oelpressen (?), Hanfschlagen Descr. i . pl. 68—71. ii . pl. 90. v. pl. 17. 18. Hamilton pl. 23. vgl. Mongez sur les instru- mens d’agric. chez les anciens, in den Mém. de l’ Inst. roy. T. ii . p. 616. iii . p. 1. Ein Hirte, der sein Vieh zählt , in den Catacomben von Memphis, Caill. ii . pl. 73. We- berei (Minutoli pl. 24, 2.), Schiffahrt ( Descr. i . pl. 68 sqq. Hamilt. 23.). Handel und Verkehr, Wägen der Waaren u. dgl. Waffen- und Ringübungen ( Descr. iv . pl. 66., wie alt?). Gastmäler, Tanz und Musik (herrlich geschmückte Instrumente in der sogen. Harfengrotte). Die interessanteste Darstellung sind die Vergnügungen des Königs auf der Jagd, dem Entenfange (Falken- beize?), der Fischerei, aus den Hypogeen bei Kurnah. Alles Er- legte wird gleich einregistrirt. Caill. ii . 74. 75. Löwenjagd des K. Descr. ii . pl. 9. Hamilt. pl. 8. II. Die Syrischen Staͤmme . 234. Die Syrischen oder sogenannten Semitischen Nationen, welche fast das ganze Vorderasien zwischen Halys und Tigris, Armenien und dem Erythraͤischen Meere bewohnten, und eben so, wie die Aegyptier, gewisse Grundzuͤge des nationalen Charakters in Religion, Verfassung und Sitte zeigen, haben besonders in zwei Staͤmmen Kunstwerke eigenthuͤmlicher Art hervorgebracht, von denen wir noch etwas wissen, in Babylon und in Phoͤnicien . A. Babylonier . 1. Architektonik. 1 235. Die Babylonier , durch einen innern Trieb, wie andre Voͤlker dieser Gegend, fruͤhzeitig in große Massen zusammengedraͤngt, womit die Entwickelung einer strengen Monarchie zusammenhaͤngt, und zugleich durch die Lage ihres niedrigen Flußlandes zu schuͤtzenden Bauunter- nehmungen hingetrieben, unternahmen schon in uralten 2 Zeiten große Werke; wozu ihnen weit weniger Holz (fast nur Palmstaͤmme) und Stein (der weit aus Armenien 3 kommen mußte), als der feine Thon ihres Bodens das Material gab, aus welchem die trefflichsten Backsteine, fuͤr die innern Theile der Gebaͤude an der Sonne getrock- nete, fuͤr die aͤußern gebrannte, verfertigt, und durch As- phalt (der von Is am Euphrat kam) und Gyps mit dazwischen liegenden Rohrlagen zu einer fest zusammen- 4 haͤngenden Masse vereinigt wurden. Leider hat aber auch Anhang. Syrische Staͤmme. diese Wahl des Materials, zumal da immer neue große Staͤdte, namentlich das zur Vernichtung Babylons an- gelegte ungeheuere Seleucien, hier ihren Baustoff suchten, bewirkt, daß es bis jetzt noch unmoͤglich gewesen, aus den unfoͤrmlichen Truͤmmerhaufen die bestimmten For- men der Babylonischen Architektur herauszuerkennen. 1. Canäle des Euphrats; Dämme gegen den Strom; Ablei- tungs-Seen mit steinernen Mauern eingefaßt; Schleußwerke des Canals Pallakopas. 2. Nur die große Euphratbrücke von Babylon bestand nach Herod. i, 186. Diod. ii, 8, Curtius v, 4. aus Steinquadern, die mit eisernen Klammern und Blei verbunden waren, und gegen den Strom spitzwinklige Pfeiler bildeten. Ueber diese waren, schnell wegnehmbar, Balken von Palmbäumen, Cedern, Cypressen gelegt. — Der fabelhafte tunnel dagegen wird von Diodor als ein Gewölb (?) aus Backsteinen mit sehr vielem Asphalt geschildert. Aber in den Ruinen ist nach Rich und Porter keine Spur von Wölbung. 3. Καὶ ἐγένετο αὐτοῖς ἡ πλίνϑος εἰς λίϑον· καὶ ἄ- σφαλτος ἦν αὐτοῖς ὁ πηλός. Genesis ii, 3. Das Genauere Herod. i, 179. Ktesias bei Diodor ii, 7. vgl. auch Schol. Arist. Vögel 552. Πλίνϑος ὀπτὴ ἐν γύψῳ δεδεμένη, Diodor ii, 10. Berosos bei Joseph. in Apion. i , 19: τοὺς (μὲν περιβό- λȣς) ἐξ ὀπτῆς πλίνϑου καὶ ἀσφάλτου, τοὺς δὲ ἐξ αὐτῆς τῆς πλίνϑου (d. h. wohl, aus ungebrannten Backsteinen ohne Asphalt). 236. Die Babylonischen Bauwerke zerfallen in 1 zwei Classen. Erstens aͤltere der einheimischen Dyna- stieen. Dazu gehoͤren die Anlagen der westlichen Seite, 2 wo sich das Alte Babylon mit unabsehbar langen sich rechtwinklich durchschneidenden Straßen ausbreitete, wo die aͤltre Koͤnigsburg noch in einer Anhoͤhe von Backsteinen erkennbar ist, und wo auch der große Tempel des Baal , der Thurm zu Babel, lag, der in Birs Nimrod durch dessen Groͤße und terrassenfoͤr- mige Anlage mit Sicherheit erkannt wird. Zweitens die 3 Werke der Chaldaͤischen Fuͤrsten (von 627 v. Chr.), be- Historischer Theil. sonders des Nabuchodonosor, welcher der alten Stadt im Westen des Euphrat eine neue, oͤstlich vom Strome, zum 4 Schutz dieser Seite hinzufuͤgte, beide mit mehrern Be- festigungslinien umgab, und besonders die Neustadt mit 5 herrlichen Werken schmuͤckte; unter denen eine Nachah- mung eines Persischen Berg-Paradeisos uns am genaue- sten bekannt ist. 2. Birs Nimrod , 1½ deutsche Meilen vom Euphrat, und doch nach Herodot und Diodor mitten in der Stadt. Unten ein ungeheures ἱερὸν, welches aber nicht als zusammenhängendes Ge- bäude zu denken ist, 1200 Fuß im Quadrat, worin der T. des Baal mit der goldnen Bildsäule. Diesen schloß ein runder Thurm ein, der sich in 8 Terrassen erhob, unten 600 F. dick. Im obersten Stockwerke der heiligste T. ohne Bild; nur mit einem goldnen Tisch und Ruhebett für den Gott. Nach Herodot. 600 Fuß hoch nach Strabon. 3. Wir ziehen entschieden Berosos Archivnachrichten über den Ursprung dieser Anlagen (bei Josephus; Berosi quae supersunt, ed. Richter p. 65), mit denen sich auch Herodot wohl vereini- gen läßt, den Fabeln bei Ktesias und Diodor vor, welche zum Theil auf der volksmäßigen Benennung Σεμιράμεια ἔργα für alle großen Werke im Orient beruhen. Wie vortrefflich Berosos Angaben mit den vorhandnen Trümmern stimmen, hat Heeren gezeigt, Ideen i , 2. S. 172 ff. 4. Ueber die Mauern Babylons, Erbauer, Größe u. s. w. die Commentatoren zu Diodor ii, 7. 5. Nabuch. baut nach Berosos diesen künstlichen παράδει- σος für seine Medische Gemahlin Amuhia (Ritokris? vgl. Nie- buhr kleine Schriften S. 208 f.). Nach Diodor ii, 10 läßt sich ein völlig genauer Plan davon machen; Strab. xvi . p. 738. welcher von Gewölben spricht, ist ungenauer. Der ganze Bau 400 F. im □. Parallele Backsteinmauern 22 Fuß stark, durch Gänge (σύριγγες) von 10 Fuß getrennt. (Bei Curtius v, 5 schreibe: quippe xx pedes lati parietes sustinent, xi pedum intervallo distantes; denn der Mauern konnten nur 13 sein, Syringen 12.). Steinbalken 16 Fuß lang (weil 22 † 10 = 2 × 16) liegen darüber; alsdann 4 Lagen: Rohr in Asphalt; Backsteine in Gyps; Blei; Gartenerde. Die untern Lagen verhüten auf eine sehr zweckmäßige Weise das Durchdringen der Nässe und Zersprengen des Gemäuers durch die schwer zu be- zwingende Kraft der Vegetation. Die höchste Terrasse, 50 Fuß Anhang. Syrische Staͤmme. hoch, lag dem Euphrat am nächsten; in der ersten Syrinx war ein Pumpwerk. Noch sieht man am Ostufer des Stroms parallele Mauern und Canäle dazwischen, die mit Sandsteinblöcken über- legt sind. Ruinen von Babylon . Quellen: Niebuhr Reisebeschrei- bung nach Arabien Bd. ii. S. 290. Maurice Rich Memoir on the Ruins of Babylon, in v. Hammers Fundgruben B. iii , und dann besonders zu London 8. Ders. Observations on the Ruins of Babylon. Lond. 1816. On the Topography of ancient Babylon in der Archaeol. Britann. T. xviii . 243. Cap. Keppels Reise von Indien nach England, s. Kunstbl. 1827. N. 43. Robert Ker Porters Travels in Georgia, Persia, Armenia V. ii . pl. 69 — 76. Bearbeiter . Rennel Geographical System of Herodotus, im Auszug in Bredows Untersuchungen über die alte Gesch. ii. S. 533. Ste Croix sur les ruines de Babylon, Mém. de l’Ac. des Inscr. T. xlviii . p. 1. Beauchamp Mém. sur les antiquités Babyloniennes, Journal des Savans 1790. p. 2417 sqq. Heeren Ideen i, 2. S. 157 ff. nebst Plan. 2. Bildende Kunst. 237. Die bildende Kunst zeigte sich theils in Re- 1 liefs , welcher in die noch ungebrannten Backsteine ein- gedruͤckt und mit einem bunten Firniß uͤberstrichen wur- den; theils in Goͤtterstatuen und Colossen, die nach 2 der Weise der Griechischen ξόανα χρύσεα (§. 71. 84.) aus einem hoͤlzernen Kern bestanden, uͤber den geschlag- nes Metall, Gold oder Silber, gezogen wurde; auch 3 koͤstliche Gewaͤnder , in deren Verfertigung und Faͤr- bung die Babylonier besonders ausgezeichnet waren, dien- ten diesen Bildsaͤulen zu einem die Augen blendenden und durch wundersame Figuren die Phantasie beschaͤftigenden Schmucke. 1. S. Diodor ii, 8. von der Reliefs an der innersten und zweiten Mauer der westlichen Königsburg, welche allerlei Thiere und königliche Jagden darstellten. Ἐν ὠμαῖς ἔτι ταῖς πλίνϑοις διετετύπωτο ϑηρία παντοδαπὰ τῆ τῶν χρω- 17 Historischer Theil. μάτων φιλοτεχνἰᾳ τὴν ἀλήϑειαν ἀπομιμούμενα. Die ge- mahlten Chaldäer mit bunten Röcken und Hüten bei Hesekiel 13, 14. sind wohl auch solche Arbeiten. Noch findet man Backsteine mit Keilschrift an der untern, und eingedrückten Thierfiguren an der vordern Seite in Babylon. 2. S. Herodot i, 183 über das Bild des Belos, sammt Tisch, Thron und Fußschemel aus Gold (800 Talente), und einen andern goldnen ἀνδριὰς von 12 Ellen Höhe, den aber der Schriftsteller selbst nicht sah. Fabelhafteres Diod. ii, 9 über die ἀγάλματα χρυσᾶ σφυρήλατα Διός, Ἥρας, ̔Ρὲας. Σκῆπτρον λι- ϑοκόλλητον. Ueber die Fabrication vor Allen der Brief Jere- mias i , 7: γλῶσσα γὰρ αὐτών ἐστι κατεξυσμένη ὑπὸ τέκ- τονος (vgl. die Statue des Berosos zu Athen inaurata lingua Plin. vii, 37.), αὐτὰ δὲ περίχρυσα καὶ περιάργυρα — καὶ ὥσπερ παρϑένῳ φιλοκόσμῳ λαμβάνοντες χρυσίον κατασκευάζουσι στεφάνους ἐπὶ τὰς κεφαλὰς τῶν ϑεῶν αὐτῶν — κοσμοῦσί τε αὐτοὺς ὡς ἀνϑρώπους τοῖς ἐνδύ- μασι ϑεοὺς αργυροῦς καὶ ϑεοὺς χρυσοῦς καὶ ξυλίνους, u. s. w., besonders V. 54. 56. 57. Vgl. Daniel 3. Σαρα- χήρω nach Berosos bei Hesych die κοσμήτρια der Babyloni- schen Hera. Von eheruen Statuen alter Könige in Baby- lon Diodor ii, 8. Steinerne Bilder kommen nur bei Da- niel 5, 4. 23. vor. Vgl. Münter Rel. der Babylonier S. 59 ff. 3. Von Babylonischen Zeugen und Teppichen , mit Wun- derthieren (ζῶα τερατώδη Philostr. Imagg. ii , 32. cf. ii , 5.) geschmückt, Böttiger Vasengemählde I, iii . S. 105 sqq. Hee- ren i, 2. S. 205. Münter S. 64. Die Persisch-Medischen waren gewiß nur Nachahmungen, an jenen rühmt Athen. V. p. 197 b. schöne und genaue Zeichnung der Figuren. Solche βαρβάρων ὑφάσματα brachten τραγελάφους und ἱππαλεκ- τρύονας (Aristoph.) und μιξόϑηρας φῶτας (Eurip. Jon 1176) nach Griechenland. Diese Wunderthiere waren gewiß zum Theil Nachbildungen der im T. des Baal dargestellten, von Berosos p. 49 beschriebnen. 1 238. Jetzt koͤnnen uns nur noch einige Reste von Steinbildern einen Begriff von dem Kunststyl der Babylonier geben; in viel reicherer Masse aber ihre ge- schnittnen Steine (jeder Babylonier hatte nach Hero- 2 dot ein Petschaft), besonders die Cylinder aus harten und edlen Steinen (Haͤmatit, Chalcedon, Agat, u. dgl.), welche Anhang. Syrische Staͤmme. groͤßtentheils in der Gegend von Babylon (am meisten zu Borsippa, wo noch spaͤt eine beruͤhmte Chaldaͤer-Schule existirte) gefunden werden, und, wenn sich ihr Gebrauch 3 auch von den Chaldaͤern zu den Magern, von der Baals- religion zu dem Ormuzd-Dienste, fortpflanzte, doch be- sonders aus Babylonischen Sitten und Gebraͤuchen ab- zuleiten und zu erklaͤren sein moͤchten. Auf ihnen erkennt 4 man auch noch muthmaßlich einige der Hauptgoͤtter des Babylonischen Cultus, der uns indeß in seinem in- neren Zusammenhange zu wenig bekannt ist, um durchge- fuͤhrte Erklaͤrungen zu versuchen. Die Arbeit dieser Cy- 5 linder ist von sehr verschiednem Verdienst, oft fast ganz aus runden Hoͤhlungen bestehend, wie bei den aͤltesten Gemmen der Griechen (§. 97, 3); bisweilen sehr sorg- faͤltig und zierlich; der Styl der Zeichnung ist im Gan- zen der sogenannte Persepolitanische. 1. S. Münter a. O. S. 63. über einen Granitlöwen aus Ba- bylons Ruinen. Besonders wichtig ist der Block aus grauem Granit von Rich, Fundgruben iii. S. 199. Tf. ii, 1, mitgetheilt, und der 1½ Fuß lange, bei Tak-Khesra am Tigris gefundne Mar- morblock (im Cabinet du Roi ) mit Figuren von Thieren, Al- tären, Sternen, wohl aus Chaldäischer Astrologie. Millin Monum. inéd. T. 1. p. 58. pl. 8. 9. Hager Illustrazione di uno zo- diaco orientale. Milano 1811. Münter S. 102. Tf. 3. 2. Abbildungen u. Beschreibungen von Cylindern und Babylo- nischen Siegelsteinen in Caylus Recueil; bei Herders Vorwelt, Sämmtl. Werke bei Cotta Bd. i. S. 346; bei Tassie Catalogue de pierres gravées pl. 9 — 11; in den Fundgruben iii. S. 199. Tf. 2. iv. S. 86. Tf.; bei Ousely’s Travels T. i . pl. 21. iii . pl. 59.; Ker Porter Travels pl. 79. 80.; Dubois Pierres gravées Egypt. et Persanes; Dorows Morgenl. Alterthümer H. 1. Tf. 1.; J. Landseers Sabaean Researches. Lond. 1823.; Guigniaut pl. 21 — 24. Zur Erklärung neben Grotefend (§. 248, 4), Münter S. 95. 135. Von Cylindern aus Terra- cotta mit Keilschrift Ders. S. 94. 3. Wenn die Cylinder Amulete sind, wofür auch die durch- gängige Durchbohrung spricht: so hängen sie gewiß mit dem Glau- ben an die wunderbaren Kräfte der Steine zusammen, den Plin. 17* Historischer Theil. xxxvi. 34, xxxvii , 14 sqq. den Magern beilegt (vgl. die Orphischen Λιϑικὰ 691) und Schriften des Zoroaster, aber auch des Babylo- nier Zachalias darüber anführt. Auch führen die Namen der Steine: Belus-Auge , (Plin. xxxvii, 55.) Belus-Stein (auch Eu- mithres, superstitionibus grata, ebd. 58) Adadunephros ( eiusdem oculus ac digitus dei: et hic colitur a Syris, ebd. 71; die Gottheit Adad Macr. i, 23.) darauf, daß dieser Glauben besonders in Assyrien zu Hause war. Bei den Magern war auch von Inschriften und Bildern auf Steinen die Rede, Plin. xxxvii , 40. xxxvii , 37. wird dieser Gebrauch der Amu- lete dem ganzen Orient zugeschrieben. 4. Baal mit der Tiara oder Kidaris (vgl. über diese Kopftracht Hoeck Vet. Mediae mon. p. 42.) radiatus, mit Kranz in der Hand, auf einem Thron nebst Fußschemel. Münter Tf. 1, 3. Astarte (Mylitta) mit den Füßen auf einem Löwen (Macrob. Sat. i , 23.) Hunde am Thron; über den Schultern ragen Waffen hervor. Mün- ter Tf. 1, 5. Astarte, Baal für ihre Fische um Schonung flehend (?), auf dem Cylinder bei Münter i, 8. S. Lukian de dea Syr. 47. Sandon (Herakles) auf einem gehörnten Lö- wen stehend, wie auf Tarsischen Münzen, worauf dieser Assyrische Gott auf seinem Rogus vorgestellt wird (nach einer Abhandlung des Vf. in Niebuhrs Rhein. Museum Bd. iii. ). Cylinder bei Herder Tf. 1. Ungeheuer , wie sie Berosos beschreibt, Münter Tf. 2, 15. 18. 19. u. sonst. Die ἀνϑρώπους τετραπτέρους findet man z. B. auf dem Dorowschen Cylinder wieder. — Die Aehn- lichkeit, welche die Mahlerei einer Classe Griechischer und Etruski- scher Vasen mit den Ungeheuern dieser Cylinder, viel mehr als mit den Aegyptischen, zeigt, erklärt sich wohl am besten durch die frühe Berbreitung Babylonischer Teppiche und Zeuge, §. 237, 3. B. Phoͤnicier und benachbarte Staͤmme . 1. Architektonik. 1 239. Das erwerbthaͤtige Volk der Phoͤnicier war offenbar weniger auf Colossalitaͤt und Unzerstoͤrbarkeit bei Bauunternehmungen bedacht, als auf eine glaͤn- 2 zende Auszierung. Die Tempel scheinen klein gewesen zu sein, wie der der Astarte zu Paphos auf Kypros; Anhang. Syrische Staͤmme. ihre eigenthuͤmliche Anlage kann wohl am besten aus dem Tempel des Jehova zu Jerusalem beurtheilt 3 werden, auf den offenbar die Phoͤnicische Kunst mehr ein- gewirkt als die entfernter stehende Aegyptische. Ueberall, 4 an der Bundeslade, der alten Stiftshuͤtte und in dem Salomonischen Tempel, finden wir den fuͤr diese Voͤlker charakteristischen Gebrauch wieder, Bretterwaͤnde oder das Getaͤfel an Steinwaͤnden mit Goldblech zu uͤberziehen. Auch Elfenbein zur Verzierung von Architektur-Theilen, 5 wie zur Auszierung von Thronen und andern Geraͤthen, zu brauchen, war bei den Syrischen Staͤmmen gewoͤhn- lich: dieser Luxus breitete sich uͤber Kleinasien fruͤhzeitig nach dem Westen aus (§. 47, 3. 56. 57). 2. Haupttempel: der des Melkarth zu Tyrus, zu Gades, der der Astarte auf der Byrsa in Karthago. Jenen soll nebst dem des Z. Olympios (Bel-Samen?) und der Astarte der Kö- nig Hiram gebaut, Cedern dazu vom Libanon gehauen, auch goldne Säulen hineingestellt haben. Dios und Menandros bei Joseph g. Apion i, 17. 18. Von keinem weiß man indeß etwas genaueres. Nur von dem Tempel zu Paphos , durch Ruinen (beschrieben von Ali-Bey und von Hammer) und Abbil- dungen auf geschnittnen Steinen und Münzen. S. Gemmae astri- ferae i , 16. 77. 78., auch die Darstellung von Paphos, Pitture di Ercol. iii . t. 52. Münter: der Tempel der himmlischen Göt- tin von Paphos. Zweite Beilage zur Rel. der Carthager. Der Tempelhof 150 × 100 Schritt; in zwei Hälften getheilt, in dem einen das kleine Tempelgebäude. Zwei Pfeiler oder Obelisken ste- hen davor, durch eine Kette verbunden. Ein halbkreisförmiges Ge- länder umgiebt einen Vorhof (Taubengehege). Der mittlere Theil erhebt sich hoch über die Nebenhallen. Im Adyton steht die Meta, von Candelabern umgeben. Von einem uralten T. des Apollo aus Cedern in Utica Plin xvi, 79. — Die Einrichtung des Thalamos , an dem sonst Jonisch gebauten T. zu Hierapo- lis, war wohl von dem ältern Syrischen Heiligthum entlehnt. Lu- kian de dea Syria 31. Vgl. §. 153, 1. 3. Tempel auf Moriah . Tritt an die Stelle des alten Hirtentempels aus beweglichen Bretterwänden mit einem Ueberhange aus Teppichen, der die Bundeslade mit ihren Cherubim einschloß. — Große Substructionen, welche ein Thal, 600 Fuß tief, ausfüllen. Historischer Theil. Der eigentliche Tempel 60 Ellen lang (20 davon das Chor), 20 breit (ohne die Kammern), 30 hoch. Die Steinwände verjüngen sich nach oben, wie in Aegypten (§. 222), an ihnen liegen zunächst drei Reihen Stockwerke kleiner Kammern mit Fenstern für allerlei Zwecke. Vor dem Eingange ein thurmartiges Gebäude, eine Halle (Ailam, ähnlich wie in Paphos), 20 Ellen breit, 10 dick, 120 hoch. Davor zwei mächtige Erzsäulen (Jachin und Boas) mit schön verzierten Capitälern, welche Nichts zu tragen haben, 40 Ellen hoch. Diese arbeitet Hiram Abif aus Tyrus. Das Dach und die innern Wände des Tempels und Chors (Dabir) aus Cedernholz, mit Schnitzwerk von Cherubim, Palmen und Guirlan- den, welches sich durch den dünnen Ueberzug von Gold ausdrückte. Ein doppelter Vorhof, der Priester und des Volks, zu welchem erst Herodes den äußern dritten Vorhof der Heiden hinzufügte. Oben §. 190, 1, ii. Von eigentlichen Säulenhallen ist hier nicht die Rede; doch kommen bei Salomons Pallaste drei Hallen jede mit 15 Säulen vor. — S. die Litteratur in Fabricius Bibliogr. antiq. p. 388. u. in Becks Grundriß S. 30. Ugolini Thes. Antiqq. Hebr. T. ix — xi . Hirt: der Tempel Sa- lomons. Berl. 1809. 5. S. i. B. der Könige, 22, 39 von Ahabs elfenbeinernem Hause. Ebd. 10, 18 von Salomons ϑρόνος χρυσελεφάντινος mit Löwen an beiden Lehnen (wie in Aegypten) und an den Sei- ten der 6 Stufen. Vgl. Hesek. 27, 6. von Tyrus, nach den lxx : τὰ ἱερά σου ἐποίησαν ἐξ ἐλέφαντος. 2. Bildende Kunst. 1 240. Derselbe Geschmack durchdringt die bildende Kunst. Abgesehn von den alten Baͤtylien-Bildern 2 des einfachsten Idolen-Cultus, hatten die Phoͤnicier und Cananaͤer, wie die stammverwandten Babylonier, ge- woͤhnlich Holzbilder, uͤber die gehaͤmmertes Metallblech geheftet wurde; fuͤr welche Art Arbeit sich eine sehr re- gelmaͤßige und sorgfaͤltige Technik ausgebildet zu haben 3 scheint. Gegossne Statuen lassen sich dagegen nicht mit Sicherheit nachweisen, obgleich das Verfahren, Metall- massen in irdnen Formen eine bestimmte Gestalt zu ge- 4 ben, den Phoͤniciern nicht ganz unbekannt war. Auch Anhang. Syrische Staͤmme. Gefaͤße von zierlicher, oft colossaler Form, wurden viel hier verfertigt. Mit der Arbeit in edlen Metallen ver- 5 einigte sich, auch in denselben Individuen, die Kunst Edelsteine zu graben und zu fassen, so wie Gewaͤnder 6 (die auch nicht immer einfarbig waren) zu weben. Auch 7 das einheimische Glas wurde gebraucht, mit buntem Schimmer Waͤnde und Decken zu schmuͤcken. Ueberall Neigung zu Putz und Glanz, welche aͤchtem Kunstsinne mehr den Weg vertrat als die Bahn oͤffnete. 1. Vgl. §. 66. Beth-El in Jacobs Geschichte, Βαίτυλος ein Gott bei Sanchuniathon. Schwarze Steine (Meteorsteine) zu Heliopolis, Emesa, auch im Phrygischen Pessinus. Die meta Paphia hieß auch ὀμφαλὸς, wie der ähnliche Stein zu Delphi. Hesych s. v. γῆς ὀμφ. Vgl. Falconet Mém. de l’Ac. des Inscr. vi . p. 513. Münter Antiq. Abhandl. S. 257. Von Dal- berg Ueber Meteorcultus im Alterthum. Heidelb. 1811. 2. S. Deuteronom. 7, 25. Besonders Jerem. 10, 3. ξύλον ἐστὶν ἐκ τοῦ δρυμοῦ ἐκκεκομμένον, ἔργον τέκτονος , καὶ χώνευμα, ἀργυρίω καὶ χρυσίῳ κεκαλλωπισμένα ἐν σφύραις καὶ ἥλοις ἐστερέωσαν αὐτά κ. τ. λ. Vgl. Je- saias 40, 19. μὴ εἰκόνα ἐμοίησε τέκτων ἢ (καὶ?) χρυσο- χόος χωνεύσας χρυσίον περιεχρύσωσεν αὐτόν — ξύλον γὰρ ἄσηπτον ἐκλέγεται τέκτων κ. τ. λ. 44, 13 ff. wo die Arbeit des τέκτων mit Schnur und Röthel beschrieben wird, wo- mit er “eine schöne Menschengestalt” hervorbringt. Auch das goldne Kalb war nach Michaelis aus Holz und mit Goldblech über- zogen. — Ein Apollo κατάχρυσος in einer goldgetriebnen Ka- pelle in Carthago, Appian Pun. 127. Sicklers Plastik der Cana- niten (Mythus des Aesculaps). Das Gefallen an Zusammen- setzung von Metallen nimmt man besonders aus Daniel 2, 31 ab. 3. Die ehernen Säulen am Tempel und die Gefäße wurden nach dem i B. der Könige 7, 46. in dicker Erde, d. h. wohl in starken irdnen Formen, gegossen. 4. Vgl. die Gefäße im T. zu Jerusalem mit den von Homer erwähnten, oben §. 58. Beiläufig ist dabei das eiförmige Rie- sengefäß aus Stein, 30 Fuß im Umfang, mit vier Henkeln und einem Stier als Zierde, zu erwähnen, welches bei Amathus (Le- misso) auf Cypern liegt. J. Landseer Sabaean Researches p. 81. Historischer Theil. Von einem Kyprischen Panzer oben §. 58, 1. Punische Silber- und Goldschilde mit Bildern, Liv. xxv , 24. Pün. xxxv, 4. 5. Hiram εἰδὼς ποιῆσαι ἐν χρυσίῳ καὶ ἐν χαλκῷ καὶ ἐν σιδήρῳ καὶ ἐν λίϑοις καὶ ξύλοις καὶ ὑφαίνειν ἐν τῆ πορφύρᾳ καὶ ἐν τῆ ὑακίνϑω καὶ ἐν τῇ βύσσῳ καὶ ἐν τῷ κοκκίνῳ καὶ γλύψαι γλυφάς Paral. ii, 2, 14. Arbeiten in Edelsteinen: Aarons Brustschild. Reiche Zusammensetzungen von Edelsteinen in Tyrus, Hesekiel 28, 13 u. sonst. Smaragdsäule, wahrscheinlich von Plasma die Smeraldo, im T. des Melcarth, Winck. W. iii, S. 370. (Fea). Arbeiten in Bernstein Od. xv , 459. 6. Sidonische πέπλοι bei Homer. Hirams καταπέτασμα vor dem Allerheiligsten, mit Cherubim darin. Kyprische Meister in Athen, oben §. 113, 1. 7. Ueber das Glas bei Phöniciern und Hebräern Hamberger u. Michaelis Commentar. Soc. Gott. T. iv . Heeren Ideen i, 2. S. 94. 1 241. In wie fern die Bilder der Goͤtter bei die- sen Voͤlkerschaften durch charakteristische und bedeutsame Bildung einen angebornen Kunstsinn bethaͤtigten, ist bei dem Mangel von Monumenten der Art schwer zu sagen: 2 soviel geht sicher aus den Nachrichten der Alten hervor, daß sie viel Combinationen mit Thieren hatten, theils halbthierische, theils auf Thieren sitzende und stehende 3 Figuren; auch deuteten ihnen ungestalte und zwergartige 4 Figuren das wunderbare Wesen der Gottheit an; und dem Charakter ihrer wilden und lasciven Naturreligion gemaͤß spielte die Bezeichnung des Geschlechts, auch der Doppelgeschlechtigkeit, an ihren Bildern eine große Rolle. 2. Dagon (Odakon) von Asdod, Atergatis in Assyrien, Oan- nes in Babylon, alle halb Fisch halb Mensch. In Lukians Zeit war indeß die Syrische Göttin ein auf Löwen sitzendes (wie Juno Caelestis auf den Münzen von Carthago) Frauenbild mit vielen Attributen, eine Art von signum pantheum. De dea Syr. 32. cf. 14. Creuzers Symb. ii. S. 67. Zeus (Baal) saß auf Stieren, wie der Jupiter Dolichenus von Commageue auf einem Stier steht. Böttiger Kunstmythologie i, S. 308. 313. 330. Tf. 4. Anhang. Syrische Staͤmme. Münzen von Hierapolis zeigen beide, den Gott auf einem Stier-, die Göttin auf einem Löwenpaar sitzend. Von einem Syrischen Apollon mit Bart, Thorax u. s. w. in Hierapolis Luk. 35 u. Marcrob. Sat. i , 17; der calathus war wohl nur die alte κίδα- ρις, mit der auch ein orientalischer Apollon zu Daphne bedeckt war. Libanios iii . p. 334. R. Ders. Macrob. beschreibt auch i, 23. das Aegyptisirende Bild von Heliopolis. Die Atergatis von Aphaka nach Macr. i , 21. capite obnupto, specie tristi. Mo- lochs feuriges Bild. 3. Die Phönikischen Patäken. Adonis nach Hesych in Kypros Πυγμαίων. 4. Der doppelgeschlechtliche Ἀφρόδιτος in Amathus. Baal- Peor in Moab, wahrscheinlich priapisch. Riesenphallen im Vor- hofe zu Hierapolis, zwei 180 Fuß hohe (Lukian de dea Syria 16. 28), und auch sonst oft in Syrischen und Babylonischen Hei- ligthümern. III. Voͤlker vom Arischen Stamme . 1 242. So grundverschieden auch der Voͤlkerstamm, welcher in ein heimischen Urkunden, wie bei den Grie- chen, unter dem Gesammtnamen Arier (Ari, Iran) zusammengefaßt wird, und die Bewohner Baktriens, Mediens, Persiens in sich begreift, in Sprache, Na- tionalsitten und Religion von dem Syrischen war: so schloß sich doch die Kunstweise dieser Voͤlker ziem- lich eng an die an, welche wir in Babylon kennen gelernt haben; und wir sind gedrungen die Kunst, welche in dem großen Persischen Reiche bluͤhte, nur als eine weitere Entwickelung der alten Assyrischen anzusehen. 2 Hievon liegt der Grund theils darin, daß das große Assyrische Reich, wie es, auch Babylon in sich fassend, vor 750 bestand, sich uͤber den groͤßten Theil von Iran, selbst Baktrien eingeschlossen, ausdehnte, und als her- nach der Medische Thron aufgerichtet wurde, die Hofsit- ten und der Luxus der fruͤheren Dynastieen in Assyrien und Babylon natuͤrlich darauf uͤbergingen, so wie hernach Susa und Persepolis wieder eine Nachahmung von Ek- 3 batana waren: theils darin, daß die alte Nationalreli- gion der Arier, ein dualistischer Dienst des Lichts, fuͤr sich keine Antriebe zur bildlichen Darstellung der Goͤtter enthielt, sondern vielmehr das Gemuͤth davon abwandte: daher, als Hofprunk und Luxus spaͤter das Beduͤrfniß einer Kunst fuͤhlbar machten, sie von außen, und woher sonst als von den seit alter Zeit cultivirten Syrischen Staͤm- men, hereingeholt werden mußte. 1. Ἄριοι als allgemeiner National-Name Herod. vii, 62. Strab. xv . p 724. Eudemos bei Damaskios de princ. p. 384. Kopp. Sassaniden-Inschriften. Anhang. Arier. 2. Der viel verbreitete Cultus der weiblichen Naturgott- heit , der Venus unter den Planeten (Mitra bei den Persern Anahid in Medien, Elymais, Armenien) hängt gewiß mit dieser alten Assyrischen Herrschaft zusammen; es sind die Züge der Semi- ramis-Derketo, die in diesem Sinne von Kleinasien bis Baktrien reichen. 3. Ihre Götter sind nicht ἀνϑρωποφυέες (Herod. i, 131., wodurch Thiersymbole nicht geläugnet werden). 1. Architektonik . 243. So finden wir schon die Burg von Ekba- 1 tana (715 v. Chr.) in einem Syrisch-Babylonischen Geschmack auf einer Anhoͤhe terrassenfoͤrmig angelegt; die uͤber einander hervorragenden Mauerzinnen mit sieben Hauptfarben glaͤnzend angestrichen (ohne Zweifel aus bunten Backsteinen); oben Pallast und Tempel der Ana- hid, die Saͤulen, Balken, Lacunarien aus Ceder- und Cypressenholz mit Gold und Silberblech uͤberzogen, die Dachziegel ganz aus Silber. Beim Tempel und Pal- 2 last der Persischen Koͤnigsburg in Susa , welche die Griechen Memnonia nannten, wissen wir aus bestimmten Nachrichten der Alten, mit denen die Truͤmmer wohl uͤbereinstimmen, daß die Bauart die Babylonische war. 1. S. Herod. i , 98 (die unterste Mauer der Burg war gleich dem κύκλος Ἀϑηνέων d. h. gegen 50 Stadien; die viel größere Stadt war offen). Polyb. x, 27. Diod. xvii, 110. Die überzogenen Balken u. s. w. wurden von Antigonos und Seleukos Nikator geschält, ἐλεπίσϑη. Jetzt Hamadan ; Trümmer großer Substructionen, Canal der Samiramis, Chaussee. Im Einzelnen findet man namentlich an einer Säulenbasis ganz den Styl von Persepolis wieder. Olivier Voy. dans l’empire Ottoman iii . p. 30. Morrier Second Journal through Persia p. 264 sqq. Ker Porter ii . p. 90 sqq. 2. Ueber die Wunderwerke des angeblichen Memnon (wel- ches mag der einheimische Name gewesen seyn?), Burg, Königs- straße und Königsgrab von Susa, Jacobs in den Denkschr. der Münch- ner Acad. 1810. 11. Τὸ δὲ τεῖχος ᾠκοδόμητο τῆς πόλεως καὶ ἱερὰ καὶ βασίλεια παραπλησίως ὥσπερ τὰ τῶν Βαβυ- λωνίων ἐξ ὁπτῆς πλίνϑου καὶ ἀσφάλτου. Strab. xv. Historischer Theil. p. 728. In Schus , wahrscheinlich Susa, findet sich auch jetzt nichts als Haufen von Backsteinen, mitunter gefärbten. Kin- neir Geographical Memoir of the Pers. empire. p. 100 sq. Porter ii . p. 410. Hoeck Veteris Mediae et Persiae Mo- num. p. 95. 1 244. Der alte Stammsitz der Persischen Herrscher war in Pasargadaͤ , einer Flußebne im innern Persis, die selbst von dem ersten und koͤniglichen Stamme des 2 Volks, nach Herodot, den Namen hatte. Dieser dadurch geheiligte District, gleichsam die Metropole, aus der das weitherrschende Koͤnigsgeschlecht hervorgegangen war, er- hielt in der Bluͤthezeit des Persischen Reichs eine lange Strecke von Anlagen, und darunter einen aͤltern Koͤnigs- sitz, (ἀρχαῖα βασίλεια) mit Kyros Grabmal, und eine neuere Residenz, welche die Griechen Persepolis nann- ten, waͤhrend sie jener vorzugsweise den Namen Pasar- 3 gadaͤ gaben. Diese wird mit Sicherheit in den Ruinen 4 Tschilminar oder Tacht Dschjemschid erkannt. Das Material, der harte schwarzgraue Marmor des Gebuͤrges Rachmed, auf dessen Absenkung mit Huͤlfe maͤchtiger Substruktionen diese Koͤnigsburg lag, hat hier die Zer- stoͤrung der Architekturformen verhuͤtet, obgleich auch nur Waͤnde und Saͤulen aus Stein, alles Gebaͤlk und Dach- werk dagegen ohne Zweifel aus uͤberzogenem Cedernholz war, womit die enorme Schlankheit der Saͤulen zusam- 5 menhaͤngt. Die Anlage steigt terrassenfoͤrmig empor; starke Pforten, große Hoͤfe mit Nebengebaͤuden, praͤchtige Saͤulenhallen fuͤhrten zu den am hoͤchsten gelegenen in- 6 neren Gemaͤchern des Pallastes. Das Detail der Archi- tektur zeigt eine Kunst, die sich eines reichen Vorraths von Formen decorirender Art bemaͤchtigt hat, aber nicht sonderlich damit haushaͤlt; man findet die wahrscheinlich in Asien weitverbreiteten (§. 54, 4.). Glieder und Zie- rathen der Jonischen Ordnung wieder, aber durch Ueber- haͤufung und seltsame Verbindung eines großen Theils ihrer Reize beraubt. Anhang. Arier. 2. S. die Schriftsteller über Alexander, die ersten welche Per- sepolis erwähnten, besonders Arrian vi, 29 ff. Strab. xv, 729. Diodor xvii, 71. Curtius v, 7. 3. S. die Abbildungen bei den Reisen von Chardin (neu herausg. mit Zusätzen von Langles, Paris 1812), Kämpfer, Cornelis de Bruyn, genauere bei C. Niebuhr Reise nach Arabien ii. S. 121. Morier Journey thr. Persia T. i . p. 129—137. Second Journey p. 75. Ousely Travels in var. countries of the East. V. ii . pl. 40 sqq. Porter i . p. 580 sqq. Reise von James Edw. Alexander. London 1827. — Caylus Hist. de l’Ac. d. I. T. xxix . p. 118. Herder: Persepolis eine Muthmaßung. Persepolitanische Briefe. Heeren Ideen i. S. 194. Mongez Mém. de l’Inst. Nation. Litt. T. iii . p. 212. Hirt in den Abhandl. der Berliner Akad. 1820 S. 40. — Vgl. die Anführungen Becks Archäol. S. 32. 5. Eine breite Doppeltreppe, an deren oberem Ende drei Thore waren. Die Doppelpfeiler mit den colossalen Hautreliefs von Wunderthieren. Eine zweite Treppe zu dem eigentlichen Pallast. Drei Säulenhallen umgeben eine größre ohne Trennung durch Mauern; wahrscheinlich waren sie nur durch Teppiche abgesondert (Esther i, 6), die, wie bei Alexanders Prachtzelt (Aelian V. H. ix , 3.) und der Dionysischen Skene Ptolemäos des II. (§. 150, 2), an Säulen ausgespannt waren. Die innern Gemächer und Sääle liegen jetzt davon getrennt auf der höchsten Terrasse; auch hier Säulen in dem Hauptsaale. Diese Gemächer bildeten indeß gewiß einst mit jenen Säulenhallen ein zusammenhängendes Ge- bäude. Nebengebäude, darunter ein ziemlich ausgedehntes, nie- driger. Umfang des Ganzen 1400 × 900 F. Den Eindruck, den das Ganze machen mußte, giebt am besten die treffliche Schil- derung einer Persischen Residenz bei Appulejus de mundo p. 270 Bip.; besonders: (Rex) circumseplus admirabili regia, cu- ius tecta fulgerent eboris nive, argenti (§. 242) luce, flammea auri vel electri claritate: limina vero alia prae aliis erant, interiores fores, exteriores ianuae mu- niebant portaeque ferratae et muri adamantina firmitate. 6. Die Säulen (s. besonders Porter pl. 45.) der großen Halle 55 Fuß hoch, gegen 4 Fuß unten stark. Mit Jonischen Cannelüren. Hohe Basen von eigenthümlicher Form; Capitäler theils aus Vor- dertheilen von Einhörnern zusammengesetzt, theils aus sehr mannig- fachen Stücken seltsam combinirt. Ein umgestürzter Krater, dar- auf ein aufrecht stehender, darauf ein hoher Würfel mit zwei Rei- hen von Rollen nach allen vier Seiten. Dabei Verzierungen von Historischer Theil. Blätterwerk, Rosen, Voluten, Perlenstäben. An den Königs- gräbern kommen dazu noch denticuli, eine Art von Eier und Schlangenzungen, und das dreitheilige Architrav. Die Gesimse über den Thüren haben Aehnlichkeit mit den Aegyptischen (§. 222). Man bewundert die trefflich behaunen und sehr genau zusammen- gefügten Quadern und Säulenstücke. Spuren von Wasserleitun- gen durch die Hallen und Sääle. Von räthselhaften unterirdi- schen Gängen Chardin u. Morier. 1 245. Zugleich lagen in diesem Stammsitze des Ge- schlechts der Achaͤmeniden die Grabmonumente der- 2 selben. Dies waren seltner freistehende Gebaͤude, wie 3 das des Kyros beschrieben wird; gewoͤhnlicher in den Felsen gehaune Fa ç aden mit verborgnen unzugaͤnglichen Kammern dahinter, dergleichen theils an der Felswand oberhalb des beschriebnen Pallastes von Persepolis, theils 4 noͤrdlich davon bei Nakschi-Rustan liegen. Die Archi- tektur zeigt dieselben Formen, wie in Persepolis; die durchherrschende Darstellung ist die eines Geruͤstes, auf dem der Koͤnig in religioͤser Handlung erscheint, uͤber einem Fries und Architrav, welches von Saͤulen mit 5 Einhorn-Capitaͤlern getragen wird. — Wir bemerken hiebei, daß dieselbe Form der Grabmaͤler, in den Felsen gehaune Fa ç aden, in Asien sehr verbreitet war, und in einfacherer Gestalt als hier bei dem Koͤnigsgrabe des Midas in Phrygien vorkoͤmmt. 2. Das Grab des Kyros im Paradeisos von Pasargadä Arrian vi, 29. Strab. xv, 730. Ein πύργος, unten eine Basis aus Quadern, darauf ein Bau aus einem oder mehrern Stockwerken, oben ein σηκὸς mit einer ganz engen Thür; darin ein goldner Sarg mit dem Leichnam, ein Sopha mit πόδες χρυσοῖ σφυρήλατοι, darauf ein Babylonischer Teppich, Gewänder, Schmuck, Waffen. Ob das Denkmal in Murghab? Ousely ii . pl. 53. Porter i . pl. 14. p. 498. Heeren S. 276. 3. Eins der Gräber am Berge Rachmed (400 Fuß vom ei- gentlichen Pallaste) muß nach Diodor xvii, 71. das des Dareios sein, womit Grotefends Entzifferung der Keilinschriften von Perse- polis trefflich übereinstimmt. Vgl. Ktesias Pers. 15. — Chardin pl. 67. 68. — Ebd. pl. 74. Ousely ii . pl. 41. Porter pl. 17. Anhang. Arier. 5. Im Thale Doganlu beim alten Nakoleia in N. Phry- gien; aus rothem Sandstein, die Fa ç ade etwa 80 F. hoch, 60 breit, oben eine Art von Fronton mit großen Voluten geschmückt. ΜΙΔΑΙ … ϜΑΝΑΚΤΕΙ. Leake in Walpole’s Travels p. 207. Asia min. p. 26. Hamilton Aegypt. p. 418. In der Nachbarschaft sieht man auch nach Leake Fa ç aden, die aus ei- ner Porticus von zwei Säulen mit Architrav, Zahnschnitt und Kranzleisten bestehn: die Gestalt, welche in der Nekropolis von Tel- missos so viel vorkömmt, und dort schon mehr die Formen der Jonischen Ordnung trägt. Choiseul-Gouff. Voy. T. i. p. 118. pl. 67. 68. — Genauer mit den Persepolitanischen übereinstimmende Grabmäler hat man in Medien, zu Bissutun und Hamadan ge- funden. 2. Bildende Kunst. 246. Dieselben Ruinen von Persepolis zeigen eine 1 Fuͤlle von Sculptur mit der Architektur verbunden. Wun- 2 derthiere, symbolischer Art, stehen in halbrunder Gestalt als Reichswappen am Eingange; aͤhnliche sind auch fuͤr architektonische Zwecke haͤufig angewandt. Gruppen, in 3 welchen ein mythologischer Held ein Unthier der Art durchbort, sind in Relief an den Pforten des Nebenhau- ses angebracht. Man sieht den Koͤnig mit Begleitern 4 einherschreitend; seinen Thron, den ein Baldachin be- deckt, von den Repraͤsentanten der Hauptstaͤmme des Reiches getragen; den darauf sitzenden Fuͤrst als Richter, an verschiedenen Waͤnden und Pfeilern. Die Leibwache des 5 Fuͤrsten, seine Hofleute in zwei verschiednen regelmaͤßig abwechselnden Trachten, der Medischen Stola und der Kandys, und die interessanteste Darstellung, die Pro- vinzen, welche die jaͤhrlichen δῶρα bringen, schmuͤcken die Prachttreppe, welche zu der großen Saͤulenhalle hin- auffuͤhrt. 2. Hauptfiguren sind das geflügelte oder ungeflügelte Einhorn, das Thier mit dem königlich geschmückten Menschenhaupt (Marticho- ras? Kaiomorts?), der Greif, der Löwe. 3. Wenn man in diesem Helden den Stammheros des hier einhei- mischen Geschlechts, Achämenes (Dschjemschid?), sieht: so kömmt Historischer Theil. zu Hülfe, daß nach Aelian H. A. xii , 21. Achämenes wirklich eine wunderbare Fabelperson war, ein Zögling eines Adlers, wie bei Firdusi der Vogel Simurg die jungen Helden erzieht. 5. Diese doppelte Tracht ist durchgängig leicht zu unterscheiden. Die vornehmere, die der König selbst trägt, ist die Μηδικὴ ἐσϑὴς; ihr war auch die Μαγικὴ στολὴ ähnlich. (S. Lukian Nekyom. 8). Zu der andern Tracht gehört der Ueberrock mit den leeren Aermeln oder κόραις (Kolchische, Amazonische, Ungarische Tracht, s. Amal- thea i. S. 169. ii. S. xii. ), die Persische κάνδυς, χιτὼν ὃν ἐμπορποῦνται ( fibulis annectunt ) οἱ στρατιῶται. Hesych. Pollux vii, 58. Ueber die Persischen Gewänder vgl. Voß My- thol. Briefe iii. S. 367. Mongez sur les costumes des Per- ses, Mém. de l’Inst. nat. Lett. iv . p. 22 sq. Die Tiara, Kidaris und Kyrbasia (vgl. Demetr. de eloc. 161.) sind schwer von einan- der zu unterscheiden. Die Peitsche oder Geißel, welche an man- chen Figuren von Kriegern deutlich hinter dem Köcher auf dem Rücken hängend angebracht ist, bezeichnet die Persischen μαστιγο- φόροι. — Für die statistische Erklärung der Provinzen verweise ich ganz auf Heeren, Ideen ii, 1. S. 213 ff. 1 247. Nirgends erscheint die bildende Kunst in ihren Gegenstaͤnden auf einen so bestimmten Kreis beschraͤnkt wie hier. Die Gottheit, der reine Ormuzd, urspruͤng- lich undarstellbar, wird als Gegenstand der Anbetung des Koͤnigs durch eine in der Hoͤhe schwebende, nach un- ten in Fluͤgel endende Halbfigur nur angedeutet; sonst gehoͤren nur die symbolischen Thiere der Mythologie, 2 alles Andre der geschichtlichen Gegenwart an. Der strenge Anstand, das steife Caͤremoniel gebietet uͤberall sorgfaͤltige Bekleidung und feierliche Bewegung, selbst der Kampf mit Ungeheuern stoͤrt keins von Beiden; die voͤllige Ent- fernung der Frauen hat denselben Grund. In dem sehr minutioͤs ausgefuͤhrten Haarputz (κόμαι πρόσ- ϑετοι), den regelmaͤßigen Falten, den Spuren der Anfuͤgung goldner Ketten und Zierden an den Hand- gelenken, dem Halse, der Tiara des Herrschers, er- kennt man uͤberall die Einwirkung des Hofprunks und den 3 Zwang eines aͤußern Gesetzes. Doch zeigt sich die Kunst nirgends als ein roher Versuch; vielmehr hat die Zeich- nung einen festen sichern Styl; die Gesichtsformen tra- Anhang. Arier. gen neben dem Stempel der Nationalitaͤt das Gepraͤge von Wuͤrde; in der Darstellung der Provinzen ist feine Charakteristik, in der der Hofleute gefaͤllige Abwechslung in Stellung und Geberde; die Thiergestalten sind mit einer eigenthuͤmlichen Kraͤftigkeit und Großheit entwor- fen; auch ist die Arbeit in dem harten Steine durch- 4 aus sauber, die Behandlung des Reliefs eigenthuͤmlich: so daß man, wenn auch immer Aegyptische, so wie Grie- 5 chische Kuͤnstler fuͤr den Großkoͤnig arbeiteten, doch eine einheimische, durch lange Jahrhunderte gereifte Kunst in diesen Werken anerkennen muß, die den Persern son- der Zweifel von Ekbatana in Medien, den Medern aber, wie wir meinen, in der Hauptsache von Babylon kam. 4. Das Relief hebt sich mit einer feinen Linie vom Grunde ab, ganz anders als das Griechische und die basreliefs en creux Aegyptens. Der Vf. spricht nach den Persepolitanischen Fragmen- ten, die er im Britt. Museum ( Room vi . n. 100—103) und bei Sir Gore Ousely gesehn. Vgl. die deutlichen Abbildungen bei Morier Sec. Journey pl. 1. Ousely T. ii . pl. 43—45. und Ker Porter. 5. Von den Aegyptischen Künstlern, die für die Persischen Könige arbeiteten, erzählt Diodor. Von Telephanes (§. 112, 1.) Arbeiten für die Perser Plin. xxxiv, 19, 9. 248. Damit stimmt auch die große Ausdehnung, in 1 welcher dieser Styl nicht blos in Persien, auch in Me- dien gefunden wird. Die Reliefs von Bisutun (Bagista- 2 non) zwischen Ekbatana und dem Tigris, die unter an- dern einem Koͤnig als Ueberwinder seiner Feinde darstel- len, zeigen diesen Styl vielleicht in einer aͤltern Periode als die Persepolitanischen; die Alten scheinen Werke der Semiramis hier gesehn zu haben. Wahrscheinlich werden 3 auch die bedeutenden Ruinen der Armenischen Stadt Van nicht blos Inschriften sondern auch Architekturformen nach Art der Persepolitanischen ergeben. Auch die Babylonisch- 4 Medischen Cylinder schließen sich, wenn auch oft nach- laͤssig und schlecht gearbeitet, an diesen Kunststyl an; 18 Historischer Theil. ein Theil derselben wird auch sicher mit Recht aus Persi- 5 schem Ritus und Glauben gedeutet; manche gehoͤren viel- leicht auch einer Combination Magischen und Chaldaͤi- 6 schen Glaubens an. Noch sind die Dariken zu erwaͤhnen, bei denen Vorstellung — der Koͤnig selbst als Bogenschuͤtz — so wie Zeichnung sehr mit den Monumenten von Per- 7 sepolis uͤbereinstimmt. In der Zeit der Arsakiden herrschte am Hofe ein von den Makedonischen Eroberern geerbter Griechischer Geschmack, doch hat sich außer Muͤn- 8 zen nichts Sichres erhalten; die Sassaniden , in vie- len Stuͤcken Wiederhersteller vaͤterlicher Sitte und Reli- gion, zeigen in ihren Kunstwerken einen aus dem spaͤt- roͤmischen entstandenen, auf orientalisches Costuͤm ange- wandten, schwuͤlstigen und geschmacklosen Styl. 1. Persepolit. Ruinen am Persischen Meerbusen, Morier i. S. 51. Von Ekbatana oben §. 243. Von Bisutun be- sonders Porter ii . p. 154. pl. 60. Vgl. Hist. de l’Ac. des Inscr. T. xxvii . p. 159. Hoeck p. 22. 29. 73. sqq. 2. Die Identität von Bagistanon bei Diod. ii, 13. Baptana bei Isidor und Bisutun halte ich mit Hoeck p. 116., Mannert Geogr. v, 2. S. 165 u. Andern für einleuchtend. Die Vorstellung der Semiramis mit 100 Trabanten erinnert sehr an Persepolitanische. Die Σύρια γράμματα bei Diodor sind wohl Ἀσσύρια, diese Ἀσσ. γραμμ. aber, die Persische Reichsschrift besonders für Mo- numente, gewiß nicht eine Nebenart der Phönicischen, sondern Keilschrift. 3. Schamiramakert, Semiramocerta bei Armenischen Schrift- stellern, welche von Säulen, Statuen, Felsengrotten daselbst sprechen. St. Martin Notice sur le Voyage litteraire en Orient de M. Schulz. Journal des Savans 1829 Aug. Grote- fend in Seebode’s Krit. Bibliothek 1829. Bd. i. N. 30. Schorns Kunstbl. 1829. N. 32. Die bekanntgewordnen Keilschriften ge- ben nach Grotefends, von St. Martin adoptirter, Entzifferungsma- nier Xerxes Namen; indeß hindert dies nicht, daß nicht auch hier die Perserkönige alte Σεμιράμεια ἔργα (d. h. überhaupt Werke Assyrischer Dynastieen) vorgefunden haben könnten. 4. S. besonders Grotefends Erklärungen Amalthea i. S. 93. ii. S. 65. Anhang. Arier. 5. Zeitig kommen Magier in Babylon, Chaldäer in Persien vor; und schon bei Berosus erscheint Chaldaismus und Magismus so vermischt, daß der Babylonische Kronos (El) für Zeruane gesetzt, und Aramazdes Vater genannt wird. Persisch-Chaldäisch ist wohl auch der Babylonische Cylinder bei Porter ii . pl. 80. n. 1., welcher den Ormuzd in der Höhe, und darunter drei Figuren, wovon zwei offenbar göttlicher Natur, darstellt; die eine führt ein Beil (wie Zeus Labrandeus in Karien, und Sandon in Lydien) und steht auf dem Einhorn; sie hat einen Mond über sich, wie die gegenüberstehende einen Stern. Die Vermischung Persischer und Aegyptischer Sym- bole, die der Amalth. i. S. 93. behandelte Cylinder zeigt, ist auch auf dem bei Susa gefundenen Stein, der eine Art Persische Hie- roglyphik zeigt (Walpole Travels p. 420. u. Aa.), und dem ἀνὴρ τετράπτερος mit dem Aegyptischen Kopfputz bei Murghab, Porter i . pl. 13., wahrzunehmen. Persepolitanische Fragmente in Aegypten, Descr. de l’Egypte T. v. pl. 29. 6. Von den Dariken Eckhel D. N. i, iii . 551 sqq. Gute Abbildungen Landon Numism. i , 2. Mionn. Descr. Pl. 36, 1. 7. Die Arsakiden , obgleich nach Lucian de domo 5. οὐ φιλόκαλοι, hörten doch bekanntlich an ihrem Hofe Griechische Poe- sieen; und von ihren Münzen schließen sich besonders die ältern nah an die Makedonischen an. Auch die Tetradrachmen mit Griechi- schen allegorischen Figuren scheint mir Eckhel i, iii . p. 549. der Arsakiden noch nicht mit Recht abzusprechen. Von Bildwer- ken ist sehr wenig bekannt. Hoeck p. 141. 8. Derselbe plumpe und schwülstige Charakter herrscht in den Sassaniden-Münzen und den Bildwerken von Nakschi-Rustan (Sa- por i. ) Takt-Bostan (Sapor ii. iii ). S. über diese Hoeck p. 226 sq. 309 sq. u. die trefflichen Abbildungen bei Porter pl. 19 sq. 62 sqq. Allegorische Figuren sind hier oft ganz späteren Rö- mischen gleich; sonst machen die Costüme u. Zierden den Hauptunter- schied. Die Kugeln auf den Köpfen der Könige sind Weltkugeln mit dem Zodiacus, den man auf den Münzen oft deutlich sieht, und stellen sie als Weltherrscher dar. Tychsen in den Commentat. rec. Gott. V. i . über Arsakiden-Münzen, V. ii . über Sassani- dische. 18* IV. Indier . 1 249. Das Indische Volk, das oͤstlichste Glied des Kaukasischen Menschenstammes, welcher hier schon sehr gemischt erscheint, ein Volk von großen geistigen Anlagen, welche sich in einer feinen Ausbildung der Sprache, einer sehr alten speculativen Theologie, und einer phantasievol- len Poesie zeigen, war doch sehr wenig geeignet die bil- 2 denden Kuͤnste auf eine originale Weise auszubilden. Die stille Beschaulichkeit fruͤherer, die gluͤhende und unmaͤßige Phantasie spaͤterer Zeiten fanden in dem Reiche der sinn- lichen Gestalten und gegebnen Naturformen keinen Aus- druck, in dessen consequenter Fortbildung sie sich genuͤgen 3 konnten; und wenn die hierarchische Verfassung und die große Ausdauer Indischer Arbeiter in der Aushoͤhlung der Grottentempel und dem Aushauen ganzer Gebuͤrge Bewun- dernswuͤrdiges geleistet haben: so vermißt man doch ganz den ordnenden Geist, der diesen Fleiß und Kraftaufwand ohne Beispiel fuͤr große architektonische Zwecke benutzt und zu be- 4 herrschen gewußt haͤtte. Wir sehen hier vielmehr eine Kunst, die in einer Fuͤlle von Formen unstaͤt umher- schweift, und, wenn ihr fast zufaͤllig das Einfache und Gran- diose gelingt, es nicht zu einer festen, wiederkehrenden 5 und durchgefuͤhrten Kunstform zu nutzen weiß: so daß man den Gedanken schwer aufgeben kann, daß vielerlei Anregungen und Mittheilungen von außen in Indien erst den architektonischen Sinn erweckt, und ihm eine Nahrung dargeboten haben, die er doch nicht recht zu verarbeiten wußte; indem dadurch der Contrast der classi- schen Eleganz einzelner decorirender Theile mit der bar- barischen Geschmacklosigkeit in der Verknuͤpfung derselben zu architektonischen Ganzen wohl allein auf eine befriedi- gende Weise erklaͤrt werden kann. Anhang. Indier. 3. Höhlentempel des Shiva auf Elephante unweit Bombay. Mehrere auf Salsette , die größten bei Kenneri. Grotte zu Carli . Das ungeheure Pantheon zu Ellora in den Ghautge- birgen, zugleich zur Aufnahme von hunderttausenden von Wallfah- rern bestimmt. — Mavalipuram (Mahabalipur im Mahaba- rata, Μαλίαρφα bei Ptolem.) ein Felsengebirg über der Erde in ein Labyrinth von Monumenten verwandelt, an der Küste von Co- romandel. Pyramidische Pagoden zu Deogur, Tanjore, Ramise- ram. Felsentempel auf Ceylon. Ueber die Felsenkammern in Bamian Hoeck Monum. vet. Med. p. 176 sqq. 4. Einen grandiosen Eindruck machen z. B. die Grotte von Carli, und der Tempel des Visvakurma zu Ellora, wo die Decken im Rundbogen ausgehaun sind. Was die Details anlangt, so ist folgende Pfeilerform noch die am häufigsten wiederkehrende und am regelmäßigsten gebildete: eine Basis aus mehrern Platten und Wellen, darüber ein kurzer, Jonisch cannelirter Pfeiler, dann ein umgestürztes Akanthus-Capitäl, oben zusammengezogen, über die- sem eingezogenen Halse ein großer Pfühl, darüber die Platte mit Verlängerungen in der Richtung des darüberliegenden Hauptbalkens, welcher die Decke trägt. Häufig kommen als Verzierung der Pfeiler umgestürzte antefixa, oder Eckverzierungen, antiker Sarko- phage vor. Die Dicke dieser Stützen (in deren Gestalt indeß keine Spur eines Nachdenkens über statische Gesetze wahrzunehmen ist) ist nur Werk der Noth; als Zierath an der Außenseite von Felsentempeln hat die Indische Architektur auch sehr schlanke Säulen. 5. Eine Chronologie giebt es hier leider nicht, aber nach den festen Punkten, die wir haben, scheint es nicht nöthig, diese Kunst- blüthe Indiens (wenn man so sagen darf) älter zu setzen als die Blüthe der dramatischen Poesie in Indien (unter dem Raya Vi- cramaditya, der nach gewöhnlicher Annahme 56 v. Chr. starb). Beide setzen nämlich die epische Poesie voraus, und schließen sich an sie an. Auch existirte in der Zeit dieser Bauwerke der Buddhais- mus schon (Salsette, Carli sind Buddhistisch), den man nun wohl von etwa 500 v. Chr. datirt. Das älteste Zeugniß für die Existenz solcher Bauwerke ist Bardesanes (in Heliogabalus Zeit) Beschrei- bung einer Indischen Tempelhöhle eines androgynen Gottes. Por- phyr. bei Stobäos Ecl. Phys. i . p. 144 Heeren. Die gräuel- volle Ausgelassenheit der Darstellungen in Elephante (Proben der Art sind aus der Townleyschen Sammlung in das Britt. Museum übergegangen) deutet auch auf Zeiten des innern Verfalls. Viel weiter ging Langlès, welcher die Entstehung von Ellora um 900 n. Chr. setzte. Historischer Theil. 1 250. In den Sculpturen Indiens, den Haut- und Basreliefs, welche die Waͤnde dieser Felsentempel schmuͤcken, und außer den Wesen des Cultus auch Scenen aus den großen Indischen Epopoͤen darstellen, vermißt man eben- falls durchgaͤngig dieses feste System, welches eine aus eignen Wurzeln erwachsne durch lange Generationen hin- 2 durch gepflegte Kunst uͤberall charakterisirt. Eben deswe- gen stehen die Indischen Bildwerke den Aegyptischen zwar an Natuͤrlichkeit der Bildungen, Mannigfaltigkeit der Stellungen und Bewegungen voran; aber es mangelt auch voͤllig die Strenge der Zeichnung und das Gesetz- maͤßige in der Anordnung der Figuren. Auch wirken bei der Sculptur wie bei der Architektur die Bedingungen des Platzes und Materials auf eine sehr hinderliche Weise 3 ein. Von charakteristischen Unterschieden der Koͤrperbil- dung scheint noch nicht viel nachgewiesen zu sein; auch hier geben Attribute, Kleidung, Faͤrbung, monstrose Zu- 4 saͤtze, die Handlung selbst, die Bedeutung an. Indeß er- scheint in der Haͤufung der Attribute, der Combination vielgliedriger Gestalten, der Verschraͤnkung der Stellun- gen und dem Streben nach Schmuck die altindische Kunst der Tempelgrotten im Ganzen noch sehr maͤßig und ge- nuͤgsam gegen die Monstrositaͤt vieler neuindischen Goͤtzen- bilder und Mahlereien. 1. Epische Scenen z. B. der Kampf von Rama und Ravuna, aus dem Ramajana, in Ellora. Ardschuna, der von Shiwa und den Welthütern die himmlischen Waffen erhält, in Mavalipu- ram. Vishnu als Crishna unter den Gopi’s ebenda. Beides aus dem Mahabarata. 4. Nur daß die Bilder der Buddhisten und der Jainas absicht- lich einfach gehalten werden. Die letztern sind aus schwarzem blank- polirtem Stein, kraushaarig, mit einer Art von Negergesicht. Indische Idole in East-India Company-House zu Lon- don; Javanische Steinbilder in Leyden, von Reuvens beschrieben. Litteratur . Niebuhrs Reise ii. S. 31 ff. Tf. 5 ff. Will. Hodges Select Views of Antiq. in India. N. 1—12. Anhang. Indier. Prachtwerke der Gebrüder Daniell, The Excavations of Ellora und andre, im Ganzen 54 Blätter. Zum Grunde gelegt bei Langlès Monumens anciens et modernes de l’Hindoslan en 150 planches. Paris 1812. Macneil in der Archaeol. Bri- tann. V. viii . p. 251. Malet in den Asiatick Researches, vi . p. 382. L. Valentia Travels V. ii . p. 161 sqq. pl. 8. sq. Maria Graham Journal p. 122 sqq. J. Raffles History of Iava. Davy On the Interior of Ceylon. Seely Wonders of Elora (vgl. Classical Journal T. xxxi . ). — — Herders Denkmäler der Vorwelt. Heeren Ideen Th. i. Abth. 3. S. 11 ff. (1824). Creuzer Symbolik i. S. 562 ff. Systematische Behandlung der antiken Kunst. Propaͤdeutischer Abschnitt. Geographie der alten Kunstdenkmaͤler 1. Allgemeines. 1 251. Wie die Geschichte der alten Kunst im Allgemei- nen die Zeit der Entstehung der alten Kunstwerke lehrt: so bedarf es auch einer Kunde des Orts , an welchem sie theils urspruͤnglich standen, theils neu aufgefunden wor- 2 den sind, theils sich jetzo befinden. Fuͤr die Architektur faͤllt, wenn die Denkmaͤler, uͤberhaupt noch vorhanden sind, alles dies zusammen; fuͤr die bildende Kunst und Mahle- rei dagegen sondern sich darnach: 1. die Kunsttopographie des Alterthums (die Ἐξήγησις oder Περιήγησις der Kunst, §. 35, 3), 2. die Lehre von den Fundorten, 3 und 3. die Museographie. Obgleich nun dieser ganze geo- graphische Abschnitt fuͤr sich eines wissenschaftlichen Zu- sammenhanges entbehrt, der erst durch Ruͤcksicht auf die allgemeine politische und Bildungsgeschichte gewonnen wer- den kann: so ist doch die Museographie dem Lernenden als ein Wegweiser, die Topographie der Kunst und die Lehre von den Fundorten dem Forscher als ein Haupt- mittel der Kritik und Hermeneutik (§. 39.) von der groͤß- 4 ten Wichtigkeit. — Die erste, wie die dritte Disciplin wird durch die zahlreichen Versetzungen verwickelter, welche Propaͤdeutischer Abschnitt. die Kunstwerke schon im Alterthum (§. 165. 214), wie in neuerer Zeit erfuhren. Dort ging der Zug aus 5 Griechenland nach Rom und Byzanz, aus den Repu- bliken in die Residenzen, aus den Tempelhoͤfen nach oͤffentlichen Hallen, Theatern, dann Palaͤsten und Ther- men; indem eigentliche Kunst-Museen, d. h. blos zur Kunstbeschauung bestimmte Gebaͤude, dem Alterthum, wo die Kunst innig mit dem uͤbrigen Leben verwachsen war, fast ganz unbekannt blieben. Hier fuͤhren alle 6 Schritte aus Griechenland und Italien heraus nach dem uͤbrigen cultivirten Europa, doch so daß in diesem Lande der Abgang nach außen durch den steten Zufluß von in- nen immer noch uͤberwogen wird; und das allgemeine Streben ist Vereinigung in großen Museen der Herr- scher und Nationen. 5. Annäherungen an Museen im Alterthum waren: 1. die Spelunken und Tempelwinkel, in welchen abgängig gewordne Götterbilder (die doch nicht in den Ofen sollten, wie der Herakles des Cynikers) aufbewahrt wurden. S. besonders Ovid Met. x , 691. Eine solche Sammlung im Argivischen Heräon. In Italien dienten die favissae zur Bewahrung alten Tempel-Haus- raths. 2. Die großen Sammlungen von Kunstwerken, die sich von selbst in den Höfen und Hallen von Heiligthümern bilden, wie in dem Ephesischen Tempel, dem Samischen Heräon, dem Milesischen Didymäon, an den Orakel- und Agonen-Orten, wie in Olympia. Hier waren auch im Heräon viele ξόανα χρυσελεφάντινα mit Absicht zusammengestellt. Aehnliche Statuensammlungen hernach in Rom, in Octaviae porticibus §. 180. Anm. 2. 190. Anm. i . I. a. 3. Die Sammlungen von Gelehrtenbüsten in öffentlichen Museen, wie in dem des Asinius Pollio, §. 190, 1. I b., wahr- scheinlich schon früher in Alexandreia, und hernach auch in Privat- sammlungen ( Perfectissimus horum est, si quis Aristotelem similem vel Pittacon emit etc. Juven ii, 6.). 4. Ge- mähldehallen, wie die Pökile in Athen (§. 101. Anm. 4.), die Halle bei den Propyläen (§. 109. i, 3), die Lesche der Knidier (§. 134), auch eine Pökile in Olympia, eine zu Sparta (Pausanias). Doch war auch hier ursprünglich die Bestimmung eine andre; die Pökile Athens, die Lesche waren Conversations-Sääle, wie andre nicht ausgemahlte. In Strabons Zeit ( xiv . p. 637) war der große T. zu Samos eine πινακοϑήκη, auch gab es andre in der Nähe; und in Römischer Zeit waren allerdings besonders dazu eingerichtete Systematischer Theil. Pinakotheken keine Seltenheit (Varro, Plinius, besonders Vitruv vi, 5.), wie die von Petronius und die von Philostratos beschriebne zu Neapel. Vgl. Jacobs Verm. Schriften iii. S. 469. 5. Dak- tyliotheken, wie die des Mithridat §. 165, 2., die von Scaurus Sulla’s Stiefsohn angelegte, die von Jul. Cäsar in den T. der Venus genitrix geweihte. Für die Kunsttopographie ist Jer. Jac. Oberlin Orbis antiqui monumentis suis illustrati primae lineae. 1776 u. 1790. eine nützliche, nur jetzt völlig veraltete, Arbeit. Zur Ver- vollständigung der Litteratur leistet der Abschnitt in Reuß Reper- tor. Commentationum T. viii . p. 27. Monum. vet. popul. wichtige Dienste. Zur Museologie Böttiger Ueber Museen und Antikensammlungen. 1808. 4. Der Catalog bei Meusel, Neue Misc. artist. Inh. 9. St. S. 3 ff. Becks Grundriß S. 3 ff. Register zu Winckelmanns Werken vii. S. 321. 2. Griechenland. 1 252. Die Fuͤlle der in Griechenland vereinigten Kunst- werke kann man sich nicht groß, nicht unuͤbersehbar ge- 2 nug denken. Eine Periegese des Landes muß bei jedem 3 kleinen Orte stillhalten; Hauptorte, in denen der Archaͤo- log topographisch genau orientirt sein muß, sind vor allen andern Athen, Korinth nebst dem Isthmos, Olympia, Delphi; hier ist auch von localen Nachforschungen am meisten zu erwarten. 1. Jacobs über den Reichthum der Griechen an plastischen Kunstwerken, in den vermischten Schriften Bd. iii. S. 415. Ein merkwürdiges Beispiel ist das wenig bekannte Inselchen Bacchion bei Phokäa, welches doch auch mit Tempeln und Statuen auf das herrlichste geziert war. Liv. xxxvii, 21. 2. Gute Anfänge einer Periegese bei Jacobs a. O. S. 424 ff., und Meyer Geschichte der Kunst S. 209 ff., wo aber noch viel nachzutragen bleibt. 3. Athen . Burg. Altstadt gegen Süden mit dem großen Bezirk des Dionysos (Theater, Odeion, Propyläen des Dionyses) Propaͤdeutischer Abschnitt. und andern alten Tempeln. Weniger alte Tempel in dem Nor- den der Stadt, auf dem frühern Boden der Demen Kerameikos, Kolonos, Melite, Kollytos. Hadriansstadt durch ein Thor und Reste alter Mauern getrennt (§. 191.). S. besonders Meursius Compilationen. Fanelli Atene Attiche 1704. Stuarts Anti- quities. Barbi é du Bocage’s Plan bei Barthelemy’s Anacharsis. Wilkins Atheniensia. London 1804. Hawkins in Walpole’s Memoirs p. 480. Ersch Encyklopädie, Art. Attika. Leake’s Topography of Athens. Lond. 1821., deutsch, mit Zusätzen, zu Halle 1829. Kruse’s Hellas ii, 1. S. 70. Vgl. auch Hirts Plan des Athen. Markts, Geschichte der Bauk. Tf. 23, wo nur der Unterschied zwischen Alter und Neuer Agora nicht gehörig wahr- genommen ist. Ansichten von Thürmer, Hübsch, Heger. Korinth . Nur die Col. Iulia, welche Hadrian verschönerte, kann topographisch genau erforscht werden. Zur Restauration kön- nen Münzen helfen, z. B. die Akrokorinth darstellenden, von Ha- drian und den Antoninen (Millingen Méd. in pl. 2, 20 et 21), mit dem Aphroditentempel, dem Pegasos an der Quelle Peirene, u. andern Heiligthümern; und die den Hafen Kenchreä auf interes- sante Weise abbildende (ebd. 19), mit den νεωσοίκοις, dem Aphro- ditentempel an der einen, dem Asklepiostempel an der andern Ecke, und dem colossalen Poseidon mit Dreizack und Delphin auf einem Molo (χῶμα) mitten im Hafen, grade wie ihn Paus. ii, 2, 3. beschreibt. Triumphbogen Hadrians auf Münzen. Ueber die Lage des Isthmischen Heiligthums vergleiche das Dorier ii. S. 430. Angeführte; über die Heiligthümer im Einzelnen zu Paus. die Inschrift C. I. n. 1104. Den Isthmos stellt sehr interes- sant die Gemme dar, Eckhel Pierres grav. 14.: in der Mitte Poseidon, darüber links ein Meergott den Palämon tragend, rechts Aphrodite Euplöa, oben auf einer Säule Eros, neben Poseidon Rosse und Athleten, die zum Agon kommen. Das Παλαιμό- νιον (Paus. ii, 2, 1. und die Inschr.) sieht man auf diesen Münzen (in Paris) als einen Tholus, von leichten Jonischen Säu- len getragen, Delphine als Akroterien; mitten drin als Cultusbild ein Knabe auf einem Delphin liegend, dahinter eine Pinie. Man sieht auch den Untertempel, ἄδυτον bei Paus. (ἐναγιστήριον in der Inschr.) und die κάϑοδος ὑπόγεως bei Paus. (ἱερὰ εἴςο- δος in der Inschr.). Auch zieht eine Opferprocession mit dem Wid- der zu diesem Adyton. Olympia. Altis mit mehrern Tempeln, Hochaltar, Thea- ter, Buleuterion, Prytaneion, Stadion, Gymnasion, Thesauren und mehrern Hallen, voll ἀγάλματα, ἀνδριάντες, ἀναϑήματα; Systematischer Theil. Hippodrom außerhalb. Für die Localität: John Spencer Stanhope Olympia or Topography illustrative of the actual state of the Plain of Olympia. Für die Beschaffenheit des Heilig- thums im Alterthum GGA. 1827. S. 161. und der Versuch eines Plans bei der neusten Ausgabe von Pindar. Delphi , Theaterförmiger Ort; oben Pytho, ein Temenos mit Tempel (auf Reliefs und Münzen, Millingen Méd. inéd. pl. 2, 12.), Hochaltar, Erdheiligthum, Buleuterion, mehreren Hal- len, den Thesauren. Mittelstadt. Unterstadt. Der Ort der Ago- nen unterhalb der Stadt gegen die Ebne und Kirrha. Plan zum Pindar. (Ueber die Kunstschätze vgl. Sainte Croix Gouvern. fé- deratifs p. 274.) 1 253. So bedeutend jetzt schon die Anzahl der uͤber Griechenlands Landschaften zerstreuten Truͤmmer von Tem- peln und andern Bauwerken ist: so ist doch zu hoffen, daß unter guͤnstigen Verhaͤltnissen mit Bedacht und Sorgfalt angestellte Nachgrabungen den Plan und die architek- tonische Ausfuͤhrung einer ungleich groͤßeren Menge 2 ans Licht bringen werden. Auch die Nachforschungen nach Sculpturen finden hier, ungeachtet der Venetianer und der neuesten Erwerbungen, einen noch fast jungfraͤu- 3 lichen Boden; und man darf einer Zeit entgegensehen, wo einheimische Museen an aͤchten Resten Griechischer Kunst alle außer Griechenland uͤbertreffen werden. 1. Bautrümmer , welche im Histor. Theil erwähnt sind: zu Tiryns §. 45. Mykenä 45. 48. Argos 45. Epidauros 106. Korinth 53. Nemea 109. Phigalia 109. Tegea 109. Lyko- sura 45. Olympia 109. bei Amyklä 48. auf Aegina 80. zu Athen 80. 101. 109. 153. in Attika 109. auf Delos 109. im Orchomenos 48. Delphi 80. auf Ithaka 47. Ephyra u. andre Kyklop. Mauern in Epeiros 45. Außer diesen sind beson- ders interessant die von Th. Smart Hughes Travels in Sicily, Greece and Albania II. beschriebenen sehr vollständigen Trüm- mer, welche eine zusammenhängende Anschauung einer ansehnlichen Stadt geben, in Epeiros, 5 Stunden von Nikopolis, an einer Stelle gelegen, wo es schwer sein wird, eine bedeutende Stadt nach- zuweisen. Propaͤdeutischer Abschnitt. 2. In Griechenland gefundene und gesammelte Bildwerke . Venetianische Erwerbungen aus dem Peloponnes und von Corfu, besonders von Antonio u. Paolo Nani (um 1700) und Spä- teren desselben Hauses gesammelt (§. 261, 2.). Paciaudi Mo- num. Peloponnesiaca. Manches ist durch Morosini (1687) von Athen nach Venedig gekommen, wie die beiden Löwen vor dem Arsenal (mit Runenschrift). Elginsche Sammlung, von Athen, aber auch von andern Orten zusammengebracht, im British Mu- seum; der Phigalische Fund (§. 118, 3) ebenda; die Aeginetischen Statuen (90, 3.) in München. Nachgrabungen auf Keos, Bröndsted Voyages et Recherches dans la Grèce. Livrai- son i. 1826. Manches durch Clarke in Cambridge (Clarke Greek Marbles, unten: Demeter), im Museum Worsleyanum, im Musée Royal in Paris (durch Choiseul Gouffier und Forbin), besonders die aus der Umgebung des Theaters von Milo erbeutete Venus. 3. Eine Sammlung Athenischer Kunstreste in Fauvels Con- sulatgebäude, später eine andre von dem Athener Psyllas (nach Stanhope’s Briefen) angelegt; wohin jetzt? Auf Corfu Museum des Signor Prossalendi. Für Archäologie der Kunst wichtige Reisebeschreibungen , nach Cyriacus von Ancona (§. 46.), besonders Spon und Wheler, Chandler, Choiseul Gouffier Voyage pittoresque de la Grèce, Dodwell’s Classical and topographical Tour, wozu Pomardi’s Viaggio nella Grecia hie und da verglichen werden kann, W. Gell’s Itinerary of Greece (1818 in 4. blos i . Argolis), Itinerary of the Morea 8. 1817., Itin. of Greece. 8. 1819., Narrative of a Journey in the Morea. 1823. 8., die in Walpole’s Memoirs und Travels vereinigten Artikel, Hobhouse, Holland, Hughes, Bartholdy, Pouqueville. Die architekto- nischen Werke Le Roy’s (wenig brauchbar), Stuarts (copirt in Le Grand’s Monum. de la Grèce), der Dilettanten-Gesellschaft. (Sorgfältige Nachstiche dieser Engl. Werke, nebst Deutschem Text, bei Leske). Stackelberg’s große Sammlung landschaftlicher An- sichten von Griechenland wird bald in Paris erscheinen. 254. Die Makedonischen, Thrakischen und Illyrischen 1 Laͤnder erscheinen sehr arm an Bautruͤmmern und Fund- orten Griechischer Kunst; nur aus spaͤtroͤmischer Zeit fin- den sich hier Reste. Dagegen sind die Staͤdte-Ruinen 2 laͤngs der Nordkuͤste des schwarzen Meers sehr wichtige Systematischer Theil. Denkmaͤler Griechischer Cultur, uͤber die man mit Be- gierde zusammenhaͤngenderen Mittheilungen entgegensehen muß. 1. In Thessalonike §. 192, 4; und Byzanz 193, 4. Von der Col. istor., der Guglia giroglifica u. s. w. Zeichnungen im Cabinet d’estampes zu Paris. Constantin des Gr. Marmorsäule auf dem Vorgeb. des Bosporus. Sogenannte Pompejussäule am schwarzen Meere. Voy. pitt. de Cple et des rives du Bo- sphore d’après les dessins de Mr. Melling. Par. 1807 f. In Salona 193, 2 (auch Reste von Thermen); Jadera (Thor oder Bogen); Pola §. 190. ( T. Aug. Amphitheater, Bogen der Sergier), Stuart Antt. iv , 1—3. Cassas Voy. pitt. de l’ Istrie et de la Dalmatie. Par. 1797 sqq. Rubbi Antichità Rom. dell’ Istria. 4. 2. Die meisten Verhandlungen betreffen Inschriften und Mün- zen. Waxel Recueil de quelques antiquités trouvées sur les bords de la Mer-Noire. Berl. 1803. 4. Köhler Diss. sur le monument de Comosarye. Petersb. 1805. 8. Clarke Travels in various countries T. 1. Sammlungen: Cabinet von Blaremberg und Stempkowsky zu Odessa; andre zu Nikolaef, Kertsch und Theodosia. 3. Asien und Africa. 1 255. Kleinasien war seit alten Zeiten an den westlichen Kuͤsten, seit der Makedonischen Zeit auch in einzelnen Strichen tief ins Land hinein mit Werken Grie- chischer Kunst so angefuͤllt, wie Griechenland selbst, und 2 ist auch jetzt an Truͤmmern, besonders in manchen Gat- tungen, fast reicher (wie man die Theater in Griechen- land mehr zerstoͤrt und unkenntlich gemacht findet, als in Kleinasien und Sicilien). 1. Ueber den Reichthum der Kleinasiatischen Küste, besonders Joniens, an Kunstwerken Jacobs S. 424. Meyer S. 209 ff. Von Ephesos Kunstwerken Einiges im Zusammenhang Tzetz. Chil. viii, 198. Ueber Halikarnassos Prachtanlagen. Gisb. Cuper Ap- pendix ad Apotheos. Hom. p. 236 sq. Anch Aspendos voll trefflicher Bildwerke Cic. Verr. ii , 1, 20. Ueber Cili- Propaͤdeutischer Abschnitt. cische Kunstwerke, nach Münzen, Tölken Kunstbl. i. H. 6. Ab- handlungen von Belley über die Monumente von Pergamon, An- kyra, Tarsos, Cäsarea in Cappadocien, Mém. de l’Ac. des Inscr. xxxvii — xl . 2. Bautrümmer oben erwähnt: zu Sipylos §. 42. Sardis 80, 2. Teos 109, 14. Ephesos 192, 4. Magnesia am Mä- ander 109, 15. Samos 80, 3. Priene 109, 13. Milet 109, 12. Mylasa 192, 4. Euromos (nach Andern Labranda) 157, 3. 192, 34. Halikarnassos 153, 3. Telmissos 245, 5. Nakoleia 245, 5. Viele Theater : zu Ephesos, Miletos, Knidos, Stratoni- keia, Jassos, Patara, Telmissos, Kisthene, Antiphellos, Myra, Limyra, Side (am besten erhalten) Hierapolis, Laodikeia, Anemu- rion, Selinus in Kilikien. Leake Asia minor p. 320 sqq. Viele Aquädukte u. Thermen aus Römischer Zeit. Manches zu Kyzikos, Neu-Ilion, Alexandreia Troas (viele Trümmer in Bo- genconstruction), Assos (wo die ganze Stadt noch zu erkennen ist, und merkwürdige Reliefs im ältesten griechischen Styl gefunden werden, Kentauren mit Menschenfüßen als Stierjäger darstellend), Kyme, Smyrna, Herakleia am Latmischen See (Trümmer vieler Gebäude auf interessante Weise zwischen Felsen liegend), Myndos, Myus, Knidos (wo sehr bedeutende Ruinen, besonders Dorischer Ar- chitektur; Mission der Dilettanten), Halikarnassos (Budrun, das Castell voll schöner Reliefs, Amazonenkämpfe darstellend: Basso- rilievi discovered in Caria, etched and publ. by R. Dal- ton, im Anhang zu seinen Antiq. and Views in Greece and Egypt. Lond. 1791., eine flüchtige Ansicht in der N. A. der Antiq. of Ionia ), Xanthos, Phaselis, Perge, Klaudiopolis, Kelenderis, und in andern Städten der Südküste; im Innern be- sonders Trümmer von den Städten im Flußthale des Mäander und Laodikeia Katakekaumene; auf Kypros von Kition. Reisen von P. Lucas, Tournefort, Pococke, Dallaway, Chand- ler, besonders Choiseul Gouffier, für die Südküste Beauforts Ka- ramania, für einige Nordgegenden von Hammers Umblick auf einer Reise von Cpel nach Brussa, Pesth 1818., und für das Ganze W. M. Leake Journal of a Tour in Asia Minor, with comparative Remarks on the ancient and modern geo- graphy of that country. Lond. 1824. 8. mit einer Karte, welche eine vortreffliche Uebersicht der früheren Reisen giebt. Die Ant. of Ionia in der neuen Ausgabe mit trefflichen Plänen (von Priene, dem Mäanderthale, der Gegend des Didymäon, der Stadt Systematischer Theil. Samos) und architektonischen Rissen bereichert. Schöne Zeichnun- gen von M. Huyot noch im Portefeuille. 1 256. Syrien und Arabien scheinen von Denk- maͤlern Griechischer Kunst nur Bauwerke des luxurioͤsen Roͤmischen Styls oder eines gemischten Griechisch-Orien- 2 talischen zu besitzen. Denkmaͤler dieser spaͤtern Zeit zie- hen sich auch durch Aegypten , das Reich Meroe, die 3 Oasen. In uͤbrigen Africa sind die Staͤdte Kyrenai- ka’s neuerlich ziemlich genau bekannt geworden, und be- sonders der Plan Kyrene’s liegt deutlich vor Augen; doch ist im Einzelnen dabei sehr wenig aus alter aͤchthelleni- 4 scher Zeit zum Vorschein gekommen. Im westlichen Africa sind zahlreiche und ansehnliche Truͤmmer Roͤmischer Anlagen vorhanden. 1. Vorhandne Denkmäler von Antiochia §. 192, 4. Sidon (Felsengrab Cassas ii, 82), Tyrus (Aquäduct, ebend. 85), zwi- schen Tyrus und Ptolemais (Jonischer T. ebd. 87), zu Jerusalem §. 192, 4. Emesa (Kenotaph des C. Cäsar, Cassas i, 21), Heliopo- lis §. 192, 4. Palmyra ebd., der Stadt der Nabatäer 192, 5. Phi- lippopolis 192, 4. Das Hauptwerk ist, auch über Heliopolis u. Palmyra, Cassas Voy. pittor. de la Syrie, de la Phénicie, de la Paléstine et de la basse Egypte, mit Comm. von Lan- glès. 1798 ff. Frühere Reisen von Belon, Maundrell, della Valle, Pococke. Burckhardt Travels in Syria and the holy land. Lond. 1822. Trav. in Arabia. Lond. 1829. 2. Antinoe §. 191. Römische Thürme u. Mauern bei Taposi- ris, in Babylon bei Cairo, zu Syene. Griechisch-Aegyptische Gebäude in Meroe §. 192, 5., auf der Oase des Ammon bei Zey- tun (Caill. pl. 3. 5. 6.). Römisch-Christliche Gebäude in Un- ter-Nubien, auf der nördlichen und südlichen Oase von Aegypten (auf dieser sind Grabmonumente mit Bogen auf Säulen sehr häu- fig, Caill. pl. 21. vgl. §. 218.). Marmor-Thron des Ares bei Adule, mit der Inschrift eines Aethiopischen Königs (nicht des Ptolem. III.), in spätrömischem Styl, auf einer gewundnen Säule ruhend. Kosmas Indopleustes. 3. Beträchtliche Ueberreste von Ptolemais (ein Amphitheater, zwei Theater); zu Kyrene (ein Amphith., zwei Theater, geringe Propaͤdeutischer Abschnitt. Trümmer von zwei T., zahllose Gräber an den Straßen, theils im Felsen, theils aufgebaut, mit Frontispicen, zum Theil ausgemahlt); Einiges in Naustathmos, Apollonia, und an verschiednen Orten weiter östlich. Della Cella Viaggio da Tripoli alle frontieri occidentali dell’ Egitto. Gen. 1819. Die beiden Beechy (F. W. u. H. W.) Proceedings of the expedition to explore the N. coast of Africa from Tripoli eastward in 1821 and 1822. 1828. 4. Pacho Relation d’un voyage dans la Marmarique, la Cyrenaique et les Oases d’Audelah et de Macadeh. 1 et 2 Partie. 1827. 28. 4. u. f. Vgl. über Kyrene’s Plan GGA. 1829. St. 42. 4. Amphitheater zu Tripolis (j. Zavia), marmorner Triumph- bogen des M. Aurel u. L. Verus zu Garapha (j. Tripoli) [Graf Castiglioni Mém. geogr. sur la partie orientale de la Bar- barie. Milan. 1826]. Aquädukt bei Tunis, Amphitheater zu Tisdra (el Jemme), Ruinen von Cirta oder Constantina ( Vesti- ges d’un ancien tombeau dans le roy. d’Algier auprês de Constantine, dess. par Bellicard), von Lambesa, Sufetula u. sonst. Shaw Travels of Barbary and the Levant. He- benstreit De antiq. Rom. per Africam repertis. 1733. 4. 4. Italien. 257. Italien vereinigt auf die interessanteste Weise 1 in sich die verschiedenartigsten Distrikte fuͤr die Kunstto- pographie. 1. Den Distrikt einer durch Colonieen in 2 Italien einheimisch gewordnen Griechischen Kunstwelt. Dazu gehoͤren die Kuͤstenstriche Unteritaliens und Sici- liens (hier auch Theile des Innern). Die Herrlichkeit 3 der Kunst in diesen Laͤndern zeigt sich in den eigenthuͤm- lichen Bauwerken; von Bildwerken in Erz und Marmor 4 wird verhaͤltnißmaͤßig weniger, doch manches Ausgezeich- nete im reinsten und schoͤnsten Griechischen Style gefun- den; dagegen sind die Nekropolen der Griechischen und halb- 5 griechischen Staͤdte dieser Gegend (zu den letztern gehoͤren Capua und Nola) die Hauptfundgruben der verschiednen Gattungen Griechischer Vasen, an deren mehr oder min- der geschmackvoller Form und eleganter Mahlerei man den Grad ziemlich sicher messen kann, bis zu welchem 19 Systematischer Theil. Griechische Bildung auch bei den Landeseinwohnern, den Campanern, Lucanern und andern, eingedrungen war. 6 2. Den Bezirk inlaͤndischer Voͤlker, welche die Grie- chische Kunst durch eigne Thaͤtigkeit bei sich einheimisch gemacht hatten. Dazu gehoͤrt das Land der Etrusker von Pisaͤ bis Caͤre, nebst Felsina und Adria; auch das Volskische Velitraͤ und das Latinische Praͤneste schließen sich wegen einzelner Denkmaͤler oder Classen derselben 7 (Terracotta-Reliefs, Spiegel) daran an, so wie ein Theil Umbriens. Der Reichthum dieser Gegend an Mo- numenten dieser Classe hat in zahlreichen Sammlungen im Lande eine bleibende Staͤtte gefunden. 1. Allgem. Hülfsmittel. Bern. Montfancon Diarium Itali- cum. Par. 1702. 4. Reisen besonders von Don Juan Andres, de la Lande und Volkman, Keyßler, Petit-Radel, Eustace u. Colt Hoare, Morgenstern, v. d. Hagen, Thiersch u. Schorn. (Baudelot de Dairval De l’utilité de voyages ). Hase Nachweisungen für Reisende in Italien. Lpz. 1821. Fr. Blume Iter Italicum. Bd. i , 1824. ii , 1827. Beiläufig auch über Museen. 2. Im innern Lande ist z. B. Akrä , die Syrakusische Colonie, reich an Resten von Kunst, Vasen, Terracottas. Antichità di Acre des Baron Gabr. Judica; s. Kunstbl. 1824. N. 57. 3. Reste von Bauwerken. Poseidonia §. 80. ii a. Von al- len den Bauwerken in Tarent, Thurioi, Kroton leider Nichts (Paw Mém. concernant le T. de Iunon Lacinienne, Mém. de la Soc. de Cassel p. 67). Einiges Wenige in Hyele, Velia (Münters Velia 1818). — Ughelli Italia Sacra IX. giebt Ei- ges über die Ruinen dieser Städte. Tempelruinen Siciliens, in Syrakus §. 80. ii b. Akragas 80. ii b. 109, 17. Selinus 80. ii b. 109, 18. Egesta 109, 19. Theaterruinen zu Syrakus, Tauromenium, Catana, Himera, Egesta. Catacomben von Syra- kus. — — Von Sardinien §. 166, 3. Felsengräber. 4. Das Taufgefäß in Ga ë ta (jetzt in Neapel) von Salpion, Welcker Zeitschr. S. 500. Der schöne Sarkophag in der Kathe- drale von Agrigent (Pigonati t. 47. Houel iv, pl. 238. Saint Non iv p. 82. Gypsabguß im Britt. Museum). Die herrlichen Schulterblätter einer Rüstung mit Amazonenkämpfen von Locri (?) Propaͤdeutischer Abschnitt. in Bröndsteds Besitz (?). In Syrakus hat Landolina manches treffliche Stück ausgegraben. 5. Jorio’s Metodo per invenire e frugare i sepolcri degli antichi. Nap. 1824., im Auszuge Kunstbl. 1826. N. 46—53. Die Nekropolen der Griechischen Städte durchgängig gegen Norden. Vasen-Fundorte : In Bruttii Locri (alterthümliche und sehr schöne Vasen); in Lucanien Pästum; in Apulien, die Districte Puglia (Bari) und Basilicata, besonders Castelluccio (bizarr geformte, buntbemahlt, in Firniß und Farben schlecht, viel mythologische Ge- genstände); in Samnium, besonders Agata de Goti im Beneven- tanischen (leicht aber oft nachlässig bemahlte); in Campanien die reiche Fundgrube Nola (schöne Vasen aber meist nachlässig bemahlte, auch alterthümliche der Classe a im §. 177, 2.), Capua u. Avella (alterthümliche, aber von roherer Art, auch im späteren Styl). In Sirilien besonders Agrigent (meist alterthümliche der Classe b, aber auch sehr schön und correkt gezeichnete). S. Kunstblatt 1825. N. 39. 72 ff. 90. 1826 N. 4. und die Vorrede zu Gerhards u. Panofka’s: Neapels Antiken. [Martorelli Antichità Neapolitane ]. Reisen von Riedesel, Swinburne, u. a. De St. Non Voyage pittoresque de Naples et de Sicile. Münter Nachrichten von Neapel und Sicilien. 1790. Bartels Briefe über Calabrien und Sicilien. 1791 — 93. — Fa- zellus de rebus Siculis f. 1558. Andr. Pigonati Stato pre- sente degli antichi monumenti Siciliani, anno 1767. Viaggio per tutte le antichità della Sicilia descr. de Ign. Paterno Princ. di Biscari. 1781. 4. Houel Voy. pitt. des îles de Sicile, de Malthe et de Lipari. 4 T. f. Paris 1782. Bern. Olivieri Vedute degli Avanzi dei monum. antichi delle due Sicilie. Roma 1795. Pancrazi, d’Or- ville, Wilkins, Hittorf (s. §. 80, ii. 111, iv ). 6. Ueber Etruriens Kunstdenkmäler im Ganzen §. 168 ff. Volaterrä §. 168. 170. 171. 174. 176. Fäsulä 168. 170. Arretium 170. 171. 172. Vetulonium 168. Rusellä 168. Populonia 168. 176. Cosa 168. Telamon 176. Cortona 168. 170. Perusia 168. 173. 174. Satur- nia 168. Clusium 170. 171. 173. 174. 176. 177. Falerii 168. Tarquinii 170. 172. 173. 174. 177. Axia 170. Or- chia 170. Tarquinii’s Umgegend (Canino, Ponte Badia) 170. 177. Felsina 177. Adria am Po 170. 177. Veliträ 171, Präneste 173. Umbrien 176. 19* Systematischer Theil. 7. Etruskische Museen: Das Gnarnacci’sche, hernach Grundlage des öffentlichen, zu Volaterrä. Ebenda das der Fran- ceschini, der Cinci. Sammlungen Ansidi, Oddi u. a. zu Perusia (s. Lanzi’s Register, vgl. Blume ii. S. 210.), Buccelli zu Mon- tepulciano u. a. m. Die Kunstsachen, welche zu Cortona in der Accademia Etrusca, aber auch in andern Häusern, aufbewahrt wurden, giebt zum Theil das Museum Cortonense §. 178). Außer den allgemeinen Reisewerken für Etrurien Targ. Toz- zetti’s schätzbares Werk: Relazioni d’alcuni viaggi fatti in Toscana. 1 258. Aber bei weitem am ausgedehntesten und ergiebig- sten ist 3. das Reich der den Roͤmern dienstbar geword- nen, zur Verschoͤnerung Roͤmischer Anlagen gebrauchten 2 Griechischen Kunst. Rom ist durch die Menge der vorhandnen Bautruͤmmer , an welche sich zum Theil sehr ergiebige Fundorte der Statuen anknuͤpfen, bei weitem der Mittelpunkt dieses Reichs, und ungeachtet es im Alterthum so wenige Kuͤnstler hervorgebracht, der 3 wichtigste Fleck Erde fuͤr den Archaͤologen; Roms Topo- graphie bildet einen ansehnlichen Zweig des Studiums. 4 Die noch vorhandnen Monumente und Truͤmmer draͤn- gen sich am meisten um den aͤltesten und politisch wichtig- sten Theil des alten Roms, das Forum Romanum und die Via Sacra; ohne Zweifel auch deswegen, weil die Bevoͤlkerung sich im Mittelalter zeitig aus diesen Gegen- den weggezogen und sie der Vergangenheit uͤberlassen hat; waͤhrend der Campus Martius, in der Kaiserzeit eine Stadt von Prachtbauten, deswegen weil das neue Leben sich hier besonders angesiedelt, wenige und meist nur solche Denkmaͤler zeigt, welche den Beduͤrfnissen und Zwecken dieser Zeit selbst angepaßt werden konnten. 2. Ueber den Ertrag neuer Nachgrabungen unterrichtete früher Guattani (§. 38, 2), neuerlich durch allerlei kleine Schriften Fea, nebst den Artikeln von Gerhard im Kunstbl. 1823 — 26. “Römische Ausgrabungen”. Memorie Romane di Antichità e di belle Arti, von 1824 an. Propaͤdeutischer Abschnitt. 3. Topographie Roms . Fragmente alter Pläne in Pira- nesi’s Antichità Romane T. i . vereinigt. Marliano Topogra- phia Romae. Rom. 1544 u. 1588. Boissard Topogr. Urbis. 6 Vol. f. Rom. 1597. Donati Roma vetus et recens. 1648. Nardini Roma antica. 1666. (Thes. Ant. Rom. IV) Adlers Beschreibung der Stadt Rom. Guattani Roma antica. 1793., neu 1805. Venuti Descr. topogr. delle antichità di R. 2. ed. R. 1803. neu herausg. von Stef. Piali. R. 1824. Fea Nuova descrizione di R. antica e moderna. R. 1821. 3 Bde 8. C. Sachse Gesch. u. Beschreibung der alten Stadt Rom. 2 Theile 1824 und (nach dem Tode des Vf.) 1828. Um- fassendes Werk von Bunsen, Gerhard, Platner, Röstell unter der Presse. Einleitung von Niebuhr, Kleine Schriften S. 417. Zur Topo- graphie des ältesten Roms nach den iv regionibus Böttigers Ar- chäol. u. Kunst i. S. 69. Plan von Nolli 1748. Ein Auszug, bei Monaldini 1818. Fea’s Prodromo di nuove osservaz. e scoperte fatte nelle ant. di R. 1816. Vasi’s Itinera- rio, neu von Nibby. Kupferwerke, außer den §. 190. angeführten von Desgodetz, Piranesi, Rosini, noch: Les restes de l’anc. R. grav. par Bonav. d’Overbeke. Amst. 1709. III f. Barbault Les plus beaux Monumens de R. ancienne. 1761 f. Vues des plus beaux restes 1775. f. Vedute von Piranesi, von Cle- risseau u. Cunego, von Rosini. Ansichten aller sieben Hügel in Cassas u. Bence’s Grandes Vues. 4. Hier nur die Anordnung der §. 190 — 195. genannten Monumente nach dem Local. 1. Mons Capitolinus. Aedis Capitolina. 2. Forum Romanum. (Ueber die Lage und Ausdehnung Sachse i. S. 698 und der Plan von Hirt, Gesch. Tf. 23.) T. Iovis Tonantis. Sog. T. Concordiae (Späte Restauration eines T. Divi Vespasiani nach Fea; daneben Reste des wahren T. Concordiae, das wahrscheinlich Septim und seine Söhne restituerunt). Arcus Septimii Severi. Columna Phocae (auch geraubt). Sog. T. Iovis Statoris (aus der Zeit des spätern reichdecorirten Styls). Basilica Iulia. Carcer Ma- mertinus (robur Tullianum, Leon. Adami’s Ricerche. R. 1804. 4.). 3. Palatinus cum Via Sacra. (Nibby del foro Romano, della via sacra, dell’anfiteatro Flavio e de. luoghi adiacenti. R. 1819. deutsch von Chr. Müller). Pa- latium Caesarum, (Scavo Rancurelliano, Guattani Mon. ined. 1785. Genn. Ott.). T. Antonini et Faustinae (S. Lorenzo in Mirandá). T. Pacis (Nibby del tempio della Systematischer Theil. Pace e della Bas. di Costant. 1819. La Basilica di Cost. sban- dita della via sacra per lett. del Av. Fea 1819). T. Veneris et Romae. Arcus Titi. Arcus Constantini (ad summam sacram viam). Amphitheatrum Flavium. 4. Esquiliae. Die Domus Aurea erstreckte sich herüber. (Davon die Camere Esquiline). Thermae Titi. Palatium Titi (Sette Scale). Arcus Gallieni. 5. Vor und hinter dem Cälius. Circus Maximus. Basilica St. Clementis. St. Ioannis Lateran. 6. Velabrum et Aventinus. Sog. T. der Fortuna Virilis §. 192. Sog. T. der Vesta (S. Stefano, ein tholus peripte- ros ). Hinter dem Aventin die Thermae Antoninianae s. Ca- racallae. Cestii monumentum (Falconieri Thes. Ant. Rom. iv. p. 1461). 7. Gegend der Fora. Forum Augusti (nach Hirt, Niebuhr u. Aa; Sachse nennt dies fälschlich wieder das Fo- rum Nervae). T. Martis Ultoris (nach Sachse ii. S. 95 der einzige von August unter diesem Namen erbaute). Forum Ner- vae, T. Palladis. — Forum Traiani. Columna Traiani. 8. Campus Martius. (Piranesi Campus Martius ant. Urbis. R. 1762 f. ein Phantasiegemälde). Theatrum Marcelli. Da- bei lag ehemals (Ant. Labacco Alcune notabili antiqu. di Roma. Ven. 1584) ein Dorischer T. peripteros. Pantheon. (Dahin- ter Thermae Agrippae). Columna Antonini. Mausoleuin Augusti. 9. Quirinalis, Viminalis, Hortulorum collis. Thermae Constantini. Diocletiani (Le terme Diocleziane misurate e dis. da Seb. Ossa. R. 1588 f. Palladio Terme de’ Rom. dis. con giunte di Ott. Barotti Scamozzi. Vic. 1783 f). Agger Tarquinii. Castra Praetoriana. 10. M. Vaticanus. Mausoleum Hadriani. Basilica S. Petri. — — Außer Rom an der via Ostiensis Basil. S. Pauli. Via Appia. Sepulcrum Scipionum. Mon. Caec. Metellae. Grab der Claudia Semne (Uhden in Wolfs und Buttmanns Museum i. S. 534) und viele andre. Labruzzi Via Appia illustrata. Werke von Bianchini, Gori, de Rossi über das Columbarium der Freigelassnen der Livia. Catacomben der Christen. Circus Caracallae (Maxentii). Wagner de fonte et specu Ege- riae. 4. Via Labicana. Helenae sepulcrum. Via No- mentana. Basilica S. Agn. Via Flaminia. Sepulcrum Nasoniorum, §. 210. Via Aurelia; ausgemahlte Grabmo- numente der Villa Corsini (bei Bartoli). 259. In der Umgegend Roms, in Latium, sind besonders die Orte, welche von Kaisern zu laͤndlichem Aufenthalt erkoren waren, wie das glaͤnzende Antium, Propaͤdeutischer Abschnitt. Tibur, auch Lavinium (Alba Longa nicht so, wie man es von Domitians Prachtliebe erwarten sollte) ergiebige Quellen fuͤr Kunstwerke, ohne es ausschließlich zu sein. Latium . Kirchers Latium f. 1671. Veteris La- tii Antiqua Vestigia R. 1751., erweitert: Vet. Latii Anti- quitatum Ampliss. Collectio. R. 1771., wenig brauchbar. Sickler Plan topogr. de la Campagne de Rome, nebst Text in 8. Weimar 1811. R. 1818. Nibby Viaggio antiq. ne’ contorni di Roma. R. 1819. II. 8. Viel in Sicklers und Reinhard’s Almanach aus Rom. Im Einzelnen: Alba Longa (Piranesi’s Antich. di Alb. e di Cast. Gandolfo ). Emissar §. 168, 3. 180, 1. Grab- mal §. 170, 3. Sonderbare Urnen (Tambroni u. Aless. Visconti in den Atti dell’ Ac. Arch. Rom. II. p. 257. 317). Ga- bii , Forum §. 188. Statuen in Villa Borghese, §. 261, 1. Prä- neste . Suaresii Praeneste antiqua. R. 1655. Vgl. über Auf- findungen daselbst §. 257. Tibur . Sog. Vestatempel. Sog. T. della Tosse. Ant. del Rè Dell’antichità Tiburtina R. 1611. Stef. Cabral e Fausto del Rè Delle ville e monu- menti ant. della città e del territorio di Tivoli. R. 1779. Villa Hadriani §. 191. Pirro Ligorio pianta della villa Tiburtina ed. di Fr. Conti R. 1751. Capmartin de Chaupy, Decouverte de la maison de campagne d’Horace. 3 Bde 8. Tusculum . Catacomben. Grab der Fam. Furia. Be- deutende neue Nachgrabungen. Vgl. Kunstbl. 1826. N. 3. Cora . Dorischer T. G. A. Antolini Il tempio d’Ercole nella città di Cori. R. 1785. Piranesi Antichità di Cora. R. 1761 f. Ostia , s. Lucatelli Diss. Corton. VI. Hafen §. 190, 2. Fea Relazione di un viaggio ad Ostia. Ders. Alcune osserv. sopra gli antichi porti d’Ostia. Sicklers Almanach ii. S. 231. 244. Lavinium §. 191., Lucatelli ebd. vii. Antium , Theater und andre Reste. Unter Caligula und andern Cäsaren aus Augustes Hause sehr verschönert; Fundort sehr vorzüglicher Sta- tuen, s. besonders Winckelm. W. vi, 1. S. 259. Fea ebd. 2. S. 320. Philippi a Turre monum. vet. Antii. R. 1700. — — Kyklopische Mauern, oben §. 166. [ Marianna Dionigi Viaggi in alcune città del Lazio che diconsi fondate dal Rè Saturno. R. 1809]. 260. In Unteritalien geben die Gegenden um 1 den Puteolanischen Meerbusen nicht blos von der fruͤhern Systematischer Theil. Hellenischen Cultur, sondern auch von der Pracht und dem Luxus der Roͤmer Kunde. Wie die Roͤmer selbst in Neapolis den Genuß eines freien und behaglichen Hel- lenischen Lebens suchten, und die Reste desselben gern fortbestehen ließen: so beruͤhren sich hier auch in den 2 Truͤmmern und Graͤbern beide Kunstwelten. Aber die deutlichste Anschauung alter Kunstcultur im ersten Jahr- hundert n. Chr. geben die vom Vesuvius verschuͤtteten Staͤdte. Wenn hier auch manche Abweichung aus fruͤhe- ren Hellenischen Umgebungen und noch fortbestehender Oskischer Nationalitaͤt abgeleitet werden kann: so finden wir doch in der Hauptsache Alles dem Geschmack der Roͤmischen Hauptstadt analog, und koͤnnen uns, wenn wir die Zuͤge, welche Rom im Großen, aber verwischter, darbietet, aus der Detailanschauung Pompeji’s auszeichnen und vervollstaͤndigen, das Leben jener Zeit sehr genau 3 und lebendig erneuern. — Das noͤrdliche Italien bietet eine Menge zerstreuter Truͤmmer und Fundorte von Statuen; am meisten vereint sich in Verona. 1. Rehfues Gemählde von Neapel u. seinen Umgebungen 3 Th. 1808. Mormile Descr. della città di Nap. e dell’ anti- chità di Pozzuolo con le figure degli edificj e con gli epitafj che vi sono. N. 1670. Pozzuoli (Dikäarchiä, Puteoli) reich an Alterthümern. Franc. Villamena Ager Puteo- lanus s. prospectus eiusdem insigniores R. 1620. 4. Paoli (P. Ant.) Avanzi delle antichità esist. in Pozzuoli, Cuma e Bajae. N. 1768. f. Le antichità di Pozz. Bajae e Cuma inc. in rami da F. Morghen. N. 1769 f. Jorio Guida di Pozzuoli. Serapeion, ein Monopteros mit Heil- quellen und vielen Cellen für Incubation, wahrscheinlich dem Kano- bischen nachgebildet, nach Andr. de Jorio’s Schrift über den Serapis- tempel. Alterer Plan von Erdmannsdorf. Amphitheater, Aquädukt, Piscina, Gräber. Sog. templum Veneris et Dianae (wahr- scheinlich Badesääle), piscina admirabilis u. Andres in Bajä . Theater zu Misenum . Circus oder Amphith. von Cumä . Grab mit den angeblichen Skelets (Jorio, Sickler). Ueber die Sibyllengrotte von Cumä besonders Jorio Viaggio di Enea all’ Inferno. Stollen im Posilippo (von Coccejus um 717 ge- brochen). Rob. Paolini Mem. sui monumenti di antichità Propaͤdeutischer Abschnitt. e di belle arti ch’esist. in Miseno, in Baoli, in Baja, in Cuma, in Capua ant., in Ercolano, in Pompeji ed in Pesto. N. 1812. 4. Ueber die Entdeckungen auf Capri Hadrava Ragguagli di varj scavi e scoperte di antichità fatte nell’ isola di Ca- pri. Nap. 1793. 8. Gori’s Symbolae litter. Decad. Rom. Vol. iii. p. 1. Ruinen eines T. (?) auf Pandataria . 2. Die verschütteten Städte. Oben §. 190, 4. Erste Ent- deckung, beim Theater von Herculanum, auf dem Gute des Pr. Elbeuf Emanuel von Lothringen, g. 1711 (Herculanische Frauen- statuen in Dresden), dann 1736 bei dem Erbau eines Lustschlosses Carl XII. Das tief verschüttete Herculanum, dessen Markt unter Resina liegt, kann nur, wie ein Bergwerk, durch Stollen genutzt werden; das leichtbedeckte Pompeji dagegen ganz offen gelegt werden. Herculanische Akademie 1755 gestiftet. Die französische Zeit hat den eingeschlafnen Eifer neu belebt; die Aufgrabungen in Pompeji gewähren fast alle Jahre neue Ausbeute an interessanten Gebäuden, Gemälden, Bronzegeräthen u. dgl. Ueber Herculanum: Venuti Descr. delle prime sco- perte dell’ antica città di Ercolano. 1748. Berichterstattende Werke von Cochin u. Bellicard, Cramer, Ant. Fr. Gori, de Cor- revon. (Rosini) Dissertat. Isagog. ad Hercul. Volum. ex- planationem. Bayardi Prodrcmo delle antichità d’Ercolano. N. 1752. Le antichità di Ercolano. N. 1757 — 92. T. i — iv. vii. Pitture. v. vi. Bronzi. viii. Lucerne etc. (Deutscher Auszug von Murr mit Umrissen von Kilian). Anti- quités d’Herculanum, grav. par Th. Piroli et publiées par F. et P. Piranesi. Par. 1804—6. 6 T. 4. — — Ueber Pompeji die Hauptwerke §. 190, 4. Martini das gleichsam wieder auflebende Pompeji. Lpz. 1779. 8. Gaetano Prospetto dei scavi di Pompeji. 8. Millin Descr. des Tombeaux, qui ont été decouv. à Pomp. l’a. 1812. Romanelli Viaggio da Pompei a Pesto. Nap. 1817. 2. T. 8. Choulant de locis Pompej. ad rem medicam facient. Lips. 1823. Die neuesten Nachrichten in Nicolini’s Musée Bourbon, bei Jorio sugli scavi di Ercolano, u. in den Berichten in Schorns Kunstblatt 1825. N. 36. 1827. N. 26. Guarini über einige Mo- numente Pompeji’s. Beneventum . Triumphbogen §. 191, 1. Vita The- saurus Antiquitt. Beneventanarum R. 1754. T. i. Römisches. Systematischer Theil. 3. Umbrien. Ocriculum , sehr bedeutende Ruinen; Thea- ter, Amphitheater, mehrere Tempel. Nachgrabungen 1777. Guat- tani Monum. ined. 1784. p. 1 sqq. Asisium , alter T. Guatt. 1786. p. xx. Tuder , sog. Marstempel. Allerlei Streitschriften. Giorn. Arcad. 1819. Luglio. Fulginium . Pontano Disc. sopra l’antichità della città di Foligno. Per. 1618. 4. Etrurien; wenig Bedeutendes aus Römischer Zeit. Am- phitheater von Arezzo. Lor. Guazzesi in den Diss. dell’ Ac. di Cort. T. ii. p. 93. und an andern Orten. — Ancona §. 191, 1. Peruzzi Diss. Anconitane. Bol. 1818. 4. Ari- minum §. 190. 1. i. Tom. Temanza Antichità di Rimini. Ven. 1741. f. Ober-Italien. Ravenna §. 195, 1. Verona , das ungeheure Amphitheater. Maffei degli Amsiteatri. Des- godetz Les édif. ch. 22. Ueber neue excavamenti Giulari Relazione degli escavamenti etc. 1818. 8. Arcus Gavii et Gaviae. Viel andre Römische Gebäude. Brescia; neue Entdeckung eines Tempels und großer Bronzefiguren. [ Dr. Labus Antologia 1824. n. 43.] Le memorie Bresciane von Otta- vio Rossi. Brescia 1693. 4. Velleja , Forum. Antolini le rovine di Velleja misurate e disegn. Mil. 1819. f. Amalthea i. S. 331. Die Denkmäler sind meist nach Parma ge- bracht. Aosta §. 190, 1. ii. Susa ebd. Millins Voyage en Savoie, en Piemont, à Nice et à Gènes. Paris 1816. Voy. dans le Milanois, Plaisance, Parme etc. Par. 1817. Aquileja . Bartoli Le antichità d’ Aquileia profane e sagre. Ven. 1739. f. Forum Julii , Museum aus ein- heimischen Sachen. 1 261. Die museographischen Nachrichten, welche wir auf die topographischen folgen lassen, beginnen billig mit Rom . Rom hat, bei dem ungeheuren Reichthum seines Bodens, besonders durch die weise Verfuͤgung, nach der keine Kunstwerke des Alterthums ohne Erlaub- niß der Regierung aus Rom fortgebracht werden duͤrfen, oͤffentliche Museen erhalten, mit denen noch lange keine andere an Fuͤlle vorzuͤglicher und wohl erhaltner Gegenstaͤnde werden wetteifern koͤnnen, einer Fuͤlle, gegen die alle Be- Propaͤdeutischer Abschnitt. kanntmachung unvollstaͤndig zuruͤcktritt, und oft grade das Interessanteste zu uͤbergehen in Gefahr geraͤth. Die schoͤne Zeit der Privatsammlungen dagegen ist voruͤber, die ausgezeichnetsten sind eine Zierde theils Italiaͤnischer, theils fremder Residenzen geworden. Im noͤrdlicheren 2 Italien ist Florenz durch die Villa Medicis und Etru- rien, Venedig besonders aus Griechenland, aber auch aus der Umgegend und aus Rom reich geworden; allen andern Sammlungen hat es an solchen Quellen gefehlt. Neapel aber hat uͤberschwengliche einheimische Schaͤtze, 3 welche sich ganz von selbst hier concentriren, und dieser Residenz neben Rom eine unabhaͤngige Wichtigkeit und ein Interesse, das keine andre Sammlung ersetzen kann, zusichern. 1. Man hat von 60,000, ja Lanzi von 170,000 Statuen oder Antiken in Rom gesprochen. Oberlin p. 127. Jacobs a. O. S. 516. Die allgemeinen Werke über Antiken in Rom von Cava- leriis u. Aa. s. §. 37. Ant. statuarum urbis R. Icones. R. ex typis Laur. Vaccarii 1584. T. ii. 1621. ex typis Gott. de Scaichis. Gio. Batt. Rossi Antiq. statuarum ur- bis Romae I et II. liber 1668. f. Admiranda Romae a P. S. Bartolo delineata, notis Bellorii illustr. R. 1693. Borioni Collectanea Antiq. Romanarum, mit Erklärungen von Rod. Venuti. 1735. Meist Bronzen. Antiquitatis Mo- numenta Rom. collecta et illustr. a Conyers Middleton. Lond. 1745. Ramdohr Ueber Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom. 1787. 3 Theile 8. Statuen in Rom auf öffentlichen Plätzen: vor dem Capitol M. Aurel, die beiden Basaltlöwen, die Dioskuren; die Rossebän- diger auf M. Cavallo; Pasquino u. Marforio (ein Flußgott und Aias mit Patroklos. Notizie di due famose statue di un fiume e di Patroclo. R. 1789). Sammlungen . I. Oeffentliche . a. Auf dem Capitol: Museum Capitolinum; begründet von Clemens XII, ver- Systematischer Theil. mehrt von Benedikt XIV u. andern Päbsten. Hauptwerk §. 38. Reich an Hermen von Philosophen u. dgl. — Museum Kir- cherianum, herausgegeben von Bonnani. Rom 1709 F. Mu- sei Kirch. Aerea illustr. notis Contucci. R. 1763 — 65. II. f. — Pallast der Conservatoren. b. Auf dem Vatican: Museum Pio-Clementinum. Eröffnet von Clemens XIV durch seinen tesoriero Braschi, der es als Pius VI sehr vergrö- ßerte. Hauptwerk §. 38. Vgl. Zoëga’s Bemerkungen in Welckers Zeitschr. i. S. 303. f. Nuovo braccio. Vgl. Kunstbl. 1825. N. 32. Museo Chiaramonti, eine Erweiterung davon. §. 38. Fea Nuova descr. de’ Monum. ant. ed oggetti d’arte nel Vaticano e nel Campidoglio. R. 1819. 12. II. Privatsammlungen (Vgl. Vasi und das Re- gister zu Winck. Werken Bd. vii ). Albani , Palast und Villa suburbana, welche der Card. Alex. Albani mit Kunstschätzen gefüllt. Von Winckelmann ( Mon. in. ) und Zoëga ( Bass. ) besonders benutzt. Catalog vorhanden. Schriften von Raffei; Marini’s Inscr. Villae Alban. Jetzt Viel davon in Paris. Borghese . Palast, Villa. Die Schätze der Villa sind von Napoleon durch Kauf erworben, und darum in Paris verblieben: doch sammeln sich auch dort wieder neue. Sculture del pa- lazzo della villa Borghese detta Pinciana. R. 1796 ii. Bd. 8. Monumenti Gabini della villa Pinciana descr. da Visconti. R. 1797. Barberini , Palast. Viel nach England, das Meiste nach München. Tetii Aedes Barberinae R. 1647. f. Andres jetzt im Palast Sciarri. Gerhard Prodrom. S. xv. Mattei , Palast und Villa. Monumenta Mattheiana ill. a Rud. Venuti cur. J. Cph. Amadutio. R. 1776 — 79. III. f. Das Beste davon im Pio-Clement. Giustiniani , Palast, die Antiken zerstreut. Galeria Giustiniana II. f. R. 1631. Farnese , Palast; Villa auf dem Palatin; Farnesina tras Tevere. Alle Antiken jetzt in Neapel. Propaͤdeutischer Abschnitt. Medicis , Villa. Das Vorzüglichste ist um 1770 nach Florenz geführt worden. Ludovisi , die vorzüglichen Bildwerke dieser Villa scheinen noch vorhanden zu sein. Negroni , Villa; die Antiken aufgekauft von dem berühmten Kunsthändler Jenkins; das beste im PioCl. Aldobrandini , Villa, j. Miollis. [Werk von A. Visconti]. Panfili , Villa; Statuen und Büsten. Villa Pam- philia eiusque palatium. R. f. Noch Manches vorhanden. Casino Panfili. Villa Altieri , Casali und viele andre. Thorwaldsens Sammlung. In der Umgegend Roms: Villa Mondragone in Frascati (ob jetzt noch Etwas?). Palast Colonna bei Palestrina. Des Cardinal Borgia Museum zu Velletri (Heeren in der Amalthea i. S. 311. Lettre von Et. Borson. R. 1796. Borgiana auf einzelnen Kupferblättern auf der Gött. Bibliothek), ist nach Neapel übergegangen. 2. Florenz. Großherzogliche Gallerie, reich an Sta- tuen (aus Villa Medicis), Vasen, Etruskischen Alterthümern. Gori §. 37. Reale Galleria di Fir. incisa a contorni sotto la dir. del S. Pietro Benvenuti, ed illustr. dai SS. Zannoni, Montalvi, Bargigli e Ciampi. Fir. 1812. 8. Vgl. H. Meyer in der Amalthea i. S. 271. ii. S. 191. iii. S. 200. Palast Pitti . Tableaux, statues etc. de la Gal. de Flor. et du Palais Pitti dessinés par Wi- car, mit Erläuterungen von Mongez. Paris 1789. f. Garten Bo- boli. Palast Riccardi. Pesaro . Marmora Pisaurensia illustr. ab Ant. Oli- verio Pis. 1738. Lucernae fictiles Musei Passerii cum prolegg. et notis. Pis. 1739 — 51. 3. T. f. Bologna . Antiquarium auf der Bibliothek (Malvasia Mar- mora Felsinea). Museum Cospianum. Einiges im Palast Zam- beccari. Ferrara . Studio publico, einige Alterthümer. Reste des Museum Estense, bei dessen Sammlung Pirro Ligorio thätig war. Systematischer Theil. Schloß Catajo . Sammlung des March. Obizzi. Thiersch Reise S. 302. [ Descr. del Catajo fatta da Betussi Terr. 1669, 4]. Villa Alticchiero bei Padua. Alticchiero per Mad. I. W. C. D. R(osenberg). Padua 1787. 4. Venedig . Oeffentliche Sammlung im Vorsaal der Mar- cusbibliothek. Werk §. 37. Museum Nani, oben §. 253, 2. Monumenta Gr. ex Museo Iac. Nanii-ill. a Clem. Biagio R. 1785. 4. Biagi Monum. Gr. et Lat. ex Mus. Nanii R. 1787. 4. Collezione di tutte le antichità — nel Mus. Na- niano. V. 1815. f. Mus. Grimani, vom Cardinal Domen. Grim. 1497 begründet, viel in Adria Gefundnes enthaltend, jetzt größtentheils in das öffentliche Museum übergegangen (Millins Ore- stéide ) Auch die Sammlung Contarini ist öffentlich geworden. Ueber die Sammlungen im Haus Tiepolo, Guistiniani alla Zecchere, bei Weber Thiersch Reisen in Italien i. S. 261 ff. Früher Trevisani, Morosini u. andre Häuser. Fiorillo Gesch. der Mahlerei in Ital. ii. S. 52 ff. Ueberall begegnet dem Suchenden in Venedig Griechisches. In St. Marcus 500 Säulen aus bunten Steinarten, meist Griechischer Herkunft. Die vier Erzrosse von St. Marcus sollen im J. 1204 aus dem Hippodrom von Cpel weggebracht worden sein. Mustoxidi sui quattro cavalli della basil. di S. Marco in Venezia. 1816. 8. Abhandlungen von Cicognara, Dandolo und A. W. Schlegel. Petersen Einl. 146. 325. Verona . Oeffentliche Sammlung von Sc. Maffei veran- staltet, in welcher allerlei Alterthümer, Griechische von Venedig her, auch Etruskische, zusammenstehn. Maffei Museum Vero- nense s. antiq. inscript. et anagl. collectio, Veron. 1749. Sammlung des March. Muselli. Antiquit. reliquiae a March. Zac. Musellio collectae. Veron. 1756 f. Museum Bevi- laqua, Brustbilder u. Reliefs. Sc. Maffei Verona illustrata. V. 1731. Mantua . Bottani Museo della R. Accad. di Mantova M. 1790. 8. Cremona . Isidor Bianchi Marmi Cremonesi. Mil. 1792. 8. Brescia . Mazzuchellianum Museum a Com. Gaetano ed. atque illustr. Ven. 1761—63. 2 T. f. Parma , Palast Farnese (Vellejatische Alterthümer). Propaͤdeutischer Abschnitt. Pavia . Reiterstatue des M. Aurel ( Regisole ). Turin . Museum Taurinense in Maffei’s (der die Stif- tung veranlaßt) Mus. Veron. (Anton. Rivautellae et Io. Paulli Ricolvi) Marmora Taurinensia 2 T. 4. 1743. 47. Ueber den jetzigen Zustand der K. Sardinischen Sammlung s. Schorn Amalthea iii. S. 457. 3. Neapel . Real Museo Borbonico negli Studj, die Farnesischen Schätze vermehrt aus den verschütteten Städten, Pu- teoli und dem Großgriechischen Kunstbezirk, auch durch das Museo Borg a, Vivenzio u. a. Schöne Marmorwerke, aber besonders Gemälde, Vasen, Bronzen, Glaswaaren, Preziosen, geschnittne Steine. [Gio. Batt. Finati Il Regal Museo Borhonico. I. Statue di Marmo. N. 1819. 8]. Nicolini’s sehr umfassendes Musée Royal Bourbon de Naples. Einige Hefte erschienen. Neapels Antike Bildwerke, beschrieben von E. Gerhard und Th. Panofka. Th. i. bei Cotta 1828. Jorio Galleria de’ vasi. N. 1825. 8. Museum zu Portici , das erste Reservoir, in welches die Kunstschätze aus den verschütteten Städten ihren Weg nehmen. Sammlung des Pr. S. Giorgio-Spinelli zu Neapel (besonders Terracotta’s aus Gr. Gräbern, Gerh. Prodr. p. xiv ). Vasensamm- lungen von S. Angelo. Vasenmagazine. Reliefs in Sorrent. Sicilien . In Palermo Museum des Princ. Castello di Torre-Muzza. Ein andres im ehemaligen Jesuiter-Collegium (?). In Catania Mus. des Princ. Biscari. Sestini Descr. del Mu- seo del Pr. di Biscari 8. Flor. 1776. u. 1787. Palazzolo (Akrä) Mus. des Baron Judica, §. 257, 2. 5. Der Westen Europa’s. 262. Frankreich hat unter den uͤbrigen Laͤndern 1 Europa’s noch am meisten einheimische Kunstwerke des Alterthums. Denn abgesehn von den Denkmaͤlern der Kelten, welche auch einen gewissen Unternehmungsgeist und ein Aufbieten großer Kraͤfte fuͤr hierarchische Zwecke beweisen, ist besonders der Suͤden Frankreichs reich an 2 Resten Roͤmischer Civilisation und Kunstliebe, wozu be- Systematischer Theil. sonders vorzuͤgliche Werke der Architektur, auch manche gute Sculptur gehoͤren; rohere Arbeiten, Bronzen, Ter- racotta’s, Mosaiken, Gefaͤße, wie sie jeder Winkel des Roͤmischen Reichs hervorbrachte, sind natuͤrlich auch in 3 ganz Frankreich zu finden. Waͤhrend die hier gefundnen Alterthuͤmer in den Staͤdten der Provinz Museen bil- den: hat allein die Hauptstadt des Reiches sich einer aus den Hauptlaͤndern der Kunst zusammengebrachten Samm- lung zu erfreun, die nach Wiedererstattung des Geraub- ten auch bei rechtlichem Besitze immer noch sehr glaͤnzend 4 ist. Von Spanien sind weder die einheimischen Ruinen und Reste, noch auch die aus der Fremde er- worbnen Kunstschaͤtze so vollstaͤndig bekannt, als sie es zu verdienen scheinen. 1. Die Druidischen Grotten, Altäre (Dolmens), Tumuli, Obelisken (Peulvans), Pierres branlantes, Steinsärge, Stein- kreise ( Chromlecks ). Das größte Denkmal der Steinkreis und die Alleen zu Carnac bei Quiberon in Br é tagne. Br é tagne und die umliegenden Inseln sind als die letzten Sitze Keltischer Reli- gionsübung am reichsten. S. besonders Cambry Monumens Cel- tiques ou recherches sur le culte des pierres, Caylus im Recueil, besonders T. v. , und das seltsame Buch: Antiquités de Vésone cité Gauloise par M. le Cte Wlgrin de Tail- lefer. 1821. Dieselben Monumente kehren in England , besondes Wales, wieder ( Cairns, Menhirs, Rocking-stones u. Kist-vaens, den deutschen Hünenbetten ähnlich), wo Stonehenge einen wirklich imposanten Eindruck macht. 2. S. besonders Millins Voyage dans les departemens du Midi de la France, Paris 1807. 3 V. 8.; auch Montfau- con Monum. de la monarchie Françoise. Paris 1729. v. T. Maffei Galliae antiqu. quaedam selectae. Par. 1733. 4. Ders. De amphith. et theatris Galliae. Caylus. Pownall Notices and descriptions of antiqu. of the Provincia Ro- mana of Gaul. Lond. 1788. De la Sauvag è re, Grivaud de la Vincelle. Lenoir Musée des monum. Français. I Par- tie. Denkmäler der Römer im mittägl. Frankreich von C. L. Ring. Carlsr. 1812. 4. Mémoires de la Soc. des Anti- Propaͤdeutischer Abschnitt. quaires de Normandie, und ähnliche Sammlungen. Vorlesun- gen von Hase im Institut. Aelteren Nachrichten ist nicht überall zu trauen; die oktogonen T., von denen öfter die Rede, sind meist vorgothische Kirchen. — Massilia . Grosson Recueil des antiqq. et monu- mens Marseillois. Mars. 1773. Notice des tableaux et monumens antiques qui composent la collection du mu- sée de Marseille. 1825. Nemausus (Nismes) oben §. 190, 1. ii . Maison carrée, Amphitheater, Fontäne, sog. Dianen- tempel, Musivfußböden. Außer Clerisseau M é nard Hist. des An- tiquités de la ville de Nismes et de ses environs. N. 1825. Tolosa , Mém. de l’Ac. de Toul. T. i . Arelas , Tempelruinen, Amphitheater, Seguin Antiquités d’Arles 1687. (Vénus d’Arles). Arausia (Orange) Triumphbogen. Vi- enna . Notice du Musée d’Antiquités de la ville de Vi- enne par le Sieur Schneyder, fondateur et conservateur. Lugdunum . Spon Recherches des antiquités de Lyon. 8. L. 1675. Verschiedne Schriften von F. Artand, Directeur du Musée et du Conservatoire des Arts, Antiquaire de la Ville. A. Description des antiq. et des tableaux dans le Musée de Lyon. Ara Augusti. Bibrakte (Autun) Thomas Bibracte s. Augustoduni monum. Lugd. 1650. Alter- thümer von Saintes, Santones , herausg. von Chaudruc de Cra- zannes. Antiqq. Divionenses v. Jo. Richard. Par. 1585. Vesona (in Petrocoriis) Taillefer, oben. Paris , Römisches Bad, Catacomben. 1710 wurde hier das Relief mit den Keltischen (Esus und Cernunnos) und Griechischen Göttern entdeckt. Baudelot Descr. des basr. trouvés dépuis peu dans l’Eglise cathedr. de Paris. P. 1711., u. Hist. de l’Ac. des Inscr. iii . p. 242. Montfaucon Mém. de l’Ac. xvii . p. 429. u. Aa. Julia Bona (Lillebonne) Amphith., Statuen gefunden. Kunstbl. 1824. N. 36. Elsaß . Schöpflin Alsatia. illustrata. 2 V. f. 1751. Oberlin Schoepflini Museum. 4. 1773. jetzt der Stadt ange- hörend. Brocomagus (Brumpt, Röm. Bäder), Niederbronn, Bersch (Heidenmauer), Ell, Ittenswiller, Fundorte von Altären, Gefäßen u. dgl. 3. Drei Perioden. 1. Die Kunstschätze der Zeit vor der Revolution, in Paris u. Versailles zerstreut. Claude Mellan u. Etienne Baudet, Recueil des statues et des bustes du Cabinet du Roi. Par. 2 T. f. (auch Manches, was jetzt nicht im Louvre). Cabinet de St. Dénis, de St. Gene- 20 Systematischer Theil. viève (Felibien Monum. antiques. Par. 1690. 4). — 2. Die Zeit der Vereinigung der schönsten Statuen aus ganz Italien, im Louvre. Außer den §. 38. genannten Werken: Lenoir De- scription histor. et chronol. des mon. anciens de sculp- ture deposés au Musée de Paris. 4 Vol. 8. Legrand Gale- ries des Antiques, P. 1803. 8. Landon Annales du Mu- sée, 8. 17 T. 1800 — 1809. Seconde collection 4 T. 1810—21.; besonders nützlich: Monumens antiques du Mu- sée Napoleon dessinés par Piroli publ. par Piranesi (mit Erklärungen von Schweighäuser d. j., dann von Petit-Radel). Paris 1804. 4 T. 4. — 3. Die Periode seit der Rückgabe. Der alte Besitz; die Borghesischen Sachen; viele Albanische; die Choiseul-Gouffierschen; Venus von Milo. Neu eröffnetes Ae- gyptisches Museum, die zweite Drovettische Sammlung. Descrip- tion des Antiques du Musée Royal, commencée par — Visconti, continuée par M. le Cte Clarac. Paris 1820. Musée de Sculpture antique et moderne — par Clarac. Höchst umfassend angelegt; mehrere Lieferungen sind erschienen. Außer dem Louvre enthält das Cabinet des Médailles neben dem herrlichen Münzenschatze auch Gemmen, Kameen, Bron- zen und andern Anticaglien. Zum Theil von Caylus u. Millin beschriebene Sachen. Notice des monumens exposés dans le cabinet des Médailles et Antiques de la Bibliothèque du Roi. Nouvelle Ed. accompagnée d’un Recueil de planches. Paris 1822. 8. Unter den Privatsammlungen war 1822 die jetzt der Königl. einverleibte von Durand, aus Vasen und Bronzen bestehend, die bedeutendste. Die sehr bunt zusammengesetzte Sammlung von Denon ist jetzt zerstreut. Sammlung des Grafen Pourtal è s. 4. Spanien . Reisen von Pluer, Swinburne, Dillon. Bourgoings Tableau de l’Espagne. Florez Esp. Sagra. La- borde Voy. pittoresque et histor. de l’Espagne, 2 T. Par. 1806 u. 12. Vgl. die litter. Notizen in Westendorps und Reu- vens Antiquiteiten ii, ii. S. 274. Ruinen von Barcino (sog. T. des Hercules), Tarraco (eine Art kyklopischer Mauern, Amphith., Aquäduct, Palast), Calagurris (Llorente Monum. Romano descubierto en Calahorra. Madr. 1789), Saguntum (Theater, Circus), Valentia (alte Statuen), Segovia (Aquäd.), bei Augustobriga (Talavera la vieja), Capara Triumphbogen), Norba Cäsarea (? Alcantara; Brücke, Tempel), Emerita (mehrere Tempel, Theater, Amphith., Aquäducte, Cisterne), Propaͤdeutischer Abschuitt. Italica (Laborde Descr. d’un pavé en mosaique dec. dans l’anc. ville d’Italica. Paris 1802). Antiken in Ildefonso und den Gärten von Aranjuez. Samm- lung Odescalchi durch die Königin Christine nach Spanien gekom- men. Museum Odescalcum Rom. f. 1747. 1751. gest. von P. S. Bartoli, Text von Nic. Galeotto. (enthält auch die früher herausgekommenen Gemme d’Odescalchi f.) — Médailles du Cabinet de la R. Christine. f. à la Haye 1742. Tych- sen, Bibliothek der alten Litt. u. Kunst i. S. 30 ff. 263. England besitzt, außer den zerstreuten Resten 1 der Roͤmischen Bildung, welche hier sehr bald, und sehr tief einwurzelte, in einem großen Nationalmuseum die 2 bedeutendste Sammlung von aͤchtgriechischen Sculpturen, welche existirt, mit vielen Erwerbungen aus Rom und Unteritalien vereinigt. Die zahlreichen Sammlungen, 3 welche im Lande umher zerstreut sind, wenige genau, manche fast gar nicht bekannt, sind zum groͤßten Theil aus Roͤmischem Kunsthandel (Jenkins) und Restaurations- werkstaͤtten (Cavaceppi) hervorgegangen. Interessanter 4 in geschichtlichem Betracht sind manche, wenn auch we- niger ausgedehnte, welche in neuerer Zeit durch Reisende in Griechenland selbst zusammengebracht worden sind. 1. Cambden Britannia. Lond. 1607. f. Horsley’s Bri- tannia Romana. Lond. 1732. f. Will. Roy The military antiquities of the Romans in Britain. Lond. 1793. f. W. Musgrave Antiqq. Britanno-Belgicae. Die Archaeo- logia Britannica in zahlreichen Aufsätzen, (s. Reuß Repert. p. 39). Das fünfte Zimmer des Britt. Mus. enthält Roman sepulchral antiquities. Spuren von Tempeln, Amphitheatern, Thermen, Castellen, Straßen, Gräbern, Wohnhäusern (Mosaikfußböden) an verschiednen Orten. Auch in London find unter der Bank, u. dem East-India Company-House Mosaiken gefunden worden. Rutupiä (Richborough in Kent) Antiquitates Rutupinae von Jo. Battely Oxf. 1745. Anderida in Sussex. Aquä Calidä . Ly- sons Remains of two temples at Bath and other Rom. Ant. discov. Lond. 1802. f. 20* Systematischer Theil. 2. British Museum, Hauptbestandtheile: 1. alte Sammlung, von Hans Sloane begründet. 2. die eine Ha- miltonsche Sammlung von Vasen, nebst Bronzen und Geräthen aus Unteritalien. 3. Die Aegypt. Monumente, meist von Nel- son gekapert. Engravings with a descriptive account of Egyptian monuments in the British Museum collected by the French Institute in Egypt and surrendered to the British forces. Die Zeichnungen von W. Alexander. 4. die Townley’sche Sammlung von Marmorwerken und Terracotta’s. 5. die Elginsche Sammlung §. 253, 2. nebst andern neuen An- käufen, namentlich den Phigalischen Sachen. 6. die Payne- Knightsche Sammlung von Bronzen u. Gemmen. Dadurch ist auch der große Schatz von Münzen (Haym, Combe) durch sehr seltne und vorzügliche Stücke vermehrt worden. Das Hauptwerk §. 38. Description of the collection of ancient terracot- ta’s in the Br. Mus. Lond. 1818. Synopsis of the Br. Mus. 3. Oxford . Die marmora Pomfretiana. Arundeliana (meist Inschriften). Ashmolean Museum (einheimische Alter- thümer). Einiges in Ratcliffs Library und Christ-Church College. (Browne und Chandler) Marmora Oxoniensia Oxon. 1763. f. Cambridge . Einiges in Trinity College; die Clar- kesche Sammlung im Vestibul der public. library (oben §. 253, 2.). Lord Pembroke’s Sammlung zu Wilton bei Salisbury, sehr ansehnlich, reich an (meist falsch benannten) Büsten. Zwei Schriften von Kennedy, Richardson Aedes Pembrokianae Die Sammlung von L. Egremont zu Petworth, Amalthea iii. S. 249. Die Blundellsche zu Ince bei Liverpool, wovon ein Kupferwerk, 2 T. f., existirt; ebd. S. 48. Sammlung des Herz. v. Bedford in Bedfordshire, Outline, Engravings and Descriptions of the Woburn Abbey Marbles . GGA. 1827. N. 185. Die Gemmensammlung des Herz. von Marlborough zu Blenheim bei Oxford. In London die Landsdownsche , wo sehr vorzügliche Sachen (Amalth. iii. S. 241), und die Hope’- sche (außer Statuen die zweite Hamilton’sche Vasensammlung). Viel aus diesen in (Payne Knight’s) Specimens § 38. Schrif- ten über Sammlungen früherer Zeit: Museum Meadianum. Lond. 1755. (Ainsworth) Monum. Kempiana. 8. Lond. 1720. Middletonianae Antiquitates cum diss. Conyers Middl. Cant. 1745. 4. 4. Die Worsleysche Sammlung zu Appuldurcom- be auf der Insel Wight. Museum Worsleyanum (Text von Visconti) 2 T. f. London 1794. Das Haus von L. Guil- Propaͤdeutischer Abschnitt. ford (Fr. North) enthielt (ob jetzt noch?) manches Wichtige aus Griechenland. Die kleinen Privatsammlungen von Leake, Haw- kins, Burgon, Fiott Lee (goldner Schmuck aus Gräbern von Ithaka), Roger. Die schönen Münzen von L. Northwick §. 132. Aegyptisches bei L. Belmore, Bankes u. Aa. J. Dallaway Anecdotes of the Arts in England. Lond. 1800., französisch mit Anm. von Millin, Paris 1807., enthält Nichts als roh und unkritisch angefertigte Cataloge. Göde Eng- land, Wales, Irland und Schottland 1805. 5 Bde. 8. Spiker Reise durch Engl. Wales u. Schottl. 2 B. 1818. 6. Deutschland und der Norden. 264. In Deutschland , wo die Museen leider bis 1 jetzt nicht in dem Sinn oͤffentliche und offne Institute der Nationalbildung gewesen sind, wie in Italien, Frank- reich und England, erheben sich jetzt eben, neben der Dresdner, welche lange Zeit mit großem Ruhme der Hauptmittelpunkt archaͤologischer Studien fuͤr unser Va- terland gewesen, zwei neue wichtige Sammlungen, welche, vielleicht in der Zahl stattlicher Marmorbilder nachstehend, dagegen in der Ausdehnung uͤber die verschiedensten Clas- sen antiker Kunstproducte die Dresdner, die in Zeiten einer entschiednen Vorliebe fuͤr statuarische Arbeiten ge- sammelt wurde, weit uͤbertreffen. Die einheimischen Reste 2 Roͤmischer Cultur in den Provinzen jenseits, und den agri decumates diesseits der Donau und des Rheins erregen, so historisch wichtig sie sind, doch nur selten ein Kunstinteresse. 1. Dresden . Die Hauptmasse der Antiken von den Prin- zen Chigi 1725 angekauft; hernach Manches aus der Sammlung Albani; die Herculanerinnen von Eugen von Savoyen §. 260, 2. Kupferwerke §. 37. 38. Sonst J. Casanova Abh. über alte Denk- mäler der Kunst, bes. zu Dresden. Lpz. 1771. 8. Beschreibung der Chf. Antiken-Gallerie in Dresden, von J. Fr. Wacker u. J. G. Lipsius. Dresden 1798. 4. (Hase) Verzeichniß der alten und neuen Systematischer Theil. Bildwerke in den Sälen der Kgl. Antikensammlung zu Dresden. Dr. 1826. 8. (mit manchen richtigeren Bestimmungen). Berlin . Früher vorhanden: 1. die Kunstkammer auf dem Kgl. Schlosse, mit Bronzen, Gemmen, Münzen, zum Theil aus der Palatinischen Sammlung (Laur. Beger Thesaurus Palati- nus. Heidelb. 1685. Thes. Brandenburgicus. Berol. 1696). Hier befindet sich auch 2. die von Friedrich II ange- kaufte Stoschische Daktyliothek. Ueber diese Sammlung: Gem- mae ant. artificum nominibus insignitae cum expos. Sto- schii. f. Amst. 1724. Winckelmann Descr. des pierres gra- vées du Bar. de Stosch. Flor. 4. 1760. Choix de pi- erres gravées de la coll. du B. de Stosch. accompagné de notes par Schlichtegroll. Nürnb. 1798. auch deutsch. Viel Abdrücke daraus bei Lippert u. Tassie. 3. Statuen in den Schlössern von Berlin, Potsdam und Sanssouci. Hier die sog. Familie des Lykomedes, aus Cardinal Polignac’s Nachlaß ( Recueil de Sculpt. ant. Gr. et Rom. 1754. 4.) von Friedr. II ge- kauft (Levezow über die Fam. des Lykomedes, Berl. 1804). Oesterreich Descr. des deux Palais à Sans-Souci. 8. 1774. Krü- ger Antiquités du Roi de Prusse à Sans-Souci Berl. 1769. f. Dazu sind neuerlich gekommen: 4. eine bedeutende Masse Aegyp- tischer Alterthümer durch Freih. v. Minutoli (Hirt Zur Würdigung der von dem Gen. Freih. v. Minutoli eingebrachten Sammlung. Berl. 1823), Gr. v. Sack, Passalacqua ( Catal. raisonné et histori- que des Antiqu. decouv. en Egypte par M. Jph Pass. 1826. 8). 5. Die herrliche Kollersche Vasensammlung. S. Levezow in Tölkens Kunstblatt 1828. December. 6. Das Mu- seo Bartoldiano (descritto dal D. Teodoro Panofka. Berl. 1827. 8.) bestehend aus Bronzen, Vasen, Terra-Cotta’s, Glas- sachen und Pasten. Alles dies, mit Ausnahme von n. 4, ist bestimmt, das neue große Museum zu bilden. Vgl. Levezow Amalth. ii. S. 337. iii. S. 213. München . Antiquarium, jetzt neu eingerichtet. Kunstbl. 1826. N. 12. Glyptothek. Meist neue Ankäufe. Barberinische Sta- tuen. Mehrere Albanische. Der Aeginetische Fund. Vasensamm- lung der Madame Murat. Vgl. Amalthea i. S. 321. Kunst- blatt 1827. N. 58 u. sonst. Ein Werk von Klenze angekündigt. Cassel . Museum Fridericianum, enthält mehrere vor- zügliche Antiken Manche Anticaglien aus Attika um 1687 er- Propaͤdeutischer Abschnitt. worben. Diet. Tiedemann Dissert. iii . Cass. 1778 sqq. 4. Völkel in Welckers Zeitschrift i , 1. S. 151. Wien . Kaiserliche königliche Sammlung, sehr wenig be- kannt. Ebda die Gräfl. Lambergsche Vasensammlung. Früher das Museum Francianum , beschrieben in 2 T. 8. l’raef. von Wolfgang Reiz. Braunschweig , Museum (das Mantuanische Gefäß). Hannover . Gräflich Wallmodensche Sammlung. Kaiser- köpfe im Garten zu Herrnhausen. Arolsen . Reiche Sammlung von Bronzen und Münzen auf dem Schlosse des Fürsten von Waldeck. S. Gerhard im Kunstblatt 1827. N. 87 ff. Die Gräflich Erbachsche Sammlung zu Erbach im Odenwalde. Darmstadt , einige Büsten u. Anticaglien auf dem Schlosse. 2. Vgl. Oberlin Orb. ant. p. 62. Schweighäuser im Kunstbl. 1826. N. 86 ff. Von Triers Ruinen §. 193, 3. Porta Nigra, Amphith., Bäder, Moselbrücke, Römische Mauern in der Dom- kirche. Antikensammlung. Quednow Trierer Alterthümer. Broweri Antiquitates et Annales Trevirenses. Col. 1626. Aachen , Römische Säulen in Anlagen Karls des Gr. Monument der Secundini zu Igel. Cöln . Röm. Thürme in der Stadt- mauer. Antiken-Cabinet von Wallraf u. im Jesuiten Collegium. Bonn . Sammlung der Universität; Manches aus der Römischen Station beim Wichelshof. Dorow Denkmale Germanischer u. Röm. Zeit in den Rheinisch-Westphäl. Provinzen. 1823. 4. Röm. Bäder zu Andernach . Sammlung in Neuwied. Cob- lenz . Sammlung von Bronzen u. andern Alterthümern des Gr. Rainesse. Röm. Thurm zu Rüdesheim. Wiesbaden . Sammlung. Dorow Opferstätten u. Grabhügel der Germ. u. Römer am Rhein. 1819. 20. Mainz . Eichelstein auf der Citadelle; andere Baureste (auf dem Kestrich). Röm. Wasserleitung bei Zahlbach. Sammlung auf der Bibliothek, worin auch ein Composites Capitäl von Ingelheim (vgl. Aachen). Mithras-T. in Heddernheim bei Frankfurt , Dorow im Kunstbl. 1827. N. 65. Auffindungen in Aschaf- fenburg (Hein). Knapp: Röm. Denkmäler des Odenwaldes . Systematischer Theil. Mannheim , Alterthümer aus Mainz, von Godramstein, Neu- burg an der Donau u. sonst. Speyer , Sammlung. Karls- ruhe , Sammlung von Bronzefiguren u. dgl. Durlach . Arae u. andre Steinbildwerke im Schloßgarten. Baden , Röm. Bad. Badenweiler . Röm. Bäder, beinahe die am besten erhaltne und am meisten unterrichtende Ruine der Art. S. unten: Archi- tekt. Bäder. Ueber den Bildungszustand der agri decumani besonders gründ- lich Leichtlen: Schwaben unter den Römern (Forschungen im Ge- biet der Gesch. Deutschl. iv. ). Sammlung Röm. Denkmäler in Baiern. Heft 1. München 1808. 1 265. Die westlichen Nachbarlaͤnder Deutsch- lands theilen mit den Rheingegenden den Reichthum und die Art Roͤmischer Kunstreste; in Holland mangelt es auch nicht an Sammlungen von vorzuͤglicheren Kunstwer- 2 ken. Der Norden , welcher keine einheimischen Alterthuͤ- mer als die des Germanischen Heidenthums besitzt (denn die Slavischen Voͤlker scheinen noch weniger als die Ger- manen auf Errichtung dauernder Denkmaͤler bedacht ge- wesen zu sein), hat auch keine bedeutenden Sammlungen von Alterthuͤmern, als die Koͤniglich Schwedische (der indeß mancher glaͤnzende Besitz wieder entgangen ist, §. 262, 4.) und die immer mehr anwachsende Kaiserlich 3 Russische. Das alte Dacien steht in Hinsicht auf Roͤmische Reste nicht sehr hinter dem Westen Europa’s zuruͤck. 1. Schweiz. Aventicum . De Schmidt Antiquités d’Avenches et de Culm. Berne 1760. 4. Ritter Mém. et recueil de qqs. antiq. de la Suisse. B. 1788. 4. Au- gusta Raurac . Augst. Schöpflin Alsatia p. 160. Werk von Jacob. Holland . Cabinet im Haag , welchem auch Fr. Hemster- huis bekannte Sammlung einverleibt ist. (Göthe’s Kunst u. Al- terthum iv, 3 S. 112 ff). Notice sur le Cabinet des Mé- dailles et des Pierres gravées de S. M. le Roi des Pays- Bas par J. C. de Jonge Dir. à la Haye. 1823. Uni- versitäts-Museum zu Leyden , gebildet aus der Papenbroekschen Propaͤdeutischer Abschnitt. Sammlung (Oudendorp Descr. legati Papenbroekiani. 4. L. B. 1746) und neu herbeigeschafften Kunstgegenständen, zum Theil aus Griechenland durch Col. Rottiers und aus Africa durch Humbert. S. Antiquiteiten, een oudheidkundig Tijdschrift bezorgd door Nic. Westendorp en C. J. C. Reuvens ii , 1. S. 171. 2. S. 259. Amalthea iii. S. 422 ff. In früherer Zeit Museum Wildianum descr. a Sig. Havercamp. Amst. 1741. Beträchtliche Alterthümer von Nimwegen (Neomagus). Al- lerlei Schriften von Smetius, Antiquitates Neomagenses. No- viom. 1678. 4. Briefe von Gisb. Cuper, Jo. Fr. Gronov u. Aa. Antiquiteiten ii , 2. S. 206. Nic. Chevalier Recherche cu- rieuse d’Antiquité. Utr. f. 2. Königl. Museum in Copenhagen . Jacobaei Museum Danicum. Havn. 1696 f. auctum a Laurentzen H. 1710 f. Von Ramdohr Studien 1. S. 139 ff. Das polit. Journ. 1817. Sept. Oct. Einiges im Hause des Bischofs Münter. Kgl. Schwedisches Museum in Stockholm. E Museo R. Sueciae antiqu. statuarum series acc. C. F. F. (Fre- denheim) 1794 f. Rußland . Sarskoselo bei Petersburg; einiges sehr Aus- gezeichnete an Bildhauerarbeit. Das Kais. Russische Cabinet von geschnittnen Steinen zu Petersburg, 1802 durch die Sammlung Strozzi von Florenz vermehrt, enthält viel Schönes. Köhler, Bemer- kungen über die R. Kais. Sammlung von geschn. Steinen 1794. 4. und in verschiednen Monographieen über Gemmen dieser Samm- lung.. Universitätssammlung zu Dorpat , durch Richters Reise nach dem Orient, besonders an Aegypt. Alterthümern, bereichert. Von der Küste des schwarzen Meers §. 254, 2. 3. Ungarn u. Siebenbürgen . Severini Pannonia vetus monum. illustr. Lips. 1771. 8. V. Hohenhausen Al- terthümer Daciens. Wien 1775. 4. Ruinen von Sabaria . Caryophilus de thermis Herculanis nuper in Dacia detec- tis 4. Mantua 1739. Schönwisner de ruderibus Laconici etc. in solo Budensi. Budae 1778 f. Neue Ausgrabungen in Hermanstadt (Walsh Journey ). — Ungarisches Nationalmuseum zu Pesth, 1807 gestiftet. Nachricht bei Cattaneo, Equejade. Mi- lano 1819. 4. Prefaz; und in den Actis Musei Nat. Hun- gar. T. i. Sammlungen des Fürsten Esterhasy, Grafen Wi- czay ( Mus. Hedervarium, Münzen). Erster Hauptabschnitt. Tektonik . 1 266. Wir unterscheiden (nach §. 22.) unter den im Raum darstellenden Kuͤnsten zuerst die an ein zweckerfuͤl- lendes Thun gebundnen, welche Geraͤthe, Gefaͤße, Ge- baͤude einerseits den Beduͤrfnissen und Zwecken des aͤußern Lebens gemaͤß, andrerseits aber auch nach innern Forderun- gen des menschlichen Geistes erschaffen und darstellen. 2 Das Letztre macht sie zur Kunst, und muß hier besonders ins Auge gefaßt werden. I. Gebaͤude. Architektonik . 1 267. Die unendliche Mannigfaltigkeit von Bauanla- gen wird nur durch die Wahrnehmung zusammengehalten, daß eine Benutzung der leblosen Natur zur Darstellung unorganischer Formen stattfindet, durch welche der Raum der Erde auf eine unmittelbare Weise besetzt, bezeichnet 2 oder abgegraͤnzt wird. Ueberall wird man hier unter- scheiden koͤnnen: 1. den Stoff der Natur und die Art seiner Benutzung; 2. die Formen, welche die mensch- liche Hand ihm einpraͤgt; und 3. die besondern Zwecke und Veranlassungen der Einrichtung, welche die besondern Arten von Gebaͤuden bestimmen. 1. Giebt es eine andre Begriffsbestimmung, welche auch tu- mulos, Menhir’s, Chausseen, Aquädukten, Catacomben, endlich I. Tektonik. Gebaͤude. Schiffe (Gebäude, welche die unfeste Fläche, wie sie es leidet, zu occupiren bestimmt sind) nicht ausschließt? Gewiß dürfen die Be- griffe: Wohnung, Denkmal, Aufenthaltsort u. dgl. noch nicht her- eingenommen werden. 2. Im Folgenden kann die compendiarische Darstellung fast nur Nomenclatur sein, zu der der Vortrag die Anschauungen zu geben hat. Dabei sind zu benutzen die zahlreichen Commentatoren Vitruvs, besonders Schneider, nebst den Kupfern zu Vitr. Bauk. von A. Rhode. Berl. 1801. Stieglitz Baukunst der Alten. Lpz. 1796. 8. mit 11 Kupfert. Dess. Archäol. der Baukunst der Grie- chen und Römer. 2 Th. 1801. 8. nebst Kupfern u. Vignetten; besonders A. Hirt Baukunst nach den Grundsätzen der Alten. Berl. 1809 f., auch Wiebeking bürgerl. Baukunst. 1821. Dürand Recueil et parallèles d’édifices de tout genre (Text von Le Grand). Paris a. 8. Rondelet L’Art de batir 4 T. 1802 — 17. Le Brun Théorie de l’ architecture Grecque et Rom. Par. 1807. f. 1. Baumaterialien. 268. Erstens: Steine . In Griechenland wurde 1 viel Marmor aus den Steinbruͤchen vom Hymettos, Pen- thelikon, auf Paros, bei Ephesos, im Prokonnesos, aber auch Tufsteine und Kalksinter der verschiednen Gegenden zur Architektur gebraucht. In Rom urspruͤnglich beson- 2 ders der vulcanische Tuf von schwaͤrzlicher Farbe, lapis Albanus, jetzt Peperino genannt; dann der haͤrtere Kalk- tuf von Tibur, lapis Tiburtinus, jetzt Travertino; bis die Liebe zum Marmor immer mehr zunahm, und au- 3 ßer dem weißen, aus Griechenland oder Luna, die gruͤ- nen, rothen und bunten Arten ( marmor Taenarium, Carystium, Synnadicum, Numidicum u. s. w.) mit Vorliebe angewandt wurden. 1. Λᾶς gewöhnlicher Feldstein, λίϑος eine bessre Steinart. Marmor λίϑος λευκός, seltner μαρμάρινος. Πῶρος, πώρι- νος λίϑος (Tufstein) beim Delphischen, u. Olympischen T. Λί- Systematischer Theil. ϑος κογχίτης, Muschelkalk, war in Megara besonders gewöhn- lich, Paus. i, 44, 9.; Xenoph. Anab. iii, 4, 10 scheint ihn κογχυλιάτης zu nennen. 2. Dem Albanus ähnlich ist der lapis Gabinus, Fidenas u. der härtere lapis Volsiniensis . Man unterscheidet struc- turae molles (lapis Albanus), temperatae (Tiburti- nus), durae (silex, wozu besonders auch Basalt). 3. Von Carara’s alten Steinbrüchen besonders S. Quintino Mem. d. Accad. di Torino T. xxvii . p. 211 sqq. Die Steinbrüche Synnada’s hat Leake wiedergefunden, Asia minor p. 36. 54. Von dem spätern Aufkommen des bunten Marmors ( Menander etiam diligentissimus luxuriae interpres pri- mus et raro attigit ) Plin. xxxvi, 5. Nero baut einen T. aus φεγγίτης. Marmor Luculleum, schwarz mit Flecken, von einer Nilinsel. 1 269. Die Behandlung dieses Materials ist im Gan- zen dreifach . 1. Der gewachsne Felsboden wird be- hauen, bei den Griechen und Roͤmern nur zu Catacom- ben, und hie und da zu Paneen und Nymphaͤen. 2 2. Einzelne abgeloͤste Steine werden, wie sie sich finden oder wie sie gebrochen worden sind, zusammengesetzt und verbunden (λίϑοι λογάδες, caementa, opus incertum ). 3 3. Die Steine werden behauen, entweder in unregelmaͤ- ßigen und polygonen Formen, wie bei den Mykenaͤischen und andern Mauern und der Appischen Straße; oder rechtwinklig und regelmaͤßig (σύννομοι λίϑοι, πλίνϑοι), woraus das Isodomum, Pseudisodomum und Reticu- latum (δικτυόϑετον, mit durchlaufenden diagonalen Li- 4 nien) hervorgehn. Die aͤltre Architektur verkehrt gern mit großen Massen, und braucht auch ein edles Material, wo es ihr zu Gebot steht, durchgaͤngig; die spaͤtre in- crustirt haͤufig Werke aus Back- und Bruchsteinen mit 5 Scheiben kostbaren Marmors. Die aͤltre verbindet gar nicht durch aͤußre Mittel, oder nur durch Klammern, Doͤbel, Schwalbenschwaͤnze; die spaͤtre wendet zur Ver- bindung Moͤrtel in reichem Maaße an. Neben dem ge- I. Tektonik. Gebaͤude. woͤhnlichen Behauen des Steins koͤmmt schon in fruͤhen Zei- 6 ten das besonders bei weicherem Material anwendbare Dre- hen von Saͤulencylindern ( turbines ) auf der Drehbank vor; auch saͤgte man Marmor mit Naxischem oder Aethio- pischem Sande. 2. Diese λίϑους λογάδας, wovon öfter bei Thukyd., sam- meln die λιϑολόγοι (Valcken. Opuscc. T. ii . p. 288. Ruhnk. ad Tim. p. 175). Im weitesten Sinn umfaßt das opus in- certum den Kyklopischen Urbau, §. 45. Vgl. Klenze, Amalth. iii. S. 104 ff. 3. Ueber πλίνϑος besonders die Inschrift aus dem T. der Polias, Böckh C. I. p. 273. Das Emplectum ist eine Ver- bindung des Isodomum, in den frontes und diatoni, mit dem Incertum dazwischen. Δόμος, corium, eine Schicht. 4. S. oben §. 46. 49. 80. 153. Die Architravsteine am T. der Kybebe in Sardis 17 F. 8½ Z. bis 23 u. 4½ breit, 4 F. 3¾ Z. hoch. Leake Asia min. p. 344. 345. An den Pro- pyläen von Athen Steinbalken von 17 u. von 22 F. Länge. To- pogr. of Ath. p. 180. 181. Ἁμαξιαῖοι λίϑοι §. 105., λᾶας ἁμαξοπλήϑης Eur. Phön. 1175. Auch in Römischen Bauen, Brücken, Bogen erscheinen oft die einzelnen Steine als mächtige, bedeutungsvolle Glieder des Körpers. — Mausolos Palast war nach Plin. xxxvi, 6. das erste Beispiel eines mit Marmorscheiben incrustirten Backsteinbau’s. 5. S. oben §. 46. 105. Solche Klammern u. Schwalben- schwänze heißen τόρμοι, s. die Intpp. ad Diod. ii, 7, oder γόμφοι; und kommen auch noch in Rom öfter vor. 6. Von dem Drehen Klenze Amalth. iii. S. 72. Ueber das Sägen Plin. xxxvi, 9. Es war bei der Verfertigung der Dachziegel, §. 53, 2., von Nutzen; daher erfand dies ein Naxier . Von der Naxia cos unten. 270. Zweitens: Holz . Das am leichtesten zu ge- 1 winnende und zu bearbeitende Material, daher von sol- chem Einfluß auf die Gestaltung der aͤltesten Tempel- Systematischer Theil. baukunst, zieht sich in der oͤffentlichen Baukunst immer mehr in die Decke (und an den Athenischen Gebaͤuden war auch diese in der Regel von Stein) und uͤber diese in das Sparrenwerk des Daches zuruͤck, bis es durch das Vorherrschen des Gewoͤlbes auch hieraus vertrieben 2 wird. Dagegen blieb Fachwerk in Athen (nicht so in Alexandreia §. 149) die gewoͤhnliche Constructionsweise der minder ansehnlichen Privatgebaͤude. 1. S. §. 52. u. vgl. den Tuscanischen T. §. 169. Im T. von Ephe- sos war das Dach aus Cedernholz (Plin. xvi , 79), die lacu- naria aus Cypressen, Vitruv ii, 9. Daher der Brand. Sparrenwerk : Tignum, Hauptbalken; columen s. cul- men, Giebelsäule; cantherii, Sparren; templa, Fetten; asse- res, Latten ( deliciae Festus). De materia Vitruv ii, 9. Pallad. xii , 15. Abies, quercus, esculus, cupressus, larix, alnus etc. 1 271. Drittens: Von weichen Massen , welche man plastisch behandelt, diente der Lehm, zu Back- steinen geformt und entweder an der Luft getrocknet oder am Feuer gebrannt, besonders in Lydien wie in Ae- gypten und Babylon, aber auch in Griechenland so wie 2 hernach in Rom, zu oͤffentlichen Gebaͤuden. Der ge- loͤschte Kalk, mit Sand oder in Italien mit der vulca- nischen Puzzolan-Erde ( pulvis Puteolanus ) verbunden, wurde als Moͤrtel zur Verbindung der Steine, zur Be- 3 reitung eines Estrichs und aͤhnlichen Zwecken; Kalk, Gyps, Marmorstaub und dergleichen auch zum Anwurf (tectorium), in dessen Bereitung die Alten hoͤchst kundig und sorgfaͤltig waren, zu Stuccaturarbeiten (albarium opus) u. dgl. gebraucht. 1. Aus Backsteinen die Mauern von Mantineia; die alte Südmauer von Athen (ALZ. 1829. N. 126); viel in Olympia (Backstein-Rui- nen); allerlei kleine T. bei Paus.; Crösus Pallast zu Sardes, Attalischer I. Tektonik. Gebaͤude. zu Tralles, des Mausolos zu Halikarnass. Der häufige Gebrauch in Lydien erklärt das Lydion der Römer (Ziegel 1½ Fuß lang, 1 F. breit) — Πλίνϑους ἐλαύνειν. Δόμοι πλίνϑων. In Italien alte Backsteinmauern in Arretium, einer Metro- polis der Plastik, und Mevania. Warum in Rom wenig Pri- vatgebäude aus Backsteinen gebaut wurden, erklärt Vitruv ii, 8. Die alten Ziegeln sind im Ganzen niedriger und breiter als unsre. Auch Pisé -Wände nahmen die Römer von Karthago an. 2. Die Puzzolanerde war auch bei Gründungen, besonders am Wasser, u. bei Gußgewölben, wie in den Thermen, von großer Wichtigkeit. 3. Leichte Mauern aus Bruchsteinen, mit höchst sorgfältigem Anwurf, sind in Pompeji das Gewöhnliche. Aehnliche in Grie- chenland, z. B. ein T. des Poseidon zu Antikyra, λογάσιν ᾠκο- δομημένον λίϑοις, κεκονίαται δὲ τὰ ἐντός. Paus. x, 36, 4. 272. Viertens: Metall , welches in altgriechischen 1 Zeiten besonders zur Ausschmuͤckung und Bekleidung, aber wie es scheint, auch zur innern Construction von Gebaͤu- den angewandt wurde, verschwindet hernach aus den wesentlichen Theilen der Architektur; bis es in Roͤmischer 2 Zeit wieder mehr zu Dachwerken, besonders zu Woͤlbun- gen von großem Umfange, gebraucht wurde. 1. Oben §. 47. 49., von den χαλκέοις οὐδοῖς 48. Prisci limina etiam ac valvas ex aere in templis factitavere Plin. xxxiv, 7. Apollon. Rh. iii, 217. ϑριγκὸς ἐφύ- περϑε δόμοιο λαΐνεος χαλκέῃσιν ἐπὶ γλυφίδεσσιν ἀρήρει. Von Korinthischen Capitälen aus Gold u. Elfenbein §. 150, 2. vgl. 192, 4. Bronzene aus Syrakus im Pantheon, und der Korinthischen Porticus des Cn. Octavius. Pl. a. O. 2. S. §. 190, 1. 191. vom Pantheon, dem T. Urbis, dem forum Trajani. Systematischer Theil. 2. Die einfachen geometrischen Grundformen. 1 273. Hauptformen . Erstens die ebne Flaͤche, theils vertical, theils horizontal, theils geneigt. Die letztre naͤhert sich entweder der Horizontalflaͤche an, wie im Dach, oder der Verticalflaͤche, wie in den Seiten- pfosten pyramidalischer Fenster: die Mitte dazwischen 2 verwirft die Architektur. Zweitens die krumme Flaͤche, theils cylindrisch und konusartig, wie in den Saͤulen, 3 theils kugelfoͤrmig, elliptisch oder verwandter Art, wie in den Gewoͤlben. Die Verhaͤltnisse dieser Flaͤchen ge- geneinander, so wie die Dimensionen einer jeden fuͤr sich sind in statischen und aͤsthetischen Gesetzen gegeben, welche die Griechen praktisch auf das feinste beobachteten. 1. Solche Fenster hat der T. auf Ocha, das Erechtheion, der T. zu Cora. 2. Reine Cylinder kommen nur in Krypten oder Souterrains, wie zu Eleusis §. 109, 5. a. u. in Römischen Bädern, vor. Die gewöhnliche Säule wäre ein abgeschnittner Conus, ohne die Entasis. 3. Fornicationes (cuneorum divisionibus), concamera- tiones (hypogeorum). Vitruv vi, 11. Bei den Griechen Ἁψὶς, ψαλὶς καμφϑεῖσα, (vgl. Wessel. ad Diod. ii , 9.) καμάρα, οἶκος κεκαμαρωμένος ( C. I. n. 1104), στέγη κα- μαρωτή. Hauptarten nach Festus: tectum pectinatum (in duas partes devexum), Tonnengewölbe; und testudinatum (in quatuor), Kreuz- oder Walmgewölbe. Eine Kuppel οὐρα- νίσκος, Athen. v. p. 196. Ein Gewölb von geringer Curve und weiter Spannung hieß wahrscheinlich solea. Hirt, Mus. der AlterthumsW. i. S. 279. 1 274. Untergeordnete, abbrechende, tren- nende, vorbereitende Formen oder Glieder . Erstens, Gradlinigte: 1. Fascia, Streifen. 2. Taenia , 2 Band. 3. Quadra , Platte, auch Plaͤttlein, Riemlein. I. Tektonik. Gebaͤude. 4. Supercilium, Ueberschlag. 5. Schraͤger Ab- und Anlauf. Zweitens, Krummlinigte: 1. Torus, Pfuͤhl, 2 Rundstab, (Wulst). 2. Echinus, Wulst, Viertelstab; a. nach oben b. nach unten. 3. Astragalus, Rundstab, Staͤblein, Ring. 4. Striae, Striges, Hohlkehlen, Can- neluͤren. 5. Cymatium Doricum, Hohlleisten, Hohl- kehle, Viertelkehle, a. nach oben, aufrechte. b. nach unten, umgestuͤrzte. 6. Trochilus, Einz hung, Hohl- kehle, aus zwei ungleichen Quadranten. 7. Apophy- gis, Apothesis, Anlauf oder Ablauf in einer geboge- nen Linie. 8. Cymatium Lesbium, Welle, Karnies. a. rechter Karnies, (der untre Quadrant auswaͤrts); 1. stei- gend (sima), 2. fallend. b. verkehrter Karnies; 1. stei- gend, 2. fallend. Mehrere dieser Glieder gestatten eine 3 Unterhoͤhlung, die im Aufrisse der Gesammtflaͤche nicht sichtbar ist, aber fuͤr den Anblick von unten eine wohl- thaͤtige Absonderung und Schattirung hervorbringt. 2. Der Gegensatz von Doricum und Lesbium hängt damit zusammen, daß die Dorier die einfachsten Glieder, hier den ein- fachen Quadranten, anwandten; die Lesbier dagegen in der Kunst frühzeitig mehr luxuriirten, daher ihre οἰκοδομὴ nach Aristot. Eth. Nik. v, 10, 7. u. Michael Ephes. zur Stelle einen beweg- lichen κανὼν erforderte. Die Verzierungen die sich an diese Glieder anschließen, kom- men meist früher gemahlt vor, ehe sie in Marmor ausgeführt wurden. Der torus erhält Cannelüren oder ein Geflecht von Bän- dern, der astragalus die Perlen ( astrag. Lesbius Perlenstab, Paternoster), der echinus die Eier u. Schlangenzungen (ovi, ovali), das cymatium Lesbium Blätter oder lieber Muscheln (κάλχαι in der Inschr. vom Erechtheion p. 282 im C. I. ), die taenia die Mäander-Verzierung à la Grecque. Der sog. Ad- lerschnabel, d. h. ein liegender Wulst mit einer Hohlkehle darunter, erscheint als Ueberschlag von Schilfblättern, die darauf gemahlt sind und unter demselben fortlaufen. Der echinus mit dem astra- galus heißt als ein besonders eingefügter Stein γογγύλος λίϑος in der Inschr. p. 274. 3. Die Griechen liebten diese Unterhöhlungen sehr; sie finden sich unter Kranzleisten, unter dem nach oben und unten gekehrten 21 Systematischer Theil. Wulst, an Gesimsen der Gebälke und Pilaster; wovon besonders die Uned. antiq. of Attica deutliche Anschauungen gewähren. 3. Die Architekturstuͤcke. 1 275. Die Architekturstuͤcke sind nicht mehr allgemeine geometrische Formen, sondern Zusammensetzungen dersel- ben, welche schon die bestimmte Richtung auf architekto- nische Zwecke in sich tragen, aber sie doch im Allgemei- nen erst in ihrer Vereinigung erfuͤllen. Sie zerfallen 2 in tragende, getragne und in der Mitte stehende. Un- ter den tragenden ist die Saͤule die natuͤrlich ge- gebne Form, wo einzelne Punkte auf moͤglichst sichre und dauerhafte Weise zu unterstuͤtzen sind, welche alsdann durch die Cohaͤrenz der Masse das Dazwischenliegende halten und tragen. Die Saͤule ist ein voͤllig in sich ge- schlossener, eine verticale Achse umschließender, einerseits durch die conische Form, oder Verjuͤngung ( contrac- tura ), seine eigne Festigkeit sichernder, andererseits durch die viereckige Platte der Form des Gebaͤlks sich annaͤ- 3 hernder Traͤger . Diese Bestimmung und Bedeutung druͤckt am klarsten und reinsten die Dorische Saͤule (§. 52.) aus, am kraftvollsten in den aͤltesten Formen. In der Jonischen (§. 54.) tritt ein Bestreben zu zie- ren ein, welches indeß die geometrischen und im Kreise der Architektur gegebnen Formen noch nicht verlaͤßt. In der Korinthischen (§. 108. 153.) greift dies Bestre- ben zu schmuͤcken in das Reich der Vegetation hinuͤber. Jedes Capitaͤl nimmt aber das vorige in sich auf, und entwickelt sich mit einer gewissen Gesetzmaͤßigkeit und dem durchgaͤngigen Bestreben, Nichts ohne Noth aufzuopfern, aus demselben. 3. Das Jonische Capitäl ist das Dorische, über dessen Echinus ein Aufsatz gefügt wird, der wahrscheinlich von Altären hergenom- men ist. Im Korinthischen überwachsen dies Jonische Volutenca- I. Tektonik. Gebaͤude. pitäl gleichsam Akanthusblätter von unten. Die sehr natürliche Verzierung des untern Schaftendes mit Akanthus, die in der Natur sich öfter darbieten mußte, läßt nur die orientalisirende Kunst zu, z. B. am T. des August zu Mylasa (welcher nicht mehr steht, s. indeß Chois. Gouff. Voy. pitt. T. i . pl. 83.) und in Antinoe, §. 191. Acanthos est topiaria et urbana herba, elato longoque folio crepidines marginum assurgentium- que pulvinorum toros vestiens. Plin. xxii , 34. 276. Fuͤr jede Saͤulenordnung muß man verschiedne 1 Perioden der Entwickelung und Gestaltung unterscheiden. Fuͤr die Dorische , 1. die alte staͤmmige Saͤule des Peloponnes und Siciliens (§. 53. 80, II. a. b. 109, IV. ). 2. die erhaben gracioͤse des Perikleischen Athen (§. 109, I ). 3. die verlaͤngerte und geschwaͤchte der Makedonischen und Roͤmischen Zeit, (§. 109, 11. 153, 3. 190, 1. II ). 4. die Versuche ihr einen reicheren Charakter zu geben, besonders an Ehrensaͤulen. Fuͤr 2 die Jonische , 1. die in Jonien ausgebildete einfache Form, theils mit gradlinigem, theils mit ausgebogenem Canal (§. 109, III ). 2. die reichere und zusammenge- setztere am Tempel der Polias (§. 109, I, 4.), und andre Nebenformen in verschiednen Griechischen Staͤdten. 3. manche in Rom gemachte Versuche, ihr abwechselnde- ren Schmuck von Sculptur zu geben. Fuͤr die Korin - 3 thische 1. die noch schwankenden oder willkuͤhrlich ab- weichenden, zum Theil dem Jonischen Capitaͤl noch sehr nahe stehenden Formen in Phigalia, am Didymaͤon, am Thurm des Kyrrhestes, auch in Pompeji (§. 109, 9. 12. 153, 4. 190, 4). 2. die festen Formen der ausgebildeten Ordnung (153. 190 u. 191. an mehrern Stellen). 3. die uͤberladne Nebenform des compositen Capitaͤls (§. 189, 4). 4. Variationen durch Zufuͤgung von Figuren, z. B. Victorien, Trophaͤen, Fluͤgelpferden, Delphinen, Adlern: Vorspiele mancher roh phantasti- schen vorgothischen Formen. 2. Der mit Blumenwerk geschmückte Hals der Jon. Säulen am Erechtheion (ἀνϑέμιον in der Inschr.) findet sich ähnlich in 21* Systematischer Theil. Laodikeia am Theater wieder. Ion. Ant. ch. 7. pl. 50. — Eine Nebenform bilden die Jon. Capitäle an Gräbern von Kyrene, mit einem Blatt unter dem Canal, unter einem Derischen Gesimse. Pacho pl. 43. 3. Kyrenes Ruinen überzeugen wieder, wie zahlreiche Modifi- cationen sich die Griechischen Baumeister beim Korinthischen Capitäl erlaubten. Pacho pl. 27. 1 277. Jede Saͤule, mit Ausnahme der meisten Do- rischen von der ersten und zweiten Art, welche ohne be- sondern Fuß aus der Grundflaͤche emporsteigen, hat drei 2 Theile: I. Spira , Fuß oder Basis . Hauptarten, ne- ben denen theils Vereinfachungen, theils groͤßere Combi- nationen stattfinden: A, Atticurges, 1. Plinthus, 2. Torus, 3. Scotia s. trochilus, 4. Ein zweiter oberer 3 torus. B. Ionica, 1. Plinthus, 2. Trochilus, 3. Ein oberer trochilus, 4. Torus; wobei vorbereitende und 4 trennende Leistchen nicht gerechnet sind. II. Scapus , Schaft . Seine Außenflaͤche zerfaͤllt, wenn er cannelirt ist (ῥαβδωτὸς), entweder in bloße Hohlkehlen oder Can- neluͤren ( striatura Dorici generis ) oder Canneluͤren und Stege ( striae et striges ). Bei dem Schaft beobachtet man an den juͤngern Dorischen und andern Saͤulen die adiectio, ἔντασις oder Schwellung (§. 80. II, a. 109, 2). III. Capitulum , κιόκρανον, ἐπίκρανον, κεφαλή, 5 Capitaͤl . A. Doricum. 1. Hypotrachelium, Hals, mit den Einschnitten nach unten. 2. Echinus mit den annulis. 3. Plinthus s. abacus (bei Vitruv und an Roͤ- mischen Gebaͤuden mit einem cymatium). B. Ionicum. 1. Hypotrachelium (nur in der zweiten Gattung). 2. Echinus mit einem astragalus Lesbius darunter (einem torus daruͤber nur in der zweiten Gattung). 3. Canalis, der Canal, und die volutae , Schnekken, mit den oculi et axes, Augen und Saͤumen, an zwei Seiten. Die pulvini, Polster, mit den baltei, Gurten, an den beiden andern, welche beim gewoͤhnlichen Capitaͤl mit jenen Seiten abwechseln, beim Eckcapitaͤl aber zu- I. Tektonik. Gebaͤude. sammenliegen. 4. Abacus et cymatium. C. Co- rinthiurges. Zwei Haupttheile: 1. Calathus, der Kelch des Capitaͤls. Seine Ornamente in drei Reihen: a. acht Akanthusblaͤtter. b. acht Akanthusblaͤtter mit Stengeln ( cauliculi ) dazwischen. c. vier volutae, und vier he- lices oder Schnoͤrkel mit Akanthus-Knospen und Blaͤt- tern. 2. Abacus, aus cymatium und sima oder auch anders zusammengesetzt, mit vorspringenden Ecken, an den eingebognen Stellen mit Blumen verziert. 3. Diese Basis herrscht wirklich in Jonien durch; doch findet sich auch eine einfachere Form aus einer Kehle mit Pfühl zusam- mengesetzt, wie in den Trümmern des Heräons auf Samos. Halbsäulen , welche strenggenommen gegen das Prinzip der Säule streiten, aber besonders durch das Bedürfniß der Fenster gerechtfertigt werden können, finden sich wenigstens schon Ol. 90. S. §. 109, 4. vgl. 12. 17. Die Phigalischen, §. 109, 9., sind mehr als Halbsäulen. 278. Von der Saͤule unterscheidet sich der Pfeiler , 1 pila, durch die engere Beziehung, in der er zur Mauer steht, um derentwillen er in der strengeren Architektur immer als ein Stuͤck Mauer behandelt wird. Indeß 2 wird er auf der andern Seite doch auch zugleich von der Saͤule, mit der er oft in gemeinschaftlicher Reihe zu stuͤtzen und zu tragen bestimmt ist, angezogen, und entlehnt theils Verzierungen, besonders des Capitaͤls, theils auch die Verjuͤngung der Staͤrke, selbst bisweilen die Entasis von ihr. Hauptarten der Pfeiler sind: 3 1. abgesondert stehende Pfeiler oder Staͤnder, zum Bei- spiel bei einer Wand aus Teppichen, pilae, σταϑμοὶ, ὀρϑοστάται. 2. Pfeiler, welche eine Wand abschließen, Eckwandpfeiler, antae, παραστάδες, φλιαί. 3. Pfei- ler, welche die Wand gegen die Thuͤre abschließen, Thuͤr- pfosten, postes, σταϑμοὶ, παραστάδες. 4. Pfeiler, welche aus einer Wand hervortreten, es sei um eine sich anschließende Saͤulenreihe vorzubereiten und ihr als Stuͤtze Systematischer Theil. zu entsprechen, oder im Geist der spaͤtern Architektur aus dem bloßen Streben nach Unterbrechung, Wandpfeiler, Pilaster, παραστάται, ὀρϑοστάται. 5. Strebepfei- 4 ler, anterides. Endlich gehoͤren hierher auch kuͤrzere und abgebrochne Pfeiler, sie moͤgen als Postament fuͤr Saͤulen ( stylobates ), oder fuͤr andre Zwecke dienen. 5 Die wiederkehrenden Haupttheile des Pfeilers sind: 1. der Fuß, spira. 2. der Schaft oder Wuͤrfel, truncus. 3. das Capitaͤl, ἐπίκρανον, μέτωωον, entweder gesimsartig aus einfachen Gliedern, Wellen, Wuͤlsten, Kehlen, Platten, zusammengesetzt, oder nach Analogie des Saͤulencapitaͤls geschmuͤckt. 3. Die Ausdrücke für Pfeiler und Pilaster sind sehr schwankend. Ὀρϑοστάται sind abgesonderte Pfosten Eurip. Jon. 1148., Säulen Eur. Ras. Herakl. 975., Strebepfeiler Vitruv ii , 8.; Anten und Pilaster in der hier oft berücksichtigten Inschr. C. I. n. 160. Παραστὰς ist, abgesehn von den Fällen, wo es, so wie προστὰς, von einer ganzen Halle steht, s. v. a. anta (Schneider ad Vitr. vi , 7, 1.), heißt aber auch die Thürwand, der Thürpfeiler, Eurip. Phön. 426. Pollux i , 76. x , 25. vgl. Eur. Androm. 1126. u. die Inschr. p. 280. Bh.; bei Athen. v , p. 196. scheint es ein freistehender Pfeiler, bei Hesych. eine Halbsäule. Parastatae sind bei Vitruv Pilaster, auch frei- stehende, wie bei seiner basilica Col. Iul. Fanestri. Die φλιαὶ τῶν νεῶν, woran die προξενίαι angeschrieben (Polyb. xii , 12, 2.), werden besonders durch die Vergleichung der Stelle, wo an dem T. in Keos (Brönsted i . p. 19.) ähnliche Decrete stan- den, deutlich; in demselben Zusammenhange kommt παραστὰς bei Chandler i , 59, 1. vor. Bei Plinius heißt ein Pfeiler auch columna Attica. xxxvi , 56. 5. Das simsartige Pfeilercapitäl accommodirt sich an den Do- rischen Gebäuden Athens in seinen Theilen sichtlich dem Dorischen, nur daß bei der geringeren Ausdehnung des Wulsts die annuli an den Hals hinabtreten. Am T. der Polias nimmt es die Orna- mente des Halses (ἀνϑέμιον) vom Jon. Capitäl. Voluten und Canal vorn, Polster an den Seiten, Alles aber schmal und leicht, zeigt das Antencapitäl am Didymäon u. den Propyläen von Priene; hier treten auch Arabesken hinzu. Ein mit Akanthus reich decorirtes Pilaster-Capitäl findet sich schon an den kleinern Propyläen von Eleusis. I. Tektonik. Gebaͤude. 279. Einzeln stehende Pfeiler oder Pilaster vertre- tende Bildsaͤulen, welche Atlanten, Telamonen, Karyatiden heißen, wendet die Griechische Architektur sehr maͤßig und nie ohne eine besondre Beziehung auf den Zweck und die Bedeutung des Gebaͤudes an: viel haͤufiger waren solche Stuͤtzen bei Dreifuͤßen, Kesseln, Thronen, Fußschemeln und andern Geraͤthen. S. §. 109, 4. 17., wo die Giganten den T. ihres Ueberwin- ders tragen. Athen. v , 208 b. von den ἄτλαντες an der Au- ßenseite des Schiffes des Hieron. Dafür sagten die Römer nach Vitr. vi , 10. Telamones. Ueber die Vitruvischen Caryatides (früher κόραι) Hirt, Mus. der AlterthumsW. i . S. 271. Böt- tiger Amalth. iii . S. 37. Vgl. Stuart’s Ant. in der neuen Ausg., der Deutschen Uebers. i . S. 488 ff. — Die Figuren an den Pfeilern der Halle von Thessalonike (§. 192, 4.), Incantada genannt, sind keine Atlanten, sondern bloße Reliefs an den Pfei- lern einer oberen Stoa. — In Delos finden sich auch Vor- dertheile von Rindern an Pfeilern unter einem Gebälk angebracht. 280. Die Mauer ( murus, τεῖχος) oder Wand ( paries, τοῖχος) ist die Fortsetzung des Pfeilers, welche aber zugleich die Analogie der Saͤule vollstaͤndiger ver- laͤßt, indem bei dieser das Stuͤtzen als alleiniger, bei je- ner neben dem Stuͤtzen das Einschließen als hauptsaͤchlicher Zweck hervortritt. Sie erhaͤlt indeß oft nach Art der 2 Pilaster drei Theile, den Fuß, den Wuͤrfel, und eine Art Capitaͤl oder Sims, welche Begriffe hier zusammen- fallen (ἑπίκρανον, ϑριγκός). Als Capitaͤl erscheint dieser Theil mehr, wenn ein Gebaͤlk daruͤber fortlaͤuft; als Sims, wenn die Mauer fuͤr sich allein als eine Ein- fassung ihren Zweck erfuͤllt, in welchem Fall sie von dem schuͤtzenden Sims, ϑριγκὸς, selbst den Namen erhaͤlt. Niedrige Mauern kommen erstens unabhaͤngig fuͤr sich 3 als Umzaͤunungen vor ( maceria, αἱμασιά); dann als Un- tersaͤtze der Hauptwaͤnde, um diese uͤber den gewoͤhnli- chen Boden zu erheben und schon den Fuß derselben sicht- bar zu machen. Gewoͤhnliche Grundmauern von einigem Vorsprung, mit oder ohne Stufen, sind κρηπῖδες, cre - 4 Systematischer Theil. pidines, Sockel; besondre, hoͤhere und zierlicher behan- delte, fortlaufende Untersaͤtze oder Postamente sind stereo- batae, stylobatae (bei Vitruv), podia; sie haben einen Fuß ( quadra, spira ), Wuͤrfel ( truncus ) und Sims 5 ( corona ). Zu den niedern Mauern gehoͤrt auch eine zwischen Pfeilern oder Saͤulen eingefuͤgte steinerne oder hoͤlzerne Brustlehne ( pluteus oder pluteum ), an deren Stelle auch metallne Gitter ( clathra, cancelli ) treten koͤnnen. 2. Diese ϑριγκοὶ bilden als Einfassungen von Tempeln und Palästen, mit αὐλείοις ϑύραις in der Mitte, einen Haupttheil der tragischen Scene. Ueber ihnen erhebt sich stattlich das Haupt- gebäude. 4. Nichts ist mehr besprochen als die scamilli impares des Vitruv am Stereobat und Gebälk (s. u. a. Meister N. Commtr. Soc. Gott. T. vi . p. 171. Guattani Mem. encicl. 1817. p. 109. Stieglitz Archäol. Unterh. i . S. 48). Am Ende kömmt wohl heraus, daß sie gar kein wahrnehmbares Glied der Architek- tur, sondern nur die beim Bau gebrauchte Vorrichtung bezeichnen, um dem Stylobat und Gebälk die (nach Vitruv) optisch nothwen- dige Ausbauchung zu geben. Die zweimal über der corona eines kurzen Pfeilers erwähnte lysis ist wahrscheinlich ein kleiner Wulst. 5. Ueber die plutei marmorei sive ex intestino opere facti besonders Vitruv iv , 4. vgl. v , 1. 7. 10. Oefter bilden sie, Anten und Säulen angefügt und eine Mauer vertretend, einen Pronaos, der ohne sie nicht stattfinden würde, wie im Parthenon. Ueber den Aegyptischen Gebrauch §. 221. Hölzerne Planken, δρύφακτοι, waren in Athen als Einzäunung von Vorhöfen ge- wöhnlich (s. besonders Schol. Aristoph. Wesp. 405); κιγκλίδες, durchbrochne Einfassungen, auch bei kleinen T. C.I. n. 481. Gitter zwischen den Säulen eines Tholus monopteros u. peripte- ros sieht man auf dem Relief bei Winckelm. W. i . Tf. 15. 16. 1 281. Die Wand wird in ihrer Bestimmung einzu- schließen modificirt durch das Beduͤrfniß des Einganges, sowohl von Menschen, wie von Luft und Licht. Daraus entstehen Thuͤren und Fenster . Die Formen der Thuͤreinfassung ahmen die des Gebaͤlks in den I. Tektonik. Gebaͤude. verschiednen Ordnungen (§. 282) nach. Man unterschei- 2 det: A. Dorische Thuͤren. Sie bestehen aus 1. ante- pagmentis, Verkleidungen, welche mit dem 2. super- cilium oder Sturz (ζυγὰ) zusammen die Thuͤroͤffnung ( lumen ostii ) einschließen, und mit Cymatien und Astra- galen eingefaßt werden. Dazu tritt 3. das hyperthy- rum (Thuͤrgesims) uͤber dem supercilium, bestehend aus Cymatien, Astragalen und dem schuͤtzend vortretenden Kranzleisten ( corona). B. Jonische Thuͤren. Auch 3 hier 1. antepagmenta (προστομιαῖα?) und 2. super- cilium, welche beide nach Art des Jonischen Architravs in Streifen ( corsae ) mit Astragalen getheilt werden; 3. das hyperthyrum, an welchem rechts und links 4. die ancones oder parotides (ὦτα in Athen), die Kragsteine oder Seitenrollen, haͤngen. C. Attische Thuͤr 4 ( Atticurges ), der Dorischen aͤhnlich, nur daß sie von der Jonischen die Streifen entnimmt. Aehnliche, nur einfachere Einfassungen hatten die Fenster (ϑυρίδες). — Bei beiden, besonders den erstern, trug die Fuͤllung 5 sehr viel zum Glanz der alten Tempel bei, und muß, bei Restaurationsversuchen, als ein fuͤr den Gesammtein- druck sehr wesentliches Stuͤck aufgenommen werden. 1. Vitruv spricht indeß hiebei nicht von einem dem Fries entsprechenden Theile; sein hyperthyrum ist kein solcher; es be- greift die corona in sich. Doch finden sich solche Friese theils ganz umherlaufend wie an der Prachtthüre des T. der Polias, theils nur unter dem hyperthyrum, wie an Römischen Gebäuden. Die zahlreichen Thüren der Gräber von Kyrene haben immer nur Architrav oder Sturz, und Gesims. 3. In sehr einfacher und eigenthümlicher Form kommen diese ancones überall an den Gräbern in Kyrenaika vor. 5. Die Thürflügel (mit scapi, Schenkeln, impages, Leisten, und tympana, Füllungen) waren oft vergoldet (ϑυρῶσαι χρυ- σαῖσι ϑύραις Aristoph. Vögel 613), oft auch chryselephantin, wie die hochberühmten valvae im Pallas-T. zu Syrakus (Cic. Verr. iv , 56.). Die Gorgonenköpfe, welche in Bezug auf Pal- Systematischer Theil. las stehn, vertreten die sonst vorkommenden Löwenköpfe. Aehn- liche Thüren Properz ii , 31, 11. Virgil G. iii , 26. Wegen der Anstalten zum Verschließen s. besonders Salmas. Exc. Plin. p. 649 sq. Böttiger Kunstmythologie S. 258. Die Fenster-Verschließung geschah theils durch Laden (vgl. die angustae rimae bei Pers. iii , 2), theils durchsichtige Stoffe, lapis specularis od. Marienglas, I. phengites (beson- ders seit Nero; man wandelte darin tanquam inclusa luce, non transmissa ), Glas ( vitrum, ὕαλος), entw. candidum (λευ- κή), oder varium, auch versicolor, ἀλλάσσον, schillernd. Vgl. Hirt Gesch. der Bauk. iii . S. 66. Unten: Mosaik. 1 282. Das Gebaͤlk ist der Theil des Gebaͤudes, welcher die eigentlich stuͤtzenden mit den unmittelbar decken- 2 den vermittelt. Es zerfaͤllt natuͤrlich in drei Theile: 1. in den die Stuͤtzen zu Reihen vereinigenden, das Ar- chitrav. 2. in den die dadurch gebildeten Waͤnde zu- sammenspannenden, den Fries, der wenigstens urspruͤng- lich so gedacht worden ist. 3. in den schon dem Dache 3 angehoͤrigen vorliegenden und deckenden Theil. 1. Ar- chitrav , epistylium, Hauptbalken, Unterbalken. a. Dorisch, glatt, mit der taenia daruͤber, an welcher un- ter den Triglyphen die regula, das Riemlein, mit den 4 guttis, Tropfen, sitzt. b. Jonisch, bestehend aus zwei, gewoͤhnlich drei, fasciis und dem cymatium cum astra- galo et quadra daruͤber. Dasselbe ist auch das Korin- 5 thische. 2. Fries , ζώνη, διάζωμα. a. Dorischer, 1. triglyphi, Dreischlitze, woran die femora (μηροί Stege), canaliculi (Schlitze), semicanaliculi und ein capitulum. 2. metopae, Metopen. (Vgl. §. 52.). 6 b. Jonischer und Korinthischer, welcher von den an der glatten Flaͤche desselben aus Metall oder Stein angebrachten Reliefs (Figurenreihen, Bukranien mit Blumengewinden, oder andern arabeskenartigen Verzierungen) zophorus heißt, mit einem cymatium daruͤber. Dieser Theil tritt in der Jonischen Architektur mehr als Ornament hinzu, und hat nicht die wesentliche Bedeutung wie in der Dorischen 7 Gattung. 3. Gesims . a. Dorisches, 1. cymatium I. Tektonik. Gebaͤude. Dor. 2. corona (γεῖσον), der Kranzleisten, mit den schraͤghaͤngenden Koͤpfen der Dielen ( mutuli ) darunter, woran die Tropfen sitzen. 3. ein zweites cymatium. 4. sima, der Rinnleisten, mit den Loͤwenkoͤpfen uͤber den Saͤulen. b. Jonisches, 1. denticuli, Zahnschnitte, nebst 8 der intersectio, μετοχὴ, auch metopa, den Ausschnit- ten. 2. ein cymatium. 3. corona. 4. cymatium. 5. sima. c. Korinthisches, aͤhnlich, nur daß unter dem Kranzleisten die Kragsteine, ancones s. mutuli, deren Form aus Voluten und Acanthusblaͤttern zusammengesetzt ist, als Traͤger vortreten. Bei jeder Gattung ist ver- 9 haͤltnißmaͤßige Hoͤhe, Staͤrke und Einfachheit Zeichen des fruͤhern Alterthums; Zusammenziehung der glatten Flaͤchen, schmaͤlere und duͤnnere Gestalt, so wie reichere Verzierung Kriterion des spaͤtern. 3. Tropfen in fortlaufender Reihe ohne Triglyphen sind im Alterthum nicht ganz selten, am Pronaos von Rhamnus, Thurm des Kyrrhestes, Kyrenäischen Gräbern (Pacho pl. 19. 40. 46). 6. Die älteste Jonische Architektur hatte gewiß gleich über dem Architrav den Zahnschnitt, indem über die dünneren Säulen auch nur leichte Latten statt der schweren Queerbalken des Dorischen Dachs gelegt wurden, welche nach außen die denticuli bilden. Dies fin- det man nun auch erstens in der orientalischen Form der Jonischen Baukunst (vgl. §. 54. 244.), in Persepolis, in Telmissos, in Phry- gien (245, 5.), und dann in der Karyatidenhalle zu Athen. 7. Vitruv leitet die Dielenköpfe von der proiectura canthe- riorum, die denticuli von der proi. asserum her, wogegen mit Recht öfter gesprochen worden ist. Die mutuli bei der Ko- rinthischen Gattung scheinen bei ihm schon eine Art Kragsteine zu sein. 283. Die einfachste Decke , ein queeruͤbergelegter 1 Stein, koͤmmt nur bei Monumenten der anspruchslose- sten Art vor. Tempel und andre Prachtgebaͤude hatten Felderdecken, lacunaria, φατνώματα, welche aus der Holzarbeit in Stein uͤbertragen wurden. Die Alten un- 2 terscheiden: 1. die zunaͤchst uͤber den Architraven liegen- Systematischer Theil. den Balken (δοκοὶ, δουροδόκοι). 2. die uͤbergelegten schmaͤleren und ineinandergreifenden Hoͤlzer (im Allgemei- nen στρωτῆρες, einzeln wahrscheinlich σφηκίσκοι und ἱμάντες genannt). 3. die die Oeffnungen fuͤllenden Decken oder Kappen, καλυμμάτια; welche Theile auch im Steinbau nachgebildet, aber dann gewoͤhnlich mehr im Ganzen gearbeitet wurden. 1. S. besonders Pollux x , 173. und die Nachforschungen bei Böckh C. I. p. 281. vgl. p. 341. Damit ist die genauere An- schauung, welche die Uned. antiq. of Attica von den Lacunarien Attischer T. geben, zusammenzuhalten. Bei den Eleusinischen Pro- pyläen liegen die δοκοὶ über dem Jonischen Architrav des Innern, in diese greifen gleich die Steinplatten mit dem abwechselnd runden und eckigen Gliedern ein. In Rhamnus und Sunion sind aber diese Steinplatten über den δοκοῖς so ausgeschnitten, daß sie qua- dratische Löcher lassen, in welche die καλυμμάτια, welche die in- nern Felder darstellen, eingefugt sind. — Beim großen T. von Eleusis lagen die Steinplatten wahrscheinlich auf hölzernen δοκοῖς. 1 284. Das Dach war bei Privatgebaͤuden entweder flach, d. h. mit geringer Senkung, oder nach allen Sei- ten gesenkt, abseitig, angelegt; an oͤffentlichen dagegen, besonders an Tempeln, mit Giebeln nach den schmalen 2 Seiten versehen. Zu dem Giebel oder Fronton, fasti- gium, ἀέτωμα, gehoͤren: 1. tympanum, das innre Giebelfeld. 2. corona et sima uͤber dem tympanum. 3. antefixa, Zierden an den Ecken und uͤber der Spitze. 4. acroteria, angularia et medianum, Postamente fuͤr 3 Bildsaͤulen, an den Ecken und in der Mitte. Die schraͤge Dachseite besteht aus 1. tegulae, Plattziegel, und 2. imbrices, Hohlziegel — aus Marmor, Thon oder Bronze — welche kunstreich in einander gehakt sind. 4 Die Reihe der letztern schließt mit aufrechtstehenden, zierlich geschmuͤckten Frontziegeln, frontati, imbrices extremi, welche an Griechischen Tempeln nicht blos uͤber dem Kranze, sondern auch auf der Hoͤhe des Firstes sich als ein schoͤner Putz hinziehen. I. Tektonik. Gebaͤude. 1. Bei ἡρῴοις (auf Vasengemählden) verwandelt sich der Gie- bel gern in einen niedrigen Bogen, den aufgesteckte Fleurons schmücken. Vielleicht die Semifastigia Vitruvs. 2. Die sima erfüllt über dem fastigium natürlich ihren Zweck nicht, aber wird gefordert, um dem Ganzen eine übereinstimmende Form zu geben. An dem kleinen T. der Artemis zu Eleusis, wo sie ein sehr schönes Profil hat, steht sie über dem fastigium mehr grade, und neigt sich über den Seitenwänden mehr vor, was eben so zweckmäßig wie wohlgefällig ist. Die antefixa (des Vf. Etrusker ii . S. 247) lernt man be- sonders durch Vasengemählde kennen, wo T. und ἡρῷα selten ih- rer entbehren. Z. B. Millingen Vases de div. coll. pl. 12. 19. Millin Vases ii . pl. 32. 33. Tombeaux de Canosa pl. 3. 4. 7. 8. 11. 14. 4. Hier ergiebt sich eine der Schwierigkeiten und innern Wi- dersprüche, an denen auch die alte Architektur litt. Dahin gehört die unangenehme Nothwendigkeit, die letzte Triglyphe der Reihe wei- ter über die Säule hinausrücken zu müssen als die andern, um derentwillen Manche die ganze Ordnung verwarfen (und doch wird diese durch die statisch und optisch begründete Verringerung des letz- tern intercolumnium zum großen Theil schon wieder aufgehoben); dazu nun auch der Conflikt der Frontziegel mit der sima. Die Attischen Baumeister lösten ihn meist so, daß sie nur ein Stück der sima, mit einem Löwenkopfe, an der Ecke neben dem acro- terium anbrachten; seltner so, daß die Frontziegel, wie bei der Artemis in Eleusis, weiter zurückgestellt, oder auch ganz wegge- lassen wurden. 285. Die Gewoͤlbe , deren Hauptformen oben 1 (§. 273, 3.) angegeben wurden, wie die mehr untergeord- 2 neten Architekturtheile der Stufen und Treppen , und der Fußboͤden (s. unten: Mosaik), begnuͤgen wir uns an dieser Stelle blos zu nennen. 2. Doch ist die raumersparende und elegante Form der Sitz- stufen der Theater auch sehr der Aufmerksamkeit werth. Die leise Neigung der horizontalen Flächen nach hinten, die in Epidauros (§. 106, 2.) stattfindet, sichert Sitz und Schritt. Der Raum für die Füße ist, gegen den zum Sitzen bestimmten, eingesenkt; nur Systematischer Theil. beim Theater von Tauromenium u. Odeum (?) von Catania sind be- sondre Stufen für die Füße, andre für den Sitz bestimmt (Hit- torf). Von den Treppen Stieglitz Archäol. i . S. 121. Graecae scalae — omni ex parte tabularum compagine clausae Servius zur Aen. iv , 646. 4. Arten der Gebaͤude. 1 286. Bei der Aufzaͤhlung der verschiedenen Gattungen der Gebaͤude koͤmmt es besonders darauf an, auf die einfache Zweckmaͤßigkeit und charakteristische Bedeutsamkeit hinzudeuten, mit der die mannigfachen Zwecke und Sei- ten des Lebens architektonisch befriedigt und ausgesprochen 2 wurden. Die erste Classe von Bauwerken bilden die, welche blos von außen gesehn sein wollen, und theils entweder fuͤr sich oder durch Schrift und Bild den Zweck eines Denkmals erfuͤllen; theils etwas Andres zu halten, 3 ihm zur Grundlage zu dienen bestimmt sind. Die ein- fachsten Denkmaͤler der Art fuͤhren an den Punkt zuruͤck, wo Architektur und Plastik in eine Wurzel zusammen- gehn, wie bei den Hermaͤen, dem Agyieus, dem Hades- 4 Steine auf dem Grabe (§. 66, 1). Daran reihen sich konische aus Erde oder Steinen aufgeschichtete Grabhuͤ- gel (κολῶναι, tumuli ), Grabpfeiler (στῆλαι, cippi, columellae ) von architektonischen Formen mit Inschrif- ten, und die liegenden Grabsteine, die man τράπεζαι 5 ( mensae ) nannte. Auf der andern Seite die einzelnen Saͤulen, welche schon in den aͤltesten Griechischen Tem- peln, bei der Kleinheit der meisten alten Schnitzbilder, gebraucht wurden, die Goͤttergestalten uͤber die Schaar ihrer Verehrer emporzuheben: aus denen die Ehrensaͤulen spaͤterer Roͤmischer Zeiten erwuchsen; nebst den Pfeilern oder auch Saͤulen, welche Kessel, Dreifuͤße und andere Anathemen, wie selbst dies Wort andeutet, aufzunehmen bestimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemaͤhlden I. Tektonik. Gebaͤude. als in architektonischen Resten vorliegt. Besonders 6 wichtig ist der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt mensch- licher Wohnung, an den sich fuͤr die Griechen die Vor- stellung des Festgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft. Der Heerd wird in gottesdienstlicher Beziehung und An- 7 wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie- drige Feuerstelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenstuͤcks mit Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht selten in Grie- 8 chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil- det wurde. 4. Eine Uebersicht von Cippis, einfacheren Griechischen, und mehr geschmückten Römischen, in Bouill. Mus. iii . Blatt 84 ff. Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher Cicero de legg. ii , 26 neben der mensa das labellum auf den Attischen Gräbern erwähnt. Inschriften darauf, Plut. x . Or. Isocr. p. 241 H. Ἴκρια als Zeichen des Kenotaphion, Mar- cellin V. Thuc. 31. 7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re- liefs sieht man bisweilen (Bouill. iii, 33, 1) einen zierlich geformten runden Altar auf einem viereckten einfach gestalteten stehn. 8. So der große Altar von Olympia, dessen Unterbau, πρό- ϑυσις, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte; der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Gesch. ii . S. 59); der gleich große in Syrakus ( ii . S. 179); der 40 F. hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon, Ampel. l. memor. c. 8. 287. Den Gegensatz gegen diese Classe bilden die 1 Einschließungen aller Art, wie die Mauern ganzer Burgen und Staͤdte, welche oft auch architektonische For- men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be- 2 zirke (περίβολοι) oder oͤffentlicher Versammlungsorte ( septa ), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun- gen vorkommen. Systematischer Theil. 2. Tullus Hostilius sepsit de manubiis comitium, Cic. de R. P. ii , 17. Die septa Iulia von Agrippa. In Athen waren solche Umhegungen meist nur leicht aus Flechtwerk (die γἑῤῥα der Ekklesia), oder gezogenen Seilen (περισχοίνισμα des Rathes). Statuen umgab man mit Rohr, κάνναις, gegen Be- sudelung. Arist. Wesp. 405. 1 288. Indem zu dieser Einschließung das Dach hin- zutritt, entsteht das Haus . Das einfachste Haus ist der Tempel (ναὸς, aedis ), zunaͤchst nichts als ein Ort, wo ein Cultusbild auf eine sichre Weise aufgehoben und geschuͤtzt ist, selbst geheiligt durch feierliche Wahl und Gruͤndung (ἵδρυσις in Griechenland, inauguratio, 2 dedicatio und consecratio in Rom). Das Verschlossne, Geheimnißvolle bleibt immer der Charakter des eigent- lichen ναός, der darum niemals Fenster erhaͤlt; indeß vereinigt sich damit ein einladendes, Schatten und Schutz in der naͤchsten Umgebung bietendes Aeußere, indem der Tempel Vorhallen und Umgaͤnge von Saͤulen erhaͤlt 3 ( laxamentum ). Die innern Saͤulenstellungen und die ganze Hypaͤthraleinrichtung kamen ohne Zweifel zu- gleich mit kostbarern und glaͤnzenderen Goͤtterbildern auf; sonst gewaͤhrt die sehr große Thuͤr das einzige Tageslicht. 4 Die Tempel zerfallen nun in folgende Arten : a. hin- sichtlich der Saͤulenstellung umher, in: 1. templa in antis, ναοὶ ἐν παραστάσιν. 2. prostyla. 3. amphipro- styla. 4. periptera. 5. pseudoperiptera. 6. diptera. 7. pseudodiptera. 8. nach Tuscanischem Plan (§. 169), 9. nach einem gemischten Griechisch-Tuscanischen Plan angelegte. b. hinsichtlich der Saͤulenzahl in tetrastyla, he- xastyla, oxtastyla, decastyla, dodecastyla (nach der Vor- derseite). c. hinsichtlich der Weite der Intercolumnien in: 1. pycnostyla (3 moduli). 2. systyla (2 diametri). 3. eustyla (2¼). 4. diastyla (3). 5. araeostyla (mehr als 3). Eine Nebenart, die Rundtempel, zer- 5 faͤllt in: 1. monoptera (wo blos plutei oder Gitter die intercolumnia verschließen). 2. periptera. 3. pseu- doperiptera. 4. Rundtempel mit einer Vorhalle, ei- I. Tektonik. Gebaͤude. nem prostylum. Was aber die Theile des Tem- 6 pels anlangt, so unterscheidet man in groͤßeren Tempel- gebaͤuden folgende: 1. den Grundbau mit den Stufen, suggestus, κρηπὶς oder κρηπίδωμα. 2. das eigentliche Tempelhaus, ναὸς, σηκὸς, cella, bisweilen in demsel- ben Gebaͤude doppelt; dazu gehoͤren: a. τὸ ἕδος, der 7 mit einer Brustwehr oder Gittern eingefaßte Platz der Bildsaͤule, b. ὕπαιϑρον, locus sub divo, c. στοαὶ, porticus, auch ὑπερῷοι, hoͤhere Gallerien (§. 109, 7.), d. bisweilen ein ἄδυτον, oder ein ϑάλαμος (§. 239, 2). 3. das Vorhaus, πρόναος. 4. die Nachzelle, ὀπι- σϑόδομος. 5. den Saͤulenumgang, πτέρωμα, alae, die prostyla inbegreifend. 6. angebaute Saͤulenhallen, προ- στάσεις, nur in besondern Faͤllen. Wie sehr die alte 8 Architektonik sich bei den Tempelgebaͤuden, ungeachtet der allgemeinen Regelmaͤßigkeit, dem jedesmaligen Beduͤrfniß des besondern Cultus anzuschließen wußte, wird man um so mehr bewundern muͤssen, je genauer man die vorhan- denen Reste studirt. 2. Ueber die Beleuchtung der T. stellt Quatr. de Quincy ( Mém. de l’Inst. Roy. T. iii ) einige unhaltbare Behauptungen auf. — Ueber die Lage der Tempelthür (die nach W. herrscht vor) Visconti Mémoires p. 18. u. die in des Vf. Min. Pol. p. 27. emendirte Stelle des Vitruv iv, 5, 1. 5. Rundtempel besonders zusammengestellt in Piranesi’s Rac- colta dei Tempi antichi. 6. Tempel mit doppelten Cellen (ναὸς διπλοῦς) hatten ge- wöhnlich die Hauptthüren nach den entgegengesetzten schmalen Sei- ten; doch kömmt auch vor, daß man durch einen in den andern geht. Paus. vi , 20, 2. Hirt Gesch. iii . S. 35. Der Länge nach getheilte Doppeltempel kann man nicht mit Sicherheit nachwei- sen. Zwei Tempel in einem Gebäude übereinander Paus. iii , 15. Den Hadrians-T. zu Kyzikos §. 191. theilt Aristeides Paneg. Cyzic. in den καταγεῖον, μέσον und ὑπερῷον; überall liefen Gallerieen, δρόμοι, durch denselben. — Ueber basilikenartige T., wie das T. Pacis, Hirt iii . S. 36. 22 Systematischer Theil. 7. S. besonders 109, 4. 5. 9. Ἴκρια περὶ τὸ ἕδος , in der Inschr. Aegin. p. 160. Ἐρύματα um den Thron in Olympia, Paus. v , 11, 2. Aehuliche schlossen wohl den eigent- lichen Parthenon (§. 109, 2) in Athen ein. 1 289. Eine sehr ausgedehnte Classe von Gebaͤuden bilden bei den Alten die zum Zuschaun eines Kampfspie- les bestimmten, fuͤr musische, gymnische und andre Ago- 2 nen eingerichteten. Ein offner Raum, geebnet und nach den Forderungen des Agon abgesteckt und mit gewissen Marken versehen, bildet den ersten und wesentlichen Theil; daruͤber muͤssen sich, um moͤglichst Viele zuschaun zu las- sen, terrassenfoͤrmige Flaͤchen und Stufen erheben, welche indessen oft, besonders bei Stadien und Hippo- dromen, auf eine natuͤrliche Weise durch Benutzung der umliegenden Hoͤhen gewonnen wurden. Ueberall bietet bei diesen Bauten das schauende Publicum selbst einen imposanten Anblick dar, und indem hinter den engern Kreisen der durch Rang oder Amt Ausgezeichneten die Masse des Volks sich ruͤckwaͤrts in immer weiteren aus- dehnt, erscheint das Volk sich selbst auf die vortheilhaf- 3 teste und schoͤnste Weise. Beim Theater tritt zu dem ebnen Chorplatz noch ein Geruͤst mit seiner Ruͤck- wand hinzu, welches einzelne Personen aus der Menge zu sondern und in einer fremden, dichterischen Welt zu 4 zeigen bestimmt war. Daraus ergeben sich die Theile: A. Orchestra mit der Thymele (dem Dionysos-Altar) in der Mitte und den offnen Fluͤgeln (δρόμος?) an der Seite. B. 5 Scenengebaͤude, bestehend aus 1. der Scenenwand (σκηνή), mit ihrer festen Decoration, die sich in mehrern Stock- werken ( episcenia ) erhebt, und aus pluteis, Saͤulen und Gebaͤlk zusammengesetzt ist; 2. den vortretenden Sei- tenwaͤnden oder Fluͤgeln, (παρασκήνια, versurae pro- currentes ); 3. dem Raum vor der Scenenwand zwischen den Fluͤgeln (προσκήνιον), welcher durch ein hoͤlzernes Geruͤst (ὀκρίβας, λογεῖον) erhoͤht ist; 4. der Fronte dieses Geruͤstes gegen die Zuschauer und dem dadurch be- 6 deckten Raume (ὑποσκήνιον). C. Das eigentliche ϑέα- I. Tektonik. Gebaͤude. τρον (κοῖλον, cavea ), die im verlaͤngerten Halbkreis um- herlaufenden Sitzstufen, horizontal getheilt durch breite Gaͤnge (διαζώματα, praecinctiones), keilfoͤrmig (in κερκίδας, cuneos ) durch herablaufende Treppen. Die Sitzstufen waren ehemals bloße Geruͤste (ἴκρια), hernach gern in den Felsen gehaun. D. Der Saͤulenumgang, 7 περίπατος, uͤber den Sitzreihen, der dem Theatron zur Erweiterung, dem Ganzen zum Abschluß diente, und auch durch Zwecke der Akustik (τὸ συνηχεῖν) wuͤnschens- werth gemacht wurde, welche nebst der Perspektive ein Hauptstudium der Theaterbauer war. Auch Saͤulenhal- len hinter dem Scenengebaͤude waren eine dem Publicum erwuͤnschte Zugabe. Das Odeion geht aus dem 8 Theater hervor, wie die Musik einzelner Virtuosen aus den Festgesaͤngen der Choͤre; hier wo kein Raum fuͤr Bewegung noͤthig ist, wo hauptsaͤchlich nur gehoͤrt zu werden braucht, ruͤckt das Ganze zusammen, und koͤmmt unter Dach. 3. Man muß sich indeß hüten, bei den zahllosen Theatern in allen Theilen der Griechischen Welt überall gleich die Bestimmung für Dramen vorauszusetzen. Züge, mit Wagen und Pferden (Athen. iv. p. 139.), κῶμοι, κηρύγματα, Musterungen, wie die der Waisen der im Kriege Gebliebenen, wenn sie der Athenische Staat in voller Rüstung entließ, fanden ebenfalls hier statt; ja das Theater wurde immer mehr der Ort der Volksversammlungen, und die Bühne vertrat dann gewiß das einfachere βῆμα auf der gleichfalls theaterförmig angelegten Pnyr. 4. Die Menge der Ruinen, und die Vollständigkeit mancher, z. B. in Side §. 255, 2., in Laodikeia, wo Viel von der Scene erhalten ist (Ion. ant. ii. pl. 50.), bei Rhiniassa in Epeiros (§. 253, 1), läßt hoffen, daß wir nach den Arbeiten von Stieglitz, Groddeck, Genelli, Kanngießer, Meineke, Hirt, noch eine auf vollständige ar- chitektonische Benutzung des Materials gegründete Darstellung des alten Theaters erhalten werden. Merkwürdig ist der Unterschied des Kleinasiatischen Theater mit stumpfwinklich schließenden Sitzplätzen, und der in Griechenland vorhandnen mit rechtwinklich abgeschnittnen. Das Römische Theater ist nur eine modificirte Form des Griechischen für Stücke ohne Chor, deren Einrichtung hernach wie- der auf Recitationssääle übertragen wurde. 22* Systematischer Theil. 7. Ueber diesen Säulengang besonders Appulej. Metam. iii. p. 49. Bip. Derselbe spricht Florid. p. 141. von der pavimenti marmoratio, proscenii contabulatio, scenae columnatio, der culminum eminentia und lacunarium reful- gentia. Gegen die alte Meinung von der Verstärkung des Schalls durch die eingesetzten Gefäße und die Form der Masken Chladni in der Cäcilia Heft 22. 8. Ueber das Odeion vgl. §. 106, 3. Die genauere Kenntniß der Einrichtung der alten Odeen ist indeß noch sehr zu- rück. Wie unterschied es sich von dem theatrum tectum, wie das von Valerius gebaute (Plin. xxxvi, 24) u. das kleinere zu Pompeji nach einer Inschr. war? 1 290. Die Stadien erhalten ihre Form hauptsaͤch- lich durch die Bestimmung fuͤr den Lauf, worauf sich die Schranken (βαλβὶς und ὕσπληξ) und die Zielsaͤule (τέρμα, meta ) beziehn; doch wird dabei auch in der Naͤhe der Zielsaͤule fuͤr den Raum des Ring- und Faust- kampfs und andrer Uebungen gesorgt; auch waren hier 2 wenigstens die Sitze fuͤr die Athlotheten angebracht. Der Hippodrom , zuerst eine sehr einfache Anlage, wird bei den Griechen ein Gegenstand feiner geometrischer Be- rechnung, bei den Roͤmern ein großes Prachtgebaͤude. Man unterscheidet das Oppidum mit den carceres und der porta pompae Circensis (ἄφεσις mit dem ἔμβολον); die Spina mit den beiden metis (νύσσαι, καμπτῆρες); den Euripus umher; das podium, die 3 sedilia, suggestus et cubicula (Prachtlogen). Die Amphitheater , obgleich erst in Italien aufgekommen, sind durchaus in dem einfachen und großartigen Sinne der Hellenischen Architekten gedacht; auch war die Auf- gabe leichter als bei dem Theater. Die durchgaͤngig el- liptische Form der Arena gab den Vortheil einer laͤnge- ren Linie fuͤr andringende und verfolgende Bewegungen; das Local verlor dadurch die Einfoͤrmigkeit der uͤberall 4 gleiche Vortheile darbietenden Kreisflaͤche. Theile des Amphitheaters sind: 1. die arena mit den unterirdischen I. Tektonik. Gebaͤude. Gaͤngen und den fuͤr das einzelne Spiel bestimmten Aus- ruͤstungen; 2. das podium; 3. die verschiedenen Stock- werke ( maeniana ) der Sitzreihen ( gradationes ) mit ih- ren Treppen; 4. die verschiedenen Umgaͤnge zwischen den Maͤnianen ( praecinctiones ) mit den Pforten unter den Sitzen ( vomitoria ); 5. die hoͤheren und niedern Ge- woͤlbe und Arkaden ( fornices, concamerationes ) uͤber und nebeneinander, die den ganzen Raum unter den Sitzen einnahmen; 6. die Stockwerke der Saͤulenarchitektur nach außen; 7. die Porticus um das ganze Amphitheater uͤber dem hoͤchsten maenianum; 8. der hoͤchste Umgang mit den Balken, von denen das velarium ausgespannt wird. Wie Amphitheater bisweilen mit Wasser gefuͤllt und die 5 Arena in ein Bassin verwandelt wurde: so entstanden in Rom durch die unersaͤttliche Sucht nach oͤffentlichen Volksergoͤtzungen auch als besondre Art von Gebaͤuden die Naumachieen , welche groͤßere Flaͤchen im Innern fuͤr Seegefechte darboten. 1. Dies sieht man am deutlichsten an dem Ephesischen Sta- dion, wo der Platz für die andern Kämpfe durch einige vorsprin- gende Sitze von der übrigen Rennbahn abgesondert ist. Das Delphische Stadion neben dem Pythischen Heiligthum scheint zahl- reiche Sitzbänke gehabt zu haben, welche Heliodor iv, 1. ein ϑέα- τρον nennt; Cyriacus Inscr. p. xxvii. beschreibt es so: in su- blimi civitatis arce altissimis sub rupibus ornatissimum gradibus marmoreis hippodromum Dc ped. longum. Ge- wöhnlich sind die Stadien nur an der Seite der meta abgerundet, in Kleinasien aber (Magnesia, Tralles, Sardis, Pergamon) an beiden Enden. Leake Asia min. p. 244. 2. Vgl. §. 106, 4. Der dort angegebne Zweck wird durch die schräge Richtung der ἄφεσις und die etwas schiefe Lage der spina erreicht. Die beste Vorstellung giebt Hirt, Gesch. iii. Tf. 20. Die Zierden der spina, u. a. pulvinar, Gerüst mit Eiern, Delphinen, konische Pyramiden auf einer Basis, sind aus dem Po- seidonsdienst, aber auch zum Theil von decursiones funebres hergenommen. Der euripus und lacus der spina (am circus Caracallae und auf Mosaiken) dienten dazu den Sand zu feuch- ten. — Roms Circus max. war 2100 Fuß lang, 400 breit, Systematischer Theil. u. faßte in Trajans Zeit gegen 300,000 Zuschauer. G. L. Bi- anconi Descrizione dei Circhi, partic. di quello di Cara- calla (§. 192, 1.) herausg. v. C. Fea. R. 1789. Laborde Mosaique d’Italica p. 27 sqq., bes. pl. 18. 3. Die Griechen verwandelten bisweilen Stadien in Amphithea- ter, Hirt Gesch. ii. S. 345. Lipsius de amphith. Thes. Ant. Rom. ix. p. 1269. Maffei degli Amfiteatri. Carli d. Anfiteatri (das Flavium, das von Italica u. von Pola) Mi- lano 1788. Fontana Anfiteatro Flavio. Reue Schriften von Bianchi, Lor. Re, C. Fea. 4. Vgl. §. 190, 3. Die Schau der amphitheatralischen Spiele kann man sich in ihren seltsamen Combinationen nicht wunderbar, aufregend und überraschend genug vorstellen. 5. Bei Augustus Naumachie betrug die längere Achse 1800 (Bassin) u. 100 F. (Sitze), die kürzere 1200 u. 100. 1 291. Eine andre Classe von Gebaͤuden machen die zu oͤffentlich-geselligem Verkehr, wie ihn die Alten so sehr liebten, Handel und Wandel und allerlei Versammlungen bestimmten Hallen , bei denen ein auf Saͤulen ruhen- des, Schutz gegen Sonne und Regen darbietendes Dach eben so die Hauptsache ist, wie es bei den Tempeln 2 blos aͤußerlich hinzutritt. Hierher gehoͤren erstens ganz offne Hallen von zwei oder mehrern Saͤulenreihen ( tetra- stichoe, pentastichoe ), dergleichen bald straßenartig die Staͤdte durchschnitten, wie die große Saͤulenallee von Pal- myra (§. 192, 4.); bald viereckige Maͤrkte oder andre Plaͤtze umgaben; auch bildeten sie bisweilen eigne Gebaͤude fuͤr 3 sich. Dann treten aber auch zu den Saͤulenreihen Waͤnde an einer oder an beiden Seiten hinzu, und es bilden sich die Hallen aus, die aus Griechenland nach Rom unter dem Namen Basiliken kamen (στοαὶ βασιλικαὶ 4 §. 180, 4. 194, 1.). Man unterscheidet hier: 1. drei oder fuͤnf nebeneinander herlaufende Schiffe, nebst den Gallerieen uͤber den Seitenschiffen, welche durch doppelte Saͤulenstellungen gebildet werden; 2. das Chalcidicum vorn, I. Tektonik. Gebaͤude. und das Tribunal (ἡμικύκλιον) im Hintergrunde des Gebaͤudes. — Andre oͤffentliche Gebaͤude begnuͤgen 5 wir uns nur zu erwaͤhnen, da uͤber ihre Einrichtung kaum etwas allgemeines gesagt werden kann, wie die Buleuterien oder Curien ; die Prytaneia der Griechen mit den Tholen oder Rundgebaͤuden, welche fuͤr Staatsopfer der Prytanen bestimmt waren; die oft sehr festen und Burgverließen aͤhnlichen Gefaͤngnisse ; die Thesauren ( aeraria ), wobei unterirdische kellerartige Gewoͤlbe (§. 48.) auch noch spaͤter als Hauptsache vorkom- men. Die zahlreichen Gruppen von Thesauren, welche 6 auf Platformen (κρηπῖδες) bei den Tempeln von Delphi und Olympia standen, waren wohl auch meist Rundge- baͤude. 2. So liegen z. B. in Athen, Paus. i, 2, 4, mehrere T., ein Gymnasion u. Polytions Haus in einer Stoa d. h. in einem von ihr eingeschlossnen Viereck. Vgl. die porticus Metelli §. 180, 2. 190, 1. i. Die Halle von Thorikos (§. 109, 6, c. ) zeigt nach den Uned. antiqq. keine Spur von Mauern, und war also wohl ein bloßes Säulengebäude. Von Säulenhallen handelt, doch nur beiläufig, Hirt Gesch. iii. S. 265. 3. Eine Halle mit einer Mauer zwischen zwei Säulenreihen war die Korkyräische in Elis, Paus. vi , 24, 4. Eine crypto- porticus hat an beiden Seiten Wände mit Fenstern, und wahr- scheinlich nur Halbsäulen dazwischen. Eine schwebende, d. h. von einer andern gestützte Halle §. 149, 2. Aehnlich die Incantada §. 279. 4. Die Basiliken lernt man besonders aus der des Vitru- vius zu Fanum (deren Beschreibung indeß noch manche Dunkelheit hat), der Pompejanischen (Mazois T. iii. pl. 15 sqq.), der zu Ocri- culum und den christlichen kennen. Ueber den Vorsaal, welcher Chalcidicum hieß (also aus Chalkis stammte) s. Hirc ii. S. 266. Sachse’s Stadt Rom ii. S. 7. Amalthea iii. S. 365. 5. Der Tholos von Athen hieß auch Skias (Suidas s. v. Σκιάς, C. I. p. 326) und war also eine Art Gebäude mit der Skias des Theodoros zu Sparta §. 55., nur daß diese groß genug war Volksversammlungen fassen zu können. War der Tholus Systematischer Theil. qui est Delphis. de eo scripsit Theodorus Phocaeus (Vi- truv vii. Praef. ) das Buleuterion daselbst, oder ein Thesauros? Von Resten eines Rundbaus ebenda sprechen die Reisenden öfter. 6. Diese Gebäude (über deren Stellung Paus. vi, 19, 1.) heißen bei Polemon Athen xi. p. 479. ναοί, bei Euripides An- drom. 1096. χρυσοῦ γέμοντα γύαλα. Ναοὶ werden auch die kleinen Gebäude genannt, die zum Tragen von Preis-Tripoden be- stimmt waren, wie das Monument des Lysikrates §. 108, 4. Plut. Nik. 3. 1 292. Unter den oͤffentlichen Gebaͤuden, welche fuͤr die Gesundheit und Behaglichkeit der Einzelnen sorgen, waren in Griechenland die Gymnasien , in Rom die Thermen die bedeutendsten. Beide stehn in engem Zu- sammenhang mit einander, indem eben so wie sich in Griechenland das warme Bad, als Mittel gegen die Er- muͤdung, an die athletischen Uebungen anschloß, in Rom einige Leibesuͤbung mit dem Gebrauch der Baͤder verbunden 2 zu werden pflegte. Die Griechischen Gymnasien enthalten in ihrer Vollstaͤndigkeit folgende Raͤume und Zimmer: A. als Stuͤcke des Haupttheils, der παλαί- στρα: 1. στάδιον. 2. ἐφηβεῖον. 3. σφαιριστήριον. 4. ἁποδυτήριον. 5. ἐλαιοϑέσιον, ἀλειπτήριον. 6. κονιστήριον. 7. κολυμβήϑρα ( piscina ), wozu auch andre Badeanstalten hinzukamen. 8. ξυστοὶ (in Rom porticus stadiatae, stadia tecta ). 9. περιδρομίδες 3 (in Rom hypaethrae ambulationes oder xysti ). B. als umgebende Theile: allerlei Zimmer ( oeci ), offne Saͤaͤle ( exedrae ), Saͤulenhallen ( porticus, auch cryptoporti- cus ), durch welche das Gymnasion zugleich der Tum- melplatz einer geistigen Gymnastik zu werden geeignet war. Aehnlich unterscheiden wir nun bei den Thermen : 4 A. Das Hauptgebaͤude. Darin: 1. das ephebeum, der große Ringsaal in der Mitte des Ganzen. 2. bal- neum frigidarium. 3. tepidarium. 4. caldarium. 5. Laconicum s. sudatio concamerata, darunter das hypocaustum mit der suspensura. 6. unctuarium hypocaustum. 7. sphaeristerium s. coryceum. 8. apodyterium. 9. elaeothesium. 10. conisterium. I. Tektonik. Gebaͤude. 11. piscina. 12. xysti. 13. allerlei Zimmer fuͤr Auf- waͤrter. 14. vestibulum. Alle diese Stuͤcke, das ve- stibulum, ephebeum und die piscina ausgenommen, pflegen doppelt vorhanden zu sein. B. Umgebende und 5 einfassende Anlagen, wie porticus, exedrae, scholae, bibliothecae, selbst theaterfoͤrmige Baue. 1. In ächtgriechischen Zeiten waren die Bäder, βαλανεῖα, geringfügige Gebäude, und wahrscheinlich in der Regel Privatun- ternehmungen. (Oeffentliche λουτρῶνας erwähnt indeß Xenoph. RP. Ath. 2, 10.) Dabei war die Form des ϑόλος schon in Athen die gebräuchliche. Athen. xi. p. 501. Diese gewölbte Form blieb immer für die Badesääle; große Fenster im Gewölbe fingen die Sonne ein. Vgl. Lukians Hippias 5. Seneca Ep. 86. Plin. Ep. ii, 17. Selbst die Christlichen Baptisterien (§. 194.) haben die Kuppelform aus diesem Grunde. 4. Die Einrichtung der balnea und thermae kennen wir be- sonders durch das Bild aus den Thermen des Titus (Winckelm. W. ii Tf. 4. Hirt Tf. 24, 2), die wohlerhaltnen Ruinen von Badenweiler (§. 264, 2. vgl. Weinbrenner Entwürfe i, 3.), und Palladio’s freilich nicht ganz zuverlässige Risse der Thermen des Agrippa, der Neronisch-Alexandrinischen, der des Titus (oder Trajan?), des Ca- racalla, Philippus (?), Diocletian u. Constantin, (in Palladio’s Werken von Scamozzi), welche die lavacra in modum provin- ciarum exstrucla (Ammian) im Allgemeinen sehr deutlich machen. — Ch. Cameron the baths of the Romans. Lond. 1772. f. Den Bädern verwandt waren die Nymphäen , kunstreiche Nachahmungen von Quellgrotten (s. Vales. ad Ammian. xv , 7.); so wie die Museen , in denen Tropfsteinhöhlen nachgeahmt wurden (Plin. xxxvi, 42.) Aber das Alexandrinische und die Römischen Museen (Heyne Opuscc. Acad. i. p. 122) gingen mehr aus den Nebenanlagen Griechischer Gymnasien hervor. 293. Die Privathaͤuser waren natuͤrlich zu jeder 1 Zeit in ihrer Anlage von den mancherlei Beduͤrfnissen ver- schiedner Staͤnde und Gewerbe, wie von den Launen und Neigungen der Eigenthuͤmer, abhaͤngig, und daher weni- ger nach durchgehenden Normen geregelt als die oͤffentli- chen Bauten. Indeß giebt es doch auch hier gewisse leicht unterscheidbare Hauptformen. I. Das altgriechi- 2 Systematischer Theil. sche Anaktenhaus (§. 47), dem die Haͤuseranlagen bei denjenigen Staͤmmen Griechenlands, welche die alten Sitten treuer bewahrten, im Allgemeinen auch spaͤter 3 entsprochen haben moͤgen. II. Die, wahrscheinlich von den Joniern ausgegangne und in den Alexan- drinischen Zeiten ausgebildete Haͤuseranlage, welche Vi- truvius beschreibt. A. Θυρωρεῖον. B. Ἀνδρωνῖτις. Ein περίστυλον (mit der στοὰ ῾Ροδιακὴ gegen Mit- tag), von allerlei Zimmern, Speisesaͤaͤlen ( triclinium Aegyptium, Cyzicenum ), Saͤaͤlen fuͤr Maͤnner-Mahl- zeiten (ἀνδρῶνες), Exedren, Bibliothekszimmern, Cellen 4 fuͤr Sklaven, Pferdestaͤllen umgeben. C. Γυναικωνῖτις, auch in Zusammenhang mit dem Θυρωρεῖον, mit einem eignen kleinen Prostyl und einem daranstoßenden Flur (προ- στὰς oder παραστὰς), allerlei Zimmern, Schlafgemaͤ- chern (dem ϑάλαμος und ἀμφιϑάλαμος), Zellen u. s. w. D. Ξενῶνες ( hospitalia ) als abgesonderte Woh- nungen; μεσαῦλοι zwischen ihnen und dem Hauptge- 5 baͤude. III. Das Roͤmische Haus, eine Vereinigung des spaͤtern Griechischen mit dem altitalischen (§. 168, 5), welches in den Wohnungen schlichter Buͤrger immer noch ziemlich festgehalten wurde. 1. vestibulum. 2. atrium s. cavaedium, a. Tuscanicum. b. tetrastylum. c. Corinthium. d. testudinatum. 3. alae, tablina, fauces. 4. peristylium. 5. triclinia, coenationes (aestivae, hibernae). 6. oeci, tetrastyli, Corinthii, Aegyptii, Cyziceni. 7. exedrae (offne Conversations- Saͤaͤle mit Sitzen umher). 8. pinacothecae, et biblio- thecae. 9. balneum, palaestra. 10. conclavia, cu- bicula, dormitoria. 11. cellae familiae. 12. coe- nacula (ὑπερῷα), der ganze Oberstock. 13. hypogea con- 6 camerata (Keller). 14. viridaria, ambulationes. Von den Landhaͤusern genuͤgt es anzumerken, daß sie in villae rusticae, wirklich zum Leben eines Landmanns eingerichtete, und in urbanae, welche die luxurioͤse Ein- richtung der Stadt in laͤndliche Umgebungen uͤbertragen (von solchen mangelt es nicht an genauen Beschreibungen) zerfallen. Tektonik. Gebaͤude. 1. Ein Hauptumstand bei der Erklärung dieser Anlagen ist das geringere Bedürfniß der Abführung des Rauches; daher der Mangel der Schornsteine. Ueber die Ersatzmittel vgl. Stieglitz Arch. i. S. 124. 2. Vgl. des Vf. Dorier ii. S. 254. In Athen war eine αὐλὴ vor dem Hause auch später noch gewöhnlich; Frauen wohn- ten meist im Oberstock, ὑπερῷον, διῆρες (Lysias de Eratosth. caede 9), Mägde in πύργοις (Demosth. in Euerg. p. 1156). Daher die διστεγία auf der Bühne, Pollux iv, 127, Antigone erscheint auf dem Söller über dem Parthenon in der διστεγία. Die Vitruvischen Angaben sind hier offenbar im Ganzen nicht an- wendbar. Vgl. Schneider Epim. ad Xen. M. S. iii , 8. 5. Wie gut Vitruvs Angaben im Ganzen mit den stattlicheren Häusern in Pompeji stimmen, lehrt ein Blick auf Gell, Mazois u. andre Werke. Vgl. besonders Mazois Essai sur les habita- tions des anciens Romains, Ruines de Pompéi p. ii. p. 3 sqq. 6. Plinii Laurentinum et Tuscum. Scamozzi’s Werke. Felibien. The Villa’s of the Ancients illustr. by Rob. Castell. Lond. 1728. f. Die Pläne der Villa Hadriani von Ligorio, Peyre, Piranesi sind sehr Phantasie. 294. In den Graͤberanlagen herrscht von zwei 1 Zwecken gemeiniglich der eine vor, entweder Der: eine Kammer zur Beisetzung des Leichnams oder der Asche des Todten zu haben, oder Der: ein Denkmal der Erinnerung an ihn oͤffentlich hinzustellen. Jener Zweck ist der ein- 2 zige bei unterirdischen, in den Boden gegrabenen oder in den Fels gehaunen Grabkammern, wenn nicht auch hier ein Frontispiz an der Felsenwand die Lage einer Grabkammer ankuͤndigt. In Griechischen Gegenden, wie 3 bei den Unteritalischen Colonieen, herrscht die an das urspruͤngliche Begraben der Leichname erinnernde Form sargaͤhnlicher Kammern oder Steinbehaͤlter. Auch waren 4 Labyrinthische Kammern und Gaͤnge im Gestein des Bo- dens eine seit Urzeiten beliebte Form einer Nekropole. Der andre Zweck dagegen mischt sich bei Monumenten, 5 welche uͤber die Erde hervortreten, nothwendig ein, ob- Systematischer Theil. gleich diese immer auch eine Kammer enthalten muͤssen, in welcher der unmittelbare Behaͤlter der Reste des Todten beigesetzt ist. Eine gewoͤlbte Kammer, mit Nischen fuͤr die verschiednen Urnen, wenn das Grabmal (als columbarium ) fuͤr Mehrere dienen soll, befriedigt dies Beduͤrfniß am einfachsten; dieser entspricht auf eine natuͤrliche Weise nach außen die Form eines runden thurmartigen Gebaͤudes, 6 welche bei Rom und Pompeji haͤufig vorkoͤmmt. Andre Formen entstehen, indem die alten tumuli (χώματα, κολῶναι) architektonisch gestaltet werden, woraus eine Pyramide hervorgeht; welche dann wieder auf einen cu- bischen Untersatz gestellt die weitverbreitete Form des 7 Mausoleion giebt. Die Terrassenform der Grabmaͤler Roͤ- mischer Kaiser dankt wohl der Analogie mit dem Rogus, wo 8 sie die natuͤrlichste ist, ihren Ursprung. Andre Gestalten bringt die Analogie mit Altaͤren hervor, auf welchen den Todten gespendet wird; so wie die mit Tempeln, wo- mit die Grabmonumente um so naͤher zusammenhaͤngen, 9 da sie selbst als Heroa betrachtet wurden. — Hiermit verwandt sind die Ehrendenkmaͤler , welche in gar keinem Bezuge auf Beherbergung des Todten stehn, wie die kleinen Capellen oder Tabernakel uͤber Bildsaͤulen zu Palmyra, und andre Monumente, die durch die Aufnahme von Ehrenbildern in Nischen (wie das Denkmal des Philopappos) oder in einem innern Gemach ihre Be- stimmung erfuͤllen. Die Triumphbogen vereinigen auf eine geistreiche Weise die doppelte Bestimmung, an einen siegreichen Heimzug zu erinnern, und Curulstatuen hoch uͤber den Boden emporzuheben (§. 190, 3). 2. Von solchen Frontispizen in Etrurien §. 170, 2., in Klein- asien §. 245; 5. Auch in Patara. 3. In Attika findet man öfter Steinsärge in den Felsen ge- hauen und mit einer Steinplatte bedeckt (Leake Topogr. p. 318); ähnliche auf dem Wege nach Delphi. In Großgriechenland herr- schen nach Jorio (§. 257, 5.) aus großen Steinblöcken zusammen- gesetzte, mit kleinen Steinen oder Erde bedeckte Gräber vor (s. das I. Tektonik. Gebaͤude. Titelkupfer vor Tischbeins Vasengemaͤhlden), daneben findet man Gräber im Tuf ausgehöhlt oder auch in der bloßen Erde. Beson- ders die Tuf-Gräber sind oft mit Mahlerei, Stuccatur, Reliefs reich verziert. Ueber die Attischen Gräber Cic. de legg. ii, 26., wo zu bemerken, daß durch das Verbot: sepulcrum opere tec- torio exornari, das Ausmahlen der Gräber (oben §. 209, 2.) verboten war. Freilich umsonst. 4. S. darüber §. 50, 2. Catacomben in Rom, Alexandreia, Paris. Ueber die besonders schön angelegten Syrakusischen Cata- comben Wilkins M. Gr. p. 50. Hirt ii. S. 88. 5. Vgl. die Röm. Gräber bei Bartoli (§. 210, 4.), H. Moses Collection of ant. Vases pl. 110—118. u. Andern. 6. S. §. 151, 1. vgl. u. a. das Denkmal von Constantina, wo eine Pyramide sich über dem Gebälk eines von Säulen um- gebnen Rundbaus erhebt, §. 256, 4., auch die Etruskischen For- men §. 170, 3. und die orientalischen §. 226, 1. Die Form ei- ner schlanken Pyramide auf einem Cubus findet sich auch in Sy- rien sehr verbreitet. 7. S. von Hephästions Pyra §. 151, 2., die wohl selbst wie- der eine Nachbildung älterer Babylonischer, wie der Sardanapali- schen, war. Die Pyra auf den Tarsischen Münzen, auf welcher Herakles-Sandon verbrannt wird, hat die Form einer Pyramide auf einem cubischen Unterbau. 8. Βωμοειδὴς τάφος Pausan. βωμοί auf Gräbern, Welcker Syll. Epigr. p. 45. Zu dieser Classe gehören offenbar die Pompejanischen Grabmonumente, welche über dem Sims des vier- eckigen Pfeilers eine Platte mit zwei Polstern, nach Art der Joni- schen pulvini, an den Seiten haben. — Tempelartig waren die Sikyonischen Grabmäler nach Paus. ii, 7, 3. Nichts gewöhnlicher als Halbsäulen, Tempelfrontons und antefixa an Gräbern und cippis. S. die Beispiele bei Hirt Tf. 30, 5. 6. 8. 9. und das Mylasenische Grabmal n. 24. 295. Von diesen einzelnen Gebaͤuden dehnen wir 1 nunmehr unsern Blick auf solche Anlagen aus, welche mehrere fuͤr verschiedne Zwecke bestimmte Gebaͤude ent- halten, aber doch wieder als Ganze gedacht und auf eine Systematischer Theil. architektonische Wirkung berechnet sind. Hierher gehoͤren 2 schon die ἱερὰ der Griechen, welche mit Hochaltaͤren, Tem- peln und Heroen, Prytaneen, Theatern, Stadien und Hip- podromen, heiligen Hainen, Quellen und Grotten als hoͤchst mannigfaltige, auf eine bald mehr ernste bald mehr anmuthige 3 Wirkung berechnete Anlagen zu denken sind. Ferner die fora, deren regelmaͤßige Anlage von Jonien aus- ging, und hernach in Rom sehr ausgebildet wurde; von offnen Saͤulenhallen, dahinter Tempeln, Basiliken, Cu- rien, Ehrenbogen und andern Ehrendenkmaͤlern, auch Buden und Laͤden umgebne Plaͤtze, auf denen vor allen der Geist des politischen Lebens vorwalten, und Erinne- rungen patriotischer Art rege erhalten werden sollten; waͤhrend dagegen fora olitoria und macella fuͤr die Nahrung und Nothdurft des Lebens zu sorgen die Be- 4 stimmung hatten. Endlich die ausgedehnteste Aufgabe, die Anlage ganzer Staͤdte , die seit Hippodamos (§. 111) in Griechenland oͤfter ausgezeichneten Architekten geboten wurde. Wie schon die aͤltesten Staͤdte- und Colonieengruͤn- der Griechenlands belobt werden, daß sie den Platz der Stadt mit Ruͤcksicht auf reizende Aussicht waͤhlten, und in der That Griechische Staͤdte oͤfter besonders von den Theatern aus hinreißend schoͤne Fernsichten bieten: so wurden auch die spaͤtern Architekten von dem Streben nach Regelmaͤßigkeit nicht so gefangen genommen, daß sie nicht uͤberall die Vortheile einer pittoresken Lage mit feinem Sinne wahrgenommen und benutzt haͤtten. Be- sonders beliebt war die theaterfoͤrmige Anlage, die bei dem felsenumschlossnen Delphi einen schaurigerhabnen, bei Seestaͤdten, wie Rhodos, Halikarnass (§. 111. 255.), einem heitern und glaͤnzenden Eindruck hervorbrin- gen mußte. Diese Staͤdte besonders, mit ihren großen oͤffentlichen Gebaͤuden und wohlvertheilten Colossen, mußten dem Reisenden schon aus der Ferne wie herrlich ausge- 5 schmuͤckte Theater entgegentreten. Oefter bot sich diese Aufgabe, eine neue Stadt zu gruͤnden, in gewissem Sinne dem Castrametator ; wenn indeß auch die Anlage I. Tektonik. Gebaͤude. des Griechisch-Roͤmischen Lagers im Ganzen eben so ge- schmackvoll wie verstaͤndig war: so war doch die einzelne Absteckung in der Regel nur die Erneuerung einer her- koͤmmlichen und gesetzlichen Form. 3. Fora §. 188, 4. Ueber den Gegensatz der altgriechischen und Jonischen Einrichtung Paus. vi, 24, 2. Hirt Gesch. iii. S. 175. 4. Ueber die schöne Lage Griechischer Städte, Strabon v. p. 235. Ein Hauptbeispiel ist Assos in Kleinasien, Choiseul Gouff. Voy. pitt. T. ii. pl. 10. — Dabei war aber seit alten Zei- ten kluge Benutzung und Abhaltung von Wind und Sonne ein Hauptaugenmerk der Städtegründer. Arist. Polit. vii, 10. Vi- truv i, 4. 6. — Von den Griechischen Städten ist uns, außer Athen, wohl Syrakus seinem Plane nach am genauesten be- kannt; Cicero Verr. iv, 53. giebt viel anschauliche Nachrichten; auch hier waren die neuern Theile regelmäßiger als die alten. Plan bei Wilkins — Göller — Letronne. 296. Da die Architektur eben so wenig eine Seite 1 des menschlichen Lebens als unkuͤnstlerischer Formen un- faͤhig von sich stoͤßt, wie sie sich Formen anders als aus den Beduͤrfnissen des Lebens zu erschaffen vermag: so darf hier auch die Erwaͤhnung der Land- und Wasserbaue nicht fehlen, durch welche das Volk seinen Wohnsitz auf eine feste und sichre Weise mit andern in Verbindung setzt, und sein gesammtes Terrain sich zum Heil und Nutzen einrichtet. Wir deuten auf die Straßen , in deren Bau 2 die Roͤmer so ausgezeichnet waren (§. 180, 1.), um de- rentwillen Felsen durchbrochen und weite Niederungen und Suͤmpfe durch lange Bogen uͤberbruͤckt wurden; auf 3 die maͤchtigen Bruͤcken, Canaͤle, See-Emissarien, Cloaken desselben Volkes; auf das ganze großartige Sy- stem der Wasserversorgung Roms, welches Fron- tinus nicht ohne Grund uͤber die Pyramiden Aegyptens und andre Weltwunder setzt,und wozu außer Canaͤlen, Aquaͤdukten und Roͤhrenleitungen, Wassercastelle, Brunnen und Springbrunnen gehoͤren, die mit Saͤulen, Bekken Systematischer Theil. und Statuen verziert in Rom seit Agrippa sehr zahlreich 5 waren. Wenn auch freilich die hohen Arkaden der Aquaͤdukte durch wohlfeilere Vorkehrungen erspart werden konnten: so scheinen grade aus architektonischem Sinn die Alten diese maͤchtigen Bogenreihen, welche von den Bergen her uͤber Thal und Ebne der wohlbevoͤlkerten Stadt zueilen und sie schon aus der Ferne ankuͤndigen, jenen unscheinbaren Vorrichtungen vorgezogen zu haben. 6 Eben so waren zwar die Haͤfen der Alten bedeutend kleiner als die unsern, aber boten dafuͤr mit ihren Mo- lo’s, Pharus, aͤußeren Buchten und inneren Bassins, Schiffhaͤusern, Werften und Docken, nebst einfassenden Kai’s und Saͤulenhallen, Tempeln und Bildsaͤulen, einen ungleich uͤberschaulicheren und bedeutungsvolleren Gesammt- eindruck; und auch hier vermischt und durchdringt sich mit der Erfuͤllung des aͤußern Zwecks architektonischer 7 Sinn. Selbst das Schiff , das runde und schwerfaͤlligere des Kaufmanns, wie das leichte und drohende der Kriegs- flotten, welches selbst vielmehr ein gewandter Krieger als ein schwimmendes Bollwerk war, stellte sich bedeut- sam und mit eigenthuͤmlicher Physionomie dar; und in Alexan- drinischer Zeit wurden auch Schiff und Wagen (§. 152.) 8 colossale Prachtbauten. Nur wo die Mechanik ein Gebaͤude so in Beschlag nimmt, daß die complicirte Zweckmaͤßigkeit desselben dem natuͤrlichen Blicke nicht mehr erkennbar ist, weicht die Architektur als Kunst, welche den unorganischen Formen Charakter und Ausdruck ver- leiht, durchaus einer verwandten, blos berechnenden, aber von keinem Gefuͤhl erwaͤrmten und belebten, Wis- senschaft. 2. Viae. 1. silice stratae (am trefflichsten bei der via Appia ). 2. glarea. Der Fußpfad daneben lapide, mit weiche- ren Steinen. Meilenzeiger. Bergier Hist. des grands che- mins de l’emp. Romain (Thes. Ant. Rom. x. ) . Hirt ii. S. 198. iii. S. 407. In Griechenland sorgte man besonders für Straßen der Festzüge, beim Didymäon, bei Mylasa. Ueber die σκυρωτὰ ὁδὸς in Kyrene Böckh ad Pind. P. v. p. 191. Ue- I. Tektonik. Gebaͤude. ber Wegemessung von Hauptaltären, in Athen dem Altar der Zwölf- götter, aus durch Hermen oben §. 67. C. I. n. 525. 3. Karte der Römischen Aquäducte bei Piranesi Antichita Rom. t. 38. Fabretti im Thes. Ant. Rom. iv. p. 1677. 4. Die herrlichen, selbst 20—30 Fuß im Durchmesser halten- den, monolithen Schalen aus Porphyr, Granit, Marmor u. s. w., häufige Zierden von Museen, waren solche Brunnenbecken. Hirt iii. S. 401. — Meta sudans. 6. Vom Hafen von Kenchreä §. 252, 3. Auch der Kartha- gische Hafen war mit Jonischen Säulen eingefaßt, hinter denen die νεώσοικοι lagen. Appian viii, 96. 23 II. Geraͤthe . 1 297. So getrennt der bewegliche Hausrath von den Gebaͤuden durch das Verhaͤltniß zum Boden der Erde ist: so verwandt ist er hinsichtlich der Vereinigung von Zweckmaͤßigkeit und Schoͤnheit, welche der Griechische Sinn uͤberall auf gleiche Weise und auf dem kuͤrzesten Wege zu erreichen wußte, und der geometrischen Formen, 2 welche er dabei als die Hauptformen anwendet. Nur lassen Geraͤthe und Gefaͤße, eben weil sie bewegliches Gut sind, in den Formen der Stuͤtzen, Fuͤße, Henkel und decorirenden Theile nicht blos das vegetabilische sondern auch das animalische Leben in viel groͤßerem Umfange zu, als es die starre Architektur vertraͤgt: wie man gleich 3 an Thronen und andern Arten von Sesseln sieht. Diese viel erwaͤhnten Arten (§. 56, 2. 115, 2. 239, 5.) von Geraͤthen, so wie die ebenfalls aus Holz gearbeiteten Laden, (χηλοὶ, λάρνακες §. 56. 57), Kasten und Kaͤst- chen (κιβωτοὶ, κιβώτια), Tische und Speisesofa’s der Alten sind wegen der Vergaͤnglichkeit ihres Materials uns im Ganzen nur mittelbar bekannt. 1. Winck. W. ii. S. 93. Mit Recht wendet Weinbrenner, Architekt. Lehrbuch Th. iii. S. 29., die antiken Gefäßformen zur Uebung des architektonischen Sinns an. Eine große Verirrung ist der Versuch, die Vasenformen aus der Nachahmung von Lotoskel- chen zu erklären, Christie Disquisitions on painted Vases p. 119. 3. Die κιβωτοὶ sieht man als Kleiderbehälter (Pollux x, 137.) oft deutlich auf Vasengemählden, Millingen Un. mon. 35. V. de Cogh. 30. Div. coll. 18. Inghir. S. v, 41. Aehnliche Kasten kommen aber auch mit Oelfläschchen gefüllt vor, Div. coll. 58., so wie bei Opfern, 51. Auf Vasen sieht man oft sehr zierliche Opfertische, τρὰπεζαι (Polyb. iv, 35., Osann. Syll. i, 74. C. I. p. 751.), z. B. Millingen Div. coll. 58. Τρά- I. Tektonik. Geraͤthe. πεζαι für die Kampfpreise (chryselephantin in Olympia, Q. de Quincy p. 360.), viel auf Münzen. Die Tische von Rhenea (Athen. xi, 486 e. ) hängen mit den tricliniis aeratis von De- los (Plin. xxxiv, 4. xxxiii, 51.) und den Schmausereien der bauchdienerischen Delier (Athen. iv, 172) zusammen. 298. Genauer bekannt und fuͤr die Kenntniß der alten 1 Kunst wichtiger sind die Gefaͤße fuͤr Fluͤßigkeiten. Als Ma- 2 terial kommt Holz nur fuͤr laͤndlichen Gebrauch vor; die ge- 3 woͤhnlichsten waren gebrannte Erde und Metall (Korinthi- sches Erz, caͤlirtes Silber), welche oft nach dem Maaße des Vermoͤgens bei demselben Gefaͤße stellvertretend abwechsel- ten; die erhaltnen Marmorvasen sind wohl meist Nach- ahmungen von metallnen. Die Formen werden durch den 4 besondern Zweck des Gefaͤßes gegeben; wir unterscheiden folgende Hauptbestimmungen. 1. Gefaͤße, welche fuͤr kurze Zeit bedeutende Quantitaͤten aufnehmen sollen, die man daraus im Kleinen schoͤpfen will, eingerichtet im Mittelpunkt eines Gastmals festzustehn; woraus sich die hohe, raͤumige, oben weit geoͤffnete Gestalt des κρατὴρ oder Mischkessels ergiebt. 2. Kleine Gefaͤße zum Schoͤpfen 5 aus dem Krater in den Becher, aus Schaͤlchen mit lan- gen Griffen bestehend, Schoͤpfkellen, genannt ἀρύστιχος, ἀρύταινα, ἀρυστὴρ, κύαϑος, aͤhnlich dem altitalischen simpulum. 3. Kaͤnnchen zum Eingießen, mit schma- 6 lem Hals, weitem Henkel, spitzem Schnabel, πρόχους. 4. Lange, schmale, duͤnnhalsige, henkellose Gefaͤße, um Oel 7 oder eine andre Fluͤssigkeit heraustropfen zu lassen, λή- κυϑος, auch ἐπίχυσις, guttus, genannt. 5. Flache 8 schildaͤhnliche Schalen, besonders um daraus unmittelbar zu libiren, φιάλη (ἀργυρὶς, χρυσίς), patera, pa- tella . 6. Tiefere Bekken zum Handwaschen, χέρνιψ, 9 χερόνιπτρον, polubrum, trulla, aquiminale. Aehn- lich die Sprenggefaͤße περιῤῥαντήριον (auch der Spreng- wedel hieß so), ἀρδάνιον, κύμβαλον, praefericulum. 23* Systematischer Theil. 2. Therikles (§. 112, 1.) drechselt auch Becher aus Terpentin- holz, Athen. xi, 470. Plin. xvi, 76. Theokr. i, 27. be- schreibt ein κισσύβιον (vgl. Valcken.), einen Schnitzbecher, mit zwei Henkeln, am Rande mit einem Kranz von Epheu u. Heli- chrysos, am untern Theile mit Akanthos umgeben, dazwischen Re- liefs von artiger Composition. 3. In alten Zeiten schätzte man die Krateren von Κωλιὰς γῆ (§. 62. 63.), später nur silberne u. mit Edelsteinen besetzte. Ath. xi, 482. v , 199. 4. Krateren , Argolische Herod. iv, 152., Lesbische iv, 61., Lakonische u. Korinthische Athen. v, 199. Auf drei Füßen, Athen. ii, 37., tragenden Giganten, Her. iv, 152., ὑποκρη- τηριδίοις §. 61. C. I. p. 20. Mit λαβαὶ ἀμφίστομοι So- phokl. Oed. Kol. 473. Meist sitzen die Henkel am untern Rande des Bauchs über dem Fuß, mehr zum Rücken als Tragen. Un- zählige Krateren auf Reliefs. Sehr schöne aus Marmor bei Bouill. iii, 77. 78. 80. Moses Vases pl. 36. 40. 41. Besonders berühmt sind die aus der Villa Hadriani, in Warwick Castle (Moses pl. 37.) u. in Woburn Abbey (Wob. Marbles). So- pra il vaso app. Cratere, Diss. dal. Conte Floridi p. 565. 5. S. hierüber Athen. x, 423. Schol. Arist. Wesp. 887. Festus s. v. simpulum. Varro L. L. v, 26 ( cyathus con- vivial, simpulum sacrifical). Die Figur des simpulum mit emporstehendem Griffe sieht man auf Röm. Münzen u. unter den Opfergeräthen des Frieses, Bouill. iii, 83.; den Kyathos vom Finger eines Satyrs geschwungen, auf dem Relief, Zoëga Bassir. 82. Aehnlich war vielleicht das σκάφιον, C. I. 1570, b. Cic. Verr. iv, 17. 6. Aus dem πρόχους gießt Iris das Styxwasser zur Libation, Hesiod. Th. 785., Antigone die Choen des Bruders, Soph. Ant. 426. Grade so, ἄρδην, halten sie häufig zur Libation Ein- schenkende. S. die Reliefs §. 96, 17. 18. Vgl. u. a. die Va- sengem. Millingen Un. M. i, 34. Cogh. 23. 28. Oft sieht man πρόχους und Phiale zusammen, Cogh. 22. Schöne For- men unter den Vasen, Laborde ii, 41. — Dasselbe Gefäß ist der προχύτης bei Heron Spirit. p. 163. (Vet. Mathem. Pa- ris.); ähnlich wohl das σπονδεῖον p. 175. 7. Guttus = ἐπίχυσις nach Varro, wofür auch προχοΐς, Bekk. Anecd. p. 294. Oefter waren die gutti von Alabaster, alaba- stra, über deren Form Plin. ix, 56. Bisweilen findet man in I. Tektonik. Geraͤthe. Vasen dieser Form ( balsamario, unguentario, lagrimale ) noch Balsamöl. Die alabasternen haben mitunter nur eine kurze innre Höhlung, zur Ersparung des Balsamöls. Beim Bade gebraucht, Inghir. S. v , 24. 25. 8. Macrob v , 21. Athen. xi , 501. auch über die ὀμφαλοὶ darin. Oft unter Vasen, z. B. Moses pl. 68. 69. (μεσόμφα- λος) sqq. Patellae cum sigillis Cic. Verr. iv , 21. Λυκιουργεῖς Ath. p. 486. 9. S. Nonius p. 544. polubrum quod Graeci χἐρνιβα etc. 299. Die mannigfaltigsten Formen haben 7. die un- 1 mittelbar zum Trinken bestimmten Gefaͤße. Von archaͤo- logischem Interesse sind besonders folgende: a. καρχή- σιον, ein hoher Becher in der Mitte zusammengezogen mit Henkeln vom obern bis zum untern Rande. b. κάν- ϑαρος, ein sehr großer weitgeoͤffneter Becher. c. κώϑων, 2 mit engerem Halse und einer Erhoͤhung auf dem Boden. d. σκύφος, ein gewaltiger, runder, Kentaurischer und Herakleischer Becher, mit kleinen Henkeln oder Handha- ben. e. κύλιξ, der Kelch, mit kurzen Handhaben (ὦτα). 3 Dazu hoͤrt der Therikleische Becher. f. ἀρύβαλλος, beutelfoͤrmige nach oben engere Becher. g. κοτύλη, ein 4 kleines Becherchen, Spitzglas; aͤhnlich die kreiselfoͤrmige πλημοχόη. h. ῥυτὸν, rhytium, ein hornfoͤrmiges, nicht 5 zum Hinstellen bestimmtes Gefaͤß, ausgenommen wenn ein bestimmtes Gestell dafuͤr da ist, mit einer (verschließba- ren) Oeffnung im untern spitzen Ende, durch welche der oben hineingegossne Wein herausfließt; von sehr mannig- faltigen oft grotesken Formen. i. κέρας, das eigentliche Horn. Eine andre Classe von Gefaͤßen sind: 8. solche 6 die zum Einschoͤpfen in Masse und Forttragen (auch auf dem Kopfe) bestimmt sind, κάλπη, ὑδρία, urna, ge- raͤumig, bauchig, nach oben schmal, mit einem Fuße und zwei Henkeln (δίωτος) versehn. 9. Groͤßere Gefaͤße zum 7 Forttragen und Aufbewahren, mit engem und verschließ- barem Halse, κάδος, ἀμφορεὺς, amphora. 10. In der Regel unbewegliche Gefaͤße, Faͤsser, meist auch von Systematischer Theil. 8 Thon, πίϑος, dolium. 11. Kessel zum Kochen, λέβης, pelvis, ahenum, natuͤrlich nur dann zierlicher gearbei- tet, wenn sie nicht selbst zum Kochen gebraucht werden sollen. 9 Die beliebteste Art des Lebes ist in beiden Faͤllen, be- sonders im letztern, der Dreifuß (λέβης τρίπους, ἐμπυριβήτης oder ἄπυρος), das vielgepriesne Meister- stuͤck alter Erzhaͤmmerer. 1. Καρχ. Athen xi , 474 e. Macrob Sat. v , 21. Diony- sos σπένδων ἐκ καρχησίου Ath. v , 198. c. Deutlich bei Mil- lingen Cogh. 23. 26. 31. 44. 45. 51. Millin i , 9. 30. Oft erscheint es mit dem πρόχους verbunden, Millingen Un. Mon. i , 34. Weniger bestimmt ist die Form auf den Reliefs, Zoëga Bassir. 77. Bouill. iii . 70. Oefter unter Vasen, Cogh. 32. Κανϑ. Ath. xi . p. 473. Macr. a. O. In den Hän- den der Kentauren bei Ath. Des Dionysos nach Plin. xxxiii , 53. Macr. 2. Κώϑων. Ath. p. 483. Plut. Lyk. 9. Pollux x , 66. vi , 96. 97. u. Aa. Bei Ath. hält ein Satyr κώϑωνα μόνω- τον ῥαβδωτόν. Ueber σκύφος s. Ath. p. 498 sq., besonders Stesichoros daselbst, Macr. v , 21. u. die bekannten Stellen Röm. Dichter. Ueber den Herakleischen Skyphos Ath. 469. (Ἡρακλεῖος δεσμός, vaso a manichi a nodi? ). Man erkennt ihn in dem weitem Gefäß, mit der Inschr. νικα Ἡρακλης, Ingh. S. v , 42., u. auf den Reliefs, Zoëga 67. 68. 70. 72. Ὠοσκύ- φια, zwei halbeiförmige Becher mit den Spitzen aneinander. Ath. p. 503. 3. Von der κύλιξ Θηρ. Ath. p. 470. §. 112, 1. Larcher Mém. de l’Ac. d. I. xliii . p. 196. Den ἀρύβαλλος ver- gleicht Ath. p. 783. blos des Namens wegen mit ἀρύστιχος. Ob vaso a otre? 4. Κοτ. Ath. p. 478. Κοτυλίσκος δὲ καλεῖται ὁ ἱερὸς τοῦ Διονύσου κρατηρίσκος καὶ οἷς χεόνται οἱ μύσται. Πλημοχ. p. 496. Pollux x , 74. 5. Ῥυτὸν von der ῥύσις. Ath. xi , 497. Hydraulische ῥυτὰ des Ktesibios, Ath. a. O., bei Heron p. 172. 203. 216. Sie geben einen mahlerischen Anblick, wenn daraus getrunken wird. In der Hand einer Art Hebe, Ath. x . p. 425., von Satyrn, Mäna- den (Ath. x , 445.), Zechern, auch Opferdienern. S. Ant. Erc. i , 14. iii , 33. Gell Pompej. pl. 30. Moses pl. 16. Als I. Tektonik. Geraͤthe. ein Füllhorn Ath. xi . p. 497. Unter den Vasen mit verschied- nen Thierköpfen, bicchiere a testa di mulo ‒ grifo ‒ caval- lo ‒ pantera. Tischb. ii , 3. Millin i , 32. ii , 1. Von Stein Bouill. iii , 76. Κέρατα besonders in älteren Zeiten, aber auch später in Athen, mit Gestellen (περισκελὲς, Böckh. Staatsh. ii . S. 320.), oft in den Händen des alten Dionysos, Laborde ii , 19. Ich übergehe die theils unbestimmteren theils an sich deutli- chen Namen ἄλεισον, δέπας, κύπελλον (ἀμφικύπελλον), κυμβίον, οἰνοχόη, λάγηνον u. viele andre. 6. Diese Gefäße sind es, welche besonders zum Bewahren der Asche gebraucht wurden, wie von urna bekannt ist, von ὑδρία u. κάλπη s. Plut. Marcell 30. (Dahin ἀμφιφορεὺς Il. xxiv , 76). Solche Todtenurnen auf cippis, Bouill. iii , 84. 85. auf Thonlampen, Passeri iii , 46. auf Vasengem. Millg. Div. 14. Cogh. 45. Marmorne Vasen der Art Moses pl. 28 sq. Bouill. iii , 78. 79. 80. Dieselbe Art Vasen sind die Atti- schen Preisgefäße , §. 99, 2, 1., κάλπιδες bei Kallim., ὑδρίαι Schol. Pind. N. x , 64., (ἀμφορεῖς Παναϑηναικοὶ Ath. v , 199.) deren Form man auf Münzen (länglicher) und in den er- haltenen Preisgefäßen (bauchiger) sieht, besonders bei Gerh. Ant. Bildw. i , 7. Langella. Die Korinth. Hydrien hatten zwei Henkel oben und zwei kleinre mitten am Bauche, Ath. xi , 488. 7. Die Amphoren sind oft unten spitz, und konnten nur in Löchern feststehn, wie die Herculanischen (Winck. ii . S. 70.) u. die von Leptis im Britt. Mus., welche zum Theil noch den Namen des Consuls tragen. Eben so die κεράμια Χῖα auf den Münzen von Chios. Aehnliche tragen Satyrn, Terrac. Br. Mus. 13. Millin Vas. i , 53. Dergleichen finden sich auch in Columbarien. Vgl. Bött. Amalth. iii . S. 178 ff. Das Gestell dafür war die incitega (ἐγγυϑήκη, ἀγγοϑήκη), Festus s. v. Ath. v , 210 c. 8. Auch der λέβης dient als Aschenkrug, Aesch. Choeph. 675. Soph. El. 1393. 9. Daß beim Dreifuß die Bestimmung zerhacktes Fleisch auf- zunehmen zum Grunde liegt (des Vf. De Tripode Delph. diss. ) beweist auch der Gebrauch beim ὅρκος zum τέμνειν σφάγια (Eurip. Ἱκ. 1202, darnach erklärt sich Soph. Oed. Kol. 1593.). Ueber die Gestalt s. die Verhandlungen Amalth. i . S. 120 ff. ii . S. x. iii . S. 21 ff. Bröndsted Voy . i . p. 115 sqq. GGA. Systematischer Theil. 1826. N. 178. Da die Scheibenform des ὅλμος völlig erwiesen ist, und die sog. cortina als ὀμφαλὸς erkannt worden ist (unten: Apoll): so ist das Wesentliche der Dreifußform nun wohl endlich im Klaren. Der Ring, worin der Kessel hängt, hieß στεφάνη, die Querstäbe der Füße ῥάβδοι. S. Euseb. c. Marcell. i . p. 16. ed. Colon. 1 300. Unter den Gefaͤßen fuͤr andern Gebrauch sind besonders die Opfergeraͤthe : κανοῦν (geflochten, aber auch von Thon), worin Messer, Salzmehl und Kraͤnze geborgen wurden, die Schwinge des Cerealischen Cultus 2 (λίκνον, vannus ), und die breite Schuͤssel mit vielen darauf befestigten Becherchen (κοτυλίσκοι) voll verschied- ner Fruͤchte, κέρνος genannt, nebst den Rauchgefaͤßen 3 (ϑυμιατήριον, λιβανωτρίς, acerra, turibulum ) fuͤr die Kunst von Wichtigkeit. 1. Da das κανοῦν nicht leicht bei einem Opfer fehlt (ἐνῆρκται τὰ κανᾶ oft): so erkennt man es ziemlich sicher in den flachen Körbchen mit allerlei ϑυλήμασιν auf den Vasen z. B. Millin i , 8. 9. u. oft. Εἵλικτο κανοῦν, Eurip. Ras. Her. 921. 944, wird durch das Vasengem. i , 51 a. erklärt. Das λίκνον u. a. auf dem artigen Relief Bouill. iii , 58. Sacrifice rustique. 2. Ath. xi , 476. 478. u. Aa. Davon κερνᾶς in dem Epigr. auf Alkman. Besonders im Phrygischen Cultus. Vielleicht auf Vasengem. Laborde i , 12. Millin i , 64. 3. Acerrae, z. B. auf dem Relief Bouill. iii , 61., unter den Opfergeräthen iii , 83. Vgl. §. 297, 3. 1 301. Die reichen Zusammenstellungen dieser Vasen , welche man von den mannigfaltigsten und zierlichsten 2 Formen in Griechischen Graͤbern findet, muͤssen wohl zunaͤchst als Gefaͤße des Todtencultus gefaßt wer- den, welche als Symbole oder Pfaͤnder fortdauernder 3 Waschungen und Einsalbungen des Grabsteins, so wie alljaͤhrlicher Spenden und Choen auf das Grab, mitgege- ben werden; bei Schriftstellern wird nur die Hydria als Aschenbehaͤlter und der, besonders zu diesem Behufe ge- 4 mahlte, Lekythos erwaͤhnt. Dabei konnten aber sehr I. Tektonik. Geraͤthe. wohl Gefaͤße, welche an wichtige Momente des Lebens (Siege in Agonen, Auszeichnung in den Gymnasien, Theilname am Bacchischen Thiasos, Empfang des maͤnn- lichen Himations) erinnerten, und dabei als Angebinde gegeben worden waren (anders kann man wohl das haͤu- fige καλὸς, ὁ παῖς καλὸς, καλὲ παῖ, καλὸς εἶ, καλὴ δοκεῖς u. dgl. nicht erklaͤren) hinzugestellt werden: da es unleugbar, daß solche Gefaͤße auch im Leben ge- braucht und als eine Auszierung der Zimmer aufgestellt wurden. — Waͤhrend bei den Hydrien der Gebrauch, 5 die Asche des Todten zu bergen, nur hinzutritt: stammt der Sarkophag (σορὸς, ϑήκη, λάναξ, solium ) aus der, auch in Griechenland aͤlteren, Sitte des vollstaͤndi- gen Begrabens, erhaͤlt sich indeß (in Etrurien zur Aschen- kiste verkleinert, §. 174, 3.) durch alle Zeiten, und wird im spaͤteren Rom, zugleich mit dem Begraben, wie- der gewoͤhnlicher. Aus Holz, gebrannter Erde oder Stein 6 (λίϑος σαρκοφάγος, sarcophagus ) gearbeitet, ent- lehnt er oft die verzierenden Formen vom Hause (mit Thuͤren und Thuͤrgriffen), und schmuͤckt sich mit Bild- werken, die gern freundliche und trostvolle Vorstellungen vom andern Leben anregen moͤgen. 1. Ueber die Vasenformen Dubois Maisonneuve Introduction à l’étude des Vases ant., accompagnée d’une collection des plus belles formes. 1817. 13 Livr. [Gargiulo Collez. delle diverse forme de’ vasi Italo-Greci. Nap. 1822.]. Die ersten Blätter bei Tischbein u. Millin, Millingen Div. A. B. C. Cogh. 32 sq., Inghirami v . pl. 47 — 54., viele bei Han- carville u. Laborde. Vgl. Gerhard Neapels Bildw. S. xxviii . Berl. Kunstbl. 1828 Dec. Besonders mannigfaltig u. zierlich geformt sind die Henkel ( vasi a volute , colonnette etc. ) Böt- tiger Amalth. iii . S. 273. Die Größe der Vasen steigt, bei den Kollerschen in Berlin, bis 3 F. 6 Zoll Höhe. 2. Sehr wichtig ist die Vorstellung auf den Lampen, bei Bellori t. 16. u. bes. Passeri Luc. fict. iii , 51, wo ein Repositorium mit der Urna, umher gutti, amphorae, Prochoen, auf dem obern Fache simpulum, acerra, secespitae und ein sog. asper- Systematischer Theil. gillum, auch ein Weissagehuhn, darunter Symbole der suovelau- rilia, darüber ein lectisternium zu sehen sind. 3. Gewiß ist es sinnvoll, daß grade der Wasserkrug (§. 297, 6.) die vom Feuer übriggelassne Asche aufnimmt. Vom Mahlen der Oehlfläschchen für den Todten Aristoph. Ekkl. 996. In Athen herrschen auf den Vasen sepulcrale Gegenstände, in Un- teritalien, besonders später, Bacchische vor. (vgl. Lanzi de’ Vasi antichi dipinti diss. 3., über die Bacchanale ii ., in den Opus- coli raccolti da Acadd. Italiani V. i . Fir. 1806). 4. Böttiger Ideen zur Archäol. der Mahlerei S. 173 — 234. Dess. Vasengemählde, drei Hefte 1797 — 1800. an verschiednen Stellen. Beachtenswerth ist Brocchi’s Nachricht ( Bibliot. Ital. Mi- lan. xvii . pl. 228) von gemahlten Gefäßen in einem Hochzeit- zimmer, auf einem Vasengemählde. Von der Verfertigung und Bemahlung der Griech. Vasen §. 321. Vasenwerke : Picturae Etr. in vasculis nunc pri- mum in unum coll. illustr. a I. B. Passerio. 3 V. 1767. 1770. Antiquités Etrusques, Grecques et Romaines tirées du Cab. de M. Hamilton à Naples 1766. 67. 4 T. Text von Hancarville, auch englisch. Collection of engra- vings from anc. vases mostly of pure Greek workman- ship discov. in sepulchres in the Kingd. of the two Sici- lies — now in the poss. of S. W. Hamilton, publ. by W. Tischbein. 4 T. von 1791 an. Text von Italinsky, auch französisch. vgl. §. 99, 2, 6. Manche einzelne Blätter oder kleinere Samm- lungen von Tischbein (Reiners Vasen). Peintures de Vases ant. vulg. app. Etrusques tirées de diff. collections et grav. par A. Clener, acc. d’expl. par A. L. Millin, publ. par Dubois Maisonneuve. 2 T. Par. 1808. Descr. des tombeaux de Canosa par Millin. Paris 1816. f. Millingen Peintures ant. et inéd. de Vases Grecs tirées de diverses collections. Rome 1813. Dess. Peint. ant. de V. Gr. de la coll. de Sir J. Coghill. R. 1817. Coll. des V. Gr. de Mr. le Cte de Lamberg expl. et publ. par Alex. de la Borde. 2 T. 1813. 1825. Inghirami Mon. Etr. (§. 178). Ser. V. [Vasi Greci nella copiosa raccolta di — Duca di Blacas d’Aulps, descr. e brevamente illustr. dal Cav. Giov. Gerh. Rossi. Rom 1823]. Werk von Stackelberg über Attische Vasen verheißen. Einzelnes herausgegeben von Remondini, Arditi, Visconti u. Aa. I. Tektonik. Geraͤthe. 5. Fictilia solia Pl. xxxv , 46. Cedernsärge, Eur. Troad. 1150. Steinerne bei Bouillon, Piranesi, Moses. Werke über Gefäße, Geräthe: Lor. Fil. de Rossi Raccolta di Vasi diversi 1713. G. B. Piranesi Vasi, candelabri, cippi, sarcofagi, tripodi, lucerne ed ornamenti ant. 2 T. 1778. H. Moses Collection of ant. Vases, Altars, Paterae, Tripods, Candelabra, Sarcophagi from various Museums engr. on 150 pl. L. 1814. Causeus, Caylus, Barbault u. andre allgemeine Sammlungen. PCl. vii , 34 sqq. — — Vgl. Laz. Baifius de vasculis, Thes. Ant. Gr. ix , 177. De la Chausse de vasis etc. Thes. Rom. xii , 949. Caylus Mém. de l’Ac. des Inscr. xxx . p. 344. Vermiglioli del Vasellame degli antichi, Lezioni ii , 231. 302. Naͤchst den Vasen sind es die zur Erleuchtung 1 bestimmten Geraͤthe, welche auch vorzuͤgliche Kuͤnstler im Alterthum am meisten beschaͤftigt haben; theils einfache 2 Lampen (λύχνοι, λύχνια), welche, zum Theil aus Bronze, meist aus Terracotta, mit ihrer anspruchslos zierlichen Form und ihren sinnigen Ornamenten und Re- liefs einen bedeutenden Zweig der alten Kunstdenkmaͤler bilden; theils Candelaber (λυχνεῖα, λυχνοῦχοι), 3 welche in der Bluͤthezeit Griechenlands sehr kunstreich aus Bronze, spaͤter oft aus edlen Metallen und Gem- men, aber auch aus Marmor gefertigt wurden, wor- aus sich manches fast allzu reich und phantastisch ge- schmuͤckte Werk erhalten hat. 2. Lampen. Loch für das Eingießen, ὀμφαλὸς bei Heron, für den Docht, στόμα, ein kleines für die heraufstochernde Nadel. Heron p. 187. beschreibt, unter andern Kunststücken, eine den Docht selbst heraufstoßende Lampe. Die Lampen liefern für sich eine beinahe vollständige Kunstmytholog i e, und viele Vorstellungen, die sich auf menschliches Schicksal u. jenseitiges Leben beziehn. Licetus de Lucernis antiq. reconditis l. vi . 1652. Barto- li’s u. Bellori’s Lucernae sepulcrales 1691. (in Deutschl. von Beger neu herausgegeben). Lucernae fictiles Musei Pas- serii. Pisaur. 1739 3 T. Montfaucon Ant. expl. T. v. Antich. di Ercolano T. viii . Moses pl. 78 sq. Dis- Systematischer Theil. sertationen von De la Chausse u. Ferrarius Thes. Ant. Rom. T. xii . 3. Candelaber , Benennungen Ath. xv , 699. f. Tarenti- nische, Aeginetische, Tyrrhenische Plin. xxxiv , 6. §. 173, 1. 3. Λιϑοκόλλητοι §. 161, 1. Theile: βάσις, καυλὸς ( scapus ), κάλαϑος Heron p. 222. Vielarmige im Tempel des Ismenischen Apoll, hernach in Kyme, Pl. xxxiv , 8., im Prytaneion zu Tarent (Ath. 700 d. ), vgl. Kallim. Epigr. 59. Prachtvolle marmorne, PCl. iv , 1. 5. vii , 37 sqq. Bouill. iii . pl. 72. 73. (die auf pl. 74. haben zum Theil mehr von der hochstämmigen, schlanken und einfachen Gestalt Griechischer); bronzene u. marmorne bei Moses pl. 83—93. Von Spiegeln aus Bronze §. 173, 4., Silber 196, 2. Nero hatte smaragdne. Von Spiegel- u. Putzkästchen §. 173, 5. Guattani Mon. In. 1787. p. xxv . Zweiter Hauptabschnitt . Bildende Kunst . (Bildnerei und Mahlerei). 303. Wir verbinden in diesem Abschnitt diejenigen Kuͤnste, welche, unabhaͤngig von aͤußern Beduͤrfnissen und Zwecken, dagegen gebunden an Naturnachahmung (§. 24. ff.), das Leben durch die damit natuͤrlich verbund- nen Formen darstellen. Indem wir den Gang, wel- chen die Schoͤpfung der Kunstwerke selbst nehmen muß, in der Betrachtung nothwendig umkehren muͤssen: be- ginnen wir mit der Behandlung des Stoffes, durch welche demselben gewisse Formen mitgetheilt und eingepraͤgt wer- den (die Lehre von der Technik der alten Kunst); ge- hen dann zu diesen Formen uͤber, insofern dieselben getrennt von den Gegenstaͤnden betrachtet werden koͤnnen (Lehre von den Kunstformen ); und schließen mit der Betrachtung der innern Anschauungen und geistigen Vor- stellungen, welche das eigentliche Dargestellte der Kunst sind (die Lehre von den Gegenstaͤnden ). Erster Theil. Von der Technik der alten Kunst . 304. Zur Technik rechnen wir zweierlei. Erstens das Verfahren, wodurch uͤberhaupt dem menschlichen Auge der Eindruck einer Form durch eine gewisse Gestal- tung des dem Kuͤnstler gegebnen Stoffes verschafft wird, Systematischer Theil. abgesehn von den Besonderheiten und Eigenschaften des Stoffes, wodurch dies geschieht: welches wir die optische Technik nennen wollen. Zweitens das Ver- fahren, wodurch die durch optische Technik bestimmte Form in einem besondern Stoffe, mit Ruͤcksicht auf des- sen Eigenschaften, durch Anfuͤgen oder Wegnehmen, durch Auftragen oder Veraͤndern der Oberflaͤche hervorgebracht wird: welches hier mechanische Technik genannt wird. Dem allgemeinen Gange dieser Betrachtung gemaͤß, welche mit dem Greiflichsten und Concretesten beginnt, wird der zuletzt genannte Abschnitt dem zuerst angefuͤhrten voraus- geschickt. I. Mechanische Technik . 1 A. Der Plastik im weitern Sinne (§. 25, 1.) a. Die Bildnerei in weichen oder erweichten Massen (πλαστική). 1. Arbeit in Thon und aͤhnlichen Stoffen. 2 305. Aus der Hand des urspruͤnglich dem Toͤpfer eng- verwandten Thonbildners (§. 62. 63.) gingen Henkel und Zierathen der Gefaͤße, wobei die Toͤpferscheibe nicht ge- braucht werden konnte, aber auch Reliefs (τύποι) und 3 ganze Figuren (§. 72. 171.) hervor. Ueberall war da- bei Arbeit aus freier Hand aͤlter als die Anwendung 4 mechanischer und fabrikmaͤßiger Vorrichtungen. Außer Thon wurde viel Gyps (γύψος, plàtre ) und Stucco gebraucht; auch Wachsbilder waren besonders als Spiel- sachen haͤufig; allen solchen unedleren Stoffen gab man gern durch Farben einen hoͤhern Reiz, und brachte es in der Nachahmung niederer Naturgegenstaͤnde bis zur Illu- 5 sion. Wichtiger ward indeß diese Kunstgattung als die Vor- bereiterin anderer ( mater statuariae, sculpturae et cae- laturae nach Plinius), indem durch sie die andern Zweige II. Bildende Kunst. Technik. der Kunst Modelle und Formen erhielten. Auch das Ab- 6 formen von Gliedern und Abgießen von Statuen war dem Alterthum nicht unbekannt. Bei groͤßeren Figuren 7 wurde der Thon uͤber einen skeletartigen Kern von Holz gezogen; man arbeitete das Groͤbere mit dem Modellir- stecken, das Feinere mit dem Finger und Nagel aus. Das Brennen von Figuren sowohl wie Gefaͤßen wurde 8 mit großer Sorgfalt betrieben; ein schwacher Grad von Hitze genuͤgte die oft sehr duͤnnen Gefaͤße zu haͤrten; in beiden Arten gab es auch ungebrannte Werke ( cruda opera ). 1. Im Allgem. Winck. W. v . S. 92 ff. Hirt über Material u. Technik, Amalth. i . S. 207. ii . S. 1 ff. Clarac Musée de Sculpture, Partie technique. 3. Die fastigia templorum von Thon mira caelatura in Italien (Plin. xxxv , 46), die ὀστράκινα τορεύματα alt-Korinthischer Gefäße (Strab. viii . p. 381.) waren nach den Be- nennungen zu urtheilen aus freier Hand bearbeitet; die Terracotta’s Röm. Fabriken aber (daher stammen die meisten im Britt. Mus. §. 263, 2. u. bei Agincourt Recueil de fragmens de sculpture antique en terre cuite. Par. 1814.), so wie die Reliefzierden der rothen Römischen und Arretinischen Gefäße (§. 171, 2), sind deutlich in Formen gedruckt. 4. Argilla, marga, creta, s. Mém. de l’Inst. Roy. T. iii . p. 26. Rubrica §. 63. Ueber γυψοπλασία Welcker Acad. Kunstmuseum S. 7. Gypsstatuen Arnob. vi , 14 sqq. Gypsköpfe Juven. ii , 4. Reliefs aus Stucco, (oder Kalktuf?) die tabula Hiaca, die Apotheose des Herakles. Wachsbil- der §. 129, 5. 181, 3., als Kinderspiel bei Lucian Somnium 2. u. sonst. Vgl. über die alten κηροπλάϑοι Böttigers Sabina S. 260. 270. Bunte Puppen aus πηλὸς Lucian Lexiph. 22, Statuen in Neapel. Von Posis (§. 196, 2.) täuschenden Frucht- schüsseln Pl. xxxv , 45. Götterbilder πήλινα, μιλτόχριστα Sibyllin. iii . p. 449 Gall. 5. S. von Pasiteles u. Arkesilaos §. 196. 6. Von Lysistratos §. 129, 5. Die Athen. Künstler bedienten sich beim Abformen des Hermes Agoräos (§ 92, 3) des Pechs Systematischer Theil. vgl. Lucian Lexiph. 11. ( Mouler à bon creux, à creux perdu. Plâtre. Coutures des moules à bon creux. Parties qui ne sont pas de depouille, aus mastic. ). 7. Diese gleichsam noch fleischlose Holzfigur hieß κίνναβος, κάναβος ( canevas ), ähnliche dienten auch den Mahlern als anatomisches Studium. S. Arist. H. An. iii , 5. de Gen. An. ii , 6. Pollux vii . 164. x , 189. Suid. u. Hesych. s. v. cum Intpp. Apostol. iii , 82. Darauf gehen die parvi admo- dum surculi, quod primum operis instar fuit, Plin. xxxiv , 18. — Der Modellirstekken in Prometheus Hand, Ad- mir. Rom. 80. Ficoroni Gem. ii . 4, 5. vgl. 5, 1 u. das Re- lief bei Zoëga Bassir. 23. Die Arbeit wird aber nach Polyklet am schwersten ὄταν ἐν ὄνυχι ὁ πηλὸς γίγνηται. Winck. v . S. 93. 387. Schneider Lex. ὄνυξ. Pollice ducere (ce- ram ) Juv. vii , 232. Pers. v , 40. vgl. Statius Achill. i , 332. 8. Ueber die Einrichtung der Oefen zum Brennen Röm. Ge- fäße hat Schweighäuser d. j. nach Ausgrabungen im Elsaß Unter- suchungen angestellt. Modell auf dem Museum in Straßburg. Vgl. unten: Mahlerei. Die große Dünnheit u. Leichtigkeit al- ter Gefäße (Pl. xxxv , 46.) bezeichnet Lucian im Lexiph. 7. durch ἀνεμοφόρητα u. ὑμενὁστρακα. Cruda opera §. 72, 2. 171, 2. 2. Metallguß ( statuaria ars ). 1 306. Beim alten Erzguß koͤmmt zweierlei in Betracht. Erstens: die Mischung der Bronze, deren Kunst fruͤher be- sonders in Delos (§. 295, 3.) und Aegina (§. 82), dann lange Zeit in Korinth bluͤhte, aber hernach unterging (§. 197, 3). 2 Wie das Korinthische Erz selbst bald heller und weißlicher, bald dunkelbrauner von Farbe war, bald die Mitte hielt: so gab es gar mancherlei Farben welche man dem Erze 3 mittheilte; auch laͤßt sich schwer laͤugnen, daß man ver- schiednen Theilen einer Bildsaͤule verschiedne Farben-Nuͤ- 4 ancen zu geben wußte. Die Mischung mit Zinn findet sich bei der alten Bronze fast durchgaͤngig; sie befoͤrdert den Fluß beim Gusse und die Haͤrte des erkalteten Metalls: auch Zink und Blei findet man haͤufig beigemischt. 5 Zweitens: das Verfahren des Gusses in Formen. Wie II. Bildende Kunst. Technik. im Ganzen auch in neueren Zeiten, wurde die Statue, uͤber einen feuerfesten Kern, aus Wachs bossirt, und daruͤber eine thoͤnerne durchloͤcherte Form gemacht (λίγ- δος, auch χῶνος genannt). Sowohl in der Duͤnnheit des Erzes als in der Reinheit des Gusses und der Leich- tigkeit der ganzen Operation brachten es die Alten zu ei- ner erstaunenswuͤrdigen Vollkommenheit. Doch nahmen 6 sie sich auch Zusammenfuͤgung von Theilen, durch mecha- nische oder chemische Mittel, nicht uͤbel; das Einsetzen der Augen scheint zu allen Zeiten gewoͤhnlich gewesen zu sein. 1. Signa Corinthia Martial xiv , 172. Amazone des Stron- gylion (Ol. 103?). Alexander hatte deren. Delphi war voll da- von, Plut. de Pyth. or. 2. vgl. §. 123, 2. Plinius irrt merk- würdig, indem er nur vasa, nicht signa Corinthia zugeben will. Aber auffallend ist die imago Corinthea Traiani Caesaris in der Inschr. Gruter 175, 9. Fabretti Col. Trai. p. 251. Es gab viele Mährchen über das Korinth. Erz., z. B. daß es die Ab- löschung in der Quelle Peirene so trefflich mache, Paus. ii , 3, 3. vgl. Plut. a. O. Petron. 50. 2. Pl. xxxiv , 3. Graecanicus color aeris. Ἡπα- τίζον. Athletenfarbe, Dio Chrysost. Or. 28. in. Meer- blaue Seehelden in Delphi §. 123, 3. Vgl. Qu. de Quincy Jup. Ol. p. 58. — Schöne Patina der alten Bronze, Fea in Winck. W. v . S. 430. 3. Polychromes Erz. Kallistratos Angaben können fucus so- phisticus sein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehn sie sich meist auf pièces à rapport, wie die durch Mischung von Blei mit Kyprischem Erz purpurfarbnen Prätexten. Plin. 20. Aber merk- würdig sind Silanions Jokaste mit todtblassem Gesicht, durch Sil- bermischung (Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v , 1. vgl. de Pyth or. 2.), u. Aristonidas schamrother Athamas, durch Eisenbeimischung (Plin. 40.), da doch Eisen sich sonst mit Kupfer nicht mischen läßt. Auch Apul. Flor. p. 128. beschreibt an einer Erzstatue tunicam picturis variegatam. 4. Erz mit Zinn schon in den Nägeln vom Schatzhause des Atreus §. 49. Die Mischung schwankt zwischen ⅝ u. 24 auf 100. 24 Systematischer Theil. Mongez, sur le bronze des anciens, Mém. de l’Inst. Nat. T. v . p. 187. 496. Inst. Roy. T. viii . p. 363., leitet die Härte der Bronze ganz von dieser Mischung und der Abkühlung in der Luft her, u. läugnet, nach neuern Erfahrungen, die trempe durch Wasser, auch gegen Prokl. zn Hesiod T. u. W. 142. Eust. zur Il. i , 236, deren Zeugnisse Graulhi é im Magas. encycl. 1809 Dec. 1810 Ianv. (sur les âges d’or et d’ argent, d’airain et de fer) hervorgezogen. — Χαλκὸς χυτὸς spröde, ἐλατὸς, τυπίας ( ductilis ), weich. Pollux vii , 105. 5. Τὰ πλασϑέντα κήρινα. Λίγδος, τὸ πήλινον. Τρυ- πήματα. Χῶνος, χωνεύειν. S. Pollux x , 189. Photios λίγδος, Schneider u. λίγδος, χοάνη. Auch Münzen wurden bisweilen im Ligdos gegossem, Ael. Dionys. bei Eust. ad Od. xxii . p. 785. Seiz sur l’art de fonte des anciens, Mag. en- cycl. 1806. T. vi . p. 280. Ueber das neue Verfahren Göthe’s Benvenuto Cellini, Clarac p. 100 sq. Ob man auch, wie jetzt, die moule à bon creux über das Modell machte, und die Stücke derselben dann inwendig mit Wachs garnirte, und hierauf den Kern, noyau, hineingoß, ist zu zweifeln. Massiv eine Statue des Onassimedes, Paus. ix , 12.; kleinere Bronzen sind es ge- wöhnlich. 6. Von theilweisem Gusse Philo vii mir. 4. Vom Löthen §. 61. Glutina Pl. xxxiii , 30. Angelöthete Haarlocken. Winck. W. v . S. 133. Eingesetzte Stücke an den Pferden von Venedig (welche allein aus Kupfer gegossen sind). Von dem Einsetzen der Augen Wiuck. W. v . S. 138. 435 f. Böttigers Andeutungen S. 87. vgl. auch Gori M. E. ii . p. 208. Erhaltne Bronzen §. 127, 6. 172, 5. 204, 4. 205, 2. 207, 7. 260, 3. 261, 2. Die meisten andern aus Her- culanum. S. unten Hermes. Athleten. Adorans. Spinarius. Camillus . Balbus. Colossal-Kopf nebst Hand auf dem Capitol. 1 307. Die vor der Samischen Schule herrschende Weise der Verfertigung von Statuen durch das Haͤmmern (σφυρήλατα §. 59. 60. 71. vgl. 237, 2. 240, 2.) blieb auch spaͤter bei Gold und Silber die gewoͤhn- 2 liche; doch sagten Statuen aus den edlen Metallen mehr dem Asiatischen als dem Griechischen Geschmacke zu. 3 Auch die Vergoldung wurde erst dann beliebt, als man II. Bildende Kunst. Technik. dem Erz durch Mischung eine schoͤne Farbe zu geben verlernt hatte. Mit Eisen machte man mehr Versuche 4 als daß man es mit Erfolg und dauernd zu Werken der bildenden Kunst angewandt haͤtte, da das fuͤr den Guß geeignete Roheisen im Alterthum ungewoͤhnlich war. Aus 5 Blei kommen von Arbeiten, welche Kunstwerke genannt werden koͤnnen, Marken fuͤr oͤffentliche Spiele und Korn- austheilungen, sigilla zum Anhaͤngen von Geraͤthen, sie- gelaͤhnliche Zeichen an Bausteinen, Bullen, Amulete u. dgl. vor, manches davon ist deutlich in Formen gegossen. 1. Goldne Pallas von Aristodikos, ein σφυρήλατον. Bruncks Anal. T. ii . p. 488. Vgl. §. 71, 2. 2. Silberne Statuen bei den Pontischen Königen, Pl. xxxiii , 54. Goldne besonders bei Barbarischen Göttern, Lukian Ζ. τραγ. Angebliche goldne Statue des Gorgias; Paus. sah nur eine ver- goldete. Der ἀνδριὰς χρυσοῦς στερεὸς, solidus, steht übri- gens nur dem plattirten, ἐπίχρυσος, oder leicht vergoldeten, κα- τάχρυσος, entgegen. Aber das holosphyraton im T. der Anai- tis wird von Plin. xxxiii , 24 wirklich dem hohlen entgegenge- setzt. Χρυσὸς ἄπεφϑος= aurum obryzum. 3. Gold wurde auf Erz meist mit Quecksilber und in starken Blättern, auch mit Hülfe von Kerben, aufgesetzt (Pl. xxxiii , 20. xxxiv , 19), auf Marmor mit Eiweiß. Winck. W. v . S. 135. 432. — M’ Acilius Glabrio setzte in Rom die erste statua aurata Liv. xl , 34. Spuren von Vergoldung an den Rossen von Venedig, M. Aurel, einer Quadriga des Herculan. Theaters. Schöne vergoldete Statue von Lillebonne (§. 262, 2) Clarac p. 75. 4. Eiserne Bildsäulen des Theodoros von Samos (§. 60) Paus. iii , 12. Herakles Schlangenkampf von Tisagoras, x , 18. Al- kons eiserner Herakles, Pl. xxxiv , 40. Die Gründe der Seltenheit des Eisengusses im Alterthum entwickelt Hausmann Commentat. Gott. rec. iv . p. 51. — Die Stählung, στό- μωσις, des Eisens (durch Wasser, Homer Od. ix , 393) für schneidende Werkzeuge war am Pontos, in Lydien u. Lakonika zu Hause. Eust. zur Il. ii . p. 294, 6. Rom. Vgl. Hausmann p. 45 sqq. Magnetgewölbe? §. 149, 2. 24* Systematischer Theil. 5. Ficoroni Piombi antichi. R. 1740. 4. Stieglitz Archäol. Unterh. ii . S. 133. b. Die Arbeit in harten Massen. 1. Holzschnitzerei. 1 308. Das Holzschnitzen, durch ξέειν und γλύφειν be- zeichnet, wovon jenes ein flacheres, dies ein tieferes Ar- beiten mit scharfen und spitzigen Werkzeugen anzeigt, wurde 2 in Griechenland besonders im laͤndlichen Leben zu Gefaͤßen, welche zierlich gedrechselt, aber auch mit Schnitzwerk verziert wurden (§. 296, 2.), so wie zu den Bildern der Feld- und Garten-Goͤtter alle Zeit hindurch ange- 3 wandt. Waͤhrend man dazu die geeigneten Holzarten 4 des einheimischen Bodens, oft mit einiger Ruͤcksicht auf die Bedeutung des Bildes, benutzte: wurden auslaͤndische Hoͤlzer, besonders das fuͤr unverwuͤstlich gehaltne Cedern- holz, noch in spaͤtern Zeiten auch von vorzuͤglichen Kuͤnst- lern zu Bildwerken gebraucht. 1. Beide Ausdrücke kommen von Holz u. Stein vor. Ξέειν ist scalpere, davon ξυήλη, ξοΐς (ποιμενική), scalprum, ein Schnitzmesser. Γλύφειν, sculpere, steht dem caelare, το- ρεύειν, näher. Instrumente γλύφανον, τόρος, caelum, Mei- ßel, Grabstichel. Zum ξέειν dient auch die σμίλη (§. 70, 3). Vgl. §. 56, 2. 2. Voß zu Virgil Bd. ii . S. 84. 443. Auf Psyttaleia Πανὸς ὡς ἕκαστον ἔτυχε ξόανα πεποιημένα Paus. 1. 36, 2. Ein Pan aus Buchenholz mit der Rinde Anth. Pal. vi , 99. Dionysosbilder, Priape aus Feigenholz. Von den alten ξοά- νοις §. 68. 83. 3. Buchsbaum (σμίλαξ), Eiche, Cypresse, Birnbaum, Ahorn, Weinrebe, Olivenholz u. a. Aufgezählt von Qu. de Quincy lup. Ol. p. 25 sq. Clarac p. 41. Populus utraque et salix et tilia in scalpturis necessariae, Palladius de R. R. xii , 15. II. Bildende Kunst. Technik. 4. Von ausländischen Hölzern Ebenholz (§. 84, 2. 147, 4.), Citrus (ϑύον? Mongez Hist. de l’Inst. roy. T. iii . p. 31.), Lotos, besonders Cedernholz (vgl. 52, 5. 57, 2.). Thyon nebst Cy- pressen an Phidias Olympischem Zeus (inwendig oder am Thron) Dio Chrys. xii . p. 399. R. Cedrinus est Romae in delubro Apollo Sosianus, Seleucia advectus, Pl. xiii , 11. Askle- pios von Eetion Anth. Pal. vi , 337. Κέδρου ζώδια χρυ- σῷ διηνϑιςμένα Paus. vi , 19, 9. als runde Figuren beschrie- ben. Mehr s. bei Siebelis zu Paus. v , 17, 2. Amalth. ii . S. 259. Vom Drechseln in Holz, τορνεύειν, τορνοῦν, tornare s. Schneider Lex. u. τορεύω. Tornus, τορνευτήριον, das Dreheisen, von Theodoros erfunden, §. 60. 2. Bildhauerei ( sculptura ). 309. Als das eigentliche Material fuͤr die Sculptur 1 wurde fruͤhzeitig der feste und politurfaͤhige Kalkstein, welchen man eben von diesem Glanze Marmor (μάρμαρον von μαρμαίρω) nannte, und zwar der weiße anerkannt, und in ganz Griechenland vor allen andern der Parische, wie hernach in Rom der von Luna gesucht. Indeß wur- 2 den fuͤr Werke minder sorgfaͤltiger Kunst in Griechen- land wie in Italien auch allerlei Tuffe angewandt: da- 3 gegen bunte Marmors, so wie andre colorirte Steinarten, erst im Roͤmischen Kaiserreiche, besonders fuͤr die Dar- stellung Aegyptischer Gottheiten und barbarischer Koͤnige, fuͤr angefuͤgte Harnische und Bekleidungen u. dgl., be- liebt wurden. Bewundernswuͤrdig, ja raͤthselhaft, ist 4 die Vollendung der Arbeit an den sproͤden und widerstre- benden Massen des Porphyrs und Granits, wo vorn zugespitzte und immer neu geschaͤrfte Pinkeisen den Stein bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach muͤh- sames Reiben und Schleifen die glatte Flaͤche sehr allmaͤhlig zu Wege bringen mußte. Systematischer Theil. 1. Caryophilus de marmoribus antiquis ist wenig brauch- bar. Ferber Lettres mineralogiques sur l’Italie. Mongez im Dictionn. de l’antiquité de l’Encyclopédie. Hirt Amalth. i. S. 225. Clarac p. 165. — Marmor von Paros (λίϑος Πάριος, λύγδινος), meist in kleinen Blökken, zum Theil in Höhlengängen (λυχνίτης) gebrochen, feinkörnig, von mildem Glanze, milchfarben, ins Gelbliche spielend. Penthelischer, schiefriger Art, mit grünlichen Streifen (Dolomien bei Millin Mon. inéd. ii. p. 44.). Megarischer (vgl. §. 268, 1.), woraus die signa Me- garica, Cic. ad Att. i, 8. Coralitischer, in Kleinasien, von reiner Weiße nach Plin. Onychit, Alabastrit. Lunense, Carari- scher (§. 268, 3), feinem Zucker ähnlich, oft bläulich gefleckt. M. salino, grobkörnig, nach Art des Salzes glänzend. M. cipol- lino mit Venen und Undulationen von grünem Talk. 2. Ein Silen von Poros (§. 268, 1) in Athen. In Peperin manche Municipal-Ehrenstatuen; fünf statuae togatae der Art in Dresden. In Kalkstein Viel in den Provinzen, in Deutschland, gearbeitet. Etruskische Sarkophage aus Kalktuf. 3. Schwarzer Marmor, nero antico, zu Isisbildern; der African. Fischer, die beiden Centauren des Capitol. Rother, rosso antico; manches gute Bildwerk, namentlich Bacchusköpfe, Satyrn, welche rothgefärbte Xoana (§. 69.) nachahmen; sonst Bekken, Ba- dewannen. Gelber, giallo antico, wenig gebraucht. Porphyr- statuen seit Claudius in Rom, vgl. Visconti PCl. T. vi. p. 73. Granit von Ilva u. Igilium, von Philä, wo man um 200 n. Chr. viel davon brach (Letronne Recherches p. 360.), zu Bild- werken in Aegyptischem Styl. Breccia d’Egitto zu Schalen. Basanites, schwarz oder grünlich, aus Aegypten, zu Serapisbü- sten u. dgl. Ueber sein Verhältniß zum Basalt Buttmann, Mu- seum der Alterth.W. ii. S. 57 ff. Alabaster ( alabastrites ) von Volaterrä §. 174, 3., von Aegypten ( albâtre calcaire oriental ). 1 310. Der Marmor vertraͤgt dagegen ungeachtet seiner Haͤrte, welche ganz besonders an ihm geschaͤtzt wird, we- gen der innigen Verschmelzung seiner Theile, den An- griff sehr verschiedner Instrumente, der Saͤgen, Bohrer, Feilen, Raspeln, welche mit dem vom Schlaͤgel getriebe- nen Meißel zusammen das Meiste und Beste thun muͤssen. 2 Wenn der Kuͤnstler, was keineswegs immer geschah, nach einem genauen Modelle arbeitete: so bediente er sich, II. Bildende Kunst. Technik. wie der neuere, der Punkte, welche die Dimensionen nach 3 allen Seiten und Richtungen darstellen, und im Fort- schritt der Arbeit bestaͤndig erneuert werden muͤssen. Zum 4 Abreiben der Statuen wandte man den Staub vom Naxischem Schleifstein, den Bimsstein und andre Mittel an; doch koͤmmt das dem Eindrucke schaͤdliche Glaͤnzend- schleifen erst spaͤter vor; und an einigen vortrefflichen Statuen sieht man noch ganz die Zuͤge des Eisens. Da- 5 gegen erhoͤhte man das Weiche und Fettige, welches die Oberflaͤche der Bildsaͤule an sich hatte, durch eine enkau- stische Behandlung (κονίασις, circumlitio ). Faͤrbung 6 des Marmors, wie Hinzufuͤgung metallner Theile, At- tribute, erhielt sich das ganze Alterthum hindurch inner- halb gewisser Graͤnzen. Die Zusammenfuͤgung verschied- 7 ner Bloͤkke geschah so geschickt, daß der Wunsch mono- lither Colossalstatuen oͤfter wenigstens dem Scheine nach befriedigt wurde. 1. Ein alter Steinarbeiter mit Meißel und Schlägel auf dem Relief Winck. W. i. T. 11. Ficoroni Gemmae ii, 5, 6. Grab- stein des Eutropos bei Fabretti Inscr. p. 587. Instrumente in Pompeji gefunden. Die jetzt gebräuchlichen bei Clarac pl. 1. Von der Säge §. 269, 6., dem Bohrer §. 123, 1. 2. Von Pasiteles ist es etwas Besonderes, daß er nihil unquam fecit ante quam finxit; und aus dem freien und kühnen Ver- fahren der Alten erklären sich manche Unregelmäßigkeiten. 3. S. darüber Clarac p. 144. Daher die warzenförmigen Er- höhungen an manchen alten Statuen. S. Weber über die Colosse von M. Cavallo im Kunstbl. 1824. S. 374. In den Haaren eines Diskobols bei Guattani Mon. In. 1784. p. 9. sehen sie aus, wie Anfänge von Hörnchen. 4. Naxiae cotes. S. Dissen zu Pindar J. 5, 70. vgl. Hoeck Kreta i. S. 417., wo Naxos auf Kreta mit Recht als eine Erfindung dargestellt wird. Man nannte die Steine, woher sie auch kamen, von Kreta, Kypros und sonst, Naxische. Σμή- χειν, στιλβοῦν ἀνδριάντας. Systematischer Theil. 5. Qu. de Quincy Iup. Ol p. 44. Hirt S. 236. Epi- dermis der alten Statuen. 6. Von gemahlten Statuen §. 69. 90, 3. 118, 2. b. In Virgil’s Catal., Aeneid. dedic., wird ein marmorner Amor mit buntem Flügelpaar und Köcher beschrieben. Ueber das γρά- φειν ἀνδριάντας, τύπους, Welcker Syll. Epigr. p. 161. (Doch sind bei Platon Sympos. 193 die ἐν ταῖς στήλαις κατὰ γραφὴν ἐκτετυπωμένοι deutlich Reliefs, und nichts weiter). Von Anfügungen aus Metall §. 84. 90, 2. 3. 117. 118, 2. b. 127, 3. 158, 2. Vergoldung der Haare (wie Anfügung goldner Bärte) war im Alterthum sehr gewöhnlich. 7. S. oben §. 156. 157. u. die Inschr. C. I. 10. ταὐτοῦ λίϑου εἴμ̕ ἀνδριὰς καὶ τὸ σφέλας. — Stehen gelassne Mar- morstücke als Stützen ( puntelli ) findet man am meisten bei Nach- bildungen von Erzstatuen. 3. Arbeit in Metall und Elfenbein (τσρευτικὴ, caelatura ). 1 311. Die Bearbeitung des Metalls mit scharfen In- strumenten, die Sculptur in Metall, ist es, was die 2 Alten Toreutik nennen. Doch vereinigt sich damit nach Erforderniß der Aufgabe bald ein theilweises Gießen in Formen, bald das Herausschlagen oder Treiben mit Bun- 3 zen. So arbeitete man Schilde und andre Waffenstuͤcke, Wagenzierden, Candelaber, Gefaͤße, deren Silber-Reliefs ( anaglypta ) in spaͤtern Zeiten oft beweglich waren und zum Schmuck verschiedner, auch goldner, Becher angewandt 4 werden konnten ( emblemata, crustae ). Der Ruhm der Meister in diesem Fache, die wuͤthende Begier der Roͤ- mer nach solchem Besitz wird uns durch einzelne Reste 5 begreiflich. Außer dem Silber, dem Lieblingsmaterial der Toreutik wurde auch das Korinthische Erz auf diese Weise behandelt, so wie sich auch am Eisen die Hand der Caͤlatoren fruͤhzeitig versuchte. II. Bildende Kunst. Technik. 1. Τορευτικὴ entspricht ganz der caelatura. Plin. xxxiii. Salmas. Exerc. Plin. p. 737. Heyne Antiq. Aufs. ii. S. 127. Q. de Quincy Iup. Ol. p. 73. Eine Hauptstelle Quintil. ii, 21.: Caelatura, quae auro, argento, aere, ferro opera efficit; nam sculptura etiam lignum, ebur, marmor, vi- trum, gemmas, praeter ea quae supra dixi (aurum, arg. etc.) complectitur. 2. Τορεύειν — χωνεύειν — ἐλαύνειν (vgl. Creuzer Comm. Herod. p. 302., ἐκκρούειν §. 59. 2., χαλκεύειν, excudere, Quint. a. O.). Isidor Origg. xx, 4. Caelata vasa signis eminentibus intus extrave expressis a caelo, quod est ge- nus ferramenti, quod vulgo cilionem vocant. 3. Loricae galeaeque aeneae caelatae opere Corinthio Cic. Verr. iv, 44. Vgl. über künstliche Waffenarbeit oben §. 58. 59. 116, 5. 173, 3. 240, 4. Bl. Caryophilus de Vet. Clypeis. Lugd. Bat. 1751. 4. Ueber Arbeit an Wa- gen §. 173, 3. Carrucae ex argento caelatae, Pl. xxxiii, 49. An Bechern unterscheidet, wie es scheint, Cic. Verr. iv , 23. die crustae aut emblemata. Der caelator anaglypta- rius in Inschriften macht in spätern Zeiten blos die Reliefs, der vascularius das Gefäß. (Der aurifex Schmuck; aurifices Li- viae, Gori Columbar. n. 114 sqq ). 4. S. von Gefäßarbeitern §. 60. 122, 7. 160, 2. 196, 2. 3. Von Mys (112, 1. 116, 5) sah man an einem Hera- kleotischen Skyphos die Eroberung Ilions nach Parrhasios Zeichnung. Solche Historien ( argumenta ) arbeiteten auch die wenig bekannten Kimon u. Athenokles, Athen. xi, 781. 5. An Korinthischen Erzvasen , scheint es, waren wohl Thier- köpfe, Masken, Kränze u. dgl., aber keine historischen Reliefs an- gebracht. Die goldnen κρατῆρες Κορινϑιουργεῖς, bei Ath. v. 199 e., hatten runde Figuren, ζῷα περιφανῆ τετορευ- μένα , auf dem Rande sitzend (ähnliche an Tripoden, Amalth. iii. S. 29.), und Reliefs an Hals u. Bauch. An Glaukos ὑπο- κρητηρίδιον aus Eisen (§. 61.) waren Figuren, Insekten, Blät- terwerk cälirt. Zu Kibyra in Kleinasien cälirte man das Eisen mit Leichtigkeit. Strab. xiii, 631. Erhaltne Werke der Toreutik, an Waffen, Candelabern, Gefäßen (außer Nachbildungen in Marmor, welche den besten Be- griff geben) §. 173, 3. 196, 3. 257, 4. Herrliches Bronze- Systematischer Theil. Relief bei Paramythia in Epeiros gefunden, stark herausgetriebne Figuren mit silbernen Zierathen ausgelegt, Aphrodite u. Anchises darstellend, in Hawkins Besitz, abgebildet in Tischbeins Homer H. vii. Sog. Schild des Scipio (Rückgabe der Chryseis), 1656 bei Avignon gefunden, von Silber, im Cabinet du Roi. Mont- faucon iv, 23. Parma Woodwardiana, mit Brennus u. Camillus, beschrieben von H. Dodwell, unächt. Andres bei Hirt i. S. 250. 1 312. Zur Toreutik gehoͤrt in den Werkstaͤtten der Alten auch die Arbeit in Elfenbein , welches man das ganze Alterthum hindurch in Statuen, so wie an 2 allerlei Geraͤthen, mit Gold zu verbinden liebte. Die Alten erhielten theils aus Indien theils Africa Elephan- tenzaͤhne von bedeutender Groͤße, durch deren Spaltung und Biegung (§. 113, 2.), eine verlorne aber im Alter- thum sicher vorhandne Kunst, sie Platten von 15 bis 20 Zoll Breite gewinnen konnten. Nachdem nun bei der Arbeit einer Statue die Oberflaͤche des Modells so einge- theilt war, wie sie am besten in diesen Platten wiedergege- ben werden konnte, wurden die einzelnen Theile durch das Saͤgen, Schaben und Feilen des Elfenbeins (nur fuͤr die Bearbeitung mit dem Meißel ist dieser Stoff zu elastisch) genau dargestellt, und hernach uͤber einen Kern von Holz und Metallstaͤben, besonders mit Huͤlfe von Hausenblase, zusammengefuͤgt. Doch bedurfte das Zusammenhalten der Elfenbeinstuͤcke bestaͤndiger Sorgfalt; das Anfeuchten mit Oel (besonders oleum pissinum ) trug am meisten zur Conservirung bei. Das Gold, welches Gewand und Haar darstellte, wurde getrieben und in duͤnnen Platten 3 aufgesetzt. Auf unsre Zeiten ist von Elfenbein, außer kleinen Geraͤthen, die Classe der Diptycha (Schreibta- feln mit Reliefs an der aͤußern Seite), aus dem spaͤtern Roͤmischen Reiche, gekommen; welche man in die Consu- larischen, von Magistraten beim Antritt des Amts ver- schenkten, und Kirchlichen eintheilt. 1. S. oben §. 85, 1. 113, 2. 114. 115. 120, 2. 160, 1. 204, 5. vgl. 237. 240. Χρυσελεφαντήλεκτροι ἀσπίδες in II. Bildende Kunst. Technik. Syrakus, Plut. Timol. 31. Thüren des Athenentempels ebenda, §. 281, 5; die argumenta oder Darstellungen von Begebenheiten waren aus Elfenbein, das Andre aus Gold. Oefter Lyren aus Elfenbein und Gold. Von Kränzen aus Elfenbein, Gold und Corallen Pindar N. vii, 78. Dissen bei Böckh p. 435. 2. Die folgenden Sätze geben, beim Mangel der Zeugnisse, wenigstens die wahrscheinlichste Vorstellungsweise Q. de Quincy’s, §. 113, 2. Von dem Elfenbein-Handel (besonders später von Adule, Plin. vi, 34) Schlegel Indische Biblioth. i. S. 134 ff. Hausenblase Aelian V. H. xvii, 32. Damophon verbindet die Theile des Olymp. Zeus wieder, Paus. iv, 31, 5. Von dem Oel unter Andern Methodios bei Photios C. 234. p. 293 Bekk. Ueber den Kern dieser Bilder Lucian Gall. 24. Arnob. vi, 16. §. 214, 3. Die Dicke des Goldes an der Pallas (§. 113, 2.) kann nach Ausdehnung und Gewicht wenig über eine Linie betra- gen haben. Bredow zu Thukyd. ii, 13. 3. Diptycha. Die erstern sind mit Consularbildern, der pompa circensis u. dgl., die zweiten mit biblischen Gegenständen ge- schmückt. Außer den elfenbeinernen gab es auch hölzerne, auch argentea caelata, wovon einige Reste. Auch triptycha, pen- taptycha etc. Schriften von Salig, Leich, de diptychis, Do- nati de’ dittici. Coste sur l’origine des Diptyques consu- laires, Mag. enc. 1802. iv. p. 444. 1803. v. p. 419. Haupt- werk: Gori Thesaurus vett. Diptychorum consularium et ecclesiasticorum, opus posth. cum add. I. B. Passeri. Flor. 1759. 3 T. f. Einzelne von Fil. Buonarotti, Chph. Saxe, Hagenbuch, Mautour ( Hist. de l’Ac. des Inscr. v. p. 300.) u. Aa. beschrieben. Das Paradies auf einer Elfenbeintafel, Gri- vaud de la Vinc. Ant. Gaul. pl. 28. Eins der schönsten Diptycha ist das Wiczay’sche, von R. Morghen gestochne, mit den Figuren von Asklepios u. Telesphoros, Hygieia u. Eros. Anstatt Elfenbeins dienten auch Hippopotamos-Zähne Paus. viii, 46, 2. Schildpatt ( chelyon ) wurde besonders zu Leyern, Speisesofa’s u. andern Geräthen gebraucht; es kam auch zum Theil von Adule. Pl. vi, 34. Perlemutter -Arbei- ten Sueton Nero 31. In Bernstein (§. 56, 2.) hatte man Becher, Heliadum crustas (Juv. v, 40). Ἀϑηνᾶ ἠλεκ- τρίνη in einer fibula, Heliodor iii, 3. Systematischer Theil. 4. Arbeit in Edelsteinen ( scalptura ). 1 313. Die Arbeit in Edelsteinen ist entweder vertieft ( intaglio ), oder erhaben ( ectypa scalptura bei Plin., gemma – huia, camayeu, cameo ). Bei jener wiegt der Zweck des Abdrucks (σφραγὶς) vor; hier herrscht 2 allein der zu schmuͤcken. Fuͤr jene nahm man einfarbige, durchsichtige, aber auch fleckige, wolkige Steine, von ei- gentlichen Edelsteinen fast nur Amethyst und Hyacinth, dagegen viele halbedle Steine, besonders die mannigfa- chen Achate, den sehr beliebten Carneol, den Chalcedon, 3 auch das Plasma di Smeraldo. Fuͤr diese mehrfarbige Steine, wie die aus braunen und weißen Lagen ( zonae ) bestehenden Onyxe, und den eine dritte roͤthliche Lage hin- zufuͤgenden, haͤufig auch durch Betrug hervorgebrachten Sardonyx, nebst aͤhnlichen Steinarten, welche der Orien- talische und Africanische Handel den Alten in jetzt unge- kannter und wunderbarer Schoͤnheit und Groͤße zufuͤhrte. 1. Der Abdruck, ἐκμαγεῖον, ἀποσφράγισμα, ἐκτύπωμα, auch σφραγὶς, in sigillaris creta, besonders Lemnischer, oder Wachs. 2. Die ardentes gemmae (carbunculi) widerstreben nach Pl. xxxvii, 30. der Arbeit hartnäckig, und kleben am Wachs. Dagegen eignen sich dazu die rothe sarda (offenbar Carneol), welche aus Kleinasien kam, und in Athen zu Menanders Zeit sehr ge- wöhnlich war, das grüne topazium (eadem sola nobilium li- mam sentit, ceterae Naxio et [ex?] cotibus poliuntur), der amethystus, der achates, der nach Plinius ehemals sehr ange- sehn war, aber damals seinen Ruhm verloren hatte (54); auch waren die chalcedonii ausgegangen. Der Smaragd der Alten ist der lauchgrüne Heliotrop, plasma di smeraldo, der besonders von den neuerlich wieder bearbeiteten Gruben zwischen Koptos u. Berenike kam. Pl. 17. Ritter Geogr. i. S. 675 ff. (1822). 3. Ψῆφος τῶν τριχρώμων, ἐρυϑρὰ ἐπιπολῆς. Luc. dial. mer. ix, 2. Offenbar ein Sardonyx. Sardonyches ternis gluti- nantur gemmis; — aliunde nigro, al. candido, al minio. Pl. 75. vgl. 23. Brückmann über den Sarder, Ouyx u. Sardonyx. 1801. II. Bildende Kunst. Technik. Nachtrag 1804. V. Köhler über den Sard, Onyx u. Sardonyx der Alten. Plinius nennnt 63. noch andre orientalische Steine von mehreren Farben, quae ad ectypas scalpturas aptantur. Ueber die Handelswege, auf denen jene wunderbar großen Onyxe nach dem Abendland kamen, Gr. Veltheim, Sammlung der Auf- sätze ii. S. 236. Böttiger Ueber die Aechtheit und das Vaterland der antiken Onyx-Kameen von außerordentlicher Größe. Lpz. 1796. Heeren Ideen i, 2. S. 211. Lucian de Syr. dea 32. er- wähnt an der Bildsäule der Göttin viele Edelsteine, weiße, wasser- farbne, feurige, Sardonyxe (ὄνυχες Σαρδῶοι), Hyacinthe, Sma- ragde, welche Aegyptier, Inder, Aethiopen, Meder, Armenier u. Babylonier dahin bringen. 312. Was nunmehr die Art der Arbeit anlangt: 1 so wissen wir aus dem Alterthum nur so viel, daß, nach- dem der Schleifer ( politor ) dem Stein eine ebne oder convexe Form, die man zu Siegelringen besonders liebte, gegeben hatte, der Steinschneider ( scalptor, cavarius ) ihn theils mit eisernen Instrumenten, welche mit Na- 2 xischem Staub und Oel bestrichen wurden, bald mit runden, bald mit spitzen und bohrerartigen, theils aber auch mit der in Eisen gefaßten Diamantenspitze angriff. Die Vorrich- 3 tung des Rades, wodurch die Instrumente in Bewegung gesetzt werden, waͤhrend der Stein an sie angehalten wird, war wahrscheinlich im Alterthum aͤhnlich wie jetzt. 1. Λιϑοτριβικὴ u. Λιϑουργικὴ, Kunst des politor u. scalptor bei Lysias Fragm. περὶ τοῦ τύπου. Ueber die la- teinischen Namen Salmas. Exc. Plin. p. 736. vgl. Sillig Cat. Art. p. viii. oben §. 308, 1. 2. Pl. xxxvii, 76. Tanta differentia est, ut aliae ferro scalpi non possint, aliae non nisi retuso, verum omnes adamante: plurimum vero in his terebrarum proficit fer- vor. Das ferrum retusum ist wohl der Knopf, bouterolle, dessen runde Höhlungen man so viel auf orientalischen wie altgrie- chischen Gemmen sieht §. 97, 3. 238. — Der Naxische Staub, §. 310, 4. diente für das Schneiden und Schleifen nach Pl. xxxvi, 10. vgl. Theophr. de lap. §. 77. Von der σμύρις, Schmirgel, zum Schleifen Dioskorid. v, 165. Schneider ad Ecl. Phys. p. 120. u. im Lex. Von den Splittern der Ostracitis xxxvii, Systematischer Theil. 65. Pl. xxxvii, 15.: Adamantem cum feliciter rumpere contigit, in tam parvas frangitur crustas, ut cerni vix possint; expetuntur a scalptoribus, nullam non duri- tiam ex facili cavantes, kann ich auch nur von der Diamant- spitze verstehn. Ueber Stärkungsmittel der Augen bei solcher Ar- beit Hirt Amalth. ii. S. 12. Ueber die Technik der alten Steinschneider: Mariette Traité des pierres gravées. Paris 1750. f. Natter Traité de la méthode ant. de graver en pierres fines comparée avec la méth. moderne. Lond. 1754. Lessing in den Antiqu. Briefen i. S. 103 ff. und in den Kollektaneen zur Literatur. Bd. i. ii. Ramus von geschnittnen Steinen u. der Kunst selbige zu graviren. Kopenh. 1800. Hirt a. O. 1 315. Die zu Siegelringen bestimmten Steine ka- men hierauf in die Hand des Goldschmieds ( aurifex, com- positor, annularius ), welcher sie faßt, wobei die Form 2 der Schleuder (σφενδόνη) beliebt war. Obgleich beim Siegelringe das Bild durchaus die Hauptsache ist: so tritt doch bisweilen auch der Name hinzu: indem sicher- lich ein in die Augen fallender Name immer eher auf den Eigenthuͤmer als auf den Kuͤnstler der Gemme bezogen 3 werden muß. Daß nicht blos Individuen, sondern auch Staaten ihre Petschafte hatten, erklaͤrt vielleicht die große Uebereinstimmung mancher Gemmen mit Muͤnzty- 4 pen. Die haͤufige Anwendung geschnittner Steine zur Zier von Bechern und andern Geraͤthen hat sich in das Mittelalter hinein fortgepflanzt; noch jetzt muͤssen antike Gemmen zum Theil an Kirchengefaͤßen aufgesucht 5 werden. Von den ganz aus Gemmen geschnitt- nen Gefaͤßen , welche sich der Reihe der großen Ka- meen anschließen, hat sich manches durch Umfang und Schwierigkeit der Arbeit bewundernswuͤrdige Werk erhal- ten: wenn auch keins davon den Zeiten eines reinen Geschmacks, und einer aͤchthellenischer Kunstuͤbung angehoͤrt. 1. U. a. Eurip. Hippol. 876 τύποι σφενδόνης χρυση- λάτου. — Alle Ringe waren zuerst Siegelringe (vgl. §. 97, 2.); II. Bildende Kunst. Technik. dann werden sie Schmuck und Ehrenzeichen, man trägt auch gern ungeschnittne, und bringt die geschnittnen überall sonst an. Kirch- mann de annulis. 2. Ueber die Namen auf Gemmen v. Köhler in Bött. Arch. u. Kunst S. 22. Gewiß ist wohl, daß wenn der Künstler sich nannte, er es möglichst wenig auffallend that. Die Cataloge der Gem- menschneider, wovon der Visconti-Millinsche (Millin Introduction à l’étude des pierres gr. Par. 1797. 8) der reichste ist, ge- währen daher sehr wenig für Kunsthistorie Brauchbares. Aus Plin. kennen wir, außer den §. 131. 200. Genannten, noch Apolloni- des u. Kronios; natürlich hat man diese auch auf Gemmen ge- bracht. Auf diesen kommen Aulos, Gnaios, Hyllos, Solon, Teu- kros am öftersten vor. 3. S. Facius Miscellen S. 72. 4. S. §. 131, 1. 161, 1. 207, 9. auch 298, 3. In Alexanders Persischer Beute waren, nach Parmenios Briefen (Ath. xi, 781.) ποτήρια λιϑοκόλλητα von 56 Babyl. Talenten, 34 Minen Gewicht. Wie diese Schätze sich verbreiteten, zeigt Theo- phrasts (Char. 23) bravazzo, der auch λιϑοκόλλητα ποτήρια von Alexanders Zug heimgebracht, und darum die Künstler in Asien für besser erklärt als die Europäischen. — Die Edelsteine vom Kasten der H. drei Könige herausg. Bonn 1781. — — Gemmen in fibulis (Spartian Hadr. 10.), an Schwertgriffen, Wehrgehenken. 5. §. 161, 3. Ob der ὄνυξ μέγας τραγελάφου πρια- [πίζοντος] in der Athen. Inschrift C. I. n. 150., vgl. Staats- haush. ii. S. 304., auch als Gefäß (wo diese Figur in Hautre- lief häufig war, Ath. p. 484.) zu denken ist? Mithridat (das Pontische Reich war der große Stapelplatz des Handels mit Edelstei- nen) hatte nach Appian Mithr. 115. 2000 Becher von Onyx mit goldnen Einfassungen. — Berühmte Gefäße : Mantuanisches in Braunschweig mit Bacchisch-Cerealischen Scenen; Montfaucon ii, 78. Eggeling Mysteria Cereris et Bacchi. 1682. Far- nesische Schale aus Sardonyx, mit Darstellungen der Aegyptischen Landesnatur, Neapels Antiken S. 391. Coupe des Ptolemées oder Vase de Mithridate, im Cabinet du Roi zu Paris, mit sehr erhobnem Bildwerk, Schenktische u. Bacchische Masken darstel- lend, geschmückt. Montf. i, 167. (Köhler) Descr. d’un Vase de Sardonyx antique gravé en relief. St. Petersb. 1800. (hochzeitliche Gegenstände). — Große Kameen §. 161, Systematischer Theil. 4. 200, 2. — — Statue des Nero aus Jaspis, der Arsinoe aus Smaragd. Plin. Die Litteratur der Glyptographie geben Millin Introd. (sehr unvollständig) u. Murr Biblioth. Dactyliograph. Dresd. 1804. 8. Allgemeine Gemmensammlungen von Domen. de Rubeis (Aeneas Vicus inc.), Pet. Stephanonius (1627), Agostini (1657. 69.), de la Chausse (1700), P. A. Maffei u. Domen. de Rossi (4 V. 1707—9), Gravelle (1732. 37.), Ogle (1741), Monaldini u. Cassini (4 T, f. 1781—97), Spilsbury (1785), Raponi (1786), u. Aa. Besondre Cabinette von Gor- läus (zuerst 1601), Wilde (1703), Ebermayer (1720—22), Marlborough (1730), Odescalchi, §. 262, 4., Stosch, §. 264, 1., Zanetti (herausg. von A. Fr. Gori 1750), Smith ( Dactylio- theca Smithiana mit Commentar von Gori. Ven. 1767. 2 T. f. ), des Herzogs von Orleans (von La Chau und Le Blond. 1780. 84). Aus dem Cabinet du Roi zu Paris Caylus Re- cueil de 300 têtes u. Mariette’s Recueil. 1750. Die Flo- rentinischen in Gori’s Mus. Florentinum und Wicar. Choix des pierres gravées du Cab. Imp. des Ant. representées en 40 pl. decr. et expl. par Eckhel. 1788. f. Cataloge der Crozatschen Sammlung von Mariette (1741), der Pariser, §. 262, 3., der K. Niederländischen, §. 265, 1. Russische Samm- lung §. 265, 2. Fr. Ficoroni Gemmae litteratae et aliae a. N. Galeotti illustr. R. 1757. Werke von Stosch §. 264, 1. Bracci Commentaria de ant. scalptoribus, qui sua nomina inciderunt. 2 T. Text, 2 Kupfer. Flor. 1786. Vivenzio Gemme antiche inedite. R. 1807. 4. Millin Pierres gra- vées ined. Paris 1817. 8. Abdrücke von Lippert (zwei Samm- lungen, zur ersten ein latein. Verzeichniß von Christ u. Lippert; zur zweiten: Lipperts Daktyliothek, nebst Supplement); von Dehn, beschr. von Fr. M. Dolce (E. Qu. Visconti) 1772.; von Tassie ( Catalogue des empreintes de Tassie von Raspe 1792). Viel Einzelnes bei Montfaucon, Caylus, Visconti Iconographie u. s. w. Victorius Dissert. Glyptogr. R. 1739. 4. Gori’s Hist. Glyptographica, T. ii. der Dact. Smith. Caylus, Mém. de l’Ac. des Inscr. xix. p. 239. Christ super signis, in quibus manus agnosci antiquae in signis possint, Commtr. Lips. Litter. T. i. p. 64 sq. Christs Abhandl. von Zeune S. 263. Vorrede zur Daktyliothek des Richterschen Cabinets. Klotz Ueber den Nutzen u. Gebrauch der alten geschnittnen Steine. Al- tenb. 1768. G. A. Aldini Instituzioni Glittografiche. II. Bildende Kunst. Technik. Cesena 1785. Gurlitt Ueber die Gemmenkunde. Magdeb. 1798. 4. 5. Arbeit in Glas. 316. Das Glas wird an dieser Stelle um so pas- 1 sender erwaͤhnt, da es bei den Aermeren den Edelstein des Siegelringes vertrat, und ebendarum Nachahmung der Gemmen und Kameen in Glaspasten schon im Alter- thum sehr verbreitet war. Nach Plinius wurde es drei- 2 fach bearbeitet, theils geblasen, theils gedrechselt, theils caͤlirt; wovon das erste und dritte Verfahren auch verei- nigt vorkommen. Obgleich den Alten voͤllig helles und 3 weißes Glas nichts weniger als unbekannt war: so zeigt sich doch uͤberall bei ihnen eine Vorliebe fuͤr bunte, schil- lernde Farben. Man hatte auch schoͤne Becher und Scha- 4 len aus farbigem Glase, die zum Theil aus verschieden- farbigen Glaͤsern, zum Theil aus Glas und Gold kunst- reich zusammengefuͤgt waren. 1. Σφραγῖδες ὑάλιναι in Athen, um Ol. 95. C. I. n. 150. Vitreae gemmae ex vulgi annulis Pl. vgl. Salmas. Exc. Plin. p. 769. Als Betrug bei Trebell. Gallien. 12. und bei Pl. oft. Die größe Glaspaste ist der Kameo im PioCl., der Triumph des Bacchus u. der Ceres, 16 × 10 Zoll. Vgl. Winck. W. iii. S. 44 ff. 2. Pl. xxxvi, 66. Toreumata vitri, Martial xii, 74. xiv, 94. Die Barberinische, jetzt Portlands-Vase, im Britt. Museum ausgestellt, besteht aus einem blauen, durchsichtigen, u. einem weißen, opaken, Glasfluß, wovon der obere cälirt ist. Gr. Veltheim Aufsätze, Helmst. 1800. Wedgwood Description du Vase de Barberini. Lond. 1790. Archaeol. Brit. viii. p. 307. 316. Millingen Un. mon. i, p. 27. 3. Schöne reine Glasscheiben in Velleja u. Pompeji gefunden, nach Hirt auch specularia genannt, Gesch. iii. S. 74. Von bun- ten Fenstern §. 320, 3. Bunte Glassiegel schon in Athen. Schil- 25 Systematischer Theil. lerndes Glas ἀλλάσσον. Hadrian bei Vopiscus Saturn. 8. Ueber alte Glasfärberei Beckmann Beytr. zur Gesch. der Erfind. i. S. 373 ff. 4. Lesbische Becher aus purpurnem Glase, Ath. xi, 486. ‘ϒάλινα διάχρυσα, v, 199. Vasa vitrea diatreta Mar- tial. Salmas. ad Vop. l. l. Schöne Schale aus dem Nova- resischen, von schillernder Farbe, mit einem himmelblauen Netz um- spannt, mit einer Inschrift aus grünem Glase. Winck. W. iii. S. 293. Ein ähnliches Trinkglas des K. Maximian, weiß in einem Purpurnetz, in Straßburg gefunden. Kunstbl. 1826. S. 358. Ueber ein Gefäß von Populonia, worauf eine villa maritima vorgestellt, eine Schrift von Dom. Gestini. Trüm- mer in den Catacomben, Bosio i. p. 509. Buonarotti Osser- vazioni sopra alc. frammenti di vasi ant. di vetro ornati di figure, trovati ne cimiteri di Roma. Fir. 1716. — Einen Krater aus Bergkrystall mit Bildwerk beschreibt Achill. Ta- tius ii, 3. Ueber die murrhina vasa (seit Pompejus in Rom): Christ Disqu. de murrinis vet. L. 1743. 4. Von Velt- heim über die vasa murrhina. Helmst. 1791. 8. Le Blond u. Larcher Mém. de l’Ac. des Inscr. xliii, 217 sq. 228 sq. Mongez Mém. de l’Inst. nat. ii. Litt. p. 133. Schneider Lex. s. v. μόῤῥινα. Roloff u. Buttmann Mus. der Alterth. W. ii. S. 509. Mag. encyclop. 1808 Jul. Ruperti’s far- rago zu Juv. vi, 156. u. Aa. Minutoli GGA. 1818. S. 969. Abel-R é musat Hist. de la ville de Khotan 1820. 6. Stempelschneidekunst. 1 317. Von der fuͤr die Geschichte des alten Handels und Verkehrs so wichtigen Muͤnzkunde gehoͤren nur die, zum Theil schon oben (§. 98. 132. 162. 176. 182. 196. 201. 204. 207.) gegebnen, Nachrichten uͤber das Tech- 2 nische der Arbeit hierher, welches die Griechen, ungeach- tet des geringen Ruhms, dessen diese Kuͤnstler grade in den Hauptorten der Kunst genossen, zur hoͤchsten Vol- lendung brachten, so daß den Roͤmern nur das Verfahren II. Bildende Kunst. Technik. des Praͤgens besser anzuordnen blieb. Obgleich nicht 3 blos im alten Italien das Gießen der Muͤnzen erwaͤhnt wird (§. 176. u. 306, 5.): so war doch das Praͤgen in Griechenland und dem spaͤtern Rom das gewoͤhnliche; doch so daß man die Schroͤtlinge, d. h. die zum Auspraͤgen bestimmten Metallstuͤcke, in Formen goß: gewoͤhnlich linsenfoͤrmig damit sie das oft sehr tief gravirte Gepraͤge desto besser tragen konnten. Die Stempel wurden wenig- stens bisweilen aus gehaͤrtetem Erz verfertigt. 1. Eckhel D. N. Prolegg. i. Hirt Amalth. ii. S. 18. Stieg- litz Einr. ant. Münzsamml. S. 13. 23. Archäol. Unterhalt. ii. S. 47. 2. Münzmeister nennen sich, wenn nicht in Monogrammen, nur wenige: Neuantos auf M. von Kydonia, Kimon auf Syraku- sischen (§. 132, 1.), Eukleides u. Aa. s. Wiener Jahrb. 1818, ii. S. 124. Daß Athens M. so kunstlos, während die Make- donischen Alexanders so elegant, ist auch den Alten aufgefallen. Diogen. vii, 1, 19. Die schönen M. Arkadischer Städte (von Stymphalos, Pheneos u. a.) müssen vor Ol. 103. gesetzt werden, da wohl kein Museum eine M. von Megalopolis u. Messene hat die an Geist und Leben in der Behandlung mit jenen verglichen werden kann. So schnell war die Kunst hier gesunken . 3. Tresviri A. A. A. flando feriundo . Den Hauptapparat des Prägens sieht man auf einem Denar des Cari- sius, Ambos, Hammer, Zange. Die Matrix war ursprünglich am Hammer und Ambos ( quadr. incusum ). Λίγδοι von Thon u. Stein haben sich noch gefunden. B. Zeichnung auf ebner Flaͤche. a. Durch Auftrag von Farbenstoffen weicher und flüssiger Art. 1. Einfarbige Zeichnung und Mahlerei. 318. Die Alten waren im hoͤchsten Grade auf zarte 1 und feinabgewogene Umrißzeichnung bedacht, und in ih- ren Schulen (§. 139, 3) wurden lange Voruͤbungen mit 25* Systematischer Theil. dem Griffel ( graphis ) auf Wachstafeln, und mit dem Pinsel ( penicillus ) und einer Farbe auf Buchsbaumta- feln, bald mit schwarzer Farbe auf weiße, bald mit wei- ßer auf schwarzgefaͤrbte, fuͤr noͤthig gehalten, ehe der Schuͤler den Pinsel in mehrere Farben tauchen durfte. 1. Böttiger Archäol. der Mahlerei S. 145 ff. Bloße Umrisse sind μονόγραμμα (dergleichen hatte man von Parrhasios); einfarbige Bilder auf einem verschiedenfarbigen Grund μονοχρώ- ματα . Λευκογραφεῖν εἰκόνα, Arist. Pock. 6. Z. pinxit et monochromata ex albo Pl. Apellis monochromon (? Petron 84). Von Bildern en camayeu Bött. S. 170. Vgl. §. 210, 6. 2. Mahlerei mit Wasserfarben. 1 319. Bei dem Vorwalten der Zeichnung herrscht im Alterthum lange Zeit eine große Bescheidenheit im Far- bengebrauch, und grade in um so hoͤherm Maaße, je 2 schaͤrfer und genauer die Zeichnung war. Selbst die ein bluͤhendes Colorit liebende Jonische Schule (§. 137. 141, 1.) hielt bis auf Apelles hinab die sogenannten vier Farben fest; das heißt, vier Haupt-Farbenmateriale, welche aber ohne Zweifel sowohl selbst natuͤrliche Varietaͤ- ten hatten, als auch durch Mischung solche hervorbrach- ten; indem ein reiner Auftrag weniger Farben, wie er freilich in Aegypten (§. 231.), in den Etruskischen Hypogeen (§. 177, 4.), und auf Griechischen Vasen durchaus ge- funden wird, sich mit den Angaben uͤber die Wirkungen der Gemaͤhlde jener Griechischen Meister auf keinen Fall 3 vereinigen laͤßt. Neben diesen Hauptfarben, welche einem spaͤteren Zeitalter als streng und herb erschienen ( colores austeri ), kamen allmaͤhlig immer mehr glaͤnzende und 4 theuere Farbenmateriale ( col. floridi ) auf. Diese Far- ben zerließ man in Wasser, mit einem Zusatz von Leim oder Gummi (weder die Anwendung von Eiweiß noch Oel ist bei alten Gemaͤlden nachweisbar); um sie mit II. Bildende Kunst. Technik. dem Pinsel, fruͤher fast durchgaͤngig auf Tafeln (am liebsten von Lerchenholz), hernach gewoͤhnlicher auf den sorgfaͤltig bereiteten Anwurf der Waͤnde (§. 209. 271.), es sei auf den noch nassen, oder den schon getrockneten Kalk ( al fresco, a tempera ), aufzutragen. Auch Lein- wandgemaͤhlde kommen vor, wie Mahlerei auf Metall (115, 2. 230, 4). Wie die Alten die harmonischen 5 Verhaͤltnisse der Farben ( harmoge ) herauszufinden und zu beobachten sehr bestrebt waren: so hatten sie fuͤr das Maaß des Lichtes, welches das Bild im Ganzen festhalten sollte, fuͤr die Einheit der gesammten Lichtwir- kung, ein feines Auge; dies war der τόνος oder splen- dor, welchen Apelles durch einen zugleich schuͤtzenden und den schaͤrferen Farbenreiz mildernden Ueberzug einer duͤnn zerlassenen Schwaͤrze ( tenue atramentum ) befoͤrderte. Im Ganzen wirkten Klima und Lebensansichten gleich- maͤßig dahin, den Alten ein heitres Colorit, mit ent- schiednen Farbentoͤnen, die sich in einem freundlichen Grund- ton aufloͤsten, lieb zu machen. 1. Dies Wagschalen-Verhältniß giebt Dionys. de Isaeo 4. ganz bestimmt an; die älteren Bilder sind χρώμασι μὲν εἰργαςμέναι ἁπλῶς καὶ οὐδεμίαν ἐν τοῖς μίγμασιν ἔχου- σαι ποικιλίαν, ἀκριβεῖς δὲ ταῖς γραμμαῖς u. s. w.; die spätern sind εὔγραμμοι μὲν ἧττον, aber haben Mannigfal- tigkeit in Licht u. Schatten, und ἐν τῷ πλήϑει τῶν μιγμά- των τὴν ἰσχύν. 2. Die vier Farben (nach Plin xxxv, 32. Plut. de def. orac. 47.): 1. Weiß , die Erde von Melos, Μηλιάς. Selt- ner Bleiweiß, cerussa. In Wandgemählden besonders das Pa- raetonium. 2. Roth , die rubrica aus Cappadocien, Σινωπὶς genannt. Μίλτος, minium hat mannigfache Bedeutungen. Μίλ- τος aus verbrannter ὤχρα soll nach Theophr. de lap. 95. Kydias, Ol. 104., zufällig entdeckt; nach Pl. 20. Rikias, Ol. 110, zu- erst gebraucht haben, indem Plinius usta offenbar dasselbe ist. 3. Gelb , sil, ὤχρα, aus Attischen Silberbergwerken (Böckh, Schriften der Berl. Ak. 1815. S. 99), später besonders zu Lichtern gebraucht. Daneben das röthlich gelbe auripigmentum, σανδα- Systematischer Theil. ράκη, arsenicalisches Erz. 4. Schwarz (nebst Blau), atramenta, μέλαν, aus verbrannten Pflanzen, z. B. das τρύγινον aus Weintrebern. Elephantinon aus verbranntem Elfenbein brauchte Apelles. 3. Col. floridi (von den Bestellern der Gemählde ge- liefert, u. von den Mahlern oft gestohlen, Pl. xxxv, 12.): Chry- socolla, Grün aus Kupferbergwerken; purpurissum, eine Kreide mit dem Saft der Purpurschnekke gemischt; Indicum, Indigo, seit der Kaiserzeit in Rom bekannt (Beckmann Beiträge zur Gesch. der Erfind. iv. St. 4). Das caeruleum, die blaue Schmalte, aus Sand, Salpeter u. Kupfer, wurde in Alexandreia erfunden. Cin- nabari bedeutet wirklichen, theils natürlichen theils künstlichen, Zinnober (Böckh a. O. S. 97), aber auch eine Indische Waare, angeblich aus Drachenblut. Den künstlichen bereitete zuerst der Athener Kallias um Ol. 93, 4. Ueber die Farbenmateriale: Hirts (§. 74) Mém. iv. 1801. p. 171. Göthe’s Farbenlehre, ii. S. 54. über die alten Farben- Benennungen; S. 69 ff. hypothetische Geschichte des Colorits von H. M. Davy (chemische Untersuchungen) Transactions of the R. Society, 1815. Auszug in Gilberts Annalen der Phy- sik, 1816 St. i, 1. Stieglitz Archäol. Unterhaltungen St. 1. — 4. Ueber die Tafelgemählde, auch auf ganzen Reihen von Ta- feln, Böttiger S. 280; vgl. aber auch §. 209, 2. Die Staffelei ὀκρίβας, κιλλίβας. Pictura in tabula — in textili. Cic. Verr. iv, 1. vgl. §. 209, 9. — Die Alten kannten die Vortheile des al fresco wohl, Bitruv vii, 3. Pl. xxxv, 31. In Hercu- lanum ist gewöhnlich die Grundfarbe al fresco, die übrigen a tempera. 5. Sehr wahrscheinlich wird in Göthe’s Farbenl. ii. S. 87. ver- muthet, daß diese Lasurfarbe des Apelles aus Asphalt bereitet wor- den sei. Den τόνος kann ich indeß nach Pl. xxxv, 11. Aus- drücken — inter lumen et umbram — nur auf die Lichtwirkung, nicht auf den durchherrschenden Farbenton beziehn. Im Mahlen des Lichts find den Alten weder kräftige Feuerscenen (wie der Brand des Skamandros, Philostr. i, 1.), noch mildere Effekte abzustreiten (wie z. B. das Pompejanische Bild, bei R. Rochette Mon. In. i, 9. ein angenehmes Dämmerlicht im Hintergrunde zeigt). Doch ist dergleichen auf alten Bildern selten. Am genauesten analysirt ist die sog. Aldobrandinische Hochzeit (vgl. Echions nova nupta verecundia notabilis Pl. xxxv, II. Bildende Kunst. Technik. 36, 9.) — 1606 auf dem Esquilin ausgegraben, leicht und dünn, aber mit sehr feinem Sinne für Harmonie und Bedeutung der Farben gemahlt, jetzt im Besitz von Vincego Nelli von Ueber- mahlung gereinigt. — Die Aldobrandinische Hochzeit, von Böttiger (antiquarisch) u. H. Meyer (artistisch). Dresden 1810. L. Biondi in den Diss. d. Acc. Arch. i . — Zur Litteratur der alten Mah- lerei: Jo. Scheffer Graphice. Norimb. 1669. H. Junius de pictura veterum. Roterod. 1694. f. Die §. 74 genann- ten Schriften. 3. Enkaustische Mahlerei. 320. Ein sehr ausgebreiteter und besonders fuͤr Thier- 1 und Blumenstuͤcke, wo Illusion mehr Hauptsache war als bei Goͤtter- und Heroengemaͤhlden, angewandter Zweig der alten Mahlerei (§. 139. 140.) war die En- kaustik oder eingebrannte Mahlerei. Man unterschied drei 2 Arten: 1. Das bloße Einbrennen von Umrissen auf El- fenbeintafeln mit dem Griffel. 2. Das Auftragen von 3 Wachsfarben verschiedner Art auf Tafeln oder auf Waͤnde mit Griffeln, womit ein voͤlliges Einschmelzen derselben durch Feuer verbunden war ( ceris pingere et picturam inurere ). 3. Das Bemahlen der Schiffe mit Pinfeln, 4 die in fluͤssiges, mit einer Art Pech vermischtes Wachs getaucht wurden, welches der Außenflaͤche der Schiffe nicht blos einen Schmuck sondern zugleich einen Schutz gegen das Meerwasser verschaffen sollte. Mit diesem geringen 5 Ergebnisse aus den Stellen der Alten muͤssen wir uns begnuͤgen, da die Versuche, die verlorne Kunst der En- kaustik zu erneuern, bis jetzt noch kein erwuͤnschtes Re- sultat gewaͤhrt zu haben scheinen. 2. Encausta pingendi duo fuisse genera antiquitus con- stat, cera, et in ebore (also ohne cera), cestro i. e. veru- culo, donec classes pingi coepere. Pl. xxxv, 41. 3. Pausias et ceteri pictores eius generis Ioculatas magnas habent arculas, ubi discolores sunt cerae. Varro Systematischer Theil. de R. R. iii , 17. Das Einbrennen ist aber die Hauptsache, wie schon der Ausdruck: Νικίας ἐνέκαε, beweist. 4. Schiffsmahlerei. §. 73. Inceramenta navium Liv. xxviii, 45. Κηρὸς unter den Mitteln zum Schiffbau, Xenoph. RP. Athen. 2, 11. Von dem Pech Pl. xvi, 23. Κηρογρα- φία an dem Seeschiff Ptolemäos des IV., Ath. v . p. 204. Na- vis extrinsecus eleganter depicta, Apulej. Flor. p. 149. Wachsmahlerei wurde zeitig zum Schmuck der Architektur gebraucht; die Triglyphen wurden nach Vitruv iv , 2. cera caerulea ge- mahlt; auf dieselbe Weise wohl die Lacunarien, deren Figuren κουρὰς, ἐγκουρὰς hießen (Hesych.), schon vor Pausias. §. 140. 5. Caylus Mém. de l’Ac. des Inscr. xxviii . p. 179. Walter Die wiederhergestellte Mahlerkunst der Alten. Die Far- ben. Ein Versuch über Technik alter u. neuer Mahlerei, von Roux. 1824. 8. 4. Vasenmahlerei. 1 321. Bei der Vasenmahlerei, diesem im Alterthum so wenig beachteten, und doch fuͤr uns so wichtigen Kunst- zweige — weil keiner so wie dieser den lebendigen Kuͤnst- lergeist veranschaulicht, der auch in den entlegnern Wohn- sitzen des Griechischen Volks das handwerksmaͤßige Trei- 2 ben durchdrang und beseelte — verfuhr man, wenn man forgfaͤltiger verfuhr, so, daß man die schon einmal ge- brannten Gefaͤße mit der gewoͤhnlich angewandten schwarz- braunen Farbe uͤberfuhr, und dann noch einmal in eine 3 gelinde Hitze brachte. Diese schwarzbraune, spiegelnde Hauptfarbe scheint Asphalt in Naphtha aufgeloͤst gewe- sen zu sein; eine duͤnnere Aufloͤsung desselben Stoffs er- gab wahrscheinlich den mattglaͤnzenden, hellbraͤunlichen Firniß, der an den nicht bemahlten Stellen allein die Farbe des Thons uͤberzieht. Bunte Farben, an gegit- terten Gewaͤndern, Blumenarabesken u. dgl., sind erst ganz nach Vollendung des Brennens als Deckfarben auf- 4 gesetzt worden. Doch muß bei den sehr verschiednen Ar- ten der sogenannten Etruskischen Vasen auch die techni- II. Bildende Kunst. Technik. sche Behandlung sehr verschieden gewesen sein. Man 5 findet auch, besonders in Attica, Gefaͤße, welche, ganz nach Art der Waͤnde, mit bunten Farben auf einer wei- ßen Unterlage gemahlt sind. 1. Natürlich war dieser Künstlergeist nicht ohne Streben der Nachahmung, und auch in diesem Fache wurde zeitig viel copirt. Dabei muß man sich über den Zusammenhang sehr entfernter Ge- genden verwundern, wie z. B. die Tödtung des Minotaur auf einer Attischen Vase, bei Burgon in London, grade so gezeichnet ist, wie auf der berühmten Sicilischen des Taleides bei Hope; und jetzt die Panathenaischen Preisgefäße genau imitirt in Masse in Südetrurien zum Vorschein kommen. Auch in dieser Classe gab es Mahler von einem gewissen Ruhm, die sich auf ihren Werken nennen durf- ten, wie: Taleides, Asteas, Lasimos, Kalliphon, Euonymios, Cha- riton, Nikosthenes. 2. Daß die Gefäße, wenn man sie mahlt, nicht mehr weich waren, beweist besonders die Art der öfter vorkommenden eingeritzten Linien, wodurch der Mahler seine Hand bei einem sorgfältigeren Verfahren leitete (s. de Rossi in Millingens Coghill. p. ix ), so wie das Körperliche der Farbe über der Oberfläche der Vase. 3. Nach Hausmann de confectione vasorum, Commen- tatt. S. Gott. rec. V. cl.. phys. p. 113. Vgl. Jorio sul metodo degli antichi nel dipingere i Vasi. Brocchi sulle vernici, Bibl. Ital. vi . p. 433. Der zuerst genannte Gelehrte spricht auch von dem technischen Zusammenhange der sog. Etruski- schen mit den Germanisch-Slavischen Todtenurnen, denen ähnliche auch in Italien vorkommen, wie jetzt die Kollersche Sammlung zeigt. 4. Der Thon ist citronengelb bei den Vasen mit monstrosen Thie- ren, ledergelb oder bräunlich bei den gewöhnlichen Vasen des altgriechi- schen und schönen Styls; hellfarbig aber röthlich überstrichen bei den Vasen von Basilicata. Vgl. §. 177, 2. 257, 5. Die aufge- tragne Farbe ist bei den im besten Styl gearbeiteten schwarz u. spiegelhell, bei schlechtern ohne Glanz. — Manche Gefäße Campa- niens von vorzüglicher Arbeit sind ganz schwarz überstrichen. 5. Auf diesen weißen Vasen sieht man gewöhnlich nur noch leise Spuren, gleichsam die eben verschwindenden Umrisse der bun- ten Bilder, die sich darauf befanden. Ath. v , 200 b. spricht von mit Wachsfarben gemahlten Gefäßen in Alexandreia. Systematischer Theil. b. Zeichnung durch Zusammenfuͤgung fester Stoffe, Mosaik. 1 322. Mosaik heißt im weitesten Sinne des Worts eine Arbeit, welche durch Aneinanderfuͤgung von harten Koͤrpern eine Zeichnung oder Mahlerei auf einer Flaͤche 2 hervorbringt. Dazu gehoͤren folgende Arten: 1. Fußboͤ- den, welche aus geometrisch zugeschnittnen und verkitteten Scheiben verschiedenfarbiger Steine gebildet werden, pa- 3 vimenta sectilia. 2. Fenster aus verschiedenfarbigen Glasscheiben, welche wenigstens dem spaͤtern Alterthum 4 bekannt gewesen zu sein scheinen. 3. Fußboͤden, welche mit kleinen Wuͤrfeln aus Steinen, die eine farbige Zeich- nung bilden, belegt sind, dergleichen im Alterthum nicht blos in Zimmern, auch in Hoͤfen und Terrassen anstatt des Pflasters gebraͤuchlich waren, pav. tesselata, litho- strota, δάπεδα ἐν ἀβακίσκοις. Diese Art kam schon in Hierons Schiffe zur Darstellung großer mythischer Sce- 5 nen angewandt und ausgebildet vor. 4. Die feinere Mosaik, welche eigentlichen Gemaͤhlden moͤglichst nahe zu kommen sucht, und mehr gefaͤrbte Stifte aus Thon oder lieber Glas anwendet, als das entweder auf wenige Far- ben beschraͤnkte oder sehr theure Material wirklicher Steine, crustae vermiculatae, auch lithostrota genannt. Solche Arbeiten finden fich da, wo sie zweckgemaͤß sind, an Fußboͤden, wenigstens schon in Alexandrinischer Zeit, welcher Periode Sosos des Pergameners Kehrichtzimmer (οἶκος ἀσάρωτος) aus Thonwuͤrfeln anzugehoͤren scheint; Anwen- dung von Glaswuͤrfeln zur Zimmerverzierung koͤmmt erst in der Kaiserzeit vor, in welcher diese Mosaik immer mehr ge- sucht (§. 212.), auch auf Waͤnde und Decken uͤbertragen, und in allen Provinzen geuͤbt wurde (§. 262. 263.), daher es auch jetzt an Denkmaͤlern dieser Gattung, unter de- nen einige vortrefflich zu nennen sind, keineswegs man- 6 gelt. 5. Zusammengeschmolzene Glasfaͤden, welche im Durchschnitt immer dasselbe hoͤchst zarte und glaͤnzende 7 Bild geben. 6. In Metall oder einem andern harten II. Bildende Kunst. Technik. Stoffe werden Umrisse und vertiefte Flaͤchen eingeschnit- ten und ein andres Metall oder Email hineingeschmol- zen, so daß Bilder daraus hervorgehn, das sogenannte Niello. Wie diese Art Arbeit zunaͤchst auf den Kupferstich 8 fuͤhrt: so scheint auch eine gewisse Art desselben, ein leicht vervielfaͤltigter Abdruck von Figuren, als eine voruͤber- gehende Erscheinung dem Alterthum nicht unbekannt ge- blieben zu sein. 1. Ueber das pictum de Musivo (der Name zuerst bei Spar- tian Pescenn. 6. Trebell. xxx. 25.; offenbar von Museen) Ciam- pini, Furietti de musivis, Paciaudi de sacris christian. bal- neis, [Cam. Spreti Compendio istorico dell’ arte di com- porre i musaici. Rav. 1804. L. Bossi Lett. sui cubi di vetro opalizzanti degli antichi Musaici. Mil. 1809.]. Ver- miglioli Lezioni i . p. 107. ii . p. 280. Gurlitt Ueber die Mosaik. 1798. Hirt, Mém. de Berlin 1801. p. 151. 2. Dahin gehören auch die Lacedaemonii orbes, auf welche der übermüthige Reiche den gekosteten Wein sprützt, Juv. xi, 172., die parietes pretiosis orbibus refulgentes, Seneca Ep. 86. u. öfter, die gegen die Natur des Steins eingesetzten maculae, Pl. xxxv, 1. Die pav. sectilia waren oft der neuern Flo- rentinischen Mosaik, lavoro di commesso, ähnlich. 3. Prudent. Peristeph. hymn. 12, 45. Doch ist die Stelle nicht ganz klar. 4. Ueber Hierons Schiff §. 152, 4. 5. Ueber Sosos Pl. xxxvi, 60. Andre asaroti oeci, Stat. Silv. i , 3, 55. asarotici lapilli, Sidon. Apoll. Carm. xxiii , 57. Den schönen Kantharus des Sosos mit den trinkenden und sich sonnenden Tauben ahmt, doch unvollkommen, die Mosaik aus V. Hadriani, M. Cap. iv , 69., nach. Ein andrer Künstler der Art Dioskorides von Samos auf zwei Pompejanischen Mosaiken, Winck. W. vi. S. 296. Die Mosaik aus Glaswürfeln bezeich- net Pl. xxxvi, 64. durch vitreae camerae; darauf geht Sta- tius Sylv. i , 5, 42: effulgent camerae vario fastigia vi- tro. Berühmte Mosaiken : 1. die Pränestinische, eine naturhistorische und ethnographische Darstellung Aegyptens. Del. Ios. Sincerus, sc. Hieron. Frezza. 1721. Bei Bartoli Peintures ant. 34. vgl. Barthelemy Mém. de l’Ac. des Inscr. Systematischer Theil. xxx p. 503. [L. Cecconi Del pavimento in Mus. rinvenuto nel tempio della Fortuna l’renest. R. 1827, dagegen C. Fea L’Egitto conquistato dall’ Imperatore Cesare Ott. Aug. sopra Cleopatra e M. Ant. rappr. nel Musaico di Palestrina ]. 2. Die Capitolinische Mosaik mit dem spinnenden Herakles von Antium, M. Cap. iv , 19. 3. Die aus der Tiburtinischen Billa Hadrians mit dem Panther- und Kentauren- kampf, in aed. M. Marefusci. Savorelli del. Capellan sc. 4. Die Scenen der Tragödie und des Drama Satyr. im PCl. Millin Description d’une Mosaique antique du Musée PCl. 1819. f. 5. Die Musenköpfe und Circusspiele von Italica, von Laborde, §. 262, 4, genauer als irgend eine andre Mosaik be- kannt gemacht. Andre PCl. vii , 46. 47. (alt?) sq. Christ- liche bei Ciampini i . c. 10. p. 78 sqq. 6. Winck. W. ii. S. 40. Klaproth u. Minutoli über antike Glasmosaik. Berl. 1815. 7. Tb. Isiaca §. 230, 4. Fiorillo über Niello-Arbeiten, Kunstbl. 1825. N. 85 ff. Böttiger Archäol. der Mahl. S. 35. 8. Kaum erlaubt Plinius Stelle xxxv, 2. von Varro’s bildlich vervielfältigter, überallhin versandter Iconographie ( munus etiam diis invidiosum ) an etwas Anders zu denken als an abgedruckte Fignren II. Optische Technik . 323. Der Kuͤnstler strebt, durch Formung des gegeb- 1 nen Stoffes oder durch Auftragung von Farben dem Auge und dem Geiste des Beschauers den Schein und die Vorstellung von Koͤrpern zu gewaͤhren, wie sie wirk- lich und natuͤrlich vorhanden sind. Am einfachsten erreicht 2 er dies durch eine voͤllige Nachbildung des Koͤrpers in runder Form ( rondo bosso ). Indessen macht auch hiebei theils hohe Aufstellung, theils Colossalitaͤt des Bil- des Veraͤnderung der Form mit Ruͤcksicht auf den Stand- punkt des Beschauers, dessen Auge den Eindruck einer natuͤrlichen und wohlgestalten Form erhalten soll, noͤthig; auch wird der Kuͤnstler schon bei einzelnen Gestalten, noch mehr aber bei Gruppen, haͤufig veranlaßt sein, seine Composition fuͤr den Anblick von einer gewissen Stelle aus einzurichten. Verwickelter wird die Aufgabe, wenn 3 die Naturformen, gleichsam auf eine Flaͤche zusammenge- druͤckt (welches Verfahren immer in einer Unterordnung der Plastik unter tektonische Zwecke seinen Grund hat), sich in einem schwaͤcheren Spiele von Licht und Schat- ten zeigen sollen als es die runde Arbeit gewaͤhrt; wie solches in den verschiednen Arten des Reliefs (§. 27) der Fall ist. Ein voͤllig optisches Problem aber wird 4 die Aufgabe, wenn durch Farbenauftrag auf einer ebnen Flaͤche eine Anschauung des Gegenstandes erreicht wer- den soll, indem nur aus der Nachahmung der Lichter- scheinungen an den runden Koͤrpern, wie sie von einem vorausgesetzten Standpunkte in bestimmten Lagen und Verhaͤltnissen der Koͤrper sich darstellen, d. h. nur durch Beobachtung der perspektivischen Gesetze, der Ein- druck der Wirklichkeit hervorgebracht werden kann. 3. Die Alten scheinen in der Benennung der verschiednen Ar- ten Relief keine ganz feste Terminologie gehabt zu haben. Ζῷα Systematischer Theil. περιφανῆ bedeutet bei Ath. v , 199 e. deutlich runde Figuren (ähnlich ξύλα περιφανῆ Klem. Protr. p. 29); dagegen bei demselben v , 205 c. Reliefs, offenbar Hautreliefs. Πρότυπα (πρόςτυπα Ath. v , 199 e. ) und ἔκτυπα stehen sich bei Plin. xxxv, 43. als Hautrelief u. Basrelief entgegen, doch ist ἔκτυπα bei Pl. xxxvii, 63. u. Seneca de benef. iii , 26. im Allgemeinen Relief. Sonst sind τύπος, διατετυπωμένα §. 237, 1., ἐκτετυπωμένα ἐπὶ στήλη Paus. viii, 48, 3. u. ἐπειργασμένα übliche Ausdrücke für Relief. Vorspringende Thier- köpfe sind πρόκροσσοι, προτομαί. 1 324. Wenn nun auch die alte Kunst nicht von der Auffassung des optischen Bildes, vielmehr durchaus von koͤrperlicher Nachbildung ausging, und diese immer ihr Prinzip blieb (so daß das Relief statuarisch, und die Mahlerei zum großen Theile reliefartig behandelt wurde): so mangelte doch der Periode ihrer Vollendung die Beob- achtung der perspektivischen Gesetze keineswegs; ebenso- wenig in der Plastik bei Colossalstatuen (§. 115, 2), als 2 in der Mahlerei, wo sich ein eigner Zweig perspektivi- scher Mahlerei, die Skenographie oder Skiagraphie (§. 107, 3. 136, 2. 163. 184, 2. 210.) ausbildete, bei welchem sogar, gegen den Geist des Alterthums im Ganzen, der Erreichung taͤuschender Effekte fuͤr fernste- hende und wenig kunstverstaͤndige Betrachter die sorgfaͤl- 3 tigere und feinere Zeichnung aufgeopfert wurde. Im Allgemeinen aber galt den Alten hoͤher, als die aus perspektivisch genauer Verkuͤrzung und Verschraͤnkung der Figuren hervorgehende Illusion, die voͤllige Darstellung der Formen in ihrer Schoͤnheit und Bedeutsamkeit; wo- durch die Ausuͤbung und Entwickelung jener optischen Kenntnisse und Kunstfertigkeiten zwar nach Kunstzweigen und Zeiten verschieden, in Staffeleibildern weniger als in Reliefs und Vasen-Monochromen, in einem spaͤtern luxuriirendem Zeitalter weniger als in fruͤhern Zeiten, aber im Ganzen doch in einem weit hoͤhern Grade als in der neuern, den umgekehrten Weg nehmenden Kunst- 4 entwickelung, bedingt und beschraͤnkt wurde. Aus jenem Formensinne, welcher die Eurhythmie und abgewogne II. Bildende Kunst. Technik. Wohlgestalt mit Klarheit zu erkennen und in ihren Fein- heiten zu genießen verlangt, folgt auch die (wenigstens den erhaltnen Wandmahlereien nach) geringe Ruͤcksicht der Alten auf Luftperspektive , d. h. auf die durch die groͤßre oder geringre Schicht von Luft, welche das optische Bild des Gegenstandes durchmißt, hervorgebrachte Verwischung der Umrisse und Verschmelzung der Farben, indem die alten Mahler offenbar die Gegenstaͤnde im Ganzen dem Auge nahe zu halten oder einen klaren Aether als Medium zu den- ken gewohnt waren. 2. Darüber Aristoteles Rhet. iii, 12. Im Allgemeinen über Perspektive der Alten außer dem §. 107, 3. Angeführten Böttiger Archäol. der Mahl. S. 310. Calagrapha §. 90, 1. Von dem ambire se §. 138, 2.; dem ἐξέχον §. 141, 4. 3. Das Basrelief der Griechen geht im Ganzen von einer Durchschneidung der Figuren in rechte und linke Seite aus; und es bestätigt sich auch an den meisten Figuren am Fries des Parthenon, was Plato Sympos. p. 193 sagt, daß die ἐν ταῖς στήλαις (auf Grabsteinen) κατὰ γραφὴν (§. 310, 6) ἐκτετυπωμένοι durch die Nase mitten durchgesägt erschienen. In der Mahlerei dagegen, welche stärkere Verkürzung ausdrücken kann, habet speciem tota facies, Quint. ii, 13. vgl. Pl. xxxv, 36, 14. Zweiter Theil . Von den Formen der alten Kunst. I. Vom menschlichen Koͤrper . A. Allgemeine Grundsaͤtze. 1 325. Die Hauptform der alten Kunst ist der mensch- liche Koͤrper. Der Menschenkoͤrper erschien den alten Griechen als das nothwendige Correlat des Geistes, als 2 der natuͤrliche und einzige Ausdruck dafuͤr. Wenn ur- spruͤnglich die Auffassung der Naturereignisse und Localitaͤ- ten, der menschlichen Zustaͤnde und Eigenschaften als goͤtt- licher Personen zur Religion gehoͤrte, und aus dem tief- sten Grunde der religioͤsen Vorstellungen des Alterthums hervorging: so war spaͤter, als diese religioͤse Vorstel- lungsweise schon lange verschwunden war, die Darstel- lung aller dieser Gegenstaͤnde in menschlichen Gestalten rei- nes Kunstbeduͤrfniß geworden; und auch unabhaͤngig von Cultus und Glauben erschuf die Kunst fuͤr sich, ihren in- nern Gesetzen folgend, eine unuͤbersehbare Zahl von Ge- 3 stalten dieser Art. Bis in die spaͤteste Zeit, selbst bis in die, wo eine fremdartige Religion der fruͤhern Welt- anschauung voͤllig ein Ende gemacht hatte, blieb es Grund- satz und Charakter der Griechischen Kunst, den Ort einer Handlung, die innern Antriebe, die befoͤrdernden und hemmenden Verhaͤltnisse, persoͤnlich in menschlicher Ge- stalt hinzustellen, und dagegen die aͤußre Naturerscheinung moͤglichst zusammengezogen, fast nur als Attribut dieser Gestalten zu behandeln. II. Bildende Kunst. Formen. 2. S. unten: Gegenstände. Gottheiten des Orts, der Zeit, sittlicher Eigenschaften. 3. S. oben §. 214, 2. 326. Wird dies, wie es die Natur des Factums for- 1 dert, nicht als eine einzelne Aushuͤlfe des Kuͤnstlers, son- dern als ein allgemeiner und durchgaͤngiger Grundsatz der antiken Kunst gefaßt: so koͤnnen wir schon daraus das Hauptprinzip der Griechischen Kunst und eigentliche Grundgesetz der kuͤnstlerischen Thaͤtigkeit im Alterthum kennen lernen. Gewiß war dies nicht ein Wiedergeben 2 und unmittelbares Nachahmen des aͤußerlich Erfahrenen, Geschauten, des sogenannten Realen; sondern ein Schaf- fen von innen heraus, ein Erfassen des geistigen Lebens, und Abdruͤcken desselben in der damit natuͤrlich verbunde- nen Form. Natuͤrlich kann auch dies nicht stattfinden 3 ohne liebevolle Nachahmung des sinnlich Erschauten; ja eben nur der innigsten und feurigsten Auffassung dieser Form, des menschlichen Koͤrpers, erscheint sie als der all- gemeine und erhabne Ausdruck eines Alles durchdringen- den Lebens. Aber das Ziel dieser Nachahmung war nicht das Wiedergeben der einzelnen in die Erfahrung getrete- nen Erscheinung, sondern der Ausdruck von innrer Le- benskraft und geistigem Wesen. Eben deswegen tragen 4 die Bildungen der Griechischen Kunst von Anfang an den Charakter einer gewissen Allgemeinheit, und das eigent- liche Portraͤt tritt erst verhaͤltnißmaͤßig spaͤt ein. 4. Hierin ist der Orient ganz unter demselben Gesetz begriffen, wie das Griechische Alterthum, und die Kunst steht hier von indi- vidueller Nachahmung noch ferner, der Charakter der Formen ist ein noch allgemeinerer. 327. So wenig nun die Griechische Kunst in ihren 1 besten und aͤchtesten Zeiten uͤber den gegebnen Naturkoͤr- per hinaus Formen ersinnen zu koͤnnen glaubte: eben so wenig glaubte sie in ihrer Hauptrichtung, denn es gab 26 Systematischer Theil. zu allen Zeiten auch Nebenwege (s. z. B. §. 123.), das von der Gestalt aufnehmen zu muͤssen, was uns im Ver- haͤltniß zum innern Leben unwesentlich und als eine reine Zufaͤlligkeit erscheint; obgleich es wahr ist, daß auch dies in seinem dunkeln Zusammenhange mit dem Gesammten einen besondern Reiz und eigenthuͤmlichen Werth (den der 2 Individualisirung) haben kann. Dagegen entwickelten sich in den Griechischen Kunstschulen Formen, welche dem nationalen Sinn und Gefuͤhl als die des vollendeten und ungestoͤrt entwickelten Organismus, als die wahrhaft ge- sunden erschienen, und darum im Allgemeinen der Dar- stellung eines hoͤhern Lebens zum Grunde gelegt wurden 3 (die sogenannten Idealformen ). Einfachheit und Groß- heit sind die Haupteigenschaft dieser Formen, woraus zwar keine Vernachlaͤfsigung der Details, aber eine Un- terordnung der Nebenpartieen unter die Hauptformen her- vorgeht, welche der ganzen Darstellung eine hoͤhere Klar- 4 heit verleiht. Theils als natuͤrliche Modificationen dieser Grundformen, theils auch als absichtliche Verbil- dungen erscheinen die verschiedenen Charaktere, welche das Leben in seinen mannigfachen Richtungen und Sei- 5 ten kuͤnstlerisch darstellen. Wenn es daher noͤthig ist, auf der einen Seite die Formen kennen zu lernen, welche dem Griechischen Sinn als die allgemein richtigen erschienen: so koͤmmt eben so viel darauf an, sich der Bedeutung bewußt zu werden, welche der Grieche in der besondern Bildung eines jeden Theils wahrnahm. 3. Ueber diesen Grundsatz Em é ric David Recherches sur l’art statuaire considérée chez les anciens et chez les moder- nes. Außer den Forderungen des Kunstwerks im Allgemeinen, welche auf Deutlichkeit und harmonisches Zusammenwirken gehn, kommen hier auch die besondern Forderungen des Stoffes in An- schlag. Der todte Stoff verträgt weniger Mannigfaltigkeit von De- tails, als der lebendige Körper zeigt; in eine starre spröde Masse über- tragen erscheint Vieles störend und widrig, was im Leben vortheil- haft zum Ganzen wirkt. Vgl. §. 25, 1. Auch haben wohl ver- schiedne Stoffe verschiedne Gesetze; es scheint nach einigen Fragmen- ten, daß in Bronze die Alten mehr von den Adern und andern Bildende Kunst. Formen. leisen Hebungen und Senkungen der Oberfläche angaben als im Marmor. B. Charakter und Schoͤnheit der einzelnen Formen. 1. Studien der alten Kuͤnstler. 328. Obgleich in Griechenland selbst die Aerzte, wie 1 viel mehr die Kuͤnstler, von Leichensectionen durch eine unuͤberwindliche Scheu zuruͤckgehalten wurden: so eigne- 2 ten sich dagegen die Griechischen Kuͤnstler durch die Ge- legenheiten, welche das gewoͤhnliche Leben, besonders durch die gymnastischen Schulen und Spiele, darbot (und auch eigentliche Modelle fehlten ihnen nicht), bei einem her- vorstechenden Talente der Auffassung, welches durch Ue- bung zu einem wunderbaren Grade gesteigert wurde, die lebendige, bewegte oder auf Bewegung hindeutende Men- schengestalt unendlich genauer an, als es jemals durch anatomische Studien geschehen kann. Und wenn im Ein- 3 zelnen einige Unregelmaͤßigkeiten in ihren Arbeiten wahr- zunehmen sind: so sind doch im Ganzen die Werke der Griechischen Kunst in demselben Grade genauer und treuer in der Darstellung der Natur, als sie den besten Zeiten naͤher stehn. Die Statuen von Parthenon zeigen darin die hoͤchste Vollkommenheit; in manchen Werken Alexan- drinischer Zeit wird die Kunst schon prunkend und ge- wissermaßen zudringlich; bei Roͤmischen marmorariis er- setzt eine gewisse Schule, die sich nur an das Allgemeine haͤlt, die Waͤrme und Unmittelbarkeit eigner Naturstudien. 4 Jene zu wuͤrdigen, vollkommen zu verstehn, ist auch das genaueste Studium der anatomischen Wissenschaft zu schwach, weil ihm die Anschauung des in der Fuͤlle des Lebens und dem Feuer der Bewegung seine Herrlichkeit entfal- tenden Koͤrpers immer entgehn muß. 1. Kurt Sprengel Gesch. der Arzneikunde i. S. 456. vermu- thet bei Aristoteles die ersten Zergliederungsversuche, und nimmt 26* Systematischer Theil. dergleichen unter den Ptolemäern als sicher an, S. 524. (1821). Nach Andern secirte selbst Galen Affen und schloß daraus auf Men- schen. Geschichte des os maxillare in Göthe’s Morphologie. Vgl. Blumenbachs Vorlesung de veterum artificum anatomicae pe- ritiae laude limitanda , celebranda vero eorum in cha- ractere gentilitio exprimendo accuratione, GGA. 1823. S. 1241. Dagegen sucht Hirt, Schriften der Berl. Akad. 1820. Hist. Cl. S. 296., ein synchronistisches Verhältniß der Ausbildung der Zergliederungskunst (seit Alkmäon Ol. 70. ?) und der plasti- schen darzuthun. 2. Von den Agrigentinischen Jungfrauen (Krotoniatischen setzen Andre, weil das Bild sich bei Kroton befand) als Modellen der Helena des Zeuxis erzählen Viele. (Das Vereinigen getrennter Schönheiten schien den alten Kunstrichtern etwas keineswegs Unmög- liches, s. Xenoph. Mem. Socr. iii , 10. Arist. Pol. iii, 6). Von der Theodote, ἣ τὸ κάλλος ἑαυτῆς ἐπέδειξεν, Xen. Mem. Socr. iii , 11. Der Busen der Lais wurde von den Mahlern copirt, Athen. xiii , 588 d. Auch die Stelle Plut. Perikl. 13. deutet auf weibliche Modelle , die Phidias brauchte. Männ- liche kommen wohl nie vor; die Gymnastik gewährte natürlich viel schönere Entwickelungen männlicher Kraft und Schönheit, als die steifen Akte einer Akademie. 3. Ueber die Lebhaftigkeit und Begeisterung, mit der die Grie- chen körperliche Wohlgestalt auffaßten, und diesem Genusse nach- trachteten, hat Winckelmann iv S. 7 ff. die Hauptzüge aus den Alten gesammelt; doch sind noch einige Berichtigungen nöthig. 4. Das dem Archäologen Wesentlichste aus der Osteologie und Myologie bequem mitzutheilen, ist kein Buch geeigneter, als Jean- Galbert Salvage’s Anatomie du Gladiateur combattant. Par. 1812. f. Am meisten kommen bei der Charakterisirung und detaillirten Beschreibung von Statuen in Betracht, am Rumpfe die Formen des musculus magnus pectoralis, rectus ventris, der m. serrati (dentelés), magni obliqui, magni dorsales, rhomboidei, magni u. medii glutei; am Halse und den Schul- tern der sterno-cleido-mastoides und trapezii, an den Armen des deltoides, biceps, triceps, longus supinator; an den Beinen des rectus anterior, internus et externus femo- ralis, biceps, der gemelli und des tendo Achillis. II. Bildende Kunst. Formen. 2. Behandlung des Gesichts. 329. Der Grundsatz der alten Kunst, die Umriß- 1 Linien in einem moͤglichst einfachen Schwunge fortzufuͤh- ren, wodurch jene hohe Einfalt und Großheit entsteht, welche der alten Kunst besonders angehoͤrt, zeigt sich am deutlichsten in dem Griechischen Profil der Goͤtter- 2 und Heroengestalten, durch den ununterbrochenen Zug der Stirn- und Nasenlinie und die dagegen stark zuruͤck- weichende Flaͤche, welche sich von dem Kinn uͤber die Wangen in einfacher und sanfter Ruͤndung fortzieht. Wenn dieses Profil sicher der schoͤnen Natur entnommen, 3 und keine willkuͤhrliche Erfindung oder Zusammenfuͤgung verschiedenartiger Bestandtheile ist: so ist doch auch nicht zu laͤugnen, daß plastische Beduͤrfnisse bei dessen Aufnahme und Ausbildung einwirkten; indem namentlich der scharfe Superciliarbogen und das starke Zuruͤcktreten der Augen und Wangen, welches in der Alexandrinischen Periode oft uͤbertrieben wurde, dazu da ist, eine das Leben des Au- ges ersetzende Lichtwirkung hervorzubringen. Der Stirn , 4 welche in einem ununterbrochnen Bogen von den Haaren eingefaßt wird, mißt der Griechische Nationalgeschmack eine geringe Hoͤhe zu, daher sie oft durch Binden ab- sichtlich verkuͤrzt wird; in der Regel in einer sanften Woͤl- bung vortretend, schwillt sie nur bei Charakteren von ausnehmender Kraftfuͤlle in maͤchtigen Protuberanzen uͤber dem innern Augenwinkel empor. Der feinabgewogne Schwung des Superciliarbogens druͤckt auch an den Sta- tuen, bei denen keine Augenbraunen angegeben wurden, die schoͤne Form derselben aus (ὀφρύων τὸ εὔγραμμον §. 127, 4). Die Normal-Nase , welche jene 5 grade Richtung und gewoͤhnlich einen scharf bezeichneten flachen Ruͤcken hat, liegt in der Mitte zwischen der Ad- lersnase, dem γρυπὸν, und der aufgestuͤlpten, gepletsch- ten Nase, dem σιμόν. Letztres galt zwar im Ganzen als haͤßlich, und wurde zu einer barbarischen Bildung gerechnet; wie es indessen die Griechen auch als allge- Systematischer Theil. meine Eigenschaft der Kinder anerkannten, glaubten sie darin eine naive Grazie und eine muthwillige Schalkheit wahrzunehmen; das Geschlecht der Satyrn und Silenen zeigt daher diese Nase bald in caricirter bald auch in 6 anmuthiger Ausbildung. Den Augen , diesem Licht- punkte des Gesichts, vermochten die alten Kuͤnstler durch staͤrkere Oeffnung und Woͤlbung Großheit, durch mehr aufgezogene und eigengeformte Augenlieder das Schmach- tende und Zaͤrtliche, welches gewoͤhnlich ὑγρὸν heißt, zu 7 geben. Wir bemerken noch die Kuͤrze der Oberlip- pe , die feine Bildung derselben, die sanfte Oeffnung des Mundes , welche bei allen Goͤtterbildern der vol- lendeten Kunst durch einen kraͤftigen Schatten das Ge- sicht belebt, und oft sehr ausdrucksvoll wird; vor allen aber das wesentlichste Merkmal aͤchtgriechischer Bildung, das runde und großartig geformte Kinn , welchem ein Gruͤbchen nur sehr selten einem untergeordneten Reiz 8 mittheilt. Die schoͤne und feine Bildung der Ohren findet uͤberall statt, wo sie nicht, wie bei Athleten, von haͤufigen Faustschlaͤgen verschwollen (ὦτα κατεαγὼς) gebildet werden. 1. S. darüber Winckelmann iv S. 53. 2. Winck. ebd. S. 182. 3. Ueber das Verhältniß des Griech. Profils (besonders des sog. angulus facialis ) zur Natur Pet. Camper Ueber den natürl. Unterschied der Gesichtszüge des Menschen S. 63., welcher die Rea- lität jenes Profils läugnet. Dagegen Em é ric David Recher- ches sur l’art statuaire. Paris 1805. p. 469. Blumenbach Specimen historiae nat. antiquae artis opp. illustratae, Comtt. Soc. Gott. xvi . p. 179. Ch. Bell Essays on the anatomy and philosophy of expression. 2 ed. (1824.) Ess. 7. — Die Hauptstelle über die Griech. Nationalbildung, in welcher man auch das Griech. Profil erkennt, ist Adamantios Physiogn. c. 24. p. 412 Franz.: Εἰ δέ τισι τὸ ‘Ελληνικὸν καὶ Ἰωνικὸν γένος ἐφυλάχϑη καϑαρῶς, οὗτοί εἰσιν αὐ- τάρκως μεγάλοι ἄνδρες, εὐρύτεροι, ὄρϑιοι, εὐπαγεῖς, λευ- κότεροι τὴν χρόαν, ξανϑοί σαρκὸς κρᾶσιν ἔχοντες με- II. Bildende Kunst. Formen. τρὶαν, εὐπαγεστέραν, σκέλη ὀρϑὰ, ἄκρα εὐφυῆ· κεφαλὴν μέσην τὸ μέγεϑος, περιαγῆ· τράχηλον εὔρωστον· τρίχωμα ὑπόξανϑον, ἁπαλώτερον, οὔλον πρᾴως· πρόσωπον σετράγωνον, χείλη λεπτὰ, ῤῖνα ὀρϑήν· ὀφϑαλ- μοὺς ὑγροὺς, χαροποὺς, γοργοὺς, φως πολὺ ἔχοντας ἐν αὐ- τοῖς· εὐοφϑαλμότατον γὰρ πάντων ἐϑνῶν τὸ ‘Ελλη- νικόν (die ἑλίκωπες Ἀχαιοί Homers). Unter neuern Reisenden, welche die Schönheit der Griechen preisen, zeigt sich enthusiastischer als Andre Castellan Lettres sur la Morée T. iii . p. 266. 4. Frons tenuis, brevis, minima, Winckelm. ebd. S. 183 ff. 5. Ῥὶς εὐϑεῖα, ἔμμετρος, σύμμετρος, τετράγωνος (Philostrat Her. 2, 2. 10, 9.) s. Siebelis zu Winck. viii. 185. Ῥὶς παρεκβεβηκυῖα τὴν εὐϑύτητα τὴν καλλίστην, πρὸς τὸ γρυπὸν ἢ τὸ σιμόν. Arist. Polit. v, 7. — Die sog. Aristo- telische Physiogn. p. 120 Fr. vergleicht das γρυπὸν mit dem Profil des Adlers, das ἐπίγρυπον mit dem des Raben. Eben so verhalten sich σιμὸς ( repandus, supinus, resimus ) und ἐπίσιμος . — Die σιμότεραι, ἀνάσιμοι, stehen den σεμναῖς entgegen, Arist. Ekkl. 617. 938. Der Neger sima nare, Martial. Die Kinder Arist. Problem. 34. Die Maske des Landmanns Pollux iv, 147. Σιμὰ γελᾷν, schalkhaft Winck. W. v. S. 581. Σιμὸς=σιλὸς, σιλλὸς, Σιληνός. Si- mula Σιληνὴ ac Σατύρα est, Lucrez iv, 1165. Der Lie- bende nennt nach Platon (Plutarch, Aristänetos) den σιμὸς ἐπί- χαρις, wie den γρυπὸς βασιλικός. Als Satyrn ähnlich sind die σιμοὶ auch λαγνοί, Arist. Physiogn. p. 123. Vgl. Winck. W. v. S. 251. 579. vii. S. 93. 6. Ueber das ὑγρὸν Winck. iv. S. 114. vii. S. 120. Aphrodite hat es, §. 127, 4.; aber auch Alexander. S. §. 129, 4, auch Plut. Pompej. 2. Die Römer setzen paetus, suppaetu- lus dafür, wovon strabus, schielend, der Excess ist. Von der spätern Arbeit der Augen §. 204, 2. Winckelm. iv. S. 201. 7. Ueber die νύμφη im Kinn Winckelm. iv. S. 208. Varro im Παπίας πάππος p. 297. Bip. u. Appulej. Flor. p. 128. rühmen die modica mento lacuna als Schönheit. Auch der gelasinus in den Wangen ziemt nur satyresken Schönheiten. 8. Darüber hat Winck. ii. S. 432. iv. S. 210. Mon. ined. n. 62. zuerst Licht verbreitet. Visconti PioCl. T. vi. t. 11 p. 20. Vgl. die Abbildung solcher Ohren von einer Herakles- Systematischer Theil. Büste im Musée Napoléon T. iv , 70., u. in den Kupfern zu Winck. iv. T. 4., D. Ὠτοκάταξις, ὠτοϑλαδίας. 1 330. Auch das Haar ist in der Griechischen Kunst charakteristisch und bedeutungsvoll. Denn wenn ein vol- les langgelocktes Haar in Griechenland (seit den Zeiten der „hauptumlockten Achaͤer“) das gewoͤhnliche war: so herrschte dagegen bei gymnastischen Epheben und Athle- ten die Sitte es kurzabgeschnitten zu tragen, und ein anliegendes, wenig gekraustes Lockenhaar bezeichnet in 2 der Kunst Figuren dieser Art. Bei sehr maͤnnlichen und kraftvollen Gestalten nimmt dies kurze Lockenhaar eine 3 straffere und krausere Gestalt an; dagegen ein sich mehr ausdehnendes, in langen Bogenlinien an Wange und Nacken herabringelndes Haar als Zeichen eines wei- 4 cheren und zarteren Charakters galt. Ein erhabnes und stolzes Selbstgefuͤhl scheint bei den Griechen zum Merk- mal einen Haarwuchs zu haben, der sich von dem Mit- tel der Stirn gleichsam emporbaͤumt, und in maͤchtigen 5 Bogen und Wellen nach beiden Seiten herabfaͤllt. Die besondre Haartracht einzelner Goͤtter und Heroen, welche im Ganzen sehr einfach ist, wird mitunter durch das Costuͤm verschiedener Voͤlkerschaften, Alter und Staͤnde bestimmt; immer aber ist in aͤchtgriechischer Zeit das Haar, wenn auch mit Sorgfalt und Zierlichkeit, doch 6 auf eine einfach gefaͤllige Weise geordnet. Das Ab- scheeren des Bartes, das erst zu Alexanders Zeit auf- kam und auch da vielen Widerspruch fand, unterscheidet 7 sehr bestimmt spaͤtere Bildnisse von fruͤheren. Die kuͤnstlerische Behandlung des Haars, welche in der Sculptur immer etwas Conventionelles hat, geht fruͤher von dem allgemeinen Bemuͤhen nach Regelmaͤßigkeit und Zierlich- keit, spaͤter von dem Streben aus, durch scharfe Abson- derung der Massen aͤhnliche Lichtwirkungen, wie am wirk- lichen Haare, hervorzubringen. 1. Vgl. unten über die Haare von Hermes und Herakles. Das kurze Ephebenhaar hat darin seinen natürlichen Grund, II. Bildende Kunst. Formen. daß das im Knabenalter genährte Haar eben erst abgeschnitten ist. Es tritt dann an die Stelle der zierlichen Zöpfe (κόννος, σκόλλυς, im Ganzen κῆπος) die einfache Haartracht σκαφίον (vgl. Lucian Lexiph. 5. mit Thuk. ii, 62. Schol. Arist. Vögel 806. Athen. xi, 494). Dazu kommen die gymnastischen Vortheile des kur- zen Haars. Ἐν χρῷ ἀποκεκαρμένος ὥσπερ οἱ σφόδρα ἀνδρώδεις τῶν ἀϑλητῶν, Lucian dial. mer. 5, 3. Die Pa- lästra bei Philostr. Imagg. ii , 32. hat kurzes Haar. 2. Unten: Ares. Οὖλος, βλοσυρὸς τὸ εἶδος, Poll. iv, 136. 3. Unten: Dionysos. Besonders Eurip. Bakch. 448: πλόκα- μός τε γάρ σου ταναὸς οὐ πάλης ὕπο (nicht der Ringkampf hat es so lang und schlaff gemacht), γένυν παρ̕ αὐτὴν κεχυμέ- νος, πόϑου πλέως. Τριχωμάτιον μαλακὸν τῷ σώματι συγκεκαϑικὸς οὐκ ἐπισπερχές, Arist. Physiogn. p. 38. Τε- τανόϑριξ. 4. So bei Zeus. Solches Haar heißt ἀνάσιμον oder ἀνάσιλ- λον τρίχωμα, Poll. iv, 138. Schneider Lex. s. v., und ge- hört zum Ansehn des Löwen, Arist. Physiogn. 5. p. 81; bei dem Menschen bezeichnet es das ἐλευϑέριον, ebd. 6. p. 151. — Von dem ἀναχαιτίζειν τὴν κόμην Pollux ii, 25 u. unten Achill. Eben so ist die ἀναστολὴ τῆς κόμης unter den Kenn- zeichnen Alxanders. Plut. Pompej. 2. ( relicina frons oben §. 129, 4.) Das Gegentheil ist ἐπίσειστος, wie der Thraso nach Poll. iv, 147. 5. Ausnahmen, wie die κόραι das Erechtheion §. 109, 4. erklären sich durch sich selbst. An diesen glaube ich auch die Form des Κόρυμβος, κρωβύλος oder σκορπίος deutlich wahr- zunehmen (vgl. Winck. vii. S. 129. Raeke Choeril. p. 74. Thiersch Act. phil. Mon. iii , 2. p. 273. Göttling Arist. Pol. p. 326.), einer Haarschleife über der Stirn, die, bei den älteren Athenern allgemein üblich, sich später besonders bei der Jugend er- hielt, daher sie bei Apollon, Artemis, Eros gefunden wird. Die Lockenreihen über der Stirn in Statuen alten Styls scheinen die προκόττα, Poll. ii, 29, zu sein. Das Hektorische Haar war vorn reichlich u. fiel in den Nacken (ebd.); das Theseische oder Abantische war vorn kurz abgeschnitten, Plut. Thes. 5. Schol. Il. ii, 11. Ueber den Dorischen Haarbusch auf dem Scheitel des Vf. Dorier ii. S. 270. Auf Sicilischen Münzen erscheinen oft sehr kunstreiche Haargeflechte an Frauenköpfen. Von späterer Geschmacklosigkeit §. 204, 3. 205, 2. Hadr. Junins de coma. Systematischer Theil. 7. S. besonders Winck. W. iv. S. 219. 3. Behandlung des uͤbrigen Koͤrpers. 1 331. Von dem Kopf abwaͤrts sind Hals, Nacken und Schultern besonders geeignet, kraͤftige Bildungen und gymnastisch ausgearbeitete Gestalten von weichlichern 2 zu unterscheiden; bei jenen sind der sternocleidoma- stoides, trapezius und deltoides musculus von be- deutendem Umfang und einer schwellenden Form, wie ganz besonders bei dem stiernackigen Herakles; bei den letztern dagegen ist der Hals laͤnger, schmaͤchtiger und 3 von einer gewissen schlaffen Beweglichkeit. Die maͤnnliche Brust ist an den alten Statuen nicht besonders breit; in der Bildung der weiblichen unterscheidet man, abge- sehn von den Formen verschiedner Alter und Charaktere, die mehr aus einer ebnen Flaͤche nach oben und einer runden nach unten zusammengesetzte Form der fruͤhern Kunst von der runderen und mehr geblaͤhten, die spaͤter 4 allgemein wurde. Die drei Einschnitte des musculus rectus am Bauche sind, so wie die Huͤftlinie, unter- halb des rectus ventris und der magni obliqui, gern 5 mit einer besondern Schaͤrfe bezeichnet. Bei der aus- nehmenden Groͤße der musculi glutei in altgriechischen Re- liefs und Vasengemaͤhlden wird man an Aristophanes Darstellung der Juͤnglinge von altem Schrot und Korn er- 6 innert. Wie uͤberall die großen Hauptmuskeln besonders hervorgehoben und in ihrer Maͤchtigkeit dargestellt sind: so zeigt sich dies auch an dem magnus internus (ἐπι- γουνὶς) der Schenkel, dessen hervortretende Form fuͤr 7 maͤnnliche Bildungen charakteristisch ist. In den Knieen zeiget sich besonders das Vermoͤgen, zwischen zu scharfer Bezeichnung der einzelnen Knochen und Theile und einer oberflaͤchlichen und unkundigen Behandlung derselben die rechte Mitte zu finden. 1. Vortreffliche Bemerkungen für die Diagnose der Kunst, welche den Charakter aus den einzelnen Muskeln herausliest, geben II. Bildende Kunst. Formen. die alten Physiognomiker, besonders die Aristotelische, obgleich nicht ganz Aristotelische, Schrift. Wie trefflich ist im ἀνδρεῖος p. 35. Herakles geschildert: τρίχωμα σκληρόν (§. 330, 2,) — ω̕μοπλά- ται πλατεῖαι καὶ διεστηκυῖαι, τράχηλος ἐῤῥωμένος, οὐ σφό- δρα σορκώδης, τὸ στῆϑος σαρκῶδες τε καὶ πλατύ. ἰσχίον προςεσταλμένον γαστροκνημίαι ( musculi gemelli ) κάτω προςεσπασμέναι. ὄμμα χαροπὸν οὔτε λίαν ἐπτυγμένον, οὔτε παντάπασι συμμύον. Auch die von Neuern nicht unwitzig durchgeführte Vergleichung verschiedner Charaktere mit Thieren (Zeus Löwe, Herakles Stier u. s. w.) ist hier schon mit feinem Sinne durchgeführt. 2. Vom palästrischen Nacken Philostr. Heroika 19, 9. Das longum invalidi collum setzt den cervicibus Herculis entge- gen Juven. iii, 88. Ein solcher Hals ist gewöhnlich zu beweg- lich, wodurch der Weichling bezeichnet wird; der τράχηλος ἐπι- κεκλασμένος (Lukian), wovon κλασαυχενίζειν Plut. Alkib. 1. Der höchste Grad dieser laxa cervix (Pers. i, 98. vgl. Casaub.) ist das capita iactare der Mänaden. Entgegen stehn die cer- vices rigidae, das caput obstipum (Suet. Tib. 68. Pers. iii, 80.), welches einen düstern und trotzigen Sinn mahlt. 5. Aristoph. Wolken 1011. ἕξεις ἀεὶ στῆϑος λιπαρὸν, χροιὰν λαμπρὰν, ὤμους μεγάλους, πυγὴν μεγάλην . 6. Die ἐπιγουνὶς, welche Pollux ii, 189. und Apollo- nius Lex. genau beschreiben, ist schon in der Odyssee Kriterion einer vollen Musculatur, weil sie, wenn man sich hoch schürzte, in ihrer Rundung hervortrat, wie besonders der von Schneider angeführte Heliodor zeigt. 7. Von schönen Händen u. Füßen Winck. iv. S. 223. ff. 4. Proportionen. 332. Die Grundsaͤtze, welche die Alten in Betreff 1 der Proportionen, symmetria, befolgten — und wir wissen, daß dies ein Hauptgegenstand des kuͤnstlerischen Studiums war (§. 120. 129. 130.) — sind natuͤrlich bei den mannigfachen Modificationen, welche die Anwen- dung auf die verschiedenen Alter, Geschlechter, Charaktere, herbeifuͤhrte, schwer aufzufinden und zu bestimmen. Auch 2 Systematischer Theil. ist es voͤllig unmoͤglich die alten Kanones wieder aufzu- finden, wenn man nicht die kuͤrzeren, nach antikem Aus- druck quadratischen, Proportionen der fruͤhern Kunst, welche mehr aus der Griechischen Nationalbildung (§. 329, 3.) geschoͤpft waren, von den svelteren der spaͤteren Kunst, mehr aus kuͤnstlerischen Prinzipien und Absichten hervor- gegangenen, unterscheidet, und die dazwischen stehenden 3 Mittelstufen (§. 130, 2.) nicht unberuͤcksichtigt laͤßt. Waͤh- rend die Neueren die Kopfhoͤhe als Einheit zum Grunde legen, war bei den Alten die Fußlaͤnge das uͤbliche Maaß; dessen Verhaͤltniß zur Gesammthoͤhe im Ganzen festgehal- ten wurde. 2. Frühere Messungen nach Statuen von Audran. Neuere, nach 42 Hauptstatuen, von Clarac im Musée de Sculpt. p. 194 sqq. mitgetheilt. Man nimmt dabei den Kopf als Einheit, und theilt ihn in Biertel: 1. vom Scheitel bis zu den Haar- wurzeln über der Stirn; 2. bis zu der Nasenwurzel; 3. bis zu der Oberlippe; 4. bis zum Ende des Kinns. Aber 1 und beson- ders 2 sind schwächer als 3 u. 4. Bitruv, iii, 1., erkennt 1, 2, 3, als gleich an, 4 ist bei ihm etwas geringer. Vgl. Winckel- mann iv S. 167., welcher Mengs Ansichten mittheilt. Jedes Viertel theilt man hernach wieder in 12 Minuten . Ueber das Verhältniß der Gesammthöhe zu diesem modulus §. 130, 3. Drei Distanzen pflegen sich ungefähr gleich zu sein: 1. die von dem obern Anfang des Brustbeins bis zum Ende des abdomen, 2. die vom Nabel bis zum obern Anfang der Kniescheibe; 3. die von da bis auf die Sohlen. Doch bemerkt man darin folgenden Unterschied. Beim Borghesischen Achill (nach ältern Proportionen §. 130, 3.) sind sich 1. u. 2 gleich (2, 1, 7), 3 bedeutend klei- ner (2, 0, 9.); beim Capitol. Faun dagegen und dem Coloss von M. Cavallo ist 2 bedeutend größer als 1, und 3 dagegen gleich 1. (Beim Faun ist 1 = 2, 1, 9. 2 = 2, 2, 9. 3 = 2, 1, 9; beim Coloss 1 = 2, 2, 5. 2 = 2, 2, 11. 3 = 2, 2, 5). Beim Farnes. Hercules wird 3 gleich 2 (1 = 2, 2, 5. 2 = 2, 2, 9. 3 = 2, 2, 9.); beim Belveder. Apoll steigt 3 über 2 (1 = 2, 1, 4. 2 = 2, 1, 5. 3 = 2, 1, 9.). Dies scheint also der Fortschritt der Kunst gewesen zu sein, daß von den angegebenen drei Distanzen die zweite gegen die erste, die dritte gegen die zweite her- anwächst; mit andern Worten: daß die Figuren immer hochbei- niger werden. Bei Kindern bleibt aber immer 1 bedeutend grö- II. Bildende Kunst. Formen. ßer als 2. Sehr bemerkenswerth ist ferner, daß die ältern Statuen die Länge des Sternon [1] größer halten als die Distanz von Sternon bis zum Nabel [2] (der sog. Theseus vom Parth. hat 1 = 0, 3, 3. 2 = 0, 3, 1; der Borgh. Achill 1 = 0, 3, 5. 2 = 0, 3, 3.); die späteren dagegen das umgekehrte Berhältniß halten, was nach Arist. Physiogn. p. 58. ein Zeichen der ἀγαϑοὶ φαγεῖν, (beim Farn. Herc. 1 = 0, 3, 6. 2 = 0, 3, 6½; beim Pariser Faun 1 = 0, 3, 2. 2 = 0, 3, 4.; Coloss von M. Cav. 1 = 0, 3, 1. 2 = 0, 3, 10; Apollo Belv. 1 = 0, 3, 0. 2 = 0, 3, 9.; Apollino 1 = 0, 2, 8. 2 = 0, 3, 8). Man sieht die Figuren werden auch immer langleibiger . Die größere Breite der Brust, von Sternum bis zum äußern Theil der Schulter gemessen, charakterisirt Helden, wie den Farn. Her- cules (1, 1, 6.) u. den Coloss von M. Cav. (1, 1, 1.), gegen ungymnastische Figuren, wie den Faun in Paris (0, 3, 8.) und Frauen (Medic. Venus 1, 0, 0. Capitolinische 0, 3, 4.). 3. Winckelmanns Behauptung, daß der Fuß, bei schlankeren eben so wie bei gedrungenern Gestalten, immer im Ganzen ⅙ der Gesammthöhe bleibe ( iv. S. 173 vgl. Vitruv iii, 1. iv, 1.), bestätigt sich in den meisten Fällen; wenigstens wird der Fuß ge- gen den Kopf größer, wenn die Figur schlanker. Der Fuß ist daher bei Achill Borgh. 1, 0, 9.; bei den Niobiden 1, 1, 2.; dem Coloss von M. Cav. 1, 1, 3.; Hercules 1, 1, 6. (vgl. oben §. 130, 3.), — im Ganzen bleibt er zwischen ⅙ und ⅐. Die Proportionen bei Vitruv iii, 1. scheinen mir nicht mehr ganz die Polykletischen. Nach Vitruv ist die Höhe des Gesichts bis zu den Haarwurzeln ⅒ der Gesammthöhe (eben so viel die palma ); die Höhe des ganzen Kopfs von dem Kinn oder Genick an ⅛ die Höhe vom obern Ende des Sternum bis zu den Haarwurzeln ⅐, bis zum Scheitel ⅙ (wie Hirt schreibt). Der Fuß ist ⅙, die Brusthöhe ⅙, der cubitus ¼. Der Nabel kömmt in das Centrum eines Kreises, welcher die Spitzen der aus- gestreckten Füße und Hände umschreibt. 5. Colorit. 333. Auch durch das Colorit unterschieden die Alten 1 sehr bestimmt athletische Gestalten, welche mit Erzbild- saͤulen in der Farbe große Aehnlichkeit hatten, und zartere weibliche, oder auch jugendliche Bildungen des maͤnnli- Systematischer Theil. 2 chen Geschlechts. Weiße Haut und blondes Lockenhaar 3 koͤmmt Jugendgoͤttern zu; die rothe Farbe bezeichnet Fuͤlle von Saͤften, in welchem Sinne sie auch symbolisch an- gewandt wurde. 1. Ueber die Athletenfarbe §. 306, 2. Graeci colorati. Ma- nil. iv, 720. 2. S. Pollux iv, 136. Die weißen sind bei Plato Staat v. p. 474. Göttersöhne, die μέλανες mannhaft. Von μελίχρως Jacobs zu Philostr. i, 4. Ueber Haarfarbe Winckelm. v. S. 179. 3. Oben §. 69. Daher ist die dem Hermes nachgebildete Maske des σφηνοπώγων bei Pollux iv, 138. roth, von blühendem Ansehn. 6. Vermischung menschlicher Bildung mit andern Formen. 1 334. Die Verbindung der menschlichen Gestalt mit thierischen Theilen beruhte — die Gattung der Arabeske ausgenommen, in denen eine fessellose Phantasie im Reiche der Gestalten frei umher spielt — bei den Griechen durch- aus auf nationalen Vorstellungen; indem der Kuͤnstler Nichts thut, als daß er das noch unbestimmte, schwan- kende und uͤberall mehr die innre Bedeutung festhaltende als aͤußerlich zu einer festen Form entwickelte Phantasie- bild des Volkes auf eine bestimmte Weise auspraͤgte und 2 fortbildete. Dabei finden wir natuͤrlich die der menschli- chen Form in ihrer Bedeutungsfuͤlle noch nicht maͤchtig gewordne Kunst der fruͤhern Zeiten am meisten geneigt, Fluͤgel anzufuͤgen, und sonst die Menschengestalt symbo- lisch zu verbilden (wie der Kasten des Kypselos und die Etruskischen Kunstwerke beweisen), obgleich manche Com- binationen auch erst in spaͤtern Zeiten beliebt wurden. 3 Immer erscheint in einer combinirten Gestalt der mensch- liche Theil als der vornehmere; und wo die Sage oder Fabel ganz thierische Gestalten nennt, begnuͤgt sich die Kunst oft durch geringe Anfuͤgungen auf die Thierge- stalt hinzudeuten. II. Bildende Kunst. Formen. 1. Man thut gewiß Unrecht, wenn man hier die Künstler, wie Voß in den mythol. Briefen durchaus, als Neuerer ansieht; nur muß man überall darauf Rücksicht nehmen, daß, wo der Dich- ter Handlung, Thätigkeit beschreibt, der auf das Räumliche be- schränkte Künstler ein sichtliches Mittel der Bezeichnung braucht, und daß, wo die Volksvorstellung unbestimmt und sich selbst dun- kel ist, die Kunst durchaus eine feste klarbezeichnete Gestalt ver- langt. Aber weder die Kentauren (φῆρες ὀρεσκῷοι) sind durch die Künstler thierischer (eher menschlicher) geworden; noch sind die Harpyien (die Raffenden, welche wie Windbraus er- scheinen und verschwinden) je schöne Jungfrauen gewesen. Am seltsamsten ist es, wenn die Iris (Voß, Brief 22) nur bildlich, wegen der Eilfertigkeit ihres Ganges, goldgeflügelt heißen soll; als erhöhte das Gold der Flügel ihre Schnelligkeit. 2. Ich erinnere an die grade in der ältesten Kunst beliebten ithyphallischen Götter, die Gorgoköpfe, den vierhändigen Apollon Lakedämons u. dgl. Die geflügelte Athena-Nike auf der Burg von Athen (Ulpian zu Demosth. g. Timokr. p. 738. Corp. Inscr. n. 150. Enrip. Jon 460. 1545. vgl. Cic. N. D. iii , 23.) war auch wahrscheinlich vorphidiassisch; man findet sie besonders auf Etruskischen Spiegeln wieder. Nach den Schol. Arist. Vög. 574. beflügelte Archennos (Ol. 55.) zuerst die Nike — frühere Nachrichten konnte man nicht wohl haben. Bei den Giganten ist indeß sicher die heroische Bildung die ältre, die durch die schlangenfüßige fast verdrängt worden ist. 3. In Sage und Poesie sind die Satyrn (τίτυροι, τράγοι) oft ganz Böcke, Dionysos nnd die Ströme ganz Stier, Jo ganz Kuh, Aktäon Hirsch u. s. w.; die Kunst begnügt sich mit Anfü- gung von Hirsch- und Kuhhörnern. In gleichem Sinn werden bei Philostratos die Aesopischen Fabeln als Kinder mit Andeutun- gen der darin handelnden Thiere dargestellt, Thiersch in Schorns Kunstbl. 1827. N. 19. Ueber Flügelfiguren Döring Comment. de alatis imagi- nibus u. Voß Myth. Br. B. ii, welcher sie eintheilt in solche, die es durch körperliche Gewandheit, durch sittliche Flüchtigkeit, und durch Geisteserhebung sind, wozu noch die Reit- und Zugthiere der Götter kommen. Je mehr allegorisch die Figur, um desto leichter war die Anwendung der Beflügelung. Von den Wun- dergestalten der Griech. Kunst unten. Die Sphinx auf den Mün- zen von Chios (wahrscheinlich eine Andeutung der Sibylla) ist die Aegyptische, nur schlanker und beflügelt. Systematischer Theil. 7. Der Koͤrper und die Gesichtszuͤge in Bewegung. 1 335. Eben so wichtig, wie die bleibenden Formen, welche den Charakter bestimmen, ist es natuͤrlich, die voruͤbergehenden Mienen und Geberden, welche den Aus- druck hervorbringen, in ihrer Bedeutung kennen zu ler- nen. Wenn hierin Vieles allgemein menschlich ist und uns nothwendig erscheint: so ist Andres dagegen aus den besondern Ansichten und Sitten der Nation abgeleitet, positiver Art. Hier ist unendlich Viel, wie fuͤr den Kuͤnst- ler am Leben, so nun wieder fuͤr die Wissenschaft an 2 den Kunstwerken, zu lernen, zu errathen. Im Gesicht schien den Alten, außer den Augen, die Superciliarwoͤl- bung, durch welche gewaͤhrt aber auch verneint wird (κατανεύεται, ἀνανεύεται, annuitur, renuitur ), be- sonders fuͤr Ernst und Stolz, die Nase fuͤr Zorn und 3 Hohn bezeichnend. Die Lage des Arms uͤber dem Kopf bezeichnet Ruhe, noch tiefere wenn beide uͤber den 4 Kopf geschlagen sind; eine gewisse Art den rechten Arm auszustrecken und zu erheben bezeichnet im Allgemeinen den Redner; auch der Adorirende, der Supplicirende, der heftig Trauernde (κοπτόμενος, plangens ) sind durch Arm- 5 und Handbewegung kenntlich. Das Ineinandergreifen der Haͤnde uͤber dem Knie kann, nach Maßgabe der uͤbri- gen Haltung des Koͤrpers, duͤstre Niedergeschlagenheit, 6 aber auch sich wiegende Behaglichkeit ausdruͤcken. Das Ausstrecken der Hand mit nach oben gerichteter innrer Flaͤche (χεὶρ ὑπτία) ist die Geberde des Empfangens; 7 mit umgedrehter des Schuͤtzens (ὑπερχείριος). Das Woͤlben der Hand uͤber den Augen bezeichnet den Hinaus- schauenden oder eifrig Zuschauenden, es war eine in der 8 alten Tanzkunst und Plastik sehr beliebte Geberde. Das Uebereinanderschlagen der Fuͤße bei einer stehenden und gestuͤtzten Lage scheint im Ganzen Ruhe und Festigkeit zu bezeichnen. Den Schutzflehenden und Demuͤthigen bezeichnet nicht blos das Niederwerfen, sondern auch schon II. Bildende Kunst. Formen. ein halbes Knieen. Selbst die oft unanstaͤndigen und 9 obscoͤnen Hohngeberden (sannae), an denen der Suͤden im Alterthum eben so reich war wie in neuerer Zeit, sind oft fuͤr das Verstaͤndniß von Kunstwerken wichtig. 2. Von den Augenbraunen Quintil. xi , 3. Ira con- tractis, tristitia deductis, hilaritas remissis ostenditur. Auf mürrischen Stolz deutet der Sprachgebrauch von supercilium selbst, so wie von ὀφρυοῦσϑαι. Stolz bezeichnet besonders das ἀνασπᾶν, ἀνάγειν; das συνάγειν den φροντιστής. Poll. ii, 49. Winck. W. iv. S. 404. Von der Nase Arist. Phys. p. 124.: οἶς οἱ μυκτῆρες ἁναπεπταμένοι (wie ein wenig bei Apoll von Belvedere) ϑυμώδεις. Aehnlich Polemon p. 299. Wird die Nase emporgerichtet und gerümpft, so erscheint sie als σιμὴ und bekommt dadurch den Ausdruck von Muthwillen (§. 329, 5); daher das διασιμοῦν, σιλλαίνειν, der nasus aduncus, ex- cussus, nares uneae bei Horaz und Persius (Heindorf ad Sat. i , 6, 5.). Das Hindurchpressen des Athems durch die zusam- mengezogne Nase, μυχϑίζειν, μυκτηρίζειν, bezeichnet den ärg- sten Hohn, mit Wuth verbunden; es ist die sanna qua aer sorbetur, bei Juven. vi, 306 (vgl. Ruperti), die rugosa sanna Pers. v. 91. (vgl. Plum. Ich bemerke sehr beiläufig, daß Per- sius als Nachahmer von Sophron reich an solchen Zügen ist; er will mit aretalogischer mimicry vorgetragen werden). Pans Ziegennase ist der Sitz des χόλος, s. besonders Theokr. i, 18. οἱ ἀεὶ δριμεῖα χολὰ ποτὶ ῥινὶ κάϑηται, und Philostr. ii, 11. Der nasus ist überhaupt das kritische Glied. 3. Beispiele unter: Apollon, Dionysos, Ariadne, Hypnos, Herakles. 4. S. den sog. Germanicus §. 158, 3. u. die Darstellungen der allocutio auf Münzen u. in Statuen §. 199, 3. Vgl. Po- lyhymnia unter den Musen. Manus leviter pandata voven- tium Quintil. a. O. Αιπαρεῖν γυναικομίμοις ὑπτιά- σμασιν χερῶν Aeschyl. 5. Raoul-Rochette Mon. inéd. i. p. 59. sucht diese Geberde überall als σχῆμα ἀνιωμένου (Paus. x, 31, 2.) zu erklären: was aber schwerlich angeht. 6. Aristoph. Ekkles. 782. von der erstern Geberde bei den Göt- terbildern. Χεῖρα ὑπερέχειν Homer. Hera Hypercheiria Paus. iii, 13, 6. Apollon erscheint gegen Orest auf einer Vase ὑπερ- χείριος. 27 Systematischer Theil. 7. Ueber das ἀποσκοπεύειν, den visus umbralus (beson- ders bei Satyrn, Panen) Böttiger Archäol. der Mahl. S. 202. Welcker Zeitschr. i, 32. zu Zoëga’s Abh. S. 257. Nachtrag zur Tril. S. 141. Erstaunenswürdiges von der Beredsamkeit der Hände im Al- terthum erfahren wir durch Quintil. a. O. Auffallend ist, daß der habitus, qui esse in statuis pacificator solet, qui, inclinato in humerum dextrum capite, brachio ab aure protenso, manum infesto pollice (d. h. nach unten ausge- streckt) extendit (Quintil.) noch nicht an Statuen nachgewiesen worden ist. 8. Diese Stellung daher bei der Providentia, Securitas, Pax Augusta, Herausg. Winck. iv. S. 368. — Ueber die Stellung des ἱκέτης Thorlacius de vasculo ant. Programm von Copenhagen, 28. Jan. 1826., p. 15. 9. Ein Troer, der seine Landsleute, welche das hölzerne Pferd ziehn, durch den digitus infamis verhöhnt, Bartoli Ant. se- polcri t. 16. Die sanna mit der herausgestreckten Zunge (Pers. i, 60) ist schon beim Gorgoneion eine Hauptsache. II. Bekleidung des Koͤrpers. 1. Allgemeine Grundsaͤtze. 1 336. Daß der menschliche Koͤrper, unmittelbar hin- gestellt, die Hauptform der bildenden Kunst geworden ist, bedarf eigentlich keiner Erklaͤrung; der natuͤrliche Koͤrper ist es, und nicht irgend ein von menschlichen Sitten und Einrichtungen hinzugefuͤgtes Anhaͤngsel, welcher Geist und Leben unsern Augen sinnlich und anschaulich darstellt. 2 Indeß gehoͤrte ein hellenischer Sinn dazu, um bis zu dem Punkt hindurchzudringen, wo die natuͤrlichen Glieder als die edelste Tracht des Mannes erscheinen; die Gymnastik war es, die diesen Sinn besonders naͤhrte, und deren hoͤhern Zwecken fruͤhzeitig alle unbequeme Scham aufge- 3 opfert wurde. An sie schloß sich die bildende Kunst an, waͤhrend das Costuͤm der Buͤhne, von Dionysischen Prachtaufzuͤgen ausgehend, grade den umgekehrten Weg II. Bildende Kunst. Formen. einschlug; daher man sich nie Buͤhnenscenen unmittelbar nach Kunstvorstellungen und umgekehrt vorstellen darf. So verbreitet jedoch das Gefuͤhl und der Enthusiasmus 4 fuͤr die Schoͤnheit des Koͤrpers an sich war, und so sehr die Kuͤnstler die Gelegenheit zu solcher Darstellung such- ten: so selten wurde doch diese Gelegenheit willkuͤhrlich herbeigefuͤhrt, so wenig riß sich der Kuͤnstler vom Leben los, das auch in seiner geschichtlichen positiven Ausbildung, mit seinen Sitten und Einrichtungen, bei der Bildung der Kunstformen zum Grunde gelegt werden mußte. Die Nacktheit bot sich als natuͤrlich dar bei allen gymnasti- schen und athletischen Figuren; von hier wurde sie mit Leichtigkeit auf die maͤnnlichen Goͤttergestalten, die eine altvaͤterische Froͤmmigkeit sehr zierlich und weitlaͤuftig be- kleidet hatte, und auf Heroen, welche die aͤltre Kunst in vollstaͤndiger Ruͤstung zeigte, uͤbertragen, indem hier die edelste Darstellung als die natuͤrliche erschien. Unter- 5 kleider, welche die Gestalt am meisten verdecken, wurden hier durchgaͤngig entfernt, was um so leichter anging, da in Griechenland nach alter Sitte Maͤnner von gesun- dem und kraͤftigem Koͤrper im bloßen Oberkleid ohne Chi- ton auszugehn pflegten: Goͤtter und Heroen in Chitonen sind daher in der ausgebildeten Griechischen Kunst hoͤchst selten zu finden. Das Obergewand aber wird in der 6 Kunst, wie im gewoͤhnlichen Leben, bei jeder lebendige- ren Thaͤtigkeit und Arbeit hinweggethan; stehende Goͤt- tergestalten, welche man sich huͤlfreich herbeikommend, kaͤmpfend oder sonst wirksam dachte, konnten hiernach ganz ohne Huͤlle erscheinen. Dagegen wird bei sitzenden Statuen das Obergewand selten weggelassen, welches sich dann um die Huͤften zu legen pflegt; es bezeichnet Ruhe und Unthaͤtigkeit. Auf diese Weise wird das Gewand bei ideellen Figuren selbst bedeutsam, und ein inhaltrei- ches Attribut. Dabei liebt die alte Kunst eine zusam- 7 mengezogne und andeutende Behandlung; der Helm be- deutet die ganze Ruͤstung, ein Stuͤck Chlamys die ganze Bekleidung des Epheben. Kinder nackt darzustellen, 8 27* Systematischer Theil. war in allen Zeiten gewoͤhnlich: dagegen war die Ent- kleidung des ausgebildeten weiblichen Koͤrpers in der Kunst lange unerhoͤrt, und bedurfte, als sie aufkam (§. 125, 3. 127, 4.), doch zuerst auch einer Anknuͤpfung an das Leben; man dachte stets dabei an das Bad, bis sich die Augen gewoͤhnten die Vorstellung auch ohne diese 9 Rechtfertigung hinzunehmen. Die Portraͤtstatue be- haͤlt die Tracht des Lebens, wenn sie nicht, durch He- roisirung oder Vergoͤttlichung der Gestalt, auch hierin uͤber das gemeine Beduͤrfniß hinausgehoben wird. 1. Dieser Paragraph behandelt denselben Gegenstand, wie Hirts Abhandlung „Ueber die Bildung des Nackten bei den Alten„ Schrif- ten der Berl. Akad. 1820.; aber versucht die Aufgabe anders zu lösen. 2. Die völlige Nacktheit kam zuerst bei den gymnischen Uebun- gen in Kreta und Lakedämon auf. Olympias 15 verliert Orsip- pos von Megara im Stadion zu Olympia die Binde durch Zufall und wird dadurch Sieger; Akanthos von Lakedämon tritt nun im Diaulos gleich von Anfang nackt auf, und für die Läufer ward es nun Gesetz. Bei andern Athleten aber war die völlige Nacktheit noch nicht lange vor Thukydides aufgekommen. So stellt die Sache am richtigsten Böckh dar, C. I. p. 554. Bei den Barbaren, be- sonders Asiens, blieb der Gürtel; hier war es auch für Männer schimpflich nackt gesehen zu werden (Herod. i, 10.); wovon man noch die Spur in den Götterbildern der Kleinasiatischen Kaisermün- zen sieht, welche meist stärker bekleidet sind als die Griechischen. 3. Die Bühnentracht geht, wie Pollux und die PioClementini- sche Mosaik zeigt, von den bunten Röcken (ποικίλοις) der Diony- sischen Züge aus. Die Volksvorstellung wird oft mehr von der bildenden, bisweilen aber auch von der Bühne aus bestimmt; Dio- nysos denkt sich der Grieche nicht leicht ohne Safrangewand und Purpurmantel. 5. S. über das Ausgehn im bloßen Himation bei den jün- gern Männern in Sparta und Kreta des Bf. Dorier ii. S. 268. Von Sokrates, Phokion ist gleiche Einfachheit der Sitte bekannt. 6. Wie man im Leben den im bloßen Chiton γυμνὸς nennt: so stellt die Kunst, welche den Chiton mit Idealgestalten nicht ver- einigen kann, einen solchen wirklich als γυμνὸς dar. II. Bildende Kunst. Formen. 8. Die bekleideten Chariten des Sokrates sind oft besprochen worden. Ob aber wohl dies sehr vorzügliche Werk (unter den er- sten Werken der Sculptur, nach Plin. xxxvi, 4, 10.) wirklich von Sophroniskos Sohn herrührte, der es doch schwerlich so weit in der Kunst gebracht? Dem Pausanias sagten es die Athener so; Plinius weiß aber offenbar davon noch Nichts. 2. Maͤnnerkleider. 337. Das Griechische Volk charakterisirt sich (im 1 Gegensatz zu allen alten nnd neuen Barbaren) als das eigentliche Kunstvolk auch durch die große Einfachheit und Simplicitaͤt der Gewaͤnder. Alles zerfaͤllt in ἐνδύματα, d. h. uͤbergezogne, und ἐπιβλήματα, um- gelegte. Der maͤnnliche Chiton ist ein wollnes, ur- 2 spruͤnglich aͤrmelloses Hemde; nur der Jonische, der vor der Zeit des Peloponnesischen Krieges auch in Athen ge- tragen wurde, war von Leinwand, faltenreich und lang; er bildete den Uebergang zu den Lydischen Gewaͤndern, welche zu dem Dionysischen Festgepraͤnge gehoͤrten. Verschiedne 3 Staͤnde haben den Chiton von verschiednem Zuschnitt; seinen Charakter erhaͤlt er aber noch mehr durch die Art der Guͤrtung. Das Himation ist ein viereckiges 4 großes Tuch, welches regelmaͤßig von dem linken Arme aus, der es festhaͤlt, uͤber den Ruͤcken, und alsdann uͤber den rechten Arm hinweg, oder auch unter demselben durch, nach dem linken Arme hin herumgezogen wird. Noch mehr wie an der Guͤrtung des Chiton, erkannte 5 man an der Art des Umlegens des Himations die gute Erziehung des Freigebornen und die mannigfachen Cha- raktere des Lebens. Wesentlich verschieden von bei- 6 den Kleidungsstuͤcken ist die Chlamys, auch die Thes- salischen Fittige genannt, die Nationaltracht des Illyri- schen und benachbarten Nordens, welche in Griechenland besonders von Reutern und Epheben angenommen wurde; ein Mantelkragen, der mit einer Schnalle oder Spange Systematischer Theil. (περόνη, πόρπη) uͤber der rechten Schulter befestigt wurde, und mit zwei verlaͤngerten Zipfeln laͤngs der Schenkel herabfiel, haͤufig mit Purpur und Gold auf eine reiche und glaͤnzende Weise ausgestattet. 1. Hauptquellen über das alte Costüm: Pollux iv u. vii. Nonius de vestimentis. Die älteren Sammlungen von Oc- tav. Ferrarius und Rubenius de re vestiaria (im Thes. Ant. Rom. vi ) u. Riccius de veterum vestibus reliquoque corpo- ris ornatu sind ohne viel Rücksicht auf die Kunst angestellt. Montfaucon Ant. expl. iii , 1. Winckelm. W. v, 1 ff. Hauptverdienste hat Böttiger (Vasengemählde; Raub der Cassandra; Furienmaske; Archäologie der Mahlerei S. 210 ff.; Sabina). Mon- gez sur les vêtemens des anciens, Mém. de l’Institut Ro- yal T. iv sq. Die Werke über das Costüm von Lens Le costume des peuples de l’antiquité. Liège 1776., Rocheg- giani Raccolta di costumi 2 B. queerfolio, Dandre Bardon Co- stumes des anc. peuples, Willemin, Malliot, Martin, Rob. von Spalart, Dom. Pronti, sind sämmtlich sehr unzuverlässig, und wenig für wissenschaftliche Zwecke gearbeitet. 2. Das Geschichtliche über den Jonischen Chiton des Vf. Mi- nerva Pol. p. 41. Der Lydische Chiton ποδήρης ist die βασ- σάρα nach Pollux. Ueber die Dionysischen ποικίλα und ἀν- ϑινὰ Welcker ad Theogn. p. lxxxix . Vgl. unten Dionysos. Die Pythische Stola hat mit der Dionysischen Tracht viel ähnliches; ohne Zweifel wirkten Asiatische Musiker, wie Olympos, auf die Ausbildung dieser Tracht ein. Dazu gehören u. a. die χειρίδες, Aermel, mit dem Randstreifen ὄχϑοιβος (Etym. M. ἐγκόμβωμα. C. I. 150). 3. Ὀρϑοστάδιος Chiton der Priester, ungegürtet. Die Exo- mis, bei Handwerkern, wo sie zugleich das Himation vertritt (Etym. M. Hesych), läßt die rechte Schulter nebst Arm frei (He- phästos). Dasselbe ist der Sklavenchiton ἑτερομάσχαλος. Das Ge- gentheil ist der ἀμφιμάσχαλος, welcher den Körper warm hält (Aristoph. Ritter 882). Bei Gellius vii, 12. steht die Exomis dem χιτὼν χειριδωτὸς entgegen. Der kurze militärische Chi- ton, bis zum μέσος μηρὸς, von Linnen, ist die κυπασσίς (Pollux), man sieht ihn oft auf Vasengemählden, aber auch z. B. an den Aeginetischen Statuen, Die διφϑέρα aus gegerbtem Fell, die σισύρα aus Ziegenpelz, die ähnlich beschaffne βαίτη, die κατωνάκη mit dem Vorstoß oder Ansatz aus Fellen, sind Bauern- und Hirtenkleider. — Die cinctura der tunica, II. Bildende Kunst. Formen. ohne latus clavus, bestimmt Quintil. xi, 3. so, daß sie vorn etwas über die Kniee, hinten ad medios poplites reiche; nam infra mulierum est, supra centurionum . Grade eben so dachten die Griechen. 4. Das ἱμάτιον, ἱμάτιον ‘Ελληνικὸν (Lucian de merc. cond. 25.), pallium Graecanicum (Sueton Dom. 4.), heißt im Gegensatz der Toga τετράγωνον, quadratum. S. bes. Athen. v. p. 213 b. vgl. die Herausg. Winckelm. v. S. 342. Entgegenstehen einander die kurzen rauhen τρίβωνες, τριβώνια, βραχεῖαι ἀναβολαὶ der Spartiaten (Amalth. iii. S. 37.), der ärmern Athener, Lakonizonten, Philosophen (Jacobs zu Philostr. Imagg. i , 16. p. 304 ); und die Chläna, welche eine Art des Himation, auch viereckig (s. Dorier ii. S. 266. adde Schol. Il. ii, 183), aber besonders weich, wollig und wärmend war. Noch delicater ist die χλανίς. Eine Art der Chläna war nach Ari- stoph. die καυνάκη. 5. Die Hellenen ἀμπισχνοῦνται ἐπὶ δεξιὰ, d. h. auf die im Text beschriebene Weise, die Thraker ἐπ̕ ἀριστερὰ, Arist. Wesp. 1568. mit den Schol. Ἀναβάλλεσϑαι ἐπιδέξια ἐλευϑερίως Plato Theätet p. 165 e. Athen. i. p. 21. Das Gewand muß dabei wenigstens von der Brust bis zum Knie rei- chen; dies gehört zur εὐσχημοσύνη der ἀναβολή, worüber be- sonders Böttiger Arch. der Malerei S. 211. Vasengemählde i, 2. S. 52 ff. Von der Dorischen, auch altrömischen Sitte, des cohibere brachia bei den jungen Männern (die Mantelfiguren der Vasengemählde) auch Dorier ii. S. 268. vgl. Suidas s. v. ἔφηβος. Ueber die Redner §. 103, 4. 6. Ueber die Herkunft der Chlamys, ἄλληξ, allicula, Dorier ii. S. 266. Eine Zubehör derselben ist die περόνη, fibula, die in der Anth. Pal. vi , 282 δίβολος ist, mit zwei Spitzen oder Nadeln. Eigentlich ist περόνη die Nadel selbst, πόρπη der Ring, mit dem jene zusammen die Schnalle bildet. Wird die περόνη gelöst, so legt sich die Chlamys natürlich ganz um den linken Arm, wie so oft bei Hermes. Auch kann sie die- sem als eine Art Schild dienen, wie Poseidon auf numis incu- sis (§. 98.) von Poseidonia chlamyde clupeat brachium (Pa- cuvius. vgl. Cäsar B. G. i , 75). Auf diese Art trugen Jä- ger auf der Bühne die ἐφαπτίς, nach Pollux. 338. Huͤte gehoͤrten im Alterthum nicht zu der 1 gewoͤhnlichen Tracht des Lebens in den Staͤdten; sie be- Systematischer Theil. zeichnen laͤndliche, ritterliche, mitunter kriegerische Be- schaͤftigungen; wie die κυνέη, die in Boͤotien eine tann- zapfenfoͤrmige, in Thessalien eine mehr schirmfoͤrmige Gestalt hatte, der Arkadische Hut mit sehr großer fla- cher Kraͤmpe, der besonders von Reutern getragne Petasos von der Form einer umgekehrten Dolde, die Kausia, welche eine sehr breite Kraͤmpe und einen sehr niedrigen Kopf hatte, und zur Makedonischen, Aetolischen, Illyrischen, auch 2 wohl Thessalischen Tracht gehoͤrte. Noch bemerken wir die halbeifoͤrmige, in Samothrake bedeutungsvoll gedeu- tete, Schiffermuͤtze; auch koͤmmt die Phrygische Muͤtze in einfacherer so wie in mehr zusammengesetzter Form nicht 3 selten in der Griechischen Kunst vor. Kopfbedeckungen und Fußbekleidungen (die indeß in den Griechischen Kunst- werken meist als sehr einfache κρηπῖδες erscheinen, 4 wenn sie uͤberhaupt bezeichnet werden) bestimmten in Griechenland besonders die verschiedne Nationaltracht (σχῆμα), deren Nuͤancen zu verfolgen auch fuͤr die ge- nauere Bestimmung der Heroenfiguren von Wichtigkeit sein muß. 1. Vgl. über die alten Hüte Winck. v. S. 40. Die κυνῆ Βοιωτία beschreibt Theophr. H. Pl. iii , 9.; auf Vasen hat sie Kadmos (Millingen Uned. mon. i , 27. vgl. die Heroen- versammlung pl. 18). Ueber die Thessalische besonders So- phokl. Oed. Kol. 305. Reisig Enarr. p. 68., sie stand der Kausia nahe. Die Ἀρκὰς κυνῆ, der πῖλος Ἀρκαδικὸς war in Athen gewöhnlich Philostrat V. Soph. ii , 5, 3. Von der Form Schol. Arist. Vögel 1203. Von der Form des Petasos Schneider Lex. Von der Kausia des Vf. Schrift Ueber die Makedoner S. 48. adde Plut. Pyrrh. 11. Suidas s. v. καυσίη, Jacobs zu Antipaters Epigr. Anthol. viii . p. 294. (über den Makedonischen Gebrauch). Polyb. iv, 4, 5. (wo sie mit der Chlamys als Aetolische Nationaltracht erwähnt wird). Auch der Skythe Skiluros hat auf Münzen von Olbia die Kausia. Die Form der Krämpe und die Art, wie sie an den Hinterkopf gebun- den wird, macht sie sehr kennlich. S. besonders die M. des Aero- pos iii. Mionn. Suppl. iii . pl. 10, 4. Auf der Vase bei Laborde pl. 23. u. Millingen Div. coll. 50. wird der Thessaler Jason durch eine Art Kausia bezeichnet. II. Bildende Kunst. Formen. 2. Die halbeiförmige Schiffermütze tragen die Dioskuren als Schiffsgötter und Kabiren, Odysseus, auch Aeneas. Odysseus erhielt sie aber erst durch Nikomachos (§. 139) um Ol. 110. Plin. xxxv, 36, 22. Sie gehört zum nauclericus ornatus, Sophokl. Phi- lokt. 128. Plaut. Mil. iv , 4, 41., der dazu eine dunkelbraune Causia (im weitern Sinne) und Exomis rechnet. Ueber die Phrygische in Zusammenhang mit dem Persischen Penom Böttiger Vasengemählde iii, 8. Amalthea i. S. 169. Kunstmythol. S. 47. 3. Die Griechische Barfüßigkeit (Voß Mythol. Br. i, 21) bil- det in der Kunst einen scharfen Gegensatz gegen den Etruskischen Reichthum an zierlichem Schuhwerk. S. sonst Winck. v. S. 41. 4. Τρόπος τῆς στολῆς Δώριος (vgl. §. 337, 4.) wird mit αὐχμὸς τῇ κόμῃ, langherabhängendem struppigen Haar (Σπαρτιοχαῖται, Dorier ii. S. 270.) verbun- den genannt, Philostrat Imagg. ii , 24. Zum σχῆμα ἀττικῖζον wird ebd. i, 16. (bei Dädalos) ein φαιὸς τρί- βων und die ἀνυποδησία gerechnet, vgl. ii, 31. Von der Makedonischen und Thessalischen Tracht §. 337, 6. 338, 1. Zur Aetolischen gehören nach den Münzen (s. z. B. Combe Num. Brit. t. 5, 23 — 25) hohe Schuhe, den Κρητικοῖς πεδίλοις ähnlich, die Kausia, eine hochgeschürzte Exo- mis, und eine um den linken Arm gewickelte Chlamys. Nach der Vase, Millingen Div. coll. 33, scheinen enge Chitonen aus Fel- len hier gewöhnlich gewesen zu sein. 3. Frauengewaͤnder. 339. Unter den Chitonen der Frauen unterscheidet 1 man bestimmt den Dorischen und Jonischen . Der erstre , der alt Hellenische, besteht aus einem nicht sehr großen Stuͤck Wollentuch, welches ohne Aermel durch Spangen auf den Schultern festgehalten wird, und an der linken Seite gewoͤhnlich in der Mitte zusammenge- naͤht, nach unten aber nach aͤcht Dorischem Brauche (als σχιστὸς χιτών) offen gelassen ist, so daß die beiden Zipfel (πτέρυγες) entweder, durch Nadeln zusammenge- halten, ineinanderliegen, oder auch, zu freier Bewegung aufgehackt, auseinanderschlagen. Der andre dagegen, 2 Systematischer Theil. welchen die Jonier von den Karern und von jenen wie- der die Athener uͤberkamen, war von Linnen, ganz ge- naͤht, mit Aermeln (κόραις) versehen, sehr lang und fal- tenreich. Beide sind in Kunstwerken haͤufig und leicht 3 zu erkennen. Bei beiden ist fuͤr das gewoͤhnliche Co- stuͤm der Guͤrtel (ζώνη) wesentlich, welcher um die Huͤften liegt und durch das Heraufnehmen des Gewan- des den Bausch (κόλπος) bildet. Er ist wohl zu un- terscheiden von der gewoͤhnlich unter dem Kleide, biswei- len aber auch daruͤber liegenden Brustbinde, so wie von dem breitern, besonders bei kriegerischen Gestalten vorkom- 4 menden Gurte unter der Brust (ζωστήρ). Ein Dop- pelchiton entsteht am einfachsten, wenn der obere Theil des Tuches, welches den Chiton bilden soll, uͤbergeschla- gen wird, so daß dieser Ueberschlag mit seinem Saum bis uͤber den Busen und gegen die Huͤften herabreicht, wo er in den Werken der aͤltern Griechischen Kunst mit dem vorher erwaͤhnten Bausche einen parallelen Bogen 5 zu beschreiben pflegt. Indem das Tuch auf der linken Seite weiter reicht als an der rechten, entsteht hier ein Ueberhang und Faltenschlag (ἀπόπτυγμα), welcher als die groͤßte Zier der Griechischen Frauenkleidung von der alterthuͤmlichen Kunst eben so zierlich und regelmaͤßig, wie von der ausgebildeten anmuthig und gefaͤllig gebildet worden ist. 1. Ueber den Unterschied der beiden Chitonen Böttiger Raub der Kassandra S. 60. Des Vf. Aeginetica p. 72. Dorier ii. S. 262. Den Dorischen findet man in der Kunst bei der Artemis, der Iris (des Parthenon), Hebe, Nike, den Mänaden. Die Spartanischen Jungfrauen waren im Gegensatz der Frauen gewöhnlich μονοχίτωνες (ebd. S. 265, auch Plut. Pyrrh. 17), und dienten in diesem leichten Kleide als Mundschenken (Pythänetos u. Aa. ebd.); darnach ist die Hebe gebildet. Darum waren auch die Bilder der Mundschenkin Kleino in Alexandreia (Athen. x. p. 425) μονοχίτωνες, ῥυτὸν κρατοῦντες ἐν ταῖς χερσίν. 2. Die Jonische Tracht sieht man besonders an den Musen; an den Attischen Jungfrauen vom Parthenon erscheint sie nicht ganz II. Bildende Kunst. Technik. rein; diese haben meist Halbärmel mit Spangen (vgl. Aelian V. H. i , 18.). Der χιτὼν στολιδωτὸς hat einen zusam- mengefalteten Besatz, Fälbeln; σύρμα, συρτὸς, ist das tragische Schleppkleid der Bühnen-Königinnen (mit dem παράπηχυ, vor- tretenden Aermeln von andrer Farbe). 3. Ζώνη, auch περίζωμα, περιζώστρα Pollux. Ueber ζώνην λῦσαι Schrader ad Musaeum v. 272. Der Bu- sengürtel heißt ἀπόδεσμος, μαστόδετα, μίτρα, μηλοῦχος, στηϑόδεσμος, στρόφος, στρόβος, στρόφιον, ταινία, ται- νίδιον, meist in der Anthologie, vgl. Aeschylos Sieben 853. Ἱκετ. 460 mit Stanley u. Schütz. Auch der κεστὸς, der gestickte, ist ein Busenband, Anthol. Pal. vi , 88., unten: Aphrodite. 4. Diese Tracht sieht man außer den Bildwerken des Parthe- non am schönsten an dem Torso von Keos. Bröndsted Voyages i , pl. 9. Fünf Mädchen in diesem Kleide unter den Herculan. Bron- zen; eins legt eben das Gewand an. Ant. Erc. vi , 70 — 76. Dies ist offenbar das Attische διπλοΐδιον, ἡμιδιπλοΐδιον, κροκωτίδιον, (κροκωτὸν διπλοῦν C. I. 155. p. 249.) ἔγκυκλον (ἔγκυ- κλον ποικίλον C. I. a. O.), χιτώνιον, welche Ausdrücke als ziemlich identisch in Aristoph Ekklesiaz. vorkommen. Vgl. Böttiger Furienmaske S. 124. Möglich, daß auch die ἐπωμὶς , welche gelöst den Busen blos läßt (Athen. xiii . p. 608), dasselbe Klei- dungsstück ist. Vgl. Böttiger Vasengemählde i, 2. S. 89. Wie das Gewand heißt, das bei den Musen und den Karyatiden des Erechtheion blos auf den Rücken herabhängt, bleibt dann unent- schieden. 5. Dies ist ganz deutlich das ἀπόπτυγμα, welches mit zwei περόναις und dem ποδήρης χιτὼν als drittes Stück (ῥυμός) einer goldnen Nike angegeben wird. C. I. n. 150. p. 235. — Reich an Namen für Frauenkleider ist die angeführte Inschr. C. I. 155. Der Farbe nach, scheint es, sind hier die Gewänder πυρ- γωτοὶ (wohl gestreift, vgl. Athen v. p. 196 c. ), auch mit bun- ten Säumen, πλατυαλουργεῖς, περιποικίλοι, was beides auf Vasengemählden sehr häufig ist. Ἐμ πλαισίῳ geht wohl auf den scutulatus textus (Drell) bei Plinius. 340. Das Himation der Frauen (ἱμάτιον γυ- 1 ναικεῖον) hat im Ganzen dieselbe Form wie das maͤnn- liche, daher auch ein gemeinsamer Gebrauch stattfinden konnte; auch folgt die Art des Umwurfs meist derselben Grundregel; nur ist die Umhuͤllung und der Faltenwurf Systematischer Theil. 2 in den meisten Fuͤllen vollstaͤndiger und reichlicher. Der in fruͤheren Zeiten sehr gebraͤuchliche Peplos , welcher im Leben in der bluͤhenden Zeit Athens abgekommen war und nur auf der tragischen Buͤhne gesehen wurde, wird mit Sicherheit an den Pallas-Statuen des aͤltern Styls als ein regelmaͤßig gefaltetes ziemlich anliegendes Oberge- 3 wand erkannt (§. 96, 8.); aus andern Werken der alt- griechischen Kunst, wo keine Aegis den obern Theil ver- deckt, sieht man, daß er mit dem Obertheile queer um die Brust gewunden und hier zusammengesteckt wurde; oft hat er auch einen Ueberschlag nach Art des Diploidion. 4 Frauen, fuͤr welche uͤberhaupt das Himation wesentlicher ist als fuͤr Jungfrauen, ziehen es haͤufig auch uͤber den Kopf: obgleich es auch besondre Schleiertuͤcher fuͤr den Kopf giebt (φάριον, καλύπτρα, κρήδεμνον, rica ), so wie mannigfache Arten von Kopfbinden (μίτρα, στρόφιον, ἀναδέσμη) und Haarnetzen (κεκρύφα- λος, reticulum ). 1. Ἱμάτιον ist fast weniger gewöhnlich als ἐπίβλημα, πε- ρίβλημα, und besonders ἀμπεχόνη, ἀμπεχόνιον, daher ἀναμ- πέχονος s. v. a. μονοχίτων. Ein Muster schöner ἀναβολὴ ist die Herculanische Matrone in Dresden. 3. Besonders sind die Figuren des Korinthischen Reliefs, §. 96, 15., namentlich die Pallas, die Artemis und die erste Charis, mit einander zu vergleichen, um die Umlegung des Peplos kennen zu lernen. In dem Minervae Poliad. p. 25 sqq. Gesagten ist Manches genauer zu bestimmen. Die Tragiker scheinen das Wort schon sehr unbestimmt zu nehmen; Sophokl. Trachin. 921 ist der Peplos ein Dorischer Chiton, wie auch sonst. 4. Dabei sind auch die Stirn- und Haarbinden zu er- wähnen, über die kürzlich Gerhard, Prodromus S. 20 ff. gehan- delt. Στεφάνη ist die in der Mitte sich hocherhebende Me- tallplatte über der Stirn (unten: Hera). Die σφενδόνη ist schleuder-, die στλεγγὶς Strigilen ähnlich. Ἄμπυξ scheint mehr ein Metallring, welcher die Haare, besonders auf dem Hinterhaupte, zusammenhält, vgl. Böttiger Vasengem. i, 2. S. 87. Διάδημα ist ein Band, welches gleich breit um den Kopf zwischen den Haaren liegt; es ist besonders auf den Münzen Makedonischer Könige deutlich zu erkennen. Ταινία ist ge- II. Bildende Kunst. Formen. wöhnlich ein breiteres Band mit zwei schmälern an jedem Ende, aus gymnastischen und Todtengebräuche darstellenden Vasenbildern sehr genau bekannt. Μίτρα ein meist buntfarbiges, um den Kopf gewundnes feines Tuch, bei Dionysos und Frauen, besonders Hetären (ἑταίρα διάμιτρος Pollux, picta lupa barbara mitra Juven.). Der πόλος scheint eine förmliche runde Scheibe, welche den Kopf umgab, wie bei der Ephesischen Artemis (nach Andern der modius, Amalth. iii, S. 157.); dagegen der μηνίσκος mehr ein runder Deckel zum Schutze gegen Vögel war, woraus Manche den nimbus (das Wort in diesem Sinne erst bei Isidor; vgl. Schläger dissert. ii . p. 191. Eckhel D. N. viii p. 503. Augusti) der späteren Zeit abgeleitet haben. — Zu diesen Kopf- zierden kommen die περιδέραια des Halses, die ψέλλια der Arme, von der Gestalt auch ὄφεις genannt, σφιγκτῆρες ( spintheres ), χλιδῶνες, die περισκελίδες u. ἐπισφύρια (auch schlangenför- mig Anth. Pal. vi , 206. 207.) die ἐνώτια. ἐλλόβια, elenchi (Achill mit einem elenchus, wegen seiner Mädchenerziehung, dar- gestellt, Serv. zur Aen. i, 34) u. s. w.. Th. Bartholinus de armillis, Casp. Bartholinus de inauribus. Scheffer de torquibus Thes. Ant. Rom. xii , 901. 4. Roͤmische Tracht. 341. Die Roͤmische Nationaltracht, welche nur in 1 Portraͤtfiguren und einigen Wesen des Italischen Glau- bens (wie bei den Laren und Genien) vorkoͤmmt, geht von derselben Grundlage aus wie die Griechische. Die 2 Tunica ist sehr wenig vom Chiton verschieden, und die Toga (τήβεννος) eine Etruskische Form des Himation, welche bei den Roͤmern immer weitlaͤuftiger, feierlicher, aber auch schwerfaͤlliger ausgebildet wurde. Fuͤr die Erscheinung im oͤffentlichen Leben von Anfang an be- stimmt, verlor sie mit demselben ihre Bedeutung, und mußte allerlei bequemeren Griechischen Gewaͤn- dern ( laena, paenula ) weichen, welche aber fuͤr die Kunst nur geringe Bedeutung haben. Die Toga unter- 3 scheidet sich vom Himation durch den halbrunden Zuschnitt und die groͤßre Laͤnge, welche bewirkt, daß die Enden derselben in bedeutenden Massen ( tabulata ) zu beiden Seiten bis zur Erde fallen. Der Ueberhang der weit- Systematischer Theil. laͤuftigeren Toga unter dem rechten Arme ist der sinus; an demselben wird ein Bausch, umbo , durch besondre 4 Kunst ( forcipibus ) hervorgebracht. Zu dieser Tracht gehoͤrt der den Fuß vollstaͤndig einschließende Halbstiefel, 5 calceus . Dieselbe Tracht war fruͤher auch Kriegs- tracht, wobei die Toga durch die Gabinische Guͤrtung am Koͤrper festgemacht wurde; dagegen hernach das der Chlamys aͤhnliche sagum und paludamentum 6 eintrat. Sie war auch Frauentracht, was sie aber nur beim niedern Volke blieb, waͤhrend bei den Vornehme- ren eine der Jonischen aͤhnliche Bekleidung sich bildete, wozu die stola , aus einer Tunica mit breitem Besatz ( instita ) bestehend, die palla (welche meist eine Art Ober-Tu- nica zu sein scheint), und das oft sehr reiche, auch mit Frangen besetzte amiculum gehoͤren, dessen Stelle mitunter das kleinere ricinium, welches besonders um den Kopf liegt, vertritt. 1. Zur Geschichte der Römischen Tracht des Vf. Etrusker i. S. 261. 2. Statuas paenulis indutas erwähnt Plin. xxxiv, 10 als ein novitium inventum; sicher sind sie noch nirgends nach- gewiesen. 3. Ueber die Toga besonders Quintil. Inst. xi , 3. Tertul- lian de pallio, ab in. Ἡμικύκλιον, Dionys. iii , 61. rotunda Quint. u. Aa. Bis trium ulnarum toga Horaz. Veteribus nulli sinus Quint. Das breite aus mehrern La- gen bestehende Band über dem obern Theil der Toga an manchen Personen aus der spätern Kaiserzeit, erwartet noch seine Erklärung. Amalth. iii. S. 256. Vgl. noch den Annius Verus PCl. vii , 20., den ältern Philippus, Guattani M. I. 1784. p. lx . u. Andre. 6. Eine eigenthümlich Römische Art das amiculum zu tragen, ist die bei den sogen. Pudicitien vorkommende, PCl. ii , 14. Cap. iii , 44. August. 118. 5. Waffentracht. 1 342. Die Waffentracht der Alten koͤmmt nur auf altgriechischen Vasengemaͤhlden und in Roͤmischen Por- II. Bildende Kunst. Formen. traͤtstatuen ( thoracatae §. 199, 3.) und historischen Reliefs vollstaͤndiger vor; die dazwischen liegenden Kunst- productionen begnuͤgen sich mit Andeutungen. Der Helm 2 ist entweder eine bloße Fellhaube, die aber auch mit Blech bekleidet sein kann (κυνέη, καταῖτυξ, galea ), oder der ritterliche große Helm (κόρυς, κράνος, cassis ). Hier 3 unterscheidet man wieder den im Peloponnes gebraͤuchlichen Helm (das κράνος Κορινϑιουργὲς), mit einem Visir mit Augenloͤchern, welches nach Belieben uͤber das Gesicht herabgeschoben und zuruͤckgeschoben werden konnte; und den in Attika und anderwaͤrts uͤblichen Helm mit einem kurzen Stirnschilde (στεφάνη) und Seitenklappen. Der 4 dem Ringpanzer (στρεπτὸς) entgegenstehende feste Pan- zer (στάδιος ϑώραξ), bestehend aus zwei Metallplatten (γύαλα), von denen die vordre oft uͤberaus zierlich mit getriebner Arbeit geschmuͤckt ist, ist in Griechenland ge- woͤhnlich nach unten grade, in Roͤmischen Werken nach der Form des Leibes rund zugeschnitten (doch gilt die Regel keineswegs durchgaͤngig); er wird von oben durch Schulterblaͤtter gehalten, und nach unten durch mit Me- tall besetzte Lederstreifen (πτέρυγες) zum Schutze der Oberschenkel zweckmaͤßig verlaͤngert. Auch die aus ela- 5 stischem Zinn geschlagnen Beinschienen (κνημῖδες, ocreae ), welche unten durch den Knoͤchelring (ἐπισφύ- ριον) gehalten werden, waren oft von zierlicher und sorgfaͤltiger Arbeit. Der große Erzschild der Griechen 6 (ἀσπὶς, clypeus ), sehr bestimmt unterschieden von dem viereckten scutum (ϑυρεὸς) der Roͤmer, ist entweder ganz kreisfoͤrmig, wie der Argolische, oder mit Einschnit- ten zum Durchstecken der Lanzen versehen, wie der Boͤo- tische. Die Homerischen gefittigten Tartschen (λαισήια πτερόεντα) machen Vasengemaͤhlde anschaulich, durch welche auch die Einrichtung der Handhaben (ὀχάναι) sehr versinnlicht wird. 1. Die Homerischen φάλοι (vgl. Buttmann Lexil. ii. S. 240.) können wohl in den aufrechtstehenden Schildchen erkannt werden, die auf Vasengem. auf den Helmen so viel vorkommen. Ueber Systematischer Theil. die Theile des alten Helms Olenin Observations sur une note de Millin. Petersb. 1808. 3. Das κρ. Κορινϑιουργὲς findet man gewöhnlich auf Va- sengem. des alten Styls, z. B. Millin i, 19. 33., an den Ae- ginet. Statuen, auf den Korinthischen Münzen (unten: Athena). 4. Panzer von zierlicher Arbeit aus den Gräbern von Canosa (Millin). Helme, Beinschienen und andre Waffenstücke mit Bildwerken, Neapels Ant. S. 213 ff. Ueber die πτέρυγες Xenoph. de re equ. 12. Ueber Mitra u. Zoster besonders Il. iv, 134. Die Einrichtung der ganzen Rüstung machen besonders die Vasengem. deutlich Tischb. i , 4. iv , 20. Mil- lin i, 39. 6. Λαισ. πτερ. z. B. Tischb. iv, 51. Millingen Cogh. 10. Die genauere Erklärung der Waffen und Bekleidungen der Legionarien, socii u. s. w. an Römischen Siegesmonumenten ge- hört natürlich nicht hierher. 6. Behandlung der Draperie. 1 343. Noch wichtiger als die Kenntniß der einzelnen Gewandstuͤcke ist eine richtige Vorstellung von dem Geiste, in welchem die alte Kunst die Gewaͤnder uͤberhaupt be- 2 handelt. Erstens durchaus bedeutungsvoll , so daß die Wahl des Gewandes, die Art es zu tragen, stets auf Charakter und Thaͤtigkeit der dargestellten Person hinweist (wie besonders die Analyse der einzelnen Goͤtter- 3 vorstellungen zeigen kann). Zweitens in den aͤchten Zeiten der Kunst durchaus dem Koͤrper untergeordnet , die Bestimmung erfuͤllend, die Form und Bewegung des- selben zu zeigen; was das Gewand selbst in einem der Zeit nach groͤßeren Umfange zu leisten im Stande ist als die nackte Gestalt, weil es durch Wurf und Faltenlage bald die der dargestellten Handlung vorhergehenden Momente errathen laͤßt, bald auch das Vorhaben der Person an- 4 deutet. Grade die Gewaͤnder der Griechen, welche bei ihrer einfachen und gleichsam noch unentschiednen II. Bildende Kunst. Formen. Form erst durch die Art des Umnehmens einen bestimm- ten Charakter erhalten, und zugleich einen großen Wechsel glatter und faltiger Parthieen gestatten, waren von An- fang an fuͤr solche Zwecke geeignet; aber es wurde auch zeitig Kuͤnstlergrundsatz, durch enges Anziehn der Gewaͤnder und Beschwerung der Zipfel mit kleinen Ge- wichten (ῥοΐσκοι?) die Koͤrperformen uͤberall moͤglichst vortreten zu lassen. Das Streben nach Klarheit der Dar- 5 stellung gebot den Kuͤnstlern der besten Zeit Anordnung in großen Massen, Unterordnung des Details unter die Hauptformen, grade so wie bei der Muskulatur des Koͤrpers. 4. Προςπτύσσεται πλευραῖσιν ἀρτἰκολλος ὥστε τέκτο- νος χιτὼν ἅπαν κατ̕ ἄρϑρον Soph. Trachin. 765. — Auch die vestes lucidae der alten Mahler (oben §. 134, 2.) gehören hieher. Die kleinen Gewichte sieht man selbst auf Münzen, Mi- onnet Descr. Planches 65, 7. 5. Vom älteren Draperie-Styl. §. 93.; vom spätern §. 204, 2. Jene starren und tiefen Falten an den Gewändern der Giu- stin. Vesta, des Barberinischen Apollon, der Musen von Venedig möchten, wie §. 93, 1. angedeutet, aus architektonischen Bedingun- gen abzuleiten sein. III. Von den Attributen. 344. Zu den Kunstformen gehoͤren auch die Attribute, 1 worunter untergeordnete Wesen der Natur oder Produkte menschlicher Arbeit verstanden werden, welche zur Bezeich- nung des Charakters und der Thaͤtigkeit von Hauptfiguren dienen. Da zwischen diesen Wesen und Dingen und ei- 2 nem geistigen Leben nicht der innige und natuͤrliche Zu- sammenhang besteht, wie zwischen dem Menschenkoͤrper und Geiste: so wird die Kunst hier immer an ein Posi- tives gewiesen sein. Personen der Wirklichkeit werden 3 ihre wirklichen Umgebungen zugefuͤgt (wie den Senato- 28 Systematischer Theil. ren die scrinia ); idealen, Goͤtterbildern, Bezeichnungen welche theils aus solchen nach Analogie gebildet sind (wie der Beutel des Hermes, der Spiegel der Aphrodite), theils und zwar groͤßtentheils auf der im Glauben und Cultus gegebnen Symbolik beruhen (wie die Pfeile des 4 Ferntreffer Apollon, die Fackeln der Lichtbringerin Arte- mis). Da die Schoͤpfung der Symbole auf einer Leb- haftigkeit der religioͤsen Phantasie und einer kindlichen Naivetaͤt des Denkens beruht, wie sie nur die Urzeit des Griechischen Volkes hatte: so war diese zweite Classe von Attributen dem Kuͤnstler stets gegeben; und seine Auf- 5 gabe war nur, sie mit der gesammten Darstellung in voͤlligen Einklang zu bringen. Was aber die Behand- lung der Attribute betrifft: so zeigt die Griechische Kunst darin, dem §. 325. ausgesprochnen Grundsatze gemaͤß, die entschiedne Richtung, sie untergeordnet zu behandeln, dem Maaß nach zu verkleinern, der Sorgfalt der Arbeit nach 6 hintanzusetzen: welches soweit geht, daß bei kaͤmpfenden Goͤttern und Heroenfiguren die Gegner, nicht blos Un- thiere, sondern auch rohere Menschenfiguren, haͤufig ge- gen alle Forderung des modernen Kunstsinnes, welcher mehr reale Nachahmung und Illusion verlangt, verkleinert werden, weil die edle Gestalt des Gottes oder Heros schon fuͤr sich durch ihre Stellung und Bewegung Alles zu sagen im Stande ist. 6. Ein Hauptbeispiel ist der Capitolinische Altar mit den Ar- beiten des Herakles. IV. Von der Composition. 1 345. In der Composition mehrerer Figuren zu groͤ- ßeren Ganzen zeigt sich derselbe Geist der Einfalt, Maͤ- ßigung, Klarheit und Ruhe, der die ganze alte Kunst 2 druchdringt. Mit der Zahl der Figuren wird, wie II. Bildende Kunst. Formen. auf der alten Buͤhne, gespart; die Figuren werden, ab- gesehn von den Erzeugnissen eines spaͤtern Geschmacks am Ueberladnen, in dem groͤßten Theil ihrer Umrisse ge- trennt gehalten (vgl. §. 133, 3.) Massen von Men- 3 schen darzustellen, ist ganz gegen den Geist der antiken Kunst, welche auch dafuͤr ideelle Figuren (Staͤdte, Voͤlker als einzelne Personen) zu brauchen pflegt. Dagegen 4 erlaubt die zusammenziehende Darstellungsweise der alten Kunst, verschiedne Zeitmomente , welche aber in der Einheit einer Haupthandlung zusammenfließen muͤssen, in dem Bezirk eines Kunstwerkes nebeneinanderzustellen, oft so, daß es schwer ist, die verschiednen Momente mit den dazu gehoͤrenden Figuren scharf von einander zu trennen. — Je aͤlter das Kunstwerk, um desto mehr 5 verlangt der Griechische Kunstsinn eine augenfaͤllige Sym- metrie in der Zahl, Stellung und Gestalt der combi- nirten Figuren, welche die innern Beziehungen von Satz und Gegensatz, von Beginn, Mitte, und Schluß der Handlung und Aehnliches auch sichtlich darstelle (vgl. §. 93. 134). Erst nach und nach wird die Composition freier, die Symmetrie versteckter; die Einheit gestattet eine groͤ- ßere Verschiedenheit in den untergeordneten Theilen; die Hauptgruppen zerfallen selbst wieder in verschiedenartige kleinere Gruppen: aber eine absichtliche Unruhe und Ver- wirrung in der Gruppirung gehoͤrt erst den Zeiten eines spaͤten, gesunkenen Geschmacks. Die aͤußeren Bedingun- 6 gen, welche dem plastischen Kunstwerk die Bestimmung fuͤr den Schmuck eines Gebaͤudes oder andere Lebenszwecke setzen, erscheinen nie als ein Zwang, als ein die Kunst- idee einschraͤnkendes und ihre volle Entwicklung stoͤrendes aͤußeres Gesetz; vielmehr werden diese aͤußern Be- dingungen gleich in den Keim des Kunstwerks mit auf- genommen, und wachsen mit der innersten und tiefsten Idee desselben in ein untrennbares Ganze zusammen. 1. Vgl. Winckelm. iv. S. 178. 28* Systematischer Theil. 4. S. hierüber, außer vielen archäologischen Bemerkungen zu alten Sarcophagen, zu Philostratos Gemählden, Thiersch im Kunst- blatt 1827 N. 18. [Tölken über das Verhältniß der antiken Mahlerei zur Poesie]. 6. Der sinnvolle Ausspruch: Tout véritable ouvrage de l’art naît avec son cadre, gilt von der antiken Kunst durchaus. Die Gruppen der Tempelgiebel sind, muß man gestehn, gleich im ersten stamen der Idee giebelförmig gedacht. Dritter Theil . Von den Gegenstaͤnden der alten Kunst. 346. Wie die bildende Kunst in ihren Formen auf 1 Nachahmung der wirklichen Natur: so ist sie in ihren Gegenstaͤnden auf positiv vorhandne Vorstellungen ange- wiesen. Zwar ist die Kunstidee (§. 6.) wesentlich ein 2 freies Erzeugniß des kuͤnstlerischen Geistes und Etwas, was nur durch das Kunstwerk fuͤr den Kuͤnstler wie fuͤr Andre lebendig wird; aber indem die Kunstidee den Weg nimmt, sich nicht, wie in der Musik, als ein in der Zeit Erscheinendes und Voruͤbergehendes darzustellen, sondern ein im Raume dauernd Vorhandnes zu schaffen: muß sie zugleich eine geistige Existenz setzen, welche von der des Kuͤnstlers selbst verschieden ist; welches die Kunstthaͤtig- keit in den Zeiten einer vollkommen gesunden und natuͤr- lichen Entwickelung nicht vermag, ohne den Glauben an eine solche Existenz wenigstens in der Schoͤpfung des Kunstwerks selbst festhalten zu koͤnnen. Die bildende Kunst bedarf daher aͤußerlich und positiv gegebner Ge- genstaͤnde. Diese sind entweder in der sinnlichen Erfah- 3 rung oder in einer Welt geistiger Anschauungen, in wel- cher sich die Nation bewegt, gegeben, das heißt, entwe- der geschichtliche Gestalten, oder Wesen der Religion und Mythologie, welche den Glauben an eine reale Existenz ihrer Gebilde, den die Poesie an sich nur momentan her- vorbringt, allein auf eine dauernde Weise zu gewaͤhren im Stande sind. Die Gegenstaͤnde der letztern Art wer- 4 den bei einen kunstbegabtem Volke immer die Hauptauf- Systematischer Theil. gabe sein, weil das Kunstvermoͤgen sich an ihnen freier und vollstaͤndiger in aller seiner schaffenden Kraft ent- wickeln und bewaͤhren kann. 2. Man vergleiche wieder, wie §. 8, 2. eine Bacchische Musik mit einer plastischen Gruppe von Satyrn und Mänaden. I. Mythologische Gegenstaͤnde. 1 347. Die Griechen waren in gewisser Art so gluͤcklich, daß lange, ehe die Kunst zur aͤußern Erscheinung gedieh, der Genius des Volks dem Kuͤnstler vorgearbeitet und die gesammte Kunstwelt praͤformirt hatte. 2 Das mystische , der Religion so wesentliche Element, in welchem wir das goͤttliche Dasein als ein Unendliches, vom menschlichem absolut Verschiednes, welches nie Dar- stellung sondern nur Andeutung vertraͤgt, ahnden und fuͤhlen (§. 31), war, wenn auch nie voͤllig verdraͤngt (was nicht moͤglich ist), doch besonders durch die Poesie 3 in den Hintergrund geschoben worden. Die Sagen, welche das geheime Walten von universellen Naturmaͤch- ten in oft absichtlich seltsamen und formlosen Bildern mahlen, waren den Griechen schon in Homerischer Zeit zum groͤßten Theile bedeutungslos geworden; die Fest- gebraͤuche, welche auf diesem Grunde wurzelten, wurden als alte Caͤremonien nach vaͤterlicher Weise fortgeuͤbt; die Poesie aber verfolgte den ihr nothwendigen Weg, Alles immer mehr nach der Analogie des menschlichen Lebens durchzubilden: womit eine naive Froͤmmigkeit, welche den Gott als menschlichen Schuͤtzer und Berather, als Vater und Freund in aller Noth faßt, sich sehr wohl 4 vertrug. Die Saͤnger, welche selbst nur Organe der allgemeinen Stimmung waren, bildeten die Vorstellungen immer individueller und fester aus, wenn auch freilich Homer auf diesem Wege noch nicht zu der sinnlichen Be- stimmtheit gelangt ist, welche in den Zeiten der Bluͤthe II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. der plastischen Kunst stattfand. Als nun ihrerseits die 5 Plastik dahin gediehen war, die aͤußern Formen des Le- bens in ihrer Wahrheit und Bedeutungsfuͤlle zu fassen, kam es nur darauf an, jene schon individualisirten Vor- stellungen in ihnen auszupraͤgen. Wenn auch dies nie ohne eine ganz eigenthuͤmliche Auffassung, ohne Begeiste- rung und einen Akt des Genie’s von Seiten der Kuͤnst- ler geschehen konnte: so war doch die allgemeine Vor- stellung der Nation von dem Gotte da, um als Pruͤf- stein der Richtigkeit der Darstellung zu dienen. Fuͤhlte sich 6 nun die feste und bestimmte Vorstellung von dem Gotte, in Verbindung mit dem feinen Sinne der Griechen fuͤr den Charakter der Formen, voͤllig befriedigt: so erwuch- sen Normalbilder , an welche sich die darauf folgen- den Kuͤnstler, mit jenem Sinne der Hellenischen Nation, der von der orientalischen Starrheit wie von moderner Eigensucht gleich entfernt war, mit lebendiger Freiheit anschlossen; es entstanden Bildungen der Goͤtter und He- roen, die nicht weniger innre Wahrheit und Festigkeit hatten, als wenn die Goͤtter den Kuͤnstlern selbst gesessen haͤtten. Alles dies ist nur einmal so in der Welt gewe- 7 sen, weil nur in Griechenland die Kunst in dem Maaße Nationalthaͤtigkeit, nur die Griechische Nation im Gan- zen eine große Kuͤnstlerin war. 5. Wie die Götterideale sich durch treues Festhalten an der Volksvorstellung allmählig festgesetzt, führt Dion Chrysost. xii p. 210. nicht übel aus. 6. So sind natürlich auch die Götterbilder, besonders die, welche durch häufige Nachahmung gleichsam canonisch wurden, Denkmäler der damals, als sie entstanden, herrschenden Religiosität, und um- gekehrt hilft die Kenntniß der letztern die Zeit der erstern bestim- men. Heyne’s Abhandlung, de auctoribus formarum quibus dii in priscae artis operibus efficti sunt, Commentat. Gott. viii . p. xvi ., führt einen sehr guten Gedanken aus der in erweitertem Umfange wieder aufgenommen zu werden verdiente. 348. Am vollkommensten ist im Ganzen diese Thaͤ- 1 tigkeit bei denjenigen Goͤttern durchgebildet worden, welche Systematischer Theil. am meisten individualisirt worden sind, d. h. deren gan- zes Wesen am wenigsten auf einen Grundbegriff redu- 2 cirt werden kann. Man kann allerdings von ihnen sa- gen: sie bedeuten nicht, sie sind ; was aber nicht darin seinen Grund hat, daß sie jemals Gegenstaͤnde ei- ner aͤußern Erfahrung gewesen, sondern nur darin, daß diese ideellen Wesen gleichsam die ganze Geschichte der Griechischen Staͤmme, welche sie verehrten, durchlebt ha- ben, und tausend Eindruͤcke davon tragen. Eben des- wegen haben sie in der Kunst die hoͤchste Leibhaftigkeit, die am meisten energische Persoͤnlichkeit. Dies sind die 3 Olympischen Goͤtter , der hoͤchste Zeus mit seinen Kindern und Geschwistern. 1. Für das Folgende sind als allgemeine Hülfsmittel zu nen- nen: Montfaucon Antiq. expl. T. i . (eine höchst rohe aber doch noch immer unentbehrliche Sammlung). A. Hirts Bilder- buch für Mythologie, Archäologie und Kunst. 2 Hefte Text, eben so viel Kupfer 4. Berlin 1805 u. 1816. A. L. Millin Ga- lerie mythologique. 2 Bde Text, 2 Kupfer (190 Blätter). Pa- ris 1811. Deutsch in Berlin erschienen. Spence’s Polymetis (eine Vergleichung von Kunstwerken mit Dichterstellen). Lond. 1774. f. Die rohen und unkritisch gefertigten Sammlungen von mythologischen Bildern, mit denen das Publicum immer aufs neue getäuscht wird, verdienen hier keine Erwähnung. 3. Gruppen der Zwölf-Götter des Olympos (nicht immer derselben) im alten Styl, sind oben §. 96, 16. genannt worden; das wichtigste Denkmal ist die Borghesische Ara. Eine Borghes. Vase, jetzt in Paris, n. 381., zeigt die Köpfe der Zwölf-Götter und ihre Attribute als Monatszeichen mit Zodiacalgestirnen com- binirt. Aphrodite April, Apollon Mai, Hermes Juni, Zeus Juli, Demeter August, Hephästos Sept., Ares Oct., Artemis Nov., Hestia Dec., Hera Jan., Poseidon Febr., Athena März. Mon. Gab. 16. 17. Elf Götter um Zeus versammelt, Relief M. Cap. iv , 8. Millin G. M. pl. 5, 19. Pompejanisches Gemählde der Zwölf-Götter, in einer Reihe, über zwei Geniis loci, Gell pl. 76. Köpfe vieler Götter in Medaglions, Pitt. Erc. iii , 50. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. A. Die Olympischen Zwoͤlfgoͤtter. 1. Zeus. 349. Zeus war, wie alle Goͤtter des Griechischen 1 Volks, von Anfang an auch Naturgott und vorzugs- weis Naturgott. Im warmen Fruͤhlingsregen feiert er in Argos die heilige Hochzeit mit der Hera; die naͤhrende Eiche und die fruchtbare Taube bezeichneten ihn in Dodona als Seegensgott; und in Kreta er- zaͤhlte man seine Jugendgeschichte ziemlich so wie an andern Orten die des Bakchos. Alte symbolische Vor- 2 stellungen deuteten ihn als einen Gott dreier Reiche, des himmlischen, irdischen und unterirdischen, an. Seine Kunstform erhielt indeß Zeus nicht als Naturgott, son- dern in ethischer Ausbildung als der eben so huld- wie machtvolle Herrscher der Welt und Vater der Goͤtter und Menschen. Diese Vereinigung der Eigenschaften hatte, 3 nach manchen weniger tiefgefaßten Vorstellungen der aͤl- tern Kunst, schon Phidias zur innigsten Verschmelzung 4 erhoben, und gewiß war er es auch, der die aͤußeren Zuͤge aufstellte, welche alle nachfolgenden Kuͤnstler, nach dem Maaße ihres Kunstvermoͤgens, wiederzugeben suchten. Dazu gehoͤrte der sich von dem Mittel der Stirn empor- 5 baͤumende, dann maͤhnenartig zu beiden Seiten her- abfallende Haarwurf (§. 330, 4), die oben klare und helle, nach unten aber sich maͤchtig vorwoͤlbende Stirn, die zwar stark zuruͤckliegenden aber weit geoͤffneten und gerundeten Augen, die feinen Zuͤge um Oberlippe und Wangen, der reiche, volle, in maͤchtigen Locken grade herabwallende Bart, die edel und breitgeformte offne Brust, so wie eine kraͤftige aber nicht uͤbermaͤßig toroͤse Musculatur des ganzen Koͤrpers. Von diesem Charakter, 6 welcher den meisten und besten Zeus-Bildern eingepraͤgt ist, weicht auf der einen Seite eine mehr jugendliche und milde Bildung ab, mit weniger Bart und maͤnnli- Systematischer Theil. cher Kraft im Gesicht, welche man gemeiniglich, doch ohne 7 sichern Grund, Zeus Meilichios nennt; so wie auf der andern Seite Zeuskoͤpfe vorkommen, die in dem heftige- ren Lockenwallen und den bewegteren Zuͤgen einen gewis- sen, obgleich immer sehr milden, Ausdruck von Zorn und kriegerischer Heftigkeit tragen, und den kaͤmpfenden, raͤchenden, strafenden Gott darstellen. Am furchtbarsten erschien, nach Pausanias, in Olympia Zeus Horkios, der Eidraͤcher, mit einem Blitz in jeder Hand. 1. S. im Allgemeinen Böttigers Kunstmythologie von S. 290. an, und die weitre Fortsetzung in dem nur als Manuseript für Freunde mitgetheilten Grundrisse. Von dem ἱερὸς γάμος der Argiver Welcker in dem Anhange zu Schwencks Etymol.-Mythol. Andeu- tungen S. 267. Von dem Dodonäischen Cultus besonders Völ- cker Mythol. des Japet. Geschlechts S. 83 ff., von dem Kretischen Hoeck’s Kreta i. S. 234 ff. 2. Von dem alten Ζ. τριόφϑαλμος Paus. ii , 24, 5., der ihn gewiß richtig erklärt. Der Triopas, der so bedeutungsvoll im Cultus der Chthonischen Götter vorkömmt, ist wahrscheinlich eben dieser Zeus. 3. Von ältern Bildern des Ageladas u. Anderer können wir nicht urtheilen; das Borghesische Relief zeigt Zeus mit Scepter u. Blitz, das zierlich gefältelte Himation in dem gewöhnlichen Um- wurf, den Bart spitz, Flechten auf den Schultern. 4. Von Phidias Olympischem Zeus §. 115. u. Euphranors Copie §. 140, 3. 5. Die bedeutendste Statue , doch kein Werk ersten Ranges, der Jupiter Verospi im PCl. i , 1. Coloss zu Ildefonso unbe- kannt. Kolossale Büste von Otricoli, durchaus auf Unteran- sicht berechnet. PCl. vi , 1. M. Franç. iii . pl. 1. Noch erhab- ner die colossale aber sehr erstückte im Garten Boboli zu Florenz. Winck. W. iv. Tf. 1 a. Eine andre in der Florentinischen Galerie. W. iv. S. 316. 6. Eine schöne Büste der Art aus der Townleyschen Sammlung im Brittischen Museum. Specimens 31. Auch der schöne II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Dresdner Kopf, der auf einem neuen Rumpf sitzt, Augusteum ii, 39, zeigt ähnliche jugendliche Formen. 7. So der Torso, der seit Ludwig XIV. in Paris ist (vorher Mediceisch) M. Napol. i , 3. Bouill. i , 1. Der berühmte, aber auch bezweifelte, Cameo in der Marcus-Bibl. mit dem Kopfe des Z. Aegiochos (Schriften von Visconti u. Bianconi, Millin G. M. ii , 36.) zeigt eine schöne Mischung von Kampflust, Sieg- stolz und Milde. Einen ähnlichen kühnen Lockenwurf zeigt der Kopf des Ζ. στρατηγὸς von Amastris, Combe Coins of the Brit. Mus. pl. 9, 9. 10. Ueber Abweichungen in der Haar- und Bartbildung des Z. Visconti PioCl. vi . p. 1. 2. 350. Die sitzende Stellung der Zeusbilder, bei wel- 1 cher das bis auf die Huͤften herabgesunkne Himation die gewoͤhnliche Bekleidung ist, haͤngt mit der Vorstellung von ruhiger Macht, siegreicher Ruhe zusammen; die ste- 2 hende, (ἀγάλματα ὀρϑά), wobei das Himation oft ganz entfernt ist oder nur die Ruͤckseite bedeckt, fuͤhrt den Gedanken von Thaͤtigkeit mit sich, Zeus wird dann als Schuͤtzer, Vorsteher politischer Thaͤtigkeit, oder auch als der blitzende Gott gedacht; bisweilen findet hier auch eine 3 ganz jugendliche Bildung statt, wobei man an den noch nicht zur Herrschaft der Welt gelangten Zeus denken muß. Doch ist auch in den stehenden Zeusfiguren immer noch viel Ruhe; ein heftiges Ausschreiten ist der Bildung dieses Gottes nicht angemessen. Die Patere als Zei- 4 chen des Cultus, der Scepter als Symbol der Herrschaft, die Siegsgoͤttin auf der Hand, der Adler, der Bote des Zeus, und der Blitz, seine Waffe, sind die Haupt- attribute. Der Kranz des wilden Oelbaums (κότινος) 5 unterscheidet den Olympischen Jupiter von dem Dodonaͤi- schen, der den Eichenkranz, und auch sonst viel eigen- thuͤmliches im Haarwurf und der Bildung hat. Dar- 6 stellungen, bei welchen die Naturbedeutung, eine mysti- sche Beziehung oder das Verhaͤltniß zum Weltsystem hervorgehoben werden, sind verhaͤltnißmaͤßig selten, meist erst aus den Zeiten der sinkenden Kunst. Wesentliche 7 Abweichungen bieten die barbarischen Gottheiten dar, die nur als Zeus hellenisirt sind. Systematischer Theil. 1. Sitzend der Olympische Z. zu Olympia u. Daphne (§. 160, 1.), wie auch sonst der Z. als Νικηφόρος, Victor (Combe N. M. Brit. pl. 6, 24. G. M. 10, 43. 177 b., 673); ferner der Z. mit dem Adler auf der Hand, der nach den Münzen einem Makedonischen Heiligthum (Dion?) angehört, u. a. Oefter hat der Sitzende als beruhigter Donnerer den Blitz auf dem Schooß, Tassie Cat. i . p. 86. 87. n. 941. 942., auch einen Siegerkranz G. M. 9, 44. Ein thronender Z., welcher auch durch das Stützen der rechten Hand gegen den Kopf Ruhe ausdrückt, in einem Pom- pej. Bilde, Zahn 26. 2. Stehend (Ζ. Νέμειος Paus. ii , 20, 3.) und vom Himation umgeben z. B. der von Laodikeia, der das Skeptron in der L., den Adler auf der R. hat, auf Eintrachts-M. Minder eingehüllt die Jupiterstatuen Mus. Cap. iii , 2. 3. Bouill. iii . pl. i , 1. Ganz unbekleidet der stehende Z. Homagyrios der Achäer, mit einer Nike auf der R., dem Scepter in der L. Combe pl. 7, 15. 8, 6. Von vorn unbekleidet oft auf Römischen Münzen; als Iup. stator; als conservator blitzwerfend, mit Scepter G. M. 9, 45. Auf der Gemme des Onesimos mit Scepter, Patere, einen Adler neben sich, der einen Kranz im Schnabel trägt, Mil- lin P. gr. 2. Schöne Bronze von Paramythia, ganz ohne Draperie, mit Patere, Spec. 32. Solche Bronzefiguren sind häufig, der Blitz ist gewöhnlicher als die Patere. Ant. Erc. vi , 1, 2. Athen. Münzen, wo Z., mit Blitz und Patere, ein wenig vorschreitet, Combe pl. 7, 1. Statue M. Cap. iii , 4. Bouill. iii , 1, 3. 3. Ein unbärtiger stehender Z. mit Blitz und Aegis um den linken Arm gewickelt, mit der Beischrift Νεισου, Gemme G. M. 11, 38. vgl. Winck. W. v. S. 213. Tassie p. 89. n. 962. Ein jugendlicher Z. mit dem Blitz auf dem Ficoroni- schen Etruskischen Spiegel, Tinia, Etrusker ii. S. 44. Unbär- tige Z.-Bilder bei Paus. vii , 24. v , 24 Z. Hellenios bart- los auf Syrakus. Münzen; auf Römischen (Stieglitz Vers. einer Einr. S. 156); Gemmen der Art, Tassie p. 84. n. 886. 4. Der Adler erhält oft auf Gemmen (Lippert ii, 4. 5. Tassie i . p. 87.), welche den Gegenstand spielend behandeln, von Zeus den Kranz, den er einem Begünstigten bringen soll; man sieht ihn mit Kranz oder Palme im Schnabel den Blitz tragen. Der Adler den Hasen, die Schlange erlegend, auf Gemmen und II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Münzen, ist ein altes Siegs-Augurium. Der Blitz ist meist als κεραυνὸς αἰχματὰς, oft geflügelt, gebildet. 5. Auf Eleischen Münzen Z. mit dem Kotinos-Kranz, auf dem Revers der Adler mit der Schlange oder dem Hasen. Combe pl. 7, 17 sqq. Stanhope Olympia. Der Olympische Z. wird auch durch die Sphinxe der Thronlehne bezeichnet, in dem Relief bei Zoëga Bass. i , 1. Hirt Bild. ii. S. 121. (Zeus, Alpheios als Mann Aelian V. H. ii . 33, Olympias, Poseidon, Isthmias). Vgl. den Fries des Parthenon. Der Dodonäische auf Münzen des Pyrrhos (die thronende Frau mit Polos (?) und Scepter, welche das Gewand nach Art der Aphrodite über die Schulter zieht, ist gewiß die Dodonäische Dione ) bei Mionnet Empr. 542. Descr. pl. 71, 8. Auf M. der Epiroten sieht man die Köpfe des Z. u. der Dione zusammen; hinten einen βοῦς ϑούριος λαρινός. Combe 5, 14. vgl. 15. Mionn. Descr. Suppl. iii . pl. 13. Der Capitolinische Jup. ist auf den Denaren der G. Petilia ohne Kranz. 6. Ζ. Ὄμβριος aus einem Füllhorn die Erde beregnend auf einer Ephes. M., Eckhel D. N. ii . p. 514. Iup. Pluvius von der Col. Anton. G. M. 9, 41. Z. mit Füllhorn oft auf spätern Münzen. Ζ. Ἀπόμυιος (?) Winck. M. I. n. 13. Tassie p. 86. n. 918 pl. 19. Zeus als Mittelpunkt des Weltalls , sitzend mit dem Blitz, von Sonne und Mond, Erde und Meer und dem Zodiacus umgeben, schöne M. max. mod. von Nikäa, unter Antonin Pius, Mionn. Descr. T. ii . p. 453. n. 225. Relief (?) bei Hirt Tf. 2, 3. Z. Serapis von Planeten und dem Zodiacus umgeben, auf einer M. des Antonin Pius, Guigniaut Relig. pl. 51. Gemme bei Lippert i, 5. Vgl. Winck. ii. S. 219. Von Jupiter als Planet unten. Jup. Exsuperantius reich bekleidet, mit Füllhorn und Patere auf späten Reliefs; auf einer Gemme des archaisirenden Styls Millin Pierr. grav. 3. Hier sitzt auf der Patere ein Schmet- terling. Vgl. Winck. W. v. S. 229. Verschleiert (als verborgner Gott?) in der Samischen Terracotta, Gerhard Ant. Bildw. i , 1. PioCl. v . 2. Lippert Daktyl. i, 9.; zugleich mit Eichenkranz und geflügelten Blitz Mus. Odesc. 33. — Ge- flügelt , Winck. iii. S. 180. Systematischer Theil. Von Z. Hades unten. Der Z. Dionysos , φίλιος, Paus. viii, 31, ist noch nicht aufgefunden; wenn nicht auf Cili- cischen Münzen, s. Tölken im Berl. Kunstblatt 1828. H. 6. 7. Der Syrische Ζ. Κάσιος als roher Stein, doch gab es hier auch einen dem Apollo ähnlichen Zeus, mit einem Granatapfel in der Hand, Achill. Tat. iii, 6. Der Στράτιος, Λα - βρανδεὺς, von Mylasa und den Nachbarstädten, ein alterthüm- liches Idol mit Doppelbeil und Lanze, ganz bekleidet. Z. Am- mon auf M. von Kyrene, Alexandreia, Rom, auf Gemmen. Jup. Axur oder Anxur von Terracina, unbärtig, strahlenbekränzt, thronend, auf M. G. M. pl. 9 — 11. Jup. Dolichenus §. 241, 2. 1 351. In groͤßern Compositionen erscheint Zeus theils als Kind dargestellt, nach dem Kretischen Mythus, den schon Hesiod mit den gewoͤhnlichen Griechischen Vorstel- 2 lungen verschmolzen und ausgeglichen hatte; theils als der durch den Kampf mit den Giganten (der viel eher und viel mehr besungne Titanenkrieg war kein Gegen- stand fuͤr die Plastik), die er gewoͤhnlich vom Streitwagen herab niederblitzt, die Herrschaft der Welt sich Sichernde. 3 Indem nun aber Zeus als der zur Herrschaft gelangte Gott selten unmittelbar in die Verwirrungen des Lebens eingreift: so bleiben als groͤßere Darstellungen hier nur seine Buhlschaften uͤbrig, Lieblingsgegenstaͤnde der uͤppig- gewordnen Kunst in Makedonisch-Roͤmischer Zeit, wo groͤßtentheils Scenen alter Naturreligion in weltlich heitre, 4 mitunter auch in possenspielartige Bilder verwandelt wur- 5 den. — Unter den aus dem Cultus genommenen Zu- sammenstellungen des Zeus mit andern Gottheiten ist die Capitolinische Gruppe, Juno links und Minerva rechts von Jupiter, besonders zu merken. 1. Das Zeuskind unter der Ziege Amaltheia, Rhea dabei, die Kureten lärmend, auf dem vierseitigen Altar M. Cap. iv , 7. G. M. 5, 17. Das Kind neben der Mutter in einer Grotte, Kureten (Korybanten) umher, auf M. von Apameia, Mionnet n. 270; das Kind von lärmenden Kureten umgeben auf Kaiser- M. von Magnesia. Vgl. unten Kybele. Jupiter Crescens auf der Amaltheia G. M. 10, 18. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 2. Z. Gigantomachos zu Wagen, auf dem berühmten Ca- meo des Athenion, in der K. Sammlung zu Neapel. Bracci Mem. degli ant. Incisori i , 30. Tassie Cat. pl. 19, 986. Lipp. iii , 10. Hirt 2, 4. G. M. 33. Eine Nachbildung in Wien, Eckhel Pierr. grav. 13. vgl. Lipp. i, 13. Schönes Vasengemählde Tischb. i, 31. Peplos der Dresdner Pallas. Z. mit einem Giganten handgemein, Tassie pl. 20, 991. Vgl. PCl. iv , 10. 3. Z. Liebe zur Jo , der Argivischen Herapriesterin (und ur- sprünglich Mondgöttin), interessant dargestellt in dem Basenbilde Millingen Coll. de Cogh. pl. 46; man sieht das Holzbild der Hera (§. 68, 2.), Jo als παρϑένος βούκερως, Z. noch bart- los mit dem Adlerscepter. Die Jo-Kuh von Argos bewacht, Lippert ii, 18. Schlichtegroll 30. u. sonst. Liebe zur Europa , einer Kretischen Nacht- und Mondgöttin (Böttiger Kunstmythol. S. 328. Hoeck Kreta i. S. 83. Welcker Kret. Kolonie S. 1. ff.). Schon Pythagoras (§. 112.) stellte Europa auf dem Stier dar (Varro de L. L. v . p. 13. Tatian c. Graec. 53); das den Kopf bogenförmig umflatternde Gewand war dabei wohl herkömmlich. Auf M. von Gortyna sieht man Eur. vom Stier getragen (Böttiger Tf. 4, 8. Combe 8, 12.), dann auf der Platane am Lethäos, welche aus dürren Zweigen sich frisch zu belauben scheint, Z. als Adler neben ihr (Combe 8, 10. 11.); auch schmiegt sich ihr der Adler, wie der Schwan der Leda, an ( Cab. du Roi ). Auf dem Stier, mit flatterndem Gewand, sieht man sie auch auf spätern M. von Sidon (Combe 12, 6), u. Denaren der G. Volateia. Vgl. das Gemählde (Achill. Tatius i, 1.) im Grabmal der Nasonier, bei Bartoli 17., die Vasengemählde Millingen Div. coll. 25. Millin Vas. ii , 6. Gemmen, Beger Thes. Brandeb. p. 195. Lipp. i, 14 (15?) Schlichtegroll 29. Z. die Antiope umfangend, auf einem Etruskischem Spie- gel, Inghir. S. ii , 1. t. 17.; der Satyr, in dessen Gestalt er sie beschlich, steht dabei. Z. selbst als Satyr dabei, Gemmen bei Lipp. i, 11. 12. Z. als Adler die Aegina (?) raubend, Va- seng. Tischb. i, 26. S. unten: Leda, Semele. 4. Nach einer unteritalischen Far ç e auf einer Vase: Z. u. Hermes bei der Alkmene einsteigend. Winck. M. I. n. 190. Hancarville Antiq. iv . pl. 105. Vgl. des Vf. Dorier ii. S. 356. Systematischer Theil. 5. S. Bartoli Lucernae ii , 9. (wo die Capitol. Götter als Beherrscher des Universums gefaßt sind). Passeri Luc. i , 29. Gemmen bei Tassie Cat. i . p. 83. Das Relief Bouill. iii , 62. zeigt ein Opfer vor dem Capitolinischen Tempel, nach seiner spätern Korinthischen Architektur. Vgl. sonst: Pallas, Dionysos, Ganymed. 2. Hera . 1 353. Hera war in mehrern Heiligthuͤmern Griechen- lands, welche indeß alle von Argos abzustammen schei- nen, das dem Zeus entsprechende weibliche Wesen, die 2 Frau des Himmelsgottes. Die Ehe mit ihm, welche die Quelle des Naturseegens ist, macht ihr Wesen aus; in Bezug auf diese wird Hera in den Sagen auf ver- schiednen Stufen als Jungfrau, Braut, Eheweib, auch vom Gemahl getrennt und ihm widerstrebend gefaßt; die 3 Goͤttin selbst wird dadurch zur Ehegoͤttin. Als aͤchte Ehefrau (κουριδίη ἄλοχος) im Gegensatze der Concubi- nen, zugleich als maͤchtige Goͤtterfuͤrstin, erhielt sie bei den alten Dichtern einen stolzen und herben Charakter; den indeß die bildende Kunst, welche die schrofferen Zuͤge der alterthuͤmlichen Poesie nicht aufnehmen durfte, nur in so weit festhaͤlt, als es sich mit der edelsten Vorstel- 4 lung der Zeusgemahlin vertrug. Seit alten Zeiten war der Schleier , den die dem Manne verlobte Jung- frau (νυμφευομένη) zum Zeichen ihrer Trennung von dem uͤbrigen Leben umnimmt, das Hauptattribut der Hera; in alten Holzbildern verhuͤllte er die ganze Ge- stalt; auch Phidias charakterisirt die Hera (am Fries des Parthenon) durch das Zuruͤckschlagen des Schleiers (die 5 braͤutlichen ἀνακαλυπτήρια). Dazu koͤmmt die in alten Idolen mehr kreisfoͤrmige, dann an den Seiten tiefer abgeschnittne Scheibe, jene nennt man Polos , diese Stephane ; die Colossalstatue des Polykleitos (§. 120, 2.) hatte dafuͤr eine Art von Krone, Ste- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. phanos genannt, mit den Relieffiguren der Horen und Chariten. Diese Statue trug in der einen Hand als Andeutung der großen Naturgottheit die Frucht des Gra- natbaums, in der andern einen Scepter mit einem Kuk- kuk auf der Spitze. Das Antlitz der Hera, wie es 6 wahrscheinlich von Polyklet festgestellt war, zeigt die Formen einer unvergaͤnglichen Bluͤthe und Reife der Schoͤn- heit, sanftgerundet ohne Ueberfuͤlle, Ehrfurcht gebietend ohne Schroffheit. Die Stirn, von schraͤg herabfließen- den Haaren umgeben, bildet ein sanftgewoͤlbtes Dreieck; die gerundeten und offnen Augen (Ἥρη βοῶπις) schauen grade vor sich hin. Die Gestalt ist bluͤhend, voͤllig 7 ausgebildet, durchaus mangellos, die einer Matrone, welche stets von neuem im Brunnen der Jungfraͤulichkeit badet, wie von Hera erzaͤhlt wurde. Das Costuͤm ist ein Chiton, der nur Hals und Arme bloß laͤßt, und ein Himation, das um die Mitte der Gestalt liegt; der Schleier ist in Statuen der vollendeten Kunst meist nach dem Hinterhaupt zuruͤckgeschoben, oder auch ganz weg- gelassen. 1. Böttiger in dem Grundriß der Kunstmythol. Abschn. 2. 4. Auch Homer, Il. xiv , 175, erwähnt außer den Haar- flechten und dem ἑανον mit der ζώνη, das weiße sonnenlichte Kredemnon der H. Von der Samischen H. des Smilis §. 69, auch G. M. 12, 49. Dieselbe Figur auf Kaisermünzen von Hy- päpa in Lydien. Nach altgriechischer Bildung ist H. eine wohlein- gehüllte Figur, deren ἱμάτιον zugleich den Kopf bedeckt und mit beiden Händen zierlich festgehalten wird, mit der στεφάνη. Im hieratischen Styl auf dem Pariser Relief, M. Franc. ii , 1. Mus. Nap. i , 4. Von dem Schleier einer Hera-Statue spricht auch Libanios Ἔκφρ. 22. (vgl. Petersen de Libanio Comm. 2. p. 8.) und bezieht ihn auf die Ehegöttin. 5. Die στεφάνη der H., Athen. v , 201 c. Εὐστέφα- νος bei Tyrtäos. Ueber die Form vgl. oben §. 340, 4. Sie hat immer Aehnlichkeit mit dem Stirnschilde des Helms, welches auch so hieß. Der Polos in dem Samischen Terracottabilde bei Gerhard Ant. Bildw. Ts. 1. Der Stephanos der Poly- 29 Systematischer Theil. kletischen H. muß wohl als ein gleichbreites und reich verziertes Band von Metall gedacht werden. Dieser ist es, den die Argivi- sche H. auch auf M. führt, Pellerin Peuples et Vill. i , 20, 6. Eckhel N. Anecd. ix , 2. Vgl. die Ἥρα Ἀργεία der Alexan- drinischen M. von Nero. Eckhel D. N. iv , p. 53. (velata, dia- demata). Diesen breiten Stephanos, mit Blumen geschmückt, hat stets auch die Ἥρα Ὀλυμπία der Eleischen M. (wo bis- weilen ΗΡΑ auf dem Stephanos) bei Stanhope Olympia letzte Tafel, u. Combe 7, 18; eben so wie der schöne Kopf der H. auf M. von Pandosia (Combe pl. 3, 26., wo der Stephanos oben ausgezackt ist) und der oft sehr reich geschmückte auf M. von Pla- tää, Landon 25. 6. Hiebei liegt besonders die Kolossalbüste des Hauses Ludovisi zum Grunde; s. Winck. W. iv. Tf. 7 b. Meyer Gesch. Tf. 20. Hirt 2, 5. Aehnlich die Büste von Versailles Mus. Nap. T. i . pl. 5. In strengerer Weise (für eine ferne Ansicht wahrschein- lich) mit starkvortretenden, scharfkantigen Augenliedern ein Colossal- kopf in Florent Museum, Winck. W. iv. S. 336. Die Ste- phane hat hier die runden Ausschnitte und Knöpfe auf den Spitzen, wie oft; sie ist mit Rosen geschmückt. Herakopf von Präneste mit hoher Stephane, welche an den Polos erinnert, bei Guattani M. I. 1787 p. xxxiii . Büste in Sarsko-Selo. 7. Von Statuen keine der allervorzüglichsten. Die Barbe- rinische PCl. i , 2. G. M. 12, 47., stehend mit Skeptron u. Patere. Aehnlich die von Otricoli PCl. ii , 20. Mit Ste- phane u. Schleier PCl. i , 3. Die Capitolinische, nicht völlig sichere, aus dem Hause Cesi, bei Maffei Racc. 129. M. Cap. iii , 8., M. Franç. ii , 3. Bouill. i , 2. Die im Mus. Flor. iii , 2. sehr ergänzt. Bronzefigur mit dem Granat- apfel und der ausgezackten Stephane. Ant. Erc. vi , 3. (n. 67. ist schwerlich Juno). 1 353. Sehr selten ist die Darstellung einer Mutter- pflichten uͤbenden Hera; die koͤnigliche Matrone hat die 2 Mutter in der Vorstellung der Goͤttin verdraͤngt. In Italien geht die Vorstellung der Juno in die des Genius 3 weiblicher Personen uͤber, welcher auch Juno hieß. Ue- berhaupt war die Juno eine Hauptperson der Italischen Theologie; eine ganz eigenthuͤmliche Darstellungsweise derselben, die Lanuvinische der Sospita, konnte auch bei II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. den Roͤmern nicht durch Griechische Kunst und Mytholo- gie verdraͤngt werden. 1. Die säugende Hera (sie wird an der Stephane erkannt) bei Winck. M. I. 14. PCl. i , 4., kein sonderliches Kunstwerk. Der Knabe kann wohl immer eher Ares als Herakles genannt werden. Die Statue scheint durch eine besondre geschichtliche Aufgabe veran- laßt zu sein. 2. So erkläre ich z. B. die Bronze Ant. Erc. vi , 4. mit hoher Stephane, Patere und Fruchthorn, von einem gewissen individuellen Ausdruck. 3. Ihr Costüm ist ein Ziegenfell um den Leib, eine doppelte tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Gestalt war den Römern sehr bekannt und geläufig Cic. N. D. i , 29. vgl. oben §. 196, 3. PCl. ii , 21. G. M. 12, 50. Juno Moneta , mit den Instrumenten zum Münzprägen auf dem Re- vers, auf Denaren der G. Carisia. H. als Himmelsköni- gin , von Sternen umgeben, thronend, Lipp. i, 25. Sogen. Junoköpfe auf Gemmen sind es selten wirklich. Gruppirungen der H. Schönes Relief von Chios, welches Z. u. Hera thronend, nebst einer dritten Figur, darstellt Ant. of Ionia T. i . p. iv . Mit Z. u. Athena §. 351, 5. Z. u. Aphrodite. M. Franç. ii , 1. Mythische Vorstellungen, s. Hephästos, Aphrodite. Der Pfau ist wohl erst in späterer Zeit häufig neben die Hera gestellt worden; auf Röm. Kaisermünzen hebt er die Kaise- rinnen ( Juno Augustae ) zum Himmel, wie der Adler die Kaiser. 3. Poseidon. 354. Poseidon war urspruͤnglich der Gott des Was- 1 sers im Allgemeinen, insofern dasselbe als ein maͤnnlich wirksames Prinzip gedacht werden konnte; er war auch Fluß- und Quellengott, und eben deswegen das Roß, welches seit uralter Zeit bei den Griechen in enger Be- ziehung zu den Quellen stand, sein Symbol. Diese 2 29* Systematischer Theil. Vorstellung des Gottes ist indeß, wenn sie auch einzelne Kunstdarstellungen veranlaßte, doch nicht die Grundlage 3 der Kunstform des Poseidon im Ganzen geworden; indem schon in der Homerischen Poesie bei Poseidon die Vor- stellung des Meergottes, und eben darum die eines Got- tes vorherrscht, der, wenn auch erhaben und gewaltig, doch ohne die ruhige Majestaͤt des Zeus ist, vielmehr in koͤrperlicher und Gemuͤthsbewegung etwas Heftiges und Rauhes hat, und einen gewissen Trotz und Unmuth zu zeigen gewohnt ist, der in seinen Soͤhnen ( Neptuni filii ) 4 zum Theil zu wilder Wuth ausartet. Obgleich nun die Kunst hier nothwendig auf den gemeinsamen Grund- charakter aller Goͤtter zuruͤckgehn, und die dichterische Vorstellung mildern und maͤßigen mußte: so hat sie doch (durch welchen Kuͤnstler vor andern, ist unbekannt, wahr- scheinlich besonders durch Darstellungen in Korinth ange- 5 regt) dem Poseidon eckigere Formen, weniger Klarheit und Ruhe in den Gesichtszuͤgen, ein weniger fließendes und geordnetes, mehr gestraͤubtes und durcheinandergewor- fenes Haupthaar, und bei einem etwas schlankeren Koͤr- 6 perbau derbere Musculatur als dem Zeus gegeben. Die dunkelblaue, schwaͤrzliche Farbe (das κυάνεον) wird ge- woͤhnlich dem Haupthaar, oft auch der ganzen Gestalt des Poseidon zugeschrieben. 2. Ein Poseidon γεωργὸς, mit einem Pfluge, Joch, und Prora stehend, in einem Gemählde bei Philostr. ii, 17. 4. Aus Phidias Werkstatt der großartige Torso vom Parthenon. mit schwellenden Adern, bei Nointel mit ausgespreizten Füßen, §. 118, 2 c. Von zwei Korinthischen P. Bildern §. 355, 1. 4. Ein P. nebst einer Hera zu Korinth gefunden Winck. vi. S. 199., in Ildefonso nach Heyne’s Vorles. S. 202. 5. Ein P. Kopf, der das durcheinandergeworfene Haar zeigt, vielleicht von Ostia, Chiaram. 24. Ausgezeichnet der am Ar- cus Augusti zu Ariminium (§. 190, 1. ii ). Sehr gesträub- tes und wild geworfenes Haar hat die Bronze eines stehenden und sich an einen Kontos lehnenden P. von besonders rauhem An II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. sehn Ant. Erc. vi , 9. Einen trotzigen Charakter auch der Kopf einer Mediceischen Statue Winck. W. iv. S. 324. Tf. 8 a. Ei- nen milderen dagegen ( placidum caput in der sinnvollen Stelle Virgils) manche Köpfe auf M., z. B. auf der der Bruttier, Nöh- den 1. P. hat hier ein Diadem, wie öfter, Tassie Catal. p. 180. 355. Doch sind grade bei Poseidon die Modificatio- 1 nen des Grundcharakters auch schon in Werken der alt- griechischen Kunst so bedeutend, daß man das Allgemeine nicht immer leicht festhalten kann. Sie haͤngen eng mit den verschiednen Stellungen des Poseidonbildes zusammen. Hauptformen sind, wenn wir die allgemeinen und ge- woͤhnlichen Stellungen, die grade stehende und thronende, bei Seite lassen: 1) Der nackte, heftig schreitende, 2 den Dreizack schwingende Poseidon; der Erderschuͤtterer, ἐννοσίγαιος, σεισίχϑων. 2) Der bekleidete, und 3 schnell aber sanft uͤber die Meeresflaͤche hinschreitende; ein friedlicher Beherrscher des Wellenreichs. 3) Der, nakt, 4 das rechte Bein auf einen Fels, eine Prora, oder einen Delphin setzende, sich darauf lehnende und daruͤber hin- ausschauende; ein Sieger im Kampf und Beherrscher des Unterworfenen. 4) Der, halbbekleidet, mit geringerer 5 Erhebung des Fußes, ein wenig zuruͤckgelehnt in ruhi- ger Wuͤrde stehende; wohl ein Befestiger und Beruhiger, ἀσφάλιος. 1. Ein P. ὀρϑὸς war der von Kenchreä (§. 252, 3.), wel- cher den Delphin in der R., Dreizack in der L. hielt. Statue PCl. i , 33. G. M. 91. nicht völlig sicher restaurirt. P. sitzend , auf M. der Böoter, mit Delphin auf der R., Triäna in der L., bekränzt. Mionn. pl. 72, 7. Meyer Tf. 30 D. Auch auf M. des Demetrios, mit Aplustre, Mionn. pl. 70, 9. 2. Ῥήξει γοῦν ὁ Π. τῇ τριαίνῃ τὰ ὄρη, Philostr. ii, 14. „Die rechte Seite war dabei zugleich eingezogen und vorgeschoben; nicht blos die Hand, auch der ganze Körper drohte den Stoß.„ Die Sprengung der Berge war, nach dem Geiste der alten Kunst, auf diesem Gemählde anticipirt. Vgl. Claudian R. P. ii , 179. Eben so erscheint Poseidon, alterthümlich, chlamyde clupeans brachium (§. 337, 6.) auf den numis incusis von Poseidonia: Paoli R. di Pesto t. 58 — 62. G. M. 62, 293. Systematischer Theil. 3. So, mit Dreizack u. Delphin in den Händen, an der Can- delaberbasis, in hieratischem Styl, PCl. iv , 32. G. M. 62, 297. (Aehnlich in andern hieratischen Werken Winck. M. I. n. 6.) Vielleicht der Π. Ἐπόπτης, den Paus. erwähnt. 4. Auf einen Fels stellt er das rechte Bein, in einer kleinen Statue bei L. Guilford, August. 47., oft auf Gemmen (Tassie 2540 sqq. Lipp. i, 119.), auf den M. des Demetrios, Mionn. pl. 70, 10., auch in dem Relief, Zoëga 1. Auf eine Prora, auf Römischen M. z. B. des Sextus Pompejus (§. 196, 4.), wo er das Aplustre in der R. hält; auch auf Gemmen. Auf einer M. des Titus, G. M. 56, 296., hat P. als Weltherrscher den Globus zur Unterlage. Auch das Bild von Antikyra hatte diese Stellung; hier ruhte der Fuß auf dem Delphin; die andre Hand hielt die Triäna. Paus. x , 36, 4. Endlich hatte auch das Isthmische Hauptbild (Eckhel P. gr. 14.) diese Stellung; hier hebt P. mit der L. ein Gewandstück, welches auf den l. Schenkel fällt. 5. Eine solche Figur, mit einem Zeusähnlichen Charakter, zwar spät aber nach einem guten Vorbilde gearbeitet, August. 40. — Seltsamer Pos. Satrapes, Paus. vi , 25, 5. 1 356. Poseidon hat seinen eignen Kreis von Wesen, seinen Olymp, um sich, in dessen Mitte er sich befindet, wie Dionysos in der der Satyrn und Maͤnaden, Zeus 2 in der der gesammten hoͤhern Goͤtterwelt. Man sah ihn in Statuengruppen, und sieht ihn jetzt besonders auf klei- nern Kunstwerken, mit seiner Gemahlin fuͤr das Wasser- reich (denn seine eigentliche Ehe hat er nach altem Glau- ben mit dem Erdreich geschlossen), und seinem ganzen 3 kekk und phantastisch gebildeten Chor. Die Geliebte des Poseidon, welche zu den schoͤnsten Kunstvorstellungen Anlaß gegeben, ist die Argivische Danaos-Tochter und Quellnymphe Amymone, durch welche der Gott das 4 vieldurstige Argos zum wasserreichen macht. Bei dem Kampf mit dem Giganten Ephialtes zeigt er die erder- schuͤtternde und umwaͤlzende Macht seiner Triaͤna, welche 5 urspruͤnglich Nichts als eine Thunfisch-Harpune gewesen zu sein scheint. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 1. Davon unten: Wassergottheiten. 2. Werk des Skopas zu Korinth §. 125, 5. Große Gruppe im Isthmischen T., von Herodes geweiht, Poseidon u. Amphitrite im Chor der Seedämonen, Paus. ii, 1. Q. de Quincy Jup. Ol. 372. Amphitrite sitzt am Giebel des Parthenon hinter P.; sonst ist sie selten in der Kunst. Doch stellt sie der weib- liche Kopf mit nackter Schulter und losgebundnen Haaren, auf dem Revers Neptun mit Hippocampen fahrend, auf Denaren der G. Crepereia (Patin p. 95) deutlich dar. P. auf einem Hip- pokampen-Wagen, von Tritonen umgeben, oft auf Gemmen (viele neu) Lipp. i, 120 — 122. Tassie i . p. 182. Hirt Tf. 2. Ueber die Hippokampen Voß Myth. Br. ii. S. 184. 221 ff. — Eine sehr schöne Bronze des Pos. bei L. Egremont schien mir in der L. den Trident, in der R. den Zügel gehalten zu haben. Amalth. iii. S. 259. 3. P. mit Amymone, als Statuengruppe in Byzanz, Christod. 65, wo Amym. saß und P. ihr als Brautgabe den Delphin, das Wassersymbol, darreichte. Gemählde, Philostr. i , 8., wo P. auf Hippokampen heranfahrend sie überraschte, ähnlich wie auf Gemmen, Bracci t. 100. vgl. Welcker p. 251. Anders wieder auf Vasengemählden, Millin ii , 20. G. M. 62, 294. Böttiger Amalth. ii. S. 286. Laborde 25. 4. P. im Kampf mit Ephialtes die Insel Nisyros auf ihn werfend, auf Vasen verschiednen Styls, s. §. 99, 2, 5. P. zu Rosse mit dem Giganten Polybotes kämpfend, Paus. i , 2, 4. P. als Nebenfigur bei Europa (§. 351, 3.). Perseus Gor- gonen-Tödtung. Kampf mit Pallas. Beim Kampf des The- seus mit Pityokamptes Millin Vas. i , 34. 5. Ueber die Triäna, fuscina, Böttiger Amalth. ii. S. 306. λογχὰς in Sophrons Thynnotheras Etym. M. p. 572. P. als Thunfischwächter auf einem Felsen sitzend, auf Byzant. Münzen. P., Herakles, Hermes als Vorsteher einer Thunfischwarte in dem alterthümlichen Vasenbilde bei Christie Painted Gr. Vases pl. 12. p. 81. Den Thunfisch, den Poseidon hier in Händen hält, reichte er in einem alten Gemählde im T. der Artemis Alpheioa in Pisatis dem die Athena gebärenden Z. dar. Athen. viii . p. 346. vgl. mit Strab. viii . p. 343. Thron des Poseidon auf einem Relief in S. Vitale zu Ravenna, Schrift von Belgrado, Cesena 1766. Montf. Suppl. i , 26. G. M. 73, 295. Systematischer Theil. 4. Demeter. 1 357. Demeter, welche in dem hier befolgten Zwoͤlf- goͤtter-System, wie in mehrern mystischen Culten, mit dem Poseidon verbunden ist, ist die naͤhrende Natur als 2 Mutter gefaßt. Das ist der wesentliche Grundzug ihres Cultus und Mythus, daß sie im Verhaͤltniß zu einem Kinde gedacht wird, dessen Verlust und Wiedergewinnung ganz geeignet ist, alle Seiten des muͤtterlichen Gefuͤhls 3 zu entfalten. Diesen Charakter und dies Verhaͤltniß, auf rein menschliche Weise gefaßt, legt die ausgebildete Kunst ihren Darstellungen zum Grunde, nachdem die fruͤhere versucht hatte, mystische Vorstellungen von Na- turverhaͤltnissen in zum Theil sehr seltsamen Bildern aus- 4 zudruͤcken. Obgleich auch in Sicilien beruͤhmte Bilder der Goͤttin waren, gebuͤhrt doch die Ausbildung des Ideals wohl groͤßtentheils der Attischen, zum Theil erst der 5 Praxitelischen Kunstschule. Im Weihetempel von Eleu- sis war wahrscheinlich eine chryselephantine Statue der 6 Goͤttin. Demeter erscheint matronaler und muͤtterlicher als Hera; die Gestalt ist breiter und voller, wie es der Allmutter (παμμήτωρ, παγγενέτειρα) ziemt, der Aus- druck des Gesichts weicher und milder; die Bekleidung vollstaͤndig; oft ist das Himation auch uͤber den Kopf gezogen. Der Aehrenkranz, Mohn und Aehren in den Haͤnden, die Fackeln, der Fruchtkorb neben ihr sind die 7 sichersten Kennzeichen. Nicht selten sieht man die Gottheit allein oder mit ihrer Tochter thronen; doch ist man eben so gewohnt, die fruchtspendende Goͤttin schreiten zu sehn. 1. Creuzer Symbolik Th. iv. „Von der Ceres u. Proserpina und ihren Mysterien.“ 3. Von der Schwarzen Demeter zu Phigalia §. 83, 3. 4. Nach Cic. Verr. iv , 49. zu Enna mehrere Bilder der D., nebst Kora und Triptolemos. Plin. xxxvi , 4, 5: Romae Praxitelis opera sunt Flora (i. e. Hora), Triptolemus, II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Ceres in hortis Servilii. D. mit Persephone u. Jakchos zu Athen von Prar. Paus. i , 2, 4. — In jenen archaisirenden Reliefs trägt D. über Chiton u. Peplos ein weites Himation und einen Schleier; einen Aehrenkranz; Aehren u. Mohn in der R., Scepter in der L. Starke πέδιλα bezeichnen die wandernde Göttin. 5. Auf ein solches Bild deuten die Beschreibungen der mysti- schen φωταγωγία und ἐποπτεία, besonders Themistios in obit. patr. p. 235 Petav.: ὁ προφήτης ἀναπετάσας τὰ προπύ- λαια τοῦ νεὼ καὶ τοὺς χιτῶνας (παραπετάσματα) περι- στείλας τοῦ ἀγάλματος, καλλύνας τε αὐτὸ καὶ ὑποσμήξας πανταχόϑεν ἐπεδείκνυ τῷ μυουμένῳ μαρμάρυσσόν τε ἤδη καὶ αὐγῇ καταλαμπόμενον ϑεσπεσία. Ein Fragment, Kopf u. Brust, aber sehr zerstört, einer marmornen Statue ist von den innern Propyläen in Eleusis (Un. Ant. of Att. ch. 3.), wo sie ursprünglich an einen Pfeiler gelehnt stand, nach Cam- bridge gekommen. Mit Kalathos u. Gorgoneion (Od. xi , 632.; nach Gerhard Prodr. S. 87. eine Demeter-Kora.), die Haare hinten durch einen Ring geschlungen. Manche halten es für eine Karyatide. Früher bei Spon ( Voy. ii . p. 216 sq. ) u. in Fourmonts Papieren abgebildet. Jetzt bei Clarke Greek Marbles 4. 5. (mit einem Brief von L. Aberdeen, der eine Dem. mit Pferdekopf bei einem lectisternium erwähnt) und im Mus. Worsley. i . p. 95. 6. Sichre Statuen sind selten. Eine colossale PCl. ii , 27. (auch im M. Franç. iv . pl. 11. Bouill. i . pl. 3. M. Nap. i , 69. Hirt 3, 6.) mit ergänzten Attributen. Sehr ergänzt die M. Cap. iii , 9., so wie G. Giust. i , 29. 30. Sicher, aber wohl Porträt Villa Borgh. St. 9. n. 10. Perrier 70. Bouill. i , 6. Zwei andre Borghes. Bouill. 4. 5. vgl. iii , pl. 5, 5. Statue in Berlin, Cavac. Racc. i , 53. Amalth. ii. S. 357. In Neapel, Gerhard N. Ant. S. 28. Livia u. Julia als Ceres §. 199, 7. Köpfe auf M., entweder mit auf den Nacken herabfließen- dem oder hinten aufgebundenem Haar (wenn nicht das letztre die Kora ist) besonders von Metapont, Mionn. Desc e. pl. 64, 6. Hirt 3, 5., von Syrakus, Mionn. Empr. 300 — 302, Segeste, Nöhden 8., Pheneos, Landon 44., den Amphiktyonen (als Δ. Πυλαία) Mionn. pl. 72, 5. Meyer Tf. 30, 6., fast am schön- sten auf M. von Opus ( Empr. 572 u. a.) u. s. w. Eine stehende D. von edler Form, auf M. von Sardis, Combe ii, 10. Systematischer Theil. 7. D. thronend, mit Schlange zu Füßen, Fackel und Aehren in der Hand, auf einem Denar des Memmius Quirinus, der die Graeca sacra Cereris in Rom einführte. M. des Deme- trios Soter, G. M. 31, 221. Sehr schätzbar ist die thronende D. eines Pompej. Gemähldes, Zahn 25, welcher kein charakteri- stisches Zeichen fehlt. D. mit Aehren, Schlange, Ameise, Mond, thronend, Gori Gemmae astrif. I. t. 109. ef. 107. Terra- cottabilder der beiden Göttinnen (τὼ ϑεὼ), auch mit dem Jakchos in der Mitte, bei Gerhard Ant. Bildw. 2 — 4. D. schreitend, zwei Fackeln vor sich hinhaltend, mit bewegtem Gewande, auf Kaisermünzen von Kyzikos. Eben so auf Denaren der G. Vibia, mit der Sau neben ihr. 1 358. Das fuͤhrt auf die besonders an Todten-Denk- maͤlern sehr gewoͤhnliche Vorstellung des Raubes der Persephone, wo Demeter als eine erzuͤrnte, schwer ge- kraͤnkte Gottheit erscheint, welche den Raͤuber ihrer Toch- ter mit Fackeln in den Haͤnden, das Gewand fliegend, auf einem seltner mit Rossen, gewoͤhnlicher mit Drachen bespann- 2 ten Wagen verfolgt. Von diesem gewaltsamen Raube ist die alljaͤhrlich sich erneuernde Herabfuͤhrung der Per- 3 sephone durch Demeter zu unterscheiden: welcher die Em- porfuͤhrung derselben in Begleitung der Fruͤhlings-Hora entspricht, die ebenfalls in Kunstwerken angedeutet wird. Mit dem Emporsteigen der Kora wird die Ertheilung der Seegnungen der Demeter als gleichzeitig und engverbun- 4 den gedacht. Demeter als die Saͤugerin des mysti- schen Jakchos war eine seltne Vorstellung in der alten 5 Kunst; dagegen die Aussendung des in manchem Betracht verwandten Triptolemos als des Verbreiters des Getrai- des, so wie die Ausstreuung dieser Gaben durch Tripto- 6 lemos, eine beliebte; auch ein Heros Buzyges er- scheint oͤfter in Verbindung mit der Goͤttin. Wie 7 Jakchos, und durch diesen Triptolemos, mit Dionysos in Verbindung stehn: so hat auch Kora, obgleich auf der einen Seite die strenge Gemahlin des unterirdischen Got- tes, doch auf der andern an Bacchischem Wesen Antheil (Liber cum Libera), sie erscheint als eine sehr anmu- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. thige, jugendlich zarte und schlanke Figur, in deren Aeh- renkranz sich mitunter der Epheu des Dionysos schlingt. Kora ist ein Wesen, welches zwischen Demeter, Diony- sos und Hades in der Mitte steht, und bald mehr von dem einen bald mehr von dem andern angezogen und er- griffen wird. 1. Zahlreiche Sarkophagen (wo der Gegenstand als eine Hoff- nung der Unsterblichkeit genommen wird) zeigen, entweder in drei Gruppen die ἀνϑολογία, den ἁρπαγμός oder κάϑοδος, und die δίωξις, oder blos zwei davon. S. Welcker Zeitschr. i, 1. Ueber den Raub der Kora. Sarkophag in Barcelona. Laborde Voy . pitt. T. i , 2. Welcker Tf. i, 1. 2. 3. In Maz- zara ein schöner Sarkophag der Art, bei Houel i . pl. 14. (auch Buzyges als Pflüger dabei). Im PioCl. v , 5. G. M. 86, 339. (viel ergänzt). M. Cap. iv , 55. Hirt 9, 5. Zoëga Bass. 97. bei Creuzer Tf. 12. G. Giust. ii , 79. 106. 118. Bouill. iii , 35. (aus V. Borgh.). Amalth. iii, S. 247. Der Homerische Hymnus, welcher die Eleusinische Sage darstellt, liegt zum großen Theil zum Grunde; Nebenrollen spielen Pallas und Artemis (aus V. 426.), Hekate, Helios; die Nymphe der καλλί- χορος πηγή, des φρέαρ ἄνϑινον (Kyane aus Sicilien nach Andern); Styx, Acheron und verschiedne Eroten. Auf Münzen von Enna (ΗΕΝΝΑΙΟΝ) sieht man D. die Fackel zünden, und dann auf einen Wagen mit Rossen (wahrscheinlich die ältere Vorstellung) den Hades verfolgen, Combe pl. 4, 5. Die ver- folgende, fackeltragende D. auf dem Drachenwagen sieht man auf M. von Athen, Stuart Ant. ii , 2 vign., Kaiserm. von Kyzikos, Nikäa, Magnesia (wo D. in sehr wilder Bewegung); auch auf Denaren der G. Vibia u. Volteia. Der Hades u. die sich sträubende Kora auf dem Viergespann, eine Schlange aus dem Boden züngelnd, auf Kaiserm. von Sardis u. andern asiat. Städ- ten. Gemälde der Hinabfahrt, Bartoli Nason. 12. 2. Prax. fecit — Proserpinae raptum, item Catagu- sam , d. h. die die Perseph. nach der Unterwelt geleitende, ent- lassende D. So offenbar in dem Vasengemählde, bei Tischb. iii, 1. vollständiger Millingen U. M. i , 16., wo der Abschied völlig ruhig und freundlich ist. 3. Die Abrufung aus dem Hades dem Raube gegenüber als Aufang der ἄνοδος; die Hora des Frühlings ist dabei, es ist Zeit der Ἀνϑεστήρια. Relief bei Bartoli Adm. 59. Hirt Tf. 9, Systematischer Theil. 6. G. M. 87, 341. Persephone in der ἄνοδος neben der Hora, in dem Poniatowsky’schen Vasengemählde. Reliefs, welche die Rückführung der Kora vorstellen (?), Gerh. Ant. Bildw. i, 1. Tf. 13. Neapels Bildw. S. 110. Wiedervereinigung der beiden Gottheiten auf der Münze von Anton. Pius (Laetitia) G. M. 49, 340. 4. Dem. mit einem Kinde an der Brust, Jakchos oder De- mophon, Athenische Münze, Combe 7, 7. vgl. Gerh. Prodr. S. 80. Jakchos als Knabe neben ihr §. 357, 7. 5. Aussendung des Triptolemos. Schönes Gemählde der Poniatowskyschen Vase. Le pitture di un antico vaso — da E. Q. Visconti. 1794. Millin Vases ii, 31. G. M. 52, 219. Creuzer Tf. 13. Böttiger Vasengemählde, viii u. ix. Zeus, dem Hermes die Vollendung der Begebenheit meldet, im höchsten Streifen, dann Kora in der ἄνοδος, unten die seegensreiche D., Tript. Dionysos-ähnlich, die Töchter des Keleos. — Classe von Vasengemählden, streitig zwischen Apollons Fahrt von den Hyper- boreern (Italinsky zu Tischbein i, 8, des Vf. Dorier i. S. 270.) und Triptolemos Zug (Böttiger, Welcker Zeitschr. i. S. 112. und Andre.) S. Tischb. i, 8. 9. iv, 8. 9. Hancarv. iii, 128. Laborde 31. 40. 63. Millingen U. M. i, 24. Panofka Mus. Bartold. p. 131. Vielleicht in beiderlei Bedeutung genommen. Für Tript. entscheiden, wenn sicher, die Namen Τριπτολεμος, Δημητηρ, Εκατη auf dem vom Instituto di Corr. Arch. pub- licirten Vasengemählde, Mon. Ined. i, 4. Und doch fehlen grade hier die so wesentlichen Aehren. Minder prächtig, aber sehr sinn- reich, ist die Ertheilung des Getraides an Tript. (der hier eine Art Hermes ist) unter Z. Obwalten gefaßt, an der runden Ara aus Pall. Colonna, Wecker Zeitschr. i, i. Tf. 2, 1. S. 96 ff. Creuzer Tf. 37. nebst der abweichenden Erklärung S. 16. Tript., mit dem Petasos des Hermes, auf Drachenwagen fahrend, M. von Athen, Combe pl. 7, 3. vgl. Hayne Thes. Br. i, 21. Triptol. auf dem Flügeldrachen-Wagen der D., Korn aus der Chlamys streuend, auf Kaiserm. von Nikäa (schön Descr. n. 233.). Dieselbe Figur, sehr prächtig, wenn auch schlecht gezeichnet, auf Kaisermünzen von Sardis ( Descr. n. 789.) mit der Beischrift ΤϒΛΟϹ. Unter dem Wagen liegt eine weib- liche Gestalt ΓΗ. Man sieht hieraus, daß der Lydische γηγενὴς Tylos oder Tyllos (Dionys. i, 27., dessen Lesart hierdurch gerechtfertigt wird) eine dem Triptolemos verwandte Figur war. D. als ϑεσμοφόρος (mit der Rolle) neben Tript. auf dem Wa- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. gen, auf einem schönen Pariser Cameo, der als Verherrlichung von Germanicus u. Agrippina erklärt wird. Mém. de l’Ac. des Inscr. i. p. 276. G. M. 48, 220. Mongez Icon. Rom. pl. 24. *) D. thronend, Tript. auf dem Drachenwagen abfahrend, Lipp. i, 111. Der Athenische Sarkophag bei Montf. i, 45, 1. zeigt D. zwischen Dionysos u. der zurückgekehrten Kora, und die Abfahrt des Triptolemos als gleichzeitig. 6. D. u. Buzyges (oder auch Triptolemos) auf einer Paste bei Schlichtegroll Tf. 39. D. Kopf, auf der Rückseite ein Gespann Ochsen, auf Denaren der G. Cassia. 7. Von Persephone neben Hades unten: Unterwelt. Haupt- werke ihrer Darstellung sind die großen Bronze-Medaillen von Ky- zikos, mit dem schlankhalsigen, anmuthigen, mit Ohrringen und Halsketten reichgeschmücktem Kopfe der Κορη Σωτειρα. Um das hinten über den Nacken zusammengeknotete Haar zieht sich ein Aehren - und Epheukranz . Letztrer wird auch sonst wahrge- genommen, Gerhard Neap. Ant. S. 403. Eine solche Homo- nöen-Medaille mit Smyrna, n. 195. in Mionnets Descr., zeigt auf dem Revers dieselbe Kora, eine Fackel haltend, auf einem Ken- taurenwagen, im Bakchischen Thiasos. Kora mit Epheukranz, zusammen mit Dionysos, auf dem Kentaurenwagen auf einen präch- tigen Pariser Cameo, G. M. 48, 275. D. Symbole , Fackel u. Aehren, artig verbunden auf M. von Theben, Combe pl. 6, 9. Schlangenumwundne Fackeln auf M. von Kyzikos G. M. 106, 421. Cista mystica auf den Kistophoren, vgl. Stieglitz Arch. Unterh. ii. Mysterienty- pen S. 197. Throne der D. u. des Dionysos Bouill. iii, 75. 5. Apollon. 359. Phoͤbos Apollon war, dem Grundgedanken sei- 1 nes Wesens nach, ein Gott des Heils und der Ordnung, im Gegensatz einer feindlichen Natur und Welt gefaßt. Als Naturgott ist er der den Winter mit seinen Schrecken vertreibende Fruͤhlingsgott. Indeß erhielt sein Dienst und Glauben fruͤher als bei einem andern Gotte, durch das Naturel des Volkstammes, der ihm besonders hul- Systematischer Theil. digte, eine ethischpolitische Tendenz; er ward ein Gott, der den Uebermuͤthigen vernichtet, den Guten schuͤtzt, er wurde durch Suͤhnopfer reinigend, durch Musik das Gemuͤth beruhigend, durch Weissagungen auf eine hoͤhere 2 Ordnung der Dinge hinweisend gedacht. In aͤltester Zeit genuͤgte ein konischer Pfeiler, auf die Straße ge- stellt und Apollon Agyieus genannt (§. 66, 1), an die schuͤtzende und heilbringende Macht des Gottes zu erin- 3 nern. Ruͤstete man einen solchen Pfeiler mit Waffen aus, wie es ungefaͤhr am Amyklaͤischen Apollon geschehn war (§. 67.): so uͤberwog die Vorstellung des furchtbaren, strafenden, raͤchenden Gottes, und dies war in mehrern 4 alten Idolen der Fall. Indeß wurde gewiß auch die Kithar, als Sinnbild des beruhigten und beruhigenden Gottes, zeitig an alte Holzbilder angehaͤngt; und aus der Kretischen Schule, welche sich besonders durch Dar- stellungen des Apollon beruͤhmt machte, ging der Delische Apolloncoloss hervor, der die Chariten mit musischen In- strumenten, Lyra, Floͤte und Syrinx, auf der Hand 5 trug. Apollon war ein Lieblingsgegenstand der gro- ßen Kuͤnstler, welche Phidias zunaͤchst vorhergingen, un- ter denen Onatas den Gott als einen zum Juͤngling rei- fenden Knaben von großartiger Schoͤnheit darstellte. Im 6 Ganzen wurde indeß Apollon damals reifer, maͤnnlicher gebildet, als spaͤter, die Glieder staͤrker, breiter, das Gesicht runder, kuͤrzer; der Ausdruck mehr ernst und streng als lieblich und reizend. Ihn unbekleidet oder fast unbekleidet darzustellen war damals schon gewoͤhnlich. 7 So zeigen ihn zahlreiche Statuen, die Reliefs des Drei- fußraubes, viele Vasengemaͤhlde, auch Muͤnzen, auf denen man die aͤltre Form des Apollokopfes, oft sehr anmuthig ausgebildet aber im Ganzen als dieselbe, bis auf Phi- lipps Zeiten findet. Der Lorbeerkranz, und das geschei- telte, laͤngs der Stirn zur Seite gestrichne, gewoͤhnlich im Nacken herabwallende, bisweilen indeß auch aufgenom- mene und zusammengesteckte Haar (ἀκερσεκόμης) bezeich- nen den Gott. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 1. Die Grundansicht der Ausführungen in des Vf. Doriern Bd. ii. erscheint hier, nach Untersuchungen über den innern Zu- sammenhang der Griechischen Feste, etwas modificirt, oder weiter fortgeführt. 3. A. bei den Lakedämoniern vierarmig; in Tenedos mit dem Doppelbeil (so häufig auf Kleinasiat. Münzen); mit goldnen Waffen, χρυσάωρ, bei Homer. Dorier i. S. 358. 4. Die von den Kretern Dipönos und Skyllis für Sikyon unter- nommenen Werke beschreibt Plin. Fuere simulacra ea Apollinis, Dianae, Herculis, Minervae, wahrscheinlich in Bezug auf den Raub des Dreifußes, oder die Versöhnung hernach. Von Chei- risophos dem Kreter war ein goldnes Holzbild des A. zu Tegea. Von Tektäos und Angelions Delischem A. Bilde mit den Chari- ten, Plut. de mus. 14. Paus. ix, 35, 1. Wiedererkannt in der Gemme G. M. 33, 474.; auch auf den M. von Athen, Combe 7, 9. Pellerin pl. 23, 19. M. Hunter. 11, 14. — Eben so nach Schol. Pind. O. 14, 16. ein Delphischer A. Im Allgemeinen Macrob. Sat. i, 17.: Ap. simulacra manu dextra Gratias gestant, arcum cum sagittis sinistra. 5. Von Kanachos Didymäischem A. §. 86. Daß er wenigstens später eigentliches Tempelbild war, beweisen die Milesischen Münzen, auf denen er auch eine cor. radiata hat, z. B. die bei Mionn. Descr. 805. Daß er in der R. den Hirsch trug, ist durch eben diese Münzen erwiesen u. anerkannt; von diesem ist aber gewiß jener automatische cervus (besser corvus ) bei Plin. xxxiv, 19, 14. zu unterscheiden. — Von Kalamis ein A. Ἀλεξίκακος zu Athen (Paus.), ein A. in hortis Servilianis (Plin.), ein A. Coloss in Apollonia am Pontos, 30 Cubitus hoch, für 500 Tal. gearbeitet, durch M. Lucull nach dem Capitol (Strabon vii. p. 319. Plin. iv, 27. xxxiv, 18.), oder Palatin (Appian Illyr. 30. Ἀπολλωνία, ἐξ ἧς ἐς Ῥώμην Καλάμιδος μετήνεγκε τὸν μέγαν Ἀπόλλωνα τὸν ἀνακείμενον ἐν Παλατίῳ) versetzt. — Ouatas Ἀ. Καλλίτεκνος für die Perga- mener (welche ihn unter diesem Namen verehrten, Aristid. bei Mai N. Coll. i, 3. p. 41), ein colossaler (Paus. viii, 42, 4) βούπαις, in dem Z. u. Leto’s Schönheit sich verjüngt zeigte, Anth. Pal. ix, 238. Von Phidias Apollons Comm. de Phid. i. p. 16 sq. Myrons A. Cit. Verr. iv, 43. 6. Alterthümliche A. Statuen (oft bonus Eventus genannt) M. Cap. iii, 14 mit falsch ergänzten Armen; im Pall. Pitti, Winck. Systematischer Theil. W. v. S. 548.; im Louvre n. 292. M. Nap. iv, 61. Hiezu der §. 96, 10 genannte, und besonders die Nachbildungen des Miles. A. §. 86. Auch die Figur bei Raponi t. 24. n. 20. ist eine deutliche Copie der Milesischen. Dieser Classe schließt sich auch der Etruskische Aplu, §. 172, 5 e., an. Auf den Reliefs des Apollon Kitharodos sieht man öfter auf einer Säule einen alter- thümlich steifen und graden A. Büste des Ap. von runden Formen, manchen Köpfen auf Münzen sehr ähnlich, im Louvre n. 133. Mehrere der Art bei Bouill. T. iii, 23. Auch der Kopf Chiaram. 10 scheint ein Apoll. 7. Sehr alterthümlich der Kopf auf M. der Leontiner (Mionn. Empr. 248.) mit über den Nacken aufgebundnen Haarflechten. Als ἀκερσεκόμης, mit Lorbeerkranz, überall sehr ähnlich, auf M. von Chalkis (welche des Chalkidischen Handels wegen meist in Thrake gefunden werden), bei Mionnet Suppl. T. iii. pl. 5, 8. Empr. 709 sq. Landon i, 11., von Cales, Nola, Suessa, Pella, Leucas (Combe 2, 7. 3, 4. 6. 5, 1. 22.), von Me- gara, Mitylene, Kroton Land. 7. 35. 80, von Syrakus, Nöhden 16. Aehnliche Gemmenköpfe Lipp. i, 49. Mit aufgebundenem Haar auf M. von Katana Nöhden 9. Phokische M., Empr. 577. Land. i, 14., wahrscheinlich aus der letzten Zeit vor der Zerstö- rung, zeigen schon mehr die später gewöhnlichen Formen (wie auch die meisten Gemmen). Vgl. die Argivische Combe 8, 2. Der Kopf auf den Münzen von Katana (Nöhden Tf. 10. Empr. 226.), von vorn, mit reichen, wallenden Haaren, hat einen zürnenden Ausdruck, noch mehr der auf M. von Amphipolis (Λαμπα- δηδρομία) Mionn. Suppl. iii. pl. 5, 1. Land. i, 20. 1 360. Das schlankere Gewaͤchs, das laͤnglichere Oval des Kopfs und den belebteren Ausdruck erhielt Apollon ohne Zweifel besonders durch die juͤngere Attische Schule, die ihn sehr oft bildete, und zwar so, daß sich Sko- pas kitharspielender und langbekleideter Apollon noch mehr an die aͤltern Formen hielt, aber doch schon den Ueber- gang zu der hernach herrschenden Darstellungsweise bil- 2 dete. Der Gott wird jetzt durchaus juͤnger gefaßt, ohne Zeichen maͤnnlicher Reife, als ein μειράκιον. Das 3 laͤnglich ovale Gesicht, welches der Krobylos (§. 330, 5.) uͤber der Stirn haͤufig noch verlaͤngert und der ganzen II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. hochstrebenden Gestalt zum Gipfel dient, hat dabei eine sanfte Fuͤlle und gediegne Festigkeit; in allen Zuͤgen ver- kuͤndet sich ein erhabner, stolzer und klarer Sinn, wie auch immer die Modificationen sein moͤgen. Die For- men des Koͤrpers sind schlank und svelt; die Huͤften hoch, die Schenkel laͤnglich; die Muskeln, ohne einzeln hervorzutreten, vielmehr ineinandergegossen, sind doch so bezeichnet, daß das Rasche, Hurtige der Gestalt, das Kraͤftige der Bewegung einleuchtet. Jedoch schwankt 4 die Bildung hierin bald mehr zu der gymnastischen Kraͤf- tigkeit des Hermes, bald zu der weichen Fuͤlle des Dio- nysos hinuͤber. 1. Von Skopas A. §. 125, 4. u. weiter §. 361, 6. Von Praxit. A. Bildern 127, 6. Ein A. Kitharöd von Timarchides (Plin.). Ap. von Leochares (Paus.). 2. Schön beschreibt ihn Max. Tyr. Diss. 14. p. 261. R. als ein μειράκιον γυμνὸν ἐκ χλαμυδίου (d. h. so daß die Chla- mys zurückschlägt, wie beim Ap. von Belvedere) τοξότης, διαβε- βηκὼς τοῖς ποσὶν ὥσπερ ϑέων. A. war als der hurtige Gott auch Vorstand der Läufer, δρομαῖος in Kreta und Sparta, Plut. Qu. Symp. viii, 4. 3. S. Hirt Tf. 3. Die Mosaik, PCl. vii, 49., giebt bei einer Apollons- und Dionysos-Maske den Unterschied der Haare sehr gut an. Vgl. Passeri Luc. i, 69 sqq. Christodor 73. erwähnt einen A., der das Haar εἰςοπίσω σφίγξας hat, wie die Statue §. 361, 5. Das herabwallende Haar (εἶχε γὰρ ἀμφοτέροισι κόμης μεμερισμένον ὤμοις βόστρυχον αὐ- τοέλικτον, ebd. 268. u. 284), gehört mehr ältern Bildern. 361. Ganz dem urspruͤnglichen Wesen des Apollon 1 gemaͤß zerfallen auch die Kunstdarstellungen des Gottes, welche eine eigenthuͤmliche Bedeutung in der Kunst haben, in Darstellungen des kaͤmpfenden und in solche des be- saͤnftigten und ruhenden Gottes. Wir unterscheiden: 2 1) einen Apollon, den wir Καλλίνικος nennen koͤnnen, der mit noch nicht ganz besaͤnftigtem Kampfzorn und ed- lem Siegerstolz von dem uͤberwundenem Gegner (Python, Tityos oder sonst wem) hinwegschreitet. 2. Den vom 3 30 Systematischer Theil. Kampfe ausruhenden, welcher den rechten Arm uͤber das Haupt schlaͤgt, und den Koͤcher mit zugemachtem Deckel 4 neben sich haͤngen hat. Indem dieser die dem Bogen in Griechischer Bildersprache oft gegenuͤberstehende Kithar schon in die Linke genommen, waͤhrend die Rechte noch vom Bogen uͤber dem Haupte ausruht: fuͤhrt diese Classe 5 von Apollobildern von selbst hinuͤber zu: 3) dem kithar- spielenden Apollon, welcher mannigfach costuͤmirt erscheint; doch herrscht hier eine vollstaͤndigere Bekleidung mit der 6 Chlamys vor. In dem (4) Pythischen Agonisten wird diese Bekleidung zu dem feierlich praͤchtigen Costuͤm der Pythischen Stola vervollstaͤndigt; zugleich war hier eine besonders weiche, rundliche, fast weibliche Bildung uͤblich, welche es moͤglich machte, solche Apollonbilder fuͤr einen Bathyll, oder eine Muse zu nehmen; seit Skopas vereinte die Kunst damit eine schwaͤrmerische Begeisterung im Ge- sicht und eine tanzartige Bewegung der Gestalt. Andre 7 Stellungen des Apollon haben weniger Bedeutsames und Charakteristisches und uͤben eben darum weniger Einfluß auf die Bildung der ganzen Figur aus. 2. A. von Belvedere, im Hof des Vatican. PCl. i. t. 14. 15. Mus. Fr. P. iv. Bouill. i, 17. Beim Hafen von An- tium entdeckt (vgl. §. 259.). Ob aus marmor Lunense? Nach Dolomieu im Mus. Nap. T. i. p. 44. ist er’s; Visconti äußert sich anders im PCl., anders bei Bouillon. Nach Hirt zu den Niobiden gehörig; nach Visconti Nachbildung des Ἀλε- ξίκακος von Kalamis in Athen; nach Winck. der Erleger des Py- thon. Wahrscheinlich Nachbildung eines Gußwerks; die Chlamys ist entschieden für ein Erzbild angelegt. Doch ist auch das Origi- nal schwerlich vorlysippisch. Winckelmanns Liebe zu der Statue spricht sich am lebhaftesten in s. Werken vi, 1. 259. aus. Von den geblähten Nasenlöchern §. 343, 2. Neu der l. Arm bis zum Ellenbogen, die Finger des r. Viel zusammengesetzt, daher einige Stellen an den Beinen ungeschickt erscheinen. — Von einer bei Argos gefundnen Bronze in der Stellung u. Bildung des Belv. A. Pouqueville Voy. T. iv. p. 161. Köpfe dersel- ben Art, zum Theil noch großartiger und geistreicher gebildet, in Venedig (nach Visc.); im Hause Giustiniani (Hirt 4, 1.); bei Gr. Pourtal è s (sehr edel und geistreich gebildet). Vgl. M. Nap. i. p. 45. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 3. So der im Lykeion bei Athen, der in der Linken den Bo- gen niederhielt und sich an eine Säule lehnte, Lukian Anach. 7. Daher Ap. Lycien genannt. Aber derselbe kömmt auf Mün- zen von Thessalonike als Pythios vor (Dorier i. S. 363.). Sta- tuen der Art: der Apollino in Florenz schlank aber weich von For- men, welches mit der Vorstellung der Ruhe wohl zusammenstimmt. Maffei Racc. 39. Piranesi Statue 1. Die Statuen im Louvre n. 188. (M. Nap. i, 16. Franç. iv, 13. Bouill. i, 18. vgl. iii, 3, 1.) u. die härter gearbeitete n. 197. zeigen breite kräftige Formen. Aehnlich eine Statue aus der Giustinianischen Sammlung in Wiltonhouse (Creed. 36). Statue d. libr. di S. Marco ii, 22. Maffei Racc. 102. 4. Von einem Bilde des Eros von Pausias sagt Paus. ii, 27, 3.: βέλη μὲν καὶ τόξον ἐστὶν ἀφεικὼς, λύραν δὲ ἀντ̕ αὐτοῦ ἀράμενος φέρει. Die Kithar hält, bei über- geschlagner R., in der L., der mächtig und gewaltig gebildete A. M. Cap. iii, 13. M. Nap. i, 17. Bouill. iii, 3, 2., wel- cher den Greif neben sich hat. Auf Gemmen stützt er, die R. über den Kopfschlagend, die L., die eine Kithar hält, auf einen Pfeiler, oder an dessen Statt, auf eine kleine alterthümliche Bildsäule zwei- felhafter Deutung (Νίκη, Μοῖρα, Ἀφροδίτη ἀρχαία?) Caylus Rec. v, 52, 1. 56, 1. Lipp. i, 55. 57. Das Aufstützen der Kithar auf einen Pfeiler oder Baum bezeichnet wohl, nach der Inschr. des Reliefs bei Stuart Ant. i. p. 25. den Agui- eus u. Prostaterios , den friedlichen Schützer. 5. Zart und anmuthig gebildet mit seelenvollen Zügen, die Haare fast auf weibliche Weise geordnet, ist der kitharspielende A. mit dem Schwan neben sich M. Cap. iii, 15. Hier ist wohl angenommen, daß die Chlamys, von der rechten Schulter gelöst, sich über den linken Arm legend, hinabgefallen sei, und einen Stamm bedecke, auf den Ap. die Kithar stützt. Drei ähnliche Medic. Statuen. Winck. W. iv. S. 307. In eine lange stattliche Chlamys gehüllt (nicht γυμνὸς ἐκ χλαμυδίου) ist der A. Kitha- rodos der Delphischen M. z. Millingen Méd. ined. pl. 2, 10. 11., grade so in der trefflichen Statue bei L. Egremont, Spec. 62. Das Gesicht ist hier ernst und nachsinnend, nicht begeistert. 6. Apollon in der Pythischen Stola ( Ima videbatur talis il- ludere palla, Tibull iii, 4, 35). 1. In der ältern ruhigen Weise, der Φοῖβος Βάϑυλλος von Samos. S. §. 96, 17., u. die ebenda genannten anathematischen Reliefs. Derselben Gat- tung gehört die sog. Barberin. Muse, jetzt als ein A. Kitharodos (nicht grade Musagetes) anerkannt, in München an, Bracci Mem. 30* Systematischer Theil. d. a. incis. i, 24. Winck. W. vii, 5. A. 2. In der be- wegteren, lebendigeren Weise, deren Muster Skopas in dem A. aufstellte, der später als Palatinus verehrt wurde. S. von die- sem §. 125, 4. Dieser Ap. stolatus mit der Kithar erscheint auf Röm. M. seit August mit beiderlei Beischrift: Ap. Actius und Palatinus, eben weil Augustus durch den Palatin. T. seinem Schutzgotte A. für den Sieg von Actium dankte, Eckhel D. N. vi. p. 94. 107. vii. p. 124. Auf den Münzen des Com- modus lehnt indeß der Ap. Palat. die Kithar auf einen Pfeiler oder eine Victoria (?). Eine Copie des Ap. Palatinus ist wahrscheinlich die Statue des Vaticans (§. 125, 4) aus der Villa des Cassius, wo er mit den Musen (s. unten) gruppirt war. Aehn- lich der A. der Stockholmer Musengruppe, Guattani M. I. 1784 p. xlix. Auch der als Dionysos ergänzte, PCl. vii, 2. In dem Berliner Musaget (Levezow Fam. des Lykom. Tf. 1.) ist das Bewegte des Vaticanischen übertrieben. 7. A. beim Päan schreitend (wie im Hom. Hymn. auf den Pythischen Ap.) möchte ich die Statue PioCl. vii, 1. nennen. A. mit der Kithar sitzend, schlecht ergänzt, im Hause Mattei. A. die Kithar auf das l. Knie stützend, St. S. Marco ii, 12. A. mit der Syrinx (?), ehemals in V. Medicis. A. μάντις auf dem Dreifuß und mit den Füßen auf dem Omphalos (vgl. Passow, §. 96, 14) sitzend; über beide ist eine Opferhaut gebreitet, Dor. i. S. 363. schon vor der Erinnerung in Böttigers Archäol. u. Kunst i. S. xxiii. hervorgezogen. Raffei Ricerche sopra un Apolline della villa Albani. 1772. f. Ville de Rome i. pl. 49. Derselbe, scheint es, Gerh. Neapels Ant. S. 29. A. im Mittelpunkt der Erde auf dem Omphalos sitzend (Platon Rep. iv, 427), auf den M. der Seleukiden. (Das Netz aus Infuln über dem Omphalos ist vielleicht das man- tische ἄγρηνον, s. Uhden im Mus. der Alterth. W. i. S. 363.). A. auf dem Omphalos, Kitharspielend, M. von Chersonesos in Kreta, Land. 65. A. neben dem Dreifuß stehend, die Hand auf die Hüfte stützend, Lipp. i, 54. Millin P. gr. 4., wahrscheinlich nach einer Delphischen Statue, vgl. Tischb. Vasen i, 33. A. Smintheus, mit der Maus unter dem Fuße von Skopas, mit der Maus auf der Hand auf M. von Alexandria Troas Chois. Gouff. Voy. pitt. ii. pl. 67. Ebenda ein A. Smintheus im Himation mit dem Pfeil auf dem Bogen. A. Sauroktonos §. 127, 6. A. Nomios mit dem Pedum, in V. Ludovisi, Hirt 4, 6. G. M. 14. 97. Winck. iv. S. 82. A. εἰλημμένος τῆς II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. ἐλάφου (Paus. x, 13, 3.) Millin P. gr. 6. 7. — A. als Schiffbeschützer auf einer M. des Antigonos, Winck. vi. S. 127. Mionn. Suppl. iii. pl. 11, 2. Ἐκβάσιος, Ἀκταῖος Do- rier i. S. 225. — A. thronend, mit Bogen in der R., auf M. der Akarnanen, Mionn. Suppl. iii. pl. 14, 4. Land. i, 33. A. sich mit der L., die einen Bogen hält, auf einen Pfeiler stützend, Lipp. i, 58. Altäre Apollons mit seinen Attributen, Bouill. iii, pl. 68. Dreifüße pl. 67. §. 299, 9. Greife, auf M. (oft sehr schön, Mionn. Suppl. ii. pl. 5.) von Teos, Abdera, Pantikapäon; spä- ter oft in Arabesken. 362. Die Darstellungen des Gottes in groͤßerem Zu- 1 sammenhange kann man eintheilen in solche, welche seine Erscheinung oder Epiphanie an seinen Cultusorten feiern, wie wenn er auf dem schwanenbeschwingten Wagen von den Hyperboreern nach Delphi, oder von einem Schwan getragen nach Delos koͤmmt. Dann in die Kampfsce- 2 nen mit dem Drachen Python, die indeß viel weniger behandelt worden sind, als der so fruͤh von den bilden- den Kuͤnstlern aufgesuchte Gegenstand des Streits um den Dreifuß. An diese reihen sich die Suͤhnungen, 3 bei denen der Lorbeer, urspruͤnglich durchaus Zeichen von Suͤhne und Reinigung, nicht leicht fehlen darf; Apollon erscheint dabei in besonders wuͤrdiger und feierlicher Hal- tung, den Oberleib frei, den untern Theil des Koͤrpers in ein Himation gehuͤllt. Die musische Meisterschaft 4 des Gottes verherrlicht sein Kampf mit Marsyas, eigent- lich nichts Anders als ein Wettkampf des Hellenischen Kithargesanges mit dem Phrygischen Floͤtenspiel. Beim Kampfe selbst sieht man ihn auf Vasengemaͤhlden im Co- stuͤm des Pythischen Agonisten oder auch unbekleidet; als strenger Sieger und Bestrafer erscheint er auf Gemmen in stolzer Haltung, den schoͤnen Koͤrper aus dem Ge- wande hervortreten lassend, das Knie von dem es zu umfassen bemuͤhten, demuͤthig fuͤrbittenden Olympos weg- wendend. Aehnlich stellen ihn mehrere Basreliefs dar, die selbst wenig vorzuͤglich sind, aber die Fragmente ei- Systematischer Theil. ner ausgezeichneten, wenn auch erst in Alexandrinischer Zeit hervorgebrachten Statuengruppe auffinden gelehrt haben, in der die Vorbereitungen zu Marsyas Schin- dung nach Apollons Anordnung dargestellt waren. 1. Apollons ἐπιδημίαι, ἐπιφάνειαι (über die Istros schrieb). In Delphi , bei der Rückkehr von den Hyperboreern, im Mai beim Beginn der Erndte, mit der Aehre (χρυσοῦν ϑέρος auf Münzen von Metapont) in der Hand. Daß wenigstens mitun- ter jene Composition auf Vasen, wovon §. 358, 5. so gefaßt wurde, scheint der Dreifuß bei Tischb. iv, 8. zu beweisen. Neben den Hyperboreern wohnen die Arimaspen, die, in Skytho-Phrygi- schem Costüm, mit den Greifen um das Gold kämpfen (Tischb. ii, 9. Millin Mon. ined. ii. p. 129. Combe Terrac. 4. 6. d’Agincourt Fragm. en terre cuite pl. 11, 2. vgl. Böttiger N. Teutscher Merkur 1792 Th. ii N. 6. S. 143.), von denen einer Ap. Daphnephoros geleitet, Millin Vas. i, 46. Epiphanie in Delos , auf dem Schwan (ἐπένευσεν ὁ Δήλιος ἡδύ τι φοῖ- νιξ Ἐξαπίνης, ὁ δὲ κύκνος ἐν ἠέρι καλὸν ἀείδει, Kallim. auf Apoll 4.) Tischb. ii, 12. Ap. auf Schwan, auch auf Greif ruhend und fliegend, auf Münzen von Chalkedon. Laborde Vas. ii, 26. 2. A. kämpfend. Python. Leto mit den beiden Kindern vor Python fliehend, der aus seiner Höhle (Klearch bei Athen. xv, 701. Schol. Eur. Phön. 239) in der Delphischen νάπη hervor- bricht. Die Mutter mit den Kindern in einer Erzgruppe in Del- phi (Klearch); auf Münzen Τριπολειτων n. 540. in Mionn. Descr.; die ganze Scene Tischb. iii, 4. Die Tödtung des Python beim Dreifuß auf einer Münze von Kroton, Eckhel N. Anecd. i, 13. G. M. 16, 54. Das Relief bei Fredenheim E Museo Sueciae (wenn ächt) stellt den August als einen Apollo dar, der den Bruti Genius als Python besiegt. A. als Greif mit Giganten kämpfend, Gemme G. M. 20, 52. P. gr. 8. Ap. die Niobiden niederschießend §. 126, 4. Kampf mit Herakles in alten Statuengruppen (§. 89, 3) und in erhalte- nen Reliefs und Gemmen des archaisirenden Styls, §. 96, 14. vgl. 99, 3, 6. Die Versöhnung auf dem Korinthischen Re- lief §. 96, 15. (die Kithar und die drei Chariten bezeichnen sie sehr klar), Millingen Cogh. 11. 3. A. καϑαρτής. Auf Münzen von Chalkedon, Perinth ei- nen Lorbeer über einem Altar sengend. Den Lorbeer pflanzend (?) II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. auf interessanten M. von Metapont, Combe 3, 14. Auf M. von Myrina mit einem Himation um die Hüften, einen Lorbeerzweig mit Wollebinden in der Hand. Räthselhaft der heftig bewegte in beiden Händen Lorbeerzweige schwingende auf den alten M. von Kaulonia Mionn. pl. 59, 2. Sühnung des Orestes . Vasengemählde bei Tischb. ii, 16; Millin Vases ii, 68., Mon. inéd. i, 29. G. M. 171, 623.; ein drittes herausg. von Thor- lacius, Programm von Kopenhagen, 28 Jan. 1826. vgl. Dor. ii. S. 332, 4. Auf dem zweiten und dritten Vasengemählde ist es jetzt fast unmöglich, den ἄνδρα ϑεομυσῆ ἐπ̕ ὀμφαλῷ ἕδραν ἔχοντα (Aesch. Eum. 40) zu verkennen. Ἀπ. ὑπερχεί- ριος dabei §. 335, 6. 4. A. κιϑαρωδός. Kampf mit Marsyas (Μάσσης, Μάσνης), einem Phrygischen Dämon (Seilenos bei Herodot), dessen Symbol ein Schlauch (ἀσκὸς) war, den die Hellen. Sage in eine Trophäe des Siegs der Kitharodik verwandelt. Vgl. Böt- tiger im Att. Museum i. S. 285. u. Millin Vases i. zu pl. 6. Der Agon auf Vasengemählden, Tischb. i, 33. (in Delphi) iii, 5. (A. in der Pythischen Stola) 12. Millingen Cogh. 4. Ger- hard Ant. Bildw. 27, 2. Tischb. i, 33. heißt der Flötenspie- ler Μολκος, wie bei Plut. Qu. Gr. 28. ein feindseeliger Aulete Molpos vorkömmt. Die Strafe schon von Zeuxis gemahlt — Marsyas religatus — Plin. vgl. Philostr d. j. 2. Darnach vielleicht das Gemählde Ant. di Ercol. ii, 19. Auch auf Vasengem. A. als tortor, Tischb. iv, 6. G. M. 26, 79. Häufig auf Gemmen Lipp. i, 66. ii, 51 — 53. iii, 48. Gemmae Flor. i. t. 66, 9. Ueberladne Sarkophag-Vor- stellungen, in Villa Borgh. Winck. M. I. 42. Bouill. iii, 34. G. M. 25, 78., aus S. Paolo fuora di mura (Heeren in Welckers Zeitschr. i. S. 137. Historische Werke iii. S. 185.). Abweichend die Vorstellung auf einer Candelaber-Basis PCl. v, 4. Große Composition auf dem neuentdeckten Sarkophag, Amalth iii. S. 368. 375. Nach jenen Reliefs erkennt man die Stücke einer großen Statuen-Gruppe, vielleicht derselben, die das Römi- sche forum zierte ( Marsyas causidicus, Ap. iuris peritus bei Horaz, Martial, Juvenal; ob derselbe tortor? ). Da- zu gehören der an die Fichte gehängte Marsyas, ein anato- misches Studium, zweimal in Florenz ( Mus. Flor iii, 13. Maffei 31. Galeria S. iv, 1, 35. 36. Wicar iv pl. 17.) u. sonst (im Louvre aus V. Borghese, Gal. Giust. i, 60 (?) vorhanden. Ferner der von Agostini erkannte Schleifer, Aro- tino, Mus. Flor. iii, 95. 96. Maff. 41. Gal. 37., ein Skythischer Polizeiknecht. Für Agostini’s Auslegung Winck. M. I. a. O. Visconti PCl. v, 3. 4.; dagegen (ohne hinlänglichen Grund) Systematischer Theil. Fiorillo Kleine Schriften artist. Inhalts i. S. 252. Der Schädel Kosackenähnlich nach Blumenbachs Bemerkung ( Spec. histor. natur. p. 12.); die Figur von gemeinem Gliederbau und Aus- druck, den auch Philostr. d. j. 2. gut beschreibt. Der sieges- stolze Ap. dieser Gruppe bleibt noch nachzuweisen, da die Gruppe in Dresden (Le Plat 65. August. ii. S. 89.) sehr zusammen- gesetzt ist. Von einem 1790 bei Tivoli gefundnen Ap. u. Hyakinth, mit Discus, Effem. Rom. 1823 Mai. Schorns Kunstbl. 1824. N. 23. A. bei Admet u. Alkestis, unten: Heroenmythus. 6. Artemis. 1 363. Das Wesen der Artemis hat, wie das ihres Bruders Apollon, zwei Seiten, indem sie bald mehr als eine kaͤmpfende, erlegende Gottheit gedacht wird, welche Thaͤtigkeit indeß in der gewoͤhnlichen Auffassung immer mehr auf das Geschaͤft der Jagd beschraͤnkt wurde; bald mehr als eine Leben gebende und Licht bringende Goͤt- tin (Vorstellungen, die in Griechischer Symbolik sehr eng zusammenhaͤngen), als eine Spenderin von frischem, bluͤ- hendem Naturleben fuͤr Vieh und Menschen erscheint: auf welche Grundvorstellung schon der Name der Goͤttin hin- 2 deutet. Die Kunst legte ihren Bildungen die Vorstel- lung jugendlicher Kraͤftigkeit und Lebensfrische zum Grunde. 3 In dem aͤltern Style, wo Artemis durchgaͤngig lang und zierlich bekleidet ( in stola ) erscheint, geht das Streben besonders dahin, auch durch das Gewand die vollen, bluͤ- henden und kraͤftigen Formen hindurchscheinen zu lassen. 4 Spaͤter, als Skopas, Praxiteles, Timotheos und Andre das Ideal ausgebildet hatten, wird Artemis, wie Apol- lon, schlank und leichtfuͤßig gebildet, Huͤften und Brust ohne weibliche Fuͤlle; die noch unentwickelten Formen beider Geschlechter vor der Pubescenz erscheinen hier gleich- sam festgehalten und zu einer maͤchtigen Groͤße ausge- 5 bildet. Das Gesicht ist das des Apollon, nur von II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. weniger hervortretenden Formen, zarter und rundlicher; das Haar ist haͤufig uͤber der Stirn zu einem Korym- bos (Krobylos) aufgebunden, noch oͤfter aber am Hin- terkopf oder auf dem Wirbel nach einer Weise, die be- sonders bei den Doriern gebraͤuchlich war, in einen Busch zusammengefaßt; nicht selten findet sich auch Beides zu- sammen. Die Kleidung ist ein Dorischer Chiton (§. 6 339, 4.), entweder hoch geschuͤrzt oder auf die Fuͤße herabwallend, oft auch als Diploidion uͤbergeschlagen; die Schuhe der Jaͤgerin sind die den Fuß ringsumher schuͤtzen- den Kretischen. 1. Manches Nutzbare über die Artemis giebt Voß Mythol. Br. iii, i. 3. Hier führt A. meist Fackeln in den Händen, mit dem Bo- gen und Köcher auf dem Rücken. S. die anathematischen Reliefs §. 96, 17. Oder sie hält den Bogen und zieht den Hirsch nach sich, ebd. n. 15. vgl. 16. Bemahlte A. des hieratischen Styls von Herculanum. Winck. W. v. S. 20. 44. 200. Real M. Borbon. 5. 4. Eine A. als eine ἔργον Σκοπάδειον, Lucian Lex. 12. Von Prax. §. 127, 6. Timotheos §. 125, 4. 5. Ueber das Haar vgl. §. 330, 5. 340, 4. κόμην πα- ραμπυκίδδειν. Mit dem Haarbusch auf M. von Athen u. Aegion (Combe 7, 12, 14.), von Eretria (Landon 10), Stym- phalos (ebd. 45. Mionn. Descr. pl. 73, 8.), Syrakus (Nöhden 18.), Capua (Combe 2, 13). Auf M. von Stymphalos ist der Kopf belorbeert, wie auch auf Massilischen, mit hinten aufgesteckten Haa- ren, Mionn. pl. 63, 2. 6. Nuda genu vestem ritu succincta Dianae Ovid. Nuda genu nodoque sinus collecta fluentis (wie bei der Ver- sailler-Statue) Aen. i, 320. Ἐς γόνυ μέχρι χιτῶνα ζών- νυσϑαι λεγνωτὸν, Kall. Art. 11. Vgl. Christodor 308. Die Anth. Plan. iv, 253 App. Palat. erwähnt die Λυκα- στείων ἐνδρομὶς ἀρβυλίδων (die Κρητικὰ πέδιλα) und den πρὸς ἄκρην ἰγνύην φοῖνιξ πέπλος ἑλισσόμενος. Ἐνδρο- μίδες der A. Pollux. Systematischer Theil. 1 364. Artemis die Jaͤgerin (ἀγροτέρα), welche aber oft mit gleichem Rechte als eine kaͤmpfende Gottheit ge- dacht werden kann, wird in vortrefflichen Statuen theils in dem Moment, den Pfeil aus dem Koͤcher zu nehmen, um ihn abzusenden, theils auf dem Punkte ihn abzu- schießen, in besonders lebhafter Bewegung, dargestellt. 2 Wenn sie im langen Gewande die Hand nach dem Koͤ- cher bewegt, ohne Zeichen von heftiger Bewegung, sanfte Anmuth in den Mienen, liegt die Vorstellung naͤher, daß sie ihn schließen, als daß sie ihn oͤffnen wolle, und man darf wahrscheinlich den Namen Σώτειρα auf eine solche 3 Artemis anwenden. Geschlossen sieht man den Koͤcher und den Bogen auf den Ruͤcken zuruͤckgeworfen in Re- liefs, wo Artemis als lebenverleihende Lichtgoͤttin (als φωσφόρος, σελασφόρος) mit Fackeln in beiden Haͤnden einherschreitet, welche auch vielen mangelhaft erhaltnen Statuen durch Restauration wiederzugeben sein moͤchten. 4 In alten Tempelbildern trug nicht selten Artemis sowohl den Bogen als die Fackel in der Hand, Licht und Todgebend 5 zugleich. Die Jaͤgerin Artemis ist zugleich eine Hege- rin und Pflegerin des Wildes, oft erscheint sie eine hei- lige Hirschkuh an sich heranziehend; auch ist in einem interessanten Bilde ihre Krone aus Rehboͤkken gebildet. 6 Nur in kleinen Kunstwerken lassen sich nachweisen die Artemis Upis, eine Opfer und Suͤhnlieder fordernde Gottheit, welche durch die Geberde der Nemesis bezeich- 7 net wird, und die Syrakusische Potamia, die vom Al- pheios heruͤbergebrachte Flußgoͤttin, welche durch das Schilf in den Haaren und die Fische, die sie um- 8 geben, ihre Verbindung mit dem Wasser anzeigt. Die meerbeherrschende Artemis ist wenigstens in der Gestalt, die sie in Leukadien hatte, bekannt. 1. Der erste Moment in der A. von Versailles, n. 178 im Louvre. Sehr schlank und zierlich, aber doch kräftig gebaut. Ne- ben ihr die ἔλαφος κερόεσσα. Auf dem Kopf eine Stephane. M. Franc. i, 2. Nap. i, 51. Bouill. i, 20. G. M. 34, 115. Eben so, Millin P. gr. 10. M. von Philadelphia, II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Combe 11, 6. Wie die A. in Phelloe, βέλος ἐκ φαρέτρας λαμβάνουσα. Paus. vii, 26, 4. So auch als Tödterin der Niobe-Töchter PCl. iv, 17. Den zweiten zeigt die PCl. i, 31. (Hirt 5, 2. 5.); ähnlich Bouill. iii, 5, 3.; auch die Bronze, Ant. Erc. vi, 11. 12., die Gemme Lipp. i, 71. u. Lampe bei Bartoli ii, 33. Als Jägerin mit einem Hunde auf Syrakus. M. Mionn. Descr. pl. 67, 6. 2. So bei der lieblichen, oft wiederkehrenden, Figur, August. 45. Aehnliche in Cassel, M. Cap. iii, 17. vgl. Maffei Racc. 145. Der geschlossene Köcher bezeichnet die Ἄ. Σώτειρα auf Syrakus. M., Nöhden 16. Mionn. pl. 68. 4., wo auch noch eine Kithar beigefügt ist, wie bei Apollon auf der andern Seite. Of- fenbar aus einer Zeit, wo die Syrakusier von großer Landesnoth befreit dem Apoll. u. der A. Päanen sangen. Dagegen scheint die A. M. Flor. iii, 19. wirklich den Pfeil herauszunehmen, so wie die heftig bewegte Diana Sicula in langer Bekleidung auf M. des August. Hier kömmt aber auch eine hochgeschürzte A., ste- hend, mit Lanze u. Bogen, als Sicilische vor. Morelli t. 11, 33 — 39. Eckhel vi. p. 93. 108. Eine Lanze hat auch die Capuanische, Relief Winck. W. G. M. 38, 139. Als ausru- hende Jägerin auf eine Säule gestützt, Lipp. i, 63 u. sonst. 3. Fackeln trug auch die Pythische A., wie die §. 96. n. 17. genannten Reliefs (vgl. Welcker in Böckhs Pindar Explic. p. 453.) u. Heliodors iii, 3. schöne Beschreibung der Delphischen Priesterin im Artemis-Costüm, welche in der R. eine Fackel, in der L. den Bogen hielt, zeigen. Eine Hauptstatue aus V. Panfili PCl. i, 30. Hirt 5, 6. Aehnlich die Bouill. iii, 5, 1. Vgl. Cap. iii, 16. Mon. Matth. i, 44. Eine A. der Art, mit schönem Kopf, aus Pall. Colonna in Berlin. Hierher gehört auch die Zingarella V. Borgh. St. 8, 5. Winck. W. iii, xlv. Bouill. iii, 5, 4. 4. Mit Fackel u. Bogen die hochgeschürzte A. Laphria auf M. Combe 5, 23. Eben so die A. von Segesta, cum stola Cic. Verr. iv, 34. Das Cultusbild der A. Lusia glaube ich auf dem berühmten Vasenbilde (Hirt, die Brautschau. Berl. 1825) zu erblicken; Melampus heilt hier die Prötiden, unter denen seine Geliebte Iphianassa zu sehen ist, die Kuhhörnchen erkläre ich aus Virgil E. 6, 48. Proetides implerunt falsis mugitibus auras. A. hat hier auf dem Haupte einen Polos, in den Hän- den Fackel u. Bogen. Vgl. das Vasengem. Millingen Div. 52. Systematischer Theil. 5. So an der alterthümlichen Statue von Gabii in Rom bei Card. Braschi, Sicklers u. Reinhards Almanach ii, 12. Oft hält A. einen Hirsch bei den Hörnern oder Vorderfüßen, auf M. u. Gemmen, z. B. der alterthümlichen Lipp. i, 70. Puteal von Korinth §. 96. n. 15. Vase des Sosibios Bouill. iii, 79. Mit Apoll auf einem Wagen mit Hirschen §. 118, 3. Auf De- naren der G. Aelia u. Axsia. Auf den Denaren der G. Hostilia, mit Strahlenhaupt, in der R. einen Hirsch, in der L. einen Speer haltend. Diana Planciana, Eckhel D. N. v, 275. 6. So erkläre ich die Gemme Millin Pierr. gr. 11. Vgl. Hirt Tf. 12, 10. 7. Für A. Potamia halte ich auf den Syr. Medaglioni (§. 132, 1.) den Kopf mit schilfdurchflochtenem, hinten aufgestecktem, ein- fach geordnetem Haar, von Fischen umgeben (Nöhden Frontispiz, vgl. Tf. 13. Mionn. Descr. pl. 67. 3. 5. Empr. 317. 318), und unterscheide davon den ebenfalls von Fischen umgebnen mit dem Haarnetz und dem künstlich geordneten Haar, von minder edlen und göttlichen Gesichtsformen, den man bald von der Seite ( Empr. 316), bald von vorn (302. 303) sieht, wo die Aufschrift Αρε- ϑοσα ( Descr. Pl. 67, 4.) keinen Zweifel über die Bedeutung läßt. — Diese A. Potamia war, wie alle Wassergottheiten, auch Rossegöttin, wie schon Pind. P. iii, 7. lehrt, darum sieht man sie auch mit Köcher und Fackel versehn, auf Syrakus. M. (Nöhden Taf. 15.) ein Viergespann lenken. A. reitend mit Fackeln auf M. von Pherä, Eckhel ii. p. 147. Voß a. O. S. 71. Auf M. von Selinus, Empr. 295, dem schießenden Ap. die Rosse lenkend. Bei Col. Leake ein Relief aus Thessalien, worauf eine Fackel tragende Frau zwischen Roß und Windhund steht. 8. Ξόανον der Leukadischen A. auf einer Basis mit Mond auf dem Kopf, Aplustre in der Hand, und Hirsch neben sich, Combe 5, 21. Rev. Schiff. Etwa als Diktynna . Noch erwähne ich die Diana von Gabii , welche sich eine Art von Peplos anlegt, im Louvre. Ob wirklich Diana? Mon. Gab. 32. M. Roy. ii, 17. Bouill. i, 21. Virbius von Aricia, eine männliche Diana s. Uhden in den Schr. der Berl. Akad. 1818 S. 189. über eine bei Aricia ge- fundne Statue der Art. Wahrscheinlich ist auch die bei Guat- tani Mon. In. 1786. p. lxxvi. PCl. iii, 39. ein Virbius. Mit jener Statue ist ein Relief gefunden, welches die blutige Wahl des rex Nemorensis darstellt. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 365. Als Beschuͤtzerin des Ephesischen Heiligthums, 1 welches die Amazonen der Sage nach gegruͤndet, erscheint Artemis selbst in einem Asiatischen Amazonen-Costuͤm. Ihr weitverbreitetes und in spaͤterer Kaiserzeit in Statuen 2 und auf Muͤnzen unzaͤhligemal wiederholtes Cultusbild haͤngt mit den Hellenischen Artemis-Vorstellungen durch kein sichtliches Band zusammen. Aehnlich wurde die 3 Artemis Leukophryne Magnesia’s, unfoͤrmlicher und roher die Pergaͤische in Pamphylien gebildet. Ueberhaupt war 4 Kleinasien voll von eigenthuͤmlichen und seltsamen Arte- mis-Darstellungen, welche der Anaitis des Orients naͤ- her standen als der Griechischen Artemis. Das kleine 5 Bild der Taurischen oder Orthischen Artemis, dasselbe welches die Spartanische Priesterin bei der Knabengeiße- lung auf der Hand trug, erscheint im Mythus der Iphi- geneia als Mittelpunkt; es gleicht andern altgriechischen Bildern. In groͤßerer Verbindung ist man gewohnt 6 Artemis mit Mutter und Bruder zu sehn, auch im Gi- gantenkampfe, und in der in spaͤterer Kunst beliebten Vor- stellung der von Aktaͤon im Bade belauschten. 1. S. das Vasengemählde Millin Vases ii , 25. G. M. 136, 499. A. als Amazone auch auf der M. des Nikomedes i. G. M. 16, 122. Phrygisch costümirt auf der Vase Tischb. iv, 6. 2. Oben §. 69. S. 47. PCl. i , 32. G. M. 30, 108. 109. 111. Lipp. ii, 62—68. Oft auf Homonöen-M. u. Lam- pen. — Leukophryne G. M. 112. 4. Von der A. Priapine auf Kilikischen M. von Mallos Töl- ken, Kunstblatt 1828 H. vi. 5. S. die Reliefs Winck. M. I. 146. G. M. 171. u. Zoëga 56. u. das Gemählde, Ant. Erc. i , 12. vgl. 11. — Die Ταυροπόλος dagegen, auf M. von Ikaria und Amphipolis, reitet stets den Stier, Böttiger Kunstmyth. S. 330. Tf. 4. Dip- tycha G. M. 34, 121. Vgl. Voß S. 56. 6. Ἀπόλλων σπένδων καὶ Ἅρτ. χρυσηλάκατος οῖνο- χοοῦσα (vgl. §. 97. N. 17.) Gerh. Ant. Bildw. i, 9. A. als Hirsch mit Giganten kämpfend, Lipp, ii , 111. G. M. 20, Systematischer Theil. 114. Als Bogenschützin, Hekate zugleich mit Fackeln, Relief Chia- ram. i , 17. M. Matth. iii , 19. G. M. 35, 113. — A. u. Aktäon, Relief G. M. 100, 1. 405, 6. Bouill. iii , 49. Gem- men bei Lipp. i , 72. u. sonst. Gemählde von Pompeji, Goro T. 11. Statue des Aktäon Br. M. ii , 45. Altar der A. des Lakonisch-Tegeatischen Karyä, im Louvre 523. V. Borgh. St. 4. n. 21 sqq. Bouill. iii , 70. (vgl. Zoëga Bass. i , 20.) mit den Figuren der Dymänen und Kary- atiden (Pratinas), oder Thyiades et Caryatides, die Praxite- les nach Plinius bildete. Vgl. Meineke zu Euphorion Fr. 42. Dorier i. S. 374. ii. S. 341. mit Böttiger Amalth. iii. S. 144. 154. Dieselben Spartanischen Mädchen findet man auch bei der Pallas, unten. Wie auf jenem Altar, so mischt sich auch auf dem archaisirenden Relief des Sosibios Artemis- und Dionysos-Dienst. Altar der A. Phosphoros mit einem schönen A. Kopfe, der auf dem des Okeanos ruht; daneben die Köpfe des Phosphoros u. He- speros Bouill. iii , 69. (A. Phosphoros, vor Eos, Vasengem. G. M. 30, 93). Wagen der A. mit ihren Insignien, M. Cap. iv , 30. G. M. 2, 32. 7. Hephaͤstos. 1 366. Der Feuergott, ein maͤchtig schoͤpferisches We- sen im alten Glauben der Griechen, der Athena Ge- noß im Attischen Cultus und darum auch in diesem Zwoͤlfgoͤttersystem, hat das Geschick gehabt, die hohe Wuͤrde, die ihm hier zu Theil geworden war, weder in der Poesie, noch in der bildenden Kunst der Griechen, be- 2 haupten zu koͤnnen. Jene stellt ihn im Ganzen als tuͤch- tigen und kunstreichen Schmied dar, aber verwebt damit Zuͤge einer seltsamen Symbolik, indem sie ihn ungeheuerlich, mißgestalt, hinkend und in seinem ganzen Wesen possier- lich, als Hahnrei im Hause und Pikelhering im Olymp, 3 schildert. Die bildende Kunst scheint ihn in fruͤheren Zeitaltern in Zwerggestalt dargestellt zu haben: nach der im menschlichen Gemuͤthe tiefbegruͤndeten Neigung, grade das 4 Urgewaltige im Bilde zwergartig zu fassen. Ausgebildet II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. indeß begnuͤgte sie sich, einen kraͤftigen, tuͤchtigen, werk- thaͤtigen Mann hinzustellen, der, umgekehrt wie andre Goͤtter, in der fruͤheren Zeit jugendlicher, spaͤter erst als baͤrtiger und gereifter Mann gefaßt wurde. Doch vereint 5 sie damit bisweilen, wie in Alkamenes beruͤhmtem Bilde, eine Andeutung der Lahmheit, welche die kraͤftige Figur nicht entstellte sondern nur interessanter machte. Deut- 6 licher erkennt man ihn in den wenigen Kunstwerken, welche von ihm uͤbrig sind, an der Handwerker-Exomis (§. 337, 3.), der halbeifoͤrmigen Muͤtze, welche er wahrscheinlich in Lemnos erhalten (§. 338, 2.), und dem Schmiedegeraͤth. 1. Ueber den Attisch-Lemnischen Feuerdienst Welcker Prometh. S. 277 ff. 3. Diese Zwergbildung ist wohl der Hauptgrund der Identifi- cirung mit Phthas gewesen. §. 232, 3. A. i. Zur folgenden Bemerkung Schelling Gottheiten von Samothrace S. 33. 93. 4. H. bartlos auf M. von Lemnos, Lipara, auf dem Capitolin. Puteal, auf Etruskischen Pateren und einem Relief bei Athenas Geburt, und Vasengemählden. — Von der Gruppe des H. u. Hermes unten. 5. Von Alk. H., in quo stante in utroque vestigio atque vestito leviter apparet claudicatio non deformis Cic. N. D. i , 30. Val. Max. viii , 11. ext. 3. Auch am Fries des Parthenon glaube ich Hephästos (vgl. §. 118, 2 b. ) an dem Halten und Stützen des Knies durch das Skeptron zu erkennen. Euphranors H. ohne Lahmheit Dio Chrys. Or. 37. p. 466 c. Mor. 6. Bronze bei Hirt 6, 1. 2. Borghesische Statue. Gem- me bei Millin P. gr. 48. Auch auf M. von Methana, wegen Vulcanität der Halbinsel. 367. In groͤßerer Verbindung sieht man ihn unter 1 andern in seiner Schmiede auf Gemmen, wo ihn Aphrodite besucht, und mit den Kyklopen zusammen auf Reliefs, wo er Prometheus Fesseln schmiedet. Als gekraͤnkten Ehe- 2 mann sieht man ihn bei dem Ehebruch der Aphrodite Systematischer Theil. 3 und des Ares seine Schande selbst aufdecken. Besonders artige Kunstwerke, aber nur Vasengemaͤhlde, hat der Mythus hervorgebracht, wie Ares den Hephaͤstos wegen der listigen Fesselung der Hera bekaͤmpft, und Dio- nysos den vom Olymp Geflohenen im Triumph wieder zuruͤckholt. Zum Theil schließen sich diese Darstellungen eng an Scenen der Sicilischen Komoͤdie an. 1. Lipp. i, 73. 74. ii, 71. 72. Bei Lipp. i, 75. ver- sieht H. alle Götter mit seinen Arbeiten. — M. Cap. iv , 25. Hirt 6, 3. G. M. 93, 383; V. Borgh. St. 1. n. 17. im Louvre n. 433, vgl. Winck. W. ii. S. 506. 693. — H. der Schild der Athena arbeitend, Millin P. gr. 49. H. die Pandora bil- dend Relief im Louvre n. 217. Winck. M. I. 82. 2. Winck. M. I. 27. (aus V. Albani) G. M. 38, 168*. Hirt 7, 5. 3. Ueber den Zusammenhang des Epicharmischen Stücks Ἥφαι- στος καὶ οἱ Κωμασταί Dorier ii. S. 354. Ueber Achäos He- phästos Welcker Anhang S. 300. — Erste Scene, Dädalos (für H.) und Eneualios im Kampfe vor der an den Thron gefesselten Hera, Vase von Bari im Britt. Mus. Mazocchi Tb. Heracl. ad p. 138. Hanc. iii . pl. 108. G. M. 13, 48. (Davon auch Sappho Fr. 88 Neue: ὁ δ̛ Ἄρευς φαὶς ἦ κεν Ἅφαιστον ἄγειν βίᾳ.) Zweite Scene, Dionysos den Hephästos im Thiasos (wobei auch Marsyas und die Komodia) zurückführend. Ge- mählde im Anthesterien-T. Paus. i, 20, 2. Tischb. iii, 9. iv, 38. Millin Vases i , 9. G. M. 83, 336. Vas. ii , 66. G. M. 85, 338. Millingen Vas. de Cogh. 6. — Ἥφ. τὴν μητέρα ἀπολύων, im T. der Chalkiökos, Paus. iii, 17, 3. Vgl. Athena, Kadmos u. Peleus. 8. Pallas Athena. 1 368. Das schwer zu ergruͤndende Wesen der Pallas Athena scheint besonders darin seinen Mittelpunkt zu ha- ben, daß sie als eine geliebte Tochter des Himmelsgottes, II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. als eine Jungfrau aus aͤtherischer Hoͤhe gedacht wird, welche in dieser Welt bald Licht und Waͤrme und gedeih- liches Leben spendend eintritt, bald aber auch feindliche Wesen (namentlich die wunderbar mit ihr zusammenhaͤn- gende Gorgo) vernichtet. Wenn in der aͤltesten Anschau- 2 ungsweise Physisches und Geistiges eng verbunden, und diese aͤtherische Jungfrau zugleich als Zeus Verstand, als die in Zeus aufgenommene und wiedergeborne Metis (nach Hesiod), gedacht wurde: so uͤberwog, dem allgemeinen Entwickelungsgesetz des Griechischen Lebens gemaͤß, in Homerischer Zeit schon lange die letztre Vorstellung; und Athena war die kraͤftig abwehrende, und freundlich ra- thende, immer aber das Vorliegende mit klarem Ver- stande und ruhigem Urtheil erwaͤgende und ausfuͤhrende Goͤttin: eine Freundin jedes Standes und jedes Menschen, der Tuͤchtiges mit gesunden Sinnen angreift und voll- bringt. Die Kunst, welche in fruͤheren Zeiten die 3 Pallas fast vor allen andern Gottheiten ins Auge gefaßt hatte, stellte in den alten Palladien (§. 68), welche mit erhobenem Schilde und gezuͤcktem Speer gebildet wurden, besonders die vorkaͤmpfende Gottheit (ἀλαλκομένη) dar; doch wurde ihr daneben in die Linke auch Rocken und 4 Spindel zur Bezeichnung friedlicher Gesinnung gegeben, dergleichen Symbole bei Sitzbildern, die nicht Palladien genannt werden, vorherrschend waren. In der vorge- 5 schrittenen altgriechischen Kunst erscheint sie im steifge- falteten Peplos uͤber dem Chiton, mit großer Aegis, die bisweilen auch als Schild dienend uͤber dem linken Arme lag, oder außer der Brust auch den ganzen Ruͤcken be- deckte: dagegen sie spaͤter immer mehr zusammengezogen wird. Die Umrisse des Koͤrpers haben in Huͤften und 6 Brust wenig von weiblicher Fuͤlle, dagegen sind die For- men der Beine, Arme, des Ruͤckens schon mehr auf maͤnnliche Weise ausgebildet als bei der Artemis. Das 7 Gesicht hat bereits die eigenthuͤmliche Form, welche die vervollkommnete Kunst weiter entwickelte, aber die Zuͤge sind herb und anmuthlos. 31 Systematischer Theil. 1. Creuzers Symbol. ii, 640. Des Vf. Minervae Poliad. aed. p. 1 sqq. Welckers Prometh. S. 277. Gerhards Pro- drom. S. 121. 143. 3. In Athen heißt Palladion nie das Bild auf der Burg, sondern nur das angeblich von Troja stammende Bild im Süden der Stadt, dessen die Buzygen warteten, und bei dem der Ge- richtshof ἐπὶ Παλλαδίῳ war, Plut. Thes. 27. Polyän Stra- teg. i , 5. C. I. n. 491. vgl. Creuzer S. 690 ff. Das Bild auf der Burg dagegen heißt τὸ ἀρχαῖον ἄγαλμα τὸ ἐν πόλει, τὸ τῆς Πολιάδος, τὸ παλαιὸν βρέτας, auch bei Gelegenheit der Plynterien (§. 69.) τὸ ἕδος, τὸ ἀρχαῖον, τῆς Ἀϑηνᾶς. Dies Bild legen die Amalth. iii. S. 48. behandelten Denkmäler ganz klar dar (der οἰκουρὸς ὄφις neben dem Pallasbilde erlaubt kaum zu zweifeln); es war eine stehende Figur im Peplos, die Lanze in der Rechten ruhig haltend. Ob den Schild emporhaltend, wie es nach Winck. M. I. 120 scheint? Vgl. dagegen die Gemme, M. Odesc. 16. Das Römische Palladion beschreibt nach einem Relief im T. Fortunae sehr genau Procop B. Goth. i , 13.; im langen Chiton, die Lanze zückend, mit alterthümlicher, angeb- lich Aegyptischer, Gesichtsbildung. 4. Sitzbilder der A. von Endöos, §. 70, 2., zu Athen u. Ery- thrä, dies hat nach Paus. in beiden Händen den Rocken, auf dem Kopfe den Polos. Beiderlei Attribute hatte das Troische Pallasbild nach §. 68, 1. In dem Gemählde, Ant. Erc. iii , 40, hält es Schild u. Lanze empor, wie bei Palladien sonst der Fall. Die Ἀϑ. Ἰλιεία auf den Münzen von Neu-Ilion hat die Lanze auf der Schulter und eine Lampe in der Hand. S. bei Chois. Gouff. Voy. ii. pl. 38. Gewiß liegt eine solche Vorstellung Od. xix, 34. zum Grunde. Lunula auf den alten M. Athens. 5. Athenabilder des altgriechischen Styls §. 90, 3. 96, N. 3. 8. 9. In Reliefs §. 96. N. 15. 16. 18. Auf den Preisvasen §. 99, 2. N. 1. Beim Dreifußraub 99, 2. N. 6. Oft bei Herakles in alten Vasengem. An der Herculanischen Statue kann man sich die Haltung der Aegis bei Aeschyl. Eum. 382 πτερῶν ἄτερ ῥοιβδοῖσα κόλπον αἰγίδος, völlig deutlich ma- chen. Auch bei Homer dient die Aegis so über den Arm ge- breitet halb als Schild, halb als Brustpanzer. Die Schlan- gen stellen die ϑύσανοι der Aegis vor, Herod. iv, 189. Eine hinten sehr weitherabhängenden Aegis kömmt vor bei Millin P. gr. 13. Vgl. Facius Collektaneen S. 124. Buttmann Ueber die Sternen-Namen S. 22. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 7. Florentinischer Minervenkopf. Winck. W. v. S. 527. Meyer Gesch. Anm. S. 32. 369. Seit Phidias das Ideal der Athena vollendet: 1 sind ruhiger Ernst, selbstbewußte Kraft und Klarheit des Geistes immer der Grundcharakter der Pallas geblieben. Ihre Jungfraͤulichkeit ist Nichts als die Erhebung uͤber alle weibliche Schwaͤche, sie ist selbst zu sehr Mann, um sich dem Manne hingeben zu koͤnnen. Die reine Stirn, 2 die lang und feingebildete Nase, der etwas strenge Zug des Mundes und der Wangen (torva genis), das starke und fast eckig geformte Kinn, die nicht weit geoͤffneten und mehr nach unten gerichteten Augen, das kunstlos laͤngs der Stirn zuruͤckgestrichne und in den Nacken her- abwallende Haar, alles Zuͤge, in denen die fruͤhere Herb- heit zur Großheit umgebildet erscheint, stimmen ganz mit dem Charakter dieser wunderbaren idealen Schoͤpfung uͤberein. Spaͤtre Versuche, diesen Ernst ganz in Milde 3 und Anmuth aufzuloͤsen, fallen in das Charakterlose. Der Helm ist Hauptkennzeichen fuͤr den Ursprung der 4 Pallasstatuen, indem man mit Huͤlfe der Muͤnzen leicht den hohen Korinthischen und den anliegenden Attischen Helm unterscheidet. 2. Vgl. Winck. W. iv. S. 116. vii. S. 119 f. Der Beschreibung des Textes liegt besonders zum Grunde die Al- banische Büste, Millin M. I. ii , 24. M. Nap. i , 8. Meyer Tf. 20 A. Aehnlich in der trefflichen Gemme des Onesimos Millin P. gr. 58. Lipp. i, 34. Von etwas wildem Ausdruck ist die Büste mit den Widderköpfen am Helm (die hier wohl auf Poliorcetik gehn) aus der V. Hadrians, PCl. vi , 2. M. Nap. i , 13. Hirt 6, 5. Die Büste im Britt. Mus. Spec. 22. ist wegen der hohlen Augen, und Erzlocken, welche angefügt wa- ren, interessant. Erhabner Colossalkopf der P. unter den Meng- sischen Gypsabgüssen; vgl. Winck. W. v. S. 562. Meyer Tf. 21 E. 3. So auf M. von Pyrrhos, Empr. 545., von Agathokles, 331. Gemmen des Aspasios, den spätern Athenischen M. ähn- lich, nur noch reicher geschmückt, Bracci i , 29. G. M. 37, 132. Hirt 6, 6. vgl. Lipp. i, 29. 30. 31. ii, 27. 31* Systematischer Theil. 4. Den hohen Visirhelm haben die M. Korinths mit dem Pegasos (Ἀϑ. Ἱππία) u. seiner Colonieen, z. B. Aktion, Anak- torion, Argos Amphilochikon, auch Syrakus (mit wenigen Ausnah- men), von Agathokles, Alexander, Pyrrhos. Dagegen haben die M. Athens fast in allen Formen (vgl. M. Hunter tb. 8— 10. Tychsen Comtt. rec. Gott. V. tb. 2.) so wie die von Ve- lia, Thurii u. andern Orten, den niedrigen anschließenden Helm, mit einem bloßen Schirm. Offenbar ist jenes das berühmte κρά- νος Κορινϑιουργὲς, welches schwerlich irgend eine Athenische Hauptstatue haben durfte, daher die Albanische Büste u. Velletri- sche Statue nicht zunächst Copieen nach Phidias sein können. Vgl. §. 342, 3. 1 370. Die Modificationen dieser Gestalt haͤngen eng mit der Bekleidung zusammen. Athena hat naͤmlich erstens in vielen Statuen des ausgebildeten Styls ein Himation umgeworfen, entweder so daß es vorn uͤberfallend blos um den untern Theil des Leibes liegt, oder so daß es auch den linken Arm und einen Theil der Aegis verhuͤllt. 2 Diese Athena hat stets den Schild am Boden stehend oder ermangelt dessen ganz; sie wird demgemaͤß als eine siegreiche (daher auch die Nike auf der Hand) und ruhig 3 herrschende Goͤttin gedacht. Dieser entgegen stehen die Pallasbilder im Dorischen Chiton mit dem Ueberschlag (Diploidion), aber ohne Himation: eine Tracht, die un- mittelbar fuͤr den Kampf geeignet ist, zu dessen Behuf auch bei Homer das Obergewand, es sei Chlaͤna oder 4 Peplos, stets hinweg gethan wird. Mit solcher Be- kleidung stimmt sehr gut ein aufgehobner Schild, der die Pallas Promachos des Phidias charakterisirte, und wahr- scheinlich mehrern nach einem erhabnen Muster gefertig- ten Pallasbildern zu restituiren ist, welche in dem kuͤh- nen Wurfe der Aegis und in der ganzen Haltung des Koͤrpers etwas mehr Kampfbewegung zeigen als gewoͤhn- lich, und sich durch besonders maͤchtige und athletische 5 Gliederformen auszeichnen. Wo auf kleinern Kunstwerken Athena zum Kampf eilend oder schon am Kampfe Theil nehmend, die Lanze erhebend oder auch den Blitz schleu- 6 dernd, erscheint, hat sie immer diese Bekleidung. In- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. deß kommt Athena doch auch in derselben Tracht als eine politisch thaͤtige, als eine rednerische (ἀγοραία), und eine friedenstiftende Goͤttin vor; und auf Muͤnzen 7 findet sich auch diese leichter bekleidete Athena mit her- abgesetztem Schilde und einer Patere in der Hand, be- sonders in Bezug auf eben erfochtene Siege. 1. Zur ersten Art gehören die wahrscheinlichen Nachbildungen der Parthenos mit Attischem Helm, §. 114. Der Albanischen ähneln die A. bei Hope u. zu Neapel, Neap. Ant. S. 41. Aehnlich drapirt die M. Franç. iv , 5. Nap. i , 11. Bouill. iii , 3. 2. Die bei Velletri, 1797 gefundne, 9½ F. hohe, jetzt im Louvre n. 310. befindliche; Millin M. I. pl. 23. p. 189. M. Franc. ii , 2. Nap. i , 7. Bouill. i , 23. Meyer Tf. 21, c. Auch die PCl. i , 9. August. 98. Vgl. Liban. Ἔκφρ. 30. Zur zweiten gehört die A. G. Giust. 3. vgl. Meyer in den Horen St. ii. S. 42. Jetzt im Braccio nuovo des Vaticanischen Museums; eine ganz ähnliche, von Velletri, gegen- über. Die Büste dieser Figur auf Gemmen, Lipp. ii, 31. — A. mit engeingewickeltem l. Arm, in mehrern Statuen, Bracci ii. t. agg. 9. Gerh. Ant. Bildw. i, 8, (wo sie Alea heißt). Mi- nerva von Arezzo §. 172, 5. 2. Pallas victrix im Himation, Bartoli Lucern. ii , 37. vgl. Gerhard S. 146. N. 11. 3. Hierher gehört die schöne Dresdner Statue, August. 14., nebst der steifen Copie ebenda (vgl. Schorn in der Amalth ii. S. 206.), u. die genau entsprechende Cassler. Bouill. i , 24. M. Roy. ii , 2. vgl. Völkel in Welckers Zeitschr. i. S. 156. Das gesenkte l. Knie, die gehobne linke Schulter, welche deutlich zeigt, daß der l. Arm stark gehoben war, Alles führt darauf, daß diese Pallas eine zu unmittelbarer Abwehr gerüstete war. Daran schließt sich die A. Aug. 48.; die Etruskische, wie es scheint, aus Mo- dena Bouill. iii , 3, 6. M. Nap. i , 9.; die von Versailles M. Fr. iv , 2. Nap. i , 10.; die Minerve au collier im Louvre, mit einem etwas alterthümlich behandelten Dorischen Chi- ton u. Diploidion, M. Roy. ii , 1. Bouill. i , 25; und die bei Bouill. iii , 3. 1. 3. M. Cap. iii , 10. 11. 4. S. oben §. 116, 5. Die M., welche die Haltung des Schildes beweisen, sind noch genauer bei Leakes Topogr. of Systematischer Theil. Athens, Stuart ii , 4. vign. Mionnet Suppl. iii. pl. 18, 3., auch G. M. 32, 133., abgebildet. Aehnlich wohl die Ath. Kranäa ἐσκευασμένη ὡς ἐς μάχην, Paus. x, 34, 4. 5. S. die mit der Schlange zum Kampfe eilende Millin P. gr. 16. Lipp. ii, 34. M. des Antiochos Philopator Combe 12, 13. Von Athen Stuart ii , 1. vign. Combe 6, 14. — Blitzschleudernd auf M. von Athen, als Beschützerin ihrer Heiligthümer, Stuart T. i. vign. Combe 6, 13.; auf M. von Domitian, G. M. 37, 136. Die M. von Antigonos Gonna- tas weisen auf ein altes Cultusbild zurück; A. den Schild aufhe- bend, in der R. den Blitz schwingend, hat den Peplos an, dessen oberer Theil, wie sonst die Chlamys, über beide Arme fällt. Empr. 489. 490. Besonders machen die zahlreichen Minerven auf Do- mitians M. (Morelli Dom. t. 6 sqq. ) den Gegensatz der kämpfen- den (auch vom Schiffe herab) im Chiton, und der ruhig stehenden im Himation sehr deutlich. 6. So die im Louvre n. 192. (1822), im Dor. ungegürteten Chiton nebst Ueberschlag, mit geringer Aegis, die R. auf die Hüfte stützend, die L. rednerisch ausstreckend, den Kopf mit eignem Ausdruck geneigt. Aehnlich war wohl die Geberde der colossalen A. in Constantinopel, Niketas p. 359 P. A. als Rednerin, im Hi- mation, den Schild zu den Füßen, Passeri Luc. i , 62. Die Pacifica bezeichnet der Mangel des Helms, Chiaram. 14. (eine solche von Phidias, Himer. Orat. xxi , 4), so wie der Ae- gis, ebd. 12. 13., die umgedrehte Fackel M. Nanian. 18. G. M. 37, 137. vgl. 138. Die friedliche A. wird öfter auch durch das Abnehmen des Helms bezeichnet, wie an dem Korinth. Puteal, und andern Reliefs, Winck. W. v. S. 527., und auf dem §. 365, 1. erwähnten Vasengemählde, wo A. und Herakles mit Apollon u. Artemis über das Ephesische Heiligthum einen Vertrag zu schließen scheinen (Paus. vii, 2, 5.) 7. A. im Chiton mit herabgesetztem Schilde u. Patere auf M. von Kyme, Combe 9, 20, ebenso mit Nike auf der Hand, 10, 21. 12, 12. Morelli Dom. 9, 22. 32. Lipp. ii, 33. Νι- κηφόρος im Diploidion, mit gesenktem Schild, Schlange dane- ben, M. von Athen Stuart ii , 1. vign. vgl. die victrix G. M. 36, 135. Α. Νίκη geflügelt §. 334, 2. auf M. Domitians, Morelli t. 7, 37. Heliodor bei Photios Lex. giebt an, daß die Νίκη ἄπτερος von Athen eine Athena war, und in der Rechten einen Granatapfel, in der linken einen Helm (κράνος zu schr.) hielt. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. A. Archegetis, mit dem Käuzchen in der Hand, Schol. Arist. Vögel 515, s. ad M. Chiaram. p. 38. Ant. Ercol. vi , 7. 8. Α. ῾ϒγίεια (zweifelhaft) G. M. 36, 140. Paciaudi M. Pelop. ii , 155. In dem Relief PCl. iv , 6. Hirt 6, 9. G. M. 36, 134. sieht man besser die A., welche ihre heilige Schlange füttert. A. Chalkiökos, den Speer zückend, von Spartanischen Mädchen umtanzt, d’Agincourt Fragm. en terre cuite pl. 12, 9. Darüber eine Lettera von Papazzurri. Rom. 1794. 4. Mediceischer Torso Winck. W. v. S. 550. Tf. 4 C. 371. Mehrere Mythen der Pallas haben die ange- 1 hende Kunst mehr beschaͤftigt, als sich in den vorhand- nen Werken der spaͤtern nachweisen laͤßt. Das Her- 2 vorgehn aus dem Haupte des Zeus scheute auch die aͤltre Attische Kunst nicht darzustellen; jetzt findet es sich mehr auf Etruskischen Kunstwerken, doch auch auf Grie- chischen von geringerem Umfange. Eine Anschauung 3 des am Panathenaischen Peplos dargestellten Giganten- kampfs, wobei die Goͤttin auf dem von ihr erfundnen Viergespann fuhr, so wie des Streits der Athena mit 4 Poseidon um die Schutzherrschaft von Athen, geben jetzt fast nur Muͤnzen und Gemmen. Wie Athena durch 5 Perseus, einen engverbundnen Daͤmon, ihr grauenvolles Gegenbild, die Gorgo, erlegt, war ein Lieblingsgegen- stand der alten Kunst, und selbst fuͤr deren Urspruͤnge wichtig; auch jetzt giebt es interessante Darstellungen der Art, die sich gern etwas zum alten Styl hinneigen. Haͤufiger sieht man Athena bei Handlungen, wo sie 6 persoͤnlich weniger betheiligt ist, als Ergane bei Schiffsbau und anderen architektonischen Unternehmungen, so wie bei weiblichen Arbeiten rathend und helfend; auch die Er- findung, wie die Verschmaͤhung der Floͤte ist Gegen- stand sinniger Compositionen. Als die allgemeine Helferin 7 der Heroen hat sie in den Darstellungen aus diesen Mythen- kreisen sehr haͤufig eine Stelle. Als Gegenstand des Cul- 8 tus koͤmmt außer der Attischen Athena besonders die Athena Chryse, eine Lemnisch-Dardanische Goͤttin, vor, welche Systematischer Theil. auch eine Schlange zur Bewahrung ihres Heiligthums 9 hat, wie die Goͤttin von Athen. Wichtiger indeß, als diese Schlangen, sind fuͤr die Kunstsymbolik Eule und Hahn, wovon jene, abgesehn von der urspruͤngli- chen Naturbeziehung, das ernste Nachdenken, dieser die rege Thaͤtigkeit und Kampfruͤstigkeit der Goͤttin bezeichnet. 2. Geburt der A. §. 118, 1 c. Gruppe auf der Akro- polis von Athen Paus. i, 34, 2; wahrscheinlich alterthümlich. Clusinisches Gefäß §. 177, 2. Etrusk. Patere bei Schiassi de patera Cospiana R. 1818. u. Inghir. ii, 10. mit Zeus (Tina), Hephästos (Sethlans), Aphrodite (Thalna), und Eilei- thyia. Thana scheint mir hier für Αϑανα zu stehn, doch erklä- ren Andre anders. Gemme Millin P. gr. 56. Lampe Pas- seri i, 52. Rondaninisches Relief Winckelm. M. I. ii. Fron- tisp. G. M. 36, 125. Gemählde des Kleanthes von Korinth, Strab. viii, 343. Athen. viii, 346. Großes historisches Tableau, Philostr. ii, 27. 3. Vgl. Schol. Aristid. p. 115. Frommel. An der Dresd- ner Statue §. 96, 8. Gemme, G. M. 36, 128. M. von Seleucien in Cilicien 37, 129. Statuette mit dem überwund- nen Giganten (oder Erichthonios?) am Fuß M. Fr. iv , 8. Bouill. iii , 3, 7. 4. §. 118, 1 c. Statuengruppe in Athen Paus. i, 24, 3. Diese findet man wahrscheinlich auf M. von Athen wieder, Stuart ii , 2 vign. G. M. 37, 127. Combe 6, 11. Ca- meo in Paris, Cabinet pl. 15. Der heilige Oelbaum (ἐλαία πάγκυφος) Combe 6, 12. 13. 15. 5. S. §. 90, 2. vgl. des Vf. Prolegom. S. 315. Ueber die Γοργονεῖα Böttiger Furienmaske S. 13. 107 ff. Auf alten M. oft sehr grausig, Mionn. Suppl. iii. pl. 7, 5. Wie A. dem Perseus den ehernen Schild als Spiegel vorhält (Apollod. ii, 4, 2), Terracotta im hieratischen Styl, Combe Terrac. of the Br. M. 13. (Auch N. 71. stellt den Perseus u. den Spiegel- schild dar.) Vgl. G. M. pl. 105. Unten: Perseus. A. dem Kepheus die Locke der Gorgo übergebend, auf M. von Tegea, Empr. 666. Millingen Med. In. pl. 3, 9. Auch den Pe- plos empfangend kommt A. auf einer M. von Tegea vor. 6. A. beim Bau der Argo, Winck. M. I. vign. G. M. 130, 417.; Terrac. of the Br. M. 16.; G. M. 105, 418. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Beim Theater von Capua, Winck. W. i, Tf. 11. Bei He- phästos ( G. M. 82, 338**), Dädalos. Als Wollespinnerin Millin P. gr. 36. Relief vom Forum Nervae §. 190, 3. 198, 3. Admir. R. tb. 36. sqq. Flötenerfindung, Gemählde, Winck. M. I. 92. G. M. 83, 130. Myron fecit Satyrum ad- mirantem tibias et Minervam. Plin. vgl. Paus. i, 24, 1. u. das Relief bei Stuart ii , 3. vign. 7. A. bei Herakles, Theseus, Bellerophon ( G. M. 92, 393), dem Amazonenkampf, vor Paris, bei den Ilischen Kämpfen, Odysseus, Orestes; auch beim Raube der Kora, der Strafe des Marsyas, Kadmos u. Peleus Hochzeit; bei Prometheus als den Menschen beseelend. 8. A. Chryse, durch ihren οἰκουρὸς ὄφις Philoktetes hindernd, Troja vor der Zeit einzunehmen (ein Grundgedanke von Sophokl. Philoktet) auf dem Vasengem. Milling. Div. pl. 50. vgl. Philostr. d. j. 17. Früheres Opfer der Argonauten ebd. pl. 51. Vgl. Uhden in den Schr. der Berl. Ak. 1815 Phil. Cl. S. 63. Welcker bei Dissen Expl. Pind. p. 512. Scenen aus Atti- schem Pallas-Cultus in den Metopen des Parthenon, nach Noin- tels Zeichnungen. Kuhopfer der Pallas in Kunstwerken, Ger- hard Prodr. S. 137. Die τράπεζα mit den Preisen der Pa- nathenäen, M. bei Stuart ii , 1. vign. An dem Sessel iii, 3. 9. Minervens Eule ( Strix Passerina, Blumenbach Spe- cim. i. p. 20. Böttiger Amalth. iii. S. 263), das alte Sinn- bild der Γλαυκῶπις, auch von Phidias ihr nebst der Schlange beigegeben (worauf auch Demosthenes Witzwort bei Plut. 26. sich bezieht, s. indeß Gerh. Prodr. S. 147.), bisweilen auf Minervens Helm (auf Denaren des Cordius), so wie in ihrer Hand. Diese Eule erscheint als Mäusetödterin (vgl. Batrachomyom. 185 ff.) in einer von Böttiger Am. iii. S. 260. edirten Röm. Bronze. Zu vergleichen war indeß die auf einer Maus stehende Eule, welche A. Fr. Gori Archatis Bubonis Vatis Assoriorum statua marmorea. f. herausgegeben; diese trägt die Unterschrift (so viel ich sie lesen und verstehen kann): Ἀρχατης πετρι[ν]ος ὁ (?) μαντις μαντευεται δ ασσαριων, d. h. dieser steinerne Prophet Archates prophezeit für 4 Pfennige. Oft sieht man auf Gemmen ( M. Odesc. 30., Tassie) die Eule selbst mit Minervenkopf u. Attributen, auch A. von Eulen gefahren. Der Hahn , als Sinnbild ehrgeizigen Kampfes, findet sich und zwar in der Dop- pelzahl, fast durchaus auf den Attischen Preisvasen (§. 99, 1.), von Systematischer Theil. denen jetzt so viele Nachahmungen in Süd-Etrurien zum Vorschein kom- men. Auch auf M. von Himera, Cales, Suessa. Vgl. Paus. vi, 26, 2. Ueber eine Hermathene , und die Verbindung beider Gott- heiten, Arditi Mem. d. Acc. Ercol. i. p. 1. 9. Ares. 1 372. Ares, der Gott des Streites, welcher im Zwoͤlfgoͤttersystem auf bedeutungsvolle Weise mit Aphro- dite zusammengestellt wird, war doch seinem Wesen nach zu sehr bloßer Begriff, um ein Hauptgegenstand der pla- stischen Kunst zu werden. Auch verehrte ihn kein Hel- lenischer Staat als einen Haupt- und Schutzgott, wie er 2 es spaͤter von Rom wurde. Daher koͤmmt es, daß, obgleich einige ausgezeichnete Statuen des Gottes, von Alkamenes und Skopas, erwaͤhnt werden, doch der pla- stische Charakter des Gottes schwer mit voͤlliger Be- 3 stimmtheit anzugeben ist. Jedoch scheinen durchgaͤn- gig eine derbe und kraͤftige Musculatur, ein starker flei- schiger Nacken, und ein kurzgelocktes und gestraͤubtes Haar (§. 330, 2.) zur Vorstellung des Gottes zu gehoͤ- ren. Ares hat kleinere Augen, eine etwas mehr geblaͤhte Nase (§. 335, 2.), eine weniger klare Stirn, als andre 4 Zeussoͤhne. Dem Alter nach erscheint er maͤnnlicher als Apollon, der Mellepheb, und selbst als Hermes, der Epheb unter den Goͤttern, als ein jugendlicher Mann. 5 Mit einem staͤrkeren Bart scheint erst der Roͤmische Marspiter vorgestellt worden zu sein, wenn nicht in Un- teritalien diese Bildung schon fruͤher herkoͤmmlich war. Die Bekleidung des Ares ist, wo er nicht ganz unbeklei- det erscheint, eine Chlamys (ein Sagum). Auf Reliefs des alten Styls erscheint er geharnischt, spaͤter b haͤlt er 6 gewoͤhnlich nur den Helm. Gewoͤhnlich steht er; ein lebhafter Schritt bezeichnet auf Roͤmischen Muͤnzen den Gradivus; der Legionsadler und andre Signa den Stator und Ultor (der sie wiedergewonnen), Victorien, Trophaͤen, 7 der Oelzweig den Victor und Pacifer. Einen sitzenden Ares bildete Skopas; ohne Zweifel wurde er als aus- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. ruhend, in milder Stimmung gedacht, welches auch der Sinn einer noch vorhandnen Hauptstatue zu sein scheint. 3. Schöner Kopf des A. auf der Gemme, Millin P. gr. 20. Lipp. i, 32. Büste aus Basalt in V. Giustiniani, s. Hirt S. 52. 4. Ein stehender Ares, als jugendlicher Mann, mit der Chla- mys, in dem Relief PCl. iv , 7. Bärtig und geharnischt un- ter den Götterfiguren in Relief, M. Chiaram. 19. Ein bär- tiger Mars-Hadrianus, Statue des M. Cap. iii , 21. Andre Statuen, wie die im M. Cap. iii , 48, welche Manche A. nen- nen, sind mehr als zweifelhaft. Die Statue des Heraklides, des Sohns von Agasias, von Ephesos, und des Harmatios, Bouill. i , 7., ist nur durch Restauration ein A. Von dem Mars Borghese unter Achill. Eine bei Ostia 1800 gefundne Statue mit der Unterschrift Marti soll dem Borghesischen Bilde sehr ähn- lich sehen. Hirt S. 52. 5. Der behelmte, bärtige Kopf auf den M. von Metapont ( G. M. 40, 150. Magnani Miscell. Numism iii , 25—28.) ist nicht Ares, sondern Leukippos, wie die Beischrift lehrt, ein Achäischer Gründer von Metapont (Strabon). Eher ist der ähn- liche Kopf auf den M. der Mamertiner, Magnani iv, 31. 32., und der Bruttier, ebd. ii, 4—10., ein A., wenn nicht auch Stamm-Heroen. Mit keimendem Barthaar auf den Denaren des Fontejus Capito u. Albinus Bruti f., Patinus p. 114. 144. 6. S. die Zusammenstellung bei Millin G. M. 39. 40. Schö- ner A. mit Nike u. Lorbeerzweig, P. gr. 21. Als Poliorket G. M. 39, 152. Passeri Luc. ii , 29. 7. Ludovisischer A., Perrier 38. Maffei Racc. 66. 67. Pi- ranesi Stat. 10. R. Rochette M. I. p. 37. pl. 11. Nach R. R. ein trauernder Achill; nach Hirt S. 51. ein Heros. Wenn es ein A., ist es ein friedlich ausruhender, worin die Stellung, der Mangel des Helms, der Amor unter den Füßen übereinstimmen. 373. In Gruppirungen erscheint der Kriegsgott sel- 1 ten als Kaͤmpfer; eben weil er selbst nichts als Krieg und Streit ist, gab er keine Gelegenheit einzelne Helden- thaten von ihm zu preisen. Nur als Gigantentoͤdter koͤmmt er auf Gemmen vor. Dagegen sieht man ihn 2 Systematischer Theil. mit Aphrodite zusammen in Statuengruppen, die in Stel- lung der Koͤrper und Wurf der Bekleidung auf ein be- ruͤhmtes Original zuruͤckweisen. Indem diese Verbindung des Kriegs und der Liebe nicht immer als frivoler Ehe- bruch, sondern auch im ernsteren Sinne genommen wurde, konnte man durch solche Gruppen auch, in Statuen und Muͤnzen, Roͤmische Herrscherpaare verherrlichen. 3 Die Roͤmer sahen gern die Liebe des Ares zur Ilia oder Rea Silvia vorgestellt; man legte bei der Behandlung oft Griechische Darstellungen, namentlich die Ueberra- schung der Ariadne durch Dionysos, zum Grunde. 1. Millin P. gr. 22. G. M. 36, 143. 2. Statuengruppe M. Flor. iii , 36. Clarac Venus de Milo pl. 2. Bekleidet, mit den Köpfen von M. Aurel (?) u. Faustina d. j. Bouill. i , 8. V. Borgh. St. 6, 3. Aehn- liche Gruppe M. Cap. iii , 20. Reliefs, R. Roch. M. I. 7, 2. G. Giust. ii , 103. Gemmen, auch in altem Styl, Mil- lin P. gr. 24 sqq. Lipp. i, 89. 91. ii, 79. Die Ueber- raschung der Liebenden durch Hephästos §. 367, 2. Ein A. im Netz, das Schwerdt zückend, auf einer Gemme alten Styls Winck. M. I. 166. Raponi 21, 15. 36, 1. A. als Vertheidiger der Hera gegen Hephästos §. 367, 3. 3. Mars zur Rea Silvia niedersteigend ( pendens wie bei Juvenal) im Giebel des T. Urbis §. 191, 1. Relief bei R. Roch. Mon. In. 7, 2. Rea als seine Braut führend, ganz bekleidet, Relief PCl. v , 25. G. M. 180, 654. Auch das Relief bei Gerhard Ant. Bildw. 40. scheint A. und Rea der Selene mit Endymion gegenüberzustellen. Auf einer Römischen Vase, vor der Rea stehend, G. M. 178, 653. A. Thron, Ant. Erc. i , 29. G. M. 42, 147. A. Waffen von Knaben getragen, auf einer dreiseitigen Ara S. Marco ii , 33. M. Nap. iv , 15. G. M. 40., einer sehr ähnlichen Brit. M. i , 6. und andern entsprechenden. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 10. Aphrodite. 374. Der Syrische Cultus der Astarte scheint, in- 1 dem er in Griechenland einheimischen Anfaͤngen begeg- nete, den weit verbreiteten und angesehnen Cultus der Aphrodite hervorgebracht zu haben. Die Grundvorstel- 2 lung der großen Naturgoͤttin verlor sich nie ganz; das feuchte Element, im Orient das eigne Reich jener Gott- heit (§. 241, 2.), blieb immer unter dem Obwalten dieser an Kuͤsten und Haͤfen verehrten Gottheit, deren Natur besonders das windstille und im glatten Wogen- spiegel den Himmel abbildende Meer auszudruͤcken schien. Als die Kunst im Kreise der Aphrodite uͤber die rohen 3 Steine und formlosen Idole hinweg war, bewegte sie die Idee einer uͤberall waltenden, maͤchtig herrschenden Goͤt- tin; man stellte sie gern thronend dar, mit Symbolen bluͤhender Natur und uͤppiger Fruchtbarkeit in den Haͤn- den; die Bekleidung vollstaͤndig (nur daß etwa der 4 Chiton die linke Brust zum Theil frei ließ) und zierlich, indem grade bei der Aphrodite eine affektirte Grazie in Draperie und Bewegung zum Charakter gehoͤrte. Auch 5 die Kunst der Phidiassischen Zeit stellt in Aphrodite das Geschlechtsverhaͤltniß in seiner Heiligkeit und Ehrwuͤrdig- keit dar, und denkt dabei mehr an dauernde fuͤr die Zwecke des allgemeinen Wohls, als an voruͤbergehende, fuͤr sinnlichen Genuß geschlossene Verbindungen. Erst 6 die neuere Attische Kunst (§. 127.) behandelt die Vorstel- lung der Aphrodite mit einem rein sinnlichen Enthusias- mus, und vergoͤttert in ihr nicht mehr eine weltbeherr- schende Macht, sondern die individuelle Erscheinung der reizendsten Weiblichkeit; ja sie setzt dies von ethischen Beziehungen geloͤste Ideal auch selbst in einen entschied- nen Gegensatz damit. 1. Vgl. Larcher Mémoire sur Vénus. Paris 1775. Manso Versuche über einige Gegenstände der Mythol. Lpz. 1794. De la Chau sur les Attributs de Venus. Par. 1776. — Ueber den Paphischen Dienst §. 66 am Ende, 239, 2., 240, 1. Systematischer Theil. 3. Xoanon einer A. Hera in Sparta, der die Mütter bei der Verheirathung der Töchter opferten. A. aus Gold u. Elfenbein in Sikyon von Kanachos, thronend, mit Polos, Mohnstengel u. Apfel. A. auf Eryx, thronend, mit Taube, Eros daneben, auf M. G. M. 44, 181. vgl. 47, 182. Zoëga Bass. ii , 112. — A. stehend, mit einer Taube auf der Hand auf der Borgh. Ara, mit einer Blume M. Cap. iv , 22. PCl. iv , 8. Diese alterthümliche A., eine Blume in der R., mit der L. das Ge- wand aufnehmend, erscheint auf Römischen M. seit Claudius als Spes. Vgl. die alterthümliche A. unter den Mänaden Chia- ram. 36. — Ed. Gerhard, Venere Proserpina 1826. 8. (vgl. Kunstbl. 1825. N. 16 ff. 1827. N. 42 f.) nennt mit diesem Namen das öfter, besonders als Stütze, vorkommende alterthümliche Idol mit dem Modius, die eine Hand an der Brust, mit der andern das Gewand aufnehmend. Maffei Racc. 121. vgl. 134. Was die so gebildete Naenia Sardianorum der Puteolanischen Basis betrifft: so ist dies nur eine kühne Conjectur für THENIA .... EORONXX. Thes. Ant. Graecc. vii . p. 446. 477. 4. Schon Apollon. Rh. i, 743 beschreibt dies als Hauptzug bei einer Aphrodite, und Visconti, zum PCl. iii , 8., hat es als ein wichtiges Kriterion von Venusbildern geltend gemacht. So hat in dem schönen Relief, Tischbein Homer v. S. 11., A. einen Schleier über dem Kopf und doch die eine Brust frei. 5. Von Alkamenes A. §. 117. Phidias A. Urania zu Elis, mit dem Fuß auf der Schildkröte, als οἰκουρὸς nach Plutarch; Aphr. Urania zu Athen. 6. Skopas Aphroditen, darunter die Pandemos auf dem Bocke §. 125, 3. Praxiteles 127, 4. Andre von Praxiteles S. Kephissodor, von Philiskos u. a. Von Apelles Anadyomene §. 141, 3. 1 375. Die Formen, welche die ausgebildete Kunst der Aphrodite gab, sind am meisten die natuͤrlichen des Geschlechts. Aphrodite ist ganz Weib, in viel vollerem Sinne des Worts, als Athena und Artemis. Die reife Bluͤthe der Jungfrau ist bei manchen Modificationen die Epoche der Entwickelung, welche in den Formen des 2 Koͤrpers festgehalten wird. Die Schultern sind schmal, II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. der Busen jungfraͤulich ausgebildet, die Fuͤlle der Huͤften laͤuft in zierlich geformten Fuͤßen aus, welche, wenig zu festem Stand und Tritt gemacht, einen fluͤchtigen und weichen Gang (ἁβρὸν βάδισμα) zu verrathen schei- nen. Das Gesicht ist zart und rundlich; das Schmach- 3 tende der Augen (τὸ ὑγρὸν §. 329, 6.) und das Laͤ- chelnde des Mundes vereint sich zu dem allgemeinen Ausdrucke von Anmuth und Wonne. Die Haare sind 4 mit Zierlichkeit geordnet, und bei den entkleideten Venus- bildern der spaͤtern Kunst zum Krobylos geschlungen, bei den aͤlteren Darstellungen gewoͤhnlich durch ein Diadem zusammengehalten und in dasselbe hineingesteckt. 3. Den hier bezeichneten Charakter haben mehr die Köpfe der Hauptstatuen, als die einzeln vorkommenden Büsten, die einen ern- stern und höhern Ausdruck, den der Urania, zeigen. So die εὐ- στέφανος in Louvre, V. Borgh. St. 5, 17. Bouill. i , 69, 2. Der Kopf bei Egremont, Specim. 45. 46. Der Dresd- ner Kopf (Wacker S. 163.; auch der S. 203 nach den Herausg. Winck. iv. S. 332.). Ueber einen Mantuanischen u. Cassler Kopf Winck. W. iv. S. 331. 332. 439. — Auf M. ist der Kopf der A. oft schwer zu erkennen. Sicher ist der weibliche Kopf auf den M. von Knidos eine A., er hat ein Band um die Haare geschlungen, wie es sich auch an den Nachbildungen es der Praxiteli- schen Statue stets findet, §. 127, 4., wozu auch die Büste, Bouill. i , 68. gehört. 376. Auch hier haͤngen die wesentlichen Modificatio- 1 nen der Bildung eng mit der Bekleidung zusammen. Die ganz bekleidete Aphrodite, welche indeß meist nur 2 einen duͤnnen und den Koͤrper wenig verbergenden Chi- ton traͤgt, und das hinten herabfallende Obergewand nur ein wenig mit einer anmuthigen Bewegung des rech- ten Arms vom Ruͤcken heruͤberzieht, stammt von der Urania der aͤltern Kuͤnstler her; sie wurde in Roͤmischen Zeiten als Mutter-Aphrodite , Venus genitrix, verehrt, und in Zeiten, wo solche Mahnung Noth that, als die Goͤttin einer ehelichen und gesetzlichen Liebe, welche auf das Verlangen nach Nachkommenschaft gegruͤn- Systematischer Theil. 3 det ist, durch zahlreiche Abbildungen gefeiert. Der Styl der Kunstperiode, aus welcher diese Darstellungsweise stammt, und die Aufgabe selbst vereinen sich, dieser Classe von Aphroditenbildern rundere und staͤrkere For- men, kuͤrzere Verhaͤltnisse der Gestalt, und einen mehr frauenartigen Charakter zu geben, als sonst bei der Aphro- 4 dite gewoͤhnlich ist. Sehr bestimmt unterscheiden sich von diesen die Venusbilder, welche ohne Chiton nur um den untern Theil des Koͤrpers ein Obergewand geschlagen ha- ben, und sich zugleich durch das Emporstellen und Auf- stuͤtzen des einen Fußes auf eine kleine Erhoͤhung aus- 5 zeichnen. In diesen steht die Goͤttin an Bildung einer Heroine nah, die Koͤrperformen sind besonders fest und kraͤftig schlank, die Brust jugendlich eckiger als bei an- dern; der Ausdruck des mit prominenteren Zuͤgen ausge- statteten Gesichts hat immer etwas von Stolz und Selbst- 6 bewußtsein in sich. Wie schon alte Holzbilder in Sparta die Aphrodite geharnischt als eine uͤber alle Macht und Staͤrke triumphirende Gottheit vorstellten: so muß man in dieser Bilderclasse eine siegreiche Aphrodite sehn, es sei nun daß sie Ares Helm und Schild, oder eine Palme, oder auch das Siegszeichen des Apfels in den Haͤnden haͤlt. 1. Diese Bewegung des Arms wird wohl bei Aristänet i, 15. durch τῆς ἀμπεχόνης ἄκροις δακτύλοις ἐφαπτομένη τῶν κροσσῶν bezeichnet, und als Zeichen der Scham angegeben. 3. Arkesilaos (§. 196, 2.) V. genitrix in foro Caesaris. A. mit der angegebnen Gewandhaltung auf M. der Sabina. Auf andern reich bekleidet, mit Scepter und Kugel, ein Kind vor ihr, mit Umschrift. G. M. 44, 185. V. felix gleich costümirt, ein Kind auf dem Arme, 186. Die V. genitrix trägt oft auch den Apfel, auch einen Speer, als Römer-Mutter, und eine Victoria, wo sie in die victrix übergeht. Dieselben Attribute hat aber auch die V. caelestis der M. S. die Beispiele aus Gessner u. Pedrusi bei Gerhard Neap. Ant. S. 5. ff. Sta- tuen : die Versailler, Proportionen, Haar- und Gewand-Be- handlung alterthümlich, mit durchborten Ohren. M. Fr. ii , 6. Bouill. i , 12. M. Nap. i , 61. Im Louvre n. 185, im II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. dünnen Chiton mit Zone, mit Amor neben ihr, sonst stand Praxi- teles daran. M. Nap. i , 62. Bouill. iii , 7, 3. In Flo- renz, Galeria iv , 1, 18. Bei L. Egremont, zweifelhaft, Cavac. i , 5. Winck. W. iv. S. 115. v. S. 24. Die Dan- satrice PCl. iii , 30. nach Hirt. Ganz ähnlich Gall. Fir. 18. Im Louvre n. 420, V. Borgh. St. 4, 1. M. Roy. ii , 1. Bouill. iii , 8, 3. Deren Gegenstück ihre Feindin, die lieder- liche abortirende, L. 427. V. B. 4, 13. Bouill. iii , 8, 1. Die statuetta zu Dresden, August. 66., neben dem Priap scheint ein ex voto für Fruchtbarkeit der Ehe; immer bleibt bei solchen Beziehungen das Gewand. Bei Lipp. ii, 94. lehnt sich A. auf eine Säule, worauf ein Priap, u. sengt zugleich einen Schmetter- ling mit der dem Amor genommenen Fackel, also eine Art V. Libitina. (Vgl. Gerhard Ueber Venus Libitina auf Gemmen u. Glaspasten, Kunstbl. 1827. N. 69 f.) A. im Koischen Gewand. Marm. Oxon. 5. August. 105. Auf Vasengemählden erscheint A. gewöhnlich bekleidet, sitzend, mit dem Spiegel, das Gewand über die Schulter ziehend. Mil- lingen U. M. i , 10. Auch auf M. oft, mit einem Häschen un- ter dem Thron, auf M. von Ragidos, Combe 10, 16. 4. Eine solche A. von Erz, der marmornen von Arles ähnlich, das φάρος um die Schenkel, χρυσείῃ πλοκαμῖδας ὑποσφίγξασα καλύπτρῃ, beschreibt Christodor v. 78.; die Art der Bekleidung auch Artemidor On. ii, 37. 6. Von der geharnischten A. Pausan. Plut. Nonnos u. Aa. Eine siegreich und martialisch blickende Aphr., ein Weihgeschenk des Sophisten Herodes, beschreibt Damaskios bei Photios 242. p. 342. Bekk. Eine sich in Ares Schilde spiegelnde Apollon. Rh. i, 745. Eine solche Figur findet man auf den M. der Colonie Korinth. wahrscheinlich aus Julius Cäsars Zeit, der die V. victrix verehrte. Damit stimmt, nach Millingen (U. M. ii , 4. 5.), die Statue von Capua genau überein, welche den linken Fuß auf einen Helm setzt. Vgl. Winck. W. iv. S. 114. Ger- hard Ant. Bildw. i, 10. Dieser steht in der Draperie sehr nah die Venus von Melos (§. 253, 2.) im Louvre, ein Werk eines Künstlers von Antiocheia am Mäander, wenn die Inschr dazu gehört. Schon im Alterthum zweimal (wenn die Hand mit dem μῆλον auch später ist) restituirt, das zweitemal barbarisch. Von erhabner Schönheit, obgleich nicht fehlerfrei. Erklärungsver- suche: Quatr. de Q. sur la statue antique de V. decouv. dans l’île de Milos en 1820. 1821. Clarac sur la st. ant. 32 Systematischer Theil. de V. victrix etc. 1821. Millingen a. O. Dieselbe, eben so gestellte und drapirte, Venus-Figur wird auch mit Ares (als des- sen Ueberwinderin) gruppirt §. 372., 2. A. auf einen Helm niederschauend, den sie in der R. hält, mit dem l. aufgestützten Arm eine Palme oder eine Waffe haltend, auf Gemmen, Millin P. gr. 23. Hirt 11. Lipp. i , 93 — 95. ii , 80 — 84. M. Flor. i, 72, 4 — 6. (statt des Helms auch ein Apfel). Viel- leicht das γλύμμα Ἀφρ. ἔνοπλον des Cäsar, Dio C. xliii , 43. In ähnlicher Stellung die Vénus d’Arles, im Louvre 282., von Girardon mit Spiegel u. Apfel restaurirt. Unrestaurirt abgebildet bei Terrin La V. et l’obélisque d’Arles. Arles 1680. 12. Sonst M. Franc. i , 3. Bouill. i , 13. M. Nap. i , 60. Meyer Tf. 7, 6. Eine Copie desselben Originals ist die von Hamilton bei Ostia gefundne. Marbles of the Br. M. i , 8. Specim. 41. Auch die Bouill. iii , 7, 1. Halb- bekleidete A. Bilder von anderm Charakter u. andrer Thätigkeit, als Porträtstatuen, oben §. 205, 4. Florentinische sog. Urania M. Flor. iii , 30. Meyer Tf. 11 E. Vgl. die A. mit einem sehr schönen Kopf. Aug. 104. An der kleinen zierlichen Sta- tue, Aug. 43, ist die Draperie modern. Die Hope’sche, Ca- vaceppi i , 22., ist sehr zweifelhaft. 1 377. Weniger kraͤftig, von mehr Fuͤlle und Run- dung, sind die Formen mehrerer Aphroditen-Statuen, welche sich nur mit einem Stuͤcke des hinten herumliegen- den Gewandes bedecken; eine beruͤhmte der Art, im Al- terthum oͤfter nachgebildete, war in Alexandreia Troas. 2 Absichtliche Ueberweichheit und Fluͤssigkeit der Formen wird bei dem Hetaͤrenbilde der Aphrodite Kallipygos 3 wahrgenommen. Dagegen fand sich die alte Kunst zu der reinsten Maaßhaltung, zu der tadellosesten Darstel- lung schoͤner Formen aufgefordert, wenn die Goͤttin voͤl- lig enthuͤllt erschien; die unberuͤhrte Bluͤthe der jungfraͤu- lichen Formen haͤlt dann die vollkommne Mitte zwischen den mehr frauenartigen und den etwas strengeren und kraͤftigern Umrissen der Aphrodite-Siegerin; die Kunst er- reicht hier, alle Abwege vermeidend, nach der einen Seite 4 hin das hoͤchste und letzte Ziel. Wenn auch das Bad ur- spruͤnglich als die Veranlassung dieser Enthuͤllung gedacht wird: so verschwindet doch hier alle Ruͤcksicht auf Hand- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. lung; die Statue wird ganz Symbol des weiblichen Lieb- reizes, der durch die Aeußerung natuͤrlicher Schamhaftig- keit erhoͤht wird, und der Weiblichkeit uͤberhaupt. Andere 5 Stellungen, welche mehr Bewegung und Handlung an- zeigen, haben ungeachtet der besondern Reize, die sie ent- falten, nicht diese durchgaͤngige und uͤberall gleiche Fuͤlle der Schoͤnheit, wie die vorher bezeichneten Hauptbilder. Hieher gehoͤren die im Bade kauernde, die sich den Ke- stos umbindende, ein Wehrgehenk anlegende, sich beschu- hende. Die Anadyomene, in eigentlichem Sinn, ist kein Gegenstand fuͤr Plastik. 1. Inschr. einer solchen A., an der Augen, Stirn, der Ansatz der Haare besonders schön sind: ἀπο της ἐν Τρωαδι Ἀφροδιτης Μηνοφαντος ἐποιει. M. Cap. iv . p. 392. nebst Kupfer. Winck. W. iv. S. 329. Mit dieser stimmt die im Louvre n. 190. aus der Gal. de Versailles. Bouill. iii , 6. 4. M. Nap. i , 57. Vgl. Bouill. 7. Die Dresdner mit einem Badetuch, Maffei Racc. 144, Le Plat 133. der Kopf August. 61. — A. vorn ganz unbekleidet, hinten verhüllt. Gal. Fir. t. 39. Amalth. i. S. 288. 2. Καλλίπυγος. Sage von den Mädchen in Syrakus, Athen. xii , p. 554. Vgl. Alkiphron i, 39. nebst Berglers Noten. Die γελασῖνοι, ebd. p. 255. Wagn., entsprechen dem ἐν τοῖς ἰσχίοις γέλως §. 127, 4. Farnesische Statue in Neapel, mit moder- nem Kopfe (Finati Mus. Borb. ii , 255.) bei Piran. St. 7. Maffei 55. Von einer andern zu Versailles Winck. W. ii. S. 404. 3. Hier sind zu unterscheiden: die eigentlichen Copieen der Kni- dischen, in denen der Ausdruck des Gesichts noch weniger Zärtlich- keit, mehr Erhabenheit hat als bei spätern Werken, §. 127, 4., wozu auch die Gemme, Lipp. i, 81., gehört. Die Mediceische A. des Kleomenes §. 158, 2. Dieser ähnlich der Dresdner Torso nebst Kopf, Aug. 27 — 30., so wie der Torso, Woburn Marbl. 22. Die Capitolinische, mit derselben Haltung der Hände, aber minder zusammengeschmiegt, und frauenartiger gebildet, neben ihr ein Salbgefäß ( alabastron ) mit Badetuch. Individuelle Gesicht- züge, hoher Kopfputz. Wohlerhalten, bis auf die Finger. M. Cap. iii , 19. M. Fr. iv , 14. Nap. i , 56. Bouill. iii , 7. G. M. 44, 180. Göthe’s Propyläen iii, 1. S. 151. In der- 32* Systematischer Theil. selben Stellung eine von G. Hamilton 1764 aus dem Gewölbe des Barberinischen Pallastes gezogne, dann in Jenkins, Weddel’s, L. Grantham’s Händen, Winck. W. ii. S. 205. Heyne Vorles. S. 313. Eine andre M. Flor. iii , 34. Eine andre vor- zügliche in Hope’s Sammlung. Eine Labicanische Winck. W. ii. S. 299. Zahlreiche in allen Musen, oft anmuthlos, und durch die Prätension, die sie machen, um so häßlicher. V. Borgh. St. 5. n. 5. (im Louvre 171 oder 380, Bouill. iii , 6, 2. 4.) der Capit. ähnlich; St. 5. n. 9. (im Louvre 174. Bouill. iii , 6, 3.) ebenfalls, nur daß ein Delphin als Tronk dient. August. 59. 86. Vortrefflicher Torso zu Capo d’Anzo ausgegraben, durch sehr verschiedne Hände gegangen, jetzt im Britt. M., von üppiger Form. Nöhden Amalth. iii. S. 3. Tf. 2. Die Stellung war offenbar eine ganz andre als bei der Mediceischen, und entspricht mehr der Knidischen. 5. Polycharmus (sculptor) f. V. lavantem se, nach Plin. Darnach vielleicht die kauernde A. V. accroupie. Die schönste PCl. i , 10. M. Nap. i , 58. M. Roy. ii , 13. Βουπαλος ἐποιει auf einer dabei gefundnen Basis, vgl. Archäol. u. Kunst S. 169. Eine andre im Louvre 681., V. Borg. St. 2, 4. M. Nap. i , 59. Roy. ii , 10., Bouill. iii , 7. 2. mit erhob- nem rechten Arme, zur Artemis restaurirt. Eine andre ebd. n. 698. Gal. Giust. i , 38. Mit Eros hinter ihr, Guattani M. I. 1788. p. 57. — Aehnlich auf Gemmen das Gewand überziehend, Lipp. i, 82 — 86., auf Vasen, von hinten mit Wasser begossen. Den Kestos (den Winck. v. S. 24. mit der Zone verwechselt; es ist ein Busenband) legt bei Christodor 99. eine nackte, u. 288 eine um den Schooß verhüllte Aphr. um die Brust (ἐπὶ στέρνων, ἀμφὶ μαζοῖς). So die Bronze Ant. Erc. vi , 17., 3. Gal. di Fir. Stat. 27. Vgl. §. 339, 3. Sich beschuhend auf Gemmen und in anmuthigen Bronzen: Ant. Erc. vi , 14. mit ψέλλια und περισκελίδες. Eine sehr schöne der Art bei Payne Knight. Eine andre graziöse Figur bei Borioni t. 7. Mus. Odescalchi 35. In ähnlicher Hand- lung ein sehr anmuthiger kleiner Torso im Britt. Mus. R. X. n. 5. Die sitzend sich beschuhende, M. Flor. iii , 33. ist stark ergänzt. A. nakt, sich mit Ares Waffen rüstend; Eros mit dem schwe- ren Helme scherzend, neben ihr. Von starken runden Gliedmaßen. Im Louvre 180. V. Borgh. St. 5, 7. Bouill. i , 16. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Ἀναδυομένη §. 141, 3. Ein Relief der Art in Wilton- house. Statue des Hauses Colonna, Winck. W. vi, 2. S. 216. Bronze Gal. di Fir. Stat. 89. Lipp. i, 89. 90. Schwim- mend, in Gemählden, Bartoli Peint. 25. wie Anakreont. 51. Nakte A. mit einer Blume, im Ungarischen Museum. Catta- neo Osservazioni sopra un frammento ant. di bronzo rappr. Venere. A.- Hermen Paus. i, 19, 2. Ob die verschleierten sog. Aspasiabilder, wie Payne-Knight meint? Vgl. Amalth. iii. S. 364. Die Verschleierung der A. (Morpho) beweist Paus. iii, 15, 8. Aber die Architis (Atergatis?) Assyriens, Macr. i, 21., gehört nicht hieher. 378. In Gruppirungen erscheint Aphrodite mit ih- 1 rem Kinde Eros, haͤufig in taͤndelnden Darstellungen, nach Art der spaͤtern erotischen Poesie. Bedeutungsvoller 2 sind die zahlreichen Darstellungen der Aphrodite als See- goͤttin, in denen die schoͤnste Geburt der feuchten Tiefe gern mit den grotesken Wesen verbunden und in Contrast gestellt wird, die die wilde und wechselvolle Natur des Meers auszudruͤcken bestimmt sind. Unter den eigenen 3 Liebesverbindungen der Aphrodite (die mit Ares ist schon erwaͤhnt) hat die Sage von Adonis, welche immer viel von der fremdartigen Farbe ihres Ursprungs behielt, die Griechische Kunst wenig beschaͤftigt. Mehr Kunstwerke 4 knuͤpfen sich an den Troischen Mythus an; die Bewer- bung um den Preis der Schoͤnheit hat die Kuͤnstler der verschiedensten Gattungen zu mannigfachen Darstellungen, selten indeß zu luͤsternen, veranlaßt. Ein sehr vorzuͤgli- ches Bildwerk, Aphrodite als Ehegoͤttin die Helena zur Gewaͤhrung beredend, liegt mehreren erhaltenen Reliefs zum Grunde. Liebenden beistehend, wie dem Peleus 5 zur Erlangung der Thetis, erscheint die Goͤttin besonders haͤufig auf Vasengemaͤhlden, thronend oder stehend, im- mer aber vollstaͤndig bekleidet, da die huͤllenlose Aphro- dite der spaͤteren Kunst dem Vasenstyl fast fremd ist. Systematischer Theil. 6 Nur die Zierlichkeit der Bekleidung und Haltung des Ge- wandes, so wie die Attribute (Taube, Iynx, Hase, Spie- gel) machen sie hier kenntlich. 1. A. gruppirt mit Eros §. 370. 371. Von Eroten durch die Lüfte getragen, auf Vasen. Millingen U. M. i , 13. Amor die Waffen nehmend oft auf Gemmen. Mit Eros und Psyche, in einer Gruppe August. 62. Mit Ares §. 372, 2. 2. Geburt aus der See. Θάλασσα ἀνέχουσα Ἀφροδίτην παῖδα Paus. ii, 1, 7. Von Tritonen emporgehalten, auf Gemmen Hirt 7, 10. Auf einem Seestier unter Eroten, Ka- meo des Glykon G. M. 42, 177. Auf einem Seerosse, be- kleidet, nebst Eros, M. der Bruttier, Nöhden 1. Bewaffnet auf einen Hippokampen sich schwingend, Gemme des Dalion, Hemster- huis Lettre sur une P. gr. du Cab. de Smeth. (Damarete nach Hemsterh.). Auf Tritonenwagen, M. der Agrippina G. M. 43, 178. Als Mittelpunkt eines Chors von Nereiden u. Tri- tonen, V. Borgh. St. i , 12. G. M. 42, 174. Unter Nerei- den in einer Muschel ( murex in Knidos heilig, Plin. ix, 41.) von Tritonen gehalten Bouill. iii , 33, 1. vgl. 2. Häufig findet sich in der alten Kunst eine von einem Schwan durch die Lüste, über Gewässer, getragne Frau. Auf Vasenge- mählden, Millin ii, 25. Coghill 21. Inghir. v, 38. La- borde i, 27 (in Delphi, wie der Omphalos zeigt). Terracot- ta’s, Combe 72. Spiegeln Inghir ii, 32. Gemmen, Bracci ii, 84. Stosch Gemmae 43. Tassie pl. 21, 1187. Nach Manchen Leda; nach Creuzer Abbild. S. 23 A.; eine Kora- A. nach Gerhard Kunstbl., 1825. S. 66. Prodrom. S. 93.; eine der vielen Weisen eine schöne Frau zu ehren nach Böttiger (Urania 1824). 3. Verhältnisse zu Ares u. Heph. §. 367, 2., 372, 2. Ado- nis in A. Armen sterbend, Gemählde bei Mengs (§. 210, 4.) G. M. 49. 170. Vgl. unten Hippolytos. Besuch bei Anchi- ses, auf dem herrlichen Bronzerelief von Paramythia, in Hawkins Besitz. Tischb. Homer H. 7, 3. (Venus u. Paris). Auf M. von Ilion Pellerin Rec. 3, 134, 7. 4. Der Wettkampf vor Paris, auf Vasen §. 99, 4. Gerh. Ant. Bildw. i, 25 (A. mit Iynx u. Taube), 32. 33. (mit Schleier und Eros). Wandmahlereien G. M. 147, 537. Münzen G. M. 151, 538. Lampen Passeri ii, 17. Gem- men Gal. di Fir. Int. 22, 1. 2. (wo der Gegenstand travestirend II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. behandelt ist). A. Paris u. Helena vereinigend (nebst Peitho) auf dem schönen Relief des Duca di Caraffa-Noja, jetzt im K. Museum zu Neapel, Winck. M. I. 115. W. ii. S. 520. vii. S. 417. G. M. 173, 540. Neap. Bildw. S. 69. Zum Theil übereinstimmend das §. 364, 4. erwähnte Relief. (Jenkins) Le nozzi di Paride ed Elena. R. 1775. Noch näher steht das ex hortis Asinii Poll. bei Guattani M. I. 1785. p. xli . 5. S. Welcker ad Philostr. p. 622, besonders Millingen U. M. i , 10. u. A, 1. (mit Peitho zusammen). 6. Thron der A., mit ihren Attributen (auch der Spindel) artig geschmückt, Gemählde Ant. Erc. i , 29. 11. Hermes. 379. Hermes stand in der Religion der Urbewoh- 1 ner Griechenlands in dem Kreise der Chthonischen Goͤtter, der aus der Tiefe Fruͤchte und Seegen heraufsendenden Gewalten; diesen Heilsgott setzte das alte Griechenland als den Geber alles Guten (δώτωρ ἐάων, ἐριούνιος, ἀκα- κήτης) auf alle Straßen und Wege, auf Aecker und Gaͤrten, in der Form eines mit einem baͤrtigen Kopfe und einem Phallos versehenen Pfahles. Allmaͤlig ward 2 aber der tellurische Seegensgott immer mehr zu einem oͤkonomischen und merkantilischen Gotte des Gewinns und Verkehrs (κερδῷος); vor Allen verehrten ihn nun die den Verkehr der Vorwelt vermittelnden und in mannig- fachen Lebensgeschaͤften gewandten Herolde. Durch diese 3 erhielt er die Gestalt, in der man ihn sich im Ganzen auch in der aͤltern Poesie denken muß: eines tuͤchtigen, kraͤftigen Mannes mit starkem spitzen Barte, langen Haar- flechten, in einer zuruͤckgeschlagenen Chlamys, dem fuͤr rasche Bewegung geeignetsten Kleide, mit einem Reisehut, Fußfluͤgeln, in der Hand das Kerykeion ( caduceus ). So zeigen ihn die aͤlteren Kunstwerke durchgaͤngig. 4 1. Oben §. 67. vgl. Plutarch an seni, extr. Heyne Com- mentat. Soc. Gott. x . p. 83. Zoëga ( de obel. p. 221) Systematischer Theil. hat gewiß Recht, daß die dem alten Bacchus zugetheilten Hermen zum großen Theil dem Hermes gehören. Sicherlich z. B. der Kopf Mus. Nap. i , 6. wo weder große Haarfülle, noch eine Kopfbinde, noch ein Epheukranz den Dionysos charakterisiren. Das Alter- thum wandte dgl. Hermen überall an, selbst als Spinnrocken, γέρων genannt, Pollux vii, 16, 73., an Bettstellen Etym. M. p. 376. vgl. Ant. Erc. vi , 65. Man füllte sie, wie die Si- lenen, mit andern Bilderchen, Etym. M. p. 147. Die Stein- bilder des Hermes sind wahrscheinlich so alt wie er selbst, da Hermes von ἕρμα abzuleiten sehr viel für sich hat. 3. Bei Homer ist H. κρατὺς, σῶκος, aber πρῶτον ὑπη- νήτης, τοῦ περ χαριεστάτη ἥβη nur in einer Verwandlung. Doch hat diese Stelle auf die spätre Kunst großen Einfluß gehabt. S. Lucian de sacrif. 11. Den Keilbart hatten nach Pollux auch die Boten der Bühne. Das Fliegen mit den πεδίλοις wird wenigstens Il. xxiv, 345. 347. dem Schreiten auf das Bestimmteste entgegengesetzt; und unterscheidet man zwischen dem, was in der Poesie Eindruck macht, und den Hülfsmitteln, die der plastische Künstler brauchen muß, so verschwindet der behauptete Gegensatz ziemlich. Vgl. Voß Mythol. Br. i. S. 81. ä. A. u. §. 334, 1. Die Kopfflügel sind jünger. Der caduceus ist ursprünglich der Olivenstab mit den στέμμασιν, die hernach in Schlangen ausgebildet werden. Böttiger Amalth. i. S. 104. Stel- len über H. Schlangen bei Plum ad Pers. i , 113. p. 150. 4. So an der Ara Borghese, der runden Capitol. Ara (§. 96, 16., das Capitol. Puteal hat eine jüngere Figur des H. aufgenom- men), an der Vase des Sosibios (§. 364., 5.) im Louvre, auf der Gemme des Aetion G. M. 50., 205. u. andern, Lipp. ii, 117., auf Vasen, §. 99, 2, 4. Millin Vas. i , 70. Tischb. iv, 3. 1 380. Die hoͤhere Ausbildung der Hermes-Gestalt ging indeß von den Gymnasien aus, denen der Gott, als Spender leiblichen Wohlgedeihns, seit alten Zeiten 2 in phallischen Pfeilerbuͤsten vorgestanden hatte. Jetzt wurde er der gymnastisch vollendete Ephebos (vgl. §. 373, 3.) mit breiter ausgearbeiteter Brust, schlanken aber kraͤf- tigen Gliedmaßen; die Zuͤge des Gesichts geben einen ruhigen und feinen Verstand und ein freundliches Wohl- wollen kund, welches sich auch in der leisen Neigung des Hauptes ausspricht. Die Formen des Gesichtes erstreben II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. nicht das Edle und Stolze des Apollon, sie sind breiter und kuͤrzer, aber haben dabei etwas ungemein Feines und Anmuthiges. Das Haar, welches nur selten der 3 Petasos deckt, ist das kurzabgeschnittne und sanftgelockte, welches dem Alter und dem eifrigen Betriebe gymnasti- scher Uebungen am angemessensten war (§. 330, 1.); die Chlamys wird gewoͤhnlich sehr zusammengezogen. Unter den Statuen unterscheidet man erstens eine Classe, 4 in welcher das Hermes-Ideal sich offenbar am hoͤchsten steigert; reife Juͤnglingsgestalten, voll gediegner Kraft, deren Ausdruck im Gesicht mit einem sanften Laͤcheln zu- sammenschmilzt, in fester ruhiger Stellung, die Chlamys von dem Prachtbau der Glieder zuruͤckgeworfen und um den linken Arm gewickelt; wo Hermes offenbar als Vor- steher gymnischer Uebungen und Ertheiler leiblicher Kraft gefaßt ward, wie auch der Palmbaum daneben andeutet. Daran schließen sich aͤhnlich bekleidete Statuen, wo in- 5 deß der Gestus des erhobnen rechten Arms zeigt, daß Hermes als Gott der Redegewandtheit zu fassen sei: eine Vorstellung, die sich aus der des Gewinngottes und des Goͤtterherolds sehr leicht und natuͤrlich hervorbildete. Als Ausrichter der Befehle des Zeus sieht man ihn halb 6 sitzend und halb schon wieder aufspringend um davon zu eilen; bisweilen in Bronzen sich kekk durch die Luͤfte schwingend; auch von langer Reise ausruhend, wobei er aber den Arm nur auf einen Pfeiler stuͤtzt, nicht uͤber das Haupt schlaͤgt: eine Bewegung, die fuͤr Hermes zu weich und nachlaͤssig waͤre. Der Beutel war in der spaͤ- 7 tern Zeit unlaͤugbar ein Hauptattribut des Hermes; wenn auch bei Statuen meist ergaͤnzt, findet er sich doch an Bronzen, die besonders aus den Lararien Roͤmischer Kauf- leute stammen moͤgen, sehr haͤufig. 1. Hermen in Palästren, PCl. v , 35. 36. u. oft. Gym- nastische Inschriften daher häufig auf Hermen. Jugendliche Her- men halten auch die reg u la, ὕσπληξ, im Hippodrom. Anth. Pal. vi , 259. Cassiod. Var. iii , 51. Schol. Juven. viii, 53. Suidas s. v. ὕσπλ. Mosaik bei Laborde Mos. d’Ital. pl. 9. 15, 7. Systematischer Theil. 3. Vom Petasos des H. Arnob. adv. gent. vi , 12. Schöne Beschreibungen des Hermes-Costüms bei Ovid. M. ii , 734 (chla- mydemque ut pendeat apte, collocat, ut limbus totumque appareat aurum) und Appulej. de magia p. 68. Bip. (facies palaestrici succi plena — in capite crispatus capillus sub imo pilei umbraculo apparet — festive circa humeros vestis constricta). — H. mit herabhängender Chlamys auf Gemmen, Lipp. i , 137. 138. 142. 143. ii , 127. G. M. 51, 206. — H. Kopf mit dem Petasos (welcher eine gewölbte Form und keine Krämpe hat) auf der M. (von Siris?) Combe 3, 18, u. den von Aenos, ebd. 4, 15. Mionn. Suppl. ii . pl. 5, 4. Schöner Kopf des H., von jugendlicher Weichheit, bei L. Lands- down Spec. 51. Reifer, von besonders gescheutem Ansehn, Br. Mus. ii , 21. Ueber einen andern Kopf in England, vgl. Winck. W. iv, Tf. 7 a. Hirt 8, 1. Gemmenköpfe Lipp. i, 129 — 132. 4. So der sog. Antinoos von Belvedere (Lantin), von Vis- conti als H. erkannt, nach der Farnesischen Statue und dem Gem- menbilde, Lipp. i, 133. Hirt 8, 4. S. PCl. i , 7 nebst der tv. agg. M. Fr. iv , 15. Bouill. i , 27. M. Nap. i , 52. Sehr ähnlich ein H. von Tor-Colombaro bei L. Landsdown; auch der im Louvre 297 aus der Richelieu’schen Sammlung, M. Fr. ii , 8. Bouill. i , 26. M. Nap. i , 53.; auch der Torso Au- gust. 54. Eben so auf M. von Adana, Combe 10, 14. Vgl. auch PCl. i , 6. G. M. 88, 209. 5. So der Ludovische H., Maffei 58. 59., ähnlich dem sog. Germanicus, von dem §. 158, 3. ‘Ερμῆς λόγιος ein Bron- ze-Coloss in Wien, über den die Herausg. Winck. v. S. 451. Vgl. Lipp. i , 134. 6. Von der erstern Art ist die vortreffliche Bronzestatne, Ant. Erc. vi , 29 — 32. G. M. 51, 207. Sehr langschenklich, wie wohl im Ganzen οἱ δρομικοὶ τῶν ‘Ερμῶν (Philostr. Her. ii, 2.) gebildet wurden. Christodor 297. beschreibt einen H. mit höher gesetztem r. Fuß, an dem er mit der R. den Schuh heraufzieht, während die L. sich auf das Knie stützt, den Blick nach oben gerichtet, um die Befehle von Z. entgegenzunehmen. Also ganz in der Stellung des sog. Jason. Ein sich durch die Luft schwingender, sehr schlanker H. von seltsamer Art bei Dorow Denkm. der Rheinisch-Westph. Pr. 7. Ein ausruhender, mit übereinander geschlagnen Beinen stehender u. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. sich aufstützender H. von zarter Gestalt, M. Flor. iii , 38. Ga- ler. 130. Amalth. iii. S. 206. 7. S. Ant. Erc. vi , 33. 34. u. besonders die wunderschöne (doch wohl sicher ächte) Bronze, mit der an der L. herabhängenden Chlamys, bei Payne Knight, Spec. 33. Statue V. Borgh. St. i , 2. Louvre n. 263. Lipp. i, 135. ii , 123. 124. H. auf einer Prora stehend, Lipp. ii, 125. 126., ist wohl Gott des Seehandels. 381. Hermes, den Opferanrichter (auch das gehoͤrt 1 zu dem alten Amt der Keryken); den Beschuͤtzer des 2 Viehs, besonders der Schaafheerden, welcher mit jenem eng zusammenhaͤngt; den Leier-Erfinder; den Seelenfuͤh- 3 rer, sieht man meist in Kunstwerken von geringerem Um- 4 fang; den kleinen Kinderdieb aber hat ein Bildhauer mit 5 derselben Schalkheit und schelmischen Freude an eigner Schlauheit auszustatten gewußt, die der Homerische Hym- nus so unuͤbertrefflich schildert. In groͤßeren Compo- 6 sitionen ist Hermes, so selten er eine Hauptrolle spielt, als Fuͤhrer, Geleitsmann, Ueberbringer, mitunter auch als scherzhafter und possierlicher Gesell, eine sehr gewoͤhn- liche Erscheinung. 1. H. als Opferanrichter, den Widder herbeiführend, mit Hin- deutung auf den ‘Ε. κριοφόρος, zugleich eine Patere haltend (wie bei Aristoph. Frieden 431 als σπένδων). Relief PCl. iv , 4. Der Obertheil dieser Figur in lapis lazuli mit der Umschr. bo- nus Eventus, im Münzcabinet des Britt. Mus. Schöner H. einen Widderkopf auf einer Schale tragend, Lipp. ii, 122. Va- sengem. Millin Vas. i , 51 a. G. M. 50, 212. vgl. §. 300, 1. Einen Widder führend auch in dem Relief der V. Albani Winck. M. I. 5. 2. H. auf einem Widder sitzend, schöne Statue Guattani M. I. 1786. p. xlv. Lipp. i, 140. Mit Widdern fahrend, i, 139. 3. Die Leier einrichtend auf einem Bronzespiegel, Mazois Pom- pej. ii. p. 2. Mit der Schildkröte, als Leier-Erfinder, M. Nap. i , 54. Die Schildkröte auf einer Patere tragend. P. M. Paciaudi über eine statuetta im Cabinet des Marchese dell’ Ospi- tal Neap. 1747. Systematischer Theil. 4. H. Psychopompos auf dem Relief der Menschenschicksale (un- ten Prometheus), oft auf Gemmen Millin P. gr. 30. G. M. 51, 211. Tassie pl. 30, 2398 — 2402. Vgl. G. M. 343. 382. 561. Persephone herauf u. hinabführend §. 358. 5. Dies bezieht sich auf die Statue PCl. i , 5. Eine Wieder- holung im Louvre 284. V. Borgh. Port. 7. Zur Erklärung Philostr. i, 26. 6. H. gruppirt mit Hephästos (nach Visconti) im Lonvre 488. V. Borgh. St. 6, 6. Bouill. i , 22. G. M. 84, 338 *. Sehr zweifelhaft. H. mit einer Charis (Aphrodite?) auf der Hand, Winck. M. I. 39. H. Herse verfolgend, Millin Vas. i , 70. Mit dem Dionysoskinde, unten. Eben so den kleinen Herakles tragend, PCl. iv , 37. Bei Ares Ehebruch, als Scherzredner. Bei Paris. Bei Alkmene. Als πομπαῖος, bei Apollon, Herakles, Orest, Odysseus u. Aa. Bei der ψυχο- στασία. In größern Göttervereinen. H. Insignien von Eroten gefahren und getragen, Relief in Elfenbein. Buonaroti Medagl. ant. 1. G. M. 51, 214. (Der Hahn bezeichnet den ἐναγώνιος, Lipp. i , 135. ii , 123. Bar- toli Luc. ii , 18.). Vereinigt an dem Altar bei Griv. de la Vinc. Antiq. Gaul. pl. 35., wo auch der Phallus nicht fehlt. Hermes-Opfer Passeri Luc. i , 101. 12. Hestia. 1 382. Der Heerd, an welchen sich Ansaͤßigkeit, haͤus- liches Leben und geordneter Goͤtterdienst anknuͤpfen, war den Alten Symbol des ruhigen Mittelpunkts, um den ein wechselgestaltiges Leben sich mannigfach hin und her bewegt. Ihn stellt Hestia vor, der nothwendige Schluß- stein des Zwoͤlfgoͤtter-Systems und darin sehr passend 2 mit dem Hermes zusammengestellt. Die Gestalt dieser Goͤttin, welche auch vorzuͤgliche Kuͤnstler bildeten, ist die einer Frau in matronalem Costuͤm, doch ohne den Charak- ter der Muͤtterlichkeit, ruhig stehend oder thronend, von breiten kraͤftigen Formen und einem ernsten Ausdrucke in den klaren und einfachen Gesichtszuͤgen. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 1. Μέσῳ οἴκῳ κατ̕ ἄἔ ἕζετο, Hom. H. auf Aphrod. 30. Mit Hermes verbunden, H. auf Hest. 7. 2. Die Statue, Giustin. i , 17, mit dem pfeilerartig be- handelten Gewande ist von Hirt mit Recht Hestia genannt worden. Vgl. Herausg. Winck. vii. Tf. 4 b. Büste des M. Capit. Hirt 8, 9. Auf Röm. M. mit Palladion u. simpulum 8, 11. 12. Kopf auf Denaren der G. Cassia. G. M. 334. Tem- pel 335. Systematischer Theil. B. Der Bakchische Kreis. 1. Dionysos. 1 383. Der Cultus des Dionysos hat mehr als die bisher genannten den Charakter eines Naturdienstes und zwar eines orgiastischen behalten. Es ist die das mensch- liche Gemuͤth uͤberwaͤltigende, und aus der Ruhe eines klaren Selbstbewußtseins herausreißende Natur (deren voll- kommenstes Symbol der Wein ist), welche allen Diony- 2 sischen Bildungen zum Grunde liegt. Der Kreis der Dionysischen Gestalten, welche gleichsam einen eignen ab- gesonderten Olymp bilden, stellt dies Naturleben mit sei- nen Wirkungen auf den menschlichen Geist, auf verschied- nen Stufen gefaßt, bald in edleren bald unedleren For- men vor; im Dionysos selbst entfaltet sich die reinste Bluͤthe verbunden mit einem afflatus, der die innre 3 Ruhe nicht zerstoͤrt, sondern nur seeliger macht. Die aͤlteste Griechenwelt begnuͤgte sich auch bei der Darstel- 4 lung dieses Naturgottes mit einer phallischen Herme; und grade Dionysoskoͤpfe und bloße Masken abgesondert auf- zustellen, blieb in der Griechischen Kunst immer Sitte. 5 Daraus entwickelt sich die stattliche und majestaͤtische Gestalt des alten Dionysos mit der praͤchtigen Fuͤlle der Haupt- locken, welche durch die Mitra zusammengehalten werden, und des sanftfließenden Baarthaars, den klaren und bluͤ- henden Zuͤgen des Antlitzes, und dem orientalischen Reich- 6 thum einer fast weibischen Bekleidung. Erst spaͤter geht daraus der jugendliche, im Alter des Epheben oder Mellepheben gefaßte Dionysos hervor, bei dem auch die Koͤrperformen, welche ohne ausgearbeitete Musculatur weich ineinander fließen, die halbweibliche Natur des Gottes ankuͤndigen, und die Zuͤge des Antlitzes ein ei- genthuͤmliches Gemisch einer seeligen Berauschung und einer unbestimmten und dunkeln Sehnsucht zeigen, in wel- chem die Bacchische Gefuͤhlsstimmung in ihrer reinsten II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Hoͤhe erscheint. Die Mitra um die Stirn, und der von 7 oben hereinschattende Weinlaub- oder Epheukranz wirken fuͤr diesen Ausdruck der Zuͤge vortheilhaft; das Haar fließt weich und in langen Ringeln auf die Schultern herab; der Koͤrper ist, ein umgeworfnes Rehfellchen (νε- βρὶς) ausgenommen, gewoͤhnlich ganz nackt; nur die Fuͤße sind oft mit hohen Prachtschuhen, den Dionysischen Kothurnen, angethan. Doch ist auch ein bis auf die Lenden herabfallendes Himation dem Charakter des Dio- nysos angemessen; bisweilen ist er auch noch in der spaͤtern Kunst vollstaͤndig auf weibliche Weise bekleidet. Die 8 Stellung der Dionysosstatuen ist meist bequem angelehnt, oder gelagert, selten thronend; auf Gemmen und in Ge- maͤhlden sieht man ihn mit trunknen Schritten wandelnd, und auf seinen Lieblingsthieren reitend oder von ihnen ge- zogen. Ein beguͤnstigter Satyr ist ihm gern zur Stuͤtze 9 beigegeben; seinen Mundschenk macht Methe. Der Stier- Dionysos hat die bildende Kunst natuͤrlich weniger, als die mystischen Religionen beschaͤftigt. 3. S. vom Dion. Φαλλὴν §. 67. Aus diesen überall in Gärten und auf Aeckern aufgestellten Holzbildern (ἀγροικικὸν ἄγαλμα) geht der Phales (ξύγκωμος Βακχίου Aristoph.) als eine besondere Gottheit hervor, s. besonders Sophron. Frgm. 112 Blomf. Columella x, 31. Zoëga de obel. p. 213. Böttiger Arch. der Mahlerei S. 186. Abwaschung eines solchen D. Pha- les in dem Relief, M. Worsley. i , 15. D. Hermen u. a. Bouill. i , 70. M. Nap. ii , 5. 7. Brit. M. ii , 13. Liber et Libera Br. M. i , 17. Chiaram. 32. u. sonst. 4. Ein πρόσωπον des Dionysischen Akratos in Athen Paus. i , 2, 7. Für Peisistratos gehalten, Athen. xii , 533 c. In Raxos ein πρόσ. des D. Bakcheus von Reben-, des Meilichios von Feigenholz, Ath. iii , 78 c. Zoëga Bass. 17. Eine solche Maske als Bacchisches Idol auf dem Sarkophag PCl. v , 18. 5. So beschreibt ihn Paus. v, 19, 1. am Kasten des Kypse- los: ἐν ἄντρῳ κατακείμενος γένεια ἔχων καὶ ἔκπωμα χρυσοῦν ἐνδεδυκὼς ποδήρη χιτῶνα. In dieser στολὴ (βασσάρα §. 337, 2.) erschien D. auf dem Theater, z. B. in Aeschylos Ly- kurgeia. Δ. πωγωνίτης, καταπώγων bei Diodor, Briseus, Systematischer Theil. Bassareus, Hebon bei Macrob. Τέλειος Ath. xi, 484. Oft auf M. Thronend, mit Scepter u. Becher, auf Athenischen, Combe 7, 8.; stehend auf M. von Galarina, 4, 6., Nagidos, 10, 16. Auf einem Esel ruhend, mit Trinkhorn, auf den alten M. von Mende. Schöne Köpfe dieses D. auf M. von Naros, Combe 4, 8., Theben, Mionn. Supp. iii . pl, 17, 3., auch wohl auf den Thasischen, Mionn. Descr. pl. 55, 5. Eine Hauptstatue der sog. ϹΑΡΔΑΝΑΠΑΛΛΟϹ. PCl. ii , 41. M. Fr. P. iii , 8. M. Nap. ii , 4. Bouill. i , 28. Auf Reliefs bei Ikarios, PCl. iv , 25. M. Nap. ii , 3. Bouill. iii , 38, 1, 2. Br. M. ii , 4. Auf Vasengemählden bei Hephästos Heimführung (§. 367, 3,), im κῶμος Millin i, 7. u. sonst. In Cultusbildern blieb dieser alte D. immer gewöhnlich, s. Pitt. Erc. iii , 36, 1. 38., und das ländliche Vocksopfer auf der artigen Gemme, M. Worsl. ii , 22. PCl. v , 8. 6. Oben §. 125, 2. 127, 2. Γύννις. Membris cum mollibus et liquoris foeminei dissolutissimus laxitate. Arnob. vi, 12. Νεηνίῃ ἀνδρὶ ἐοικὼς πρωϑήβῃ Hom. H. vii, 3. Διονυσίη νηδύς Anakreont. 29, 33. Winck. iv. S. 91. D. Haar §. 330, 360, 3. Etwas von den διάστροφοι κόραι der Mänaden, Eur. Bakch. 1114. 8. Hauptstatuen in V. Ludovisi; aus Schloß Richelieu im Louvre 154. M. Fr. i , 1. Bouill. i , 30. M. Nap. i , 78.; in der Stellung des Ap. Lycien die Versailler Statue L. 148. Bouill. i , 29.; Woburn Marbles 17. 18. Dem Panther eine Traube reichend, oft, Chiaram. 28. Lipp. i, 160. ii, 139. 140. Mit einem Himation um den Unterleib August. 18. vgl. Lipp. i, 140. Ausnehmend schön ist der sehr weiblich geformte Sturz PCl. ii , 28. In liegender Stellung (am Monument des Lysikrates) PCl. i , 43.; V. Borgh. St. 3, 1. Bouill. iii , 9, 2. L. 74. Thronend (§. 358, 7.) auf dem Pompej. Gemählde Zahn 24; auf dem Monum. des Thrasyll, in weiblicher Tracht, Stuart ii, 4, 6; in den Bädern des Titus. Wandelnd mit trunknem Schritt (οἰνωμένος Athen. x . p. 428 e. ) auf Gemmen, Lipp. i, 158. 2, 141. Suppl. 220. M. Worsl. ii , 10. 11. Auf Pan- ther reitend, mit Panther u. Löwen fahrend, Lipp. i, 156. 157. 161. Millin i, 60. Tischb. ii, 43 u. oft. Auf einem Esel liegend, ebd. ii, 42. Mit Panther und Bock fahrend auf M. von Tralles, Mionn. 1114. 9. D. auf einen Satyr gestützt, ähnlich wie in der Gruppe der Ariadne, §. 384. PCl. i , 42. Dieselbe Gruppe ziemlich, bei Megara ausgegraben, im Besitz eines Privatmanns in Cambridge, II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. hat eine liegende Ariadne in Relief am Sockel (vgl. Welcker ad Philostr. p. 297). Aehnlich Stat. di S. Marco ii , 26.; M. Flor. iii , 48. Gal. St. 41. — Auf den in einen Wein- stock sich verwandelnden Ampelos gelehnt, Brit. M. iii , 11. Mit Eros gruppirt, bei Hope in London. In Neapel Gerhard Ant. Bildw. 19. Mit einem Bachischen Eros, wie es scheint, M. Worsl. I, iii , 1. Mit einem alterthümlich bekleideten Idol einer Göttin neben sich, im Chiton und in Kothurnen, Guat- tani M. I. 1785. p. lxxi . Auf eine Kitharistria (wenn zu- sammengehörend) gelehnt, Chiar. 29. Ein D., dem die Me- the aus einem Rhyton in seinen Becher schenkt Bouill. iii , 70. Aehnlich das Athenische Relief, Stuart Ant. ii , 2. Vign. Κερατοφυής (Ath. xi, 476) mit einer Mitra um die Haare, ein Kopf, von fast Satyrartigen Zügen, PCl. vi , 6, 1. Hirt 10, 3. vgl. die Vign. 23, 2. u. die M. von Nikäa in Creuzers Dion. 3, 2. Ταυρόμορφος (in Kyzikos nach Ath., häufig Plut. de Is. 35), mit Epheu umwunden auf Gemmen Lipp. i , 231. G. M. 256. Lipp. Suppl. 285 ist blos ein vom Oestros gejagter Stier. Vgl. unten: Flußgötter, Gestirne. 384. Das ganze wundersame Leben des Dionysos, 1 soviel davon nicht durch entschieden mystische Richtung sich der Darstellung selbst entzog, laͤßt sich in Kunstwer- ken verfolgen. Zuerst die deutungsvolle Doppelgeburt, 2 aus Semele’s entseeltem Leibe und der Huͤfte des Zeus; dann wie Hermes das Kindlein fein eingewickelt zu seinen Naͤhrerinnen traͤgt, die große Gestalt der Erde selbst es aufnimmt, die Nymphen und Satyrn es pflegen, und in heitern Spielen sich seine gottvolle und wunderbare Natur entfaltet. Dann wie er vom Getuͤmmel seines 3 Thiasos umrauscht die holde Braut Ariadne (eine Kora oder Libera des Naxischen Cultus) findet, auch dabei ohne thaͤtige Theilnahme und wie in einem suͤßen Traume be- fangen, und alsdann auf hochzeitlichem Wagen ihr ent- gegen oder mit ihr zusammen faͤhrt (wobei auch an die Hinauffuͤhrung der Ariadne zum Olymp gedacht werden kann). Endlich sieht man ihn im Kreise wuͤthender 4 Maͤnaden die Frevler und Feinde seines Dienstes Pentheus und Lykurgos, und durch seine kekken Satyrn das Raͤu- 33 Systematischer Theil. bervolk der Tyrrhener erlegen und strafen, und in rei- chen Reliefdarstellungen (in welchen spaͤtre Makedonische Eroberungszuͤge mythisch vorgebildet werden) den Triumph der Besiegung Indiens feiern. 2. Die mystische Zeugung des D. Zagreus durch den Schlan- gen-Zeus u. Persephone glaubt man auf M. von Selinus zu sehn. Creuzer Dionysus 3, 4. Stieglitz Archäol. Unterh. ii, S. 191. Zeus der Semele erscheinend, auf Gemmen, geflügelt. Tassie pl. 22, 1147. 1148. Winck. M. I. 1. 2. D. Geburt G. M. 222. 23. Die erste Geburt wird auf merkwürdige Weise auf einem Wandgemählde bei dem Princ. Greg. Gagarin zu Rom vor- gestellt, Mem. Rom. di Antich. iii . p. 327 t. 13. (vgl. Phi- lostr. i, 14.), die andre in einer berühmten Spiegelzeichnung. Die Uebergabe an die Nymphen (Hyaden) oder Töchter des Kad- mos G. M. 223 — 228; die letzte besonders schön auf dem Ge- fäß des Salpion §. 257, 4. Neap. Bildw. S. 76. Hermes mit dem kleinen D. auf Gemmen, Millin P. gr. 31, auf M. von Pheneos (doch scheint es hier nach einer Beischrift der kleine Arkas zu sein, Steinbüchel Alterthumskunde S. 105) vgl. §. 127, 2. Die Gäa welche den kleinen D. aufnimmt. Chiaram. 44. Er- ziehung und Jugendspiele des D. G. M. 229 — 232, auch M. Cap. iv , 60. Leukothea mit dem kleinen D. auf den Armen, treffliche Albanische Statue, M. Fr. I. Bouill. ii , 5. 3. D. der verlassnen Ariadne nahend. Eine Hauptgruppe auf M. von Perinth unter Severus Alexander, welcher die sog. Kleopatra des Vatican ( PCl. ii , 44. Bouill. ii , 9. M. Nap. ii , 8. M. Fr. ) angehörte, wie Jacobs, Münchner Denkschr. v Phil., gezeigt hat. Reliefs PCl. v , 8. Bouill. iii , 38, 3. 39, 1. Pitt. Erc. ii , 16. vgl. Philostr. i, 15. Gemmen, M. Flor. i , 92, 1. 93, 3. Mantuanischer Cameo M. Worsl. ii , 1. — D. mit Ariadne auf hochzeitlichem Wagen G. M. 244. Mit Kentauren einander entgegenfahrend, Bouill. 39, 2. Mit Kentauren unter Kitharmusik über das sommerlich heitre Meer (Galene) dahinfahrend, G. M. 245. unvollständiger M. Flor. i , 92, 2. Der schöne Casalische Sarkophag, PCl. v . c., scheint D. mit Kora vereint vorzustellen, wegen Hermes Anwesen- heit. (Dabei ein Σάτυρος ἀποσκοπεύων Pl. xxxv, 11, 40). §. 358. 7. 4. Kämpfe des D. mit Pentheus, Philostr. i , 18. G. M. 235. G. Giust. ii , 104, Millingen Div. 5., auch R. Roch. M. I. 4, 1. (Pentheus wird durch den Böotischen Hut bezeichnet). II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Mit Lykurgos, Borghesisches Relief, Welcker zu Zoëga’s Abh. 1. Corsinischer Krater, Zannoni Illustr. di un ant. vaso in marmo, Fir. 1826. berichtigt durch Welcker in Schorns Kunstbl. 1829. R. 15. Vases de Canosa 13. Millingen Div. 1. Maisso- neuve 53. Neapels Ant. S. 347. Mosaik, Neapels Ant. S. 143. Mit Perseus (Deriades) Hirt S. 83. Mit den Tyrrhenern §. 128, 6. Philostr. i, 19. — Siegespompa, Thriambos, des D. über den Orient, Zoëga 7. 8. 76. PCl. iv , 23. Cap. iv , 63. Bouill. 38, 1. Zur Erklärung besonders Lukians Dionys. 1—4. vgl. §. 147, 4. D. gepanzert (?) Winck. M. I. 6. 2. Satyrn. 385. Das Naturleben, dessen reinste Bluͤthe wir in 1 Dionysos gewahren, erscheint nun in niedern Kreisen be- sonders in dem Geschlechte der „nichtsnutzigen und leichtfer- tigen Satyrn“ (Σάτυροι, Τίτυροι), wie sie Hesiod nannte. Kraͤftige aber durch keine Gymnastik veredelte 2 Gliederformen, bald schwammiger, bald derber; stumpf- nasige und sonst unedel gebildete Gesichter, mit gespitzten ziegenartigen Ohren; mitunter auch Knollen (φήρεα) am Halse und bei aͤlteren Figuren ein kahles Vorhaupt; das Haar borstiger Art und haͤufig emporgestraͤubt; dazu Schwaͤnzchen, und bisweilen thierisch geformte Abzei- chen des Geschlechts, bezeichnen, aber in sehr mannigfa- chen Stufenfolgen, die Figuren, welche die aͤchte Sprache der Griechischen Poesie und Kunst, von der erst Roͤmi- sche Dichter sich Ausnahmen erlaubten, Satyrn nannte. Bisweilen erheben sich indessen die Satyrn zu sehr ed- 3 len schlanken Gestalten, welche etwa nur die gespitzten Ohren als solche verrathen; man kann hier den Namen Ampelos, Dionysos Mundschenk, passend finden. Die 4 entschiedneren Satyrgestalten kann man etwa so classifi- ciren: a. Die anmuthig hingelehnten Floͤtenspieler, Indo- lenz, einen leisen Zug von Muthwillen, aber ohne Ro- heit, in den Mienen. b. Die derbe und lustige Figur des Kymbalisten. c. Wild enthusiastische Bakchos-Be- geisterte. d. Schlank und kraͤftig gebaute Jaͤger. 33* Systematischer Theil. e. Bequem, auch roh und ungeberdig hingestreckte Schlaͤ- fer, den Weindunst ausathmend. f. Ueppige Satyrn, Bachantinen, auch Hermaphroditen, die Gewaͤnder vom Leibe ziehend, mit ihnen ringend. g. Mit den Arbei- ten der Weinbereitung, nach der aͤltesten und einfachsten Manier, beschaͤftigte, ihre rohe Anstrengung mit einem gewissen Stolz zur Schau stellende, wobei Gestalten sehr mannigfacher Art zum Vorschein kommen. h. Zechende. i. Die wilden und trotzigen Bekaͤmpfer der Tyrrhener. 5 k. Derbe runde trinklustige Satyrkinder. Das fruͤhere Alterthum bildete die Satyrn mehr als Schreckgestalten und Carricaturen des baͤrtigen Dionysos, und stellte sie gern als Nymphenraͤuber dar; auch hielt die Kunst in ihrer Vollendung eine Zeitlang diese baͤrtigen und reifen Satyrgestalten fest, welche besonders die Muͤn- zen von Naxos in Sicilien mit großartiger Kekkheit dar- stellen; die zarteren jugendlichen Gestalten, in denen sich mit dem Satyrcharakter eine moͤglichst anmuthige Bil- dung und eine liebenswuͤrdige Schalkheit vereint, kom- 6 men erst spaͤter auf. Allerlei specielle Benennungen, welche auf Vasengemaͤhlden bei einzelnen Satyrfiguren vorkommen (Schwaͤrmer, Stumpfnas, Suͤßwein), in wei- term Kreise anzuwenden, ist bis jetzt noch ein mißliches Unternehmen. 1. Geßner de Sileno et Silenis Com. Gott. iv . p. 35. Heyne Antiq. Aufs. ii. Voß Mythol. Br. ii, 30—32. Lanzi §. 301, 3. Welcker Nachtrag zur Trilogie S. 211—219. Gerhard [ del Dio Fauno e de suoi seguaci. Nap. 1825] Kunstbl. 1825 N. 104. 2. Die Körperbildung beschreibt sehr gut Philostr. i, 22. (κοιλοὶ τὸ ἰσχίον). Der schönste Kopf ist der aus V. Al- bani, Faune à la tache, Bouill. i , 72. M. Nap. ii , 18. Ganz ähnlich Lipp. i, 204. Ein recht deutlicher φριξοκόμης oder ὀρϑόϑριξ (Etym. M. p. 764) bei Bouill. iii , 59, 11. vgl. Winck. W. iv. S. 220. 3. Solcher Gestalt die herrliche Statue August. 25. 26. Dieselbe Stellung des οἰνοχόος hat eine anmuthige Figur bei L. Egremont, wo aber der Schwanz nicht fehlt. Ἀπολλωνιος ἐποιει. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. S. auch den Sat. des Cossutius Brit. Mus. ii , 43. Ampe- los intonsus Ovid F. iii , 49. 4. a. Hierher der vermuthliche des Praxiteles §. 127, 2. und der eben so oft vorkommende knabenhafte, V. Borgh. st. 5, 8. M. Roy. ii , 2. Bouill. i , 53. M. Cap. iii , 31. Lipp. i, 212. vgl. Anth. Palat. Plan. 244. b. M. Flor. 58. (mit ergänztem Kopfe) Maffei Racc. 35. vgl. Winck. W. iv S. 281. Im L. 383 aus V. Borgh. st. 2, 8. Lipp. i , 211. c. Ant. Erc. vi , 38. 39. Lipp. i, 185 ff. Suppl. 246. d. Der das Häschen dem Panther hinhaltende und ihn neckende Satyr, herrliches Relief des Louvre n. 477. Bouill. i , 79. M. Fr. e. Satyrus somno gravatus von Stratonikos, Pl. vgl. Anthol. Pal. vi , 56. Plan. 248. Der herrliche Barberi- nische in München, Piranesi Statue. Der bronzene, Ant. Erc. vi , 40. Guattani M. I. 1787. p. lvi . f. Vgl. Pl. xxxv, 36, 22. Nonn. xii, 82. Relief Br. Mus. ii , 1., oft in Gemmen, M. Flor. i , 89, 8. Satyrn mit Herma- phroditen auf Gemmen. Statuengruppe in Dresden und sonst. Bött. Archäol. u. Kunst 1. S. 165. g. G. M. 269. 271. Stat. di S. Marco ii , 31. Nichts schöner als das Relief in Neapel, Welcker Zeitschr. S. 523. Neapels Ant. S. 88. h. Scyphum tenens Pl. xxxv, 34, 23. Σάτυρος φαλακρὸς ἐν τῇ δεξιᾷ κώϑωνα κρατῶν, bei Ath. xi, 484. ganz wie auf Vasengemählden. i. S. §. 128, 6. k. PCl. iv , 31. Ant. Erc. vi , 47. Ein Satyrknabe, den D. auf Ariadne ge- stützt, trinken läßt: Zahn Wandgem. 35. Hierher gehört das viel- besprochene Giustinianische Relief, Amalth. i, 1., da das Satyr- schwänzchen des Knaben nicht mehr zweifelhaft ist. Visconti PCl. iv . p. 61. n. 6. Auch der Kopf Lipp. i, 203. 5. S. die Gruppen auf den Thasischen Münzen (vgl. den Nachtrag zu S. 74.) u. vgl. die Vasengem. Millingen Cogh. 1. 16. 18. Der Satyr wird Kentaurenartig auf den M. der ob- scuren Thrakischen Orte Lete und Orrheskos. Ἵππουρις heißt der Satyrnschwanz nach Bekk. Anecd. p. 44. vgl. Welcker a. O., S. 217. Der Naxische Satyr, Combe 4, 8. Solche ältere Satyrn sind der γενειῶν und πόλιος bei Pollux iv, 142. 6. Κῶμος (Dor. Κᾶμος) Οἶνος, Ἡδύοινος, Σῖμος, Διϑύραμβος als Satyrn Tischb. ii, 44. Maisson. 22. 33. Millingen Cogh. 19. R. Rochette Journ. des Sav. 1826 Fevr. Neapels Ant. S. 254. Welcker ad Phil. p. 214. An- nali dell’ Inst. di Corresp. 1829. tv. E, 2. Vom Akratos Zoëga Bassir. i . p. 32 sqq. Abhandl. S. 26 f. Systematischer Theil. 3. Silene. 1 386. Jene aͤlteren und baͤrtigen Satyrn werden auch, wenn von Kunstwerken die Rede ist, oͤfter Silene (Stumpf- nasige genannt), so daß ein fester und sichrer Unterschied 2 Beider fuͤr die Kunst kaum nachzuweisen ist. Doch haftet die- ser Name besonders an einer aͤlteren Satyrgestalt, welche, gern mit dem Weinschlauch verbunden, selbst etwas Schlauch- artiges hat (daher sie auch gern zur Decoration von Wasserkuͤnsten angewandt wurde), und in trunkner Fuͤlle mehr als andre Begleiter des Gottes einer 3 Lehne und Stuͤtze bedarf. Diese wird ihm bald durch einen tragenden Esel bald durch eifrig um ihn bemuͤhte 4 Satyrknaben zu Theil. Doch ist dieser seelige Daͤmon in einer tiefern Denkungsweise, die besonders durch die Orphiker ausgebildet murde, zugleich einer Weisheit voll, der alles das rastlose Menschentreiben als Thorheit er- scheint; auch die bildende Kunst stellt ihn in edleren und großartigern Formen als den Pfleger und Lehrer des 5 Dionysoskindes dar. Papposilene nannte man unter den Figuren des alten Satyrdrama’s die ganz behaarten und baͤrtigen Satyrgestalten. 2. S. Heyne Comment. Soc. Gott. T. x. p. 88. Auch Heron, Spirit. p. 190. 205., erwähnt Satyrisken mit Schläu- chen bei Wasserkünsten, so wie Panisken als scheuchende Figuren, p. 183. Nur deswegen, denke ich, hießen in Rom (von dem Dorischen Sicilien her) Fontänen Silani. 3. Solche Schlauchsilenen, stehend August. 71.; liegend der Ludovisische, Perrier 99. Auf Schlauch reitend Ant. Erc. vi , 44. Auf dem Weinkruge, als Lampe, Amalth. iii , 168. Eine Traube ausdrückend PCl. i , 46. Auf dem Esel gelagert, auch einem bockenden, oft auf Gemmen und Reliefs, Bouill. iii , 40, 1. Der trunkne von Satyrn gestützt PCl. iv , 28. Zoëga 4. Guattani 1786 p. xxxv . (wenn nicht Herakles); von Eros Zoëga 79. Br. Mus. Terrac. 5. Eroten unterhalten Silen auch mit Musik, Bracci ii . t. 71. Als Kordaxtänzer schildert den S. Lucian Ikaromenipp 27. vgl. Hirt 22, 7. Mil- lin Vas. i , 5. Κῶμος von Silenen §. 127, 2. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 4. So in der vortrefflichen Borgh. Statue (Maffei Racc. 77.) im L. 709. M. Roy. ii , 2. Wohl nicht der Satyrus qui ploratum infantis cohibet, Pl. Von zwei ähnlichen in Rom sprechen Maffei u. Winck. Eine Wiederholung (wovon in Göttingen ein Gypsabguß) hat die Inschrift: bella manu pa- cemque gero; mox, praescius aevi Te duce venturi, fatorum arcana recludam, aus Orphischer Lehre, in der Dionysos das letzte glückliche Zeitalter herbeiführt, welches der weise Seilenos verkündet. Kräftige Silensfiguren Chiaram. 40. 41. 5. Παπποσείληνος τὴν ἰδέαν ϑηριωδέστερος Pollux iv, 142. Dieser behaarte u. a. bei Ficoroni Gemmae am Ende. Auf Vasen bei D. Laborde ii, 39. Hirt 22, 2. Hier trägt er deutlich den χορταῖος χιτὼν δασὺς der Silenen, Pollux iv, 118. Ἀμφίμαλλοι χιτῶνες Aelian V. H. iii , 40. Μαλλωτοὶ χιτῶνες der Bacchischen Züge, Böttiger Arch. der Mahl. S. 200. 4. Pane. 387. Weiter in die Thierwelt hinab steigt das die 1 geheime Lust und das dunkle Grauen wilder Waldeinsam- keit darstellende Geschlecht des Pan, der Pane, Panis- ken. Zwar koͤmmt auch hier, und zwar grade im 2 heimathlichen Arkadien, eine menschliche Bildung vor, welche nur durch die Hirtenpfeife (σύριγξ), den Hirten- stab (λαγωβόλον, καλαῦροψ) und das gestraͤubte Haar als Pan bezeichnet wird. Indessen ward die zie- 3 genfuͤßige, gehoͤrnte, krumnasige Bildung hier die Regel. In ihr erscheint Pan als munterer Springer und Taͤnzer 4 (σκιρτητὴς), als der possierliche Lustigmacher im Kreise des Dionysos, als der ungestuͤme Liebhaber von Nym- phen, und Lehrer des jungen Olympos auf der Syrinx — Zusammenstellungen zarter Jugendschoͤnheit mit dem rau- hen und herben Waldwesen, fuͤr welche die Griechische Kunst eine besondre Liebe hegt. Im hoͤchsten Grade 5 naiv sind die Gruppen gedacht, in welchen ein gutmuͤthi- ger Panisk einem Satyrn (deren Geschlecht als hoͤher Systematischer Theil. geartet sich mit den Panen allerlei Scherze erlaubt) den 6 Dorn aus dem Fuße zieht. Pan ist aber auch, als Daͤmon eines dunkeln Grauns und panischen Schreckens, ein tapfrer und siegreicher Feindebezwinger; in Athen gab die Marathonische Schlacht besonderen Anlaß ihn mit Tro- 7 paͤen darzustellen. Als friedlicher Syrinxblaͤser be- wohnt er die ihm geheiligten Felsgrotten (Paneen), wo nicht selten seine Figur unter anmuthigen Nymphen in 8 das lebendige Gestein eingehauen gefunden wird. Erst spaͤterer Mißverstand, der indeß sehr verbreitet war, ver- wandelte den alten Weidegott (πάων, pastor ) in einen All- Daͤmon, und sein anspruchsloses Syrinx-Floͤten in Sphaͤ- ren-Harmonie. 2. S. die Arkadische M. bei Barthelemy’s Anach. pl. 27, 2. G. M. 286. ΟΛϒΜΠ. Aehnliche Figur auf M. von Pan- dosia, Combe 3, 26. u. Messana, Eckhel Syll. i . t. 2, 10. — Vasengem. in Walpole’s Travels. Millingen U. M. i . pl. A. 3. Statuen L. 506 aus V. Borgh. Port. 1., Bouill. i , 53, 1; im Britt. Museum u. sonst. 4. Als Tänzer (χορευτὴς τελεώτατος ϑεῶν Pindar Fr. 67 Bh.) zeigt er sich öfter in Bacchanalen, wo sein Fuß die my- stysche Cista aufschlägt, PCl. v , 7. Amalth. iii. S. 247 (dar- nach ergänze ich das Fragment bei R. Rochette Mon. In. XA. ) Ein Satyr thut Dasselbe Bouill. iii, 70. Einer Nymphe (oder einem Hermaphroditen, wie in einer Gruppe der V. Aldo- brandini) das Gewand abreißend PCl. i , 50. Mit Olympos (Pl. xxxvi, 48.) Ludovisische Gruppe, Maff. Racc. 64., Flo- rentinische, Galleria di Fir. St. 12. vgl. 73., Albanische und andre. Auch August. 81. ist darnach zu restauriren. Ueber Olympos Philostr. 1, 20. 21. (Olympos als Marsyas Schüler Pitt. Erc. i , 18, vgl. §. 362, 4., aber iii, 19 ist der menschenbeinige aber gehörnte Lehrer wohl besser Pan zu nennen). — Stoßkampf mit einer Ziege, Pitt. Erc. ii , 42. Gemmen M. Flor. i , 89, 1—3. Begattung mit einer solchen in einer Marmor- gruppe, Neapels Ant. S. 461. 5. V. Borgh. St. 4, 12. Millin P. gr. 37. Vgl. die Gruppe PCl. i , 49. Theokrit iv, 54. u. das Epigramm auf den II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. jammernden Satyr Br. Anal. iii . p. 106. Scherze der Sa- tyrn mit den Panen, Guatt. Mon. In. 1786. p. xxxii . 6. Π. τροπαιοφόρος ( Anthol. Palat. App. Plan. 259), in einer kleinen zu Athen gefundnen Statue, in Bezug auf die Marathon. Schlacht. Wilkins M. Graecia c. V. Vign. Als D. ὑπασπιστὴς Zoëga 75. — 7. Pan mit Syrinx u. Rhyton über seiner Grotte sitzend, vor welcher Kekrops und seine Töchter einen Opferzug empfangen, auf einem auch für Athens Topographie interessanten Relief, M. Worsl. i , 9. Menschenbeinig, mit der Syrinx, sitzt er über einer Grotte, in der die Große Mutter u. die Nymphen (vgl. Pind. p. iii, 78) ebenfalls eine Pompa annehmen, auf dem Parischen Relief, Stuart iv, 6, 5. — Panisken als Opferdiener Tischb. ii, 40. 8. Gemme bei Hirt 21, 5. 5. Weibliche Figuren. 388. Weniger mannigfaltig erscheinen die weiblichen 1 Gestalten, deren Gipfel die anmuthvolle, bluͤhende, epheu- bekraͤnzte, oft reichverhuͤllte Ariadne ist, die uͤberall von Kora zu unterscheiden nicht leicht seyn moͤchte. Von 2 den Nymphen , deren Wesen nichts Aufgeregtes zeigt, und den selten vorkommenden Satyrinnen , unterscheiden sich 3 durch schwaͤrmerische Begeisterung, geloͤstes Haar, zuruͤckge- worfnen Kopf die Maͤnaden , (Thyaden, Klodonen, Mi- mallonen, Bassariden, schwer zu scheidende Classen) mit Thyrsen, Schwerdtern, Schlangen, zerrissnen Rehkaͤlbern, Tympanen, flatternden und geloͤsten Gewaͤndern. Auch hier wiederholt die Kunst gern einmal festgestellte und beliebt gewordne Gestalten. Bisweilen sieht man 4 auch Maͤnaden von der Bacchischen Wuth erschoͤpft und in sorglosen Schlummer gesunken. Sehr schwer ist 5 es, die eigentlichen Maͤnaden von den Personificationen Bacchischer Festlust, Heiterkeit, Musik und Poesie zu un- terscheiden, welche man auf Vasengemaͤhlden durch beige- schriebne Namen kennen lernt; und am Ende will auch die Griechische Kunst, in welcher die Erscheinung ganz Systematischer Theil. zur leiblichen Darstellung einer daͤmonischen Welt wird, gar nicht, daß wir hier durchweg reale und ideale Figu- ren scheiden sollen. 1. Oben §. 384, 3. Ob die Statue PCl. i , 45., u. der schöne Kopf auf dem Capitol Winck. M. I. 55. (Leuko- thea nach Winck., ein Bacchuskopf nach Visconti u. den Herausg. Winck. iv. S. 308.) der Ariadne gehört? — Verlassne Ariadne, Dresdner Statue August. 17., eine ähnliche G. Giust. 142. Vgl. unten: Theseus. 2. Nymphen unten. Satyra et Silena (ein Stumpfnäs- chen) Lucrez. Schöner Kopf einer Satyra (?) Stat. di S. Marco ii , 30. Panin auf einer Gemme bei Lipp. Suppl. 291. Hirt 21, 3., deren obscene Vorstellung auf einem Bacchi- schen Sarkophag, Neapels Ant. S. 459., wiederkehrt. 3. Schöner Bacchantinkopf Eckhel P. gr. 25., und oft auf Gemmen. Oft wiederholte Figuren sind z. B. die V. Borgh. 2, 14. im L. 283.; die auf der Vase des Sosibios ( Bouill. iii , 79.) welche auf Reliefs des Britt. Mus. u. bei Landsdown wieder- kehren, Amalth. iii. S. 246. Vgl. M. Flor. iii , 56. Chiaram. 36. (Mänaden um die ältere Aphrodite), die §. 365 ex. erwähnten Thyiades et Caryatides, die Gemmen Lipp. i, 183. 184. Sehr häufig kehrt die auf einem Altar in Ekstase knieende halbnakte, welche eine flötenspielende Athena (?) empor- hält, wieder, auf dem Relief des L. Bouill. i , 75. u. in Gem- men Lipp. i, 194 ff. Suppl. 242. 277. M. Flor. i , 88, 7. 9. Auch sieht man eine ruhige Bacchante, Lipp. ii, 152, mit demselben Idol in der Hand. Auf einem Bacchischen Stier über das Meer schwimmende Mänaden, Gal. di Fir. Gemme 9, 2. u. oft. Auf einen See-Panther gelehnt, Pitt. Erc. iii , 17. 4. Erschöpft ausruhende M. (vgl. Plut. Mul. virt. Φωκίδες) PCl. iii , 43. das Relief G. Giust. ii , 104. Auch die Figur bei Raoul-Roch. M. I. 5. (Thetis nach R. R.) rechne ich hierher, obgleich auch unter den Orest umgebenden und in Schlaf gesunke- nen Erinnyen eine ganz ähnliche Figur vorkommt. Auf Gem- men ist eine liegende Figur beliebt, die man halb von hinten, bis auf die Beine enthüllt, mit höchst anmuthiger Wendung des bieg- samen Rückens sieht, z. B. Guatt. Mon. In. 1785. p. lxxiii . Diese Figur kömmt auch einen Luchs säugend vor ( Marlbor. 50.), welches Süjet Eurip. Bacch. 692 genügend erklärt. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 5. Als Bacchische Frauen erscheinen Θαλία, Γαλήνη, Εὐ- δία (die μελιτόεσσα εὐδία Pindars, welche ich der Ευοῖα Visconti’s Hist. de l’Inst. T. iii . p. 41. vorziehen möchte), Εἰρήνη, Ὀπώρα (mit Obst); s. Tischb. ii; 44. (vgl. 50.) Mil- lingen Cogh. 19. Maisson. 22. (vgl. Millin Vas. i , 5.) vgl. Welcker ad Phil. p. 213. Χορείας Neapels Ant. S. 365. Paus. ii, 20. Διώνη als Dionysos-Priesterin, Neap. Ant. S. 363., neben einer Μαινάς. Die Κωμῳδία §. 367, 3. Ueber die ΤΡΑΝΟΙΔΙΑ (doch wohl ΤΡΑΛΟΙΔΙΑ τραγῳ- δία) auf einer Vase s. Gerhard Kunstbl. 1826. N. 4. R. Rochette Journ. des Sav. 1826 p. 89. Welcker Nachtr. S. 236. Auch Telete (neben Orpheus, Paus. ix, 30, 3) darf man hier ver- muthen, sie kömmt auf einem Relief von Astron in Lakonika vor, Annali dell’ Inst. di Corr. 1829. p. 132. tv. C, 1. Von der Methe §. 383, 9. Welcker ad Philostr. p. 212. Mystis, Zeitschr. i. S. 508. 6. Kentauren. 389. In die Reihe dieser Wesen duͤrfen wir auch 1 die Kentauren einfuͤgen, da sie, außer ihrer Stelle in der heroischen Mythologie, durch die ungebundne Roheit, in welcher sich ein sinnliches Naturleben in ihnen aͤußert, dem Dionysischen Kreise sich anzuschließen ganz geeignet waren. Fruͤher stellte man sie vorn ganz als Maͤnner 2 dar, denen nach hinten ein Roßleib anwaͤchst; hernach verschmolz man die Gestalten viel gluͤcklicher, indem man auf den Bauch und die Brust des Rosses einen menschli- chen Oberleib fuͤgte, dessen Gesichtsformen, spitze Ohren und borstiges Haar die Verwandschaft mit dem Satyr verrathen; dagegen in weiblichen Gestalten (Kentauriden) der menschliche Oberleib mehr dem Kreise der Nymphen- bildungen entnommen wurde, und die reizendsten For- men zeigte. So stellen sich diese, urspruͤnglich bizarren, 3 hernach zur vollkommensten Formeneinheit ausgebildeten Gestalten in einer Reihe vortrefflicher Kunstwerke dar, bald im Gegensatze edler Heroenkraft, bald als bezwungne Unterthanen der Macht des Bakchos, meist leidend und Systematischer Theil. 4 mißhandelt, aber in dem Heldenlehrer Cheiron auch mit einem ehrwuͤrdigen Ansehn begabt. 1. Die Kentauren sind gewiß alte Büffel-Jäger der Pelas- gischen Vorzeit, die Thessalischen Ταυροκαϑάψια geben die Deu- tung des Mythus. Kentauren als Dionysische Thiasoten, Böt- tiger Vasengem. i, 3. S. 87. Ein Kent. trägt auf einer Vase einen Baum mit Tänien u. Tafeln mit Menschenbildern, eine Art αἰώρα, oscilla, Tischb. i, 42. Oft bei Dionysischen Pom- pen, besonders als Zugthiere, PCl. v , 11. 2. Die ältre Gestalt auf dem Kasten des Kypselos (Paus. v, 19, 2), Clusinischen Vasen (Dorow tv. 9, 3.), u. Gemmae Flor. ii , 39, 1. vgl. §. 255, 2. Die spätre seit Phidias (§. 118, 2.) herrschend, vgl. die Beschreibung Kallistr. 12. Lu- cian Zeuxis (§. 138, 1.) bemerkt die ὦτα σατυρώδη der Kent. — Säugende Kentauriden, wie bei Zeuxis und in dem ar- tigen Gemählde Philostr. ii, 3., auf Bacchischen Reliefs, Bouill. iii , 39, 1. 43, 4. Gemmen M. Flor. i , 92, 5. Zwei Kentauren und eine schlafende Kentauris, St. di S. Marco ii , 32. Kentauriden von Satyrn überfallen, PCl. iv , 21. Kentau- ren mit Mänaden, Kentauriden mit Bacchanten in reizenden Grup- pen, unter den Herculanischen Gemählden, §. 210, 6. 3. Schöne Kentauren. Borghesischer, überaus sorgfältig vol- lendet, mit einem Bacchischen Eros auf dem Rücken. V. Borgh. st. 9, 1. M. Roy. ii . Bouill. 1, 64. Der Kopf Laokoon ähnlich. Dieser Kent. entspricht dem ältern der beiden Kent. des Aristeas u. Papias, §. 203, 1. Kent. bei der Hochzeit des Peirithoos (Gemählde von Hippys, Athen. xi, 474) oben §. 118. Hancarv. iii, 81. Tischb. i, 11. Millingen Cogh. 35. 40. Div. 8. (Käneus Erlegung, vgl. §. 118, 3.). Pitt. di Ercol. i , 2. Kämpfe mit Herakles, unten. 4. Cheiron als Rhizotom auf dem Berge Pelion G. M. 153, 554. Achill bei ihm, unten. — Pantherkampf §. 323, 5. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 7. Dionysos Thiasos im Ganzen. 390. Die Dionysischen Zuͤge und Schwaͤrme auf al- 1 ten Kunstwerken muß man gewiß aus sehr verschiednen Gesichtspunkten betrachten. Theils als reine Vor- 2 gaͤnge der Phantasie, etwa wie die Maͤnaden bei dem Trieterischen Feste auf dem Parnaß die Satyrn zu erbli- cken und ihre Musik zu vernehmen glaubten, als ideale Darstellungen Bacchischer Ekstase in allen Abstufungen. Theils als Scenen aus Dionysischen Festen, welche uͤberall 3 in Griechenland mit mannigfachen Mummereien, beson- ders Repraͤsentationen des Dionysos und seiner Thiaso- ten, verbunden waren, die an den Makedonischen Hoͤfen, wie in Alexandria, mit dem unmaͤßigsten Luxus ausge- fuͤhrt wurden. Waͤhrend auf Reliefs die Darstellung der 4 Dionysischen Pompa vorherrscht, wobei der Gott auf dem Wagen gefahren wird, auch wohl Komodia oder wenig- stens ihre Masken auf einem Karren nachfahren: kann 5 man aus den Vasengemaͤhlden eine lange Reihe solcher Repraͤsentationen von sehr verschiedner Art zusammenstel- len, indem man Juͤnglinge bald in gewoͤhnlichem Costuͤm, mit Kraͤnzen, Fackeln, Floͤtenspielerinnen, halb wandelnd halb tanzend, den trunknen Komos auffuͤhren, bald aber auch das aus Masken und Leibbinde bestehende Satyrco- stuͤm annehmen, und in solcher Vermummung einen von ihnen als Dionysos begleiten und umtanzen sieht, woran sich dann orchestische Darstellungen der Liebe des Diony- sos zur Ariadne natuͤrlich anschließen. Endlich sehen wir 6 die auch bei solchen Zuͤgen vorkommenden Skurren oder Phlyaken, mit ihren bizarren Masken, ausgestopften, bun- ten Jacken und Hosen und phallischen Abzeichen, in re- gelmaͤßiger Buͤhnendarstellung mythologische Scenen tra- vestiren, wodurch uns die ganze Gestalt der aͤltesten Ko- moͤdie deutlich vor Augen gebracht wird. 2. Macr. S. i, 18. Solche Darstellungen in Reliefs, auf mehrern Urnen, wie der herrlichen Borghesischen V. Borgh. St. Systematischer Theil. 2, 10. Bouill. i , 76. PCl. iv , 19 sqq. Cap. iv , 58. Zoëga 83. 84. Br. Mus. i , 7. 3. Οἱ ἄγοντες (τὸν Δ.) διὰ μέσης τῆς ἀγορᾶς οἰνωμέ- νον ἐπὶ τῆς ἁμάξης , Ath. x , 428 e. Ὥσπερ Διονυ- σίοισιν ὁὐπὶ τῶν ξύλων , Hermipp bei dem Schol. Aristoph. Vögel 1563. Ein schöner Sklav stellt in Athen den D. dar, Plut. Nik. 3. Bei der Pompa Ptolemäos des II. (§. 147, 4.) sah man Silenen, Satyrn in großer Menge, den Eniautos, die Penteteris, Horen, Dionysos unter einer Laube oder σκιὰς (wie auch in Athen, Photios s. v. ), Mimallonen, Bassarä, Lydä, Nysa, Semele’s Brautgemach, Nymphen, Hermes, Dionysos auf Elephanten als Sieger Indiens mit einem Satyriskos als Lenker des Thiers, Dionysos Kriegszug, Inderinnen, Aethiopische Tribut- bringer, dann D. von der Rhea gegen Hera geschützt, Priap neben ihm u. s. w. Vgl. Schwarz über eine Bacchische Pompa, Opus- cula p. 95. 4. S. PCl. iv , 22. 24. v , 7. Cap. iv , 47. 63. Cava- ceppi Racc. ii , 58 (bei Landsdown). Woburn M. 12. Ueber die Glocken, mit denen Bacchanten oft ganz behangen sind ( PCl. iv , 20. Cap. iv , 49.) s. u. a. Catull 64, 262. — Die grö- ßeren Bacchanale auf Gemmen sind meist neue Arbeit. Der Schlauchtanz der Askolien auf Gemmen Raponi t. 11. 14. Köh- ler Descr. d’un Camée du Cab. Farnese. Petersb. 1810. 5. Κωμάζοντες Tischb. i, 50. ii, 41. iii, 17. iv, 33. Millin i, 17. 27. ii, 42. Laborde i, 32. Bacchische Con- vivien, Millin i, 38. Böttiger Aehrenlese 38. Bekränzung des besten Trinkers Tischb. ii, 33. Costümirung zu Satyrn Tischb. i, 37. 39. 40. 41. Millin ii, 17. D. als Theilnehmer des Zugs Tischb. i, 36; (auf Esel) ii, 42. D. thronend, von Satyrn u. Bacchen umtanzt, Tischb. ii, 46. Maisson. 22. (§. 388, 5.). Dionysisches ἄντρον, Tischb. i , 32. Das Vasengem. bei Millingen U. M. 26. stellt der Unterschrift nach den ἱερὸς γάμος des D. nach Naxischer Feier (Ναξιων) dar. S. auch Creuzer Symb. Tf. 8. (wo der Hase als Aphrodisisches Thier zu deuten ist). Vgl. das Syrakusische Ballet in Xenophons Symposion 9. Auch auf der Gemme, Eckhel P. gr. 23., bezeichnet die Statue des al- ten Dionysos eine solche Scene wohl als eine Cultusfeierlichkeit. 6. Eine solche Figur als Bacchischer Kanephor, Tischb. i, 41. Darstellung des Zeus bei der Alkmene §. 351, 4., des Dädalos und II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Ares §. 367, 3., des Prokrustes Millingen Div. 46., des Taras oder Arion, Tischb. iv, 57. vgl. Böttiger Ideen zur Archäol. S. 190 ff. Grysar de Dor. comoedia p. 45 sqq. Man kann diese Histrionen auch gerrones nennen, welche wahrscheinlich von ihren Phallen, den γεῤῥοις Ναξίοις bei Epicharm (Schäfer Appar. in Demosth. V. p. 579), den Namen haben. Systematischer Theil. C. Neben- und Untergeordnete Gottheiten. 1. Kreis des Eros. 1 391. Wenn Eros in Tempelbildern als ein Knabe von entwickelter Schoͤnheit, und sanfter Anmuth der Ge- berde dargestellt wurde (§. 127, 3), und die einzelnen 2 Statuen des Gottes auch jetzt dies Alter zeigen: so zog eine juͤngere Kunst, welche mit der taͤndelnden Poesie spaͤter Anakreontika und den epigrammatischen Scherzen der Anthologie verwandt war, zu solchen Zwecken die 3 Kindergestalt vor. Als ein unentwickelter schlanker Knabe, voll Munterkeit und Beweglichkeit, zeigt er sich in den Nachahmungen eines ausgezeichneten Originals eifrig be- 4 muͤht, die Sehne an den Bogen zu fuͤgen; in aͤhnlicher Figur koͤmmt er auf Vasengemaͤhlden uͤberall zur Be- 5 zeichnung des Liebesverhaͤltnisses vor. In bluͤhender aber nie unangenehm weichgeformter Kindergestalt sieht man Eros, und haͤufiger Eroten, in zahllosen Re- liefs und Gemmen der Goͤtter Insignien fortschlep- pen, zerbrechen, die wildesten Thiere schmeichelnd be- zwingen und zu Reit- und Zugthieren machen, unter Seeungeheuern kekk und muthwillig umherschwaͤrmen, und alle moͤglichen Geschaͤfte der Menschen scherzend nachah- men, wobei die Kunst am Ende ganz in ein Spiel aus- 6 artet und alle Bedeutung voͤllig aufgiebt: eine unuͤber- sehliche Zahl von Bildwerken, welche dadurch noch ver- mehrt wird, daß auch wirkliche Kinder gern als Eroten 7 dargestellt wurden. Zusammengestellt sieht man Eros er- stens mit Anteros , einem Daͤmon, der Gegenliebe ge- 8 bietet, verschmaͤhte Liebe raͤcht; und dann in einer zahl- reichern und wichtigern Classe von Bildwerken, welche einer ihren ersten Anfaͤngen nach wahrscheinlich aus Or- phischen Mysterien hervorgegangenen allegorischen Fabel angehoͤren, mit Psyche , die als Jungfrau mit Schmet- terlingsfluͤgeln oder gleichsam abbrevirt als Schmetterling II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. erscheint. Die Kunstwerke scheinen diese Fabel in den Hauptzuͤgen noch urspruͤnglicher und sinnvoller darzustellen, als es die zum Milesischen Maͤhrchen ausgesponnene Er- zaͤhlung des Appulejus thut. 1. Der Torso von Centocelle (mit Krobylos) PCl. i , 12. M. Nap. i , 64. Bouill. i , 15. Aehnlich, mit Flü- gelansätzen, in Neapel. Der sog. Genius V. Borgh. 9, 11. Bouill. iii , 10, 2. vgl. Winckelmann (der ihn zu hoch hielt) W. iv, 81. 141. Vielleicht auch der sog. Adonis (Apoll) PCl. ii , 32. M. Franç. iii , 3. Bouill. ii , 12. 2. Eine reiche Uebersicht solcher Tändeleien bietet Klotz über den Nutzen u. s. w. S. 198. Nach Epigrammen der Anthologie Heyne Comment. Soc. Gott. x . p. 92. Ein blitzschleudernder Er. auf Alkibiades Schilde, Athen. xii . p. 534. 3. M. Cap. iii , 24. M. Nap. i , 63. Bouill. i , 19. Fr. ii , 7. Winck. W. vi , 6. — St. di S. Marco ii , 21. G. Giust. 27 — 28. M. Worsl. i, iii , 13. Bouill. iii , 11, 1. 3. Nach Lysippos? 4. Er. die Jo mit Huld beträufend (Χάριτες γλυκὺ χεῦαν ἔλαιον Brunck Anal. i . p. 480.) Millingen Cogh. 46. vgl. Div. 42. 5. Παίζοντες Ἔρωτες Xenoph. Eph. i, 10. Mit Götter- Insignien M. Cap. iv , 30. (Anth. Palat. Plan. 214 sq.), unten Herakles. Den Löwen durch Kitharspiel besänftigend, Gemme des Protarchos, Gall. di Fir. Gemme 2, 1. Arke- silaos marmorea leaena aligerique ludentes cum ea Cupi- dines Pl. August. 73. Eros in der Purpurmuschel, Millin M. I. ii , 18. vgl. §. 378, 2.; auf Hippokampen, M. Kircher. ii , 13. Bakchische Eroten PCl. v , 13. G. Giust. ii , 128 (ein sehr artig erfundnes Relief). Er. vom Gastmal kommend, ein andrer als Fackel-, ein dritter als Lampenträger (ἀποκεκυφὼς ὥσπερ λυχνοφορῶν Aristoph. Lys. 1003.) Gemme, Winck. M. I. 30. vgl. Christie Paint. Vas. 3. Eroten mit Bechern u. dgl. tanzend, Ant. Erc. iii , 34. 35. Er. von der Παιδιὰ ge- schaukelt, Vasengem. Bullet. dell’ Inst. di Corr. 1829. p. 78. Er. mit Aphr. fischend, Zahn Wandgem. 18. Ein Eros-Poseidon, sehr geistreich gefaßt ebd. 8. Er. als Ganyme- des Ueberwinder im Knöchelspiel, Apollon. Rh. iii, 111. Phi- lostr. d. j. 8. u. die Statue in Berlin, Hirt S. 219. Levezow 34 Systematischer Theil. Amalth. i. S. 175. Eroten als Handwerker Ant. Erc. i, 29. Circuskämpfer Cap. iv, 48. G. Giust. ii, 109. G. M. 670* (vgl. Spartian Ael. Ver. 5.). Jagend Pitt. Erc. v, 59. Als gymnische und hippische Kämpfer aller Art (Ἀγῶνες?) Bouill. iii, 45. 46. Gall. di Fir. St. 120. G. Giust. ii, 124. Gegen die Benennung Genien für solche Flügelknaben spricht mit vollem Recht Zoëga Bass. ii. p. 184. Ein Eroten- Nest, Zahn Wandgem. 20. “Wer kauft Liebesgötter (Göthe)” Ant. Erc. iii, 7. Neapels Ant. S. 425. Er. von der Thüre des Geliebten ausgeschlossen, begossen, Mill. P. gr. 62. 6. Suet. Calig. 7. Hieher gehören wahrscheinlich besonders die schlafenden Eroten, wie der auf der Löwenhaut, mit den abge- legten Waffen, der Eidechse, Bouill. iii, 11, 2. PCl. iii, 44. 7. Er. mit Anteros um die Palme kämpfend, Paus. vi, 23, 4. und auf dem Relief, Hirt 31, 3. Vgl. Böttiger vor der ALZ. 1803. iv. u. Schneider im Lexikon. Er. neben Aphro- dite §. 376, 377. mit Silen §. 386, 3. auch Caylus v, 71, mit Pan kämpfend, Welcker Zeitschr. S. 475. 8. Die Fabel läßt sich schwerlich anders als aus der Orphi- schen Idee erklären, daß der Körper ein Kerker der Seele, daß die Psyche hier auf Erden in der Erinnerung an ein glückseeliges Zu- sammensein mit Eros in frühern Aeonen, aber verstoßen von ihm und fruchtloser Sehnsucht voll ihr Leben hinbringt, bis der Tod sie wieder vereinigt. Auf Mysterien deutet der Oknos mit dem lah- men Esel in der Unterwelt (Apulej. vi. p. 130), den Polygnotos (§. 134, 3.) gewiß auch aus den Mysterien hatte, vgl. Kratinos bei Suid. s. v. ὄνου πόκαι, Diodor i, 97. Visconti PCl. iv, 36. Die Kunstwerke zeigen Psyche von Er. mißhandelt, als Schmet- terling gesengt, zu mühsamer Arbeit verurtheilt, im Stygischen Schlafe (bei Hirt 32, 6.), durch Musik von Er. daraus erweckt, durch Her- mes Psychopompos und den gefesselten Eros beflügelt, mit Aphro- dite versöhnt, beim Hochzeitmal und bräutlichen Torus, von Eros umarmt in der sehr geistreich gedachten und vortrefflich angeordneten Gruppe ( M. Cap. iii, 22. Fr. i, 4. Bouill. i, 32. — Flor. 43. 44. — August. 64. 65). S. Hirt Taf. 32 u. in den Schriften der Berl. Akad. 1812. S. 1. Creuzer Abbild. zur Symb. S. 24 ff. Dabei zwei sich feindliche Eroten anzuneh- men, scheint nicht rathsam; derselbe Eros erscheint schlagend und heilend; die mildere Natur bezeichnete schon Pausias durch die Lyra für den Bogen Paus. ii, 27, 3. Ps. neben Er. knieend, Gruppe im Louvre 496. V. Borgh. 9, 9. Bouill. iii, 10, 5. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Knieende Ps. im L. 387. V. Borgh. 3, 4. Bouill. iii, 11, 4. M. Roy. i, 15. u. in Florenz (§. 126, 4). Er. nach dem Schmetterling schlagend (joueur de ballon) Bouill. iii, 10, 6. Der himmlische Er. als Flötenspieler auf dem Mo- num. Marcellinae ed. C. Patin. Patav. 1688. 4. 392. Verwandter Art sind die Daͤmonen Pothos , 1 Himeros, Hymenaͤos , wovon dieser neben Eros, groͤ- ßer und ernsthafter, erscheint; auch vielleicht Komos , der 2 Fuͤhrer des lustigen Festschwarms. Bei den Chariten 3 ist Geselligkeit Hauptbegriff, wechselseitiges Haͤndegeben und Umarmen charakterisirt sie. Ein Lieblingsgegen- 4 stand der spaͤtern verweichlichten und uͤppig gewordnen Kunst war der Hermaphrodit — der im Ganzen hier nicht als Natursymbol sondern als Kuͤnstlerphantasie zu fassen ist, obgleich es auch Cultusbilder von ihm gab — in beruͤhmten Kunstwerken bald sich unruhig im Schlafe dehnend, bald stehend und uͤber seine eigne raͤth- selhafte Natur erstaunt, bald von Eroten im Schlafe ge- faͤchelt, oder von verwunderten Satyrn und Panen be- lauscht, auch im frechen Symplegma mit einem Satyr, der ihn fuͤr eine Nymphe genommen und erhascht hat. Hiebei schieben wir die Eileithyia , die bindende und 5 loͤsende Goͤttin der Wehmuͤtter, ein. 1. Pothos u. Himeros §. 125, 3. Pothos als Flötenbläser Tischb. ii, 44. Himeros mit einer Stirnbinde, Maissoneuve 22. Hymenäos bei Ares Ehebruch. 2. Komos ein Nachtstück bei Philostr. i, 2. (vgl. Pers. v, 177.) auch i, 25. Nach Zoëga, Bassir. 92. vgl. Hirt S. 224. Dagegen Welcker ad Ph. p. 202 — 15. Oben §. 385, 6. 3. Ueber ihre Bekleidung §. 336, 8. Aeltre Vorstellungen §. 96, 15. 16. vgl. §. 359, 4. Die spätre V. Borgh. 4, 14 (L. 470.). Bouill. i, 22. Guattani Mem. enc. T. v. p. 113. Ant. Erc. iii, 11. Mit Mohn, Blumen, Aehren als Jahresgöttinen auf einem Cameo in Rußland, Köhler Descr. d’un Camée. 1810. 34* Systematischer Theil. 4. §. 128, 2. Heinrich Comm. de Hermaphroditis Hamb. 1805. Böttiger Amalth. i. S. 352. Liegende Sta- tuen, auf einer Löwenhaut M. Flor. iii, 40. (vgl. Bartoli Lu- cernae i, 8. wo Andere die Nacht sehn, auch Passeri Luc. i. 8.); auf Bernini’schen Polstern V. Borgh. 6, 7. L. 527. Bouill, i, 63.; auf antikem matelas L. 461. M. Fr. iv, 4. Bouill. iii, 15. Stehender H. (Christodor 102) mit einem Tuch um den Kopf, Caylus iii, 28 — 30. Kunstbl. 1824, 77. Stehender H. aus Pompeji mit Satyrohren, Reap. Bildw. S. 118. Osann Amalth. i. S. 342. Auch einer bei Hope. Auf Gem- men der im Schlafe überraschten Ariadne ähnlich, Welcker ad Philostr. p. 297., auch Zoëga Bass. 72. Ant. Erc. vii, 31—34. Der H. an einen Baum gebunden Guatt. Mon. In. 1785. p. lxix. Symplegma §. 385., 4. f. Ein Hermaphrodit von einem solchen in Venedig. H. Greif u. Panther lenkend, Tischb. iii, 21. 5. Böttiger, Ilithyia oder die Hexe (nach einer Gemme bei Maffei). Häufige Reliefdarstellungen einer ϑεὰ κουροτρόφος, der Kinder übergeben werden, wie das Albanische §. 96, 13., das Sigeische Chois. Gouff. Voy. pitt. ii, 38. Narkissos Bespiegelung (Eros Fackel wird zur Todesfackel) Pitt. Erc. v, 29. Lipp. I. ii, 63. 2. Musen. 1 393. Die Musen hatten aͤltre Kuͤnstler sich be- gnuͤgt, in der Dreizahl darzustellen, und unter sie die 2 Hauptinstrumente der Musik zu vertheilen; erst als das juͤngere Ideal des Apollon Musagetes in dem Gewande der Pythischen Musiker ausgebildet war, wurde die Neun- zahl dieser ebenfalls meist in Buͤhnengewaͤnder gekleideten Jungfraun, mit feinen sinnvollen Gesichtern, durch Aus- druck, Attribute, zum Theil auch durch die Stellung fein un- terschieden, von mehrern beruͤhmten Kuͤnstlern aufgestellt. 3 Besonders scheint es zwei, von einander unabhaͤngige, Hauptgruppen gegeben zu haben, da bei mehrern Figu- ren, wie sie in Statuen, Reliefs und Gemaͤhlden vor- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. kommen, zwei Hauptvorstellungsarten sich scheiden lassen, doch waren auch diese nicht so allgemein anerkannt, und uͤberhaupt die Rollen der einzelnen Musen nicht so fest- bestimmt, daß nicht auch daneben zahlreiche Abweichun- gen vorkommen koͤnnten. Die Federn den auf Haͤup- 4 tern der Musen werden aus dem Siege uͤber die Si- renen erklaͤrt. 1. Musengruppe des Ageladas, Kanachos, Aristokles mit Flöte, Leier, Barbiton, nach Antipatros ( Anth. Pal. ii. p. 692) das Diatonon, Chroma und Enharmonion darstellend. Alterthüm- liche Musen aus Athen in Venedig, Thiersch Epochen S. 135. 2. Musen des Lysippos, des Strongylion nebst Kephisodotos u. Olympiosthenes (Paus.), des Philiskos (?) Plin. Eine Hauptgruppe war die von Ambrakia im T. des Hercules Musagetes, §. 180, 2. (vielleicht von Polykles Ol. 102), wovon man sieben aus den Münzen kennt. Stieglitz Einr. v. Münzs. S. 206. Erhaltne Statuen-Gruppen: 1. die aus der Villa des Cas- sius zu Tivoli PCl. i, 17—27. M. Fr. i, 6—14. Bouill. i, 34—42. Sie war mit dem Apollon, §. 361, 6., zusammen, aber ohne die, hinzugefügte, Euterpe und Urania gefunden worden. 2. die der K. Christina in Ildefonso. 3. die in Stockholm (seit Gustav iii ) bei Fredenheim §. 265, 2. Guattani Mon. In. 1784. Aug. sqq. 4. die Töchter des Lykc edes §. 264, 1. — Acht Figuren in Hercul. Gemählden (Euterpe fehlt) mit Unter- schriften Ant. Erc. ii, 2—9. Unter den Reliefs besonders das berühmte, ehemals im Pall. Colonna, jetzt im Britt. Museum (Cuper Apotheosis Homeri, 1683. Schott Explic. nouv. de l’apoth. d’Hom. 1714. PCl. i. tv. B), welches Homers göttliche Verehrung unter Begünstigung des Zeus, Apollon Pythios u. aller Musen darstellt. Dann die Sarkophage PCl. iv, 14.; Cap. iv, 26. (jetzt im L. 307. Bouill. i, 77); Cap. iv. p. 127 vign.; M. Matth. iii, 16. 49, 1. 2.; G. Giust. ii, 90. 114. 140.; Montf. i, 60, 1. 2.; Bouill. iii, 40; Woburn M. 5. Einzelne Statuen bei Bouill. iii, 11. 12. 3. Polymnia wickelt in der Ambrakischen Gruppe den r. Arm in den Mantel, wie im PCl. i., Guatt.; aber stützt sich nicht mit dem Ellenbogen auf den Felsen, wie im L. 306 (V. Borgh. 7, 12. Bouill. iii, 12, 5. M. Roy. i, 2), in Systematischer Theil. Sanssouci, Apoth. Homers, PCl. iv, Cap. iv. (Meyer Tf. 12. B. ) u. sonst. Melpomene stand in Ambrakia in breiter Stellung mit Keule in der R., Maske in der L., ähnlich wie PCl. ii, 26 u. in der Colossalstatue im L. 348. Bouill. i, 43. M. Fr. iv, 2; auch PCl. iv, Ant. Erc.; ohne den Fuß emporzu- stellen, wie PCl. i , Guatt., Cap. iv. Den Aufsatz Onkos (Pol- lux iv , 133 sqq. ) sieht man PCl. iv u. an den Büsten vi, 10. Geharnischt ist Melp. G. Giust., Montf. i, 61., Cap. p. 127. Euterpe sieht man mit Flöten sitzend, stehend; aber auch tanzend (bei Guatt. sehr ähnlich wie in der Ap. Ho- mers). Die Eut. Borghese Bouill. i, 44. M. Roy. i, 4. ist eine adorans; vgl. M. Roy. i, 10. 12. Thalia (Sta- tue? Brit. Mus. iii, 5.) erscheint ganz abweichend, als Bac- chante, halbnackt, auf Gemmen, Agostini ii, 8. Montf. 61. Mil- lin P. gr. 9. Die Mnemosyne von Tivoli im PCl. i, 28. 4. Die Musen mit Federn Cap. p. 127. Kampf der Mu- sen mit den Sirenen, G. M. 63. Winck. M. I. 46. Gori Inscr. iii, t. 33. Millingen U. M. ii, 15. (von einem Sarkophag in Florenz). Sirenen G. M. 312. 13. Bei Odysseus, Tischbeins Ho- mer 2, 6. 8, 2. Vasengem. i, 26 (mit Tympanum). Als Halbvogel auch auf den Denaren der G. Petronia. Auf So- phokles Grabe nach der Vita Soph., wo Andre eine χελιδὼν (oder lieber κηληδών) sahen. Auch sonst auf Grabmälern. De Sirenibus in numis Spanheim de usu num. I. p. 251. Ueber die Gestalt gegen Schorn Voß Antisymb. ii, doch ist die spätere Verwandlung der Jungfraun in Halbvögel noch unerklärt, und es scheint, daß auch die Vogelgestalt ihren mythischen Grund habe. Die Keledonen der Lokrischen Vase beruhen auf falscher Lesart; in Delphi waren es Vögel. Vgl. Amalth. i. S. 122 ii. S. 274. 3. Heilgoͤtter. 1 394. Asklepios , im Cultus ein Gott, obgleich in der Poesie ein Heros, erhielt die in der Kunst herr- schende Form — eines reifen Mannes von Zeusaͤhnlichem, nur weniger erhabnem Antlitz, mit mildem freundlichem II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Ausdrucke, das volle Haar mit Lorbeer umkraͤnzt, in ste- hender zur Huͤlfe bereiter Stellung, das Himation um den linken Arm unter der Brust umhergenommen und straff angezogen, den von einer Schlange umwundnen Stab in der rechten Hand — besonders in dem Pergamenischen Heiligthum durch Pyromachos (Ol. 130). Daneben 2 erhielten sich indeß auch andre Vorstellungen, auch die eines jugendlich unbaͤrtigen Asklepios, die fruͤher sehr ge- woͤhnlich gewesen war. Mit ihm wird Hygieia , 3 eine Jungfrau von besonders bluͤhenden Formen, welche meistens eine Schlange aus einer Patere in ihrer Linken trinken laͤßt, und der kleine vermummte Telesphoros gruppirt. 1. Vgl. Kallistratos 10. Retorto Paeonium in morem succinctus amictu Virg. Aen. xii, 400. Von Pyromachos §. 154. Sein Askl. ohne Zweifel auf zahlreichen M., besonders Homo- nöen M., von Pergamon. Choiseul Gouff. Voy. pitt. ii, 5. Etwas ab- weichend auf einer M. des Aurel. Verus, n. 591 bei Mionnet, wo das Gewand weiter herabfällt, und die R. den Stab wie ei- nen Scepter faßt, nicht abwärts sondern aufwärts. Die Epi- daurische Statue, Paus. ii, 27, 2., war ganz anders, doch fehlte die Schlange nicht. Statuen (nach der Pergamenischen) Au- gust. i, 16.; in Berlin Cavac. i, 34.; in Florenz, Galleria 27. Mit Telesphoros zusammen M. Fr. iii, 6. Bouill. iii, 12, 6. Abweichend Gall. Fir. 26. vgl. 22. Die Statue im L. 233. M. Nap. i, 46. M. Fr. ii, 15. Bouill. i, 47. zeichnet sich durch das herabhängende Gewand, den großen Dra- chen zu Füßen und die turbanartige Kopfbinde (ϑερίστριον?) aus, die auch die Büsten S. Marco ii, 3. M. Worsl. 9. ha- ben. Schöne colossale Büste im L. 15. M. Nap. i, 47. Bouill. i, 71., auf M. von Nikäa, Bith. n. 226. Mionn. Vgl. Sprengel Gesch. der Medicin i. S. 205. 2. So zu Sikyon von Kanachos, in Gortys von Skopas und in Phlius, nach Pausan. Schöne Statue der Art bei Guatt. Mem. enc. T. vi. p. 137. 3. Schöne Statue bei Hope Spec. 26. H. zu Cassel, von Ostia Bouill. i, 48. Welkers Zeitschr. S. 172. M. Fr. i, 15. Bouill. iii, 13. 2. H. Domitia, nach Visconti, aus Ber- lin, M. Roy. ii, 2. Bouill. ii, 57. Gal. Flor. 28. Bouill. iii, 13, 3. S. Marco ii, 15. 16. Systematischer Theil. Dieselbe Gruppe auf Kaiser-M. von Samos ( n. 267) mit , u. Odessa (230) ohne Telesphoros. Askl. u. Hyg. in Relief große Schlangen nährend, aus V. Borgh. Bouill. iii, 41. Askl. sitzend, H. stehend Cap. iv, 41. Beide als Mittelpunkt des Weltsystems auf einer Gemme, Guatt. Mon. In. 1787. p. lvii. Askl. gelagert, in einem schönen Relief St. di S. Marco ii, 17. Dank des Genesenen an Askl., durch die Gratien cus- gedrückt, PCl. iv, 12. Opfer an Hygiea Cap. iv, 42. Te- lesphoros, Bouill. iii, 13, 1. 4. Urwelt. 1 395. Die Griechische Kunst konnte es sich nicht zum Ziele setzen, die Vorstellungen aͤlterer dem dunkeln Ur- sprunge der Dinge naͤher stehender Gottheiten zu gestalten; Uranos, Gaͤa, Kronos, Rhea kommen nie fuͤr sich als bedeutende Kunstwerke vor, wenn sie auch in 2 Gruppen und Reliefdarstellungen ihre Stelle finden. Kro- nos bezeichnet die Verdeckung des Haupts, oft auch dazu das herabhaͤngende Haar. Rhea erhielt mehr Bedeutung durch die Vermischung mit der Muttergoͤttin des Phrygischen Dienstes; schon Phidias bildete diese fuͤr ein Athenisches Metroon; die Thurmkrone, die Handpauke als Zeichen ihres enthusiastischen Dienstes, das Loͤwenge- 3 spann machen sie kenntlich. Mehr orientalisch ist die Gestalt und das Costuͤm des weniger in Hellas eingebuͤr- gerten Atys geblieben. 1. S. die Reliefs Cap. iv, 5. 6. Von Saturn G. M. 1—4., wo n. 3. Kronos-Suchos (§. 232, 3. A. V. ) ist. Auf Römischen Denaren hat er constant die ἅρπη (Vgl. Passeri Luc. i, 9.), welche auf Aegyptischen Münzen eine grade und krumme Spitze hat. Böttiger Kunstmythol. S. 230. Büste PCl. vi, 2, 1. 2. Threnende Statue der Kybele PCl. i, 40. Stehende S. Marco ii, 2. Kybele thronend, ein Korybant tanzend, Relief bei Gerhard Ant. Bildw. 22. Kybele thronend, mit Lö- wen neben sich, schöne Figur auf M. von Laodikeia, n. 701 bei II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Mionn. Vgl. Boissard. iii, 133. Auf Löwen reitend, in einem Gemählde des Nikomachos, und auf der spina Circi. — Taurobolien- und Kriobolien-Altäre Zoëga Bassir . 13. 14. Boissard iii, 47. v, 33. 34. Passeri Luc. i, 19. Andre Monumente des Dienstes G. M. 9—15. Kybele als Livia, Cameo bei Eckhel P. Gr. 12. Abhandlung von Köhler. Die Magna mater mit Pan, oben §. 387, 7. 3. Atys , Statue Guatt. M. I. 1785. Marzo. Atys mit der Pinie Passeri Luc. i, 17. Atys sich verschneidend und andre Darstellungen des Dienstes auf den contorniatis, die für ludi (Megalesii) geschlagen wurden. Vgl. Thes. Ant. Gr. i, 5. Archigallus (gemahlt von Parrhasios nach Plin.), Re- lief des M. Cap. iv, 16. Abhandlung darüber von Domen. Georgius. Rom 1737. Herausg. Winck. iv. S. 269. 396. Der Titanische Himmelstraͤger Atlas wird 1 auf Vasengemaͤhlden fast scherzhaft dargestellt, in spaͤ- terer Zeit als Traͤger von astronomischen Globen ge- braucht. Prometheus sinnvolle Fabel reizte schon 2 an sich zur Darstellung, besonders des gefesselten und angeschmiedeten Gottes; in den spaͤtern Zeiten des Hei- 3 denthums wurde sie mit der Sage von Eros und Psyche, Alkestis, den Moͤren und andern zusammen zu großen allegorischen Darstellungen des Menschenlebens an Sar- kophagen gebraucht. 1. Inghir. M. E. v, 17. Atlas mit Herakles, Philostr. ii, 20. Der Farnesische Atlas, Gori Gem. astrif. T. iii. p. 1. t. 1—6. Hirt 15 a. b. 16, 1. 2. Prometheus Befreiung durch Herakles von Euanthes ge- mahlt, Achill. Tat. iii, 8. (ähnlich wie auf dem Capitol. Sar- kophag). Seine Strafe, Liban. Ἐκφρ. p. 1116. Epigramme von Julian in der Anthol. Als Feuerbringer Bartoli Luc. 2. Menschenbildend 1. Gestraft 3. 3. G. M. 381 — 383. (der Sarkophag Admir. Rom. 67. faßt die Fesselung und Befreiung des Prom. als Symbol der menschlichen Einkerkerung im Leibe, nach Orphischer Lehre, von beiden Seiten durch die Darstellung der Bildung des Menschen und Systematischer Theil. seines Todes ein). Verwandte Vorstellungen V. Borgh. st. i, 17. M. Nap. i, 14. Bouill. iii, 41, 2.; Millin Voy. dans le midi iii, p. 544. Bouill. 41, 1. (Wie das Chal- däische in der Parze, die das thema genethliacum nachweist, so scheint auch die alttestamentalische Sage von Adam u. Eva und der Schlange hier aufgenommen zu seyn). Neapels Ant. S. 52. Pandora gebildet und beschenkt, Winck. M. I. 82, bei Bouill. iii, 42, 1. Kabiren sicher auf M. von Thessalonike (Kybele auf der andern Seite) mit Hammer, Schlüssel, Rhyton (nicht dem Zodiacal- Steinbock, Creuzer Abbildungen S. 17) bei Combe 5, 3. Welcker Prometh. zu S. 261. 5. Unterwelt. 1 397. Der ernste Hades unterscheidet sich durch staͤr- kere Bekleidung, ausgenommen wenn er als Raͤuber der Kora in rascher Thaͤtigkeit erscheint, durch das in die Stirn hereinhaͤngende Haar und sein duͤstres Ansehn ge- nug von seinen Bruͤdern; neben ihm thront mit entspre- 2 chendem Charakter Persephone als Stygische Hera. Dar- stellungen dieser Gottheiten und der gesammten Unterwelt sind indeß auf Todtenurnen und Sarkophagen nicht so haͤufig als man erwarten sollte; das Alterthum liebt durch Scenen aus ganz andern Mythenkreisen heitere Vorstel- 3 lungen vom jenseitigen Leben zu erwecken. Die freund- liche Ansicht von Grab und Tod, welche sich das Alter- thum zu erhalten suchte, bewirkt, daß wir Schlaf und Tod in seinen Kunstwerken nicht zu unterscheiden vermoͤ- gen, wenn nicht uͤberhaupt der scheinbare Todesgenius immer 4 blos ein Schlafgott ist. Die zauberische und gespenstische Hekate ist hin und wieder fuͤr Cultusbedarf, und zwar schon seit Alkamenes mit drei Koͤrpern, dargestellt wor- den, aber jetzt fast nur in kleineren Bronzen erhalten. 1. Visconti hält für den einzigen ächten Kopf des H. eine treffliche Büste des Princ. Chigi PCl. ii, A. 9. Doch ist wohl II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. auch der Basaltkopf vi, 14. mehr Hades als Serapis. Sta- tue (Serapis?) PCl. ii, 1. H. thronend auf KaiserM. von Kyzikos, auf Lampen, Passeri iii, 73. Bartoli ii, 6. 8., kaum von Serapis zu scheiden. Ein Zeus H. auf der Bentinckschen Gemme, Cannegieter de gemma Bent. Traj. ad Rh. 1764. Schönes Relief (Eros u. Psyche neben dem Doppelthron) PCl. ii, 1. H., Kora, Hermes an einer Ara, G. Giust. ii, 126, 3. Gemählde G. M. 343. Die vollständigste Darstellung der Un- terwelt — H. als Zeus der Unterwelt, Kora mit Fackel, Tanta- los, Sisyphos, die Todtenrichter, die seeligen Heroen, Orpheus, Herakles als Besucher des Schattenreichs, — Vases de Canosa 3. Landung in der Unterwelt, die Mören, Lethe den Trank reichend G. Giust. ii, 126, 2. PCl. iv, 35. Bezahlung des Obo- lus an Charon , Bartoli Luc. i, 12. Charon die Urne mit einer Klepsydra überfahrend, Gemme bei Christie Paint. Vas. 5. Wiedererkennung in Elysion Bartoli Pitture del Sep. de’ Na- sonii 7. Strafen der Unterwelt, PCl. iv, 36. (Danaiden u. Oknos), v, 18. (Tantalos, Sisyphos, Ixion), Bartoli Sep. 56. (Ixion, Tantalos, Atlas). Der Stromgott Acheron Bartoli Sep. 57. 2. Durch den Mythus des Endymion — süßer Schlaf —; den Raub der Kora — κάϑοδος u. ἄνοδος —; das Schicksal der Alkestis u. des Hippolytos — Rückkehr ins Leben und Palinge- nesie —; Nereidenzüge — die Reise nach den seeligen Inseln, wo- hin Thetis den Achill geführt —; Herakles mit Kerberos — blo- ßer Besuch der Unterwelt. Der Mythus des Protesilaos, welcher Wiedervereinigung der Geliebten verheißt, ist in dem Relief PCl. v, 18. entschieden Orphisch behandelt worden; indem die von Pro- tesilaos besuchte Laodameia als eine Theilnehmerin Bakchischer Orgien bezeichnet wird, vgl. §. 383, 4. Das Relief, Gall. di Fir. St. 153, zeigt zugleich die Kora von Hermes, Alkestis von Herakles emporgeführt, beide mit der Hora (vgl. §. 358, 3. u. die Orph. Hymn. 43, 6 ff.); auch dem Todten wird seine ὥρα zu Theil werden. Andre Lieblingsvorstellungen sind Reisen zu Lande oder zu Wasser (Passeri de animarum transvectione im Thes. Gemm. astrif. iii. p. 113., unten) oft höchst sinnreich ausgebil- det, z. B. wenn auf einer Gemme ein Eros die Urne (§. 299, 6.) als Seegelschiff nach Elysion braucht. Christie Paint. Vas. 7. Lipp. Suppl. 439. vgl. Amalth. iii. S. 182. 3. Lessing: Wie die Alten den Tod gebildet haben (als Genius mit der Fackel). Herder: Wie die A. d. T. g., in den zerstreu- ten Blättern (mittelbar durch den Schlaf). Ein Jüngling mit geneigtem Heupte schlafend PCl. i, 29. Sonno. Die Arme Systematischer Theil. über dem Kopfe, die schöne Figur im L. n. 22. M. Fr. i, 16. Bouill. i, 19.; ebenso PCl. vii, 13.; beim Raube der Kora, Welcker Zeitschr. S. 38. 461. Auf die Fackel gestützt, die Hände darüber gekreuzt Bouill. iii, 15, 4. Z. Bass. 15. Hirt 27, 5. ( Somnus ) u. oft. Die schlafenden Eroten §. 391, 6. Morpheus als Greis, geflügelt, aus einem Horn sopori- ferum odorem ausgießend, auf den Endymion-Reliefs. Aehn- lich die Figur Z. Bass. 93. Morpheus-Kopf? G. M. 352. PCl. vi, 11. Thanatos , als Opferpriester, Eurip. Alk. 74. Serv. ad Aen. iv, 689., auf Etrusk. Sarkoph. Als Kind mit verdrehten Füßen am Kasten des Kypselos. Mantus mit dem Hammer. 4. Hecate triformis §. 206, 4. St. di S. Marco ii, 8. Cau- seus Rom. Mus. ii, 20 — 22. Passeri Luc. iii, 76 — 78. Bei Passeri Luc. i, 97. als einzelne Figur neben Artemis u. Selene. 6. Schicksal und Weltordnung. 1 398. Die Schicksalsgottheiten boten wenig Plasti- sches dar. Bei den ernsten Moͤren begnuͤgte man sich fruͤher mit einer allgemeinen Andeutung der Herrschaft; hernach scheidet man sie durch allegorische Bezeichnungen. 2 Bei der Tyche wird durch Attribute entweder Fluͤchtig- keit, oder lenkende Gewalt, oder Reichthum an Gaben 3 hervorgehoben; die Roͤmer, bei denen der Dienst der Fortuna alt und sehr ausgedehnt war, haͤufen alle At- tribute auf eine Figur, doch so daß die wuͤrdigere Vor- 4 stellung vorherrscht. Bei der Nemesis ist die Aphro- diten-aͤhnliche Darstellung alter Zeit von der allegorischen 5 Figur der spaͤtern Sinnbildnerei zu scheiden; bei den Erin- nyen die Gorgonen-aͤhnlichen Grauengestalten der Aeschy- lischen Buͤhne von den edlen und oft sanften Bildungen der Kunst, welche auch hier ein weises Anerkennen ihres Maaßes und ihrer Bestimmung zeigt. Gewoͤhnlich wird, auf Etruskischen Sarkophagen, wie auf Vasen, die Vor- 6 stellung der raschen Jaͤgerinnen hervorgehoben. Sehr aus- gezeichnete Werke der Griechischen Kunst, Reliefs und Gemmen, stellen das Antlitz einer versoͤhnten Erinnys auf eine schauerlich-schoͤne, innig ergreifende Weise dar. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 1. Mören am Borghes. Altar, §. 96, 16., mit Sceptern. Am Parthenon. Später wird die Klotho als spinnend, die La- chesis als das Geschick am Globus bezeichnend, die Atropos schnei- dend dargestellt. So in dem Humboldschen Relief, Welckers Zeitschr. Tf. 3, 10. Aehnlich zum Theil auf Prometheus-Reliefs §. 396, 3. Lachesis findet man auch schreibend oder eine Rolle haltend. Atropos die Stunde an einer Sonnenuhr zeigend, oder die Wage haltend. M. Cap. iv, 29. (Doch Cap. iv, 25 zeigt die Lesende wohl das Todtengericht an). S. Welcker S. 197 ff. 2. Bei der Tyche unterscheidet Artemidor ii, 37. die Vorstel- lung mit dem πηδάλιον (dann ist sie mehr providentia ) und auf dem κύλινδρος (als Zufall). Den Polos u. das Füllhorn erhielt sie in Smyrna von Bupalos Paus. iv, 30. Auch Praxiteles stellte eine Ἀγαϑὴ Τύχη und einen Ἀγαϑὸς δαίμων dar (so ist wohl Bona Fortuna u. Bonus Eventus bei Pl. zu fassen), diesen auch Euphranor. Ueber dessen Vorstellung (mit der Patere in der R., Aehren und Mohn in der L., oft auf Gem- men) §. 381, 1, vgl. 359, 6. 3. Ueber die Römischen Fortunen Gerhard Ant. Bildw. Tf. iv. Statue PCl. ii, 12. Häufig in Bronzen (Causeus ii, 27 sqq. Ant. Erc. vi, 24 sqq. ), auch Isis-artig, und in Panthea übergehend. Mit Füllhorn u. Ruder thronend, Bar- toli Luc. ii, 46. Drei Fortunen, mit Wagen, oft auf M. Auch Passeri L. i, 41. Die zwei Antiatischen Fortunen haben als Meerbeherrscherinnen auch Delphine. 4. Von der Rhamnusischen Nemesis §. 117. Die auf M. sehr häufigen Smyrnäischen haben theils die später charakteristische Gewandhaltung, wodurch der πῆχυς als Maaß (Μηδὲν ὑπὲρ τὸ μέτρον) hervorgehoben wird, theils führen sie Schwerdter. G. M. 347 — 50. Auf Wagen mit Greifen fahrend, Creuzer Abbild. zur Symb. Tf. 4, 5. Nem. mit Attributen der Tyche Hirt S. 98. Nem. und Elpis einander gegenüber (wie in ei- nem Epigramm Anal. iii. p. 173, n. 117.) auf der Ara im Florent. Museum, welche Uhden, Mus. der AlterthumsW. i. S. 552, beschreibt, u. dem Krater-Relief, welches auf der einen Seite sinnliche Freuden, auf der andern die Prüfungen der Seele aus- drückt. Zoëgas Abhandl. Tf. 3, 13. 5. S. Lessings Laocoon, Werke ix. S. 30. 158. Böttigers Furienmaske Weim. 1801. S. 67 ff. Millins Oresteide pl. 1. 2. Unten Orestes. Das Vasengem. Tischb. i, 48 Systematischer Theil. scheint die Erinnyen als die βροτοσκόποι Μαινάδες (Aeschylos) darzustellen. 6. S. die Rondaninische Maske bei Guattani 1788 p. 35. (Aber tiefer lehrt sie Göthe kennen, Werke in Duodez Bd. 27. S. 244. 29 S. 40. 328). Strozzische Gemme, M. Flor. ii, 7, 1. Ueber eine andre Ant. Zuccaro Capo di Medusa. Eckhel P. gr. 31. Lipp. I. ii, 70 — 77. Titelvign. bei Böttiger. Schwerlich nannte man solche Köpfe im Alterthum je Γοργονεῖα, über welche §. 371, 5. 7. Zeit. 1 399. Die Daͤmonen der Zeit ermangeln, je mehr der nackte Begriff der Zeit erfaßt werden soll, um so mehr der Darstellbarkeit. Bei den Horen , welche in der Kunst meist ihre physische Bedeutung festhalten, ist die 2 Folge von Bluͤhen und Reifen das Charakteristische. Au- ßer ihnen bezeichnen auch maͤnnliche Figuren, bald Kna- 3 ben bald Juͤnglinge, die Jahreszeiten. Aber auch Tage und Jahre und Pentaeteriden und Jahrhun - 4 derte wurden gebildet. Die spaͤtern Kuͤnstler beschaͤftig- ten astrologische Gegenstaͤnde sehr; auf Gemmen und Muͤnzen sind Horoskope, Darstellungen der Planeten und des Zodiacus sehr gewoͤhnlich. Man benuͤgt sich den Goͤttern, wenn sie Planeten darstellen sollen, einen Stern zur Unterscheidung beizugeben. 1. Auf Kunstwerken lassen sich eben so die drei Horen, die indeß nicht eigentlich Jahreszeiten sind, denn der Winter war nie eine Hora, nachweisen (§. 96, 16. Zoëga Bass. 96.), als eine Vierzahl , welche den gewöhnlichen Zahreszeiten entspricht (Zoëga 94. Terrac. Br. M. 23. 51.; mit vier männlichen Figuren ver- bunden im Grabmal der Nasonier, Hirt 14, 5). Vgl. Zoëga ii. p. 218. Es gab balletartige Horen- wie Chariten-Nymphen- und Bacchen-Tänze, welche auf Kunstdarstellungen eingewirkt zu haben scheinen (Xenoph. Symp. 7, 5. Philostr. Apoll. iv, 21). Allein kömmt die Frühlings-Hora, die ὥρα vorzugsweise, mit dem Schurz voll Blumen, öfter vor, oben §. 358, 3. u. 397, 2. vgl. Neapels Antiken S. 2. Statuen M. Flor. iii, 63. Guatt. M. I. 1788. p. 46. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 2. Vgl. Ovid. M. ii, 27. Den Dionysos umgebend, G. M. 362. Auctumnus? Ant. Erc. vi, 37. Ein schö- nes Gemmenbild ist der Frühlingsstier, welcher mit den Chariten auf dem Haupte das Jahr eröffnet (Köhler Descript. d’un Camée du Cab. de l’Emp. Russ. 1810. Hirt 16, 4). Er scheint aus dem Dionysos-Stier, den die Eleischen Frauen riefen mit den Chariten herbeizukommen, Plut. Qu. Gr. 36, hervorge- gangen zu sein. 3. Hirt S. 119. Die Pompen des Ptolemäos u. Antiochos, §. 147, 4., waren reich an solchen Figuren. Den Eniautos meint Hirt in dem Alpheios, §. 350, 5., zu erkennen. Der Aeon später Superstition, PCl. ii, 19. Zoëga Bass. 41. Böttiger Kunstmyth. S. 267. Chronos auf der Apotheose Homers. 4. Vgl. §. 206, 6. Hirt Tf. 16. August hat den Capricor- nus. Landschaften oder Städte haben auf M. das Zeichen, un- ter dessen besonderen Einfluß sie liegen, wie Commagene den Scor- pion. Ueber die Alexandrinischen M., welche den Stand der Planeten im Jahr der Weltschöpfung angeben, Barth é lemy Mém. de l’Ac. des Inscr. T. xli. p. 501. Ein Borghes Altar verbindet die Planeten Jupiter, Mars u. Venus mit verschiednem Zodiacalzeichen, Winck. M. I. 11. Bouill. iii, 67. Die schöne Mosaik von Poligny, welche Bruand 1816. herausgegeben, ist ein Horoscop. Eine astrologische Gemme des Cabinets Pontchartrain, die Baudelot 1710 edirt u. schlecht erklärt, vereinigt vier Planeten mit dem Sternbilde des Schützen (Centauren). Atlas mit Globus §. 396, 1. Zeus im Zodiac auf Atlas, Albanischer Marmor, Guatt. M. I. 1786. p. 53. vgl. §. 350, 6. Planisphär des Pariser Museum nebst den Planeten und 36 Decanen, von Bianchini herausgegeben, nach Letronne aus dem 2ten Jahrh. n. Chr. Thierkreis nebst den Planeten, im Pronaos des T. zu Palmyra, Wood pl. 19 A. Vom Kairos Hirt S. 107. Daß schon Phidias Occasio u. Metanoea gebildet (Auson. Epigr. 12), scheint mir zweifel- haft. Es ist wohl nur eine Verwechslung mit Lysipp. Systematischer Theil. 8. Lichtwesen. 1 400. Der Sonnengott war, abgesehn von dem Sol Phoebus der Roͤmischen Zeiten, nur in Rhodos ein bedeutender Gegenstand der Bildnerei, wo die Muͤnzen seinen Kopf meist von vorn mit runden Formen und strahlenfoͤrmig fliegenden Haaren zeigen. In ganzer Fi- gur erscheint er meist bekleidet, auf seinem Wagen, die 2 Rosse mit der Peitsche regierend. Selene , von der Artemis durch vollstaͤndige Bekleidung und bogenfoͤrmiges Schleiergewand uͤber dem Haupte unterschieden, ist be- 3 sonders durch die Endymion-Reliefs bekannt. Unter den Gestirnen hatte der Hund Sirius am meisten Bedeu- 4 tung im Griechischen Cultus und Mythus. Eos er- scheint, wie Helios, auf einem Viergespann in praͤchtiger 5 Gestalt. Iris ist aus einer Lichterscheinung des Him- mels ganz zur leichtbeschwingten Goͤtterbotin geworden. 1. Auf den M. von Rhodos bei Mionn. Pl. 52, 1. 2. sieht man den Kopf von der Seite, mit der corona radiata. Den großen Kopf im Mus. Capit. ( Bouill. i, 71.) sprechen Vi- sconti u. Hirt dem Sol zu, die Herausg. Winck. vi S. 200 ab. Deutlich Helios ist das Bildwerk, wovon Cl. Biagi Sopra una antica statua singolarissima. R. 1772; am Kopfe sieht man die Löcher für die Strahlenkrone. Statue V. Borgh. st. 2, 3. Ein Sol-Apollo bogenschießend, M. von Philadelphia, Combe 11, 7. Phaethons Fall Philostr. i, 11. in Reliefs Bouill. iii. 49. Die Helaiden in Pappeln, auf einem Denar der G. Accoleja. 2. Einige dieser Classe M. Cap. iv, 24. 29. PCl. iv, 16. G. Giust. ii, 110. Bouill. iii, 34. 35. Woburn Mar- bles 9. Gerhard Ant. Bildw. 36 — 40. Pitt. d’ Ercol. T. iii, 3. Endymions-Statue? Guattani 1784. p. vi. — Luna auf- und untergehend am Triumphbogen Constantins. Am Himmel schwebend, Gemme bei Hirt 16, 3. — Artemis Se- lene im Ziegenfell, wie Juno-Lanuvina, Passeri Luc. i, 94. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Deus Lunus oder Μὴν viel auf M. in Phrygischer Tracht mit Halbmond hinter den Schultern. Hirt 11, 8. 9. Der verwandte Pharnakes erscheint wahrscheinlich auf M. von Pharnakes als ein Hermes-Bakchos mit Sonne, Mond und Blitz. 3. Sirius als Sternenhund auf M. von Keos (Bröndsted Voy. i. pl. 27.), auf Gemmen, Bracci i. t. 45. Von den übrigen Sternbildern , welche kaum in diesen Kreis gehören, Hirt S. 135. Die ursprüngliche Volksvorstellung entwickelt oft mit Glück Buttmann über die Entstehung der Sternbilder, Berl. Akad. 1826. 4. Etrusk. Sarkophag bei Inghir. i, 5. Millin Vases de Canosa 5. Vas. i, 15. ii, 37. Unten: Kephalos. Memnon. 5. Iris (?) die Waffenüberbringerin Tischb. i, 4. Böttiger Vasengem. i, 2. S. 68.. Mit dem πρόχους, wie bei Hesiod. Theog. 784., Hirt 12, 2. Hemera u. Nyx sind noch nirgends mit Sicherheit nach- gewiesen, obgleich die letztre im Alterthum, besonders grade im früheren, öfter gebildet worden ist. Hirt S. 196. 9. Winde. 401. In den Gestalten der Winde , besonders am 1 Monumente des Andronikos Kyrrhestes (§. 153, 4), zeigt die alte Kunst ihr Vermoͤgen, fein und sicher zu charak- terisiren, auf eine vorzuͤgliche Weise. Von einzelnen laͤßt 2 sich sonst nur Boreas als Raͤuber der Orithyia mit Si- cherheit nachweisen. Die im Windsgebraus dahinraffen- 3 den Harpyien (gefaͤhrliche Winde, welche von dem Ge- schlecht des heilsamen Boreas uͤberwunden werden) er- scheinen bald als gefluͤgelte Weiber, bald mehr Voͤgeln aͤhnlich gebildet. 1. Boreas (rauh), Käkias (Hagel bringend), Apeliotes (warme Luft), Euros (Gewitter), Notos (langen Regen), Lips (Hitze, die Schiffe in den Hafen), Zephyros (schönes Frühlingswetter), Ski- ron (Kälte). Typhoeus als geflügelter Gigant Hirt 18, 4. 2. Boreas dabei mit Schlangenfüßen am Kasten des Kypselos Paus. v, 19, 1. Als doppelt geflügelter Mann Tischb. iii, 31. Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 48, 1. 35 Systematischer Theil. 3. Das Vasengem. Millingen Un. Mon. i, 15. stimmt ganz mit Aeschylos Eum. 50 überein. Ueber die Vogelgestalt Böttigers Furienmaske S. 112. Voß Antisymbol. i. Schorns Kunstblatt 1825 Jan. vgl. §. 334, 1. 10. Das Element des Wassers. 1 402. Die Daͤmonen des Meers gehen von der er- habnen Gewalt des Poseidon, der Schoͤnheit der Aphro- dite und Thetis, durch mancherlei Mitteistufen in die 2 phantastisch geformten Ungeheuer der See uͤber. Den fischgeschwaͤnzten, oft mit Seepflanzen uͤberwachsnen, Satyr- und Kentaurenartigen Tritonen (denen Aegaͤon , 3 Glaukos, Nereus, Phorkys, Proteus aͤhnlich sind) stehen die meist menschlich gebildeten Nereiden gegenuͤber, unbekleidete, anmuthige Maͤdchengestalten, de- ren geschmeidiger Koͤrperbau sich in mannigfachen Bie- gungen reizend entfaltet; oft gleichsam Bacchantinnen der See; wie uͤberhaupt der uͤppige und berauschte Geist des Bacchischen Naturlebens in diesen Wesen auf eine sehr geistreiche Weise auf die See uͤbergetragen erscheint. 4 Unter den uͤbrigen zahlreichen Personen der See sind ohne Zweifel noch Entdeckungen zu machen, da die Fein- heit der Bezeichnung der alten Kunst von der Kunster- klaͤrung noch keineswegs erreicht ist. 1. S. oben §. 125, 5. 356, 1. 2. Thetis καρκίνοις τὴν κεφαλὴν διαστεφὴς, Schol. Arist. bei Mai Coll. i, 3. p. 42. Solche Köpfe oft auf M. z. B. der Bruttier, Beyer Thes. Brand. i. p. 340. Schöne Statue? im Louvre 120 Bouill. i, 47. Winckelm. W. vi. S. 312. (Aphr. Euplöa?). Vgl. unten Peleus. 2. Die Tritonen erkennt man am sichersten, wo sie cum buccinis sind, wie im Giebel des Saturnustempels, Macrob S. i, 8. (vgl. Virg. Aen. x, 209. Ovid. M. ii, 8.), wobei sie selt- ner jugendlich ( Tritun, Inghir. S. V. t. 55, 8.) als bärtig er- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. scheinen, Bartoli Luc. i, 5. Ein Triton als ein See-Satyr PCl. i, 35. Neben den fischschwänzigen scheint es auch men- schenbeinige zu geben (Voß Myth. Br. ii, 23); die mit Vorder- beinen eines Pferdes kommen bei Dichtern und in Kunstwerken öfter vor. Bouill. ii, 42. (Krebsscheeren im Haar) 43. Aegäon auf M. von Cumä (Solin 16) Millingen Méd. in. i, 3. Ein geharnischter Triton auf M. von Herakleia (Combe 3, 13) u. Etrusk. Gemmen (Lanzi Sagg. ii, 4, 3.) scheint Glaukos . Von Gl. im Meere verkommner Gestalt Philostr. ii, 15. Der Fischschwanz fehlte selbst beim tanzenden Gl. nicht. Vgl. Voß ii, 24. Seine Liebe zur menschlichen Skylla, Herculan. Gemählde M. Worsl. i. p. 103. Nereus mit Herakles auf einem alten Vasengem. Millingen Div. 32. U. M. i, 11. Von Phorkys Schol. Apoll. iv, 1610. Proteus als Hirt der See, Ant. Erc. ii, 39. 3. Nereiden mit Waffen (für Achill) auf M. von Lampsa- kos (Chois. G. Voy. pitt. ii, 67, 33.), Reliefs PCl. v, 20. Pränestinische Ciste bei R. Rochette Mon. In. i. pl. 20. vgl. Kunstbl. 1827. N. 32. Eckhel P. gr. 15. Maisson. Vas. 36. Eine Nereide auf einem See-Panther, Pitt. Erc. iii, 17; auf einem Hippokampen, Florentin. Marmorgruppe, Meyer Tf. 10, a. Bartoli Luc. i, 4. Gemmen M. Flor. ii, 48. Ein Nereide von einem Triton geraubt, schöne Gruppe des PCl. i, 34. Von ihm umarmt, in einem Lacunar von Palmyra, Cassas i. pl. 91., auf Gemmen Tassie 81, 2633. Tritonen u. Nerei- den-Züge, M. Cap. iv, 62. Bouill. i, 78. M. Fr. iv, 10.; G. Giust. ii, 98. 102. 144 sqq. Bouill. iii, 42. 43. Auch fischgeschwänzte Nereiden sind nach Schriftstellern (von Plin. ix, 4. an) u. Bildwerken (Relief G. Giust. ii, 142., Gemme M. Flor. ii, 46.) nicht zu läugnen. Voß ii, 26. 4. Von Melikertes-Palämon §. 252, 3. G. M. 401. 402. 404. (Ein Isthmischer Athlet dabei). Philostr. ii, 16. Manche auf Delphinen ruhende Knaben gehören hierher. Palä- mon-Kopf Bouill. i, 72., nach Visconti. Ino-Leukothea hat man an dem Kredemnon (dem festen Kennzeichen, Klemens Protr. p. 96.) noch nirgends erkannt. Ihr Sprung auf M. G. M. 400. Morelli Domit. 16, 3. vgl. Thes. Ant. Gr. i, Aa. Galene (nach Tölken, Kunstbl. 1828. H. 1.) auf der Gemme, G. M. 245., durch das zusammengesunkne Seegel und die Lage auf ebner Fläche charakterisirt. — Skylla auf M. von Agri- gent, von Cumä (Millingen Méd. in. i, 4. abweichend), der 35* Systematischer Theil. G. Pompeja. Tischb. Homer iv, 6. G. M. 638*. Gori M. E. i, 148. 1 403. Die Flußgoͤtter werden, je nach der physischen Groͤße und der poetischen Wuͤrde des Stroms, bald als greise Maͤnner bald als Juͤnglinge, mit Urnen, Fuͤllhorn, 2 Schilf, gebildet; und an die rein menschliche Bildung reiht sich auf mannigfache Weise die Stiergestalt, theils durch bloße Hoͤrner, theils durch einen Stierleib mit Menschenhaupt, theils durch voͤllige Stierbildung an. 3 Die Natur des Landes, die Schicksale des Volkes, wel- ches dem Flusse anwohnte, bestimmt Bildung und Attri- bute genauer, wie bei der herrlichen Statue des Seegens- spender Neilos , welchen die Daͤmonen der Niluͤber- schwemmung nach ihren verschiednen Graden (Πήχεις) umspielen, und des machtvoll gebietenden Tiberis , den 4 die Woͤlfin mit den Kindern bezeichnet. Den Nereiden des Meeres entsprechen die Naiaden des Landes, die als halbbekleidete Maͤdchen, mit Wasserkruͤgen oder Mu- scheln, haͤufig mit Pan zusammen, und in Beziehung auf warme Quellen mit dem Athleten Herakles verbunden dargestellt werden. 1. Ueber Flußbildung Aelian V. H. ii, 33. Facius Colle- ctan. S. 186. Voß ii, 34. Wie man in Delphi Akragas als einen Knaben von Elfenbein sah, wie Meles nach Philostr. ii, 8. als Epheb gemahlt war: so erscheinen jugendlich Kydnos auf M. von Tarsos ( G. M. 307), Orontes von Antiochia ( G. M. 369.), Hermos auf M. von Kadoë (Combe 11, 16), Meles auf M. von Amastris (9, 8), Pyramos von Hierapolis (Millingen Méd. in. 4, 4.), auch Ilissos am Parthenon (§. 118, 2.), u. Inopos (?) von Delos im Louvre, Bouill. iii, 24, 8. Hip- paris auf M. von Kamarina (Nöhden 4.) ist ein Jüngling mit keimenden Hörnern, wie Aesaros auf Krotoniatischen. Als Greis sieht man Ismenos, auf einer Vase, Millingen Un. Mon. i, 27., Alpheios §. 350, 5., Rhenus, Danubius auf M. (G. M. 309. 10. Col. Traiani), Skamandros auf Ilischen (Chois. Gouff. ii. pl. 38, 7.), Rhodios auf Dardanischen ( pl. 67, 27.), Keteios u. Selinus auf Pergamenischen ( pl. 5, 19) u. s. w. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 2. Als gehörnter Greis mit Schilf und Patere erscheint Ache- loos auf einer SilberM. des von Ursprung halbAetolischen Meta- pont, die zu dem Preise eines ἀγὼν ταλαντιαῖος gehörte (ΑΘΛΟΝ ΑΧΕΛΟΙΟ, Ἀχελῴου) Millingen in den Trans. of the Roy. Soc. of Litterat. i. p. 142. Dagegen er- scheint er auf den M. von Akarnania u. Oeniadä (z. B. Sestini Med. del Mus. Fontana 4, 9. 10, 12. Mionnet Suppl. iii. pl. 14.) als Protome des sog. Hebon, der auf den M. Campa- niens und Siciliens als Flußgott kaum verkannt werden kann, auf denen von Gela z. B. als Gelas. S. Millingens Auseinan- dersetzung, Méd. Inéd. p. 6. Trans. R. Soc. a. O., wogegen Avellino’s ( Opuscoli div. i. p. 81.) Einwürfe wohl zu beseiti- tig sind. Vgl. Millin P. gr. 46. Kephissos als Stier Enrip. Jon 1276. 3. Von den Πήχεις Philostr. i, 5. vgl. Welcker p. 234. Statue des Nil im T. Pacis, aus Basanit. Entsprechende, aus weißem Marmor, PCl. i, 38. Bouill. i, 61. St. Victor im Comm. Aehnlich auch auf M. Zoëga N. Aeg. Imp. t. 16, 7. PCl. iii, 47. Tiber PCl. i, 39. Im Louvre 249. Bouill. 62. M. Roy. i, 20. Marforio §. 261, 1. Schöner Kopf eines Flußgottes mit kurzen Hörnern, Delphinen im Bart, Trauben im Haar, PCl. vi, 5. Bouill. i, 65. vgl. 73. M. Fr. iii, 12. 4. Hirt 20. G. M. 326—329. 475. 476. Statue im PCl. i, 36. (wohl auch ii, 2?) Bouill. i, 57. Die Seenymphe Kamarina auf M. Nöhden 4. Die Aqua Virgo auf einer Gemme, die Chifletius edirt hat. Relief Boissard. vi, 25. 11. Die Vegetation des Landes. 404. Unter den Goͤttern von Wald, Wiese, Feld 1 und Garten sind der Baumpfleger Silvanus und der den Herbstseegen verleihende Vertumnus erst Roͤmischer Herkunft; ihre Flora scheinen die Roͤmer nicht sowohl 2 aus der Chloris, welche in der Kunst nicht nachweisbar ist, als aus der Fruͤhlingshora (§. 399.), Pomona viel- leicht aus einer Herbsthora gebildet zu haben. Der Land- 3 Systematischer Theil. und Gartenbeschuͤtzer Priap ist nur eine in Lampsakos uͤblich gewordne Form des alten Dionysos Phallen (§. 67. 383, 3). Ueberhaupt ersetzt in Griechenland der Kreis des Dionysos und der Demeter diese Felddaͤmonen voͤllig. 1. G. M. 289 — 291 **. Statue des Vertumnus Bouill. iii, 15, 2. Ueber Vertumnus Dionysische Bildung des Vf. Etrusker ii. S. 52. Silvan als rohe Satyrfigur, M. Kircher. ii, 6. Ara des Silvanus u. Hercules, der Fortuna u. Spes, Diana u. Apoll, Mars u. Mercur, Chia- ram. 20. 2. Blumenbekränzter Kopf auf Denaren der G. Servilia u. Claudia. Die Farnesische Flora (?), ein colossaler schön dra- pirter Sturz, Kopf, Extremitäten u. Attribute ergänzt, Neapels Ant. S. 63. Rondaninische Statue Guatt. 1788. p. 46. — Herme der Pomona (?) M. Kircher. Aenea ii, 9. 3. Gewöhnlich fängt aber die Herme erst unter dem Phallus an. Der Oberleib hat die Stellung der λόρδωσις, so daß man auch den Namen Lordon brauchen kann. M. Flor. i, 95, 1—3. Oefter auch mit einem Mantel (wie auch Her- men §. 67.) μελάγχλαινος bei Moschos. Priapus-Opfer, oft von nackten Frauen verrichtet, auf Gemmen, Caylus iii, 50, 5. Bracci i. t. agg. 22, 1. M. Flor. i, 95, 4—8. Priaps Geburt und Erziehung, s. Hirt S. 173. Der Priap PCl. i, 51 u sonst hat den Fruchtschurz mit der Flora gemein. Noch sind unter diesen öconomischen Göttern zu erwähnen: der Hermen-ähnliche Terminus auf Denaren; die in den Ställen gemahlte (Juven. 8, 157. Apulej. iii. p. 66. Bip. ) Epona (von epus, equus ) bei Bianconi Circhi 16., Bron- zebild im Ungarischen Museum, Cattaneo Equejade; der Mühlendämon Eunostos , auf einer Gemme bei Gori Soc. Co- lumbar. V. ii. p. 205. Aristäos kommt nur in Antinoos Aristäos ( Bouill. ii, 48.) als Arkadischer Landmann vor. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 12. Land, Stadt und Haus. 405. Die Griechische Kunst gestaltet, weit uͤber das 1 in Cultus und Poesie Gegebne, nach einer ihr eigenthuͤm- lichen Befugniß (§. 325.) bis in die spaͤtste Zeit (§. 214, 2.) Laͤnder, Staͤdte, Voͤlker als menschliche In- dividuen. Wenn dabei auch die Vorstellung einer reichbekleideten Frau mit einer Thurmkrone, einem Fuͤll- horn und dergleichen Attributen des Reichthums die ge- woͤhnliche ist: so findet doch auch bei mythischer Begruͤn- 2 dung oder besonders hervorstechendem Charakter der dar- gestellten Collectivperson eine eigenthuͤmlichere Darstellung statt; wie die Pallas-aͤhnliche nur minder jungfraͤuliche der Roma. Gruppen, worin eine Stadt die andre, 3 eine Stadt einen Koͤnig, oder Arete und aͤhnliche allego- rische Figuren die Stadt kraͤnzen, waren im Alterthum haͤufig. Auch Demen , natuͤrlich maͤnnlich, Se- 4 nate und dergleichen Versammlungen wurden bildlich vorgestellt. Besonders war viel Anlaß, die Gottheiten 5 der Agonen-Orte, oder auch der Agonen-Versammlun- gen selbst, als Frauen mit Palmen und Kraͤnzen darzu- stellen; gewiß sind auf diese Weise zahllose kraͤnzende oder Taͤnien umlegende Figuren auf Vasen zu erklaͤren. Die Roͤmischen Genii locorum erscheinen als Schlan- 6 gen, welche hingelegte Fruͤchte verzehren, waͤhrend der Genius sonst — eine rein Italische Vorstellung, die in der neuern Kunstsprache mißbraͤuchlich auf Griechische Kunstaufgaben uͤbertragen worden ist — meistentheils als Fi- gur in der Toga mit verhuͤlltem Haupte, Fuͤllhorn und Patere in den Haͤnden, gedacht und abgebildet wird. Die Laren des Roͤmischen Cultus erscheinen als Opfer- 7 diener; die Penaten als sitzende, den Dioskuren aͤhn- liche Juͤnglinge, mit Helm und Speer, und dem haus- bewachendem Hunde neben sich. Selbst Plaͤtze , wie 8 der Campus Martius, Straßen, wie die via Appia, werden in der Alles personificirenden Kunst zu Menschen- figuren. Systematischer Theil. 1. S. Hirt Tf. 25. 26. S. 176 — 194. Viel solche Fi- guren bei Triumphen, Leichenzügen der Römer. S. die Figu- ren Europa’s u. Asia’s, Phrygia’s, Armenia’s, Africa’s (mit ei- nem Elephantenhelm, vgl. die Titelvign. von Mazzuchelli’s Corippus), u. andrer Provinzen, meist von Röm. M., G. M. 364 — 380. Berühmter Kopf der Hispania (?) auf dem Borghes. Relief im Louvre, Bouill. i, 74. Italia, behelmte Frau mit einem Stiere, auf den M. der Italiker Millingen Méd. In. i, 19. p. 31. Aetolia, in der §. 338, 1. 4. beschriebnen Tracht, auf Schilden sitzend, Millingen Méd. In. 2, 9. p. 39. Aehnlich die Ama- zonenartige Bithynia auf M. Nikomedes i. Visconti Iconogr. pl. 43, 1. (Artemis nach Fröhlich u. Visc.). — Θήβη mit Mauer- krone u. Schleier, auf Vasengem. Millingen Méd. In. 27. An- tiochia PCl. iii, 46. Das Relief von Puteoli (es gehört dem Fußgestell der Statue des Tiber an, welche die urbes restitutae in Rom aufstellen ließen) zeigt 14 Kleinasiatische Städte, zwölf weiblich, zwei männlich gebildet, sehr charakteristisch. S. L. Th. Gronov im Thes. Ant. Gr. vii. p. 432. Belley Mém. de l’Ac. des Inscr. xxiv. p. 128 Eckhel D. N. vi. p. 193. Schöne Figuren Orientalischer Städte, Relief des L. 179. Bouill. i, 106. vgl. Combe N. Br. 9, 24. 25. 10, 3. 12. 19. 2. Roma (Tempel §. 190, 1. ii ) exerta mamma (Coripp. laud. Iustin. i, 287. vgl. Hirt 16, 2. 25, 16. PCl. ii, 15.) In dem berühmten Barberinischen Gemählde (Sicklers u. Rein- hards Almanach aus Rom 1810). Statue im Palast der Con- servatoren. Mit August, Eckhel P. gr. 2. vgl. §. 200, 2. Auf Spolien sitzend, Zoëga Bass. 31. Münzen Combe 1, 24. 11, 11. G. M. 662. 63. Auf Denaren der G. Fabia mit dem apex (?) 3. Hellas von Arete gekränzt, Gruppe von Euphranor. Der Demos der Rhodier von dem Demos der Syrakusier, Polyb. v, 88. Der D. der Athener von dem D. der Byzantiner u. Pe- rinthier, Demosth. de cor. p. 256. 4. Δῆμος Ἀϑηναίων §. 138, 2. Demen G. M. 363. Combe N. Br. 10, 2. 24. 11, 6. 14. 16. Die ἱερὰ σύγ- κλητος auf M. von Cumä, ebd. 9, 20. 23. Vom Senatus Dio Cass. 68, 5. 5. Olympia erscheint, mit dieser Umschrift, die nicht die Com- müne welche die M. schlagen ließ, anzeigen kann, da es keine Olympier gab, auf Eleischen M. im Profil. Stanhope Olympia II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. extr. Auch in ganzer Figur auf diesen M., als geflügelte Jungfrau, sitzend oder eilend, mit einem Stabe oder Kranze. S. GGA. 1827. S. 167. Olympias, Isthmias §. 350, 5. Aglao- phon mahlte den Alkibiades auf dem Schooße der Nemea, und von Olympias u. Pythias bekränzt, Athen. xii p. 534. Nemea, Hirt 25, 14. Eine Asiatische Agonengöttin, Gemmae Flor. ii, 52. 6. Genii locorum. Pitt. Erc. iv, 13. Gell Pompej. 18. 76. Winck. W. i. Tf. 11. Auch auf Contorniaten, Eckhel viii. p. 306. Vgl. Visconti PCl. v. p. 56. Ueber die Darstellung des Genius publicus Ammian xxv, 2. So in Statuen, Bron- zen, Münzen. Ant. Erc. vi, 53. 55. 56. Gori M. E. i, 49. Der Genius Romae sehr verschieden, Stieglitz Archäol. Unterh. ii. S. 156. Oft mit dem Kaiser identificirt Eckhel v. p. 87, Genius Augusti PCl. iii, 2. Galbae G. M. 670. 7. Die Lares (cinclu Gabino, Schol. zu Pers. v, 31.) in hochgeschürzten Tuniken, mit ῥυτοῖς, §. 299, 5., und Scha- len oder Kannen, um einen Altar, Bartoli Luc. i, 13. 14. Ant. Erc. vi, 52. 54. 57. Gori M. E. i, 96. iii, 4, 1. So die Lares Augusti, PCl. iv, 45. Gall. di Fir. Stat. 144. vgl. 145 — 149. Die Kinder mit der bulla gehen sie nichts an. Von den Penaten Dionys. i, 68. u. die Denare der G. Caesia. Vgl. Gerhard Prodrom. S. 40 ff. 8. S. Hirt S. 186. Tf. 16, 2. 26, 5. 10. 26, 6. (Cir- cus̅.) Visconti PCl. v. p. 56. 13. Menschliche Thaͤtigkeiten und Zustaͤnde. 406. Unuͤbersehlich ist die Classe der an die Allego- 1 rie anstreifenden Personificationen menschlicher Eigenschaf- ten und Verhaͤltnisse; auch die Erfinder Roͤmischer Muͤnz- typen, welche die meisten darbieten, bedienten sich nur der der Kunst von jeher zustehenden Befugniß. Bei 2 den Griechen ist vor allen die der Athena verwandte Nike, dann Hebe, Arete, Eirene (mit dem Plutos), Limos, Oestros, Momos, Poͤne, Palaͤstra, Agon, Polemos, Dei- Systematischer Theil. mos und Phobos gebildet worden: doch mehr als Ne- benfiguren in groͤßeren Darstellungen, und weniger un- abhaͤngig fuͤr sich, als in der Roͤmischen Sinnbildnerei. 3 Neben der allgemeinen Auffassung von Honor, Virtus, Spes, Concordia, Salus, Libertas, Pax, Fides, Victoria, schienen auch die besondern Beziehungen Spes Augusta, Se- curitas Augusta, Constantia und Providentia Augusti, Fides cohortium, Gloria exercitus, saeculi, Roma- 4 norum u. dgl. darstellbar. Die Attribute sind hier meist leicht zu deuten; das Fuͤllhorn wird den meisten Figuren der Art gegeben, indem alle gute Eigenschaften dem 5 Menschen zum Seegen gereichen; bestimmte Stellungen charakterisiren nur wenige; bisweilen werden auch alte Darstellungsweisen Griechischer Goͤtter solchen allegorischen Figuren zum Grunde gelegt. Von consequenter Ge- staltung dieser begriffsartigen Figuren zu festen Kunstfor- men laͤßt sich eben deswegen, weil der bloße Begriff den Keim einer vollstaͤndigen Anschauung nicht enthaͤlt, wenig nachweisen. 1. Hirt Tf. 12. 13. S. 103 ff. G. M. 355 — 362. Eck- hel D. N. v. p. 87. Stieglitz Einr. ant. Münzs. S. 227 — 38. 2. Victorien mit Trophäen, Schilden, Candelabern, Krän- zen, Palmen, viel auf Münzen, Lampen, in Pompej. Gemählden; oft setzen sie Inschriften auf Helme oder Schilde (Mionn. Descr. pl. 68, 3. auch Tischb. iv, 21). Nike als Tropäophor, PCl. ii, 11. Ant. Erc. iv, 50. vi, 10. Oft auf Wagen, Siegern die Zügel führend. Stieropfernd, Zoëga Bass. 60. Bouillon iii, 47, 2. Combe Terrae. pl. 16. Hebe mit Zeus Adler, ihn liebkosend, auf Gemmen Tassie p. 110.; bei Herakles, s. unten. Die Heben bei Hirt S. 92. sind wohl Niken. Arete , s. §. 404, 3. u. bei Herakles. Pöne , Paus. i, 43, 7. vgl. x, 28, 2., vielleicht bei Lykurgos §. 384, 4. Oestros Vas. de Canosa 7. Hosia , die goldgeflügelte, Eurip. Bacch. 367., ist auf Vasengemählden zu suchen, wie Telete §. 388, 5. Palästra Philostr. ii, 32. Ἀγῶνες scheinen die Jünglinge mit Kampfpreisen auf dem Relief bei Stuart Ant. ii. ch. 4. vign., auch die Knaben, welche alle Kampfarten zeigen, Bouill. iii, 45. Phobos als ein geflügelter Hoplit auf Vasengem. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. (Troischer Krieg). Als Löwenkopf Paus. v, 19, 1. vgl. Hesiod Schild 144. Deimos u. Phobos in Rom Pallor u. Pavor, jener mit herabhängendem, dieser mit gesträubtem Haar, auf Denaren der G. Hostilia. G. M. 158. 159. Pole- mos mahlte schon Apelles mit auf den Rücken gebundnen Händen. Enyo (Bellona) auf M. der Bruttier, Mamertiner, Magnani ii, 4 sqq. iv, 36. 4. Pax hat den Oelzweig (auch zündet sie Waffen an), Li- bertas den Hut, Pudicitia den Schleier, Valetudo die Schlange, Pietas den Storch, Aequitas u. Moneta, aus verschiednen Grün- den, die Wage. Am Himmel ist die Wage blos als Attribut der Jungfrau (Dike) und Zeichen des Aequinoctiums in den Thier- kreis gekommen, da lange die Scheeren des Scorpions die Stelle ausfüllten. Umgekehrt stellt sich die Sache Hirt vor, S. 112. 5. Die Securitas stützt sich auf eine Säule oder schlägt den Arm über das Haupt (Zeichen der Sicherheit u. Ruhe). — Die Spes mit der Blume in der Hand im alten Venus-Costüm findet sich auf den M. seit Claudius. Eckhel vi. p. 238. Chiaram. i, 20. Ganz anders bei Boissard iv. p. 130. Mitunter stehen auch mehrere Personen für eine Figur, wie die temporum telicitas durch vier Knaben mit den Früchten verschiedner Jahreszeiten dar- gestellt wird. 14. Altitalische Goͤtter. 407. Die den Italischen Voͤlkern eigenthuͤmlichen Goͤt- 1 terdienste enthalten sehr wenige Gestalten, welche origi- nal Italisch sind und sich zugleich in plastischer Bestimmt- heit den Griechischen naͤhern. Wo dies den Schein hat, 2 findet man doch meist eine Griechische Kunstform zum Grunde liegend, wie beim Janus und Vejovis. 1. S. an andern Stellen Jupiter Anxur, Juno Lanuvina, Saturnus, Flora, Vertumnus, Silvanus, Genius, Lar, Fortuna, Mantus. 2. Janus auf Münzen von Volaterrä (?) und Rom, auf diesen mit zwei bärtigen, erst spät einem bärtigen und einem ju- Systematischer Theil. gendlichen Gesicht, Griechischen Doppelhermen nachgebildet. Solche Doppelköpfe auf vielen M. auch Hellenischer Städte, Athen. xv, 692. S. Böttiger Kunstmythol. S. 257., besonders über den Schlüssel des Janus. Vejovis (Apollo nachgebildet) auf Dena- ren, Stieglitz Einricht. ant. Münzs. S. 159. Etrusker ii. S. 60. Die angeblich Etruskischen Gottheiten bei Gori durchaus unzuverlässig. Dea Vacuna Sabinorum, bei Guatt. Mem. enc. T. vi. p. 29. 15. Fremde, orientalische Goͤtter. 1 408. Die Masse der in den Griechisch-Roͤmischen Cultus aufgenommenen fremden Goͤtter hat, je nach- dem die Periode der Aufnahme fruͤher oder spaͤter war, vorzuͤglichere oder schlechtere Kunstwerke Griechischen Styls 2 erzeugt. Die besten wohl, nach dem Kyrenaͤischen Zeus Ammon, der Alexandrinische Serapis , ein Unterwelts- gott, in dessen Bildung und Attributen Milde und See- 3 gen vorwalten. Die Isisstatuen in dem Costuͤm Roͤmischer Isisdienerinnen, mit der steifgefalteten Tu- nica, dem auf der Brust geknoteten Obergewande und 4 der Lotosblume, sind selten vorzuͤgliche Werke; die Ho- rus- oder Harpokrates-Knaben, mit dem Zeigefinger auf dem Mund, dem Fuͤllhorn in dem Arm, meist kleine 5 Bronzen, Amulete. Die Syrische Goͤttin, der Phrygischen Großen Mutter aͤhnlich, erscheint bisweilen in Statuen aus der Zeit der Syrischen Kaiserinnen, haͤu- 6 figer auf den Muͤnzen ihres Landes. Der Bilderkreis des Mithras enthaͤlt außer der hundertfach wiederholten Hauptvorstellung manche, meist noch unaufgeklaͤrte, Dar- stellungen aus dem Cultus. 1. Hirt S. 87 Tf. 11. 2. Schöne Serapisköpfe PCl. vi, 15. (Bouill. i, 66. mit Strahlen). Bouill. i, 67. Serapis als ein Hades auf einem Crocodil, Passeri Luc. fict. iii, 73. Schlangen-Serapis iii, 70. Häufig Köpfe. Guigniaut Le dieu Sérapis p. 9. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 3. Isisstatuen der Art, Montfaucon Suppl. ii, 40. Mus. Nap. iv, 51. Büste PCl. vi, 16. Porträtfiguren M. Cap. iii, 81. Barberinische Gruppe von Isis u. Horus, Hirt 11, 10. Isiscult Ant. Erc. ii, 59. vgl. Böttiger Isisvesper, Minerva, Taschenbuch für 1809. Zu den Münzbildern §. 206, 2. 232, 3. sind besonders die Vota publica aus Julians und anderer Kaiser Zeit (mit einem Julianus-Serapis, einer Isis-He- lena) zu fügen. Eckhel viii. p. 136. Isis sitzt hier häufig auf dem Sirius, welcher Griechisch als Hund (Aegyptisch als Kuh) dar- gestellt wird; als Faria hält sie öfter ein Seegel, der Pharus steht dabei. 4. Harpokrates Montf. ii, 105. 123. M. Cap. iii, 74. Cupers Harpocrates. Besonders viel als Amulet Montf. ii, 105. 123. Mit Keule, Herakles ähnlich, als Semphukrates, z. B. Zoëga Numi Aeg. Impp. t. 9, 4. Anubis , Boissard vi, 78. Canopus M. Cap. i, 82. 5. Thronend mit zwei Löwen, Boissard iv, 95. Auf M. von Askalon verschleiert, mit der Thurmkrone, mit dem Halbmonde, auf einer Prora stehend, die Hasta, eine Taube haltend. Vgl. §. 241, 2. Malachbel von Palmyra M. Cap. iv, 18. 6. Mithrasbilder §. 206, 3. Bouill. iii, 47. 48. PCl. vii, 7. Vollständige Symbole des Cultus Gemmae Flor. ii, 78. Kaum findet man eine größere Mannigfaltigkeit Mithrischer Scenen als in den von dem Verein für Nassauische Alterthumskunde publi- cirten Bildwerken (von Heddernheim?), wovon blos die Kupfer mir vorliegen. Die in den Fels verwachsne Figur findet sich auch G. Giust. ii, 62. oder bei Montf. i, 218. Kappadokische Götter §. 399, 2. Panthea §. 206, 4. Schon auf M. der G. Plaetoria u. Junia. Minerva Pantheos Millin P. gr. 57. Systematischer Theil. D. Heroen. 1 409. Die Festigkeit und Bestimmtheit individueller Charakteristik, wie sie an den Hauptgoͤttern der Griechi- schen Kunst wahrgenommen wird, erstreckte sich auch uͤber die Hauptheroen. Wir wissen, daß man auch diese in Griechischen Kunstwerken nicht an Bekleidung und At- tributen allein, sondern an der Gestalt und Bildung des 2 Koͤrpers erkannte. Jetzt kennen wir indeß nur sehr we- nige Heroen, fast keinen außer Herakles, auf eine solche Weise, und koͤnnen auch kaum zu einer genaueren Kennt- niß gelangen, da statt der zahlreichen Bronzestatuen und Gruppen, Werke der vorzuͤglichsten Kuͤnstler, welche das Alterthum besaß, nur Reliefs, und meist von Sarkopha- gen, wo der Mythus mit besondrer Ruͤcksicht auf den Anlaß des Bildwerks behandelt wird, und Vasengemaͤhlde uns vorliegen, deren leichte und freie Zeichnung wenig 3 von jener Charakteristik zulaͤßt. Man pflegt daher in der Regel nur nach dem Inhalt der Handlung, welche vorgestellt wird, zu deuten, wobei oft die Wahl zwi- 4 schen sehr verschiednen Heroenkreisen bleibt. Auch in der Heroenbildung traten Veraͤnderungen ein; die baͤrti- gen Figuren der aͤlteren Bildner und Mahler wurden zum Theil durch jugendliche Bildungen verdraͤngt. 1. Höchst wichtig und belehrend ist die Stelle in Plutarch Arat 3. Vgl. von Parrhasios 138, 2. Euphranor pri- mus videtur expressisse dignitates heroum Pl. Auch bei Philostratos, Heroika, erscheinen die Heroengestalten durchaus bis in die feinsten Züge charakteristisch. Vgl. unten Trojani- scher Krieg, §. 415. 2. S. z. B. die vielen Heroenstatuen aus Bronze, welche Christodor beschreibt. Eine Anzahl davon scheinen eine große Gruppe zu bilden. 3. Hyakinthos am Amykläischen Throne bärtig, bei Nikias sehr jugendlich. Paus. iii, 19, 4. Die Vasengemählde ältern und spätern Styls. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 1. Herakles. 410. In der hoͤchsten Potenz erscheint das Heroen-Ideal 1 ausgepraͤgt in Herakles, der vor allen Hellenischer Na- tionalheld war. Durch Anstrengung gestaͤhlte und be- waͤhrte Kraft ist der Hauptzug. Schon in den oft 2 uͤberaus edlen und anmuthigen Bildungen des jugendli- chen Herakles meldet sich diese in der gewaltigen Staͤrke der Nackenmuskeln (§. 331, 2), den dichten kurzen Locken des kleinen Hauptes (§. 330, 2.), den verhaͤltnißmaͤßig kleinen Augen, der vorgedraͤngten maͤchtigen Unterstirn, und der Form saͤmmtlicher Gliedmaßen. Deutlicher 3 aber tritt der Charakter des Vollenders ungeheurer Kaͤmpfe, des muͤhbeladnen (aerumnosus) Heros in der gereiften Gestalt hervor, wie sie besonders Lysippos (§. 129.) ausbil- dete, in den aufgehuͤgelten durch unendliche Arbeit hervorge- triebnen Muskel-Lagen, den maͤchtigen Schenkeln, Schul- tern, Armen, Brust und Ruͤcken, so wie in den ernsten Zuͤgen des zusammengedraͤngten Antlitzes, in denen der Eindruck, welchen Muͤhe und Arbeit gemacht, auch durch eine voruͤbergehende Ruhe nicht aufgehoben wird. Beide 4 Gestalten lassen sich nun in einem fast unuͤbersehbaren Cyklus von Abentheuern und Kaͤmpfen nachweisen, und die Entwickelung des Heros von dem schlangenbaͤndigenden Kinde aus durch alle Ereignisse des Lebens hindurch ver- folgen. Fuͤr die besonders viel gebildeten Zwoͤlfkaͤmpfe, deren Zahl sich indeß erst spaͤt und deren Bestand sich nie voͤllig gleichmaͤßig feststellte, bildeten sich zeitig gewisse beliebte Darstellungsweisen, doch fuͤr manche mehrere, nach Gegenden und Zeiten verschieden gebrauchte. Von der 5 Unzahl anderer Thaten findet man die Giganten-Erle- gung besonders auf Vasen alten Styls; von dem mehr- fach wiederkehrenden Kentaurenkampf kommen hier auch we- niger bekannte Sagengestalten vor. Die eigentlichen 6 Kriegsthaten wurden weniger Gegenstand der bildenden Kunst als der aͤltern Poesie; daher auch von dem Hesio- Systematischer Theil. dischen Costuͤm des Helden nur geringe Spuren, dagegen Loͤwenhaut, Keule, Bogen als die gewoͤhnliche Bewaff- 7 nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha- rakters enthuͤllt das Verhaͤltniß zur Omphale, der Held im weiblichen, roͤthlich durchscheinenden Gewande spin- nend, die uͤppige Frau in heroischer Nacktheit mit Keule und Loͤwenhaut; heitre Spiele von Eroten knuͤpfen sich 8 daran an. Dann das vaͤterliche Verhaͤltniß zu dem von der Hindin gesaͤugten, wiederaufgefundenen Sohne Telephos, wobei die Kunst, die den Gegenstand beson- ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel- len gefolgt sein muß als der gewoͤhnlichen mythologischen 9 Erzaͤhlung. Reinigungen und Suͤhnungen, deren der leicht in Wuth gesetzte Heros viel bedurfte, konnten nur angedeutet werden; es ist aber wahrscheinlich, daß der kitharspielende Herakles aus der Vorstellung des gesuͤhn- ten und besaͤnftigten hervorging (vgl. §. 359. 361). 1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705. ist wenig zu brauchen. Göthe Kunst u. Alterth. ii, 1. S. 107 — 143. 2. H. des Ageladas Paus. vii, 24, 2. Schöne Statue bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer- schlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel- umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H. Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de- nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttischen, Combe 3, 23.) u. fast nur durch das kurze Haar und den Stiernacken von Apollon verschieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362, 2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirschkuh, dann bärtig; oft auch bei den Hesperiden, wie ihn Christodor 137 beschreibt. 3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97. Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449. Ein entsprechender sehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und auf der Gemme Lipp. i, 247. 4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 — 432. Der Schlan- genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. rentinische ausgezeichnet, Herausg. Winck. iv. S. 303. vgl. Bouill. iii, 16, 4.; auf M. von Theben, Tarent (Millingen Méd. In. i, 13. 2, 15.) u. sonst; in Gemählden von Zeuxis, Plin. xxxv, 36. Philostr. d. j. 5. Ant. Erc. i, 7. H. ἆϑλοι im T. der Athena Chalkiökos, am Olympischen T., zu Alyzia von Lysipp, auch in Pergamos Brunck iii. p. 209. Zusammenstellungen G. M. 433 — 446. Zoëga Bassir. 61 — 63. Gall. di Fir. St. 104. Bouill. iii, 50, 1. 2. G. Giust. ii, 135. Statuen von Ostia PCl. ii, 5 — 8. E. A. Hagen de Her- culis laboribus. Regim. 1827. Ueber den Löwen herge- worfen, auf alten Vasen; ihn stehend erwürgend, alterthümlich Gori M. E. i, 73., in schönem Styl auf M. von Herakleia u. sonst. Die Hydra bekämpft er mit der Keule, Pfeilen (s. Ha- gen), auch mit einer Harpe, in den Metopen des Delph. T. Eu- rip. Jon 158. wie bei Millin Vas. ii, 75., während Jolaos den Krebs tödtet. Vgl. das Theseion §. 118, 1. Auf der Ar- kadischen Hindin knieend, §. 96, 19. Den Eber auf den Schultern tragend, theils ohne Eurystheus (Liban. Ekphr. 12. Pe- tersen de Lib. iii. ), theils mit dem im Fasse steckenden Eury- stheus (§. 48, 4., auch auf der Vase von Viterbo §. 177, 2. Maisonn. 66). Die Stymphaliden (von deren Gestalt Voß Myth. Br. i, 32.) bald knieend, bald stehend, mit Bogen aber auch Keule. Die Hesperiden -Aepfel von einer Jungfrau empfangend oder selbst abpflückend. (Vase des Asteas von Pästum, Millin i, 3., die von Bern. Quaranta herausgegebene, Kunstbl. 1824. N. 6. Vgl. auch Hancarv. i, 98). Mit Antäos, Brunck iii. p. 210. Gruppe Maffei Racc. 43. Gemählde Nason 13. Gemmen. Besonders viel Kämpfe auf M. von Perinthos; auch der mit der Echidna , n. 273 Mionn. vgl. Zoëga 65. 5. Gigantenkampf auf dem Kasten des Kypselos, Paus. iii, 18, 7. G. M. 458. 59. (im Costüm der Thasischen Münzen §. 90, 3.) Millingen Div. 31. Kentaurenkämpfe G. M. 437. 38. auch Hanc. ii, 124. Millin i, 68. Moses 1. Millingen Div. 33, wo Dexamenos gegen die gewöhnliche Fabel ein feindlicher Kentaur ist. Die Geschichte mit Nessos Philostr. d. j. 16. G. M. 456. 57. Die Vase G. M. 439. stellt den Hera- kles dar, wie er das Faß des Pholos öffnet. Kampf mit Ache- loos Millin Vas. ii, 10., wohl auch R. Roch. Mon. In. i, 1. Maisson. 70. vgl. Philostr. d. j. 4. Mit Kyknos §. 99, 7. Mit Busiris (im Geist des Drama Satyrikon) Millingen Div. 28. 6. §. 77, 1. Böotischer Schild des H. §. 99, 7. Am Kasten des Kypselos hatte H. schon sein gewöhnliches σχῆμα (Paus. 36 Systematischer Theil. v, 17, 4); welches gegen ihr höheres Alter spricht, §. 57, 2. Der Bogen des H. ist der doppelt ausgebogene, Skythische (die παλίντονα τόξα Aeschyl. Choeph. 159). Passow in Bötti- gers Arch. u. Kunst S. 150. 7. G. M. 453**. 454. 472***. Farnesische Gruppe, Nea- pels Ant. i, S. 24. Gerhards Ant. Bildw. i, 29. Der spinnende H. in der Mosaik §. 322, 5. Ueber die Cassler Sta- tue Bouill. ii, 8. Völkel in Welkers Zeitschr. S. 177. Ju- lia Domna als Omphale Guatt. Mem. enc. T. v. p. 120. Kopf der Omphale? M. Fr. iii, 11. H. u. Jole (?) G. M. 455. H. von Eros gebändigt, von Lysipp. Auf Gemmen knieend u. gebeugt. Lipp. i, 280 — 82. Eroten mit seinen Waffen spie- lend, ebd. 26, 3 u. oft. Eros-Herakles Bouill. iii, 10, 1. 3. Millin G. M. 482**. 8. G. M. 450 — 452 (denn auch in der schönen Gruppe PCl. ii, 9. Bouill. ii, 3. ist der Knabe wohl Telephos). Andre Gruppen im L. 450. Bouill. ii, 2. Guattani Mon. In. 1788. p. 29. Gaetano d’Ancona Illustraz. del gruppo di Ercole colla Cerva scoperta in Pompei nel 1805. An einem Athenischen Denkmal, M. Nan. 190. Vgl. Paciaudi Mon. Pelop. Epim. §. 3. Eckhel P. gr. 26. 27. M. von Per- gamos Chois. Gouff. Voy. pitt. ii, 5, 3., des Antonin Pius §. 204, 3. Telephos mit der Hirschkuh an der Halle von Thes- salonike. 9. Auf den M. von Kroton sieht man ihn sich expiirend, u. beim Weine ausruhend Des Vf. Dorier ii. S. 449. In Delphi gesühnt? Laborde Vas. i, 34. Auf der Vase Lab. ii, 7. hat ihm Athena die Keule genommen, und er steigt kitharspie- lend eine Stufe hinan. Als Kitharist auch Passeri Luc. ii, 6., auf der Gemme M. Flor. ii, 44, 2. und unter den Musen von Ambrakia, §. 393, 2. G. M. 473. 1 411. Eine neue Reihe von Herakles-Vorstellungen eroͤffnet die Apotheose. Man sieht den Helden in schoͤ- nen Vasenbildern vom Scheiterhaufen empor nach dem Olympos fahren, gewoͤhnlich jugendlich, indem die Ver- juͤngung zugleich mit der Apotheose eintritt, von Athena 2 oder Nike und Hermes gefuͤhrt. Eine andre Vor- stellungsweise laͤßt Herakles zunaͤchst in den Thiasos der II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Bacchischen Begleiter eintreten, und scherzt mit dem Ge- gensatze des gewaltigen und ungefuͤgen Heros, und seiner muthwilligen Gesellen. Einen solchen im behaglichem 3 Zwischenzustande ausruhenden Herakles stellte auch das beruͤhmte Meisterwerk dar, der Torso von Belvedere, dessen Stellung ganz mit der des unter Satyrn Ausru- henden uͤbereinkommt. Herakles ruhte hier auf dem rech- ten Arme, worin er wahrscheinlich den Skyphos (§. 299, 2.) hielt, und hatte den linken uͤber das Haupt geschla- gen; ein seeliges Behagen hat sich uͤber die Muskeln des erhabnen Koͤrpers ergossen, ohne das Gepraͤge der hoͤch- sten Kraftfuͤlle zu verwischen. Den Spielen Dionysi- 4 scher Festlust folgend, behandelte auch die Kunst den Herakles gern komisch; seine Abentheuer mit Pygmaͤen und Kerkopen gaben dazu die beste Gelegenheit. Den Cul- 5 tus des Herakles bezeichnen sein Opferthier, der Eber, der Herakleische Skyphos, in gewisser Beziehung koͤmmt ihm auch das Fuͤllhorn zu. Gern wird er mit nie- 6 dern Land- und Feldgoͤttern zusammengestellt (§. 402. 403, 1.), denen er auch in einer niedern Form seiner Bil- dung, wobei das Derbe und Rauhe seines Wesens her- austritt, nahesteht. Die allegorische Fabel von Hera- kles am Scheidewege liegt vielleicht einigen Vasengemaͤhl- den zum Grunde. 1. S. Böttiger Hercules in bivio p. 37. Gemählde Arte- mons Pl. xxxv, 40. G. M. 462. Millingen Div. 36. Ger- hards Ant. Bildw. 31. (Nike kutschirt, Hermes leitet, Apollon bewillkommnet, Pöas nimmt den Köcher hinweg, eine Nymphe löscht die Pyra, wie sonst dor Bach Dyras). Patere bei Moses pl. 69. H. jugendlich den Trank von Hebe empfangend, Relief bei Guatt. M. I. 1787. p. 47. 2. So das Farnesische Relief (Zoëga 70. Corsini Herculis quies et expiatio in Farnes. marmore expressa. ), dessen Sinn offenbar der ist: Im 58. Jahre der Hera-Priesterin Admete wird H. apotheosirt; er empfängt durch die Priesterin aus Hebes Hand den Trank der Unsterblichkeit, und gelangt nun als ἀνα- παυόμενος zunächst in die Kreise der Bachischen Dämonen. 36* Systematischer Theil. Sonst sieht man H. im Bacchischen Thiasos an der Tazza bei Zoëga 71. 72. In Bacchischer Pompa PCl. iv , 26. Wo- burn ‒ M. 6. Unter Satyrn flötenspielend, Laborde ii, 11. Beim Gastmal mit Dion. u. Ariadne, Millin Vas. i , 37. Trink- kampf mit Dion. auf einer goldnen Schale des Cab. du Roi. G. M. 469. Zechend, Zoëga 68. PCl. v , 14. M. Worsl. i , 2. vgl. Brunk iv . p. 210. Trunken, Zoëga 67. Gerh. Ant. Bildw. i, 30. Der trunken sinkende Herakles an Sarko- phagen Neapels Ant. S. 59. H. Kopf mit Epheu bekränzt, G. M. 470. Als der gastliche Heros oft die Rechte hinhaltend, δεξιούμενος, Gall. di Fir. St. 113. 114. Ant. Erc. vi , 20. 3. Torso PCl. ii , 10. Bouill. ii , 4. vgl. Winckelm. i . S. 267. Die Inschr. §. 197, 2. Von dieser ewigen Ruhe unterscheidet sich sehr die unmittelbar nach der Arbeit, Lipp. i, 285 — 87. Suppl. 344—46. Jene göttliche Klarheit charakterisirt auch manche Köpfe, besonders die mit der gewundenen Haarbinde, wie den Bouill. i , 71. ( Herc. victor genannt). Lipp. Suppl. 312. 4. Unter Pygmäen Philostr. ii, 22. Zoëga 69. Selbst Pygmäe (Sophrons Ἥρυλλος) und mit Kranichen kämpfend. Tischb. ii, 18. vgl. 7. Millin i, 63. 72. Die Pygmäen wer- den auf den Vasen genau so wie bei Ktesias Ind. 11. dargestellt. Kerkopen -Abentheuer §. 90, 2. Millingen Div. 35. Tischb. iii, 37. Durch Phlyaken dargestellt Hanc. iii, 88. (Dorier ii. S. 457.). Vgl. Böttiger, Amalth. iii, 318. Mit Zeichen seines Dienstes G. M. 480. 481. Chiaram. i , 21. Unter Landgöttern Bouill. iii , 70, 1. H. als Auf- seher von Rinderheerden, Winck. M. I. 67. Hercules Placi- dus mit dem Füllhorn, Pan neben ihm Boissard iv, 71. Mit Füllhorn PCl. ii , 4., es Zeus reichend G. M. 467. Zeus mit Füllhorn tragend 468. Ihn über das Wasser tragend, von Hermes geführt, Gori M. E. ii , 159. Christie Paint. Vas. 15. Millingen Div. 35. eine, auch nach den Erklärungen von Bötti- ger archäol. Aehrenl. i, S. 4. Millin Vas. ii , 10. Millingen Div. p. 56. Gerhard im Kunstbl. 1823 S. 205. noch räthsel- hafte Darstellung. — Hermherakles Bouill. iii , 17, 3. 4., nebst Hermathene Passeri Luc. ii , 8. 6. Dahin gehört ziemlich deutlich G. M. 460. Millins prê- tresse de Cérès ist die Arete. Vgl. N. 1. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 2. Die uͤbrigen Heroenkreise. 412. Theseus Heroengestalt erkennt man an der Aehn- 1 lichkeit mit Herakles, aber bei minder gedrungenem Koͤr- perbau, an dem kurzgelockten, aber weniger krausen Haare, und den besonders auf Gewandtheit im Ringen hindeutenden Formen der Glieder; sein Costuͤm ist ge- woͤhnlich Loͤwenhaut und Keule; bisweilen auch Chlamys und Petasos nach Art Attischer Epheben. Die Boͤoti- 2 schen Helden werden oͤfter durch die in ihrem Lande uͤb- liche Kopftracht, die κυνῆ Βοιωτία (§. 338, 1.), be- zeichnet. Jasons Heldengestalt kann schwerlich in der 3 sonst trefflichen aber Nichts von heroischer Groͤße darstel- lenden Statue des Sandalenbinders, dessen Stellung sonst bei Hermes vorkoͤmmt (§. 380, 6.), erkannt werden; nach alten Schilderungen scheint ein Pardel- oder Loͤwenfell zu seinem vollstaͤndigen Costuͤm zu gehoͤren, doch bezeich- net ihn auf Vasengemaͤhlden auch die Thessalische Tracht des Petasos und der Chlamys. Medeia erscheint theils in einfachem Griechischen Costuͤm, theils mit orientali- schen Gewaͤndern, besonders in dem uͤbergehaͤngten Aer- melrocke Kandys (§. 246, 5.), in Bewegung und Miene die tiefe Leidenschaftlichkeit ihres Gemuͤthes aussprechend. 1. Attischer Mythus . Kekrops und seine Töchter §. 387. 7. Herse (?) mit Hermes, in einem Relief und einem Hercul. Bilde, Guatt. Mem. enc. v . p. 65. vgl. §. 381, 6. Erich- thonios § 118, 2 c. Theseus G. M. 482 — 85. 90 — 95.: den Stein hebend (nach der Gruppe, Paus. i, 27, 8., auf Athen. M. Mus. Br. 6, 16. Zoëga Bass. 48.), den Pityo- kamptes (Tischb. i, 5. Böttiger Vasengem. ii, S. 134), den Ma- rathonischen Stier u. den Minotaur ( N. Mus. Br. 6, 18 — 20. Eckhel P. gr. 32. Lanzi Di vasi ant. diss. 3. Hancarv. iii, 86. Gori M. E. i , 122.) bezwingend, Ariadne entführend und verlassend (diesen Cyklus giebt die Salzburger Mosaik, Creuzer Ab- bild. zur Symb. Tf. 55, 1., die Verlassung die Pompej. Ge- mählde bei Zahn 17. 21.), die Amazone Hippolyte bezwingend, in der Unterwelt festsitzend. Der Kampf mit Prokrustes, Millingen Systematischer Theil. Div. 9. 10.; mit der Krommyonischen Sau. am Theseion, auf M. M. Br. 6, 23. Durch Aegeus von Medeens Gifttrank zu- rückgehalten, Winck. M. I. 127. Br. M. Terrac. 20. Im Kentaurenkampf, auf dem Phigal. Fries. Opfer an Th. wie es scheint, St. di S. Marco i , 49. Th. Kopf auf M. Br. M. 6, 22. 23. Vgl. das Vasengem. Millingen Un. M. i , 18. Die Fabel von Phädra u. Hippolyt ist völlig deutlich auf dem Agrigentinischen Sarkophag §. 257.; vorn erhält Hipp. in der Mitte seines Jagdzugs den Brief der Ph., hinten sieht man ihn bei der Eberjagd, rechts u. links die liebekranke Ph. u. den vom Wagen herabgestürzten Hipp. Darnach erkennt man dieselbe Fa- bel bei Zoëga 49 (50 ist zweifelhaft). Gall. di Fir. St. 91. Gerhard Ant. Bildw. 26. Woburn Marbl. 13. auch Eckhel P. gr. 33. Pitt. d’Erc. iii , 15. (die auf einigen Reliefs, welche einen historischen Bezug zu haben scheinen, neben dem Reuter lau- fende Kriegerin möchte eine allegorische Figur sein; sie kömmt auch auf der Löwenjagd G. Giust. ii , 136. M. Matth. iii , 40. vor). Dagegen der vom Eber zu Boden geworfene und in den Schenkel verwundete Adonis deutlich G. Giust. ii , 116. u. Bouill. iii , 51, 5. erkannt wird. (Vgl. über die Verwechslung beider Visc. PCl. ii , p. 62). Hipp. tauro emisso ex- pavescens, von Antiphilos nach Pl., auf Etr. Urnen, Micali 32. 33. vgl. Philostr. ii, 5. 2. Thebanischer. Kadmos G. M. 395 — 97.: Dra- chenkampf (auch auf M. von Tyrus, Gemme bei Millin Vas. p. 1., Vasengem. Millingen U. M. i , 27. ganz wie bei Eurip. Phön. 673.; die Böotische κυνέη bezeichnet Kadmos wie Pentheus, Mil- lingen Div. 5.); Hochzeit mit Harmonia (mit Beziehung auf Mysterienlehren). — Kadmos vom Schiffe steigend auf einer The- banischen M. Aktäon, §. 365, 6. auch Inghir. M. Etr. i , 65. 70. Aktäons angefesseltes Bild sieht man auf M. von Orchomenos (Sestini Lett. ii , 1817. p. 27.) zur Erläuterung von Paus. ix , 384. Oedipus mit Sphinx G. M. 502‒5. Tischb. iii, 34. Passeri Luc. ii , 104. Bartoli Nason. 19. (Bei Ingh. i, 67. erscheint die Sphinx wohl als geflügelte Kentaurin). Oed. den Laios tödtend Ingh. i, 66. Oed. Blendung Ingh. i, 71. Giamb. Zannoni Illustr. di due Urne Etrusche etc. Fir. 1812. Oed. mit Antigone auswandernd? Millingen Div. 23. Zug der Sieben G. M. 507 — 12.: Fünf der sieben Helden zusam- mensitzend, Tydeus verwundet, Kapaneus die Treppe herabstürzend (oft auf Gemmen Cassini iv, 29. Caylus iii, 86.; Winck. M. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. I. 109. Zoëga Bass. 47.), Adrast bei Archemoros Leiche, Bru- derkampf (Liban. Ἐκφρ. p. 1119.), Adrasts u. Amphiaraos ἐξελα- σία, Hauptthema der Thebais, auf der Vase §. 99, 2, 9. (auch bei Millingen Div. 20. 21). Kampf vor Thebens Thoren. Ingh. i, 87. 88. 90. Die Brüder an den Altären der Erinnyen sterbend, Oedipus Gestalt steigt den Fluch wiederholend aus dem Boden, Ingh. i, 93. Amphiaraos hinabgerissen, Ingh. i, 85. — Zethos u. Amphion die Dirke stra- fend §. 157, 1. 2., ebenso auf einer Gemme G. M. 514., auf Münzen von Thyateira, Contorniaten. Orchomenischer . Athamas opfert eins seiner Kinder auf einem großen niedrigen Altar ( G. M. 610. Bisher anders erklärt). Ino verfolgend, Kallistr. 14. oben §. 401, 4. Flucht von Helle u. Phrixos G. M. 408. 409. Zahn Wandgem. 11. 3. Jolkischer . Neleus u. Pelias ihre mißhandelte Mutter Tyro auffindend, Epigr. Cyzic. 9. Etr. Spiegel Ingh. ii, 76. Jason , alte Schilderungen Pind. P. 4, 79. Philostr. d. j. 7. Der sog. Cincinnatus, nach Winckelm. ein Jason, Maffei Racc. 70. Bouill. ii , 6. M. Fr. iii , 15. Aehnlich die statuetta PCl. iii , 48. u. M. Fr. iv , 20. Argofahrt Flangini L’Argonautica di Apollonio Rodio T. 1. ii . Vignetten. G. M. 417. — 422*: Bau der Argo (auch Zoëga Bass. 45.), Fahrt, Kampf des Polydeukes u. Amykos (auch §. 173, 5). — Opfer der Chryse §. 361, 8. (Jason dabei im Thessalischen Costüm, vgl. Philostr. Her. ii, 2). J. erhält die Iynx durch Hermes, Br. Mus. Terrac. 53. Medeia besänftigt den Drachen, ebd. 52. J. beim Altar des Laphystischen Zeus, wo das Haupt u. Fell des Widders, Flang. i, 434. J. die Stiere an den Pflug schirrend (Flang. ii . p. 199.) u. sich mit Medeia verlobend, Bouill. iii , 51, 1. J. den Drachen tödtend, Millingen Div. 6. J. das Vließ herabnehmend, Flang. ii , p. 430. J. bringt Pe- lias das Vließ, Medeia neben ihm, der Dreifuß der Verjüngung im Hintergrunde, Millg. Div. 7. Argo u. die Argonauten, ebd. 52. Medeens Schicksale. Böttiger Vasengem. i, 2. S. 164. Ueberredung der Peliaden, G. M. 425. Amalthea i, 161 ff. Geschenke von Kreusa PCl. vii , 16. Die tragischen Scenen aus Euripides Medeia in drei Reliefs nach demselben Original G. M. 426; Bouill. iii , 50, 3.; noch vollständiger Winck. M. I. 90. 91. Im prächtigen Vasenstyl behandelt, Vas. de Canosa 7. Als Kindermörderin in der Gruppe von Arles, G. M. 427.; Systematischer Theil. ähnliche scheinen Libanios Ekphr. p. 1090. u. Kallistr. 13. zu be- schreiben. Medée tableau de Timomaque (§. 208, 2.), Panofka Annali dell’ Inst. di Corresp. 1829. p. 243. nach einem Pompej. Gemälde u. Pasten. M. von dem Orachen da- von getragen, R. Roch. M. I. i , 6. 1 413. Zum Achilleischen Charakter gehoͤren nach al- ten Zeugnissen, mit denen unter den Monumenten we- nigstens die sichern und sorgfaͤltiger behandelten einstim- mig sind, die maͤhnenartig emporgebaͤumten Haare, auch die von Muth und Stolz geblaͤhten Nasenfluͤgel (μυκτῆ- ρες), ein schlanker steiler Nacken, und durchaus edle und gewaltige Koͤrperformen; auch eine gewisse helden- maͤßige Stellung, wobei das eine Bein lebhaft vorgesetzt wird, und das Himation nachlaͤssig uͤber den Schenkel dieses Beins faͤllt, wird wenigstens haͤufig bei Achilleus angebracht; wenn er sitzt, ist das Himation aͤhnlich wie 2 bei Zeus um die unteren Theile der Figur gezogen. Me- leagros erscheint in einer beruͤhmten Statue als ein schlanker, kraͤftiger Juͤngling mit breiter Brust, hurtigen Schenkeln, krausem Haare und einer zuruͤckgeschlagnen und nach Aetolischer Art (§. 338, 4.) um den linken Arm gewickelten Chlamys; er ist der Jaͤger unter den Heroen; der Eberkopf, auf den er sich stuͤtzt, bezeichnet ihn unver- kennbar. Mit ihm koͤmmt Atalante vor in Artemis- aͤhnlichem Costuͤm, das Haar auf dem Scheitel einen Busch 3 bildend. Der Thrakische Orpheus erscheint als be- geisterter Kitharoͤde von einer gewissen Weichheit der Bil- dung, fruͤher in Hellenischem Costuͤm, erst in spaͤterm Zeitalter erhaͤlt er Phrygische Tracht. 1. Pheräischer Mythus. Schicksale der Alkestis G. M. 428. Gerhard Ant. Bildw. 28. (Alk. ist Porträt) Bartoli Na- son. 10. Itonischer Protesilaos u. Laodameia. Auf Sarkophagen (§. 397, 2.) G. M. 561. Gerhard Ant. Bildw. 34? Eckhel P. gr. 36. auf freche Weise dargestellt. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Phthiotischer . R. Rochette Mon. In. i . Achilléide. Peleus Raub der Thetis, auf dem Barberinischen Gefäß (§. 316, 2. vgl. Millingen in den Mémoirs of the Soc. of Lit- ter. T. ii . p. 99), den Vasengem. Walpole Travels p. 410. Millingen U. M. i , 10 u. A., u. Div. 4. (Peleus mit Thessalischem Hut), auf einer Etr. Patere Dempster E. R. ii , 81., und den Reliefs M. Matth. iii , 32. 33. (bei Winck. M. I. 110), Bild- werken, welche eine vornehme Hochzeit feiern sollen, daher Hera Zygia zu oberst thront, und das Zeichen der Wage ( vestra ae- quali suspendit tempora Libra, pers. 5, 47) emporgehalten wird. Hochzeitgeschenke G. M. 551. Achilleus Leben G. M. 552. Erziehung (Philostr. ii, 2.) bei Cheiron 553 (auf dem Sarkophag von Jos, s. Fiorillo u. Heyne: Das vermeintliche Grab- mal Homers, auch Pitt. Erc. i , 8). Ach. in Skyros 555. (ebd.; dann auf dem sog. Sarkophag des Severus Alex. herausg. von Rid. Venuti, 1756. M. Cap. iv , 1. Bartoli Sepolcri 80.; bei Raoul Rochette M. I. 12.; Woburn M. 7. Ge- mählde des Athenion Plinius xxxv, 40, 29. vgl. Philostr. d. j. 1. Der sog. Clodius der Villa Panfili ein verkleide- ter Achill, Herausg. Winck. vi. S. 309). Ach. Auszug in den Krieg, Millg. U. M. i , 21., die beiden Väter des Achill u. Pa- troklos ebenso M. Cap. iv , 1.? Die ferneren Thaten §. 415. — Zu Achilleus Charakter gehört das κομᾷν, ἀναχαιτίζειν τὴν κόμην nach Philostr. Im. ii , 7. d. j. 1. Libanios Εκφρ. 6. Heliodor Aethiop. ii , 35. (die Hauptstelle). Ἀνίουλος in einer Statue bei Christodor 291, doch wohl nicht durchgängig. Vgl. auch Philostr. Her. 19, 5. Ob der Achill Borghese ( V. Borgh. i , 9. Bouill. ii , 14., durch Polykletische Proportionen und eine gewisse Härte der Behandlung kunsthistorisch interessant) wirklich Achill sei, ist noch zweifelhaft; Haltung und Alter entspricht den statuis Achilleis bei Plinius xxxv, 10. u. das ἐπισφύριον ist wohl Andeutung der Panzerung. Die Büsten August. 35. M. Worsl. i , 7. Tischbein H. i, 5 u. p. 40. hängen auf jeden Fall mit der Statue zusammen und fordern gleiche Deu- tung. Stellung und Lage der Draperie G. M. 555. findet sich auch M. Cap. iv , 1.; und eine Zeusähnliche Bekleidung in dem Pompej. Bilde bei Zahn 7., so wie in der Ambrosianischen Ilias durchweg, s. besonders t. 47. Pharsalisches Weihegeschenk: Achil- leus zu Roß, Patroklos nebenherschreitend (Paus. x , 13, 3. Cod. Mosc. ); darnach ist der Reuter auf den M. der Stadt zu be- nennen. 2. Aetolischer. Meleagros Statue PCl. ii , 34. M. Nap. ii , 56. Bouill. ii , 7. Eberjagd (Philostr. d. j. Systematischer Theil. 15.) G. M. 411 — 13. M. Cap. iv , 50. Woburn M. 8. 10. (wo auch die zurückgeschlagene Chlamys) u. oft. Spiegelzeich- nungen, wo Meleagros der Atal. den Eberkopf übergiebt Gori M. E. i , 126. Inghir. ii, 61. Streit mit den Mutterbrüdern und Tod des M. G. M. 415 (M. Cap. iv , 35.) V. Borgh. st. 3, 12. (Bouill. iii , 51, 2.) Zoëga Bass. 46. (ähnlich Bouill. 51, 3.) Interessante Spiegelzeichnung Inghir. ii, 62., wo Atropos ( Athrpa ) durch Einschlagen des Nagels das Loos des Hel- den unwiderruflich festsetzt. Verbrennung des Leichnams u. Selbst- mord der Althäa, Barberinisches Relief bei Rubeis Admir. Rom. 70. 71., ein andres fragmentirtes M. Cap. iv , 40. Aehnlich auch Winck. M. I. 88. Lokrischer . Ist der angreifende Held auf den schönen M. von Opus Aias Oileus Sohn oder Patroklos? Aias Oileus S. wird ähnlich von Christodor 209. beschrieben. Ein ähnlicher auf denen von Tricca M. Br. 5, 11. Kephallenisch-Attischer . Kephalos bei der getödteten Prokris Millingen U. M. i , 14. (der Vogel mit dem Menschen- kopf ist wohl Aura). Ebenso erklärt Hirt die §. 126, 4. erwähnte Vaticanische Gruppe. K. mit herabhängenden Haaren (αὐχμη- ρὸς als Mordflüchtiger) auf M. von Pale, M. Br. 7, 22. 23. K. von Eros geraubt. Tischb. ii, 61. iv, 12. Millin i , 48. ii , 34. 35. Millingen Cogh. 14. 3. Thrakischer . Lykurgos §. 384, 4. Orpheus in Hellenischer Tracht, P. x, 30.; in der Pythischen Stola, Virgil Aen. vi , 645. V. de Canosa 3, (wo nur eine Phrygisch-Thrakische Tiare dazukömmt, wie bei Kallistratos 7. vgl. den j. Philostr. 11.); in einer sich dieser annähernden Tracht in der schönen ächtgriechischen Reliefgruppe mit Eurydike u. Hermes, (in Neapel, mit Griechischen Beischriften, Neap. Ant. S. 67; in V. Albani, Zoëga 42; in V. Borghese, Winck. M. I. 85. in Latein. Beischrift irrig Amphion, Zethos u. Antiope benannt). Aehnlich in der Mosaik G. M. 423. als Thierbe- zähmer (worüber Welcker ad Philostr. p. 611). In Phrygi- schem Costüm mit Anaxyriden später, im Vatican. Virgil u. Cata- comben-Bildern; vgl. Caylus iii , 13, 1. iv , 48, 1. Nackt als Cerberus-Besänftiger, Gemme bei Agostini ii, 8. Von ei- ner Mänas umgebracht, auf einer Vase M. I. dall’ Instituto 5, 2. 1 414. Bellerophon kennt man nur durch den Zusam- 2 menhang mit Pegasos und Chimaͤra. Perseus er- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. scheint in Koͤrperbildung und Costuͤm Hermes aͤhnlich; eine spaͤtre asiatische Kunst suchte ihn durch eine mehr orientalische Tracht ihrer Heimath zu vindiciren. Pe- 3 lops erscheint in Lydo-Phrygischer Tracht und mit den weichen Formen, die damit verbunden zu sein pflegen. Leda hat, wie so haͤufig Mythen von einer dunkeln Na- 4 turbedeutung, einer spaͤtern Zeit zu Darstellungen trunk- ner Wollust den Anlaß gegeben; ihren Soͤhnen, den Dios- kuren, welche mehr Goͤtter als Heroen sind, koͤmmt eine voͤllig tadellose Jugendschoͤnheit, ein eben so schlanker wie kraͤftiger Wuchs, und als ein fast nie fehlendes Attribut die Halbeiform der Huͤte, oder wenigstens ein auf dem Hinterhaupt anliegendes um Stirn und Schlaͤfe mit star- ken Locken hervortretendes Haar zu, wie es an der Co- lossalgruppe auf Monte-Cavallo wahrgenommen wird. Die Unterscheidung des Faustkaͤmpfers Polydeukes und des Kastor im ritterlichen Costuͤm findet sich nur wo sie in heroischer Umgebung, nicht wo sie als Gegenstaͤnde des Cultus, als Anakes, dargestellt werden. 1. Korinthischer Mythus. Medeia §. 411, 3. Auf dem Vasengem. Maisson 44. bringt Einer einen Brief mit dem Namen Sisyphos , vielleicht dem des Prötos ähnlich. Bel- lerophon G. M. 390—394*: den Pegasos bändigend (Tischb. iii, 38); tränkend (Gemmen Stuart Ant. iii . p. 43.); Chi- mära bezwingend (Melisches Relief §. 96, 22.), abgeworfen, der Pegasos fliegt zu den Olympischen Höhen. Böttiger Vasengem. i. S. 101. Auf Korinthischen M. Millingen Méd. In. 2, 18. — Peg. von den Nymphen gepflegt, auf Korinthischen M. u. Gem- men, Thorlacius de Pegasi mytho. 1819. Bartoli Nason. 20. 2. Argivischer . Jo §. 351, 3. Wagenkampf um die Danaiden? G. M. 385. Prötiden §. 364, 4. Perseus , von Pythagoras mit Flügeln gebildet, wie auf dem Hesiod. Schilde. Auf Gemmen dem Lantin 380, 4. sehr ähnlich, Lipp. i, 52—54. Der Gorgonenkampf, immer als Köpfung, in alten u. hieratischen Reliefs §. 90, 2. 96, 22. 371, 5. Auf Etruskischen Spie- geln G. M. 386. 386*. 387. Etr. Bronze Gori M. E. i , 145. Asiatische Darstellungsweisen auf M. Kabera’s (P. mit Systemtiascher Theil. Phrygischer Mütze u. langer Chlamys) u. Tarsos (P. nackt). Gruppe in Ikonium, Petersen Einl. S. 129. P. der Pallas das Gorgoneion übergebend, Ingh. M. E. i , 55. Maissoneuve 46. Die ganze Fabel schön entfaltet, Millin Vas. ii , 34. vgl. Millg. Div. 3. P. Andromeda vom Felsen herabführend, schönes Re- lief des M. Cap. iv , 52. wie in dem Epigr. Br. Anal. ii , p. 172, 13. P. Dazwischenkunft Gori M. E. i , 123. Ingh. M. E. i , 55. 56. Gemählde von Euanthes, Achill Tat. iii, 6. Vgl. Pitt. Erc. iv , 7. 61. Gells Pompej. 42. Philostr. i, 29. P. Schwerdt, die Harpe, hat auf den M. von Tarsos u. sonst eine grade und eine krumme Spitze. 3. Pisatischer . Pelops von Poseidon mit dem Viergespanne beschenkt, Philostr. i, 30. Vielleicht auch auf dem Velletrischen Relief §. 171, 3. Vorbereitungen zum Wettkampf mit Oenomaos am Olympischen T. Paus. v, 10. Oenomaos vor dem Wettkampf der Artemis Alpheioa opfernd, interessantes Vasengem. Neapels Ant. S. 342. Maisonn. 30. Inghir. v, 15. vgl. d. j. Philostr. 9. P. neben Hippodamia auf dem Wagen, Br. Mus. Ter- rac. 34., so den Oenomaos besiegend Philostr. i, 17. Anders G. M. 521*, wenn dies hierher gehört. Arkadischer . Telephos bei Herakles u. dem Troischen Kriege. Atalanta u. Hippomenes? Gruppe Maffei Racc. 96. 4. Amykläischer. Leda , C. Fea Osservazione sulla Leda 1802, wo sechs ähnliche Satuen abgebildet werden. M. Flor. iii , 3. 4. Der Schwan ist bei diesen Statuen oft einer Gans ähnlicher, vielleicht nicht ohne Hindeutung auf Priapische sacra (Böttiger Herc. in bivio p. 48). Schöne Gruppe St. di S. Marco ii , 5.; ein ganz ähnliches Relief, aus Argos, wird im Britt. Museum aufbewahrt. Auf Gemmen in sehr verschiednen Stellungen Tassie pl. 21. Eckhel P. gr. 34. Pitt. Erc. iii , 89. Geburt der Dioskuren G. M. 522. Raub der Leu- kippiden G. M. 523. G. Giust. ii , 138. vgl. Böttiger Archäol. der Mahl. S. 291 ff. Figuren der Diosk., ihre Köpfe, Ster- nenhüte u. dgl. von M. G. M. 524 — 30. Auf Röm. De- naren gern als Reuter, neben oder auseinander reitend (ihr Loos führt sie nach entgegengesetzten Seiten). Die beiden Pferdebän- diger von M. Cavallo (18 F. hoch, herrliche Figuren in Lysippischen Proportionen, in Rom, wahrscheinlich nach Augustus, nach Griechi- schen Originalen gearbeitet, die Inschriften ohne Bedeutung, die Rosse als Parerga behandelt; über die Aufstellung Lettere von II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Canova u. P. Vivenzio; sonst Piranesi Statue, Herausg. Winck. v. S. 463. vi, 2. S. 73. Meyer Horen I, ii . S. 42. Wag- ner Kunstbl. 1824. N. 93 ff.; sehr ähnliche Figuren auf Gem- men Raponi P. gr. t. 5, 9.) sind doch wohl wirkliche Dioskuren. Die Diosk. mit Rossen, Chiaram. 9., haben fast Phrygische Mützen. Die Athenischen Anakes als speerbewaffnete Jüng- linge um einen Altar stehend, Cayl. vi , 47. Catal. de Chois. Gouff. p. 34. vgl. C. I. n. 489. Aehnlich Mus. Nan. 234. wo Halbmond über ihrem Altar. In Chlamyden mit Parazonien, auf einem Sardonyx als Amulet, Eckhel P. gr. 28. Als ge- harnischte Jünglinge oft auf Etr. Pateren; in der Heroengesell- schaft Ingh. ii, 48. unterscheidet sich Kastor durch ritterlichen Schmuck von dem nackten Faustkämpfer Polydeukes (vgl. §. 411, 3. Statue des Faustkämpfenden Pol. Bouill. ii , 1?). Auf Lampen neben Hades, Bartoli ii, 8. Ihre Symbole zwei schlangenumwundne Urnen auf Lakedämonischen M. M. Br. 8, 1. Dank eines der Seegefahr Entronnenen bei einem Anakeion, auf einem Relief ausgedrückt, welches 1710 bei Este gefunden, jetzt in Verona (aus dem Museum Silvestrium ) ist. Com. Cam. Silvestrii Rhodigini in anaglyphum Gr. Interpretatio posthuma. Rom. 1720. Vgl. Thiersch Reisen S. 70. Die Diosk. werden durch Jünglinge mit Eihüten und zwei Dioten be- zeichnet. Die sog. Kabiren, steife Figuren mit Eihüten, nennt man auch besser Anakten, Ant. Erc. vi , 23. 415. Besonders beliebt war in der alten Kunst der 1 Mythenkreis des Trojanischen Krieges, und groͤßere Zu- sammenfassungen kamen selbst an Fußboͤden, an Pokalen, an Waffen, wie spaͤter auf Relieftafeln, die mit ihren kleinen Figuren und beigeschriebnen Namen eine Art an- tike Bilderfibel vorstellten, vor. Die Kyklischen Dichter, welche die Ilias einleiteten und fortsetzten, wurden da- bei eben so benutzt wie Homer selbst. Die alte Kunst 2 charakterisirte einen jeden Haupthelden, indem sie die Zuͤge der Epik mit der Freiheit und Sicherheit, die ihr eigen war, in eine Gestalt zusammendraͤngte; jetzt erkennt man an solchen charakteristischen Zuͤgen außer dem Achill beson- ders noch den Telamonischen Aias; und doch konnte grade in einer schon im Alterthum oft wiederholten, hoͤchst bewundenswuͤrdigen Hauptgruppe der loͤwenartige, ge- Systematischer Theil. waltig zuͤrnende Aias mit dem sanften Menelaos ver- wechselt werden. Unter den Troern ist Hektor weniger leicht zu erkennen als Paris, zu dessen weicher Bildung auch die Phrygische Kleidung passend gefunden wurde, waͤhrend sonst nur untergeordnete Figuren diese Asiatische Tracht, die Haupthelden dagegen durchaus das allgemeine He- roen-Costuͤm tragen. 1. S. von der Mosaik in Hierons Schiffe Athen v , p. 207 c. Scyphi Homerici Sueton Nero 47. Troischer Krieg . Tischbein’s Homer nach Antiken gezeich- net. Sechs Hefte von Heyne, drei von Schorn commentirt. — Antehomerica. Paris G. M. 535 — 42. Sein Hirtenleben Milling. Div. 43. Paris u. Oenone, Terrac. bei Millg. U. M. ii , 18. Die drei Göttinnen vor Paris §. 378, 4. Menelaos wirbt um Helena, Inghir. ii, 47. Eros gewinnt Helena für Paris, Millg. Div. 42. Helena’s Raub, Tischb. i. Iphigenias Opfer, Uhden, Schr. der Berl. Akad. 1811. S. 74. An der Ara in Florenz, wo Kalchas ihr die Haare abschneidet, Agamemnon sich verhüllt abwendet (Anders erklärt: L’ara d’Alceste. P. Pisani incise 1780). Κλεο- μενης εποιει. Mediceische Vase, Tischb. v . Gall. di Fir. St. 156. 157. Etr. Sarkophage Micali 70. 71. Zahns Wandgem. 19. vgl. §. 138, 3. Telephos Kampf mit Achill. Millg. U. M. i , 22.? Mit Achills Lanzenroß geheilt, Gemme bei Naponi 36, 3. Spiegel bei Biancani 1. Ingh. ii, 39. Homerica. Ilische Tafel im M. Cap. iv , 68. Tischb. vii, 2.: die Begebenheiten der Ilias u. die folgenden bis zur Auswanderung des Aeneas, in Bezug auf Rom als Neu- Troja. Zur Erklärung Begers Bell. Trojanum. 1699. Welcker Annali dell’ Inst. di Corr. 1829. p. 227. Ein Stück einer ganz ähnlichen Tafel bei Chois. Gouff. Voy. pitt. ii , p. 346. Miniaturen der Ambrosian. Hndschr. §. 212, 3., wozu Göthe Kunst u. Alt. ii, 3. S. 99. Vignetten in Heyne’s Ilias. Streit der Fürsten Bouill. iii , 53, 2. (aus V. Borghese) wenn nicht auch der Abgang von Skyros. Abholung der Briseis, Zahns Wandgem. 7. Aphrodite versöhnt Paris u. Helena §. 378, 4. Gesandschaft zu Achill, R. Rochette M. I. i . pl. 13. Neapels Antiken S. 242. Der kitharspielende Achill G. M. 567. Dolons (im Wolfsfell) Erlegung, u. Er- beutung der Rosse des Rhesos G. M. 570 — 74. Tischb. iii. auch wohl ix, 5. (vgl. C. I. 5.). Aias Thaten G. M. 575. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 76. Odysseus unter Aias Schilde, Tischb. v. Kampf um Patroklos Leichnam §. 90, 3. G. M. 580 — 83., auf M. der Ilier, n. 237. Mionnet. Antilochos Bothschaft G. M. 584. (derselbe Cameo besser Tischb. ix , 4.) M. Matth. iii , 34. Der trauernde Achill G. M. 566? Rückgabe der Briseis 587. Achills Bewaffnung durch Thetis 585. 86. §. 402, 3. Apol- lon am Skäischen Thore die Troer rettend, auf Gemmen Cayl. v, 53. Natter Traité 34. Hektor’s Schleifung, auf der Casali’schen Ara, beschrieben von Or. Orlandi (nebst andern Troi- schen Mythen), und auf alterthümlichen Vasen, wo Hektor riesen- haft erscheint, bei Maisonn. 48. R. Roch. i, 17. 18. Neapels Ant. S. 329. Bartoli Luc. iii , 9. Patroklos Lei- chenopfer auf der Ciste §. 173, 5. Hektors Lösung G. M. 589. (Bouill. iii , 53, 3.) 590 (B. 54, 3). Der Phryger mit dem Krater, PCl. vii , 8. vielleicht aus einer solchen Gruppe. Posthomerica. Die Amazonen zu Priamos kom- mend, G. M. 591 — 93. Penthesileia’s Tod 595. Bouill. iii , 52. R. Rochette 23. 24. (mit sepulcraler Beziehung). Bel- lori Luc. iii , 7. 8. Tischb. Vasen ii, 5. auf Contorniaten mit Beischrift. Memnon kommt nach Ilion, Millg. U. M. i , 40. Antilochos Tod G. M. 596. vgl. Philostr. ii, 7. Kampf Memnons mit Achill §. 99, 10. G. M. 597 (die Psychostasie) Zoëga Bass. 55. (wo Eos sie trennen will). Millg. Div. 49. Die Troaden dem Troilos Leichenopfer bringend, Millg. Div. 17. Achilleus Tod G. M. 601. 2. Aias unter den geschlachte- ten Thieren, wie in dem Ekkyklem bei Sophokles, von Timoma- chos §. 208, 2. Tab. Iliaca. Paste bei Tischb. vii, 6. vgl. Li- banios p. 1091. Palladienraub G. 562 — 65. Leve- zow über den Raub des Pall. 1801. Er findet sich in allen Momenten, auch des Streites mit Odysseus, auf Gemmen; noch zu erklären ist die Vorstellung Gall. di Fir. Int. 23, 2. Auf Vasen Millin i, 14. (wo der Raub der Fahrt nach Leuke gleich- zeitig gesetzt wird) u. Millg. U. M. i , 28. (wo Diomed u. Odyss zwei Bilder, Pallas u. Chryse, wie es scheint, rauben). Ilions Untergang . G. M. 606 — 11. §. 134, 3. Gemählde beschrieben Petron. 89. Hauptgruppen auf einem Helm, Neapels Ant. S. 216. Sinnreich in der Figur einer Trojanerin dargestellt, Libanios p. 1093. Einbrin- gung des hölzernen Pferdes, Marm. Oxon. i , 147. §. 335, 9. Laokoon §. 156. Der Frevel an Kassandra . Auf Vasen (Böttiger u. Meyer über den Raub der Kassandra 1794) besonders Systematischer Theil. Laborde ii, 24.; auf Spiegeln bei R. Roch. 20.; Gemmen M. Worsl. iv , 23.; Reliefs M. Nap. ii , 63. Gerhard Ant. Bildw. 27. (ähnlich der knieenden Mänade §. 388, 3). Po- lyxena’s Opfer, öfter gemahlt, Paus. x, 25. Libanios p. 1088. Menelaos mit der Helena versöhnt, Tischb. v. u. Millg. U. M. i , 32. Aias des Lokrers Untergang, ein Gewittergemählde, vielleicht nach Apollodoros, Philostr. ii, 13. 2. Im Alterthum kannte man Odysseus ἀπὸ τοῦ στρυφνοῦ καὶ ἐγρηγορότος, Menelaos τοῦ ἡμέρου, Agamemnon τοῦ ἐνϑέου, Tydeus durch die ἐλευϑερία, Aias Tel. das βλοσυρὸν, Aias Lokr. das ἕτοιμον Philostr. ii, 7. Jene Gruppe exi- stirt als Pasquino in Rom (anonyme Abhandlung von Cancellieri über Marforio u. Pasquino, Fiorillo im Kunstbl. 1824 N. 47.), zu Florenz im Pallast Pitti u. auf Ponte Vecchio (Maffei Racc. 42. Tischbein H. 5.), Fragmente aus Tivoli im Vatican PCl. vi , 18. 19., nämlich Aias Kopf u. Patroklos Schulter mit der Speerwunde. Aehnlicher Kopf bei Egremont Spec. 54., vgl. auch Brit. Mus. 2, 23. Was bei Tischb. i. v. als Agamemnons- und Menelaos-Kopf abgebildet ist, scheint ursprünglich derselbe. Die Gruppe auf einer Gemme bei Mariette, Millin Vas. i , 72. Der Held ist wohl sicher Aias, und die Handlung den Bedingun- gen der plastischen Kunst gemäß mehr concentrirt als bei Homer; derselbe Held schützt und trägt fort. Diomedes Kopf, Tischb. iii, aus dem PCl., ist zweifelhaft. Auf den Gemmen hat er die Chlamys fast immer auf Aetolische Art, §. 338, 4. 412., um den l. Arm gewickelt. Hektor auf Ilischen M. z. B. M. Br. 9, 18. 19. Chois. Gouff. Voy . pitt. ii . pl. 38. auf Vier- gespann, Nike auf der Hand. vgl. Philostr. Her. 2, 10. Πρια- μος Maisson. Vas. 63. Gemmenköpfe, Lipp. i, ii, 1 — 3. Paris mit dem Apfel in der Hand, sitzend PCl. ii , 37.; ste- hend Guatt. M. I. 1787. p. 37. (aber PCl. iii , 21. als Mi- thrischer Diener erklärt). Kaßler Statue (Atys, Ganymed?) Welckers Zeitschr. S. 181. Schöne Paris-Büsten Guatt. 1784 p. 76. M. Nap. ii , 57. Walpole Travels , von Tyrus. 1 416. Besonders fein hat die alte Kunst den Charak- ter des Odysseus ausgebildet, jedoch in der Gestalt, in welcher wir ihn kennen, wahrscheinlich erst zu Alexan- ders Zeiten; die konische Muͤtze, der hochgeschuͤrzte Chi- ton, welche zur Schiffertracht gehoͤrten, und der derbe Gliederbau geben ihm eine große Aehnlichkeit mit dem werk- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. thaͤtigen Hephaͤstos; Gescheutheit und Entschlossenheit spre- chen aus den Zuͤgen des Gesichts. Orestes , wel- 2 cher ohne Zweifel in Hauptwerken der alten Kunst durch das verduͤsterte Ansehn des fluͤchtigen Moͤrders scharf charakterisirt wurde, wird in den Kunstdarstellungen, welche wir besitzen, nur an den aͤußern Attributen des Blutbefleckten und Schutzflehenden erkannt. 1. Ueber Odysseus Tracht (das πιλίον, Cato beim Polyb. xxxv, 6) §. 338, 2. Andere Nachrichten (Eustath. u. Schol. zu Il. x, 265) nennen Apollodor, Ol. 93, als den Erfinder des Odysseus-Hutes; sicher ist, daß manche Vasengemählde ihn nicht kennen. Schöne Büste bei Lord Bristol, Tischb. ii, 1. Auf einem Cameo, Millin M. I. T. i , 22. Die Scenen der Odyssee ziemlich vollständig G. M. 627 — 42. Tischb. ii. iv. vi. viii. Od. mit den Winden im Schlauch Passeri Luc. ii , 100. Bei Polyphem , Mich. Arditi Ulisse che — si studia d’imbriacar Polifemo. Illustr. di un bassor. in marmo del M. Borbonico. Nap. 1817. Polyphem seine Liebe singend, Zoëga 57. Pitt. Erc. i , 10. Philostr. ii , 18. Pol. bietet der Galatea einen kleinen Bär zum Geschenk (einen Elephanten bei R. Rochette Mon. In. 7, 1. vgl. Hirt Berl. Jahrb. 1829 Apr. S. 637.). — Od. (ohne Pilion) an Telema- chos Grabe (καλος Τηλεμαχος) nach einem dunklen Mythus bei Maisonn. 72. — Statuen der bekümmerten Penelope §. 96, 4. 2. Agamemnons Mord G. M. 614. 15. (nach Tölken’s Er- klärung Merope, die den Aepytos morden will). Verbindung Aegisths mit Klytämnestra Millingen Div. 15. Elektra mit Orests Aschenkruge, Millingen Div. 16. Laborde i, 8. Or. u. El. an Ag. Grabe Millingen Div. 14. Tödtung der Kly- tämnestra u. des Aegisth (auf Agamemnons Thron) G. M. 618. Die Tödtung und Verfolgung durch die Erinnyen nach Delphi 619. Vaticanisches Relief, Heeren Hist. Werke iii. S. 121. PCl. v , 22., ganz ähnlich G. Giust. ii , 130. u. sonst, die Mittel- gruppe Eckhel P. gr. 20. vgl. Welcker Zeitschr. S. 433. Der- selbe Gegenstand Etruskisch behandelt, Micali 47. Orest von den Erinnyen verfolgt (§. 398, 5.) oft auf Etr. Urnen u. Va- sen, Tischb. iii, 32. Millg. Cogh. 29. Orest in Delphi §. 362, 3., vor der Athena 622., von der Ath. Archegetis (§. 370, 7.) beschirmt, Tischb. iii, 33. Calculus Minervae 624. 37 Systematischer Theil. G. Giust. ii , 132. Bellori Luc. ii , 40. Eckhel P. gr. 21. §. 196, 3. Taurisches Opfer §. 365, 5. Uhden Schr. der Berl. Akad. 1812. 13. S. 85. wo das Accorambonische Relief ge- nauer gegeben ist. Zwei Grimanische Reliefs bei Millin l’ Orestéide pl. 3. 4. vgl. Schorns Kunstbl. 1828 S. 169. Der Raub des Bildes auch auf der Vase, Maisonn. 59. Ermor- dung des Pyrrhos in Delphi Micali 48. 1 417. Asien war auch in mythologischer Hinsicht die Heimat weichlicher Figuren, wie der Lieblingsknaben des 2 Zeus und Herakles; auch die Amazonen erscheinen in den Vasengemaͤhlden dem Costuͤm und der Bewaffnung nach als Asiatinnen, und von einer gewissen Weichheit der Formen, obgleich die Statuen und Reliefs zum groͤßten Theil die einfache und leichte Tracht und die kraͤftig run- den Formen der Glieder festhalten, die ihnen die Poly- kletische Periode gegeben. 1. Von Troja sind noch die mythischen Scenen zu bemer- ken: Laomedon von Poseidon verfolgt, Etr. Bronzearbeit, Inghir. iii, 17. Anchises u. Aphr. §. 378, 3. Telamon die He- sione rettend Winck. M. I. 66. — Ganymedes , Statuen PCl. ii , 35. M. Flor. 5. (sehr ergänzt). Raub G. M. 531 — 32. §. 128, 1. St. di S. Marco ii , 7. Caylus ii, 47, 3. Trefflich beschrieben Lucian Dial. deor. 6. Auf M. von Dardanos, Chois. Gouff. Voy . pitt. ii . pl. 67, 28., üppig behandelt, als eine umgekehrte Leda. Den Adler tränkend, PCl. v , 16, oft auf Gemmen. Zeus den Ganymed küssend, auf einem Herculanischen (oder von Mengs untergeschobnen) Mau- ergemählde. Winck. W. v. Tf. 7. Gan. Unterweisung durch Aphrodite G. M. 533. Thesaur. Ant. Gr. i, v . Hylas von den Nymphen geraubt G. M. 420*. 475. M. Matth. iii , 31. Paciaudi Mon. Pelop. Ep. 2. 2. Amazonen. Sprungfertige des Phidias §. 121, 2. Ver- wundete des Ktesilaos §. 121, 3. Zu Roß in Bronzen Ant. Erc. vi , 63. 64. Kämpfe mit Herakles (Böttiger Vasengem. iii. S. 163.), Theseus (§. 412, 1.), Bellerophon, G. M. 495 — 99. Um Troja §. 415, 1. Priamos zu Pferde gegen die Ama- zonen ziehend auf einer alten Vase, s. Millin M. I. ii , p. 78. Beim Ephes. Tempel §. 365, 1. Amazonenschlachten sehr häu- fig auf Vasen, Hancarv. ii, 65. 126. Tischb. ii, 1. 8. 10. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Millin i , 10. 23. Tomb. de Canosa 9. Millg. Div. 37. U. M. i , 38. Laborde i, 20. Unter den Reliefs ist der Sar- kophag in Wien Bouill, ii , pl. 93. Moses pl. 133. bei weitem das schönste. Sarkophag von Mazara Houel i . pl. 15. M. Cap. iv , 23. Pompejan. Wandgemählde von Zahn 12. 13. Vgl. Böttiger Archäol. der Mahl. S. 256. Niobe §. 126. G. M. 515 — 21. wo Manches abzu- sondern ist. Sog. Ilioneus in München, Schorns Kunstbl. 1828 N. 45. Familienbesuch bei der Leto, die Töchter spie- len mit Astragalen, G. M. 515. 418. Die Inseln, das altberuͤhmte Kreta ausgenom- 1 men, sind wie alle diejenigen Gegenden, welche die Hel- lenen nicht seit Urzeiten bewohnt haben, arm an Mythen und darum an Gegenstaͤnden fuͤr die Kunst. Colonieen 2 verherrlichten bisweilen in Statuen und auf Muͤnzen ihre ersten Urheber, welche, wenn nicht selbst my- thologische Personen, doch ihnen zunaͤchst standen. Roms 3 Macht verschafft der Geschichte des Aeneas manche bild- liche Darstellung, und erwirbt den Gruͤndungssagen der Stadt einen Platz neben Griechischen Mythen; doch kann man nur der Gruppe der Zwillinge unter der Woͤlfin ein wahrhaft plastisches Leben nachruͤhmen. 1. Kretischer Mythus . Europa §. 351, 3. Ariadne §. 384, 3. Dädalos u. Pasiphae. G. M. 486. 87. (dasselbe Relief Bouill. iii , 52.) häufiger Gegenstand der Kunst, Virg. Aen. vi, 24. Petron. 52. Philostr. i, 16. Flug mit Ika- ros G. M. 488. 89. Zoëga Bass. 44. 2. Taras u. Phalanth in einer Statuengruppe, Paus. x, 13. Taras auf Delphin auf Tarentinischen, Byzas auf Byzantinischen M. Millin P. gr. 47. Tios auf Tianischen Visc. Iconogr. pl. 43, 16. Adramyttos (?) ebd. pl. 43. 15. Von Leukip- pos §. 372, 5. So noch historische Städtegründer, wie Dokimos auf M. Dokimeia’s. 3. Aeneis , Cod. Virg. G. M. 645 — 52. Aeneas Anchises tragend, auf Ilischen u. Römischen Münzen, Contorniaten, Lampen (Bellori iii, 10.), auf einem Herculanischen Gemählde durch Affen dargestellt. Aeneas bei Dido PCl. vii , 17. ? Barberinische u. Vaticanische Statue der sich ermordenden Dido , 37* Systematischer Theil. PCl. ii , 40. B. 10. Die Sau mit den dreißig Ferkeln, auf Gemmen. Geschichte der Rea Silvia G. M. 653. 54. §. 373, 3. Ficoroni Gemmae t. 3, 6. Romulus Jugend G. M. 655 — 58. Romulus u. Remus unter der Wölfin ( lupa tereti cervice reflexa, Virg. Aen. viii, 633) auf M. von Rom u. Ilion, Combe i, 19. 9, 18. §. 182. 1. Die M. von Capua, Combe 2, 14., deuten auf eine ähnliche Localsage. Gruppe §. 172, 5. Gemmen, M. Flor. ii , 54. Die lauschenden Hirten, Gall. di Fir. Intagl. 36, 1. Passeri Luc. iii , 1. 2. Sabinerinnen-Raub G. M. 658*. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. II. Gegenstaͤnde des wirklichen Lebens. A. Individueller Art. 1. Historische Darstellungen. 419. Die Griechische Kunst ist in ihrem Wesen so 1 sehr eine freie Produktion aus dem Innern heraus, und haͤngt in ihrer geschichtlichen Entwickelung so sehr mit Religion, Mythologie und Poesie zusammen, daß die Darstellung des aͤußern erfahrungsmaͤßigen Lebens im- mer nur eine untergeordnete Stelle in ihr einnehmen konnte. Und auch, wo das wirkliche Leben dem Kuͤnst- ler den Stoff giebt, sind Darstellungen allgemeiner Art weit gewoͤhnlicher als die einzelner Fakta. In Griechen- 2 land gab das Zusammenfallen der Entwickelung der Mah- lerei mit den Perserkriegen, so wie der geringere Zusammen- hang derselben mit dem Cultus (§. 73, 1.), diesem Kunst- zweige mehr die Richtung auf Verherrlichung historischer Be- gebenheiten, siegreicher Kaͤmpfe der Gegenwart (§. 135, 2. 140, 5.); auch das Leben der Weisen und Poeten wurde in diesen Kreis gezogen. In plastischen Kunstwerken 3 sind, wenn man von der Andeutung geschichtlicher Ereig- nisse durch die Wahl der Mythen (§. 89, 3) absieht, hi- storische Darstellungen vor Alexander sehr selten. Haͤu- 4 figer wurden sie bei den Roͤmern, wo an Triumphboͤgen und Ehrensaͤulen große Kriegszuͤge der Kaiserzeit vollstaͤn- dig entwickelt, und auf den Muͤnzen, um der Eitelkeit der Geschlechter zu schmeicheln, auch Begebenheiten theils der koͤniglichen theils der republikanischen Zeit in ziemli- cher Anzahl dargestellt werden; doch finden sich auch in 5 Rom historische Gegenstaͤnde außer diesem Kreise von Denkmaͤlern selten. Die Apotheosen kann man kaum zu den 6 historischen Begebenheiten rechnen, sie bilden wenigstens Systematischer Theil. den Uebergang von der sinnlichen Erscheinungswelt zu ei- 7 ner geglaubten goͤttlichen. — Wie bei den Kriegsdar- stellungen jener Ehrenmonumente auch den Germanen, Daciern, Sarmaten ihr nationaler Charakter gegeben wird: so darf an dieser Stelle erwaͤhnt werden, daß auch in der Bezeichnung fremder Raçen die alte Kunst viel Sinn fuͤr genaue Auffassung eigenthuͤmlicher Bildung zeigt. 1. Diese Einsicht wird größtentheils Winckelmann verdankt, welcher die Herakliden-Wanderung als den jüngsten Gegenstand der bildenden Kunst betrachtete. Und auch hier kann man zwei- feln, ob die drei Helden bei der Urne, auf Gemmen, die losenden Herakliden sind. Winck. W. iii. S. xxvii. 2. Gegen Ansaldi de sacro apud ethnicos pictarum ta- bularum cultu. Ven. 1753. s. Böttiger Arch. der Mahl. S. 119. — Bei Philostratos kommen Panthia, Rhodogune, Themi- stokles in Persien, Pindar als Knabe, Sophokles als Gegenstände von Gemählden vor. Nach Lucian de morte Peregr. 37. wurde Sokrates Gespräch mit seinen Freunden im Kerker oft ge- mahlt. Hochzeit des Masinissa u. der Sophonisbe, Herculan. Gem. Visc. Iconogr. pI. 56. 3. Geschichtliche Gruppen und Reliefs §. 118, 2, a. (doch sind die Kämpfe auch hier nicht grade auf ein Factum zu be- ziehn). 118, 3 ex. 129, 2. 154. Othryades auf Gemmen, wenn er es ist ( vic ) Lipp. i, ii, 66. 67. u. sonst. Die Deutung der Etruskischen Reliefs, Ingh. i, 63. 64., auf den Marathonischen Echetlos ist sehr zweifelhaft. Alexander und Dio- genes, Zoëga Bass. 30. Demosthenes am Altar von Kalau- ria, auf einem Terracotta-Relief, Winckelmann von Fea ii. p. 256. Die Geschichte von Hero u. Leander findet sich auf Münzen von Sestos (Mionn. Suppl. ii, pl. 8.), Gemmen (Lipp. i, ii, 62) u. Contorniaten auf dieselbe einfache Weise vorgestellt. 4. S. §. 198. 202. 204. 205. 207. Stieglitz Einr. ant. Münzsamml. S. 241 ff. Auf Kaisermünzen wird besonders das Gedächtniß der munera und opera publica gefeiert. — Alimentariae Faustinianae, Zoëga Bass. 32. 33. 5. Der Curtius, V. Borgh. st. i, 18., ist von Bernini; nur das Pferd antik. Die Steine mit Kleopatra’s Tod sind II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. zweifelhaft, der mit Cäsars Ermordung, Lipp. i, ii, 279., gewiß nicht antik. Die mitunter schönen Statuen Barbarischer Kö- nige als Gefangner (z. B. Maffei Racc. 56. vom Forum Traiani; Montf. iv, 148.) waren wohl immer Nebenfiguren an Ehren- monumenten. Die Gruppe von V. Ludovist, Maffei Racc. 60. 61., deutet Heyne Vorlesungen S. 240 u. (nach Heyne’schen Hef- ten?) Beck Grundriß S. 221. als einen Barbaren, der sich und die Gattin durch Mord der Gefangenschaft entzieht. 6. Ueber die Consecrationen der Kaiser stellt die G. M. 671 — 684. die Hauptdenkmäler zusammen; die Kaiser trägt ein Adler, die Kaiserinnen ein Pfau gen Himmel; Hadrianus erhält (wie He- rakles) die Unsterblichkeit in einer Schale. Auf eine spätre Apo- theose, nicht die des Romulus, bezieht sich auch das Diptychon 659. Auf der Ara Augustea zu Ravenna (Gori Gemmae astrif. T. iii. p. 137.) scheint Claudius unter die Götter des Julischen Geschlechts aufgenommen zu werden. Claudius Apotheose wird auch auf einem prächtigen Relief in Spanien, Admir. Rom. t. 80. 2 ed., dargestellt, ein Adler trägt die Büste des Kaisers von Trophäen des Land- und Seekrieges empor. 7. S. darüber Blumenbach Comment. Soc. Gott. XVI. p. 175. Die Statue des trunknen Inders, Kallistr. 3., war etwas mohrenartig. In einem Kyrenäischen Sepulcralgemählde wird der Lebenslauf einer Negersklavin dargestellt. Pacho pl. 54. 2. Porträtbildungen. 420. Die Portraͤtstatuen (ἀνδριάντες), aus dem 1 Bestreben, Sieger in heiligen Spielen zu ehren, hervor- gegangen, also urspruͤnglich ebenso wie andre Bilder aus dem Cultus stammend, wurden durch den politischen Ehr- geiz und die Schmeichelei spaͤterer Zeiten zu ungeheurer Zahl vermehrt (s. §. 87. 88. 121. 159. 181. 199 ff.). Urspruͤnglich freie Darstellungen des koͤrperlichen und 2 geistigen Charakters der Individuen, wurden sie erst sehr allmaͤhlig zu eigentlichen Portraͤtstatuen (§. 87. 123. 129). Daneben wurden auch von Maͤnnern fruͤherer Zeiten, 3 auf eine aͤhnliche Weise wie von Heroen, aus ih- Systematischer Theil. rem bekannten Charakter, ihren Spruͤchen, Poesieen her- aus, Portraͤtbilder erschaffen, wie der im hoͤchsten Sinn gedachte Homeroskopf, die Statuen der Sieben Weisen, der aus dem Silen in Alkibiades Beschreibung geschaffne 4 heitre Sokrateskopf. Hernach bildeten, neben den Statuen der Herrscher, die Bilder der Schriftsteller, be- sonders der Philosophen, einen sehr bedeutenden Zweig der Kunst, auf den manche Bildner sich fast ausschließlich legten; man suchte in Alexandria, Pergamon, der Palatinischen Bi- bliothek und sonst moͤglichst vollstaͤndige Reihen davon zu bilden; die Buͤstenform, aus den alten Hermen hervor- 5 gegangen, wurde dabei die gewoͤhnliche. Die Kuͤnst- ler zeigten dabei ein bewundernswuͤrdiges Talent, das eigenthuͤmliche Studium und den litterarischen Charakter dieser Maͤnner bis in die Fingerspitzen hinein auszu- druͤcken. Zur Litteratur der Ikonographieen. Die ältesten waren die Varronische, §. 322, 8. (sie bestand aus 100 Hebdomaden, jedem Bilde scheint ein Epigramm beigegeben gewesen zu sein), und die ähnlich eingerichtete des Attikus. Pl. Nepos Att. 18. Illustrium imagines ex ant. marmoribus e biblio- theca Fulvii Ursini. 1569. 70. Illustrium virorum ut exstant in urbe expressi vultus caelo Angustini Veneti. Rom. 1569. Illustr. imag. del. Th. Gallaeus 1598. (Vermehrung des ersten Werks). Commentar von Jo. Faber dazu 1606. Iconografia — da G. A. Canini, ed. M. A. Ca- nini. R. 1669. (sehr unkritisch). Illustr. vet. philoso- phorum, poetarum etcc. imagines cum exp. I. P. Bel- lori. R. 1685. Gronovii Thes. Ant. Gr. T. i. ii. iii. (wenig brauchbar). E. Q. Visconti Iconographie Grecque. Paris 1811. 3. T. 4. Iconogr. Romaine. Par. 1817. T. i. fortgesetzt von Mongez T. ii. 1821. iii. 1826. Gurlitts Ver- such über die Büstenkunde. 1800. Hirt über das Bildniß der Alten, Schr. der Berl. Akad. 1814. 15. S. 1. 1. Merkwürdig ist, daß auch nach Hygin f. 104 Leodamia, um ein Bild des Protesilaos bei sich zu haben, einen Gottesdienst simu- lirt, vgl. Ovid Her. 13, 152. Bilder als Ersatz entfernter Geliebten setzen die Tragiker in die heroische Zeit, Aesch. Ag. 405. Eur. Alk. 349. vgl. Visconti i. p. 2. Lobeck Aglaoph. 1002. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. u. 1007, der die eigne Meinung aufstellt, die ‘Ερμαφρόδιτοι, Theophr. Char. 16., seien maiorum utriusque sexus effigies cubiculares sub specie Hermarum biformium consecratae. 2. Die berühmte Vorschrift, daß die Athletenstatuen nicht grö- ßer als im Leben sein durften (s. u. a. Lucian pro imag. 11.), sollte einen durchgängigen Unterschied gegen die gewöhnlich größer gebildeten Heroen setzen. Die ἰσομέτρητοι ἀνδριάντες im Schwur der Attischen Archonten hängen auch damit zusammen. Davon sind aber die st. iconicae genau zu scheiden, genaue Porträtstatuen, die man nach Pl. xxxiv, 9 (natürlich erst nach Lysistratos) dreimaligen Siegern setzte. Daß der Grundsatz: ut athletae ceterique artifices his statibus in statuis po- nendis uterentur, in quibus victoriam essent adepti, von Chabrias herrühre, ist ein Irrthum des Nepos Chabr. 1. Im Gegentheil war ohne Zweifel Darstellung der Kampfart und der damit zusammenhängenden Körperbeschaffenheit Hauptaugenmerk die- ser Bildner. 3. Pariunt desideria non traditi vultus , sicut in Homero evenit. Pl. xxxv, 2. Der herrliche Farnesi- sche Kopf (Tischb. Hom. i. ) zeigt ganz das γλυκὺ γῆρας, Chri- stodor 322.; der Capitolinische bei Visc. i, ist auf keinen Fall des Heros Homer werth. Doch geben die M. von Amastris, Jos, u. die Contorniaten verschiedne Köpfe. Die Homerischen Denk- mäler §. 393, 2. G. M. 543 — 549., das Silbergefäß in Nea- pel auch Millg. U. M. ii, 13. Dann gehören zu den non traditi vultus ohne Zweifel Lysippos Sieben Weisen und Aesop ( Anth. Pal. App. ii. p. 725), wonach die Hermen der Villa des Cassius mit Unterschrift u. der Aesop der V. Albani, ohne solche, verfertigt sein mögen. Auch Solous Bild in Salamis, wel- ches Aeschiues für sehr alt ausgab, war noch nicht 50 Jahre vor Demosthenes gesetzt, de falsa leg. p. 420. Von Lysippos So- krates Diog. L. ii, 43. (Ueber die meist allegorischen oder grillen- haften Sokrates-Gemmen Chifflets Socrates ). Den Reich- thum der Griechen auch an Statuen dieser frühern Zeiten zeigt besonders Christodor u. die Aufzählung von Frauenstatuen Griechi- scher Meister bei Tatian adv. Gr. 52. p. 168. 4. Plin. xxxv, 2. xxxiv, 19, 26 sqq. vgl. §. 121, 5. 305, 4. Büsten, προτομαί, thoraces? Aber auch die clypei (§. 181, 3.) wurden selbst auf Griechische Dichter über- tragen. Bilder des Sophokles u. Menandros auf Schilden bei Visc. Vgl. lconogr. i. p. 13. Systematischer Theil. 5. Besonders lehrreich ist über diese Auffassung des Charakters Sidon. Apollin. Epist. ix, 9. Der Geometer Euklid wurde mit auseinander gebognen, der fingerrechnende Chrysipp mit zu- sammengekrümmten Fingern, Arat als Sänger der Gestirne (ob- zwar nur nach Büchern) mit übergebognem Nacken gebildet. Die beiden letztrn sieht man so auf M. von Soli (Visc. pl. 57, 1.), den Chrysipp erkennt Visc. darnach in einer Büste der V. Albani. Von Philosophen kennt man Pythagoras (§. 181, 1.), Heraklit u. Anaxagoras (Visc. pl. A, 2.) durch M., durch sichre Büsten Sokrates, Platon, Karneades, Theon von Smyrna, Ari- stoteles (Statue im Pall. Spada), Theophrast, Antisthenes, Dio- genes (interessante Statue in V. Albani), Zenon den Stoiker (des- sen Büste in Neapel Visc. für den Eleaten nimmt, und dem Stoi- ker eine andre unbegründete giebt; die treffliche Statue eines äl- tern Mannes im Tribon M. Cap. i, 90. Bouill. ii, 26. ge- hört keinem von beiden), Chrysipp, Poseidonios, Epikur u. Me- trodor, Hermarch. Von Dichtern auf M. Alkäos, Sappho (die Büsten sind unsicher, und die von Steinbüchel herausgegebne Vase in Wien, wenn die Inschrift ächt, doch für kein Porträt zu achten, welches dagegen die von Allier de Hauteroche, Notizie intorno a Saffo di Ereso 1822., herausgegebne Bronzemünze sicher liefert, vgl. Plehn Lesbiaca p. 189 sqq. Gerhard im Kunstbl. 1825 N. 4. 5.), Anakreon, Stesichoros (genau nach der Cic. Verr. ii, 35. erwähnten Statue). In Maxmorwerken Sophokles (aus dem Pry- taneion von Athen? M. Worsl. i, 2, 1.), Euripides (littera- risch wichtige statuetta in Paris), Menandros u. Poseidippos (Statuen voll Leben u. Wahrheit, aber einer gewissen Weichlich- keit und Schlaffheit, PCl. iii, 15. 16. Bouill. ii, 24. 25. Schlegel Dramat. Poesie i. am Schluß), Moschion. Von Rednern Büsten von Isokrates, Lysias, Demosthenes und Aeschines (auch bei Millg. U. M. ii, 9.; man erkennt in ihm eben so τὸν καλὸν ἀνδριάντα, wie in Demosthenes den feurig bewegten Patrioten), Leodamas. Historiker : Herodot u. Thukydides. Rhetoren : Epaphroditos, Aelius Aristides. (Ueber die Vaticanische Statue des ΑΡΙΣΤΙΔΗΣ ΣΜϒΡ ΝΕΟΣ s. Mai Script. vet. nova coll. i, p. li ). Ein siegreicher Rhe- tor von Alexandreia, Amalth. iii, Tf. 8. Aerzte : Hippokrates, Asklepiades u. Andre (besonders in Miniaturen). II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 421. Waͤhrend von den ausgezeichneten Staatsmaͤn- 1 nern Athens sich eine Reihe Buͤsten mit Sicherheit nach- weisen lassen: ist von den im Alterthum so viel gebilde- 2 ten und auf allen Stufen idealisirter und gewoͤhnlicher Menschengestalt (§. 159. 199.) dargestellten Fuͤrsten, den Makedonischen Alexander ausgenommen, sehr wenig in Marmor, Einiges in Kameen erhalten. Dagegen ge- 3 ben die Muͤnzen, doch erst von Alexander an, eine reiche Uebersicht der aus Griechischem Stamme hervorgegangenen Dynastieen sowohl, wie der orientalischen, welche sich jenen in ihren Sitten zu naͤhern suchten. Das Grie- 4 chische Costuͤm fordert zur Bezeichnung des Fuͤrsten das Diadem (§. 340, 4), wozu hin und wieder besondre In- signien, auch Strahlenkraͤnze, treten. In Rom hat 5 man die Abbildungen der ersten vier Koͤnige auf Muͤn- zen nur als Idealbilder, wenn sie auch nach vorhandnen Statuen (§. 181) entworfen waren, zu betrachten; dage- gen die Maͤnner der fruͤhern Republik, welche ihre Nachkommen aus Familienstolz auf Muͤnzen setzten, nach den Wachsbildern im Ahnensaal entworfen sein moͤgen. Sichre Buͤsten von einem entschiednen Portraͤtcharakter scheint man zuerst von Scipio Africanus dem aͤlteren zu haben. Auf die Muͤnzen wurde bei Lebzeiten zuerst Caͤsars Bild gesetzt, besonders in Provinzial-Muͤnzen; diesem Beispiel folgen Caͤsars Moͤrder und die Triumvirn. Die Ikonographie der Roͤmischen Kaiserzeit ist als Haupt- 6 quelle der Kunstgeschichte der Zeit oben (§. 199 ff.) be- ruͤcksichtigt worden, sie liegt in großer Vollstaͤndigkeit vor; waͤhrend Buͤsten von Gelehrten der Zeit nur wenige vor- 7 handen sind. Wie zahlreiche Ehrenstatuen und wie vor- 8 treffliche darunter auch Roͤmische Municipien enthielten, lehren die Herculanischen Entdeckungen. 1. Sichre Porträte von Miltiades (vgl. Paus. x, 10), Themi- stokles (doch ist, was Visconti beibringt, noch zweifelhaft; dagegen auf Stateren von Lampsakos ein bärtiger Kopf mit Schiffermütze und Lorbeerkranz, von individuellen Zügen, ohne Zweifel Themi- stokles, der ehemalige Herr von Lampsakos), Perikles (nach Ktesi- Systematischer Theil. laos §. 121., der Helm bedeckt den Spitzkopf), der in seiner Zeit viel gebildete Alkibiades, dessen Herme im PCl. dem Ruhm seiner Schönheit wenig entspricht, vgl. Welcker Zeitschr. S. 457. Aspasia ist die erste Frau, von der eine sichre Abbildung in einer Büste des PCl. vorhanden. Die Deutung der schönen Statue PCl. ii, 43. Bouill. ii, 23. auf Phokion hat Visc. selbst aufgegeben, vgl. vii. p. 100. 2. Alexander, §. 129, 4. 159, 5. 162, 2.; die Büste des Ritters Azara, jetzt im Louvre, ist ein sichres, nicht idealisirtes Porträt, Visc. pl. 30. Musée Nap. iii, 2. Das Al. bald mit Löwenhaut, bald mit Ammonshorn vorgestellt wurde, beweisen auch die contorniati, Eckhel viii, p. 289., welche auch seine Zeugung durch den Drachen darstellen. Alexander emporsteigend dargestellt, Guatt. M. I. 1787. p. lxv. Büsten der Nachfol- ger Alexanders sind selten. S. §. 159, 4. 5. Ptolemäos ist ein Name, der vielen Büsten mit Unrecht gegeben wird, Visc. theilt nur zwei Herculanische Büsten Ptolem. i. u. seiner Frau Berenike zu, pl. 52. Kameen §. 161, 4. Ein sehr schöner mit den Köpfen Demetrios I. von Syrien u. der Laodike, Visc. pl. 46. Der nach unten verschleierte Kopf auf einer viel- besprochnen Gemme gilt jetzt nicht mehr für Ptol. Auletes. 3. Die M. von Gelon u. Hieron sind entweder später zur Ehre der alten Tyrannen geprägt worden (nach Visc.), oder gehören ganz Hie- ron II u. Gelon II, dem Sohne Hierons II; die dem Theron zugeschriebenen sind theils verfälscht, theils falsch erklärt. Avellino Opuscoli I, iii. Die Bilder der Makedonischen Könige vor Alexander läugnet Visc. ii. p. 79. wohl mit Recht; er erklärt, was man dafür hielt, für Heroenköpfe. — Für die Köpfe der Kö- nige Makedoniens, Thrakiens (erst aus der letzten Zeit der Unab- hängigkeit, denn der angebliche Lysimachos ist Alexander), Epirus, Illyriens, der Päoner, der Sicilischen Tyrannen (Sparta lasse ich aus, da der Kopf des Kleomenes sehr unsicher ist), der Pergame- nischen, Bithynischen, Kappadokischen, Pontischen (von 268 vor bis 40 u. Chr.), Bosporanischen (von 289 vor bis 320 u. Chr.) und Armenischen Könige, so wie einiger kleinen Dynasten in Ki- likien, der Seleuciden, so wie der spätern Könige von Kommagene und andern Syrischen Landschaften, von Osroene, Mesopotamien und Charakene, der Herodiaden, der Arsakiden, der Griechischen Könige von Baktriana (dazu noch Todd Trans. of the Asiatic Soc. I, ii, p. 313. und die M. des Indischen Königs Deme- trios, Commentat. rec. Soc. Gott. vi. p. 3.), der Ptolemäer II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. u. spätern Kyrenäischen und Mauretanischen Fürsten verweise ich ganz auf Visconti’s Hauptwerk. 4. Wie die Bockshörner bei den Fürsten Makedonischen Stamms, Visc. ii. p. 61. 69. 341. Die Strahlen kommen bei den Ἐπιφανεῖς vor, ii. p. 337., doch nicht allein bei diesen. 5. S. Romulus, Tatius, Numa (Büste), Ancus nach M. bei Visc. Dann Junius Brutus, Postumius Regillensis u. Aa. Scipio’s Büsten kennt man an der kreuzförmigen Schramme auf der Stirn. Hannibal Visc. Icon. Gr. pl. 55, 6. 7. Quinc- tius Flaminin Gesicht ist durch einen wahrscheinlich in Griechen- land geschlagnen Stater (Mionn. Suppl. iii. p. 260. pl. Visc. pl. 42. 2.) bekannt. Auch Sulla kommt nur auf nach ihm ge- schlagenen M., Pompejus auf denen der Söhne vor. Pom- pejus Statue im Pall. Spada, Maffei Racc. 127. (Streit von C. Fea u. G. A. Guattani, gegen Fea auch Visc. i. p. 118). Von Cäsar besonders eine Farnesische u. eine Capitolinische Büste. 6. In den Suiten der Kaiser strebte man wahrscheinlich schon im Alterthum nach Vollständigkeit, so daß auch von Domitian, von dem nur ein Bild der Zerstörung entgangen sein soll (Procop hist. arc. 9. p. 296), doch bald wieder mehrere existirten. Ueber Domit. Statuen Fr. Schmieder in einem Programm 1820. 7. Sichre, aber wenig genaue, Bilder von Terenz, Accius, Salust, Horaz, Apollonius von Tyana, Appulejus geben die Con- torniaten; von Virgil die Miniaturen der Vatican. Handschr.; Bü- sten nur von Terenz, Q. Hortensius, Cicero (sehr viel falsche, die im Hause Mattei vertheidigt Visc. gegen S. Clemente), Jun. Ru- sticus ii. Seneca ist sicher bekannt durch die in V. Mattei ge- fundne Doppelherme. Lor. Re Seneca e Socrate 1816 und in den Atti d. Acc. Arch. ii. p. 157. 8. Reuter-Statue des M. Nonius Balbus aus einer Basilica von Herculanum, nebst einer ähnlichen ebenda gefundnen in Nea- pel. Visc. pl. 15. Statuen der Töchter des Balbus, Neapels Ant. S. 17. 20. 22. Zu den besten Porträtstatuen gehören die Dresdner Herculanerinnen (§. 264, 1.), wahrscheinlich vorneh- men Geschlechts. Das Costüm der ältern kehrt genau so an der Julia Domna, M. Franç. iii, 18., wieder. Die andre wird nach altem Kunstgebrauch (Paus. x, 25, 2) durch den unverhüllten Kopf als Jungfrau bezeichnet. Systematischer Theil. B. Darstellungen allgemeiner Art. 1. Cultushandlungen. 1 422. Unter den aus dem gewoͤhnlichen Leben ge- nommenen, aber allgemein gehaltenen, Bildwerken be- ziehen sich aus Gruͤnden, welche in der Geschichte der Kunst liegen, bei weitem die meisten auf den Dienst der Goͤtter und auf die an diesen Dienst sich anschließen- 2 den Handlungen und Spiele. — Cultusfeierlichkeiten werden auf Griechischen Reliefs einfach und zusammenge- zogen, auf Roͤmischen Bildwerken ausfuͤhrlicher und mit 3 mehr Bezeichnung des Details vorgestellt. Haͤufiger sind jedoch Scenen der Art auf Vasengemaͤhlden, wo Dar- bringungen, Spenden, Cultusgebraͤuche mit großer Aus- fuͤhrlichkeit und genauer Observanz des wirklichen Rituals 4 entwickelt werden. Besonders oft finden sich hier die meist verkannten Todtenopfer ; Cippen (§. 286), oft mit Na- men beschrieben, mit Helmen, Gefaͤßen besetzt, auch Saͤulen oder ganze tempelartige Heroa (§. 294, 8), in denen Waffen haͤngen, Gefaͤße stehn, Zweige aufgesteckt sind, und oft auch die Gestalt des Hingeschiednen leib- haft zu sehen ist, werden durch Taͤnien-Umwindung, Oel-Betraͤufung, Weinspenden aus Phialen und Karche- sien (§. 298. 299.), und Darbringungen aus Koͤrbchen (κανοῦν §. 300.) und Kaͤstchen (κιβώτια §. 297.), be- sonders von den Frauen der Familie, sorgfaͤltig geehrt. 5 Interessant ist auch, die Aufstellung (ἳδρυσις) von Her- men und Bildsaͤulen in alten Kunstwerken, namentlich 6 Gemmen, veranschaulicht zu sehen. Personen, welche beim Opferdienste thaͤtig waren, wurden, besonders wenn ihr Geschaͤft eine bedeutsam gefaͤllige Stellung herbei- fuͤhrte, auch in Statuen zeitig dargestellt, wie die Kane- phoren, Karyatiden, allerlei Opferdiener u. dgl. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 2. Beispiele bei Athena, Dionysos, Pan, Priap. Sehr naiv dargestellt sind die ländlichen Opfer, Bouill. iii, 58, 4. 97, 1. Schönes Relief, Frauen einen Opferstier führend (wie in Hermione) PCl. v, 9. vgl. das Vasengem. Gori M. E. i, 163. Häufig sieht man auf Griechischen Reliefs Züge von Men- schen, welche die Arme einwickeln u. an den Körper drücken, die Gottheiten, welche sie empfangen, erscheinen riesengroß. M. Worsl. i, 1. 9. 10. 11. Bouill. iii, 57, 2. Viele Opfervorstel- lungen auf Gemmen, Lippert i. S. 313 — 344. Suppl. S. 100 — 108. M. Flor. ii, 72 — 77. Römische Souve- taurilia auf Col. Traiani, Statue di S. Marco i, 50. Bouill. ii, 97. iii, 63, 2. Capitolinisches Opfer, Bouill. iii, 62, 1. Vollständiges Römisches Opfer, Passeri Luc. i, 35. 36. Strues et ferctum auf einem Tische vor Jupiter, ebd. i, 31. Haruspicin Winck. M. I. 183. Bouill. iii, 60, 3. Au- spicien, Relief Gall. di Fir. St. 142. Boissard iv, 68. vgl. des Vf. Etrusker ii. S. 125. Oefter auf Röm. Familien-M. 3. Wenn auf Vasengem. eine weißgefärbte Figur von andern gewöhnlicher Farbe umtanzt und geschmückt wird (z. B. Laborde i, 9): so ist dies gewiß ein Elfenbeinbild , wie bei Philostr. ii, 1. eine elfenbeinerne Aphrodite in Myrtenlauben von ihren Hierodulen gefeiert wird. So sehr ich Maisonn. 23 eine elfen- beinerne Aphrodite von Hierodulen umgeben; vor ihr ein Bassin mit einer Gans. Bei Millg. Div. 41. macht sich eine Tempel- statue der Aphrodite durch den reichen Schmuck an Thron und Ge- wand kenntlich. 4. S. z. B. Tischb. ii, 15. 30. iii, 40. Millingen Cogh. 26. 45. 49. Div. 14. 16. 17. 18. 19. 39. 48. 58. Un. M. 36. Millin i, 16. 21. Lab. i, 13. Auf der Vase bei Mil- lin ii, 38, wo M. Mysterien des Jasion (wie auch ii, 32) er- blickt, steht ein ἥρως der Art im Tempelchen, welchem Fächer, Spiegel, Kleiderkästchen gebracht werden, ohne Zweifel seine Freude als er lebte. Tombeaux de Canosa pl. 4. sitzt der ἥρως mit einem Stabe in der Hand in seinem Tempelchen; ein Jüngling tritt mit Phiale u. Prochus (§. 298, 6. 8.) hinein um zu libi- ren; Andre bringen die κτερίσματα von außen herzu. Heroa auf Lampen, Passeri iii, 44. Leichenopfer durch Knaben vor- gestellt, dabei Hahnenkämpfe, auf einem Sarkophage, Bouill. iii, 44, 4. 5. Solche consecrationes (vgl. §. 66, 2. 68, 1. 83, 2.) Raponi P. gr. 5, 5. Bartoli Lucernae ii, 28. Die Frau, Systematischer Theil. welche eine Blume mit Tänien umwindet, Tischb. Vas. iii, 49., ist aus Theokr. 18, 48. zu erklären: ‘Ελένας φυτὸν εἰμί. Von mantischen Gebräuchen war die Weissagung aus Thrien (Lobeck de Thriis, jetzt Aglaoph. p. 814.) besonders darstellbar, Millingen Div. 29. 6. Kanephoren des Polyklet, Amalth iii. S. 164. An der V. Appia gefundene, von Kriton u. Nikolaos von Athen, in Villa Albani Winck. W. vi, 1. S. 202. Von andern bei Frascati gefundenen (Cavac. Racc. iii, 28) ebd. v. S. 21. 332 u. sonst. Im Britt. Museum Terrac. pl. 29. — Statue eines die Eingeweide des Opfers bratenden Sklaven §. 121, 5. Priesterin der Ceres PCl. iii, 20. Opferdiener der Ceres, mit einem Schweinchen über den Schultern, bei L. Egremont, Spec. 68. Camillus im Pal. der Conservatoren, eine anmuthige Figur, Maffei Racc. 24. Vestalinnen sind an der vitta zu erkennen, G. M. 332. 33. vgl. Visc. PCl. iii. p. 26. Ar- chigallus §. 395, 3. Priesterin der M. Mater, mit Inschr. PCl. vii, 18. Isis-Priester, wie bei Appulejus, PCl. vii, 19. M. Matth. iii, 24. Schöne Statue einer adorans femina (wie bei Plinius) mit eigenthümlichem Gewandwurf, PCl. ii, 47. (Pietas), Bouill. ii, 29 u. oben §. 393, 3. Bronze Ant. Erc. vi, 83. vgl. Böttiger Kunstmyth. S. 51. 2. Agonen. 1 423. Die Seite des Griechischen Lebens, welche we- gen der natuͤrlichen Verwandschaft, in welcher sie zur plastischen Kunst steht, sich am vollstaͤndigsten in der Kunst abspiegelt, ist die Gymnastik . Zwar ist die vollkommenste Uebertragung gymnastischer Gestalten auf die Stoffe der bildenden Kunst, jener Wald von Erzbild- saͤulen der Sieger in den Tempelhoͤfen Olympia’s und Pytho’s, uns verloren gegangen, und nur einige treff- liche Reste der Art geblieben; indeß laͤßt sich aus Mar- mor-Copieen, Reliefs, Vasengemaͤhlden und Gemmen noch ein sehr vollstaͤndiger Cyklus von Vorstellungen zu- sammensetzen, und auch in die Kunde der σχήματα oder II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Weisen und Handgriffe der alten Leibesuͤbungen gewiß noch tiefer eindringen als bisher geschehn. Kurzgelock- 2 tes Haar, tuͤchtige Glieder, eine ebenmaͤßige Ausbildung der Gestalt, charakterisiren die ganze Gattung von Fi- guren; die zerschlagnen Ohren (§. 329, 8.) und die her- vorgetriebnen Muskeln insbesondere die Faustkaͤmpfer und Pankratiasten. Bisweilen in den besondern Bewegungen 3 ihrer Kampfart vorgestellt (§. 87, 3.), wurden sie auch in 4 Handlungen, welche allen Athleten gemein sind, wie das Einsalben des Koͤrpers, das Gebet um Sieg, die Um- windung des Haupts mit der Siegsbinde, und sehr haͤufig in ganz einfacher, ruhig fester Stellung gebildet; 5 meist hielten wohl diese fruͤher oft falsch benannten Bil- der (z. B. Genius praestes ) Kraͤnze in den Haͤnden; auch Palmstaͤmme dienen, wie bei Hermes, als Hinwei- sung auf ihre Bedeutung. 1. Mercurialis de arte gymnastica giebt von alten Denk- mälern wenig Zuverlässiges. 3. Läufer §. 122, 4. Ant. Erc. vi, 59. Die Sta- tue PCl. iii, 27. ist wohl eher einer Wettrennerin aus Domi- tians Zeit (Dio Cass. lxvii, 8.), als einer Spartanerin gesetzt worden. Springer auf Vasen Tischb. iv, 43. Gemmen Tassie pl. 46, 7978. Caylus iii, 21, 4. Ueber die ἁλτῆ- ρες Welcker Zeitschr. i. S. 239. Sprung mit der Lanze §. 121, 2. Sprung durch das Seil Grivaud Ant. Gaul. pl. 23. Diskobolen , der werfende des Myron §. 122, 5. vgl. Guatt. M. I. 1784. p. ix. Welcker Zeitschr. i. S. 267. zur Erklärung der Stellung besonders Statius Theb. vi, 680. Der sich zum Kampf anschickende, auch in mehrern Exemplaren, PCl. iii, 26; Borgh. 7, 9. im L. 704., Bouill. iii, 17, 5.; bei Mr. Duncombe in Yorkshire. Auf Vasen, Tischb. i, 54. ii, 61. 62. iv, 44. Maisonn. 25. Ringer ἀκρο- χειριζόμενοι auf M. von Selge, Mionn. Descr. pl. 57, 3. 6., Vasen Tischb. iv, 46., Basreliefs Guatt. 1785. p. liii. Visc. PCl. vi, 37. Bouill. iii, 46, 9. Die Statue ei- nes Ringers im höhern Mannesalter von gewaltiger Musculatur beschreibt Christodor 228. Pankratiasten -Knaben in dem berühmten Symplegma in Florenz ( Gall. di Fir. St. 121. 122.) bei der Niobe-Gruppe, digitis corpori potius quam 38 Systematischer Theil. marmori impressis, wie Plinius von einer ähnlichen Gruppe des Kephissodotos sagt. Es sind keine παλαισταὶ, bei denen das Riederwerfen entscheidet; die Pankratiasten aber ringen hauptsäch- lich am Boden. Faustkämpfer , Statuen Bouill. iii, 19, 2. 3. Relief PCl. v, 36., wo sie das Haar im Schopf gebunden haben, wie die Ἀγῶνες §. 405, 2. Vasen Tischb. i, 55. 56. Denkmal eines Cästuskämpfers, bei Montf. iii, 168. nach Fabretti. Lampadedromie , mit Tellern an den Fackeln, wie auf M. von Amphipolis, Vasengem. Tischb. ii, 25. iii, 48. Denkmal eines Sieges bei Van Dale Marm. Antiqu. vi. p. 504 sqq. Caylus Recueil i, p. xvii. 117. 4. Sich salbender Athlet, treffliche Statue in Dresden, August. 37. 38. Aehnlich auf Gemmen Raponi 49, 3. Bracci i, 51, 52. vgl. die Statuen tv. agg. 26. Bouill. iii, 19, 4. Um Sieg flehender Athleten-Knabe (ähnlich wie Diagoras Familie bei Paus.) aus Bronze in Berlin. Levezow de iuvenis adorantis signo. Bouill. ii, 19. M. Fr. iv, 12. Tä- nien empfangend , oft auf Vasen, Laborde 6. Die Frauen welche sie umwinden, sind meist als die Orte des Spiels zu erklären, vgl. oben §. 405, 5. Polyklets Diadumenos §. 120, 4. Guattani Mem. enc. v. p. 81. Die Preisvasen sind oft deut- lich zu sehn, auf Vasengem. Laborde i, 8, Gemmen, Raponi 59, 4., Lampen, Passeri ii, 98. 99., Münzen, wo sie auf den Tischen der Agonen stehn. Ἀποξυόμενοι §. 120, 4. 129, 1. 175, 2. Millg. Cogh. 15. 5. Ruhig stehende Athleten Gall. di Fir. St. 124 — 129. Bouill. iii, 19, 5. Hierher gehören besonders manche alter- thümliche Statuen, wie der Capitolinische junge Athlet, Winck. W. v. S. 550, der bronzene und marmorne des Florent. Museums, Herausg. S. 446. 566 (beide über Lebensgröße), der sog. Ge- nius von Pesaro, M. Flor. 45. 46. Winck. W. iii. S. 189. 393. u. a. m. Jünglinge mit Kosmeten, Sophronisten, Bidyern, oder wie man sie nennen mag, auf Vasengem. Böttiger Hercules in bi- vio p. 42. 1 424. Mit den gymnischen Agonen wurden die Spiele mit Rossen seit alter Zeit gleicher Ehre gewuͤr- 2 digt. Die Roͤmer sahen ihre Circusspiele gern auch II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. gebildet und gemahlt, besonders in Mosaik; die beguͤnstig- ten Kutscher der Factionen erhielten auch, ungeachtet des wi- derstrebenden Costuͤms, Ehrenstatuen; und es giebt manche Werke der Art aus dem spaͤtesten Alterthum und im al- lerrohesten Styl. Die Kaͤmpfe der Gladiatoren, ob- 3 gleich auch deren Costuͤm Griechischem Kunstsinne wenig zusagen konnte, gaben doch wenigstens untergeordneten Kuͤnst- lern, welche Waͤnde bemahlten und Grabmaͤler verzier- ten, zu thun; man darf argwohnen, daß solche an Graͤ- bern ausgehaunen oder auf Grablampen ausgedruͤckten Gladiatorkaͤmpfe mitunter die wirklichen vertreten, und anstatt der vollen Todten-Ehre dem Gestorbnen ein Scheinbild derselben gewaͤhren sollten. 1. Κελητίζοντες M. von Kelenderis, Vasen Tischb. i, 52. ii, 26. Der Lauf der κάλπη , scheint es, i, 53. Zweigespanne, Viergespanne auf Münzen (überaus herr- lich) u. Vasen, besonders Preisvasen. Auf beiden sieht man be- sonders den wichtigen Moment, wo die Meta umbogen wird, wo- bei der den weitesten Kreis beschreibende δεξιόσειρος , das wil- deste Roß, schön in die Augen fällt. Die Einrichtung des κέν- τρον und der μάστιξ mit den Klapperblechen (vgl. Sophokl. El. 727. Anth. Pal. vi, 246) sieht man bei Millg. Un. M. 1, 2; das Zeug der Pferde besonders deutlich ebd. 21. Das Beschlagen und Striegeln der Pferde ist auf einem alten Attischen Vasengem. abgebildet, Walpole Mem. p. 321. pl. 3. Vgl. Classi- cal Journ. p. 206. Ancient horsemanship. Ταυρο- καϑάψια zu Pferde, Relief Marm. Oxon. ii, 58.; zu Fuß auf M. von Larissa, Mionn. Suppl. iii, pl. 12, 2. 2. S. Montfaucon iii, 161 sqq. Die Contorniati geben decursiones, venationes, pugilatus, scenica, mit viel interessanten Details. Eckhel viii. p. 292 sqq. Ueber die statuae aurigarum s. Anthol. Plan. v. Winck. vi, 1. S. 321. 373. PCl. iii, 31. Ein siegreicher, triumphirender Auriga in dem Relief Winck. M. I. 203. Aurigae auf Gem- men der spätesten Kunst, Gall. di Fir. 24, 3. Die Mai’ schen Miniaturen der Ilias stellen die Wagenrenner bei Patroklos Leichenspielen in den gegitterten Gewändern, mit den engen Mützen u. breiten Gurten der Circusfahrer dar, tb. 55. cf. p. 23. Cir- cusrennen in Reliefs G. Giust. ii, 94. Gall. di Fir. Stat. 99. 38* Systematischer Theil. mit beigeschriebnen Namen. Gemmen, Flor. ii, 79. Lipp. i, ii, 472. 73. Terracotta des Britt. Mus. 60. Lampen bei Bartoli t. 27. Passeri iii, 26. (sehr genau). Zu den §. 290, 2. angeführten Masaiken ist die besonders wichtige von Artaud herausgegebne zu fügen: Descr. d’une Mosaique re- prés. des jeux du Cirque, découv. à Lyon. 1806. Amo- res circenses §. 391, 5. Das Mappam mittere sieht man deutlich bei D. A. Bracci Diss. sopra un clipeo votivo spett. alla famiglia Ardaburia, trov. 1769. nelle vic. d’Orbetello. Lucca 1771. Die Meta eines kleineren Cir- cus, mit ihren Zierden, bei Zoëga, Bass. 34. 3. §. 211, 2. Pompejanisches Gem., wo ein Kreis für das Gefecht umschrieben wird, Gell pl. 75. Kyrenäisches Pacho pl. 53. Aber besonders genau ist die Mosaik Winck. M. I. 197. 198. vgl Fabretti Col. Trai. p. 256 sqq. Auch das Re- lief an einem Pompej. Grabmal, Mazois i, 32 mit Namen u. Zahlen. Gladiatoren (wie bestiarii, ludii, aurigae ) häufig auf Grablampen Passeri iii, 8. Gemmen Lipp. i, ii, 475. 1 425. Die nahe Verbindung, in welcher Tanzkunst und Plastik ehemals standen (§. 77, 2.), ist im Einzel- nen noch wenig mit Sicherheit nachgewiesen worden; manche alte Tanzweisen lassen sich indeß auf Vasenge- 2 maͤhlden ziemlich wiedererkennen. Musische Wettstreite so wie theatralische Darstellungen reizten in den guten Zeiten der Kunst nicht zur Nachahmung, da das Costuͤm jener eben so prunkvoll und weitlaͤuftig war, wie die bil- dende Kunst es einfach und natuͤrlich fordert (§. 336). Nur solche Zweige der Kunst, welche von den strenge- ren Grundsaͤtzen nachlassend das Leben in groͤßerer Aus- dehnung nachahmen, wie Vasengemaͤhlde, Miniaturen, Mosaiken, gewaͤhren Scenen der Buͤhne in bedeutender Anzahl. 1. Man erkennt auf Vasen ungefähr von den Tänzen bei Athenäos die κερνοφόρος, ἄνϑεμα, καλαϑισμός, χεὶρ σιμή (Lab. i, 78), σκὼψ oder σκοπὸς (darüber §. 384, 3. Welcker Nachtrag zur Trilogie S. 140), κόρδαξ (Lab. i, 68. §. 386, 3). Die Kernophoros auch auf Wandgemählden, nach den Herausg. der Pitt. Erc. iii. p. 154. Κυβιστητῆρες in Bronzen, II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. Micali Ital. t. 56, 2. 5; weibliche auf Vasen, Tischb. I ex. Die sog. Horen V. Borgh. st. i, 14. Bouill. ii, 95. sind tanzende Dorierinnen, mit aufgehaktem Chiton, §. 339, 1. 2. Ein herrliches Vasenbild einer Versammlung von Flöten-, Cither- und Trigonen-Spielerinnen nebst Sängerinnen (vom Blatt) bei Maisonn. 43. Eine Flöten- und eine Kitharspielerin vor einem Athlotheten Laborde i, 11. Einen doppelten Agon von Auleten u. Kitharoden im vollen Costüm zeigt das sehr interessante Gemählde aus der Nekropolis von Kyrene bei Pacho pl. 49. 50. Die drei Figuren auf Basen mit hoher Stephane (ὄγκος?) scheinen Statuen im Bühnencostüm von Herakles, Hermes und einem Dritten. Vgl. damit Pitt. Erc. iv, 42., besonders den getreu dargestellten Flötenspieler. Das Panfilische Relief bei Winck. M. I. 189. deutet die bei einer Leichenfeier gegebnen Bühnenspiele u. a. durch einen Herakles in Bühnencostüm an. Eine Scene des Attischen Theaters stellt mit dem Theater selbst die bei Aulis gefundne Vase, Millin. ii, 55. 56, dar. Das tragische Costüm lernt man sonst aus der §. 322, 5. erwähnten Mosaik des PCl. am besten kennen. Unteritalische Far ç en §. 390, 6. Komische Histrionen in Statuen, PCl. iii, 28. 29., in Etruskischen Bronzen, Gori M. E. i, 186; auf Grablampen, Bartoli 34 sq. Passeri iii, 21. Sce- nen der Komödie Pitt. Erc. iv, 33. 34. Aus Terenz §. 212, 3. Zahn Wandgem. 31, etwa Terenz Eunuch. iii, 2. Ficoroni de larvis scenicis et figuris comicis. R. 1754. ed. 2. Scenen des tragischen, komischen und satyrischen Drama als Zim- merverzierung §. 150, 2. 209, 6. Ein mathematisch-musischer Unterricht, Tischb. iv, 69. Eine Schule mathematischer Philosophen, Mosaik bei Winck. M. I. 185. 3. Krieg. 426. Darstellungen des Kriegs haͤngen natuͤrlich am 1 meisten mit historischen Begebenheiten zusammen, bei de- nen eine genauere Ausfuͤhrung erst in Roͤmischer Zeit vom Kuͤnstler verlangt wurde. Kaum kann es fuͤr eine anschauliche Kenntniß der Roͤmischen Legionen, Praͤtori- schen und Auxiliar-Cohorten nach Tracht, Bewaffnung und Feldzeichen eine wichtigere Quelle geben als die Triumphaldenkmaͤler. Selbst Seeschlachten ließen 2 sich bei dem Prinzip der Alten, die menschlichen Fi- Systematischer Theil. guren hervorzuheben, die leblosen Massen als Neben- werk unterzuordnen, plastisch in geringem Raume auf an- 3 ziehende Weise behandeln. Die sogenannten Fechter , der kaͤmpfende und der sterbende, beruͤhmte und werth- volle Statuen, sind wahrscheinlich beide nicht aus mytho- 4 logischen, sondern historischen Gruppen entlehnt. Auch bei den zahlreichen Scenen auf Vasengemaͤhlden, welche dem Kampfe vorhergehn, ihn begleiten oder ihm folgen, darf man schwerlich uͤberall an Begebenheiten der heroi- schen Zeit denken. 1. Montfaucon iv, i. Oben §. 419, 4. Ein schönes Frag- ment eines Kampfes von Römern mit Barbaren G. Giust. ii, 71. 72. Interessant ist die Darstellung der Schicksale der Leg. xi. Cl. P. F. auf einer Gemme, M. Flor. ii, 19. Lipp. i, ii, 451. 2. Montf. iv, ii. Schönes Bruchstück einer Seeschlacht, S. Marco ii, 50. Sorgfältig dargestellte Römische Kriegsschiffe, auf M. von Kyzikos; sammt den Zeichen der Cohorten darauf, auf Gemmen, M. Flor. ii, 49 sq. Die genaueste Darstellung eines Schiffs giebt das Pränestin. Relief mit einer Bireme, Winck. M. I. 207. Dazu Le Roy Mém. de l’Inst. Nat. Litt. iii. p. 152. Das vela contrahere kann besonders das Pompejan. Relief, Mazois i. pl. 22, 2., Goro 6, 2., uebst Bartoli Luc. iii, 12., deut- lich machen. 3. Borghesischer Fechter , von Agasias von Ephesos. Maffei Racc. 75. V. Borgh. st. 7, 10. M. Roy. i, 8. Nach einem Einfall Lessings ein Chabrias, nach Mongez Mém. de l’Inst. Nat. Litt. ii. p. 43. ein Athlet, nach Gibelin ebd. iv. p. 492. ein σφαιριστὴς (auch nach Hirt), nach Qu. de Quincy Mém. de l’Inst. Roy. T. iv. p. 165. ein Hoplitodrom. Am wahrscheinlichsten wohl ein Kämpfer mit einem Reuter, aus einer größern in Lysippos Weise componirten Gruppe. Sterbender Fechter , M. Cap. iii, 67. Racc. 65. M. Fr. ii ex. Der Schnurrbart, die Halskette verräth den Kelten. Die Figur konnte zu einem Tropäon, nach Nibby’s Idee zur Eckfigur in der Gruppe eines Giebelfeldes, welche die Ver- nichtung der Gallier bei Delphi vorstellte, dienen. Rach Ktesilaos II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. vulneratus deficiens? Plin. xxxiv, 19, 14. Ein ge- bundner Gallier von einer Trophäe, eine treffliche Bronze, bei Griv. de la Vincelle pl. 23. Ein stürzender Kämpfer, mit Phrygischer Mütze, PCl. iii , 50. Bouill. iii , 17, 6. 4. Auf Vasen: Rüstung (Millin i, 39.), Abschied und Liba- tion dabei (Millin i, 13. 41. vgl. das schöne Griech. Relief, St. di S. Marco i , 48.), Zug ins Feld zu Wagen und sonst, Kämpfe von Kriegern, Krieger mit der Nike auf dem Viergespann (Millin i, 24) u. dgl. Fecialen, auf M. von Capua ( M. Br. 2, 9.) u. sonst; Trophäen-Erreichtung, Pitt. Erc. iii , 39. Triumphe, Gori M. E. i , 178. 179. — Schleuderer im Akt des Schleuderns, sehr genau auf M. von Selge, Mionn. Descr. Pl. 57, 3. 6. 4. Jagd und Landleben. 427. Jagden sind in alten Kunstwerken ziemlich 1 haͤufig vorgestellt worden, besonders die dem Kriege an Gefaͤhrlichkeit nahestehenden Saujagden und der besondre Behendigkeit und Geschicklichkeiten erfordernde Hasenfang. Die Geschaͤfte des laͤndlichen Lebens sind selten durch un- 2 mittelbare Nachahmung der Wirklichkeit dargestellt. wor- den, da ein so mannigfaltiger mythischer Ausdruck dafuͤr im Cyklus der Demeter und des Dionysos gegeben war; wenigstens werden gern Satyrn, Eroten und andre my- thische Figuren dabei als thaͤtige Personen dargestellt. Laͤndliche Einfalt und Derbheit lag indeß doch nicht au- 3 ßer dem Kreise der alten Kunst; auch die kurze Statur, das Vierschroͤtige, das bisweilen Figuren der Art gege- ben wird, ist der Darstellung eines schlichten baͤurischen Wesens foͤrderlich. So war auch ein von langer Arbeit 4 in der See abgemagerter, sonnverbrannter, alter Fischer ein Gegenstand, welchen plastische Kuͤnstler, wie Dichter, des Alterthums mit großer Naturwahrheit ausfuͤhrten. Systematischer Theil. 1. Montfauc. iii , 165 sqq. Philostratos beschreibt i, 28. ein Bild, Συοϑῆραι, Ph. d. j. 3. ein andres, Κυνηγέται. Schlummernder Jäger, sehr schönes Relief des M. Cap. iv , 53. Auf Vasen alten Styls kommen öfter Saujagden vor, zum Theil in Bezug auf dunkle mythische Geschichten. §. 75, 2. 99, 2, 2. vgl. Paus. i, 27, 7. Welcker in Jahns Jahrb. 1829. i. S. 254. Ein Wildschwein zurückgebracht, Millin V. i , 18. Hasenjagd, schön auf Vasengem. Millingen U. M. 18. Die Löwenjagd der Reliefs bei Caylus iv, 119. Guatt. Mem. enc. vii , p. 12. Bouill. iii , 64, 4. mischt, wie es scheint, eine Enyo oder Roma unter historische Figuren. Vgl. §. 412, 1. Löwenjagden, oft auf spätern KaiserM. u. Gemmen, vgl. §. 207, 9. Ludi funebres, Tiger, Löwen mit bestellten Kämpfern, Mazois Pompej. 31. 32. Bartoli Nason. 27. Lucern. 31., Montfauc. iii, 165. Wild-markt G. Giust. ii , 112. Buden der Wildverkäuferin, des Garkochs, Zoëga 27. 28. 2. Ein Pflüger mit dem alterthümlichen Hakenpfluge, Etr. Bronze, Micali 50. Auf einer Gemme M. Flor. ii , 42, 3. Arbeiten der Weinerndte, (Stampfen der Trauben mit den Füßen, Gießen des Mosts in die Winterfässer) Zoëga 26. Passeri Luc. ii , 48. 49. Ein alter Bauer, G. Giust. ii , 45. Ein Hirt in einer Exomis von Fell, PCl. iii , 34. Vortrefflich ist der robuste u. eifrige Ausweider eines Thiers, Bouill. iii , 19, 6. 3. Eine Darstellung aus dem Landleben von wahrhaft rüh- render Einfalt ist auch der Dornausziehende Knabe, der sog. Spi- narius, Maffei Racc. 23. M. Fr. iii , 21. Oft wiederholt. Auch die mit Gänsen ringenden Knaben (z. B. Bouill. ii , 30, 1. M. Fr. 22. ) gehören wohl hierher. 4. Der sog. Seneca im L. 595. aus schwarzen Marmor, sehr ergänzt, nach Visconti ein (Africanischer?) Fischer, V. Borgh. st. 3, 10. Bouill. ii , 65. Vgl. den γριπεὺς, ἁλίτρυτος γέρων Theokr. i, 39. Aehnliche Figuren PCl. iii , 32. Bouill. iii , 19, 7. Schlummernder Fischerknabe PCl. iii , 33. 5. Häusliches Leben. 1 428. Haͤufiger sind Darstellungen von geselligen Mah- len , da der festliche Charakter derselben sie besonders II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. fuͤr Kunstdarstellung eignete; es fehlt dabei nicht an mu- sikalischen und orchestischen Ergoͤtzlichkeiten (ἀκροάματα). Wie aber die einfachen Familienmahle auf Griechischen 2 Leichensteinen deutlich als Mahle der Todten, die dabei selbst als Unterweltsgottheiten erscheinen, gefaßt werden: so sollen auch jene Festgelage auf den Aschenkisten und Vasen Italiens wohl zum großen Theile das seelige Loos der Gestorbenen ausdruͤcken, welches Griechische Hymnen- dichter durch ein unausgesetztes Schmausen an vollbe- setzten Tafeln und eine ewige Trunkenheit bezeichneten. Bei so sinnlicher Ausmahlung des Looses der Seeligen 3 wuͤrden selbst die Freiheiten, welche die Gaͤste dieser Mahle sich mit buhlerischen Floͤtenspielerinnen, (Griechi- schen Huri’s) nehmen, nicht unziemlich erscheinen duͤrfen. 1. Solche Gelage auf Etr. Urnen, Micali t. 38. Vasen- gem. Hancarv. iii, 62. Tischb. i. ex. (wo ein Hoplomach u. ein weiblicher Kybisteter dabei sind) ii, 55 (mit einem Kymbalisten und einer Flötenspielerin) iii, 10 (die halbnackten Frauen sind Hetären) Millg. Cogh. 8 (die Flötenspielerin ist, wie die Atti- schen, zugleich Hetäre) Laborde i, 62 (die Flötenspielerin erscheint im durchsichtigen Gewande) Maisonn. 45. Ein schönes Vasengem. mit einem solchen Hetären-Mahl wird in Neapels Ant. S. 341. sehr lebendig beschrieben. 2. Familienmahle der Art bei Winck. M. I. 19. 20. Hob- house Travels pl. 1. M. Worsl. i , 12. Besonders M. Oxon. i. t. 51. Der Mann liegt, die Frau sitzt auf der κλίνη u. hat ein ὑποπόδιον unter den Füßen, ein ministrirender Knabe steht häufig dabei. Durch ein Fenster sieht man einen Pferdekopf (der Tod als Reise); eine Schlange trinkt hie und da aus der dar- gehaltenen Schale ( Oxon. I n. 135. ii , 67.); und wenn, wie öfter, der Mann einen modius auf dem Kopfe hat, so sieht man deut- lich, daß das Mahl des Hades u. der Persephone nachgebildet wird. Auch nahet öfter ein Zug von Betenden, bisweilen mit einem Opferschwein. Bei Caylus ii. pl. 74., wo die Namen darüber stehn, werden die Speisenden bekränzt. 3. So ist z. B. das Vasengem. Tischb. ii, 52 wohl ein Todtenmahl; die Essenden genießen die Eier der gewöhnlichen coe- nae ferales; u. doch ist auch hier eine nackte Flötenspielerin dabei. Systematischer Theil. 1 429. Hieran schließen sich die Hochzeitbilder , wo- bei außer der die Neigung erweckenden Aphrodite und der vermaͤhlenden Hera im spaͤtern Alterthum gern Amor und Psyche als Haupt- oder Nebenpersonen eingefuͤhrt 2 werden. Eine auf Vasengemaͤhlden sehr haͤufige Vorstel- lung eines Epheben, der ein Maͤdchen verfolgt, moͤchte auf die weitverbreitete Sitte des virginem rapere zu deuten sein. 1. Aldobrandinische Hochzeit §. 319, 5. Die Vergleichungen Biondi’s mit Catulls Epithalamium geben kein Resultat. Die halbbekleideten Figuren neben der Braut sind wohl Venus u. Pei- tho. — Eine Reihe Reliefs, auf denen Hera die Gatten zusam- men führt oder hält, Adm. Rom. ed. 2. t. 56. 57. 65. (die Uebergabe der Braut in ächtgriechischem Styl, Lipp. Suppl. 394., womit das Relief Guatt. 1785 p. 31. auf dasselbe Original zu- rückweist). Hochzeitliches Opfer mit glücklichen Zeichen, ebd. 58. (vgl. das Hochzeitopfer Guatt. 1785 p. 61.) Bad der Braut, ebd. 59. Die Niederkunft 65. — Die Griechische Braut im Putz- gemach, Böttigers Vasengem. i. S. 139. Eros u. Psyche auch auf dem Sardonyx-Gefäß §. 315, 5. vgl. §. 391, 5. Kad- mos u. Peleus Hochzeiten dienen als mythologische Repräsentanten wirklicher historischer. 2. Mehrere der Art giebt Raoul Rochette Mon. In. i. als Raub der Thetis. Bei Millingen Cogh. 1. entführen die Jüng- linge die Mädchen auf Wagen. Liebeszauber Tischb. iii, 44. — Anhangsweise muß hier auch der großen Anzahl obscöner Vorstellungen (besonders der Ve- neris figurae , auf Gemählden, Gemmen, Münzen, lasciva numismata Martial viii, 78.) gedacht werden, zu denen auch die Mythologie viel Gelegenheit gab, wie außer dem §. 137, 3. Angeführten besonders das in Argos und in Samos erwähute scheuß- liche Bild von Zeus u. Hera’s Liebe zeigt. Lobeck Aglaoph. p. 606. Von den Pornographen §. 139, 2 ex. 163, 4. 1 430. Aber auch andre Scenen des haͤuslichen Le- bens, wie das Bad, welches der uͤppigeren Kunst der Vasen und Etruskischen Spiegel besonders zusagt, allerlei Spiele und Ergoͤtzlichkeiten liegen, besonders wenn sie ei- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. ner eigenthuͤmlichen Entwickelung menschlicher Charaktere Raum gestatten, nicht außerhalb des Kreises der alten Kunst; welche dann freilich ganz aus ihrer Bestimmung 2 heraustritt, wenn sie — wie in Pompejanischen Gemaͤhl- den — die in der Wirklichkeit fehlenden Bibliotheken, leckern Gerichte, den Haushund, an die Wand mahlt, und so zu einem bloßen Surrogat der Realitaͤt herabsinkt. 1. Kuaben, welche sich in einem öffentlichen Bade (ΔΗΜΟ- ΣΙΑ) baden, Tischb. i, 58. Frauen iii, 35 u. oft, auch mit dienenden Eroten. Die Leiter, welche hier und oft in den Händen badender u. sich schmückender Frauen vorkömmt, ist wohl ein Geräth Bänder aufzubewahren oder etwas Aehnliches. Das Anpinseln des Gesichts, Tischb. ii, 58. Das Vergnügen des Schaukelns Millingen Un. M. i , 30. Das Mädchen beim Knö- chelspiel (§. 120, 4. 417, 2.), eine ἀστραγαλίζουσα, ist in mehrern Exemplaren, im Britt. Museum, Dresden, der Wallmo- denschen Sammlung, vorhanden. Bouill. ii , 30, 2. M. Fr. iv , 9. Der kleine Bogen an der Plinthe (nach Andern eine Schlange) soll wohl eine der jüngern Nymphen der Artemis bezeichnen. Vgl. Bekker August. Th. iii. S. 21. Levezow, Amalth. i. S. 193. Spiel mit dem Trochos, Winck. M. I. 193 — 195. Zwerge als Römische Luxusartikel in Bronzen, Ant. Erc. vi , 91. 92. Gori M. E. i , 56. Pitt. Erc. v , 66 sqq. (als Pygmäen). 6. Tod. 431. Direkte Darstellungen des Todes und der da- 1 bei beobachteten Gebraͤuche sind in der Griechischen Kunst selten; der todte Leib hoͤrt auf, Ausdruck des Geistes, und eben dadurch, Gegenstand der Kunst zu sein. Zu 2 den andeutenden Vorstellungen gehoͤrt, außer vielen schon erwaͤhnten, theils aus der Mythologie (§. 397, 2.) theils aus dem Leben (§. 428, 2.) genommenen, das einfache Bild eines Abschieds, einer Reise ohne weitre Bezeich- nung des unbekannten Ortes, wohin sie gerichtet ist. Systematischer Theil. 1. Conclamatio Relief Caylus iii , 73. Bouill. iii , 60, 1. Planctus, Bouill. 60, 2. Gori M. E. iii , 3. t. 20 — 23. 2. Auf Griechischen Steinurnen und Cippen ist ein Abschied, mit beigeschriebnen Namen, die gewöhnlichste Vorstellung. M. Worsl. i , 6. 14. Caylus vi , 49 sqq. Oft ist auch ein Pferd dabei, Bouill. iii , 79. Marm. Oxon. ii , n. 63 (ein Attischer Cippus, oben eine Sirene §. 393, 4). Darnach müs- sen die Abschiedsscenen auf Vasen wohl auch größtentheils gefaßt werden. Auf Etr. Aschenkisten geht der Abschied gewöhnlich vor einer Thür vor, der Mantus oder Orcus haut zu. Vgl. §. 174, 3. 1 432. Skelette (σκελετοί, larvae ), worunter bei den Alten im Ganzen nur fleischlose, zu Haut und Kno- chen zusammengeschrumpfte Gestalten zu verstehen sind, kommen, so wie Todtenkoͤpfe, erst in spaͤtern Zeiten und auf kuͤnstlerisch unbedeutenden Denkmaͤlern als Be- 2 zeichnung des Todes vor. Ein silbernes Geripp mahnt bei Trimalchio’s Mahl an Lebensgenuß, und Appule- jus wurde beschuldigt, ein Larve ( larvalis imago, scele- tus ) als Amulet oder Zaubermittel bei sich zu tragen. 1. Mehreres stellt Welcker Sylloge p. 98. zusammen. Ein Grabstein mit der dort angeführten Inschr. und einer larva dar- unter war auch in den Souterrains des Britt. Museums zu sehn. Auf einem Grabmal in Pompeji ein Relief mit einem Skelett, das eine Frau mit Bändern schmückt, Mazois Pomp. i , 29. Cippus in Neapel, mit einem Skelett, dessen Munde ein Schmet- terling entschwebt, Neapels Ant. S. 61. S. auch Gori Inscr. i. p. 455. und die Gemmen bei Christie Painted Vases 4. 6. (Gerippe mit Laternen). Ueber die Skelette von Kuma §. 260, 1. u. Blumenbach GGA. 1823 S. 1243. Eine larva, aus Haut u. Knochen bestehend, sollte Hippokrates nach Delphi geweiht haben. Paus. x, 2, 4. 2. Die larva argentea bei Petronius 34., sic apta, ut ar- ticuli eius vertebraeque laxatae in omnem partem flecte- rentur, war hiernach ein wirkliches Gerippe. Ein Skelett bei einem Feste auch auf dem Relief im L. 25. — Appulej. de magia p. 68. Bip. II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. 7. Amulete, Symbole. 433. Dies fuͤhrt zu einer fluͤchtigen Erwaͤhnung der 1 Amulete des Alterthums, welche ihrer Natur nach uͤberall die Graͤnzen der Kunst uͤberschreiten, ja dem Kunst- sinne gradezu widersprechen. Die gefuͤrchtete invidia wird nach dem Glauben des Alterthums um so sichrer abgewehrt, je widriger, ja ekelhafter der Anblick ist, welchen man sich vorhaͤlt; und die zahllosen phallischen Bronzen hatten, wenn auch urspruͤnglich Seegenssymbole, spaͤter doch nur diesen Sinn und Zweck. In symboli- 2 scher und aberglaͤubischer Bedeutung kommen das Auge, der Fuß, die Hand in verschiedner Anwendung vor; ohne besondre Bedeutung bildete man alle Glieder des menschlichen Koͤrpers als Weihgeschenke an Asklepios fuͤr gluͤckliche Heilung. Lebensfuͤlle, Gesundheit und 3 Bluͤthe deutet spaͤtern Zeiten am gewoͤhnlichsten das Fuͤll- horn an, welches als fuͤr sich bestehendes Symbol auch verdoppelt wird. Wo mathematischen Linien und Fi- 4 guren ein geheimer Sinn, willkuͤhrlich oder aus philoso- phischen Grillen, beigelegt wird, verschwindet mit der natuͤrlichen Einheit des Aeußern und Innern alle Kunst- thaͤtigkeit voͤllig. 1. Bekannt ist der Phallus an Pompejanischen Häusern mit der Beischrift: hic habitat felicitas. Wahrscheinlich war er auch das gewöhnliche βασκάνιον, fascinum , vor Werkstätten, Pollux vii, 108 (γελοῖά τινα, turpicula res ); vgl. Böt- tiger Amalth. iii. S. 340. [Arditi del fascino. Nap. 1825. 4.] Il Fico oft mit Phallen als Amulet verbunden. Ant. Erc. vi 99. Phalli alati. Aber auch todtenähnliche Bilder erreichen diesen Zweck, und eine Art Heuschrecke, die öfter als larvalis imago vorkommt, soll von Peisistratos als καταχήνη, fascinum, vor der Akropolis aufgestellt worden sein. Hesych. Vgl. Lobeck Aglaoph. p. 970. 2. Der malus oculus wird am interessantesten in dem Relief Woburn-Marbles 14., vgl. Millingen Archaeol. Brit. Systematischer Theil. xix., dargestellt, wo ihm alle mögliche Schmach und ordure wi- derfährt. Aehnlich sieht man ihn von vielerlei Thieren angegrif- fen, Lipp. Suppl. ii , 466. Pedes votivi, von Schlangen umwunden, mit dem Steinbock als glücklichem Zeichen darauf, u. der Inschr. faustos redire, Passeri Luc. fict. ii , 73. Amu- leten-Hände bei Caylus iii, 63. Causseus Mus. Rom. vi , 11 — 14 etc. Concordien-Hände , dextrae, Caylus v, 55, 4. Montf. iii, 197. Verschlungne oft auf M. u. Gem- men. Ueber jene Weihgeschenke für Heilung C. I. 497. sqq. 1570. Einige der Art im Britt. Mus. 3. Füllhorn , mit Schlangen umwunden, auf M. der Byl- lionen, vielleicht in Bezug auf Kadmos. Mus. Br. 5, 12. Das Doppelhorn, was so oft auf M. mit Knabenköpfen vorkömmt (mit den Köpfen von Epiphanes u. Kallinikos auf M. von Comma- gene) hieß δίκερας, Ath. v p. 202. c. Lipp. Suppl. ii , 398. 4. Ueber das Pentalpha besonders Lange in Bött. Archäol. u. Kunst i. S. 56. — Die Mysterientypen auf altgriech. Mün- zen, wovon Stieglitz Archäol. Unterh. ii. S. 17, sind es zum ge- ringsten Theil wirklich. Das Bild der drei sich umschwingenden Füße, welches sonst für Symbol der Trinakria Sicilien galt, wird in viel ausgedehnterem Kreise, namentlich auch auf Kleinasiatischen M., gesunden, u. scheint noch unerklärt. Abraxas, oben §. 206, 7. 8. Thiere und Pflanzen. 1 434. Die Meisterhaftigkeit der Alten in der Darstel- lung der edleren Thierarten geht aus ihrem feinen 2 Sinne fuͤr charakteristische Form hervor. Das Pferd schloß sich in Griechischen Siegerstatuen und Roͤmischen statuae equestres zunaͤchst an die Menschengestalt an; obzwar selten schlank und hochgebaut, sind die Rosse Griechischer Kunstwerke doch sehr feurig und lebensvoll, die Roͤmischen schwerfaͤlliger und massiver; ihr Schritt ist haͤufig der kuͤnstlich ihnen eingelernte, schaukelnde Zelt 3 oder Paß ( ambling, tolutim ). Fuͤr einen seine Wunde leckenden Hund auf dem Capitol cavirten die tutelarii nach Plinius mit dem Leben, weil er unschaͤtzbar, noch giebt es II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. ausgezeichnet schoͤne Thiere der Art; so wie Woͤlfe, Stiere, Widder, Eber, Loͤwen, Panther, in denen zum Theil die Formen dieser Thiere eben so großartig entwickelt sind, wie die menschlichen in Goͤttern und Heroen. 1. Winckelmann W. iv. S. 236. 2. Ikonische Rosse Aelian V. H. ix , 32. Kalamis R. §. 112, 2. Noch erhalten: die Köpfe von Parthenon §. 118, 2, c., die Venetianischen Pferde (mit jenen verglichen in Göthe’s Kunst und Alterth. ii, 2. S. 88.) St. di S. Marco i , 43 ff. §. 261, 2., die von M. Cavallo §. 414, 4., von M. Aurel §. 204, 4., den Noniern §. 421, 8., eins in Florenz, Gall. Stat. 80. (vgl. 81 — 86). Herculanische Quadriga, Ant. Erc. vi , 66. Pferdekopf vom Pallast Colombrano in Neapel, Göthe W. xxviii. S. 34. Sehr schöne auf Thessalischen und Sicilischen M. Die Begriffe der Alten von Pferdeschönheit lernt man aus Xenophon, Virgil, Columella, Oppian. Erklärung der Muskeln u. der Basreliefs an E. Matthäi’s Pferdemodelle von Seiler u. Böttiger Dr. 1823. Vgl. oben §. 424, 1. 3. Trefflicher Hund bei Anchises §. 378, 3. Herrliche Mo- losser, Cavac. i , 6. M. Gab. 43. Wolf von Belvedere, ein riesenmäßiges Thier. Myrons Kuh §. 122, 3. vgl. PCl. vii , 31. Toro Farnese §. 157., Bronze in Venedig, S. Marco i , 47. Bronze in Dresden (nach Strongylion?) Meyer Gesch. Tf. 9 c. Der Bock , der in der Makedonischen Urge- schichte vorkommt, ist auf M. prächtig dargestellt, Mionn. Suppl. iii. pl. 9, 4 — 6. Giustinianischer. Eherne Widder zu Palermo Göthe W. xxviii S. 121. Ueber den aries gutta- ratus, in Florenz u. Rom, eine Schrift von Ad. Fabroni. Ka- lydonischer Eber , in Byzanz von Niketas p. 357. erwähnt; Anth. Pal. xv , 51; ein sehr schöner M. Flor. iii , 69. Ae- tolische M. M. Brit. 5, 25. Eine säugende Sau PCl. vii , 32. vgl. §. 418, 3. Löwen zu Venedig vom Peiräeus Athens S. Marco ii , 48. 49. Herrliche Figuren auf M. u. Gemmen. Vgl. Jen. LZ. Erg. 1815. S. 290. Aus dem Fel- sen gehauener Löwe in Keos, Bröndsted Voy. i. pl. 11. Aehn- liche hie u. da in Griechenland. Von dem Colossallöwen zu Chäro- nea sollen noch Trümmer dasein. Bacchische Panther auf M. mit Thyrsen oder Lanzen im Rachen. Löwen- und Pantherkampf kräftig gezeichnet Laborde Vas. ii , 21. Vgl. oben §. 427, 1. Eine Sammlung von Thieren antiker Kunst, auch Adlern, Pfauen, Störchen, PCl. vii , 26 — 34. Bouill. iii , 95. Systematischer Theil. 1 435. Niedere Arten, Seethiere, Polypen, werden meist in einem freien Stylbehandelt, welcher mehr die kuͤhnen und grotesken Formen solcher Naturgegenstaͤnde uͤberhaupt, als die genaue Beschaffenheit der einzelnen Gattung darzustel- 2 len strebt. Eben so darf man wohl sagen, daß in den Pflanzengewinden der Vasengemaͤhlde, wie in den Kraͤnzen und Festons der zierenden Architektur und Ge- faͤßarbeit, bei mannichfachen Abweichungen von den nach- gebildeten Gegenstaͤnden im Einzelnen, doch der Geist 3 und Charakter der Vegetation oft tief ergriffen ist. Be- sonders aber zeigt sich in allen Compositionen verschied- ner Thiergestalten, welche zum Theil durch den Orient angeregt, aber in aͤcht Hellenischem Sinne ausgebildet worden sind, ein Geist, welcher das Naturleben in sei- ner schoͤpferischen Kraftfuͤlle mit eben so viel Wahrheit wie Kuͤhnheit auffaßt; daher uns solche Gestalten wie 4 wahre und wirklich vorhandene entgegen treten. Ein ganz andrer Geist, als dieses naive Naturgefuͤhl, spricht uns aus den spaͤtern Gryllen auf Gemmen an; Witz im Zusammenfuͤgen des Verschiedenartigsten, oft auch eine allegorisch ausgedruͤckte Reflexion liegen hier zum Grunde. 1. S. die Seethiere auf Vasen z. B. Millingen U. M. 10. Doch gab es auch selbst unter Phidias Namen die genauesten Nachbil- dungen von Bienen, Fliegen, Cicaden (vgl. §. 160, 3.), und auch seltene Thierarten werden oft in Anticaglien getreu dargestellt, Blu- menbach Comtt. Soc. Gott. xvi. p. 184. Gemahlte Spinn- gewebe, Philostr. ii, 28. 2. S. von Griechischen Vasen Millin i , 15. 22. ii , 32. 39.; Römische Arbeiten bei Cavaceppi, Piranesi Vasi u. sonst. Wie schwer verschiedene Pflanzenarten auf alten Kunstwerken zu unterscheiden sind, bemerkt Sprengel Hist. rei herbariae i , p. 29. Nachbildungen von Früchten in Wachs, §. 305, 4., und in der Rhyparographie §. 163, 5. 210, 6. 211, 1. Ant. Erc. i , 9. 11. 45. 47. u. oft. 3. Greifen §. 361 ex. Tragelaphen und andre groteske Thierfigureu auf den Vasen §. 75, 2. 177, 2. vgl. 238, 4. Aehnliche liebte man an Silbergefäßen ἐν προτομῆ. Die ge- II. Bildende Kunst. Gegenstaͤnde. flügelte Sau der Volksage von Klazomenä (Aelian H. A. xii , 38.) findet sich schon auf sehr alten Goldmünzen der Stadt, z. B. M. Br. 13, 23. Ein schöner geflügelter u. gehörnter Pan- ther, der einen Hirsch tödtet, Woburn-M. 11. 4. §. 163, 4. Lippert I, ii , 517 ff. Suppl. ii , 413 — 428. Raponi t. 52. Tassie p. 709. Zum Theil entstehen sie durch Zusammenfügung Bacchischer Masken mit andern Gesichtern. 9. Arabeske, Landschaft. 436. So sehr sich die lebendige und geniale Auf- 1 fassung der Natur, welche die alte Kunst durchdringt, fuͤr die Arabeske eignet, welche in einem freien Hinuͤber- spielen mathematischer Grundlinien in die Formen der or- ganischen und vegetabilischen Natur zum Behufe der Ver- zierung von Gebaͤuden und Geraͤthen besteht: so wenig war die Landschaft, im modernen Sinne, der antiken Kunstweise angemessen; wir finden sie erst in einer spaͤtern Periode, und in geringer Ausdehnung. Die 2 Griechische Kunst verlangt von ihren Gegenstaͤnden ein nahes Verhaͤltniß, einen engen Zusammenhang des Lebens und der Form, des Geistes und der Erscheinung; Alles erhaͤlt eben dadurch in ihr einen entschiednen Charakter, eine deutliche Physionomie. Der ahndungsvolle Daͤmmerschein des Geistes, mit welchem die Landschaft uns anspricht, mußte den Alten nach ihrer Geistesrichtung kuͤnstlerischer Aus- bildung unfaͤhig scheinen; ihre Landschaften waren da- her meist mehr scherzhaft als mit Ernst und Gefuͤhl entworfen; das Ergoͤtzende mannigfaltiger Bauten und Anlagen und zahlreicher Figuren wird in den Herculani- schen Bildern dem Ergreifenden einsamer Naturscenen uͤberall vorgezogen. Oft beschaͤftigten auch ihre Na- 3 turbilder durch eine landkartenaͤhnliche Uebersicht ausge- dehnter Gegenden eine wissenschaftliche Aufmerksamkeit, und gaben eine Chorographie und Ethnographie in Bil- dern. 39 Systematischer Theil. 1. Das Alter der Arabeske beweisen die Vasen; ihre spätre reiche Ausbildung Römische Wandmahlereien, §. 210 ff., Cande- laber, §. 302, 3., u. andre Gefäße. 2. S. §. 209. Landschaftlicher Art ist das: Vetus pictum Nymphaeum exhibens ed. Lucas Holstenius (ex aed. Barberinis). R. 1676. Das Gemählde, Winck. M. I. 208., ist ein Beispiel, wie viel Menschenwerk und Menschenleben die Alten für die Landschaft fordern. Doch wissen bisweilen die Al- ten auch in einem kleinen Relief durch ein paar nur angedeutete Bäume u. Felsen, einige kletternde Ziegen einen recht ländlichen und einsamen Eindruck hervorzubringen, z. B. Bouill. iii , 57, 9.; solche Bildchen erinnern an die alte Rhopographie §. 163, 5. 3. S. bei Philostratos die Gemählde der ἕλη i, 9., das höchst sinnreich gedachte des Bosporos i, 12. 13., der Inseln ii, 17. Gewiß hatten diese große Aehnlichkeit mit der Mosaik von Palestrina §. 322, 5. Eine andre mehr mythologische Darstellung von Aegyptenland , auf der Farnesischen Schale §. 315, 5. Mil- lingen U. M. ii , 17. Eine dritte halbkomische, Br. Mus. Terrac. 36. Druckfehler und Nachbemerkungen. S. 23. Z. 2. Hinzuzufügen: A. v. Steinbüchel’s Abriß der Alterthumskunde. Wien 1829. (auch Mythologie und eine geo- graphische Münzkunde). — 39. Z. 13. Hinzuzuf.: Richtig faßt die σιδήρου κόλ- λησις des Glaukos auch Ramshorn de statuar. in Graecia multitud. p. 19 sqq.; sie ist von der Kunst das Eisen zu här- ten und zu erweichen, σιδήρου στόμωσις καὶ μάλαξις, wegen der Glaukos auch bewundert wurde (Plut. de def. or. 47), genau zu scheiden. — 45. Z. 15. Die Lücke ist auszufüllen: §. 415. — 50. Z. 1. v. u. Die Lücke ist auszufüllen: §. 301. 321. — 63. Z. 2. v. u. schr. Onatas. — 64. Z. 31. Das Werk von Harris u. Angell heißt: Sculptured Metopes discovered amongst the ruins of Se- linus. 1826. f. — 72. Z. 30. schr. σμαράγδου λίϑου. — 74. Z. 1. Der Verf. thut sich hier Unrecht, indem er die Einsicht, daß die vielbesprochnen Münzen mit dem eine Nymphe raubenden Satyr Thasisch seien, von Payne-Knight ableitet. Vielmehr war es, wie er in den Wiener Jahrb. xxxvi. S. 177. nach seinen Erinnerungsblättern ganz richtig angegeben, sein Ge- danke, der ihm einfiel, als er bei Payne-Knight eine solche Münze mit einem A auf der einen Seite sah. Der treffliche und in nu- mismatischen Studien höchst erfahrene P.K. dachte damals an Ar- gilos, aber verwarf es auch nicht ganz, als der Vf. meinte, es könne auf der andern Seite ein Θ abgebrochen sein, und diese Münzen-Classe dem durch Wein- und Metallreichthum gleich aus- gezeichneten Thasos gehören. In demselben Jahre (1822) sah der Vf. im Cabinet du Roi zu Paris eine Münze der Art, welche die deutliche Inschrift ΘΑ hatte. Die dadurch gesicherte Entdeckung sprach der Vf. möglichst einfach an der angegebnen Stelle der Wie- ner Jahrbücher aus, überzeugt, daß Jeder, welcher das numisma- tische Räthsel, welches diese Münzen bisher aufgegeben hatten, kennt, die Auflösung annehmen oder doch in weitre Ueberlegung ziehen würde. Daß diese Münzen nach manchen andern Benennungen neuerlich der Stadt Lete in Thracien zugeschrieben worden sind, er- wähnte der Vf. als eine in den neuern Münzbüchern überall an- gegebne Sache gar nicht, geschweige daß er eine Meinung zu wi- derlegen sich bemüht hätte, die eine lange Reihe herrlicher Silber- münzen, in denen die Kunst von den bizarresten Versuchen zu der zierlichsten Ausbildung des alten Styls emporsteigt (Beweis genug, daß sie einem Sitze Hellenischer Kunstübung angehören), einem ob- scuren Thrakischen oder Makedonischen Orte, den wir ohne einige spätre Geographen gar nicht kennen würden, zueignet. Auch wußte er, daß die Münzen mit der Inschrift Λεταιον, wie die eben so zahlreichen, worauf Ωρησκιων oder Ορρησκιων steht, einen pfer- defüßigen kentaurenartigen Satyr darstellen (während der auf je- nen Münzen menschlich gebildet ist), und in der Zeichnung der Figuren nicht sowohl das Gepräge des Alterthums als einer halb- barbarischen Fabrik zeigen (was auch durch Mionnets Descr. Plan- ches 50. n. 2. 3. anschaulich wird). Wie befremdet muß sich nun der Vf. fühlen, wenn ihn Herr Thiersch (über die Epochen der Kunst, der neuen Ausg. S. 79.) umständlich belehrt, daß diese Münzen nach Sestini von Lete seien (warum nicht eben so gut von dem noch unbekannteren Orrheskos, dessen Name dem von Drabeskos und zahlreichen andern Thrakischen Orten gemäß gebil- det ist), und ein Stillschweigen dessen Grund doch nicht so schwer zu errathen war, in eine Unwissenheitssünde umwandelt, die dem Vf., wenn er ihrer wirklich schuldig wäre das Recht nehmen würde, über Griechische Münzen noch ein Wort zu sagen. Frei- lich sind Herrn Thiersch diese Münzen unbequem, und vermöchten ihn, unbefangen betrachtet, durch den sichtlichen Fortschritt, den sie darlegen, vielleicht allein schon in der Meinung eines seit uralten Zei- ten bestehenden unwandelbaren Kunststyls irre zu machen. Indeß ist es jetzt nicht mehr möglich, diese Satyr-Münzen, die so lebhaft an die Bacchanale der ältesten Vasen erinnern, für ein barbari- sches Werk zu erklären. Denn, wie der Vf. zu seiner ungemei- nen Freude neulich gewahr geworden ist, hat auch Mionnet, in dem schon 1822 herausgegebenen zweiten Supplementbande seiner Description de Médailles p. i u. 455., den Thasischen Ur- sprung dieser Münzen eingesehn, und theils durch die berührte Auf- schrift ΘΑ, theils durch Zusammenstellung mit andern un- zweifelhaft Thasischen völlig erhärtet. Ihm gebührt der ganze Ruhm der Entdeckung, u. der Vf. hat nur das Vergnügen (wie bei den Schildkröten-Münzen von Aegina), das, was er mehr aus histori- schen Gründen für sich als nothwendig gefunden hatte, von den Numismatikern auf ihre Weise bewiesen zu sehn. Nur bemerkt der Vf., daß von den Münzen, wo der Satyr knieend die Nymphe auf dem Schooße hat, diejenigen, wo er schreitend die fliehende fest- hält (Mionnet Descr. Planches 40. Suppl. iii. pl. 6), welche Mionnet ( Suppl. iii. p. 80.) ebenfalls Lete zueignet, schwerlich zu trennen sind, und wohl keinem andern Orte mit solcher Wahr- scheinlichkeit wie Thasos zugeeignet werden können, da auf keiner von diesen Lete mit Sicherheit gelesen worden ist. Bei diesem Anlaß kann es aber nicht unerwähnt bleiben, daß dieselbe Raschheit, mit welcher Herr Thiersch in dieser Sache Andre in handgreiflichen Irrthümern befangen voraussetzt, wohl auch man- chen andern Stellen der neuen Ausgabe seiner Schrift über die Kunstepochen zum Schaden gereicht hat. Der Vf. ehrt jene offen- herzige und kein Ding mit einem zu milden Namen benennende Polemik, wie sie sich in den Nachträgen zu den einzelnen Abhand- lungen auf eine so heitre Weise ausbreitet; doch dürfte auch unter andern guten Eigenschaften der Griechen jene zurückhaltende Scho- nung der eignen Kräfte, wovon Jacobs kürzlich ein beachtenswer- thes Wort gesprochen, jene Scheu bei eifriger Verfolgung der eig- nen Ansicht die Rechte des Andern im geistigen Verkehr zu kränken, unter uns Nachfolge verdienen. Dies ist es aber grade, was an dieser Polemik oft vermißt wird, die allgemeine Voraussetzung, daß der Gegner etwas Vernünftiges und Ueberlegtes sage, die ru- hige Erwägung seiner Behauptungen und Gründe, und das Be- mühen sie in ihrem Zusammenhange richtig aufzufassen. Ein solches Verfahren, wie wir es wohl von einander im gewöhnlichen geselligen Verkehr, um wie viel mehr im litterarischen erwarten, in welchem sonst sich Mißverstand auf Mißverstand häuft, würde Herrn Thiersch gewiß vor manchen Fehlgriffen behütet haben. Der Vf. will einige Beispiele anführen, welche nicht ästhetische, sondern historische Punkte betreffen, worüber es doch im Ganzen leichter ist sich zu verstän- digen. Wenn Herr Thiersch mit einer dem Interesse der Sache an- gemessnen Sorgfalt beachtet hätte, was Hirt über die Samische Künstlerschule und das Ephesische Heiligthum geschrieben: so hätte er die Erbauer dieses Heiligthums, zu welchem nach dem von Hirt mit Recht zum Grunde gelegten Herodotischen Zeugniß Krösos die mei- sten Säulen schenkte, gewiß nicht um den Anfang der Olympiaden setzen können (S. 137. 182), und seine Meinung von dem hohen Alterthum der Samischen Schule aufgeben oder sehr modificiren müssen, die ihn jetzt unter andern nöthigt, den Rheginer Learchos lange vor den Anfang der Olympiaden zu setzen (S. 47.), d. h. Jahrhunderte früher ehe die Chalkidier Rhegion gründeten. Hätte H. Th. die ihm nicht unbekannt gebliebne Abhandlung des Vf. de Phidiae vita einer größern Aufmerksamkeit und einer ruhigern Er- wägung gewürdigt: so würde er, Anderes zu geschweigen, dem Vf. nicht die Meinung zuschreiben (S. 115), Phidias Geburtszeit treffe auf Ol. 70 (statt 73), durch welche Veränderung freilich die übrigen Rechnungen des Vf. ohne dessen Schuld in große Confu- sion gerathen und leicht widerlegbar werden; er würde auch (S. 130) nicht fragen, wer denn den Alkamenes einen Insulaner nenne, da es dort (S. 40) genau angegeben ist, und auch nicht einen Lemnier in einen Limnier verwandeln, dergleichen es nie ge- geben hat. In chronologischen Bestimmungen möchte überhaupt die vermißte Behutsamkeit am meisten nöthig sein, damit nicht, wie S. 420, eine Begebenheit, “gegen Ol. 40, 4, vor Chr. 532., in das Zeitalter des Pythagoras„ gesetzt werde, von welchen Da- ten das zweite und dritte um volle zwanzig Olympiaden vom er- sten abliegen. Aber in diesen und ähnlichen Stellen, denn die angeführten stehen wirklich nur beispielsweise hier, hat das Verfahren von H. Th., wenn es auch immer der Haltbarkeit seiner Untersuchungen schadet, doch einen durchaus gutartigen Charakter; und man kann ihm nicht zürnen, wenn er mit einem im Laufe der Rede immer steigenden Eifer und einer glänzenden Redefülle, ohne allen Arg- wohn einer verborgnen Gefahr, seine Ansichten über eine Materie auseinandersetzt, bei der ihm nur grade ein Hauptpunkt entgangen ist. Dagegen giebt es eine Stelle (aber auch nur eine, so viel der Vf. bemerkt hat), wo wenigstens der Verdacht sehr natürlich ist, daß H. Th. eine an sich höchst verwickelte Untersuchung absichtlich zu verwirren suche. Auf jeden Fall ist die Sache sehr wunder- lich. H. Th. hatte eine Lehrer- u. Schüler-Folge von dem Künst- ler Aristokles bis Pantias in fünf Gliedern aufgestellt; der Vf. hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, daß unter diesen das dritte und vierte in keinem nachweisbaren Zusammenhange stehen, und hier eine Lücke in der Reihenfolge angenommen werden müsse, indem nach sichrem Zeugniß Pantias der siebente vor Aristokles war; H. Th. gesteht nun auch jetzt, daß wir hier nur zwei Bruch- stücke einer Künstler-Succession haben, aber macht durch ein ei- genthümliches Kunststück aufs schnellste ein Ganzes daraus, indem er sagt: “Knüpfen wir nun diese beiden Bruchstücke von Kunstge- nealogieen zusammen” Doch wer über diesen Gegenstand ordent- lich richten will, muß durchaus das in der ersten Auflage der Epo- chen, Abh. ii. Anm. S. 82., dann die Recension in den Wie- ner Jahrb. xxxix. S. 133, u. nun die neue Behandlung S. 278. im Zusammenhang nachlesen; er wird finden, daß sich wirklich in dieser Manier eben so gut beweisen läßt, daß Tarquinius Superbus der fünfte König von Romulus war. Denn wir haben ja eine Folge: Romulus, Numa, Tullus, und dann wieder: Servius, Tarquinius Superbus; knüpfen wir nun diese beiden Bruchstücke zu- sammen: so erhalten wir u. s. w. — 92. Z. 9. Die Lücke ist auszufüllen §. 311. — 98. Z. 15. schr. mit Hirschen heranfahrend. — 140. Z. 7. schr. (Ῥοδιακός). — — — 17. schr. κοινὸν Μακεδόνων). — 155. Z. 7. Hinzuzuf.: diese Voyage archéologique ist 1829 mit 16 Steindrucktafeln erschienen. — 156. Z. 8. schr. T. iii. t. 7. — 164. Z. 13. schr. Rom vor 606. — 177. Z. 2. schr. Eherne Balken tragen das Dach der Vorhalle, — 191. Z. 3. v. u. schr. Oberleibe. — 192. Z. 27. schr. currus. — 196. Z. 14. schr. 203. — 198. Z. 1. v. u. schr. das Lob andrer Werke. — 199. Z. 2. schr. der Nennung werth. — 221. Z. 10. Hinzuzuf.: An die Hieroglyphics schließt sich die Abhandlung in den Transactions of the R. Soc. of Literat. I, i. p. 203 über Aegyptische Denkmäler von Yorke u. Leake, mit 20 Tafeln. — 223. Z. 8. schr. Thoytmos II, — 225. Z. 25. Ibsambul hieß im Alterthum nach der In- schrift von Psammetichos Kerkis. S. 235. Z. 13. Hinzuzuf.: S. Montfaucon Ant. expl. iii. pl. 187. — 249. Z. 37. schr. säugende Isis. — 264. Z. 7. Hinzuzuf.: Eichhorn de Gemmis scalptis Hebr. in den Commentatt. Soc. Gott. rec. ii. p. 18. — 299. Z. 23. Bei der noch immer werthvollen Relief- sammlung, Admir. Romae, ist die erste Ausgabe von Jac. de Rubeis, 81 Tafeln, u. die zweite von Domen. de Rubeis, 1693 erschienen, 83 Tafeln, mit Auslassung der Bildwerke von den Triumphbögen, wohl zu unterscheiden. — 302. Z. 1. v. u. Hinzuzuf.: Ueber die Gallerie von Parma ein Bericht im Berliner Kunstbl. 1820 Jan. S. 14. — 311. Z. 4. Hinzuzuf.: Die Lambergsche Vasensammlung ist nun schon seit geraumer Zeit kaiserlich. Laborde’s Werk dar- über §. 301, 4. — 311. Z. 2. v. u. Hinzuzuf.: Ueber die Römischen Rui- nen bei Heddernheim s. Habel in den Annalen für Nassauische Alter- thumsk. H. i. S. 45. — 312. Z. 11. Hinzuzuf.: Wielandt Beiträge zur ältesten Gesch. des Landstrichs am rechten Rheinufer von Basel bis Bruch- sal. 1811. — 321. Z. 8. schr. Einziehung. — 337. Z. 26. Hinzuzuf.: Vgl. §. 280, 5. — 357. Z. 20. schr. Dazu gehört. — 359. Z. 13. schr. Dafür ἀμφιφ. — 361. Z. 12. schr. λάρναξ. — 376. Z. 11. Hinzuzuf.: Auch Wachsmahlerei an den Haaren von Statuen muß nach Chäremon bei Athen. xiii. p. 608. gewöhnlich gewesen sein. — 381. Z. 13. schr. 314. — 425. Z. 1. v. u. schr. aufgehakt (oder aufgehäkelt) S. 448. Z. 8. schr. 352. — 460. Z. 32. schr. Haym Thes. Br. — 476. Z. 28. Dies Relief findet sich jetzt bei Millingen U. M. ii , 16. — 498. Z. 3. schr. §. 373, 2. — 506. Z. 26. schr. der Ludovisische H. — 541. Z. 4. schr. Passeri Luc. — 544. Z. 26. schr. Heliaden. — 557. Z. 20. schr. Malachbel (wenn dies ein Gott ist) u. Aglibul von Palmyra. — 563. Die Randzahl 6 ist fünf Zeilen niedriger zu stellen. — 564. Z. 26. schr. 5. Mit Zeichen.