JOHANNIS RUDOLPHI GLAUBERI Philosophi \amp; Medici Celeberrimi OPERA CHYMICA, Buͤcher vnd Schrifften/ so viel deren von ihme bißhero an Tag gegeben worden. Jetzo von neuem mit Fleiß uͤbersehen/ auch mit etlichen neuen Tractaten vermehret/ vnd vmb mehrer Bequemlichkeit willen/ in diese Form zusammen getragen/ sampt ein darzu verfertigten vollkommenen Register. Mit Churf. Saͤchs. als Vicarii, Reichs- Privilegio. Franckfurt am Maͤyn/ Jn Verlegung Thomæ-Matthiæ Goͤtzens. Jm Jahr M DC LVIII. Register der Tractaͤtlein/ in diesem Ersten Theil. I. Erster Theil. P Harmacopœæ Spagyricæ, wie man auß denen Vegetabilien, Ammalien vnd Mineralien Artzney bereiten soll. p. 1 II. Ander Theil/ Pharm. Spag. Daß das Nitrum alle Vegetabilia, A- nimalia vnd Mineralia, solvire, corri- gire, vnd ihre schaͤdliche Eygen- schafften in heilsame Medicamen- ten transmutire. 33 III. Dritter Theil/ Pharm. Spag. Wie das Saltz vnd Feuer die Vege- tabilien, Animalien vnd Mineralien in die schnellwuͤrckenste Medica- men ten versetze. 94 IV. Warhafftige Beschreibung auß Weinhefen einen guten Wein- stein in grosser Menge zu extrahi- ren. 116 V. Miraculum Mundi, oder Beschꝛeibung deß Großmaͤchtigen Subjecti von den Alten Menstruum Universale, o- der Mercurius Philosophorum ge- nand. 127 VI. Explicatio miraculi Mundi. 171 VII. Continuatio miraculi mundi. 202 VIII. De Medicina Universali sive auro pota- bili. 259 IX. Erster Theil/ Operis Mineralis, Gold auß Kißlingsteinen/ Quaͤrtzen/ Sand/ Erden/ per spiritum salis zu extrahiren vnd corpora lisch zu ma- chen/ vnd wie auß Antimonio ei- ne Panacea solle gemacht werden. 293 X. Ander Theil Operis Mineralis, vom Vrsprung vnd Herkommen aller Metallen/ vnd Mineralien/ wie dieselbe durch die Astra gewir- cket/ auß Wasser vnd Erden ihrē Leib nehmen/ vnd in vielerley Gestalt formlert werden. 337 XI. Dritter Theil/ Operis Mineralis, dar- innen vnter der Explication, uͤber deß Paracelsi Buͤchlein/ Cœlum Philosophorum oder Liber Vexatio- num genand/ Metallorum transmu- tationes in genere gelehrt wird/ vnd andere dergleichen Arbeiten. 366 XII. Tractatus de natura Salium, darinnen von einem absonderlichen Saltz/ alle subjecta in harte vnverbrenn- liche Coͤrper zu verwandeln. 441 XIII. De Signatura Salium, Metallorum \amp; Pla- netarum. 512 XIV. Trost der Seefahrenden. 538 (:) ij Regi- Register aller nuͤtzlichen Sachen/ welche in diesem Ersten Theil eingefuͤhrt werden. A. A/ seine Gestalt. 517 Abtreiben/ bey Metallen zubeobachten. 437 Adamas. 426 Æ gyptische Schulen haben die Signatur der dinge wol in acht genommen. 516 Alaun. 489 Kan auß gemein Saltz werden. ibid. Schiesst dem gemeinen Saltz gleich/ doch nicht so zierlich. 525 Alchimiæ Natura. 224 . 370 Recepten. 412 . 413 Materie vnd Werckzeug. 421 Thun. 425 Alkahest, wz es sey. 26 . 27 . 316 . 317 . 319 . 321 Dessen Tugenden. ib. welche er in metallicis beweiset. 323 Solviret alle Mineralien. ib. Die Metallē scheidet er voneinander. ib. Amaus. 384 . 398 . 399 Arbeit. ib. Welche reducirt. 399 Amethystes. 427 Anæsarcam zuvertreiben. 556 Anatomia der Vegetabi lien/ Animali en vnd Minera lien. 319 Wordurch sie verrichtet werde? ib. Angesicht schoͤn zu machen. 557 Anima Metallorum. 362 Animalia, was sie seynd/ vnd was darunter vnd darmit sol verstanden werden. 35 Kraͤfftiger als die vegetabilia. 36 Solvirt vnd corrigirt das menstruum universale. 44 Der liquor nitri fixi solvirt vnd corri- girt sie. 46 Durch Huͤlffe der Saltzgeister in reine medicamenten zubringen. 98 Zu anatomiren. 319 Anima lischē Medicamenten Bereitung. 45 Gebrauch/ Krafft vnd Wuͤrckung. 55 . 56 Antimonii Panaceæ Tugend. 10 Stillet sausen der Ohren. 10 uͤbrige Fluͤsse. 10 Hertzklopffen. 10 Epilepsiam. 10 Melancholiam. 10 Panaceæ Bereitung. 62 Panaceæ Wuͤrckung. 63 Panaceæ dosis. 63 Gebrauch. 63 . 6 Panacea curirt die Wassersucht. 65 Panaceæ dosis in der Wassersucht. ib. Panacea gut contra podagram. 65 Panaceæ dosis fuͤrs podagram. 65 . 66 Panacea gut zu Heylung der Wundē. 67 Heilet alle fistulirte Schaͤden. 67 Dosis in forma pillularum. 67 . 70 Flores. 309 Wieder zugebrauchen. ib. Schlacken/ geben ein Medicin. 311 Dero Bereitung. ib. Dero Wirckung. 313 Tinctura. 313 Antimonium das edelste vnter den Mi- neralien. 61 . 400 . 401 Primum Ens a uri. ib. Jst ein Gifft/ ehe es bereitet. 61 Macht dz Gold auß Kißlingsteinē fix 279 Daß Gold vnd Silber darvon zubekom- men. 385 . 386 Aphtha, Register Aphtha, wie es curirt wird. 557 Apostel seynd Philosophi gewesen. 450 Apostemata zuvertreiben 550 Apothekeꝛn dienet das Menstruum Univer- sale. 134 Appetit zur Speise machen. 555 Aqua Vitæ Philosophorum. 266 Jst die hoͤchste Medicin aller Vegetabili- en. ib. Dessen Krafft/ Tugend vnd Eigen- schafft. 265 Wie mans probi ren soll. 266 permanens. 324 Arbeit der Amausen. 384 Der Weiber. 433 Arsenicum, daß es sein Silber vnd Gold von sich gebe. 385 . 386 Ein grosses Gifft. 497 Wird zur Composition deß Vitrio ls vnd Salpe ters genommen/ Gradir- was- ser darbey zu machen. 497 Artzneyen Bereitung. 243 Art der Metallē/ wird vielerley gefundē. 353 Die Vrsach. ib. Asari Radices. 318 Aselli. 40 Astra, seynd an Statt deß Vatters/ oder Saamens bey den Metallen. 356 Athem/ der stincket/ zuvertreiben. 141 Der schwer gehet/ zu helffen. 555 Augen/ was ihnen dienlich. 557 Felle vnd Fluͤsse zu vertreiben. ib. Wasser zu machen. 557 Auri a nima. 252 uͤberauß geistlich. 256 Solut o. 501 Per aquam Regis. 506 Jst corrosi visch. 507 Allen dingen ein Gifft. ib. Vncorrosivisch. 502 Per sal mirabile. ib. Oleũ macht starck vñ gesund Fleisch. 569 a urificum sal bringt solari sche Kraͤuter her- fuͤr. 508 a uripigmentum, daß es sein Silber vnd Gold von sich gebe. 386 Verursacht unleidliche vomitus, vnd starcke sedes. 497 a urum potabile verum. 259 . \amp; seqq. 560 Seine Gestalt. 265 Dessen Medicin. 277 Weiß vnd roth. 500 Seine Art vnd Eigenschafft. 265 a urum potabile zu probiren. 266 a qua vitæ Philosophorum. 266 Gebrauch bey Mineralien. 272 Gebrauch in Medicina. 277 a urum potabile im nassen Weg zu versu- chen/ ob es ein wahres Philosophi sches volati lisch ☉ sey. 273 im truckenen Weg/ ob es die vnvolkom- mene Metallen gradire. 274 Verbirget in sich das Drachenblut. 289 Außsatz zu heilen. 557 a zoth Philosophorum. 316 B. B/ seine Gestalt. 517 Backert. 359 Balneum secretum a utoris. 316 Reiniget Vegetabilia, a nimalia, vnd Meta llen. 317 Basiliscus. 318 Mineralis. ib. Bauchgrimmen. 556 Baumfruͤchte. 152 . 196 . 197 Bauren ein nuͤtzliches Stuͤcklein. 151 . 196 . 203 . 204 . 205 . 206 . 215 . 216 Berge von lautern Schwefel. 345 (:) iij Berg- Register. Bergwerck zu versuchen 144 . 173 Bezoarticum minerale. 52 Seine dosis. ib. Bierbraͤuern dienlich. 193 Bier. 534 . 535 Safft. ib. zumachen. 552 Bildschnitzer koͤnnen ihre Jnstrumenten haͤrten. 288 Biscoctum. 535 Blasen- Tartarum treibet auß die Panacea a ntimonii. 13 Bley. 182 Trucknet. 498 . Kuͤhlet. ib. Blitz/ warumb er ein Schwert in der Schei- den zerschlage/ vnd die Scheiden gantz lasse/ \amp;c. 344 Schlaͤget offt in die Erden/ vnd macht die Gaͤnge offenbahr. 352 Bocken Curirung. 550 Botsknechten dienlich. 554 Brandtewein/ wie ihn der a utor macht. 120 124 Brausen der Ohren zu vertreiben. 557 Brey. 535 . Zu essen. ib. Brief von Zin. 520 Brod hat ein fluͤchtig ☉ bey sich. 455 Jst ein Nutrimentum. ib. Kan ein Medicamentum werden. ib. Vnd Saltz nehmen/ vnd darbey schwe- ren/ wo es auffkommen/ vnd was es auff sich habe. 462 Auff die Schiff zu backen. 535 Wird zu Bier. ib. Bruͤche zu heilen. 556 . 564 Bruchzin. 182 Bruͤste zu heilen/ sonderlich die erkaͤltet. 555 die bresthafft vnd außgeschlagē seynd. 557 Bruñen/ die Holtz zu Eisen machē. 491 . 492 Buchdruckern dienet das Menstruum U- niversale. 189 Buͤchsenmachern/ was ihnen dienlich. 189 Buchstaben/ auß dem Circul vnd Qua- dranten gemacht. 517 Buͤttern oder Butter machen. 397 C. C/ seine Gestalt. 517 Calcedonius 426 Calculum zu vertreiben. 546 Calculosis bekommet die Panacea a ntimo- nii wol. 11 Caput Corvi. 324 Cantharides. 39 . 318 Carbunculus. 426 Cataputia. 318 Cauda pavonis. 324 Ceræ Oleum. 88 . 89 Chirurgis dienet das Menstruum Univer- sale. 134 Choleri schen Natur Eigenschafften. 519 Chrysopassus. 427 Chymia hat die Kunst im Nitro fanden. 159 Chymici, die Alten vnd dero Nachfolgere wunderliche Grillen. 395 . 396 Chymische Medicamenten. 8 Cimentiren. 437 Circulus was er bedeute. 513 Vnd wie er in Acht zunehmen. ib. bedeut das himlische/ vnbegreiffliche. ib. Vnd der Qua drant macht alle Gestalten der Vegetabilien, a nimalien, vnd Mine- ralien. 517 Vnd Qua drant ein Vrsprung deꝛ Buch- staben. 517 Circulatio sanguinis in microcosmo. 443 Citri oleum zu figi ren. 494 Cocculi de Lede. 318 Cœlum Philosophorum. 370 Coleri- Register. Colericos, die zu hitzig/ zu moderiren. 569 Colicam passionem zu stillen. 556 Concentri rung der Metallen. 243 Wird gemacht per Nitrum. 244 Deß Korns. 534 Deß Wassers. 540 Confortativum in grossen Krãckheiten. 80 Corallus. 426 Cordiale in grossen vnd langwuͤrigen Schwachheiten. 80 Corrosiven soll man võ Metallē lassen. 413 Crystall. 427 Crystall in Wasser zu bringen. 541 Wormit. ib. pulveri sirt staͤrcken den Magen. 545 Beschweren/ daß man alle dinge darinn sehen kan. 419 Curirung der Kranckheiten auff dē Schif- fen. 535 . \amp; seqq. der Bocken. 550 D. D/ seine Gestalt. 517 Darmgicht zu vertreiben. 556 Destillation reiniget die Mineralien. 105 Reiniget die Vegetabilien vnd a nima- lien. 110 Macht die Metallen geistlich. 111 Diuretica treiben Urin vnd calculum. 76 Wie sie hertzstaͤrckend koͤnn en gemacht werden. 76 Diureticum Nephriticum auß Wuͤrmen/ durch Huͤlffe eines Spiritus appropriati vegeta bilium. 74 Draconis sanguis. 324 Durst zu leschē. 540 . 546 . 556 . mit Saltz. 542 E. E/ seine Gestalt. 517 Edelgesteine auß Steinen/ wer sie habe ma- chen koͤnnen. 450 . 451 Farb vnd Tugenden. 426 . 427 Eisen in Kupffer zu gradiren. 126 Jn einen Vitriolum zu solviren. 126 Wie Stahl/ so hart zu machen. 188 Wann es Gold haͤlt/ mit grossem Nutz außzuseigern. 327 Ziehet der Magnet an sich. 353 Hat viel corrosivischen oder vitriolischen Sulphur. 389 Hat viel corrosivisch Saltz. ib. Laͤsset sich nicht mit Bley auff einer Cu- pellen abtreiben. 520 Electuarium a utoris. 539 . \amp; seqq. Minerale 549 Dessen dosis. 549 Operation. 549 . 550 Electuarium de Juniperis. 555 Element wuͤrcket eines in das ander. 460 Eliæ vnd Elisæ Historia. 509 . 510 Emplastra auß denen Vegetabilien. 101 Ens primum auri, worinnen zu finden. 286 . 287 Epilepsiam zu curi ren. 10 . 64 . 315 . 555 . 138 Erdgeister. 347 Erdmaͤnnlein. 346 . 347 Ertz zu probiren. 144 . 173 So fluͤchtig/ innerhalb drey Stunden zu figiren. 145 . zu schmeltzen. 437 Essentia quinta. 379 Essentias soll man mit Verstand eingeben. 17 . 18 Auß außlaͤndischen duͤrren Vegetabili- bus zu bereiten. 19 . 20 Tabaci braucht man in Mutter Kranck- heiten. 24 Vini gut fuͤr Gifft. 30 Wie man dieselben bewahren soll. 30 herbarum wie man sie soll gebrauchē. 31 Vegetabilium. 538 . 539 Deren Gebrauch vnd Operation. ib. Essig Register. Essig/ wie er in Holland/ Franckreich vnd Italia gemacht wird. 118 . 119 Vnd Brandwein zu machen/ auff deß a utoris Weise. 120 . auß Holtz. 209 Worzu er gut. 215 Esula. 318 Etzwasser zubereiten. 187 Excess im Essen vnd Trincken/ was er ver- vrsache. 66 Excrementa haben in sich die groͤste Krafft der Thiere. 58 Der Menschen. 561 Extractum der Vegetabilien. 538 . 539 Dessen Nutz. ib. F. F/ seine Gestalt. 517 Farbe/ die gesund am Menschen/ zu erhal- ten. 555 Farben zu machen. 187 Faͤulnuͤß zu wehren. 554 Der Zaͤhne zu wehren. 557 Feisten Weibern zu helffen. 557 Felle der Augen zu vertreiben. 557 Feuchte bey bey allē dingē/ das patiens. 362 Feuchtigkeit/ so uͤbrig bey den Menschen/ zu vertreiben. 555 Der Zaͤhne zu vertreiben. 557 Fewer-Geister. 347 Fewer ist allezeit vnveraͤnderlich vnd irret nicht. 519 Stellet den Menschen der Metallen ver- borgne Natur vnd Eigenschafftē vor. 519 Hat ein groß Geheimnuß. 542 corrigirt das Saltz. 543 Fieber curirt die Panacea a ntimonii. 10 curirt deß a utoris Electuarium. 539 Zu curiren. 556 Fisch kochen. 546 Fistulirte Schaͤden zu heilen. 67 . 315 Flechten zu vertreiben. 557 Fleisch hat ein fluͤchtig Gold bey sich verbor- gen. 455 Jst ein nutrimentum. 455 Wird ein medicamentum. ib. Einsaltzen. 546 Flores a ntimonii. 309 Wieder zu gebrauchen. 309 . \amp; seqq. Fluͤsse zu curiren. 539 . 555 Der Augen zu curiren. 557 Fluß zur Arbeit. 332 Frawen/ die schwanger seynd/ was ihnen dienlich. 555 Bruͤste zu heilen. 557 Froͤsche wachsend machen. 466 Fruchtbarkeit zu befoͤrdern. 557 Fulmen Jovis. 248 G. G/ seine Gestalt. 517 Gaͤnge der Metallen verrathen sich durch Witterung. 352 Entzuͤnden sich in der Nacht von der warmen Lufft. ib. Lassen einen Streich hinauß lauffen/ als ein blau Feuer. ib. Gaͤnse fuͤttern vnd maͤsten. 545 Gaͤnsekoth/ worzu er zu gebrauchen. 454 Gaͤrtnern dienet das Menstruum Univer- sale. 149 . 192 . 203 . 204 . 205 . 206 Galmey/ daß es sein Gold von sich gebe. 303 Geburt der Weiber leichtern. 555 Geheimnuͤsse/ wie sie von den Alten hinter- lassen worden. 517 Gelbsucht zu vertreiben. 556 Geschwaͤr deß Mundes zu heilen. 557 Geschwulst zu vertreiben. 556 Geistlichmachung der Metallen. 404 Gestalt der Schlangen. 513 Was sie vor Bedeutnuß habe. ib. Ge- Register. Gewuͤ rm / so gifftig/ ihre Verwandlung in sichere Medicamenten. 42 . 43 Gifft wideꝛstehet die Panacea a ntimonii. 10 So geistlich/ staͤrcker als der corpora li- sche. 16 Vnterdruckt Spiritum Vitalem vnd das humidum radicale. 56 So corpora lisch/ kan per Vomitum wieder herauß gestossen werden. 16 So geistlich/ ersticket den Spiritum Vi- talem. 16 Gifftige Schwaͤmme/ wann man sie gessen hat/ was gut darfuͤr sey. 556 Glaßmahlern dienet das Menstruum Uni- versale. 188 . 189 Gold auß vnvolkommenen Metallen zu bringen. 186 So unrein durch das a ntimonium zu giessen/ seigern vnd fein zu machen. 306 Von de a ntimonio zuscheiden. 308 . 309 Geben die unvollkommene Metallen. 331 Mit Regulo a ntimonii außziehen. 335 Soll nicht mit gemeinem Bley außge- zogen werden. ib. Leicht vnd geschwind zu machen. 371 . 373 Wie mans soll machen. 379 Sein innerstes. 405 Sein Art vnd Eigenschafft 405 Jn dreyerley Stand. 407 Kan zur plusquamperfection gebracht werden. 408 Auß Staͤben vnd Ruthen/ wer es habe machen koͤnnen. 450 . 451 Auß Holtz machen. 452 Der Metallen treibt am rundesten. 520 Jm Saltz. 542 recht aufzuschliessen. 560 Gomesii Explicatio n/ uͤber das Woͤrtlein ἃλς, oder Sal. 526 . 527 . 528 . 529 . 530 Gott ist allein perfect. 525 Allein kan ichts auß nichts machen. 416 Grind zu vertreiben. 557 Gruͤne Loͤw. 500 Desselben Tugenden. 499 . 500 . 503 Erfrewet allein durchs Anschawen. 503 Staͤrcket das humidum radicale. 503 Balsamirt den Menschen inwendig. ib. Liquor aurisicus. 504 Safft. ib. Gummi Guttæ. 318 Gur. 357 Wird in ein Metalldurch laͤnge der Zeit gebohren. 357 H. Haͤckern ein nuͤtzliches Stuͤcklein. 151 . 194 . 195 . 203 . 204 Halchimia. 542 Halßknollen/ so geschwollen/ zu zertheilen. 557 Hauptwehe zu curiren. 539 Haut im Angesicht schoͤn zu machen. 557 Hecken-Fruͤchte. 152 Helleborus. 318 . 538 Darmit haben die Alten ihr Leben ver- laͤngert. 538 Herd-Bereitung. 277 Herkommen der Metallen. 337 . \amp; seqq. Hermetis verba Secretorum. 164 Hertzklopffen zu vertreiben. 555 Hertzzittern. 498 Hirnkranckheiten zu helffen. 82 . 83 Historia vom Elia vnd Elisa. 509 . 510 Vom Gifft. 16 Von einem Koͤnige/ der der Truncken- heit zu sehr ergeben. 571 Von einer Frawen/ die von einem trun- ckenen Koͤnige verurtheilet/ zũ nuͤchtern appelliret. ib. Hitze deß Mercurii. 419 . 420 Holtz-Essig. 209 (:) (:) Wor- Regiester. Worzu er dienlich. ib. Holtz in Gold zu verwandeln. 452 . 453 . 454 Holtz-Oehl. 209 Zu Stein machen. 491 . 492 Nutz. 215 . 216 Presse. 207 . \amp; seqq. Holtz-Safft zum Salpetermachen dienlich. 207 Wie er herauß zu pressen. 205 . \amp; seqq. Worzu er mehr dienlich. 209 Honig den uͤbeln Geschmack zubenemē. 552 Hornuͤssen-Stiche zuheilen. 557 Huͤner essen Sand vnd Kißling. 546 Warumb. ibid. Humidum radicale zu staͤrcken. 281 Hundskoth. 454 Worzu er dienet. 454 Hunger stillen. 535 Huren-Kranckheit zu curiren. 139 Husten zu vertreiben. 555 Hyacinthus. 426 Hypochondriacam Melancholiam zu cu- riren. 556 J. Inceriren vnd inceration, was die Philoso- phi darmit meynen. 398 Instrumenten zu haͤrten. 288 Johannes der Evangelist hat koͤnnen auß Staͤben Gold vnd auß Steinen Edel- gesteine machen. 451 Joseph hat Saltz bey sich gehabt. 465 Jovialische Kraͤuter zeugen. 508 Aus Metallen. ib. Jovis fulmen. 248 Junge Kinder/ welche Geschwer im Mun- de haben/ zu heilen. 557 Jungfran-Milch der P hilosophorum. 289 Jupiter. 381 . 382 Seine Art. ib. Juristen dienet das Menstruum Univer sa- le. 134 K. Kalbfleisch einzusaltzen. 546 Kefer-Schroͤter. 37 Kießling pulverisi ret/ staͤrcken den Magen. 545 . 546 Welche Gold halten. 300 Jn allerhand Farben zu sehen. 282 Den sulphur darinnen zu gutem Golde transmuti ren. 282 Geben ein Wasser/ a mausen zu machen. 399 Jn Wasser zu bringen. 541 Wormit. ib. Kind zu stein gemacht in der Schweitz. 491 Welches Geschwer im Munde hat/ zu heilen. 557 Kindsbetterinnen dienlich. 555 Knollen deß Halses zu zertheilen. 557 Kobolten außseigern. 327 Kan figirt werden. 355 Wie sein Gold vnd Silber zubekom̃en. 385 . 386 Kochen. 546 . 547 Kochsaltz. 456 Von feiner terrestrit aͤt zu saͤubern. 523 Kohlen geben einen rothen feurigen Stein. 241 Koͤnige vom a ntimonio schmeltzen. 308 Koth/ worzu er zu gebrauchen. 454 Vnd was er ist. ib. Der Menschen. 455 . 456 Worzu er in der Artzney nutzet. ib. Kornfruͤchte. 151 . 152 Safft. 534 Korn/ wormit anzufeuchten. 196 Wachsend zu machen. 196 . 197 Jn Fischkoͤpffe pflantzen. 465 Seine Registr. Seine concentri rung. 534 . \amp; seqq. Kraͤtze zu curi ren. 64 . 557 Kraͤuter/ so in warmer Lufft wachsen/ nicht sehr gifftig. 59 Jn finstern/ schattichten Orten/ sehr giff- tig. ib. mitten im Winter gruͤnen vnd wachsen machen. 267 Auß Sand wachsend zu machen. 268 Jn verfault Holtz zu pflantzen. 283 Jn Segespaͤhne zu pflantzen. 283 Von Metallen zeugen. 507 . 508 Kranckheiten im Hirn zu curi ren. 82 Auf den Schiffen zu curiren. 535 . 536 . 537 Vrsprung. 135 Kriegsleut en dienet das Nitrum. 193 Krimmen machen. 498 Kroͤtten wachsend machen. 466 Kuͤhemist/ worzu er zu gebrauchen. 454 Kunst der Alchimy. 370 . 430 Kupffer gibt Silber von sich. 183 Solviren. 125 Kupfferstechern dienet das Menstruum u- niversale. 147 Koͤnnen ein Etzwasser durch das Nitrum erlangen. 187 L. Lac Virginis. 324 Lapides, so bereitet in calculo zu gebrau- chen. 53 Lapis Philosophorum, worvon er solle be- reitet werden. 511 Mutirt nit das gantze corpus der vnvoll- kom̃enē Metallē in Gold vnd Silber. 416 Laterinum oleum. 88 . 89 Lathon, materia lapidis. 84 Leber-Verstopffungen zuoͤffnen. 556 Leinenwebern dienlich. 190 Leo rubeus. 324 Viridis. 324 . 504 Lepram curit die P anacea a ntimonii. 64 Was ihn ferner curirt. 139 . 539 Liber Vexationum Philippi Theophrasti Paracelsi. 370 Liquor, so feurig. 46 Deß Salpeters. 46 Seine Bereitung. 46 Sein Gebrauch in Bereitung der Me- dicamenten. 46 . 47 Fixus Nitri. 49 . 50 . 524 in der gewaltfamen Kaͤlte zeucht sein in- nerstes vnd bestes zusammen bey sich in die Mitten. 376 Der gruͤn ist. 503 Vnd der gruͤne Loͤw genennet wird. 503 treibt den den calculum in Nieren. ib. Loͤwe. 500 Der Gruͤne. 499 . 500 consumirt die Podagrische Fluͤsse. 505 vertreibet cholicam. ibid. heilt den Außsatz. ib. Kombt zu Huͤlff den a poplecticis. ib. Vnd Epilepticis. ib. Præservirt vor Pest. ib. Verursacht ein gesund vnd langes Leben ib. Heilt die Wunden. ib. Erhaͤlt das Gebluͤth fuͤr corruption. ib. Lues venerea. 318 zu curiren. ib. Lufft empfehet den Samen von den a stris. 460 Fuͤhret den ins Wasser. ib. Temperirt, deß Spiritus vitalis erhalter/ Bewahrer vnd ernehrer. 15 vn temperirt, desselbigen Ersticker vnd Erwuͤrger. ib. Welche inficiret ist/ thut dem Menschen (:) ij mehr Register. mehr Schaden/ als ein corporalisch Gifft. 16 Lu Wenn sie inficiret ist 555 Lufft. Geister. 347 Lunæ Art vnd Eigenschafft. 402 Lunam zu figiren. 174 . 180 Wormit? ib. Kan von allen Zusaͤtzen gereiniget wer- den. 180 . 181 Von Sole zu scheiden. 184 . 185 Wormit? 184 . 185 Lunarische Kraͤuter zeugen. 508 Von Metallen. ib. Lungensucht zu vertreiben. 556 Lunificum sal, bringt Lunarische Kraͤuter herfuͤr. 508 Lust zur Speise machen. 555 M. Maͤler im Gesicht zu heilen. 557 Maͤusekoth/ worzu er zu gebrauchen. 454 Magen zu staͤrcken. 545 . 546 . 555 Magisteria zu gebrauchen in Calculo. 53 Magnes. 426 Mahler koͤnnen durchs Nitrum ihre Farben machen. 187 . 188 Mandeln/ so geschwollen/ zu zertheilen. 557 Marchasiten außseigern. 327 Wie sie ihr Gold vnd Silber von sich ge- ben. 385 Marckschreyer zu Pariß in Franckreich. 16 Toͤdet den andern mit Gifft. ib. Margarita. 426 Mars fuͤhrt mit sich ein maͤchtig Sulphur Narcoticum. 73 Seine Natur vnd Eigenschafft. 386 . 387 Ein grober Gesell. 386 Gibt durch Saturnum Gold. 392 Materia prima metallorum. 404 . 453 . 454 Materia Universalis. 262 Lapidis. 84 Materie zur Alchimey. 431 Matrix metallorum. 362 Mayenwuͤrme. 318 Dienen in Resolvirung der Tartarischē humorum. ib. Medicament en Bereitung. 243 Chymicorum. 8 Fuͤr Hunger. 533 . \amp; seqq. Durst. ib. Seekranckheiten. ib. Medicina in calculo. 23 Scarabei cornuti. 37 Vom Roß-Keffer. 38 Gifftiger Thiere. 42 . 43 Gifftiger Gewuͤrme. 42 . 43 Metallorum per Nitrum. 82 Deren Gebrauch. ib. Universalis, wie sie zu erlangen sey. 252 . 259 aller Vegetabilien. 266 Die vornehmeste der gruͤne Liquor. 504 505 auri potabilis veri. 277 Wider die Trunckenheit. 568 Medicinæ Bereitung auß den Schlacken deß a ntimonii. 311 Medicinæ Universalis Tugenden. 137 . 138 . 139 Mit dem gruͤnen Loͤwen schoͤne Tugen- den vnd grossen Kraͤffte. 502 . 503 . 504 . 505 . 506 Medicis dienet das Menstruum Universa- le. 134 Medicus ist zu loben. 155 Warum? ib. Meer hat gruͤne Farbe. 505 Wo es am meisten Saltz hat. ib. So viel zu sagen als vermehr. 506 Ohne Register. Ohne dasselbe keine Vermehrung. ib. Melancholiam Hypochondriacam zu cu- riren. 556 Melancholicos zu ermuntern. 569 Wormit? ib. Melancholischen Natur Eigenschafft. 519 Meliorandi metalla modus. 244 Mensch hat sieben Haupt-Glieder. 351 Menschen-Koth macht die Blumen wol wachsend/ aber uͤbel-riechend. 108 Worzu er dienlich. 454 Setzet Paracelsus seinen Gaͤsten vor. 456 Menstrui univerfalis Krafft. 132 Solvirt Vegetabilien, a nimalien, Mi- neralien vnd metallen. 132 Bereitung. 137 Gebrauch. 137 Dosis. 138 Nomina. 158 Menstruum Universale. 44 . 127 Solvirt vnd corrigirt die Vegetabilien, a nimalien, vnd mineralien. 44 Dienet den Kupfferstechern. 147 . 187 Mahlern. 147 . 187 Bildschnitzern. 147 . 188 Seidenstickern. 147 . 188 Glaßmahlern. 147 . 188 Wachsposirern. 147 . 189 Buchdruckern. 147 . 189 Vhrmachern. 147 . 189 Schloßmachern. 147 . 189 Buͤchsenmachern. 147 . 189 Klein vnd Großschmiden. 147 Zinngiessern 147 . 189 Schreinern. 148 . 190 Kuͤrschnern. 148 Federfaͤrbern. 148 . 190 Schneidern. 148 . 190 Schuhmachern. 148 . 190 Leinwebern. 148 . 190 Wollen vnd Tuch faͤrbern. 148 . 190 Haͤfnern. 148 . 190 Soldaten. 148 . 191 Fischern. 148 Fuhrleuten. 148 Tapetzerey-machern. 148 Weibern. 148 . 191 Maͤgden. 148 Jungen Weibern. 148 . 191 Alten Weibern. 149 . 192 Gaͤrtnern. 149 . 192 Beckern. 149 . 192 Bierbraͤwern 149 . 193 Maͤtmachern. 149 . 193 Kamm-vnd Messerhefftmachern. 149 . 193 Schleiffern. 149 . 193 Vogelfaͤngern. 149 . 193 Pulvermachern. 149 . 194 Connestabeln. 149 Fewerwerckern. 149 Haͤckersleuten. 149 . 194 Weinziehlern. 149 Secretum a utoris. 316 Reiniget auch die Metallen. 316 Mercurius Philosophorum. 127 Kan in bestaͤndig Gold verwandelt wer- den. 268 . Vivus. 409 Mercurii Universalis Kennzeichen. 166 a nima uͤberauß geistlich vnd subtil. 256 Mercurius Hermaphroditus. 157 Universalis. 157 Philosophorum. 127 . 165 Was er sey. 357 nicht der gemeine/ der Metallen Anfang. 360 Vulgi, kan ein jedweder Metall in m er- curium currentem bringen. 361 Art. 378 (:) (:) iij Eygen- Register. Eygenschafft. ib. Laͤst sich nicht coaguliren. 379 Warumb? ib. Zu coaguliren, wie sich in der Jugend der Autor vnterstanden habe. 380 Nicht von Kaͤlte/ sondern von Hitz vnd Fewer Lebendig. 407 Raucht im Fewer weg. 520 Sein innerstes/ weñ er coaguli ret wird/ ist lauter ☉ vnd ☽. ib. muß aber durch kein corrosiv geschehē. ib wie er muͤsse coagulirt werden. 411 Mercurii Hitze. 419 . 420 Metalla macht die Destillation geistlich. 111 Welche fix/ geben in der Destillation ihr bestes von sich. 113 So vnvollkommen/ innerhalb einer Stunden lang/ durch das secrete Fewer zu zeitigen. 145 Jn Form vnd Gestalt der vegetabil ien wachsend zu machen. 146 concentrandi per Nitrum. 244 Meliorandi per Nitrum. ib. So vnvollkommen zu gradiren. 274 Vrsprung vnd Herkommen. 337 . 338 . \amp; seqq. Haben ihren Vrsprung alle auß einem Samen. 354 Wie auch mit ihnen die Mineralien. ib. Jhre vnterschiedliche Arten kommen accidentaliter. ib. Wachsen nicht/ da alles trucken. 356 . 357 Anfang. 360 Metallen zu scheiden. 183 . 184 . 185 Geben gute Artzneyen. 52 So vnvollkommen/ zeitigen. 185 Metallen wachsend machen. 185 . 186 Daß sie kein ☉ noch ☽ geben/ ligt an vns/ vnd nicht an ihnen. 331 Ohne alle corrosiv, in aquam viscosam zu reduciren. 361 matrix. 362 die sichtlich/ verbergē die vnsichtlichē. 382 Von ihrer Vnvollkommenheit zu ver- wandeln in eine Vollkommenheit. ib. Soll man mit corrosivischen spiritibus ungemartert lassen. 388 Koͤnnen durch corrosivische Spiritus vnd Salien nicht verbessert werden. 390 Veraͤndern sich/ wann sie von ihrer me- tallischen Gestalt gebracht sind. 396 muß ohne corrosiv geschehen. ib. Mit seines gleichen aufgeloͤst. ib. Guͤldische vnd Silberische Muͤntz. 397 m ateria prima. 404 Geistlichmachung. ib. In Vegetabilia zu veraͤndern. 452 Deren Verwandlung natuͤrlich. 453 . 454 . 455 . Tod vnd Teuffel. 458 Perfection zu erkennen. 514 . 515 . 516 Signatur auß dem Fewer zu erlernen. 518 . 519 . Jst gruͤndlicher/ dann die ihnen von Phi- losophis gegeben wird. ib. Metallischen m edicamentorum Berei- tung. 52 per Nitrum. 82 Metallische Kraͤuter zeugen. 507 . 508 Metallische Baͤume wachsend zumachen. 562 Metallische Weiber zwey. 258 Milch der Metallen. 397 m illepedes 318 Miltzes Verstopffungen/ so tartarisch/ zu oͤffnen. 556 m inerale Bezoarticum. 52 Ele- Register Electuarium. 549 Dosis \amp; Operation. 549 . 550 Mineralien solvirt vnd corrigirt das men- struum universale. 44 Durch Huͤlffe der Saltzgeister in sichere Medicamenten zu bringen. 98 Durch die Sublimation zu reinigen. 105 Durch die rectisication per Spiritum acidum zu saͤubern. 105 Lieben das Saltz zu ihrem Wachsthum. 162 zu anatomiren. 319 Wordurch. ib. Vnd Metallen ist nur ein Samen. 354 Mineralischen Medicamenten Gebrauch/ Krafft vnd Wuͤrckung. 55 . 56 Wasser der Metallen beste Milch zu scheiden vnd zu bekommen. 397 . 398 . 399 Miraculum mundi. 127 Mist der Philosophorum. 239 Von Schafen. 454 Worzu er nutzbar. ib. Von Kuͤhen. 454 Worzu er zu gebrauchen. ib. Von Gaͤnsen. 454 Sein Gebrauch. ib. Moͤnch laͤsset an einer Eisern Ketten einen Kessel in einen Fewerberg/ in Hoffnung/ Gold zu schoͤpffen. 348 Entdeckt das Silber-Bergwerck auff dem Kuttenberg in Boͤhmen. 352 Monatzeiten der Weibesbilder zu befoͤr- dern. 141 Morbus Gallicus wird curirt durch die Pa- naceam Antimonii. 64 . 65 Wormit sie ferner curirt wird. 139 . 539 Most theuer zu verkauffen. 149 Muͤffel/ auff die Herde zu machen. 228 Mundgeschwer zu heilen. 557 Mutter der Weiber von Feuchte vñ Schlei- migkeit zu reinigen. 557 N. Napellum zu corrigiren. 318 Natur deß Saltzes. 446 Thut nichts vergeblich. 409 . 410 Nieren- Tartarum vertreibt die Panacea Antimonii. 13 Nitri laus. 44 . 239 Fixi liquor solvirt vnd corrigirt Ani- malia vnd Vegetabilia. 46 Nitri fixus liquor. 49 . 524 Spiritus acidus. 49 . 50 . 524 Jst ein Fewer. 78 Spiritus in seinem innersten lauter Few- er. 104 Jn seinem enssersten lauter Kaͤlte. ib. Nitrum fixum bringt die Animalia vnd Ve- getabilia zu Medicamenten. 49 . 50 Jst ein Fewer. 78 Wie es von denen Alten genennet wor- den. 91 . 92 Gibt das wahre solvens Universale. 158 Gebaͤhrung aller vegeta bilischen/ ani- ma lischen vnd mine ralischen dingen. 161 Nitrum sulphuratum, eine warhaffte Me- dicin. 242 Wahres augmentum der vegetabilien, animalien vnd mineralien. ib. Nitrum concentrirt vnd verbessert die Me- tallen. 244 . 245 Jst materia Universalis. 262 figirt sich bey dem Eisen. 390 Warumb? 389 . 390 O. Obstructionibus der Miltz zu widerstehen 140 Der Leber zu widerstehen. ib. Ochsen- Register. Ochsenfleisch einzusaltzen. 546 Ofen. 228 . 229 Ohnmachten vertreibet die Panacea a nti- monii. 20 Was ferner gut darfuͤr. 141 . 555 Ohren-Sausen vnd Brausen zu stillen. 557 Schwaͤren zu vertreiben. ib. Olea der Vegetabilien nimmer ohne Was- ser. 90 Auß allen vegetabilischen Gewaͤchsen in copia zu erlangen. 99 zu figiren. 494 Oleum auri. 564 Tugend vnd Gebrauch. ib. Oleum ceræ. 88 . 89 Oleum incombustibile. 324 Oleum laterinum. 88 . 89 Ligni. 209 Oleum salis. 555 . Gebrauch vnd Wuͤrckung. ib. Oleum vini zu erlangen. 28 . 29 Gut fuͤr Gifft. 30 Olitaͤten/ so subtil/ in noch subtilere zu con- centriren. 89 . 90 P. Panacea, was es fuͤr ein Name. 8 . 69 Panacea a ntimonii gelb. 9 Leibfarb vnd guͤldisch. 9 Macht vomitus vnd sedes. 9 Jn Fiebern zu gebrauchen. 10 Heilet Scharbock. 10 Miltzwehe. 10 Seitenstechen. 10 Ruͤck-vnd Lendenwehe. 10 Welche guͤldisch vnd leibfarb/ ist deꝛ gel- ben weit vorzuziehen. 10 Gut contra Podagram. 11 . 65 contra Calculum. 11 contra Tartarum in Nieren vnd Blasen. 13 Gut fuͤr die Wassersucht. 65 Dienet zu Heilung der Wunden. 67 Heilet offene/ fistulirte/ stinckende Schaͤ- den. 67 Paracelsus, wo er begraben. 367 Seine Grabschrifft. 368 Setzt eine Kunst Gold zu machen gar leicht vnd geschwind. 371 . 373 Setzet denen m edicis einen Menschen- Koht vor. 456 Paralysis. 555 Zu curiren. ib. Perfectionem metallorũ zu erlernen. 514 . 515 . 516 Pest curirt die Panacea a ntimonii. 10 . 64 Zu curiren. 138 . 555 . 556 Pfauenschwantz bey Metallen zu sehen 276 Pharaonis Traum. 465 Philosophus, wer er seyn solle. 451 . 452 . 462 Philosophische Fewer macht die Diuretica hertzstaͤrckend. 76 Philosophorum Azoth. 316 Phlegmaticis nuͤtzbar. 555 Phlegmaticus kan ein Sanguineus werden. 569 Phlegmatischen Naturen Eigenschafften. 519 Pillulæ Antimonii. 67 . 70 Dosis. ib. Podagra wird curirt. 11 . 65 . 139 . 140 . 210 . 539 Podagricis bekommt die Panacea Antimo- nii wol. 11 . 65 Potasche brennen. 118 . 119 . 120 Presse/ dē Safft deß Holtzes zubekom̄en. 207 Præservativ fuͤr Kranckheiten. 555 . 556 Fuͤr Pest. 556 Principia tria der drey Reichen. 290 Processus die Animalia vnd Vegetabilia durchs Register. durchs Nitrum fixum zu solviren vnd corrigiren. 46 Die Mineralien durch die Destillation zu reinigen. 105 Die Rectification per spiritum acidum zu saͤubern. 105 Fuͤr reiche Kauffleute/ ihr Geld zuver- mehren. 223 . 224 . 225 . 226 . 227 . Metalla concentrandi \amp; meliorandi per Nitrum. 244 Jm nassen Weg/ ob deß Autoris Aurum potabile ein wahres Philosophisches vo- latilisch ☉ sey. 273 . 274 Jm truckenen Weg deß Autoris Aurum potabile zu versuchen. 274 . 257 Auß Kißlingsteinen/ Sand/ Leimen/ schwartzen vnd rothen Talck Gold mit spiritu salis zu extrahiren. 296 Das Gold auß Steinen per spiritum salis zu ziehen. 304 Wir man die Arbeit in erdenen oder glaͤ- sernen Trichtern verrichten soll. ib. Wie Sal enixum aurum solvire. 502 Daß er ein graßgruͤne Solution gebe. ib. Auß ☉/ Saltz vnd Wein eine hohe Me- dicin zu bereiten. ib. Aurum uncorrosivisch zu solviren. 502 Per Sal mirabile sive enixum. 502 Deß Salpeters Signatur herfuͤr zu bringen. 524 Das Korn zu concentriren. 534 . 535 Saltz durch Fewer vmbzukehrē. 544 . 545 Das gesaltzen Wasser suͤß zu machen. 547 . 548 Durch ♄auß den vnvollkommenen Me- tallen gut ☉ vnd ☽ zu seigern. 432 Pulver. 318 Pulvermachern zu wissen dienlich. 194 Purgantien zu corrigiren, daß sie nicht schaden. 318 Q. Quadrant was er bedeute. 513 was daraus zu lernē. 513 . 514 . 515 . \amp;seqq. Vnd Circul zugleich/ was sie zu bedeuten haben. 513 . 514 Quecksilber gegen das feine Silber viel vn- perfecter zu rechnen. 514 Wird auch mit einem geringern signo signirt. ib. Quinta Essentia. 378 . 379 Was sie sey. ib. Verursacht deß Mercurii Fluß. ib. Wird ihr der Name der wahren Philo- sophischen Tinctur/ damit projection gethan wird/ beygelegt. ib. R. Radicale humidum zu staͤrcken. 281 Radicalische Vermischung der Metallen/ was sie sey. 388 Radices Asari. 318 Raͤude zu vertreiben. 557 Recepten der Alchymey. 412 . 413 Rectification per spiritum acidum saͤubert die Mineralien. 105 Regenwuͤrmer. 40 . 41 Regulus auß den Floribus vnd Schlacken deß Antimonii. 326 Antimonii ein Wurtzelsafft der Metal- len. ib. Antimonii ein Bley. 329 waͤscht die vnreine Metallen. ib. Dessen Gebrauch. ib. Antimonii vereiniget widerwertige Me- tallen vnd Mineralien. 377 Ribben-Wehetage zu vertreiben. 556 Rosinen einweichen. 547 Rose zu vertreiben. 140 Roß-Kefer. 38 Rubin. 426 (:) (:) (:) Von Register. Von deß Autoris Auro potabili zu ha- ben. 285 Rundigkeit der Metallen zeiget an ihre per- fection. 520 Ruthe Metallen zu finden. 353 S. Saͤugenden Kindern den Mund zu heilen. 557 Safft. 504 Der gruͤn ist. ib. Vom Bier. 534 . 535 Zu solviren vnd corrigiren. 57 Salamander, der fix vnd Fewer-bestaͤndig. 324 Sal ex sale zumachen. 554 Salenixum Paracelsi. 493 . 494 enixum Autoris. ib. Die Prob darauf. ib. Fixans \amp; omnia solvens. 494 in a lchymia. 495 in Medicina. ib. Wunderbar. ib. Bereitung. ib. Gestalt/ Farb/ Geschmack vñ Geruch. ib. Eusserliche vnd innerliche Gebrauch. 495 . 496 nutrirt. 486 mehret den Gifft. ib. acuit ingenium \amp; depravat. ib. vermischt mit hertzstaͤrckenden Sachen/ exaltirt ihre Natur. 497 Ein Fuͤhrer aller Dinge. 500 Zweyerley. 525 Salis mirabilis Gebrauch in Solvi rung der Metallen. 501 Jn Bereitung guter Medicin. ib. Salis olcum. 555 Gebrauch vnd Wirckung. ib. Saltz generi ret die Mineralien. 504 Dadurch verstehen die Philosophi die Fettigkeit. ib. Jst zweyer Naturen theilhafftig. 541 Leschet den Durst. 542 Hat ein groß Geheimnuß. ib. Schmeltzung/ der alten Philosophorum Kunst. ib. Welches vmbgekehrt. 543 Seine Tugenden. ib. pręcipitirt das Saltz im Merwasser. 548 Sal symbolum æternitatis. 459 Muß sulphurisch gemacht werden/ wann es universaliter nutriren soll. 465 Fons philosophandi. ib. mirabile. 494 Salien sigiren sich bey dem Eisen. 390 Geben ein Wasser/ Amausen zu machen 399 Sal nitrum ein Wachsthumb aller vegeta- bilischen/ anima lischen vnd minerali schē dingen. 161 a urificum zeugt solari sche Kraͤuter. 508 Lunificum zeugt lunari sche Kraͤuter. ib. Venercum bringt veneri sche Kraͤuter herfuͤr. ib. Salpeter. 524 Salpeters feurigē Liquoris Bereitung. 54 Sein Gebrauch in Bereitung der Me- dicamenten. 45 . 243 Jst Sal, augmentum oder Nutrimentum Universale. 236 Gebrauch in concentri rung der Metal- len/ vnd Bereitũg der medicament ē. 243 Circul/ vnd Signatur. 522 . 523 Seine Signatur herfuͤr zu bringen. 524 Zu reinigen. ib. Anschiessen zu lassen. ib. Zu Verbesserung der Meta llen/ wie er koͤnne angewendet werden. 224 Sal Register. Sal tartari machet Saturnum hartfluͤssig. 392 Saltz auß Marte zu bereiten/ welches ohne corrosiv dem Gold seine animam extra- hirt. 393 . 394 Saltz-Geister bringen die Vegetabilien, a - nimalien, Mineralien in gute Medica- menten durch die Destillation. 98 Saltzes Vrsprung. 443 Natur. 446 Ein Schatz. 459 . 468 Ein Leben der Welt. 461 Jn der fermentation dem Wein beyge- than/ macht ihn edler vnd staͤrcker. 464 extrahiret animam auri. 466 Hat mehr Krafft vnd Staͤrcke/ als alle Elementen. ib. Jst centrum concentratum Elemen- torum. ib. Erlanget durchs Fewer eine Feurigkeit oder sulphurit aͤt. 468 Ein Fundament vnd Basis aller vnbe- kandten Salien. 489 Kan durch seinen eigenen Spiritum ge- reinigt werden. ib. Cruduꝛn. ib. Enixum. 490 Mirabile Autoris. ib. Seine Tugenden. 490 . 491 Vnd Sonne/ durch den Quadrantem vnd Circulũ von dē Alten fuͤꝛgemahlt. 516 Saltz ein Anfang vnd Ende aller dinge. 462 Vnd Brot nehmen/ vnd darbey schweh- ren/ was es bedeute. 462 Sal volatile auß allen vegetabilischen Ge- waͤchsen in copia zu erlangen. 99 . 100 Vini mundert die Menschen auf. 519 Salbe fuͤr die Maͤler im Gesicht. 557 Sapo sapientum. 316 Sand / wormit er in Wasser zu bringen. 541 Maͤstet vnd fuͤttert die Gaͤnse. 545 machet Wasser/ Wein vnd Bier suͤß/ rein. 548 Sand vnd Saltz haben grosse Gemein- schafft zusammen. 548 Sandlaͤnder fruchtbar zu machen. 465 Sanguis Draconis. 324 Sanguinis circulatio in Microcosmo. 443 Sangui nischen Natur Eygenschafften. 519 Saphyrus. 426 Satan/ warumb er in die Schlange gefah- ren. 449 Saturnus kan die vnvollkommenen Metal- len waschen. 387 . 415 Von ihrem uͤberfluͤssigen sulphure rei- nigen. ib. Jst vor andern Metallen der weichfluͤs- sigste. ib. Wird hartstuͤssig/ durch die salia fixa. 392 Seine Art vnd Eigenschafft. 400 Bad. 400 seine solutio præcipiti ret das Saltz im Meerwasser. 548 Sauerbrunn machen. 553 Sausen der Ohren zu vertreiben. 557 Scammonea. 318 Scarabcus cornutus. 37 Schaffleisch einzusaltzen. 546 Schaafsmist/ worzu er zu gebrauchen. 454 Scheiden der Meta llen. 437 Schiffleuthen dienlich. 554 Schießpulver. 318 Schild-Kroͤten/ wo sie gerne wohnen. 492 Wie man sie zurichtet/ vnd isset. 493 Schorbock im Munde zu reinigen. 557 Schlacken. 238 a ntimonii geben eine Medicin. 311 (:) (:) (:) ij Schlag Register. Schlag/ was dafuͤr gut einzunehmen. 555 Schlangen wachsend machen. 466 Gifft zu widerstehen. 557 Schlossern/ wz ihnen bedienet/ zu findē. 189 Schoͤne zu vertreiben. 140 Schorbock zu curiren. 539 . 546 Schwan der Philosophorum. 244 Singt ein Liedlein zum Valete. ib. Schwangern Frawen dienlich. 555 Schwartz/ ist eine Haupt-Farbe/ darinnen sind alle Farben concentrirt. 561 Schweinskoth/ worzu er zu gebrauchē. 454 Seefahrenden Trost. 531 . \amp; seqq. Schaͤden/ welche schon stincken vnd sehr alt seynd/ zu heilen. 67 Schmirgel/ daß er sein Gold von sich gebe. 303 Schmincke. 148 . 149 Schneider/ was ihnen bedienlich. 148 . 149 Schreinern dienet das menstruum Uni- versale. 148 . 149 Schustern dienlich. 190 Schwefel muß man kennen lernen. 521 Wie er bindet. ib. Schwefelberge. 345 Secretorum verba Hermetis. 164 Seiden. 188 Seidensticker ihre Seiden. 188 Seife die fruchtbar machet. 209 Seifenzin. 358 Seiger-Arbeit. 418 Signatur der Gewaͤchsen wol in Acht zu nehmen. 20 Scarabei cornuti. 37 Deß Roßkeffers. 38 Der Metallen/ auß dem Fewer zuerler- nen. 518 . 519 Jst gruͤndlicher/ als die von den Philoso- phis ihnen gegeben wird. ib. Der Berge/ Waͤlder vnd Land schafften. 521 Deß Saltzes. 521 . 522 Vitrioli. 525 Alauns. ib. Deß Kochsaltz oder gemeinē Saltzes. ib. Silber auß dem alten Kupfer zu scheidē. 183 zu gradiren in wenig Stunden. 183 . 184 Durch das Nitrum auß vnvollkomme- nen Metallen zu bringen. 186 . 187 . Von dem Antimonio zu scheiden vnd rein zu machen. 308 Geben die vnvollkommenē Metallen. 331 machen. 379 Sein innerstes. 405 Smaragdus. 426 Sodomitische Meer fuͤhret vitriol. 465 Jst sonder Fische. ib. Sol wird fix. 174 . 180 Wormit. ib. Durch Huͤlff deß Menstrui universalis wird sie von allen Zusaͤtzen rein. 180 Durch was Huͤlffe es von Luna geschie- den werde. 184 . 185 Mit Luna promovi ren. 400 Seine Art vnd Eigenschafft. 406 Kan ohne Salien nichts wuͤrcken. 459 Wanns in die Gruͤne gehet/ wie es die Philosophi nennen? 459 Der Sonnen Kind. 459 Von Sonn vnd Saltz gebohren. 500 vnd Sal Anfang vnd Ende aller Ding. 517 . 518 vnd Sal, wie weit sie von einander seyn. 525 Solvens Universale. 44 Corri girt die Vegetabilia, Animalia vnd Mineralia. 44 Solutio Auri per aquam Regis ist corrosi- visch. 507 Allen Register. Allen dingen ein Gifft. ib. Saturni præcipitirt das Saltz im Meer- Wasser. 548 Sonn sencket ihre Kraͤffte vnd radios in das centrum terræ. 349 Brellet wieder zu ruͤck. ib. Zerbreitet sich in dē gantzen Eꝛdboden. ib. Schwaͤngert die Erde mit vielen wun- derbarlichen Gewaͤchsen. 349 Gene rirt die Mineralien. 504 Vnd Saltz von den Alten durch Circu- lum vnd Quadrantem vorgemahlet. 516 Jst nicht gantz rein. 525 Wie mans koͤnne wissen. ib. Sonnen-Strahlen/ in die Eng gebracht/ schmeltzen Metallen. 342 Spinnen-Gifft zu widerstehen. 557 Spiritus ardens vegetabilium mundert die Menschen auf. 519 Spiritus vini kan zu einem Saltz figiret weꝛ- den. 493 Vnd auf was Weise. ib. Jst den Philosophis der warme Frucht- bare Regen. 504 Spiritus auß allen vegetabilischen Gewaͤch- sen in copia zu erlangen. 99 . 100 Spiritus acidus Nitri. 49 . 50 Jst ein Fewer. 78 Daß er Gold angreiffe. 52 Solvirt alle Metallen. ib. Auch die Mineralien. ib. Spiritus acidorum Salium, der vegeta bili- lischen vnd animali schen subjectorum per spiritum Salis zu reinigen. 100 . 101 . 102 Spiritus ligni. 215 Spiritus falis ist in seinem innersten lauter Fewer. 104 Jn seinem eussersten lauter Kaͤlte. ib. Salis armoniaci gut in obstructionibus. 280 Salis extrahirt dz Gold auß Stein e n. 297 coagulatus. 546 Auf den Schiffen zu gebrauchen. ib. Wider den Schoꝛbock vnd den Durst. ib. Staͤrckt die Wein. 551 Reiniget den Honig. 552 Wuͤrckung. 555 Gut fuͤr die Trunckenheit. 568 Spiritus vitalis, wie er koͤnne gestaͤrcket wer- den. 281 Deß Menschen/ wird durch einen reinen Weingeist erquicket. 519 Spiritus volatilis communis oder vitrioli thun viel gutes in obstructionibus. 280 Spiritus volatilis tartari crudi gut in ob- structionibus, muͤssen aber ohne corro- siv seyn. 280 Spiritus Urinæ. 88 . 89 Gut in obstructionibus, der ohne Cor- rosiv ist. 280 Sprachen/ wie sie von den Alten vfgezeich- net worden. 517 Staar der Augen zu vertreiben. 557 Steine/ daß sie ☉ von sich geben. 298 Steinkohlen geben ein Oehl. 109 Stercora. 456 Der Menschen. ib. Selbe setzet Paracelsus denen Medicis vor. ib. Sternlein vom liquore nitri fixi. 524 . 525 Stiche der Hornuͤssen vnd Wespen zu heilen. 557 Sublimation reiniget die Mineralien. 105 Succi violarum. 555 Suͤß Wasser machen. 547 . 548 Sulphur Narcoticum in vitriolo verborgen 72 (:) (:) (:) iij Sul- Register Sulphur, wie vnd wormit er solvirt werde. 53 Sulphur, der gemeine. 360 Jst nicht der Metallen Anfang. ib. Comburens. 458 Der Metallen Tod vnd Teuffel. ib. Symbolum mortis. 459 Sulphurisches Saltz ein Herkommen der Kraͤuter vnd Metallen. 452 Nutrirt universaliter. 465 T. Taback. 538 Tauben/ warumb sie von den Mauren pi- cken. 162 Theologis dienet das Menstruum Uni- versale. 134 Thiere/ so gifftig/ ihre Bereitung zu Medi- camenten. 42 Tinctura Antimonii. 313 Jhre Wirckung vnd Tugend. 313 Usus. 314 Dosis. 314 . 315 Tingiren. 379 Tod deß Menschen/ was er sey. 18 Topasus. 427 Transmutatio metallorum. 404 Transplantatio Medicinæ Universalis in Vegetabilia \amp; Animalia. 268 Trost der Seefahrenden. 531 Trunckenheit. 566 . 567 . 568 Dargegen eine Medicin. ib. Tuch faͤrbern/ was ihnen dienlich/ zu finden. 190 Turff. 359 V. Vegetabilien/ was sie seyn/ vnd was damit verstanden werde. 4 . 5 . 6 . 7 Vegetabilischer essentiẽ bereitũg. 13 . \amp; seqq Vegetabilien solv irt vnd corrig irt das Menstruum Universale. 44 Durch den liquorem nitri fixi zu solvi- ren vnd corrigiren. 46 Durch Huͤlffe der Saltzgeister in gute Medicamenten zu bringen. 96 In olea zu bringen. 101 In Spiritus vnd Emplastra. ib. zu anatomiren. 319 Jn Metallen zuveraͤndern. 452 Vegetabilische Medicamentē Bereitũg. 45 Gehrauch/ Krafft vnd Wirckung. 55 Venena in primam materiã zu bringen. 320 Veneris Eigenschafft. 394 Venerische Kraͤuter herfuͤr zu bringen. 508 Venus von Poeten fuͤr eine Goͤttin der Lie- außgeruffen. 505 Jhr wird die gruͤne Farb zugeeignet. ib. Ex spuma maris generirt. 505 . 506 Verbesserung der Metallen per Nitrum. 244 Der Mineralien/ durch Gebrauch deß a uri potabilis. 272 Verhartungen im Leibe zu helffen. 556 Verletzungen der Hornuͤssen vnd Wespen zuvertreiben. 557 Vermischung der Metallen geistlich/ was sie sey. 388 Verwandlung der Metallen natuͤrlich. 452 . 453 . 454 Vhrmachern/ was ihnen dienlich zu finden. 189 Vnflat der Zaͤhne zu benehmen. 557 Vini oleum zu erlangen. 28 . 29 Gut fuͤr Gifft. 30 Vinum salutis. 291 Vitriol/ worinnen er bestehe. 72 Haͤlt in sich ein Sulphur Narcoticum. 72 Der Philosophorum Rechte. 114 Wasser. 126 Dem Register. Dem Leben der Fische ein Tod. 465 Allen vegetabilischen Gewaͤchsen ein Gifft. ib. Vitrum, welches roth/ von deß Autoris au- ro potabili zubekommen. 285 Kan aus gemeinem Saltz werden. 489 Schießt knoppicht/ vnd dem gemeinen Saltz gleich/ doch nicht so zierlich. 525 Wasser. 126 Vomitivum Antimonii tastet an die fixen humores. 12 Vomitus machen. 498 Universale solvens. 44 Corri girt vnd sol virt die Vegetabilien, Animalien vnd Mineralien. 44 Vrin treiben durch Spiritum Salis. 568 Vrsprung der Metallen. 337 . \amp; seqq. Kranckheiten. 135 Uterinum, so bewaͤhrt. 85 . 210 W. Wachsposirern dienet das Menstruum u- niversale. 289 Waͤrme bey allen dingen das agens. 362 Wandlaͤuse. 40 Waschgeld. 25 Waschwerck. 433 Wasser auß der Lufft. 26 Auß der heissesten Sonnenhitz. 26 Jst an Statt der Baͤhrmutter bey Me- tallen. 356 Darinnen Saltz oder Oehl solvi ret/ in der grossen Kaͤlte/ ziehet das Oehl oder Saltz zu sich ins Centrum. 376 Deß Saltzes Fuͤhrer. 461 welches concentrirt vnd coagulirt. 540 Wofuͤr es helffe. ib. So gesaltzen/ suͤß zu machen. 547 . 548 zwischen Fell vnd Fleisch zu vertreibē. 556 Sucht zu vertreiben. ib. Wassergeister. 347 Wassersucht curirt die Panacea a ntimō. 65 Vnd auf was Weise. ib. Wird ferner curirt. 139 Zu curiren. 556 Weiber-Arbeit. 433 Weibsbildern dienet das Menstruum U- niversale. 148 Die feist seynd/ zu helffen. 557 Wein mit Kraͤutern zu staͤrcken. 30 Vnderschiedlich zu machen. 31 Jst kraͤfftig. 501 Warumb? ib. Der gut spiritu alisch/ ermuntert den me- lancholischen Geist. ib. Lieblich zu machen. 552 zu machen. ib. Weinhefen/ darauß guten Essig. 122 Vnd Weinstein zu machen. ib. Weinstein in grosse Stuͤcke machen. 122 Weinsteins Natur. 118 Wie er vom a utore gemacht wird. 120 . 121 Weintrauben verguͤldet gewachsen. 271 . 272 Wo? ib. Wermuth-Saltz. 556 Werckzeug zur Alchimey. 421 Wespen-Stiche zu heilen. 557 Wißmuth. 182 . 183 . 401 Kan figirt werden. 355 Wuͤrme/ geben ein diureticum nephriti- cum, durch Huͤlffe eines Spiritus appro- priati vegetabilium. 74 Zu vertreiben. 556 Wund-Artzney. 66 . 67 . 155 . 315 Wunderdinge zu ergruͤnden durch die Si- gnatur. 521 Zaͤh- Register. Z. Zaͤhne/ die unflaͤtig seynd/ zu reinigen. 557 Vor Faͤule vnd Anbruͤchigkeit zu præ- servi ren. ib. Zahnfleisch/ welches faul vnd offen ist/ zu heilen. 557 Zahnwehe zu benehmen. 557 Zinck außseigern. 327 Kan figirt werden. 355 Zin schoͤn hart vnd weiß zu machen/ daß es klingt wie Silber. 148 Solchem zu helffen. 189 macht geschmeidige Metallen zu Schla- cken. 377 Seine Natur vnd Eigenschafft. 383 Hat einen corrumpir lichen Sulphur. ib. Wie ihm sein verbrennlicher Schwefel kan benommen werden. 384 Daß es Gold vnd Silber gebe. 386 Duͤnn giessen/ wie Pappier. 520 Laͤsset sich nicht mit Bley auff der Cupel- len abtreiben 520 Zingiessern dienet das Menstruum Uni- versale. 147 . 189 Zitrachten zu vertreiben. 557 Zunge/ die vnrein/ zu saͤubern. 557 Zwieback. 535 ENDE deß Registers. PHAR- PHARMACOPÆÆ SPAGYRICÆ Oder Gruͤndliche Beschreibung/ wie man auß den Vegetabilien, Animalien vnd Mineralien, auff eine be- sondere vnd leichtere Weise/ gute/ kraͤfftige vnd durchdringende Artzneyen zurichten vnd bereiten soll. Erster Theil. Guͤnstiger vnd geneigter Leser. D Je Vrsach dieser meiner Pharmacopææ Spagyricæ Be- schreibung moͤchte mancher vielleicht gern wissen/ indeme zu- vorn der Chymi schen Medicament en Bereitung nicht al- lein von mir selber/ in meinen publicirt en Schrifften vieler- hand beschrieben/ sondern auch von Alters her/ biß auff diese Stund/ von dergleichen handelnten Buͤchern/ vnzehlich-vie- len/ sowol tuͤchtig (deren am wenigsten) als vntuͤchtigen/ (deren eine grosse Anzahl) an Tag geben worden/ vnd vermeinen/ daß es gar vnnoͤhtig waͤre/ mehr Pappier dadurch zuverderbē/ sondern man sich genugsam mit denen be- reits gegenwaͤrtigen behelffen/ vnd keiner andern mehr noͤhtig haͤtte. Deme muß ich zu gefallen allhier beweisen/ daß es nicht allein sehr gut/ sondern auch hochnothwendig sey/ den Vnterscheid der guten vnd bewaͤhrten Medica- ment en/ von den Vnbewehrten zu vnterscheiden/ in Wissenschafft zu ha- ben/ nicht darumb/ als wann ich anderer guter Leute Schrifften verachten/ corrig iren/ verwerffen vnd vnterdrucken/ meine aber dagegen ruͤhmen/ her- vorziehen vnd groͤsser achten wolte/ gantz nicht; dann ich wol weiß/ daß nie- A mand Vorrede mand mehr geben kan als er hat. Wann jemand etwas seinem Nechsten zum Besten auffrichtig heraus gibt/ so gering es auch ist/ billich zu Danck soll angenommen werden: Darumb niemand so stoltz seyn soll/ vnd eines andern Muͤh vnd Fleiß verachten/ sondern selbe vielmehr loben vnd preisen/ ob schon ers besser haͤtte geben koͤnnen. Wil also hiemit verstanden haben/ daß ich dieses Tractaͤtlein darumb allein meine eigene Inventiones, dem menschli- chen Geschlecht zu Trost/ in Kranckheiten darmit eine huͤlffliche Hand zu rei- chen/ vnd nach dem Willen vnd Gebot Gottes Christlicher Weise ihme zube- gegnen/ heraus zugeben verursachet. Vnd wiewol ich allbereit viel gute Medicament en/ sowolen aus den Vegetabili en vnd Animali en als Mine- rali en zu bereiten/ in meinen Furnis Philosophicis beschrieben/ damit man sich im Fall der Noth in allen heilbaren Kranckheiten genugsam behelffen vnd retten koͤnte: So habe ich doch noch dieses Tractaͤtlein/ vnter 3. Theilen/ je- des Theil von besondern Medicamentis tracti rende (als der Erste Theil von solchen/ welche auß den Vegetabili en/ der andere von denē/ so ex Anima- libus, der dritte/ so aus den Mineralibus bereitet) beschreiben wollen/ vnd fonderlich auch darumb/ ein jedwedes Geschlecht der Medicament en in ein besonder Tractaͤtlein/ auff daß die neidische Kluͤgling/ vnd nichtwissende Spoͤtter vnd Veraͤchter der Kunst/ welche die Minerali sche Medicamen- ten (deren Eigenschafft ihnen doch verborgen) allzeit/ als vnsichere Medica- ment en/ weilen dieselbe nicht aus heilsamen Vegetabili en deren Gebrauch vnd Tugend vor viel hundert Jahren allbereit bekant/ sondern gifftigen Mi- neralibus vnd Metallis, denen man nicht trauen doͤrffte/ vnd ihr Gebrauch noch sehr vngemein/ vnd die Wirckung gar zu starck/ gezogen waͤren/ ver- werffen. Denen nun ein Genuͤgen zu thun/ auff daß sie auch sehen vnd be- kennen muͤssen/ daß mir die Kraͤfften der Vegetabili en vnd ihre ware Berei- tungen auch bekant/ vnd solche zu purifici ren/ fundamentaliter zu anato- mir en/ vnd in die allerheilsamste vnd sicherste Medicament en zu bereiten verstehe vnd wisse: habe ich mir vorgenommen/ in dem ersten Theil dieser meiner Pharm. Spag. von nichts anders/ als allein von solchen Medica- mentis, welche ohn allen Zusatz anderer animali schen oder minerali schen Dingen/ sondern allein auß den bekanten. vegetabili schen Gewaͤchsen/ als Kraͤutern/ Blumen/ Wurtzeln/ Fruͤchten vnd Saamen/ durch die Kunst se- parirt, vnd in eine annemliche Gestalt vnd Form gebracht werden. Jm an- dern Vorrede. dern Theil aber soll auch nur von solchen Dingen tractiret werden/ welche von dem Menschen vnd andern/ so wol vierfuͤssigen als kriechenden Thieren vnd Gewuͤrmen/ wie auch auß den fliegenden/ vnd in der Lufft schwebenden/ vnd in den Wassern sich ernehrenden Geschoͤpffen/ herkommen vnd bereitet werden. Jm dritten Theil aber werde ich nicht lassen/ sowoln meine zuvorn beschriebene (auß den Mineralibus bereitete Medicament en) zu verthedi- gen vnd beweisen/ daß dieselben im geringsten nicht zu scheuen/ wann sie recht- maͤssig bereitet vnd gebraucht/ denen jetzt vorher angezogenen auß den Vege- tabili en vnd Animali en weit vorzuziehen seyn vnd ble i ben. Darneben ich auch noch mehr anderer ihrer Bereitung vnd Gebrauch/ deren ich noch nie- malen gedacht/ hinbey setzen werde. Zweiffele gantz nicht/ es werden den Blinden die Augen einmal auffgethan/ daß sie die Warheit ersehen/ beken- nen vnd lieben/ darzu vns Gott/ als das ewige/ bestaͤndige vnd vnver- gaͤngliche Liecht/ Vatter vnd Schuͤtzer der Warheit/ auß Gnaden vnd Barmhertzigkeit verhelffen wolle/ AMEN . A 2 Was Erster Theil Was Vegetabilien seyn/ oder vnter dem Namen der Vegetabilien verstanden werden. E Rstlich ist zu mereken/ daß vnter dem Namen Vege- tabile, alles dasjenige/ so auß der Erden sich nehret/ waͤchset/ vnd zunimbt/ es seyen gleich Kraͤuter/ Hecken vnd grosse Baͤum/ mit ihrem Anhang/ als Wurtzel/ Stamm/ Blaͤtter/ Blumen/ Saamen vnd Fruͤchte derselben/ so wol zahme als wilde/ inlaͤndische als außlaͤndische/ bekandte vnd heilsame/ als vnbekandte vnd schaͤdliche/ wie sie auch Namen haben moͤchten/ deren Gestalt/ Form/ Eigenschafft/ Tugend/ Kraft/ bey vielen alten vnd neuen Philosophis vnd Medicis genug- sam zu finden/ vnd keiner weitern vnd vnnoͤhtigern Wiederholung beduͤrfftig: sondern al- lein allhier vor mich genommen/ wie auß denselben/ nach der allerbesten Weise/ ihre von Gott gegebene vnd eingepflantzte Tugend/ Wuͤrckung vnd Krafft/ durch Geschicklichkeit vnd Fleiß der Menschen/ von den krafftlosen todten fecibus vnd Huͤlsen koͤnnen vnd sollen extrahirt, separirt, concentrit, vnd in den Kranckheiten zu gebrauchen in bequeme Form/ liebliches vnd annehmliches Wesen gebracht werden. Moͤchte mancher sagen/ wozu ist es noͤhtig/ so viel Muͤh vnd Fleiß anzuwenden/ die beste Krafft auß den Kraͤutern zu ziehen/ selbige in die Enge zu bringen/ vnd als dann erst in Kranckheiten zu gebrauchen/ ist es nicht eben so viel/ wann man derselben Natur/ Krafft vnd Eigenschafft nur weiß/ wie dann in vielen der alten vnd jungen Medicorum Buͤchern weitlaͤufftig beschrieben ist/ so kan man hernach die Kraͤuter gruͤn oder duͤrꝛ/ nach dem man sie haben kan/ nehmen/ vnd entweder Wein/ Bier/ Wasser/ oder andere gewoͤhnliche Tischtraͤnck darauff giessen/ vnd entweder zuvor darin kochen/ oder also vngekocht daruͤber eine Zeitlang trincken/ vnd also der Huͤlffe erwarten/ ob es nicht gleich so wol das jenige thun wuͤrde/ als eine wolbe- reitete/ zarte/ reine/ liebliche/ vnd kraͤfftige Essentia ? Deme gib ich zu wissen/ daß freylich durch solches uͤbergiessen deß Weins/ Biers/ oder dergleichen Getraͤnck/ die Krafft etli- cher massen auß den Kraͤutern gezogen/ vnd mit dem Wein in den Leib getruncken wird/ vnd auch das seinige wol thut/ sonderlich wann nicht viel zu verrichten ist; daß aber die Krafft derselben/ wann sie zuvor außgezogen/ vnd in die Enge gebracht worden/ mit einem Loͤffel Pharmacopææ Spagyricæ. Loͤffel voll Weins oder Bier eingenommen/ nicht schneller wircken/ lieblicher zu nehmen/ vnd besser operi ren solte/ als das Gekoͤch/ da man wegen etlicher Tropffen Krafft/ so in ei- ner Hand voll Kraͤuter ist/ so viel Maß Wein oder Bier (so von den Kraͤutern gantz vn- lieblich worden ist/) mit eintrincken muß/ wird niemand laͤugnen koͤnnen/ welches die al- ten Medici gemercket/ vnd vor viel hundert Jahren her gesucht/ wie sie auff vnterschiedli- che Weise die Kraͤuter/ auffs best sie konten/ zurichteten/ daß sie annehmlich zu geniessen/ vnd in ihrer Krafft verbessert wuͤrden/ dahero so mancherley præparationes in die Apo- theken gelangt/ welche noch biß auff diese Stund gebraͤuchlich: als da sind/ distillirte Was- ser/ Olea, Balsama, Unguenta, Safft/ Latwergen/ Conserv en/ vnd was dergleichen mehr ist/ welche ich auch gantz nicht verachte/ sondern allein anzeige/ wie man die Krafft der Kraͤuter in einer viel lieblichern Gestalt den Krancken beybringen moͤge. Jch mag gar wol leiden/ daß man bey den oberzehlten Bereitungen der Kraͤuter verbleibe/ hindert mich gantz nichts/ vnd wann ich solcher vonnoͤhten/ (dafuͤr mich Gott bewahren wolle/) vnd nichts bessers wuͤste/ wuͤrde ich Gott darumb dancksagen/ daß er mich noch solche zuberei- tete Kraͤuter haͤtte theilhafftig werden lassen/ daß ich nicht die Kraͤuter also rohe/ wie die Kuhe das Gras/ haͤtte gebrauchen muͤssen: wann ich aber etwas bessers haben kan/ wuͤrde mich auch niemand verdencken/ daß ich dasselbe gebrauche/ vnd auß Liebe vnd Schuldig- keit meinem Nechsten solches auch mittheile. Es ist ja niemand gezwungen anderst zu thun/ als wie er selber wil. Einer kan Wein oder Bier uͤber die Kraͤuter trincken/ ein an- derer selbe in dem Salat mit Essig/ Saltz vnd Oehl essen/ ein anderer kan dieselbe gruͤn klein hacken/ mit Zucker vermischen/ vnd wann sie duͤrꝛ seyn/ zu Pulver stossen/ vnd mit ei- ner Bruͤh einschwelchen/ ein anderer kan sie mit Zucker oder Honig kochen/ außpressen/ vnd also gebrauchen/ ist nichts angelegen/ wie es einjedwedeꝛ haben kan/ vnd zu sich nemen mag; dann mancher kan gantz kein Pulver einnehmen/ weilen ihm dasselbe in dem Hals hangen bleibet/ vnd nicht hinunter wil/ ein anderer kan keine Pillen schlucken; wieder/ ein anderer kan keine suͤsse Dinge/ als Honig oder Zucker vertragen; mancher/ vnd deren gar viel/ koͤnnen keinen Wein oder Bier trincken/ darinnen Kraͤuter uͤber Nacht gelegen seynd. Diß ist die Vrsach/ daß die lieben Alten so viel vnd mancherley Bereitungen der Kraͤuter erdacht/ wann jemanden eine Weise/ Kraͤuter zugebrauchen/ nicht annehmlich/ der Medicus ihme auff eine andere Weise dasselbe beybringen koͤnte/ wie dann die Men- schen von Jahr zu Jahren mehr Fleiß angewendet/ lieblichere Medicament en zu bereiten/ vnd allgemach von Tag zu Tag die Apotheken vermehret vnd verbessert: als jetzunder nur von den Vegetabili en zu reden/ hat man jetzunder in allen wolgeruͤsten Apotheken auch die Spiritus Ardentes, so per destillationem auß den fermentir ten Kraͤutern uͤber- gezogen seyn/ wie auch die Salia, so auß den verbrandten Kraͤutern gezogen/ vnd wieder coagulirt worden. Item, die Extracta vnd mit Spir. Vini außgezogene inspissirte Saͤff- te/ die Olea distillata, vnd coagulata in Balsama, vnd was dergleichen gute Bereitungen mehr seyn/ die doch so gar lang nicht im Gebrauch gewesen/ sondern nach vnd nach von verstaͤndigen Medicis seyn zugesetzt worden/ welche alle das ihrige thun/ vnd niemand A iij ver- Erster Theil verwerffen vnd verachten kan. Wann man aber deß Krauts Krafft außziehen/ vnd in die Enge zu bringen weiß/ daß ein einiger Tropff so viel Krafft in sich hat/ als ein Becher voll destillirt Wasser/ oder Loͤffel voll Pulver/ Safft/ Syrup oder onserva, warumb dann nicht lieber einen einigen Tropffen/ als ein gantzen Becher oder Loͤffel voll eingenommen? Was man mit wenig verrichten kan/ soll man nicht in der Viele suchen. Ja moͤchte mancher sagen/ wie bin ich versichert/ daß mehr Krafft in etlich wenig Tropffen guter Es- sentiæ seyn/ als in einem gantzen Loͤffel voll duͤrꝛ gemachte vnd gepulverte oder gruͤn mit Zucker gehackte eingemachte Kraͤuter/ oder ein Tischbecher voll distillirt Wasser? An der Krafft/ Geruch vnd Geschmack muß vnd kan man es gewahr werden/ nemlichen/ wann man etliche Tropffen dieser Essenti en in einen Becher gemein Brunnenwasser fallen laͤst/ vntereinander schuͤttelt/ daß das gemeine Wasser eben so starck nach dem Kraut reucht vnd schmeckt/ als sonsten ein solches Wasser/ welches per destillationem von dem gruͤnen Kraut abstrahirt worden/ ist nun der Geruch vnd Geschmack da/ so kan die Kraft nicht weit seyn/ auch spuͤret mans bald im Gebrauch/ wann man beyde gegen einander probiret: welches nun nicht zu widerlegen/ vnd jederman vor Augen sehen kan/ daß eine solche Essentia hundert-ja tausendmal kraͤfftiger ist/ nach seiner Quanti taͤt vnd Groͤsse/ als das Kraut/ es sey gleich duͤrꝛ oder gruͤn. Dabey man auch diesen Vortheil hat/ daß ein solche Essentia, wie viel Jahr sie stehen solte/ nichts an ihren Kraͤfften verlieret/ wie andere Bereitungen/ vnd sonderlich das destillir te Wasser/ welches leichtlich schimlich vnd stinckend wird; wann die Essentia aber nur wol verwahrt wird/ uͤber 10. oder 100. Jahren immer so gut seyn kan/ als den ersten Tag da sie bereitet. Wann nun das vn- widerleglich/ so ist an deme/ daß man lieber etwas weniges/ das lieblich vnd viel Krafft in sich hat/ einnehme/ als viel/ das vnlieblich vnd auch wenig Krafft hat. Niemand kan laͤugnen/ daß die Kraͤfften der Kraͤuter sehr weit zerspreitet vnd außgetheilt/ in dem Kraut verstecket seyn/ vmb welcher Krafft willen m a n das gantze Kraut/ das ist den todten Leib vmb der wenigen lebendigen Krafft willen einnehmen muß/ gleich als wann man vmb deß Brods willen das rauhe Korn mit dem Stroh essen muͤste/ welches fuͤrwar vnsern Maͤgen nicht wolbekommen/ sondern neben dem Hunger stillen/ auch dieselben verderben und zu der Concoction vntuͤchtig machen wuͤrde. Seind denn nun die Bauren/ als die allerungeschickteste vnd groͤbste geachte Leut/ durch lange Zeit so weiß vnd geschickt worden/ vnd haben erfahren/ daß das Korn/ gleich wie es auß der Erden gewachsen/ mit Huͤlsen vnd Spreyern/ dem Menschen zu geniessen gantz vnbequem vnd vntuͤchtig seye/ vnd wol wissen/ wann sie erstlich das Korn auß den Aehren klopffen/ klein mahlen/ die Huͤl- sen oder Kleyen davon scheiden/ das reine Maͤhl mit Wasser/ Saltz vnd Sauerteig an- mengen/ gehen oder heben lassen/ vnd als dann erst gar im Offen backen/ solches besser ist/ als das rauhe Korn/ warumb solte man dann nicht auch fleissig seyn/ das reineste auß den mediciniali schen Kraͤutern zu ziehen/ vnd dasselbe dem Krancken dargeben/ als das vn- bereitete Kraut/ wie es auß der Erden gewachsen? Dieses ist nur Gleichnuͤßweise vor- gestellet/ auff daß man sehen moͤge/ daß eine gute præparation ein Ding verbessere vnd ed- ler Pharmacopææ Spagyricæ. ler mache/ als es zuvor gewesen: welches man mit vielen Exempeln beweisen koͤnte/ aber nicht noͤhtig/ dann niemand so grob vnd vnverstaͤndig/ welcher dargegen sich legen doͤrffte. Wann dann deme nun also ist/ daß eine außgezogene reine vnd durchdringende Medicin besser/ geschwinder vnd sicherer wuͤrcke/ als eine schlecht-bereitete/ so waͤre es nicht recht/ daß man solchen modum verschwiege/ vnd seinem Nechsten zu Lieb vnd Frommen damit nicht dienen soltē: Stehet doch einem jedwedern frey/ solches zu thun oder zu lassen/ vnd wird keiner darzu gebeten/ oder gezwungen/ solches anzunehmen/ wann er nicht selber merckt vnd spuͤret/ daß es gut seye. Jch habe von allem meinen schreiben nichts anders noch zur zeit gehabt/ als Vnruhe/ wann ich nicht wuͤste/ daß ichs von Gottes wegen/ die gebuͤhrende Liebe gegen meinem Nechsten zu erzeigen schuldig waͤre; wuͤrde es auch wol bleiben lassen/ vnd nicht selber spoͤttische Menschen/ welche der Kunst vnwissend/ vnd selbe hassen/ mir dardurch auff den Hals laden: weilen ich aber auch das weiß/ daß Gott staͤr- cker als der Teuffel/ vnd die Warheit wol schuͤtzen kan/ so wage ichs desto kuͤhner/ vnd bin versichert/ daß es mir an einem andern Ort wird belohnet werden. Gott sey mein Zeug/ daß ich dieses nicht schreibe/ mich etwan beruͤhmt dardurch zu machen/ vnd meinen eigenen Nutz darinn zu suchen/ gantz nicht/ dann ich wol weiß daß es meiner Seelen nichts helffen kan/ wann der Leib Ruhm hat vor den Menschen/ vnd auch ihr nichts schadet/ wann der- selbe verachtet wird/ sondern allein das gilt/ wie wir bey Gott stehen. Jch weiß gewiß vnd bin versichert/ daß dieses mein schreiben manchen neidischen Menschen in die Nasen kitzeln wird/ vnd mich darumb anfeinden/ nicht daß er etwas dagegen zu sagen/ oder beyzubrin- gen haͤtte/ dann die Warheit sich nicht vnterdrucken laͤst/ sondern allein darumb/ weilen ers nicht eher gewust/ vnd selber an Tag hat geben koͤnnen. Daß aber diese Invention die Essentias herbarum zu bereiten/ eben von mir solte herkommen/ kan ich nicht sagen/ dann ich nicht weiß was ein anderer hat oder kan: Das weiß ich aber/ daß noch niemand/ weder in Schrifften/ oder sonsten/ dieser Bereitung gedacht/ noch dergleichen biß dato nir- gends bekant/ oder im Gebrauch gewesen. Es seye deme nun wie ihm wolle/ es wissens gleich andere jetzund neben mir/ oder wissens nicht/ oder habens vor mir gewust/ oder nicht gewust/ so ist es doch gut/ daß ichs an den Tag bringe/ vielen Krancken darmit zu dienen: Haͤtte es jemand anders vor mir offenbaret/ waͤre es mir desto lieber gewesen/ vnd haͤtte ichs jetzunder nicht thun doͤrffen. Das weiß ich aber gewiß/ daß ich der Welt Lohn bey vielen gegen meine gutmeinende Entdeckung empfangen werde: Dann/ seynd schon Christliche Gemuͤhter/ welche gern sehen/ daß es ihrem Nechsten wol ergehe/ so findet sich auch stracks darbey der Sathan vnd sein Anhang/ welcher nicht leiden kan/ daß dem Men- schen etwas gutes wiederfahre/ suchen vnd trachten Tag vnd Nacht/ wie sie das Gute vn- terdrucken moͤchten. Was ich allbereit fuͤr Neider durch meine Schrifften/ (welche doch keinem Menschen zu nahe/ sondern jederman zu Nutzen geschrieben) auff mich gela- den ist nicht genugsam zu beklagen: Dem einen/ so geitzig/ vnd niemand als ihm selber al- les guͤnnet/ habe ich zu klar vnd offenbar geschrieben/ verdrenst ihn/ daß andere auch etwas neben ihm wissen sollen: Andern/ die nichts wissen/ vnd gern wissen wolten/ habe ichs zu dunckel Erster Theil dunckel gemacht: Denen/ die nichts wissen/ vnd auch nichts lernen wollen/ muß ich lauter Traͤume/ erdichtete Phantaseyen vnd Luͤgen geschrieben haben/ allein darumb/ weilen sie sich schaͤmen/ wann sie gefragt werden/ was sie von Glaubers Schrifften halten/ sie sa- gen solten/ viel/ vnd sie es doch nicht wissen solten/ die doch sonsten von vielen fuͤr so groß- wissend geacht vnd gehalten seynd/ darumb muͤssen sie sagen/ sie halten nichts darvon/ auff daß sie nicht vor vnwissend geschaͤtzt werden. Etliche begehren Explicationes uͤber dun- ckele sensus, setzen grosse Brieffe voll/ so man ihnen nicht alsobald auffhupfft/ alles ligen vnd stehen laͤst/ vnd den Brey vorkaͤuet vnd einstreicht/ so hat man sie auch an Hals vnd zu Feinden gemacht. Andere begehren bereitete Medicament en/ solche zu versuchen/ wie sie anschlagen/ wann sie ihnen gut thun/ als dann danckbar dargegen zu seyn; wann man sie nicht alsobalden schickt/ hat die Freundschafft auch ein E n d. Etliche werden meine Feinde/ wann sie sehen/ daß etwan einer neben ihnen meine Schrifften gelesen/ eine oder andere Medicin daraus bereiten/ vnd bessere Curen thun/ als andere/ vnd sie deme nicht zukommen koͤnnen/ auff den Glauber fluchen vnd wuͤnschen/ der solche Dinge geschrie- ben hat/ vnd kom̃t es ohngefaͤhr/ daß einem ein Patient vnter der Cur stirbet/ so habens die Chimi sche Medicament en gethan/ wan schon der Krancke viel eher gestorben waͤre/ wann er andere gebraucht haͤtte. Werden also offtmahls gute treuhertzige Medici, welche ihr bestes thun/ ihrem Nechsten zu helffen/ in die Bruͤe gesaltzen/ vnd bey Grossen vnd Klei- nen faͤlschlich angegeben/ gleich als wann sie mit lauter Gifft vmbgiengen/ vnd man ihnen nicht trauen moͤchte. Solcher Menschen findet man an allen Orten/ welche nicht leiden koͤnnen/ daß jemand etwas mehr wisse/ als sie/ darumb verkleinern vnd verachten sie die Kunst. Dieses aber muß ich auch bekennen/ wann schon bisweilen ein erfahrner Chy- micus eine gute Medicin zurichte/ selbe andern auff ihr Begehren zuschicket/ sie dann vn- vorsichtig darmit vmbgehen/ vnd nicht rechtmaͤssig gebrauchen/ gantz nicht wol thun/ son- dern der Medicin einen Tadel oder Flecken anhaͤngen/ wann sie schon ist/ wie sie seyn soll/ wann man außdruͤcklich erinnert/ vnd gewarnet wird/ behutsam mit kraͤfftigen Medica- mentis vmbzugehen/ sie aber solches nicht achten/ der Sachen zu viel thun/ vnd der Medi- cin hernach solches faͤlschlich zurechnen wollen. Auch thun alle diejenige sehr uͤbel vnd vnrecht/ welche andern in meinem Namen diese oder jene Medicin verkauffen/ gleich als wann sie solche von mir haͤtten/ vnd doch lauter Betrug ist/ darfuͤr sich ein jedweder wird zu huͤten wissen/ von weme er dergleichen Dinge nehme/ oder nicht. Wann dann durch uͤbelbereitete Medicament en/ welche von vielen faͤlschlich fuͤr die Meinigen außgegeben werden/ etwan bey einem oder andern nicht gluͤcken solten/ wolle mans meiner beschriebe- nen Medicin nicht/ sondern der falschen Medicin solches zuschreiben/ vnd schuld geben. Wann aber jemand so vermessen seyn wuͤrde/ sich zu vnterstehen/ meine beschriebene Me- dicament en zu tadeln/ vnd sonderlich meine Panaceam Antimonii, als wann ich dersel- ben zu viel zugeschrieben haͤtte/ vnd sie dem Namen gleich zu thun nicht vermoͤchte/ dersel- be redet mehr/ als daß er verstehet vnd verantworten kan/ dann der Name Panacea so viel sagen wil/ eine Medicin, welche in allen Kranckheiten mit Nutzen kan gebrauchet werden/ welches Pharmacopææ Spagyricæ. welches diese meine Minerali sche zugerichtete Medicin, so wol die gemeine gelbe auß dem Antimonio, als leibfarbe so guͤldisch ist/ deren ich den Namen Panaccam gegeben/ verrich- tet: daß aber selbe alle Kranckheiten/ ohne Vnterscheid/ vertreiben solte/ ist ihr vnmuͤg- lich/ vnd derselben von mir auch niemalen so viel zugeleget worden. Was ich aber ihr zugelegt habe/ das thut sie zu allen Zeiten/ vnd fehlet nimmer/ wanns Gott nicht sonder- lich hindert/ sie oper iret sichtlich vnd auch vnsichtlich/ nachdeme man dieselbe haben will oder noͤhtig hat; dann wann man nur ein wenig davon gibt/ so thut dieselbe zwar bey der Kranckheit das jhrige/ wird aber keine sichtliche operation gemerckt; gibt man sie staͤr- cker/ so spuͤhrt man im Leib eine alteration 2. 3. Stund lang; gibt man sie noch staͤrcker/ so macht sie ein Nauseam; gibt man sie aber gantz starck/ so machet sie vomitus vnd sedes, vnd fuͤhret auf einmal alle boͤse vnd schaͤdliche humores, die sie/ innerhalb 2. oder 3. Stun- den lang Zeit/ versamlen vnd zu sich ziehen kan/ auß dem Leib. Weilen aber nicht ein jedweder das vomir en vertragen kan/ vnd etliche Kranckheiten solches nicht noͤhtig/ oder aber außstehen koͤnnen/ so soll man einen Vnterscheid zu machen wissen/ vnd dem Schwachen nicht staͤrcker geben/ als daß seine Wuͤrckung eben ein wenig im Leib gemer- cket wird/ vnd gantz vnd gar zu keinem vomitu kommen lassen/ vnd desto oͤffter lieber etli- che Tage nacheinander geben/ so thut sie eben das jenige/ durch das oͤfftere wiederholen/ gantz lind vnd vnvermerckt/ als wann sie sonsten durch das vomir en vnd purgir en/ auff einmal/ sichtlich vnd empfindlich gethan haͤtte. Darumb es auch rahtsamer ist/ bey star- cken Leuten/ die boͤse humores auff einmal durch vomitus vnd sedes außzufuͤhren/ wann sie es vertragen koͤnnen/ als solches durch oͤfftere Wiederholung in kleinerm dosi, welcher nur vnsichtbar wircket/ vnd allemal nur ein wenig deß Boͤsen hinweg nimt/ vnd nach vnd nach die Gesundheit erst folgen kan/ die doch sonsten alsobalden da ist/ wann die opera- tion deß sichtbaren purgirens geschehen ist: es waͤre dann der Leib gar zu sehr mit solchen boͤsen humoribus erfuͤllet/ so koͤnte eine einig Purgans nicht genug thun/ sondern muͤste/ nach Gelegenheit der Zeit vnd Kranckheit/ auch wiederholet werden. Vnd ist das zu mercken/ daß ein jedweder vomitivum in der operation kranck macht/ es sey gleich von Vegetabilibus Animalibus oder Mineralibus bereitet; doch kan eine Natur solches vor der andern besser vertragen vnd außstehen/ als die andere. Was aber die Vrsach sey/ daß meine Panacea Antimonii vomitus vnd sedes mache/ wann selbe in starcker dosi ge- geben wird/ ist diese/ wiewol ich zuvorn in meinen andern Schrifften dasselbe allbereit ge- than/ dennoch zur Nachrichtung noch einmal wiederholen wil: Seine Natur ist attra- hir end vnd zu sich ziehend/ wann dann selbe in den Magen kommt/ sie alsbalden anfaͤngt zu arbeiten/ vnd ihre Krafft zu beweisen/ zeucht auß allen visceribus die schaͤdliche humo- res zu sich in den Magen: ist nun der Medicin wenig/ so zeucht sie auch wenig/ vnd kan der Magen dasselbe allgemach vnvermerckt in die Daͤrm schicken/ dadurch es dann mit andern excrementis außgehet/ vnd den Patienten nichts zu thun giebt; ist aber der Me- dicin mehr/ so zeucht sie auch mehr zu sich/ vnd endlich so viel vnd schnell/ daß der Magen solche durch die Medicin zu sich gezogene vnd versamlete boͤse humores nicht Zeit oder B Platz Erster Theil Platz genug hat/ solche vnter sich allgemach in die Daͤrme (andern excrementis gleich) zu schaffen vnd außzujagen/ sondern suchet den nechsten Weg/ nemlich uͤber sich per vomi- tum, welche Außjagung dann der Natur so annemlich nicht/ als durch die Darme/ vnd sich derohalben bey dem vom iren gemeiniglich in wahrender operation Mattigkeiten finden/ aber nicht laͤnger/ biß die operation geschehen/ alsdann sich die Kraͤfften alsobal- den wieder versamlen: vnd ist dieser Weg am bequenꝛsten zugebrauchen bey allen Kranck- heiten/ welche von boͤsen uͤberfluͤssigen humoribus entstanden/ vnd keine sonderbare Mat- tigkeit darbey ist/ als in allen Fiebern/ wie sie auch moͤgen genennet werden/ das schnelle- ste/ gewisseste vnd vnfehlbarste remedium, Item in Peste, so wol/ wann man selbe allbe- reit am Hals hat/ als wann man sich dafuͤr besorget/ nechst Gott/ nichts sicherers vnd ge- wissers: Dann es fuͤhret vnd zeucht nicht allein gantz behend die Gifft von dem Hertzen vnd dem gantzen Leib in den Magen/ welcher dieselbe entweder per vomitum oder sedes außtreibet; sondern sie treibet auch zugleich die boͤse Gifft/ so allbereit im gantzen Leibe sich außgetheilet/ durch den Schweiß hinauß/ also daß nichts im Leibe bleibet/ so der Na- tur entgegen/ vnd der Gesundheit zu wider/ welches nicht außgetrieben wuͤrde/ wie die Erfahrung allbereit genugsam gezeuget vnd noch zeugen wird. Deßgleichen kan dieser Gebrauch deß vom i r ens in allen Kranckheiten nutzen/ die von Verstopffungen deß Mil- tzes/ vnd andern innerlichen Gliedern entsprungen/ als da seyn/ der Scharbauch/ Schurmund/ Miltzwehe/ Seitenstechen/ Ruͤck- vnd Lendenwehe/ vnd Sausen der Oh- ren/ welche von uͤbrigen Fluͤssen entstanden/ auch Hertzklopffen/ Ohnmachten/ Erschre- cken/ vnd Auffstehen im Schlaff/ Epilepsia oder fallende Suͤchte/ mit aller melancholia vnd traurigen Gemuͤt/ so von auffsteigenden boͤsen gifftigen Duͤnsten entstanden/ gluͤck- lich außtreibt/ so wol bey Alten als bey den allerkleinsten Kindern/ von 3. oder 4. Wochen alt/ gluͤcklich vnd ohne Gefahr zu gebrauchen/ nur daß man es vorsichtig gebrauche/ vnd nicht mehr gebe/ als daß eben ein einiger Vomitus gemerckt werde/ welches ein Viertel von einer Gran wol thun kan/ so wol in acht zu nehmen/ daß man nicht zu viel gebe/ besser zu wenig/ vnd solches zweymal nacheinander gebraucht/ als zu starck auff einmahl: dar- umb ich auch nicht rahte/ daß sich ein jedwederer solcher kraͤfftigen medicin vnterstehe/ an- dern zu geben/ wann er keinen guten Verstand hat seiner Wuͤrckung. Gewiß ist es/ daß ich sehr viel jungen Kindern in der gemeinen Kinderkranckheit/ welche eine Art der Epilepsia oder Freschlin ist (wie mans in Deutschland heist/) erschrecken im Schlaff/ fahren schnell auff/ halten die Daͤumlein fest in den Haͤndlein/ verwenden die Aeuglein/ werden bleich im Angesicht/ vnd sonderlich die Lippen/ ziehen das Muͤndlein krumb/ jun- tzeln mit Haͤnden vnd Fuͤssen/ etliche aber gantz als todt stille ligen/ etliche aber nur allein Tag vnd Nacht schreyen/ vnd nimmer ruhen koͤnnen: Solcher Kinder Kranckheiten ist nechst Gott vor allen andern Artzneyen darmit vorzukommen vnd zu helffen/ nur sage ich/ daß man zusehe/ daß man dem Guten nicht zuviel thue/ vnd werden nicht allein die Kin- der frisch vnd gesund darauff/ sondern von dem ersten Sauerteig/ welchen sie von Mut- terleibe gebracht/ also gereiniget/ daß sie hernach selten die Durchschlechten vnd Kinder- blattern/ Pharmacopææ Spagyricæ. blattern/ welche manchem das Angesicht sehr verstellen/ vnd scheußlich machen/ bekom- men: wie ich dann mit Warheit sagen kan/ seither ich diese medicin gehabt/ mir sieben Kinder von einer Mutter geboren seyn/ welchen ich darvon gegeben/ vnd noch alle sieben bey Leben vnd guter Gesundheit seyn/ auch keines weder die Kinderblattern oder rohte Flecken biß dato gehabt/ vnd verhoffentlich auch nicht bekommen werden. Dieses erzehle ich nur darumb/ auff das man sehen koͤnne/ daß diese Panacea auch den neugebornen Kin- dern/ mit grossem Nutzen koͤnne gegeben werden/ vnd ihnen nichts schade/ was solte sie dann alten vnd starcken Menschen schaden koͤnnen/ wann sie mit Verstand gebraucht wird? Daß ich aber rahten solte/ dieselbe auch ohne Vnterscheid/ gantz schwachen vnd abgelebten Menschen zu starck zu geben/ daß dardurch vomitus erꝛegt wuͤrden/ das thue ich nicht/ denn solche krafftlose Menschen selbe nicht wuͤrden außstehen koͤnnen/ haben auch einer solchen Cur nicht noͤhtig/ sondern ist genug/ daß man ihnen gute hertzstaͤrcken- de Essentias beybringe/ darvon bald soll gehandelt werden. Auch ist es nicht noͤhtig/ daß man denen vomitiva gebrauche/ welcher Kranckheit nicht von boͤsen humoribus entstan- den/ oder noch darin bestehet/ welche von dieser medicin sich nicht mit Gewalt wollen auß- treiben lassen/ sondern empfinden allgemach etwas Linderung/ wann sie taglich nur ein gar wenig darvon gebrauchen/ dardurch die humores von dem innersten Theil deß Lei- bes vnd Gliedern zuruͤck gezogen werden/ doch also/ daß keine sichtbare Wuͤrckung ge- mercket wird/ vnd sonderlich/ wann die Panacea auß einer guͤldischen mineral gezogen/ die leibfarbig oder purpur seyn wird/ der gemeinen gelben auß dem Antimonio in allen Kranckheiten weit vorzuziehen ist/ vnd billich den jungen Kindern/ alten/ schwachen vnd bethlaͤgerichten Personen/ an statt der gemeinen solte gebraucht werden. Den Poda- gricis vnd Calculosis bekom̃t sie auch gar wol/ treibet durch den Vrin sichtiglich viel Schleim/ Sand vnd boͤses Gesuͤcht auß dem Leibe/ stillet vnd mindert nicht allein die Schmertzen/ sondern wanns nicht gar zu weit eingewurtzelt/ gaͤntzlich davon liberi ret/ welches ich dieser Medicin mit Warheit wol zuschreiben mag/ vnd vor der gantzen Welt beweisen kan. Habe diese Erinnerung allem darumb thun muͤssen/ auff daß man sich darnach zu richten habe/ vnd dieselbe von einer solchen/ welche fuͤr die me nige von etlichen faͤlschlich gegeben wird/ zu vnterscheiden wisse. Der nun die wolbereitete hat/ vnd den rechten Gebrauch bey Jungen vnd Alten weiß/ vnd verstehet/ der mag sie ohne Schen in obbeschriebnen wie auch andern mehr Kranckheiten/ gluͤcklich (doch daß er vorsichtig damitvmbgehe) gebrauchen/ vnd Ehre mit einlegen: Wer sie aber nicht gut hat/ vnd auch nicht zu gebrauchen weiß/ der gehe ihr muͤssig/ auff daß er nicht uͤbels mit anrichte/ dann diese Panacea, auß dem Antimonio sonderlich/ ist sie wie ein spitzig scharff Messer/ mit welchem ein verstaͤndiger Mann viel gutes außrichten/ ein Narꝛ oder Kind aber/ so wol ihme als andern damit Schaden zufuͤgen kan. Dieses habe ich in parenthesi ein wenig vermelden muͤssen/ vmb derentwillen/ welche/ auß Neid vnd Mißgunst/ dieselbe suchen zu tadeln; ein mehrers darvon (geliebtes Gott) bald an einem andern Ort soll gemeldet werden. NB. NB. Dieses ist allhier auch noͤtig anzuzeigen/ daß diese Panacea von B 2 Antim. Erster Theil Antim. solcher maͤchtigen zu sich ziehenden Natur ist/ daß dieselbe/ wann sie nicht in ver- schlossenen Glaͤsern verwahret wird/ auß den astris dasselbe/ so ihme durch das Feuer be- nommen ist/ wieder zu sich ziehet/ vnd animi ret/ ja auch so veraͤndert/ daß solcher ein eini- ger Gran staͤrcker operirt, als sonsten 3. Gran/ wann sie erst zugerichtet ist/ oder in Glaͤ- sern bewahret gewesen: welches wol in acht zunemen/ daß man seine doses darnach an- zustellen wisse/ oder vor der Lufft bewahre/ so bleibet selbe im ersten Grad. Dienet denen zur Nachricht/ welche selbe haben/ oder hinfuͤrter bekommen moͤchten. Allhier moͤchte mancher einwerffen vnd sagen/ wann deine Panacea ihre Wuͤrckung also verbringet/ die boͤse humores in den Visceribus resolvirt, zu sich in den Magen zeucht vnd außfuͤhret/ welches alle Purgant ien auch thun/ was darff man dann derselbigen/ so kan man nur Purgant ien gebrauchen/ selbe zuverrichten? Deme gib ich zur Antwort: ob wol alle Purgant ien die Eigenschafft haben/ die boͤse humores auß dem Leib zu fuͤhren; so geschicht es doch auff eine viel andere Weise/ als durch diese meine Panaceam, welche auch die fixe hu mores angreifft/ das andern Purgant ien vnmuͤglich ist/ vnd werde diesel- bige gleich geben/ wie sie wolle/ sie oper ire gleich sichtlich oder nicht/ so thut sie das ihrige: die vegetabili schen Purgant ien aber/ wann selbe zu leiß geben werden/ daß solche nicht sichtlich oper iren/ sondern ligen bleiben/ vnd dem Leib mehr Schaden als Nutzen zufuͤ- gen/ welches jedermaͤnniglich bekant ist; diese aber das Contrarium beweiset. Derhal- ben kein purgans vegetabile in rerum natura zufinden/ welches dieser Panacea im gering- sten zu vergleichen. Auff daß man aber desto besser mercken vnd verstehen moͤge/ was ich allhier berichte/ so wil ich eine einige Histori hieher setzen/ wie ich meiner Panaceæ wun- derliche Wuͤrckung erfahren habe/ nemlichen also: Es hat sich vor etlichen Jahren zugetragen/ daß eines fuͤrnehmen Mannes Kind/ von zehen Jahr en seines Alters/ auff der Zungen viel kleine Loͤchlein bekommen/ welche Tag vnd Nacht grosse Schmertzen verursacht: solches zu remedi ren/ die Eltern keine Kosten vnd Fleiß gesparet/ sondern vnterschiedliche benachbarte Medicos consul irt/ wel- che auch ihr Bestes gethan/ aber alles vergeblich/ vnd seynd die Loͤchlein immer groͤsser vnd boͤser worden/ vnd haben mit dem Schmertzen zugenommen/ woruͤber das Kind gantz abgenommen/ vnd niemand Raht zu gewust. Endlich hat man auch meines Rahts gepflogen/ vnd erzehlt/ wie viel fuͤrnehme vnd sonsten beruͤhmte Medici ihr eusserstes nun in 2. Jahren herdaran versucht/ vnd doch endlich das Kind huͤlffloß verlassen. Da ich den Schaden sahe/ merckte ich/ das es nichts anders/ als ein Corrosivi scher von boͤsem Gebluͤt entstandener Fluß waͤre/ welcher sich in die Zungen gesetzet/ selbe durchloͤchert/ vnd einen solchen brennenden/ vmb sich fressenden Cancrosi schen Schaden verursachet/ welcher biß dahin keine Heilung annehmen wollen: gabe dem Vatter zur Antwort/ daß nach meiner Meinung dem Vbel nicht zu wiederstehen waͤre/ als durch minerali sche Pur- gant ien/ welche auch die fixe humores antasten vnd außfuͤhren/ vnd sonderlich ein wolbe- reitetes Vomitivum Antimoniadum. Welchs seine Eltern eingegangen vnd begeh- ret/ daß ich darmit einen Anfang machen solte/ welches ich gethan/ vnd einen gar leifen dosin Pharmacopææ Spagyricæ. dosin von meiner Panacea Antimonii geben/ in Meinung/ doch selbige auffs wenigste einen Vomitum zu geben: welches aber nicht geschehen/ sondern gantz keine sichtbare Ope- ration vollbracht. Darauff ich den folgenden Tag selbigen dosin wieder geben/ welcher auch nicht sichtbarlich gewuͤrcket/ aber gleichwol aller Schmertzen dadurch gestillet wor- den/ vnd das Kind die Zunge wider hat bewegen vnd gebrauchen koͤnnen/ auch Speise zu essen begehret/ welches in keinem Jahr geschehen/ sondern sieh mit Suppen (weilen die Zunge nichts hartes leiden koͤnte/) behelffen muͤssen. Den folgenden dritten Tag habe ich noch einmal den dosin widerholet/ darauff die Loͤcher wieder angefangen zu heilen/ vnd ist also die Zung innerhalb acht Tagen gantz vnd gar geheilet/ also/ daß man kaum hat sehen koͤnnen/ wo die Loͤcher gewesen/ vnd hat das Kind von Tag zu Tag wieder zuge- nommen/ seine natuͤrliche Farbe wieder erlanget/ daruͤber sich jederman neben mir sehr verwundert. Durch welche Cur die Krafft meiner Panacea mir also ist bekandt wor- den/ welches ich zuvor nicht gewust/ vnd auch nicht geglaubt haͤtte/ wann keine sichtbare Wuͤrckung darbey waͤre gespuͤhret/ daß das Gebluͤt in so kurtzer Zeit durch so wenige Medicin, welche nur 6. Gran in allem gewesen/ so viel thun solte: Hernach habe ich auf solche Weise auch in andern Kranckheiten selbige zu thun befunden/ vnd gespuͤhret/ daß ein taͤglicher Gebrauch dieser medicin, nicht allein den noch nicht coagulirt en Tartarum in Nieren vnd Blasen/ sondern auch den allbereit erharteten Sand vnd Stein/ allge- mach zertreibe/ vnd mit langer Zeit außtreibe: Desgleichen auch die Podagri sche hart eingewurtzelte humores mit langer Zeit resolv ire vnd außjage. Welches allein auß dieser Vrsach kom̃t/ weilen diese medicin vor allen andern Medicament en (sonderlich die pur- pur- oder Leibfarbe) welche darneben guͤldisch ist/ das Gebluͤt im gantzen Leib/ bey Jungen vnd bey Alten/ auff den hoͤchsten Grad reinige/ vnd diese boͤse scharffe vnd tartar ische hu- mores allgemach/ nach rechtem Gebrauch genossen/ solv ire vnd außtreibe/ vnd vor allen zufaͤlligen Kranckheiten/ vnd sonderlich der Pest vnd gifftigen Fiebern præservi re/ auch sonsten ohne aͤusserliche Huͤlfe alle innerliche vnd aͤusserliche offene Schaͤden augenschein- lich curire, vnd in allen Kranckheiten ohne Schaden vnd Gefahr sicherlich zugebrauchen. Auff daß ich aber nicht zu weit auß der Bahn schreite/ sondern wieder zu meinem Proposito komme/ so wil ich einen Anfang machen/ kurtz/ doch deutlich/ zu beschreiben/ wie die Kraͤfften vnd Tugenden der Kraͤuter herauß zu ziehen/ vnd in die Enge zu brin- gen seyn/ damit man mehr in Kranckheiten außrichten/ vnd selbe auch fuͤglicher admini- stri ren moͤge/ als die Kraͤuter also vnbereit an sich selber thun oder verrichten/ welches auf diese Weise geschicht. Bereitung der Vegetabili schen Essentien. N Imb deß Krauts/ welches von der Erden vnd faulen vnreinen Blaͤttern gerei- niget ist/ mit Wurtzel/ Stengel/ Blaͤtter: vnd Saamen/ wann du es haben kanst/ so viel du wilt/ doch daß dessen auffs wenigste 50. Pfund seye/ dann wann die quanti taͤt gar zu gering/ will es nicht so gerne jaͤhren/ als wann selbigen viel auff ein- B 3 mahl Erster Theil mahl angesetzt wird; hacke es klein/ vnd uͤbergiesse dasselbe mit Wasser/ vnd fuͤlle eine kuͤpfferne vesicam damit an/ biß auff eine gute zwerche Hand breit/ treib zimlich warm/ so geht ein klar vnd riechend Wasser/ sampt etwas Oel heruͤber/ welches man durch ein spitzig Scheidglaß von dem Wasser scheiden/ vnd beyseits in ein Glaͤßlein hinsetzen soll/ das jenige Kraut/ so im Kessel geblieben/ thue herauß/ fuͤlle wieder anders hinein/ vnd destillir das Wasser vnd Oehl heruͤber/ so lange/ biß all dein Kraut destillir t ist/ vnd alle- zeit scheide das Oel vom Wasser/ vnd behalts besondern/ das Wasser aber schuͤtte wieder auff die destillir te Kraͤuter/ vnd menge ein Loͤffel voll oder 2. jung Biergest darunter/ laß in einem hoͤltzern zugedeckten Geschirꝛ 3. oder 4. Tag jaͤhren/ darnach wann das Kraut sich sencket/ so hat es lang genug gestanden/ vnd ist bequem/ seine reinste Theilen/ als Sal vnd Sulphur volatile, in der destillation von sich zu lassen: ruͤhre in dem Faß mit einem Holtz das duͤcke mit dem duͤnnen vntereinander; vnd schoͤpffe deinen destillir- Kessel voll an/ gib Feuer fein allgemach/ daß die Kraͤnter in dem Kessel nicht anbrennen/ vnd der Spiritus brentzlicht wird/ destillire durch ein Refrigeratorium, so lang was gutes außgeht/ wel- ches man offt versuchen kan; wann nichts kraͤfftigs/ sondern ein vngeschmackt Was- ser kompt/ so hoͤre auff zu destilli ren: bewahre das jenige/ so uͤbergangen ist/ in Glaͤsern/ leere den Kessel auß/ vnd fuͤlle denselben mit den gegornen Kraͤutern/ wann du deren mehr hast/ wieder an/ biß auff eine gute querchen Hand/ vnd destillire wieder den Spiritum darvon/ das thue so offt/ biß alle deine angesetzte Kraͤuter destillirt seyn: darnach reinige den Kessel vnd das Refrigeratorium, vnd fuͤlle alle die uͤbergangene Spiritus darein/ vnd rectifici re dieselbe/ fange nur die starcke Spiritus, das vngeschmacke Wasser im Kessel schuͤt hinweg/ vnd rectifici re den Spiritum noch einmal in Balneo per alembicum, so laͤst er wieder vngeschmackt Wasser zuruck/ vnd soll diese rectification in glaͤsern Kolben/ wann es noͤhtig/ noch einmal wiederholet werden/ auff daß der Spiritus gantz starck vnd subtil worde/ mit welchem man weiter procedirn soll/ daß die inwendige Krafft gantz in die Enge gebracht werde/ nemlich also: Nimb das Kraut/ davon das Oel vnd Spir. ge- zogen/ mach Ballen darauß/ vnd truckne solche an der Sonnen oder Feuer/ verbren- ne dieselbe auff einem Herd zu Aschen/ auß welcher du mit den vngeschmackten Was- sern/ so in der rectification deß Spir. zuruck geblieben/ das Saltz außlaugen vnd coagu- li ren solst/ welches Saltz mit frischem Wasser noch einmal solvirt, filtrirt/ vnd coagulirt werden muß/ so ist es rein genug: auff welches einem Theil man 2. Theil deß zuvor recti- ficir ten Spiritus giessen/ vnd in Balneo fein lind darvon abstrahi ren soll/ so zeucht der Spi- ritus so viel ihm noͤhtig/ von dem sale fixo zu sich/ vnd fuͤhrets mit sich uͤber/ das sal fixum aber behaͤlt das Phlegma, so noch bey dem Spiritu gewesen/ vnd wann man solches nasse Saltz wieder außgluͤet/ so ist es wieder so gut als in der erst. Zu diesem auffs allersubtileste concen trirten Spiritu schuͤtte halb oder den dritten Theil so viel deß zuvor auß dem Kraut destillir ten Olei, schuͤttel sie beyde vntereinander/ so wird der concentrir te vnd alcosir te Spir. in momento sein eigen Oehl in sich schlucken/ vnd eine klare/ kraͤfftige vnd liebliche Essentia werden/ darin deß Krauts Sal vnd Sulphur volatile mit dem Sale fixo conjun- girt Pharmacopææ Spagyricæ. girt ist/ vnd billich fuͤr eine liebliche/ durchdringende/ schnellwuͤrckende/ vnd der Natur annehmliche Krafft oder Essentia zu halten/ welche sich in allen liquoribus vermischt/ vnd fuͤglich einnehmen oder beybringen laͤst/ dessen etliche wenige Tropffen mehr Krafft beweisen/ als deß groben Krauts eine gantze Handvoll. Vnd wirckt diese Essentia nicht allein in solchen Kranckheiten/ darzu sonsten das Kraut/ vnd andere Bereitung gebraucht wird/ in Leib zu nehmen/ viel kraͤfftiger; sondern sie beweiset auch eine schnelle operation, wegen ihrer subtielen Reinigkeit: aͤusserlich applicirt, daran gerochen/ staͤrcket das Hertz/ vnd Hirn/ vor allem andern lieblichen Rauchwerck/ von inspissirt en Oli taͤten/ Zibet/ Bi- sem oder Ambra gemacht/ welche gegen diese Essentiam gleichsam als todte Coͤrper zuver- gleichen: denn bey dieser Essentia das sal volatile welches mit dem Oleo conjungirt ist/ dasselbe mit sich schnell einfuͤhrt/ vnd subtil macht/ also daß man sich druͤber sehr verwun- dern muß/ vnd dient also dieselbe so wol innerlich als aͤusserlich zur medicin zugebrauchen. Vnd ist gewiß daß bißweilen ein lieblicher Geruch eines Krauts/ durch welches das Hertz in einem Augenblick gestaͤrcket wird/ mehr außrichte/ als eine hertzstaͤrckende medi- cin inwendig gebraucht/ dann das Hertz im Menschen lebet von der Lufft: gleich wie ein Fisch im Wasser/ vnd wann dieselbe gesund vnd gut ist/ dem Hertzen auch wol darbey ist/ vnd im Gegentheil uͤbel. Warumb reucht der Mensch eine Blume so gern/ wann ihme der liebliche Geruch sein Hertz vnd Hirn nicht staͤrckte/ vnd seine Geister dardurch erqui- cket wuͤrden? Thut das eine Blum oder Kraut/ darin der wolriechende vnd hertzstaͤrcken- de Geist noch mit seinem todten Coͤrper vmbfasset/ verwickelt vnd weit darin zertheilet vnd gebunden; was soll dann nicht ein solcher Geist thun/ wann er von dem Leib geschie- den/ auffs hoͤchste gereiniget/ vnd wieder ist concentri rt worden? Ausser der taͤglichen vnd jederman bekanten Erfahrung/ daß eine liebliche Lufft das Hertz staͤrcke/ vnd eine boͤ- se inficirte (wie bey Pestzeiten zusehen) hergegen dasselbige schwaͤche vnd gantz ersticke/ waͤren viel Historien/ solches zu beweisen/ anzuziehen/ welches nicht noͤhtig/ eine solche Weitlaͤufftigkeit einzufuͤhren: doch kan ich nicht lassen/ eine oder zwey nachdenckliche hieher zu setzen/ meine Meinung desto besser damit zu schuͤtzen. Es schreibet ein tieffsin- niger vnd sehrer fahrner Philosophus, Josephus de Acosta, Jesuiter Ordens/ ein Buch von Gelegenheit vnd Eigenschafft der neuerfundenen Westindischen Jnsulen/ vnter andern/ in seinem dritten Buch am 9. Capitel/ vnglaubliche vnd doch warhafftige Din- ge/ von Eigenschafft etlicher Winde/ so uͤber sehr hohe Gebuͤrg vnd Wuͤsten/ in etlichen Provintzien hinter Chili gelegen/ wehen sollen: nemlich daß selbige Winde/ wegen so gros- ser durchdringenden Kaͤlte/ die Menschen so daruͤber gereiset/ vnd sich nicht darfuͤr be- wahret/ vnd selbiger Winde Natur nicht gewust/ nicht allein gantz todtkranck gemacht/ sondern viel gar erwuͤrget hat/ allein wegen einer uͤberauß subtielen Kaͤlte/ welche deß Menschen Geist vnd Leben entgegen vnd groͤster Feind geschehen ist. Dann/ gleich wie eine liebliche temperir te Lufft deß Spiritus vitalis ein Erhalter/ Bewahrer vnd Erneh- rer; also dargegen ein untemperir ter kalter Lufft desselben Erstuͤcker vnd Erwuͤrger ist/ welches man auch auff der See erfaͤhret/ wann man solcher rauhen Lufft/ welche durch die Erster Theil die Bewegung deß gesaltzen Wassers die Lufft inficiret, nicht gewohnet hat/ vnd dar- uͤber faͤhret/ gantz entstellt vnd sehr kranck darvon wird/ vnd sonderlich das Hirn/ Hertz vnd Magen/ wie oben gesagt/ der kalte Wind auff der Wuͤsten bey Chili auch thun soll/ also daß die Menschen alles auß dem Magen geben/ gleich als wann sie ein starck vomi- tivum genommen/ thut ihnen der Kopff vnd Hertz wehe/ koͤnnen nicht essen oder trincken/ so lang biß sie solcher Lufft gewohnen/ vnd selbige alsdann vertragen koͤnnen. Noch ei- ne andere auch denckwuͤrdige Histori muß ich erzehlen/ vnd darmit beweisen/ daß eine in- fic irte Lufft mehr Schaden deß Menschen Leben zufuͤgen kan/ als ein corpora lisch Gifft/ welches erstlich nur den Magen antast/ der dann/ durch Huͤlffe der Natur seiner Freun- de/ selbe leichtlich wieder kan außstossen; deren Historien allenthalben mehr als zuviel ge- schchen vnd bekandt seyn/ daß mancher eine beygebrachte Gifft per vomitum wieder außgestossen/ die ihme nichts geschadet hat; hergegen aber eine geistliche Gifft alsobalden dem Hertzen zueilet/ den Spiritum vitalem zu erstuͤcken/ wann er nicht dargegen starck ge- wapnet genug ist/ wie diese Histori bezeuget. Vor 30. Jahren vngefehr seynd zween Marcktschreyer zu Pariß in Franckreich/ nicht weit voneinander gestanden/ den Bauersleuten Theriak verkaufft/ vnd jeder sei- nen auffs beste gelobet/ als er gekont/ dem andern seine Nahrung zu entziehen/ vnd ih- me zuzulocken. Nachdeme aber sie beyde miteinander einig worden/ einer deß andern Gifft zu nehmen/ vnd mit seinem Theriak selbige schadlos zu machen/ vnd zu bezeugen/ daß seine Artzney gut waͤre; so hat der Eine eine grosse Krotten in der mitten voneinander gerissen/ die Helffte gutes Muths hinein gessen/ vnd dem Andern auch die Helffte zu essen vorgereicht/ welcher dann ebenmaͤssig selbige Helffte zu sich genommen/ vnd beyden nichts geschadet hat. Den folgenden Tag hat dieser seinen Gegentheil auch zu Gast geladen/ vnd eine boͤse Viper oder Schlange mit einer Krotten in eine Trummel gethan/ eine Hand voll Saltz darzu geworffen/ vnd eine weile mit den Schlaͤgeln darauff trummeln lassen; durch welches vngewoͤhnliche Getoͤß/ so wol die Schlange/ als die Krot ein spiri- tua lisch Gifft von sich geben/ vnd die Trummel damit erfuͤllt: wie solches geschehen/ hat der eine seinen geladenen Gast zu dem kleinen Loch/ so die Trummeln in der Mitte ha- ben/ da der Reso nantz außgehet/ seine Nase halten lassen/ welcher alsobalden/ nachdeme er die Spirituali sche Gifft empfunden/ zuruͤcke gefallen/ vnd todt geblieben ist/ der dann sich vor einem solchen Streich nicht versehen/ vnd nur gemeint/ daß ein Gifft muͤsse Cor- pora lisch seyn/ vnd nicht verstanden/ daß ein Spiritus, er seye gleich gut oder boͤß/ mehr Macht habe/ als ein Coͤrper. Diese beyde Historien habe ich nicht hieher gesetzt/ das Pappier damit zu verderben/ nein/ gantz nicht/ sondern damit beweisen wollen/ daß die Geister/ in jhrer Krafft vnd Wuͤrckung/ wann sie von ihrem Leib gescheiden vnd frey seynd/ hundertfaͤltiger staͤrcker vnd maͤchtiger/ als die Leiber/ obwolen sie ihre Geister noch bey sich haben/ seyn koͤnnen. Vnd ist solches so wolen bey heilsamen/ vnd der menschlichen Natur annehmlichen vnd gesunden/ als gegenwaͤrtigen subjectis zuverstehen. Wie viel vnd mancherley gute sub- tile Pharmacopææ Spagyricæ. tile Spiritus, den Krancken zu gefallen/ Jch in meinem andern Theil Furnorum beschrie- ben/ ist bekant genug; gleichwol ihr noch wenig funden/ die so viel Muͤhe anlegen wollen/ vnd selbe zurichten lassen: vnter welchen der Spiritus Salis Armoniaci der geringste nicht ist/ derowegen seiner temper irten vnd durchdringenden Waͤrme/ sowolen innerlich als aͤusserlich/ wunderschnelle Wirckung beweiset/ welche man billich kennen/ vnd in allen Apotheken wolbereit finden solte/ da ich denselben doch bey niemand gesehen/ obwolen ich solchen zu præpar iren einen leichten vnd kurtzen Weg vorgeschrieben habe/ davon/ ge- liebts Gott/ ein mehrers im Andern folgenden Theil/ da von den Medicamentis sol ge- handelt werden/ welche auß den Thieren bereitet/ als da seyn ihre Salia volatilia \amp; fixa, darinnen grosse Kraͤfften stecken/ vnd in etlichen Faͤllen denen/ so auß den Vegetabili en bereitet/ vorzuziehen. Dieses muß ich aber noch erinnern/ daß man gute vnd subtile/ durchdringende Me- dicamet en vorsichtig gebrauchen/ vnd nicht in groͤsserer quanti taͤt/ als die Natur erleiden kan/ den Krancken beybringen soll. Es kan ein guter gesunder Wein dem einen/ so ihn rechtmaͤssig gebrauchet/ sein Hertz/ Hirn vnd gantzen Leib staͤrcken/ vnd bey Gesundheit erhalten: Einem andern aber/ der ihn zu grob einschuͤttet/ kan er Lungen vnd Leber verhi- tzen/ austecken/ den Kopff zum Narꝛen/ die Haͤnde zitterend/ die Fuͤsse lahm vnd con- tract, die Augen tunck el machen/ vnd Blasen vnd Nieren voll Stein fuͤllen/ zu welchem Ende er doch nicht von Gott gegeben/ oder mit so grosser Muͤhe geziehlet/ sondern allein darumb erschaffen/ daß er dem Menschen zu seiner Gesundheit dienen soll. O! wie viel schoͤne Secret en stecken allein hinter dem Weinstock/ deß lieben Korns vnd anderer Fruͤch- te zu geschweigen/ darvon die Welt nichts weiß/ vnd auch nichts wissen wil/ welche ich in willens gewest/ in meinem Opere Vegetab. zu entdecken/ stehet aber bey Gott/ ob ers zulassen wird/ oder nicht. An dem Wein allein kan man genugsam sehen/ daß der Miß- brauch schadet/ vnd nicht das subjectum: Also auch von andern durchdringenden Artz- neyen zu verstehen/ welche/ nachdeme man sie gebrauchet/ dieselbe auch ihre Wuͤrckung vollbringen. Einem Kind vnd Narren/ welche beyde keinen rechten Verstand haben/ gibt man keine spitzige oder scharffe Messer in die Haͤnde/ vmb der Furcht willen/ daß sie ihnen vnd andern damit Schaden thun moͤchten: Ein verstaͤndiger Mann aber greifft dasselbige recht an/ vnd gebraucht es auch mit Verstand/ zu seinem vnd anderm Nutzen. Jst also ein Messermacher nicht zubeschuldigen/ daß er ein scharff Messer gemacht/ damit einer den andern beschaͤdiget; sondern dieser/ welcher das scharffe Messer vngebuͤhrlich gebrauchet hat. Dieses habe ich ein wenig erinnern muͤssen/ auff daß/ wann etwan der eine oder an- dere gegen diese meine beschriebene Essentias vnweißlich vrtheilen wuͤrde/ als wann sie zu hitzig waͤꝛen/ man wisse/ wie solchen zu begegnen: dann ich gestehe/ daß eine allzugrosse Hitz den Spiritum vitalem eben so wol versticken kan/ (da doch eine temper irte Waͤrme dessen Nahrung vnd Leben) als eine kalte/ welche von Natur sein Feind ist: darumb man auch nicht lehret/ daß man solche feurige Essentias, gleich wie Wasser/ einschuͤtten/ sondern C mit Erster Theil mit Verstand/ auff einmal/ nach Gelegenheit deß Patienten/ 1. 2. 3. 4. oder mehr Tropf- fen/ mit einem Loͤffel voll Wein/ Bier oder andern vehiculo mischen vnd eingeben/ so gehet die Medicin durch den Leib/ vnd thut das jenige/ wozu sie von Gott verordnet ist. Vnd ist das zuwissen/ daß aller guten vnd gesunden Kraͤuter ihre Krafft oder Essentia in einer Waͤrme bestehet/ vnd je weiter sie in dem Kraut zertheilet vnd außgespreitet ist/ je weniger man solche vermercket: vnd je naͤher sie zusammen gezogen/ je empfindlicher vnd sichtlicher sie ist. Alles mas eine temper irte Waͤrme gibt/ ist der Natur angenehm vnd gesund; Hergegen alles/ so zuviel kaͤltet/ deß Lebens Feind vnd Tod: welches ein jedwe- der/ deme die Natur nur einwenig bekant ist/ gestehen muß. Der Tod vnd Verderben deß Menschlichen Lebens ist nichts anders/ als eine Vn- gleichheit oder contrarium, dadurch das gleiche vnd temper irte zerstoͤret vnd zertrennet wird/ es geschehe gleich durch zuviel Hitze oder Kaͤlte/ doch auf beyderley weis: Eine grosse Hitze zeucht dem Menschen seine Krafft auß dem Leib an sich/ gleich wie ein grosses Feuer ein kleines an sich ziehet: Eine grosse Kaͤlte aber treibet deß Menschen Geist vnd Leben zum Centro deß Hertzens/ vnd ist aͤrger als die Hitze/ aber nicht so empfindlich: welches auch an dem Wein zu sehen/ wann man solchen in ein Geschirꝛ an die Sonne/ zum Feuer/ oder sonsten an einen warmen Ort setzet/ daß die Hitz den Spiritum, Geist vnd Leben deß Weins zu sich zeucht/ vnd ein vngeschmacktes vnd todtes Wesen liegen laͤst: dann gleich liebet und begehret seines gleichen. Wann man aber ein Geschirꝛ/ mit Wein angefuͤllt/ an eine grosse Kaͤlte setzet/ so zeucht die Kaͤlte den Geist nicht zu sich/ wie das Feuer gethau/ sondern hasset denselben/ als ein vngleiches/ vnd treibet denselben in das Centrum deß Geschirres gantz eng zusammen/ vnd wann man das Geschirꝛ zerschlaͤgt/ vnd das Eys voneinander bricht/ der Spiritus vnverletzt gefunden wird; da jener durch die Hitze uͤber- sich steiget vnd gefangen wird/ wann man ein receptaculum vorgelegt/ also der Spir. so wol durch die Kaͤlte/ als uͤberfluͤssige Hitze bezwungen wird/ seinen Leib oder Wohnung zu verlassen/ vnd dem Tod eigen zu geben. Allhier waͤre viel zu sagen von Natur der Hitze vnd Kaͤlte/ welches wenig gruͤndlich verstehen/ stecken grosse Geheimnuͤsse darhinder/ welche den Spoͤttern zu wissen nicht gebuͤhren. Eine warme temper irte Lufft vnd Tagslicht ist ein weitzertheilte vnd aus- gelassene Gnad vnd Krafft Gottes. Ein concentrir te warme Lufft vnd Tagesliecht kan nichts anders seyn/ als Gott in sich selbsten/ eine Wohnung der reinen Geister; Ein finstere vnd kalte Nacht ist nichts anders/ als ein ausgelassener vnd weitzertheilter Fluch vnd Zorn Gottes: Eine concentrir te finstere Nacht ist nichts anders/ als eine ewig todt- machende Krafft vnd Centrum alles Boͤsens/ vnd eine Wohnung der boͤsen Geister/ da Heulen vnd Zaͤhnklappern seyn wird. Man betrachte nur/ was eine Handvoll concen- trir te Sonnenhitz fuͤr eine Hitze gibet/ da man in einem Augenblick ein Holtz darmit kan anzuͤnden/ Zinn vnd Bley zerschmeltzen; was wuͤrde 2. oder 3. Schritt breit concentrir- te Sonnen wol thun/ gar Kupffer vnd Eisen schmeltzen koͤnnen; was dann einer Meil- wegs groß Sonnen/ ist vnbegreifflich/ sondern augenscheinlich/ daß in einem Augenblick der Pharmacopææ Spagyricæ. der gantze Erdboden im Rauch auffgehen wuͤrde/ wann die Sonne allein darauff fallen solte. Dieses kan man durch die Concentr irung der Sonnen/ welche durch einen holen Spiegel oder Glas geschicht/ beweisen. Kan man das Liecht/ so nur von einem wenig durch ein Instrument zusammen getrieben Sonnen nicht ansehen/ vnd einem das Ge- sicht wegen deß grossen Glantzes vergehet; wer wird dann bey der Sonnen selbst/ die nur eine außgangene Krafft Gottes ist/ will geschweigen bey Gott/ als einem Centro deß Liechtes/ seyn koͤnnen? Wann man die Finsternuͤß auch also concentri ren koͤnte/ gleich wie das Liecht/ was wuͤrde man fuͤr ein vnbegreiffliches/ abschaͤuliches monstrum, als Tod/ Teuffel vnd hoͤllischen Abgrund sehen/ darfuͤr vns GOtt gnaͤdig bewahren wolle; Dann je schoͤner vnd herꝛlicher vnd vnaußsprechlicher das concentrir te Liecht/ als die Gegenwart vnd Klarheit Gottes/ je graͤulicher vnd schroͤcklicher die concentrir te Fin- sternuͤs seyn wird/ niemand an zweisseln darff/ dann es seynd duo contraria. Es laufft mir die Feder schier zu weit hinein/ ist aber zu bedencken noͤhtig/ auff daß man sehe/ wie die Extrema oder Centra, sowolen der Waͤrme als Kaͤlte/ der menschlichen Natur nicht zu vertragen/ sondern ihr Gifft vnd Tod/ die Temperatur aber sein Leben seyn. Weilen dann ein Medicus nohtwendig ein Philosophus vnd Spagyrus, der die Natur in der Hand vnd Gewalt hat/ seyn solte/ vnd ers auch ist/ so ist es ihme nicht schwer/ die rech- te Temperatur zu finden/ vnd der Natur das jhrige zu geben/ wie sie es haben will/ vnd bedarff. Wird also hiemit bewiesen/ daß diese meine Essentiæ Vegetabilium nicht zu scheuen/ weilen sie also an sich selbsten hitzig seyn/ muͤste sonsten auch Gott gescheuet wer- den/ der ein lauter verzehrend Feuer ist/ an sich selber; sondern stehet in des Medici Haͤn- den/ solche hitzige Essentiam mit bequemen vehiculis zu temper iren vnd maͤssigen/ nach- deme ers noͤhtig findet/ dem Patienten nuͤtzlich zu seyn. Weiter so seynd diese Essentiæ auch nuͤtzlich zu gebrauchen aͤusserlich/ in kalten Ge- suͤchten der Glieder/ thun augenscheinliche Huͤlffe/ dann der Spir. volatilis fuͤhret das Oleum vnd Sal volatile ein: auch seynd solche Essentiæ sehr bequemlich zu gebrauchen/ ein Schwaͤmlein darein genetzt/ bey sich getragen vnd offt daran gerochen/ vnd sonderlich bey boͤser infic irter Lufft/ erquicket vnd staͤrcket die Geister/ vnd præservirt das Hertz vor boͤser Lufft/ vnd ansteckendem Schwaden; auch corrigi ren vnd verbessern sie die Lufft in den geschlossenen Gemaͤchern/ wann man nemlich ein Glaͤslein offen darein setzet/ dar- aus die subtile Essentia allzeit in die Lufft sich zertheilt/ vnd eine hertzstaͤrckende Lufft vnd lieblichen Geruch in dem Gemach verursachet/ also/ daß alles/ so darinnen ist/ oder hin- ein kombt/ mit einem annehmlichen Geruch angethan wird: vnd kosten nicht viel zu ma- chen/ wann man den rechten Handel von hat/ vnd wol damit vmbzugehen weiß. Dieser obbeschriebene Weg dienet aber allein auff solche Kraͤuter/ welche man in copia gruͤn bey vns haben kan/ vnd nicht auff die auslaͤndische duͤrre Aromata, Hoͤltzer/ Saamen oder Wurtzeln/ mit welchen man auff eine andere Weise proced iren muß/ wie folgt. Weilen man der auslaͤndischen wolriechenden Vegetabili en nicht so wol allenthal- ben haben kan/ als der inlaͤndischen/ so muß man etwas genauer damit vmbgehen/ auff C 2 diese Erster Theil diese Weise/ nemlichen: Man pulverisi ret dieselbe/ geust auff jedwedes Psund 5. oder 6. Pfund gemein Wasser/ vnd laͤst das vegetabile (es sey gleich eine Wurtzel/ Holtz/ Kraut/ Saamen oder dergleichen) mit dem Wasser an einem laulichten Ort 3. oder 4. Tag wei- chen oder beitzen/ darnach thut mans in ein kuͤpferne Vesic, vnd destillirt nach der Kunst ein Theil Wasser uͤber/ so steigt mit dem Wasser zugleich auch des Holtzes oder Fruchtes Oel mit uͤber/ welches du von dem Wasser scheiden/ vnd so lang bewahren solt/ biß du auch den Spir. oder Sal volatile hast/ mit welchem du das Oel conjung iren/ vnd zu einer lieblichen Essentia machen kanst: das bleibende Wasser mit dem Vegetabile, so in dem Kessel ist/ nimb auß/ vnd thue es in ein hoͤltzern Geschirꝛ/ darzu thue auch das Wasser/ so auß der Vesic uͤbergestiegen ist/ vnd setze so viel Pfund Zucker bey/ als das Vegetabile gewogen hat/ laß denselben in dem Wasser zergehen/ vnd mische einen Loͤffel voll jungen Bierjaͤstes darunter/ stells an einen laulichten Ort/ so wird das aroma gaͤhren/ gleich als ein gruͤn Kraut: wann es dann so lang gestanden/ daß es auffhoͤret zu gaͤhren/ so thue es in die Vesic, so gibt es seinem Spiritum wie ein gruͤn Kraut/ reucht vnd schmecket auch starck nach dem Saamen oder Holtz/ so du destillirt hast/ welchen du rect ific iren must/ wie oben gelehrt; das bleibende muß zu Aschen verbrant/ sein Saltz außgezogen/ vnd der Spir. daruͤber alcoli sirt werden/ mit welchem das Oleum nach beschriebenem Gewicht conjungirt wird. NB. Weilen man aber der außlaͤndischen Arom. nicht so viel auff einmal einsetzet/ daß man auß dem Rest das Saltz machen koͤnte/ so schadet es nicht/ wann man eines andern Krauts Saltz an statt dieses gebrauchet/ oder in mangelung dessen nur ein wolgereinigt Sal Tartari, thut auch gut/ doch wann man sein eigen Saltz haben kan/ ist es so viel desto besser. Dieses ist der gruͤndliche Bericht/ wie man die Essent. sowolen auß vnsern hielaͤn- dischen gruͤnen/ als außlaͤndischen duͤrren Vegetabilibus bereiten soll. Mangelt jetzun- der allein noch zu beschreiben der bereiteten Essent ien Wurckung/ welches ich auch gar wol thun koͤnte/ wuͤrde aber ein sehr weitlaͤufftig Wesen geben/ wann man eines jedwe- dern Krauts Krafft vnd Tugend beschreiben solte. Weilen dann vorhin alle Buͤcher voll deren Beschreibungen seyn/ so achte ichs vnnoͤhtig/ dasselbe zu wiederholen/ sondern wil den guͤnstigen Leser an solche Herbaria, welche von Kraͤfften der Kraͤuter handeln/ gewiesen haben. Dann/ was das Kraut sonsten/ es sey gruͤn oder duͤrꝛ/ fuͤr Tugenden hat/ das hat auch seine Essentia, aber vielmal kraͤfftiger/ weilen sie sehr eng ineinander gebracht/ oder multiplicirt, als sonsten ein gut Theil deß Krauts/ sonderlich der vnseri- gen/ so in Dentschland wachsen/ darinn die Krafft sehr weit zertheilet ist/ vnd derohalben gut/ daß man selbe in die Enge collig iren/ vnd desto fuͤglicher gebrauchen moͤge. Es ist aber wol in acht zu nehmen die Signatur der Gewaͤchsen/ durch welche man aller Kraͤuter Tugend viel besser erlernen kan/ als durch zusammengeflickte Buͤcher der Scribenten/ vnd nicht allezeit auff die Schrifften der Alten zu gehen/ welche eben so wol nichts gruͤnd- liches gewust/ als was jhnen Gott durch die Natur vnd Signatur gezeiget vnd gelchret hat/ welcher Lehrmeister nimmer fehlt/ vnd ihm allezeit zu trauen ist. Wolte Gott/ daß wir Pharmacopææ Spagyricæ. wir seine Schrifften vnd Zeichen/ dardurch er mit vns redet/ nur lesen vnd verstehen koͤn- ten/ so wuͤrden wir vns mit so vielen verfuͤhrischen Buͤchern nicht schleppen doͤrffen. Wer hat dem Mose/ Daniel/ Joseph/ Salomon/ wie auch vielen andern Philosophis, jhre Weißheit/ Kunst vnd Geschicklichkeit geben? niemand anders/ dann Gott/ welcher noch lebt/ vnd zu allen Zeiten noch thun kan/ was er zuvor gethan hat. Wer solte daran zweiffeln doͤrffen? Wann Gott einen erleuchten vnd mit guten Gaben begnaͤdigen wil/ so braucht er keine Buͤcher darzu/ ihn darauß zu vnterrichten/ disputirt vnd zanckt auch nicht mit jhme/ welchen Lehrmeister man suchen/ vnd von jhme lernen solte/ vnd nicht in den zierlich beschriebenen Arabischen/ Griechischen vnd Lateinischen Buͤchern. Die Welt ist aber jetzund so tieff durch den Hochmut in Jrthumb versuncken/ daß sie nicht glauben vnd begreiffen kan/ daß jemand etwas gutes haben noch erfahren moͤge/ ausser der Schulen; da doch die allererfahrneste vnd beruͤhmteste Maͤnner/ so in der Welt ge- lebt/ zu jhrer hohen Erkantnuͤß der Natur/ die sie gehabt/ ohne die Schulen gelanget seyn/ vnd was sie geschrieben/ auch in keiner andern frembden/ als in jhrer eigenen Mut- tersprach gethan haben/ welches genugsam zu beweisen. Jetzund aber sagt man/ was solte dieser wissen koͤnnen/ hat er doch nicht auff Schulen studiret/ habe jhn gekennet/ da er noch ein Jung gewesen/ vnd nichts gehabt. Ey mein/ wie lautet das so hochweiß/ hast du dann etwas mit dir auff die Welt gebracht/ mehr als ich? Bist du nicht so wol ein nackend Kind geboren/ als ich? Vnd was ein jedweder jetzund hat/ ist es dann ein geerb- tes Gut von Vatter vnd Mutter/ ist es nicht ein lautere Gabe vnd Geschenck Gottes/ es sey gleich viel oder wenig? Eine Kunst bestehet nicht in vielerhand frembden Sprachen/ sondern in der Erfahrenheit. Eine Kunst ist es/ viel frembde Sprachen verstehen vnd reden koͤnnen; Eine andere Kunst ist den Lauff der Sonnen/ Mond vnd Sternen außrechnen/ vnd Veraͤnderun- gen der Zeit vnd Wetters darauß prognostic iren koͤnnen; Eine andeꝛe Kunst ist/ aller wachsenden Dinge Natur/ Eigenschafft/ Krafft vnd Wuͤrckung/ selbe theils zum Vnter- halt oder Nohtdurfft deß menschlichen Lebens/ theils zu Abwendung der zufaͤlligen Kranckheiten/ zu præpar iren/ saͤubern vnd reinigen/ vnd nachdeme es soll genutzet werden/ anzuwenden wissen vnd verstehen. Wieder ein andere Kunst ist/ der wunderbarlichen Geschoͤpf Gottes vnd Fruͤchten in der Erden/ als da seynd die vielerhand seltzame Arten der Mineral ien vnd Metallen/ zum Gebrauch deß Menschen (zu welchem Ende sie von Gott erschaffen seyn) deren man auch nicht entbehren kan/ selbe auß der Erden zu gewinnen/ durch das Feuer zu reinigen/ auß einer Gestalt vnd Wesen in ein bessers zu verwandeln/ Erkaͤntnuͤß/ Wissenschafft vnd Erfahren heit haben. Noch ein andere Kunst ist/ eine Histori/ Geschicht/ oder vorlaͤngst gewesene Gestalt mit vielerhand Farben auff ein Tuch/ Pappier oder Wand abmahlen/ oder reissen/ nach dem Leben/ vnd nicht anders/ als wann das geschehene vnd vergangene noch da/ vnd gegenwaͤrtig lebhafftig stuͤnde vnd waͤre. Diese vnd dergleichen Kuͤnste vnd Wissenschafften seynd viel vnd mancherley in der C 3 Welt/ Erster Theil Welt/ welche allzumal von Gott dem menschlichen Geschlecht zu Nutzen vnd Dienste eingepflantzet/ vnd billich von jederman solten in Ehren gehalten/ vnd nicht so leichtfertig von den Vnwissenden verspottet/ oder gering geschaͤtzt werden/ vnd nicht ein jedweder das jenige/ so er weiß vnd verstehet/ nur allein groß achten/ vnd deß andern seine Gaben/ die er nicht hat vnd verstehet/ verachten vnd verwerffen. Gott theilet seine Gaben wunder- barlich auß/ einem gibt er zu dieser/ einem andern zu jener Kunst Erkantnuͤß vnd Ver- stand/ vnd niemand alles allein/ darumb/ auff daß sich niemand uͤber den andern erheben vnd groͤsser achten solte/ wann er alles wuͤste/ sondern immer einer dem andern durch sei- ne Gaben vnd Wissenschafften mit Ehrerbietung vnd Huͤlffe/ nach der Ermahnung deß heiligen Apostels Pauli (als ein Glied dem andern begegnen solte vnd koͤnte: Dann bey der kleinen Welt/ am Menschen/ nicht alles Haͤnd/ nicht alles Fuͤß/ nicht alles Kopff/ Augen/ Nase/ Mund vnd Ohren ist/ sondern ein jedwedes Glied hat sein Ambt zu ver- richten/ vnd wann ein jeglichs das seinige thut/ so wird der Mensch/ als eine kleine Welt/ wol regirt vnd behalten. Also auch in der grossen Welt solches seyn solte/ daß ein jed- weder dasjenige verrichtete/ darzu er erschaffen/ vnd das uͤbrige in seinem Werth bleiben liesse; so wuͤrde mancher vnnuͤtzer Streit vermittelt/ vnd Einigkeit in der Welt seyn vnd bleiben. Welches aber der Teuffel/ als ein Meister vnd Anstiffter deß Streits vnd Zancks/ nicht leiden kan/ sondern so viel ihme muͤglich/ bey vnd in seinen Gliedern/ daruͤber er herꝛschet/ zuhetzet/ vnd anreget/ daß der Hochmut/ Ehrgeitz vnd Eigennutz die schlechte vnd gerechte Einfalt vnd Vnschuld neben jhme nicht leiden/ sondern selbe hassen/ verach- tenvnd faͤlschlich bestreiten soll vnd muß; welches der jetzigen Welt Lauff ist/ den niemand aͤndern kan/ biß daß der Schoͤpffer aller Dinge/ zu seiner Zeit einmal/ die Frommen gnaͤ- dig retten/ vnd die Gottlosen zu straffen kommen wird/ als dann ein jedweder nach sei- nem Verdienst/ einen Lohn zu empfangen hat: vnterdessen bleibet gleichwol die augen- scheinliche Rach Gottes auch nicht auß/ sondern warnet vnd straffet allhier auch zeitlich/ also/ daß man hier vnd dort solcher neidischen vnd hochmuͤtigen Spoͤtter/ vnd Veraͤchter der Kunst vnd Warheit/ ligen vnd zappeln findet. Darumb/ der noch steht/ der sehe zu/ daß er nicht falle/ dann Gott ist gerecht/ vnd erhebet die Niedrigen/ vnd stuͤrtzt die Hoch- muͤtigen. Die Signatur der Kraͤuter nun betreffend/ durch welche vns Gott deroselben ver- borgene Kraͤfften zu erkennen gibt/ waͤre viel zu sagen/ vnd zu wuͤnschen/ daß solche Er- kantnuͤß bey allen denen/ so mit der Medicin vmbgehen/ vnd sich davon ernehren/ in acht genommen wuͤrde/ so doͤrffte man seinen Kopff durch so vieler außlaͤndischen vnd inlaͤndi- schen Scribenten Buͤcher/ da der eine dieses/ vnd der ander das contrarium setzet/ nicht verwirren/ vnd allzeit im Zweiffel leben muͤssen/ vnd nicht wissen/ welchem Theil man beyfallen/ oder Glauben zustellen soll/ sondern wuͤrde auß der Signatur die Gewiß- vnd Warheit leichtlich finden/ vnd von dem Jrꝛthumb vnterscheiden/ vnd in allem Gebrauch sicherer gehen vnd bestehen koͤnnen/ ja mit der Zeit/ durch die Zulassung Gottes/ in einen viel Pharmacopææ Spagyricæ. viel bessern Stand kommen. Vnd wird allhie erinnert/ daß die Signatur der Kraͤuter ihre Kraͤfften einem Medico zeigen/ vnd nicht die Buͤcher allein/ welche mehr auff Jrꝛ- wege/ als zur sichern Warheit fuͤhren. Vnd solte allhier die Signatur der Vegetabil ien sich gar wol schicken beyzusetzen: weilen ich aber ein besonder Buͤchlein davon geschrie- ben/ vnd (geliebts Gott) bald herauß zu geben gesinnet bin/ so kan sich der großguͤnstige Leser so lang gedulten/ vnd selbige erwarten; wird Wunder/ vnd noch zur Zeit vnbekan- te Dinge darin finden. Anff daß aber allhie in dem Ersten Theil nur ein wenig Nachricht gegeben werde/ wie den Kranckheiten durch obbeschriebene Essentias zu begegnen/ so habe ich nicht vn- terlassen koͤnnen/ ein wenig Andeutung zu geben/ gegen die vornembste vnd bekanteste Kranckheiten/ etliche specifica zu benennen/ welche mir durch die Experientz vnd sicher- ste Erfahrung bekant worden seyn: nemlich in Podagra den Helleborum, vnd sonderlich den Helleborastrum, als ein Geschlecht deß Hallebori, Nicotianam der Deutschen/ vnd Tabacum der West-Jndischen/ ist ein sonderliches Specificum vnd in allen podagri- schen Schmertzen grosse Linderung vnd Huͤlffe. Wie vnd auff was Weise der Helle- borus vnd Nicotiana in solcher Kranckheit zu gebrauchen/ wird ein Medicus selber wis- sen/ vnd verstehen. Jn calculo die Essentiam Seminis fraxini, welche uͤber alle stein- brechende oder treibende Medicament en den Preis biß dato erhalten/ dann gar viel da- durch/ so viel Jahr kranck gelegen/ seynd errettet/ vnd vollkoͤmlich restitu irt worden/ also/ daß man nach ihrem Tod/ in der Anatomia noch in Renibus noch in Vesica das gering- ste nicht gefunden/ da doch zuvorn/ ehe sie diese Medicin gebrauchet/ taͤglich ein Calculus von ihnen gangen/ vnd grosse Schmertzen erlitten haben. Dieses specificum hat man auß dem Saamen deß Eschenbaums gemacht/ welcher gegen den Herbst zeitig ist/ zuvor gemahlen/ vnd pervesicam mit Wasser destillirt, das Oel von dem Wasser separi ret/ mit Zucker zu morsellis gemacht/ vnd taͤglich davon genossen: gibt aber ein Sack/ so groß ein Mann tragen kan/ kaum ein oder zwey unciasolei, davon ein Vntz Olei 2. Pfund Zucker zum Gebrauch starck genug machen kan: dann wann mehr hinein komt/ so wird der Zucker gar zu vnlieblich/ dann das Oleum ex semine fraxini sehr vnlieblich vnd walgerisch ist/ also daß es leichtlich einen vomitum macht/ wann man zuviel auff ein- mal gebrauchet; sonsten thut es Wunder in dergleichen Faͤllen: Wann man aber auß dem Rest/ davon das Oleum gezogen ist/ durch Huͤlffe eines fermenti einen Spiritum de- stillirt vnd mit demselben/ wann er concentrirt ist/ das fixe Sal auß der Aschen deß Hol- tzes extrahirt vnd das Oleum mit conjungirt, so hat man eine vollkoͤmliche Medicin vnd allerbeste Specificum in Calculo. (Weil dieser Erste Theil nur allein von den Ve- getabili en handelt/ so schicket es sich nicht Animali sche oder Minerali sche Medicament en vnter zu mischen/ sondern wird im Andern Theil etwas von Animali en angezeigt/ das den Calculum vnd Podagrische humores gewaltig auß fuͤhret/ also/ daß solcher Vrin deß Patienten/ nach Gebrauch selber Medicin, wann er auf einem Feuer warm gemacht wird/ sich coaguli ret/ als ein Kaͤß von Kuͤhmilch/ welches einem natuͤrlichen Kalch/ von Stein gebrant/ Erster Theil gebrant/ gleich ist; vnter den Minerali en ist auch eins/ welches den Calculum vnd Po- dagrische humores kraͤfftig treibt/ soll aber auch an seinem Ort/ nemlich in dem dritten Theil/ davon gesagt werden) Jn allen innerlichen Gebrechen/ der Leber/ Lungen vnd Miltzes/ wie auch allen ge- stockten vnd geronnen Blut/ durch schlagen/ fallen/ oder anders entstanden/ hat den Preis die Essentia hypericonis, welche alle Schmertzen vertreibt/ das geronnen Blut resolvi- ret/ vnd den schadhafften Ort heilet/ wanns nicht gar zu weit kommen ist. Jn Mutter-Kranckheiten der Weiber/ wann selbe verkaltet/ verruckt/ vnd auß ihrer Stell/ oder sonsten schadhafft ist/ welches den Weibern viel schwere vnd langwuͤri- ge Kranckheiten verursachet/ ist die Ess. Nicotianæ, Tabaci vnd Hyosciami, in ein Schwaͤmmlein durch ein Instrumentum uterinum applici ret/ ein gewisses ruhe- reme- dium, bringet selbe wieder zur rechten Stelle vnd Ruhe/ vnd heilet ihre Maͤngel vnd Ge- brechen. Bey allen schwachen/ abgematteten vnd krafftlosen Menschen thut eine ve- ra Essentia rosarum, \amp; Cinamomi Wunder/ offtermals davon eingenommen/ staͤrcket das Hertz vnd Hirn/ uͤber alle Medicament en. Es muß aber eine solche Essentia also bereitet/ vnd in die Enge concentri ret seyn/ daß ein oder zwey Tropffen/ wann solche ein Mensch auff die Zungen nimt/ oder nur vnter die Nasen streicht/ der gantze Leib Huͤlff vnd Krafft davon erlanget/ vnd die Vmbstaͤnder deß lieblichen Geruchs sich nicht gnug- sam verwundern koͤnnen. NB. Wann man eine solche Essentiam machen wil/ so muß man das Oleum verum Rosarum zuvor haben/ welches auß den Knoͤpffen samt den Blaͤttern/ daran die gelbe Bluͤmlein noch seyn/ vnd nicht von dem Ligno radio destilli- ret worden/ vnd nur bloß mit Wasser uͤbergetrieben/ vnd nicht eher ferment iren lassen/ biß das oleum darvon ist/ alsdann mit jungem Jaͤst/ angesetzet jaͤhren lassen vnd den Spi- ritum auch daraus getrieben: ohne diesen Weg man nicht viel erlanget/ die Vrsach ist diese: Weileu nach der fermentation das Oleum, als das beste vnd das kraͤfftigste/ sich mit dem Spiritu vermischet/ vereiniget/ vnd in die Weite zertheilet wird/ vnd hernach nicht wol wieder/ als mit grosser Muͤhe zu concentri ren ist. Was ists noͤtig/ ein mehrers zu sagen/ von Krafft vnd Tugenden der vegetabili schen Essent ien/ weilen der Kraͤuter Natur vnd ihre Kraͤfften vorhin genugsam bekant: Dieses aber muß ich bekennen/ daß ich all mein Lebtag nichts lieblichers/ annehmlichers/ noch kraͤfftigers von Kraͤutern ge- macht gesehen/ als auff diese meine vorgeschriebene Weise wolbereite Essent. Man kan sich nicht genug oder satt daran riechen/ wann sie von wolriechenden Kraͤutern bereit seyn/ als Rosen/ Violen/ Negelein/ Melissa, Camomillen, Poley vnd andern mehr. Es koͤnnen auch auß den wolriechenden Gummis dergleichen Ess. bereitet werden/ wann derselben oleum per Spiritum salis uͤbergetrieben wird/ damit sie vor dem brentzeln be- wahret/ vnd lieblich werden/ doch daß man einen wolriechenden Spiritum alcolisatum eines Krauts (welcher Geruch sich mit diesem vergleiche/) darzu gebrauche/ weilen die Gum. keinen Spiritum geben/ insonderheit Assa dulcis oder Genzoin, Storax, Mastix, Camphor succinum, vnd dergleichen mehr. Es kan auch der Zibet/ Bisem/ vnd Ambra Pharmacopææ Spagyricæ. Ambra per spiritum alcolisatum in schoͤne helle/ vnd klare Ess. gebracht werden/ welche viel lieblicher seyn/ als der gemeine Bisem/ Ambra oder Zibet/ dann das Salvolatile bey dem Spiritu, macht das corpus fluͤchtig vnd geistlich/ also daß ein grosses Gemach voll liebliches Geruchs erfuͤllet wird/ wann ein Glaͤßlein solcher zugerichteten Essent. nur darin auffgethan wird: davon ein mehrers in dem andern folgenden Theil/ da gelehret wird/ wie auß vnsern Thieren in Deutschland/ dem Zibet gleich ein lieblicher Geruch kan gezogen werden. Was soll ich weiters sagen? Vermeine den Sachen genug gethan zu haben. Wer dieses nicht verstehet/ der wird auch weniger verstehen/ wann subtilere Ding beschrieben wuͤrden/ wie ich dann solches wol thun/ vnd einen viel naͤhern Weg/ solche Essent. zubereiten/ zeigen koͤnte; ist aber bey der vndanckbaren Welt dieses zuviel: diejenige/ so dieses tadeln wollen/ geben zuvor etwas bessers heraus/ welches sie aber wol lassen werden/ dann derjenige/ so etwas weiß/ ist auch so verstaͤndig/ daß er eines andern Muͤhe vnd Fleiß nicht verachten soll. Wird also die Warheit wol Warheit bleiben/ wie sehr sie auch angetastet wird. Gleich wie nun allhier gehoͤret/ daß auß den lieblichen vnd wolriechenden vegetabilibus gute vnd kraͤfftige Essent. koͤnnen bereitet werden: Al- so vnd gleicher Weise kan es auch geschehen mit uͤbelriechenden Vegetab. vnd Animal. welche bißweilen auch ihren Nutzen geben/ als in suffocatione matricis, da man insge- mein die alleruͤbelriechenste Dinge den Weibern vnter die Nasen haͤlt/ durch den starcken Geruch die Auffsteigung der Mutter zu legen/ oder zu wehren/ welches auch bißweilen gut thut/ als da ist assa fœtidia, castoreum, angezuͤndte wuͤllen Tuch/ Federn vnd derglei- chen/ welche einen sehr uͤbeln Geruch von sich geben. So nun ein vnbereit Corpus, dar- in der Geruch weit zertheilt/ eine merckliche operation thut/ was wuͤrde dann thun/ wann man solcher uͤbelriechenden Dinge oleum, mit einem wolriechenden Spiritu volatile al- colisato conjungir te? nicht nur 10. sondern 20. oder 30. mal so viel/ als das vnbereitete Corpus. Vnter allen stinckenden vnd uͤbelriechenden Dingen/ welche doch der Natur nicht schaͤdlich seyn/ habe ich diese befunden/ nemlich/ das schwartze oleum tartari so per destillationem uͤbergehet: Item, dasjenige/ so auß den Bockshoͤrnern/ Schweinsklauen/ Vogelfedern/ vnd allen Haaren der Thiere destillirt worden/ welche uͤberauß uͤbel-rie- chen/ vnd doch dem Menschen keinen Schaden thun/ gleich wie solche stinckende Ding/ so von Faͤulnuͤß entstanden/ als da sind todte Thiere/ Fisch/ faule Eyer vnd dergleichen/ welcher Gestanck dem Spiritui vitali gantz zugegen/ vnd denselben zuvertilgen suchet/ dar- vor man sich huͤten muß/ so viel muͤglich/ dann Hertz/ Hirn/ vnd gantzer Leib wird dar- durch angesteckt vnd geschwaͤcht. Was aber die Vrsach sey/ daß die starckriechende Olea auß den Hoͤrnern/ Haaren/ vnd Klauen der Thiere/ solches nicht auch thun/ soll in dem folgenden Andern Theil gesagt werden/ da von Thieren/ vnd was darvon zur Medicin kan gebraucht werden/ gehandelt wird. Will hiemit den Ersten Theil meiner Pharma- copææ Spagyr. beschliessen/ vnd darbey gutmeinend erinnert haben/ daß man zusehe/ wann man dieser meiner allhier beschriebenen Essentien gebrauchen will/ von weme sol- che zugerichtet seyn/ vnd nicht einem jedwedern/ so kaum einmal oder zwey ein Feuer se- D hen Erster Theil he anmachen/ sich doch vnter stehet Medicament en zu machen/ vnd andern zu geben/ ver- trauen soll/ dann ein grosser Betrug mit vnterlauffen wird. Dann etliche vmbs eigenen Nutzens willen so viel Muͤhe vnd Kosten nicht auffwenden werden/ die Ess. auß guten vnd frischen Kraͤutern zu bereiten/ sondern zusammen raffeln/ wie sie nur etwas machen/ so deß Krauts Geruch vnd Geschmack hat. Vnd wann gleich solche Ess. auß den besten Vegetabilibus bereitet wuͤrden/ vnd man auß Eigennutz die Bruͤe zu lang machet/ wel- ches gar wol geschehen kan/ wann man zu einem Theil Olei 5. 8. 10. oder 12. Theilen Spir. nehme/ welchen man leichtlicher zeugen kan/ als das Oleum (da doch nach meiner Lehr nur 2. oder 3. theil darzu solten genommen werden) so kan man leichtlich erachten/ daß solche Ess. auch so viel desto geringer an Kraͤfften seyn wuͤrden/ dann die groͤste Krafft das Oleum hat/ welches durch den Spir. alcolisatum volati lisch vnd penetrir lich gemacht vnd eingefuͤhrt wird. Auch kan dieser Mißbrauch mit vnterlauffen/ wann etwan einer oder der ander so viel Muͤhe nicht haben wolte/ seine Olea selber zubereiten/ sondern solche vmb deß Gewinnes halben bey den Material isten/ (welche bißweilen viel Jahr gestan- den/ da der reineste Theil darvon exhali ret vnd verrochen/ das uͤbrige zaͤh vnd rantzigt worden/) nehmen wuͤrden/ davon nichts guts werden kan/ wie jederman leichtlich be- greiffen wird. Massen man ja keine frische olea haben koͤnte/ vnd auch keine Gelegen- heit haͤtte/ solche selber zu machen/ so kan man Olea nehmen/ wann sie schon alt vnd zaͤh seyn/ vnd selbige mit Spiritu salis per retortam destilli ren/ oder rectific iren/ so gehen sie klar uͤber/ vnd lassen sich mit dem Spiritu alcolisato solv iren/ welches die alte Olea nicht thun. Darumb ich diese Erinnerung habe hieher setzen muͤssen/ auff daß nicht allein der jenige/ so eine gute medicin vermeint zu haben/ in Ermanglung deß Effects die Schuld auff mich werffen/ vnd die Essentia dardurch in Verachtung kommen moͤch- te: wie dann solches allbereit bey andern meinen Medicamentis geschehen/ vnd noch taͤg- lich geschicht/ daß ihrer viel an vnterschiedlichen Orten sich faͤlschlich dafuͤr außgeben/ als waͤren ihnen meine Secret en offenbaret/ welches doch lauter falsch vnd teufflischer Be- trug/ geben anderen ihre vntuͤchtige Medicament en fuͤr die meinigen/ vnd sonderlich mei- ne Panaceam vnd Tincturam Antimonii, welche doch gantz keine Gemeinschafft mit der meinigen haben; doͤrffen sich noch darzu außgeben/ als wann solche Medicament en durch mein menstruum universale (welches sie doch nicht kennen/ noch zugebrauchen wissen) bereitet waͤren. Weilen dieses menstrui gedacht/ muß ich ein wenig davon mel- den/ was damit verstanden werde/ weil so vielerley judicia daruͤber gefaͤllet: Es vermei- net der mehren Theil/ es muͤsse der Alkahest ein subtil Wasser seyn/ entweder durch In- strument en auß der Lufft gezogen/ oder sonsten durch kuͤnstliche destillation bereitet wer- den; welches ein Jrꝛthumb ist: daß aber nicht kraͤfftige Wasser auß der Lufft/ ja gar auß der heissesten Sonnenhitz moͤgen gezogen werden/ verneine ich nicht/ dann ich selber der- gleichen bereitet habe. Dieses nasse vnd truckene Menstruum, welches ich Alkahest genen- net/ betreffende/ so ist dasselbige nur ein Erdsaltz welches so wol in forma liquida als sicca zu gebrauchen/ vnd auch sein Name sich offenbaret/ was es seye/ wann man nur das Wort recht Pharmacopææ Spagyricæ. recht ansihet/ vnd lieset/ als nemlichen/ Alkali vnd est, dann Alkahest ist von zweyen Woͤr- tern/ als Alkali vnd est, zusam̃en gesetzet/ das l. vnd i. mit einem Zwergstrichlein zusam- men gezogen/ darauß ein h. worden ist/ vnd gelesen wird/ alkahest; so aber das Zwergstrich- lein davon bleibt/ so lieset man alcali est. Da kan nun ein jedweder sehen/ daß ich selbigem menstruo solchen Namen nicht vergeblich gebē/ sondern das subjectum oͤffentlich genen- net habe. Solte derohalben mancher nicht so geschwind aufffahren/ ein blindes Vrtheil uͤber etwas zu faͤllen/ davon er keine Erkaͤntnuͤß hat/ sondern vielmehr gedencken/ wer weiß ob ichs auch verstehe/ ich moͤchte das Maul zu weit auffthun/ welches mir leichtlich zu Spott gestopfet wuͤrde/ welches allhier geschicht. Dann mancher viel blerrens da- von gehabt/ als wann ich vnbillicher Weise diesem menstruo einen solchen beruͤhmten Namen geben haͤtte/ da es doch nur von einem Saltz herkaͤme: Ein Alcahest aber ein subtil Wasser seyn muͤste: welches allbereit allhier bewiesen/ daß ich ihme keinen fremb- den/ sondern seinen eigenen Namen geben habe. Dieses habe ich vmb der Streitenden willen/ (auff daß sie sich wegen deß Namens Alcahest nicht laͤnger mit Kopffbrechen be- muͤhen doͤrffen) anzeigen muͤssen. Wie er aber zu obbeschriebenen Secret en/ welche in dem Miraculo Mundi begriffen/ zugebrauchen/ gehoͤret hieher nicht/ ist genug/ daß ich dem guͤnstigen Leser auffs neue noch einmal versichere/ daß alles/ so darin vermeldet/ vn- fehlbarlich durch dieses einige Subjectum (nemlich das Erdensaltz) koͤnne vnd moͤge ver- richtet werden/ vnd derohalben selbiges Tractaͤtlein billich vnd rechtmaͤssig ein Miracu- lum Mundi genennet vnd intitu lirt worden. Wil hiemit schließlichen nochmalen er- innert haben/ wann etwan einer oder der ander diese Ess. zu gebrauchen willens/ vnd ih- me etwan dieselbe uͤbel zugericht/ vnter handen kaͤme/ er dann nicht die Schuld auff mich/ als wann ich vntaugliche Dinge beschrieben/ sondern viel mehr auff denjenigen/ welcher solche uͤbel bereitet/ legen wolle. Es ist aber kein Zweiffel/ es werden ihnen hohe vnd niedere Standspersonen mit der Zeit angelegen seyn lassen/ solche Essent. bereiten zu lassen/ vnd nicht allein wegen einer lieblichen vnd kraͤfftigen Medicin, sondern auch wegen ihres hertzstaͤrckenden durch- dringenden vnd uͤberauß annemlichen Geruchs/ dardurch nicht allein die grobe vnd kalte Lufft in den Gemaͤchern/ da man sich auffhaͤlt/ damit zu temper irn/ vnd der Natur an- nemlich vnd vortraͤglich zu machen; sondern auch bey in- vnd aͤusserlichen Faͤllen vnd Kranckheiten/ nach derselben Erforderung/ gluͤcklich vnd sicherlich zugebrauchen/ dar- auff verlassen koͤnnen. Wird also hinfuͤrter ein jedweder selber suchen/ wie er am fuͤg- lichsten darzu gelangen moͤge. Die Bereitung ist leicht/ vnd wol zu thun/ wann nur Fleiß darbey angewendet wird/ kan man in kurtzem von allen den Vegetabilibus vnd Aromatibus, so in den Apotheken gebraͤuchlich/ eine gute quanti taͤt solcher Essentien zeugen. Derjenige aber/ so Gelegenheit hat/ solche selber zu præpar iren/ derselbe weiß was er hat/ vnd darff sich darauff verlassen/ es wird ein sehr grosser Vnterscheid darunter ge- funden werden/ der eine wird dieselbe gut/ ein anderer aber schlecht machen: welchen D 2 Vnter- Erster Theil Vnterscheid aber man leichtlich mercken kan an der Krafft vnd an dem lieblichen vnd starcken Geruch. Dann/ wann die Ess. wol nach obbeschriebenem Gewicht vnd Por- tion bereitet/ so muß sie nothwendig uͤberauß subtil/ lieblich/ kraͤfftig/ vnd starck von Ge- ruch vnd Geschmack seyn; wann sie also nicht ist/ so mangelt das Oleum, welches daran ist gespart worden/ vnd kan fuͤr eine wolbereitete Essentia nicht bestehen. NB. Dieses muß man aber also verstehen/ wegen deß starcken Geruchs vnd Geschmacks/ den sie ha- ben sollen/ wann dieselbe von wolriechenden Vegetabilibus, als Rosen/ Majoran/ Roß- marin/ Violen/ Camomillen, \amp;c. gemacht seyn/ sie billich kraͤfftig vnd starckriechend seyn solten: Wann aber solche Essent. auß solchen Vegetab. bereitet seyn/ welche keinen sonderbaren Geruch haben/ so koͤnnen auch die Essent. so darvon bereitet/ keinen andern Geruch haben/ als das Vegetabile zuvor gehabt/ wann sie sonsten ihre schnelle Krafft ge- nugsam beweisen: Als zum Exempel/ die Essent. vini, welche vor allen andern confor- tantiis leichtlich den Vorzug haben kan/ vnd doch keinen sonderbaren Geruch hat/ bey nahe/ als wann im Fruͤling der Weinstock bluͤhet/ derhalben seine Krafft erweiset/ wann sie in den Leib genommen wird/ vnd nicht durch den Geruch/ wie dann auch der Wein seine Krafft nicht durch den Geruch/ sondern durch seinen Gebrauch/ wann er in den Leib genommen wird/ erzeiget. Allhier diente wol ein Bericht/ wie diese Essent. zu erlangen/ dann solche nicht/ wie insgemein von den Vegetabilibus gesagt/ weilen deß Weins liebliches Oleum (ohne welches doch keine Essent. seyn kan) schwer zu erlangen. Will derhalben auch selbige zubereiten bekant machen/ aber nur allein den Schwachen vnd krafftlosen Alten/ wie auch den armen Krancken zu Gefallen/ vnd nicht den nasenweisen Spoͤttern/ welche es nicht werth seyn/ vnd ich auch wol weiß/ daß mancher auß Ehrgeitz/ wann er dieses Buͤch- lein gelesen/ sagen wird/ das ist mir nichts neues/ das habe ich vor vielen Jahren gewust/ Glauber hats nicht von sich selber/ sondern von andern/ oder auß einem alten Buch gesucht: vnd solches thut er nur darumb/ Mich vnd meine Schrifften/ auß Haß vnd Neid/ dadurch zu verkleinern. Solchen neidischen Menschen gebe ich zur Antwort/ daß mir vnwissend/ ob jemand dieses oder jenes Secretum, dessen ich in meinen Schrifften gedacht/ vor diesem gehabt/ oder jetzunder noch habe/ kan gar wol seyn/ daß dergleichen Secret en vor viel hundert Jahren auch gewesen/ vnd noch bey einigen jetzunder (mir vn- wissend) geuͤbet werden/ hindert mich nichts. Daß ich aber dieser/ so in dem Miraculo Mundi oder in andern meinen außgegangenen Tractaͤtlein gedachten Secret en ein eini- ges/ viel weniger etliche oder alle (nach meiner Mißgoͤnner falschen außgeben) entweder von andern/ oder auß alten Buͤchern solte genommen haben/ das ist/ sage ich/ eine offen- bare Luͤgen/ sondern habe dieselbe durch vielfaͤltiges probiren vnd suchen/ mit grossem Ko- sten/ Muͤhe/ vnd Arbeit/ auß Gnaden Gottes experiment irt vnd erlanget; welches mir von vielen mißgoͤnnet wird/ vnd darinn hinterwerts solche Luͤgen auff mich außgiessen/ welches in kurtzem (geliebts Gott) soll erwiesen werden. Gesetzet/ ich haͤtte alles dasje- nige/ so ich beschrieben/ von andern/ oder auß alten Buͤchern/ was wuͤrde oder koͤnte sol- ches Pharmacopææ Spagyricæ. ches andern mehr nutzen oder helffen/ als wanns mein eigen waͤre? Jst es nicht eben so viel/ wann etwas gutes beschrieben wird/ wer es thue/ oder von weme es herkomme/ wann es nur da ist/ vnd andere Nutzen davon haben moͤgen. Vmb solcher Mißgunst vnd Nach- reden willen/ welche ich von boͤsen Menschen leiden vnd vertragen muß/ lasse ich viel gutes in der Feder/ welches sonsten dem gemeinen Besten heraus zu geben ich willens gewest. Kan dieses nicht begriffen oder geglaubt werden/ was in dem Miraculo Mundi gedacht/ (welches doch so hohe vnd wichtige Dinge nicht seyn/ wie ihnen die Vnerfahrnen einbil- den/) was wuͤrde man dann glaͤuben/ wann von groͤssern Dingen solte geschrieben wer- den? Darumb besser/ nach der Alten Spruch: Die Secret en bey Secret en/ vnd Narren bey Narren bleiben lassen. Folget der Proceß auß dem Wein sein Oel zu præpari ren/ vnd durch sein eigen Sal fixum vnd volatile in eine gute hertzstaͤckende/ liebliche Essent. zu bringen. Niemand wird laͤugnen koͤnnen/ daß bißhero noch bey jederman/ so mit der Destillation deß Weins vmbgangen/ eines Olei gedacht sey/ ausser diesen/ welche geschrieben/ daß des Weines Oleum in dem Tartaro oder Hefen muͤsse gesucht werden. Wie dann bey allen Chy- micis ein vhraltes Wissen ist/ ein schwartz Oleum, so wol auß der trucknen Hefen/ als Weinstein/ zu destilli ren/ welches aber einen solchen vnlieblichen Geruch durch diese Weise zuerlangen bekom̃t/ daß mans auch derentwegen (ob es schon voller guten Kraͤff- ten/) weder innerlich noch aͤusserlich gebrauchen darff: Vnd weiß ich auch kein uͤbelrie- chenders Oleum vnter allen/ als allein dieses auß dem Tartaro, damit man auch Men- schen vnd Vieh verjagen koͤnte/ weilen sein Geruch/ den es von sich gibt/ gantz vnertraͤg- lich. Dieses aber/ davon allhier gedacht wird/ gantz lieblich vnd annehmlich/ hell vnd klar/ vnd geschicht also: Jm Herbst/ wann die Trauben gepresst werden/ muß man zu- sehen/ daß keine sonderbare Vnreinigkeit von Trestern oder sonsten in den Most komme/ solchen in ein Faß gaͤhren lassen/ so lang/ biß der Most weiß wird/ vnd die meiste feces sich gesetzet haben: als dann soll man davon anfangen zu destillir en/ vnd auß einer kuͤpf- fernen verzienten Vesica oder Destillir zeug den Spiritum abziehen/ welches nicht viel seyn wird: Wann dann kein Spiritus mehr gehet/ so nimb den Hut von dem Kessel/ vnd gieß die remanenz in reine Glaͤser/ laß etliche Tag stehen/ so wird sich oben darauff ein weisses Oleum setzen/ thut bißweilen auch zu Boden fallen/ welches man von dem Most scheiden/ vnd zu ob gedachter Ess. gebrauchen soll. Der Most/ davon das Oleum vnd Spiritus gescheiden/ kan zum andern Most gethan werden/ gaͤhrt wieder auffs neue/ vnd gibt wieder Wein. So du aber nicht darmit weist vmbzugehen/ so mache Essig davon. Dieses ist nun der nechste vnd leichteste Weg/ ein liebliches Oleum Vini zu erlangen/ gibt aber nicht sehr viel. Vnd obwolen mir noch ein anderer Weg/ solches Oel ausser der Herbst-Zeit zu erlangen/ auch bekant/ so befinde ich doch vnnoͤhtig/ alles auff einmal vn- ter die Fuͤsse zu werffen: Wird mancher genug zu thun haben/ daß er dieses macht/ wel- ches doch allhier deutlich beschrieben ist. Vnd ist wol in acht zu nehmen/ daß man zu dieser Arbeit die rechte Zeit zu destilli ren in acht nehme/ nemlichen/ wann oben der Most D 3 so Erster Theil so weit verjohren/ daß er noch halb suͤß ist/ vnd zaͤngert: geschicht es nicht/ so ist die Schuld nicht mein/ weilen ich alles vmbstaͤndig gedacht. Faͤngest du zu fruͤh oder bald an zu de- stillir en/ vnd der Most noch nicht entlassen ist/ so gibt er kein Oel von sich. Wartest du zu lange/ so faͤllt das Oleum mit den Hefen zu boden/ vnd erlangest wider keins: darumb du alles zu rechter Zeit thun solt. Wie nun dieses Oleum durch seinen eignen Spiritum, Sal fixum vnd volatile zu einer Essentia zu bringen/ ist allbereit oben gesetzt. Worzu dieselbe dienen/ darff keines Beschreibens/ dann jederman bekant ist/ was fuͤr ein leben- digmachende vnd hertzstaͤrckende Krafft in dem Wein stecke/ darin doch nicht viel Oleum ist/ welches der beste Theil der Vegetabilien, wie oben gesetzt/ vnd darzu mit einer grossen Quanti taͤt vngeschmackten Wasser/ vnd Tartaro crudo noch vereiniget/ die Essentia aber dessen crudi taͤten/ nemlich deß Wassers vnd Tartari sie befreyet/ sondern nach rech- ter proportion auß den reinsten 3. Theilen/ oder tribus principiis, als Salis Sulphuris \amp; Mercurii, zusammen gesetzet/ vnd billich Quinta Essentia, oder Anima Vini mag genen- net werden. Der nun solche hat/ wird sehen/ wozu sie ihme diene/ vnd zu brauchen sey. Dieses halte ich dafuͤr/ daß dieselbe sehr gut gegen Gifft seyn muͤsse: Dann weilen die Alten ge- schrieben/ daß keine Schlang/ oder ander gifftige Thier/ sich in den Weinbergen auff- halte/ wann der Weinstock bluͤet/ vnd das Oleum oder Essent i a Vini solches Geruchs theilhafftig/ auch selbe nicht uͤbel in gifftigen Seuchen zu gebrauchen seyn solte. Dieses soll bey den Essentiis in acht genommen werden/ daß man selbige mit doppel- ten Blasen/ (vnd nicht mit Wachs/ welches davon schmeltzet) bewahre/ daß der Spiritus volatilis nicht verrieche oder exhalire; wann solches geschehe/ wuͤrde sich das Oleum wie- der von dem schwachen Spir. scheiden/ vnd die Essent. verderben. Vnd weilen ich mir vorgenommen/ der Vegetabili schen Essent. Bereitungen/ vnd nicht von derselben weitlaͤufftigem Gebrauch zu handeln/ soll es auff dieses mal auch darbey verbleiben/ vnd einem jedwedern seine Meinung gelassen werden. Wann es aber dißmals meine Zeit haͤtte leiden wollen/ wolte ich gleichwol von etlichen specificis Meldung gethan haden/ kan aber auff ein ander mal geschehen. Das sage ich zur Nach- richt/ daß sehr viel in dem Wein verborgen stecket/ vnd doch wenigen bekant ist: Wann mans erzehlen solte/ sich jederman daruͤber verwundern wuͤrde: Gehoͤret aber hieher nicht/ sondern in das Opus vegetabile, welches (wanns Gott zulaͤsset) auch bald folgen wird. Noch eines hieher zu setzen/ ich nicht vnterlassen kan/ weilen der Weine gedacht/ darzudie Essent. herbarum auch sehr nuͤtzlich seyn/ wann man selbige im Vorrath in den Apotheken allzeit finden kan/ nemblichen 1. 2. 3. oder mehr Tropffen/ nachdeme man die Weine starck haben will/ von guten Esseutiis in eine Kanne Wein gethan/ vmbgeschuͤt- telt/ daß der Wein die Essentiam annimbt/ so bekom̃t man alsobald einen lieblichen kla- ren Wein/ nach Art vnd Natur der Essentiæ, die darein gethan ist: vnd kan man also- bald auß einem Faß vnterschiedliche Weine lassen/ zur recreation vnd contentement seiner Pharmacopææ Spagyricæ. einer Jaͤste/ welches viel besser ist/ als solches durch die bekanten Extracten zu thun davon die Weine truͤb vnd vnklar werden/ auff diese Weise aber hell vnd klar ver- bleiben. Darff man also nicht vielerley Weine in vielen Faͤssern im Keller halten/ da der eine nach dem andern leichtlich abfaͤllt/ wann die Faͤsser nicht allzeit voll gehal- ten werden/ sondern hat genug an einem Faß/ darauß er vielerley Art Weine neh- men kan/ nach seinem belieben: welches ein sehr nuͤtzliches Secretum ist fuͤr grosse Herꝛn vnd andere/ welche viel Weine verspeisen muͤssen. Es gebrauchte mancher offt gerne Morgens einen Trunck Kraͤuterwein/ zu bewahrung fuͤr boͤser Lufft/ oder staͤrckung eines schwachen Magens/ wann er solchen haben koͤnte; soll er selbigen geniessen/ wie er insgemein von vielen Neigen vnd halb verdorbenen Weinen gemacht/ so ist keine Krafft darin/ vnd verderbet mehr darmit/ als er gut macht: Wann er aber die Essentias herbarum hat/ kan er solche in einen guten starcken Wein thun/ vnd einen Kraͤuterwein darmit machen/ so weiß er was er hat/ vnd ist versichert/ daß er einen gesunden Wein/ vnd nicht von vielen halbverdorbenen Neigen vnd Tropffweinen/ so man insgemein uͤber die Kraͤuter pflegt zu giessen/ vnd bittere Weine auß zu ma- chen/ davon offtermals Grimmen vnd andere Vngelegenheiten entstehen/ in seinen Leib giesset. Dieser aber/ welcher von einem guten vnd starcken Wein/ vnd wolbe- reiteter Essertia gemacht/ fuͤr einen gesunden Bitter- oder Kraͤuter-wein bestehen kan. Will also hiemit den Ersten Theil meiner Pharmacopææ Spagyricæ beschlossen/ vnd den guthertzigen Leser gebetten haben/ meine Muͤhe/ Fleiß vnd Wolmeinung in gutem zu verstehen/ vnd auffzunehmen. Jn den zweyen angehoͤrigen Theilen soll (geliebts Gott) noch ein mehrers von guten Medicamentis tractirt werden. Ende deß Ersten Theils. Bericht Bericht an den Leser. W Eiters vnd zum Beschluß/ habe ich hierbey maͤnniglich zuberich- ten/ nicht vnterlassen sollen/ wie daß ich zwar gesinnet/ mit neeh- stem nicht allein das Miraculum Mundi (daran sich bißhero viel gestossen/ vnd fuͤr vnmoͤglich gehalten) zu explicir en/ vnd vorzumachen: sondern auch sonsten noch mehr andere Secret en herauß zu geben: Allein derenthalben/ auff daß man mich jetzunder/ vnd auch ins kuͤnfftige mit fragen vnd schreiben zu bemuͤhen/ keine Vrsach habe/ dann ich gaͤntzlich beschlossen/ so wol die Medicinam, als Alchimiam einsmals zu vale- dici ren/ vnd die uͤbrige kleine Zeit/ so mir Gott zu leben noch vergoͤnnen moͤchte/ zur Ehre GOttes/ vollends in Ruhe vnd Stille zuverschliessen. Wer Erkaͤntnuͤß in probieren oder schmeltzen der Ertzte suchet/ der kan meine vnd auch anderer jhre Schrifften lesen/ Medicament en aber sel- ber bereiten/ oder solche bey denen zu præparir en bestellen/ denen ers ver- trauet/ bey mir wird man nichts finden/ allein vmb deß Betrugs willen/ so einige gebrauchen/ welche andern in meinem Namen solche Medi- cament en zustellen/ vnd durch solche Stuͤmplerey mir Vnruhe auffladen. PHAR. PHARMACOPÆÆ SPAGYRICÆ Ander Theil. De Vegetabilium, Animalium, \amp; Mineralium præ- paratione per Solvens Universale. J n welchem klaͤrlich bewiesen vnd außfuͤhrlich beschrieben wird/ daß das Nitrum das wahre Solvens Univer- sale sey/ vnd wie alle Vegetabilia, Animalia vnd Mineralia darmit solvirt, co r rigirt, vnd jhre gifftige Art vnd schaͤdliche Eigenschafft in heilsame Medicament en/ gegen vieler ignorant en Meinung warhaff- tig transmutirt werden. An den guͤnstigen Leser. D Ie Vrsach/ warumb dieser Ander Theil de Vegetabi- libus, Animalibus \amp; Mineralibus, mein er Pharma- copææ Spagyricæ, nicht ehender herauß kommen/ kan der guͤnstige Leser leichtlich finden/ wann er betrachte/ was fuͤr Vnruhe ich bißhero von meinen außgegebenen Sc hrif- ten erlitten/ vnd Vrsach genug gehabt/ weiters nichts mehr zu schreiben/ vnd mir selber mehr Muͤhe vnd Arbeit/ andern zu Nutzen/ vnd mir zu Schaden/ anzuthun. Dieweilen aber von allen Orten/ vnter den Liebhabern/ viel Nachfra- gens derentwegen gewesen/ vnd noch von vielen embsig darnach verlanget wird/ als habe ich vmb der Krancken willen/ solchen nicht laͤnger verhal- ten/ sondern dem gemeinen Besten/ vnd sonderlich dem duͤrfftigen mensch- lichen Geschlecht zu lieb/ herauß geben wollen/ aber nicht weitlaͤufftig/ wie E ichs Vorrede ichs zwar vorgehabt/ sondern auffs allerkuͤrtzeste es auch immer seyn koͤn- nen/ vnd auch nicht mehrers oder weiters/ als was durch das Menstrum oder Solvens Universale allein/ vnd ohne andere Huͤlff zu verrichten/ vnd solches darumb/ dieweilen allbereit viel Schnudelens uͤber mein Mi- raculum Mundi, von groben vnerfahrnen Menschen ergangen/ vnd bald niemand begreiffen oder glaͤuben wollen/ daß das Vitrum ein solch edel Ge- schoͤpff Gottes/ vnd das wahre Solvens Universale in jhme zu finden/ vnd obwolen ich allbereit in obgedachtem Miraculo Mundi, intitulirtem Tractaͤtlein/ alldar inbegriffene Puncten/ von Stuͤcken zu Stuͤcken ex- plici ret/ vnd die Muͤglichkeit bewiesen; So hat es doch biß dato noch nicht viel gefruchtet/ sondern den einen Weg als den andern viel Thomas-Bruͤ- der vnd Widersetzer der Warheit/ sich gegen mich zu legen vnterstanden. Obwolen nun ich mich daran nicht kehren/ sondern einem jedwedern seine Meynung lassen koͤnte/ vnd die vnuͤberwindliche Warheit/ sich selbsten schuͤtzen lassen/ so gibt mir doch Vrsach vnd Anlaß solches nicht darbey verbleiben zu lassen/ sondern klaͤrlicher als bißhero geschehen/ davon zu schreiben/ die wahre vnd allen Menschen nothwendige Medicin vnd Huͤlf der armen Krancken/ so damit wol vnd fuͤglich zu wegen zu bringen Vmb derentwillen allein/ vnd sonsten keiner andern Vrsach halben/ ich diese Muͤhe auff mich genommen/ das waare Solvens Universale, vnd dessen edlen Gebrauch in Medicina, etwas klaͤrers zubeschreiben/ vnd jederman vor Augen zu legen/ wie grob vnd vnerfahren die jetzige boͤse Welt im Licht der Natur/ vnd wie arg vnd falsch dieselbe in der Finsternuͤß lebet/ vnd das Liecht auß zuloͤschen sich vnterstehet; wil hoffen/ daß mancher seinen stutzigen Kopff verlassen/ vnd die Warheit zu vieler Krancken Nutzen vnd Trost annehmen werde. Daß dieses geschehen moͤge/ wolle das e- wige Licht/ vnser aller allmaͤchtigste Gott vnd hoͤchste Artzt/ der See- len vnd deß Leibs/ seine Gnad/ Segen vnd Gedeyen darzu verleihen/ AMEN . Phar- Was Animalia seyn/ vnd was darunter oder darmit soll verstanden werden. V Nter dem Wort Animalien soll allhier verstanden werden/ alles dasjenige/ so eines Lebens oder Bewegung theilhafftig ist/ als Menschen/ allerhand grosse vnd kleine Thier/ auch Gewuͤrm in vnd auff der Erden/ auch die Fisch im Wasser/ Voͤgel in der Lufft/ vnd alles Geschoͤpff/ so sich reget/ beweget/ vnd ein sichtiges Leben in sich hat. Vnter diesen Animali schen Geschoͤpffen/ soll wieder ein Vnterscheid gemacht werden/ von denen welche Medicina lisch/ vnd den andern so nicht Medicina lisch seyn; Dann alle diese Animalia, so der Mensch zu seiner Nahrung gebrauchet/ vnd den Leib nutri ren/ seynd nicht Medicina lisch/ son- dern allein nutri rend/ vnd koͤnnen keine Medicament en darauß bereitet werden/ dann obwolen von etlichen Thieren/ als Ochsen/ Schaafen/ Ziegen/ Boͤcken/ auch Huͤnern/ Voͤgeln vnd dergleichen ein gute Essentia durch Kunst zu extrahir en muͤglich/ die schwa- che Leiber in Kranckheiten darmit zu laben oder zu staͤrcken/ davon in meinem Kochbuͤch- lein zu sehen/ so gehoͤret doch eine solche Arbeit mehr in die Kuͤchen/ als in die Apotheken. Al- hier aber soll von nichts anders tractiret werden/ als von solchen Thieren/ welches an sich selber nicht nutri rent; sondern von Menschen genossen gleichsam gifftig ist/ vnd wann man es durch die waare Spagyri sche Kunst vmbkehrt/ erst zu einer guten Medicin wird/ vnd sonsten schaͤdlich ist vnd bleibet; als da seynd Schlangen/ Krotten/ Moltwuͤrme/ Scorpionen/ Spinnen/ vnd dergleichen gifftiges Gewuͤrm/ welches/ so ihme sein Gifft benommen/ oder durch Kunst vmbgekehret wird/ kraͤfftige vnd durchdringende Artzeneyen geben. Es kan zwar eine Schlang/ Krott oder dergleichen gifftiges Thier/ nur mit ge- meinem Wasser/ darinnen es gekocht wird/ seinen Gifft verlieren/ vnd ohne Schaden ge- nossen werden/ weilen deroselben Gifft nicht in dem Fleisch/ sondern vielmehr im Geist bestehet/ welcher im kochen hinweg gehet/ wie dann Exempel genug seyn/ daß an statt Ahl/ bißweilen Schlangen gekocht/ vnd ohne Schaden gessen worden seyn/ wie es dann nichts fremb des ist in Jndien/ daß man die grosse Schlangen kocht/ vnd wie ander Fleisch ver- speiset. Es seynd aber hergegen wieder andere Thiere oder Vngezieffer/ als Mollen/ Scorpionen/ Tarantullæ vnd dergleichen/ welcher Gifft im Wasserkochen nicht weg ge- het/ sondern allzeit Gifft verbleibet. So man aber solchen gifftigen Wuͤrmen ein staͤr- cker Wasser zusetzt/ vnd darinn dige rirt/ so kehrt sich ihr Gifft vmb/ vnd wird gegen an- dere Gifft eine Medicin darauß/ wie hernach soll bewiesen werden; vnd ist das gewiß/ E 2 daß Ander Theil daß Gott der Allmaͤchtige nicht ein einiges Wuͤrmlein vergeblich erschaffen hat/ das nicht zu etwas gut waͤre/ wie klein vnd vnachtsam es auch von groben Menschen anzusehen/ dieweilen aber fast alle solche kleine Wuͤrm vnd Geziefer gifftig/ vnd gar selten zur Medi- cin gebraucht werden/ auch schier niemand ihre verborgene Krafft/ an deroselben von Gott gegebener Signatur erkennen oder erlernen koͤnnen/ so ist ihr Gebrauch vnbekand geblieben/ vnd hat man auch sehr wol gethan/ daß man solche (weilen man keine Cor r e- ction ihre Gifft vmbzukehren/ vnd zu einer Medicin zu machen gewust) auß der Apothe- ken gelassen hat. Gleichwol hat man nach/ vnd nach/ einige solcher gifftigen Wuͤrmen gut gefunden/ vnd zur Medicin gebraucht. Als da seynd Scorpionen/ Meyenwuͤrm/ Cantharides vnd dergleichen/ die Scorpionen in Oel vertrenckt/ gegen Gifft gebraucht/ die Cantharides, Meyenwuͤrm vnd Regenwuͤrm/ Holtzwuͤrm ( Milepedes genannt) den Vrin zu treiben/ aber mit Gefahr/ wegen ihrer bey sich fuͤhrenden Gifft/ solches ge- wagt/ vnd zumoͤfftern gut befunden. Haͤtte man aber selbige zuvorn zu corrigir en gewust/ vnd alsdann in solchen Kranckheitengebraucht/ wehre mehr Ehr ohne ienige Gefahr ein- gelegt worden. Dieweilen aber niemand solcher Thier-Gifft in eine sichere Medicin zu verwandlen gewust/ haben sie solche bloß gedoͤrt/ vnd also Rauch in forma pulveris, den Krancken eingeben/ vnd dannoch (aber mit grosser Gefahr deß Patienten) bißweilen wunderliche Curen darmit gethan/ wann man aber solcher Wuͤrmen Signatur wolbe- trachtet/ vnd ihren Gebrauch zur Medicin darauß erlernet/ vnd hernach solche durch das Solvens Universale vmbkehrt/ vnd zu einer sicheren Medicin verwandelt/ so erlangt man solche kraͤfftige Medicament en/ gegen die allerschwerste vnd vnheilbar-gehaltene Kranck- heiten/ dargegen die Vegetabili en gar nicht koͤnnen verglichen werden. Dann man leichtlich glaͤuben kan/ daß die Animalia welche Gott mit einem Leben begabet hat/ viel kraͤfftiger seyn muͤssen als die Vegetabilia. Jn meinem Buͤchlein de Signatura Vege- tabilium, Animalium \amp; Mineralium, welches geliebts Gott bald herauß kommen soll/ wird man wunder Dinge finden/ vnd neben der Signatur auch ihre so wolbekandte als verborgene Kraͤfften angezeigt werden/ allhier aber nur die vornembste Thier/ so in Medicina gebraucht werden/ vnd wie dieselbige durch das Solvens Universale zu corrigi- ren/ vnd in gute vnd sichere Medicament en zu bringen/ soll angezeigt werden; deroselben Gebrauch vnd Kraͤfften/ wird der guͤnstige Leser auß anderer Scribenten Buͤcher erler- nen koͤnnen/ dann ob ich schon wunderbarliche Wuͤrckung/ in etlichen vnachtsamen Ge- wuͤrm gefunden/ vnd auch gern dem Nechsten zum Besten beschrieben haͤtte/ vnd auch gaͤntzlich vorgenom̃en gehabt/ solches allhier außfuͤhrlich zu thun/ so hat mich doch wieder davon gehalten/ die Liebe gegen meinem Nechsten/ welchen ich gar nicht in weitlaͤufftige Jrꝛwege fuͤhren mag/ dann was in allen Vegetabili en vnd Animali en particulariter zer- theilt/ das findet man in einem einigen Mineral concentrirt, vnd vollkoͤm̃lich beysam- men/ also/ daß man gar nicht noͤtig hat/ vieler absonderlichen Vegetabili schen/ Animali- schen oder Minerali schen Medicament en/ dahin ich den guͤnstigen Leser wilgewiesen ha- ben. Doch denjenigen auch genug zu thun/ welche nicht gern Minerali sche Medicament en gebrau- Pharmacopææ Spagyricæ. gebrauchen/ vnd vor solchen sich gleichsam als vor Gifft foͤrchten/ so soll allhier etlicher der vornembsten Medicinali schen Thier/ Krafft vnd Wuͤrckung entdecket werden. Vnd erstlich/ von dem grossen Kefer-Schroͤter/ von vns Deut- schen/ von Lateinischen Scarabeus Cornutus genant/ vnd seiner Signatur, Krafft vnd Tugend in Medicina. E S ist einer von den groͤsten fliegenden Kaͤfern der mir bekant ist/ wigt vngefehr ein oder zwey Loth auffs hoͤchste/ von Farb/ Castanienbraun/ hat sechs scharffe Fuͤß/ damit er sich faͤst anhangen vnd halten kan/ doppelte Fluͤgel uͤber einander/ die obersten hart vnd glat/ gleich als wann sie von Horn gemacht waͤren/ darunter noch ein paar duͤnne vnd durchsichtige/ wie ein auffgetrucknetes Magsamen-Blaͤtlein/ das Maͤnnlein so insgemein etwas groͤsser als das Weiblein ist/ hat zwey Hoͤrner/ mit vielen Zacken/ einem Hirschhorn gantz an Gestalt gleich/ glat vnd hart wie ein Horn/ doch in- wendig holl/ ohne Marck/ damit kan er sich wehren/ wann man ihn erzoͤrner auff einen Tisch setzet/ vnd mit einem kleinen Ruͤhtlein zum oͤfftern schlaͤgt/ so laufft er nicht davon wie andere Thier/ sondern geht mit aufgesperten Gehoͤrn starck auff seinen Feind dar/ gleich als wann er sich an ihme rechen wolte oder koͤnte/ was man ihme darreicht das er- greifft er mit seinen Hoͤrnern/ vnd haͤlt es so starck/ daß mans nicht wol wieder von ihme nehmen kan/ ist es schwer/ so laͤst ers ligen vnd geht davon/ ist es leicht/ so traͤgt ers mit sich hinweg/ vnd laͤst es dann wieder fallen; das Weiblein hat so grosse Hoͤrner nicht/ sondern zwey kleine krumme/ welche es wie eine Zange/ auff vnd zuthun kan/ vnd sehr starck damit pfetzet/ wann man ihme etwas darreicht/ daß es mit den Hoͤrnern ergre if fet/ so laͤst es nicht nach/ biß die Hoͤrner auff einander stehen/ wofern das Ding nicht zu hart ist/ wann man einen solchen Kefer einem Hund oder Katzen an ein Ohr haͤnget/ so pfetzt er stracks durch/ vnd hencket sich so starck daran/ daß der Hund solches mit den Fuͤssen nicht kan abkratzen/ sondern nicht weiß wie ihme geschehen ist/ laͤufft vnd schreyet vmb Huͤlff/ ein solch boͤses Thier dieser Kefer ist. Er nehrt sich nicht von Gras oder Blaͤttern von den Baͤumen/ gleich andern fliegenden Kefern/ sondern allein von solchem Safft vnd vnd weichem Hartz/ der Sommers-zeit auß solchen Baͤumen fleust/ welche Fruͤchten mit Steinen tragen/ als da sind Nußbaͤume/ Kirschen/ Pflau men/ Pfirsing/ vnd der- gleichen Stein-Fruͤcht tragende Baͤume/ daran man sie findet/ saugen das außfliessen- de Hartz/ vnd leben davon/ ist ein rechtes Martia lisch Thier/ gleichsam von Natur gehar- nischt/ vnd mit Gewehr versehen/ die Hoͤrner brechen einige ab/ vnd tragen dieselbe bey sich fuͤr schaͤdlichen wilden Thieren sich darmit zu befreyen/ ist aber ein Superstitiosi sche Waffen: sonsten weiß ich vnd habs gesehen/ daß einige solche Hoͤrner/ wie auch die Fluͤgel davon gepuͤlvert eingenommen/ gegen innerliche Schmertzen vnd Stechen deß Leibs/ wie auch in viertaͤglichen Fiebern gut gefunden/ haͤnckens auch an den Hals gegen alle E 3 Fieber/ Ander Theil Fieber/ ich halte aber mehr davon/ wann sie bereitet eingeben werden/ von dem uͤbrigen Theil deß Leibes habe ich nichts vernommen/ daß er jrgends zu waͤre gebraucht worden/ das aber weiß ich/ daß eine maͤchtige heilsame Krafft in ihme seyn muͤsse/ weilen er nichts als von solchen Hartzen oder Resinosi schen Saͤfften/ die auß den kernfruͤcht-tragenden Baͤumen fliessen/ sich nehret/ dahero sein gantzer Leib balsamischer Natur ist/ vnd wegen der Signatur ich vrtheile/ daß seine Kraft seyn muͤsse/ alle innerliche vnd aͤusserliche Schaͤ- den von Stossen vnd Schlaͤgen/ Hauen/ Stechen/ Schiessen/ vnd dergleichen herkom- men/ wann zuvor nach meiner Art solches Thier in seine Essent. bereitet worden/ mit sonderbahrer Verwunderung koͤnne gebraucht werden/ die Hoͤrner vnd oberzehlte harte Fluͤgel koͤnte man absonderlich durch das Solvens Universale in ein Magisterium zum innerlichen Gebrauch/ der Leib aber so wol innerlich als aͤusserlich zu gebrauchen bereitet/ vnd gegen alle Schmertzen gebrauchet werden/ ohne Zweiffel werden auch noch viel mehr verborgene Kraͤfften darin seyn/ welche mir vnd andern vnbekand. Von dem Roß-Kefer. E S seynd auch noch andere Kefer/ so in Medicina gebraucht werden/ als die schwaꝛ- tze Roß-Kefer/ so sich bey Pferds-Koth gemeiniglich auffhalten/ auch einige so mehrentheils auff den Eichen-Baͤumen sich nehren/ graufaͤrbig seyn/ die Huͤner solche gern essen vnd viel Eyer von legen/ die Roß-Kefer aber lassen sie ligen/ ob diese letz- tere Medicina lisch/ ist mir vnwissend/ doch seynd sie also beschaffen/ wann man einen zer- quetscht/ vnd bloß auff die Haut bindet/ Blasen auffzieht/ wie auch gruͤne/ so mehren- theils auff den Rosen vnd Hollunder-Bluͤt gefunden/ vnd Gold-Kefer genennet wer- den/ solches auch thun/ vnd aͤusserlich wie auch innerlich solche Kraͤfften beweisen/ gleich wie die Spanischen Muͤcken Cantharides vnd ihres gleichen/ den Vrin sehr vehement treiben/ wann sie aber durch die Kunst vmbgekehrt/ vnd ihnen ihre Gifftigkeit benommen wird/ hernacher in Calculo, Podagra vnd anderen schweren Kranckheiten/ das ihrige si- cher vollbringen/ vnd viel gutes außrichten koͤnnen. Die schwartzen Roß-Kefer seynd Martia lisch/ den Schroͤtern bald gleich/ die graue Saturni nisch/ die gruͤne Vene risch/ die rohte kleine Sola risch/ wie sie auch Gold- vnd Herꝛgotts-Voͤgeln in vnser Deutschen Sprach genennet werden/ auch sich einige ruͤhmen/ gut Gold auff der Capellen darauß gebracht haben solten/ welches ich nicht glaͤuben kan/ daß aber ein Cordiale darinnen verborgen/ ist wol zu glaͤuben/ doch daß zuvorn eine Correction hergehe/ sonsten nicht gern gebrauchen wolte. Vber diese erzehlte Sorten der Kefer ist noch eine ander schwar- tze Art/ so im Maͤyen vnd Junio auff dem Gras kriechend gefunden werden/ koͤnnen nicht fliegen wie oberzehlte/ wiewol sie auch kleine Fluͤgel haben/ kriechen sehr langsam/ vnd wann man sie in die Haͤnd nimbt/ einen starckriechenden gelben Liquorem von sich ge- hen lassen/ dahero sie Maͤy oder Schmaltz-wuͤrme/ in Latein Scarabei unctuosi genen- net werden/ seynd sehr starck wirckend/ vnd werden von vielen gebraucht gegen die aller- schwerste Kranckheiten/ als Podagram, Calculum, Lepram, Morbum Gaflicum, \amp; Hydro- Pharmacopææ Spagyricæ. Hydropem, nur gepuͤlvert/ zu ein/ zwey/ drey oder mehr Granen eingeben/ treibt sehr ve- hement per vomitum, Secessum vnd Urinam, also daß der Vrin/ welcher von den Poda- gricis vnd Calculosis wie auch Leprosis kombt/ in einem Erden-Topff auff Kohlen ge- waͤrmet/ sich coagulirt, wie eine gerunnen Milch/ vnd endlich gleich einem Stein zeh vnd hart wird/ welches zu verwundern/ vnd weiß gar wol/ daß viel Podagrici damit re- stituirt seyn/ ist aber sehr gefaͤhrlich damit vmb zu gehen/ weilen sie so vehement wuͤrcken. Wann aber dieselbe zuvorn durch das Sal Universale corrigirt werden/ selbige hernach gantz sicherlich/ in obbeschriebenen Kranckheiten zu gebrauchen seyn. Jhre Signatur zeigt an/ daß sie Saturni nisch seyn/ vnd neben obgedachten Kranckheiten/ alle boͤse gesal- tzene Feuchtigkeiten/ davon der Scorbutus, vnd offene fistulir te Schaͤden entstehen/ auß- fuͤhren muͤssen. Es hat vor diesem ein Medicus Wierus genant/ ein besonder Tractaͤt- lein gegen das lauffende Gicht/ oder fahren Arthritidem Vagam genant/ geschrieben/ darinn er diesen Wurm/ wie auch die Regen-wuͤrme sehr recommendirt, vnd ist nicht ohn/ bey allen bekanten Medicinali schen Wuͤrmen/ dieser an Kraͤfften allen vorgehet/ es folgen aber diesem Wurm nach die Cantharides, doch bey weitem nicht so gut/ als die Schmaltz-Kefer/ nach diesen folgen die blaue Fliegen/ so man nirgens/ als auff todten Asen sitzende findet/ denen die Schmeisfliegen/ so sich bey den Menschen in Haͤusern auf- halten/ herumb schnurren/ so lang suchen/ biß sie rohes Fleisch finden/ darauff sie ihr Ge- schmeis/ als kleine Eyer hencken; so in einem Tag zu Wuͤrmen werden/ glaͤub nicht/ daß ein lebendige Creatur einen solchen subtilen Geruch habe/ als eben diese Fliegen/ derohal- ben in verborgenen Kranckheiten das ihrige wol thun moͤchten/ doch wil ichs niemand rahten/ daß man folche vnbereit gebrauche/ dann so ein Mensch vngefehr an einem ge- kochten Fleisch/ darauff sie ihre Geschmeis gelassen/ etwas in den Magen koͤm̃t/ die Na- tur solches nicht leiden kan/ sondern alsobalden als ein Gifft per Vomitum, wieder von sich außstoͤsst. Halte diese Fliegen fuͤr Mercuria lisch. Es seynd auch die Regen- oder Erd- wuͤrme Medicina lisch/ treiben den Vrin vnd Schweiß starck/ auch machen sie Sedes vnd Vomitus, also rauhe gebraucht/ wie bekant genug ist/ so dieselbe aber corrigirt, in ein liebliche Essentiam durch das Solvens Univers. gebracht wuͤrden/ glaͤube ich/ daß solche ein Specificum insigne contra impotentiam seyn/ vnd den alten Reutern auff dem Sat- tel helffen solten/ welches ihre Signatur anzeigt/ kan sich bald lang/ bald kurtz/ dick oder duͤn machen/ wann sie wollen/ dergleichen sonsten kein Thier thun kan/ auch weiß ich keines/ daß in seiner Vermischung mit dem Weiblein laͤnger anhaͤlt/ als eben dieser Wurm/ dann ich zum oͤfftern in Fruͤhlings zeiten/ wann das Erdreich vom Frost wieder auffgan- gen/ gesehen/ daß selbige in der Erden sich nicht paaren/ sondern ausser der Erden/ wann nemblich die helffte von dem Wurm auß der Erden kriecht vnd der ander auch also/ sie sich auff einander legen/ vnd also zusammen arbeiten/ daß sie gleichsam sich daruͤber erschlagen lassen/ ehe sie ablassen/ vnd alsdann einjeder wieder zu ruckwerts in sein Loch kriecht; wann die Huͤner deren viel essen/ sie viel Eyer legen/ auch bißweilen zwey in einem Tag/ welches kein Korn thun kan/ ist also der Erd-oder-Regenwurm einer Veneri schen Art vnd Eigen- schafft. Ander Theil schafft. Vber diese Wuͤrm finden sich noch andere/ die noch Veneri scher seyn/ nemblich kleine breite Thierigen/ mit sechs Beinen schnellauffend/ haben zwar Fluͤgel/ brauchen sie aber nicht/ sondern lauffen an den Mauren vnd faulen Brettern/ bey den Pferds oder Schweins-staͤllen haͤuffig bey sammen/ hencken ihre Eyer an ein Holtz oder Mauer/ wer- den nur bey gutem Wetter gesehen/ bey Regen vnd Kaͤlte verkriechen sie sich/ bey warmen Wetter kommen sie wieder/ vnd paaren sich gantz vnordentlich/ wann das Maͤnnlein auffsitzt/ laufft das Weiblein damit fort/ koͤm̃t ein staͤrckerer/ wird er abgestossen/ also geht es diesem auch/ vertreibt einer den andern/ das wehret den gantzen Tag/ vnd siehet man sie nichts essen: Jch habe derselben etliche zusammen in ein Glas gethan/ daß sie nicht auß kriechen koͤnnen/ haben sich also gefangen gepaaret/ vnd hungers auff einander gestorben/ ehe sie einander verlassen haben/ sie seynd klein/ vñ gehen derselben wol hundert auf ein Loth haben rohte Fluͤgel mit schwartzen Flecken/ lauffen schnell/ habe nichts davon in Schrifften gesehen. Jch aber solche den Hunden vnd Katzen eingeben habe/ vnd wunder Ding er- fahren/ die Huͤner noch andere Voͤgel essen sie nicht/ muͤssen ihnen gar zu st arck seyn/ glaͤube daß was sonderlichs darhinder stecken muͤsse/ wer solche versuchen wil/ kan es thun/ doch ohn corrigirt er sie zu frieden laß/ ist daß aller Veneri schste Geziefer/ vnter allen/ die mir bekant seyn/ es sind sonsten noch vielerhand Wuͤrme/ die in Medicina gebraucht wer- den/ als die Aselli Eselges/ nehren sich von faulem Holtz/ wann man sie antast/ rollen sie sich zusam̃en in ein Kuͤglein/ werden in Calculo mehrentheils gebraucht; die Wandlaͤuse/ die die Menschen bey Nacht plagen/ das Blut außsaugen/ in altem fichten Holtz/ wie auch sonderlichin alten Bethstaͤtten sich aufhalten/ an der Farb roht/ seynd zu scheuen/ weilen sie so starcken uͤblen Geruch von sich geben. Dergleichen ist noch eine andere stinckende Art sol- cher Wuͤrmen/ die gruͤn vnd gar gifftig seyn/ auch uͤbler stincken als die rohte/ haben Fluͤ- gel/ seynd viermahl so groß als die Wandlaͤuse/ nehren sich vom Gras/ vnd leben den kalten Winter uͤber/ verkriechen sich in holle Baͤum oder Kluͤffte der Mauren/ wann vn- gefehr ein Rind-Viehe vnter dem Gras ein solches Vngeziefer in Leib bekom̃t/ schwellen sie davon auff/ vnd sterben auch bißweilen davon/ das Vieh weiß sich davor zu huͤten/ daß es solche nicht bald im Leib bekom̃t/ steckt was sonderlichs in diesem Geziefer/ es kan seinen Gestanck verhalten/ vnd von sich geben wann es wil/ welches ich gewiß probiert vnd er- fahren habe/ seynd uͤberauß listig vnd betruͤglich/ davon ich seltzame Historien erzehlen koͤn- te/ kan solche nicht besser vergleichen/ als allen arglistigen/ hurischen/ stinckenden/ vergiften/ bestialischen Menschen/ dafuͤr man sich zu huͤten hat/ in dem Menstruo Universali verlie- ren sie ihren Gestanck alsobalden/ habe aber solche nicht weiters versucht. Dieser vnd der- gleichen Vngeziefer/ werden vnzaͤhlich viel gefunden/ welche ohne Zweiffel nicht verge- bens erschaffen/ darunter immer das eine deß andern Feind ist/ vnd solchen nach dem Leben stellt. Vnter andern kenne ich einen kleinen Wurm/ welcher den Erden- oder Regen-wuͤrmen ihre Krafft vnd Saft außsaͤugt/ vnd fett darvon wird/ in allen Stuͤcken die Regen-Wuͤrme uͤbertreffende/ in Fruͤhlings zeiten ist er ein mager Wuͤrmlein/ nicht so groß als ein Maͤhl-Wurm/ den Sommer uͤber mestet er sich von den Regen-Wuͤr- men/ Pharmacopææ Spagyricæ. men/ vnd wird so fett/ daß er kaum kriechen kan/ kohlschwartz/ mit vielen kurtzen Beinen/ eines Schreibfeder Kils dick/ vnd etwan eines Glieds am Finger lang/ in der Erden haͤngt er mit seinem scharffen Gebiß an den Regen-Wurm/ das beste darauß zu ziehen/ welcher sich seiner nicht erwehren kan/ sondern vor Angst vnd Schmertzen auß der Erden kreucht/ daran der Wurm hangen bleibt/ vnd keines wegs sich davon bringen laͤfft/ so lang vnd viel/ biß daß er so voll ist/ daß er selber davon faͤllt/ habe offt zugesehen/ wie sie sich mit einander uͤberwerffen/ also daß bißweilen der kleine Wurm den andern in der zwerge von einander beist/ welches doch wieder zusammen heilt/ wann er in die Erden kommen kan/ wie dann gemeiniglich die alten Regen-Wuͤrme an viel Orten gebissen vnd wieder zusammen gewachsen gefunden werden/ so von diesem Wurm geschehen ist/ dann ich sonsten keinen Feind ausser den Moltwurff in der Erden weiß/ als eben diesen Martiali- schen schwartzen/ wann er mit dem einen fertig ist/ er sich an einen andern macht/ vnd nur das beste darauß zieht/ daß uͤbrige ligen laͤsst; ist voller Kraͤfften/ vnd uͤbertrifft an- dere Wuͤrmen an Tugenden/ wann er wol zuvorn bereit wird. Von den Spinnen wird viel gesagt/ daß sie gifftig seyn sollen/ habs aber nicht befunden/ bey denen/ welche in ei- nem Jahr wachsen vnd wieder vergehen/ als da seyn diese/ so auff den Baͤumen/ Hecken vnd Stauden ein Netz auffspannen/ die Fliegen damit zu fangen/ Kreutz-Spinnen ge- nandt/ weilen sie ein Kreutz auff dem Suͤcken tragen/ ziehen alle Monat den alten Balch ab/ welches auch diese thun/ so in den Loͤchern oder Winckeln in den Haͤusern ihre We- ben auffspannen/ koͤnnen ohne Essen vnd Trincken drey Monat leben/ ehe sie sterben/ die- se seynd zwar etwas boͤser als die vorige/ doch so gifftig nicht/ als man sie haͤlt; die vieler- Art gruͤnen/ so von Laub vnd Gras leben/ seynd gar nicht gifftig/ eine einige Art darunter/ welche sich allein in kalten vnd finstern Orten/ als Kellern vnd feuchten Gewoͤlbern auff- halten/ vnd von den Asellis oder Eselen sich nehren/ schwartz vnd rauch wie ein Sammet anzusehen/ langsam daher gehen/ seynd sehr gifftig/ als ein Koͤnig aller Spinnen zu hal- ten/ beissen die andern Spinnen todt/ vnd fressens auff/ wann sie selbe erwischen koͤnnen. Wann sonsten die eine Spinn in der andern Nest wirfft/ so treibt die staͤrckste die schwaͤch- ste auß/ dieser schwartzen aber stehet keine Spinn/ fliehen alle von ihr/ vnd frisst sie keine Amsel oder ander Gewuͤrm-fressender Vogel/ seynd sehr gifftig/ werden alt/ vnd leben viel Jahr in Kellern/ weilen sie vor Frost bleiben koͤnnen/ werffen ihre Balch nicht ab wie die andern. Es seynd auch diese gifftig/ welche in den Stuben Winters zeit ihre Nahrung von den Fliegen/ oder auffs wenigst von suͤssen Duͤnst oder Geruch deß Honigs/ Zuckers oder dergleichen leben vnd alt werden/ werden allzumal wenig in Medicina gebraucht/ welche man auch wol entbehren kan/ weilen man andere vnd bessere Medicament en ohne dieses abscheuliche Geziefer haben kan; das beste daß ich von ihnen gesehen/ ist gewesen die krancke Huͤner darmit zu purgieren/ daß dieselbe hernach bald zuneh- men vnd feist werden. Die Ameisen/ welche sich von den Saͤfften oder Hartz der Baͤumen nehren/ seynd auch im Gebrauch/ thun aber wenig Miracul. Die Haͤuschre- cken/ Grillen vnd dergleichen Geziefer/ ob dieselbe gleich eine verborgene Krafft mit sich F fuͤhren/ Ander Theil fuͤhren/ werden sie doch nit geacht/ weilen ein einig Mineral mehr thun kan/ als alle grosse vnd kleine Thiere/ sampt allem Gewuͤrm vnd Vngeziefer/ derohalben billich nicht gros geacht werden. Von den grossen Thieren pflegt man auch etwas zu der Medicin außzu- nehmen/ als von den Woͤlffen den Magen vnd Daͤrme/ wie auch ihre Zaͤhn/ von den Fuͤchsen ihre Lungen/ von etlichen ihre Gallen/ Haar/ Haut/ Koth/ Hoͤrner/ ꝛc. darmit aber bißhero wenig außgerichtet ist/ darumb/ weilen solche Dinge von solchen Thieren ge- nommen/ die kein Gifft haben/ vnd von den Menschen zur Speiß ohne Schaden koͤnnen genossen werden; so man aber alter irenden oder gleichsam gifftigen Thieren ihre Zaͤhn/ Beiner/ Hoͤrner vnd Knochen vmbkehren vnd zu bequemen vnd sicheren Medicament en zu bringen weiß/ alsdann ist etwas darmit außzurichten/ vnd sonsten nicht; als vnter die ersten werden gerechnet die Zaͤhn von Hunden/ Woͤlffen/ Baͤren/ Loͤwen vnd dergleichen Raub-Thieren; die Knochen vnd Hoͤrner vom Elend/ Ziegen/ Boͤcken/ Gemsen/ Hir- schen/ Elephanten vnd dergleichen/ auch die Haar von Menschen vnd allen Thieren. Vnter die zweyte werden gezehlet die Beiner vnd Baͤlge an den Ottern/ Schlangen/ Vipperen/ Krotten/ Molchen vnd andern gifftigen Thieren. Vnter den dritten Grad werden gerechnet/ die Zaͤhn vom Seehund vnd Braunfisch/ die Hoͤrner von Walrossen vnd Hornfischen/ welche ins gemein Einhoͤrner genant werden/ vnd was dergleichen See- Monstra mehr sein moͤchten/ deren Fleisch gifftig/ ihre Hoͤrner vnd Zaͤhn Medici- na lisch seyn muͤssen/ wann sie nem̃lich vmbgekehrt/ vnd zu einer bequemen Essentia ge- macht werden. Es ist sonsten in allen Thiere Koth/ eine besondere Krafft vnd Medicin, auch ist aller Thier Sal volatile nicht zu verachten/ vnd sonderlich deren/ die gifftig seyn/ auch ihr Sal fixum in vielen Kranckheiten kraͤfftig genug/ davon aber dißmal mein Intent nicht ist zu handlen/ sondern nur anzuzeigen/ wie daß alle Thier durch das Menstruum Universale zu solvir en/ vnd auß Gifft eine Medicin zu machen muͤglich/ ihre Kraͤfften seynd vorhin bekant genug/ mangelt allein an guter Bereitung/ welche ich allhier an Tag zu geben vorgenommen. Es weisst sich selber/ je gifftiger das Fleisch von den Thieren/ je besser vnd kraͤfftiger gegen Gifft deroselben Zaͤhn/ Hoͤrner/ Haut/ Haar vnd Klawen seyn/ welches vns zu glaͤuben die Experien tz gelehrt hat/ vnd wer von dergleichen giffti- gen Thieren mehrers Nachrichtung begehrt zu haben/ der lese mein Buͤchlein DeSignatu- ra rerum, so wird er viel schoͤne nuͤtzliche nachdenckliche Dinge finden. Folget nun die Bereitung vnd Verwandlung aller gifftigen Thier vnd Gewuͤrm/ in sichere vnd kraͤfftige Medicamenten. D Ie Bereitung nun betreffend/ so bestehet dieselbe nicht in solcher Form vnd Art/ gleich wie bißhero die Thier/ vnd was denselben anhaͤngig/ bey dem Medicina- li schen Gebrauch veruͤbet worden/ als da ist Pulverisi ren/ oder in Balneo de- stillir en/ in Spiritus, Wasser vnd Oelen/ oder Calcinir ung/ oder Verbrennung zu einer Aschen/ Pharmacopææ Spagyricæ. Aschen/ davon das Sal fixum gezogen/ oder Sublimi rung in ein Sal volatile, vnd was der- gleichen Bereitungen der Thieren bißhero im Gebrauch gewesen/ welche ich zwar gar nicht verachte/ vnd dieselbe an sich selbsten auch gut seyn/ weilen ich aber einen naͤhern vnd bes- sern Weg gefunden/ solches zu verrichten/ habe ichs dem nothleidenden menschlichen Ge- schlecht zum besten/ Huͤlff vnd Trost der Kranck en/ nicht laͤnger verhalten wollen. Auff daß aber der guͤnstige Leser auch sehen vnd spuͤhren moͤge/ was zwischen meiner vnd der al- ten Bereitung fuͤr ein Vnterscheid; Wil ich solches kuͤrtzlich anzeigen vnd beweisen. Biß auff diese gegenwaͤrtige Zeit zu/ habe ich von keiner andern præparation gehoͤrt oder gele- sen/ als folgende: Entweder man hat die Thier oder ihre Theilen davon/ in der Lufft ge- trucknet/ pulverisi ret/ vnd also in forma pulveris mit bequemen Vehiculis eingeben/ oder man hat mit zuthun Honig oder Zuckers/ das Pulver in Form eines Electuari gebracht/ oder man hat die Thier noch frisch in Oel digerirt, exprimirt, vnd in Balsama bereitet/ so wol innerlich als aͤusserlich zu gebrauchen/ nach deme mans gut vnd noͤtig gesunden/ auch hat man selbige balsami r t, vnd exsiccirt, vnd zu seinen Gebrauch behalten/ etliche ha- ben die Thier frisch in Balneo zu einem Wasser destillirt, die Remanentia zu Aschen ver- braͤnd/ das Sal fixum durch das uͤbergestiegen Wasser extra hirt/ etliche haben die Thier trucken oder naß per retortam destillirt, vnd einen st i nckenden Spiritum, Oleum, vnd ein Sal Volatile uͤbergetrieben/ die Theilen von einander geschieden/ rectific irt/ vnd zum Gebrauch bewahret/ etliche haben die gifftige Thier in ein Baum-Oel/ oder auch wol Aromati schen Vegetabili schen destillirt en oder exprimirt en Oleo ersterben lassen/ vnd hernach das Oleum so wol in-als aͤusserlich gebraucht/ wie bey den Scorpionen zu sehen/ diese vnd dergleichen Bereitungen der Animalien seynd bi s hero in der Medicin gebraͤuch- lich gewesen/ vnd theils gut befunden worden/ dieweilen ich aber gesehen/ daß in solchen Bereitungen die Animalia theils noch sehr crud vnd gifftig/ wann selbige nur bloß gedoͤrt/ gepulvert vnd admini strirt werden/ ohne Gefahr nicht wol zu gebrauchen/ weilen dieselbe gar zu vehement angreiffen/ wann ein geringer Exces bey der Administration gethan wird/ vnd seynd auch solche pulverisir te Thier/ weilen selbige nicht allein vnlieblich am Geschmack/ sondern auch gar leicht/ papicht vnd walgerisch/ uͤbel ein zunehmen/ die de- stillirte Thier aber so wol derselben Spiritus Oleum vnd Wasser gemeiniglich sehr nach dem Brand riechen/ vnd der Natur auch sehr zu gegen seyn. Das Sal Volatile wie auch Fixum, darin auch der Thier meiste Krafft bestehet/ noch am fuͤglichsten zu geniessen seynd/ das Oleum vnd Spirit. aber wegen seines Gestancks/ gar nicht innerlich zu gebrau- chen ist/ weilen nun dann zum oͤfftern/ in einer solchen destillation die beste Kraͤfften ver- brand vnd verderbt werden/ also daß das destillatum offt weniger nutzet/ als das rohe Thier an sich selbsten/ so kan eine solche bereitung auch nicht fuͤr die beste bestehen/ oder gel- ten/ derohalben nach einer andeꝛn vnd bessern sol vnd muß getꝛachtet werden/ nemlich nach einer solchen/ durch welche ein jedes Thier oder Theil desselbigen/ nach Gelegenheit der Sach/ ohne einige separation in gantzer substan tz durch ein solvir end vnd corrigir end Wasser auffgeloͤsst/ vmbgekehrt/ vnd das Gifft zu einer Medicin kan bereitet werden/ F 2 welches Ander Theil Welches Wasser aber dardurch die Thier solvirt, corrigirt, vnd auß Gifft ein Medicin gemacht wird/ also sol vnd muß beschaffen seyn/ daß es nach seinem Gebrauch fuͤglich wieder von den corrigirt en vnd zu bereiten Thier mag geschieden werden/ auff daß das corrigirte vnd gereinigte Thier entweder also per se, oder aber mit bequemen vehiculis dem Duͤrfftigen kan beygebracht werden/ wie solches durch ein Exempel bald klaͤrlicher sol bedeutet werden. Folget nun das Menstruum Universale, wodurch alle Ve- getabili en/ Animali en vnd Minerali en Solvirt, corrigirt, vnd in die reinste vnd sicherste Medicament en gebracht werden. J N meinem Miraculo Mundi, habe ich das Nitrum fuͤr das wahre Solvens Uni- versale zu seyn gelehret/ vnd darbey berichtet/ daß solches seine operation in dreyerley Gestalten verrichte: Erstlich wie es an sich selber ist/ zum Andern wann es in einen fixen vnd feurigen liquorem gebracht/ zum Dritten/ wann es durch das Feuer in einen Spiritum acidum ist destillirt worden/ durch welche drey Gestalten alles so in rerum natura ist/ kan solvirt, corrigirt vñ in ein besser vnd reiner Wesen verwandelt wer- den/ wie solches nun hergehe/ soll allhier klaͤrlich gelehrt vnd angezeigt werden/ also daß alle diejenige/ welche bißhero mein Miraculum Mundi entweder durch grobe Vnwissen- heit oder vorwitzigen Hochmuth/ oder gar teuffelischen Haß vnd Neid/ wie Farner ge- than/ verachtet/ verworffen/ vnd fuͤr vnmuͤglichkeit außgeruffen/ Schamroth stehen/ vnd bekennen muͤssen/ daß sie entweder auß Vnerfahrenheit/ Hochmuth vnd Neid/ gegen das helle Tages Liecht gestritten/ vnd solches vertilgen/ außloͤschen oder verfinstern wol- len. Obwol ich nun allbereit in meinem Miraculo Mundi vnd dessen Explication, wie auch erster Apologia gegen den gottlosen Farner, von Bereitung vnd Gebrauch deß Menstrui Universalis geschrieben/ so bilden ihnen doch viele ein/ als wann es noch gar zu dunckel waͤre/ vnd man nicht wol ohne fernere Erlaͤuterung damit zu recht kommen koͤnte/ denen nun den Brey zu kaͤuen/ vnd ins Maul zu streichen/ auff daß sie gar keine Muͤhe vnd weiters Nach dencken darmit haben moͤchten/ ich allhier vor mich genommen hab: Wil also hiemit im Namen Gottes vnd dessen hoͤchsten Ehren/ wie auch dem gantzen menschlichen Geschlecht zu nutzen/ einen Anfang machen/ vnd vollkoͤm̃lich beweisen/ daß durch das Nitrum, in obgedachten dreyen Gestalten/ alles vnd nichts außgenommen/ so in Rerum Natura zu finden seyn moͤchte/ warhafftig zu Solviren, Alteriren vnd Melio- riren muͤglich. Biete hiemit allen Spoͤttern vnd Feinden der Warheit einen Kampff an/ so dieselbe ein anders Solvens Universale (als dieses ex Nitro ) bey zu bringen wis- sen/ sie es dann thun/ oder so sie es nicht vermoͤgen/ alsdann dieses dafuͤr gelten vnd vn- angefochten lassen wolten. Steht einem jedwedern frey/ wann er etwas bessers weiß/ solches zu den gemeinen Besten herauß zu geben/ so er aber nichts bessers vor zu bringen weiß Pharmacopææ Spagyricæ. weiß noch kan/ so laͤst er billich die Warheit seinen Meister seyn vnd bleiben/ solte mir sehr lieb seyn/ wann jemand ein bessers Solvons Universale herfuͤr braͤchte/ wolte meine be- gangene Fehler in dieser Materi gern bekennen/ vnd meine eigene Schrifften selber refu- tir en/ foͤrchte mich aber gar nicht/ daß einer darmit herfuͤr kommen werde/ wann er kom̃t/ so wollen wir ihn sehen vnd hoͤren/ auch wieder guten Bescheid darauff ertheilen. Vnter- dessen aber Gott zu Ehren/ vnd zu Liebe deß Nechsten in Bereitung guter Medicamen- t en/ allhier fortfahren/ die Verbesserung der Metallen, aber durch vielgedachtes Nitrum zu wegen zu bringen/ wird in dem andern/ dritten vnd vierdten Theil deß Vaterlands Wolfahrt außfuͤhrlich beschrieben vnd dargethan/ vnd allhier von nichts anders/ als von Medicinalibus zu handlen ich vorgenommen habe. Wie nun das Nitrum zu einem fixen feurichen Liquore, vnd auch zu einem fluͤchtigen sauren vnd feurigen Spiritu berei- tet/ ist zwar allbereit an andern Orten meiner Schrifften geschehen/ vnd waͤre nicht noͤ- tig/ solches allhier zu wiederholen/ dieweilen aber dem Kunstliebenden besser damit gedie- net wird/ wann er beyde Bereitungen beysammen hat/ als habe ichs fuͤr nothwendig ge- acht/ selbige zur Notturfft hieher zu setzen. Processus wie der Salpeter zu einem feurigen Liquore bereitet wird. ℞. 1. ℔. Reinen vnd gelaͤuterten Salpeter/ setze denselben in einen starcken vnd wolgebranten Tiegel/ verdeckt in ein Windoͤffelein/ so lang biß das Nitrum geflossen/ vnd gluͤend worden ist/ darauff wirff ein wenig Kohlengestuͤb/ vnd laß es auf dem Salpe- ter verbrennen/ dann wirf mehr darauf/ laß solches auch verbrennen/ vnd solches aufwerf- fen deß Kohlengestuͤbs auf den gestossenen Salpeter/ sol so offt geschehen/ biß daß die Kohlē nicht mehr auff dem Salpeter brennen wollen/ vnd der Salpeter gruͤn vnd blaw worden ist/ selbigen giesse auß dem Tiegel in einen reinen Moͤrsel oder kuͤpffernen Becken/ laß er- kalten/ so findestu ein Saltz auff der Zungen gantz feurig/ einem Salia Tartari gleich/ sol- ches setze zerstossen in glaͤsern Schalen in einen feuchten vnd kuͤhlen Keller/ so wird dieses Saltz in wenig Tagen oder Stunden/ in ernen klaren vnd feurigen Liquorem fliessen/ welchen du Filtrir en/ vnd zum Gebrauch verwahren kanst. Folget nun sein Gebrauch in Bereitung der Animali schen/ oder auch Vegetabili schen Medicament en. W Eilen allbereit der Gebrauch dieses Menstrui in meiner ersten Apologia gegen Farnern beschrieben/ vnd auch der Erste Theil dieser meiner Pharmacopææ Spagyricæ darinnen der Kraͤuter Essentias zu bereiten gelehrt worden/ im Druck ist/ allhier in diesem Tractaͤtlein aber/ nur der Animali schen Medicament en zu gedencken vorhabens/ also werde ich allhier einen Process setzen/ wie so wol die Vegetabi- F 3 lien Ander Theil lien als Animali e n verbessert/ vnd in ihre sichere Medicament en bereitet/ dieses sol allhier in acht genommen werden/ daß mir in Verbesserung der starckwirckenden/ vnd gleich- sam giftigen Kraͤutern vnd Thieren dises Menstruum zu gebrauchen/ selbige damit zu cor- rigir en/ vnd ihnen ihre Vnart damit zu benehmen angeordnet ist/ dann die Kuͤchen-Kraͤu- ter/ welche an sich selber gut vnd sicher zu gebrauchen seyn/ doͤrffen einer solchen corre- ction gantz nicht/ sondern seynd an sich selber gut vnd sicher zu gebrauchen/ es waͤre dann/ daß man per Spir. Vini einen Extractum darauß machen/ oder dieselbe destillir en/ vnd auß ihnen einen Spiritum ardentem vnd Oleum, wie auch Sal Fixum bereiten/ vnd wie- der nach der Kunst conjungir en/ vnd in liebliche Essentias bringen wolte/ welche Arbeit allbereit in dem Ersten Theil meiner Pharmacopææ Spagyricæ außfuͤhrlich beschrieben worden/ allhier aber nur tract irt wird/ wie die Vegetabilia, Animalia vnd Mineralia, allein durch Huͤlfse deß Salpeters/ in liebliche Medicament en zu bereiten seyn/ an andern Orten meiner Schrifften werden dieselbe auch ohne dieses Solvens Universale, durch an- dere Weg zu bereiten/ vielfaͤltig gelehret/ dahin ich den guͤnstigen Leser wil gewiesen ha- ben/ vnd allhie fortfahren/ vnd die Bereitung durch erwehntes feurige Solvens, ohne an- deren additionen oder Huͤlffe/ zu verrichten lehren. Processus, wie die Animalia oder Vegetabilia durch den feurigen Liquorem Nitri fixi, zu solv iren corrig iren/ vnd in heylsame Medicament en gebracht werden. ℞. Welches Thier oder Kraut du wilt/ ist es frisch/ so hacke es klein/ ist es duͤrꝛ/ so pulverisire es/ vnd uͤbergiesse dasselbe in einem starcken Glas-kolben/ mit dem Liquore Nitri fixi, also/ daß derselbe das Thier oder Kraut wol befeuchte vnd allenthalben be- decke/ setze des Glas in ein Balneum, vnd digerir das gifftige Kraut oder Thier ein Tag vnd Nacht zusammen/ so wird der Liq. Nitri in waͤhrender Zeit das gifftige Thier oder Kraut zeitigen/ vmbkehren/ vnd die Gifft zu einer medicin machen/ laß erkalten/ nimb das Glas auß dem Balneo, vnd giesse das corrigirte Kraut oder Thier mit dem Liq. Nitri fixi auß dem Kolben in ein ander Glas mit einem langen Hals/ giesse deß besten dephlegmirt en Spirit. Ardent. Vini vel frumenti darauff/ also/ daß derselbe zwey zwergs Finger daruͤber stehe/ NB. dann so wol der Liquor Nitri, als Spiritus Ardens, soll De- phlegmirt seyn/ auff daß sich der Spiritus Ardens nicht mit dem Liq. fixo conjungir en koͤnne/ sondern daruͤber stehen bleiben muͤsse/ dann so bey beyden viel Wasser waͤre/ wuͤr- de sich der Spiritus Ardens mit dem Liq. vereinigen/ vnd das Werck verdorben seyn/ welches wol in acht zu nehmen. Dieweilen nun der Spiritus Ardens sich mit dem Li- quore nicht vermischen kan/ so ziecht er in der warmen Degestion allein die wahre cor- rigirte Essentiam deß Krauts oder Thiers zu sich/ vnd laͤsst den Liq. Vixum mit den vn- achtsamen Huͤlsen deß Krauts oder Thiers zuruͤck/ wann das geschehen/ vnd der Spiritus Ardens nicht mehr extrah iren kan/ vnd voller Essents ist/ so giesse ihn ab/ vnd wieder ei- nen Pharmacopææ Spagyricæ. nen frischen darauff/ laß ihn auch extrah iren/ dieses thue so offt es noͤhtig seyn moͤchte/ vnd alle Essentia auß dem Liq. gezogen ist/ diese colligir te abgegossene Spiritus, darinn die vmbgekehrte Gifft deß Krauts oder Thiers ist/ giesse zusammen in einen Kolben/ vnd extrahire fein lind in einem Balneo den Spiritum Ardentem davon/ biß daß nur ein di- cker braun-rohter Liquor. zuruͤck bleibe. NB. Man kan auch wol nur den besten Spir. Ardentem von dem Extracto in Balneo separ iren/ vnd zu fernerem Gebrauch bewah- ren/ vnd hernach den uͤbrigen schwachen Spiritum sam̃t dem Extracto auß dem Balneo nehmen/ vnd in glaͤsern Schalen uͤber einem Balneo Vaporoso ad consistentiam mellis abdunsten lassen/ so darff man sich nicht besorgen/ daß das Balneum zu heiß werde/ vnd etwan die Essentia in dem Kolben verbrennen moͤchte/ welches wol in acht zu nehmen/ so aber in glaͤsern Schalen uͤber einem Balneo Vap. gar nicht geschehen kan; wann nun die Essent. so weit gebracht ist/ so sol man von dem zu erst uͤbergestiegenen Spiritu Ardente wider in einem Koͤlblein etwas darauff giessen/ wol vntereinander schwencken vnd schuͤt- telen/ so ziecht der starcke Spiritus Ardens alsobalden wiederumb das reinste Theil auß der Ess. vnd laͤsst etwas wenigs feces sam̃t etwas Nitri-fixi, so in der ersten Extraction der Spiritus Ardens an sich gezogen/ zuruͤck ligen/ davon man also bald den Spiritum Ardentem mit der Essent. abg i essen sol/ auff daß derselbe/ wann er laͤnger darauff stehen bliebe/ nicht auch das Saltz endlich zu sich nehme/ vnd also die Essent. dardurch vnlieblich werden moͤchte/ so man aber die Essentiam noch reiner vnd kraͤfftiger haben wil/ kan man solche zu dreymal extrah iren/ wird allzeit etwas Saltz ligen lassen vnd lieblicher werden: wann man fleissig dieses observirt, so bleibt gemeiniglich noch etwas Salis fixi bey der Ess. vnd macht dieselbe vnl eblich zu nehmen/ darumb wol achtung auff diese Erinnerung zu geben/ vnd fleissig alle Arbeit verrichten/ wann er etwas guts erlangen wil. Dieses ist nun der gruͤndliche Bericht/ wie auß den aller gifftigsten Kraͤutern vnd Thieren die kraͤfftigste Medicament en bereitet werden. Weiters sol dieses noch in acht genommen werden/ nemblichen/ wann durch den Spiritum Ardentem, die Ess. auß den alcalisirt en Thier oder Kraut gezogen/ so sol man den Rest in einem Erden verglasirten Tiegel auff die truckne kochen/ vnd das truckne in einem Glut-feuer außgluͤhen/ so geht alles vnreine durch das Feuer hinweg/ vnd bleibt das Nitrum fixum allein ligen/ welches man in einen feuchten Keller legen/ vnd wieder zu einem Liquore fliessen lassen kan/ ist wieder so gut/ als es zuvorn gewesen/ vnd kan also zum oͤfftern/ wie auch der abstrahirte Spir. Ardens, zu dergleichen Arbeit gebraucht werden. Vnd obwol dieser Modus per Nitrum fixum, so wol die gifftige Mineralia vnd Vegetabilia vmbkehrt/ vnd deren Gifft zu einer Medicin macht/ so dient er doch besser zu den sulphuri schen Vegetabili en, Ani- mali en vnd Mineral en/ als Mercuriali schen; hergegen der Spiritus Acidus Citri, ob er schon die sulphuri sche Vegetabili en Animali en vnd Minerali en auch solvirt, corrigirt vnd vmbkehrt/ er dann noch besser bey den Mercuriali schen zu gebrauchen/ vnd sonderlich bey den Minerali en solches in acht zu nehmen ist/ darbey die wunderbare Eigenschafft vnd veraͤnderente Krafft deß Feuers zu erlernen; dann das Nitrum, wie es an sich selber ist/ vnd Ander Theil vnd mit den verbrennlichen Vegetabilibus vnd Animalibus vermischet vnd angezuͤndt wird/ alles brennt/ vnd mit der Flam̃ wegtreibet/ daß nichts uͤbrig als das Sal fixum zu- ruͤck bleibt/ vnd gar nicht bey diesen Vegetabili en vnd Animali en dienet/ etwas gutes darauß zu machen; bey den gifftigen Minerali en aber thut es das seinige desto besser/ vnd mehr als dem Nitro fixo, oder Spiritu volatili, corrosivo, accido zu thun muͤglich ist/ wie hernach bey den Minerali en sol bewiesen werden. Dieses habe ich zu erinneren noͤh- tig befunden/ auff daß der Kunstliebende sehen moͤge/ die vnterschiedliche Wirckung deß Nitri, daß Nitrum wie es an sich selber ist/ thut seine operation mit der Flam̃ bey den gifftigen Minerali en/ vnd macht dieselbe innerhalb wenig Stunden Medicina lisch vnd sicher zu gebrauchen. So aber dasselbe in einen Fixum Liquorem gebracht wird/ so sol- virt er alle sulphuri sche Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en/ welches dem gemeinen Salpeter/ noch seinem Spiritu jacido corrosivo vnmuͤglich zu thun ist/ vnd gleich wie nun dieser Fixe Liquor Nitri, die Sulphuri sche Minerali sche Subjecta gantz vnd gar auf- solvirt, vnd nichts davon als die Huͤlsen oder feces ligen laͤsst/ also solvirt ein Spiritus Nitri acidus alle Mercuria lische subjecta, vnd laͤsst nichts davon ligen/ doch dieses also zu verstehen/ daß ein jedwede Natur seines gleichen liebet/ vnd sich gern damit vereinigt/ sonderlich wann die Naturen rein vnd sauber/ vnd mit andern nicht vermischet seyn. Es noch besser zu verstehen zu geben/ so ist kein Kraut/ Thier/ oder Mineral, es bestehet in sei- nen tribus principiis, scilicet: sale, Sulphure \amp; Mercurio, aber sehr vngleich/ dann bey dem einem prædominirt das Saltz/ bey dem andern der Sulphur, bey dem dritten der ☿. Wañ nun bey solchen in tribus principiis bestehenden subjectis, die Vngelegenheit nicht gar zu groß ist/ vnd keines Principium zu sehr prædominirt, so solvirt so wol der Spiritus Acidus, als Sal Fixum Nitri dieselbe auff/ wie zu sehen bey dem mehrern Theil Vegetabi- li en/ Animali en vnd Minerali en/ wann sie in ihren Principiis temper irt seyn/ so wol von dem Liq. fixo, als Spir. volatili acido sich solvir en vnd corrig iren lassen/ als zum Exem- pel/ ich nim̃ ein Kraut/ es sey der N a pellus, Mandragora, oder Opium vnter den Thie- ren/ eine Spiñ/ Seorpion/ oder Goldkefer/ procedire darmit wie oben gelehrt cum Ni- tro fixo, so werden sie sich darinn gantz solv iren/ verbesseren/ vnd zu sichern Medicinen verwandlen lassen/ dann ihre principia seynd gleichmaͤssig: Vnd so ich obgedachte Ve- getabilia vnd Animalia mit einem Spiritu acido Nitri uͤbergiesse/ werden sich dieselbe auch darin solv iren/ alter iren/ vnd zur Verbesserung bringen lassen/ da doch beyde/ nem̃- lich der Liquor fixus, vnd Spir. Acidus in ihrer Natur/ (obwolen sie auß einer Wurtzel entstanden/) gantz vngleich vnd einander feind vnd zu gegen seyn/ vnd solches darumb/ dieweilen so wol der Liquor fixus als Spiritus Acidus noch etwas parteisch vnd gleich sam nicht gaͤntzlich absolut in einer Natur herschet/ wie dann dieselbe beyde auß einem/ nem̃lich gemeinen Salpeter/ in zwey wiederwertige Theilen/ vnd in solche gegen einander streit- tende Feinde durchs Feuer gebracht worden/ vnd wann dieselbe beyde wieder zusammen gebracht/ vnd solche ihre durchs Feuer empfangene Feindschafft an einander veruͤbet/ vnd der eine Theil den andern uͤberwunden vnd getoͤdtet hat/ so ist weder ein feuriger Liquor noch Pharmacopææ Spagyricæ. noch Spir. Acidus bey ihren todten Leibern mehr zu spuͤhren/ sondern dasselbige wieder darauß worden/ was beyde zuvoren gewesen/ vnd worauß sie entstanden/ nem̃lich ein gemeiner Salpeter. Sagen derohalben die Philosophi gar wol/ fac fixum volatile, \amp; Volatile fixum. Auch sagt Hermes, Draco noster non moritur nisi cum frater \amp; sorore. Von dieser Materi waͤr viel zu sagen/ gehoͤrt aber hieher nicht; sondern in den vierdten Theil deß Vaterlands Wohlfahrt/ darin von der concentration deß ☉ vnd ☽ in tinctur en gehandelt wird. So aber eines von den principiis zu sehr prædominirt, es sey gleich der Sulphur oder ☿ (das Saltz hindert nichts) so koͤnnen beyde Solventia solches subjectum nicht solv iren/ sondern allein dieses/ dessen Apropriatum es ist. Als zum Exempel. Der Saame eines Krauts/ obwolen auch ein mercuria lisch Saltz darbey ist/ so prædominirt doch darinn der Sulphur, vnd laͤsst sich derohalben lieber durch liquo- rem Fixum, als Spiritum corrosivum solv iren/ so aber das Oleum per expressionem vel destillationem auß dem Saamen gezogen/ vnd das Sal Mercuriale davon geschie- den ist/ so hat der Liquor desto mehr Krafft in sein gleiches zu wuͤrcken/ vnd solches gantz vnd gar ohne hinderlassung einiger Theilen auff zu solv iren; hergegen aber/ weilen dem Spiritu acido sein ingres, nemblich das mercuriali sche Saltz bey dem Oleo benommen/ hat er gar keine Macht mehr darein zu greiffen/ noch dasselbige zu solv iren/ da er doch auß eben diesem subjecto herkommen/ als sein Bruder der Liquor Fixus, vnd doch daß nicht thun kan/ was der Bruder thut; deßgleichen auch der Schwester zu thun vnmuͤglich ist/ was der Bruder wol thun kan; wann sich aber diese beyde/ nemblich Bruͤder vnd Schwe- ster vermischen/ so gebaͤhren sie wieder ihrer Eltern gleich/ Hermaphroditi sche Kinder/ davon sie zuvorn auch herkommen seyn/ nemblich ein simplex Nitrum, darauß wieder dergleichen Manns vnd Weibs-geburten entstehen/ vnd solches infinitum, die eine Ge- burt sich in die andere verwandelt/ vermehret vnd verbessert. Wann man ihnen ihr rechtes Ehebett zu geben weiß/ vnd more Philosophico darmit procediret; deßgleichen auch mit einem Animali schen/ wie auch Minerali schen Sulphure zu verstehen ist/ wann nemlich der Sulph. ohne Sal vnd ☿ ist/ der Spir. Acidus solches nicht solv irt/ aber der Liq. fixus sulphureus, solches gern thut/ wie dann der Liquor fixus einen gemeinen minerali- schen Sulphur, gantz vnd gar auff solv irt/ vnd ein Spir. Acidus denselben gantz vnd gar ligen laͤsst/ so aber ein subjectum, beyder Naturen/ nemlich sulphuri scher vnd mercuria- li scher theilhafftig ist/ kan es auch von beyden Naturen/ nemlich Liq. fixo, vnd Spir. Aci- do, solv irt werden/ vnd solches so wol bey den Vegetabili en/ Animali en/ als Minerali en/ muͤssen also die extrema, der Anfang vnd das Ende/ das Primum Ens, oder ultimum esse, das fluͤchtigste vnd verbrenlichste/ vnd fixeste vnd bestaͤndigste gegen einander gehal- ten werden: Den gemeinen/ wie auch bey allen Ertzen vnd metalli schen Minerali en/ an- hangenden sulphur comburens wollen wir fuͤr den Anfang nehmen/ vnd das feine ☉ fuͤr das Ende der Sulphur crudum sich mit dem Liq. fixo gantz vnd gar auff solv iren/ das zeitige Gold aber sich davon gar nicht antasten laͤsst/ der Spir. Acidus aber das ☉ solv irt/ vnd den Sulphur gantz ligen laͤsst/ die mittel subjecta aber/ welche beyder Naturen theil- G hafftig/ Ander Theil hafftig/ als da sind ♄. ♃. ♂. ♀. ☿. ☽. sich auch von beyden Naturen solv iren lassen/ also wol von dem Liq. fixo als Spiritu Acido, aber doch je naͤher das subjectum von dem Sulph. participirt, je lieber der Liq. fixus solches auf solv irt/ als vnter den Minerali en den Antimon. Auripigmentum Sulphur commune, Arsenicum rubrum, \amp;c. bey den Me- tailen den ♂. ♀. ♃. ♄. schwerlich/ ☽ noch schwerlicher/ ☿ am allerschwersten/ ☉ als das letztere vnd allerbeste gar nicht. Welches weilen es von Sulphure superfluo \amp; ex- tranco comburenti gantz vnd gar von Natur gereinigt/ befreyet/ vnd die reinste Mercu- riali sche substan tz von Natur gewaschen vnd gezeitiget worden. Hergegen solv irt auch der Spir. Acidus, wann er starck genug das oberste Metal biß zu dem vntersten Mineral zu/ vnd das allerunterste/ nemlich den Sulphur laͤsst er ligen/ aber doch immer das eine Metal lieber als das andere/ nachdeme es ihme in seiner Natur verwand vnd zugethan ist; kan also ein jedweder Chymicus, allein durch die solution dieser beyden solvention erfahren/ wessen Natur vnd Eigenschafften ein jedweder Metal vnd Mineral ist. ( NB. Durch dieses Mittel habe ich erfahren/ welche Metallen vnd Minerali en dem ☉ am nechsten seyn/ geht ihm viel sicherer/ als das Lesen auß den Buͤchern/ wuͤrde ihm auch nicht schaden/ wann er die Signatur der Minerali en vnd Metallen verstuͤnde/ vnd ihre Naturen vnd Eigenschafften darauß zu erlernen wuͤste/ davon aber die Gelegenheit zu tractir en jetzt nicht gibt/ sondern in dem Andern Theil deß Vaterlands Wolfahrt/ da von concentrirung der Minerali en in Metallen gehandelt/ solches außfuͤhrlich beschrie- ben wird/ vnterdessen bald vnten bey den metalli schen Medicament en auch etwas sol ge- sagt werden. Auff daß ich aber nicht laͤnger mit discurir en von vnterscheid der Metallen mich auffhalte/ sondern weiters fortfahre/ vnd auch beschreibe/ wie die so wol Vegetab. als Animali sche gifftige subjecta mit dem Spir. Acido nitri solv irt/ gereinigt/ gezeitigt/ vnd in sichere Medicament en verwandelt vnd vmbgekehrt werden/ weiset dieser folgende Process. ℞. Nucesvomicas, oder Krawen-Englein/ der gifftigen gesprechelten Krotten- Schwein/ etliche Scorpionen/ Cantharides, oder dergleichen gifftige Vegetabili sche oder Animali sche Geschlechte; schneide die Vegetabilia zu stuͤcken/ die Animalia aber thue gantz/ vnd lebendig hinein/ auff daß dieselbe in dem sie sterben/ zuvorn ihr Gifft vermeh- ren/ vnd darnach desto groͤssere vnd kraͤftigere Medicament en geben Zum Exempel/ thue ein oder zwo Vntzen Spir. Nitri rectificati in ein Glas mit einem engen Hals/ daß mans zustopffen kan/ vnd thue deine Vegetabilia darein zu solv iren/ wann solche zu ▽ worden seyn/ thue mehr hinein/ laß auch zu ▽ werden/ vnd alsdann wieder Veg. hernach ge- than/ so lang vnd viel biß der Spir. nicht mehr solv iren kan/ vnd dicklicht worden ist. Also kanstu auch mit den Animali en thun/ wann sie todt seyn/ so sie aber noch lebendig seyn/ so thue ein theil ▽ zu dem Spiritu in das Glas/ e he du deine Wuͤrm hinein thust/ den Spir. damit zu brechen/ daß er so gar starck nicht mehr sey; vnd wann die Wuͤrm lebendig hin- ein gethan werden/ desto laͤnger leben/ vnd nicht alsobalden sterben/ sondern sich selber vergifften muͤssen; dann so man sie in einem starcken Spir. wirfft/ seynd sie in einem huy todt/ Pharmacopææ Spagyricæ. todt/ vnd wissen nicht wie ihnen geschicht/ so aber der Spiritus so starek nicht ist/ leben sie noch eine weil darin/ vnd wann sie sehen daß sie sterben muͤssen/ erzuͤrnen sie sich/ vnd ste- chen oder beissen sich selber gifftiger weiß zu todt/ vnd wird ihre Gifft desto groͤsser/ davon dann auch eine groͤssere Medicin werden kan. Wann nun diese solv irt/ so thue nach vnd nach mehr zu/ so lang vnd viel biß das Wasser nicht mehr solv iren kan/ vnd dick worden ist/ alsdann laß den Liquorem durch ein zart Tuͤchlein lauffen in ein Glas/ vnd giesse allgemach von dem Liquore fixo nitri nach vnd nach/ immer ein wenig nach dem andern zu der solutione Veget. vel Animalium, so toͤdtet der Liq. fixus den Spir. Acidum, vnd verlieren beyde ihre Staͤrcke/ vnd werden auß beyden wieder ein Salpeter/ vnd las- sen das corrigirte Vegetabile oder Animale in forma pulveris fallen/ wann das gesche- hen/ so giesse mehr suͤß ▽ darzu/ auff daß sich der Salpeter wol auff solv iren koͤnne/ als- dann man alles zusammen in ein rein zart Tuͤchlein/ so uͤber einem glaͤsern Truͤchter li- gen sol/ außgiessen muß/ so laufft der Salpeter welcher zuvorn theils Spir. Acidus, theils Liq. fixus nitri gewesen/ vnd durch die Zusammengiessung zu einem Nitro worden ist/ mit dem ▽ solv irt durch das Tuͤchlein: die Veg. oder Animalia aber/ bleiben zuruͤck in dem Tuͤchlein/ auff welche man zum oͤfftern suͤß ▽ giessen/ vnd dardurch lauffen lassen kan/ biß sie genugsam abgesuͤsst seyn/ als dann man selbige mit dem Tuͤchlein auff ein viel- faches doppelgefalten Maculatur-Pappier zu trucknen hinlegt/ so wird das Pappier alle Feuchtigkeit an sich ziehen/ vnd das Animal oder Vegetabile, wol corrigirt, in Form ei- nes zarten Pulvers ligen bleiben/ welches dann zu medicinali schen Gebrauch kan ver- wahrt/ entweder also per se in forma pulveris, oder in Pillen formirt/ gebraucht werden/ kan dasjenige gantz sicher vnd kraͤfftig verrichten/ was sonsten das Veg. oder Animale, vnbereit/ vnsicher vnd gefaͤhrlich gethan haͤtte. Man kan auch auff eine andere Weise die Animalien vnd Vegetab. durch den Spiritum Acidum vel Sal fixum nitri, in gute Medicament en bringen/ nemlich also: Man solv irt diejenigen Subjecta, so sich mit dem Liq. fixo nicht wollen solv iren lassen in Spiritu Acido, vnd præcipitirt das Solu- tum cum Nitro fixo, oder man solv irt das Subjectum cum Nitro fixo, vnd præcipitirt solches per Spiritum Acidum, vnd wann alles wol præcipitirt vnd das Solvens genugsam getoͤdtet/ vnd das Solutum præcipitirt worden/ alsdann man etwas meh- rers Liquoris Nitri fixi zugiesst/ also daß das Nitrum fixum, das Acidum weit uͤber- treffe/ alsdann zieht man das Phlegma davon in Balneo Vaporofo, so bleibt ein Liquor, auff welchen man einen Spiritum Ardentem nach genugsamen Gewicht giesset/ digerirt, extrahirt, so greifft der Spiritus Ardens nichts anders an/ vnd nimt nicht mehrers zu sich/ als allein die Essentiam dessen Krauts oder Thiers/ so darmit dige- rirt worden ist/ vnd laͤsst die solventia vnangetast zu ruͤck ligen/ welche Essentia nicht ge- ringer an Tugend vnd Kraͤfften als vorige beschriebene/ auch befunden worden. Dieses sey dißmals genug von der Vegetabili schen Medicamentorum Bereitung geschrieben/ wollen in Gottes Namen auch die Minerali sche vnd Metalli sche vnter Haͤnden nehmen/ vnd sehen/ was Gott der Allmaͤchtige darinn gutes beschehren werde. G 2 Der Ander Theil Der Metalli schen Medicamentorum Bereitung durch das Solvens Universale betreffende/ hat selbe bey nahe mit den vorigen Vegetabili schen vnd Animali schen gleiche Verwandnuͤß/ ausser diesem daß die meiste Minerali en vnd Metallen bloß mit dem Ni- tro purgato solv irt/ corrigirt, in sichere Medicament en koͤnnen verwandelt werden/ wie dieser modus angezeigt. ℞. Antimonii pulverisati, Nitri purgati ana, mische beyde vnter einander/ vnd verpuffe sie in einem verdeckten Tiegel/ auff daß die Massa nicht außspruͤtze/ giesse es nach der Verzinterung auß/ pulverisir die Massam, vnd edulcorire das Nitrum wieder da- von/ truckne das Antimonium welches seine Schwaͤrtze verlohren/ vnd weißlicht wor- den ist/ mische wieder gleichschwer Nitri darunter/ verzuͤndere es wieder/ suͤsse es wieder ab/ vnd repetir diese Arbeit zu dreymalen/ so verlieret das Antimonium seine Schwaͤrtze vnd Gifft/ vnd wird weiß/ welches in allen Kranckheiten da schwitzens vonnoͤhten ist/ si- cherlich kan gebraucht werden/ von zwey/ drey/ vier/ biß sechs Gran eingenommen. NB. so man aber an statt eines Antimonii crude, seinen regulum der per se gemacht wor- den/ nimt/ so erlanget man das erste mal ein weisses Diaphoreticum in gleicher Dosi mit dem vorigen zu gebrauchen. Auff diese Weiß kan auch das gifftige Arsenicum, Auri- pigmentum, vnd ihres gleichen/ von aller Gifft purgirt/ vnd in sichere schweißtreibende Gift-Pulver gebracht werden. Dieweilen aber solche Bereitung nicht jedermans Thun ist/ vnd der Vnwissende leichtlich ihme vnd andern dardurch Schaden zufuͤgen moͤchte/ also rahte ich/ daß man deren muͤssig gehe/ vnd bey dem Antimonio verbleibe/ vnd selbi- gen wol figire, so wird er sicherer damit gehen/ wird allhier nur bewiesen vnd angezeigt/ daß auch die aller gifftigsten Subjecta, allein durch das Nitrum zu corrigiren, vnd in si- chere Medicament en zu bringen muͤglich/ so man aber noch besser vnd sicherer damit vmb- gehen wil/ so proced ire man also: Man solv ire obgedachtes durchs Nitrum figirte Antimonium Diaphoreticum in einem starcken Aqua Forti, gantz klar vnd hell auff vnd præcipitire hernach solche Solution mit dem Liq. Nitri fixi, so faͤllt ein schneeweis- ses zartes Pulver zu Boden/ giesse die Naͤsse davon/ laß abduͤnsten vnd schiessen/ so hastu deinen Salpeter wieder/ das Pulver suͤsse mit Wasser rein ab/ vnd truckne solches/ so hastu eine sichere Medicin in allen Kranckheiten da Schwitzen vonnoͤhten ist/ vnd mit Warheit Bezoarticum Minerale genant werden mag/ Dosis agran 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. biß in 12. nach Gelegenheit der Kranckheit vnd Person/ davon in meinen andern Schrif- ten weitlaͤufftiger tractirt worden/ vnd vnnoͤhtig allhier solches zu wiederholen. Auff die- se dreyerley Weiß durchs Nitrum crudum, fixum, vnd Acidum, koͤnnen alle Metallen, Mineralien, Lapides, vnd was in der Welt ist/ solv irt/ corrigirt, vnd in sichere Medica- ment en gebracht werden. Mit dem Spiritu Acido Nitri kanstu alle Metallen solv iren/ außgenommen das ☉ so du aber ein wenig Salmiac darzu thust/ oder den Spir. Nitri uͤber gemein Kochsaltz rectifici rst, alsdann greifft er das ☉ auch an/ vnd solv irt es. Auch koͤnnen alle Minerali en damit auffgeloͤst werden/ ausser dem gemeinen Schwefel/ vnd wann sie auffgeloͤsst seyn/ kan man solche mit dem Liquore Nitri, præcipit iren/ edulco- r iren/ Pharmacopææ Spagyricæ. r iren/ vnd zu der Medicin gebrauchen/ werden nach eines jedwedern Metals oder Mine- rals Art vnd Eigenschaften zarte Pulver darauß/ von ☉ ein gelbes ☉ fulminans genand/ von ☽ ein graues/ von ♀ ein gruͤnes/ von ♂ ein rohtes von ♄ vnd ♃ weisse/ vom Anti- monio, wißmuth/ Zinck/ auch weiß von Galmey/ Tutia/ Kobolt graulicht/ ꝛc. den ge- meinen Sulphur, wie auch alle edel vnd vnedel Steine greifft er gar nicht an/ sondern sein Bruder der Liq. Nitri fixi, solches desto lieber/ also/ was die Schwester nicht kan/ das vermag der Bruder/ vnd was der Bruder nicht vermag/ kan die Schwester/ vnd was beyde nicht koͤnnen/ das kan ihr Vatter oder Mutter das Nitrum crudum, also/ daß die- sem subjecto zu thun gar nichts vnmuͤglich ist. Auff daß ich nun vollkoͤmlich beweise/ daß durch das Nitrum alles so in der Welt ist/ koͤnne auff solv irt werden/ so fahre ich fort/ vnd zeige an wie diejenige subjecta so nicht per Spir. Acidum zu solv iren/ per Nitrum fixum gleichwol zu verrichten/ vnd erstlich von dem gemeinen Sulphur. ℞. 1. Theil Sulphuris pulverisati, vnd 2. Theil Nitri fixi, thue beyde zusammen in ein Kolben-Glas/ darzu zweymal so schwer/ als beyde gemein ▽ koche es in Arena vn- gefehr ein Stund zusammen/ so wird der Liq. Nitri fixi, den Sulphur auff solv iren vnd eine rohte solut i on geben/ welche so sie filtrirt ist/ mit dem contrario Spiritu acido kan præcipitir t werden/ gibt nach der Absuͤssung ein weiß vnd zart Pulver in allen Lungen Kranckheiten gut. Nun seynd noch uͤbrig die Kißling/ Sand/ Cristallen/ vnd aller- hand edel vnd vnedel Gestein/ welche ein Spir. Acidus nicht solv irt/ derohalben mit dem Nitro fixo koͤnnen/ sollen/ vnd muͤssen solv irt werden/ welches also geschicht; gluͤhe den Kißling/ Cristall/ Marmor oder einen andern Stein/ welcher im Feuer zum Glas schmel- tzet/ wol auß/ vnd lesche denselben in kaltem Wasser/ vnd truckne ihn wieder/ so laͤsst er sich gern pulveren; dieses pulverisirten Steins nim̃ ein Theil/ vnd drey oder vier Theil Nitri fixi, mische solche vntereinander/ vnd thue es in einen Schmeltz-Tiegel/ laß im Wind-Ofen verdeckt wol zusammen fliessen/ also daß ein durchsichtig hell Glas darauß werde/ giesse es auß/ pulverisirs vnd setz dasselbe in glaͤserne Schaalen/ in ein ē feuchten Kel- ler; so zerfliest der Stein in einen Liquorem, oder man giesse nur ein gemein ▽ darauff/ so solv irt sich der Stein auch in ein klar △ welches/ wann man einen Spir. Nitri acidum darauff giesst/ vnd das Nitrum fixum damit getoͤdtet wird/ so laͤsst es den solv irten Stein in Form eines zarten Pulvers fallen/ welches man zum oͤfftern mit suͤssem ▽ abkochen/ vnd darnach trucknen sol/ so hat man ein Magisterium dessen Steins so man begehrt. NB. Es koͤnnen diese Steine auch wol nur in einem starcken Glas mit dem Liquore Nitri fixi uͤbergossen/ vnd im Sand diger irt vnd solv irt werden/ gehet aber etwas lang- samer zu/ als der truckene Weg durchs schmeltzen/ auch halten die Glaͤser solchen Liq. nicht lang/ sondern werden auch damit auff solv irt. Diese Magisteria oder bereitete Lapides seynd nuͤtzlich zu gebrauchen/ in Calculo, selbigen so wol auß der Blasen als Nieren zu treiben/ wann er nicht allbereit gar zu hart worden ist. So man aber diese Medicin noch besser haben wil/ so thue man ihme also: Man nehme den Liquorem sili- cum vel Cristallorum, wie er nach der Schmeltzung im Keller zerflossen ist/ vnd giesse G 3 einen Ander Theil einen wol dephlegmirten Spir. Vini darauff/ in einer Phiol mit einem langen Hals/ doch das deß Spir. Vini zweymal so viel sey als deß Liquoris, vnd der Bauch von der Phiol nur halb voll sey/ gib es alsdann jemanden/ welcher das Glas mit dem Liquore vnd Spir. Vini fuͤr vnd fuͤr vnter einander schwencke/ also daß der Spir. Vini an allen Or- ten deß Liquoris kommen/ vnd das Nitrum fixum solv iren/ vnd also den Liquorem suͤß machen koͤnne: NB. Diese Bewegung ist nothwendig/ dann der Spir. Vini sonsten nur eben auff dem Liquore stehen bleibt/ vnd das Nitrum fixum nicht außziehen kan/ vnd wann der erste Spir. Vini scharff genug worden/ so gieß einen andern darauff/ vnd pro- ced ire wie mit den ersten/ so offt vnd viel/ biß der Liquor lapidum suͤß worden ist/ NB. der Spir. Vini sol gar wol dephlegmirt seyn/ wann solches nicht waͤre/ vnd noch ▽ dabey seyn solte/ so wuͤrde das ▽ den Liquorem præcipit iren vnd zu einem Pulver machen/ so man aber wol damit proced irt/ wird man eine außerlesene Medicin contra calculum microcosmi erlangen. NB. nach Absuͤssung deß Liquoris, sol man einen Spir. Vini dar- uͤber giessen/ so bleibt der Liquor allzeit fluͤssig/ so mans aber nicht thut/ wird er in wenig Tagen zu einem Stein in dem Glas/ wann man selben gebrauchen wil/ so haͤlt man den Daumen fuͤr deß Glases Mund/ so weicht der Spir. vnd der schwere Liquor gehet zu dem Daumen/ welchen man ein wenig auffthut/ vnd so viel außlauffen laͤsst/ als man noͤhtig hat. Diese Præparation, habe ich mit Fleiß hieher setzen wollen/ auff daß man desto we- niger darin fehlen moͤchte/ dann diese Arbeit einen geuͤbten Laboranten/ vnd keinen stuͤmp- lerischen Farnern erfodert/ vnd findet sich in der Experien tz/ daß des Sandes/ Kißlings/ Eristalls / oder dergleichen Steinen/ Liquor, oder Magisterium, einerley Wuͤrckung be- weise/ es kan ihme doch ein jedwederer nach seiner Meinung nehmen/ was ihnen gefaͤllig/ ich recommend ire die gemeine weisse Kißling/ so in den Baͤchen im Sand zu finden: Dieses Magist. silicum, ist dem schwachen Magen auch sehr gut/ vnd kan gar nichts da- mit verderbt werden/ in welcher Kranckheit es gebraucht werde. Dosis von den pulvere von gran. 48. 12. 20. in 30. deß Liquoris guttá 1. 2. 3. 4. in 10. dieser Liquor wo er hinkom̃t/ es sey auff was Materi sie wolle/ in der truckene zu einem natuͤrlichen durch- sichtigen Stein wird/ ins Menschen Leib aber er seines gleichen zu sich zieht/ vnd mit auß- fuͤhret/ es stecken sonsten noch gar viel guter Secret en hinder diesem Liquore, so bey mei- nen andern Schrifften zu finden/ vnd hieher nicht gehoͤren. Weiters so finden sich auch Steine/ welche weder von dem Liquor Nitri fixi, noch von dem Spir. Nitri corrosivo auffgeloͤsst koͤnnen werden/ diese nun auch zu bezwingen/ muß man also fortfahren/ man pulverisirt solchen Stein/ der sich weder mit dem Liquore Nitri fixi, oder Spir. Acido wil solv iren lassen/ vnd mischet dreymal so schwer wolgelaͤuterten vnd getruckneten Sal- peter darunter/ thut diese Mixtur in einen Tiegel/ doch daß derselbe nur die Helfte voll sey/ vnd fasset mit einer Zangen eine laͤnglichte gluͤhende Kohlen/ vnd stecke solche in den Tie- gel zu der mixtur, vnd haͤlt solche mit der Zangen darunter/ auff daß sie von der Flam̃ nicht herauß gestossen werde/ so entzuͤnd sich das Nitrum mit dem Stein durch Huͤlff der Kohlen/ vnd gibt ein solches schnelles vnd vehement es Feuer/ dardurch der Stein pene- trirt Pharmacopææ Spagyricæ. trirt vnd solv irt wird/ daß er sich mit gemeinem Wasser hernach auffloͤsen laͤsst/ wann solches gescheyen/ muß man die Solution filtriren, vnd mit Spir. Acido præcipitir en/ so faͤllt der Stein in Form eines zarten Pulvers zu boden/ welches man außsuͤssen/ druck- nen/ vnd zu dem Gebrauch bewahren sol. Also haben wir nun alle Metallen, alle La- pides, Vegetabilia vnd Animalia solv irt/ vnd in ihre Medicament en gebracht/ vnd so noch etwas anders in rerum natura ausser dessen subjectis zu finden waͤre/ wolte ich gar wol dieselbige mit diesem meinem Menstruo Universali allhier zu solv iren auch gelehrt haben/ dieweilen ich aber ausser den Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en/ wie auch allerhand Steine/ ja das Glas selbsten/ nichts anders finde noch finden kan/ so bleibt es billig ein solvens vnd Menstruum Universale, trutz aller Spoͤtter/ Ignorant en vnd Fein- den der Warheit bestaͤndig/ vnuͤberwindlich/ vnd vnvergleichlich/ so lang die Welt stehet. Was in verbesserung der Metallen damit außzurichten/ gibt der 2. 3. vnd 4. Theil deß Vaterlands Wohlfahrts/ darinnen de Concentratione Mineralium \amp; Metallorum gehandelt wird/ an deß Tages Licht/ vnd was sonsten fuͤr uͤberauß grosse Geheimnuͤssen in der wahren Hermet. Philosophia, himlischen vnd jrꝛdischen Geschoͤpffen in diesem sub- jecto Mirabili verborgen/ wird der guͤnstige Leser in meinem de Natura Dei \amp; Concen- tratione Elementorum intitulirt en Tractaͤtlein (darin sich der Liebhaber goͤttlicher vnd jrꝛdischer Wunderwercken erlustigen kan/ außfuͤhrlich beschrieben finden. Nunmehr ist allbereit bewiesen vnd dargethan/ daß das Nitrum ein Solvens vnd Menstruum Universale sey/ weilen nichts in rerum Natura zu sinden/ welches durch das- selbe nicht solte koͤnnen solv irt werden/ vnd weilen dann sonsten kein anders ist/ noch muͤg- lich ein solches zu finden/ so verbleibt es billich dasjenige/ so es in der That ist/ vnd von mir vnd allen erfahrnen Philosophis vnd Chymicis dafuͤr gehalten wird. Daß aber man- cher vielleicht sagen moͤchte/ er koͤnte auß obangezeigtem Beweiß/ noch nicht genugsame satisfaction erlangen/ daß dieses Solvens auch zu dem wahren Philosophi schen Werck dienstlichwaͤre/ deme werde ich nicht antworten/ vnd mich gegen die Außforschler zu bloß geben/ wie Arnoldus dem Lullio gethan/ sondern billich Secreta Secret en bleiben lassen/ ist genug allbereit geschehen/ vnd geschicht auch noch ein mehrers in ermeldten Tractaͤt- lein de Concentratione Cœli \amp; Terræ, wer das nicht versteht/ vnd solches noch darzu verachtet/ mag sich vnter die Adeptos vnd Filios Hermetis nicht zehlen/ sondern billich bey der Farnerischen Gesellschafft/ vnd aller Stuͤmpler Saͤukuͤbel verbleiben. Folget nun der Gebrauch/ Krafft vnd Wuͤrckung/ deren oben angezogenen Vegetabili schen/ Animali schen vnd Minerali- schen Medicament en. D Ie Vegetabili sche betreffend/ so seynd derselben nicht viel/ die deß corrigirens durch das Solvens Universale bedoͤrffen/ dann was vor sich selber gesund vnd gut ist/ bedarff keiner Artzney; dann Rosmarin/ Majoran/ Salbey/ Timian vnd Ander Theil vnd ihres gleichen/ doͤrffen keiner correction, vnd koͤnnen wie in dem Ersten Theil ge- lehret/ in ihre liebliche Essentias bereitet werden/ diejenige aber/ welche starck oper iren/ vnd gefaͤhrlich zu gebrauchen/ als da seyn Hyoscyamus, Cicuta, Mandragora, Opium, Tabacum, Napellus, Cocculli de Lavande, Nuces Vomicæ, \amp;c. Diese bedoͤrffen ei- ner guten correctur, oder sie seynd vnsicher zu gebrauchen. So sie aber wie oben gelehrt/ durch das feurige menstruum solv irt vnd corrigirt seyn/ darff man solche gar wol vnd si- cher in Leib nehmen/ thun Wunderdinge in Medicina, was zuvorn gifftig gewesen/ ist hernacher ein Antidotum oder medicin gegen die Giffte; als zum Exempel/ der Hyos- cyamus, Mandragora vnd Opium, seynd an sich selber stupefactiva, suprimir en vnd vn- terdrucken den Spir. Vitalem, vnd infic iren das Humidum Radicale, machen schlaͤffe- rig vnd todt/ so dieselbe aber durch das feurige Wasser corrigirt, vnd ihnen ihre Gifft be- nommen/ so seynd sie nicht mehr schaͤdlich/ sondern legen alle innerliche vnd aͤusserliche Schmertzen/ vnd stillen die erzoͤrnten vnd auß ihrer Ruhe gebrachten Spir. Vitales, brin- gen alles so jrꝛ vnd vnruhig ist/ wieder zu recht/ vnd an behoͤrliche Stelle/ machen einen sanfften vnd vnschaͤdlichen Schlaf/ treiben die gifftige Humores, durch den Schweiß auß dem Leib/ vnd stellen alles wieder in einen ruhigen Stand/ vnd gute Ordnung/ dar- durch viel grosse Kranckheiten vertrieben werden. Die Cicuta, der Napellus, Cocculli de Lavande, vnd Nuces Vomicæ, machen nicht allein einen toͤdtlichen vnd gifftigen Schlaf/ sondern auch starcke Vomitus, vnd reissen in dem Leib mit benehmung alles Verstands/ Siñ und Witz deß Menschen/ vnd endlich/ wo deren zu viel in Leib kom̃t/ vnd durch das vomir en nicht bald wieder darauß geholffen wird/ den Tod einfuͤhren/ so sie a- ber corrigirt, ihre Gifft vmbgekehrt/ vnd in eine Medicin verwandelt werden/ machen sie hernach nicht allein keine solche schreckliche schmertzhaffte vnd toͤdtliche Symptomata, sondern penetr iren den gantzen Leib/ vnschaͤdlich vnd vnempfindlicher Weiß/ vnd beneh- men alle Obstructiones, treiben alles Boͤse durch den Schweiß vnd Vrin/ wie auch per Sedes auß dem Leib/ reinigen die Viscera, von vnreinen Humoribus, dadurch verborge- ne Kranckheiten gluͤcklich vertrieben werden/ haben sie vorhin das Haupt beschwehrt/ doll vnd vnsinnig gemacht/ so reinigen vnd purgieren sie jetzunder/ dasselbige von schwe- ren vnd schaͤdlichen Duͤnsten/ staͤrcken das Hirn/ vnd machen ein gut Ingenium oder Gedaͤchtnuͤß/ also daß sie allzeit dasjenige was sie vor der correction verderbt/ jetzunder gut machen/ doch daß man dieselbe/ den einen als den andern Weg/ vorsichtiglich gebrau- che vnd wolzusehe/ wie man damit vmbgehe/ auff daß der Sachen ja nicht zu viel gethan werde/ dann mit solchen durchdringenden Artzneyen nicht zu schertzen ist. Die allerstaͤrckste purgirende Vegetabilien, als Esula, Cataputia, Staphisagriã, Gummi, Gutra vnd dergleichen/ wann sie in diesem Menstruo solv irt/ vnd præcipit iret/ dieselbe ihre vehemente, vnd gleichsam gifftige Natur verlieren/ vnd in linde vnd sichere purgantia corrigirt werden. NB. Dieses sol man in acht nehmen bey dieser Solution, weilen das Semen Esulæ, Cataputiæ, Staphisagriæ, wie auch das Gummi Gutta, vnd Scamoncum, einer fetten Resinosi scher Natur vnd Eigenschafft ist/ derohalben mit dem Spir. Pharmacopææ Spagyricæ. Spir. Nitri acido nicht/ sondern mit dem Liquore Nitri fixi, aber noch besser mit einem Spir. Vini, welcher durch das Nitrum fixum acu irt vnd alcolisirt ist/ solv irt/ vnd mit dem Spir. Acido præcipit irt werden sol. Deßgleichen koͤnnen auch mit einem solchen alcolisirt en Spir. Vini alle Gummi so fetter Natur seyn/ diemagere aber durch den Spir. Acidum solv irt/ vnd mit dem Contrario præcipit irt werden. Auch koͤnnen alle bittere Saͤffte/ als Aloæ, Myrrha, vnd ihres gleichen/ damit solv irt corrig irt/ auch lieblicher vnd annehmlicher dadurch gemacht werden. Auch kan man alle starckriechende Gum- mi/ als da ist Assafætidia, vnd dergleichen stinckende Animali sche oder Vegetabili sche Dinge/ damit corrigir en/ ihnen ihrem stinckenden vnd wiedrigen Geruch benehmen/ vnd annehmlicher dadurch machen; also daß man auch etliche stinckende Dinge also vmbkehren kan/ daß derselben Gestanck in einen lieblichen Geruch verwandelt wird. Ob wolen von solcher Arbeit vor viel Jahren/ in dem Ersten Theil Furnorum bey dem Spir. Salis zu thun/ geschrieben/ so werde ichs doch nicht dabey verbleiben lassen/ sondern in dem folgenden Dritten Theil Pharmacopææ Spagyricæ noch mehr vnd bessere Compendia solches zu thun beschreiben. Dahin ich den Liebhaber guter lieblichen/ vnd kraͤfftigen Medicament en wil gewiesen haben. Bey den Animali en bedarff das Rindfleisch/ Hammel/ Schweinen/ Huͤner/ Gaͤn- sen/ oder anderer nutzbahren Kuͤchen-Thier/ Fisch- vnd Voͤgel-Fleisch/ keiner sonderbah- ren correction, als daß man die Jaͤhrige vnd Alte mit Wasser/ Saltz/ Gewuͤrtz/ Wein oder Essig wol abkoche oder stove/ die Jungen aber am Spies brate/ so schaden sie ge- sunden Leuten gar nichts/ wann sie es essen moͤgen/ vnd einen guten Trunck Wein oder Bier darzu thun/ darmit auß der Kehl in den Magen zu spuͤlen/ das gifftige Gewuͤrm vnd Vngeziefer aber/ wann mans ja zu der Medicin gebrauchen wil/ vnd dasselbe bißwei- len auch mehr thut als die Vegetabili en, wie die Erfahrung bezeuget/ sol man billich oh- ne vorhergehende correction nicht gebrauchen/ ich meine aber keine Kuͤchen- correction, welche mit Wein/ Zucker vnd Gewuͤrtz geschicht/ sondern eine solche/ da alles beysammen bleibt/ vnd durch das feurige Menstruum corrigirt vnd verbessert wird/ ohne einige zu- thun frembder Dingen/ wie oben klaͤrlich gelehrt worden. Also dann man selbige nicht allein sicherlich/ sondern mit grosser Huͤlff vnd Trost vieler Krancken/ in morbis despe- ratis, ruͤhmlich gebrauchen vnd Huͤlff leisten kan. Es ist offenbar vnd bekand genug/ was bißweilen nur die Regen-wuͤrme/ Kaͤfer/ Cantharides, Aselli oder Eseln vnd der- gleichen Vrin treibende Thierlein/ nur also rohe getrucknet/ gepuͤlvert eingeben/ verrich- ten. Wann man nun die Regen wuͤrm sucht/ vnd deren viel begehrt/ so sticht man mit einem Stab in die Erden/ vnd bewegt dieselbe damit/ wanns die Wuͤrme fuͤhlen/ so ver- meinen sie daß der Moltwurff sie fressen wolle/ vnd kriechen mit Hunderten auß der Er- den/ vnd lassen sich greiffen/ so man aber einen Ekel vor den Wuͤrmen haͤtte/ so darff man nur die jenige Erden nehmen/ welche die Wuͤrme wann es ein Regenlein gethan/ Fruͤhlings Zeit auff die Erden außspeien/ in viel kleine Haͤufflein/ als wann sie gleichsam sagen wolten/ nim̃ dieses vnd laß vns leben/ vnd ext r ahire darauß die Essentiam, wird H dir Ander Theil. dir immer so viel thun/ als wann du vns selber nim̃est. NB. Diese Erden suchen die Ambseln/ bringens ihren Jungen in die Nester/ wann nichts gutes darin waͤre/ wuͤrden sie ja lieber ihren Jungen Gewuͤrm suchen vnd bringen. Gott vnd die Natur thun nichts vergeblichs: Wann ein Hund viel Beiner gessen hat/ so sucht er einen saubern Ort/ da er seinen Koth aufflegt/ entweder auff einen glatten Stein/ oder ins Gras/ als wolt er sa- gen/ dieses geb ich dir zur Dancksagung/ daß du mir Essen geben hast/ verwahrs vnd brauchs so gut du weist. NB. Die groͤste Krafft der Thier bestehet in ihren Excremen- tis, das muß man wissen/ vnd nicht im Fleisch/ nach den Excrementen in den superfluis naturæ, als bey Menschen in den Zaͤhn/ Haar vnd Naͤgeln; bey den Thieren in ihren Haaren/ Zaͤhn/ Klauen vnd Hoͤrnern; bey den Fischen in ihren Schuppen/ Zaͤhn vnd Hoͤrnern; bey dem Gefluͤgel in den Klauen vnd Federn ꝛc. Wie viel seynd durch die auff- getrucknete Meyen oder Schmaltz-wuͤrme/ am Podagra vnd calculo curirt worden. Hat doch Doct. Wierus ein besonder Tractaͤtlein von den lauffenden Fahren/ Gicht/ vnd Gliederschmertzen/ wie auch inwendigen verborgenen Schnurbauch vnd dergleichen schweren langwirigen vnheilbar geachten Kranckheiten geschrieben/ vnd dieselbe durch Huͤlff der Regen-wuͤrm/ Meyen oder Schmaltz-Kefer/ zu vertreiben gelehrt/ ist auch nicht ohn/ daß durch solches vnachtsames Gewuͤrm/ bißweilen mehr guts verrichtet wird/ als mit den allertheursten/ vnd grosgeachtesten Vegetabili schen compositionibus, vnd solches nur also rauch vnd vncorrigirt/ so man aber die Regen-wuͤrme/ vnd sonderlich ihre Feinde die schwartze glatte vielfuͤssige/ welche ihnen den Regen-wuͤrmen ihren Safft vnd Krafft auß saugen/ wie auch die breite roht- vnd schwartz Gespreckelte Veneri sche Wuͤrm- lein/ davon oben Meldung gethan/ mit dem feurigen menstruo corrig irte/ wuͤrden nicht allein sicherlich den Vrin vnd calculum vnschaͤdlich fort treiben/ sondern dabey die Natur der Maͤnner kraͤfftig staͤrcken/ vnd den alten Reutern zu Pferd helffen. Die cor- rigirt en Cantharides vnd gruͤne Kefer vnd Fliegen/ welche alle Vene risch/ vnd auch so wol Urinam als Calculum treiben/ sondern auch in Podagra, Arthritite vaga, vnd an- dern schweren eingewurtzelten Kranckheiten Wunder thun: Aber die schwartze langsam kriechende Meyen oder Schmaltz-Kefer am kraͤfftigsten/ deren man auch im Majo vnd Junio genugsam bekommen kan/ vnd beruhet allein darauff/ daß dieselbige wol mit dem Alkahest corrigirt vnd bereitet seyn/ ehe man dieselbige gebrauche. Die grosse gehoͤr- nete Kefer (Schroͤter genand) welche sich von den Saͤfften vnd Hartzen der Nuͤß/ Kir- schen vnd Pflaumen Baͤumen ernehren/ vnd durchauß balsa misch seyn/ recommend ire ich/ innerlich vnd aͤusserlich zu gebrauchen/ wann sie corrigirt seyn/ in Reissen/ Stechen/ vnd grossen Schmertzen/ der innerlichen vnd aͤusserlichen Glieder. Die Ameisen geben auch einen heilsamen vnd sehr kraͤfftigen Balsam/ gegen innerliche vnd aͤusserliche Schmertzen vnd Schaͤden/ sonderlich diejenigen/ welche in den Tannen- oder fichten Hoͤltzern vnd Waͤldern/ so von dem Hartz der auß den Baͤumen rinnt/ sich nehren vnd auffhalten/ diese Ameisen davon ich allhier Meldung thue/ essen kein Laub noch Gras/ wie sonsten andere thun/ sondern tragen ihnen im Sommer grosse Hauffen voll kleine Troͤpff- Pharmacopææ Spagyricæ. Troͤpfflein oder Koͤrner hart geworden Terpentin/ auff den Winter zu ihrer Nahrung ein/ welches die Jnwohner deren Waͤlder auch wissen/ vnd selbige suchen vnd wegneh- men/ in die Staͤdte den Apothekern fuͤr Mastix verkauffen/ welcher auch an Krafft/ Tu- gend/ Gestalt vnd Geruch demjenigen Mastix so auß Jndia zu vns koͤm̃t/ gantz gleich ist/ vnd vielleicht wir jenes nicht noͤhtig haͤtten/ wann wir diesen kaͤnten/ suchten vnd zuge- brauchen wuͤsten. Dieser vnd dergleichen Gewuͤrm/ findet man mancherley/ so zu der Medicin gar wolkoͤnten gebraucht werden/ weilen aber solche so haͤuffig nicht wie die Ve- getabilia vnd Mineralia zu bekommen/ so bleibt ihr Gebrauch zuruͤck/ werden derselben sehr wenig gesucht/ wie es dann auch nicht noͤhtig/ etwas in der ferne zu suchen/ daß haͤuf- fig vor Augen ligt/ was ich allhier geschrieben/ ist mehrentheils geschehen/ damit zu be- weisen/ daß das Solvens Universale auch Macht habe/ alle gifftige Vegetabili en vnd Animali en zu corrig iren/ ihnen ihre Gifft zu einer Medicin zu verwandlen/ welches ich dem Menstruo zu Ehr vnd Ruhm beschreiben muͤssen. Daß es solches bey den gifftigen Mineralien thue/ ist bereit genugsam bekand/ vnd von andern gelehrt vnd beschrieben worden/ wie bey dem Antimon. zu sehen/ wann er zu zwey oder dreymalen mit dem gemei- nen Nitro verpufft wird/ er alle seine schwartze Farb/ vnd gifftige Natur verleuret/ vnd zu einem weissen schweistreibenden medicinali schen Pulver wird/ vnd dieses nicht allein bey dem Antimonio, sondern es kan auch das allergifftigste Arsenicum vnd Auripig- mentum in wenig Stunden dahin gebracht werden/ daß er hernacher ohne Schaden vnd Gefahr in den Leib zu nehmen/ doch vnnoͤhtig/ daß man solche gifftige subjecta, weilen man andere hat/ gebrauche/ sondern genug/ daß man die Muͤglichkeit dabey erfaͤhret/ daß das Nitrum ein jedweder Vegetabi lisch/ Anima lisch/ oder Minera lisch gifftiges sub- jectum, durchauß zu verbessern/ die Gifft in eine Medicin zu verwandlen macht habe. Vnd weilen dann die Animali en vnd Vegetabili en in Kraͤfften vorgehen/ vnd doch bey weitem so kraͤfftig nicht seyn als die Mineralia, so erwehlet man billich zur Medicin die kraͤfftigsten/ anmuͤhtigsten/ vnd sichersten Minerali en/ darinnen alle Kraͤuter vnd Thier- Kraͤfften vollkoͤm̃lich beysammen zu finden/ vnd concentrirt seyn; doch die Vegetabi- li en vnd Animali en in ihrem Werth vngeacht seyn vnd bleiben sollen; Auff daß ich aber meinen Nechsten recht diene/ vnd den Vnterscheid zwischen den Vegetabili en vnd Ani- mali en darthue/ ist noͤhtig etwas weitlaͤufftiger davon zu reden/ vnd sol dieses wol in acht genommen werden/ daß eben also die Minerali en wie auch die Animali en vnd Vegeta- bili en, je zeitiger dieselbe seyn/ oder jemehr sie an die Sonne kommen/ vnd sich darin auf- halten/ je sicherer vnd vnschaͤdlicher solche in den Leib zu nehmen seyn. Alle Kraͤuter/ Gewuͤrm vnd Thier/ so gern in warmer Lufft wachsen/ vnd sich darin auffhalten/ nicht so gifftig seyn/ wie diejenigen so in finstern schattigen Oertern wachsen vnd zu finden seyn; dann der Napellus, Mandragora, Cicuta vnd ihres gleichen/ nimmer oder gar selten anders/ als in finstern schattigen Oertern gefunden werden/ wie auch die allergifftigste Thier vnd Gewuͤrm/ sich in den finstern kalten Loͤchern der Erden auffhalten/ vnd weilen sie keine warme Lufft geniessen/ vnd also gifftig verbleiben/ nothwendig dem menschlichen H 2 Geschlecht Ander Theil Geschlecht schaͤdlich seyn muͤssen. Wann solche aber mit dem fenrischen Liq. Nitri fixi digerirt werden/ selbige ihre Gifft verliehren/ vnd zu einer Medicin werden/ bestehet also eine jedwedere Zeitigung in der Waͤrme/ vnd alles Gifft vnd vnzeitige in der Kaͤlte/ wie an dem Wein-vnd Baum-Fruͤchten zu sehen/ wann sie gute Sonn gehabt/ selbige gesund zu geniessen seyn/ im wiedrigen/ wann sie noch vnzeitig/ dem Magen schaͤdlich seyn. Vnd was allhier von den vnzeitigen Vegetabilibus vnd Animalibus gesagt/ sol auch von den vnzeitigen Mineralibus vnd Metallis verstanden werden. Je vnzeitiger dieselben/ je schaͤdlicher vnd bequemer zur Medicin solche zu gebrauchen vnd steigen die Metallen von Grad zu Graden auff/ in ihrer Vnvollkommenheit zu der Vollkommenheit/ gleich wie ein jung Kind zu vollkommenem Alter. Wie nun bey einem alten verstaͤndigen Mann ein viel mehrers zu finden ist/ als bey einem kleinen Kind/ also auch mit den metallen es eine Beschaffenheit hat; dieweilen dann die sicherste/ lieblichste vnd kraͤfftigste Medica- ment en vnd Minerali en vnd metallen zu suchen/ also finde ich noͤhtig derselben Grad vnd digni taͤt ein wenig zu entdecken/ vnd eine Scalam oder Leiter/ darauff die metallen stehen/ vnd auß deren Signatur ihre perfection erkand werden moͤge/ an zu weisen. Jch ver- gleiche das metalli sche Gewaͤchs einem Baum/ vnd die Wurtzel dem Saturno, den Stam̃ dem Marti, die graue Rinden vmb den Stam̃ den Jovi, den klaren Safft zwischen dem Stam̃ vnd Rinden dem Mercurio, die gruͤne Blaͤtter der Veneri, die Bluͤht der Lunæ, die zeitige vnd zu der perfection gebrachte Frucht dem Soli. Zu wissen/ daß die alte Na- turkuͤndiger die sieben vornemste Metall en/ den sieben Planeten verglichen/ welches dann sehr wol accord irt/ vnd sich auch vergleichen mit denselben/ vnd die Chymici auch das Bley dem Saturno, das Zinn dem Jovi, das Eysen dem Marti, das Kupffer der Veneri, das Quecksilber dem Mercurio, das fein Silber der Lunæ, das Gold dem Soli zueignen/ vnd gleich wie die Planeten in ihrer Herꝛlichkeit einander uͤbertreffen/ also auch die Me- tall en/ welches ihre Signatur klaͤrlich anzeigt/ vnd vns lehret solche zu vnterscheiden. Vnd ist zu wissen daß die alten Philosophi, wann sie etwas perfect es haben andeuten wollen/ sie einen runden Circkel gemacht/ vnd je unperfecter je weniger runde sie ihme geben/ dem ☉ haben sie einen runden Circkel geben/ vnd in der Mitte ein Puͤnctlein gesetzt/ der Circkel bedent die perfection, vnd der Mittel-Punct/ den Vrsprung der perfection, die ☽ haben sie mit zween halben Cirekeln gemahlet/ bedeut seine kaum halbe perfection, vnd so fortan/ mit den andern metalli schen Signatur en zu verstehen/ haben die metalli sche Zei- chen viel vnd groß Rundes bey sich/ desto naͤher sie bey der perfection seyn/ vnd im Ge- gentheil solches zu verstehen ist. Die Sonn ist vnter allen Sternen der edelste/ vnd wir- cket auch das edelste Metall, nemlich das Gold/ vnd so fortan bey den andern metallen, vnd je perfecter die metallen seyn/ je bessere Medicament en darauß zu machen seyn; der ♄ taug nicht viel in den Leib/ als in Pest vnd andern hitzigen Kranckheiten; aͤusserlich trucknet er die nasse Schaͤden/ vnd heilet die hitze vnd was davon herkom̃t. Der Jupi- ter ist ein wenig waͤrmer als der ♄ doch sehr trucken dabey/ ♂ ist heiß vnd trucken/ ♀ feucht vnd warm/ ☿ noch waͤrmer vnd feuchter/ ☽ mittelmaͤssig feucht vnd kalt/ ☉ tem- per irt Pharmacopææ Spagyricæ. per irt warm vnd trucken/ wann nun etwas gutes auß dem ☉ gemacht wird/ so staͤrcket er das Hertz/ als das edelste Glied deß Menschen/ die ☽ das Hirn/ ☿ wird der Leber zu- geeignet/ ♃ der Lungen/ ♂ der Gall/ ♄ der Miltz/ ♀ den Nieren. Dieses haben die Alten Philosophi Medici also außgetheilt/ welches ich auch nicht vmbstossen wil/ ob- wolen ich noch einen Vnterscheid bey etlichen machen wolte/ kan aber so lang verbleiben/ biß Eilas Artista kommet/ vnd vns Jrrenden auß dem Traum helffen wird. Vnter den Minerali en ist das Edelste das Antimonium, ein wahres primum Ens Auri, darin- nen aller Vegetabilium, Animalium vnd mineralium virtutes versam̃let vnd concen- trirt seyn/ welches seine Signatur bezeuget/ dann die Philosophi dasselbe mit einer runden Kugel darauf ein Creutz stehet/ gleich wie man die Welt abmahlet/ gezeichnet haben/ ohne Zweiffel darumb/ weilen die Welt kein besser subjectum zur medicin herfuͤr bracht/ wel- ches auch alle wahre Philosophi Chymici bekennen/ davon man ihre Schrifften lesen kan/ vnd insonderheit Basilium Valentinum , welcher einen Triumph-Wagen dem An- timonio zu Ehren beschrieben hat; sagt auch jener Philosophus, daß gemeine ☉ vnd ☽ thut es nicht/ wanns nicht ihr primum Ens außricht/ daß das ♁ das wahre primum Ens Auri sey/ bozeugen nicht allein alle Philosophi, sondern auch die taͤgliche Erfahrung; dann selten Antimonium anderswo gefunden wird/ als bey den besten ☉ Gruben/ dazu keines/ so nicht etwas ☉ doch daß eine mehr als das ander/ bricht zum oͤfftern daß ♁ zwi- schen den ☉ Gaͤngen/ vnd ist das ♁ gleichsam fuͤr ein vnzeitig ☉ zu rechnen/ wie ich dann ein stuͤck ☉ Ertz gesehen/ so in Vugarn gebrochen/ von viel Pfunden/ daß auff der einen Seyten gediegen ☉ mit Quartz vormischt gewesen/ auff der andern Seyten ein schwar- tzes Antimonii Ertz. Es bricht auch bey Gold-Granach auff dem Fichtelberg/ da vor diesem viel ☉ gebaut worden/ nun aber nur Antimonium zwischen harten Felsen/ wel- che mit einem ☉ kieß eingesprengt seyn/ die davon geschieden/ vnd bereitet/ eine uͤberauß gute Medicin geben/ davon hernach sol geschrieben werden/ vnd wann vns die taͤgliche Erfahrung solches nicht bewiese/ so beweisst es doch die wahre Alchimia, daß nem̃lich auß dem Antimonio Crudo durch die Kunst gut ☉ kan gezogen werden. Vnd nicht allein die- ses bey dem Antimonio, daß es zu der perfection deß Goldes kan gezeitiget werden/ son- dern auch das ☉ durch Kunst wieder zuruͤck zu bringen (wann ihme nem̃lich sein Ani- ma entzogen) daß es kein ☉ mehr ist/ sondern von einem regulo Antimonii; an Gestalt/ Fluͤchtigkeit/ Art vnd Wesen/ gar nicht zu vnterscheiden ist. Obwolen nun Tausend vnd noch zehen Tansend dagegen streiten solten/ so laß ich mich doch nicht jrꝛ machen/ dann was die Augen sehen/ muß das Hertz bekennen/ diejenige welche diesem zugegen seyn/ haben keine andere Fundamenta, als von dem Lesen vnd hoͤren sagen/ welches aber mit der vnfehlbaren Experien tz gar nicht zu vergleichen ist; ich verbleibe dabey/ vnd wil es beweisen mit der That/ daß kein subjectum in rerum Natura zu finden/ so in Medicina dem Antimonio solte in Warheit vorgezogen werden. Wann es wol in seine Essent. gebracht wird/ wie es an sich selber ist/ bekenne ich daß es lauter Gifft sey/ vnd gefaͤhrlich zu gebrauchen/ wiewol etliche das gemeine Vitrum, vnd andere præparationes zur Medi- H 3 cin, Ander Theil cin gebrauchen/ so sie schaden damit thun/ nicht das ♁ sondern sie selber schuldig an seyn. Jch habe in meinem Miraculo Mundi, wie auch Ersten Theil Pharmacopææ Spagyricæ einer Medicin, auß dem Antimonio zu bereiten/ gedacht/ vnd Panaceam genennt/ wel- ches vielen nicht in den Kopff gewolt/ daß auß einem solchen veraͤchtlichen subjecto, eine so herꝛliche Medicin solte koͤnnen gemacht werden/ daß sie des hohen Namens Panaceæ wuͤrdig seyn koͤnte/ sonderlich weilen einige Stuͤmpler an statt solcher Panaceæ grobes Antimonium, andern fuͤr meine Medicin, als wann sie solche von mir haͤtten/ diebischer Weiß verkaufft/ andere damit betrogen/ vnd meine wahre Medicin bey vielen verdaͤch- tig dadurch gemacht haben. Darunter der vntrewe Farner mit seinem Anhang der vornem̃ste ist/ vnd billig ein scandalum vnd Schandfleck mag genennet werden. Jch koͤn- te es wol geschehen lassen/ daß jederman das Antimonium hassete vnd verachtete/ diewei- len ich aber allbereit dasselbe gelobet/ vnd seine Tugenden beschrieben/ vnd auch die Liebe deß Nechsten daran haͤngt/ kan ich nicht vnterlassen/ sondern muß sein Lob noch weiters außbreiten/ vnd mit der That beweisen/ daß eine solche Medicin auß ihme zu bereiten/ gleich wie ich von geschriben/ vnd ein jedwederer welcher nur vnparteisch von der Sach vrtheilen wil/ bekennen muß/ daß keine bessere/ kraͤfftigere/ vnschaͤdlichere/ (wann selbige wol præpari r t vnd administrirt wird) auch wolfeilere medicin fuͤr Reich vnd Arme/ zu erlangen. Auff daß aber der Liebhaber guter Medicin gleichwol auch sehe/ daß ich nicht allein in dem Antimonio laborirt, sondern mir andere subjecta auch bekand seyn/ so wil ich neben dem Antimon. noch einige doch wenige gute Stuͤck auch beyfuͤgen/ vnd ihre præ- paration sam̃t Gebrauch vnd Wuͤrckung beschreiben/ auch selbige præpariren, vnd dem menschlichen Geschlecht zu Liebe/ vnd den verlassenen Krancken zum besten verfertigen/ vnd vnter die Nothduͤrfftigen außtheilen lassen/ damit wird mein Gewissen befreyet/ vnd kan also nicht bezuͤchtiget werden/ als wann ich mein Pfund vergraben/ vnd auß Geitz oder Neid dem Nechsten hinderhalten haͤtte. Hat jemand anders etwas gutes/ so gebe/ ers auch herauß/ vnd diene seinem Nechsten/ vnd beweise Barmhertzigkeit an ihme/ so er aber nichts hat/ noch bessers weiß/ so verachte er auch dieses nicht/ so er nicht kennt/ vnd nehme den Armen Krancken das nicht/ was er ihnen nicht geben kan/ so thut er wie ein frommer Mann. Diejenigen Medicament en nun betreffend/ davon allhier sol gehandelt wer- den/ so bestehen dieselbige in wenig Stuͤcken/ welche aber gut seyn/ vnd man sich nechst Gott darauff zu verlassen hat. Die Panaceam vulgarem ex Antimonio betreffende/ so habe ich vor diesem davon geschrieben/ vnd selbe zu machen gelehrt/ weilen aber die description solcher Bereitung in verschiedenen Tractaͤtlein geschehen/ vnd nicht ein jedwederer selbige beysammen hat/ vnd auch etwas obscur, also sehe ichs fuͤr gut an/ selbige zu wiederholen/ vnd in dieses Tractaͤtlein zu setzen. Die Bereitung bestehet mehrentheils in der Calcination so durch das Nitrum geschicht/ dadurch dem Antimonio sein Gifft vnd vnzeitiges Wesen corri- girt vnd vmbgekehrt wird/ hernacher cum Spiritu Vini das reinere Theil darauß gezo- gen/ den Spir. Vini wieder davon abstrahirt, so faͤlt ein zartes braun Pulver/ welches die- ses Pharmacopææ Spagyricæ. ses verrichten kan/ so ihme allhier zugeschrieben wird. Vnd kan dieses Pulver entwe- der also per se nuͤchtern Morgens mit Wein/ Bier/ warmer Bruͤhe/ weichem Ey/ oder gebraten Apffel eingenommen/ etliche Stund darauff gefastet/ vnd seine operation ver- richten lassen. Die Dosis ist von ¼. ½. 1. 2. 3. biß 4. Gran auffs hoͤchste/ nach Gelegen- heit deß Patienten/ wie auch der Kranckheit/ auff einmal gebraucht/ vnd kan der guͤnstt- ge Leser weiters davon lesen/ was in dem Ersten Theil dieser Pharmacopææ Spagyricæ beschrieben/ wie auch in meinem Miraculo Mundi. So zur Nachricht vnd Dienste deß Patienten/ ich mit hieher setzen lassen. Vom Gebrauch dieser Medicin ins gemein. D Iese allgemeine Medicin kan ich allen natuͤrlichen Kranckheiten/ so wol bey den neugebornen kleinen Kindern/ vnd abgelebten schwachen Alten/ als starcken Per- sonen/ gluͤcklich vnd sicherlich ohne alle Gefahr gebrauchet werden/ vnd gar in einer kleinen Dosi, also dasselbe niemand zu nehmen entgegen (wie insgemein gebraͤuch- lich gantze grosse Becher voll auff einmal) sondern von 1. 2. 3. biß auffs hoͤchste 4. gra- nen schwer/ vnd auch womit man selber wil/ entweder mit einem Leffel voll warmer Bruͤ- he/ Wein/ Bier/ Wasser/ oder Milch/ nach Gelegenheit deß Patienten/ wie es ihme am besten beyzubringen ist. Operiret oder vollbringet seine Wuͤrckung auff vnterschied- liche Weiß/ wie mans selber haben wil/ vnd der Patient es noͤhtig/ oder die Kranck- heit erfordert: Dann wann man bey der rechten allhier vorgeschriebenen Dosi verbleibt/ so operiret dieselbe gantz vnsichtbar/ staͤrcket vnd reiniget das humidum radicale, treibt al- les boͤse wunderbarlicher Weiß allgemach auß dem Leib/ taͤglich oder uͤber 2. oder 3. Ta- gen/ nur einmal genommen/ nachdeme es jedwedes Gelegenheit zulassen kan; bewahret den Menschen vor allen boͤsen Zufaͤllen vnd Kranckheiten/ vnd laͤsst im geringsten keine Gifft oder gifftige Lufft bey ihme einschleichen/ wofern aber die Dosis groͤsser genommen wuͤrde/ operiret sie auch sichtbarlich entweder durch den Schweiß/ Vrin/ vnd Speichel/ oder aber bißweilen auch uͤbersich vnd vntersich/ nachdeme man selber wil/ vnd mit der Dosi auff oder absteiget/ vnd die Kranckheit auch solches erfordert vnd haben wil: Dann viel/ ja der mehrentheil Kranckheiten koͤnnen damit curirt werden/ in gar geringem Dosi, vnd ohne sichtbare operation, etliche aber als tieff eingewurtzelte/ erfordern darneben auch eine sichtbare Wuͤrckung/ wann sie nemlichen durch eine geringe Dosim (welche vn- sichtbar wircket) nicht gaͤntzlich zu vertreiben seyn. Derentwegen ein jedweder welcher diese Medicin zurichtet vnd andern administriret dieses in acht zu nehmen hat/ auff daß er den Sachen recht vnd nicht zu viel oder zu wenig thue/ vnd er Ehr vnd Lob davon tra- gen moͤge. Auff daß man aber sich besser darein finden koͤnne/ so wil ich etwas vmbstaͤndlicher/ bey etlichen der schweresten Kranckheiten/ seinen Gebrauch/ gleich wie ich denselben viel- mal gut gefunden/ den Krancken zum besten/ vnd man desto weniger fehlen moͤge/ ent- decken. In Ander Theil In Peste oder andern hitzigen ansteckenden Fiebern præserv irt diese Medicin den Menschen (nechst der Huͤlff Gottes) taͤglich nur ½. gran bey jungen Kindern/ bey mittel- maͤssigen Alter ein gantz gran, bey starcken vnd vollwachsenen/ zu 2. biß in 3. granen, wo- fern aber jemand die Kranckheit allbereit am Hals haͤtte/ so sol er nach Gelegenheit deß Alters die Dosim duplir en oder triplir en/ vnd sich warm zudecken/ vnd wol darauff schwi- tzen/ wird er die Kranckheit auff einmal nicht los/ kan er folgenden ersten oder andern Tag solche wieder gebrauchen/ oder so lang biß er davon liberiret ist. Dieser Modus zu præserv iren vnd cur iren/ sol nicht allein in Peste/ sondern bey al- len ansteckenden/ mit Frost oder Hitze ankommenden Kranckheiten/ (wie auch bey allen gemeinen 1. 2. 3. oder viertaͤglichen Fiebern) observ iret werden/ so darff man keiner an- dern Medicament en darneben/ diese ist maͤchtig genug nechst einem eifferigen Gebaͤt/ die- ser allerschroͤcklichsten vnd abscheulichsten Kranckheit/ der Pest/ Seitenstechen vnd an- dern gemeinen Fiebern/ mit der Huͤlffe Gottes zu begegnen/ vnd kan ihr keine (wie gut sie sonsten auch seyn moͤchten) vorgezogen werden. Jn Epilcpsia bey den kleinen neugebornen Kindern/ deren eine grosse Anzahl daran Huͤlfflos hinweg sterben/ ist diese Panacea ein offtbewehrtes vnd aller gewissestes reme- dium, nur nach der Geburt ⅛. oder ¼. eines grans, mit ein wenig Milch oder warmer vn- gesaltzener Butter eingestrichen/ den 3. Tag wieder ⅛. gran, vnd uͤber 8. Tagen wieder ⅛. so seynd sie hernach davon befreyet. Wofern aber ja uͤber etliche Tage/ Wochen/ oder Mo- naten/ sich ein paroxysmus wieder solte mercken lassen/ kan die Dosis etwas staͤrcker (wañ es das Kind noͤhtig hat) wiederholet werden/ so offt vnd viel/ biß es aussen bleibt. Diese Medicin solten ihnen alle Muͤtter hoch lassen befohlen seyn/ dann manches Kind so son- sten frisch vnd gesund ist/ an dieser Kranckheit Huͤlfflos hinweg stirbt/ vnd ist ein grosser Mißbrauch etlicher Medicorum, welche bey solchen Faͤllen/ den kleinen Kindern grosse Glaͤser voll Krafftloses Perlen-Wasser/ Bezoar- Stein mit Pæonien- Wasser oder Pulver/ sam̃t andern vnnuͤtzlichen Dingen einschuͤtten. Bey den Alten aber sol die Dosis alle Tag von 1. 2. biß 3. gran. gebraucht werden/ wann sie dem Gebrauch abwarten koͤnnen/ wo nicht/ uͤber den 2. oder 4. Tag auffs we- nigste einmal/ so lange damit continu iren/ biß die Kranckheit sich nicht mehr spuͤhren laͤsst/ vnd sonsten nichts darneben gebrauchen/ sondern allein den Tag/ da sie genommen/ sich vor kalter Lufft bewahren/ vnd drey oder vier Stunden auffs wenigste darauff fa- sten. Jn Lepra vnd all andern abscheulichen Kraͤtzen/ wie sie auch moͤchten genennet werden/ ist kein besser remedium zu finden/ dieselbe ohne Muͤhe/ vnd leichtlich vom Grund außzutreiben/ als allein durch diese Medicin, vnd wird nimmer fehlen/ wofern der Pati- ent nur so starck ist/ daß er dieselbige gebrauchen/ vnd die Cur außstehen kan. Jn der abscheulichen vnd vergifften Huren-Kranckheit ( Morbus Gallicus genant) kan nichts sicherers vnd gewissers gebraucht werden/ nur allein die Dosin so weit verstaͤr- cket/ biß daß es nicht allein einen starckē Schweiß/ sondern auch vomitus vnd sedes errege/ immer Pharmacopææ Spagyricæ. immer ein Tag vmb den andern davon gebrauchet/ vnd damit angehalten/ so lang vnd viel/ biß der Krancke wieder gesund worden/ welches innerhalb 8. oder 14. Tagen gesche- hen kan. Jn der Wassersucht sol der Patient taͤglich eine Dosim davon gebrauchen/ vnd et- liche Stunden darauff fasten/ wie bey andern Kranckheiten auch noͤtig/ aber nicht starck/ sondern von einem gran auffsteigen/ so lang biß die Medicin gleichsam einen Vnwillen/ aber doch keine vomitus verursache/ alsdann weiß man wie hoch die Dosis dem Patien- ten diene/ vnd er solche vertragen koͤnne/ vnd dann hernach wieder ein gran, oder nach Nothdurfft zwey weniger eingeben/ vnd so lang damit fortfahren/ biß das Wasser bey ihme alles durch den Schweiß/ Stuhl/ vnd Vrin außgangen/ vnd der Krancke seine vo- rige Gesundheit wieder erlangt habe; vnd darff niemand zweiffeln/ daß nicht dieser Mor- bus gluͤcklich allein durch diese meine panaceam, (wofern es nicht gar zu weit mit dem Pa- tienten gekommen) solte koͤnnen curirt werden. Jn Podagra welche Kranckheit sonsten neben dem Außsatz vnd Wassersucht von den gemeinen Medicis vor vnheilbar gehalten wird/ thut diese Medicin gros Wunder vnd in kurtzen Zeiten mehr als man ihr zugetrauet haͤtte/ wann nur recht damit procedi- ret wird/ dann sie zieht in kurtzer Zeit den Affluxum zuruͤck/ vnd fuͤhret denselben vnsicht- barlich auß dem Leib/ also daß allgemach von Tag zu Tag die Schmertzen nachlassen/ die Geschwulst sich mindert/ vnd der paroxysmus vertraͤglicher wird/ langsamer wieder kom̃t vnd endlich gar aussen bleibt. Mit der Dosi sol man proced iren/ wie oben bey der Was- sersucht gelehret/ vnd von 1. grán. auffsteigen/ biß der Patient einen nauseam davon be- kom̃t/ alsdann wieder 1. oder 2. granen minder nehmen/ so lang vnd so viel/ alle Tag nuͤchtern gebraucht/ sich in der Waͤrme gehalten/ vnd darauff 4. Stunden gefastet/ biß daß mans nicht mehr noͤhtig hat. Allhier wird sich mancher anstossen/ vnd nicht glaͤu- ben koͤnnen/ daß es muͤglich/ eine solche (schier von allen Menschen vnheilbar geachte Kranckheit) zu cur iren/ deme kan ichs nicht verbergen. Dann ich selber noch vor wenig Jahren/ ehe ich dieser Medicin kraͤfftige Wirckung erfahren/ derselben Meinung auch gewesen/ da hernach aber die Experien tz mich ein bessers gelehret/ ich nun auch anders von vrtheilen kan/ vnd sage mit Warheit/ daß diese Kranckheit nicht vnheilbar/ sondern mit einer guten Medicin (wofern dieselbe nicht allzuweit eingerissen/ vnd der Patient vor Alter oder Schwachheit/ die Medicin zu gebrauchen nicht mehr vertragen kan) (vnd auch sonderlich Gott solches nicht verhindert) wo nicht radicitus, dannoch der groͤssere Theil davon außzutreiben muͤglich. Das aber mancher meinen moͤchte/ daß es gleich guͤlte/ wann er sich dieser Panacea gebrauchte/ ob er sich alle Tag mit vielerley verbottenen vnd schaͤdlichen Speisen anfuͤllete/ vnd einen guten Rausch darzu trincke/ der gehet weit jrꝛ/ vnd kan ihm keine Medicin helffen/ wanns auch der Lapis Philosophorum selbsten seyn solte/ dann was die Medicin vor Mittag gut machte/ das wuͤrde durch den Vber- fluß vnd Excess im Essen vnd Trincken/ (davon gemeiniglich solche Kranckheiteu her- kom̃en) den Nachmittag wieder verderbet. Daß aber deren viel sich bereden lassen/ wann J sie Ander Theil sie sich nur vom Weintrincken enthielten/ sie also mit der Zeit davon solten befreyet wer- den/ ist auch nichts. Dann nicht allezeit das Wein trincken solche Kranckheit gene- r iret/ wie dann genugsam beweißlich/ daß auch bißweilen solche arme Leut selbe bekom- men/ welche niemalen Wein getruncken. Derohalben dem Weintrincken die Schuld nicht allein muß zugelegt werden: Eine jedwedere Vberfuͤllung/ sie geschehe gleich mit Wein oder Bier/ kan zwar Vrsach dazu geben/ vnd die Kranckheit vermehren/ aber nicht allein machen. Es seynd mehr Vrsachen dardurch dieser Morbus entstehet/ vnd vnter andern der Zorn/ wann man sich zum oͤfftern damit uͤbermannen laͤsst/ auch die Geilheit oder uͤberfluͤssiger Beyschlaff/ (welcher gemeiniglich der Trunckenheit auff den Fuß nachfolget/) nicht der geringsten Vrsachen eine; dann dadurch die Natur sehr geschwaͤ- chet wird/ daß sie die remanen tz welche vom begangenen Excess, uͤberfluͤssigen Essens vnd Trinckens verbleiben/ außzutreiben nicht maͤchtig/ sondern derselben zu bleiben/ vnd schwere Kranckheiten zu gener iren gegen ihrem Willen/ vnd manglung natuͤrlicher Kraͤfften/ nach gefallen darin zu handlen/ statt geben muß. Dann/ wann vnd wo die Natur am schwaͤchsten ist/ der Feind sich am allerehesten eindringet/ vnd Schaden zuthun suchet/ wie das Sprichwort lautet. Wo der Zaun am niedrigsten ist/ wil ein jed- wederer uͤbersteigen. Also auch gemeiniglich in Gebaͤhrung dieser Kranckheit zu- gehet/ wann nemlichen der Leib durch uͤberfluͤssiges Essen vnd Trincken am allermei- sten beschwaͤret vnd angefuͤllet/ vnd durch den allzuviel von dem starcken Wein an- getriebenen veruͤbten Beyschlaff auffs hoͤchste verschwaͤchet/ die Natur nicht maͤchtig genug/ die reliquien außzutreiben/ sondern zu grossem Nachtheil vnd Schaden deß gantzen Leibs ihr einem fixam sedem zu machen/ zusehen muß. Item so wiederste- het diese Medicin sehr kraͤfftig (vor all andern Med i cament en,) allen obstructionibus, deß Miltzes vnd der Leber/ dadurch das Gebluͤt verderbet wird/ vnd schwaͤre Kranckhei- ten/ als Schuͤrmund/ lauffende Gicht/ Rosen oder schoͤne/ langwierige Schmertzen deß Haupts/ matte Glieder/ stinckender Athem/ bey den Weibern auffsteigen der Mutter/ vnd hinterbleibung ihrer Monatzeiten/ Hertzklopffen/ Ohnmacht/ Schwindel/ vnd was dergleichen sehr viel vnbekandte Kranckheiten mehr seyn/ nach Gelegenheit deß Patien- ten vnd Kranckheit/ die Medicin offt oder wenigmal die Wochen gebraucht/ wird man Wunder damit sehen. Weiters so recommendire ich diese Medicin auffs hoͤchste/ allen denen/ welche mit der Wundartzney vmbgehen/ als die groͤsseste Medicin, die sie immer haben oder bekom- men koͤnnen/ dann dieselbe nicht allein taͤglich in kleiner Dosi innerlich gebrauchet/ alle frische Fleisch-Wunden ohne zuthun innerlichen Wundtraͤncken oder aͤusserlichen Auff- legung von vielen Stuͤcken zugerichteten Pflastern/ dann diese Medicin alle Zufaͤll hin- dert/ vnd von innen herauß genug allein heilet/ vnd zuwachsen macht/ doch dieses von solchen Wunden zuverstehen/ da kein Bein entzwey ist/ dazu die Handgriff gehoͤren/ die Roͤhren wieder auff einander zurichten vnd zusammen zuschinteln. Auch sollen die tief- fe Stich nach Gebrauch vnd Erforderung der Handgriffen gemeisselt werden/ sonsten darff Pharmacopææ Spagyricæ. darff man aͤusserlich nichts weiters gebrauchen/ als taͤglich die Wunden mit eigenem Vrin vnd Saltzwasser gereiniget/ vnd mit einem reinen Tuch/ so darin genetzet/ zugebun- den/ vnd vor kalter Lufft bewahret werden. Wofern aber die Wunde gefaͤhrlich vnd allzugroß waͤre/ koͤnte man dieselbe mit ei- nem guten Wundbalsam vnd Pflaster/ von Minerali schen floribus, Wachs/ Terpen- tin/ vnd Oel gemacht/ (deren ich in meinen andern Schrifften zumachen gelehrt/) darne- ben verbunden werden/ vnd ist gantz vnnoͤhtig/ daß man so vielerley Oel/ Salben/ Pfla- ster/ vnd ander Schmirwerck (wann man diese Medicin innerlich taͤglich geneust) zu ei- ner frischen Wunden gebrauche. Jn offenen fistulirten faulen stinckenden Schaͤden/ thut diese Medicin das ihrige auch mit verwunderung/ vnd bedarff man aͤusserlich anders nichts gebrauchen/ als al- lein einen Minerali schen Balsam/ den Schadenrein zu halten/ vnd mit einem gemeinen Pflaster von Wachs vnd Terpentin gemacht/ vor der Lufft bewahret/ die Medicin thut inwendig von Grund auß/ solche Schaͤden genugsam heilen vnd zuwachsen/ ohne zuthun aller anderer in- oder außwendiger Mittel/ vollkoͤm̃lich. Nachdeme ich aber betrachtet/ daß diese allhier beschriebene Medicin nicht einem jedwedern zu præpar iren gegeben ist/ vnd viel derselben gern wolten/ theilhafftig seyn/ so habe ich vor gut angesehen/ allhier diese Erinnerung oder Ermahnung zu thun/ daß der- jenig welcher diese Medicin weiß vnd bereiten kan/ andern die es nicht koͤnnen/ auch auß Liebe wolte zukommen lassen. Aber nicht also (nach der boͤsen Welt Gebrauch) sein ei- genes darin zu suchen/ reich damit zu werden/ sondern also/ daß er eben seine angewandte Kosten vnd Muͤhewaltung wieder davon haben moͤge. Vnd weilen die Medicin so wol in forma pulve ris als in forma liquida (wann sie solten verschicket werden) nicht von je- derman rechtmaͤssig oder nach Gebuͤhr zu gebrauchen; indeme man in Abmessung der Tropffen oder Abwegung der Granen fehlen/ (vnd der Sach entweder zuviel oder zu we- nig leichtlich thun koͤnte) so habe ich vor gut eracht/ daß dieselbe vmb der bequemheit wil- len/ desto weniger in der Administrirung zu fehlen/ in formam pillularum gebracht wuͤr- de in solcher Manier/ daß eine Pillen fuͤr ein Gran zu rechnen/ 2. fuͤr 2. Gran/ vnd so fort- an/ also daß der Patient keines weitern Abwegens bedarff/ sondern nach Gelegenheit sei- ner Kranckheit vnd meiner Beschreibung/ entweder 1. 2. 3. 4. mehr oder weniger auff einmal einnehmen darff. Dieses seynd nun die vornehmsten Tugenden dieser meiner Panaceæ Antimonii, die andere welche ich vmb der Kuͤrtze willen zu schreiben allhier vnterlassen/ koͤnnen von einem jedwedern verstaͤndigen Menschen auß diesen beschriebenen Vmbstaͤnden erkandt vnd verstanden werden. Jst auch in dem Ersten Theil dieses Tractaͤtleins selber auch gedacht. Bezeuge derohalben nochmalen das alles dasjenige/ so ich dieser Medicin zu geschrieben vnd noch ein viel mehrers/ sie vollkoͤm̃lich (wann sie wol bereitet/ vnd mit Ver- stand recht administr iret wird) verrichten kan/ sonderlich/ wann man das Gebaͤt vnd An- ruffung zu Gott nicht dabey vergisset/ dann das Gebaͤt vnd vertrauen zu Gott segnet vnd J 2 verstaͤr- Ander Theil verstaͤcket eine jedwedere Medicin, welches der Gottlose nicht glaͤubet noch hoͤren wil/ de- rentwegen einmal solches wird fuͤhlen muͤssen. Eine Artzney kan zwar wol durch zulas- sung Gottes ohne Gebaͤt den Krancken gesund machen/ (vnd das Brod ohne Dancksa- gung genossen/) den Hunger stillen/ wie es bey den vnvernuͤnfftigen Creaturen taͤglich geschicht/ ist aber eine viehische vnd nicht menschlische Weise/ die Gaben Gottes zu genies- sen. Aber Christlich/ zum vordersten in Kranckheiten/ Gott vmb Huͤlff anruffen/ vnd darnach die Medicin gebrauchen/ so wird vnzweiffelhafftig ein gluͤcklicher success dar- auff erfolgen. Daß du aber dir einbilden moͤchtest/ als wann durch diese Medicin eine jedwedere Kranckheit/ wie alt vnd eingewurtzelt sie auch waͤre/ ohne Vnterscheid vnfehl- bar zu vertreiben sey/ ist nicht also zuverstehen. Dann allhier nur von solchen Kranck- heiten gesagt wird/ denen noch durch natuͤrliche Mittel zu begegnen/ vnd Gott auch mit zu frieden ist/ vnd zulassen wil daß sie vertrieben werden. Dann bißweilen seynd bey manchen Menschen die innerliche Viscera durch dicke humores also eingenommen vnd tartarisiret, daß es nicht muͤglich durch Medicament en wie kraͤfftig vnd gut sie auch seyn moͤchten/ selbe wieder zu recht zu bringen. Bißweilen seynd Lungen vnd Leber allbereit schier gantz verfault/ ehe man am rechten Ort Huͤlff suchet/ wer kan andere wieder dafuͤr darsetzen? Es wachsen die innerliche principal- Glieder/ wann sie einmal verzehrt seyn/ nicht wieder/ wie den Krebsen vnd Spinnen die Fuͤß/ wann sie ihnen abgebrochen. Deß- gleichen hat bißweilen auch Gott dem Menschen eine Kranckheit auffgelegt/ die er nicht wil daß sie sol geheilet werden/ solche vnd dergleichen Kranckheiten seynd den Menschen mit natuͤrlichen Mitteln vnmuͤglich zu cur iren. Gott aber seynd alle Ding muͤglich/ der in solchen verzweiffelten Kranckheiten allein helffen kan wann er wil/ vnd sonst keiner. Dieses nun seynd vnheilbare Kranckheiten/ welche mit meiner Panacea nicht zu cur iren/ vnd nicht Quartana, Lepra, Podagra, Epilepsia, vnd Hydropisis, wie ihnender mehren- theil einbildet/ vnd die Experien tz hergegen das Contrarium bezeuget. Vnd obwoln alle Kranckheitendes Menschen von Jahr zu Jahr aͤrger vnd beschwerlicher werden/ vnd sich mit den Suͤnden haͤuffen vnd vermehren/ so hat doch der allergnaͤdigste Gott hergegen auch dieses gegeben/ daß auch je laͤnger je mehr kraͤfftigere natuͤrliche Mittel durch der Menschen Fleiß vnd eingebung Gottes erfunden werden/ also daß es nim̃er fehlet/ wann Gott verwundet/ Er auch wieder heilen vnd seine Allmacht beweisen kan. Es waͤre zu wuͤnschen/ daß doch einmal der vnnuͤtze Streit vnd eiteles disput iren vnd Philosoph iren der Gelehrten auffgehoben/ vnd die wahre Erkaͤntnuͤß Gottes dargegen eingefuͤhret wuͤr- de/ es solte viel eine andere Welt seyn. Dann durch die wahre Erkaͤntnuͤß Gottes ge- het den Menschen ein sonderbar Licht auff/ welcher so desselben mangelt/ ihme alles dun- ckel vnd finster ist/ ja alle Geheimnuͤssen der Natur verborgen bleiben. Die meiste Sorg/ Muͤhe/ Arbeit vnd Fleiß der Menschen ist jetzunder allein/ seinen Nachsten hassen/ verach- ten/ befechten vnd bestreiten/ ja gantz vnd gar verfluchen/ vnd mit Leib vnd Seel in die Hoͤlle wuͤnschen/ welches ja nicht seyn solte/ dann Gott nicht wil daß ein Mensch den an- dern verdamme/ sondern ihme allein das Vrtheil/ vnd die Rach wil vorbehalten haben. Wo Pharmacopææ Spagyricæ. Wo die Liebe deß Nechsten mangelt/ ist auch keine Seeligkeit zu hoffen/ die opinion wer- de gleich defendirt wie sie wolle. Was nuͤtzet ein Baum ohne gute Fruͤchte? Mit vie- lem schwaͤtzen vnd zierlichen disput iren/ laͤsst sich Gott nicht contentirn, Er sucht vnd be- gehrt allein ein demuͤtlges gehorsames vnd reines Hertz/ auff daß sein heiliger Geist darin wohne/ vnd vns zu aller Warheit leiten moͤge/ wo Er dieses nicht findet/ Er auch nicht hinein koͤm̃t/ sondern ein hoffaͤrtiges vnd zaͤnckisches Hertz dem leidigen Satan/ als ei- nem Vater der Luͤgen vnd Bewahrer der Finsternuͤß/ eigenthuͤmlich zu besitzen einraͤu- met. Dahero dann so viel Vnruh/ Zanck vnd Verfolgung vnter den Menschen in die- ser boͤsen Welt gebohren/ vnd die wahre Erkaͤntnuͤß Gottes vnd der Natur (davon schier nichts mehr uͤbrig) hergegen verlohren/ vnd die gantze Welt mehr durch das irrende Meynen/ als warhafftiges Wissen regiert wird. Bleibt also wegen vieler Eitelkeit/ dar- mit sich die Gelehrten schleppen/ vnd die edle Zeit verschwenden/ die Natur mit ihren Heimlichkeiten zu grossem Nachtheil der Menschen verborgen vnd vnerforscht. Dieses sage ich ist allein die Vrsach/ daß so wenig Erkaͤntnuͤß der Natur bey diesen Zeiten vnter den Gelehrten ist/ welches Gott einmal aͤndern/ vnd in einen bessern Stand bringen wolle. Dieses sey genug von der Vulgari Panacea Antimoniali, welcher Name Panacea etliche Neidische in die Augen sticht/ gleich als wann diese Medicin eines solchen Na- mens nicht wuͤrdig waͤre/ weilen sie auß einem veraͤchtlichen vnd darzu gifftigen subje- cto bereitet/ vnd auch bißweilen/ wann man zu grob mit vmbgehet/ starcke Vomitus macht/ welches keiner Panaceæ zu thun gehoͤre. Dieses zu beantworten/ so wil das Woͤrtlein Panacea so viel sagen vnd bedeuten/ eine Artzney so in allen Kranckheiten mit Nutzen koͤnne vnd moͤge gebraucht werden/ welches die Panacea ex Antimonio auch thut/ die taͤgliche Erfahrung auch bezeuget/ daß sie aber auß einem vnachtsamen/ vnd von vnwissenden subjecto bereitet/ mindert den Namen nicht/ wann die Medicin nur solches verrichtet/ was ihme zugeleget wird. Was hat David den verachten Hirten- Jungen befoͤrdert/ daß er zu einem Koͤnig worden ist/ nicht sein geringer Name/ also auch bey dieser Medicin zu verstehen ist. Seine Krafft vnd Wuͤrckung gibt ihr diesen Namen/ vnd nicht sein herkommen/ auch hindert nicht/ daß sie anfaͤnglich/ ehe sie zur Medicin bereitet worden/ Gifft gewesen/ da jetzunder die Gifft durch Kunst vnd Feuer/ in eine Medicin verwandelt worden ist/ daß dieselbe Vehement wircke/ vnd starcke Vo- mitus mache/ wann man selbige zu starck gibt/ ist auch nicht der Medicin, sondern dem Mißbrauch zu zulegen/ ist doch der edle Wein neben den allerbesten hertzstaͤrckenden A- romatibus: dem Menschen wann er sie mißbrauchet/ eine Gifft/ die beste Mèdicin kan in Mißbrauch eine Gifft/ vnd die Gifft hergegen/ wieder durch Kunst vnd Feuer eine Me- dicin werden. Jch sage des nochmalen vnd bezeugs mit Gott vnd der Warheit selb- sten/ daß ich kein subjectum gefunden/ so bequemer in eine gute Medicin zu verwandlen/ als eben das rechte Antimonium, werde es auch fuͤr die arme Krancken zurichten lassen/ ihnen damit zu dienen/ den Reichen aber die Purpur-farbe Panaceam Auream recom- J 3 men- Ander Theil mend iren/ welche gleiche Wuͤrckung hat mit der vorigen Antimoniali, doch daß diese viel gelinder vnd empfindlicher wuͤrcket/ auch bey kleinen Kindern vnd Alten schwachen/ sicherlich zu gebrauchen ist/ vnd aber die Dosis in doppelten Gewicht genommen werden sol/ seynd innerhalb wenig Jahren/ viel hohe vnd niedrige Stands-Personen nicht allein am Podagra/ sondern auch andern schweren eingewurtzelten Kranckheiten/ gluͤcklich dardurch curirt worden/ dann so lang ich solche bereitet/ vnd andern darmit gedient/ ich niemalen gehoͤrt/ daß sie vergeblich wehre gebrauchet worden/ vnd darff man sich nicht foͤrchten/ daß man leichtlich/ (wie bey der gemeinen Antimoniali, bey vnvorsichtigem Gebrauch man sich zu besorgen hat) dem guten zuviel darmit thun moͤchte. Auch wird diese guldische Medicin gar selten bey dem Patienten einen Vomitum verursachen/ wann sie nicht muthwilliger Weise mißbraucht/ oder die Dosis gar zu hoch geben wird/ darumb diese Guldische hinfuͤro allein in forma pulveris purpurei, vnd die Vulgaris Antimonia- lis aber/ weilen selbe in Gestalt eines rohten Pulveris, leichtlich durch boͤse Leut nachgepo- sirt/ vnd faͤlschlichs ein uͤbelbereitetes Antimonium an statt meiner Panaceæ dem Kran- cken zum Nachtheil moͤchte verkaufft werden/ gar nicht bey mir wird zufinden seyn/ auß- genommen in forma Pillularum, in welcher Gestalt/ wann eine jedweder Pillen fuͤr ein Gran gerechnet wird/ der Patient keine Muͤhe in abwegung/ vnd keine Sorge zu der administration, ob er der Sach zu viel oder zu wenig thun moͤchte/ haben darff. Auch koͤnnen diejenigen so mittelmaͤssiges Alters seyn/ diese in Gestalt der Pillen nur gebrau- chen/ kleine Kinder vnd Alte schwache Personen aber/ ich die Auream welche linder ope- rirt, vnd sicherer zu gebrauchen ist/ recommendire, die Antimonialem in forma Pillula- rum aber/ solte man am alleꝛfuͤglichsten/ auff den grossen Schiffartennach Ost-vnd West- Jndien/ da die Soldaten vnd Schiffleut mit dem Scharbuck schr geplaget/ vnd abge- mattet/ vnd doch wenig Raht zu haben/ grosse Huͤlff dardurch empfangen/ vnd mit besse- rem Muth ihre Reise vollbringen koͤnnen; dann in rerum Natura ist kein einiges subje- ctum, weis noch kenne/ daß allen Faͤulnuͤssen deß Gebluͤts/ vnd Verstopffungen der in- nerlichen Gliedern kraͤfftiger wiedersteht/ als diese Medicin, welche die Schiffknecht vnd Soldaten auch/ weilen sie nicht theuer ist/ vnd auch nicht verderben kan/ leichtlich mitfuͤh- ren/ vnd im Nothfall sich derselben gebrauchen koͤnnen/ ist keine bessere Medicin in der gantzen Welt/ denen so auff der See fahren/ vnd auch denen Soldaten die zu Feld ligen/ allerhand Vngemach außstehen/ vnd ein vnordentlich Leben fuͤhren/ zu gebrauchen: vnd solten billich die Chirurgi, so mit auff den Schiffen fahren/ wie auch diejenige so mit zu Feld gehen/ diese Medicin im vorrath bey sich fuͤhren/ wuͤrden manchen guten Gesellen beym Leben damit erhalten/ vnd ihnen guten Nutzen damit schaffen/ dann ein einige Vntz/ davon sie etliche hundert Doses machen/ vnd fuͤr einen kleinen Preis erzeugen koͤnnen/ sie leichtlich mehr gutes außrichten/ als sonsten mit vnkraͤfftigen Medicament en/ einer gan- tzen Kisten voll. Wann ein Medicus oder Chirurgus, in einem Feld-Laͤger/ nur etli- che Vntzen bey sich haͤtte/ wuͤrde er tausend damit zu recht bringen koͤnnen/ die sonsten ins Gras beissen muͤsten/ ist eine Medicin, welche man leichtlich bey sich fuͤhren vnd be- wahren Pharmacopææ Spagyricæ. wahren kan/ vnd solte billich in obacht genommen werden/ daran einem Feld-Obersten auch viel gelegen/ wann vnter seine Soldaten etwan die Pest/ Scharbauch/ rohte Ruhr/ Fieber vnd dergleichen Kranckheiten einreissen/ vnd die Soldaten/ wie die Fliegen bey kaltem Wetter/ hauffenweis dahin fallen/ so doch durch eine solche Medicin gar leichtlich zu erhalten waͤren. Werde auch (geliebts Gott) Anordnung thun/ daß diese Medicin zum Vorraht wol bereitet/ vnd denen die sie noͤhtig haben/ damit gedienet werden moͤch- te: Dann/ ein jedweder Mensch ist zu seines Nechsten Dienste erschaffen. Gleich wie die eine Hand der anderen/ vnd ein Glied dem andern zu Huͤlff kommen muß/ (welches wir billich besser als ins gemein geschicht) behertzigen solten. Nach dieser meiner Anti- moniali scher in forma Pillularum, wie auch der Purpurfarben Guͤldischen Panacea mein Nepenthes (oder stillung aller Schmertzen) folget/ wird auß dem corrigirt en Opio, extrahirt en Croco, vnd destillirt en Sulphure Vitrioli Volatili bereitet. Daß das Opi- um ein stupefactivum, vnd ein Schlaffbringend Wesen sey/ ist jederman genugsam be- kand/ dann solches auff mancherley Weise von vielen zubereiten/ ist gelehret vnd beschrie- ben worden/ vnd weilen sie gesehen daß es bißweilen/ wann es vnvorsichtig gebrauchet worden/ nicht allein schlaffend gemacht/ auch also/ daß mancher nicht wieder erwachen wollen/ sondern biß zum Juͤngsten Tag zu/ ruhen muͤssen/ (das ist wol eine ruhmachende Artzney gewesen/) welche Gifft sie nicht zu benehmen gewust/ darumb je laͤnger je mehr Fleiß angewand haben das Opium zu corrig iren/ aber bißhero nicht weiters kommen/ als dasselbige erstlich gedoͤrt/ auff daß es sich hart puͤlvern lassen/ welches Pulver man entweder mit Spiritu Vini, oder Aceti solvirt, oder extrahirt hat/ den Spiritum wieder davon gezogen/ ad mellaginem, darunter sie ein theil guten Saffran gemengt/ die giffti- ge Natur dem Opio damit zu benehmen vnd zu corrig iren. Etliche haben das gepuͤlverte Opium nur mit einem Oleo Anisi, Storace liquida, oder Extracto Croci (welche sim- plicia ohne das auch ruhigmachen) angemengt/ vnd in eine massam gebracht/ vnd fuͤr die beste Correction gehalten/ wie dann solche Bereitung an allen Orten der Welt in den Apotheken noch gebraͤuchlich/ vnd die Medici sich derselben in vielen schweren Kranckhei- ten/ bißweilen gluͤcklich gebrauchen/ vnd weilen keine bessere correction oder Bereitung bekand gewesen/ man sich billich damit hat behelffen muͤssen/ nun es aber besser gefunden/ man auch billich das bessere nimt vnd das geringere verlaͤsst; zeithero mir der Usus deß Solventis Universalis, oder deß nassen vnd kalten Feuers bekand gewesen/ ich vielerhand subjecta dadurch versucht/ anatomirt vnd corrigirt, vnter andern auch dieses Opium nach meiner Weis durch den Liquorem Nitri zugerichtet/ vnd uͤberauß guten effectum gespuͤhret/ sonderlich wann ich ihme noch zugesetzet habe/ den Sulphur Volatile Vitrioli, welcher ohne das ein gewaltiges vnd vnvergleichliches somniferum vnd Ruhebringen- des/ wie auch Schmertzenstillendes Wesen ist. Darzu ich auch genommen eine Essen- tiam Croci wegen seiner hertzstaͤrckenden Krafft. Das Opium vn corrigirt, ist an sich selbsten ein starckes Stupefactivum Saturnmum, dadurch die Spiritus Vitales gar zu vn- maͤssig gebunden/ vnd gleichsam verstickt werden/ dahero diejenigen so es viel gebrauchen/ ihre Ander Theil ihre natuͤrliche Farb verliehren/ vnd im Gebrauch gemeiniglich mit offenen Mund vnd Augen ligen/ vnd schwerlich wieder zu erwecken/ biß daß es seine Wuͤrckung vollbracht hat; dahero es billich von vielen gescheucht worden ist/ das zuthun deß Saffrans oder Olei Anisi, hat ihme zwar seine Wildigkeit ein wenig temperirt, aber nicht gar beneh- men koͤnnen/ welches auff diese Weise wol geschicht. Nemlich/ wann man das Opium pulverisatum, an statt eines Spiritus Vini vel Aceti mit einem Spiritu Vola ti li Vitrioli solvirt, filtrirt, cum contrario Liquore Nitri præcipitirt, edulccrirt, exiccirt, vnd in eine Massam mit der Essentia Croci præparirt, alsdann der Sulphur Narcoticum Vi- trioli sich mit beyschlaͤgt/ welcher ohne das besser ist als das Opium, wegen deß Sulphuri- schen Spiritus Acidi Vitrioli in der Solution auch genugsam corrigirt wird; daß dieser Spiritus Vitrioli gut darzu sey/ wil ich den guͤnstigen Leser beweisen. Das gemeine Vi- triolum besteht eigentlich in einem Sulphuri schen Saltz/ Eisen vnd Kupfferhaltenden Erden/ wann nun solches durch starckes Feuer destillirt wird/ der Spiritus Salis auch von dem Marte einem fluͤchtigen Sulphuri schen Geist mit uͤberfuͤhret/ welcher so er mit einem contrario præcipitirt wird/ man einen zarten Narcoti schen Sulphur erlangt/ aber in klei- ner quanti taͤt/ doch sehr kraͤfftig/ davon ich in meinem Andern Theil Furnorum Meldung gethan/ wann man aber dem Vitriolo Calcinato gleiches Gewicht/ Eisenfeilig oder Ham- merschlag mit halben Gewicht/ reinen Salpeter zu mischet/ vnd alsdann ein Wasser darauß destillirt, so fuͤhret der Spiritus Nitri mehr von dem Marte mit sich uͤber/ vnd nach geschehener destillation der Spiritus Volatilis Sulphureus von dem Spiritu Corrosivo per rectificationem sol geschieden/ vnd zuvorn auch dem Spiritui in dem recipienten ein Wasser sol vorgeschlagen werden. Dieser Spiritus Vólatilis, sol zu solv irung vnd cor- rig irung deß Opii gebrauchet werden/ vnd der corrosivi sche nicht/ so zuruͤck in der recti- fication verbleibet/ obwoln nun vor diesem einige fleissige Medici Chymici auch erfah- ren/ daß in dem Vitriolo ein Sulphur Narcoticum verborgen/ so habe ich doch wie auch viel andere in der Bereitung desselben wenig erlangt/ biß daß ich vngefehr einmal dem Vitriolo calcinato Eisenfeilig zugesetzt/ mit etwas Salpeter/ ein starck ▽ darauß zu de- stillir en/ vnd mir zu allem Gluͤck der rotort in der grossen Glut zersprungen/ vnd die Ma- teri in das △ gelauffen/ einen solchen uͤberauß grossen Sulphuri schen Rauch im Labo- ratorio verursacht/ daß ich nicht darinnen verbleiben koͤnnen/ sondern in Eyl die Kohlen auß dem Ofen gezogen/ vnd kaum die Thuͤr deß Laboratorii finden koͤnnen/ vor Angst vnd Schrecken/ so mir der Spirit. zugefuͤget; so bald ich auß dem Laboratorio gewesen/ vnd eine frische Lufft geschoͤpfft/ vnd wieder zu mir selber kommen bin/ habe ich vernom- men/ daß allbereit das gantze Hauß voll Rauchs war/ derohalben alle Thuͤr vnd Fenster auffgespert/ selbigen hinauß zu lassen/ indeme ich solches thue/ werde ich gewahr/ daß mei- ne Kohlen so ich auß dem Ofen gezogen/ an einem hauffen anderer Kohlen kommen/ vnd selbige auch angesteckt hatten/ solche zu loͤschen/ weilen kein ▽ bey handen/ vnd auch in der Nacht war/ da alle Menschen schlieffen/ ich zu ihnen in die Kammer lieffe selbige zu erwecken/ daß sie mir ▽ bringen vnd loͤschen helffen wolten/ fande aber allzumal Groß vnd Pharmacopææ Spagyricæ. vnd klein so hart schlaffend/ daß ich keines davon mit ruffen oder schuͤtteln erwecken koͤnte/ muste also allein meine angegangene Kohlen loͤschen/ da es nun alles verrichtet/ gienge ich wieder zu meinen Leuten/ zu sehen was sie machten/ vnd fande dieselbige noch hart schlaf- fend/ also daß ihnen der Schweis uͤber das Angesicht lieffe/ wiewol es im kalten Winter war/ vnd da es Tag worden/ vnd eins nach dem andern auffgewacht vnd herfuͤr kom- men/ erzehlte ich ihnen mein Vngluͤck/ vnd daß ich niemand haͤtte erwecken koͤnnen/ da bekanten sie allzumal/ wie daß ihnen getraͤumet haͤtte/ wie daß sie mit etwas schweres waͤ- ren bedeckt gewesen/ vnd sich nicht ruͤhren koͤnnen. Auß diesen ich zwey Stuͤck erlernet/ erstlich daß in dem Vitriolo vnd Marte ein maͤchtiger Sulphur Narcoticum stecke/ vnd was die Vrsach daß bißweilen dem Menschen/ vnd sonderlich dem Melancholicis bey Nacht traͤumt/ daß sie durch etwas beschwehrt werden/ vnd doch nicht daruͤber erwachen koͤnnen/ daß es nur Sulphuri sche/ Martiali sche oder Saturni sche Duͤnste seyn/ damit das Gehirn vnd Hertzbenoͤhtiget/ vnd gleichsam die Spiritus Vitales darin gebunden werden/ hat mir also das Außlauffen deß Retorten eine gute Medicin, wie auch eine Kranckheit zu erkeñen geben/ ist also nichts so boͤß/ es ist zu etwas gut. Diese Histori habe ich zur Nach- richtung dem Liebhaber guter Medicament en hieher setzen muͤssen/ wil nicht hoffen/ daß es Verdruß einfuͤhren werde/ vnd dieses noch bey zu fuͤgen/ nicht vndienstlich seyn wird/ daß eins von den schlaffenden Kindern/ einen sehr Phlegmati schen Kopff habende/ dar- durch ihme die Catarri los wurden/ vnd einen gesunden Kopff darnach bekommen/ also daß in dem Sulphure Vitrioli mehr steckt/ als man glaͤuben kan/ daher ich auch mit dem- selben/ wann er mit dem Opio correcto vereiniget/ sehr viel kleine Kinder in Epilepsia zu recht gebracht habe/ wird auch sehr gut befunden bey den Alten/ doch daß der Gebrauch meiner Panacea Antimonialis bey den mittelmaͤssigen/ vnd Pan. Aureæ bey gar Jun- gen vnd Betagten zuvor hergehe/ alsdann diese Nepenthe desto besser wuͤrcken kan/ son- sten legt diese Medicin alle innerliche Schmertzen/ vnd vnruhiges Gemuͤht/ stillt das Toben vnd Wuͤten in hitzigen Kranckheiten/ bringt einen ruhigen vnd sanfften Schlaff/ vertreibt die Wind vnd Schmertzen im Bauch der kleinen Kinder/ wie auch Alten Per- sonen/ macht einen guten Verstand vnd froͤliches Gemuͤth/ toͤdtet/ bindet vnd heilet alle wilde fligende vnd vnruhige Spiritus im Leib/ daß sie weder Hertz noch Hirn betruͤben/ er- loͤset/ vnd macht frey von boͤsen Humoribus, den uͤberwaͤltigten vnd vnterdruͤckten Sp i ri- tum Vitalem, bringt wieder vnd vermehret die verlohrne Leibs-Kraͤfften/ also/ daß gleich- sam eine augenscheinliche Huͤlff dabey gespuͤhrt wird/ sonderlich wann das Opium, wol durch den Spir i tum Volatilem Vitriolì corrigirt ist. Man solte zwar das Opium auch mit dem Liquore Nitri fixi solv iren/ corrig iren/ per Spiritum Vini extrah iren/ vnd in eine Essentiam bereiten koͤnnen/ ist aber diese correction mit dem Spiritu Acido zu dem Opio besser/ als jene mit dem Nitro fixo. Darbey man einen Spiritum Vini, die cor- rigir te Essentiam zu extrah iren/ gebrauchen muß/ welcher Spiritus Vini die Kraͤfften deß Opii aber gar zu fluͤchtig vnd penetrirent macht/ so aber allhier nicht gesucht wird/ son- dern besser ist/ daß es langsam vnd nicht so starck angreiffe/ welches die Experien tz gut zu K seyn Ander Theil seyn geoffenbahret/ diese herꝛliche Medicin wann sie wol bereitet/ fuͤr eine der vier Haupt- saͤulen darauff die Medicin ruhet/ zu halten ist/ oben bey der Panacca Antimonii haben wir das allerbeste vnd sicherste Purgans Universale, damit alle boͤse Humores auß dem Leib gezogen werden/ bey der Panacea Aurea, das allerbeste Diaphoreticum vnd Sudo- rificum, vnd allhier bey dem corrigirt en Opio vnd Sulphure Vitriolato, das allerbeste vnd herꝛlichste Somniferum. Folget nun ein gut Diureticum, Nephriticum, welches auß etlichen Wuͤrmen/ durch Huͤlff eines Spiritus appro- priati Vegetabilium bereitet wird. ℞. ℥ j. Cantharidum, ℥ ij. Assellurum, thue dieses in ein Phiol/ daruͤber giesse ℥ iij. Spiritus Nitri, laß in linder Waͤrme die Wuͤrmlein darin solv iren vnd zu ▽ wer- den/ welches in wenig Stunden geschicht/ oder laß es nur ein paar Tag in der Kaͤlte ste- hen/ solv iren sich gleichwol/ darnach thue in diese Solution ℥iij. Regen-wuͤrme/ vnd laß dieselbe auch ein paar Tag darin stehen vnd solv iren/ darnach giesse die Solution in ein zart vnd dicht leinen Tuͤchlein/ so uͤber einem glaͤsern Trichter ligt/ so laufft der Spir. Ni- tri mit den solv irten Wuͤrmen durch das Tuͤchlein/ vnd so noch etwas dicklichs von den Wuͤrmen in dem Tuͤchlein bliebe/ vnd nicht durchlauffen wolte/ so nim̃ dasselbe von dem Trichter ab/ vnd falte es zusammen/ vnd presse mit den Fingern das nasse so durchgehen wil/ herauß/ zu dem durchgeloffenen/ die feces, so in dem Tuͤchlein bleiben/ wirff hinweg/ darnach giesse in einem weiten Zuckerglas so viel Liquoris Nitri fixi auff die solv irte Wuͤrme/ so lang die Solutio noch ebullirt oder arbeit/ vnd wann es still ist/ vnd die sol- vir te Wuͤrme zu boden des Glases gefallen/ vnd wol præcipitirt seyn/ alsdann giesse das solvens allgemach von den Wuͤrmen/ setze es hin zu coagul iren/ so wiꝛd wiedeꝛ ein natuͤr- licher Salpeter darauß/ welchen du wieder zu gebrauchen/ die niedergefaͤlte Wuͤrme aber Edulcorire mit suͤssem Wasser wol ab/ vnd laß die Wuͤrme auf gelindere Waͤrme trucken werden/ koͤnnen zu Pillen formirt, oder mit Zucker zu einem Electuario bereitet/ vnd in Calculo renum \amp; vesicæ vnd dessen Anhang/ wol vnd sicherlich ohne alle Gefahr gebrau- chet werden/ dosis a gran. 1. 2. 4. 6. 8. auff 12. nach Gelegenheit deß Patienten vnd Per- son/ wird nicht allein den Vrin/ sondern auch den Schleim/ vnd noch vnerharten Tar- tarum in Nieren vnd Blasen außfuͤhren. So man aber diese Medicin noch kraͤfftiger haben wil/ so sol man die solv irte/ corrigirte, præcipitirte vnd edulcorirte Wuͤrme/ noch einmal mit einem Spir. Ardenti, welcher entweder ex Saxifrago, Petroselino, Baccis Juniperi, Fraxino oder dergleichen Steintreibenden Kraͤutern bereitet worden/ extra- hiren, so bleiben wieder feces zuruͤck/ vnd zieht der Spir. die reinste Essen tz darauß/ von wel- cher man im linden Balneo den Spir. wieder abstrah iren sol/ so bleibt in fundo die Essent. als ein lieblicher rohter Balsam zuruͤck/ welcher dann in obigen Kranckheiten vnd Gebre- chen viel anmuͤhtiger/ bequemer/ vnd lieblicher zu gebrauchen seyn wird/ als er vor der Extra- Pharmacopææ Spagyricæ. Extraction in forma Pulveris, Pillularum vel Electuarii gewesen. NB. Wil man aber auß den Regen-wuͤrmen ein Venerum haben/ so sol man die Cantharites vnd Ese- lein davon lassen/ vnd halb so viel als der Regen-wuͤrme seyn/ der rohten breiten Veneri- schen Wuͤrmlein/ welche Sommerszeit haͤuffig in den Gaͤrten an den faulen Brettern vnd alten Gemaͤuer sich auffhalten/ wie auch ein vierdten theil Hirschbrunst darzu neh- men/ vnd also damit proced iren/ wie gelehrt. Auch sol man die Regen-wuͤrme samlen/ so bald das Erdreich offen/ vnd man hinein graben kan/ wann aber die Wuͤrme noch nicht herauß gewesen vnd sich gepaaret haben/ alsdann sie noch am kraͤfftigsten seyn/ vnd solche solv irte corrig irte/ præcipit irte vnd edulcor irte Wuͤrme/ endlich noch einmal durch einen Spir. Ardentem der auß Knaben-kraut/ Hopffen vnd Spargen wurtzeln be- reitet/ extrah iren/ vnd in eine liebliche Essentiam bringen/ so hat man fuͤr die Impoten- tes eine sichere vnd kraͤfftige Medicin. Alle Diuretica, vnd sonderlich die Regen-wuͤrme/ seynd Venera, wann sie gezei- tiget vnd corrigirt werden/ welche correction aber nicht bestehet/ auff der Weiber-koͤchi- sche Weiß/ mit zuthun deß Weins/ Zuckers/ Gewuͤrtz/ vnd dergleichen/ das subjectum damit zu corrig iren/ vnd annehmlich zu machen/ sondern die correction sol durchs Feuer (der Natur nach ohne zuthun anderer Dingen Philosophischer Weiß) geschehen/ aber auch nicht durch das bekandte gemeine Kuͤchen-feuer/ sondern durch das nasse Philoso- phi sche/ vapori sche/ diger irende/ alter irende/ durch dringende/ zeitigmachende/ verbesse- rende/ erhaltende/ vnd in gleichem Grad immerwehrend-bestaͤndige Feuer geschehen/ welches im Nitro muß gesucht werden. Es wird ein grosser Fehler begangen bey den Vegetabili schen Decoctionibus, in deme man die Kraͤuter/ Blumen/ Saamen vnd dergleichen/ mit einigen Liquoribus, als Wasser/ Wein/ Bier vnd dergleichen/ auf dem Feuer kochet/ vnd das decoctum hernach/ in Meynung/ alle Kraͤfften dem Kraut ent- zogen zu haben/ dem Krancken beybringt/ vnd doch nicht in acht genommen wird/ daß in einer solchen Kochung/ das edelste/ nem̃lich der durchdringende kraͤfftige Spir. sampt dem lieblichen Oleo dem Kraut entgehet/ vnd mit dem Wasserdunste hinweg gehet/ welches man gar wol mercken koͤnte/ wann man wolte/ dann allezeit bey solchem Gekoch/ der Ge- ruch/ so davon gehet/ lieblicher ist/ als die romanen tz die man gebrauchet/ welches niemand laͤugnen kan; warumb werden die Kraͤuter-wasser in den Apotheken/ da sie haͤuffig ab- gehen vnd gebraucht werden/ nicht mehr in Balneo per sc, sondern mehrentheils per ve- sicam, mit zuthun gemeinen ▽ auff daß dieselbige nicht anbrennen/ destillirt, mit Vor- wendung/ daß solche Wasser eben so gut waͤren/ als diejenige/ so in Balneo per se, ohne zuthun ▽ destillirt worden/ welches auch die Warheit ist weilen in der destillation die subtilste Feuchtigkeit deß Krants nur uͤbergehet/ vnd das gemeine ▽ als das schwerste zu- ruͤck in dem Kessel bleibt/ daran sie auch ihre Zeichen haben/ wann das uͤbergehende ▽ nicht mehr nach dem Kraut schmeckt/ sie alsdann auffhoͤren/ vnd den Rest ▽ sampt dem Kraut wegschuͤtten/ vnd wann sie das Kraͤuter-wasser noch lieblicher vnd kraͤfftiger ha- ben wollen/ giessen sie das uͤbergestiegene wieder auff frische Kraͤuter/ vnd ziehens davon K 2 uͤber/ Ander Theil. uͤber/ welches dann das reinste Theil des Krauts auch zu sich zieht/ vnd mit sich uͤberfuͤh- ret/ vnd kraͤfftiger wird/ ein guter Modus die Kraͤuter ▽ in Copia zu bereiten. Auch ist bekand genug/ wann man auß den Vegetabilibus ihre Spir. vnd Olea suchet/ daß selbige mit zuthun vielem Wasser per Vesicam muͤssen uͤbergetrieben werden/ wie oben im Er- sten Theil dieses Tractaͤtleins gelehret. Also ist es ja klar vor Augen/ daß die gemeine Kochung der Kraͤuter im ▽ nichts tauge/ sondern das beste Theil dessen so man kochet/ im kochen hinweg duͤnstet/ vnd nur das vnlieblichste Theil zuruͤck bleibt. Wissens doch etliche erfahrne Koͤche/ welche das Gewuͤrtz nimmer ehender zu dem Fleisch in den Pot thun/ biß das Fleisch zuvorn gar ist/ vnd sie solches bald auff den Tisch geben wollen/ auff daß der beste Geruch vnd Geschmack von den Aromatibus nicht durch das lange kochen weg duͤnste. Wann man bey einem Brauhauß vorbey gehet/ wann sie ihren Hopffen kochen/ vnd bey einer Apotheken/ wann sie ihre Decocta bereiten/ riecht es viel annehm- licher vnd gleichsam hertzstaͤrckender/ als das jenige was zuruͤck bleibt/ vnd man trincken muß/ vnd solches auch/ auß obangeruͤhrten Vrsachen nicht anderst seyn kan/ weilen die beste Krafft im Kochen hinweg gehet. Darumb sage ich nochmalen/ daß dieses Gekoͤch so per aquam universalem igneam, in der Kaͤlte geschicht/ dem andern weit vorzuziehen/ ist das meiste alles was wir essen/ auff daß es der Magen verdaͤuen oder vertragen moͤge/ es sey gleich Fleisch/ Fisch/ Kraut/ Ruͤben vnd dergleichen/ zuvorn in der Kuͤchen mit dem ▽ auff daß es nicht anbrenne/ durch das △ muß gekocht vnd gar gemacht werden/ ist ja bekand genug; warumb dann auch nicht die Medicament en? Vnd obwolen bey kochung deß Fleisches/ der Fisch/ deß Krauts vnd dergleichen/ auch etwas von seinen Kraͤfften entgehet/ so hat es doch nichts zu bedeuten/ weilen man mit dem bleibendē/ dem gantzen Leib voll anfuͤllt zur Speis vnd Nahrung dem Leib damit zu saͤtigen/ bey den medicina- li schen Decoctis aber man so viel nicht gebrauchet/ sondern nur ein wenig auff einmal davon eingibt/ dahero billich auch seine Kraͤfften ihme solten gelassen/ vnd nicht im kochen weg geduͤnstet werden/ welches aber nicht zu verwehren ist/ wann es in offenen Geschir- ren/ mit gemeinem ▽ vnd △ gethan wird; Darumb dieser mein modus per aquam i- gneam, dem andern weit vorzuziehen ist. Dann bey dieser Kochung/ das geringste von deß Krauts oder Thiers Kraͤfften (weilen sie in der Kaͤlte geschicht) weg gehen kan. Son- dern alles beysammen in dem nassen △ oder feurischen ▽ verbleiben/ sich zeitigen/ ver- bessern/ vnd zu einer Medicin bereiten lassen/ muß es/ wolle oder wolle nicht/ wenn auß- zuweichen ihme kein Platz gegeben wird/ wie bey voriger Kochung/ da das Edelste wegge- het: Darumb billich alle gewissenhaffte Medici, ihnen ein solches digerirende, enthaltene/ zeitichmachende/ vnd verbesserende Feuer vnd Wasser/ ihre Medicament en damit zu be- reiten/ befohlen seyn lassen solten/ vnd wann es auch nur wegen etlicher Medicament en/ die man sonst nicht erlangen kan/ geschehen solte/ als bey den Diureticis zu sehen/ welche durch dieses Philosophi sche ▽ vmbgekehrt/ nicht allein viel sicherer hernacher den Vrin vnd Calculum, vnd alles was ihnen anhaͤngig/ treibet/ sondern sie werden auch Hertz- staͤrckend darbey/ wie alle warme vnd subtile durchdringende Natur theilhaftige simplicia vnd Pharmacopææ Spagyricæ. vnd Composita solches auch zu thun pflegen/ also/ daß sie hinfuͤro den Vrin vnd Calcu- lum nicht mehr mit Gewalt vnd Schmertzen/ sondern fein sanfft vnd lind befoͤrdern/ vnd darbey noch die maͤnnliche Natur staͤrcken/ in ihrem Wesen erhalten/ da die vnzeitige her- gegen derselben wegen ihrer Vnzeitigkeit vnd Wildigkeit noch schaͤdlich seyn/ vnd neben dem Wassertreib auch Schmertzen verursachen/ welches die corrigirte nicht thun. Bey dieser Materi vnd gehaltenen Discurs wegen deß nassen Feuers/ oder feurigen Wassers/ damit ich die gifftige Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en in heilsame Medicamen- t en zu bereiten/ gelehret habe/ moͤchten leichtlich streitige Gedancken entstehen/ vnd den Vnerfahrnen fremb vorkommen/ daß ich den Liq. Nitri fixi, wie auch Spiritum Nitri Corrosivum feurige ▽ oder waͤsserige △ nenne/ da man doch an ihnen kein sichtbarli- ches △ siehet noch spuͤhret/ diesen zweiffelenden Gedancken nun auch abzuhelffen/ finde ich noͤtig allhier zu thun/ vnd beweise erstlich daß das gemeine Nitrum an sich selber nichts anders sey/ als ein lauter Feuer/ dann es auff einer gluͤhenden Kohlen gantz vnd gar hin- weg brennt/ vnd das Buͤchsen-pulver solches auch genugsam bezeuget/ vnd wann es per Calcinationem figirt, oder per destillationem in ein scharffes ▽ destillirt wird/ sein Feuer noch nicht verlohren/ sondern vollkoͤmlich bey sich habe/ beweiset nicht allein/ wann obgedachte beyde Liquores, nemlich deß Nitri fixi vnd Spiritus acidi zusammen gegos- sen werden/ sie beyde ihre durchs △ angenommene Naturen verliehren/ vnd in einen natuͤrlichen Salpeter wieder werden/ darauß ja genugsam zu beweisen/ daß beyde △ so wol der Spiritus Acidus als Liq. Nitri fixi, feurige ▽ moͤgen vnd koͤnnen genennet wer- den/ wie sie es dann alle beyde mit der That erweisen. Dann sie ihr △ noch bey sich ha- ben/ weilen sie alles zerschmeltzen vnd zu Wasser machen/ was ihnen beygefuͤgt wird. Die- ser Beweis verhoffe ich/ werde den Verstaͤndigen/ ob sie schon im Licht der Natur nicht hoch erfahren/ dennoch Lichts vnd Zeugnuͤß genug seyn; Den gar vnerfahrnesten aber/ welche ins gemein das meiste gethadel von Dingen haben/ die sie nicht verstehen/ muß ich eben so wol auch begegnen/ vnd klaͤrlich vor Augen legen/ das obgedachte ▽ re ipsa lau- ter Feuer seyn/ wollen sie es nicht glaͤuben/ so nehmen sie nur von welchem Theil sie wol- len ein klein troͤpfflein oder Koͤrnlein auff die Zungen/ so werden sie ihr verborgenes Feuer bald fuͤhlen/ nicht anderst/ als wann mit einer gluͤhenden Kohlen ihnen die Zunge ange- ruͤhrt waͤre/ wollen sie es aber brennend oder flammend sehen/ so koͤnnen sie beyde/ oder welches von beyden coagul iren oder concentr iren. Entweder durch das Antimonium oder Lapidem Calaminarem, davon sich alle Corrosiv en am liebsten concentr i r en/ vnd ihr bey sich fuͤhrendes ▽ gehen lassen. Wann man nun eine Flam̃ sehen wi l / so muß man einen reinen dephlegmirt en Spiritum Vini auff den concentrirt en Spiritum aci- dum, vel liquorem Nitri fixi giessen/ so wird sich alsobalden das verborgene Feuer des Nitri concentrati offenbaren/ vnd den Spiritum Vini anzuͤnden vnd verbrennen/ oder wann man auff andere Weiß solches erfahren wil/ so kan man das Nitrum per regulam Antimoni Martialem figiren, vnd coagul iren zu einer feurigen Massam, vnd solche in einem starcken Erden-krug/ wol vermacht/ bewahren/ daß keine Lufft darzu koͤm̃t/ so ble ib t K 3 das Ander Theil das △ so lang verborgen als man selber wil/ wann es aber warm werden sol/ so geust man ein wenig ▽ in den Krug zu dem verborgenen △ so faͤngt es alsobalden an sich spuͤhren zu lassen/ vnd macht das Geschirꝛ so heiß/ daß man keine Hand daran erleiden kan/ vnd nachdeme du viel ▽ beythust/ so viel waͤrmer das Geschirꝛ wird/ auch gar vor Hitze zer- springen moͤchte/ darumb man Ziel vnd Maß darin gebrauchen muß/ wann das △ lang waͤren vnd Waͤrme geben solte. Jst nicht allein eine schoͤne Curiosi taͤt/ die Wunder- wercke der Natur dadurch zu erlernen/ sondern es ist auch nuͤtzlich denen/ welche Win- terszeiten zu Wagen oder Schiff/ Tag vnd Nacht in grosser Kaͤlte reisen muͤssen/ sich bey einem solchen △ im fall der Noth zu waͤrmen/ dann ein Geschirꝛ da ein oder zwey Pfund dieses coagulirt en △ eingehet/ wol 24. Stund lang die Hitze halten kan/ vnd im Noth- fall man auch wol groͤssere/ oder mehr Geschtrꝛ mit auff die Reise nehmen koͤnte/ auff das nimmer mangel an △ waͤre/ vnd wann in der grossen Kaͤlte kein ▽ zu haben/ so kan man an dessen statt/ seinen eigenen Vrin nehmen/ thut auch gut. So gering dieses Stuͤck- lein scheint zu seyn/ so steckt doch ein grosses Geheimnuͤß darhinder zu der wahren Philo- sophia dienstlich/ auch ist es ein solches △ gleich wie bey den Maccabeern die Priester sollen begraben/ vnd hernacher uͤber etliche 100. Jahren wieder gesucht vnd gefunden haben/ dann ein solches Feuer/ wann es nur vor Lufft wol bewahret wird/ sich viel hun- dert oder 1000. Jahre vnverdorben halten kan/ welches fuͤrwar Nachdenckens wehrt ist. Dieses nun genug von dem Nitro fixato, daß es lauter △ sey/ vnd sich offenbare wann mans haben wil; auch thut nicht minder der Spiritus acidus Nitri, vnd wiewol derselbe gar einer andern Natur vnd Eigenschafft als das Nitrum fixatum ist/ dannoch eben so wol er sein Feuer noch verborgen bey sich hat/ vnd wieder sehen laͤsst/ wanns der Kuͤnstler haben wil/ nemlich also solv ire ♂ oder Lap. Calaminarem damit auff/ laß dar- nach die Feuchtigkeit auf dem Feuer gantz weg duͤnsten/ NB. wird aber nichts als ein vnge- schmack suͤß ▽ davon gehen/ das feurige Theil/ aber wird bey dem Marte oder Lap. Ca- lam. sich concentr iren/ vnd zu einer feurigen truckenen Erden werden/ welche man vor Lufft bewahren muß/ auff daß sie sich nicht in ein ▽ solv irt. Dieser in eine rohte Erden concentrirte feurige Spiritus ist so hitzig/ wann man eines Hauffkorns groß auf die Zun- gen nim̃t/ nicht anders brennt/ als wann man mit einem gluͤhenden Eisen solche ange- ruͤhret haͤtte/ wann man dann Feuer darauß haben wil/ kan man einen Spiritum Vini darauff giessen/ so wird die Flam̃ davon gehen/ wil man sich aber dabey waͤrmen/ wie oben bey dem Nitro fixo gelehret/ so muß man ein wenig ▽ darein troͤpffen lassen/ so faͤngt das verborgen vnd concentrirte Feuer an sich zu erholen/ vnd zu brennen/ wie das Nitrum fixum, vnd kan eine lange Zeit waͤren/ wann man nicht zu viel ▽ auff einmal bey thut/ vnd wan man wil/ daß es wieder außloͤschen vnd kalt werden sol/ muß man das Geschirꝛ zu machen/ vnd so man dann solches wieder wil warm haben/ selbige wieder geoͤffnet/ vnd ein wenig ▽ bey muß gethan werden/ stehet also solches Feuer bereit zu dienen wann mans begehrt. Sonsten kan auch darmit bewiesen werden/ daß der Spiritus Nitri aci- dus ein kaltes vnd verborgenes Feuer sey/ wann man nur ein stuͤcklein Eisen oder Gal- mei Pharmacopææ Spagyricæ. mei darein legt/ daß der Spiritus daran arbeiten kan/ so wird er sich entzuͤnden/ vnd das Glas davon so heiß werden/ daß mans nicht in der Hand halten kan/ daher auch die war- me Baͤder ihren Vrsprung haben/ wann nemlich ein Spiritus acidus Mineralis, zu einer Wasserquell in dem Gebirg koͤmt/ vnd solches impregnirte ▽ durch ♂ oder Calmei Gaͤnge lauffet/ darin es sich dann also erhitzet/ daß es Kochheiß auß der Erden laufft/ wird auch nirgends kein warm Wasser gefunden/ als bey den Eisen vnd Galmey-Gebirgen/ wie an vielen Orten zu sehen/ vnd sonderlich zu Acken/ da die schoͤnste Baͤder in Europa zu finden/ vnd alles Gebirg vmb die Stadt voll Eisen vnd Galmey stecket. Was son- sten fuͤr schoͤne vnd nuͤtzliche Secreten hinter dem concentrirt en Feuer verborgen/ gehoͤrt hieher nicht/ ist genug Anleitung darzu geben/ wers darauß nicht erlernet/ soll es auch nicht haben/ vnd ist ihme nicht von Gott beschehret/ deß Feuers vner gruͤndliche Eigen- schafften wissen vnd kennen/ ist eine Thuͤr zur wahren Philosophia vnd Hermeti schen Medicin. Allhier siehet der Kunstliebende/ was ein concentrirtes Feuer vermag/ vnd wann es noch mit vieler Erden/ als Eisen/ Galmey vnd Antimonio vmbgeben/ vnd gleichsam an seiner rechten Krafft verhindert vnd gebunden ist/ dann ein vnrein Corpus auch die reine Seel so darin wohnet/ verunedlen vnd vergeringern oder gar toͤdtē kan/ wel- ches so wol bey den Minerali en/ als Menschen selbsten zuverstehen ist. Was aber dar- mit außzurichten/ wann es gantz fein vnd von allen fecibus gesaͤubert/ kan man leichtlich erachten/ vnglaͤubliche ja schier Goͤttliche Dinge damit wuͤrden gethan werden. Dann das Feuer von Terrestri schen Holtz vnd Kohlen gemacht/ wann es concentrirt wird/ viel Wunders außrichten kan/ was wuͤrde eine concentrirte Sonne/ welche tausendmal reiner als das Holtzfeuer/ thun koͤnnen? Nechst Gott ist die Sonn/ nechst der Sonn das jrꝛdische Holtz-feuer/ das Edelste in der gantzen Welt. Doͤrffte ich wegen der groben Vnverstaͤndigen/ recht meine Meynung vom Feuer herauß geben/ solte mancher finste- re Winckel erleuchtet werden. Dann die Elementi sche Sonn/ dadurch alles Licht vnd Leben der Welt geben wird/ anders nichts als ein Kleid oder Vmbhang dessen Ewigen vnd Allmaͤchtigen Gottes ist. Jst nun das Kleid oder Vmbhang Gottes so herꝛlich/ traͤfftig/ vnd maͤchtig in seinem Wesen/ was wird denn Gott als das ewige Licht/ vnd Centrum alles Lichts/ selber seyn? Koͤnnen wir doch das Kleid nicht ansehen/ noch dessen wunderbarliche Kraͤfften vnd Eigenschafften/ durch all vnser specul iren vnd philosophi- ren ergruͤnden. Warumb vnterstehen sich die Narren so leichtfertig von Gott zu reden vnd zu halten/ welche doch so gar nichts von ihme wissen/ noch ihn kennen; Dahero schier ein jedwederer ihme einen besondern Gott machet/ ihn ehret vnd anbetet/ welches vor dem rechten einigen vnd wahren Gott ein Greuel ist. Die alten Naturkuͤndiger haben die Sonnen eine runde feurige Kugel/ die ihren Anfang von Gott habe/ zu seyn/ geschrieben/ vnd selbiger mit einem Zeichen der perfection als einem runden Zirckel abgemahlet/ vnd in der mitte deß Zirck els einen Punctum gesetzet/ als ein Centrum deß Circkels darmit an zudeuten. Weilen dann das Centrum bey allen Dingen allzeit edler vnd besser ist/ als die Circumferentia, welche von dem Centro außgehet/ vnd je weiter die Circumferen- tia Ander Theil tia von dem Centro, je differenter vnd vngleicher sie mit dem Centro ist/ je naͤher aber dem Centro, je gleicher es demselbigen seyn muß; wann dann nun die Sonn als eine Circumferentia deß Puncten darin/ ein solch uͤberauß edel Wesen ist/ was wird dann der Punct darinnen seyn? Vnd wie sollen wir ihn nennen? Wer kans oder darff es thun vor der boͤsen Welt? Muß also wieder meinen Willen davon weiters zu discur iren auf- hoͤren/ vnd solches biß in mein Tractaͤtlein de Concentratione Cœli \amp; Terræ, verschie- ben vnd bewahren. Sage aber diß zum Vberfluß/ daß vnser Terrestri sch Feuer/ damit wir taͤglich vmbgehen/ die erste Staffel auff dieser Leiter ist/ auf welcher man zu Gott stei- gen/ dessen Allmacht begreiffen/ empfinden/ ergruͤnden/ lieben/ fuͤrchten/ ehren/ vnd end- lich sehen/ vnd seiner ewigen Herꝛlichkeit einmal auß Gnaden theilhafftig werden koͤn- nen. So das gemeine vnd allen Menschen bekandte Feuer sage ich nochmalen/ die er- ste Sprossel auff solcher Leiter ist/ darauff man zu Gott vnd seinen Geheimnuͤssen steigen kan/ vnd doch vns Menschen so vnbekand/ was wird die andere vnd dritte dann seyn/ da- von wir noch weniger wissen/ vnd doch vns vergeblich so viel einbilden; bleibt also darbey/ daß all vnser Wissen nur eitel Stuͤck-vnd Flickwerck sey/ vnd vnter Hundertausenden/ nicht einer die zweite Sprossel/ wil geschweigen die dritte/ welche zu den Geheimnuͤssen Gottes fuͤhret/ begreiffet/ noch anruͤhret/ das sag ich allhier/ an einem andern Ort ein mehrers/ hernach sol gesagt vnd bewiesen werden. Folget ein Cordiale vnd Confortativum in grossen vnd langwierigen Schwachheiten. ℞. Florum Majoranæ, Salv i æ, Rorismárini, Macis, ana ℥ij. Nucis Muscá- tæ, Cardamomi, Zeduariæ, Galangæ, ana ℥j. Cinamomi Electi ℥viij. Extrahire per Spiritum Vini Tincturam, weiters solv ire in ℥vj. Spiritus Salis rectificati, welcher mit einem Nitro acuirt seyn soll ℥j. Auri, giesse diese Solutionem Auri in den Spiritum Vini aromatisatum, setze es zusammen in einen glaͤsern Retorten in ein Balneum siccum zu destilliren, so gehet erstlich ein lieblicher Spiritus Vini aromatisatus klar uͤber/ vnd wann er anfaͤngt weislicht oder truͤb zu gehen/ so leg einen andern Recipient en vor/ vnd laß alle Feuchtigkeit mit linder Waͤrme uͤber destill iren/ so lang biß daß kein Spiritus Vi- ni mehr gehet/ sondern ein vngeschmackt sauer Wasser anfaͤngt zu kommen/ alsdann man alles Feuer vnter dem Balneo wegnehmen/ vnd den Retort en kalt werden lassen/ vnd außnehmen soll/ so wird man auff der Solutione Auri ein blutrohtes/ mit Tinctu- ra Auri impregnirtes Oleum Aromatum finden/ welches man durch ein Scheidglas von dem Spiritu Salis scheiden/ vnd so viel dessen seyn wird/ zu dem uͤbergestiegenen Spir. Vini aromatisato thun/ welcher dann solches also balden zu sich nehmen/ vnd schoͤn roht davon werden wird. Auß dem zuruͤcke gebliebenen Spiritu Salis sol man das uͤbrige Gold/ so das Oleum aromatum nicht zu sich genommen hat/ mit Nitro fixo in einen zarten glaͤntzenden Calcem præcipit iren/ absuͤssen/ vnd zu dem Spiritu vnd Oleo aroma- tisato Pharmacopææ Spagyricæ. tisato thun/ mit so viel Candi Zucker/ als noͤhtig seyn moͤchte/ den Spiritum aromatum damit lieblich zu machen/ so bekoͤmt man ein sehr kraͤfftiges Aqua Vitæ in allen Schwach- heiten/ zur Labung vnd Staͤrckung/ nuͤtzlich zu gebrauchen. Diese Præcipitation aber sol nicht geschehen/ gleich wie man ins gemein die solv irte Metall en præcipitirt, in solche Pulver/ welche die metall ische Gestalt verlieren/ als bey dem ☉ ein gelbes Pulver davon wird/ das man Aurum fulminans nennet/ weilen es/ wanns auff einem Blech erwarmt/ schlaͤgt vnd knalt/ als wann man ein geladen Rohr los braͤndte/ doch sehr hell vnd auch vnter sich/ also daß einer kleinen Erbes groß/ wann es wol gemacht ist/ in einem silbern Loͤffel ein Gruͤblein einschlaͤgt. Sondern es sol das Gold also niedergeschlagen werden/ daß es seine metalli sche Gestalt behalte/ aber so zart/ daß mans auch in einem Augleiden koͤnte/ vnd sol auch nicht alles ☉ nieder gefaͤllt werden/ sondern allein das edelste/ vnd gleichsam deß Goldes Anima, viel hoͤher vnd schoͤner als ander Gold vnd Farb/ vnd den geringern Theil von dem Gold besonders niederschlagen/ vnd wieder zusammen schmel- tzen/ wird bleich vnd schlecht Gold seyn/ welchem aber/ wann man wil/ durch das Anti- monium vnd ♀ seine Farb wieder geben kan/ also/ daß man keinen Abgang oder Scha- den leidet/ dann so das erst-gefelte besser als ein gemein fein ☉ ist/ so muß nohtwendig das letztere gefaͤlte geringer seyn/ oder wann das letztere geringer ist als gut fein ☉ so muß noth- wendig das erst-gefaͤlte besser seyn/ als gemein fein ☉ derohalben solches auch in Medici- na nuͤtzlich zu gebrauchen/ weilen es sich im Magen verzehrt/ seine Operation thut/ wel- ches sonsten gefeilt oder geschlagen corpora lisch ☉ nicht thun kan/ welches ich mit Fleiß versuchet/ vnd also befunden habe/ so aber jemand daran zweifflen solte/ kan er den ersten Niederschlag (als das beste Theil von ☉) so ich allhier mit bey zunehmen befehle/ mit ei- nem wenig Borras zusammen schmeltzen/ vnd gegen den letzteren Niederschlag halten/ so wird er einen solchen Vnterscheid finden/ wie Tag vnd Nacht; das erste wird viel hoͤher vnd schoͤner an der Farb seyn als das beste Ducaten- oder Rosenobel ☉ das letztere aber vmb so viel geringer vnd schlechter als Ducaten/ vnd wann man dieses Erste wieder auffs neu solv irt/ vnd More Philosophico præcipitirt, vnd nur allein die erste Helffte beson- ders felt/ so wird es noch Edler/ vnd laͤsst wieder etwas bleich Gold zuruͤck/ welches fuͤrwar ein Werck ist/ daß nach denckens macht/ vnd solte endlich das Gold also concentrirt wer- den/ daß es so hoch vnd edel an Farb/ Krafft vnd Tugend/ daß man damit andere Metal- len faͤrben vnd verbessern koͤnte. Welches ich zwar noch nicht/ wegen Mangel der Zeit gethan; geliebts Gott/ vermeine ich mit ehestem ein solches ☉ dem Liebhaber goͤttlicher vñ natuͤrlicher geheimnuͤssen werde zeigen koͤnnen; vnd nur vmb einer guten Medicin willen solche darauß zu bereiten; Wie ich dann von dieser vnd dergleichen kuͤnstlichen vnd Phi- losophi schen Concentration deß Golds vnd Silbers in gute Medicament en/ in mei- nem Vierdten Theil des Vaterlands Wohlfahrt mir zu beschreiben vorgenommen. Auf daß aber gleichwol der Kunstliebende allhier auch ein wenig Nachricht habe/ wie eine sol- che Præcipitation hergehe/ so berichte ich kuͤrtzlich/ daß solche so wol im trucknen als nassen Weg zu thun muͤglich. Allhier geschicht es im nassen Weg/ weilen es der Proceß bey L der Ander Theil der Medicin Beschreibung also mitbringet/ welche muͤhesam/ vnd auch sorglich in der Arbeit/ wann etwan ein Glas außlauffen solte/ das Gold zu verliehren/ im truckenen Weg aber/ hat man solcher Gefahr sich nicht zu besorgen/ welches hieher nicht/ sondern in den Vierdten Theil deß Vatterlands Wohlfahrt gehoͤret. Jst nur derentwegen all- hier angeruͤhret/ auff daß man sehen vnd spuͤhren koͤnne/ daß in dem Gold auch eine Scheidung zu machen/ wie bey den geringern Metallen, dann/ wann man durch Kunst eine Scheidung eines Metalls, nemlich/ das bessere von dem geringern Theil zu scheiden weis/ der hat eine Verbesserung deß Metalls mit Nutzen: Wie dann in meinem Andern Theil deß Vatterlands Wohlfahrt/ die fluͤchtige/ vnzeitige Mincralien, per Nitrum in geschmeidige Metalli sche Coͤrper/ in dem Dritten Theil aber diese gemeine vn perfecte Metall en zu perfectem ☽ vnd ☉ im Vierdten/ das perfect e ☉ vnd ☽ in plusquam per- fecta Corpora, der Medicin zugehoͤrig/ zu verwandlen gelehrt wird/ vnd allhier auch bey nechster Medicinali scher Bereitung ein mehrers von solcher Scheidung sol gesagt werden. Vnd wolle sich niemand daran stossen/ daß ich allhier das gefelte zarte Gold mit zu dieser Medicin zu nehmen gelehret/ da doch sonsten an andern Orten ich selber ge- schrieben/ daß des Menschen Magen ein corpora lisch ☉ zu verdaͤuen vnmuͤglich/ so ich vielmal erfahren/ dieses aber davon allhier Meldung geschicht/ viel besser vnd Edler ist als ein gemein ☉ derohalben auch solches nicht fuͤr corpora lisch ☉ sondern fuͤr ein Kern/ vnd gleichfam Animam desselben/ so sich ins Menschen Magen verdaͤuen laͤsst/ vnd seine Krafft von sich gibt/ wil gehalten haben. NB. Wann man obgedachtes Aquam Vi- tæ Auream gebrauchen wil/ so soll man das Glaͤslein zuvorn einwenig schuͤtteln/ auff daß das in die allersubtilste Athamos gebrachte Gold sich mit dem Aqua Vitæ vermische/ vnd alsdann etliche Tropffen nach Gelegenheit der Person vnd Kranckheit mehr oder weniger mit bequemen Vehiculis dem Patienten moͤge beygebracht werden/ man kans mit einem wenigen versuchen/ so wird man befinden/ daß eine grosse hertzstaͤrckende Kraft darin gespuͤhret/ vnd fuͤglich solches bey allen Schwachheiten zu gebrauchen/ recomman- dirt seyn solte. Folget eine andere gute Metalli sche Medicin_ Bereitung per Nitrum, so in allen Hirnkranckheiten nuͤtzlich zu gebrauchen/ vnd gehet auß einem ☽ haltenden ♄ Ertz. ℞. Ein solches Bley-Ertz daß viel Silber fuͤhret/ vnd gar nicht Kupfferig oder Eisenschussig/ sey so gut du es bekommen kanst/ vnd je mehr Silber es fuͤhret/ je besser zu dieser Arbeit solches zu gebrauchen/ scheide allen Sulphuri schen Gestanck vnd schwartze terrestri taͤt per Nitrum secundum artem Spagyricam davon/ also/ daß dir nur die aller- reinste/ weiste/ fluͤssigste/ vnd fluͤchtigste mercuriali sche Theilen verbleiben/ suͤsse das Ni- trum auffs allerbeste wieder davon/ so hastu ein schwer glaͤntzend schneeweisses suͤsses Pul- ver. Welches der wahre leichtfluͤssige vnd fluͤchtigste ☿ Saturni ist darvon 1. 2. 3. 4. 5. in Pharmacopææ Spagyricæ. in 12. granen schwer mit bequemen Vehiculis in allen Hirnkranckheiten kan gebraucht werden: Auch fst sie in Peste vnd Bauch-wuͤrme der Kinder ein gutes remedium, legt alle innerliche Hitze/ auffsteigende vnd das Hirn beschwerende Duͤnste/ benim̃t die Ver- stopffung deß Miltzes/ vnd was diesem anhaͤngig/ erfreuet die schwermuͤhtigen Melan- cholicos, vnd bringt die wahnsuͤchtige/ naͤrrische/ vnd phantastische Koͤpff wieder zu recht/ insonderheit wann man zuvorn den Leib deß Patienten mit meiner Panacea An- timonii reiniget/ vnd noch besser/ wann diese Medicin nach der ersten Bereitung/ noch einmal per Nitrum gewaschen/ vnd subtiler gemacht/ oder gar figirt wird/ alsdann sie auch kraͤfftiger wircken vnd ihre Macht erzeigen kan. Vnd noch besser wann dieser ☿ Saturni, endlich per retortam in eine suͤsse Milch uͤbergetrieben/ vnd alsdann figirt wird; welches den Philosophi schen Spruch wahr macht/ Ignis \amp; azoth, abluunt Lathonem, Nitrum ist der wahre Azoth Philosoph. vnd sonsten kein anderer zu finden; Sapo Sapi- entum, vnd Balneum Universale Metallorum. Vnd laͤsst sich die Jungfraw Milch per se in einen durchdringenden fluͤssigen Stein figiren, vnd coagulirt vnd figirt auch einen gemeinen gereintgten Mercurium, so weit aber daß er die Cupellen bestanden/ habe ich selbigen noch nicht gebracht/ habe es aber vnter Haͤnden/ vnd verhoffe es auch mit der Huͤlffe Gottes zu wegen zu bringen: Sonsten wann der Stein noch gantz fluͤchtig ist/ penetrirt er die vnvollkommene Metall en/ als ♂ vnd ♀ vnd macht selbige leichtfluͤssig vnd fluͤchtig/ was er aber thun solte wann er figirt worden/ ist leicht zu erachten. Moͤch- te dem kleinen Bauren-werck vielleicht nicht vngleich seyn. Allhier dienet dieses noch zu sagen/ weilen es die Materi mitbringt/ was eine Reinigung sey/ vnd worin dieselbe beste- he. Vnd weilen dann meine Schrifften vnd gute Erinnerungen allzumal dahin ge- richtet/ das Reine von dem Vnreinen zu scheiden/ vnd auch dieses Buͤchlein den Namen davon hat/ vnd aber nicht jederman weiß wie solche Scheidung geschehen/ so finde ich rahtsam ein wenig zur Nachricht allhier davon zu sagen/ dann alle Philosophi dahin ge- hen vnd einhellig ruffen/ fac fixum volatile, \amp; volatile fixum; Jn Ablegung der terre- stri taͤt wird ein hartfluͤssiges vnd fixes wesen fluͤssig vnd fluͤchtig/ welches die erste Schei- dung oder Philosophi sche Reinigung ist/ darauff folget die sublimation oder destillation, durch welche das von dem groͤbsten fecibus allbereit geschiedene/ noch einmal gereiniget wird/ dann je oͤffter ein Wesen destillirt oder sublimirt, je reiner dasselbige wird/ vnd je reiner es ist/ je kraͤfftiger vnd durchdringender es auch seyn muß; wann nun das aller- reinste wieder figirt wird/ kan man leichtlich erachten was man erlangt/ vnd dieses allhier von einer metalli schen vnd per artem Spagyricam gethaner Reinigung zu verstehen. Bey Vegetabilibus, Animalibus, vnd Mineralibus, kan eine dreyfache Waschung ge- schehen/ eine Durchwaschung mit gemeinem Wasser/ dardurch die Vnreinigkeit/ als Sand/ Staub vnd Erden/ von dem Wesen abgespuͤhlt vnd gewaschen wird. Die an- dere geschicht durch die destillation, wann nemlich die duͤnne vnd waͤsserige Theilen/ von den groben jrꝛdischen Theilen geschieden werden. Bey den Metallis solches auch durch die sublimation etlicher massen geschehen kan/ wie bekant genug ist. Die dritte Reini- L 2 gung Ander Theil gung geschicht durchs Feuer/ wann nemlich das subjectum darin außgegluͤht wird/ daß der verbrennliche Sulphur sich anzuͤndt vnd verzehrt wird/ der ☿ aber im Rauch hinweg gehet/ vnd nur die fixe Erden vnd Saltz zuruͤck bleibt: Vnd dieses bey den Vegetabili en vnd Animali en zu verstehen. Bey den Metalli schen aber es viel eine andere Beschaffen- heit hat/ deren tria principia die Natur gleichsam radicaliter in eine gleichmaͤssigkeit oder matoriam homogeneam verbunden vnd verknuͤpffet hat/ also hart/ daß solche Theilen sich nicht gern wieder schneiden lassen/ entweder sie gehen zu gleich uͤber/ nach vnd nach/ per Cohobia, oder sie bleiben zuruͤck. Vnd wann schon ein schwartzes Metall durch Gewalt deß Feuers/ entweder uͤber sich in weisse Flores sublimirt, oder in eine weisse A- schen calcinirt worden/ so findet man nach der reduction, das vorige vnd alte Metall wie- der in solcher Gestalt/ Art vnd Eigenschafft/ gleich wie es vor der Sublimation oder Cal- cination auch gewesen ist/ also dieses gar keiner Philosophi schen Reinigung zu verglei- chen. Wieviel haben vermeint vnd sich selber betrogen/ wann sie den Martem zu einemroh- ten Croco bereitet/ die Lunam damit zu ting iren/ vñ nicht vermercket/ daß derselbige Cro- sus, wann er wieder Corpora lisch wird/ zu einem natuͤrlichen Eisen sich schmeltzet. Es laͤsst sich der ☿ vulgi in ein schoͤn roht Pulver præcipit iren/ kan aber wieder in einen lauf- fenden Mercurium revivicirt werden. Der ♄ kan mit Sale communi in eine rohte Farb oder M i nium calcinirt werden/ gibt aber in der reduction wider ein gemein schwar- tzes Bley/ vnd heisst billich einem schwartzen Morian vergeblich gewaschen: Wann auch der ♄ durch einen Essig oder ander corrosiv isch Wasser zu einer weissen Cerussa gemacht wird/ so ist es doch nur eine entlehnte Farb/ vnd gleichsam dem Saturno ein weisses Hem- met uͤber den schwartzen Leib gezogen/ welche ihme der Vulcanus bald wieder außziehen kan; von welcher Sophisti schen Reinigung oder Waschung die Philosophi nichts hal- ten/ weilen dann der Saturnus von den Philosophis fuͤr ein schwartzes vnd lepro sisch ☉ gehalten wird/ vnd auch sie allzumal sagen/ daß in dem ♄ sey was die Weisen suchen/ so lese man Paracelsum was er in seinem Buͤchlein Vexatio Alchimistarum genant/ davon schreibt/ vnd auch dieses alte Symb nicht vmbsonst gemacht worden. Ignis \amp; azoth ab- luunt Lathonẽ. Azoth das Nitrum, vnd Lath. die Materiam lapidis bedeutende. Es wollẽ zwar etliche das Wort Lathon, dem ♄ nicht zueignẽ/ welcher Lath. aber ob er den gemeinẽ oder einen andern ♄ bedeute/ laͤst man jetzo in seinem Wehrt verbleibē/ diesessol in acht ge- nommen werden/ daß vnter dem Wort Lathon die Materia Lapidis (welche durch den A- zoth, oder Essig der Philosophen, id est Nitrum sol gewaschen werden) verstanden wird. Jch fuͤr meine Person weis gar wol/ daß noch ein anderer Saturnus ausser dem gemeinen vnd auch Antimonio sey/ der sich besser waschen laͤsst durch das Nitrum. Weilen aber allhier von dem gemeinen Saturno, oder primo Ente Lunæ tractirt, vnd solchen zu einer guten Medicin durchs Nitrum zubereiten gehandelt wird/ so verbleibt es billich dißmals darbey/ vnd wird eine weitere Explication an einem andern Ort von dieser Materi von mir ins kuͤnfftige zu erwarten seyn. Was ich allhier in diesem Philosophi schen Discurs engezogen/ haͤtte ich wol koͤnnen verbleiben lassen/ dann ich gar wol weis/ daß bey dem Vnwis- Pharmacopææ Spagyricæ. Vnwissenden Hopffen vnd Maltz verlohren ist/ vnd ich mir nur ein haussen Ignoranten vnd boßhafftige Farnerische Gesellschafft uͤber den Hals lade/ welche ich zwar gar nicht achte/ sondern als ein heroisch Pferd an solcher vntuͤchtigen Hunden-bellen mich gar nicht kehre; Kommen sie vor den Tag/ seyn sie ehrliche Leut/ vnd geben ein bessers her- fuͤr/ wann sie etwas haben/ vnd lassen ihr Pasquil machen/ Schaͤnden vnd Laͤster-Schrif- ten bleiben/ wann sie aber nichts haben/ noch wissen/ daß gut ist/ so sollen sie billich auch das- jenige so sie nicht verstehen vnveracht lassen. Jhre Luͤgenhaffte vnd Ehrenschaͤndige falsche Schrissten/ werden sie bald einmal verantworten muͤssen/ wann anderst noch Recht im Lande ist. Geschicht es nicht/ vnd solte eine solche greuliche vnd vnmenschliche treuloß vnd Meineydigkeit/ Ehrendiebstal/ Ertzluͤgen/ vñ vnverdiente Schmehungen/ deß Gutthaͤters ehrlichen Namens vnd Guͤterberaubung/ mit wiederlegung der Luͤgen-vnd Schmaͤhe-Schrifften der edlen vnd vnwiederbringlichen Zeit/ grossen Verlust verursa- chen/ wie auch vorsetzlicher Todschlag vngestrafft verbleiben/ (wodurch sie stoͤltzer/ ver- messener/ vnd verwegener gemacht/ vnd ohne Zweiffel hernacher bey andern solches mehr veruͤben wuͤrden. Welches ja nicht seyn solte/ so ist es ein Zeichen/ daß Gott der All- maͤchtige diesen Ort/ da solche teufflische Boͤßwichten ihre Mordgruben haben/ gantz vnd gar verlassen/ seine Gerechtigkeit davon entzogen hat/ vnd endlich die wenige Frommen/ so sich noch daselbsten auffhalten moͤchten/ wegfuͤhren/ vnd den teufflischen Rest/ dem Sodoma vnd Gomorra gleich versencken werde. Sehet doch nur noch ein Jahr damit zu: Es wird an den Tag kommen/ vnd wahr werden/ was lang von Frommen weit hinauß- sehenden Menschen ist vorgesagt worden. Laß sie aber nur machen/ wann kein Glaub noch Bekehrung da ist/ selbige das Feuer ploͤtzlich uͤberfallen/ vnd in aller verzweiffelter Boßheit verderben wird. Jch verhoffe aber Gott werde denen die solchem Vbel vor- kommen koͤnnen/ ihre Augen oͤffnen. Folget nun ein bewehrtes Uterinum. W Eilen nun allbereit etliche kraͤfftige Medicament en durchs Nitrum zu bereiten gelehret/ vnd von der Weiber Kranckheiten doch keine meldung gethan worden/ also finde ich rahtsam/ solchem schwachen Werckzeug/ das menschliche Ge- schlecht damit zu erhalten/ auch mit einem guten Stuͤcklein zu Huͤlffe zu kommen/ dann die Weiber uͤber alle diejenige Kranckheiten denen die Maͤnner vnterworffen/ sie noch einer sehr grossen mehrers vnterworffen seyn/ nemlich derer an der Beermutter/ daran der mehrentheils Weiber viel oder wenig an leiden/ vnd sonderlich wann sie Kinder gebohren/ entweder dieselbe nach der Geburt nicht wol gereinigt/ davon vielerhand Vngemach/ als Schmertzen/ Wind/ Blehungen/ auffsteigen boͤser Duͤnsten zum Hertzen vnd Hirn/ die- selbige Beschwerende verursacht/ oder ihre Monatszeiten ihnen verstopffet vnd verhal- ten bleiben/ davon sie auffschwellen/ Matt vnd Krafftloß werden/ viel Beaͤngstigungen deß Hertzens vnd Hirns/ sam̃t grossen Schmertzen außstehen/ vnd endlich mit gesundem L 3 Hertzen Ander Theil Hertzen sterben muͤssen. Oder es wird die Matrix in der Geburt auß ihrer Stelle ge- bracht/ die Banden zerrissen/ oder durch uͤbrige Feuchtigkeiten also angefuͤllt vnd ge- schwaͤchet/ daß sie so viel Macht nicht haben/ die Matricem wieder an ihre gebuͤhrliche Stelle zu bringen/ vnd daselbsten zu halten/ vnd faͤst anzubinden/ sondern selbige zu gros- sem Schaden der Weiber dahin hangen lassen muͤssen/ also daß die arme Weiber sehr uͤbel damit geplagt seyn/ wann ihnen dieselbe bey starckem Gehen/ oder anderer Bewe- gung auß dem Leib faͤllt/ vnd derenthalben darzu gemachte Ballen/ solche damit im Leib zu halten/ stetig bey sich tragen muͤssen/ welches ihnen dann sehr beschwerlich faͤllt. Dieser vnd oberzehlten/ wie auch all andern ihren Zufaͤllen zu begegnen/ vnd abzuhelffen/ wann sie allbere i t damit beladen/ wil ich allhier zu thun beschreiben. Was anbelangt der Beer- mutter ihre Kranckheiten/ so nach der Geburt entstehen/ als wann etwan dieselbe ihre rechte Reinigung nicht haͤtte/ wissen die Weiber gemeiniglich selber Raht darzu/ pflan- tzen ihnen solche Kraͤuter in ihre Gaͤrten/ oder sam̃len sie sonsten bey rechter Zeit/ vnd ver- wahrens ihnen biß zur Zeit der Noht/ damit sie alsdann die Reliqui en nach der Geburt auß der Matrice außfegen/ als da ist Poley/ Mutterkraut/ Beyfuß/ vnd bißweilen auch den Sebenbaum/ vnd andere starcktreibende Kraͤuter/ vnd auch besondere in den Apo- theken darzu bereitete destillirte Wasser zum Vorraht bereitet finden vnd gebrauchen/ davon allhier viel zu schreiben vnnoͤhtig/ als wolte man denen rahten/ daß solche Kraͤuter vnd Species, welche sonsten in diesen Faͤllen gebraucht werden/ zuvorn subtiler durch die Scheidung deß Reinen von den Vnreinen bereitet wuͤrden/ vnd alsdann desto schneller vñ besser wuͤrcken koͤnten/ vnd solten dieselbe Kraͤuter am fuͤglichsten auf diese Manier in ihre Essent. bereitet werden/ wie im vorhergehendem Ersten Theil dieser Pharmacopææ Spagyricæ beschrieben vnd gelehrt worden ist. Die Obstructiones vnd verhaltene Menses aber derselben wollen sich so leichtlich nicht eroͤffenen durch blosse/ von oben einge- gebene Medicament en/ welche mit ihrer Krafft vnd Wuͤrckung so weit nicht gehen/ son- dern wie die Erfahrung bezeuget/ viel leichter durch von vnten auff applicirt en Medica- ment en zu eroͤffnen/ davon ich allbereit in secunda pa r te Furnorum bey dem Spiritu U- rinæ geschrieben/ vnd ein besonder Instrumentum, damit die Medicin der Matrici infe- riret vnd beygebracht wird/ offenbaret: Damit bißhero bey vielen gluͤckliche Curen ge- schehen. Nachdeme ich aber seithero zu solchen Kranckheiten ein viel bequemer Instru- mentum erfunden/ wil ich solches den frommen Weibern/ welche ihren Maͤnnern gehor- sam vnd getrew seyn/ vnd ihr Ehebett rein halten/ zu Huͤlff vnd Trost solches zubereiten/ vnd wol zu gebrauchen beschreiben. Man sol von gutem Silber/ vnd nicht von Kupffer/ ein rundes/ vnd vorn zugewelbtes Roͤhrlein/ vngefehr ein wenig laͤnger als eines Manns Finger/ vnd auch eines Fingers dick/ mit vielen Loͤchern/ bey einem Silberschmied berei- ten lassen/ vnd noch eins so etwas weiters/ vnd uͤber dieses raͤumlich gehen moͤge/ auch in- wendig mit dreyen Leistlein versehen seyn soll/ daß das innerste an das aͤusserste sich nicht anlegen moͤge/ sondern an allen Orten eines Messerruͤcken dick/ davon bleibe/ auch sol zu hinderst ein Deckelein gemacht seyn/ darmit das Instrumentum, wann die Medicin dar- ein Pharmacopææ Spagyricæ. ein gethan ist/ zugeschlossen werden moͤge/ auff daß die spirituali sche Krafft von der Me- dicin nicht zuruͤck auß dem Leib/ sondern durchs geloͤcherte Instrument lein in die Ma t ri- cem wircken muͤsse/ vnd sol auch hinden an dem Instrument lein/ ein Schnuͤrlein ange- bunden seyn/ solches darmit zu fassen/ vnd nach Gelegenheit der Sach/ außzunehmen. Nachdeme nun die Kranckheiten beschaffen/ nachdeme man eine besondere Medicin, die sehr Spiritua lisch seyn soll/ in ein Schwaͤmlein getraͤncket/ vnd das innerste Roͤhrlein da- mit angefuͤllt/ vnd alsdann der Matrici applicirt; seynd es Verstopffungen vnd hinter- haltene Menses, so ist das allerbeste vnd offtbewehrteste Secretum, der Spiritus concen- tratus Urinæ, welcher durch seine subtile/ durchdringende/ erwaͤrmende/ erweichende/ vnd eroͤffnende Krafft vnd Natur die Blutaͤderlein der Mutter eroͤffnet/ vnd den Men- sibus einen Gang machet. Mangelt aber der Mutter daran nichts/ sondern ist nur er- kaltot vnd verschleimt/ so gebraucht vnd applicirt man ein hitziges penetrirentes Oleum Laterinum vel Ceræ subtilissimum rectificatum, in ein Shhwaͤmlein getraͤnckt durch das Instrument lein/ dadurch die kalte waͤsserige Mutter erwaͤrmet/ getrucknet/ vnd von uͤberfluͤssigen Feuchtigkeiten gesaͤubert wird. Jst die Matrix aber von ihrer Stelle/ die Banden entweder zerrissen/ oder sonsten abgeledigt/ oder entlassen/ vnd die Mutter nicht halten koͤnnen/ sondern vor den Leib fallen lassen/ so muß man abstringentia gebrauchen/ dardurch die nachgelassene vnd außgehende Banden wieder zusammen schrumpffen/ heilen/ vnd die Mutter an die rechte Stelle binden/ vnd fest machen/ als da seynd das Oleñ destillatum von Menschen Haar/ Schaaf oder anderer Thiere/ Wollen/ Bocks-vnd Ziegen-Hoͤrner/ wie auch die Klauen von wilden Thieren/ von wilden Voͤgeln die Fe- dern/ vnd solche Ding/ wann sie auff eine Glut gelegt/ sich zusammen kruͤmmen vnd schrumpffen/ vns gleichsam weisende/ wozu sie dienen oder helffen koͤnnen. Wie nun diese Olea destillirt vnd rectificirt werden/ ist allbereit vmbstaͤndig in meinem andern Theil Furnorum beschrieben vnd gelehret/ derohalben nicht noͤhtig/ allhier solches zu wie- derholen; Sage mit Warheit/ daß durch diese drey Medicam. wann sie durch obgedach- tes Instrument lein der Mutter rechtmaͤssig applicirt vnd beygebracht werden/ Wunder außrichten/ vnd manch frommes Weib bey ihren kleinen Kindern laͤnger leben koͤnte/ wann solche Huͤlff gethan wuͤrde; dann nicht muͤglich/ daß man der krancken vnd ver- letzten Mutter durch oben eingegeben zu Huͤlff kommen kan/ oder die hysteri sche waͤsseri- ge Gekoͤch/ wann sie durch eine Spruͤtzen der Mutter beygebracht werden/ helffen koͤn- nen; dann die oben eingegebene Medicament en ihre Kraͤfften nicht so weit bringen/ daß sie der Mutter zu huͤlff kommen/ selbige eroͤffenen/ reinigen/ erwaͤrmen/ oder ihre zerbro- chene Banden heilen koͤnnen: Vnd die von vnten applicirte Wasser oder decocta stracks wieder herauß lauffen/ vnd der Mutter wenig oder gar nichts helffen/ diese meine durch- dringende Oliteten vnd Spiritus durch das Instrument lein fuͤglich beygebracht werden/ vnd kraͤfftig das ihre verrichten koͤnnen: Noch eins ist noͤhtig zu erinnern: Nemlich die- ses/ wann man den Spiritum Urinæ, Oleum Laterinum, oder Ceræ, wie auch die Olea auß den Haaren vnd Hoͤrnern/ oder Federn/ zu obgedachten Mutterkranckheiten gebrau- chen Ander Theil chen wil/ daß man selbige selber zurichte/ oder durch jemand bereiten lasse/ welcher in der destillation erfahren sey/ vnd solche Spiritus vnd Olea in die hoͤchste subtilitaͤt zu recti- sic iren wisse. Dann/ wann er auß einer Apotheken solche kauffen wolte/ die er nicht weiß wie sie bereitet seyn/ ob nicht vielleicht solche allbereit verdorben/ vnd zu diesem Gebrauch vntuͤchtig/ weilen nicht genug ist/ wann man etwas gebraucht/ daß blos den Namen hat/ vnd der Kraͤfften doch mangelt/ vnd nichts darmit außrichten kan/ vnd diese oberzehlte Mutter kranckheiten nicht durch corporali sche/ sondern spirituali sche admistration zu cur iren allhier gelehrt wird; so muͤssen dann auch obgedachte Spiritus vnd Olea wol be- reitet seyn/ daß sie durch den blossen Geruch/ oder von sich gebenden vnsichtbahren Kraͤff- ten/ ihre Wirckung verrichten koͤnnen. Wann aber selbige nicht wol bereitet seyn/ wie sollen oder koͤnnen sie dann etwas außrichten? Der Spiritus Urinæ muß so fluͤchtig vnd subtil rectificirt seyn/ daß er in einem offenen Glas hinweg fliegt/ vnd ist grosser Fle i ß dar- zu noͤhtig/ wie man selbigen in glaͤsern wol vermacht bewahre/ daß die Kraͤfften nicht weg fliegen/ vnd ein todt vnd vntuͤchtig Wasser zuruͤck bleibe; darzu ich besondere Glaͤser zu machen gelehrt/ auß welchen er nicht verriechen kan/ wie im Zweyten Theil Furnorum zu fehen/ vnd selbige bey dem Spiritu Urinæ abgerissen seyn. Deßgleichen sollen auch er- meldte Olitet en wol rectificirt vnd fluͤchtig gemacht werden/ also wann selbige an eine warme Lufft offen gesetzet/ in wenig Stunden dahin fliegen/ so sie das nicht thun/ werden sie auch allhier nichts wuͤrcken koͤnnen. Jch muß bekennen/ daß ich/ so lang ich gelebt/ noch keinen guten Spiritum Urinæ, noch ein wol rectific irtes Olcum Laterinum oder Ceræ, wil geschweigen diese auß den Haaren/ Hoͤrnern oder Federn dest i llirte, gesehen. Ein blosses vnkraͤfftiges gesaltzenes Phlegma, habe ich wol bey vielen fuͤr einen Spiritum Urinæ gefunden. Es wird auch das Oleum Laterinum vnd Ceræ zwar in allen Apo- theken gefunden/ aber mehrentheils durch das lange Stehen/ veraltet/ verrochen/ dick/ roht vnd zaͤh/ sehr stinckend vnd vnkraͤfftig/ dann solche Olea selten rectificirt, sondern nur also verkaufft werden/ wie sie das erste mal per retortam uͤbergehen/ darbey dann noch eine gesaltzene schaͤrffe ist/ welche erst in der rectification zuruͤck bleibet/ vnd sich von dem Oleo scheidet/ solche vermeinte Olea taugen zu dieser Arbeit nichts/ welches ich zu erinnern nicht vnterlassen koͤnnen. Dann/ wann der Patient auß diesem meinem Buͤch- lein etwan gelesen/ daß solche Olea zu obgedachten Mutterkranckheiten gut zugebrauchen/ vnd er doch keine Huͤlffe nach dem Gebrauch spuͤhrte/ er dann ohne Zweiffel mir ehender (als wannich die Warheit nicht geschrieben) als dem uͤbelbereiteten Oleo solches zuschrei- ben doͤrffte. Derohalben ich dieses zuvorn sage/ wann die Olea nicht gut auch kein gutes damit außzurichten ist; woher kan der Patient wissen/ ob sein Oleum gut oder boͤß gewe- sen/ der Verkaͤuffer wirds nicht sagen/ daß es uͤbel bereitet/ alt vnd verrochen sey/ muß al- so bißweilen der Autor schuld haben/ als wann er vntuͤchtige Dinge beschrieben vnd zu gebrauchen gelehrt haͤtte. Es ist aber an solchem Vnheil oder Jrꝛthum̃ niemand schul- dig als die Obrigkeit/ welche zulaͤsst/ gar zu viel Apotheken in einer Stadt zu seyn/ wann dann ein jedweder alles haben sol/ was bey einer Apotheken gesucht wird/ vnd er doch ge- ringen Pharmacopææ Spagyricæ. ringen Abgang hat/ die Waar bey ihm ligen bleibt/ veralten/ vnd verderben muß/ vnd vngefehr deß Jahrs ein oder zweymal etwan dieses oder jenes bey ihme begehrt wird/ er es dann so gut gibt/ als ers hat/ hilfft es den Krancken nicht/ so hilfft es doch seinem Beutel/ ist aber gar nicht recht/ vnd vergleichet sich mit der Christlichen Lieb gegen dem Nechsten gar nicht/ es ist ein Ding/ das das Gewissen beschwehrt. Der Krancke verlaͤsst sich auff Huͤlffe/ vnd getroͤstet sich der Medicin, so ihme zu gebrauchen gegeben wird/ wann sie dann nicht gut ist/ er dadurch versaͤumet/ vnd die Kranckheit uͤberhand nim̃t/ vnd endlich dar- an sterben muß/ da er doch haͤtte leben koͤnnen/ wann er gute vnd kraͤfftige Med i cament en fuͤr die vntuͤchtige gebrauchet haͤtte. Mag also derjenige wol zusehen/ wie ers verant- worte bey Gott. Sage das nochmalen/ daß oberwehnter Spiritus Urinæ, wie auch O- leum Laterinum, Ceræ, oder Haar/ Hoͤrnern vnd Federn/ uͤberauß kraͤfftig vnd gut seyn/ alle Mutterkranckheiten zu vertreiben/ wie sie auch Namen haben moͤchten/ bey Jungen vnd Alten/ mit grosser Verwunderung zu gebrauchen. Derohalben billich in guten Apo- theken selbige wol præparirt zu finden seyn solten. Dann/ solche nicht allein zu den Mut- terkranckheiten gut/ sondern auch in vielen andern Gebrechen vnd schweren Kranckhei- ten/ wann sie wol bereitet/ vnd rechtmaͤssig in vnd aͤusserlich administrirt werden/ mira- culosè wircken/ vnd vnglaͤubliche Dinge thun/ davon weitlaͤufftiger in dem Andern Theil Furnorum von dieser Olitet en Bereitung vnd Gebrauch gehandelt worden/ derohalben vnnoͤhtig allhier solches zu wiederholen/ vnd kan ein jedweder Verstaͤndiger leichtlich er- messen/ daß ein lebendiger Spir. kraͤfftiger ist/ als ein todter Leib/ darumb weitern Beweis bey zu bringen gar nicht noͤtig ist. Weilen dañ allhier gehoͤrt/ daß solche schwere vnd gleich- sam vnheilbar-geachte Kranckheiten der Mutter (daran so viel Weiber huͤlffloß dahin sterben) allein durch aͤusserliche application subtilere Geister muͤssen curirt werden/ vnd solche doch sehr wenig zu bereiten wissen/ so wil ich dem schwachen weiblichen Geschlecht zu Lieb noch eine bessere vnd kraͤfftigere Medicin zu bereiten lehren/ vnd zugleich durch ein Exempel beweisen/ wie das alle subtile Spiritus durch die Spagyri sche Kunst zu concen- tr iren/ vnd in ihren Kraͤfften zu vermehren muͤglich/ auch wie der eine concentr irte Spir. einen andern zu concentr iren Macht habe. Vnd weilen dieses Tractaͤtlein vnd alle diejenigen Medicament en/ so darinn zu bereiten gelchret worden/ allein dahin zielet/ die grosse wunderbare Tugenden des Nitri zu entdecken/ vnd auch bißhero alle die obbeschrie- benen Medicamenta durch Huͤlff desselbigen/ zu bereiten gezeiget/ so sol es allhier bey dieser Medicin auch gethan werden: Dieweilen ich aber vor diesem in dem Andern Theil Fur- norum, den Spiritum Urinæ, oder Salis Armoniaci, durch Huͤlf eines calcinirt en Wein- steins zubereiten gelehret/ so kan man jetzunder den concentr irten Vrin/ oder Sal Armo- niacum mit doppeltem Gewicht Nitri fixi vermischen/ vnd in einen Spiritum treiben/ wird kraͤfftiger vnd staͤrcker werden/ als durch den Weinstein; vnd wann das Oleum Laterinum vel Ceræ durch die destillation vnd zuthun der außgegluͤhten Erden in die subtili taͤt gebracht worden/ kan es hernacher noch einmal durch einen concentr irten Spiritum ex Nitro auff das allerhoͤchste gesubtilisiret werden/ welches also geschicht: Sol- M vire Ander Theil vire in einem Pfund Spiritu Nitri 8. Loth Lapides Calaminaris, setze die solution in ei- ner glaͤsern Schalen auff ein Balneum Vaporosum vel Siccum, vnd laß das Phlegma von der Solution allgemaͤchlich hinwegrauchen (dann der Galmey alle Spiritus bey sich haͤlt/ vnd das Phlegma gehen laͤsst) so bleibt der Spiritus Nitri concentrirt, bey dem Gal- mey/ einem dicken Oel gleich/ zuruͤck: Dessen concentr irten Spiritus Nitri ℞. ein Theil vnd ein halb Theil Olei Laterini vel Ceræ, thue beyde zusammen in einen glaͤsern beschla- genen retorten, vnd destillire per Arenam das Oleum von dem concentr irten Spiritu in einen weiten recipienten (dann dieses Oel platz haben wil) so wird es einen gantzen Grad subtiler/ vnd durchdringender werden/ als es zuvorn gewesen; dann der Spiritus Nitri, weilen er bey der concentration durch den Galmey seyn Phlegma verlohren/ vnd begierig oder attrah irend worden ist/ an sich zu ziehen/ vnd nichts anders findet/ so zieht er auß dem Oleo seine verborgene Feuchtigkeit/ so ihme die destillation nicht benehmen koͤnnen/ zu sich/ dadurch dann das Oleum desto subtiler vnd kraͤfftiger nothwendig wer- den muß/ ja also uͤberauß penetr irent das Wunder damit/ vnd sonderlich bey den Mut- terkranckheiten/ da man nicht wol anders/ als durch subtile Spiritus beykommen vnd helffen kan/ außzurichten ist/ vnd in der gantzen Welt keine bessere Medicin darzu solte koͤnnen erfunden werden/ welches die concentr irte Geister zu wegen bringen. Wie nun allhier bey diesem Oleo geschehen/ also kan man auch bey andern proced iren. Daß aber mancher Vnerfahrner Gedancken schoͤpffen moͤchte/ wie das Wasser doch vnter das Oel oder Wachs kommen waͤre/ welches ich allhier lehre durch den concentr irten Spiritum Nitri davon zu ziehen/ der sol wissen/ daß alle Fettigkeiten/ als ausgepreste Olea der Vegetabili en/ nimmer ohne Wasser seyn/ wann man gleich solches nicht sichtlich dar- in spuͤhret/ das Feuer aber durch die destillation solches offenbar machet/ dann von einem Pfund Baum-Oel/ gern 6. oder 7. Loth sauer Wasser in der destillat i on mit uͤbergehet/ welches bey andern Oelen/ Wachs/ Terpentin/ Hartz/ Gummi/ Pech/ Agtstein vnd al- len brennenden Fettigkeiten auch zu geschehen pflegt/ vnd auch bey dem Spiritu Ardenti ex Vino’, oder andern Vegetabilibus zu sehen/ daß man selbige nimmermehr gaͤntzlich dephlegm iren kan/ wann man nicht endlich dieselbe noch einmal uͤber ein calcinirt Saltz rectificirt. Darbey sie dann ihre verborgene Waͤsserigkeit lassen/ vnd gantz subtil uͤber- gehen. Vnd ist zu wissen/ je truckner vnd an sich zihender von Natur das Saltz ist/ je lieber es das verborgene Wasser von dem Spiritu Vini zu sich ziehe vnd behalte/ darumb zu solcher rectification alle Calcinirte Kraͤuter/ Saltz/ gebrandter Weinstein/ wie auch Nitrum fixum, die beste darunter seyn/ dann andere corrosivi sche Salia, als das Sal Ar- moniacum Fixum, Vitriolum Calcinatum vnd dergleichen/ lieber das Phlegma von ih- rem eigenen Spiritu Volatili extrah iren/ vnd selben dephlegm iren/ als einen Spiritum Ardentem Vegetabilium. Dieses sey genug gesagt von den subtilen Olitet en/ selbige in noch subtilere vnd allersubtilste Geister (damit viel Wunder in Medicina außzurichten) zu concentr iren. Nachdeme ich nun etliche von den nothwendigsten Medicament en/ sampt ihrem Gebrauch in Medicina durch das Nitrum zu bereiten/ in diesem Zweyten Theil Pharmacopææ Spagyricæ. Theil meiner Pharmacopææ Spagyricæ beschrieben/ damit man zur Nothdurfft/ durch die Huͤlff Gottes sich in den vornemsten Kranckheiten so wol præserv iren als cur iren kan. Jch zwar gar wol eine gute Anzahl mehr hieher setzen koͤnnen/ weilen aber der glei- chen gute Medicament en in meinen allbereit herauß gegebenen Schrifften/ als im 1. 2. 3. 4. vnd 5. Theil Furnorum, wie auch Miraculo Mundi vnd Opere Minerale, mehr zu fin- den/ vnd deren auch in den folgenden Dritten Theil meiner Pharmacopææ Spagyricæ, Opere Vegetabili, wie auch 2. 3. vnd Vierdten Theil deß Vatterlands Wohlfahrt sol- len beschrieben werden/ also ist es nicht noͤhtig/ mich allhier laͤnger bey diesem Tractaͤtlein auffzuhalten/ sondern allein zum Schluß vnd Zugabe/ noch eine gute Medicin auß dem Nitro hicher setzen muß/ welche von den Geringsten keine seyn wird. Dieweilen aber diese Medicin kein gemein vnd bekandt Wesen ist/ sondern grosse Geheimnuͤssen darhiti- der verborgen seyn/ so finde ich nicht rahtsam/ selbige Bereitung oͤffentlich allhier der boͤ- sen Welt vorzulegen. Sondern nur allein bekand zu machen/ daß das gemeine Nitrum, welches vor vnsern Augen weiß anzusehen/ in seinem innersten/ eine blutrohte Seele ver- borgen fuͤhret/ welche durch den kuͤnstlichen Vulcanum auß ihme kan getrieben werden/ indeme er den alten Drachen an Ketten gebunden/ mit seinem eisern vnd feurigen Ham- mer beaͤngstiget/ aber dennoch nicht gaͤntzlich ertoͤdten kan/ biß daß ihme Neptunus zu huͤlff kom̃t/ dem Basilisco einen hellen Spiegel vorhaͤlt/ darin er sich ersehnte/ seine Gifft zuruͤck auff ihn selber geht vnd ertoͤdtet/ so bald er aber anfaͤngt zu sterben/ vnd nicht mehr Feuer außspeyen kan/ so foͤrcht sich Neptunus nicht mehr vor ihme/ sondern gehet naͤher zu/ vnd haͤlt ihme ein Schaafs-Fell vor dem Rachen/ sein Blut vnd Seele damit auffzu- fangen/ so bald er sie hat/ solche in das gesaltzene Meer versencket vnd vertraͤncket/ darin- nen sie alle Gifft vnd Vnreinigkeit ableget/ vnd zu einer sehr schoͤnen vnd kraͤfftigen roh- ten Medicin wird. Von welcher Anima Nitri ein einiger Tropff ein Trinck-Roͤmer- lein Wassers/ dem Gold gleich fãrben kan. Wer aber dieses Drachen-Blut dahin brin- gen koͤnte/ daß ein Feuer bestaͤndiger Salmander darauß wuͤrde/ der waͤre dem gluͤcklichen Jasoni wol zu vergleichen/ weilen er grosse Ehr-Schaͤtze/ vnd Reichthumb dadurch erwor- ben. Hierauß kan der Kunstliebende sehen was fuͤr grosse Geheimnuͤssen in dem Nitro verborgen. Dieses/ was allhier beschrieben/ nur ein klein Fuͤncklein davon ist/ vnd sol- len in folgendem Dritten Theil Pharmacopææ Spagyricæ, wie auch im Vierdten Theil deß Vatterlands Wohlfart/ solche vnd noch viel herꝛlichere metalli sche Medicament en per Nitrum zu bereiten/ beschrieben werden. Also daß jederman sehen moͤge/ was fuͤr ein wunderbarliches vnd vnvergleichliches subjectum das Nitrum sey/ welches die alten Philosophi in grosser Geheim gehalten/ vnd niemalen mit seinem rechten Namen genen- net/ sondern nur Ænigma tischer Weise davon geschrieben/ vnd solches von ihnen genand worden ein Aqua Sicca, Manus non Madefaciens, Mercurius Hermaphroditus, Bal- neum Regis, Sapo Sapientum, Draco Volans, Urina Puerorum, Sterquilinium, Azoth, Lavacarum Lathonis, Acetum Acerrimum, Aqua Stygia, Mors Vivorum, Vita Mor- tuorum, Purgatorium corporum imperfectorum, Basiliscus, Serpens Biceps, Vene- M 2 num Ander Theil num Maximum, Kraͤmergifft// Menstruum Mulierum, vnd dergleichen Namen sie ihme geben/ seinen Rechten dadurch zu verbergen/ welcher aber allhier geoffenbaret wird/ vnd weiters in den drey rest irenden Theilen deß Vaterlands Wohlfahrt/ seine uͤberauß gros- se Macht vnd Krafft/ welche er so wol in Verbesserung der Metallen, als in Bereitung guter Metalli schen Medicament en beweiset/ offenbart vnd bekand gemacht werden sol. Vnd dieses nicht allein schrifftlich/ sondern mit der Hand vnd That selbsten/ in einem bequemen Laboratorio den Gebrauch aller meiner bißhero in den Druck gegebenen Oefen/ sam̃t Bereitung vieler herꝛlichen Medicament en/ wie auch warhaffte Trans- mutationes Metallorum (wann Gott wil) mit ehestem publice zu demonstr iren/ ich gaͤntzlich beschlossen vnd vorgenommen habe. Vnd dieses nicht/ zu meinem eige- nen/ sondern zu vieler tausenden armen Krancken Nutzen vnd Dienste/ geschehen sol. Vnd daß auch die Transmutatio Metallorum warhafftig in der Natur/ vnd durch das verachte Nitrum zu verrichten muͤglich sey/ die gantze Welt sehen/ glaͤuben/ vnd bekennen muͤsse. Dieweilen aber bey solcher Demonstration, wann das Labora- torium, auch nur ein einiges Jahr stehen/ vnd taͤglichs darin laborirt, vnd demon- strirt werden solte/ eine grosse quanti taͤt von allerhand guten Medicament en noth- wendig bereitet werden muͤssen. Vnd eine solche Menge der Medicament en mir nicht selber zuverbrauchen muͤglich/ vnd auch niemand damit gedient/ wann dieselbi- ge hingesetzet vnd nicht zu Nutzen kommen solten. Also sollen dieselbe vor jederman gegen einen geringen vnd billichen Preis/ zu seiner vnd anderer Krancken Nothdurft/ verkaufft werden/ nicht auß Geitz viel damit zuerwerben/ sondern allein nur so viel was dieselbe an Materiali en/ Kohlen/ Glaͤsern/ vnd andern angewandten Vnkosten verur- fachet/ wiederumb dadurch zu erstatten. Werden also durch dieses gute Werck/ nicht allein die verborgene Geheimnuͤssen der Natur zu GOttes Ehre/ der Welt bekand ge- macht/ sondern es werden die armen Krancken leichtlich zu guten Medicament en/ troͤstlicher Heilung/ vnd erlangung ihrer verlohrnen Gesundheit: Vnd auch mancher Duͤrfftige durch den nuͤtzlichen Gebrauch deß Nitri, in verwandlung der geringen Metallen in bessere zu einer ruhigen Nahrung gelangen koͤnnen. Auff daß aber die gantze Welt sehen vnd spuͤhren moͤge/ daß solches Laboratorium nicht zum Wucher oder eigenen Nutzen/ sondern allein auß Christlicher Lieb zu Dienste deß Nechsten angefehen/ so sollen die Medicament en taxirt vnd zu Ende deß Dritten Theils bey- gesetzet werden; darauß dann jederman abnehmen vnd spuͤhren kan/ wann selbige so wolfeil uͤbergelassen werden/ daß kein Gewin oder Nutzen gesucht/ sondern bloß die angewandte Vnkosten damit wieder erstattet/ welches dann auch billich/ vnd nie- mand gern mit lehren vnd vnterweisen/ Muͤhe auffwendet/ vnd noch Schaden da- zu leidet. Vnterweisen vnd lehren kan vnd wil ich gern/ aber Geld noch zugeben kan ich nicht thun. Die Welt ist groß/ der armen Krancken seynd viel/ vnd gebrau- chen auch viel Huͤlffe/ derohalben dieses Laboratorium publicum dem gantzen mensch- lichen Pharmacopææ Spagyricæ. lichen Geschlecht/ viel gutes bringen kan/ vnd wird. Es sollen auch in diesem La- boratorio (geliebts Gott/) alle diejenige Oefen vnd Instrument en/ deren in meinem herauß gegebenen Schrifften meldung geschehen/ vnd bißhero auß manglung der Ge- legenheit nicht abgerissen/ vnd den Schrifften haben beygefuͤgt koͤnnen werden/ wie auch diejenige Oefen/ Pressen vnd andere Instrument en/ deren in dem 1. 2. 3. vnd Vierdten Theil deß Vaterlands Wohlfahrt/ wie auch Opere Vegetabili vnd andern meinen Schrifften gedacht wird/ allzumal zusehen/ gezeiget werden. Welches dann vielen/ wann sie nur etwas thun wollen/ zu einer guten Nahrung helffen wird. Auch sollen alle meine bißhero herauß gegebene Schrifften/ welche hie vnd dort von vielen ohne mein Wissen vnd Willen vnfleissig nachgedruckt/ vnd viel Fehler dadurch eingeschlichen seyn/ uͤbersehen/ corrigirt, verbessert/ vnd mit zubehoͤrigen biß dato ermangelten Figuren versehen/ gezieret vnd vermehret/ herauß geben wer- den. Welches ich zu guter Nachricht dem Kunstliebenden nicht verhalten sollen. Wil hiemit den Andern Theil meiner Pharm. Spagyr. schliessen/ vnd den restirrenden Dritten Theil auch bald hernach schicken. Wuͤnsche von Hertzen/ daß dieses mein vorhabendes Werck zu vieler Krancken Huͤlff vnd Trost gereichen moͤge/ AMEN . Ende deß Andern Theils. M 5 PHAR. PHARMACOPÆÆ SPAGYRICÆ Dritter Theil. J n welchem beschrieben vnd gelehret wird/ wie durch das Saltz vnd Feuer die Vegetabili en/ Animali en/ vnd Minerali en/ nach Spagyri scher Manier vnd Weiß auffs hoͤchste gewaschen/ vnd in die allerdurchdringenste vnd schnellwuͤrckenste Medicament en koͤnnen bereitet werden. An den guthertzigen Leser. G Vnstiger Leser; nach dem ich betrachtet/ in was fuͤr einen elenden Stand die Suͤnde vnsere Vor-Eltern gesetzet/ vnd wie alles eitel vnd vergaͤnglich in dieser Welt ist/ vnd wie vie- lem Vngluͤck/ Schmertzen vnd Elend der Mensch vnter- worffen; so kan ich mich nicht genug verwundern/ uͤber die grosse Blindheit der Menschen/ daß sie solches so gar nicht behertzigen/ vnd nur durchs Satans Antreiben allein nach Geld vnd Gut trachten/ die Tugend aber hassen/ scheuen vnd verfolgen/ welches zwar nie- mand gestehet/ sondern vielmehr ein jedweder ihme einbildet/ daß er gar wol thue/ wann er bey dem groͤssern Hauffen bleibe/ vnd deuselben gleich lebe; da- hero auch Suͤnd vnd Laster Tugend worden/ die Tugend aber schier bey je- derman nichts mehr gelten wil/ vnd solches bey Groß vnd Kleinen in der gan- tzen Welt/ also daß sich niemand verwundern darff/ warumb solche vieler- hand Kranckheiten/ Sehmertzen/ Krieg vnd Theurung den Menschen pla- gen; ohne Zweiffel vmb der Suͤnden willen/ welches wir alle gestchen muͤs- sen/ vnd niemand solches laͤugnen oder sich außnehmen kan: Jst dann nun die Vorrede die Suͤnde allein die Vrsach solches vielen Vbels? Warumb schaffen wir dann solche nicht ab? Sublata causa tollitur morbus, sagen die Medici, darauf folget die Antwort: Jch kans nicht lassen/ es ist mir vnmuͤglich anders zu thun/ als wie ich gewont bin/ wann ich auch sterbẽ solte/ wie solte ich anders thun als diese/ was wuͤrden jene darzu sagen/ solten meynen daß ich ein Geck waͤre/ vnd einen guten Mann auß mir machen ließ/ das kan nicht gehen/ ist gegen reputation vnd jetziger Mode der Welt-weise zu leben/ wie es andern gehet mags mir auch gehen/ wo so viel hinkommen/ da mag ich auch hinkom- men; Nun/ dann wann es nicht anders sein kan/ gluͤck zu auf den breiten Weg/ hoͤre aber auch was der weyse Mann sagt: Welcher suͤndiget/ der faͤllt dem Artzt in die Haͤnde; hoͤrstu das wol/ was die Vrsach deiner Kranckheit sey? Vnd gienge noch hin wann du Samaritanischen Aertzten in die Haͤnde fie- lest/ welehe auß Barmhertzigkeit dir deine Wunden verbinden solten; wir li- gen aber leyder in dieser boͤsen Welt an einem solchen Ort kranck/ da keine Samariter/ sondern nur Prister vnd Leviten vorbey gehen/ vnd vns im Elen- de ligen lassen/ welches wir billich beobachten/ vnd vns selber so liederlich in Kranckheiten nicht stuͤrtzen solten: Wann es aber geschehen/ so sol man die- sen Raht folgen/ welchen vns der weise Mann giebet/ da er sagt: Mein Kind suͤndige nicht/ so du aber suͤndigest/ so gedencke/ daß du dem Aꝛtzt in die Haͤn- de fallen wirst/ darumb bitte Gott/ daß Er dir deine Suͤnde vergeben wolle/ vnd nim̃ dir vor hinfuͤro nicht mehr zu suͤndigen/ alsdann gebrauche auch die Artzney/ welche Gott darzu erschaffen/ so wirstu gesund; da sichestu mein ar- mer Krancker was du thun solst/ das du bald gesund werdest; Arm sage ich/ dann freylich ist dieser arm/ wann er kranck vnd schmertzhafft/ wie viel Guͤter er gleich besitze/ was hilfft ihm sein grosses Gut/ wann er solches nicht genis- sen kan? Ja moͤcht mancher sagen: Jch bin arm vnd kranck/ darzu habe ich nichts zu leben/ oder dem Artzte (daß er mir helffe) zu geben/ darumb seynd meine Schmertzen groͤsser/ als dessen welcher noch Geld vnd Gut hat davon zu leben/ vnd dem Medico zu geben. Ach nein mein lieber Freund/ du bist nicht vmb ein Haar aͤrmer als jener reiche/ vnd kanst immer so bald gesund werden als jener/ wann du nur selber wilt/ dann du kanst ja baͤten daß dir Gott deine Suͤnde verzeihe/ kanst du es nicht/ so lerne es/ vnd gebrauch alsdann dasjenige/ daß du haben kanst in gutem Glauben vnd huͤlfflicher Zuversicht zu Gott/ so kanst du immer so bald gesund werden als der allerreichste/ Gott kan Vorrede. kan dir ein schlecht Kraͤutlein segnen daß es dir helffe/ besser als einem reichen Gottlosen ein Aurum potabile: Darauff kan sich der Arme vertroͤsten/ welcher keine theure Artzneyen bezahlen kan. Dem Reichen aber wil ich auch troͤsten vnd guten Raht geben/ nem̃lich daß er sich mit Gott versoͤhnen/ vnd ein Theil von semem Vberflus den Ar- men vnd Krancken mittheilen/ vnd alsdann sich guter Medicament en ge- brauchen wolle/ so kan er auch desto ehender wieder seine verlohrne Gesund- heit erlangen. Worauß oder worin er nun solche zu suchen/ wird ihme sein Medicus wol anweisen/ wann ers gut mit ihme meynet: Dann ein grosser Vnterscheid ist vnter Artzneyen/ theils seynd kraͤfftig/ durchdringend/ lebendig/ geistlich/ gezeitigt/ gereinigt/ subtil vnd heilend; theils vntuͤchtig/ plump/ todt/ jrꝛ- disch/ grob/ vnreiff/ vngereinigt vnd verderblich: Nachdeme du nun eine ge- brauchest/ nachdeme du auch Wirckung spuͤren wirst. Jch verachte niemand das seinige/ vnd gebe das meinige so gut ichs habe/ wer es versucht/ wird den Vnterscheid finden/ vnd das Werck den Meister selber loben. Jch habe in den 5. Theilen meiner Furnorum, vnd auch in dem Ersten vnd Andern Theil dieser meiner Pharmacopææ Spagyricæ besondere vnd sehr bequeme Manieren/ so wol die Vegetabili en vnd Animali en als Mi- nerali en in heilsame Artzneyen zu verwandlen/ gelehret/ also daß es nicht noͤ- tig gewesen/ weitlaͤufftiger darin zu gehen/ gleichwol habe ichs nicht vnter- lassen koͤnnen noch doͤrffen/ den restirenden Dritten Theil dieser meiner Phar- macopææ Spagyricæ vollends herauß zu geben/ nicht allein darumb/ weil vielen darnach verlangt/ vnd solcher herauß zu geben versprochen/ sondern auch weiler wol werth ist/ daß er dem krancken menschlichen Geschlecht zu dienste an deß Tages Licht kom̃t/ dann darinnen ein besonderer vnd bißhero vnbekanter Modus angewiesen wird/ wie die Vegetabili en/ Animali en/ vñ Minerali en/ gar leicht in heilsame Medicamenta gereinigt werden. Wil derhalben hoffen vnd keinen Zweiffel tragen/ diese meine Muͤhe vnd Arbeit/ welche ich vmb der Krancken willen auff mich genommen/ bey allen frommen vnd gewissenhaften Menschen angenehm seyn werde/ vnd sol ich dieses Traͤc- taͤtlein/ so viel muͤglich/ kurtz machen/ auff daß es dem Leser nicht verdrießlich/ sondern vielmehr angenehm seyn moͤchte. Vnd wofern sich einige Spoͤtter Idioten oder Ignorant en finden solten/ solches zu tadeln sich vnterstehen wuͤr- Vorrede. wuͤrden/ so bitte ich daß sie solches bald thun/ weil ich noch beym Leben/ vnd solches verthaͤtigen moͤge; weiln aber das Werck den Meister selber lobt/ die Warheit die Luͤgen uͤberwindet/ vnd auch die Experien tz die Vnwissenheit uͤberzeuget/ also fuͤrchte ich gar nicht/ daß sich einer darzu erkuͤhnen oder ver- messen werde/ es muͤste dann ein doppelter/ treuloser/ vnd ehrvergessener Far- ners-Bruder seyn/ welcher dann auch seinen Mann finden moͤchte/ dabey es verbleibet. Vnd weiln in dem Ersten Theil dieser meiner Pharm. Spagyr. auß- fuͤhrlich ist gelehret worden/ wie die Vegetabili en durch die Fermentation vnd Destillation in sehr kraͤftige auch liebliche vnd schnellwuͤrckende Essent. koͤnnen bereitet werden/ welche Bereitung niemand wie Naseweis er auch seyn solte/ wird verbessern/ viel weniger verwerffen koͤnnen/ vnd in dem An- dern Theil klaͤrlich beweisen/ daß das Nitrum, das wahre Solvens Univer- sale sey/ dadurch alle gifftige Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en zu corrig iren/ ihr Gifft vnd boͤse Art in heilsame Medicin zu verwandlen ge- lehret. So ist nun weiter dieses noch uͤbrig auch zu lehren/ wie nemlich alle Vegetab. Animal. vnd Minerali en durch Huͤlff obgedachtes Menstrui Universalis, oder nur durch einen andern Concentr irten Saltz-Geist auff eine besondere Weise/ nemlich durch die Destillation vnd rectification auffs hoͤchste zu reinigen vnd in die kraͤfftigste Medicament en zu bereiten; kan nun ein jedweder darauß nehmen was ihm dienet/ vnd das uͤbrige in sei- nem Werth verbleiben lassen: Es ist doch noch keiner geboren/ der allen vnd je- den recht thun kan/ darumb man mir auch kein besonders kochen wird/ wie es andern vor mir ergangen/ vnd was sie vor Danck vnd Lohn fuͤr ihr gutthun/ so sie auß getreuen Hertzen gegen das Vatterland veruͤbet/ nemlich nichts an- ders als Feindschafft vnd Mißgunsten empfangen/ wird mir auch nicht aus- sen bleiben: Jch getroͤste mich aber dieses/ daß einmal alles so wir vnsern Ne- ben-naͤchsten erzeigen/ nach dem es gut oder boͤß gewesen/ von oben herab wie- der geruͤttelt vnd geschuͤttelt voll werde vergolten werden/ darauff ichs wage/ vnd zu Trutz allen boͤsen Neidern vnd Veraͤchtern der Kunst/ ich in Gottes Namen fortfahre/ Gott gebe daß es zu seinen goͤttlichen Ehren/ vnd vnserer aller Leib vnd Seelen Gesundheit gereichen moͤge/ Amen. N Anbe- Dritter Theil A Nbelangend nun den Modum, die Vegetabili en, A- nimali en oder Minerali en durch die Destillation, durch Huͤlf- fe der Saltz-geifter/ in gute vñ reine Medicament en zu bringē/ geschicht solches auf diese Weiß: Nemlichen das wann erst das Vegetabile, Animale, oder Minerale, also per se wie es an sich selber ist/ auff gemeine Weise/ entweder in Balneo, arena, oder aber frey im Feuer in ein Oleum, Spiritum vnd Sal vo- latile uͤbertreibe/ welcher Modus, ob wol er vorlaͤngst im Brauch gewesen vnd noch ist/ so kan ich doch denselben nicht allerdings loben/ weiln solche Spiritus, Olea vnd Salia volatilia, sie kommen gleich von den Animali en oder Vegetabili en allezumal uͤbel riechen/ vnd wie offt sie gleich rectificirt werden/ dennoch ihren uͤblen Geruch/ welchen sie in der Destillation empfangen/ nicht gaͤntzlich verlieren/ sondern immer noch ein wiedriges Empireuma behalten/ derohalben von den Patienten zu gebrauchen sehr gescheuhet werden/ vnd nicht vnbillich/ wiewol sie voller Kraͤfften vnd Tugenden stecken/ wie die Experien tz beweiset/ so man aber dieselbe durch den Spir. Salis rectificirt, wie allbereit in meinem Andern Theil Furnorum geleh- ret/ so werden sie klar vnd hell/ vnd verlieren ihren Gestanck/ vnd werden lieblich zu ge- brauchen/ vnd ohne diese rectification gar nicht. Weiln dann allen erfahrnen Spagy- ricis bewust/ daß die grossen Kraͤffte der Vegetabili en vnd Animali en in ihren Oli taͤten vnd Sale volatile bestehen/ NB. bey den Minerali en aber/ weil ihre mercuriali sche Thei- len am kraͤfftigsten/ das Contrarium gefunden) vnd beyde/ nemlich das Oleum vnd auch Sal volatile durch diese Deftillation per retortam brentzlicht uͤbergehen/ derentwegen sie zur Medicin vngebraͤuchlich ligen bleiben/ vnd niemand zu Nutzen kommen/ welches ja zu beklagen/ dann alle diejenige welche ihre Olea Vegetabilium, durch Zuthuung gemei- nen Wassers auß kuͤpffern Kesseln destilliren; garwol wissen/ wie wenig sie auff solche Weise erlangen/ vnd daß der groͤste Theil davon zuruͤck in dem Kessel bleibet/ vnd nie- mand zu Nutzen koͤm̃t/ dann ein gemein Wasser so warm nicht werden kan/ daß es alle Fettigkeit auß dem Vegetabile uͤbertreiben koͤnte/ sondern fuͤhret nur ein wenig davon uͤber/ der Rest wird bey dem Kochen zehe vnd dicke/ vnd bleibt bey dem Kraut zuruͤck/ dar- umb auch etliche die solches wissen zu den Kraͤutern gemein Saltz vnd Weinstein thun/ davon das Wasser vmb einen Grad waͤrmer wird/ vnd auch etwas mehrers Oel uͤber- windet/ welches zwar ein guter Modus, aber dennoch die Helffte von dem Oel nicht da- durch kan uͤbergetrieben werden; dahero die Olea Destillata gemeinlich theuer seyn/ vnd sonderlich von theuren subjectis; wann sie aber ihre Olèa auff diese meine Weise de- stillirt en/ so wuͤrden sie ein viel mehrers davon erlangen/ vnd die armen Krancken solches auch geniessen. Jch wil nur ein einiges Gleichnuͤß geben/ darauß man vermercken kan/ was Pharmacopææ Spagyricæ. was grosser Nutzen geschafft wird/ wann man die Olea auff meine Weise bereitet/ vnd was es fuͤr ein Vnterscheid zwischen meiner allhier beschriebenen/ vnd der andern gemei- nen Manier solche zu bereiten sey: gesetzet/ ich trachte nach einer guten Medicin contra Calculum, vnd bin versichert/ daß dieselbe vollkoͤm̃lich in dem Eschen-Baum stecket/ da- von ich oben in dem Ersten wie auch Andern Theil dieser meiner Pharmacopææ Spagyr allbereit genugsam bewiesen/ vnd weiß das dessen destillirtes Oleum auß dem Saamen allen andern stein-treibenden Artzneyen weit vorgehet/ wie die Experien tz vielmal bewie- sen. Nun gibt der Eschen-baum zwar zimlichen Saamen/ aber viel Saamen nur ein wenig Oleum, weilen dasselbige Hartz-artig/ vnd sich mit dem Wasser nicht wil uͤbertrei- ben lassen/ derohalben wenige solches bereiten/ vnd noch weniger beduͤrfftige Krancken solches (weilen es kostbar ist) theilhafftig werden/ welches ja zu beklagen/ daß Gott der Allmaͤchtige vns dieser Medicin so viel vor Augen stellt/ vnd doch schier niemand solches geniesset/ vnd dieses noch in acht zu nehmen: wann etwan ein fleissiger Medicus ein sol- ches Oleum uͤbertreiben laͤsst/ vnd diesen meinen Modum nicht weiß/ solches zu corrigi- ren/ so thut er bißweilen mehr boͤses darmit als gutes/ dann solches Oel ein Sal volatile mit sich uͤberfuͤhret/ welches die kupffern Blasen/ darauß es destilliret wird/ vnd das kuͤpf- ferne refrigeratorium dadurch es gehen muß/ angreiffet/ vnd gemeiniglich gruͤn oder gelblicht von wird/ welches dann von vielen also (weilen sie es nicht besser gewust) ist ge- brauchet worden/ vnd wegen deß Kupffers dem Patienten im Gebrauch einen Nauseam vnd krancken Magen verursacht/ vnd also mehr verderbt als gut gemacht: Wann sie noch einmal mit Spir. Salis rectificirt, oder nur damit in einem Glas wol vntereinander geschuͤttelt/ auff daß der Spir. Salis das Kupffer auß dem Oel außgezogen/ haͤtten sie wol angethan/ vnd eine außerwehlte Medicin gehabt/ zwar noch etwas theuer/ dann ein Sack Saamen daran ein Mann zu tragen hat/ kaum zwey Vntzen Oel gibt/ welches der arme nicht wol bezahlen kan Nun wil ich aber allen Krancken/ so wol den Armen als Reichen zu gefallen/ meinen Modum hieher setzen/ die Olea, Spiritus vnd das Sal volatile, auß allen vegetabili schen Gewaͤchsen in Copia zu erlangen/ durch gar geringe Kosten/ also daß alle Menschen der Gaben Gottes geniessen/ vnd deren theilhafftig werden/ vnd Vrsach dem Schoͤpffer al- les guten/ dafuͤr zu dancken bekommen moͤchten. Nim im Namen Gottes welches Vegetabile du wilt/ vnd fuͤlle einen grossen glaͤ- sern retorten davon voll/ vnd treibe per gradus alles so ubergaͤhrn wil heruͤber/ scheide das Oleum von dem Spiritu, vnd den Sp i ritum per rectificationem von dem Salevo- latile, das Sal volatile, wie auch den Spiritum rectificire uͤber sein eigen Caput Mortuũ, odeꝛ ein ander Aschen Saltz/ wann es zuvorn außgegluͤet worden/ so werden sie rein vnd verlieꝛen ihren Gestanck/ so sie in der ersten destillation empfangen; vnd ist eine rectifica- tion nicht genug darzu/ so gebrauche deren 2. oder 3. vnd allzeit uͤber frisches Sal fixum des- sen Krauts/ davon der Spiritus bereitet/ das Oleum aber/ obwol sich solches auch reinigen laͤsst durch die rectification uͤber das Caput mortuum, so ist doch selbige rectification o- N 2 der Dritter Theil der Reinigung dieser Meinigen/ davon wir jetzt reden wollen/ gar nicht zu vergleichen/ derohalben wir billich diese der andern vorziehen/ welche also geschicht. Nim dein uͤbergangen schwartz stinckend Oleum, thue solches in einen reinen glaͤ- sern retort en oder Kolben mit 6. oder 8. mal so viel guten rectific irten Spiritu Salis, vnd gib erstlich lind Feuer/ vnd allgemach staͤrcker wie es das Werck noͤhtig hat/ so gehet das Oleum mit dem Spiritu Salis schoͤn hell vnd klar uͤber/ der Gestanck mit der Schwaͤrtze bleibet zuruͤck/ bey ein Theil Spiritu Salis. Wilt du nun das uͤbergangene Oleum noch lieb- licher haben/ so rectific ire es noch einmal mit frischem Spiritu Salis, so offt biß es dir an Geruch vnd Farb gefaͤllig ist. Dasjenige Oleum so zuruͤck geblieben vnd nicht uͤberge- stiegen ist/ das scheide von dem Spiritu Salis, wird dicklicht seyn als ein schwartzer Bal- fam/ welcher auch grosse Krafft hat vnd bequemlich/ so wol aͤusserlich als innerlich zu ge- brauchen seyn wird/ dann man es nicht noͤhtig hat innerlich zu gebrauchen/ weilen man auff diese Weiß doch genug deß klaren erlangt; Auff daß ich aber meinem Nechsten recht diene/ vnd er meine Meynung gruͤndlich verstehen moͤge/ so wil ich zum Vberfluß dieses Gleichnuͤß hieher setzen: Gesetzt ich wolte ein Oleum Fraxim bereiten/ so nehme ich 4. 5. oder 6. Pfund deß zeitigen Saamens/ so im Monat September oder October von den Baͤumen genommen ist/ fuͤlle damit einen guten Retort en voll/ vnd destillire uͤber was gehen wil/ so bekomme ich vngefehr 1. oder 2. auch bißweilen wol 3. 4. 5. oder 6. ℥. schwar- tzes Olei, vnd etzliche Vntzen Salis volatilis, vnd etliche Pfund Spiritus Acidi; Vnd weiln ich nur das Oleum begehre/ so scheide ich solches von dem Spiritu, vnd rectificire dasselbige per Spiritum Salis, biß es schoͤn hell vnd klar worden ist/ vnd bewahre es zum Gebrauch/ mache entweder mit seinem eigenen Spiritu ardenti eine Essentiam darauß/ wie in dem Ersten Theil dieser meiner Pharmacopææ gelehret/ oder ich mache mit Zucker Morsellen davon/ oder wie michs am besten duͤnckt zu seyn/ vnd werde ich von 5. oder 6. Pfund Saamen mehr Oel auff diese Weise erlangen/ als sonsten durch die vesic auß 100. Pfunden nicht haͤtte geschehen koͤnnen/ vnd dient mir der Rest so zuruͤck bleibt in der rectification sehr wol aͤusserlich/ nemlich wann es also bereitet vnd gebraucht wird wie folgt. ℞. Dieses dicke Oleum von dem Spiritus Salis geschieden/ setze ihme ein wenig Wachs zu/ daß es etwas dicker werde vnd sich streichen lasse wie ein Pflaster/ welches man dann aͤusserlich auff die Nieren legen kan/ wann man das klare innerlich gebrauchet/ so thut es leicht so viel aͤusserlich/ als das klare innerlich/ vnd geschicht durch ein subjectum doppelte Huͤlff/ vnd wil man dreyfache Huͤlffe dadurch haben/ so kan man den Spiritum Acidum wol rectific iren/ vnd das Sal volatile rein sublim iren/ mit dem Spir. solv iren/ vnd neben dem innerlichen Gebrauch deß reinen Olei auch zugleich diesen Spiritum taͤg- lich mit gebrauchen/ vnd auch zum oͤfftern warm gemacht Tuͤcher darein genetzet/ vnd die Lenden oder Nieren damit gebaͤhet/ thut auch gute Huͤlffe/ vnd nach der Baͤhung die nasse Tuͤcher weg gethan/ vnd das Pflaster darauff gelegt/ so kan es nicht fehlen/ wann es Gott nicht sonderlich hindert/ der Patient muß zusehende Huͤlff erlangen. NB. Man Pharmacopææ Spagyricæ. NB. Man kan auff diese Weise auch andere Vegetabili en also bereiten/ in Olea Spiritus vnd Emplastra, vnd selbige in dieser Kranckheit gebrauchen/ als da ist Stein- brech/ Petersill/ Koͤrbell/ Carubi, vnd andere dergleichen Kraͤnter oder Wurtzeln/ vnd darff man eben das semen fraxini nicht haben/ wenn man nicht wil/ sonderlich weil selbi- ger Baum nicht allenthalben gern waͤchst vnd gefunden wird/ auch nicht alle Jahr viel Saamen bringt. NB. Nun moͤchte mancher einwerffen vnd sagen/ weil ich einen pro- cess vorgesetzet das Oleum, Spiritum vnd Balsamum, oder Emplastrum auß dem Saa- men zu bereiten; wann man dann auß den Kraͤutern selche Medicin machen wolte/ wo- her man so viel Saamens nehmen solte? Deme gebe ich zur Antwort; daß man eben die Saamen nicht haben muß/ wann solche nicht wol zu bekommen/ sondern auß dem gan- tzen Gewaͤchs/ als Wurtzel/ Stengel/ Blumen vnd Blaͤttern/ solche Medicin auch zu bereiten ist/ daß ich aber den Saamen allein genommen/ ist darumb geschehen/ weiln die beste Krafft bey allen Vegetabili schen Gewaͤchsen gemeiniglich am staͤcksten in deren Saamen verborgen vnd concentrirt stecket/ kan sonsten (wie gesagt) das gantze Ge- waͤchs darzu gebraucht werden/ gibt es eben so viel deß Olei nicht als der Saamen/ so be- koͤm̃t man doch auch zimlich viel auff diese Weise/ vnd wann man auch gar keinen Saa- men/ Blumen/ Blaͤtter oder Stengel bekommen koͤnte/ so gibt die Wurtzel allein viel Oel/ vnd bey den Baͤumen/ als Eschen/ Linden/ Nußbaͤumen/ Kirschen/ Pfirschen vnd dergleichen/ das blosse Holtz auch sehr viel gibt/ wenn man solches per descensum oder i- gnem suppressionis (von welchem Modo ich vor diesem geschrieben) treibet/ also daß ein kleiner Eschen-baum gern etliche Pfund Oel geben kan/ wann man wol damit vmbgehet/ also das nimmer mangeln kan/ wann man selber wil. Vnd ist nicht zu verstehen/ als wann dieser Modus die Olea in Copia auß den Vegetabilibus zu bereiten/ vnd per Spir. Salis zu clarific iren/ allein dienstlich zu diesen Gewaͤchsen/ welche contra calculum, wei- len ich solche subjecta allhier benennet in diesem Exempel/ oder Proceß dieselbige zu be- reiten gar nicht/ sondern es koͤnnen alle Vegetabili sche Gewaͤchse/ sie dienen gleich zu was Kranckheit als sie wollen/ fuͤglich auff diese angezogene Weise in liebliche Medicamen- ten bereitet werden. Vnd nicht allein die Vegetabili en/ sondern auch die Animali en vnd Minerali en/ doch etwas vnterscheiden wie hernach folgen sol. Noch eins muß ich allhier bey den Vegetabili schen Oli taͤten vnd ihrer destillation gedencken vnd erinnern. Wann etwan einer oder der ander Vnerfahrrne einwerffen moͤchte/ daß die Olea, so erst- lich per retortam oder descensum bereitet/ vnd hernach durch den Spiritum Salis rectifi- cirt vnd klar gemacht/ vielleicht nicht so gut an Kraͤfften seyn moͤchten/ als diejenige/ so per vesicam durch Huͤlffe deß Wassers uͤbergetrieben wuͤrden/ deme nun vor zu kommen/ vnd ihme seine vnnuͤtze Sorge zu benehmen/ geschicht also/ vnd wird erstlich gefragt/ wor- in die Kraͤffte der Vegetabili en vnd Animali en bestehen/ in der angebornen Natur vnd verborgenen Eigenschafft/ oder aber an dem Geruch oder Geschmack? Antwort: Die groͤste Kraͤffte der mehrerntheil Kraͤutern vnd Thiere/ bestehet mehrentheils in der ange- bornen Natur vnd Eigenschafft/ vnd nicht in dem Geruch oder Geschmack derselben; N 3 wie Dritter Theil wie klaͤrlich zu sehen bey etlichen Gewaͤchsen/ welche schier gar keinen Geschmack vnd Geruch haben/ vnd dennoch kraͤfftig in Medicina erfunden werden; vnd auch etliche welche einen lieblichen Geruch vnd Geschmack haben/ vnd dennoch nichts in Medicina außrichten; auch etliche einen sehr wiederlichen Geruch vnd Geschmack haben/ vnd doch gute Kraͤffte beweisen/ vnd andere so von lieblichem Geruch vnd Geschmack seyn/ vnd zu- gleich auch in der Artzney gut/ nachdeme sie von Gott darzu erschaffen: Dennoch so muß ich bekennen/ daß bißweilen der Geruch vnd Geschmack annemlich/ vnd den Spir. vitalem staͤrcket/ wann schon sonsten wenig Krafft darinnen ist/ vnd was mehr ist/ das Gesicht vnd Ansehen eines Dings/ wann es lieblich vnd schoͤn ist/ das Hertz staͤrcken/ vnd ein haͤß- lich Ding dasselbige schwaͤchen kan. Wie bey einem freundlichen Menschen vnd bey dem Golde ein merckliches Exempel/ welches durch Ansehen das Hertz ermuntert/ ein zorni- ger Mensch oder gifftiges Thier hergegen solches erschrecket/ vnd gleichsam schwaͤchet/ vnd bißweilen gar toͤdtet; vnd nicht allein dieses durch das Ansehen helffen vnd schaden kan/ sondern es schadet/ kraͤncket vnd toͤdtet nur eine blosse Stim̃ eines Menschen oder Thiers/ nach dem es geschicht in boͤser oder guter Gestalt. Es kan auch wol nur eine blosse Einbildung gutes vnd auch boͤses thun/ kranck vnd gesund machen/ welches hieher nicht gehoͤrt/ sondern in mein Buͤchlein von natuͤrlichen vnd uͤbernatuͤrlichen Dingen/ darin von dergleichen gehandelt wird; was allhier angeruͤhret/ ist nur darumb geschehen/ den Vnwissenden zu lehren/ daß der Vegetabili en Kraͤffte mehr in ihrer angebornen Natur als Geschmack vnd Geruch bestehe/ vnd das Oleum Vegetabilium auff diese oberzehlte Weiß per retortam zu destill iren/ vnd per Spir. Salis zu rectific iren/ den Kraͤfften weder schaden noch nutzen kan/ sondern derselben Krafft allzeit bleibt/ die Destillation geschehe gleich wie sie wolle/ wann nur endlich das Destillatum wieder gereinigt/ vnd ihme solches benommen wird/ was ihme wiederwertiges in der Arbeit beykommet. Als nemlich/ wann die Olea in der Destillation per retortam brentzlend werden/ solcher Beyfall ihnen durch die rectification per Spir. Salis wieder kan benommen werden/ welches ich vmb der Vn- wissenden allhier anzeigen muͤssen. Gleich wie nun allhier bey den Vegetabili en/ also auch bey den Animali en mit der De- stillation ihres Oels/ Saltz vnd Spiritus, sol vnd muß procediret werden/ vnd nicht noͤtig weitlaͤufftiger hierin zu gehen: Jhre Kraͤfften/ so wol der Vegetabili en/ als Animali en/ sol ein Medicus auß der Signatur nehmen vnd wissen/ vnd nicht auß Buͤchern der Scriben- t en erlernen wollen/ dann die Signatur aller Dingen zeigt vns ihre Kraͤfften vnd Tugen- den viel besser vnd richtiger/ als manche Scribent en/ welche nun von hoͤren sagen viel ge- schrieben/ selber in der That nichts oder wenig wissen. Darbey es dißmal verbleibet/ dann meine jetzige Gelegenheit gar nicht zulassen wil/ weitlaͤufftig zu schreiben: Was ich aber thue/ geschicht allein den nothduͤrfftigen Krancken diesen meinen Modum, die Spir. acidorum Salium, der Vegetabili schen vnd Animali schen subjectorũ per Spir. Salis zu rei- nigen/ vnd zur Medicin bequem vnd gut zu machen/ welches ohne dieses Mittel sonsten nicht so in Copia haͤtte geschehen koͤnnen: Nun aber solches angewiesen/ so koͤnnens die Armen Pharmacopææ Spagyricæ. Armen auch geniessen/ vnd den Apotheker bezahlen/ da zuvorn kaum die Reichen etwas gutes haben konten. NB. Dieses sol allhier noch in acht genommen werden/ daß die Animalia zwar erstlich/ wie bey den Vegetabili en gelehrt/ per retortam muͤssen destillirt werden/ auff daß ihr Oleum, Spiritus vnd Salvolatile zu gleich uͤbergehe/ wie dann auch der Spiritus vnd Sal volatile auff vorige weiß koͤnnen rectificirt vnd gereinigt werden/ das Oleum aber wildurch einen blossen gemeinen Spiritum Salis communis oder Nitri also nicht uͤbergehen/ sondern derselbe Spiritus sol zuvorn mit Galmey concentrirt wer- den/ alsdann er die Olea Animalium uͤber fuͤhret/ vnd sonsten nicht/ wie nun die Spiritus Acidi concentrirt werden zu dieser rectification, sol bald folgen/ aber ehe solches ge- schicht/ wil ich zu besserer Nachricht dem Krancken noch einen Proceß oder Modum de- stillandi \amp; rectificandi hieher setzen/ auff daß man ja nicht irꝛen/ sondern meine Mey- nung wol verstehen moͤge/ vnd solches also: Nim etliche Pfund Terpentin/ destillire dar- auß ein Oleum, so bleiben die feces zuruͤck/ so bey dem Terpentin gewesen/ das Oleum nun/ ob es wol durch die Destillation reiner worden/ als es zuvorn gewesen/ hat es doch auch eine andere Natur durchs Feuer an sich genommen/ nemlich eine waͤrmere/ vnd da- hero zu allen Dingen also hinfort nicht mehr zu gebrauchen/ wie zuvorn der Terpentin zu gebrauchen war/ welcher nicht zu duͤñ noch zu dick/ auch nicht zu heiß noch zu kalt/ auch nicht/ zu subtil noch zu grob/ sondern in seinem Wesen einer temper irten Eigenschafft theilhafftig/ welcher er jetzunder aber nicht mehr/ sondern wegen seiner Hitze vnd Subtil- heit zu allem nicht mehr zu gebrauchen? Was Raht nun? Wenn ich dieses Exempel nicht hieher gesetzet/ so haͤtte mancher mir vorwerffen koͤnnen/ daß durch die Destillation die Dinge zwar koͤnnen reiner vnd subtiler gemacht werden/ hergegen bekennen sie aber eine hitzigere Natur vnd Krafft/ vnd derohalben nicht bey allen subjectis gut selbige damit zu reinigen; deme nun auch zu helffen/ vnd die Olea destillata wieder nach der Reinigung in einem solchen gradu von dicke/ duͤnne/ Hitze oder Kaͤlte/ wie es zuvorn gewesen/ wieder zu bringen/ vnd durch ihre durch die destillation empfaͤngene Reinigkeit zu behalten/ kan leichtlich geschehen auff diese Weise: Gesetzt/ der Terpentin ist an sich selber warm vnd subtil im 1. Grad/ wann er uͤber destillirt worden/ erlangt er den 3. Grad/ vnd in der re- ctification den 4. Grad/ nun muß ich bekennen/ daß solches subtile Oleum allein zu den kalten Gebrechen/ vnd sonsten nirgends besser zu gebrauchen/ da es doch zuvorn auch bey andern Faͤllen zu gebrauchen war/ welches ihme jetzunder mangelt/ darauff antworte ich vnd gebe es zu/ wann die Destillation nach gemeiner oder berandter Weise geschicht/ auf diese meine beschriebene Weise aber hat es viel eine andere Beschaffenheit als mit jener/ dann ob schon die Dinge durch die Destillation neben der Reinigkeit auch eine subtile Hitze erlangen/ vnd in etlichen operationibus gar zu duͤñ vnd hitzig worden/ so werden doch in der rectification durch den Spiritum Acidum solche quali taͤten gebrochen/ zer- theilet vnd gescheiden/ also/ daß so wol ein Theil desselben wieder dick vnd zaͤhe wird/ wie es zuvorn gewesen/ ein ander Theil subtil verbleibet/ daß man auß einem subjecto, duͤn- ne vnd Dritter Theil ne vnd warme/ wie auch dicke vnd temper irte Theilen haben kan/ vnd dennoch beyde rein vnd sauber/ wie dieses Exempel beweiset. Der Spiritus Salis oder Nitri ist in seinem innersten wol ein lauter Feuer/ in seinem aͤussersten aber auch eine lautere Kaͤlte/ davon alle duͤnne Ding erstarren/ vnd hart wer- den/ wie allhier sol bewiesen werden; wann dann die Destillation eine Hitze beyfuͤhrt/ vnd herauß wendet vnd verduͤnnert/ so treibt die rectification durch den Spiritum Aci- dum solche wieder hineinwaͤrts/ erdickert vnd bringt es wieder in eine gleichmaͤssige tem- peratur, dann wie das Oleum erstlich uͤbergehet/ so ist es durchaus an einem Ort wie an dem andern/ waͤrmer vnd duͤnner/ als es zuvorn gewesen/ wenn es aber per Spiritum Aci- dum rectificirt wird/ so gehet erstlich das allersubtilste/ vnd darnach das mittelmaͤssige/ das groͤbste vnd dickste Theil bleibt zuruͤck/ welches dann in gleichem Grad an Waͤrme vnd Dicke mit dem Terpentin/ vnd so wol innerlich als aͤusserlich zu gebrauchen/ als der gemeine Terpentin seyn wird/ dabey habe ich noch das mittelmaͤssige Oleum, vnd den allersubtilsten Spiritum ardentem \amp; penetrantem welchen ich dann zu solchen Affect en da er subtil seyn sol/ gebrauchen kan/ oder selbige wann ichs gut befinde mit seinem eige- nen dicken/ doch gereinigter remanen tz/ oder mit etwas anders bequemers wieder dicker machen kan/ also daß ich auß einem subjecto, so viel Gradus machen kan/ als ich selber wil/ da zuvorn der Terpentin doch nur in einem Grad gewesen/ da sihet nun der guͤnstige Leser was es fuͤr eine Beschaffenheit habe mit dieser meiner Destillation vñ rectification per Spiritum Acidum, daß nicht allein ein viel mehrers an klarem lieblichem Oel/ ja wol 3. 4. 5. oder mehrmal so viel als per Vesicam erlangt wird/ sondern man bekomt auch da- bey von den Vegetabili en vnd Animali en noch ihre Salia volatilia, wie auch Spiritus vel aceta acida, vnd noch darbey auch ein Theil dicken Oels/ so aͤusserlich gut zu gebrauchen/ welche sonsten gar zuruͤck bleiben in der waͤsserigen Destillation per vesicam. Bestehet also die Gutthat dieser Destillation vnd rectification, nicht allein in Erlangung einer viel groͤsserern quantitaͤt reinen Oels/ sondern auch darneben in Erlangung deß Salis vo- latilis, welches an Kraͤfften dem Oleo zu seinem Gebrauch nichts bevor gibt/ deßgleichen der Spiritus Acidus auch das seinige so wol innerlich als aͤusserlich genugsam verrichtet. NB. Jch frage nun alle verstaͤndige Spagyros (diejenige die nicht wissē was Feuer ist/ darf man nicht fragen) ob diese Destillation nicht andern vorzuziehen/ vnd in dem Gebrauch (dem menschlichen Geschlechte zum besten) zu bringen? Jch habe das meinige nun ge- than/ seynd die Koͤpff hart vnd hartneckicht/ so wird es auff sie vnd nicht auff mich kommen/ mein Gewissen hab ich hiemit befreyet/ vnd einen guten Weg gezeiget leichtlich zu guten Medicament en zu kommen/ werde es auch nicht lassen/ so lang ich lebe/ mit meinem von Gott verliehenem Pfund meinem Nechsten weiter zu dienen/ wann Gott will! Jch verhoffe/ es werde sich der guͤnstige Leser darnach richten/ vnd auß diesem eini- gen Proceß so viel erlernen/ daß ihme hinfuͤro nicht schwer fallen solte/ ein jedwedes Oleũ Destillatum durch Huͤlff eines Spiritus Acidi wieder in solche haͤrte zu bringen/ gleich wie es vor der Destillation gewesen. Man sehe nur an/ vnd betrachte das Succinum, wie ein Pharmacopææ Spagyricæ. ein schoͤn durchsichtiger Stein an Gestalt nach aͤusserlichem Ansehen es ist/ welcher zuvor auch weich vnd fluͤssig gewesen/ wie ein ander Terpentin/ Oleum, oder duͤnnes Berg- wachs/ welches von dem gesaltzen Wasser so hart geworden ist/ also/ daß es sich zu Pulver mahlen laͤsst/ gleichwol kan solches destilliret, vnd von seiner irꝛdischen Natur durch die Destillation geschieden oder gereinigt/ solches gereinigte Oleum hernacher wieder zu vo- riger Haͤrte gebracht werden/ vnd solches allein durch Huͤlff eines Saltz-geistes/ dann durch das Saltz solches zuvorn/ weil es noch duͤnn auß dem Felsen ins Wasser geflossen/ auch ist gehaͤrtet worden/ davon dißmal genug/ ein mehrers geliebts Gott an einem an- dern Ort. Folget nun ein Proceß die Minerali en durch die Destillation oder Sublimation zu reinigen/ vnd auffs hoͤchste durch die rectification per Spiritum Acidum zu saͤubern/ vnd zum Exempel den gemeinen Sulphur allhier genommen/ darnach andere Minerali sche Reinigungen auch muͤssen gerichtet werden. ℞. Einen gemeinen gelben Schwefel/ sublimire denselben nach gemeinem Ge- brauch in Flores, entweder also perse in einem glaͤsern vnd beschlagenen Kolben/ oder mit geroͤstem Saltz vermischet/ so reinigt sich der Sulphur erstlichen von seiner groͤbsten Terrestri taͤt/ vnd wird bequem weiters in dem Spiritu Acido sich reinigen zu lassen/ al- so: Nim dieser Schwefel-blumen 1. Pfund/ thue solche in einen starcken glaͤsern beschla- genen Kolben/ vnd giesse 1. oder 2. Pfund Spiritus Nitri vcl Salis communis darauff/ setze diese in eine Sand-Capell/ vnd gib allgemach Feuer/ biß daß der Spir. Salis in dem Kolben koche/ vnd der Schwefel schmeltze/ vnd oben auff dem Spir. Salis schwimme wie ein Oel auff einem Wasser. NB. Man muß einen Helm auff den Kolben setzen/ auff daß der auffsteigende Spirit. Salis im Kochen nicht verrieche/ sondern in dem Helm kalt werde/ sich condensire vnd auffgefangen werde/ diese Kochung kan vngefehr in 5. oder 6. Stunden geschehen/ so reinigt sich der Sulphur vnd wird gantz durchsichtig/ schoͤn/ hell vnd klar/ als ein Glas/ dann der Spir. Salis zieht die metalli sche Theilen/ so bey dem Schwefel gewesen/ es sey gleich Kupfer/ Arsenicum, Auripigmentum, Vitriolum, oder derglei- chen Vnarten/ welche gemeiniglich der Schwefel bey sich fuͤhret/ gleichsam solv irende zu sich/ welche Vnart sonsten bey dem Schwefel bliebe/ vnd mehr boͤses thaͤte als gutes in Medicina, welches Paracelsus auch gewust/ vnd sich dafuͤr fuͤrzusehen oder zu huͤtē gewar- net; es ist gewis das vnglaͤubliche Kraͤfften in dem Sulphur verborgen/ die gemeine Flo- res aber werdens nicht beweisen/ dann selbe noch sehr mit minerali schen gifftigen Gei- stern verunreiniget/ welche ihnen durch den Spir. Salis koͤnnen benommen werden/ als- dann entweder Flores darauß sublimirt, vnd mit Spir. Juniperi oder Terebenthinæ in ein Balneũ solv irt/ oder sonsten in formam liquidam gebracht/ alsdann kan er gutes auß- richten in Medicina, vnd hat man sich vor seiner gifftigen Vnart nicht mehr zu befoͤrch- ten/ weil der Spir. Salis ihme solche benommeu hat. Jch koͤnte gar wol einige gute præ- parationes deß gemeinen Sulphuris in bequeme Medicament en zu bringen/ hieher setzen/ dieweil ich aber vorgenommen allhier mich nicht weiters einzulassen/ als allein die Reini- O gung Dritter Theil gung durch den Spiritum salis bekand zu machen/ so verbleibt solches an einem andern Ort außgestellt. Gleich wie nun allhier bey dem Schwefel proced irt worden/ also kan man auch mit andern minerali schen Erd-saͤfften verfahren/ selbige erstlich per Retortam reinigen/ vnd in schwartze Olea destill iren/ die Olea hernach mit spiritu salis clarific iren/ vnd in lieb- liche Olea vnd Balsama bereiten/ vnd solte bald niemand glaͤuben/ was fuͤr Kraͤffte in den Berg- vnd Erd-saͤfften verborgen/ aber wie gesagt/ innerlich in Medicina zu gebrauchen vntuͤchtig/ wegen ihrer Arsenicali schen Natur die sie bey sich fuͤhren/ so aber leichtlich durch den spirit. salis zu benehmen/ vnd hernacher sicher in Medicina zu gebrauchen seyn. Vnd wann ich dieses nicht mit Fleiß versuchet vnd erfahren haͤtte/ ich jetzo davon nicht zu schreiben wuͤste. Den Vnerfahrnen ein wenig bessere Nachricht zu geben/ muß ich eine Histori beybringen/ darauß zu ersehen/ das solche Berg-saͤffte gemeiniglich boͤse vnd giff- tige arsenicali sche spiritus mit sich fuͤhren. Jn der Graffschafft Erbach/ zwischen dem Maͤyn vnd Necker gelegen/ in Franckenland/ findet sich ein Sand mit grosser Menge/ welcher von einem fluͤssigen Erd-safft belauffen/ vnd davon an einander gewachsen/ zu grossen Klumpen oder kleinen Bergen/ etwas braͤunlicht am Ansehen/ wann man sol- chen Sand auff Kohlen legt/ geben sie einen lieblichen Geruch von sich/ in allem gleich dem Succino, da ich dieses gesehen/ habe ich einen Retorten damit gefuͤllet/ vnd ein Oel davon getrieben/ ist nach allem Ansehen vnd Geruch dem Oleo Succini gleich gewesen/ welches ich auch darfuͤr gebrauchet/ wann ich nicht bald ein anders erfahren haͤtte/ dann weiln derselbe Sand auff Kohlen gelegt/ einen sehr lieblichen Geruch von sich gabe/ habe ich solchen zum Rauchwerck/ die Kammern damit zu berauchen/ gebrauchen lassen/ aber bey zeiten gemercket/ daß der Rauch nicht gesund/ sondern gifftig war/ weilen er Haupt- pein verursachte/ vnd gleichsam einen Nauseam, weiln der Magen solchen auch nicht lei- den konte/ dahero ich Vrsach bekom̃en/ damit zu raͤuchern nachzulassen/ vnd mit Fleiß das- jenige Oleum so sich davon destillirt hatte/ mit Spiritu Salis zu rectific iren eingesetzet/ vnd ein schoͤn klar vnd lieblich Oel davon bekommen/ der Spir. Salis aber das Arsenicali sche Wesen an sich gezogen/ vnd nach dem ich solchen wieder rein machen wollen/ vnd rectifi- cirt, so ist in fundo deß Kolbens/ ein natuͤrlich Arsenicum sitzen blieben/ welches das Berg wachs bey sich gehabt/ darauß ich vernommen/ daß alle diese Erd-gewaͤchse gar Ar- senica lisch/ vnd nicht sicherlich/ innerlich zu gebrauchen/ es seyn dann solche zuvorn mit dem Spir. Salis gereinigt worden; vnd werden solcher Erd-saͤfften gar vielerhand gefun- den die man nicht achtet/ vnd auch nicht weis was es sey/ bißweilen hart wie ein Stein/ bißweilen duͤnne/ vnd bißweilen auch gantz fluͤssig wie ein Oel/ dergleichen Quell vnter Bacherach in der mitte deß Rheins herauß prodelt/ vnd den gantzen Rhein auff vierthalb Stund lang mit Fettigkeit bedecket/ vnd sehr lieblich vnd starck riecht/ doch etwas braun/ dann ich mit der Hand/ wann ich vorbey gefahren/ auß dem Nachen gegriffen/ vnd da- von gefangen/ vnd gepruͤfft; vnd muß solche Quell gar starck fliessen/ weil sie so weit man sehen kan/ den Rhein uͤberdecket/ fahren aber wol 100. vnd 1000. vorbey/ vnd merckt es niemand/ Pharmacopææ Spagyricæ. niemand/ ohne Zweiffel hat diese Quell ihren Vrsprung auß den Neben-gebuͤrgen/ so beiderseits neben dem Rhein ligen/ wann selbe Quell auff dem Land seinen Außgang haͤt- te/ sie waͤre viel tausend werth/ nun aber sie tieff vnterm Wasser herauß koͤm̃t/ ist sie nie- mand nichts nuͤtze/ dann vnmuͤglich etwas davon zu fangen; wann curiose Menschen daselbsten wohneten/ solte man solche Quell wol finden koͤnnen/ dann auff dieser seite deß Rheins/ da die Stadt Bacherach ligt/ stehet ein hoher Berg/ darauff ein herꝛlicher Wein waͤchset/ welcher weit vnd breit verfuͤhret/ vnd theuer verkaufft wird/ weiln er nicht allein eines sehr lieblichen Geschmacks/ sondern auch einen annemlichen Geruch hat/ welchen die Jnwohner Muscateller nennen/ vnd gibt von Natur solchen wolriechenden Wein allein dieser einige Berg/ vnd die darneben stehen gar nicht/ welches mir eine Anleitung gegeben zu glaͤuben/ daß diese Quell von Stein-oel/ so sich bey Bacherach in den Rhein giesst auß diesem Berge/ da der gute Wein-wachs seinen Vrsprung haben muͤsse; dieweil aber dieser Berg so viel Wein nicht bringen kan/ als man gern haͤtte/ so seynd die Ein- wohner mit der Zeit klug worden/ vnd Conterfeiten solchen Geschmack nach/ legen Schar- ley in die gemeine Weine/ davon sie dann bey nahe einen solchen Geschmack erlangen/ als der natuͤrliche Muscateller/ so auß dem hohen Berg waͤchset. Vnd wolle ihme dieses nie- mand so frembd vorkommen lassen/ das der Weinstock einen Geschmack auß der Erden zu sich ziehen solte/ er thut es gewiß/ dann ich es wol in acht genommen/ vnd vielmal er- fahren/ vnd weil es die Materi mit sich bringt/ so kan ich nicht vnterlassen/ diese meine Meynung noch deutlicher zu beweisen. Vnter Franckfurt/ vierthalb Stund von dem Maͤyn gelegen/ ligt ein Flecken Hoch- heimb genant/ Chur Maͤyntz zugehoͤrig/ dabey ein Weinberg/ welcher einen uͤberauß gu- ten Wein giebet/ zwar nicht eben von solchem Geschmack wie der Bacheracher/ aber mit einem andern lieblichen Geruch begabet/ also daß er alle Weine vmb selbige Gegend oder am gantzen Rheinstrohm an Guͤte uͤbertrifft/ vnd derohalben allezeit in hohem Wehrt ge- halten wird/ die Vrsach dieser Guͤte schreibe ich zu/ dem Grund/ worauff die Trauben daselbst wachsen/ welcher Stein-kohlen gibt/ vnd vor diesem viel daselbsten außgegraben worden/ vnd jetzunder wiederumb gesucht werden; daß die Stein-kohlen auch ein liebli- ches Berg-oel in sich haben/ werd ich bald beweisen. Weiter dem Maͤyn hinauff ligt ein sehr hoher Berg bey der Stadt vnd Schloß Klingenberg genand/ zwischen den Oden- walt vnd Spessart gelegen/ da diese Erden gefunden wird/ davon ich jetzt oben gesagt/ daß sie ein liebliches Oleum geben in der Destillation, welcher Berg gleicher Weise einen sol- chen lieblichen vnd guten Wein herfuͤr gibt/ daß er den zweyen vorigen/ als den zu Ba- cherach vnd Hochheimb nichts bevor gibet; ob nun die Vrsach dieser Guͤte von gedach- tem Stein-oel/ so nicht weit davon gefunden wird/ herkoͤm̃t/ kan ich eigentlich nicht sagen/ doch fuͤr meine Person/ glaͤub ich das solches die Vrsach sey/ ein anderer mag glauben was er wil. Es gibt sonsten der grosse Berg zu Wuͤrtzburg am Stein genand/ auch ei- nen beruͤhmten Wein/ doch am Geschmack diesen dreyen nicht gleich; dahero das Sprich- wort ist kommen/ Wuͤrtzburg am Stein/ Klingenberg am Maͤyn/ Hochheimb am Rhein/ O 2 (das Dritter Theil das ist ein Huͤgel oder kleiner Berg zu sagen) vnd Bacherach am Rhein/ wachsen die vier besten Wein. Jch muß bekennen obwolen den gantzen Maͤynstrohm hinauff allerhand gute Wei- ne wachsen/ so uͤbertreffen doch diese vier die andern alle/ vnd meistes wegen ihres liebli- chen Geschmacks/ den sie auß dem Grund nehmen/ darauff sie wachsen. Dann dieses ge- wiß vnd sicher ist/ daß der Weinstock vor allen andern Gewaͤchsen einen Geruch vnd Ge- schmack auß der Erden ziehet/ davon er seine Nahrung hat/ also daß es einen Erfahrnen in der Natur nicht schwer ist/ den Wein-trauben einen solchen Geschmack zu geben/ als man selber wil/ oder nach deme man etwas zu den Wurtzeln deß Weinstocks geleget; Nun weiß ich gewiß das viel naseweise Spoͤtter uͤber diesen meinen Discurs wegen deß lieblichen Geschmacks deß Weins/ vnd woher er komme zu Bacherach/ Hochheimb vnd Klingenberg/ da die Berg-saͤfften gefunden werden/ vnd darneben den Grund so gut nicht geben wil/ ihren Griff erhecken/ vnd sagen/ daß meine Meynung falsch sey. Dieses muß ich also seyn lassen/ sie koͤnnen die gute Weine viel besser mit grossen Kannen auß- sauffen/ vnd einander bescheid thun/ als daß sie einige rationes geben solten/ woher sol- cher Geschmack ruͤhrte: Jch verbleibe aber dabey/ vnd sage mit gutem Grund vnd Erfah- renheit/ daß der Weinstock einen solchen Geschmack vnd Geruch auß der Erden ziehet/ vnd den Trauben einverleibt/ gleich wie er solchen in der Erden findet/ welches ich viel- mals versucht/ vnd also befunden habe. Wissen doch die Gaͤrtner/ daß der Menschen-koth die Blumen wol wachsend macht/ aber ihnen einen uͤblen Geruch giebet/ darumb sie sich huͤten solche bey die Wurtzel der wolriechenden Blumen zu legen/ aber desto lieber bey solchen die keinen Geruch haben/ als Tullipanen vnd ihres gleichen/ damit schnell wachsen zu machen. Man kan es auch be- scheidlich spuͤhren/ wann die Wurtzel von einem Weinstock an einen solchen Ort gesetzt/ da Menschen-mist ligt/ so bekommen sie einen uͤblen Geruch davon/ also daß man die Trauben kaum essen mag/ vnd seynd auch fleissige Gaͤrtner allbereit in solche Erfahrung kommen/ wann sie Scharley vnd andere starckriechende Kraͤuter dem Weinstock zu der Wurtzel legen/ er den Trauben solchen Geschmack mittheile/ es wehret aber solche Krafft nur ein Jahr/ so sie aber ein starck vnd wolriechindes Oleum der Wurtzel geben koͤnten/ so wuͤrde der Weinstock 10. oder mehr Jahr gute Muscateller-Trauben herfuͤr bringen/ da- von in meinem Operi Vegetabili außfuͤhrlich gehandelt/ was ich allhier gethan/ hat die Materi Vrsach darzu gegeben/ daß nemlich in der Erden bißweiln das Berg-oel haͤuffig stecket/ vnd den Gewaͤchsen/ vnd sonderlich den Wein-reben solche einverleibet/ vnd kraͤff- tige Fruͤchten verursachet/ davon ihrer wenig wissen. Auff daß ich aber denen Vnglaͤu- bigen oder Vnerfahrnen gleichwol bessern Beweiß thue/ daß in den Erd-saͤfften eine gros- se Lieblichkeit verborgen/ vnd durch die Destillation vnd rectification per Spir. Salis koͤn- ne herfuͤr gebracht werden/ dient dieses Exempel; Bekant ist es/ daß die Stein-kohlen/ welche man an vielen Orten haͤuffig auß der Erden graͤbet/ an statt Holtzes zu gebrauchen/ im Brennen einen uͤblen Geruch von sich geben/ dahero man in den Wahn kommen/ gleich Pharmacopææ Spagyricæ. gleich als wann sie gifftig seyn muͤsten; Nach dem aber die Menschen an diesen Orten da sie so haͤuffig gegraben/ solche taͤglich gebrauchen/ ihre Speise damit zu kochen/ vnd ihnen keinen Schaden zufuͤgen/ man endlich zugeben hat/ das solche an sich selber nicht uͤbel riechen/ sondern allein im verbrennen das Feuer solches verur- sacht/ vnd die Fettigkeit so darin ist/ an sich selber sehr lieblich am Geschmack vnd Geruch/ ja so lieblich als irgends ein Vegetabile seyn moͤchte/ wie ich dann beweisen wer- de. Nim ein Exempel an einer lieblichen Rosen oder anderen Vegetabile, destillirs per retortam, so verliert es seinen lieblichen Geruch/ vnd koͤmt stinckend oder brentzlentzt uͤber/ warumb solte es dann nicht auch thun der Erd-safft/ Stein-kohlen vnd seines glei- chen; Jch muß bekennen/ wenn man per vesicam auß den Vegetabili en mit Wasser ge- nug Oel uͤberbringen koͤnte/ daß man dieser Destillation per retortam vnd Rectification per Spir. Salis, gar wol entbehren moͤchte/ weil Muͤhe vnd Arbeit darzu erfordert wird/ weiln aber vns nicht genug uͤbergehet/ so muͤssen wir diesen Modum gebrauchen. Jch sage wann es muͤglich waͤre/ auß den Stein-kohlen per vosicam ein Oel uͤber zu destilli- ren/ es wuͤrde am edlen Geruch einem Aromati schen Oel nichts bevor geben/ dann so in der Erden nicht ein Universal Sulphur oder Balsam verborgen waͤre/ woher wuͤrden so vielerhand Kraͤuter ihren vnterschiedlichen Geruch vnd Geschmack hernehmen? Auff daß ich aber einmal diesen Discurs ein Ende mache/ vnd beweise daß die Stein-kohlen ein liebliches Oel vnd koͤstlichen heilsamen Balsamum in sich haben/ welcher Tugenden allen denen Balsamen vnd koͤstlichen Oelen/ so auß Jndien zu vns gebracht werden/ das geringste nicht nachgeben/ beweisst dieser Proceß. Fuͤlle einen Retorten mit Stein-kohlen an/ vnd destillire ein schwartzes Oleum davon/ scheide solches von dem sauren Wasser/ so mit uͤbergangen/ vnd rectificire es per Spiritum Salis, so gehet erstlich ein klar vnd hell Oel uͤber/ darnach ein gelbes/ so nicht gar so lieblich wie das klare/ vnd ein dickes schwartzes bleibt zuruͤck/ so aͤusserlich vnter Empla- stra zu gebrauchen/ dann es sehr heilsam ist wegen seiner angebornen truͤckne/ das gelbe kan man noch einmal mit frischem Spir. Salis rectific iren/ so wird es auch klar/ weiß vnd lieblich/ wilstu nun auß diesen klaren Oelen noch eine Scheidung machen/ vnd wieder mit frischem Spiritu rectific iren/ so kanstu erstlich das allerreineste Theil besonders fangen/ welches an Hitze/ Subtile vnd Lieblichkeit dem natuͤrlichen Oleo Petri nichts nachgibt/ welches man auch besonders bewahren vnd in kalten accident en in vnd aͤusserlich ge- brauchen kan/ vnd wird dieses beweisen/ vnd auch vielmehr vnd kraͤfftiger/ als was dem wahren Oleo Petri zu geschrieben/ vnd darff man sich gar keiner Vngelegenheit darbey befoͤrchten/ das solche Olea etwan Arsenica lisch seyn solten/ gantz nicht/ dann in der recti- fication der Spiritus Salis ihme solches benommen hat/ vnd wenn man wil/ kan man die- ses Oleum das nach dem subtilften folget/ zu allen Balsamis miscir en/ oder also per se in vnd aͤusserlich in Medicina sicherlich gebrauchen/ wird Wunder damit außrichten/ ja vielmehr als man ihme einbilden moͤchte/ dann eine gewaltige balsami sche Krafft in den Stein-kohlen stecket; so man mit diesem Oel/ diesen gereinigten Sulphur wie oben gelehrt O 3 solvirt, Dritter Theil solviret, vnd in einen Balsamum bringet/ so hat man eine solche Medicin, die wol ein Bal- samus Universalis terrestris mineralis mag geneñet werden/ vnd allen andern Balsamis innerlich vnd aͤusserlich zu gebrauchen; an Krafft weit vorgehet; bin auch willens diesen Balsamũ in copia zurichten zu lassen/ dem menschlichen Geschlecht damit zu dienen: Wañ ich seine grosse Tugend beschreiben solte/ wuͤrde ich ein gantzes Buch davon machen koͤnnen/ gehoͤret aber hieher nicht/ sondern ist genug/ daß ich dißmals angezeigt/ wie er zu bereiten; An einem andern Ort ins kuͤnfftige geliebts Gott auch von seinen Kraͤfften vnd Tugenden (neben andern meinen Medicament en) gelehret werden soll. Damit endige ich den Dritten Theil meiner Pharmacopææ Spagyricæ, vermeine genug darinn angezeigt zu haben; obwolen nun das Buͤchlein klein im Ansehen/ so ste- cket doch viel grosses darhinter verborgen/ welches vnter Tausenden nicht einer verstehet noch begreiffen kan. Auff das aber der guͤnstige Leser mercken vnd spuͤhren moͤge/ was fuͤr eine reali taͤt in diesem kleinen Tractaͤtlein verborgen/ so wil ich zum Vberfluß vnd Zugabe/ noch einen eintzigen Proceß hieher setzen/ darauß zu erlernen/ was fuͤr eine edele Kunst es sey/ ein Ding per Destillationẽ zu reinigen; auß den Vegetabili en/ vnd Anima- li en solches zu thun/ ist allbereit bekand genug/ das allzeit vom dem subjecto, welches man dest i llirt, das reinere erstlich/ darnach das geringere folget/ vnd die vnnuͤtze grobe Terrestri taͤt sam̃t dem fixen Saltz/ bey allen Dingen zu ruͤck bleibet/ bey den Metall en aber ist es noch so gemein nicht worden/ wird auch so bald noch nicht so gemein werden/ vnd waͤre auch nicht gut daß es gemein seyn solte/ dann die teuffelische jetzige boͤse Welt solches nicht wuͤrdig ist: Vnsere liebe Vor-Eltern haben solche Kunst allzeit in grosser Geheimb gehalten/ vnd auch den Nachkoͤm̃lingen befohlen solches zu thun/ auff daß die Perlen nicht fuͤr die Schweine geworffen wuͤrden/ sondern allein den wuͤrdigen Kindern verblie- ben. Vnd obwolen ich mich keiner grossen Streichen außthue/ vnd schlecht vnd gerecht meinem Nechsten mit meinem Pfuͤndlein gedienet/ vnd noch diene/ so wird mir doch von vnterschiedlichen Philosophis gleichsam verwiesen/ als thaͤte ich groß vnrecht/ daß ich so klar herauß gienge/ vnd die Perlein also fuͤr die Schweine wuͤrffe/ mich ernstlich abmah- nende/ hinfuͤhro so viel gutes dem Truck nicht zu vntergeben/ wie ich dann noch kuͤrtzlich von einem Philosopho Hermetico zwey dergleichen schreiben/ darinn er mich erinnert hinfuͤhro secreter zu gehen/ empfangen/ darauff ist auch versprochen selbiger guten Er- mahnung gehoͤr zu geben; dieweilen aber dieses Tractaͤtlein solches gleichsam erfordert/ noch einen guten Beweiß der metalli schen Reinigung herauß zu geben/ so geschicht noch dieses in Gottes Namen/ es werdens doch nur die From̃en begreiffen/ vnd wird den Gott- losen verborgen bleiben/ wann schon noch so klar vnd hell geschrieben; Dann der Gottlose ist hoffaͤrtig/ vnd der Hoffaͤrtige blind/ vnd haͤlt nichts auff das vexachte vnd vnansehnli- che/ weilen dann die Warheit/ wie auch Gott selbsten/ vnd alles was gut ist schlecht vnd gerecht ist/ so bleiben die Geheimnuͤssen Gottes/ welche schlechtes Ansehens/ gar wol sicher vor der jetzigen hoffaͤrtigen/ boßhafften/ treulosen Welt. Auff daß ich aber meinem Ver- verspre- Pharmacopææ Spagyricæ. sprechen genug thue/ vnd beweise daß durch die Destillation die Metall en geistlich ge- macht vnd auffs hoͤchste gereinigt werden/ so dient dieses Exempel. Jederman ist bewust/ wann etwas trucknes durchs Feuer sol uͤber sich getrieben vnd gereinigt werden/ das etwas feuchtes oder fluͤchtiges darbey seyn muß/ welches das dicke vnd schwere in sich fasse/ vnd mit uͤberfuͤhre/ wie bey der gemeinen Kraͤuter Destillation zu sehen/ wann dieselbe trucken seyn/ man Wasser beysetzet/ den Geruch vnd Krafft der- selben damit uͤber zu fuͤhren/ vnd gehoͤret zu einem jedwedern trucknen sein besonder feuch- tes/ welches feuchte mit dem trucknen eine Gemeinschafft haben muß/ wann es das truck- ne uͤberfuͤhren sol/ dann gemein Wasser kan wol den Geruch vnd Geschmack der Kraͤu- ter uͤberfuͤhren/ auch wol der Sali en/ aber gar nicht harte sulphuri sche oder mercuriali sche Minerali en/ viel weniger fixe Metalla. Weilen dann die Metall en Homogenia vnd durch keine Gewalt deß Feuers/ das reinere von dem vnreinern Theil/ (wann nicht zuvorn dieselbe durch behoͤrliche Menstrua solvirt, vnd zur Destillation bequem gemacht wer- den) zu scheiden muͤglich. Dann allzeit dasjenige/ so in Flores uͤbergehet/ wann es wie- der reducirt wird/ wieder ein solches metalli sch Corpus gibet/ demjenigen gleich davon es destillirt oder sublimiret worden/ dahero die Opinion gekommen/ als wann vnmuͤg- lich waͤre/ das reinere Theil von dem vnreinern bey den Metallen zu scheiden/ welches a- ber falsch ist. Den Vnwissenden vnd Vnerfahrnen/ seynd alle Ding vnmuͤglich in ihren groben Koͤpffen/ bey denen man kein Judicium uͤber wichtige Secreta suchen/ noch ihr vngegruͤndtes Vrtheil achten muß; wie kan ein Blinder von Farben vrtheilen/ wann er solche nicht sehen kan/ also auch hierin zu verstehen; Auff daß ich aber zu meinem Proposito komme/ vnd beweise/ daß per Destillationem auch auß den groben Metallen ein guͤldisch Wesen koͤnne uͤbergetrieben oder geschieden werden/ so wil ich solches gar mit bekandten Dingen beweisen/ nemlich also: Man solv ire in einem gemeinen Aqua forti von Salp. vnd Vitriol bereitet/ wie ins gemein gebraͤuchlich/ unciam unam fein Silber/ vnd wann das Silber alles wol solv iret vnd zu einem klaren Wasser worden ist/ so giesse man die solution fein gemach in einander Glaͤslein/ auff daß wann etwan das Silber etwas Gold gehalten/ solches zuruͤck bleibe vnd nicht mit der solution komme/ auff daß die Prob nicht falsch werde. Darnach sol man so viel gemein Koch-Saltz/ als deß Sil- bers gewesen/ in gemeinem Wasser solv iren/ vnd solches Saltz-wasser zu der solution deß Silbers von dem einen Glas in das ander zu etlich malen giessen/ auff daß sich alles wol vntermische/ darnach setzen lassen/ das klare Wasser abgiessen/ so bleibt das Silber als ein weisses Pulver ligen/ solches auffs neue man noch etliche malen mit suͤssem Wasser absuͤssen sol/ so offt vnd viel/ biß alle Corrosiv oder Saltzigkeit von dem Silber-kalch ge- wichen/ alsdañ man solchen trucknē sol/ so bekoͤmt man ein weisses zartes Pulver/ welches gar fluͤchtig vnd fluͤssig ist/ vnd mit einer Kertzen-flam̃ sich schmeltzen laͤst/ welches einem Mercurio zu vergleichen/ vñ gar wol Mercurius Lunæ moͤchte genennet werden/ aber ins gemein von den Chymicis Luna Cornua genennet/ weilen solches geschmoltzen/ einem Horn ehnlich sicht/ damit Wunder-Dinge in Medicina vnd Alchymia zu verrichten/ wel- Dritter Theil welches hieher gar nicht gehoͤrt/ sondern allein etwas angeruͤhrt wird. Vnd gleich wie allhie von der Luna gelehret/ also wird auch mit dem Saturno procedirt, gibt auch ein solches fluͤssiges vnd fluͤchtiges weisses Pulver/ so immer so leicht oder leichter schmeltz/ als der Mercurius Lunæ, vnd auch gar wol Mercurius Saturni koͤnte genennet werden. Die- se beyde nehmen den dritten gern zu sich/ scil. Mercurium vulgi, vnd fig iren denselben/ vnd wird also wahr der Philosophorum Spruch/ wann sie sagen: Natura natura gau- det. Natura naturam vincit. Natura naturam retinet. Es lassen sich diese beyde Mer- curii destill iren/ vnd das reinere Theil von dem vnreinern scheiden/ wie ein Vegetabile: auff welche Weise aber solches geschicht/ ist nicht noͤhtig zu schreiben/ ich habe laͤnger als ein gantzes Jahr daran gesucht/ ehe ichs gefunden/ ein ander suche auch/ gibt es ihme Gott so hat ers/ vnd wann ihme Gott so viel gibet/ so wird er ihme noch so viel Verstand geben/ wie ers weiters gebrauchen sol/ ist der Mercurius an sich selber weiß/ fluͤssig vnd fluͤchtig/ wird durch die Destillation noch weisser/ so muß er auch nothwendig fluͤchtiger/ fluͤssiger vnd reiner werdẽ/ davon auf dißmal genug gesagt. Auf daß ich nun weiter zu mei- nem Vornehmen komme/ vnd beweise/ daß durch die Destillation die Metall en also zu reinigen/ daß sie guͤldisch werden/ beweisst dieses Exempel: Man nehme ein Loth obge- dachter Lunæ Cornuæ, vnd reduc ire dasselbige wieder zu einem Coͤrper oder geschmeidi- gem Silber/ vnd treibe es ab/ so ist man versichert/ daß nichts frembdes darbey ist/ vnd solv ire das Cupell irte Silber wieder in einem gemeinen Aqua forti, so wird es zimlich Gold-kalch ligen lassen. Nun ist die Frag/ woher dieses Gold kommen? Auß dem Sil- ber/ aqua fort, oder Saltz-wasser/ welche drey Stuͤcke zu der Fellung gebrauchet werden? Deme gebe ich zur Antwort/ daß der Spiritus Nitri in der Destillation, auß dem Eisen vnd Kupffer/ so bey dem Vitriol gewesen/ etwas guͤldisch mit sich uͤber gefuͤhret/ geistlicher Weise/ welcher guͤldische Geist in der solution deß Silbers sich bey dem Silber Corpo- ra lisch gemacht/ vnd seinen Leib auß der Luna genommen hat. Wil nun jemand anders statu iren vnd dafuͤr halten/ als wann obgedachtes Gold allein auß der Luna vnd nicht auß dem Aqua forti kaͤme/ deme gebe ich zur Antwort/ warumb dann ein solches solv irte Silber welches mit sale tartari oder Kupffer-blechen auß dem Aqua forti gefaͤllet/ nicht auch guͤldisch wird/ wie dieses so durch ein Saltz-wasser nieder geschlagen? So moͤchte mancher wider sagen/ das solches Gold allein auß dem Saltz kaͤme/ damit das Silber niedergeschlagen/ vnd nicht auß dem Aqua forti oder Silber/ weiln das Silber mit Was- ser auff solv irt/ vnd mit Kupffer-blechen oder liquori salis tartari præcipitirt, kein Gold haͤlt/ sondern allein dieses/ welches mit dem Saltz-wasser nidergeschlagen guͤldisch wird. Deme nun vollends auß dem Traum zu helffen/ vnd klaͤrlich zu beweisen/ das solches Gold sein herkommen/ nemlich die Farb allein auß dem Aqua forti, den Leib aber auß dem Silber vnd nicht auß dem Saltz hat. Dann/ obwolen in einem jedwedern gemei- nen Koch-saltz eine guͤldische Krafft verborgen/ vnd auch durch Kunst kan offenbar ge- macht werden/ so geschicht es doch nicht auff diese/ sondern auff eine andere Weise/ da- von etwas Meldung gethan/ in meinem Trost der Seefahrenden intitul irten Tractaͤt- lein Pharmacopææ Spagyricæ. lein/ dieses Gold aber so sich bey dem nidergeschlagenẽ Silber befindet/ allein auß dem Vi- triol vnd Silber/ vnd nicht auß dem Saltz-wasser koͤmt/ ich versichere/ welches noch besser zu mercken/ wann man den Vitriol vnd Salpeter ein Kupffer-gruͤn/ so durch Schwebel vnd Saltzbereitet/ zusetzet/ so wird das Aqua fort noch zweymal so guͤldisch als auß dem Vitriol allein/ ratio ist diese/ weiln dieses Eisen vnd Kupffer so bey dem Vitriol fix seyn/ vnd nicht gern etwas guͤldisch von sich geben/ so sie aber beyde oder nur eins davon als das Kupffer zuvorn durch Saltz vnd Schwebel in einen fluͤchtigen Calcem verwandelt/ vnd dem Vitriol vnd Salpeter zugesetzet werden/ alsdann wird solche Arbeit mit Nutzen ge- than/ vnd sonsten nicht. Was ich allhier schreibe ist nur die Muͤglichkeit anzuzeigen. Vnd so man den Vitriol vnd Salpeter/ oder Alaun vnd Salpeter/ andere species so fluͤchtig Gold fuͤhren/ zusetzet/ als Galmey/ Zinck vnd dergleichen/ so wird das Wasser desto guͤldischer/ setzet man dem Salpeter vnd Vitriol species zu/ welche ein fluͤchtig Sil- ber halten/ als Kobolt/ Wißmuth/ Arsenicum, so wird das Aqua fort Silberisch/ vnd grad irt ein Theil Kupffer in der solution in gut Silber/ gleich wie das guͤldische Aqua fort in der solution deß Silbers/ ein Theil von Silber in Gold grad irt. Womit sie nun beweisen/ daß die grobe Metall en durch die Destillation also zu reinigen vnd Vola- ti lisch zu machen/ daß sie in der solution Corpora lisch Gold vnd Silber an den Metal- len niderschlagen/ nachdeme das solvens auß guͤldischen oder silberischen subjectis berei- tet worden. Dieses Exempel vermeine ich fuͤr einen Beweiß kraͤfftig genug zu seyn/ daß die groben Metall en durch die Destillation zu reinigen/ daß sie guͤldisch werden; Geschicht nun dieses auß den groben vnd vnreinen Metall en/ was solte dann nicht geschehen koͤn- nen an den reinen/ wann dieselbe durch die Destillation noch mehr gereinigt wuͤrden/ oh- ne Zweiffel eine uͤberauß herꝛliche Medicin darauß werden muͤste/ die besser als Sil- ber vnd Gold zu achten. Derentwegen dieser Discurs allhier darumb geben ist/ dar- auß zu sehen/ daß auch die fixe Metall en wann sie zuvorn debito modo aufgeschlos- sen vnd Volati lisch gemacht seyn/ ihr bestes von sich geben/ vnd in der Destillation von dem groͤbern Theil zu scheiden seyn. Dieses Tractaͤtlein gehoͤret zur Medicin vnd nicht zur Alchimia. Dennoch habe ich diesen Beweiß setzen muͤssen/ daß auß dem groben Vitriol per Destillationem ein fluͤchtiges Gold außzutreiben/ welches bey dem Silber oder Gold corpora lisch wird/ damit anzuzeigen/ vnd jederman zu versicheren/ was gutes durch die Destillation bey den Metall en außzurichten/ vnd wie eine reine substan tz dar- auß zu bringen/ welches wenigen bekand ist/ welches die Philosophi haben wollen zu er- kennen geben/ wann sie einhellig geruffen: Fac fixum volatile, \amp; volatile fixum. Vnd der uͤberalte Vers de Vitriolo nicht vergeblich gemacht ist: Visitabis Interiora Terræ Rectificando Invenies Occultum Lapidem Veram Medicinam: Hat doch der deut- sche Philosophus Basilius Valentinus außtruͤcklich geschrieben/ daß auß dem gemeinen Vitriol der Lapis Philosophorum eben so wol/ vnd viel leichter auß dem Gold selbsten zu bereiten sey. Kan nun die allerhoͤchste Universal Medicin, so wol auf Menschen als Metall en/ auß dem vnachtsamen Kupffer-wasser bereitet werden/ warumb solte dann P solches Dritter Theil solches nicht auch zu thun moͤglich sein auß reinern Metall en/ wann dieselbe zuvorn in Vitriola gebracht/ vnd sich destill iren lassen/ dadurch das reinere von dem vnreine- ren geschieden wird? Gibt nun ein gemeiner Vitriol von Kupffer vnd Eisen in der De- stillation ein fluͤchtiges Gold/ warumb solte dann nicht ein Vitriolum Lunæ ein meh- rers vnd bessers geben? Welcher der wahre Metalli sche eintzige Vitriolus Philosoph- ist/ welchen Basilius zum Werck zu nehmen befiehlet/ der auch mit Recht den Namen ei- nes Vitriols fuͤhret: Dann zu dem gemeinen Vitriol, wann er faͤrben soll/ man Gall- aͤpffel haben muß/ dieser aber faͤrbet per se ohne Gallas alles kohlschwartz. Man bilde aber ihme nicht ein/ daß allhier eine solche Luna verstanden werde/ welche durch solv irung eines Aquæ fortis zu weissen Cristallen gebracht/ oder durch ein Saltz-wasser auß der solution gefellet/ gantz nicht/ dann diese keinem Vitriolo moͤgen verglichen werden/ wei- len sie sich reduc iren lassen. Der Philosophorum wahre Vitriol, welcher ex Luna oh- ne Aqua fort oder dergleichen corrofivi schen Wassern bereitet/ in starckem Feuer sich gar nicht reduc iren laͤsst/ sondern auch nach gelittenem Feuer noch ein Vitriol ist vnd ver- bleibet/ faͤrbet auff der Zungen/ astring iret/ vnd ein guͤldisch liebliches Wasser/ welches Gold solv irt/ vnd sich dabey figirt, von sich gibet. Einen solchen V i triolum wollen wir in Medicina vnd Alchimia gebrauchen/ vnd den gemeinen/ den Tuch-faͤrbern lassen. Dann die Alten ihr Saltz wegen der Gleichnuͤß/ so es (nach aͤusserlichem Ansehen) mit einem gemeinen Vitriol hat/ Vitriolum genand haben/ aber darumb ein gemein Kupf- fer-wasser gar nicht gemeint haben/ welches ihme ein Verstaͤndiger leichtlich einbilden kan. Lasst dann Lunam die Erden/ vnd Aurum den Saamen/ vnd Mercur i um das Wasser seyn/ (doch nicht den gemeinen) die Erden damit zu befeuchten/ vnd das uͤbrige Gott vnd der Kunst befohlen seyn. So weit gehet meine Meynung/ einem andern die seine doch vnbenommen. Wann nun gleich alle Spoͤtter vnd Ignorant en sich zusam̃en thaͤten so koͤnnen sie doch dieses Fundament nicht vmbstossen/ vnd wird der fromme Phi- losophus Basilius hiermit defend irt vnd wahr gemacht/ daß auch auß einem gemeinen Vitriol etwas guͤldisch zu bringen/ wie viel mehr ist glaublich/ das auß einem Vitriol auß reinern Metallen bereitet/ ein bessers zu bringen sey. Was ich allhier schreibe/ das mag man wol glauben/ dann ich dieser Proben mein Tag viel gemacht/ doch immer das eine mal mehr Gold außgebracht als das ander mal/ nachdeme ich damit procedirt, vnd das gefelte Silber reducirt habe. Dann dieses soll man wissen/ daß ein solches Silber so auß dem Aqua forti durch ein Saltz-wasser præcipitirt wird/ gantz fluͤchtig ist/ vnd sich wie ein ander Calx Lunæ nicht schmoͤltzen laͤsst/ sondern theils hinweg raucht/ vnd auch theils sich zu einem Horn-stein schmoͤltzet/ welcher durch eine sonderliche Destillation gantz vnd gar sich uͤbertreiben laͤsst/ davon auff dißmal genug. Darumb man solchen fluͤchtigen Calce ein Sal Tartari zu setzen muß/ wann es nicht im Schmeltzen verriechen soll/ dann Borras kan es nicht thun/ oder noch besser kan er geschmoltzen werden/ wenn man solchen mit dem schnellen Fluß von Salpeter/ Wein-stein vnd Schwefel gemacht/ vermischet/ vnd mit einem Koͤhlchen anzuͤndet vnd außbrennen laͤsst/ so schmoͤltzet das Silber Pharmacopææ Spagyricæ. Silber nicht zusammen/ etwas davon gehet im Rauch weg: NB. So man den Rauch saͤngt/ wie dann solches wol zu thun ist/ so bezahlet solcher Rauch/ welcher in Gestalt eines rohten Pulvers gefunden wird/ die Arbeit gar wol/ vnd heist allhier nicht vnrecht/ wie Paracelsus sagt: Verderben macht vollkommen Gut; weilen diese Flores vom Silber nicht verderben/ sondern mehr werth seyn/ als das Silber gewesen. Wer nun mit die- ser Arbeit wol weiß vmb zu gehen/ dazu die Vbung ein guter Lehrmeister ist/ der thut keine verlohrne Arbeit. Vnd wann er auß diesen wenigen nichts lernen kan/ der wird auch auß mehrern nichts finden/ dann in diesem wenigen viel offenbaret ist/ ja schier mehr als ich verantworten kan. Welches wir alle zu vorderst Gott/ vnd hernacher dem lie- ben Nitro, welcher die Metall en so fluͤchtig machet/ zu zuschreiben haben. Da siehet der guͤnstige Leser daß der Salpeter nicht allein Macht habe alle fluͤchtige Minerali en vnd Metall en zu fig iren/ davon das zweyte Theil Teutschlands Wohlfahrt handelt/ sondern auch gantz fluͤchtig zu machen/ daß sich dieselbe destill iren vnd reinigen lassen/ wie bey ob- erzehltem Exempel zu sehen. Sonsten ist noch ein anderer Modus die Metall en gantz fluͤchtig zu machen/ gleicher Weise durch den Salpeter/ doch also/ daß dieselbe gantz nicht solv irt/ sondern nur durch ein nasses Nitro sisches Feuer also dahin zu bringen/ daß sie ihre Form behalten/ wie sie in das nasse Feuer gethan werden/ vnd dannoch so fluͤchtig dariñ werden/ daß sie gantz vnd gar sich destill iren oder sublim iren lassen. Vnd ebenfalls in der Prob etwas Gold geben/ so das grad irte Wasser darin gewirckt hat. Davon in dem Vierdten Theil deß Teutschlands Wohlfahrt/ ein mehrers. Wil hiemit also den Dritten Theil meiner Pharmacopææ Spagyricæ beschlossen haben/ freundlich bit- tende/ alle diejenigen/ welche verstehen/ was darinn verborgen/ vnd etwan nicht gern se- hen moͤchten daß ich so weit gangen/ nicht sorgen wollen daß die Gottlosen die Suͤssigkeit riechen werden/ dann Gott wol darinn zu dispon iren wissen wird. Auch wollen die Spoͤtter vnd Ignorant en doch dasjenige nicht tadelen/ daß sie nicht verstehen. Dann bey den Verstaͤndigen vnd Erfahrnen/ findet ihr Tadelen keinen platz; Bey ihres glei- chen die nichts wissen/ ob es gleich einen Platz findet/ so muͤssen sie sich allzumal schaͤmen/ wann es einmal bekand wird/ daß sie also gegen die Warheit gestritten. Wann ein Ding an sich selber nur gut ist/ so wird das Verachten der Gottlosen Spoͤtter solches nicht Boͤß machen. Auch wird durch ein falsches Lob das Boͤse nicht gut gemacht/ sondern das Werck muß selber sprechen/ sich vertheidigen vnd seinen Meister loben/ son- sten ist es nichts nuͤtze. Darauff seynd meine Schrifften gebauet/ vnd werden von boͤsen Winden so leichtlich nicht vmbgestossen werden. Da- bey es dißmals bewenden soll. ENDE . P 2 Gruͤnd- Gruͤndliche vnd warhafftige Beschreibung/ wie man auß den Weinhefen einen guten Wein-stein in grosser Menge extrah iren soll. E Rstlich muß man wissen/ was Weinhefen seyn/ oder in was fuͤr einem Wesen dieselbige bestehen/ ehe man solche zerlegen/ vnd das nuͤtzliche vnd gute von dem vnnuͤtzlichen scheiden koͤnne. Dann ohne Erkandnuͤß der Sachen kan man kein Vrtheil faͤllen/ sondern bleibt im Jrꝛthum̃. Jst derohalben noͤhtig/ daß man wisse/ was man vnter den Haͤn- den habe/ auff daß man desto sicherer damit proced iren koͤn- ne. Was nun eigentlich Weinhefen seyn/ vnd wie das gute darauß soll gezogen werden/ wil ich dem Vnwissenden all- hier offenbaren/ auff daß hinfuͤro nicht mehr so viel gutes/ als bißhero geschehen/ wegen Vnerkantnuͤß der Dingen/ vnachtsamer Weise hingeworffen/ sondern zu vieler tausend Menschen Besten moͤge behalten/ vnd zu Nutzen angelegt werden. Vnd ist es also dar- mit beschaffen: Ein jedweder nasses vnd truͤbes Wesen/ es sey gleich Wein/ Bier/ Es- sig/ oder etwas anders/ wann es seine Zeit still liget/ so setzet sich auß eigener Krafft das jrꝛdische/ schwerere vnd groͤbere Theil davon zu Boden/ welches man feces oder Hefen nennet/ das klare Theil aber bleibet oben auff den fecibus stehen/ welches man ablaͤsset/ vnd also von dem vnreinern Theil scheidet/ wie bey dem Wein/ Bier/ Meth vnd andern Getraͤncken zu sehen/ vnd jederman wol bekand ist. Welche feces man bißhero zu nichts anders hat wissen zu gebrauchen/ als das man solche destilliret, einen Brandtwein dar- auß gemachet/ vnd das uͤbrige/ daß in dem Kessel geblieben ist/ hernach als ein vntuͤchtig Wesen hinweg geworffẽ hat. Vnd ist solches Hinwegwerffen vnd Verschwendung vieles guten/ welches noch darinnen war/ allein Vrsach gewesen der Menschen Vnwissenheit/ weilen ihnen nicht bekand/ daß noch etwas gutes darinnen blieben/ vnd zugleich mit dem vnnuͤtzen Schlam hinweg geworffen worden. Auff daß man aber sehe/ daß nicht alles vnnuͤtze sey/ welches die Menschen nicht kennen noch achten/ sondern daß bißweilen in ei- nem Beschreibung der Weinhefen. nem gantz veraͤchtlichen Wesen viel gutes verborgen stecke/ wil ich solches allhier bey den Weinhefen beweisen vnd zu erkennen geben. Wann man auß den Weintrauben den Most außpresset/ vnd die Faͤsser fuͤllet/ auff daß er darin gaͤhre/ vnd seine Truͤbigkeit vnd feces von sich werffe/ klar/ sauber vnd rein werde/ so geschicht zugleich auch eine Scheidung deß uͤbrigen Saltzes/ welches der Most/ der von den Trauben gepresst ist/ bey sich gefuͤhret/ vnd haͤnget sich zum Theil ringst her- umb an das Faß/ welches man Weinstein nennet; aber der mehrentheil solches Saltzes oder Weinsteins haͤnget sich an die truͤbe feces, vnd faͤllt als ein Sand damit zu Boden/ dann ein jedwedes Saltz hat eine solche Eigenschafft/ daß es fich in warmer Nassigkeit solv iret/ vnd mit zu Wasser wird; so bald aber die Nassigkeit wieder erkaltet/ so kan sie nicht alles Saltz (welches das Wasser in der Waͤrme an sich genommen) halten/ son- dern muß solches wiederumb fahren lassen. Vnd indeme nun ein solches Saltz sich von dem Wasser oder anderer Feuchtigkeit scheidet/ so suchet es einen Sitz/ daran es sich bege- ben vnd ruhen will/ legt man dann in eine solche solution uͤber zwerch oder in die Laͤnge Hoͤltzerlein oder Schnuͤrlein/ so haͤnget sich das Saltz geringst herumb an die Hoͤltzer oder Schnuͤre/ vnd candisi ret oder cristallisi ret sich daran ecket/ oder wuͤrflecht/ nachdeme deß Saltzes Natur vnd Eigenschafft ist. So man aber keine daran haͤnget/ so schliesst sol- ches Saltz rings herumb an das Geschirꝛ/ darin die solution ist/ vnd coaguli ret sich in ein hart saltzig Wesen/ nach Gestalt seiner Natur vnd Eigenschafft. Weilen dann bekand genug ist/ daß der Trauben-safft vor allen andern Vegetabi- li en am allermeisten Saltz fuͤhret/ welches Saltz aber nicht darin gesehen oder gespuͤhret wird/ es sey dann/ daß solcher Trauben-safft oder Most zuvorn in sich selber erwarme vnd fermentire, in welcher fermentation die Natur eine Scheidung machet/ vnd behaͤlt das reinere nasse Theil (so viel Saltz allein bey sich/ als es zu einem lieblichen Wein zu wer- den vonnoͤhten hat/) das uͤbrige groͤbere Saltz aber wirfft es von sich/ das sich dann so wol ringst herumb an das Faß/ als an die Truͤbigkeit deß Mosts anhaͤnget/ vnd darmit zu Boden faͤllt/ welches Weinhefen genennet wird/ vnd man Brandtewein darauß zu ma- chen pfleget. Diese Wein-hefen ist nun nicht lauter vnnuͤtzes Wesen/ wie sie bißhero darfuͤr ist gehalten worden/ sondern stecket viel gutes Weinsteins darin verborgen/ wel- chen man herauß ziehen vnd gebrauchen kan. Welcher Weinstein dann/ wann er her- auß gezogen wird/ mehr werth ist/ oder gelten kan/ als die Hefen zuvorn gekostet haben/ welches allein die Vrsach ist/ daß man Essig vnd Weinstein auß den Hefen so gut kauf- fen/ zeugen/ vnd machen kan. NB. Wer den Sachen ein wenig nachdencket/ wird leichtlich finden/ wie er solchen außgepresten Wein erfrischen/ vnd zu dem besten Wein wieder bringen koͤnne. Jn etlichen Laͤndern/ als in Franckenland/ Schwaben/ Elsa / Oesterreich/ auch an dem gantzen Rheinstrom/ da viel Wein waͤchset/ werden die Wein- hefen sehr wenig geachtet/ sondern an vielen Orten dem Horn-Vieh vnd auch Schwei- nen in ihr trincken gethan/ davon sie sich/ wegen deß Weinsteins/ der darinnen ist/ pur- giren/ gesund/ vnd hernach darauff bald feist werden/ vnd offtermals so viel Muͤhe nicht P 3 dar- Beschreibung der Weinhefen. darauff gewendet wird/ den Brandtewein davon zu destill iren. Jn andern Laͤn- dern aber/ da so viel Wein nicht waͤchset/ vnd noch vielmer an solchen Orten/ da er von weitem dahin gebracht wird/ vnd thener ist/ werden solche Hefen in bessern Ehren gehal- ten/ vnd nicht allein fleissig beysammen gesamlet/ Brandte-wein darauß zu machen/ son- dern auch wol in viel kleine haͤnfene Saͤcke gefuͤllet/ Creutzweis auff einander in eine be- sondere dazu gemachte Preß geleget/ vnd der Wein davon gepresst/ mit andern Weinen vermischt vnd verkaufft. Weilen aber solcher außgepresste Wein gemeiniglich schwaͤcher/ vnlieblicher/ vnd geringer an Krafft ist/ als ein anderer/ der allezeit in vollen Faͤssern wol ist bewahret gewesen/ als hat man gesucht Essig darauß zu machen/ dazu er dann am aller- besten zu gebrauchen ist/ (doch so man damit weiß vmbzugehen/ vnd ihme solches wieder geben kan/ welches er im Außpressen verlohren hat) so kan wieder so guter/ lieblicher vnd starcker Wein darauß werden/ als er zuvor jemalen gewesen ist: Solches Stuͤcklein ge- hoͤret aber hieher nicht/ sondern wird nur deß Essig machens vnd Brandtewein destil- lirens gedacht. Jn Holland/ Franckreich vnd Jtalia ist solches Außpressen auß den Hefen/ das Es- sigmachens gar gemein/ nehren sich viel reichlich damit/ vnd thun nichts/ als daß sie die Weinhefen von den Wein-Laͤndern kauffen vnd außpressen/ vnd auß solchen außgepress- ten Weinen Essig machen. Das Dicke aber/ welches in den Saͤcken bleibet/ nemen sie auß/ trettens oder stossens hart in Faͤsser zusammen/ verkauffens an die Hutma- cher/ welche solche gebrauchen vnter das Wasser/ in welchem sie die Filtze kochen/ vnd dicht vnd gut damit machen/ dann die Wolle in heissem Wasser zusammen oder in ein- ander laufft/ vnd je besser das Wasser ist/ je geschwinder/ auch dichter/ vnd besser die Fil- tze davon werden. Weil dann der Weinstein eine solche Natur hat/ daß er ein jedes Wasser viel waͤr- mer vnd heisser macht/ wann er darinn solv iret ist/ als es sonsten vom Feuer werden kan/ vnd weil viel Weinstein in den Hefen ist/ auß welcher Krafft solches geschicht/ doch den Hutmachern vnwissend/ dann sie vermeinen/ daß es der Schleim thue/ welcher doch kei- ne Krafft hat/ sondern allein der Weinstein/ so darin verborgen ist/ solches verrichtet/ als thun sie in einen jedwedern Kessel Wassers/ so viel Hefen als sie zu dem Filtz haꝛt zu machen von noͤhten haben/ vnd gebrauchens also zu ihrem Handwerck/ welches sie denjenigen abkauffen/ die den Wein zuvorn davon außgepresst haben. Also vnd auff diese Weiß verbrauchen diejenige solche truckne Hefen/ welche zuvorn den Wein davon außgepresset haben; wann sie aber solcher außgepressten Hefen mehr haben/ als sie an die Hutmacher verkauffen koͤnnen/ so verdirbt ihnen bißweilen dieselbi- ge/ wachsen wuͤrmer darinnen/ vnd wird endlich zu einer schwartzen Erden/ die sehr stin- cket/ vnd zu nichts mehr zugebrauchen ist: Wann sie aber solche verkauffen koͤnnen/ so er- langen sie so viel Zubuß/ daß ihr Essig/ welchen sie auß dem außgepressten Wein machen/ so viel destoweniger kostet/ vnd also desto mehr daran gewinnen; so sie aber das Dicke den Hutmachern nicht verkauffen koͤnnen/ vnd ihnen verdirbt/ so koͤnnen sie nicht viel an dem Essig Beschreibung der Weinhefen. Essig gewinnen. Dieses ist nun die Weiß/ wie in Niederland vnd Franckreich die He- fen außgepresst/ der außgepresste Wein zu Essig gemacht/ vnd das Dicke den Hutma- chern verkaufft wird. Auff was Manier aber solche Essigmacher den außgepressten Wein zu Essig machen/ wil ich zur Nachricht hieher setzen. Solche Leute/ welche sich mit dieser Arbeit nehren/ thun ihm also: Sie setzen an eine Reihe nach einander so viel grosse oder kleine Faͤsser auff ein geruͤst/ vngefehr eines Fusses hoch von der Erden/ al- so daß man ein Becken oder Hand-Eimer/ den Essig davon zu zapffen/ wann es noͤhtig ist/ darunter setzen kan/ vnd thun den obern Boden auß dem Faß/ machen in der mitte deß Fasses ein Creutz/ vnd legen einen Boden darauff/ mit vielen Loͤchern/ auff welchem Bo- den schuͤtten sie Weintrebern/ davon der Wein außgepresset ist/ biß oben zu/ voll/ legen den obern Boden/ den sie auß dem Faß genommen/ oder einem andern/ also daß nicht zu viel Lufft darzu komme/ wieder darauff/ vnd lassens also in einen warmen Ort stehen/ so werden die Trebern an sich selber warm: Wann sie vngefehr 1. 2. oder 3. Tage gestanden haben/ vnd man eine Hand hinein stecket/ vnd empfindet/ daß dieselben warm genug seyn/ so schuͤttet man den außgepressten Wein darauff/ daß er uͤber die Trebern gehet/ vnd solche wol bedecket/ vnd legt den Boden beheb wieder darauff/ laͤsst es also lang ste- hen/ biß daß ein ander Faß/ welches gegenuͤber stehet/ vnd mit Trebern gefuͤllt seyn soll/ auch warm worden ist; alsdann zapffet man diesen Wein/ der auff den warmen Tre- bern 2. oder 3. Tag gestanden hat/ ab/ vnd schuͤttet denselben auff das ander Faß/ laͤsst sol- chen auch so lang darauff stehen/ biß die Trebern im ersten Faß wieder warm seyn/ dann giesst man den Wein darauff. Solches auff-vnd abgiessen von einem Faß in das an- der/ muß so offt vnd lang gethan werden/ biß er sauer genug worden ist/ welches vngefehr in 14. Tagen oder drey Wochen/ nachdeme die Lufft warm ist/ geschehen kan. Darnach zapfft man solchen rein von den Trebern/ vnd fuͤllet solchen in ein Faß/ leget es dahin/ ist guter saurer vnd bestaͤndiger Essig: Darnach giesset man wieder andern Wein auff das eine Faß/ laͤsst solchen so lang darauff/ biß das ander Faß mit den Trebern warm worden ist/ alsdann zapffet man den Wein ab/ vnd giesset denselben auff die warme Trebern/ vnd procedirt also mit auff-vnd abgiessen deß Weins/ von einem Faß in das ander/ so lang/ biß er zu Essig worden ist/ welchen man auch ablaͤsst/ in ein Faß fuͤllet/ vnd hinleget; also kan man den gantzen Sommer durch eine grosse quanti taͤt Essig machen/ sonderlich wann man der Faͤsser mit Trebern gefuͤllt/ viel hat/ gegen einander stehen. Vnd so man den Winter auch wolte Essig machen/ so muͤsten die Faͤsser in einem solchen Gemach stehen/ welches man mit einem Kachelofen warm machen koͤnte. Also kan man Sommer vnd Winter continuir lich Essig machen. Dieses ist nun die Weyse wie in Franckreich vnd Holland der Wein auß den Hefen außgepresst/ vnd zu Essig gemacht wird/ damit sich viel nehren vnd reich da- bey werden. Nun Beschreibung der Weinhefen. Nun wil ich auch meine Invention zum gemeinen Besten vnd vieler Menschen Nu- tzen hersuͤr geben/ vnd offenbaren/ nicht zweiflende/ es werde von den Frommen/ als eine Gabe Gottes angenommen/ vnd erkennet werden. Dann ich wol weiß/ daß in den Weinlaͤndern ihme mancher/ da die Hefen haͤuffig zubekommen/ vnd wenig geachtet werden/ einen guten Vorraht fuͤr die seinigen damit aufflegen wird koͤnnen. Welches er dann Gott zum foͤrdersten/ vnd auch mir/ der ich solche Wissenschafft durch viel Muͤhe ersucht/ zu dancken hat/ vnd gegen die Nothduͤrfftigen/ wann ihn Gott dadurch gesegnet hat/ vnd er den Zorn Gottes nicht auff sich laden wil/ oder ihm der Segen nicht zum Fluch werden soll/ sich auch freygebig vnd behuͤlfflich erzeigen solte. Folget nun meine Weise/ wodurch man so viel Essig/ vnd Brandtewein/ als man machen kan/ gantz vnd gar vmbsonst haben/ vnd viel damit gewinnen kan. Erstlich sol man eine gute Preß haben/ welche mit einem langen Balcken/ daran Gewicht hanget/ getrieben wird/ vnd auffs wenigste 5. oder 6. Eymer zugleich in kleine Saͤck gefuͤllet/ einlegen vnd außpressen/ wie die beygesetzte Figur außweiset. Wann dann der Wein auß den Hefen außgepresst ist/ so kanst du denselbigen auß den Trebern/ oder auff andere Weiß zu Essig machen; das dicke aber/ welches in den Saͤcken blieben ist/ schuͤttel darauß/ vnd thue so viel auff einmal in einen Brenn-kessel/ mit seinem beharꝛ- lichen Zusatz Wassers/ als ers leiden kan/ vnd in der Destillation nicht uͤberlauffe/ setze den Helm darauff/ vnd accomod ire ein refrigeratorium oder Schlang in ein Faß mit kaltẽ Wasser daran/ vñ fange an zu destill iren/ gleich als man sonstẽ Brandtewein destil- liret/ so gehet ein guter Spiritus uͤber/ welchen man in einem Faß versamlen soll/ biß man desselben so viel hat/ daß man den Kessel damit anfuͤllen/ vnd solchen darauß rectific iren vnd laͤutern kan/ vnd ob schon so gar viel nicht von den trucknen Hefen koͤmt/ so gibt es gleichwol so viel/ daß es alle Vnkosten/ welche so wol zum Essig als Weinstein machen gehen/ bezahlen kan. Wann dann aller Brandtewein uͤbergangen/ vnd nnr vngeschmackt Wasser folget/ so ziehe das Feuer vnter dem Kessel herfuͤr/ vnd mache den Kranen/ wel- cher an dem Kessel ist/ vnd fuͤr den Ofen außgehet/ auff/ laß die Hefen mit dem Wasser durch eine Rinne in einem grossen Sack/ der in der Preß ligt/ lauffen/ strick denselben o- ben mit einem starcken Band wol zu/ vnd lege die Preß an/ vnd presse also warm das nas- se auß dem Dicken; das nasse gieß also warm in ein besonder Faß/ vnd laß es dann erkal- ten/ so coagul iret sich der Weinstein/ vnd haͤnget sich geringst herumb an das Faß/ vnd ein Theil desselben faͤllet zu Boden/ in Gestalt eines Sandes. Das uͤbrige/ welches in dem Sack geblieben ist/ nim̃ herauß/ lege es auff den Solder/ in die warme Lufft vnter das Dach/ biß es trucken worden/ vnd verbrenne es vnter dem Kessel neben dem Holtz/ es brennet zugleich mit dem Holtz/ vnd gibt eine sehr scharffe Aschen/ welche man Potaschen nennet/ vnd von den Tuchfaͤrbern gebraucht wird/ kan so theuer verkaufft werden/ das auffs wenigste so viel davon koͤmt/ damit das Außpressen vnd Weinstein-machen beloh- net wird. Vnd indem du den einen Kessel voll außpressest/ kanstu alsobalden den lehren Kessel wieder mit Wasser vnd dicken Hefen fuͤllen/ vnd den Vrandtewein davon destilli- ren Beschreibung der Weinhefen. ren; vnterdessen ist das erste außgepresst/ also/ daß man nach der Dest i llation alsobal- den die Hefen mit dem Wasser wieder in den Sack/ welcher in der Preß ligen soll/ wann der erste herauß genommen ist/ kan lauffen lassen/ vnd mit dem Außpressen/ wie zum er- sten geschehen/ verfahren/ vnd so offt vnd vielmal taͤgliches/ als die Zeit leiden will: Vnd soll das warme Weinstein-wasser/ welches auß der Preß laufft/ nicht zu den ersten/ sondern in ein besonders Faß gethan werden/ also daß man zu einem jedwedern Kessel voll Weinstein-wassers/ ein besonder Faß haben soll. Den folgenden Tag aber kan man das Wasser von dem ersten Faß/ welches allbereit kalt worden/ vnd seinen Weinstein fallen lassen/ abzapffen/ vnd an statt eines andern Wassers/ welches man sonsten neh- men muͤste/ wann dieses nicht waͤre/ mit den trucknen Hefen in den Kessel thun/ vnd also damit proced iren/ wie mit dem ersten den vorigen Tag geschehen/ vnd zu dem andern Brand das Wasser nehmen/ auß dem andern Faß/ da der andere Brand den vorigen Tag ist eingegossen worden/ vnd zu dem dritten Brand/ das Wasser auß dem dritten Faß vnd also fortan/ so wird kein Weinstein verlohren/ sondern allezeit derjenige/ welcher in dem Wasser blieben/ vnd sich nicht coagul iret/ zu dem andern koͤmt/ vnd also zu gut ge- halten wird. Sonsten wann man wil/ kan man solches sauer Weinstein-wasser/ davon der Weinstein in der Kaͤlte sich geschieden/ vnd auff den Boden deß Fasses gefaͤllet/ wie- der anim iren/ vnd mit einem geringen Kosten/ durch Korn/ oder Baumfruͤchten/ ein Leben geben/ also/ daß wieder Wein darauß wird/ welcher dann gleicher massen/ dem außgepressten gleich/ zu Essig kan gemacht werden/ dann die Saͤure hat es/ vnd mangelt ihm nur ein Leben/ vnd fuͤr Verderben eine præserv irung. Kanstu damit vmbgehen/ so wirstu grossen Nutzen darvor haben/ wo aber nicht/ so thue ihm also/ gleich wie obẽ beschrie- ben ist/ vnd gebrauche solches an statt andern gemeinen Wassers zu den dicken Hefen/ den Weinstein darmit herauß zu ziehen. Sonsten kan man das saure gebrauchte Wein- stein-wasser noch auff andre Weise mit Nutzen gebrauchen/ wie vnten sol gelehret wer- den. Siehe aber wol zu/ daß du erstlich vnter dem Kessel das Feuer nicht zu groß ma- chest/ auff daß die Hef en nicht anbrennen/ den Brandtewein stinckend mache/ vnd den Kessel verderbe/ derentwegen man den Kessel vnten auff dem Boden mit einer Speck- schwarten schmieren soll/ ehe man die Hefen mit dem Wasser hinein thue/ vnd den Brandtewein davon destillire, so brennet es so leichtlich nicht an. Allhier koͤnte ich wol einen Handgriff zeigen oder lehren/ wie das die Hefen nimmer anbrennen/ wann sie auch schon gantz trucken in den Kessel gethan wuͤrden; solte aber zu weitlaͤufftig fallen im beschreiben/ vnd zu verdrißlich dem Leser: Wann man nur dieses/ so beschrieben ist/ wol vnd recht thut/ so wird man genug damit gewinnen koͤnnen. Wann du nun auff diese Weise eine gute quanti taͤt Weinsteins auß den Hefen gezogen hast/ der dann klein vnd nicht schoͤn fuͤr Augen/ sondern als ein Schlam oder Sand anzusehen seyn wird; so mustu ferner also damit zu Werck gehen/ vnd solchen entweder in grosse schoͤ- ne Crystallen/ oder dicke Stuͤcke an das Faß anwachsend machen/ daß er theu- er kan verkauffet werden/ welches also geschicht: Wann du solchen kleinen Q Wein- Beschreibung der Weinhefen. Weinstein in grosse Stuͤcke machen wilt/ so fuͤlle deinen Breñ-Kessel/ oder einen andern der groͤsser ist/ wann du solchen hast/ biß auff eine Spannen nahe voll/ mit reinen Wasser an/ vnd mache solches kochend/ wann es nun wol kochet/ so thue von dem kleinen Wein- stein/ welcher auß dem außgepressten sauren Wasser gefallen ist/ immer ein Theil nach dem andern in das siedende Wasser/ vnd laß solchen darin auf solv iren/ oder schmeltzen/ vnd wann er darin zergangen ist/ welches man mit einem Holtz/ so man damit auff dem Boden ruͤhret/ gewahr werden kan/ so thue mehr hinein/ so lang vnd viel/ biß daß das Wasser nicht mehr darvon annehmen oder schmeltzen kan/ welches du also solt gewahr werden. Schoͤpffe eine kleine kuͤpfferne oder zinnerne Schale voll auß dem Kessel/ setze es dahin/ waͤchset alsobalden ein Haͤutlein oder Cremor von Weinstein darauff/ so ists ein Zeichen/ daß das Wasser Weinstein genug bey sich hat; wo aber nicht/ so thue noch mehr hinein/ vnd laß es darin auff solv iren/ so lang biß es eine solche Prob in einem Schaͤlge von sich gibt. Vnd du solt auch in waͤhrendem Kochen allezeit den Schaum/ der sich oben auff das Wasser begibt/ mit einem kuͤpffern geloͤcherten Loͤffel ab- nehmen/ vnd zu den außgezogenen Schlam thun/ vnd mit verbrennen/ dann er gibt auch gute Potaschen/ weilen noch Weinstein darbey ist: Wann dann der Sud die rech- te Probe haͤlt/ so laß denselben durch den Gran/ auff einer kuͤpffernen Rinnen/ in ein rein Faß lauffen/ vnd darin erkalten/ so begibt sich der Weinstein im kalt werden auß dem Wasser/ vnd haͤnget sich als grosse Crystallen ringst herumb an das Faß. Wañ dann das Wasser gantz kalt worden ist/ so zapffe es ab/ vnd gebrauche es wieder zu dergleichen Arbeit. NB. So du aber solches zu Wein oder Essig machen kanst; thust du besser/ den Weinstein aber laß darin hangen/ vnd wann du wieder kleinen Weinstein laͤutern vnd groß machen wilt/ so laß solchen Sud auch darein lauffen/ vnd zu dem ersten Weinstein anwachsen/ so wird er desto dicker/ groͤsser/ ansehnlicher vnd verkaͤufflicher/ denn allezeit grober Wein- stein theurer als kleiner kan verkaufft werden. Diese Arbeit kanst du so offt wieder- holen/ vnd den Weinstein so dick machen/ als du selber wilst: wann er dir dann grob genug worden ist/ so gieß die uͤbrige Suͤde/ die du noch thun wilst/ in einander Faß/ vnd las dieses Faß/ darin der Weinstein angewachsen ist/ von sich selber trucken wer- den/ vnd schlage mit einem hoͤltzern Hammer außwendig hart daran/ so faͤllt der Weinstein in grossen Stuͤcken darvon/ welchen du außnehmen/ vnd verkauffen kanst/ vnd hernach in dasselbige Faß wieder die Suͤde giessen/ vnd darin anwachsen lassen/ vnd also immer ein Faß nach dem andern zu dieser Arbeit gebrauchen/ so lang als du wilt vnd kanst. Dieses ist nun der gruͤndliche Vnterricht/ wie du auß den vnachtsamen vnd ver- wuͤrfflichen Weinhefen guten Essig/ vnd zu vielen Kuͤnsten nuͤtzlichen Weinstein ma- chen/ vnd einen Schatz mit Ehren fuͤr dich vnd die deinigen leichtlich erwerben kanst. Nun wil ich dich auch lehren/ wie du auß den Weinhefen guten Brandtewein de- still iren sollst/ welcher dich gantz nichts kostet/ sondern/ so viel du dessen machest/ vmbsonst haben kanst/ vnd geschicht auff diese Weise: Nim solche Hefen/ davon der Wein abgelassen ist/ vnd thu derselben so viel in einen Brenn- Beschreibung der Weinhefen. Breñkessel/ mit so viel Wassers/ als zu auf solv irung deß Weinsteins/ der dariñen noͤtig ist/ mache Feuer darunter/ vnd ruͤhre allzeit mit einem Ruͤhrholtz die Hefen auff dem Boden deß Kessels vmb/ auff daß solche nicht anbrennen/ so lang/ biß daß der Zeuch im Kessel so warm geworden ist/ daß du die Hand nicht wol an dem Ruͤhrscheid halten kanst/ vnd der Spir. anfaͤnget mit zu gehen/ dann ist es zeit/ daß du das Ruͤhrholtz außnehmest/ vnd den Helm oder Hut auff den Kessel setzest/ vnd anfaͤngest zu destill iren/ gleich wie ge- braͤuchlich ist/ so lang/ biß das kein Spiritus oder Brandtewein mehr uͤbergehet. Dar- nach solst du einen grossen Sack bereit in der Preß liegen haben/ darein du auß dem Kessel durch den Kranen auff einer Rinnen den Sud/ das ist/ das Wasser mit den Hefen ein- lauffen machest/ welchen du zubinden/ außpressen/ vnd weiters damit verfahren solst/ gleich wie oben allbereit ist gelehret worden/ so erlangestu erstlich den Brandtewein durch die Destillation, vnd hernach den Weinstein durch das Außpressen/ außschiessen/ vnd Cri- stallisirẽ/ also das man doppelten Nutzen dadurch erlangen kan/ wie dieses folgende deut- licher beweisen wird/ vnd du versichert dadurch werdest/ ehe du ein solch Werck vnter die Haͤnde nimmest/ wie viel Nutzen oder Gewinn du darvon zu gewarten habest/ vnd nicht auff ein vngewisses/ Kosten/ vnd Muͤhe anwenden doͤrffest/ sondern zuvorn deine Rech- nung machen koͤnnest/ ob es dir thunlich/ oder nicht thunlich seyn werde. Als zum Exem- pel/ ich kauffe 5. Eymer Hefen/ jeden fuͤr einen halben Thaler gerechnet/ machen die 5. Ey- mer drithalb Thaler/ vnd presse 2. Eymer Wein darauß/ vnd bleiben 2. Eymer dicke He- fen in den Saͤcken/ vnd gehet ein Eymer mit verschuͤtten/ vnd anhangen der Geschirren verlohren/ welches doch nicht seyn kan/ daß ein Viertel davon solte verlohren gehen. Die 2. Eymer Wein mache ich zu Essig/ vnd die 2. Eymer mit dicker Hefen koche ich mit Wasser/ ziehe den Brandtewein davon/ vnd presse den Weinstein darauß: Der Brand- tewein aber/ der davon kom̃t/ vnd die Hefen/ darauß der Weinstein gezogen/ vnd zu Pot- aschen gebrand ist/ seyn so viel wehrt/ als die Arbeit den Wein zu Essig zu machen/ vnd den Weinstein herauß zu ziehen gekostet hat. Vnd geben die 2. Eymer vngefehr 40. 50. 60. bißweilen 100. Pfund Weinstein/ nach deme die Hefen von sauren oder suͤssen Wein kom̃t/ dann allezeit saure Weine mehr Weinstein geben/ als zeitige/ vnd wann die 2. Eymer dicke Hefen nur 45. Pfund Weinstein geben solten/ vnd das Pfund Wein- stein fuͤr einen Batzen verkaufft wird/ so bezahlt der Weinstein die Hefen/ der Brandte- wein/ vnd Potaschen das Feuer/ vnd hat man also die zwey außgepresste Eymer Wein vmbsonst/ welche man hernach zu Essig machen kan/ wie gelehrt wird. Oder Jch kauf- fe zwey Eymer Hefen fuͤr 1. Thaler/ vnd destill ire den Brandtewein davon/ auß dem Rest presse ich den Weinstein/ welches vngefehr 18. Pfund seyn moͤchten/ vnd 18. Pfund fuͤr ein Thaler gerechnet/ also hab ich meinen außgelegten Thaler wieder/ vnd ist also aller Brandtewein/ so davon ist kommen/ lauter Gewinn. Welches fuͤrwar eine schoͤne vnd nuͤtzliche Arbeit ist/ in kurtzen einen ehrlichen Reichthumb darmit zu erlangen. Gesetzt/ der Eymer Hefen kostete einen Thaler/ vnd gebe nur neun Pfund Weinstein (das Pfund pro zwey Batzen gerechnet) dann ob schon ein Hefen besser ist als die andere/ so wird doch Q 2 selten Beschreibung der Weinhefen. selten eine gefunden/ die nicht so viel Weinstein am Werth haben solte/ als sie gekostet hat; ja bißweilen ist so viel darinnen/ vnd sonderlich in den Rheinischen/ Fraͤnckischen/ Oesterreichischen/ ꝛc. daß gern auß einem Eymer 50. oder mehr Pfund Weinstein kommen kan/ die doch nur 1. Thaler gekostet hat. Vnd ist zu wissen/ wann die Hefen theuer ist/ daß auch der Essig/ Weinstein/ vnd Brandtewein/ theuer seyn muß/ weilen wenig Wein gewachsen/ vnd wenig Hefen vnd Weinstein hat geben koͤnnen. Vnd wañ ja eine solche Zeit waͤre/ da die Hefen theuer/ vnd Essig/ Brandtewein/ vnd Weinstein in gutẽ kauff seyn solten/ welches doch niemalen erhoͤret/ noch gesehen worden/ vñ auch gantz nicht seyn kan/ vnd also so viel Weinstein nicht solte koͤnnen darauß gezogen werden/ daß die Hefen vollkoͤm̃lich dadurch bezahlt wuͤrden/ vnd der Essig/ vnd Brandtewein nicht gaͤntzlich frey/ vnd ohne Kosten solte erlanget werden; so haͤtte man gleichwol noch so viel Vortheil vor andern/ welche sich mit Essig vnd Brandtewein machen nehren/ daß man solchen Weinstein vnd Potaschen die auß dem Rest/ wann der Brandtewein abgezogen gemacht wird/ vnd andere als vntuͤchtig hinwerffen/ zu huͤlffe/ daß also der Brandtewein desto weniger gekostet zu machen/ vnd auch fuͤr andern desto besser mit Nu- tzen koͤnte verkaufft werden/ vnd also gleichwol mehr Gewinn davon zu erwarten haͤtte/ als ein anderer/ welcher allein den Brandtewein von den Hefen destilliret, vnd das uͤbrige/ darin noch so viel guter Weinstein stecket/ hinweg wirffet. Kan nun ein solcher Reichthumb erwerben/ der allein auß den Hefen den Wein außpresset/ oder den Brand- tewein davon destilliret, vnd das uͤbrige/ welches das beste ist/ nicht kennet oder zu Nu- tzen machen kan/ sondern hinweg werffen muß/ wie vielmehr wird dieser koͤnnen gewin- nen/ der all den Essig vnd Brandtewein/ den er auß der Hefen machet/ gantz vnd gar vmbsonst/ ohne alle Kosten frey haben kan? Noch ein Exempel zur Prob vnd Beweiß/ daß es eine uͤber auß nuͤtzliche Kunst sey/ wil ich hieher setzen/ den Vnwissenden zur Nachrichtung. Gesetzt/ ich kauffe acht Eimer Hefen fuͤr 4. Thaler/ die gemeiniglich vier oder sechs Eimer Essig/ oder einen Eimer Brandtewein geben/ so viel kosten mich die vier Eimer Essig/ oder ein Eimer Brandtewein/ vnd ich kan die vier oder fuͤnff Eimer Essig/ oder ei- nen Eimer Brandtewein/ so darvon koͤmt/ wieder fuͤr zehen oder zwoͤlff Thaler verkauf- fen/ vnd hat mir die außgepresste oder destillirte Hefen nur funfftzig oder sechtzig Pfund Weinstein geben/ welche dann allein bey nahe so viel werth seyn/ als mich die Hefen ge- kostet hat/ vnd wann auch schon so viel Weinstein nicht darin waͤre/ so kaͤme gleichwol der Essig oder Brandtewein bey nahevmbsonst/ vnd koͤnte man vor andern besser bestehen/ entweder den Essig oder Brandtewein besser machen/ vnd in solchem Preiß verkauffen/ als andere thun; oder aber auff gleiche Prob machen/ vnd im bessern Kauff geben/ so wuͤrde man vor andern gleichwol den besten Marck haben koͤnnen. Dieses kanstu ein wenig uͤberlegen vnd nachdencken/ so wirstu befinden/ daß eine sol- che nuͤtzliche Wissenschafft/ nemlich auß einem so verwerfflichem Wesen der Weinhefen/ in kurtzem so viel darmit zu gewinnen/ bißhero noch bey niemand gesehen/ oder davon ge- gehoͤret Beschreibung der Weinhefen. gehoͤret ist worden. Dieses kanst du nun annemen/ als einen Segen vnd Gabe Gottes/ vnd neben dessen Ehre/ auch deines duͤrfftigen Nechsten nicht darbey vergessen/ so wirstu desto mehr Gluͤck haben/ vnd dir zum ehrlichen Vnterhalt fuͤr die deinigen gereichen/ vnd gedeyen/ welches ich dir von Hertzen goͤnne. Allhier moͤchte jemand einwerffen vnd sagen/ er muͤste zwar bekennen/ daß derglei- chen Kunst noch niemand ans Licht haͤtte kommen lassen/ (dadurch man so leicht eine ehr- liche Nahrung haben koͤnte/) aber dieses must du auch bekennen/ daß solche Kunst nicht jederman thunlich waͤre/ weilen man darbey mit kauffen vnd verkauffen muͤste vmbge- hen/ daß ein jedweder nicht gelernet/ oder aber nicht gerne damit wil zuthun haben/ wei- len die Schrifft außdruͤcklich saget/ daß die Suͤnde zwischen den Kaͤuffern vnd Verkaͤuf- fern stecke/ als ein Nagel in der Wand/ darumb mancher den Kauffhandel scheuet/ vnd sich nicht gern damit schleppen/ vnd sein Gewissen beschweren wil. Der soll wissen/ daß einem frommen Christen zugelassen ist eine ehrliche Handthierung zu treiben/ dadurch er sich vnd die seinigen vnterhalten/ vnd seinen Neben-Christen nicht beschwerlich fallen doͤrffe: Dann es niemand Schand ist/ durch seiner Haͤnde Werck sich durch einen oder andern Weg zu nehren/ vnd seinen Vnterhalt zu suchen/ welches so wol vnsere Vor-eltern im Alten vnd Neuen Testament gethan/ vnd ihnen zu Ehren/ vnd nicht zur Schand ist gerechnet worden. Dieses ist der gruͤndliche Bericht/ wie der Wein auß den Hefen gepresst/ zu Essig gemacht/ vnd der Brandtewein vnd Weinstein darauß gezogen/ die remanen tz zu Pot- aschen gebrant wird. Jetzunder ist noch uͤbrig zu lehren/ wie man das saure Wasser/ so von dem Weinstein uͤber bleibt/ auch zu gut machen kan/ welches also geschicht. Erstlich ist zu wissen/ daß die Saͤure/ so in dem Wasser/ nicht anders als ein solv irter Weinstein ist/ welcher sich nicht coaguliret oder hart an den Wenden deß Fasses ange- setzet hat/ kan also dasjenige darmit außgerichtet werden/ so sonstem mit anderm Wein- stein vnd Wasser zu verrichten/ wie dieser folgende Proceß bezeuget. Jederman ist bekant/ daß ein Weinstein-Wasser/ mit oder auch ohne Saltz/ das Kupfer solv iret/ wie zu sehen bey der weißkochung der geringhaltenden Monet en vnd an- derm Silber-werck bey den Silber-schmieden/ damit sie das Kupffer in dem aͤussern Theil der Muͤntz oder Geschmeides herauß kochen/ auff daß das Silber bleibe/ vnd das Werck weisser scheine/ gleich als wann kein Kupffer darbey waͤre. Zu welcher Arbeit ein solches uͤberbleibendes Wasser wol koͤnte gebraucht werden/ an statt andern Weinsteins. Weil aber solches Wasser sehr viel in obbeschriebener Arbeit (den Weinstein auß den Hefen zu ziehen) uͤberbleibet/ so kan mans auff keinerley Weiß vnd Wege besser anlegen/ vnd zu Nutzen bringen/ als auff diese: Nemlich/ wann man das Kupffer auß den gar ar- men Kupffer-Ertzen/ welche wegen deß geringen Haltes nicht mit Nutzen zu schmeltzen (deren allenthalben genug am Tage ligen/ vnd uͤberfluͤssig zu bekommen seyn) oder auch auß den hinweggeworffenen Schlacken darmit herauß kocht/ alt Eisen hinein gelegt/ vnd zu Kupffer grad iren/ oder das heraußgezogene Kupffer darmit præcipit iren laͤsst/ Q 3 vnd Beschreibung der Weinhefen. vnd nach geschehener gradation deß Eisens in Kupffer/ welches einem Schleim gleich seyn wird/ wann es mit Wasser abgesuͤsst vnd geschmeltzet/ ein schoͤnes vnd geschmeidiges Kupffer gibt/ so gut/ als wann es auß dem besten Ertz mit Gewalt deß Feuers geschmol- tzen waͤre. Dieser Preceß kan mit grossem Nutzen gethan vnd laborirt werden/ weilen man das Weinstein-Wasser vmbsonst allhier haben kan. NB. Auff daß solches Wasser das Kupffer desto eher vnd lieber angreiffe/ vnd auß dem Ertz ziehe/ so kan man in den Sud auch etwas Saltz werffen/ so greifft es desto besser an. NB. Dieses ist zu mercken/ wann das Kupffer-Ertz sehr schweflicht waͤre (welches die arme Ertze doch sonst selten zu seyn pflegen) so waͤre noͤhtig/ daß man selbige erstlich roͤste- te/ vnd den Schwefel davon brennete/ dann mahlte/ vnd mit dem Weinstein-Wasser außkochte/ vnd mit Eysen præcipitirtc: Vnd bekomt man auff diese Weise mehr Kupf- fer/ als in dem Ertz gewesen/ dann es grad iret in der Niederfallung ein Theil Eysen in Kupffer/ vnd solv iret darneben auch ein Theil Eysen in einen Vitriolum, welcher aber nicht gern anscheusst/ vnd einem andern Berg- Vitriol gleich wird/ sondern bleibt eine gruͤne solution, damit man Wollen-vnd Leinen-Tuch eben so wol schwartz faͤrben kan/ als mit gemeinem Vitriol; auch koͤnnen ihn die Schuhmacher zu dem Lederschwaͤrtzen genugsam gebrauchen: Gibt auch mit Eichen Holtz eine schwartze Farbe/ damit man al- lerhand Hoͤltzer schwartz beitzen oder faͤrben kan. NB. So man aber solches Vitriol- Wasser in einen eisern Kessel biß auff die Trockene einkochen laͤsst/ vnd das bliebene mit starckem Geblaͤß schmeltzet/ so erlangt man ein gantz fluͤssig Eisen/ wunderbarlicher Eigenschafft/ so an seinem Werth dem Kupffer/ wo nicht vorzuziehen/ doch auffs wenigste gleich zu achten. Es gibt auch ein gemeiner Ei- senstein/ doch besser Ham̃erschlag oder Eisenfeilung/ so mit einer Hefen/ davon der Brand- tewein gezogen/ angemengt vnd zu Ballen gemacht wird/ im schmeltzen ein uͤber auß gut fluͤssig vnd geschmeidig Eisen/ welches zu mehr andern Haͤndeln kan gebrauchet werden/ als ein grobes vnd gemeines Eisen. Wer diese Arbeit anstellen/ vnd wol damit wird vmbzugehen wissen/ wird keinen geringen Nutzen davon haben. Es haͤtte sich allhier nicht uͤbel geschickt/ dabey zu schreiben/ wie man auch den Wein- stein vnd die Potaschen selber verbrauchen koͤnte/ vnd nicht verkauffen doͤrffte/ solte aber gar zu weitlaͤufftig werden/ welches hieher mehr hinderlich als foͤrderlich seyn wuͤrde. Verbleibe also jetzund bey diesem: Jns kuͤnfftige/ (wanns Gott zulaͤsst) moͤchte etwas bessers folgen. ENDE . MIRA. MIRACULUM MUNDI Oder Außfuͤhrliche Beschreibung der wunderbaren Na- tur/ Art vnd Eigenschafft deß Großmaͤchtigen SUBJECTI, Von den Alten Menstruum Universale Oder Mercurius Philosophorum genant/ Dadurch die Vegetabili en/ Animali en/ vnd Minerali en gar leichtlich in die allerheilsambste Medicament en/ vnd die vnvollkomme- ne Metall en realiter in bestaͤndige vnd perfecte Metall en koͤnnen verwandelt werden. Guͤnstiger Leser. A Llen denjenigen/ welche dieses Buͤchlein/ so von Eigenschaft/ Natur vnd Wesen/ eines gantz vnvergleichlichen subjecti: (von den altẽ Philosophis solvens sive Menstruũ Univer- sale genant) tract irend etwan zu Lesen vorkommen/ vnd uͤber seine großmaͤchtige Tugend (deren allhier von mir gedacht wird) sich stossen/ oder solches nicht mit ihrem Verstand be- greiffen oder glaͤuben moͤchten/ wird hiermit zu wissen gethan/ daß alles ihme zu thun muͤglich/ allhier zugeschrieben/ fuͤr kein Gedicht/ Traͤume/ oder bloßgefasste Meynung/ sondern als fuͤr eine die (durch fleissige/ vielfaͤltige Praxin erfundene vnverfaͤlschte Warheit) anzunehmen sey. Daß aber darumb nicht mancher sich daran stossen/ zweiffelen/ vnd gleichsam fuͤr eine Vn- Vorrede. Vnmuͤglichkeit halten werde/ kan ich mir leichtlich einbilden. Dann mir nicht vnbekant/ wie vnerfahren/ in der Natur Heimblichkeiten/ die jetzige Welt (leider Gott erbarms) lebet/ vnd zweiffele auch nicht/ es werde dieses mein Schreiben nicht jederman recht seyn/ dann denen/ die allbereit etwas in der Natur verstehen/ wird es nach ihrer Meynung gar zu klar vnd begreiff- lich/ andern Vnerfahrnen aber/ bey denen nichts ist/ als ein blosses Meynen/ wird es viel zu dunckel vnd vnbegreifflich vorkommen/ also/ daß dem einen zu viel/ vñ dem andern zu wenig gethan wird/ weilẽ aber noch keiner geboren/ der jederman recht gethan/ oder thun koͤnnen/ so troͤste ich mich darbey/ vnd laß solche der Menschen eitele vnd veraͤnderliche Judicia , gleich als einen rauhen Wind (der mich doch nicht niederwerffen kan) uͤber mich hinrauschen/ vnd erwarte meinen Lohn (welche mir die vergaͤngliche Welt nicht nehmen kan) hernachmalen zu empfangen: Wann einer allen neidischen Spoͤttern das Maul stopffen wolte/ muͤste er (wie das gemeine Sprichwort lautet/) (mit Ehren zu melden) auch viel Drecks haben/ hat doch die boͤse Welt/ je vnd al- le Wege/ den Frommen vnd Auffrichtigen niemalen anders/ als mit Vn- danck gelohnet: Haben sie Christum vnsern Seeligmacher/ als die Froͤm- migkeit vnd Warheit selber/ samt allen seinen lieben Aposteln vnd Nachkoͤm̃- lingen nicht verfolgt/ vnd endlich gar getoͤdtet? Haͤtten Jhn vnsere Schrift- gelehrten (zum Theil) noch zu dieser Stund/ sie vnterliessens nicht Jhn noch einmal zu toͤdten. Dann seine vielfaͤltig gethane Goͤttliche Wunderwerck wuͤrden sie fuͤr vnmuͤglich oder Teuffels-werck außruffen/ vnd zum Feuer mit Jhme eilen. Solche grosse Vndanckbarkeit der boͤsen Menschen ver- ursacht/ daß viel Gutes zuruͤck bleibt/ welches sonsten dem menschlichen Ge- schlecht grossen Nutzen bringen koͤnte. Dann/ indeme mancher sein von Gott empfangenes Talentum seinem Nechsten zum Besten gern anlegen/ vnd nach Christi Befehlich damit wuchern/ oder ein anders gewinnen/ vnd solches nicht zu seinem Fluch vergraben/ vnd vngebraucht ligen lassen wolte/ so findet sich alsobald das Phariseische Ottergezuͤcht/ welches ihren Nech- sten nicht goͤnnet/ etwas gutes zu widerfahren/ neidet vnd streitet gegen die Warheit/ also daß niemand wie gut er es auch meynet/ von dem gottlosen spoͤttischen Hauffen vnangefochten bleiben kan/ was hat man mehrers zu er- warten/ wann man alle seine gute Inventiones oder Wissenschafften ins offenbar herauß gibt/ als wann man davon still schweiget? Gantz nichts. Dar- Vorrede. Darumb ich allhier nicht weiters zu gehen gesinnet/ als bloß anzuzeigen/ was fuͤr Wunderwerck mit obgedachtem Menstruo Universali außzurich- ten. Ein jedweder kan nach seinem Gefallen so viel davon glauben als er sel- ber wil/ gibt mir keine Hindernuͤß/ vnd solte es auch gar von niemand ange- nommen werden/ ist mir gnug/ daß ich angezeigt/ wo vnd wie die Warheit oder der Natur Heimlichkeiten zu finden oder anzutreffen seyn. Dieses Subjectum nun betreffend/ davon ich allhier etwas zu schrei- ben vor mich genommen/ so ist es demjenigen gleich/ dessen ich in meinem opere Minerali gedacht/ vnd ihme den Namen Alkahest gegeben/ welcher Name ihm auch nicht ohne Vrsach zugeeignet ist/ wie allbereit in selbigem Tractaͤtlein erwehnet worden. Weilen dann vor diesem von etlichen Philo- sophis ihre beste Menstrua auch also genennet/ mir aber nicht bewust/ ob eben das meinige dem ihrigen/ oder das ihrige dem meinigen in Tugend/ Krafft/ Natur vnd Wesen gleichfoͤrmig sey/ daran zwar nichts gelegen/ daß vnterschiedliche Menstrua einerley Namen fuͤhren/ wann sie schon nicht al- lerdings in ihrem Wesen einander gleich sind. Dann gleich wie Wein Wein ist/ er sey gleich in Deutschland/ Jtalia/ Franckreich oder Hispania gewachsen/ so ist er doch Wein/ wann einer schon staͤrcker vnd licblicher als der ander befunden/ wañ er nur Weins Natur vnd Eigenschafft hat/ vnd in solchen Kraͤfften vnd Tugenden befunden/ die bey einem Wein gesucht vnd erfordert werden: Also wil ich auch allhier mit die- sem Alkahest verstanden haben/ nemlich/ wann seine Eigenschafften mit dem Namen uͤbereinkommen/ er sey gleich gewachsen oder herkommen auß welchem subjecto er immer wolle/ hindert gantz nichts/ er auch billich also mag genennet werden. Besser aber zu verstehen/ so wird vnter dem Namen Alkahest verstanden ein hitziges vnd feuriges/ druckenes vnd auch zugleich nasses Wasser/ (doch ohne corrosiv ) mit welchem die Vegetabili en/ Ani- mali en vnd Mineral en (doch nicht auff einerley Weis) sine strepitu sol- v iret/ vnd in heilsame Medicament en (wie in meinem ersten Theil Oper. Miner . davon gedacht) gebracht werden: weil aber/ seithero ich davon ge- schrieben/ sich ihrer viel vnterstanden/ solches Menstruum zu bereiten/ vnd einer solches auß diesem/ ein anderer aber auß jenem subjecto zu verfertigen vermeinet/ vnd etliche betriegliche Menschen auch gantz corrosivi sche Was- ser andern darfuͤr gelanget/ vnd außgegeben/ daß sie solches Secretum von R mir Vorrede. mir haͤtten/ vnd eben dasjenige waͤre/ dessen in meinem Oper. Miner . erweh- net worden. Vnd es auch so weit darmit kommen ist/ daß immer einer dem andern ein solches vermeintes Solvens Universale theuer verkauffet/ da doch dem Verkauffer im geringsten selber dessen Vrsprung vnd Bereitung noch nicht bekand/ also/ daß hier vnd dort ein Blinder den andern geleitet/ vnd in Jrꝛwege gefuͤhret/ welches/ da ichs erfahren/ nicht darbey habe lassen koͤnnen/ sondern dem Liebhaber muͤssen zu erkeñen geben/ was eigentlich mein Alkahest fuͤr ein Wesen/ vnd was darmit außzurichten/ auff daß der Jr- rende eine Richtschnur habe/ ob sein Alkahest der meinig sey oder nicht. Betreffende nun dieses vnvergleichliche Subjectum , so mag es wol vnd mit Recht ein Solvens Universale genennet werden/ dann vnglaubliche Dinge in Bereitung guter Medicament en vnd Verbesserung der Metal- len damit zu verrichten. Daß ihm aber mancher einbilden wolte/ als wann es die Metallen schnell vnd mit Gewalt (einem aqua fortis, aqua regis , oder anderem corrosivi schen Menstruo gleich) solv iren solte/ gantz nicht/ sondern es verrichtet seine operation auff ein andere Weis. Die Vegeta- bili en vnd Animali en werden in digestione solv irt durch den nassen Weg/ vnd gibt solche solution eine Scheidung deß reinern von dem vnreinern Theil desselbigen. Die Minerali en vnd Metallen aber koͤnnen zwar auch durch den nassen Weg darmit solv iret/ vnd entweder in gute Medicamen- ten gebracht/ oder in bessere Metallen darmit gewaschen/ gereiniget vnd ge- zeitiget werden/ aber so wol vnd geschwind nicht/ als durch den truckenen Weg/ durch welche viel wunderbarliche vnd den Vnerfahrnen vnglaublicht Veraͤnderungen der Metallen zu wege gebracht/ davon hernach ein mehrers gedacht wird. Vber diese beyderley Weis zu solv iren (welche ich etlichen communi- c iret/ vnd die Muͤglichkeit seiner Krafft gezeiget) befindet sich noch ein viel anderer modus solvendi , dadurch gantz geschwind die Metallen vnd andere Subjecta augenscheinlich verbessert/ vnd in herꝛliche Medicament en vnd reinere Coͤrper (also daß man sich nicht genug daruͤber verwundern kan) koͤn- nen gezeitiget/ gereiniget vnd verwandelt werden. Wie aber diese solutiones hergehen/ ist nicht noͤhtig bey jedermann gemein zu machen/ sonderlich weil ein solche Arbeit einen erfahrnen Chymicum erfordert/ vnd wenig gefunden werden/ welche der Natur Heimlichkeit zu erforschen sich befleissen/ sondern der Vorrede. der mehrer Theil sich nur mit vntuͤchtigen Process en (Kunst darinn zu fin- den) vergeblich schleppet/ vnd sonsten nichts gruͤndliches in Medicina vnd Chymia verstehet. Wann dann solche vermeynte Kuͤnstler uͤber warhaffte fund irte Schrifften kommen/ vnd nicht alsbald in ihren vngeuͤbten Koͤpffen den Verstand darauß nehmen koͤnnen/ so schmaͤhen sie uͤber den Autorem , vnd verachten seinen Fleiß/ Muͤhe vnd Arbeit/ welche er in Dargebung sei- nes Talents angewendet hat/ also/ daß derjenige/ so etwas gutes heraußgibt/ nichts anders als Vndanck zu gewarten hat/ derentwegen mancher sein Pfund lieber begraͤbet/ vnd gar mit sich vnter die Erden nim̃t/ als daß er sol- ches zu seinem Schaden vnd Nachtheil heraußgeben thut. Dieses nun ist allein die Vrsach/ daß ich allhier den usum dessen Menstrui in Bereitung der Medicament en vnd Verbesserung der Metallen nicht von Wort zu Wort auffsetze/ sondern allein anzeige/ was darmit koͤnne verrichtet werden/ auff daß man sehen moͤge/ was darvon zu halten/ vnd ob dasjenige/ so von andern faͤlschlich darfuͤr außgegeben/ deme (davon in meinem Oper. Min . zuvorn gedacht/ vnd jetzunder wieder vnterhanden) auch gleich sey odeꝛ nicht; vnd zweiffelt mir nicht/ es werde manchem das Hertz in die Hosen fallen/ wann er befinden wird/ daß sein vermeinter Alkahest , darauff er so viel ge- halten/ dasjenige/ welches ich allhier meinem Menstruo zuschreibe/ nicht verrichten kan/ vnd spuͤren/ daß es so ein gering-erfindlich Ding (wie ihme viel eingebildet) nicht sey/ sondern/ ob es schon auß einem vnachtsamen Sub- jecto seinen Vrsprung hat/ dennoch seine Erfindung vnd rechter Gebrauch schwer vnd muͤhsam zu erlangen sey. Hat nun jemand ein solches Men- struum , darmit diese nachfolgende Stuͤck koͤnnen verrichtet werden/ so mag er mit Warheit sagen/ daß er ein Solvens Univetsale oder den Mercu- rium Philosophorum besitze/ vnd sich dessen erfreuen/ dann ihme die Thuͤr zur wahren Medicin vnd Alchymei dadurch eroͤffnet ist. Wil also anfan- gen/ den Kunstsuchenden zur Nachricht/ seiner Tugend vnd Kraͤften (so weit sichs thun laͤsst/ auf daß die Wunderwerck Gottes dadurch bekand werden) etliche erzehlen/ vnd der Mensch/ dem Schoͤpffer vnd Vrsprung alles Guten darfuͤr Lob vnd Danck zu sagen Vrsach bekom- men moͤchte. R ij Von Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft Von grosser Tugend vnd Krafft/ auch wunderbar- lichen Art vnd Eigenschafft dieses Menstrui Universalis. E S ist zu wissen/ daß insgemein dreyerley fuͤrnehme operæ - tiones darmit koͤnnen verrichtet werden/ als nemlichen: Erstlich solv irtes alle Vegetabili en vnd Animali en in einen Li- quorem, zeitiget dieselbe/ benimbt ihnen ihr Gifft/ vnd verwandelt solche in heilsame Medicin. Zum Andern solv irt es auch die Minerali en vnd Metallen sowol durch den nassen als druckenen Weg/ vnd corrig iret dieselbe von ihrer Gifft vnd Vn- art/ zeitiget vnd fig iret solche/ daß fuͤrtreffliche gute Medicament en darauß werden/ vnd dieselbe auch nach der fixation gut vnd bestaͤndig ☽ vnd ☉ von sich geben. Zum Dritten so solv irt es auch die Metallen/ Minerali en/ Lapides, vnd andere compacta subjecta, welche durch die zwey ersten modos nicht zu solv iren waren/ zeitiget/ reiniget vnd grad iret die Metallen in einer Stund mehr/ als die erste vnd andere solu- tion in einem gantzen Tag zu thun nicht vermoͤchten/ also/ daß man von Stunden zu Stunden die Verbesserung derselben spuͤren kan: solv iret die Metallen vnd Minerali en in eine penetr irliche Geistlichkeit/ daß man das Metall von dem Menstruo nicht vnter- scheiden/ sondern auß beyden eine nasse vnd truckene solution wird/ auß welcher das rei- nere Theil deß Metalls (vnd sonderlich wann deren etliche zugleich beysammen solv iret seyn) durch die Kunst kan præcipit iret werden/ es seye ☉ oder ☽/ nachdeme die zuvor- hergehende fixation geschehen/ also/ daß man dadurch genugsam kan sehen/ daß in allen vnvollkommenen Metallen gut ☉ vnd ☽ verborgen/ welches auff der gemeinen Cupel- len Prob nicht haͤtte koͤnnen gespuͤret werden; diese operation geschicht allein durch das groͤblich-bereitete Menstruum. Jst derowegen glaublich/ wann dieser Mercurius Her- maphroditus volatili sch vnd spirituali sch/ vnd hernach wieder fix vnd corporali sch ge- macht solte werden/ daß er zehenmal reiner/ subtiler/ penetr irlicher vnd kraͤfftiger die corpora zu solv iren/ alter iren/ vnd zu ihrer perfection zu bringen (als er zuvorn gewe- sen) seyn muͤste. Dieses ist nun sein Gebrauch in genere. In specie aber so ist seine Wirckung vnd Krafft mannigfaltig/ wie ins besonder zum theil soll angezeigt werden: ehe daß aber sei- ne Wirckung und Krafft zu beschreiben werde angefangen/ so ist es noͤhtig zuvor zu of- fenbaren/ wie solches Subjectum ins gemein in der Welt genennet/ oder wofuͤr es ins gemein gehalten werde. Kuͤrtzlich nun davon zu reden/ so ist es nichts anders als ein blosses deß Menstrui Universalis. blosses Erdsaltz/ darauß der Salpeter gemacht: daß aber ein jedweder Erdsaltz oder ge- meiner Salpeter solche Tugend vnd Kraͤfften/ welche diesem meinem Subjecto allhier zugeschrieben/ besitzen solte/ sag ich nicht/ dann zu jedwederm Gebrauch zuvorher eine besondere præparation noͤhtig ist/ vnd erfordert wird; vnd nach deme die præparation, also auch die operation zu erwarten. Summariter davon zu reden/ so dienet dieses Sub- jectum, allen Menschen in der gantzen Welt bekand zu seyn/ vnd von allen Standsper- sonen in Obacht genommen zu werden: dann es nicht allein allen Menschen/ sondern allen Ereaturen/ nachdem es gebraucht wird/ nuͤtzlich vnd auch schaͤdlich seyn kan: sol- ches nun kuͤrtzlich zu beweisen/ so wil ich anfangen/ (ausser der hohen Oberkeit) jedwedem Stand anzuzeigen/ was er sich davon Gutes oder Boͤses zu versehen/ oder sich daran zu erinneru habe: Vnd erstlich von den Geistlichen (wie sie genant werden/ vnd billich auch seyn solten) einen Anfang machen. Jedermann/ deme das Weltwesen nur ein wenig bekand ist/ wird nicht vnwissend seyn/ was massen alle Theologi, sowol dieser als jener Religion/ auff der Cantzel oder Predigstul gegen ihre Pfarꝛkinder vnd Zuhoͤrer ein vnauffhoͤrliches ruffen vnd schreyen fuͤhren/ daß sie sich doch also im Glauben vnd Leben verhalten solten/ gleich wie sie wolten gewesen seyn/ wann sie ploͤtzlich einmal von dieser Welt zu dem Juͤngsten Gericht vnd letzten allgemeinen Vrtheil solten hingerissen werden: welches dann billich vnd recht ist/ vnd so viel nicht davon kan gesagt werden/ noch ein mehrers zu sagen/ vnd auch darnach zu thun/ wann es geschaͤhe/ noͤhtig vnd nuͤtzlich seyn wuͤrde. Wer ist aber (wenig außge- nommen) der es zu Hertzen nimbt? So wenig dieser/ der davon sagt/ als derjenige/ der es anhoͤrt; wie solches gnugsam die That beweiset/ wann Christi Ankunfft/ die Welt zu richten/ (wie Er selber davon zeuget) vhrploͤtzlich vnd vnversehens/ da man sich am we- nigsten darzu bereitet hat/ gleich wie der Blitz vnd Donnerschlag der obern Elementen (vnd einem Dieb in der Nacht gleich) kommen soll/ daran niemand im geringsten zu zweiffeln hat/ so kan man solchen Blitz vnd Donner gar wol vnd nichts besser als mit die- ses Subjecti Krafft vnd Gewalt vergleichen/ dargegen gehalten/ vnd dessen dadurch er- innert werden. Dann der Mensch in einem Augenblick vnversehens (wann zuvor die composition deß schaͤdlichen Buͤchsenpulvers darauß gemacht wird) (davon allbereit in meinem Zweyten Theil Furnorum ein mehres gesagt) daruͤber billicher weis ein jed- weder Mensch erschrecken/ sich darvor entsetzen/ vnd darzu allzeit bereit erfunden wer- den solte (kan hingenommen werden/) welches/ wann es nicht geschicht/ der mehrer Theil Geistlichen (denen solches zu thun von Gott anbefohlen/ vnd doch auß Hinlaͤssig- keit verseumet wird) zuzurechnen ist. Dann Gott nichts vergeblich vnd ohne Vrsachen erschaffen hat/ vnd/ gleich wie vns durch den hellen Tag vnd lieblichen lebendigmachen- den Sonnenschein das ewige vnd vnvergaͤngliche Licht vnd Leben; vnd durch die finstere/ kalte/ vngeheuere/ forchtsame vnd abscheuliche/ toͤdtende Nacht/ die aͤusserste Finsternuͤß/ Verdamnuͤß/ nagende Wurm/ vnd ewige Tod vnd Plag der Gottlosen; also auch durch den irdischen Blitz vnd Donner deß Salpeters die schnelle vnd ploͤtzliche Ankunft Christi R 3 vns Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft vns vor Augen gestellt wird/ welches die Theologi ihren anvertrauten Seelen vorlegen/ vnd selbe von boͤsem Leben darmit abzuschrecken/ allhier gegeben vnd vnter Augen gelegt worden/ nicht hoffende/ daß es mir in Argem (der ichs vmbs besten willen gethan) soll außgelegt werden. Die Juristen koͤnnen dieses erschroͤckliche Subjectum ansehen/ betrachten/ vnd sich darbey erinnern/ (wann sie bißweilen Fuͤrsten vnd Herren zu vnnoͤhtigen Krieg rahten/ vmb ihres eigenen Nutzes willen/ so sie darbey haben/ dadurch maͤchtige Staͤdte vnd Vestungen vmbgekehret/ Land vnd Leut verderbet vnd ins Elend gejagt werden: oder auß Gunst das Recht wenden vnd kruͤmmen wohin sie es selber haben wollen/ den Ge- rechten verurtheilen/ vnd dem Boͤsen die Hand bieten/ vnd ihme durchhelffen) daß noch ein anderer Richter sey/ welcher kein Geschenck nimbt/ noch Ansehen der Person hat/ sondern einmal ploͤtzlich kommen/ vnd aller Menschen Thaten examin iren/ vnd nach sei- ner Gerechtigkeit ein Vrtheil vnd vnwiderrufflichen Sententz faͤllen werde. Den Medicis, Chirurgis vnd Apothekern dienet dieses Subjectum fuͤr alle natuͤr- liche Kranckheiten deß Menschen/ vnvergleichliche Medicament en darauß oder darmit zu bereiten/ also/ daß der Philosophorum allgemeines Sagen dadurch wahr gemacht wird/ daß auß dem allergroͤssesten Gifft die allerheilsamste Artzney soll vnd muͤste bereitet werden: daß aber das Nitrum das allergroͤste Gifft sey/ ist allbereit bewiesen in meinem Andern Theil Furnorum, da ich solches dem Basilisco vorgezogen/ vnd daß auch auß dem Nitro, vnd durch Huͤlff desselben/ auch die allerbeste Medicin muͤsse bereitet werden/ wird allhier bewiesen vnd angezeigt. Jn meinem Ersten Theil Operis Miner. hab ich beschrieben/ wie durch den Alkahest auß Vegetabili en/ Animali en vnd Metallen vieler- hand gute Medicament en/ welche andern weit vorzuziehen/ koͤnnen bereitet werden/ welches den Medicis, Apothekern/ Barbirern/ vnd andern/ so mit der Artzney vmbgehen moͤchten/ zu Gefallen vnd guter Nachricht geschehen ist. Allhier aber mein Intent nicht ist/ viel von Medicamentis zu schreiben/ sondern allein anzuzeigen die maͤchtige Tugend vnd Krafft meines Menstrui Universalis, vnd worzu es koͤnne gebraucht werden. Weil ich aber im vorhergehenden gemeldet/ daß es allen Staͤnden/ groß vnd klein/ geistlich vnd weltlich/ Edel vnd Vnedel/ Reichen vnd Armen dienstlich seyn kan/ vnd der Medico- rum status nicht fuͤr den geringsten billich solte gehalten werden. Dann wann man es recht betrachtet/ so hat der Mensch zufoͤrderst seine vnsterbliche Seel in acht zu nehmen/ darnach sein Leib vnd Leben/ welches ihm nach der Seelen Seligkeit am liebsten; vnd endlich sein Haab vnd Gut/ als ein accidens, welches er nicht mit sich auff die Welt ge- bracht/ vnd auch nicht mit sich hinwegnehmen kan/ sondern solches/ als den geringern Theil/ der Welt lassen muß. Weil dann genugsam bekand/ daß die Gesundheit deß Menschen allem Reichthumb der Welt weit vorzuziehen/ so ist es auch billich/ daß man erstlich lehre/ wie vnd auff was Weise durch dieses Menstruum solche zu erhalten/ vnd wann solche verloren/ wiederumb dadurch zu erlangen/ vnd darnach erst zu erkennen ge- geben/ wie der Mensch auch seine ehrliche Nahrung dadurch erwerben koͤnne. Dann/ wann deß Menstrui Universalis. wann gleich ein Mensch Geldes vnd Guts die Fuͤlle vnd Vberfluß haͤtte/ vnd waͤre kranck vnd schmertzhafft dabey/ was hilfft ihn sein Gut/ dessen er doch ohne gesunden Leib nicht geniessen kan. Darumb zum allerfoͤrdersten der Seelen Heil/ vnd hernach die Gesundheit deß Leibs/ vnd zum letzten erst das Gut oder Nahrung in acht zu nehmen ist. Wann ein Mensch einen guten Glauben zu Gott/ vnd ein ruhig Gewissen gegen seinen Nechsten hat/ alsdann mag er froͤlich auch die zeitliche Guͤter geniessen/ vnd sich derselben maͤssig vnd mit Dancksagung zu Gottes Ehren wol gebrauchen. Die Leibs-Gesundheit vnd ehrliche Nahrung wil ich auch/ mit der Huͤlffe Gottes/ mich vnterstehen zu beweisen/ daß auß diesem obgedachten Subjecto solche gnugsam allein zu erlangen; die Wolfahrt der Seelen aber betreffend/ befehle ich dieselbe denen/ welche von Gott darzu verordnet seyn/ die dann genug werden einmal zu thun haben/ wann sie fuͤr die ihnen anvereraute See- len/ die sie auß Vnbedachtsamkeit/ Verwahrlosung/ oder aber wol gar Halsstarrigkeit/ verseumet/ vnd in Jrꝛwegen verfallen/ vnd dariñ verderben haben lassen/ einmal Re- chenschafft geben muͤssen. Auff daß ich nun meinem Versprechen ein Genuͤgen thue/ vnd anzeige/ was mit diesem Subjecto fuͤr Wunderdinge koͤnnen verrichtet werden/ so mache ich den Anfang mit der Medicin/ welche allem vngluͤck-vnterworffenen Menschen in allen natuͤrlichen zufaͤllig en Kranckheiten (nechst Gott) Huͤlffe vnd Trost ist. Wann wir nun den Vrsprung vnserer Kranckheiten betrachten/ so finden wir anders keinen/ als die Suͤnden/ welche vns Adam vnd Eva/ vnsere erste Eltern/ durch Vngehorsam oder uͤbertrettung deß Gebots Gottes auffgeerbet haben: dem Allmaͤch- tigen aber sey Lob vnd Danck gesaget/ daß Er einen Mittler gesand/ nemlich Christum Jesum/ welcher vns bey seinem him̃lischen Vatter durch seinen Gehorsam biß zum Tod deß Creutzes wiederumb versoͤhnet/ den Vngehorsam vnserer ersten Eltern gebuͤsset/ vnd vns vom Tod errettet/ vnd vns den Weg zum ewigen Leben gezeiget hat/ dessen wir vns zu troͤsten haben. Gleichwol ist der Fluch uͤber vns geblieben/ also/ daß wir alle mit Schmertzen geboren werden/ in stetiger Sorg vnd Elend fortwachsen/ mit Beschwer- nuͤß wieder abnehmen/ vnd endlich dem Tod (dafuͤr kein Kraut gewachsen ist) zu eigen werden. Vnd weil alles/ so das Leben hat/ den Tod so lang vnd viel meidet/ als es im- mer kan vnd vermag/ die Kranckheit aber ein Vorbott desselben gehalten wird/ vnd auch in der Warheit also ist/ so ist es auch kein Wunder/ daß man dieselbe scheue/ vnd sich so lang dafuͤr beschuͤtze als muͤglich ist/ vnd Gott zulassen wil. Alles Geschoͤpff/ sowol das in der Erden/ im Wasser/ uͤber der Erden/ vnd in der Lufft/ ja kein Wuͤrmlein ist so ge- ring/ es wehret sich vor dem Tod so lang es immer kan vnd mag; vnd hat die Natur ih- nen eingepflantzt vnd gezeiget/ wie sie sich darvor/ biß zu ihrer bestim̃ten Zeit/ huͤten sol- len; vnd wann ja etwan durch ein zufaͤlliges Vngluͤck entweder mit fleiß oder vngefehr eines vom andern beschaͤdigt worden/ es auch weiß/ was seine Artzney sey/ vnd womit es ihme wieder helffen soll/ wann es nur darzu kommen kan/ vnd nicht daran verhindert wird; Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft wird; Allein der Mensch weiß solches von Natur nicht/ sondern muß es durch lange Zeit/ durch viel Muͤhe vnd Fleiß suchen vnd erfahren; dahero auch vnter allen Thieren keines mehr Kranckheiten vnd Jammer/ als der Mensch vnterworffen ist/ welches allein von der Suͤnden herkoͤm̃t. Weilen dann nun gehoͤrt/ daß all vnser Elend/ Schmertzen vnd Kranckheiten al- lein die Suͤnd verursacht/ so moͤchte mancher sagen: Was duͤrfft ich dann der Medicin/ wann ich die Suͤnde hinweg thu/ auch die Kranckheit weichen muß/ welches ich leichter thun kan/ als viel vnliebliche Gekoͤch einzunehmen? Es ist wahr: Gott sind alle Ding moͤglich: wann wir nur einen rechten Glauben zu Gott haͤtten/ wir koͤnten ohne Medi- cin gnugsam von allen Kranckheiten bewahret vnd auch erlediget werden: Aber wo ist ein solcher Glaub zu finden? Jst doch bey deß HErꝛn Christi Zeiten allbereit schier keiner mehr gewesen/ indeme Er gesagt: Wann wir Glauben eines Senffkorns groß haͤtten/ wir Berge von einem Ort zum andern wuͤrden versetzen koͤnnen; nun aber koͤnnen wir kein Sandkoͤrnlein darmit wegstossen. Darauß abzunehmen/ daß aller Glaube vnd Zuversicht zu Gott schier gantz vnd gar bey den Menschen verloren sey. Hat man doch Zeugnuͤß genug/ daß bißweilen ein starcker vnd vngezweiffelter Glaub zu Gott bey Menschen gewircket/ vnd sie uͤbernatuͤrliche Wunderwerck gethan haben. Haͤtten die drey Knaben im feurigen Ofen keinen starcken Glauben gehabt/ sie waͤren nicht sicher vorm Feuer gewesen. Deßgleichen auch Daniel/ Moses/ David/ vnd alle die lieben Aposteln vnd andere Heiligen solches Glaubens (dadurch sie ihre Wunderwerck verrichtet) theilhafftig gewesen sind. Jst auch glaublich/ wann noch heu- tigs tags bey vns boͤsen Menschen einer einen starcken/ zuversichtlichen/ vnwanckelba- ren/ bestaͤndigen Glauben allein zu Gott haͤtte/ er nicht weniger als vor diesem die Hei- ligen gethan/ noch Wunder thun koͤnte. Bey weme wird aber jetzund ein solcher Glaub gefunden? Darumb wir vns auch mit den natuͤrlichen Mitteln (welche auch ohne einen Glauben wircken) behelffen muͤssen/ wie dann die Medicin von Gott als ein natuͤrlich Mittel ist/ den Kranckheiten ohne Glauben zu begegnen; wann man aber neben einem guten Glauben zu Gott die natuͤrliche Mittel gebraucht/ so wircken dieselbe desto besser/ vnd heisst nicht vnbillich/ ora \amp; labora, vnd nicht cura \amp; plora. Dieses ist allein dar- umb gesagt vom Glauben/ auff daß man wisse/ daß der Glaub auch ohne Medicin/ wel- ches Christlich ist/ vnd die Medicin auch ohne den Glauben/ welches viehisch ist/ helffen koͤnne: wche aber deme/ der die Medicin nur als ein Vieh gebraucht/ vnd die Huͤlffe der Medicin/ vnd nit allein Gott zuschreibet. Sage also/ daß eine geringe Medicin bey einem Rechtglaubigen mehr Gutes richten kan/ als ein excell irende Medicin bey einem Vn- glaubigen: derentwegen einerley Medicin bey einerley Kranckheiten vnterschiedliche Wirckungen erzeigen kan/ vnd weiß bißweilen weder der Medicus noch Patient nicht/ woher es komme. Mancher/ der allein seine Kranckheit durch Medicin curiren wil/ trachtet nach thcuren Dingen/ ihme vor andern damit zu helffen/ findet sich aber gemei- nig ich dabey betrogen. Es wird von den Geitzigen/ welche nicht gern von ihrem Reich- thum deß Menstrui Universalis. thum scheiden/ offtermals eine grosse Quantit aͤt Perlen/ Edelgestein/ lapis Bezoar, ge- mahlen Gold/ vnd andere theuere vnkraͤftige Dinge auß der Apotheken gefressen/ davon sie viel eher sterben/ als wann sie ein verachtetes Kraͤutlein gebraucht haͤtten/ allein dar- umb/ weiln sie ihre Huͤlff vnd Trost in der kostbaren Medicin/ vnd nicht bey Gott/ ge- sucht haben. Diese meine Medicin aber/ davon allhier gehandelt wird/ ist nicht kostbar/ sondern uͤberauß kraͤfftig/ also/ daß sowol die Armen als Reichen dieselbe geniessen/ vnd (nechst Gott) von allen natuͤrlichen curirlichen Kranckheiten damit erlediget werden koͤnnen. Folget seine Bereitung. R. 2. oder 3. Pf. dieses Menstrui, kehre oder verwandele seine corrosiv ische Na- tur durch deß Feuers Krafft in eine vn corrosiv ische/ so hast du ein solches Menstruum fertig/ darmit diese Medicin bereitet wird/ nemlich also: Solv ire in diesem Menstruo so viel primi entis auri, welches an vielen Orten der Welt/ vnd gemeiniglich bey Gold- Bergwercken/ gnugsam zu finden/ so viel es in der Waͤrme zu sich nehmen wil/ vnd eine rohte Solution darauß werde/ dieselbe setze mit gebuͤhrlichem Gewicht Vini solventis wiederumb etliche Tage ein zu diger iren/ so separ iren sich die reinere Theilen von den vnreinern/ vnd fallen die feces von der Medicin zu boden/ welche man hinweg thun soll/ die Medicin aber durch eine gelinde Waͤrme concentr iren/ so wird ein rohter durchsich- tiger Stein/ einem solv irlichen Saltz gleich/ darauß/ welchen man außnehmen vnd be- wahren soll. Jst eine Medicin/ deren in rerum natura, ausser dem Lapide Philosoph. keine gleich zu finden/ vnd uͤber 10. oder 100. Jahren eben so gut/ als am ersten Tag/ vnd thut dasjenige alles mit grosser Verwunderung/ was derselben allhier zugeschrieben wird/ dafuͤr billich alle Menschen dem lieben Gott nicht gnugsam dancksagen koͤnnen. Vom Gebrauch dieser Medicin ins gemein. D Iese allgemeine Medicin kan in allen natuͤrlichen Kranckheiten sowol bey den new- gebornen kleinen Kindern vnd abgelebten schwachen Alten/ als starcken Personen/ gluͤcklich vnd sicherlich/ ohn alle Gefahr/ gebraucht werden/ vnd gar in einer kleinen Do- si, also/ daß selbe niemand zu nehmen entgegen (wie ins gemein gebraͤuchlich/ gantze grosse Becher voll einmal) sondern von 1. 2. 3. 4. biß auffs hoͤchste in 6. oder 8. Gran en schwer/ vnd auch womit man selber wil/ entweder mit einem Loͤffel voll warmer Bruͤh/ Wein/ Bier/ Wasser oder Milch/ nach Gelegenheit deß Patient en/ wie es ihm am be- sten beyzubringen ist: oper iret oder vollbringet seine Wirckung auff vnterschiedliche Weise/ wie mans selber haben wil/ vnd der Patient es noͤhtig oder die Kranckheit erfor- dert. Dann wann man bey der rechten allhier vorgeschriebenen Dosi verbleibt/ so ope- riret dieselbe gantz vnsichtbar/ staͤrcket vnd reiniget das humidum radicale, treibet alles Boͤse wunderbarlicher Weise allgemach auß dem Leib/ taͤglich/ oder uͤber 2. oder 3. Ta- gen/ nur einmal genommen/ nachdeme eines jedwedern Gelegenheit zulassen kan; be- S wahret Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft wahret den Menschen vor allen boͤsen Zufaͤllen vnd Kranckheiten/ vnd laͤsst im gering- sten keine Gifft oder gifftige Lufft bey ihme einschleichen: wofern aber die Dosis groͤsser genommen wuͤrde/ oper iret sie auch sichtbarlich/ entweder durch den Schweiß/ Vrin vnd Speichel/ oder aber bißweilen auch uͤbersich vnd vntersich/ nachdem man selber wil/ vnd mit der Dosi auff- oder absteiget/ vnd die Kranckheit auch solches erfordert vnd ha- ben wil: dann viel/ ja der mehren Theil Kranckheiten koͤnnen damit curiret werden in gar geringem Dosi, vnd ohne sichtbare operation, etliche aber/ als tieff-eingewurtzelte/ erfordern darneben auch eine sichtbare Wirckung/ wann sie nemlich durch eine geringe Dosin (welche vnsichtbar wircket) nicht gaͤntzlich zu vertreiben seyn. Derentwegen ein jedweder/ welcher diese Medicin zurichtet/ vnd anderen administr iret/ dieses in acht zu nehmen hat/ auff daß er den Sachen recht vnd nicht zu viel oder zu wenig thue/ vnd er Ehr vnd Lob davon tragen moͤge. Auff daß man aber sich besser darein finden koͤnne/ so wil ich etwas vmbstaͤndlicher bey etlichen der schweresten Kranckheiten seinen Gebrauch/ gleich wie ich denselben viel- mal gut gefunden/ den Krancken zum besten/ vnd man desto weniger fehlen moͤge/ ent- decken. In Peste, oder anderen hitzigen/ ansteckenden Fiebern/ præserv iret diese Medicin den Menschen (nechst der Huͤlff Gottes) taͤglich nur ein halb Gran bey jungen Kindern/ bey mittelmaͤssigem Alter ein gantz Gran/ bey Starcken vnd Vollwachsenen zu 2. biß 3. Granen: wofern aber jemand die Kranckheit allbereit am Hals haͤtte/ so soll er nach Ge- legenheit deß Alters die Dosin dupl iren oder tripl iren/ vnd sich warm zudecken/ vnd wol darauff schwitzen; wird er die Kranckheit auff einmal nicht los/ kan er folgenden ersten oder andern Tag solche wieder gebrauchen/ oder so lang/ biß er darvon liber iret ist. Dieser modus zu præserv iren vnd curiren soll nicht allein in Peste, sondern bey allen ansteckenden mit frost- oder hitz-ankommenden Kranckheiten (wie auch bey allen gemeinen 1. 2. 3. oder 4. taͤgigen Fiebern) observ iret werden/ so darff man keiner andern Medicament en darneben/ diese ist maͤchtig gnug/ nechst einem eiferigen Gebaͤt/ dieser allerschroͤcklichsten vnd abscheulichsten Kranckheit der Pest/ Seitenstechen/ vnd andern gemeinen Fiebern/ mit der Huͤlffe Gottes/ zu begegnen/ vnd kan ihr keiner (wie gut sie sonsten auch seyn moͤchten) vorgezogen werden. In Epilepsia bey den kleinen neugebornen Kindern/ deren ein grosse Anzahl daran huͤlfflos hinweg sterben/ ist diese Panacea ein offtbewaͤhrtes vnd allergewissestes Reme- dium, nur nach der Geburt ein Viertel oder ein halbes Viertel eines Grans mit ein we- nig Milch oder warmer vngesaltzener Butter eingestrichen/ den dritten Tag wieder ein halb Gran/ vnd uͤber acht Tagen wieder ein halbes/ so seynd sie hernach davon befreyet. Wofern aber ja uͤber etliche Tagen/ Wochen oder Monaten sich ein paroxysmus wieder solte mercken lassen/ kan die Dosis etwas staͤrcker wiederholet werden so offt vnd viel/ biß es aussen bleibt. Diese Medicin solten ihnen alle Muͤtter hoch lassen anbefohlen seyn/ dann manches Kind/ so sonsten frisch vnd gesund ist/ an dieser Kranckheit huͤlfflos hin- weg deß Menstrui Universalis. weg stirbt: vnd ist ein grosser Mißbrauch etlicher Medicorum, welche bey solchen Faͤllen den kleinen Kindern grosse Glaͤser voll krafftloses Perlenwasser/ Bezoarstein mit P æ o- nienwasser oder Pulver/ samt andern vnnuͤtzlichen Dingen/ einschuͤtten. Bey den Al- ten aber soll die Dosis alle Tag von 1. 2. 3. biß in 6. Gran gebraucht werden/ wann sie dem Gebrauch abwarten koͤnnen: wo nicht/ uͤber den dritten oder vierdten Tag auffs wenig- ste einmal/ so lange darmit continu iren/ biß die Kranckheit sich nicht mehr spuͤren laͤsst; vnd sonsten nichts darneben gebrauchen/ sondern allein den Tag/ so sie es genommen/ sich fuͤr kalter Lufft bewahren/ vnd drey oder vier Stunden auffs wenigste darauf fasten. In Lepra, vnd all andern abscheulichen Kraͤtzen/ wie sie auch moͤchten genennet werden/ ist kein besser Remedium zu finden/ dieselbe ohne Muͤhe vnd leichtlich von grund auß zu vertreiben/ als allein durch diese Medicin; vnd wird nimmer faͤhlen/ wofern der Patient nur so starck ist/ daß er dieselbe gebrauchen/ vnd die Cur außstehen kan. Jn der abscheulichen vnd vergifften Hurenkranckheit ( Morbus Gallicus genant) kan nichts sicherers vnd gewissers gebraucht werden/ nur allein die Dosin so weit verstaͤr- cket/ biß daß es nicht allein einen starcken Schweiß/ sondern auch vomitus vnd sedes er- rege/ immer einen Tag vmb den andern davon gebraucht vnd damit angehalten so lang vnd viel/ biß der Kranckewieder gesund worden/ welches in 8. oder 14. Tag geschehen kan. Jn der Wassersucht soll der Patient taͤglich eine Dosin davon gebrauchen/ vnd etliche Stunden darauff fasten/ wie bey andern Kranckheiten auch noͤhtig/ aber nicht starck/ sondern von einen Gran auffsteigen so lang/ biß die Medicin gleichsam einen Vn- willen/ aber doch keine vomitus, verursache/ als dann weiß man/ wie hoch die Dosis dem Patienten diene/ vnd er solche vertragen koͤnne; vnd dann hernach wieder ein Gran/ oder nach Nohtdurfft zwey weniger eingeben/ vnd so lang damit fortfahren/ biß das Wasser bey ihm alles durch den Schweiß/ Stul vnd Vrin außgangen/ vnd der Kran- cke seine vorige Gesundheit wieder erlangt habe; vnd darff niemand zweiffeln/ daß nicht dieser morbus gluͤcklich/ allein durch diese meine Panaceam, (wofern es nicht gar zu weit mit dem Patienten gekommen) solte koͤnnen curiret werden. Jn Podagra/ welche Kranckheit sonsten neben dem Außsatz vnd Wassersucht von den gemeinen Medicis fuͤr vnheilbar gehalten wird/ thut diese Universal-Medicin groß Wunder/ vnd in kurtzen Zeiten mehr/ als man ihr zugetrauet haͤtte/ wann nur recht da- mit proced iret wird: dann sie zieht in kurtzer Zeit den Affluxum zuruͤck/ vnd fuͤhret den- selben vnsichtbarlich auß dem Leib/ also/ daß allgemach/ von Tag zu Tag/ die Schmer- tzen nachlassen/ die Geschwulst sich mindert/ vnd der paroxysmus ertraͤglicher wird/ lang- samer wiederkoͤm̃t/ vnd endlich gar aussenbleibt. Mit der Dosi soll man proced iren/ wie oben bey der Wasser sucht gelehret/ vnd von 1. Gran auffsteigen/ biß der Patient ei- nen nauseam davon bekoͤm̃t/ alsdanu wieder 1. oder 2. Granen minder nehmen/ so lang vnd viel/ alle Tag nuͤchtern gebraucht/ sich in der Waͤrme gehalten/ vnd darauff vier Stunden gefastet/ biß daß maus nicht mehr noͤhtig hat. Allhier wird sich mancher an stossen/ vnd nicht glauben koͤnnen/ daß es moͤglich/ ein solche (schier von allen Menschen S 2 vn- Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft vnheilbar-geachte Kranckheit) zu curiren/ deme kan ichs nicht verargen: dann ich selber noch vor wenig Jahren/ ehe ich dieser Universal-Medicin kraͤfftige Wirckung erfahren/ derselben Meynung auch gewesen/ da hernach aber die Experientz mich ein bessers ge- lehret/ ich nun auch anders darvon vrtheilen kan: vnd sage ich mit Warheit/ daß die Kranckheit nicht vnheilbar/ sondern mit einer guten Medicin (wofern dieselbe nicht all- zuweit eingerissen/ vnd der Patient fuͤr Alter vnd Schwachheit die Medicin zu gebrau- chen nicht mehr vertragen kan) (vnd auch sonderlich Gott solches nicht verhindert) wo nicht radicitus, dennoch der groͤssere Theil davon außzutreiben muͤglich. Daß aber mancher meynen moͤchte/ daß es gleich guͤlte/ wann er sich dieser Panacea gebrauchte/ ob er sich alle Tage mit vielerley verbotenen vnd schaͤdlichen Speisen anfuͤllete/ vnd ein en guten Rausch darzu trincke/ der gehet weit irꝛ/ vnd kan ihm keine Medicin helffen/ wañs auch der Lapis Philosophorum selbsten seyn solte: dann was die Medicin vormittag gut maͤchte/ das wuͤrde durch den Vberfluß vnd Excess im essen vnd trincken (davon ge- meiniglich solche Kranckheiten herkom̃en) den nachmittag wieder verderbt. Daß aber deren viel sich bereden lassen/ wañ sie sich nur vom Weintrincken enthielten/ sie also mit der zeit davon solten befreyet werden/ ist auch nichts: dann nicht allezeit das Weintrin- cken solche Kranckheit gener iret; wie dann gnugsam beweißlich/ daß auch bißweilen sol- che arme Leut dieselbe bekommen/ welche niemaln Wein getruncken. Derohalben dem Weintrincken die Schuld nicht allein muß zugelegt werden. Eine jedwedere uͤberfuͤl- lung/ sie geschehe gleich mit Wein oder Bier/ kan zwar Vrsach darzu geben/ vnd die Kranckheit vermehren/ aber nicht allein machen. Es seynd mehr Vrsachen/ dadurch dieser Morbus entstehet/ vnd vnter andern der Zorn/ wann man sich zuntoͤfftern darmit uͤbermannen laͤsst; auch ist die Geilheit oder uͤberfluͤssiger Beyschlaff (welcher gemeini- glich der Trunckenheit auff dem Fuß nachfolget/ nicht der geringsten Vrsach eine; dann dadurch die Natur sehr geschwecht wird/ daß sie die Remanentz, welche vom begange- nen Excess uͤberfluͤssigen essens vnd trinckens verblieben/ außzutreiben nicht maͤchtig/ sondern derselben zu bleiben/ vnd schwere Kranckheiten zu gener iren gegen ihrem Wil- len/ vnd Mangelung natuͤrlicher Kraͤfften/ nach Gefallen darinn zu handeln/ statt ge- ben muß. Dann wann vnd wo die Mauer am schwaͤchsten ist/ der Feind sich am aller- ehesten eindringet vnd Schaden zu thun suchet/ wie das gemeine Sprichwort lautet/ Wo der Zaun am niedrigsten ist/ wil ein jedweder uͤbersteigen: also auch gemeiniglich in Gebaͤrung dieser Kranckheit zugehet/ wann nemblich der Leib durch uͤberfluͤssiges essen vnd trincken am allermeisten beschweret vnd angefuͤllet/ vnd durch den allzuviel von dem starcken Wein angetriebenen veruͤbten Beyschlaff aufs hoͤchste verschwaͤchet/ die Natur nicht maͤchtig genug/ die Reliqui en außzutreiben/ sondern zu grossem Nachtheil vnd Schaden deß gantzen Leibs ihr einen fixam sedem zu machen zusehen muß. Item, so widerstehet diese Medicin sehr kraͤfftig (vor allen andern Medicament en) allen obstructionibus deß Miltzes vnd der Leber/ dadurch das Gebluͤt verderbet wird/ vnd schwere Kranckheiten/ als Schuͤrmund/ lauffende Gicht/ Rosen oder Schoͤne/ lang- deß Mercurii Universalis. langwierige Schmertzen deß Haupts/ matte Glieder/ stinckender Athem; bey den Wei- bern auffsteigung der Mutter vnd Hinterbleibung ihrer Monatzeiten/ Hertzklopffen/ Ohnmacht/ Schwindel/ vnd was dergleichen sehr viel vnbekandte Kranckheiten mehr seyn/ nach Gelegenheit deß Patienten vnd Kranckheit/ diese Medicin offt- oder wenig- mal die Wochen gebraucht/ wird man Wunder damit sehen. Weiters so recommend ire ich diese Medicin aufs hoͤchste allen denen/ welche mit der Wund-Artzney vmbgehen/ als die groͤsseste Medicin/ die sie jmmer haben oder be- kommen koͤnnen/ dann dieselbe nicht allein taͤglich/ in kleiner Dosi innerlich gebrauchet/ alle frische Fleischwunden/ ohne Zuthuung innerlicher Wundtraͤncken/ oder aͤusserlichen Aufflegung von vielen Stuͤcken zugerichteten Pflastern/ dann diese Medicin alle Zu- faͤlle hindert/ vnd von innen herauß gnug allein heilet/ vnd zuwachsen macht/ doch dieses von solchen Wunden zu verstehen/ da kein Bein entzwey ist/ darzu die Handgriffe gehoͤ- ren/ die Roͤhren wieder auffeinander zu richten vnd zusammen zu schindelen. Auch sol- len die tieffe Stich nach Gebrauch vnd Erforderung der Handgriffe gemeisselt werden/ sonsten darff man aͤusserlich nichts weiters gebrauchen/ als taͤglich die Wunden mit ei- genem. Vrin vnd Saltzwasser gereiniget/ vnd mit einem reinen Duch/ so darinn gene- tzet/ zugebunden/ vnd fuͤr kalter Lufft bewahret werden. Wofern aber die Wunde ge- faͤhrlich vnd allzugroß waͤre/ koͤnte man dieselbige mit einem guten Wundbalsam vnd Pflaster von minerali schen floribus, Wachsoͤhl vnd Terpentin gemacht/ (deren ich in meinen anderen Schrifften zu machen gelehret) darneben verbunden werden; vnd ist gantz vnnoͤhtig/ daß man so vielerley Oel/ Salben/ Pflaster/ vnd ander Schmierwerck (wann man diese Medicin innerlich taͤglich geneusst) zu einer frischen Wunden ge- brauche. Jn offenen/ fistulirten/ faulen/ stinckenden Schaͤden thut diese Medicin das ihre auch mit Verwunderung/ vnd bedarff man aͤusserlich anders nichts gebrauchen/ als al- lein einen minerali schen Balsam den Schaden rein zu halten/ vnd mit einem gemeinen Pflaster/ von Wachs vnd Terpentin gemacht/ vor der Lufft bewahret: die Medicin thut inwendig von grund auß solche Schaͤden gnugsam heilen vnd zuwachsen/ ohne Zuthun all anderer in oder außwendiger Mittel/ vollkoͤm̃lich. Auch ist dieses die geringste Tugend nicht vielgedachtes Subjecti, nemlich/ daß die Metallen vnd Minerali en leichtlich darmit in die hoͤchste subtilit aͤt zu bringen/ welche nicht allein innerlich zu gebrauchen zu vielen schweren Kranckheiten augenscheinlich grosse Kraͤffte vnd Huͤlff erzeigen/ (wie im Andern Theil Furnorum bey den Spiritibus volatilibus zu sehen) sondern weil diese præparation leicht vnd vnkostbar/ auch aͤusser- lich kan Nutzen schaffen/ wann dieselbe nur vnter warm Wasser nach behoͤrlichem Ge- wicht gemischt/ das gemeine Wasser so kraͤftig dadurch wird/ daß es in schweren Kranck- heiten viel mehrers außrichten kan/ als die natuͤrliche warme Baͤder. Dann die na- tuͤrliche von minerali schen spiritibus oder corporibus imprægn irte warme Wasser so S 3 kraͤfftig Von Tugend/ Krafft vnd Eigeschafft kraͤfftig nicht seyn koͤnnen als diese/ welche man nach Gelegenheit der Kranckheit ver- staͤrcken oder verschwaͤchen kan/ welches bey den natuͤrlichen nicht ist. Nachdem ich aber betrachtet/ daß diese allhier beschriebne Universal-Medicin nicht einem jedwedern zu præpar iren gegeben ist/ vnd viel derselben wolten gern theilhafftig seyn/ so hab ich fuͤr gut angesehen/ allhier diese Erinnerung oder Ermahnung zu thun/ daß derjenige/ welcher diese Medicin weiß vnd bereiten kan/ andern/ die es nicht koͤnnen/ auch auß Liebe wolte zukommen lassen/ Aber nicht also (nach der boͤsen Welt Gebrauch) sein eigenes darinn zu suchen/ reich damit zu werden/ sondern also/ daß er eben seine an- gewandte Kosten vnd Muͤhewaltung wieder davon haben moͤge. Vnd weilen die Me- diein sowol in forma pulveris als in forma liquida (wann sie solten verschickt werden) nicht von jederman rechtmaͤssig oder nach Gebuͤhr zu gebrauchen/ indem man in Abmaͤs- sung der Tropffen oder Abwegung der Granen fehlen/ (vnd der Sach entweder zu viel oder zu wenig leichtlich thun koͤnte) so hab ich gut eracht/ daß dieselbe/ vmb der Bequem- lichkeit willen/ vmb desto weniger in der administr irung zu fehlen/ in formam Pillularum gebracht wuͤrde/ in solcher Manier/ daß eine Pillen fuͤr ein Gran zu rechnen/ zwey fuͤr zwey Gran/ vnd so fortan/ also/ daß der Patient keines weitern Abwegens bedarff/ son- dern nach Gelegenheit seiner Kranckheit vnd meiner Beschreibung entweder 1. 2. 3. 4. mehr oder weniger/ auff einmal einnehmen darff. Also vnd auff diese Weis kan diese Medicin gar wol vnd sicherlich verschicket/ vnd an vielen Orten den Krancken Huͤlff dadurch erzeiget werden. Auff daß aber/ in Ver- schickung dieser Medicin/ kein Betrug sich vntermenge/ so ermahne ich jederman/ daß er sich wol fuͤrsehe/ von wem er solche empfange: dann kein Zweiffel/ es werden sich boͤse/ be- triegliche Menschen finden/ die sich ruͤhmen werden/ diese ineine Medicin zu haben/ vnd andern dieselbe theuer zu verkauffen suchen; fuͤr solchen Leuten kan man sich huͤten/ vnd zusehen/ mit wem man vmbgehe/ auff daß man nicht (wie mit meinem Alkahest gesche- hen/ davon oben in der præfation gedacht worden) darmit betrogen werde. Dieses seynd nun die fuͤrnemsten Tugenden dieser meiner Universal-Medicin; die andere/ welche ich vmb der kuͤrtze willen zu schreiben allhier vnterlassen/ koͤnnen von einem jedwedern verstaͤndigen Menschen auß diesen beschriebenen Vmbstaͤnden erkant vnd verstanden werden. Bezeuge derhalben nochmal/ daß alles dasjenige/ so ich dieser Medicin zugeschrieben/ vnd noch ein viel mehrers/ sie vollkoͤm̃lich (wann sie wol bereitet vnd mit Verstand recht administr iret wird/ verrichten kan/ sonderlich wann man das Gebaͤt vnd Anruffung zu Gott nicht dabey vergisset: dann das Gebaͤt vnd Vertrauen zu Gott segnet vnd verstaͤrcket eine jedwedere Medicin/ welches der Gottlose nicht glau- bet noch hoͤren wil/ derentwegen wird fuͤhlen muͤssen. Eine Artzney kan zwar wol/ durch Zulassung Gottes/ ohne Gebaͤt/ den Krancken gesund machen/ vnd das Brod/ ohne Dancksagung genossen/ den Hunger stillen/ wie es bey den vnvernuͤnfftigen Creaturen taͤglich geschicht/ ist aber eine viehische vnd nicht menschliche Weise/ die Gaben Gottes zu geniessen: Aber Christlich/ zufoͤrderst in Kranckheiten/ Gott vmb Huͤlff anruffen/ vnd deß Menstrui Universalis. vnd darnach die Medicin gebrauchen/ so wird vnzweifelhafftig ein gluͤcklicher Succeß darauff erfolgen. Daß du aber dir einbilden moͤchtest/ als wann du durch diese Medicin ein jedwedere Kranckheit/ wie alt vnd eingewurtzelt sie auch waͤre/ ohne Vnterscheid vn- fehlbar zu vertreiben sey/ ist nicht also zu verstehen: dann allhier nur von solchen Kranck- heiten gesagt wird/ denen noch durch natuͤrliche Mittel zu begegnen/ vnd Gott auch mit zu frieden ist/ vnd zulassen wil/ daß sie vertrieben werden. Dañ bißweilen sind bey man- chem Menschen die innerliche viscera durch dicke humores also eingenommen vnd tar- tar isiret/ daß es nicht muͤglich durch Medicament en/ wie kraͤfftig vnd gut sie auch seyn moͤchten/ selbe wieder zu recht zu bringen. Bißweilen sind Lung vnd Leber allbereit schier gantz verfault/ ehe man am rechten Ort Huͤlff suchet; wer kan andere darfuͤr wieder dar- setzen? Es wachsen die innerliche Principal -Glieder/ wann sie einmal verzehret sind/ nicht wieder/ wie den Krebsen vnd Spinnen die Fuͤß/ wann sie ihnen abgebrochen. Deßgleichen hat bißweilen auch Gott dem Menschen eine Kranckheit aufgelegt/ die Er nicht wil/ daß sie soll geheilet werden. Solche vnd dergleichen Kranckheiten seynd den Menschen mit natuͤrlichen Mitteln vnmoͤglich zu curiren/ Gott aber seynd alle Ding muͤglich/ der in solchen verzweiffelten Kranckheiten allein helffen kan/ wann Er wil/ vnd sonst keiner. Dieses nun seynd vnheilbare Kranckheiten/ welche mit meiner Panacea nicht zucuriren/ vnd nicht Quartana Lepra, Podagra, Epilepsia vnd Hydropisis, wie ihnen dermehrer Theil einbildet/ vnd die Erfahrung hergegen das Widerspiel bezeuget. Vnd obwol alle Kranckheiten deß Menschen von Jahr zu Jahr aͤrger vnd beschwerlicher werden/ vnd sich mit den Suͤnden haͤuffen vnd vermehren/ so hat doch der allerguaͤdig- ste Gott hergegen auch dieses gegeben/ daß auch je laͤnger je mehr kraͤfftigere natuͤrliche Mittel durch der Menschen Fleiß vnd Eingebung Gottes erfunden werden/ also/ daß nimmer fehlet/ wann Gott verwundet/ Er auch wieder heilen/ vnd seine Allmacht be- weisen kan. Es waͤre zu wuͤnschen/ daß doch einmal der vnnuͤtze Streit vnd eiteles dis- put iren vnd philosoph iren der Gelehrten auffgehoben/ vnd die wahre Erkaͤntnuͤß Got- tes dargegen eingefuͤhret wuͤrde/ es solte viel ein andere Welt seyn: dann durch die wahre Erkaͤntnuͤß Gottes gehet dem Menschen ein sonderbar Licht auff/ welcher/ so desselben mangelt/ ihme alles dunckel vnd finster ist/ ja alle Geheimnuͤssen der Natur verborgen bleiben. Die meiste Sorg/ Muͤhe/ Arbeit vnd Fleiß der Menschen ist jetzunder allein/ seinen Nechsten hassen/ verachten/ befechten vnd bestreiten/ ja gantz vnd gar verfluchen/ vnd mit Leib vnd Seel in die Hoͤlle wuͤnschen/ welches ja nicht seyn solte/ dann Gott nicht wil/ daß ein Mensch den andern verdamme/ sondern ihme allein das Vrtheil vnd die Rache wil vorbehalten haben. Wo die Liebe deß Nechsten mangelt/ ist auch keine Se- llgkeit zu hoffen/ diese opinion werde gleich defend iret wie sie wolle. Was nuͤtzet ein Baum ohne gute Fruͤchten? Mit vielem schwaͤtzen vnd zierlichem disput iren laͤsst sich Gott nicht content iren/ Er sucht vnd begehrt allein ein demuͤtiges/ gehorsames vnd rei- nes Hertz/ auff daß sein Heiliger Geist darinn wohne/ vnd vns zu aller Warheit leiten moͤge; wo Er dieses nicht findet/ Er auch nicht hinkoͤm̃t/ sondern ein hoffaͤrtiges vnd zaͤncki- Von der Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft zaͤnckisches Hertz dem leidigen Satan/ als einem Vatter der Luͤgen vnd Bewahrer der Finsternuͤß/ eigenthuͤmlich zu besitzen einraumet. Daher dañ so viel Vnruh/ Zanck vnd Verfolgung vnter den Menschen in dieser boͤsen Welt geboren/ vnd die wahre Erkaͤnt- nuͤß Gottes vnd der Natur (davon schier nichts mehr uͤbrig) hergegen verloren/ vnd die gantze Welt mehr durch das irrende Meynen/ als warhafftiges Wissen/ regiret wird. Bleibt also wegen vieler Eitelkeit/ damit sich die Gelehrten schleppen/ vnd die edle Zeit verschwenden/ die Natur mit ihren Heimlichkeiten/ zu grossem Nachtheil der Menschen/ verborgen vnd vnerforscht. Dieses/ sag ich/ ist allein die Vrsach/ daß so wenig Erkaͤntnuͤß der Natur bey diesen Zeiten vnter den Gelehrten ist/ welches Gott einmal aͤndern/ vnd in einen bessern Stand bringen wolle. Nach Beschreibung der wahren Medicin vnd ihrer Gebraͤuch/ dadurch die Ge- sundheit deß Menschen erhalten; vnd wann sie verloren/ wiederumb zu erlangen/ welche allen Schaͤtzen der Welt weit vorzuziehen/ folget jetzunder/ was fuͤr andere Secret en/ dadurch die nohtduͤrfftige Nahrung der Mensch haben kan/ mit obgemeldtem Subjecto weiters koͤnnen zuwegen gebracht werden. Vnd/ gleich wie oben in der Præfation ver- meldet/ daß dieses Subjectum allen Menschen auff der Welt/ hohen vnd niedrigen Standes/ Geist- vnd Weltlichen/ Edel vnd Vn-Edel/ Reichen vnd Armen/ entweder dieselbe etwas Gutes dadurch zu erinnern/ oder aber zu Huͤlff vnd Nutzen ihrer Profes- sion vnd Handthierung zur Wolfahrt gereichen koͤnne: Also wil ich nun anfangen/ et- liche schoͤne vnd nuͤtzliche Gebraͤuch dieses Subjecti zu entdecken/ auf daß jederman sehen moͤge/ daß es ein Subjectum Universale sey/ dafuͤr ichs allzeit gehalten/ vnd andere hin- fuͤro auch billich halten werden vnd muͤssen. Erstlich koͤnnen durch Huͤlff dieses Subjecti alle Ertz vnd Bergwercken funda- mentaliter prob iret vnd versucht werden/ was sie eigentlich fuͤr Metallen fuͤhren/ vnd wie vielerley/ auch wie viel eines jedwedern deroselben am Gewicht beysammen/ darnach man sich im Bergwerckbauen vnd Ertzschmeltzen richten kan/ auff daß nicht vergebliche Vnkosten auffgewendet werden. Dieses ist ein uͤberauß-schoͤnes Stuͤcklein/ geschwind/ ohne grosse Muͤh vnd Kosten/ vielerley Ertz bald zu erfahren/ allen denen nuͤtzlich zu wis- sen/ welche mit dem loͤblichen Bergwerckbaw sich bemuͤhen/ vnd Nutzen darauß suchen; wie dann zu diesen boͤsen Zeiten vns Deutschen wol noͤhtig waͤre/ viel gute Bergwercken zu entdecken/ weil wir in vnsern langwierigen Kriegslaͤufften solcher den mehrern Theil verloren haben/ vnd eins von den besten Mitteln waͤre/ bald wieder einen grossen Schatz (in vorfallender Gelegenheit solchen gegen die Feinde deß Vatterlands zu gebrauchen) zu erheben: wie dann allbereit schon reiche ☉ vnd ☽ Bergwercke/ welche sonsten noch vn- geacht oder vngebauet auff diese Stunde waͤren ligen blieben/ durch diese neue vnd ge- schwinde Invention (die Ertze leichtlich zu probiren) bey vns erfunden vnd entdeckt seyn. Deßgleichen alle ☽ vnd ☉ Ertze auff eine besondere vnd bißhero vnbekande Weis mit wenigen Kosten leichtlich in grosser copia zu schmeltzen/ auff daß ein viel mehrers er- halten werde/ als durch die gemeine Weis. Alle deß Menstrui Universalis. Alle fluͤchtige vnd vnzeitige ☉ vnd ☽ Ertzen seynd darmit innerhalb drey Stund lang zu fig iren/ daß sie noch einmal so viel gut Metall geben/ als sie sonsten ohne die fig i- rung haͤtten geben koͤnnen. Diese fuͤnff Stuͤck sind allen hohen Standspersonen/ welche Bergwerck in ihren Laͤndern haben/ sehr noͤhtig vnd nuͤtzlich zu wissen/ dadurch dem Land ein grosses damit einzubringen. Item, durch Huͤlff dieses Subjecti kan auch alles ☉ vnd ☽/ so nicht fein auß den Ertzen geschmoltzen/ gantz geschwind von allem Zusatz gesaͤubert/ vnd das ☽ vom ☉ ge- scheiden/ nur im Guß/ mit leichter Muͤhe/ wenig Kosten/ in grosser quantit aͤt. Von altem Bruch-Zin kan das zugesetzte Bley/ sam̃t bey sich fuͤhrendes ☉ vnd ☽/ leichtlich durch dieses Subjectum gezogen werden/ also daß man/ wann das ☉ vnd ☽ da- von gescheiden/ das Zin gleichwol wieder zu solcher Arbeit/ darzu sonsten ander Zin ge- braucht wird/ zu gebrauchen/ vnd demselben sehr wenig abgehet/ vnd besser heraußkoͤm̃t nach der Scheidung/ (in welcher ihme sein zugesetztes Bley benommen wird) als daß es vor derselben gewest ist. Gleicher weis kan darmit auß allem Wißmut viel ☽ geschieden werden/ vnd doch der Wißmut erhalten bleibt: ist ein gut Stuͤcklein an solchen Orten/ da der Wißmut haͤuffig bricht vnd vnwerth ist. Item kan auß dem alten Kupffer viel ☽ geschieden werden/ also/ daß das Kupffer nicht verloren gehet. Ein nuͤtzliche Arbeit an allen Orten zu thun/ da nur Kupffer zu be- kommen ist. Ein jedweder gemein ☽ in wenig Stunden lang mit diesem Subjecto zu grad iren daß es guͤldisch werde/ wann solche Arbeit zu 2. 3. 4. oder mehrmalen widerholet wird/ (welches in einem Tag geschehen kan) so wird das ☽ so reich von ☉/ daß es die Muͤh vnd Kosten zu scheiden reichlich außwirfft/ vnd man zur Nohtdurfft seine Kost dadurch ha- ben kan. Das ☉ von ☽ vnd auch andern Zusaͤtzen der gemeinen Metallen/ als Kupffer/ Zin/ Eisen/ Bley/ Messing/ Antimonii, Arsenic, oder was sonsten darzu moͤchte kom- men seyn/ gantz leichtlich vnd geschwind durch den Guß zu scheiden/ vnd ohne die Cupel- len fein zu machen (allein durch dieses Subjectum ) also/ daß ein jedweder Metall besonder erhalten wird/ allen denen die Bergwerck bauen/ oder sonsten mit ☽ vnd ☉ vmbgehen/ sehr noͤhtig vnd nuͤtzlich zu wissen/ darinn in kurtzem/ wegen Ersparung vieler Muͤh vnd Kosten/ die sonsten auff das gemeine vnd bekandte scheiden gehen/ ein grosses zu erhalten. Ein jedweder vnvollkommen Metall innerhalb einer Stunden lang/ ohne zuthun anderer Metallen/ allein durch dieses secret Feuer zu zeitigen/ daß dieselbe in dem exa- mine gut ☉ vnd ☽ von sich geben/ aber nicht mit besonderm Nutzen/ sondern allein zu beweisen/ daß die geringere Metallen durch die Kunst zur perfection zu bringen seyn; einem jedweden/ welcher mit Metallen vmbgehet/ vnd seine Nahrung darauß suchet/ zu einem grossen Licht vnd guter Nachricht. T Es Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft Es wachsen auch alle Metallen darinn auf/ in Form vnd Gestalt der Vegetabili en/ vnd folches zusehend/ also/ daß die Gewaͤchs innerhalb zwo oder drey Stunden Fingers oder wol Hand lang in viel Aeste vnd Zacken fortschiessen/ aber ohne Nutzen/ sondern allein dabey zu sehen/ daß dieses Subjectum auch die Metallen (den Vegetabili en gleich) wachsen mache. Aber ein ander Wachsthum oder Vermehrung der vollkommenen Metallen auß den vnvollkommenen/ so nuͤtzlich/ vnd einem vegetabili schen Wachsthum gleich ist/ ge- schicht also: Jndem ein jedweder vegetabili scher Saame/ wann er in die Erde gesaͤet wird/ darinn keymet/ vnd in Kraut oder Baͤume waͤchset/ vnd seine Vermehrung allein wegen angeborner zu sich ziehender Kraft auß der Erden nim̃t: Also auch dieses Werck/ wann nemlich ☉ oder ☽ in dem Saturno, Jove, Venere oder Marte, als ihrer Erden vnd Wasser/ keymet/ waͤchset/ vnd/ einem vegetabili schen Saamen gleich/ sich darauß neh- ret/ von Tag zu Tag zunimt vnd sich vermehret/ der Natur Liebhabern ein nach denck- liches Stuͤck. Auß allen vnvollkommenen Metallen vnd Minerali en ist auf vielerley Weis vnd Wege durch dieses Subjectum (welche doch sonsten auff der Cupellen Prob nichts hal- ten) gut vnd bestaͤndig ☉ vnd ☽ zu bringen/ darbey die Muͤglichkeit zu beweisen/ daß alle vnvollkommene Metallen etwas vollkommenes in ihrem Jnnersten verborgen haben/ welches/ wann sie durch die Kunst vmbgekehret werden/ selbe sich erst offenbaret; allen denen/ die mit Metallen vmbgehen/ zu grosser Nachricht. Dieses sind die fuͤrnehmsten Stuͤck/ so ich in metallischer Arbeit (mit diesem Sub- jecto zu thun) erfahren habe/ ohn zweiffel wird noch ein viel mehrers damit zu thun seyn/ das mir noch vnwissend/ vnd vielleicht auch vnbekand bleibet/ vnd einem andern nach mir (welcher einen guten Anfang auß meinen Schriften haben kan) moͤchte offenbaret werden; dem ichs von Hertzen goͤnne/ auf daß mit der zeit die verborgene Geheimnuͤssen der natuͤrlichen Wunderwerck Gottes einmal/ dem menschlichen Geschlecht zum besten/ herauß aus Tages Licht kommen moͤchten. Vnter diesen oberzehlten Secret en/ so ge- ring sie dem Leser gleich anzusehen oder vorkommen moͤchten/ etliche vnter seyn/ durch welche man seine Nahrung zur Nohtdurfft gnugsam in der Stille mit den seinigen ha- ben kan/ wo man frey ist/ vnd keines andern Sclav oder Schuhfeg seyn darff/ wann man nicht selber gern wil. O wie edel ist die Freyheit/ vnd weiß niemand was Freyheit ist/ wann er niemaln ein Selav gewesen. Ein Bissen Brod in Ruhe vnd Stille ist einem vernuͤnfftigen Mann lieber/ als bey Sorg/ Gefahr vnd Vnruhe eine kostbare Mahlzeit. Wol dem/ welcher mit Paracelso sagen kan: Alterius non sit, qui suus esse potest ; vnd noch besser diesem/ welcher die empfangene Gabe Gottes wol anlegt/ vnd seines Nechstennicht dabey vergisset/ auf daß ihn seine zeitliche Freyheit nicht zur ewigen Dienstbarkeit fuͤhre. Nachdem ich nun angezeigt/ wie daß vielgemeldtes Subjectum allen Standsper- sonen in der Welt nuͤtzlich seyn koͤnne/ aber bißhero nur seinen usum zu den metallischen laboribus beschrieben/ welches nicht ein jedweder verstehen oder thun kan/ vnd nur allein denen deß Menstrui Universalis. denen kan nuͤtzlich seyn/ die Mittel haben Bergwerck zu bauen/ Ertze zu schineltzen/ vnd dieselbe voneinander zu scheiden/ Adel- vnd Vn Adelichen Personen/ auch Gelehrten/ so wol Geist-als Weltlichen/ die nicht in Bestallung oder Herrendiensten seyn/ auch Kauf- leuten/ Rentenirers vnd dergleichen/ denen seynd die obbeschriebenen Secret en nuͤtzlich/ vnd keinen Handwercksleuten/ Haͤckern vnd Bauern. Auff daß aber auch diesen dar- mit gedienet werde/ wil ich anzeigen/ wie daß sowol dem Geringsten als dem Groͤssesten vnter denselben/ Nutzen dardurch kommen moͤchte. Vnd erstlich den Kunst-Arbeitern/ als Kupfferstechern/ Mahlern/ Bildschnitzern/ Glasmahlern/ Sol vnd Lun. stickern vnd Wachsposirern. Die Kupfferstecher koͤnnen ein gut Etzwasser darauß machen/ damit sie auff kuͤpf- ferne Platten/ wann dieselbe zuvor mit einem Grund beleget/ vnd diejenige Bildnuͤssen/ Conterfehten/ Landschafften/ oder was sie sonsten darauff haben wollen/ mit einem Griffel darauff gezeichnet seyn/ gar leichtlich/ vnd ohne grosse Muͤhe vnd Kosten/ auff- etzen/ welches ihnen ein grosser Vortheil ist/ daß sie nicht die Figuren mit einem Grab- stichel (darzu viel Zeit gehoͤret) darauff stechen doͤrffen. Die Mahler koͤnnen ihnen vielerhand schoͤne Farben darmit leichtlich bereiten/ al- so/ daß sie dieselbe nicht von weitem/ als auß Italia, Holland oder Franckreich entbieten/ vnd groß Geld darfuͤr geben duͤrffen/ als da ist Ultramarin, schoͤne blaue Schmalta/ Carmasin-Lacca/ Kupffergruͤn/ Bleyweiß/ vnd andere Farben mehr/ die sie noͤtig haben. Bildschnitzer koͤnnen ihre Jnstrumenten wol darmit haͤrten/ daß dieselbe/ wann sie in harten Steinen arbeiten/ lang eine gute Schneiden behalten. Seidensticker koͤnnen ihre Seiden auff mancherley Farben bestaͤndig darmit faͤr- ben/ dann es fuͤhrt alle Farben wol ein. Glasmahler koͤnnen ihre Schmeltzglaͤser oder Amausen sehr fluͤssig von allerhand Farben leichtlich darmit zurichten vnd verfertigen/ also/ daß sie dieselben nicht von Ve- nedig holen doͤrffen. Wachsposirer koͤnnen das Wachs schoͤn weiß damit bleichen/ vnd auch andre Far- ben darmit einfuͤhren. Die Buchdrucker koͤnnen ihre schwartze vnd rohte Farben darmit anmachen/ haͤlt wol auff dem Pappier/ vnd ihre vnreine Buchstaben oder Formen darmit reinigen. Den kuͤnstlichen kleinen Vhrmachern dienet es/ wann ein Wasser darauß destil- l iret wird/ (das Eisen oder Staal von subtiler Arbeit ohne Feuer darmit aneinander zu loͤten) wann nemlich ein Troͤpfflein deß starcken Wassers darauff gefaͤllt/ alsbald das Eisen so heis davon wird vnd zusammen schmeltzt/ gleich als wañ es im Feuer mit Kupf- fer waͤre zusammen geloͤtet worden. Die Schloßmacher/ Buͤchsenmacher/ Klein- vnd Großschmidt koͤnnen ihre Fei- len/ Beitzel/ Haͤmmer/ vnd andere Werckzeug von Eisen also darmit einsetzen vnd haͤr- ten/ als wann sie von gutem Staal gemacht waͤren. Die Zingiesser koͤñen ihr Zin schoͤn hart vnd weiß damit machen/ also/ daß es klingt T 2 wie Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft wie Silber/ nicht leichtlich schmutzig wird/ sondern wegen seiner Haͤrte viel laͤnger als ein ander Zin waͤren kan. Die Schreiner koͤnnen das Virnbaum-/ Pflaumen-/ Kirschen-/ Buchs- oder Nußbaumholtz/ vnd andere harte Hoͤltzer/ schoͤn kolschwartz durch vnd durch/ mit Huͤlff der Farben/ damit beitzen/ daß es an statt eines Ost-Jndischen Ebenholtzes (zierliche Ar- beit davon zu machen) kan gebraucht werden. Deßgleichen koͤnnen die Kuͤrschner oder Beltzwercker ihre Marter/ Fuͤchs/ Woͤlff/ vnd ander Beltzwerck/ damit braun/ roht oder kolschwartz faͤrben/ schoͤner als wann sie von Natur also gewachsen waͤren. Deßgleichen koͤnnen die Federfaͤrber allerley Farben darmit geschwind geben/ die bestaͤndig seynd. Den Kleidermachern dienet es/ die Flecken auß dem Woͤllen-/ Leinen- vnd Sei- dengezeug sauber herauß zu machen/ vnd ihren verlornen Glantz wieder zu geben. Den Schuhmachern dienet es/ alt Eisen darein zu legen/ vnd ihr Leder darmit schwartz zu faͤrben. Den Leinenwebern dienet es/ ihr Garn von Flachs so zart vnd weich darmit zu ma- chen/ als bey nahe Seiden/ welches fein Duch gibt. Den Wollen- vnd Duchfaͤrbern dienet es/ den Farben auff das Duch einen guten Grund zu machen/ daß dieselbe/ wann Wein/ Essig/ Vrin oder Saltzwasser darauff kom̃t/ nicht flecken/ oder in der Sonn oder Lufft die Farb verlieren. Den Haͤfnern oder Toͤpffern dienet es/ schoͤne Glasuren darmit zu machen/ dem Ost-Jndischen Porcellan gleich/ daß man ein Erdengeschirꝛ glasuren kan/ daß es anzu- schen/ als wann es Sol. Lun. Ven. oder ein ander Metall waͤre/ vnd gleichwol Glas ist/ das nicht abgehet; grossen Herren ihre Tafel zu zieren. Jst eine Rarit aͤt/ vnd bißhero noch vnbekandtes Secretum. Den Kriegsleuten/ Kauffleuten/ Wanderslenten/ Fuhrleuten/ Fischern/ vnd an- dern/ die viel im Regen/ Wind/ vnd andern boͤsen Wettern/ ihre Nahrung suchen muͤs- sen/ dienet es/ wann sie ein Firniß darmit machen/ leinen Duch darein duncken vnd truckenen/ welches hernach keinen Regen/ Wind oder Naͤssigkeit durchgehen laͤsst/ vnd sie darvon vnter die Stieffel/ Mantel/ oder andere Kleider/ fuͤttern lassen/ vnd also in dem groͤsten Regen vnd boͤssestem Wetter trucken darunter reisen koͤnnen. Den Tapezereymachern dienet es/ ihr Oel darmit zaͤhe zu machen/ daß es bald tru- ckene/ vnd die Farben haͤlt/ so darauff gelegt werden. Jn allen Haußhaltungen dienet es den Weibern/ eine gute Seiffen/ ihr leinen Gewand darmit zu waschen/ der Venedischen Seiffen vorzuziehen/ darauß zu machen. Den Maͤgden das Zin vnd Kupffergeschirꝛ oder Hausraht darmit rein vnd glaͤn- tzend zu machen. Junge Weiber koͤnnen ihre gelbe/ bleiche oder braunschwartze Farb im Angesicht/ Haͤnden/ vnd andern Orten da es gesehen wird/ in ein glatte Weisse darmit veraͤndern. Alte deß Menstrui Universalis. Alte Weiber koͤnnen ihre Runtzeln im Gesicht vnd Haͤnden/ vnd die Huͤner-Augen an den Fuͤssen leichtlich darmit vertreiben vnd wegnehmen/ vnd ihren Flachs so weich vnd sanfft darmit kochen/ daß er sich so zart als ein Seiden spinnen laͤsst. Die Gaͤrtner koͤnnen alles Gewuͤrm vnd Vngeziefer auß den Gaͤrten bringen/ wann sie solches mit Wasser mischen/ vnd an solche Oerter schuͤtten/ da sich das Vnge- ziefer aufhaͤlt; muͤssen alle vergehen vnd sterben/ oder herauß kriechen/ vnd sich todtschla- gen lassen/ dann sie solches Feuer nicht vertragen koͤnnen. Auch dienets ihnen/ bald zeitige Fruͤchte zu haben/ wann sie von diesem Menstruo im Fruͤling etwas zur Wurtzel deß Baums legen/ vnd wann sie der Fruͤchten zu viel haben/ koͤnnen sie dieselbe zu gutem bestaͤndigen Wein/ Essig vnd Brandtewein machen. Den Beckern dienet es/ ihren Teig machen zu heben/ wann Hopffen darin solv irt ist/ zu allen zeiten/ wann sie gleich keine Bierhefen oder Sauerteig haben. Den Bierbraͤuern dienet es/ wann Hopffen damit extrah iret ist/ ihr Bier damit jaͤhren zu machen. Den Maͤhtmachern dienet es/ wann ihnen derselbige saner worden/ bald wieder trincklich darmit zu machen: deßgleichen kan auch sauer Bier vnd Spanischer Wein/ wann er sauer worden/ darmit zu recht gebracht werden. Den Kam̃- vnd Messerhefftmachern dienet es/ ihr Horn weich darmit zu machen/ daß es sich in Formen dem Wachs gleich pressen oder drucken laͤsst. Den Schleiffern dienet es/ wann sie die Hornos vnd allerhand Eisenwaffen ge- schliffen vnd polirt haben/ darmit anstreichen/ daß sie nicht leichtlich rostig werden. Vogelfaͤngern dienet es/ einen guten Leim darmit zu machen/ welcher Sommer- zeit in der groͤsten Hitze nicht vertrucknet/ vnd in der Kaͤlte nicht gefrieret oder verdirbt. Den Kriegsleuten/ vnd sonderlich den Officirern dienet es/ auß dem ☉ ein Schlag- pulver zu machen/ welches/ so darvon einer Erbiß groß auff einer Messerspitz angezuͤn- det wird/ (das Frauengezeug damit zu vex iren) haͤrter schlaͤgt oder knallt/ als ein halb oder gantzes Pfund Schießpulver/ wann es auff einem Blech angesteckt wird. Deß- gleichen koͤnnen sie auch ohne ☉/ nur mit zuthun salis tartari vnd Schwefels/ (wie sol- ches in meinem andern Theil Furnorum gelehrt) ein dergleichen Schlagpulver zu- richten. Es dienet auch den Pulvermachern/ Constabeln/ Feuerwerckern/ vnd dergleichen Kuͤnstlern/ vielerhand Feuerwerck damit zuzurichten. Es koͤnten auch vielerhand neue vnd noch vnbekande manufactur en in vnserem Deutschland dadurch zu wegen gebracht/ vnd in andere angraͤntzende Koͤnigreiche (Geld dargegen ins Vatterland zu bringen) verschickt werden. Haͤckersleuten oder Weinziehlern dienet es/ wann sie etwas davon zu der Wurtzel der Weinstoͤck legen/ davon sie desto eher zeitige Trauben bringen/ vnd vor andern zeit- liche gute Moͤste theuer zu verkauffen haben koͤnnen. Vnd ohne diese Kunst so kan der Most oder Wein in dem Faß auff ein andere T 3 Weis Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft Weis gezeitiget werden/ also/ daß deme/ der solches weiß/ alle Jahr gute Wein wachsen muͤssen/ sie gerahten gleich andern wie sie wollen. Ein gut Stuͤck an solchen Orten oder Laͤndern zu gebrauchen/ da gemeiniglich sauere Wein wachsen/ denselbigen darmit zu helffen/ daß sie deu besten gleich werden. Auch dienet es an diese Orten/ da viel Wein waͤchst/ vnd wegen Mangelung gutes Wetters vnd Sonnenscheins sauer bleibt/ ihnen darmit zu helffen/ daß sie auf die Fuhr gehen/ und an den mann gebracht werden koͤnnen. Weil aber der mehrer Theil Menschen/ insonderheit der gemeine Mann/ schwer- lich zu solchen Dingen zu bereden/ die zuvor nichts gesehen noch darvon gehoͤret haben/ so weiß ich wol/ daß vnter hunderten nicht einer seyn wuͤrde/ wann man gleich diese Ver- besserung der Weine auffs deutlichste oder außfuͤhrlichste von Wort zu Wort beschrie- ben haͤtte/ glauben/ sondern vielmehr sagen wuͤrden/ Jhre Eltern waͤren auch verstaͤn- dige Leut gewesen/ vnd grossen Handel mit Wein getrieben/ vnd reich darmit worden/ vnd diese Kunst doch nicht gehabt/ derentwegen sie solche auch nicht zu wissen begehren; wolte der Wein nicht von sich selber gut werden/ so moͤchte er sauer bleiben/ er wuͤrde doch einmal (es geschehe gleich von den Herren oder Knechten) außgetruncken werden. Solchen Menschen ist gar nicht zu helffen/ wann man auch schon gern wolte. Alte Hun- de sind nicht leichtlich baͤndig zu machen; vnd die Jungen bekuͤmmern sich gemeiniglich wenig darumb/ wie sie ihrem Haus froͤm̃lich fuͤrstehen moͤchten/ also bleibt es bey dem alten Stand. Auff daß aber gleichwol der Haͤcker sehen moͤge/ daß die jetzige Welt er- fahrner sey/ als die vergangene/ so wil ich ihnen zur Nachricht ein einiges Exempel/ dar- auß sie den Vnterscheid vernehmen koͤnnen/ vorstellen. Vnsere Vor-Eltern haben auß den Weinhefen nichts anders wissen zu machen als einen Brandtewein/ vnd wann derselbe davon gezogen/ haben sie den Rest hinweg geworffen oder bißweilen dem Vieh geben vnter ihr Trincken/ oder zum theil (doch gar selten) in der Sonn getrucknet/ vnd zu Pott Aschen gebrant. Nun aber ist es so weit kommen durch meine Invention, daß auß der Hefen erstlich ein viel mehrers an Brand- tewein/ vnd hernach eine grosse quantit aͤt Weinstein außzuziehen/ vnd letztlich dannoch die Pott Aschen von dem uͤbrigen zu machen/ also/ daß der Gewinn dreyfach ist. Vnd wann man noch fleissiger darmit wil vmbgehen/ so kan man erstlich von jedwederm Fuder Hefen zum wenigsten sieben oder acht Eimer guten Wein pressen/ vnd wann sol- ches geschehen/ gleichwol auß dem uͤberbliebenen Theil noch seinen Brandtewein vnd guten Weinstein/ vnd endlich noch die Pott Aschen machen/ also/ daß der Gewinn vier- faͤltig/ vnd ein zimliches darmit zu gewinnen ist/ welches vnsere Vor-Eltern nicht ge- wust oder thun koͤnnen. Wie viel hundert oder tausend Centner Weinstein werden in einem Jahr allein in Francken vnd Schwaben/ Elsaß/ Pfaltz/ vnd am gantzen Rhein-/ Mosel- vnd Donawstrom hinweg geworffen/ welcher dem Land Nutzen koͤnte bringen/ wann daselbst Leut waͤren/ die es zu Nutz zu machen verstuͤnden? Was hilfft aber alles lehren vnd sagen/ wann niemand ist/ der lernen oder zuhoͤren wil? Jst also immer so gut/ oder besser/ den Athem behalten/ vnd den warmen Brey damit geblasen/ als vnnuͤtzlich in deß Menstrui Universalis. in den Wind gelassen. Das ist aber gewiß/ daß nach meinem Tod ihrer viel erst begreif- fen werden/ wie gut ichs gemeinet/ meine Schrifften herfuͤr suchen/ die Warheit dariñ finden/ vnd zu ihrem Nutzen grosse Dinge darmit verrichten. Alles Ding wil seine Zeit haben. Die Knoͤpff kommen vor den Rosen/ vnd nach den Rosen erst die Fruͤchte. Noch fuͤr die Haͤcker vnd Bauren ein sehr nuͤtzliches Stuͤck/ viel darmit zu erwer- ben/ nemlich/ wann sie auß den Aepffeln vnd Birnen den Most außgepresst haben/ den- selben durch Huͤlff dieses Subjecti wol jaͤhren zu machen/ also/ daß so starcke/ liebliche vnd lang-bestaͤndige/ gesunde Weine darauß werden/ deine/ so am Weinstock gewach- sen/ nicht viel bevorgebende. Vnd so man so viel Muͤhe nicht auffwenden wil/ die Birn oder Aepffel zu stampffen/ so kan man auch auff ein viel naͤhere Weise den Safft herauß- bringen/ vnd guten Wein darauß machen. Jst ein gut Stuͤcklein an solche Oerter zu ge- brauchen/ da wegen Kaͤlte nimmer Wein wachsen kan/ vnd gemeiniglich das Obst da- selbsten uͤberfluͤssig waͤchst/ den Wein/ welcher an solchen Orten allzeit theuer ist/ dadurch zu ersetzen. Allhier waͤre noch wol ein viel mehrers von Weinkuͤnsten zu sagen/ weilen ich aber allhier vor mich genommen/ von nichts anders zu handeln/ als was durch Huͤlff meines Universal-Menstrui geschehen muͤsse/ also gehoͤret es hieher nicht vnter zu mengen. Dieses seynd nun gar vngemeine Secret en/ glaube nicht/ daß ausser mir noch jemand davon weiß/ gleichwol ist nicht daran zu zweiffeln: dann ich solches nur hieher gesetzt/ den Vnwissenden fuͤr Augen zu stellen/ wie hoch die Welt allbereit gekommen/ vnd in Kuͤn- sten zugenommen; es werde gleich geglaubt oder nicht/ hindert nichts: wann ichs nicht practie irt haͤtte/ wuͤrde ich vielleicht selber daran zweiffeln. Aber man solte billich nicht also bald ein vnbesonnen Vrtheil uͤber etwas faͤllen/ das ihme frembd vnd vnglaublich vorkoͤm̃t/ sondern gedencken/ daß nicht jederman geben sey/ alles zu wissen/ Gott theilt seine Gaben wunderbarlich auß/ denen ers guͤnnt/ vnd zu solchen Jnstrumenten gebrau- chen wil/ seine Wunderwerck den Menschen bekand zu machen. Den Bauren dienet es/ wann sie ihr Korn damit befeuchten/ vnd in die Erden werffen/ solches desto eher reiff vnd zeitig wird/ vnd desto voͤlliger Koͤrner bringt. Wann dieselbe zuviel gewinnen vnd nicht verkauffen koͤnnen/ so wil ich ihnen zu gefallen einen Raht geben/ wie sie zu allen Zeiten ihr Korn theuer anwenden koͤnnen/ nemlichen also: Sie sollen dasselbe also gantz vnd vngemahlen mit warmen Wasser vnd diesem feurigen Universal-Fermento ansetzen zu jaͤhren in einem behebenen Faß/ auff seine gewisse Zeit/ so wird das Wasser auß dem gantzen Korn alle Krafft vnd Saft herauß ziehen/ vnd nur die blosse Huͤlsen ligen lassen/ die dem Schwein gut seyn/ welcher Extract die gantze Kraft deß Korns seyn wird/ darauß man ein gut Bier machen kan/ wann man Hopffen darmit jaͤhren laͤsst: so man aber das Bier nicht begehrt/ kan man einen starcken Brandtewein darauß destill iren/ vnd auß dem Rest/ der im Kessel bleibt/ in wenig Tagen einen sauren Essig machen/ welchen/ wie auch den Brandtewein/ wann man nicht wil oder kan/ nicht verkauffen darff/ sondern denselben (wann ers weiß) zu vielen andern Dingen anwen- den Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft den vnd mehr Nutzen davon haben kan/ als wann er sie verkaufft haͤtte. Dieses Stuͤck kan an allen Orten gebraucht werden/ da man das Korn nicht verkauffen/ oder sonsten an den mann bringen kan. Noch eins von Korn-/ Hecken- vnd Baumfruͤchten muß ich anzeigen/ welches das beste vnter allen diesen Weinkuͤnsten ist/ vnd von dem menschlichen Geschlecht als eine grosse Gabe Gottes mit hoher Danckbarkeit billich solte angenommen werden; nemlich dieses/ daß man durch Kunst vnd Geschicklichkeit so weit kommen ist vnd erfahren hat/ daß auß Rocken/ Weitzen/ Haber/ Gersten/ Hiers/ Reis; vnd auch auß Aepffel/ Birn/ Pfirschen/ Kirschen/ Pflaumen/ Schleen/ Quitten/ Mispeln/ Feigen/ Zwetzschken/ wie auch auß Johannestraͤublein/ Saurachbeerlein/ Hinbeern/ Brombeern/ Heidelbeern/ Kreutzbeern/ Hollunderbeern/ Stichelbeern/ vnd was sonsten noch andere Hecken-/ Baum- vnd Kornfruͤchten mehr seyn moͤchten/ einen solchen lieblichen vnd annehmli- chen/ gesunden vnd bestaͤndigen Tranck/ an Geschmack/ Geruch vnd Guͤte einem na- tuͤrlichen Wein gleich/ mit gar geringer Muͤh vnd Kosten zu bereiten ist/ also/ daß man in solchen kalten Laͤndern/ da kein Wein wachsen kan/ noch sonsten zu bekommen ist/ dem gnaͤdigen vnd barmhertzigen Gott fuͤr seine mildreiche Guͤtigkeit nicht genugsam Ehre vnd Danck beweisen kan. Vnd ob ich zwar gar wol weiß/ daß vnter hunderten kaum einer dieses begreiffen wird/ so kehre ich mich doch gantz nicht daran/ dann ich die boͤse Welt allbereit hab erkennen lernen/ vnd freveler Menschen vngezaumte Zungen nicht achte/ sondern zufrieden bin/ daß ich die bestaͤndige Warheit geschrieben/ vnd meine Schrifften/ im fall der Noht/ genugsam defend iren vnd wahr machen kan. Mancher moͤchte sagen: Wie kan dieses muͤglich seyn/ die Welt ist so lang gestan- den/ vnd hat so viel tieffsinnige vnd hocherfahrne Maͤnner herfuͤr-geben/ vnter welchen noch keiner gewest/ der von dergleichen vnerhoͤrten Dingen geschrieben haͤtte; es seynd gewiß nur Traͤume vnd Einbildungen? Nein/ sage ich/ es sind keine Traͤume/ sondern offt-probirte vnd gewisse natuͤrliche Secret en. Was bildet ihm doch ein solcher grober GEsell ein/ vnd vermeinet/ wann er nichts weiß/ daß darumb ein anderer auch nichts wissen solte: Hat er seine junge Tage mit weltlichen Dingen/ als singen/ springen/ pfeif- fen/ dantzen/ fressen/ sauffen/ huren/ buben/ in Hoffart vnd andern uͤppigen vnd eitelen Dingen/ dem Teuffel vnd der Welt zu Ehren/ verschlissen vnd zugebracht/ vnd nun je- tzunder nichts in seinem Alter weiß/ seine Schande zu verbergen/ darumb sagen wil/ die- ses ist nicht muͤglich/ von diesen Dingen habe ich noch niemal etwas gehoͤrt oder gesehen. O du blinde/ verstockte vnd verkehrte Welt/ waͤrest du so eiferig/ die Ehre Gottes deines Schoͤpffers vnd Liebe deines Nechsten/ als dein eigenes boͤses Weltwesen/ als Geitz/ Hoffart/ Wucher/ Neid/ Fraaß vnd Luͤgen/ zu beobachten gewest/ gewiß/ Gott wuͤrde dir auch ein Fuͤncklein seines Goͤttlichen vnd natuͤrlichen Lichts erblicken lassen/ vnd in solcher weltlichen Finsternuͤß vnd fleischlicher/ verderblicher Eitelkeit nicht haben versin- cken lassen. Es ist nichts so groß vnd gut/ noch so klein vnd gering/ es ist vor diesem auch gewesen/ wann wirs schon nicht wissen/ wann vnd zu welcher Zeit es gewesen ist; vnd ist auch deß Menstrui Universalis. auch nichts jetzunder/ welches nicht ins kuͤnfftig vergehen vnd nicht mehr seyn wird. Vnd gesetzt/ es waͤren diese jetziger Zeit vnbekandte Wissenschafften vor diesem noch niemal im Brauch gewesen/ was hindert vns solches/ wann wir nur jetzunder selbe ha- ben vnd geniessen/ vnd Gott/ dem Gaͤber alles Guten/ dafuͤr dancksagen koͤnnen. War- umb wissen wir jetzun der nicht auch/ was vor vnseren Zeiten Adam/ Abraham/ Jsaac/ Jacob/ Noah/ Moses/ Daniel/ Joseph/ David/ Salomon/ vnd andere im Licht Gottes vnd der Natur hochbegabte Maͤnner gewust haben/ davon jetzunder nichts mehr als ein dimckeler Schatten uͤbrig geblieben ist? Wer kan wissen was vor der Welt Ende noch soll offenbar werden? Gott/ als ein alter Haushalter/ thut an seinen Kindern vnd Ge- sinde gar weißlich/ vnd schleusst nicht alle seine Schatzkammern zugleich auff/ vnd gibt vns solche Guͤter vnnuͤtzlich zu verschwenden auff einmal herauß/ sondern immer ein Theil nach dem andern/ nachdem ers gut befindet/ vnd vns nuͤtzlich ist. Vielleicht ist jetzund eine solche Zeit fuͤr der Thuͤr/ als da Gott Noah das grosse Schiff befahl zu ma- chen/ vnd etliche/ die ihn zuvor gefuͤrcht hatten/ dadurch zu erhalten. Wer kan wissen/ was uͤber ein/ zwey/ drey oder mehr Jahren fuͤr ein Zustand in der Welt seyn wird. Wol dann der frommen Wittwe zu Sarepta/ wann zu solcher theuren Zeit Elias/ oder jemand anders zu ihr kaͤme/ vnd ihren Maͤhlkasten vnd Oelkruͤge wieder fuͤllete/ vnd selbe vor Hungersnoht erhielte. Wem ist doch das kleine/ fromme Haͤufflein in dieser boͤsen Welt anders zu vergleichen/ als einer verachteten vnd von jederman verlassenen vnd verstossenen armen betruͤbten Wittfrauen? Solte Gottes Allmacht verkuͤrtzt seyn/ vnd er nicht die Seinigen sowol jetzunder mit Loth von Sodoma außfuͤhren/ vnd uͤber den Berg in ein sicher Staͤdtlein/ auff daß sie das Feuer nicht sehen/ vnd das Elend ruͤh- ren moͤge/ gleich wie Er vor diesem den seinigen gethan hat/ begleiten koͤnnen? Wann Gott jemand in hoͤchsten Noͤhten erhalten wil/ so gibt Er schon Mittel vnd Wege an die hand/ dadurch man gerettet wird/ ob Er schon nicht selber persoͤnlich herauß zeucht/ wie der Engel dem Loth gethan hat. Die hochmuͤtige vnd stoltze Welt ist aber so sicher in ihrem Sinn/ daß sie keiner Mittel noͤhtig zu haben vermeinet/ sondern ihr einbildet/ Gott wer- de allzeit schlaffen/ vnd nimmermehr auffwachen/ sein Recht ergehen lassen/ vnd das Boͤse straffen. Der jetzunder nur ein wenig mehr als ein Bauer ist/ schaͤmt sich/ seine Kinder etwas lernen zu lassen/ vermeinet/ er lasse ihnen gnug Guͤter zuruͤck/ darvon sie reichlich leben koͤnten/ wann aber solche Zeit koͤm̃t/ (dafuͤr vns Gott bewahren wolle) daß der Grosse mit dem Kleinen lauffen/ vnd alles sein Gut zuruͤck lassen muß/ alsdann sieht man erst/ wie reich man gewesen/ vnd wie arm man so bald werden kan; vnd wuͤn- schet mancher/ daß er an deß Kleinen statt seyn moͤchte/ vnd niemand ihn kennete noch wiste/ wer er zuvor gewesen. Es hilfft aber zu solcher Zeit kein wollen: dann wann das Kalb ertruncken ist/ vnd man erst den Stall wil zumachen/ eine Thorheit vnd Verseum- nuͤß ist. Ein einiger Ducat/ welchen man allzeit bey sich tragen kan/ vnd ihme nicht kan genommen werden/ ist besser als sonst tausend an Gold vnd Silber. Meinem Nechsten zum besten hab ich in diesem Tractaͤtlein vnterschiedlicher guter Wissenschaften gedacht/ V welche Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft welche manchem ein gutes Vade mecum oder Omni habile seyn koͤnten; daß ich aber dieselbe nicht hab hoch geruͤhmet/ hat seine gewisse Vrsachen/ vnd ist nicht noͤhtig/ ein mehrers davon zu sagen: welcher die Epistel vnd Evangelium nicht hoͤret/ der bekuͤm- mert sich auch nicht vmb die Außlegung. Waun einer in der Lufft ein grosses Donner- vnd Regenwetter daher sieht kommen/ vnd auß Hochmut dasselbe nicht fleucht/ vnd sich in das sichere begibt/ mit demselben hat niemand Mitleiden/ wann er von der Fluht hin- weg gefuͤhret wird. Nun ist noch uͤbrig sein vielsaͤltiger guter Gebrauch in Medicina, welchen/ wann man denselben beschreiben wolte/ allein ein grosses Buch darauß werden solte/ so hieher nicht gehoͤret/ kan auff ein andermal in einem besondern Tractat geschehen. Solte also sehr gut seyn/ daß dieses Subjectum bey den wahren auffrichtigen Chymicis vnd Apo- thekern besser bekand vnd im Gebrauch waͤre/ so duͤrffte man so vielerhand mit vnkraͤffti- gen/ verdorbenen Kraͤutern angefuͤllte Schachteln/ oder gantze Keller voll krafftlose/ ge- brandte Wasser/ in den Apotheken nicht zu kauff halten. Was solte doch dieses helffen koͤnnen/ wann deß Menschen gantzes Gebluͤt entzuͤndet/ vnd der Leib allenthalben voll vnleidlicher Hitze ist/ wie in Peste vnd andern boͤsen ansteckenden Fiebern zu schen/ daß man das Haupt mit einem nassen Rosenkuchen bedecket/ die Schlaͤff vnd Puls-Adern an Haͤnden vnd Fuͤssen mit Krafftwassern verbindet/ in Meynung/ die Kranckheit dar- mit hinweg zu nehmen; gantz nichts: sondern geschicht zum oͤfftern nur Schaden da- durch/ wie die Erfahrung noch taͤglich außweiset. Es gemahnet mich eben/ als wann eine Stuben zu warm eingeheitzet waͤre/ vnd die Magd im Haus ein Duch im kalten Wasser genetzt vmb den Kachel-Ofen schluͤge/ die Hitze darmit zu lindern/ wuͤrde nicht jederman sagen/ Du Naͤrrin/ laß diese vnnuͤtze vnd vergebliche Arbeit bleiben/ vnd gehe hin/ vnd ziehe das Feuer auß dem Ofen/ so wird der Ofen von sich selber schon kalt wer- den. Also kan auch das gifftige Feuer in hitzigen Kranckheiten mit 1. 2. 3. oder 4. Granen guter Medicin auß dem innersten Gebluͤt deß Hertzens/ innerhalb wenig Stunden lang/ herauß gezogen werden/ vnd darff der aͤusserlichen application kuͤlender oder hertz- staͤrckender uͤberschlaͤge gantz nichts/ wie ich dann solches nicht nur bey einem/ sondern bey vielen experiment irt vnd gut befunden; sobald solche hitzige Gifft von dem Hertzen gezogen/ allgemach der Leib sein natuͤrliches temperament wiederumb erlanget/ vnd sich die Kraͤfften recollig iren/ darauff dann die Gesundheit folget. Wozu dienen doch so vielerhand Salben/ Pflaster vnd Oelpotten/ wann man mit wenig Medicin/ die gut ist/ mehr außrichten kan. Man salbet vnd pflastert bißweilen an einem geringen Schaden offt ein gantzes Jahr/ oder laͤnger/ vnd wird doch nur aͤrger damit/ das macht/ daß man das Pferd bey dem Schwantz auffzaͤumet/ vnd der Kranck- heit Vrsprung nicht gebuͤhrlicher weis begegnet. Es muͤssen alle offene Schaͤden in- wendig deß Leibs gesucht/ vnd ihr Vrsprung vnd Quell daselbsten benommen/ vnd nicht von aussen durch Salben vnd Pflaster/ solche zuzustopffen/ vnweißlich vnterstanden werden. Es ist muͤglich/ ohn einige Pflaster vnd Salben die offene Schaͤden mit einer Bonen deß Menstrui Universalis. Bonen groß guter Medicin/ in wenig Wochen lang von Grund auß bestaͤndig zu curiren. Wozu dienet dann das aͤusserliche Schmierwerck? Solche Medicin solte man suchen/ vnd schaffen das vnnuͤtze Sudelwerck ab. Was Raht aber? Die Welt wil be- trogen seyn/ sie wils nicht anders haben. Dann/ wann ein Medicus schon eine gute Me- dicin haͤtte/ vnd dieselbe gern den Patienten an statt grosser Becher voll vnlieblichen Ge- koͤchs administr iren wolte/ so wirds nicht erkant noch bezahlet/ sondern wann er etwas dafuͤr begehret/ wuͤrde er zur Antwort bekommen/ was man ihm geben solte/ haͤtte er doch nur zwey- oder dreymal etwan kaum einer Erbis groß Puͤlverlein gegeben/ welches ja nicht viel werth seyn koͤnte. Derentwegen er lieber das gewisse fuͤr das vngewisse nim̃t/ vnd laͤsst ihm seine Gaͤng oder Visit en bezahlen/ gibt ihnen fein grosse Flaͤschen voll/ daß sie ein gute Zeit daran zu trincken haben/ vnd er desto oͤffter Vrsach zu kommen hat/ vnd die Zahl der Visit en desto mehr werden/ das traͤgt ihm dann mehr ein/ als wann er etwas Gutes gaͤbe/ vnd nicht offt besuchen doͤrffte. Deßgleichen geschicht auch bey der Wund-Artzney/ wann etwan ein erfahrner vnd gewissenhaffter Chirurgus einen aͤusserlichen Schaden vnterhanden bekoͤm̃t/ er gute Medicin darzu gebraucht/ vnd den Schaden bald zuheilet/ so wird er doch nicht darnach bezahlt/ sondern bekoͤm̃t zur Antwort: Hastu mir doch kaum drey Pflaster aufgelegt/ vnd wilt so viel dafuͤr haben: muß also fuͤr seinen wolverdienten Lohn/ weiln er so bald zuge- heilet/ nur Vndanck haben/ welches boͤs Gebluͤt setzet/ vnd derentwegen mancher/ der sonsten wol erfahren/ vnd ein bessers thun koͤnte/ andern die nichts wissen/ gleich-thun muß/ vnd vier oder sechs Wochen uͤber einen Schaden gehen/ den er in dreyen Tagen haͤtte heilen koͤnnen. Diese vnd dergleichen Vrsachen machen/ daß schier niemand sich guter Medicin befleisset/ sondern dem alten Gebrauch nach in die lange Metten gehet: hilfft es dem Pa- tienten nicht/ so hilfft es doch ihme in den Beutel. Daran/ sage ich/ seynd vndanckbare Patienten Vrsach: wann aber ein Patient willig ist/ dem Medico oder Chirurgo seine Muͤhwaltung ehrlich zu bezahlen/ vnd er hergegen dannoch entweder auß Vnwissenheit oder vorsetzlicher Nachlaͤssigkeit denselben verwahrloset/ so hat ers schwer zu verantwor- ten; welches aber von sehr wenigen in Acht genommen wird. Von solchen vnd dergleichen Mißbraͤuchen/ welche allgemach eingeschlichen/ vnd die wahre Medicin vertrieben haben/ waͤre viel zu sagen/ vnd zu wuͤnschen/ daß solche ab- gethan/ vnd gute Medicin an statt derselben gebraucht wuͤrden/ alsdann solten so viel Krancke vnd Bettsuͤchtige nicht allenthalben gefunden werden. Einen getreuen vnd gewissenhafften Medicum soll man billich loben vnd preisen/ wann er seine Medicin zu Gottes Ehren vnd Liebe deß Nechsten uͤbet/ wird auch seinen Lohn von dem him̃lischen Medico mit dem barmhertzigen Samaritano einmal empfangen: wann er aber nur sein Eigenes dadurch suchet/ so mag er zusehen/ wie ers einmal werde verantworten koͤnnen. Was es fuͤr ein Greuel bey Gott sey/ eines Menschen vnschuldig Blut zu vergiessen/ V 2 sagt Von der Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft sagt vns die heilige Schrifft genugsam. Wann dann ein Krancker einem Medico seine Gesundheit anvertraut/ ihm sein Leben in den Schos leget/ er solches verwahrloset oder verseumet/ ist die Frag/ ob dieser Greuel dem ersten nicht vorzuziehen sey? So wenig ein geitziger Reicher/ wann er den armen Beduͤrfftigen vor seiner Thuͤr huͤlfflos ligen laͤsst/ vnd ihm nicht von seinem uͤberfluß (zu welchem Ende er ihme doch von Gott gegeben ist) saͤttiget vnd bekleidet/ einmal bey Gott wird verantworten koͤnnen: eben so wenig ein vnfleissiger Medicus, wann er ein Glied Christi in Todesnoͤhten huͤlfflos stecken/ sterben vnd verderben laͤsst/ demeer doch/ wann er gewolt/ das Leben haͤtte erhalten koͤnnen/ der Straff Gottes entrinnen wird. Wann eine Jungfraw fich an einen Mann vertraut/ allein vmb dieser Vrsachen willen/ muͤssig zu gehen/ sich auffzuschmuͤcken vnd Hoffart zu treiben/ gute Bißlein zu essen/ vnd allein in Wolluͤsten vnd Eitelkeiten ihr Leben bey ihme zu verschliessen/ seines aber dargegen zu verkuͤrtzen vorhabens/ welches doch dem Mann darumb zugegeben ist/ ihme zu dienen/ seiner zu pflegen/ die Hand zu seinem Vorhaben zu bieten/ selben zu eh- ren vnd zu fuͤrchten/ auch in allen billichen Dingen ihme zu gehorsamen vnd getrew zu seyn/ vnd die Welt in Ehren mit ihme helffen zu mehren; Ob nicht ein solches Weib vor Gott vnd der gantzen Welt grosse Suͤnd vnd Vnrechtbegehe? Also auch von einem Medico, wann er sich zur Medicin begibt nur seinen Bauch darmit zu versorgen vnd gute Tag darbey zu haben/ vnd nicht auß Liebe gegen den Nechsten/ Wercke der Barm- hertzigkeit dadurch zu beweisen/ solches zu verstehen ist. Dieses aber muß ich auch darne- ben sagen/ daß bißweilen dem Medico wird Vrsach gegeben/ vnd gleichsam auß Noht oder Zwang parteyisch bey seinen Patienten seyn muß; dem Reichen fleissiger auffwar- ten als den Armen/ wann er entweder gar keine oder doch sehr geringe Bestallung oder gewisses Jahrgeld von seiner Oberkeit oder der Stadt zu erwarten hat/ davon er sich ehrlich erhalten koͤnte: wann er dann nicht wil mit den Seinigen Mangel leiden/ so muß er den Reichen vorziehen/ von welchen er etwas zu erwarten hat/ vnd den Armen ligen lassen; welches Vbel doch sehr wol zu remed iren waͤre/ wann man nemlich dem Medi- co einen ehrlichen Vnterhalt verschaffte. Die jetzige Welt aber machts nicht anders: Wer stehet/ der steht/ wer liget/ der ligt; da bekuͤmmert sich niemand vmb; ein jedweder sucht nur das seinige/ vnd lescht kein Feuer/ welches ihn nicht brennet. Der in der gantzen Welt beruͤhmte Tugend- vnd Kunstbefoͤrderer Alexander Magnus, welcher jaͤhrlich mehr als hundert tausend Cro- nen Aristoteli, seinem Philosopho vnd Medico (die Natur der Vegetabili en/ Anima- ll en vnd Minerali en damit zu erforschen) hat geben lassen/ ist gestorben/ vnd lebet nicht mehr. Was hat aber sich kosten lassen der hochverstaͤndige Fuͤrst Ernestus Hertzog in Baͤyern vnd Churfuͤrst zu Coͤlln/ hochloͤblichster Gedaͤchtnuͤß sel. allein die Schrifften deß vnvergleichlichen Deutschen Medici vnd Philosophi Paracelsi zu versamlen/ vnd in ein Corpus bringen zu lassen? Solche vnd dergleichen gute Befoͤrderer hat es vor die- sem viel in vnserm Deutschland geben: sobald aber Mars angefangen zu regiren/ hat sich Ju- deß Menstrui Universalis. Jupiter mit Mercurio verkriechen muͤssen/ welche auch noch vnter den Fuͤssen ligen. Vnd ist gewißlich wahr/ wann selbe nicht bald wieder erhoben/ vnd in vorige Dignit aͤt gestellet werden/ daß es vnserer Deutschen Nation zu grossem Schaden/ Verderben vnd Vntergang/ andern Außlaͤndischen aber hergegen zu grossem Vortheil vnd Gluͤck (davor vns Gott behuͤten wolle) gereichen moͤchte. Diese kleine Erinnerung ist nur darumb geschehen/ auff daß man sehen moͤge/ in was fuͤr einer verkehrten Zeit wir jetzunder leben/ vnd wie erfahrne Maͤnner so gar nichts mehr gelten vnd geachtet werden; wil es laͤnger also gut thun/ wil ichs gern sehen: Jch besorge aber das/ wann die Hirten am allersichersten leben/ ligen vnd schlaffen/ daß ein- mal viel wilde vnd zerreissende Thiere von dem rauhen Gebirge herauß kommen/ die Schaafe zerstreuen/ Milch vnd Butter auf-fressen/ vnd die zusammen-gesam̃lete Schaf- felle zu einer Beut mit sich hinweg fuͤhren moͤchten. Allhier hat der guͤnstige Leser nun vernommen/ was fuͤr wunderbarliche vnd vn- glaubliche Dinge mit diesem einigen Subjecto zu verrichten; vnd ist kein Zweiffel/ daß solches nicht noch zu viel andern Dingen mehr (die mir vnbewust) auch zu gebrauchen sey/ weil es allen Menschen in der gantzen Welt/ hohen vnd niedern Stands Personen/ Gelehrten vnd Vngelehrten/ Grossen vnd Kleinen nuͤtzlich/ vnd zu ihren Geschaͤfften/ Handthierungen oder Handwerckern dienstlich seyn kan. Ja/ moͤchte jemand sagen/ ich glaube wol/ daß viel darmit außzurichten/ aber weil du nicht auch davon meldest/ daß damit eine Universal Medicin oder Tinctur, die geringe Metallen in ☉ zu verwandeln/ zubereitet sey/ so zweiffel ich noch/ ob es der alten Philosophorum geheimes Menstruum Universale oder Mercurius Hermaphroditus sey/ davon sie so viel geschrieben/ der al- lenthalben soll gefunden werden/ vnd/ als ein verhasst vnd verwuͤrfflich Ding/ im Mist muͤste gesucht werden; welches Natur kalt vnd warm/ vnd die groͤste Gifft sey/ schnell toͤdte vnd auch schnell gesund mache/ bey jederman zu finden/ vnd daß es der Arme sowol als der Reiche besitze/ vnd Adam solchen mit sich auß dem Paradeis gebracht habe/ vnd was dergleichen Keñzeichen der Alten mehr sind: darauf ich antworte/ daß gewißlich die Alten (nach meiner Meynung) keinen andern Mercurium Universalem gehabt/ vnd auch alle die Kennzeichen/ die sie ihme zugeschrieben/ allzumal vollkoͤm̃lich bey diesem Subjecto zu finden/ vnd darauff koͤnnen applic iret werden. Kennen es nicht alle Men- schen/ wann sie ihren Vrin ansehen/ darauß es gener iret wird? Jst es nicht das aller- verwuͤrfflichste Ding/ weilen man solches nicht im Hause leidet/ sondern auff den Mist oder auff die Gasse geworffen wird? (wie die Philosophi sagen/ es im Mist muͤste ge- sucht werden) Jst es nicht die groͤsseste Gifft/ wann Buͤchsenpulver darauß gemacht wird? Hab ich allhier nicht eine Universal-Medicin darauß zu machen gelehrt? Jst es nicht ein lauter Feuer vnd auch lauter Kaͤlte vnd Eiß? Wann man es also haben wil/ vertritt es nicht mannliche vnd auch weibliche Wercke? Schwaͤngert es nicht die vn- vollkommene Metallen in einer viertel Stunden lang/ daß sie ☉ gebaͤren? Laͤsst es sich nicht schwaͤngern durch deß Feuers Hitze/ daß es die Frucht bringt? Jst es nicht das V 3 aller- Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft allerfluͤchtigste/ vnd bald das allerfixeste? Jst es nicht ein nasses vnd truckenes Wasser? Jst es nicht das allergroͤsseste Corrosiv, vnd doch aller Corrosiv en groͤssester Feind dar- neben/ wann es zugerichtet wird? Jst es nicht das allerschwereste/ vnd auch das aller- leichteste? Jst es nicht das allerschwaͤrtzeste vnd auch das allerweisseste? Worauff geht dieses Ænigma Philosophorum anders/ als auff das Nitrum. Was schwaͤrtzer ist als ein Rab/ weisser als ein Schwan/ gifftiger als ein Schlang/ dadurch manchem wird bang/ leichter als Wind/ vnd doch schwerer als Gold/ dem solst du seyn hold; ist es nicht der rechte Kinderfresser der Metallen? Jst es nicht der Philosophorum wahre Azoth, Sapo sapientum, Urina puerorum, Sulphur vivum, Sal peregrinorum, Ignissecretus Philosophorum, Aquila Jovis, Acetum acerrimum, Aquastygia, Cymba Charon- tis, Lavacrum Lathonis, Balneum Regis \amp; Reginæ, Fontina Bernhardi, Chalybs Sendivogii, Sepulchrum vivorum, Resurrectio mortuorum, Purgatorium corpo- rum imperfectorum, Omnium rerum mors \amp; vita, Ludus puerorum, Opus mu- lierum? Jst das nicht alles warhafftig bey dem Nitro zu finden? Wie es aber darbey befind- lich oder beweißlich ist (darnach ohne zweiffel mancher zu wissen verlanget) vnd ich auch solches gar wol anzeigen vnd darthun koͤnte/ stehet mir aber nicht zu/ solches allhier zu thun/ sondern ist gnug/ daß ich angezeiget habe/ wo es zu suchen oder zu finden sey/ wel- ches zuvor noch niemand so treumeynend gethan hat. Darff also keines andern bewei- sens/ daß auß dem Nitro (bilde dir aber kein aqua fort ein) nicht das wahre Solvens Universale zu erlangen. Kanst du hierinn etwas dargegen sagen/ oder ein ander Sub- jectum anzeigen/ darinn oder darbey alle diese Kennzeichen vnd Tugenden beysammen/ als allein bey diesem? Jch weiß du wirst es wol bleiben lassen/ vnd keines finden/ wann du schon die gantze Welt soltest außsuchen. Ob ich schon nicht geschrieben/ daß eine Tin- ctur auff die vnvollkommene Metallen darmit koͤnne bereitet werden/ wie die alten Phi- losophi ihme zu thun solches zugeeignet/ so must du dencken/ daß ich so weit darmit nicht kommen bin/ auch mich bißhero so weit einzulassen noch keine Zeit vnd Gelegenheit ge- habt/ auch niemalen gesinnet gewesen/ nach so hohen Dingen zu streben/ sondern mich allzeit begnuͤgen lassen mit geringern/ wie ich dann noch nicht darnach zu trachten gesin- net bin. Wie weit ich aber allbereit darmit gekommen/ kanst du auß dem Andern Theil Furnorum ersehen/ da ich viel nachdenckliche Processen auff das grobe Nitrum beschrie- ben/ vnter welchen der geringste keiner ist/ da ich erzehle/ wie daß ich vor etlichen Jahren einmal einen Calcem Solis in einem Tiegel habe wollen zusammen schmeltzen/ vnd weil es nicht wol hatte fliessen wollen/ immer ein wenig Fluß (von Sali en gemacht) nach dem andern zugeworffen/ so lang vnd viel/ biß alles wol geflossen gewesen; nachdem ich aber den Tiegel auß dem Feuer gehoben/ vnd außgossen/ vnd vermeynet/ mein ☉ wieder zu finden/ so habe ich nur ein Bley an statt deß Goldes gefunden/ vnd den Fluß blut-roht/ da er doch nur von weissen Sali en gemacht war/ vnd also von der anima Auri, die er an fich gezogen/ sich gefaͤrbet/ vnd dem Gold alle seine Wuͤrdigkeit benommen hatte/ wel- ches/ deß Menstrui Universalis. ches/ da ichs geschen/ vnd gemerckt/ daß ein groß Geheimnuͤß darhinder stecke/ wieder also zu thun etlichmal seithero versucht/ aber niemalen hat gelingen wollen/ daran das Subjectum nicht/ sondern ich selber/ der ich das Gewicht vnd den Grad deß Feuers nicht behalten/ vrsach gewesen bin/ oder Gott es sonderlich nicht hat zulassen wollen/ daß ich weiters darmit kommen solte. Gewißlich/ so ichs wieder haͤtte thun koͤnnen/ wuͤrde ich den Lap. Philosoph. schon vorlaͤngst gehabt haben/ der ich mich jetzunder mit geringen Dingen noch schleppen/ vnd meine Haushaltung mit vieler Muͤhe vnd Arbeit stuͤckweis annoch versehen muß. Dieses alles hindan gesetzt/ was ich allhier schreibe/ man besehe den hocher fahrensten Philosophum Paracelsum, was er nur vom groben Nitro schreibt vnd saget/ die Chymia hat es gefunden im Nitro stecken: man besehe Basilium Valenti- num vnd Sendivogium, vnd alle warhaffte alte Philosophos, was sie davon schreiben/ so wird man befinden/ daß ihre Spruͤche allzumal auff die operation dieses Subjecti ge- hen/ vnd glauben muͤssen/ daß ich ihme nicht zuviel/ sondern viel mehr zuwenig (weilen mir noch viel vnbewust) allhier zugemaͤssen habe. Jch koͤnte wol/ wann ich wolte/ aller Philosophorum terminos mit diesem Subjecto vergleichen oder wahr machen; wozu aber eine solche Weitlaͤufftigkeit? Der so weit einmal darmit kommen wird/ als ich ge- kommen bin/ dem werden die verborgene Heimlichkeiten in der Philosophorum Schrif- ten klar genug vor Augen ligen/ vnd als dann gestehen muͤssen/ daß dieses das wahre Sol- vens Universale sey/ vnd sonsten gantz kein anders. Es habens ihnen zu allen Zeiten viel eingebildet/ daß es auß dem Nitro muͤste bereitet werden/ aber weilen sie daran ge- zweiffelt/ vnd nichts darmit experiment iret/ sie auch nichts darinnen gefunden haben. Viele seynd bey meinen Zeiten gewesen/ die vermeynet haben/ das gemeine Nitrum zu sig iren in eine Tinctur, hat ihnen aber gefehlet/ indem sie dasselbe also grob vnd vnbereit/ auch ohne seinen Gehuͤlffen/ allein eingesetzet (welches ihnen dann so geblieben ist/ gleich wie es eingesetzt worden) vielleicht/ wann sie ein solches Subjectum haͤtten geben koͤmen/ damit es sich gern vereiniget/ sie nicht vnnuͤtze oder verlorne Arbeit gethan haͤtten. Basi- lius sagt/ man soll ihm ein froͤliches Weib geben/ so werde er sich darinn verlieben/ vnd auß ihnen beyden Koͤnigliche Kinder geboren werden. Alle Philosophi aber sagen/ man solle dem Mercurio sein rechtes Gewicht (doch kein gemeines) Solis \amp; Lunæ, zusetzen/ so werde auß beyden ein vnzertrennlich Wesen werden/ vnd indem das ☉ durch den Mercurium solv iret/ auch zugleich der Mercurius von dem ☉ coagul irt werde/ vnd ge- schehe in einer operation deß corporis solutio, vnd auch deß Mercurii coagulatio. Ge- wiß ist es/ daß etwas vnter den Mineralien ist/ welches sich mit dem Nitro nostro con- jung iret/ vnd sich mit ihme fig iren laͤsst/ auch in waͤhrender fixation durch alle Farben geht/ was aber endlich dar auß wird/ ist mir vnwissend/ weil ich solche Arbeit niemaln zu ende bringen koͤnnen/ vnd der ich nunmehr alt vnd verdrossen/ schwerlich etwas weiters darinn zu versuchen mich vnterstehen werde; wil auch niemand rahten/ daß er sich in ein solche vngewisse Arbeit einlassen/ sein Geld vergeblich dariñ zu consum iren: der es aber thun wil/ vnd ihme mißlingt/ der gebe mir die Schuld nicht/ als wann ich ihme durch meine Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft meine Schrifften ein Anlaß darzu geben haͤtte; darinn er mir vnrecht thun wuͤrde. Dañ was ich allhier geschrieben/ habe ich thun muͤssen/ zu beweisen/ daß ich diesem Subjecto den Namen Universal nicht vnbillich oder ohne gewisse Vrsachen zugceignet; es ist auch nicht noͤhtig/ daß ein solches wichtiges Werck in der boͤsen Welt gemein sey oder werde; der Mensch mag lcicht etwas haben/ damit er seine Gesundheit erhaͤlt/ vnd zur Noht- durfft mit den seinigen lebet: Vberfluß macht nur hochmuͤtig/ vnd fuͤhret in Suͤnden/ weil aber Gott der Allmaͤchtige nicht vergebens solches grosse Geheinmuͤß in die Natur gelegt/ so ist es auch nicht vnbillich oder vnrecht/ solches anzunehmen/ wann einem ein Licht von oben herab darzu gegeben wird/ vnd niemand zu verdencken/ wann er rechtmaͤs- siger weis nach etwas Gutes trachtet: dann deme/ welcher ein Perlein oder Edelgestein auff dem Wege findet/ vnd nicht auffhebet/ eben so viel Vnrecht kan zugelegt werden/ als deme/ der es von andern ererbet/ vnd vunuͤtzlich durchbringt oder verschwendet. Es ruffen ja alle Philosophi einhellig von ihrem Mercurio, daß er wegen seines geringen Herkommens (von denen die ihnen einbilden sie wissen etwas) nicht geachtet/ oder fuͤr ein Menstruum Universale angenommen werde; vnd ermahnen/ daß man sich an seiner Veraͤchtlichkeit doch nicht stossen wolte; vnd sagen darbey/ daß allein dieses die Vrsach sey/ daß viel vergeblich darnach suchen/ weil sie also hoch hinauß wollen/ das jenige/ was ihnen dient/ mit Fuͤssen treten/ vnd suchen das/ welches nirgends zu finden sey/ da ihnen doch allzeit das wahre Subjectum offen vor augen ligt. Was hilfft aber/ einem Blinden schoͤne Farben zeigen/ oder einem Dauben/ auff der Lauten spielen? Eben so viel fruch- tet es auch/ wann man Narren von Secret en der Natur prediget/ darzu sie keine Adepti seyn noch werden koͤnnen. Es hilfft kein lauffen noch sorgen/ etwas zu erlangen/ sondern allein Gottes Erbarmen/ sagt der heilige Apostel Paulus. Wie sagt der Koͤnigliche Prophet David? Vergeblich ists/ daß ihr fruͤh auffstehet/ vnd mit Sorgen schlaffen geht/ vnd esset euer Brod mit Vngemach/ dann wems Gott goͤnnt/ gibt ers im Schlaf. Daraus zu sehen/ daß keinem Menschen moͤglich/ durch seinen Fleiß/ Muͤhe vnd Arbeit ein solches Kleinod zu erlangen/ sondern eine Gab vnd Gnade Gottes (wie alle wahre Philosophi solches einhellig bekennen) ist vnd bleibt: darbey es auch auff dißmal bewen- den soll. Moͤchte mancher gedencken oder sagen: Wer hat dann dir eben gesagt/ daß dieses der Mercurius Philosophorum sey/ oder von wem hast du solches hoͤren sagen? dem gib ich zur Antwort: Auß seiner Eigenschafft/ Gestalt/ Natur vnd Wesen/ wie er von den Philosophis beschrieben/ hab ich selben erkant/ vnd sonst nirgends von. Wann du ihn mit philosophi schen Augen ansiehest/ wirst du ihn auch kennen/ vnd sonsten nicht: dann er verbirgt sich fuͤr den Hoffaͤrtigen/ vnd zeiget sich denen/ so es Gott goͤnnet. Wann ein erfahrner Deutscher Gaͤrtner etwan vngefaͤhr in einen Garten kaͤme/ darinn das wun- derbarliche Gewaͤchs Noli me tangere (welches auß Ost-Jndien zu vns in Europam gebracht/ vnd nunmehr an vielen Orten in grosser Herren Gaͤrten mit Fleiß zur Ver- wunderung fortgepflantzet wird) stuͤnde/ davon er so viel gelesen vnd gehoͤret haͤtte/ sol- ches deß Menstrui Universalis. ches ansichtig wuͤrde/ vnd es/ seiner Natur vnd Beschreibung nach/ fuͤr ihm nieder zur Erden fiele/ vnd sich nicht wolte anruͤhren lassen/ ob er solches schon niemaln gesehen/ er dadurch nicht koͤnte vergewissert seyn/ daß es eben solches Kraut waͤre oder seyn muͤste? gewißlich wuͤrde er nicht anders glauben koͤnnen/ dasselbe zu seyn/ dieweil solche Eigen- schafften/ die ihme zugeschrieben/ vollkoͤm̃lich bey ihme zu finden: Warumb solte man dann nicht auch glauben doͤrffen/ wann Gott einem die Augen oͤffnete/ vnd er ein Sub- jectum ersaͤhe/ welches mit solchen Eigenschafften begabet waͤre/ die dem Mercurio Universali zu haben/ von den Philosophis zugeschrieben worden/ ohne zweiffel wuͤrde er sich damit content iren/ vnd nach keinem andern suchen. Schließlichen so ist das Sal Nitrum das einige Wachsthum/ Gebaͤrung vnd Ver- mehrung aller vegetabili schen/ animali schen vnd minerali schen Dingen/ vnd auch hin- wiederumb derselben Zerstoͤrung vnd Wiedergebaͤrung/ also/ daß ein immerwaͤhrende circulation der Elementen in der Natur herꝛschet oder regiret: dann auß welchem ein Ding geworden/ in dasselbige es wieder gehen muß. Daß das Nitrum auß den Vege- tabili en in der Animali en Coͤrper durch die digestion vnd separation zu einem minera- li schen Saltz gener irt wird/ kan niemand leugnen; ist also das Nitrum oder Sal terræ vegetabili sch/ animali sch vnd minerali sch/ welches man von keinem andern Subjecto, als von der Materia Univers. sagen kan. Vnd gleich wie es aller Vegetabili en/ Ani- mali en vnd Minerali en bester Erhalter/ Bewahrer/ vnd fuͤr dem Tod ein Beschirmer/ also hergegen auch derselben Zerstoͤrer oder Tod ist/ vnd von ihnen geliebet vnd gehasset wird. Die Vegetabili en lieben es/ wann sie in der Erden wachsen vnd ihre Nahrung davon nehmen: dañ ein todes oder saltzloses Erdreich gibt dem Saamen keine Nahrung oder Wachsthum/ welches Christus selber bezeugt/ da Er sagt: Wann die Erden kein Saltz hat/ so ist sie dum̃/ vnd kan keine Frucht bringen. Der Vnwissende aber sagt/ der Mist mache das Erdreich gut vnd fruchtbar; welches aber nicht also ist: dann das Saltz/ so in dem Mist ist/ thut es/ vnd der Mist selber nicht/ welches Saltz dann auch auß den Vegetabili en nach ihrer putrefaction geworden/ vnd wieder sich in dieselbe verwandelt/ wann es in die Erden zu dem Saamen oder Wurtzel derselben gethan wird. Die Ani- mali en lieben dasselbe/ wann sie solches in ihrer Speis geniessen/ davon der Leib vor Faͤulnuͤß erhalten vnd gestaͤrcket wird. Dann niemand so grob vnd vnwissend ist/ wel- cher von der taͤglichen Erfahrung nicht so viel gemercket/ daß das Saltz eine Erhaltung der Lebendigen vnd der Todten sey. Moͤchte aber der Vuwissende einwerffen vnd sa- gen/ das Saltz præserv irt nicht allein/ sondern es thuns auch noch andere Subject en/ wie zu sehen bey der Myrrha, Aloë, vnd andern balsamischen Saͤfften/ welche Fleisch vnd Fisch fuͤr Faͤulnuͤß bewahren; deme gebe ich zur Antwort/ daß nicht das Aloë oder Myrrha solches thun/ sondern ihr Saltz das sie haben/ solches verrichtet. Es præservirt auch Honig vnd Zucker/ moͤchte mancher sagen/ vnd seynd doch keine Salia, deme sage ich/ daß er nicht versiehet was Salia seynd: dieses seynd suͤsse Sali en/ jenes aber bittere/ welche sich auch in haͤndige oder sauere Sali en verwandeln/ wann sie durch die putrefa- X ction Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft ction vmbgewendet werden. Es præserv iret auch ein jedweder von Wein oder an- dern Vegetabili en destill irter Spiritus ardens, vnd ist auch keinem Saltz gleich/ der doch nichts anders ist/ als ein rein Sal vini volatile, mit seinem Sulphure vermischet; wie dann nimmer ein principium gantz rein gefunden/ darinn nicht von andern auch etwas vntermischet waͤre. Es præserv iret auch der Essig/ der nichts anders als ein Saltz ist/ welches weitlaͤufftiger zu beweisen ich genugsam thun koͤnte/ aber allhier an diesem Ort keinen Platz hat. Der so grob ist vnd nicht verstehet/ daß durch die putrefaction immer ein Wesen in ein anders verwandelt wird/ dem ist nicht zu helffen/ wann man schon noch so grosse Buͤcher vorschriebe/ auß einem suͤssen Most/ Zucker oder Honig kan ein saurer Tartarus, scharffer Essig vnd volatili scher Spiritus ardens werden/ vnd solches allein durch die putrefaction vnd fermentation, vnd hernach der Tartarus, Essig oder Spiri- tus ardens wieder zu einem nitrosi schen Saltz werden; welches aber sehr wenig verste- hen oder wissen/ sonderlich diejenigen/ welchen am allermeisten zu wissen zugetraut wird. Nicht allein der Mensch liebet das Saltz/ vnd kan ohne dasselbe nicht gesund leben/ son- dern es begehren vnd suchens auch alle Thiere. Die Maͤus lauffen nach dem Saltz vor andern Thieren; wann sie es nicht finden/ solches von den außgeschlagenen gesaltzenen Mauren ablecken; wie dann ihr Vrin uͤber die massen nitro sisch ist. Die Dauben se- tzen sich gern auff alte von Saltz außgeschlagene Mauren/ die Saltzigkeit herauß zu su- chen. Die Huͤner lesen die einmal von den Pferden verdaͤute vnd mit Saltz imprægn irte Haberkoͤrner auß dem Mist/ vnd essen sie viel lieber als frischen Haber/ legen auch bes- ser davon/ vnd hilfft ihnen das Saltz die Steinlein im Magen verdaͤuen/ dadurch ihnen Schalen uͤber die Eyer wachsen/ wann sie aber eingesperꝛt seyn/ vnd zu keiner gesaltzenen Erden kommen koͤnnen/ so ist ihr Magen zu schwach/ daß er den Sand oder kleine Kieß- lingsteine verzehren vnd Schalen darvon machen kan/ sondern legen die Eyer ohne Schalen/ oder fressen von andern Huͤnern gelegte Eyerschalen auff/ wann sie daruͤber kommen koͤnnen/ nur ihren eigenen Eyern oder Gebuͤrt Schalen dadurch zu machen/ auf daß sie moͤchten gelegt oder geboren werden/ vnd nicht vmb deß inwendigen Dotters oder Weissen willen. Die Minerali en lieben das Saltz in dem Gebirg zu ihrem Wachsthum/ davon sie corporali sch werden/ vnd sich davon nehren/ wie die Erfahrung außweist/ vnd ausser dem Berg oder Erden lieben sie solche gleicher weis/ dadurch gezei- tiget vnd verbessert zu werden; vnd sonderlich vor allen Sali en das Nitrum (wie oben all- bereit bewiesen) grosse Liebe vnd Gemeinschafft zu den Metallen traͤgt: hergegen aber werden die Sali en sowol von den Minerali en als Animali en vnd Vegetabili en gehasst/ wann sie dadurch vnordentlicher weis tract iret/ oder auß ihrer Natur verstoͤret oder ver- derbt werden. Bleibt also darbey/ daß das Saltz (rechtmaͤssiger weis applic iret) allein der Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en ein Erhalter/ Ernehrer vnd Vermehrer oder Verbesserer sey/ welches alle warhaffte Philosophi erkant vnd bekant haben/ vnd sonderlich Plato, der dem Saltz etwas Goͤttliches bey sich zu haben zugeschrieben hat/ welches auch ihre Nachkoͤm̃linge geglaubt/ vnd viel im Saltz/ ja gar den Lapidem Phi- loso- deß Menstrui Universalis. losophorum selber darinn gesucht; weil sie aber nicht gewust/ welches das rechte Saltz/ vnd wie es zu præpar iren vnd zu applic iren/ haben sie nicht weiters darmit fortkommen koͤnnen. Sonsten ist leicht zu erachten/ daß die alten Philosophi ihre geheime Kunst nicht vergeblich Alchymiam, gleichsam als eine Tractirung oder Schmeltzung deß Saltzes genennet/ vnd die Wort ( in igne \amp; sale magisterium consistit ) gebraucht ha- ben/ darmit anzuzeigen/ daß durch Saltz vnd Feuer die wahre Medicin sowol zu deß Menschen Gesundheit als Verbesserung der Metallen muͤsse bereitet werden/ darbey wirs auff dißmal wollen beruhen lassen: Wann mir aber Gott das Leben laͤnger fristen wird/ vnd ich nicht daran verhindert werde/ so wil ich einmal dem menschlichen Ge- schlecht zum besten herauß geben/ was Saltz vnd Feuer sey/ auff daß man sehen moͤge/ was fuͤr vnglaubliche Kraͤfften vnd Tugenden (welches der jetzigen boͤsen Welt noch verborgen ist) diese beyde besitzen. Noch eins dient zu sagen: Wann die Alten Philosophi die Materiam Universa- lem obscurè haben entdecken wollen/ haben sie gesagt/ daß dieselbe allenthalben zu fin- den/ vnd daß sie der Arme so wol als der Reiche habe/ vnd kein Mensch ohne dieselbe leben koͤnne: dahero man auff die Lufft/ Regenwasser/ Schnee der im Mertzen gefallen/ oder Maͤyenthaw/ seine Gedancken gesetzt/ vnd die Materiam Universalem darinn gesucht: aber wann ihre Arbeit auffs allerbeste gerahten/ so haben sie ein wenig Salis nitrosi ge- funden/ vnd weiter nichts damit außrichten koͤnnen. Wahr ist es/ daß die Astra die Luft vnd Wolcken mit ihren allgemeinen Saamen schwaͤngern/ vnd dann hernach die Wol- cken entweder in Gestalt eines Regens/ Schuees oder Thaues herunterfallen/ das Erd- reich fruchtbar vnd zum Wachsthum bequem machen: vnd wann schon der Regen oder Thaw von der warmen Lufft wieder in die Hoͤhe gezogen wird/ gleichwol das Nitrum bey der Erden lassen/ sich wieder von den Astris schwaͤngern lassen/ wieder herunterfal- len/ vnd die Erde befruchten/ vnd wieder hinauffgezogen vnd herabgeworffen werden/ fuͤr vnd fuͤr/ auff daß ja die Erden nimmer ohne den allgemeinen Saamen sey/ sondern allzeit das Wachsthum aller Dingen befoͤrdert/ vnd die immerwaͤhrende circulation der Elementen nicht auffgehoben werden. Daher Hermes geschrieben: Idem esse su- perius, quod est inferius: Aber darumb nicht gesagt/ daß wirs von oben bey den Astris suchen oder herunter holen sollen/ wann wirs auff eine leichtere Weise in der Naͤhe/ hier- unten vor vnseren Fuͤssen/ solches genugsam haben koͤnnen; wie dann seine Wort also lauten: Verba secretorum Hermetis. Verum est, \amp; ab omni mendaciorum involucro remotum, quodcunque inferius est. simile est ejus, quod est superius, per hoc acquiruntur \amp; perficiuntur mirabilia ope- ris unius rei. Quemadmodum etiam omnia ex uno fiunt, per considerationem unius. Ita omnia ex uno hoc facta sunt per conjunctionem. Pater ejus Sol est, mater Luna, ventus in utero gestavit, nutrix ejus est terra, mater omnis perfectionis. Potentia ejus perfecta est, simutatur in terram. Terram ab igne separato, subtile \amp; tenue, à X 2 grosso Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft grosso \amp; crasso, \amp; quidem prudenter cum modestia \amp; sapientia. In hoc à terra ascen- dit, in cœlum hoc à terra \amp; à cœlo rursus in terram descendit, \amp; potentiam ac effica- ciam superiorum \amp; inferiorum recipit. Hoc modo acquires gloriam totius mundi. Propulsabis igitur tenebras omnes \amp; cæcitatem, hæc enim fortitudo omni alii for- titudini \amp; potentiæ palmam præripiens: omnia namque subtilia \amp; crassa duraq́ue penetrare ac subigere potest. Hoc modo mundus hic conditus est, \amp; hinc conjun- ctiones ejus mirabiles, \amp; effectus mirandi, cùm hæc via sit, per quam hæc mira effi- ciantur, \amp; propter hæc Hermetis Trismegisti nomine me appellarunt, cùm habeam partes tres sapientiæ \amp; Philosophiæ universi mundi. Consummatum est verbum meum, quo dixi de opere solarí. Dieses seynd die Wort deß vhr-alten Philosophi Hermetis, welcher/ weil ihme vor andern die gantze Natur wol bekandt gewesen/ billich als ein Vater aller Philosoph en gehalten wird/ mit welchen diesen wenigen Worten er vns gnugsam zu verstehen gibt/ daß kein avicula sine alis, welches Tag vnd Nacht fleucht/ vnd doch nimmer muͤde wird/ auch der obern vnd vntern Elementen/ wie auch der obern grossen vnd kleinen vntern Welt einiger Erhalter/ Geist vnd Leben in dem Nitro ver- borgen sey. Auff daß aber solches der Vnwissende noch besser verstehe/ so betrachte er nur die Lufft/ darinn der Spiritus Universalis, als ein primum Ens omnium rerum, wohnet/ ohne welchen kein Mensch oder ander Thier ein Viertelstund das Leben erhalten/ noch einiges Vegetabile oder Minerale herfuͤrwachsen/ ja die Sonn selber nicht scheinen oder leuchten/ noch ein Feuer brennen kan; vnd gleich wie die Excrement en der Vegetabi- l ien/ Animali en vnd Minerali en wieder durch die immerwaͤhrende circulation zu Ali- ment en derselben verwandelt werden/ vnd die Aliment en wieder zu Excrement en/ vnd die Excrement en wieder zu Aliment en/ vnd also fuͤr vnd fuͤr solche Erneuerungen vnd Veraͤnderungen geschehen: aber allein bey den Menschen solches nicht wil verstanden werden. Es weiß der Bauersmann so viel/ daß deß Baums jaͤhrlich abgefallen Laub vnd Blaͤtter den Baum wieder erneuren/ vnd ihm eine sonderbare Nahrung geben/ vnd deß Viehes Excrement en/ wann sie auff dem Felde gehen/ dadurch ein neues Gras haͤuffig wachsen machen/ wie auch der Mineralien Abwurff/ davon das gute Metall ein- mal geschieden/ wieder durch die Astra in kurtzer Zeit geschwaͤngert/ daß er wieder auffs new solches Metall im schmeltzen von sich gibt/ das ihme zuvor allbereit entzogen war. Solches zu beweisen: Wird nicht die Schlacken von den geschmeltzten Ertzen an vielen Orten wieder in die Gruben geworffen/ da es zuvor abgeholet worden? welches dann einem Jahr lang sich von dem Spiritu Universali per attractionem, seiner angebornen Natur nach/ wieder erquicket vnd imprægniret, daß es hinfuͤrter wiederumb im schmel- tzen Metall von sich gibt. Wird nicht die Erden/ davon einmal der Salpeter gezogen ist/ an die Lufft gelegt/ darinn sie wieder Salpeter an sich ziecht/ vnd uͤber etliche Monaten wieder Salpeter gibt/ vnd solches so lang vnd offt man selber wil/ gleich als wann ihme nichts benommen waͤre? Ziehen nicht alle Calcinat en/ als Calx viva von Steinen/ Muscheln/ Holtz/ Kraͤutern/ ꝛc. gebrant/ von welchen das Feuer den Spiritum Univer- salem deß Menstrui Universalis. salem getrieben/ auß grosser Begierd nicht einen Spiritum Universalem wieder zu sich/ vnd machen denselben zu einem corporali schen Nitro? Jst die Hitz vnd Kraft der Son- nen nicht ihr Excrementum oder Superfluum davon sie wieder ernehret vnd vnterhalten wird? Wann kein warmer Sonnenschein waͤre/ wuͤrde die Lufft nimmermehr mit einer nitrosi schen Essentia imprægn iret werden/ vnd so solches fehlete/ wie wuͤrde die Erden/ wann kein fruchtbarer Regen darauff fiele (selbe zu erhalten) Frucht bringen/ vnd wieder zu der Sonnen Vnterhaltung eine neue vnd immerwaͤhrende Nahrung gebaͤren koͤn- nen. Muß also immer der Abwurff das Abwerffende vnterhalten vnd ernehren. Hîc Plato jubet quiescere. Davon ein mehrers (wanns Gott geliebt) hernachmalen. Weil dann nun gehoͤret/ daß in dem Saltz/ vnd sonderlich in dem Sal Nitro, ob es schon von den Vnwissenden veracht vnd gering geschaͤtzet wird/ sowol zur wahren Medi- cina als Alchymia dienstlich/ maͤchtige Tugenden vnd Kraͤfften zu finden/ vnd man sich nicht darumb daran aͤrgern/ sondern gedencken soll/ daß alles/ so vor der Welt vnd ver- meynten Philosophis gering/ bey Gott vnd warhafften Natur-Erkuͤndigern hergegen groß ist. Bleibt also darbey/ daß in rerum natura kein bessers Subjectum (dadurch wunderbarliche Dinge mit außzurichten) als das Sal Nitrum, zu finden sey: Also ver- bleibe ich auch dabey/ daß auß ihme der wahre Mercurius Philosophorum koͤnne berei- tet werden: daß ich aber mich dafuͤr außgeben solte/ als wann ich den Lapidem Philoso- phorum dadurch zu bereiten wuͤste/ das laß ich wol bleiben/ dann ich niemaln darnach getrachtet: was ich aber sonsten/ in Verbesserung der Metallen vnd anderen nuͤtzlichen Kuͤnsten/ von ihme allhier geschrieben/ das hab ich durch die Erfahrung wahr zu seyn gefunden/ darbey ich halte/ vnd solches (wann es die Noht erforderte/ vnd meinem Haus eintraͤglich seyn solte) von Stuͤck zu Stuͤck zu beweisen oder wahr zu machen/ ich im ge- ringsten keinen Abscheuen trage/ also/ daß man sich wol vnd sicherlich darauff zu verlas- sen/ daß alles/ so ich davon geschrieben/ koͤnne præst iret werden; daß es aber ein jedweder solte thun koͤnnen/ ist vnmuͤglich/ vnd auch nicht also gemeynet/ daß es so weit darmit kommen solte: Wann solches darmit waͤre vermeynet gewesen/ haͤtte ich vmbstaͤndlicher oder außfuͤhrlicher davon geschrieben/ welches aber vmb gewisser Vrsachen willen nicht hat seyn koͤnnen/ soll also auff dißmal vnter den Freunden verbleiben Dann niemand glauben kan/ was fuͤr Vnruhe vnd Verhindernuͤssen mir meine außgegangene Schrif- ten verursachet/ indem der eine von hier- der ander von dort-auß mich mit weitlaͤufftigen Schreiben uͤberfallen/ bald dieses bald jenes von mir zu explic iren begehrt hat: etliche haben sich nicht gescheuet/ grosse Blaͤtter voll auffgesetzte Quæstiones, solche zu beant- worten/ an mich gesandt; wann ich vnter zehen nur einem haͤtte darauff antworten sol- len/ mir nicht so viel Zeit uͤbergeblieben waͤre/ ein Stuͤck Brod mit Ruhe zu essen. Wañ mancher gedaͤchte/ daß ich sonsten mehr zu thun haͤtte/ als ihme auffzuwarten/ so wuͤrde er etwas discret er darinn gehen. Dann gewiß ist es/ vnd kan solches ein jedweder bey ihme selber ermessen/ indem ich dem einen hier vnd dem andern dort seine Schreiben be- antworte/ daß ich vnterdessen etwas anders nuͤtzlichers fuͤr die meinigen haͤtte verrichten X 3 koͤn- Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft koͤnnen; dann die Zeit ist zu edel/ daß man selbe ohne Frucht/ andern zu gefallen/ ver- schliessen solte. Mancher koͤm̃t so vnbescheiden vnd sagt: Was schadet es dir/ wann ich dieses auch weiß/ du behaͤltest doch die Kunst noch bey dir; vermeynt also/ ein anderer sey darumb da/ ihme das Mus zu kochen vnd auch einzustreichen/ auff daß er keine Muͤhe vnd Kosten/ etwas zu erfahren/ anwenden doͤrffte. Solcher Menschen findet man viel. Jch haͤtte es auch angenommen/ wann mir einer das seinige gegeben/ vnd mich muͤssig gehen lassen/ ist aber keiner gewesen/ der es gethan hat. Jch wolte freylich offtermals lie- ber hinauß in das gruͤne Feld/ gleich als andere/ dem lieblichen Vogelgesang anzuhoͤren/ gangen seyn/ als zu Haus bey grosser Hitze vnd Gestanck deß Feuers herumb gesudelt haben/ wann ich auff andere Weis zu etwas rechtschaffenes haͤtte kommen koͤnnen; nun aber reuhet es mich nicht/ weil ich so weit/ mir der Huͤlffe Gottes/ kommen bin/ vnd die Distel vnd Doͤrner außgereutet/ den Acker gesaͤet/ einmal auch die Fruͤchte zu geniessen/ (wann mir Gott das Leben laͤnger goͤnnet) keinen Zweiffel trage; wil also der Zeit er- warten/ vnd darneben meinem Nechsten zu dienen/ wann ers mit discretion suchet/ nicht vnterlassen. Zum Beschluß ist noch dieses zu erinnern/ wann etwan einer oder der ander geden- cken oder sagen moͤchte/ was mich dahin beweget haͤtte/ dieses von allen Philosophis allzeit in hoͤchster-geheim-gehaltenen Mercurii Universalis Kennzeichen so klar vnd ver- staͤndlich an tag zu geben/ welches die vndanckbare Welt doch nicht werth/ vnd auch nim- mer vmb mich oder die meinigen verschulden oder erkennen wuͤrde/ vnd nur die Perlein fuͤr die Schwein geworffen waͤren; denen geb ich zur Antwort/ daß ich solches vorlaͤngst allbereit gewust vnd erfahren gehabt/ daß derjenige/ so der boͤsen Welt Gutes erzeiget/ seinen Lohn schon allhie empfangen vnd hinweg hat; derentwegen aber ists darumb nicht gesagt/ daß man das Gute vnterlassen/ vnd vmb der Boͤsen willen den Frommen solches hinterhalten solte: Man muß Gott mehr fuͤrchten als die Menschen/ welcher vns auß- druͤcklich befohlen/ mit demjenigen Pfund/ so er vns verliehen/ zu wuchern/ vnd solches zu vnsers Neben-Nechsten Erhaltung wol anzulegen/ vnd Frucht darmit zu schaffen. Wann jederman sein von Gott empfangenes Pfund hinderhalten wolte/ so wuͤr- de zugleich auch Gottes selber vnd seiner Wunderwercken mit vergessen vnd verschwie- gen/ welches nicht seyn muß. Es sind doch noch neidische Menschen genug in der Welt/ welche ihnen selbst nichts Gutes goͤnnen/ was solten die den andern zugefallen seyn? de- nen man nicht nach folgen soll. Nichts haben wir mit vns auff die Welt gebracht/ vnd nichts werden wik auch wieder mit vns von hinnen nehmen/ als allein ein gutes Gewis- sen. Jst also nicht vnser eigenes/ was wir besitzen/ sondern allein vns von Gott darumb gelehnt/ dasselbe wol anzulegen/ vnd redlich darmit haus zu halten; thun wirs aber nicht/ werden wir dafuͤr Rechenschafft geben muͤssen. Wie schaͤndlich es stehet/ wann ein Ar- mer hoffaͤrtig ist/ so viel schaͤndlicher stehet es/ wann ein Reicher geitzig ist. Weil mich dann Gott der HErꝛ/ als ein reicher Geber alles Guten/ mit guten Wissenschafften begabet/ vnd vor vielen andern Menschen bereichert/ aber ohne zweiffel nicht deß Menstrui Universalis. nicht darumb/ solches Pfund zu vergraben/ sondern viel mehr dem Nechsten darmit zu dienen/ vermeinet: Also wuͤrde ich auch nicht verantworten koͤnnen/ wann ich mich we- gerte ein solches Instrument zu seyn/ darzu mich Gott erschaffen vnd Mittel geben hat/ meinem Nechsten Gutes zu erzeigen. Gott der Allmaͤchtige theilet seine Gaben gar vn- terschiedlich auß; deme gibt Er grosse Gewalt/ Staͤrcke/ Macht/ Reichthum/ vnd viel Guͤter/ jenem aber Verstand vnd Weißheit; einem andern aber Kunst vnd Geschick- lichkeit/ vnd manchen laͤsst er auch nur in viel Sorg/ Muͤhe vnd Arbeit stecken/ nachdem er wol weiß/ was einem jedweden am besten dienet. Vnd nach dem ein jedweder viel Pfund empfaͤhet/ nach dem er auch wider fuͤr so viel wird Rechenschafft geben muͤssen. Weil dann niemand sicher ist oder wissen kan/ wann einmal von dem Lehnherꝛn Rech- nung von vnserer Haushaltung wird genommen werden/ vnd wir allzeit in Sorgen le- ben muͤssen/ wann wir vnser anvertrautes Pfund nicht wol angelegt/ uͤbel bestehen moͤch- ten: derentwegen ich auch gut eracht/ mit meinem Pfuͤndlein ein anders zu gewinnen/ vnd mich von obgedachter Sorge beyzeiten zubefreyen/ vnd die uͤbrige Tage meines Le- bens (wann es Gott zulassen wil) ohne grosse Arbeit/ Sorg vnd Vnruhe/ darinn ich viel Jahr gelebt/ vollends zur Ehre Gottes vnd Dinste meines Nechsten in Stille vnd Ruhe zu verschliessen; ist es Gottes Wille/ so wird er zulassen vnd Anlaß geben/ daß ich bald etwas bessers heraußgebe/ wo nicht/ so muß der guͤnstige Leser den Willen fuͤr das Werck nehmen. Es seynd mir sonsten freylich noch mehr andere gute Wissenschafften bekandt/ darmit ich der Posterit aͤt einen guten gebahnten Weg zu viel hoͤhern Secret en zu kom̃en bereiten koͤnte: weil ich aber all mein Lebtag sorgfaͤltig gewesen bin/ mein Haus ohne meines Nechsten Beschwerung/ sondern durch meinen sauren Schweiß allein ehr- lich mit Nohtdurfft zu versehen/ so kan ichs auch noch nicht lassen/ vnd muß gegen meine angeborne Natur die Haͤnd an solche Arbeit legen/ die ich vorlaͤngst gewisst/ vnd also weiters meinem Nechsten zum besten durch Schrifften herauß zu gehen daran verhin- dert werde. Moͤchte mancher sagen: Wann du etwas Gutes weisst/ kanst du nicht andere dasselbe thun lassen/ auf daß du selber die Hand nit anlegen/ sondern nur allein das Werck angeben vnd zusehen doͤrffest? Dieser/ welcher also redet/ gibt zu erkennen/ daß ihme die jetzige boͤse vnd vntreue Welt noch nicht bekandt sey: wann ich dieses haͤtte thun moͤgen/ vnd getreue Gehuͤlffen haben koͤnnen/ wolte ich die Meinigen schon vorlaͤngst reichlich versehen/ vnd nicht biß hieher darmit gewartet haben. Es laͤsst sich aber also nicht thun/ wie mancher meynet; die Menschen sind jetziger Zeit gar zu falsch/ boͤs vnd vntrew; es wird kein Versprechen mehr gehalten; ein jeder sucht nur sein Eigenes/ es geschehe gleich mit Recht oder Vnrecht. Gutthat wird mit Boͤsem belohnet/ wie mir zum oͤfftern widerfahren ist/ wann ich bißweilen jemand zu mir genommen/ vnd vermeynet/ einen getreuen Gehuͤlffen daran zu haben/ hat sich das contrarium befunden: dann/ so bald mancher etliche Stuͤcklein erlernet/ hat er ihme eingebildet/ schon mehr zu wissen als ich selber/ vnd allerhand Vrsach gesucht/ wieder von mir zu gehen; hat es nicht oͤffentlich oder Von Tugend/ Krafft vnd Eigenschafft oder mit guter Manier seyn koͤnnen/ ist es heimlich geschehen/ oder haben sich so verkehrt/ halsstarrig vnd muhtwillig angestellt/ daß ich Gott gedancket/ daß ich ihrer wieder los worden bin/ vnd ist also mein angewendte Muͤhe/ Arbeit vnd Fleiß allzeit verloren gan- gen; bleibt also das alte Sprichwort wahr: Wer sein Sachen wil gethan haben recht/ muß selbsten seyn Herꝛ vnd Knecht; welches ich wahr zu seyn erfahren hab/ wers aber nicht glaubt/ mag es versuchen vnd auch erfahren. Man darff jetzunder schier niemand mehr auff sein Wort vnd Versprechen glau- ben noch vertrauen/ der Teuffel ist auß dem vntersten vnd tieffsten Abgrund der Hoͤllen abgerissen/ vnd in die Welt kommen/ die Menschen zu regiren. Es geschaͤhe aber offter- mals so viel Vntrew nicht von den Dienstboten/ wann nicht dieselbe Teuffelischer Weis von andern verhetzet/ verfuͤhret/ vnd darzu gebracht wuͤrden. Dann man solche Leut findet/ welche Gelegenheit suchen/ wie sie die Dienstboten zu sich bringen/ vnd gegen Ge- schenck vnd Gaben/ was sie im Haus gesehen vnd gehoͤrt/ von ihnen locken/ vnd dann selbe weiters verhetzen and auffreckelen/ daß sie hernach kein gut mehr thun wollen/ vnd gedencken nicht/ daß solches Thun aͤrger dann ein Diebstal sey/ vnd ihnen doch nimmer zur Wolfahrt gedeyen werde. Wann einer vom andern etwas das nicht seyn ist/ vnd er nicht Macht hat solches zu vergeben/ abschwaͤtzet oder abnim̃t/ vnd solches verbirgt/ vnd gegen demjenigen/ deme es eigenthuͤmlich ist/ zum Schaden heimlich oder oͤffentlich gebrauchet/ als ein Heler deß Stelers zu halten ist/ vnd bey keinen ehrlichen Leuten sol- ches verantworten kan/ vnd besser thaͤten/ wann ihnen ja von einem vngetreuen Diener etwas angeboten wuͤrde/ daß sie solches nicht annaͤhmen/ sondern viel mehr sich von ei- nem solchen treulosen Menschen huͤteten/ vnd gedaͤchten/ thust du das deinem Herꝛn/ von dem du alles Gutes genossen/ was wuͤrdest du dañ mir thun/ wann du es vermoͤch- test; so thun sie aber gantz anders/ vnd sagen: Schweige du nur/ so wil ich auch schwei- gen/ wer wird vns dann koͤnnen uͤberweisen; vnd dencken solche Leute nicht an das alte Sprichwort: Es wird kein Faden so finster gesponnen/ Er kom̃t einmal an die Sonnen. Gleicher massen thun die jenigen eben so vnrecht/ denen man ein oder das ander Secretum anvertrauet/ wann sie solches bey sich zu behalten versprochen/ hernach ihr Geluͤbde brechen/ solches andern wieder communic iren/ vnd also das Werck gemein machen/ vnd dem Autori Schaden dadurch zufuͤgen. Dieser vnd dergleichen Bos- vnd Vntreuheiten der Menschen ist die Welt jetzund voll/ darumb ein jedweder/ wel- cher etwas Gutes hat/ vnd Nutzen darmit fuͤr die seinigen thun wil/ sich wol fuͤrzusehen hat/ was fuͤr Leut er zu sich ins Hans nim̃t/ ob ihnen auch zu vertrauen oder nicht sey. Wol deme/ welcher seine Arbeit selber durch seine Eigene thun kan/ vnd nicht durch Frembde verrichten darff/ dann kan er seine Nahrung ohne Sorgen in der Ruhe vnd Stille ehrlich erwerben. Vnd vor allen Dingen soll man Fleiß anwenden/ daß man mit Menschen zu thun habe/ welche Gott fuͤrchten; ob sie schon nicht in allem nach Wunsch seyn/ so hat man dan- deß Menstrui Universalis. dannoch gute Arbeiter; dann derjenig/ der Gott fuͤrchtet/ der fuͤrchtet auch die Menschen/ vnd meydet die Suͤnd/ vnd ihr Thun wird von Gott gesegnet/ hergegen der Gottlosen Arbeit fruchtet oder gedeyet nicht. Moͤchte jemand sagen: Wobey erkenne ich dann die auffrichtigen oder falschen Menschen? An ihrem Thun vnd Lassen/ aber nicht an ihren Worten? Ein boͤser Baum kan keine gute Fruͤchte bringen/ vnd auch kein guter Baum boͤse. Gleich wie man nun an den Fruͤchten deß Baums seine Art erkennen vnd erfah- ren kan/ also auch die Natur eines Menschens erlernet wird. Nicht jederman/ der vor Augen sich freundlich vnd fleissig stellt/ muß man glauben: dann wann der Fuchs mit dem Schwantz wedelt/ so meynet er die Huͤner: Es seynd auch gar boͤse Katzen/ die forn lecken vnd hinden kratzen: Wann deß Menschen Thun mit seinen Worten uͤberein- koͤm̃t/ als dann ist zu trauen; es werden aber gar wenig solcher Menschen gefunden/ aber deren genug/ welche sich heilig stellen/ vnd ihr Hertz voll Argelist ist. Welchen das Feuer gebrant hat/ der kennet dasselbige/ meidet solches/ vnd warnet auch andere darvor; einer aber/ der nichts versucht hat/ muß mit Schaden erst lernen vnd klug werden. Alles das demuͤtig/ recht vnd schlecht ist/ koͤm̃t von Gott/ wird aber vom Teuffel vnd der Welt ge- hasset. Ein jedweder Natur liebet seines Gleichen/ vnd hasset sein Vngleiches. Wann der Mensch falsch/ hochmuͤtig/ luͤgenhafft/ trotzig/ neidisch/ vnbarmhertzig vnd geitzig ist/ so ist er deß Teuffels Ebenbild/ vnd kan nicht zweyen Herren dienen/ sondern muß den einen lieben vnd den andern hassen. An ihren Fruͤchten muß man sie erkennen/ vnd nicht an dem aͤusserlichen Schein vnd Ansehen. Wann man den Wein pruͤfet/ so kan man davon vrtheilen/ ob er gut oder boͤs/ suͤß oder sauer sey. Ein Apffel hat bißweilen ein schoͤn aͤusserliches Ansehen/ vnd ist doch inwendig voller Wuͤrm vnd Bitterkeit. Die Alten haben pflegen zu sagen/ man koͤnne niemand gewiß vertrauen/ vnd sich seines Thuns versichern/ man habe dann zuvor eine Metze Saltz mit ihme auffgessen; welches dann wahr zu seyn auch also befunden wird. Welche Vntrew der Menschen (nechst meines Alters vnd Vnvermoͤglichkeit gegen das verzehrende vnd außdruckende Feuer) die ein- tzige Vrsach ist/ daß viel Gutes von mir vnterlassen oder vngethan verbleibet. Zweiffele aber nicht/ daß sich bald einige anmelden/ mein Laboratorium vnter sich theilen/ vnd wo ich auffgehoͤrt/ anfangen/ der Natur Heimlichkeiten weiters nach suchen/ vnd durch Huͤlf- fe meines gezeigten Wegs zum gewuͤnschten Ende gluͤcklich kommen werden. Welches mir dann auch viel lieber seyn wird/ daß meine durch viel grosse Koͤsten/ Muͤhe vnd Arbeit erlangte Secret en bekand/ als fruchtlos mit mir solten begraben werden: darzu ich dann mit Raht vnd That beyzuspringen (der Posterit aͤt zum besten) nach Moͤglichkeit nichts werde ermangeln lassen. Schluß. D Er guͤnstige Leser wird hiermit ersucht vnd freundlich gebeten/ wo- fern ich in diesem Tractaͤtlein etwan an einem oder dem andern Ort (seiner Meynung nach) zu offen geredt/ daß er mir ja nichts in Ar- Y gem Von Tugend vnd Krafft deß Menstrui Universalis. gem auffnehmen wolle. Dann was ich gethan habe/ ist nicht vmb mein selbst eigenes/ sondern vmb meines Nechsten Wolfahrt willen geschehen/ wie ich dann auch nicht zweiffel/ daß alle diejenigen/ welche eines Gottsfuͤrchtigen vñ aufrichtigen Gemuͤts sind/ uͤber meine wolmeynende Schriften viel mehr ein besonder Wolgefallen als Mißfallen tragen/ vnd auch vmb deß geringen styli willen/ die Warheit/ welche an sich selber schlecht vnd gerecht ist/ nicht verachten/ sondern viel mehr die gute Intention (derentwegen dieses gesche- hen ist) beobachten/ defend iren vnd handhaben sollen. Vnd wofern ja der Teuffel/ welcher nicht leiden kan/ daß dem Menschen etwas gutes geschehe) sich vnterstehen solte/ seinen Werckzeug gegen mich zu gebrauchen/ meine Schrifften auß selben Eigen-Ehr vnd Hochmut zu tadeln oder zu verach- ten/ derselb ist allbereit allhier/ wie auch sonsten in meinen andern Schrifften/ schon gezeichnet/ dabey man ihn erkennen kan/ wessen Kind er sey/ oder durch welches Trieb vnd Eingeben er seinen Hochmut beweise/ vnd gegen die be- staͤndige Warheit sich lege vnd streite: vnd der Alten vnfehlbares Sprich- wort/ Ars non habet osorem, nisi ignorantem , bey ihme wahr mache. Weiters so bitte ich auch freundlich/ man wolle doch meiner mit allzuviel vergeblichem schreiben verschonen/ dann es mir vnmuͤglich ist/ ohne meinen Schaden/ jederman auff sein Begehren Raht/ Red vnd Antwort zu geben: wofern aber ja jemand meines geringen Rahts zu seinem guten Vorhaben beduͤrfftig/ vnd mit Manier/ ohne meinen Schaden/ etwas von mir begeh- ren wuͤrde/ demselben zu dienen vnd in Billichkeit zu begegnen/ werde ich nicht vnterlassen. Auch so offer ire ich mich freywillig gegen alle diejenigen/ sowol Grossen als Kleinen/ von welchen mir von meiner Jugend an biß auff diese gegenwaͤrtige Stunde irgends zu eine Gutthat/ wie gering dieselbe auch gewesen/ waͤre erzeiget worden/ vngescheut sich bey mir anzumelden/ welches ich dann nach bestem Vermoͤgen also erkennen werde/ daß er sagen muß/ daß mein guter Raht (dann Geld vnd Gut zu geben hab ich nicht) seine mir er- zeigte Freundschafft vielfaͤltig uͤberwogen/ vnd auch schen vnd spuͤren moͤge/ daß das allerschaͤndlichste vnd abscheulichste von Gott vnd frommen Men- schen auffs hoͤchste verhasste vnd verfluchte Thier Ingratitudo nicht/ son- dern viel mehr ein auffrichtiges Deutsches Gemuͤt vnd Christliche Lieb ge- gen Freunden vnd Feinden vnter meinem doch wohne vnd herꝛsche/ darbey es auff dißmal bleiben soll. ENDE . EXPLICATIO Oder Außfuͤhrliche Erklaͤrung uͤber das vorlaͤngsthin von Johan. Rudolpho Glaubero außgegangenes (Miraculum Mundi) in- titul irtes Tract aͤtlein. Guͤnstiger Leser: D Ie Vrsach/ welche mich dahin bewogen/ diese Explication uͤber mein Miraculum Mundi zu machen/ waͤre wol gut gewesen/ selbe allhie anzuzeigen/ ist auch allbereit vmbstaͤnd- lich vnd zur Nohtdurfft auf dem Pappier gewesen/ vnd hat sollen hierbey gesetzt werden: weil es aber vmb gewisser Vr- sachen dißmal nicht hat seyn koͤnnen/ ist es auff eine beque- mere Zeit versparet vnd auffgeschoben worden/ vnd wird zu seiner Zeit/ wanns Gott gefaͤllt/ auch schon heraußkommen. Doch obiter ein wenig davon zu melden/ kan ich nicht vnterlassen. Erstlich denen damit zu begegnen/ welche meine Schrifften/ insonder- heit das Miraculum Mundi , bey hohen vnd niedrigen Standspersonen verachtet/ vnd faͤlschlich vorgegeben/ als wann es nur blosse/ erdichtete vnd vngegruͤndete opiniones waͤren/ die nicht ins werck koͤnten gestellet wer- den/ ꝛc. Wann nun hiemit die Warheit der gantzen Welt vorgelegt wird/ sie sich dann selber/ wann sie also uͤberwiesen seyn/ auffs Maul schlagen vnd bekennen muͤssen/ daß sie faͤlschlich gegen mich gehandelt vnd mir vnbillicher weis/ meine Ehre abgestolen haben/ ꝛc. Zum Andern hat mich auch darzu bewegt die Arglistigkeit vnd Falschheit boͤser Menschen/ denen zum theil ich auß guter Wolmcynung (weiln ich selbige fuͤr chrliche Leut angesehen) gute Secreten (mit Beding selbige nicht gemein zu machen) gutwillig commu- nic iret/ sondern fuͤr sich vnd mich Nutzen darmit zu schaffen: andere aber/ Y 2 durch An den Leser. durch listige Falschheit auß meiner Bewahrung/ ja schier gar auß meinem Hertzen practic iret vnd entfuͤhret/ vnd jetzo fuͤr ihr Eigenes außgeben/ das Meinige dargegen verachten/ sich selber groß darmit zu machen/ vnd mir Schaden zu thun/ so viel ihnen nur moͤglich/ suchen vnd trachten. Wañ dañ nun allhier bewiesen wird/ daß es meine eigene Inventiones seynd/ solche boͤse vnd treulose Menschen dann bey jedermann bekandt werden/ wie vn- danckbarlich sie mir Gutes mit Boͤsem bezahlen (kan nicht einen Jungen fuͤr solchen boͤsen Menschen/ wie durch Farnern bey Antoni Niesen geschehen/ behalten/ wann er nur eine Ertzprob machen kan/ er verhetzet vnd mir abge- spannet wird) vnd vermeynen also durch solche Jungen alle Secret en auff einmal zu erschnappen/ ist aber weit gefehlet/ wiewol sie in ihrem Sinn stoltz vnd hochmuͤtig werden/ vnd sich nicht schaͤmen/ solche Luͤgen zu sagen/ als wann sie alle meine Secret en weghaͤtten: ist ihnen aber eine schlechte Ehre/ durch solche Hilpersgriffe vnd vnbilliche Weis sich groß zu machen. Es ist aber gewiß/ vnd troͤste mich darbey/ daß sowol der Stehler als Hehler weder Gluͤck noch Segen darbey haben/ Gott aber hingegen mich an einem andern reichlicher segnen werde. Zum Dritten hat mir auch Anlaß darzu gegeben mein Alter vnd Vnpaͤßlichkeit/ weilen ich das Feuer nicht mehr vertragen kan/ vnd auch mit vngetreuen Menschen mich nicht laͤnger schleppen mag: wann dann die Secret en an Tag kommen/ man alsdann meiner hinfoͤrter mit schreiben vnd fragen schonen wird: dann mir nicht moͤglich/ einem jed- wedern auff sein Schreiben zu antworten/ viel weniger in Person zu erschei- nen/ dann ich das Reisen nicht mehr außstehen kan. Zum Vierdten ist die- ses die geringste Vrsach nicht/ weil mir ein vntreuer Copist dieses Tractaͤt- lein vnter der Hand abgestolen/ vnd vielen gegen Gelde zu verkauffen außge- boten/ vnd gemein gemacht/ welches/ so ichs gewahr worden/ fuͤr rahtsam befunden/ selber in den Truck zu geben/ als andere vntreue Menschen hinder mir Kramerey darmit treiben zu lassen/ durch welche communication auch ich der gantzen Welt grossen Dienst zu thun/ vnd nur andern Nutzen zu schaffen/ vermeine/ darnach aber mich der vndanckbaren Welt zu entaͤussern vnd zur Ruhe zu begeben/ ich gaͤntzlich entschlossen: wornach man sich zu richten hat. Anfaͤnglich vnd zuvor ich anhebe die Tugenden vnd Kraͤfften obge- dachten Subjecti Universalis bey jedwedem Punct dasjenige/ so ich ihme zu- Explicatio Miraculi Mundi. zugeschrieben/ zu beweisen vnd wahr zu machen/ ist noͤhtig zu berichten/ wie vnd auff was Weise obernantes Sal terræ seine operation vollbringe/ auff daß der guͤnstige Leser sich nicht darinn confund ire vnd ihm einbilde/ als wann es seine Wirckung allein auff einerley weis vnd wege/ nemlich also ro- he/ wie es an sich selber ist/ vollnbringe/ ꝛc. gar nicht/ sondern es thut seine Wirckung auff dreyerley Weis/ Form vnd Gestalten/ nemlich: Erstlich wird es gebraucht zu vielen Handthierungen vnd Kuͤnsten/ wie es auß der Erden gezogen/ purific iret vnd jederman bekandlich ist. Zum andern Ge- brauch muß es zuvorn durchs Feuer vnd calcination in eine andere vnd fixe- re Substantz veraͤndert werden: wieder zum andern Gebrauch/ muß es zu- vor durch die Hitze deß Feuers in ein fluͤchtiges Wesen oder starck Wasser destill iret werden. Verbringt also diß Subjectum seine Wirckung in ge- dachten drey Gestalten/ als wie es an sich selber ist/ in Gestalt eines Saltzes: zum andern/ in gestalt eines feurigen Liquoris fixi : zum dritten/ in gestaltei- nes fluͤchtigen/ scharffen/ corrosiv ischen Wassers/ wie solches nach vnd nach soll bewiesen werden/ als folgt: Der erste Punct laut also: Erstlich koͤnnen durch Huͤlff dieses Subjecti alle Ertze vnd Bergwercke fundamentaliter prob iret vnd versucht werden/ was sie eigentlich fuͤr Metallen fuͤhren/ auch wie vielerley vnd wie viel eines jedwedern. Diesen ersten Punct nun wahr zu machen vnd zu beweisen/ daß die Ertze fuͤglich durch das Erden-Saltz zu probiren/ wil ich einen Anfang machen/ vnd anzeigen/ auff was Weise solches geschicht: Erstlich so pulveri sire das Ertz gantz klein vnd zart/ es sey gleich ☉/ ☽ oder ♄ Ertz/ vnd mische zu einem Centner deß Probirgewichts drey oder vier Centner calcin irten oder fig irten Salpeter/ mische beydes vntereinander/ thue den- selbén in einen guten Tiegel/ lege einen Deckel darauff/ setze den Tiegel auff ein Fuͤßlein in einen solchen Schmeltz-Ofen/ wie er im vierdten Theil Furnorum beschrieben/ lasse das Feuer allgemach angehen/ vnd lasse das Ertz mit dem Fluß im Tiegel wol fliessen/ wie Wasser/ giesse es auß in ein groß Becken/ vnd laß erkalten/ vnd schlage den Koͤnig davon; ist es Gold/ ☽/ ♀ oder ♄/ so wege denselben auff der Probierwaage/ so findest du/ wie viel ein Centner Ertz ☉/ ☽/ ♀ oder ♄ haͤlt. NB. ♂ vnd ♃ lassen sich auff diese Weis nicht prob iren/ dann das ♂ ist zu vnfluͤssig in einem solchen kleinen Feuer/ das ♃ aber verbrennt sich zu Schlacken/ wegen deß Saltzes. NB. Kommen aber die ☉ vnd ☽ Koͤnige nicht fein herauß/ halten entweder ♀ oder ♄ bey sich/ so muß man solche auff einer Cupellen mit etwas wenig ♄ ablauffen lassen/ biß sie blicken/ so hat man das Metall fein/ welches der rechte Halt ist/ vnd man seine Rechnung darauff machen kan. Y 3 Die Explicatio Miraculi Mundi. Die ♀ vnd ♄ Koͤnige beduͤrffen keines weitern versuchs/ sondern werden gewogen/ vnd fuͤr den rechten Halt erkennet. NB. Wofern aber die Ertze sehr wild waͤren/ vnd in dem ersten schmeltzen keinen Koͤnig geben/ so muß man den Tiegel wieder in den Ofen setzen (wann er noch gut ist) so dann ein oder zwey Stuͤcklein Eisen/ sam̃t demjenigen Ertz/ so keinen Koͤnig geben hat/ (verdeckt/ daß keine Kolen darein fallen) fliessen lassen/ so greifft der wilde Sulphur so in dem Ertze gewesen/ vnd das Metall in einen Koͤnig zu fallen verhindert hat/ das Eisen an/ vnd laͤsst das ☉/ ☽/ ♀ oder ♄/ so im Ertz ist/ fallen/ den giesst man auß in ein Gießbecken/ so faͤllt ein Koͤnig/ welchen man/ nach Erkaltung/ von der Schlacken abschlaͤgt; faͤllt keiner/ so hat das Ertz auch kein Metall gehalten/ wil man aber prob iren/ ob das ☉ auch ☽/ vnd das ☽ ☉/ oder das ♀ oder ♄ ☽ oder ☉ hal- ten/ so koͤnnen die Koͤnige auff Cupellen gepflickt/ vnd hernach mit Aqua forti geschieden werden/ so findet sich/ wie viel eines jedwedern Metalls mit oder bey dem andern ver- mischt ist. Diese Scheidung weitlaͤufftig zu beschreiben/ ist nicht noͤhtig/ dann solches nun- mehr allenthalben bekandt/ vnd bey dem Lazaro Erckher klaͤrlich beschrieben/ welches kei- nes wiederholens bedarff; wird allhier nur angezeigt vnd bewiesen/ daß durch das Ni- trum die Ertze leichtlich vnd geschwind zu prob iren seynd. Jst also hiermit (Gott Lob) der erste Punct bewiesen vnd wahr gemacht/ Gott helffe weiters. II . Deßgleichen auch alle ☽ vnd ☉ Ertze/ auff eine/ ꝛc. Diesen andern Punct betreffend/ ist er vnter andern nutzbringenden nicht der ge- ringste/ sondern einer von den besten/ welchen ich auch allzeit in sonderbarer Geheim ge- halten; seynd mir zu vnterschiedenenmalen viel gute Wort gegeben/ selbigen zu demon- st iren/ darzu ich mich niemaln resolv iren wollen/ vnd solches nicht darumb/ als wann ichs niemand goͤnnete/ vnd diese Kunst mit mir vnter die Erden nehmen wolte; gantz nicht/ sondern nur darumb/ weil schier bey niemand Trew vnd Glauben mehr zu finden. Es ist jetzunder eine Ehre/ viel verheissen vnd wenig halten/ eine Schande aber solches zu halten/ das man verheissen hat: bin etlichmal zu meinem Schaden gewitziget/ wann mir einer honigsuͤsse Wort gegeben/ vnd zehenmal mehr versprochen/ als ich haͤtte begehren doͤrffen/ habe mich uͤberreden lassen/ manches Secretum von mir zu geben; so bald es auß den Haͤnden gewesen/ hat man mir das contrarium bewiesen/ entweder meiner an statt deß versprochenen Recompens eines mit mir gelachet vnd gespottet/ oder aber gar einen Zanck angefangen/ das Werck verachtet/ vnd also mir meine ihm erzeigte Gut- thaten Gottlos belohnet. Folget der Proceß. Mache dir einen Ofen von guten vnd feuerbestaͤndigen Steinen/ so groß oder klein du wilt/ oder deine Arbeit erfordert/ auff folgende Weise: Erstlich solst du ein ablangs Ge- Explicatio Miraculi Mundi. Gewoͤlb vngefehr/ von der Erden an/ einer Ehlen hoch zurichten/ selbige oben mit einer eisernen Blatten oder sonsten starcken feuerbestaͤndigen Steinen eben machen oder be- legen/ welches der Fuß deß Ofens ist. Es soll aber solcher Fuß viermal so lang seyn/ als er breit ist/ wie beygesetzte Figur außweist; Neben diesem Gewoͤlb oder Fuß deß Ofens solst du auch einen Ofen zurichten halb so weit/ inwendig als der Fuß deß langen Ofens breit ist/ vnd solchen vngefehr von dem Lufftfang zwo Elen hoch/ darinn man das Holtz wirfft/ vnd auff selbigen Ofen soll an der Seiten/ da er an den Fuß deß Schmeltz-Ofens stoͤsst/ ein Loch haben/ dadurch die Flam̃ vom Holtze auf die Herde deß Ofens gehen/ vnd selbe erwaͤrmen moͤge; oben soll ein eisener Deckel seyn/ auff daß/ wann man Holtz ein- geworffen/ der Ofen darmit koͤnne bedeckt vnd die Flam̃ gezwungen werden/ seitwarts in den Schmeltz-Ofen zu gehen; der Schmeltz-Ofen aber/ wann der Herd gemacht/ soll nach der Laͤnge in drey Theil oder Cammern getheilt werden/ also/ daß jedwedere Kam- mer viereckicht/ oder die Breite vnd Laͤnge einander gleich werden/ vnd soll zwischen jed- weder Kammer eine Wand seyn/ zu vnterst mit einem Loch/ dadurch die Flam̃ seinen Zug habe in die ander vnd dritte Kammer/ ꝛc. Zwischen der andern vnd dritten Cam- mer soll ebenm̃aͤssig auch ein Vnterschied oder Zwerchwand mit einem Loch seyn/ wie auch die dritte vnd hinderste Kammer soll geschlossen/ vnd ausser seiner Thuͤr nur ein Loch haben/ dadurch die Flam̃ außgehen moͤge: auff der einen Seiten deß Ofens soll auch in jedweder Kammer ein Loch gelassen werden/ dadurch man auff die Herde sehen/ Ertz vnd Metall auß- vnd einnehmen moͤge; vnd sollen die Kammern uͤber ein oder andert- halb Werckschuh hoch nicht seyn; oberhalb derselben soll von guter Erden ein wolbeschla- gener Deckel oder Hut also accommod iret werden/ daß er fuͤglich/ wann es noͤhtig/ durch eine Kranig oder Hebzeug von vnd wieder auff den Ofen moͤge gethan werden. Wann alles so weit verfertigt/ so soll man von guter vnd feuerbestaͤndiger Erden nach rechter Maaß/ nicht zu fett noch zu mager/ einen Herd in die erste Kammer schlagen/ vnd in die zweyte folgende einen Test von Laim oder Holtz-Aschen/ in die dritte Kammer aber einen Herd von guter Erden/ vnd alsdann in Gottes Namen das Feuer in dem Neben- Ofen angehen vnd den Ofen sam̃t den Herd wol außtrucknen lassen: wann solches ge- schehen/ so lege in die hinderste Kammer dein gepuicht/ geschleimt oder zu Schlicht gezo- gen ☉ oder ☽ Ertz/ auff daß solches gemaͤchlich erwarme/ sich abroͤste/ aber nicht schmel- tze/ welches man durch das Register/ so daran ist/ verhindern/ vnd das Feuer groß oder klein machen kan/ nachdem es noͤhtig/ oder das Ertz erfordert oder erleiden kan; vnd sol- len die Ertze bißweilen mit einem Hacken beweget oder vmbgekehret werden/ auff daß sie allenthalben durchauß wol geroͤstet. Jn die erste Kammer soll man so viel ♄ legen/ als der Herd tragen oder fassen kan/ vnd wann dasselbe wol treibt/ immer einen Loͤffel voll deß geroͤsten Ertzes auß der hindersten Kammer nach dem andern auff das treibende Bley tragen/ solches mit einem eisernen gluͤhenden Hacken vmbruͤhren/ vnd so lang dar- auff stehen lassen/ biß daß das Bley das Metall an sich gezogen/ alsdañ man die Schla- cken mit einem darzu gemachten eisernen Hacken abziehen vnd beyseits legen/ vnd wie- derumb Explicatio Miraculi Mundi. derumb ander geroͤstet Ertz auff das treibende Bley tragen/ vnd mit schmeltzen/ vmbruͤhꝛ- vnd Abziehung der Schlacken also verfahren/ wie zu erst/ vnd solche Arbeit kan man so lang treiben/ als man Ertz hat/ oder den Herd halten wil/ vnd wann das ♄ in waͤhren- der Arbeit von dem Ertz zimlich ☽ oder ☉ haltig worden (welches man vernehmen kan/ wann man mit einem kleinen Loͤffelein eine Prob außnim̃t/ vnd ins klein probirt auf der Cupellen) so soll man auff demselben ein wenig Salpeter verbrennen/ vnd solches zu zwey oder dreymalen thun/ so reiniget sich das Bley/ wird weiß vnd geschmeidig/ vnd gehet gern hernach auff dem Test ab/ vnd raubet nicht/ welches sonsten geschaͤhe/ wann es nicht durch den Salpeter waͤre gereinigt worden/ das ♄ darinn das ☽ vnd ☉ gezogen/ auß dem Herd mit einem grossen Loͤffel außzuschoͤpffen/ vnd den Herd/ so von Aschen ge- macht/ in der mittlern Kammer darmit anfuͤllen/ einen Balg darauff richten/ vnd die Glut auff die eine Seiten blasen/ vnd nach Gebrauch deß gewoͤhnlichen Abtreibens das Bley zu Glett machen/ vnd hernach den Gold- oder Silber-Kuchen außnehmen/ vnd folgends auff guten Testen vnter den Muffeln fein vnd rein machen: kan also in diesem Ofen mit einem Feuer dreyerley Arbeit verrichtet werden/ wird viel mehr an Gold vnd Silber erhalten/ als auf andere Weise: das Geblaͤs raubet viel Metall/ vnd verbrennet solches auch zu Schlacken/ welches eine sittsame Flamme von Holtz nicht thut; die ange- zogene Schlacken laͤsst man durch einen hohen Ofen gehen/ ist noch etwas Bley darin- nen/ so wird es erhalten/ vnd kan zu voriger Arbeit/ nemlich in der ersten Kammer (die Ertze darmit anzusieden/ ihnen ihr Gold vnd Silber zu benehmen) gebraucht werden/ gehet also auff diese Weise nichts verlohren/ sondern wird nicht allein mehr an Gold vnd Silber erhalten/ sondern auch viel Kolen ersparet. Es sollen aber dieser Oefen allzeit zween oder mehr (wann deß Ertzes viel ist) in einem Laboratorio stehen/ damit/ wann in einem laborirt wird/ man den andern verbessern oder neue Herde wieder einsetzen kan. Dieser modus ist uͤberauß gut/ vnd foͤrderlich die ☉ vnd ☽ Ertze zu schmeltzen/ wie auch ☽ haltende Bley-Ertze/ vnd solches ohne Kolen vnd starckes Geblaͤs/ sondern allein durch eine Holtzflam̃. A. ist der Fuß deß Ofens/ B. C. D. die 3. Kammern/ E. F. G. die 3. Thuͤr der Kammern/ dadurch man das Ertz vnd Metall ein- vnd außnehmen kan/ H. der Deckel oder Hut deß Ofens/ I. die Lufftloͤcher oder Register/ dadurch man die Flam̃ regiret/ K. die drey Loͤcher in den Zwerchs-Waͤnden oder Vnterschieden der Kammern/ dadurch die Flam̃ gehet/ die Kammern vnd Herd zu hitzen/ L. der Neben-Ofen/ darein man das duͤrre Holtz wirfft/ M. sein Aschenloch/ N. sein Deckel/ O. das Neben-Loch/ da- durch die Flam̃ in die Kammern gefuͤhret wird/ P. Hacken/ darmit man die Ertze im roͤsten kehret/ vnd die Schlacken vom Bley zeucht/ Q. ein Loͤffel/ darmit man die geroͤste Ertze auff das treibende Bley traͤgt/ vnd das guͤldische oder silberige Bley auß dem er- sten Schmeltzherd auff den andern Treibherd schoͤpffet/ R. Zangen darmit man den Blick ☉ oder ☽ Kuchen auß dem Treibherd hebet/ S. Ofen/ darinn man die ☉ oder ☽ Kuchen fein brennet/ T. die Testen/ V. Muffel. NB. Es koͤnnen die Werck/ so auß dem ersten Herd oder Kammern kommen/ auch gantz fein in der andern Kammer getrie- ben Explicatio Miraculi Mundi. ben werden/ wann man wil/ ist aber doch besser auff besondern Testen vnter Muffeln. NB. Diesen Punct betreffend/ so ist mehr daran gelegen/ als mancher ihme ein- bilden moͤchte/ dann in vnserm Vatterland an vielen Orten herꝛliche ☉ vnd ☽ Ertze haͤuffig gefunden/ welche aber mehrern theils nicht zu recht gebracht werden/ theils weiln sie auff gemeine Weis vnd Art im schmeltzen zu wenig geben/ vnd die Vnkosten nicht er- tragen koͤnnen/ theils weiln ihr Halt noch nicht bekandt/ vnd also ligen bleiben/ welche mit grossem Nutzen auff diese Weis waͤren gut zu machen. Es seynd mir solche Ertze an vielen Orten bekandt/ die ich nach gemeiner Prob gantz arm gefunden/ auff meine Weis aber gantz reich. Hungarn/ Boͤheimb/ Kaͤrndten/ Steuermarck/ Saltzburg vnd Tyrol was habt ihr fuͤr maͤchtige Schaͤtze in euren Landen/ die ihr nicht geniesset/ vnd doch leichtlich zu erlangen waͤren: Was hat Meissen/ Thuͤringen/ Braunschweig vnd Fichtelberg fuͤr verborgene Schaͤtze/ die niemand zu Nutzen kommen; ein jedweder Ver- staͤndiger wird leichtlich mercken koͤnnen/ was fuͤr ein grosser Vnterscheid zwischen dem bekandten schmeltzen der Ertze vnd dem meinigen sey/ wann ers wol betrachtet. Bley- Ertz darff keiner grossen Kunst zu schmeltzen/ ist auch das Metall nicht theuer/ vnd ge- schicht so viel Schaden nicht/ wann etwas davon im schmeltzen mit dem Feuer verbrand wird/ oder zuruͤck bleibt/ deßgleichen die ♀ Ertze zu schmeltzen auch sehr gemein ist durch hohe Oefen vnd starckem Geblaͤs/ ☉ vnd ☽ Ertze solte man billich nicht also verschmie- ren/ sondern mit besserm Verstand tract iren/ so wuͤrde man auch desto groͤssern Nutzen darvon erlangen/ als bißhero geschehen: dann alle ☉ Ertze/ wann sie nicht gediegen in einem Quartz- oder Hornstein/ stehen gemeiniglich in einem Kies/ Eisenschuß/ oder an- dern wilden Berg-Art/ darbey sich auch offtermals Antimonium, rohter Schwefel vnd Arsenicum mit dem Gold-Ertz vermenget/ bricht/ wie sonderlich diejenige in Kaͤrndten vnd angraͤntzenden Orten: Wie kan ein solches Ertz ohne Schaden/ auf bekandte Weis/ wann solches auff blossen Kolen geschmeltzet wird/ das seinige geben/ was es hat oder geben solte/ es sey gleich geroͤstet oder nicht: wann es auff die Kolen kom̃t/ vnd das starcke Geblaͤs darein gehet/ so fleucht das vnzeitige Theil davon/ vnd raubet das Gute mit sich/ das uͤbrige wird zu Schlacken; dann wann man schon Bley vorschlaͤgt/ Bley-Ertz oder Glett zuschlaͤgt/ so halten sie doch nicht beysammen/ sondern das Bley schmeltzt leichtlich/ rinnet davon/ vnd laͤsst das Ertz zuruͤckt/ welches mit starckem Geblaͤs zu Schlacken wird/ welche viel Gold behalten/ so dann zu nichte wird mit demjenigen/ so im Rauch auffge- gangen/ das wenigste Theil nur in das vor- oder zugeschlagen ♄ gehet vnd behalten wird. NB. Auf meine Weis aber muß sich das Ertz geben/ vnd sein Gold von sich lassen/ wañ es mit ♄ wol incorpor irt/ vnd das fluͤchtige samt dem fixen behalten wird: dazu raubet eine uͤberhinstreichende Flam̃ auch nichts/ vnd kan auff solche Weis kein Metall zu nichte werden; daß deme also sey/ wil ich durch ein Gleichnuͤß beweisen: Man versuche oder probire ein wild ☉ oder ☽ Ertz/ auff welche Weis man wil/ vnd mercke den Halt/ ver- suche hernach solches Ertz ins grosse auff den Kolen/ so wird er bey weitem nicht finden/ was in der kleinen Prob gefunden/ da er doch ein mehrers haͤtte bekommen sollen/ weiln Z ein Explicatio Miraculi Mundi. ein starckes Feuer mehr Gewalt hat als ein kleines in die Ertze zu wircken/ welches allein die Vrsach ist/ weiln er ins groß einen andern vnd violent ern modum (den wilden vnd fluͤchtigen Ertzen zu wider) gebrauchen muß: Auff meine Weis aber wird er gewißlich so viel/ wo nicht ein mehrers/ als er im kleinen gesunden/ erlangen. Noch einen andern modum wil ich zum Beweis hieher setzen/ daß beyweitem auf das gemeine vnd bekandte schmeltzen der Ertze nit alles Metall heraußkom̃e/ oder behalten werde/ sondern bißweiln kaum die Helffte oder dritte Theil erlanget wird/ thun ihm also: Nimb zu einem Cent- ner kleingerieben Ertzes deß klein granul irten ♄ (so durch Schwingung in einer hoͤltzern Multer bereitet worden) 6. 8. 12. biß in 16. oder 18. Centner/ nachdem das Ertz es noͤhtig hat/ mische das Ertz wol vnter den Bleystaub/ trage solches mit einem kleinen Loͤffelein auff eine wol-außgegluͤhete Cupellen/ die vnter einem Muffel steht/ gib starcke Hitze/ so zeucht das Bley alles Metall auß dem Ertze zu sich/ vnd wirfft eine Schlacke von sich/ die sich oben auff das treibende Bley setzet; wann solches geschehen/ so solt du ein klein gluͤ- hend eisern Haͤcklein haben/ mit welchem du die Schlacken auff dem Bley wol vnter- einander ruͤhren kanst/ auff daß/ wann etwan noch etwas gutes in der Schlacken waͤre/ das Bley solches in dem uͤmbruͤhren auch begreiffen vnd in sich nehmen koͤnte; darnach lasse die Schlacken noch ein wenig auff dem Bley heis werden/ auff daß dieselbe wol zu- sammenfliessen/ alsdann regier das Feuer etwas kaͤlter/ so werden die Schlacken dicker/ vnd lassen sich abziehen mit dem eisernen Haͤcklein/ welches Haͤcklein aber voran etwas breit vnd rundscharff seyn soll/ auff daß man von der Cupellen allenthalben die Schla- cken fein sauber abnehmen kan/ welche man fleissig bewahren soll/ auff daß nichts davon verloren/ vnd die Prob falsch werde. Wann dieses geschehen/ so laß das uͤbrige Bley auff der Cupellen mit rechter Hitz abgehen/ so bleibt das Gold oder Silber/ so der Cent- ner Ertz bey sich gehabt/ darauff stehen/ welches Korn man auch abnimt vnd bewahret. NB. Jndem du die Ertz-Prob machest/ so kanst du zugleich noch ein andere Cupellen gleicher groͤsse vnd schwere auch einsetzen/ vnd so viel deß Bleyes/ so zu dem Ertz gesetzt worden/ fuͤr sich allein/ ohne Ertz/ abgehen lassen; was dann fuͤr ein Korn darauff sitzen bleibt/ soll gegen das ander/ so auß dem Ertz kommen/ abgezogen werden/ der Rest so bleibt/ ist der Halt deß Ertzes/ darnach solst du die beyde Cupellen gegeneinander abwe- gen/ vnd wie viel diejenige/ darauff das Ertz abgangen/ schwerer seyn wird als diese/ darauff das Bley allein abgangen/ so viel ♄ oder ♀ hat der Centner Ertz bey sich/ vnd so viel ☽ oder ☉ als das Korn wigt/ so auff der Cupellen geblieben/ vnd so viel Schlacken als mit dem Haͤcklein abgezogen worden. NB. Moͤchte einer einwerffen vnd sagen/ es koͤnten die Schlacken von der Cupellen so gar nett vnd fein nicht abgenommen werden/ es bleibe noch etwas daran hangen? Antwort: Ob schon nicht solten auffs allersaͤuber- ste die Schlacken von der Cupellellen koͤnnen abgenommen werden/ welches doch wol seyn kan/ wann man fleissig darmit vmbgeht/ dann die Schlacken so man abziehet/ nicht lauter Schlacken sind/ sondern auch noch etwas Bley halten/ welches leichtlich so schwer vnd schwerer seyn kan als die Schlacken/ so auff der Cupellen haugen blieben/ vnd nicht haben Explicatio Miraculi Mundi. haben koͤnnen abgenommen werden/ vnd ist dannoch die Prob richtig vnd gut. Wann du nun in dem grossen schmeltzen so viel ☽ oder ☉/ ♀ oder ♄/ ( NB. ♂ vnd ♃ lassen sich auff diese Weis nicht probiren) als wie die kleine Prob gezeigt hat/ nicht findest/ so mache deine Rechnung/ daß du nicht recht seyest damit vmbgangen/ vnd der Abgang entweder im Rauch weggangen/ oder in Schlacken verbrant sey. Weil nun an solcher Prob sehr viel gelegen/ vnd das grosse Schmeltzwerck darnach muß angestellet werden/ so wil ich zum uͤberfluß selbige Arbeit besser erklaͤren: Gesetzt/ ich naͤhme 2. Cupellen/ welche in eine Form geschlagen/ wige selbige gegeneinander/ ist die eine etwas schwerer als die andere/ so schabe ich mit einem Messer entweder oben oder vnten ein wenig davon/ vnd mache sie gleich schwer/ darnach setze ich beyde neben oder hintereinander vnter die Muffel/ wann sie gluͤhend/ so trage ich auff eine das Ertz/ mit dem granul irten ♄ vermischt/ vnd auff die andere das granul irte ♄ allein/ laß beyde trei- ben; von dieser da das Ertz auff ist/ ziehe ich die Schlacken zu rechter Zeit/ vnd laß bey- de abgehen. Gesetzt/ ich habe zu einem Centner Ertz zwoͤlff Centner ♄ genommen/ vnd auff der andern Cupellen auch zwoͤlff Centner ♄ lassen abgehen/ vnd hat ein jedwedere leere Cupellen drey Loht/ nach dem Pfundgewicht gewogen/ vnd finde auff dieser Cupel- len/ da das Ertz abgangen ist/ ein Korn ☉ oder ☽/ so nach dem Probir-Gewicht schwer ist neun Loht/ vnd auff der andern Cupellen ein Korn ☽/ das drey Loht wiegt/ welches die zwoͤlff Centner Bley geben haben. Weil ich dann zu dem Ertz auch zwoͤlff Centner ♄ gesetzet/ so haben dieselbe zwoͤlff Centner ♄ auch drey Loht geben/ welche ich von den neun Lohten abziehe/ so bleiben sechs Loht ☽ oder ☉/ welches der Centner Ertz geben hat. NB. Wann ich nun wissen wil/ ob das Ertz auch ♄ oder ♀ gehalten/ vnd wie viel/ so lege ich beyde Cupellen gegeneinander in die Waag/ vnd siehe/ wie viel diejenige/ dar- auff das Ertz abgangen ist/ schwerer wigt als diese/ darauff das ♄ allein abgangen/ so viel kan ich sagen/ daß an ♄ oder ♀ neben dem ☉ oder ☽ auch bey dem Ertz gewesen ist. Gesetzt/ diejenige/ darauff das Ertzabgangen ist/ wigt dreissig Pfund (nach dem kleinen Probgewicht) schwerer als diejenige/ darauff das ♄ allein abgangen ist/ so bin ich versi- chert/ deß so viel ♄ oder ♀ in dem Ertz neben dem ☽ vnd ☉ gewesen ist/ (dann ♂ vnd ♃ gehen nicht in die Cupellen/ sondern geben Schlacken/ ☉ oder ☽ aber bleibt auff der Cupellen stehen) das uͤbrige Gewicht/ nemlich die siebentzig Pfund beynahe alles in Schlacken gefunden/ dann wenig im Rauch weggehet. Auff diese Weise kan man ge- wahr werden/ wie viel ein jedweder Centner ♀ oder ♄ Ertz gut ♀ oder Bley halte/ es sey gleich auch ☉ oder ☽ darbey oder nicht/ darnach man seine Rechnung machen kan/ ob es die Kosten ins Groß außtrage oder nicht/ vnd wie viel uͤberschuß man haben moͤge: Dieses ist ein sehr curiose Prob auff ☉ vnd ☽ zu gebrauchen/ was man in dieser findet/ muß auch in grossen heraußkommen/ oder es mangelt an der Arbeit. Zu ♀ oder ♄ Ertzen ist solches ins Groß nicht zu gebrauchen/ obwol man gewiß dadurch ersehen kan/ wie viel im Centner sey; dañ beyde Metallen sich leichtlich im Feuer verbreñen/ vnd zu Schlacken werden/ welches ☉ oder ☽ nicht thun/ wann man recht damit vmbgehet: Jst nur allhie Z 2 an- Explicatio Miraculi Mundi. angedeutet/ auff daß man gewiß wissen kan/ wie viel eigentlich ♀ oder ♄ in einem Cont- ner ♀ oder ♄ Ertz stehet/ welcher Halt aber ins Groß vnmoͤglich auff die bekandte Weis herauß zu bringen; dañ solche weiche vnd sulphuri sche Metallen im grossen Feuer einen mercklichen Abgang leiden/ weil einen Theil das starcke Geblaͤs wegjagt/ vnd ein Theil zu Schlacken wird; auff meine Weis koͤm̃t man sehr nahe bey/ vnd treibet wenig zuruͤck. Sonsten ist mir noch ein anderer vnd viel besserer modus bekandt/ die ☉/ ☽/ ♀ vnd ♄ Ertze mit sonderbarem Vortheil zugut zu machen; weil aber in dem Miraculo Mundi solcher Arbeit nicht gedacht worden/ also bleibe ich dißmal still davon. Auch ist mir be- kandt/ auß den gantz armen ♀ Ertzen/ da allenthalben solcher genug zu finden/ welche die Baukosten nicht zahlen/ ohne sonderbare Muͤhe vnd Kosten alles ♀ so darinn ist/ rein herauß zu ziehen/ vnd guten Nutzen darmit zu schaffen/ also/ daß kaum ein Pfund ♀ in hundert Schlacken zuruͤck bleibt vnd zunichte wird. III . Alle fluͤchtige vnd vnzeitige ☉ vnd ☽ Ertze/ ꝛc. Diese figir ung ist ein sonderbares Secret, alle fluͤchtige/ gantz wilde Antimoniali sche/ Arsenicali sche/ Koboltische Ertze/ so ins gemein wenig ☉ geben/ zurecht zu bringen: dañ wann die Ertze viel Arsenici, Antimonii oder Auripigmenti fuͤhren/ vnd auff gemeine Weise geroͤstet werden/ so raubt der Arsen. oder Auripigm. viel von dem Gold im Rauch hinweg; schmeltzt man dieselbe ohne vorhergehende Roͤstung/ so raubet das Geblaͤs noch mehr/ zeucht man dann von solchem Ertz den gelben oder rohten Schwefel/ Arsenicum, oder andere rauberische Substan tzien in verschlossenen irdenen Geschirren/ wie ihrer viel thun/ so verbrennt sich das Ertz auff solche Weis/ vnd verlieret seinen Fluß vnd Ingress in das Bley/ daß viel ☉ zu Schlacken wird vnd verloren geht; deme nun vorzukommen/ habe ich diese Weis gut befunden: Man mischt vnter ein Theil deß gepichten oder ge- schlichten Ertzes einen halben Theil Salpeter/ zuͤndet solches mit feuergluͤhenden Kolen an/ laͤsst es verpuffen/ so verbrennet der Salpeter den meisten Theil deß rauberischen Schwefels/ vnd fig iret den uͤbrigen/ daß er das ☉ so viel nicht mehr raubet/ vnd behaͤlt seinen Fluß vnd ingress in das Bley/ wann es in dem vorhergehenden beschriebenen Ofen auffs Bley getragen vnd angesotten wird/ vnd gibt alles ☉ vnd ☽ von sich/ so es in sich gehabt/ gar gern/ vnd wird nichts verloren. Allhier moͤchte mancher einwerffen vnd sagen: Wann man auff diese Weise schon mehr ☉ erhalten solte/ so wuͤrde der Salpeter das Werck vertheuren/ welches ich dann auch bekenne/ wann man den Sal- peter theuer erkauffen solte; wann man aber solchen selber durch Kunst zu zeugen weiß/ so gestehet er gar wenig/ vnd kan diese Roͤstung oder fig irung mit gutem Nutzen darmit verrichtet werden. IV . Item, durch Huͤlff dieses Subjecti kan auch/ ꝛc. Dieser modus, das ☉ vnd ☽ von allen Zusaͤtzen leichtlich vnd geschwind rein zu ma- Explicatio Miraculi Mundi. machen/ ist ein sehr nuͤtzliche vnd noͤhtig-zuwissende Kunst allen denen/ die mit Metallen vmbgehen; geschicht viel geschwinder als durch das cupell iren oder abtreiben mit Bley/ kostet aber etwas mehrers/ wegen deß Salpeters/ ist aber eine lustige Arbeit/ vnd ge- schicht also: Man setzt einen Tiegel deß vnreinen ☉ oder ☽ in einen solchen Ofen/ wie ich im vierdten Theil Furnorum beschrieben/ laͤsst es schmeltzen/ vnd wirfft etwas Re- guli antimonii darein/ viel oder wenig/ nachdem das ☉ vnrein ist/ vnd dessen zu seiner Waschung viel oder wenig vonnoͤhten hat. Wann alles im Tiegel klar fliesst/ so wirfft man einen guten Salpeter nach vnd nach auch hinein zu dem Metall/ vngefehr so viel/ als Zusatz bey dem ☉ ist/ laͤsst solchen wol mitfliessen/ so ziecht der Salpeter den Regul. antim. so dem ☉ zugesetzt worden/ in sich/ vnd wird also mit vnd durch den Reg. antim. zugleich auch die andere Wildigkeit/ so das Gold bey sich gehabt/ mit herauß gezogen/ vnd wird zu Schlacken/ vnd gehet dieser Proceß nicht allein auf die vnreine vngeschmei- dige Gold vnd Silber/ sondern laͤsset sich auch wol thun mit solchem ☉ vnd ☽/ darbey Kupffer/ Eisen/ Bley/ Zin/ Wißmut/ Messing oder andere metalli sche oder minerali- sche Dinge kommen seynd/ vnd sonderlich das Zin/ welches sich durchs Bley sehr vngern von ☉ vnd ☽ ohne Verlust oder Schaden wieder scheiden laͤsst. Auff diese Weise aber geschicht es gar leicht vnd geschwind; auff daß man mich aber desto besser verstehe/ vnd weniger in der Arbeit fehle/ wil ich den Proceß vmbstaͤndig hierbey setzen: Gesetzt/ es waͤre vnter einem Pfund ☉ oder ☽ zwey Loht Kupffer vnd drey Loht Zin/ welche ich gern davon haben wolte/ vnd wann es mit dem Bley auff bekandte Weise geschehen solte/ durch ansieden vnd abtreiben/ so muͤste man auffs allerwenigste dreissig oder viertzig Loht Bley darzu haben/ vnd wuͤrde doch ein Theil ☉ oder ☽ verloren; auff meine Wei- se aber setze ich den zwey Lohten ♀ vnd drey Lohten ♃ nur fuͤnff Loth Reguli Antimonii zu/ vnd ziehe den Regul. antim. mit dem Zusatz deß Kupffers vnd Zins durch/ oder mit dem Salpeter davon/ welches in einem Tiegel innerhalb einer Stund geschehen kan/ da doch auff gemeine Weise mit ansieden vnd abtreiben auff den Testen/ solches kaum in zehen oder zwoͤlff Stunden haͤtte geschehen koͤnnen/ vnd wird von den Zusaͤtzen gantz nichts verloren/ bleibet alles in den Schlacken/ auß welchen man hernach sowol das ♃ als ♀ vnd Regul. antim. wieder haben kan/ wann man nemlich die Schlacken/ darinn das ♀/ ♃ vnd Regul. antim. ist/ wieder in den Tiegel thut/ vnd ein klein Koͤlchen darzu leget vnd verdeckt/ ein Viertelstund fliessen laͤsst/ außgiesset/ so findet sich im Boden deß Gießbeckens wieder ein klein Koͤniglein/ darinn das uͤbrige ☽ oder ☉ seyn wird/ so die Schlacken geraubet/ muß auff einer Cupellen fein gemacht werden; wann es nicht fein waͤre/ so wirff zu den geschmoltzenen Schlacken wieder ein Koͤlchen/ vnd laß zusammen wol fliessen/ so wird wieder ein Koͤnig fallen von ♀/ das ♃ vnd ♂ verbleibt in den Schla- cken/ vnd laͤsst sich weder mit Kolen oder anderer Kunst gantz nicht in einen Koͤnig fallen; wann man aber solche Schlacken durch einen Stich-Ofen gehen laͤsst/ so geben sie auch das ♃ herauß/ vnd viel besser als es zuvorn gewest. Dieses ist nicht allein ein sehr lusti- ger/ kuͤnstlicher vnd geschwinder Proceß/ das ☉ vnd ☽ von allen Zusaͤtzen bald fein vnd Z 3 rein Explicatio Miraculi Mundi. rein zu machen/ vnd stecket sonsten hinter dieser Arbeit ein groß Geheimnuͤß/ weil ich aber allhie vor mich genommen/ allein dasjenige zu beweisen/ daß es wahr vnd natuͤrlich sey/ so in dem Miraculo Mundi gedacht/ als hat es auch billich auff dißmal sein verbleiben/ vnd was allhier abgekuͤrtzt/ bey den andern folgenden Processen erklaͤret vnd gut gemacht wird. V. Von altem Bruchzin das zugesetzte Bley/ ꝛc. Dieser Proceß kan auch sehr wol durch den Salpeter verrichtet werden/ nemlich also: Man macht das ♃/ darinn ☉ oder ☽ ist/ durch das schwingen/ in einer mit krei- den-bestrichener Moltern/ zu einer Aschen/ gleich wie man das Bley zurichtet/ die Ertze d am it anzusieden/ vnd mischet so viel klein-gepuͤlverten Salpeter darunter/ thut die Mixtur in einen feuer-bestaͤndigen starcken Hafen/ setzt etliche Sublimir- Haͤfen darauf/ vnd zuͤndet die Mixtur in dem Hafen (welcher vnter den Sublimir- Haͤfen ein klein Loͤch- lein haben soll) mit einem gluͤhenden Traht an/ so faͤngt die Massa an zu brennen/ vnd gibt viel Flores von sich in die Sublimir- Haͤfen/ das uͤbrige ♃ vnd Salpeter/ so in dem Hafen geblieben/ nimb auß/ vnd schmeltze solches in einem Tiegel/ ist viel Bley darbey gewest/ so wird es sich sam̃t dem ☉ vnd ☽ zu boden deß Tiegels setzen/ das ♃ aber sam̃t dem Salpeter zu Schlacken werden/ welche/ wann die geschmoltzene Massa in einen Gießpuckel gossen wird/ sich von dem Bley-Koͤnig scheidet/ vnd nach der Erkaltung da- von kan geschlagen werden/ welcher Bley-Koͤnig mit Zuthuung mehr anderes Bleyes muß versetzet/ vnd in einem guten Tiegel mit Salpeter geschlacket werden/ so bleibt nur ein kleiner Bley-Koͤnig/ welcher das ☉ vnd ☽ bey sich hat/ so bey dem ♃ gewesen. Diese letztere vnd auch erstere Schlacken kan man durch das Geblas in einem Stich-Ofen re- duc iren/ so erlanget man wiederumb sein Zin/ welches viel besser/ haͤrter vnd weisser ist/ als es zuvor gewesen; das machts/ weil der Salpeter ein theil deß verbrennlichen Sul- phurs verzehret hat/ vnd zugleich auch das Bley davon geschieden worden. Dieser Pro- ceß/ ob er schon nicht mit grossem Vortheil geschicht/ so siehet man dannoch die Moͤglich- keit; wer aber wol weiß darmit vmbzugehen/ wird keinen Schaden davon haben/ dann die Flores, so mit der Zinderung sich sublim iren/ mehr werth seyn als der Salpeter vnd das Zin/ dann selbige zu einer guten Medicin koͤnnen bereitet werden/ vnd auch bey den allerschoͤnsten Carmesin-Farben viel werth seyn/ weil sie die Consinilli uͤber die massen verhoͤhen/ vnd dem Duch einen bestaͤndigen glaͤntzenden vnd feurigen Grund machen. VI . Gleicher weis kan darmit auß allem Wißmut/ ꝛc. Dieses Stuͤck ist nicht so gering/ als man es vielleicht dafuͤr ansehen moͤchte; dann noch niemand gewesen/ welcher solches ins werck gerichtet/ vnd doch leichtlich geschehen kan/ also: Man schmeltzet in einem Tiegel den Wißmut/ vnd wirfft den Salpeter nach vnd nach darauf/ so viel biß aller Wißmut davon zu einer Schlacken oder gruͤnen Glas wor- Explicatio Miraculi Mundi. worden ist/ gieß die Massam auß in einen Gießpuckel/ so setzt sich das ☽ in einem Koͤnig zu boden/ welches in dem Wißmut gewesen/ die Schlacken aber von dem Wißmut thut man wieder in den Tiegel/ vnd legt eine Kolen darein/ laͤsst es eine Stund zusammen fliessen/ so wird der Wißmut meist wieder aller lebendig oder corporali sch/ vnd leidet man wenig Abgang. Wer nun den Salpeter selber machen kan/ vnd nicht theuer kauffen darff/ der kan einen guten Nutzen darvon haben/ sonsten nicht: wird allhier nur bewie- sen/ daß durch das Erd-Saltz solches kan verrichtet werden/ wie ihme zu thun zugelegt worden. VII . Item kan auß dem alten Kupffer viel Silber geschieden/ ꝛc. Dieses wahr zu machen/ daß auß dem Kupffer durch das Erd-Saltz ☽ kan gezogen werden/ wird also gethan: Man setzt dem Kupffer so schwer Reg. Antimonii zu/ als es wigt/ schmeltzt beyde zusammen/ vnd wirfft nach vnd nach so viel Salpeter zu/ biß alles Kupffer sam̃t dem Reg. Antimonii zu einer gruͤnen Schlacken worden ist/ darnach gibt man staͤrcker Feuer/ so fleusst selbige Schlacken wie Wasser/ vnd setzt einen Koͤnig von sich/ welcher/ ob er schon nicht gantz fein waͤre/ kan selbiger mit ein wenig Bley auf einer Cupellen abgehen/ so gibt er das ☽/ so das ♀ bey sich gehabt. NB. Dieser Proceß ist warhafftig/ vnd wird nimmer fehlen; daß man aber darmit Reichthumb solte koͤnnen erwerben/ sage ich nicht/ sondern beweise allein wahr zu seyn/ was ich dem Erd-Saltz in dem Miraculo Mundi zugeschrieben habe. NB. Wer aber die Schlacken/ das ist/ das ♀ vnd Reg. Antim. mit dem Saltz fig iren/ oder zu Amauhen schmeltzen kan/ auff daß dieselbe nicht verloren werden/ der thut keine vergebliche Arbeit; sonsten kan man auff die Schlacken/ davon das ☽ geschieden/ eine Kole werffen/ vnd eine halbe Stund flies- sen lassen/ so setzt sich der Reg. Antimonii sam̃t dem ♀/ so der Salpeter zu Schlacken gemacht/ wieder in einen Koͤnig/ vnd kan wieder gebraucht werden; so man aber damit weiß vmbzugehen/ kan auß beyden/ nemlich dem Reg. Antim. vnd Kupffer (nachdem sie abgesuͤst seyn) eine gruͤne Mahlerfarb gezogen werden/ bezahlt es auch die Muͤhe/ vnd ist der Gewinn desto besser. VIII . Ein jedweder gemein Silber in wenig Stunden/ ꝛc. Diese Arbeit oder gradation deß Silbers geschicht durch Huͤlff eines minerali- schen Sulphuris, nemlich des Martis vnd Antimonii, auff diese Weise: Man setzt dem ☽ so viel Reg. Antim. Martialis bey/ vnd scheidet den Regulum durch das Nitrum wie- der davon/ (welche Arbeit vngefehr in einer Stund geschicht) setzet dem bleibenden Sil- ber wieder so viel Reg. bey/ vnd ziecht denselben wieder davon/ thut solches zu 5. 6. 8. oder zehenmal/ (welches alles in einem Tag geschehen kan) loͤst hernach das ☽ mit einem Aq- fort. auff/ so bleibt das ☉ ligen/ welches das Nitrum durch Huͤlff deß Reg. Antimonii hinein gebracht hat/ muß abgesuͤsst/ vnd mit Borras zusammen gefloͤst werden; gibt gut ☉/ Explicatio Miraculi Mundi. ☉/ hoch am Grad; daß aber solches ☉ so viel werth seyn solte/ als der Regul. vnd Ni- trum gekostet/ wird schwerlich seyn/ so man aber das Nitrum selber machen oder vmb- sonst haben kan/ gibt es einen ehrlichen Nutzen; aber noch besser/ wann man die abgezo- gene Schlacken weiters zu gebrauchen weiß/ welches allhier nicht gesucht/ sondern allein bewiesen wird/ daß das ☽ durch Huͤlff deß Reg. Antim. Martialis in ☉ kan grad iret werden. IX . Das ☉ vom ☽ vnd auch andern Zusaͤtzen/ ꝛc. Dieser modus, die Metallen von einander zu scheiden im Guß/ vnd ohne Cupel- len fein zu machen/ ist ein uͤber auß-schoͤnes vnd nuͤtzliches Secretum, dadurch man viel Zeit vnd Kosten in Scheidung der Metallen ersparen kan/ vnd gantz kein Abgang dar- bey zu befahren/ bißhero noch von niemand als von mir practic iret worden/ vnd verhaͤlt sich der Proceß also: Erstlich muß man das gemischte oder von vielen Metallen oder Minerali en zusammengesetzte Metall granul iren/ die Grana mit vierdtem Theil gepuͤl- vertem Schwefel naß anmengen/ vnd in einem ver lut irten Tiegel verzunderen/ nach der Kunst Gebrauch/ wann solches geschehen/ den Deckel darvon thun/ das gezuͤnderte Metall mit vierdtem Theil Antim bedecken. NB. So aber gar viel ♂/ ♀ oder ♃ dar- bey waͤre/ muͤste man auch mehr Antimon. darzu nehmen/ welches die vnvollkommene Metallen zu sich ziehen koͤnte. Wann nun die Massa mit dem Antim. wol geflossen/ so wirfft man ein wenig truckenen vnd gepuͤlverten wolgelaͤuterten Salpeter darauff/ laͤsst solchen darmit fliessen/ giesst die Massam in ein Gießpuckel/ laͤsst sie erkalten/ schlaͤgt den Koͤnig davon/ wañ es einen geben hat/ dariñ das meiste ☉ seyn wird/ so die Massa in sich gehabt. NB. Wofern aber kein Koͤnig gefallen waͤre/ so ist es ein Zeichen/ daß deß Nitri zu wenig/ vnd der Wildigkeit zu viel bey ist/ welches also zu remed iren: Thue die Mas- sam wieder in den Tiegel/ vnd lasse sie fliessen/ wann solches geschehen/ so wirff noch et- was von dem Nitro darzu/ vnd laß es auch wol darmit fliessen/ darnach so wirff auch so viel Eisenfeilig bey/ als du vermuhtest ☉ in der Massa zu seyn/ vnd ruͤhre dasselbige mit einem gluͤhenden eisernen Hacken vnter die Massam, decke den Tiegel zu/ gib noch eine Viertelstund Fließfeuer/ gieß es auß in den Gießpuckel/ wanns erkaltet/ schlag den Koͤ- nig von der Schlacken/ welcher so schwer vngefaͤhr seyn wird/ als das Eisenfeilig gewo- gen/ so du zum Niederschlag gebraucht hast/ mache den Koͤnig in einem kleinen reinen Tiegel/ durch Zuwerffung deß Salpeters/ fein/ gibt er pur Gold ohne Silber/ so ist es ein Zeichen/ daß noch Gold in der Massa sey/ derohalben noͤhtig/ noch einmal die geflosse- ne Massam mit Eisen zu præcipit iren/ wann der Koͤnig auch noch Gold waͤre/ muͤste derselbe auch besondern durch das Nitrum fin iret vnd beyseits gelegt werden: wann er aber mehr Silber als Gold seyn solte/ waͤre es ein Zeichen/ daß alles Gold gefaͤllet; dar- nach muß man die Massam wieder fliessen lassen/ vnd so viel Eisenfeilig beywerffen/ mit einem gluͤhenden Hacken vmbgeruͤhret/ vnd wol fliessen lassen/ so gibt es einen so grossen Silber- Explicatio Miraculi Mundi. Silber-Koͤnig/ als man Eisen zugeworffen hat. Darnach schlaͤgt man auch das ♀ nie- der/ vnd zu allerletzte mit Salpeter die Schlacken/ noch einmalwol fliessen lassen/ ob noch etwas Metall darinn waͤre. Die ☽ Koͤnige werden auch also mit dem Salpeter gerei- niget/ wie die ☉ Koͤnige: das Kupffer/ ♃ vnd anderer Zusatz muß durch das Geblaͤs geschmoltzen werden/ also/ daß nichts verloren geht. Diese Scheidung deß Golds vnd Silbers im Guß von den geringern Metallen ist lange Zeit her von vielen gesucht/ aber (meines Behaltens) noch von wenigen gefunden. Es hat zwar Lazarus Erckher auch geschrieben/ wie das Gold von dem Silber koͤnne durch den Guß geschieden werden/ hat aber selbige Scheidung mit dieser gantz keine Gemeinschafft/ weil das Gold allhier nicht allein vom Silber/ sondern auch von allen andern Metallen zu scheiden im Guß/ geleh- ret wird. X. Ein jedweder vnvollkommen Metall innerhalb/ ꝛc. Dieses Stuͤcklein geschicht allein durch Krafft deß Salpeters/ dadurch das Me- tall penetr irt/ gereinige/ vnd in ein besser Metall fig iret oder gezeitiget wird/ aber nicht mit Nutzen ins Grosse zu thun/ sondern allein zu bezeugen/ daß der Salpeter Macht ha- be/ ein jedweder vnvollkommen Metall in ein vollkommenes zu verwandeln/ welches also geschicht: Man lamin irt das Metall/ es sey gleich ♀/ ♄ oder ♃/ gantz duͤnn; ♂ laͤsst sich auff diese Weis zwar verbessern/ aber im Tiegel nicht schmeltzen; ☿ laͤsst sich auch verbessern/ vnd in andere Gestalten verwandeln/ aber nicht in Gold oder ☽. Mache in einem Tiegel Stratum sup. Stratum mit Saͤgspaͤn/ Schwefel vnd Salpeter/ vnd dem lamin irten Metall/ davon im Andern Theil Furnorum gedacht/ zuͤnde die Mixtur mit einer gluͤhenden Kolen oben auff an/ so gibt es ein schnell vnd sehr starckes Flammen- Feuer/ dadurch das lamin irte Metall penetr irt/ zum theil fig irt vnd verbessert wird/ al- so/ daß dasselbige/ wann es auff einer Cupellen mit Bley abgetrieben wird/ etwas ☽ oder Gold hinterlaͤsst/ welches zuvor doch gantz nichts geben haͤtte/ daran man siehet/ daß die Flam̃/ so durch deu Salpeter gemacht wird/ die Metallen verbessert. NB. Der ☿ muß mit Schwefel zuvorn coagul irt/ der Wißmut aber pulveri sirt werden/ ehe er mit dem schnellen Feuer deß Salpeters vermischet vnd angezuͤndet wird. Hinter dieser Arbeit/ so gering sie auch moͤchte geachtet werden/ steckt ein grosses Geheimnuͤß verborgen/ wann es auch schon gantz klaͤrlich beschrieben/ doch niemand etwas davon halten wuͤrde/ weil der Proceß gering/ nicht viel kostet/ vnd in einer Viertelstund kan verrichtet werden. XI . Es wachsen auch alle Metallen darinn auff/ ꝛc. Dieser Punct ist nur hieher gesetzt/ darbey zu sehen/ daß das Nitrum Macht habe wachsen zu machen/ den Vegetabili en gleich/ welches zwar auch der Liquor Silicum thut/ davon im Andern Theil Furnorum geschrieben; der fixe Liquor Nitri aber ist bes- ser/ welcher durch Kolengestib vnd Kißlingsteine durch das verpuffen bereitet ist/ welcher A a modus Explicatio Miraculi Mundi. modus gleicher weis auch im Andern Theil Furnorum zu finden/ vnd nicht noͤhtig/ sei- bigen allhier zu wiederholen. Wann dann die præpar irte Metallen in Gestalt kleiner Stuͤcklein hinein gelegt werden/ gruͤnen vnd wachsen sie wie ein ander Gewaͤchs der Kraͤuter/ sehr schnell/ also/ daß solche innerhalb wenig Stunden Spannen hoch auff- schiessen/ lustig anzusehen; gibt auch ein sonderbares Nachdencken/ woher solch schnelles Wachsthum seine Vrsach. Es waͤre viel darvon zu schreiben/ weil ich aber an diesem Ort nicht mehr versprochen/ als allein wahr zu machen/ was in dem Miraculo Mundi dem Erdsaltz zugeschrieben/ soll es auch darbey verbleiben. XII . Aber ein ander Wachsthum/ ꝛc. Dieses Wachsthum betreffend/ geschicht solches auff eine viel andere Weise/ als das vorhergehende; nemlich also: Man setzet ☉ vnd ☽ in Bley/ ♃ vnd ♀/ oder nur in ♄ allein/ laͤsst solches seine Zeit darinn stehen/ so ziehet das Gold auß dem ♄ oder andern vnvollkommenen Metallen das guͤldische Wesen zu sich/ vermehret sich/ vnd wird schwe- rer. Der Proceß ist also: ℞. 1. Loht Gold/ 8. oder 10. Loht Bley/ schmeltze es mit dem Gold zusammen/ (wilt du etwas ♃ oder ♀ darzu schmeltzen/ kaust du es thun oder lassen) setze das Gold mit dem ♄ allein/ oder andern Metallen vermischt/ in einen starcken Tie- gel/ in eine temper irte vnd stetwaͤhrende Hitze/ also/ daß das ♄ mit dem Gold eben flies- sen kan/ aber nicht wol gluͤhe/ wirff darauff 1. Loht guten Salpeter/ decke den Tiegel wol zu/ daß ja keine Kolen darein fallein/ laß solchen 24. Stund in einem steten vnd linden Feuer stehen/ so wird in solcher Zeit das ♄/ sam̃t andern Metallen so darbey gewesen/ zu einem Vitro worden seyn/ das Gold aber allein fein vnd sauber auff dem Boden deß Ti- gels/ von dem Glas abgesondert/ ligen bleiben/ welches/ so du den Tiegel zuschlaͤgst/ auß- nehmen vnd waͤgen wirst/ so wirst du befinden/ daß dein Gold auß dem ♄ vnd anderen Metallen gewachsen vnd zugenommen hat. Diese Arbeit/ ob sie schon nicht Gewinn gibt/ zeigt sie gleichwol an/ wie der Metallen Natur erkennet werden. Auff eine andere Weise kaust du dieses auch versuchen/ nemlich also: Nimb 1. Loht Gold/ setze ihm 10. oder 12. Loht ♄ zu/ vnd treibe das ♄ auff einem guten Tiegel davon/ biß auff den Blick deß Goldes/ so wirst du finden/ daß dein Gold vmb ein gutes schwerer worden ist/ als es zu- vor gewesen/ welche Schwere es allein auß dem Bley gezogen. XIII . Auß allen vnvollkommenen Metallen/ ꝛc. Wann man auß den vnvollkommenen Metallen Gold vnd Silber durch das Ni- trum bringen wil/ so muß man demselben gleich schwer Regulum Antimonii zusetzen/ auff daß solche bruͤchig werden/ vnd sich pulverisiren lassen/ vnd man dieselbe mit dem Salpeter vermischen vnd verpuffen kan/ wie diese Prob außweist: Nimb 2. oder 3. Loht entweder ♀/ ♄/ ♃ oder Wißmut/ schmeltze so viel Reguli Antimonii darzu/ pulverisire die Mixtur/ vnd mische auch so schwer guten Salpeter darunter/ thue diese Mixtur in einen Explicatio Miraculi Mundi. einen Tiegel/ zuͤnde sie an mit einer gluͤhenden Kolen/ so verpufft sich das Metall durch das Nitrum, vnd wird zur Schlacken/ welche du mit starckem Feuer in einem Wind- Ofen schmeltzen sollst/ so setzt sich das Metall in einen Koͤnig/ der Regulus aber bleibt in der Schlacken/ welchen man durch Zuwerffung einer Kolen auch wieder fellen/ vnd zu einem Regulo machen kan; den metallischen Koͤnig aber waͤge nach dem Centner-Ge- wicht/ vnd treibe ihn (wann er ♄ ist) also per se auff einem Tiegel/ so findest du/ daß er Silber vnd Gold haͤlt/ welches das Metall vor dem verpuffen nicht gehalten hat. Jst das Metall ♀ oder Wißmut/ so must du ihme sein Gebuͤhr ♄ zu setzen/ daß es auff der Cupellen abgehet/ so laͤsst es ☉ oder ☽ zuruͤck/ welches es ohne diese verpuffung nicht ge- lassen haͤtte. NB. Man kan auch diese Arbeit auff eine andere Weis verrichten/ nem- lich also: Setze dem ♄ oder ♀ so viel Reg. Antim. zu/ als es wiget/ laß denselben in ei- nem Schmeltz-Ofen mit dem Metall wol fliessen/ vnd wirff nach vnd nach so viel Sal- peter darzu/ als beyde gewogen/ so wird sich der Regulus mit dem Metall durch das Ni- trum anzuͤnden/ etwas von dem Sulphure superfluo verbrennen vnd zu Schlacken wer- den/ darnach gib starck Fener/ auff daß solche Schlacken wol schmeltzen/ so scheidet sich das Metall von dem Regulo, welches man abtreiben kan/ so findet man eine Verbesse- rung deß Metalls/ durch das Nitrum geschehen. Diese dreyzehen metallische Labores betreffend/ seynd dieselbige an sich selbsten sehr gut/ vnd einem jedwedern/ der mit Metallen vmbgeht/ nuͤtzlich zu wissen/ darunter etliche/ wann sie wol getroffen/ vnd man in solcher Arbeit geuͤbet/ guten Nutzen geben koͤnnen/ geschehen alle durch Huͤlff deß Erdsaltzes: daß aber solche Labores nicht auch auff andere Weise solten koͤnnen verrichtet werden/ darzu kein Nitrum vonnoͤhten/ sage ich nicht; ist aber allhie mein Intent, nur allein zu beweisen/ daß alle solche Secret en vnd transmutationes durch das verachte Erdsaltz koͤnnen verrichtet werden. In Mechanicis . I. Die Kupfferstecher koͤnnen ein gut Etzwasser/ ꝛc. Daß auß dem Salpeter durch die destillation ein starck Etz- oder Grad irwasser koͤnne bereitet werden/ darff keines beweisens/ ist bekandt genug; wie solches aber ge- schehe/ ist auch nicht noͤhtig zu beschreiben/ weil sonsten solches allenthalben gemein zu thun ist; wird nur allhier bewiesen/ daß diese Kunst durch das Erdsaltz zu verrichten sey. II . Die Mahler koͤnnen ihnen vielerhand schoͤne Farben/ ꝛc. Daß durch das Erdsaltz schoͤne Mahlerfarben koͤnnen gemacht werden/ wil ich al- so beweisen: Die blaue Schmalte wird sonsten bereitet von fluͤssiger Sand-Pott-Asche/ vnd zuthun Kobolt oder Kraupen von Wißmut-Ertz/ wann man aber an statt der Pott- A a 2 Aschen Explicatio Miraculi Mundi. Aschen fixes Erdsaltz nim̃t/ wird die Schmalte nicht allein fluͤssig/ sondern auch reiner/ wegen deß Erdsaltzes/ so reiner ist als die Pott-Aschen. Die Carmesin-Lacea wird ge- meiniglich auß den Scherflocken/ welche von Carmesin-Laken oder Duͤchern geschoren/ durch eine sonderbare Laugen/ darzu der Salpeter auch genommen/ die Farb außgezo- gen/ præcipit iret/ abgesuͤsst/ vnd auff Brettern in der Sonn oder warmen Stuben ge- truͤcknet. Kupffergruͤn vnd Bleyweiß werden sonsten mit Huͤlff eines Essigs in erde- nen Toͤpffen/ entweder in warmen Weintrebern oder Pferdemist gesetzt/ bereitet; so man aber das ♀ oder das Bley mit Spiritu Nitri solv iret/ vnd das ♀ mit lixivio Salis tartari, das Bley aber mit Saltzwasser præcipit iret/ edulcor iret vnd truͤcknet/ so gibt das ♀ eine gruͤne Farb/ welche zu allem Gemaͤhl zu gebrauchen/ vnd andere Farben nicht zer- beisst vnd verderbet/ gleich wie das gemeine Spanischgruͤn zu thun pflegt; das Bley- weiß aber wird auch viel reiner/ weisser vnd saͤuberer als dasjenige/ so mit dem Essig ge- macht/ da gemeiniglich viel Kreiden vntergemahlen wird/ solches zu vermehren/ vnd nicht sowol zum mahlen/ wie auch in den Apotheken zu gebrauchen als dieses/ perse ge- macht. III . Bildschnitzer koͤnnen ihre Jnstrumenten/ ꝛc. Daß die Salia das Eisen in der cimentation hart machen/ daß es wie Staal kan gebraucht werden/ ist keine Heimlichkeit mehr; es muß aber das Eisen oder Staal nicht mit blossem gemeinen Saltz/ sondern mit Kohlengestib vnd Aschensaltz vermischet/ vnd seine Zeit in der cimentation gehalten werden/ so wird das Eisen so hart wie Staal/ der Staal aber viel haͤrter als er sonsten ist. IV . Seidensticker koͤnnen ihre Seiden/ ꝛc. Es ist zu wissen/ daß der Salpeter/ als ein rein Saltz/ die Farben gerne einfuͤhret/ vnd bestaͤndig halten macht/ auch selbige an ihrer Farb erhoͤhet/ welches vielen bewust/ vnd sonderlich denen/ welche mit Consinilli das Laken Carmesin faͤrben/ wann sie einen geistreichen spiritum Nitri mit in den Sud thun/ zu alaun iren/ (wie es die Faͤrber neñen) solche Carmesinfarb sehr erhoͤhet vnd feurig macht/ vnd hernach theurer verkaufft wird als gemein Carmesin- vnd Scharlakenfarb. Es faͤrbet dieser spiritus Nitri auch die Haare/ Naͤgel/ Federn gantz goldfaͤrbig; wann das Nitrum aber durch die calcination vmbgekehret/ vnd fix gemacht wird/ so erhoͤhet es die Farben zwar auch/ aber nicht zur Roͤhte/ sondern in eine Purpurfarbe. Zu solcher Arbeit gebrauchen die Faͤrber die Pott- Aschen; das Nitrum fixum aber ist viel reiner/ vnd gibt es schoͤner als die vnreine Pott- Aschen. V. Glasmahler koͤnnen ihre Schmeltzglaͤser/ ꝛc. Es klagen bißweilen die Glasmahler/ daß ihnen ihre Schmeltzglaͤser oder Amau- hen Explicatio Miraculi Mundi. hen gar zu vnfluͤssig sind/ vnd bald eh er das Glas schmeltzet/ darauff sie gemahlet/ als die Farb/ denen dienet das fixe Erdsaltz/ wann sie ihre Farben nach rechtem Gewicht darmit versetzen vnd zusam̃en schmeltzen/ wird so fluͤssig als sie selber begehren vnd haben wollen. VI . Wachsposirer koͤnnen das Wachs/ ꝛc. Daß die Salia mit Wasser das gelbe duͤnn-gegossene Wachs/ in der Lufft ligende zum oͤfftern darmit begossen/ bleichet/ vnd schneeweiß machet/ ist bekandt genug/ vnd darff keiner Zeugnuͤß/ aber kein Saltz besser als das Nitrum. VII . Die Buchdrucker koͤnnen ihre schwartze vnd rohte Farben/ ꝛc. Daß die Salia fixa den Kienrus oder Schwaͤrtze mit dem Wasser gern vereint- gen/ ist nicht vnbekandt/ keines aber besser/ als der fixe Salpeter/ welcher auch allen scharffen Laugen (Bley/ Zin/ Kupffer oder andere Metallen darmit schoͤn zu machen) vorgeht vnd reiner macht als ein andere scharffe Laugen. VIII . Den kuͤnstlichen kleinen Vhrmachern/ ꝛc. Wann man auß Salpeter vnd gebrandtem Vitriol ein starck Wasser destill iret/ ( NB. soll aber dem spiritu kein Wasser vorgeschlagen werden) vnd mit demselben zwey Stuͤcklein Eisen (darzwischen ein wenig klein Eisenfeilig gethan) angefeuchtet werden/ entzuͤndet sich das Eisen durch das starcke Wasser/ so daran arbeitet/ vnd schmeltzet ein Stuͤck an das andere/ gleich als wann es in dem Feuer geschehen waͤre; dieser aber/ so darmit vmbgehet/ soll das Wasser selber zu machen wissen/ dann er sonsten ein solch star- ckes Wasser nirgends zu kauffen findet. IX . Die Schloß- vnd Buͤchsenmacher/ ꝛc. Daß die Salia fixa, wann sie mit Aschen vnd Kohlengestib auch Sand vermischt/ in einem 24. Stunden verdeckten Feuer gestanden/ sie das Eisen dem Staal gleich hart machen/ ist oben bey dem dritten Punct bereits bezeugt worden. X. Die Zingiesser koͤnnen ihr Zin/ ꝛc. Wann man geflossen Zin zum oͤfftern in einer Salpeter-Laugen außleschet/ wird solches haͤrter als es zuvor gewesen/ oder wann man in zerlassenem Salpeter das ♃/ so in Zeinen gegossen/ einhaͤlt/ vnd solches darinnen zerschmeltzen laͤsst/ auch haͤrter davon wird. NB. So man aber das Zin mit Salpeter gar zu Schlacken macht/ vnd die Schlacke wieder reduc irt/ viel schoͤner wird als auff die erste Weis. A a 3 IX. Explicatio Miraculi Mundi. XI. XII. XIII . Die Schreiner koͤnnen das Birnbaͤumenholtz/ ꝛc. Wann man auß dem Salpeter vnd Vitriol ein starck Wasser destill iret/ vnd in demselben ein wenig Silber solv iret/ gemein Regenwasser zuschuͤttet/ das Aqua fort. darmit zu brechen/ so ferbet hernach solches Wasser nicht allein alle harte Hoͤltzer/ dem Ebenholtz gleich/ sondern auch das Beltzwerck vnd Gefeder kolschwartz/ doch daß zuvor den Federn/ Beltzwerck vnd dem Holtz ein Grund gemacht werde/ auff daß die Farben hafften/ vnd bestaͤndig daran bleiben. Seynd also hiermit der 11. 12. vnd 13. Punct zu- gleich wahr gemacht vnd beantwortet. XIV . Den Kleidermachern dienet es/ ꝛc. Wann das Nitrum fig irt ist/ so gibt es eine solche reine Seiffen/ vnd so zart/ da- mit man alle Flecken auß dem Gewand ziehen kan. XV . Den Schuhmachern/ ꝛc. Wann man Salpeter in Essig solv iret/ vnd alt Eisen lang darinnen ligen laͤsst/ gibt es eine Schwaͤrtze/ ihr Leder darmit zu schwaͤrtzen/ ist aber nicht noͤhtig/ eben diese Schwaͤrtze darzu zu gebrauchen/ sondern thut ihnen eben das/ wann sie alt Eisen in Molcken oder Kaͤswasser legen: ist nur darumb vermeldet in dem Miraculo Mundi, auf daß man sehe/ daß dieses Subjectum Universale auch allen vnd jeden Kuͤnstlern vnd Handwerckern dienen kan. XVI . Den Leinenwebern/ ꝛc. Daß ein jedwedere scharffe Laugen das Garn/ wann es darinn gekocht wird/ glatt vnd zart macht/ ist allen Menschen bekand: weiln dann das Nitrum fixum noch besser als ein scharffe Laugen/ also macht es das Garn auch linder vnd glatter/ als eine gemei- ne Laugen. XVII . Den Wollen- vnd Duchfaͤrbern/ ꝛc. Daß ein Spiritus Nitri, wann er mit Alaun vnd Weinstein zu dem ersten Koch vnd Sud gebraucht wird/ die wuͤllene Duͤcher darmit zu alaun iren/ er einen bestaͤndigen Grund mache/ ist oben beym vierdten Punct allbereit bewiesen. XVIII . Den Hafnern/ ꝛc. Die Glasierung der irdnen Geschirren/ daß sie werden vnd anzusehen seyn gleich einem natuͤrlichen Metall/ ist eine schoͤne Wissenschafft/ aber gluͤcket nicht allzeit/ dann man Explicatio Miraculi Mundi. man leichtlich die Farben verbrennen/ vnd durch zu starcke Hitze solche verderben kan/ daß keine metallische Glasur erscheinet: Sollen derohalben die Geschirꝛ nicht in einem gemeinen Hafners-/ sondern in einem besondern darzu gemachten Ofen (daß man zum oͤfftern darzu sehen kan) glasuret werden. Wann die Glasur dem ☉ oder ♀ gleich seyn soll/ so muß man auch ☉/ ☽ oder ♀ darzu nehmen/ auff diese Weis: Nimb ein Theil ☉/ ☽ oder ♀/ darzu Regul. Antim. 3. oder 4. Theil/ schmeltz den Regul. Antim. vnter das Metall/ pulverisire solches in einem staͤhlern Moͤrsel/ vnd mische gleich so schwer gu- ten Salpeter darunter/ lasse diese Mixtur in einem Tiegel verpuffen/ mit welcher Mix- tur man das Erdengeschirꝛ anstreichen/ vnd in dem darzu gemachten Ofen brennen soll; gehet man recht damit vmb/ so erlangt man ein uͤberauß-schoͤne Glasur/ natuͤrlich als wann das Erdengeschirꝛ mit ☉/ ☽ oder ♀ uͤberzogen waͤre; gehet nicht ab/ vnd ist viel schoͤner als guͤldene/ silberne oder kuͤpfferne Gefchirꝛ/ welche mit der Zeit/ wann sie ge- braucht werden/ den Glantz verlieren/ diese aber nimmer/ so lang ein Stuͤck daran ist. XIX. XX . Den Kriegs- vnd Kauffleuten/ ꝛc. Allhier wird gedacht/ wie man einen Firniß machen soll/ wann man ein leinen Duch darein stecket/ vnd trucknet/ solches hernach kein Wasser durchgehen laͤsset; ge- schicht also: Dem Lein-Oel mangelt nichts/ als daß ihm seine Fettigkeit benommen wer- de/ welche allzeit verhindert/ daß es nicht gerne trucknet: dieses nun zu verrichten/ so ist meines erachtens kein besserer modus, als daß man ein Lein-Oel allgemach koche mit den Floribus lapidis calaminaris oder Saturni, so durch den Salpeter sublim iret seynd/ so lang biß das Lein-Oel zaͤh vnd hart genug worden/ zu diesem Werck zu gebrauchen. NB. Wann man wil/ so kan man auff das leinen Duch/ wann es auß dem Firniß ge- zogen/ einen glaͤntzenden Talc oder duͤnn geblasen gefaͤrbt Glas auffstreichen/ bleibt vest daran hangen/ vnd kan gebraucht werden/ schoͤne Tapezereyen davon zu machen. Sind also hiermit der 19. vnd 20. Punct beantwortet. XXI. XXII . Jn allen Haushaltungen dienet es/ ꝛc. Daß ein Nitrum fixum uͤber alle andere Seiffen das leinen Gezeug reinige vnd wasche/ wird niemand leugnen/ der es verstehet; davon die Alten nicht vergeblich so viel geschrieben/ vnd das Nitrum Saponem Sapientum genennet haben/ aber nicht auff der Weiber leinen Gezeug vermeynet/ sondern auff die vnvollkommene Metallen/ welche dadurch gereiniget werden innerlich/ die aͤusserliche Reinigung der Metallen kan auch dadurch vollbracht werden/ wie der folgende 22. Punct auch hiermit zugleich erwiesen wird. XXIII . Junge Weiber koͤnnen/ ꝛc. Daß der Salpeter durch die calcination mit einem weißfaͤrbenden Talco nicht zu Explicatio Miraculi Mundi. zu einem guten Cosinetico (die braune Haut darmit weiß zu machen) solte koͤnnen ver- wandelt werden/ darff niemand zweiffeln; kan es das Nitrum fixatum per Regul. An- tim. allein thun/ was solte er dann nicht thun koͤnnen/ wann er mit einem weißfaͤrben- den minerali schen Talco in der calcination vereinigt worden. XXIV . Alte Weiber koͤnnen ihre Kuntzeln/ ꝛc. Dieses wahr zu machen/ ist leichtlich zu thun/ wann man nemlich das Nitrum mit dem Regul. Antimonii fig iret/ vnd in einem feuchten Keller zu einen oleo fliessen laͤsst/ so bekom̃t man einen sehr feurigen liquorem, welcher/ so er auff die grobe Haut vnd Huͤ- ner-Augen an den Fuͤssen zum oͤfftern gestrichen wird/ selbige gantz erweichet/ also/ daß man mit einem Messer die grobe vnd harte Haut ohne Empfindlichkeit hinwegnehmen kan/ vnd eine glatte hernachwaͤchset. XXV . Die Gaͤrtner koͤnnen alles Gewuͤrm/ ꝛc. Daß ein Nitrum fixum alles Gewuͤrm toͤdte in der Erden/ ist nicht an zu zweiffeln; ich habs vielmaln mit Nutzen versucht/ da ichs erfahren/ ist es also hergangen: Jch hab vor viel Jahren einmal in einem Garten ein Beht mit Spargen besetzt gehabt/ welche ich Winterszeit mit Roßmist bedeckt/ selbige vor dem Frost zu versichern/ davon so viel Wuͤrme in den zaͤserichten Wurtzeln der Spargen gewachsen/ daß auch selbige gantz klein verblieben/ vnd nicht auffkommen koͤnnen/ allein wegen der vielen Wuͤrme/ so die Nahrung dem Gewaͤchs benommen; da ich aber ohngefaͤhr einmal ein Nitrum fixum, so in der Lufft gelegen vnd zerflossen war/ zu dem Fenster hinauß in den Garten geworf- fen/ vnd eben auff das Beht/ da die Wuͤrmer haͤuffig vnter waren/ gefallen/ vnd ein Re- gen darauͤff gefolgt/ hat sich das Nitrum fixum solv irt/ vnd ist mit dem Regen in die Erden gangen/ davon die Regenwuͤrmer haͤuffig auß der Erden gekrochen/ weil sie den feurigen liquorem nicht leiden koͤnnen/ vnd ist hernach an demselben Ort das Gewaͤchs vollkoͤm̃lich worden/ welches mir Anleitung geben hat/ hinfuͤrter an andern Orten mehr dergleichen zu gebrauchen/ bin also in kurtzem alles Gewuͤrms in dem gantzen Garten frey worden. XXVI . Den Beckern dienet es/ ꝛc. Wann man einen reinen Salpeter mit dem Maͤhl/ so von dem geschrotenen Maltz kom̃t/ mit laulichtem Wasser anfeuchtet/ vnd in der Waͤrme stehen laͤsset/ so faͤngt es auß eigner Krafft an zu jaͤhren/ sonderlich wann auch Hopffen in dem Wasser gesotten/ da- mit das Mehl vom geschrotenen Maltz/ angefeuchtet worden/ darmit man auch andere Dinge kan zum jaͤhren bringen. XXVII. Explicatio Miraculi Mundi. XXVII . Den Bierbraͤuern/ ꝛc. Eben auff diese Weise kan auch das laulichte Bier zum jaͤhren gebracht werden. XXVIII . Den Maͤhtmachern/ ꝛc. Wann man ein Getraͤnck/ es sey gleich Spanischer Wein/ Maͤht oder Bier/ welche in dem Sommer gern sauer werden/ wieder wil zurecht bringen/ so soll man nur in eine Tonnen ohngefehr 4. 5. oder 6. Loht Nitri sixi in ein Duͤchlein binden/ oben zum Spund hinein hencken/ so wird das sauer Bier/ Maͤht oder vergleichen Getraͤnck/ in kurtzem wieder trincklich werden. XXIX . Den Kam̃- oder Messermachern/ ꝛc. Daß ein jedweder Horn oder Bein gantz weich wird/ wann es in einem fig irten Salpeter-Wasser auffkocht/ kan man leichtlich begreiffen; thut es doch nur ein scharffe Laugen/ welche beyweitem nicht so feuerlich als ein fig irtes Salpeter-Wasser ist. XXX . Den Schleiffern/ ꝛc. Daß ein fixes Salpeter-Wasser das Eisen vor Rost bewahret/ kan man auch wol glauben/ weil solches ein blosses Kalch-Wasser thut/ so auch den Corrosiv en ent- gegen. XXXI . Vogelfaͤngern dient es/ ꝛc. Wann man auß dem Salpeter einen Spiritum destill iret/ darmit einen Galmey solv irt/ vnd den Spiritum wieder davon ziehet/ so bleibt ein dickes vnd schweres Oel; ei- nen guten Holtz-Leim darmit angefeuchtet vnd zergehen laͤsst/ gibt einen zaͤhen Leim/ wel- cher in keiner Sonnenhitze vertrucknet/ sondern allzeit klebricht bleibt. NB. Es thuts auch ein spiritus Salis oder Vitrioli, wann ein Leim darinn solv irt wird. XXXII . Den Kriegesleuten/ ꝛc. Diesen Punct betreffend/ bedarff es keines beweisens/ dann bekandt genug/ daß auß dem ☉/ welches mit einem spiritu Nitri (darinn auch ein Sal Armoniacum solv irt worden) solv iret/ vnd mit dem Sale Tartari (oder besser/ Spiritu Urinæ ) præcipit irt/ edulcor irt/ vnd exicc irt worden/ ein solches Pulver wird davon/ welches/ einer Erbiß groß/ wann es auff einem eisern/ kuͤpffern oder silbern Blech auff gelinder Waͤrme an- gezuͤndet wird/ einen grossen Schlag thut/ als sonsten ein Pfund gemein Schieß-Pul- vers; davon in meinen andern Schrifften weitlaͤufftiger gehandelt worden. B b XXXIII. Explicatio Miraculi Mundi. XXXIII . Es dienet auch den Pulvermachern/ ꝛc. Daß der gemeine Salpeter zum Pulvermachen vnd allen Feuerwercken gebrau- chet wird/ darff gleicher weis keiner Zeugnuͤß/ dann solches allzu bekandt ist. XXXIV . Es koͤnnen auch vielerhand/ ꝛc. Was diesen Punct angehet/ koͤnten freylich vielerhand schoͤne Manufactur en durch obbenantes Subjectum zuwege gebracht werden/ daran niemand zweiffeln darff/ solches aber hieher zu setzen/ ist nicht noͤhtig/ ist genug/ daß ich mit der Huͤlffe Gottes das jenige wahr gemacht/ so mit Namen genennet/ vnd an diesem Ort zu explic iren habe fuͤr mich genommen. XXXV . Haͤckersleuten/ ꝛc. Der gemeine Mann/ Haͤcker/ Bauer/ Gaͤrtner vnd dergleichen/ die mit Fort- pflantzung der vegetabili schen Gewaͤchsen vmbgehen/ sagen vnd halten darfuͤr/ daß der Mist tuͤnge/ vnd mache die Gewaͤchse fruchtbar vnd wachsend: ein Philosophus aber/ dem die Natur bekand/ sagt/ das Saltz so darinn verborgen/ thue es; wie es dann in der Warheit also ist: dann durch die digestion oder Thauung in deß Menschen vnd Vie- hes Magen wird das Sal essentiale sowol der Animali en als Vegetabili en verwandelt in eine salpeterische Art/ so mit den excrementis per alvum weggeht/ vnd von den Men- schen zu aller Gewaͤchsen Fortpflatzung gebraucht wird; das uͤbrige Saltz aber/ welches mit diesem gantz keine Gemeinschafft hat/ geht einen andern Weg/ nemlich mit dem Vrin hinweg/ ist mehrern theils ein Sal acidum, so allem Wachsthum der Vegetabi- l ien entgegen/ (obwol es auch etwas von einem Sale volatili mitfuͤhret) verderbt/ macht absterben/ vnd benim̃t ihnen ihr Wachsthum vnd Leben/ wann es offt darmit begossen wird; dasjenige nitrosi sche Saltz aber/ so in den excrementis steckt/ macht hergegen alle Gewaͤchs lebend/ wachsend/ gruͤnend vnd fruchtbar/ welches jederman bekand ist. Wañ dann beweißlich/ daß nicht der Mist/ sondern das Saltz so darinnen/ die Fruchtbarkeit vnd Wachsthum verursacht/ so ist es dann moͤglich/ daß man mit einem solchen Saltz das Wachsthumb bey allen Gewaͤchsen eben so wol zuwege bringen kan/ als mit dem Mist/ vnd noch besser/ dann gemeiniglich zu dem Mist auch der Vrin koͤm̃t/ wann dann derselbe nicht zuvor seine Zeit in dem Wetter gelegen/ daß der Regen das scharffe Saltz hat abgewaschen/ so ist der Mist nicht gut zum tuͤngen/ welches die Bauren auch gemer- cket/ Explicatio Miraculi Mundi. cket/ vnd nicht bald frischen Mist gebrauchen/ sondern denselben vor dem Winter auff den Acker/ die Haͤcker aber bey die Weinberg fuͤhren/ den gantzen Winter ligen lassen/ auff daß der Regen das schaͤdliche scharffe Saltz zuvor darvon spuͤle/ alsdañ sie erst sel- bigen eingraben/ vnd befinden/ daß er viel besser tuͤnge/ als wann sie ihn also frisch/ wie er auß den Staͤllen kom̃t/ vnd voller Vrin steckt/ gebrauchen. Wann ich dann weiß/ daß nur das nitrosi sche Saltz das Wachsthumb gibt/ welches nicht allein in den excre- mentis der Menschen vnd Thiere/ sondern auch in dem Regenwasser vnd gemeiner Er- den zu finden/ so kan ich mich dessen gebrauchen au statt deß Mists/ (wann ich zuvorn dasselbe von seinem contrario acido wol gereinigt habe) vnd thut mir ein Pfund solches mehr/ als hundert Pfund Mists; doch ist es gut/ wann man auch etwas von Schaaf- mist zugleich/ neben dem gereinigten Nitro, in dem Wasser solv irt/ darmit man die Wurtzel der Baͤume begiesset/ oder den Saamen darinnen einweicht. Jst also dieses nicht nur einmal von mir versucht/ vnd befunden/ daß das Wachsthumb durch einen wolgereinigten Salpeter maͤchtig vnd schnell befoͤrdert wird/ ja mehr als man glauben moͤchte. NB. Man verstehe mich aber wol/ vnd nehme keinen gemeinen Salpeter/ dann derselbe hier nicht tauglich. XXXVI . Vnd ohne diese Kunst/ ꝛc. Dieses ist ein uͤberauß-schoͤne vnd nuͤtzliche Kunst an solchen Orten/ da die Wei- ne wegen der Kaͤlte nicht zeitig werden/ sauer vnd vnkraͤfftig bleiben/ koͤnnen durch die- ses Mittel in dem Faß gezeitiget werden/ also/ daß auß einem sauren vnd vngeschlach- ten Wein ein milder/ lieblicher vnd starcker bestaͤndiger Wein werden muß. Vnd ob wol ich allhier nichts schreibe/ als was wahr ist/ vnd ich vielmalen experiment iret vnd gut befunden habe/ so weiß ich doch wol/ das wenig seyn werden/ die es glauben vnd be- greiffen koͤnnen; daran zwar mir nicht viel gelegen: ist genug/ daß ich nochmaln bezeu- ge/ daß es koͤnne gethan werden/ was in diesem Paragrapho geschrieben. XXXVII . Noch fuͤr die Haͤcker vnd Bauren ein sehr nuͤtzliches Stuͤck/ sehr viel damit zu gewinnen. Dieser Punct vermeldet/ wie der Safft von Aepffeln vnd Birnen durch Kunst koͤnne verbessert werden/ daß er gantz bestaͤndig/ einem Wein gleich/ sich viel Jahr auff- halten vnd geniessen laͤsst. Jst fuͤrwahr eine solche herꝛliche Kunst vnd Wissenschaft/ dar- mit man grossen Nutzen schaffen mag. Jch kan mich nicht genugsam verwundern uͤber die Vnachtsamkeit der Menschen; die Welt ist jetzund also verderbt/ daß sie nur Muͤs- siggang/ Fressen/ Sauffen vnd andere Laster uͤbet vnd liebet/ Kunst vnd Tugend aber gilt nicht mehr/ sondern wird nur verachtet: Jch halte aber gaͤntzlich dafuͤr/ der gerechte Gott werde vns einmal in vnserer Sicherheit heimsuchen/ ehe wir vns versehen/ dann B b 2 es Explicatio Miraculi Mundi. es kan ein solch Gottlos Leben der Menschen nicht laͤnger bestehen: wann der Apffel reiff ist/ so faͤllt er: alle Ding hat seine Zeit. Was koͤnte doch durch diese Kunst an vielen Or- ten/ da das Obst so haͤuffig waͤchst/ fuͤr Nutzen geschafft werden; waͤre es nicht besser/ als daß man es verfaulen vnd verderben laͤsst? Jch wil das meinige thun/ vnd mein Talent nicht vergraben; wann aber meine Lehr nicht annehmlich/ bin ich gleichwol fuͤr Gott vnd der Welt entschuldigt/ vnd wird man ins kuͤnfftig nach meinem Tod erst mercken vnd gewahr werden/ was hinder meinen Schrifften verborgen stecket/ aber es wird dann zu spat seyn. Sage derohalben nochmaln/ daß alles/ so in diesem Punct begriffen/ die pur lautere Warheit sey/ vnd vollkoͤm̃lich koͤnne gethan werden. XXXVIII . Den Bauren dienet es/ wann sie ihr Korn damit anfeuchten/ vnd in die Erde werffen/ ꝛc. Daß dieses wahr sey/ daß das Korn besser waͤchset/ wamres vor dem saͤen in ob- gedachtem Salpeter-Wasser (doch nicht deß gemeinen) eingeweichet worden/ wird der vorhergehende fuͤnff vnd dreissigste Punct bekraͤfftigen: daß aber das uͤbrige auch wahr sey/ was von dem nuͤtzlichen Gebrauch oder anwenden deß Korns geschrieben/ darff nie- mand daran zweiffeln/ dañ ein viel mehrers darmit zu thun ist/ als ich geschrieben. Dañ/ man kan auch/ ohne sonderbare Muͤhe vnd Kosten/ den besten Kern vnd Substantz auß dem Korn ziehen/ welcher sich/ als ein Schatz vnd Vorraht/ auff viel Jahr lang bewah- ren vnd auffhalten laͤsset/ auß welchem man heruach zu allen Zeiten/ wann vnd wo man wil/ mit zuthun eines Hopffenwassers/ ein gut gesund Bier/ wie auch Essig vnd Brand- wein/ machen kan/ sonsten kan solche Substantz/ als ein kraͤfftiges Brod/ im fall der Noht/ gebraucht werden: thut ein Pfund dann mehr/ als sonsten zwey oder drey deß gemeinen Brods/ vnd kan ein solche Substantz in Vestungen zum Vorraht behalten werden. Auch kan man selbige auf den Schiffen/ so uͤber die weite See nacher Ost- vnd West-Jndien gehen/ fuͤglich vnd mit grossem Nutzen vnd Vortheil mitfuͤhren/ als ein sehr kraͤfftiges Brod/ welches/ wann man wil/ mit laulichtem Hopffenwasser ansetzen/ vnd ein gut Bier/ zuallen Zeiten deß Jahrs/ davon machen kan: dann es zerlaͤsset sich/ vnd zergehet gantz vnd gar im warmen Wasser/ kan derohalben auch fuͤglich in den gros- sen Feldzuͤgen mitgefuͤhret werden/ darauß man zu feld/ zu allen Zeiten/ Winters vnd Sommers/ mit Hopffenwasser gut Bier machen kan/ vnd darff man das Wasser so weit nicht mitfuͤhren/ dieweil solches allenthalben zu finden; deßgleichen ist der Hopffen auch nicht schwer mitzufuͤhren; kan man also in einer Tonnen so viel obgedachter Sub- stantz mitfuͤhren/ drauß man sechs oder acht Tonnen Bier machen kan: Vnd hat man noch diesen Vortheil darbey/ daß man auch mitten in den Hundstagen/ sowol zu fold als in Staͤdten vnd Schiff-fahrten (da man sonsten nicht wol Bier machen kan/ dieweils vmb selbe Zeit pflegt sauer zu werden) ohne Hindernuͤß vnd Besorgung deß sauerwer- dens/ gut Bier machen kan: vnd kommen sonsten auch noch mehr andere Nutzbarkeiten darvon Explicatio Miraculi Mundi. darvon/ welche allhier zu erzehlen nicht noͤhtig/ ist genug an diesem auff dißmal gesetzt. Waͤre zu wuͤnschen/ daß in einem jedwedern Land oder Herꝛschafft ein solcher Pharao waͤre/ wie bey den wolfailen Zeiten in Egypten/ der dem Joseph Gehoͤr gaͤbe/ vnd das jetzimder gantz vuwerthe Korn bewahrte/ vnd nicht also vnnuͤtzlich verderben liesse/ als- dann wuͤrde es wolstehen im Lande/ vnd Groß vnd Klein genug haben. Jch glaube nicht/ daß in hundert Jahren her das liebe Korn durch das gantze Deutschland wolfailer oder vnwerther gewesen/ als daß es jetzunder ist/ da man einen Sack Korn/ so schwer als ein Mann tragen kan/ fuͤr einen halben Reichsthaler kaufft/ darzu sich noch keine Kauff- leut finden/ die es darfuͤr begehren/ dann allenthalben Korn genug ist/ also/ daß der Bauersmann nicht so viel darauß loͤset/ daß er sein Gesind vnd Dienstbotten davon zah- len koͤnte: bleibet ihm also nichts uͤbrig; ist zu besorgen/ wann der Sache nicht geholffen/ daß mancher Bauersmañ von Haus vnd Hof lauffen werde; dann er nichts der Ober- keit geben kan/ wann er nichts hat oder erwerben mag. Darumb sage ich/ solte man bil- lich Sorge tragen/ wie den armen Bauren geholffen wuͤrde/ daß sie bey Haus vnd Hof verbleiben koͤnten: Nach meinem geringen Verstand solte ich rahten/ daß man den ar- men Leuten das Getraͤidig oder Korn vmb einen billichen Preis abnehmen/ vnd solches durch darzu verordnete Leut concentr iren oder in eine solche Substantz bringen lassen/ die sich bewahren liesse/ vnd hernachmaln/ wann es noͤhtig/ zum Vuterhalt der Men- schen wiederumb vmb die Gebuͤhr heranßkangen vnd außtheilen lassen/ darmit wuͤrde den armen Vnterthanen geholffen/ vnd haͤtte die Herꝛschafft auch keinen Schaden dar- von; wuͤrde ja immer besser seyn/ als solches durch Vnachtsamkeit verderben zu lassen/ welches fuͤr Gott eine grosse Suͤnde/ die er auch nicht vugestrafft lassen wird/ vnd leicht- lich eine grosse Theurung darauff schicken kan/ dieweil wirs verdienen/ vnd also haben wollen: dafuͤr vns Gott bewahre. XXXIX . Noch eins vom Korn/ Hecken- vnd Baumfruͤchten muß ich/ ꝛc. Jn diesem Punct wird vermeldet/ daß man auß dem Korn/ Hecken- vnd Baum- fruͤchten einen solchen klaren/ lieblichen vnd bestaͤndigen Tranck machen kan/ welcher einem guten Wein nicht vnaͤhnlich an Geschmack/ Farb/ Tugend vnd Kraͤfften/ wel- ches/ ob es schon den Vnwissenden gantz frembd vorkoͤm̃t/ so ist es doch eine gruͤndliche Warheit/ alles dasjenige/ so in diesem Paragrapho geschrieben/ also/ daß man solches kuͤhnlich glauben darff: dann was wuͤrd es mich helffen ein solch ding zu schreiben/ das ich nicht beweisen koͤnte? ich thaͤte mir ja selber Schaden vnd Schand an! Darumb ich auch willens/ vnd gaͤntzlich beschlossen/ ins kuͤnfftig ein solches Laboratorium fertig zu haben/ darinnen ich nicht allein denen/ welche Bergwerck haben/ vnd solches begehren/ meinen new-erfundenen modum, die Ertze auff vnterschiedliche Weise compendiosè zu schmeltzen/ auff daß mehr Metall erhalten werde/ als auff die bekandte Weise/ ꝛc. son- dern darneben auch noch andere nuͤtzliche Stuͤck zeigen koͤnne/ auff daß die Wunder- B b 3 werck Explicatio Miraculi Mundi. werck Gottes bekandt werden/ vnd wir Vrsach haben/ dem Geber alles Guten darfuͤr vnauffhoͤrlich danck zu sagen; vnd solle obgedachtes Laboratorium ein gantzes Jahr of- fen stehen/ hernach aber wieder abgehen: dann ich nicht all mein Lebtag mich mit grosser Muͤhe zu schleppen gesinnet/ sondern einmal zur Ruhe zu begeben/ vorhabens/ darnach sich ein jeder wird wissen zu richten/ vnd mich hinfuͤrter mit muͤhsamen Schreiben ver- schonen/ dann es mir vnmoͤglich/ jedem auff sein Schreiben zu antworten/ darzu viel weniger in Person zu erscheinen/ dann ich nicht mehr das Reisen vertragen kan/ was ich aber zu Haus thun kan/ vnd in meinem Vermoͤgen stehet/ soll nicht abgeschlagen seyn. Diese vier letztere Puncten/ als den 36. 37. 38. vnd 39. betreffend/ so haͤtte es sich allhier nicht uͤbel geschickt/ etwas außfuͤhrlicher zuerklaͤren/ dieweil aber solches in einem Tractaͤtlein (deß Deutschlands Wolfahrt genant) vmbstaͤndig geschehen/ ist es vor vn- noͤhtig geachtet/ solches allhier zu wiederholen; wird also der guͤnstige Leser/ was ihme allhier mangelt/ in jenem desto reichlicher finden/ dahin ich denselbigen wil gewiesen haben. Also hast du/ guͤnstiger Leser/ allhier eine gruͤndliche Explication deß Miraculi Mundi, die Chymi sche vnd mechani sche Stuͤck betreffend/ (die medicinali sche Secre- ten aber wird der guͤnstige Leser in dem 2. vnd 3. Theil meiner Pharmacopœæ Spagyricæ explic iret finden) darbey jederman sehen vnd mercken kan/ daß ich dem Erdsaltz/ als einem Subjecto Universali nicht zuviel zugeschrieben/ sondern vor jedermaͤnniglich be- wiesen/ daß alles dasjenige/ so ich ihme moͤglich zu thun/ zugeschrieben/ warhafftig sey: daß aber diejenige Secret en/ welche ich durch das Erdsaltz zuverrichten bewiesen/ nicht auch sonsten durch andere vnd vielleicht auch naͤhere Weise solten koͤnnen verrichtet wer- den/ leugne ich nicht/ sondern muß bekennen/ daß sowol die erwehnte metallische als mechani sche Stuͤcklein noch auff andere Weise auch zu verrichten; vnd ist allein allhier bewiesen/ daß das Erd-Saltz fuͤr ein Subjectum Universale bestehen kan vnd mag/ welches niemand wird leugnen/ oder mit der Warheit vmbstossen koͤnnen/ wie viel er ihme auch einbilden moͤchte: darff sich also an seiner Verachtsamkeit niemand aͤrgern oder stossen. Jn geringschaͤtzigen Dingen ist gemeiniglich das beste verborgen/ darumb alle diejenigen fehlen/ welche das Gute bey der Ansehnlichkeit suchen/ darinnen es doch nicht ist/ sondern allein bey dem Verwerfflichen soll vnd muß gesucht/ gefunden/ erhal- ten vnd behalten werden; das merck vnd glaub es/ sonst wirst du nimmermehr zu etwas Gutes gelangen. Dieses aber muß ich noch erinnern/ vnd deme darmit begegnen/ welcher etwa einwerffen vnd sagen moͤchte/ wann das Nitrum ein Menstruum Universale seyn solte/ darfuͤr ichs ruͤhmete/ so muͤste nohtwendig auch der Lapis Philosoph. darauß oder durch dasselbige kommen vnd zuwege gebracht werden/ davon ich doch nichts gedaͤchte? Die- sem zu begegnen/ kan leichtlich geschehen/ wann ich nur gestehe/ daß ich nicht weiters darmit kommen sey/ als ich beschrieben habe; ohne Zweifel steckt noch mehr darhinter/ als mir vnd noch vielen bewust ist. Jch hab einen guten Anfang gemacht/ ein anderer folge Explicatio Miraculi Mundi. folge nach/ vnd bringe es weiters/ wanns Gott ihme zulaͤsst; Jch fuͤr meine Person be- kuͤmmere mich nach solchen hohen Dingen nicht/ sondern lasse mich mit einem geringen benuͤgen. Das muß ich aber doch bekennen/ wann ich noch etwas juͤnger waͤre/ wuͤrde ich nicht vnterlassen/ auch mein Gluͤck daran zu versuchen. Es ist nicht ohne/ es haben ihrer viel den Lapidem Universalem in dem Nitro gesucht/ was sie aber erlangt/ wer- den sie am besten wissen: So viel ich Nachrichtung habe/ hat sich ihre Materi zu end deß Wercks entzuͤndet/ vnd als ein Donnerschlag vergangen. Dahero auch die alten Phi- losophi ihr Werck im Winter verrichtet/ auff daß ihnen der Blitz keinen Schaden an- thun moͤchte. Gewiß ist es/ vnd kan nicht fehlen/ ein solch edel Wesen/ das alle natuͤr- liche Kranckheiten deß Menschen zu vertreiben/ vnd alle vnvollkommene Metallen in das blosse ☉ zu verwandeln Macht hat/ kan auß keinem vnreinen Metall vnd Mineral, ja auß dem ☉ selber nicht/ wil geschweigen auß andern geringern Subjectis, darinnen sich die Narren schleppen/ vnd ihr Geld vnd Gut vnnuͤtzlich verschwenden/ bereitet wer- den/ sondern muß/ nach meiner einfaͤltigen Meynung/ nichts anders als ein concen- tr irtes vnd fig irtes astrali sches Feuer seyn/ welches/ ohn allen frembden Zusatz/ in for- mam lapidis durch die Kunst gebracht worden: dann kein reiner Wesen in der Natur gefunden wird/ als das Feuer/ welches grosse Macht hat in allen Dingen zu thun/ vnd fonderlich bey den Metallen: dann man sehe nur an vnd betrachte doch/ wann wir kein Feuer haͤtten/ muͤsten doch alle Kuͤnste vnd Handwercker still ligen: durch Feuer seynd die Kuͤnste erfunden/ vnd haben ihren Vrsprung vnd Anfang: wie wolten wir die Metallen auß den Ertzen bringen/ vnd zum Gebrauch bereiten/ es waͤre ja solches alles vumuͤglich; stecket also mehr in dem Feuer/ als ihrer viel sich einbilden. Wer das Feuer/ als das staͤrckste Element/ nicht erkennet/ der weiß nichts/ vnd wird auch ohne dasselbige nichts erfahren/ vnd kan sich auch/ mit gutem Gewissen/ fuͤr keinen wahren Philosophum außgeben. Das Feuer allein/ ohne Zusatz anderer Dinge/ ist maͤchtig genug/ auß den Steinen Metall zu machen/ vnd particulariter, auß geringen Me- tallen bessere/ ꝛc. wann mans nur zu gebrauchen weiß: universaliter aber wann es in materiam lapideam concentr iret ist; welches letztere aber/ ob ichs zwar nicht erfahren/ aber gleichwol so viel gemercket/ wann GOTT einem die Gnade darzu geben wolte/ daß er so weit das Feuer braͤchte/ daß es corporali sch vnd fix wuͤrde/ er gewißlich eine Tincturam auff krancke Menschen vnd vnvollkommene Metallen haben wuͤrde. Wie kom̃t man aber darzu? moͤcht mancher sagen: Nirgend anderst/ als durch Ein- gebung GOTTES/ dann solche grosse Dinge lassen sich so leichtlich nicht finden/ vnd offenbaren sich den Gottlosen nicht/ obwol die Welt voll toller Narren laufft/ welche Gold mit Gewalt in solchen Dingen suchen/ darinnen es nicht zu finden ist. Ein Erfahrener deß Feuers vnd der Metallen kan sich nicht genugsam verwundern uͤber die naͤrrische labores, so die Goldgeitzigen/ vmb den Lapidem Philosophorum zu machen/ anwenden: Es suchet mancher die oberste Treppe auff einer Leiter/ vnd ist noch nicht bey der vntersten: Es gehoͤret mehr zum Dantz/ als ein new paar Schuh e . Jm Explicatio Miraculi Mundi. Jm Feuer/ sage ich nochmaln/ steckt gar viel/ ja wie etliche Philosophi schreiben/ vnd sonderlich Plato, im Saltz vnd Feuer lasse sich Gott am allerklaͤrsten sehen vnd erken- nen. Ein Feuer kan auß Finsternuͤß Licht machen/ vnd sonsten niemand als Gott: ohne Feuer ist alles tod vnd finster/ ohne Feuer kan nichts leben vnd wachsen. Jn Sum- ma/ das Feuer ist das edelste vnd maͤchtigste Geschoͤpff Gottes der gantzen Welt/ wer es nur recht zu gebrauchen wuͤste/ der haͤtte keiner andern Kunst mehr noͤhtig. Also hat der guͤnstige Leser auch meine einfaͤltige Meynung von dem grossen Stein der Weisen/ ein jedweder mag nun so viel davon glauben als er wil vnd begreiffen kan: es ist ein solches Werck eine lautere Gabe Gottes/ vnd laͤsst sich durch Menschen-Ver- stand nicht erlernen/ wann Gott nicht seine Huͤlffe vnd Eingeben darbey thut. Jch glau- be aber dieses/ daß Gott zu diesen letzten Zeiten noch Leut erwecken/ ihnen die Heimlich- keit der Natur eroͤffnen/ vnd/ zu seiner Goͤttlichen Ehr/ Wunderdinge werde an Tag bringen lassen/ welches ich den Nachkoͤm̃lingen von Hertzen wuͤnsche/ daß sie es zu Gor- tes Ehre vnd Lob anwenden/ gebrauchen vnd geniessen moͤgen. Amen. Schluß. E S zweiffelt mir nicht/ daß mancher/ wann er hierauß siehet/ daß viel Gutes durch den Salpeter zu verrichten/ gern wissen wolte/ wie sol- cher in Copia zu zeugen/ auff daß man selben so theuer nicht erkauffen doͤrffte/ welches auch manchem/ der ein wenig mit Feuer vmbzugehen weiß/ leichtlich auff die Beine helffen koͤnte/ vnd ich allen frommen Chymicis , auff daß sie ihre fruchtlos-verbrandte Kolen wieder erwuͤrben/ solches von Hertzen goͤnnete: dieweil aber von Zeugung oder Bereitung deß Salpeters in einem besondern Tractaͤtlein/ so von dem allgemeinen Schatz vnd Reich- thumb der Welt handelt/ gedacht wird/ ist es vnnoͤhtig/ allhier ein mehrers davon zu schreiben: Dieses aber wil ich prophet iren/ daß in kurtzer Zeit/ wann durch meine Schrifften der Salpeter ein wenig besser bekandt wird/ die wahre Alchymia oder Verwandelung der geringen Metallen in bessere so gemein werden wird/ gleich wie sie gewesen in Egypten/ bey Zeiten deß Roͤmischen Kaͤysers Diocletiani , welcher die Egyptier nicht uͤberwaͤltigen oder vnter sein Joch bringen koͤnnen/ biß daß er sie gepeiniget/ daß sie ihre Buͤcher herbey bringen muͤssen/ die er verbrandt/ vnd dieselbe durch dieses Mittel zum Gehorsam gebracht hat. NB. Es darff sich niemand ver- wundern/ daß eben bey den Egyptiern die Verwandelung der Metallen in bessere so gemein gewesen ist: dann in Egypten der Salpeter allenthalben haͤuf- Explicatio Miraculi Mundi. haͤuffig in der Erden gefunden worden/ wie auch der grosse vnd gewaltige Fluß Nilus mit Salpeter impregn irt ist/ vnd allein durch seinen Außlauff/ welcher jaͤhrlich zweymal geschehen soll/ das gantze Land also tuͤnget oder fruchtbar macht/ daß es hernach ohne einige Mistung oder Tuͤngung reich- lich Fruͤchte herfuͤrbringet: dann also reich von Salpeter der Nilus/ wie das Meer von gemeinem Saltz: dann auch die Jnwohner dem Nilo zu gewis- sen Zeiten/ wann er groß wird vnd auffs Land geht/ grosse Gruben machen/ der/ wann er wieder faͤllt/ darinn stehen bleibt/ vnd hernach das Wasser von der Sonnen außgetrucknet/ vnd also haͤuffig der Salpeter (wie in Spania vnd andern hitzigen Laͤndern das gemeine Saltz) bereitet wird. Dieses ha- be ich dem guͤnstigen Leser noch zur Nachricht entdecken wollen: Jst er weiß/ vnd goͤnnets ihm Gott/ so ist ihme bereits genug gesagt: soll ers aber nicht haben/ so wird es ihme auch nicht helffen/ wann man gleich zehenmal klaͤr- licher davon schriebe/ darbey es vor dißmal verbleibt; ein mehrers in deß Deutschlandes Wolfahrt/ wie auch in dem allgemeinen Schatz vnd Reichthum der Welt/ darinn der Liebhaber Goͤttlicher Wunderwerck sich erlustigen wird/ versparend. C c MIRA- MIRACULI MUNDI CONTINUATIO . Dariñen die gantze Natur entdecket/ vnd der Welt nackend vnd bloß fuͤr Augen gelegt/ auch klaͤrlich vnd außfuͤhr- lich bewiesen vnd dargethan wird/ daß auß dem Salpeter aller Vegetabi - li en/ Animali en vnd Minerali en hoͤchste Medicin zu bereiten muͤglich: dahero billich vnd rechtmaͤssiger Weise das wahre Subjectum, Solvens oder Menstruum Uni- versale (trotz allen Farnerischen Ignorant en!) mag oder kan genennet werden. Vorrede an den Leser. G Vnstiger Leser: Nachdem ich mein Miraculum Mundi , wie auch den Ersten Theil Deutschlandes Wolfahrt/ gegen deß Gottlosen Farners Sehmaͤhkarten/ vnter dem Titel Testimonium Veritatis , genugsamer massen defend iret/ vnd jederman gut vnd nuͤtzlich zu seyn erwiesen/ aber noht- wendig etwas weitlaͤufftig (die Warheit desto klaͤrer zu zeigen) machen muͤs- sen: vnd nicht zweiffeln/ solche meine Verthaͤtigung (obwoln viel herꝛliche Secret en darinn entdecket/ vnd deß Lesens genugsam wuͤrdig) dannoch viel- leicht manchem zu lesen uͤberdruͤssig gewesen seyn moͤchte. Diesen Verdruß nun wiederumb zu benehmen/ vnd in eine Lust zu verwandeln/ habe ich gut befunden/ etliche schoͤne Stuͤcklein/ zur Ergetzlichkeit/ als eine Zugabe oder Verehrung/ vnter dem Titel/ Miraculi Mundi Continuatio , anzuhen- gen/ vnd derselben nur 4. an der Zahl/ nemlich/ eins fuͤr die Bauren/ Haͤcker vnd Gaͤrtner/ ihnen einen sonderbaren Weg zu zeigen/ ohne den bekandten Schaaf-/ Kuͤhe- vnd Pferdemist ihre Felder fett vnd fruchtbar zu machen/ also/ daß dieselbige alle Jahr reichlich Fruͤchte bringen/ vnd Nutzen geben koͤnnen. Das Continuatio Miraculi Mundi. Das andere schenck ich allen reichen Buͤrgern/ Kauffleuten vnd Muͤs- siggaͤngern/ welche nicht wissen/ auff was Weise vnd Wege dieselbe ihr ☉ vnd ☽ vermehren wollen/ vnd zeige ihnen einen Weg/ wie daß sie ohne Wu- cher vnd Schinderey/ oder Nachtheil ihres Nechsten/ dannoch ihr ☉ vnd ☽ auff eine viel bessere Weise mit Ehren vermehren koͤnnen. Das dritte Stuͤcklein verehre ich allen gewissenhafften vnd Gotts- fuͤrchtigen Medicis , mit wenig Kosten vnd Arbeit in kurtzer Zeit ihnen kraͤf- tige Medicament en zu bereiten/ also/ daß dieselbe den armen Krancken desto Christlicher begegnen/ vnd ohne Beschwerung derselben ihre ehrliche Nah- rung darneben haben moͤchten. Das vierdte Stuͤck verehre ich allen hohen Standspersonen/ als eine Universal-Medicin , ihre gute Gesundheit dadurch zu erhalten/ vnd die verlorne wieder zu erlangen. Gott der Allmaͤchtige verleihe vns auß Gnaden/ daß wir seine Gaben also anlegen vnd gebrauchen moͤgen/ daß seine Goͤttliche Ehre vnd die Liebe gegen den Nechsten dadurch vermehret vnd befoͤrdert werde. Amen. Fuͤr die Bauren/ Haͤcker vnd Gaͤrtner eine Verehrung. O Bwol ich willens gewest/ diese Preß in dem Dritten Theil Deutschlands Wolfahrt zu setzen/ dannoch aber weil ich sehe vnd spuͤ- re/ daß ihrer so viel sind/ welche die Koͤpff daruͤber brechen/ was doch dieses fuͤr eine Presse/ dadurch die grossen Baͤume/ davon in dem Er- sten Theil Deutschlands Wolfahrt Meldung geschehen/ gepresset/ seyn moͤchte/ als hab ich gut gefunden/ dieselbe allhier zu beschreiben/ vnd dem gemeinen Nutzen zum besten solche heraußgeben wollen/ sonderlich darumb/ weil mir GOTT der Allmaͤchtige noch andere Wege gezeiget/ auß allem Holtz in copia, ohne diese Presse/ Salpeter zu machen/ vnd nicht allein auß dem Holtz/ sondern auch auß allen andern vegetabili schen/ animali schen vnd minerali schen Dingen gar leicht- lich/ ohn einiges pressen oder verfaͤulung/ vnd solches in gar kurtzer Zeit das Holtz vnd Saltz vmbzukehren/ vnd zu Salpeter zu machen/ also/ daß man auch innerhalb dreyer oder vier Stunden lang zeit/ ein jedes Vegetabile vnd Animale, wie auch alles Saltz verwandeln kan/ daß es zu einem fetten/ hitzigen/ sulphuri schen Saltz wird/ welches her- C c 2 nacher Continuatio Miraculi Mandi. nacher gar leichtlich durch die Lufft zu anim iren vnd zu Salpeter zu machen; vnd ist sol- ches Saltz allbereit so weit gebracht/ (wann es schon nicht brennt wie ein Salpeter) daß es doch eben dasjenige thut in Tuͤngung der magern Laͤnder/ was ein jeder (von dem Vieh gemachter) Mist auch thut/ also/ daß man den klaren magern Sand darmit als- bald tuͤngen vnd fett machen kan/ daß er/ einer guten fetten Erden gleich/ Fruͤchte bringt. Es glaubt niemand was mit einem Saltz/ deme sein corrosiv benommen/ außzurichten sey. Darumb der HErꝛ Christus nicht vergeblich zu seinen Juͤngern sagt: Jhr seyd das Saltz der Erden: wo kein Saltz in der Erden ist/ ist sie todt/ dum̃/ vnd kan keine Frucht bringen. Dann dieses vmbgekehrte Saltz nicht allein die sandichte gantz vnfruchtbare Felder/ darauff kaum ein wenig Heiden wachsen/ tuͤnget; sondern es kan auch dienen auff gute Felder/ selbige darmit noch besser zu machen/ daß sie alle Jahr koͤnnen besaͤet werden/ vnd Fruͤchte bringen. Fuͤrwar eine grosse Gabe Gottes/ dessen die jetzige boͤse Welt gar nicht wuͤrdig ist zu wissen. Es hat mancher Bauersmann viel Kornland/ welches er wegen mangelung deß Mistes nicht tuͤngen kan/ muß es viel Jahr lang wuͤst vnd feyrend ligen lassen/ ehe ers einmal besaͤen kan; was nutzt es ihme? muß den einen weg als den andern der Oberkeit ihre Gebuͤhr davon geben/ vnd geneusst es doch nicht; waͤre es nicht besser/ daß er nur einen dritten oder vierdten Theil so viel haͤtte/ der ihme alle Jahr Fruͤchte braͤcht? Koͤnnen also mit solchem Land/ das ein einiger Baner be- sitzet/ ihrer zehen genug daran haben/ wann es auff diese meine Weise durch das vmbge- kehrte Holtz oder Saltz fruchtbar gemacht wuͤrde. Deßgleichen sind auch die magere Weinberge darmit zu tuͤngen/ daß sie viel Wein tragen/ vnd nicht vergeblich gebauet werden. Es koͤnnen auch alle fruchtbringende Baͤume/ wie auch die magere Graslaͤnder/ Matten oder Wiesen/ daß sie mehr vnd auch besser Gras bringen als sonsten/ darmit verbessert vnd tragend gemacht werden: Davon auff dißmal genug; ein mehrers (ge- liebts Gott) soll in dem dritten Theil deß Vatterlands Wolfahrt gehandelt werden/ vn- terdessen wird der uͤberfluß von Korn vnd Wein theils verzehret. Jch zweiffele aber nicht/ diese herꝛliche Gabe Gottes werde von vielen guten Haushaltern gesucht vnd in Ehren gehalten/ auch von dieser Stund an/ biß zum Ende der Welt/ zu Befoͤrderung der Ehren Gottes vnd vieler tausend Menschen Wolfahrt practic iret werden. Dieser modus, das Holtz durch sein eigen Feuer in einen sauren Essig zu pressen/ vnd solchen sauren Safft durch das zuruͤck-bleibende fixe Saltz von den verbrandten Kolen wieder zu coagul iren vnd in ein gut Saltz zu bringen/ die vnfruchtbare Felder da- mit zu tuͤngen/ oder aber durch die Lufft zu einem guten Salpeter zu machen/ ist eine herꝛliche vnd sehr gute Kunst/ das vnnuͤtze Holtz zu Nutzen zu bringen: dergleichen nutz- bringende invention noch von niemand beschrieben worden/ vnd freylich vielmal besser ist/ als auß dem Holtz nur eine Pott-Aschen zu brennen/ da aller saure Holtzsaft im bren- nen weggehet vnd zu nichte wird/ vnd von einer grossen quantit aͤt Holtzes nur ein wenig. Aschen zuruͤck bleibt/ welche Aschen zum tuͤngen oder salpetermachen noch kaum der ze- hende Continuatio Miraculi Mundi. hende Theil gut ist: dann die Asche nicht/ sondern allein das Saltz darinnen/ das Erd- reich tuͤnget/ oder zu Salpeter wird: darumb diese meine invention, den Holtzsafft zu fangen/ vnd in ein gut Saltz zu coagul iren/ vielmal nuͤtzlicher vnd besser zu achten/ als auß dem Holtze Pott Aschen zu machen. Es dieuet auch diese Feuer-Presse nicht allein den fruchtbaren Safft auß allem Holtz damit zu pressen/ sondern sie kan gleicher weis auch mit grossem Nutzen an denen Orten gebraucht werden/ da kein Holtz waͤchset/ vnd grosse Morasten sind/ darauß der Torff (an statt deß Holtzes zu gebrauchen) gegraben wird; vnd ist derjenige Torffsafft eben so gut zum Feldtuͤngen/ als der Holtzsafft. Hat sich also kein einiges Land zu be- klagen/ daß es von dem allgemeinen Schatz vnd Reichthumb der Welt nicht uͤberfluͤssig von GOTT sey versehen: dann auff hohen Landen hat man das Holtz uͤberfluͤssig/ in den niedrigen aber den Torff: Vnd gleich wie auff hohen Landen eine vnaußsprechliche Menge Holtzes verfaulet/ oder sonsten da stehet vnd niemand zu Nutzen kom̃t/ also ge- schicht es auch mit dem Torff in niedrigen Landen; dann grosse Stuͤcker Landes hier vnd dort ligen/ das keinem Menschen zu nutzen kom̃t/ vnd doch ein grosser Schatz dariñ verborgen steckt. Wann die Morasten also beschaffen/ daß Gras darauff waͤchst/ vnd man das Vieh darauff treiben kan/ so kommen sie noch zu Nutzen; so aber der Morast so feucht ist/ daß er kaum einen Menschen ohne fincken daruͤber gehen laͤsst/ so kan er nie- mand nuͤtzlich seyn. Etliche Morasten tragen nur Moos/ vnd gar kein Gras fuͤrs Vieh/ vnd geben auch keinen Torff zum verbrennen; entweder er ist zu sandicht oder mosicht; solcher Morast ist dannoch gut einen fruchtbringenden Safft darauß zu pressen/ vnd dem angraͤntzenden Land/ welches gemein: glich sandicht pflegt zu seyn/ grossen Nutzen darmit zu schaffen. Solche Morasten sind auch anders nichts als diejenige Fettigkeit/ welche vom Regen auß den angraͤntzenden hohen Sandlaͤndern außgezogen/ vnd in die niedrige Thaͤler zusammen gefuͤhrt/ vnd zu einem mosichten Wesen gewachsen/ darumb billich solche fette Morasten den magern Sandfeldern/ selbige darmit zu tuͤngen/ wieder- umb gegeben werden solten: Koͤnte also auff diese Weis manch grosses Land/ welches jetzunder wuͤst ligt/ vnd keinem Menschen zu nutzen kom̃t/ fruchtbar gemacht werden. Was ich gesagt/ das ist die Warheit; mit der zeit moͤchte mans glauben/ vnd dem Land grossen Nutzen dadurch schaffen: jetzunder aber koͤm̃t es den Bauren vor wie Spani- sche Doͤrffer/ vnd wil ihnen nicht in die grobe Bierkoͤpffe. Gleich wie nun ein jeder fet- ter Morast das angraͤntzende magere hohe Sand-Land tuͤngen/ vnd selbiges fruchtbar machen kan/ also ist auch das grosse Meer eine Universal-Medicin oder Tuͤnge fuͤr alle darangraͤntzende hohe magere Laͤnder/ selbige durch sein inhabendes Saltz vollkoͤm̃lich fruchtbar vnd tragend zu machen/ daran man die grosse Vorsichtigkeit Gottes genug- sam spuͤren kan/ vnd billich alle Menschen fuͤr diese vaͤtterliche vnd Goͤttliche Vorsorge vnauffhoͤrlichen Danck sagen/ vnd solche grosse Gaben vnd Wolthaten Gottes nim- mermehr auß dem Hertzen solten kommen lassen. Wie oder auff was Weise aber das Seesaltz die sandichte magere Laͤnder tuͤnge oder fruchtbar mache/ wird hernacher auß- C c 3 fuͤhr- Continuatio Miraculi Mundi. fuͤhrlicher tract iret; allhier habe ich es bey meiner Holtzpressen in Parenthesi nur ein wenig anruͤhren wollen. So vielmal nun besser ist meine Invention den Safft zu fan- gen vnd zu coagul iren/ als Pott-Aschen zu machen/ so vielmal hergegen besser ist mein secret er modus, dadurch bey nahe das gantze Gewicht deß Holtzes (ausser dem vntuͤchti- gen Wasser vnd phlegma so bey dem Holtz gewesen) behalten wird: Dann man seine Rechnung bald machen kan/ wann das Holtz verbrennet/ der edle Sulphur darinnen mit verbrennet/ weggehet/ vnd niemand zu nutz kom̃t: so mans aber also anstellen kan/ daß das Holtz nit brennen noch verbrennen kan/ sondern sich in sich selber verzehren/ vnd bey nahe ohne abgang zu einem fetten sulphuri schen Saltz werden muß/ der hat das Mittel in der Scheiben getroffen/ vnd den gewuͤnschten Zweck erlanget. Man sehe an eine Ko- len/ wann der Safft herauß ist/ dieselbige bey nahe noch so groß geblieben/ als das Holtz gewesen/ davon sie gebrant worden; vnd wann man ein Pfund von solchen Kolen zu Aschen verbrennet/ so erlangt man kaum 1. 2. oder 3. Loht Aschen/ diese Aschen gibt kaum ein Viertel oder ein halb Loht Saltz/ das zum Salpetermachen oder Feldtuͤng gut ist/ vnd der edle Sulphur, als der groͤssere Theil derselben/ geht im verbrennen weg/ vnd von einem gantzen Pfund Kolen kaum ein Viertel oder halb Loht Saltz geblieben. Darumb eine grosse Kunst ist/ solchen Sulphur, dessen Tugenden groß sind/ zu behalten/ vnd in ein edel Saltz zu bringen. Welches herꝛliche Stuͤck ich dem Haͤckers- vnd Ackersmann zu einer Verehrung (meiner im besten dabey zu gedencken) gern mitgetheilet haͤtte: weiln ich aber die grosse Vndanckbarkeit der Welt je laͤnger je mehr spuͤre/ werde ich noch etwas darmit zuruͤck halten/ dañ doch solches itzt nicht angenehm seyn wuͤrde/ dieweil noch zur zeit allenthalben Wein vnd Korn genug vorhanden: wann aber einmal (wie leider zu besorgen) der Zorn Gottes kommen/ vnd alles uͤber einen Hauffen kehren solte/ (dafuͤr vns Gott bewahren wolle) alles auffgefressen/ vnd die Fettigkeit der Erden verschwunden/ alsdann moͤchte eine solche Gabe Gottes angenehm seyn/ vnd wol zu paß kommen/ jetzunder aͤber waͤre es nur ein uͤberfluß/ vnd wuͤrde vielleicht von den wilden Schweinen nur verschwendet werden. Dann wann ein Gefaͤß voll Wein oder Korn ist/ vnd man mehr hinein schuͤt- tet/ so kan es doch nicht darinn bleiben/ sondern faͤllt wieder herauß: Also auch bey jetzi- ger Zeit/ da allenthalben die Voͤlle/ vnd nirgends kein Mangel zu finden/ nur ein uͤber- fluß waͤre/ wann man den vollen Tollen von fruchtbringenden Secret en predigen wolte/ die doch nicht geachtet/ sondern vielmehr verspottet wuͤrden; wie solches Farner allbereit genugfam bewiesen/ vnd an statt aller Gottlosen vnd Veraͤchter der grossen Wunder- wercken vnd reichen Gaben Gottes den Anfang gemacht/ vnd andern seines Gleichen vndanckbaren Menschen den Weg gezeiget. Darumb sage ich/ ist es nicht noͤhtig/ diß- mals etwas von dergleichen herauß zu geben. Der Bauers- vnd Haͤckersmann kan sich vnterdessen mit diesem behelffen/ was allbereit beschrieben: dann der sauere gepresste vnd wieder in die suͤsse-gebrachte Holtzsafft in Tuͤngung der mageren Felder mehr thut/ als man glauben kan. Jns kuͤnfftige wann ich spuͤre daß es noͤhtig seyn wird/ soll ein meh- in Continuatione miraculi mundi. A. Ist der Ofen darin das holtz gebresset wirdt. B. Der deckel dar mit der Ofen geschlossen wirdt. iethűr an dem Ofen dardurch man die kohlen aus nimbt D. Seind die rőhren darinnen sich der holtisafft Condensirt vnd heraus rint. E. Ist ein fas darin der holtz essig laufft. Continuatio Miraculi Mundi. mehrers vnd bessers heraußkommen/ derenthalben ich entschlossen in Beschreibung deß Vatterlands Wolfahrt noch ein wenig zuruͤck zu halten/ vnd zu vernehmen/ wo es hin- auß wil. Jch bin gewiß/ daß uͤber etliche Jahr meine Schrifften angenehmer als jetzun- der seyn werden; die Vrsach ist allbereit angezeigt. So vnwerth aber bey jetzigen vollen Zeiten meine Schrifften von den Gottlosen Farnerischen Spoͤttern gehalten/ so viel werther selbe hernacher seyn werden. Doch soll auff dißmal die Pressen vnd deren Ge- brauch/ wie auch Nutzen deß gepressten vnd wieder coagul irten Holtz-Saltzes beschrie- ben werden. Von Gestalt/ Gebrauch vnd Nutzen der Pressen/ mit welcher auß dem Holtz der Safft zum Salpetermachen ohne sonderbare Muͤhe in grosser Menge zu pressen. Die Form. E Rstlich soll von Ziegelsteinen ein runder Ofen auffgesetzt werden in solcher Ge- stalt/ wie beygesetzte Figur/ mit A. gezeichnet/ außweiset/ wie man sonsten die Glas-oͤfen zu machen pfleget/ nemlich vnten breit vnd allgemach uͤber sich zuge- welbet/ doch daroben ein rund Loch eines Fusses breit/ dadurch man das Holtz in den Ofen werffen moͤge/ vnd einen darzu gemachten steinern Deckel/ darmit das Loch zu schliessen; auch soll zu vnterst auff einer Seiten eine Thuͤr seyn/ dadurch die Kolen außgezogen werden koͤnnen. Deßgleichen soll auf der andern Seiten deß Ofens ein Loch seyn/ daran man erdene Roͤhren/ den sauren Holtzsafft darinn zu condensi ren/ legen moͤge; fuͤr die Roͤhren/ welche vngefehr drey oder vier Klaffter lang zusammen seyn sol- len/ soll man ein hoͤltzern Faß legen/ den abrinnenden Holtz-Safft zu empfangen/ wann dieses alles verfertigt/ vnd man den Safft auß dem Holtz pressen wil/ so fuͤllet man den Ofen voll Holtz an biß oben zu/ wann solches eben nicht duͤrꝛ/ sondern noch feucht ist/ doch daß zu oberst ein Busch trockene Reiser gelegt werden/ das gruͤne Holtz damit in den Braud zu bringen. Wann nun das Holtz wol angezuͤndet vnd wol bren- net/ so deckt man das Ober-Loch mit dem darzu gehoͤrigen Deckel beheb zu/ daß kein Rauch daraußgehen kan/ sondern gezwungen wird vntersich zu gehen/ vnd das Neben- loch/ daran die Roͤhren ligen/ zu suchen. Wann dann das Holtz allgemach fortgluͤ- het/ vnd doch nicht flammen kan/ so presst die Hitz allen Safft auß dem Holtz/ vnd trei- bet denselben in die Roͤhren/ darinnen er zu einen sauren Wasser gerinnt/ vnd in das vorgesetzte Geschirꝛ laufft. Wann dann alles Holtz in dem Ofen zu Kolen worden ist/ vnd keinen Rauch mehr von sich gibt/ so soll der Ofen an allen Orten/ da einige Lufft eingehen moͤchte/ auch das Loch/ da die Roͤhren anstehen/ mit nasser Aschen zugestri - chen werden/ so daͤmpffen oder sticken die Kolen auß/ vnd bleiben gantz. Wann sie in dem Ofen sind erkaltet/ so nimbt man solche auß/ vnd gebraucht dieselbige zu anderer Arbeit/ worzu man sie vonnoͤhten hat/ dann solche Kolen sind eben so gut als an- dere Cóntinuatio Miraculi Mundi. dere Kolen/ welche in dem Wald von den Kolbrennern zum Verkauff verbrant werden. NB. Dieses ist zu verstehen von solchem Holtz/ das in dem Ofen gepresst wird/ das auch bequem ist Kolen zu geben/ als mittelmaͤssiger Dicke; dann so klein Reisig gepresst wuͤr- de/ koͤnte man keine Kolen sam̃len/ sondern wuͤrde nur ein klein Gemuͤlb von Kolen fin- den/ welches man in dem Ofen/ wann nemlich derselbige/ nachdem der Safft auß dem holtz-gepressten Ofen gelassen wuͤrde/ vollends zu Aschen muͤste gebrant werden/ welche Aschen man noͤhtig hat/ den sauren Safft damit zu coagul iren/ wie bald folgen soll. Kan also in dem Holtzpressen ein Vnterscheid gemacht werden/ nemlich das kleine Ge- straͤuch nach der Außpressung zu Aschen verbrennen/ das grobe Holtz aber nach dem Pres- sen außgedaͤmpfft/ vnd Kolen bleiben lassen. NB. So man aber die Kolen nicht noͤh- tig/ vnd selbige auch nicht andern verkauffen koͤnte/ so liesse man dieselbe auch zu Aschen verbrennen/ vnd wann man an solchen Ort/ da das Holtz gepresst wird/ Kalchsteine ha- ben kan/ so so soll man immer einen Satz Holtz vnd Kalchsteine auffeinander legen/ vnd also den Ofen außfuͤllen/ vnd pressen; wann der Safft herauß ist/ als dann den Ofen oben auffmachen/ vnd die Kolen verbrennen lassen: indem sie nun verbrennen/ so cal- cin iren sie auch zugleich die Steine/ vnd machen einen Kalch darauß/ welche gebrante Steine man an die Lufft legen/ vnd zu einem Pulver zerfallen lassen soll/ doch daß es nicht darauff regne: solchen zerfallenen Kalch mischt man vnter die Holtz-Aschen/ vnd giesst den sauren Safft darauff/ laͤsst beyde widerwaͤrtige Naturen zusammen arbeiten/ vnd sich wol vereinigen/ so verlieret der saure Holtzgeist seine Schaͤrffe/ vnd das fixe Holtz/ wie auch Steinsaltz/ wie dadurch alter iret/ vnd wird auß beyden widrigen Naturen eine mittelmaͤssige Natur vnd liebliches Saltz/ welches in der Lufft (wann es lang dar ligt) ein Leben attrah irt/ vnd zu einen guten Salpeter verwamdelt wird. NB. Es soll aber dieser Satz vnter einem Dach ligen/ daß nicht darauff regnen koͤnne/ vnd wann es von der Lufft außgetrocknet/ so soll man solchen mit Vrin der Menschen oder Viehe begies- sen/ vnd wieder feucht machen/ also/ daß er nimmer gantz trocken werde/ so gener iret sich in einem oder anderhalb oder auffs hoͤchste zwey Jahren/ ein guter Salpeter darin- nen/ welchen man außlaugen/ laͤutern/ kochen vnd schiessen lassen kan/ das außgelaugte stuͤrtzet man wieder vnters Dach/ gener irt sich in 1. oder 2. Jahren wieder ein guter Sal- peter darinnen/ welchen man auch außlaugen vnd zu Salpeter machen kan; der Satz bleibt allzeit gut/ doch daß derselbe/ wann er trocken worden/ allzeit mit Vrin begossen werde/ NB. So man aber ehender Salpeter haben wil/ so kan man nach der conjun- ction deß sauren Holtzsaffts mit der Kalch-Aschen/ wann eines das ander præcipit irt vnd getoͤdtet hat/ mit Wasser außlaugen/ biß auf ein Saltz einkochen/ vnd solches Saltz mit Vrin solv iren/ vnd durch die Circuliergefaͤß gehen vnd außbruͤten lassen/ so wird in einem Jahr guter Salpeter darauß. Diese Arbeit/ den Safft auß dem Holtz zu pressen/ vnd zugleich auch Kalch zu brennen/ kan in allen Staͤdten vnd Orten gethan werden/ da das Holtz fuͤglich zu bekommen vnd beyzubringen ist; so man aber eine solche Arbeit in den Waͤldern thun wolte/ so ist es nicht noͤhtig/ daß man einen Ofen von Steinen auff- Continuatio Miraculi Mundi. auffbane/ sondern man kan nur das Holtz zusammen auff Hauffen setzen/ vnd mit gruͤ- nem Raasen uͤberlegen vnd zudecken/ gleich wie die Kolen sonsten gebrant werden/ doch daß auff der Seiten ein Loch gelassen werde/ daran die Roͤhren accommod irt wer- den. Wann dann das Holtz gepresst/ so stopfft man den Hauffen wol/ daß keine Lufft darbey kan/ so man die Kolen erhalten wil/ laͤsst sie erkalten/ vnd fuͤhret sie in die Stadt/ vnd gebraucht dieselbe/ darzu man sie noͤhtig hat/ oder man verkaufft sie an die Schmie- de/ so kostet der Holtzsafft gar nichts/ dann solcher sonsten ohne das im Kolenbrennen im Rauch hinweg gienge/ wann er nicht gefangen wuͤrde; so man aber die Kolen nicht noͤh- tig/ vnd auch nicht verkauffen koͤnte/ so liesse man selbige zu Aschen brennen/ den sauren Safft damit zu einem Saltz zu machen/ welches Saltz hernach zu gewisser Zeit durch die Lufft zu guten Salpeter werden kan. NB. Es ist zu mercken/ daß in dem pressen ne- ben den sauren Essig auch ein scharffes/ hitziges/ braunes Oel mit uͤbergehet/ welches man nicht wegthun/ sondern mit in die Aschen giessen soll/ daß es auch mit zu Salpeter wird/ wann es bey den Sali en verfaulet; so man aber solches zu andern Dingen gebrau- chen wil/ kan mans auch thun/ dann ohne zu dem Salpetermachen noch anderer Nu- tzen darmit kan gethan werden/ als nemlich: Alles Holtz/ so an dem Regen oder Wasser stehet/ vnd leichtlich faulet/ kan man darmit anstreichen/ bewahret dasselbe/ daß der Re- gen nicht daran hafftet/ sondern ablaufft vnd nicht so leichtlich verfaulet. Deßgleichen koͤnnens die Bauren vor Wagenschmier gebrauchen/ sonderlich wann es mit Hartz vnd Talch ein wenig dick gemacht wuͤrde: Sein bester Gebrauch aber ausser dem Sal- petermachen/ der mir noch zur zeit bekandt/ ist dieser/ daß man auß dem verbrandten Kalch vnd Aschen eine scharffe Laugen mache/ darinn man dieses hitzige Oel im kochen solv irt/ daß eines das andere annehme/ vnd eine Seiffe darauß werde. Diese Seiffe ist sehr warm vnd fruchtbarmachend/ wann nemlich die magere sandichte Kornlaͤnder darmit bespruͤtzet oder besaͤet werden/ macht solche sehr fruchtbar vnd tragend; vnd nicht allein die magere Kornlaͤnder/ sondern auch die Baͤume vnd Weinstoͤcke; vnd reicht man mit einer Tonnen solcher Seiffen so weit im Tuͤngen/ als sonsten mit zehen Wa- gen Kuͤh- oder Pferdemist; ist auch eine Tonne viel leichter dieser Seiffen auff die weit-abgelegene Kornlaͤnder oder Weinberge zu bringen/ als zehen Waͤgen Mist/ wel- cher sonsten mit grosser Muͤh auff die hohe Klippen vnd Steinberge/ den Wein damit zu tuͤugen/ muß gebracht werden. NB. Wann man diese Seiffen zur Tuͤngung der Weinberge gebrauchen wolte/ so muͤste man auff einmal derer nicht zu viel gebrauchen/ auf daß der Weinstock nicht gar zu fett/ vnd sich zu sehr uͤberwachse; darumb man solches maͤssig gebrauchen soll: auff dem Kornland aber kan man nicht zu viel thun/ doch ist der uͤberfluß auch nicht nuͤtz/ dann man dem guten auch zu viel thun kan. Wann ein Wein- stock oder Baum gar zu fett getuͤngt wird/ so uͤberwaͤchst er vnd bringt mehr Frucht als er tragen vnd zeitig machen kan; deßgleichen wird das Holtz gar zu frech vnd weich/ daß ihme leichtlich im Winter hernach der Frost schaden kan: darumb man in allen Dingen Maaß zu gebrauchen wissen soll. Diese schwartze Seiffen/ auß dem Holtz-Oel bereitet/ D d ist Continuatio Miraculi Mundi. ist fuͤrwar an solchen Orten/ da der Boden sandicht vnd vnfruchtbar/ eine grosse Gabe Gottes/ daran man Gottes weißliche Vorsehung genugsam spuͤren kan/ gleichsam als wolte Er zu vns sagen: Jhr vnverstaͤndigen Menschen! warumb lasst ihr vngebaut die- sen Ort wuͤst ligen? Weiln ihr dann nichts darauff saͤen koͤñt/ so hab ich Holtz darauff wachsen lassen/ damit ihr Materi habt/ diesen Ort fett vnd tragend zu machen/ wann ihr wolt. NB. Dann genugsam bekant/ wann Vegetabili en vnd Animali en verfau- len/ daß sie den mageren Boden tuͤngen vnd fett machen/ wie die Bauren jetzt auch ge- lernt ohne die Faͤulnuͤß solches zu verrichten/ wann sie nemlich solches Holtz/ so in vielen Jahren her bey den Kriegszeiten auff den Kornlaͤndern gewachsen/ abhauen vnd ver- brennen/ die Aschen auff das Feld strenen/ vnd solches fruchtbar damit machen; daß sie aber den sauren Spiritum vnd hitziges Oel/ welches im brennen hinweggeht/ nicht zu fan- gen vnd vmbzukehren/ vnd gleicherweis mit der Aschen zum tuͤngen zu gebrauchen wis- sen/ ist kein Wunder/ weiln es ihnen noch niemand gesagt: Jch glaube aber/ daß solcher modus die Felder zu tuͤngen/ mit der zeit werde auffgebracht werden/ doch noch so bald nicht/ weiln bey diesen Friedenszeiten allenthalben Korn genug gebauet wird. Wann aber ins kuͤufftige (welches Gott verhuͤten wolle) etwan neuer Krieg einreissen/ vnd viel Jahr nacheinander wegen Mangelung der Menschen/ Pferden/ vnd anders das Feld vngebaut ligen bleiben vnd verderben solte/ alsdann moͤchte man solche Kunst noͤhtig ha- ben vnd herfuͤr suchen/ ehender aber nicht/ ꝛc. Was sonsten weiters mit gedachtem Holtzsafft zu verrichten/ wird vmb der kuͤrtze willen allhier nicht beschrieben: dieses aber berichte ich zum uͤberfluß/ daß solcher saure Spiritus, wann er rectific iret/ alles dasjenige in Bereitung vieler guten medicamen- t en/ mechani schen Kuͤnsten/ als Bereitung vieler schoͤnen Farben vnd extrahi rung der Metallen auß den Steinen vnd Ertzen/ vnd was sonsten mit Essig zu thun ist/ fuͤglich kan verrichtet werden/ vnd noch besser/ weiln dieser Essig viel saͤurer ist/ als ein gemei- ner Wein- oder Bier-Essig: aber an sich selber ist er eine kraͤfftige Medicin fuͤr viel vn- heilbare Kranckheiten/ nur mit gemeinem Wasser gemischt/ vnd warm darinn gebadet/ thut mehr als die wilde Schwefelbaͤder/ sonderlich in allen Kraͤtzen/ frantzoͤsischer Laͤh- me/ offenen fistulirten stinckenden Schaͤden an den Schenckeln vnd andern Orten deß Leibes/ in podagra, calculo, contractura Sciathica, paralysi, morbis uterinis, vnd allen solchen Kranckheiten/ die sonsten durch Baͤder zu curiren gesucht werden/ dieser Holtz-Essig weit vorgehet/ vnd an heilsamen Kraͤfften uͤbertreffen thut. Deßgleichen thut auch das hitzige Holtz-Oel/ so mit dem spiritu im pressen uͤbergeht/ vnd heilet in allen aͤusserlichen Schaͤdengewaltig: darfuͤr billich alle diejenigen/ so mit schweren Kranckheiten beladen seyn/ Gott dem Allmaͤchtigen fuͤr eine solche herꝛliche vnd darzu allenthalben befindliche Medicin nicht genugsam dancksagen koͤnnen; vnd son- derlich die Armen/ welche nicht viel Geld in die Apotheken zu bringen haben/ ihnen selber eine solche herꝛliche vnd kraͤfftige Medicin auß dem Holtz pressen koͤnnen. NB. Dieses kan auch in acht genommen werden/ wann man in diesem Holtzsafft baden wil/ daß man von Continuatio Miraculi Mundi. von dem Essig allzeit etliche Loͤffel voll auch einnehme/ ehe daß man in das Bad gehet/ so durchsuchet dieser Essig innerlich den gantzen Leib/ treibt alles Boͤse durch den Schweiß darauß/ oͤffnet alle Verstopffungen der Miltz/ Leber vnd Lungen/ sonderlich wann der Safft auß einem solchen Holtz oder Kraut bereitet/ welches ohne das zu dergleichen Kranckheiten dienlich ist/ als nemlich/ der saure Essig von den Weinreben/ Buchen/ Bircken/ vnd dergleichen gegen alle Verstopffungen der innerlichen Glieder; von Ei- chen/ vnd andern harten Hoͤltzern gegen alle innerliche Faͤulnuͤß deß Gebluͤts/ als Fran- tzosen/ Außsatz/ allerhand inn- vnd aͤusserliche Geschwuͤr/ Kraͤtzen/ Fistein vnd offene Schaͤden: item, in allen Contractur en/ Laͤhme/ Epilepsia, Apoplexia, Paralysis, vnd dergleichen von Eschen/ Kirschen/ Pflaumen/ Schlehen/ Mispeln/ Hagdornen vnd an- dern dergleichen steinfruchtbringenden Hoͤltzern/ gegen Podagram, Chiragram, Go- nagram, Calculum in der Blasen vnd Nieren. Von den balsamischen Kraͤutern/ als Hypericon/ Salbey/ Ehrenpreis/ Sanickel/ Betonica/ Lungen- vnd Leberkraut/ Stein- brech/ Hauhechel/ vnd was sonsten andere heilbare Kraͤuter seyn/ gegen alle innerliche Verletzung der Leber vnd Lungen/ wie auch andern innerlichen durch schlagen/ fallen oder stossen entstandenen Ouetztschungen oder Versehrungen/ also/ daß dieser Holtz- oder K raͤutersafft eine solche Medicin ist/ deren manche theure vnd kostbare Galeni sche compositiones weichen/ vnd ihme Ehr vnd Preis lassen muͤssen. Man darff zu zehen Maaß Wassers vngefaͤhr ein Pfund dieses sauren Holtzsafts zum boden nehmen/ doch nach Gelegenheit deß Patienten vnd Kranckheit man auch mehr oder weniger neh- men kan. Auch kan man vor vnd nach dem Bad mit dem sauren spiritu etliche Tropffen deß uͤbergestiegenen Oels mit einnehmen/ hilfft dem spiritui, daß er den Leib desto besser durchgehen/ vnd die Kranckheit antasten vnd vertreiben kan: sollen aber beyde/ als spi- ritus vnd oleum (wann mans haben kan) rectific iret seyn/ zum baden ins Wasser duͤrffen sie keiner rectification. Deßgleichen koͤnnen die schmertzhaffte podagrische Glieder vnd in calculo die Nieren mit gemeldtem Oel vnd Spiritu gerieben werden/ thut auch seine Huͤlffe. Jn Summa/ dieser Holtz- oder Kraͤutersafft/ wann er wol bereitet/ vnd recht- maͤssig gebraucht wird/ mauche schoͤne außgestaffirte Galeni sche Apotheken (wie schoͤn sie auch mit gemahlten vnd verguͤldeten Glaͤsern/ Buͤchsen vnd Schachteln gezieret) be- schaͤmen koͤnte. Zweiffele aber nicht/ es werden gewissenhaffte Medici mit der zeit ein theil deß vnnuͤtzen Sutelwercks abschaffen/ vnd ein bessers zu Gottes Ehren vnd Huͤlf- fe der armen Krancken dargegen einfuͤhren. Dann dieses sauere Wasser/ obwol es noch die gantze Krafft deß Krauts nicht ist/ dennoch fuͤr das recht kraͤfftige Kraͤuterwasser in Medicina zu gebrauchen/ zu halten ist: dañ dieses/ wie es in den Apotheken im Gebrauch/ wenig Kraͤffte besitzet/ so vns die taͤgliche Erfahrung genugsam beweiset/ sondern nur ein blosses phlegma deß Krauts/ ob es schon ein wenig Geruch vnd Geschmack in der destillation mit uͤberfuͤhret/ so bleibt doch die rechte Krafft vnd Essentia deß Krauts zu D d 2 ruͤck. Continuatio Miraculi Mundi. ruͤck. Man sehe an ein trocken Kraut/ davon die Lufft oder Sonn das vngeschmackte Wasser oder phlegma gezogen/ ob es nicht eben so wol noch deß Krauts Krafft Geruch vnd Geschmack besitze; vnd wann es auch durch die lange Zeit allen Geruch vnd Ge- schmack solte verlieren/ so stecket dennoch die beste Krafft noch darinn verborgen; Vnd wann auch durch die destillation der saure Essig auch davon gezogen/ vnd der Vner- fahrne vermeinen moͤchte/ daß nun alle Kraͤffte herauß waͤren/ so ist es doch noch weit gefehlet/ dann in der zuruͤck-gebliebenen schwartzen vnachtsamen Kolen deß Holtzes oder Krauts beste Krafft geblieben/ nemlich sein bester Sulphur vnd Saltz/ welches die Bau- ren auch wissen/ daß Krafft in den Kolen stecket/ wann sie sich Winterszeiten darbey waͤrmen/ vnd ihre Speise darbey kochen vnd gaar machen; welches sie durch das uͤber- gestiegene phlegma ja nimmermehr wuͤrden zu wegen bringen koͤnnen. Die von den vnerfahrnen Menschen verachtete schwartze Kolen besitzen solche grosse Krafft/ daß sie auch der edlen Sonnen ihre Tugend vnd Wirckung nachthun; darumb billich irdische Sonnen moͤchten genant werden. Dann/ was die grosse syder ische/ astrali sche Sonn im oberen Firmament thut/ das kan die vntere terrestr ische Sonne/ nemlich die Kolen/ als der oberen grossen Sonnen Vicarius, auch thun. Die obere Soñe gibt allen Dingen Leben vnd Wachsthum: die vntere thut es auch. Wañ die obere Sonne Winterszeit so weit von vns gangen/ daß alles von der Erden gleichsam tod worden/ vnd hernach Fruͤ- lingszeiten sich wieder zu vns nahet/ alles wieder vom Tod auffstehet/ wieder lebendig wird/ gruͤnet vnd sich reget/ beweget/ waͤchset/ vermehret vnd nehret. Das Gewuͤrm/ so sich in die Hoͤlen vnd Kluͤfften der Erden fuͤr der Kaͤlte verkrochen vnd fuͤr tod gelegen hat/ das koͤm̃twieder lebendig herfuͤr; welches alles die vntere Sonne auch thun kan: dann wann gegen den Winter in einem Gemach die Fliegen/ Spinnen/ vnd ander G e - wuͤrm sich fuͤr der Kaͤlte in die Kluͤffte verkrochen/ vnd gleichsam todt darinn stecken/ vnd man ein solches Gemach durch ein Feuer erwaͤrmet/ so werden die Fliegen vnd Spin- nen wieder lebend/ vnd kriechen herauß auß ihren Naͤstern/ nicht anders/ als wann die liebe Sonne Fruͤhlingszeiten sich wieder zu vns nahet/ vnd solche lebendig gemacht haͤt- te; vnd so man in solches warme Gemach auch grosse Wuͤrm/ als Froͤsche/ Schlangen/ Eidexen/ oder dergleichen/ wie auch vom Frost abgestorbene Kraͤuter/ hineinsetzte/ wuͤr- den dieselbe nicht weniger/ als wann sie von der grossen elementi schen Sonne waͤren beschienen worden/ wieder lebendig/ gruͤnend vnd wachsend werden. Kan nun das eine verachte Kole thun/ welche/ nach der Vnerfahrnen Meynung/ alles Safts vnd Krafts beraubet ist/ was solte dann nicht thun koͤnnen eine solche Medicin/ die auß einer solchen Kolen nach der Kunst bereitet worden? Moͤchte der vermeinte Philosophus sagen: Welcher kan eine Medicin auß einer so duͤrren vnd abgeschmackten Kolen ziehen/ sie laͤsst sich doch nicht handeln/ weder durch das allergroͤste Corrosiv solv iren/ noch allerstaͤrckste Feuer schmeltzen/ wann sie vor der Luft bewahret wird; vnd so im Feuer nur ein wenig Luft darzukom̃t/ so entzuͤndet sie sich/ vnd verbrennet bleibet mir also nichts uͤbrig/ als ein wenig mit Saltz vermischte Aschen/ das Continuatio Miraculi Mundi. das ander alles verschwindet im brennen/ vnd fliegt weg. Glaube wol/ wann man solche Krafft/ welche im brennen weggeht/ (denen alles Abgestorbene wieder lebendig/ vnd das Lebendige erquickt wird) fangen koͤnte/ man ohne zweiffel eine grosse Mediein erlangen wuͤrde. Darauff ich zur Antwort gebe: Warumb man dann solche grosse Krafft/ ehe sie im brennen weggeht vnd verschwindet/ nicht halte/ vnd sich deren zu einer guten Medi- em bediene? Weiß der Philosophus nicht so viel zu thun/ so ist er fuͤrwar ein schlechter Philosophus, vnd solte sich billich andern/ die mehr wissen als er/ auß lauterm Hochmut nicht vorziehen/ vnd selbige verachten. Kan man dasjenige/ so begreifflich vnd coagu- l iret/ nicht gebrauchen/ ehe es im brennen weggehet vnd verschwindet/ wie solte man dañ solches auß dem chaos versam̃len vnd concentr iren koͤnnen? Daß aber nicht ein jed- weder solchen edlen Sulphur, der mit vielen starcken Banden vnd Waͤchtern bewahret los machen kan/ ist gar kein Wunder; dann er so leichtlich nicht gehorchet/ vnd zu einem jedwedern heraußkoͤm̃t. Vnter allen Philosophis hat keiner klaͤrer vnd offenbarer ge- schrieben/ wie er ledig zu machen/ als der Sendivogius, welcher außdruͤcklich saget/ daß dieser Sulphur in einem finstern Kercker vnd Stockhaus gefangen/ vnd mit starcken Huͤtern verwahrt/ gebunden vnd geschlossen laͤge/ vnd allein das Saltz ihme im Streit eine vnheilbare Wunden geschlagen. Klaͤrer als allbereit daselbsten beschrieben/ wirds niemand geben koͤnnen noch doͤrffen. Der nun nicht weiß/ wie er eine solche Lebens- krafft ledig machen/ vnd zur hoͤchsten Medicin gebrauchen soll/ der hoͤre obgedachten Sendivogium, wird gute Nachricht bey ihm finden; vnd so ers darauß nicht finden kan/ so ist thme auch nicht zu helffen. Ein Gleichnuͤß muß ich geben: Der Mensch ist von dreyen Stuͤcken zusamm e n gesetzt/ nemblich/ von Leib/ Geist vnd Seele: Der Leib ist sichtbar/ vnbeweglich/ grob/ tod/ irdisch vnd verweslich: der Geist vnsichtbar/ lebendig vnd beweglich/ doch sterblich: die Seele aber/ als das aller-edelste Theil deß Menschen/ vnsterblich. Deßgleichen wird auch eine anima bey den Vegetabili en vnd Minerali en gespuͤ- ret/ deren aber wenig gefunden/ die solche heraußziehen koͤnnen. Gleich wie nun die anima bey den Menschen das edelste Theil desselben/ der Geist aber geringer/ der Leib noch geringer ist; also auch bey den Vegetabili en vnd Minerali en zu verstehen. Wann man die Animam eines Krauts oder Mineralis erlangen wil/ so muß durch Kunst der grobe/ vntuͤchtige/ todte Coͤrper von der bestaͤndigen Seele geschieden werden: dann so lang der grobe Leib der edlen Seelen noch anhangt/ vnd nicht davon geschieden wird/ so kan die Seele sich nicht regen/ oder/ daß sie eine edle Seele sey/ beweisen/ sondern wird durch den groben Leib gebunden vnd gefangen gehalten so lang vnd viel/ biß jemand kom̃t/ welcher die Banden zerbrechen vnd die Seele ledig machen kan. Wann sie nun ledig worden/ vnd den todten/ hinderlichen/ groben Leib abgelegt/ alsdann sie ihre Kraͤff- ten beweisen kan/ vnd sonsten gar nicht. Darumb die Medici dahin trachten solten/ wie sie an statt der krafftlosen todten Coͤrper der Vegetabili en ihre bestaͤndige lebendigma- chende animam erlangten/ in Kranckheiten zu gebrauchen/ so wuͤrden sie ein viel anders außrichten koͤnnen/ als daß sie jetzunder thun. Die- Continuatio Miraculi Mundi. Diesen Discurs habe ich allein zu diesem ende beygebracht/ dadurch anzuzeigen/ daß der gantze Leib wenig tauge/ sondern allein die darinn verborgene anima das edeiste Theil darinnen sey/ etwas gutes in Medicina darmit außzurichten. Gleich wie nun bey den Minerali en vnd Metallen ein verbrennlicher/ fluͤchtiger/ neben dem vnverbrennlichen fixen Sulphur gefunden wird: also auch bey den Vegetabi- l ien zu verstehen/ wann man solche per retortam destill iret/ so geht neben dem phlegma- te vnd spiritu acido auch ein fettes verbrennliches Oel mit uͤber/ welches zwar seine be- sondere Kraͤfften hat/ daß es aber dieses thun solte/ was derjenige vermag/ der in einer schwartzen Kolen Gestalt zu ruͤck bleibet/ das ist ihme vnmuͤglich; dann je fixer die Me- dicin/ je fixere Kranckheiten sie auch angreifft; vnd im Gegentheil/ wie fluͤchtiger diesel- bige/ je weniger. Gleich wie nun bey den Vegetabili en ein fluͤchtiger Geist vnd bestaͤndige Seele zu finden: also auch von den Minerali en (welche neben dem verbrennlichen Schwefel auch eine fixe/ bestaͤndige animam haben) verstanden werden soll. Der nun die animam Ve- getabilium mit der anima Mineralium vereinigen kan/ derselbe erlangt eine Medicin/ die animam deß Menschen auffs hoͤchste dadurch zu staͤrcken; dann sowol die anima Ve- getabilium als Mineralium coagul irte Sonnenstralen seyn. Weil dann die Sonne allen Dingen ihr Leben gibt/ so muß nohtwendig auch eine Lebenskrafft in den coagu- l irten Stralen seyn. Gleich wie nun der Mensch/ wann er die liebe Sonne/ oder dessen Vicarium die irdische Sonne/ das Feuer/ nur ansieht/ ob er schon in einem tieffen kalten finstern Kel- ler waͤre/ vnd ihre warme lebendigmachende Krafft nicht empfinden solte/ dannoch durch das blosse ansehen ihme sein Hertz dadurch erquicket oder gestaͤrcket wuͤrde; wie viel mehr dann solte ers thun koͤnnen/ wann deß Weins oder eines andern Krauts anima mit ei- ner anima auri conjung irt/ in deß Menschen Leib (darmit sie grosse Gemeinschafft ha- ben) genommen wuͤrde. Dann Gleich liebt seines Gleichen) vnd erfreuet sich mit dem- selben eines zu werden. Darumb niemand fuͤr frembd halten wolle/ wann ich sage/ daß eine anima Vegetabilium sowol ein augmentum auri als humidi radicalis corporis humani seyn koͤnne: dann eine anima vegetabilium nichts anders ist als ein sal essen- tiale universale, so in allen Dingen zu finden. Wann dann die Philosophi in der Turba bekennen/ daß dem Gold seine Roͤhte vnd dem Silber seine Weisse durch ihr Universal -Saltz vermehret wuͤrde/ also wollen wirs auch darbey verbleiben lassen/ vnd ihre Meynung nicht vmbstossen/ sondern der- selben allhier viel mehr beyfallen/ vnd solche gegen die Jrrende verthaͤtigen helffen: dañ was die Augen sehen/ vnd die Haͤnde tasten/ das muß das Hertz auch glauben. Daß aber dieser Discurs vielen gantz vnglaͤublich vorkommen werde/ kan ich mir wol einbil- den/ aber nicht aͤndern; bin zu frieden daß ich die Warheit geschrieben/ vnd meinem Nechsten zu Gottes Ehren ein Licht angezuͤndet habe. Der Heilige Geist wolle alle fromme menschliche Hertzen/ so in diesem finstern Pful Continuatio Miraculi Mundi. Pful der stinckenden Welt mit irdischer Blindheit noch vmbgeben/ also erleuchten/ daß sie auß der dicken kalten Finsternuͤß ein Fuͤncklein Goͤttliches Lichtes erblicken/ vnd ihre Seelen also dadurch laben vnd erquicken/ daß sie der him̃lischen vnd Goͤttlichen K lar- heit endlich auch theilhafftig werden moͤchten. Amen. Allhier habe ich nun auß dem vnachtsamen Holtz in einem Proceß den K rieges- leuten guten Salpeter/ den Gaͤrtnern/ Weinzielern vnd Bauersleuten eine gute Tuͤn- gung auff ihre Weinberge/ Obstgaͤrten/ K ornlaͤnder/ Matten vnd Wiesen/ den K ran- cken gute Baͤder/ den Apothekern vnd Chymicis starcke Essige wolfeil zu bereiten/ ge- lehret. Den Bergleuten auch etwas zu geben/ koͤnnen sie den Calcem vivam, welcher in der Preß zugleich gebrant worden/ mit dem uͤbergestiegenen sauren Holtz-Essig imbi- b iren/ vnd/ einen guten Fluß darauß zu erlangen/ ihre strenge vnd wilde Ertze leicht- fliessend darmit zu machen/ dann der saure Spiritus b’ey dem Calce viva fig irt/ vnd zu ei- nem fluͤssigen Saltz wird. Doch waͤre dieses Saltz noch nuͤtzlicher den Bauren/ ihre vnfruchtbare Felder darmit zu tuͤngen/ als die Ertze zu schmeltzen/ denen zu gefallen ichs auch meists beschrieben habe. Die Medici koͤnnen sich deß edlen vnd kraͤfftigen Holtz- safftes zu vielen vnheilbaren K ranckheiten gluͤcklicher Cur (Ehr vnd Gut damit zu ge- winnen) gebrauchen. Wann man diesen Holtz-Essig in Faͤssern im kalten Winter ge- frieren laͤsst/ so gefrieret nur das phlegma, vnd wird zu Eis/ der scharffe Spiritus mit dem Oel geht hineinwarts/ vnd frieret nichts/ wird so starck/ daß er die Metallen mit Gewalt angreifft/ wie ein ▽. Wollen grosse Fuͤrsten vnd Herren dasjenige Holtz/ so doch in den Waͤldern ligt vnd verfaulet/ zu Salpeter machen lassen/ koͤnnen sie es thun/ wird sie nicht gereuen/ dann eine Zeit vorhanden/ daß man denselben leichtlich noͤhtig haben moͤchte. Noch ein Stuͤcklein muß ich den Bauren zu gefallen beschreiben/ welches ihnen auch guten Nutzen bringen kan/ nemlich dieses: Wann man die Stangen/ so zu den Wein- oder Hopffenstecken gestecket werden/ zu vnterst bey dem Feuer wol heiß vnd schwartz werden laͤsst/ vnd alsdann so heiß in das Oel steckt/ vnd so viel davon in sich zie- hen laͤsst als sie koͤnnen/ so ziehen sie hernach/ wann sie in die Erden gesteckt werden/ nicht allein keine Feuchtigkeit an sich/ davon sie verfaulen/ vnd alle Jahr/ so tieff sie in der Er- den gesteckt/ kuͤrtzer werden/ sondern sie tuͤngen zugleich auch den Wein- oder Hopffen- stock/ darzu sie gesteckt werden; welches doppelter Nutzen ist: Erstlich/ daß die Stangen vor Faͤulnuͤß dadurch præserv iret/ daß sie nicht so bald verfaulen/ kuͤrtzer werden/ vnd man andere zeugen muß: Zum Andern/ daß die Wurtzel gute Tuͤng- vnd Nahrung davon hat zu wachsen; Vnd wann ja mit langer Zeit die mit Holtz-Oel eingetrenckte Stangen vnten abfaulen/ so ist doch das Oel nicht verloren/ sondern thut den einen als den andern weg noch sein bestes/ das Land zu tuͤngen/ wann nemblich die abgefaulten Stuͤcke Stangen in die Erden bey den Wein- oder Hopffenstoͤcken gelegt werden/ koͤn- nen etliche Jahr der Wurtzel gute Nahrung mittheilen/ so gut oder besser als ein Kuͤh- oder Schafmist. Also Continuatio Miraculi Mundi. Also koͤnte man durch Huͤlffe dieses Holtz-Oels gute/ starcke/ langwierige/ bestaͤn- dige Zaͤune hegen/ oder lebendige Mauren vmb die Wein-/ Hopffen- oder Obstgaͤrten zeugen/ die wilden Thiere/ wie auch Gaͤrtendiebe darauß zu halten/ nemlich also: Man muͤste die Zaunstoͤcke zu vnterst ins Feuer legen/ schwartz werden lassen/ vnd also heiß in das Oel stecken/ vnd sich voll davon trincken lassen/ darnach solche in die Erden stecken/ einen Zaun davon machen/ wie gebraͤuchlich/ aber allzeit zwischen zween Pfaͤlen einen Fexer von Hagedorn setzen/ welche sonsten gar langsam fortkommen/ vnd viel Jahre ste- hen muͤssen/ biß sie in die Hoͤhe kommen; durch die Fettigkeit deß Holtz-Oels aber erlan- get die Wurtzel der jungen Saͤtzlinge eine gute Tuͤng- vnd Nahrung/ also/ daß dieselbe nicht halb so lang stehen doͤrffen/ ehe sie groß werden/ sondern auff diese Weise/ ehe die Pfaͤle verfaulen/ einen dicken/ starcken/ lebendigen Zaun geben. Auch wuͤrde man von den wilden Thieren in den Gaͤrten keine Gefahr haben/ da solche oͤhlgetraͤnckte Stoͤcke waͤren; dann das Wild allen starcken Geruch sehr meidet/ vnd bey weitem nicht zuna- het/ wo es etwas starck-riechendes mercket. Auch koͤnte man in diesem hitzigen Holtz-Oel Stricke von Werck/ Basten oder Stroh gemacht/ einduncken/ vnd vmb die fruchtbare Baͤume binden/ wuͤrden verhuͤten/ daß keine Spinnen/ Raupen/ Ameisen/ oder ander Vngeziefer auff die Baͤume/ selbige zu beschaͤdigen/ kriechen koͤnten; dann uͤber ein solch feurig Oel kein Vngeziefer kriechen darff. Noch auff ein andere Weise den sauren Holtzsafft zur Tuͤng- vnd Wachsthumb mit grossem Nutzen zu gebrauchen/ vnd nicht auff magere Sandfelder/ darzu man den Viehmist (wann man ihn hat) auch gebrauchen kan/ sondern auff klare harte Felsen/ da kein einiges Sandkoͤrnlein oder Staͤublein Erden auff ist. Daß ich dieses Kunststuͤcklein beschreibe/ vnd in den Druck fuͤr aller Welt gebe/ geschicht nicht darumb/ als wann ich eben dadurch der Welt grossen Nutzen verschaffen wolte/ gleich wie ich durch die communication die magere Sandfelder durch den Holtz- safft zu tuͤngen gelehrt vnd beschrieben habe: sondern ich thue es allein darumb/ daß je- derman sehen vnd spuͤren koͤnne/ was fuͤr wunderbare Dinge durch das allenthalben be- findliche vnnuͤtze Gestraͤuch deß Holtzes Vberfluß zu wege zu bringen. Wer wuͤrde jemand glauben/ wann er sich hoͤren ließ/ daß er auff einen harten/ kahlen Felsen/ ohne einiges zuthun Erden oder Mistes/ nicht allein gut K orn/ sondern auch allerley Baͤume vnd herꝛliche Weinstoͤcke wolte oder koͤnte wachsen machen? Nie- mand in der Welt/ glaube ich. Wie wuͤrde Farnar mit seiner Esels gesellschafft ein Ge- laͤchter darauß machen/ ja viel aͤrger/ als er bey meinem Miraculo Mundi gethan hat: gleichwol weil es muͤglich zu thun ist/ kan ich/ solches Stuͤcklein bekandt zu machen/ nicht vmbgehen; geschicht allein darumb/ die Wunderwerck Gottes der blinden Welt vor Augen zu legen/ vnd kan nicht fehlen/ es wird an vielen Orten noch guter Nutzen darmit gethan werden/ sonderlich an denen Orten/ da Wein waͤchst/ vnd an oder neben den Wasserfluͤssen/ als Maͤyn/ Mosel/ Necker/ Rhein/ Donaw/ vnd dergleichen/ oftermals grosse Continuatio Miraculi Mundi. grosse felsichte Bergen/ darauff man gern Weinstoͤck pflantzete/ weiln sie an guter Son- ne gelegen/ wann man nur Erde vnd Mist darauff zu bringen wuͤste: dann der Wein- stock ohne das nirgends lieber als auff felsichten Klippen waͤchset: seine Wurtzeln krie- chen zwischen die Kluͤfften vnd reissende Felsen/ vnd ziehen ihre Nahrung darauß/ wel- ches sonsten nicht viel Gewaͤchsethun. Vnd weil gemeinlglich bey solchen Klippen auch ein Vberfluß von Holtz gefunden/ also koͤnte der Safft darauß gepresst/ vnd die harte Felsen darmit erweichet/ zu kleinem Muͤlm gebracht/ vnd gute Weinstoͤcke darauff ge- pflantzet werden/ welches auff diese Weise geschehen muͤste: Es ist zwar nicht noͤhtig/ daß man solches thun solte/ wann man nicht die mirabilia Dei bekandt machen/ oder etwan bey den Vnwissenden die Muͤglichkeit weisen/ vnd eine Wettung gewinnen wol- te. Es muͤste aber also zugehen: Wann man Weinstoͤcke oder Baͤume/ die gern auff Klippen wachsen/ als da ist Kirschen/ Pflaumen/ Pfirschen/ Ouitten/ Mispelen/ vnd andere Kernfruͤchte/ pflantzen wolte/ man an diesen Orten/ da sie sollen hingesetzt wer- den/ ersilich mit einem gestaalten spitzigen Mauerhammer ein klein Loch/ vngefehr einer guten Faust groß/ in den Felsen hauen/ darein einen scharffen Holtz-Essig giessen/ einen breiten Stein auff das Loch legen/ daß es nicht darein regnen koͤnte; uͤber etliche Tage muͤste man darzu sehen/ ob der Holtz-Essig in den Felsen gekrochen/ alsdann mehr Essig nachgiessen/ vnd das Loch wieder mit dem Stein zudecken. Dieses eingiessen deß Holtz- safftes muͤste so offt Sommerszeiten geschehen/ biß daß viel Holtz-Essig darein gekro- chen/ vnd der Felsen einer Ehlen breit vnd tieff/ gantz muͤrb davon worden/ alsdann man solchen muͤrben Felsen leichtlich mit einem scharffen Hammer herauß hauen/ vnd ein tieff Loch in den Felsen machen koͤnte. Wann dieses geschehen/ so muͤste man den herauß gehauenen Steinmuͤlm wieder in das Loch scharren/ vnd mit Holtzsafft uͤbergiessen/ biß oben zu voll; vnd alsdann mit breiten Steinen zudecken/ daß der Regen daruͤber hin- schiessen koͤnte/ vnd noch eine weil also stehen/ vnd den scharffen Holtzsaft an dem Stein- muͤlm arbeiten lassen/ biß alles Gemuͤlm so muͤrb worden/ daß mans zwischen den Fin- gern zerreiben koͤnte/ alsdann muͤste man nach dem Herbste/ wann die Blaͤtter abge- fallen/ oder Fruͤhlingszeiten im Mertzen/ ehe die Blaͤtter wieder kommen/ die Baͤume oder Weinstoͤcke in solche Loͤcher setzen/ vnd den Muͤlm wieder in das Loch zu der Wur- tzel werffen/ mit Fuͤssen fein dicht darein tretten/ vnd mit Wasser begiessen/ vnd das uͤbri- ge Gott befehlen/ so wuͤrde der Weinstock oder Baum/ den man darein gesetzet/ so wol wachsen als auß einer fetten getuͤngten Erden/ vnd dieses da her/ dieweil die Steinfel- sen (doch nicht von Sandsteinen/ sondern gemeinen Kalchsteinen) ohne das viel Sal- peter halten/ deßgleichen der saure Holtzsafft auch solcher Natur theilhafftig; vnd wann der saure Holtz-Essig den Felsen zerbeisst/ so macht er den Salpeter in dem Stein ledig vnd offenbar/ vnd verlieret zugleich seine Schaͤrffe an dem Kalchsteine/ daß er der Wur- tzel nicht schaͤdlich/ sondern viel mehr nuͤtzlich/ einem guten Kuͤhmist gleich/ oder auch besser solche nehren vnd tuͤngen kan. Wann dann der Weinstock oder Baum nur ein- mal gruͤnet/ so gehet er hernach nicht auß/ sondern die Wurtzel sucht zwischen die Kluͤffte E e der Continuatio Miraculi Mundi. der Felsen zu kriechen/ vnd ihre Nahrung darauß zu suchen: Doch muͤste man alle Jahr/ Winterszeit/ wann die Blaͤtter abgefallen/ etwas wenigs von dem Holtzsafft vmb den Stam̃ deß Baums giessen/ so wuͤrde derselbige den Winter uͤber von dem Stein wieder ein theil muͤrb machen/ vnd die Wurtzel misten oder tuͤngen/ also/ daß man alle Jahr nur etwas von dem Holtzsafft zugiessen/ vnd weder Erden noch Mist darzu gebrauchen doͤrffte/ dann die Steine selber Erden vnd Mist durch den Holtzsafft werden. Dieses Stuͤcklein/ obwoln es vielen vnmuͤglich zu seyn vorkommen moͤchte/ so ist es doch die lautere Warheit/ welches ein jeder leichtlich erfahren kan/ nemlich also: Man lasse ihm ein Stuͤck Felsen von einem Kalch-/ aber nicht Sandstein/ nach Haus brin- gen/ vnd lege selbigen an die Sonn/ vnd begiesse ihn mit gedachtem Holtzsafft/ laß den- selben dareinziehen/ begiesse ihn wieder/ vnd laß hineinziehen; solches thue so offt/ biß der Stein so muͤrb worden/ daß man mit Fingern solchen außgraben kan/ alsdann saͤe wel- chen Samen darein als du wilt/ wird darauß wachsen als auß einer guten Erden/ vnd dieses auß obangeregter Vrsachen/ nemlich/ dieweil der Stein zu einer Erden wird/ vnd seinen eigenen Salpeter oder Tuͤng bey sich hat/ vnd darzu den Holtzsafft auch zu Salpeter oder Tuͤng verwandelt. Wer mich nun allhier recht versteht/ vnd/ meiner Lehr nach/ fleissig darmit pro- ced iret/ derselbe wird gutes contentement finden: so man aber auff einem Sandstein diese Kunst versuchen wolte/ so wuͤrde es kein gut thun: dann ein Sandstein kein nu- trimento sisch Saltz in sich hat/ auch sich durch den Holtzsafft nicht solv iren laͤsst/ viel we- ger denselben in sich ziehet/ coagul iret/ vnd zu einem tuͤgenden Saltz machen kan. Man kan es auch also besehen vnd gewahr werden/ daß auß einem Kalchstein vnd Holtzsafft ein natuͤrlicher Salpeter werden kan/ nemlich: Man kan etliche Stuͤcklein vngebrante harte Kalchsteine (gebrante weiß jederman/ daß sie tuͤngen/ oder einen Es- sig in Salpeter coagul iren) darumb sage ich/ vngebrante Kalchsteine/ in einen starcken Holtz-Essig traͤncken/ wieder bey der Sonnen oder andern warmen Orten lassen tru- cken werden/ weiter eintrencken/ vnd trucken werden lassen/ vnd diß so offt gethan/ biß der Stein gantz muͤrb worden/ vnd einer Erden gleich sich zureiben laͤsst/ auß welcher Erden mit Regenwasser sich ein Saltz extrah iren laͤsst/ dem Salpeter gleich. Wird al- so auß dem Stein eine Erden/ vnd auß dem Steinsaltz vnd Holtz-Essig ein Salpeter oder tuͤngendes Saltz/ so gut als ein Kuͤh- oder Schafinist/ alle Vegetabili en darmit wachsend zu machen. Es ist aber darumb nicht gemeint/ als wann man eben auf die Felsen durch Huͤlffe deß Holtz-Essigs Weinstoͤcke pflantzen muͤste: gantz nicht! sondern allein zu diesem ende beschrieben/ daß man sehen moͤge/ was der Holtzsafft vermag/ vnd durch Huͤlffe desselben in einen harten Felsen eine Fruchtbarkeit vnd Wachsthum zu bringen/ welches bißhero noch nicht bekand gewesen/ sondern durch meine Vntersuchung/ Fleiß vnd probiren nunmehr erst bekand gemacht worden. Man wolle ihm so frembd nicht vorkommen lassen/ daß der Holtz-Essig solche Kraft haben Continuatio Miraculi Mundi. haben solte; thut es doch ein gemeiner Wein-Essig/ vnd erweicht die harten Felsen/ da doch dieser Holtz-Essig noch einmal so starck ist/ als ein gemeiner Wein-Essig. Man lieset in Historien/ daß Hannibal durch die Jtalianische Alpes mit seinem Kriegsvolck nicht kommen koͤnnen/ sondern ihme/ durch Huͤlff eines Essigs/ die Felsen dadurch zu er- weichen/ einen Weg bereitet habe. Was aber Hannibal fuͤr einen Essig gebraucht/ ist nicht bey geschrieben; ohne Zweiffel wird es ein Wein-Essig gewesen seyn: haͤtte er et- was von Holtz-Essig gewust/ wuͤrde er vielleicht ehender zu seinem Vorhaben kommen seyn. Dieses Kunststuͤcklein wird manchem Vrsach geben/ andere nuͤtzliche Dinge durch Huͤlffe deß Holtz-Essigs zu erfinden. Jch habe den Weg gemacht/ kom̃ nun ein anderer vnd mache ihn breiter/ vnd suche weiters/ so moͤchte man desto ehender zur per- fection gelangen/ dann viel Gutes in der Natur verborgen ist/ welches wegen vnserer Vnachtsamkeit nicht gesucht/ vnd dem menschlichen Geschlecht zu Nutzen koͤm̃t. Jch zweiffele aber nicht/ es werden sich mit der Zeit fleissige Menschen bemuͤhen/ diesen Holtz- safft in copia zu zeugen/ vnd viel nuͤtzliche Dinge darmit außrichten. Deß Gottlosen Farnars Warnung wird bey ehrlichen vnd verstaͤndigen Menschen nichts gelten oder hinderen koͤnnen/ sondern es wird sein Anhang mit ihme je laͤnger je mehr vor aller Welt bekand vnd zuschanden gemacht werden. Es wird sonsten auch eine besondere Art Steine gefunden/ welche ins gemein zum Bauwerck gebraucht werden/ seynd weich/ lassen sich gern hauen oder arbeiten/ darumb man Quaterstuͤcke/ Treppen vnd Fensterstuͤcke darauß zu machen pflegt; seynd an Farb theils weiß/ graw vnd auch roͤhtlicht/ geben keinen Kalch im brennen vnd schmeltzen/ doch auch nicht wie ein Sandstein; seynd beyder Naturen theilhafftig/ halten viel Salpeter/ welcher aber weder mit brennen zu Kalch/ noch Außlaugung mit Wasser darauß zu zie- hen/ sondern wollen zuvor erst bereitet seyn/ che sie den Salpeter dem gemeinen Wasser folgen lassen: davon ich ein besonder klein Tractaͤtlein geschrieben/ soll (geliebts Gott) mit naͤhstem auch heraußgegeben werden: werden gantze Berge solcher Steine gefunden/ darinn ein uͤberauß-grosser Schatz an Salpeter verborgen/ welches niemand bekand ist. Dieses wenige/ von der Holtzpressen vnd deren Nutzen/ habe ich/ als eine Gabe Gottes den Bauren zu verehren nicht vnterlassen wollen. Vnd sonderlich darumb den Bauren meines Vatierlandes/ weil ich dieselbe der Wurtzel eines grossen Baums/ den Baum aber mit seinen Aesten vnd Zweigen einem grossen Kaͤyser/ Koͤnig/ Fuͤrsten oder Herꝛn mit seiner Hofhaltung/ Beambten vnd Dienern vergleiche. Dann diesen Safft vnd Krafft/ welchen ein Baum zum wachsen vonnoͤhten hat/ (gleich wie ein grosser Herꝛ seinen Tribut von den Vnterthanen) er allein auß der Wurtzel haben muß: die Wurtzel zeucht solchen durch die viel kleine vnd grosse Zafern auß der Tieffe der Erden/ vnd gibt es dem Stam̃/ gleichsam als eine schuldige Steuer oder Schatzung: der Stam̃ theilet solchen Safft vnter die Neben-Aeste vnd Zweige (als seinen Beambten vnd Die- nern) weiter auß. Wann nun die Wurtzel guten Safft in der Erden finder/ so zeucht E e 2 sie Continuatio Miraculi Mundi. sie solchen herauß/ vnd gibt ihn gern dem Stam̃/ davon derselbe schoͤn waͤchset/ gruͤnet/ sich weit außspreitet/ liebliche Bluͤt vnd Fruͤchten bringet/ davon die Voͤgel in der Lufft/ vnd die Thier auff dem Felde ihr Leben vnd Zuflucht haben vnd suchen: So aber der Baum auff einem mageren Boden stehet/ vnd dessen Wurtzel mit Mist oder Tuͤnge nicht geholffen wird/ so ist es der Wurtzel vnmoͤglich/ den gantzen Baum laͤnger zu vn- terhalten/ sondern muß denselben verdorren lassen. Es waͤren zwar die abfallenden Blaͤtter dem Baum genug/ sich uͤber Winter davon zu erquicken/ daß er kuͤnfftigen Fruͤhling dem Baum weiter Safft vnd Krafft/ wann er in einem guten fetten Erdreich stuͤnde/ geben koͤnte: so er aber in einem magern Sandgrund stehet/ vnd doch alle Jahr den gantzen Baum gruͤnend vnd fruchtbar machen soll/ vnd hergegen nicht wieder et- was gutes zu geniessen hat/ so kan er nicht lang dem Baum seine behoͤrliche Contribu- tion geben; muß also der Baum vom aͤussersten Zipffel anfangen/ dieses Jahr diesen/ jenes Jahr einen andern Ast verlieren/ vnd endlich biß auff den Grund verdorren/ wel- ches nicht geschehen/ wann der Wurtzel waͤre geholffen worden. Weil dann nun deß gantzen Baums Wolfahrt/ Zierrat/ Schoͤne vnd Herꝛlichkeit einig vnd allein von der Wurtzel herkommen soll vnd muß/ so ist es ja nohtwendig/ daß man der Wurtzel helffe/ vnd ihre Nahrung gebe/ wann sie den gantzen Baum gruͤn vnd herꝛlich machen soll geschicht es aber nicht/ vnd der gantze Baum stirbt ab vnd verdirbt/ so hat die Wurtzel doch keine Schuld daran/ dieweil sie nicht mehr geben koͤnnen/ als was sie selber gehabtt darumb billich der Wurtzel geholffen wird/ auff daß sie deß gantzen Baums Last laͤnger tragen/ ihme Nahrung vnd Speise geben koͤnne. So lang nun die Wurtzel dem Baum Safft gibt/ so lang wird sie auch weiter vom Baum geschuͤtzet: bestehet also beyder Thei- len/ sowol der Wurtzel als auch deß Stam̃s/ Wolfahrt allein in diesem/ was der Wur- tzel gutes gethan wird. Darumb hab ich gut befunden/ das nohtwendigste von erst zu thun/ vnd deß herꝛlichen schoͤnen Baums Wurtzel zu helffen; es kan nicht fehlen/ daß die Wurtzel den Stam̃ nicht Noht wird leiden lassen/ nemlich vmb ihres eigenen besten halben/ wann sie nur selber etwas hat vnd geben kan. Jst nun so viel an deß Baums Wurtzel gelegen/ dadurch der gantze Baum seine Nahrung empfaͤngt/ schoͤn vnd herꝛ- lich davon wird/ vnd doch die Wurtzel auß eigener Krafft (wann ihr nicht von einem fleissigen Gaͤrtner/ durch Beylegung der Tuͤng- vnd Nahrung/ zu huͤlffe kommen wird) dem Stam̃ wenig helffen oder geben kan: wuͤrde dañ nicht auch an dem fleissigen Gaͤrt- ner/ welcher zu deß Baums Wurtzel Tuͤng- vnd Nahrung getragen/ ein wenig gelegen seyn/ vnd der Baum so vndanckbar erfunden/ daß er nicht etwan von Vberfluß seiner Fruͤchten/ als ein klein Aepffelein/ ihme/ dem Gaͤrtner/ zuwerffen/ vnd seiner Fruͤchten auch ein wenig geniessen lassen? Thuns doch die wilden vnverstaͤndigen Thiere/ geben zur Danckbarkeit dem Felde/ wieder ander Futter davon zu wachsen/ ihre excrementa; der Baum wirfft alle Jahr seine Blaͤtter ab/ die Wurtzel wieder dadurch zu erfrischen: Warumb solte dann der Mensch vndanckbarer als die vnvernuͤnfftigen Thiere vnd Creaturen erfunden werden? Die- Continuatio Miraculi Mundi. Dieweilen nun aber das liebe Vatterland/ als ein uͤberauß-schoͤner/ grosser vnd maͤchtiger Baum/ vor etliche Jahren rauhe Winde nacheinander starck angewehet/ vnd die herꝛliche Fruͤchte deß schoͤnen Bauns zimlich abgeworffen vnd verderbet/ daß auch sehr wenig darauff (ausser diesem/ das etwan sich zwischen den starcken Aesten ver- borgen gehalten/ so der Wind abzuwerffen nicht vermochte) hangen geblieben ist: Den- noch weil nach dem kalten schaͤdlichen Wind ein warmes Luͤfftlein mit lieblichem Son- nenschein vnd fruchtbarem Regen erfolget/ so hat der Baum sich also halbes wieder er- holet/ vnd so schoͤne vnd herꝛliche Fruͤchte gebracht/ als er immer zu zuvorn getragen/ de- ren guten Fruͤchten der Baum auff diese Stund noch geschuͤttet voll hanget/ also/ daß man auch bald mehr Fruͤchten als der gruͤnen Blaͤtter daran siehet. Dieweil man aber nicht versichert/ daß nicht etwan einmal wieder ein solcher rau- her Wind uͤber vnsern Baum/ denselbigen zu beschaͤdigen/ kommen moͤchte: (dann/ wañ man am allersichersten zu seyn vermeynet/ so ist offtmals die Gefahr am naͤhesten/ vnd/ wie das alte Spruͤch wort lautet/ Nichts vnbestaͤndiger als das Wetter) So haͤtte ich gerne gesehen/ daß man den Vberfluß von den Fruͤchten deß Baums/ fuͤr eine Vor- sorge auf kuͤnfftige Zeiten/ bewahret haͤtte: habe auch guten Anlaß gegeben/ wie solche Fruͤchte zu præserv iren/ aber bißhero noch wenig gefruchtet: sondern viel mehr Farneri- sche boͤse Buben/ dem Vatterland zu schaden/ meine gute Lehr vnd Vermahnung ver- spottet/ vnd was ich gebaͤuet/ wieder zerbrochen: darumb zu besorgen/ daß leichtlich gu- ter Raht zu spaͤt kommen moͤchte. Derohalben ich von dem Vberfluß deß grossen Baums/ nemlich die verdorꝛte Aeste vnd wilde Zweige/ wie auch andere wilde vnnuͤtze Baͤume/ Hecken vnd Straͤuche abzuhauen/ vnd einen Safft darauß zu pressen/ die Wurtzel deß schoͤnen Baums damit zu begiessen/ vnd bey gutem Safft vnd Krafft zu erhalten/ gelehret/ auff daß/ wann ja weiter ein rauher Wind (alles Gruͤne auff vnse- rem schoͤnen Baum zu verderben/ welches Gott gnaͤdigst verhuͤten wolle!) kommen sol- te/ die Wurtzel dennoch keinen Mangel habe/ sondern dem gantzen Baum wieder neue gruͤne Blaͤtter vnd schoͤne Fruͤchte geben koͤnnte. Vnd in allem fall/ da keine derglei- chen schaͤdliche Wetter/ wie wir hoffen/ kommen wuͤrden/ so kan es doch dem Baum gar nicht schaden/ wann die Wurtzel desselben getuͤnget ist: dann/ je fetter die Wurtzel/ je gruͤner vnd schoͤner der Baum; vnd je groͤsser der Baum/ je mehr Voͤgel der Lufft dar- auff nisten/ vnd auch je mehr klein vnd grosse Thiere deß Feldes sich darunter bergen/ nehren/ vnd Wohnung nehmen koͤnnen. Diesen wilden Holtzsaft/ vnd sonsten nichts mehrers/ hab ich deß grossen Baums Wurtzel/ daran dem Baum so viel gelegen/ dißmal verehren wollen: mit naͤhstem aber/ wann Gott wil/ vermeyne ich auch vnter diesen schoͤnen Baum vielerhand gute Kraͤuter zu pflantzen/ davon nicht allein die Voͤgel/ so auff dem Baum nisten/ sondern auch die Thiere/ so darunter wohnen/ ihre Nahrung (besser als bißhero geschehen) fin- den moͤchten. E e 3 Gott Continuatio Miraculi Mundi. GOTT der Allmaͤchtige gebe vns auß Gnaden/ daß dieser schoͤne Baum von boͤsem Sturm/ Winden/ Blitz/ Donner vnd Hagel nicht beschaͤdiget werde; auch die Voͤgel darauff fein einig vnd friedsam wohnen/ vnd einander nicht auß den Naͤstern vertreiben: deßgleichen die Thiere darunter einander nicht (wie die Hunde vmb ein fett Bein) beissen vnd reissen/ sondern wie die Schafe/ ein jedes mit seinem behoͤrlichen Theil/ sich genuͤgen lassen/ vnd saͤm̃tlich in Frieden vnd Ruhe beysammen leben moͤgen. Die Circulirgefaͤsse/ darinn der Holtzsaft vnd alle Salia durch Huͤlffe der Lufft vnd steter Bewegung anim iret vnd zu Salpeter vmbgekehret werden/ soll noch etwas fuͤr die Freunde verbleiben/ vnd dißmal nicht gemein gemacht werden. Doch soll vnterdes- sen solche herꝛliche Kunst nicht still oder vnfruchtbar ligen bleiben/ sonden an vielen Or- ten practic iret werden. Deme nun daran gelegen/ vnd eine solche herꝛliche Wissenschaft vonnoͤhten haͤtte/ derselbe wird wissen/ was ihme darinn zu thun sey; dann ich mir vor- genommen/ meinem Nechsten damit zu dienen/ vnd nicht mit mir ins Grab zu nehmen. Deßgleichen wird man auch bey mir zu sehen finden meine kuͤnstliche invention, das gemeine Koch-Saltz innerhalb etlicher wenig Stunden vmbzukehren/ daß es dem Salpeter (im Gebrauch die magere Felder darmit zu tuͤngen) in allem gantz gleich/ vnd doch der Centner keinen Thaler zu kosten kom̃t. Jst fuͤrwar in diesen letzten Zeiten eine sonderbare Gabe Gottes/ dadurch an allen Orten der Welt allen Menschen/ Grossen vnd Kleinen/ Reichen vnd Armen Gutes darmit geschehen kan. Dann so allenthalben der Wein- vnd Kornbaw durch diese Kunst verbessert wird/ so muͤssen es nohtwendig alle Menschen geniessen/ vnd ihnen wol darbey ergehen/ welches vnfehlbar. Dañ durch diese Kunst nicht allein diese magere Kornlaͤnder/ welche allbereit ge- tragen/ vnd noch bißweilen/ wann sie gemistet/ oder etliche Jahr geruhet haben/ dadurch verbessert werden/ daß sie alle Jahr tragen koͤnnen: sondern es koͤnnen auch andere gantz vnfruchtbare Oerter/ welche niemaln etwas tragen wollen/ dadurch fruchtbar vnd tra- gend gemacht werden/ also/ daß nicht ein Ort in der Welt/ wie mager oder vnfruchtbar er auch seyn solte/ der nicht durch dieses Mittel fruchtbar zu machen. Vnd uͤber diß so ist diese Kunst hoch zu æstim iren an diesen Orten/ da kein Viehe ist/ Mist davon zu machen/ dann bißhero niemand das Feld anders fruchtbar zu machen gewust/ als durch den Kuͤh-/ Pferd- oder Schafmist. Auch an denen Orten/ welche von der Menschen Wohnungen weit entlegen/ dahin der Mist oder Tuͤngung nicht wol zu bringen/ diese Kunst grossen Nutzen schaffen kan/ sonderlich wann der Mist ohne das uͤbel zu bekommen/ oder theuer muß erkaufft werden/ vnd noch darzu mit grossem Vn- kosten auff das weit-entlegene Feld solt muͤssen gebracht werden/ ist nicht moͤglich/ solches Feld mit Nutzen zu gebrauchen/ sondern muß nohtwendig vngebauet ligen bleiben: durch diese meine Invention aber hat man die Tuͤngung nicht allein wolfeiler als den Mist/ sondern er ist auch (weiln eine einige Tonne weiter reichet/ als sonsten etliche Wa- gen voll Mist) viel leichter auff die weit-entlegene Oerter zu bringen. Dieses aber soll auch darbey gemerckt werden/ wann das Feld mit diesem Saltz getuͤn- Continuatio Miraculi Mundi. getuͤnget/ vnd man solche besaͤen wil/ daß man den Samen zuvorn eine Nacht in einem solchen Wasser/ darinnen das vmbgekehrte Saltz zertrieben sey/ einweiche/ so erlangt der Srme davon auch ein besondere Tuͤnge/ vnd waͤchst viel schneller/ als wann er vn- eingeweicht auff den Acker geworffen wuͤrde. Man betrachte doch dieses: Wann das Kriegsvolck die Pferde weggenommen/ an ihre Wagen gespannet/ den Bauren-Schweiß darmit weggefuͤhret/ Kuͤhe/ Ochsen vnd Schafe auffgefressen/ vnd alles Land wuͤst geworden/ wovon sollen sie dann das wuͤ- sie Feld wieder zu recht bringen/ misten oder tuͤngen/ daß es wieder tragen kan? Jst doch allezeit bey Friedenszeiten/ da Pferde vnd Ochsen (das Land darmit vmbzubauen/ vnd Kuͤhe vnd Schafe (Mist darvon zu machen) genug vorhanden waren/ dennoch die Mistung oder Tuͤngung allzeit in gutem Werth gewesen/ daß man dessen nimmer ge- nug haben/ vnd diese meine herꝛliche invention vnd grosse Gabe Gottes eben sowol nuͤtz- lich seyn koͤnnen: wie viel mehr dann wird vnd kan sie nuͤtzlich seyn an denen Orten/ da alles durch die Verhaͤngnuͤß Gottes von den Haͤuschrecken auffgefressen vnd kahl ge- macht worden? Solte diese herꝛliche Gabe Gottes nicht zu solchen Zeiten/ welche sich allgemach herzunahen/ angenehm seyn? Der sich nun von Farnarn vnd seinem Teuffelischen Anhang verfuͤhren vnd ab- halten laͤsst/ vnd beyzeiten/ als ein vorsichtiger Haushalter/ sich vnd die seinigen mit gu- ter Nohtdurfft nicht versorget/ derselbige wird es hernachmaln zu spaͤt bereuen muͤssen; das sage ich. Je mehr nun ein jeder ihme die Sicherheit einbildet/ je mehr er sich wird betrogen finden. Gott der Allmaͤchtige verleihe vns auß Gnaden allesam̃t/ daß wir die zeitliche vnd vergaͤngliche Sicherheit (als einen betrieglichen Fallstrick deß Satans) meiden vnd fliehen/ vnd die ewige/ bestaͤndige vnd immerwaͤhrende dargegen von Hertzen suchen moͤgen. Amen. Erinnerung. Niemand wolle mir dieses in Argem auffnehmen/ daß ich diese meine Holtzpresse den Bauren oder Ackersleuten verehre/ vnd doch in Beschreibung derselben den Holtz- safft allen Krancken recommend ire/ welches doch mit dem Acker- oder Feldbaw keine Gemeinschafft. Dann es nicht wol hat koͤnnen verschwiegen werden/ weiln die Bau- ren bey ihrer sauren Arbeit vielen Kranckheiten bißweilen vnterworffen/ vnd offtermals in der Naͤhe keine Medicos oder Apotheken haben/ Huͤlffe zu suchen/ das Holtz aber sie leichtlich pressen/ vnd gegen viele schwere Kranckheiten/ welche ihnen begegnen moͤch- ten/ sowol innerlich als aͤusserlich zu gebrauchen/ den Safft vnd auch das Oel ihnen sehr nuͤtzlich oder huͤlfflich seyn kan. Auch sollen vnter dem Namen Bauren oder Ackers- leut eben nicht diese Menschen verstanden werden/ welche insgemein wenig Verstand haben/ vnd keine Buͤcher lesen/ sondern es sollen diese verstanden werden/ welche Feld- guͤter besitzen/ Korn vnd Wein bauen/ darunter viel vornehme/ verstaͤndige Maͤnner ge- Continuatio Miraculi Mundi. gefunden werden/ sowol in den Doͤrffern/ als auch grossen Staͤdten/ die nicht allein Schrifften lesen/ der Sachen fleissig nach dencken/ sondern bißweilen mit Verstand vnd Geschicklichkeit grad irte Doctores uͤbertreffen/ vnd ihnen weit vorgehen; denen ist diese Holtz-Presse zu gefallen beschrieben; vnd darff sich keiner schaͤmen ein Ackersmann zu seyn/ weiln der Ackerbaw bey Gott angenehmer ist/ als keine andere Handtierung seyn kan/ vnd auch billich von allen Verstaͤndigen zu loben alle diejenigen/ welche ihre Nah- rung darinnen suchen/ welche Nahrung die alten Patriarchen vnd Vornehmsten in der Welt gepflogen/ vnd sich dadurch genehret/ vnd noch bey der Roͤmer Zeiten der Feld- baw in gutem Ansehen gewesen/ weiln der Magistrat zu Rom den L. Quintium Cincin- natum von dem Pflug genommen/ vnd zu einen Buͤrgermeister erhoben; wie bey den Roͤmischen Historien zu sehen. Darumb billich bey diesen Zeiten fleissige Maͤnner (ob sie schon nicht von grossem Herkommen) den Muͤssiggaͤngern solten vorgezogen werden. Folget ein Proceß fuͤr reiche Kauffleute/ ihr Geld vnd Gut ohne Wucher dardurch zu ver- mehren. O Bwoln ich vorgehabt/ dieses Stuͤck neben anderem nuͤtzlichen Gebrauch deß Salpeters in metalli scher Verbesserung/ in den dritten Theil deß Vatterlan- des Wolfahrt zu bringen/ Vrsach vnd Anlaß dardurch zu geben/ den Salpeter auß den vnachtsamen vnd allenthalben befindlichen Dingen desto eiferiger zu zeugen/ vnd hernacher zu gutem nuͤtzlichen Gebrauch anzuwenden; so habe ich doch auß beweg- lichen Vrsachen meine Gedancken geaͤndert/ vnd fuͤr gut angesehen/ mit Fortfahrung deß Vatterlandes Wolfahrts Beschreibung noch ein wenig inn zu halten Dieweilen aber allbereit an etlichen Orten meine nuͤtzliche inventiones, den Salpeter auß allem Holtz vnd Saltzen zu bereiten/ angestellt/ vnd vermutlich mancher darnach trachten wird/ solchen auff bessere Weise/ als das schaͤdliche Buͤchsenpulver darauß zu machen/ anzuwenden; als habe ich einen einigen guten nuͤtzlichen Proceß/ den Salpeter zur Verbesserung der Metallen anzuwenden/ allhier zu beschreiben nicht vnterlassen koͤnnen. Es steht einem jeden frey/ denselben zu versuchen: was ich allhier schreibe/ das ist die lau- tere Warheit. Wann man mich recht versteht/ vnd auch etwas mit metalli schen Arbei- ten vmbzugehen weiß/ wird man keine verlorne Arbeit thun/ sondern guten Nutzen da- von haben/ also/ daß man in der Stille in seinem eigenen Hause/ ohne Beschwerung seines Nechsten/ sein Stuͤck Brod reichlich haben vnd geniessen kan. So man aber et- wan gedencken wolte/ das Werck wuͤrde sich selber thun/ vnd grosse Klumpen Gold bey dem Muͤssiggang einbringen/ der irret sehr; dann Hand anlegen vnd Fleiß gebrauchen solches thun muß. Es bildet ihm mancher ein/ er koͤnte nichts bessers anfangen/ bald reich dadurch zu werden/ als die Alchimiam, weiln solche viel gutes verheisst/ vnter han- den Continuatio Miraculi Mundi. den zu nehmen: Alldieweil aber diese Kunst eine sehr grosse Erfahrung vnd Fleiß erfor- dert/ vnd der mehrer Theil Menschen lieber muͤssig seyn/ als die Haͤnde in die Kolen zu stecken/ vnd das Werck mit gutem Verstand anzugreiffen/ so bleibt die wahre Kunst derhalben vngethan/ vnd hengen sich die geldgeitzigen Narren an vielerhand Sophisti- sche Processe/ welche sie von den vmblauffenden/ betriegerischen Proceß-Kraͤmern mit vielem Gelderkauffen: so man aber dem Grund der Natur nachtrachtete/ wuͤrde man leichtlich auff guten Weg kommen/ vnd Nutzen schaffen koͤnnen; zu welchem ende ich diesen Proceß hieher setze/ vnd solchen klaͤrlich/ ohn einige Hinterhaltung/ beschreibe/ versicherende/ wann man wol nach meiner Lehr proced iret/ daß sich alles also finden werde: Jrret man aber/ vnd verdirbt das Werck durch Vngeschicklichkeit/ so rechne man es sich selber/ vnd mir nicht zu: dann/ wie gesagt/ alles/ so allhier geschrieben/ dem Buchstaben nach zu verstehen vnd nachzuthun ist. Folget der Proceß. ℞. ☉ 1. Theil/ ♀ 2. Theil/ Regul. Martis 3. Theil/ schmeltze diese zusammen in einem guten verdeckten Tiegel/ daß keine Kolen hineinfallen/ vnd wann es wol zusam- men geschmoltzen/ so hebe den erdenen Deckel von dem Tiegel/ vnd siehe zu/ daß ja keine Kole in den Tiegel falle/ welche das Werck verderben wuͤrde/ vnd trag mit einem Loͤffel nach vnd nach so viel truckenen pulverisi rten Salpeter auff das geflossene Metall/ als deß Reguli vnd ♀ gewesen/ lege den Deckel wieder auff den Tiegel/ vnd Kolen herumb/ aber nicht oben darauff/ auff daß man allezeit den Deckel/ wann es noͤhtig ist/ mit der Zangen ein wenig an einer Seiten auffheben/ vnd nach der massa im Tiegel sehen moͤge: dann wann das Feuer zu groß gemacht/ wuͤrde der Salpeter auß dem Tiegel lauffen/ vnd Schaden geschehen/ welches gar leichtlich zu geschehen pflegt/ weiln der Salpeter/ wann er an dem Reg. vnd ♀ arbeitet/ ebull iret/ vnd sich hoch erhebet; darumb solche Arbeit in einem solchen Ofen gethan werden muß/ wie ich im Vierdten Theil meines Buchs der Oefen beschrieben/ mit behebschliessenden Thuͤren/ dadurch man das Feuer regieren/ vnd solches staͤrcker oder schwaͤcher machen kan. Wann nun der Salpeter den Regulum mit dem ♀ zu sich gezogen/ vnd zu einer braunen Schlacken gemacht hat/ welches ohngefehr in einer Viertel- oder halben Stund geschehen kan/ so macht man die Vnterthuͤr auf/ vnd die obere zu/ auff daß das Feuer desto staͤrcker werde/ vnd die Schla- cken fliessend mache wie Wasser: wann das geschehen/ (welches man erfahren kan/ wañ man den Deckel ein wenig auffhebt/ vnd in den Tiegel siehet) alsdann nimbt man die obern groͤbsten Kolen vmb den Tiegel mit einer Zangen herauß/ hebt den Deckel von dem Tiegel/ vnd fasst den Tiegel mit einer Zangen/ hebt ihn auß dem Ofen/ giesst die geschmoltzene massam in einen warmen mit wachs-bestriecheuen Gießpuckel/ vnd laͤsst es erkalten/ so findet man das ☉ von allem Zusatz fein/ als ein Koͤnig/ zu vnterst im Gießpuckel/ welchen man von der Schlacken abschlaͤgt/ wird vmb so viel schwerer seyn/ F f als Continuatio Miraculi Mundi. als er auß dem ♀ vnd Regulo zu sich gezogen/ nemlich ohngefehr der funffzigste Theil vom Gewicht deß Goldes zugenommen haben. Die Schlacken sind braun vnd feurig auff der Zungen/ darinnen der gebrauchte Salpeter vnd das zerschlackte ♀ vnd Regu- lus Antimonii beysammen; wann man das ♀ vnd Regulum wieder von dem Salpeter scheiden wil/ so thut man solche Schlacken/ so bald der Koͤnig davon geschlagen/ wieder in den Tiegel/ der zuvorn nach dem außgiessen wieder in den Ofen gesetzt worden/ vnd legt ein Stuͤck Kolen zu der Schlacken in den Tiegel/ deckt denselben zu/ vnd legt Kolen vmb den Tiegel/ laͤsst es angehen/ vnd eine Viertelstund wol fliessen/ so præcipit iren die Kolen das Metall/ nemlich das ♀ vnd Regulum auß dem Salpeter/ vnd scheidet sich von einander; wann es zusammen außgegossen wird/ so faͤllt das ♀ mit dem Regulo vermengt zu boden in einen Koͤnig/ der fig irte Salpeter aber bleibt besonders/ welchen man nach dem erkalten von dem Metall abschlagen kan. Jst man wol mit dem Werck vmbgangen/ so erlangt man das Gewicht vom ♀ vnd Regulo bey nahe alles wieder: dem Salpeter ist auch nicht viel abgangen/ hat aber eine andere Natur angenommen/ vnd ist fix worden/ einem Salitartari gleich. NB. Solche Schlacken/ dieweil sie so gar rein von ♀ vnd Regulo nicht zu scheiden/ sondern allzeit noch etwas bey dem Nitro blei- bet/ welches die Kolen nicht haben præcipit iren koͤnnen/ so kan man selbige an einem warmen Ort verwahren/ daß sie nicht zerfliessen/ vnd wann man deren viel hat/ koͤnnen sie auff gluͤhenden Kolen reduc irt werden/ so geben sie wieder gut Metall: davon her- nach ein mehrers soll gesagt werden. Diese Arbeit/ wie frembd sie einem Vnerfahrnen vorkommen moͤchte/ ist dennoch leicht zu thun/ wann man ein wenig mit schmeltzen vmbzugehen weiß. Die Handgriffe muß man verstehen/ welche vnmoͤglich so genaw alle zu beschrieben/ daß ein Vngeuͤbter sie alsbald begreiffen vnd nachthun solte. Jch schreibe allhier die Warheit/ vnd zwar so deutlich/ als ich immer thun kan: der es verstehet/ wird fich hieruͤber erfreuen/ vnd guten Nutzen darvon haben; der es aber nicht verstehet/ oder nachthun kan/ der gebe mir die Schuld nicht/ wann er schaden leidet: dann ich diesen Proceß auch nicht schreibe fuͤr die tyrones vnd gar Vngeuͤbte im Feuer/ sondern fuͤr diejenigen/ die allbereit etwas gethan haben/ vnd mit schmeltzen vmbzugehen wissen. Nun moͤchte man fragen/ woher dann der Zuwachs dem ☉ kaͤme/ von ♀ oder vom Regulo Antimonii? Dem gebe ich zur Antwort: Von allen beyden; doch mehr vom ♀ als vom Regulo : dann kein ♀ oder Antimonium gesunden wird/ welches auff diese Weise nicht ☉ von sich geben solte: dann alles Antimonium, wie auch ♀/ ein vnsichtlich oder geistlich ☉ fuͤhret/ welche das fixe ☉/ wann es mit dem ♀ vnd Regulo Antimonii geschmoltzen/ zu sich ziehet/ vnd cor- porali sch oder fix macht/ doch immer das eine ♀ vnd Antimonium mehr als das ander: so offt nun das ♀ vnd Regul. Antimon. mit dem Salpeter von dem ☉ gezogen wird/ so offt das ☉ etwas Zuwachs erlanget: wann dann diese Arbeit taglichs zu acht- oder zehenmal gethan wird/ nimbt das ☉ ein mercklichs zu/ also/ daß man uͤber alle auffge- wandte Kosten taͤglichs mehr als 1. pro cento gewinnen kan/ welches einem/ der doch Geld Continuatio Miraculi Mundi. Geld ligen hat/ vnd darmit wuchern wil/ ein ehrlicher Gewinn ist/ viel besser vnd sicherer als auff Zins außgeliehen/ da man nicht sicher ist/ ob man sein Capital wieder haben kan/ wann mans begehrt. Dieweil aber diese Arbeit/ in Tiegeln zu thun/ sehr muͤhsam ist/ sonderlich wann man grosse Tiegel voll einsetzen wolte/ welches auch geschehen muͤste/ wann Nutzen dar- bey seyn solte: (dann wenig kan wenig geben) vnd wann man dieses Werck in grossen Tiegeln thun solte/ wuͤrde man solches taͤglich uͤber vier oder fuͤnffmal nicht thun koͤnnen. Jn kleinen Tiegeln ist es muͤglich zehen- oder zwoͤlffmal zu thun/ koͤm̃t aber von den klei- nen Tiegeln wenig Nutzen: derhalben ich einen modum setzen wil/ daß man zu diesem Werck gar keinen Tiegel noͤhtig hat/ sondern auf Herden/ welche nicht allein nicht uͤber- lauffen/ brechen oder durchlauffen lassen/ wie die Tiegel/ sondern auch allezeit in Oefen stehen bleiben/ vnd so lang sie noch gut seyn/ nicht auß vnd ein duͤrffen gehoben werden: dann wann ein Tiegel noch so gut ist/ vnd zum oͤfftern auß dem Feuer in die kalte Lufft/ vnd wieder auß der Lufft in die gehlinge Hitze gebracht wird/ er leichtlich brechen kan; also/ daß diese Arbeit in grossen Tiegeln zu thun gar muͤhsam/ vnd wegen deß außlauf- fens (da man leichtlich ein Theil Goldes verlieren kan) gar gefaͤhrlich. Darumb/ wie nuͤtzlich sonsten diese Arbeit ist/ dieselbe/ wegen der Muͤhe vnd auch Gefahr/ in grossen Tiegeln nicht wol zu thun ist: so man aber das Werck auff guten starcken Herden ver- richtet/ so hat man nicht allein wegen deß Vber- oder Außlauffens der massæ keine Ge- fahr/ sondern darff auch den Herd nimmer auß dem Ofen nehmen/ so lang man spuͤret/ daß er noch gut ist. Wann ich diesen modum auff Herden nicht gefunden/ wuͤrde ich den Proceß zu beschreiben vnterlassen haben. Der modus nun auff Herden diese Arbeit zu thun/ ist dieser: Von Bereitung der Herden. M An laͤsst ihm einen eisernen Ring oder Zargen machen/ rund oder viereckicht/ groß oder klein/ nachdem man viel oder wenig darein thun wil/ eines Fingers dick/ vnd vier quer Finger hoch/ auff der einen Seiten etwas enger als auff der andern Seiten/ daran zwo Handhaben/ vnd inwendig fein glatt gefeilet. Wann man nun die Herde schlagen wil/ so muß man die zugerichtete Erde an einem Stuͤck/ welches etwas groͤsser ist/ als zum Herd vonnoͤhten in den Ring/ welcher auff einem glatten Stein stehen soll/ legen/ darnach mit einem breiten eisernen Hammer die Erde fein dicht vnd vest in den Ring schlagen/ vnd oben mit einem langen Messer die uͤbrige Er- de/ welche nicht in den Ring ist gegangen/ abschneiden/ ein wenig feinen Sand/ oder/ welches besser/ gebrante/ gepuͤlverte Tiegel-Erde auff den glatten Stein streuen/ vnd den Ring darauff vmbkehren/ alsdann auff der andern Seiten die Erde mit dem glat- ten Hammer auch fein hart in den Ring schlagen/ also/ daß der Herd auff beyden Sei- ten hart in die Form geschlagen sey. Darnach soll man ein krum̃ Messer haben/ mit zwo F f 2 Hand- Continuatio Miraculi Mundi. Handhaben/ vnd den Herd auff der breitesten Seiten biß auff die Helffte hinein rund außschneiden/ vnd zu oberst den Ranfft ohngefehr eines Fingers dick verbleiben lassen/ immer hinunterwarts enger zugefuͤhrt/ wie eine kugelrunde Schuͤssel/ gleich wie man sonsten auff den Bergwercken vnd Muͤntzen die Testen von Aschen/ das Silber oder Gold darauff abzutreiben oder fein zu brennen/ pflegt zu machen. Wann er nun so tieff außgeschnitten ist/ als man selbigen haben wil/ so soll man denselben inwendig mit einem runden glatten Hammer fein glatt streichen/ so ist der Herd fertig/ welchen man mit der Form vmbkehren/ vnd auff ein Bred fein sanfft setzen soll: ist der Ring inwendig mit Oel geschmieret/ so geht er gern von der Form. Den Herd soll man an die warme Lufft setzen/ vmb allgemach trucknen zu lassen; zu letzt setzt man ihn gar an die Sonne/ oder zu einem warmen Ofen/ daß er durchauß trucken werde/ ehe man ihn brennt: dann/ so er nicht recht trucken waͤre/ wuͤrde er im brennen reissen vnd verderben. Wann der eine Herd auß dem Ring gethan/ vnd auff die Seiten gesetzt worden/ so schmiert man den Ring wieder mit einem fetten Laͤpplein/ vnd schlaͤgt einen andern Herd darein/ vnd deren nacheinander so viel/ als man zugerichtete Erden hat. Die auß- geschnittene Erden gibt auch Herde/ wann man dieselbige/ ehe sie trucken worden/ also Brockenweis fein hart zusammen in den Ring schlaͤgt/ außschneidt/ vnd mit dem run- den Hammer glatt streicht/ so wird alles verarbeitet/ vnd geht keine Erde verloren; oder man kan diese außgeschnittene Erden wieder zusammen/ vnd Muͤffel uͤber die Herde davon machen; ist auch gut. NB. Man darff keiner zweyer Haͤmmer/ sondern es kan alles mit einem verrichtet werden/ soll aber auf der einen Seiten einer Hand breit glatt oder eben/ vnd auff der andern Seiten rund gemacht seyn/ wie der Abriß anzeiget. Folgt/ wie die Muͤffel auff die Herde gemacht werden. D Je Muͤffel sollen also bereitet werden: Erstlich soll man von Holtz eine Form schnei- den lassen so groß als der Herd ist/ vnd nicht nur einen Hals daran/ gleich wie sonsten die Muͤffel auff die Testen zu setzen/ darunter ☽ fein gebrant wird/ pflegen gemacht zu werden/ sondern es sollen an demselben zween Haͤlse seyn; auch soll man den Muͤffel nicht mit Zacken vnten außschneiden/ wie sonsten gebraͤuchlich/ sondern sollen gantz vnd vnaußgekerbt bleiben. Von Gestalt vnd Form deß Ofens. D Er Ofen soll also gebauet werden/ daß er inwendig so weit sey/ daß/ wann der Herd in der Mitten stehet/ rings herumb/ an allen Orten/ eine gute quere Hand auffs wenigste/ spacium fuͤr die Kolen zwischen dem Herd vnd Waͤnden deß Ofens verbleibe. Jst nun der Herd groß/ so muß auch der Ofen darnach seyn/ rund oder viereckicht/ wie man wil/ ist beydes gut. Es soll aber der Ofen von guten Ziegelsteinen mit wolbereit- tem in Continuatione miraculi mundi. A. Ist der Ofen Wieer in der arbeitstehet. Cist das Obertheil das Ofens B Ist der Vnderstetheil des Ofens Wieer D der rost in dem ofen Eder Herd offen ohne die vor der Wand an nisehen F der Missel so auffden herdgehőret G der Deckel dar mit der Ofen oben gedecket wird Wann Kohlen dar in sein vnd in voller arbeit stehet. H das rauch fa̋nglein an dem Ofen Continuatio Miraculi Mundi. tem Laimen auffgesetzt werden/ von dem Boden an eine gute Spannen hoch auffge- fuͤhrt/ ehe man den Rost setzet/ welcher auch nicht vest in den Ofen soll gelegt werden/ sondern die voͤrtere Wand deß Ofens soll vnten offen bleiben/ daß man den Rost auff vier Beinen darein thun/ vnd/ wann es noͤhtig/ wieder außnehmen kan. Darnach soll der Ofen ringst herumb einer guten Spannen hoch auffgefuͤhret werden/ gantz zu/ ohne Thuͤren. Vber dieser Spannen soll man vorn an dem Ofen ein Loch lassen/ einer guten queren Hand breit vnd hoch/ dadurch man auff den Herd sehen/ die Metallen vnd Mix- tur ein- vnd außzunehmen/ vnd auch das Feuer zu brennen seinen Zug dadurch haben moͤge. ( NB. So aber der Herd groͤsser als einer Spannen breit uͤber zwerch seyn solte/ vnd der Ofen auch groͤsser seyn muͤste/ so waͤre dieses Loch zu klein/ vnd koͤnte das Feuer nicht genug Zug dadurch haben/ muͤste derowegen nach proportion deß Herds/ wie auch deß Ofens/ das Loch auch groͤsser gemacht werden.) Vber dieses Lufft-Loch soll der Ofen noch zwo Spannen hoch auffgefuͤhret werden/ vnd auff den Ofen soll man einen eisernen Deckel machen/ welcher inwendig voller Naͤgel geschlagen/ daran das lutum hangen bleibt; mit welchem beschlagenen Deckel der Ofen/ wann er mit Kolen gefuͤllt/ zugelegt wird. Auch soll oben auff dem Deckel eine Handhabe gemacht werden/ darmit man denselben/ wann die Kolen verbrant/ vnd wieder andere sollen eingethan werden/ abheben vnd wieder auffsetzen kan. Wann nun alles wol verfertigt/ vnd man den Ofen gebrauchen wil/ so soll man den Rost vnten hineinschieben/ vnd oben hinein einen Fuß von Erden gemacht auff den Rost legen/ auff den Fuß den gebranten Herd/ vnd auf den Herd den Muͤffel setzen/ also/ daß der eine Hals deß Muͤffels das voͤrdere Loch/ wie auch das hindere Theil im Ofen anruͤhre. Auch soll der Fuß/ darauff der Herd stehet/ einen Hals haben/ welcher gleicher weise an den vordersten Theil deß Ofens stosse/ vnd die- sen Platz oder spacium zwischen dem Herd vnd vorderen Wand deß Ofens außfuͤlle/ oder zumache; vnd wann deß Muͤffels Hals auff deß Bodems Hals/ wie auch an die vordere Wand nicht fuͤglich schliessen solte/ so ist es noͤhtig/ daß man mit einem Haar- Laimen die Fugen zumache/ auff daß das Feuer im Ofen sich nicht dadurch ziehen moͤ- ge/ vnd gantz keinen andern Zug habe/ als allein vnter deß Muͤffels hinderen Hals auf den Herd/ vnd uͤber dem Herd vnter dem Muͤffel zu dem vorderen Loch hinauß spielen koͤnne: dann so dem Feuer andere Lufft als uͤber dem Herd zum vorderen Loch hinauß zu gehen gelassen/ der Herd nicht Hitze genug/ das Metall zu schmeltzen/ haben wuͤrde: darumb hierinn (als dem nohtwendigsten Stuͤck deß Ofens) wol in acht zu nehmen/ daß alles nach Gebuͤhr wol auffeinander accommod iret werde. Auch soll vnter dem Rost eine eiserne Thuͤr seyn/ damit man das Feuer im Ofen regiren/ kleiner oder groͤsser machenkoͤnne; vnd soll dieses Lufftloch vorn am Ofen/ dadurch das Feuer seinen Zug hat/ vnd man dadurch die Metallen auff den Herd setzen/ vnd wieder davon nehmen kan/ gleicher weise eine Thuͤr haben/ wann es noͤhtig/ das Feuer dadurch zu regiren/ vnd darmit zustopffen oder zuschliessen. Auch soll oben in gemeldtem Loch ein klein Rauch- faͤnglein/ so weit das Loch ist/ accommod iret werden/ also/ daß der gifftige Kolen- vnd F f 3 Me- Continuatio Miraculi Mundi. Metallen-Rauch in der Arbeit sich dareinziehe/ vnd in die Hoͤhe gefuͤhrt/ auff daß dem Laborant en kein Schaden dadurch zugefuͤget werden moͤge. Wann nun alles also be- stellet/ vnd der Ofen mit Kolen gefuͤllet vnd zugedeckt ist/ so steckt man vnten auff den Rost ein paar lebendige Kolen/ macht alle Thuͤren zu/ vnd laͤsst das Feuer fein langsam angehen/ so hat man desto weniger Sorge/ daß etwan der Herd oder Muͤffel vom gaͤh- lingen Feuer brechen moͤchte; vnd wann der Ofen sam̃t dem Herd vnd Muͤffel wol gluͤ- hend worden/ so traͤgt man die Metallen/ als das ☉/ welches soll augment iret werden/ vnd auch das ♀ vnd Regulum Antimonii, dadurch das ☉ seinen Zuwachs erlangt/ mit einem eisernen Loͤffel auff den Herd/ macht die vnterste grosse/ wie auch die mittlere klei- ne Thuͤr auff/ vnd laͤsst das Feuer spielen/ so schmeltzen die Metallen bald auf dem Herd; wann sie wol fliessen/ so soll man mit dem eisernen Loͤffel ein wenig truckenen gepuͤlver- ten Salpeter auff die geflossene Metallen tragen/ so wird der Salpeter alsobald daran arbeiten/ vnd einen theil davon zu Schlacken machen: wann dann der Salpeter nicht mehr fleusst/ oder an dem Metall arbeitet/ sondern als eine harte Schlacken still darauff liget/ alsdann soll man wieder einen Loͤffel voll andern Salpeter darauff thun/ vnd auch arbeiten lassen. Solches aufftragen deß Salpeters soll so lang geschehen/ biß daß die Schlacken nicht mehr hart ligen/ sondern wie ein Wasser fliessend bleiben/ welches ein Zeichen/ daß der Salpeter das ♀ vnd Regulum Antimonii von dem ☉ gezogen/ vnd seine operation gethan habe. Niemand soll aber so viel ♀ vnd Reguli Antimonii zu dem ☉ auff den Herd thun/ daß mit dem zugehoͤrigen Salpeter der Herd voll biß oben an werde/ vnd man die Kolen nicht vergeblich auff einem leeren Herd verbrennen darff; kan also das mit Salpeter verschlackte ♀ vnd Regulus Antimonii so lang auff dem ☉ auff dem Herd treiben oder fliessen/ so lang man vermeynt/ daß der Herd solches vertragen koͤnne: dann je laͤnger das ☉ vnter diesen Schlacken fliesst/ je mehr geistlich ☉ es darauß ziehet/ vnd corporali sch macht/ vnd sich dadurch augmen tiret: Wann man aber deß gewissesten spielen wil/ so kan man die Schlacken/ wann sie etwan zehen oder zwoͤlff Stund uͤber dem ☉ geschmoltzen/ auß dem Herd nehmen/ vnd zusehen/ ob der Herd auch noch starck genug sey/ die Schlacken laͤnger zu halten/ dann diese Schla- cken die Herde mit der zeit augreifft/ duͤnn macht/ vnd bißweilen Loͤcher darein bohret/ sonderlich wann dieselben nicht von guter bestaͤndiger Erde bereitet sind. Wann man dann siehet/ daß der Herd noch starck vnd dick genug/ vnd die Schlacken keine Gruben darein gefressen/ so thut man diese Schlacken wieder hinein zum ☉/ vnd laͤsst sie noch so lang darauff fliessen/ als man vermeynt/ daß der Herd solche halten koͤnne: vnd wann die Schlacken im waͤhrendem fliessen dicker werden/ vnd nicht gern duͤnn fliessen wollen/ so soll man ein wenig frischen Salpeter darzu thun/ so fliessen sie wieder duͤnn/ vnd geben ihre Nahrung oder Zuwachs dem Golde/ vnd ist das Gold allhier an statt eines Saa- mens/ das ♀ vnd Regulus Antimonii aber an statt der Erden/ daraus das ☉ sich neh- ret vnd vermehret/ vnd der Salpeter an statt deß Regenwassers/ dadurch das Erdreich befeuchtet vnd fruchtbar gemacht wird. Je laͤnger nun das ☉ in diesem Erdreich ligt vnd Continuatio Miraculi Mundi. vnd waͤchset/ je mehr es Zuwachs darauß ziehet. Wann man nun dem Herd nicht laͤnger trauet/ oder sonsten einmal das Feuer wolte außgehen lassen/ von der Arbeit zu ruhen/ so macht man die vntere Thuͤr zu/ vnd hebt den Deckel von den Ofen/ so schlaͤgt die Hitze nicht mehr auff den Herd/ sondern geht oben zum Ofen hinauß/ vnd wird die Schlacken etwas dicker/ vnd gesteht das ☉ darunter/ welche Schlacken man dann mit einem eisern Hacken fein gemach abziehen kan/ daß das ☉ auff einem Stuͤck gantz bey- sammen in dem Herd ligen bleibt/ vnd sich nicht Koͤrnerweise vnter die Schlacken ver- mische/ dadurch Schaden geschehen moͤchte. Wann dann alle Schlacken außgenom- men/ vnd das ☉ allein beysammen noch darinnen auff dem Boden deß Herdes ligt/ so sticht man mit einem scharffen spitzigen Eisen darunter/ vnd macht solches von dem Herd ledig/ hebt es mit einer Zangen herauß/ vnd wigt es/ so findet man/ wie viel dassel- be zugenommen vnd sich vermehret habe. NB. Es ist aber besser/ wann der Herd gut bleibt/ das man die massam nicht auß- nehme/ sondern continu irlich auff dem ☉ fliessen lasse. Man hat doch keine grosse Muͤhe darmit/ dann allein wieder Kolen nachzuwerffen/ wann die ersten verbrant sind. Kan also dieses Werck (wann die Herde nur wol gemacht sind) etliche Tage nachein- ander ohne auffhoͤren getrieben werden; welches auch seyn muß/ wann guter Nutzen davon kommen soll: wie dann an gutem Nutzen gar nicht zu zweiffeln/ wann man nur wol darmit proced iret/ sonderlich auch/ wann man zu dieser Arbeit ein gut Antimo- nium, wie auch Eisen (davon der Regulus gemacht ist) haben kan. Dann je guͤldischer das ♂/ Antimonium vnd ♀/ je mehr fluͤchtig ☉ das fixe vorgeschlagene ☉ darauß ziehet; vnd wann man auch gar kein guͤldisch ♀/ ♂/ oder Antimonium haben koͤnte/ sondern das Werck mit gemeinem ♀/ ♂ vnd Antimonio verrichten solte/ so wuͤrde man doch noch ein guten Zuwachs finden: so man aber gute Metallen haben koͤnte/ waͤ- re es desto besser vnd nuͤtzlicher. NB. Vnd wann man der guͤldischen Metallen genug haben koͤnte/ so doͤrffte man die erste Schlacken nicht continuir lich auff dem ☉ fliessen lassen/ sondern so bald der Salpeter das ♀ vnd Regulum von dem ☉ gezogen/ vnd zu Schlacken gemacht/ alsobalden auch mit einem Hacken dieselbe von dem ☉ abziehen/ vnd wieder frische Metallen darauff setzen/ vnd mit Salpeter verschlacken koͤnte/ wel- che Arbeit mit Aufftragung neuer Metallen vnd wieder Abnehmung der Schlacken man continuir lich foͤrtfahren koͤnte/ es wuͤrde ein viel mehrers an ☉ erhalten werden/ dann das ♀/ ♂ vnd Antimonium bißweilen auch viel corporali sch ☉ fuͤhren/ welches alsbald in der Verschlackung bey dem ☉ bleibt: wann dann die Schlacken abgezogen/ vnd zum oͤfftern wieder neue Metallen auffgetragen vnd geschlacket werden/ nohtwen- dig auch mehr ☉ heraußkommen muß/ als auß der ersten Schlacken/ da das geistliche ☉ mir corporali sch bey dem zugesetzten fixen ☉ werden kan. Kan also diese Arbeit mit Zusetzung neuer Metallen vnd der Schlacken Abnehmung taͤglichs gern 10. 15. biß in 20. mal gethan werden/ davon ja grosser Zuwachs kommen muß/ wann die Metallen guͤldisch gewesen. Die Continuatio Miraculi Mundi. Die abgenommene Schlacken kan man in diesem Ofen auf solchem Herde (wañ man deren viel beysammen hat) reduc iren/ vnd das ♀ mit dem Regulo wieder davon faͤllen/ vnd zu andern Nutzen anlegen vnd gebrauchen/ wie in meinen andern Schrifften genugsam zu finden. Die Faͤllung geschicht mit Zuwerffung deß Kolengestuͤbs/ oder Auffstrewung gepuͤlverten Antimonii; Ratio ist diese/ weil der Salpeter die sulphuri- sche Metallen/ als ♀ vnd Regulum Antimonii Martialem zu sich genommen/ vnd zu Schlacken gemacht. Wann man dieser Schlacken einen andern Sulphur, welchen der Salpeter lieber angreifft/ als das ♀ vnd Reg. beywirfft/ der Salpeter denselben an- nimbt/ vnd den angenommenen dargegen wieder fallen laͤsst. Vnd wann der Reg. vnd ♀ davon gefaͤllt/ so bleibt dannoch noch etwas davon bey dem fixen Salpeter/ welche bey- de man zusammen fig iren kan/ daß wieder ☉ darauß zu schmeltzen; oder man kan durch Wasser den fixen Salpeter von der Schlacken außlaugen/ vnd zu andern laboribus ge- brauchen/ wie hernach folgen soll. Die bleibende Schlacken kom̃t auch noch zu Nutzen/ wann man dieselbige zum Glasuren der Erdengeschirꝛ anwendet. NB. So man aber Schlacken vnd Salpeter beysammen laͤsst/ man fig ire gleich dieselbe/ oder gebrauche sie zum Salpetermachen/ oder Tuͤngung der Felder/ (davon bald soll gesagt werden) so ist mehr Nutzen dabey/ als wann sie voneinander geschieden werden; wie dann ein Proceß nach dem andern beschrieben werden soll. Zuvorn aber hab ich gut befunden/ eine Prob zu machen/ dadurch man versichert werde/ daß diese Arbeit nuͤtzlich/ vnd dem ☉ einen Zuwachs gebe/ auff daß man desto kuͤhner das Werck ins Groß anstellen moͤge; welche Prob vnd Versicherung/ daß sich das ☉ auß dem ♀ vnd Antimonio warhafftig ver- mehre vnd zunehme/ also geschicht: Man nehme ein Stuͤcklein ☽/ davon das ☉ durch Aqua fort geschieden/ auf daß man versichert/ daß das geringste ☉ nicht mehr darinnen/ schmeltze so viel gemein ♀/ wie auch Reg. A n tim. darzu/ vnd ziehe das ♀ mit dem Reg. Antim. durch den Salpe- ter im Tiegel wieder davon/ also/ daß das ♀ mit dem Reg. durch das Nitrum zu Schla- cken wird/ vnd das ☽ geschmeidig ligen bleibe/ welches ☽ man in ein Aqua fort solv iren soll/ so bleibt dasjenige ☉/ so es auß ♀ vnd Antimonio gezogen/ als ein brannes Pul- ver zuruͤck vnauff solv iret ligen: so viel nun dessen ist/ so viel/ vnd nicht mehr/ hat das ♀/ wie auch Reg. Antim. corporali sch ☉ bey sich gehabt/ welches bey dem ☽ geblieben: die Schlacken aber halten weiters kein corporali sch ☉ mehr/ aber doch viel geistliches ☉/ welches also zu versuchen: Man nehme die Schlacken/ thue dieselbe in einen neuen Tie- gel/ vnd lege etwas Kolengestuͤb darauf/ setze den Tiegel in ein Wind-Oeflein zu schmel- tzen/ so greifft der fixe Salpeter den Sulphur in der Kolen lieber an/ als die Metallen/ ver- einigt sich darmit/ vnd laͤsst das ♀ vnd Regul. Antim. wieder fallen; wann dieses ge- schehen/ so giesst man die massam auß dem Tiegel in einen Gießpuckel/ vnd nach dem er- kalten schlaͤgt man den Koͤnig von den Schlacken/ welcher Koͤnig dasjenige ♀ vnd Re- gul. Antim. seyn wird/ darauß das ☽ das corporali sch ☉ gezogen/ welches ich also be- weise: Man Continuatio Miraculi Mundi. Man nehme ein Stuͤcklein gescheiden ☽/ darinnen gar kein ☉ sey/ schmeltze die- sen Koͤnig darmit/ vnd ziehe denselben durch den Salpeter (wie bey den vorigen gesche- hen) wieder davon/ gieß es auß/ mache das ☽ rein von den Schlacken/ vnd solv ire es in ▽/ wie mit dem ersten ☽ gethan/ so wird sich zwar das ☽ solv iren/ aber keinen schwartz- braunen ☉ Kalch (dem vorigen gleich) ligen lassen. Darauß genugsam zu sehen/ daß das ♀ vnd Regul. Antim. sein corporali sch ☉ all/ in dem ersten schmeltzen/ bey dem ☽ gelassen hat/ welches aber gemeiniglich nicht viel ist/ also/ daß kein Nutzen darvon zu er- warten/ wann diese Arbeit nicht vielmal mit neuem Kupffer vnd Reg. Ant. wiederholet wuͤrde. Weil dañ in solcher Wiederholung nicht allein viel ♀ vnd Regul. Ant. sondern auch viel Salpeter (ehe man das ☽ recht guͤldisch machte) darzu muͤste verbraucht wer- den/ vnd nicht ein jeder das außgezogene oder gebrauchte ♀ vnd Reg. Ant. wieder an den Mann zu bringen/ oder bey anderen laboribus anzuwenden weiß/ auch wann er den Salpeter theurer kauffen muͤste/ als wuͤrde wenig Nutzen von dieser Arbeit zu gewarten seyn: so man aber die gebrauchte Metallen/ als das ♀ vnd Reg. Ant. wie auch Salpeter wiederumb nach dem außziehen deß corporali schen ☉ zu gebrauchen weiß/ (davon an anderen Orten meiner Schrifften genugsam zu finden/ alsdann ist guter Nutzen damit zuthun; aber doch nicht so wol bey dem ☽/ als wann diese Metallen zu ☉ geschmoltzen/ vnd durch den Salpeter wieder davon gezogen wuͤrden: dann diese Arbeit etwas wenig von ☽ zerstoͤret/ vnd ein kleiner Abgang desselben gefunden/ bey dem ☉ aber/ wann die Tiegel nicht außlauffen/ der geringste Abgang nimmer gespuͤret wird. NB. Wann man aber durch diese Arbeit guten Nutzen haben wolte/ welches auch wol geschehen koͤnte/ so muͤste man nach guͤldischem ♂ wie auch Ant. vnd ♀ trachten/ vnd alsdann dieselbe zum oͤfftern von dem ☽ ziehen/ die gebrauchte Metallen auch vnd Salpeter wieder zu gut brin- gen/ vnd wer den Salpeter selber zu zeugen wuͤste/ desto bessern Nutzen er davon haben wuͤrde. Dieses ist nur allhier beygebracht/ darmit zu erweisen/ daß ein jedes ♀ vnd Reg. Ant. Mart. etwas corporali sch ☉ fuͤhre/ welches in der Verschlackung bey dem zugesetz- ten ☉ oder ☽ verbleibet/ vnd ist hernach keins mehr weiter herauß zu bringen/ es sey dann daß solche mit Nitro verschlackte Metallen ein zeitlang uͤber dem ☉ oder ☽ (doch besser ☉) im Fluß stuͤnden/ alsdann wuͤrde das ☉ fuͤr vnd fuͤr sich darauß vermehren vnd zu- nehmen/ welches man im kleinen leichtlich versuchen vnd gewahr werden kan/ also: ℞. Dieses ♀ vnd Reg. Ant. davon allbereit ihr corporali sch ☉ durch zugesetztes ☉ gezogen worden/ vnd weiter keines mehr darinnen geblieben/ schmeltze ☉ darzu/ vnd schlacke das ♀/ vnd Reg. mit dem Salpeter/ laß solche Schlacken 5. 6. 8. oder 10. Stun- den lang auff dem ☉ fliessen/ darnach giesse sie zusammen auß/ mach das ☉ von den Schlacken rein/ vnd wiege es/ so wirst du finden/ daß es vmb ein gutes zugenommen hat; welcher Zuwachs auß beyden Zusaͤtzen/ nemlich ♀ vnd Antim. Reg. Mart. herkommen/ doch mehr auß dem ♀ als Antim. welches ich hiermit beweise: Setze einem Ouintlein ☽/ das kein ☉ haͤlt/ 2. Quintlein Reg. Ant. Martialis zu/ vnd mache dasselbe durch den Salpeter wieder zu Schlacken/ giesse das ☽ mit den Schlacken wol geschmoltzen in einen laͤnglichten Einguß zu einem duͤnnen Staͤbgen/ laß das ☽ mit der Schlacken G g dar- Continuatio Miraculi Mundi. darauff in dem Einguß kalt werden/ nimb es auß/ vnd schlag mit einem Hammer die harte Schlacken von dem ☽ ab/ so wird das ☽ schoͤn weiß/ geschmeidig/ vnd fein seyn/ vnd im geringsten nichts guͤldisch daran zu ersehen seyn. NB. So du aber zu dem ☽ vnd Reg. Antim. auch ♀ setzest/ vnd alsdann dasselbe mit dem Reg. Antim. durch ben Salpeter schlackest/ vnd das ☽ mit den Schlacken in einen Einguß glessest/ also/ daß die Schlacken uͤber das ☽ hinfliessen/ vnd nach dem erkalten solche Schlacken von dem ☽ abschlaͤgst/ oder mit Wasser abweichest/ so wirst du dein ☽/ da die Schlacken auffgestan- den/ verguͤldet finden/ so hoch/ daß mans auch mit den Fingern schwerlich abwaschen mag/ welches ☉ mehrerntheils auß dem ♀ gekommen; dann so es mehr auß dem Regu- lo kaͤme/ so muͤste das ☽ darmit geschmoltzen/ auch guͤldisch werden/ welches aber nicht/ sondern nur/ wann ♀ darbey ist/ geschicht. Daß man aber meynen moͤchte/ wellen das ☉ fuͤrnemlich auß dem ♀ koͤm̃t/ daß man den Reg. Antim. davon lassen/ vnd das au- gmentum allein durch das ♀ verrichten wolte/ der irret/ dann das ♀ ohne den Regul. sich durch den Salpeter zu einer fluͤssigen Schlacken nicht bringen laͤsst; muͤssen also bey- de beysammen seyn/ wann etwas fruchtbarliches soll außgerichtet werden. Hat also der guͤnstige Leser hiermit Proben genug/ sich der Muͤglichkeit deß Wercks darauß zu ver- sichern; stehet nun einem jedwedern frey/ solches ins Groß anzustellen/ vnd guten Nu- tzen dadurch zu machen. Jch hab es allein zu diesem ende beschreiben wollen/ denen Geitzhaͤlsen vnd Wucherern (welche der armen Leute Schweiß vnd Blut in sich sauffen wie Wasserstroͤme/ vnd doch nimmer davon satt werden) einen bessern vnd ehrlichern Weg zu zeigen/ ihr grosses Geld vnd Gut (daran ihr Hertz/ Seel vnd Seligkeithanget) dadurch zu vermehren: dann ich gar wol weiß/ wie es jetzunder vnter den Maul-Chri- sten pflegt herzugehen. Der Reiche trachtet je laͤnger je reicher zu werden/ es komme gleich der Reichthum her wo er wolle/ bekuͤmmert sich gar nicht drumb/ ob ers mit recht oder vurecht habe/ da es doch eigentlich nicht sein eigen/ sondern von Gott ihm alleine geliehen/ solches rechtmaͤssig zu gebrauchen/ vnd zu Gottes Ehren vnd Trost der Duͤrff- tigen wol anzulegen/ da doch gemeiniglich dieser Zeit das contrarium geschicht: Dann so ein Geitzhals vnd vermeinter Christ durch vnbillichen Wucher viel Geld zusammen gescharꝛt/ vnd nicht weiß wie ers angreiffen soll/ daß er noch ein mehrers damit scha- cheren moͤge/ Keller vnd Boͤden allbereit voll stecken/ vnd dennoch viel baar Geld noch da ligt/ vnd nichts damit zu wuchern/ so langt mans den Juden als ein scharffes Messer dar/ den Christen die Haut darmit abzuschinden. Solten sie den Christen etwas gegen fuͤnff pro cento uͤberlassen/ sie gedaͤchten/ daß sie daruͤber verderben muͤsten; dann ein mehrers als fuͤnff von hundert zu nehmen/ bey den Christen nicht gebraͤuchlich/ gebens also den Juden/ vnd nehmen von ihnen zehen von hundert; die Jnden leihen den ver- armten vnd nohtleidenden Christen solches wieder gegen zwantzig vom hundert/ muͤssen also die arme Christen der falschen Christen Geld auß der Juden Haͤnde entlehnen/ vnd zwantzig vom hundert geben. Also gehet es dieser Zeit in der Welt zu. Waͤre es nicht ehrlicher gethan von denjenigen/ welche viel ☉ vnd ☽ im Vorraht ligen haben/ vnd ja gern Continuatio Miraculi Mundi. gern noch ein mehrers damit gewinnen wolten/ daß sie einen solchen Weg gebrauchten/ wie hier vorgeschriben/ so wuͤrden sie mit gutem Gewissen ihren uͤberfluß groͤsser machen/ vnd weder Gott oder Menschen dadurch beleidigen/ oder zu kurtz thun/ sondern viel mehr ein ehrliches exercitium haben/ dadurch niemand beschwert/ vnd dennoch sein Capital (dem Duͤrfftigen zu helffen/ vnd in Noͤhten auß Christlicher Liebe damit beyzuspringen) vermehret wuͤrde. Auch wuͤrde man auff diese Weise sein Capital auff ein vngewisses nicht hinauß leihen/ leichtlich durch Vngluͤck gantz davon beraubet zu werden/ sondern man behielte es im Hause/ vnd erlangte gleichwol mehr Nutzen davon/ als wann man es den Juden (den Christen darmit den Garauß zu machen) geliehen. Habe darumb diesen Proceß beschreiben muͤssen/ ob etwan einer oder der ander solchen ins Werck zu stellen belieben moͤchte; an dem guten Nutzen darff niemand zweiffeln/ es kan doch der- jenige/ der Lust darzu hat/ die Gewißheit auß obangeregten Proben zuvor erfahren/ ehe er das Werck ins Groß anstellt. Die Materialien sind auch genugsam zu bekommen/ dann Vngarn vnd Fichtelberg das Antimonium haͤuffig geben/ das ♀ ist auch allent- halben zu finden/ vnd der Salpeter ist allenthalben auß dem uͤberfluß deß Holtzes haͤuf- fig zu zeugen. An Kolen mangelt es auch nicht/ sondern allein anfleissigen vnd verstaͤn- digen Menschen/ solches werckstellig zu machen. Jch habe das meinige gethan/ ein meh- rers wird Gott nicht von mir fordern. Sage nochmaln/ daß dieser Proceß warhafftig vnd reichen Nutzen geben kan/ wann man nur recht damit wird vmbzugehen wissen. Der Salpeter ist das fuͤrnehmste Stuͤck vnter den Requisi ten/ wann man diesen selber wolfeil zeugen kan/ so darff man das werck kecklich angreiffen/ sonsten ich nicht darzu rahte/ dann viel Salpeter darmit verbrant wird/ hergegen wenig Antimonium vnd Kupffer verloren geht. Vnd ist dieses augmentum Solis einem augmento Vegetabi- lium zu vergleichen: dann wann man einen vegetabili schen Saamen in ein gemistet oder getuͤngtes Erdreich saͤet/ derselbe sich darauß nehret vnd vermehret/ vnd ziehet auch ein jedweder Saame nur dasjenige herauß/ das ihme zu seiner Vermehrung dienstlich/ das uͤbrige laͤsst er bleiben: Also auch hier bey der Vermehrung deß Goldes zu verstehen. Dann/ gleich wie die Erde alle Art der Kraͤuter geistlich in ihr verborgen hat/ vnd nichts corporali sch/ sichtliches oder greiffliches herauß zu bringen vermag/ wann nicht durch den Saamen/ welcher hinein gesaͤet/ magnetischer Weise solches an sich gezogen/ vnd durch Krafft/ Art/ Natuͤr vnd Eigenschafft deß Saamens das verborgene geistliche Wesen dadurch sichtlich/ greifflich vnd corporali sch gemacht wird: nachdeme nun der Saamen geartet ist/ ein solches Gewaͤchs er auch heraußziehet/ vnd kein anders. Gleich wie nun diese vegetabili sche Vermehrung nicht auß der Erden/ (welche eigentlich an sich selber todt ist) sondern auß dem darinn verborgenen Saltz/ als einem subjecto vnd nutrimento universali herkoͤm̃t: Also auch bey der Vermehrung deß Goldes zu verste- hen: dann alle Metallen ein geistliches ☉ in ihnen verborgen haben/ welches fuͤglicher nicht sichtlich oder corporali sch zu machen/ als wann ein corporali sch ☉ ihnen beyge- setzet/ solches geistliche von dem corporali schen gezogen/ vnd dadurch corporali sch ge- G g 2 macht Continuatio Miraculi Mundi. macht wird/ darzu allhier die Metallen (wie bey den Vegetabili en die Erden) an sich selber todt vnd vntuͤchtig/ etwas Gutes von sich zu geben/ wann sie nicht durch den mi- nerali schen Mist (das ist/ Salpeter) getuͤnget vnd lebendig oder fruchtbar gemacht wer- den. Darauß dann abermal zu sehen/ daß der Salpeter/ als ein Sal, Augmentum oder Nutrimentum Universale ) sowol in dem Viehe-Mist in der Erden die Vegetabili en/ als auch ausser dem Mist bey den geringen Metallen die bessere vermehre/ welches letzte bey wenigen bekand/ dahero auch ohne zweiffel von wenigen/ wahr zu seyn/ geglaubet wird. Der aber hierauß nicht lernen noch glauben kan/ dem wird nicht geholffen/ son- dern muß ein Esel seyn vnd bleiben: vermeyne hiermit das augmentum Solis auß den vnvollkommenen Metallen durch Huͤlffe deß Salpeters klar genug beschrieben zu ha- ben: der es versteht/ kan es thun/ der es aber nicht versteht/ deme ist besser/ daß er es blei- ben laͤsst/ seine Zeit vnd Kosten ersparet/ vnd zu anderen Dingen aͤnleget/ die er besser verstehen kan. Auff daß aber die Schlacken/ so von diesem Werck kommen/ nicht ver- loren gehen/ sondern zu Nutzen gebracht werden/ so wil ich auch anzeigen/ worzu sie wei- ters dienen/ oder was fuͤr Nutzen man davon haben moͤge. Vnd zwar dieses soll man wissen/ daß man in dieser Arbeit viel vnd auch wenig Schlacken machen wird/ nach dem man das Werck treibet: hat man gutes Antimonium, Eisen vnd Kupffer/ die corpo- rali sch ☉ halten/ vnd dessen genug/ wie auch den Salpeter uͤberfluͤssig/ so geht man einen besondern Weg/ vnd achtet so viel nicht/ wann etwas von solchen Materialien verloren geht/ vnd nicht alles so wol zu Nutzen gebracht wird. Dañ wann man gedachte species, als den Regul. Antim. Mart. guͤldisch ♀/ vnd den Salpeter genugsam haben kan/ so verschlacket man dieselbe uͤber ☉/ auff daß sie ihr ☉ bey dem zugesetzten ☉ lassen/ vnd achtet das fluͤchtige vnd spirituali sche ☉ nicht darinn/ sondern legt die Schlacken auff eine Seiten/ vnd bringt solche auff andere Weise so gut zu Nutzen/ als man kan/ setzet dem ☉ wieder frisches ♀ vnd Regul. bey/ schlacket solche mit frischem Nitro, legt die Schlacken auch hinweg/ vnd setzt dem ☉ wieder frischen oder neuen Regul. vnd ♀ bey/ vnd schlacktes per Nitrum davon/ welche man in einem Tag gern zehen- oder zwoͤlffmal thun kan; vnd wann das ☉ jedesmal einen guten Zuwachs erlangt/ so kan sich dasselbe vorgeschlagene ☉ in einem Tage vmb ein grosses vermehren/ mehr als von dem geist- lichen ☉ in acht oder vierzehen Tagen geschehen koͤnte. Zu welcher Arbeit aber hergegen wieder viel Regul. Antim. ♀ vnd Salpeter gehoͤret: wann man dieselbige nicht guten Kauffs haben kan/ so faͤllt solche Arbeit kostbar/ darauff doch nicht zu sehen/ wann die Metallen nur ☉ halten/ wird alles reichlich dadurch erstattet/ sonderlich wann man die Schlacken wieder zu Nutzen bringen kan/ wie hernach folgen soll. So man aber obge- dachter guten Requisit en die Menge nicht haben koͤnte/ sondern allein das geistliche ☉ auß dem gemeinen ♀ vnd Antimonio ziehen wolte/ so muͤste man so viel Schlacken nicht machen/ sondern koͤnte die erste Schlacken immer auff dem vorgeschlagenen ☉ oder ☽ fliessen: so lang als sie dem ☉ oder ☽ noch etwas augmenti folgen lassen wolten/ doͤrffte weiters nichts mehr zugethan werden/ als ein wenig Salpeter/ wann die Schla- cken Continuatio Miraculi Mundi. cken hartfluͤssig werden/ selbige dadurch wieder fluͤssig zumachen. Wuͤrde also diese Ar- beit nichts sonderlichs kosten als die Kolen/ welche darbey verbrant werden: auch doͤrffte man keine sonderliche Arbeit oder Muͤhe damit haben/ sondern nur alle zwo oder drey Stunden einmal darnach sehen/ dann das Feuer durch einen Jungen vnterhalten wer- den koͤnte. Auch koͤnte man den Ofen also zurichten/ wie einen faulen Hentzen/ daß die Kolen immer nachfielen/ vnd das Werck Tag vnd Nacht ohne zusehens getrieben wuͤr- de/ welches auch nohtwendig seyn muͤste/ wann es rechtmaͤssig solte getrieben werden. So man aber solche Metallen zum Werck haben koͤnte/ welche corporali sch ☉ gaͤben/ vnd man nach jedweder Schlackung die Schlacken abziehen/ vnd wieder neue Metal- len aufftragen muͤste/ so wolte auch mehr auffsehens darzu gehoͤren: dann alle Stunden eine solche Schlackung/ Abziehung der Schlacken/ vnd Wieder-aufftragung der Me- tallen geschehen kan: nachdeme man nun gute Requisiten hat/ nachdeme man auch das Werck regirt vnd administr irt. Weiters/ wann man kein guͤlden Antimonium ♀ oder ♂ haben koͤnte/ vnd allein den Salpeter in abundantia zu zeugen wuͤste/ so koͤnte man das Werck wieder auff eine andere Weise administr iren/ nemlich also: Wann man erstlich das ♀ vnd Reg. uͤber das ☉ per Nitrum verschlacket/ vnd die Schlacken/ nemlich das ♀ vnd Regulum mit dem Nitro sonsten abziehen muͤste/ so ziehet man solche nicht ab/ sondern præcipit iret das ♀ mit dem Regulo durch Kolengestuͤb auß dem Nitro, so nimbt das ☉ das einmal geschlackte vnd wieder gefaͤllte Metall zu sich/ vnd haͤtte man nur das Nitrum fixum abzuziehen/ vnd solches auff andere wege zu Nutzen zu bringen/ verbliebe also das ♀ vnd Regulus bey dem ☉/ welches man mit frischem Salpeter wieder verschlackte/ durch Ko- len auß der Schlacken wieder præcipit irte/ vnd die Schlacken abzuͤge. Blibe also im- mer das ♀ vnd Regulus bey dem ☉ auff dem Herd/ vnd wuͤrde nur der gebrauchte Salpeter abgezogen. NB. Diese Arbeit wuͤrde zwar nicht so viel geben/ als wann man allemal neue Metallen dem ☉ zusetzen koͤnte/ dennoch aber solte sie viel mehr geben als diejenige Ar- beit/ da die erste Schlacken allzeit auff dem ☉ fliesset/ vnd nicht verneuert wird. Dann so offt der Regulus vnd ♀ mit dem Nitro verpuffet/ so offt der Salpeter etwas wenigs deß Sulphuris superflui ♀ vnd Reguli verbrennet; je mehr nun dessen verbrant/ je mehr auch deß geistlichen ☉ darinn los gemacht wird/ sich in das vorgeschlagene ☉ zu bege- ben/ vnd corporali sch dabey zu werden. Dieses nun ist der Vnterscheid in der Procedur/ kan also ein jeder diesen oder je- nen Weg erwehlen/ der ihme am liebsten zu thun ist/ oder viel mehr/ nachdeme er die requisita haben kan. Er thue nun welchen er wolle/ so kan er guten Nutzen davon ha- ben/ sonderlich wann er den Salpeter nicht zu theuer kauffen darff/ sondern selber vmb ein kleines zeugen kan. G g 3 Folget Continuatio Miraculi Mundi. Folget nun/ wie die Schlacken/ so von dieser Arbeit kom̃t/ zu Nutzen zu bringen. E S soll der Kunstliebende wissen/ daß ein Vnterscheid sey zwischen der abgezogenen Schlacken: dann diese Schlacken/ welche abgezogen wird/ daß allein das ☉ auf dem Herd verbleibt/ vnd mit dem Nitro auch das ♀ vnd Regulus mit abgezogen wird/ ist metallisch/ vnd kan das metall/ nemlich ♀ vnd Regulus durch Zuwerffung der Kolen oder Antimonii crudi wieder davon gefaͤllt werden. Diejenige Schlacken aber/ davon auff dem Herd allbereit das Metall gefaͤllt worden/ ist nur ein Nitrum fixum. Deßgleichen ist auch ein Vnterscheid zwischen die- sen Schlacken/ davon der Regulus vnd ♀ durch Antimonium, oder aber Kolen gefaͤllt worden; dann diese Schlacken/ davon das Metall mit Antimonio gefaͤllet/ sehr sul- phuri sch ist; diese aber/ so durch Kolen gefaͤllet/ nicht so viel sulphuri sch/ weiln der Sul- phur in den Holtzkolen eine andere Natur hat/ als dieser in dem Antimonio, darumb auch ein Vnterscheid soll gemacht werden/ selbige Schlacken zu Nutzen zu bringen/ vnd ist dieser Vnterscheid in beyden Schlacken. Wann man das ♀ mit dem Reg. Martis durch Zuwerffung der Kolen præcipitirt, so præcipitirt sich zwar das ♀ sam̃t dem Re- gulo Antimonii, das Eisen aber/ so in dem Regulo gewesen/ bleibt in der Schlacken/ vnd laͤsset sich durch die Kolen nicht præcipit iren/ darumb die Koͤnige nach dem faͤllen leichter heraußkommen/ als sie hineinkommen sind: was dann dem gefaͤllten Koͤnig am Gewicht ermangelt/ das muß nohtwendig in der Schlacken geblieben seyn/ dahero sol- che Schlacken mit Kolen gemacht/ hartfluͤssiger vnd groͤber seyn als diejenigen/ so von dem Antimonio kommen: dann wann man mit dem Antimonio præcipit irt/ so wirfft man ohngefaͤhr auff ein Pfund Schlacken eine Vntz Antimoniũ, auch wol etwas meh- rers/ welcher alles ♀ vnd auch Regul. so der Salpeter in sich gezogen/ niederfaͤllt/ vnd macht die Schlacken fluͤssiger: den Vnterscheid aber merckt man am besten in der auß- laugung/ dann diese Schlacken/ darbey Kolen seyn/ geben eine schaͤrffere Laugen/ vnd auch heller/ als diejenige/ so mit Antimonio gemacht worden: hergegen seynd die anti- moniali sche wegen deß verbrennlichen antimoniali schen Sulphurs truckner Natur vnd Eigenschafft. Das beste das in beyden Schlacken ist/ ist das Nitrum fixum, wann man mit Wasser solches heraußziehet/ kan es zu vielen Dingen nuͤtzlich verbraucht werden. Erstlich kan man auß dieser Schlacken per Spiritum Vini eine gute medicinalische Tinctur extrah iren/ davon an vnterschiedlichen Orten meiner Schrifften gehandelt/ vnnoͤhtig solches allhier zu widerholen. Deßgleichen ist diese Schlacke eine sonderbare Medicin allen wachsenden Dingen/ dann sie allem Mist vnd gemeinem Salpeter vor- gehet im tuͤngen der Vegetabili en/ doch daß solche zuvorn temper irt werde/ dann sie gar zu feurig ist also per se zu gebrauchen: tuͤnget also vnd vermehret das Wachsthum nicht allein Continuatio Miraculi Mundi. allein deß Goldes/ wie allhier von den Vegetabili en gehandelt worden/ sondern wann das reineste per Spiritum Vini darauß gezogen/ deß Menschen Gesundheit/ vnd auch nicht weniger aller Vegetabili en Wachsthumb kraͤfftig dadurch befoͤrdert wird/ welches die pur lautere Warheit ist/ dann ich einen schnellern vnd augenscheinlichern Zuwachs deß Goldes/ deß menschlichen Leibs Gesundheit/ Fortpflantzung vnd Wachsthumb aller Vegetabili en niemaln gesehen/ noch davon gehoͤret. Diese Schlacken koͤnten wol ein philosophi scher Mist genant werden/ weiln er in den vegetabili schen/ animali schen vnd minerali schen Reich ein Wachsthumb/ Ver- mehrung oder Verbesserung verursachet/ deßgleichen ihme kein einiges Subjectum nachthun wird. Diese Schlacke hat natuͤrlich einen Geruch wie die excrement en deß Menschen/ sehen auch nicht viel anders/ aber in allem Gebrauch viel mehr kraͤfftiger. Viel gutes habe ich darinn gefunden/ welches alles zu beschreiben mir nicht gezie- men wil: wer weiß was darhinder steckt/ daß mir vnd noch vielen nicht bekand ist. Was ich allhier geschrieben/ ist mir alles vielmal durch die Haͤnde gangen; dann ich nichts vom Hoͤrensagen/ oder Lesung anderer Buͤcher schreibe/ sondern nichts anders geden- cke/ als was mich die vnfehlbare experientz gelehret hat/ darumb man sich kuͤhnlich darauff verlassen darff. Es hat sonsten dieses Nitrum fixum, so auß dieser Schlacken gezogen/ solche Kraͤffte/ als sonsten ein starck lixivium auch hat: doch in allen Dingen kraͤfftiger als ein gemeine Laugen von Holtz/ weilen das Nitrum allbereit zeitiger ist/ als ein fixes Holtz- saltz. Das zuruͤckbleibende der Schlacken/ davon das lixivium gezogen/ ist gut/ die Er- dengeschirꝛ braungelb zu glasuren. Wann ich alles beschreiben solte/ worzu das lixivium zu gebrauchen/ wuͤrde allein ein grosses Buch geben. Der ein mehrers von Tugend deß Nitri fixi wissen wil/ der lese den Andern Theil meiner Oefen/ wie auch den Zweyten Theil meiner Pharmacopœæ Spagyricæ, vnd son- derlich die explication uͤber mein Miraculum Mundi, so wird er Wunderdinge finden: vnd wann er von dem philosophi schen Mist ein mehrers wissen wil/ so lese er meine Verthaͤtigung gegen Farnars Schmaͤhkarten/ uͤber den 35. Punct in der Explication meines Miraculi Mundi; item, allhier in diesem Tractaͤtlein die Beschreibung meiner Holtzpressen/ so wird er satsame Instruction vnd gutes contentement finden. Hat also der guͤnstige Leser allhier in diesem einigen Proceß eine Medicin auff die Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en vollkoͤm̃lich/ also/ daß billich alle Menschen dem lieben Gott nicht genugsam dancksagen koͤnnen/ fuͤr die Bescherung deß wunderbarlichen vnd vnvergleichlichen Subjecti Universalis. Deß vnachtsamen Salpeters/ davon mit nechsten/ in dem Andern Theil meines Miraculi Mundi ein mehrers (geliebts Gott) folgen soll. Wird also mit diesem einigen Proceß gedienet/ den Grossen ihr ☉ darmit zu au- gmen- Continuatio Miraculi Mundi. gment iren/ den Kleinen ihre Felder darmit zu tuͤngen/ vnd allen Menschen ihre Ge- sundheit dadurch zu erhalten vnd zu bewahren: also daß jederman Nutzen davon haben koͤnte. Weiters muß ich noch etwas von dieser Materi gedencken/ welches mir einmal darmit begegnet: Wann man ♀ vnd Regulum Antimonii Martialem zusammen schmeltzet/ vnd per Nitrum zu Schlacken macht/ so bekoͤm̃t man eine wunderbarliche Materi/ mehrentheils wie ein Pfauenschwantz/ uͤberauß-schoͤnen Farben: da ich solches gesehen/ hab ich mir Gedancken gemacht/ ob auch diese Materia dienen koͤnte/ eine Tin- ctur ( projection darmit zu thun) darauß zu machen; sonderlich weiln ich vielmal bey den Philosophis gelesen/ daß sie dem Eisen vnd Kupffer mehr Tinctur zuschreiben/ als dem ☉ selbsten/ ob nicht diese conjunction der Poeten Martis \amp; Veneris Adulterium, oder viel mehr das Vitriolum Philosophorum seyn moͤchte: dann diese Materi ihre schoͤne Gruͤne nicht allein im Feuer/ sondern auch ausser dem Feuer/ sowol trucken als naß behalten/ mir einbildende/ Mars muͤste der Philosophorum Sol, ♀ die Luna, vnd Reg. Antim. der Mercurius seyn/ vnd Nitrum ihr Solvens oder Balneum, darinnen sie zusammen solv iret vnd digir iret wuͤrden; habe derhalben nach meiner Einfalt solches versucht/ vnd diese Stuͤcke zusammen in ein Glas gethan/ solches per gradus gefeuret/ so ist erstlich alles kolschwartz geworden/ darnach die schoͤne Gruͤne dem Pfauenschwantz gleich gekommen/ welche ich etliche Wochen also im Feuer gehalten: nach dem aber die- ser Pfauenschwantz allzeit geblieben/ vnd sich nicht in andere Farben veraͤndern wollen/ bin ich daruͤber verdruͤssig worden/ vnd das Glas außgenommen/ die schoͤne Materi in einen Tiegel gethan/ desto weniger Muͤhe damit zu haben/ solchen Tiegel in einen Glas- Ofen gesetzt/ uͤber drey Tag wieder außgenommen/ vnd gefunden/ daß mein gruͤner Pfauenschwantz zu einem blutrohten/ doch nicht durchsichtigen Glas/ geflossen; nach- dem ich den Tiegel zerschlagen/ habe ich ein Koͤniglein gefunden/ so von Farb einem Ei- sen gleich gewesen/ welches Koͤniglein ich mit Bley abgetrieben/ vnd ein weisses Silber auf der Cupellen gefunden/ welches im Aqua fort kein ☉ fallen lassen; daruͤber ich mich verwundert/ woher solches ☽ moͤchte kommen seyn/ da ich doch viel mehr ☉ darauß er- wartet haͤtte. Endlich habe ich die Vrsach auch gefunden/ vnd meine Gedancken ge- habt/ daß auß diesem Subjecto so wol auff weiß als auff roht/ oder auff beyde zugleich/ koͤnte labor irt werden/ aber seithero keine Zeit vnd Gelegenheit gehabt/ ein mehrers dar- inn zu suchen/ werde auch vielleicht nimmer etwas weiters darinn vornehmen. Was ich allhier geschrieben/ ist nur geschehen/ andern die noch Lust zu suchen haben/ eine Ma- teri in die Haͤnde zu geben/ darinn wol zu suchen/ vnd auch Gutes darinn zu finden. Dieses aber muß ich darbey erinnern/ wann jemand etwas fig iren wil/ daß er seine Geschirꝛ wol verwahre/ daß keine Lufft darzukomme/ dann eine grosse Hindernuͤß da- von kommen kan. Zum Exempel: Eine Holtzkole bestehet mehrentheils in einem fluͤchtigen vnrei- nen Sulphure, mit wenigen fecibus vermischt: wann man selbige in einem offenen Tie- gel Continuatio Miraculi Mundi. gel in ein klein Feuer gestellt/ solche alsobalden verbrennet/ alles weggeht/ vnd nur ein wenig gesaltzene Asche in dem Tiegel verbleibt; so man aber eine Kole in einen wolver- schlossenen Tiegel/ darzu gar keine Lufft kommen kan/ in die allergroͤsseste Gluht stellte/ vnd viel Jahre darinnen stehen liesse/ wuͤrde sie das geringste weder am Gewicht/ Farb oder Gestalt verlieren/ sondern eine schwartze Kolen wieder heraußkommen/ aber doch das geringste daran nichts verbessert seyn. So man aber einer solchen vnachtsamen Kolen ein Mercuriali sch Saltz nach rechtem Gewicht zusetzet/ vnd nur einen Tag verschlossen in der Gluht zu halten weiß/ der erlangt einen rohten/ feurigen/ schweren Stein/ mehr metallisch als vegetabili sch/ dessen Steins wunderbarliche Krafft vnd Tugend nicht außzusprechen. Kan nun auß einem fluͤchtigen Vegetabile in solcher kurtzen Zeit/ durch Kunst/ ein fixes Wesen ge- macht werden/ warumb dann nicht besser auß einem Minerali oder Metallo, welches der fixit aͤt ja viel naͤher ist als ein Vegetabile. Es wollen aber die Hoffaͤrtigen mir doch nicht vor uͤbel auffnehmen/ daß ich von solchen vnachtsamen Dingen discur ire. Ob schon die Kolen die Haͤnde schwartz ma- chen/ so steckt doch so viel Gutes darinn/ wann mans weiß herauß zu bringen/ daß man die Haͤnde gar wol wieder darmit weiß machen kan. Auß diesem Discurs/ obschon er nicht von Sammet vnd Seyden/ Gold/ Silber/ Perlen oder Edelgestein tract iret; dennoch (weiln deß Menschen Gesundheit daran hanget) mehr werth als alles zeitliche vnd vergaͤngliche Gut der Welt. Was ist doch einem Menschen sein grosses Geld vnd Gut nuͤtze/ wann er nicht gesund darbey seyn kan? Gesundheit ist fuͤrwar das edelste Kleinod der gantzen Welt/ es glaubens gleich die Gei- tzigen oder glaubens nicht/ so ist es doch wahr/ vnd wird wahr bleiben biß zu Ende der Welt. Jch glaube wol/ daß mancher gern gesehen/ daß ich mich in dieser Materi weiters heraußgelassen/ vnd nicht so kurtz abgebrochen haͤtte; ist aber nicht noͤhtig/ die Perlen fuͤr die Schweine zu werffen. Anleitung genug hat der Fleissige. Einem Gelehrten ist gut predigen: an einem Vnfleissigen aber ist doch alles vergeblich/ wie klar man auch heraußgienge. Auch ist es keines Menschen Werck/ jemand die Secreta der Natur zu eroͤffnen/ wann es Gott nicht haben wil: so es ihme aber Gott goͤnnt/ koͤm̃t ihme mehr im Schlaaf ein/ als mancher durch viel muͤhsames studiren nicht erlangen kan. Gott theilet seine Gaben auß vnter die/ so er wuͤrdig darzu erkennet. Darumb Sanct Pan- lus nicht vergeblich saget: Non est currentis neque volentis, sed Dei miserentis. Deßgleichen David: Vergeblich ist/ daß ihr fruͤh auffsteht/ vnd mit Sorgen schlaffen geht/ vnd esset euer Brod mit Vngemach: dann wems Gott goͤñt/ gibt ers im Schlaaf. Darumb ein jeder/ der etwas gutes haben wil/ muß es nicht von Menschen zu erlangen suchen/ sondern allein von Gott erbitten. Es heisst: Ora \amp; labora. Es fleucht einem Faulen keine gebratene Taube ins Maul/ er muß sie erst fangen/ darnach pfluͤcken/ dann braten vnd essen. Wie viel seynd deren/ welche durch muͤssiggehen zu grossen Dingen H h ver- Continuatio Miraculi Mundi. vermeynen zu kommen; was sie aber erlangen/ weist ja der taͤgliche Augenschein genug- sam auß/ daß Haus vnd Hof zum Schorenstein hinaußfleucht; vnd nicht vnbillich/ dann solche Menschen auß Geitz getrieben werden reich zu werden; wann sie es erlang- ten/ sie nur Boͤses damit thun solten. Derohalben Gott nicht vmbsonst der Ziegen den Schwantz so lang nicht wachsen lassen/ als der Kuh/ solte ihr sonsten die Augen selber darmit außschlagen. Hat also der guͤnstige Leser durch diesen einigen Proceß in dem Nitro sulphurato eine warhaffte Medicin oder augmentum auff die Vegetabili en/ Animali en vnd Mi- nerali en; nicht aber also zu verstehen/ als wann ich hierauß erzwingen wolte/ als wann sonsten die Vegetabili en vnd Animali en keine andere Medicin/ vnd das ☉ kein ander augmentum haben solte; gantz nicht; dann diese Medicin auff die Vegetabili en/ selbige darmit wachsend zu machen/ gar zu theuer fallen wuͤrde: zu welchem ende ich solches auch nicht geschrieben/ sondern allein nur anzeigen wollen/ daß ein Nitrum sulphura- tum der Vegetabili en/ Animali en vnd Metallen hoͤchste Medicin sey/ vnd den Anima- li en vnd Metallen schwerlich eine bessere vnd auch wolfeilere Medicin koͤnne gegeben werden; den Vegetabili en aber thut es wol ein stinckender Kuͤh-/ Schaf- oder Pferde- mist selbige darmit zu tuͤngen; man wolte dann auß curiosit aͤt sich in den Wunderwer- cken Gottes erlustigen/ vnd per Spiritum Vini auß dem Nitro sulphurato eine Tinctur extrah iren/ vnd einige Saamen darinnen einquellen/ vnd weiters in einer warmen Stuben auff einem Tisch in etlichen Stunden lang Zeit einige Kraͤuter herfuͤrwach- send machen/ andern die nichts von Secret en wissen/ die Magnalia Dei dadurch auch bekand zu machen. Deßgleichen wird eine solche Tinctur bey allen Kranckheiten mehr thun/ als ein gantze Galeni sche Apotheken. Vnd so jemand more Philosophico ein geistliches Gold mit dieser Tinctur zu vereinigen weiß/ solches in digestione sich darauß nehren vnd au- gment iren wird/ gleich wie ein Vegetabile auß einer gemistten Erden. Wie solte man leichter zu einer Universal-Medicin gelangen koͤnnen? Universal kan vnd muß sie ge- nant werden/ weil sie der Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en hoͤchste Medicin ist. Daß aber mancher meynen moͤchte/ als wann ich eine solche Universal-Medicin (dar- mit im Fluß die vnvollkommene Metallen in Gold zu verwandeln/ welches dem Lapidi Philosophorum zugeschrieben wird) dadurch verstehen wolte/ der irret; dann ich von so grossen Dingen nichts weiß/ sondern lasse mich genuͤgen/ vnd dancke Gott dem All- maͤchtigen fuͤr dasjenige/ das er mir auß Gnaden mitgetheilet; welches ich auch gern andern mitzutheilen gesinnet. Wie ich dann auch gaͤntzlichen entschlossen/ diesen gegen- waͤrtigen Winter eine Universal-Medicin auf die Vegetabili en, selbige dadurch wach- send zu machen/ in grosser Menge zu bereiten/ also/ daß man gut Korn auß lauter ma- gern Sande herfuͤr zu wachsen machen kan/ auff daß durch diese herꝛliche vnd uͤberauß- nuͤtzliche invention viel hundert tausend Menschen guten Nutzen davon haben werden; zu verstehen/ wann sie es selber anstellen vnd thun; dann ich fuͤr andere nicht arbeiten kan/ Continuatio Miraculi Mundi. kan/ habe mit den meinigen zu thun: ist genug/ daß ich andern Anleitung darzu gebe/ daß es zu thun moͤglich/ den modum aber/ solches zu thun/ wird man bey mir finden. Auff daß ihme aber niemand einbilde/ als wann ich auff den Salpeter gienge/ welcher zu einer solchen Tuͤngung gar zu theuer fallen wuͤrde; so berichte ich zu guter Nachricht/ daß man ein gemein Saltz in wenig Stunden lang zeit vmbkehren kan/ daß es seine cor- rosiv ische Art vnd Natur gantz vnd gar verliere. Vnd obwol noch nicht brennend/ den- noch an Gestalt/ Geschmack vnd Tugend einem Salpeter/ der auß den Viehstaͤllen ge- graben/ gantz gleich/ auch immer so gut/ oder besser/ als ein Kuͤh- oder Schaafmist/ dar- mit zu tuͤngen vnd fruchtbar zu machen: also/ daß man sich uͤber Gottes allmaͤchtige vnd gnaͤdige Vorsorge in diesen letzten Zeiten/ sein Geschoͤpff zu erhalten/ nicht genugsam verwundern kan/ vnd billich alles was sich reget/ Athem vnd Leben hat/ dem Gaͤber al- les Guten vnauffhoͤrlichen Danck zu sagen schuldig ist. Auch wolle ihm niemand ein- bilden/ als wann diese Vmbkehrung deß Saltzes etwan viel Muͤh vnd Arbeit erforderte/ vnd schwerlich dazu zu kommen; gantz nicht: dann der es einmal gesehen/ kan es stracks begreiffen vnd nachthun. So nun jemand durch diese herꝛliche Kunst Nutzen zu schaf- fen vermeinet (wie dann solches nicht fehlen kan/ weiln allenthalben der vnfruchtbaren Felder genug zu finden) derselbe alsdann wissen wird/ wo ers zu suchen hat. Habe also die Wunderwerck Gottes nicht verschweigen koͤnnen/ sondern zu seines heiligen Namens Ehre vnd vieler tausend Menschen Nutzen der gantzen Welt hiermit offenbar machen wollen. Wird also hinfuͤro kein Ort in der gantzen Welt sich zu bekla- gen haben/ als wann Gott daselbsten seinen Segen verborgen. Dann da deß Holtzes die Fuͤlle/ kan diese Medicin darauß bereitet werden/ wie bey meiner Holtzpresse zu sehen; vnd da kein Holtz ist/ da mangelts am Seesaltz nicht/ also/ daß Gott der Allmaͤchtige sei- ne grosse Majestaͤt vnd Herꝛlichkeit an allen Enden der Welt sehen vnd spuͤren laͤsset. So der Mensch nun so Gottlos/ daß er den Segen verwirfft/ so ist er der grossen Gna- den Gottes theilhafftig zu werden nicht wuͤrdig/ sondern waͤr ihm besser gewesen/ daß er kein Mensch/ sondern ein Schwein worden/ so haͤtte er hernachmaln von seinem viehi- schen Leben vnd Wesen keine Rechenschafft geben duͤrffen. Verehrung an alle fleissige Medicos. Von nuͤtzlichem Gebrauch deß Salpeters/ in concentr irung der Metallen/ vnd Bereitung guter Medicamenten. O Bwoln ich in dem Ersten Theil meines Miraculi Mundi vnterschiedliche me- tallische concentrationes oder meliorationes, per Nitrum zu verrichten/ be- schrieben/ so haben sie doch mit diesem/ so ich allhier zu beschreiben vorgenom- men/ gantz keine Gemeinschafft: dann jene nur allein auff die Verbesserung der gerin- H h 2 gen Continuatio Miraculi Mundi. gen Metallen: diese aber sowol auff die Verbesserung der Metallen/ als auch vieler herꝛlichen Medicament en Bereitungen gerichtet. Derohalben alleu den andern Pro- cessen weit vorzuziehen. Modus Concentrandi \amp; Meliorandi Metalla per Nitrum . E Rstlich soll man einen eisern Mann machen/ dessen Haupt zwey weite Nasen habe; der Mund aber zu oberst auff dem Haupt sey/ welchen man auffthun/ vnd wieder be- heb schliessen moͤge. Wann man dann diesen Mann zu concentr irung der Metallen gebrauchen wil/ so soll man denselben in einen andern eisern oder steinern Mann ste- cken/ daß dessen innersten Haupt nur auß dem aͤussersten vorgehe/ sein Bauch aber in dem aͤusseren stecke: vnd sollen an deß Haupts Nasen weite glaͤserne recipient en (daß sie die auffsteigende Dunst auß dem hitzigen Magen empfangen) angelegt werden. Wann man dann diesen Mann gebrauchen wil/ so muß man denselben mit Feuer san- guini sch machen/ daß er fein hungerig vnd begierig werde/ Speise zu sich zu nehmen/ vnd wann er auffs allerhungerigst geworden/ so muß man solchen mit einem weissen Schwan speisen/ so steigt auß deß feurigen Mannes Magen ein wunderbarliches Was- ser hinauff in den Kopff/ vnd laufft durch die Nasen herauß in die vorgelegte recipien- ten/ fuͤr dir Krancken ein kraͤfftiges Aqua vitæ. Der eiserne Mann aber verdauet den Schwan gantz vnd gar/ vnd verwandelt denselben zu einer herꝛlichen Syeise deß Koͤni- ges vnd der Koͤnigin/ davon sie starck werden/ zunehmen vnd wachsen. Eh aber der Schwan seinen Geist fahren laͤsst/ singt er zuvor ein Liedlein zum Valete: so bald das Liedlein gesungen/ so faͤhrt deß Schwanen Seele mit einem starcken Winde dahin/ vnd laͤsst dem Koͤnig seinen gebratenen Leib zur Speise zuruͤck/ seinen Geist vnd Seele aber opffert sie den Goͤttern wieder auff/ zu vieler krancken Menschen vnd Metallen Nutzen/ einen Salamander darauß zu machen. Diesen Proceß/ die Metallen durch den Salpeter zu concentr iren/ habe ich dar- umb vnter diesem ænigmate beschreiben wollen/ auff daß man sehen moͤge/ daß es keine Fabel/ fondern andere Philosophi vor mir solchen auch also beschrieben haben/ wie beym Basilio in seinem sochsten Schluͤssel einen dergleichen Proceß beschrieben/ daselbsten man nachsuchen kan/ so wird mans also finden. Auch kan man beym Basilio lesen/ was der Salpeter von sich selber redet/ da er sagt: Wann mir mein Ende bescheret ist/ ꝛc. so wird man sehen/ daß er diesen Weg gangen/ particulariter vnd universaliter die Me- talla zu verbessern/ vnd gute Medicament en darauß zu bereiten. Weiln aber dieses æni- gma etwas obscur fuͤr die Vnerfahrnen/ so wil ich dasselbe von Worte zu Worten auß- legen. Der eisern Mann ist gestalt wie mein beschriebenes Destilliergefaͤß/ davon in dem Andern Theil meines Tractats der Oefen weitlaͤufftig gehandelt; wird in einen eisern oder steinern Ofen gesetzt vnd angefeuert; an deß obersten Theils Nasen werden etliche reci- Continuatio Miraculi Mundi. recipient en hinder einander gelegt/ also/ daß auffs wenigste drey grosse Glaͤser/ welche an den Baͤuchen Roͤhren oder Loͤcher haben/ hinder einander ligen/ vnd die Fugen mit Pappier/ daß kein Rauch neben-auß gehen koͤnne/ ver lut irt seyn. Der hinderste reci- pient soll offen bleiben/ dadurch in der destillation der vnsichtbare halitus gehen moͤge. Der weisse Schwan ist ein Amalgama von gleichem Gewicht fein ♃ vnd ♀ vivi, mit so schwer als sie beyde waͤgen/ reinem gelaͤuterten Salpeter vnter-einander gerieben/ daß keines vor dem andern gesehen; welches Amalgama also bereitet wird: Man schmeltzt ein theil fein ♃ in einem Tiegel/ vnd wann es geschmoltzen/ so hebt man den Tiegel auß dem Feuer/ vnd giesst das klare ♃ auß dem Tiegel in ein ander irden Geschirꝛ; vnd die- weil das ♃ noch fliesst/ wirfft man den ☿ darzu/ so schlucket das ♃ denselben alsbald in sich/ wird muͤrb vnd bruͤchich davon/ daß man auff einem Reibstein ihn zu einem zarten Pulver reiben kan; vnter welches Pulver/ so schwer guter Salpeter gerieben wird/ daß man das Amalgama vnter dem Salpeter nicht erkennen kan/ sondern auß beyden ein weisses Pulver worden ist. Dieses Pulver ist deß Basilii sein Schwan/ darauß er eine Speise fuͤr den Koͤnig bereitet/ von mir aber das fulmen Jovis genant/ dadurch alle Metallen auffs aͤusserste ruin iret/ vnd ad nihilum gebracht werden; auß welchem ni- hilo hernacher auffs new viel edelere vnd bessere Metallen geboren werden; von welcher Zerstoͤrung vnd wieder neuer Gebaͤrung man Paracelsum in seinem Libro Vexatio- num Alchymistarum/ oder meines Operis Mineralis Dritten Theil/ weiters besehen kan/ so wird man finden/ wie obscur Paracelsus diesen Proceß hinterlassen/ vnd Basi- lius nicht weniger solchen bey seinem sechsten Schluͤssel dunckel beschrieben hat/ welcher aber allhier ohne einige Hinderhaltung klar vnd offenbarlich heraußgegeben wird. NB. Der Liebhaber dieser edlen Scientz soll wissen/ daß der Jupiter allein/ mit Ni- tro vermischet/ genugsam einen medicinali schen Geist in dieser kuͤnstlichen destillation deß feurigen Manns/ ohne zuthun deß ☿ vivi, von sich gibt/ vnd eine Speise oder au- gmentum Solis \amp; Lunæ zuruͤcklaͤsst. Daß aber die Alten/ vnsere Vor-Elltern/ den ☿ darzu genommen/ vnd ich auch solches gut gefunden/ geschicht mehrentheils darumb/ den Jovem bruͤchich zu machen/ daß er sich mit dem Nitro wol vermischen laͤsst. Dann es schwer vnd muͤhsam fallen wuͤrde/ wann man den Jovem klein feilen/ (wie Baptista Porta in seiner Magia Naturali beschreibet) vnd alsdann mit Nitro vermischen vnd destill iren solte. Diese Pulverisirung durch den Mercurium geschicht gar geschwind/ vnd ist dar- zu noch der Arbeit befoͤrderlich/ dann der ☿ penet riret in der action den poros en Jovem, vnd macht ihn compact, so zuͤndt hingegen das fulmen Jovis dem ☿ seine Fluͤgel an/ vnd verbrennt ihm dieselbe/ daß er bleibend wird. Hilfft also der Jupiter dem Mercurio, vnd der Mercurius dem Jovi, daß sie sich beyde verderben/ doch alles durch Krafft vnd Gewalt deß Salpeters. Dann der Jupiter viel anzuͤndlichen Sulphuris besitzet/ welcher aber auß eigener Krafft nicht brennet/ es werde dann ihme darzu geholffen/ darzu der Salpeter der rechte Meister ist/ vnd ihm sonsten solches niemand nach thun kan: wie dañ H h 3 solches Continuatio Miraculi Mundi. solches Basilius auch weißlich beschrieben/ da er sagt/ daß deß Salpeters allerbeste Freun- din vnd auch aller-aͤrgste Feindin der einige Schwefel sey; welches wir dann in diesem Proceß auch wahr zu seyn befinden. Wann das klein-gemaalen Zin mit gutem Salpeter vereinigt/ vnd warm zusam- men werden/ so entzuͤnden sie sich beyde zusammen/ wie ein Buͤchsenpulver; das reinste spirituali sche Theil geht davon in Gestalt eines subtilen Spiritus, das fixere Theil bleibt verbessert zuruͤck: dañ der schaͤdliche Sulphur superfluum deß Zins in dieser Arbeit durch den Salpeter angezuͤndet vnd verbrant wird: wann dieser von dem Zin geschieden/ so gibt das ♃ hernach in der reduction ein compact er vnd besser corpus. Wañ man dann in dieser Arbeit den ☿ mit bey gebraucht/ so gibt er sein bestes auch zugleich mit herauß/ sowol geistlich zur Medicin/ als auch corporali sch zur augmenta- tion deß ☉ oder ☽/ vnd viel mehr gutes erlanget wird/ als wann das ♃ allein mit dem Nitro fulminirt. Es werden wenige glauben/ was hinder dem ♃ fuͤr ein edler Sulphur steckt/ welchen der Salpeter offenbar machen kan; vnd kan der ☿ auf keinerley particular weis besser betrogen oder uͤberwunden werden/ als durch das fulmen Jovis, dadurch alle Goͤtter erschreckt/ zitternd vnd bebend gemacht werden. Darumb huͤten sie sich fleissig dafuͤr/ daß sie von dem fulmine Jovis nicht ergriffen vnd ploͤtzlich getoͤdtet werden. Haͤt- te Jupiter sein kraͤfftiges fulmen nicht gehabt/ sein Vatter Saturnus waͤre ihm nicht ge- horsam/ noch Sol vnd Luna, die herꝛliche Goͤtter/ vnterthan; Mars vnd Venus mit Mercurio wuͤrden seiner nur spotten vnd gar nichts achten; Mars wuͤrde sein Schwerd/ Venus ihren anreitzenden schoͤnen Leib/ Mercurius, als aller schlaffenden Alchymisten Spottvogel/ davonfliegen/ vnd den Hindern weisen: Sie muͤssen sich aber alle vor dem fulmine Jovis fuͤrchten/ vnd darumb billich das hoͤchste Regiment lassen/ sie wollen oder wollen nicht. Der Jupiter ist allen Metallen gefaͤhrlich/ wie ein grosser Herꝛ seinen Vnterthanen; vnd kan nicht besser dieser Gefahr verglichen werden/ welcher Gefahr die jenigen vnterworffen/ die an grosser Herren Hoͤfen sich auffhalten. Dann man gar leichtlich einen Schmarotzer ohngefaͤhr ein wenig auff einen Fuß tretten kan/ der es bey dem Koͤnig anbringet/ als wann mans mit Fleiß gethan/ vnd einem das fulmen Jovis vnwissend (dafuͤr man sich nicht versehen) auff den Kopff bringen kan. Darumb die alten Philosophi allezeit gewarnet/ daß man die grossen Hoͤfe meiden soll/ weil nichts mehrers als Neid/ Mißgunst/ hinterwaͤrtliches Nachreden/ Verkleineren/ vnd vieler- hand Gefahr daselbsten zu erwarten. Dann die allerfroͤm̃sten vnd auffrichtigsten Ge- muͤter am allerwenigsten dahin dienen/ vnd am aller-ehesten Gefahr haben/ wie bey S. Johanni dem Taͤuffer zu sehen/ da er die Warheit predigte/ er seinen Kopff hergeben muͤssen. Dahero das alte Spruͤchwortwol in acht zu nehmen: Procul à Jove, procul à fulmine, Wer nicht zu nahe bey das Feuer kom̃t/ der verbrennet sich auch nicht leicht- lich. Ein frommer Mensch bey der grossen Koͤnigen Hoͤfen ist eben wie eine schlechte ein- faͤltige Taube vnter vieler arglistigen zerreissenden Sperbern vnd Falcken; oder wie der jenige/ der einem Pulverthurn nahe wohnet/ dann er nicht weiß/ wann vngefehr ein Wet- Continuatio Miraculi Mundi. Wetter kom̃t/ der Blitz in das Pulver schlaͤgt/ solches anzuͤndt vnd alles das ihm nahe ist/ verderbet. Die gifftigen/ falschen Zungen an den grossen Herren-Hoͤfen/ was uͤbels begehen sie doch an den Frommen durch ihre Verkleinerung/ Luͤgen/ Feindschafft/ Arg- listigkeit: sie stellen vnd legen so vielerley Stricke vnd Netze/ darmit sie die Vnschuͤldi- gen fangen moͤchten: wann nicht Gott sonderlich die seinigen bißweilen bewahrte/ wuͤr- den sie offtermals durch solcher Gottlosen Fuchsschwaͤntzer Verkleinerung in Vngele- genheit gerathen. Gott ist aber staͤrcker als aller boͤsen Menschen arglistiger Raht/ vnd schaͤdlicher Vorschlag. Darumb man auch ihrer nicht zu foͤrchten/ dann solcher boͤsen Menschen Thun nicht lang bestehet/ vnd ehe mans meynet/ ihnen selber zu Schaden/ vnd denen sie damit Boͤses zu thun vermeyneten/ zu Nutzen gereichen kan. Man lese nur die Historien/ so wird man befinden/ daß allezeit/ allezeit sage ich/ Vntrew seinen eigenen Meister getroffen vnd gefaͤllet habe. Auff daß ich aber zum Werck greiffe/ vnd außfuͤhrlich anzeige vnd beschreibe/ auff was Weise dieser Proceß angestellet vnd vollendet werde/ so wisse der Kunstliebende/ daß zu dieser Arbeit ein fleissiger vnd erfahrner Laborant gehoͤret. Darumb ich warne/ daß man davon bleibe/ wann man vnerfahren im Feuer ist/ auff daß keine vergebliche Arbeit gethan/ vnd mir die Schuld hernacher (als wann ich nichts Gutes geschrieben) moͤchte gegeben werden. Die Kunst ist an sich selber gewiß vnd gut/ ja so koͤstlich vnd herꝛlich/ daß ein jedweder/ der nur etwas verstehet/ genugsam sehen kan/ daß das Werck auß einem guten fundament vnd Grund der Natur gehe. Dann derjenige/ so der Me- tallen vnd Minerali en Natur vnd Eigenschafft versteht/ weiß wol/ daß die Guͤtigkeit der besten Metallen/ als ☉ vnd ☽ allein in einer reinen/ fixen vnd vnverbrennlichen Ma- teri/ hergegen aller vnvollkommenen Metallen vnd Minerali en ihre Vnvollkommen- heit allein in einem verbrennlichen/ stinckenden Sulphure superfluo bestehet/ welchen/ so er davon geschieden/ auff waserley Weise gleich solche Scheidung geschehe/ das blei- bende hernach reiner/ geschmeidiger vnd bestaͤndiger im Feuer nohtwendig seyn muß. Es kan zwar das Sulphur superfluum comburens Metallorum auff vielerley wege ge- schieden werden/ davon in meinem opere Minerali, vnd auch Vierdten Theil Furno- rum gehandelt: allhier aber bey diesem Proceß derselbe durch das anzuͤnden oder ver- brennen deß Salpeters verrichtet wird. Bey der Continuation meines Miraculi Mun- di werden auch noch andere Wege gezeiget/ solches dadurch zu verrichten/ doch alle durch Huͤlffe deß Salpeters: dann der Salpeter auff vielerley Weise in die vnvollkommene Metallen greifft/ vnd das reinere Theil von dem vnreinern scheidet/ wie solches hier vnd dort in meinen Schrifften vielfaͤltig beschrieben vnd angezeigt worden: daß aber allhier neben dem Salpeter der ☿ auch mit gebraucht wird/ geschicht/ wie allbereit erwehnet/ mehrentheils wegen der bequemen Pulverisirung deß Zins/ vnd auch wegen der kraͤff- tigen Medicin/ so neben dem augmento Solis vel Lunæ in dieser Arbeit erlanget wird. Wollen also im Namen Gottes das Werck in die Haͤnde nehmen/ vnd sehen/ was dar- auß werden/ oder Gott darinn bescheren wil. Die- Continuatio Miraculi Mundi. Dieses soll der Kunstliebende wissen/ daß bey diesem Proceß nicht allein das Sul- phur superfluum Jovis \amp; Mercurii verbrennt vnd geschieden/ vnd beyde Metallen al- lein concentr iret vnd melior iret/ sondern es koͤnnen auch diesen beyden/ oder nur dem Jovi alleine andere Metallen zugesetzet vnd durch Huͤlffe deß Salpeters angezuͤndet/ fulmin iret oder concentr iret werden: dann das fulmen Jovis nicht allein sein eigen corpus, sondern auch andere ihme zugesetzte Coͤrper zugleich mit concentr iret vnd ver- bessert. Vnd ist kein anderer naͤherer Weg (so viel mir bewust) dadurch alle Metallen/ ja ☉ vnd ☽ selber/ in einem Augenblick durch das fulmen Jovis also zerstoͤret werden/ daß dieselbe also per se ohne sonderbare Huͤlffe anderer Dinge durch keinerley Gewalt deß Feuers/ wie maͤchtig vnd kraͤfftig dasselbe auch seyn moͤchte/ weiter in ein geschmei- dig corpus zu bringen/ sondern geben allein Glasur/ ein jeder nach seiner Art vnd Ei- genschafft gefaͤrbet: Das ☉ gibt einen schoͤnen Rubin, das ☽ einen Chrysolitum, das ♀ einen rohten mit gruͤn vermischten Jaspidem, wie auch der Mars nicht viel anders/ ♃ vnd ♄ bleiben weiß. Vnd wann sie hernach weiter durch Kunst (dann durch starcke Feuer geschicht es nicht) in ihre Coͤrper reduc irt werden/ so haben sie sich vmb ein gutes verbessert oder veredelt; wie solches der beruͤhmte Philosophus Isaacus Hollandus in sei- nem Buͤchlein de Amausis klaͤrlich beschrieben vnd bezeuget/ daß ein Amaus von ♂ vnd ♀ nach der reduction ☽ gebe/ daß Amaus von ☽ ☉ gebe/ daß Amaus von ☉ eine Tinctur gebe; welches letztere ich noch nicht gethan/ sondern allein dieses befunden/ daß allzeit die Metallen/ wann sie durch das fulmen Jovis zerstoͤret seyn/ verbessert herauß- kommen. Paracelsus sagt/ daß ein jedes Metall der anderen ihr Verberger sey/ vnd daß das verborgene Gut nicht koͤnne offenbar werden/ wann nicht der Verberger (das ist Sul- phur superfluum ) davon gethan werde. Vnd so der Verberger davon gethan wird/ sol- ches durch eine Zerstoͤrung oder Verderbung geschehen muͤsse; Verderben/ saget er/ macht vollkommenes gut/ vnd kan kein Metall besser oder veredelt werden/ wann es nicht zuvorn verdorben wird/ welches allhier dieser Proceß vollkoͤm̃lich beweiset. Wer solte ge- glaubet haben/ daß durch das fulmen Jovis in einem Augenblick das allerbestaͤndigste ☉ irreducibel zu machen? Wer solte ihm einbilden koͤnnen/ daß dem Mercurio, als dem allerfluͤchtigsten/ vnd aller Alchymisten Spottvogel/ durch das fulmen Jovis in ei- nem Augenblick theils seiner Federn abgebrandt/ vnd der Rest medicinali sch werden koͤnte? Es ist sonsten der ☿ arglistig genug/ muß jemand fruͤh auffstehen/ der ihn fan- gen vnd betriegen soll; das fulmen Jovis aber kan es thun/ kom̃t ihm gar vnverschens auff den Leib: ehe er durchgehen kan/ ist er allbereit vom fulmine Jovis uͤberwunden/ vnd wird ihme so viel Zeit/ sich zuvorn wol zu bedencken wohin er fliegen will/ nicht gelas- sen. Das fulmen Jovis schickt keinen Herold vorauß/ den Krieg anzukuͤndigen/ son- dern es koͤm̃t vnversehens/ wie der elementi sche Blitz/ vnd toͤdtet/ was sich ihme entge- gen setzt. Es geschicht dem ☿ allhier ein artlicher Boß/ er weiß nicht wie stoltz er seyn wil/ wann er sich mit dem Jove amalgam iret vnd conjung iret hat/ vermeinet einen gar guten Continuatio Miraculi Mundi. guten Camerahten bekommen zu haben: weiß aber nicht/ daß seine Gesellschafft seines Gleichen nicht ist/ vnd ihme einen Streich versetzen kan/ daran er nicht gedencket: dann die Gesellschafft eines Geringen mit einem Maͤchtigen dem Geringen allzeit gefaͤhrlich ist: bleibt also das vnfehlbare Spruͤchwort wahr: Je weiter vom Feuer/ je sicherer vom Brand. Paracelsus sagt gar wol in seinem Vexirbuch der Alchymisten/ daß kein Metall das andere verbessern koͤnne/ wann sie schon lange Zeit corporali sch im Fluß beyeinan- der stuͤnden/ ein jedes doch wieder herauß kommen wuͤrde/ so gut es darein gethan wer- de: so aber die Metallen geistlich im Feuer mit einander leiden wuͤrden/ alsdann das eine das ander zu verbessern Macht habe/ vnd sonderlich der ☿ in solcher Arbeit das beste thue/ welches allhier wahr gemacht wird: dann indeme ♃ sich mit dem Salpeter erzuͤr- net vnd angehet/ so kan der ☿ solchem schnellen Feuer gar nicht entfliehen/ sondern muß heꝛhalten; indem er aber leiden muß/ so wehret er sich/ vnd thut andern die neben ihm seyn/ auch Leiden an. Es kom̃t mir dieses Nohtleiden vor/ als wann ein grosser Feind einen Herꝛu mit seinen Dienern augenblicklich vnversehens uͤberfaͤllt/ mit Feuer vñ Schwerd verfolget vnd beaͤngstiget: der Knecht in solcher Beaͤngstigung seinen Herꝛn nicht respe- ct iret/ sondern auß der Gefahr zu gehen sein bestes thut: wann er auch seinen Herꝛn auf den Kopff tretten solte/ er solches nicht achtet/ wann er nur seine eigene Person retten kan/ da jedem sein Leben lieb ist/ welches nirgends besser als bey der hoͤchsten Gefahr in Feuer- oder Wassersnoͤhten gespuͤret wird. Kan also dem ☿ keine groͤssere Gefahr begegnen/ als ein schnelles fulmen, es geschehe gleich per Jovem vnd Salpeter/ oder aber durch Salpeter vnd andern Schwefel der Metallen/ Minerali en oder Vegetabi- li en: dann wann ihme ein solch gaͤhling Feuer uͤber den Hals kom̃t/ so weiß er nicht wo auß oder ein; es kom̃t ihm sein Feind gar zu ploͤtzlich auff den Leib/ vnd wird ihm keine Zeit gelassen sich zu bedencken/ dahero nichts anders als der Tod zu gewarten. Der ☿ hat diese Natur vnd Eigenschafft/ wann er eingespannt wird vnd allgemach Feuer lei- den muß/ so findet er guten Raht/ wie hart er auch verwahret sey/ dringet alle Metallen durch/ vnd gehet davon: wird er aber in starcken eisern Gefaͤssen wol bewahret/ vnd in eine gehlinge grosse Hitze geworffen/ daß ihme die Hitze keine Zeit laͤsst/ die poros der Me- tallen/ darinn er gefangen/ zu durchgehen/ so bleibt er doch nicht/ sondern zerbricht mit Gewalt sein Gefaͤngnuͤß/ vnd geht mit einem grossen Schlag davon/ gleich als wann ein Rohr von Buͤchsenpulver los gebrandt wuͤrde/ vnd gehet vnverletzt in seiner Natur hinweg/ daran die geringste alteration nicht geschehen. Deßgleichen achtet er auch nicht die corrosivi sche Wasser/ darinnen er von den vnverstaͤndigen Alchymisten vergeblich gesotten vnd gebraten wird/ laͤsst sich allezeit weiter in das vorige Wesen reduc iren ohne einige Veraͤnderung/ welches mehr als zu viel bekand. Er achtet kein gemein Feuer noch Wasser/ sondern spottet nur deren die ihn suchen zu binden oder zu halten/ entgehet ih- nen vnter den Haͤnden/ wann sie schon meynen/ daß sie ihn gar gewiß haben: allein das fulinen Jovis ihn zaͤumen vnd gehorsam machen kan. Es thut zwar der schnelle Fluß J i von Continuatio Miraculi Mundi. von Salpeter/ Weinstein vnd Schwefel auch das seinige/ wann der ☿ mit demselben vermischet/ vnd die massa von oben an mit einer Kolen angezuͤndet wird/ vnd alter irt sich zugleich/ davon in meinem Andern Ofen gehandelt; krachet uͤberlaut/ wann er in der Flam̃ leiden muß/ ehe er sich durch die Flam̃ arbeiten kan: so er aber von dem fulmine Jovis ertappet/ wird ihme so viel Zeit nicht gelassen/ daß er ein wenig vor seinem Tod schreyen kan/ sondern muß augenblicklich sterben vnd verderben. Doch ehe das fulmen angehet/ vnd er allgemach die Hitze fuͤhlet/ singet er ein klein Liedlein/ darauff gehet das fulmen an/ vnd macht ihm den Gar-auß. Dieses singen nennet Basilius einen Schwa- nengesang/ vnd solches vmb der Gleichnuͤß willen: Dann die Naturkuͤndiger schrei- ben/ wann ein Schwan alt werde/ vnd sterben wolle/ so singt er zuvorn ein Liedlein/ da- mit gehe ihm der Geist auß; vnd wird solches von gemeinen Leuten geglaubt/ daß es auf den Vogel Schwan gemeynet sey/ ist aber falsch: dann ich von niemand erfahren koͤn- nen/ welcher einen sterbenden Schwan haͤtte singen hoͤren/ sondern es ist von den alten Philosophis auff diesen vnseren metallischen Schwan gemeinet worden. Warumb/ moͤcht man fragen/ wird das Amalgama ♃ vnd ☿ einem Schwan verglichen? Dar- umb/ sage ich/ weil solches Amalgama an allen Orten/ wie mans bricht/ innen vñ aussen/ allenthalben den Vogelsfedern im Ansehen zu vergleichen ist: dahero es nicht vnbillich ein Schwan von den Philosophis genennet worden: sein Gesang aber ist nicht anders/ als wann man das Amalgama mit Salpeter vermischt/ vnd in Pappierlein gethan/ eines nach dem andern oben in den eisern gluͤhenden Mann wirfft vnd zudecket/ so faͤngt der ☿ bey dem ♃ an zu singen/ natuͤrlich einem leisen Vogels-Gesang gleich/ ohnge- fehr so lang als ein Han krehet/ darnach gehet es an/ vnd wird die Scheidung durch die Flam̃ gemacht. Auff daß man aber der Sach desto gewisser sey/ so wil ich den gantzen Proceß von Wort zu Wort klaͤrlich beschreiben. Mache ein Amalgama von 1. Pfund ♃/ vnd ein Pfund ☿/ wie oben gelehrt/ vnd reibe 2. Pfund wol refin irten Salpeter darunter/ daß man mit den Fingern das Amalgama gar nicht mehr fuͤhlen kan/ sondern alles zu einem zarten Pulver worden ist: von diesem Pulver fuͤlle vngefehr sechszig/ mehr oder weniger/ Briefflein/ wie man bey den Kraͤmern den Pfeffer einhuͤllet vnd verkauffet/ also/ daß ohngefehr ein paar Loht in ein Briefflein komme/ vnd nicht mehr/ sonderlich wann der eisern Mann/ vnd die recipient en nicht groß waͤren/ die Pappierlein auch desto kleiner seyn muͤsten: dann wann ein solches Pappierlein in dem gluͤhenden Geschirꝛ sich ent- zuͤndet/ so gibt es einen zimlichen Blast/ vnd wird von sich wie ein Buͤchsenpulver/ wañ es angefangen mit einer Kolen angezuͤndet wird; koͤnte wol ein Weiberwerck vnd Kin- derspiel genennet werden: dann so bald das eine Briefflein sich entzuͤndet/ vnd theils in Rauch vnd Wind auffgestiegen/ uͤber in die recipient en gangen vnd sich gesetzt hat/ so wirfft man wieder ein anders hinein/ laͤsst solches auch sein Liedlein singen/ vnd rauch- weis auffgehen. Dieses Einwerffen wird so lang verfolget/ biß man alle die gefuͤllte Briefflein eingetragen/ kan eine Stund uͤber zehen- oder funffzehenmal nicht wol ein- getra- Continuatio Miraculi Mundi. getragen werden: dann so man die Briefflein zu bald auffeinander einwirfft/ so kan sich der auffsteigende Spiritus Jovis \amp; Mercurii nicht setzen/ sondern geht ein Theil durch das Loch deß hindern recipient en verloren/ welches nicht seyn soll; darumb besser/ daß man eine Stund laͤnger damit zubringe/ vnd nichts verliere/ als darmit eile/ vnd ein theil verloren gehen lasse. Wird also der feurige Mann durch den Schwanen nach vnd nach gespeiset/ wie ein Weib ihren kleinen Kindern auch thut/ mit stuͤcklein-weise die- selbe fuͤttert vnd speiset. Einem Kinderspiel koͤnt es verglichen werden/ weiln die kleine Jungen auff der Gassen bißweilen mit dem Buͤchsenpulver spielen/ wann sie es haben koͤnnen/ vnd immer ein wenig nach dem andern anzuͤnden vnd verbrennen/ sich sowol an dem zischen/ wann es angehet/ als an dem auffsteigenden Rauch/ erlustigen: Eben also sind die filii Hermetis/ wann sie ihr Schwaͤnlein singen hoͤren/ vnd dessen Geist vnd Seele so schoͤn vom Leibe scheiden/ vnd in die vorgeleite recipient en gehen sehen. Wann nun alle Briefflein eingetragen/ so laͤsst man das Feuer vnter dem eisern Mann außgehen/ vnd die uͤbergestiegene Spiritus sich wol setzen/ darnach nimbt man die recipient en einen nach dem andern hinweg/ darinnen die Anima Jovis, Mercurii vnd dessen Metall/ welches diesen beyden in der Arbeit zugesetzt worden/ zu finden/ an Gestalt weiß oder graw/ wann ☿ vnd ♃ allein gebraucht: so aber ☉ beygesetzet/ schoͤn purpur: so ☽ beygesetzet/ gelb; so ♀ beygesetzet worden/ rohtbraun/ vnd sowol das uͤber- gestiegene als zuruͤckgebliebene zu verstehen. Vnd hat Gott der Allmaͤchtige in dieser Arbeit sonderlich der Natur zugelassen/ neben der Anima auch corporali sche Flores mit uͤberzutreiben/ darein sich die Anima verbirgt/ vnd vielleicht wegen ihrer Subtile (wañ keine Flores mit uͤbergiengen) schwerlich allein zu fangen waͤre. Darumb GOTT alle Ding dem Menschen zum besten (ihn dadurch zu erkennen/ zu loben vnd zu preisen) ge- schehen laͤsst. Wann man mit der Hand in die recipient en greiffen kan/ so nimbt man die Flores, darein sich die Anima Metallorum verborgen/ mit einem Loͤffel darauß/ so aber die Loͤcher so groß nicht waͤren/ scharret man solche durch ein Haͤcklein/ oder man schwencket solche mit Wasser herauß/ vnd proced iret hernach weiters darmit/ nun be- hoͤrlich vnd bald folgen soll: daß Zuruͤckgebliebene nimbt man auß deß eisern Mannes Magen/ wann er kalt worden ist/ wird eine fourige massa seyn/ von ♃/ ☿ vnd Nitro weiß; so aber andere Metallen mit bey gewesen/ die massa auch eine Farb von ihnen er- langet. Diese massa ist vnmoͤglich mit Gewalt deß Feuers wieder zu einem Metall zu schmeltzen/ sondern gibt mit dem allerstaͤrcksten Feuer kaum ein Vitrum. Es ist aber nicht noͤhtig/ daß man solche massam mit Gewalt deß Feuers schmeltze/ sondern man kan dieselbe auff andere weise leichtlich wieder in ein metallisch corpus bringen/ nemlich also: Thue dieselbe in einen starcken Tiegel/ vnd setze denselben verdeckt in einen Wind- Ofen/ der wol ziehe/ wie ich solchen im vierdten Buch meiner Oefen beschrieben/ laß das Feuer wol angehen/ vnd wann die massa in dem Tiegel wol gluͤhet/ so hebe den Deckel ein wenig von dem Tiegel/ vnd wirff ein wenig gestossenen Schwefel/ Kolen- gestuͤb/ oder gepuͤlverten Antimonium darauff/ lege den Deckel auff den Tiegel/ vnd Kolen uͤber demselbigen hin/ vnd laß den Tiegel eine gute Viertel-Stund in starckem J i 2 Feuer Continuatio Miraculi Mundi. Feuer stehen/ so wird der verbrennliche Sulphur in das Nitrum fixum gehen/ selben von dem fixen Metall scheiden/ also/ daß auß dem Nitro fixo vnd zugeworffenen gemeinem Schwefel/ Antimonio oder Kolengestuͤb ein schwartz Schlacken wird: der Jupiter aber sam̃t dem Mercurio oder anderm beygesetzten Metall/ das nicht im Rauch uͤbergangen ist/ sich corporali sch von den Schlacken scheidet/ vnd nach dem außgiessen vnd erkalten von den Schlacken geschlagen wird/ allem ansehen nach das vorige ♃ wieder seyn/ doch in der Prob eine Besserung gefunden wird. Die Schlacken/ so von dieser Arbeit kommen/ soll man bewahren/ dann eine herꝛliche Universal-Medicin darauß zu ma- chen/ wie bald hernach gelehret werden soll. Den Koͤnig kan man schmeltzen/ vnd weiter/ so viel als er wiegt/ Mercurii beythun/ das Amalgama mit Nitro vermischen/ vnd also darmit proced iren/ wie allbereit gelehrt; die uͤbergestiegene Flores vnd Ani- mam zu dem vorigen thun/ die zuruͤckgebliebene massam wie die erste im Tiegel durch den Sulphur præcipit iren; nach dem außgiessen die Schlacken von dem Koͤnig schei- den/ zu den vorigen thun/ den Koͤnig wieder mit dem Mercurio amalgam iren/ vnd per Nitrum fulmin iren so offt vnd vielmal/ biß die Helffte deß Koͤnigs verloren/ vnd zu Schlacken vnd flores worden ist; alsdann kan man diesen Koͤnig abtreiben/ vnd was in dieser Arbeit fuͤr ☉ vnd ☽ darinn gener iret/ fuͤr einen Vnterhalt (wieder andere Ko- len vnd Metallen dafuͤr zu kauffen) achten vnd halten. Die uͤbergestiegene anima wird die hoͤchste Medicin geben/ vnd die Schlacken nicht viel geringer/ wie alles nacheinan- der klaͤrlich soll gelehret vnd erwiesen werden/ also/ daß man durch diesen einigen Pro- ceß eine Universal-Medicin auff menschliche vnd metallische Leiber erlangen/ vnd dar- neben particulariter von der remanentz das verbesserte Metall zu einem Vnterhalt/ das grosse Werck zum Ende zu bringen/ haben kan. Wie nun particulariter guten Nutzen auß dem zum oͤfftern fulmin irten Jove vnd Mercurio zu haben/ werde ich klar beschreiben/ dann ich solche Arbeit vielmal gethan. Auch werde ich nicht vnterlassen anzuweisen/ wie auß den Schlacken eine Medicin ge- gen alle vnheilbare Kranckheiten zu bereiten/ welches ich auch etlich mal gethan habe. Wie aber auß der uͤbergestiegenen Anima Metallorum eine solche Universal-Me- dicin auff Menschen vnd Metallen zu bereiten/ das kan ich nicht geben/ dann ich noch niemaln das Gluͤck vnd die Zeit haben koͤnnen/ ein solch grosses Werck auß zumachen/ sondern etlichmal daran verhindert worden: zweiffele aber gar nicht/ daß darauß der wahre Lapis Philosophorum (wann Gott seinen Segen darzu geben wolte) solte koͤn- nen zuwegen gebracht werden: So viel ich aber davon weiß/ vnd wie ichs vermeyne/ daß es geschehen muͤsse/ wil ich meiner Einfalt nach/ dem Liebhaber der Wunderwer- cken Gottes/ nicht verhalten/ doch einem andern seine Meynung nicht benommen: was ich gethan habe/ das kan ich fuͤr gewiß schreiben/ was ich aber nicht zum ende gebracht/ das laß ich in seinem Werth verbleiben. Der Anfang wird allhier von mir klar genug gegeben/ der ein mehrers nicht darauß lernen kan/ als was ich allhier mit Namen nen- ne/ derselbe bleibe davon/ vnd lasse solche Dinge stehen; dann Hopffen vnd Maltz an- ihme Continuatio Miraculi Mundi. ihme doch verloren: dann alles was man lehret an einem solchen Menschen/ (welcher zu nichts Gutes prædestiniret ist) vergeblich angethan wird. Kan also ein frommer Medicus (wann es ihme GOTT goͤnnet) durch diesen Proceß leichtlich zu einer guten Universal-Medicin gelangen/ vnd dabey particulariter so viel Abfall haben/ daß er zur Nohtdurfft davon leben/ seinem Nechsten/ dem Krancken/ vmhsonst (einem guten Sa- maritaner gleich) dienen vnd helffen kan/ Gottes Gnad/ der Menschen Huld/ vnd zeit- liche Nahrung fuͤr den Leib ihme darauff gewißlich vnd vnfehlbar folgen muͤß. Die Philosophi ruffen einhellig/ man solle das fixe fluͤchtig/ vnd fluͤchtige wieder fix machen/ so habe man die wahre Universal-Medicin fextig: welches auch nicht fehlen kan/ wann die Arbeit auß guten Subjectis gethan wird. Weil dann nun das allerrei- neste Corpus aller Metallen das ☉ durch diesen Proceß volatili sch gemacht/ vnd ihme seine Seele von dem Leibe geschieden wird/ so solte man ja glauben koͤnnen/ daß auß der Anima Auri, wann die Anima Mercurii auch darzukoͤm̃t/ durch die digestion der fi- xation ein fixer Salamander darauß zu bereiten. Jch wolte die Purpurfarbe/ uͤbergan- gene Animam Auri \amp; Mercurii von den floribus Jovis, so darmit uͤbergangen/ allein durch ein fuͤsses vnd jederman bekandes Universal- Wasser außlaugen/ filtr iren/ coa- gul iren/ vnd in einem ting irenden Lapidem fig iren; ich meinte es nicht wol fehlen koͤn- te/ daß nicht etwas Gutes daraus werden solte: doch alles den Goͤttern vorbehalten; dann nicht alles an vnserem wollen/ lauffen vnd suchen/ sondern viel mehr an Gottes Erbarmen gelegen ist/ dessen allergnaͤdigstem Willen wir vns vnd all vnser Thun vnd Vorsatz empfelen wollen. Auß dem Schlacken aber/ welche von der reduction herkom̃t/ eine gute Medicin zu extrah iren/ ist auch nicht schwer zu thun: Aber dieses ist in acht zu nehmen/ daß diese Schlacken/ welche von solcher Arbeit kommen/ vnterschiedlich: dann dieser/ so von dem ♃ vnd ☿ kommen/ schon einer andern Natur vnd Eigenschafft als von der Arbeit/ da etwan ☉ oder ☽/ oder ♂ vnd ♀ beygethan worden. Dann ein jedes Metall seine be- sondere Kraͤfften besitzet/ vnd solche bey der extraction der Schlacken auch zugleich mit herfuͤrgibt/ vnd das extractum entweder veraͤdelt oder vermindert: dann ☉ vnd ☽ einer anderen Natur seyn als ♂ vnd ♀; doch seynd ♂ vnd ♀ so boͤs nicht bey den Schlacken/ dann sie auch gute Kraͤffte besitzen: die groͤste Krafft aber/ so auß dem Schlacken gezo- gen/ mehrentheils fuͤr eine tinctura Sulphuris zu halten. Dann wann die fulmin irte vnd zerstoͤrte Metallen wieder reduc iret vnd metal- lisch gemacht werden/ dieselbige den wenigern Theil bey den Schlacken lassen/ sondern meist alles wieder metallisch wird. Beflehet also diese Schlacken in einem Nitro fixo, vnd solchem Sulphure, dadurch die zerstoͤrte Metallen auß dem Nitro wieder reduc iret vnd metallisch gemacht werden. Sind nun die fulmin irte Metallen durch einen gemei- nen Schwefel oder Kolengestuͤb præcipit irt/ so hat die Schlacken einerley Natur/ Kraft vnd Tugend: ist aber die reductio durch ein Antimonium geschehen/ so sind die Schla- cken schon einer andern Natur theilhafftig/ vnd etwas rauher oder groͤber als diese/ so J i 3 durch Continuatio Miraculi Mundi. durch einen gemeinen Schwefel oder Kolengestuͤb gemacht; vnd ist das Extractum, davon allzeit noch vomitivi sch/ von den andern aber gar nicht. Welches ich nohtwen- dig erachtet anzuzeigen: dann das Antimonium hat noch viel vnzeitige arsenicali sche Kraͤfften bey sich/ der gemeine Schwefel aber gar wenig/ die Holtzkolen aber gantz nichts/ derohalben fuͤr die allersicherste zu halten. Jch muß bekennen/ daß diese Schlacken/ wel- che von dieser Arbeit kommen/ noch etwas crud vnd vnzeitig/ dennoch per extractio- nem cum Spiritu Vini eine herꝛliche Tinctur vnd gleichsam Universal-Medicin von sich geben: dann bekand genug ist/ daß zu einer guten Medicin, ausser dem ☉ vnd ☿/ schwerlich ein besser Subjectum zu finden/ als eben das Antomonium vnd gemeiner Sulphur. Weiln dann die Holtzkolen eben einem solchen gemeinen minerali schen Sul- phur an Natur/ Krafft vnd Tugend gantz gleich vnd theilhafftig: also recommend ire ich diese Schlacken/ darinn die Holtzkolen/ vnd ziehe solche den beyden andern/ nemlich minerali schen gemeinen Schwefel/ vnd auch Antimonii vor/ nicht darumb/ als wann eine groͤssere Krafft in den Holtzkolen/ als gemeinem Schwefel vnd Antimonio ver- borgen (welches gar nicht ist) seyn solte/ sondern darumb/ weiln die Holtzkolen/ wann sie also durch das Nitrum fixum solv irt vnd bequem gemacht/ ihre Kraͤfften einem Spi- ritu vini folgen zu lassen/ leichter zu extrah iren/ vnd auch der animali schen Natur etwas angenehmer/ als der gemeine Schwefel oder Antimonium. Wann aber die Medicin bereitet/ auß welcher Schlacken es auch sey/ so ist in allen operationibus, Krafft vnd Wuͤrckung/ wie auch Gestalt vnd Farbe wenig Vnterscheid ausser diesem/ daß diese Tinctur auß der antimoniali schen Schlacken gezogen/ wann sie zu starck solten geben/ werden vor der fixation noch vomitivi sch erfunden/ vnd staͤrcker oper irt als die andern beyden. Sonst verguͤlden sie alle drey/ nach sulphuri scher Art/ das Silber/ tuͤngen vnd machen wachsend alle Vegetabilia, augment iren vnd nutr iren ein auffgeschlossen/ vnd geistlich-gemachtes ☉ im nassen Weg/ also/ daß diese Medicin/ weiln sie den dreyen Reichen/ als Vegetabil en, Animali en vnd Minerali en eine kraͤfftige Medicin ist) bil- lich Universal mag genennet werden. Vnd obschon dieselbe zu der transmutation der Metallen mir noch nicht bekand/ so glaube ich doch/ daß dieselbe/ wann sie zuvorn figirt vnd ihr ein Ingress gegeben wuͤrde/ solches auch zu thun/ nicht vnmoͤglich seyn solte: wil es aber dißmal in seinem Werth seyn vnd bleiben lassen. Es ist genug/ daß ich an- gezeiget/ wie eine gute Medicin gegen alle heilbare Kranckheiten auß den Schlacken zu bereiten; der ein mehrers wissen wil/ mag die Hand anlegen/ vnd ein mehrers erfahren/ ist ihme allbereit allhier ein guter Weg gezeiget: Wil er aber etwas bessers haben/ so muß er sich an den uͤbergestiegenen Spiritum Mercurii \amp; Auri halten/ vnd darauß et- was bessers zu machen suchen. Goͤnnet es ihme Gott/ vnd erlanget er das von vielen vnd doch wenigen gefundene Perlein/ so sey er gegen Gott nicht vndanckbar/ sondern bedencke der Armen/ vnd helffe den Krancken/ meide die Hoffart/ vnd befoͤrdere die Eh- re Gottes. Die remanentz, als Flores Metallici, wie auch der noch lebendige mit uͤberge- stiegene Continuatio Miraculi Mundi. stiegene ☿/ davon die anima extrah iret/ betreffend/ so kan man den ☿ currentem von den metallischen floribus separ iren vnd zu dergleichen Arbeit den/ Jovem darmit zu amalgam iren/ weiter gebrauchen; die flores aber mit den fulmin irten Metallen redu- c iren/ so kom̃t dasjenige ☉ oder ☽/ so darinnen ist/ wieder zu gut/ vnd gehet gantz nichts verloren/ vnd kan also fuͤr vnd fuͤr diese Arbeit fortgesetzt werden/ wird neben der Anima tingenti auch ein stetiges augmentum Solis \amp; Lunæ zu erwarten/ vnd aller Kosten allein nur der Salpeter seyn: wann man dann solchen selber leichtlich zeugen kan/ dar- zu ich gute Anleitung gegeben/ so kan man gar leichtlich/ ohne grosse Arbeit/ Muͤh vnd Kosten/ nicht allein seine ehrliche Nahrung haben/ sondern auch den Armen mit noht- duͤrfftigem Vnterhalt/ vnd den verlassenen Krancken mit einer guten Medicin/ zur Ehren Gottes vnd Bekandmachung seiner grossen Wunderwercke/ die huͤlffliche Hand bieten/ vnd ihnen in Noͤhten beyspringen. Was solte doch ein Mensch mehr in dieser boͤsen Welt/ als allein eine ehrliche Nahrung/ wie auch so viel Mittel vnd Wege/ dem Nohtleidenden zu helffen/ vnd Gott zu dienen/ suchen oder begehren doͤrffen? Wann man die Nohtdurfft hat/ so ist es schon genug/ der Vberfluß brin- get mehr Schaden als Nutzen zur Seel vnd Seligkeit/ welchen ein frommer Christ auch nimmer von Gott begehret: vnd wann er ihn auch ohne begehren erlangen solte/ so achtet er ihn doch nicht mehrers/ als einen eitelen Rauch/ welchen ein klein Windlein: verwehet/ daß man nicht mercken kan/ wohin er kommen ist: die Tugend aber neben der wahren Erkaͤntnuͤß Gottes allein bestaͤndig ist vnd bleibet/ vnd kan nimmermehr zu schanden werden: davon das alte Verslein schoͤn lautet: Quid Auro melius? Jaspis. Quid Jaspide? Virtus. Quid Virtute? Deus . Quid Deitate? Nihil. Wie schoͤn vnd auff was fuͤr herꝛliche Staffeln steigt man zu dem Allerhoͤchsten/ wann Gott auß Gnaden dem Menschen ein demuͤtig vnd tugendsam Gottsfuͤrchtig Hertz gibt/ so hat er schon zwo Staffeln erstiegen/ vnd ist Gott am naͤchsten. Wann aber her- gegen der Teuffel den Menschen mit Hochmut vnd Vntugend besitzt/ so ist er blind/ vnd kan weder das Licht Gottes noch der Natur sehen oder erkennen. Darumb billich alle Menschen allein vmb die Gnade Gottes (sehend dadurch zu werden) bitten/ vnd gar nicht nach dem vergaͤnglichen/ zeitlichen (dadurch die Finsternuͤß eingefuͤhret wird) suchen oder streben solten. Die Heyduische Philosophi, welche von Christo nichts ge- wust/ sondern allein ihr Licht (GOTT zu erkennen) auß der Natur geschoͤpffet/ haben darfuͤr gehalten/ daß niemand zu der grossen Universal-Medicin gelangen koͤnte/ als allein der Gottsfuͤrchtige fromme Mensch; vnd wann auch der Gottlose auß Gnaden (davon doch niemaln gehoͤret worden) darzu gelaͤngen solte/ er nohtwendig seine Vn- tugend verlassen/ vnd Gottsfuͤrchtig/ from̃ vnd tugendsam werden muͤste. Wel- ches sie mit diesen Worten zu erkennen geben: Ars nostra sive invenit, sive reddit hominem sanctum. Darauß genugsam zu sehen/ daß die Heyden zu ihren Zeiten ohne Erkaͤntnuͤß Christi/ tugendsamer vnd Christlicher gelebet haben/ als der Continuatio Miraculi Mundi. der mehrentheil jetziger Maul-Christen. Was soll der blosse Name/ wann keine That dabey ist? Christum im Mund vnd den Satan im Hertzen haben/ ist jetzund das ge- meinste vnter allen falschen Christen: weiln aber Christus nicht den Mund/ sondern das Hertz zur Wohnung haben wil/ so werden einmal solche Maul-Christen sehr uͤbel beste- hen. Von welchem uͤbeln Zustand deß jetzigen Christenthums in meinem Tractaͤtlein de Concentratione Cœli \amp; Terræ ein mehrers (geliebts Gott) gesagt werden soll. Ehe ich aber diesen meinen Proceß de Concentratione Metallorum per Nitrum beschliesse/ finde ich noͤhtig noch einige (dem Laborant en zur guten Nachricht dienende) Stuͤcklein hieher zu setzen. Erstlich berichte ich dieses/ wann man die per fulmen zerstoͤrte Metallen reduc irt/ vnd die Schlacken ♃ zu lang auff dem ☉ schmeltzen laͤsst/ vnd nicht zu rechter Zeit auß- geusst/ daß die Schlacken magneti scher Weise die uͤbrige animam, so das fulmen bey dem ☉ gelassen/ vollends heraußzieht/ vnd das ☉ gantz bleich ligen laͤsst: vnd so mit sol- chem bleichen ☉ der ☿ auffs new wieder amalgam irt/ vnd durch das fulmen Jovis de- anim irt/ vnd solche Arbeit zu etlichmalen also repet irt wird/ die Anima Solis, welche das fulmen Jovis in spirituali scher Gestalt uͤbergetrieben/ durch die Schlacken vollends heraußgezogen/ also/ daß das ☉ aller Farbe beraubet/ vnd die weisse Schlacken herge- gen blutroht werden; auß welcher rohten Schlacken die Tinctur durch sonderbare Ge- schicklichkeit wieder geschieden/ vnd so gut als man weiß/ gebraucht wird: das bleiche ☉ aber erlangt seine Farb leichtlich wieder auß dem ♂/ ♀ vnd Antimonio. Von wel- chem Proceß Sendivogius meldet/ da er also sagt: Est \amp; alius chalybs, si undecies coit cum auro nostro, aurum debilitatur ferè usque ad mortem, \amp; chalybs concipiet \amp; pariet filium patre clariorem. Der nun etwas hierinn zu thun sucht/ derselbe kan er- meidten Sendivogium lesen/ wird gute Nachricht bey ihm finden. Weiters dienet dieses zu sagen: Wann man per fulmen Jovis die animam Solis \amp; ☿ in die recipient en getrieben/ daß man alsbalden nach Abnehmung derselben die flores, darinn die anima verborgen/ auß den recipient en nehmen/ vnd in Glaͤsern wol bewahren soll; dann ermeldte anima Auri \amp; Mercurii uͤberauß-geistlich/ subtil vnd fluͤchtig ist/ vnd leichtlich das beste Voͤgelein dir entfliehen/ vnd ein leeres Nest zuruͤck lassen kan; welches ich erfahren/ ein anderer/ der es nicht glaubt/ kan es auch erfahren/ wird es also finden. Auff daß ich aber dem Liebhaber wahrer Hermeti schen Medicin etwas Anleitung gebe/ wie er dieser Sachen kuͤndig werden kan/ so muß ich erzehlen/ wie ichs ohngefehr gewahr worden bin. Da ich einsmals ex ☉ \amp; ☿ per fulmen Jovis die Animam uͤbergetrieben/ vnd auß dem recipient en genommen/ vnd in dem einen nicht alles so genaw außnehmen koͤnnen/ derohalben etliche Vntzen Regen-Wasser in das Glas gegossen/ die flores ☉ \amp; ☿ darmit außzuspuͤlen: weiln mir aber etwas noͤhtigers vorgefallen/ habe ich solchen recipient en/ darein ich das Wasser gegossen/ dahin auff ei- nen Tisch im Laboratorio gegen das Fenster gelegt/ vnd also etliche Tage daselbsten ver- gessen ligen lassen. Nachdeme aber zu selbiger Zeit eine grosse Kaͤlte eingefallen/ vnd etliche Continuatio Miraculi Mundi. etliche Tage nach einander gewaͤret/ vnd ich ohngefehr in das Laboratorium kommen/ zusehen/ ob nicht etwan Glaͤser mit Wasser stuͤnden/ welche zu Stuͤcken frieren koͤnten/ so finde ich einige/ die durchauß zu Eiß gefroren waren/ machte mir auch stracks meine Rechnung/ da ich den recipient en ligen sahe/ daß derselbe gebrochen seyn muͤste: da ich aber darzu kam/ so befand ich/ daß das Wasser darinnen noch nicht zu Eiß worden/ son- dern gantz klar geblieben war/ erfreute mich daruͤber/ daß das Glas gantz geblieben/ vnd war verwundert/ auß was Krafft solches geschehen; konte also nichts anders finden als den hitzigen Spiritum Auri \amp; Mercurii, dessen doch im Glas kaum drey oder vier Gra- nen seyn koͤnnen/ vnd diese kleine quantitas Animæ, doch etliche uncias Regenwasser vorm Frost erhalten koͤnnen/ von welcher Stunden ich der Sachen mehrers nachge- dacht/ vnd endlich deren Animæ uͤberauß-grossen/ ja vnglaͤublichen Hitze gewahr wor- den bin: wie ich allhier schreibe/ also ist es mir auch begegnet/ ein ander dencke ihm nach/ was mit einer solchen hoͤllischen Hitze außzurichten seyn moͤchte; ich weiß es wird mir ins kuͤnfftige mancher fleissige Artist dieser meiner treuen Nachricht halben billichen Danck zu sagen wissen. Dann man leichtlich glauben kan/ daß dieser subtile vnd feurige Spi- ritus ☿ vnd Auri ohne fixation alsobalden zu vielen verborgenen Kranckheiten/ selbige zu vertreiben/ mit grossem Nutzen zu gebrauchen weiß. Jn meinem 3. Theil Furno- rum, wie auch 1. 2. 3. Theil Pharmacopœa Spagyrica habe ich gelehret/ wie gute Medi- cament en durch subtile Kunst vnd Geschicklichkeit zu bereiten: allhier aber gehe ich per force, gebrauche Feuer vnd Schwerdt/ vnd treibe mit Gewalt herauß/ was nicht gut- willig heraußkommen wil. Weiters ist dieses auch zu mercken: Wann man die Metallen/ es sey gleich ☉/ ☽ oder ☿/ mit dem Amalgamate ♃ \amp; ☿ vereinigen wil/ daß das Metall zuvorn in einem reinen glaͤntzenden Calcem soll gebracht werden/ auf daß der ☿ dieselbe gern annehme vnd in sich fassen moͤge; deßgleichen soll deß Calcis mehr nicht als ein Viertel oder sech- ste Theil ♃ seyn/ auff daß der ♃ durch die viele deß Calcis nicht im fulmin iren gehin- dert werde: dann alles daran gelegen/ daß das fulmen recht geschehe/ wann etwas gu- tes darauß werden soll. Auff daß man aber in der Sach desto weniger fehlen moͤge/ so kan man probiren/ ob die Mixtur recht bereitet sey/ nemlich also: Man thue ein Viertel Lohts davon in ein rein Tiegelein/ setze dasselbe auff oder uͤber ein Koͤligen/ daß der Tie- gel warm werden kan/ vnd wann du meinest/ daß die Mixtur bald angehen vnd blitzen wolle/ so kehre die Augen nicht davon/ sondern siehe wol darauff/ was fuͤr eine Farb der Blitz hat. Wann der Blitz so weiß vnd hell ist/ daß er die Augen verblendet/ gleich als wann man in die Sonn gesehen haͤtte/ so ist die Mixtur gut; der Rauch hat solche Far- ben/ nachdem die beygesetzte Metallen gewesen; als von ☉ purpur/ von ☽ blaue/ von ♀ gruͤn/ von ♃ vnd ☿ allein weiß. Deßgleichen kan man auch an dem verpufften zuruͤck- bleibenden sehen/ ob das fulmen recht geschehen/ wann nemlich das todte Metall poros vnd sehr feurig auf der Zungen ist. Die Farben sind auch vnterscheiden/ nachdem Me- tallen beygethan werden; ♃ vnd ☿ allein hinterlassen eine weisse feurige massam. K k Noch Continuatio Miraculi Mundi. Noch eins muß ich erinnern/ daran nicht wenig gelegen: Wann man etwan nur eine Vermehrung oder Verbesserung der Metallen/ vnd keine Medicin suchen solte/ so ist es nicht noͤhtig/ daß man einen ☿ bey gebrauchet/ sondern es koͤnnen die Me- tallen/ vnd sonderlich ☉/ ☽ oder ♀ mit dem ♃ geschmoltzen werden/ nemlich 1. Theil ☉/ ☽/ oder ♀/ vnd 2. Theil ♃/ so geben sie ein bruͤchich oder friabel Metall/ welches man in einem Moͤrsel zu einem zarten Pulver machen kan/ welches Pulver mit gleich schwer oder etwas schwerer Salpeter vermischet/ vnd in einem starcken Topff gethan/ einen Deckel darauff gelegt/ vnd ein Circkelfener darumb gemacht/ je laͤuger je naͤher gelegt/ daß die Mixtur in dem Tiegel allgemach warm werde/ endlich das Feuer so nahe gele- get/ daß sich dieselbe entzuͤndet vnd verpufft/ so fliegen viel flores davon/ vnd eine feuri- ge massa bleibt zuruͤck/ welche durch Zuwerffung eines Sulphuris comburentis in einen starcken Tiegel im Wind-Ofen reduc iret wird/ dann wieder gepuͤlvert/ vnd mit neuem Nitro vermischet/ vnd also verpufft/ vnd solches zu etlich malen gethan/ darnach abge- trieben per Nitrum im Tiegel/ so findet man das ☉/ ☽ oder ♀ augment irt auß dem ♃. NB. Dieweiln in dieser Arbeit viel Metall im Rauch wegfleugt/ so kan man den Topff gegen eine Mauer stellen/ vnd darauff einige Sublimir- Toͤpffe stellen/ mit zim- lich weiten Loͤchern/ vnd alsdann anzuͤnden/ so bleiben die Flores behalten/ vnd koͤnnen wieder zu einem Metall/ reiner als es zuvorn gewesen/ reduc iret werden. Vnd ist diese Arbeit deß Basilii Proceß gleich/ da der Salpeter also spricht: Mein Buhlschafft ist ein froͤlichs Weib/ wann ich mit den/ ꝛc. Es seynd nur zwey metallische Weiber/ nemlich ☽ vnd ♀/ thut mit beyden gut/ doch besser mit ♀ als mit ☽. Es gibt aber auch diese Arbeit einen Zuwachs bey ☉/ ♂ vnd ♄/ die doch keine Weiber seyn. Wann ♃ zu ♀ oder ☽ geschmoltzen wird/ so wer- den die Weiber froͤlich/ singen/ klingen/ vnd lassen sich sonsten auch handeln vnd gebrau- chen wie man wil: darumb sie froͤliche Weiber genant werden. Dieser Proceß ist nicht boͤs/ vnd bezahlt die Muͤhe wol/ kostet auch wenig ausser dem Salpeter/ vnd laͤsst sich ins Groß thun/ der vorige aber mit dem ☿ ist besser. Es steckt sonsten hinder diesem Werck noch viel Gutes/ finde es aber nicht noͤhtig allhier zu beschreiben/ wird sich an einem andern Ort/ bey continuation meines Mira- culi Mundi besser schicken/ als hier. Darumb der begierige Liebhaber mit diesem weni- gen dißmal vor lieb nehmen wolle; mit nechstem (geliebts Gott) soll ein mehrers vnd bessers folgen. Was ich allhier geschrieben/ ist die experiment irte Warheit/ darauff man sich wol verlassen darff; wann man darmit recht proced iret/ so wird mans also finden: so aber etwan ein Esel auff der Lauten zu schlagen sich vnterstehen wolte/ vnd die grobe Fin- ger den rechten Griff auff der Saiten nicht treffen/ vnd ein dissonantz erfolgen solt/ so mag er ihme selber vnd mir nicht die Schuld zurechnen. Dann alles was ich allhier ge- schrieben/ dem blossen Buchstaben nach zu labor iren ist. Auch ist es niemand geweigert/ die Instrumen ten/ wie auch den usum derselbigen/ bey Continuatio Miraculi Mundi. bey mir zu sehen/ wann es nur von frommen Menschen vnd auch zu rechter Zeit vnd Gelegenheit gesucht wird. Dann daß mancher meynen moͤchte/ daß ich just da bereit sitze/ vnd warte/ biß ein Muͤssiggaͤnger daher kaͤme/ vnd mir Vnruhe machen wuͤrde; gantz nicht. Jch wil wol gern frommen Menschen thun was ich kan/ aber nicht mein eigenes ligen lassen/ vnd Frembden auffwarten. Jch habe es vielmal gethan/ bin aber also gewitziget/ daß ich nicht mehr glaube vnd traue. Dann vielmal etliche zu mir kom- men/ mir ihre Noht zu erkennen gegeben/ daruͤber ich auß Mitleiden zu helffen zugesa- get/ so bald sie ihr Begehren gehabt/ der Danck auch bey mir schon empfangen gewe- sen. Jch hab mein Lebtag vielen gutes erzeiget/ aber wenig Trew gefunden/ welches mich abschrecket mit boͤsen vnd falschen Menschen vmbzugehen. Darumb ich auch vor- genommen/ den mehrern Theil meiner Wissenschafft/ vnd sonderlich in Medicinali- bus, dem offenen Druck zu vntergeben; laͤsst mir Gott das Leben/ so soll alle halbe Jahr etwas Gutes von mir herauß kommen/ vnd solches so lang ich lebe/ vnd die Feder in der Hand fuͤhren kan; wann Gott wil. Verehrung an alle hohe Stands-Personen/ wel- che die edle vnd vnvergleichliche Gesundheit vnd langes Leben eiferig lieben vnd suchen. DE MEDICINA UNIVERSALI, SIVE AURO POTABILI VERO . D Ieweilen ich nun mit der Huͤlffe Gottes in dieser meiner Continuation Mi- raculi Mundi drey herꝛliche Processen beschrieben/ vnd solche an vnterschied- liche Staͤnde verehret/ ihre Nahrung dadurch leichter vnd mit besserem Ge- wissen zu vermehren: der hohen Standes-Personen aber darneben nicht vergessen/ sondern denselbigen auch ein nuͤtzliches Stuͤcklein/ ihre Gesundheit lange Zeit zu erhal- ten/ vnd die verlorne wieder dadurch zu erlangen/ verehren wollen. Weilen dann einer hohen Stands-Person am allermeisten daran gelegen/ wie dieselbe bey guter Leibsgesundheit verbleibe/ vnd ihre von Gott gegebene Vnterthanen weißlich regiere/ die Frommen zu schuͤtzen/ vnd die Boͤsen zu straffen/ Verstand habe; Der gute Verstand aber auß einem gesunden Hertzen vnd Gehirn (nechst Goͤttlicher Gnaden) herkommen muß: dann ohne gute Gesundheit gluͤcklich vnd wol zu regiren/ vnmoͤglich/ welches die taͤgliche Erfahrung genugsam beweiset/ vnd vor aller Welt klar vnd offenbar genug ist. K k 2 Weiln Continuatio Miraculi Mundi. Weil dann eines gantzen Landes Wolfahrt an einem vernuͤnfftigen Regenten vnd Ober-Herꝛn/ vnd im widrigen aller Vntergang vnd Verderben von demselbigen depend iret/ so ist es ja noͤhtig dahin zu trachten/ daß das Haupt im Lande gesund/ frisch/ froͤlich vnd verstaͤndig/ vnd ja nicht kranck/ traurig/ verdrossen/ dum̃ oder vntuͤchtig zu regiren erfunden werde. Darumb habe ich meinem Nechsten zu liebe/ vnd allen hohen Haͤuptern zu guter gesunden vnd langwierigen gluͤcklichen Regirung eine dienende odeꝛ helffende Universal-Medicin zu beschreiben nicht vnterlassen koͤnnen noch wollen. Dann ausser der lieben Gesundheit niemand ein gantzer Mensch kan vnd mag ge- nennet werden. Was ist ein krancker Mensch ihme oder andern nutz? Gantz nichts; sondern ist nur vielen hinderlich vnd schaͤdlich: Dann allzeit einem krancken Haupt viel gesunde Glieder dienen vnd auffwarten muͤssen; ein gesundes Haupt aber hergegen den gantzen Leib gluͤcklich regiren kan. Was hilfft einem schmertzhafften Krancken/ all sein grosses Haab vnd Gut/ welches er doch nicht geniessen kan/ sondern muß es mit Ver- druß ansehen/ vnd schmertzlich verlassen: ein gesunder Leib aber billich allen Schaͤtzen der Welt weit vorzuziehen ist. Wann dann Gesundheit vnd Reichthumb/ als beyde grosse Gaben Gottes/ beysammen seyn/ alsdann man erst fuͤr gluͤckselig kan geschaͤtzet werden: Kranckheit vnd Armut aber aͤrger als der Tod selber zu achten. Man siehet bißweilen fromme/ Gottsfuͤrchtige Herren vnd Regenten an gar ge- ringen Kranckheiten hinwegsterben/ welche dem Land noch lange Jahre (wann gute Medicament en vorhanden gewesen) haͤtten vorstehen koͤnnen. Der mehrer Theil Menschen sind aber also genaturt/ daß sie gemeiniglich das vergaͤngliche Gut hoͤher als das gesunde Leben/ vnd das zeitliche Leben groͤsser als die ewige Seligkeit achten. Darumb sich wenige auff gute Medicin legen/ sondern schlaͤf- ferig vnd sicher dahin leben/ so lang der Tod anklopffet: alsdann man erst erfaͤhret/ was die Gesundheit fuͤr eine vnvergleichliche Gabe Gottes/ die Kranckheit hergegen fuͤr eine bittere Straffe der Suͤnden ist. Wann dann mancher so weit kom̃t/ daß er dieses mer- cket vnd versteht/ so ist es gemeiniglich allbereit zu spaͤt/ die verseumte vnd verwahrlosete Gesundheit wiederumb zu erlangen/ sondern muß dieselbe ( nolens volens ) dem Tode zum Raub lassen. Darumb billich jederman bey jungen vnd gesunden Tagen stetig an das schmertz- haffte Alter/ Kranckheit vnd Tod gedencken/ vnd die von Gott darzu verordnete gute Remedi en beyzeiten suchen vnd darnach streben solte. Gleich wie man einen Vogel im eingeschlossenen Kefig gar leichtlich bewahren oder behalten kan; wann er aber außge- flogen/ uͤbel wieder zu sangen: Also auch die Gesundheit gar leichtlich zu erhalten; wann sie aber verloren/ muͤhsam wieder zu erlangen ist. Was hilfft es/ wann das Kalb er- truncken ist/ vnd man dann erst den Stall zumachen wil? Doch soll man den Muht nicht fallen lassen/ sondern vor allen Dingen erstlich vmb Vergebung der Suͤnden Gott bitten/ darnach diejenigen Mittel rechtmaͤssig gebrauchen/ welche Gott darzu er- schaffen hat/ so kan es nicht fehlen/ wann das Gebaͤt eiferig/ vnd die Medicin gut ist/ die Continuatio Miraculi Mundi. die Kranckheit weichen/ vnd die Gesundheit dargegen folgen muß. Gottes Segen muß darbey seyn/ wann eine Medicin etwas Gutes verrichten soll; ohne den Willen Got- tes ist alles vnser Thun vergeblich/ welches gewiß vnd warhafftig. Es geschicht nichts ohne den Willen oder Zulassung Gottes/ es sey gleich gut oder boͤs. Bey den Gotts- fuͤrchtigen Frommen ist alles gut/ wann es schon boͤs zu seyn von den Vnverstaͤndigen geachtet wird/ sondern muß ihme alles/ wie boͤs es auch waͤre/ zu gutem gedeyen: herge- gen bey den Gottlosen alles boͤs ist/ wie gut es gleich vor der blinden Welt anzusehen. Jhre zeitliche vnd weltliche Gluͤckseligkeit/ grosses Gut vnd hohes Ansehen kan ohne die Froͤmmigkeit im Feuer gar nicht bestehen/ sondern muß im Rauch auffgehen/ vnd als eine lautere Eitelkeit verschwinden; vnd ist nichts bestaͤndigers oder bessers als die Got- tesfurcht/ Froͤmmigkeit/ Tugend vnd Gutes thun/ alles andere ist eitel vnd vergaͤng- lich. Darumb billich ein jeder/ er sey gleich groß oder klein/ reich oder arm/ ihme die Furcht Gottes/ die Tugend vnd seine Gesundheit am hoͤchsten solte angelegen seyn las- sen. Wie nun Gott gefuͤrchtet vnd rechtmaͤssig geehret/ vnd ohne Heucheley vnd Falsch- heit gedienet/ vnd auch die Tugend erlanget wird/ ist zu finden in der heiligen Schrifft Altes vnd Neues Testaments. Die Gesundheit aber zu erhalten/ vnd die Verlorene wieder zu erlangen/ wird allhier in diesem kleinen Buͤchlein vollkoͤm̃lich beschrieben ge- funden/ dahin ich alle diejenigen/ welche ein gesundes Leben suchen/ gewiesen haben wil. DE MEDICINA UNIVERSALI, SIVE AURO POTABILI VERO . W Ann eine Medicin den Namen Universal fuͤhret/ so muß dieselbe auch universali- ter auff die tria Regna, als Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en wircken/ vnd derselben hoͤchste Medicin seyn: So sie mit solchen Tugenden vnd Kraͤfften aber nicht begabet/ sie auch deß Namens nicht wuͤrdig/ vnd ihr ein solcher Ehren-Titel nicht gebuͤhret/ sondern faͤlschlich derselben auffgelegt worden ist. Dieweil ich dann allhier von einer dergleichen Universal-Medicin zu schreiben fuͤrgenommen/ so ists auch noͤhtig/ daß ich mit der That beweise/ daß dieselbe (dem Na- men gemeß) dasjenige verrichte/ was von einer Universal-Medicin zu verrichten er- fordert wird. Vnd soll oder muß auch ein Universal-Medicin nicht allein universaliter den dreyen Reichen/ als Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en zu Huͤlffe kommen/ vnd deren allerbester Freund/ Medicin oder Helffer seyn: sondern sie soll vnd muß auch auß aller dreyen Reichen/ als Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en/ ohne zuthun ande- rer frembder Dinge/ auß jedwederem Reich absonderlich/ vnd auch ohne sonderbare K k 3 grosse Continuatio Miraculi Mundi. grosse Muͤhe vnd Kosten so wol von den Armen als Reichen koͤnnen zugerichtet vnd be- reitet werden. Darumb alle diejenigen irren/ welche ihnen naͤrrischer weise einbilden/ es muͤsse die Materia Medicinæ Universalis hier oder dort/ in diesem oder jenem Lande/ mit grosser Muͤhe vnd Kosten gesuchet vnd bereitet werden; welches alles schnur-recht gegen aller Philosophorum Meynunglaufft/ welche einhellig bekennen/ daß ihre Ma- teria allenthalben zu finden/ vnd der Arme so wol als der Reiche habe vnd besitze; welches ja klar genug gesagt ist. Dieweil aber die spitzfindige Welt in ihrem Hochmut nicht be- greiffen noch glauben kan/ daß in veraͤchtlichen Dingen etwas gutes verborgen/ vnd mit ihren Sinnen gar zu hoch hinauß wollen/ so lassen sie die Perlen vor Augen ligen/ vnd tappen nach der Huͤlsen oder leeren Schalen: Dahero die Philosophi nicht vn- recht geschrieben/ wann sie sagen/ daß ihre Materia niemand achten solte/ wann sie mit Namen genennet wuͤrde: darumb sie dieselbe durch so viel vnd mancherley Ænigmata verdunckelt haben/ vnd gar nicht nach dem Buchstaben zu verstehen sind. Sendivogius bekennet/ daß er vielmaln etlichen die Kunst von Wort zu Worten erzehlet/ niemand aber darnach gehorchet/ oder solches glauben koͤnnen/ weiln ihre Gedancken zu hoch in die Lufft gestiegen/ vnd nicht begreiffen koͤnnen/ daß ein solch edel Kleinod in einem sol- chen verachten Subjecto verborgen waͤre: sagt darneben/ man solte die Kunst vnd Ma- teriam Universalem ehender mit der Hand tasten/ als mit dem Verstand ersinnen oder finden: Jch aber sage dieses/ daß die Kunst vegetabili sch/ animali sch vnd minerali sch sey/ vnd daß kein Mensch in der Welt ist noch seyn kan/ welcher diese Materiam Uni- versalem nicht kennete oder gebrauchte/ ja ein neugeboren Kind ohne dieselbige nicht seyn noch leben kan: Dann allbereit an vielen Orten meiner Schrifften erwiesen/ daß das Nitrum in allen Dingen der Welt/ nicht allein in allen Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en/ sondern auch in allen Elementen/ als Erden/ Wasser/ Lufft vnd Feuer/ zufinden; darumb billich Materia Universalis mag vnd kan genennet werden: dann niemand ohne die Elementa leben kan. Wer es nun nicht glauben kan noch wil/ der mag es bleiben lassen. Was gesagt ist/ das ist gesagt/ ein mehrers ist nicht noͤhtig. Vnd dieses wenige sey genug de Materia Universali. Die Præparation aber betreffende/ habe ich an vielen Orten meiner Schrifften klaͤrlich davon tract iret/ aber sonderlich in meinem Miraculo Mundi, vnd was deme angehoͤrig/ derohalben vnnoͤhtig ein mehrers davon zu sagen. Doch zum Vberfluß muß ich dieses noch sagen vnd bekennen/ obwoln ich eine solche Universal-Medicin zu etlichmalen bereitet/ so ist sie mir doch nicht allemal wol gerahten/ habe auch niemaln dieselbe zur vollkommenen perfection oder fixation auß Manglung der Zeit vnd Gelegenheit/ wie auch vieler Verhindernuͤß/ bringen koͤnnen. So weit ich aber dieselbe gebracht/ vnd noch innerhalb dreyen Tagen lang bringen kan/ vnd was ich damit außgerichtet/ vnd noch diese Stunde præst iren kan/ soll der poste- rit aͤt zur ewigen Gedaͤchtnuͤß vnd guten Lehr vnd Nachricht nicht verhalten bleiben; vnd Continuatio Miraculi Mundi. vnd solches darumb/ auff daß Gottes Allmacht vnd Guͤtigkeit besser dadurch bekand/ sein heiliger vnd Goͤttlicher Name geehret/ vnd viel tausend armen Krancken darmit geholffen wuͤrde. Dieses ist die einige Vrsach/ welche mich dahin bewogen/ von solcher Universal- Medicin zu schreiben: dann ich mein Gewissen nicht beschweren wollen/ davon zu schweigen/ vnd solche edle Gabe Gottes vnd allergnaͤdigstes Talentum zu verbergen/ oder mit mir vnter die Erde zu nehmen. Daß aber mancher meynen moͤchte/ durch suͤsse Worte oder Versprechung gros- ser Geschencken dieser Universal-Medicin Bereitung von mir außzulocken oder abzu- schwaͤtzen/ vnd hernach zu uͤppigem/ hoffaͤrtigem/ Gottlosen Leben/ dem armen mensch- lichen Geschlecht zum Schaden vnd Nachtheil gebrauchen wolte/ derselbe bilde ihm gar nicht ein/ daß ichs thun werde: dann ich auch nicht Macht habe solches zu thun/ weil es eine Gabe Gottes/ vnd nicht deß Menschen ist; wuͤrde mich lieber toͤdten lassen/ als einem Gottlosen Menschen zu offenbaren. Darzu wolle ihme auch niemand einbilden/ weiln ich diese meine Medicin Universal nenne/ daß man mit grossem Nutzen die vnvollkom- mene Metallen damit in Gold verwandeln/ vnd grosse Schaͤtze darmit samlen koͤnte/ wie sonsten von den Philosophis ihrer Medicin ist zugeschrieben worden: dann ich von solcher Transmutation gar nichts weiß/ auch nichts zu wissen begehre/ noch jemaln dar- nach getrachtet/ sondern dancke Gott fuͤr feine Gnade/ daß ich eine Medicin habe/ da- mit ich den armen Krancken auß Barmhertzigkeit in Schmertzen vnd Noͤhten zu Got- tes Ehren beyspringen vnd helffen kan. Auch bekenne ich warhafftig/ daß ich noch zur zeit den geringsten Nutzen in Verbesserung der Metallen darmit nicht gehabt/ noch auch zu haben suche/ sondern content ire mich mit einer guten Medicin/ darbey das taͤgliche Brod mir Gott verhoffentlich genugsam bescheren wird: dann Vberfluß noch Reich- thum begehre ich nicht/ Gott wolle mich nur vor Mangel vnd Armut behuͤten/ vnd auch nicht zu satt werden lassen/ auff daß ich mich nicht erheben vnd sagen moͤchte: Wer ist der HErꝛ? Vnd wann ich auch schon mit dieser Medicin grossen Nutzen in Metallicis zu thun wuͤste/ so wuͤrde ich solches doch nicht thun/ vnd ein solche grosse Gabe Gottes an das irdische vnd vergaͤngliche hencken/ vnd solche den krancken Armen/ darzu sie von Gott erschaffen/ dadurch entziehen vnd berauben. Es moͤchte wol seyn/ daß diese meine Universal-Medicin mit der Zeit durch fleis- siges suchen dahin zu bringen/ daß sie auff die geringe Metallen/ dieselbe mit Nutzen zu verbessern/ oper iren koͤnte/ welches in Gottes Haͤnden steht/ vnd ihme allein vorbehal- ten ist/ vnd mandaruͤber seine Gnade mit Gedult erwarten muß. Vnterdessen haben wir die gute Medicin fuͤr die Krancken/ vnd die Warheit vnd Muͤglichkeit der Kunst/ als eine genugsame Materiam allen Farnerischen Ignorant en vnd Veraͤchtern ihre Luͤ- gen- vnd Schmaͤhmaͤuler darmit zu stopffen. Nun Continuatio Miraculi Mundi. Nun moͤchte mancher Farnerischer Esel seinen giftigen Geiffer auß seinem Maul fallen lassen/ vnd vorwenden/ wie ich meine Medicin mit recht Universal nennen koͤn- te/ da ich doch selber bekente/ keinen Nutzen in transmutatione Metallorum darmit zu thun wisse/ sondern dieselbe nur fuͤr eine gute Medicin hielte vnd außgebe: Die Philo- sophi hergegen aber bezeugeten/ daß durch eine Universal-Medicin auch alle vnvollkom- mene Metallen realiter mit grossem Nutzen dadurch in das beste Gold koͤnten verwan- delt werden. Denen nun zu begegnen/ gebe ich diese Antwort/ vnd sage: Daß diese meine Medicin/ davon allhier gehandelt wird/ obwol ich noch zur zeit keinen Nutzen in metallischer Verbesserung dabey gehabt/ dennoch in der That selbsten beweiset/ daß sie Universal sey/ vnd mit Warheit also moͤge genennet werden. Dann ich diese Medicin noch niemaln zur vollkommenen perfection oder fixation (wie oben vermeldet) auß Mangelung der Zeit vnd vieler Hindernuͤssen bringen koͤnnen. Wer weiß/ was Gott weiters darinn bescheren oder geben wird. Man kan einem neugebornen Kinde nicht verweisen/ daß es keinen Mannsverstand hat/ noch reden/ oder grosse Dinge verrichten kan/ vnd sagen: Das ist kein Mann/ hat keinen Bart/ kan nichts verstehen noch thun/ ligt da/ vnd weiß ihme selber nicht zu helffen/ hat nichts als was man ihm gibt oder hilfft: man lasse aber das Kind nur alt werden/ gebe ihm seine behoͤrliche Speis vnd Tranck/ so wird es mit der zeit schon groß werden/ Verstand vnd Staͤrcke bekommen/ vnd wei- ter seines Gleichen gener iren oder multiplic iren koͤnnen. Dann/ wann erstlich die menschliche Gestalt einmal nur da ist/ kan hernacher durch die Zeit nichts anders darauß werden/ als ein vollkommener perfect er Mensch: Also es auch mit dieser meiner Me- dicin eine solche Beschaffenheit hat/ vnd einem kleinen neugebornen Kindlein zu ver- gleichen ist/ wann dieselbe Medicin more Philosophico gepfleget vnd gewartet/ endlich ohne Zweiffel zur perfection erwachsen wird: dasjenige aber/ was sie allbereit thut/ Zeugnuͤß genug ist/ daß mit der zeit etwas bessers darauß werden kan vnd muß. Gleich wie nun ein guter Vatter/ daß seine Kinder noch bey seinen Lebzeiten er- wuͤchsen/ gute Heyrahten thaͤten/ vnd wieder ihres Gleichen den Stam̃ vnd Namen zu vnterhalten/ vnd die Welt zu vermehren/ auf daß er sich uͤber Kindeskinder erfreuen moͤchte/ zwar gerne saͤhe/ so hat er doch keinen Buͤrgen oder Versicherung/ daß er solche Zeit erleben/ vnd dieser gewuͤnschten Gluͤckseligkeit geniessen moͤchte. Muß also alles der Gnaden Gottes heimstellen/ vnd zu frieden seyn/ was Gott mit ihme oder den sel- nigen zu verrichten vorgenommen oder beschlossen hat. Gott der Allmaͤchtige zeigete zwar Moysi das gelobte Land/ liesse es ihm aber nicht erleben/ daß er dessen Fruͤchte ge- niessen konte. Eben also hat mir Gott auß Gnaden das gelobte Land gezeiget/ ob ich aber hinein zu kommen/ vnd die gesegnete liebliche Fruͤchten darinnen zu pruͤfen wuͤrdig bin/ ist Gott allein bekand. Gott hat mir in meinem Alter ein schoͤn vnd wolgestaltes philoso- phi sches Kind bescheret/ dessen ich mich zwar erfreue; daß er mir aber das Leben so lang goͤnnen wird/ daß ich solches Kindes Mannlichkeit erleben moͤchte/ ich gar nicht wissen kan. Gleich Continuatio Miraculi Mundi. Gleich wie sich nun ein Vatter/ wann ihme Gott zu Fortpflantzung seines Na- mens einen jungen Erben in seinem Alter bescheret/ obwolen er weiß/ daß er die Zeit nicht erleben kan/ daß er seinen Erben mannbar sehen moͤchte/ vnd sein Kind anderen (solches auffzubringen) hinterlassen muß/ dennoch sich hoͤchlich erfreuet/ daß das Kind seinen Namen hat/ vnd ihme nach seinem Tod in seine Fußstapffen tretten moͤchte. Gleicher weise erfreue ich mich uͤber mein junges medicinali sch Kind/ wann ich schon nicht erleben solte/ selbiges zu vollkommener perfection zu bringen/ so zweiffele ich doch gantz nicht/ Gott werde dieses junge Kindlein durch andere fromme Pflegvaͤt- ter zu Gottes Ehren/ vnd vieler tausenden armen Krancken/ auffziehen/ vnd zur Mañ- barkeit/ grosser Staͤrcke/ Krafft vnd Tugend auffbringen lassen: wie solches nach mei- ner einfaͤltigen Meynung am fuͤglichsten geschehen moͤchte/ wird hier vnd dort an vn- terschiedlichen Orten meiner Schrifften stuͤckweis zu finden seyn/ vnd nicht noͤhtig/ ein mehrers allhier davon zu schreiben. Von Gestalt/ Form/ Art vnd Eigenschafft/ wie auch wunder- barlichen grossen Tugend vnd Krafft meines Auri Potabilis veri. D Ie Gestalt dieses neugebornen Kindes betreffend/ so soll der guͤnstige Leser wissen/ daß es einem nackenden kleinen Kind gleich/ gantz vnansehnlich mit einer einfaͤlti- gen Weise angethan. Allerhand Farben aber die in der Welt seyn moͤchten/ verborgen in ihme zu finden; vnd je aͤlter es wird/ je schoͤner es auch Farben erlanget. Das Feuer ist seine taͤgliche Speise/ vnd gibt ihme auch von mancherley Farben die Kleidung/ macht es starck/ schoͤn/ stoltz vnd maͤchtig/ vnd mag mit recht sein Vatter genennet wer- den. Es ist aber auß der Erden geboren/ liebet dieselbige/ vnd gebrauchet sie zu seiner Wohnung/ so lang biß daß es zu gewuͤnschtem Alter vnd voͤlligen Jahren gekommen/ vnd seinem Vatter/ dem Feuer/ gleich worden ist/ alsdann es die Erden/ seine Mutter/ verlaͤsset/ vnd als ein Herꝛ uͤber seine ererbte Guͤter herꝛschet; also jung vnd vnerzogen/ aber alles noch kindisch an ihme befunden wird/ dennoch genugsam zu sehen/ was auß ihme fuͤr ein starcker Mann werden kan; wie das alte Spruͤchwort saget: Was zum Dorn wil werden/ das spitzet sich bald. Dann/ kan ein kleines neugeboren Kind so viel Gutes verrichten/ was solte es dann nicht thun koͤnnen/ wann es zu vollkoͤm̃lichen Alter gekommen. Wollen derohalben besehen/ was es jetzunder in seiner Kindheit bey den Vegetabil en, Animali en vnd Minerali en universaliter thun kan/ vnd erstlich von den Vegetabili en. L l Wie Continuatio Miraculi Mundi. Wie vnd auff was Weise man probiren soll/ daß dieses Aurum Potabile oder Aqua Vitæ Philosophorum die hoͤchste Medicin aller Vegetabili en sey. J Ederman ist bekand genug/ daß die Vegetabili en/ wann sie wachsen vnd sich ver- mehren sollen/ gespeiset werden muͤssen/ welche Speise anders nichts als ein sul- phuri sch Saltz/ es komme gleich auß den Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en/ so ist es den Vegetabili en eben viel/ wann sie mir ihre Nahrung davon haben/ wachsen vnd sich dadurch vermehren koͤnnen. Der Bauersmann gebraucht den Mist von allem Vieh/ vnd tuͤnget seine Felder damit/ daß der hineingesaͤete Saamen das Saltz dar- auß ziehe/ sich davon nehre/ wachse vnd vermehre/ vnd weiß sonsten von keinem an- dern tuͤngen. Ein wahrer Naturkuͤndiger aber gebraucht zu solchem Tuͤng oder Nahrung auch die Animali en vnd Minerali en; davon in meinen Schrifften/ vnd sonderlich im Mira- culo Mundi, weitlaͤufftig gehandelt/ vnd ist nicht noͤhtig/ solches allhier zu repet iren. Dieweiln dann dieses mein Aurum Potabile auch ein Sal sulphureum, doch viel staͤr- cker vnd kraͤfftiger als dasjenige/ so in dem gemeinen Viehmist steckt/ vnd gleichsam al- ler Vegetabili en Wachsthumb vnd Vermehrung befoͤrdert/ also habe ich den Usum oder Gebrauch in Verbesserung derselben kuͤrtzlich hiehersetzen wollen/ dadurch zu be- weisen/ daß dieses mein Aurum Potabile aller Vegetabili en hoͤchste Medicin sey/ vnd deroselben Particular-Medicin auß dem Viehmist weit zuvor gehe/ vnd universaliter seine operation verrichte. Dann so der Pferde-/ Kuͤh- oder Schafmist auch eine Me- dicin fuͤr Menschen vnd Metallen waͤre/ gleich wie er fuͤr die Vegetabili en ist/ so koͤnte man solche gleicher weise Universal neunen: dieweiln aber der Viehmist nur allein der Vegetabili en Medicin ist/ vnd mit den Animali en vnd Minerali en keine Gemeinschaft hat/ derselbige billich nur fuͤr eine Particular-Medicin fuͤr die Vegetabili en zu halten. Doch so das Saltz auß dem Viehmist gezogen/ vnd zu einen brennenden Salpeter ver- wandelt wird/ (welches leichtlich zu thun ist) alsdann es auch zu einer Universal-Medi- cin zu bereiten/ aber ehender nicht/ sondern allein vor eine Particular-Medicin der Ve- getabili en soll vnd muß gehalten werden: dieses mein Aurum Potabile aber ein wah- res Universale. Dann es nicht allein der Vegetabili en/ sondern auch der Animali en vnd Minerali en hoͤchste Medicin ist; welches allhier vollkoͤm̃lich soll bewiesen werden/ nemlich also: Lasse dir machen etliche Geschirꝛ von guter Erden/ welche sich steinicht brennt/ als da ist die Coͤllnische/ Siburger/ Waldenburger/ oder dergleichen/ die fein dicht ist/ vnd kein Wasser in sich schlncket; oder in Mangelung solcher Erden/ kan man die Geschirꝛ von Glas starck blasen lassen: dann lockere Erden/ wann sie gleich mit Bley glasiret/ zu diesem Werck gar nicht tauget. Darumb man gute Geschirꝛ darzu haben soll/ welches wol in acht soll genommen werden. Das Geschirꝛ muß ohngefehr einer guten Span- nen Continuatio Miraculi Mundi. nen hoch oder tieff seyn/ vnd in der Weite auch nicht kleiner: am Boden soll man etliche kleine Loͤchlein machen/ gleich wie sonsten bey den Blumen-Toͤpffen auch zu geschehen pflegt: diese Toͤpffe soll man mit einem klaren/ mageren Sand biß oben an anfuͤllen/ vnd darein einige Saamen der Kraͤuter stecken/ doch deren nicht mehr als etwan drey oder vier/ wann etwan die eine nicht auffgieng/ dennoch das ander fortkaͤme; vnd wann sie also eingesteckt/ so soll man gedachten Sand mit nachbeschriebenen Universal- Was- ser befeuchten/ an die Sonn vnd Lufft stellen/ vnd wachsen lassen/ so wird der Saame/ wann er gut vnd nicht zu alt gewesen/ innerhalb wenig Tagen auß dem Sand herfuͤr- wachsen/ gleich er sonsten auß einem fetten Erdreich: So bald aber die Saͤmlein etwan eines Fingers lang gewachsen/ so soll man zusehen/ welche am groͤsten vnd staͤrcksten sind/ vnd deren zwey stehen lassen/ die andern aber soll man außrupffen/ auff daß eines das ander in dem wachsen nicht hindere/ sondern Raum genug im Topff zu wachsen haben moͤge. Auch soll man gedachtes Geschirꝛ mit dem Sande in eine starcke von gleicher gu- ten Erden gebrandten Schuͤssel oder Scherben stellen/ wann etwan gedachtes medici- nali sch ▽ durch den Sand ruͤnne/ solches nicht verloren/ sondern auffgefangen/ vnd wieder in den Sand-Topff geschuͤttet werden moͤchte. Auch soll man zusehen/ daß kein Regen darauff falle/ vnd gedachtes medicinali sch ▽ auß dem Sand schwemme/ vnd dem Kraut seine Nahrung entziehe. Vnd soll auch der Sand allzeit nur ein wenig feucht seyn/ vnd nimmer gantztrucken werden/ sondern in rechtmaͤssiger temperatur er- halten werden. Wann das geschicht/ so wird das Kraut in kurtzer Zeit vollkoͤm̃lich Blu- men vnd Fruͤchte bringen/ viel ehender vnd besser/ als wann es auß einem mit Viehmist getuͤngtem Erdreich gewachsen waͤre. Die Farben werden schoͤner/ der Geruch staͤrcker/ vnd ihre Kraͤfften groͤsser/ auch werden solche Kraͤuter ihre Kraͤfften laͤnger behalten/ vnd vnverderblicher als andere dergleichen Kraͤuter seyn. Vnd wann durch lange Zeit die erste zugegossene Feuchtigkeit durch die Sonn vnd warme Lufft verdunstet vnd ab- genommen/ man hernacher mehr mit anderem Regenwasser/ darinnen ein wenig ob- gedachtes Aurum Potabile solv irt/ wieder d en Sand befeuchten muß. Dann so lang das Kraut waͤchset vnd zunimbt/ so lang auch ihme Nahrung muß gegeben werden; dañ auß blossem Sand vnd Regenwasser nichts wachsen oder sich vermehren kan/ wie aller Welt genugsam bekand ist. Deßgleichen kan man durch Huͤlffe dieser Universal-Medicin alle Kraͤuter mit- ten im Winter gruͤn vnd wachsend machen/ wann etwas davon zu deren Wurtzeln ge- than wird/ vnd koͤnnen alle Gewaͤchs der Vegetabili en also dadurch verbessert werden/ daß sie viel ehender herfuͤr wachsen/ Blumen vnd Fruͤchte bringen/ als andere Kraͤuter auß einer gemisteten Erden. Seynd auch diese den gemeinen in allen Tugenden vnd Kraͤfften weit vorzuziehen. Vnd dieses von einer Medicina Universali simplici zu ver- stehen: So man aber die Kraͤuter noch besser vnd kraͤfftiger haben wolte/ so wuͤrde sol- ches geschehen/ wann man dieser Medicinæ Universali ein metallisches fermentum zusetzte/ vnd alsdann gebrauchte. Jst das fermentum von Gold/ so werden die L l 2 Kraͤuter Continuatio Miraculi Mundi. Kraͤuter nicht allein guͤldische Kraͤfften im wachsen erlangen/ sondern sie werden auch hie vnd dort an den Blaͤttern vnd Blumen guͤldene Flecken als kleine Sternlein bekom- men/ welches schoͤn vnd mit Verwunderung anzusehen: Jst aber das fermentum von ☽/ so werden die Kraͤuter silberne Tugenden/ wie auch keine Kennzeichen im wachsen bekommen. Darumb solche Kraͤuter/ welche ohne das dem Hertzen gut seyn/ durch ein guͤldisches fermentum, diejenige aber/ so dem Gehirn zugeeignet/ mit einem silbernen fermento zum wachsen sollen gebracht werden/ so erlanget man wunderbarlicher Kraͤff- ten Kraͤuter/ welche Art Kraͤuter ein jeder grosser Herꝛ/ deme seine Gesundheit lieb/ ihm in seinen Garten zeugen solte/ vnd solches nicht allein wegen ihrer Schoͤne vnd Lieblich- keit/ wie auch grosser Krafft vnd Tugend/ damit sie andern gemeinen Kraͤutern weit vorgehen/ sondern auch darumb/ wann sie sich etwan scheuen moͤchten/ dieses mein Au- rum Potabile also immediatè in Leib zu nehmen/ dargegen gemeiniglich vnerfaͤhrene Medici viel plerrens machen/ vnd ihren Herren solche zu gebrauchen verbieten/ vnd als Gifft zu scheuen vermahnen. Wann sie dann diese Kraͤuter an statt deß Auri Potabilis gebrauchten/ sie der vnnoͤhtigen Sorgen frey waͤren/ vnd dennoch deß Auri Potabilis Kraͤfften mediatione Vegetabilium geniessen koͤnten/ vnd nicht allein durch Huͤlffe oder Mittel der Kraͤuter/ sondern auch durch Mittel der Animali en solches Aurum Potab. den Menschen fuͤglich vnd bequemlich beyzubringen/ nemlich also: Man kan Haber/ Gersten/ Weitzen/ oder ein ander Korn/ mit gedachtem medicinali schen Universal- Wasser anfeuchten/ vnd den Huͤnern zu essen geben/ sie ein zeitlang damit nehren vnd speisen/ so wird die medicinali sche Krafft deß Wassers von den Huͤnern verzehret/ vnd in Huͤnerfleisch verwandelt/ welches Huͤnerfleisch dann viel edeler/ kraͤfftiger vnd ge- suͤnder seyn wird/ als ein ander Huͤnerfleisch. Die Stercora der Huͤner kan man ver- sam̃len/ vnd vnter Sand mischen/ Kraͤuter darein saͤen vnd wachsen lassen/ werden glei- cher weise besser als gemeine Kraͤuter; dann was die Huͤner nicht verzehret/ oder zu et- nem medicinali schen Huͤnerfleisch verwandelt/ das thun hernach die Kraͤuter/ also/ daß gar nichts von dem Auro Potabili verloren geht/ sondern alles zu Nutzen kom̃t. Fuͤr- war eine uͤberauß-schoͤne Transplantatio Medicinæ Universalis in Vegetabilia \amp; Animalia, solche desto sicherer von zarten grossen Herren zu geniessen/ oder sorgloser zu gebrauchen. Dann/ wann grosse Herren sehen/ daß diese meine Medicina Universalis den zarten Kraͤuter-Saͤmlein/ wie auch jungen Huͤnern nichts schadet/ sondern viel mehr dieselbige staͤrcket vnd gesund wachsen macht/ so werden sie ja so viel glauben vnd verstehen/ daß sie auch dem Menschen (der doch beyweitem so zart nicht ist als ein kleines Kraͤuter-Saͤmlein oder junges Huͤnlein) nichts schaden koͤnnen. Jst die Medicin so edel vnd kraͤfftig/ daß sie ein gifftig Minerale, als den Mercurium (wie wir bald sehen vnd hoͤren werden) in wenig Stunden in ein bestaͤndig Gold verwandeln kan/ so muß sie ja nicht gifftig oder boͤs seyn/ dann ein Boͤses das ander Boͤse nicht gut ma- chen kan/ sondern viel mehr aͤrger machen wuͤrde; darauß ja klar vor Augen/ daß gemeld- tes Aurum Potabile nicht boͤs/ sondern eine heilsame Universal-Medicin fuͤr die Vege- tabili en/ Continuatio Miraculi Mundi. tabili en/ Animali en vnd Minerali en seyn muͤsse. Wer dieses nun nicht glauben oder begreiffen kan/ dem kan ich nicht helffen; das meinige hab ich gethan/ vnd gut gemeynt/ der etwas bessers weiß/ der gebe es herfuͤr/ vnd verachte dasjenige nicht/ das er nicht ver- stehet/ auff daß er nicht dem verlogenen vnd uͤberwiesenen Farnar gleich geachtet werde. Jch mag wol leiden/ daß alle Menschen mehr wissen als ich/ scheme mich auch nicht deß lernens/ wann ich eines bessern berichtet werde: daß aber ein Ignorant kommen/ vnd bloß auß Neid meine warhaffte Schrifften verachten/ vnd doch dargegen nichts bessers heraußgeben wolte/ den achte ich nicht besser als Farnarn. Jch vermeine aber/ es wer- den sich so leichtlich deß Farnars Bruͤder mit ihren Esels-Ohren nicht herfuͤr thun: dañ ihr Redelsfuͤhrer die Pfoten allbereit verbrand/ vnd andern dergleichen verwegene Schelmstuͤcke zu thun ein Schew geworden ist. Es muͤsse dann ein neuer Farner oder Erostratus herfuͤr kommen/ vnd ihme durch sein Boͤses thun einen vnsterblichen Namen machen wollen; deme es dann auch gelin- gen wird/ wie es andern Gottlosen auch gelungen/ daß sie Schand vnd Schaden selber davon tragen werden. Es kom̃t mir Farner vnd Erostratus, welche durch ihr Vbel- thun einen vnsterblichen Nanten gesucht haben/ vor/ wie derjenige schwartze viel-beini- ge moͤrderische Wurm/ welcher ein grosser Feind der Regenwuͤrme ist/ davon ich in dem Andern Theil meiner Pharmacopœæ Spagyricæ Meldung gethan. Selbiger Wurm nehret sich nicht von der Erden/ oder Kraut vnd Gras/ wie sonsten andere Wuͤrme thun/ sondern er suchet in der Erden die fetten Regenwuͤrmer/ haͤnget sich daran/ beisst ein Loch hinein/ vnd sauget ihnen den Safft auß dem Leib/ davon er so dick vnd feist wird/ davon er schwerlich kriechen kan/ wieviel er auch Beine hat. Vnd wird solcher Wurm Fruͤhlingszeiten gantz mager gesehen/ den Sommer durch aber macht er sich von den Regenwuͤrmen so fett/ vnd kom̃t gar nicht weiter herfuͤr/ es sey dañ/ daß er sich an einen Regenwurm hencket/ derselbige von ihme gebissen/ vnd in der Erden sich seiner nicht er- wehren koͤnnen/ in Meinung/ seiner desto besser quit vnd los zuwerden/ heraußkreucht; der schwartze Wurm aber/ obwol er den zehenden oder dreissigsten Theil so groß nicht ist als der Regenwurm/ dennoch durch sein scharffes Gebiß so vest sich anhaͤngt/ daß ihn der Regenwurm auß der Erden ans Tageslichtschleppen muß: So bald er aber auß der Erden ist/ vnd einen Menschen ersichet/ so laͤsst er von dem Regenwurm ab/ vnd verbirgt sich in die Erden/ vnd suchet weiter einen andern Wurm zu peinigen/ vnd ihm sein Blut außzusaugen: der erloͤste Regenwurm aber/ welcher bißweilen halb entzwey gebissen ist/ kreucht auch in die Erde/ vnd heilet seine Wunden auß eigener Kraftwieder. Jch habe solchem Streit offtermals zugesehen/ vnd den schwartzen Wurm ertapt vnd getoͤdtet; dann wie gesagt/ werden sie gar nicht gesehen/ wann sie nicht von den Regen- wuͤrmen/ daran sie sich hencken vnd selbigebeissen/ herauß gezogen werden. Wann dann solcher vielfuͤssige Wurm sich wie ein ander Wurm auß der Erden nehrete/ vnd die Regenwuͤrme zu frieden liesse/ wuͤrde niemand solchen kennen/ vnd von ihm zu sagen wissen: nun er aber durch seine boͤse Natur den Regenwurm beisset/ L l 3 wird Continuatio Miraculi Mundi. wird er an deß Tages Licht gebracht/ vnd bekom̃t einen Namen/ vnd wird bekand/ der doch sonsten nimmer waͤre bekand worden/ wann er den Regenwurm nicht gebissen/ sein Blut außgesogen/ vnd also an das Licht gekommen waͤre. Was fuͤr einen Namen nun dieser Wurm hat (nemlich ein Blutsaͤuger) solchen man Farnern auch rechtmaͤssig geben koͤnte. Dann eben wie dieser moͤrderische Wurm ohne gegebene Vrsach den Re- genwurm in der Erden so lang peiniget/ biß daß er herauß zu kriechen gezwungen wird/ eben also Farner gegen mich proced iret. Dann so sich Farner ehrlich durch seiner Haͤn- de Arbeit nehren wollen/ er sich nicht an mich gehencket/ das Blut von mir außzusaugen/ vnd ich ihn auß der Erden ans Tageslicht schleppen duͤrffen. Wer haͤtte erfahren wer Farnar waͤre/ wann er mir nicht vntrew gewesen/ Schmaͤhkarten wider mich geschrie- ben/ vnd mir viel Schaden vnd Vnruhe zugefuͤget/ auß meinem Blut sich fett zu ma- chen. Gleich wie nun gedachter Blutsaͤuger in seiner boͤsen Natur der Welt bekand wird/ daß man ihn hinfuͤro kennet/ vnd fuͤr einen moͤrderischen Blutsaͤuger haͤlt: Also wird auch hergegen deß Regenwurms heilsame Natur zugleich darbey erkant vnd er- lernet. Dann wer haͤtte erfahren/ daß der Regenwurm einen solchen heilsamen Safft haͤtte/ wann er nicht von dem Blutsaͤuger verwundet/ vnd sich selber wieder heilen koͤn- nen. Haͤtte Farner nicht nach meinem Gut vnd Blut getrachtet/ vnd mich in Ruhe ge- lassen/ waͤre so wol er in seiner teuffelischen Art/ als auch ich in gutem vielleicht der Welt nicht bekand worden. Niemand haͤtte erfahren/ daß er ein solcher treuloser/ falscher/ verlogener vnd betrogener Ehren-Dieb vnd Meuchel-Moͤrder waͤre: Auch wuͤrde nie- mand diejenige Secreta bey mir zu seyn gesucht haben/ welche mir Farnar durch seine Schmaͤhkarten allbereit außgepresst/ vnd ich der Welt zum besten bekand gemacht ha- be. Jst also kein Ding in der Welt so boͤs/ es dienet noch zu etwas guts. Dann ob schon gedachter Blutsaͤuger den Regenwurm zwar vnbilliger weise beisset/ dennoch durch sein boͤses Thun er offenbaret/ vnd der Welt bekand macht/ daß der Regenwurm einer heilsamen guten Natur sey. Haͤtte Farner nicht Schmaͤhkarten vnd Paßquillen gegen mich drucken lassen/ haͤtte ich keine Vrsach gehabt/ mich dagegen zu verantwor- ten; vnd indeme ich mich verantworte/ kommen viel schoͤne Secreta auß dem verborge- nen an deß Tages Licht. Gewißlich wuͤrde ich nimmermehr mich haben mercken lassen/ daß ich in dem Licht der Natur so weit gekommen/ sondern wuͤrde mich in der Erden still (einem Regenwurm gleich) verborgen gehalten haben/ wann mich der Blutsaͤuger vnd moͤrderische Farnar durch sein gifftiges Gebiß nicht herauß getrieben haͤtte. Dieses Gleichnuͤß wolle mir niemand in Argem auffnehmen/ dann es sich hieher nicht uͤbel schicket/ weiln ich bey mir wol betrachten kan/ daß ihrer viel sich verwundern werden/ warumb ich so klar von solchen grossen vnd vnerhoͤrten Dingen schreibe/ die Vrsach aber allhier sie vernehmen koͤnnen. Dann so ich mich nicht etwas bekand ge- macht/ Farnar bey dem grossen vnverstaͤndigen Hauffen Poͤffels leichtlich sich einer Victori beruͤhmen moͤgen/ welche aber hierdurch ihme gantz vnd gar zu einer Schande gemacht. Wird nun hinfuͤro jederman leichtlich vrtheilen koͤnnen/ wie vntrew vnd Gott- Continuatio Miraculi Mundi. Gottlos der Farner mich vnd meine Schrifften verachtet/ vnd wie auffrichtig ich es ge- gen meinen Nechsten gemeynet/ welches ich in Parenthesi der gantzen Welt zur Nach- richt nicht verschweigen sollen. Vnd wird dieses mein Aurum Potabile verhoffentlich vielen tausenden frommen Menschen eine heilsame Medicin/ mir ein langer Arm vnd starcke Hand gegen alle meine Feinde/ Farnarn aber vnd seinem Teuffelischen Anhang eine toͤdtliche Gifft seyn. Dann/ gleich wie ein Storch die Schlangen vnd Kroͤten/ vnd alles Vngeziefer vertreibet vnd wegraͤumet/ also diese Medicin auch alles Farnerische Ottergezicht in kurtzem verschlingen wird/ daß auch ihre Diebische Fußstapffen nicht mehr werden zu sehen seyn. Auff daß aber ihme niemand so frembde wolle vorkommen lassen/ was ich schrei- be/ daß alle Kraͤuter durch mein Aurum Potabile im wachsen darauß guͤldische Natu- ren extrah iren solten/ so finde ich rahtsam/ die Moͤglichkeit durch warhaffte Historien zu bekraͤfftigen; nemlich also: Man lieset in den Hungarischen vnd Siebenbuͤrgischen Chronicken/ daß in denselben Laͤndern/ da der Bodem auff dem Gebirg allenthalben guͤldisch ist/ vnd durch die Berg-Leute vor tausend Jahren her biß auff diese Stunden zu/ jaͤhrlichen eine grosse Quantit aͤt Gold außgegraben/ geschmoltzen/ vnd vermuͤntzet wird/ daß man an selbigen Oertern vielmals Weinstoͤcke gefunden/ daran nicht allein die Blaͤtter/ sondern auch die Trauben selbsten/ mit Gold uͤberzogen gewesen/ gleich als wann sie von einem Mahler waͤren uͤberguͤldet worden; welches keine Fabel/ sondern warhafftig ist/ dann ich solches von vielen/ die in solchen Laͤndern gewohnet/ vnd theils noch wohnen/ muͤndlich habe confirm iren hoͤren. Wie dann mir vor sechs Jahren/ da ich in Francken wohnete/ ein Weinstock/ zu dessen Wurtzel ich ein zuruͤck-gebrachtes auffgeschlossen Gold geleget/ verguͤldte Beerlein an dem Trauben gebracht hat. Diese Histori habe ich in einem Tractaͤtlein (Trost der Seefahrenden genant) außfuͤhrlich beschrieben/ vnd noch kuͤrtzlich von einem Hungarischen vom Adel fuͤr warhafftig be- richtet/ daß nicht weit von Cremnitz/ einer Hungarischen Bergstadt/ ein Bauer in feinem Weinberg ein corporali sch Gold/ mehr als einer Ehlen lang/ auß einem Stein gewachsen/ sich wie ein duͤnner Traht darumb geschlungen/ gefunden: dessen ein klein Stuͤcklein von ermeldtem Hungarischen von Adel mir zur rarit aͤt ist verehret worden. Vnd wann dieses auch nicht waͤre/ daß in Hungarn vnd Siebenbuͤrgen uͤberguͤldte Weintrauben vielmals gefunden worden/ vnd noch bißweilen gefunden wuͤrden/ dar- an doch das geringste nicht zu zweiffeln/ sondern als eine warhaffte vnd in aller Welt bekandte Sache ist/ so waͤre doch dieses vnfehlbar/ was ich meinem Auro Potabili all- hier zugeschrieben. Die Vrsach der verguͤldten Weintrauben vnd Blaͤtter in Hungarn ist nichts an- ders/ als daß der Erdboden daselbsten von guͤldischer Witterung oder noch vnerhoͤrtem primo Ente Auri imprægn iret ist/ vnd gleichsam als ein metallisches guͤldisch Wasser mit Continuatio Miraculi Mundi. mit anderm gemeinen Regenwasser in die Wurtzel deß Weinstocks kriechet/ vnd dar- auß hinauff in die Reben vnd Trauben steiget/ sich daselbsten offenbar macht/ vnd sicht- bar wird. Eben also geschicht es auch allhier bey meinem Auro Potabili, welches einem geistlichen ☉ zu vergleichen/ wann es mit gemeinem Regenwasser solv iret vnd vermi- schet/ Vegetabili en darein gesaͤet/ nohtwendig dieselbe (wann sie Nahrung auß dem Sand ziehen) dieses geistliche Gold mit zu sich ziehen/ vnd also guͤldischer Natur Kraͤu- ter werden muͤssen/ welches nicht anders seyn kan/ vnd auch die experientz solches be- zeugen wird. Auß diesem wenigen/ vermeyne ich/ jederman genugsam begreiffen kan/ daß mein Aurum Potabile verum die hoͤchste Medicin der Vegetabili en sey: Vnd daß dieselbe gleicherweise bey den Minerali en solche auch sey/ wir kuͤrtzlich/ doch klaͤrlich beweisen wollen. Vom Gebrauch dieses meines Auri Potabilis, in Verbesserung der Mineralien . D En Gebrauch nun betreffend durch ermeldtes Aurum Potabile in Verbesserung deꝛ Minerali en/ hat es eine solche Beschaffenheit darmit/ nemlich/ daß man sowol im nassen als auch trucknen Weg die Proben der Muͤglichkeit nehmen vnd versuchen koͤñe. Erstlich soll man wissen/ daß ermeldtes Aurum Potabile, wann es verfertigt vnd vollkoͤm̃lich bereitet/ an sich selber einem klaren ▽ gleich anzusehen/ vnd am Geschmack sehr hitzig vnd feurig auff der Zungen/ sein Geruch aber sulphuri sch/ doch lieblich erfun- den wird. Nun moͤchte mancher sagen: Was kan fuͤr eine Krafft in diesem klaren ▽ seyn? Wie kan es ein Aurum Potabile genennet werden? da doch ein Aurum Potabile bil- lich gelb oder roht seyn muͤste: Dieser soll wissen/ daß die Roͤhte in der Weisse verbor- gen/ vnd nicht gesehen wird in der zarten Jugend/ so lang/ biß daß es etwas im Feuer aͤlter worden/ alsdann von Tage zu Tage seine Roͤhte/ Staͤrcke vnd Krafft offenbar wird/ vnd sich mercken laͤsst. Dann die Philosophi also sagen: Nisi aurum nostrum dealbaveritis, non rubefacere potestis. Auch wiederumb an einem andern Orte: Si quis Aurum scit destruere, quod per amplius non erit Aurum, iste ad maximum per- venerit Arcanum. Ein anderer sagt also: Aurum nostrum non est Aurum vulgare, sed Aurum in potentia, non in forma. Deren Spruͤche die gantze Turba Philosopho- rum voll ist/ vnd genugsam darauß bewiesen/ daß ein wahres Aurum Potabile nicht eben roht seyn muß/ nach dem aͤusserlichen Ansehen/ wann nur die guͤldische rohte Krafft darinnen verborgen/ vnd zu gelegener Zeit offenbar werden kan. Dann so in der Weisse die Roͤhte nicht verborgen/ gewißlich nichts rohtes darauß werden koͤnte. Dañ so man mein Aurum Potabile uͤber dem Feuer fig iret/ oder nur coagul iret/ solches zu einem blutrohten Stein sich verwandeln laͤsst/ auß welchem Stein durch schmeltzen kein cor- Continuatio Miraculi Mundi. corporali sch ☉ herauß zu bringen/ wann ihme nicht ein metallisches Subjectum vorge- schlagen wird/ darein sich das geistliche philosophi sche ☉ begibt vnd corporali sch wird. Vnd ist dieses mein Aurum Potabile eine Jungfraw-Milch/ welche mit kleiner Waͤrme ein Coagulum, vnd das Coagulum zu einem Drachenblut werden kan. Die- ses Drachenblut/ wann es coagul iret/ nohtwendig einen bestaͤndigen Salamander geben muß; welchen ich zwar niemaln bereitet/ auch noch keine Gelegenheit solches zu verrichten habe/ sondern bin mit meiner Jungfraw-Milch (als einer guten Universal- Medicin ) zu frieden/ vnd erwarte mit Gedult/ was mir Gott ins kuͤnfftige auß Gna- den weiters darinn bescheren werde. Auff daß ich aber fortfahre vnd beweise/ daß mein Aurum Potabile auch den Mi- nerali en eine Medicin sey/ vnd selbige verbessere vnd guͤldisch mache/ finde ich gut/ etli- che Exempel oder Processen hieher zu setzen/ vnd erstlich im nassen Weg. Wie man im nassen Weg versuchen soll/ ob mein Aurum Potabile ein wahres philosophi sches volatili sch ☉ sey. ℞. darvon Unc. j. thue solches in ein starck Glaͤslein/ also/ daß die Helffte deß Glaͤsleins nur darmit erfuͤllet sey/ vnd lege darein Scrup. j. vel Drach. ß. gemeinen ☿ vivi. NB. Das Glaͤslein soll vnten rund seyn/ entweder ein abgenommen Koͤlblein oder Phiolchen/ auff daß der ☿ zusammen rinne/ vnd beysammen ligen bleibe/ setze die- ses Glaͤslein mit dem Auro Potabili vnd ☿ vulgari auff einen warmen Sand/ also/ daß das Glaͤslein so tieff in den Sand stehe/ als hoch es mit dem Auro Potabili erfuͤllet/ vnd laß es eine Stund darauf in zimlicher Waͤrme stehen/ auf daß das phlegma von dem Auro Potabili verrauche/ vnd ein weisses Saltz auß dem Auro Potabili werde; wann solches geschehen/ so schuͤtte zu dem Saltz wieder so viel gemein Regenwasser/ als dem Auro Potabili im kochen abgangen/ oder mache das Glaͤslein wieder so voll mit Wasser/ als es zuvorn mit dem̃ Auro Potabili gewesen/ laß es ein wenig stehen/ so sol- v irt das Wasser das Saltz auff/ vnd wird wiederumb ein solches Aurum Potabile dar- auß/ an Farb/ Geschmack/ Tugend vnd Kraͤfften in Medicina, gleich wie es zuvorn auch gewesen: der ☿ aber wird auff dem Boden hart vnd fix ligen/ als das beste Gold/ dar- zu so groß geblieben seyn/ als er in das Glas gethan worden. NB. So man aber in der Arbeit etwan versehe/ daß der ☿ nicht genugsam durch das Aurum Potabile grad iret oder ting iret/ vnd noch schwartz geblieben waͤre/ so soll man sich doch daran nicht kehren/ sondern denselben auß dem Glaͤslein nehmen/ in ein klein rein Tiegelein thun/ vnd zwi- schen Kolen wol außgluͤhen/ so erlanget das Gold im Feuer seine rechte Farb/ vnd wird so schoͤn/ als das beste Ducaten-Gold/ welches auch in allen Proben bestehet. Das Aurum Potabile kan man zu solcher coagulation ☿ mehrmals also gebrauchen/ der ☿ aber allzeit weniger am Gewicht soll genommen werden/ als das erstemal/ dann das Aurum Potabile in dieser gradation deß ☿ viel Kraͤffte verlieret/ welches ich zur Nach- richt vermelden muͤssen. M m Gleich Continuatio Miraculi Mundi. Gleich wie nun bey der coagulation Mercurii proced iret/ also kan man auch mit andern Minerali en vnd Metallen verfahren/ doch daß die Metallen/ so man darein le- gen wil/ zuvorn duͤnn geschlagen: dann wann sie zu dick waͤren/ wuͤrde das Aurum Po- tabile in so kurtzer Zeit nicht durchauß grad iren koͤnnen/ sondern dieselbe inwendig noch crud verbleiben; welches wol in acht soll genommen werden. Vnd so die Arbeit wol ge- than/ so werden die Metallen durchauß/ so groß sie hinein gelegt/ neben behaltener Form vnd Gestalt/ zu klarem vnd bestaͤndigem Gold; doch das eine lieber vnd ehender als das ander. NB. Vnd so man das Metall nicht wol tractirte/ vnd solches noch schwartz auß dem Auro Potabili kaͤme/ so soll man solches nur wol auß gluͤhen/ so wird er die ☉ Farbe erlangen; oder kan man dasselbe mit ein wenig Bley auff einer Cupellen ablauf- fen lassen/ so ist man versichert/ daß man gut Gold hat: dann weder der ♄ noch Anti- monium ihme nichts abnehmen werden/ welches die Prob beweisen wird. Folget nun/ wie mein Aurum Potabile im truckenen Weg (die vnvollkommene Metallen damit zu grad iren) muß prob iret vnd versucht werden. R. Unc. j. dieser meiner Jungfrawen-Milch/ vnd setze dieselbe in einem glaͤsernen Schaͤlichen auff einen warmen Sand/ vnd laß die Waͤsserigkeit oder vnnuͤtze Feuch- tigkeit davon hinweg duͤnsten/ so wird ohngefehr Unc. ß. weisses Saltz ligen blieben/ dieses thue in ein Tiegelein von guter Erden/ vnd lege Scr. j. vel Drach. ß. lamin irt ☽/ ♀/ ♂ darein/ ♃ vnd ♄ doͤrffen nicht lamin iret werden/ vnd setze also dieses Saltz mit dem Metall zwischen ein Kolfeuerlein/ so fleusst das Saltz alsobalden wie ein Wachs/ vnd penetr iret das Metall/ daß es durchauß zu Gold wird/ welches vngefehr innerhalb einer Viertel- oder zum laͤngsten einer halben Stund geschicht/ alsdann man das ge- flossene Saltz auß dem Tiegel giessen soll/ so bleibt die Lamina Metalli darinn ligen in solcher Gestalt vnd Form/ gleich wie es hinein gelegt/ vnd ist durchauß zu gutem Gold worden ♃ vnd ♄ aber/ weiln sie so leichtfluͤssig seyn/ bleiben nicht gantz/ sondern seynd zu einem Korn geschmoltzen/ welches gleich erweise gut ☉ geworden ist; vnd wann mans uͤbersieht/ vnd der Tiegel mit dem Saltz zu warm stuͤnde/ auch das ☽/ ♀ vnd ♂ in ein Korn wuͤrde geschmoltzen seyn/ welches ich zur Nachricht vermelden muͤssen. Allhier hat nun der Kunstliebende eine nasse vnd truckene Prob auff mein Aurum Potabile, welches/ wann er recht damit vmbgehet/ nim̃er fehlen wird; daß aber in oder bey dieser transmutation ein Gewiñ seyn solte/ sage ich nicht/ habe solches allbereit oben bekennt/ daß es nur die Moͤglichkeit dadurch zu beweisen angezeigt sey. Dann/ obwol das Gold/ welches von diesen Proben kom̃t/ auff allen Proben bestaͤndig vnd gut Gold ist/ so ist doch kein Nutzen dabey/ weiln das Aurum Potabile (biß es dahin gebracht/ daß es solches præst iret) mehr kostet als dieses Gold/ so davon gemacht wird/ werth ist. Vnd wann auch einiger Nutzen darbey zu haben seyn solte/ so waͤre es doch nicht recht gethan/ daß Continuatio Miraculi Mundi. daß man eine solche Koͤnigliche Medicin vmb eines wenigen Goldes willen also dar- mit verderben solte; dann auff vielerley andere Weise zu Gold zu kommen: vnd wuͤrde Suͤnde vnd Schande seyn/ wann man diese vngemeine herꝛliche Medicin also jaͤmmer- lich vmb deß wenigen Goldes willen verschmieren solte: ist auch zu diesem ende nicht von mir beschrieben/ Gold dadurch zu machen/ sondern allein darumb/ der gantzen Welt die Muͤglichkeit vor Augen zu legen/ daß noch Menschen gefunden/ denen Gott die Gnade gegeben/ gute Medicamenta zu bereiten. Kan nun jemand etwas weiters hierauß er- lernen/ vnd das Werck verbessern/ goͤnnet es ihme Gott/ werde ich es ihme nicht miß- goͤnnen. Es darff ihm aber kein Gottloser einbilden/ daß er ein Instrument erlangen werde/ Boͤses damit zu thun/ Gott weiß wol was er thut/ wird es vns nicht machen/ wie wirs gerne haͤtten. Was ich geschrieben/ ist die Warheit/ vnd kan zu allen Stun- den bewaͤhret vnd probiret werden/ darbey es auff dißmal sein verbleibens haben soll. Daß aber nicht vielerhand Discurse vnd Judicia hieruͤber ergehen solten/ kan ich mir gar wol einbilden/ aber nicht aͤndern; bekuͤmmere mich auch nicht darumb/ sondern getroͤste mich dieses/ daß ich die vnfehlbare Warheit geschrieben/ vnd selbige vor aller Welt manuten iren kan. Was nun etwan dagegen moͤchte eingeworffen werden/ kan ich auch leichtlich erachten; anders nichts als dieses: daß etwan mancher gedencken oder sagen koͤnte/ es muͤste mein Aurum Potabile etwan nur eine blosse solutio Auri com- munis seyn/ welche in der digestion bey den beygelegten Metallen wieder corporali sch wuͤrde/ vnd im geringsten keine warhaftige transmutation seyn koͤnte. Deme nun sol- ches zu widerlegen/ so frage ich: Ob man dann ein gemein corporali sch Gold ohne cor- rosiv solv iren kan/ dann dieses mein Aurum Potabile gar nicht corrosivi sch/ sondern allein ein feuriges Wasser/ allen corrosiv en entgegen/ vnd anders nichts/ als ein Ni- trum fixatum, oder Salsulphureum; welche Salia fixa doch keine Gemeinschaft mit dem corporali schen gemeinen ☉ haben/ vñ dasselbe wol vnauff solv irt ligen lassen. Vnd wañ es je muͤglich/ ein corporali sch gemein Gold in fixen Sali en zu solv iren/ vnd dieses mein Aurum Potabile eine solche solution waͤre/ so wuͤrde sich das Gold darinnen doch nicht verbergen koͤnnen/ sondern nohtwendig die solution gelb oder roht seyn muͤssen/ welches ja nicht ist/ sondern so klar vnd hell/ daß ein Brunnenwasser nicht klaͤrer seyn koͤnte. Darzu faͤrbet das corporali sche Gold/ wann es solv irt ist/ die Haͤnde/ Naͤgel/ Haar/ vnd andere Dinge/ braun vnd schwartz: dieses mein Aurum Potabile aber thut solches auch nicht; dahero billich fuͤr ein Aurum Philosophorum soll vnd muß gehalten wer- den. Dann alle Philosophi, welche Medicinam Universalem gehabt/ außdruͤcklich sagen/ daß ihr Gold/ oder dessen solution die Haͤnde nicht ferbe/ vnd solches das rechte Kennzeichen oder Vnterscheid zwischen einem gemeinen vnd philosophi schen ☉ waͤre. Nun ferbet je mein Aurum Potabile die Haͤnde nicht: Ergo so muß es auß dem wahren philosophi schen Gold bereitet seyn. Gesetzt/ es waͤre nur eine solution deß gemeinen Goldes durch ein vn corrosivi sch Menstruum, da es doch nicht ist/ so wuͤrde solche solution doch die vnvollkommene Me- M m 2 tallen Continuatio Miraculi Mundi. tallen/ sam̃t dem Mercurio vulgi in der digestion nicht durchauß ting iren oder grad i- ren/ sondern etwan nur verguͤlden/ wie sonsten andere solutiones auch thun: wie man dann auß dem gemeinen Gold ein Pulver bereiten kan/ davon bey meinen Schrifften zu finden/ wann man eine Lunam damit anreibet/ selbige außwendig verguͤldet wird/ gleich als wann es durch den ☿ vnd ☉ waͤre gethan worden; inwendig aber bleibt das ☽ wie es gewesen/ vnd wird nicht durchauß zu Gold. Deßgleichen wann ☉ in Spiritu Salis solv irt/ solche solution durch Huͤlffe eines Vitrioli Veneris alles Eisen außwendig verguͤldet/ inwendig aber es Eisen ist vnd bleibet. Vnd so man eine solutionem Auri mit vielem ▽ vermischt/ vnd ☿/ ♃/ ♄/ ♂ oder Zinck darein leget/ das ☉ auß dem corrosivi schen ▽ sich faͤllet/ vnd sich an das Metall als ein lockeres Schwaͤm̃lein setzet; so bald man aber das ▽ ruͤhret/ solches gefellte ☉ sich zertheilet/ vnd ein truͤber Schleim wird/ das hineingelegte Metall aber gantz nicht ting iret/ sondern vnveraͤndert gefun- den wird. Vnd wann ja eine solutio Auri vulgaris die geringe Metallen ting iren koͤnte/ welches doch vnmuͤglich ist/ so muͤste eine solche solution nohtwendig die Metallen/ vnd sonderlich das feine ☽/ aͤusserlich angerieben oder gestrichen uͤberguͤlden/ welches dieses mein Aurum Potabilc auch nicht thut/ sondern wann ein Luna darmit angestrichen wird/ alsbald allerley Farben/ einem Pfanenschwantz gleich/ daran erscheinen/ vnd schwerlich wieder davon abzuwischen seyn; welches Zeichen genug/ daß es kein gemeines/ sondern ein secret es Gold der Philosoph en seyn muͤsse. Diesen vnd dergleichen Objectionibus ich gar leichtlich widerstehen koͤnte/ wann sie mir solten fuͤrgelegt werden. Jch vermeyne aber/ niemand so keck seyn werde/ sich wider etwas zu legen/ das an sich selber gut/ vnd er nichts bessers dargegen beyzubrin- gen hat. Derjenige/ so etwas bessers hat/ der erkenne auch was dieses ist/ vnd veracht es nicht; der aber nichts hat/ dem ist eben viel/ was er verachtet/ ob es gut oder boͤs sey/ weiln er keinen Vnterscheid zwischen Guten vnd Boͤsen machen kan. Wie klaͤrlich ge- nug bey dem treulosen vnd verlogenen Farnar zu sehen; davon auff dißmal genug. Wer es nicht glauben wil/ daß es eine gute Universal-Medicin sey/ der mag es versu- chen/ so wird ers also finden/ wil ers aber nicht versuchen/ so lasse ers auch vngeurtheilt/ auff daß er ihme nicht selber ein Vrtheil faͤlle/ vnd zu erkennen gebe/ daß er ein Esel sey. Jch haͤtte wol mehr Proben (daß mein Aurum Potabile universal sey) hieher setzen koͤn- nen/ finde es aber vnnoͤhtig. Dem Gelehrten ist gut predigen/ einen Narren aber wird niemand durch lehren vnd predigen weise machen. Vnd wann auch noch so viel disput irens oder judic irens uͤber dieses mein Au- rum Potabile verum von den Vnerfahrnen fallen solte/ so sage ich nicht mehr als dieses darzu/ Hast du etwas bessers/ so gibs herauß/ vnd lasse es sehen vnd probiren: hast du aber nichts/ so halte dein mißguͤnstig Maul/ vnd verachte das jenige nicht/ das du nicht verstehest noch besser geben kanst. Fol- Continuatio Miraculi Mundi. Folget nun der Gebrauch in Medicina dieses meines Auri Potabilis veri. W As soll ich nun viel sagen von grosser Krafft vnd Tugend meines Auri Potabilis, welche es in Medicina beweiset? Solte ich ein grosses Buch davon schreiben/ fin- de ichs nicht noͤhtig/ dieweil solches weitlaͤufftige schreiben offtermals mehr hindern als foͤrdern kan: dann der Mißbrauch in solchem schreiben gar zu sehr uͤberhand genom- men/ also/ daß mancher nur einen geferbten Brandtewein so hoch heraußziehet/ vnd deme mehr an Kraͤfften faͤlschlich zuleget/ als mancher seinem warhafften Auro Pota- bili nicht thun wuͤrde. Nun ist so viel daran gelegen/ daß bißweilen in einem gering- schaͤtzigen Wesen mehr Tugend vnd Krafft verborgen/ als in theuren vnd kostbaren Perlen vnd Edelgesteinen; dieweil aber nicht ein jeder vnterscheiden kan/ was gut oder boͤs ist/ sondern nur glauben muß/ was er hoͤret/ darumb mancher irret/ vnd das Boͤse fuͤr das Gute erwehlet vnd vorzeucht/ welches gar wol zu remed iren/ wann das Werck auff die Prob gesetzt wuͤrde. Wann ich die Tugenden dieses meines Auri Potabilis außfuͤhrlich beschreiben solte/ wuͤrde ein groß Buch davon werden/ welches sich hieher nicht schicket/ sondern soll mit nechsten (geliebt es Gott) in einem Tractaͤtlein/ darinn noch anderer mehr meiner besten Medicament en Tugenden beschrieben/ vnd Pharmacopœa Glauberti intitul irt/ außfuͤhrlich geschehen: allhier aber nur kuͤrtzlich ein wenig zur Nachricht/ wie dieses mein Aurum Potabile zu gebrauchen/ vermeldet werden soll. Dieweil nun mein Aurum Potabile (wie offters erwehnet) ein concentr irtes vnd wieder ad formam liquidam gebrachtes Feuer ist/ vnd sein gantzes Wesen anders nichts als einem zarten/ durchdringenden (doch vnflammenden) Feuer zu vergleichen/ so kan man leichtlich erachten/ worzu es diene/ vnd mit Nutzen in Medicina zu gebrauchen. Vnter allen Elementen ist das Feuer das reineste/ subtileste/ durchdringenteste/ vnd auch kraͤfftigste/ welches niemand widerreden kan. Dann deß Feuers Krafft/ nem- lich die Waͤrme/ die aller compacte ste Coͤrper/ als Metallen vnd Glas/ penetr iret/ vnd ihme nichts seinen Weg oder Gang verhindern kan: hergegen Wasser/ Erde vnd Lufft wol heraußbleiben muͤssen. Dieweil dann Gott der Allmaͤchtige selber einem Feuer verglichen/ davon alles/ was da lebet/ seinen Geist vnd Leben empfangen muß/ vnd oh- ne dasselbe nichts leben/ sich ruͤhren noch bewegen kan/ sondern alles todt/ hart vnd kalt ist/ wie zu sehen bey dem Menschen/ oder einem andern Thier/ wann das Leben noch darinnen/ solches allzeit warm/ im widrigen aber kalt erfunden wird. So lang nun das Lebensfuͤncklein im Menschen oder anderem Thier durch be- hoͤrlichen Speis vnd Tranck genehret vnd vnterhalten wird/ so lang attrah iret dasselbe seine Nahrung/ vnd bleibt in gutem Esse: so bald aber ihme solche Nahrung entzogen/ oder nicht laͤnger geben wird/ so bald auch das Leben anfaͤngt schwaͤcher zu werden/ M m 3 vnd Continuatio Miraculi Mundi. vnd abzunehmen/ gleich wie eine brennende Lampe/ wann daran kein Oel nach geschuͤt- tet/ selbige endlich außleschen muß. Weilen dann deß Menschen Leben ein Feuer/ vnd durch bequeme Speis vnd Tranck (gleich wie eine brennende Lampe durch Zugiessung deß Oels/ neben der Lufft/ ohne welche kein Feuer brennen/ noch das Bewegliche leben kan) allein vnterhalten wird; so haͤtte man fragen koͤnnen/ woran es dann mangelte/ daß die Menschen so leichtlich kranck wuͤrden vnd dahin stuͤrben/ denen doch an gutem Essen vnd Trincken (das Leben bey ihnen dadurch zu vnterhalten) niemaln gemangelt? Dem geb ich zur Antwort/ daß solchen der Zugang oder Weg zum Lebens-Punct durch dicke/ grobe/ zaͤhe vnd kalte humores verschlossen/ vnd gleichsam das nutrimentum ent- zogen/ vnd sie dessen beraubet sind. Wie zu sehen bey einer brennenden Lampen/ wann das Oel nicht klar zugegossen wird/ leichtlich das Dacht von fecibus erfuͤllet/ also/ daß kein Oel mehr dadurch zu der brennenden Flam̃/ selbige zu vnterhalten/ gehen kan/ son- dern nohtwendig/ wann schon Oel genug vorhanden/ dennoch verleschen vnd absterben muß. Wie auch bey einem alten Baum zu sehen/ wann man selben schon genugsam mit Mist oder Tuͤng versehen wolte/ er dennoch nicht ewig leben kan/ sondern einmal außgehen vnd absterben muß; welches Kranckheit auch anders nichts ist/ als grobe/ di- cke/ zaͤhe Feuchtigkeiten/ dadurch die Wurtzel erfuͤllet/ vnd das nutriment dadurch dem Baum entzogen/ wie allbereit bey dem Menschen vnd brennenden Lampen zu geschehen pflegt/ gesagt worden ist. Dann alle Ding ihrenatuͤrliche Vrsachen haben/ vnd nichts ohngefehr geschicht; welches Gott ohne Zweiffel also geordnet/ vnd der Natur eingepflantzt in allem/ oder bey allen Creaturen/ also zu verfahren/ auff daß nichts bestaͤndiges/ sondern alles dem Tod vnd Verderben vnterworffen sey/ dadurch vns seine Ewigkeit vnd alleine Goͤttli- che Bestaͤndigkeit bekand zu machen. Wann nur ein klar Wasser durch hoͤltzerne Roͤhren viel Jahre laufft/ vnd weit gefuͤhret wird/ dieselbe endlich durch den Schlam̃ zuwachsen/ enger werden/ vnd dem Wasser seinen Lauff benehmen/ vnd thut solches ein klar vnd kaltes Brunnenwasser: durch warm Wasser aber hergegen vielmal ehender solches geschicht/ wie zusehen bey den natuͤrlichen warmen Wassern zu Acken/ vnd anderen Orten/ daß man vielmalen die Roͤhren oder Wassergaͤnge oͤffnen/ vnd dem Wasser einen Gang machen muß. Vnd dieses noch ehender bey solchen Wassern/ welche warm sind/ vnd wieder kalt werden/ ihre feces den Gefaͤssen anhaͤngen/ vnd selbige dadurch verstopffen. Auch in offenen Ge- schirren solches zu geschehen pfleget/ wann nemlich ein klar Brunnenwasser in einem kuͤpffernen Kessel zum oͤfftern warm vnd wieder kalt wird/ endlich an den Kessel sich ein zaͤher Schlam̃ anhaͤnget/ der endlich zu einem harten Stein wird. Thut dieses ein klar Brunnenwasser/ was solte dann nicht thun ein solches Wasser/ das an sich selbsten truͤb/ grob/ gesaltzen vnd schleimicht ist? Dahero nicht allein der neue vnd truͤbe Wein feces auf den Boden fallen laͤsset/ vnd Weinstein ringsherumb inwendig an die Faͤsser wach- sen macht/ sondern alte Weine/ doch weniger als die junge/ solches auch thun. Die- Continuatio Miraculi Mundi. Dieweil dann der Mensch von solchen truͤben Getraͤncken sich nehret vnd speiset/ nohtwendig mit der zeit die viscera deß Leibes darvon verstopffet/ vnd dem Leben seine Nahrung/ gleich wie einem Liecht das Oel/ dadurch entzogen werden muß. Dann al- les/ was der Mensch isset vnd trincket/ mit langer zeit die innerlichen viscera verstopffet/ vnd dem Lebens Feuer seine Nahrung entzeucht: Jemehr nun diese Nahrung dem Le- ben entzogen wird/ je ehender das Liecht oder Feuer-Leben außleschet/ vnd der kalte fin- stere Tod herbey nahet/ vnd die Oberhand gewinnet. Dahero das alte Spruͤchwort faget: Jß das gahr ist/ trincke das klar ist/ vnd rede das wahr ist/ so lebst du lang. Moͤchte mancher sagen: Er wolte dann alle truͤbe Getraͤncke meiden/ vnd auch gute wolgekochte Speisen geniessen/ auff daß er keinen Weg zur Kranckheit vnd Tod bereitete. Es ist zwar wol gesagt/ vnd kan viel helffen zur Gesundheit/ wann sich der Mensch maͤssig im essen vnd trincken haͤlt/ schaͤdliche/ grobe/ rauhe Speisen vnd truͤbe Getraͤncke meidet: daß er aber darumb nicht endlich kranck werden vnd sterben solte/ das ist nichts. Dann keine Speise so gahr/ vnd kein Tranck so klar/ der nicht noch seine verborgene feces mit sich fuͤhrte/ dadurch mit langer Zeit die innerliche viscera deß Leibes verstopffet/ vnd Kranckheit eingefuͤhret wuͤrde; wie oben bey dem reinen Brunnenwasser (dadurch die Gaͤnge mit langer Zeit verstopfft) gehoͤret worden. Wie dann auch ein Baum auff hohen Bergen sich allein auß dem klaren Regenwasser nehret/ vnd dennoch endlich seine Wurtzel verstopfft/ vnd ihme die Nahrung entzogen wird/ daß er absterben muß. Daß aber eine Eiche/ oder ein ander wilder Baum im Wald/ welcher sich allein vom Regenwasser vnd seinen eigenen abfallenden Blaͤttern nehret vnd vnterhaͤlt/ nicht viel laͤnger stehen solte/ als ein zahmer Baum im Garten/ welcher fleissig gewartet vnd gemistet wird/ sag ich nicht: dann solches bekand genug/ daß mancher Eichenbaum tau- send/ der zahme aber kaum ein hundert Jahr stehen kan; welches alles wegen der vnglei- chen Nahrung herkom̃t. Ein Hirsch im Wald/ oder ein Rab in der Lufft kan uͤber hun- dert Jahr leben; so sie aber gefangen/ vnd auffs allerbeste gespeiset/ nicht funffzig Jahr leben koͤnnen. Wann der Mensch nur von Brod vnd Wasser lebte/ er ohne zweiffel viel laͤnger leben wuͤrde/ als von guten Bißlein vnd Truͤncklein; welches offenbar genug ist/ vnd dennoch nicht in acht genommen wird/ vnd dieses allein dahero/ weil der Mensch der guten Bißlein vnd Truͤncklein zuviel geniesset/ die Natur uͤberladet/ davon obstru- ctiones entstehen/ vnd den Kranckheiten ein Weg dadurch bereitet wird. Ein getuͤng- ter Baum deßgleichen zu viel Fettigkeiten auff einmal zu sich ziehet/ dadurch seine Wur- tzel verstopffet/ vnd mit der zeit die gebuͤhrliche Nahrung dem Stam̃ nicht mehr geben kan/ dahero er endlich verdorren vnd absterben muß. Was Raht dann/ moͤchte man- cher sagen/ sind die obstructiones bey den Menschen oder Baͤumen die fuͤrnehmste Vrsachen der Kranckheiten oder Absterben deß Lebens/ kan man diesen nicht fuͤrkom- men/ daß dergleichen obftructiones nicht uͤberhand nehmen/ vnd wann sie schon uͤber- hand genommen/ selbige wieder eroͤffnen? Darauff gebe ich zur Antwort/ daß beydes muͤglich zu thun/ nemlich denselben beyzeiten vorzukommen/ vnd wann es uͤberhand ge- nom- Continuatio Miraculi Mundi. nommen/ wieder zu remed iren ist/ vnd solches auff diese Weise/ nemlich durch solche Medicament en/ welche diesen Dingen zugegen/ davon die obstructiones, nemlich von kalten/ zaͤhen/ vnreinen Waͤsserigkeiten/ herkommen/ nohtwendig solche wieder durch erwaͤrmende/ duͤnnmachende/ feurige penetr irende Medicament en erduͤnnert/ erwel- chet vnd eroͤffnet werden muͤssen; wie solches die lange Erfahrung gelehret/ daß alle ob- structiones ohne erwaͤrmende vnd penetr irende Medicament en vnmuͤglich zu beneh- men. Je waͤrmer/ penetr irender vnd resolv irender nun die Medicin ist/ je ehender vnd geschwinder sie oper iret/ vnd die kalte Verstopffung eroͤffnet. Dargegen die be- waͤhrtesten Medicament en befunden seyn/ ein Spiritus volatilis communis, oder Vi- trioli; (ohne corrosiv ) Item der Spiritus volatilis tartari crudi, Spiritus Urinæ vnd Salis Armoniaci, vnd andere dergleichen feurige Spiritus viel gutes in solchen obstru- ctionibus verrichten. Dieweiln aber die volatili sche Spiritus gemeiniglich nur die jun- ge vnd noch vnveraltete obstructiones angreiffen vnd resolv iren/ die fixere aber auß- zutreiben nicht kraͤfftig genug seyn/ sondern durch ihres Gleichen/ als durch fixere Me- dicament en außgetrieben seyn wollen. Wann dann deme also ist/ vnd kein erfahrner Medicus auch solches mit Warheit widersprechen darff/ so beruhet es dann darauff/ wie man zu einer solchen Medicin gelange/ die nicht allein die new-entstandene/ sondern auch veraltete obstructiones wegnehme. Durch Kraͤuter vnd deren Anhang solches zu verrichten/ ist vnmuͤglich/ welches die gegenwaͤrtige Zeit augenscheinlich beweiset/ daß niemand an solchen Kranckheiten darmit cur iret wird/ sondern so lang vergeblich geflicket vnd gepflastert wird/ biß endlich der Tod die Oberhand bekoͤm̃t/ vnd der Pa- tient die vielerhand genossene Leckerbißlein mit der Haut bezahlen muß; welchem vn- reiffen Tod man doch gar leichtlich mit guter Medicin haͤtte vorkommen koͤnnen. Wie solte es koͤnnen muͤglich seyn/ daß eine kalte/ grobe vnbereitete Medicin auß den visceri- bus die kalte/ grobe humores erwaͤrmen/ erweichen vnd außfuͤhren koͤnnen? Eben als wann einer mit einem kalten Stuͤck Eiß ein ander Stuͤck gefroren Wasser zerschmel- tzen vnd fluͤssig machen wolte/ das Feuer aber solches thun kan. Darumb in solchen kal- ten/ zaͤhen obstructionibus, selbe zu erwaͤrmen/ erduͤnnern vnd außzutreiben eine pe- netr irende/ feurige/ lebendige/ gute Medicin/ vnd gar kein kalter/ todter/ schleimiger Syrup/ Conserva oder Julep gehoͤret. Jch kan mich nicht genug verwundern/ wann ich daran gedencke/ wie daß doch deß Menschen Leben vnd Gesundheit so wenig geachtet/ so liederlich verseumet/ vnd so muhtwillig/ auß lauter ignorantz, verwarloset wird/ so blind vnd obstinat die jetzige Welt jetzunder ist/ daß sie dieses nicht sehen noch glaͤuben wil/ wann auch mit Fingern darauff gezeiget wuͤrde: niemand aber mehr Schaden darvon hat/ als die Vnschuldi- gen/ welche es nicht verstehen/ sondern was man ihnen vorsaget/ glauben muͤssen. Die- ses aber dem Gluͤck vnd Zeit/ neben andern erroribus, befohlen/ durch welche (wanns Gott geliebt) etwan einmal remedia gegen solche Mißbraͤuche moͤchten geschafft wer- den. Die- Continuatio Miraculi Mundi. Dieweil wir dann gehoͤret/ daß der vornehmste Weg vnd Vrsach zu den Kranck- heiten vnd Tod/ kalte/ zaͤhe vnd dicke humores seyn/ dadurch die innerliche viscera deß Leibs nach vnd nach eingenommen vnd verstopffet/ vnd dem humido radicali der Vn- terhalt oder Nahrung entzogen wird/ daß das Lebens-Feuer allgemach schwaͤcher/ vnd endlich gar ersticken vnd außleschen muß. Deme nun zu begegnen/ kein besser oder sicherer remedium zu finden ist/ als er- meldte innerliche viscera oder Gaͤnge deß Leibes offen vnd sauber zu halten; vnd wann sie ja allbereit verstopffet/ wiederumb zu eroͤffnen/ vnd einen freyen Gang zu machen. Welches dann dieses mein Aurum Potabile vollkoͤm̃lich verrichten kan/ vnd schwerlich eine bessere Medicin/ alle obstructiones deß menschlichen Leibes zu beneh- men/ gefunden wird. Dann gedachtes Aurum Potabile an sich selber ein subtil vnd durchdringendes/ feuriges Wesen ist/ dadurch alles Kalte erwaͤrmet/ das grobe erduͤn- nert/ vnd die schaͤdliche Feuchtigkeit verzehret vnd außgetrucknet wird/ also/ daß bey dem Gebrauch dieser Medicin keine obstructiones ins Menschen Leib gener iret/ vnd wann sie auch allbereit schon vorhanden/ dennoch derselben wieder weichen vnd Platz machen muͤssen. Darzu hat es die Krafft/ das humidum radicale oder spiritum vitalem vor al- len andern Medicament en zu staͤrcken/ vnd bey gutem Wesen zu vnterhalten. Kan also gaꝛ wolfuͤr ein Centrum concentratum omnium medicamentorum gehalten wer- den: dann alle diese Kraͤfften/ welche sonsten bey den Vegetabili en/ Animali en vnd Mi- nerali en einfach zu finden/ vnd bey den Kranckheiten particulariter oper iren/ allhier beysammen concentr iret seyn/ vnd universaliter wircken/ darumb auch billich eine Medicina Universalis soll genennet werden: dann solche nicht allein bey den menschli- chen Coͤrpern allen andern medicamentis in grossen schnell-wirckenden Kraͤfften vnd Tugenden vorgehet/ sondern sie auch bey den Vegetabili en vnd Minerali en solches ge- nugsam beweiset/ also ihr billich der Vorzug/ Lob vnd Preis seyn vnd bleibe n muß. Dann wann dieses Aurum Potabile schon noch viel kraͤfftiger vnd edeler in Me- dicina gegen alle Kranckheiten der Menschen solte erfunden werden/ als wie es jetzunder ist/ vnd doch darneben nicht auch eine Medicin der Vegetabili en vnd Minerali en waͤre/ so koͤnte sie nicht fuͤr eine Universal-Medicin bestehen/ sondern allein fuͤr eine gute Par- ticular-Medicin der Animali en gehalten werden. Dieweiln aber dieses mein Aurum Potabile (wie oben allbereit erwehnet) nicht allein dem schwachen menschlichen Ge- schlecht/ als dem animali schen Reiche/ sondern auch dem vegetabili schen vnd minerali- schen Reiche gleicher weise hoͤchste Medicin ist/ (dann ausser dieser dreyen Reichen/ nem- lich der Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en in der gantzen Natur nichts weiters zu finden) darumb billich eine Medicina Universalis zu nennen. Es schreiben zwar die Philosophi, daß ihre Medicina Universalis dem mensch- lichen Geschlecht gegen alle Kranckheiten die hoͤchste Medicin waͤre/ vnd darneben alle vnvollkommene Metallen in das beste Gold verwandelte; daß sie aber auch der Vegeta- bili en hoͤchste Medicin seyn solte/ melden sie gar nichtes von. Was aber die Vrsach sol- N n ches Continuatio Miraculi Mundi. ches verhaltens/ solte ich wol sagen koͤnnen/ aber nicht noͤhtig erachte/ solches zu eroͤff- nen/ ist genug/ daß ich so viel weiters gehe vnd bekand mache/ daß sie es thun koͤnne. Man wolle mich aber wol verstehen/ vnd nicht so schlecht achten/ als wann ich die- ses mein Aurum Potabile dem gar grossen Stein der Philosophen/ dadurch sie die vn- vollkommene Metallen in grosser Quantit aͤt per projectionem in das beste Gold ver- wandelt haben/ gleich achten wolte: Nein; dann eine solche grosse Krafft ich dieser mei- ner Medicin nicht zuschreibe/ welches auch nicht in ihr ist; daß aber nicht mit der zeit ein bessers darauß solte koͤnnen gemacht werden/ als mir jetzunder davon bekand ist/ kan ich nicht sagen/ dann ich so weit nicht darmit kommen bin/ vnd auch vielleicht nimmer so weit kommen werde: dann solches nicht bey mir/ sondern allein bey Gott stehet/ ob ers zulassen werde/ oder nicht. Jch sage aber Gott meinem him̃lischen Vatter fuͤrs erste Lob vnd Danck fuͤr seine grosse Gnade/ deren ich mich nicht wuͤrdig achte/ die er mir all- bereit verliehen/ vnd ein schoͤnes kleines Koͤnigliches Kindlein bescheret hat: ob er mir aber seine Goͤttliche Gnade noch laͤnger verguͤnnen/ vnd behuͤlfflich seyn werde/ daß ich gedachtes kleines Kindlein zu voͤlligen mannbaren Jahren bringen/ vnd eine Kron der Ehren vnd Herꝛlichkeit auffsetzen moͤchte/ kan ich nicht wissen/ stehet alleine bey deme/ der alles geben vnd wieder nehmen kan. Was ich aber allhier geschrieben/ das ist die pur lautere Warheit/ vnd zu keinem andern Zweck geschehen/ als allein Gottes Ehre vnd seine grosse Wunderwercke da- durch bekand zu machen/ wie auch dem armen duͤrfftigen menschlichen Geschlecht damit zu dienen/ vnd mein von Gott empfangenes Talentum fruchtbar zu machen. Weiters schreiben die Philosophi ihrer Medicin zu/ daß man dadurch auß allen Kißlingsteinen vielerhand Farben Edelgesteine machen koͤnne/ den natuͤrlichen an der Farbe gantz gleich/ welches dann mein Aurum Potabile/ weiln ich solches eine Medici- nam Universalem nenne/ nohtwendig auch verrichten muͤsse/ mancher sagen koͤnte. Darauff ich berichte/ wie auch allbereit zu etlich malen geschehen/ daß mein Aurum Po- tabile noch jung vnd vnvollkommen/ vielleicht wann es zur Feuerbestaͤndigkeit gebracht wuͤrde/ es solches genugfam verrichten solte: Jetzunder aber gibt es per se innerhalb dreyen Stunden lang in einem verdeckten Tiegel/ einem blut-rohten/ durchsichtigen Stein/ einem Rubin gleich/ welcher/ so ein wenig davon auff ein geschmoltzen Glas ge- worffen/ dasselbige gelb/ gruͤn/ blaw/ auch wol kolschwartz ferbet/ nachdem viel oder we- nig darauff geworffen/ oder es laͤnger im Fluß erhalten worden/ vnd dieses/ da es noch nicht fix oder zeitig ist/ was es aber thun solte/ wann es zur voͤlligen fixit aͤt gebracht/ man leichtlich erachten kan. Auch ting iret es etliche Arten weissen Kießling in vielerhand Farben/ wann die- selbe etliche Stunden in der Hitze ligen/ vnd transmut iret den Sulphur darinnen zu gu- tem Gold/ welches mir fuͤr das wunderlichste vorkoͤm̃t/ das ich all mein Lebtag gehoͤret/ vnd ist die Warheit was ich sage: wie ichs aber erfahren vnd gewahr worden/ nohtwen- dig achte/ solches bekand zu machen: Jch habe einmal etliche Vntzen gemeldtes Auri Po- Continuatio Miraculi Mundi. Potabilis in einem Porcellanen Schuͤsselein im Sand stehen gehabt/ das phlegmæ davon zu verdunsten/ vnd ad formam Salis zu bringen: nachdem aber der Sand zu warm worden/ der Liquor theils auß der Schalen gelauffen/ vnd in den warmen Sand gekrochen/ vnd ich einmal darzu siehe/ vnd gewahr werde/ daß mein Aurum Potabile in den Sand gelauffen/ vnd sich darein verkrochen gehabt/ muste ich es also ge- schehen lassen/ nahme solchen Sand/ der von dem Auro Potabili zusammen gebacken/ auß der Sand-Cupellen/ legte selben in ein Glas/ goß ein Regenwasser darauff/ stellte solches auff warmen Sand zu extrah iren/ so hat sich alles Saltz in das Wasser begeben/ vnd sich darinn solv iret/ darauff habe ich den Sand mit dem Wasser in einen Trichter von Filtrir- Pappier geschuͤttet/ so in das imprægn irte Wasser klar durchgelauffen/ an der Farb vnd Gestalt vnveraͤndert/ der Sand aber/ welcher weiß gewesen/ gantz braun- roht geblieben/ daruͤber ich mich verwundert/ daß auch ein Sand sich von gedachtem Auro Potabili ferben ließ/ habe demnach ein wenig von gedachtem Sande auff einer Cupellen probiret/ vnd gut Gold gefunden; welches eine wunderliche transmutation ist/ deßgleichen miꝛ niemaln zu Ohren kommen. Jch glaube/ man solte ein Stuͤck Cry- stall durchauß in Edelgestein grad iren koͤnnen/ nur in digestione; welches ich nicht ver- sucht/ aber mit naͤhstem/ so Gott wil/ solches zu versuchen willens. Nachdem ich dieses gesehen/ hab ich mir alsbald einbilden koͤnnen/ daß derjenige Sand/ darein ich Kraͤuter gepflautzt/ vnd mit dem Auro Potabili befeuchtet/ ihnen/ den Kraͤutern/ nicht voͤllige guͤldische Kraͤfften vnd Qualit aͤten/ so dem Sand einverleibet/ gefolget wuͤrden/ sondern der Sand die beste Krafft zu sich attrah iren/ vnd sich selber dadurch verbessern/ vnd den eingepflantzten Kraͤutern nur ein wenig von den guͤldischen Kraͤfften folgen lassen moͤchten; welches auch also befunden/ darumb der Sachen besser nach zudencken mir Gelegenheit vnd Anlaß geben hat/ vnd hinfuͤro solche Kraͤuter/ wel- che durch mein Aurum Potabile guͤldischer Qualit aͤten theilhafftig werden solten/ nicht mehr in Sand/ sondern nur in Segespaͤne von Holtz zu pflantzen vorgenommen: dann das Holtz eine solche starcke magnetische Krafft nicht hat/ auß dem Auro Potabili die guͤldische Essentiam zu extrah iren/ als ein Sand. Wird also auff diese Weise in ver- fault Holtz oder Segespaͤne gepflantzt viel besser seyn als in den Sand/ weiln derselbe das beste fuͤr sich selber heraußzeucht/ sich dadurch verbessert/ vnd dem Vegetabili mehr nicht zukommen laͤsst/ als er selber wil: welches gar zu parteyisch gehandelt ist. Wann ich die- ses nicht vngefehr gemercket oder gewahr worden waͤre/ wuͤrde mir der Sand viel gutes entzogen/ dem Vegetabili wenig gelassen/ sondern sich selber am besten damit versorget haben. Weiters dienet auch dieses zu wissen/ daß alle Kraͤuter/ welche durch Huͤlffe mei- nes Auri Potabilis gewachsen/ nicht allein groͤsser vnd staͤrcker am Gewaͤchs/ als sonsten gemeine Kraͤuter/ herfuͤr kommen/ sondern dieselbe auch viel herꝛlicher an Farben/ Ge- ruch/ Geschmack vnd allen Kraͤfften befunden werden: vnd solches dahero/ weilen ge- dachte Medicina Universalis ein lauter Feuer/ vnd den Gewaͤchsen solches auch mit N n 2 ein- Continuatio Miraculi Mundi. einverleibet: dann bekand genug ist/ je waͤrmer die Laͤnder/ je kraͤfftigere Kraͤuter sie herfuͤrbringen. Jn diesen feuchten Niederlanden haben die Kraͤuter schon keinen sol- chen guten Geruch/ Geschmack/ vnd Kraͤffte/ gleich wie in Hoch-Deutschland/ da der Grund vnd Lufft truckener vnd waͤrmer ist als hier. Deßgleichen werden die Kraͤuter in Deutschland nicht so kraͤfftig vnd groß gefunden als in Franckreich/ da die Lufft noch waͤrmer vnd truckner ist als in Deutschland/ da man kaum ein Stoͤcklein Rosmarin uͤber Winter behalten kan/ daß es nicht erfrieret: in Franckreich aber solcher auff den Haͤyden vnd wilden Feld daher waͤchset/ bißweilen grosse Baͤume davon gefunden wer- den/ daß man sich trucken vorm Regen darunter verbergen koͤnte/ welches in kalten Laͤn- dern gar nicht geschicht. Darumb der allerbeste vnd lieblichste Honig auß Franckreich vnd Marsilia (da die Bienen solchen auff der Haͤyden wachsenden Rosmarin-Bluͤht außsaugen/ zu vns in Deutschland vnd andere Oerter/ einen lieblichen Maͤht davon zu machen/ oder sonsten zu der Fruͤchten vnd Blumen conserv irung zu gebrauchen) ge- bracht wird. Deßgleichen wird derjenige Honig/ so in Holland vnd Frießland/ da die Bienen auff die Wiesen vnd feuchten Graslaͤnder fliegen/ ihr Honig darauß zu ziehen/ fast ohne Geschmack erfunden/ dahero viel besser als derjenige/ welchen die Bienen von den wilden hart-riechenden Bluͤhten der Baͤume oder mageren Haͤyden gesogen haben. Darauß genugsam zu sehen/ daß ein grosser Vnterscheid zwischen der Kraͤuter Kraͤfften zu machen/ vnd sehr geirret wird/ daß man in Europa, vnd sonderlich an den Nordli- chen Orten/ als Dennemarck/ Schweden oder Polen/ die Kraͤuter so gut vnd kraͤfftig haͤlt/ als diejenige/ davon die alten Medici viel geschrieben/ vnd die jungen Galenici in den kalten Laͤndern solches auch ihren feuchten Kraͤutern zumessen wollen/ welches weit gefehlet; darumb sie auch wenig darmit außrichten/ welches bekand genug ist. Avicenna, Averroës, Agnieta (darauß Galenus seine Schrifften collig iret) sind keine Deutschen/ Schweden/ Daͤnen oder Polen gewesen/ haben in hitzigen Laͤndern gewohnet/ da die Sonne von oben herab Tag vnd Nacht gewaltig oper iret/ vnd von vnten haben die Kraͤuter einen guͤldischen Grund gehabt/ da sie nohtwendig kraͤfftig ha- ben seyn muͤssen: daß man aber diese in vnsern kalten Landen jenen an Kraͤfften gleich halten wolte/ das ist weit gefehlet; die Natur hat es also nicht versehen/ durch Kunst aber solches zu thun wol muͤglich waͤre/ daß bey vns in Europa auch in den kaͤltesten Laͤndern solche kraͤfftige Kraͤuter (den Arabi schen gleich) wachsen koͤnten. Dann wo die Natur auffhoͤret/ sagen die Philosophi; muͤsse der Artist anfangen; welches Hermes, als ein Vatter aller Philosoph en/ in seiner Schmaragdinischen Tafel klar genug zu erkennen gegeben/ da er saget: Verum, sine mendacio certum \amp; verissimum, quod est inferius, est sicut quod est superius, \amp; quod est superius, est sicut quod est inferius, ad perpe- tranda miracula rei unius, \amp;c. Obwol nun diese Worte vnterschiedlich außgelegt vnd verstanden/ so gehet doch der gantze Jnnhalt derselben allein auff die oͤbere vnd vntere Sonne/ dadurch alles ge- ner iret vnd zur perfection muß gebracht werden. Die obere Sonne koͤnnen wir mit Ge- Continuatio Miraculi Mundi. Gewalt nicht herunterziehen/ oder viel weniger derselben gebieten/ daß sie vns in Euro- pa auch so warm scheinen vnd so kraͤfftige Kraͤuter wolte wachsend machen/ den Arabi- schen gleich. Wir finden kein Gehoͤr bey derselben/ sie kennet vns nicht/ sondern gehet ihren Gang dahin/ wie sie allzeit gewohnet/ vnd von Gott darzu verordnet worden. Wollen wir aber etwas bessers haben/ als die Natur vns zu geben gewohnet ist/ so muͤs- sen wir die Kunst/ als eine Nachfolgerin der Natur/ anreden vnd sehen/ ob sie vns zu huͤlff kommen wolte; welches sie dann gar wol thun kan/ daß vns in Europa die Erde immer so kraͤfftige Kraͤuter herfuͤrbringen muß/ als in Arabia, vnd mit wenigen Kosten vnd Muͤhe; darff eben durch mein Aurum Potabile nicht geschehen/ welches zu theuere Kraͤuter geben wuͤrde: sondern es koͤnte solches nur ein fluͤssiges sulphuri sch gesaltzen Wasser vollkoͤm̃lich verrichten: dann sowol in dem Saltz/ als auch Schwefel/ die Son- nenstralen haͤuffig concentr iret oder coagul iret zu finden/ welches vnsere irdische Son- ne ist. Wann wir dann solche nur gegen die vegetabili sche Gewaͤchse zu applic iren wuͤ- sten/ wuͤrden wir eben dasselbige durch Kunst darmit außrichten vnd zu wegen bringen/ was sonsten die obere Sonne natuͤrlicher weise verrichtet. Der dieses nicht verstehet noch begreiffen kan/ der gehoͤret gar nicht vnter die wahre Philosophos, sondern laͤsst sich von den Blinden leiten/ vnd fuͤhret andere auch in die finstere Gruben. Die Sonne am Firmament gehet ihren Weg/ laͤsst sich weder kleiner noch groͤsser machen: die vntere Sonne haben wir in Haͤnden/ vnd koͤnnen dieselbe vnsern Gewaͤchsen geben/ wann vnd wie viel wir selber wollen: dahero die Kunst der Natur weit bevor geht/ wann wir diesel- be nur haben vnd zu gebrauchen wissen. Dieser Discurs faͤllet mir groͤsser/ als ich ver- meynet/ wollens darbey beruhen lassen. Den Erfahrnen ist genug gesagt/ einem Esel aber lassen sich seine lange Ohren nicht kuͤrtzer predigen/ vnd auch einen Morian weiß zu waschen vergeblich ist. Dieses in Parenthesi beyzubringen/ hab ich nicht vmb gehen koͤnnen. Auff daß man aber sehen vnd spuͤren moͤge/ daß ich die Warheit schreibe/ vnd et- wan einer oder der ander auß curiosit aͤt eine Probe davon machen wolte/ so berichte ich dieses/ daß man gemeldtes Aurum Potabile erstlich nur in ein roht Saltz coagul iren soll/ vnd dessen auff ein Loht geflossen Crystallinen Glas/ ohngefehr 3. 4. 6. 8. 12. mehr oder weniger Granen werffen vnd darauff schmeltzen lassen soll/ so nimbt das geflossene Glas alsobalden die Tinctur zu sich/ vnd erlanget eine gelbe Hyacinthen-Farbe/ so schoͤn als ein natuͤrlicher durchsichtiger Hyacinth immer seyn koͤnte. NB. So man aber die Farb laͤnger im Feuer stehen laͤsst/ so veraͤndert sich die goldgelbe Farb in eine gruͤne oder blaue/ vnd wann sie noch laͤnger stehet/ endlich kolschwartz wird. So man aber einen Rubin davon haben wil/ muß man nichts frembdes zusetzen/ sondern das coagul irte Aurum Potabile allein in einem reinen verdeckten Tiegel ein paar Stunden fliessen lassen/ so wird es ein blutrohtes Vitrum geben/ so schoͤn/ daß auch durch blosses ansehen einem Liebhaber/ welcher durch viel Sorgen/ Muͤhe vnd Arbeit seine gantze Natur ver- schwaͤchet vnd gekraͤucket/ das Hertz im Leib erquicket wird. N n 3 Wie Continuatio Miraculi Mundi. Wie einem vmbs Hertz ist/ der so viel vergebliche Arbeit gethan/ den Segen Got- tes so schmertzlich erwartet/ vnd endlich einmal eine Muͤglichkeit erblicket/ kan ein jeder leichtlich erachten. Ohne Zweiffel da Moses das Gelobte Land nur von weitem ersehen/ vnd doch nicht hineinkommen konte/ dennoch von Hertzen sich wird erfreuet haben. Wie erfreute sich doch der alte Simeon/ als er durch Antrieb Gottes in den Tempel kam/ das Kindlein JESVS auff seine Arme nahm/ sprechende: Herr / nun laͤssest du deinen Diener im Friede fahren: dann meine Augen haben deinen Heyland gesehen. Jch wil hoffen/ daß mir niemand werde vor uͤbel auffnehmen/ daß ich dieses gleichnuͤß- weise einfuͤhre: dann mein Kind nur Dreck vnd Koht/ jenes aber auff den Armen Si- meonis ein Herr Himmels vnd der Erden war. Gleich wie aber das Kindlein JE- SVS / da es noch klein war/ vnd nicht reden oder predigen konte/ keine Wunderwerck thate/ sondern in allem aͤusserlichen Ansehen noch einem gemeinen Kinde gantz gleich war/ vnd niemand daran sehen konte/ was auß ihm werden wolte/ so lang vnd viel/ biß es seine mannbare Jahre erreichte/ alsdann es nicht mehr kindisch bliebe/ sondern grosse Wunderwerck thun konte/ vnd dieses dahero/ weiln das Goͤttliche Wesen von Ewig- keit her in ihme verborgen/ vnd durch die Zeit allgemach an ihme offenbar werden muste. Wer kan an einem Saamen sehen/ was fuͤr Farben vnd Gestalten das Gewaͤchse auß ihme bekommen werde: wann aber derselbe ins Wachsthumb gebracht/ vnd darinn be- hoͤrlicher weise vnterhalten/ alsdann offenbar wird/ was zuvor verborgen war. Dieweil dann nun das wahre primum Ens Auri vollkoͤm̃lich in meinem Auro Potabili verborgen/ vnd nicht zu sehen/ was durch die Kunst darauß zu machen/ biß daß es zur fixation gebracht: Also muß man die Gedult haben/ biß das Kind alt vnd groß wird/ alsdann es reden/ vnd sonsten maͤnnliche Thaten begehen wird/ ehender aber nicht. Wer wuͤrde glauben koͤnnen/ daß in einem Ey das Wesen von einem Vogel mit allen Gliedern/ Federn/ vnd was deme anhaͤngig/ verborgen/ wann es nicht so gar bekand waͤre? Ein suͤsser Weintrauben-Most/ wann dessen zu viel getruncken wird/ er dem Magen schaͤdlich ist/ solchen verschwaͤchet/ vnd Colicam verursachet: wann er aber alt/ klar vnd starck worden/ er den Magen vnd gantzen Leib staͤrcket/ vnd diese Kraͤffte erst beweiset/ welche in dem suͤssen Most verborgen waren: Deme aber ein vegetabili scher Saame/ oder ein animali sch Ey/ oder minerali sch primum Ens bekand ist/ der weiß wol/ daß auß dem Saͤmlein ein Kraut/ auß dem Ey ein Vogel/ vnd auß dem primo Ente Mineralium eine hohe Universal-Medicin werden muß: der es aber nicht weiß noch verstehet/ vnd ein vnachtsam Saͤmlein/ Eylein/ oder vn- ansehnlich primum Ens Mineralium als ein sulphuri sch Saltz verwirfft/ der verwirfft auch ein verborgen Kraut/ Vogel/ vnd Medicinam Universalem vnwissend. Dar- umb niemand etwas verwerffen oder verachten soll/ das er nicht kennet. Soll also hiemit verstanden werden/ daß in dem primo Ente Auri eine wahre Universal-Medi- cin verborgen/ vnd durch die Zeit/ Kunst vnd Natur realiter dahin zu verwandelen muͤglich. Darumb niemand mein Aurum Potabile verachten wolle/ weiln es noch so jung/ Continuatio Miraculi Mundi. jung/ vnd nur einem gemeinen gesaltzenen Wasser gleich anzusehen/ sondern gedencken/ daß es nur ein weisses Ey sey/ seinen gelben Dotter aber/ darauß ein schoͤner Vogel werden koͤnne/ inwendig in ihme verborgen trage. Dieses sey nun genug von Natur/ Art vnd Eigenschafft meines Auri Potabilis gehandelt. Mit naͤhestem soll sein medicinali scher Gebrauch nebenst anderen meiner vornemsten Medicament en außfuͤhrlich beschrieben herauß gegeben werden. Welcher es aber vnterdessen gebrauchen wolte/ der kan es ohne alle Sorgen vnd Gefahr gar wol thun/ dann es nichts anders als gutes verrichten wird/ nemlich das schwache Humi- dum radicale oder Spiritum vitalem darmit zu staͤrcken/ vnd gleichsam wie durch Zu- giessung deß Oehls eine brennende Lampen/ oder durch Zulegung deß Holtzes ein Feuer erhalten/ vnd vor dem Außleschen bewahret/ vnd in seinem Leben erhalten wird/ also auch deß Menschen Leben dadurch ernehret/ vermehret/ vnd lange Jahre bey gesundem Zustand dadurch erhalten vnd behalten werden kan: doch daß mans mit Verstand/ als ein lauter Feuer/ maͤssig gebrauche. Erstlich kan man davon ein oder zwey Troͤpfflein mit Wein/ Bier/ oder anderem Getraͤnck vermischen/ am allerbesten mit dem Spiritu Vini, vnd dem Patienten beybringen/ deß andern Tags ein Troͤpfflein mehr geben/ vnd also darmit auffsteigen so lang vnd viel/ biß daß es sichtlich wircket/ den Schweiß vnd U rin treibet/ vnd auch bißweilen linde sedes verursacht: vnd wann mans so weit gebracht/ so kan man wieder zuruͤck gehen/ die Dosin mindern/ vnd nach gluͤcklicher vollendeter Cur weiter innhalten/ vnd davon einzunehmen nachlassen/ so wird man befinden/ daß alle boͤfe Kranckheiten/ auch die verborgene/ dadurch außgetrieben/ vnd gleichsam consum iret werden wie ein Holtz von einem brennenden Feuer/ daß nichts als ein fixes/ bestaͤndiges Saltz zuruͤck bleibet/ verzehret/ vnd ad nihilum gebracht wird. Dann/ wie oben erwehnet/ alle Kranckheiten meisten theils auß den feuchten hu- moribus entstehen/ vnd ihren Vrsprung haben/ dargegen kein besser Remedium zu finden/ als dieses mein Aurum Potabile : dann es allen uͤberfluͤssigen Feuchtigkeiten gewaltig widerstehet/ solche verzehret/ außtreibet vnd consum iret/ wie die Sonne ein Geschirꝛ mit Wasser außduͤnsten macht: dahero Lepra, Morbus Gallicus, Quartana vnd alle andere Febres, Scorbutus, Epilepsia, Apoplexia, Melancholia, Hypo- chondriaca, Hydropisis, Calculus in Nieren vnd Blasen/ Podagra, alle bekande vnd vnbekande Mutter-Kranckheiten der Weiber/ die erschreckliche Pestilentz/ vnd was deren anhaͤngig/ gluͤcklich dadurch curiret vnd sicherlich dafuͤr præserv iret werden. Dann nichts mehrers der corruption vnd Verderben vnterworffen ist/ als das uͤbrige phlegma oder vnzeitige Feuchtigkeit/ dahero ein truckener Sanguineus schon gesuͤnder als ein feuchter Phlegmaticus. Ein truckener Zucker kan viel Jahre vnverdorben ligen/ wann er aber naß wird/ so wird er sauer vnd schimlicht/ der doch selber ein Saltz ist/ vnd andere verderbliche Vegetabili en/ wann er darmit vernuscht/ zu præserv i- ren pflegt. Daran Continuatio Miraculi Mundi. Daran man genugsam sehen kan/ daß die uͤbrige Feuchtigkeit bey allen Dingen eine Thuͤr dem Tod zum Leben auffthut: die warme temper irte Truckene aber alles bey gutem Stand vnd Wesen erhalte/ vnd aller corruption den Zugang verschliessen thut. Gleich wie ein schoͤn vnd wolgebautes Haus/ wann es am Tach nicht wol versehen/ vnd der Regen hinein laufft/ solches allenthalben anstecket vnd verfaulend macht: wann mann man aber die Loͤcher am Tach oder die Fenster/ da es hinein geregnet/ hat zuge- macht/ vnd andere Fenster hergegen auffthut/ vnd die warme Lufft da durchziehen laͤsst/ alsdann das angefangene Faule wieder außgetrucknet vnd gut erhalten wird/ welches sonsten in seiner Feuchtigkeit haͤtte verfaulen muͤssen. Wie auch zusehen bey denen/ wel- che an feuchten/ morastigen Orten wohnen/ darzu von waͤsserigen Speisen vnd Getraͤn- cken leben/ allzeit phlegmati sch vnd vngesund erfunden werden/ vnd sehr mit Catharris uͤberfallen/ auch gemeiniglich durch den Scorbutum geplagt werden: hergegen diejeni- gen/ welche auff hohem Land vnd truckener Lufft wohnen/ auch gesunde Speisen genies- sen/ von dergleichen waͤsserichten Kranckheiten nichts wissen/ sondern starcke Leiber/ vnd hart gesund Fleisch zu haben pflegen/ vnd nicht allein bey den Menschen/ sondern auch bey allen andern Dingen dieser Vnterscheid gespuͤret wird: dann nicht allein das Brod/ Fleisch/ Obst/ vnd was man sonsten zur taͤglichen Speise geniesset/ viel ehender an feuchten Orten schimlicht wird/ anlaufft vnd verdirbt/ sondern die feuchte Luft greifft auch die reine Metallen an/ als Eisen/ Kupffer/ Zin/ vnd dergleichen/ vnd macht solche dunckel/ anlauffen vnd rostig/ welches bey truckener Lufft nimmer so leichtlich geschicht. Darauß dann genugsam zu sehen/ daß die uͤbrige Feuchte allzeit bey allen Dingen schaͤdlich/ vnd die corruption einfuͤhret/ dargegen niemand etwas wird beybringen koͤnnen. Weiln dann dieses mein Aurum Potabile von allen andern Medicament en/ wie sie auch Namen haben moͤchten/ aller corruption entgegen/ vnd/ præservative wie cu- rative sicherlich zu gebrauchen/ so soll es auch fuͤr eine wahre Universal-Medicin, derer keine bevorgeht/ allhier gehalten werden. Dieses wenige von Gebrauch/ Tugend vnd Krafft meines Auri Potabilis in cu- r irung/ so wol der Vegetabili en vnd Minerali en/ als auch Animali en/ hab ich dißmals allhier beschreiben wollen/ ein mehrers (geliebts Gott) mit nechstem bey Beschreibung deß Gebrauchs meiner vornemsten Medicamenten davon gehandelt werden soll. Weiters ist noch noͤhtig/ ein wenig zu gedencken der præparation obgedachtes meines Auri Potabilis. Obwoln dessen Bereitung an vielen Orten meiner Schrifften allbereit genugsam geschehen/ vnd klaͤrlich davon gehandelt worden/ zwar more philo- sophico, vnd kein Recipe gesetzt worden/ sondern stuͤckweise an vnterschiedlichen Or- ten/ als Miraculi Mundi, wie auch dessen Explication vnd Continuation klaͤrlich be- schrieben/ vnd nicht noͤhtig waͤre einige Worte mehr davon zu machen: dennoch zum Vberfluß dieses noch berichten wollen/ nemlich/ daß ihme doch niemand einbilden wol- le/ daß er ein solches Subjectum etwan auß frembden/ weit-entlegenen Orten durch viel Kosten Continuatio Miraculi Mundi. Kosten erkauffen muͤste; gantz nicht: dann diese Materia, darauß man das Aurum Po- tabile bereitet/ allenthalben zu finden/ vnd sowol der Aller-aͤrmste als der Reichste sol- ches vmbsonst genugsam haben kan; vnd auch in dreyen Tagen von Anfang biß zum Ende vollkoͤm̃lich außzuwircken. Doch daß man mich recht verstehe/ so weit die Jugend vnd kindliche Jahre betreffen thut/ nemlich in eine Jungfraw-Milch/ oder klar medici- nali sch Universal- Wasser/ welches ich Aurum Potabile nenne/ darinnen deß Drachen kostbares Blut verborgen/ vnd erstlich durch gewisser Zeit fig irung in einen bestaͤndigen Salamander zu bringen; welches ich zwar so weit noch nicht gebracht/ davon auch we- nig sage/ sondern allein bey meinem Auro Potabili verbleibe/ welches ich vielmal berei- tet/ vnd allhier davon handele/ vnd von wichtigern vnd groͤssern Dingen mich nicht be- muͤhen thue. Doch ich auch gar nicht daran zweiffele/ wann man die Zeit vnd Muͤhe anwenden wolte/ daß dieses Aurum Potabile so wol im nassen als truckenen Weg zu fig iren muͤglich seyn solte. Bekenne auch nochmaln/ daß dieses mein Aurum Potabile auß allen Dingen/ so in der Welt seyn/ zu machen/ doch auß dem einen Subjecto ehen- der vnd leichter als auß dem andern. Vnd wird kein Kind so arm geboren/ es muß ein solches Subjectum nohtwendig geniessen/ vnd kan ohne dasselbige gar nicht leben: dar- umb etliche alte Philosophi geschrieben/ daß Adam vnd Eva die Materiam Lapidis mit auß dem Paradeis getragen haben: Nun lesen wir/ daß sie keine Kleider am Leib gehabt/ sondern mit Blaͤttern der Baͤumen ihre Schaam bedeckt haben/ nachdeme sie Gott reden hoͤreten/ vnd befunden/ daß sie nackend waren; ausser dem Paradeis hat ihnen Gott erst Kleider von Thierfellen bereitet. Da der alte Eremita Morienus mit dem Koͤnige Kalid von dem Universal-Sub- jecto discur irte/ vnd der Koͤnig von dem Philosopho solches zu entdecken begehrte/ so sagte Morienus: Mein Koͤnig/ dieses Subjectum hast du selber bey dir. Vnd nachdem er die Medicin zur perfection gebracht/ schrieb er vmb das Geschirꝛ/ dariñ sie war/ diese Wort: Qui omnia secum portat, alieno auxilio non indiget: damit zu verstehen ge- bende/ daß er allenthalben wieder zu der Materia Universali gelangen koͤnte/ vnd keines Menschen Huͤlffe noch Verlag darzu vonnoͤhten haͤtte. Maria Prophetissa, Mosis Schwester/ nennet es ein Opus trium horarum: Ein ander Philosophus ein Werck von sieben Tagen. Jch Glauber/ als noch ein junger anfangender Discipulus Herme- tis, sage dieses mit Warheit/ daß dieses mein Aurum potabile, davon allhier tract iret/ nicht allein in dreyen Tagen/ sondern innerhalb dreyen Stunden lang zu verfertigen muͤglich/ vnd auch auß solchen Subjectis, welche allenthalben zu finden/ auch jederman solche kennet/ gebrauchet/ vnd ohne dieselbe nicht leben kan. Welches die pur lautere Warheit ist/ vnd die geringste Hinderhaltung oder Verbluͤmung nicht allhier gebraucht worden. Auff daß aber ja niemand meynen moͤchte/ daß diese meine Schrifften nicht nach dem blossen Buchstaben zu verstehen/ sondern ein verborgener Sinn darhinder stecke/ so sage ich zum drittenmal/ daß ein solches Aurum Potabile, davon ich allhier ge- schrieben/ so wol auß einem jedwedern Vegetabili vnd Animali, als auch Minerali zu O o ver- Continuatio Miraculi Mundi. verfertigen muͤglich/ doch/ wie gesagt/ auß dem einen Subjecto leichter als auß dem an- dern. Dann ob schon auß einem jedwedern Stuͤck Brod oder Fleisch/ auß einer Hand- voll Stroh/ Laub oder Gras diese Medicin zu bereiten/ so ist sie doch leichter auß einer Handvoll Saltz/ als einem Centro concentrato aller Vegetabili en vnd Animali en, zu verfertigen; welches ich hiemit der gantzen Welt/ als eine vnfehlbare Warheit/ hinter- lasse. NB. Man wolle mich aber recht verstehen/ was ich fuͤr ein Saltz meyne: Anders keines/ als ein solches/ welches in allen Dingen gefunden wird. Auff daß man mich noch besser verstehe/ so soll zum Vberfluß noch ein kleiner/ doch fundamentalis Discursus, eingefuͤhret werden. Der Kunstliebende/ wann er zu etwas Gutes gelangen wil/ so ist es nicht genug/ daß er nur bloß dieses oder jenes Phi- losophi Schrifften lese/ vnd ihm einbilde/ alsbalden die Kunst klar offenbar darinn zu finden/ sondern er muß der Sach selber nachdencken/ was dieses sey/ das er suche/ woher es seinen Vrsprung vnd Herkommen habe/ vnd wie oder durch was Wege er darzu kommen moͤchte. Wann wir dann alles wol besehen/ vnd von dem aͤussersten an zu dem innersten zu suchen/ so finden wir/ daß erstlich Gott von Ewigkeit her allein gewesen ist/ so lang biß daß es Jhm gefallen hat/ etwas sichtliches zu schaffen/ seine Lust daran zu se- hen: vnd da Er solches thun wolte/ sprach Er: Es geschehe. So bald dieses Fiat von Gott gesprochen/ so fienge es alsbald an sich zu regen vnd bewegen/ vnd in die vier Ele- menten zu verwandeln/ auß welchen Elementen hernacher alles dasjenige/ was in der gantzen Welt gesehen wird/ herkommen ist/ vnd auch nicht das geringste ohne die vier Elementen seyn noch bestehen/ auch die Natur auß ihr selber weiters gar nicht kommen kan: So man aber etwas reiners oder bessers als vns die Elementen gebaͤren/ haben wolte/ so muͤste man folches durch Kunst verrichten/ welche der Natur bevor vnd da hin- gehet/ da die Natur nicht hinkommen kan/ vnd ihr Werck daselbst anfahen/ da es die Natur gelassen/ vnd nicht weiters bringen koͤnnen; alsdann man eine wahre Quintam Essentiam erlangen wuͤrde/ welche Quinta Essentia eine Staffel hoͤher gestiegen/ als die Natur steigen koͤnnen; vnd weiter zu gehen/ ist es auch der Kunst vnmuͤglich. NB. So man aber noch etwas bessers als eine Quintam Essentiam haben wolte/ so muͤste man einen andern Weg suchen: dann/ wie gehoͤrt/ vorwarts zu gehen/ weiters nicht als ad Quintam Essentiam zu kommen: darumb man wieder zu ruͤckwerts ad Centrum, davon die Elementen ihren Vrsprung haben/ gehen muß; dieses Centrum aber ist das Goͤttliche Fiat, oder Sal Universale Hermaphroditum, welches beyder Naturen theil- hafftig; vnd hat dieses Saltz/ oder primum Mobile, in ihme verborgen duo Contraria, wann sie sich regen vnd bewegen/ oder gegeneinander ag iren/ die tria Principia der drey Reichen/ als Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en entstehen/ vnd durch die vier Elementen erhalten vnd multiplic irt werden/ welches der gemeine Lauff der Natur ist. Die Kunst aber hergegen viel weiters gehet/ vnd die circumferentz ad Centrum re- duc iret/ vnd solchem Centro oder primo Mobili nicht zulaͤsst/ daß es sich bewege/ vnd die darinn verborgene duo Contraria gegeneinander ag iren lasse/ daß das agens oder patiens Continuatio Miraculi Mundi. pariens uͤberwinde/ vnd in die tria Regna, nemlich Vegetabili en/ Animali en vnd Mi- nerali en/ als circumferen tzien deß Centri, wiederumb kommen laͤsst/ sondern die Kunst bindet vnd zwinget das primum Mobile, daß es seine Kraͤffte nicht zertheilt/ oder in die Weite bringet/ sondern in sich selber schlucket. Gleich wie ein Drach seinen eigenen gif- tigen Schwantz abbeisst/ vnd sich davon erhaͤlt/ wann er sonsten nichts anders haben kan/ vnd also auß der groͤsten Gifft die hoͤchste Medicin werden muß. Darumb Hermes gar wol gesagt: Draco noster non moritur, nisi per F. \amp; S. Ein Feuer muß das an- dere uͤberwinden/ toͤdten/ vnd wieder zu einem edlern Wesen lebendig machen. Ein solches concentr irtes Feuer ist mein secret er Alkahest oder Aurum Potabile verum, dadurch Wunderdinge zu verrichten seyn/ vnd dieses in Gestalt eines hellen vnd klaren Wassers/ darinn deß Feuers Farb vnd Gestalt verborgen/ oder hineinwarts gekehret ist: so mans aber offenbar oder sichtlich haben wil/ so kan solches gar bald geschehen/ ent- weder mit einem truckenen oder nassen Feuer. Jn truckener weise kan es durch die Hitze eines gemeinen Holtzkolen-Feuers geschehen: im nassen kan es fuͤglich durch einen rei- nen wol- rectific irten vnd dephlegm irten spiritum Vini geschehen/ wann nemlich von dem concentr irten truckenen Feuer Unc. j. in Unc. iij. spiritus Vini, als nassen Feuers/ gelegt werden/ das nasse Feuer das truckene in sich schlucket/ vnd in wenig Stunden lang Zeit/ wann beyde Feuer in einer Phiol mit einem langen Hals zusammen warm diger iren/ blut roht werden/ vnd alle verborgene vnd concentr irte Kraͤffte/ als schoͤne Farben/ lieblicher Geschmack vnd Geruch/ offenbar vnd sichtlich werden/ also/ daß kein aromati sch Wesen an lieblichem Geschmack vnd hertzsterckendem Geruch vnd schoͤnen Farb dabey zu vergleichen ist. Dann was zuvorn hineinwarts gekehret vnd verschlossen war/ das kom̃t jetzunder wieder heraußwarts/ vnd wird sichtlich vnd empfindlich/ vnd wird auß einem vnansehnlichen/ kleinen/ vnmuͤndigen/ weissen Kinde ein wolber edter starcker vnd verstaͤndiger Mann; auß der zarten Jungfrauen-Milch ein kraͤftiges Dra- chenblut/ ein wahres Aqua vitæ vnd Vinum salutis, (taͤglichs nur etliche Tropffen da- von genossen) die Gesundheit vnd langes Leben dadurch zu erlangen. Welches Aqua vitæ, wie auch offt-erwehntes Aurum Potabile verum, vnd deren wunderbarlichen schnellen Wirckung/ vnd sonderlich in Verwandelung der vn perfect en Metallen/ mit grosser Verwunderung bey mir viel ehrliche Maͤnner angesehen haben. Soͤlte aber etwan einer oder der ander/ der mit schweren Kranckheiten behafftet/ vnd ihme durch die gemeine vnd bekande Galeni sche Artzneyen nicht zu helffen/ dieses meines Auri Potabilis vonnoͤhten haben/ so soll demselben auß Christlicher Liebe/ so viel er dessen (seine Gesundheit dadurch zu erlangen) vonnoͤhten haben moͤchte/ gern vnd willig gefolgt werden/ vnd meistes darumb/ auff daß in dieser letzten Zeit vnd Grund- suppen der boͤsen Welt die Wunderwercke Gottes bekand/ vnd auch den Gehaͤssern die- ser edlen Kunst/ welche alle warhaffte Philosophos aus lauterem Neid vnd Ignorantz verachten/ vnd fuͤr Luͤgener vnd Sophisten außruffen/ ihre frevelhaffte Maͤuler ge- stopffet werden moͤchten. Zweiffele gar nicht/ dieses mein Aurum Potabile werde man- O o 2 cher Continuatio Miraculi Mundi. cher trachten nachzumachen/ vnd mit der Zeit solches zu besserer perfection zu bringen versuchen/ welches ich jederman von Hertzen goͤnne/ wann es ihme Gott goͤnnen wil. Ein mehrers/ aber als allbereit hier vnd dort in meinen Schrifften versteckt zu finden/ wird niemand von mir erforchen; man lasse sich dißmal genuͤgen/ daß man die bereitete Medicin bey mir findet/ welches der Hunderteste nicht thun wuͤrde/ wann er solches haͤt- te. Was aber mich darzu bewogen/ daß ich oͤffentlich davon geschrieben/ vnd auch ein- gewilliget allen Krancken solches zu Trost vnd Labsal folgen zu lassen/ ist allbereit oben bekand gemacht. Sage nun zum Beschluß nochmaln/ daß/ was ich dieser meiner Medicin in Ver- besserung der Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en zugeschrieben/ es die purlau- tere Warheit sey. Darumb soll niemand so verwegen seyn/ vnd solches verachten/ oder als ein vnmuͤglich Ding verwerffen wolle: darzu einem jedwedern frey stehet/ solches zu versuchen/ wann er selber wil/ weill die bereitete Medicin zu allen Zeiten/ so lang ich le- be/ (geliebts Gott) bey mir zu finden seyn wird: Vnd nicht allein die bereitete Medicin niemand geweigert seyn soll/ sondern den Usum derselben/ so wol beyder Verbesserung/ der Vegetabili en vnd Minerali en, als auch warhafften transmutation der Minerali en/ die Wunderwercke Gottes vnd Muͤglichkeit der Kunst dadurch bekand zu machen/ eini- gen Freunden vor Augen zu zeigen/ ich mir gaͤntzlich fuͤrgenommen habe. GOTT der Allmaͤchtige/ der Anfang vnd das Ende/ wolle vns ein erwaͤrmendes Fuͤncklein seines heiligen/ ewigen/ vnendlichen vnd verbesserenden Lichtes in vnsere kalte vnd verfinsterte Hertzen auß Gnaden einsaͤen vnd pflantzen/ auff daß es darinn seine rechte Nahrung vnd Speise sich wie ein klein Saͤmlein auß einer gesaltzenen sulphuri- schen Erden nehre/ vermehre/ vnd tausendfaͤltige gute Fruͤchte zu vnser aller Seelen Seligkeit herfuͤrbringen moͤge. Amen. Erinnerung an den Leser. G uͤnstiger Leser: Auf daß er sich desto besser in die Beschreibung meines Auri Potabilis zu rich- ten/ vnd verstehe/ was darin begriffen/ so hab ich gut erachtet/ den Jnhalt dessen zu widerholen Berichte also/ daß der gantze Jnhalt dieses Buͤchleins vnd Tractirung allein darinn bestehe wie auß allenthalben-findlichen vegetabili schen/ animali schen vnd minerali schen Dingen eine Me- dicina Universalis gar leichtlich zu bereiten/ vnd darumb Universalis genant werde/ weiln dieselbe den dreyen Reichen/ als Vegetabili en/ Animali en vnd Minerali en/ eine kraͤfftige Medicin s e y. Dann alle Vegetabili en durch Huͤlffe dieser Medicin viel schueller vnd staͤrcker wachsen/ viel li e b- licher am Geruch vnd Geschmack/ vnd herꝛlicher von Kraͤfften/ als sonsten durch den Viehmist herfuͤrwachsen. Deßgleichen die animali sche Fruchtbarkeit/ sowol bey Manns-als Frauens- personen vermehret/ das Humidum radicale gestaͤrcket/ vnd alle obstructiones deß gantzen Leibs dadurch geoͤffnet werden. Weiters ist sie auch eine kraͤfftige Mediein den vnvollkommenen Me- tallen/ selbige zu verbessern/ vnd einen jedwedern Mercurium vivum zu bestaͤndigem Golde zu co- agul iren/ vnd die Kießlingsteine/ Crystall- vnd weisse Glaͤser in schoͤne Rubinen vnd Hyacinthen/ der Farb/ (aber nicht der Haͤrte nach) damit zu tingi ren. Welche erzehlte Tugenden in erwehnter Medicin oder Auro Potabili vero vollkoͤm̃lich zu finden/ dahero billich eine Medicina Universalis genant wird. Welches ich zum Vberfluß vnd guter Nachricht dem Liebhaber Goͤttlicher Wun- derwercken vnd guter Medicin nicht habe verhalten sollen/ ꝛc. ENDE . OPERIS MINERALIS, Oder Vieler kuͤnstlichen vnd nuͤtzlichen Metallischen Arbeiten Beschreibung Erster Theil: Darinn gelehret/ wie man das Gold auß den Kißlingsteinen/ Quaͤrtzen/ Sand/ Erden/ vnd andern armen Berg-Arten/ welche sonsten mit Nutzen nicht zu schmeltzen sind/ durch den Spiritum Salis zu extrah iren vnd corpo- rali sch machen soll: Auch wie auß dem Antimonio eine Panacea oder allgemeine Medicin werde/ vnd wie solche zu gebrauchen sey. Vorrede an den guͤnstiger Leser: D Emnach ich vor etlichen Jahren vnterschiedliche gute vnd nuͤtzliche Tractaͤtlein/ meinem Nechsten zu gut/ in offenen Truck habe kommen lassen/ vnd darinnen noch anderer mehr gedacht/ welche hernach folgen solten: weil aber solche theils wegen meiner weitlaͤufftigen Reisen/ theils wegen anderer Verhinderungen/ bißhero zuruͤck geblieben/ doͤrfften wol etliche/ welchen ich vnbekand/ sich einbilden/ daß ein mehrers von mir/ als ich vielleicht præ- st iren koͤnte/ waͤre versprochen worden: Andere aber/ denen mein Zustand vnd etlicher Vnverstaͤndigen uͤber mich bißhero getriebene Schimpff-Re- den bewust/ moͤchten vielleicht foͤrchten/ daß ich durch die vielfaͤltige/ vnver- diente Laͤsterungen abgehalten/ mein propositum zu aͤndern/ vnd alle mei- ne Wissenschafft zu supprim iren beschlossen haͤtte. Damit nun diese sehen/ daß mein Gemuͤt wegen solcher Laͤstermaͤuler keines wegs veraͤndert sey; O o 3 Je- Vorrede Jenen aber in der That bewiesen werde/ daß ich an dergleichen Materi kei- nen Mangel/ vnd meinen Worten einen handgreifflichen Glauben geben koͤnne/ Als hab ich mir fuͤrgenommen/ noch etliche meiner guten Wissen- schafften zum gemeinen Besten zu beschreiben/ vnd ans Licht zu bringen. Vnd ob ich schon Vrsach gnug gehabt haͤtte/ gaͤntzlich davon still zu schwei- gen/ vnd die vndanckbare Welt solches entgelten zu lassen/ so hat mich doch gleichwol mein Gemuͤt bewegt/ ja getrieben/ solches vmb der Boͤsen willen nicht zu vnterlassen/ sondern meinen Danck vnd Lohn an einem andern Ort zu erwarten. Worzu dann/ neben obbenanten Vrsachen/ mich diese folgen- de haben bewegen helffen/ daß nemlich etliche ruhmsuchende vnd ehrgeitzige Leute gegen andere sich haben vernehmen lassen/ als wann ihnen viel von mei- nen Secreten bekand waͤren/ vnd sich also grosser Wissenschafften faͤlschlich geruͤhmet: wodurch ihrer viel der Meynung worden/ daß meine Schriff- ten eines andern/ vnd nicht mein eigen Werck waͤren: Jst mir also die Ehr/ welche mir darinnen gebuͤhren solte/ entzogen/ vnd andern gegeben worden. Vnd ist mir dieses mehr dann einmal widerfahren/ daß einer oder der ander ein Stuͤcklein mir abgebettelt/ welches er hernach bey andern fuͤr seine eigene Erfindung auß gegeben/ vnd sich groß damit hat machen wollen. So fin- den sich auch vnter andern etliche/ welche in meinen Buͤchern gelesen/ vnd nachdem sie eines oder das andere versuchen wollen/ vnd nicht alsbald alles haben treffen koͤnnen/ derohalben angefangen auff mich vnd meine Buͤcher zu lestern/ gleich als wann ich die Warheit nicht geschrieben haͤtte; da doch/ daß sie nichts thun koͤñen/ die Schuld ihnen selbst/ vnd nicht mir/ deꝛ ich deut- lich genug geschrieben/ zuzumessen. Diese vnd andere Vrsachen waͤren genug gewesen/ mich von weiterem schreiben abzuhalten/ habe aber gleichwol vmb der Frommen willen solches nicht vnterlassen koͤnnen/ vnd wil hiermit bezeugen/ daß alles dasjenige/ was allbereit in meinem Namen ist auß ge- gangen/ nicht allein wahr vnd nicht erlogen oder erdichtet/ sondern auch mei- ne eigene vnd keines andern Erfindung oder Schrifften seyn vnd bleiben. Vnd so fern sich dessen jemand anders vermessentlich ruͤhmen solte/ (welches ich doch nicht hoffe) so sage ich/ daß er ein Luͤgner vnd vnwarhaffter Mann sey. Dabey ich es auch fuͤr dißmal wil beruhen lassen/ wann ich den vnpar- theyischen Leser wegen gegenwaͤrtigen Buͤchleins schlechten styli werde be- richtet haben/ daß ich nicht wie die heutigen meisten Scriptores gesinnet/ vnd gleich An den Leser. gleich denselben/ mehr auff die Zierlichkeit der Reden/ vnd guten Klang der Woͤrter/ als auff die Sachen selbsten sehe/ sondern vielmehr den Nutzen vnd Vortheil meines Nechsten betrachte. Daher ich dañ zu mehrerm Verstand vnd geschwinderer Begreiffung deß Wercks in den Worten lieber einer den subtilen Ohren vnangenehmen Weitlaͤufftigkeit/ als zu obscur irung des- selben einer kurtzen vnd wolklingenden Vorsetzung mich gebrauchen wollen/ weil mir wol bewust/ daß einem Kunstbegierigen ein verstaͤndlicher Vnter- terricht/ ob er schon nach den Oratori schen Regeln nicht abgemessen/ allzeit lieber ist/ als ein obscur er vnd kuͤnstlicher Bericht/ den auch Cicero selbsten auffgesetzt haͤtte. Wil derowegen in dem Namen Gottes/ meines guten vorhabenden Wercks/ damit der gantzen Welt gedienet wird/ einen Anfang machen/ dasselbe also/ wie ich es auff meiner waͤhrenden Reise zu Pappier gebracht/ alles treulich communic iren/ vnd solches/ vnter dem Titel Opus Minerale, in drey Theil verfassen: Jm ersten wil ich lehren/ wie man auß den guͤldischen Kißlingsteinen vnd Sand ihr bey sich fuͤhrendes Gold durch den Spiritum Salis extrah iren vnd corporali sch machen soll. Welches Stuͤcklein/ ob es schon gering zu seyn scheinet/ so kan es gleichwol so viel ge- ben (wann man nur die rechten Steine vnd Sand kennet vnd haben kan) daß man seine ehrliche Nahrung davon haben/ vnd auch noch so viel uͤbrig blei- ben wird/ die zwey folgende Theil dadurch zu versuchen/ vnd etwas bessers damit zu finden. Jm Andern Theil wil ich gruͤndlichen Vnterricht thun vom Vr- sprung/ Herkommen vnd Geburt/ auch Tod vnd Sterben der Mineralien vnd Metallen. Jm Dritten Theil wil ich auff vielerley Art beweisen vnd wahr ma- chen/ daß die transmutation der geringern Metallen in bessere nicht falsch oder erlogen/ sondern der Natur vnd Kunst zu thun moͤglich sey. Welcher Beweis/ der meines wissens noch von niemand gethan/ ein Fundament der gantzen metallischen Philosophy vnd aller meiner Sehrifften guͤldene Krone seyn wird. Der liebe vnd getreue Gott/ welcher ein Vrsprung alles Gu- ten ist/ wolle mir seine Goͤttliche Gnade darzu verleihen/ daß ich es zu seiner Ehr vnd meines Nechsten Nutzen wol anfangen vnd gluͤcklich vollenden moͤge/ Amen. Ein Operis Mineralis Ein sehr nuͤtzlicher Proceß/ Wie man auß den Kißlingsteinen/ Sand/ Laͤimen/ schwartzen vnd rohten Talck/ wie auch auß viel andern Berg-Arten/ die ein zart/ leicht vnd subtil angeflogen Gold halten/ vnd wegen deß wenigen so darinn ist/ oder auch we- gen der Vn-Art der Berg-Arten die Vnkosten/ solches herauß zu schmeltzen/ nicht bezahlen koͤnnen/ gar leichtlich mit einem Spiritu Salis darauß ziehen/ vnd zu gut machen koͤnne. E Rstlich soll der guͤnstige Leser wissen/ daß nicht ein jedweder Sand/ Letten/ Kißling/ Quartz/ Spaht/ Talck/ oder dergleichen Berg-Arten/ Gold bey sich fuͤhren/ sondern nur ein Theil derselben/ welche man soll vnterscheiden vnd erkennen lernen/ dann ohne solche Erkaͤntnuͤß ist die Kunst nicht zu gebrauchen. Weil dann solches zu wissen hochnoͤh- tig ist/ so wil ich dem Kunstliebenden zuvor bekand machen/ wie er die Steine/ Letten/ Sand/ vnd dergleichen Dinge/ probiren soll/ ehe er sich vnterstehe/ dieselbe außzuziehen/ auff daß er nicht vergebliche Arbeit thue/ vnd Schaden leide/ sondern mit gutem Vortheil sein Werck anstellen vnd treiben moͤge. Vnd ist zu verwundern/ daß der Mensch so thoͤricht ist/ nach einem Vngewissen sucht/ das Gewisse aber vor Augen ligen hat/ vnd nicht achtet. Dann der mehrer Theil solcher Menschen/ welche in den Metallen eine Verbesserung suchen/ reich damit zu wer- den/ arbeiten auff ein vngewisses/ weil vnter Tausenden kaum Einer dasjenige findet/ das er suchet. Vnd obwol die vnvollkommene/ vnreine Metallen koͤnnen gezeitiget vnd gereiniget werden/ daß bestaͤndig vnd gut Gold vnd Silber davon kom̃t/ so ist doch sol- che Wissenschafft wenigen gegeben/ vnd ist auch nicht ein jedweder bequem vnd verstaͤn- dig solche Arbeit zu verrichten/ sondern wil durch wolgeuͤbte vnd der Metallen erfahrne Kuͤnstler (welche sehr duͤnn gesaͤet) gethan seyn: das Gewisse aber kan mit geringer Muͤhe vnd Kosten durch einen gemeinen Laborant en/ der nur ein wenig mit schmeltzen vnd abtreiben vmbzugehen weiß/ gefunden werden/ wann man nur den Dingen etwas nachdencket/ vnd nicht gar hoch hinauß vnd auff einmal reich werden wil. Dieses aber wil ich dabey erinnert haben/ daß man ja zusehe/ damit man solche Steine extrah ire/ darinn auch Gold sey. Dann wann du schon eine grosse Quantit aͤt Kißlingsteine oder Sand mit Spiritu Salis extrah irtest/ vnd doch nichts darinnen waͤre/ so Erster Theil. so wuͤrdest du auch gewißlich nichts finden; deßgleichen/ wann es schon darinnen waͤre/ vnd du solches auch extrah iret haͤttest/ vnd nicht mit Antimonio zu seigern wuͤstest/ so waͤre es auch nichts werth: dañ erstlich die Erkaͤntnuͤß der Steine vnd hernach die Sei- gerung durch das Antimonium dir vor allen dingen wol bekand seyn muͤssen/ wann du mit Nutzen labor iren wilst: dann wann es dir an einem oder beyden Stuͤcken fehlen/ vnd der Arbeit kein ☉ außkommen solte/ so must du dir die Schuld selbsten zurechnen/ vnd nicht mir/ dann ich dir die Kunst deutlich genug beschrieben habe/ vnd wuͤste auch nicht daß etwas/ so darzu noͤhtig waͤre/ außgelassen worden. Darumb ich dirs zuvor sage/ auff daß du hernach desto fuͤrsichtiger in deinen laboribus seyn/ vnd keine verlorne Arbeit thun moͤgest. Dann gantz gewiß ist es/ vnd nicht daran zu zweiffeln/ daß an vie- len Orten guͤldische Kißling/ Sand vnd Letten gefunden werden/ die bißweilen zimlich reich sind/ vnd wann sie schon so gar reich nicht waͤren/ so geben sie gleichwol auch Nu- tzen; doch ists allzeit besser/ einen reichen Sand oder Kiß zu extrah iren/ als einen armen. So werden auch bißweilen gantze Berge vnd Felsen gefunden/ welche durch vnd durch mit ☉ angeflogen sind/ deßgleichen auch grosse Berge mit ☉ imprægn irten Sand vnd Letten/ welche das seiffen oder Waschwerck nicht bezahlen koͤnnen/ entweder weil zu we- nig ☉ darinn/ oder zwar genug desselben/ aber zu leicht vnd staͤmmicht ist/ welches im waschen mit dem Sand hinweggeht. Dar gegen aber solche Steine/ Sand oder Letten/ wie arm sie auch sind/ koͤnnen mit dem spiritu Salis, wann du denselben in copia haben kanst/ extrah iret/ vnd mit gros- sem Nußen durch das Antimonium rein vnd fix gemacht werden. Jn Summa/ es ist eine solche Arbeit/ dadurch kein Mensch dem andern hinderlich oder schaͤdlich ist/ gleich wie andere Handthierungen zu seyn pflegen/ vnd darff sich derselben niemand schaͤmen/ er sey wer er wolle/ dann Gott hat vns darumb das ☉ in der Erden vnd Stein wachsen lassen/ auff daß wirs zu seinen Ehren vnd vnsers Nechsten Nutzen heraußziehen vnd ge- brauchen sollen/ vnd im geringsten nicht darmit vmbzugehen verboten/ wann wir es nur nicht zu vnserm verderben mißbrauchen. Sage also mit Warheit/ daß ich allhier eine Kunst beschrieben habe/ welche/ ob sie schon bey den Vnverstaͤndigen ein gering Ansehen hat/ gleichwol von sehr grosser Im- portantz ist/ vnd von wenigen kan begriffen werden. Dann dencke den Sachen ein we- nig besser nach/ so wirst du befinden/ daß grosse Schaͤtze in der Welt hin vnd wieder ligen/ vnd wegen vnserer Vnwissenheit vnerhoben bleiben/ vnd niemand zu Nutzen kommen. Dann bekand genug ist/ daß an vielen Orten guͤldische Sand vnd Letten gefunden/ vnd doch wegen obangeregter Vrsachen nicht koͤnnen gebauet werden; durch diese meine Inventiones aber gar leichtlich zu gut zu machen seyn. Deßgleichen findet man auch bißweilen gantze Gebirge mit angeflogenem Sil- ber/ welches aber/ wegen deß geringen Gewichts/ mit schmeltzen nicht darauß zu ziehen ist/ vnd also ligen bleibt. Auch wird an vielen Orten eine gelbe oder roͤhtlichte Erde oder Laͤimen gefunden/ P p welche Operis Mineralis welche auch zimlich viel ☽ haͤlt/ aber gleichwol das schmeltzen nicht bezahlen kan/ auf diese Weise aber mit guter Außbeut kan heraußgezogen werden/ doch nicht mit Spiritu Salis, welcher kein ☽ angreifft/ sondern mit einem andern Menstruo, welches allenthalben leichtlich in copia zu erlangen ist/ aber allhier wegen gewisser Vrsach nicht gedacht wird. Deßgleichen ist diese Außlaugung gut zu gebrauchen auff arme ♀ Ertze/ welche mit Nutzen nicht koͤnnen gearbeitet vnd gebauet werden/ das ♀ herauß zu ziehen/ wel- ches aber auff diese Weis geschehen kan/ vnd ist hernach in ein besser Metall zu zeitigen/ oder auffs wenigste ein schoͤner Gruͤnspan/ wann man sonsten nichts bessers weiß/ dar- auß zu machen/ welches auch die Haushaltung reichlich fuͤhren kan. Auch koͤnnen an denen Orten/ da vor diesem Bergwerck gewesen/ alle hingeworffene Schlacken von ☉/ ☽/ ♀/ vnd anderen Ertzen/ noch eine reiche Außbeut dadurch zu erlangen/ außgezogen werden. Weil aber allhier nur fuͤrgenommen worden/ das ☉ auß den Steinen zu ziehen/ koͤnnen solche Menstrua, welche man zu dem ♀/ ☽/ vnd andern Metallen braucht/ an einem andern Ort herauß gegeben werden/ sonderlich wann ich zuvor sehe vnd spuͤre/ daß dieses/ welches allbereit beschrieben ist/ angenehm seyn wird/ worauff ich dann noch mehr andere nuͤtzliche Arbeiten zu beschreiben willens bin. Wie dann allbereit etwas bessers vnterhanden ist/ damit ich meinem lieben Vatterland einen allgemeinen guten Dienst zu thun/ mir vorgenommen/ darauß jederman sehen moͤge/ daß Deutschland noch nicht gantz verarmet/ sondern noch reich genug sey/ wann es nur die Augen auff- thun/ vnd den Reichthumb darinnen suchen vnd geniessen wil. Man darff eben einem den Brey nicht blasen vnd auch einstreichen/ sondern ist genug/ daß man solchen dar- gibt; darzu ist es auch nicht rahisam/ daß man vnachtsamen Menschen das Gute ein- zwinge/ dann bey vndanckbaren Gemuͤtern auch die angebotene Dienste vnangenehm seyn. Darumb ich es auch darbey wil beruhen lassen/ vnd anfahen die Kisselsteine ein wenig zu erkennen/ vnd dieselbe hernach zu extrah iren lehren; zweiffele gantz nicht/ wañ schon etliche vngeuͤbte Laborant en diese Arbeit nicht begreiffen oder treffen wuͤrden/ daß gleichwol noch andere fleissige vnd im Feuer erfahrne Maͤnner guten Nutzen dar- auß ziehen/ vnd Gott dafuͤr dancken werden. Was nun anbelanget die Erkaͤntnuͤß der Steine/ auß welchen Gold herauß zu ziehen ist/ hats eine solche Beschaffenheit darmit; NB. Gemeiniglich alle Kißlingsteine/ Ouaͤrtze vnd Hornsteine fuͤhren ein vnsichtig Gold mit sich/ vnd etliche derselben auch ein sichtiges vnd vnsichtiges/ fluͤchtiges vnd corporali sches zugleich; NB. der mehrer Theil aber ein vnreines/ eisenschuͤssiges/ fluͤchtiges vnd auch zeitiges beysammen; NB. der weniger Theil aber ein kiesiges/ oder schwefelhafftes kuͤpfferiges. Diese Quaͤrtze oder Hornsteine/ welche fein vnd corporali sch Gold fuͤhren/ ob sie schon silber- vnd kupfferhaltig seyn/ koͤnnen geroͤstet/ gemahlen/ vnd mit Mercurio auß- gezogen/ vnd so sie reich genug/ auch mit einem guten Fluß geschmoltzen/ vnd das Gold darauß geschieden werden; welche beyde Arbeiten den Bergleuten genug bekand seyn/ vnd Erster Theil. vnd auch mein Fuͤrhaben allhier nicht ist/ davon zu schreiben/ weil es andere vor mir ge- than/ vnd auch gemein genug ist; derhalben vnnoͤhtig ein mehrers darvon zu melden. Diejenige Kißling/ Quaͤrtze oder Hornsteine/ welche fast allenthalben gefunden/ vnd nur ein wenig angeflogen/ eisenschuͤssig/ kissig/ es sey gleich fix oder vnfix/ Gold bey sich haben/ koͤnnen weder mit dem Mercurio noch Fluß mit Nutzen zu gut gemacht wer- den/ dannenhero es von den Bergleuten entweder wegen Vnaußtraͤglichkeit oder Vn- wissenheit der Sachen vnverrichtet bleiben muͤssen. Weil ich dann befunden/ daß solche vnachtsame Steine/ ob sie schon gantz wenig Gold halten/ gleichwol mit grossem Nutzen koͤnnen zu gut gemacht werden: NB. Also habe ich nicht vnterlassen koͤnnen/ solche herꝛliche Wissenschafft meinem Neben-Chri- sten zum besten oͤffentlich an den Tag zu geben/ zweiffele gantz nicht/ es werde diese Of- fenbarung viel hundert tausenden auff die Beine helffen/ vnd einen ehrlichen Vnter- halt geben koͤnnen: dann ich sehr wol weiß/ daß mancher ehrlicher Mann/ gelehrt vnd vngelehrt/ ansehenlich vnd vnansehenlich/ Edel vnd Vnedel/ Geistlich vnd Weltlich/ entweder daß er durch den Krieg oder ander Vngluͤck vmb das Seinige kommen/ vnd in Armut gesetzt ist/ bißweilen nicht wol mit Ehren seinen Stand oder Haushaltung fuͤhren kan/ vnd solches einem jedwedern nicht klagen darff/ sondern sich genaw behelffen muß. Denen vnd andern die es noͤhtig haben moͤchten/ ist dieses Secretum zu gefallen von mir offenbaret/ mit welchem/ so man fleissig vnd mit Verstand weiß vmbzugehen/ ein zimliches jaͤhrlich kan gewonnen werden/ insonderheit wann er an einem solchen Ort wohnet/ da dergleichen Steine oder Berg-Arten genug zu bekommen seyn/ vnd den Spiritum Salis darzu gehoͤrig machen kan/ welcher im ersten Theil meiner Philosophi- schen Oefen beschrieben ist/ vnd mit der zeit auch noch auff eine bessere Weise zu machen/ wann es die Gelegenheit wird zulassen/ moͤchte beschrieben werden. Vnterdessen man sich mit demjenigen/ was allbereit heraußgegeben ist/ behelffen kan. So aber vielleicht einer oder der ander in Bereitung desselben/ auß der Beschrei- bung gedachten Tractaͤtleins nicht solte koͤnnen zu recht kommen/ so ist ihme nicht ge- wehret/ darff sich auch nicht schemen bey diejenigen zu kommen/ welche taͤglich darmit vmbgehen/ vnd der Kunst genugsam erfahren seyn/ bey ihnen die Handgriffe (darin- nen die Kunst bestehet/ vnd nicht moͤglich so genaw zu beschreiben seyn) zu erlernen/ vnd die Zeit vnd Kosten so vnnuͤtzlich nicht verschwenden doͤrffe. Was nun ferner die Erkaͤntnuͤß solcher Steine/ ohne welche die Kunst fruchtlos ist/ anbelanget/ thue ich dir dieses zu wissen/ nemlich/ daß solcher Steine in vielen Orten der Welt/ vnd sonderlich in sandichten vnd bergichten Laͤndern in grosser Menge/ doch an einem Ort mehr vnd besser als an dem andern zu finden seyn. Dann selten ein Sand ist/ welcher dergleichen Kißlingsteine nicht bey sich hat/ vnd offtermals der Sand selbsten/ wie klein er auch seyn moͤchte/ sehr guͤldisch ist. Jnsonderheit aber koͤn- nen solche Steine am allerfuͤglichsten gesucht vnd gefunden werden an den Vfern der Fluͤsse vnd Refieren/ da das Wasser den Sand hinweg gefuͤhret/ vnd die Steine hat P p 2 ligen Operis Mineralis ligen lassen. Solche Steine aber/ welche an den fliessenden Baͤchen vnd Fluͤssen haͤuf- fig ligen/ koͤnnen also leichtlich nicht wie diejenigen/ die man auß dem reinen Sand su- chet/ aͤusserlich erkant werden/ weil sie gemeiniglich mit Schlam̃ uͤberzogen/ jene aber schoͤn rein sind: derhalben man solche mit einem Hammer zerschlagen muß/ so kan man etlicher massen sehen/ was darinnen ist/ aber nicht so wol/ als wann man dieselbige ins Feuer legt/ außgluͤhet/ vnd in einem kalten Wasser außleschet/ so offenbaret sich das ☉ besser darinn. NB. Bleibt der Stein nach dem außgluͤhen vnd außleschen weiß/ so ist nichts darinn/ wird er aber roͤhter/ als er vor dem außgluͤhen gewesen/ so ist er gut; vnd je roͤhter/ je besser. NB. Doch soll es nicht verstanden werden vom Sandstein/ welche auch im Feuer zum theil roht werden/ vnd doch kein Gold halten/ sondern von Kißling- steinen/ darauß man Feuer schlagen kan/ wann man solcher Stuͤck zwey hart zusammen schlaͤgt; vnd je reiner solche Kißlingsteine sind/ je reiner Gold sie auch geben: dann man findet auch Kißlingsteine/ die Feuer schlagen/ im außgluͤhen roht werden/ vnd doch gantz kein Gold halten/ sondern nur allein Eisen/ welche man daran kennen kan/ wann sie vor dem außgluͤhen schoͤn roht waren/ vnd nach dem außgluͤhen dunckelroht bleiben/ aber nicht glaͤntzender/ sondern rauch; diese aber/ darinn Gold ist/ behalten nach dem außgluͤhen eine schoͤne/ glaͤntzende/ guͤldische/ gelbe oder roͤhtlichte Farb/ gleich als sie uͤberguͤldet waͤren/ vnd solches durch vnd durch/ so offt man solche zerschlaͤgt/ allzeit uͤber- guͤldet an allen Orten gefunden werden: diese geben ein rein vnd gut bestaͤndig Gold/ jene aber geben zwar ein blutrohte extraction, aber kein corporali sch Gold/ sondern nur ein rein vnd hoch grad irt geschmeidig Eisen/ welches auch nicht zu verwerffen ist/ weil es mit Nutzen zu andern laboribus Chymicis (insonderheit die ☽ damit zu ciment iren vnd grad iren) kan gebraucht werden; Gold aber wird gemeiniglich nicht darinn gefunden/ darauff man wolachtung geben muß/ auff daß man an statt Gold nicht Eisen herauß ziehe/ vnd vergebliche Arbeit thue. Deßgleichen sind auch diese Steine gut/ vnd geben viel Gold/ welche schoͤn hell/ klar vnd weiß sind/ vnd doch hie vnd dort viel gruͤne/ rohte/ gelbe/ auch blaue vnd braune Flecken vnd Striche haben/ vnd gleichsam durch vnd durch damit durchwachsen seyn. Auch findet man kolschwartze Kißling/ welche Feuer geben/ vnd zugleich Gold vnd Eisen halten/ die man auch mit Vortheil außziehen kan/ vnd bißweilen viel eisen- schuͤssig Gold geben/ welches man durch die Seiger Arbeit/ die hernachfolgt/ scheiden kan. Auch sind solche Kißlingsteine gut/ die nach dem auß gluͤhen weiß bleiben/ vnd nur mit gruͤnen/ blauen oder anderer Farben Adern allenthalben durchzogen oder durch- wachsen sind. Deßgleichen sind auch solche nicht zu verachten/ welche keine Adern/ sondern nur viel schwartze Flecken nach dem außgluͤhen behalten. Die grosse quartzichte Felsen- vnd Hornsteine aber/ ob sie schon im außgluͤhen keine sonderbare Veraͤnderung der Farben erlangen/ wann man zuvor das angeflogene ☉ daran gesehen/ sind gleichwol gut/ vnd geben viel Gold. Aber Erster Theil. Aber aller Sand/ er sey gleich grob oder klein/ wann er leicht vnd flammicht Gold haͤlt/ gibt im außgluͤhen einen blauen Rauch/ vnd erlangt ein hoͤhere vnd braͤunere Farb dadurch: so er sich aber nicht veraͤndert/ ist es ein Zeichen/ daß nichts darinnen sey. Wann man eine zarte/ gelbe oder rothe Erde findet/ welche durch einen reinen Sand oder Felsen adern-weise hindurchstreicht/ so haͤlt dieselbe auch Gold/ aber gemei- niglich fluͤchtig vnd vnzeitig/ welches im reduc iren hinweggeht/ kan aber in die Lunam oder ein ander Metall gebracht vnd behalten werden. Zu weiterer Erkaͤntnuͤß der Steinen kan man dieselbe auch durch das fluͤssig weiß Glas prob iren/ was sie halten; davon im vierdten Theil der Philosophi schen Oefen ge- meldet worden. Auff daß man keine vergebliche Arbeit thue/ vnd mir die Schuld gege- ben werde/ wann kein Gold darauß koͤm̃t/ darumb ich solches zuvor erinnere/ daß nem- lich nicht alle Steine Gold halten/ oder dasselbe durch den Spiritum Salis darauß koͤnne extrah irt werden/ derowegen man solche zuvor erst wol muß erkennen lernen/ ehe man sich vnterstehet/ das Werck in die Hand zu nehmen. Folget nun der Proceß/ wie man die Kißlingsteine bereiten/ vnd mit Spiritu Salis ihr Gold extrah iren vnd corporali sch machen soll. E Rstlich muß man die Kißlinge oder Quartzen gluͤhend machen/ in ein kalt Wasser werffen/ vnd darinn erkalten lassen/ dann außnehmen/ wieder trucknen vnd klein mahlen. NB. Wann man solche in einem Moͤrsel stoͤsset/ so kan man eine Scheidung deß besten Theils von dem vnnuͤtzen leichtlich machen/ wann man nemlich dieselbe klein puͤlvert/ so gibt sich allzeit mit erst das beste Theil in ein roht Pulver/ vnd der schlechteste Theil deß Steins/ darinn wenig oder gar nichts ist/ bleibt groͤber wegen seiner Haͤrte- NB. Wann man dann solche halbgepuͤlverte Steine durch ein eng haͤren Sieb gehen laͤsst/ so faͤllt das zarteste Theil/ als ein roht Pulver/ durch/ vnd bleibt der vntuͤchtigste Theil deß Steins in dem Sieb weiß ligen/ welches man hinwegwerffen soll; So aber noch eine Roͤhte darinn gespuͤret wuͤrde/ kan man solche wieder in den Moͤrsel thun/ vnd noch mehr oder kleiner puͤlvern/ so gibt sich wieder der beste Theil desselben mit erst in ein roht Pulver/ das uͤbrige aber/ welches in dem Sieb bleibt/ vnd weiß seyn wird/ soll man hinschuͤtten/ weil nichts gutes mehr darinnen ist. Doch ist dieses auch in acht zu neh- men/ daß nicht alle Kißling im puͤlvern sich also scheiden lassen: dann etliche lassen sich gantz vnd gar in einer Farb puͤlvern/ vnd geben keine Scheidung deß bessern von dem geringern Theil/ welche dann auch gantz vnd gar muͤssen klein gemacht vnd extrah iret werden: diejenigen aber/ welche sich im puͤlvern scheiden lassen/ sind besser zu extrah i- ren/ weil man alles Gold/ so in einem Pfund ist/ gemeiniglich in 6. oder 8. Loht bringen kan/ vnd also den gantzen Stein nicht allzumal extrah iren darff/ welches ein grosser Vortheil ist/ vnd auch viel Spiritus Salis kan ersparet werden. P p 3 Der Operis Mineralis Der Sand vnd Letten aber darff keines vorbereitens/ gleich allhier bey den Stei- nen gemeldet/ sondern wird nur also uͤbergossen/ wie er an ihm selber ist/ vnd extrah iret. Wann du dann die Kißlingsteine oder Quaͤrtze klein gemahlen/ oder auff vorge- dachte Weise den bessern Theil von dem geringern geschieden hast/ so thue von demselben Pulver ohngefehr 2. 3. 4. oder 6. Pfund auff einmal in einen glaͤsern vnabgenommenen Kolben/ vnd gieß so viel Spiritus Salis darauff/ daß er 3. oder 4. zwerch Finger daruͤber gehe/ vnd setze denselben auff einen warmen Sand oder Balneum, also/ daß der Spiritus Salis dadurch wol warm werde/ vnd das Gold heraußziehen koͤnne/ lasse solchen ohnge- fehr 5. 6. oder mehr Stund/ oder so lang biß er sich hoch roht gefaͤrbet/ vnd nicht mehr Gold an sich nehmen wil oder kan/ daruͤber stehen. So fern er sich aber in der ersten extraction, welches schwerlich oder gar selten ge- schehen wird/ so hoch nicht faͤrben solte/ so nimbt man denselben etlicher massen ting irten Spiritum Salis von den Kißlingsteinen/ vnd giesst solchen auff solche zubereitete Steine/ welche in einem besondern Kolben seyn sollen/ laͤsst denselbigen auch noch etliche Stunde in ziemlicher Waͤrme daruͤber stehen/ vnd mehr ☉ außziehen/ vnd giesset dann densel- bigen auch wieder ab auff andere frische Steine zu etlichmalen/ oder so lang/ biß er so viel Gold zu sich genommen/ als er gekoͤnt hat/ welchen man also hinsetzen/ vnd so lang be- wahren soll/ biß dessen mehr darzukoͤm̃t/ auff daß hernach zugleich das Gold darauß ge- scheiden werde/ wie folgen wird. Auff die außgezogene Steine aber/ welche in dem ersten Kolben sind/ geuß wieder einen frischen Spiritum Salis, laß solchen auch so lang darauff stehen/ biß er sich gefaͤrbet/ vnd das uͤbrige Gold/ welches zum erstenmal der Spiritus Salis nicht hat außziehen koͤn- nen/ auch zu sich genommen hat/ giesse denselben ab/ vnd wieder auff die Steine in dem andern vnd dritten Kolben/ auff daß er auch das uͤbrige Gold/ so der erste Spiritus Salis darinnen gelassen hat/ vollend außziehe; vnd wann solches geschehen/ so giesse denselben auch auff frische Steine so lang von einem Kolben zu dem andern/ biß er Gold genug zu sich genommen/ vnd nichts mehr halten kan/ welchen du auch abgiessen/ vnd bey dem vorigen bewahren sollst. Auff die außgezogene Steine aber must du allzeit wieder fri- schen Spiritum Salis giessen/ vnd das uͤbrige auch außziehen lassen/ auff daß kein Gold darinnen bleibe. Letztlich sollest du auch gemein Wasser auf die außgezogene Steine in die Kolben giessen/ vnd den Spiritum Salis, welcher daran ist hangen blieben/ vnd auch noch guͤldisch ist/ darmit außlaugen/ vnd zu gut bringen/ auff daß nichts verloren gehe. Diese Arbeit mit Extrah irung deß Spiritus Salis vnd Außlaugung mit gemeinem Wasser kanst du so lang continu iren/ als du Steine vnd Spiritus Salis hast/ vnterdessen aber allzeit die mit Spiritu Salis außgezogene vnd mit Wasser außgelaugte Steine hin- wegwerffen/ auff daß du die Kolben wieder mit frischen Steinen fuͤllen vnd deine Arbeit fortsetzen koͤnnest. Wann du aber/ deine noch uͤbrige zugerichtete Kißlingsteine außzuziehen/ keinen Spiritum Salis mehr hast/ so sollst du anfangen denselbigen wieder von dem Gold zu schei- den/ Erster Theil. den/ vnd geschicht solches auf diese Weise/ nemlich also: Erstlich must du versehen seyn mit einem guten Theil Glaͤsern/ oder von guter Erden gemachten Retor ten/ welche die Spiritus halten/ vnd dieselbe mit dem imprægn irten Spiritu Salis so weit anfuͤllen/ als sie es leiden/ vnd im abstrah iren nicht uͤber lauffen koͤnnen/ darnach dieselbe in ein Balneum siccum setzen/ vnd allgemach den Spiritum Salis von dem Gold abstrah iren/ welchen du hernach zu dergleichen Arbeit wieder gebrauchen kanst/ vnd besser ist/ als er zuvor gewe- sen: das zuruͤck-gebliebene Gold aber kanst du auß der Retort en/ derselben zu besserem Gebrauch zu verschonen/ mit einem krummen eisern Traht los machen/ vnd herauß- schuͤttelen/ welches einer rohten Erden gleich seyn wird/ solches sollst du bewahren/ biß du dessen viel beysammen hast/ vnd hernach durch das Antimonium giessen/ vnd fein machen/ als ich dich vnten lehren werde. MB. Wann du aber mit Spiritu Salis einen rohten Talck/ schwartze oder roher Granaten/ Schmirgel/ Galmey/ Marcasiten/ oder dergleichen Berg-Arten/ welche ge- meiniglich neben einem wenig fixen Gold viel vnzeitiges vnd fluͤchtiges halten/ extrah i- ret hast/ so must du in der abstraction zu der solution etwas Eisen legen/ daran sich das fluͤchtige Gold halten vnd figiren kan/ welches sonsten im schmeltzen weggeht/ vnd ver- loren wird. Derenthalben man besser thut/ daß man solche extractiones oder solutio- nes von Talck vnd dergleichen Berg-Arten/ welche ein vnzeitig Gold fuͤhren/ nicht in Glaͤsern oder irdenen Retort en/ sondern in eisern Haͤfen oder Toͤpffen/ daruͤber ein ir- dener Helm gemacht sey/ abstrah ire/ so nimbt das vnzeitige Gold von dem eisern Hafen selbsten so viel Eisen zu sich/ als es zu seiner Figirung vonnoͤhten hat/ welches Eisen her- nach durch die Seigerung deß Antimonii leichtlich von dem Gold gescheiden wird/ als bey derselben Arbeit zu sehen ist. Dieses aber sollst du auch wissen/ daß nicht ein jedweder Granat sich extrah iren laͤsst/ ob er schon noch so lang im Spiritu Salis kochte/ sondern mit solcher Farb wieder her- außkoͤm̃t/ als er hineingethan ist worden/ derohalben man den Vnterscheid muß erken- nen lernen/ oder dieselben zuvor zu bereiten wissen/ auff daß hernach der Spiritus Salis dieselbe antasten/ vnd ihr bey sich fuͤhrendes Gold zu sich nehmen koͤnne. Deßgleichen soll man auch den Talck nicht zu warm extrah iren/ auff daß er sich nicht gantz vnd gar in dem Spiritu Salis auff solv ire/ vnd Hindernuͤß gebe; dann wann solches geschaͤhe/ so haͤtte man keinen Vortheil an solcher Arbeit/ weil solche darumb an- gestellt ist/ daß man das wenige Gold/ so in der grossen Quantit aͤt deß Talcks ist/ in die Enge bringen/ vnd nicht den gantzen Talck zusammen mit Fluͤssen schmeltzen darff/ wel- ches dir sonsten die Kosten nicht bezahlen kan. Bey den Kisselsteinen aber hat man sich dessen nichts zu besorgen/ weil der Spiritus Salis dieselbe nicht angreifft oder solv irt/ gleich wie er bey dem Talck thut/ sondern nur allein das Gold daraußzeucht/ vnd das steinichte c orpus ligen laͤsst. Auch muß mit dem Galmey anders als mit dem Talck/ Granaten oder Kißling- steinen im extrah iren oder fig iren gehandelt werden/ dann er sich sonsten mit Spiritu Salis schier gantz auff sol virt; welche Arbeit aber hieher nicht gehoͤrt/ weil sowol die extra- ction Operis Mineralis ction als fixation desselben auff ein besondere Weise geschehen muß (derhalben ich sol- ches an seinen Ort versparen wil) vnd mir allhier eigentlich nur fuͤrgenommen habe/ das Gold auß den Kisselsteinen zu extrah iren/ welche an vielen Orten gefunden/ vnd leichtlich koͤnnen bekommen werden. Dieses ist nun der Weg vnd Weise/ das Gold auß den Kisselsteinen vnd Sand zu extrah iren mit Spiritu Salis in der Waͤrme/ welches in glaͤsern Geschirren geschehen muß. Weil mir aber noch ein anderer modus bekand ist/ dadurch solche Arbeit eben so wol in der Kaͤlte vnd auch ohne Glaͤser geschehen kan/ so hab ich fuͤr gut angesehen/ die- selbe auch hieher zu setzen/ auff daß ein jedweder nach seinem Gefallen/ eine/ die ihm am besten anstehet/ von beyden außsuchen vnd erwehlen koͤnne/ vnd geschiehet auff diese Weise: Zu dieser Arbeit hat man nichts anders vonnoͤhten/ als ein gut Theil irdener Ge- faͤsse/ welche von guter Erden bereitet/ in Gestalt eines Trichters/ vnd zimlich wol ge- brant seyn/ auff daß sie den Spiritum Salis nicht in sich schlucken; vnd so man dergleichen keine haben koͤnte/ so muͤste man solche von Glas dick vnd starck machen lassen; zu wel- chen Gefaͤssen man eine Banck haben soll/ in welche viel Loͤcher nacheinander gemacht/ darein man die Trichter setzen koͤnne/ vnter welche auch glaͤserne Schalen sollen gesetzt werden/ welche den durchlauffenden Spiritum Salis empfangen. Folget nun die Praxis, wie man die Arbeit in den erdenen oder glaͤsernen Trichtern verrichten soll. W Ann man solcher Trichter ein gut Theil nacheinander auff das Bret gesetzt hat/ so legt man erstlich grobe Stuͤcklein von den Kißlingen vnten in die Roͤhren oder engste Theil deß Trichters/ darnach andere kleinere/ dann wieder kleinere/ auff daß die Enge deß Trichters also damit gefuͤllet werde/ darnach schuͤttet man den Trichter von dem pulverisirten Stein voll an/ biß auff 3. oder 4. zwerch Finger/ auff daß der Spiritus Salis auch noch Raum habe daruͤber zu stehen. Also halten oder verhindern die grobe Stuͤcklein Steins/ welche du zu vnterst in den Trichter gelegt hast/ daß das kleine Pul- ver nicht durchlauffen kan/ wann der Spiritus Salis darauff geschuͤttet wird; muß also darinn ligen bleiben/ vnd sich mit Spiritu Salis außlangen lassen. Wann nun alles also verfertigt ist/ so fange von dem ersten an biß zu dem letzten/ vnd schuͤtte so viel Spiritus Salis drauff/ daß er 2. oder 3. zwerch Finger uͤber die pulveri- sirte Kißling gehe/ so wird er alsbald an denselben anfangen zu arbeiten/ vnd das Gold/ so darinnen ist/ zu sich nehmen/ vnd gefaͤrbet durch den Trichter lauffen in die vnterge- setzte Schalen. Vnd weil gemeiniglich erstlich etwas von den pulverisirten Kißlingen mit dem Spiritu Salis durchlauffet/ so must du solchen truͤben Spiritum wieder auß der Schalen in den Trichter giessen/ so offt/ biß daß er sich gestopfft hat/ vnd lauter durch- laufft; alsdann sollst du diesen Spiritum, welcher durch den ersten Trichter geloffen ist/ auff Erster Theil. auff den andern giessen/ vnd wann er durchgeloffen/ auff den dritten/ vnd so fort an biß zum letzten/ oder so lang vnd offt/ biß er hoch genug von Farb ist; welchen du dann auff eine Seite setzen vnd bewahren sollst/ biß dessen so viel zusammen koͤm̃t/ daß man durch Retort en den Spiritum Salis von dem Gold scheide. Wann nun der erste Spiritus auff der Reihe nacheinander von einem Trichter zum andern geschuͤttet vnd gefaͤrbet durchgelauffen ist/ so fange wieder von fornen an/ vnd schuͤtte auff den ersten Trichter einen frischen Spiritum Salis, laß solchen auch auff der Reihe nacheinander durch alle lauffen/ biß daß er sich auch genug gefaͤrbet hat/ vnd fange wieder an bey dem ersten/ vnd giesse frischen darauff. So du aber siehest/ daß der Spiritus Salis, wann er durchgeloffen ist/ keine Farb außgezogen/ sondern klar durchge- loffen ist/ so ists ein Zeichen/ daß kein Gold mehr darinnen/ sondern alles schon extrah i- ret vnd außgelauget worden; derohalben du keinen Spiritum Salis mehr darauff giessen sollst/ sondern nur gemein Wasser/ vnd solches gleich dem Spiritu Salis auch durchsei- gern lassen/ so zeucht das Wasser den Spiritum Salis, welcher an den Kißlingen ist han- gen blieben/ zu sich/ vnd suͤsset dieselben ab/ also/ daß nichts von dem Spiritu Salis an den Steinen hangen bleibe vnd verloren gehe; welches sauer Wasser du auch besonder be- wahren/ vnd zu dergleichen Arbeit gebrauchen sollst: die außgelaugte Kißling aber sollst du auß dem Trichter thun/ vnd solche wieder mit frischen Steinen fuͤllen/ wie zuvor ge- schehen/ vnd also mit dem außlaugen fortfahren/ so lang du Stein vnd Spiritum Salis hast: Den Spiritum Salis aber/ welcher das letzte mal durchgelauffen/ vnd nicht hoch genug gefaͤrbet ist/ sollst du nicht bey die vorige giessen/ welche genugsam mit Gold im- prægn iret sind/ sondern allein behalten/ vnd auff die frische Steine giessen/ vnd also von einem zu dem andern/ biß daß er auch hoch genug ist ting iret/ alsdann mit dem andern durch die glaͤserne Retort en von dem außgezogenen Gold abstrah iren/ vnd wieder zu dergleichen Arbeit gebrauchen. Also vnd auff diese Weise kanst du mit hundert ℔. Spiritus Salis etliche tausend ℔ Steine extrah iren/ vnd das Gold/ so darinn ist/ heraußziehen/ vnd zu Nutzen bringen/ welches sonsten vnmuͤglich waͤre durch das schmeltzen. Vnd bestehet die groͤste Kunst allein in dem Außlaugen/ wann man nemlich den Spiritum Salis wol darzu gebrauchet/ auf daß er nicht verloren gehe/ vnd mit wenig ℔ viel ℔ Steine damit extrah iren kan. Dieses aber ist allhier bey dieser Außlaugung zu mercken/ welche kalt geschicht/ nemlich/ daß der Spiritus Salis staͤrcker seyn soll/ als wann er in Kolben auff den Stei- nen heiß wird/ sonsten geht es viel langsamer zu als jenes; wann aber der Spiritus starck genug ist/ so kan man auff diese Weise die Steine leichter außlaugen als durch die vori- ge/ weil man so viel Arbeit vnd Sorg nicht tragen darff/ ob etwas moͤchte verstuͤrtzet werden/ wann man den ting irten Spiritum von einem Kolben in den andern giessen muß/ vnd kostet auch kein Feuer; der Spiritus Salis aber soll staͤrcker seyn/ welches in acht zu nehmen/ wann du auff diese Weise das Gold kalt heraußziehen wilt. Dieses ist nun der gruͤndliche Bericht/ wie du die guͤldische Kißlingsteine oder Q q andere Operis Mineralis andere guͤldische Berg-Arten zurichten/ mit Spiritu Salis außziehen/ vnd denselben wie- der darvon scheiden sollst. Nun aber soll folgen/ wie du solches Gold/ welches in den Re- tort en geblieben/ rein vnd fein machen koͤnnest. NB. Wann deine Kißlingsteine/ welche du extrah iret hast/ fein/ vnd kein eisen- schuͤssig Gold gehalten haben/ so darffst du keine sonderbare Muͤhe vnd Arbeit darzu/ folches geschmeidig zu machen/ sondern kanst dasselbe mit gleich schwer Borras, oder die- sem Fluß/ von gleichem Gewicht/ Weinstein vnd Salpeter gemacht/ zusammen schmel- tzen/ so erlangst du dein Gold/ welches der Spiritus Salis auß den Steinen gezogen hat: So aber die Kißlinge auch Eisen gehalten/ wie sie gemeiniglich thun/ so must du solches nicht mit einem Fluß schmeltzen/ dann das Gold vngeschmeidig vnd vnrein bleiben wuͤr- de/ sondern must solches mit Saturno abtreiben/ so reiniget es sich/ vnd wird geschmeidig. Wann aber solches Gold neben dem Eisen auch andere schwefelichte Vnart bey sich haͤt- te/ so ist es auch nicht gut/ solches mit ♄ abzutreiben/ dann das Eisen mit der andern Vn- art machen das Gold zum theil zu Schlacken/ vnd wird viel darvon verloren; derohal- ben man solches mit dreymal so viel Antimonii mischen/ schmeltzen vnd sergern soll/ so wird alles behalten/ vnd gehet nichts verloren. Welches dann der beste Weg ist/ solches eisenschuͤssig Gold rein vnd fein zu machen/ ausser welchem Weg solches ohne Verlust desselben nicht wol geschehen mag. Wie man vnrein Gold durch das Antimonium giessen/ seigern vnd fein machen soll. W As diese Arbeit anbelangt/ soll man wissen/ daß sehr viel daran gelegen ist/ vnd man derselben wol soll kuͤndig seyn/ wann man Nutzen davon zu haben sucht: Dann/ wann man schon das Gold auß den Kißlingsteinen mit Spiritu Salis gezogen håtte/ vnd hernach solches nicht wuͤste zu schmeltzen/ vnd in ein corpus zu bringen/ was solte es nu- tzen? oder worzu solte es gut seyn? Dann solches halbzeitige Gold nicht auff bekande vnd gemeine Weise wil geschmoltzen werden/ sondern gehoͤret Verstand darzu/ wie man solches im schmeltzen vollends fig ire/ binde/ vnd von seinen sulphuri schen fecibus scheide/ also/ daß alles behalten werde. Dann man leichtlich erachten kan/ daß ein solch zart/ fluͤchtig vnd eisenschuͤssig ☉ mit einem gemeinen Fluß sich nit reduc iren wuͤrde lassen/ sondern viel mehr zu einer Schlacken werden; wie dann zu beweisen/ wann man ein fix Gold in Spiritu Salis auff solv irte/ vnd auch zugleich Eisen/ oder ein ander sulphuri sch Metall oder Berg-Art/ vnd hernach den Spiritum Salis wieder davon abstrah irte/ vnd mit einem Fluß von Weinstein vnd Salpeter reduc iren wolte/ so wuͤrde man befinden/ daß beyweitem nicht alles Gold wieder erlanget/ sondern sich zu einer Schlacken wuͤrde verwandelt haben. Geschiehet nun solches bey einem Gold/ welches vor der solution fix/ corporali sch vnd rein war/ warumb solte es nicht viel mehr geschehen bey einem sol- chen Gold/ welches von Natur noch fluͤchtig vnd vnrein/ auch noch niemal ein corpus gewe- Erster Theil. gewesen ist? Dann weil solches Gold/ welches auß den Steinen gezogen/ gemeiniglich eisenschuͤssig ist/ vnd das Eisen zu dem Gold eine gewaltige Zuneigung vnd Gemein- schafft traͤgt/ also/ wann solche beysammen seyn/ keines das andere gern wil gehen oder fahren lassen/ sondern starck zusammen halten/ also/ daß viel eher das Gold mit dem Ei- sen zu Schlacken wuͤrde/ als daß es sich rein davon solte scheiden lassen. Jst also noͤhtig/ daß man einen solchen Fluß darzu habe/ welcher nicht allein sol- ches vnreine Gold gern an vnd zu sich nehme/ sondern auch reinige vnd fein mache/ wel- ches das Antimonium thut/ vnd sonsten nichts besser: dann das Antimonium greifft/ wegen seines verbrennlichen vnd fluͤssigen sulphuris, solches eisenschuͤssig Gold gern an/ vnd wegen seines Mercurii ziehet er das corporali sche vnd gute Wesen deß Goldes zu sich/ reinigt vnd scheidet solches von aller Vnreinigkeit ohne Abgang/ also/ daß kein bes- serer Fluß darzu kan gefunden werden: gehoͤret aber Verstand vnd Geschicklichkeit dar- zu/ wie man hernach das Antimonium wieder leichtlich von dem Gold scheide/ auff daß nichts geraubet werde; welches also hergehet: Erstlich soll man solches eisenschuͤssig vnd vnrein Gold/ so nach der abstraction deß Spiritus Salis in den Retort en oder eisern Haͤfen geblieben/ vnd einer rohten Erden gleich seyn wird/ zu einem kleinen Pulver machen/ vnd zwey- oder dreymal so viel puͤl- verisirten Antimonii darunter mischen/ einen guten bestaͤndigen Tiegel davon voll ma- chen/ zwischen die Kolen in den Ofen deß vierdten Theils setzen/ einen irdenen Deckel darauff legen/ auff daß keine Kolen darein fallen/ vnd das Werck verhindern/ darnach allgemach zusammen schmeltzen lassen/ vnd wann alles wol durcheinander/ einem Was- ser gleich/ geschmoltzen ist/ so muß man solches in einen warmgemachten vnd mit wachs- geschmierten Gießpuckel giessen/ vnd darinn erkalten lassen/ vnd hernach den Koͤnig/ welcher das meiste Gold wird bey sich halten/ von der Schlacken mit einem Hammer abschlagen vnd beyseits legen; das uͤbrige Antimonium aber/ welches einer Schlacken gleich seyn/ vnd noch viel Gold in sich halten wird/ sollst du wieder in den Tiegel thun vnd fliessen lassen/ vnd dann ein wenig Eisenfeilig darauff werffen/ mit einem eisern Ha- cken vntereinander ruͤhren/ so wird sich der verbrennliche Sulphur deß Antimonii an dem Eisen todt fressen/ vnd einen Regulum fallen lassen/ welcher das uͤbrige Gold wird mit sich nehmen/ vnd nachdem du viel Eisen zuwirffest/ je groͤsser dein Koͤnig werden wird/ vnd gemeiniglich so schwer/ als das Eisen gewogen hat. Wann nun die massa wol vntereinander geflossen ist/ so gieß dieselbe auß in einen warmen Gießpuckel/ gleich wie zum erstenmal/ vnd schlag nach der Erkaltung den Koͤnig davon/ vnd lege denselben besonder/ die Schlacken schmeltze wieder/ vnd schlage dieselbe mit Eisenfeilig nieder/ gleich zuvor/ vnd mach wieder einen Koͤnig/ welcher auch noch Gold halten wird/ aber gemeiniglich silberhafftig: dann das reineste vnd feineste Gold faͤllt zu erst/ vnd hernach allzeit das geringere/ vnd endlich nur allein Silber. Darumb man einen jedern Koͤnig allein behalten vnd rein machen soll/ auff daß das feine Gold allein/ vnd das guͤldische Silber auch allein komme. NB. Dieses aber sollst du mercken/ wann das Antimo- Q q 2 nium Operis Mineralis nium im schmeltzen wegen deß Eisens/ welches du zum fellen gebraucht hast/ vnfluͤssig wuͤrde/ vnd den Regulum nicht gerne wolte fallen lassen/ so must du allzeit/ so oft du mit Eisen niederschlaͤgest/ auch ein wenig Salpeter zuwerffen/ so wird der Zeug im Tiegel fluͤssig/ vnd scheidet sich der Regulus gern von den Schlacken/ vnd wann du alles Gold vnd Silber in 3. oder 4. Koͤnige gebracht hast/ so lege die uͤbrige Schlacken zuruͤck/ biß daß ich dich lehre/ wie du dieselbe auch noch weiters gebrauchen/ vnd zu gut machen sollst/ als hernach zu sehen ist. Folget nun/ wie man das Gold vnd Silber von dem Antimo- nio scheiden vnd rein machen soll. D Iese Arbeit/ solche Koͤnige/ welche von dem schmeltzen deß Antimonii kommen/ rein zu machen/ kan auff vielerley weis geschehen/ als nemlich also: Erstlich kan man solche auff einer flachen Scherben mit einem Balg verblasen/ gleich die Goldschmiede zu thun pflegen/ wann sie Gold durch das Antimonium gegossen haben; ist aber ein muͤh- selige vnd gefaͤhrliche Arbeit: dann nicht moͤglich ist/ daß man ohne Schaden deß Le- bens/ wann man viel darmit vmbgehet/ darvon kommen kan; darzu geht es auch sehr langsam zu/ vnd laͤsst sich nicht ins grosse thun. Derhalben ist nicht rahtsam/ wann man einen bessern Weg hat/ daß man diesen gehe. Auch kan man solche Koͤnige auff einem Test mit Bley ansieden vnd abtreiben/ welche Arbeit ins grosse kan gethan werden/ ko- stet aber viel Bley vnd Kolen/ vnd gehet auch alles Antimonium dadurch verloren; ist gleichwol mit gutem Vortheil zu thun/ vnd der ersten weit vorzuziehen/ wann man viel zu scheiden hat. Wem beliebet/ kan solche Koͤnige mit gemeinem Kochsaltz roͤsten/ vnd zu einer Aschen machen/ vnd hernach schmeltzen/ gibt das Gold vnd Silber auch gerne von sich. So kan man auch solche Koͤnige in einem Tiegel schmeltzen/ vnd mit Zuwerffung etlicher Sali en das Antimonium von dem Gold vnd Silber ziehen/ also/ daß nur allein das Antimonium zu Schlacken wird/ vnd das Silber vnd Gold fein vnd geschmeidig ligen bleibt: Jst zwar der beste modus vnter allen vorerzehlten/ weil die Scheidung sehr bald dadurch geschehen kan/ hergegen aber auch die sorglichste/ die Sali en bißweilen/ wañ man nicht wol darmit weiß vmbzugehen/ viel voñ dem Gold vnd Silber zu sich nehmen vnd rauben/ vnd das Gold offtermal noch vngeschmeidig bleibt/ vnd die Arbeit auffs new widerholet werden muß. Wer aber mit Salpeter allein solches zu thun gelernet hat/ derselbe kan mit Vor- theil geschwind ein groß Theil solcher Koͤnige rein machen/ vnd ohne Abgang deß Golds vnd Silbers/ wie auch deß Antimonii, die Arbeit verrichten. Sonsten hat man auch andere Fluͤsse/ welche solches verrichten koͤnnen/ welches zu lang vnd auch vnnoͤhtig all- hier davon zu melden: wil derohalben einen modum beschreiben/ welchen ich am aller- besten befunden/ vnd auch denen am nuͤtzlichsten seyn wird/ welche viel solcher Koͤnige zu schei- Erster Theil. scheiden haben/ vnd geschiehet auff diese Weise: Erstlich muß man ein besonder Oefe- lein zurichten/ darein man einen Herd schlagen kan/ fast deme gleich/ welcher in dem er- sten Theil philosophi scher Oefen beschrieben ist/ Flores dadurch zu machen/ doch nicht mit einem Roͤster/ sondern mit Windfaͤngen/ dadurch die Kolen angeblasen/ vnd das Antimonium von dem Gold gehoben/ vnd uͤber sich in die Kammer oder Sublimir- Haͤ- fen gefuͤhret vnd behalten werden. Wann nun der Ofen in allem wol zugerichtet/ vnd mit Feuer erwaͤrmet ist/ so traͤgt man mit einem Loͤffel so viel deß Reguli auff den Herd/ als er tragen oder leiden kan/ so wird er bald darauff schmeltzen/ vnd der Wind/ welcher zu den Lufftfaͤngen hin- ein blaͤset/ wird allgemach/ ohn einige Muͤhe vnd Arbeit/ den Regulum erheben/ vnd uͤber sich fuͤhren; wann dann solcher weg ist/ vnd du mehr derselben hast/ so kanst du mehr zulegen/ so offt vnd lang/ biß solche alle verblasen seyn/ vnd dein Gold vnd Silber fein vnd geschmeidig ist/ sitzen blieben/ welches du außnehmen sollst; vnd wann der Ofen kalt worden ist/ kanst du die Flores auß den Kammern nehmen/ vnd zu weiterm Ge- brauch/ wie hernach folgen soll/ anwenden vnd zu Nutz bringen/ also/ daß du nicht allein auff diese Weis/ in wenig Stunden/ eine grosse Quantit aͤt Reguli von dem Gold vnd Silber scheiden/ sondern darneben auch alles Antimonium behalten/ vnd zu vnterschied- lichen Arbeiten in Alchymia, wie auch in Medicina, gute Medicamenta darauß ma- machen/ vnd mit grossem Nutzen verbrauchen vnd anwenden kanst. Welches fuͤrwar eine herꝛliche Kunst vnd Wissenschafft ist/ dadurch man nicht allein seine Nahrung reichlich haben/ sich vnd die Seinigen/ ohne Beschwerung seines Nechsten/ versorgen vnd erhalten kan/ sondern auch darneben viel tausend armen Krancken/ wegen der fuͤr- trefflichen Medicin/ so auß den Floribus gemacht wird/ kan geholffen werden: welches eine sonderbare Gabe Gottes ist/ vnd wir billich dargegen danckbar seyn solten. Dieses ist nun der naͤhere vnd bessere Weg vnter denen/ welche mir bekand seyn/ das Antimo- nium von dem Golde zu scheiden/ weil nicht allein solches in grosser Quantit aͤt mit we- nig Zeit vnd Kosten geschehen kan/ sondern auch alles Antimonium behalten/ vnd zu fernerem guten Gebrauch kan angewendet werden. Folget nun/ wie man die Flores Antimonii wieder gebrauchen soll. E Rstlich kan man die allerweisseste Flores, welche in der vntersten Kammer außgezo- gen werden/ beyseit legen/ vnd eine allgemeine oder Universal-Medicin darauß be- reiten/ wie bald hernach folgen soll. Die uͤbrigen aber/ welche auß den andern Kam- mern genommen werden/ vnd so rein nicht sind als die ersten/ kan man wieder zu einem Regulo reduc iren mit Sale Tartari, vnd zu vielen nuͤtzlichen Kuͤnsten anwenden/ wie auch soll angezeigt werden; oder man kan dieselbe mit gleich schwer gemeinem Schwefel oder Antimonio mischen/ vnd in verdeckten Tiegeln zusammen schmeltzen/ gibt wieder Q q 3 ein Operis Mineralis ein natuͤrliches Antimonium, damit man wieder Gold seigern vnd fein machen kan; oder man kan dieselbe mit andern Metallen vnd Minerali en mischen/ vnd solche darmit in ein besser Wesen transmut iren/ oder aͤusserlich in Chirurgia gebrauchen/ gibt die al- lerbeste Stich- vnd Wundpflaster/ dergleichen keine gefunden werden. Jn Summa/ solche Flores, weil sie gantz zart vnd subtil sind/ lassen sich gern handeln vnd gebrauchen zu vielen nuͤtzlichen Kuͤnsten vnd Wissenschafften/ also/ daß man reiche Außbeut/ wann man solche recht zu gebrauchen weiß/ dardurch erlangen kan. Deßgleichen kan man auch die Schlacken oder uͤbriges Antimonium, davon die Koͤnige geschieden seyn/ in Flores sublim iren/ vnd/ wie oben erzehlt/ gebrauchen/ haben eine sonderbare heimliche guͤldische Kraft/ wie auch diese/ welche man von den Koͤnigen gemacht: dann weil solches Gold/ welches auß den Kieselsteinen oder Talck gezogen/ darmit durchgegossen ist/ vnd im durchgiessen nur das zeitige vnd corporali sche Gold gefallen/ das vnzeitige vnd fluͤchtige aber bey der Schlacken geblieben ist/ vnd hernach in der sublimation mit den Floribus auffsteiget/ also sind dieselbige viel kraͤfftiger vnd bes- ser/ sowol zur transmutation der Metallen/ als deß Menschen Kranckheit zu gebrauchen. So man aber wil/ kan man solches gebrauchte Antimonium mit altem Eisen versetzen/ vnd in einem Schmeltz-Ofen reduc iren/ gibt noch viel Reguli, der auch nicht gar ohne Silber vnd Gold ist; kan derohalben in andern laboribus Chymicis, da ein Regulus darzu gebraucht wird/ verarbeitet werden/ wie ich hernach lehren werde. Die Schlacken aber geben mit dem staͤrcksten Feuer in einem besondern Stich-Ofen noch mehr Reguli, welcher kein Gold haͤlt/ kan aber gleichwol auch gebraucht/ vnd guter Nutzen damit geschafft werden/ als nemlich vnter ♃ geschmoltzen/ gibt demselben einen guten Klang vnd Haͤrte; Auch kan man allerley Geschirꝛ davon machen lassen/ wird nicht so bald dunckel vnd vnsauber als ander ♃: oder so man so viel Muͤhe nicht daran wenden wil/ kan man Gewichte darauß giessen/ welche schoͤn sind. Bißhero ist gehandelt worden/ wie man das Gold auß den Kisselsteinen außzie- hen/ vnd mit dem Antimonio durchgiessen vnd fein machen soll: Jetzunder soll auch gelehret werden/ wie man das uͤberbleibende Antimonium so wol zur Verbesserung der geringen Metallen/ als zur Erhaltung vnd Wiederbringung deß Menschen Gesund- heit gluͤcklich vnd nuͤtzlich anwenden vnd gebrauchen soll. Weil nun allhier einer allgemeinen Artzney/ welche auß dem gebrauchten Anti- monio soll koͤnnen gemacht werden/ gedacht worden/ als wolle ihm der Kunstsuchende nicht einbilden/ als wann es eine solche Artzney seyn solte/ damit man ohne Vnterscheid alle Kranckheiten alsobald ohnfehlbar/ welches allein dem Lapidi Philosophorum zu- geschrieben wird/ cur iren koͤnte; gantz nicht/ dann ich derselben so viel nicht zuschreibe/ sondern nicht weiters gehe/ als ich durch die Experientz erfahren habe. Dieses aber sa- ge ich mit Warheit/ daß ein solche Medicin darauß kan gemacht werden/ welche Wun- der thun kan/ vnd deren gleiche ohne den Lapidem Philosophorum schwerlich gefunden wird: dann nicht allein dadurch deß Menschen Leib von mancherley Kranckheiten be- wah- Erster Theil. wahret vnd præserv iret/ sondern auch/ wann derselbe allbereit damit eingenommen/ wiederumb davon befreyet/ vnd zur vorigen Gesundheit gebracht wird/ also/ daß billich solche Artzuey Allgemein oder Universal moͤchte genennet werden. Folget die Bereitung der Medicin. R Ecipe 1. ℔. solcher Blumen/ welche auß den Schlacken deß Antimonii gemacht/ durch welches das außgezogene Gold gegossen ist/ die gemeiniglich gelb oder roht sind/ vnd viel vnzeitig oder fluͤchtig Gold bey sich fuͤhren; in Mangelung aber derselben nimb diese/ welche von den Gold-Koͤnigen sublim irt/ vnd weiß zu seyn pflegen/ thue sol- che in eine starcke glaͤserne Phiol mit einem langen Hals/ vnd giesse 3. oder 4. ℔ Spiritus Vini tartarisati darauff/ schwencke die leichte vnd truckene Flores mit dem Spiritu Vini wol vnter einander/ vnd setze noch eine andere krumme Roͤhr (in welcher Bauch etliche Vntzen Mercurii vivi ligen/ gleich wie dieselbe in meinem fuͤnfften Theil philosophi- scher Oefen beschrieben ist) darauff/ vnd binde die Fugen mit einer drey- oder vierfa- chen nassen Ochsenblasen wol zusammen/ vnd laß solche trucken werden/ darnach setze solches Glas mit den Floribus vnd Spiritu Vini tartarisato in ein Balneum, vnd gib all- gemach Feuer/ so lang vermehret/ biß daß der Spiritus Vini uͤber dem Antimonio ko- che/ laß es zusammen vier vnd zwantzig Stund lang also wol vnd stetig kochen/ hernach laß das Feuer außgehen/ vnd nimb das Glas nach der Erkaltung auß dem Balnco, giesse den Spiritum Vini, welcher roht worden ist von den Floribus, ab/ vnd einen an- dern wieder darauff/ laß solchen auch vier vnd zwantzig Stund daruͤber kochen/ welcher auch roht werden wird/ vnd thue solches zum drittenmal/ oder so offt/ biß daß der Spiri- tus Vini nicht mehr daruͤber faͤrben wil/ dann sollst du keinen andern mehr daruͤber gies- sen/ sondern den gefaͤrbten durch ein graw Pappier lauffen lassen/ vnd bewahren; die uͤbrigen Flores aber/ welche in dem Glas geblieben/ sind zu dieser Arbeit nichts mehr nuͤtz/ sondern sollen hingestuͤrtzt werden. Der gefaͤrbte Spiritus soll hingegen in einen reinen glaͤsern Kolben gethan/ vnd die Helffte desselben uͤber den Helm von der Tinctur abstrah iret/ vnd wieder zu dergleichen Arbeit gebraucht werden: die Tinctur aber/ wel- che in dem Glas bleibt/ ist die Medicin/ davon allhier Meldung geschicht. Weil ich eines Spiritus Vini tartarisati gedacht habe/ vnd vielleicht daruͤber moͤch- te gezweiffelt werden/ was er eigentlich waͤre/ oder wie er muͤste bereitet werden/ so wil ich seine Bereitung auch hieher setzen/ auff daß ja nichts außgelassen/ vnd an einer sol- chen herꝛlichen Medicin etwas solte gehindert bleiben/ vnd verhaͤlt sich also darmit: Nimb zwantzig oder dreyssig Pfund Weinstein/ thue solchen in einen grossen be- schlagenen glaͤsern Retort en/ vnd destill ier auß dem Sand den Spiritum fein gelind davon. NB. So du das instrument zum Andern Theil philosophi scher Oefen gehoͤ- rig/ hast/ kanst du geschwinder damit fertig werden/ als mit der Retort en/ derhalben es auch besser zu diesem Werck/ als ein Retort en ist. Vnd weil der Spiritus in der destil- lation sehr gen a w suchet/ vnd grosse Recipient en haben wil/ so kan man erstlich nur ein kuͤpf- Operis Mineralis kuͤpfferne oder zinerne Schlang/ welche in einem Faß mit kaltem Wasser stehe/ an die Retort en an statt eines Recipient en accommod iren/ vnd den Spiritum darein trei- ben/ so kuͤhlet er sich fein wol ab/ vnd wird behalten. Darnach aber kanst du denselben also per se in einen glaͤsern Kolben thun/ vnd per Alembicum die Helffte uͤbergehen lassen; die ander Helffte aber/ welche zuruͤck geblieben/ da das schwartze Oleum darbey ist/ kan zu diesem Werck nicht dienen/ sondern soll hinweggethan werden; den subtilsten Theil aber/ welcher zu erst ist uͤbergestiegen/ sollst du in einen andern reinen Kolben thun/ vnd auch die Helffte dessen auff weiß calcin irten capitis mortui, davon der Spi- ritus ist destill iret worden/ darein mengen/ vnd den Helm wol mit dem Receptaculo ver lut iren/ vnd also fein lind in Balneo wieder nur die Helffte uͤbergehen lassen/ so be- haͤlt der calcin irte Tartarus den Gestanck vnd phlegma bey sich/ vnd steiget nur der rei- neste Theil uͤber/ welchen du noch einmal mit der andern Helfft Tartari calcinati auß einem frischen Alembico rectific iren sollst/ so ist er fertig zu dieser Arbeit: das caput mortuum aber kan hernach/ zu Benehmung deß Gestancks/ wieder außgegluͤhet/ vnd zu dieser oder einer andern Arbeit gebraucht werden. Dieses ist nun der Spiritus Vini tartarisatus, mit welchem die essentia oder tin- ctur auß den Floribus Antimonii gezogen wird/ vnd nicht allein auß dem Antimonio, sondern auch auß allen andern Metallen/ kan als der beste Theil darmit extrah iret wer- den/ daß es ihm kein anderer Spiritus gleich thun kan. Vnd wann es sich thun liesse/ koͤnte ich wol ein mehrers schreiben von seiner gewaltigen Krafft/ welche er beweiset in Reinigung der geringeren Metallen/ dann er grosse Gemeinschafft darmit hat/ vnd das vnreinere Theil von dem reineren scheiden kan; davon auff ein andermal ein mehrers. Wann er aber in Verbesserung der Metallen soll gebraucht werden/ ist einer solchen ho- hen rectifrcation desselben/ als bey der extraction der metallischen Medicament en er- fordert wird/ nicht noͤhtig/ vnd kan in dessen statt derselbe nur auß duͤrrer Weinhefen in grosser Quantit aͤt gemacht werden. Weiters ist auch noch ein anderer Spiritus Vini tartarisatus zu bereiten/ welcher zu obgemeldter Medicin kan gebraucht werden/ vnd geschicht also: Solv ire in einem ℔ gemeinen Spiritum Vini 6. Loht Crystallorum Tartari, vnd extrah ire damit/ wie oben gelehrt. Erinnerung. N Iemand wolle sich daran stossen oder aͤrgern/ weil dieser Artzney Bereitung so ge- ring vnd schlecht allhier angegeben wird/ vnd gedencken oder sagen/ was solle man von einer solchen Medicin halten doͤrffen/ weil sie auß einem solchen geringen vnd ver- aͤchtlichen Subjecto bereitet/ vnd darzu auch keine grosse Geschicklichkeit oder Kunst zu derselben erfordert wird; Wann dem also waͤre/ daß man so leichtlich zu einer solchen guten annehmlichen vnd lieblichen Medicin koͤnte gelangen/ worzu ist es dann noͤhtig/ daß man sich mit so vielerley Arten Gekoͤchs/ die man theuer bezahlen/ vnd mit Wider- willen Erster Theil. willen einschuͤtten muß/ quaͤlet vnd martert/ waͤre es nicht besser/ daß man diese an den Platz setzte/ vnd die andern abschaffte? Ja freylich waͤre es besser/ vnd wuͤrde wol ste- hen. Wer darff sich aber vnterstehen solches zu thun/ vnd die grosse Menge derjenigen/ welche solche Gekoͤche defend iren vnd vertheidigen/ zu Feinden machen? Niemand wil gerne im Streit leben/ vnd wenig lassen sich von ihrer alten Gewonheit abtreiben. Blei- bet also das alte Wesen/ ob es schon zu verbessern waͤre/ in dem schwang. Gut aber vnd zu wuͤnschen waͤre die Zeit/ in welcher einmal solche Menschen herfuͤrkommen moͤchten/ welche vmb der Liebe gegen ihren Nechsten/ vnd nicht vmb der Bauchsorge willen/ sich der Medicin uͤbernaͤhmen/ dann wuͤrde es besser stehen/ vnd die Krancken kraͤfftigern Trost bey ihnen finden. Was nun dieser Medicin grosse Krafft vnd Wirckung anbelanget/ wil ich den Juͤngern/ die weniger als ich erfahren haben/ (vnd nicht den Aeltern/ die ein mehrers als ich wissen) zu gefallen an Tag geben/ vnd doch weiter niemand seine Meynung darmit benommen haben. Von Krafft vnd Wuͤrckung der Medicin. D Iese tinctura Antimonii beweiset seine Wirckung vnd Krafft in Außfuͤhrung alles boͤsen auß deß Menschen Leib gantz wunderlich/ reiniget vnd purgiret vnsichtlicher weise das gantze Gebluͤt uͤber alle Medicament en/ oͤffnet alle Verstopffung der Leber/ Miltzes/ Nieren/ vnd aller innerlichen Theilen deß Leibs/ zeucht alles Boͤse auß allen Gliedern/ vnd fuͤhret solches gantz gelind auß/ vnd laͤsst im geringsten nichts Vnreines drinnen. Wegen seiner gewaltigen Blutreinigung geneset sie den Außsatz/ Frantzosen/ Schurbauch oder Schurmund/ vñ dergleichen von faulem Gebluͤt entstandene Kranck- heit. Wegen seiner durchdringenden vnd duͤnnmachenden Krafft resolv iret sie alle tartari sche humores, vnd fuͤhret dieselbe auß/ davon sonsten das Podagra/ Nieren- vnd Blasenstein entstehet: so aber allbereit solcher tartarus gantz erhartet/ ist es ihr vnmoͤg- lich denselben wieder zu solv iren/ lindert gleichwol die Schmertzen/ vnd verhindert das Zuwachsen; wofern aber derselbe noch nicht coagul iret ist/ so zeucht sie denselben gantz vñ gar in kurtzer Zeit auß den Gliedern/ vnd laͤsst hinfuͤrters solchen nicht mehr einwurtzeln. Es muͤssen ihr auch weichen alle Fieber/ wie sie auch Namen haben; deßgleichen auch alle Kranckheiten/ welche von uͤberfluß boͤser humorum ihren Vrsprung haben. Bey den Wassersuͤchtigen fuͤhret sie das Wasser gantz gelind durch den Stul vnd Vrin auß. Summa/ sie reiniget/ staͤrcket vnd bewahret die fuͤrnehmste innerliche Glieder deß Leibs fuͤr allen boͤsen zufaͤlligen humoribus, also/ daß nicht leichtlich eine Kranckheit einschlei- chen koͤnne. Sie ist auch die allerbeste Præservation in Pestzeiten/ vnd andern anste- ckenden gifftigen Kranckheiten/ vnd wann der Mensch allbereit damit angegriffen waͤ- re/ die aller-edelste Cur; dann sie zeucht das Gifft alsobald von dem Hertzen/ vnd treibt solches auß dem Leib. Was soll ich viel sagen? Sie ist eine Universal-Medicin in allen R r Kranck- Operis Mineralis. Kranckheiten/ was moͤglich einer guten Artzney zu thun ist/ das beweist sie vor allen an- dern bey jungen vnd alten Personen/ vnd ist im geringsten nicht zu scheuen; Doch soll man verstaͤndig damit vmbgehen/ dann seine Krafft ist maͤchtig/ vnd gleich wie ein groß verzehrend Feuer/ welches ein kleines außleschen vnd zu nichts machen kan. Wie solte man ein bessere Medicin wuͤnschen oder von Gott begehren doͤrffen/ als diese/ welche auß solchen geringen vnd vnachtsamen Dingen/ mit so wenig Muͤhe vnd Kosteu/ in so kur- tzer Zeit/ in copia kan bereitet werden. Jch bekenne von Grund meines Hertzens/ daß mir dergleichen heilsame vnd uͤberauß-kraͤfftige Medicin niemaln vnter meine Augen kommen ist/ vnd zweiffele gantz nicht/ sie werde auch die beste seyn vnd bleiben. War- umb solte man nach einer andern suchen/ weil diese alles/ das man von einer guten Real- Medicin begehren kan/ genugsam verrichtet? Gleichwol weiß ich gewiß/ daß ihrer viel/ die auff Jrꝛwegen gehen/ sich daran aͤrgern/ vnd solche verachten werden/ theils/ weiln dieselbe auß dem Antimonio, als einem veraͤchtlichen Wesen bey den Vnwissenden/ ihr Herkommen hat; theils wegen der kurtzen vnd vnkoͤstlichen Bereitung: Jst sich aber nicht daran zu kehren/ dann die Welt wil betrogen seyn/ suchet allezeit etwas Ansehnli- ches/ vnd verachtet das Vnanseheuliche/ da doch alles Gute/ ja Gott selbsten/ schlecht vnd gerecht ist/ darumb er auch bey den hoffaͤrtigen boͤsen Menschen nichts geachtet wird. Jst aber allein der Suͤnden Schuld/ daß der Mensch eines solchen blinden vnd hoffaͤrti- gen verstockten boͤsen Hertzens ist/ der das Gute fuͤr Augen hat/ vnd nicht kennet noch ken- nen wil/ sondern allein das Boͤse suchet vnd liebet. Von dem Usu vnd Dosi solcher edlen Medicin. W Eil diese Medicin oder Tinctura Antimonii vor andern bekandten Artzneyen sehr kraͤfftig ist/ also gehoͤret gut Auffsehens darzu/ wann man solche administr iret/ auf daß man dem Guten nicht zu viel thue; Jst derohalben allzeit besser/ daß man die Dosin zu klein als zu groß gebe/ vnd solche desto oͤffter wiederhole/ welches wol in acht zu neh- men in allen Kranckheiten/ bey alten vnd jungen Personen/ wie folget: Den jungen Kindern von 2. 3. 4. biß auff 6. Monatalt/ wann sie Wuͤrme ha- ben/ kraͤtzig seyn/ Fieber oder Epilepsiam bekommen/ soll man nur ein halbes Troͤpfflein mit bequemen vehiculis eingeben/ vnd/ nach Gelegenheit der Kranckheit/ solches uͤber den andern oder dritten Tag/ wann es noͤhtig ist/ wiederholen/ vertreibet das Fieber/ toͤdtet die Wuͤrme/ fuͤhret alles Boͤse auß dem Magen/ vnd macht dieselbe frisch/ huͤbsch vnd gesund/ laͤsset keine Kraͤtze oder andern Fluß einwurtzeln/ treibet auch solche boͤse Fenchtigkeit auß/ davon sonsten die Masern vnd Blattern herkommen/ also/ daß sie sol- che allgemeine Kinderkranckheiten nimmermehr bekommen; nur uͤber alle Monat die Dosin wiederholet. Kindern aber von 1. 2. oder 3. Jahren kan man einen gantzen Tropf- fen geben; von 2. 3. 4. oder 5. Jahren anderhalb Tropffen; gewachsenen Menschen von 15. biß in 24. Jahr 2. 3. oder 4. Tropffen; starcken Menschen von 25. biß auff 50. Jahr 4. 5. 6. Erster Theil. 4. 5. 6. oder 7. Tropffen; doch allzeit nach Gelegenheit der Person vnd Kranckheit kan die Dosis kleiner oder groͤsser gegeben werden. Jn Podagra vnd Calculo koͤnnen alle Tage nuͤchtern mit Wein oder Bier etliche Tropffen genossen; so aber der Patient schwach waͤre/ uͤber den andern vnd dritten Tag die Dosis wie derholet werden/ so lang/ biß aller Schmertzen vnd Kranckheit hinweg ist. Aber gute Maͤssigkeit im essen vnd trincken ist darbey in acht zu nehmen. Jn Lepra, Morbo Gallico vnd Scorbuto alle Morgen eine Dosin genommen/ nimmet dieselbige hinweg; so aber der Patient solches nicht alle Tage vertragen koͤnte/ muß solches nur uͤber den andern vnd dritten Tag wiederholet werden/ so lang es von noͤhten ist. Jn Epilepsia alle Tage/ biß der paroxysmus ein ende hat. Bey den Wassersuͤchtigen alle Tage/ biß zur Besserung. Jn allen Fiebern zwey oder drey Stund vor dem paroxysmo. Jn Peste, so bald man die Kranckheit spuͤret/ vnd alle Tage biß zum Ende wie- derholet: zur præserv irung aber allezeit uͤber acht Tage repet irt. Jn allen innerlichen andern Kranckheiten soll auch dergleichen Ordnung gehal- ten werden/ daß nemlich die Medicin anfangs taͤglich gebraucht werde/ so lang/ biß man spuͤret/ daß die Kranckheit nach gelassen/ dann allgemach weniger/ vnd endlich gar nichts mehr. Jn allen aͤusserlichen Kranckheiten/ als frischen Wunden/ Stichen/ Schuͤssen/ Beinbruͤchen vnd dergleichen/ soll man taͤglich solche tinctur geniessen/ so lang/ biß zur gaͤntzlichen Heylung/ vnd aͤusserlich die Wunden mit bequemen Pflastern vor Luft vnd Vnreingkeit darneben wol bewahren. Bey alten fistulirten oder cancro sischen Schaͤden kan es auch taͤglich genossen/ vnd mit guten minerali schen Balsamen der Schaden sauber vnd rein darbey gehalten werden. So ist auch kein alter Schad so arg vnd boͤs/ wie er auch seyn moͤge/ er kan durch dieses Mittel vollkoͤm̃lich von Grund auß vnd bestaͤndig geheilet werden/ vnd sol- ches ohne einige Schmertzen oder Pein/ daruͤber sich hoͤchlich zu verwundern/ vnd dem lieben Gott dafuͤr zu dancken. Aber so gut diese Medicin ist/ daß ihr auch/ wie oben gesagt/ schwerlich eine wird vorzuziehen seyn/ so findet sich gleichwol in der Natur noch ein gantz wunderbarliches Menstruum ohne corrosiv, mit welchem nicht allein viel leichter/ als oben mit dem Spi- ritu Vini tartarisato, auß dem Antimonio solche allgemeine Medicin/ die eben so grosse oder groͤssere Kraͤfften in allen Kranckheiten beweisen kan/ zuzurichten ist/ also/ daß auch mit einem Thaler werth so viel innerhalb drey Tagen bereitet werden kan/ damit mehr als tausend Personen wiederumb kan auffgeholffen werden/ sondern es koͤnnen auch da- mit alle Vegetabilia, Animalia, Mineralia vnd Metallen in wenig Stunden radicali- ter auffgeloͤset/ in primam materiam reduc iret/ vnd also dadurch nicht allein die aller- gifftigste Simplicia vmbgekehret/ vnd in die allerheilsamste Medicament en gebracht R r 2 wer- Operis Mineralis werden/ sondern es verlieren auch die bittere Dinge dadurch ihre Bitterkeit/ ja die al- lerstaͤrckste vnd gefaͤhrlichste Purganti en werden damit also corrig irt/ daß sie hinfuͤrters nicht mehr vomitus oder sedes machen/ sondern in fuͤrtreffliche renovantia sich verwan- deln; auch verkehren sich die stinckende Dinge darinnen in ein wolriechendes Wesen/ vnd solv iret solches Menstruum nicht allein die Vegetabilia, Animalia, Mineralia vnd Metalla, sam̃t allem demjenigen/ was eine Verwandnuͤß oder Herkommen von ihnen hat/ sondern auch/ welches das wunderbarlichste ist/ die Glaͤser selbsten. Darumb man starcke vnd dicke Glaͤser nehmen muß/ wann man etwas darinnen diger iren vnd solv i- ren wil/ oder in Mangelung derselben alle sechs Stund solche erneuren. Vber dieses hat es auch diese grosse Tugend/ daß es von denen corporibus, welche es vmbgekehret/ in primam materiam verwandelt/ vnd gute Medicamenta darauß gemacht/ im gering- sten keine alteration erlanget/ vnd auch nichts an seiner Krafft/ Farb vnd Gestalt ver- lieret/ sondern es setzet sich allezeit deß reduc irten corporis bester Theil oben auff/ vnd die feces sencken auff den Boden/ also/ daß allzeit das Menstruum in der Mitte vnver- aͤndert bleibt/ vnd hernach so offt man wil/ wiederumb kan gebraucht werden. Jn Sum- ma/ es koͤnnen seine Tugenden/ die es in Bereitung der allerfuͤrtrefflichsten Medica- ment en beweiset/ mit keiner Zungen außgesprochen werden/ vnd vergleicht sich mit deß Basilii Aqua Mercuriali, deß Paracelsi vnd Helmontii Alkahest; bey mir aber wird es gehalten fuͤr das Feuer der Maccabeer/ welches ihnen/ nachdem sie es in eine tieffe Gru- ben verborgen/ nach ihrer Wiederkunfft zu einem dicken Wasser worden ist. Es ist ein immerwaͤhrendes Feuer/ vnd brennet doch nicht sichtlich; ein bleibendes Wasser/ vnd netzet doch die Haͤnde nicht; Sapo Sapientum, Philosophorum Azoth, vnd Koͤnigli- ches Bad. Vnd ob mir schon dieses secret es Menstruum allbereit etliche Jahr zum metalli- schen Gebrauch ist bekand gewesen/ viel darmit gekuͤnstelt/ vnd manch schoͤnes Stuͤck- lein dadurch gefunden habe/ so sind doch meine Gedancken niemaln darauff gefallen/ ob es auch zur Medicin dienstlich seyn moͤchte/ biß ohngefehr ein Liebhaber deß Helmontii Schrifften mich einmal gefraget/ ob ich nicht auch den Alkahest Paracelsi kennete/ oder zu machen wuͤste/ vnd mir seine Tugenden/ die er in Bereitung der Medicament en ha- ben solte/ etlicher massen erzehlet/ deme ich ein wenig nach gedacht/ vnd alsobald befun- den/ daß es mein Balneum secretum, damit ich die Metallen reinigte/ seyn muͤste/ vnd alsbald etliche Proben mit Vegetabili en vnd Animali en eingesetzt/ (dann seine Tugend/ die er bey den Metallen beweiset/ war mir schon bekand) vnd Wunderdinge dadurch er- fahren/ welches ich mein Lebtag nicht haͤtte glauben koͤnnen/ wann es meine Augen nicht gesehen/ vnd meine Haͤnde nicht getastet haͤtten. Vnd bekenne hiermit rund auß/ daß alle Medicament en/ die von andern beschrieben/ vnd mir sind vnter Augen kommen/ vnd auch diese die ich selber gelehret/ wie viel Muͤhe/ Fleiß/ Kunst vnd Kosten auch dar- zu ist angewendet worden/ mir jetzunder nur als lauter Kinderwerck vorkommen: dañ es hat vns an dem allgemeinen Schluͤssel gemangelt. Vnsere Vegetabilia, Animalia vnd Erster Theil. vnd Metallen/ ob wir sie schon noch so sehr gequaͤlet haben/ sind vnauffgeschlossen blie- ben/ vnd haben nur ein Stuͤck oder Theil von ihren Kraͤfften von sich geben koͤnnen. Allhier aber darff es keine Kunst/ Muͤhe oder Kosten/ das gantze corpus, ohn alle cor- rosiv, in wenig Stunden in sein primam materiam, in Gestalt eines schoͤnen klaren vnd lieblichen liquoris zu bringen/ welcher liquor dann seine terrestrit aͤt selbsten von sich wirfft/ vnd eine heilsame Medicin/ die in ihren tribus principiis purissimis bestehet/ dar- auß wird/ welches ohne dieses Menstruum nicht geschehen kan. Dann was haben die alten Medici auß den Kraͤutern anders machen koͤnnen/ als Syrupos, Electuaria, vnd destill irte Wasser oder Conserv en? welche Bereitungen die Kraͤuter gantz nicht ver- bessern/ sondern nur allein durch Zuthun deß Honigs vnd Zuckers/ solche einzunehmen etwas lieblicher machen/ vnd bleibet also Butzen vnd Stiel/ gut vnd boͤs beyeinander/ vnd geschiehet keine Scheidung deß Guten von dem Boͤsen/ oder deß Reinen von dem Vnreinen/ sondern wird bey den Conserv en vnd Electuari en alles zugleich/ oder bey den Syrupis vnd Aquis destillatis nur ein Theil desselben genommen: allhier aber wird das Kraut in primam materiam gebracht/ gezeitiget/ gereiniget/ vnd in eine liebliche/ voll- kommene/ heilsame vnd kraͤfftige Medicin bereitet. Was haben die gemeine Chymici doch anders auß den Vegetalibus als Extract en vnd Sali en machen koͤnnen? Die Ex- tract en/ welche mit Spiritu Vini gemacht werden/ sind noch gut zu gebrauchen/ wann sie wol bereitet sind/ haben aber gleichwol nichts bessers/ als das grobe Kraut zuvor selbst gehabt/ allein daß solche lieblicher zu gebrauchen seyn/ als Kraͤuter vor sich selbst; darzu mangelt ihnen auch wieder das jenige/ was der Spiritus Vini auß dem Kraut nicht her- auß gezogen/ vnd zuruͤck gelassen hat. Vnd ob man schon den Rest/ davon das Extra- ctum gemacht/ trucknet/ zu Aschen brennet/ vnd das Saltz heraußzeucht/ vnd zu dem Extracto menget/ so hat es doch auch keine Art/ dann das Feuer verstoͤret vnd verbren- net die Kraft die Kraͤuter/ wie wir solches genug erfahren/ daß die Salia fixa herbarum, ob sie schon noch so schoͤn crystallisi ret sind/ nichts in Medicina thun wollen/ doch diese außgenommen/ welche ohne Verbrennung deß Krauts allein auß dem Safft desselben/ wie in meinem Dritten Theil philosophi scher Oefen Meldung davon geschehen/ ge- macht sind. Darzu darff sich niemand vnterstehen/ kraͤfftige Kraͤuter zu extrah i- ren vnd zur Medicin zu gebrauchen/ weil dieselbe in der Arbeit gantz nicht verbessert oder corrig iret werden: allhier aber kan man die allerkraͤfftigsten Kraͤuter/ welche ohne phi- losophi sche Bereitung dem Menschen schaͤdlich vnd Gifft sind/ mit dem Alkahest zei- tigen/ reinigen/ vnd dem Menschen ohne Schew fuͤr die allerschweresten Kranckheiten eingeben vnd gebrauchen. Dann/ meynest du/ daß Gott solche gifftige Kraͤuter/ wofuͤr sie von den Vnwissenden gehalten werden/ vmbsonst erschaffen habe? Gantz nicht. Gott hat vns dieselbe erschaffen/ daß wir seine Wunderwercke darauß sehen vnd erken- nen sollen/ vnd gezeiget/ daß es muͤglich sey/ den Fluch wieder davon zu nehmen durch einen solchen/ von welchem zuvor der HErꝛ Christus den Fluch durch die Wieder geburt genommen hat. Man sehe an das Opium, Mandragoram, Cicutam, Hyoscyamum, R r 3 vnd Operis Mineralis vnd andere dergleichen duͤnnmachende Vegetabili en/ wie geschwind sie deß Menschen Leben/ wann sie zu starck beygebracht werden/ außleschen vnd ersticken: hergegen aber/ wann man sie durch dieses Menstruum vmbkehrt vnd verbessert/ das contrarium bewei- sen/ vnd fuͤr eine heilsame Medicin ohne Sorg vnd Gefahr koͤnnen gebraucht werden. Wie gefaͤhrlich die Esula, Scammonea, Cataputia, Helleborus, Radices Asari, Gum- mi Guttæ, vnd andere dergleichen starckwirckende Purganti en (wann sie zu groͤsserem Gewicht/ als behoͤrlich/ eingegeben worden) dem Menschen zu gebrauchen seyen/ ist je- derman bekand genug/ vnd gleichwol kan derselben Gifft hierdurch leichtlich corrigiret/ vnd in eine vnschaͤdliche Medicin verwandelt werden. Wer ist so keck/ der den Napel- lum, giftige Schwaͤmme/ vnd andere schaͤdliche Vegetabili en in den Leib nehmen darff? welche durch den Alkahest gleichwol zu corrigiren/ daß sie nicht allein kein Gifft mehr seyn/ sondern auch wunderbarliche gute Kraͤfften in vnheilbaren Kranckheiten bewei- sen. Nuces vomicæ, Cocculi de Lede, vnd dergleichen truncken- oder tollmachende Fruͤchte werden damit kraͤfftig vnd heilsam gemacht. Deßgleichen werden auch alle gif- tige Animali en/ als Spinnen/ Kroͤten/ Schlangen/ Ottern/ vnd dergleichen Vngezie- fer darmit corrigiret/ daß sie nicht allein kein Gift mehr seyn/ sondern auch anderm Gift widerstehen vnd dasselbe vertreiben. NB. Man denck den Sachen ein wenig nach/ was die Creutzspinnen fuͤr eine signatur haben/ welche auch alle Monat ihren Balg abstreif- fen vnd sich verneuren; der Eißvogel vnd Schlangen aber alle Jahr nur einmal; da- von ich ein besonder Buͤchlein geschrieben habe. Was die Maͤyen- vnd Erdenwuͤrme in resolv irung der tartari schen humorum, wie auch Luevenerea, also grob vnd nur baͤuerisch bereitet/ verrichten/ ist etlichen bekand; so ihnen aber ihre violente Kraft durch dieses Menstruum corrigiret/ gebrochen vnd verbessert wird/ was meynest du/ daß sie hernach thun koͤnnen? Die Cantharides vnd Millepedes werden auch verbessert/ daß sie in Befoͤrderung deß U rins sicher zu gebrauchen sind. Vnd wann es auch muͤglich waͤre/ den allergifftigsten Basiliscum zu haben/ davon gefabelt wird/ daß er mit seinem Gesicht den Menschen toͤdten solle/ (welches zwar wahr/ aber dem Buchstaben nach nicht muß verstanden werden) so koͤnte man solchen durch diesen Liquorem zu einer gu- ten Medicin bereiten; wie dann der minerali sche Basiliscus, das Schießpulver/ welcher in einem Augenblick viel tausend Menschen toͤdten kan/ vnd andere schaͤdliche Minera- li en/ als Arsenicum, Auripigmentum, Koboltum, vnd dergleichen/ ihr Gift leichtlich dadurch ablegen/ vnd zu sicheren vnd guten Medicament en koͤnnen gebracht werden. Jn Summa/ es ist nicht moͤglich/ daß man seine wunderbarliche Kraͤfften beschreiben kan/ welche er in Bereitung der aller gifftigsten Simplici en beweiset. Derhalber ein jeder Medicus fleissig darnach streben solte/ auff daß er dadurch gute Medicamenta erlangen moͤchte/ vnd seine Patienten also jaͤmmerlich mit grossen Bechern voll vnlieblichen vnd dem Patienten schaͤdlichen Gekoͤchs nicht laͤnger quaͤlen vnd martern doͤrffe. Jch fuͤr meine Person kan mich nicht genug uͤber seine lang-verborgene grosse Kraͤffte verwun- dern; Es ist kein corrosiv, vnd solv iret doch alle Ding/ wie sie auch Namen haben moͤ- gen; Erster Theil. gen; doch immer eines lieber vnd eher als das andere: Es verwandelt vnd verbessert ihre natuͤrliche Kraͤfften/ also/ daß es einem fleissigen Nachsucher der Natur Heimlich- keit/ welcher lange Zeit vergeblich nach guten Medicamentis gestrebet hat/ eine grosse Freude vnd Ergetzlichkeit ist/ darmit vmbzugehen/ vnd die Vegetabili en/ Animali en oder Minerali en dadurch zu anatom iren/ vnd in kraͤfftige Medicamenta zu bringen. Wil derhalben einen jedwedern gewissenhabenden Medicum darzu ermahnet haben/ daß er nach einem solchen allgemeinen guten Menstruo, sichere vnd kraͤfftige Medica- ment en dadurch zu bereiten/ eiferhafftig trachte vnd suche: dann sein Herkommen ist ge- ring/ veracht vnd verworffen/ seine præparation leicht vnd vnkoͤstlich/ seine Tugend vnd Wirckung maͤchtig vnd kraͤfftig/ seine Erfindung vnd Gebrauch aber schwer vnd tieff verborgen. Darumb wer darzu gelangen wil/ solchen allein von dem Gaͤber alles Gu- ten von oben herab erbitten vnd erlangen muß. Aber niemand wolle sich einbilden/ daß Fressen vnd Sauffen/ Hoffart/ Muͤssiggang/ Luͤgen/ Verachtung seines Nechsten/ Geitz/ Neid/ vnd vn Christliches Leben den Weg darzu weisen werden; gantz nicht: son- dern allein die Gnade vnd Barmhertzigkeit Gottes ist der Schluͤssel/ Thuͤr vnd Weg darzu/ vnd sonsten keiner/ darnach man sich zu richten hat. Auff daß man aber auch wisse/ wessen man sich zu dergleichen Medicament en/ welche auß den gifftigen Simplicibus bereitet sind/ zu troͤsten oder zu versehen habe/ so wil ich gleichnuͤßweise solches ein wenig erklaͤren/ vnd verhaͤlt sich also darmit: Alle diejenige Vegetabilia, Animalia vnd Mineralia, welche wir Gifft nennen/ vnd dem menschlichen Geschlecht/ wann sie beygebracht werden/ nach dem Leben streben/ vnd derentwegen nicht vnbillich von jedermaͤnniglich gescheuet vnd gemeidet werden/ seynd anders nichts als ein gewaltiger vnd vnuͤberwindlicher Feind/ welcher mit aller Macht seinen Gegen- theil zu vnterdrucken vnd zu vertilgen sucht; solcher aber/ wann er durch einen Mediato- tem, der auch grosse Macht hat/ seines uͤbelthuns erinnert/ vnd mit seinem Gegentheil wieder versoͤhnet wird/ so hat sein Gegentheil/ welcher ihm/ als einem maͤchtigen Feind/ zu widerstehen viel zu schwach war/ nach der Versoͤhnung sich nicht allein hinfuͤrters vor demselben nicht mehr zu befoͤrchten/ sondern er hat auch darzu noch einen guten Freund vnd Gehuͤlffen an ihm/ gegen andere dergleichen starcke Feinde/ die ihn zu befechten vnd zu vertilgen suchen/ vnd kan ihm beystehen/ staͤrcken/ vnd seine Feinde außtreiben helf- fem Also ist es auch beschaffen mit den gifftigen Vegetabilibus, Animalibus vnd Mine- ralibus, welche dem Menschen/ als starcke vnuͤberwindliche Feinde/ zusetzen/ vnd gewal- tig verfolgen; nachdem sie aber durch den Alkahest, als einen Bestraffer deß Feindes Boßheit vnd Mittler dahin gebracht werden/ daß sie ihre angeborne Schaͤdlichkeit fah- ren lassen/ gut werden/ vnd sich hernach gerne mit deß Menschen Natur vereinigen/ so sind sie nicht allein derselben keine Gifft oder Feind mehr/ sondern zu einem grossen vnd guten vertraulichen Freund worden/ auff welche sich der Mensch gegen andere derglei- chen gifftige Dinge/ als einen starcken Gehuͤlffen gegen seine Feinde/ sicherlich zu ver- lassen hat; vnd je groͤsser der versoͤhnte Feind gewesen/ je groͤsserer Freund vnd Gehuͤlffe er Operis Mineralis er hernacher seyn kan. Jst also in rerum natura seines gleichen nicht zu finden/ damit wan so geschwind alle venena vmbkehren/ in primam materiam bringen/ vnd in gute Essentias bereiten kan; welches allen frommen vnd gewissenhabenden Medicis gesagt sey. Wil es hiemit bey dieser kurtzen Erinnerung (welche ich nicht habe vmbgehen koͤn nen) beruhen lassen/ mit guter Hoffnung/ daß sie bey denen/ welche auß dem Becher der Hartnaͤckichkeit noch nicht getruncken haben/ zu Hertzen genommen/ vnd ihre Medicin darnach angestellt werden solle. Dieses lasse mir einer/ wie sie in der Warheit dafuͤr be- stehen kan/ eine philosophi sche correction seyn/ dadurch das Boͤse nicht boͤs bleibet/ sondern in ein Gutes verwandelt wird. Dann was soll man von solchen correctioni- bus halten/ die durch Vermischung anderer Dinge geschehen/ gleich als wann man vn- ter die purganti en auch corroboranti en mischet/ worzu kan es helffen? Zu nichts an- ders/ als deß purgantis Krafft dadurch zu hindern/ oder zu schwaͤchen. Vnd kan ja die Natur nicht zugleich das purgans als ein Gifft außjagen/ vnd das confortans besonder hierauß suchen/ sich darmit zu staͤrcken. Dann/ wann ein purgans in Leib koͤm̃t/ so er- zeigt es seine Feindschafft/ dagegen aber thut die Natur alsbald ihre Gegenwehr/ ihren Feind außzujagen/ vnd findet keine Zeit das corroborans als einen Freund auß dem purgante oder Feind herauß zu suchen/ vnd zu sich zu nehmen; so viel Zeit wird ihr nicht gelassen/ vnd muß also der vermeynte Freund mit dem Feind seinen Weg gehen/ daher er kommen ist/ vnd keinen Danck darzu haben. Deßgleichen geschiehet auch/ wann man Zucker/ Honig oder andere liebliche vnd suͤsse Dinge mit bittern/ sauern vnd vnlieblichen Dingen veemenget/ solche damit zu corrig iren/ da doch die Bitter- oder Rauhigkeit im geringsten nichts dadurch verbessert wird/ sondern nur einen andern Geruch vnd Geschmack ohne einige Essential- Veraͤn- derung dadurch erlanget. Vnd gemahnet mich solche correction fast also/ als wann etliche Bauren bey einander in einer warmen Stuben sitzen/ jung Bier oder sauren Wein trincken/ vnd davon einer dem andern zu gefallen seine Trompeten hoͤren laͤsst/ vnd die Stuben also zusammen einweihen vnd beraͤuchern/ die Wirthin aber dargegen einen Busch Wacholderhecken anzuͤndet/ vnd eine correction damit anstellet; welches zwar den Bauren wol gefaͤllet/ vnd mit Lust ihren eigenen Gestanck mit dem Wachol- derrauch gleichsam corrig irt/ vnbewust einschlucken/ vnd sich damit staͤrcken/ wegen ih- rer Trunckenheit nicht anders wissende/ als einen lieblichen vnd gesunden Geruch em- pfangen zu haben: ein anderer aber/ welcher auß der Schmierkann noch nicht truncken worden/ sondern nuͤchtern vnd eines gesunden Geruchs ist/ kan solches bald mercken/ wann er in eine solche Apotheck kom̃t/ vnd haͤlt solchen Wacholderrauch/ wie billich/ fuͤr ein rechte baͤuerische vnd nicht medicinali sche correction. Also/ vnd nicht viel anders/ werden jetziger zeit die simplicia corrig iret/ welches fuͤrwar nicht zu loben ist. Ein wah- re philosophi sche correction aber soll/ ohne einigen Zusatz anderer frembden Dinge/ allein durch das Feuer vnd Feuers Natur/ nasser Gestalt/ durch Zeitigmachung/ Ver- besserung vnd Scheidung deß Boͤsen von dem Guten geschehen/ wie allhier bey dem wun- Erster Theil. wunderbarlichen Alkahest, wie ihn Paracelsus vnd Helmont genennet/ zu sehen ist. Doch ist dieses dabey zu wissen/ daß mir nicht angelegen/ ob mein Menstruum, davon allhier Meldung geschiehet/ eben deß Paracelsi oder Helmonts Alkahest sey oder nicht/ sondern bin zu frieden/ wann das meinige nur dasselbe/ oder vielleicht ein mehrers (als jene dem jhrigen zuschreiben) thun oder verrichten kan. Das Feuer vnd deß Feuers Eigenschafft vermag viel zu thun/ aber nicht solches/ welches alles verbrennet/ destru iret vnd verderbet/ sondern ein solches/ welches befeuch- tiget/ erhaͤlt/ ernehret vnd zeitiget. Von solchem nassen Feuer man Artephium, Bern- hardum, Basilium, Paracelsum, vnd andere Philosophos hoͤren kan. Dann so etwas soll verbessert oder gezeitiget werden/ so muß es nicht mit kalten/ sondern mit warmen Dingen geschehen/ welche deß Wachsthums vnd Verbesserung Vrsach seyn. Vnd was die Natur durch zufaͤllige Hindernuͤß bey den Vegetabili en/ Animali en oder Mi- nerali en in Zeitigung derselben nicht hat thun koͤnnen/ das kan durch die Kunst verrich- tet werden/ darzu dieser Alkahest Meister ist vnd bleibet/ so lang/ biß vns die Zeit/ Kunst vnd Natur etwas bessers einmal offenbaren moͤchte/ welches wir mit guter Hoffnung zu erwarten/ vnd mitler weil dieses vns allbereit offenbarte zu Gottes Ehre vnd vnserer Nohtduͤrfftigkeit zugebrauchen haben. Dieses sind die Tugenden deß wunderbarlichen Menstrui Alkahests, welche er in Bereitung der Medicament en beweiset. Weil aber oben gedacht worden/ daß solcher Alkahest auch Wunder in Metalli- cis thun koͤnne/ also habe ich ihm sein Lob/ welches ihm hierinn gebuͤhret/ nicht verhal- ten/ sondern dem Kunstliebenden auch ein wenig entdecken wollen; welches doch nicht also zu verstehen/ gleich als wann allhier seine Tugenden alle erzehlet/ vnd offenbaret wuͤrden/ vnd sonsten zu nichts anders mehr solte koͤnnen gebraucht werden; gantz nicht. dann solches keinem Menschen/ wann er schon viel Jahr vnauffhoͤrlich schriebe/ muͤg- lich zuthun ist. Jch fuͤr meine Person/ ob ich schon denselben laͤnger als vor zehen Jah- ren durch Gottes Gnad vnd Anleitung deß Wundermanns Paracelsi Schrifften (wel- cher an einem Ort denselben mit wenig/ doch gantz deutlichen Worten/ so doch wegen vnserer Vnachtsamkeit nicht gemercket wird/ sehr herꝛlich ruͤhmet/ heraußstreichet/ vnd mit seinem eigenen Namen nennet) erkennen zu lernen angefangen/ vnd hernach durch stetig-fleissige Vbung von Tag zu Tag je laͤnger je weiter darmit kommen/ vnd so viel experiment iret habe/ daß ich nicht glaube/ daß jemand so viel Fleiß/ Muͤhe/ Zeit vnd Kosten desselben Tugend in metallicis zu erfahren/ als ich gethan/ angewendet habe/ so muß ich doch darneben bekennen (ob ich schon auch vielleicht mehr/ als ein anderer/ dar- inn moͤchte erfahren haben) daß mir doch nur ein kleiner Theil seiner gewaltig- vnd vn- glaublichen Kraͤfften bekand worden vnd offenbaret seynd: sehe vnd spuͤre auch so viel/ daß es einem Menschen allein/ wegen Kuͤrtze seines Lebens/ ob er auch schon hundert Jahr daran suchen koͤnte/ seine uͤberaus-grosse Krafft vnd Tugend zu erfahren/ vnmuͤg- lich sey/ sondern daß vnser mildreicher vnd guͤtiger Gott vnd Vatter nur einem hier vnd S s dem Operis Mineralis dem andert dort/ deme er es goͤnnet/ (deren doch sehr wenig sind) ein Fuͤncklein seiner vnbegreifflich- vnd vnglaublichen Kraͤfften zu seines heiligen Namens Ehre vnd vieler arm- vnd krancken Menschen Huͤlff vnd Trost/ zeige/ offenbare vnd dargebe/ vnd nicht muͤglich sey/ daß jemand/ wie spitzfuͤndig oder weltweis er auch jmmer seyn moͤchte/ mit aller seiner boͤsen Weißheit/ Hoffart/ Geitz vnd Arglistigkeit das geringste darvon er- scharren oder erkratzen moͤge. Dieweil dann vnser guͤtiger Gott vnd Vatter nicht ver- geblich oder ohne Vrsach solche grosse Gaben etlichen seinen Kindern (doch ohne allen Verdienst/ sondern auß lauter Gnaden) allbereit geschencket vnd mitgetheilet hat/ also glaub ich vestiglich/ daß es auch sein Wille sey/ daß solche Offenbarung nicht verschwie- gen/ sondern dem gantzen menschlichen Geschlecht weiters bekand gemacht/ vnd darmit zu seines heiligen Namens Ehre/ vnd vnserer Mitglieder Huͤlff/ gewuchert werde. Derowegen mir auch laͤnger darvon zu schweigen nicht muͤglich gewesen/ sondern bin/ auß mitleidigem Hertzen gegen meinem Nechsten/ gleichsam darzu gezwungen worden/ ein Theil desselben wenigen/ welches ich vmbsonst empfangen/ wiederumb vmbsonst herauß zu geben: doch also/ auff daß solche grosse Gaben vnd mysteria von dem Gottlosen nicht erlanget vnd mißbrauchet/ sondern allein von denen/ welchen es Gott goͤnnet/ moͤge verstanden vnd wol angeleget werden. Vnd bekenne hiemit rund auß/ daß in rerum natura seines gleichen nicht zu finden sey/ dieweil dadurch nicht allein alle Vegetabilia, Animalia vnd Mineralia dem menschlichen Geschlecht zum besten in die vnvergleich lichsten medicamenta zu bereiten seyn: sondern es koͤnnen gleicher Weis alle Minerali en vnd Metallen dadurch in primam materiam reduc irt/ purific irt/ ab- lu irt/ fig irt/ vnd in bessere vnd edlere corpora gebracht werden. Woruͤber sich hoͤchlich zu verwundern ist/ daß in einem einigen vnd so veraͤchtlichen Subjecto solche vnerhoͤrte Kraͤffte solten verborgen/ vnd dadurch von allen andern Wissenschafften/ wie sie auch seyn moͤchten/ allein am leichtesten Ehr/ Gut vnd Gesundheit zu erlangen seyn. Was hat doch der elende Mensch in diesem Jammerthal anders vonnoͤhten/ als neben dem heiligen Wort Gottes/ welches ein Trost vnd Medicin der Seelen ist/ einen nohtduͤrff- tigen Vnterhalt seines Lebens/ gesunden Leib/ vnd einen ehrlichen Namen vor Gott vnd der Welt? Dieses alles kan dieses Subjectum vor allen andern Geschoͤpffen allein reichlich vnd uͤberfluͤssig geben/ also/ daß man keiner andern Kunst/ Handthierung oder Eitelkeit der Welt weiters vnterworffen seyn darff/ sondern/ wie gesagt/ alles das einem auff dieser Welt noͤhtig ist/ reichlich hierdurch erlangen kan. Vnd sage mit Warheit/ daß die falsche/ betriegliche vnd Gottlose Welt mit ihrem Hoffart/ Geitz vnd uͤbermut dieser herꝛlichen Gabe Gottes nicht wuͤrdig sey/ vnd wir auch Gott dem HErꝛn/ davon alles Gutes koͤm̃t/ mit vnseren Kraͤfften vnd Vermoͤgen vnser Lebenlang nicht genug darfuͤr dancken koͤnnen. Darumb ich auch jedermaͤnniglichen/ er sey gleich welches Standes er wolle/ treulich wil erinnert haben/ daß/ wann ihme Gott zu einer solchen vnergruͤndlichen Gabe vnd Geschenck gelangen laͤsset/ er ja solche nicht zu seiner Seelen Verderben mißbrauche/ sondern zur Danckbarkeit gegen dem reichen Gaͤber die Christ- liche Erster Theil. liche Liebe an seinen Gliedern zu beweisen/ nicht vergessen/ sondern dieselbe vnverdrieß- lich uͤben wolle. Folget nun seine Tugenden/ welche er in Metallicis beweiset. E Rstlich solv iret dieses Menstruum Philosophicum alle Minerali en vnd Metallen sine strepitu, radicaliter, vnd bringt dieselbe in liebliche vnd kraͤftige Medicamenta. Auß dem ☉ wird dadurch ein ☉ potabile, auß der ☽ ein ☽ potabilis, welches gleicher Weis von den andern uͤbrigen Metallen zu verstehen. Dahero es mit recht Mercurius Universalis moͤchte genennet werden. Zum 2. hat dieses geheime Wasser die Natur vnd Eigenschafft/ daß es alle Mi- nerali en vnd Metallen in der digestion reiniget/ waͤschet/ vnd in bessere Gestalten ver- wandelt/ vnd derhalben von den Philosophis nicht vnbillich Sapo Sapientum ist genen- net worden/ vnd ihr Spruͤchwort wahr macht: Ignis \amp; Azoth abluunt Lathonem. Zum 3. koͤnnen alle Minerali en vnd Metallen darmit gezeitiget vnd fig iret wer- den/ also/ daß dieselbe hernach ihr einverleibt vnd angeboren fluͤchtig vnd vnzeitig ☽ vnd ☉ gerne auff der Cupellen lassen/ vnd mit Nutzen koͤnnen gearbeitet werden/ daß es nicht vnrecht dem Sigillo Hermetis verglichen wird. Zum 4. macht es die Metallen geistlich/ vnd conjung iret dieselbe radicaliter, al- so/ daß sie beysammen halten vnd stehen/ eines in das ander im Feuer arbeitet vnd wir- cket/ zerstoͤret vnd renov iret/ toͤdtet vnd wieder lebendig macht/ vnd endlich neue Metal- len gebieret; derowegen es dem Phœnici Philosophico gleich ist. Zum 5. solviret, theilet vnd scheidet es die Metallen/ wann ihrer etliche beysam- men seyn/ ohne sonderbaren Abgang derselben/ gantz geschwind voneinander: Aber viel auff ein andere Weise/ als die Aquæ fortes, vnd andere corrosivi sche menstrua zu thun pflegen/ also/ daß man derselben ein jedweders allein haben kan. Als zum Exem- pel: Es waͤren ☉/ ☽/ ♀/ ♂/ ♃ vnd ♄/ oder deren nur 2. 3. oder 4. zusammen in ein Stuͤck geschmoltzen/ vnd man wolte solche 4. oder 6. Metallen gerne scheiden/ vnd ein jedweders besonder haben/ vnd doch keines davon verlieren/ so darff man dieselbe Mix- tur nicht mit ♄ ansieden/ vnd darnach auff der Cupellen abtreiben/ dadurch alle Metal- len verloren/ vnd nur allein das ☉ vnd ☽ erhalten werden. Durch diesen Scheider aber kan man immer eines nach dem andern auß der Mixtur ziehen/ vnd auff die Seiten legen/ vnd wird also keines davon verloren/ sondern bleiben alle behalten/ vnd solches gar geschwind/ wunderbarer Weis/ also/ daß man in einer halben Stund eine solche kuͤnstliche Scheidung verrichten kan/ welches ohne diesen Acetum acerrimum Philosophorum sonsten zu thun vnmoͤglich waͤre. Zum 6. koͤnnen alle Metallen damit schnell vmbgewandt/ zerstoͤret/ vnd nach ei- nes jedwederen Metalls Gestalt vnd Eigenschafft zu einem durchsichtigen/ schoͤnen S s 2 ge- Operis Mineralis. gefaͤrbten Glas/ den Amaus en gleich/ irreducibel gemacht werden; welche Amausa in der reduction gut vnd bestaͤndig Silber vnd Gold von sich geben/ auff daß der Philo- sophorum Spruch/ Unius corruptio est alterius generatio, bewiesen werde/ vnd deß hocherfahrnen Philosophi Paracelsi Spruch wahr gemacht. Jchts muß zu Nichts/ vnd Nichts wieder zu Jchts werden Ferner beweiset dieses Oleum incombustibile, seu Aqua permanens, daß der alten Philosophorum. Schrifften wahr sind/ wann sie einhellig sagen vnd bekennen/ daß ihre Solutio, Putrefactio, Destillatio, Sublimatio, Circulatio, Ascensio, Descensio, Cohobatio, Inceratio, Calcinatio, Coagulatio, Fixatio, Fermentatio, vnd andere Arbeiten zu ihrem Werck una vice, uno vase, \amp; una via koͤnnen verrichtet werden/ vnd erzeigen sich in einer einigen operation alle gradus der Farben/ davon die Philosophi schreiben/ als das caputcorvi, lac virginis, sanguis draconis, cauda pavonis, leo viridis vnd lco rubeus, \amp;c. So wird auch dadurch of- fenbar/ daß da wahr sey/ was Hermes schreibet/ wann er in seiner tabula Smaragdina saget: Quod est inferius, est sicut id, quod est superius, \amp;c. So koͤnnen auch sonsten weiters mit diesem geheimen Menstruo viel wunderbarliche Dinge zu wegen gebracht werden/ vnter welchen die geringsten nicht seyn/ der secrete Chalybs Sendivogii, vnd langgesuchte aber wenig gefundene wahre Oleum Talci. So weit/ guͤnstiger Leser/ bin ich durch die Huͤlffe GOttes mit diesem vnvergleichli- chen vnd Koͤniglichen menftruo kommen/ vnd ist nicht zu zweiffelen/ wenn GOtt seine Gnade ferners geben wolte/ daß man mit der Zeit gar zu dem wahren Universal oder fix vnd Fewer bestaͤndigen Salamander dardurch solte gelangen koͤnnen. Bekraͤftige also hiemit nochmahls/ daß dieses/ was ich allhier geschrieben/ die vn- fehlbare Warheit sey/ vnd man sich kecklich darauff zu verlassen habe. Wie ich nun solches/ als ein sehr wichtiges vnd den Vnwissenden gantz vnglaubli- ches Werck/ wegen seiner grossen Kraͤfften zu Erlangung vnvergleichlicher Artzneyen/ der Welt/ zum gemeinen Besten/ gerne offenbahret haben/ vnd nicht mit mir sterben las- sen wolte; So habe ich doch nach vielfaͤltiger Betrachtung nicht fuͤr rathsam erachten koͤnnen/ solches offentlich zu beschreiben. Damit aber gleichwol solche herꝛliche Wissen- schaften nicht gar mit vntergehen/ sondern vielmehr die wahre vnd fast gar erloschene Medicin zu denen bißhero von dem meisten. Theil fuͤr vnheilbar gehaltenen Kranckhei- ten zu der Nothleidenden Bestem ferner fortgepflantzet/ vnd die Warheit der alten Phi- losophi schen Schrifften bezeuget werde/ so habe ich dasselbe zweyen vertrawten Perso- nen entdecket/ vnd offtgedachtes Menstruum zu machen vnd zu gebrauchen gewiesen. Daß ich aber allhier von so wichtigen Sachen zuschreiben mich erkuͤhnet/ ist nicht darumb geschehen/ als wenn solches ohne Vnterscheid gemein gemachet werden solte/ sondern allein auß diesen Vrsachen/ damit der Kunstsuchende/ der Warheit desselben versichert/ vnd durch dessen vnaußsprechlichen Nutzen angeleitet werde/ diesem geheimen Werck/ fleissig nachzudencken/ vnd mit allem Ernst darnach zu trachten: Wordurch sie nicht Erster Theil. nicht allein das jenige/ was allhier geschrieben/ wahr befinden/ sondern auch durch fleisst- ge Vbung vnd Natur-gemesse Arbeitten zu einem hoͤheren gelangen koͤnnen. Vnd weilen ich auß angebohrner Natur mich niemahlen vmb die weltliche Ehr/ Reichthumb oder Herꝛlichkeit/ als eine Eytelkeit/ habe zancken wollen/ auch noch dessen Sinnes nicht hoffe zu werden; Also habe ich mich leichtich darzu bequemen koͤnnen/ sol- che meine gethane saure Arbeit anderen/ welchen die boͤse Welt noch nicht zuwider ge- macht ist/ zu uͤberlassen vnd jhr Contentement darinn zu suchen. Weilen ich allbereit zu meinen Tagen kommen/ verdrossen vnd nunmehr vnbequem bin/ die Hand selber an schwer vnd muͤhsame Arbeit zulegen. Zu dem hat mir auch die Philosophia einen an- dern Weg gewiesen/ daß ich mir fuͤrgenommen/ solcher Eytelkeit so hoch mich nicht mehr anzunehmen/ sondern ein bestaͤndigeres Gut vnd ruhigeres Leben allgemach zu suchen. Doch was ich darneben mit meiner Wenigkeit einem oder dem andern helffen oder rah- ten kan/ soll nicht vnterlassen bleiben. Vber jetztgemeldte Vrsachen hat mich auch dieses bewogen/ daß ich die Tage mei- nes Lebens vnzehlich viel Laboranten vnd vermeynte Philosophos, sowol gelehrt/ als vngelehrt/ gesehen/ welche unaufhoͤrlich mit grossem Kosten vnd Muͤhe Tag vnd Nacht gesuddelt/ vnd doch im geringsten kein Fuͤncklein der Warheit oder Muͤglichkeit gefun- den/ daruͤber sie zum Theil desperi ret/ vnd gaͤntzlicher Meynung worden/ als wenn keine Warheit/ sondern lauter Sophiste rey vnd Betrug in den Buͤchern vnd Schrifften der Philosophorum zu finden waͤre/ dadurch also solche Koͤnigliche Kunst in Verachtung kommen. Weil ich aber durch die Huͤlffe Gottes allbereit so weit kommen/ vnd so viel gesehen habe/ daß in der Alten Schrifften die lautere Warheit seye/ vnd ihnen von den groben/ vnverstaͤndigen/ vnerfahrnen/ neidischen/ boͤsen Menschen grosse Gewalt vnd Vnrecht gethan werde/ Also habe ich laͤnger darzu nicht schweigen koͤnnen/ sondern ihre Ehre/ welche ihnen gehuͤhret/ nach meiner Kleinheit handhaben/ vnd zu ihrer Schriff- ten defension dieses wenige erinnern muͤssen/ nemlich daß die transmutation der Me- tallen natuͤrlich/ warhafftig/ vnd der Kunst zu thun muͤglich sey; welches aber nicht also zu verstehen/ als wann ich hierdurch sagen oder andeuten wolte/ daß ich dieselbe lange Zeit geuͤbet/ vnd mich darauß bereichert haͤtte? gantz nicht: dann ich bißhero noch nichts anders darinn gethan/ oder thun koͤnnen/ als allein ins kleine die Muͤglichkeit zu erfah- ren/ zwar vielerhand Proben gemacht/ aber keinen Nutzen davon haben koͤnnen. Vnd dieses ist allein von der Particular- Arbeit zu verstehen. Jn dem Universali aber habe ich mich bißhero noch nicht eingelassen/ sondern eine solche wichtige Sach biß zu einer bequemeren Zeit auffgeschoben vnd gesparet. Daß aber ein solche Universal-Medicin nicht in rerum natura seyn solte/ leugne ich nicht/ son- dern glaube es vestiglich: dann ich allbereit so viel gesehen/ darauff ich meinen Glauben fund iren vnd bestaͤndigsetzen kan; werde auch einmal/ so es Gott geliebet zuzulassen/ vnd ein Theil meiner Haussorgen zuvor abgethan/ die Hand daran legen/ vnd mein Heil versuchen. Dann wer wolte daran zweiffeln/ wann man so vieler beruͤhmten vnd fuͤr- S s 3 nehmen Operis Mineralis nehmen Maͤnner (darunter viel Koͤnige vnd andere hohe Stands-Personen gewesen) einhellige Schrifften/ solches confirm irende/ lieset? Was solte doch solche fuͤrnehme Leute darzu beweget haben/ grosse Buͤcher voll Luͤgen zu schreiben? sie habens ja keinen Gewinn gehabt/ vnd sind fromme/ Gottsfuͤrchtige Leut gewesen. Ob schon ihrer zum theil/ als die aͤltere/ bey den Heyden gelebet/ so sind sie doch keine Heyden gewesen/ son- dern haben Christum auß der Natur viel besser/ als solche Spoͤtter (welche sich Christen neñen wollen vnd jene verachtet) erkennet/ geehret vnd gefuͤrchtet; wie wir solches ge- nugsam auß ihren Schrifften zu vernehmen. Moͤchte aber jemand sagen/ haben sie die Warheit geschrieben/ warumb kan dann niemand solche auß ihren Schrifften erler- nen/ oder darzu kommen/ weil gemeiniglich alles/ so darnach versucht wird/ nicht gelin- get/ sondern nur die Zeit vnd Kosten vergeblich angelegt/ vnd dadurch verloren wird? Darauff antworte ich/ daß ihre Schrifften nicht nach dem Buchstaben/ sondern nach der darinn verborgenen Meynung muͤssen verstanden werden/ vnd daß sie die lautert Waarheit geschrieben/ die denjenigen/ welchen ein Licht auffgangen/ genugsam darauß leuchtet vnd beweißlich wird. Wie dann ausser den transmutationibus dieses Menstruum allein aller Philo- sophorum Schrifften/ wie allbereit gesagt/ genugsam wahr machen vnd vertheidigen kan. Halte auch gaͤntzlich dafuͤr/ daß jetzund schon die Zeit fuͤr der Thuͤr sey/ daß GOtt der Allmaͤchtige/ ehe er die Welt mit Feuer vertilge/ zuvor seine grosse Allmacht/ durch Offenbarung der natuͤrlichen Wunderwerck/ welche man vorher nicht hat begreiffen noch glauben koͤnnen/ jederman werde sehen vnd mercken lassen; darunter die transmu- tation der Metallen nicht von den geringsten/ sondern von den allerfuͤrnehmsten vnd frembdesten Secret en eines seyn wird/ welche ich in diesen letzten Zeiten/ so viel mir Gott davon bekand gemacht/ meinem Nechsten zur Nachricht- vnd Bezeugung der Philosophi schen Warheit/ in dem folgenden Dritten Theil dieses Operis Mineralis zu entdecken fur mich genommen/ dahin ich den guͤnstigen Leser wil gewiesen vnd dasselbe recommend iret haben. Lasse es auff dißmal schließlich darbey beruhen/ mit guter Zu- versicht/ daß diese meine treuhertzige Erinnerung/ als eine vnfehlbare Warheit/ wie sie an sich selbsten ist/ vnd dafuͤr bestehen kan/ in gutem verstanden vnd auffgenommen werden solle. Wie man solchen Regulum, welcher auß den Floribus oder Schlacken deß Antimonii geschmoltzen ist/ zur Verbesserung der geringen Metallen gebrauchen soll/ wil ich jetzund auch gedencken/ doch also/ daß solche Kunst nicht zu einem Mißbrauch dardurch gereiche/ vnd verhaͤlt sich also darmit: D Er Regulus Antimonii, als ein Wurtzelsafft der Metallen/ vermag sehr viel/ vnd sind sonderliche Dinge darmit außzurichten: dann/ wann er zu einem Wasser ohne corrosiv Erster Theil. corrosiv gemacht wird/ so solv irt er alle Metallen/ reiniget/ waͤschet vnd zeitiget diesel- be in besserer Gestalt/ also/ daß man guten Nutzen particulariter davon haben kan: wie aber derselbe in ein Wasser/ vnd mit solchem Wasser die Metallen solv irt/ geistlich vnd wieder corporali sch vnd fix dadurch gemacht werden/ hat Artephius, Basilius vnd Pa- racelsus allbereit genug zu verstehen geben; vnd also nicht noͤhtig ist/ daß ihre gute Lehr vnd Schrifften allhier von mir wiederholet werden/ dahin ich den Kunstsuchenden wil gewiesen haben. Sonsten kan auch ein solcher Regulus, wie auch ein jedweders Antimonium, auff mancherley Weis in Seigerung der Metallen/ ihr verborgen Gold damit herauß zu ziehen/ nuͤtzlich gebraucht werden/ welches sonsten ohne das Antimonium vnmuͤglich zu thun waͤre/ als folgendes Exempel beweiset: Wann du eine wilde kiessige oder eisen- schuͤssige Berg-Art findest/ die Gold haͤlt/ vnd sich mit dem gemeinen Bley nicht ansie- den vnd abtreiben wil lassen/ so setze derselben dreymal so viel Antimonii zu/ mische es wol vntereinander/ vnd schmeltze es in einem verdeckten Tiegel wol zusammen/ giesse es auß in einen Gießpuckel/ laß es erkalten/ schlag den Koͤnig davon/ mache denselben auff dem Herd rein/ wie zuvor gelehrt ist/ so findet sich das Gold/ welches die wilde Berg-Art bey sich gehabt hat. Vnd wann dieselbe zimlich guͤldisch ist gewesen/ so koͤm̃t nicht alles Gold in den ersten Koͤnig/ sondern muß noch einer mit Zusatz Eisen vnd Salpeter ge- macht werden/ welcher auch noch guͤldisch seyn wird. Vnd wann solche kiessigte Berg- Arten nicht eisenschuͤssig seyn/ so muß man ihnen im ersten schmeltzen Eisen vnd Salpe- ter beysetzen/ sonsten gibt es keinen Koͤnig. Auß der Schlacken wird mit Zuthun viel ♂ mehr Regulus darauß geschmoltzen/ welcher eben zu solcher Arbeit kan gebraucht wer- den/ als jener/ welcher oben von dem durchgiessen deß außgezogenen Golds gebraucht wird/ vnd kan auß der Schlacken auch Gewicht gegossen werden. Auff diese Weis koͤnnen die guͤldische Galmey/ Marchasiten/ Kobolten/ Zincken/ Talcken/ vnd andere wilde Berg-Arten/ wann sie Gold halten/ leichtlich vnd mit wenig Kosten außgeseigert werden. Deßgleichen kan ein jedweder Eisen/ wann es Gold haͤlt/ (als das Steyerische/ Kaͤrndtische/ Goldgranacher/ Siebenbuͤrgische vnd andere zu thun pflegen) mit grossem Vortheil außgeseigert werden. Vnd wann man schon kein guͤldisch Eisen haben kan/ vnd nur allein Antimonium hat/ welches Gold haͤlt/ so kan man solches durch zuthun Eisen in kleine Koͤnige faͤllen/ vnd rein machen: das uͤbrige ♀ aber mit zuthun viel ♂ vnd wenig Salpeter zu einem Regulo schmeltzen/ vnd solchen zu folgender Arbeit ge- brauchen/ vnd auß den Schlacken Gewicht giessen/ auff daß nichts verloren gehe/ so hat man desto mehr Gewinn an solcher Arbeit/ wie diß folgende Exempel beweisen wird. Gesetzt/ ich habe ein solches ♀/ dessen der Centner zween Ducaten haͤlt/ vnd wil das ☉ darauß seigern/ so nimb ich den Centner Antimonii, theile solchen in drey oder vier Tiegel/ schmeltze nach der Kunst mit zuthun ein wenig ♂ vnd Aschensaltz dasselbe zu kleinen Koͤnigen/ welche ohngefehr ein oder zwey Pfund schwer seyn werden: die Schla- cken Operis Mineralis cken schmeltze ich noch einmal mit halb so viel Eisen in starckem Feuer auff einem Her d oder grossen Tiegel/ so geben sie noch funffzig oder mehr Pfund Reguli, vnd bleiben vn- gefehr viertzig Pfund Schlacken/ darauß ich Gewicht oder andere grosse Stuͤck giesse/ die uͤbrige acht oder neun Pfund sind im Rauch hinweg gegangen. Also vnd auff diese Weise hast du solches ☉/ welches in den hundert Pfunden Antimonii gewesen/ in ein oder zwey Pfund Reguli gebracht/ welche du auff dem Herd sublim iren kanst/ so bleibt das ☉ auff dem Herd/ vnd der Regulus geht in Flores, welche hernach wieder zu ge- brauchen seynd. Die funffzig oder sechzig Pfund Reguli, welche mit viel ♂ hernach gemacht seynd/ vnd kein oder aber sehr wenig ☉ halten/ kaust du gebrauchen/ ♃ hart vnd schoͤn hell damit zu machen/ vnd solches damit zu vermehren/ allerhand schoͤne Ge- faͤß darauß machen zu lassen/ als Schuͤssel/ Teller/ Schalen/ Saltzfaͤsser/ Leuchter/ vnd andern noͤhtigen Hausraht; wird schoͤn/ hart vnd weiß/ vnd klingt als Silber/ wird nicht so bald leulicht oder dellicht/ gleich ander ♃ thut/ in welchem kein Regulus ist/ vnd haͤlt auch einen schoͤnen Glantz. Nun wollen wir besehen/ ob auch Nutzen darbey sey/ wann das ♀ so arm an ☉ ist/ vnd gleichwol geseigert wird. Gesetzt/ hundert Pfund Antimonii kosten drey Reichs- thaler (wie dann gemeiniglich das Polnische zu gelten pflegt/ vnd ob schon das Vnga- rische/ Siebenbuͤrgisch- vnd Gold granachische mehr kostet/ so gibt es auch desto mehr ☉) darzu brauch ich sechzig Pfund alt Eisen/ gebe einen halben Reichsthaler dar fuͤr/ vnd kostet mich ohngefehr solche Arbeit mit Kolen vnd Tiegeln auch ein Reichsthaler; wel- che Außgab zusammen 4. Reichsthaler macht: hergegen erlange ich zween Ducaten an ☉/ 60. ℔. Reguli, 80. ℔. Schlacken/ 1. oder 2. ℔. Flores. Die 60. ℔. Reguli sind werth so viel als ♃/ ein ℔. fuͤr einen Orths Thaler gerechnet/ machet 15. Reichs- thaler/ 80. ℔. Schlacken/ wann Gewicht davon gegossen werden/ seynd werht 40. Groschen/ oder auffs wenigste 24. oder ein Reichsthaler. Zusammen gerechnet vnd gegen einander abgezogen/ bleiben von einem Centner Antimonii Gewinn sechszehen Reichsthaler. Vnd im fall/ das ♀ hielt nur 1. Ducaten/ vnd das ℔. Reguli solte nur eines hal- ben Orths Thalers werth seyn/ so bleiben noch mehr als 6. Reichsthaler Gewinn uͤber: vnd kan ein Kuecht mit einem Beylauffer oder Handreicher gar leichtlich 2. Centner ♀ deß Tages seigern. Gesetzt/ das Antimonium hielte gantz kein Gold/ wie bißweilen solches gefunden wird/ so kan er gleichwol noch reichlich 4. oder 5. Thaler deß Tages uͤbrig haben/ welches noch ein ehrliches ist: So man aber ♀ haben kan/ dessen der Centner 3. 4. 5. oder mehr Ducaten an Gold haͤlt/ vnd das ♂/ damit du seigerst/ auch 1. oder 2. Ducaten/ dann gibt es bessere Außbeute. Darumb wer mit solcher Seigerung etwas gewinnen wil/ muß sich vmb aut ♀ vnd ♂ vmbsehen/ so ist leichtlich 20. 30. biß in 60. Thaler auffs wenigste in einem Tag damit zu erwerben/ welches dann besser klinget als das wenige/ auß dem gemeinen vnd armen ♀ vnd ♂. NB. Erster Theil. NB. So man aber deß Reguli sehr viel haͤtte vnd so viel ♃ nicht haben koͤnte/ sol- ches darmit hart zumachen/ den Regulum dardurch zu verarbeiten/ so sind noch andere Wege/ solchen Regulum an den Mann zu bringen/ also/ daß gerne das ℔ fuͤr einen Orthsthaler Nutzen schaffen kan/ vnd gleichwol der taͤgliche Gewinn einer solchen Sey- ger-Arbeit nicht geringer/ sondern besser falle/ als folgendes Exempel beweiset: Der Regulus antimonii ist von dem Geschlecht deß Bleyes/ vnd haͤlt die Ober- hand/ als das mannlichste Theil desselben. Sein primum Ens ist ein vnrein vnd vn- zeitig ☉: Deß gemeinen Bleyes primum Ens aber ist ein vnrein vnd vnzeitig ☽/wie die Prob vnd Experientz mannigfaltig beweiset. Dann allezeit das Antimonium nach sei- ner Figirung vnd Reinigung ☉/ das gemeine Bley aber nur ☽ gibt. Darumb weil es besser ist als das gemeine Bley/ habens die Philosophi ihr geheimb ♄ genennet. Vie- len genandt/ aber wenigen bekandt. Nicht darnmb/ als wenn dasselbe so vnkenntlich waͤre/ vnd niemand wuͤste/ wo es herkaͤme/ oder verborgen gehalten wuͤrde: gantz nicht. Sondern allein darumb/ weilen seine Krafft vnbekandt/ vnd geheim bey denenen die sie kennen/ gehalten wird. Sage derhalben hiemit/ daß es keinem Menschen muͤglich sey/ ob er gleich 100. Jahr daran suchen koͤndte/ seine wunderbahre Natur zu erfahren. Dann er ist vnergruͤndlich/ ja ein centrum aller Wunderwerck vnd Geheimnussen. Wer nichts darvon weiß/ der mag sich auch nicht ruͤhmen/ sondern sich deß Stillschwei- gens behelffen. Dann in ihm/ durch ihn/ vnd mit ihm wuͤrcket die Natur vnd Kunst zur Vollkommenheit. Davon ein mehrers auff ein andere Zeit. Folget nun sein Gebrauch. W Eilen allhier gedacht/ daß der Regulus ♁ auch ein Bley sey/ vnd darzu ein besseres/ als das gemeine/ also soll vnd muß er auch Bleyes Natur vnd Eygenschafft ha- ben nemblich die vnreine Metallen darmit zu waschen/ abzutreiben/ vnd ihr bey sich fuͤhrendes ☉ vnd ☽ davon zuscheiden/ welches das gemeine Bley thun kan/ wann ihme auff einer Cupellen dieselben zugesetzt werden/ so nimbt es das vnreinere Theil zu sich/ machet solches zu Schlacken/ vnd fuͤhrets mit sich in die luͤcke Aschen/ das reinere Theil aber laͤst es gewaschen/ rein vnd sauber als ☉ vnd ☽ darauff sitzen. Weiln aber etliche Metallen/ als das ♃ vnd ♂ ihme dem gemeinen Bley nicht gehorchen/ noch sich von ihm wollen waschen lassen/ so kan ihr bey sich gefuͤhrtes ☉ vnd ☽ nicht damit herauß gewaschen werden/ sondern bleibet allezeit beysammen vermischt/ vnd ist auch noch von keinem beschrieben/ wie man solche beyde Metallen abtreiben vnd ihr ☉ vnd ☽ davon ziehen soll. Lazarus Ercker vnd andere Probierer haben zwar ge- schrieben vnd gelehrt/ wie man ♃ vnd ♂ auff ☽ probieren solle: Jst zwar ein gute Lehr wann ☽ accidentaliter darunter geschmoltzen ist/ so kan es also gefunden vnd herauß gebracht werden: Wenn aber solches darinn generiret vnd noch radicaliter damit ver- mischet ist/ so kan es auf dieselbe Weiß nicht geschieden werden/ sondern gehoͤret ein mehrers darzu/ nemblich/ ein solches Bley/ welches den Jovem vnd Martem gerne empfaͤnget vnd annimpt/ welches allein der Regulus Antimonii thut vnd sonsten kein anders. T t Wei- Operis Mineralis Weilen dann ♃ vnd ♂ gemeiniglich viel ☽ vnd ☉ halten/ vnd sonderlich der ♃/ welches doch im gemeinen Abtreiben mit dem gemeinen ♄ nicht darinnen gespuͤhret wird/ vnd auch vnmuͤglich ist/ damit herauß zu bringen: Also soll vnd muß man ein an- der ♄ vnd auch ein ander Abtreiben darzu suchen vnd lernen. Dann jederman/ wel- cher nur ein wenig Verstand hat/ leichlich sehen vnd mercken kan/ wann er ♃ vnd ♂ mit gemeinem ♄/ nach Lehr vnd Gebrauch der gemeinen Probierer vnd Bergleuth zu- sammen auff einer Scherben anseudet/ daß der ♃ vnd ♂/ so bald er in dem ♄ zerschmol- tzen/ vnd recht warm worden ist/ alsobalden sich wild stellet/ auß eygener Krafft wegen ihrer widerwertigen Naturen nicht darbey bleibt/ sondern sich herauß wickelt/ vnd als ein verbrand Metall/ Aschen oder Schlacken sich oben darauff setzet/ so gut als sie darein kommen seyn. Außgenommen ihr ☽ vnd ☉/ welches accidentaliter darunter kommen/ so sie zuruͤck bey dem Bley lassen/ vnd sonsten im geringsten solches nichts/ welches sie vnter ihren Hertzen verborgen tragen/ vnd ihnen von Natur einverleibet ist. Auff daß du aber sehen vnd spuͤhren moͤgest/ daß ich dir die Warheit schreibe/ vnd dich im geringsten nicht zur Finsternuß/ sondern vielmehr ins Liecht zu fuͤhren suche/ so will ich es dir durch ein Exempel beweisen/ vnd wahr machen. Setze auff eine Treibschir- ben nach der Lehr der gemeinen Probierer 16. Theil Bley vnd 1. Theil ♃ gib ihnen nach ihrer Lehr vnter einer Muffel ihr behoͤrliches Fewer/ also daß der ♃ darauff schlacken koͤnne. So wird das ♃ allesampt/ ohne was im Rauch hinweg gehet/ sich auff dem ♄ allgemach anzuͤnden/ verbrennen/ vnd als eine Asche sich von demselben scheiden/ vnd oben darauff setzen. Welche Aschen/ so du sie abnimbst/ nichts an ihrem einver- leibten ☉ vnd ☽ wird zuruͤck gelassen haben/ wie ich dir hernach durch ein sichere vnd vnfehlbare Prob beweisen will. Wann dann auff dem Bley alles ♃ auffgestiegen vnd sich geroͤstet hat/ vnd du deine Schirben vnter der Muffel herfuͤr zeuchst/ außgenssest/ vnd das uͤbergebliebene Bley auff einer Cupellen ablauffen laͤssest/ so findestu nicht vielmehr ☽/ als sonsten solche 16. Theil Bley/ wenn sie ohne ♃ waͤren abgetrieben worden/ auch geben haͤt- ten. Vnd auch bißweiten noch weniger/ weiln das ♃ ein Theil desselben/ da es zu Schlacken worden/ zu sich genommen hat. Deßgleichen geschicht auch bey dem ♂. Vnd ob du schon auch ♀ mit einem Bleyglaß darzu setzetest/ in Meynung/ das ♃ oder ♂ damit vntersich zu halten/ vnd zu zwingen/ daß es sein ☉ vnd ☽ mit Gewalt von sich geben solte/ wie etliche meynen/ so kan es doch nichts helffen/ sondern wann ja auff solche Weiß/ nemblich mit Zuthun ♀ mehr ☽ außkaͤme/ solches nicht deß ♃ oder ♂/ sondern vielmehr deß ♀ gewesen ist. Daß also auff solche Weiß vnmuͤglich auß dem ♃ vnd ♂ Silber/ viel weniger Gold außzubringen. Sondern muß auff ein viel an- dere Weiß gethan werden/ wie du hernach hoͤren wirst. Vnterdessen will ich dir zur grossen Nachrichtung klaͤrlich zeigen vnd fuͤr An- gen legen/ daß ein solch Abtreiben deß ♃ oder ♂ mit dem gemeinen ♄ zu Außbrin- gung Erster Theil. gung ihres ☉ vnd ☽ bers gantz nichts tauge/ sondern daß es noch darinn geblieben/ vnd mit zu Aschen oder Schlacken worden seye. Nimb ein Zinn/ was fuͤr eines du wilst/ vnd mache dasselbe entweder auff dem Bley oder durch vmbruͤhren auff einem flachen erdenen Geschirr zu einer Aschen (doch versuche auch zuvor/ vnd probiere solches ♃ nach gemeiner vnd bekandter Weiß/ ob es ☽ halte oder nicht/ auff daß du hernach den Vnterscheid desto besser mercken koͤnnest) vnd calcinire dieselbe ziemlich wohl/ auff daß das corpora lische ♃/ wann es noch Koͤrnlein weiß darunter waͤre/ auch zur Aschen werde/ oder sich zusammen schmeltze vnd von der Aschen scheide. Darnach schmeltze mit starckem Fewer dessel- ben ♃ Kalchs 1. Theil mit 6. oder mehr Theil deß nachfolgenden Flusses/ in einem guten vnd bestaͤndigen Tigel so lang/ biß der Fluß den ♃ Kalch gantz zu sich genom- men/ vnd keines vor dem andern zu erkennen/ sondern ein durchsichtig gelb o- der roth Glaß darauß worden ist. Welches du vernehmen vnd gewahr werden kanst/ wann du mit einem krummen Drath in den Tiegel greiffest/ vnd ein Prob davon herauß nimbst. Jst es nicht alles klar vnd wol geschmoltzen/ so lege den Deckel wie- der auff den Tiegel vnd leg wieder Fewer zu/ vnd laß laͤnger in starcker Hitze stehen/ so lang/ biß es die Prob haͤlt/ welches gemeiniglich innerhalb einer haben Stund ge- schicht. Darnach gieß die Prob auß in einen kuͤpffernen Moͤrsel/ decke es zu/ biß es erkaltet/ sonsten wuͤrde es zu stuͤcken vnd auß dem Moͤrsel springen. Darnach stoß es zu einem Pulver vnd mische vnter solches Vitrum so viel Ei- senfeylich/ als der Calx ♃ gewogen hat/ ehe du denselben mit dem Fluß geschmol- tzen. Thue es zusammen in einen guten starcken Tiegel (dann dieser Fluß suchet sehr genaw vnd durchbohret sie gerne) decke denselben zu/ vnd laß es zusammen ohngefehr ein halbe Stund mit starckem Fewer wohl zusammen schmeltzen. Dann gieß es auß/ so hat das Eisen eine Scheidung gemacht/ vnd ein Theil ♄ auß dem Fluß reduciret, welches sich vnter den Fluß setzet/ vnd davon nach der Erkaltung abgeschlagen/ auff einer Scherben verschlacket/ vnd hernach auff einer Cupellen abgetrieben soll werden/ so findet sich ein Korn ☉/ welches der ♃ geben vnd hat ganß kein ☽. Wenn du zuvor ♃ Kalch nach dem kleinen Centner-Gewicht gewogen haft/ vnd hernach das ☉ Korn auch dargegen wiegest/ so kanst du gewahr werden/ wie viel ☉ ein Centner solches ♃ Kalchs geben hat. Welches etliche Loth seyn werden/ als auffs wenigste 3. 4. 5. 6. mehr oder weniger/ nach dem du wol darmit vmbgegan- gen bist. Also siehestu hierdurch klaͤrlich/ daß es an den Metallen nicht/ sondern allein an vns selber mangelt/ daß sie vns nicht ☉ vnd ☽ geben wollen oder koͤnnen. Daß du aber meynen moͤchtest/ auff diese Weiß/ auß dem ♃ grossen Reichthumb zu erlangen/ ist auch nicht: Dann ich solches derentwegen nicht angezeigt/ sondern allein T t ij darumb Operis Minerelis darumb gethan habe/ auff daß du die Muͤglichkeit dardurch sehest. Doch so du einen bessern Fluß darzu zugebrauchen wissest/ moͤchte vielleicht auch noch eine ehrliche Nah- rung darbey abfallen. So du aber vielleicht Argwohn haben moͤchtest/ ob auch vielleicht das ☉ entwe- der auß dem ♂ oder dem Fluß kommen waͤre/ so kanstu solchen auf diese Weiß ablegen. Wann du nemblich so viel Eisenfeilich vnter den Fluß schmeltzen/ ehe du den ♃ kalch damit geschmoltzen hast/ so wirstu befinden/ daß das ☉ nicht auß dem Fluß noch Eisen/ sondern allein auß dem ♃ Kalch kommen sey. Weilen du nun allhier versichert wirst/ daß das ☉ in dem̃ ♃ ist/ so kanstn hernach deine Rechnung machen/ wie du am fuͤglichsten solches herauß bringen moͤchtest. Nemb- lich durch ein ander Bley vnd auch ein ander Abtreiben/ wie ich dich hernach lehren werde. Doch sollstu nicht meynen/ als wenn nicht mehr ☉ im ♃/ als was dir diese Prob gezeiget hat/ seyn solte: Mit nichten. Dann vielmehr darinnen ist/ vnd auch seyn muß/ wann man es mit Nutzen vnd Vortheil darauß ziehen soll. Daß aber auch mit diesem Fluß nicht mehr ☉/ als allhier gethan ist/ solte auß dem ♃ kalch koͤnnen gebracht wer- den/ leugne ich auch nicht. Dann wenn man mehr Fleiß vnd Kunst darzu thut/ auch mehr außkommet. Vnd nicht allein durch diesen Fluß/ sondern auch durch noch ande- re/ auff vnterschiedliche Weiß vnd Manier vnterschiedliches Gewicht am Gold dar- auß zuziehen ist. Welches aber hieher nicht gehoͤret/ sondern an einem andern Orth weiters davon soll gehandelt werden. Was aber allhier geschrieben/ ist nur allein da- rumb geschehen/ die Muͤglichkeit dem Vmglaubigem zu zeigen/ daß die vnvollkomme- ne Metallen ☉ halten vnd auff ein secretes Abtreiben solches herauß geben. Der Fluß zu solcher Arbeit. N Imb ein Theil schoͤnen weissen Sand oder Kißlingstein/ der kein ☉ haͤlt/ vnd doch fluͤssig ist/ mische dreymahl so viel Bleygleit darunter/ vnd schmeltze solches in einem starcken Fewer wohl durcheinander/ also daß ein durchsichtig geel Glaß darauß werde/ gieß es auß/ laß erkalten/ vnd machs zu Pulver/ damit du als oben gelehrt/ probieren kanst. Daß nun mancher meynen moͤchte/ waß die Kißling oder Sand dar- bey thun koͤndten/ weil sie nicht metallisch seyn. Der soll wissen/ daß ein solcher ♃ kalch/ wie auch alle andere gantz irrdische wilde Berg-Arten/ mit Bley allein nicht kan probiert werden/ vmb folgender Vrsach willen. Nemblich/ weil das ♃ in der calcination oder Aescherung seine metallische Ge- stalt/ Natur vnd Wesen hineinwarts gekehret hat/ vnd derentwegen mit dem Bley o- der andern Metallen im geringsten keine Gemeinschafft mehr haben oder leyden will. Es sey dann daß dem Bley oder andern Metallen auch seine Theile verkehret seyn/ alsdann nimbt eines das andere gern an sich eben so wol darmit/ als wann beyde Me- tallen noch nicht vmbgekehrret waͤren. Was nun ander er Metallen Vmbkehren anbelanget/ gehoͤret hieher nicht/ son- dern Erster Theil. dern nur allein deß ♄ vnd ♃/ weilen dieselbe zu dieser Prob zugebrauchen/ gelehret worden/ vnd ist also damit beschaffen: Das Bley/ wann es in ein Aschen oder Glett gebracht/ vnd geschmoltzen/ an sich selber allein vmbgekehret vnd auß metallischer Ge- stalt gebracht wird/ gleichwol kan es zu dieser Arbeit also per se, ohne Zuthun der Kiß- lng oder Sand nicht gebraucht werden/ vmb folgender Vrsach willen: Das Bley o- der Bley-Blaß welches per se gemacht/ ist einer leichtfluͤssigen vnd fluͤchtigen Natur/ der Calx ♃ aber einer gantz vnfluͤssigen Eygenschafft/ vnd wenn diese beyde calces schon zusammen gethan in einem Tiegel zuschmeltzen eingesetzet wuͤrden/ so bliebe doch ein jedweder fuͤr sich vnd koͤndte das ander nicht annehmen/ oder zusch meltzen bringen/ we- gen Vngleichheit ihrer Fluͤssigkeit. Dann der Saturnus wuͤrde allein mit geringem Fewer bald schmeltzen/ den Tigel durchgraben/ herauß lauffen/ vnd den vngeschmeltz- ten Calicem ♃ zu ruͤck liegen lassen. Also vnd vmb derentwillen muß man einen Sand dem Bley zu setzen/ solches hartfluͤssig darmit zu machen/ auff daß er hernach gleiche Hitz mit andern hartfluͤssigen calcibus im Fewer vertragen/ außstehen vnd solche zum Fluß bringen koͤnne. Dann gleich liebet/ suchet vermischet sich am liebsten mit sei- nes gleichen/ als Wasser mit Wasser/ Oel mit Oel/ Glaß mit Glaß/ Metallen mit Metallen: Aber nicht Wasser mit Oel oder Glaß mit Metallen/ sondern Metallen mit Metallen vnd Glaß mit Glaß/ es seye gleich von Sand oder Metallen gemacht. Darumb haben alle die jenige sehr geirret/ vnd irren noch/ welche solche gantz vnfluͤssige calces metallorum oder aller vnartige Berg-Arten mit Bley ansieden vnd den Halt also darauß ziehen wollen/ vnd gedencken nicht/ daß das corpora lisch Bley mit solchen calcibus oder Berg-Arten keine Gemeinschafft habe. Bleiben also in ihrem Jrrthumb stecken/ vnd dencken den Sachen im geringsten nichts nach/ derohalben sie auch zu nichts gutes gelangen koͤnnen. Wann aber die calces metallorum durch ein me- dium als Sand oder Kißling/ mit dem Bley vereiniget/ vnd zusammen in ein durch- sichtig Glaß geschmoltzen worden/ so kan es nicht fehlen/ wenn hernach das Bley auß solcher Mixtur durch einen Niederschlag geschieden wird/ daß es das Gold vnd Silber so darinn gewesen/ nicht auch mit sich nehmen solte. Welches eine rechte vnd auß der Philosophia enstandene kuͤnstliche Prob ist/ vnd niemand dieselbe so schlecht anneh- men oder achten wolle. Dann viel gutes dardurch zuwegen kan gebracht werden. NB. Diesen aber kan ich auch nicht verschweigen/ wenn man mit solchem Bley- Glaß einen ♃ Kalch oder ander vnfluͤssig metallisch Wesen zusammen geschmoltzen hat/ vnd mit Eisenfeilich das Gold darinn mit wenigem Bley in einen Koͤnig fallen will/ daß man bißweilen leichtlich der Sachen zu wenig oder zu viel thun kan/ vnd die Prob nicht geraͤhtet vnd kein Gold gibt Dann wann man den Zeug oder Mixtur lang ohne Fluß im Fewer stehen laͤsset/ so verbrennt sich derselbe/ vnd will hernach keine rechte Scheidung geben; laͤst man aber solchen Zeug zu lang im Fluß stehen/ so ziehen die Schla- cken wegen deß Eisens/ so darinn ist/ vnd grosse Gemeinschafft mit dem Gold hat/ das Gold wieder zu sich vnd gibet auch nichts. Darumb man wol zusehen solle/ daß mans T t iij recht Operis Mineralis recht treffe. Dann es eine kuͤnstliche Arbeit ist/ vnd sehr vorsichtiglich will gethan seyn. Darnach man sich zu richten hat. Auch soll man dem Bley-Koͤnig im Verschlacken nicht zu heiß thun. Dann das Eisen/ so darinn ist/ eben so wol das Gold zu sich ziehen vnd mit sich zu einer Schlacken machen wuͤrde. Vnd wiewohl solchem Vnfall durch Kunst vnd Geschicklichkeit kan vorkommen werden/ auff daß das Eisen/ das Gold nicht an sich ziehe vnd die Prob zu nichts mache. So ist es doch nicht noͤtig jederman einen Meister der Kunst in einem Tag zu machen. Sondern es gehoͤret Fleiß vnd Zeit dar- zu/ vnd nicht nur viel Lesens oder Hoͤrens/ wenn man etwas erfahren will. Doch soll es an einem andern Orth hernach auch zu seiner Zeit geschehen. Weilen ich nun diese Warnung gethan vnd angezeiget habe/ wie man so leicht- lich einen Fehler begehen vnd die Prob verderben koͤnne/ so will ich hoffen/ wann ja ei- nem oder dem andern ein solche Prob mißgluͤcket/ er den Fehler ihme selber/ vnd nicht mir/ als wann ich die Warheit nicht geschrieben haͤtte/ zurechnen wolle/ vnd sagen/ wie kan es seyn/ daß das Eisen das Gold/ so allbereit in dem ♄ ist/ wieder herauß ziehen vnd zur Schlacken machen solte/ welches ein wunderbarlicher Handel seyn muͤste? Nein ge- wiß. Mir ist es kein wunder/ dir aber/ der du noch nichts erfahren hast/ ist es ein Wun- der/ vnd kompt dir vnglaublich fuͤr. Deme aber/ der die Metallen kennet/ wird es leicht- lich zubegreiffen vnd zu glauben seyn. Auff daß du aber auch gleichwol versichert seyest/ daß dem also seye/ so versuche es also vnd auff diese Weiß: Nimb gemeines Bleyes zween Centner/ deines kleinen Pro- bier-Gewichts/ lege es auff eine Treib-Scherben vnter eine Muffel/ darauff trage acht oder zehen Loth fein Gold/ vnd auch zwey oder drey ℔ ♃ auch sechs oder acht ℔ ♂ nach dem kleinen Gewicht: Laß diese Metallen mit einander eine Stund lang treiben/ vnd wohl schlacken/ wie man sonsten in Versuchung der Proben thut/ vnd gieß es her- nach zusammen auß/ schlag das Bley von der Schlacken/ laß es auff einer Cupellen abgehen vnd wiege dein Goldkorn/ welches dir bleibet/ so wirstu finden/ daß die Schla- cken bey nahe die Helfft darvon geraubet vnd zu sich genommen haben. Geschicht nun dieses bey einem ☉/ welches allbereit fix vnd corporalisch ist/ was meynestu/ solte es nicht auch bey einem solchen geschehen koͤnnen/ welches noch jung vnd erst auß einem vnvollkommenen Metall gezogen ist? Darumb siehe wol zu/ lerne vnd befleissige dich die Natur der Metallen zu durch- suchen/ so wird dir hernach ein solcher Casus desto glaublicher vnd natuͤrlicher vorkom- men. Auß diesen vnd andern Exempeln/ die ich dir fuͤrgemahlet habe/ wirstu leichtlich verstehen/ vnd mercken koͤnnen (wann du nicht gantz stock blind bist) daß dieses Pro- bieren/ welches auff Treibscherben vnd Cupellen geschicht/ das rechte vnd beste/ dar- auff man sich verlassen moͤge/ nicht seye: sondern nach einem andern muͤsse getrachtet werden/ wann man Nutzen in den Metallen suchen wolte. Dann in solchen Proben der groͤsseste Theil deß ☉ vnd ☽ in die Schlacken gehet/ welches die Erfahrenheit zu glauben ver- Erster Theil. versichert hat. Dich aber/ daß dem also sey/ desto gewisser zu machen/ habe ich vor- gehendes Exempel geschrieben/ zu welchem auch noch dieses folgende gehoͤret/ vnd zu wissen dienet/ nemblich: wie man probieren soll/ wie viel Gold die Schlacken zu sich genommen/ vnd geschicht also: Nimb solche schwartze Schlacken/ welche von dem Ansieden kommen/ vnd reib zweymahl so schwer salis tartari darunter/ thue solche in einen starcken Tiegel/ doch daß er kaum halb voll sey (dann diese Mixtur steiget ger- ne uͤber) vnd decke ihn zu/ daß keine Kohlen darein fallen/ vnd laß es ein oder zwo Stund vnter einer Muffel oder zwischen den Kohlen wohl zusammen kochen/ gieß es auß/ so wird sich wieder ein Bley-Koͤnig gesetzet haben/ welchen du von den Schla- cken abschlagen/ vnd auff einer Cupellen abtreiben sollst/ so findet sich wieder ein Goldkorn/ welches das Eisen in dem Schlacken zu sich geraubet hatte/ vnd nun durch Huͤlffe deß salis tartari, welches dem ♂ seine Wildigkeit vnd rauberische Art be- nommen/ wieder herauß geseygert oder geschieden ist. Also hastu nun auß zweyen Proben gelernet vnd verstanden/ daß im ansieden daß ♃ vnd ♂ das ☉ auß dem gemeinen Bley zu sich ziehe/ vnd derentwegen noͤthig sey/ daß man das ☉ auß denselben Metallen mit Regulo Antimonii vnd nicht mit Bley außziehe oder abtreibe/ wann man den Halt erlangen vnd Nutzen darmit schaf- fen soll. NB. Es kan auch das Gold auß dem Bley-Glaß (wann zuvor ♃ Aschen mit geschmoltzen ist) mit Kohlen-Gestuͤb/ welches man im Fluß darauff wirfft/ vnd mit einem eisern Drath wol durcheinander ruͤhret/ wie auch mit gemeinem Schweffel/ wel- chen man darauff verbrennet/ nieder gefaͤllet werden. Welchen beyden aber jene mit dem ♂ weit vorzuziehen ist/ weil der Schweffel so wol als das Kohlen-Gestuͤb etwas von dem Gold rauben. Derohalben man die Schlacken/ welche von solchem Probieren kommen/ zusammen halten/ vnd endlich/ wann man solcher viel hat/ durch einen Stich- Offen/ mit anderem Gekraͤtz jagen/ so wird solches geraubte ☽ vnd ☉ auch erhalten/ vnd desto weniger verlohren. Dieses alles dienet allein zum Beweiß/ daß ☉ in ♃ vnd ♂ seye/ welches mit Re- gulo Antimonii vnd nicht mit gemeinem Bley/ wie oben gemeldet/ soll darausz gezo- gen vnd abgetrieben werden. Wie aber vnd auff was Weise nun ein solche Abtreibung zugehen vnd geschehen muͤsse/ wirstu hernach vnten in dem Dritten Theil bey dem ♄/ da Paracelsus in seinem Cœlo Philosophorum expliciret. vnd anderer trans- mutationen oder kuͤnstlichen Metallischen Arbeiten mehr gedacht wird/ weitlaͤuff- tig beschrieben finden. Derohalben solches hieher nicht gehoͤret/ weilen es vnnoͤtig einerley an zweyen Orthen zu setzen. Vnterdessen kanstu dich in kleinen versu- chen vnd uͤben/ auff daß du hernach das groͤssere/ wenn es herauß kompt/ desto bes- ser begreiffen vnd verstehen moͤgest. Nun wolle sich niemand verwundern/ warumb ich doch so freygebig solche Secre- ta in offenen Truck gebe/ weilen ich genugsame Vrsach darzu habe. Dann alles selber zuthun/ Operis Mineralis zuthun/ ist mir vnmuͤglig/ nur etlichen reichen Geitzigen allein vmbs Gelt zu commu- niciren, taugt auch nichts. Dann sie halten keinen Glauben. So bald sie die Kunst haben/ geben sie kein gut Wort/ will geschweigen/ das versprochene Geld/ sondern wis- sen allerhand Außfluͤcht zu machen/ daß sie ihr Geld behalten. Wie es mir dann all- bereit von solchen boͤsen Menschen widerfahren ist. Habe derohalben mir fuͤrgenom- men/ meine Secreten zum Theil der gantzen Welt zu Besten ohne Vnterscheid zu offen- baren/ auff daß sie von den Armen auch koͤnnen genossen werden. Neben diesem erkuͤhnet mich auch dieses zu einer offentlichen Communication daß ich wol weiß/ ob ich schon noch so deutlich alles beschriebe/ daß gleichwol nicht ein jed- weder solches alsobald treffen vnd nachthun werde. Dann der mehrertheil Menschen sind sehr vngeschickt/ etwas kuͤnstlich es nach zuthun/ ob sie es schon vielmahl haben thun sehen. Vnd ist bißweilen ein vnd anderer zu mir kommen/ meinen modum distil- landi zu sehen/ vnd wann sie alle Nottursst nach dem Augenschein genugsam einge- nommen/ haben sie hernacher gleichwol nicht alsobalden solche Arbeit nachthun koͤn- nen/ sondern noch vielmahl darinnen geirret/ biß sie endlich durch die Vbung auff den rechten Weg kommen seyn vnd sich daruͤber erfrewet. Andere aber/ wann sie al- sobald nicht haben damit zu recht kommen koͤnnen/ haben das Werck liegẽ lassen/ vnd ge- meynet/ es waͤre ein schwer Werck vnd nicht wohl zu treffen. Jst nun dieses bey de- nen/ welche mit ihren Augen gesehen/ daß es gute Inventiones waͤren/ schwer- lich nach zuthun gewesen/ wie vielmehr/ kan ich erachten/ wird es bey denen gesche- hen/ die niemals etwas davon gesehen/ vnd nur allein auß der Beschreibung solches er- lernen sollen. Welches dann nothwendig so viel desto schwerer fallen muß. Darumb sage ich/ vnd weiß gar wol/ wann ich alle meine Wissenschafften schon fuͤr jederman offentlich an den Tag gebe/ daß darumb solche nicht alsobalden allenthal- ben werden nach gethan/ sondern mir allzeit noch so viel Kohlen vnd Materialien/ als zu meinem Vnterhalt noͤtig/ uͤberbleiben werden. Daher ich mich nicht schewe/ wenn es mir Gott zulaͤst/ mit nechstem noch vnterschiedliche nuͤtzliche Secreta, dardurch man viel außrichten kan/ jederman zum besten herauß zu geben. Anbelangend die Bereitung deß spiritus salis zu diesem gegenwaͤrtigen Werck/ wird der guͤnstige Leser in dem Ersten Theil Furnorum Philosophicorum mit nechstem verbessert finden. Vnd wird zur Seygerung deß Antimonii der Vierdte Theil auch Nachrichtung geben/ woselbsten Er nach seinem Belieben nachzusuchen. Will hiemit dieses Buͤchlein beschliessen/ vnd meinem Nechsten damit gedienet haben/ mit guter Zuversicht/ daß es manchem frommen Mann/ welcher durch Vngluͤck von dem Seinigen kommen/ wieder auff die Bein helffen werde. Vnd was allhier die- ses kleine Tractaͤtlein nicht verrichten moͤchte/ wird mit nechstem ein anders/ welches all- bereit vnterhanden/ vnd auch bald/ so es Gott geliebet/ folgen wird/ desto vollkommlicher thun. Darauff sich der Kunstliebende nechst GOtt wird zu verlassen haben. ENDE deß Ersten Theils. Operis Ander Theil. OPERIS MINERALIS Ander Theil: Vom Vrsprung vnd Herkommen aller Metallen vnd Minerali en/ wie nemblich dieselbige durch die Astra gewircket/ auß Wasser vnd Erden ihren Leib nehmen/ vnd in vielerley Gestalt form irt werden. Vorrede an den guͤnstigen Leser: N Achdem ich im andern zuvor von mir außgegebenen Buͤchlein dieses Tractaͤtleins de Generatione Metallorum erwehnet/ vnd aber solches wegen Mangelung der Zeit bißher noch nicht hat koͤnnen zum Truck verfertigt werden/ vnd gleichwol dasselbe von hohen vnd niedern Standspersonen bißher emsig ist begehret worden: Als hab ich von andern meinen Geschaͤfften so viel Zeit abbrechen/ vnd sol- ches gemeinem Nutzen zum besten/ herfuͤr geben wollen/ nicht zweiffelnde/ ob diese meine Meynung von Gebaͤrung der Metallen schon nicht mit allen Philosophis uͤbereinstimmet/ gleichwol solche bey vielen verstaͤndigen Leuten Raum vnd Platz haben werde. Dann was ich allhier schreibe/ geschicht nicht mit zierlichen Worten oder vielen Vmbstaͤnden/ mit Bewaͤ- rung anderer Scribent en/ sondern auß lauter natuͤrlicher Einfalt/ in wel- cher die Warheit besteht: derentwegen ich auch dieses Tractaͤtlein nicht groß mache/ sondern auffs kuͤrtzeste als muͤglich/ meine Meynung darinn erklaͤre. Vnd soll niemand meynen/ als wann ich hierdurch anderer Scribent en opinion von Gebaͤrung der Metallen wolte zu nichte machen/ vnd die mei- ne darfuͤr darsetzen; gantz nicht: Einem jedwedern stehet frey/ andere/ die da- von geschrieben/ zu lesen/ vnd gegen meine Schrifften zu besehen/ welche Meynung mit der Natur vnd Warheit am besten uͤbereinkomme vnd bewie- sen werde. Jch fuͤr meine Person suche hierinn keine Ehre/ als etwas vor V u an- Operis Mineralis andern zu wissen/ habe auch im geringsten keinen Nutzen davon/ daß ich die- ses Tractaͤtlein schreibe/ sondern geschiehet nur darumb/ weil ich allbereit schon von metallischen Dingen geschrieben/ vnd sonderlich auch der Gebaͤ- rung der Metallen darinn gedacht habe/ hierdurch meine vorige Schrifften desto verstaͤndiger vnd klaͤrer zu machen/ vnd solte mir von Hertzen leid seyn/ einen einigen Menschen auff Jrꝛweg vnd Schaden durch meine Schriff- ten zu fuͤhren/ sondern wil hoffen/ daß manchem ein Licht darinn werde auf- gehen/ hinfůrter die Metallen verstaͤndiger zu tract iren/ als bißher gesche- hen. Der guͤtige vnd barmhertzige Gott/ vnser aller Vatter/ dessen Wun- derwerck Himmel vnd Erden voll seyn/ gebe vns/ seinen armen vnd duͤrffti- gen Kindern/ was zu seines allerheiligsten Namens Ehre vnd vnser aller Seligkeit gereichen moͤge/ Amen. Von dem Vrsprung vnd Herkommen aller Metallen. W As anbelangt den Vrsprung der Metallen vnd Minera- li en/ auß was fuͤr Materi dieselben anfaͤnglich in der Erden gewach- sen/ vnd in eine solche Bestaͤndigkeit kommen sind/ ist viel vnd man- cherley Meynung jederzeit gewesen/ also/ daß ein angehender Disci- pulus dieser hohen vnd grossen Wissenschafft nicht weiß/ welchem Theil er Beyfall vnd Glauben geben/ vnd seine Philosophiam dar- nach anstellen solle. Weil dann in der gantzen Welt/ vnter allen Nation en viel/ so wol niedriges als hohen Standes Personen/ auch so wol gelehrte als vngelehrte Menschen/ sich auff den heutigen Tag bemuͤhen/ ihr Heil vnd Wolfahrt durch die Metallen zu su- chen/ vnd ohne welche Erkaͤntnuͤß aber derselben gar nichts fruchtbarliches darmit kan außgerichtet werden: dann/ wie solte doch einer ein vnvollkommen Metall in ein bessers verwandeln koͤnnen/ wann er nicht weiß/ auß was Stuͤcken solches (in welche es zuvor wieder muß zerlegt werden/ so es ein andere vnd bessere Gestalt erlangen soll) ist zusam- men gesetzt worden. Weil dann die Gebaͤrung der Metallen zur Verbesserung dersel- ben zu wissen hochnoͤhtig ist/ als wollen wir ein wenig besehen/ was von der Metallen Geburt zu halten sey. Wiewol der mehren Theil Philosophi darfuͤr halten/ (deren Schrifften aber doch sehr kurtz/ dunckel vnd vnklar sind) daß die Metallen von oben herab durch die Astra in die Erden gewircket werden/ so finden sich doch etliche/ welche gantz vnweißlich fuͤrge- ben/ als wann die Metallen keinen Saamen/ als andere Vegetabili en vnd Animali en haͤtten/ Ander Theil. haͤtten/ vnd sich fortpflantzen koͤnten/ sondern also von Anfang bey Erschaffung der Welt von Gott dem HErꝛn in der Erden erschaffen waͤren. Dieses ist nun ein sehr grosser vnd greifflicher Jrꝛthumb vnd Fehler/ deme gar leichtlich kan widersprochen werden/ indem die taͤgliche Erfahrung klaͤrlich das Gegentheil bezeuget/ wann nemlich die Metallen von den Bergleuten in der Erden gesucht vnd heraußgegraben werden/ genugsam vnd augenscheinlich gespuͤret wird/ daß solche noch auff den heutigen Tag wachsen/ vnd auch nicht auffhoͤren/ es sey dann/ daß ihnen ihre wachsende Krafft oder Leben durch accidentia benommen vnd entzogen werde/ wie hernach weitlaͤufftiger soll bewiesen werden; derhalben diese Meynung vntuͤchtig. Daß aber andere vorgeben/ daß Gott in Erschaffung der Welt nicht die Metallen/ sondern nur ihren Saamen in die Erde zur Fortpflantzung derselben gelegt habe/ ist auch nicht beweißlich: dann/ so die- ses waͤre/ so haͤtte solcher Saame schon vorlaͤngst muͤssen seinen Wachsthumb voll- bracht/ vnd wieder Saamen herfuͤrgegeben haben/ davon aber nichts gespuͤret wird. Jst derhalben zu wissen/ daß es mit dem Saamen der Metallen viel ein andere Gelegeu- heit habe/ als mit dem Saamen der Vegetabili en oder Animalien, welchen man sehen oder tasten kan. Sind derwegẽ die Metallen am Anfang der Erschaffung der Welt nicht mit geschaffen/ gleich wie sie jetzund gefunden werden/ sondern hernach auß den Ele- meuten erzeuget: Dann da Gott der Allmaͤchtige die Elementen erschaffen/ hat Er ihnen auch anbefohlen/ eingepflantzt oder Macht gegeben/ alles durch ihre Kraͤffte her- fuͤr machen zu wachsen/ darzu keines deß andern entbehren kan: dann die Astra, oder Element deß Feuers gibt der Metallen Saamen/ die Lufft fuͤhret solchen herunter ins Wasser/ da er eine greiffliche Gestalt oder Leib annim̃t/ die Erde vmbgibt solchen Leib/ nehret vnd mehret denselben von einer Gestalt zu der andern/ biß endlich in ein vollkom- men Metall/ welches sie dann/ als eine Mutter ein außgetragen oder zeitig Kind/ ge- bieret/ vnd hat solche Empfaͤngnuͤß vnd Geburt der Metallen von Anfang der Welt her gewaͤhret/ vnd wird ohne Zweiffel auch waͤhren/ biß dieselbe auch wieder vergehen wird: dann durch die Elementen taͤglich neue Dinge gener iret/ vnd hergegen auch wieder- umb die Alten zerstoͤret werden; vnd solches nicht allein bey den Metallen/ sondern auch bey den Vegetabili en vnd Animali en genugsam bekand ist. Dann wer kan leugnen/ daß nicht vielerley Kraͤuter vnd Thiere ohne Fortpflantzung anderer Kraͤuter vnd Thie- re Saamen/ sondern allein durch Krafft der Elementen taͤglich herfuͤr gebracht werden? welches ich mit vielen Vmbstaͤnden weitlaͤufftig beweisen koͤnte/ wann es noͤhtig waͤre/ weil aber solches jederman bekand genug ist/ vnd vor vnsern Augen taͤglich geschiehet/ warumb solte man dann nicht glauben wollen/ daß es mit den Metallen auch also ge- schehen koͤnte? Gott hat dem Element deß Feuers oder dem Gestirn eine lebendigma- chende vnd saamen-gebaͤrende Krafft aller Dingen einverleibet/ welche Krafft solches Element nicht bey sich behaͤlt/ sondern auß Goͤttlichem Geheiß dieselbe durch die Lufft vnd Wasser in das centrum der Erden sencket oder forttreibet. Vnd weil dann solche feurige Stralen auß angebornem Trieb vnd Zwang nicht nachlassen fortzugehen/ so V u 2 lang Operis Mineralis lang vnd so viel/ biß daß sie an einen Ort gelangen/ da es ihnen vnmuͤglich ist weiters fortzukommen/ da sie dann gleichwol auch nicht lange bleiben/ sondern wiederumb zu- ruͤck fahren/ vnd sich durch den gantzen Erdboden vom centro an biß zur circumferen- tia außtheilen/ das Erdreich erwaͤrmen vnd besaamen; welches/ so es nicht geschaͤhe/ vnd solche syderi sche Kraͤfften in dem centro terræ blieben/ vnd nicht wieder zuruͤck- kaͤmen/ nichts auff Erden wachsen wuͤrde; weil aber die Hitze vnd alles was vom Feuer koͤm̃t/ diese Natur hat/ daß sie fortgehet so lang sie kan vnd mag/ vnd wann sie nicht wei- ters kan/ brellet sie zuruͤck/ vnd gehet wieder auß dem centro in die circumferentz, wie bey einem Spiegel zu sehen/ wann die Sonnenstralen darauff fallen/ vnd durch das compacte vnd polirte Metall nicht weiters koͤnnen/ fallen sie wieder zuruͤck zerstreuet. Vnd wann sie dann in solchem zuruͤckgehen in der porosi schen Erde eine fette Feuchtig- keit antreffen/ haͤngen sie sich daran/ mischen vnd coagul iren sich zusammen in ein greiff- lich Wesen/ darauß dann/ nach Art deß reinen oder vnreinen Orts/ ein rein oder vnrein Metall geboren; vnd zu solcher Gebaͤrung auch Zeit vnd Weil gehoͤret/ dann nicht als- bald ein zeitig Metall darauß wird/ sondern es nehret vnd vermehret sich solcher Saame der Metallen durch die immerwaͤhrende Waͤrme deß centrali schen Feuers allgemach in der Erden/ gleich wie auch bey Gebaͤrung der Vegetabili en vnd Animali en geschie- het/ welcher Saame/ so er auff ein bequeme Matricem faͤllet/ anfaͤnget auß derselbigen sich allgemach zu mehren/ vnd (wann keine Hindernuͤssen darzwischen kommen) seine prædeftin irte vollkoͤm̃liche Gestalt zu erlangen. Vnd nachdem nun solcher Saamen ein rein Ort findet/ nachdem auch Metallen darauß wachsen; dann der Saamen ist ei- nerley/ darauß alle Metallen vnd Minerali en wachsen/ vnd ist nur der Ort/ wie auch die Zufaͤlle/ der Metallen Vngleichheit Schuld vnd Vrsach; welches hernach weiters soll bewiesen werden. Vnd weil vielleicht etlichen moͤchte frembd vorkommen/ weil ich sage/ daß in der Mitte der Erden ein Ort seye/ da nichts durch oder vorbey passiren mag oder kan/ sondern sich alles daselbst stossen/ vnd was schwer ist/ bleiben/ das leichte aber zuruͤck gehen muß/ als wil ich meine Meynung etwas deutlicher dargeben. Vor Erschaffung der Welt/ da die Elementen noch nicht geschieden/ sondern al- les ein verwirꝛter chaos war/ vnd Gott der Allmaͤchtige eine Scheidung derselben hatte vorgenommen/ so hat er einen Ort beraumet/ da sich das schwerste Theil deß vermisch- ten chaos, als die Erde/ solte hinsetzen; welches dann auch geschehen/ daß sich alles Schwere/ oder Erde/ an den von Gott darzu verordneten Punct gerings herumb (gleich ein Bienschwarm an ihren Koͤnig) hat angelegt/ darauß dann ein solcher Erdenklump/ darauff wir wohnen/ worden ist; hernach hat sich das schwereste nach der Erden/ als Wasser/ auch geschieden von den andern zweyen letzten Elementen/ vnd sich oben auff die Erde herumb gesetzt/ dessen centrum auch das centrum der Erden ist/ vnd so keine Erde nicht waͤre/ wuͤrde sich das Wasser vmb den erstgesetzten Punctum oder Magne- tem der schweren Dinge herumb setzen/ weil aber Erde ist/ welche mit ihrer Schwere das Wasser uͤbertrifft/ behaͤlt hillich dieselbe ihre zuverordnete Stelle/ vnd hernach das Wasser Ander Theil. Wasser darauff. Die zwey andere Elementen aber/ als erstlich das allerleichteste Ele- ment/ Feuer/ hat Gott auch an seine verordnete Stelle/ weit uͤber der Erden vnd Was- ser/ gewiesen; das mittlere leichte zwischen Wasser vnd Feuer gesetzt/ also/ daß ein Ele- ment das andere stetig anruͤhret/ sich durcheinander circul iren/ vnd eins das ander er- haͤlt vnd ernehret/ so lang biß es Gott einmal wieder brechen/ vnd zu Nichts/ auß wel- chem sie worden sind/ wiederumb machen wird. Dann das Feuer kan ohne die Lufft nicht brennen/ die Lufft ohne das Wasser nicht erhalten werden/ vnd das Wasser kan ohne die Erde keine Nahrung haben/ die Erde deßgleichen waͤre gantz todt/ vnd koͤnte nichts herfuͤr bringen/ wann das Element deß Feuers nicht zuvor den Saamen geist- licher Weise hineinsaͤete/ darinn er dann corporali sch vnd greifflich zu allen Gewaͤch- sen noͤhtig gemacht wird. Daß aber manchem frembd moͤchte vorkommen/ weil ge- sagt wird/ daß die Erde einen Mittelpunct habe/ dadurch nichts passiren moͤge/ daran sich die syderi sche Stralen stossen/ vnd in eine Enge begeben/ sich zuruͤck in den gantzen Erdboden sublim iren oder destill iren/ darauß allerley Metallen vnd Minerali en/ durch Huͤlff der Erde vnd deß Wassers/ darauß sie ihr corpus nehmen/ geboren werden; so ist zu wissen/ daß solches keine Fabel oder Gedicht sey/ sondern durch gute vnd vnwider- legte rationes kan bewiesen werden; vnd bin ich nicht allein solcher Meynung/ sondern sind auch noch andere mehr/ insonderheit der hochberuͤhmte Philosophus Sendivogius, welcher zeuget/ daß im centro terræ ein locus vacuus sey/ da nichts ruhen koͤnne; wel- ches dann auch nicht anders ist oder seyn kan: Dann gewiß ist es auch/ daß in dem Mit- telpunct der Erden ein hooler Ort seyn muͤsse/ darein sich alle Kraͤfften deß obern Firma- ments oder Gestirns ergiessen/ sich durcheinander arbeiten/ vnd eine maͤchtige/ vnauß- sprechliche Hitz verursachen/ welche Hitz dann auch nicht zulaͤsst/ daß an demselben Ort etwas seyn oder bleiben kan/ sondern von solchem Mittelpunct vnd Hoͤle die hineinge- worffene Kraͤffte der syderum sich allgemach wieder zuruͤck in die circumferentz bege- ben/ daselbsten sich mit feuchter vnd reiner Erde conjung iren/ vnd ein metallisches Ge- waͤchs geben/ vnd ist kein Wunder/ daß es an solchen Orten gewaltig haͤiß seyn muß/ alles Gestirn/ als Sonn/ Mond/ vnd die andere Planeten vnd vnzehliche Stern ihre Kraͤffte allzusammen dahin werffen/ wann man nur allein der Sonnen ihre Groͤsse be- trachtet/ davon die Astronomi schreiben/ daß sie vier vnd sechszig mal groͤsser seyn solle/ als der gantze Erdbodem/ wil geschweigen anderer vnzehlicher grossen Stern/ welche alle ihre Kraͤffte zusammen in das centrum der Erden werffen/ so kan man leichtlich ermessen/ was fuͤr eine vnaußsprechliche vnd grausame Hitze sie zusammen bringen: dann im centro terræ werden ihre Kraͤffte gesam̃let/ offenbar vnd wircklich. Man sehe an/ was eine Handvoll Sonnenstralen thun kan/ wann sie durch einen hoolen Spiegel/ metallenen polierten Ring/ oder ander Jnstrument/ gefangen/ vnd in die Enge gebracht werden; Dann ein Speculum concavum, wann er wol gemacht ist/ nur einer Spannen breit im Diametro, kan ein Holtz/ oder sonsten ein ander ver- brennlich Ding/ gantz leichtlich anzuͤnden/ so er aber zwo Spannen breit ist/ kan er V u 3 Bley/ Operis Mineralis Bley/ Zin/ Wißmut/ vnd dergleichen leichtfluͤchtige Metallen in der Sonnen schmel- tzen: so er aber vier oder fuͤnff Spannen breit ist/ kan er Knpffer vnd Silber schmeltzen/ vnd Eisen so weich machen/ daß mans auff einem Amboß schmieden kan. Jst nun die- ses beweißlich/ daß eine Handvoll Sonnenstrahlen/ wann sie collig iret vnd in die Eng gebracht werden/ ein solche Macht beweisen/ neinlich Metallen schmeltzen/ Mercurium, Antimonium, Arsenicum, Auripigmentum, Koboltum, vnd dergleichen fluͤchtige vnd vnzeitige Metallen in einen Rauch verwandeln/ was solte dann wol thun koͤnnen ein Stuͤck Sonnen von zehen oder zwantzig Klafftern groß? gewißlich wuͤrde es alle Metallen/ außgenommen Gold/ gleich als ein Stroh verbrennen/ vnd in einem Rauch machen auffgehen. Was ist aber zehen oder zwantzig Klaffter gegen so viel tausend Meile Wegs/ als die Sonne allein groß seyn soll/ gedenck einmal/ wann ihre Hitz/ wil geschweigen vieler andern grossen Sterne/ nur allein an einem Ort zusammen getrieben waͤre/ (wie dann solches im centro terræ geschiehet) was doch fuͤr ein vnaußsprechliche Hitz daselbst seyn solte? Gewißlich wuͤrde nichts so fix seyn/ daß es dargegen bestehen moͤchte/ wie dann auch nichts dargegen bestehen kan; daher solches Punctum leer ist/ vnd nichts daselbsten ruhen oder bleiben kan. Moͤchte mancher sagen: Du sagest zwar viel/ beweiseft aber wenig. Wer ist jemaln dort gewesen/ vnd hat gesehen ein solche Hoͤ- le/ davon du schreibest? Antwort: Ob schon niemand daselbst gewesen ist/ vnd solches wahr zu seyn bezeugen kan/ so ist die natuͤrliche Philosophia Zeugnuͤß genug/ darauß ein solcher Ort zu seyn/ kan bewiesen werden: Dann leugnen kan niemand/ daß die Sonn/ vnd andere Sterne/ mit ihrem Lauff rings herumb den Erdboden vmbgehen/ vnd ihre Stralen darein sencken; gibt man solches zu/ (dargegen auch niemand sich le- gen kan) so muß auch zugeben/ daß solche warme vnsichtliche Stralen auch von natuͤr- lichem Trieb so lang fortgehen/ biß daß sie irgends auffgehalten/ vnd nicht weiters fort- gehen koͤnnen/ (welches dann der Mittelpunct der Erden ist) oder er muß alle Philoso- phos luͤgen straffen/ die allzumal darfuͤr halten (vnd auch genugsam kan bewiesen wer- den) daß die Hitze nicht zuruͤck/ sondern allzeit fortgehe; wie dann auff diese Weise sol- ches leichtlich zu versichern ist/ nemlich: Lege auff ein eisern oder kuͤpffern dick Blech ein brennend Koͤlichen/ laß es so lang darauff ligen/ biß du auff der andern Seiten pruͤfen kanst/ daß die Waͤrme durchgangen/ vnd es auch anfange warm zu werden/ dann nimb alsbald die Kole davon/ vnd greiffe mit der Hand darauff/ so wirst du das Blech oben so haͤiß finden/ daß du es nicht leiden kanst; darnach greiff auch auff die vntere Seite deß Blechs/ dargegen die Kole gelegen hat/ so wirst du solches nur ein wenig warm finden/ laß solches Blech ein wenig ligen/ vnd fuͤhle darnach wieder auff beyde Seiten/ so wirst du befinden/ daß die Hitze ist fortgangen/ vnd auff der vntersten Seite das Blech viel haͤisser ist als oben/ darauff die Kole gelegen hat. Also kanst du genugsam spuͤren vnd sehen daß es wahr ist/ daß die Hitze nicht hindersich/ sondern allzeit fuͤrsich gehe. Wann deme nun also ist/ so must du auch gestehen/ daß solche nicht auff Erden bleibe/ sondern durch dieselbe biß zum centro dringe. So du aber sagen moͤchtest/ wie kan das seyn/ wann Ander Theil. wann die Hitze der Sonnen durch den Erdboden biß zum centro gehen solle/ daß dann nicht auch der gantze Erdboden davon warm wird/ oder auffs wenigste nur so warm/ als derselbe oben auff ist/ da doch allzeit die Erfahrung gibt/ wann man in die Erde graͤbet/ daß solche inwendig kalt gefunden/ vnd im geringsten keine warme Sonnenstralen dar- inn koͤnnen vermercket werden; der soll dieses wissen/ daß die zerstreute Sonnenstralen ihre Kraͤfften nicht beweisen als an solchen Orten/ da sie sich sam̃len vnd mercklich wer- den/ welches dann etlicher massen oben auff dem Erdboden geschicht/ welcher dieselbe so schnell nicht laͤsst durchgehen/ sondern durch seine Dichtigkeit/ wegen der harten Steine/ etwas verhindert vnd auffhaͤlt/ vnd also die Hitze verdoppelt/ vnd vielfaltig vermehret wird/ also/ daß auch bißweilen an harten Felsen vnd Steinklippen ein solche grosse Hitz durch die stetig darauff-fallende vnd zusammengedrungene Sonnenstralen entstehet/ daß auch Holtz vnd Stroh sich davon entzuͤndet/ vnd brennet/ welches hergegen nimmer in der poros en Lufft/ welche solche Stralen nicht auffhalten vnd sam̃len kan/ vnd doch gleichwol naͤher der Sonnen ist/ geschiehet: Dann/ je hoͤher man in die Lufft koͤm̃t/ je groͤsser Kaͤlte man spuͤret; daher gantz hohe Gebirge/ ob sie schon in gantz warmen Laͤn- dern ligen/ allezeit oben auff Schnee/ Eiß vnd grossen Frost haben/ da doch vnten am Gebirg das Erdreich sehr warm ist/ vnd vielerhand gute Fruͤchte herfuͤrbringt/ vnd doch so viel weiters von der Sonnen ligt/ als die Spitzen oder Gipffel der hohen Berge; vnd ist solcher Kaͤlte auff den hohen Bergen vnd Hitze auff dem niedrigen Erdboden allein Vrsach die reflexion der Sonnenstralen/ welche daselbsten sich stoͤsset/ gesam̃let vnd du- pl iret wird/ welches aber dort/ nemlich in der Lufft/ nicht geschehen kan. Vnd so bald solche warme Stralen sich durch den Erdboden gedrungen/ werden sie wieder allgemach schwaͤcher/ weil sie daselbst wieder einfach werden/ da sie auff dem harten Erdboden viel- fach gewesen sind/ vnd ist also der Erdboden/ welcher von dem warmen centro weit ab- gelegen ist/ nicht waͤrmer inwendig/ als die Lufft in der Hoͤhe; So man aber gantz hoch vnd nahe zu der Sonnen kommen koͤnte/ wuͤrde sich die Hitz allgemach wieder vermeh- ren/ vnd je laͤnger je groͤsser werden/ vnd am allergroͤsten bey der Sonn selbsten. Also ist es auch mit der Hitze in der Erden beschaffen/ welche in superficie am kaͤltesten ist/ vnd je naͤher dem centro, je waͤrmer/ da solche Hitz ihren Sitz vnd Versamlung hat; vnd ist also zwischen beyden/ nemblich zwischen der Sonnen/ da die Hitze außgehet/ vnd dem centro, da die Hitze sich endet vnd stoͤsset/ am kaͤltesten. Daß solches wahr sey/ kan bey- des leichtlich bewiesen werden: Dann so die Winde am haͤissen Sommer die waͤsseri- ge Wolcken etwas hoͤher in die Lufft treiben/ als in gemein/ werden dieselbige von der grossen Kaͤlte zu lauterm kalten Eiß/ vnd fallen stuͤckweis groß vnd klein/ nachdem sie von der Lufft form iret sind/ zu grossem Schaden der Erdgewaͤchse herunter/ welches wir gehagelt nennen/ sind so kalt/ daß man nicht lang eine Handvoll davon halten kan/ ja ligen bißweilen im haͤissen Sommer etliche Tage/ biß daß sie von der warmen Lufft zer- schmeltzen/ vnd wieder zu Wasser werden. Wann dann nun in der Mittel- Region der Lufft keine grosse Kaͤlte waͤre- wie solten die Wolcken also zu Eiß haben werden koͤn- nen? Operis Mineralis nen? Vnd wer weiß wie kalt es seyn moͤchte/ da die Lufft in ihrem Mittel am allerkaͤl- testen ist/ ohne zweiffel so kalt/ daß auch kein lebendige Creatur einen Augenblick daselb- sten lebendig bleiben koͤnte/ sondern zu einem harten Stein werden muͤste. Wie dann vielmal geschiehet/ daß/ wann die irdische exhalationes der Erden sich hoch in die Mit- tel- Region der kalten Lufft schwingen/ endlich daselbst coagul irt/ vnd in compact e har- te Steine verwandelt werden/ vnd herabfallen/ vnd nicht allein Steine so viel Pfund schwer/ sondern auch Metallen/ vnd insonderheit Eisen mit grossem Gewicht/ in Form zusammen-gewachsener vieler Tropffen/ daselbsten in der kalten Lufft von den irdischen Duͤnsten coagul irt vnd compact werden/ herab fallen; davon bey andern/ die davon schreiben/ ein mehrers zu lesen ist. Daher zu sehen/ daß die Sonnenstralen an denen Orten/ da sie frey vnd vnverhindert moͤgen dadurchgehen/ keine Hitze/ sondern allein an solchen Orten/ da sie eine harte Materi finden/ vnd nicht alsbald durchgehen koͤnnen/ vnd je haͤrter die Materi/ je groͤssere Hitze sie verursachen/ vnd wird ein Holtz/ oder ein ander schwaͤmmicht Wesen beyweitem in der Sonne nicht so haͤiß/ als ein harter Stein/ vnd ein Stein nicht so haͤiß als ein Metall werden/ wann sie schon beysammen oder ne- ben-einander in der Sonne gelegen haben/ vnd dieses geschiehet alles wegen ihrer po- rorum, deren eins groͤssere vnd mehr hat als das ander/ dadurch die Hitze auffgehalten wird: dann ein jedweder Hitze ist solcher Natur vnd Eigenschafft/ daß sie fuͤrwerts vnd nicht gern wieder zuruͤckgehet/ wann sie nur kan/ vnd nicht auffgehalten wird: wie dañ solches sowol bey einem Holtzfeuer als bey der Sonnenhitz oder fulmen der Lufft zu sehen ist: Dann/ wann man bey einem Feuer sitzt/ vnd etwan ein Metall bey sich im Hosen- sack/ als Messer/ Schluͤssel oder Geld im Beutel traͤgt/ so gehet die Hitze gar leicht durch die porose Kleider biß zu dem harten Metall/ an welchein sie sich vermehret/ vnd das Metall so haͤiß machet/ daß mans offt nicht in der Hand leiden kan; da doch die Kleider/ welche dem Feuer naͤher gewesen/ bey weitem so haͤiß nicht sind/ als das Metall ist. Deßgleichen thut auch der Blitz oder Doñerschlag/ dessen Feuer/ weil es gantz geschwind kom̃t/ vnd keine zeit hat/ die Poros derer Dinge/ die ihm zugegen seyn/ vnd es auffhal- ten wollen/ zu suchen/ alles/ das hart vnd compact ist/ zerschmettert vnd zersprenget/ hergegen aber poros e Dinge gantz laͤsset: Wie dann bißweilen ein solcher Blitz ein Schwerdt in der Scheiden/ oder das Geld in dem Beutel schmeltzet/ vnd die Scheiden oder den Beutel vnversehrt laͤsst; auch wol einem Menschen oder Vieh die Roͤhren vnd Knochen in dem Leib zerbricht/ vnd das Fleisch doch gantz bleibt. Dieses alles geschiehet vmb der Vrsach willen/ weil solches Feuer gantz geschwind koͤm̃t/ vnd keine Zeit hat all- gemach durch das compacte Metall zu gehen/ vnd auch gegen seine Natur nicht wieder zuruͤck weichen wil/ so muß derohalben das schwaͤchere dem staͤrckeren Elemend weichen: dann das Feuer vnter allen Elementen das gewaltigste vnd allerstaͤrckste ist/ welches den anderen dreyen nicht weichet/ sondern dieselbe ihme weichen muͤssen/ welches ihm auch von Natur mitgegeben ist. Also sage ich/ daß es auch zugehe mit der Sonnen/ Mondes/ vnd anderer Gestirne Hitze vnd verborgenen Kraͤfften/ welche so lang fuͤr- warts Ander Theil. warts gehen vnd wircken/ biß daß sie etwas finden/ dardurch sie nicht koͤnnen gehen/ sondern auffgehalten werden/ sich samlen/ wieder zu ruͤck brellen/ vnd einen Ort suchen/ da sie Ruhe finden/ vnd corpora lisch werden koͤnnen: dann in centro terræ laͤst die grewliche Hitze nicht zu etwas zu bleiben vnd Wohnung daselbsten zu machen/ sondern treibets wieder fort zuruͤck in lucke feuchte Erden/ darinn sich dieselbe sublimiren, ver- kriechen/ einen greifflichen Leib nehmen/ vnd von einer Gestalt zu der andern so lang fortwachsen/ biß sie endlich/ wann kein Hindernuß fuͤrfaͤllt/ zu perfecten Metallen werden. Jm centro terræ aber wird nichts gener irt/ ist auch nicht muͤglich/ sondern ist vnd bleibt ein fewrige Hoͤle/ da nichts bestehen oder bleiben kan: Es wolle ihm aber nie- mand einbilden/ als wann ich sagen wolte/ daß in dem Mittelpunct der Erden ein sol- cher fewriger Ort seyn solte/ davon die Heilige Schrifft meldet/ da der Gottlosen See- len darinn gequaͤlet vnd gepeiniget werden gantz nicht; dann ich von solchem Ort nichts weiß/ vnd auch nicht begehre zu wissen: Diesen Ort/ davon ich allhier schreibe/ gibt vns die natuͤrliche Philosophia zu erkennen; jenen aber die H. Schrifft/ welche ich den Theologis befehle/ den grossen gottlosen Hauffen der Menschen damit zu betraw- en/ auffdaß sie sich nicht muthwilliglich darinn stuͤrtzen; dann gewißlich die Straff der gottlosen nicht aussen bleiben/ sondern sie e nmahl ploͤtzlich vberfallen wird/ derhal- ben man solche Warnung so leicht nicht in Wind schlagen solte; dann Gott ist gerecht/ vnd laͤst nicht mit sich schertzen/ vnd wird einmal kommen/ wanns die boͤse Welt am allerwenigsten meynet/ vnd ihr den Garauß machen. Daß aber solcher fewrige Pfuel/ welcher den gottlosen von Ewigkeit her zu einer Straff bereitet ist (wann er das cen- trum terræ selber nicht ist) doch nicht weit davon seyn muͤsse/ ist leichtlich zu erachten: dann es allezeit von den heiligen Kirchenlehrern vnd andern Patribus darfuͤr ist gehal- ten/ vnd Abyssus, Infernus vnd Hoͤlle von ihnen genennet worden. Gewißlich ist es eine Hoͤle/ ein Abgrund/ ein fewriger Pfuel vnd Boden der vnbußfertigen Suͤnder/ darfuͤr vns Gott gnaͤdig bewahren wolle. Weil allhier deß hoͤllischen Fewers gedacht/ kan ich nicht vnterlassen vieler vermeynten Gelehrten vngruͤndliche Meynung daruͤber zu entdecken. Jn vielen Orten der Welt findet man Berge/ da grosses Fewer/ vnd viel Rauch/ Aschen vnd Steine außgeworffen werden/ in Europa der Berg Ætna in Sicilia, Heklas in Eißland hinter Norwegen gelegen/ Hesuvius bey Neapolis, vnd son- sten vnzehlich viel in andern Theilen der Welt/ welche zum Theil allzeit/ zum Theil auch nur zu gewissen Zeiten brennen vnd rauchen/ vnd von vielen darfuͤr gehalten werden als Rauchfang der Hoͤllen oder solchen Orts/ da Lucifer mit seiner Gesellschafft we- gen seiner Hoffart von Gott hingeworffen sey/ vnd die verdampten daselbsten gequaͤ- let werden. Welches aber nicht seyn kan; dann dergleichen brennende Berge ihren na- tuͤrlichen Anfang vnd Vrsprung zu brennen haben/ welches wenigen bekandt ist. Dann bißweilen gantze grosse Berge von lauterm Schwefel gefunden werden/ welche so sie entweder durch das central ische oder eusserliche Elementische Fewer durch einen Don- nerschlag oder sonsten angezuͤndet/ nicht fehlen kan/ daß sie nicht brennen solten; wann X x dann Operis Mineralis dann einmahl ein solcher Berg zu brennen angefangen/ wer kan ihn besehen/ oder daͤm- pffen? Niemand gewißlich/ dann das Fewer ist zu groß vnd gefaͤhrlich. Brennet also hernach ein solcher Schwefel-Berg immerfort tieffer hinein/ da er dann Matery zubren- nen genug findet. Vnd ob man schon auß den Historien gewiß genug ist/ daß derglei- chen brennende Berge viel hundert/ oder auch wohl mehr als tausend Jahr allbereit schon gebraut haben/ vnd mancher sich daruͤber verwundern moͤchte/ woher solcher Brand so viel Jahr seinen Vnterhalt haͤtte hernehmen koͤnnen. Dieser soll wissen/ daß solches wohl seyn kan/ daß ein solcher Berg continuirlich ohne Außleschen brennen kan/ nicht allein wegen der Groͤsse deß Erdbodens/ darinn Bergwachs/ Schwefel vnd der- gleichen brennende Materialien genug seyn/ solches Fewer zu vnterhalten/ sondern auch darumb/ weil die astra nicht auffhoͤren ihre Kraͤfften hinein iu die Erden zu sencken/ vnd neben den Mineralien solche brennende Dinge noch taͤglich zu generiren, vnd solches Fewer zu schuͤren vnd zu vnterhalten nicht nachlassen. Daß aber etliche darauß bewei- sen wollen/ weil vorgeben wird/ als wenn man zu gewissen Zeiten bey solchen Bergen ein groß vnd jaͤmmerliches Geschrey hoͤren solte/ welches verdampte Seelen der Men- schen zu seyn geglaubt wird/ ist auch nichts gruͤndlichs; dann solches Geschrey gemeini- glich zu solchen Zeiten allein gehoͤret wird/ wann solche Berg anfangen wollen ein groß Fewer außzuwerffen/ welches sie sonst nicht allezeit thun/ sondern gemeiniglich nur ein wenig brennen vnd rauchen/ welches Geschrey dann die vmbliegende Jnwohner/ wann sie solches hoͤren/ wol kennen vnd wissen/ daß solche Berge bald anfangen wer- den viel Fewer/ Aschen vnd Steine außzuwerffen/ derentwegen sich auch bereiten vnd fertig halten/ im Nothfall zu weichen/ vnd dem Vngluͤck welches ihnen durch solchen Brand begegnen moͤchte/ zu entrinnen. Dann gemeiniglich bey solchen Bergen viel Schwefel gemacht wird/ da sich dann arme Leut auffhalten/ solchen auß der Erden gra- ben/ von seiner Vnreinigkeit laͤutern/ vnd zum Gebrauchen fertig machen vnd ver- kauffen; vnd ist solches Geschrey/ wie sie es nennen/ meines Erachtens nichts an- ders/ als das Fewer/ welches mit Gewalt durch die enge Gaͤnge vnd harte Felfen vnd Kluͤfften streichet/ vnd also ein Gethoͤn oder grewlich Geleut machet/ welches die Jn- wohner geheulet nennen. Es wird auch gesagt/ daß bey solchen Fewer-Bergen sich viel- mahl Gespenste vnd Geister sehen lassen/ welches auch natuͤrlich vnd wahr ist/ aber da- rauß nicht zu beweisen/ daß es hoͤllische boͤse Geister seyn muͤssen; dann in der Erden son- sten auch vielerhand Geister gefunden vnd gesehen werden/ welches den Bergleuten nichts frembds oder ein vngewohntes Ding ist/ wie sie dergleichen offt mit ihrem Scha- den gewahr werden/ ihnen auch Schaden thun/ vnd sie bißweilen gantz toͤdten/ oder auffs wenigste verlahmen oder vergifften; bißweilen auch kein Leyd thun/ sondern nur zusehen/ vnd mit der Arbeiter Werckzeug spielen/ gleich als wann sie auch arbeiten wol- ten/ fuͤllet aber ihre Arbeit darumb den Kasten nicht/ ob sie schon noch so embsig arbei- ten/ wie man meynet; vnd lassen sich solche Geister in mancherley Formen vnd Gestal- ten/ als ein Pferd/ Hund oder ander Thier/ bißweilen in Gestalt kleiner gebuckelten Maͤn- Ander Theil. Maͤnlein/ vnd vielmahl mit einer geawen Munchskappen angezogen/ sehen vnd fin- den/ bringen bißweilen Gluͤck vnd grosse reiche Gaͤnge mit sich/ bißweilen au c h Vn- gluͤck/ nemblich wann sie die Bergknappen mit emem boͤsen gifftigen Athem versticken/ oder von oben hinab in die tieffe Gruben werffen/ daß sie also ihr Leben lassen muͤssen. Wie dann viel reiche Ertz-Gruben vmb solcher boͤser Geister willen/ welche dieselbe so streng bewahren/ ungebawet muͤssen ligen bleiben/ welches man Erdmaͤnnlein nen- net/ vnd keine Teuffel oder Hoͤllische Geister/ wie sie dann auch nicht/ sondern allein Erdgeister seyn/ vnd wunderbarliche Dinge in der Erden anstellen; jene aber/ welche bey den brennenden Bergen gefunden/ Fewer-Geister/ wie dann auch Wasser-vnd Lufft-Geister seyn sollen: Daß sich aber nicht auch bißweilen der hoͤllische Sathan vn- ter solche Element-Geister einmischen/ vnd dem Menschlichen Geschlecht zu Schaden nachstellen solte/ kan man leichtlich erachten; dann der Sathan ruhet nicht/ sondern ge- het herumb als ein bruͤllender Loͤw/ vnd suchet welchen er verschlinge/ deme man mit Wachen vnd Beten wehren/ vnd vorkommen kan/ wie vns Petrus lehret. Dieses sey in parenthesi von Geistern gesagt/ welche sich vmb die brennende Berge/ vnd auch in der Tieffe der Erden auffhalten/ vnd den Menschen in vielerley Gestalt erscheinen. Auff daß ich nun weiter zu meinem Vorhaben komme/ vnd beweise daß solche brennende Berge keine Gemeinschafft mit dem centrali schen oder hoͤllischen Fewer haben/ sondern nur ein grob materialisch Fewer seyen/ kan also geschehen. Erstlich darauß/ weil solche Berge bißweilen auffhoͤren zu brennen/ vnd nur allein rauchen/ vnd einmahl staͤrcker als das andermahl/ auch bißweilen gantz außge- hen vnd verleschen/ wann ihnen nemblich die Matery zu brennen mangelt vnd abge- het. Hergegen aber das centrali sche Fewer so lang die Sonn scheinet/ vnd die Sterne leuchten/ vnd ihre fewrige Kraͤften hinunter in das centrum terræ werffen/ nicht auß- gehen noch vermindern kan. Deßgleichen wird auch das Hoͤllische Fewer/ wie vns die H. Schrifft lehret/ nicht außgehen oder verleschen: darumb solche fewrige Berge/ wie schroͤcklich sie auch bißweilen brennen/ keines von beyden oberzehlten Fewren seyn koͤn- nen/ sondern allein fuͤr ein materialisch Fewer/ (welches ab- vnd zunehmen/ vnd auch in Mangelung der brennenden Matery/ gantz außleschen vnd vergehen: jenes aber im geringsten nicht abgehen noch vermindern kan) soll gehalten werden: Vnd auch gemeiniglich solche brennende Berge kein sonderbahr hitzig/ sondern nur allein ein dunckel vnd rauchendes Fewer machen/ doch wird auch das Erdreich etlich Mei- len Wegs vmb die brennende Berge herumb gantz heiß/ also daß man nicht wohl ohne Verletzung der Fuͤsse lang darauff stehen oder gehen kan. Vnd die Wasser/ welche daruͤber oder darauß lauffen/ gantz siedent heiß davon werden/ vnd sehr nach Schwefel stincken/ desselben auch ein gut Theil mit sich herauß fuͤhren. A- ber ausser solchen brennenden vnd rauchenden Bergen/ finden sich auch bißwei- len noch andere Loͤcher vnd Kluͤffte/ dabey ein grosse Hitz/ vnd doch kein Flamm oder Rauch gespuͤhret wird/ welches abermahln ein ander Arth von Fewer ist/ X x ij wie Operis Mineralis wie vns dvnn solches die Berg-Chronicken weltlaͤufftig zu erkennen geben/ vnd neben andern vermeiden/ daß einmahl sich ein Berg aussgethan/ vnd ein grosse Hitz darauß gangen sey/ vnd nur deß Nachts gegen den Himmel angeleuchtet/ deß Tags aber man nichts als Hitze/ welche darauß gangen/ gespuͤhret habe. Daher ein curioser Moͤnch einmahl emen Kessel an eine eisern Ketten gemacht/ vnd in das Loch/ da die Hitze herauß gangen/ gesencket habe/ in Meynung einen Kessel voll geschmoltzen Goldes (welches er ihm eingebildet darunter seyn muͤste) herauß zu- schoͤpffen. Jn deme aber der kupfferne Kessel so tieff hinab kommen/ daß er das Fewer empfunden/ ist er alsobald geschmoltzen/ vnd der Moͤnch nur die Kerten wieder herauß gezogen/ darbey er aber solches nicht hat bewenden lassen/ sondern einen eisern Kessel an ein sehr starcke eiserne Ketten gemacht/ auch auffs newe wieder in die Grube gelassen/ vnd sein Heyl versucht; in deine aber der eiserne Kessel so tieffhinunter kommen/ so ist er von der Gewalt deß grossen Fewers zerschmoltzen/ vnd sampt einem stuͤck Ketten hinun- ter in das Fewer gefallen/ vnd wegen solcher grewlichen Hitze in einem Augenblick gleich Stroh oder Holtz verbrandt/ vnd mit grossem Krachen vnd Gethoͤn als ein Rauch oben wieder herauß gefahren/ vnd der Moͤnch mit grosser Gefahr seines Lebens kaum davon kommen koͤnnen/ vnd das Gold darinn hat muͤssen bleiben lassen. Was nun dieses Fewer/ welches in einem Augenblick einen eisern Kessel vnd Ketten in einen Rauch verwandelt hat/ sey gewesen/ ist leichtlich zu erachten/ daß es nicht material isch/ weil es nicht geraucht/ sondern vielme hr astral isch gewesen seyn muͤsse. Daß das cen- tral ische vnd gehen nische Fewer bißweilen durch Kluͤffte hoch her auff in die Berge stei- ge/ dieselben erwaͤrme/ vnd die Metallen darinn außbruͤthe vnd zeitige/ wissen die Berg- leuthe wohl/ welche bißweilen so nah zu einem solchen warmen Schlund kommen/ wann sie den Metallen nachgraben/ der so heiß ist/ daß sie wegen der Hitze nicht weiters fort koͤnnen/ sondern das graben einstellen muͤssen. Welche Hitze (ob schon bißweilen auch die Action der wachsenden mineralischen Geschlechten ein grosse Hitze verursachet/ gleichwohl mehr entheils) von dem central ischen Fewer/ vnd das central ische Fewer von den astris wie oben gesagt/ seinen Vrsprung hat. Wie vnd auff was Weise aber die astra das centrali sche Fewer/ vnd das centrali sche Fewer die Mineralien vnd Metal- len gebaͤhre/ will ich auffs kuͤrtzeste es moͤglich ist/ den vnwissenden offenbahren. Vnd verhaͤlt sich also damit. Das die Elementen anfaͤnglich in Erschaffung der Welt auß einem vermischten Chaos ihren Anfang genommen/ vnd jedwederm von Gott seine gebuͤhrende Stelle zugeeygnet/ vnd sein Ambt zuverrichten befohlen sey/ lesen wir bey Mosi im Buch Ge- nesis am ersten Capitel. Wie aber hernachmahls dieselbe biß hieherzu durch eine im- merwaͤrende circulation erhalten/ vnd alles auß denselben gene riret vnd gebohren worden/ lehret vns die natuͤrliche Philosophia: Also daß es nicht noͤtig allhier weitlaͤuff- tig davon zu discuriren; sondern allein mein Vorhaben ist/ auffs kuͤrtzeste/ so viel mir bewust/ von Vrsprung vnd Gebaͤhrung der Metallen zu handlen; nemblich wie durch die- Ander Theil. dieselbe das Metallische Geschlecht seinen Anfang/ Fortgang oder Verinehrung/ vnd hernach wann sie auffs hoͤchste kommen/ wieder ihren Vntergang haben vnd erlangen. Kurtz zuvor hab ich bew i esen/ daß das oͤberste Element Fewer/ als Sonn/ Mond vnd alle Sterne ihre vnsichtbare Kraͤfften vnd fewrige radios in das centrum terræ sen- ckẽ sich daselbst samblen/ vñ eine grausame vñ vnglanbliche Hitze verursachen; vnd auch daselbst n i cht bleiben/ sonde n wieder zu ruͤck brellen/ vnd sich in dem gantzen Erdboden zerbreiten vnd außtheilen/ vnd denselben mit vielen wunderbarlichen Gewaͤchsen (wel- che von den Philosophis Mineralien genennet) schwaͤngern/ auch solche außbruͤten vnd in mancherley Metallische Gestalten zeitigen vnd formiren. Aber wie oder auff was Weise solches geschehe/ soll allhier kuͤrtzlich offenbahret werden. Ein jedweder geistlich Wesen/ von welchem corpore es herkomme/ ist vnsichtlich/ vnbegreislich/ vnd kan auß ihme allein nichts anders werden/ sondern muß ein Geist seyn vnd bleiben/ so lang biß daß ihm ein subjectum begegne/ darein er sich setzen/ ver- einigen/ vnd durch Huͤlff desselb gen wieder corporal isch werden moͤge: Vnd nach dem der Geist vnd subjectum rein/ nach dem auch corpora darauß werden. Vnd ist gleich- sam der Geist an statt deß Saamens/ vnd das subjectum an statt der Erden oder Mut- ter/ in welcher der Saame oder Geist zu einem begreiflichen Wesen/ nach seiner Art vnd Gestalt/ außgebruͤtet vnd gezettiget wird. Vnd ist zu wissen/ daß es mit der Em- pfaͤngnuͤß vnd Gebaͤhrung der Metallen viel ein andere Beschaffenheit habe/ als mit oder bey Empfaͤngnuͤß vnd Gebaͤhrung der vegetabilien vnd animalien: dann gleich wie fast bey allen vegetabi lischen Gewaͤchsen/ wann sie zu ihrer Vollkommenheit kom- men/ die Natur einen Saamen/ zu weiterm Vnterhalt vnd Fortpflantzung/ als das edelste Theil derselben herfuͤr bringt/ welcher Saame/ wann das Kraut verwelcket/ vnd den Winter verfaulet/ solcher Natur ist/ wann er gegen den kuͤnfftigen Sommer in ein bequem Erdreich geworffen/ er sich darauß vermehre/ vnd wieder in ein solch Kraut/ deme in allem gleich/ darauß er worden ist/ wachse vnd herfuͤr komme; also daß allezeit wieder ein Saame zur Fortpflantzung desselben Krauts erhalten bleibet. Vnd ob schon auch etliche Kraͤuter sich nicht durch den Saamen/ sondern durch ihre Wur- tzel fortpflantzen/ so sind doch derselben sehr wenig/ vnd wird also die Wurtzel fuͤr den Saamen genommen vnd verstanden. Wann aber bißweilen auch Kraͤũter auß einer Erden/ darinn kein Saame noch Wurtzel gelegt worden/ herfuͤr wachsen/ so geschie- het dasselbe auß Eygenschafft der Elementen; welche noch Macht haben auß eygener Krafft die leere Erden zu schwaͤngern/ vnd auß ihr Kraͤuter herfuͤr zu bringen; Gleich- wie sie auch dieselbe von Anfang der Welt durch solche Weiß gezeuget vnd herfuͤr ge- bracht hat. Ebener Massen haben auch die animalien zweyerley Herkommen/ als erst- lich ihren angebohrnen Saamen/ dardurch sie fortgepflantzet werden/ vnd gleichwol auch viel kleine Gethierlein durch die Putrefaction ohne Saamen/ vnd allein durch Wirckung der Elementen/ gleich von den vegetabilien gesagt/ herfuͤr kommen. Welche zweyerley Weiß bey Gebaͤhrung der Metallen auch gefunden wird; Nemlich die erste all- X x iij gemeine Operis Mineralis gemeine Schwaͤngerung/ welche im Anfang der Welt durch die Astra geschehen; die an- dere aber, welche noch taͤglich geschiehet. Vnd gleich wie die allererste Gebaͤhrung der vegetabilien vnd animalien viel maͤchtiger vnd groͤsser zu achten/ als die noch taͤgliche accidentali sche/ also auch die mineralische: Vnd gleich wie vnter den vegetabilien im- mer eins leichter vnd geschwinder zu seiner Vollkommenheit kompt/ vnd auch wieder vergehet/ als das ander; also auch die Metallen vnd Mineralien/ vnd je geschwinder sie kommen/ je balder sie auch wieder vntergehen/ \amp; contra. Vnd gleichwie ein verstaͤn- diges vnd bewegliches animale tausendmahl edler vnd bestaͤndiger ist/ als ein vegeta- bile; Also auch ein minerale, wegen seiner Bestaͤndigkeit/ tausendmahl edler als ein animale (wann es kein vnsterbliche Seele hat) zu rechnen ist. Vnd wann durch die prædestinirte Zeit die vegetabilien, animalien vnd mineralien wieder vergehen vnd zu nicht werden/ so ziehet ein jedweder elementum das seine/ was von ihm gewesen/ wie- der zu sich/ als nemblich die astra ziehen den spiritum, vnd die Erde behaͤlt das corpus, welches sie zuvor geben hatte; vnd gehen also die principia wieder zu ihren principiis, davon sie erstlich herkommen seyn/ vnd geschiehet also ein immerwaͤhrendes Sterben vnd Wiedergebaͤhren aller Dinge/ wie vns die tagliche Erfahrung lehret. Jch rede a- ber allhier auß der natuͤrlichen Philosophia/ vnd will deß Menschen vnsterbliche Seele/ welche ihm von Gott eingesencket/ mit diesem meinem discurs nicht vermenget haben/ sondern gern gestehen/ daß dieselbe/ als etwas Goͤttlichs/ mit der ewigen Goͤttlichen Vnsterblichkeit Gemeinschafft habe/ vnd derentwegen vom Herkommen vnd wieder Vntergang oder Sterben anderer Creaturen billich zu vnterscheiden. Vnd gleich wie alles von-vnd auß den Elementen herkompt/ also es auch wiederum b nach der Zer- trennung vnd Absterben seiner principien dahin gehet/ vnd endlich mit denselben gaͤntz- lich ver geben wird; allein die Seele deß Menschen/ weil sie von Gott kompt/ wieder von GOtt gezogen/ vnd ewig seyn kan. Sonst aber uͤbertreffen die Metalle wegen ihrer Edelkeit vnd Bestaͤndigkeit/ alle Creaturen die jemahl von den Elementen herkommen. Wie dann zusehen/ was bald kompt/ auch bald wieder vergehet/ vnd desto vnbestaͤndi- ger ist/ die vegetabilien vnd animalien kommen bald/ vnd vergehen auch bald; herge- gen die Metallen kommen langsam/ vnd vergehen auch langsam. Derohalben in den dreyen Reichen/ als vegetabil isch/ animal isch- vnd mineral ischem/ die Metallen am bestaͤndigsten vnd herrlichsten zu achten. Moͤchte jemand sagen/ du haͤltst gewal- tig viel von den Metallen vnd machest viel darauß/ so halte ich doch die animalien fuͤr edler/ weil sie sich bewegen/ vnd dem Menschen am gleichesten seyn. Das macht al- lein/ weil du nicht weist/ was vegetabilien, animalien vnd mineralien seyn; so ches zu berichten/ dient dieses: nemblich daß der gantze Erdboden anders nichts ist/ als ein grosses Thier/ wie er dann von den alten vnd juͤngern philosophis allzeit magnum ani- mal ist genennet worden; vnd hat solches grosse Thier/ welches auch macrocosmus ge- nennet/ eine Vergleichung mit dem Menschen oder microcosmo; Dann alles was in dem Menschen oder kleinen Welt befunden/ laͤst sich auch in der grossen Welt sehen/ wel- Ander Theil. welches allbereit von vielen Philosophis ist bewiesen/ vnd nicht noͤtig weiters sich dar- mit auff zuhalten. Nur allein dieses/ welches zu meinem proposito dienet/ allhier nicht habe vorbey gehen sollen: Nemblich/ wann der Erdboden ein grosses Thier ist/ vnd sich mit dem Menschen soll lassen vergleichen/ so muß er auch lebend vnd beweglich seyn/ Thiers Eygenschafften haben/ oder ihm gleich seyn; Jn einem Menschen befinden sich erstlich sieben Haupt-Glieder; Als Hertz/ Hirn/ Leber/ Lung/ ꝛc. auch Blut vnd Sen- adern/ harte vnd weiche Bein/ vnd auch vielerhand musculen vnd ligamenten, wie die Anatomia solches außweiset vnd vns fuͤr Augen legt; außwendig ist er mit Haar be- wachsen/ darinn sich kleine Thierlein/ als Laͤuß vnd Floͤhe auffhalten; welche Glieder dann in dem Erdboden (wann er ein grosses Thier seyn soll) ebener massen seyn muͤs- sen/ welches genugsam zu beweisen/ vnd schon von vielen bewiesen ist/ derentwegen allhier uͤbergangen/ sondern allein gezeiget wird/ was die vegetabilien vnd animali- en gegen die Metallen zuver gleichen seyn. Welcher Mensch solte das nicht wollen glau- ben/ daß das edeiste Gebluͤt/ welches sich in den Adern deß Menschen auffhaͤlt/ vnd sein Leben dar i nn bestehet/ den Haaren aussen an dem Leib/ vnd dem Vngezieffer/ als Laͤuß vnd Floͤhen/ welche sich darinn auffhalten/ nicht solte vorzuziehen seyn? Also auch nie- mand laͤugnen kan/ daß die Metallen/ als der edelste Theil deß Erdbodens von dem le- bendigen Hertzen/ deß centrali schen Fewers seinen Vhrsprung nehmende/ nicht edler vnd besser als das Holtz vnd Gestraͤuch mit allen vegeta bilischen Gewaͤchsen/ darinn alles Gethier wohnet/ seyn muͤssen. Dann das centrali sche Fewer in dem Erdboden/ welches von dem oͤbern Gestirn hinunter gewircket vnd angezuͤndet wird/ ist wie das Hertz in einem Thier zu rechnen/ welches auch allzeit warm ist/ vnd durch seine war- me vnd lebendig machende spiritus den gantzen Leib erhaͤlt; Vnd gleich wie sich in ei- nem Thier das Blut in Adern durch den gantzen Leib hin vnd her außtheilet/ solchen zu erhalten: Also auch die Metallen in der Erden: Dann wann das centra lische Hertz- Fewer in der Erden nicht solche kraͤfftige warme Geister von sich gebe/ vnd den Erdbo- den darmit erwaͤrmete/ so wuͤrde alles todt vnd vnfruchtbar seyn/ vnd gantz nichts drauff wachsen koͤnnen; Nun aber solches geschiehet/ so ist die Erde fruchtbar/ vnd bringet Baͤume vnd Hecken/ Kraut vnd Graß/ zu Erhaltung der Thier/ reichlich herfuͤr; vnd sind also die vegetabilia, mit all den Thieren/ welche sich darvon nehren/ nur dem eus- sersten vnd geringsten Theil deß grossen Thiers oder gantzen Erdbodens/ die Metallen aber dem besten Gebluͤt desselben/ zuvergleichen: Dann eben also vnd auff solche Gestalt/ wie die Blut-Adern in deß Menschen Leib sich außtheilen/ zu vnterst einen dicken Stam̃ haben/ von welchem andere Staͤmme neben auß gehen/ welche duͤnner seyn/ vnd wie- der duͤnnere von sich geben/ vnd also biß zu den allerkleinesten Sproͤßlein oder Aeder- lein einem Baum gleich sich zerspreiten vnd außtheilen; also auch die Metallen in der Erden thun: Dann nach dem die syderi sche Kraͤfften von oben herab durch den gan- tzen Erdboden vnsichtbarer Weise biß zu dem centro kommen/ vnd wegen der grawsa- men Hitze daselbsten nicht bleiben koͤnnen/ brellen sie zuruͤck/ vnd gehen auß dem leeren Ort/ Operis Mineralis Ort/ da nichts ruhen oder bleiben kan/ in die circumferentz/ vnd machen daselbst auß einer bequemen Feuchtigkeit ein solidum vnd compactum corpus metallicum, auß welchem dann vnzehlich viel Gewaͤchse/ den Blut-Adern oder Baͤumen gleich/ rings herumb außschiessen/ fortwachsen vnd sich durch den gantzen Erdboden außbreiten/ also daß auch die eusserste Gipffel solcher Metallischen Baͤumen oder Gewaͤchsen bißweilen biß in das oͤberste Theil der Erden sich erstrecken/ da sie sich dann den Menschen offen- bahren/ sonderlich wann bißweilen an einem Gebirg ein grosser Wasser guß einfallt/ die Erden weg schwemmet/ vnd also die Adern deß festen vnd harten Metalls dardurch ent- bloͤst vnd dem Menschlichen Geschlecht zum besten offenbahr werden; wiewohl sich sonst die metallischen Gaͤnge auch auff viel andere Wege offenbahren vnd an Tag geben/ als nemblich durch grosse Fewerbrunst/ wann vngefehr durch vnachtsame Hirten ein Wald in den Brand kompt/ vnd dardurch der Erdboden wegen der grossen Hitze sich auffthut/ vnda das geschmoltzene Metall herauß fliesser vnd sich offenbahret Es oͤffnet sich auch gar offt die Erde durch starcke Erdbeben/ vnd verraͤth das Metall. Auch findet man die Metallischen Gaͤnge vnd Adern bißweilen wann man tieffe Keller vnd Brun- nen graͤbet; vnd wird vielmahl auch das Metall auff dem Feld mit dem Pflug außge- graben/ vnd dardurch die Gaͤnge bekandt gemacht; es schlaͤgt bißweilen auch der Blitz in die Erden/ vnd macht die Gaͤnge offenbahr; wie dann auch die starckfliessende Baͤch vnd Fluͤsse zum oͤfftern die Erden vnd Sand hinweg fuͤhren/ vnd die Adern oder Gaͤn- ge der Metallen entbloͤssen/ welche man an den Vfern vnd Gestaden derselben Fluͤs- sen findet/ vnd dem Metall nach zugraben Vrsach hat. Es haben auch die Thier offt Metallen verrathen/ entweder daß ein Pferd mit seinen Fuͤssen die Erden von dem Gang gestampffet vnd offenbahret hat/ wie auff dem Rammelsberg zu Goßlar ge- schehen; die Schwein haben mit ihren Ruͤsseln/ da sie den Eycheln in dem Wald nach- gesucht/ Gaͤnge eroͤffnet. Es waͤchset auch bißweilen das Metall gediegen/ als ein Zinn auß der Erden uͤber sich in die Lufft hinein/ vnd wird also gefunden; Wie dann auff solche Weiß das reiche Silber-Bergwerck auff dem Kuttenberg in Boͤhmen durch einen Moͤnch an Tag kommen/ welcher in dem Wald spatzieren gangen/ vnd gesehen dasz ein Zein Silber aus der Erden gewachsen/ er aber alsobald seine Kutten ausgezo- daruͤber gedecket/ hinein ins Kloster gangen/ vnd es angezeiget hat. Starcke Sturm- winde werffen auch bis weilen grosse Baͤume vmb/ reissen dieselbe mit der Wurtzel aus/ vnd offenbahren Gaͤnge. Jns gemein aber verrathen sich die Gaͤnge durch die Witte- rung/ wann nemblich bey Nacht dieselbe sich von der warmen Lufft entzuͤndet/ vnd einen Streich hinaus laufft/ als ein blaw Fewer. Auch kan man leichtlich mercken/ wann die Gaͤnge der Metallen nicht gar zu tieff liegen/ wo sie hinstreichen/ wann man Ach- rung darauf gibt; Dann wann solche seyn/ gebẽ sie staͤtig einen hitzigẽ snlphurischẽ Dunst vnd Bradẽ von sich/ dardurch nit allein das Gras/ welches auff solchen Gaͤngẽ waͤchset/ kleiner vñ magerer bleibt als sonst/ sõdern es wachsẽ auch die Baͤume nit grosz/ bleibẽ kurtz lassen die Aest vnd Zweige vntersich hangẽ/ haben magere vñ bleichere Blaͤtter als andere ihres Ander Theil. ihres gleichen/ welche nicht auff den Gaͤngen wachsen. Auch mercket man wo Gaͤnge seyn/ wann der Thaw/ Reiff oder Schnee eher abgehet/ als an einem andern Ort; wel- ches dann allein von den warmen Duͤnsten/ die von den Gaͤngen steigen/ verursachet wird. Auff solche vnd dergleichen viel andere Weisen werden die Metallen gefunden. Daß aber viele darfuͤr halten/ man koͤnne dieselbe durch die Haͤseler-Ruhten finden/ ist betrieglich/ vnd gehet nicht vest; wie ich dann solches vielmal gesehen vnd erfahren habe. Dieses aber laß ich eine Kunst seyn/ wann man zu gewisser constellation die Metallen weiß im Feuer zu conjung iren vnd zusammen zu schmeltzen/ vnd ein Electrum drauß zu machen/ vnd auß solchem Electro eine Kugel giesset/ welche in der Mitten ein Loch habe/ in welches man ein schwancke haͤselere von einem Jahr gewachsene Ruhten/ die keine Zacken habe/ hinein stecken moͤge/ vnd also dieselbe recht vorsich vnd hinaußgestre- cket gehalten/ damit an solche Oerter/ da Metallen vermuhtet werden/ fortgehe/ vnd achtung drauff habe/ wann sich die Ruhte biege/ vnd die metallische Kugel sich nach der Erden neige/ da dann gewißlich Metallen seyn muͤssen/ vnd man nicht vergeblich eingra- ben darff. Vnd geht diese Prob auß einem rechten natuͤrlichen vnd vnfehlbaren Philo- sophi schen Grunde/ derentwegen sie andern Kuͤnsten/ Metallen zu suchen/ weit vorzu- ziehen ist; vnd darff sich niemand daruͤber verwundern/ es sind vns noch gar viel Din- ge verborgen/ die wir nicht wissen. Wer kan eigentlich anzeigen/ warumb der Magnet das Eisen an sich ziehe/ vnd ein warmgemachter Succinum Stroh/ Gras/ Faͤden/ vnd andere vegetabili sche Dinge? Der gantze Erdboden ist voll vnergruͤndlicher Wunder- werck vnd Geheimnuͤssen Gottes/ darauff man achtung geben solte. Was nun die Vrsach sey/ daß so vielerley Art der Metallen gefunden/ da keines dem andern gleich ist/ seynd bey den Philosophis vnterschiedliche opiniones. Der meh- rer Theil derselben statu iren/ als wann der Metallen nur sieben/ in Gezahl von den sie- ben Planeten/ gezeuget oder gener iret wuͤrden; als das Bley von dem Saturno, das Zin von Jove, das Eisen von Marte, das Gold von der Sonnen/ das Kupffer von der Venere, das Quecksilber von Mercurio, das Silber von dem Mond; welches aber nach meiner Meynung nicht wol seyn kan: Dann/ wie solte eben die Sonn/ der Mond oder ein ander Planet/ einen sonderbaren Ort in der Erden suchen/ vnd seinen Saa- men dahin werffen/ vnd nach seiner Art ein Metall gebaͤren/ da man doch siehet/ daß nimmer ein Metall allein auß der Erden gegraben wird/ sondern allzeit mit andern ver- mischt ist: dann nimmer ein Bley gefunden/ welches nicht Silber halten solte/ doch ei- nes mehr als das ander. Auch wird kein Zin gegraben oder gewaschen/ welches kein Silber oder Gold haͤlt. Deßgleichen fuͤhret auch alles Kupffer vnd Eisen Silber bey sich/ vnd etlichs auch viel Gold/ welches aber die Bergleut selten erfahren oder glauben. Auch findet man nimmer das Gold ohne Silber oder Kupffer/ vnd das Silber selten ohne Gold vnd andere Metallen. Wann dann dein also waͤre/ daß ein jedweder Pla- net sein eigen Metall gener irte/ wie kom̃t dann das ander darzu? Vnd dieses von sol- chen Metallen geredet/ welche entweder in dem Gebirg gangweis allein fortstreichen/ Y y oder Operis Mineralis oder koͤrnerweis in der Erden vnd Sand/ so wol gediegen als mit Stein vermischt/ zer- streuet gefunden/ vnd heraußgewaschen werden; vnd diese nicht darmit verstanden/ welche bißweilen als zwey oder dreyerley Metallen in ihren eigenen Gaͤngen nebenein- ander hergehen/ sich miteinander schleppen/ wie es die Berg-Leute nennen/ oder uͤber- werffen/ creutzweis uͤbereinander hinstreichen/ vnd auch zuzeiten zusammen fallen/ vnd einen Gang machen/ auch sich wieder voneinander thun/ vnd in viel kleine Adern auß- spreiten vnd vertheilen; welches/ so es also waͤre/ daß ein jedweder Planet sein besonder Metall gener irte/ er auch ohne zweiffel einen besondern Ort darzu erwehlen/ vnd nicht leiden wuͤrde/ daß ihm ein anderer in sein Nest kaͤme/ vnd sein Vorhaben verhinderte- Vnd wann man ja darbey bleiben wolte/ daß ein jedweder Planet sein eigen Metall ge- baͤren thaͤte/ welchem Stern solte man dann dem Wißmut/ Kobolt/ Antimonio vnd Zinck zueignen? welche von der Zahl der Metallen vnbillich außgestossen/ vnd doch mehr als der Mercurius metallisch sind/ vnd sich auch mit andern Metallen lassen gies- sen vnd verarbeiten/ welches auch der Mercurius nicht thut. Vnd findet man etliche Metallen allein gangweis/ als das Bley vnd Silber; das Gold aber wird an vielen Orten gediegen oder geschmeidig/ von allem Berg abgesaͤubert/ rein auß dem Sand ge- waschen/ doch nimmer ohne Silber oder Kupffer: Zin vnd Eisen aber wird auch auß dem Sand vnd Erden koͤrnerweis gewaschen vnd gesamlet/ aber niemaln fein oder ge- diegen/ sondern mit einem Stein vermenget; vnd geben solche Koͤrner das beste Zin/ welches Seiffenzin genennet wird/ vnd gemeiniglich auch mehr Gold haͤlt/ als ein an- ders/ welches auß den Gaͤngen gegraben ist/ weil in dem waschen deß koͤrnichten Zwit- ters oder Zin-Kraupen auch Granaten/ die Gold halten/ beykommen/ vnd mit vnter das Zin geschmeltzt werden: deßgleichen geben auch solche Eisenkoͤrner das geschmei- digste Eisen Den Mercurium findet man so wol lauffend/ als in einem rohten Stein/ von welchem mandenselben außtreiben vnd lebendig machen muß. Kupffer wird biß- weilen auch in kleinen Kraͤuplein als ein wuͤrfflichter Kies gefunden. Sonsten wach- sen alle Metallen in Kluͤfften vnd Gaͤngen in dem Gebirg/ welche man mit grosser Muͤ- he/ Kosten vnd Lebensgefahr heraußgraben/ vnd von ihrem Berg durch bauchen/ wa- schen vnd schmeltzen rein oder geschmeidig machen muß. Wie aber ein jedweder Metall erkennet/ prob iret/ auß dem Gebirg gegraben/ gebaucht/ gewaschen/ geschmoltzen/ ge- seigert/ oder von seinem Zusatz geschieden wird/ ist bey den alten vnd beruͤhmten Berg- maͤnnern Georgio Agricola vnd Lazaro Erckern weitlaͤuftig beschrieben. Bleibe der- halben darbey/ vnd sage/ daß alle Metallen/ vnd halbe Metallen oder Minerali en ihren Vrsprung allein auß einem Samen oder Wurtzel haben/ vnd ihre vnterschiedliche Arten vnd Gestalten allein accidentaliter verursachet werden: Dann/ wann die Astra ihre Kraͤffte zusammen in das centrum terræ werffen/ so bleiben sie nicht einsam/ sondern gehen durch einander vermischt wieder zuruͤck in die Kluͤffte der Gebirge/ suchen einen Ort da sie Ruhe haben/ vnd ein corpus an sich nehmen moͤgen; finden sie dann einen reinen vnd bequemen Ort/ so wird auch ein rein Metall gener iret/ finden sie aber einen vnrei- Ander Theil. vnreinen Ort/ so wird auch ein grob vnrein Metall: vnd ist ein solcher Ort/ da sich die syderi sche Kraͤffte/ welche von dem centro terræ zuruͤck gehen/ hinbegeben/ einer Baͤr- mutter eines Thiers zu vergleichen/ welche den Saamen von dem maͤnnlichen Theil empfaͤhet/ vnd ein corpus darauß form iret/ dasselbe nehret/ vnd zur Vollkommenheit außbruͤtet vnd zeitiget: Die astrali sche Geister aber sind an statt deß maͤnnlichen Saa- mens/ welcher durch zuthun einer feuchten Erden in den Kluͤfften/ als seiner matrice, angenommen/ gespeiset/ vnd in mancherley metallische Gestalten vnd greiffliches We- sen/ nach Gelegenheit oder Reinigkeit deß Orts formiret werden: vnd werden also auß einem Saamen accidentaliter vielerley Gestalten der Metallen gener iret; welches auch darauß zu beweisen/ weil in der Erden die Metallen/ wann sie noch in ihrem Wachsthumb ligen/ von Zeit zu Zeit zeitiger werden/ vnd sich je laͤnger je mehr verbes- sern vnd veredelern/ wie die taͤgliche Erfahrung genug lehret; vnd nicht allein in der Erden/ sondern auch auß der Erden solche Verbesserung gespuͤret wird. Dann wann die Bergleut bißweilen ein vnzeitig Ertz/ als Wißmut/ Kobolt oder Zinck außgraben/ vnd auff Silber probiren/ vnd nichts finden/ sagen sie/ wir sind zu fruͤh kommen/ legen dasselbe hin in die Lufft/ vnd wann es uͤber ein Jahr oder etliche wieder probiret wird/ finden sie viel Silber darinn. Vnd wann der allgemeine metallische Saame allzeit ein reine vnd bequeine matricem fuͤnde/ vnd kein accidentali sche Hindernuͤß darzukaͤme/ nichts anders dann Gold/ als die hoͤchste Vollkommenheit der Metallen/ davon gene- r iret wuͤrde; vnd daß der Natur intent sey/ allzeit dasjenige/ was sie angefangen/ zur perfection zu bringen/ das Gold aber nur allein darzu gelanget/ vnd alle andere Me- tallen imperfect geblieben/ aber gleichwol durch die gerechte Kunst der Alchymia dahin zu bringen seyen/ wird im folgenden dritten Theil klaͤrlich bewiesen; Vnd wann solches nicht koͤnte bewiesen werden/ daß die vnvollkommene Metallen durch der Kunst Ge- schicklichkeit vnd Krafft deß Feuers zur perfection zu bringen/ so muͤste man glauben/ daß ein jeder Metall seinen eigenen Saamen oder Planeten/ davon es gener iret/ haben muͤsse: Dann/ so das gemeine Bley/ welches nach gemeiner Cupellen-Prob nur ein wenig Silber haͤlt/ durch zeitigmachende Sali en in kurtzer digestion dahin gebracht wer- den/ daß es viel Silber/ vnd durch laͤngere digestion oder fixation auch Gold gebe/ wel- ches doch zuvor nicht darinn gewesen/ so kan man genugsam sehen/ daß die Natur nicht zu frieden/ daß der Saturnus also bleiben/ sondern zu Silber vnd Gold hat werden sollen; zu geschweigen/ daß auch die andere vnvollkommene Metallen durch die digestion zu zeitigen/ daß sie bestaͤndig Silber vnd Gold geben; so koͤnnen auch die Halb-Metallen oder Minerali en/ als Antimonium, Kobolt/ Zinck/ Wißmut vnd dergleichen/ ebener massen fig iret werden/ daß sie gut vnd bestaͤndig Gold vnd Silber auff der Cupellen hin- derlassen/ welches alles im folgenden dritten Theil soll offenbaret werden. Also sieheft du/ daß es der Natur Schuld nicht/ daß so viel vnvollkommene Metal- len gefunden/ sondern daß es der accidentali schen Verhindernuͤß zuzuschreiben sey: Dann/ so in den vnvollkommenen Metallen kein Gold in potentia waͤre/ wie solte es Y y 2 durch Operis Mineralis durch die Kunst in actum koͤnnen gebracht werden? Die Kunst kan kein Gold oder Silber machen/ sie kan aber der Natur zu huͤlff kommen/ die solches kan/ vnd ausser der Erde solches ohne der Kunst Huͤlffe nicht vermoͤchte. Wann ein Gaͤrtner einen San- men oder Wurtzel eines Gewaͤchses verdorren laͤsst/ vnd nicht in die Erde steckt/ daß es zum wachsen komme/ so ists nicht deß Saamens/ sondern deß Gaͤrtners Schuld/ daß nichts darauß wird/ sondern gegen der Natur Willen verderben muß. Der Natur wil bißweilen geholffen seyn/ wie bey den vegetabili schen vnd animali schen Gewaͤchsen zu sehen/ daß die Natur eben so begierig sey auß den Minerali en vnd vnvollkommenen Me- tallen Gold zu machen/ als auß einem Kind einen alten Mann/ oder auß einer Nuß einen grossen Baum; vnd wann solches nicht geschiehet/ nicht ihr/ sondern der zufaͤlligen Hindernuͤß die Schuld zu geben sey. Wil also hiermit bewiesen haben/ daß alle Metal- len nur von einem Saamen oder Wurtzel herkommen/ vnd auch wieder in dieselbe koͤn- nen reduc iret werden/ vnd daß die Minerali en den jungen erst außgesprossenen vegeta- bili schen Sproͤßlein/ die imperfecte Metallen einem halbgewachsenen Kraut/ das Gold aber einem vollkommenen vnd von der Natur zum end-gebrachten Saamen oder Frucht zu vergleichen sey. Welches aber allein von der allgemeinen Zeugung oder Her- kommen der Metallen zu verstehen/ dadurch der groͤssere Theil derselben gener iret wor- den/ vnd ihren Vrsprung in der Tieffe der Erden auß dem centrali schen Saamen her- nehmen/ in den Kluͤfften vnd Gaͤngen derselben fortwachsen/ in vielerley Gestalt erhaͤr- ten/ vnd durch grosse Kosten/ Gefahr vnd Sorgen darauß muͤssen gegraben werden. Die andere generation aber geschichet auff ein viel andere Weise/ nemlich ausser dem centrali schen vnd allgemeinen fortgepflantzten Saamen/ sondern auff dem oͤbersten Theil der Erden/ durch Wirckung deß oͤbern Gestirns/ dadurch der wenigste Theil ge- boren wird: dann/ wie oben gesagt/ zweyerley Gebaͤrung der Vegetabili en vnd Anima- li en die Natur gebrauche/ also auch bey den Metallen zu verstehen: Die eine allzeit all- gemein vnd bekandlich/ mercklich oder augenscheinlich: die ander aber selten vnd vn- mercklich. Die allgemeine bey den Vegetabili en durch Fortpflantzung ihres Saamens oder Wurtzel: die andere durch influentz deß Gestirns auffs neue durch Krafft der Ele- menten/ als nemlich/ wann man eine Quantit aͤt Regenwasser in einem Geschirꝛ an die warme Sonn oder Lufft setzet/ vnd außtrucknen laͤsset/ so bleibt eine Erde/ welche auß eigener Krafft/ ohne zuthuung eines Saamens/ so wol vielerley Gewaͤchse der Vegeta- bili en/ als vnterschiedene Thierlein/ Gewuͤrm vnd Fliegen herfuͤrbringt: Welches auch mit Metallen geschiehet/ nemlich/ wann die Sonne/ oder ein ander Gestirn/ in eine feuchte Erde seine Krafft wircket/ so samlen sich die astrali sche Kraͤffte darinn/ vnd wer- den corporali sch/ vnd geben vnterschiedliche Metallen vnd Minerali en/ nachdem die feuchte Erde oder Matrix rein oder vnrein gewesen ist: Dann das Wasser ist an statt der Baͤrmutter/ vnd die Astra an statt deß Vatters oder Saamens; wie dann auch im centro terræ, da alles trucken/ nicht muͤglich ist Metallen zu wachsen/ sondern allein weit vom centro, da Wasser seyn/ welche die Erde befenchten/ darein sich die cen- Ander Theil. centrali sche Geister begeben/ corporali sch werden/ vnd zu einem Metall wachsen koͤn- nen: Dann ein truckener Geist kan sich wegen seiner Subtil heit selber nicht coagu- l iren/ vnd zu einem corpore werden/ sondern muß ein bequem Subjectum haben/ darein er sich lege/ vnd davon ein corpus nehme; welches das Wasser ist: So bald nun ein sulphuri scher Geist sich mit dem Wasser vermischt/ so ist es kein gemein Was- ser/ sondern allbereit ein Anfang metallischer Gebaͤrung/ vnd erlanget von den Phi- losophis den Namen Mercurium, aber nicht solchen zu verstehen/ welcher laufft vnd allbereit metallisch ist/ sondern an Gestalt eines viscosi schen Wassers/ von den Berg- leuten Gur genant/ welcher/ so er in einem bequemen Ort ligt/ vnd mit gebuͤhrlicher centrali scher Waͤrme vnd Feuchtigkeit erhalten/ in ein Metall durch lange Zeit ge- boren wird. Vnd geschiehet solche Empfaͤngnuͤß vnd Gebaͤrung der Metallen nicht allein durch die centrali sche vnd auffwarts steigende Geister in der Tieffe oder im Bauch der Erden: Sondern es geschiehet auch dergleichen Empfaͤngnuͤß vnd Ge- baͤrung in superficie terræ, wann nemblichen das Gestirn seine vnsichtbare Radios in eine zarte vnd fette Erden sencket/ da sie dann angenommen/ behalten vnd cor- porali sch werden: Dann das astrali sche Feuer am hoͤchsten Firmament nicht auff- hoͤret seine Kraͤffte herunter in die Erde zu sencken/ vnd dieselbige mit vielerhand so wol vegetabili schen vnd animali schen/ als minerali schen Gewaͤchsen/ nachdem sie eine Matricem antreffen/ schwaͤngert oder befruͤchtet: Vnd solches nicht allein in der Erde/ welche am bequemsten zu metallischer Gebaͤrung/ sondern auch in der Luft in den dicken. Wolcken verrichtet; wie dann vielmal geschehen/ daß auß der Lufft nicht allein mancherley kleine Thiere/ als Kaͤfer/ Raupen/ Froͤsche/ vnd andere derglei- chen insect en vnd Vngeziefer/ welche darinnen empfangen vnd außgebruͤtet wor- den/ hauffenweis mit einem Regen herunter auff die Erde gefallen: Sondern man hat auch gewisse vnd glaubwuͤrdige Nachrichtung/ daß Steine/ fast vnglaͤublicher Groͤsse/ etliche Centner schwer/ wie auch Klumpen Eisen/ in Gestalt vieler auff- einander-gewachsener Tropffen/ welches sich gleich wie ander Eisen hat schmieden vnd arbeiten lassen/ auß der Lufft gefallen. Wie dann auch vielerley Art grosse Co- meten/ vnd andere feurige brennende Substan tzen/ sich in der Lufft versamlen/ ent- zuͤnden/ vnd so lang die brennende Materi waͤhret/ fortbrennen/ vnd darnach auß- leschen/ vnd als ein gifftiger arsenicali scher Rauch herunterfallen/ vnd den Erdbo- den/ mit allem das darauff ist/ vergifften; dadurch schaͤdliche Kranckheiten entste- hen/ vnd die Menschen toͤdten. Es ist auch der Blitz vnd Donner anders nichts/ als ein subtiler Salpeter/ welcher/ wie auch die Steine/ die mit dem Knall herunter- fallen/ in der Lufft geboren sind. Hierdurch ist zu mercken/ daß nicht allein das centrali sche Feuer das innerste Theil der Erden schwaͤngere/ vnd mit Metallen erfuͤlle/ sondern es sucht auch das astrali sche Feuer oben auff der Erden vnd gar in der Lufft seine Stelle/ Metallen zu gebaren/ doch nirgends bequemer/ als in den Adern oder Spelun cken der Erden. Y y 3 Daß Operis Mineralis Daß aber vielerley Meynungen sind wegen solcher Metallen/ welche nicht in der Tieffe der Erden in ihren besondern Gaͤngen/ sondern oben darauff in der Erden vnd Sand koͤrnerweis gefunden werden/ ist mir nicht vnbekand/ vnd wird von vielen falsch davon geurtheilt: Dann der mehrer Theil meynet/ daß solches Gold/ welches an den Vfern der Refieren gefunden vnd darauß gewaschen wird/ nicht daselbst gewachsen/ sondern auß dem Gebirg durch die starcke Wasserquellen von den Goldgaͤngen abgeris- sen/ vnd also heraußgefuͤhret worden; welches zwar seyn koͤnte/ dieweil zu zeiten auß dem Gebirg durch Wasserquellen kleine Goldflitzen heraußgefuͤhret/ vnd mit rauhen Haͤuten der Thiere/ darein sich das Gold gehaͤnget/ auffgefangen vnd gesamlet worden: daß aber alles Gold/ so in den Baͤchen oder Fluͤssen gefunden wird/ also durch die Brun- nen auß dem Gebirge solte gerissen werden/ kan nicht seyn/ sondern ist daselbst gener iret/ dann man bißweilen Gold waͤschet an einem lauffenden Wasser da doch weit davon kein Bach oder Brunnquell darein faͤllt/ welche das Gold dahin fuͤhrete. Auch waͤscht man Gold in hohem Gebirg auß der Erden vnd Sand/ da niemaln Brunnen gewesen sind; wie dann auch fast alles Gold/ so von der Hollaͤndischen Ost-Jndischen Compa- gnia jaͤhrlichs zu viel hundert oder tausend Marcken von den Jndianern erkaufft/ oder gegen andere Waaren oder Manufactur en vertauschet/ zu vns herauß gebracht wird/ nicht in Brunnen oder Fluͤssen/ sondern mehrentheils auff hohen vnd vom Wasser er- habenen truckenen Orten im Sand gesamlet wird. Wie dann auch bey vns in Deutsch- land dergleichen guͤldische auff der Hoͤhe vom Wasser abgelegene Wercke gewesen/ da man die Erde herunter zu den Baͤchen fuͤhren/ vnd das Gold darauß hat waschen muͤs- sen. Vnd noch heutiges tags bey den Zin-Seiffenwercken/ da die Zin-Kraupen oder koͤrnichter Zwitter gewaschen wird/ welche nicht in der Tieffe/ sondern sich vmb das Ge- birge herumbschlingen/ auch Goldkoͤrner gefunden/ vnd mit vnter das Zin geschmeltzet werden; daher solches Seiffenzin gemeiniglich sehr reich von Gold pflegt zu seyn/ wie ich solches vielmal erfahren/ vnd in der Prob befunden habe. Die Vrsach aber/ daß man eher Gold an den Baͤchen vnd Fluͤssen findet/ ist allein diese/ weil die Fluͤsse/ wann sie starck lauffen/ den leichten Sand wegfuͤhren/ vnd die Goldkoͤrner/ welche schwerer sind/ ligen lassen/ also/ daß man desto leichter den uͤbrigen Sand darvon waschen/ vnd das Gold in die Enge bringen kan. Es ist auch gemeiniglich solches Waschgold/ wie es bey vns Deutschen am Rhein vnd andern Fluͤssen gewaschen wird/ nicht fein/ sondern mit Silber vnd Kupffer vermischt/ vnd auch nicht allzeit gediegen in Gestalt eines Metalls/ sondern als ein schwartz vnd schweres kiesiches Gemuͤlm/ welches/ so ihm in dem schmel- tzen sein verbrennlicher Sulphur angezuͤndet vnd weggetrieben wird/ seine Goldfarb vnd Geschmeidigkeit erst erlanget: Dasjenige Waschgold aber/ welches auß Jndien zu vns gebracht/ wird gemeiniglich gediegen in Gestalt kleiner vnd grosser Koͤrner/ doch nicht fein/ sondern immer an einem Ort hoͤher am Grad gesunden als am andern: Wie ich dann bey einem Hollaͤndischen Kauffmann vnter solchem Walschgold einmal ein Korn gesehen/ welches beynahe fein oder 24. Grad haltend gewesen/ vnd etliche Loht gewogen hat; Ander Theil. hat: Jns gemein aber fallen die Koͤrner als ein mittelmaͤssiger Sand in der Groͤss e. Sonsten wird das Hungarische vnd Siebenbuͤrgische Waschgold fuͤr das feineste ge- halten/ wie ich dann selber solches prob iret/ vnd am Halt den Ducaten gleich gefunden. Wil hiermit angezeiget haben/ daß nicht alles Gold in der Tieffe der Erden in den Kluͤf- ten vnd Gaͤngen durch das centrali sche Feuer/ sondern auch auff vnd in dem oͤbersten oder aͤussersten Theil deß Erdbodens von dem obern Gestirn gewircket werde; vnd nicht allein Gold/ sondern auch andere Metallen oder Minerali en/ vnd insonderheit Eisen vnd Kupffer/ doch am allermeisten Eisen/ welches in vnd ausser der Erden in runden oder eckichten klein vnd grossen Stuͤcken schier allenthalben haͤuffig gefunden wird/ vnd sind solche runde Eisensteine gemeiniglich guͤldisch/ darauff man mercken solte/ wird aber nicht in acht genommen; wie dann auch alle Kißlingsteine/ die innwendig braun oder roht sind/ Eisen halten/ welches auch allezeit guͤldisch befunden wird: dann Eisen vnd Gold hab en eine grosse Gemeinschafft/ vnd tragen eine sonderbare Liebe zueinan- der/ dahinder ein grosses Geheimnuͤß verborgen ist/ davon im folgenden Dritten Theil mehrers soll gedacht werden. Auff daß ichs aber den Vnglaubigen noch Deutscher be- weise/ daß auch die Metallen ohne den centrali schen Saamen von oben herab in die feuchte Erde gewircket werden/ wird dieses Exempel zu dienen: An nassen vnd feuchten Orten/ da es nimmer trucken wird/ hat das obere Gestirn ein gut Subjectum, Metal- len darinn zu wircken/ wie zu sehen in Holland/ da man Jaͤhrlich ein besondere Erde/ welche an statt deß Holtzes zum brennen gebraucht/ vnd Turff genennet wird/ außgraͤ- bet; daß dieselbe neben dem Schwefel auch Arsenicum, Eisen vnd Kupffer haͤlt/ doch nicht ein jedwedere/ sondern nur diese/ welche an den tieffesten Suͤmpffen gegraben/ vnd Backert genant wird; Andere aber/ welche sie fœn nennen/ haͤlt selten etwas anders als Schwefel vnd sehr wenig Arsenici; jene aber sehr viel Sulphuris vnd Arsenici, also daß es auch sehr vngesund ist denen/ welche solches Feuer nicht gewohnet/ sich dabey zu waͤrmen. Vnd wiewol solche Erdenbißweilen 20. 30. oder 40. Fuͤß tieff liget/ so gra- ben sie dieselbe doch nicht tieffer/ als ohngefehr 5. 6. oder auffs hoͤchste 10. Fuͤß tieff/ al- leinderentwegen/ weil tieffer hinein solche Erde keinen Sulphur haͤlt/ vnd nicht brennen wil. Vnd wann sie bißweilen mir grossen darzu gemachten Boͤhrern/ den Turff zu pro- biren/ oder die Tieffe deß Morasts zu messen/ vnd einen vesten Sandgrund zu suchen/ die Erde biß auff den Sand durchbohren/ vnd also mit dem hoolen Boͤhrer die Er- den heraußziehen/ so befindet man/ daß je tieffer hinein/ oder je naͤher hinunter zu dem Sand/ je weniger Sulphur sich in der Erden erzeiget/ vnd zu vnterst gar keiner. Dar- auß zu sehen/ daß solcher Sulphur, Arsenic, oder Mineral, welches die Erde fuͤhret/ nicht von vnten/ sondern von oben herab seinen Vrsprung vnd Herkommen habe: aber we- nig Metallen in der Naͤhe oder Aeusserstem/ vnd viel in dem innersten Theil der Erden geboren werden: dann derselben Saame viel maͤchtiger in der Tieffe als cir cumferentz befunden wird/ weil die astrali sche Kraͤffte immerfort nach dem centro eilen/ vnd weil sie nicht weiters koͤnnen/ daselbst durch einander streiten/ sich aͤngstigen/ vnd eine gewal- tige Operis Mineralis tige Hitze verursachen/ durch welcher Zuruͤckgehung der gantze Erdboden erwaͤrmet/ vnd mit vielerhand minerali schen Gewaͤchsen geschwaͤngert wird. Also vnd auff diest Weise werden alle Minerali en vnd Metallen/ so wol in der Tieffe als circumferentz der Erden/ durch einen gantz subtil en astrali schen Saamen/ durch Huͤlffe einer beque- men Fenchtigkeit/ darinn der Saame corporali sch wird/ geboren. Vnd darff sich niemand verwundern/ daß auß einem vnbegreifflichen vnd gantz subtil en/ warmen Dunst/ wann er sich mit einer Feuchte conjung iret/ Metallen sollen geboren werden Die Metallen fallen nicht vom Himmel herunter/ als ein Stein von eines Hauses Tach/ sie kommen geistlich/ vnd werden durch Huͤlffe deß Wassers in einem bequemen Ort der Erden erst corporali sch/ vnd nehmen ihr pondus oder Schwere auß der Er- den/ gleich wie auch alle vegetabili sche vnd animali sche Saamen nur die Gestalt/ Wachsthumb vnd Leben/ vnd nicht das corpus geben/ welches bekand genug ist. Falsch aber vnd vntuͤchtig ist deren Fundament/ welche statu ir en / daß die Me- tallen ihren Anfang vom Mercurio vnd Sulphure haben/ vnd den gemeinen vnd bekan- den lauffen den Mercurium, vnd brennenden Sulphur damit wollen verstehen/ die doch selber allbereit halbe Metallen seyn. Wahr ists/ daß alle Metallen von Mercurio vnd Sulphure herkommen/ aber nicht von den gemeinen/ sondern von denen/ davon oben Meldung geschehen/ nemlich von einer astrali schen/ sulphuri schen/ warmen vnd trucke- nen spirituali schen anima, vnd einem terrestri schen viscosi schen Wasser/ auß welchen beyden/ als Mann- vnd Weiblichen Saamens/ alle Metallen geboren werden. Diese falsche Meynung hat viel suchens im Mercurio verursacht/ also/ daß mancher sein Haab vnd Gut darmit verkuͤnstelt hat. Wie viele haben sich mit dem Mercurio vulgi, solchen ohne oder mit Gold vnd Silber zu fig iren/ geschleppet? vnd hat noch kein Ende; alles in der Hoffnung/ denselben zu Gold vnd Silber/ weil er aller Metallen Anfang seyn soll/ zu verwandeln; hat aber gefehlet; wie ich dann selber auch die Hoͤrner vor diesem/ ehe ich ihn gekennet/ daran abgestossen habe/ wie weit ich aber damit kommen bin/ wird im folgenden Dritten Theil zu sehen seyn. Deßgleichen haben sich auch viele bemuͤhet/ auß den Metallen einen Mercurium currentem zuwegen zu bringen/ in Hoffnung/ denselben/ als ein primam materiam metallorum, in Gold oder Silber zu fig iren/ hat aber nicht gelingen wollen: dann wie der Anfang vntuͤchtig gewesen/ also auch das End worden ist. Vnd ist sonderlich der Mercurius Saturni vel Antimonii gesucht worden/ vielleicht weil die Philosophi geschrieben/ daß der Saturnus, als ein Vatter aller Me- tallen/ wann er zuvor in Mercurium reduc iret/ leichtlich in Gold koͤnne verwandelt werden; haben aber keinen lauffenden Mercurium vermeynt/ sondern allein ein aquam viscosam, welches sich/ als ein Anfang der Metallen/ handeln vnd regiren laͤsset/ wie mans selber haben wil. Jch weiß nicht warumb die Menschen so thoͤricht sind/ vnd den Saturnum oder Antimonium wollen zuruͤck bringen in einen lauffenden Mercurium, in Meynung/ denselben desto eher zu fig iren/ da doch der Saturnus oder Antimonium niemal ein Mercurius currens gewesen ist/ vnd auch/ nach meiner Meynung/ nicht wer- den Ander Theil. den wird: Gesetzt/ er wuͤrde darauß/ wozu solte er besser seyn/ als der Saturnus selber? indem er nicht fixer/ sondern fluͤchtiger worden waͤre. Ja/ sagt man/ der Mercurius ist ein reiner Wesen als der Saturnus, darumb laͤsst er sich desto eher mit Gold oder Silber amalgam iren vnd fig iren: O Nein! Gesetzt/ es wuͤrde auß dem Saturno oder Antimo- nio ein Mercurius gemacht/ welches ich doch nicht glaube/ was haͤtte man gewonnen? Gar nichts. Dieses aber glaube ich gern/ vnd habs auch erfahren/ daß der Saturnus oder Antimonium, wann er more Philosophico in einen Mercurium, id est, aquam viscosam, gebracht ist/ sich gern mit dem Gold vnd Silber conjung irt/ vnd sich darmit/ vnd auch ohne dieselben/ fig iren laͤsst; habe aber niemal gesehen/ daß ein solcher ver- meynter Mercurius Saturni etwas in Verbesserung der Metallen außgerichtet haͤtte. Jch gebe zu/ vnd habe es auch zum oͤfftern selber versucht/ daß mit zuthun eines Mercu- rii vulgi ein jedweder Metall gar leichtlich koͤnne in einen Mercurium currentem ge- bracht werden: was aber darmit außzurichten sey/ mag man diejenigen fragen/ deren genug zu finden seyn/ die es mit Schaden erfahren haben. Wann es wahr/ daß der lauffende Mercurius ein principium metallorum waͤre/ so wuͤrde man bey allen Me- tallen/ oder doch bey dem mehrern Theil derselben/ da sie gegraben werden/ etwas da- von finden muͤssen/ welches aber nicht geschicht/ derhalben fuͤr ein vngruͤndliche opinion soll gehalten werden. Dieses aber wahr zu machen/ daß die Natur der Metallen ersten Anfang auß einem astrali schen Geist vnd terrestri schen Wasser formire/ bekraͤfftigen vnd beweisen alle Philosophi, welche einhellig sagen/ daß ein jedweder Wesen wieder durch Kunst zuruͤck in dasselbe koͤnne gebracht werden/ auß welchem es zu erst worden ist. Vnd weil man dann die Metallen ohn alle corrosiv wieder in ein aquam viscosam re- duc iren/ vnd dasselbe durch bequeme Waͤrme oder digestion in bessere vnd reinere me- tallische Gestalten verwandeln kan; so muß man vnzweiffelhafftig glauben/ daß sie auch davon herkommen sind; vnd nicht allein die Metallen/ sondern auch viel Steine vnd Berg-Arten/ sie halten gleich Metall oder nicht/ so in vnd ausser der Erden gefunden/ erstlich einen solchen Anfang genommen. Wie ich dann gesehen/ da man in Sand- Bergen anderen Dingen nachgegraben/ vnd die Graͤber ohngesehr eine solche Gur an- getroffen/ vnd vermeynet/ es waͤre ein Stuͤck Fett/ vnd einer solche mit sich nach Haus getragen/ seine Schuhe damit geschmieret/ welche den andern Tag davon Steinhart/ wie auch das uͤbrige/ davon er geschmieret/ zu einem harten Stein worden ist. Doch/ daß sonsten die Steine auff andere Weise auch geboren werden/ ist mir nicht vnbewust/ welches aber allhier nicht noͤhtig zu beschreiben. Wann nun ein Metall wieder in primam materiam einem Gur gleich gebracht wird/ so ist es in deß Kuͤnstlers Hand/ welcher darauß machet was er wil; kan auch ein Metall realiter verbessert werden/ wann es nicht zuvor in primam materiam gebracht wird. An einem harten vnd compact en Metall kan man nicht sehen/ auß was Stuͤ- cken dasselbige worden sey/ wann mans aber zerleget/ wird es offenbar. Wann man einem Metall seine Seele/ darinn sein Leben vnd Edelheit bestehet/ außziehet vnd benimt/ Z z so Operis Mineralis so ist es hernach kein Metall/ hat keinen metallischen Fluß oder Geschmeidigkeit mehr/ sondern ist einer sproͤten vnd vnachtsamen Erden gleich/ vnd bestehet also der Metallen Guͤtigkeit allein in einem sehr kleinen Theil animæ oder astrali schen mannlichen Saa- men/ das uͤbrige gantze corpus hergegen ist nichts anders/ als einer vnachtsamen todten. Erde zu vergleichen. Zu besserer Bekraͤfftigung/ daß auch Metallen oben auff vnd ausser der Erde geborenwerden/ dienet noch dieser Vnterricht/ welches ich in meinem Tractaͤtlein/ so vom Auro Potabili handelt/ gedacht wird/ nemlich/ daß nicht allein die Sonnenstralen sich in vnterschiedlichen Subjectis fangen/ samlen/ vnd corporali sch werden/ sondern auch die Hitze deß gemeinen Holtz- vnd Kolenfeuers solches gleicher massen thut/ vnd mit der Cupellenprob/ davon auch an demselben Ort gehandelt wird/ zu beweisen ist/ da der guͤnstige Leser nachsehen kan. Wircket doch die Sonne in nasser Erde Salpeter/ vnd andere Sali en augenscheinlich oder zusehend/ welches nicht geschie- het an einer truckenen Erde: Wie dann auch die Philosophi in ihren Schrifften/ da sie von Verbesserung der Metallen handeln/ der inceration allzeit gedencken/ vnd zum Werck nohtwendig zu seyn ermahnen/ vnd ist in solcher Arbeit die Feuchte das patiens, vnd die Waͤrme das agens; vnd ist solches so wol bey den Vegetabili en vnd Animali en/ als Minerali en in acht zu nehmen: dann ohne gebuͤhrliche Befeuchtigung nichts zur Vollkommenheit gelangen/ oder die action der zeitigmachenden Waͤrme vertragen vnd außstehen kan. Vnd je viscosi scher oder dicker das Wasser/ je bequemer es ist zu einer matrice, vnd je lieber vnd geschwinder der Saame darinn hafftet vnd fortkoͤm̃t; vnd hergegen je duͤnner die Feuchtigkeit/ je vntuͤchtiger zur Forthelffung deß Saamens sie soll gehalten werden. Dann Wasser koͤnte vor sich allein kein Metall werden/ wann die Astra dasselbige nicht zuvor schwaͤngerten/ oder ihren Saamen darein trieffeten/ vnd ein wachsendes Leben beybraͤchten; welcher astrali sche Saamen aller Metallen Vrsprung/ Seel vnd Leben ist/ vnd nachdem sie desselben viel oder wenig theilhafftig/ desto edeler oder bestaͤndiger sie auch seyn muͤssen. Bleibe also dabey/ daß alle Metallen ihre Seel/ Geist vnd Leben von den Astris, als einem einigen allgemeinen Saamen/ ihren Leib aber von dem Wasser/ als einer allgemeinen Mutter/ vnd nach Gelegenheit vnd Bequemlichkeit oder Reinigkeit der Matrice oder Geburtsstatt vnd accidentali- scher Hindernuͤß/ ihre vnterschiedliche Gestalten der Leiber/ vnd Graden der Edelheit empfangen vnd hergenommen haben/ vnd von den Menschen/ welchen zu Gefallen al- les erschaffen/ als das edelste Geschoͤpff Gottes/ mit grossem Eifer/ Begierde/ Kosten vnd Gefahr ihres Lebens/ auß deß grossen Thiers Bauch herauß gezogen/ vnd zu der- selben nohtwendigem vnd nuͤtzlichem Gebrauch auff mancherley Weis angewendet vnd verarbeitet werden. Dieses sey genug von Gebaͤrung vnd Herkommen der Metallen gesagt; wie aber dieselbige/ wann sie auffs hoͤchste kommen/ oder sonst in ihrem Fortwachsen verhindert worden/ wieder abnehmen vnd vergehen/ soll auch nicht verschwiegen bleiben/ vnd ver- haͤlt sich also darmit; Allen Ander Theil. Allen Creaturen ist ein gewisses Ziel gesetzt/ wie weit sie kommen/ oder wie lang sie leben sollen; daß aber solche bestim̃te Zeit offtermals verkuͤrtzt wird/ vnd ihre præde- stination nicht erreichet/ geschiehet accidentaliter, daruͤber die Natur nicht anzuklagen ist; vnd solches auff vielerley Weis/ nachdem ein jedweders vnter seiner Feinde Haͤnde kom̃t/ welche ihm den Garauß machen. Dann dem einen Ding wehret die kalte Lufft das wachsen/ gleich wie bey den Metallen zu sehen/ wann sie von ihrem Stock abgeris- sen/ vnd in die Lufft gebracht/ hinfort nicht mehr wachsen/ sondern also bleiben/ wie sie abgebrochen/ sie seyen gleich zeitig oder vnzeitig; (doch wann ihnen wieder eine neue Mutter gegeben wird/ wie eines Krauts Saamen die Erden/ sie auch auffs neue wie- der anfangen zu wachsen vnd zur perfection zu schreiten.) Andere aber hergegen von der Lufft ihr Leben haben/ als die Vegetabilia vnd Animalia, wann ihnen solche entzo- gen/ sie sterben vnd vergehen muͤssen. Etlichen Creaturen/ als den Fischen/ ist das Wasser ihr Leben vnd Fortkommen/ vnd die Lufft ihr Tod/ den zwey- vnd vierfuͤssigen Thieren aber/ wie auch allem Gefluͤgel/ ist die Lufft ihr Leben/ vnd das Wasser ihr Tod vnd Sterben. Gleich wie ein jedweder Element seine Fruͤchte hat/ die es zeuget vnd erhaͤlt/ vnd derselben Leben ist/ also es auch etlicher Creaturen Tod ist/ vnd Absterben; wie dann solches klaͤrlich bey der Metallen Vrsprung vnd Vntergang zu sehen ist: nemlich/ wann dieselbe erstlich in der Erde empfangen/ vnd anfangen zu wachsen/ sie einer Natur deß Saltzes theilhafftig/ welche gleichsam derselben matrix ist/ darinn oder darauß hernach die Metallen werden. So lang nun dieselbe in ihrer matrice vnverhindert bleiben/ so wachsen sie fort vnd verbessern sich in qualitate \amp; quantitate, so bald ihnen aber ein contrarium begegnet/ welches die Lufft oder gemein Wasser ist/ so werden sie in ihrer Matrice weiters fortzuwachsen verhindert/ vnd gantz getoͤdtet. Dann die noch wach- sende Minerali en/ wegen ihres zarten Saltzes/ keine Lufft oder Wasser leiden koͤnnen. Dann/ wann ihnen ein solches begegnet/ ihr Leben/ welches in einem fluͤchtigen Saltz bestehet/ entweder von der Lufft erhaben/ vnd von den Astris wieder zu sich gezogen/ oder von dem Wasser solv irt/ weggewaschen vnd hingerissen wird/ also/ daß keine Fort- wachsung oder Zunehmen derselben/ weil ihnen ihre Matrix durch contrari- Elementen verstoͤret worden/ erfolgen kan. Muͤssen also solche metallische Gewaͤchse/ die noch in ihrem primo ente ligen/ vnd einem vngebornen Kinde gleich/ auch einer leichten Zer- stoͤrlichkeit vnterworffen sind/ vergehen/ vnd koͤnnen ihre Vollkommenheit/ darzu sie prædestin iret sind/ wegen der accidentali schen toͤdtlichen Zufaͤlle/ nicht erreichen. Solche Metallen aber/ welche allbereit schon halb zeitig/ vnd beynahe ihre Mannschaft erreichet/ koͤnnen mehr außstehen/ vnd etlicher massen einer solchen accidentali schen Hindernuͤß widerstehen: dann bey denselben das zarte Saltz allbereit zu einem Sulphur worden/ welcher der Zerstoͤrlichkeit der Lufft vnd Wassers nicht mehr vnterworffen ist/ vnd gleichsam als ein embryo davon geschuͤtzet vnd bewahret wird. Die gantz zeitigen vnd zur Vollkommenheit gelangte Metallen/ wann sie nicht vom Stam̃ abgebrochen/ Z z 2 vnd Operis Mineralis vnd auß der Erden genommen werden/ weil dieselbe keine Nahrung oder Vnterhalt mehr davon haben/ den sulphuri schen Deckmantel abgelegt/ vnd sich der beschuͤtzenden Natur allbereit geaͤussert/ sind einer alten vnd krafftlosen Person/ bey der das humi- dum radicale anfaͤngt zu vertrucknen/ zu vergleichen/ werden also von deme sie zuvor herkommen/ nemlich einem astrali schen Saltz oder starcken Witterung/ wieder ange- griffen/ verzehret vnd zu Nichts gemacht/ also/ daß eben so wol bey den Metallen/ als Vegetabili en oder Animali en eine immerwaͤhrende circulation der Geburt vnd Ab- sterben derselben von der Natur gehalten wird. Vnd finden die Bergleute bißwei- len die Ertze von dem central- oder astrali schen Saltz also durchbohret/ als wann sie von den Bienen außgesogen waͤren; da sie dann sagen: Wir sind zu langsam kommen. Vnd ist also eine solche metallische Witterung der erste Anfang vnd letztes Ende der Metallen. Wer aber der erste Bergmann/ welcher Ertze gegraben/ Metallen geschmoltzen/ vnd solche verarbeitet habe/ gewesen sey/ ob wirs wissen oder nicht wissen/ nicht an gele- gen ist: Dieses aber ist gewiß/ daß Adam der erste gewesen/ welchem es ohne zweiffel GOTT / weil ers nicht hat entrahten koͤnnen/ wird offenbaret haben; von welches Nachkoͤm̃lingen biß auff Noe/ vnd von Noe an biß hieher/ solche Wissenschafft immer von einem zum andern fortgepflantzet vnd vnterhalten ist worden/ welche auch ohne zweiffel/ so lang die Welt stehet/ nicht vntergehen/ vnd wie billich/ weil wir der Metal- len nicht entbehren koͤnnen/ hoch gehalten wird. Aber so edel vnd nohtwendig die Kunst/ Bergwerck zu bauen/ so muͤhsam/ kostbar/ sorg- vnd gefaͤhrlich die Arbeit/ vnd vngewiß das Gluͤck darbey ist: welche aber darumb nicht zu verlassen/ vnd niemand abschrecken soll; dann es ein ehrlich vnd Gott wolgefaͤllige Arbeit ist/ auch derentwegen vor Alters von vielen heiligen Propheten vnd Koͤnigen exerc iret/ vnd hernach auch von vns Chri- sten allzeit hoch vnd nohtwendig zu seyn ist gehalten vnd behalten worden. Dieser aber moͤchte von zeitlicher Gluͤckseligkeit zu sagen wissen/ deme Gott ein solches Licht gaͤbe/ wie der Natur zu huͤlff zu kommen/ vnd das supersluum bey den geringen vnd vnvoll- kommenen Metallen/ die allenthalben als ein veraͤchtlich Wesen hingeworffen/ zu be- nehmen/ vnd das man gelhafftige zu ersetzen waͤre/ derselbe wuͤrde ein gutes/ reiches vnd bestaͤndiges Bergwerck haben/ vnd sich nicht besorgen doͤrffen/ daß ihn das Gespenst/ grosse Wasser quellen/ boͤs Wetter vnd gifftige Duͤnste/ noch andere zufallende Hinder- nuͤssen/ davon abtreiben wuͤrden. Weil aber der Mensch durch sein beharꝛliches vnd Gott vngefaͤlliges boͤses Leben zu solcher edlen Kunst vnd Wissenschafft zu kommen vn- tuͤchtig gemacht/ so muß er vnter dem Fluch im Schweiß seines Angesichts die Metal- len auß der Tieffe der Erden suchen/ vnd/ wie billich/ sein Leben in Sorgen vnd Muͤhe verschliessen. Wil also hiermit dieses Tractaͤtlein von Gebaͤrung der Metallen beschliessen/ vnd den großguͤnstigen Leser/ wann etwan allhier zu kurtz abgebrochen/ in dem folgenden Dritten Theil sich zu erholen/ gewiesen haben/ daselbsten dann außfuͤhrlich soll gezeiget wer- Dritter Theil. werden/ was Metallen eigentlich seyen/ vnd wie sie zu vnter scheiden/ auch wie dieselbe ohne corrosiv radicaliter auffzuschliessen/ vnd wieder zuruͤck in primam materiam zu reduc iren/ vnd wie auß derselben prima materia, durch Kunst vnd Feuers-Huͤlffe wie- der neue vnd bessere Metallen geboren werden. Auch wie dieselbe auff eine viel bessere Weise/ als bißher bekand gewesen/ sollen prob iret/ abgetrieben/ voneinander geschie- den vnd geseigert/ vnd auch darneben Philippi Paracelsi, deß hocherfahrnen Philoso- phi Buͤchlein/ Cœlum Philosophorum, oder Liber Vexationum genant/ so weit mir zugelassen/ explic iret vnd wahr gemacht/ vnd also ihm dadurch seine gebuͤhrende/ von vnerfahrnen neidischen Menschen abgestolene Ehre wieder gerettet werden: Also/ daß die gantze Welt wird sagen vnd bekennen muͤssen/ daß Paracelsus vor andern in der Natur hoch erfahren gewesen/ treulich geschrieben/ vnd vns ein grosses Licht/ ob es schon von wenigen gesehen wird/ hinderlassen habe. Solches nun zu vermehren/ fortzupflantzen/ vnd gegen seine Feinde zu verthaͤtigen/ ich im folgenden Theil/ meinem. Nechsten zu nutze/ fuͤr mich genommen habe: darzu der Schoͤpffer aller Dinge/ vnd Schuͤtzer der Warheit mir behuͤlfflich seyn wolle/ Amen. ENDE deß andern Theils. Z z 3 OPE- Operis Mineralis OPERIS MINERALIS Dritter Theil: Darinnen vnter der Explication uͤber deß Paracelsi Buͤchlein / Cœlum Philosophorum, oder Liber Vexa- tionum genant/ der Metallen transmutationes in genere gelehret/ mit einem Anhang vnd Zugab/ darinn auch derselbe Special-Process sam̃t ihrer Sei- gerung/ Abtreiben/ Scheidung vnd anderen darzu gehoͤrigen Arbeiten begriffen. Vorrede. G Vnstiger Leser/ was die Vrsach sey/ daß ich Paracelsi Buͤch- lein/ Cœlum Philosophorum genant/ allhier in diesem dritten Theil meines Operis Mineralis zu erklaͤren fuͤrgenommen/ hab ich dir nicht verhalten sollen/ daß du dir nicht etwan einbilden moͤchtest/ als wann ich sonst kein andere Materi gehabt zu schreiben/ als mit anderer Leut Schrifften mein Buch groß zu machen: dann was ich allhier Gutes zu beschreiben vorgenommen/ haͤtte ich gleich so wol thun koͤnnen/ vnd darumb Paracelsi Bůcher nicht darunter mengen doͤrffen. Jst aber eigentlich dieses die Vrsach/ weil Paracelsus vor diesem Seculo viel schoͤne Buͤcher zum gemeinen besten beschrieben/ vnd herfuͤr geben hat/ welche aber/ weil sie ziemlich obscur, vnd den Vnverstaͤndigen als vnwarhafftig vor- kommen/ vnd also in Verachtung bey den Vnwissenden kommen sind/ da doch dieselbe billich/ weil sie voll grosser Geheimnuͤssen/ von jedermann in grossen Ehren solten gehalten werden. Also hat es mir/ nachdem ich die Warheit darinn gefunden/ wehe gethan/ vnd mich sehr verdrossen/ daß ich von eines solchen theuren Mannes Namen habe muͤssen schnnpfflich reden hoͤren/ gleichsam als wann er nichts gewust/ vnd nur ein Vagant vnd Idiot gewesen waͤre/ da doch ihm in der wahren Philosophia, Medicina vnd Al- chymia wenige sind gleich gefunden worden. Vnd ist allbereit so weit kom- men/ Dritter Theil. men/ daß auch ein fleissiger Studiosus Medicinæ, welcher sonsten gern die Warheit liebte/ vnd selbe auß seinen Schrifften collig iren wolte/ sich nicht darff mercken lassen/ daß er eine Beliebung darzu trage/ sondern muß gegen seinen Willen/ vmb neidischer boͤser Leut willen/ sich davon enthalten/ vnd mit dem groͤssern Hauffen in Finsternuͤß stecken bleiben. Jst aber nicht zu zweiffeln/ daß vorlaͤngst von Paracelso vns angezuͤndete Licht werde bald wiederumb durch frommer Leut Schrifften erneuert/ vnd hernach von vie- len geliebet werden. Zu dem Ende ich auch dieses sein kleines/ doch schweres vnd nicht geringes Tractaͤtlein/ Cœlum Philosophorum genant/ fuͤr mich genommen zu explic iren/ vnd zu beweisen/ daß nichts als Warheit vnd tief- fer Verstand darinn verborgen sey/ auff daß alle seine Feinde sehen vnd be- kennen muͤssen/ sie wollen oder wollen nicht/ daß er ihr Meister bey seinem Leben gewesen/ vnd auch noch derselbige nach seinem Tod seyn vnd bleiben werde. Wann dieses geschehen/ so zweiffele ich nicht/ es werde sich mancher selber auff seinen Mund schlagen/ vnd der Warheit/ die er zuvor widerstrit- ten vnd verleugnet hat/ zufallen muͤssen/ vnd darauff vielem zweiffelhaffti- gen Gezaͤnck ein Ende gemacht werden. Warumb solte man eines solchen fůrtrefflichen Manues Namen in Verachtung stecken lassen/ der doch aller hohen Ehren werth ist? Hat er doch seine Schrifften zu keinem andern Ende herauß gegeben/ als zu Gottes Ehren/ vnd seines Nechsten Dienst. Er hat ja keinen Nutzen davon gehabt/ mit seinem Schreiben die Menschen zu verfuͤhren/ vnd in Schaden zu brin- gen/ wie ihm faͤlschlich nachgegeben wird. Er ist auch darumb kein Medi- cus worden/ (gleich als seine Feinde vnd Verfolger) daß er sich von seinen Patienten bereichern wolte/ sondern was er gethan hat/ ist auß gutem Her- tzen ohne Wiedergeltung geschehen/ hat von niemand Geld genommen/ hat es auch nicht noͤhtig gehabt: dann seine gute Wissenschafften haben ihn/ ohne seines Nechsten Schaden/ erhalten koͤnnen. Er hat allen Menschen/ vnd sonderlich den Armen/ viel Gutes gethan/ davon Zeugnuͤsse genug seynd/ vnd auch seine Grabschrifft ihm solchen Ruhm nicht entziehet/ welche zu Saltzburg im Spital zu Sanct Sebastian/ darein er seine Guͤter ver- macht/ vnd daselbsten begraben ligt/ auff einem Marmelstein mit grossen Buchstaben gehauen/ vnd an eine Mauer auffgerichtet/ zu sehen ist/ wie ich dann solches selber darauff gelesen habe/ welche Worte also lauten: Con- Operis Mineralis Conditur hîc Philippus Aureolus Paracelsus, insi- gnis Medicinę Doctor, qui dira illa vulnera Lepram, Podagram, Hydropisim, aliaq́ue insanabilia corpo- ris contagia, mirificâ arte sustulit, \amp; bona sua in pauperes eroganda collocandaq́; honoravit. Anno Domini 1541. die 24. Septembris vitam cum morte mutavit. Was sagst du nun darzu? Wann er derselbe nicht gewesen waͤre/ da- fůr ihn sein Epitaphium ruͤhmet/ gewißlich die hohe Oberkeit daselbst wůr- de ihm einen solchen Ehren- vnd Ruhm-Titel nicht gestattet haben. Ja er wird auff den heutigen Tag noch bey allen verstaͤndigen vnd warheit-lieben- den Menschen dafůr gehalten/ daß seines Gleichen in der Welt nicht gewe- sen sey: Daß er aber von etlichen boͤsen/ vnverstaͤndigen Menschen vnbilli- cher weise auß Neid außgeschriehen vnd verachtet wird/ schadet ihm darumb nichts/ er bleibt doch Paracelsus, vnd jene vnwissende Spoͤtter/ welche nur ihre Vngeschickliehkeit dadurch an Tag geben/ vnd sich selber zu schanden machen/ nach dem alten Spruͤchwort: Ars non habet olorem, nisi igno- rantem. Jch fuͤr meine geringe Person habe nur etwas weniges geschrie- ben/ vnd kan allbereit von neidischen Mensehen nicht wol hinderrucks vn- angefochten bleiben/ wie solte dann dieser/ welcher den Mißbraͤuchen so ge- waltigentgegen geschrieben/ leer davon außgehen koͤnnen? Es ist aber der boͤsen Welt Brauch/ dessen man sich getroͤsten muß; ist es doch dem HErꝛn Christo/ vnserm Erloͤser vnd Seligmacher/ selber also ergangen/ weil er den Schrifftgelehrten vnd Pharisecrn die Warheit sagte/ vnd sie uͤber ihrem Jrꝛthumb bestraffte/ daß er von ihnen auffs alleraͤusserste/ ja biß in den Tod angeklagt vnd verfolgt worden. Darumb wer wolbey der Welt wil geach- tet seyn/ der muß krum̃ gleich seyn lassen/ vnd jederman Recht geben/ sonst gilt er nichts/ vnd wird allenthalben außgebissen vnd verfolgt. Weil dann der gute vnd fromme Paracelsus bißher so gewaltig hat herhalten muͤssen/ vnd niemand ist gewesen/ der den Laͤstermaͤulern das Maul hat stopffen wollen/ so habe ich/ wann mir Gott das Leben goͤnnet/ etliche Dritter Theil. etliche seiner fuͤrnemsten Buͤcher zu explic iren/ vnd zu beweisen/ daß er kein Luͤgner oder Verfuͤhrer/ sondern ein warhafftiger vnd in dem Licht der Na- tur hocherfahrner vnd frommer Mann gewesen/ vnd an seinem Buͤchlein/ welches er Cœlum Philosophorum, oder Librum Vexationum nennet/ einen Anfang zu machten/ vor mich genommen: Aber nicht also wil oder kan ich beweisen/ daß er Gold vnd Silber in grosser Menge haͤtte machen koͤn- nen/ davon er auch nichts schreibet/ sondern allein anzeiget/ daß es zu thun moͤglich sey; welches allein/ nemlich die Muͤglichkeit/ ich vorgenommen habe zu beweisen: Jns grosse aber zu thun/ ist es mir noch zur zeit auch nicht bewust/ bekuͤmmere mich auch so sehr nicht darumb/ sondern lasse mich be- gnuͤgen/ daß ich die Warheit von der Luͤgen zu vnterscheiden wisse/ vnd auch andern Vnglaubigen solches beweisen vnd uͤberzeugen koͤnne/ hoffende/ weil den Nachkommenden/ durch vnsern treuen Vnterricht/ den Sachen fleissig nachzusuchen/ vnd zu einem gewuͤnschten Ende zu kommen/ Vrsach geben wird/ viel Gutes/ in vnserm außgeschoͤpfften vnd verderbten Deutschland/ darmit außzurichten: Darzu mir der liebe Gott seinen Segen verleihen wolle/ daß ichs zu seiner Ehre/ vnd viel tausend armer Christen Huͤlff vnd Trost anfangen vnd vollenden moͤge/ Amen. A a a COE- Operis Mineralis COELUM PHILOSOPHORUM, Sive LIBER VEXATIONUM PHILIPPI THE OPHRASTI PARACELSI. Kunst vnd Natur der Alchimey/ vnd was darauff zu halten sey. Durch sieben gruͤndliche Regeln gegen den sieben gemeinen Metallen zugerichtet: sam̃t einer Vorred/ mit etlichen zugetha- nen Stuͤcken vnd Beschluͤssen abgefertigt. Vorrede THEOPHRASTI PARACELSI, Zu allen Alchimisten vnd Lesern dieses Buͤchleins. J Hr Lieben vnd Erfahrnen der Kunst Alchymiæ, vnd alle die ihr durch grosse Verheissuͤng reich zu werden begierig seyd/ viel Gold vnd Silber zu machen: wie dann die Alchimey vielfaͤltig lehret vnd verheischt: Vnd auch die ihr euch noch damit uͤben werdent vnd vexiren lassen wollendt vnd nicht aussetzen von dieser Kunst/ biß ihr erfahrt/ was sie euch gibt/ vnd wie sie jhr grosses zusa- gen haͤlt: Das gibt die taͤgliche Erfahrentheit wol zu erkennen/ daß vnter tausenden nicht einer ihrer Verheissung gewehret wird. Dritter Theil. wird. Ob aber solches ihr Kunst vnd der Natur Schuld ist/ sag ich nicht: sondern es ist eigner Verhinderung Schuld/ vnd deß Laboranten Vngeschicklichkeit. Darumb wil ich diß Buͤch- lein der Alchymiæ nicht also haben noch lernen/ wie die an- dern gemeinen Alchimisten schreiben vnd lernen/ grosse schwere Kuͤnst vnd weitlaͤufftige Arbeit. (Nimb Antimonium, laß fliessen mit Salnitter vnd Weinstein: dessen nimb 1. Loht/ Gold 1. Loht/ Zinn 3. Quintlein/ Schlich 1. Quintlein/ Schwebel 2. Loht/ Vitriol 2. Loht: laß mit Silber im Scherben cum Arsenico fliessen.) Dieweil auch alle Zeichen deß Himmels/ deß Gestirns vnd der Planeten Character/ mit sam̃t ihren ver- kehrten Worten vnd Namen/ auch allen Recepten/ Materien vnd Werckzeugen den Kuͤnstlern wol wissend vnd bekand sind: so wil diesem Buͤchlein nicht vonnoͤhten seyn/ dieselbigen Ding auffs new herfuͤr zu tragen vnd lernen. Wiewol es sich solcher Zeichen/ Namen vnd Character auch zu gebrauchen nicht ver- zeicht/ wann es ihm gelegen seyn wil. Aber es wird allhie ein andere Weis der Alchimey darge- geben/ durch sieben Regeln/ auff die sieben Metallen/ gruͤnd- licher vnd natuͤrlicher Weis. Wiewol diese sieben Regeln auff das allerzierlichest mit Worten nicht seynd/ sondern auff das allereinfaͤltigest sich hoͤren lassen vnd erscheinen: so seynd sie doch mit ihrer Nachgruͤndung vnd Außrechnung/ so viel ertraͤglicher seyn mag/ Meisterin genug/ vnd eine Hauptsumma der gantzen Lehr der Alchimey/ darbey auch aller anderen Dingen Heim- lichkeiten außzusprechen/ abzunehmen vnd zu erkennen seynd: A a a 2 viel Operis Mineralis viel neuer Speculirung Außrechnung/ darvon viel neuer Ge- dancken entspringen/ vnd wunderbarliche Werck durch Pro- birung herfuͤr an Tag kommen: Also daß es an etlichen Orten den Geschrifften der alten weisen natuͤrlichen Meistern vnd Philosophen widerwertig gegen ihren Opinionen gesehen/ vnd in der Probirung gefunden wird. Es ist auch in dieser Kunst nichts warhafftigers/ dann das am allerwenigsten erkant vnd glaubt wird. Vnd solches ist nur die Schuld vnd Vrsach aller Arbeit in der Alchymia, dar- umb sich viel verderben mit ihrer Vngeschicklichkeit/ vnd vmb- sonst arbeiten: Entweders daß der Materien zu viel oder zu wenig ist/ oder aber zu gleicher Maß. Auß solchem allen kom̃t/ daß sich ein Ding entweder mehr in der Wirckung verderbt/ vnd zu nichten wird/ oder aber wo das recht getroffen/ mehr sich veradelt/ vnd der Vollkommenheit sich zunahet. Dann der rechte Weg ist leicht/ wird aber am wenigsten getroffen. Es ist auch befunden/ daß ihm wol ein jeder kuͤnstlicher vnd phan- tisierender Mensch durch sein delirament eine Alchimeische Kunst erdenckt vnd erdichten mag/ er mache dann darauß Jchts oder Nichts. Nichts muß er machen/ auff daß er Jchts in Nichts bringe/ vnd wieder Jchts auß Nichts geboren werde: Vnd ist doch der vnglaubliche Spruch/ der der doch wahr ist. Verderbung macht vollkommenes Gut: das Gut mag nicht erscheinen vor seinem Verberger. Es ist auch angefangen Gut/ dieweil es verborgen ist. Der Verberger muß abgerissen vnd verderbt werden/ so wird das Gut ledig vnd frey mit seiner Klar- Dritter Theil. Klarheit offenbar erscheinen. Glossa: Der Verberger ist der Verg/ Sand/ Erden oder Stein/ darinnen das Metall ist gewachsen. Aber ein jedes sichtigs Metall ist ein Verberger der andern sechs Metallen. Dieweil aber durch das Element deß Feuers die vnvoll- kommene Ding zerstoͤrt/ verbrent vnd gar hingenommen wer- den/ als da sind diese fuͤnff Metallen/ Mars, Jupiter, Mer- curius, Venus, Saturnus: Aber die Vollkommene moͤgen von dem Feuer nicht hingenommen werden/ als da sind diese zwey Metall/ Sol vnd Luna, darumb muͤssen sie in dem Feuer da bleiben/ vnd auß den andern vnvollkommenen/ darinnen sie zerstoͤrt werden/ ihren Leib zusammen nehmen/ vnd sichtiglich erscheinen. Wie vnd mit was Mitteln das geschehen mag/ wird in den sieben Regeln verstanden/ was Art vnd Eigenschafft ein jedes Metall hat vnd ist/ was es mit den andern zu wircken hat vnd vermag in Vermischung derselben. Auch soll man wissen/ daß diese sieben Regeln in einem ge- ringen verstaͤndigen Menschen im ersten lesen vnd ansehen nicht im huy zu begreiffen sind: Geringe Verstaͤndnuͤß kan schweres fuͤrgeben nicht ertragen/ darumb bedarff ein jede Regel wol dis- putirens. Auch sind viel Auffgeblaßner/ Hoffaͤrtiger/ die sich lassen beduͤncken/ sie verstanden es gar wol/ daß es nichts werth sey/ was in in diesem Buͤchlein stehet/ sie aber kuͤntens viel bes- ser wissen/ vnd mehr/ vnd dieses gar verachten. D Jese Vorred ist an sich selber klar vnd deutlich genug/ vnd be- darff keiner sonderlichen Außlegung/ hergegen aber dieses Recept/ dessen darinn gedacht wird/ solches desto mehr vonnoͤhten hat. Nimb Antimonium, laß fliessen mit Sa nitter vnd Weinstein: desselben nimb 1. Loht/ Gold 1. Loht/ Zin 3. Quintlein/ Schlich 1. Quint- A a a 3 lein/ Operis Mineralis lein/ Schwebel zwey Loht/ Vitriol zwey Loht/ laß mit Silber im Scherben cum Ar - senico fliessen. Dieses ist nun ein Recept/ Gold vnd Silber zu machen/ welches Paracelsus an- dern/ welche schwer zu thun/ vnd lange Arbeit erfordern/ nicht wil gleich geachtet haben/ sondern meynet/ daß man dadurch mit geringer Arbeit/ Zeit vnd Kosten/ Gold vnd Silber werde machen koͤnnen. Es ist kein Zweiffel/ daß dieses Recept von viel tausen- den versucht/ vnd doch nichts darmit ist außgerichtet worden; ist aber nicht zu verwun- dern: dann/ nach vieler Meynung/ vngereimte species darbey genommen werden. Wie ich dann von vielen gehoͤret/ die solche Arbeit ins werck gestellet oder versucht/ daß sie gesagt: Was solte man Gold vnd Silber auß solchen Dingen machen/ die fluͤchtig vnd rauberisch sind/ gleich das Antimonium, Schwefel/ Vitriol vnd Arsenicum ist/ welche nicht allein kein Gold oder Silber geben/ sondern auch/ wann sie darzu gesetzet/ noch dasselbe verderben/ im Rauch hinwegfuͤhren/ oder zum wenigsten zu einer Schla- cken machen: wie ich dann solches selber versucht vnd wahr befunden/ daß in solchem zu- sammen schmeltzen die minerali sche species, als Schlich/ Vitriol/ Schwefel vnd Arse- nic das Gold vnd Silber zerstoͤret/ auß der metallischen Natur gebracht/ vnd zu einer Schlacken verwandelt haben. Welches aber Paracelsus also hat haben wollen/ vnd man sich nicht daran haͤtte kehren sollen: dann er bald hernach sich selber erklaͤret/ da er saget: Jchts muß zu Nichts/ vnd Nichts wieder zu Jchts werden. Welches aber ein Vnverstaͤndiger dieser Kunst nicht glauben oder begreiffen kan/ daß sich die Metallen/ wann sie zerstoͤret vnd zu Schlacken gemacht/ vnd darnach nach der Kunst wieder re- duc iret/ in solcher Arbeit verbessern solten. Welches doch gleichwol wahr ist/ aber/ wie er darbey sagt/ von wenigen geglaubt wird/ daß in der Kunst am warhafftigsten sey; Wie dann dieses gantze Capitel biß zu dem Mercurio dieses Recept defend iret/ erklaͤrt vnd außlegt/ vnd außdruͤcklich sagt: Verderbung macht vollkommenes Gut/ das Gut mag nicht erscheinen vor seinem Verberger/ der Verberger muß abgerissen werden/ auff daß das Gut ledig vnd offenbar werde; vnd daß der erste Verberger/ darinnen die Metallen gewachsen/ der Berg/ Sand/ Stein oder Erde sey/ welcher durch das schmel- tzen davon geschieden/ vnd das Metall rein davon gesaͤubert werde/ also daß ein geschmei- dig vnd gebraͤuchlich Metall davon komme. So weit laͤsst sich der Bergmann vergnuͤ- gen/ vnd weiß von keinem andern verbergen: Paracelsus aber sagt dabey/ daß ein jed- weder Metall ein Verberger sey der andern Metallen/ wie dann die sieben Regeln weit- laͤufftig davon handeln. Wil also zu verstehen geben/ daß ein Chymicus nicht darbey solle bewenden lassen/ wann ihme die Bergleute ein verkaufflich Metall/ als Eisen/ Kupffer/ Zin/ Bley auß den Ertzen schmeltzen vnd liefern/ sondern soll weiters mit der natuͤrlichen Philosophia zu raht gehen/ vnd vernehmen/ ob auch solche vnvollkommene Metallen rein genug seyen/ oder/ ob ihnen noch ein anderer Verberger anhange/ vnd dieselbe verunedele. Was fuͤr ein grosser Vnterscheid zwischen einem groben vnansehn- lichen Ertz/ darinn das Metall weit zertheilet/ vnd mit viel Steinen vnd Vnreinigkeit vmb- Dritter Theil. vmbgeben/ vnd einem geschmeidigen Metall sey/ darff man nicht viel fragen/ dann je- der man solches genugsam sehen kan: Eben so groß/ vnd auch groͤsser ist der Vnterscheid zwischen einem gemeinen vnvollkommenen Metall/ vnd deme darinnen verborgenen Gold vnd Silber. Weil aber auß den Ertzen die Metallen zu schmeltzen durch langer Zeit uͤbung nun- mehr so gemein worden/ daß es auch fuͤr keine Kunst gerechnet/ sondern zu einem Hand- werck worden/ vnd allenthalben offentlich gethan wird/ darumb sich niemand uͤber solche Arbeit verwundert/ welches doch von Anfang/ ehe solche Wissenschafft gemein worden/ fuͤr ein grosse Kunst ist gehalten/ wie sie dañ auch an sich selber ist/ vnd billich noch dafuͤr soͤlte gehalten werden/ welches aber/ weil es so gemein worden/ nicht geschicht. Vnd ist kein Zweiffel/ daß auch nicht der ander Verberger/ welcher den vnvollkommenen Me- tallen noch anhaͤngt/ eben so leicht abgethan/ vnd ihr innerstes/ feinest vnd bestaͤndigstes Theil/ als Gold vnd Silber/ solte koͤnnen herauß gelaͤutert werden/ wann es nur be- kand waͤre. Weil aber die Menschen so viel Fleiß vnd Muͤhe/ weiters darinn zu suchen/ nicht anwenden/ vnd auch die gemeine Metallen ohne das zu gebrauchen/ vnd man der- selben auch nohtduͤrfftig ist/ so bleibt es vnterlassen/ vnd ist man zufrieden/ daß man die- selbe auß den groben Ertzen einmal herauß geschmeltzet/ vnd geschmeidig gemacht hat/ vnd solche zu gebrauchen oder zu verarbeiten weiß. Welches auch in einem Fall gut ist/ dann man deß Eisens/ Zins/ Kupffers vnd Bleyes weniger als deß Goldes entbehren kan. Doch weil solcher vnvollkommenen Metallen je vnd allezeit ein Vberfluß gewesen/ vnd noch allenthalben vngeacht hingeworffen ligen/ koͤnte es auch nicht schaden/ daß sich verstandige Leute darhinter maͤchten/ vnd den bessern Theil derselben/ als ihr innerstes guͤldenes Hertz/ durch die Kunst vnd Krafft deß Feuers heraußzoͤgen/ vnd in die Enge braͤchten/ dazu vns Paracelsus allhier Anleitung genug gibt/ ist aber bißher auß Vnver- stand der Menschen nicht geachtet/ sondern als eine Fabel verlacht vnd verworffen wor- den. Welches allein der Zeit Schuld ist/ welche alle Ding aͤndert/ verbessert oder ver- boͤsert; ist aber glaublich/ daß es noch darzu kommen werde/ daß besserer Fleiß in Durch- suchung der Metallen werde angewendet/ als bißher geschehen ist. Paracelsus lehret vns allhier/ daß alle vnvollkoͤmmene Metallen durch die Gewalt deß Feuers (welche sie nicht bestehen koͤnnen) zerstoͤret vnd hingenommen werden/ das Gute aber darumb/ als Gold vnd Silber/ nicht koͤnne hingenommen oder verderbet werden/ sondern in so grosser Noht vnd Feuersgewalt auß dem vnvollkommenen Theil sich zusammen halte vnd ver- samle/ das vnreine Theil aber verzehrt vnd hingenommen werde. Welches dann na- tuͤrlich vnd der Warheit gemaͤß ist; doch allzeit wann vnterschiedliche Naturen beysam- men seyn vnd noht leiden/ Gleich zu seinem Gleichen sich begeben/ zusammen halten/ vnd vor der Gewalt/ so viel ihnen moͤglich ist/ defend iren oder beschirmen/ auff daß sie moͤgen behalten bleiben: das uͤbrige aber/ welches nicht ihres gleichen/ sie nicht achten noch zu sich nehmen vnd beschuͤtzen/ sondern dem Feind zu einem Raub folgen lassen. Vnd geschicht solches nicht allein bey den Menschen oder andern Animali en/ sondern auch Operis Mineralis auch bey den Vegetabili en vnd Minerali en/ welches durch viel Exempel koͤnte bewiesen werden/ wird aber vmb der Kuͤrtze willen allhier vnterlassen. Dieses aber ist nohtwen- dig zu wissen/ was eines jedweden Dinges Feind oder Freund sey: Dann etlichen Din- gen ist grosse Hitze oder grosse Feuersglut ein Feind/ andern aber grosse Kaͤlte; wie zu sehen/ wann in dem gar kalten Winter/ wann es hart frieret/ ein Gefaͤß voll warm Bier oder andern liquoris, da etwas feuriges oder subtiles darinn ist/ hingesetzt wird/ so muß derselbe nohtwendig durch die gewaltige Kaͤlte/ deren er nicht widerstehen kan/ zerstoͤret vnd verderbet werden; ehe es aber darzu koͤm̃t/ so beschuͤtzet sich die Natur fuͤr ihrem Feind/ so viel sie kan/ vnd begeben sich die reineste vnd staͤrckste Theilen/ welche einer Na- tur sind/ zusammen in die Mitte oder centrum deß Geschirꝛs/ vnd lassen die uͤbrige Feuchtigkeit dem Feind zum besten/ gefrieren vnd zu Eiß werden: die bessere Theil aber/ welche sich in die Mitte reter iret/ bleiben behalten; wie dann solches auch bey anderen liquoribus zu sehen/ da vngleiche Theil beysammen sind/ vnd Kaͤlte leiden muͤssen/ sich allzeit das edelste Theil von dem geringen abscheidet/ vnd in das centrum begibt/ sich da- selbst zu beschuͤtzen. Gleich als wann in einem Wasser auch ein Oel oder ein Saltz solv i- ret waͤre/ so wuͤrde sich das Oel oder Saltz/ welche besser vnd edeler als das Wasser/ in die Mitte begeben/ vnd das Wasser gefrieren lassen; wie dann solches vielmal versucht/ vnd auch jederman genug bekand ist. Wann eine Stadt von einem starcken Feind/ dem sie keine Gegenwehr thun/ noch sich dafuͤr bewahren kan/ belaͤgert wird/ so macht man darumb nicht alsbald die Thor auff/ vnd laͤsst den Feind hinein/ solchen nach seinem Ge- fallen darinn zu hausen/ was ihm geliebt/ sondern man sucht Gegenwehr so lang es nur muͤglich ist/ vnd ist niemand/ der sich mit ersten wil todtschlagen lassen/ sondern reter iret sich so lang als er kan; vnd sonderlich der fuͤrnemste Theil derselben/ welchem das Regi- ment vertrauet ist/ ob sie schon gern die Buͤrgerschafft beschuͤtzen wolten/ daß keiner von ihnen solte todt geschlagen werden/ so ist es ihnen doch nicht muͤglich/ sondern geben die- selbe allzeit noch lieber zum besten/ als ihre eigene Leiber/ vnd versam̃len sich in das inner- ste vnd veste Theil der Stadt/ ihr Leib vnd Leben daselbst zu schuͤtzen/ so lang biß endlich die Buͤrgerschafft uͤberwunden/ vnd sie sich dem Feind uͤbergeben muͤssen. Also es auch bey den vnvollkommenen Metallen zugehet/ wann dieselbe durch ihren Feind/ als grosse Feuersgewalt/ beaͤngstiget/ vnd zu verstoͤren gesucht werden/ die Natur eine Scheidung macht/ vnd der edelste Theil derselben/ als das Gold vnd Silber/ sich von dem verbreñ- lichen vnd stinckenden Theil/ damit es vermischt war/ scheidet/ sich zusammen begibt/ vnd die zerstoͤrlichste Theile von sich stoͤsset/ vnd dem Feuer zu verderben zum besten gibt. Vnd weil die Metallen auß angeborner Natur staͤrcker seynd/ als die Vegetabili en vnd Animali en/ so gehoͤret auch ein groͤsserer Feind darzu/ eine Scheidung darinn zu ma- chen/ welches das starcke Feuer thun kan; aber nicht allein/ sondern durch Huͤlffe eines Zusatzes/ dadurch dieselben auß ihrer Substantz gebracht/ ihnen ihr Band zerbrochen/ darmit sie geschuͤtzet vnd zusammen gehalten worden; welches die Minerali en vnd Sa- li en/ welche Gemeinschafft mit ihnen haben/ verrichten koͤnnen. Dann gewiß ist es/ wann Dritter Theil. wann man schon die Metallen also allein/ entweder deren eines oder etliche zusammen geschmoltzen/ lange Zeit wolte mit starckem Feuer beaͤngstigen/ eine Scheidung dadurch zu wegen zu bringen/ so ist es doch vergeblich: dann keines/ wann es noch corporali sch ist/ in das andere zu wircken vnd solches zu veraͤndern Macht hat/ sondern muͤssen zuvor von ihrer radicali schen construction durch minerali sche Sali en entbunden/ vnd frey gemacht seyn/ wann etwas darinn soll geaͤndert oder verbessert werden; davon ein meh- rers bey andern Capiteln folgen wird. Auff daß man aber die species vnd ingredienti en dieses Recepts verstehe/ oder was sie seyen/ wisse/ ist noͤhtig etwas davon zu melden/ vnd verhaͤlt sich also darmit: Allhier stehet geschrieben: Nimb Antimonium, laß fliessen mit Salnitter vnd Weinstein/ desselben nimb 1. Loht. Jst darauß zu mercken/ daß er nicht ein Loht von der gantzen massa, welche zusammen geflossen/ sondern entweder von dem obern/ als der Schlacken/ oder vnterm Theil/ als dem Koͤnig/ welchen die mixtur im schmeltzen gesetzt hat/ zu nehmen vermeynet. Welcher Theil aber es sey/ kan auß den Worten nicht ge- mercket werden. Weil aber Paracelsi Meynung allhier ist/ das Gold vnd Silber durch die zugesetzte species zu verstoͤren/ vnd zu Nichts zu machen/ auß welchem Nichts herna- cher das zerstoͤrte Gold auß dem Zusatz eine Vermehrung oder Zuwachs in der redu- ction erlangen solte: Also ist es muhtmassig/ daß er den Regulum, vnd nicht die Schla- cken/ von der mixtur zu nehmen vermeynet/ welcher das Zin/ Arsenicum vnd Schlich desto lieber antaste/ vnd mit dem Gold vnd Silber vereinige. Dann ein Regulus An- timonii hat eine solche Natur/ widerwertige Metallen vnd Minerali en zu vereinigen; das Zin aber/ wann es geschmeidigen Metallen beygesetzet/ vnd Feuer bey ihnen leiden soll/ dieselbige zu Schlacken macht/ wie dann auch der Schwefel/ Vitriol vnd Schlich solches zuwegen bringen/ vnd zu keinem andern ende von Paracelso darzu allhier ge- nommen werden/ als das Gold vnd Silber zu zerstoͤren/ oder zu einer Schlacken zu ma- chen. Was aber Paracelsus fuͤr ein Schlich meynet/ weil er nicht darzusetzet Gold-/ Silber-/ Eisen-/ Kupffer-/ Bley- oder Ziu-Schlich/ so kan mans nicht eigentlich wis- sen. Dann dieses wird sonst von den Chymicis vnd Berg-Leuten Schlicht genennet/ wann sie ein Ertz klein puͤlvern/ vnd mit Wasser das leichtere Theil/ als den Berg oder Stein/ davon hinweg waschen/ vnd das schwerer vnd bessere Theil deß Ertzes in dem Geschirꝛ ligen bleibt/ welches sie hernach prob iren/ vnd den Halt darauß nehmen; wel- che Arbeit sie geschlichtet/ oder zu Schlicht gezogen/ oder gesichert heissen: Nun kan man aller Metallen Ertze also in ein Schlicht ziehen/ derhalben das Wort Schlicht auf alle Metallen kan gedeutet werden. Sonsten wird auch bey etlichen dieser Schlamm/ welcher auff den Schleiffmuͤhlen/ da viel Eisenwerck/ als Klingen/ Harnisch vnd ande- re Waffen geschliffen werden/ sich vnter dem Schleiffstein in darzu gemachten tieffen Loͤchern oder hoͤltzern Kasten sammelet/ vnd den Schwartzfaͤrbern verkaufft wird/ ein Schlicht genennet. Ob nun Paracelsus diesen oder eines andern Metalls gesicherten Crtzes Schlicht meynet/ kan niemand wissen/ ist auch so viel nicht daran gelegen; dann B b b Gold Operis Mineralis Gold vnd Silber ohne solcher Schlicht einen eben so wol zu Nichts/ vnd hernach wieder vermehret auß dem Nichts zu Jchts kan gebracht werden; wie in folgenden Capiteln bey der transmutation zu finden ist. Vergeblich aber ist deren Hoffnung/ welche vermeynt/ wann sie spccies zusam- men geschmoltzen/ daß alles miteinander zu Gold vnd Silber solte worden seyn/ vnd sie doch nur auß allem ein gelb oder braune Schlacken/ welche keinem Metall gleich gewe- sen/ gegen alles vermuhten/ als einen traurigen Anblick erlanget haben. Gluͤcklich vnd froͤlich aber ist dieser Anblick/ wann man das zerstoͤrte vnd zu Nichts- oder Schlacken- gebrachte Metall edeler oder besser/ als es zuvor gewesen/ durch die reduction erlanget. Vnd ist solche Zerstoͤrung vnd Wieder- reduc irung nicht nur einerley/ sondern kan auf vielerley Weis vnd Wege/ wie hernach in den folgenden Capiteln zu sehen/ verrichtet werden. Item, die erste Regel auff deß Mercurii Art/ vnd von seiner Eigenschafft. A Lle Ding sind in allen Dingen verborgen: Eins auß ihnen allen ist ihr Verberger vnd leiblichs Gefaß/ aͤusserlich/ sichtlich vnd beweg- lich. Die Fluͤsse sind alle offenbar in diesem Gefaͤß/ dann dieses Gefaͤß ist ein leiblicher Geist: darumb sind alle coagulationes oder Starrungen in ihm gefangen vnd beschlossen/ mit dem Fluß uͤberkommen/ vmbge- ben vnd verfasset. Diesem Fluß vnd sein Vrsach kan man nicht einen Namen finden/ damit er moͤchte genennet werden: vnd dieweil kein so grosse Hitz ist/ die ihm moͤcht vergleicht werden/ so muß ihme die Hitz deß hoͤllischen Feuers vergleicht werden. Darum̃ dieser Fluß gar nicht Gemeinschaft hat mit andern Fluͤssen/ so von deß elementischen Feuers Hitz geschmeltzet werden/ vnd durch die natuͤrliche Kaͤlte gefrierend/ coagul iret vnd starrend werden. Solches moͤgen sie dem Mercurio nicht thun/ sind ihm viel zu schwach/ er gibt nichts vmb sie. Darumb ist zu mercken/ daß die vier toͤdlichen elementischen Kraͤfften/ gegen den him̃- lischen Kraͤfften (welcheman auch quintam essentiam heisst/ dann die Ele- menta moͤgen der quintæ essentiæ nichts zufuͤgen/ noch nehmen) haben auch keinen Eingriff zu wircken. Die him̃lische vnd hoͤllifche Krafft ist den vier Elementen nicht gehorsam. Darauf soll man mercken/ daß kein Element/ auch kein elementisch Art/ es sey trocken/ feucht/ Hitz/ Kaͤlte/ deren keines vermag zu wircken wider die quintam essentiam oder Krafft/ sondern ein jedes hat sein Wirckung allein fuͤr sich selbst. Jn diesem Capitel oder erster Regel von dem Mercurio braucht Paracelsus kurtze aber doch deutliche Wort/ vnd saget/ daß deß Mercurii Fluß nicht auß den vier zerstoͤr- lichen Elementen/ sondern auß der quinta essentia her entstehe/ derentwegen keine Ge- mein- Dritter Theil. meinschaft mit solchen elementischen Fluͤssen habe. Was aber eigentlich quinta essentia sey/ davon Paracelsus allhier meldet/ waͤre viel von zu schreiben/ welches mein Vorhaben jetzund nicht ist; dann er selber/ wie auch andere Philosophi, genug davon geschrieben haben/ dabey es verbleiben soll. Dieses aber zum uͤberfluß/ so wil Paracelsus verstanden haben/ daß quinta essentia ein Wesen sey/ welches den Elementen nicht vnterworffen/ sondern bestaͤndig vnd vnzerstoͤrlich. Wil also darmit zu verstehen geben/ weil deß Mer- curii Fluß von der quinta essentia herkomme/ vnd nicht von dem elementischen Feuer/ daß auch desselben coagulation durch quintam essentiam, vnd nicht durch elementische Feuer/ sie seyen gleich warm oder kalt/ geschehen muͤsse. Was aber das fuͤr ein quinta essentia, welche den Mercurium coagul iren/ vnd zu Gold oder Silber machen koͤnne/ vnd daß dieselbe nicht auß Vegetabili en oder Anima- li en/ sondern aus Metallen gezogen/ vnd darneben auch reiner/ fixer vnd fleissiger als die Metallen (wann sie ting iren soll) beschaffen seyn muͤsse/ ist leichtlich zu erachten. Es hat Paracelsus viel von der quinta essentia, vnd was dieselbe sey/ geschrieben/ vnd solcher grosse Macht zugelegt/ wer Lust darzu hat/ kan in seinen Buͤchern nachsuchen/ da ers fin- den wird. Sonst haben auch viel andere Philosophi davon geschrieben/ vnd bezeuget/ das quinta essentia ein Wesen sey/ welches durch die Kunst in die allerreineste vnd hoͤch- ste Substantz gebracht sey. Wie dann auch etliche der wahren philosophi schen tinctur, damit projection gethan wird/ den Namen quintæ essentiæ zugelegt. Also/ daß je vnd allzeit durch den Namen quintæ essentiæ das allerreineste/ beste vnd kraͤfftigste Theil ei- nes Dings ist verstanden worden. Es sey ihm nun wie ihm wolle/ so ists gewiß/ daß der Mercurius ein wunderbarlicher Gast ist/ vnd sich so leichtlich nicht coagul iren oder fig i- ren laͤsst/ als ihnen viel vergeblich eingebildet/ vnd das Gegentheil mit Schaden erfah- ren haben. Glaube auch nicht/ daß mehr Kolen vnnuͤtzlich verbrant seynd/ als bey figi- rung deß Mercurii geschehen ist/ vnd hat noch kein Ende; habe aber noch keinen gesehen/ der es getroffen haͤtte/ wie ich dann selber die Hoͤrner daruͤber abgestossen/ vnd vielmal vergeblich darinn gesndelt habe: Vnd ob ich schon denselben nicht bestaͤndig fig iren koͤn- nen/ so sind mir doch wunderliche Dinge damit begegnet/ deren etwas zu gedencken ich nicht habe vnterlassen koͤnnen. Es steckt eine sonderbare Krafft darinn/ welche er gegen andere Metallen zu erzeigen hat: Er mischt sich am liebsten mit dem reinesten/ vnd am allervnliebsten mit den vnreinsten Metallen: darauß zu spuͤren/ daß er einer sehr reinen Natur seyn muͤsse. Vnd ist auch kein Zweiffel/ wann er sich wolte fig iren lassen/ daß ein besser Wesen als Gold ist darauß werden solte/ welches ich genugsam/ wann es noͤhtig waͤre/ beweisen koͤnte: dann es nimmer leer abgehet/ wann er mit andern Metallen ver- mischt/ vnd die Gewalt deß Feuers zu leiden gezwungen wird/ daß er dieselbe in seiner noch Fluͤchtigkeit nicht mercklich veraͤndern solte; was wuͤrde er dann thun/ wann er fix gemacht mit ihnen lang im Fluß stehen solte? Derentwegen zur Nachrichtung dieses Exempel beyzubringen nicht vnterlassen sollen: Nachdem ich vor viel Jahren in meiner Jugend gesehen/ daß ihrer so viel durch B b b 2 amal- Operis Mineralis amalgam iren mit Gold vnd Silber/ sublim iren/ resolv iren/ coagul iren/ præcipit iren/ vnd mancherley andern Arbeiten/ denselben zu fig iren/ vnd zu Gold vnd Silber zu ma- chen/ suchten/ ich mich auch einmal daran gemacht/ mein Heil darinn zu versuchen; vnd nachdem ich zuvor Paracelsum gelesen hatte/ welcher schreibet/ daß seine coagulation in dem Saturno waͤre/ habe ich solches zu vntersuchen also angefangen: Erstlich habe ich 6. oder 7. Theil Bley in einem kleinen Tiegel zerschmeltzen lassen/ vnd darnach ein Theil Mercurii darein getragen/ welcher sich dann alsobald darmit vereiniget vnd vermischt hat: darnach habe ich in einem andern Tiegel/ der so groß war/ daß dieser mit dem Bley vnd Mercurio raumlich darinn stehen konte/ ein Salnitrum zerschmoltzen/ vnd in das zer- lassene Nitrum den kleinen Tiegel mit dem Bley vnd Mercurio eingesenckt/ also daß das Nitrum daruͤber außgangen/ vnd denselben gaͤntzlich bedeckthat. Vnterdessen habe ich in einem andern groͤssern Tiegel ein Bleyglas/ von vier Theilen Glett oder Mini, vnd ein Theil Kißling gemacht/ schmeltzen lassen/ vnd diesen noch warmen Tiegel mit dem Salpeter vnd Amalgama deß Bleys vnd Mercurii auch darein gesencket/ vnd das Glas daruͤber herlassen fliessen; welchen dreyfachen Tiegel ich wieder in einen andern grossen Tiegel ins Bleyglas gesencket/ vnd also vermeynet/ den fluͤchtigen Gast wol genug be- wahr et zu haben. Nachdem ich aber solchen mit so vielfacher Mauer vmbgebenen Mer- curium in eine Glut gesetzt/ in Meynung/ denselben mit Gewalt das Feuer außzustehen zu zwingen/ so hat er zwar gegen seine Natur vnd Willen halten muͤssen/ dann es ihm vnmuͤglich gewesen/ durch so viel harte vnd compacte Mauren zu brechen: nachdeme aber das Feuer groͤsser worden/ vnd das Vitrum vnd Salpeter weich worden vnd ge- schmoltzen/ so hat er sich durchgedrungen/ vnd mir ein leeres Nest gelassen/ also/ daß ich nichts als mein Gewicht deß eingesetzten Bleyes gefunden: doch einmal mir im abtrei- ben deß Bleyes ein Korn Silber geblieben/ schwerer als ein ander Silber/ welches ich fuͤr einen fig irten vnd coagul irten Mercurium gehalten: Nachdem ich aber solche Ar- beit wieder gethan/ viel anders befunden habe/ nemlich gemercket/ daß nicht der Mercu- rius sich fig iret/ sondern daß derselbe durch seine verborgene Krafft den Saturnum also durchgangen vnd verbessert habe/ daß er etwas Silber hinterlassen/ vnd auch in selcher Arbeit die gantze massa deß Bleyes gantz hartklingend/ als ein Zin/ doch schwartz davon worden. Also daß ich gesehen vnd gespuͤret/ daß ohn eine quinta essentia der Mercurius nicht wol zu fig iren ist; dann er ein lauter feuriger Geist ist/ vnd die Gewalt deß Feuers nicht außstehen wil. Dieses aber kan er thun/ wann er mit andern Metallen vermischet/ vnd nur so lang kan behalten werden/ daß er die Glut mit ihnen außstehen muß/ ob er gleich darnach durchgeht/ daß er dieselbe etlicher massen veraͤndert/ nicht daß er folche zu verbessern/ sondern allein durch seine Durchdringenheit dieselbe bewege/ vnd ein Metall in das ander zu wircken/ vnd solches zu verbessern Macht habe/ doch nicht mit grossem Nutzen/ so viel mir bewust/ sondern allein die Muͤglichkeit seiner wunderbarlichen Natur dadurch zu erklaͤren/ welche schier vnaußgruͤndlich ist: dann er wol fuͤr ein Wunder der Natur moͤchte gehalten werden. Er ist ein lauter vnsichtlich Feuer/ ob er schon von den Vn- Dritter Theil. Vnwissen den fuͤr kalt außgeruffen wird/ so befindet sich doch das contrarium: kan auch durch die Kunst noch feuriger vnd fluͤchtiger gemacht werden/ wie ich dann solcher Exem- pel mehr als eines anzuzeigen wuͤste/ wann es beforderlich waͤre/ daß er so subtil worden/ durch offtermals aufftragen auff ein groß Feuer/ vnd wiederfangen in Glaͤsern/ daß er auch auß eigener Krafft sich erhaben/ vnd ohne Trieb deß Feuers wieder in sein chaos gangen ist. Jn Summa/ es sind wunderliche Haͤndel darmit vorgenommen/ aber biß- her wenig gluͤckliches außgerichtet worden/ davon hernach ein mehrers in seinem Ort soll gehandelt werden. Item, die ander Regel/ vom Jupiter vnd seiner Art. W Elches Ding offenbar ist/ verstehe den Leib Jovis, in dem selben sind die andern sechs leibliche Metallen alle geistlich in verborgen/ vnd je eins tieffer vnd ferrer dann das ander. Jupiter ist nicht der quintæ essen- tiæ theilhafftig/ sondern der vier elementischen Natur: darumb wird sein Fluß durch eine kleine zufaͤllige Hitze deß Feners offenbar/ vnd sei- ne coagulation auch durch eine kleine zufaͤllige Kaͤlte kan geschehen: hat auch Gemeinschafft mit allen andern metallischen Fluͤssen. Darumb je naͤher ein Ding dem andern gleich ist in der Natur/ je lieber vereint es sich mit ihm/ wo sie aneinander stossend: Es ist auch ein Ding in der Naͤhen allwegen wircklicher vnd anruͤhrlicher: Dann was fern hindan ist/ das ist nicht bedraͤnglich: Man foͤrcht auch nicht dasjenig das fern ist. Also hat man auch kein Lust zum Himmelreich/ Vrsach ist/ es ist ferne von dannen/ vnd man hats nie gesehen: Deß- gleichen fuͤrcht man die Hoͤll nicht sehr/ dann sie ist weit hindan/ vnd niemand weiß oder hat ihre Gestalt gesehen/ vnd ihr Pein nicht em- pfunden/ darumb sie gleich fuͤr nichts geschaͤtzt wird. Demnach seynd die abwesenden Ding wenig achtsam/ ja gar verworffen/ wo sie an ei- ner groben statt seynd. Dann durch die Eigenschafft der statt/ wird ein Ding auch verboͤsert oder veradelt/ das moͤcht man durch viel Ex- empel beweisen. Darumb je ferner der Jupiter von Marte vnd Venere ist/ vnd je naͤher bey Sole vnd Luna, je goͤldiger vnd silberischer ist er in seinem Coͤrper/ groͤsser/ staͤrcker/ sichtiger/ empfindlicher/ erscheiniger/ oder lieblicher vnd annehmlicher/ auch erkantlicher/ greifflicher vnd warhafftiger ersehen/ dann in der Ferne. Wiederumb je ferner ein Ding ist/ je schlechter vnd vnachtsamer es ist in allen obgesetzten Dingen: Das gegenwaͤrtige ist allweg acht- samer/ dann das abwesende Ding: Je naͤher das sichtige ist/ je ferner das vnsichtige. Darumb ist dir Alchimist fleissig zu gedencken/ wie dn B b b 3 Jovem Operis Mineralis Jovem solt bringen vnd setzen an die geistliche vnd ferne Statt/ daran Sol vnd Luna stehen/ vnd Solem vnd Lunam, welche du wilt/ daselbst in der ferne nehmen/ vnd herzu in die nahend setzen an die Statt/ da Jupi- terleiblich gestanden ist: Also/ daß auch Sol vnd Luna leiblich da sind vnd stehend vor Augen/ warhafftig in der Prob. Dann es ist die Me- tallen von ihrer Vnvollkommenheit zu verwandeln in die Vollkom- menheit/ mancherley Recept vnd Arbeit. Eins in das ander zu vermischen/ vnd wiederumb eines auß dem andern lauter vnd rein zu scheiden/ ist nichts anders/ dann ein Abwech- selung vnd Vertauschung/ durch die gerechte Arbeit der Alchimey. Nota: Aurum multum Jupiter, \amp; non parum argentum habet. Saturnum \amp; Lunam impone ei, \amp; augebitur Luna de reliquis. Was eigentlich die Vrsach sey/ daß Paracelsus erstlich von dem Mercurio anfan- ge/ vnd darnach zu dem Jove schreite/ ob man dieselbe schon nicht eigentlich wissen kan/ gleichwol ein sonderbarliches mysterium darhinden seyn muß: dann er vns etwas dar- mit hat wollen zu verstehen geben. Allhier repet iret er seine vorige Meynung/ vnd saget/ daß ein jedweder sichtlich Metall ein Verberger der andern vnsichtlichen Metallen sey/ vnd wann man etwas gu- tes darauß machen wolle/ daß man auß denselben das vnsichtliche vnd geistliche Gold/ welches in der Ferne sey/ nehmen/ vnd in die Naͤhe oder Sichtlichkeit/ hergegen das Sichtliche in die Ferne setzen/ vnd vnsichtlich machen muͤsse. Wie aber solches gesche- hen vnd zugehen solle/ sagt er nicht/ sondern berufft sich auff die sieben Regeln/ welche dasselbe lehren sollen; da sie doch einem geuͤbten/ wil geschweigen einem anfangenden Liebhaber der Kunst zu verstehen schwer genug vorkommen. Also/ daß es auch kein Wunder (weil ihr so viel tausend vergeblich darinn gesucht/ vnd solche zu verstehen sich bemuͤhet) daß seine Schrifften veracht/ vnd der mehrer Theil nichts davon hat halten wollen. Er hats ohne Zweiffel gut gemeinet/ vnd ihme eingebildet/ daß er gar deutlich geschrieben habe/ vnd seinen Discurs also gestellet/ als wann er mit seines Gleichen/ dem die Natur der Metallen bekand/ zu thun haͤtte/ vnd nicht der Welt Blindheit vnd Vngeschicklichkeit in natuͤrlichen Dingen darneben betrachten/ darumb er auch solchen Danck davon getragen. Was soll man aber darzu sagen oder thun? Mit vnerfahrnen hoffaͤrtigen Menschen ist es uͤbel vmbzugehen/ wann man schon noch so deutlich vnd vor- sichtig schriebe: vnd weil sie in dergleichen Scienti en nicht geuͤbet/ vnd nur einmal fehlen solten/ man doch nichts anders als Verachtung von ihnen zu erwarten haͤtte. Derhal- ben mancher lieber schweigt/ vnd den Narren ihre Schellen laͤsst/ als daß er ihre Laͤster- maͤuler auff sich ziehet. Wann mans aber wol betrachtet/ so findet sich vnrecht zu seyn/ solches den Vnschuldigen mit den Schuldigen entgelten zu lassen. Soll derhalben der- jenige/ deme Gott ein Pfund vor andern verliehen hat/ nicht neidisch oder mißgoͤnnisch seyn/ vnd sein Pfund vmb der Boͤsen willen vergraben/ sondern seinem Nechsten/ als ein Dritter Theil. ein vnparteyische Sonne/ er sey gleich gut oder boͤs/ scheinen vnd guts thun/ vnd endlich seinen Lohn von Gott erwarten/ welcher einem jedwedern geben wird/ nachdem er ver- dienet hat. Was nun deß Zines Natur vnd Eigenschafft anbelanget/ so ist dasselbige vnter den andern vnvollkommenen Metallen ein rein/ doch vnzeitig/ mit vielem anzuͤndlichen vnd verbrennlichen Sulphur vmbgebenes Metall/ davon es seinen leichten Fluß vnd Zerstoͤrlichkeit im Feuer hat/ welches/ so ihm derselbe genommen (wie es dann gar leicht- lich durch ein klein Feuer geschehen kan) so hat es seinen metallischen Fluß verloren/ vnd ist einer vnschmeltzlichen Aschen gleich; doch so man derselben einen andern Sulphur ge- ben kan/ dadurch solche Aschen wieder zu einem Metall wird/ vnd solches Me tall wieder zu einer Aschen macht/ vnd reduc irt/ vnd solche Arbeit so offt wiederholt/ biß daß dem Zin all sein anzuͤndlicher Sulphur verbrennet ist/ vnd sich nicht wieder zu einer Aschen wil calcin iren lassen; so laͤsst es sich hernach abtreiben/ vnd gibt sein Gold oder Silber gern von sich: Dann daß es sich in grossem Feuer bey dem Bley nicht vertragen kan/ auffsteigt/ vnd zu einer Aschen wird/ ist allein der verbrennliche Sulphur Vrsach/ dahero es auch andere Metallen/ als Gold/ Silber/ Kupffer vnd Eisen/ wann es darunter ge- schmoltzen wird/ bruͤchich vnd vngeschmeidig/ einem Glas gleich machet/ wann ihm aber solcher vnzeitige vnd corrump irliche Sulphur, es sey gleich durch roͤsten/ Ascherung/ cementir ung oder andere wege benommen wird/ so macht es hernach andere Metallen nicht mehr bruͤchich/ (welches aber schwer zu thun ist) sondern laͤsst sich mit andern Me- tallen schmeltzen vnd seigern; aber nicht lieber als durch die Venerem, welche durch ihre freundliche vnd betriegliche Wort/ die beyde Alten/ als Saturnum vnd Jovem, vereini- gen vnd zu Freunden machen kan/ also/ daß sie hernach im Feuer einander leiden vnd vertragen moͤgen. Gold vnd Silber solten solches eben so wol thun koͤnnen/ weil aber dieselbe kostbar/ vnd leichtlich im Tiegel außlauffen/ vnd das Werck verloren gehen kan/ so ist es besser/ solche theure Metallen/ die schon rein sind/ nicht wieder in die vnreine zu verstecken/ vnd darein verschmieren oder verlieren/ sondern das Kupffer darzu gebrau- chen/ welches dann auch zugleich sein verborgen Gold vnd Silber von sich gibt. Es kan auch sonsten der Sulphur superfluum auff andere Weise von dem Zin ge- bracht werden/ als durch ein nitrosi sch Feuer: wann man nemlich gefeilet Zin mit Sal- peter/ Schwefel vnd Saͤgespaͤn mischet/ anzuͤndet vnd verbrennet/ so sublim irt sich ein Theil Zin in flores, das ander Theil bleibt zuruͤck/ welches man mit starckem Feuer re- duc iren/ vnd wieder mit obgemeldtem Feuer sublim iren soll/ so offt vnd vielmal repet i- ret/ biß alles Zin zum theil in flores, vnd das ander Theil zu Aschen worden ist/ vnd seine metallische Gestalt vnd Natur gaͤntzlich verloren hat: als dann sam̃let man die flores auß den receptaculis, vnd die verbrennte Aschen lauget man mit Wasser auß/ vnd re- duc irt dieselbe mit einem guten Fluß wieder zu einem Metall/ dasselbe feilet man wie- der klein/ vnd sublim iret vnd verbrennet solches mit dem nitrosi schen Feuer abermal/ wie zu erst geschehen/ vnd repet iret diese Arbeit so offt/ biß das Zin nicht mehr sublim iret/ son- Operis Mineralis sondern fix zuruͤck als ein Schlacken bleibt/ welche man mit Bley ansieden vnd abtrei- ben kan/ so findet sich das Gold vnd Silber/ welches das Zin bey sich gehabt. Auff eine andere Weise kan dem Zinn sein verbrennlicher Schwefel benommen werden/ wann man das gefeilet Zin mie dem Nitro fixo uͤbergiesset/ vnd seine Zeit dar- mit diger iret/ vnd allzeit/ wann von dem liquore Nitri fixi die Feuchtigkeit entgehet/ wieder mit anderer erstattet/ auff daß der liquor allzeit feucht sey/ aber nicht allzu duͤnn/ sondern als ein dick Wasser/ so solv irt vnd verzehrt derselbe liquor Nitri den verbrenn- lichen Sulphur deß Zines/ vnd fig iret das andere vnverbrennliche/ vnd macht es fix vnd feuerbestaͤndig/ also daß es sich mit Bley ansieden vnd abtreiben laͤsst/ vnd sein Gold vnd Silber von sich gibt. Auf ein andere Weis kan solche Scheidung geschehen/ wann man das Zin mit ge- meinem Bley oder Regulo Antimonii zu einem Vitro oder Amaus macht/ vnd lang in starckem Fluß erhaͤlt/ (doch daß man deß incer irens mit Nitro oder Sale tartari nicht vergesse) so sam̃len sich in solcheꝛ Arbeit die reine Theil deß Zines zusam̃en/ vñ geben einen Koͤnig; die vnreine Theile aber gehen mit dem Bley vnd Sale in Schlacken. Der Koͤnig wird abgetrieben/ so findt sich das fig irte vnd geseigerte Gold vnd Silber auff dem Test. Vnd ist zu wissen/ daß diese vnd vorher-erzehlte Arbeiten ohne Zuthun deß Kupf- fers zwar geschehen koͤnnen/ aber mit zuthun desselben mehr Gold oder Silber geben/ als ohne dasselbe: doch nicht also zu verstehen/ als wanns derentwegen mehr Gold gaͤbe/ weil Kupffer darzukoͤm̃t/ vnd das seinige auch zugleich dargibt; gantz nicht: Dann/ ob schon das Kupffer sein Gold vnd Silber auch in solcher Arbeit dargibt/ so geschiehet es doch darumb/ weil das Zin sein Gold vnd Silber also per se ohne zuthun deß Kupffers nicht gern von sich gibt/ bey dem Kupffer aber eine Zuflucht sucht/ sich auß der Schlacken dar- ein ziehet vnd verbirget/ so lang biß die Arbeit vollendet/ vnd die Schlacken dasselbe nicht wieder zu sich ziehen moͤgen; vnd ist also das Kupffer an statt eines receptaculi, darein sich das zusammen- collig irte vnd von der massa außgesonderte Gold vnd Silber ver- sam̃len vnd verbergen kan/ welches die Chymici ein Balneum nennen. Von solcher Arbeit der Amaus en soll bey folgendem vierdten Capitel/ da vom Kupffer gehandelt wird/ weitlaͤufftiger gedacht werden. Noch auff ein andere Weis kan das Gold vnd Silber auß dem Zin geseigert wer- den/ als folget: Erstlich soll man vnter einem Muffel auff einer Treibscherben gemein Bley fliessen lassen/ vnd wann es zimlich haͤiß ist/ ein wenig Zin darauff tragen/ so wird es bald eingehen/ aber auch nicht lang bey dem Bley bleiben/ sondern auffsteigen/ vnd sich anzuͤnden/ vnd als brennende Funcken verzehren vnd zu einer Asche werden/ welche man mit einem krummen Haͤcklein abziehen/ vnd wieder ander Zin darauff tragen/ verzuͤn- dern lassen/ vnd abziehen soll/ so offt vnd vielmal/ biß daß alles Bley mit dem Zin zu einer Aschen worden ist/ welche man in einer Treibscherben vnter einem Muffel noch eine Stund auffs wenigste soll außgluͤhen lassen/ auff daß/ wann noch Koͤrner Bley darun- ter/ welche mit der Aschen abgezogen waͤren/ sie auch vollends zu Asche verbrant wuͤrden/ vnd Dritter Theil. vnd auch zugleich die Zin-Aschen sich desto besser calcin iret oder fig irte: darnach soll man dieselbe bleyreiche Asche reduc iren/ so gibt sie wieder ein Metall/ welches man wieder auff einer Scherben vnter einem Muffel so lang soll gluͤhen lassen/ biß alles zu Aschen worden ist/ vnd solche reduc iren; diese Arbeit soll so offt wiederholet werden/ biß alles Bley vnd Zin zu Schlacken worden/ vnd im starcken Feuer kein Metall mehr geben wol- len/ sondern ein Schlacken vnd verstoͤret Metall verbleiben: welches man hernach in ei- nem bestaͤudigem Tigel mit einem Fluß/ von Weinstein vñ Salpeter gemacht/ seine Zeit muß fliessen lassen/ so setzt oder scheidet sich das fig irte Zin mit einem Theil Bley zu bo- den in einen Koͤnig/ welchen man abireiben soll/ so findet sich das Gold vnd Silber/ so in dem Zin gewesen. Dieses ist eine herꝛliche vnd schoͤne Arbeit/ welche sich leichtlich thun laͤsst/ vnd auch wenig kostet/ sonderlich wann man das Holtz vnd Kolen wolfeil ha- ben kan. Die Schlacken/ davon sich der fig irte Koͤnig geschieden/ sind auch nicht verlo- ren/ sondern koͤnnen weiters verbraucht werden/ wie bald folgen soll. Daß aber jemand meynen moͤchte/ auff solche Weis ins kleine auff Treibscherben vnter den Muͤffeln et- was mit Nutzen zu thun/ der irret; dann auff solche Weis nur zu prob iren/ wie viel ein Centner Zin Gold vnd Silber gibt/ vnd wie viel sein Gold außzubringen kostet/ darnach er seine Rechnung machen kan/ wieviel taͤglichs ins grosse darmit zugewinnen. Vnd laͤst sich auch diese Arbeit vnter den Muͤffeln so wol nicht thun/ als ins grosse/ da die Hitz groͤsser ist/ vnd also mehr gibt/ als ins kleine. Wie aber solche Arbeit ins grosse/ auff daß man gute Außbeut davon haben moͤchte/ koͤnte angestellt werden/ ob ich es schon selber/ wegen vielfaͤltiger Verhindernuͤß/ noch nicht zu werck habe stellen koͤnnen/ so wil ich doch meine Meynung daruͤber ein wenig entdecken. Nach Außrechnung der kleinen Prob befindet sich/ wann man wol damit vmbgehet/ daß ohngefehr zu einem Centner Zin ze- hen oder zwoͤlff Centner Bley gehoͤren/ wann man dann das Bley vnd Zin/ sam̃t den Kolen vnd Arbeit rechnet/ vnd von dem Werth deß Goldes abziehet/ ein geringes uͤber- bleibt/ vnd also scheinet/ als wann das Werck die Kosten nicht außtragen solte: Gleich- wol wann man darneben betrachtet/ daß sich ein solches Werck ins grosse thun laͤsst/ so findet sich/ daß es mit reichem Nutzen solte koͤnnen gearbeitet werden; vnd sonderlich/ wann man noch diesen Vortheil dabey gebraucht/ daß man zu solcher Arbeit erwehlet solches Bley/ welches ohne das schon etwas Silber haͤlt/ doch nicht so viel/ daß mans mit Nutzen fuͤr sich allein abtreiben koͤnte; deßgleichen so man auch von solchem Zin ge- brauchte/ welches von Natur guͤldisch ist: dann offtermal Zin gefunden wird/ dessen der Centner so viel an Gold haͤlt/ als er sonsten verkaufft wird; wie auch oftmal solches Bley gefunden/ welches so viel Silber haͤlt/ als es kostet: daß aber die Berg Leut/ ob sie schon wissen/ daß so viel dariñ ist/ solches nicht außbringen/ sondern verkauffen/ ist die Vrsach/ weil sie von dieser Seigerung nicht wissen/ vnd auff ihre gemeine vnd jedermañ bekande Weise solches nicht mit Nutzen außzuziehen ist. Vnd auff daß diese Arbeit noch profit- licher sey/ so kan man neben dem Zin auch silber- vnd goldhaltende Berg-Arten vnd Mi- nerali en/ als Marcasita, Antimonium, Arsenicum, Auripigmentum, Koboltum vnd C c c aller- Operis Mineralis allerhand Kieß/ welche sonsten nicht/ wegen deß wenigen so darinn ist/ mit Nutzen zu schmeltzen sind/ tragen/ vnd mit verfchlacken lassen/ so geben sie ihr Gold vnd Silber auch mit darzu/ vnd wird also der Gewinn desto besser; insonderheit wann man mit Antimo- nio die kiesische vnd sulphuri sche-goldhaltende Berg-Arten zuvor schmeltzet/ vnd mit Eisen in einen Koͤnig/ oder das Gold dariñ in die Enge bringet/ vnd dann die Koͤnige davon mit dem Zin auffs Bley traͤgt/ vnd mitverschlacket/ so kom̃t dasselbe Gold auch ohne sonderbare Kosten zu recht/ vnd wird durch das Zin fein gemacht. Es muß aber solche Seigerung/ wann sie Nutzen bringen soll/ nicht in Tiegeln/ sondern auff grossen vnd sonderbaren darzu gemachten geschlagenen Herden/ daruͤber eine starcke Flammt spielen/ vnd das Metall erwaͤrmen moͤge/ vnd nach geschehener calcination vnd Asche- rung oder Zunichtsmachung derselbigen/ die reduction in Stich-Ofen gethan werden/ welches weitlaͤufftiger vnd deutlicher zu beschreiben/ die Zeit jetzunder nicht zulaͤsset/ ist genug/ daß man die Warheit in der kleinen Prob hierdurch erfahren moͤge/ vnd stehet einem jedwedern frey/ weiters darinn zu suchen/ vnd zu sehen/ wie wol ihm der Vulca- nus geneigt sey. Vnd obschon auß dem Zin auch noch auff andere Wege Gold vnd Silber zu brin- gen/ so duͤncket mich doch genug auff dißmal Anleitung geben zu haben/ vnd werden auch die folgende Capitel/ da von der andern Metallen Natur gehandelt wird/ was noch noͤhtig zu offenbaren seyn moͤchte/ verrichten. Die dritte Regel/ von dem Marte vnd seiner Eigenschafft. D Ie sechs verborgene Metall haben das siebend Metall von ihnen auß getrieben/ vnd leiblich gemacht: Sie haben ihm auch die aller- schlechtest Wirdigkeit gelassen/ auch die groͤbste Haͤꝛtigkeit vnd Arbeit auffgelegt. Jn diesem haben sie alle ihre Staͤrcke vnd Haͤrte der coagu- lation auß geschoben vnd offenbar gemacht. Dargegen ihre Farben vnd Fluͤsse inbehalten mit sam̃t ihrer Nobilit aͤt. Es ist schwer vnd bedarff Muͤh/ auß einem vnwuͤrdigen gemeinen Mann einen Fuͤrsten oder Koͤ- nig zu machen. Aber Mars durch seine Streitbarkeit erfichtet auch Herꝛ- lichkeit/ vnd setzt sich an die hohen Statt der Koͤnigen. Es bedarff aber fuͤrsehens/ daß er nicht uͤbereilt gefangen werd. Es muß bsdacht werden/ mit was Muͤglichkeit Mars an die Koͤnigliche Statt bracht/ vnd Sol vnd Luna an Martis Statt/ mit Saturno, moͤge werden. Nun schreiten wir zu dem Marte, welcher der dritte in dieser Ordnung ist/ wie er dann sonst/ wann man von oben anfaͤngt/ bey den Astronomis auch ist/ allhier aber hat Paracelsus den Mercuriũ vnd nicht den Saturnum, wie die Astronomi zu thun pflegen/ mit erst gesetzet/ vnd ohne Zweiffel nicht ohne Vrsach/ sondern etwas sonderlichs darmit wollen zu verstehen geben/ vnd saget/ daß der Mars ein grober Gesell sey/ weil ihm die an- dere Dritter Theil. dere Metallen allein ihren vntuͤchtigsten Theil zugeschoben/ wie dann solches in der Warheit befunden wird: Er ist von einem sehr groben vnd vnd knortzichten Holtz gezim- mert/ vnd wenig Gutes bey ihm zu finden. Er ist gar ein rauher Gast/ vnd dem milden vnd zarten edlen Jovi nicht zu vergleichen: doch wañ man ihm die harte Knoͤrtz behauet/ darzu er uͤbel zu bringen/ so er aber uͤbermannt ist/ vnd sich darein ergeben muß/ so erzeigt er seine Danfferkeit/ vnd beweist/ daß er deß Koͤniglichen Gebluͤts auch etwas theilhaff- tig sey. Es lehret vns aber Paracelsus allhier/ daß Saturnus derjenige/ welcher ihm die grobe Spaͤn benehmen/ vnd in einen hoͤhern Grad erheben koͤnne/ seyn muͤsse. Die A- stronomi aber haben nicht gern/ wann diese beyde am Firmament zusammen komnien/ sondern schreiben/ daß sie alles Boͤse zusammen practiciren vnd anstellen: derentwegen ihnen der friedsame vnd guͤtige Jupiter zwischen gesetzt sey; welches dann bekand genug ist. Wann dann der alte vnd lahme Saturnus den vnbestaͤndigen starcken Martem ho- belen soll/ gehoͤret Vorsichtigkeit darzu/ sagt Paracelsus, daß er sich nicht uͤbereile/ vnd selber zu kurtz darbey komme; dann er sich wehret/ vnd so leichtlich nicht gefangen gibt/ sondern lieber andere faͤnget vnd haͤnget. Welches aber gleichwol muͤglich zu thun ist/ wie vns Paracelsus lehret. Wollen derhaben ein wenig uͤberlegen/ wie es zugehen muͤsse. Der Saturnus ist zwar sonst bequem/ die vnvollkommene Metallen/ wann sie jhme zugesetzt werden/ zu waschen/ vnd von ihrem uͤberfluͤssigen Sulphure zu reinigen/ wann sie etwas Gutes bey ihnen haben/ das ihnen accidentaliter zukommen ist: die radicali- sche vnd angeborne Vnreinigkeit aber kan er ihnen nicht benehmen/ vnd ist allein nicht Meister genug darzu/ wie bey dem cupell iren derselben zu sehen: Dann wann man dem Bley schon Eisen zusetzet/ vnd auff einer Cupellen wil abgehen lassen/ so hat doch das Eisen mit dem Bley keinen rechten ingress, sondern wañ es mit Muͤhe darein gebracht/ es doch nicht darbey bleibt/ sondern sich alsbald wieder davon scheidet/ vnd oben auff se- tzet/ als ein Schlacken/ vnd laͤsst nicht mehr zuruͤck bey dem Bley/ als was es acciden- taliter erlanget/ es selber aber gehet wieder so gut davon/ als es darzu kommen ist; wie dann auch das Zin solches thut: Die Venus aber/ ob dieselbe schon nicht also auff dem Bley auffsteiget/ vnd sich davon scheidet/ so conjung iret sie sich doch auch nicht radicali- ter, sondern wird nur mit dem Bley zu einer fluͤssigen Schlacken/ vnd gehet mit dem- selben in die lockere Aschen; (wie allbereit in meinem vierdten Theil Furnorum, vnd Annotatione appendicis deutlich gehandelt ist) derhalben das Bley allein das rechte Bad der vnreinen Metallen nicht ist/ sondern muß ihm geholffen werden/ auff daß es darauß werden moͤge. Vnd ist solches leicht zu begreiffen/ wann man nur den Sachen ein wenig nachdencken wil: dañ wie solte der Saturnus, welcher vor andern Metallen der weichfluͤssigste/ sich mit dem Allerhartfluͤssigsten/ als dem Eisen/ so leichtlich conjung iren lassen? Wahr ists/ sie nehmen einander an im schmeltzen/ doch gezwungen/ vnd auch nur superficialiter, vnd nicht radicaliter: Gleich als wañ man von Wasser vnd Maͤhl einen Brey kocht/ da das Wasser von dem Maͤhl dicker/ vnd das Maͤhl von dem Wasser duͤñeꝛ wiꝛd/ vñ doch keins das andeꝛ recht angenom̃en/ sondern das Wasseꝛ sich nur in das lockeꝛ C c c 2 Maͤhl Operis Mineralis Maͤhl getrencket/ vnd dasselbe zu einem Papp gemacht. Also es auch mit dem Eisen vnd Bley zu verstehen/ welche sich zwar im Feuer vermischen/ aber nicht also/ daß sie deß Feuers Gewalt gleicher weise außstehen koͤnten: dann das Eisen verlaͤsst seine Natur in einer solchen gemeinen Zusammenschmeltzung nicht/ sondern bleibt ein hartfluͤssiges Metall; deßgleichen wird auch dem Bley seine Feuchtigkeit vnd Leichtfluͤssigkeit da- durch nicht geaͤndert/ sondern bleibt ein jedwedes seiner Natur/ ob sie schon zusammen in ein Stuͤck geschmoltzen seyn: Wann man aber machen kan/ daß die beyde Metallen/ als das Bley vnd Eisen/ gleiche Hitze zusammen außstehen koͤnnen/ so gibt sich der Mars, vnd laͤsst dem Bley sein bey sich fuͤhrendes Gold folgen; deßgleichen wird durch deß Mar- tis grad irten vnd hitzigen Sulphur das fluͤchtige verborgene Silber im Bley gezeitiget/ grad irt vnd corporali sch gemacht/ also/ daß eines seine Guͤtigkeit vnd Kraft dem andern folgen laͤsst/ seinen Mangel erstattet/ vnd also beyden dadurch geholffen wird. Dann/ ob man schon ein hartfluͤssig Eisen mit einem fluͤssigen verbrennlichen Sulphure, oder sulphuri schen Mineral, als Antimonio, Arsenico, oder Auripigmento zum Fluß ver- meynt zu bringen/ so ist es doch kein Fluß/ der eine Veraͤnderung macht/ sondern bleibt ein jedweders gleich wie es an ihm selber ist/ ohn einige alteration. Gleich als wann man Gold oder Silber mit einem Mercurio amalgam iret/ vnd vermeynen wolte/ man haͤtte eine solution, so ist es doch nichts/ dann der Mercurius hat sich nur an das Gold gehaͤnget/ vnd weichet auch gern wieder davon/ vnd laͤsst das Gold ligen/ wie es zuvor gewesen: wann man aber das Gold oder Silber mit dem Mercurio radicaliter wuͤste zu vereinigen/ so wuͤrde hernach keines das andere lassen/ sondern eines das andere im starcken Feuer verbessern vnd veredlern/ welches dann die andere Metallen auch thun/ wann sie radicaliter vermischt seyn. Moͤchte man fragen/ was dann ein radicali sch oder geistliche Vermischung der Metallen waͤre/ oder was ich dadurch verstuͤnde? Deme gib ich zur Antwort/ daß die- selbe also auß natuͤrlicher angeborner Liebe muͤssen vereiniget seyn/ daß sie gerne beyein- ander bleiben/ Lieb vnd Leid zusammen tragen vnd leiden/ auch keines vor dem andern gesehen wird/ vnd zusammen vnverhindert durch verschlossene Thuͤren vnd dicke Man- ren gehen koͤnnen/ auch nicht das fluͤchtige im Feuer davon fliehe/ oder das Leichtfluͤssige sich von dem Hartfluͤssigen scheide/ durch das Geschirꝛ krieche/ vnd das fixere oder hart- fluͤssigere zuruͤck/ als ein todte Schlacken/ ligen lasse. Wie soll ich dann die Metallen geistlich machen/ moͤchtest du sagen/ vnd radicaliter vereinigen? Soll ich dieselben erst- lich in aqua fort, oder andern corrosivi schen Spiritibus auffloͤsen/ vnd uͤber den Helm treiben/ auff daß sie fluͤchtig werden? Nein! gewiß solche Geistlichmachung ist ein rech- te verfuͤhrische vnd Sophistische Arbeit/ welche viel tausend Menschen verderbt vnd ver- hindert/ daß sie zu nichts warhafftiges haben gelangen koͤnnen. Es widerrahtens doch alle Philosophi, daß man die Metallen mit corrosivi schen Spiritibus solle vngemartert lassen/ dann dieselbe durchauß nicht darmit verbessert/ sondern in grund verderbet/ vnd gantz getoͤdtet werden. Warumb soll man einem im Wasser ertrunckenen Menschen noch Dritter Theil. noch mehr Wasser eingiessen/ denselben wieder dadurch lebendig zu machen? Jst das nicht dem Pferd den Zaum vnter den Schwantz gelegt? Es ist ja kundbar genug/ daß der vnvollkommenen Metallen superfluum ein verbrennlicher vnd corrosivi scher Sul- phur sey/ vnd je vnvollkommener vnd geringer dieselben/ je mehr sie solches Sulphuris comburentis theilhafftig sind. Wie dann allhier bey dem Marte genug zu sehen/ daß allein sein Sulphur acidum ihn also degrad irt/ vnd von aller Wuͤrde außgestossen hat: Dann wann er nicht so viel solches groben vnd scharffen vitrioli schen Sulphuris theil- hafftig/ so wuͤrde er so leichtlich nicht rostig/ vnd durch attrah irung eineꝛ gemeinen Feuch- tigkeit in sich selber zernaget vnd zerstoͤret: vnd wann er nicht so leichtlich rostig wuͤrde/ so waͤre er auch von jederman hoͤher gehalten/ vnd koͤnte zu besserm Gebrauch angewen- det werden/ als nun. Ey moͤchtest du sagen/ ich glaube nicht/ daß ein solcher corrosivi- scher Sulphur in dem Eisen sey/ wovon solte er ihm seyn herkommen? Man spuͤret ja nicht/ daß solche Ertze oder Steine/ darauß das Eisen geschmeltzet wird/ mit solchem Sulphure behafftet sind/ wie ist es dann ihm angeflogen? Wann schon das Ertz eines solchen theilhafftig gewesen/ so haͤtte er doch im schmeltzen solche grosse Hitze nicht außste- hen noch vertragen koͤnnen/ sondern haͤtte sich erheben vnd davonfliegen muͤssen. O Nein/ mein Lieber/ du verstehest der Metallen Natur vnd Wesen nicht/ vnd weist nicht warumb die Natur dem Eisen vnd auch andern vnvollkommenen Metallen einen sol- chen Sulphur gelassen; derselbe ist ihre Nahrung vnd dem bessern Theil derselben/ als ei- nem embryoni gleichsam ihr involucrum vnd matrix, darinn sich ein edele Geburt zei- tigt/ vnd nach der Zeitigung heraußwickelt/ in Gestalt eines reinen Metalls; dann die Natur wil nicht/ daß das Eisen ein Eisen bleiben soll/ sondern ihr intent ist gewesen/ Gold darauß zu machen; weil aber der Bergmann darauff nicht warten kan/ vnd das- selbige Eisen also auch zu gebrauchen weiß/ so gibt er ihm solche Zeit nicht/ daß es Gold werde/ sondern gedenckt wie jener Fischer/ welcher ein klein vnd junges Fischlein fienge/ von welchem er gebeten wurde/ daß er es wieder ins Wasser werffen/ vnd groͤsser wolte wachsen lassen/ alsdann wieder fangen solte/ da es ihm die Schuͤssel besser fuͤllen wuͤrde; darauf der Fischer antwortet: Nein/ ich wil dich behalten so klein du bist/ ich weiß nicht/ ob du mir an die Angel kommen moͤchtest/ wann du groß worden bist. Also thut auch der Bergmann/ wartet nicht biß das Eisen Gold wird/ sondern gebraucht dasselbe/ darzu es jetzund nuͤtzlich ist. Daß aber das Eisen viel corrosivi sch Saltz bey sich habe/ welches das Schmeltzfeuer nicht verzehret/ ist bekand genug/ vnd darffkeines weitern Beweises/ sonderlich weil ich in annotationibus appendicis auch davon Meldung gethan. Auff daß du aber sehest/ daß ein Metall einen fluͤchtigen vnd verbrennlichen Sulphur in dem grossen Schmeltzfeuer defend iren vnd behalten koͤnne/ wil ich dirs hiermit deutlicher be- weisen. Das Gold/ welches allbereit zu seiner Vollkommenheit kommen/ vnd die Na- tur einen solchen Sulphur comburens vnd Salacidum von ihme/ als einer zeitigen Ge- burt/ abgesondert hat/ suchet einen solchen verbrennlichen Sulphur oder Sal acidum vi- triolatum nicht/ weil es desselben zu fernerem Vnterhalt auch nicht vonnoͤhten hat/ vnd C c c 3 wann Operis Mineralis wann man ihm schon solches zusetzt/ es doch denselben nicht behaͤlt/ sondern im Feuer von sich stoͤsset/ vnd keine Gemeinschafft mit ihm macht/ gleich wie die vnvollkomment Metallen thun: Das Silber aber/ ob es schon noch nicht gantz vollkommen/ dennoch vollkommener als die andere Metallen ist/ derenthalen es noch mit einem solchen sul- phuri schen Saltz Gemeinschafft leidet/ also wann man ihm einen gemeinen Sulphur zu- setzet/ es denselben eine lange Zeit in grosser Hitze defend iret vnd beschirmet/ wie hernach bey der Scheidung der Metallen weiters zu sehen ist. Thut nun dieses das Silber/ als beynahe ein zeitig Metall/ warumb solten dann nicht auch die andere Metallen/ die noch vnvollkommener seyn/ solches lieber thun? Zu besserem Beweis/ so bringe ein sulphu- ri sch Saltz in welches vnvollkommen Metall du wilt/ vnd setze es etliche Stunden in ein groß Feuer/ so wirst du befinden/ daß dein Metall denselben bey sich behalten/ vnd vor der Gewalt deß Feuers beschuͤtzt habe. Nimbt nun ein solches Metall/ davon allbereit sol- ches sulphuri sch Saltz etlicher massen durch das Schmeltzfeuer von dem Bergmann geschieden/ wieder einen solchen an/ vnd beschuͤtzet denselben/ wie viel mehr schuͤtzet ein Metall seinen selbst eigenen/ dariñ es gener iret worden: vnd sonderlich vor allen andern Metallen das Eisen/ vnd traͤgt auch nicht allein grosse Gemeinschafft vnd Liebe zu den sulphuri schen corrosivi schen Saltzen/ wie gesaget/ sondern auch zu den urinosi schen/ wann dieselbe damit geschmeltzet werden/ es dieselbe/ wann es keine acida haben kan/ auß einer magneti schen Krafft an sich ziehet vnd beschirmet: wie zu sehen/ wann man mit Eisenfeilig ein Nitrum oder Sal tartari mischet/ vnd in ein Schmeltzfeuer setzet/ daß die Sali en sich bey dem Eisen fig iren/ vnd gegen das Feuer beschuͤtzet haben. Welches in- sonderheit auffmerckens werth ist/ vnd man billich auf solche Ding Achtung geben solte. Auff daß ich nun wieder zu meinem Vorhaben schreite/ vnd beweise/ daß die vn- vollkommene Metallen durch corrosivi sche Spiritus vnd Sali en nicht allein nicht koͤnnen verbessert/ sondern viel mehr dadurch verderbet werden/ zeiget vns die taͤgliche Erfah- rung/ vnd gegenwaͤrtiger frischer Augenschein/ daß nemlich alle diejenigen/ welche die corrosivi sche Spiritus zu ihrer Arbeit in Verbesserung der Metallen gebraucht/ im ge- ringsten nichts außgerichtet/ sondern zu ihrem Schaden Zeit vnd Kosten vergeblich an- gewendet haben. Hergegen diejenige/ welche andere menstrua gebraucht/ die nicht cor- rosivi sch gewesen sind/ von Tag zu Tag weiters kommen/ vnd mehr gutes sehen/ als sie gesucht; koͤnnen die Metallen ohne corrosiv auffloͤsen/ geistlich machen/ vnd dieselbe radicaliter vereinigen/ auff daß sie im Feuer ineinander arbeiten/ vnd zu der Reinigkeit vnd Vollkommenheit wircken vnd sich veredlen: von welcher Geistlichmachung im fol- genden sechsten Capitel/ da Paracelsus derselben auch gedencket/ ein mehrers soll gedacht werden. Vnd wil hiermit schließlich von Marte gesagt haben/ daß derselbe mit solchen menstruis muͤsse gehandelt werden/ die nicht allein nicht corrosivi sch/ sondern auch den corrosiv en zugegen/ vnd dieselbige/ welche die Metallen im schmeltzen behalten haben/ toͤdten vnd abscheiden/ auff daß sie hinfuͤrter die Feuchtigkeit nicht mehr an sich ziehen/ vnd dadurch rostig werden vnd verderben/ sondern viel mehr gegen alle corrosiv en vnd ver- Dritter Theil. verbrennlichen Sulphur bestehen/ vnd sich defend iren koͤnnen. Daß ihm aber mancher einbilden moͤchte/ wann man dem Eisen durch solche Gegengifte seinen groben irdischen vnd verbreñlichen corrosivi schen Sulphur benommen/ daß er hernach mit seinem gan- tzen Gewicht lauter gut Gold seyn solte/ das ist auch nicht; dann deß guten in dem Marte ist sehr wenig; vnd so viel edeler als das Gold gegen gemein Eisen zu rechnen/ so viel ge- ringer das uͤbrige Eisen gegen dasjenige/ von welchem das Gold geschieden/ zu rechnen ist/ vnd nichts anders als ein lautere vnachtsame Erden oder Schlacken/ deß metalli- schen Flusses beraubet/ seyn kan. Ein Milch von einer Kuh oder anderem Thier/ wann kein Wasser darein geschuͤttet wird/ ist Milch/ vnd kan dafuͤr bestehen/ gleichwol ist sie bey weitem in ihrer Guͤte einer reinen vnd saubern außgearbeiten Butter nicht gleich zu achten; vnd so viel als die beste Milch gegen eine Butter geringer zu rechnen ist/ so viel geringer eine sauere Milch/ wann ihr der Raam oben abgenommen/ gegen eine solche/ welche noch suͤß/ vnd denselben noch bey sich hat/ zu vergleichen ist. Vnd wann man ei- nem guten Wein seinen lieblichen vnd kraͤfftigen Spiritum per destillationem benimbt/ dessen 1. Theil besser vnd edler ist als 12. Theil deß Weins/ davon er gezogen/ so kan das uͤbrige kein Wein mehr seyn/ sondern muß nohtwendig so viel/ als ein gemeiner Wein gegen desselben Spiritum zu rechnen ist/ geringer seyn/ als ein anderer guter Wein. Also soll es auch mit dem Eisen vnd anderen vnvollkommenen Metallen zu verstehen seyn/ daß dieselbige/ wann man ihnen ihr Gold/ als eine animam, dadurch sie ihre metallische Gestalt erlanget/ entziehet/ hernach kein geschmeidig Metall mehr seyn koͤnnen. Dar- umb man allezeit wol uͤberlegen soll/ wann man das Gold auß den vnvollkommenen/ geringen Metallen scheidet/ ob es auch so viel werth sey/ als das Metall/ vnd andere requisita, welche zum Außziehen desselbigen gebraucht/ gekostet haben. Wann man aber die geseigerte Metallen hernach wieder zu anderen Dingen zu gebrauchen weiß/ so kan man desto kecklicher sein Vorhaben ins werck stellen/ vnd den Nutzen davon er- warten. Auff daß ich aber wieder auff Paracelsi Wort komme/ vnd wahr mache/ daß mit Saturno der Mars zu Koͤniglichen Ehren steigen muͤsse/ vnd ich aber im vorher gangenen Discurs angezeiget/ daß diese beyde Metallen/ als das Weichfluͤssigste mit dem Hart- fluͤssigsten im schmeltzen keine Gemeinschafft habe/ sondern daß das Weichfluͤssigste eher im Rauch hinweggehe/ als daß es das Hartfluͤssigste zum gleichen Fluß bringen solte. Vnd weil man deß Bleyes zu eines solchen hartfluͤssigen Metalls Seigerung/ als das Eisen ist/ nicht wol entrahten kan/ so wollen wir die Sach ein wenig uͤberlegen/ vnd suchen/ ob wirs finden moͤchten/ wie er darzu zu gebrauchen. Der Saturnus ist an sich selber zwar sehr leichtfluͤssig vnd fluͤchtig/ kan aber auch gar bald hartfluͤssig vnd fix/ ohne Verlierung seines humidi radicalis oder metallischen Natur/ gemacht werden/ also daß er gleiches Feuer mit dem Marte außstehen moͤge; wann er so weit gebracht/ so ist er bequem/ eine Seigerung auff den Martem mit ihm anzustellen Vnd ob man schon den Saturnum auff vielerley Weis hartfluͤssig machen kan/ Operis Mineralis kan/ so ist doch diese die beste/ welche durch fixa Salia geschiehet/ sonderlich weil dieselbe dem Sulphuri superfluo im Marte zugleich entgegen seyn/ vnd auch sich desto lieber von den Koͤnigen/ welche von dem Marte gefallen/ scheiden lassen. Dann das Nitrum vnd Sal tartari machen nicht allein den Saturnum hartfluͤssig/ sondern vereinigen auch an- dere Metallen darmit/ vnd machen dieselbe zugleich geistlich/ einem durchsichtigen vnd solvir lichen Glas gleich/ welches/ wann es seine Zeit im Feuer außgestanden/ das agens verzehret/ vnd das patiens genug gereiniget ist/ sich das reineste Theil der geistlich-ver- mischten Metallen/ auß Krafft deß beywesenden Saturni, zu boden setzet/ vnd von der uͤbrigen vnnuͤtzen massa sich scheidet/ also/ daß der gefallene Koͤnig/ wie hernach soll ge- lehret werden/ leichtlich fein zu machen ist/ vnd man nicht erst die gantze massam durch Niederschlaͤge scheiden/ vnd in Koͤnige faͤllen darff/ sondern der Saturnus allein auß ei- gener Krafft/ wann es zeit ist/ eine Scheidung oder Faͤllung deß reinen von dem vnrei- nen bey den geistlich-vermischten Metallen zuwegen bringen kan. Dieses sey nun genug gesagt/ wie durch den Saturnum auß dem Marte Gold koͤnne geschieden werden/ nemlich/ daß zuvor der Saturnus durch Salia fig iret vnd hart- fluͤssig gemacht sey/ auff daß er eine starcke Feuersglut mit dem Marte außstehen koͤnne/ vnd nicht muͤglich sey/ daß man mit dem gemeinen Bley mit ansieden vnd abtreiben/ gleich bey Probirung der Ertz vnd Metallen gebraͤuchlich/ etwas darauß bringen moͤge; dann der Mars, wie auch der Jupiter, bleiben im starcken Feuer nicht bey dem gemeinen Bley/ sondern scheiden sich davon/ vnd werden zu Schlacken/ wie solches allbereit im 1. Theil dieses Buͤchleins auch erwehnet worden/ da der guͤnstige Leser nachsehen mag. Weiters ist zu wissen/ daß eine solche Seigerung/ auß dem Eisen sein verborgen Gold zu ziehen/ auch mit dem Regulo Antimonii vnd Nitro geschehen koͤnne/ vnd fast besser vnd fuͤglicher/ als mit dem gemeinen Bley. Daß aber allhier kein Recipe gesetzt/ vnd nicht der process von Anfang biß zu Ende von Wort zu Wort beschrieben wird/ wolle sich niemand verwundern; dann wann solches geschehen solte/ das Buch viel zu groß werden/ vnd ich doch bey den Vndanckbaren nichts desto mehr Lohn dafuͤr erlan- gen wuͤrde; man lasse sich begnuͤgen/ daß ich so viel Anleitung gegeben/ auff was Weis vnd Manier/ vnd durch welche Dinge solches zu thun muͤglich sey: dann ich allhier den Chymicis, die allbereit mit Feuer vnd Metallen wissen vmbzugehen/ vnd nicht den gantz Vngeuͤbten/ oder gemeinen Wasserbrennern/ dieses Buͤchlein zu gefallen geschrieben. Doch soll es zu Ende der sieben Regeln die vorhergangene Sachen besser zu erklaͤren/ vnd mit etlichen Processen zu beweisen/ nicht vnterlassen bleiben. Vnd weil ich in dem 1. Theil dieses Tractaͤtleins/ wie auch in andern Orten mei- ner Schrifften/ dem Marti zugeschrieben/ daß er nicht allein sein Gold nicht gern von sich gebe/ sondern auch die Natur vnd Eigenschafft habe/ daß er das Gold/ so ihme im Guß entweder mit Fleiß oder ohngefehr zugesetzet/ verschlucke vnd in sich verberge/ also/ daß es ohne Verlust nicht wieder darauß zu bringen: Also moͤchte mancher gedencken/ wie es dann muͤglich waͤre/ so leichtlich durch den Saturnum vnd Sali en solches zuwegen zu Dritter Theil. zu bringen? Dieser soll wissen/ daß eine solche Arbeit/ welcher allhier bey Außziehung deß Golds auß dem Eisen gedacht/ fuͤr kein gemeines Abtreiben/ sondern fuͤr ein rechte philosoph ische Seigerung/ da der Mars durch den Saturnum vnd Sali en wol auffge- schlossen/ wird zertheilet/ vnd gaͤntzlich von seinem harten vnd groben corpore entbun- den zu halten sey; Also daß ich dergleichen nach denckliche Processen nirgends beschrie- ben gesunden. Vnd wiewol ich weiß/ daß ihrer hundert dieses/ was ich allhier von Mar- te geschrieben/ lesen werden/ vnd nicht einer den Sachen weiters nachzudencken sich be- muͤhen wird; so sage ich doch mit Warheit/ vnd bleibe darbey/ daß vnter dieser meiner beschriebenen Arbeit etwas verborgen ist/ daran viel gelegen/ vnd besser als Gold zu achten ist. Auff daß du aber deinen Kopff nicht daruͤber zubrechen/ vnd dich bekuͤmmern moͤchtest/ was ich hiermit wolte verstanden haben/ so kan ich nicht vnterlassen/ dasselbe dir auch zu offenbaren: Nemlich wie ohn alle corrosiv auß dem Marte ein Saltz zu be- reiten/ welches dem Gold seine Animam zu extrah iren Macht habe/ also/ daß es gantz krafftlos vnd halb todt zuruͤck bleibe; der Mars aber also dadurch geschwaͤngert/ daß er hernach ein guͤlden Kind (wie ich mir einbilde) gebaͤren moͤge: das geschwaͤchte Gold aber hernach seine Farb vnd vorige Kraͤffte durch das Kupffer vnd Antimonium wieder erlangen kan; davon andere Philosophi auch geschrieben/ nemlich/ daß Mars durch seine grosse Gewalt vnd Staͤrcke auch deß Koͤnigs nicht zu verschonen/ vnd ihm auß seinem innersten Cabinett seine Kleinodien rauben/ vnd sich damit stoltz zu machen vnterstehen doͤrffe. Wie dann auch der fuͤrnehme Philosophus Sendivogius von solchem secreto geschrieben/ dessen Worte also lauten: Noverunt Chymistæ ferrum in cuprum seu Vene- rem sine Sole mutare: Noverunt etiam è Fove facere Mercurium: Sunt \amp; aliqui, qui è Saturno conficiunt Lunam: Sed si scirent his mutationibus Solis administrare naturam, certè rem omni thesauro invenirent pretiosiorem. Propterea dico non ignorandum esse quæ metalla invicẽ sint conjungenda, \amp; quorum natura naturæ correspondeat. Propterea unum datur metallum, quod habet potentiam alià consumendi; est enim ferè ut aqua eorum, \amp; ferè mater: unica tantum res, humidum radicale, Solis videlicet \amp; Lunæ, resistit ei, \amp; me- lioratur per illud: Sed, ut detegam, Chalybs vocatur. Si undecies coit aurum cum eo, emit- mittit suum semen, \amp; debilitatur ferè ad mortem usꝙ concipit Chalybs, \amp; generat filium patre clariorem: Postea cum semen jam nati imponitur in suam matricem, purgat illam, \amp; facit millesies aptiorem ad pariendum optimos fructus. Est \amp; alius Chalybs, qui assimi- latur huic, per se à natura creatus, qui scit ex radiis Solis (mirabili vi \amp; virtute) elicere illud, quod tot homines quæsierunt, \amp; operis nostri principium est. Da siehest du/ daß mit dem Marte auch etwas Gutes außzurichten sey/ wiewol er von jederman boͤs zu seyn ge- halten wird/ wie er dann an ihm selber ist/ wann er die Oberhand bekom̃t/ niemands/ ja auch seiner hohen Oberkeit nicht/ verschonet/ noch respect iret/ sondern derselben mit Gewalt ihre langverborgene Schaͤtze abjaget/ vnd durch Buhlschafft mit der Venere wieder von sich leget/ dadurch sie in die Gemeine mit der zeit außgetheilet werden. Der Koͤnig aber/ ob ihm schon durch die Gewalt deß Martis seine Schaͤtze abgezwungen/ vnd D d d er Operis Mineralis er wegen Bekuͤmmernuͤß bleich vnd kranck dadurch wird/ wann er nur nicht gar getoͤd- tet/ vnd noch das Leben behaͤlt/ darumb nicht alles verloren ist; sondern weil dieselbe (wann sie nur nicht auß dem Land gefuͤhret worden) doch in seinem Reich bleiben/ vnd vnter seine Vnterthanen disperg iret werden/ von welchen er hernach sich schon wieder erholen/ vnd seinen vorigen Glantz vnd Herꝛlichkeit/ wann sie ihm die gebuͤhrende Scha- tzung bringen/ wieder erlangen/ vnd neue Schaͤtze samlen kan/ also/ daß er doch Koͤnig ist vnd bleibt. Allhier weiß ich wol/ daß ich von den nasenweisen Spoͤttern/ welche ihnen einbil- den/ daß sie viel verstehen vnd wissen/ vnd doch deß geringsten im Licht der Natur nicht theilhafftig/ werde herhalten vnd hoͤren muͤssen/ als wañ ich deß Sendivogii Chalybem auf das gemeine Eisen vnbillich ziehen wolte/ welches Wort Chalybs doch nit nach dem Buchstaben solte verstanden werden/ vnd Sendivogius etwas anders dadurch haͤtte wollen zu verstehen geben. Jst aber nichts dran gelegen/ was geschrieben ist/ ist geschrie- ben/ vnd nicht ohne Vrsach; dann ich wol weiß/ daß er kein gemein Eisen dadurch/ wie ich dann auch keines allhieꝛ verstehe/ sondern allein deß Eisens innerste vnd allerinnerste/ ohne alle corrosiv bereitete/ vnd sehr wenigen bekande magnetische Krafft vnd essentia, welche vor allen andern Dingen die animam Solis liebet/ zu sich ziehet/ vnd verwandelt/ damit wil verstanden haben; dabey es auff dißmal beruhen soll. Die vierdte Regel/ auff Veneris Eigenschafft. D Ie andere sechs Metallen haben Veneri alle ihre Farben vnd Mittel der Fluͤß mit Vnbestaͤndigkeit zu einem aͤusserlichen Leib gemacht. Es waͤre aber Noht/ den Verstand durch etliche Exempel zu bewei- sen/ wie man das sichtige Ding durch das Feuer vnsichtbar/ vnd das vnsichtbare sichtbar vnd materialisch machte. Alle verbrennliche Ding sind natuͤrlich durch das Feuer zu verwandeln/ auß einer Gestalt in die ander/ zu Kohl/ zu Rus/ zu Aschen/ zu Glas/ zu Farben/ zu Stein vnd zu Erden: Vnd die Erd ist wieder zu bringen in viel neue metallische corpora. Vnd so man ein verbrennt oder verlegens Metall find/ das nimmer geschmeidig/ sondern sproͤt/ vnd staͤubt/ so mans schlaͤgt/ oder bruͤchich ist: Das soll man wol außgluͤhen/ so empfaͤhet es wieder sei- ne Geschmeidigkeit. Die Venus, ob sie schon vor andern vnvollkommenen Metallen in vnd ausser dem Feuer geschmeidig ist/ vnd sich arbeiten vnd handeln laͤsst/ so ist sie doch deß verbrennli- chen Schwefels nicht gantz frey/ sondern radicaliter darmit verunreiniget/ also/ daß sie ohne Zuthun eines andern Sulphuris sehr leichtlich mit kleiner Hitze zu einer scoria sich verbrennen vnd zerstoͤren laͤsst/ welche Zerstoͤrung allein von dem verdreñlichen Sulphur, dessen sie viel theilhafftig ist/ verursacht wird: Silber vnd Gold aber/ welche eines sol- chen verbrennlichen Sulphuris nicht theilhafftig/ hergegen wol sicher seyn/ also/ daß die- selbe/ Dritter Theil. selbe/ wie lang sie auch in einer Glut stunden/ nicht zu Schlacken werden/ gleich als die vnvollkommene Metallen: sondern wann man dieselben wolte zu einer Aschen verbren- nen/ man ihnen einen verbrennlichen Sulphur zusetzen muͤste: die vnvollkommene Me- tallen aber/ weil sie desselben allbereit mehr als zu viel bey sich haben/ darumb sie so leicht- lich mit geringer Hitz zu Aschen/ Pulver oder Schlacken werden/ welche Schlacken sich in durchsichtige vnd auch vndurchsichtige fluͤssige (nach Art deß Metalls gefaͤrbte) Glaͤ- ser schmeltzen laͤsst. Vnd ob schon solche Glaͤser in geschmeidige Metallen zu reduc iren/ vnd das reduc irte Metall so offt man wil wiederumb zu einer Asche vnd Glas zu schmel- tzen ist/ so gehet dem Metall doch allemal in solcher Arbeit etwas ab/ welches sich gantz verbrennt/ vnd nicht wieder zu Metall hat werden koͤnnen/ also daß das Metall ohne ei- nige Verbesserung verbleibt/ gleich als es von Anfang gewesen ist: Wer aber die Me- tallen durch zuthun solcher Dinge/ die nicht metallisch/ aber doch Gemeinschafft mit den- selben haben/ als da sind die Sali en/ Sand vnd Steine/ in durchsichtige Glaͤser schmel- tzen kan/ der wird in der reduction allzeit ein besser Metall finden/ als er eingesetzt hat. Auff daß man mich aber recht verstehe/ die Sach gruͤndlich begreiffen/ vnd ich meinem Nechsten (zu welches besten dieses geschiehet) recht dienen moͤge/ so wil ich es deutlicher herfuͤrgeben. Paracelsus sagt oben/ daß ein jedweders sichtlich Metall ein Verberger sey der andern Metallen/ welche in ihme vnsichtlich verborgen/ vnd daß der Verberger muͤsse hinweg gethan werden/ wann die verborgene Metallen sichtlich vnd greifflich wer- den sollen; welches uͤber die massen wol gesagt ist/ vnd ich nicht wuͤste/ wie mans einem deutlicher fuͤrkeuen koͤnte: Die Wort sind zwar kurtz/ aber doch deutlich vnd wol zu ver- stehen/ vnd wird ihnen doch kein Glauben zugestellt; es lesens ihrer hundert/ vnd achts oder glaubts doch kaum einer/ daß sie etwas zu bedeuten haͤtten/ fahren also daruͤber hin/ als eine Gans/ welche mit kohtigen Fuͤssen uͤber koͤstliche Edelgesteine hingehet/ dieselbe nicht kennet/ vnd in den Dreck tritt. Das macht der Menschen Blindheit vnd Hoffart/ welche nicht zulaͤsst/ die Warheit/ die so schlecht ist/ zu erkennen. Haͤtte Paracelsus auff Sophist ische Weise lange vngruͤndliche Processen/ da man etliche Monat daran zu la- bor iren gehabt/ dahin geschrieben/ so haͤtte man vielleicht mehr darauff gehalten/ vnd selbe zu versuchen vnterstanden: Weil er aber zu ehrlich gewesen seinen Nechsten auff Jrꝛwege zu bringen/ vnd die Warheit mit wenig vnd deutlichen Woꝛten herfuͤr gegeben/ wird es nicht geacht. Jch habe mich offtermals nicht genug koͤnnen verwundern uͤber die Thorheit vnd Blindheit der Menschen/ wann ich ihre labores in solcher Kunst habe an- gesehen. Naͤrrischer koͤnts einem nicht traͤumen/ als solche Leut mit den Metallen vmb- gehen/ schreiben einander Processen zu/ communic iren einander ihre vermeynte Secre- t en/ welche zu beyderseits nichts taugen/ vermeynt aber gleichwol immer einer von dem andern auff solche Weis etwas zu erschnappen/ vnd fuͤhret einer den andern in Schaden vnd Kosten; halten laborant en/ die ihnen getreulich darzurahten/ vnd so viel in derglei- chen Sachen wissen oder verstehen/ als die Patron en/ vnd je laͤnger die Processen/ je lieber es ihnen ist/ vnd je laͤnger ihnen ihre Sudel-Arbeit belohnet wird. Sie warnen auch einander treulich/ daß sie auch die rechte species zu dem Werck nehmen wolten/ D d d 2 auff Operis Mineralis auff daß nicht die Arbeit in Mangelung derselben mißlingen moͤchte: Dann zu Gold- machen gehoͤret ein rohter Weinstein/ vnd auch ein Spiritus Vini, welcher von rohtem Wein gemacht ist/ vnd ja kein weisser; Zur Silber Arbeit darff man auch keinen rohten nehmen sondern muß allein weisser seyn; auch muß der Essig/ Brandtewein vnd Wein- stein von Straßburg oder sonst von einem besondern Ort kommen/ vnd ist sonst keiner tauglich. Wann dann die Kunst nicht gluͤcken wil/ sagen sie: Der Essig ist nicht vom rechten gewesen/ vnd was dergleichen recht naͤrrische Sachen mehr sind/ die von dem mehrern Theil Laborant en in ihrer Arbeit in acht genommen/ da sie doch aller solcher naͤrrischen Dingen nicht noͤhtig/ wann sie der Metallen Natur vnd Eigenschafft ver- stuͤnden; dann die Warheit in dieser Kunst/ sagt Paracelsus, ist schlecht vnd leicht zu thun/ wird aber am allerwenigsten geglaubt vnd getroffen. Die Metallen veraͤndern sich nicht/ wann sie nicht zuvor von ihrer metallischen Gestalt gebracht sind: Dann wann ein Metall schon entweder fuͤr sich allein/ oder mit andern Metallen eine lange Zeit im Fluß gehalten wuͤrde/ so kan doch kein Metall also corporali sch dem andern zu huͤlff kommen/ oder dasselbe verbessern; wann aber ein Me- tall allein/ oder derselben etliche zusammen zerstoͤret/ ein zeitlang das Feuer zu leiden ein- gesetzt werden/ so kan es nicht fehlen/ es muß eine Verbesserung folgen. So lang das Metall noch eine metallische Gestalt behaͤlt/ so lang ist ihme nicht zu helffen/ es muß ihm sein harter Leib zerbrochen/ vnd gleichsam zu Nichts gemacht werden/ wann eine Schei- dung deß Reinen von dem Vnreinen folgen soll. Es muß nach rechter Chymi scher Art/ ohne corrosiv, mit seines Gleichen auffgeloͤset/ vnd weit voneinander ze r theilt wer- den/ auff daß sich die bessere vnd reinere Theile samlen/ vnd die Vnreinere abscheiden moͤgen. Wann ein Metall schon ein grosse Hitze außzustehen gezwungen wird/ so halten die Theile gleichwol beysammen/ sie bleiben entweder im Feuer/ wann sie fix/ oder sie rau- chen davon/ wann sie vnfix sind/ weil der Natur Band dieselbe haͤlt/ vnd vor einem ge- meinen Feuer beschirmet; so ihnen aber dasselbe zerbrochen wird/ muͤssen sie sich vnter die Gewalt deß Vulcani ergeben/ vnd ihm gehorsam seyn/ wozu er sie haben/ oder was er auß denselben machen wil/ zulassen. Es solten sich solche Chymici, deren Arbeit so gar nicht mit der Natur uͤbereinkoͤm̃t/ schemen/ vnd von den geringen Handwercksleuten vnd Bauren lernen/ wie sie zu ihrer Arbeit die Natur zu huͤlff nehmen vnd gebrauchen. Ein Bauersmann/ wann er sein Korn/ solches zu vermehren/ wil in die Erde saͤen/ so ist es ihm nicht gleich viel/ wie die Erde beschaffen sey/ sondern er erwehlet zu einem jed- wedern Korn einen wolgegrabenen vnd gemisteten Acker/ vnd wirfft zu gewisser Zeit sei- nen Saamen darein/ auff daß es darinn verfaule/ zu nichts werde/ vnd dadurch sich multiplic iren moͤge/ vnd laͤsst darnach die liebe Sonn dasselbe durch ihren warmen vnd erquickenden Regen zur Vollkom̃enheit außzeitigẽ/ vnd weiß gar wol/ daß sein Korn erst in der Erden verfaulen/ vnd seine Gestalt verlieren muß/ ehe es sich vermehren kan. Er weiß auch wol/ daß er dasselbe/ wann es zur vollkommenen Reiffe kommen/ nicht auff dem Feld lassen/ sondern abschneiden/ vnd durch die Wurffschauffel das bessere/ welches am Dritter Theil. am schweresten vnd weitesten hinaußfaͤllt/ von dem Leichtern vnd Geringern/ welches zuruͤck am naͤhsten bey der leichten Sprew bleibt/ zu scheiden. Welches ihn die Erfah- rung vnd langer Zeit uͤbung gut vnd nohtwendig zu seyn gelehret hat. Welches der Chymicus in seiner Metall-Arbeit auch in Acht nehmen solte: Dann ein Metall deß andern Acker seyn kan/ darinn es verfaulet/ vnd einen andern vnd bessern Leib darauß an sich nimmet: wann solches geschehen/ er auch den neuen Leib von den fecibus, auß welchen er sich collig iret vnd form iret hat/ davon zu scheiden/ vnd das Beste/ nemlich das Schwerste/ von den leichten Spreuern/ durch deß Vulcani Wurffschauffel zu se- par iren/ Verstand habe. Welche beyderseits Verbesserung allein die vorhergehende Faͤulnuͤß oder Zunichtsmachung der Leiber verursachet. Eine Baͤuerin/ wann sie den besten vnd reinsten Theil/ als die Butter/ von dem groͤbern/ als Wasser vnd Kaͤß/ schei- den wil/ so setzt sie dieselbe an einen warmen vnd stillen Ort/ auff daß sich der bessere Theil oben auff/ vnd der geringere vnter sich begeben koͤnne/ welche Theile sie dann voneinan- der scheidet; vnd weil der bessere Theil noch nicht gantz rein/ braucht sie ihre Kunst wei- ters/ vnd thut den Raam in ein besonder Faß/ darinn sie denselben so lang beweget vnd vntereinander klaͤppert/ biß eine Scheidung geschehen/ vnd sich wieder das Reinere von dem Vnreinern separ iret hat; welches dann Butter auß Milch gemacht heisst. Wann nun die Baͤuerin ihre Hand vnd Kunst nicht darzu gethan/ es haͤtte auß der Milch/ wie lang sie auch gestanden/ keine Butter werden koͤnnen. Vnd wañ solches nicht so bekand vnd gemein waͤre/ wer wolte glauben/ daß Butter in der Milch waͤre. Vnd geschiehet allhier solche Scheidung der Butter von der Waͤsserigkeit allein wegen der schnellen Bewegung/ dadurch sich die Milch erwaͤrmet; vnd wann es sich bißweilen nicht scheiden wil/ so giessen sie warm Wasser darzu/ welches so wol wegen der Naͤsse geschiehet/ die sich mit der andern/ welche in der Milch ist/ vermischet/ vnd zu der Scheidung befoͤrdert/ als durch seine Waͤrme/ welche der agitation zu huͤlff koͤm̃t/ vnd die Waͤrme vermehret/ dadurch die Scheidung desto eher folge. Daß dieses grobe Exempel/ wie es von den Vnwissenden moͤchte angesehen wer- den/ nemlich das beste Theil von der Milch zu scheiden/ allhier nicht vergeblich alleg iret/ sondern dadurch Anleitung gegeben/ wie auff dergleichen Weise auch auß den vnvoll- kommenen Metallen ihre guͤldische vnd silberische Milch/ oder bessere Theil derselbigen/ durch zuthun eines minerali schen warmen Wassers/ vnd deß Feuers agitation zuwegen koͤnne gebracht werden/ wolle niemand zweiffeln. Gleich wie sich das warme Wasser/ wann es zu der Milch gethan wird/ mit der Waͤsserigkeit die in derselben ist/ vermischet vnd solcher zu huͤlff koͤm̃t/ daß sie dasjenige/ was ihr nicht gleich ist/ als die Butter/ von sich stossen moͤge; wie dann auch die Butter auß der Milch ohne agitation, sondern allein durch zuthun deß Wassers vnd zusammenkochens zu scheiden/ nicht vnbekand ist: Also auch auß den Metallen auff solche Weis/ wann sie mit ihrem Wasser lang bey dem Feuer gekocht werden/ ihr bester Theil kan geschieden werden: Dann weiln solche an sich selber compacte corpora sind/ vnd im Fluß (ob sie schon noch so lang drinn erhalten D d d 3 wuͤr- Operis Mineralis wuͤrden) eben so wol compact bleiben/ vnd auß eigener Krafft weder boͤses noch gutes von sich werffen koͤnnen/ vnd man also nicht wissen kan/ ob Gold oder Silber darinn sey/ so ists von noͤhten/ daß man denselben auch Wasser zusetze (wie bey der Milch geschehen) vnd dieselbe lang darmit koche/ auff daß sich das Metall darinn zertheile/ auß seiner compact en metallischen Natur dadurch gebracht/ vnd durch deß Feuers agitation das reinere Theil von dem vnreinern geschieden werde; welches reinere Theil aber der Me- tallen sich nicht oben auff/ wie bey der Milch geschehen/ sondern nach metallischer Art/ als etwas Koͤnigliches zu boden setzet/ welcher Koͤnig/ wann die mixtur in Gießpuckel gegossen/ vnd darinn erkaltet/ von der Schlacken muß separ iret/ vnd auff der Cupellen vollends rein vnd fein getrieben werden. Was aber dieses fuͤr Wasser seyn/ die zu solcher Arbeit bequem/ vnd eine Schei- dung in den Metallen verursachen/ ist noͤhtig zu wissen; vnd weil dasselbe die Metallen auffzuloͤsen soll Macht haben/ so muß es auch Gemeinschafft mit deuselben haben/ vnd derselben Freundschafft vnd Verwandnuͤß/ oder auff daß ichs deutlicher gebe/ derselben aller Auffschliesser vnd Probirer seyn/ welches der alte Saturnus bey sich traͤgt/ vnd leicht- lich darauß kan bereitet werden: Dann ein gemeiner Saturnus, ob er schon von allen Philosophis darfuͤr außgeruffen/ daß er der Metallen Wascher sey/ (vnd doch das ge- meine Abtreiben auff der Cupellen nicht dadurch zu verstehen) wie er dann auch in der That solches beweisen kan/ so taugt er doch also compact in metallischer Gestalt gantz nichts darzu/ sondern soll vnd muß zuvor selber erst ein Wasser werden/ wann er andere Metallen zu Wasser machen soll; welches auch leichtlich ohne sonderbare Kosten zuwe- gen zu bringen/ also daß man in etlichen Stunden ein solche Arbeit/ nemlich denselben zu Wasser zu machen/ vnd mit demselben Wasser die Metallen zu waschen/ verrichten kan/ davon hernach bey dem Saturno in dem folgenden Capitel/ wie auch andern/ ein mehrers soll gesagt werden. Vnd dieses ist noch noͤhtig dabey zu wissen/ wann man Kupffer mit dem Bleywasser solv iret/ vnd seine Zeit zusammen diger irt/ daß das Wasser mit der Zeit durch die Hitze deß Feuers außtrucknet/ vnd das solv irte Metall hart wird/ oder aber gar einen metallischen Leib wieder annimbt/ derowegen man allezeit die solution in rechter Duͤnne/ durch Zuthun neues Wassers/ erhalten muß/ (welches die Philoso- phi incer iren nennen) auff daß die action oder operation nicht verhindert werde. Vnd wann es uͤbersehen wird mit der inceration, so ist doch nicht alles verloren/ sondern bleiben schoͤne Amaus en oder gefaͤrbte Glaͤser/ vnd sonderlich gibt das Kupffer ein blut- rohtes Glas/ damit man nicht allein irdene Geschirꝛ schoͤn mahlen vnd glasuren kan/ sondern ist auch den Glasmahlern gut zu gebrauchen/ welches vor diesem auch ist bekand ge wesen/ wie man dann solcher rohten gemahlten Glaͤser in alten Kirchen findet/ vnd ei- ne lange Zeit darfuͤr ist gehalten/ als wann solche Kunst gaͤntzlich verloren/ vnd nicht mehr zu finden waͤre; ist aber ohne Zweiffel nicht ohngefaͤhr verloren/ sondern mit Fleiß verschwiegen worden von denjenigen/ die darmit vmbgangen/ vnd befunden/ was wei- ters darmit außzurichten ist: dann ein solches rohtes Amaus, wann es seine Zeit in star- ckem Dritter Theil. ckem Feuer erhalten wird/ einen Koͤnig von sich setzet/ welcher im abtreiben gut Silber ist: doch ist es besser/ wann man auß dem Kupffer Silber waschen wil/ daß man kein roht Amaus darauß werden lasse/ sondern allzeit mit dem incer iren anhalte/ auff daß es nicht in die Roͤhte komme/ sondern ein durchsichtige gruͤne solution verbleibe/ so lang biß die Venus gewaschen ist. Was sonsten andere Philosophi, vnd insonderheit Joh. Isaacus von den Amausis geschrieben/ ist nicht zu verwerffen/ sondern sehr nuͤtzlich vnd nachdencklich/ wie auß deß Isaaci Worten zu sehen/ welche also lauten: Scies vitrum hoc quod na conficitur, simile esse corpori glorioso: quiafeces metalli vitrum fiunt, quæ prius nigrum, immundum, im- purum corpus erant. Ac sub eo corpore latet quinta essentia metalli, quæ incombustibilis est, ac lucet per corpus vitreum, suo pretioso colore: Quemadmodum anima die novissimo in corpore glorisicato lucebit, velut lucerna posita in laterna crystallina: ac una anima multo clarius lucebit quam alia, prout Deo placebit. Ac alius alio multò elegantius ac cla- rius corpus habet. Vnd bald hernach schreibet er also von den reduc irten Amaus en: Si fuerit Mars aut Venus, munda ac purasunt, ita ut non amplius situ aut rubigine infesten- tur, ac à suis focibus vacuasunt. Si verò Jupiter fuerit, fœtor ac stridor ei ademptus, estꝙ́ mundus ac fortis ut Luna. Si Luna, fixa est: si Sol, medicina, ac si Saturnus fuerit Luna est. Dieses aber von solchen Amausis zu verstehen/ welche in Gestalt durchsichtiger/ nach Art deß Metalls gefaͤrbter Glaͤser; jene aber/ welche geistlich sind/ vnd sich in dem Wasser solv iren/ davon oben Meldung geschehen/ diesen vorzuziehen sind. Vnd ist auch dieses allhier noch zu mercken/ daß nicht allein die Venus vnd andere Metallen durch deß Saturni Wasser zu solv irlichen vnd vn solv irlichen Glaͤsern vnd Amaus en zu machen/ sondern es kan dasselbe auch sonsten durch zuthun reiner Kießling vnd Sali en geschehen/ welche viel edler vnd schoͤner/ als jene die durch den Saturnum gemacht/ an Farben vnd schoͤnem Glantz/ aber nicht so gut in Seigerung derselben/ weil das solvens nicht metallisch ist/ vnd nach der Reinigung so gar keinen Koͤnig setzen wil/ als mit dem Bleywasser geschiehet. Es kan auch der Veneri ihr Sulphur superfluum comburens auff noch andere Weise/ ohne zuthun deß Bley- oder Kießlingwassers benommen/ vnd rein gewaschen werden/ nemlich durch den Salpeter: wann die Venus, oder ein ander vnvollkommen Metall/ zum oͤfftern sich darmit entzuͤndet vnd brennet/ sich allemal das bessere Theil zusammen begibt/ vnd der anzuͤndliche Sulphur in solcher Arbeit in Gestalt einer Schla- cken sich davon scheidet. Es kan auch solches Wasch- oder Seigerwerck durch andere fixe Sali en gesche- hen/ aber durch keine so wol/ als durch das Bleywasser. Zum Beschluß soll der Kunst- suchende nachrichtlich wissen/ daß dasjenige/ was allhier von der Venere geschrieben/ ob es schon nicht weitlaͤufftig mit zierlichen Worten dargegeben/ daß gleichwol viel gu- tes darinn verborgen sey/ wie die nachfolgende Capitel solches beweisen sollen. Die Operis Mineralis Die fuͤnffte Regel/ auff deß Saturni Art/ vnd seine Eigenschafft. A Lso spricht Saturnus von seiner selbs Natur: Sie haben mich fuͤr ih- ren Probierer alle sechs von ihnen außgemunstert/ vnd von der geist- lichen Statt gestossen/ haben mir die Wohnung mit einem zerstoͤrli- chen Leibe zugeworffen. Dann was sie nicht seyn/ noch haben wollen/ das muß ich seyn. Meine sechs Bruͤder sind geistlich/ darumb sie mei- nen Leib/ so offt ich fewrend bin/ durchgehen/ vnd ich in dem Fewer vergeh/ also vergehen sie auch mit mir: Ohne zwey die besten/ Sol vnd Luna, durch meine Wasser saͤuberend sich gar schoͤn/ vnd werden stoltz: Mein Geist ist das Wasser/ das da auffweichet alle gefrorne vnd star- rende Coͤrper meiner Bruͤder: Aber mein Leib ist der Erden so geneygt/ was ich in mich fasse/ wird auch der Erden aͤhnlich/ vnd von vns zu ei- nem Leib gemachet. Es waͤre nicht gut/ daß die Welt wuͤste oder glaubte/ was in mir ist/ vnd was ich vermag. Viel besser waͤre es/ so sie solches mit mir thun koͤndte/ das mir můglich ist/ sie liesse alle andere Kuͤnst der Alchimey stehen/ vnd brauchte allein was in mir vnd mit mir außzurichten ist. Der Stein der Kaͤlte ist in mir/ das ist mein Was- ser/ mit dem ich gestehen vnd erfrieren mach die Geiste der sechs Me- tallen zu leiblichen Wesen deß siebenden/ das ist/ Sol mit Luna promovirẽ. Antimonium, Spießglaß/ das ist zweyerley: Eins ist das gemeine schwartze Antimonium, dadurch man das Gold laͤntert vnd reiniget/ wann man es darein vermenget vnd durchgehen laͤsset: Vnd dieser ist deß Bleyes nechste Freundschafft/ oder seines Geschlechts. Das an- der Spießglaß ist das weisse/ vnd heist auch Magnesia oder Conterfeyt/ Wißmuht/ das ist deß Zinns nechste Freundschafft/ vnd argumentiret mit anderm Spießglaß vermenget Lunam. Allhier haben wir den Saturnum, darauß ein solches Bad gemacht/ dessen im vor- her gehendem Capitel gedacht/ darinn die Venus vnd andere Metallen gewaschen wer- den/ vnd ist seiner zweyerley/ nemlich der gemeine vnd das Antimonium, davon ich all- bereit in meinen andern Buͤchern geschrieben/ da der guͤnstige Leser nachsuchen kan. Welche beyderley Bley zu solchem Waschwerck zu gebrauchen/ doch das eine besser zu dem einen als zu dem andern Metall dienstlich ist. Was die Venerem anbelangt/ die gern ins gemeine Bley gehet/ so kan sie wol mit dem gemeinen Bleywasser gewaschen oder geseigert werden; der Mars vnd Jupiter aber gantz nicht; dann sie nicht bey dem gemeinen Bley in starckem Feuer bleiben/ son- dern sich oben auff setzen/ vnd als ein Schlacken vngewaschen davon gezogen werden; das Antimonium aber dargegen dieselbe gern zu sich nimbt/ bey sich behaͤlt/ vnd in dem Bad Dritter Theil. Bad waschet/ welches dem gemeinen Bley vnmuͤglich: Darumb sehr gut/ daß ausser dem gemeinen Bley auch das ander ist/ auff daß man diejenige Metallen/ die keine Ge- meinschafft mit dem gemeinen Bley haben/ auch waschen vnd seigern moͤge. Vnd ist freylich wahr/ was Saturnus allhier saget/ daß die Welt nicht glaubet/ was in ihm verborgen/ auch nicht gut waͤre/ daß sie es wuͤste. Sein Leib ist gar zerstoͤr- lich/ vnd wann ihm andere Metallen zugesetzet werden/ er dieselbe mit ihm der Erden gleich macht/ außgenommen Gold vnd Silber/ die ihm widerstehen/ vnd sich durch sein Wasser saͤubern/ wie bey dem Abtreiben der Metallen zu sehen/ daß/ wann Kupffer/ Eisen oder Zin damit auff die Cupellen gesetzt werden/ sie mit dem Bley zu Glett oder Schlacken werden/ vnd zugleich in die Lucke von Aschen gemachte Cupellen einkriechen vnd zu einer Erden werden: welches allein der verbrennliche Sulphur bey gedachten Metallen/ welcher dem im Bley gleich ist/ verursachet. Das Gold vnd Silber aber/ weil sie eines solchen verbrennlichen Sulphuris nicht theilhafftig/ wol von dem zer- stoͤrlichen Sulphure deß Bleys vnangefochten bleiben/ vnd von ihme nicht zur Erden oder Aschen koͤnnen verwandelt werden/ vnd also auff der Cupellen stehen bleiben. Sonsten wil Paracelsus allhier etwas anders zu verstehen geben/ wann er von der Verwandlung deß Saturni mit andern Metallen/ redet/ vnd ist ein grosses Geheimnuͤß/ so wol zur Universal (wie ich mir einbilde) als zur Particular-Transmutation der Me- tallen durch den Saturnum, (welche mir etlicher massen bekand) darhinder verborgen. Sonsten kan auch der Saturnus, gleich wie er der andern Metallen Wasser ist/ vnd die- selben waͤschet/ eben so wol von Sali en/ die sein Wasser sind/ welches ich hernach bewei- sen wil/ gewaschen werden. Es wolle sich aber allhie niemand verwundern/ daß ich so kurtz abbreche bey dem Saturno, vnd von seiner Natur vnd Wesen nicht weitlaͤufftiger schreibe/ der ich doch so viel von ihm halte vnd zuschreibe. Es ist allbereit in den vorhergehenden Capiteln sei- ner Natur vnd Eigenschafft schon etlichmal gedacht/ vnd wird auch derselben in den folgenden noch mehr gedacht werden/ darumb nicht noͤhtig/ ein Ding so vielmal zu wie- derholen/ sondern wird ein Capitel das ander außlegen vnd erklaͤren/ darzu auch meine andere Tractaͤtlein (da ich vom Saturno geschrieben) darneben koͤnnen gelesen werden; vnd ist kein Zweiffel/ durch oͤfftere Wiederholung derselbigen Schrifften/ meine Mey- nung genugsam werde verstanden werden. Was Paracelsus vom Vnterscheid deß Antimonii (hinter diesem Capitel an- gehaͤngt) schreibet/ ist an sich selber klar vnd wol zu verstehen/ vnd darff keines außle- gens/ dann das gemeine Bley/ vnd das Antimonium schwartz Bley von den Philoso- phis, (wiewol sie wegen ihres Sulphuris in ihrer Natur vngleich) Wißmuth aber/ graw vnd Zinweiß Bley von den alten Bergleuten sind genennet worden; uͤber welche Namen allhier nicht soll disput iret/ sondern den Alten ihre Meynung davon gelassen werden. E e e Die Operis Mineralis Die sechste Regel/ von Luna vnd seiner Art vnd Eigenschafft. W Olte einer Lunam zu Bley oder Eisen machen/ so darffs gleich so grosse Muͤhe vnd Arbeit/ als du wilt mit grossem Nutz vnd Reich- thumb auß Mercurio, Jove, Marte, Venere, Saturno Lunam machen: dann es ist nicht noht/ auß den guten Dingen schlechte zu machen/ sondern auß schlechten Dingen gute zu machen. Auch muß man wissen/ was doch fuͤr eine Matery die Luna ist/ oder von wem es kom̃t. So einer sol- ches nicht weiß zu bedencken oder zu erfragen/ ist ihm vnmuͤglich Lu- nam zu machen. Frage. Was ist dann Luna? Es ist auß den sechs Me- tallen/ die da geistlich in ihme verborgen seynd/ selbst das siebend Me- tall/ aͤusserlich/ leiblich vnd materlich. Dann allweg das siebend hat die andern sechs Metall geistlich in ihm verborgen/ wie offt gehoͤret ist; Auch die sechs geistlichen Metallen moͤgen nicht seyn ohne ein aͤus- serlichs materlichs Metall: So mag auch kein leiblichs Metall ohne die sechs geistlichen nicht seyn/ noch statt haben mit ihrem Wesen. Die sieben leiblichen Metallen werden wol auch zusammen gereimt oder vermischt/ aber es dienet nicht zu Gold oder Silber zu machen. Nach derselbigen Vermischung bleibt ein jedes Metall nach seiner Art bestaͤndig/ oder fluͤchtig im Feuer; deß nimb ein Exempel: Vermisch wie du magst Mercurium, Jovem, Saturnum, Martem, Venerem, Solem, Lunam alle zusammen/ so wird darumb Sol vnd Luna die andern fuͤnff Metall nicht in sich verwandeln/ also daß sie alle von Sole vnd Luna zu Sol vnd Luna wuͤrden: Ob sie schon alle sieben in ein Stuͤck gegossen sind/ so bleibt doch ein jedes das es ist/ in seiner Natur: Solches ist von der leiblichen Vermischung zu verstehen Von der geistlichen metallischen Vermischung vnd Gemeinschafft ist das zu wissen/ daß keine Schei- dung/ auch keine Toͤdtung der Geister ist: dann es sind Geister/ die da nim̃ermehr ohn ein Leib seyn moͤgen. Vnd ob man ihnen in einer Stund hundertmal den Leib naͤhme vnd toͤdtet/ so haͤtten sie doch allwegen wieder einen andern Leib/ vnd edler dann sie vorhin gehabt haben. Vnd dieses ist die uͤbersetzung der Metallen/ von einem toͤdten zu dem andern/ das ist/ von schlechtem Grad zum bessern vnd hoͤheren/ das ist Luna, vnd vom besseren zu dem allerbesten/ das ist Sol, das allerdurch- leuchtigste vnd Koͤniglichste Metall. Es ist auch noch wahr vnd allwegen wahr/ wie vor offt gesagt ist/ daß allwegen die sechs Metallen das siebende gebaͤrend oder von ihnen außgeben/ zum greifflichen vnd sichtlichen Wesen. Frag. Dritter Theil. Frag. So es nun also ist/ daß Luna vnd auch ein jedweders Metall allwe- gen von den andern sechsen geuhrsachet vnd gemacht wird: Was ist dann seine Eigenschafft/ vnd wie ist es genaturt? Antwort: Auß Mercurio, Jove, Marte, Venere, Saturno, Sole mag nichts anders oder kein ander Metall gemacht werden dann Luna. Die Vrsach kom̃t da her/ daß der andern Metall sechs sind/ vnd hat ein jedes zwo guter Tugenden/ das werend in Summa zwoͤlff Tugend: Diese Tu- genden sind der Silbergeist/ das mit kurtzen Worten also zu erkennen ist. Das Silber ist von den sechs geistlichen Metallen vnd ihren Tu- genden/ der jedes zwo hat/ vnd in Summa zwoͤlff sind/ zusammen in ein leiblichs Metall gesetzt/ vnd ist vergleicht den sieben Planeten/ vnd zwoͤlff Zeichen deß Himmels. Dann Luna hat vom Planeten Mer- curio vnd vom ♒ vnd ♓ den Fluß/ vnd seinen lichten weissen Glantz. ☿ ♒ ♓. Auch so hat ☽ vom ♃ ♂ ♉ die weisse Farb/ vnd eine grosse Be- staͤndigkeit wider das Feuer. ♃ ♂ ♉. ☽ hat vom ♂ vnd vom ♋ vnd ♈ die Haͤrtigkeit vnd seinen guten Klang. ♂ ♋ ♈. ☽ hat vom ♀ vnd von ♊ vnd ♎ die Mas der coagulation vnd Geschmeidigkeit. ♀ ♊ ♎. ☽ hat vom ♄/ ♑ vnd ♍ den gediegen Leib mit der Schwerichkeit. ♄ ♑ ♍. ☽ hat von ☉ vnd vom ♌ vnd der ♏ die lautere Reinigkeit vnd grosse Bestaͤndigkeit wider die Macht deß Feuers. ☉ ♌ ♏. Jst also natuͤrlich erklaͤrt mit der Kuͤrtze/ was die Erhebung vnd Vrsach deß Silbergeists vnd Leib ist/ mit seiner zusammen gesetzter Natur vnd Wesenheit. Noch ist das zu melden/ was die metallischen Geister anfaͤnglich in ihrer Geburt/ so sie erstlich von deß Himmels Einfluß zu der Erden kommend fuͤr ein Matery an sich nehmen/ nemlich ein armes Koht/ ein Stein: dann so kom̃t der Bergmann oder Knapp/ der zerschlaͤgt vnd zerbricht den Leib deß Metall-Geists/ der Schmeltzer zerstoͤret vnd toͤdtet diesen Leib gar mit dem Feuer: dañ so nimbt der metallisch Geist in solcher Toͤdtung einen andern bessern Leib an sich/ der gedie- gen/ nicht bruͤchich/ sondern geschmeidig ist: dann so kom̃t der Alchi- mist/ vnd zerstoͤrt/ toͤdtet vnd bereitet solchen metallischen Leib kuͤnst- lich: so nimbt dann der metallisch Leibgeist aber einen andern edlern vnd vollkommenern Leib an sich/ der sich aͤusserlich erzeiget/ es sey dañ Sol oder Luna, alsdann sind beyde metallische Leib vnd Geist vollkom̃- lich vereint/ vnd von dem zerstoͤrlichen Element deß Feuers wol sicher/ vnd vnverzehrlich darinn. Jn diesem sechsten Capitel wiederholet Paracelsus seine in den vorhergehenden E e e 2 Ca- Operis Mineralis Capiteln offterwehnte Wort/ nemlich/ daß ein jedweder sichtlich Metall ein Verberget der andern in ihme geistlich verborgenen Metallen sey; vnd lehret vns/ daß es vnmuͤg- sey/ corporali sche Metallen (wann sie schon noch so lang beysammen fliessen) zu ver- bessern/ sondern solches in geistlicher Gestalt muͤsse verrichtet werden: welches dann an ihm selber dielautere Warheit ist/ vnd ich zuvor auch schon etlichmal angezogen/ vnd solches der rechte Weg zur Transmutation zu seyn/ geschrieben habe. Wie oder auff was Weise aber ein solche Geistlichmachung vnd Vermischung der Metallen geschehe/ lehret er nicht von Wort zu Wort/ welches auch nicht noͤhtig/ daß man dem Faulen/ der nicht suchen wil/ alles kaͤue vnd einstreiche. So viel aber sage ich/ daß es mit der Me- tallen Geistlichkeit/ davon allhier gedacht wird/ ein solche Beschaffenheit habe/ nemlich daß Paracelsus nicht haben wil/ daß man dieselben in corrosivi schen Spiritibus solv ire/ vnd durch langer Zeit digestion den Spiritum wieder zum oͤfftern davon ziehe/ vnd das Metall darmit uͤber den Helm suche zu fuͤhren; gantz nicht. Diese Geistlichmachung die er meinet/ geschicht nicht durch corrosiv en/ dadurch die Metallen nur mehr verder- bet/ vnd nicht verbessert werden; vnd auch nicht in Glaͤsern/ sondern in Tiegeln/ inner- halb wenig Stunden/ ohne corrosiv, also daß dieselbe so rein vnd zart werden/ daß man in vnd ausser dem Feuer dadurch hin sehen kan/ vnd in einem jedwedern Wasser zer- schmeltzen. Dieses/ mein Lieber/ ist die rechte Geistlichmachung der Metallen/ die mit Nutzen geschiehet/ wañ sie diese oberzehlte Eigenschafften hat/ welche sonst von andern Philosophis der Metallen prima materia genant/ aber zu vnsern Zeiten sehr wenigen bekand. Dann vnsere jetzige Laborant en von keinen anderen metallischen Geistern wissen/ als von denen/ die sich durch zuthun frembder vnd schaͤdlicher Dingen uͤber den Helm vnd Retort en treiben lassen/ die doch zur Metallen-Verbesserung gantz nichts taugen/ wie die Erfahrung genug außweiset bey denen/ die lang darinn gesudelthaben. Vnd ob schon die aͤltere Philosophi schreiben: Fac fixum volatile, \amp; volatile fixum; so wollen sie doch nicht verstanden haben/ daß man die Metallen in die Hoͤhe auff subli- m iren soll/ von welcher sublimation oder destillation sie gantz nichts gewust haben/ sondern haben ihre metallische Arbeiten/ als solutionem, putrefactionem, destillatio- nem, sublimationem, calcinationem, incerationem, cohobationem vnd fixationem zugleich in einem irdenen Geschirꝛ/ ohne zuthun corrosivi scher Dingen/ zu verrichten gewust/ vnd sich mit so vielerley naͤrrischen laboribus, die in Glaͤsern geschehen/ vnd zum Werck vntuͤchtig sind/ nicht geschleppet/ davon an einem andern Ort ein mehrers soll gedacht werden. Man lese vnd uͤberlese fleissig dasjenige/ was Paracelsus allhier zu End deß Ca- pitels schreibet/ so wird man finden/ daß er vom schmeltzen vnd nicht vom destill iren in Glaͤsern gedencket/ sondern anweiset/ wie der Metallen Geist erstlich so ein geringe Ge- stalt habe/ (als ein Stein oder Koht) wann er von dem Gestirn herunter in die Erde ge- wircket wird/ welche der Bergmann zerbricht/ vnd in einem starcken Feuer zerschmel- tzet/ dadurch er ein bessere Gestalt erlanget/ vnd ein geschmeidig Metall wird/ darbey ers muß Dritter Theil. muß beruhen lassen/ weil er nicht weiters damit fort kan. Darnach aber/ sagt Paracel- fus, kommet der Alchymist/ vnd zerstoͤret/ toͤdtet vnd bereitet denselben metallischen Leib kuͤnstlich/ so nimbt dann der zerstoͤrte vnd geistlich-gemachte Leib einen andern/ edlern vnd bestaͤndigern Leib in solcher Arbeit an sich/ vnd wird dann Gold oder Silber genen- net/ nach dem er seine Reiffe erlanget. Die Luna, ob sie schon reiner vnd edeler als das Kupffer/ Eisen/ Zin vnd Bley/ so hat sie doch ihre Reiffe noch nicht erlanget/ sondern ist gegen das Gold zu rechnen als eine Blume/ die zwar edler vñ besser ist als das Kraut/ gleichwol nicht so hoch vnd gut geachtet als der Saame deß Krauts/ welcher das voll- koͤm̃lichste Theil deß Gewaͤchses ist/ deme das Gold zu vergleichen. Vnd gleich wie bey allen vegetabili schen Gewaͤchsen die Bluͤt oder Blume mit schoͤnerer Farbe begabet als der Saame oder Frucht/ also auch die Luna viel mehr tincturæ bey sich hat vnd gibt/ als das Gold selbsten/ welches ich zum oͤfftern erfahren/ vnd auff vielerley Weise/ wann es noͤtig waͤre/ darthun koͤnte. Hergegen aber/ ob schon eine Blume mit ihrer schoͤnen Ge- stalt/ Farb/ vnd lieblichem Geruch dem Saamen oder der Frucht vorgehet/ so wird sie doch im uͤbrigen/ nemlich an der Guͤte vnd Bestaͤndigkeit/ dem Saamen bey weitem nicht gleich geachtet/ vnd billich; dann die Blume faͤllt von einem harten Wetter abe/ vnd vergehet; der Saame aber kan sich halten/ vnd wann ihm geholffen/ wieder ein an- der Kraut mit Blumen vnd Saamen fortbringen/ also daß durch ihn sein Geschlecht erhalten vnd fortgepflantzt wird/ welches die Blume nicht thun kan. Vnd gleich wie bey den vegetabili schen Gewaͤchsen allzeit deß groben Krauts ein groͤsserer Theil ist/ als der Blumen/ vnd der Blumen mehr als deß Saamens; Also auch bey den minerali- schen Gewaͤchsen die Natur ein solche Ordnung haͤlt/ welches alles wol vnd gut ist; dañ wann die Natur lauter Blumen vnd Saamen wolte herfuͤrbringen/ vnd kein grob Gras/ womit solte man der Kuh den Bauch stopffen/ dadurch sie dem Bauersmann Mist machen koͤnte/ den Acker zu tuͤngen/ seinen Saamen/ zur Fortpflantzung deß Ge- waͤchses/ darein zu saͤen. Daß es aber wahr sey/ daß in der Luna mehr Farb verborgen als im Gold/ ist kein Zweiffel/ dann sein innerstes ein lauter Roͤhte/ deß Goldes innerstes aber ein gantz be- staͤndige vnd klare Blaue/ darauff zu mercken. Was sonsten deß Silbers andere Eigenschafften sind/ ist nicht noͤhtig weiters da- von zu schreiben/ dann jederman bekand ist/ daß es nach dem Gold vnter den Metallen das feineste vnd bestaͤndigste/ vnd in den metallischen Gewaͤchsen der Bluͤht zu verglei- chen sey; ist von der natur deß verbrennlichen vnd raͤuberischen Sulphurs gantz befreyt/ aber nicht gar zur Vollkommenheit außgezeitiget; ist ein sehr bequem vehiculum, auß den fluͤchtigen vnd vnzeitigen Marcasit en/ vnd andern guͤldischen Berg-Arten/ ihr Gold darauff an sich zu ziehen/ vnd corporali sch zu machen; davon ich allbereit vor diesem geschrieben/ vnd hernach auch ein mehrers folgen wird. E e e 3 Die Operis Mineralis Die siebende Regel/ von Sole vnd seiner Art vnd Eigensehafft. D As siebende Metall auß den sechs geistlichen/ ist leiblich das Gold/ vnd ist an ihm selbs nichts anders/ dann ein lauters Feuer. Daß es aber aͤusserlich ein schoͤner/ gelber/ sichtbarlicher/ greiff licher/ schwe- rer/ kalter vnd gediegener Leib zu sehen vnd zu empfinden/ ist die Vr- sach/ daß es die coagulation der andern sechs Metallen in ihm hat/ da- mit es verfasst vnd behafftet ist zu einem aͤusserlichen Leib. Daß es aber von dem elementischen Feuer geschmeltzet wird/ ist das die Vr- sach: Es hat den Fluß von Mercurio, vom Fisch vnd Wassermann in ihm geistlich verborgen: Das spuͤret man auch darbey aͤusserlich/ daß sich der Mercurius am allerliebsten mit dem Gold verhafftet vnd vermi- schet leiblich. Daß aber das Gold nach der Schmeltzung/ so die Hitz ablaͤsset/ vnd die Kaͤlte aͤusserlich zufaͤllt/ wieder hart/ das ist/ coagulirt vnd star- rend wird/ ist der andern fuͤnf Metallen Art vnd Vrsach in ihm/ das ist/ von Jove, Saturno, Marte, Venere vnd Luna. Jn diesen fůnff Metallen hat man am meisten die kalten Wohnungen mit ihrem Regiment/ darumb mag das Gold ausserhalb deß Feuers Hitz keinen Fluß haben/ von we- gen der Kaͤlte. Es mag ihm auch Mercurius mit seiner Hitz/ Natur vnd Fluß nicht helffen oder erretten wider die fuͤnff Metallen die kalt sind/ daß die Hitz Mercurii genugsam waͤre/ das Gold im Fluß zu erhalten. Darumb muß das Gold den fuͤnff Metallen mehr Gehorsam leisten/ dann dem einigen Metall Mercurio. Der Mercurius hat auch kein anders Ampt in ihm selbst/ dann daß er allweg im Fluß stehet: Darumb hat er in der coagulation der andern Metall nichts zu schaffen/ vnd ist nicht sein Art/ hartstehend oder starrend zu machen/ sondern zu fliessen ma- chen. Das Fliessen-machen ist eine Natur der Hitze vnd deß Lebens: Aber kaͤlten ist eine Natur der Haͤrtung/ der Erstarrung vnd der Vn- beweglichkeit/ vnd ist dem Tod vergleicht. Das Exempel ist also: So man die sechs Metallen die da kalt seyn/ zu Fluß wil bringen/ es sey denn ♃/ ♀/ ♄/ ♂/ ☽/ ☉/ so muß das mit der Hitz deß Feuers geschehen: dann mit Schnee vnd Eiß/ so kalt seyn/ mag man die Metall nicht schmeltzen/ sondern haͤrten. Vnd so man die Metall mit Feuer in Fluß bringt/ so bald dann das Feuer von ihnen ge- than wird/ so faͤllt die Kaͤlte ein in das Metall/ vnd wird von Stund an hart vnd starrend darvon vnd todt/ vnd bleibt vnbeweglich. Weil dann nun Mercurius allwegen im Fluß vnd lebendig ist/ so sag nun an/ ob Dritter Theil. ob er von Hitz oder von Kaͤlte lebendig ist? Wird er sprechen/ er ist kal- ter vnd feuchter Natur/ vnd von Kaͤlte sey er lebendig: so ist er ein sol- cher/ der es sagt vnd dafuͤr haͤlt/ nicht ein Erkenner der wahren Na- tur/ sondern wird mit dem gemeinen Poͤfel verfuͤhrt vnd betrogen. Dann der gemeine Poͤfel haͤlt vnd glaubt nur falsch von allen Dingen/ darumb muß man sich davon ziehen/ wil man die Warheit recht er- ken nen. Dann Mercurius ist nicht von Kaͤlte/ sonden von Hitz vnd Feu- ers Natur lebendig/ vnd auch ein jedes lebendiges Ding ist Feuer. Dann die Hitze ist deß Lebens/ vnd die Kaͤlte deß Tods Vrsachen. Daß aber das Gold an ihm selbs ein lauter Feuer ist/ vnd doch nicht leben- dig/ sondern hart/ vnd erzeigt allein die Farb deß Feuers/ als gelb vnd roht vermischt in ihm: Vnd die fuͤnf kalte Metallen sind diese/ ♃/ ♂/ ♄/ ♀ vnd ☽/ die geben dem Gold ihre Tugend/ nach der Kaͤltin den Leib/ nach dem Feuer die Farben/ vnd nach der Troͤckne die Haͤrtung/ vnd nach der Feuchtigkeit die Schwere/ vnd von Glantzigkeit den Klang. Daß aber das Gold in dem Element deß irdischen Feuers nicht ver- brennt/ noch zerstoͤrt wird/ ist das die Vrsach davon/ die Bestaͤndig- keit deß Golds. Es mag ein Feuer das ander nicht verbrennen oder verzehren/ sondern so Feuer vnd Feuer zusammen kommen/ wirds nur je groͤsser vnd staͤrcker in seiner Wirckung. Das him̃lische Feuer/ das von der Sonnen einfleusst bey vns/ oder im Erdreich gewircket wird/ ist nicht ein Feuer/ wie es im Himmel ist/ ist auch nicht wie vnser Feuer auff Erden: Sondern das him̃lische Feuer ist bey vns ein kaltes/ star- rendes vnd gefrorens Feuer/ vnd diß ist der Leib deß Goldes/ darumb mag man dem Gold mit vnserm Feuer nichts abgewinnen/ dann allein daß man es darmit zertrennet vnd fliessend macht/ gleich wie die Soñ den Schnee/ vnd das gefroren Eiß vnd Wasser auffweicht vnd flies- send macht. Vnd darumb ist dem Feuer nicht Gewalt gegeben/ Feuer zu verbrennen/ dieweil Gold selbst Feuer ist. Jm Himmel ists resolvirt, aber bey vns coagulirt. Das Gold ist in dreyerley Stand mit seinem Wesen: 1. Him̃lisch 2. Elementisch 3. Metallisch ist resolvirt. fluͤssig. leiblich. Ende der sieben Regeln. N Vn kommen wir zu dem alleredelsten vnd Koͤniglichen Metall dem Gold/ welches Paracelsus einem lautern Feuer vergleicht/ wie es dann auch ist/ vnd mans erfaͤh- ret/ wann es anatom iret wird/ welches auch eines Saamens Natur ist/ hitziger zu seyn als Operis Mineralis als das Kraut vnd Blumen. Was soll man aber von seiner Verbesserung schreiben/ deren es nicht von noͤhten hat/ weil es schon auffs hoͤchste kommen ist/ vnd die Natur dasselbe weiter zu bringen nicht vermag. Wann ja etwas bessers darauß solte koͤnnen gemacht werden/ so solte es eine Medicin werden muͤssen; dann besser Metall von kei- nem Menschen niemal ist gesehen worden. Wann ein Kraut vnverhindert in einem fruchtbaren Erdreich durch die warme Sonn zur Vollkommenheit außgezeitiget wird/ vnd nunmehr der Saame reiff worden/ so bleibt es in solcher Gestalt nicht stehen/ son- dern das Kraut verdorret/ vnd der Saame faͤllt auß; wann man aber denselben zu rech- ter Zeit außmachet/ so kan derselbe lange Zeit gut bleiben/ vnd nach Gefallen wieder in die Erde gesaͤet/ vnd seines Geschlechts gleichfoͤrmige Kraͤuter herfuͤrbringen/ oder er kan zu deß menschlichen Geschlechts Gesundheit/ vnd sonst ausser diesem zu nichts son- derlichs gebraucht werden. Also auch mit dem Gold zu verstehen/ wann dasselbe (weil es aufs hoͤchste kommen) weiters nutzen solte/ so muͤste solches entweder ein medicinam, oder als ein metallischer Saame wieder in sein behoͤrlich metallisches Erdreich gesetzet/ darinn verfaulen/ sich darauß vermehren/ vnd endlich ein metallisch Gewaͤchs geben koͤnnen. Daß ein gute Medicin darauß auff vielerley Weise werden kan/ ist bekand ge- nug/ aber doch nicht gemein; daß aber dasselbe (einem vegetabili schen Saamen gleich) sich auß den vnvollkommenen Metallen/ als seiner Erden/ vermehren koͤnne/ lehret allhier Paracelsus, vnd bekennens noch viel andere Philosophi auch; vnd nicht allein dieses zur Particular- Verbesserung/ daß es in solcher Arbeit seines Gleichen auß den vnvollkommenen Metallen zu sich ziehen/ vnd sich darauß vermehren koͤnne/ geglaubt wird; sondern daß auch auß ihm sein innerste wachsende Krafft vnd reinester Theil/ nach Ablegung seiner Huͤlsen/ darmit es noch bekleidet ist/ durch die Geschicklichkeit eines er- fahrnen Naturkuͤndigers der Metallen koͤnne separ iret/ vnd zur plusquamperfection gebracht werden/ (ob es schon dem mehrern Theil hart vorkoͤm̃t/ dannoch wann man nicht halsstarriglich die gantze philosophi sche Schaar luͤgenstraffen wil) im geringsten nichts daran zu zweiffeln. Moͤchte jemand sagen: Solte man an solchem Werck/ daran sich so viel Men- schen verbrant/ vnd vergebliche Muͤhe vnd Kosten verloren/ nicht zweiffeln; ja gar mit dem grossen Hauffen sagen/ daß es nur Traͤume/ vnd ein falsches Vorbringen der Phi- losoph en/ vnd keine Warheit waͤre. Solchen Thomas-Bruͤdern/ wann ihr Vnglau- ben nur nicht auß einem neidischen vnd hoffaͤrtigen Hertzen herruͤhrete/ waͤre es wol zu- zugeben/ weil ihr Talentum so weit nicht reichet/ ein solches grosse Geheimnuͤß zu ver- stehen. Wie kan ein Blinder von Farbenreden/ der sein Lebtag keine gesehen? Woyer koͤnte einer sagen/ daß das Feuer warm vnd das Wasser naß waͤre/ wann er dieselbe nie- maln angetastet haͤtte. Also koͤnnen auch diejenige nicht vrtheilen von Dingen die ihnen vnbekand/ vnd nichts davon erfahren haben. Daß mancher vergebens darinn gesu- delt/ solches zu erfahren/ kan die Warheit der Kunst darumb nicht vmbstossen. Es wird da hin nimmermehr kommen/ daß ein jedweder/ der nur ein Feuer anblasen kan/ zu sol- cher Dritter Theil. cher vngemeinen Kunst gelangen solte. Dieser aber/ welcher mit grossem Fleiß vnd Kosten der Metallen Natur durchs Feuer zu vntersuchen nicht gescheuet/ solches wol begreiffen vnd glauben kan: Wie ich dañ selber (der ich doch noch niemaln Hand an ein solch wichtig Werck geschlagen) solches in rerum natura zu seyn bekenne vnd vnzweiffel- hafftig glaube: Dann ich in andern metallischen laboribus allbereit so viel gesehen/ daß ein solche Medicin zu bereiten der Kunst zu thun muͤglich sey/ vnd auch/ wann mir Gott das Leben wird fristen/ vnd nicht daran verhindert werde/ einmal mein Gluͤck daran zu versuchen mir vor genommen habe. Was sonsten deß Goldes Eigenschafft sey/ vnd wie dasselbe zu guten Medicamen- t en zu bereiten/ ist allbereit an vnterschiedlichen Orten meiner Schrifften gedacht/ vnd davon gehandelt/ soll auch hernach an seinem bequemen Ort noch ein mehrers davon gedacht werden; darbey es auff dißmal beruhen/ vnd das Buͤchlein von den sieben Re- geln der Metallen geendet. Deus \amp; Natura nihil frustra faciunt. D Je ewige Statt aller Dingen/ ohne Zeit vnd ohne Anfang vnd oh- ne End/ ist gantz wesentlich uͤberall: Es wircket dakein Hoffnung auff ist/ vnd das vnmuͤglich geschaͤtzt wird/ das da nur vnverhofflich/ vnglaublich/ vnd gar verzweiffelt ist/ wird wunderbarlich wahr werden. Nachdem nun Paracelsus seine sieben Regeln von der Metallen Eigenschaff- ten geendiget/ faͤngt er wieder an seine Meynung etlicher massen zu wiederholen/ vnd sich noch besser zu erklaͤren/ vnd troͤstet den Laborant en/ daß er darumb nicht zweiffeln soll/ wann es ihm nicht alsbald in seiner Arbeit gluͤcket/ sondern mit gutem Verstand darinn fortfahren; Dann die Natur thue nichts vergeblichs/ koͤnne am allerersten wahr werden/ da man am allerwenigsten daran geglaubt/ wie dann seine Wort an sich selber deutlich genug seyn. Item, nun mercket die Stuͤck super Mercurium vivum. A Lles das/ was da weiß faͤrbt oder macht/ ist deß Lebens Natur/ deß Lichtes Eigenschafft vnd Krafft/ die das Leben verursacht vnd macht. Zu dieser Bewegung ist das Feuer mit seiner Hitz sein Ge- burt. Vnd alles das da schwartz faͤrbt oder macht/ ist deß Todes Na- tur/ der Finsternuͤß Eigenschafft vnd Krafft/ die den Tod verursacht. Zu dieser Erstarrung ist die Erden mit der Kaͤltin seine coagulation vnd fixation. Das Haus ist allwegen todt/ aber der Einwohner ist lebendig Feuer. Findest du seine Exempel recht zu gebrauchen/ so hast du ge- wonnen. F ff Allhier Operis Mineralis Allhier redet Paracelsus von dem Mercurio, vnd gedencket deß Feuers/ welches mit seiner Hitze deß Lichtes vnd Lebens/ das schwartzfaͤrbende aber deß Todes Vrsach seyn solle/ dabey ersverbleiben laͤsst; vnd alsobald darauff diese wenige vnd doch nach- denckliche Wort setzet: Pingues adole Verbenas. Nimb 8. Loht Salniter/ 4. Loht Schwefel/ 2. Loht Tartari, ver- mischs/ laß fliessen. Nun faͤngt sich an das Klagen der Alchymisten/ weil Paracelsus von einer so gu- ten Materi schreibet/ vnd doch so bald davon abbricht/ darzu ein solches Recept dahin setzet/ welches/ nach ihrer Meynung/ sich gantz vnd gar nicht zu dem Mercurio schicket/ sondern eben darzu reime/ gleich als eine Faust auff ein Aug. Er wil vns ja vexiren vnd verfuͤhren/ setzet vns daher zum Mercurio ein gut Fließpulver/ darmit man sonsten hart- fluͤssige Metallen zu reduc iren pflegt/ welches er doch nicht noͤhtig/ weil er auß eigener feuriger Krafft vnd angeborner Hitze vorhin allzeit fliesst/ vnd wir dieses seines Flusses darzu nicht von noͤhten haben; haͤtte er vns darfuͤr hingesetzet wie er zu coagul iren oder zu fig iren waͤre/ das wolten wir lieber gehoͤret/ vnd ihm sein gut Fließpulver gerne ge- lassen haben. Solche Leute aber solten uͤber ihre Vnachtsamkeit/ vnd nicht uͤber Para- celsum, der es gut gemeynet/ klagen. Es entschuldigen ihn seine kurtz vorhergegangene Wort/ da er sagt/ daß Gott vnd die Natur nichts vergeblichs thue. Darmit er anzei- gen wil/ daß man sich nicht verwundern soll uͤber dieses Fließpulver/ als wann es nicht zum Mercurio gehoͤrte/ weil er vorhin fliesst/ vnd desselben nit vonnoͤhten haͤtte/ vnd nur dahin gesetzet/ die Alchymisten darmit zu vexiren; welches doch nicht ist/ sondern Para- celsus solchen schnellen Fluß vnd seine Wirckung auff die Metallen besser gekant/ als derjenige/ welcher daruͤber geklaget; (dann er bey allen Metallen viel vnglaubliche Nu- tzen schaffen kan/ wann man denselben nur zu gebrauchen weiß) vnd darumb solchen dahin gesetzet/ auff daß man seine gewaltige Krafft/ die er gegen die Metallen vermag/ erlernen solle; wie dañ seine vorne vorhergangene Wort vns darzu ermahnen. Er wir- cket da kein Hoffnung auff ist/ das vnmuͤglich geschaͤtzet wird/ das da nur vnverhofflich/ vnglaublich/ vnd gar verzweiffelt ist/ wird wunderbarlich wahr werden. Warumb sol- te Paracelsus dieses vngeheure Feuer hieher gesetzet haben/ wann es nicht daher gedient? Es hat ohne Zweiffel dem Mercurio seine Fluͤgel darmit abzubrennen/ vnd ihme das wegfliegen zu wehren gewust: Dann dieses Feuer/ ob ich schon den Mercurium nicht weiß darmit zu fig iren/ oder ihme das fliegen zu wehren/ so habe ich doch Wunderding (sowol bey andern Metallen/ als bey dem Mercurio ) darmit außgerichtet vnd erfah- ren: Dann wann die Metallen auff eine philosophi sche Weis darmit conjung iret/ sublim iret oder destill irt werden/ geben sie wunderbarliche menstrua, vnd sonderlich der Mercurius. Es stehet allhier: Pingues adole Verbenas. Diese Wort solt man also vnachtsamlich nicht lassen voruͤber gehen/ sondern wol betrachten/ was Paracelsus dar- mit habe andeuten wollen. Es ist ja bekand genug/ daß der Sulphur superfluum bey den vnvollkommenen Metallen allein die Vrsach sey ihrer Vnedelheit/ welchen dieses Feuer zu Dritter Theil. zu verbrennen Macht hat. Daß aber darumb ein jedweder solches alsbald damit solte thun koͤnnen/ ist nicht muͤglich/ es gehoͤrt grosser Fleiß vnd uͤbung darzu/ wann man den Icarum (welcher mit seinem Vatter Dædalo wolte fliegen lernen/ vnd der Sonnen zu nah kommen/ davon ihm die Fluͤgel verbrennt/ vnd er herunter in das Meer gefallen) in dem Wasser wil vertrincken sehen. Hiermit genug; dem Gelehrten ist gut predigen. Last vns weiters fortschreiten. Was von der coagulation Mercurii zu halten sey. E S ist auch gar nicht/ daß man bedarff Mercurium toͤdten vnd coagu- l iren/ vnd dann erst zu Lunam machen/ oder viel Arbeit daran legen mit sublim iren vnd andern Sachen. Dann es ist nur eine Verschwen- dung Solis vnd Lunæ das in ihm ist. Es ist wol ein ander viel naͤherer Weg/ darmit Mercurius zu ☽ wird/ gar mit kleinerm Kosten/ ohn alle Muͤh der coagula tz. Nun wolt doch ein jeglicher gern lesen in der Ge- schrifft der Alchimey/ solche Stuͤck oder Kuͤnstlin/ die da leicht vnd gar ring zu brauchen waͤren/ dadurch er mit kurtzer Eil viel Golds vnd Silbers machen koͤnt/ vnd hat einen Verdruß an viel andern Schriff- ten vnd Worten/ die ihm nicht wollen flugs lauter vnd klar anzeigen vnd sagen/ wie er ihm thun soll: Also vnd also thu ihm/ (wolt er gern hoͤren) so hast du gut Lunam vnd Solem, davon du magst reich werden. Ey lieber beyt noch ein Weil/ biß man dirs mit kurtzen Worten/ gar ohn alle Muͤh vnd Arbeit/ in gemein auffdecken wird/ daß du es nur im Huy herzucken woltest/ vnd von Stund an auß Saturno vnd Mercu- rio vnd Jove Solem vnd Lunam machen. Es ist vnd wird so gemein nim- mermehr zu koͤnnen vnd treffen/ so leicht vnd gering es auch an ihm selbst ist. Es ist Gold vnd Silber durch einen so gar kleinen vnd ringen Griff vnd Weg der Alchymia zu machen/ daß es gar nicht noht ist oder waͤre/ einigerley Lehr vnd Buch davon zu schreiben noch zu reden/ so wenig als vom ferndigen Schnee zu schreiben ist. Allhier erklaͤret sich Paracelsus weiters/ vnd saget/ daß man solche Muͤhe/ den Mercurium zu coagul iren/ nicht anwenden doͤrffe/ auß demselben Gold vnd Silber zu machen/ sondern daß es gar leichtlich ohne solche vergebene Arbeiten geschehen koͤnne; vermeynet also/ daß es nicht noͤhtig sey etwas mehrers davon zu schreiben. Paracelsus koͤnte allhier jenem Reichen verglichen werden/ von deme man saget/ da ihm zu Ohren kommen/ daß ein solche grosse Hungersnoht vnter den armen Leuten vaͤre/ vnd viele daruͤber zu grund giengen; er geantwortet soll haben/ ehe er Hunger laden solte/ so wolte er lieber Speck vnd Erbsen essen; ihm einbildende/ als wann jederman solcher Kost genug haben koͤnte/ vnd wegen verleckerten Zungen dieselbe verachteten vnd daruͤber einbuͤsten. Also auch der gute Paracelsus ihm eingebildet/ als dann alle Chymici mit einem solchen grossen Verstand in metallischen Sachen al s er/ begabet waͤren/ vnd F ff 2 nicht Operis Mineralis nicht gedenckt/ daß so viel arme Kolenbrenner seyn/ die den Mercurium mit solv iren/ præcipit iren/ sublim iren/ revivific iren/ fig iren/ vnd andern vnzehlichen Arbeiten mar- teln vnd quaͤlen/ vnd doch denselben noch nicht kennen/ was er sey/ was ihm mangele/ oder was er zuviel habe: vnd nur ohn alle Erkandnuß desselben hinsudeln/ vnd ihre Zeit vnd Gut darmit verlieren. Der Mercurius ist gar ein wunderbarlicher Gast/ vnd ein rechter Spottvogel der Alchymisten; wann man seiner wieder spotten wil/ muß man zusehen/ daß man ihm Lufft gebe/ (weil er sich nicht perforce wil binden lassen) wann man ihn quelet/ auff daß er ein wenig herumb spatziren kan/ aber doch nicht zu weit trauen/ auff daß er nicht gar durchgehe/ vnd ein leer Nest hinder sich lasse; darzu mein erster Ofen mit vielen Glaͤsern/ welche beheb auff einander gesetzet/ gut zu gebrauchen ist. Was soll man ein mehrers davon schreiben/ er ist ein solches Subjectum, deme wegen seiner wunderbar- lichen vnd vnaußlernichen Natur keines gleich ist/ muß auch bekennen/ daß eben er mir weniger als sonsten kein Metall (der ich doch auch zimlich darinn gesudelt) hat gehor- samen wollen; vnd zweiffele nicht daran/ wann man ihme recht wuͤste zu begegnen/ daß er die Muͤh wol belohnen solte; Aber wer zeigt einem den rechten Weg darzu? Muͤssen also auch noch vnbekandte Wunderwerck seyn vnd bleiben. Vnd ob vns schon nicht alles bekand ist/ dennoch wir dem lieben Gott fuͤr dasjenige/ was wir allbereit wissen/ Ehr vnd Danck zu sagen schuldig sind. Recepten der Alchimey. W As soll man dann von viel Recepten sagen/ vnd von mancherley Gefaͤssen? Oefen/ Glaͤsern/ Scherben/ Wassern/ Oelen/ Saltzen/ Schwefeln/ Spießglaß/ Magnifica, Salnitter/ Alaun/ Vitril/ Wein- stein/ Borras/ Atrament, Auripigment, Glaßgallen/ Arsenic, Galmey/ Boli Armeni, Roͤtelstein/ Kalch/ Bech/ Wachs/ Lutum sapientiæ, gestossen Glas/ Gruͤnspan/ Salarmoniac, Kienruhs/ Kreiden/ Menschendreck/ vnd Haar/ Eyerschalen/ Jungfraumilch/ Bleyweis/ Menig/ Zino- ber/ Essig/ Aquafort, Crocum Martis, Elixir, Lasur, Seiffen/ Tutian, Haver- gold/ Crystallen; vnd noch viel mehr von præpar iren/ putrific iren/ dige- ri ren/ prob iren/ sublim iren/ calcion iren/ solv iren/ cement iren/ fix iren/ rever- ber iren/ coagul iren/ grad iren/ rectific iren/ amalgam iren/ purg iren: Von sol- chen Sachen vñ Stuͤcken sind der Alchymey viel Buͤcher voll geschrie- ben/ vnd noch mehr was mit Kraͤutern/ Wurtzeln/ Saamen/ Hoͤltzern/ Stein/ Thieren/ Wuͤrmen/ Beinaͤschen/ Schneckenhaͤusern/ Mu- scheln vnd Bech zugehet/ ꝛc. Solche o b erzehlte Ding sind allerley Alchimey-Weitschweiffig- keit vnd grosse vergebene Muͤh vnd Arbeit. Vnd ob schon durch sol- che Ding Sol vnd L una gemacht wuͤrde/ so ist es doch der Menig mehr eine Verhindernuͤß/ dann eine Fuͤrderung. Darumb ist in der Warheit nicht Dritter Theil. nicht zu lernen von den obgemeldten Dingen Lunam vnd Solem zu ma- chen/ sondern man muß das alles fahren vnd stehen lassen. Dann es nicht bey den fuͤnff Metallen wirckt/ Gold vnd Silber fuͤrzubringen. Was ist dann der rechte Weg vnd kurtzer Grund/ so gar nichts schweres bedarff/ vnd so bald Silber vnd Gold wird/ das wahr vnd recht ohn allen Betrug ist? Wie lang verzeuchst du das zu melden? Jch glaub du weist selbst nichts davon/ sondern machst viel vnnuͤtzer Vmbschweiff/ moͤcht einer sagen. Antwort: Es ist schon gesagt/ vnd in den sieben Regeln genugsam offenbar: wils einer nicht begreiffen/ so ist ihme nicht zu helffen. Es soll auch keiner so vnsinnig seyn/ der da wolle meynen/ es solle gar leicht zu verstehen seyn/ vnd allen Men- schen gemein/ das ist nicht/ vnd soll nicht seyn: Aber mit einem ver- deckten Verstand soll es noch besser vermerckt werden. Das ist die Kunst: Wañ du den Himmel oder Sphæram Saturni mit dem Leben lauf- fen machst auff Erden/ so setz die Planeten darein alle/ oder welche du wilt: doch daß der Luna nicht zuviel/ sondern der kleinste vnd wenigest darm̃ sey; vnd also laß es alles lauffen so lang/ biß der Him̃el deß Saturni gar verschwindt/ so bleiben die Planeten allein stehen/ vnd sind gestor- ben mit ihren alten zerstoͤrlichen Coͤrpern/ vnd haben einen neuen/ voll- kommenen/ vnzerstoͤrlichen Leib an sich genommen: Derselbe Leib ist der Geist deß Himmels/ von dem die Planeten wieder leiblich vnd le- bendig werden/ wie vor. Denselben neuen Leib nimb von dem Leben/ vnd auß der Erden/ vnd behalt ihn/ der ist Sol vnd Luna. Also hast du die Kunst gar geoͤffnet/ vnd beyeinander. Ob du es noch nicht verste- hest noch kanst/ das ist recht: Dann also soll es bleiben/ vnd nicht ge- mein gekuͤndt seyn. Jn diesem Capitel lehret vns Paracelsus, daß man so vielerley naͤrrische species zur transmutation der Metallen nicht vonnoͤhten habe/ sondern daß ein Metall in das ander zu wircken/ wann es auff rechte Weise darmit vereiniget wird/ vnd dasselbige zu verbessern Macht genug habe: Doch kan man bey etlichen laboribus der Sali en vnd Minerali en auch nicht entbehren/ weil sie gut sind/ die harte Metallen zu erweichen/ vnd bequem zu machen/ eine Verbesserung anzunehmen. Dieses aber wol zu mercken/ daß man die corrosiv en davon lasse/ sondern sich deren/ welche den Metallen befreundet seyn/ gebrauche. Deßgleichen kan man auch andere Minerali en vnd Berg-Arten/ als im Schmeltzen/ Seigerungen/ Scheidungen vnd andern metallischen Arbeiten/ als Zusaͤtze mit Nutzen gebrauchen/ vnd seynd darumb nicht zu verwerffen; welches Para- celsus auch allhier so nicht wil verstanden haben/ sondern allein der gemeinen vnd vnge- uͤbten Alchymisten naͤrrische compositiones, welche sie zu ihrem Goldmachen gebrau- chen/ vnd doch mit den Metallen keine Gemeinschafft haben/ wie billich/ verwirffet/ den Kunstsuchenden davon abmahnet/ vnd denselben auf ein rechten Weg zu bringen suchet. F ff 3 Dar- Operis Mineralis Darnach beschreibet er/ (doch vuter einem verdeckten Verstand) wie vnd auff was Weise gut vnd auff allen Proben bestaͤndig Gold vnd Silber auß den vnvollkom- menen Metallen zu bringen sey: aber so verdeckt/ daß es niemand darauß erlernen kan/ vnd nur allein denen/ welche zuvor schon etwas wissen/ vnd ihnen dergleichen Arbeit durch die Haͤnde gangen ist/ seine Meynung bekand wird. Vnd ist nicht ohn/ dieser Proceß hat manchem viel Kopffbrechens verursachet/ vnd doch nichts darinn gefun- den: Jst aber auch wol glaublich/ daß ihrer etliche vngefehr darhinder kommen/ vnd die Warheit darinn gefunden haben. Vnd geschehen solche Erfindungen mehrentheils vngefehr/ indem mancher etwas zu machen vorgenommen/ ihme dasselbe mißgluͤcket/ vnd doch etwas anders dadurch erfaͤhret/ welches bißweilen besser ist als dasjenige/ was er gesucht hat. Wer solte vns gesagt haben/ daß eine Weisse in dem schwartzen Bley/ eine Gruͤne in dem Kupffer/ vnd eine Roͤhte in dem Eisen vnd Mercurio waͤre/ wann es sich nicht natuͤrlicher Weis durch zufaͤllige Dinge geoffenbaret haͤtte. Also vnd auff diese Weis sind mir viel Dinge/ die ich nicht gesucht habe/ bekand worden; Wie dann auch deß Paracelsi Wissenschafften zum theil mir meine eigene labores, vnd nicht seine Schrifften/ offenbaret haben. Wer kan einen versichern/ was er eigentlich mit seinen verdeckten Worten gemeynet/ Der Schuͤtzen sind viel/ aber wenig die das Schwartze treffen? Darzu ist es auch nicht noͤhtig/ daß man eben solche Metallen/ die da benennet/ vnd sonst keine andere zur Arbeit gebrauchen muͤsse/ wie Paracelsus dann solches selber in diesem seinem fuͤrgeschriebenen Proceß erinnert/ da er sagt: Wann du den Himmel oder Sphæram deß Saturni mit dem Leben auff Erden lauffen machst/ so setze die Plane- ten darein alle/ oder welche du wilt/ doch daß der Luna nicht zu viel/ sondern der kleinste vnd wenigste darinn sey. Also ist auß dessen Worten genugsam zu verstehen/ daß der groͤste Theil Saturni seyn muͤsse/ mit welchem man andere Metallen waschen vnd reini- gen koͤnne; vnd daß der Luna nicht zuviel solle genommen werden/ auch erinnert. Was hat die Luna dañ dabey zu thun/ (moͤchte man fragen) die doch an sich selber rein ist/ vnd keines waschens vonnoͤhten hat? Dieses ist allbereit schon zuvor an etlichen Orten be- antwortet/ daß dieselbe in der Arbeit das außgewaschen vnd gereinigte zarte Gold zu sich ziehe/ beschuͤtze vnd corporali sch mache/ welches sich sonsten in die Schlacken verschmie- ren wuͤrde: Doch kan eine solche Seigerung auch wol ohne Luna geschehen/ gibt aber nicht so reichlich/ als wann dieselbe darzu genommen wird. Darzu ist es auch nicht noͤ- tig/ daß man diese oder jene Metallen zusammen setze/ vnd zugleich mit dem Saturno wasche/ man kan ein jedweders allein darmit einsetzen vnd reinigen; es waͤre dann/ daß man guten Verstand derselben haͤtte/ vnd eine solche composition zu machen wuͤste/ da- durch das Waschwerck desto leichter geschaͤhe/ oder aber desto mehr Gold dadurch auß- kaͤme. Wie dann solches wol in acht zu nehmen ist/ sonderlich wann man kein Silber/ oder doch wenig desselben zu der Arbeit nimbt: Dann wann man kein Silber wil neh- men/ so muß man auffs wenigste Kupffer darzu gebrauchen/ welches nechst dem Gold vñ Silber das geschmeidigst ist/ vnd auch das fluͤchtig vñ vnzeitig Gold gern auß den vn- vollkom̃enen Metallen ziehet vnd beschuͤtzt im Feuer/ aber bey weitem nicht so wol als das Sil- Dritter Theil. Silber solches thun kan. Dañ wann man schon Zin vnd Eisen/ als die zwey vngeschlach- teste vnd wildeste Metallen/ mit dem Saturno waschen/ vnd ihr geistlich oder verborgen fluͤchtig Gold darauß ziehen wolte/ welches zwar geschehen koͤnte/ aber mit viel mehr Muͤhe vnd Kosten/ als wañ Silber/ oder aufs wenigste Kupffer/ darzu genommen waͤre. Wann man dann solches weiß/ warumb solte man dann nicht eben so gern einem jedern Metall seine gebuͤhrliche metallische Zusaͤtze geben/ dadurch die Arbeit befoͤrdert/ vnd de- sto mehr Gold außkommen moͤchte. Jst also gut vnd noͤhtig/ daß man ein rechte Mixtur der Metallen wisse/ wann sie durch den Saturnum sollen gewaschen werden/ auff daß das Werck desto gluͤcklicher ablauffe; an welcher Mixtur sehr viel gelegen ist/ daß man- cher nicht meynen solte/ vnd ich auch nicht geglaubet/ wann ich solches nicht mit Scha- den erfahren haͤtte. Dann nachdem ich vor vielen Jahren in dergleichen Waschwerck oder Seiger-Arbeit mich geuͤbet vnd gesuchet/ vnd bißweilen eine gute Prob gefunden/ aber das Gewicht/ vnd auch den Grad deß Feuers nicht wol behalten/ vnd darnach sol- ches wieder thun wollen/ mir offtermals vmb einen gantzen Baurenschritt gefehlet hat. Vnd wiewol ich viel sauren Schweiß uͤber solcher Arbeit in etlichen Jahren her gelassen/ zwar auch viel Gutes erfahren/ vnd mich meine Muͤhe nicht gereuet/ so darff ich mich doch nicht beruͤhmen/ daß ich einen Haasen erlauffen habe/ sondeꝛn mich mit einem Stuͤck Brod behelffen muͤssen: Doch muß man darumb nicht verzagen; Gut Ding wil Weil haben; Vor den Rosen kommen erst die Knoͤpffe/ welche an den Doͤrnern wachsen. Wann man aber so weit kom̃t/ daß man das rechte Gewicht findet/ so hat man gewon- nen/ vnd darff darnach sein Werck ins grosse anzustellen sich wol erkuͤhnen. Darnach sagt Paracelsus weiters/ daß man die eingesetzte Planeten mit dem Himmel deß Saturni so lang solle lauffen lassen/ biß der Himmel deß Saturni gar ver- schwunden/ so sollen die Planeten dann stehen bleiben/ vnd einen neuen Leib angenom- men haben/ welchen man auß dem Leben vnd von der Erden außnehmen/ vnd behalten/ die Sol vnd Luna seyn sollen. An diesen Worten haben ihrer viel die Koͤpffe zerbrochen/ vnd einer dieselbe so/ der ander also außgelegt/ sonderlich was der Himmel deß Saturni seyn moͤchte/ am allermeisten/ vnd gedacht/ wann sie nur dieses wuͤsten/ dem uͤbrigen wolten sie darnach wol Raht finden. Auch hat der mehrer Theil nur ein gemein Abtrei- ben dadurch verstanden mit einem besondern Saturno, haben an dessen statt den Regu- lum stellatum Antimonii, weil er gestirnt ist/ genommen/ vnd mit dem Leben/ dadurch sie das Feuer verstanden/ auff der Erden (Cupellen oder Treibscherben) verblasen/ so sind ihnen ihre zugesetzte corpora auff der Scherben als getoͤdte Metallen ligen blieben; wann sie aber dieselbe mit einem Fluß reduc irt/ oder mit Bley angesotten/ in Meynung Gold vnd Silber zu finden/ haben sie gesehen/ daß sie geirret/ vnd den Paracelsum einen Sophisten vnd Verfuͤhrer außgeruffen/ weil sie nicht alsbald grosse Klumpen Gold vnd Silber durch seine Schrifften haben machen koͤnnen. Was eigentlich der Himmel Sa- turni sey/ davon Paracelsus allhier schreibet/ kan auff vnterschiedliche Weis außgelegt oder verstanden werden. Man koͤnte wol nur ein gemein Bley darfuͤr nehmen/ (weil es glaͤntzet vnd herumb laufft/ wann es in dem Feuer treibet) oder sein Vitrum, (weil es leuch- Operis Mineralis leuchtet vnd einen Schein von sich gibt wie die Sonne/ wann es im Feuer fleusst) oder auch einen Regulum Antimonii stellatum, (weil er als ein hell-glaͤntzender Stern anzusehen ist/ wann er zerschlagen wird. Aber was solte es helffen/ wann man schon wuͤste/ was der Himmel deß Saturni waͤre/ vnd doch darneben das rechte Leben/ wel- ches darzu gehoͤret/ wie auch die reduction der todten vnd verbesserten Coͤrper/ nicht verstuͤnde. Das gemeine Feuer ist solches Leben nicht/ davon Paracelsus allhier redet/ kan aber darmit erwecket werden. Wie er dann kurtz oben davon schreibet/ da er saget: Das Feuer ist zu dieser Bewegung mit seiner Hitze seine Geburt/ ꝛc. Wann durch das gemeine Feuer das Leben/ vnd durch das Abtreiben deß Saturni, oder Verblasen deß Reguli Antimonii, das Lauffen/ dessen Paracelsus gedencket/ solte verstanden werden/ so muͤste auch nohtwendig folgen/ daß die zerstoͤrte Coͤrper/ welche stehen bleiben/ voll- kommener worden/ vnd auch der Geist deß Himmels noch bey ihnen waͤre/ welches Pa- racelsus also haben wil/ da er saget/ daß die Planeten dadurch wieder leiblich vnd leben- dig werden wie vor; welches aber bey ihrem Abtreiben/ verschlacken oder verblasen also nicht befunden wird: Dann durch solche Arbeit bleiben ihre corpora als ein Schlacken/ darinn kein Geist noch Leben/ wil geschweigen Gold vnd Silber (wie fleissig man auch darnach sucht) kan gefunden werden. Paracelsus saget ja außdruͤcklich/ derselbe Leib (nemlich der getoͤdten Coͤrper) ist der Geist deß Himmels/ von dem die Planeten wieder leiblich vnd lebendig werden wie vor; darauß zu verstehen/ daß solche getoͤdte Coͤrper geistlich/ vnd nicht allein leiblich vnd wieder lebendig werden/ sondern auch den getoͤdten Coͤrpern das Leben geben koͤnnen. Welches man von jenen nicht sagen kan/ dann sie nicht allein nicht geistlich (weil ein Geist penetr irlich seyn/ vnd lebendigmachende Kraͤfften oder Tugenden haben soll) welches bey ihnen nicht zu finden: Dann sollen sie/ nach Paracelsi Meynung/ die abgestorbene Coͤrper wieder leiblich vnd lebendig machen/ so muͤssen sie ein sonderbare verborgene/ vnd nicht jederman bekande Krafft/ besitzen/ vnd auß solcher eigener Krafft/ ohn zuthun anderer frembden Fluͤssen/ sehr bald vnd ge- schwind (nach der Geister Gebrauch) solche ihre leiblich- vnd lebendigmachende Kraͤff- ten erzeigen/ oder sie werden nicht angenommen. Also siehet man/ daß ihr abtreiben/ verschlacken oder verblasen solcher Arbeit/ davon Paracelsus allhier schreibet/ im gering- sten nicht gleich ist zu achten/ dann sie kennen das Leben nicht/ dadurch die Metallen geistlich vnd wieder leiblich gemacht werden. Daß aber mancher meynen moͤchte/ wann er den Metallen durch das rohte Feuer das Leben benehmen/ dieselbe geistlich vnd wieder leiblich vnd lebendig machen koͤnte/ er also bald dieselbe in Gold vnd Silber verwandelt finden wuͤrde/ (weil Paracelsus schrei- bet/ denselben neuen Leib nimb auß dem Leben vnd auß der Erden/ vnd behalt ihn/ der ist Gold vnd Silber) derselbe bildet ihm gar zu viel ein/ vnd findet sich betrogen: Dann es nicht muͤglich/ das gantze corpus der vnvollkommenen Metallen durch Kunst in Gold vnd Silber zu bringen/ wann man auch schon den Lapidem Philosophorum selb- sten haͤtte: Dann auß Nichts wird Nichts/ sagen die Philosophi, vnd ist auch wahr; dann niemand kan etwas aus Nichts machen/ als Gott allein/ so man aber durch Kunst etwas Dritter Theil. etwas zu Nichts machet/ das schon ein Jchts gewesen ist/ alsdann kan solches Nichts wieder zu Jchts werden/ vnd sonsten gar nicht. Weil dann der vnvollkom̃enen Metallen groͤster Theil ein vnnuͤtzer/ verbrennlicher/ vnd den Metallen schaͤdlicher Sulphur ist/ wel- cher noch niemaln ein Metall gewesen/ sondern denselben nur anhanget/ vnd im Feuer ihr humidum radicale verbrennet vnd zu Schlacken macht/ welches humidum radicale dann allein nach der Zerstoͤrung/ vnd nicht die gantze massa deß Metalls oder Sulphur superfluum zugleich/ wieder zu Jchts leiblich vnd lebendig/ durch den Geist deß Saturni Himmels/ kan gemacht werden. Der Sulphur superfluum aber/ gleich wie er vor der Zerstoͤrung ein Nichts gewesen/ also er auch darnach ein Nichts seyn vnd bleiben muß. Dann solches gar leichtlich kan begriffen werden/ wann man den Sachen mit Verstand nachdencket: Soll in dieser Arbeit eine Scheidung der vnvollkommenen Metallen ge- schehen/ die reinere Theil derselben gesamlet/ vnd die vnreinere zerstreuet werden/ so muͤs- sen die geschiedene Theil in ihrem Wesen gantz vngleich seyn: dann je reiner das Gold vnd Silber gegen das vnvollkommene Metall zu rechnen/ davon es geschieden/ je vn- reiner das andere Theil deß Metalls seyn muß/ davon das Gold geschieden ist. Diese Scheidung soll nicht verstanden werden/ als wann man sonsten etwas in zwey Theil theilet/ vnd doch beyde Theil/ ob sie schon zuvor eines waren/ vnd nun zwey worden sind/ gleichwol einander in der Guͤte vnd Wesen gleich geblieben sind. Als zum Exempel: Man theilte zehen Ducaten in zwey Theil/ so waͤre ein jeder Theil fuͤnff Ducaten in ei- nem Gewicht vnd gleicher Wuͤrde; vnd so man von den einen fuͤnff Theilen ein/ zween oder dreywegnaͤhme/ vnd legte dieselbe zu den andern fuͤnffen/ so wuͤrde derselbe Theil so viel desto groͤsser/ vnd jener so viel desto geringer: Gleichwol so gering auch der eine Theil durch solches wegnehmen (wann auch schon nur ein Theil auff der einen Seiten bleiben solte/ vnd der ander Theil neun bekaͤme) werden solte/ so koͤnte sich doch derjenige/ der biß auff neun zugewachsen/ nicht ruͤhmen/ daß er in qualitate dem andern kleinen vorzuzie- hen/ sondern allein in quantitate einen Zuwachs bekommen/ vnd der kleine Theil/ als die einige Ducaten/ eben so von gutem ☉/ als die andere 9. seyn wuͤrden. Welches aber allhier in dieser Scheidung oder Theilung nicht also hergeht/ sondern es wird ein Schei- dung so wol der qualit aͤt als der quantit aͤt gemacht; gleich als wann man ein Ertz/ da das Metall noch vnter dem Stein vnd vnnuͤtzen Berg vermischt ist/ klein puͤlvert/ vnd zwey Maͤslein oder Geschirꝛ davon abmisset/ zusammen schuͤttet vnd mit Wasser schwemmet oder siehert/ vnd den leeren vnd leichten Berg oder vnnuͤtzen Stein von dem schweren vnd guten Metall oder Ertz voneinander scheidet/ also/ daß das leichte Gebuͤrg vnd das schwere Ertz jedweders besonder allein komme/ vnd das leichtere vnd vntuͤchtigere Theil eben so wol ein Maͤslein/ als das reinere Theil/ wieder außfuͤllen kan/ vnd doch so wol an der Schwere als auch Guͤtigkeit dem andern mit nichten zu vergleichen ist. Oder also: Gleich als wann man 2. Mas guten Wein zusammen in ein Destil- lir gefaͤß thut/ vnd durch deß Feuers Hitze eine Scheidung macht/ vnd den reinern Theil/ als den Spiritum, heruͤber treibt/ vnd eine Mas zuruͤck laͤsst/ welche/ ob dieselbe schon eben so wol eine Kannen oder Mas außfuͤllen kan/ so ist sie doch dieser/ welche uͤbergestiegen/ G g g an Operis Mineralis an Guͤtigkeit darumb nicht gleich zu halten/ weil er viel geringer/ vnd jener hergegen viel besser/ als der Wein gewesen/ worden ist. Vnd gleich wie nun die remanentz, davon der Spiritus gezogen/ kein Wein mehr ist/ vnd den Spiritum an Guͤte/ ob seiner schon 10. mal weniger waͤre/ nicht kan gleich geachtet werden/ weil er seine Krafft/ Seel vnd Leben ver- loren/ vnd sich vor dem Tod laͤnger nicht mehr zu schuͤtzen weiß/ sondern stinckend werden vnd verfaulen muß; der Spiritus aber hergegen nicht allein der Faͤulnuͤß nicht vnter- worffen ist/ sondern auch andere Dinge fuͤr Faͤulnuͤß/ wann er ihnen zugethan/ erhalten vnd bewahren kan: Also/ daß gar ein grosser Vnterscheid dieser beyden Theilen durch die Scheidung geworden/ vnd auch allhier bey der Metallen Scheidung oder Seige- rung deß besseren Theils von dem geringeren also soll verstanden werden/ nemlich/ daß der Rest/ darvon das ☉ geschieden/ kein Metall/ kein ♃/ ♀/ oder ♂ mehr seyn kan/ son- dern allein ein grober/ vngeschmeidiger/ irdischer Sulphur, vnd das wenige ☉ so darauß geschieden/ allein Vrsach gewesen/ daß derselbe grobe irdische Sulphur ein ♃/ ♀/ ♂ oder ♄ gewesen oder geworden ist. Vnd so viel edler vnd besser ein Spiritus Vini gegen einem gemeinen Wein/ vnd das ☉ gegen einem vnvollkommenen Metall zu rechnen/ so viel edler wuͤrde seyn der Spiritus Vini vnd ☉/ wann sie noch einmal zu scheiden/ vnd wieder auffs neue eine Vnreinigkeit abwuͤrffen. Welches aber hieher nicht gehoͤret/ sondern nur anzeigen wollen/ daß ein Vnterscheid der Theilung in acht zu nehmen/ vnd was es fuͤr ein Beschaffenheit habe mit dieser metallischen Theilung oder Seigerung/ von wel- cher allhier gehandelt wird; nemlich daß nicht das gantze Metall/ auch nicht die Helffte oder vierdte Theil dadurch zu Gold werde/ vnd der uͤbrige Theil noch Metall bleibe; gantz nicht: sondern daß nur eine Scheidung/ nemlich deß bessern/ dessen am wenigsten; von dem geringern/ dessen am meisten ist/ gemacht werde/ vnd ihm einer nicht einbilde/ wañ ihm in seiner Arbeit nicht alles zu ☉ werde/ als wann er die Kunst nicht recht getroffen haͤtte/ vnd sich nicht darmit wolte begnuͤgen lassen. Es ist genug wann man nur etwas Vberschuß findet/ vnd nicht vergebene Arbeit thut. Mit vielem haͤlt man haus/ mit we- nig koͤm̃t man auch auß. Man muß sich strecken nach der Decke. GOTT fuͤllt nicht alle Menschen mit Gold vnd Silber/ sondern auch mit Dreck vnd Koht/ sagt Paracelsus. Was soll ich nun weiter sagen von dieser Seiger-Arbeit/ da man durch den ♄ auß den andern vnvollkommenen Metallen ☉ vnd ☽ ziehen kan/ welches ich vielmal ins klei- ne versucht/ vnd die Warheit gefunden/ also/ daß niemand an der Muͤglichkeit zweiffeln darff. Soll ich ein solche Arbeit von Wort zu Wort hieher setzen/ vnd versprechen/ dich reich zu machen? das kan ich nicht thun/ dann ich selber noch nicht reich dadurch worden bin. Ein Recipe zu machen/ darff ich auch nicht/ dann so du darinn fehlest/ vnd auß Vn- geschicklichkeit nichts finden moͤchtest/ so wuͤrdest du mich außruffen/ als wann ich dir Luͤgen geschrieben/ vnd dich betrogen haͤtte. Also ist es am besten/ daß man es bey einem guten Mittel bleiben lasse/ vnd allein mit Warheit anzeige/ daß solche Ding muͤglich sind/ vnd wie oder auff was Weise eine solche Arbeit muͤsse ins werck gestellt werden/ die Muͤglichkeit zu erfahren. Jns grosse aber zu thun ausser den Tiegeln/ da man Nutzen vnd Gewinn in suchet/ habe ich zwar selbsten noch niemaln gethan/ noch Gelegenheit ge- habt Dritter Theil. habt zu versuchen. Glaube aber wol/ daß es/ wann man Zeit vnd Gelegenheit darzu haͤtte/ koͤnte practic iret/ vnd viel damit gewonnen werden. Wie man Crystallen beschweren/ vnd alle Ding darinn sehen kan. B Eschweren ist nichts anders/ dann ein Ding recht mercken/ wissen vnd verstehen/ was das ist. Crystall ist ein Figur deß Luffts/ dariñ alles/ das im Lufft beweglich oder vnbeweglich/ gesehen wird/ das er- scheint auch in einem Spiegel/ in Crystallen vnd Wassern. Dañ Luft/ Wasser vnd Crystallen muß zum Gesicht fuͤr eines gelten/ als ein Spie- gel/ darinn man die replica verkehrlich siehet. Was Paracelsus allhier von dem Crystallen-beschweren wil verstanden haben/ kan ich eigentlich nicht wissen/ dann es zu den metallischen Kuͤnsten nicht gehoͤret; hat es aber ohne Zweiffel nicht vergeblich darzu gesetzt/ was er auch gleich darmit hat wollen zu verstehen geben. Man lieset von etlich alten Heydnischen Philosophis, daß ihrer ge- wesen/ welche die Crystallen beschweren/ vnd wunderbarliche Dinge darinnen haben sollen sehen koͤnnen: welches/ ob es wahr oder nicht/ laß ich dahin gestellt seyn/ weil ein solche Kunst/ meiner Meynung nach/ nicht natuͤrlich/ vnd zur Magia diabolica gehoͤret/ darumb ich mich nicht bekuͤmmer/ vnd in seinem Werth bleiben lasse. Es hat Paracelsus sonsten auch von dergleichen wunderbarlichen Spiegeln/ darinn man seltzame Ding se- hen koͤnne/ geschrieben/ vnd auß zu gewisser Zeit vnd Constellation zusam̃en geschmol- tzenen Metallen selbige zu machen gekuͤnstelt/ aber keinen gehoͤrt/ der es haͤtte koͤnnen nachthun. Sonsten waͤre es auch wol glaublich/ daß er mit dem Crystallen-beschweren habe wollen zu verstehen geben/ daß dieselbe/ wann sie geistlich werden/ vnd ihr ☉ vnd ☽ von sich geben sollen/ erst einem durchsichtigen klaren Crystall/ Wasser oder Lufft/ dariñ man deß Metalls animam herfuͤrleuchten siehet/ muͤssen gleich gemacht werden. Also kan es sich zu dem vorhergehenden Capitel schicken vnd fuͤgen/ sonsten aber gantz nicht. Vnd ist auch schier noͤhtig/ daß dessen gedacht wird/ zur Nachrichtung denen/ welche eine Seigerung mit dem ♄ fuͤrhaben/ die solches erfahren muͤssen/ daß die Metallen zuvor zu einem durchsichtigen Crystall muͤssen gebracht werden/ ehe sie ihr verborgen ☉ fallen lassen. Davon allbereit bey den Amausis gedacht worden. darbey es verbleiben soll. Von der Hitz Mercurii. V Berwunden sind die/ so da halten vom Mercurio, daß er nasser vnd kalter Natur seye/ oder seyn soll/ das nicht ist: Sondern grosser Hitz vnd Feuchtigkeit ist er voll/ welche Hitz vnd Feuchtigkeit ihm ge- naturet ist/ vnd vrsacht/ daß er allweg vnd stets im Fluß muß seyn. Dann wo er kalter vnd nasser Natur waͤre/ so muͤst er dem gefrornen Wasser gleich seyn/ vnd allweg starrend vnd hart bleiben/ vnd muͤst erst mit der Hitz deß Feuers/ wie andere Metall/ zum Fluß gebracht G g g 2 wer- Operis Mineralis werden: Das bedarff er aber nicht/ dieweil er vorhin seinen Fluß von der Hitz hat/ die ihn stets im Fluß haͤlt/ davon er allzeit muß leben vnd nicht sterben/ oder erstarren oder erfrieren/ noch auch nit fix mag seyn. Vnd das ein sonderlich Stuͤck zu wissen ist/ daß die Geiste der sieben Metallen/ oder wie viel ihr im Feuer beyeinander vermischt seyn/ fast bewegt/ vnd auffruͤhrisch sind/ vnd sonderlich der Mercurius, vnd lassen ihre Krafft vnd Tugend ein/ einer in den andern zu uͤberwinden/ flies- sen/ vnd sich also verwandeln. Eines nimbt dem andern seine Tugend/ sein Leben vnd Gestalt/ vnd gibt ihm dafuͤr ein andere Natur vnd Ge- stalt zu haben. Also werden die Geist/ oder Daͤmpffe der Metallen/ durch die Hitz gegen einander bewegt zu wircken/ vnd verwechselt von einer Tugend in die andere/ biß zu der Vollkommenheit vñ Reinigkeit. Was soll man aber mehr mit dem Mercurio anfahen/ damit ihm sein Hitz vnd Feuchtigkeit moͤcht genommen werden/ vnd dafuͤr eine gros- se Kaͤltin an die statt geben/ davon er muß erfrieren/ erstarren vnd gar sterben? So thue ihm also/ wie du im folgendem Gedicht hoͤrest: Nimb ein lauter Argentine Buͤxen/ darein beschleuß den Mercurium wol/ mach ein Hafen voll mit zerflossenem ♄/ haͤng die Buͤx mit dem ☿ in Mitten darein/ laß es also einen gantzen Tag im Fluß stehen/ das nimbt dem Mercurio sein heimliche Hitz hinweg/ vnd gibt ihm die aͤus- serliche Hitz/ die innerliche Kaͤltin von ♄ vnd ☽/ die sind beyde kalter Natur/ davon muß der Mercurius gefrieren/ erstarren vnd hart werden. Merck/ die Kaͤltin/ so Mercurius bedarff zu seiner Erstarrung vnd Toͤdtung/ die ist aͤusserlich nicht zu empfinden/ oder kalt wie Schnee vnd Eiß/ sondern ist mehr warm zu empfinden aͤusserlich. So ist auch die Hitz Mercurii, davon er fleusst/ aͤusserlich nicht ein empfindliche Hi- tze in vnserer Hand/ sondern wird aͤusserlich mehr vor ein Kaͤlte em- pfunden. Darvon sprechen die Sophisten (das sind die Leut/ die ohne Erkaͤntnuͤß reden) er sey kalter vnd nasser Natur: Darumb wollen sie ihn nur mit haͤissen Dingen coagul iren/ das ihn doch viel mehr zum Fluß zeucht vnd haͤlt/ dann es ihn gestehend soll machen. Das mag man sich alles durch Probirung erfahren. Die wahre Alchimey/ die allein von einer Kunst lernet ☽ oder ☉ zu machen von den fuͤnff vnvollkommenen Metallen/ gebraucht sich kei- ner andern Recept/ sondern allein von den Metallen/ auß den Metal- len durch die Metallen/ vnd mit den Metallen werden die vollkomme- nen Metallen gemacht/ dann mit andern Dingen ist Luna, dann in Metallen ist Sol. Allhier beweiset Paracelsus, daß derjenigen Meynung vom Mercurio falsch sey/ welche fuͤrgeben/ als wann er kalter Natur waͤre/ da er doch ein lauter Feuer ist. Vnd koͤm̃t Dritter Theil. koͤm̃t wieder zu den geistlichen Metallen/ welche/ wann sie im Feuer wegen der grossen Hitze gegen einander bewegt werden/ immer eins ins andere wircke/ dasselbe verbessere/ veraͤndere/ vnd zur Vollkommenheit bringe/ wie in den vorhergehenden Capiteln deß- gleichen allbereit gedacht worden. Darnach setzt er ein Gedicht hinzu/ wie er zu coagul iren oder fig iren sey: Jst aber nicht nach dem Buchstaben zu verstehen/ sondern gehet auch auff die geistliche Lunam, damit der ☿ im nassen Weg vnd nicht im truckenen/ wie andere Metallen/ soll zur coa- gulation gebracht werden. Welchen Proceß ich aber niemaln versucht oder prob iꝛt habe. Endlich lehret er auch/ vnd gibt vns eine General- Regel der transmutation, vnd saget/ daß die vollkommene Metallen von den Metallen/ auß den Metallen/ durch die Metallen vnd mit den Metallen gemacht werden/ vnd daß auß etlichen Luna, vnd auß andern Sol koͤnne gebracht werden. Wil also zu verstehen geben/ daß man kein frembde Dinge/ sondern allein metallische Subjecta zu solcher Arbeit gebrauchen soll/ vnd auß etlichen allein Silber vnd etlichen allein Gold/ oder ☉ vnd ☽ zugleich außgezogen wer- de/ wie ich dann solches vielmal erfahren/ daß der ♄ fuͤr sich allein nur ☽/ ♀/ ♃ vnd ♂ fuͤr sich allein nur ☽ vnd wenig ☉ mit andern Metallen zusammen vermischt nach rech- tem Gewicht/ allein ☉ vnd kein oder gar wenig ☽ geben/ welche Veraͤnderung allein die Arbeit vnd vermischung derselben verursacht/ daruͤber man sich billich verwundern solte. Was Materi vnd Werckzeug man bedarff zu der Alchimey. M An bedarff nichts besonders dann einer Herdstaͤtt/ Kolen/ Blas- balgs/ Zangen/ Hammer/ Tiegel/ Treibschirben vnd Cupellen von guter buͤchener Aschen. Darnach ♄/ ♃/ ♂/ ☉/ ♀/ ☿/ ☽: setz ein/ laß ma- chen biß an das End Saturni. Ertz vnd Bergwerck zu suchen in der Erden/ in Steinen/ ist fast schwer vnd vngewiß. Weil aber alle Metallen anfaͤnglich muͤssen ge- sucht vnd herfuͤr gebracht werden/ ist solches suchen vnd arbeiten nicht zu verachten/ sondern hoch zu loben: Vnd diese Lust vnd Begierd in Bergwerck zu bauen/ sol so wenig abgehen vnd aussen bleiben/ als der Jungen Gesellen Lust zur Buhlschaffr: Vnd so begierig die Bienen auff die Rosen sind/ Honig vnd Wachs darauß zu ziehen vnd zu neh- men/ Also willig soll der Mensch zum Ertz vnd Bergwerck in der Er- den zu suchen geneigt seyn/ doch ohne Geitz. Dann wer zu viel wil/ dem wird zu wenig. Dann Gott erfuͤllt nicht alle Menschen mit ☉ vnd ☽/ sondern auch mit Armut/ Dreck vnd Koht/ Jammer vnd Noht. Gott hat auch etlichen Menschen sonderliche Verstaͤndnuͤß vnd listige Erkaͤntnuͤß der Ertz vnd Metallen geben/ also daß sie wissen ein viel naͤhern Weg vnd Griff/ wie man Solem vnd Lunam mag machen/ ohn alles Bergwerckbauen/ vnd gar ohne Ertzprobiren vñ schmeltzen/ G g g 3 also Operis Mineralis also daß es nicht allein auff dasselbig gewachsen Ertz deß Silbers vnd Golds in der Erden zu bauen kommen ist/ sondern daß man auch wah- re Kunst vnd Wissenschaft hat/ daß auß den fuͤnff Geschlechten (aber doch auß Ertz gemachter Metallen/ die da heissend vnd sind die vn- vollkommene Metallen) als ☿/ ♃/ ♄/ ♂/ ♀/ auß deren jeglichen inson- derheit ☉ vnd ☽ zu machen muͤglich ist: Aber auß etlichen ringer/ vnd auß etlichen schwerer das ☉ vnd ☽ zu machen ist. Merck auch/ daß auß ☿/ ♄/ ♃/ ist leicht ☉ vnd ☽ zu machen. Auß ♂ vnd ♀ schwerlich ☉ oder ☽ zu machen: Doch ists muͤglich/ aber al- les mit Vrhab vnd Zusatz ☉ vnd ☽. Auß Magnesia vnd ♄ exit Luna. Auß ♃ vnd Zinober / purum aurum orietur. Es mag auch ein kuͤnstlicher Mensch/ wie ich mir wol gedenck/ mit gerechter Auffmerckung vnd Zubereitung vmbgehen mit den Me- tallen/ daß er mit Vernunfft die Veraͤnderung in die Metallen zu der Vollkommenheit mehr wircket/ vnd regiret/ dann alle Zeichen vnd Planeten deß Himmels-Lauff thun. Es ist auch nicht von noͤhten/ eine Rechnung oder Wissenheit zu haben/ wie das Gestirn der zwoͤlff Zeichen vnd sieben Planeten gehen vnd regiren: auch nicht achten/ was fuͤr Zeit/ Tag oder Stund der oder dieses Planeten gut oder boͤs sey: dann solches gibt oder nimbt nichts/ es fuͤrdert odert oder hindert nichts in der natuͤrlichen Kunst der Alchimey: So du anders sonst die Warheit vnd die Muͤglichkeit recht hast/ so arbeite vnd thue es/ wañ es dir gelegen ist vñ gefaͤllig. Fehlets aber an dir oder deinem Verstand/ vnd Wercken/ so fehlen auch daran alle Planeten/ Gestirn vnd Zeichen. Es ist auch/ daß sich die Metallen/ wann sie lang in der Erden li- gen/ nicht allein verkehren/ daß sie gar zu Rost vnd Schimmel wer- den/ sondern sie werden auch durch grosse Verlaͤngerung in der Erden gar wiederumb zu einem rechten natuͤrlichen Stein: der man nun viel findet/ man hat aber nicht achtung darauff. Dann man findet gantz steinerne Heydnische Pfenning/ mit altem Gepraͤg/ sind aber am ersten Metallen gewesen/ vnd durch die Verwesung zu Stein worden. Erstlich werden wir allhier gelehret/ daß wir nicht vielerhand G e schirꝛ vnd species beduͤrffen/ auß den Metallen Gold vnd Silber zu machen/ sondern daß man nur die Metallen zusammen muß setzen vnd ablauffen soll lassen; wird aber kein gemein abtrei- ben darmit verstanden/ wie mancher meynen moͤchte: dann so man schon alle Metallen zusammen wolte mit ♄ abtreiben/ so wuͤrde doch nichts mehrers sitzen bleiben/ als allein das ☉ vnd ☽/ welches darzu genommen; die andern Metallen wuͤrden mit dem ♄ in die Cupellen gehen/ oder zum theil als ein todte vntuͤchtige Schlacke darauff ligen bleiben: weiset derhalben wieder auf die geistliche Vermischung vnd philosophi sches abtreiben. Dar- Dritter Theil. Darnach sagt er/ daß das Bergwerck-bauen zwar ehrlich/ gut vnd noͤhtig sey/ aber gleichwol dasjenige viel besser: dann man auß den allbereit außgegrabenen gerin- gen Metallen Gold vnd Silber durch die Kunst scheiden koͤnne. Welches freylich viel besser ist als jenes. Dann alle diejenige/ die mit Bergwerck-bauen zu thun haben/ wol wissen/ mit was fuͤr grosser Gefahr/ Kosten/ Muͤhe vnd schwereꝛ Arbeit die Metallen auß der Erden gegraben werden/ vnd dieses alles hindan gesetzt/ so ist es noch das wenigste: dann die Arbeit der Mensch nicht scheuen soll/ weil er darzu geboren ist/ sonderlich wann man also arbeitet/ daß man weiß/ was fuͤr ein Ende die Arbeit gewinne. Welches man aber bey dem Bergwerckbauen gar nicht sagen kan/ dañ man offtermals auf gute Hoff- nung hinein graͤbet/ Haab vnd Gut daran haͤnget/ vnd doch endlich nichts findet/ vnd mit Schaden das Werck muß ligen lassen: Wanns aber gluͤcket/ gibt es dargegen auch wieder gute Außbeut; wie dann die Bergwerck-Chronicken außweisen/ vnd bekand ge- nug ist/ daß mancher geringer Mann durch ein gutes Bergwerck in wenig Jahren zu einem sehr reichen vnd grossen Herꝛn worden ist. Bestehet also das Bergwerck-bauen nur im Gluͤck/ vnd muß gewaget seyn/ gleich als wann man spielet/ vnd entweder Gewiñ oder Verlust gewaͤrtig seyn muß. Darzu erfordert das Ertzgraben auch ein grosse An- lage/ darzu nicht ein jeder kommen kan. Dienet also nicht fuͤr gemeine Leut/ die nicht viel zu verlieren haben/ sondern fuͤr solche/ wann es ihnen mißgluͤcket/ nicht alles verlo- ren/ sondern noch darbey leben vnd bleiben koͤñen; es waͤre dann/ daß der Arme eine gu- te Erden oder Sand antraͤffe/ welche Gold/ Silber/ oder ander gut Metall fuͤhret/ die- selbe sieherte/ vnd seine Nahrung darauß suchte; oder muͤste einen guten reichen Gang entdecken/ vnd andere neben sich einkommen lassen/ welche Kosten vnd die Anlag vor- schoͤssen/ vnd also reich dadurch wuͤrden: wie dann solches wol mehr geschehen: Aber dieses alles ist doch ein vngewisses suchen vnd hoffen. Dieses aber/ davon Paracelsus allhier gedenckt/ ist dem andern weit vorzuziehen/ wann man durch Gottes Gnade ein Stuͤcklein findet/ wie man auß den vnvollkommenen Metallen/ die allbereit schon ge- graben/ vnd allenthalben ohne Muͤhe zu erlangen seynd/ etwas Gold vnd Silber mit Nutzen außziehen kan; Da darff man nicht sorgen/ daß einen das Wasser/ boͤse Lufft/ Gespenst/ oder andere boͤse Zufaͤlle/ davon abhalten oder verhindern moͤchten; sondern wann er nur Geld hat/ allenthalben gemein ♄/ ♃/ ♀ vnd ♂ zu bekommen ist. Was haͤtte Deutschland in diesem verloffenen langwierigen Krag fuͤr einen Schatz im Lande behalten koͤnnen/ wann Menschen gewesen waͤren/ die ein solche Seiger Arbeit verstan- den haͤtten? Seynd nicht die Metallen/ als ♀ vnd ♃/ mit grossen Schiffen auß dem Lande gefuͤhret/ vnsern Feinden zu? Man gedencke/ was solche Metallen fuͤr Zeit/ Muͤ- he vnd Kosten erfordert/ auß der Erden zu graben/ vnd hernach fuͤr ein solchen geringen Preis den frembden Nationen verkaufft worden; vnd hat solches hinwegfuͤhren noch kein Ende/ welches allein daher koͤm̃t/ weil niemand ist/ der solche Metallen zu gebrau- chen weiß; welches vns Deutschen schier eine Schande ist/ die wir doch sonsten an Red- lichkeit/ Trewe vnd Tapfferkeit/ Verstand vnd Geschicklichkeit anderen Nationen fuͤr- gangen/ vnd nun so vnachtsam sind/ vnd andern in solchen Dingen den Vorzug gehen. Es Operis Mineralis Es ist aber kein Wunder/ daß solches geschicht/ indem die Obrigkeit ehrlichen Natur- kuͤndigern vnd erfahrnen Chymicis die Hand nicht bietet/ schuͤtzet/ vnd dem Land zum besten befoͤrdert. Man solte einen Vnterschied wissen zu machen/ zwischen diesen vnd den vmblauffenden/ betrieglichen/ verdorbenen Alchymisten/ die andere wollen Gold lernen machen/ vnd doch im geringsten nichts in der metallischen Natur verstehen oder wissen. Es darff sich schier kein frommer/ in der metallischen Natur erfahrner Mann mercken lassen/ daß er etwas wisse oder koͤnne/ muß sich fuͤrchten/ daß er den betrieglichen Vagant en gleich geachtet/ vnd fuͤr einen Goldmacher außgeruffen werde: welches eine Vrsach ist/ daß mancher Nutz dem Land entzogen vnd andern gelassen wird. Dieses vngescheuet/ hab ich gleichwol beschlossen/ wann mir Gott mein Leben so lang fristet/ vnd die Zeit solches zulaͤsst/ vnserm Vaterland zum besten ein Buͤchlein zu schreiben/ vnd darinn anzuzeigen/ was Deutschland fuͤr verborgene Reichthuͤme vnd Schaͤtze besitze/ worinn sie bestehen/ vnd wie oder wo dieselbe zu erheben. Deutschland ist von Gott son- derlich hoch begabet/ mit allerhand Bergwercken vor andern Laͤndern vnd Koͤnigrei- chen; mangelt nur an erfahrnen Leuten/ welche dieselbe zu recht wissen zu bringen: dann Holtz vnd alle Nohtdurfft genug (solche zu nutz zu machen) darbey zu finden. Warnmb sind wir so schlecht/ daß wir vnser Kupffer nach Franckreich oder Hispanien/ vnd das Bley in Holland vnd Venedig schicken/ Spannischgruͤnd vnd Bley weiß darauß zu ma- chen/ denen wir es hernach so theuer wieder abkauffen muͤssen? Jst vnser Holtz/ Sand vnd Aschen in Deutschland nicht so gut/ Crystallinisch Glas darauß zu machen/ als je- nes zu Venedig oder Franckreich? vnd was dergleichen Dinge viel sind/ welche besser in Deutschland zu zeugen/ als in andern Koͤnigreichen/ vnd doch nicht ins werck gestellet wird. Jndem wir andern Nationen vnsern Vberfluß fuͤr Geld verkauffen koͤnten/ fuͤh- ren wir dasselbe auß dem Land/ andere damit zu bereichern/ vnd vns zu entbloͤssen. Wie viel Nutzen koͤnte Teutschland auß andern angrentzenden Koͤnigreichen an sich ziehen/ wann es nur wolte/ vnd solches verstuͤnde? Jn Summa/ wann Gott ein Land straffen wil/ so nimbt er ihm zuvor verstaͤndige Leut hinweg: vnd wann er es segnen wil/ sendet eꝛ ihm dieselbe. Woher ist sonst vor disem Venedig/ vñ bey vnsern kurtzē Zeiten in Holland Amsterdam/ so groß vnd maͤchtig worden/ als durch erfahrene vnd verstaͤndige Men- schen/ welche sie zu sich gezogen/ gute Invention en vnd Manufactur en dadurch erlernet/ welche sie in grosser Menge in die gantze Welt durch ihre Schiffahrt verfuͤhret/ vnd das Gold vnd Silber dargegen mit Hauffen ins Vatterland gebracht? Es ist viel besser/ daß man andern zu verkauffen habe/ als von andern kauffen muͤsse. Was mangelt vns in Deutschland/ das vns GOTT vnd die Natur nicht reichlich vnd uͤberfluͤssig zu aller Nohtdurfft darein gegeben/ wann wirs nur verstuͤnden oder verstehen wolten? Das Fressen vnd Sauffen ist so gar gemein worden/ daß auch einer/ der nur ein Stuͤck Brod von einem Tag zum andern uͤbrig hat/ nicht nachlaͤsst/ solches durch die Gurgel zu ja- gen/ vnd im schlemmen seine Zeit vnnuͤtzlich zu verschliessen; vnd also im geringsten sich schier niemand in guten Kuͤnsten uͤbet/ Tugenden vnd Weißheit nachstrebet/ sondern dargegen den Muͤssiggang liebet/ gute vnd dem Land nuͤtzliche Wissenschafften vnd Kuͤnste Dritter Theil. Kuͤnste hasset vnd verfolget/ daher auch Gott auß rechtfertigem Eifer vns immer eine Straf vnd Plag nach der andern zuschicket/ vnd zu besorgen/ wann keine Besserung (darzu sichs schlecht ansehen laͤsst) erfolge/ noch ein groͤssere (dafuͤr vns Gott gnaͤdig be- wahren wolle) nicht lang aussen bleiben moͤchre. Auf daß ich aber wieder zu meinem Vorhaben schreite/ vmb deß vmb sein Vatter- land wolverdienten Mannes Paracelsi Schrifften weiters außzulegen/ so nennet er et- liche Metallen/ auß welchen leichtlich/ vnd auch andere/ auß denen schwerlicher Gold vnd Silber zu machen sey/ doch alles mit Vrhab Gold vnd Silbers/ das ist so viel zu sa- gen/ mit Zusatz oder Huͤlffe deß Goldes vnd Silbers. Dann wie ich zuvor schon mehr- mal auch gesagt/ daß es gut vnd noͤhtig sey/ wann man auß den vnvollkommenen Me- tallen Gold vnd Silber ziehen wolle/ daß man auch Gold vnd Silber vnter die Mixtur nehme/ auff daß das allbereit fixe Gold vnd Silber seines gleichen auß den vnvollkom- menen Metallen/ darinn es weit zerstreuet vnd noch vnfix ist/ desto fuͤglicher heraußzie- hen/ corporali sch vnd fix machen koͤnne. Vnd erinnert endlich/ daß die Metallen/ wann sie lang in der Erden ligen/ wieder vergehen/ vnd zu Stein vnd Erden werden/ davon sie ihren Anfang genommen haben. Welches auch vns Menschen vnd allen andeꝛn Creaturen also gehet/ vnd nichts bestaͤn- diges oder Gutes auff der gantzen Welt/ wie schoͤn vnd herꝛlich es auch zu seyn scheinet/ allein ausser GOTT kennen/ fuͤrchten vnd lieben/ alles eitel/ vnnuͤtz vnd vergaͤnglich ist. Was Alchymia fuͤr ein Thun sey. A Lchymia ist nur ein Fuͤrnehmen/ Sinnen vnd ein Gedicht/ darmit man die Geschlecht der Metallen verwandelt/ auß einem Stand vnd Natur in die ander zu bringen: Demnach mag ein jeder wol dich- ten ein gute Alchymistische Kunst durch seine Sinnen vnd Gedan- cken: Dann wer bas dichtet/ der trifft auch bas die Kunst/ vnd findet die Warheit. Merck/ auff das Gestirn vnd auff das Gestein ist fast viel zu hal- ten/ dann das Gestirn ist der Geist vnd Formirung alles Gesteins. Es ist auch alles himmlisch Gestirn/ Sol vnd Luna, nur ein Stein an ihm selbst/ vnd das irdisch Gestein ist kommen von dem him̃lischen Gestein/ als desselbigen Brand/ Kolen/ Aschen/ Außwurff/ Absaͤuberung vnd Reinigung/ davon sich das him̃lische Gestein absondert/ klar vnd rein in seinem Glantz gemacht hat. Vnd es ist die gantze Kugel der Erden nichts anders/ dann ein abgeworffenes vnd zusammen gefallenes/ ge- mischtes/ zerbrochenes/ zerriebenes/ vnd wieder gebackenes vnd zum Theil zusammen geschmeltztes Steinwerck in einen Butzen/ vnd mit- ten im Zirckel deß Firmaments zu stehen in eine Ruhe vnd Stillstand kommen. Auch ist zu mercken/ daß das Edelgestein (als diese seyn mit nach- H h h fol- Operis Mineralis folgenden Namen) von dem him̃lischen Gestein oder Gestirn/ das al- lernechst bey der Vollkommenheit aller Reinigkeit/ Schoͤnheit/ Klar- heit/ Tugend vnd Bestaͤndigkeit/ wider das Feuer vnzerstoͤrlich/ da- her mit anderen Gestein in die Erden kommen. Darumb seynd sie noch etlicher massen gleich dem him̃lischen Gestein oder Gestirn/ deß Theils vnd Art sie seynd von ihnen kommen/ vnd von Menschen gefunden werden/ in eim groben Gefaͤß/ vnd wird bey dem Poͤfel vermeynt/ (der doch von allen Dingen falsch haͤlt) es sey also da gewachsen/ wie mans findt/ vnd da erst palliret/ in der Welt vmbgefuͤhrt/ verkaufft vnd fuͤr grossen Reichthumb geschaͤtzet/ von wegen ihrer schoͤnen Gestalt/ Far- ben vnd anderen Tugenden/ deren Anzeigung hernach ein wenig ge- meldt wird. Edelgestein. S Maragdus, ist ein gruͤner durchscheinender Stein/ er ist den Augen gut/ vnd Gedaͤchtnuͤß behuͤlfflich: Vnd errettet die Keuschheit; wo sie aber neben ihm gebrochen wird/ bricht er auch. Adamus, ist ein schwartzer Crystall/ Er heisst auch Diamant vnd Evax, von wegen/ daß er Frewd gibt. Er ist finster vnd eisenfarb/ vnd am allerhaͤrtesten/ er wird mit Bocksblut ge solv iret/ vnd er ist nicht groͤsser dann ein Haselnuß. Magnes, ist ein Eisenstein/ dann er zeucht das Eisen an sich. Margarita, ist ein Perlein/ aber nicht ein Stein: dann es waͤchst in den Meerschnecken/ vnd ist weiß. Dann was in Thieren/ Menschen oder Fisch waͤchst/ ist nicht eigentlich Stein/ sondern es ist deß Poͤfels Meynung/ der haͤlts fuͤr Stein/ aber es ist eigentlich ein verkehrte Na- tur uͤber ein vollkommenes Werck. Hyacinthus, ist ein gelber Stein/ durchleuchtig: Es ist auch eine Blum heisst also/ sagen die Poeten/ sey ein Mensch gewesen. Saphyrus, ist ein Stein/ fast blauscheinend/ dem Himmel gleich ge- naturet. Rubinus, ist ein Stein sehr rohtscheinig. Carbunculus, ist ein Stein von der Sonnen/ gibt Licht vnd Schein von ihm selbst/ wie die Sonn in ihrer Natur. Corallus, ist auch eim Stein gleich/ gantz roht/ waͤchst aber im Meer/ auß der Natur deß Wassers vnd Luffts/ in Holtz oder Stau- den/ weiß: dann verkehrt es sich vom Lufft/ wird steinhart/ vnd gantz roth/ vnd vom Feuer vnverbrennlich: darumb es ein Stein heist. Calcedonius, ist ein Stein/ von viel lautern vnd truͤben Farben/ auch von gemischten gewoͤlckigen Fluͤssen vnd Leberfarben/ vnd der schlechtest deß edlen Gesteins omni colore resplendens. Topa- Dritter Theil. Topasus, ist ein Stein/ der bey der Nacht auch leuchtet/ vnd in an- dern Felsen gefunden. Amethystes, ist ein Stein/ durchroht vnd gelbscheinend gesehen. Chrysopassus, est lapis in nocte igneus, in die aureus apparens. Crystallus, ist ein Stein/ weiß durchsichtig/ dem gefrornen Wasser gleich/ vnd ist von Lufft vnd von Kaͤlte auß anderen Felsen ge sublim i- ret/ außgezogen/ oder wie mans heisst/ gewaschen. Deß zu einem glaubwuͤrdigen vnd gruͤndlichen Beschluß/ so mer- cke diesen Abschied: Wil jemand rechte Sinn vnd Gedancken vnd Vernunfft brauchen/ gegen den Metallen/ was sie seynd vnd von wan- nen sie kommen/ der wisse/ daß vnsere Metallen nichts anders seynd/ dann der beste Theil von den gemeinen Steinen: Sie seynd der Steine Geist/ das ist das Pech/ das Vnschlitt/ das Schmaltz/ das Oel vnd Feist der Steine: Es ist aber nicht gut/ nicht lauter/ nicht rein/ nicht vollkommen/ dieweil es noch in den Steinen verborgen vnd vermischt ist. Darumb muß es in Steinen gesucht vnd gefunden werden/ vnd darinn erkennt/ vnd darauß gesogen/ das ist/ genoͤth/ gepresst/ ge- trungen vnd geschmeltzt: Alsdann so ists kein Stein mehr/ sondern ein außbereit vollkommenes Metall/ vnd vergleicht sich dem Gestirn deß Himmels/ daß auch ein abgesondertes Gestein ist von diesem irdischen Gestein. Demnach so einer Ertz oder Bergwerck suchen wil/ der muß ein solche Außrechnung bey ihm haben/ vnd damit gefasst seyn/ muß nicht allein auff die gewoͤhnlichen bekande Ertz gewiesen seyn/ auch nicht in die tieffe Berg sein Fuͤrnehmen setzen/ gut Ertz zu erlangen. Dann es ist offt auß wendig am Tage/ gleich das/ das in der Tieffe der Erden nichts ist/ vnd oft bessers vnd mehr dann darinnen. Darumb soll man einen jeglichen Stein/ den man ansichtig wird/ er seye groß oder klein/ gantze Felsen oder Kißlingsteine/ wol besehen/ vnd beschaͤtzen/ was Natur vnd Eigenschaft er ist. Dañ es ist offt ein Kißlingstein/ der vn- achtsam ist/ besser dann ein Kuh. Man darff nicht allweg auf den Ab- bruch dencken/ wo ein solcher Stein herkoͤm̃t/ daß man sein mehr hat: dann diese Stein haben keinen Abbruch/ sondern der Himmel ist ihr Abbruch. Auch ist manche vnachtsame Erden/ Staub vnd Sand/ der viel Goldes vnd Silberschlich fuͤhret/ darauff merck. FINIS . Allhier beschreibt vns Paracelsus, was Alchymia fuͤr ein Thun sey; vnd weil seine Wort an sich selber deutlich/ seynd sie keines Außlegens beduͤrfftig. Er weiset vns auff der Metallen Herkommen/ auß dem obern Gestirn vnd Gebaͤrung in der Erden/ vnd H h h 2 ruͤh- Operis Mineralis ruͤhmet die Edelgesteine/ daß sie der Vollkommenheit am naͤhsten seyn sollen: Aber nicht darumb/ auff daß wir denselben desto mehr nachsuchen vnd Gold vnd Silber darauß ziehen/ sondern daß wir die Metallen solchen Edelgesteinen (dem Gesicht nach) gleich machen/ vnd auß denselben hernach das Gold vnd Silber ziehen solten. Wie dann alle seine Lehr in den vorhergegangenen Capiteln vns dahin weiset vnd ermahnet; welches man wol solte in acht nehmen/ vnd gedencken/ was er meyne/ vnd nicht allzeit an dem blossen Buchstaben hangen. Er hat nichts vergeblich hieher gesetzt. Was haben die Edelgesteine mit den Metallen zu thun? Gantz nichts. Obwol bißweilen in denselben Gold vnd Silber gefunden vnd herauß kan gezogen werden/ so ist es aber allhier doch seine Meynung nicht/ daß wir es thun sollen/ sondern wiederholet zum uͤberfluß seine vorhergegangene Lehr vnd Meynung/ wie daß die Metallen/ wann man mit Nutzen Gold vnd Silber daraußziehen wolle/ erstlich zu durchsichtigen/ solv ir- vnd vn solv irli- chen Glaͤsern/ den Edelgesteinen gleich/ machen solle; vnd schreibt derselben ein Theil nacheinander dahin/ vnd erzehlet auch/ worzu sie dienen: Aber (meines Erachtens) nicht zu dem Ende/ derselben Art/ Farb vnd Eigenschafft erkennen zu lernen/ sondern allein zur Nachrichtung/ daß/ gleich wie derselben so mancherley von Farben/ Tugenden vnd Kraͤfften gefunden/ also auch die Metallen in so mancherley Gestaͤlt an schoͤner Farb denselbigen gleich/ moͤgen verwandelt vnd bereitet werden: Wer es aber nicht verstehen noch glauben wil/ der mag ein bessers suchen/ vnd ist ihme nicht zu helffen. Darauff macht er seinen Beschluß vnd Abschied/ vnd saget/ was die Metallen sind/ vnd wie dieselben nicht allzeit auß der Tieffe der Erden doͤrffen geholet/ sondern biß- weilen reichlich auff der Erden in dem vnachtsamen Staub/ Sand vnd Stein zu finden sind; vnd daß man nicht allzeit auff ihren Abbruch oder Herkommen zu gedencken/ wie man deren mehr haben moͤchte/ weil der Himmel allenthalben wircket vnd solche gebie- ret/ darauff man mercken solte: Wil so viel anzeigen/ daß der Mensch so blind sey/ vnd allzeit nur nach grossen Bergwercken trachte/ welche tieff verborgen/ sorglich zu finden/ vnd koͤstlich herauß zu graben. Dasjenige aber/ welches offtermal besser vnd fuͤr Augenligt/ vnd mit Fuͤssen ge- tretten wird/ fuͤr Hochmut nicht kennet noch erkennen wil/ vnd also auß lauter Muht- willen die Finsternuͤß liebet/ vnd das Liecht/ welches ihm fromme Leut vor die Augen stellen/ halsstarrlger Weise verachtet/ vnd auß angeborner Boßheit außzuleschen sucht. Hiermit endet sich dieses Buͤchlein/ welches vns der allererfahrenste Paracelsus in metallischen Sachen beschrieben vnd nachgelassen hat/ vnd voller grosser Weißheit vnd Geheimnuͤssen stecket/ ob es schon von wenigen geglaubet wird. Daruͤber ist meine Meynung zu Erlaͤuterung seiner Wort/ (so gut ichs gehabt) meinem Nechsten zum be- sten/ hinzugesetzt/ nicht zweiffelnde/ es werde hinfuͤrter mehr gelten vnd geachtet werden/ als vor diesem geschehen. Jch haͤtte zwar wol deutlicher schreiben/ weitlaͤufftiger seine Wort außlegen/ vnd seine darinn verborgene Meynung herfuͤrbringen koͤnnen/ so hat es die Zeit vnd Gelegenheit dißmal nicht zulassen wollen. Vnd wann ich allhier zu dunckel (wie ihm mancher einbilden doͤrffte) geschrieben haͤtte/ Dritter Theil. haͤtte/ so kan er doch auß meinen andern Schrifften/ deren immer eine die andere auß- leget vnd explic iret/ weitere Nachrichtung finden/ vnd mich auff dißmal entschuldiget halten/ dann meine Gelegenheit nicht zugelassen/ diß Buch groͤsser zu machen. Meines theils bin ich zu frieden/ daß ich so viel Zeit gefunden/ meinem Nechsten fuͤrs erste gute Anleitung zu geben/ damit nicht alle meine grosse Muͤhe/ die ich in Ersuchung solcher Dingen angewendet/ irgends vngefehr (weil kein Kraut fuͤr den Tod gewachsen/ vnd niemand seine Stunde weiß) mit mir vntergehen moͤchten. Lebe ich laͤnger/ vnd finde mehr Zeit zu schreiben/ werde ich nicht vnterlassen/ mehr Secreta herauß zu geben; wie dann allbereit vnterhanden eine Schluß-Rede uͤber das Opus Minerale, welche als ein Appendix darauff folgt/ darinn vnterschiedliche gewisse vnd warhafftige Special- Processe zur Erlaͤuterung aller dieser meiner vorhergangenen Wort/ vnd Wahrmachung der metallischen Transmutation, neben gruͤndlichem Vn- terricht/ wie man auch die Metallen/ wann sie auß den vnvollkommenen herauß gesei- gert/ kuͤnstlich/ auff ein geschwinde Weis/ voneinander scheiden/ vnd ein jedweders/ oh- ne Verlust deß andern/ sauber vnd rein haben moͤge/ nach meinem stylo verfasset sind/ welches die Krone dieses Buͤchleins seyn soll. So ist auch uͤber dieses noch ein Opus Vegetabile im Werck/ darinn viel kuͤnstliche bißhero der Welt verborgene Schaͤtze vnd Transmutationes der Vegetabili schen Dinge oder Verwandlungen von einer Gestalt vnd Wesen in ein anders vnd bessers/ in drey Theil verfasset vnd begriffen sind/ welches ich/ so bald muͤglich/ ans Licht zu bringen gesinnet bin. Darzu GOTT seine Huͤlffe vnd Beystand geben wolle/ Amen. Folget nun uͤber die vorhergegangene Theoriam, PRAXIS. G Leich wie nun in obiger Explication uͤber deß Paracelsi Vexier- Buch angezeigt/ daß die Transmutation der Metallen warhafftig/ vnd im geringsten nichts daran zu zweiffeln sey/ wie solches geschehen muͤsse/ auch vielfaͤltig darbey gedacht worden. Weil aber eine solche Handlung ein grosse Experien tz in metallischer Arbeiterfordert/ vnd anjetzo wenig sind/ die darinn erfahren/ vnd also meine treu-meynende vnd sehr deutliche Explication nicht viel mehr als Paracelsi Schrifften Nutzen schaffen moͤchten/ vnd wie zuvor solches Buͤchlein von vielen vnwissenden Menschen allzeit fuͤr vnmuͤglich/ vnwarhafftig vnd lauter Vexation gantz vnbillicher Weis ist gehalten worden/ vnd daß nicht besser meine daruͤber gethane Explication moͤchte angenommen werden/ zu befoͤrchten ist: Also habe ich meinen Schriften zu mehrer bekraͤftigung vnd Zeugnuͤß der Warheit etliche Exempel vnd Spe- cial- Proceß von Wort zu Wort klaͤrlich vnd wolverstaͤndlich darbey setzen wollen/ auf daß sich hernach niemand mehr uͤber die Muͤglichkeit verwundern doͤrffe/ sondern Vr- sach genug habe/ so wol Paracelsi als meinen Worten Glauben zuzustellen; daß ich aber H h h 3 so Operis Mineralis so gar deutlich solche edle Wissenschafft beschreiben solte/ daß niemand darinn fehlen koͤnte/ ist mir vnmuͤglich zu thun/ wuͤrde gar zu ein weitlaͤufftig vnd verdrießlich Wesen zu lesen seyn/ vnd gantz keine Art haben/ sondern eben seyn/ als wann man ein Kind/ welches noch das A. B. C. nicht kan/ viel von der Physica vnd andern subtilen Dingen wolte daher schwaͤtzen; welches ja eitel verlorne Arbeit waͤre Also auch wuͤrd es bey diesen meinen Schrifften geschehen/ wañ ich von solchen hohen wichtigen Sachen gar zu weit- laͤufftig/ daß es auch die Kinder verstehen solten/ schreiben wolte. Es ist auch nit darumb angefangen/ die tyrones Alchymiæ zu vnterweisen/ sondern allein diese/ welche allbereit schon mit schmeltzen/ abtre i ben/ scheiden/ vnd andern metallischen Arbeiten vmbzuge- hen/ vnd eines hierzu erforderten Verstandes vnd Judicii gebuͤhrender massen sich zu gebrauchen wissen. Wolle mich derhalben derjenige fuͤr vnschuldig halten/ wann er et- was versucht/ vnd ihme nicht gelingt/ vnd allein seine Vngeschicklichkeit/ vnd nicht mich/ der ich verstaͤndlich genug geschrieben/ daruͤber anklagen. Vnd wann es auch niemand solte nachthun koͤnnen/ so ist es mir doch nicht zuzulegen/ dieweil ich die Warheit ver- staͤndig geschrieben. Es ist aber gantz kein Zweiffel/ es werde ihm mancher diese meine Schrifften wol zu nutz machen/ dann hier vnd dar einer gefunden wird/ welcher es ihme hat sauer wer- den lassen/ mit dem Vulcano Bruͤderschafft zu machen/ vnd so weit kommen/ daß er meine Schrifften genug verstehen kan. Warumb solte ich von solchen Dingen schrei- ben/ davon ich selber keine Erfahrenheit haͤtte? Wie wuͤrde ich bestehen koͤnnen/ wann es zur oculari schen demonstration kommen solte? Was huͤlffe mich meine Muͤh vnd Arbeit (der ich doch den geringsten Nutzen niemaln von meinen Buͤchern gehabt/ vnd noch keinen dadurch gesucht habe) wann es nicht zu meines Nechsten Nutzen vnd Wol- fahrt gereichen solte? Es ist mit meinen Schrifften nicht also/ gleich wie mit denen/ wel- che erst nach deß Autoris Tod herauß kom̃en/ vnd niemand derselben eineversicherung haben kan. Vnd wann ja einem oder dem andern diese meine Schrifften schwer zu ver- stehen solten fuͤrkommen/ so ist es ihme doch keine Schand zu fragen/ oder zu lernen dasjenige/ was er nicht weiß oder verstehet. Jch haͤtte zwar klaͤrlicher schreiben koͤnnen/ wann ich nicht gefoͤrchtet/ daß die Kunst gar zu einem Handwerck dadurch werden moͤchte; vnd weiß auch wol/ daß ich manchem gar zu klar zu geschrieben/ der nicht gern siehet/ daß solche Secreta in offenen Druck kom̃en. Wer kan aber jederman recht thun? Jch bin zu frieden/ daß ich an meinem Nechsten ein gut Werck gethan habe/ es werde nun gleich auffgenommen wie es wolle/ darbey ichs beruhen lasse. Das ist die Kunst: W Ann du den Himmel deß Saturni eingesetzet/ vnd mit dem Leben auff Erden lauf- fen machst/ so setze ihm nach gebuͤhrlichem Gewicht hinzu die vnvollkommene Me- tallen/ als ♄/ ♃/ ♂/ ♀ vnd ein wenig ☽/ laß dieselbe mit dem Himmel so lang lauffen/ biß daß sie mit ihme gantz verschwunden/ ihre metallische Natur vnd Gestalt verloren/ vnd zu einer Erden worden. Diese metallische Erde/ weil der Himmel deß ♄ noch dar- bey ist/ vnd dieselben allenthalben vmbgeben hat/ wird durch den Geist deß Himmels wie- Dritter Theil. wieder lebendig vnd corporali sch/ vnd erlangt seine vorige metallische Gestalt/ welche/ ob sie schon verbessert/ dennoch auffs neue zu drey- vier oder fuͤnffmal wieder soll getoͤdtet vnd lebendig gemacht werden/ auf daß die Verbesserung desto groͤsser/ vnd in der Schei- dung desto mehr Silber vnd Gold heraußkomme: vnd bedarff man gantz keine Muͤffel/ Cupellen/ Treibscherben/ Teste/ Scheidkolben/ noch aquas fortes, oder dergleichen Gefaͤsse vnd Instrument en darzu/ wie sonsten bey den metallischen Arbeiten gebraͤuch- lich/ sondern es kan diese Arbeit in einem Tiegel/ in einem Ofen/ vnd mit einem Feuer von Anfang biß zum End/ innerhalb wenig Stunden/ vollkoͤm̃lich verrichtet werden. Auff daß ichs aber deutlicher gebe/ so ist allhier bey diesem Proceß die sphæra Saturni ein regulus Antimonii, das Leben ein weißfaͤrbend Saltz/ welches seine Bewegung vom Feuer hat/ die Erden der Tiegel. Also hast du den gantzen Proceß/ wie ich denselbigen ins kleine mehr als hundertmal gethan/ hiemit offenbaret. Zu mehrerm vnd besserem Vnterricht soll vor allen Dingen der Kunstliebende wol betrachten/ was Feuer vnd des- selben Herkommen/ Natur/ Wesen vnd Krafft eigentlich sey/ so wird ihme das uͤbrige hernach desto leichter zu verstehen seyn: dann Holtz/ Kolen/ vnd dergleichen brennende Dinge sind eigentlich kein Feuer/ sondern allein eine Wohnung deß Feuers/ das Feuer aber/ welches in der Lufft zerstreuet vnd verborgen ist/ wird daran offenbar/ sichtlich vnd empfindlich. Gleichwie der Mensch auch kein Leben noch Seele ist/ sondern allein ein re- ecptaculum vnd Gefaͤß/ dariñ das Leben oder Seele wohnet/ welche ihm von oben her- ab eingeblasen ist: Also ist auch der Mensch kein Mensch mehr/ wann seine anima von ihm gewichen/ sondern nur ein cadaver. Deßgleichen ist auch das Gold kein Gold mehr/ sondern ein fluͤchtig mineral ohne Farb/ wann ihm seine Seel entzogen ist: dar- an zu sehen/ daß die Guͤtigkeit der Metallen von ihrer anima, vnd nicht dem corpore, herruͤhre. Also vnd vmb solcher Vrsach willen wird allhier bey dieser metallischen Ar- beit das Silber den vnvollkommenen Metallen zugesetzt/ daß es die animam derselben/ welche vnsichtlich in ihnen weit zertheilet ist/ empfahe/ sam̃le/ vnd dieselbe sichtlich/ em- pfindlich vnd corporali sch mache/ vnd also auß beyden/ nemlich dem Silber vnd der vn- vollkommenen Metallen anima eine Vermischung werde/ vnd den Namen Gold er- lange. Vnd darff ihme niemand einbilden/ als wann allhier bey dieser Arbeit das gan- tze corpus der vnvollkommenen Metallen zu Gold werden solte; gantz nicht: sondern es wird allein der reinere Theil/ als ihre anima oder quinta essentia von dem vnreine- ren terrestri schen vnd sulphuri schen Theil derselben gescheiden/ vnd dem Silber (dar- durch sie grad iret/ anim iret/ vnd in Gold verwandelt wird) einverleibet. Moͤchte jemand fragen: Wann der metallischen Mixtur kein ☽ zugesetzt waͤre/ ob auch ☉ herauß kaͤme oder nicht? Deme gib ich zur Antwort: Ja/ daß eben so wol ☉ darvon kommen wuͤrde/ aber nicht so viel/ als wann Silber zugesetzt waͤre. Dann weil die guͤldische anima der vnvollkommenen Metallen sehr zart vnd gleichsam vnleiblich ist/ vnd auß eigener Krafft auß so viel Vnreinigkeit/ damit sie vmbgeben/ sich nicht wol ohne Huͤlff ledig machen/ heraußwickeln/ vnd ihr einen neuen Leib formiren kan; also ist es noͤhtig vnd gut/ daß man ihr zuhuͤlff komme/ vnd einen Leib darreiche/ darein sie sich be- geben Operis Mineralis geben vnd versam̃len moͤge; darzu das Silber am allerbesten dienet: dann wann solches durch das lebendigmachende Feuer mit den vnreinen Metallen radicaliter un iret wird/ vnd sich darmit uͤberwirfft/ so treffen die reinere Theile der vnvollkommenen Metallen in solcher circulation deß ☽ an/ haͤngen sich daran/ vermischen sich darmit/ werden cor- porali sch/ verlassen ihren vnreinen/ zerstoͤrlichen Leib/ vnd wird also eine Scheidung deß Guten von dem Boͤsen. Hiermit hab ich dir die Kunst/ auß allen vnvollkommenen Metallen/ sowol als auß jedwederem allein besonder/ oder auß allen zugleich/ wie auch durch vnd ohne zuthun deß Silbers/ Gold vnd Silber zu ziehen/ klaͤrlich vnd deutlich offenbaret. Kanst du es nun begreiffen vnd treffen/ so guͤnn ich dir es wol; wo nicht/ so hast du doch uͤber mich nicht zu klagen/ weiln ich dir die pur-lautere Warheit allhier verstaͤndig beschrieben habe. Noch auf ein andere Weis durch den ♄ auß den vnvollkomme- nen Metallen gut Gold vnd Silber zu seigern. E Rstlich soll man den ♄ auff einer Scheiben wol treiben laffen/ vnd darnach ♃ vnd ♀ nach rechtem Gewicht darein tragen/ vnd darunter schmeltzen lassen/ so wird als- bald der ♃ vnd ♂ den ♄ zerstoͤren/ vnd zu einer Schlacken/ einer gelben Erden gleich/ machen/ welche man reduc iren soll/ so erlanget man das Bley vnd Kupffer zum theil wieder/ das ♃ vnd ♂ aber bleibt als ein schwartze Schlacken vn reduc irt/ welche man zuruͤck legen vnd bewahren soll: das kuͤpfferich Bley aber soll man wiederumb treiben lassen/ vnd wieder ♃ vnd ♂ darein tragen/ vnd zu einer Schlacken werden lassen/ dar- nach reduc iren/ vnd solche Arbeit mit verschlacken vnd reduc iren so offt wiederholen/ daß von 100. Pfunden ♄ kaum 1. oder 2. Pfund uͤberbleiben/ welches man abtreiben soll/ so findet sich das ☽ vnd ☉ zum theil/ welches die Metallen in der Arbeit von sich ge- ben haben. Die Schlacke aber/ welche sich nicht hat wollen reduc iren lassen/ soll in ei- nem besondern Ofen etliche Tage lang mit Feuer wol gegluͤhet werden/ so wird dieselbe fix/ vnd gibt in der reduction ein silber- vnd goldhaltig ♄/ welches man auch soll abtrei- ben/ auff daß das uͤbrige Gold vnd Silber/ welches die Schlacken in sich gezogen/ auch heraußkomme/ vnd zu recht gebracht werde. Dieser Proceß (wiewol ich solchen noch niemaln ins grosse anzustellen Gelegen- heit gehabt) solte/ wie ich mir einbilde/ in grosser Menge wol thun lassen/ stehet einem jedweden frey/ solches zu versuchen/ vnd seine Rechnung zu machen/ wie viel er ein Jahꝛ damit gewinnen moͤge. Auff ein andere Weis koͤnnen auch die vnvollkommene Metallen durch vn cor- rosivi sche Sali en warhafftig vnd vnfehlbar particulariter fig irt vnd gewaschen werden/ daß dieselbe viel Gold vnd Silber von sich geben/ daran niemand zweiffeln soll: weilen aber allbereit zuvor solches Waschwercks in meinen Schrifften zum oͤfftern gedacht/ so achte ich vnnoͤhtig/ allhier weiters davon zu melden/ vnd die Zeit damit zu verlieren. Dieses aber habe ich nicht verhalten sollen/ daß durch ein solches Waschwerck (welches einer rechten Weiber-Arbeit zu vergleichen ist) die Metallen vielleicht hoͤher als Gold solten Dritter Theil. solten koͤnnen gebracht werden/ wann vns nur der rechte Weg bekand waͤre. Dann wann dieselbe ihr leinen Gezeug von dem Schmutz vnd Vnreinigkeit reinigen oder wa- schen wollen/ so gebrauchen sie sich vnterschiedlicher Manier vnd Arbeit/ nachdem ein jedwedere solches gelernet vnd gewohnt; vnd wann sie fertig sind/ so ist ihr leinen Geraͤth rein vnd sauber/ auff welche Weis sie solches gleich verrichtet haben/ doch immer das eine reiner als das ander befunden: Dann etliche Weiber gebrauchen zu ihrer Waͤsch allein eine scharffe Laugen/ darinn sie ihre vnreine Duͤcher kochen/ vnd den Schmutz da- mit heraußziehen; ist aber eine grobe Arbeit/ vnd wird ihr Gewand so gar weiß nicht da- durch. Andere aber gebrauchen neben ihrer Laugen auch eine Seiffe/ damit sie das Ge- duͤch zwischen den Haͤnden reiben vnd handelen/ biß daß sie den Schmutz davon ge- bracht haben; vnd wann er davon ist/ so spuͤlen sie dasselbe mit reinem Wasser auß/ auff daß auch die Lauge wieder davon komme/ vnd legen dasselbe an die Sonne/ welche/ wañ sie dar auff scheinet/ vnd nachdem es zu vnterschiedlichmalen wieder mit frischem Was- ser begossen/ zum oͤfftern trucknet/ auch den Gestanck der Seiffen vnd Laugen herauß- zeucht/ vnd dasselbe weisser macht. So wissen sie auch dieses zu thun/ nemblich/ wann bey ihrer Waͤsch die Laugen oder Seiffenwasser von dem Schmutz/ den es auß den Klei- dern gezogen/ vnsauber geworden/ daß sie solches darvon vnd wiederumb ein ander rei- nes darauffgiessen/ vnd mehr Vnreinigkeit damit heraußziehen/ so offt vnd vielmal/ biß aller Schmutz davon gewaschen/ vnd ihr Geraͤht weiß vnd rein genug ist. Diese Weiber-Arbeit oder Waschwerck habe ich nicht vergeblich hieher gesetzt/ dann ich wol weiß/ daß sie vorhin waschen koͤnnen/ vnd nicht noͤhtig/ daß man ihnen Buͤcher vorschreibe/ sondern ist allein darumb geschehen/ auf daß ich durch dieses Gleich- nuͤß den Vnwissenden desto leichter zu verstehen mache/ wie es mit der metallischen Wasch-Arbeit hergehen muͤsse: dann vnmuͤglich ein vnrein Metall mit einem reinen Wasser das erste mal zu waschen/ sondern wann mit dem einen ein Theil Vnreinigkeit abgewaschen/ solches ab- vnd ein ander reines darauff soll gegossen werden/ so lang vnd viel/ biß alle Vnreinigkeit hinweg/ vnd das Wasser wieder so klar/ als es darauff ist ge- gossen/ darvongehe. Vnd thut auch viel darzu/ wann man das Bleichen in der Son- nen in acht nimbt/ vnd zum oͤfftern nach der letztern Arbeit/ wann das Seiffenwasser rein vnd ohne Faͤulnuͤß davongehet/ die inceration gebraucht/ nemlich/ wann ein rein- gewaschen Metall hernach zum oͤfftern mit Wasser begossen/ vnd von der Hitze wieder getrucknet wird/ so erlanget das Metall eine noch hoͤhere Reinigkeit/ als es sonsten durch das Seiffenwasser allein haͤtte erlangen koͤnnen. Wer aber uͤber diese Reinigung noch ein reiner vnd besser Seiffenwasser wuͤste/ so waͤre kein Zweifel/ die Metallen wuͤrden edeler als Gold dadurch werden koͤnnen. Vnd/ gleichwie darfuͤr gehalten wird/ daß ein leinen Duch von Flachs gemacht/ durch Kunst in solche Rein- vnd Zartigkeit solte koͤn- nen gebracht werden/ daß es auch einer weissen Seiden nichts bevor gebe: Also waͤre es auch kein Wunder/ daß durch die wahre Kunst (welches aber vnser vielen vnbekand) das Gold/ so viel rein vnd zaͤrter eine Seide gegen einem leinen Duch zu rechnen/ in ein Metall so viel reiner als Gold solte koͤnnen gewaschen werden. J i i Es Operis Mineralis Es wolle sich auch niemand verwundern/ daß ich diese Seiger-Arbeit einer Wei- ber-Waͤsch vergleiche: es ist nur Gleichnuͤßweise geschehen/ auff daß man meine Mey- nung desto besser verstehen moͤchte. Haben sich doch die Philosophi nicht geschenet/ ihr grosses Universal- Werck ein Weiberwerck vnd Kinderspiel zu nennen. Jch weiß aber gewiß/ wann ich allhier/ an statt der einfaͤltigen Warheit/ nur auff sophisti sche Weis/ ein grosses vnd falsches langes Recept gesetzt haͤtte/ weil die boͤse Welt also wil betrogen seyn/ daß es angenehmer gewesen waͤre: Jch habe es aber also gemacht/ daß ich es vor GOTT vnd der Welt verantworten kan/ es werde gleich augenommen wie es wolle. Es koͤnnen auch die Metallen/ wann sie zuvor in einen calcem gebracht sind/ durch ein vitrum Saturni, welches mit Huͤlff oder Zuthun der Kißlingsteine gemacht ist/ ge- reinigt vnd gewaschen werden/ (darvon ich zuvor in meinem andern Tractaͤtlein auch geschrieben) daß sie viel Gold von sich geben; es gehoͤret aber sehr viel Saturni darzu/ dañ das Metall muß in denselben weit zertheilet seyn/ wann es seine feces soll fallen lassen/ vnd sich das reinere Theil desselben collig iren/ vnd in ein gut corpus concentr iren soll. Vnd werden die Kißlingsteine darumb zu solcher Arbeit genommen/ auff daß sie die fe- ces der vnreinen Metallen zu sich ziehen/ vnd eine Scheidung deß Reinen von dem Vn- reinen machen; gleich als wann man ein Honig/ Zucker/ oder einen andern Safft der Vegetabili en mit Wasser reinigen wil/ vnd Eyerweiß darunter ruͤhret/ welches den Schlam̃ deß Honigs oder Zuckers zu sich ziehet/ vnd dieselbe clarific iret vnd reiniget: Also sind allhier diese silices an statt deß Eyerweiß/ vnd das ♄ an statt deß Wassers/ da- mit das ♂/ ♀ oder ♃ solv iret wird: Jst gar ein lustig vnd geschwinde Arbeit/ vnd koͤn- te ein Grosses damit in kurtzer Zeit gewonnen werden/ wann die Tiegel darzu halten wolten; dann das ♄ Glett durch bohret dieselbe gar leichtlich/ vnd laͤsst die mixtur durch- lauffen: So aber jemand so gluͤcklich waͤre/ der solche Geschirꝛ erfinden koͤnte/ welche das Vitrum ♄ nur 10. oder 12. Stund halten koͤnte/ der doͤrffte sich vmb keine andere Kunst bekuͤmmern/ reich dadurch zu werden. Jch habe das Gluͤck nicht haben koͤnnen// wiewol ich mich nun viel Jahr darmit geschleppet/ vnd doch nicht finden koͤnnen. Es gibt ein Pfund ♂/ ♀ oder ♃ bißweilen ein halb oder auch wol ein gantzes Loth Gold/ wann man recht damit vmbgehet/ vnd so man ein fixes Sal tartari oder nur Pott-Aschen darzu gebr auchet/ gibt es noch mehr/ lauffen aber auch die Tiegel desto eher auß/ welches zu beklagen ist. Jch zweiffele aber nicht/ es werde noch ein oder ander/ der zu suchen vn- verdrießlich ist/ mit der zeit so viel finden/ daß dieses Werck so wol ins kleine in den Tie- geln/ als ins grosse auff grossen Herden zu thun muͤglich sey/ welcher GOTT/ als dem Geber/ vnd mir/ als dem Offenbarer vnd Beschreiber solcher edlen Kunst/ zu dancken schuldig ist. Jch habe vor diesem so viel auf dieses Werck gehalten/ daß ich auch solches niemand vmb ein groß Geld haͤtte communic iren wollen: Nun ich aber wegen Man- gelung guter Geschirꝛ weiters damit nicht kommen kan/ gib ichs zum besten/ auff daß ein anderer auch sein Heil daran versuchen moͤge. Einem ist nicht alles gegeben/ mit Gewalt kan mans Gott nicht abtrotzen/ deme Ers goͤnnet/ der hats/ vnd welchem Ers verhelt/ dem ists verhalten/ wann es schon noch so ein gering Ding waͤre. Es Dritter Theil. Es koͤnnen auch die vnvollkommene Metallen allein durch das schnelle nitrosi- sche Feuer/ davon oben bey dem Mercurio gehandelt/ von ihrem verbrennlichen vnd schaͤdlichen Sulphure gereinigt werden; welches fuͤr die allergeschwindeste/ vnd schier ein augenblickliche Verbesserung der Metallen zu halten ist. NB. Sonderlich wann die- selbe zuvor erst ohne corrosiv in ein solv irlich Saltz gebracht worden/ darzu sich am al- lerbesten schicken ♂ vnd ♀/ welche ein Vitriolum philosophicum geben/ der sich dann am allerbequemsten zur perfection reinigen laͤsst. Darunter ein groß Geheimnuͤß ver- borgen steckt/ vnd vielleicht mehr als fuͤr eine Particular- Arbeit zu halten ist. Man den- cke dem Poetischen Gedichte etwas nach/ welches von der Venere vnd ihrem Sohn Cupido handelt/ was fuͤr ein Cupido daselbst dadurch veꝛstanden werde/ ob er nit ☉ sey? Jch haͤtte wol hieher noch viel mehr gute Processen setzen koͤnnen/ wie auß den ge- ringen Metallen Gold vnd Silber zu bringen/ so befinde ichs nicht noͤhtig/ weil dasselbe in oder bey Außlegung der 7. Regeln in diesem Buͤchlein genugsam geschehen/ wer das- selbe nicht verstehet/ noch verstehen wil oder kan/ dem ist auch nicht nutz/ wann ein meh- rers geschrieben wuͤrde. Wann einem nur das Fundament gezeigt wird/ so kan er sich hernach in allem seinem Vorhaben darnach richten/ vnd seine labores darauf anstellen. Vnd wiewol ich vermeynt/ der Sachen genug gethan zu haben/ so wil ich doch zum uͤber- fluß noch ein schoͤn vnd lustig Werck Gleichnuͤßweis beschreiben/ welches ein basis vnd fundament der gantzen Alchymiæ ist/ darinn vnd darunter der Metallen radicalis so- lutio, conjunctio, distillatio, sublimatio, ascensio, descensio, cohobatio, cimentatio, calcinatio, inceratio vnd fixatio begriffen ist/ vnd die transmutation damit beschliessen. Es war ein Mensch (♄)/ der hatte zween Soͤhne/ (Wißmut vnd ♃) vnd der juͤngere (♃) sprach zu dem Vatter (♄): Gib mir mein Theil. NB. Es ist der Wiß- mut vnd Jupiter allzeit/ sowol bey den Philosophis als Bergleuten/ fuͤr ein Bley gehal- ten worden; wie sie dann den Wißmut plumbum cinereum, vnd das ♃ plumbum candidum, das gemeine ♄ aber plumbum nigrum genennet) derselbe erzeigte sich wild vnd vngehorsam/ das ist/ stieg auff/ der Vatter gibts ihme/ vnd er zeucht damit davon uͤber Land. NB. Wann Wißmut vnd ♃ mit dem ♄ Feuer leiden/ so separ iret sich das ♃ von dem Bley vnd Wißmut/ steigt uͤbersich/ nimbt etwas von dem ♄ zu sich/ vnd setzet sich als ein vnartige Schlacken oben darauff; vnd das ist uͤber Land gezogen. Er kehret in einer Herberg ein/ da Mars der Wirth vnd Venus die Wirthin genennet/ vnd das Zeichen der Welt ♁ im Schild her außhanget; selbiger wird vom Marte vnd Ve- nere bald auffgenommen/ wird aber von allem/ so ihm sein Vatter mitgeben/ von den- selben beraubet ( solutio ). Da entzuͤndet sich ein grosse Theurung ( siccitas ) in demsel- ben Land/ daß auch die Menschen fuͤr Hunger ihre Gestalten verloren ( corruptio ) da muß er/ seinen Hunger zu stillen/ der Schweine huͤten (mit dem stinckenden Nitro Ge- meinschafft haben)/ vnd Trebern ( tartarum ) essen ( inceratio, imbibitio ), dadurch wird er gedemuͤtiget ( digestio, circulatio, ablutio, edulcoratio, purificatio ), vnd keh- ret wieder zu seinem Vatter ( incorporatio ), welcher ihn mit Freuden empfaͤhet ( in- gressus ), als einen verlornen Sohn (Jchts war zu Nichts/ vnd wieder zu Jchts wor- J i i 2 den) Operis Mineralis den) langet ihm ein new (silbern) Kleid/ vnd stecket ihm einen guͤldenen Ring (ver- guͤldt Silber) an/ darnach bleibt er bestaͤndig bey dem Vatter/ vnd wird ein guter Haushalter/ das ist/ bestaͤndiges Metall. Daß ich in diesem Proceß der vnvollkom̃enen Metallen transmutation, vnd son- derlich deß Zines/ der Parabel vom verlornen Sohn verglichen habe/ wolle mir nie- mand uͤbel auffnehmen/ ist allein darumb geschehen/ auff daß mans desto besser be- greiffen moͤge. Es steckt ein groß Geheimnuͤß darhinder/ also daß mir auch bey mei- nen audern laboribus niemaln der gleichen Veraͤnderungen vorkommen. Dann erst- lich bey der solution erscheinet die Schwaͤrtze/ vnd bleibt seine gewisse Zeit; darnach kom̃t der Pfauenschwantz/ Gruͤne; vnd endlich die Weisse. Ob nun auch eine Roͤhte folgen solte/ wann man das Werck laͤnger inder digestion hielte/ ist mir vnbekand/ dann ich niemals weiter als zur Weisse damit kom̃enbin. Es ist ein sehr lustige Arbeit/ welche dem Laborant en sein Gemuͤt erfreuet/ vnd kostet sehr wenig/ vnd ist auch leichtlich zu thun/ wann man nur das Gewicht trifft/ vnd gute bestaͤndige Geschirꝛ darzu haben kan: Sie weiset den Weg/ vnd oͤffnet die Thuͤr zu hoͤheren Secret en. Wol sey deme/ welcher darzu gelanget: er wird sich nicht satt genug sehen noch verwundern koͤnnen/ wie reich/ edel vnd herꝛlich die Natur in ihrem innersten sey. NB. Es lasst sich auch auff diese Weis ein jedweder Metall fuͤr sich allein mit dem Saturno vnd Sali en also waschen/ daß es edler wird/ vnd in der Scheidung Gold vnd Silber gibt/ gehet auch durch alle Farben/ aber nicht so wol/ als wann alle Metallen zugleich eingesetzt werden/ da dann das eine geistlicher Weis in das ander wircket/ vnd eins das ander veraͤndert vnd verbessert. Weil nun genugsam angezeigt/ wie man auß den vnvollkommenen Metallein durch die Kunst Gold vnd Silber ziehen soll: vnd weil gemeiniglich von solcher Arbeit Gold vnd Silber zugleich heraußkoͤm̃t/ also ist es noͤhtig/ daß man auch wisse/ wie solche beyde Metallen voneinander zu scheiden/ auff daß man ein jedweders allein haben moͤ- ge; welches also geschicht: Wann bey der mixtur mehr Gold ist als Silber/ so kan die- selbige am fuͤglichsten durch das Antimonium gegossen/ mit ♂ in Koͤnige gefaͤllt/ vnd mit Nitro dieselbe abgetrieben/ vnd rein gemacht werden. Von welcher Arbeit ich zu- vorn in meinen außgegangenen Buͤchern allbereit geschrieben/ darinn man sich erschen kan. NB. Vnd wolle sich niemand daran kehren/ wann ihme das Nitrum vielleicht etwas weniges in dem Abtreiben oder Reinmachung der Koͤnig von Gold vnd Silber rauben oder zu sich ziehen moͤchte/ vnd meynen/ daß es verloren waͤre/ sondern geden- cken an Paracelsi Spruch: Verlieren oder verderben macht vollkom̃lich gut. Man soll solche nitrosi sche Schlacken/ damit die Koͤnige rein gemacht seynd/ fleissig zusammen halten vnd sig iren/ darnach durch staͤrcken Fluß reduc iren/ so erlangt man den verlor- nen Sohn viel herꝛlicher wieder/ als er vor seinem verlieren gewesen ist/ vnd wird gantz nichts verloren/ sondern dabey gewonnen. Allhier præsont irt sich eine Gelegenheit von einer nuͤtzlichen Arbeit zu reden/ so wil es aber der Ort vnd die Zeit nicht leiden: Dem Gelehrten ist genug gepredigt/ wann ers nicht verstehet/ so ist ihm nicht zu helffen. So Dritter Theil. So aber bey der mixtur mehr Silber als Gold ist/ so kan dieselbe erst granul irt/ mit sul- phure gezuͤndert/ vnd mit oder ohne Antimonio, nur mit Saturno vnd Sali en præci- pit irt/ vnd das Gold auß dem Silber in Koͤnige gefaͤllet/ vnd hernach mit Salpeter odeꝛ ♄ abgetrieben vnd rein gemacht werden; ist auch eine geschwinde Arbeit. Jst aber dar- bey zu wissen/ wann der Niederschlag mit Saturno geschehen soll/ daß deß Halbkopffs darbey nicht vergessen werde/ weil durch solchen die præcipition eher vnd besser geschieht/ als wann derselbe nicht darzu gebraucht wuͤrde. NB. Wann aber die Koͤnige/ so von dem gezeitigten oder fig irten Metallen kuͤpfferich vnd bleich fallen solten/ so ist es nicht noͤhtig solche abzutreiben/ sondern eben gut/ wann man solche nur granul irt/ vnd mit den Sali en vnd Halbkopff niederschlaͤgt/ so koͤm̃t alles Gold vnd Silber in besonderen Koͤnigen herauß/ das Kupffer vnd ♄ aber wird zu Schlacken/ welche in Stich-oͤfen kan reduc irt/ vnd zu fernerem Gebrauch her- nach angewendet werden/ wie die Kunst erfordert. Mehrers von Seigern/ Abtreiben vnd Scheiden der Metallen allhier zu schrei- ben/ achte ich fuͤr vnnoͤhtig/ weiln solches hin vnd wieder in meinen außgegangenen Tractaͤtlein allbereit schon geschehen. Dieses aber waͤre noͤhtig vnd gut/ daß man auch etwas erklaͤrete/ wie die Ertze fuͤglicher/ als bißher geschehen (auff daß mehr vnd bessere Metallen heraußkaͤmen) ge- schmoltzen/ vnd den armen vnd wilden Ertzen/ daß dieselbe mit Nutzen gearbeitet vnd zu gut gemacht wuͤrden/ durch sonderbare ciment en geholffen werden koͤnte. Dann offtermals Ertze gefunden/ welche gar zu viel rauberischen sulphuris fuͤhren/ dadurch in dem Schmeltzen das Metall zu Schlacken verbrennt wird/ vnd so wenig gibt/ daß es auch die Kosten nicht abwerffenkan/ vnd vngebaut muß ligen bleiben/ welches doch son- sten reich genug/ vnd mit gutem Nutzen zu bauen waͤre/ wann die Bergleut ihnen nur zu helffen wuͤsten. Es kan der rauberische sulphur, sonderlich bey den Kupffer-vnd Bley- Ertzen durch ein besonder Ciment oder Gradir feuer vmbgewand vñ veraͤndert werden/ daß es hernach im schmeltzen nicht allein das gute Metall nicht verzehret vnd zu Schla- cken macht/ sondern dasselbe grad iret/ daß es in der Scheidung auch ☉ gibt/ welches zu- vor ohne solche Roͤstung nit haͤtte geschehen koͤnnen. Es wird den Sachen nicht weiters nachgedacht/ wie dem einen oder andern Ertz vor vnd in dem Schmeltzen zu helffen sey. Was das grobe vnd gemeine Feuer im schmeltzen nicht wilheraußtreiben/ das mag blei- ben/ gedenckt mancher Schmeltzer/ bleibt aber bißweiln der beste Theil in den Schlacken/ welcher niemand zu Nutz kom̃t Es ist aber einem erfahrnen Chymico muͤglich/ das ☉ vnd ☽/ welches die Schlacken zu sich gezogen/ so wol durch schmeltzen als ohn dasselbe/ nur mit besondern menstruis herauß zu ziehen/ vnd guter Nutzen damit zu machen. Welcher Arbeit ich allbereit in meinen andern Schrifften/ vnd sonderlich bey extrahi rung der Si- licum, gedacht/ vnd auch ein mehrers folgen wird/ wañ ich von deß Deutschlands Wol- fart vñ ihren verborgnen Schaͤtzen schreibẽ werde/ so lang sich der guͤnstige Leser gedulden wolle. Es koͤnte auch bey den Bergwercken grosser Nutzen geschafft werden/ wañ sie das ☽ wuͤsten zu seigern/ vnd das wenige Gold/ so darinnen ist/ durch einen Niederschlag zu J i i 3 faͤllen/ Operis Mineralis faͤllen/ daß solches mit dem Silber nicht muͤste verunnuͤtzet werden/ vnd also verloren gehen Solche vnd dergleichen nuͤtzliche Wissenschafften solten bey den Bergwercken guten Nutzen schaffen koͤnnen/ wann man sich darauff beflisse/ wird aber noch zur Zeit nicht geachtet: Es zweiffelt mir aber gantz nicht/ es werde die Zeit bald kommen/ daß sich einige hinder die vorlaͤngst hingeworffene Schlacken/ wie auch vnachtsame wilde Ertz vnd Berg-Arten machen/ vnd viel Gold vnd Silber heraußziehen werden. Gott hat alle Ding wol gemacht/ vnd nicht ohne Vrsach vns solche Wissenschafften so lang hin- terhalten. Weil aber vor viel hundert Jahren von frommen Leuten prophezeyet/ daß in den letzten Zeiten/ oder vor der Welt Vntergang/ alle Geheimnuͤssen sollen offenbar vnd den Menschen bekand werden/ vnd solche Zeit nunmehr herzunahet/ so waͤre es auch kein Wunder/ daß Gott vnd die Natur solcher Offenbarung einmal einen Anfang maͤchte/ wie es sich dann allbereit darzu ansehen laͤsst/ vnd der taͤgliche Augenschein zei- get/ daß von Tag zu Tag alle Kuͤnste vnd Wissenschafften je laͤnger je hoͤher steigen vnd zunehmen/ also daß vnsere Vor-Eltern/ wie fleissig sie auch im Bergwerckbauen vnd schmeltzen der Ertze gewesen/ wann sie jetzunder solten auffstehen/ vnd derjenigen Juͤnge- ren ihre Arbeiten besehen/ sie als Kinder dargegen wuͤrden zu rechnen seyn. Vnd ist kein Zweiffel/ wann die Welt laͤnger stehen wird/ daß uͤber wenig Jahr ein viel naͤher vnd besserer Weg die Ertze zu schmeltzen/ abzutreiben/ vnd das eine Metall von dem an- dern kuͤnstlich zu seigern/ im schwang gehen/ vnd nicht so viel Gutes auß Vnwissenheit hinweg geworffen werden wird/ darzu ich auch mein bestes zu thun nicht vnterlassen wil: vnd bin willig denen/ welchen meine Schrifften zu verstehen schwer vorkom̃en moͤchten/ mit Raht vnd That zu huͤlffe zu kommen/ vnd ihnen/ so weit meine Erfahrenheit reicht/ einen guten gebahnten Weg zu zeigen. Gleich wie es aber ins gemein zugehet/ daß an- gebotene Dienste vnwerth seynd/ so ist zu besorgen/ daß es allhier auch also seyn werde: Dann der Mensch bißweilen auß lauterm Hochmut nicht lernen wil/ was ihme vnbe- kand/ vnd er zuvor nicht gewust hat/ nur darumb/ auff daß er nicht dafuͤr angesehen sey/ daß er so lang in Jrꝛthumb gesteckt habe: vnd gemahnet mich eben/ als wann in einem Land ein grosser Mangel an Korn/ vnd anderer Nohtdurft zu deß Menschen Leben/ ent- standen/ vnd in einem nahe-dabey-gelegenen Lande dessen die Fuͤlle zu bekommen/ aber eine grosse Wildnuͤß darzwischen/ vnd der Weg von dem einen Lande zu dem andern uͤbel vnd schwerlich zu finden waͤre/ sich aber jemand erboͤte/ welchem durch langer Zeit uͤbung vnd Verlierung seiner Jugend der Weg durch dieselbige Wildnuͤß allbereit be- kand/ diejenige dadurch zu fuͤhren/ vnd an das gesuchte Ort zu bringen/ die es begehr- ten/ wann sie ihm nur etwas weniges von dem Korn/ das sie heraußbraͤchten/ fuͤr seine Muͤhe vnd Versaͤumnuͤß geben wolten; Jene aber dargegen solches sein Anerbieten verachteten/ vnd lieber selber den Weg mit grosser Muͤhe/ Kosten/ vnd Gefahr deß Le- bens durch solchen Labyrinth vnd vngebahnten Weg suchen/ ehe sie jenem nur ein we- nig Genieß zukommen lassen wolten: Wuͤrde nicht jederman mit recht sagen koͤnnen/ daß es gedoppelte halsstarrige Narren waͤren/ denen weder zu rahten noch zu helffen? Vnd Dritter Theil. Vnd wann auch schon ein solcher eigensinniger Mensch sich in der Wildnuͤß verirren solte/ daß er auch sein Leben daruͤber einbuͤssen muͤste/ so waͤre er doch keines Beklagens werth/ dieweil er ihme selber eine solche Vnruhe vnd Schaden/ deme er doch wol haͤtte fuͤrkommen koͤnnen/ zugefuͤget: Also sind auch diejenigen nicht zu beklagen/ die viel vnd grosse Vnkosten auff ein Vngewisses anlegen/ sich viel Jahre mit Sorg/ Muͤhe vnd grossen Kosten quaͤlen vnd marteln/ etwas zu suchen/ vnd doch nicht darzu kommen/ weiln sie deren guten Vnterricht/ welche sich allbereit durch den Labyrinth gearbeitet/ vnd ihm den rechten Weg zeigen koͤnten/ verachten/ sich zu lernen schaͤmen/ vnd selber weiß genug zu seyn vermeynen/ wie jener Bauer/ welcher ein Eichhoͤrnlein fangen wol- te/ sagend: Jch habe wol so lange Beine als du: da er aber demselben von einem Baum zum andern nachspringen wolte/ fiel er herab/ vnd zerbrach seine lange vnd zum Sprung vngeschickte Beine. Also moͤchte auch mancher sagen: Was solte mir mangeln/ daß ich nicht eben so wol diese bißher vnbekandte Seigerwerwerck finden solte/ wann ich darnach suchte? Warumb soll ich einem andern nachgehen/ vnd gute Wort darumb geben? Die Natur vnd das Gluͤck stehet mir ja so wol fuͤr Augen als andern. Solcher Mensch betrachtet nicht den Spruch deß Apostels: Non est currentis, neque volen- tis, sed solius DEI miserentis: Welches auch den Heydnischen Philosophis nicht vn- bekand gewesen/ wie an ihrem gewoͤhnlichen Spruͤchwort zu sehen: Non omnibus contingit adire Corinthum: Dadurch haben sie wollen zu verstehen geben/ daß nicht jederman gegeben sey/ wichtige Sachen zu erfinden/ ob sie sich schon noch so sehr dar- umb bemuͤhen wolten: dann GOTT allein ist bekand/ warumb er diesem in dieser/ vnd jenem in einer andern Kunst mehr als anderen seine Arbeit vnd Fleiß segne; vnd gleich wie die Naturen der Thiere vnterschiedlich/ also auch der Menschen: Dann/ ob schon alle viersuͤssige Thiere auff dem truckenen Lande lauffen vnd in dem Wasser schwim- men koͤnnen/ so wird doch das eine dem andern so wol im lauffen als schwimmen (nach- dem seine Natur ist) weit uͤberlegen vnd vorzuziehen seyn. Welches auch bey den Kin- dern zu sehen/ wann deren viel beysammen in einem Haus auffgebracht vnd in einer Schul vnterwiesen werden/ daß darumb sie nicht alle gleich gelehrt sind/ sondern immer eines dem andern an Geschicklichkeit vorgehen/ vnd ein sehr grosser Vnterscheid vnter ihnen gefunden werden wird. Wer kan nun zu dem einen sagen/ warumb bleibst du so vngelehrt/ der du doch eben so lang bist in die Schul gangen/ als dieses Kind/ vnd eben dasselbe gehoͤret/ vnd uͤbertrifft dich doch so weit an Geschicklichkeit? Jst derohalben nicht allzeit deß Kindes Schuld/ daß es nichts begreiffet vnd lernen kan/ sondern seiner vnbequemen vnd vntuͤchtigen Natur zuzulegen. Alle gute Gaben/ sagt der Apostel/ kommen von oben herab; die Philosophi aber/ daß das oͤbere Gestirn solches in dem Menschen wircke vnd eingiesse/ vnd wann Gott einen Menschen mit sonderbaren ho- hen Gabenvor andern erleuchtet/ nennen sie es Philosophiam adeptam; welche Philo- sophia aber nicht in solchen Hohen Schulen erlernet wird/ die mit Ziegeln gedeckt ist/ sondern muß von oben herunter/ als von dem Vrsprung vnd Geber alles Guten/ auß Gna- Operis Mineralis Dritter Theil. Gnaden erlanget werden. Der Heilige Geist ist der rechte Lehrmeister/ welcher vns zu Warheit leiten vnd fuͤhren/ vnd vns gegen Bitten vnd Suchen grosse Geheimnuͤssen offenbaren kan. Woher ist Paracelso sein grosses Licht/ welches er in Philosophia, Me- dicina vnd Alchymia vor andern gehabt/ kommen? Ohne zweiffel von nirgend an- ders als von oben herab/ als von dem Vatter deß Lichtes vnd der Warheit/ welcher auch noch nicht nachlaͤsset/ seine Allmacht der Welt durch ein vnd den anderen/ deme Er es einpflantzet/ bekand zu machen. Jst also gantz naͤrrisch/ daß mancher meynet/ es koͤn- ne nichts bessers herfuͤrkommen/ als was allbereit bekand ist/ gleich als wann GOTT seine Hand geschlossen waͤre/ vnd Er sich nach der naͤrrischen Menschen Sinn vnd Ver- stand richten muͤste. Wann wir Gott recht kenneten/ wuͤrde vns die Natur also nicht verschlossen vnd verdeckt seyn: Wie solte dem die Natur vnbekand bleiben/ welcher GOTT kennet/ der mehr als die Natur ist? Weiln aber der Mensch auß angeborner Schwachheit allzeit die Finsternuͤß liebet/ vnd das Licht hasset/ so darf sich auch niemand verwundern/ daß wir also im Finstern herumbtappen/ vnd deß rechten Wegs verfehlen. GOTT hat sehr viel Geheimnuͤssen in die Natur gelegt/ welche dem Menschen jetzund verborgen seynd/ vnd doch einmal sollen offenbar werden. Wer kan dann sagen/ es ist noch lang darzu/ biß solches geschehen wird; wer weiß wer es erlebet? Niemand. Dar- umb man nicht gedencken soll/ daß Gott solchem Greuel/ welcher jetzund in der Welt im schwang gehet/ laͤnger zusehen werde. Der Tag ist vergangen/ die Nacht nahet sich herzu/ darinnen der Gottlosen Straff angehen wird; wol deme/ welcher ihme durch den vngerechten Mammon Freunde machet/ vnd zur Ehre Gottes die Wunderwercke der Natur ans Licht zu bringen sich bemuͤhet/ vnd dadurch Gottes Willen verrichtet: We- he denen aber hergegen/ welchen der Mammon ihr Gott ist/ vnd die Ehre GOTTES vnd der Natur Wunderwerck damit zu vnterdrucken suchen. Darumb wol zuzusehen/ wann Gott einem Reichthumb gibt/ daß er es wol anlege vnd gebrauche/ auff daß es ihm nicht zu Leibes vnd der Seelen Verderben gereiche. Wil also hiermit diesen Appendicem oder Zugabe deß Operis Mineralis be- schliessen/ mit guter Hoffnung/ was ich darinn auß guter Meynung meinem Nechsten zum besten beschrieben/ in gutem auffgenommen vnd zu Gottes Ehren angewendet werden moͤchte. Darzu ich einen jedwedern frommen vnd fleissigen Durchsuchern der metallischen Natur Gottes gnaͤdigen Segen vnd Gedeyen von Hertzen wuͤnsche. Amen. ENDE deß Dritten Theils deß Operis Mineralis. TRA- TRACTATUS DE NATURA SALIUM . Oder Außfuͤhrliche Beschreibung/ deren bekanten Sali- en, vnterscheiden Natur/ Eigenschafft/ vnd Gebrauch/ vnd ab- sonderlich von einem/ der Welt noch gantz vnbekantem wunderlichem Sal- tze/ dadurch alle verbrenliche Vegetab ilische/ Animali sche vnd Minerali sche Subjecta, ohne Abgang ihres Gewichts/ noch Veraͤnderung deren Formen/ vnd Gestal- ten/ in harte vnverbrennliche Coͤrper zuverwandlen. Neben Gruͤndlichem Beweiß/ daß das Saltz (nechst GOtt/ vnd Huͤlffe der Son- nen) der einige Anfang/ oder Vhrsprung/ wie auch Fortpflantzung/ vnd Ver- mehrung aller Dingen/ vnd der groͤsseste Jrrdische Schatz/ vnd Reich- thumb der Welt auß ihme zu bringen. Sambt angehaͤngtem Tractaͤtlein/ de Signaturâ Salium, Metallorum, \amp; Planetarum. Guͤnstiger Leser. M An pfleget zu sagen/ wann gleich noch so vielerhand gute Speisen von Fleisch/ Fisch/ vnd andern din- gen/ auff die Taffel gesetzet werden/ vnd das Saltz dabey mangelt/ so ist an allen kein guter Bissen zu geniesse n/ weiln solche nit allein ungeschmack/ sondern auch gantz vngesund seyn; daß es wahr sey/ mag ein jeder leicht verstehen/ vnd demselben Glauben geben; dann das Saltz in der Warheit das beste Gewuͤrtz ist/ vnd bleibet/ deme kein anders zu vergleichen oder vorzuziehen ist. Dieweiln ich dann vor 15. oder 16. Jahren viel herꝛliche vnd nuͤtzliche Inventiones entd cket/ vnd zum gemeinen Besten in offenen Druck gegeben/ Als I. Mein Buch der Oefen im 5. Theil. Darinnen 5. Sonderbahre kuͤnstliche Distillir-Oe- K k k fen De Natura Salium. fen beschrieben/ durch welche man viel herrliche Medicamenten zu Abwendung der Kranckheiten sehr leichtlich bereiten kan/ dergleichen nuͤtzliche vnd kuͤnstliche inventi- ones noch von keinem beschrieben worden. Jtem/ Ein Buͤchlein in 3. Theil von Herkommen vnd Verbesserung der Mineralien, vnd Metallen, vnterm Nahmen: Opus Minerale. Noch ein Tractaͤt- lein von 3. Theilen de Vegetabilibus, vnterm Nahmen: Pharmacopœa Spagyri- ca, darinnen der rechte Grund gute kraͤfftige Medicamenta zu bereiten/ angezeiget/ vnd gelehret wird. Jtem/ ein Tractaͤtlein von wunderbarlicher Natur vnd Eigen- schafft deß Salpeters/ darin bewiesen/ daß derselbe der alten Weisen ihr Solvens Universale, vnd daß er allen Menschen/ hoch vnd niedriges Standes/ reichen vnd ar- men/ dienstlich vnd nuͤtzlich seyn koͤnne/ vnterm Nahmen: Miraculum Mundi, daruͤ- ber eine Explication, vnd Continuation, auch gegen Gottlose Neider vnd Spoͤtter ei- ne Defension, darinnen die Wunderwercke GOttes/ vnd Geheimnuͤsse der Natur/ dieser jetzigen blinden Welt klar vor Augen gelegt. Jtem/ ein Buch von guter nuͤtzlicher Haußhaltung traetierende in 4. Theil/ davon die 2. letzten noch nicht gedruckt/ aber/ so es GOtt geliebet/ mit ehesten auch sollen herauß gegeben werden/ vnterm Nahmen/ deß Deutschlandes Wolfahrt. Jtem ein Tractaͤtlein: Trost der Seefahrenden intituliret/ darin angewie- sen/ wie man sich auff langwirigen Reisen/ nach Ost-vnd West-Jndien/ vor Hunger/ Durst/ ꝛc. in solchen Kranckheiten/ oder Noͤten/ welchen die Seefahrende vnterworf- fen seyn/ schuͤtzen vnd bewahren koͤnne. Jtem/ ein anders von Weinstein/ Essig vnd Brandwein/ solche leichtlich zu zeugen. Eins de Tinctura Auri. Ein anders de Medicina Universali, sive Auro Pota- bili Vero, vnd sonsten noch andre Apologetische Schrifften/ darinnen nicht al- lein die Vntrew der Gottlosen Menschen/ sondern auch viel herrliche Wissenschafften entdecket worden/ welche herrliche vnd vngemeine nuͤtzliche Schrifften/ ich zu Got- tes Ehren/ vnd meines nechsten Nutz vnd Liebe/ als herrliche Speisen/ Seel vnd Leib damit zu laben/ vorgesetzet. Ob nun wol gedachte Speisen an ihnen selber gesaltzen/ gesund vnd wolschme- ckend/ auch ihr eigen Saltz von Natur bey sich haben/ dennoch solche noch wohlge- schmacker vnd gesunder zu machen/ ich dieselben auch habe saltzen/ oder eine Suͤltze da- ruͤber auffsetzen wollen/ auff daß dieselben mit desto besserem Lust vnd Geschmack gepruͤ- fet vnd genuͤtzet werden moͤchten/ auch darumb/ damit ich der alten Gelehrten ihre Leh- re nicht vberschreitte/ welche befohlen/ daß man keine Speise ohne saltz auff den Tisch setzen solte/ daher man noch bey guten Haußhaltung das Saltzfaß mit a llererst nemblich vor den Speisen auff den Tisch setzet/ auch nicht ehe wieder abnim- met/ De Natura Salium. met/ biß daß zuvor alle andere Speisen abgehoben/ damit anzuzeigen/ daß das Saltz ein nuͤtzlich vnd nothwendig Geschoͤpff GOttes/ vnd rechtmaͤssiger Weise das erste vnd letzte auff der Taffel seyn solte. Auff daß aber das edle Saltz den vnwissen- den besser bekand werde/ als es vorhin gewesen/ so kan ich nicht uͤmbgehen/ nur kuͤrtz- lich vnd obiter, so viel die Zeit dißmahl leiden wil/ dessen uͤberauß grosse vnd wun- derbahre Krafft dem menschlichen Geschlecht zum besten ein wenig vorzumahlen/ das uͤbrige kan man auß frommer vnd fleissiger Leute Schrifften suchen/ dißmahl aber der Liebhaber Goͤttlicher Wunderwercke mit diesem vor lieb nehmen/ vnd nicht gering ach- ten wolle/ ich freundlich bitte. Deß Saltzes Vhrsprung nun/ welches deß gantzen Erdbodens Nahrung vnd Vnterhalt ist/ vnd allein auß dem Universal Sammelkasten/ oder Proviand-Hauß/ dem grossen Meer herkommen thut/ betreffend/ so seyn vnterschiedliche Opiniones da- ruͤber entstanden. Einige haben darfuͤr gehalten/ daß die Saltzbrunnen/ welche an vielen Orten der Welt/ auß der Erden quaͤllen/ vnd zu Saltz gekocht werden/ ihren Vhrsprung auß dem gesaltzen Meer nicht haͤtten/ sondern daß das Saltz in der Er- den absonderlich/ an vielen Orten der Welt/ wie die Metallen, generirt wuͤrde/ dieses zu ihrem Beweiß vorwendende/ daß offtermahls die Wasser viel staͤrcker ge- saltzen herauß lieffen/ alß das Meer an sich selber sey/ da doch das Meerwasser/ wann es einen solchen weiten Gang durch das Erdreich nimbt/ sein Saltz nothwendig verlie- ren/ im Erdreich sitzen lassen/ vnd suͤß herauß kommen muͤste/ welches sich zwar hoͤren laͤst/ vnd ein Ansehen hat/ alß wann es nicht anders seyn koͤnte. Wie dann auch meyst alle suͤsse Quaͤllen/ anfaͤnglich gesaltzen Meerwasser gewesen/ welches sich durch die Gaͤn- ge der Erden getrungen/ das Saltz dem Erdreich zur Nahrung hinterlassen/ vnd dem Menschlichen Geschlecht zum Besten/ suͤß herfuͤr gebrochen/ davon so mancher grosser Fluß entstanden/ vnd wieder zu dem algemeinen Sammelkasten/ oder Speißmeister/ dem grossen Meer geflossen/ vnd noch vnauffhoͤrlich ander Saltz zu holen/ vnd dem Erd- reich zur immerwehrenden Nahrung zubringen/ wieder dahin fliessen/ auff daß ja nimmer der Erden an Nahrung/ oder nutriment ermangele/ davon Mineralien, Stein/ Hecken/ Baͤume/ Laub vnd Graß dem Viehe zum Futter/ vnd Menschlichen Geschlechts Erhaltung/ vnd Fortpflantzung/ wachsen vnd herfuͤr kommen/ welches vnfehlbahr/ vnd kein verstaͤndiger sich dargegen legen wird. Es wehre dann/ daß er die Circulationem Sanguinis in der kleinen Welt deß Menschlichen Leibs negiren, (wie dann auch ihrer viel nichts davon wissen) vnd sagen wolte/ das Blut in die- sem kleinen Finger/ in der grossen Zehen/ in dem lincken Ohr/ oder andern Oertern/ kaͤhme nicht von deß Bluts allgemeinen Wurtzel der Leber/ sondern wehre daselbsten absonderlich durch den Spiritum Vitalem generirt, welches absurd ist. Dann bey den erfahrnen Medicis, die Circulatio sanguinis im Menschen gar nicht gezweifelt wird/ wie es dann auch in der Warheit also sicher befunden worden. Weilen dann nun die immerwehrende Circulatio sanguinis in Microcosmo, oder K k k ij kleinen De Natura Salium. kleinen Welt/ warhafftig; warumb solte dann solche circulation in Microcosmo, oder grossen Welt nicht auch wahr seyn? Gleichwie das Blut im Menschen/ auß der Leber durch den gantzen Leib/ durch groß vnd kleinen Gaͤngen/ vnd Aderen zertheilt/ den Leib beym Leben erhalt e n/ ernehren/ vnd vermehren/ den besten Safft darinnen las- sen/ der in Fleisch/ Bein/ Haut/ vnd Haar verwandlet/ das superfluum, oder vntuͤch- tige Phlegma aber/ durch die Menge der Pororum herfuͤr tringen/ vnd wie gesagt/ den besten Safft/ dem Leib zur Nahrung/ vnd Vermehrung/ zu ruck lassen thut. Also auch hat es eine Beschaffenheit/ mit der grossen Welt Nahrung/ oder Vnterhaltung/ nemblich daß fuͤr vnd fuͤr das Saltzwasser auß dem grossen Meer/ durch viele grosse vnd kleine Adern/ den gantzen Erdbodem durchgehen/ selbigen mit dem Saltz naͤh- ren/ vnd vnterhalten/ davon Metallen/ Stein/ Sand/ Letten/ Hecken/ vnd Baͤu- me wachsen/ zunehmen/ vnd sichv ermehren/ das uͤbrige saltzlose Wasser aber/ als ein Superfluum wieder von sich stossen/ in viel vnzaͤhlige kleine vnd grosse Wasserquellen/ gleichwie in der kleinen Weit der Schweiß/ als ein Superfluum deß Bluͤths durch vn- zaͤhlige Poros außgetrieben wird. Daß aber an vielen Orten der grossen Welt/ gesaltzen Wasser herauß lauffen/ vnd das Saltz nicht zuruck in der Erden geblieben/ hat vnter- s c hiedliche V r sachen. Erstlich/ daß GOtt der Allmaͤchtige der alte Haußvatter/ durch seine Goͤttliche Versehung oder Anordnung/ es also weißlich geschaffen/ daß solche g e saltzene Wasser/ dem Menschlichen Geschlecht zum besten/ deren es gar nicht entbeh- ren kan/ herfuͤr kommen muͤssen. Darumb durch das centrali sche Fewer/ an etlichen Orten der Erden/ das Meerwasser/ in seinen Gaͤngen vnd Kluͤfften außgetrucknet/ vnd in harte grosse Stuͤcker/ den Steinen gleich coagulirt werden/ welches durch Muͤ- he vnd Arbeit der Menschen herauß gegraben/ mit Wasser sol virt/ clarifi cirt/ vnd in Pfannen wieder zu einem klaren Saltz gesotten wird. Wann aber andere Wasser/ durch solches coagu lirte Saltz/ ihren Lauff haben/ dieselbe so viel von dem coagu lirten Saltz zu sich nehmen/ als ihnen muͤglich gewesen/ in ihrem Durchlauff zu sol viren/ welche Saltzwasser hernach/ nach deme sie Reich oder Arm von Saltz seyn/ auf mancherley Weise zu Saltz gesotten werden. Daß aber zweytens der eine Saltzbrunnen reicher von Saltz ist/ alß der ander/ verursacht das zufaͤllige suͤsse Wasser/ nachdeme dessen viel/ oder wenig/ in/ oder aus- ser der Erden/ sich zu den Saltzquaͤllen gesellet/ vnd das Saltzwasser schwaͤchet. Dieses wenige sey zum Beweiß/ daß die Saltzbrunnen ihren Vrsprung auß dem Meer haben/ vnd nicht absonderlich in etlichen Orten der Erden/ durch die Astra ge- wircket werden/ welches zwar auch woll muͤglich were/ aber viel muͤglicher/ daß die A- stra, vnd sonderlich die Sonne/ in das grosse Meer ihre Strahlen sencken/ Saltz darin generi ren/ vnd hernach durch viel grosse vnd kleine Gaͤnge/ durch den gantzen Erdbo- dem/ selbigen dadurch fruchtbar zu machen/ fuͤhren thut. Es koͤnte auch wol dieses ein Vrsache seyn/ daß der eine Saltzbrunnen reicher/ als der ander/ wann nemblich solche Saltzgaͤnge/ von einem oder anderm Ort deß De Natura Salium. deß Meers ihren Vhrsprung hetten/ weilen ein gar grosser Vnterscheid/ zwischen dem Meerwasser ist. Dann je naͤher das Meer gegen Norden/ je weniger Saltz darinnen/ also daß bißweilen kaum der zehende/ oder zwantzigste Theil Saltz darinnen ist. Je naͤher aber gegen Suͤden/ vnd Osten/ je mehr Saltz/ also/ daß in Jndien an vielen Orten das Meer so gesaltzen ist/ daß es in grosser Vngestuͤmmigkeit/ vnd star- cker Bewegung der Wellen grosse Hauffen Schaum an dem Vfer wirfft/ vnd so bald die Sonne darauff scheinet/ solcher Schaum in ein lauter Saltz sich coaguli ret/ dessen die Jnwohner sich zum Fisch vnd Fleisch saltzen gebrauchen. Es wird befunden/ daß an solchen Orten/ da die Sonne so maͤchtig in das Meer scheint/ 4. ℔ Meerwasser ein ℔ Saltz geben/ wie dann an solchen hitzigen Orten/ da das Saltz so maͤchtig/ das Erd- reich auch desto fruchtbahrer ist/ vnd ohne cultur freywillig den Jnwohnern die herr- lichste Fruͤchten/ Sommer vnd Winter durch/ ohne auffhoͤren/ oder nachlassen/ her- fuͤr bringt/ welches die Laͤnder gegen Norden nicht thun koͤnnen/ weilen daselbsten we- niger Sonn/ vnd Saltz ist/ davon alle fruchtbarkeit her kombt/ vnd dahero auch conse- quenter weniger Fruchtbarkeit seyn muß/ welches ja augenscheinlicher Beweiß genug ist. Damit aber das Saltz (so vor den Vnerfahrnen geringschaͤtzig) hinfuͤhro in bes- sern Ehren gehalten werden moͤge. So hab ich seinen rechten Nahmen/ der ihme ge- buͤhret/ nicht laͤnger verhalten koͤnnen/ besondern selbigen/ den groͤsten Schatz vnd Reichthumb der Welt/ nennen wollen. Dem Titul nun gemeeß zu beweisen/ daß kein groͤsser Schatz/ als das von jeder- man kaͤndtliche gemeine/ vnd veraͤchtliche Saltz zu finden/ in welchem alles Leben/ vnd Wachsthumb/ auch Fortpflantzung/ vnd Erhaltung aller Geschoͤpffen GOttes beste- het/ ja daß es der Anfang/ vnd das Ende aller Dingen sey. Als werde ich/ so kurtz als im̃er muͤglich zu thun seyn wird/ die vnwiederlegliche Warheit/ der Geheimnuͤssen Got- tes/ vnd der Natur bekant machen. Es ist aber meine Bitte/ an den vnpartheyischen Leser/ daß er doch an dem veraͤcht- lichen Subjecto, dem gemeinen Saltze/ sich ja nicht stossen oder aͤrgern wolle/ vnd etwa vermeynen/ daß ich ihme zn viel Ehr angethan/ vnd den groͤsten Schatz vnd Reichthumb der Welt genennet/ vnd zu sey behauptet/ dann es gehoͤret ihm sol- cher Ehren-Titul mit Recht/ vnd noch ein groͤsserer/ wann ihm solcher zu geben muͤg- lich waͤre. Jch kan mir wol einbilden/ wann die Geld-vnd Gut-Geitzigen den Titul dieses Buͤchleins sehen/ sie ihnen anders nicht einbilden werden/ alß in diesem Tractat die Beschreibung deß grossen Universalis, oder sonsten grosser Schaͤtze vnd Reichthumb Entdeckunge zu finden/ vnd ihnen gar nicht werden traͤumen lassen/ daß das verachte Saltz herfuͤr kommen/ sondern auß Vnverstand herauß fahren: Jst es nur vmb eine Hand voll Saltz zu thun? Wer haͤtte gemeynet/ daß Glauber dem Saltze einen so herrlichen Titul geben duͤrffe? Ey/ mein lieber/ gedulde dich doch nur K k k iij ein De Natura Salium. ein wenig/ vnd ließ erst/ was ich von dem Saltze schreibe/ vnd betrachte es wohl/ so wirstu finden/ daß ich die pur lautere Warheit geschrieben/ ists deinem groben Kopffe nicht begreifflich/ vnd hasts auß den Buͤchern nicht gelernet/ oder verstanden/ so mu- stu gedencken/ daß solche nicht alles gewust/ vnd GOtt der Allmaͤchtige andern Nachkoͤmlingen auch etwas vorbehalten/ das er den Hoffaͤrtigen verborgen gehabt. Liese vnd durchliese aber die ware alte Philosophos, so wirstu befinden/ daß sie allzumahl viel vom Saltze gehalten/ aber dessen Arcana, vmb der vndanckbaren Welt halber/ willens oder bedachtsam/ verschwiegen haben/ nun aber in dieser letzten Zeit offenbah- ret wird/ welches du billich/ alß eine vnvergleichliche Gabe Gottes/ danck- barlich auff vnd annehmen soltest. Spitze nun deine Ohren/ vnd thue deine Augen auff/ vnd mercke/ was ich dir guts vom Saltze sagen werde/ probiere oder pruͤfe solches/ ob es mit GOtt/ der Na- tur vnd Warheit uͤber ein komme/ thustu dieses/ so zweifle ich nicht/ es werde dir ein grosses Liecht auffgehen/ vnd du gleichsam ein Neugeborner Mensch werden/ wiltu aber auß Hoffart oder Hochmuth solches/ das du nicht verstehest/ oder ver- stehen noch lernen wilst/ verachten/ so bistu ein Narr/ vnd bleibest ein Narr/ wann dir schon Aristoteles, alle Professores vnd Doctores, auff den langen Ohren saͤs- sen/ vnd du mit solchen/ (wie der Esel seinen Sack) deine Thorheit vnd Hoffart zu bemaͤnteln herumb truͤgest. Es ist besser viel wissen vnd wenig von sich halten/ alß nichts wissen/ vnd doch also hoffaͤrtig seyn. Jch habe niemals einen wissenden Hof- faͤrtigen gesehen/ deren aber gar viel/ welche auß Neid/ Mißgunst/ vnd vnmensch- licher Boßheit die Frommen Erfahrnen nicht leiden koͤnnen/ sondern ihnen hinter- warts spotten/ vnd vbels nachreden/ welches ja recht teuffelisch gethan ist/ das GOtt zu seiner Zeit auch nicht wird vngestrafft lassen. Das mercke. Folgt nun also. 1. Von Natur deß Saltzes. A Vff daß ich aber kuͤrtzlich beweise/ vnd wahr mache/ daß viel guts/ ja nechst vn- serer Seelen Seeligkeit die hoͤchste Gesundheit/ das hoͤchste Gut/ Schatz/ vnd Reichthumb der Welt/ vnd was sonst noͤtig seyn moͤchte/ voͤllig im Saltze zu finden/ so hoͤre erstlich/ was Christus vnser Seeligmacher/ die Warheit/ das Liecht vnd Leben selber vom Saltz gesagt/ bey dem H. Evangelisten Luc. 14. v. 34. Marc. 9. v. 50. Das Saltz ist gut. Luc. 18. v. 19. sagt er: Niemand ist gut/ alß Gott al- lein/ vnd nennet seine Juͤnger/ das S altz der Erden/ vnd setzet noch darzu/ wann kein S altz in der Erden ist/ so ist sie dum/ vnd bringet keine Fruͤchte/ auch der Mist nicht. Alß wolt er sagen: Das Saltz ist das edel- ste Ding auff Erden/ vnd doch so geringschaͤtzig von den vnweisen/ deme solt ihr gleich seyn/ vnd GOttes willen verrichten/ die Suͤnder zu GOtt bringen/ alß Me- diatores, ohne welche es sonst nicht sein kan. Jch bin ewer Haupt/ Meister/ vnd Vor- De Natura Salium. Vorgaͤnger/ trettet in meine Fußstapffen/ vnd folget mir nach/ ich bin der Weg zum ewigen Leben/ ꝛc. Hinter diesen Worten steckt sehr viel/ wird aber von den Menschen/ nur oben hin gehoͤret oder gelesen/ vnd deme darhinden verborgene Ge- heimnuͤsse gar nicht nachgedacht. Man soll vnd muß wissen/ daß Christus kein Wort vergeblich geredet/ vnd hinter jedwedern Spruch/ den Er auß seinem Heiligen Munde hat gehen lassen/ grosse Geimnuͤsse verborgen seyn/ welches der tausen- de nicht begreiffen/ glauben vnd verstehen kan/ was macht es aber/ alß die Suͤn- de/ Hoffart/ Weltliche Ehre/ vnd Eitelkeit/ davon die Hertzen voll seyn/ vnd nichts Geistliches wollen eingehen lassen? Dann wann ein Geschirr voll stincken- den gifftigen Wassers were/ vnd man einen koͤstlichen Wein/ oder liebliche Medi- ein darein schuͤtten wolte/ so wuͤrde der stinckende Gifft der heilsamen Medicin da- rumb nicht weichen/ sondern der Edle Safft vergeblich uͤber das volle Geschirr hin- lauffen; Also auch ist es mit der jetzigen boͤsen Welt beschaffen/ dann der mehrer Theil Menschen Sinn/ Hertz/ vnd gedancken also mit den Jrrdischen vergaͤnglichen Din- gen erfuͤllet/ daß gar nichts Goͤttliches hinein kommen kan; das machet der leidige Satan/ welcher der Menschen Hertzen also mit Vnkraut besaͤet/ daß kein guter Weitzen darauff zu wachsen Platz finden kan. Man sehe sich nur umb betrachte sich vnd deß Menschen thun/ so wird sichs also befinden; wohl dem aber/ welcher bey Zei- ten vmbkehret. Last vns nun wieder zum Saltz kommen/ vnd hoͤren/ was andere davon ge- halten. Der Philosophorum ihre Schrifften weitlaͤufftig anzuziehen/ ist gar nicht noͤtig/ ein jeder kan dieselbe lesen/ wird darin befinden/ daß sie dasselbe/ nechst GOtt/ sampt der Sonnen/ oder dem Fewer/ fuͤr das Edelste Geschoͤpffe GOttes gehal- ten/ vnd gleichsam Goͤttliche Ehre erzeiget haben. Die Heiden haben keine Opffer thun koͤnnen/ ohne Fewer vnd S altz/ leset das Alte vnd Newe Testament Goͤtt- licher Schrifft/ so werdet ihrs finden/ daß GOtt selbst befohlen/ das Saltz in acht zu nehmen/ wie bey dem Heiligen Evangelisten Marco zusehen: Daß alle Men- schen mit Fewr/ vnd alle Opffer mit S altz sollen gewuͤrtzet seyn/ vnd die Lampe/ oder Liecht auffdem Altar nimmer außleschen solle. Die Al- te Christliche Kirche hat dieses also gehalten/ daß sie kein Kind getaufft/ als bey ei- ner brennenden Kertzen/ vnd der Priester bey der Tauffe dem Kinde ein wenig Saltz in den Mund gegeben/ mit diesen Worten: Accipe Sal Sapientiæ: Nim hin das Saltz der Weißheit/ lerne GOtt begreiffen vnd verstehen/ vnd werde kein Welt-Thier/ darinne kein Verstand ist wie dann solche Ceremonien heutigs Tages an etlichen Orten noch gehalten werden. Die Griechische Kirche tauffet mit Wasser vnd Fewr/ anzuzeigen/ daß der Heiligen Geist dem Fewr zu verglei- chen/ die kalte Hertzen zu erwaͤrmen/ lebend vnd munter zu machen/ sich zu GOtt zu bekehren/ wie dann GOtt sich selber ein verzehrend Fewr nennet vnd alle- zeit den Heiligen in Fewers-Gestalt erschienen/ auch der Heilige Geist vber die Juͤn- De Natura Salium. Juͤnger Christi in Gestalt fewriger Zungen kommen. Die Abyssiner sind Christen vnter dem Maͤchtigen Kaͤyser in Africâ Priester Johan genand/ tauffen mit Wasser vnd Fewer/ brennen dem Menschen Zeichen an die stirne in der Tauffe/ was soll ich sagen? Bey Heyden/ Juͤden/ Tuͤrcken/ auch allen verstaͤndigen Christen wird das Fewer vnd Saltz in hohem Werthe gehalten/ der Vnweise aber weiß nicht mehr davon/ als eine Kuhe/ Schwein oder ander Welt-Thier/ das ohn Verstand dahin lebet. Vnd sind beyde Geschoͤpffe Gottes/ als Fewer vnd Saltz im Grunde der Natur einerley. Dann Fewer hat das Saltz gewircket/ das Saltz wird wieder zu Fewr/ vnd das Fewr zu Saltz/ also/ daß immer eines sich in das ander verwandeln laͤst/ wann mans verstehet. Darumb Hermes als ein Vatter aller Phi- losophen wol gesagt/ alles was droben/ solches auch herunden zufinden/ wie in seiner Schmaragdinischen Taffel zu sehen/ daroben die Sonne/ oder Fewer/ vnden das Saltz/ welches als eine verbrennende Sonne oder Fewr auch leichtlich bren- nend zu machen ist/ davon an vielen Orten meiner Schrifften zu sehen/ vnd auch alle erleuchtete Philosphi einmuͤtig bekennen/ daß im Fewr vnd S altz das groͤsseste Secretum verborgen. Daher das Wort/ Alchymia, eine S altzschmeltzung von Fewr vnd Saltz entstanden. Das Fewr vnd Saltz penetriren alle Dinge; das Fewr ist ein Symbolum GOttes/ weiln GOtt sich allezeit in Fewers Gestalt sehen las- sen: das Saltz/ weiln es alles erhaͤlt vor Verderben/ ein Symbolum æternitatis. Christus wird das Liecht der Welt/ seine Juͤnger das Saltz der Erden genennet. Wañ ichs Macht haͤtte/ wolte ich auß fuͤhrlich darthun/ vnd beweisen; Gleich wie Christus/ vnd se ne Juͤnger als das S altz der Erden durch Außbreitung deß H. Evangelii, das Medium gewest/ dadurch GOtt mit dem suͤndlichen verlohrnen Menschen wieder ver- soͤhnet werden muͤssen; Eben also mit dem grossen Universal -Werck der alten Weisen zuvergleichen; dann der verlohrne/ vnd von GOtt verstoßne suͤndliche Mensch/ nicht wieder mit Gott zuversoͤhnen war/ biß daß GOtt sein Wort durch seinen H. Geist in eines Menschen/ nemblich der H. Jungfraw Mariæ Leib sandte/ daselbst Fleisch zuwer- den/ oder Menschliche Natur an sich zunehmen/ wie der H. Evangelist Johannes im Anfang seines Evangelii redet: Das Wort ist Fleisch worden/ vnd hat vnter vns gewohnet/ ꝛc. Die Gottheit hat sich erniedrigen/ menschliche Natur anneh- men/ leyden/ sterben vnd wieder aufferstehen muͤssen/ ehe daß der gefallene vnd von GOtt verstossene Mensch wieder mit GOtt zuversoͤhnen war/ dann ein Mensch kon- te dem andern nicht helffen/ sondern es muste von einem geschehen/ der mehr als ein Mensch waͤr/ Goͤttlicher vnd Menschlicher Natur theilhafftig/ auff daß er fuͤr den Menschen leiden vnd genug thun/ denselben wieder bey GOtt versoͤhnen/ vnd zu Gna- den bringen koͤnte. Moͤchte mancher sagen: warumb hat das GOtt gethan/ haͤtte er doch wohl dem Satan verbieten koͤnnen/ daß er nicht in die Schlang gefahren/ vnd durch dieselbe den Menschen verfuͤhren/ vnd zum Fall bringen lassen/ so haͤtte das Wort GOttes nicht Fleisch werden/ leyden vnd sterben duͤrffen? O nein/ GOtt wolte es also nicht De Natura Salium. nicht haben/ sondern den Menschen gutes vnd boͤses vorlegen/ auff daß seine Allmacht dadurch erwiesen wuͤrde. Warumb muste eben der Sathan in die Schlange fahren/ vnd durch solches Mittel den Menschen zu Fall bringen? Darumb/ auff daß GOtt ein Vorbilde der Wiederversoͤhnung durch Christum vns vorstellen wolte. Warumb richtete Moyses den Kindern Jsrael in der Wuͤsten eine ehrne S chlange auff/ vnd befahl dieselbe anzuschawen/ wann sie von den Schlangen ge- bissen worden? Nemblich darumb/ damit alle/ die die ehrne Schlang anschaweten/ von ihrer Kranckheit gesund werden moͤchten/ welches alles ein Typus der Creutzigung Christi gewesen/ der als ein Fluch fuͤr vns ans Creutz gehencket/ vnd nun alle/ die ihn hertzlich anruffen/ von deß Teuffels Biß/ der da ist die hellische Schlange/ genesen wer- den moͤgen. Eben also eine wunderbahrliche/ ja Goͤttlichem Wesen gleiche Beschaf- fenheit hat es mit der Alten Weisen Medicin, wanns mir nicht von groben vnverstaͤn- digen Leuten uͤbel außgeleget werden solte/ wolte ich das eine mit dem andern wol gruͤnd- lich zu vergleichen wissen. Auff daß man aber etwas Geschmack davon habe/ kan ich nicht vnterlassen/ nur ein wenig da von zuberuͤhren. Gleich wie GOtt der Allmaͤchti- ge von Ewigkeit her vnveraͤnderlich ist vnd bleibet/ vnd durch seinen Goͤttlichen Woll- gefallen nach Erschaffung der Welt auß der Erden einen Menschen formirt/ denselben seinen Goͤttlichen Athem eingeblasen/ daß der todte Erden-Klump lebendig worden/ auß dessen Leibe eine Rippe genommen/ vnd dem Menschen einen Gehuͤlffen davon bereitet/ selbige in einen schoͤnen Garten gesetzet/ vnd alles erlaubt zu essen/ ausserhalb die Frucht eines einigen Baums der Erkaͤndnuͤs guten vnd boͤsen/ der Sathan aber auß Neid gegen das Menschliche Geschlechte solches nicht leiden koͤnnen/ sondern in ei- nelistige Schlange gefahren/ darauß Evam vberredet/ vnd Eva den Adam/ daß sie das Gebott GOttes vbertretten/ vnd dadurch die ewige Verdamnuͤß auff sich geladen hetten/ auch ewig darin verbleiben muͤssen/ wann sich GOtt nicht ihrer erbarmet/ vnd durch seinen Heiligen Geist die Heilige Jungfraw Mariam schwaͤngern/ seyn Wort Fleisch werden/ vnd menschliche Natur an sich nemen lassen/ welcher nach seiner Mensch- lichen Natur leiden/ sterben/ begraben werden/ vnd am dritten Tage von den Todten wieder aufferstehen muͤssen/ vnd also die auf sich genommene Suͤnde Adams vnd Evæ durch sein vnschuld vollkoͤmmlich gebuͤsset/ vnd das Menschliche Geschlecht wiederumb mit GOtt versoͤhnet hette; Eben also hat es eine Gleichnuͤß mit der Universal Medicin der Philophen. Jene Versoͤhnung oder Gnugthuung Christi fuͤr das verlohrne Mensch- liche Geschlecht ist Goͤttlich/ diese aber Elementisch/ vnd so vergleichlich/ daß auch jeder Heyde/ Tuͤrck/ oder ander Vnglaubiger/ wann ihme dieses Philosophi sche Werck bekand/ er also bald ohn einigen weitern Zweifel die Chr stliche Religion/ die warhaffteste zu seyn/ glauben/ vnd bekennen muͤste; Halte auch dafuͤr/ daß die Heydni- sche Sibyllen/ vnd vnterschiedliche Philosophi, (welche so klar von GOtt vnd seinem Sohn geschrieben) solches nicht thun koͤnnen/ wann ihnen nicht das grosse Philosophi- L l l sche De Natura Salium. sche Werck wehre bekand gewesen. Es sey deme/ wie ihm wolle/ sie haben ihr Liecht gleich aus Eingebung deß Heiligen Geistes/ oder aber auß dem Liecht der Natur/ als dem Willen GOttes geschoͤpffet/ so haben sie gleichwol gewust/ (wie ihre Schriff- ten bezeugen) daß die Gottheit drey Einig/ GOtt Vatter/ Sohn/ vnd Heiliger Geist seyn muͤsse/ ob sie schon alles so klar nicht außgefuͤhret/ davon all- hier auch meine Gelegenheit nicht ist zu disputiren, sondern habe allein dieses sagen wollen/ wann ein Vnchrist/ als Juͤde/ Heyde/ oder Tuͤrcke einen rechten Grund der Philosophiæ besitzen wuͤrde/ daß er alßdann kein Vnchrist laͤnger seyn oder bleiben koͤn- te/ sondern wann ihme Christus geprediget oder bekand gemacht/ er auß Zwang vnd Vberzeugung seines Gewissens nothwendig seine falsche Meinung von GOtt verlas- sen/ vnd Christum erkennen vnd bekennen muͤste. Dieses ist gewiß vnd vnfehlbar. Dann wann man Moysen vnd die Propheten/ wie auch im N. T. Christum vnd seine Apo- stel lieset/ vnd gegen das natuͤrliche Philosophi sche Werck haͤlt/ alles so klar ist/ daß man sich nit gnugsam druͤber verwundern kan/ welche grosse Geheimnuͤsse GOtt in das Liecht der Natur geleget/ vnd also allen Menschen in der gantzen Welt sich dadurch hat wollen bekand machen. Wer Moysen vnd die Propheten/ Christum vnd seine Apostel recht verstehet/ der darff keiner weitern speculation oder Kopffbrechens/ uͤber das Philoso- phi sche Werck/ sondern findet alles darin deutlich vnd klar beschrieben/ vnd sonderlich bey Moysi/ im I. Buch Genes. Vnd bey den Aposteln lese vnd betrachte man den An- fang deß Evangelii S. Johannis, da er saget: im Anfang war das Wort/ vnd das Wort war bey GOtt/ vnd GOtt war das Wort/ durch welch es alles gemacht ist/ vnd ohne welches nichts gemacht ist/ ꝛc. Ob wol nun Moyses/ die Propheten vnd Apostel nur von Goͤttlichen Dingen ge- sprochen/ vnd gelehret/ vnd sich umb die Philosophia, oder Liecht der Natur gar nicht bekuͤmmert/ in deme sie mit einem viel bessern Liechte/ nemblich dem Heiligen Geist/ bega- bet gewesen/ welches tausendmahl mehr ist/ als das Liecht der Natur/ so kommen dennoch alle ihre Schrifften mit dem Liecht der Natur gantz vnd gar uͤberein/ gleich als wann sie aus Profession erfahrne Philosophi vnd Besitzer der Universal Medicin gewesen. Warumb nun GOtt der Allmaͤchtige solches also geschehen lassen/ gebuͤret vns nicht zu disputiren/ die H. Schrifft weist vns zur Seligkeit/ das Liecht der Natur/ aber zu einer Universal Medicin, GOtt vnd Natur dadurch zu erkennen. Es ist zu verwundern/ wann man die Propheten lieset/ wie sie so viel schoͤne Din- ge schreiben/ gleich als wann sie Philosophi vnd Naturkuͤndig gewesen/ glaube auch/ daß ihnen die gantze Natur klar vor Augen gelegen/ weil dem H. Geiste/ den sie gehabt/ nichts verborgen seyn koͤnnẽ. Es wollẽ einige dafuͤr haltẽ/ daß der Evang. Joh. die Philosophi- am Hermetis verstanden/ davon noch ein alter Hymnus singet/ welcher dem Johanni von den alten Patribus zu Ehren gemachet/ darinn diese Worte: Qui ex Virgis fe- cit aurum, gemmas ex lapidibus, welches ich in seinem Werth seyn lasse/ vnd hier nur anzeigen wollen/ daß die Goͤttliche vnd auch irdische Geheimnuͤsse/ nicht al- lein den Propheten/ sondern auch den Heiligen Aposteln bekant gewesen. Ob De Natura Salium. Ob wohln ich nun ein solch groß Philosophisches Werck niemahln angefangen zu machen/ so ist es mir doch auß den Prophetischen vnd Apostolischen Heiligen Schriff- ten/ vnd Liecht der Natur so bekand/ daß ich das Goͤttliche mit dem grossen Werck klar vor Augen stellen koͤnnen/ ist mir aber nicht zugelassen/ will auch nicht hoffen/ daß mir jemand dieses wenige/ was ich allhie schreibe/ fuͤr uͤbel außlegen werde/ dann ich solches bloß vnd alleine GOtt zu Ehren/ vnd meinem Nechsten ein Liecht dadurch anzuzuͤnden/ gethan habe. Man darffweiters bey keinem alten oder newen Philoso- pho suchen/ man lese vnd betrachte nur Moysis vnd der Propheten/ wie auch Christi/ vnd seiner Heil. Apostel Goͤttliche Schrifften/ wann einem die Natur nur ein wenig bekand/ so wird man vnfehlbar den Lapidem Philosophorum darinnen klar beschrie- ben finden. Ein mehrers sage ich nicht/ die vnfehlbare Warheit ist darinnen. Dieses sol man annehmen vnd verstehen Gleichnuͤs Weise/ nemblich das Goͤttliche/ Goͤtt- lich/ vnd das Elementische/ Natuͤrliche/ Elementisch vnd natuͤrliche/ seyn vnd blei- ben lassen/ vnd keines mit dem andern vermischen/ welche auch gar keine Gemein- schafft mit einander haben. Es wolle ihm aber niemand so frembd fuͤrkommen lassen/ daß der Heilige Jo- hannes aus Staͤblein oder Ruthen ☉/ vnd aus Steinen Edelgesteine solte gemacht haben/ welches zwar eine grosse Kunst ist/ wie es aber zuthun muͤglich/ kan ich nicht vmbgehn/ den Vnerfahrnen bekandt zu machen. Erstlich ists dem S. Johanni wol muͤglich gewesen/ weil er mit dem Geiste GOt- tes reichlich begabet/ vnd mit dem Saltz der Weißheit gesaltzen gewesen/ vbernatuͤr- licher Weise solches zu thun: Natuͤrlicher Weise aber ists ihm auch nicht schwer gefal- len/ dann solte demselben/ der mit dem H. Geist erfuͤllet/ das Liecht der Natur seyn ver- deckt gewesen? Gewiß nein. Auff welcherley Weise er nun gleich solches gethan/ ist vns nicht noͤtig zu wissen/ dieweil aber wenig dieses begreiffen vnd glauben werden/ daß der Heilige Johannes dieses durch natuͤrliche Mittel verrichtet/ sondern der Natur vnd Kunst nicht so viel zu trawen/ vnd sagen/ es sey vnmuͤglich ein Holtz in ☉ zu verwandeln/ auß gemei- nen Steinen Edelgesteine zu machen/ koͤnte man noch glauben/ aber jenes nicht/ dann Holtz keine Gemeinschafft mit Metallen haͤtte/ vnd gar auß einem andern Reich waͤre/ vnd was dergleichen sie mehr vorbringen moͤchten/ welche Einwuͤrffe bey Vnerfahrnen zwar wol platz finden koͤnten/ den waaren Philosophis aber ists kein Wunder/ vielweniger ein zweiffel. Dann ein Philosophus weiß gar wol/ daß das Vegetabili sche mit dem Minerali schen Reiche grosse Gemeinschafft habe/ vnd auch in der Warheit auß einerley subjectis herkommen/ als auß Wasser/ Saltz vnd Fewer/ wie solches klar bey deroselben Anatomirung befunden. Obs schon nicht ein jeder begreiffen kan/ folget doch darumb nicht/ daß es nicht wahr sey. Jch muß bekennen/ daß derer wenig seyn/ die die Natur verstehen/ vnd doch schier ein je- der/ der nur ein pahr Jahr in die Schule gangen/ vnd Lateinisch reden kan/ L l l ij er De Natura Salium. er verstehe die Natur oder nicht/ fuͤr einen Philosophum gehalten seyn/ vnd darneben die im Liecht der Natur recht erleuchtete Philosophos verkleinern/ sich allen halben herfuͤr thun will/ darumb ists kein Wunder/ daß der Natur Secreta verborgen blei- ben/ vnd von solchen Vnerfahrnen/ alles/ was ihnen frembd fuͤrkompt/ fuͤr Fabeln vnd Vffschnitte außgeruffen wird. Wer kans aber aͤndern? Man muß der boͤsen Welt ihren Lauff lassen. Daß ich a- ber beweise/ vnd wahr mache/ wie der Kunst muͤglich sey/ auß Holtz Goldt zumachen/ so wil ich anzeigen/ wie es geschehen koͤnnen. Erstlich vnd vor allen Dingen soll man dieses wissen/ daß alles Holtz oder Kraut von einem Sulphurischen Saltze sein Herkommen hat/ davon auch alle Metallen ih- ren Vrsprung haben/ vnd in ihrem innersten auch ein ander sehr gleich sind/ also/ daß auß einem Mineral, ein Vegetabile, vnd auß einem Vegetabile ein Mineral gar leichte werden kan/ wie solches an andern Orten meiner Schrifften erwiesen. Nach eusser- lichem Ansehen ists freylich ein grosser Vnterscheid zwischen einen Kraut oder Holtz/ vnd Metall/ wann aber beyde wieder zu ruͤcke ad primam Materiam gebracht/ dieselbe ein- ander gantz gleich sind/ wie bey meiner Continuatione Miraculi Mundi zu sehen. Wann dann die prima Materia Vegetabilium zu einem Metalli schen Saamen gethan wird/ so nehrt vnd vermehret sich der Metallische Saamen auß dem Vegetabili. Hergegen/ wann ein Metall ad primam Materiam gebracht/ vnd Vegetabi lische Saamen darein gesaͤet worden/ so verwandelt sich das Metall/ vnd wird zu einem Vegetabile, davon ich genugsam Experientz vnd Warheit habe. Wann diese beyde einander nicht so nahe verwand weren/ wie solte sich dann eins in ander so leicht verwandeln lassen? Zwischen beyden ist allein der Saam der Vnterscheid/ ihre prima materia aber einan- der gantz gleich/ wie zu sehen/ an diesem/ wann man vncorosivisch Sulphurisch Saltz vnter einen magern Sand mischet/ vnd mit Wasser anfeuchtet/ etlicher Kraͤuter Saa- men darein saͤet/ ziehet nicht ein jeder Saame seine Nahrung darauß/ nach Art vnd Geschlecht deß Saamens von vielerley Farben/ Geschmack/ Geruch/ Kraͤffte vnd Tu- genden/ vnd doch auß einem einigen Saltz/ darin weder Farben/ Geschmack/ Geruch/ oder Tugenden der Kraͤuter/ so darauß gewachsen/ zu sehen/ sondern allein durch den Saamen offenbahr worden. Noch klaͤrer zu geben/ so muͤste man dieses wissen/ daß der Vegetabilien princi- pia seyn/ Wasser/ Saltz vnd Sulphur/ auß welchem die Metallen auch herkommen/ vnd gar nicht auß dem lauffenden ☿ Vivo, wie ihrer viel meinen/ sondern solcher ☿ besonder Metall ist/ vnd eben auß solchen tribus principiis gebohren/ alß andere Me- tallen vnd Vegetabilien, nemblich auch aus Wasser/ Saltz/ vnd Schwebel/ welche bey Anatomirung derselben gefunden werden. Hieruͤber werden die vnerfahrne ihre Koͤpffe zusammen stossen/ vnd einen Rath beschliessen/ wie sie diese meine Meinung wiederlegen moͤchten/ dann solchs wenig glau- ben werden. Solchen Vnglauben aber macht nichts anders/ alß daß sie niemaln etwas in De Natura Salium. in naturlichen Dingen versucht/ auch ihnen das Liecht der Natur niemal geleuchtet. Jch sage aber dieses/ welches ich zuvor auch gesaget/ daß auß einem Metall ein Vege- tabile vnd ein Vegetabile zu einem Metall werden kan/ wird auch kein einiges Vegeta- bile gefunden/ darauß nicht ein natuͤrlicher gelber Sulphur (dem Mineralischen in al- len gleich) solte koͤnnen gezogen werden/ welcher Sulphur/ wann er mit einen fixen me- tallischen Sulphur vereineget/ durch den Metallischen angenomen vnd mit zu einem Metall gezeitiget wird/ doch ohne Mediis nicht/ wie offt in meinen Schrifften angezei- get: Das Medium aber ist das Saltz. Wer nun einen vnzeitigen verbrennlichen Mine- ra lischen/ oder Vegetabili schen Sulphur mit einem Zeitigen Metall zuvereinigen weiß/ so nehret vnd vermehret sich der fixe Sulphur deß Goldes oder Silbers/ auß dem vnfixen Vegetabili schen oder m inerali schen Sulphur, vnd verwandelt denselben in seine Art vnd Eigenschafft/ nach dem das fermentum roth oder weiß gewesen ist/ gleich wie eines Krauts Saamen auch thut. Kan also auß einein Sulphuri schen Saltze ☉ oder ☽ wer- den/ wie man selber haben will/ es will aber seine Zeit haben/ dann es geschiehet solche Verwandlung allgemach durch die bequeme Waͤrme/ wie solches bey Fortpflantzung der Vegetabilien vnd m ineralien auch geschicht. Da sihet nun ein jeder/ daß solche Verwandlung natuͤrlich/ dann ich dergleichen Proben mehr als einmahl gethan/ vnd noch thun kan; derwegen wolle sich dieses nie- mand so frembd fuͤrkommen lassen. Ob aber der S. Johannes solches natuͤrlicher Weise durch Kunst/ oder uͤber na- tuͤrlich durch die Krafft GOttes gethan/ wird allhie nicht disputirt/ sondern erwiesen/ daß es natuͤrlicher Weise auch geschehen koͤnne. Dann wann ein Holtz/ Stuͤck Brod/ Stuͤck Bein/ oder welches Kraut man wil/ mit seinem behoͤrlichen Saltze rechtmaͤssig eingesetzt/ vnd ad primam M ateriam gebracht wird/ so verwandelt das Saltz das Meel/ Brodt/ oder Holtz auch zu einem/ aber Sul- phuri schen Saltze/ darauß man hernach Vegetabilien vnd M ineralien kan wachsend machen. Vnd wann man solchem Saltze ein wenig gepuͤlverte weisse Kißlingsteine zu- setzet/ vnd mit starckem Fewer zusammen schmeltzet/ so wird erst ein roter durchsichtiger Stein; wann mans laͤnger stehen lest/ gruͤn/ endlich aber kohlschwartz/ vnd so hart/ daß man solche/ wie andere Edelgesteine/ schneiden/ vnd poliren kan. Da siehet der Kunst- begierige/ daß durch einen Weg zu einer Zeit; auß Holtz ☉/ vnd auß den weissen Kissel- steinen/ schoͤne durchsichtige Steine/ von vnterschiedlichen Farben werden koͤnnen. Auff daß aber dem Liebhaber Goͤttlicher vnd natuͤrlicher Wunderwercke/ die Augen besser ge- oͤffnet werden/ muß ich klaͤrer anzeigen/ was durch die Primam M ateriam allhie zu ver- stehen. Diese Primam m ateriam betreffende/ davon hie Meldung geschicht/ daß auß der- selben so wohl M etalla als Vegetabilia wachsen koͤnnen/ so kan dieselbe am allerleichte- sten durchs Fewer/ vnd Huͤlffe eines vncorrosivischen Saltzes/ so wol auß den Metal- len als Vegetabi lien vnd Anima lien bereitet werden/ vnd solches geschwinde/ also das L l l iij inner- De Natura Salium. innerhalb dreyer Stunden ein Stuͤck Brod/ Fleisch/ oder Metall zu einem Sulphuri schẽ Saltz kan verwandelt werdẽ/ solches geschihet zwar auch durch der Viehe/ oder Men- schen Maͤgen/ aber nur auß den Vegetabilien vnd Animalien/ daß dieselbe inerhalb 24. Stunden/ wann sie genossen vnd verzehret/ wieder zu einem Sulphu rischen Saltze werden/ darauß sie anfangs kommen seyn; vber die Metallen aber/ weilen solche all zu compact vnd fix seyn/ hat deß Menschen oder Viehs Magen keine Macht/ solche ad prim. Mat. zu reduciren/ wann dieselbe aber zuvor radicaliter auffgeschlossen/ vnd alßdann ein- gegeben wuͤrden/ dann eines gesunden Menschen Magen auch muͤglich waͤre/ solch Me- tall den Vegetabilien vnd Animalien gleich/ ad prim. Mat. zubringen/ was ists aber noͤ- tig/ daß mans durch der Menschen Maͤgen thue? weil es leichter durch die Kunst vnd Fewꝛ geschehen kan/ durch sehr lange Zeit kans auch durch eine feuchte Putrefaction ohne Fewꝛ geschehen/ aber nur bey den Vegetabilien vnd Animalien/ bey den hartẽ Metallẽ schwer - licher/ wie dann durchs Menschen Magen auch nicht ein jedes Vegetabile oder Mine- nerale ad prim. Mat. zubringen/ denn deß Menschen Magen nur diese Vegetabilien oder Animalien ad prim. Mat. reduci ret/ welche zuvor albereit bequaͤm gemacht worden/ daß sie von dem Magen an genommen/ vnd verdawet werden koͤnnen. Entweder sie werden zuvor gekocht/ gesotten/ gebraten/ oder sonst zugerichtet/ vnd seynd vber das nur ein Theil derselben also zuzurichten/ dann bey vielen vnter denselben keine Vorbereitung hilffet/ sondern sind der Menschlichen Natur gantz entgegen/ vnd wuͤrden ins Menschen Leibe als ein Gifft wann sie hinein kaͤmen/ wircken. Also koͤnnen die Mineralien vnd Metallen ins Menschen Magẽ nicht ad prim. Mat. reduci ret werden/ weil sie Menschlicher Natur zugegẽ sind/ vnd der Magen solche nicht leidẽ/ sondern als ein Gifft nicht ohne grosse Ge- fahr deß Menschen wieder von sich stossen wuͤrde/ auß genommen das ☉/ welches daß ei- nige Metall ist/ das sich ins Menschen Magen (wanns zuvor bereitet ist) wieder ad prim. Mat. reduci ren laͤst/ aber auch nicht noͤtig/ weil solches leichter durch Kunst geschehen kan. Deme aber diese kuͤnstliche Reduction vnbekandt/ der muͤste sich mit der natuͤrlichen behelffen/ welche aber sehr gescheuhet/ nicht allein wegen deß Gestancks/ sondern auch wegen laͤngerer Zeit/ die darzu erfordert wird. Darumb billich die Kunst der Natur vor- zuziehen. Es haben aber sonst etliche von den alten Philosophis viel von den Stercori- bus gehalten/ vnd nicht vnbillich/ dann grosse Kraͤffte darin verborgen seyn/ dieweil man aber andere bequemere Medicamenta haben kan/ laͤst man die Stercora billich liegen/ ist aber denen nicht verbotten/ welche kein andere Medicin zugebrauchen haben koͤnnen/ wie dann das Bauernvolck/ so von Staͤtten vnd Apothe cken weit abgelegen/ gemeiniglich die Stercora fuͤr ihre Medicin gebrauchen/ in allen Kranckheiten/ die sie vberfallen moͤch- ten. Den kleinen Maͤusekoth brauchen sie den Kindern zur Purgation, den Pferd-vnd Gaͤnsekoth fuͤr die gelbe Sucht/ in Wasser/ Bier/ oder Wein auffgekocht/ durch ein Tuͤchlein gedruckt/ davon ein Trunck get han/ vnd wol drauff geschwitzet. Dẽ Schweins- koth fuͤr die feuͤrige Erisipelam, fuͤr brandt võ Fewr oder Wasser geschehen: den Schaff-o- der Kuͤhmist/ fuͤr alle Geschwulst/ den Hundeskoth/ wie dann sonderlich den weissen/ fuͤr Angi- De Natura Salium. Anginam, oder andere Maͤngel deß Halses/ den Menschenkoth brauchẽ sie einander vn- wissend einzugeben fuͤr alle in-vnd eusserliche Leibes Schmertzen/ davon ich einmal eine wunderbahre Cur gesehen/ also/ daß eine augenblickliche Huͤlffe auff eine langwirige Kranckheit erfolget/ daruͤber man sich billich hoͤchlich zuverwundern/ wann man die Vr- sach solcher schnellen Curæ keine wissenschafft traͤgt. So mã aber deß Koths Eigenschafft vnd Natur verstehet/ so ist es leichtlich zuglaͤuben/ daß grosse dinge dadurch außzurichten. Vnd solches darũb/ weiln eines Menschen Koth anders nichts ist als Brod vnd Fleisch/ welches ad prim. Mat. wieder gebracht/ vnd von allen Banden frey ist/ seine Kraͤffte zuer- zeigen/ dann auß eines Menschen koth ein natuͤrlicher schwebel zubringen/ der da brent/ wie ein Minera lischer/ darauß das schießpulver/ mit Huͤlff der Kolen vnd Salpeter berei- tet wird/ vnd auch ein solch Saltz/ deß Paracelsi sali enixo nicht viel vngleich; Diese beyde nun sind ins Menschen Koth/ solten sie dann nicht etwas guts wircken koͤnnen? Man lege einen silbern Pfenning eine Zeitlang in Menschenkoth/ wasche hernach solchen wieder davon/ so wird er gelbe seyn/ als wann er in ein Lixivium gesteckt/ da gemeiner Minera- lischer Sulphur innen zerlassen/ ist auch solche gelbe/ die sich an das Silber henget/ anders nichts/ als ein Vegetabil. oder Animalischer Sulphur, nachdẽ der Mensch speise genossen. Dieses sage ich/ ist die Vrsache/ daß die Stercora der Menschen/ vnd Viehe grosse dinge thun in Medicina, welches sonst dem Brod vnd Fleisch zu thun vnmuͤglich gewe- sen/ ehe dieselben in der Thiere Leiber wider ad prim. Mat. reduci ret worden. Jch will aber hiemit gar nicht verstanden haben/ daß man die Stercora zur Medicin gebrauchen solte/ sondern nur anzeigen wollen/ auß was Vrsachen dieselben so kraͤfftig/ deß Menschen Kranckheiten zuwiederstehen/ damit zu beweisen/ daß die Vegetabilien/ Animalien/ oder Mineralien ihre Kraͤfften am besten erzeigen/ wann sie ad prim. Mat. reduci ret seyn/ ist aber nicht noͤtig/ daß solchs durch der Thiere Leiber geschehe/ sondern viel besser durchs Fewer verrichtet werden kan. Wann es nun geschehen/ so haben beyde/ so wol jenes/ so durch der Thiere Maͤgen/ als dieses/ so durchs Fewer geschehen/ bey nahe gleiche Wir- ckung/ nur daß dieses/ so durchs Fewer geschicht/ reiner/ vnd nicht so vbel riechet/ wie das von den Thieren/ verguͤlden aber beyde das Silber/ nach Sulphuri scher Art. Darauß zu sehen/ daß auch im Brod vnd Fleisch/ ein Geistlich fluͤchtig/ vnzeitig ☉ verborgen sey. Behaupte also hiemit/ daß in allen dingen der Welt/ die auß Saltz gebohren/ vnd durch die Sonne gezeitiget/ nothwendig ein fluͤchtig Geistlich ☉ verborgen sey/ doch in dem ei- nen Subjecto reicher/ als in den andern zufinden/ wird aber gar nicht gespuͤret/ biß solche Subjecta zuvor durch Kunst ad prim. Mat. gebracht worden/ weil dann den Bawern ei- ne so kuͤnstliche Reduction vnbekand ist/ so gebrauchen sie billich ihre eygene oder ande- rer Thiere Koth zu ihrer Cur, welches ihnen auch niemand verargen kan: Dann die Ster- cora viel groͤssere Tugenden/ oder kraͤffte erzeigen/ als die jenige subjecta, davon sie ge- worden sind. Brodt/ Fleisch/ Wein/ vnd dergleichen Nutrimentalis che subjecta sind kei- ne Medicamenta, sondern allein Nutrimenta, wann aber der Thierische Leib seinen theil Nutriments davon genommen/ der Rest alßdann seinen Gang hat/ vnd Medicinali- sche De Natura Salium. sche Kraͤffte erlanget/ wanndieser kotige Discurs nicht zu lang fallen wollte/ koͤnte ich wunder Dinge von den Stercoribus schreiben; dann auch die Metallen auff wunderbah- re Weise durch Huͤlff der Thiere/ wann sie solche albereit bequaͤmb gemacht/ noch ein- mahl vmbkehren/ vnd ad primam M ateriam bringen/ ist aber nicht noͤtig solchen weg zu- gehen/ weil durch Kunst/ ohne Huͤlffe der Thiere/ solchs besser geschehen kan. Der je- nige aber/ so diese kuͤnstliche Vmbkehrung nicht verstehet/ der behelffe sich mit dem Koth der Thiere/ biß daß er ein bessers erfahre daß in dem Koth der Thiere grosse m e- dicina lische Tugenden verborgen/ hat Paracelsus einmahl in præsentia vieler grossen Herren/ etlichen vnerfahren M edicis zu verstehen geben welche es aber nicht angenom- men/ sondern zornig daruͤber weg gangen seyn/ gleichsam alß wann Paracelsus ihnen dardurch Spot haͤtte anthun wollen/ weilen er ihnen an statt eines grossen Mediel- nalischen Secrets/ (welch es sie von ihme begehret) einen Menschen-Koth vorsetzen las- sen/ ohne Zweiffel hat er ihnen damit zuverstehen geben wollen/ daß in Menschen Koth grosse Secreta verborgen/ welches sie nicht begreiffen koͤnten. Paracellus aber wuste hergegen wohl/ was guts dahinder stack/ vnd haͤtte es ihnen/ wann sie nicht weg gan- gen/ ohne Zweiffel geoffenbahret/ wie er dann auch an einem Ort seiner Schrifften außdruͤcklich saget; so jemand seinen eigen Koth nicht kennet/ der weiß nichts/ ist ein blinder Esel/ vnd ist ihme Himmel vnd Erde verborgen/ darauß gnug abzunehmen/ daß Paracelsus viel damit hat außzurichten gewust. Sage aber dieses/ daß mein. Ver- wandlung oder Vmbkehrung ad primam M ateriam den Stercoribus deß Menschen/ vnd Viehes/ weit vorgehe/ weil sie kraͤfftiger vnd lieblicher/ auch nicht in eines Koths/ sondern Sulphuri schen Saltzes Gestalt erscheinet/ vnd von jederman bey allen Kranck- heiten fuͤglich zu gebrauchen ist/ dessen Tugenden nicht auff eine gewisse Kranckheit spe- cificiret seyn/ sondern Universaliter auff alle Kranckheiten gehen/ vnd zwar nicht allein auff alle Kranckheiten der Menschen/ sondern auch bey allen Kranckheiten der Vege- tabilien, vnd M ineralien kraͤfftig wircken/ davon an andern Orten meiner Schrifften ein mehrers zu sehen. Was ich allhie de Stercoribus angezogen/ ist nicht geschehen/ als wann ich solche zur Medicin zugebrauchen einfuͤhren wolte/ sondern darumb/ auff daß man sehe/ was fuͤr ein grosser Vnterscheid sey/ zwischen einem Kraut/ wie es auß der Erden gewachsen/ vnd deme/ welches zuvor durch den Animali schen Leib verdawet vnd seiner verborgenen Kraͤffte entbunden vnd loß gemacht ist/ welches allhie bey den Ster- coribus der Thiere bewiesen/ darumb ein gewissenhaffter M edicus die Stercora abschaf- fen/ vnd auff spagyrische Weise seine Kraͤuter ad primam M ateriam, id est, sal sulphu- reum, rêduciren, so wuͤrde man ein mehrers darmit in Mediciña außrichten/ alß itzund mit den krafftlosen Huͤlsen vnd Sprewern geschicht. Dieses wenige de prima materia rerum, \amp; Natura Stercorum, welche einander nicht sehr vngleich/ zuvermelden ich nicht vmbgehen koͤnnen. Last vns nun wider zu dem Hauptwerck gehen/ vnd sehen/ wie schoͤn das natuͤrliche Liecht auß dem Goͤttlichen herfuͤhr leuchtet/ vnd scheinet. Gleich De Natura Salium. Gleich wie nun GOtt den ersten Menschen Adam auß Erden formir et/ ihme eine lebendige Seele eingeblasen/ vnd ins Paradi se gesetzet/ der Satan aber solchen von GOtt abgefuͤhret/ vnd ins ewige Verdamnuͤß gebracht/ vnd zwar durch ein Jnstru- ment oder Mittel/ nemblich durch die Jrdische Schlange; Also hat der von GOtt abge- fallene vnd vom Satan betrogene Mensch/ auch wieder durch ein Goͤttliche Schlange vnd Mittler/ nemblich Jesum Christum, wieder mit GOtt muͤssen versoͤhnet werden/ vnd anders gar nicht/ GOtt hats also zulassen wollen/ sonsten haͤtte er dem Satan wol ein Gebiß einlegen koͤnnen/ daß ihme den Menschen zu verfuͤhren vnmuͤglich gewesen were/ oder aber den Satan auß seinem Goͤttlichen Throne nicht verstossen vnd abge- sondert/ auff daß er keine Feindschafft gegen GOtt/ vnd den Menschen zu tragen Vr- sache gehabt. Gegen dieses Geheimnuͤß vergleichet sich das Elementische Secretum Philosophicum; Dann wann die Elementische Sonne bey der Goͤttlichen Scheidung/ da sie sich auß dem truͤben Chaos hinauff geschwungen/ vnd den vnreinen terre strischen verderblichẽ Sulphur nicht von sich gestossen/ vnd in den Abgrund der Erden versencket/ haͤtten itzt die Sonnen-Stralen/ wann sie herunter in die Erde wircken/ ke ne Hinder- nuͤß/ die Vollkommenheit vnd reine Bestaͤndigkeit seinen. Kindern zu geben/ sondern wuͤrden alle ☉/ vnd kein ♂/ ♃/ ♄/ ☿/ oder andere vnreine Metallen gebohren/ wel- ches allein durch den abgesonderten stinckenden Sulphur superfluum in der Erden/ wann er sich zuschlegt/ vervrsachet wird. Wann dann solchen inficirten Metallen wieder geholffen werden soll/ daß sie dem ☉ als ware Kinder Solis gleich werden sollen/ so muß die Sonne ihren e i genen Sohn das ☉ erniedrigen/ wieder irdische oder saltzige Natur aunthmen lassen/ auff daß es ein Mittel werde/ die vnvollkommene Metallen radicaliter mit den vollkom- mensten zu vereinigen/ vnd also zur Vollkommenheit zu bringen. Dann das Saltz ist das einige Mittel/ das ☉ mit dem gemeinen Schwebel zu vereinigen/ vnd eine Tin- ctur darauß zu machen/ die vnvollkommene Metallen dadurch in die Vollkommenheit zu verwandeln/ davon alle Philosophi außfuͤhrlich geschrieben/ welches aber von weni- gen verstanden. Wie dann mein juͤngst heraußgeben ☉ Potabilc klaͤrlich von dieser Sach handelt/ vnd ein grosses Geheimnuͤß darhinder stecket/ wann es schon wenige verstehen oder glauben. Dann weilen es den ☿ durch auß gradirt vnd tingirt, so kan es ja kein gemei- ne solutio ☉ seyn/ dann kein einiges Wasser oder liquor, wann es gleich von gutem Corpora lischem ☉ bereitet were/ einen ☿ bestaͤndig tingi ren kan. Das kan wohl ge- schehen/ daß sich das ☉ auß der Solution an den ☿/ oder der ☿ an das ☉ hencken/ vnd auß beyden ein weisses Amalgama werden kan/ daß aber solches Amalgama gelb vnd hart/ vnd der ☿ auch mit zu ☉ werden solte/ ist vnmuͤglich. Wann es gleich 100. Jahr in einer guͤldischen solution staͤtig kochen solte/ dann deß ☿ seine weisse sich durch gemein ☉ gantz nicht bedecken oder faͤrben laͤst/ sondern sol vnd muß allein durch einen tingir enden Sulphur/ welcher zugleich coaguli ret vnd figi ret/ geschehen/ davon ein M m m meh- De Natura Salium. mehrers in dem Appendice uͤber meine Continuation Miraculi Mundi, zu s e - hen. Man betrachte diese wenige Wort nur wohl/ so wird man das groͤste Geheim- nuͤß/ nemblich/ das gantze Philosophi sche Werck klar darinnen finden/ wofern das Liecht der Natur nur ein wenig scheinet. Nicht aber hat das Liecht der Natur solche Krafft/ dem Menschen solche grosse Geheimnuͤß zu offenbahren/ sondern GOtt muß ihme zuvoren seine Augen oͤffnen/ daß er das Liecht der Natur darmit sehen koͤnne; dann ohne GOtt ist kein Liecht/ vnd ohne Liecht kein Leben/ Veꝛstand vnd Weißheit; die Finsternuͤß ist der Tod/ der Tod das ewige Verderben. Das Saltz sagt von sich selber also: Jch bin das Fewer vnd das Leben/ vnd kein verbrennlicher Sulphur kombt oder wird zu Gold/ als durch mich. Das Saltz ist das ei- nige Mittel zwischen den verbrennlichen verderblichen Sulphur oder vnvollkommenen Metallen/ vnd dem Gold. Das Saltz muß zuvoren den schaͤdlichen Sulphur oder Satan/ der in dem magern Tod verborgen ist/ in der Hoͤlle uͤberwinden/ ehe daß er mit einem glorisicir ten Leibe wiederumb aufferstehen vnd sich auf seinen koͤniglichen Thron setzen/ vnd die krancke Metallen hernach zu ☉ machen kan. Auff daß ich aber den Liebhaber Goͤttlicher vnd natuͤrlicher Geheimnuͤß nicht zu lang auffhalte/ so will ich den Proceß nach Philoso phischer Weise kurtz/ klar vnd war- hafftig beschreiben/ wie ichs mit meiner Hand vielmahl gethan/ aber noch kein mahl/ we- gen vieler Hindernuͤssen zur vollkomnen perfection bringen koͤnnen. ℞. Das allgemeine geringe Saltz der Erden/ setze ihme einen irdischen Sulphur nach rechtem Gewichte zu/ mache aber/ daß die Sonne zuvor in das Saltz seine radios geworffen/ diese beyde laß in der Hoͤlle zusammen streiten/ vnd so lange fechten/ bißdaß das Saltz den Tod vnd Teuffel uͤberwunden/ den Sieg erhalten vnd mit einem glori- ficirten Leibe (seine krancke Bruͤder darmit gesund zumachen oder in ☉ zuverwandeln) wiederum aufferstehe. Dieses ist der gantze Proceß/ vnd nichts außgelassen/ ohn allein das Gewichte/ vnd deß Todes/ vnd Satans Nahme; Deß Saltzes Nahme ist vorlaͤngsten von mir namhafft gemacht/ vnd mangelt itzund nur den Tod vnd Satan auch mit Nahmen zu- nennen/ welches ich zu GOttes Ehre vnd Liebe gegen den Nechsten auch nicht verhalten foll. Der Tod vnd Teuffel aller Metallen ist ein verbrennlicher Sulphur, der in allen din- gen wohnet/ so wol in den Vegetabilien vnd Animalien als Mineralien, setze solche bey- de/ nemblich das Saltz vnd Sulphur comburens zusammen ein/ laß sie streiten/ biß daß das Leben/ das ist das Saltz/ den Tod/ das ist Sulphur comburens uͤberwunden vnd ver- schlungen/ vnd auß beyden ein glori sieirter Leib/ einen schoͤnen Rubin/ oder durchsichti- gem roten Carbunculo gleich/ damit man die Kranckheiten der Menschen vnd Metal- len vertreiben kan/ worden ist. Jn diesem Proceß (welcher mit wenig Worten geben ist) stecket ein uͤberauß grosses Geheimnuͤß/ das vnter tausenden nicht einer glauben wird/ darumb sich mancher an den vnachtsamen ingredientien stossen oder aͤrgern wird. Es ist De Natura Salium. ist aber nichts dran gelegen/ man muß die Narren/ Narren seyn lassen/ welche das gute suchen/ da es nicht ist/ vnd solches doch fuͤr Augen haben/ vnd nicht kennen/ noch kennen wollen. Jch weiß/ wann ich auff Sophisti sche Weise einen langwierigen Proceß mit vie- len zierlichen Worten beschrieben haͤtte/ die blinde Welt wuͤrde solches ehe angenom- men haben/ als ein solchen kurtzen warhafftigen vnd schlechten Weg; Daher saget Sen- divogius, vnd alle ware Philosophi gar wol; Wann man einẽ den rechten Proceß von Wort zu Wort sagte/ er wuͤrde nicht daran glaͤuben/ weil es ein solch geringe ding ist. Mancher wuͤrde sagen/ was solte doch gutes im Saltze/ als einem so gemeinen vnacht- samen dinge/ stecken? der Sulphur wird ja auch nicht zu ☉ werden? Darumb koͤnnen sie nicht der Warheit glauben. Auff daß ich aber beweise/ daß viel im Saltze vnd Schwebel verborgen/ so muß ich solche species ein wenig besser bekand machen: Das Saltz ist erstlich ein Symbolum Æternitatis, weils weder im Fewer/ Lufft/ Wasser/ noch Erden alteriret oder geringert wird/ sondern alles vor Verderben eine lange Zeit bewahret/ welchs ja offenbahr gnug ist/ vnd die blinde Welt doch solches nicht sehen kan/ hilfft allen andern/ vnd hat doch von niemand Huͤlffe noͤtig. Der verbrennliche Sulphur ist ein Symbolum Mortis, ja der rech- te schwartze Hoͤllen-Teuffel/ welcher durch kein Element zu uͤberwinden/ als allein durchs Saltz. Dann wann der noch gebundene Sulphur viel Jahr in seinem Gefaͤngnuͤß wol- bewahret/ Fewersgluth leiden solte/ wuͤrde er doch im geringsten nicht davon alterirt noch etwas am Gewicht verlichren/ wann nur die Thuͤr nicht geoͤffnet/ daß er außwei- chen kan. Deß gleichen wann er 100. Jahr an der Lufft oder im Wasser laͤge/ dannoch nicht verfaulen wuͤrde/ allein das Saltz thut solches/ uͤberwindet/ vnd machet einen Carbunculum darauß/ vnd wird billich ein Carbunculus genennet/ weil er durchsichtig roth ist/ vnd leuchtet als eine brennende Kohlen/ das hoͤchste vnd edelste Gestein/ welches bey wenige gefunden wird. Die ihn haben/ lassen ihn nicht sehen/ legen ihn auch nicht auff den Kramerladen zu verkauffen/ gleich wie die Diamanten/ Saphiren vnd an- dere Steine/ er wird auch nicht in rauchen Gebuͤrgen gefunden/ wie andre Edelgesteme sondern muß durchs Gebet zu GOtt gesuchet/ vnd durch fleissige Hand bereitet werden. Was sol ich mehr sagen? Es ist allbereit der Sachen mehr als zu viel geschehn/ vor den Gottlosen aber wirds wohl verborgen bleiben. Auff daß aber niemand zu zweif- feln/ daß das vnachtsame Saltz vnd Schwebel/ so edle Geschoͤpff GOttes seyn/ so wil ich beweisen/ daß das Saltz der Anfang vnd Ende aller Dinge sey. Das Saltz ist bey der Schoͤpffung GOttes das erste Fiat gewesen/ vnd auß dem Fiat sind hernach die Elementa entstanden/ darumb das Saltz von den Philosophis ein Centrum Concentratum Elementorum genennet wird/ vnd wie es das allererste ge- wesen/ also wirds auch das allerletzte seyn vnd bleiben; Auß dem Saltz sind alle dinge herkommen/ vnd muͤssen auch nach dem Tode wieder in dasselbe verwandelt werden. Jm Saltz vnd Fewr/ ist verborgen der Schatz so thewr. Das Saltz ist das Fewr/ vnd das Fewr das Saltz/ vnd fuͤhren den dritten/ als Geist/ M m m ij ver- De Natura Salium. verborgen in sich/ haben 3. Nahmen/ vnd doch einen Leib/ vnd Wesen. Da der All- maͤchtige GOtt das Fiat gesprochen/ vnd das Saltz erschaffen/ so theilete er darnach solch Chaos in 4. Theile/ vnd gab dem einem diese/ dem andern jene gewisse Stelle/ vnd Nahmen/ vnd fing alsobald ein jeders Element an/ in das ander zu wircken vnd zu generiren, dann das reineste vnd subtileste Theil hat sich hinauff in das oͤbere Firma- mament erhoben/ davon die Sonne/ Mond/ vnd Sterne worden/ das schwereste her- gegen/ sich als Feces von den reinern zusammen in ein Erdklumpen gezogen/ vnd das wasserige vnd luͤfftige darauff herumb begeben. Wann nun das obere fewrige Theil/ als die Astra, herunter ins Wasser/ oder Meer wircken/ ihre Kraͤffte oder Samen sencken/ so wird das Wasser geschwaͤngert/ vnd das Saltz staͤtig fuͤr vnd fuͤr generi ret. Auffdaß aber diese continnirliche Genera- tion deß Saltzes durch Krafft deß Fewers im Meer-wasser nicht allein arbeitete/ vnd die andern Elementa muͤss gestuͤnden/ so hat GOtt ihnen auch ihr Ampt zugestellet/ nemblich/ die Lufft muß den Samen von den Astris empfangen/ vnd herunter in das Wasser fuͤhren/ selbe damit zu schwaͤngern/ das Wasser muß den empfangenen Sa- men durch die Gaͤnge vnd Kluͤffte der Erden fuͤhren/ auff daß er durch den gantzen Erd- boden so wohl inwendig die vielerhand Arten der Mineralien vnd Metallen, alß auß- wendig/ so mancherley Kraͤuter/ Baͤume vnd Hecken herfuͤr bringe vnd generire, da- von sich die Animalia nehren/ wachsen/ vnd multipliciren, wie die taͤgliche Erfahrung bezeuget; Dann wann das Meer kein Saltz ins Erdreich faͤete/ vnd solchs dadurch fruchtbar machte/ wovon wuͤrden inwendig so viel herrliche Minerali sche Gewaͤchse herkommen/ wovon wuͤrden die grosse Baͤume/ so vielerhand Kraut vnd Graß/ wach- sen vnd zunehmen? Dann so viel der Erden durch innere Minera lische vnd aͤussere Ve- geta bilische Gewaͤchse staͤtig entzogen/ so viel gibet das Meer oder gesaltzene Wasser auch staͤtig wieder dargegen/ also daß das Erdreich nimmer mangel hat wieder zu geben/ de- nen/ die es noͤtig haben moͤchten; dann wann der Erdbodem keine staͤtige/ oder immer- waͤrende Nahrung auß dem Meer empfinge/ so wuͤrde es nicht immerdar Nahrung o- der Wachstumb von sich geben koͤnnen/ dann da man immer von nimmet/ vnd nim- mer wieder darleget/ da wird der Kasten bald leer/ vnd kan endlich nichts mehr ge- ben. Dieweil aber GOttes weißliche Vorsorge haben wollen/ daß der Erdboden stels gute Fruͤchte herfuͤr braͤchte/ das Menschliche Geschlechte dadurch zu erhalten/ so hat ers auch also nothwendig schaffen muͤssen/ daß dem Erdreich immer wieder eine newe Nahrung anß dem Meer zugesand wuͤrde die Astra hoͤren auch nicht auff/ das Wasser fuͤr vnd fuͤr zu animir en/ auff daß immer das eine Element dem andern zu Huͤlffe kom- me/ vnd der Natur Lauff nicht benommen werde: Dann wann nur ein einig Element stille stuͤnde/ vnd den Befehl GOttes nicht volbraͤchte/ so koͤnten die andern nichts außrichten/ sondern muͤsten alsbald sterben vnd vergehen. Wann die Astra kein Saltz ins Meer generir ten/ vnd das Wasser das Saltz nicht durch den gantzen Erdboden fuͤh- De Natura Salium. fuͤhrete/ wovon solte etwas wachsen/ oder leben koͤnnen? Die Erde wuͤrde weder Mine- ralien noch Vegetabilien koͤnnen herfuͤr bringen/ wann diese dann nicht weren/ wovon solten sich die Animalien vnterhalten/ ernehren/ vnd vermehren? Der gantze Erdbo- den selber wuͤrde endlich verdorren/ vnd absterben muͤssen/ der doch durch Huͤlffe deß Saltzwassers stets vnd vnablaͤssig waͤchset/ vnd davon vnterhalten wird; Es ist kein Stein/ der nicht sein Saltz bey sich fuͤhrt/ darauß zu sehen/ daß das Saltz auch seine Nahrung vnd Anfang sey. Wie dann solches Gebirge/ das von der allgemeinen Mut- ter deß Meers reichlich gesaͤuget oder ernehret wird/ gleichsam waͤchst vnd zunimbt. Nir- gends kan mans aber besser gewahr werden/ alß an denen Orten/ da das Gebirge sehr fruchtbar ist/ vnd Metallen generiret, wann man dann solche haben will/ man durch die Felsen hinein zu ihnen/ da sie gebohren sind/ graben muß/ solche Loͤcher/ die ohnge- sehr so weit vnd hoch gemacht werden/ daß man gemaͤchlich auß vnd einfahren/ vnd das Metall dadurch herauß bringen kan/ wann aber am selben Orte alles Metall herauß gegraben/ oder sich die Adern oder Gaͤnge der Metallen durch Zwerchwende abgeschnit- ten vnd verlieren/ oder daß man wegen deß vielen Wassers nicht weiter fortgraben kan/ vnd den Berg verlassen muß/ so hoͤret doch der Berg nicht auff zu wachsen/ so wohl der Stein selbst/ als das Metall darinnen/ also/ daß solche Loͤcher/ da man zuvorn auff- richtig eingehen koͤnnen/ mit langer Zeit so klein werden/ vnd zuwachsen/ daß man sich buͤcken oder gar niederlegen muͤste/ wann man hinein kriechen wolte. Vnd dieses von solchen Steinen oder Felsen zu verstehen/ da viel Saltz innen ist/ vnd Meta llen generi- ret werden/ da aber wenig Saltz hinkompt/ da wachsen weder Steine noch andre Din- ge darinnen/ vnd wo kein Wasser hinkomt/ da kan auch das Saltz nicht hinkommen/ muß also das Wasser deß Saltzes Fuͤhrer seyn/ durch den gantzen Erdboden/ solchen da- durch beym Leben zu erhalten/ gleich wie die Lufft den Astrali schen Saamen herunter in das Wasser fuͤhret. Was ich allhie schreibe/ wie gering vnd schlecht es auch vor gebracht wird/ das ist doch die vnfehlbare Warheit/ vnd wirds niemand warhafftiger geben koͤnnen. Man koͤn- te es zwar wohl weitlaͤufftiger vnd außfuͤhrlicher geben/ wozu aber solche Muͤh vnd Weit- laͤufftigkeit/ wann mans in der Enge haben kan? Auff daß ich aber noch klaͤrer beweise/ daß das Saltz das Leben der gantzen Welt sey/ vnd alles davon herkomme/ so ziehe ich zum Beweiß allhie an den allgemeinen Spruch aller Philosophen, die einhellig sagen/ Daß ein jedes Ding/ wanns wieder zuruͤcke ad prim. Mat. gebracht wird/ S altz sey/ daher schließlich/ daß es auch anfaͤnglich vom Saltz muͤsse gekom̃en seyn/ welchs ein vnuͤberwindlich Fundament ist. Moͤchte mancher sagen; Wie erfahre ich dieses/ oder wie koͤnnen alle Dinge wieder ad prim. Mat. gebracht werden? selbige Arbeit muß man bey erfahrnen Philosophis vnd Chymicis zu lernen suchen/ alhier mein Vornehmen nicht ist/ von solchen Dingen zu tractiren: also aber auff diese Weise kan ein jeder Bawr solchs gewahr werden/ wann er in Acht nimbt/ wann ein Kraut/ ein Holtz/ ein Mensch/ oder Thier abstirbt vnd ver- M m m iij fault/ De Natura Salium. fault/ daß solchs Holtz/ Kraut/ oder Graß endlich wieder zu einem Sulphuri schen Saltz wird/ welches in dem Mist oder verfaultem Kraut oder Graß (ihnen zwar vnwissend) verborgen/ dadurch sie das magere vngesaltzene Land fett machen/ oder tuͤngen. Dann so lange ein Kraut/ Holtz/ oder Thier noch lebet/ so laͤst es sein Saltz nicht von sich/ sondern nur das Superfluum gehen/ wanns aber todt/ vnd der Geist davon gewichen/ vnd das Band zerbrochen ist/ so koͤnnen die andern Theile nicht lang bestehen/ sondern gehet ein jedes wieder dahin/ wovon es kommen ist; der Regen ziehet das Saltz heraus/ vnd fuͤhrt solches durch gantze Stroͤme wieder hinunter in das grosse Meer/ als seine Mutter/ davon es auch herkommen ist/ der Geist wird von den Astris wieder auffgezo- gen/ die Erdigkeit bleibet auff Erden liegen/ davon sie im wachsen auch herkommen. Dann die Erdfruͤchten dieses Universal-Nutriment von der allgemeinen Mutter/ dem Meer/ nicht erblich/ sondern nur als ein Lehn zu ihrem Alimento empfangen so lang sie leben/ zugenissen/ so bald aber dieselbe absterben/ auch der Lehnherꝛ sein Gut wieder zu sich nimbt/ vnd anderen giebt. Wiltu es aber auff eine andere Weise versuchen/ so lege das Kraut oder Holtz/ Stein oder Thier/ nur ins Fewr/ vnd laß es verbrennen/ so geher der Geist in die Lufft/ das Saltz in die Aschen/ welches gleicher Weise durchs Wasser außzuziehen/ vnd von der todten Erden zu scheiden ist. Jst also das Saltz der Anfang vnd End aller Dinge/ welches wol solte in Acht ge- nommen werden; Dann grosse Geheimnuͤß dahinden verborgen. Wer von diesen din- gen nichts weiß/ der ist kein Philosophus, sondern nur ein hoffaͤrtiger stoltzer Esel/ der nichts bessers weiß oder kan/ als nur die Warheit laͤstern vnd verachten/ seine Thorheit damit zu bedecken. Die Alten haben gar wohl gewust/ was fuͤr grosse Tugenden im Saltz verborgen/ darumb von den meisten Philosophis gehalten/ daß etwas Goͤttliches in dem Saltz verborgen/ vnd außtruͤcklich geschrieben/ daß man GOtt nirgends auß besser koͤn- ne erkennen lernen/ alß auß dem Fewr vnd Saltz; sie haben Fewr vnd Saltz allezeit bey ihren Opffern auff dem Altar haben muͤssen/ gleichsam als Symbola Dei vnd der Vnsterblichkeit. Sie haben kein Fewr noch Saltz mit vngewaschenen Haͤnden ange- griffen/ vnd besorget/ daß sie GOtt erzuͤrnet/ wann sie seine so edle Geschoͤpffe durch vn- reine Haͤnde verunehreten. Sie haben bey Brod vnd Saltz geschworen/ ist ihr hoͤchster Eyd gewesen/ wann sie jemand uͤber eine Sache schaͤrfflich außgefragt/ ihme Saltz vnd Brod fuͤrgelegt/ vnd dabey die Warheit bekennen lassen/ daher auch vieleicht das Alte Sprichwort: Salem \amp; mensam non violabis. Christus vnser Seligmacher wird Sal Sa- pientiæ genennt. Wann bey der Kindtauffe der Priester dem Kinde ein wenig Saltz in den Mund gethan/ sprechende: Accipe Salem Sapientiæ, welcher gute Gebrauch/ wie auch die brennende Kertze/ die man bey der Tauffe allezeit hat beysetzen lassen/ sich Chri- sti/ als deß Liechts der Welt dabey zu erinnern/ an vielen Orten bey den Neulingen gantz abgeschafft worden/ vnd wann die Welt/ laͤnger stehen wuͤrde/ koͤnte es dazu kommen/ daß man den Nahmen Christi zu nennen verbieten wuͤrde/ wie es dann albereit dahin kom- De Natura Salium. kommen/ daß man bey Straffe verbotten/ den Geburts-Tag vnsers Heylandes vnd Seligmachers Jesu Christi nicht zu heiligen vnd zu feyren. Fuͤrwahr ein elender Zu- stand mit dem heutigen Christenthumb. Christi Discipuli wurden von Christo selbst das Liecht der Welt vnd das Saltz der Erden genent Luc. 19. 9. Saltz vnd Wasser/ als durch den Glauben vnd Tauff/ vereiniget den Menschen mit Gott; also auch das fixe ☉ mit dem verbrennlichen stinckenden Schwebel/ durch Wasser vnd Saltz vereiniget wird/ welches sonst ein vn- muͤglich Ding ist/ vnd gnugsam den Chymicis bekand/ daß/ wann sie das ☉ von dem ☽ im Guß scheiden wollẽ/ sie solches durch zuthun deß Schwebels verꝛichten/ welcher gleich- sam eine Wand oder Vnterscheid dazwischen macht/ vnd also das ☉ darauß treibet/ dann das ☉ keinen verbrennlichen Schwebel leidet/ vnd eine grosse Antipathia zwischen beiden ist/ welche Feindschafft aber durch Saltz vnd Wasser beygeleget vnd versoͤhnet wird. Wie Christus als das Goͤttliche Liecht vnd S altz der Weißheit/ den stinckenden suͤndigen Menschen/ alß ein Mediator, mit GOtt vereiniget. Christus sagt an etlichen Orten: Das Saltz ist gut/ oder ein gut ding/ wann die Erde nicht gesaltzen ist/ so ist sie tod/ vnd bringet keine Fruͤchte/ auch der Mist selber traͤgt nichts/ wann kein Saltz darinnen ist. Alhier hab ich einen guten Zeugen/ ja die ewige Warheit selbst/ gegen meine gott- lose Farneri sche Feinde/ welche meine Schrifften in meinem Miraculo Mundi faͤlschlich wiederlegen wollen/ darinnen ich bewiesen/ daß nicht der Mist/ sondern allein das Saltz darin/ das Erdreich tuͤnge/ vnd fruchtbahr mache. Diesen Zeugen werden die schaͤnder der Warheit wohl muͤssen gelten lassen/ vnd mit Schanden ihre gifftige Zungen ein- ziehen/ vnd als von Christo uͤberwunden/ sich selbst auffs Maul schlagen muͤssen. Die Warheit laͤst sich nicht vnterdrucken/ dann GOtt rettet dieselbe endlich/ ob sie sich schon bißweilen vom Satan/ als dem Meister der Luͤgen vnd Feind der Warheit/ muß lassen vnterdruͤcken/ so kombt dieselbe doch endlich wieder herfuͤr. Christus sagt an einen andern Ort: Niemand ist gut/ denn der einige GOtt/ vnd an diesem Ort sagt er: Das Saltz ist gut/ fuͤrwahr ein kraͤfftig Zeug- nuͤß/ vnd Lob deß Saltzes. Das Saltz wird auch fuͤr Verstand vnd Weißheit genommen/ wie man zu sa- gen pflegt/ von einem vntuͤchtigen Menschen: Homo insulsus: Ein Mensch der kein Saltz in sich hat: Sermo insulsus, eine vngeschmacke Rede/ da kein Verstand dahinden/ was fuͤr ein vngeschmacker Mensch ist dieser/ was fuͤr eine vngeschmacke Predigt hat dieser gethan/ es war weder safft noch Krafft darinnen/ ꝛc. Man saget auch: Quod sa- pit, nutrit, \amp; contrà: Worinnen kein Geschmack ist/ darinnen ist auch kein Nutri- ment. Es kan nichts/ ja der Mensch selbs/ ohne die Sonne vnd Menschen nicht geboren werden/ alß durch Mittel deß Saltzes/ wie jener Philosophus saget: Igneus est Salis vi- gor, \amp; cœlestis origo. Die Soñe vnd das Saltz ist ein Vatter vnd Gebaͤhrer aller din- ge/ oder durch die ☉ vnd Saltz werdon alledinge geschaffen. Wañ man Fleisch saltzet/ vnd De Natura Salium. vnd auch das Brod/ so gibts mehr Staͤrcke/ als vngesaltzene Speisen; Dem Wein in der fermentation Saltz beygethan/ wird viel edler/ staͤrcker vnd lieblicher/ als ohne Saltz. NB. Es soll aber das gemeine Saltz nicht seyn/ welches dem Wein kein guten Geschmack geben wuͤrde/ die leere Faͤsser kan man wohl mit gemeinem Saltz außbruͤ- hen/ ziehet allen boͤsen Geschmack her auß/ daß sich die Weine darnach frisch darinne halten. Es staͤrcket auch das Saltz deß Menschen Hertz mehr als der Wein/ darumb es ihm vorzuziehen/ wer aber das rechte Saltz mit dem rechten Wein zu conjungi- ren weiß/ der kan die terrestri sche Sonne/ das ist/ das ☉ damit solvi ren/ oder extra- hi ren/ vnd eine koͤnigliche Medicin darauß bereiten/ davon ein mehrers an andern Or- ten meiner Schrifften. Dann ein jeder verstaͤndiger leicht erachten kan/ wann das edelste von den dreyen hertzstaͤrckenden Dingen/ als ☉/ Wein vnd Saltz vereinigt/ was fuͤr eine edle Medi- cin daraus werden muͤsse/ darumb Paracelsus, vnd andere Philosophi geschrieben/ Daß man ohne Saltz kein warhafftig Aurum Pot. bereiten koͤnne. Wann kein Saltz in der Erden were/ davon Kraut vnd Gras fuͤr die Thiere ihr Futter/ vnd Wein/ vnd Korn herfuͤr wuͤchse/ so koͤnte auch der Mensch nicht leben. Alle Thiere suchen auch das Saltz zu ihrer Fruchtbarkeit/ davon bey Beschreibung meines gruͤnen Liquoris auri, ein mehrers zu sehen. Durch die Vereinigung deß Goldes mit dem rech - ten Saltze/ auch die abgestorbene Natur bey den alten Menschen wieder fruchtbar wird/ die halb abgestorbene krancke vnfruchtbare Baͤume werden wieder gruͤn/ lebendig/ vnd fruchtbar/ wann man ein bereitet Saltz zu der Wurtzel thut; das gemeine Seesaltz a- ber/ ehe es zuvorn bereitet/ nicht allen Gewaͤchsen nuͤtzlich ist/ sondern dieselben tod beis- set/ wann es aber bereitet ist/ besser als Mist duͤnget; Einige Gewaͤchse koͤnnen wohl solch scharffes Saltz vertragen/ als da sind/ alle die jenigen/ die spontè am Vfer deß Meeres wachsen/ als das Kraut Kalis, davon die Alten ihre Sal Alkali bereitet/ dann wann es verbrand wird/ ein lauter scharff Saltz uͤberbleibt. Es koͤnnen auch das scharf- fe Seesaltz vertragen/ vnd ihre Nahrung darauß ziehen/ alle die jenigen Fruͤchte/ wel- che einen sauren/ oder bittern Safft/ vnd Frucht/ oder Kern bringen/ als Oliven, Li- monien, Uranien- oͤpffel/ der Lentiscus vnd Palmenbaum liebet auch das gemeine Saltz/ der Weinstock/ Korn/ vnd Obsbaͤume aber suͤsse Saltz/ davon hernach ein meh- rers folgen soll. Ein alter Liebhaber deß Saltzes schreibt/ daß in der Jnsul Sardinia bey der Stad Cataris das Saltz haͤuffig gegraben/ daß man den Jnwohnern des Landes zum noͤtigen Gebrauch genug ohne Bezahlung folgen lasse/ das uͤbrige werde den Außlaͤndischen verkaufft/ vnd weil die Bawern deß Saltzes gnug haben koͤnnen/ sie solches dem Vie- he auch reichlich geben/ davon sie so viel Milch bekommen/ daß sie viel vnd herrliche Kaͤse machen/ die durch gantz Europam gefuͤhret werden/ ob es die herrliche vnd wol- schmeckende Parmesan sind/ kan ich eigentlich nicht wissen. Er schreibt aber solche Ab- undan- De Natura Salium. undantiam der Milch vnd der Kaͤse allein dem Saltze zu/ welches dann auch die pur lau- tere Warheit ist. Derselbe Scribent mit Nahmen Bernhardinus Comesius erzehlet auch/ daß eine Stadt in West-Jndia sey/ da der Grund lauter vnfruchtbahrer Sand/ vnd gantz nichts tragen koͤnne/ dieweil sie aber daselbst eine grosse Menge Fische fangen/ so saltzen sie die Koͤpffe von selbigen Fischen in grosse Gruben ein/ auff eine zeitlang/ vnd wann sie den Sandgrund besehen wollen/ nehmen sie die gesaltzene Fisch-Koͤpffe auß der Erden/ vnd stecken in einen jedern Kopff nur ein einiges Korn/ stecken darauff den Kopff mit dem Korn in Sand/ so erwachse das Korn vnd bringe 100. faͤltige Fruͤch- te. Welches dann glaͤublich/ dann der Fisch-Kopff helt in der Erden das Saltz eine lan- ge Zeit/ daß es der Regen nicht weg spuͤhlen kan/ vnd also dem Korn der Safft oder Nahrung entzogen wird. Es sind aber weitlaͤufftige dinge/ auff solche Weise Korn zusaͤ- en Bey mir ist gar eine andere Bereitung deß Saltzes/ die Sandlaͤnder in Copia ohne sonderbahre Muͤhe vnd Kosten damit fruchtbar zu machen/ daß es auch vom Regen nicht kan weg gespuͤhlet werden; Das Saltz muß Sulphuri sch gemachet werden/ als- dann nutri ret es universaliter. NB. Es moͤchte mancher sagen; wann das Sulphuri sche Saltz eine Vrsach der Fruchtbarkeit ist/ warumb bringet das Sodomitische todte Meer keine Frucht/ als Fi- sche/ vnd dergleichen/ welches ja Saltz vnd Sulphur gnug hat? Deme gebe ich zur Ant- wort/ dieweil solches Meer bittere Vitrio lische Minera lien fuͤhret/ welche dem Leben der Fische/ vnd auch allen Vegetabili schen Gewaͤchsen ein Gifft ist/ auch kan kein Fisch in solchen Wassern leben/ die gar zu viel Saltz haben/ welches auch soll gemercket werden; dem guten kan man wohl zu viel thun/ daß das Saltz-Wasser fruchtbahr mache/ siehet man an den Fischen darinnen/ welche viel tausend Junge auff einmal werffen/ derglei- chen bey Thieren vnd Voͤgeln nicht geschicht. Vmbsonst hat GOtt der Allmaͤchtige dem Koͤnig Pharaoni nicht traͤumen lassen/ daß die 7. fette/ vnd hernach die 7. magere Kuͤ- he auß dem Meere gestiegen/ damit zu erkennen geben wollen/ daß die Fruchtbarkeit al- lein aus dem Meer herkommen muͤsse/ welches auch Joseph alsbald verstanden/ vnd den Traum außlegen koͤnnen/ weil er von GOtt im Liecht der Natur hoch erleuchtet ge- wesen; Joseph hat Saltz bey sich gehabt. Saltz wird fons philosophandi genent. Hesio- dus, Homerus, Plato, Pythagoras vnd andere Philosophi haben geschrieben/ daß das Saltz vnter allen andern Dingen GOtt am Nechsten verwand sey. Jch beweise/ daß durch das Saltz viel außerwehlte Kinder GOttes werden. Wann kein Saltz in der Erden were/ so wuͤchsen keine Fruͤchte darauß zu deß Menschen Nahrung/ muͤste also das Menschliche Geschlecht abgehen/ dann selbiges nicht aus der Lufft leben/ vnd sich multipliciren kan/ sondern es muß seine Nahrung auß der Erden haben. Das Saltz wird zu Milch/ Honig/ Zucker/ Wein/ Brod/ Fleisch/ vnd alles was wir noͤtig haben. Das Saltz ist alles in allem/ der Anfang vnd das Ende aller von GOtt erschaf- fener Dingen. Moͤchte mancher sagen; komt dann alles auß dem Saltze her? ist dann kein naͤher N n n Weg De Natura Salium. Weg etwas guts darauß zu machen? muß das Saltz eben durch den Saamẽ deß Krants zu Kraut/ durch den Saamen der Thiere zu Thiere/ vnd durch den Saamen der Metal- len zu Metallen verwandelt werden? Kan man solche Staffeln nicht uͤberschreiten/ durch die Kunst einen weitern Sprung fort zu thun/ vnd der Natur ihren langsamen Gang lassen? Antwort Ja gewiß/ i st s der Kunst muͤglich/ durch einen viel naͤhern Weg das Saltz zur hoͤchsten perf e ction zu bringen/ welches der Natur vnmoͤglich. Wie aber sol- ches zugehe/ gehoͤret hieher nicht. Das solstu aber wissen/ wann du das Fewr oder Son- ne mit dem Saltz vereinigest/ daß viel frembde Geburten darauß entstehen/ welche son- sten nicht gesehen werden. Nimb ein Exempel nur davon: setze im Junio, Julio, vnd Au- gusto ein gemein Wasser in einem offenen hoͤltzern Geschir an die heisse Sonne/ vnd laß die Astra Tag vnd Nachtdarin wircken/ das Wasser/ so weg duͤnst/ erfuͤlle wieder mit anderm Wasser/ auff daß das Geschir allezeit voll sey/ so wird auß dem verborgenen Sal- tze/ so im Wasser ist/ allerley Gewuͤrme/ ohne Saamen herfuͤr wachsen/ NB. aber solchs/ welches sonst in faulen Waͤssern zu seyn pfleget/ als Froͤsche/ Kroͤtten vnd Schlangen. NB. Das Geschir soll von Holtz/ vnd nicht von Metall seyn/ davon das Wasser Vitrio- lisch wuͤrde/ darin kein Thier leben koͤnte/ auch soll man zu sehen/ daß kein Eisen oder Ku- pffer ins Geschir falle/ welches den Handel verderben wuͤrde. Oder mache einen Sand/ darin ein wenig Saltz sey/ feuchte solchen mit Wasser an/ vnd stelle ihn an die heisse Son- ne/ wann er will trucken werden/ befeuchte ihn wieder/ so werden vielerhand vnbekandte Kraͤuter herfuͤr wachsen/ da man doch keinen Saamen zugebracht hat/ davon ein meh- rers an andern Orten meiner Schrifften. Das ☉ ist das allerbestaͤndigste/ vnd gleichsam vnuͤberwindlichste Metallische Cor- pus, welches von keinem Element zu uͤberweltigen/ so fix vnd Fewr bestaͤndig/ daß es auch den geringsten Abgang nicht leidet/ wanns auch viel Jahre in grosser Glut stehen solte/ dennoch dasselbe/ wann man ihm durch das Saltz seine Animam extrahiret, nicht allein ihm seine schoͤne Farbe/ sondern auch fixe Fewr Bestaͤndigkeit entzogen wird/ daß es bleichschwartz erscheinet/ gleich dem Bley/ auch bruͤchig vnd fluͤchtig/ wie ein Antimo- nium, welches den Vnerfahrnen vnglaͤublich fuͤrkombt/ vnd doch die lautere Warheit ist. Darauß zu sehen/ daß mehr Staͤrcke/ vnd Krafft im Saltz steckt/ als in allen Elemen- ten, darumb es billich Centrum concentratum Elementorum genandt wird. Das al- ler subtileste vnd maͤchtigste Element, Fewer/ deme nichts resistiren kan/ hat keine Macht vber das ☉/ das Saltz aber kan solches vberwinden/ vnd das alleredelste Theil seine A- nimarn von den groͤbern terrestri schen Theil separiren, welches fuͤrwar das allergroͤste Wunderwerck/ so durch Kunst geschehen kan. Dañ jederman kan leicht dencken/ was fuͤr ein edel Wesen die Anima auri seyn muͤsse/ ohne Zweiffel die allerhoͤchfte Medicin; hieruͤber kan man besehen Sendivogium, was er von seinem Chalybe schreibt/ damit er das ☉ deanimiret. Jch muß aber bekennen/ daß/ obwohln mir solche Extraction zu vn- terschiedlichen mahlen geluͤcket/ da ich dem Golde seine Animam extrahiret, vnd das cor- pus bruͤchig/ fluͤchtig/ vnd schwartz zuruͤck blieben ist/ ich doch solches nicht allezeit wieder tref- De Natura Salium. tresfen kan/ wann ich will/ eben gleich als wanns GOtt nicht zulassen wolte/ daß es ge- mein werden solte/ bin auch sehr wol damit zu frieden/ vnd kan mich mit etwas geringers behelffen/ habe dieses nur darũb anzeigen wollen/ daß man deß maͤchtige Krafft darauß erlernen solte. Niemand bilde ihm aber ein/ als w nigliche Medi- ein alsobald durch das gemeine Kochsaltz auß dem ☉ zu extrahiren, dann ein besonder Saltz dazu erfordert wird/ welches durch Kunst vnd Fewr bereitet/ von welcher kuͤnstli- chen concentri rung deß Goldes in den vierdten Theil meines Vatterlandes Wolfahrt weitlaͤufftiger (geliebts GOtt) tractiret werden soll. Jch koͤnte wohl ein mehrers vom Saltze sagen/ dißmahl aber gnug davon/ damit einem andern Orte auch etwas hievon zu handeln/ uͤberbleibe. Zur Letze sage ich dieses/ daß das Saltz zu allen dingen helffen kan/ vnd doch keines andern dinges zur Huͤlffe noͤtig hat/ dencke ihm nach/ so wirstu viel gutes finden. Wann nun jemand fragen wolte/ von was fuͤr einem Saltz ich rede/ dieweil vie- lerley Art deß Saltzes zu finden? Deme antworte ich/ daß von dem allgemeinen bekanten Saltze/ wie es auß dem See-Wasser oder gesaltzenen Brunnen/ Wasser gesotten/ oder wie es auß dem Gebuͤrge außgegraben/ vnd zur Haußhaltung verbraucht wird; Ein solch bekand Saltz wird alher der allgemeine Schatz vnd Reichthumb von mir ge- nennet/ vnd billich/ dieweil die gantze Welt ihren Vnterhalt davon bekomt/ vnd nitallein ihren Vnterhalt vnd Nahrung/ mit allem Vich auff der Erden/ mit allen Fischen im Wasser/ vnd mit dem Gevoͤgel in der Lufft/ sondern auch noch alle Metallen/ dem Men- schē zu Dienste darauß wachsē/ vñ in die allerhoͤchste Universal Medicin, fuͤr alle Kranck- heiten deß Menschen darauß zu bereiten ist; Kan darumb mit guten Recht ein allge- meiner Schatz vnd Reichthumb der Welt genent werden/ dann nichts in der gantzen Welt zufinden/ welches nit võ Saltze seinen Vrsprung genommen. Daß abeꝛ das eine Saltz nicht reiner oder besser/ als das ander seyn solte/ laugne ich nit/ nichts desto we- niger aber ist ihr Anfang vnd erstes Herkommen eins/ vnd ihr Vnterscheid nur acciden- talischer Weise worden; Dann so lang ein Saltz noch rein vnd vnvermischt/ gleichwie es von der Sonnen in das Wasser gewircket/ so ists eins/ oder einerleh Geschmack/ Krafft vnd Tngend/ so bald es aber mit andern dingen vermischet ist/ oder durchs Fewer veraͤn- dert/ so hats sein angeborne Natur nit mehr/ sondern ist entweder verboͤsert/ oder verbes- sert worden/ wie zu sehen bey einem Holtz oder Stein/ wann dieselbe durchs Fewr zu Asche oder Kohlen verbrand worden/ so gehet ein Theil deß Saltzes/ so im Holtz oder im Steine gewesen/ im Rauch weg/ das uͤbrige bleibt zurucke/ gantz andereꝛ Natur vnd Eigenschaft/ als wie es vor dem verbrennen in Holtz oder Stein gewesen/ dann durchs Fewr erlangen alle Salien ein Fewrigkeit oder Sulphuri taͤt/ dahero sie nothwendig einer andern Ei- genschafft seyn muͤssen/ welches bekand gnug/ vnd keines weitern Disputirens beduͤrf- tig. Das allerbekandeste vnd einfacheste vnvermischte Saltz aber ist dieses/ wel- ches entweder auß dem Meer oder Saltzbrunnen/ oder auß dem Gebuͤrge komt/ vnd zum kochen in der Kuͤche gebraͤuchlichen. Vitriol vnd Alaun sind auch Salien, aber N n n ij mit De Natura Salium. mit irdischer Minera lischer qualit aͤt insicirt oder imprægniret, vnd daher keine einfache Salien genent werden. Der Salpeter ist auch ein Saltz/ aber auch nicht einfach/ gleichwie es durch die Sonne gewircket/ d entweder auß der Erden/ da viel Urin der Menschen oder Viehe ingezogen/ vnd davon generiret, durch Wasser darauß gezogen/ zu Sal- peter gesotten/ vnd von andern Salien geleutert/ oder geschieden/ oder auch auß alten Kalckmauren/ oder auß einigem Kalcksteinigem Gebirge vnd Felsen/ durch das Was- ser gezogen wird/ oder er waͤchst in den Kalckbergen/ welche durch das Centrali sche Fewr gebrent werden/ oder er wird durch Kunst auß gemeinem Saltz/ Holtz/ oder Kalcksteinen bereitet/ wann er brennet/ so ist er Salpeter/ vnd hat einerley Natur/ wovon er gleich ge- machet worden/ davon weitlaͤufftig in meinem Tractat Deutschlandes Wolfahrt ge- nant/ gehandelt worden. Auch haben diese Saltzen/ so auß verbrantem Holtz oder Asche gezogen/ wieder eine andere Natur/ vnd Eigenschafft/ werden Alcalia genant. Auch wird ein Saltz auß Urin, gemeinem Saltz/ Rueß/ Ochsenbluth/ vnd dergleichen berei- tet/ welches Sal Armoniacum genant/ vnd an statt dessen gebrauchet wird/ welches vor diesem auß einigem Gebirge gegraben/ nun aber nicht mehr zu vns gebracht wird. Dieses sind die bekandeste Salien, so zu vielen Dingen gebrauchet werden/ als das Seesaltz/ Brunnensaltz/ Bergsaltz/ Sal gemmæ genant/ so in der Kuͤche die Speisen/ oder Fisch vnd Fleisch mit selbigen ein zu saltzen/ vnd eine zeitlang vor Verderben zu be- wahren/ gebrauchet wird. Der Vitriol wird mehren The i ls zum schwartzfaͤrben der Seiden/ vnd leinen/ wie auch wuͤllenen Tuͤcher/ auch in den Apotheken gute Medicamenten davon zu bereiten gebrauchet/ wovon in I. Theil meiner Ofen gehandelt wird. Der Alaun wird auch zum Ferben/ zur Medicin, vnd viel andern Kuͤnstē gebraucht/ der Salpeter zur Teufflischen composition deß Buͤchsen Pulvers/ aber sonstē zu Berei- tung vieler herꝛlichē Medicamenten/ wie auch Chymischer Verbesserung der Metallen/ vnd anderer vielen Mechanischen Kuͤnsten; Davon in II. Theil Furnorum vnd in II. Theil Pharm. Spag. wie auch durchauß in meinem Miraculo Mundi. Dessen Explic. Defens. vnd Continuat. wie auch im 1. 2. 3. vnd 4. Theil Deutschlandes Wolfahr weit- laͤufftig tracti ret wird. Die fixe Salien, so auß der Holtzaschen gezogen/ werden auch zur Medicin, vnd Alchymia, sonst aber mehrentheils zum Ferben vnd Seiffensieden gebrauchet. Das Sal Armoniacum wird auch zur Medicin, Alchimya, vnd andern Kuͤnsten gebrauchet/ wel- ches bekand gnug/ derhalben vnnoͤtig ein mehrers davon zu melden. Diese erzehlte Salien sind die/ welche ein jeder kennet vnd brauchet/ auch derosel- ben Tugenden vnd Kraͤfften sich durch lange Zeit her mehrentheils bekand gemacht/ vnd ist zu wissen/ daß vnter allen diesen Salien, das gemeine Kochsaltz das alleredelste/ not- wendigste/ vnd beste ist; Denn aus ihme alle oberzehlte Salien herkommen/ vnd durch Kunst bereitet werden koͤnnen/ davon in meinen Schrifften hin vnd wieder zu schen- Dann De Natura Salium. Dann solch Saltz ein Fundament vnd Basis ist aller andern bekandten/ vnd auch vnbe- kandten Salicn, welches die Warheit ist/ vnd bleibet/ dann es kan gar leicht durch Fewr vnd Zuthun eines Metallischen Sulphurs, eine Alaun vnd Vitriol, durch Huͤlffe deß Fewers/ Lufft/ vnd Sulphurs ein brennender Salpeter/ (aber durch ein starck besonder Fewr) ein Alkali, \amp;c. vnd durch sonderbahre Hinwegnehmung seiner uͤbrigen Schaͤrf- fe eine Tuͤnge darauß gemachet werden/ welche man an Statt deß Viehmists/ magere Sandlaͤnder damit fruchtbahr zu machen/ hernach bereiten kan. Weiter kan das gemeine Kuͤchensaltz/ durch seinen eigen Spiritum gereiniget wer- den/ daß es am Geschmack viel lieblicher/ an der Farbe viel weisser/ vnd klarer/ an Krafft vnd Tugenden viel herrlicher/ die Speisen damit wolschmeckend zu machen/ auch Fisch/ Fleisch/ vnd dergleichen damit einzu saltzen/ ist so lieblich/ hell vnd klar als ein Crystall/ seine Koͤrner viereckicht angeschossen/ wie Wuͤrffel/ so artig/ als wann sie mit einem Circul abgezeichnet weren/ welches Saltz fuͤrwahr viel gesunder ist/ als das grobe vnge- reinigte Saltz/ wie es ins gemein gebrauchet wird. Es nimbt mich wunder/ wie vnachtsam wir Menschen seyn/ vns vmb vnsere Ge- sundheit so gar wenig zu bekuͤmmern/ wir sehen ja taͤglich/ daß niemand deß Saltzes entbehren kan/ vnd daß es Menschen vnd Viehe zur Gesundheit dienet/ nur also grob/ wie es auß der Pfanne koͤmpt/ da es doch noch viel feces bey sich hat/ ohn Zweiffel sol- ches vns gesunder vnd auch schmackhafftiger/ wanns besser gereiniget vnd kuͤnstlich zu- gerichtet seyn wuͤrde. Auffs wenigste solten ihnen grosse Herꝛen/ die Land vnd Leut zu regieren haben/ an welcher Gesundheit viel gelegen/ ihnen ein solch gereinigt Saltz auff den Tisch setzen/ vnd zu ihren Speisen selbige damit zu richten/ bereiten lassen/ es kostet ja nicht zu viel Muͤhe/ vnd wird so lieblich/ daß mans auß der Hand mit Lust essen kan/ erwecket keinen Durst/ gleich das gemeine Saltz/ welches noch viel terrestrit aͤt bey sich hat/ sondern es loͤschet den Durst vnd Hunger/ staͤrckt den Magen/ Hertz/ Gehirn vnd alle Glieder deß Leibes/ laͤst keine Faͤulung im Leib entstehen/ bewahret vor Kranckheiten/ vnd hat viel herrliche Qualitaͤten/ dagegen das gemeine grobe vnreine Saltz gar nicht zuvergleichen/ fuͤrwar ein grosser Schatz vnd Gabe GOttes/ dadurch das gantze menschliche Geschlecht erhalten/ gestaͤrcket/ genehret/ vnd vermehret wird/ dafuͤr wir billich GOtt schuldigen Danck erzeigen solten. Vber diese oberzehlte Reinigung/ Vmbkehrung vnd Verwandlung deß gemei- nen Saltzes in Alaun, Vitriol, Salpeter, Alcalia, vnd dergleichen/ davon in meinen Schrifften zu finden/ ist noch ein andere Secre tere Reinigung/ oder Verbesserung deß gemeinen Saltzes/ in ein edlers Wesen/ welche allen oberzehlten weit vorgehet/ davon ich bey niemanden etwas gesehen oder gehoͤret/ ausser dem Paracelso, welcher ein wenig davon gedencket zu Ende deß Capitels/ da er von deß gemeinen Saltzes Tugenden schreibt/ vnd dieses Saltzes/ davon ich allhie handeln werde/ mit diesen Worten geden- cket: Deß Saltzes Tugenden bestehen in seiner Bereitung/ das Sal crudum thut so viel/ “ N n n iij daß De Natura Salium. daß Fisch vnd Fleisch gut darin bleiben/ so es aber Sal enixum wird/ so behelt es alle din-“ ge eine vnglaubliche lange Zeit/ auch das Holtz wird Stein darinnen/ Leimen wird“ Stein/ Blaͤtter von Baͤumen bleiben gruͤn/ vnd was durch Sal enixum aspergirt “ wird/ das empfaͤngt keine Veraͤnderung. Es ist gleich dem Balsam ein conservation, “ vnd mehr/ dann es mit der Zeit alle dinge coagulirt. Dieses sind die Wort deß vnvergleichlichen Philosophi vnd Medici. Er nennet solches Sal enixum, was er durch diß vndeutsche Wort anzeigen wil/ ist mir vnbewust/ ich nenne es Sal mirabile. Erschreibet ihme zu/ daß es alle dinge eine vnglaubliche Zeit vor Verderben erhalte/ welches auch die Warheit ist/ daß man ein solch Saltz bereiten kan/ dadurch diß vnd noch viel mehr kan zu wegen gebracht werden. Ein solch Saltz weiß ich zu zurichen/ hab es auch vielmal bereitet/ vnd vnglaubli- che dinge befunden/ ob eben meine Bereitung deß Paracelsi Bereitung gleich oder einig sey/ ist mir nicht angelegen/ alles das jenige aber/ was Paracelsus dem seinigen Salieni- xo zuschreibt/ dasselbe attribuire ich auch/ vnd noch zehenmahl mehr meinem Sali Mira- bili. Jst auch weder mir noch andern dran gelegen/ ob wir einerley Bereitung desselben haben/ oder nicht. Wann das meine nur das jenige verrichtet/ was ich ihme zuschreibe. Darumb gebe ich diesem meinen Sali mit Fleiß den Namen Enixum nicht/ auff daß die Spoͤtter vnd Haderkatzen nicht eine Vrsach bekommen/ auß Neid vnd Mißgunst da- wieder zu laͤstern/ sagende/ daß mein Saltz deß Paracelsi Sal enixum nicht were/ wie sie es gemacht mit meinem Menstruo Universali, welchem ich den Namen Alkahest gegeben. Daruͤber die mißgoͤnstige/ hoffaͤrtige/ naseweise/ sophi stische/ nichtswissende Spoͤtter/ so viel Wesens vnd Geylens gemacht/ Glauberi Alkahest waͤre mit nichten deß Para- celsi oder Helmontii Alkahest, vnd was dergleichen dingen mehr seyn/ da doch mein Al- kahest ein viel mehrers ist/ als Paracelsi oder Helmontii. Meiner ist noch bey Handen/ vnd laͤst sich sehen/ dardurch ich mein ☉ pot. bereite/ welches den ☿ warhafftig in ☉ tin- girt, deß Paracelsi vnd Helmontii aber von niemand kan zu sehen bekommen werden; Ein klein Voͤgelein/ das man in der Hand hat/ ist besser/ als viel 1000. grosse Voͤgel/ die noch in der Lufft herumb fliegen/ vnd weder zu sehen noch zu fangen seyn. Solchen spoͤttischen vnd neidischen Ignoranten nicht wieder eine newe Materiam zu spotten/ an die Hand zu geben/ hab ich meinem Saltz den Namen enixum nicht geben wollen/ wiewol ich weiß/ daß mein Sal mirabile in allen Tugenden deß Paracelsi sali eni- xo das geringste nicht nachgibet/ sondern vielleicht ein mehrers außrichtet/ wie hernach kuͤrtzlich seine wunderbahre Kraͤffte vnd Tugenden erzehlet werden sollen. Paracelsus schreibt seinem Sali enixo zu/ es præservire alles/ so darein gelegt wird/ eine vnglaubliche Zeit/ vnd verwandle endlich alles zu einem Stein/ welches mein Sal mirabile auch thut/ vnd noch zehenmahl ein mehrers. Zuvor aber ehe ich die Tugenden meines Salis mirabilis erzehle/ finde ich gut/ auch erst bekand zu machen/ daß solche Arten Saltz hin vnd her in der Welt von der Natur in der Erden bereitet/ vnd durch die Was- serquaͤllen herauß gefuͤhrt werden/ dieser Brunnen viel/ davon Georg. Agricola schrei- bet/ De Natura Salium. bet/ anzeigende/ an welchem Ort selbige zu finden/ daß alles/ was man da hinein stecke/ zu einem Stein in kurtzer Zeit werde/ welches andere Scribenten auch bezeugen/ wie beym Cæsio zu sehen in seinem Buch de Rebus Metallicis. Vnd darff keines Zweiffels/ dann solcher Brunnen auch bey vns Deutschen zu finden/ aber wenig in acht genommen wird. Es soll einer in der Schweitz seyn/ welcher das Holtz durch auß zum harten Steine ma- chet/ wanns eine gewisse Zeit darinnen liegt/ wie dann solches von den Bawren selbiges Orts viel mahl gethan wird/ vnd sie das Holtz in solche Forme schneiden/ wie man die steinerne Wetzsteine formet oder schleiffet/ solche hoͤltzerne Wetzsteine legen sie in gedach- tes Wasser/ vnd lassens eine gewisse Zeit darin liegen/ so wird solch Holtz zu einem na- tuͤrlichen Stein/ damit die Graß-Maͤher ihre Sensen schaͤrffen/ derer Wetzsteine ich selbs mehr als einen gesehen/ man kan wohl sehen/ daß sie Holtz gewesen/ vnd auch gewiß gnug ist/ dann viel dergleichen Brunnen gefunden werden. Den Brunnen in der Schweitz hab ich nicht gesehen/ aber zu Basel ein Kind bey H. D. Exio noch lebende/ von seinem H. Vettern seelig/ dem alten Exio in einem grossem Glase auff einem Stuͤlgen sitzend/ vnd mit einem besondern Wasser uͤberschuͤttet/ biß auf diese Stunde vnverweest mir zeigen lassen/ gleich wie man mich berichtet/ sey es in einen Stein verwandelt worden/ welches ich aber eigentlich nicht bezeugen kan/ dieses aber ge- sehen/ daß es da sitzet voͤllig von Leibe/ als wann es erst gebohren/ vnd ist nun uͤber 20. Jahr/ daß ich selbiges Kind gesehen/ damals haͤtte es allbereit uͤber 10. oder 15. Jahr im Wasser gesessen/ soll auch noch also sitzen/ wie ich noch newlich berichtet worden/ weiß nie- mand/ mit was fuͤr einen Wasser der alte D. Exius solch Kind begossen/ ob ers auß die- sem Brunnen/ der das Holtz zu Stein machet/ geschoͤpffet/ oder ob ers durch Kunst be- reitet. Von solcher Art Brunnen hab ich einen in Oesterreich gesehen/ bey der Wienischen Newstadt/ einer starcken Festung 8. Meilen von Wien gegen Stewrmarck gelegen. Dann als ich in meiner Jugend gereiset/ vnd mich zu Wien eine Zeitlang auffgehalten/ hab ich ein hefftig Fieber/ oder Vngarische Kranckheit bekommen/ welche selten einen Frembdling leer wieder weg gehen laͤst. Nachdem sichs nun wieder in etwas mit mir ge- bessert/ hab ich weit er reisen wollen/ da ich nun nach Newstadt kommen/ hat mich solche Kranckheit wieder angefasset/ daß ich daselbst eine Zeitlang liegen bleiben muͤssen. Nach dem aber durch die Kranckheit mein Magen gantz alterirt, daß ich nicht essen koͤnnen/ hat man mir gerathen/ daß ich ohngefehr eine Stunde von der Stadt zu einem/ an einen Weinberg gelegenen Brunnen gienge/ Wasser darauß zu trincken/ dañ wuͤrde mir her- nach das Essen wohl wieder schmecken/ welches ich gethan/ vnd ein groß Stuͤcke trucken Brod bey dem Brunnen zu essen/ mit mir genommen/ abeꝛ nicht glauben koͤnnen/ daß ich solches wuͤrd auffessen koͤnnen/ wie man mir gesagt. Da ich nun zum Brunnen kam/ zog ich mein Brod herauß/ tunckte die Brosamen in den Bruñ/ vnd fieng an zu essen/ welches mir also bald besser als zu Hause geschmecke t / da ich das beste Essen nicht gemocht/ ich brauchte die außgehoͤlte Rinde an statt deß Bechers/ Wasser auß dem Brunn damit zu De Natura Salium. zuschoͤpffen/ weil ich dann darauff guten appetit zu essen fuͤhlete/ aß ich endlich den Brod- becher auch auff/ vnd gieng viel staͤrcker nach Hause/ als ich davon kam/ erzehlete/ wie wohl mir solch Wasser bekommen/ da sagte man mir/ wann ich damit fortfahren wuͤr- de/ wuͤrde sich der verlohrne appetlt gantz voͤllig wieder finden/ welchs auch geschah. Da ich nun fragte/ was fuͤr Natur solch Wasser haben moͤchte/ sagten sie/ es were ein Salpeter-Wasser/ ob wol damahln ich solches nicht verstund/ muste ich doch glauben/ was man mir sagte/ hab aber hernach erfahren/ daß es kein Salpeter-Wasser gewesen/ welches dem Magen nimmer pfleget gut zu seyn/ sondern vielmehr einen nauseam ver- vrsachet. Jch laß es seyn/ daß solch Wasser ad cuticulam abgeduͤnstet/ vnd zum Saltz schiessen sey gebracht worden/ daß solch Saltz also Stralen-Weise dem Salpeter gleich hat koͤnnen angeschossen seyn/ doch ists kein brennend Salpeter/ sondern nur ein Form deß Salpeters gewesen/ der ohne Zweiffel gar nicht gebrant/ wann sie solchs auff Koh- len auff Salpeterische Art/ probi ret haͤtten. Nun aber befinde ich/ daß solcher Brunn ein solch Saltz gefuͤhret/ welches Paracelsus enixum, vnd ich mirabile nenne/ selbiges schiesset auch langstralicht/ wie ein Salpeter/ vnd doch nicht brennend; Dann vorg e dachter Brun mit Holtz eingefast/ darin zwischen dem Holtze viel Wassermaͤuse ihre Wohnung hatten/ so bald man Brod in den Brunn legte/ vnd einige Brosamlein zu Boden fielen/ also bald fiengen die Maͤuse solche auff/ verzehreten sie. Als ich fragte/ warum man solchen guten Brunn nicht in Stein fassete/ vnd das Holtz/ dahinder die Maͤuse waren/ nicht weg thaͤte? Antworteten sie/ daß mans ohne Schaden deß Brun- nens nicht wol thun koͤnte. Dann so man das Holtz hinweg naͤhme/ welches albereit zu Stein worden/ so wuͤrde der Sand hernach fallen/ vnd der Brunn gestopffet werden/ das Holtz aber/ so ausser dem Wasser/ war verfault/ welches ich damahl als ein Juͤng- ling von 21. Jahren wohl in Acht genommen. Nach diesem bin ich den folgenden Win- ter in selbiger Stadt geblieben/ vnd so viel erfahren/ daß der Morast herumb/ davon die Festung so starck ist/ nimmer in dem Winter gefreurt/ sondern meist immer offen bleibt/ welches ein Zeichen/ daß ein besonder Saltz in solchem Wasser verborgen seyn muͤsse/ wie ich dann gesehen/ auch gehoͤret/ daß viel/ oder der mehrer Theil Haͤuser in selber Stadt auff Pfaͤhlen gesetzet/ welche Pfaͤhle mit langer Zeit durchauß zu einem Stein worden/ vnd ein gut Fundament den Gebeuden geben. Auß allen diesen Cir- cumstantien hab ich seithero gemuthmasset/ daß die Quellen vmb genandte Stadt mit einem solchen Sale, das Paracelsus enixum nennet/ imprægniret seyn muͤssen/ dann durch den gantzen starcken Winter habe ich in gemeldtem Morast allezeit gruͤn Graß gesehen/ darauß genugsam abzunehmen/ daß ein besonder Saltz in selbigem Wasser seyn muͤs- se. Welches auch daher zu schliessen/ weiln so wohl im angeruͤhrten Brunnen/ als auch Morast/ bey der Stadt vngemeine Wasserthier sich auffhielten/ als erst die Was- sermaͤuse/ so sonst nicht in allen Wassern leben koͤnnen/ wie auch die Schildkroͤten/ wel- che vnzehlich in selben Morast/ ja in allen Gaͤrten/ da das Wasser durchgehet/ vmb die Stadt zu finden/ daß man solche auch gar nicht achter zu essen/ die sonst fuͤr ein recht le- cker De Natura Salium. cker Herrn Essen gehalten werden/ sondern ein jeder Bawer oder Buͤrger 1. 2. oder 3. in seinem Spuͤhlfaß/ darauß man den Schweinen gibt/ vnd alles/ so von den Schuͤsseln abgewaschen/ zusammen gegossen wird/ auffhalten thut/ geben vor/ daß die Schweine fett davon werden/ wann solche Schildkroͤten in ihrem Tranck wohnen/ welches ich in seinem Werthe lasse. Es scheint aber hierauß/ daß so wohl die Maͤuse/ als auch die Schuldkroͤten gern in suͤßgesaltzenen Wassern leben/ vnd sonst nirgends zu finden seyn. Wann man gemeldte Schildkroͤten fangen will/ geht man gar fruͤh auff die Graßlaͤn- der/ dadurch suͤßgesaltzene Wasser lauffen/ da findet man selbige auffm Graß herumb spatzieren/ ihre Nahrung zu suchen/ gegen Abend nach Vntergang der Sonnen kommen sie wieder herfuͤr/ wann sie jemand vermercken/ gehen sie ins Wasser/ wann man ihnen den Weg ablaufft/ vnd sie ertapt/ ziehen sie den Kopff vnd Schwantz ein/ welche dem Schlangen Kopff vnd Schwantze gleich seyn/ wie auch ihre 4. Fuͤsse in die Schalen/ welche so hart/ daß man sie kaum mit einem grossen Hammer zerschlagen kan/ wann man sie kochen will/ sticht man sie mit einem Pfriemen/ dann stecken sie Kopff vnd Schwantz auß den Schalen/ welche man mit einem Messer bald abhawet; Den Leib kochet man im Wasser/ so thut die Schale sich selber auff/ alßdann nimbt man die Schnecken herauß/ machet sie reine/ vnd bereitet sie mit Butter/ Wein/ vnd Gewuͤrtz/ wie ein Kalbfleisch/ seyn nicht vngeschmack/ vnd werden von den Leckermaͤulern/ die auß Vorwitz nicht wissen/ was sie essen wollen/ mit grosser delectation genossen. Jch hal- te auch dafuͤr/ daß solche Gethiere einem nicht vngesund seyn/ weiln sie sich in reinen Wassern auffhalten. Dieses wenige ist meine Erfahrenheit/ welche ich von solchen Wassern habe/ dar- innen das Holtz zu einem Stein wird/ vnd nicht allein das Holtz/ sondern auch Leder vnd Knochen der Thiere/ wie ich dann ein halbes Brod gesehen/ das zum Stein geworden war. Stecket also eine maͤchtige figiren de Krafft in gemeldtem Saltze/ davon ich ein meh- rers erzehlen werde. Von dieser Verwandlung deß Holtzes zu Stein/ nun werden alle Spoͤtter vnd Ignoranten zu schanden/ welche viel dawieder plaudern/ vnd nicht zugeben wollen/ daß durch Kunst ein fluͤchtig vnd verbrennliches Wesen zu figi ren sey. Dann ein jeder Holtz im Fewr brennt weg/ vnd laͤst nichts uͤbrig/ als ein wenig gesaltzene Asche/ wann aber das Holtz durch ein figir- Wasser zu einem Stein worden/ so bleibts fix im Fewr/ ist das nicht ein vnwiederleglich Zeugnuͤß wieder die Veraͤchter der Kunst? Wie solte man solche vn- erfahrne Esel besser uͤberzeugen koͤnnen als mit diesem figir- Wasser? Diß sag ich alhie zu diesem Ende/ wann ich hernach schreiben werde/ daß ein subtiler Spiritus vini, durch dieses figirende Wasser zu einem Saltz zu figi ren sey/ sie es desto ehe glauben koͤnnen/ vnd es ihnen so frembde nicht vorkommen lassen. Kan nun ein fluͤchtiger Spiritus ardens Vini dadurch figirt werden/ warumb solte nicht ein Metall dadurch zu figir en moͤglich seyn? Wie aber diese figirung deß Spiritus vini geschehe/ welches ein vnmoͤglich ding zu seyn jederman fuͤrkommen moͤchte/ muß ich zur Nachricht anzeigen/ dann solches mir O o o vnge- De Natura Salium. vngefehr begegnet/ vnd ich gar nicht mit Fleiß darnach gestanden/ dann wann mir je- mand solches gesaget haͤtte/ ich selbst nicht glauben koͤnnen. Es ist zu wissen/ daß Paracelsi Sal enixum, oder mein Sal fixans, \amp; omnia solvens die Natur hat/ daß es alle dinge im Fewr solviret, da ich nun einmahl ☉ darin solvirt hatte/ im trucknen Wege/ vnd versuchen wolte/ ob ein Spiritus vini eine tinctur daraus ziehen koͤnte/ goß ich auff das solvirte ☉ einen Spiritum ardentem, es kam mir aber zu allem Gluͤck kein Spiritus vini, sondern ein Spiritus juniperi in die Haͤnde/ welches ich nit gewahr ward/ biß daß es schon darauff gossen war. Weiln nun dieser Fehler geschehen/ setzte ich das Glaß mit dem ☉/ vnd Spiritu juniperi auff die Seite/ ohngefehr ein halb Jahr hernach/ sahe ich/ daß der Spiritus blutrot wordē war/ goß ihn ab/ filtrirte, vnd thaͤt ihn in ein Koͤlblein/ den Spiritum von der tinctur zu abstrahiren, da ward ich gewahr/ daß kein Spiritus, sondern nur ein vngeschmackes Phlegma, daruͤber ich mich sehr ver- wundert/ vbergieng/ ward also gewahr/ daß durch lange Zeit mein Sal fixans den Spiri- tum figiret, vnd in ein rothes Saltz coaguliret hatte/ welches fuͤrwahr ein groß wũder ist. Noch ein wunderbahrlich Stuͤcklein ist mir mit gedachtem Saltz widerfahren: Es verehrete mir einmahl ein guter Freund ein Glaß mit distillirten Oleo Citri, welches er von verschimleten Uranien vnd Limonien Oepffeln distilliret, dieweil aber solch Oehl starck nach dem Schimmel roch/ nam ich solches fuͤr/ vber den Spiritum Salis zu rectifi- ciren, vnd ihm den vblen Geruch dadurch zu benehmen/ schuͤttete solches in ein Koͤlblein/ vnd gedachte einen Spiritum Salis drauff zu giessen/ kã mir aber zu allem Gluͤck ein Glaß mit Wasser/ darin mein Sal enixum solvirt war/ in die Haͤnde/ meinte nicht anders/ als daß es ein Spiritus Salis gewesen/ goß es auffs Oehl in den Kolben/ vnd fing an Fewer zu geben/ so stieg zwar ein lieblich klares Oehl uͤber/ aber sehr wenig/ kaum die Helffte/ weil ich aber wuste/ wie viel ich Oehl in den Kolben gethan/ ließ ich nicht nach/ das Werck laͤn- ger mit Fewr zu treiben/ dieweil aber nichts mehr uͤber wolte/ ließ ichs kalt werden/ nam mein Glaß auß dem Sand/ vnd sahe nach meinem Oehl/ welches nicht vbergehen wol- len/ da befand ich/ daß solches im Glase schwartz verbrand lag/ wie eine Kohlen/ welche Kohlen ich auff andere gluͤende Holtzkohlen legte/ zu sehen/ obs mein Oehl war/ oder nicht/ da fieng es an zu gluͤen/ vnd verbrandte bey den andern Kohlen/ vnd ließ viel Asche liegen/ welches ich hernach gewahr ward/ daß solche fixation allein mein Sal fixans verursachet/ habe den Sachen hernach weiters nachgedacht/ vnd wunder dinge gefunden/ darumb ich billich solch mein Sal fixans, sal mirabile nenne/ ein ander dencke den Sachen auch nach/ so wird er tieff in ein schoͤn Liecht hinein sehen/ der nicht sehen kan/ was hinter diesem Saltze stecket/ der hat keine Adlers Augen/ damit er in die helle Sonne sehen kan/ sondern nur Eulen-Augen/ welche nur bey der Nacht sehen/ vnd bey hellem Tage blind seyn. Jsts nicht ein groß Wunder/ daß sich das verbrennliche Oehl in so wenig Stunden also figi- ren lassen/ daß es im Fewr gebrennt/ wie eine Holtzkohlen? Laß dirs nun auch nicht wun- dern/ daß ein Holtz/ welches viel verbrennlich Ohl bey sichhat/ durch lange Zeit vnd Huͤlff dieses Saltzes zu einem Stein werden kan. Diese dinge sind mir ohngefehr in die Haͤn- de De Natura Salium. dekommen/ vnd mir vnglaubliche Sachen wahr gemacht/ warumb solte ein erfahrner Artist, wann er der Sachen fleissig nachdencket/ nicht weiter damit kommen koͤnnen? Ei- nem Gelehrten ist gut predigen/ ein mehrers auff dißmahl nicht. Folget nun nach der Theoria die Praxis, wie solch Saltz bereitet/ vnd wozu es zu gebrauchen/ auch was fuͤr wunderbahre ja vnglaubliche dinge/ so wol in Alchymia, alß Medicina damit außzurichten. I. Von Bereitung deß wunderbahren Saltzes. E S ist zu wissen daß dieses mein Sal mirabile auß allen gemeinen Salien durch Kunst zu scheiden vnd zu bereiten/ aber auß dem einem leichter/ alß auß dem andern. Dann nicht allein das gemeine Kochsaltz/ sondern auch der Salpeter, Alaun, vnd Vitriol darzu zu bringen. Dieweil aber der Alaun vnd Vitriol viel Sulphuri sche vnd Minerali sche Qua- litaͤten fuͤhren/ die muͤhsam davon zu scheiden/ der Salpeter aber albereit brennend/ vnd fluͤchtig worden/ also lassen wir billich diese Salien seyn/ vnd bereiten vnser Sal mirabile allein auß dem gemeinen Koch-oder Kuͤchen-Saltz/ scheiden die terrestri taͤt durch Huͤlf- fe deß Fewrs vnd Wassers davon/ vnd gebrauchen solches zu GOttes Ehre/ vnd Dienst deß Nechsten/ so gut wir wissen oder koͤnnen/ vnd erstlich: Von der aͤusserlichen Gestalt/ Farb/ Geschmack/ vnd Geruch deß Salis Mirabilis. D Jeses Saltz/ wanns wol bereitet/ ist es anzusehen/ wie ein gefroren Wasser oder Eiß; langlicht wie ein Salpeter angeschossen/ gantz hell vnd durch sichtig; auff der Zun- gen leicht-schmeltzend/ wie ein Eiß; am Geschmack nicht scharff/ oder sonderlich gesaltzen/ doch etwas astringirent; auff gluͤende Kohlen geleget/ nicht springend wie ein gemein Kochsaltz; noch brennend/ wie ein Salpeter/ sondern keinen Geruch von sich gebende/ sich gluͤhen laͤst/ welches sonst kein ander Saltz zu thun pfleget. II. Von dem eusserlichen vnd innerlichen Gebrauch meines Salis Mirabilis. Z Vm ersten ist zu wissen/ daß grosse Kraͤfften darin verborgen/ dann weil es nicht zu scharff ist/ wie andere Salien, so kan mans in-vnd aͤusserlich bequem zur Medicin ge- brauchen; eusserlich reinigt/ vnd heilet es alle frische Wunden/ vnd offene Schaͤden/ schmertzet oder beisset nicht/ wie andere Salien, deßgleichen thuts auch innerlich das Seine mit Verwunderung/ sonderlich wann man ihm andere Dinge/ seine Kraͤffte damit zu vermehren/ zusetzet/ solches ihre Kraͤfften vnd Tugenden hin- fuͤhret/ da man sie hin haben will. Dann das Saltz ist ein Fuͤhrer Gutes vnd Boͤses/ nachdem man ihm etwas auffleget/ fuͤhret es solches mit sich. Gleich O o o ij wie De Natura Salium. wie das Nutrimentum der Vegetabilien vnd Mineralien allein im Saltz beste- het: also bestehet auch das Nutriment der Animalien in dēselben/ dann wann das Krant/ Fleisch/ Brodt oder anders/ was man isset/ von Natur kein Saltz bey sich haͤtte/ so koͤn- te es die Anima lische Leiber nicht nutriren, erhalten oder vermehren/ sondern muͤsten al- sobald sterben/ vnd vergehen. Nach dem nun die Speisen wohl vnd rechtmaͤssig gesal- tzen/ nachdem sie auch nutriren, dann ein ding/ das keinen Geschmack hat/ nutrirt nicht/ daher das Sprichwort: Quod sapit, nutrit, \amp; contrà. Darin hat GOtt der Allmaͤchtige sein behoͤrlich Saltz geleget/ dadurch erhalten sich alle Geschoͤpffe/ vnd koͤnnen andere vnterhalten/ also daß es gar nicht noͤtig were/ die Speisen der Menschen weiter zu saltzen/ dann sie haben von Natur Saltz genug bey sich/ wann durch die Suͤnde der Fluch nicht alles Fleisch verderbt vnd geschwaͤchet haͤtte; Da- rumb komt man der Natur zu Huͤlffe/ vnd was zu schwach gesaltzen/ verstaͤrcket man mit dem allgemeinen Kochsaltz/ welches auch zu dem Ende von Gott darzu erschaffen/ daß es die Nahrung kraͤfftiger mache/ wie zu sehen/ daß man Brod/ Fleisch/ vnd alles Gemuͤse auch wohl ohne Saltz geniessen kan/ daß solche aber so kraͤfftig seyn/ vnd so wohl nutriren solten/ als wann sie gesaltzen/ ist nicht/ sondern allen Menschen bekand gnug/ daß das ge- saltzene Fleisch/ Fisch/ Brodt oder Kraut besser saͤttiget vnd nehret/ als vngesaltzen/ da- hero man denen/ welche starck arbeiten/ wolgesaltzen Brodt/ Fleisch/ Kraut zu essen gibt/ daß es den Leib desto mehr staͤrcke/ vnd nehre. Denen aber/ welche keine starcke Arbeit thun/ gibt man keine solche gesaltzene Speisen/ sondern leicht verdaulichere. Gleich wie nun das Saltz das einige Nutriment der Vegetabil. vnd Mineral. also auch der Animalien ist/ vnd alles/ was da ist/ Universaliter nutriret, vnd vermehret. Wann dann nun gehoͤret/ daß ohne Saltz nichts seyn/ noch leben kan/ vnd aller dinge leben allein in demselben bestehe/ welches die Erfahꝛung taͤglich bezeuget. Waꝛumb halten dann die Narren das Saltz fuͤr ein so gering ding? darumb/ antworte ich/ dieweil wenig seyn/ die da wissen/ was Saltz ist/ wie es seine Wirckung volbringe/ vnd was da- hinder stecke. Dann wie albereit gesagt/ mag ich das Saltz mit einem Fuhrman verglei- chen/ welcher das/ was man ihm auffladet/ dahin bringet/ wo mans hin haben wil/ es sey gut oder boͤse/ ist ihm eben viel/ vnd laͤst den dafuͤr sorgen/ ders ihm auffgeladen. Also thut das Saltz auch/ mischt mans mit guten Nutramenta lischen dingen/ so hilffts nutriren, vnd ist dessen beygefuͤgten Nutriments Fuͤhrer/ Staͤrcker/ vnd Helffer. Mischt mans a- ber mit gifftigen oder schaͤdlichen dingen/ so verstaͤrcket vnd vermehret es den Gifft/ vnd fuͤhrt solche zum Schaden oder Nachtheil ein/ dahin es sonst ohne Huͤlff deß Saltzes nicht hat kommen koͤnnen. Jst also das Saltz bey guten gut/ vnd vermehret entweder das gute oder boͤse/ bey welchen es ist/ daher ists vnpartheisch/ vnd laͤst sich bey guten vnd boͤsen gebrauchen/ nach dem mans haben will/ gleich wie man sagt: Sal \amp; vinum acuunt ingenium. Wann sie nemblich mit guten dingen vnd maͤssig genossen werden/ eben also mag man auch sagen: Sal \amp; vinum depravant ingenium, wann sie nemblich mit schaͤdli- chen dingen gebrauchet werden/ welches ich mit viel Exempeln klar beweisen koͤnte/ die ich vmb De Natura Salium. vmb kuͤrtze willen vbergehe. Ein oder zwey aber muß ich zum wenigsten/ meine Rede bes- ser zu erklaͤren/ hieheꝛ setzen; gleich wie allbereit gesaget/ wann das Saltz guten Nutrimen- ti schen subjectis, als Kraut/ Fleisch/ Brod zugesetzet ist/ koͤnnen solche Nutrimenta subje- cta noch nutrimenti scher vnd besser durch das Saltz werden/ wie die Erfahrung taͤglich bezeuget/ vnd niemand es laugnẽ wird. Warumb solte dann dieses nicht auch wahr seyn/ daß es das boͤse/ wanns ihme zugesetzet wird/ noch boͤser/ vnd schaͤdlicher machen koͤnne? Ex. gr. Der gemeine ☿ wird fuͤr ein Gifft gehalten/ wie er auch ist/ aber nach was Gelegenheit man solchen bereitet/ er ein klein oder grosser Gifft wird. Dann wann man solchen/ wie er an sich selbst ist/ einem Menschen eines Loths schwer eingebe/ er zwar nichts thun wuͤrde/ sondern ohn sonderbahren Schaden wieder aus dem Leibe kommen; So man aber solchen durch Salien sublimirte, vnd in seiner Vntugend exaltirte, so wuͤrde 2. 3. oder 4. grana einen Menschen toͤdten koͤnnen. Deßgleichen das Auripigmentum, wie es auß den Bergen gegraben wird/ richtet nichts guts auß/ wann dessen viel ins Menschen Leib kompt/ sondern vervrsachet vnleid- liche Vomitus vnd starcke sedes, wann man nur 1. 2. 3. oder 4. Granen gibt/ ist keine Ge- fahr dabey zu gewarten/ vnd wird nur gelinde Vomitus vnd Sedes verursachen. So man aber solches mit gemeinem Saltze sublimirte, solte ein groß Gifft darauß werden/ damit man Menschen vnd Vieh schnell dahin richten koͤnte/ wie beym Arsenico albo zu sehen/ welcher durch die Sublimation, vnd Exaltation seine Boßheit vom zugesatzten Saltz be- komt/ welches hell vnd klar gnug ist/ obs schon von wenigen begriffen wird. An welchen beyden Exempeln die Warheit gnug erscheinet. Noch eins muß ich dem Vnerfahrnen bekand machen; die etwas im Fewr labo- rirt vnd erfahren/ dieselben wissens zuvor/ vnd duͤrffen meiner Lehre nicht/ deren aber gar wenig vnd hergegen mehr Vnerfahrne zu finden. Ein Arsenicum oder Kobolt sind zwar grosse Giffte/ gleichwol/ wann sie nicht Corpora lisch in Leib genommen/ auch nicht scha- den thun. Wann sie aber durch Salien noch volatili scher durch die distillation gemachet/ alßdann zu groͤsseren Gifften werden/ ja so groß/ daß durch den blossen Geꝛuch ein Mensch hin zu richten were/ welches viel erfahren/ die den Arsenicum zur composition deß Vi- triols vnd Salpeters genommen/ Gradir- Wasser davon zu machen/ welche Wasser ein solch hefftig Gifft fuͤhren/ daß einem das Hertz im Leibe bebet/ wann man nur den Geruch ein wenig in die Nase davon bekomt/ auch das Gehirn auffs hoͤchste geschwaͤcht wird/ gleichwie man sonst saget: Sal corroborat cor, \amp; acuit ingenium, zuverstehẽ/ wann ihm gute subjecta zugefuͤgt werden/ hat er aber gifftige subjecta bey sich/ so erweiset das Saltz ein contrarium, ersticket das Hertz/ vnd schwaͤcht das Gehirn/ welches beides ich an mei- nẽ Leibe erfahren. Dann in meiner Jugend hab ich solche gifftige arsenicali sche Gradir- Wasser bereiten muͤssen/ da mir die Saltzgeister oͤffters das Liecht bald außgeblasen haͤt- ten / hernach hab ich aber auch erfahren/ wann hertzstaͤrckende subjecta mit dem Saltz vermischet/ so schaͤrffet oder exaltirt das Saltz dieselben in ihrer hertzstaͤrckenden Krafft vnd Natur. Darumb sagt Paracelsus, daß das ☉ ins Menschen Leibe nichts wircken O o o iij koͤnne/ De Natura Salium. koͤnne/ als durch die Saltzgeister/ welche die Kraͤffte deß Goldes einfuͤhren/ vnd vermeh- ren. Hierauff moͤchte mancher sagen: Wircken doch andere Metallen ins Menschen Leib/ dazu doch kein Saltz kompt/ warumb solte dann das ☉ nicht auch wircken/ wann Krafft in ihm were? Dem antworte ich/ vnd sage/ daß diß die Vrsach sey/ daß die vnvollkomme- ne Metallen etwas wircken/ wann sie nur gefeilet/ oder gemahlen eingegeben werden/ weiln dieselbe von Natur noch ein Vitrioli sch Saltz fuͤhren/ welches sie im Schmeltzen behalten/ vnd darumb wegen natuͤrlicher Saͤurigkeit leicht ins Menschen Magen solvi- ret werden/ vnd ihre operation verrichten; So man ihnen aber durch Saltz zu Huͤlff kaͤ- me/ wuͤrden sie desto staͤrcker wircken/ aber nit zum guten/ dann die vnvollkommene Me- tallen stellen nichts guts an im Menschlichen Leibe/ sondern vervrsachen vnleidliche Vo- mitus, wie bey dem Zin vnd Kupffer zu sehen/ wann nur ein Wein vber Nacht drinne steht/ vnd selbiger getruncken wird/ machet Vomitus, Krimmen/ vnd Hertzzittern gnug/ doch das Zin nicht so viel/ als das Kupffer/ vnd sonderlich/ wanns fein Zin/ vnd nicht et- wan ein gifftiger Wißmuth darunter ist. Das Bley trucknet/ vnd kuͤhlt so starck/ wanns eingenommen wird. Das Eysenfeilich kan mit herrlichem Nutzen gebraucht werden/ den Kindern die Wuͤrme zu toͤdten vnd außzufuͤhren/ dessen Crocus aber zu astringi ren nicht boͤse ist. Daß ☽ thut nichts im Leibe/ wanns wird gefeilet eingegebē/ weils kein Saltz bey sich fuͤhret/ wie das Eisen/ vnd Kupffer/ wann mans aber durch Saltz bereitet/ vnd ihme einen Ingre ß gibt/ als dann purgirts alle boͤse Humores, vnd staͤrcket das Gehirn. Es ist aber sehr vnlieblich zu nehmen/ vnd so bitter/ als eine Galle/ ja viel vbler/ als ein ge- meiner Vitriol zu gebrauchen. Das ☉ aber/ das allerreineste vnd edelste Metall hat gar kein Saltz von Natur bey sich/ darumb es auch nichts außrichtet/ wanns gefeilt/ oder ge- mahlen/ eingegeben wird: dann das acidum ist ins Menschen Magen nicht so starck/ daß es das ☉ angreiffen/ vnd solviren koͤnne/ wie das ♀ oder ♂/ sondern laͤst solches mit den Excrementen fahren/ so gut als es eingenommen/ daher ihrer viel auß Vnerfahrenheit halten wollen/ als wann das ☉ keine Kraͤffte haͤtte/ vnd zur Medicin gantz vntuͤchtig we- re/ welches gar ein naͤrrischer vnd nicht Philoso phischer Fehler/ der allein auß Vnerfah- renheit herkommen. Die Erfahrenheit aber bezeuget viel ein anders/ wers nicht glaubt/ daß eine grosse gute Krafft beym ☉ ist/ der kans auff diese Weise leicht erfahren/ wann er nemblich dasselbe mit einem wohl rectificirten Spiritu Salis solvirt, vnd von dieser solu- tion nuͤchtern ein wenig mit einer warmen Bruͤhe/ Wein/ oder Vier ein nimbt/ solches eine schnelle herꝛliche vnd gute Operation volbringen wird/ vnd nach deme es das boͤse im Leibe findet/ darnach treibet es auch solches auß/ entweder per sedes, Urinam, sudo- rem, oder auch per Vomitum, aber gantz sicher ohne einige Schwaͤchung deß Leibes/ staͤr- cket vnd bessert augenscheinlich/ davon Meldung geschehen in meinem Tractat, Trost der Seefahrenden genandt/ aber nicht außfuͤhrlich/ dann damahln die Gelegenheit solches nicht zulassen wollen. Sage aber dieses/ daß solche solutio Auriper Spiritum Salis viel in Medicina thun koͤnne/ weil sie aber auch etwas vnlieblich zunehmen/ macht man auch keine groß Werck davon/ dann erstlich ein solcher Spiritus Salis, der das ☉ solviren soll/ muß De Natura Salium. muß gar starck seyn/ wann dann das ☉ in einem solchen starcken corrosi vischen Spiritu Salis solviret, so hat man erstlich dieses zuwider/ daß die solutio, wegen deß starcken Spir. Salis (ohne welchem fich das ☉ nicht solvi ren laͤst) nit angenehm zugebrauchen ist/ dann solche nit allein die Lippen schwartz faͤrbet/ vnd die Zaͤhne stumpf macht/ sondern auch viel liquoris erfordert/ das ☉ damit einzunehmen/ wodurch dem Patienten solche Saͤure all gemaͤchlich entgegẽ wird/ auch kan bißweiln der Krancke keine Saͤurigkeit vertragẽ. Will mans mit einer warmen Fleischbruͤhe einnehmen/ so hindert solche den liquorem an sei- ner Wirckung/ vnd thut das jenige nit/ was sie sonst thun soll/ wann sie mit einem wenig Wein oder Bier eingenommen wird/ darumb ist sie auch so gaꝛ wol nicht zu gebrauchen/ wie gut sonst die Medicin an sich selbst ist. Weiln aber allbereit gesaget/ daß das ☉ ohne Salien nichts wiꝛcken koͤnne/ als bestehet desselben solutio allein in einẽ solchen Menstruo, das nit corrosi visch/ oder vnannemlich zu gebrauchen/ vnd doch das ☉ auffschliesse/ vnd zur Medicin bequem mache/ dessen Art ich fuͤr meine Person keine gefunden/ als mein Sal Mirabile, welches nit allein kein Corrosiv, oder wiederwertig zu nehmen/ sondern an sich selbst eine gute Medicin ist/ vnd alles/ was es solvirt, lieblich einzunehmen machet/ dann so das ☉ darin solvirt ist/ so ferbet es die Haͤnde vnd Lippen nicht/ wie ein andere gemeine solutio, die etwa per aq. Reg. oder per Spiritum Salis bereitet/ ist auch nicht astringi rend/ wie solche corrosivi sche solutiones, sondern annemlich zu geniessen/ erzeigt auch seine gu- te Wirckunge. Daꝛumb habe ich mit meinẽ Sale Mirabili viel dinge veꝛsuchet/ auch endlich das ☉ graßgruͤn damit solviret, oder eigentlicher extrahiret, vnd eine herꝛliche Medicin darin gefunden. Dann wann das ☉ in die gruͤne gehet/ so ists weit gebracht/ davon die alten Philosophi viel geschrieben/ vnd solche gruͤne Beatam viriditatem genent haben. Was aber weiter mit solcher Gruͤne in Medicina außzurichten/ gehoͤrt hieher nit/ weiln ich alhie eigentlich anders vorbringen oder beweisen wollẽ/ alß daß das Saltz der Anfang/ vnd Ende aller dinge sey/ vnd daß es aller dinge Kraͤffte/ sie seyn gut oder boͤse/ exaltire vnd vermehre. Wann dieses nun wahr/ vnd vnwiederleglich/ so muß man auch zugeben/ daß ein/ auffs hoͤchste gereinigtes Saltz/ als mein Sal mirabile, besser sey/ als ein grobes vngereinigtes/ vnd weil es alle Kraͤffte der Vegetab. Animal. vnd Mineral ien erhoͤhet/ o- der einfuͤhrt/ vnd vnter der Sonnen kein edler Geschoͤpff Gottes/ als das ☉ zu finden/ als ist leicht hierauß abzunehmen/ wann das edelste/ vnd reineste Theil deß Saltzes/ mit dem edelsten vnd reinesten Theil deß Goldes uniret, auß beidẽ notwendig/ auch die alleredelste Medicin folgen muͤsse/ weil das Saltz vnd ☉ beide der Sonnen Kinder/ gleichsam vnsterblich/ oder vnverderblich / darumb kans auch nicht fehlen/ es muß den andern sterblichen/ oder verderblichen dingen auch zu Huͤlffe kommen/ vnd sie vor Faͤulnuͤß oder accidentali scher corruption bewahren. Niemand aber bilde ihm ein/ als wañ ich eine Vnsterblichkeit darauß beweisẽ wolle/ Nein/ dann kein Kraut fuͤrm Todt gewachsen ist. Nur dieses gebe ich zu erkennẽ/ daß die Vereingung eines gereinigten Saltzes vnd ☉ ein hohe Medicin notwendig geben muͤsse. Fuͤhret das Saltz die Kꝛaͤffte ander dinge/ warumb solte es dann nit die Kraͤffte deß ☉ fuͤhren koͤnnen? Jst doch kein vngeachtes Kraͤutlein/ Stein oder Beinlein/ das nicht mit De Natura Salium. mit seinen besondern Kraͤfften von GOt begabet/ warumb solte dann nicht auch das ☉ als das edelste Geschoͤpff GOttes/ nechst der Sonnen vnd Saltz/ von welchen es gebeh- ren/ auch seine herrliche/ vnd andern gerin gern Geschoͤpffen vorzuͤgliche Gabẽ vnd Kraͤf- ten besitzen? Aus den zweyen allerherrlichsten subjectis, nemblich auß Saltz vnd Gold kan ja kein boͤses werden/ welches ein schlechter Bawr verstehen kan/ warumb dann wollens nicht die Spoͤtter vnd hoffaͤrtige Muͤssiggaͤnger verstehen? Darumb nemblich/ damit sie nicht vor vnwissende Esel gehalten wuͤrden/ wann sie zugeben/ daß es eine gute Medicin were/ vnd koͤnten sie doch selbe nicht bereiten. Es were aber besser/ wann solche Reider ei- nem andern die Gaben GOttes goͤnneten/ vnd nicht so wohl heimlich alß oͤffentlich da- rauff stichelten/ sondern das/ was sie nicht verstehen kuͤnten/ in seinem werth liessen. Jch schreibe itzo von meinem gruͤnen Loͤwen/ vnd muß desselben wunderbahre Tu- genden der Welt bekand machen/ weiß aber gewiß/ daß dieser gruͤne Loͤwe nicht weniger Feinde finden werde/ als mein weisses/ oder rotes ☉ potab. Dann der Satan kan nicht leiden/ daß man dem menschlichen Geschlecht zu Nutz etwas bekandt mache/ alle List vnd Macht wendet er an/ solches zu verhindern/ leget sich mit seinen Luͤgen dargegen/ dadurch die handgreiffliche Warheit zu vnterdruͤcken. Was hat man doch fuͤr arglistige Griffe gebrauchet/ mein ☉ pot. zu verachten/ weil sie wol gedencken kuͤnten/ daß ich solchẽ Ignoranten, vnd Osoribus Veritatis nichts davon wuͤrde zukommen lassen/ wann sie es schon begehrten. So haben sie es durch andere/ als nur nothleidende Krancken von mir auch ge- bracht? nicht daß sie jemand damit guts erzeigeten/ sondern Vrsach fuͤnden/ solch mein ☉ Pot. zu verachten/ vnd den Krancken wiedrig zu machen/ daß sie ja nicht gesund wuͤr- den/ haben sie nicht gantze Versamblungen druͤber gehalten/ vnd der eine dieses/ der an- der jenes darwieder einzubringen gesucht? Welches ja ein vorsetzlicher Haß vnd Miß- gunst ist/ sey aber der Rache GOttes gaͤntzlich heimgestellet. Wann schon noch so viel truͤbe wasserige Wolcken die helle Sonne uͤberziehen/ vnd ihre lebendmachende warme Stralen verdunckeln wolten/ koͤnnen sie doch nichts außrichten/ sondern muͤssen end- lich den warmen Stralen Platz machen/ zu duͤnsten werden/ vnd als ein Nebel weichen/ vnd verschwinden. Das Liecht vnd die Warheit sind auff keinerley Weise zu vertilgen/ man kan sie wol vnterdruͤcken/ aber nicht gar auffheben vnd zu nichte machen. Die Lufft ist nimmer so voll schwartzer Wolcken/ die Sonne bricht endlich durch/ vnd laͤst sich wie- der sehen; Also wickelt sich endlich die Warheit auß der Luͤgen herfuͤr. Darumb mag ich wol die Warheit vnverzagt darstellen/ wanns schon noch so viel verdriessen solte/ man muß GOtt mehr fuͤrchten/ als die Menschen/ vnd vmb der Boͤsen willen nicht vnterlas- sen/ den Frommen gleichwol guts zu thun. Fahre also im Nahmen GOttes fort/ die vnglaubliche Kraͤffte meines Salis Mi- rabilis zu erzehlen; Dieweil nun oben gesagt/ daß das Saltz ein Fuͤhrer sey aller Dinge/ die ihm zugeeignet werden/ vnd bringe solches an Kraͤfften vermehret an seine behoͤrliche Orten/ dahero nicht rathsam ist/ ihme boͤse vnd gifftige dinge zuzusetzen/ sondern vielmehꝛ das beste/ das man finden kan/ wann es etwas gutes wircken soll. Nun De Natura Salium. Nun ist kein edler Geschoͤpff vntor der Sonnen zu finden/ als das reine/ vnd vor allen Elementen vnzerstoͤrliche ☉/ dieweil aber solches/ wie gedacht/ ohn warhafftige so- lution dem Menschen keine Krafft geben kan/ vnd die corrosivi sche solution allezeit da- zu vnbequem/ alß wird eine solche solution erfodert/ welche durch ein vncorrosivisch Saltz geschicht. Wollen der ohalben eine solche fuͤr die Hand nehmen/ vnd sehen/ was gutes da- mit außzurichten sey. Vom Gebrauch meines Salis Mirabilis, in solvi rung der Metallen/ vnd Bereitung guter Medicin. E Rstlich ist zu wissen/ daß mein Sal Mirabile nicht allein alle Metallen/ sondern auch alle Steine vnd Beine/ ja die Kolen/ welche sonst durch kein corrosiv zu solviren, ra- dicaliter solviret, vnd meist allen dingen/ die es solvirt, so wol Metalli schen/ als Vegeta- bilischen/ vnd Anima lischen/ eine gruͤne solution gebe/ darunter etliche gruͤn bleiben/ etli- che aber mit der Zeit sich in eine Gelbe/ oder Roͤthe verwandeln/ von welcher wunderba- ren solution ich ein groß Buch machen koͤnte/ welches allhie aber gar zu weitlaͤufftig fal- len wolte/ darumb lasse ichs an einen andern Ort verschoben seyn/ dann ich bin alhier die solutionem auri allein zu beschreiben entschlossen/ vnd solche darumb/ weil kein bessere zu finden/ andere Metallische solutiones (wie gedacht) in Leib zu geben/ habe gar vnbequem befunden/ das Saltz vnd ☉ aber fuͤr die edelste subjecten gehalten/ auß welchen beyden dann notwendig eine gute Artzney werden muß. Dann das Saltz erhoͤhet/ vnd fuͤhrt ein/ aller dinge Kraͤfft vnd Wirckung. Es gemahnet mich das Saltz gleich einem Volati li- schen Spiritu Vegetabilium deß Weins/ Biers/ ꝛc. wann solcher ins Menschen Leib komt/ wird der Animali sche Geist dadurch gestaͤrcket/ daß er sich besser ruͤhrt vnd bewegt/ alß oh- ne Staͤrckung. Es staͤrckt zwar sonst auch eine jede gute Speise vnd Tranck/ wanns schon Wasser vnd Brod were/ so kraͤfftig aber nicht/ als ein guter Wein/ dessen Geist rein vnd subtil ist: Also wann dessen zu viel genommen/ er alles verborgene/ so im Menschen ist/ auffmuntert/ vnd bekand machet. Gleicherweiß thut auch das Saltz/ staͤrcket/ vnd vermehrt alle dinge/ damit es ver- einiget/ vnd bringet deroselben verborgene Kraͤffte ans Tagesliecht/ welche sonst ohne Huͤlffe deß Saltzes verborgen blieben weren. Wer wolte vns gesagt haben/ was in ☿/ Arsenico, vnd andern Mineralien fuͤr ein grosser Gifft verborgen/ wann die Salien vns solches nicht offenbahret haͤtten? Wañ ein Melancholicus, welcher sonst von Natur gantz still ist/ gleichsam halb todt da sitzet/ so erweckt ein guter spirituali scher Wein/ oder starck Getraͤnck/ den schlaffenden melancholischen Geist/ vnd macht denselben reden. Eben al- so thut auch das Saltz/ staͤrckt/ vnd vermehrt aller dinge Kraͤffte/ vnd sonderlich der Me- tallen/ machet dieselbe offenbahr vnd bekand/ gleich wie beym Arsenico, vnd ☿/ vermel- det. Dann wer haͤtte gewust/ daß sie gifftig/ wanns das Saltz nicht offenbahret haͤtte? Thut nun das Saltz solches bey boͤsen subjectis, vnd vermehret ihre Boßheit/ warumb solt es nicht auch geschehen/ bey guten subjectis, vnd ihre Qualit aͤten vermehren? Die- P p p weil De Natura Salium. weil dann vnter allen Vegetabi l i schen/ Animal -vnd m inerali schen subjectis kein edlers zu finden/ als das Gold vnd Saltz/ beide von der Sonnen gewircket/ so wer es nicht recht diesen vorbey zu gehen/ vnd geringere/ zu Bereitung einer guten m edicin, zu suchen/ sin- temal in keinen andern subjectis solchetreffliche Kraͤffte zu finden/ als im ☉/ Saltz/ vnd Wein. Wollen darumb bey diesen verbleiben/ vnd eine gute m ediein, darauß zu berei- ten/ vornehmen. Der Proceß. ℞. 3. oder 4. Theil meines Salis m irabilis, vnd 1. Theil zubereites Gold/ mische bei- de vntereinander/ thue die m ixtur in ein starck beschlagen glaͤsern Retort, lege solchen in ein srey Fewer/ laß per gradus das Fewer angehen/ vnd vermehre solches nach vnd nach/ biß daß der Retort durchauß wol gluͤhe/ dann laß es in starcker Gluth eine gute Stunde stehen/ laß das Fewer abgehen/ vnd erkalten/ nimb den Retort auß dem Ofen/ schlage ihn zu Stuͤcken/ vnd mache es also/ daß das Lutum nicht vnter das Saltz vnd ☉ komme/ vnd solche verunreinige/ scheide die m assam deß Saltzes/ vnd Goldes vom Retorten, thue dieselbe in ein Glaß/ hat sie etwas in dem Halß deß Retorten sublimiret, so thue es auch zur m assa, welche dunckel-gruͤn seyn wird/ schuͤtte ein gemein Regenwasser drauff/ laß in gelinder Waͤrme solviren, so gehet alles Saltz mit einem Theil deß zugesetzten ☉ ins Wasser/ vnd gibt eine Graßgruͤne solution, welche man filtriren, vnd ein Theil deß Wassers wieder abstrahiren soll/ dann bleibet ein graßgruͤner schoͤner liquor, auff der Zungen gar nicht scharff/ noch corrosivi fch/ auch nicht zu viel Urinosi sch/ sondern gar wol mit allen Vehiculis zu nehmen/ das Gold/ so von dem Sale enixo nicht folviret ist/ findestu nach der solution wieder/ vnd kanst es zu dergleichen Arbeit wieder gebrauchen; Der gruͤne Liquor ist alsobald zu gebrauchen/ vnd so wohl in m edicina, als Alchimia viel gutes damit außzurichten. Wil man aber alles Phlegma davon abstrahiren, biß auff ein gruͤnes Saltz/ vnd hernach mit einem staͤrckern Alcolicirten Spiritu Vini noch ein- mahl extrahiren, so wird die m edicin noch kraͤfftiger/ vnd hilfft der Spiritus Vini dem Saltze die guͤldischer Kraͤffte desto besser einfuͤhren/ vnd zur Wirckung bringen. Es extrahirt aber der Spiritus Vini keine Gruͤne/ sondern eine Roͤthe/ die sehr lieblich zugebrauchen ist. NB. Diß ist auch zu mercken/ daß das Sal enixum nicht alles Gold solviret, son- dern nur das reinste. Wann dann der Spiritus Vini noch einmahl das reineste auß dem reinern extrahirt, so muß nothwendig eine gute m edicin drauß folgen/ welches niemand wiederlegen kan/ wie starck er auch die Warheit sonst anfeinden wolte. Diß ist der kurtzt vnd doch richtige Proceß/ auß ☉ Saltz/ vnd Wein eine hohe m edicin zu bereiten/ welche billicher Weise Aurum Potabile kan genandt werden. Dessen grosse Tugenden vnd Kraͤfften dem duͤrfftigen Krancken bekandt zu machen/ ich alhier nicht vnterlassen kan. Von De Natura Salium. Von Tugend/ Krafft vnd Wirckung meines gruͤnen Loͤwen/ Vitrioli Solis, oder Salis aurei mirifici, ꝛc. E S ist zu wissen/ daß dieser gruͤne liquor aurificus ohne Schew/ vnd Gefahr bey jun- gen vnd alten/ krancken vnd gesunden/ ohn Vnterscheid der Personen sicheꝛ zu gebrau- chen/ dann nichts boͤses vnd schaͤdliches dabey ist. Ein gereinigt Saltz/ vnd Gold kan nir- gend vbels thun/ sondern muß notwendig allenthalben/ da es hinkompt/ gutes wircken/ so wol bey den Vegetab. Animal als auch Mineralien, wie klaͤrlich soll erwiesen werden. Erstlich erfrewet dieser gruͤne Liquor allein durchs Anschawen deß Menschen Hertz/ Hirn/ vnd alle leibliche Geister/ dann keine Farbe vnter allen der gruͤnen an Lieb- lichkeit vor gehet/ welches alle Menschen bekennen muͤssen/ die einen harten kalten Winteꝛ außgestanden/ vnd dann im Fruͤhling die halb abgestorbene Baͤume wieder gꝛuͤnend se- hen. Alles Gebluͤth im Leibe erquickt sich davon/ vnd wird gleichsam wieder leben- dig. Zum andern/ staͤrcket dieser guͤldische Liquor, in Leib genommen/ das gantze Hu- midum radicale, den Magen/ Hertz vnd Hirn/ sampt allen innerlichen Gliedern deß Lei- bes/ vor allen andern Artzneyen/ die mir bekand seyn/ machet ein froͤlich Gemuͤthe/ ver- treibt die Melancholey/ Schwermuͤtigkeit/ nimpt weg das Zittern vnd Hertzpochen/ oͤff- net die innerliche obstructiones, heilt die versehrte oder gequetschte Glieder/ als Lunge/ Leber/ vnd andere innerliche Schaͤden deß Leibes/ treibt den Calculum in Nieren vnd Blasen/ haͤlt einen natuͤrlichen offnen Leib/ vertreibt die Winde/ vnd Cholicam, erhelt das Gebluͤt fuͤr Corruption, heilt den Aussatz/ vnd ander abscheuliche Kraͤtze/ vertreibet al- le Fieber/ consumiret mit der Zeit die Podagrische Fluͤsse/ vnd komt zu Huͤlffe den Apo- plecticis vnd Epileptieis, auch denen/ die mit boͤsen scorbuti schen Gebluͤth eingenommẽ/ vnd erfuͤllet seyn/ præservirt vor der Pest/ vnd andern gifftigen ansteckenden Kranckhei- ten/ laͤst keine innerliche Geschwuͤr an der Lungen/ Leber oder andern Gliedern entstehen/ heilt auch die alber eit entstandene/ benimpt den Quell vnd Vrsprung aller offnen Schaͤ- den/ vnd heilt solche von Grund auß. Er balsamirt den Menschen inwendig/ daß so leichte keine Kranckheit einreissen kan/ vervrsachet ein gesund vnd langes Leben. Eusserlich hei- leter alle srische Wunden/ auch offene Schaͤden/ ohn einige ander Pflaster vnd Salben/ dann vnter allen Vegetabil. Animal. vnd Minerali schen subjectis keines dem ☉ gleich ist/ bey innerer vnd eusserer Schaͤden Heilung/ daher die Herriæ von innen damit her- aus zu heilen. Das Gold hat die Natur/ daß es gewaltig reiniget/ vñ zugleich auch astrin- girt, welches alle in-vnd eusserliche Schaͤden erfordern/ dazu das Saltz auch hilfft/ vnd bequem ist. Jnsonderheit heilt es solche Schaͤden/ die im Halß vnd Munde entstanden/ dazu man keine andere ding gebrauchen darff/ es heilt den Schormund gar bald/ wann schon die Zunge/ Gaumen oder innere Lippen voll hitziger Blattern weren. Jn Summa/ es ist diesem Liquori keine Medicin zu allen in-vnd eusserlichen Schaͤden Heilung vor- zuziehen/ welche vmb der Kuͤrtze willen hier nicht koͤnnen erzehlet werden. P p p ij Vber De Natura Salium. Vber das so hat dieser gruͤne Liquor aurisicus die Natur/ vnd Eigenschafft/ daß er alles fruchtbahr machet/ vor allen andern Artzneyen/ welches vns seine signatur die gruͤne Farbe zeiget/ vnd ich auch vnterschiedliche Proben gemachet/ vnd wahr befunden/ also/ daß alle Saamen der Vegetabilien, wann sie darin eingeweichet/ vnd in einen blos- sen Sand gesaͤet werden/ guͤldische Gewaͤchse her fuͤr bringen/ eines viel staͤrckern vnd lieblichern Geruchs/ schoͤnern Farbe/ vnd groͤsseres/ auch staͤrckeres Gewaͤchses/ als wann sie auß fetter Erden gewachsen weren. Jst also dieser gruͤne Safft die hoͤchste Artzney aller Vegetabilien, selbige frucht- bar/ gruͤnend vnd wachsend zu machen. Auch ist dieser guͤldische Liquor zur Fruchtbar- keit die hoͤchste Medicin, so mir bekand/ dann er in allen Kꝛanckheiten der Menschen gros- se Huͤlffe thut/ vnd die Fruchtbarkeit bey Mann vnd Frawen gewaltig treibt/ vnd ver- mehret/ mehr als man glauben solte/ reitzet sehr ad Venerem, solte den alten schwachen Maͤnnern/ derer Weiber noch jung seyn/ nicht vbel bekommen/ deßgleichen den jungen vnd doch vnfruchtbaren Weibern/ welche keinen Erben haben/ vnd sehr darnach verlan- gen. Was ich hie schreibe/ geschicht nicht auß einem Traum/ sondern gehet auß guter ex- peri entz/ dann etliche krancke Mans-Personen solche Medicin gebrauchet/ vnd dadurch gestaͤrcket worden/ daß ihnen nicht anders gewesen/ als wann sie nimmer weren schwach gewesen/ dergleichen Prob hab ich auch bey Frawens-Personen gesehen/ denen aber man nicht zuviel geben muß/ dann sie ohne das bißweilen mehr/ als ihnen zustehet/ ad Vene- rem geneiget sind/ bey alten Maͤnnern aber nichts damit verderbet wird. Es laß ihm aber keiner frembd fuͤrkommen/ was ich allhie schreibe/ dann alles seine gewisse Vrsachen hat/ warumb es geschicht. Man betrachte die Natur beyder Ingredientien, auß welchen die- ser Leo Viridis bereitet/ nemblich auß Saltz/ vnd Gold/ welche beyde zur generation aller dinge/ die besten vnd nothwendigsten seyn. Kan wol ein Kraͤutlein ohne Saltz vnd Saamen wachsen? Mit nichten das allergeringste/ dann wann kein Saltz in der Erden/ oder in dem Sande ist/ so hat deß Krauts Saamen keine Nahrung/ vnd kan nicht wach- sen. Vnd wann gleich der Saame deß Krauts in das allerbeste Erdreich gesaͤet/ vnd die warme Sonne ihre Huͤlffe nicht dazu thaͤte/ so koͤnte der Saamen nicht auß der Erden wachsen/ sondern muͤste darin ersticken vnd er frieren/ welches alle Bawren wissen/ vnd vmb ein warmen Sonnenschein vnd fruchtbahren Regen ruffen/ wann sie ihren Saa- men in die Erde gesaͤet haben. Gehoͤren also zur Vermehrung vnd Fortpflantzung der Vegetabilien ein fett gesaltzen Erdreich/ vnd ein warmer fruchtbarer Regen vnd Son- nenschein/ wie auch dieses von Fortpflantzung der Animalien zuverstehen. NB. Beym ☉ pot. ist das Saltz die Fettigkeit/ die Sonne das ☉/ der warme frucht- bare Regen der Spiritus Vini. Deßgleichen werden keine Mineralien generiret, als durch die Sonne/ vnd Saltz/ welche in das Wasser wircken/ vnd die Mineralien gebaͤh- ren/ davon man der Alten ihre Schrifften lesen kan. Alhier moͤchten Vnverstaͤndige einwerffen/ wie das seyn koͤnne/ daß die Sonne in die tieffe der Erden/ vnd Wasser wircke aus dẽ Saltz daselbst Metall zu machen? Derselbe soll De Natura Salium. soll wissen/ daß die Sonne mit ihren warmen Stralen freylich in den Abgrund der Er- den wircket/ davon das Centrali sche Fewr entstehet/ welches den Bergleuten nicht vnbe- kand/ die bißweilen so tieff zur Hitze kommen/ daß sie vor Hitze gantz nackend arbeiten/ o- der gar zu graben nachlassen muͤssen/ davon ich im 1. Theil meines Operis Mineral. weit- laͤufftig geschrieben. Wird also nicht ein einiger verstaͤndiger Mensch seyn/ der sich da- wieder legen duͤrffe/ dann die Warheit ist gar zu bekandt daß nemblich die Fortpflantzung vnd Vermehrung der Vegetabil. Animal. vnd Mineral. allein vom Saltz/ vnd der Son- nen herruͤhre/ dabey auch das Wasser seyn muß. Weil dann dieser mein Liquor aureus auß solchen subjectis bereitet/ so kan er auch nichts anders wircken/ als die Fruchtbarkeit/ dazu ihme die Natur/ mit einer schoͤnen Gruͤne gezeichnet/ anzuzeigen/ daß er die Fruchtbarkeit aller dinge befoͤrdere. Gott zeich- net nichts vmbsonst/ dann aller dinge Krafft vnd Tugend mehr auß ihrer signatur, als auß den Schrifften zu erlernen. Die signatur fehlet nicht/ dann GOtt vnd die Natur habens gegeben/ die Schrifften aber fehlen offt/ weil sie von Menschen gemachet/ die da irren koͤnnen. Warumb haben die alten Philosophi vnd Poëten die Venerem fuͤr eine Goͤttin der Liebe/ vnd Fortpflantzung außgeruffen/ vnd ihr die schoͤneste gruͤne Farbe zu- geeignet/ vnd geschrieben/ daß sie ex spuma maris generiret sey/ was ist der Schaum/ so das vngestuͤmme Meer außwirfft/ anders/ als ein Saltz/ wanns von der Sonnen ge- trucknet zu einem natuͤrlichem Saltze wird. Fuͤrwahr die Poëten, vnd sonderlich Virgi- lius vnd Ovidius, gelehrte Maͤnner/ denen die gantze Natur bekand gewesen/ wuͤrden so viel Geschwaͤtze nicht gemachet haben/ wann sie nicht durch ihre vnachtsame Fabelschriff- ten das grosse Philoso phische Geheimnuͤß der Welt haͤtten bekand machen wollen/ das glaube man nur kuͤhnlich-Bleibe also hierbey/ vnd sage nochmaln/ daß dieser gruͤne Li- quor die vornembste Medicin sey alle dinge zu vermehren/ welches seine schoͤne signatur vns zeiget/ vnd die vnfehlbare Experien tz beweiset. Das grosse Meer/ als eine Mutter der Fruchtbarkeit/ ist auch gruͤnlich/ vnd son- derlich/ wo es an meisten Saltz hat/ vnd wann die Sonne am staͤrckesten darein wircket/ daher die Schiffleute an dem Wasser sehen koͤnnen/ wann es sich veraͤndert/ vnd gruͤner wird/ daß sie bey den hitzigen Laͤndern/ da die Sonne allzeit warm scheinet/ seyn/ wo die Sonne am allerstaͤrckesten ins Meer wircket/ da ist das Meer so gesaltzen/ daß es bey Nacht schimmert odeꝛ leuchtet/ wie Fewr/ wann man auß dem Schiff darein urinirt, spri- tzen fewrige funcken auß dem Meer auff/ vnd sollen 4. Theil Wasser/ 1. Theil Saltz fuͤh- ren/ in dem mittellaͤndischen Meer ists schon bey weitem nicht so gesaltzen/ zwischen Spa- nien/ vnd Franckreich/ die neben einander liegen/ ist allbereit ein grosser Vnterscheid/ dann das Spanische Meer/ mehr gesaltzen ist/ als das Frantzoͤsische/ vnd je naͤher gegen Norden/ je weniger das Meer gesaltzen/ vnd je weniger Krafft das Saltz hat/ welches auß dem Nordmeer bereitet wird. Daher die Daͤnen/ Schweden/ vnd andere gegen Nor- den gelegene Voͤlcker/ ob sie schon Saltzwasser gnug haben/ dennoch kein Saltz/ oder doch gar selten solches darauß machen/ sondern aus Spanien oder Franckreich dasselbe brin- P p p iij gen De Natura Salium. gen lassen darauß gnug bewiesen/ daß das Saltz durch die warme Sonne ins Wasser ge- wircket/ vnd zur Universal -Fruchtbarkeit wird/ welches der Deutsche Name gleichsam mit sich bringet/ als Meer/ so viel zu sagen/ Vermehr. Ja freylich kom̃t die Krafft mit dem Nahmen vberein/ dann ohne das Meer keine Vermehrung in der Welt ist/ sondern al- les/ was da ist/ davonlebet/ vnd sich vermehret. Auß welchem zu sehen/ daß die gruͤne Farbe eine signatur der Fruchtbarkeit sey/ welches weitleufftig durch viel Exempla zu demonstriren were/ aber der weitlaͤufftigen demonstration vnnoͤtig/ weil mans auch gleichsam mit Haͤnden zeigen kan. Nun moͤchten etwa die Spoͤtter der Warheit vorwerffen/ vnd sagen/ daß solcht Gruͤne nicht auß dem ☉/ sondern nur vom ♀ herkaͤme/ also die einfeltigen Frommen ab zu fuͤhren/ solches in Medicina nicht zu gebrauchen/ wie es mit meinem ☉ pot. gangen/ derer Maͤuler nun zu stopffen/ vnd ihren vntuͤchtigen Einwuͤrffen zu begegnen/ sage ich/ daß freilich das ♀ vnter den Metallen eine gruͤne Farbe gibt/ wanns in scharffen Wassern solviret ist/ das ☉ aber eine gelbe vnd gar nicht eine gruͤne mitbringet/ welches auch die Bawern wissen/ darumb man mich so dum̃ nicht ansehe/ daß ich mit solch einem hand- greiflichen Betrug fuͤr der gantzen Welt erscheinen wuͤrde/ vnd wer wolte solchen Betrug bedecken? Dann/ so das ♀ in saltzigem Wasser solviret ist/ so kan mans alsobald on dem wiedrigen Vitrioli schen Geschmack vernchmen/ wuͤrde auch einiger Tropffe davon ein- genommen/ starcke Vomitus machen/ vnd keine Medicin, sondern vielmehr ein Gifft seyn/ auch wuͤrde man solches alsobald gewahr werden koͤnnen/ wann man nur ein rein Messer hinein steckete/ solches stracks vberkupffert werden muͤste/ in diesem meinem gruͤ- nen Loͤwen aber ein rein Eisen sich von Stund ver guͤlden/ schoͤner vnd hoͤher am grad, als Ducaten/ vnd wann man einẽ reinen eisern Trat oder Nagel darein steckte/ vnd seine ge- wisse Zeit darinnen bleiben liesse/ solch Eisen durchauß zu gutem ☉ werden wuͤrde/ wel- ches eine vnfehlbahre Proba ist/ daß solcher Liquor vom ☉ vnd nicht vom ♀ her- kompt. Vnd wann jemand wieder sagen wolte/ daß eine gemeine solutio Auriper A. Reg. gemachet/ das Eisen auch verguͤldete/ vnd sich daran niederschluͤge/ welches kein groß Wunder/ sondern jederman solches thun koͤnte? Hierauff berichte ich/ daß ein jede solu- tio Auri, welche gelb/ vnd nicht gruͤn ist sich an dem Eisen zwar præcipitirt vnd faͤllet/ solches aber/ daneben auch solviret zu einem Schlam macht/ vnd das Eisen gar nicht penetriret vnd in seiner Form erhaͤlt/ gleich wie mein gruͤner Liquor thut/ darumb sol- cher fuͤr kein gemeine corrosivi sche solution des Goldes zu halten/ sondern vielmehr eine Extraction, durch mein Sal enixum: Dann dieses mein Sal Mirabile solche Natur hat/ daß es auß einem zarten Gold/ Kalck nur das reineste solvirt, vnd extrahiret, den Rest aber als ein schwartz Pulverliegen laͤst/ welche solutio oder extractio auch nicht corrosi- visch/ wuͤrde sonsten auch das Eisen zerbeissen/ vnd nicht gradiren, vnd gantzlassen. Eben also schlegt sich auch eine gruͤne solutio Veneris (wann sie durch corrosi vische Wasser bereitet) an dem Eisen nieder/ zerbeist dasselbe/ vnd laͤst einen ♀ feylich dabey liegen/ so a- ber De Natura Salium. ber daß ♀ durch mein Sal Mirabile solvirt wird/ so zerbeist es das Eisen nicht/ sondern penetrirt es durch auß zu Kupffer/ doch mit langer Zeit/ vnd nicht in der eile. Da sihet man nun/ daß gar ein grosser Vnterscheid sey zwischen einer solchen ge- meinen corrosivi schen solution deß Goldes/ Kupffers/ oder andern Metalles/ vnd zwi- schen meiner uncorrosi vischen/ welche durch mein Sal Mirabile geschicht/ vnd in viel ei- ner andern Gestalt oder Farbe die Metallen solvirt, als die Corrosiva thun/ wie dann solches offenbahr wird/ alhie an dem ☉/ welches nicht gelbe/ wie durch Corrosiva, son- dern sich gruͤn damit solvirt, darumb fuͤr keine gemeine solutio zu halten/ daher es auch viel andere Kraͤffte besitzet. Dann eine gemeine solutio deß Goldes/ durch das starcke corrosiv per A. Reg. gethan/ allen dingen ein grosses Gifft ist/ wann man nur ein wenig davon zu einem Vegetabili schen Saamen thun solte/ es also bald solchen toͤdten vnd al- les Wachsthumb verderben wuͤrde/ solte man einem Menschen nur etliche tropffen da- von eingeben/ wuͤrden sie wie ein Gifft operiren, vnd Halß vnd Magen durchbeissen. Legte man ein Metall darein/ solte es solches balde zu einen Schlam zerbeissen/ vnd sol- ches wegen der Corrosiv, damit es solviret worden. Diese solutio aber/ welche per Spir. Salis rectificati geschehen/ kan man noch sicherer eingeben/ wann viel Wasser darunter gethan wird/ ist aber dannoch vnlieblich zu gebrauchen/ weilen sie auff der Zungen astrin- girt, die Haͤnde faͤrbet/ welches mein gruͤner Liquor nicht thut/ sondern weder die Haͤnde faͤrbet/ noch auff der Zungen astringiret, noch der Vegetabilien Saamen zerbeist/ son- dern vielmehr selbigen zur Fruchtbarkeit treibt/ welches mein Sal Mirabile, darin es sol- viret ist/ vervrsachet. Darauß zu sehen/ daß gedachtes Sal Mirabile kein Corrosiv, sondern also per se ei- ne gute Medicin der Vegetab. Animal. vnd Mineralien sey/ wie der Augenschein bewei- set. Kan also dieser gruͤne Liquor nichts anders/ als alles gutes wircken/ dann er ohne corrosiv bereitet/ vnd zu einer wunderbahren signatur, nemblich schoͤner Gruͤne/ vns vor Augen gestellet ist. Auß welcher signatur zu lernen/ was fuͤr grosse vngemeine Kraͤfften darhinder verborgen seyn muͤssen/ alles lebend vnd gruͤnend darmit zu machen. Vermei- ne also hiemit den Spoͤttern/ wann sie mit ihren vntuͤchtigen Einwuͤrffen kommen sol- ten/ gnugsam vorgebawet zu haben/ dabey es auch verbleiben soll. Was ich nun alhie meinem gruͤnen Loͤwen zu geschrieben/ das beweiset auch/ das mit Spir. Vini extrahirt es rote Aur. Pot. so wol bey den Vegetabilien, Animalien, als auch Mineralien, dann der Spirit. Vini kan bey keinem schaͤdlich seyn/ sondern fuͤhret bey Vegetabil vnd Animalien deß Goldes Krafft desto schneller ein/ vnd macht sie wirckend. Dieses sey auff dißmahl gnug von der solution deß Goldes/ vnd dessen Krafft/ vnd Wirckung/ durch mein Sal mirabile. Der andern Metallen solution betreffende/ ist nicht noͤtigdavon Weitlaͤufftigkeit einzufuͤhren/ noch ein grosses Buch zu schreiben/ dann man kan leicht erachten/ daß solche Metallische solutiones durch mein Sal Mirabile viel besser seyn muͤsten/ als wann sie durch Corrosiva bereitet: Das Vitriolum Veneris, \amp; Martis dadurch bereitet/ gibt den Vegetabi lischẽ Gewaͤchsen gar keinẽ Schadẽ/ wie gemeiner Vi- triol, De Natura Salium. triol, der alles wachsende tod beist/ dieser aber befoͤrdert ihr Wachsthumb/ also daß man dadurch Lunari sche/ Veneri sche/ Martiali sche/ Jovia lische/ Mercuriali sche/ vnd Saturni- nische Kraͤuter kan herfuͤr wachsend machen/ damit wunderdinge in Medicina auß zu- richten/ sonderlich/ wann man die Lunari sche Kraͤuter/ durch das Sal Lunæ, vnd die Ve- neri sche/ durch das Sal Veneris, die Martia lische durch das Sal Martis, die Joviali scht durch das Sal Jovis, die Saturni sche durch das Sal Saturni, die Mercuriali sche durch das Sal Mercurii, wachsend macht/ ihre Kraͤffte dadurch zuvermehren/ vnd grosse dinge bey- in- vnd eusserlicher Medicin zu verrichten. Es ist davon genug gesaget/ wer es nicht begreiffen kan/ der ist ein Esel/ vnd nicht werth/ daß ihme so herrliche Secreta vorgeleget werden. Auff diesen Grund koͤnte ihm ein fleissiger Medicus einen sonderbahren modum medendi setzen/ vnd solche Medicamenta zeugen/ dadurch Ehre vnd Guth zu erlangen/ dann ich vor vielen Jahren observiret, was die Kraͤuter fuͤr Qualitaͤten an sich nehmen/ wann sie auff dunckel roter Martiali schen Erde wachsen/ sie auch solche Martiali sche Far- ben vnd Naturen an sich nehmen/ wann sie gleich nicht Martia lisch/ sondern Solari scher/ Lunari scher/ Veneri scher/ Joviali scher/ oder Saturni scher Natur gewesen. Wie vielmehr wuͤrden die Kraͤuter an ihrer angebohrnen Natur verstaͤrcket/ wañ man solchen gar keine Nahrung eines Viehmistes gebe/ sondern dieselben bloß vnd al- lein auß reinem Sand/ welcher durch mein Sal Mirabile per Metalla imprægnatum, thaͤte wachsend machen. Es wuͤrden solche Kraͤuter an wunderlichen Kraͤfften herfuͤr kommen/ viel anders an Farben/ Geruch vnd Gestalt/ als wann sie aus dem Viehmist/ oder sonst Sale simplici gewachsen weren. Durch diß Mittel solte man aller Kraͤuter Saamen ein solch starckes attracti- vum einverleiben/ daß dieselbe mit Gewalt die Astrali sche Kraͤfften magnetischer Weise zu sich zuͤgen/ vnd sich also dadurch verstaͤrckten/ daß man solche fuͤr alle Kranckheiten oh- ne weitere Præparation mit Verwunderung gebrauchen koͤnte. NB. Man muͤste aber auch der Kraͤuter Naturen verstehen/ vnd die solari sche durch ein Sal Aurificum, die Lu- nari sche durch ein Sal Lunificũ, die Veneri sche durch ein Sal Venereũ, \amp;c. wachsend ma- chen/ vnd eins ins andere vngleiche nit vermischẽ/ welches dann so wol nit angehẽ wuͤrde. Diesem dencke nach/ dann ein groß secret, ja mehr/ als ich vor der boͤsen Welt sa- gen darff/ dahinder stecket Sapienti satis. Ein mehrers itzo nicht. Jch zweiffele aber nicht/ vnd hoffe diese meine Entdeckung deß wunderbahrẽ Saltzes werde mit der Zeit von fleis- sigen Medicis angenommen/ vnd den Krancken zu Trost viel gutes darmit außgerichtet werden. Alle dinge fodern ihre Zeit/ also auch dieses. Daß ihm aber mancher einbilden wolte/ er wuͤrde die Præparation meines Salis Mirabilis stracks von mir außfischen/ das ist gefehlet/ dann ich nicht gesinnet/ die edle Perlen vor die vndanckbahre Schweine zu werffen/ sondern solche fuͤr die Freunde zu behalten. Damit aber die Spoͤtter/ vnd miß- guͤnstige Ignoranten nicht etwa außruffen moͤchten/ als wann ich ein solch Saltz selbs nicht bereiten koͤnte/ so bin ich entschlossen/ vnterschiedlichen verstaͤndigen Maͤnnern/ nit allein De Natura Salium. allein ein Theil deß Saltzes/ sondern auch etwas/ das allbereit mit ☉/☽/ oder andern Metallen imprægniret ist/ zu kommen zu lassen/ welche dann zu aller Zeit Zeugnuͤß der Warheit geben koͤnnen/ dazu werde ich/ geliebts GOtt/ selbst Metallische Kraͤuter zeu- gen/ vnd den wahren Liebhabern zeigen koͤnnen. Wolle derhalben mich niemand mit schreiben bemuͤhen/ solch Saltz/ oder Medi- camenta von mir zu begehren/ dann ich niemand/ den ich nicht wol kenne/ oder gern mit ihm vmbgehe/ etwas davon uͤberlassen werde. Man dancke GOtt dem Allmaͤchtigen/ daß er bey diesen letzten Zeiten fo viel gutes der vnwuͤrdigen Welt heraus gibet. Einander suche auch/ wie ich gethan/ so wird er mit kle ner Muͤhe/ weil ihme der Weg durch mich allbereit gebahnet/ zu groͤsser Liecht der Na- tur gelangen. Damit aber an meiner guten Vnterrichtung vnd Lehre nichts fehle/ welches zu deß Saltzes Ruhm vnd Ehre gereiche/ so muß ich den vnwissenden noch eine vnwieder- legliche Zeugnuß vor Augen stellen/ wie nemblich alle Fruchtbarkeit allein im Saltze be- stehe/ vnd das allerhoͤchste Kleynod/ vnd Perle der gantzen Welt/ zur Gesundheit vnd Reichthumb/ darin verborgen sey. Die Fruchtbarkeit betreffende/ ist solches in vorhergehenden Discursen albereit er- wiesen/ dieweiln sich aber die Historia, so von dem Propheten Elisa gelesen wird/ zum Zeugnuß meines Vorbringens nicht uͤbel schicket/ als hab ich solche hier beyfuͤgen wol- len. Jm II. Buch der Koͤmge am 19. cap. stehet also geschrieben: Vnd die Maͤnner der Stadt sprachen zu Elisa: Sihe/ es ist gut wohnen in dieser Stadt/ wie mein Herrsiehet/ aber es ist boͤse Wasser/ vnd das Land vnfruchtbahr: Er sprach/ bringet mir her eine Neue Schalen mit Saltz/ vnd sie brachtens ihm. Da gieng er hinauß zur Wasserquaͤlle/ vnd warff Saltz darein/ vnd sprach: So spricht der Herre: Jch habe diß Wasser gesund ge- macht/ es soll hinfuͤhro kein Todt noch Vnfruchtbarkeit daher kommen. Also ward das Wasser gesund/ biß auff diesen Tag/ nach dem Wort Elisæ, das er redet. Auff daß man aber diß groͤste Geheimnuͤß besser begreiffe/ so ists noͤtig/ die vorher- gehende Geschichte auch ein wenig zu betrachten/ dann da wird man finden/ wodurch deß Elisæ Saltz so starck worden/ daß es den Tod vertreiben/ das boͤse Wasser gut/ vnd das vnfruchtbare Land fruchtbar machen koͤnnen. Da Elias gen Himmel fahren wolte/ sprach er zu Elisa: Bitte/ was ich dir thun soll/ ehe ich von dir genommen werde. Da begehrte Elisa von Elia, daß er ihm seinen Geist zwiefaͤltig geben wolte/ darauff sagte Elias: Du hast ein hartes gebeten/ doch so du mich schen wirst/ wann ich von dir genommen werde/ so wirds ja seyn/ wo nicht/ so wirds nicht seyn. Vñ da sie mit einander giengen/ vnd er redet/ sihe/ da kam ein fewriger Wagen/ mit fewrigen Rossen/ vnd scheidet diese beyde von einander/ vnd Elias fuhr also im Fewer da- hin/ Elisa aber sahe es/ vnd schrey: Mein Vatter/ mein Vatter/ ꝛc. Hoͤre nun/ warumb sagt Elisa zu Elisa: Wann du mich sehen wirst/ wann ich von dir genommen werde/ alß- dann du deiner Bitte wirst gewehret seyn, sonst nicht. Warumb aber dieses? Haͤtte Elias Q q q dem De Natura Salium. dem Elisę nicht eben auch seine Bitte gewaͤhren koͤnnen/ wann er gewolt/ vnd er ihn schen nicht haͤtte wegnehmen sehen? Vielleicht gar wol/ aber Elias wolte solches nicht ohne Mittelthun/ sondern Elisa muste von dem himmlischen Fewr/ durch welches Elias von Elisa gescheiden/ zuvor doppelt gesaltzen werdẽ. Dann das Fewer gebieret das Saltz/ das Goͤttliche Fewr ein Goͤttlich Saltz/ das Elementische Fewr/ ein Elementisch Saltz. Dieses Fewr/ da durch Elias von Elisa gescheiden/ war ein Goͤttlich Fewr/ darumb es auch in Elisa ein Goͤttlich Saltz gewircket/ so starck/ daß er durch seinen Glauben den Tod vertrieben/ das boͤse Wasser gut/ vnd das vnfruchtbare Land hat fruchtbar machen koͤnnen/ ohne Zweiffel wuͤrde eine Schale voll Saltz das gantze Land nicht haben frucht- bar machen koͤnnen/ sondern die Krafft GOttes/ oder das Goͤttliche Saltz/ welches so haͤuffig in ihm war/ hat solches gethan/ er aber bey solchem facto das gemeine Saltz/ als ein Medium, (wie Elias das Fewr) gebrauchen wollen. Dieser fromme Prophet Elisa ist wol rechtschaffen von seinen Meister/ dem Pro- pheten Eliâ durchs Goͤttliche Fewr gesaltzen worden/ ja biß in die innerste harte Knochen hinein/ dann/ wann seine Gebeine nit waͤrẽ auch mit Goͤttlichem Saltz gesaltzen gewesen/ wie haͤtten sie nach seinem Leben/ den Todten/ der solche nur angeruͤhret/ lebendig machen koͤnnen? Dann ohne Saltz ist kein Leben: Das Saltz muß den Tod uͤberwinden/ wie oben gelehret. Daher hat Christus/ als ein lauter Goͤttlich Saltz vom Goͤttlichen Fewr geboh- ren/ bey seinem Leben so viel Todten erwecken/ vnd nach seinem Todte alle die/ welche hertz- lich an ihn glauben/ sein lebendigmachendes Goͤttliches Saltz suchen/ vnd zu schmecken begehren/ vor dem ewigen Tode bewahren will. Jn diesem Geschichte wird vns das Goͤttliche ewige Liecht/ wie auch das natuͤrli- che/ klar vor Augen gestellet/ vnd doch von wenigen gesehen/ wegen der blinden vnd ver- stockten Hertzen. Solcher Geheimnuͤssen aber ist das Alte vnd Newe Testament gantz voll/ sage derhalben nochmahl/ daß alle Schaͤtze der Seelen vnd deß Leibes in H. Goͤttlicher Schrifft vollkoͤmlich zu finden/ vnd man keine heydnische Philosophos lesen duͤrffte/ wann man nur selbst wolte. Doch dieses fuͤrbehalten/ daß Gott allein dem Menschen muͤsse die Au- gen oͤffnen/ wann er Goͤttliche vnd natuͤrliche Geheinmuͤsse sehen soll/ dann ohne Got- tes Erleuchtung ist alles todt vnd finster. Dieses laͤst sich hoͤren/ vnd sehen/ gegen alle Einwuͤrffe der Spoͤtter/ wer will sich nun dargegen legen/ vnd eine andere Fruchtbarkeit/ als vom Saltze komt/ beybringen? Jch glaube/ niemand/ als der trewlose Farner, mit seinem Anhang/ welche refutiren wol- len/ daß das Saltz nicht tuͤnge/ vnd solches dem Mist alleine zugeschrieben/ da doch der Mist nicht/ sondern das darin verborgene Saltz solches verrichtet. Wie bestehen nun solche Gesellen/ weil die Warheit so handgreifflich gezeiget wird. Hoffe/ daß solchen vnerfahrnen Eseln die Maͤuler hiemit gnugsam sollen gestopffet seyn. Bey welchem Beweiß ichs auch beruhen lasse/ vermeinende gnugsam bewiesen zuhaben/ daß De Natura Salium. daß das Saltz neben der Sonnen das edelste Geschoͤpffe Gottes sey/ vnd billich von mir der groͤste Schatz vnd Reichthunb der Welt genennet wird/ weil nichts besser irdischer Weise/ als die fruchtbarkeit zu wuͤnschen. Dann wann das Erdreich vngesaltzen/ oder vnfruchtbar ist/ vnd vns keine Lebensmittel zustellet/ woher sollen wir sie nemen? Komt also alle Fruchtbarkeit vnd Nahrung vom Saltze/ das Saltz von der Sonnen/ die Sonne von GOtt dem Schoͤpffer aller dingen/ dessen Nahme hochgelobet in alle Ewig- keit Amen. Ob wol nun dieser mein Beweiß (daß das Saltz der groͤste Schatz der Welt sey) hell vnd klar gnug ist/ zweiffele ich doch nicht/ es werden die Geitzigen noch nicht gnug hie- ran haben/ sondern sagen: Wo bleibt der Lapis Philosophorum? den ich allhie herauß zu kommen/ erwartet haͤtte/ vnd fuͤr den hoͤchsten Schatz vnd Reichthumb der Welt halte/ diesen moͤchte ich gerne haben/ praͤchtig Hauß davon zu halten. Ey lieber/ warte noch ein wenig/ biß daß einer komt/ vnd die vnwuͤrdigen Geitzhaͤlse eine solche hohe Gabe GOttes auff die Nase hengt. Meinstu/ wann ich solchen haͤtt/ daß ich so klar davon schreiben wuͤr- de? gleich wie ich von der Fruchtbarkeit der Erdẽ gethan. Nein gewiß/ dazu haͤtte ich auch keine Macht/ dann der Mensch niemanden etwas geben kan/ das nicht sein/ sondern Got- tes ist. Auff daß aber der Gottsfuͤrchtige Sucher der Warheit zu solchem hohen Werck ei- ne gute Nachricht bekomme/ so kan ich nicht vnterlassen/ ihme das kleine Liechtlein/ das mir Gott davon gegeben/ anzuzuͤnden/ vnd leuchten zulassen/ wann er nur keine Nacht- Euͤlen Augen hat/ die das Liecht von Natur meiden/ vnd es nit anschawen koͤnnen/ so ists nit anders/ er muß sehend vnd glaubend werden. Erklaͤre also hiemit meine Meinung/ vñ halte gantz dafuͤr/ dz das alleredelste Perlein/ die Universal Medicin, so wol auf die mẽsch- liche/ als metallische krancke Coͤrper ( Lapis Philosophorum genand) auß dem gemeinen Saltz zubereiten muͤglich/ wie aber solche Bereitung hergehe/ ist mir vnbewust/ die Muͤg- ligkeit vnd den Glauben/ daß solches geschehen koͤnne/ hat mir die mannigfaltige vnfehl- bare Experi entz in die Haͤnde gegeben/ welchẽ ich habe/ vnd behalte/ vnd von niemanden mich werde davon lassen abwendig machẽ/ welchẽ Glaubẽ ich den From̃en gern mittheilẽ wolte/ wañ ich koͤnte/ oder duͤrffte. Dieweil aber ein guter Glaube allein von obẽ herab in vns gewircket wird/ also muß er von Gott erbeten/ vnd nit von Menschen erwartet werdẽ. Auffdaß ich aber meinem Versprechen gnug thue/ vnd beweise/ daß auch der Lapis Philosophorum in dem Saltz verborgẽ/ vnd durch die Kunst herauß zuziehẽ/ so wolle der Liebhaber Goͤttlicher Wunderwercken erstlich nachschlagen in meinen juͤngstaußgegebe- nen Schrifften/ was ich von dem Fischlein Echineis geschrieben/ vnd wie dasselbe Fisch- lein aus dem gesaltzenen Meer durch einbesonder Wurffgarn zu fischen/ so wird er gute Anleitung daselbst finden/ alhier aber nicht noͤtig/ ein mehrers davon zu schreiben. Dieses ist das jenige/ welches ich noch dem edlen Saltz zu Ehren anhaͤngen sollen/ wer es nicht verstehet/ oder glauben kan/ daß das edle Perlein der Universal- vnd Parti- cular Medicin im Saltze verborgen sey/ dem kan ich nicht helffen/ vnd stehet einem jedwe- dern frey/ einen andern Weg zu suchen. Q q q ij Wanns De Signatura Salium, Wanns nicht so lang wuͤrde/ wolte ich noch beweisen/ daß auß den Meergewaͤch- sen/ als Corallen/ Perlenmutter/ Muschelln/ oder andern Schneckenhaͤuseren/ wann sol- che in Wasser solvirt, vnd hernach præcipitirt werden/ corpora lisch Gold zu ziehen/ wel- ches ich mit eigenen Haͤnden gethan/ vnd daher kuͤhnlich davon zeugenkan. Aber genug auff dißmahl/ will also dieses Tractaͤtlein vom Saltz hiemit geendiget haben hoffend es werde noch mancher viel gutes darauß erlernen/ darzu ich allen From- men den Segen vnd Gedeyen GOttes hertzlich wuͤnsche. Amen . ENDE . TRACTATUS DE SIGNATURA SALIUM, METALLO- RUM ET PLANETARUM. Oder Gruͤndlicher Vnterricht/ wie/ oder auffwas Weise man gar leichtlich/ nicht allein der Salien, Metallen, vnd Planeten, sondern auch der Woͤrter/ vnd Nahmen/ ihre verborgene Kraͤff- ten/ Bedeutung/ Natur/ vnd Eigenschafften/ nicht auß Buͤchern/ oder Schrifften/ sondern bloß vnd allein auß deren signatur, durch einen Circulum, vnd Quadranten, erlernen/ vnd außrechnen kan. Guͤnstiger Leser. W An pflegtins gemein zu sagen: Huͤte dich fuͤr denen/ die GOtt gezeichnet hat/ welches zwar an sich selber wohl gesagt ist/ wann man nur allein die die Mißgeburten/ oder vbelgezeichneten Menschen/ dardurch verstehet. Das aber dieses auch auff andere dinge solte gemeinet seyn/ ist falsch. Dann Gott der Allmaͤchtige alle seine Geschoͤpffe/ groß vnd klein/ gezeichnet/ vnd dem Menschen gleichsamb vorgemahlet/ was davon zu halten/ worzu sie dienen/ oder nuͤtzlich seyn/ vnd nicht allein alle Vegetabili sche Gewaͤchse/ als Kraͤuter/ Hecken/ klein/ vnd gros- se Baͤume/ sondern auch alle Anima lische Geschlechte/ als klein vnd groß Gethier/ auch die Menschen selbsten auff der Erden/ die Fisch in den Wassern/ die Voͤgel in der Lufft/ ja alles bewegliche vnd vnbewegliche/ jedwedes mit besonderer Form/ vnd Gestalt ge- zeichnet hat/ durch welche Zeichen er vns zu erkennen geben wollen/ worzu ein jedes Kraut/ Thier/ Vogel/ oder Fisch diene/ welche signatur seine Schrifft gewesen/ darauß wir aller dingen Natur/ vnd Eigenschafft erlernen solten. Her- Metallorum \amp; Planetarum. Hernacher aber/ da die Menschen angefangen/ je laͤnger/ je mehr viehisch zu wer- den/ vnd solche edle signatur nicht mehr in Acht genommen/ besondern ihre menschliche Einfalle/ dem Goͤttlichen Werck/ als der in der Natur eingepflantzter signatur, vorge- zogen/ ist durch laͤnge der Zeit/ die warhaffte signatur, oder goͤttliche Schrifft/ gantz vnd gar verlohr en/ vnd verdunckelt worden/ also daß man itzunder gar wenige findet/ die noch etwas davon wissen. Die Menschen aber richten sich mehrentheils nach den Schrifften/ vnd bemuͤhen sich die Kraͤfften/ oder Eigenschafften aller dingen daraus zu erlernen/ welches zwar nicht uͤbel gethan wehre/ wann man noch auffrichtige/ warhaffte/ vnd vn- verfaͤlschte Schrifften der Alten erfahrnen/ zu lesen haben koͤnte. Dieweiln aber die Schrifften der Alten/ von Jahren zu Jahren/ durch das viel nachschreiben/ verbesseren/ oder außlegen/ also verderbt vnd verfaͤlscht worden/ daß kaum eine rechte Warheit darin zu finden. Als wehre es viel besser/ daß man solche verstuͤmpelte Schrifften/ so groß nicht mehr achtete sondern den von Gott selbst gelegten alten Grund/ oder Herkommen aller Schrifften/ characteren vnd signaturen, herfuͤr suchte/ vnd aller dingen Natur/ vnd Ei- genschafft/ daraus erlernete/ so wuͤrde man so viel nicht irren/ vnd in kurtzer Zeit in Er- kaͤntnuͤß der Natur weiters kommen/ als durch die verfaͤlschte Schrifften in langer Zeit nicht geschehen kan. Nun moͤchte mancher fragen/ wo dann solcher alte/ von GOtt gelegte/ Grund an- zutreffen/ oder zu suchen wehre? Darauff gebe ich zur Antwort/ allenthalben fuͤr jeder- mans Augen/ vnd sonderlich zu sehen/ an dem Himmel an der Sonnen Mond/ vnd al- len Sternen/ welche vns in einer runden Gestalt von GOtt vorgestelt/ dar durch anzuzei- gen/ daß auß einem runden Circul, alle Formen vnd Gestalten/ ihren Vhrsprung vnd Herkommen haben/ vnd die Rundigkeit/ oder runde Circul das aller perfecte ste/ vnd Gott selbsten/ vnd dem Himmel zu gehoͤrig sey. Wie dann die Alten alles das jenige/ wel- ches ihnen außzurechnen/ oder außzusprechen/ vnbegreifflich oder vnmuͤglich war/ mit ei- nem runden Circul, hergegen alles das jenige/ was sie außrechnen/ sehen oder begreiffen konten/ mit einem Quadranten gezeichnet/ oder vorgemahlet haben. Durch den Circu- lum haben sie das himmlische vnbegreiffliche/ vnd durch den Quadranten, das begreiffli- che/ sichtliche/ irdische/ so vom Cireul herkompt/ andeuten wollen. Vber dieses/ vnd vnangesehen daß die alte Philosophi den runden Circul Gott al- lein zugeeignet/ vnd dafuͤr gehalten/ daß man GOtt nicht besser abmahlen koͤnte/ weilen an einem Circul, wie bey Gott selbsten/ weder Anfang noch Ende zu finden. So haben sie doch alles das jenige/ was sie nechst GOtt groß gehalten/ auch mit einem runden Circul gezeichnet. Als nemblich/ die Sonne im Firmament, das Gold in der Erden/ dahero viele von den alten Philosophis es dafuͤr gehalten/ daß die Sonne Gott selbsten seyn muͤste. Andere heidnische Philosophi haben Gott in Gestalt einer Schlangen (weiln sie sich zu einem runden Circul machen kan) vorgemahlet/ vnd das Jrdische/ welches seinen Vhr- sprung vom himmlischen hat/ haben dieselbe mit einem Quadranten, das jenige aber/ so Q q q iij bey- De Signatura Salium, beyderley Naturen theilhafftig/ nemblich himlisch/ vnd irdisch/ durch den Circul, vnd Quadranten zugleich/ gezeichnet. Nach deme sie nun befunden/ daß an denen dingen/ die sie zeichnen wollen/ viel himmlisch gewesen/ nachdeme sie auch viel vom circul, vnd nachdeme viel irdisch/ sie viel vom Quadranten beygethan haben. Vnd solches nicht allein bey den himlischen Liech- tern/ als Soñ/ Mond/ vnd Planeten/ sondern auch an allen irdischen Geschoͤpffen/ wel- che durch die Soñ/ Mond/ vnd Sternen/ in der Erden gewircket werden. Als da ist/ das Gold/ Silber/ Kupffer/ Zin/ Eisen/ Bley/ vnd Quecksilber/ welche sie mit solchen Chara- cteren gezeichnet/ gleich wie sie die himmlische Liechter/ davon die Metallen gewircket/ auch gezeichnet haben. Nemblich die Sonne/ vnd das irdische Gold/ als die gantz perfe- cte ste/ vnd edelste Geschoͤpffe GOttes/ mit einem runden Circul, vnd einem puncten in der Mitten. Den Mon vnd Silber/ mit einem halben/ oder gantzẽ in einander gedruckten Circul, darmit anzuzeigen/ daß solcher Coͤrper nicht gantz perfect, sondern noch etwas daran ermangle. Die uͤbrige Planeten/ vnd ihre Metallen/ als ♄/ ♃/ ♂/ ♀/ vnd ☿ im Firmament, sind Bley/ Zin/ Eisen/ Kupffer/ vnd Quecksilber in der Erden/ weiln diesel- be gegen die Sonn/ vnd das Gold/ oder gegen den Mond/ vnd das fein Silber/ viel gerin- ger oder vn perfecter zu rechnen/ auch mit geringeren signis signirt haben/ nemblich halb vom circul, vnd halb vom Quadranten, anzuzeigen/ daß dieselbe kaum halb so perfect, als die Luna, oder das Silber/ vnd kaum ¼ Theil so perfect, als die Sonne/ oder das Gold zu rechnen. Solches klaͤrer zu geben/ so finde ich gut/ gedachte himmlische Liechter/ als ☉/ ☽/ ☿/ ♀/ ♂/ ♃/ vnd ♄/ wie auch die irdische Metallen/ als Gold/ Silber/ Quecksilber/ Ku- pfer/ Eisen/ Zin/ vnd Bley mit ihrer signatur, welche ihnen die alte Astronomi, vnd Philosophi geben/ in gleicher Groͤsse Haͤuser zu setzen/ darauß dann zu sehen/ wie in der perfection, das eine dem andern vorzuziehen. Das Hauß nun soll ein Quadrant seyn/ mit Lit. A. gezeichnet/ setze ich dann die Sonn/ Metallorum \amp; Planetarum. Sonn/ oder Gold/ als einen runden circul, mit Lit. B. gezeichnet/ darein/ so ruͤhret er an 4. Orten/ mit 1. 2. 3. 4. signirt, sein Hauß den Quadranten an/ vnd fuͤllet denselben gantz auß/ anzuzeigen/ daß die Sonn/ vnd Gold/ die vollkommenste himlsiche/ vnd irdische Ge- schoͤpffe GOttes seyn. Setze ich die Lunam, oder das Silber/ mit Lit. C. gezeichnet/ hinein/ so ruͤhret es zwar den Quadranten an dreyen Orten an/ nemblich mit dem einen Horn oben bey 1. mitdem andern vnten bey 3. vnd mit dem runden Theil die eine Seitten 2. dieweiln a- ber ein Theil von der Runde einwarts gedruckt/ kan die vierte Seiten deß Quadranten, mit 4. gezeichnet/ nicht angeruͤhret werden. Setze ich den Mercurium, mit Lit. D. gezeichnet/ hinein/ so ruͤhret er mit seinen zweyen Hoͤrnern die oberste/ mit N. 1. vnd mit seinem vntersten Theil/ oder Kreutz die vn- terste/ mit N. 3. gezeichnete Seiten/ deß Quadranten an/ aber die zwey andere/ mit N. 2. vnd 4. gezeichnete Seiten deß Quadranten, kan er nicht anruͤhren/ bleibet also die Helff- te deß Quadranten von dem Mercurio vnangeruͤhrt/ oder vnaußgefuͤllt/ von der Luna aber nur eine Seiten vnangeruͤhrt/ vnd 3. dargegen angeruͤhrt. Die Sonn/ vnd das ☉ aber hergegen alle 4. Seiten deß Quadranten beruͤhren/ vnd außfuͤllen. Die Venus, oder das Kupffer/ mit Lit. E. gezeichnet/ fuͤllet auch nur zwey Theylen seines Hauses deß Quadranten an/ nemblich das obere N. 1. vnd vntere N. 3. beyde neben Seiten/ als 2. vnd 4. werden nicht angeruͤhrt. Eben so viel ruͤhret auch an/ oder fuͤllet auß der ♂/ oder das Eisen mit Lit. F. gezeichnet/ nemblich das obere/ vnd vntere Theil/ ♄ o- der Bley/ mit Lit. G. vnd ♃ oder Zin/ mit Lit. H. gezeichnet/ beruͤhren auch nur zwo Sei- ten ihrer Haͤuser. Jst also auß beygesetzter Figur außfuͤhrlich zu ersehen/ wie viel das eine Metall gegen das ander perfecte rer sey/ vnd fehlet nicht vmb ein Haar/ darnach sich wol vnd sicher zu richten. Dann die Alten nicht vergeblich/ oder vngefehr signiret, sondern al- les so gemacht/ daß das signum mit der Natur/ vnd Eigenschafft/ deß signati, uͤberein- komme/ wie alhier zwischen den Planeten, himmlischen Liechtern/ vnd irdischen Metal- len klaͤrlich zu sehen. Es kan aber doch nicht ein jeder solches sehen/ sondern allein diese/ welchen der Metallen Natur bekant/ vnd einen Grund davon haben/ koͤnnen sehen/ wie viel besser das eine/ gegen das ander/ in der perfection zu halten sey. Dann je mehr run- des bey dem signato, je mehr perfection oder Reinigkeit/ vnd je mehr vom Quadranten, je mehr vn perfectes, darnach sich ein Chymicus vnfehlbahr richten/ vnd seine Arbeit in Verbesserung der Metallen anstellen kan. Das ☉ ist gantz perfect, vnd ruͤhret den Quadranten an seinen 4. Seiten. Die ☽ ist bey nahe auch perfect. Die andern Metallen aber zum Theil halb perfect, wie ☿/ ♂/ vnd ♀/ die uͤbrige nur ¼ Theil perfect, wie an ♄/ vnd ♃ zu sehen. Dieses sey alhier zur Nachricht genug/ von der signatur der himlischen Liechter/ vnd irdischen Metallischen Coͤrper/ der jenige/ so Lust hat/ etwas sonderlichs zu erfahren/ der- selbige dencke diesem Fundament nach/ so wird er wunderbahrliche dinge erfinden/ vnd außrechnen koͤnnen/ davon bey dem Aristoteli, oder itzigẽ Schulen/ gantz nichts zu finden. Jch De Signatura Salium Jch sage dieses mit der Warheit/ daß die Alten/ die groͤsseste Geheimnuͤssen/ in den Ægy- pti schen Schulen/ vnter der signatur, verborgen haben/ vnd nicht allein in der signatur, welche sie der Sonnen/ dem Mond/ vnd andern Sternen/ vnd Metalli schen Coͤrpern ge- geben/ sondern sie haben auch grosse secreta vnter denen Namen/ welche sie gegeben/ ge- offenbaret/ vnd solches gar nicht vngefehr/ daß sie dieses oder jenes/ so oder also genant. Seithero aber von den Nachkoͤmlingen/ vieler dingen Namen/ geaͤndert worden/ kan man auff ihre signatur nicht mehr sicher gehen. Der Alten gegebene Namen/ wie solches von Adam, Noa, vnd deren ersten Nachkoͤmlingen herkommen/ vnd auch bey den Egy- ptiern/ Chald æ ern/ vnd Hebr æ ern zum Theil noch im Gebrauch vnd Wesen ist/ haben die Griechen sich auch gebraucht/ vnd auß solchem Fundament, den dingen ihre rechte Namen gegeben/ vnd ist biß auff die Lateinische noch etwas geerbet/ vnd vberblieben/ wel- ches nicht gemercket/ oder in acht genommen wird/ vnd ist doch der einige Grund vnd das rechte Fundament, alle Geheinmuͤssen dadurch zu erforschen. Jch fuͤr mein Person/ bin der Egyptischen/ Chald æ ischen/ vnd Hebr æ ischen Sprach/ gantz vnerfahren/ kan dahe- ro derer dingen Namen/ nach der signatur, nicht außlegen. Ein ander aber/ der all solche Sprachen verstehet/ vnd im Liecht der Natuꝛ etwas erfahren der kan dieselbe nachsehen/ vnd nach vernuͤnfftiger Vberlegung wird er es also befinden/ wie ich alhier geschrieben/ daß nemblichen aller dingen Natur vnd Eigenschafft durch ihre Namen/ nach Außrech- nung deren darin begrieffenen characteren, vns weißlich vorgeschrieben ist. Zu besserer Nachricht aber muß ich den circul, vnd Quadrant, ein wenig außlegen. Jn vorhergehen- dem Tractaͤtlein de Naturâ Salium, hab ich außfuͤhrlich gelehret/ vnd erwiesen/ daß alles von der Sonnen vnd dem Saltze herkomme/ vnd seinen Vrsprung habe/ welche Sonn vnd Saltz von den Alten/ durch den Circulum, vnd Quadrantem, vns vorgemahlet seyn/ vnd zwar darinnen den Circulum der Sonnen/ den Quadrantem aber dem Saltz/ zuge- eignet. Vnd gleichwie man erstlich ein circul macht/ ehe man den Quadrantem darein setzet/ also auch ein circul mehr ist/ als ein Quadrant, weiln er vor dem Quadrant ist/ vnd der Quadrant von ihme dem circul herkombr. Gleicher Gestalt ist auch die Sonne/ davon das Saltz seinen Vrsprung hat/ dem Saltz vorzuziehen/ weilen dieselbe ehender gewe- sen/ als das Saltz/ welches allein sein Herkommen von der Sonnen hat/ darumb auch etwas weniger als die Sonne zu rechnen. Dieweiln aber die Sonne/ ohne das Saltz/ vnd das Saltz/ ohne der Sonnen/ nichts gebehren/ oder fortbringen koͤnnen/ vnd diese beede/ nemblich die Sonne/ als das Mannlichste/ vnd das Saltz/ als das Weibliche Theil noth- wendig/ in Fortpflantzung aller dingen/ beysammen seyn muͤssen/ wie dann das Weib die Eva, als ein Quadrant, von Adam, dem Circul, auch herkommen/ vnd auß beiden/ nemblich dem Circul, vnd Quadrantem, die Fruchtbarkeit oder Fortpflantzung Mensch- lichen Geschlechts entstandn/ welche Fortpflantzung die Poeten der Veneri zugeeignet/ vnd solcher eine signatur geben/ so von dem Circul vnd Quadranten zugleich zusammen gesetzet/ haben auch geschrieben/ daß die Goͤttin Venus, auß dem Saltz oder Meerschaum/ durch Außtruckung der Sonnen-Strahlen/ gewachsen sey. Man Metallorum \amp; Planetarum. Man betrachte Veneris signatur wol, so wird man finden/ wie verstaͤndig die Al- ren vns die Geheimnuͤssen der Natur/ durch die signatur vorgemahlet. Die Venus wird als ein runder Circul, da ra n ein Kreutzlein ist/ gezeichnet/ der Circul bedeutet die Sonne/ vnd das Krentzlein das Saltz/ dann so 4. gleiche Linien/ mit ihren 4. Enden zusammen gesetzet werden/ machen dieselbe ein Kreutz/ so aber dieselbe 4. Strichlein in die Vierung mit den Enden zusammen gesetzt werden/ so geben sie einen Quadranten. Jst also ein Kreutz so viel als ein Quadrant, vnd ein Quadrant so viel als ein Kreutz/ bey den signatis zu halten. Auff daß man es aber noch besser begreiffe/ so will ich dieser beiden groͤssesten Ge- schoͤpffen Gottes/ nemblich der Sonnen/ vnd deß Saltzes/ davon alle ding ihr Herkom- men haben/ nach den zweyen Latemischen Woͤrtlein/ Sol , vnd Sal , rechte signatur, wel- che ihnen von den Alten gegeben/ außlegen/ dabey man sehen kan/ wie viel das eine bes- ser/ oder edel er/ als das ander. Dann je mehr Circuls in dem Wort/ je mehr Reinigkeit/ oder perfection es bedeutet/ vnd je mehr die Woͤrter vom Quadranten haben/ je mehr Jrdigkeit auch darbey gefunden wird. Doch dieses vorbehalten/ wann die Nahmen von den alten Philosophis herkommen/ vnd gebeben seyn/ sonsten es gar nicht eintrifft. Dieweiln dann nicht zu zweiffeln/ daß diese beede Woͤrtlein Sol , vnd Sal , ihnen nicht solten von deu Alten/ nach der signatur, rechtmaͤssig gegeben seyn. Als wollen wir solche auch darnach expliciren, oder außlegen. Erstlich soll/ vnd muß man dieses wissen/ daß alle Gestalten der Vegetabilien, als Baͤumen/ Kraͤuter/ vnd Erdgewaͤchsen/ wie auch der A nimalien, als Menschen vnd Vie- hes/ vnd der Mineralien, allein von dem Circul vnd Quadranten herkommen/ darbey man das runde/ vnd auch das langlecht/ bey allen Gliedern vnd Leibern/ sehen kan. Dann des Menschen Leib/ wie auch der Stam von einem Baum ist rund/ vnd darbey langlecht/ vnd ein jedes Glied am Finger/ oder Zweiglein deß Krauts/ oder Baums also formiret ist/ also daß so wol der Circul, als Quadrant, darbey zu finden. Vnd zwar nicht allein alle Geschoͤpff-GOttes/ seyn durch solche signatur gezeichnet/ sondern auch alle Schrifften/ wann sie von A dam, Noa, vnd ihren ersten Nachkoͤmlingen herkommen/ auß dem Cir- cul, vnd Quadranten genommen seyn. Zum Exempel, besihe die Lateinische Buchstaben/ von vorn an biß zum Ende/ so wirstu befinden/ daß sie allzumahl aus dem Circul, vnd Quadranten gemacht. Das A. hat 2. vnd ein halb Lini vom Quadranten. Das B. hat 2. halbe Circulen, vnd ein Lini aus dem Quadranten. C. ist ein halber Circul. D. ist ein halber Circul, vnd ein Lini auß dem Quadranten. E. ist von 3. gantzer/ vnd einer halben Lini zusammen gesetzet. F. ist von 2. gan- tzer/ vnd einer halben Lini formiret. G. ist ein halber Circul, neben einer halben Lini vom Quadranten. Vnd also fortan biß zu dem letzten Buchstaben zu/ seynd solche allzumahl von dem Circul vnd Quadranten gemacht/ aus welchen Buchstaben/ die Alte den Nach- koͤmlingen die vielerhand Sprachen vnd Geheimnussen vor gezeichnet/ vnd hinterlassen haben. R r r Die- De Signatura Salium, Dieweilen dann in dem vorhergehenden Tractaͤtlein de Natura Salium erwiesen/ das aller dingen Anfang vnd Ende die Sonn/ vnd das Saltz sey. Also hab ich gut zu seyn erachter/ die beyde Woͤrtlein/ SOL, vnd SAL, nach ihrer signatur außzulegen/ vnd zu be- weisen/ daß sie der Anfang/ vnd das Ende/ aller dingen warhafftig seyn. Zwischen den beiden Woͤrtlein SAL, vnd SOL, ist kein ander Vnterscheid/ als in dem einen nemblich SAL, der mittel Buchstaben Alpha, vnd in dem Woͤrtlein SOL, der mittel Buchstaben Omega, wie sich Christus selber dem Joanni geoffenbaret/ vnd al- so genennet hat. Die beyde erste/ vnd auch letztere Buchstaben/ in beiden Woͤrteren/ seynd einander gleich/ vnd machen allein das Alpha vnd Omega, als die beide mitlere Buch- staben den Vnterscheid/ vnd billich. Dann gleich wie SOL von Anfang das SAL gene- rirt, vnd alles/ was da ist/ davon seinen Anfang/ vnd Vrsprung hat. Also wird es auch endlich wieder das Ende seyn/ wann nemblich am juͤngsten Tage alle/ vom Saltz gewor- dene dinge/ durch die Sonn/ oder Fewr/ wieder verzehret werden/ wie Petrus davon schrei- bet/ nemblich/ daß die Sonne/ Mond/ vnd alle Sternen/ vom Himmel fallen/ vnd die gantze Welt verbrennen sollen. Jst also im SOL, vnd SAL, der Anfang vnd Ende aller dingen/ volkoͤmblich zu sehen. Vnd zwar diese beyde Woͤrtlein SOL, vnd SAL, machen vns nicht allein den Anfang/ vnd Ende dieser irdischen vergaͤnglichen Welt/ vnd was da- rauff ist: Sondern es wird vns auch das gantze Goͤttliche Geheimnuͤß/ die Heilige Drey- Einigkeit/ als GOtt Vatter/ Sohn/ vnd Heiliger Geist dadurch vorgestelt/ vnd wahr gemacht/ welches ich klar vnd hell vor Augen stellen koͤnte. Dieweilen aber die gute/ in der Natur gegruͤndete Egyptische Schulen abgangen/ vnd hergegen Sophisti sche auffgekommen/ also daß durch viel eytel Geschwaͤtz die War- heit gantz vnterdrucket/ vnd vertrieben worden: So wuͤrde man sich derowegen leichtlich Gegenspraͤcher machen/ wann man von solchen dingen/ welche itzunder vnbekand/ schrei- ben solte/ darumb besser geschwiegẽ/ als sich in vnnoͤtig vnverstaͤndig Gezaͤnck einzulassē. Auff daß man aber sehen moͤge/ daß auch andere gewesen/ welche gewust/ was hin- ter dem Wort SAL. stecke: So habe ich gut gefunden/ eines gelaͤhrten Manns Schriff- ten/ zu Ende dieses Tractaͤtleins anzuziehen/ welcher das Griechische Woͤrtlei ἅλς, in sei- nem vierdten Buch/ cap. 13. vom Saltz/ explicirt, vnd vns klar vor Augen gestelt/ daß grosse Geheimnuͤssen GOttes darhinder verborgen/ auff daß man dardurch angereitzet werden moͤchte/ all solches Scribenten gantz herrliches Buch vom Saltz zu lesen/ es wuͤr- de niemand gerewen/ dann viel schoͤne dinge vom Saltz darin zu finden. Deß Scribenten Nahm ist Bernardinus Gomesius, zu Franckfurt 1605. gedruckt/ wol wuͤrdig von jeder- man gelesen zu werden/ will auch solches allen denen/ die etwas gutes zu lernen suchen/ wolmeinend recomman dirthaben. Auff daß ich nun wieder zu meinem Vorhaben schreite/ vnd beweise/ daß der Metal- len Eigen schafft vnd Natur/ nicht allein auß der signatur, welche ihnen von den alten Philosophis geben ist/ sondern auch auß dieser/ die ihnen das Fewer gibt/ gruͤndlich zu er- lernen sey/ welche signatur deß Fewers/ der Philosophorum signatur, weit vor zu ziehen. Nicht Metallorum \amp; Planetarum. Nicht darumb/ weilen das Element Fewer mehr authorit aͤt hat/ als alle Philosophi je- mahlen gehabt/ vnd noch haben koͤnten; sondern darumb/ dieweiln das Fewer allezeit vn- veranderlich das seine wircket/ vnd volbringet/ vnd nicht irret/ noch irren kan/ wann der Laborant, davon es tractiret wird/ nur selber nichtirret/ oder fehlet vnd also allezeit/ das eine wie das andermahl/ solches der Metallen ihr signatur vns darzeiget. Das Fewr hat zu allen Zeiten/ wann wir wollen/ solche Macht/ vns der Metallen verborgene Natur vnd Eigenschafften/ in besonderer signatur, vor zustellen. Gleichwie ein Spiritus ardens Vegetabilium, oder Sal volatile Vini, wann solcher von den Menschẽ genossen/ ihre verborgene Naturen/ vnd Eigenschafften auffwecket/ sichtlich machet/ vnd vns vor Augen stelt/ also daß man erfahren kan/ was hinter dem Menschen gesteckt/ vnd sonst nicht zu sehen gewesen/ ehe daß es durch den Weingeist herauß getrieben/ vnd offen- bahr gemacht worden. Also ist auch in vorgehen dem Tractaͤtlein de Naturâ Salium klaͤr- lich erwiesen/ daß das Saltz Macht habe/ der Metallen Kraͤfften zu erwecken/ vnd was siein Medicinâ verrichten koͤnnen/ an deß Tages Liecht zu bringen. Das Fewer aber/ da- von allhier tractiret, nur deren Vollkommenheit vns vor Augen stelt. Dann gleich wie deß Menschen Spiritus vitalis, durch einen reinen Wein-Geist/ alsobalden erquicket/ vnd auffgemuntert wird/ daß der Mensch sich in einer solchen signa- tur, wie dieselbe ihme in seinem Hertzen verborgen ist/ sehen laͤst. Nemblich/ der Sanguini- sche faͤngt an zu singen/ springen/ spielen/ vnd buhlen. Der Coleri sche zancket/ flucht/ ha- dert/ vnd schlaͤgt. Der Phlegmati sche sitzt vnd schlaͤfft. Der Melancholi sche dichtet/ spe- culi ret/ oder weinet/ welche signatur der Wein-Geist auß dem verborgenen herauß ge- trieben/ vnd offenbahr gemacht. Eben also erwecket/ macht munter/ vnd bringt herfuͤr der Metallen signatur, das Fewer/ wann nemblich die Metallen in einem Tiegel geschmoltzen/ so ist erstlich von dem Rauch zu vrtheilen/ wessen Natur vnd Eigenschafft dieselbe seyn. Dann das ☉/ wann es fein vnd ohne Zusatz ist/ keinen Rauch von sich giebet. So es aber mit Saltz geschmol- tzen/ einen purpur farben Rauch von sich gehen laͤst. Das ☽/ wie fein es auch sey/ alle zeit etwas blawen Rauchs von sich giebet/ welcher bitter vnd vnlieblich. Das ♀ gibt einen gruͤnen/ vnd stinckenden Rauch. Das ♂ einen rothen stinckenden/ doch nicht so viel/ als das Kupffer. Das ♄ vnd ♃ einen weissen stinckenden/ vnd gifftigen Rauch. Der ☿ fleugt in Gifftes Gestalt gantz vnd gardavon. Dieses seyn die Zeichen/ so auß dem Rauch der geschmoltzenen Metallen koͤnnen geurtheilet werden/ wann sie vnvermischet seyn. So aber nur ein wenig ♀/ oder ander vnvollkommen Metall/ bey dem Gold/ oder Sil- ber seyn solte/ der Rauch alsobalden anders davon gehen/ vnd keine rechte Proba dadurch zunehmen seyn wuͤrde/ darumb auch nach solchen Proben nicht wol zu gehen. Dieses a- ber ist die rechte Prob aller Metallen Perfection, durchs Fewer zu erlernen. Wann man nemblich dieselbe nur in einem Tiegel schmeltzet/ vnd wol treiben laͤst/ treiben sie dann rund vnd hoch/ so zeigen sie an/ daß viel perfection in ihnen sey/ treiben sie aber breit vnd flach/ so ist es ein Zeichen/ daß wenig perfection in ihnen/ welches gar leichtlich zu erfah- R r r ij ren/ De Signatura Salium, ren/ vnd wird man sehen/ daß vnter allen Metallen/ das Gold am rundesten treibet/ darnach das Silber/ dann das Kupffer/ Eysen/ Bley/ vnd Zin/ welches man auch ge- war wird/ wann man ein geschmoltzen Metall außgiest/ auff einen glatten breiten Reib- stein/ welcher in einem Kessel/ darin ein weinig Wasser sey/ geleget seyn muß/ doch daß das Wasser das obere Theil deß Steins nicht beruͤhre/ so spruͤtzet das geschmoltzen Me- tall/ auff den glatten Stein gegossen/ in viel kleine vnd grosse Koͤrner/ je reiner das Me- tall gewesen/ je runder/ je vnreiner aber/ je breiter/ oder vnrunder die Koͤrner fallen Vn- ter allen Metallen wird kein vn perfecters gefunden/ als das Zin/ weilen es in solchem außgiessen/ auff einen glatten Stein/ selten Koͤr ner gibt/ sondern wann man recht dar- mit vmbgehet/ so breit vnd duͤñ bißweilen faͤlt/ als ein Bogẽ/ oder halben Bogen schreib- Papier/ welches man auch zum schreiben bequem machen/ gleich schneiden/ mit einem staͤhlern Grieffel darauff schreiben/ als ein Papier zusammen legen/ mit anderm Zin pit- schieren/ schliessen/ vnd wie ein andern Brieff von Papier/ darauff mit Dinten geschrie- ist/ verschicken kan. Einem solchen Brieff von Zin schadet kein Wasser/ darumb man heimbliche Brieffe/ auff diese weise (wann es die Noth erforderte) fortschicken koͤnte. Daß sich das Zin so duͤn giessen laͤst/ vnd nicht in Koͤrner zerspringt/ wie das Gold vnd Silber/ ist seine imperfection die Vrsach/ wie dann all solche imperfection oben bey seiner signatur, so die Alte Philosophi ihme gegeben/ auch zu sehen/ dann sein signatum gar wenig rundes hat/ vnd mehrentheils auß dem Quadranten genommen ist. Die perfection der Metallen/ kan auch an der Rundigkeit wahr genommen wer- den/ wann man dieselbe mit Bley auff einer Cupellen abtreibet/ so treibet das ☉ vor al- len andern Metallen rund/ vnd wann alles Bley davon weg gangen/ so bleibet solches also rund/ fein/ vnd pur auff der Cupellen hart stehen/ sonderlich wann die Prob nicht zu schwehr ist. Das Silber treibt zwar auch rund/ aber nicht so rund/ als das Gold/ doch runder als das Kupffer/ bleibt auch bißweilen rund vnd fein auff der Cupellen, wann die Prob gar klein ist. Eysen vnd Zin/ lassen sich gar nicht mit Bley auff einer cupellen abtreiben/ son- dern machen auch das Bley hart/ daß es nicht fliessen kan/ vnd sich zu einem Pulver ver- brennet. Der Mercurius raucht im Fewr gantz weg/ weiln er aber von sich selber allezeit im Fluß stehet/ so kan seine signatur also kalt an ihme wahrgenommen werden/ nemblich/ daß er/ nechst dem Gold vnd Silber/ fuͤr das perfecte ste/ vnter den unperfecten Metal- len zu halten. Dann wann er in kleine Koͤrner zertheilet so lauffen dieselbe rund dahin/ gleich als wann sie geschmoltzen Gold wehren/ wie seine signatur auch anzeiget/ in deme die Alten ihme das signum Solis \amp; Lunæ, sambt dem Quadranten, geben haben. Gewiß- lich ist sein innerstes lauter ☉ vnd ☽/ wann er coagul iret wird/ welches ich vielmal durch Gradir- wasser versucht/ vnd warhafftig also befunden/ aber nur in kleinen Proben/ ins grosse habe es noch niemalen thun koͤnnen/ ein ander/ der noch juͤnger ist/ kan auch sein Heyl Metallorum \amp; Planetarum. Heyl an ihme versuchen/ er muß aber ja keine corros wische Wasser gebrauchen/ dann er dadurch nur fluͤchtiger gemacht wird. Den rechten Schwebel muß er suchen/ vnd kennen lernen/ ist er roth/ so bindet er roth/ ist er weiß/ so bindet er auch bestaͤndig weiß/ sonsten aber allezeit davon gehet. Dieses wenige dem Liebhaber Goͤttlicher/ vnd natuͤrlichen signatur, der Plane- ten vnd Metallen/ zu gefallen/ bekand zu machen/ habe nicht vmbgehen koͤnnen/ ein jeder kan sich selber dar in uͤben/ wird Wunderdinge finden/ sonderlich in den Woͤrtern/ dar- mit die Alten alle dinge genennet/ vnd dardurch die allerverborgenste Goͤttliche vnd ir- dische secreta er funden/ vnd begriffen worden. Jch haͤtte gern einige Woͤrter der Alten/ nach ihrer signatur, alhier außgelegt. Die weilen aber solche dinge dardurch herauß kom- men/ die jeder man nicht gut zu wissen seyn/ so ist es besser/ daß man davon schweige. Dañ wer sich auff die signatur recht legen wolte/ der koͤnte Wunderdinge ergruͤnden. Aber ge- nug/ daß ich das Fundament allhier gelegt. Ein ander suche auch/ trifft er den rechten Weg/ so findet er mehr/ als er gesucht/ oder begehrt. Es zeiget vns auch die signatur der Bergen/ Waͤldern vnd Landschafften/ nicht allein deren von GOtt dar ein gelegte Schaͤtze/ vnd Reichthumber/ sondern auch dero- selben Auffkommen vnd Vntergang. Nun ist noch uͤbrig der Salien signatur ein wenig vorzunemen/ vnd zu besehen/ ob GOtt dieselbe auch gezeichnet/ daran ihre Eigenschafften zu erkennen. Ohne Zweiffel haben sie auch ihre signatur; solte das Saltz keine signatur haben/ von welchem doch alle Dingeherkommen? Es wird ja kein Kraͤutlein oder Wuͤrmlein so klein oder gering ge- funden/ welches nicht von Gott gezeichnet/ seine Natur vnd Eigenschafft vns dardurch vor Augen zulegen/ vnd bekand zu machen. Oben hab ich angezeiget/ daß ein runder Zir- ckel/ der Sonnen/ vnd der darein gesetzte Quadrant, dem Saltz zu einer signatur gegeben sey. Vnd daß durch die Sonne vnd Saltz/ alle dinge in der Welt/ als Vegetabilien, A- nimalien, vnd Metallen/ ihren Anfang/ Fortpflantzung/ vnd Vermehrung/ vnd auch wi- derumb ihr Ende haben. Also daß allen solchen/ von der Sonnen/ vnd Saltz herruͤhren- den dingen/ von Gott dem Allmaͤchtigen/ eine gewisse signatur, daran deren Natur/ vnd Eigenschafften erkand werden koͤnnen/ gegeben/ oder angehaͤnget worden. Vnd nicht allein dieses/ sondern auch alle Geheimnuͤssen der Sprachen/ vnd Woͤrtern/ durch beyde signa, nemblich deß Quadranten in seinem Circul, außzurechnen/ vnd zu erfinden muͤg- lich/ welches die pur lautere Warh eit/ vnd niemand solches wiederlegen kan. Dieses nun fuͤr jederman wahr zu machen/ gehoͤret noch ein gruͤndlicher Beweiß hieher zu setzen/ auff daß es auch die einfaͤltige Kinder/ (wann die neidische Ignoranten auß Hochmuth nicht wollen) begreiffen koͤnnen. Niemand kan dieses laͤugnen/ daß ein runder circul, der Sonnen recht gegebenes signum sey/ weilen dieselbe nimmer anders/ als ein runde fewrige Kugel gesehen wird/ welches signum ihr von den alten Philosophis gegeben/ vnd zugeeignet worden/ ist auch biß auff diese Stunde geblieben. Deß Saltzes signũ habẽ die Alten vns zwar auch in eines Quadranten Gestalt vor- R r r iij gemah- De Signatura Salium, mahlet/ ist aber durch lange Zeit/ vnd durch Vnachtsamkeit der Menschen abgangen/ das Saltz also zu zeichnen/ vnd hat ihme ein jeder nach seinem eigenen Kopff/ vnd Gut- duͤncken/ die species der Saltzen bezeichnet/ der eine auff solche/ vnd der ander auff ein andere Weise/ also daß man itzunder schier bey einem jedwedern Chymico, besondere Characteres findet/ vnd keiner/ wie der ander solche gebrauchet. Jns gemein aber haben sie jetzunder i m Gebrauch/ die Saltzen nachfolgender Gestalt zu zeichnen/ nemblich/ das geme ne Kochsaltz bezeichnen sie mit einem Circul, der uͤber zwergs mit einer gleichen Li- ni durchschnitten. Den Salpeter aber bezeichnen sie mit einem runden Circul ovaliter, oder langwerffig/ mit einer auffgerichteten Lini durchschnitten. Wer nun der erste gewe- sen/ der diese Saltze also gezeichnet/ ist mir vnwissend/ ist auch niemand daran gelegen/ ob er es wisse oder nicht/ ohne Zweiffel habens Leuthe gethan/ die niemahin auffs hoͤchst gereinigte Saltzen gesehen. Die Salia ins gemein/ so in allen Orten gefunden werden/ haben nicht ihre eigentliche Gestalt/ wie sie haben solten/ vnd haben doch selbigen/ wann sie auffs hoͤchste gereiniget seyn. Dann das gemeine simpele Saltz/ wie es auß dem Meer Wasser/ oder Saltzbrunnen gemacht wird/ seine rechte signatur nicht hat/ auch wegen vieler terrestri taͤt nicht haben kan. Wann aber solches Saltz auffs hoͤchste gereinigt/ vnd alle feces davon gescheiden. Alßdann kombt es mit seinemrechten Zeichen/ nemblich in ei- nes Quadranten Gestalt herfuͤr/ laͤst sich sehen/ vnd zeigt vns an/ was thme fuͤr ein signũ gebuͤhre/ vnd ehender gar nicht. Daß solches wahr sey/ hab ich allbereit in meinem Tra- ctaͤtlein/ De Natura Salium, erwiesen vnd gelehret/ wie ein jedes gemein Kochsaltz also zu reinigen/ daß es nicht mehr schuͤppicht/ oder vngestalt/ dunckel vnd herb astringi rend/ son- dern in klein/ vnd groͤssern Stuͤcklein/ gantz hell vnd klar/ als ein Chrystall/ lieblich am Ge- schmack/ vnd an Gestalt allzumahl recht wuͤrfflicht/ oder viereckicht/ auch wie mans legt/ oder wirfft/ allezeit 4. Ecken oben auffstehen/ einen Quadranten so gleich/ als wann es mit einem Circul abgemessen/ vnd durch Fleiß vnd Kunst also formir et worden: Gleich- sam als wolt es sagen: Allhier sehet ihr meine rechte natuͤrliche Gestalt/ wie mir mein Vatter/ die Sonne/ selbige in meiner Mutter Leib/ dem Wasser/ gegeben/ die Erden hat mir zwar ein rauhes Kleid angezogen/ nun aber ist mir (Gott Lob) dasselbe durch Kunst wieder außgezogen vnd zu vieler Krancken/ vnd gesunden Menschen Wohlfahrt/ mir meine rechte Gestalt wieder gegeben/ erscheine also itzunder/ gleichwie ich anfaͤnglich ge- macht/ vnd werde nunmehr das meinige/ darzu mich Gott erschaffen/ vnverhindert ver- richten koͤnnen. Wann die Sonn am Firmament, durch zufaͤllige dinge/ solte vervnrei- get werden/ daß dieselbe ihren Schein gaͤntzlich verluͤhre: So waͤre es nicht muͤglich/ daß einen einigen Tag/ etwas Lebendiges in der Welt seyn/ vnd bleiben koͤnte/ welches man gewahr wird/ wann etwan eine Stunde lang der Mond/ zwischen vnsern Augen/ vnd der Sonnen in seinen Lauff kombt/ da doch die Sonne an sich selber gar nicht leidet/ noch vervnreiniget/ sondern an seinen zu vns werffenden lebendig machenden Strahlen/ nur ein wenig verhindert wird. Macht diese geringe Hindernuͤß nun in der Welt so viel Kranckheiten/ vnd andere Vngelegenheiten den Menschen; Warumb solten dann die feces, Metallorum \amp; Planetarum. feces, dardurch das reine Saltz verdunckelt/ auß seiner Natuͤrlichen Gestalt gebracht/ vnd vervnaͤdelt wird/ demselben an seinen guten Kraͤfften nicht auch schaͤdlich vnd hin- derlich seyn? Thut das grobe vngereinigte Saltz/ allen Menschen vnd Viehe/ so viel gu- tes/ wie vielmehr solte dann ein gereinigt Saltz/ gutes verrichten koͤnnen/ ich jederman zu judiciren heimstelle? Weiln dann dem menschlichen Geschlecht so viel an einem gereinigten Saltz ge- legen; So hab ich mir vorgenommen/ ein quanti taͤr desselben/ nach obbeschriebener Wei- se/ in meinem Tractaͤtlein De natura Salium, angezogen zu reinigen/ vnd vielen darmit gntes zu thun. Jch hoffe/ es werden den blinden Menschen einmal die Augen auffgehen/ vnd se- hen/ wie lang sie von den blinden seyn geleitet worden/ vnd ihre Gesundheit hinfuͤhro bes- ser in Acht nehmen. Es ist doch immer eine schlechte Muͤhe vnd Kosten/ das gemeine Kochsaltz von seiner terrestri taͤt zu saͤubern/ rein/ klar/ lieblich/ vnd wuͤrfflich anschiessend zu machen/ vnd solches ohne einigen Zusatz frembder dingen/ sondern allein durch solvi- rung, filtrirung, vnd wieder coagulirung seines eigenen Spiritus. Wann dann das Saltz also weit gebracht worden/ alßdann man sagen darff/ daß man ein solches reines Saltz habe/ wie es durch die reine Sonne/ in das reine Wasser an- faͤnglich gewircket. Wann die liebe Sonne am hohen Firmament gern allezeit das ihre verrichten will/ vnd aber truͤbe dicke Wolcken sich darzwischen legen/ vnd die warme Sonnen-Strahlen auff halten/ daß sie an ihrer guten Wirckung gehindert wird. So kan man doch uͤber die Sonne nicht klagen/ weilen dieselbe nicht/ sondern die truͤbe Wol- cken/ vns ihren Schein/ vnd Krafft hinterhalten. Eben also ist es mit einem Saltz zuverstehen/ wann dasselbe gern sein bestes thun wolte/ vnd die terrestri sche feces solches verhinderten. Darumb soll nicht dem Saltz/ soudern den zwischen gekommenen fecibus die Verhinderung/ der guten Wirckung/ zu- gerechnet werden. Stuͤnde es so wol in vnserer Macht/ die truͤbe Wolcken bißweilen von der Sonnen zu treiben als wie die irdische feces von dem Saltz zu scheiden/ so wuͤrden wir alle Jahr vns einen guten Sommer machen koͤnnen/ welches vns aber vnmuͤglich/ darumb Gott der alte Haußhalter/ ihme dieses allein vorbehalten hat. Die Signatur deß Salpeters betreffend/ so ist dieselbe auch gar vngleich/ vnd beste- het solche Vngleichheit darin/ nachdeme erwol/ oder uͤbel gereinigt/ viel oder wenig feces, oder frembde Saltzen bey sich hat. Dann/ wie er ins gemein geleuͤtert/ vnd zu dẽ Schieß- pulver gebraucht wird/ so findet man solchen nimmer gantz rein/ sondern allezeit noch mit andern Salien vermischet/ welche Salia durch solviren, vnd wieder coaguliren, nach der bekandten Weiß/ vnmuͤglich von dem reinen Salpeter zuscheiden. Dahero auch kein Sal- peter, welcher seine rechte signatur hat/ die ihme GOtt vnd die Natur gegeben/ gefunden wird. Dann/ wie wohl/ vnd fleissig man diesen Salpeter, der auß den Viehestaͤllen ge- graben/ durch solviren, vnd coaguliren, zu reinigen sucht. So ist es doch vnmuͤglich/ vnd man De Signatura Salium, erlanget dadurch doch nicht seine rechte signatur; Sondern wann man selbige herfuͤr bringen will/ muß man auff diese Weise procedi ren. Erstlich muß man etliche Pfunden deß gemeinen Salpeters, durch solviren, vnd wieder coaguliren, so gut reinigen/ als man kan. Diesen gereinigten Salpeter soll man in zwey Theil theilen/ den einen Theil/ mit einer weissen Letten zu globulos machen/ an der Sonnen trucknen/ durch einen Glaͤsern beschlagenen/ oder sonsten guten Erden Re- tort en/ der die Spiritus haͤlt/ vnd nicht durchgehen laͤst/ in einen grossen Recipien ten/ da- rin Wasser vorgeschlagen sey/ distilli ren/ so geht ein reiner Spiritus Nitri uͤber/ der sich in das Wasser setzet/ vnd sich darin resolviret. Den andern Theil deß behaltenen Salpe- ters/ soll man in einem Tiegel/ durch Zuwerffung der Holtzkohlen/ Weinstein/ oder Re- puli Antimonii stellati figi ren/ daß ein fewriges Saltz darauß werde/ welches mã durch gemein Regenwasser solvi ren/ vnd filtri ren soll. Von diesem Liquore Nitri fixi soll man nach vnd nach tropffenweise/ so viel in den uͤbergestiegenen spiritum Nitri giessen/ biß daß im Zugiessen das Brausen aufgehoͤrt/ vnd beyde widerwertige Naturen/ nem- lich der Spiritus acidus, vnd liquor fixus Nitri, einander getoͤdet/ der Spiritus corrosivus, seine corrosiv, vnd der fixe fewrige liquor, seine Fewrigkeit verlohren/ vnd also auß bey- den wieder ein natuͤrlicher Salpeter geworden/ welcher zwar noch vngestalt/ darumb man solchen Liquorem, der von beyden geworden/ in den Sand setzen/ vnd das vntuͤchtige phlegma davon duͤnsten lassen soll/ so lang vnd viel/ biß daß ein Haͤutlein oben auff wach- sen will/ als dann soll man das Glaß von dem warmen Sand nehmen/ vnd an ein kalt Ort setzẽ/ so schiessen in einer Nacht viel langspitzige Strahlen/ davon man die Nassigkeit abgiest/ vnd weiters auff dem warmen Sand/ biß auff ein Haͤutlein exhaliren laͤst/ wel- ches in der Kaͤlte wieder zu Salpeter schiest. Den rest kan man auff die truckne bringen/ vñ an statt gemeinen Salpeters gebrauchen. Die zwey erste Anschuͤsse aber mit Regenwasser noch einmal solviren, filtriren, vnd schiessen lassen/ so erlangt man einen uͤberauß schoͤnẽ schneeweissen Salpeter, schmal oder duͤn/ doch langschuͤssig/ ohne Zackẽ/ oder hahrecht/ son- dern recht eben vnd gleich/ als wann er durch einen Hoͤbel sechseckicht/ in die Laͤngte/ ge- hoͤbelt waͤre/ welcher des Salpeters natuͤrliche signatur præsentirt. Will man selbigẽ noch reiner haben/ so kan man solchen gereinigten Salpeter wieder theilen/ vnd die Helffte zu ei- nem Spiritu corrosivo distilli ren/ die andere Helffte durch Kohlen figi ren/ beyde con- traria wieder zusammen mischen/ eins das ander zu toͤdten/ darnach filtriren, vnd in Sal- peter, wie oben gelehret/ schiessen lassen/ so hat man einen solchen reinen Salpeter, darmit in Medicina, vnd Alchymia wunderdinge außzurichten/ davon an andern Orten mei- ner Schrifften zu sehen. Wann alles wol verrichtet/ so sollen alle Strahlen/ keine außge- nommen/ recht/ strack/ oder gleich/ ohne hobeln/ sechseckicht seyn/ welches die rechte signa- tur eines wahren gereinigten Salpeters ist. NB. So man aber einen fixen Liquorem Nitri eine lange Zeit an der Lufft stehen laͤst/ vnd hernach ad cuticulam abduͤnstet/ so schiessen kleine Sternlein/ auch sechseckicht/ in die runde/ als wann jeder Zacke mit einem Zirckel/ gleicher Weite von dem andern/ ab- gethei- Metallorum \amp; Planetarum. getheilet waͤre/ so artig/ daß man sich nicht genug daruͤber verwundern kan/ welche signa- tur der vorigen gantz vngleich/ dann diese eirculrund/ sechseckicht/ jene aber langspitzig/ vnd sechseckicht ist. Gleich wie nun allhier von deß gemeinen Kochsaltzes/ vnd auch deß Salpoters rechten signatur gehandelt: Also soll es auch mit den andern Salien verstanden werden/ wann neinblich ihre rechte signatur herfuͤr kommen soll/ sollen vnd muͤssen diesel- be von aller accidentali scher Vnreinigkeit erst geschieden werden. Der Vitriol vnd Alaun, welche sonsten allezeit knoppicht/ oder vngleich/ schiessen hernach/ wann sie von ihrer terrestri taͤt gereinigt/ schoͤn hell/ vnd Crystallisch/ aber noch schoͤner/ nach deme sie wol oder noch besser gereinigt seyn/ vnd wann sie auffs allerreineste gebracht werden/ so kommen sie dem gemeinen Saltz gleich/ auch wuͤrfflicht herauuß/ a- ber nicht so schoͤn/ vnd zierlich/ als von dem Kochsaltz geschicht. Dabey zu sehen/ daß die Natur gern helffen/ vnd zur perfection bringen will/ wann man ihr nur durch die Kunß zu Huͤlffe kombt. Ehe daß ich aber dieses Tractaͤtlein de Signatura Salium beschliesse/ finde ich gut/ zuvorn anzuzeigen/ wie weit diese beyde Woͤrtlein/ SOL vnd SAL, in Wuͤrdigkeit von einander seyn. Bey dem Woͤrtlein SOL, ist der Circulus zweymahl/ vnd nur ein halber Qua- drant, dann dann das O, ist ein gantzer Circul, vnd das S. auch ein gantzer/ also zu verste- hen/ wann man die beyde halbe Circul im S. vmbkehrt/ wieder zusammen setzet/ so machen diebeyde halben auch einen gantzen: Dann wann man einen gantzen Circulum an ei- nen Ort/ entweder oben oder vnten/ auffschneidet/ vnd die eine Helffte vmbkehrt/ so gibt der Circulus ein rechtes S. ist also das S. fuͤr 2. halbe Circulis, die einen gantzen machen/ zu rechnen/ vnd das L, ein halber Quadrant. Bey dem Woͤrtlein SAL aber ist der Cir- cul auß dem S nur einmahl/ vnd der Quadrant auß dem A vnd L auch einmahl zu nemen/ darauß zusehen/ daß das Saltz von guter temperatur, nemblich halb vnd halb auß elementischen vnd irrdischen zusammen gesetzet sey. Die Sonne aber viel reiner/ vnd edler/ als das Saltz befunden wird/ jedoch nicht gantz rein/ wie solches das L, als ein hal- ber Quadrant anzeigt. Gantzrein aber kan die Sonn e nicht seyn/ wie sie dann auch nicht ist/ vnd kan solches durch ein grosses Perspectiv, daß nemblich einige schwartze Flecken daruͤber hin vnd her schiessen/ genugsamb wahrgenommen werden. Gantz perfect darff sie auch nicht seyn/ dieweiln die voͤllige perfection GOtt allein/ vnd keinem Geschoͤpffe/ gleich wie die Soñe ist/ zugehoͤret. Daß aber die Sonne/ vnter allen Geschoͤpffen Gottes/ das aller reineste ist/ kan niemand wiederreden: Dahero ihrer viel vnter den alten Heid- nischen Philosophis die Sonne fuͤr GOtt selbsten gehalten/ haben aber weit geirret/ vnd nicht gewust/ daß neben der ewigen/ vnd vngeschaffenen/ auch eine geschaffene vergaͤngli- che Sonne sey. Die ewige vngeschaffene Sonne ist GOtt der Allmaͤchtige selbsten/ ein Schoͤpffer der elementischen leuchten den Sonnen/ welche an der Welt Ende/ nach Chri- sti Wort selbsten/ auch wieder vergehen soll. Also ist auch zweyerley Saltz/ nemblich ein e- wiges/ Goͤttliches/ vnd himmlisches; vnd auch ein irdisches vergaͤngliches. Vnd gleich- S s s wie De Signatura Salium, wie auch dem ewigen Liecht/ vnd himmlischen Goͤttlichen Saltze/ ein H. Geist/ die kalte verfinsterte Hertzen zu erwaͤrmen/ vnd zu erleuchten/ vnd der Menschen Seelen fuͤr deß Satans Argelist/ Mord/ vnd Betrug zu bewahren/ außgangen: Also gehet auch auß/ von der elementischen Sonne oder Fewer/ vnd terrestri schem Saltze/ ein edler Saltzgeist/ die Leiber der Menschen darmit zu staͤrcken/ fuͤr vielen zu faͤlligen schaͤdlichen Kranckheiten zu bewahren/ vnd bey guter Gesundheit zu erhalten. Jst also eine ewige Goͤttliche Sonne/ himmlisch Saltz/ vnd Heiliger Geist: Vnd auch ein elementische vergaͤngliche Sonne/ Saltz/ vnd Geist. Vnd seynd wir schuldig/ das ewige zu lieben/ loben/ ehren/ anzubeten/ vnd vnser Seelen Seligkeit demselben zu befehlen. Das zeitliche vergaͤngliche aber/ sol- len wir mit Dancksagung geniessen/ vnd zu vnserer Notturfft gebrauchen. Folget hierauff vorangezogene/ des Herrn Gomesii, Expli- cation, uͤber das Woͤrtlein ἅλς, oder SAL. S Ed antequàm ad divinos hujusmodi locos enodandos accedamus, divino Numi- ne, \amp; gratia Spiritus, quem unicè invocamus, refundi nos oportet. Ut quod nulla augurali sub faba, \amp; divinatione prænosci potest; divino tandem afflatu, ac instinctu duce, non aberrantes, exponamus. Cùm in tanta, adeoq; ineffabili divinorum tracta- tione, si fortè (quod absit) erraverimus, nulla nobis venia; sin autem rem piè, feliciter- q́ue prosequuti fuerimus, soli Deo, atque summo Salis datori Christo gratia \amp; univer- sa laus sit tribuenda. De primo igitur ostendendum, quia sit cœlestis Sal, quonamve pacto à terrestri, de quo egit Christus in Evangelio, distinguatur. Ac quoniam Evangelica Christi ver- ba magnam nobis ad dicendum de ipso vim addunt: haud inconcinnum fore arbitra- mur, si Christum, qui ut Apostolos majores nostros perinsigni titulo decoraret, vo- cavit Salem terræ: nos ipsum, summum, atq; intemeratum Salem cœli appellemus. Vix enim est ex tam multis inferioris naturæ comparatis, quod ad divinam adumbrandã, vim, ac efficientiam Salis hac in parte præcurrat. Est namq́; Christus, ipsiusq́; beatissi- ma humanitas, unicum cœlesti beatorum mensę appositum salillum. In quo Salest ple- nitudo ipsius Divinitatis infinitæ, inexhaustæ, atq́; interminatæ: quæ \amp; cœlum, \amp; ter- ram cum omnibus, quæ in eis funt, tum infinitè redundans impler; tũ rursum con- diens sese ad captum nostrum, universis etiam suavissimè degustanda exhibetur. Ab ea quippe, cuncta, quæ ubiq; sunt, \amp; quæ fuêre unquam, atque ullo post tempore e- runt; \amp; suum ipsa esse, \amp; quod perfecta sint, \amp; sine qua nulla essent, pro optimo, divi- noque sui condimento, atque ut conditori saperent, acceperunt. Hanc itaque Divinitatem, unam \amp; eandem tribus communicatam Personis, Sal suo, quo in una syllaba constat trium literarum nomine, tàm Græcè quàm Latinè, quodammodò exprimere, seu potiùs adumbrare conatur. Nam licet Chaldaicis, Hæ- braicisq́; in literis præcipuè (quòd iis loquutus sit Deus) sacra inclusa sunt, atq́; divi- nitùs impressa Mysteria: non tamen his omnino vacant elementa linguarum, præser- tira Metallorum \amp; Planetarum. tira Græca, quæ ab illis \amp; derivata fuêre, \amp; constructæ ex his voces, rebus, nonpro ar- bitrio, sed ab earum proprictate, ut Platoni Græcorum maximo placuit, impositæ. Si- quidem infinitatem, atq́; immensitatem divinam, Græcis literis expressam, \amp; explica- tam fuisse, Apoc. 1. ostenditur; ubi Joannes Christum dominum de seipso prædicantem vidit, audivitq́;. Ego sum α \amp; ω Principium \amp; finis. Nam quemadmo dum Sol dum le- via \amp; perspicua luce sua attingit; ab his protinus redditur ipsius imago \amp; splendor; ita cœlestis, atque infinita divinitas, cuncta bonitate sua quasi splendore perfundens, nonmodò rebusipsis, verùm etiam \amp; literis, quibus res elucescunt, ac perspicuæ fiunt, impressum sui vestigium relinquit: quale in Sale quidem Græcis designato notis ines- se reperimus. Nam quod Latinè Sal, idipsum Græcè, ἅλς dicitur: iisdem ipsis utrobiq́; literis, licèt commutato ordine, expressum: atque cum tres illæ sint unatantum syllaba prolatum. Sed Græca vox utrumq́; exprimit apertius. Est enim prima ejus nota α quæ ab infinita rotunditatc, duobusveluti cornibus, in consequentes literas produci videtur. Quæ nota cum sacrosancta, divinaque illa Triade collata, primam ejus personam, immensiscilicet Patris, designat. Qui tũ, ἅλφα, utpote principium est seipso infinitum; tum idem duobus ex se productionibus, aliis divinis Personis naturam suam effundit, atque infinitè communicat: quarum alterâ, videlicet generatione, Filium; altera verò, nempe spiratione, unà cum Filio, Spiritum Sanctum producit Quin \amp; ut ipsummet α ostendit, æternam illam, infinitam, atque interminatam ejusdem summi Patris potentiam divina quædam ipsius operacio con- sequuta est, qua idem extempore, ab omnipotenti infinitate sua, sese ad universa pro- creandum effudit. Utpote dum etiam duobus cornibus, benedictionibus inquam, al- tera, creatione rerum; altera verò earundem conservatione; \amp; per omnipotentis Filii sapientiam, \amp; persacri Pneumatis bonitatem, creaturis omnibus esse impertitur. At, quæ media sequitur λ. nota est suavitate plena: quæ dum ore rotundo. \amp; ad hilaritatem composito profertur; tum figura ipsa non admodum est vero circino dis- similis. Nam à superiore angulo duo deorsum tendẽtia latera trianguli figuram, absq́; basi tamen, sine termino, videntur efficere, ut ipsamet litera exprimit. Quæ rursum no- ta ad illam eandem Triadem relata, secundam ejus personam, Filium scilicet, suavissi- mo Patris ore prolatum verbum repræsentat. In quo duæ æternæ, ut vocant, relatio- nes, quasi duo infinita latera, reperiuntur: altera, qua ad Patrem, à quo æterna sui gene- ratione procedit; altera, qua in Spiritum Sanctum, quem una cum Patre spirat, æterna, \amp; infinita habitudine, sineque ulla intermissione refertur. Sed neque eidem notæ λ æterno inquam, Dei Filio, mediatori Dei, \amp; hominum Christo, sua etiam benesicentissima in tempore actio defuit: Ut qui divinitatem \amp; hu- manitatem complectens, lapis que angularis ipse factus; utrumque parietem, Israëliti- cum videlicet populum cum Gentili, quasi duo latera connexuit. Unde tam munitum, adeoq́; tutum utrique in seipso condidit asylum, ut confugientes, mortiferam perpe- tuæ damnationis sententiam evaderent. S s s 2 Demum De Signatura Salium, Demum hoc ipsum monosyllabum ς concludit. Hæc quippe nota sinuosa qua- dam, atque circumflexa hinc inde ducta linea designatur, quæ à duabus extremitati- bus in sui medium progressa, duos distinctos, quasisemicir culos designat; è quibus duci ipsa, atque constitui ostenditur. Quod lineamentum, cùm illa ipsa triade compa- ratum tertiam divinam personam, nempe Spiritum Sanctum, adumbrat. Is namq; Spi- ritus ab utriusque, Patris scilicet, Filiiq́; sinu, unica, eademque spiratione procedens, duas distinctas personas illas, quibus \amp; coæqualis, \amp; coæternus est, sic infinito amo- ris sui nexu connectit, ut ipso distincta persona manens, unà cum illis, in simplicissi- ma, individua, atque immensa natura conveniat. Ve ùm enim verò ut aliis personis; ita \amp; Sacrosancto Spiritui sua ex tempo- re communicatio attribuenda est: quæ mirè exprimitur per ejusdem literæ ς ductum: si tamen inferam ejus extremitatem, quæ ab anterioribus monosyllabi literis quasi oriri videtur, consideremus. Nempe quonam illa pacto, quoad nos, primò in dexte- râ porrigatur: deinde à dextera in lævam, sinuoso ductu paululum ascendendo con- torqueatur: atque inde tandem, simili sequente obliquitate, rursum in dextram desi- nat. Etenim sacer idem ipse Spiritus ab æternis illis, ac infinitis duabus personis, qua- si ab immenso infinitatis fonte progressus, dum in tempore dona sua mundo com- municat, ea primùm in derteram, hoc est, in corda hominum, ad eos divino legis na- turæ lumine illustrandos, \amp; imbuendos effudit. Deinde eodem ipso remanente lu- mine, quasi à dextra in lævam paululum ascendendo deflectens, Mosaicam legem di- gito Dei, hoc est, se dictante, soriptam, Israëliti s protulit. Postremò relicta Mosai- cæ legis læva, in dexteram revolutus, Evangelicam legem à Christo Servatore latam suo sapientissimo, amantissimoque gratiæ Sale condidit. Ex quibus, quod ad rem pertinet, apparet tres illas Salis literas unam constitu- entes syllabam: ac rursum hanc ipsam eisdem illis tribus explicatam, indicasse nobis, in Sale esse impressum vestigium aliquod illius sacrosanctæ, atque individuæ Triadis, quam in monade peræquè, ac monadem in Triade veneramur. Quam quidem Triadem, ut infinitam, utque æternam, ac ineffabilem rem quã- dam, ignotam ferè, \amp; incomprehensam habuissemus; \amp; quasi remotissimum Salem, nullo unquam humano, angelicove anteà deportatum salino, intactum reliquisse- mus; nisi tandem divina ejusce Triadis Persona Verbum, divinitatem tantam in as- sumpta à se humanitate tanquam in salino Salem, nobis degustandam obtulisset. Namque hoc ipsum salinum, tum figura, \amp; æterno splendore Patris cælatum; tum vermiculatis passionis suæ notis compunctum, \amp; illustratum; atque sanctissima et- iam sacris Spiritus unctione decoratum, cœlesti beatorum mensæ semper est apposi- tum; ad ipsorum escam solemnesque epulas, æterno, àtque ineffabili modo condien- das. Utpote cùm in eo prorsus reconditi sint divini omnes, suavissimique æternæ sa- pientiæ sapores, \amp; gustatus excellentissimi. Est enim ipsemet Christus, cælestis, opu- lentissimique convivii non modo conditor sapientissimus; sed ipsummet etiam con- dimen- Metallorum \amp; Planetarum. dimentum, atque condita res, \amp; esca, quæ apponitur. Per ipsum enim cœlestis ejus Pa- ter Rex Regum, ac dominus dominantium magnificéntissimus, qui nos ex sua bonita- te, atque ut bona sua amat, universo creaturarum populo amplissimum Salis congiari- am, hoc est, suæ præ stantissimæ gratiæ auxilium ad se inquirendum, cœlestiaq́; appe- tendum, dat liberalissimè. Sanè, ut qui ad cœleste epulum sunt vocati, congiario illo se ad hoc veniendum, in eoq́ue felicissimè accumbendum præparent: si verò ut fatui ve- nire renucrint, sublato ab eis congiario, sempiterna pœna mulctentur. Qua in re non aliter se utrique habere videntur, quàm carnes cum ossibus, quæ simul in ollam cum aqua \amp; Sale ad ignem decoquenda immittuntur: atque illa post ad mensam appo- nuntur. Ex quibus ossa, cùm neque Sale condiri, neque aqua emolliri possint, in- fra mensam statim canibus comminuenda projiciuntur: carnes autem, quia tene- ritatem ex calore, \amp; aqua, condimentum verò à Sale acceperunt, puriore men- sæ Sale denuò conspersæ, summa cum voluptate eduntur. Sunt enim ut ossa carni- bus, sic etiam bonis permixti mali. Quorum hi, cùm neque divinum gratiæ Sa- lem regustare, neque lustrali aqua dilui, ac emolliri, neque cœlestis verbi calo- re accendi adres divinas voluerint; severissimo magni prægustatoris atque mensæ præfecti Christi judicio igni, vel cruciatibus reservantur convellendi. Quos ille, præduritie, obstinatos, præque indignitate fatuos, insulsissimos, cœlestique mensa indignissimos invenient, de medio justorum divellit, atque in profundum barathrum, rapacissimis Inferni carnibus perpetuo conterendos, detrudit. At verò boni, qui non solum priore, sed posteriore etiam Sale, divina in- quam, antecedenti (ut no stri ajunt) \amp; consequenti gratia conditi fuêre; ac non modo virtutibus ornari, sed ardentibus cruciamentorum hujus vitæ undis se ex- tergi, exurique pro Christo passi sunt: nos tanquam perdignas mensa carnes idem prægustator offerens Deo Patri, novo gloriæ Sale perfundit: ac licet advenas \amp; peregrinos, inter angelicos \amp; cœlestes cives simul discumbere; \amp; peræqua cum his donari beatitudine \amp; mansione jubet. Quamvis tamen vario promerendi cursu ad unam illam \amp; eandem felicitatem utrique perveniant. Nam ex quo superni illi ci- ves angelici, ab ipso rerum exordio, \amp; cùm primum eis contigit plena optio, cœ- lestes venturi Christi cœnas meridianis insolentissimi Luciferi prandiis prætulerunt; oppiparas quidem illas, atque, utvocant, saliares, cum suavissimo gratiæ Sale con- ditas, tum splendidissimo gloriæ lumine collustratas, consequi meruerunt. At ve- rò terrarum incolæ, ac cœlorum advenæ homines tam gravi mole corporis op- pressi, densissimisque toti ignorantiæ tenebris obvoluti; tam longum iter ad patri- am longè tardiore gressu confecerunt. Non enim his sub ipso creationis termi- no consecuto momento, universa totaque simul meriti occasio sese arripienda obtu- lit. Sed ipsos hanc potius, continua, diutinaque vitæ periodo, usq́; ad ejus exitum, stu- diosissimè, laboriosissimeq́; captare oportet: præterquam quod tam arduum, adeoq́ue S s s 3 aspe- De Signat. Salium, Metallor. \amp; Planetar. asperum, atque mille præ cipitiis expositum iter ad patriam, tam magnas ubiq; pe- regrinis curas afferat, in tam graves sæpe animi angores, ac solicitudines eos indu- cat; ut planè, non tam humani laboris, seu conatus, quam divini Numinis sit, pertgri- nos aut non deficere in via, aut non à vero quandoque scopo, seu viæ termino aber- rare. Quod passim utique omnibus contingeret; nisi constitutus à divino Senatu toti- us orbis parochus Christus, qui ubivis peregrinis suis Salem, \amp; ligna præbet, ipsos tũ reficeret, ac recrearet, tum in viam, quæ nos ad eandem cœlestem patriam dirigit, re- duceret. Dieses sey also auff dißmahl genug/ von der Signaturâ Salis, Metallorum, \amp; Pla- netarum, wann man den Sachen nur fleissig nachdencket/ wird man we i t darmit kom- men. So GOtt will/ vermeyne ich ins kuͤnfftige auch ein Tractaͤtlein/ de Signaturâ Ve- getabilium, Animalium, \amp; Mineralium herauß zu geben/ darinnen auch viel guter Nachrichtung zu finden/ vnd allen Staͤnden nuͤtzlich vnd gut zu lesen seyn wird. O du Ewiger/ Allmaͤchtiger/ Guͤtiger/ vnd Barmhertziger GOtt Vatter/ Fewer/ Liecht vnd Sonne der Gerechtigkeit/ erleuchte vnd erwaͤrme alle schlaffende/ finstere/ vnd kalte menschliche Hertzen/ damit sie dich zu sehen/ zu kennen/ zu lieben/ vnd zu foͤrchten/ vnd fuͤr alle empfangene Gutthaten/ dir hertzlichen Lob/ vnd schuldigen Danck zu sagen/ einmal auffwachen/ munter/ vnd sehend werden moͤgen. O du ewiges Wort GOttes! du liebliches/ heilsames/ wolschmaͤckendes/ himmli- sches Saltz Jesu Christe, labe vnd erquicke vnsere krancke Seelen/ durch dein Goͤttliche erhaltende Krafft/ damit wir starck werden/ vnd vns weder Todt/ noch Teuffels Gewalt schaden koͤnne. O du Heyliger Geist! einiger Fuͤhrer/ vnd Leyter zur Warheit/ der du von dem Goͤttlichen/ ewigen Fewer/ vnd himmlichen Saltze/ auß gangen bist/ troͤste alle trawrige/ in diesem gifftigen Morast/ vnd Jammerthal/ vnter lauter zerreissende Woͤlffe/ in der Jrr gehende/ vnd verlassene Schaͤfflein/ staͤrcke dieselbe/ damit sie ihr Kreutz alhier ge- duͤltig tragen/ scheide sie einmahl von den stinckenden Boͤcken/ vnd fuͤhre sie endlich zu den außerwehlten/ auff eine himmlische gruͤne Awen/ allwo das ewige Liecht vnablaͤssig zu sehen/ das Saltz der Himmelen zu kosten/ vnd die Voͤlle Goͤttlichen Fridens/ Gnade/ vnd Barmhertzigkeit/ ewiglich zu geniessen/ Amen . ENDE De Signaturâ Salium, Metallorum \amp; Planetarum. Trost Trost Der Seefahrenden: Darinnen gele hret vnd angewiesen wird/ wie sich die Seefah- rende vor Hunger vnd Durst/ wie auch solchen Kranckheiten so ihnen auff langwiriger Reise begegnen moͤchten/ versorgen vnd bewahren koͤnnen. Guͤnstiger Leser. C Hristus vnser Seligmacher/ hat vns eine Lehr vorgeschrieben/ nemb- lich daß wir vns gegen vnsern Nechsten also verhalten/ gleich wie wir gern hetten/ daß er sich gegen vns verhielte/ vnd denselben also lieben solten/ gleich wie vns selbsten/ vnd solches/ als den eussersten Willen GOttes/ daran das gantze Gesetz vnd Propheten hangen/ vns auffs hoͤchste recommendi ret. Obwohlen nun dieses von gar wenig Men- schen betrachtet/ sondern ein jedweder nur das seinige suchet/ so finden sich doch noch eini- ge/ welche solches beobachten/ vnd so viel muͤglich/ ihrem Nechsten zu dienen Gelegenheit suchen/ vnd weiln schon deren einige moͤchten gefunden werden/ die ihren Nechsten alles Gute goͤnnen/ vnd gern mit Rath vnd That behuͤlfflich seyn wolten/ so ist es ihnen nicht allen gegeben/ dann niemand mehr geben kan als er hat; Etliche aber/ die wohl geben vnd helffen koͤnten/ die seynd gemeiniglich geitzig vnd mißguͤnstig/ vnd guͤnnen niemands nichts Gutes als ihnen selbsten/ diese Art der Menschen werden am meisten in der Welt i tzunder gefunden/ darumb die liebe gegen den Nechsten auch gantz verloschen. Diewei- len dann GOtt der Allmaͤchtige mir auß sonderbahren Gnaden ein kleines Pfuͤndlein/ die Secreta der Natur zu ergruͤnden/ (ohne Zweiffel zu diesem Ende meinem Nechsten darmit zu dienen) verlichen: wie ich dann/ ohne Ruhm zu melden/ mein von GOtt verli- henes Talentum nicht begraben/ sondern das selbige stuckweiß von Jahren zu Jahren meinen Nechsten zum besten schrifftlich verfasset/ vnd wohl meynend heraußgegeben/ vnd auch ins kuͤnfftige/ so viel die Zeit zulassen wird/ noch ein vielmehrers vnd bessers herauß zugeben entschlossen. Nach deme mir nun einige beschriebene Schiffartten nach Ost-vnd West-Jndien/ vnd andern weit abgelegenen Orten vnterhanden kommen/ darauß ich mit Verwunderung ersehen/ was auff dem Meer fuͤr grosse Gefahr nicht allein wegen der Vorrede. der Mege grosser Feinde vnd Seerauber/ oder auch grossem Vngestuͤmm/ die ihnen auff dem Meer begegnen moͤchte/ dardurch das Schiff mit allen lebendigen Creaturen/ vnd was darinnen ist/ zu grund gehet/ vnd viel andern Gefaͤhrligkeiten mehr dieselbe vnter- worffen. Vnd nach deme ich alle solche Gefaͤhrligkeiten betrachte vnd wol examinire, so ist mir keine schwerer oder vnertraͤglicher vorkommen/ als Hunger vnd Durst/ oder Man- gel an Essen vnd Trincken/ welchen sie bißweilen (wann das Schiff vervngluͤcket) leiden muͤssen; dann wann der Feind ein Schiff vbermeistert/ ob schon des Gut verlohren geht/ so werden doch gemeiniglich die Menschen beym Leben erhalten/ welche wieder ander Gut erwerben koͤnnen/ vnd wann dieselbe vom Feind auch solten getoͤdet werden/ so hat ihr schmertzen doch bald ein Ende; wann aber durch vngluͤckliche Beyfaͤlle den Menschen Brod vnd Wasser mangelt/ vnd in solche Noht gerathen/ daß sie einander bald selber schlachten vnd verzehren moͤchten/ alßdann ist das Vngluͤck am groͤsten/ vnd solte man lieber todt seyn/ als solches Elend vnd Extremiteten außzustehen. Obwohl nun dieses so offt nicht geschicht/ so geschicht es doch desto oͤffter/ daß sie Mangel an Wasser bekom- men/ vnd grossen Durst leiden muͤssen. Nun solte man billich mit solchen nothleidenden/ auß Barmhertzigkeit ein Christlich Mitleiden haben/ wer kan aber auff der weiten wil- den See helffen? dieweil dann deren an der Seegraͤntzenden Laͤnder Wolfahrt/ darin- nen gemeiniglich kein Wein/ Korn oder Miner alien fallen/ wie in Hochdeutschland vnd andern Orten/ sondern allein in der Schiffart bestehet/ so ist ja viel daran gelegen/ daß dieselbige/ so viel muͤglich/ befoͤrdert werde. Derohalben ich der Sach nachgedacht/ vnd so weit gefunden/ daß man solcher Noth/ nemlich/ Mangel an Essen vnd Trincken/ bey Zei- ten vorkommen vnd sich etlicher Massen darfuͤr versorgen kan. Nemblich wann man solche Dinge mit auff die Schiffe nimbt/ welche mehr Krafft den Hunger vnd Durst zu stillen/ als das gemein Brod vnd Wasser/ vnd nicht allein dieses/ sondern die gemeine Schiff-Kranckheit/ der Schorbock/ (welche die Schiffart biß- weilen auch verhindert) kraͤfftig kan begegnet vnd vorkommen werden: wann man zur Vorsorge (neben dem gewoͤhnlichen Proviant) dieser Materi auch ein Theil mit auff das Schiff naͤhme/ im Fall der Noth/ wann etwan das Schiff durch contrari- Wind verschlagen/ oder sonsten durch andere vngluͤckliche Zufaͤlle an der Reise ver- hindert/ vnd laͤnger/ als Rechnung gemacht/ vnter Wegs seyn muͤste/ solches anzuta- sten vnd sich dessen zu gebrauchen haͤtte. Es waͤre wohl zu wuͤnschen/ daß es nimmer so weit kaͤhme/ daß man dieser Materialien noͤthig auff den Schiffen haben moͤchte/ weilen aber das alte Sprichwort lautet; gut Auffsehen oder Vorsorge kan nichts schaden; so ist es dann allezeit besser/ man habe etwas vbrig/ das man nicht brauchet/ als daß man etwas mangelt/ das man noͤtig zu brauchen haͤtte: was das nun fuͤr Materialien seyn davon allhier gemeldet/ vnd wie dieselbe im Notfal gebraucht werdẽ/ habe ich gut gefunden/ solche meinem Nechsten zu Dienste vnd Wolfahrt zu communi- ciren, nicht zweifflende/ diese Invention bey der Schiffarth viel gutes außrichten wer- de. Die Vorrede. Die Vrsach aber welche mich dahin beweget dieses Buͤchlein zu schreiben/ wird der Guͤnstige Leser auß dem vorher gehenden/ nemblich die Liebe gegen den Naͤchsten) albereit verstanden habẽ. Vnd daß ich aber solches nicht besonder allein an einige wenige schrifft- lich communicirt, sondern in dem offenbahren Druck gehen lassen/ habe ich gut zu seyn erachtet/ auff daß dem Menschlichen Geschlechte/ vnd sonderlich den Seefahrenden/ wie auch Krancken solche herrliche vnd hochnuͤtzliche Inventiones, nicht nur einem/ sondern vielen zu Huͤlff vnd Trost gereichen moͤchten. Zweiffele auch gantz nicht/ diese meine Wol- memung werde den Seefahrenden nothleidenden ein grosser Trost vnd Labsal oder ein solches Præservativum seyn/ dardurch sie mancher Gefahr vnd Noth enteussert/ oder de- ren hinfuͤhro versichert seyn koͤnnen/ dann diese Mittel/ so ich allhier gegen Hunger/ Durst vnd Schiffkranckheiten werde anweisen/ also beschaffen seyn/ daß sie das jenige/ so ich ihnen zuschreibe/ volkoͤmlich verrichten werden. Also daß viel tausend Menschen Nu- tzen vnd Dienst davon haben werden/ so lang die Welt stehen wird/ dessen sich billich alle Seefahrenden wie auch Krancken erfrewen/ vnd GOtt dem Allmaͤchtigen behoͤrlichen Danck zu sagen schuldig seyn. Vnd so einer oder der ander an dem Succes zweiffeln sol- te/ (welches doch so klar vnd vnwiederleglich dargezeigt wird) so stehet ihm frey/ Proben davon zu machen/ vnd sich der Warheit zu versichern/ ehe er seine Rechnung oder Zuver- laß dar auff machet/ welches ja leichtlich mit wenigen kan probiret oder versuchet werden/ vnd solches nicht allein auff dem Wasser vnd Schiffart/ sondern auch auff dem Lande zu Hauß bey gesunden vnd krancken Menschen. Wolle derohalben niemand so vnbesonnen darein plumpen vnd das jenige verachten das er nicht verstehet oder begreiffen kan/ son- dern zuvorn das Werck auff die Proba setzen/ vnd sehen was darhinden sey/ ehe ers ver- achtet oder ein vnreiffes Vrtheil daruͤber faͤlle/ auff daß ihn sein Vorwitz oder selbst ein- gebilde Weißheit nicht betriege vnd zu schanden mache/ wann die Prob ein bessers dar- gibt als er ihm haͤtte einbilden koͤnnen. Daß ich aber an etlichen Orten etwas obscur schreibe/ vnd nicht alles so klar gese- tzet/ daß es ein jedweder begreiffen kan/ wolle sich niemand daruͤber verwundern/ dann ich meine gewisse Vrsachen habe warumb solches geschicht. Es ist doch niemand darbey ver- kuͤrtzet. Weiln den einen Weg als den andern solche Puncten erklaͤrt/ vnd nach mir blei- ben werden. Wolle also der guͤnstige Leser das jenige so er hierin beschrieben findet/ als ein grosse Gabe Gottes in Frieden auff vnd annehmen/ spuͤhre ich daß dieses angenehm vnd GOtt solches zulaͤst/ soll ein mehrers folgen. Jch erbiete mich auch gegen alle die jenigen/ die es noͤtig haben moͤchten/ obgedachte Medicamenten fuͤr Hunger/ Durst/ vnd alle See-Kranckheiten in guter Quantitet zuzurichten vnd bereiten zu lassen/ also daß der- selben Jederman geniessen vnd Dienste davon haben moͤchte. Jst nun dem einem oder dem andern daran gelegen/ so wird er sich bey dem jenigen/ deme ich diese Medi- camenta zu bereiten/ vnterhanden geben/ anzumelden/ vnd sich derselben zu bedienen wissen. Jch suche hierinn mein eygenes gar nicht/ bin zu frieden/ daß ich meinem Nechsten auß Christlicher Liebe nur dienen vnd helffen moͤge. Jst meine Wohlmei- T t t nung Vorrede. nung schon nicht bey allen vnverstaͤndigen/ groben/ vndanckbaren Menschen ange- nehm/ so ist es doch GOtt angenehm/ welcher vns befohlen hat/ einander zu lieben vnd gutes zu erzeigen/ welcher auch zu seiner Zeit durch fromme vnd danckbare Gemuͤ- ter meinen nach gelassenen Kindern solches wird geniessen lassen/ daran ich nicht zweiffe- le/ vnd darmit gar wohl zu frieden bin vnd bleibe. Trost der Seefahrenden. A Vff daß wir nun zum Werck greiffen/ vnd anzeigen/ was das fuͤr Stuͤcke seyn/ welche auff den Schiffahrten hochnuͤtz- ich zu gebrauchen/ vnd man sich so wol deß Hungers als Durstes/ wie auch Kranckheiten/ darmit befreyen oder er- wehren koͤnne/ seynd anders nichts/ als ein concentrirt es oder in die engegezogenes Korn vnd Wasser/ das concen- rrirte Korn fuͤr den Hunger/ vnd das concentrirte Wasser fuͤr den Durst. Wie nun das Korn oder Wasser concen- trirt vnd im Nothfall zu gebrauchen/ soll außfuͤhrlich beschrie- ben vnd gelehret werden. Vnd erstlich Von Concentrirung deß Korns. D Je Concentri rung deß Korns betreffend/ so hab ich dieselbe albereit außfuͤhrlich in dem Ersten Theil Deutschlands Wohlfahrtbeschrieben/ vnd nicht noͤtig allhier zu wiederholen/ doch denen zur Nachricht/ welche selbiges Tractaͤtlein nicht haben oder le- sen moͤgen/ dient diese kurtze Wiederholung. Man machet auß Rocken/ Haber/ Weitzen/ Gersten/ oder welchen Korn man will/ ein Maltz/ wie solches in dem Bierbrawen ge- braͤuchlich/ vnd kochet oder ziehet den besten Safft darauß/ gleich als wann Bier dar- auß solte gemacht werden/ vnd kochet diesen Extract in breiten vnd niedrigen Pfannen oder kuͤpffern Kesseln/ fein langsam zu einer Honigdicke/ die Huͤlsen oder Treber/ davon dieser Safft gezogen/ wird dem Viehe geben/ der Safft aber kan fuͤglich uͤber See ver- fuͤhret/ vnd wo man will/ mit Zuthun eines Hopffen-Wassers/ zu Bier gemachtwer- den/ vnd weiln gemeiniglich 8. Tonnen Korn/ ein Tonne Safft geben/ vnd ein Tonne Korn giebt ins gemein ein vnd ein halbe auch wol 2. Tonnen Bier/ so kan ein Tonne Safft auch auffs wenigste 8/ 10/ 12. oder mehr Tonnen Bier geben/ nach dem man sol- ches fett oder mager haben will/ wird also viel leichter eine Tonne Safft mit genommen/ als 10. oder 12. Tonnen Biers/ welches vnterwegs leichtlich sawer werden vnd verder- ben kan: Hergegen der Safft/ wann er fuͤr der Lufft bewahret wird/ gut bleibt. Dieses ist ein Vortheil/ weiln man zu allen Zeiten auß dem Safft gut frisch Bier machen kan. Der ander Nutzen oder Vortheil ist/ daß man diesen Safft zu Hauß im Vatterland zu- vorn Trost der Seefahrenden. vorn mit guten Rocken-Maͤhl an statt Wassers gebrauche/ vnd ein kraͤfftig Brod dar- auß backe/ welches Brod dann auf den Schiffen viel weiteꝛs in der Nahꝛung sich strecket/ als ein gemein Brod/ vnd ist solches Brod so kraͤfftig/ daß es auch die Krancken laben vnd erquicken kan/ wie dann die Alten/ vnsere Voreitern/ nicht vergeblich ein fein gesibt Korn- Mahl mit verschaumbtem Honig (an statt Wassers) angemengt/ vnd Brod darauß ge- backen/ vnd solches Lebkuchen genennet haben/ damit so viel andeuten wollen/ daß ein solches Brod sehr staͤrcke/ vnd das Leben gebe/ jetziger Zeit/ da alles auffden Geitz gerich- tet/ machen sie die Lebkuchen nur mit gemeinem vngesaͤuerten vnd vngekochten braunen Honig/ darumb solche Kuchen auch nicht viel geachtet werden/ oder Krafft geben koͤnnen/ weiln sie nach dem rauhen Honig schmecken/ vnd zu mager gemacht werden: dieses Brod aber ist viel lieblicher/ edler vnd kraͤfftiger/ weil der Korn-Safft mehr Nutriment gibt/ als das Honig. Vnd wann man noch besser damit procediret, so gibt ein solcher concentrir- ter Korn-Safft auch noch einen mehrern Nutzen/ nemblich/ wann man mit dem dicken Kornsafft ein fein gesibt Maͤhl/ von guten Maltz gemacht/ zumenget/ vnd Brod da- rauß backet/ solches nach dem backen von einander schneidet/ vnd noch einmal in den O- fen schiebet/ daß es gantz duͤrꝛ vnd trucken wird/ alsdann in Kisten oder Faͤssern/ vor Lufft bewahrt/ mitfuͤhret/ so kan man im Notfall solches Brod nur mit heissem Hopffen-Was- ser uͤbergiessen/ vnd jehren lassen/ so wird es zu Bier/ das jenige/ so nicht ins Wasser gehet/ vnd zu Bier wird/ kan man in einem Kessel warm machen/ ein stuͤck Butter hinein werf- fen/ gibt den Schiffgesellen ein gut Warms in den Magen/ immer so gut oder besser/ als wann sie Brod in ein Bier gethan haͤtten/ vnd so man das Bier nicht gern bitter hat/ so darff man keinẽ Hopffen mit dẽ Wasser kochen/ sondern nur das Brod/ mit suͤssem Was- ser jehren lassen/ ist auch gut zu geniessen. Man koͤnte auch wol solches Biscoctum, oder duͤrrgebacken Maltzbrod/ klein mahlẽ/ vnd alßdann in Kasten oder Faͤssern fest auff einan- der stampffen lassen/ vnd mit sich fuͤhren/ wann mans dañ noͤthig hat/ solches mit gekochtẽ Wasser anmengen vnd in einem offenen Faß/ das auff einen Boden steht/ jehren lassen/ so steigt das Mahl alles uͤber sich/ das Wasser aber ziehet den suͤssen Safft zusich/ vnd wird ein herrliches vnd gesundes Bier/ welches man vnten abzapffen kan/ so erlangt man ein so klar Bier/ als wann es etliche Monaten gelegen haͤtte/ dann das Maͤhl vnd truͤbe hat sich von demklaren gescheiden/ vnd so das klaꝛe abgelassen/ so kan man das Dicke auch auß dem Faß schoͤpffen/ mit Butter auffgekocht/ ist lieblich vnd gut zu essen/ viel gesuͤnder vnd verdeulicher oder kraͤfftiger als Bonen/ Erbsen oder Haber-Gruͤtz. Gehet also gar nichts verloren/ vnd gibt ein solches Brod oder Maͤhl ein gut Bier zu trincken/ vnd auch ein gu- ten Brey zu essen/ vnd kan man zu allen Zeiten deß Jahrs auff den Schiffen ein kraͤftig vnd wolgeschmack neu oder frisch Bier haben/ vnd so mans noͤtig/ auch ein sauren Essig davon machen. Dieses sey in kurtzem/ den Hunger vnd Durst zu stillen/ auß dem concen- trir ten Korn zu thun/ gelehret. Von Curirung aller Kranckheiten/ so auff den Schiffen vnd auch sonsten die Menschen schwaͤchen vnd toͤdten. D Er Mensch ist von Natur also beschaffen/ daß er kein Ziel noch Maß haͤlt in T t t ij essen Trost der Seefahrenden. essen vnd trincken/ er stopffet immer fort vnd fort in sich so lang vnd viel/ daß er nicht mehr einbringen kan/ darzu dann der eine Mensch den andern auß Gewonheit vnd gros- sem Mißbrauch (vnterm Schein vnd Meynung gutes zu erweisen) gleichsam darzu noͤtiget vnd zwinget/ vnd dieses zwar an dem einem mehr als bey dem andern gebraͤuch- lich. Wann dann dem Magen mehr geben wird als er verzehren oder kochen kan/ so muß die Leber das kaum halb gedeuhete zu sich nehmen. Davon sie dann auch nichts anders als ein grob phlegmatisch Blut außtheilenkan; werden also mit der Zeit die innerliche Viscera deß Leibs mit zehen groben Schleim vnd Feuchtigkeiten erfuͤllet vnd verstopffet/ also daß kein innerlich Glied sein Officium (wie es seyn solte) verrichten kan. Davon dañ viel vnd mancherley Kranckheiten entstehen/ nach deme die Cruditates sich an diesem o- der jenem Ort versamblet oder dieses oder jenes Glied vmbgeben/ seine Viscera versto- pfet vnd ihme seine Nahrung benommen. Wann es nun so weit kommen ist/ vnd vber- hand genommen hat/ so empfindet es der gantze Leib/ doch an diesem Ort am mehrsten da der Mangel oder Verderb ist alß an andern Orten/ vnd muß also das eine Theil deß an- dern entgelten vnd mit leiden/ also daß endlich alle Kraͤfften vergehen/ der gantze Leib schwach vnd krafftloß dahin faͤlt/ ihme selber nicht helffen kan. Vnd so ihme durch deß Menschen Kunst vnd Geschickligkeit nicht zuhuͤlffe kommen wird/ endlich der Todt dar- auff folget. Darumb die Medicin erfunden/ solchen vom uͤbrigen Fressen vnd Sanffen entstandenen Kranckheiten zubegegnen/ den Feind oder das vnnuͤtze/ davon die Kranck- heit entstanden/ wieder auß dem Leib zu thun/ die mit Schleim vnd andern Vnflat vmb- gebene erfuͤlte vnd beschwerte Glieder zu befreyen vnd zu vorigem guten Stand zu brin- gen/ vnd solches auff mancherley weise vnd durch vielerley Mittel/ nach dem der Medicus die Kranckheit verstehet oder erkent vnd auch Huͤlffe dargegen zu geben weiß vnd kan. Welches Boͤse wird alßdann durch Purgieren obersich oder vntersich/ etlichs durch schwitzen vnd Außfuͤhrung durch den Urin anders auff andere Weise herauß gezogẽ vnd vertrieben/ nach deme es die Kranckheit erfordert vnd haben will. Es geschehe nun solche Außfuͤhrung deß Boͤsen auß dem Leib gleich auff welcherley Weise es wolle/ wann die innerliche Theilen nur wieder vom Boͤsen erlediget vnd befreyet werden vnd die verlor- ne Gesundheit wieder erlanget wird/ so ist es gut vnd hat der Medicus sein Bestes ge- than/ vnd seinen Danck vnd billigen Lohn verdienet/ welcher nun der Kranckheiten Ge- legenheit Vhrsprung vnd Herkommen wol verstehet vnd auch gute Medicamenten hat vnd haben kan/ der kan bald darmit zu recht kommen. Ein anderer aber deme die Kranck- heit vnbekant vnd verborgen ist/ vnd darzu keine tuͤchtige vnd kraͤfftige Medicamenten hat noch zu erlangen weiß/ derselbe stuͤmpelt kuͤnstelt vnd versuchet so lange vnd viel/ biß es immer uͤbler vnd aͤrger wird/ vnd der Patient die Welt endlich verlassen muß/ welches bekant genug vnd taͤglichs allenthalben zu sehen vnd keines Beweises bedarff/ dahero ihrer viel ihr Leben einem vnerfahrnen Medico nicht vertrawen doͤrffen vnd ihre vom vb- rigen Schwelgereyen entstandener Kranckheit durch Fasten vnd Casteyen curiren o- der vertreiben/ welches zwar langsam hergehet aber doch sicher. Etliche hergegen gebrau- chen Trost der Seefahrenden. chen gemeine vnd vnkraͤfftige Medicamenten vnd werden gleichwohl gesund/ aber lang- sam/ vermeynen solches die Medicamenten gethan haͤtten/ da doch die lange/ Zeit in wel- cher sie kranck gelegen/ nicht essen vnd trincken koͤnnen/ dadurch die vberfluͤssige boͤse Hu- mores sich nach vnd nach verzehret/ solches gethan hat/ wie zu sehen bey denen krancken/ da bißweilen keine Medicamenten zu bekommen oder gebraucht werden/ dannoch die Natur mit langer Zeit sich erholet/ das Boͤse von sich stoͤßt/ die Kranckheit also vergeht. Vnd je mehr boͤse Humores in dem Leib deß Krancken/ je laͤnger die Natur daran zuzeh- ren vnd selbige zu vertreiben hat. Vnd wann die Natur 4. oder 6. Wochen daran zu ar- beiten hat/ ehe sie das boͤse loß machet vnd außfuͤhren kan/ so kan es der Medicus durch gute Medicamenten in 2. oder 3. Tage verrichten: ein solcher Vnterscheid ist zwischen die- ser Cura, welche durch lange Zeit võ der Natur geschicht/ oder dieser so in kurtzer Zeit durch die Kunst geschicht. Weiln dann nun beyde Curen, so wol diese/ so durch Kunst/ als jene/ so durch die Natur durch Außziehung vnd Vertreibung der schaͤdlichen Humorum ge- schicht vnd geschehen muß/ wann der Krancke wieder zu voriger Gesundheit gelangen soll/ so haben wir ja Anleitung genug/ vnd weißt vns die Natur vnd auch Kunst/ wie man leichtlich allen Kranckheiten vorkommen/ vnd auch gluͤcklich dieselbe vertreiben sol- len/ nemblich durch außziehung der boͤsen Feuchtigkeiten auß dem Leib/ davon die Kranckheiten entstehen. Moͤchte mancher sagen/ alle Kranckheiten haͤtten just ihren Vr- sprung nicht von uͤbrigen boͤsen Feuchtigkeiten/ sondern kaͤmen von vielerley Vrsachen/ diese Kranckheit davon/ jene dortvon/ deme gibe ich zur Antwort/ daß alle die jenige Kranckheit/ welche in gantzer Haut entstehen/ vnd nicht durch eusserliche Zufaͤllen/ als Stechen Hawen/ Schlagen/ Werffen/ Fallen vnd dergleichen entstanden/ etwan dieses oder jenes innerliche Glied im Leib gequaͤtschet oder verwundet werden/ davon Zufaͤlle kommen/ vnd endlich der Todt/ wann solchen nicht zu begegnen/ allzumal durch vnor- dentlich Essen vnd Trincken/ davon boͤse Humores gewachsen/ das eine oder ander Glied oder etliche davon eingenommen vnd verderbet/ herkommen. Dann immer das ein Glied das ander anstecket/ so lang vnd viel/ biß der gantze Leib eingenommen/ vnd mit vielen boͤsen Humoribus erfuͤllet ist/ wann der Magen durch zu viel Fressen vnd Sauffen ver- schleimet/ verkaltet oder verderbet worden/ wie kan er die Speise recht kochen/ vnd was gutes kan er der Leber zu schicken/ wann dann die Leber nichts gutes empfaͤngt/ was kan sie dann gutes außmachen/ vnd durch den gantzen Leib außtheilen? muß also das eine Glied deß andern entgelten. Wann ein Baum oder Kraut in einer wol temperirten Er- den stehet/ die nicht zu naß noch zu trucken ist/ so kan die Wurtzel auch etwas Gutes dar- auß ziehen vnd solches dem Stam/ der Stam dem Zweig/ die Zweige den Blettern/ Bluͤth vnd Fruͤchten mittheilen/ vnd kan ein solcher Baum lange Jahre gute gesunte Fruͤchte bringen/ so aber der Baum in einem vbel temperirten Grunde stehet/ so ziehet die Wurtzel so gut an sich/ als sie findet/ vnd gibet es auch nicht besser dem Stam vnd Ae- sten: stehet die Wurtzel feuchter als sie solte/ so bringt der Baum keine gesunde Fruͤchten/ fallen auch wegen der vbrigen Feuchtigkeit eher ab/ als sie zeitig seyn/ wachsen Schwaͤm- T t t iij me Trost der Seefahrenden. me vnd andere Faͤulnuͤssen an dem Stamm/ vnd kan nicht alt werden. Steht der Baum zu duͤrꝛ vnd trucken/ so kan die Wurtzel so viel Safft nicht außziehen/ daß der gantze Stam̃ sampt den Aesten oder Zweigen/ wil geschweigen der Fruͤchte/ genugsame Nahrung ha- ben kan/ muß also nach vnd nach verdorren vom obersten Gipffel an biß endlich auff die Wurtzel herab. Also auch mit einem Menschen vnd seiner Kranckheit zu verstehen/ nach dem man selben tractiret/ nach dem er Fruͤchte bringt. Weiln dann nun bewiesen/ daß al- le Kranckheiten von vberfluͤssiger Feuchte oder Truͤckne herruͤhren/ so kan man ja leicht- lich solchen vorkommen/ vnd wann es ja versehen vnd versaumt worden/ so koͤnnen gutt Medicamenten das Verderbte wieder gut machen vnd zu recht bringen/ wann dieselbi- ge also genaturt oder beschaffen seyn/ daß sie die vberfluͤssige vnd schaͤdliche Humores auß allen Visceribus vnd innerlichen principal- Gliedern deß gantzen Leibs zu sich in den Ma- gen ziehen/ dieselbige noch einmal digeriren oder kochen/ das Gute von dem Boͤsen schei- den/ das Gute zu der Leber/ vnd das vntuͤchtige per alvum fuͤhren/ so wird dadurch der Leib nicht allein von den vberfluͤssigen boͤsen Humoribus befreyet/ sondern auch darneben gestaͤrcket/ vnd von allen Kranckheiten præserviret vnd curirt, welche Art der Medica- men ten itziger Zeit leider gar wenigen bekand seyn/ dann die gemeine Kraͤuter solches gar nicht thun/ sondern muß etwas bessers seyn/ als den alten Weibern bekand ist. Son- sten steckt in etlichen Kraͤutern ein grosse Krafft verborgen/ als sonderlich in dem Helle- boro oder Heleborastro, darmit die Alten ihr Leben verlaͤngert/ taͤglichs ein gewisses Gewicht davon genossen: auch thut der Tobac/ wann er zeitig worden/ wunderdinge/ wann er recht bereitet vnd gebraucht wird/ wie dann solches nur der rauhe vnd grobe To - bac/ welcher auß Pfeiffen gesauget/ vnd als ein Rauch in den Leib gebracht wird/ bewei- set/ vnd solcher Gebrauch nicht allein den gantzen Leib erfrischet/ ermuntert oder staͤrcket/ sondern auch etlicher massen den Hunger vnd Durst stillet/ wie die taͤgliche Erfahrung bezeuget. Wo nun solche Krafft vnd Tugend herruͤhre/ wissen die Tobac-Trincker nicht/ bekuͤmmern sich auch nicht darumb/ sondern seynd zu frieden/ wann er ihnen nur wolbe- kommt. Thut nun ein Tobac/ oder ander gemein Kraut/ also rauhe vnd vnber eitet/ sol- ches gute/ was solte dann nicht thun koͤnnen ein wohlbereites Extractum, oder Essentia concentrata aller Vegetabilien? Welche aber also soll genaturt seyn/ daß sie nicht allein alle boͤse vnd schaͤdliche vberfluͤssige Feuchtigkeiten auß dem Leib treibe/ sondern auch alle innerliche Theile deß Leibs staͤrcke/ vnd fuͤr allen zufaͤlligen Kranckheiten præservire vnd beschuͤtze. Ein solche Medicin ist die jenige/ so ich allen denen/ so lang auff dem Meer fahren/ vnd neben dem Schorbock vielen andern Kranckheiten vnterworffen/ nicht allein sich vor solchen Kranckheiten darmit kraͤfftig zu bewahren/ vnd so man allbereit kranck wor- den/ auch darmit zu curiren, sondern auch bey Mangel an Essen vnd Trincken den Leib darmit zu staͤrcken. Wie nun ein solche Medicin, vnd auß was fuͤr Stuͤcken oder Ingre- dientien dieselbe zugerichtet oder bereitet werde/ ist eben nicht noͤthig/ fuͤr jederman ge- mein vnd bekand zu machen. Es ist eine grosse Gabe Gottes/ welche man billich in Ehren halten/ vnd gar nicht fuͤr die Vnwuͤrdigen werffen soll. Man Trost der Seefahrenden. Man lasse sich dißmals begnuͤgen/ daß man eine solche Medicin vmb ein kleines erlangen kan/ ich werde doch dieselbige neben andern nicht mit mir in das Grab neh- men/ sondern denen hinderlassen/ welche sie auch bewahren vnd in Ehren halten werden/ bey welchen dann selbige zu allen Zeiten vmb ein billiches wird erlangen koͤnnen. Obgedachte Medicin soll in forma Electuarii gegeben werden/ davon man præ- servativè taͤglich/ oder uͤber den andern/ dritten oder vierdten Tag/ nach dem mans noͤ- tig hat/ einer halben Erbiß/ oder auch wol einer gantzen Erbiß groß/ nuͤchtern ge- brauchet/ vnd ein paar Stunden darauff gefastet/ so es die Gelegenheit leiden will; so nicht/ so kan man gleich darauff essen/ thut seine Operation gleichwol/ doch bes- ser/ wann man etliche Stunden darauff fastet. So man aber albereit eine Kranck- heit an den Hals bekommen/ es waͤre gleich ein Fieber/ Schurbauch/ Hauptpein/ o- der Fluͤsse/ vnd was sonsten auff den Schiffen herumb zu gehen pflegt/ so soll der Pa- tient alsobalden einer Erbiß groß auf die Zunge nehmen vnd einschlucken/ dann kein vnlieblicher Geschmack darbey seyn wird/ vnd so muͤglich/ darauff schwitzen/ wann er kan/ so nicht/ auffs wenigste einen halben Tag sich messig in Essen vnd Trincken halten/ auch wann es im Sommer ist/ die grosse Hitze/ vnd im Winter die Kaͤlte meiden. Deß andern Tags wieder ein oder 2. Erbissen groß nehmen/ vnd also mit dem Gewicht auff oder absteigen/ nach dem es die Kranckheit erfordert vnd von noͤ- then hat. Wann dieses wol observirt wird/ so muͤssen alle Kranckheiten weichen/ vnd der Gesundheit Raum vnd Platz geben. Wann ein Person dieser Medicin nur 1. oder 2. Loth bey sich hat/ so kan er sich auff einer langwierigen Schiffarth (wanns auch uͤber das Jahr waͤren solte) nicht allein vor allen Kranckheiten præserviren, sondern auch gluͤcklich curiren. Also kraͤfftig ist diese Medicin, vnd uͤber alle andere Medicamenten hochnuͤtzlich auff den Schiffahrten zu gebrauchen/ darzu sie von mir auffs hoͤchste recommendirt wird/ vnd eben nicht allein auff den Schiffen selbige gut vnd nuͤtzlich ist/ sondern auch allenthalben auff dem Land/ bey Jungen vnd Alten/ in allen Kranckheiten/ gluͤcklich kan gebrauchet werden. Jst ein Medicin gegen allen Kranckheiten (ausser der Universal-Medicin ) zu finden/ so ist es gewiß diese/ vnd thut alles das jenige/ oder auch mehrers/ so ich im zweyten Theil meiner Pharm. Spag. be- schrieben/ Panacea zugeschrieben habe. Jene Panacea aber ist ein Pulver/ diese aber ein Electuarium, von etlichen guten Ingredientien vnd Zucker bereitet. Sage noch- malen/ daß keine Kranckheit/ so wol aͤusserlich als innerlich/ gefunden/ dagegen die Medicin nicht mit grosser Verwunderung zu gebrauchen. Dann sie curirt nicht allein alle Fieber/ Schurbauch/ Morbum Gallicum, ja gar Lepram vnd Podagram, wann dieselbe nicht gar zu weit eingewurtzelt seyn/ vnd waͤren sie auch noch so weit ein- gewurtzelt/ vnd durch diese Medicin ja nicht gaͤntzlich zu vertreiben/ so lindert sie auffs wenigste dieselbe/ vnd macht sie ertraͤglicher/ vnd verhindert den Zuwachs/ daß es nicht aͤrger wird; Es muͤste dann die gantze Natur ruinirt vnd verderbt seyn/ wann diese Medi- cin nit helffen solte. Was ich allhier geschrieben/ das ist die Warheit/ vnd kan es mit der That Trost der Seefahrenden. That bezeigen Es steht doch einem jedwedern frey solches zu glauben/ oder selbige zuge- brauchen oder nicht. Jch habe auß Christlicher Liebe meinem Nechsten darmit zu dienen vorgenommen/ wird es nun in Acht genommen/ so ist es gut/ wo nicht/ so habe ich das mein gethan/ vnd mein Gewissen erleichtert/ ich will diese Medicin weiters nit mehr loben/ es ist genug geschehen denen die es glauben oder begreiffen koͤnnen. Jch kan mir wol einbilden/ daß sich bald einige neidische Mißgoͤnner finden/ so dargegen ihren gifftigen Ge i ffel auß- speien werden/ gleich als wann kein solche edle Medicin in Natura waͤre/ solcheneidische Menschen/ weiln sie nichts wissen/ wolten gern daß niemands mehr haͤtte/ vnd sie allem Han im Korb seyn koͤnten/ das Reden/ oder vielmehr Schnadern/ kan man ihnen nicht wehren/ thuns doch die Gaͤnse auch/ wissen aber selber nicht/ was sie schuadern. Das Werck muß die Warheit bezeugen/ vnd seinen Meister loben/ vnd sonsten nichts/ dar- bey es dißmahl bewenden soll. Jst also die jenige Medicin, dardurch alle See- oder Schiffkranckheiten sicherlich zu curiren vnd Præserviren seyn/ auch bey Hungers-Noͤten der Leib darmit gestaͤrcket wird/ hiemit der gantzen Welt vor Augen gesteit. Sie machen sich nun deren theilhafftig oder nicht/ ich das meinige gethan habe. Dieweil nun zu den Schifferanckheiten Rath gefunden/ so mangelt noch ein gewisses Remedium, den Durst in Manglung deß Was- sers zu leschen/ vnd den schwachen Leib zu erfrischen oder zu laben. Vnd geschicht durch ein concentrirt es Wasser/ welches solche Krafft hat/ den durstigen Leib zu erfrischen/ deß- gleichen nichts in der gantzen Welt zu finden. Dieweiln dann offtermals auff den lang/ wirigen Schiffarten das Wasser abgehet/ oder auffs wenigste faul oder stinckend wird/ so will ich allhier lehren vnd anweisen/ wie man in Mangelung desselben den Durst in Nothfall leschen vnd sich erquicken moͤge. Auch wie das gemeine Wasser nimmer stin- ckend oder faul werden koͤnne/ vnd man mit einer Tonnen den Durst zu leschen/ so weit kommen moͤge/ als sonsten mit 2. oder drey Tonnen gemeinen Wassers; welches die lau- tere Warheit ist/ vnd ich solches alhier bezeugen oder beweisen werde. Vnd wie gesagt/ allein durch ein concentrir tes oder coagulir tes Wasser. Was nun ein concentrir tes Wasser sey/ will ich zuvor anzeigen vnd hernacher auch lehren/ wie solches muͤsse bereitet vnd gebrauchet werden/ darzu GOtt sein Gedeyen geben wolle/ Amen. Was nun eigentlich ein concentrir tes Wasser sey/ waͤr eben nicht noͤtig allhier davon zu discuriren, dann die Schiffarenten sich nicht vmb solche Dinge bekuͤmmern/ sondern vielmehr den Philosophis oder Naturkuͤndigern zu wissen gehoͤret/ dieweiln a- ber dieses Buͤchlein nicht allein den Seefahrenden/ sondern auch den Verstaͤndigen vnd erfahrnen Leuten ohne Zweifel vnter Augen kommen wird/ also ist es noͤtig/ ein wenig außfuͤhrlicher zu beschreiben/ was ein concentrir tes Wasser sey. Allein den jenigen/ so nur ein wenig in der Natur erfahren/ denen ist bekant ge- nug/ daß bey der Erschaffung der Welt/ Gott der Allmaͤchtige auß dem vermischten Chaos die Elementen gescheiden/ vnd ein jedweders von dem andern abgesondert/ die Erden auff den Boden oder Fundament deß Centri gesetzet/ darauff das Wasser/ vnd Trost der Seefahrenden. vnd vber das Wasser die Lufft/ vber die Lufft das Element Fewer/ also daß jedweders sei- ne gewisse Stelle hat/ vnd darauß ohne den Willen GOttes nicht weichet. Dannoch finden wir/ daß immer das eine Element deren andern theilhafftig/ vnd keines ohne das ander gefunden wird/ doch prædominirt das eine/ vnd ist sichtlich/ die andern aber sind in dem sichtlichen verborgen/ koͤnnen auch durch eines erfahrnen Geschicklichkeit sichtlich darauß gezogen werden. Als auß der Erden kan ein Wasser/ ein Luff/ vnd Fewer gebracht werden/ auß dem sichtlichen Wasser kan ein natuͤrliche Erden/ Lufft vnd Fewer gezogen werden/ deßgleichen auß der Lufft/ Erden/ Wasser/ vnd Fewer zu ziehen/ vnd auß dem Fewer/ Lufft/ Wasser vnd Erden/ vnd circuliren sich die Elementa continuirlich von der einen Gestalt in die andere/ welches wir zwar nicht mercken oder spuͤren/ dannoch kein Element deß andern entbehren oder entrahten kan/ sondern seine Nahrung vnd Leben auß den andern haben vnd erlangen muß. Fewer kan nicht brennen ohne Lufft/ das Few- er wircket in das Wasser/ macht es zu Lufft/ das Wasser ruhet auff der Erden/ vnd be- feuchtet dieselbe/ das Fewer schwaͤngert die Lufft/ die Lufft tregt den Samen in die Erden/ die Erden ernehret vnd seuget den Saamen zur Volkomenheit/ vnd gebieret hernacher was sie empfangen/ vnd biß zur Volkomenheit getragen hat. Dieses in Parentesi ich mit einbringen muͤssen/ vnd nicht ohne Vrsachen. Auff daß wir aber wieder auff das con- centrirte Wasser kommen/ vnd anzeigen was es sey/ ist dieses zu wissen/ daß nemblich das Wasser ein Anfang ist aller andern Elementen/ welches genugsam zu beweisen/ vnd solches noch taͤglich gesehen vnd gespuͤret wird/ vnd sonderlich in den Bergwercken/ da man tieff in die Erden graͤbt/ vnd findet das wasser nicht allein da zu seyn/ sondern auch/ daß solches in vielerhand mineralische Coͤrper/ gleichsam zusehends verwandelt wird/ welches bekand vnd offenbahr genug ist/ vnd nach dem das Wasser hell oder klar/ nach dem auch helle vnd klare Steine/ oder reine Minera lien darauß werden/ davon ein meh- rers zu sehẽ in meinem Tractaͤtlein/ de generatione Mineraliũ, vnd gehoͤret hieher nicht/ daß auch die Kißling vnd Sand in der Erden/ in den Baͤchen/ oder grossem Meer noch taͤglichs auß dem Wasser zu nehmẽ vnd wachsen/ ist auch bekand genug/ dann aller Sand erstlich nur Wasser gewesen/ vnd zu einem harten Sand oder Stein im Wasser gewor- den ist/ vnd auch wieder in dieselbe kan verwandelt werden. Ein solches coagulirte Was- ser aber wird alhie nicht gebrauchet/ den Durst darmit zu leschen/ dann es allbereit gar zu sehr erhartet/ vnd schwerlich wieder in Primam Materiam zum Wasser zu bringen/ es sey dann mit zuthun eines andern Subjecti, welches ein Medium zwischen dem Sand/ Kißling/ Crystall/ vnd gemeinem Wasser ist/ nemlich das Saltz/ so beyder Naturen theil- hafftig ist/ so wol deß Wassers als auch deß Steins/ vnd so wol in ein Wasser als Stein leichtlich zu verwandeln ist/ wie hernach sol gehoͤrt werden. Dieses concentrirte Wasser aber/ welches ich allhier den Durst zu leschen vnd den Leib zu erquicken lehren werde/ ist kein Kißling/ Crystall/ oder ander harter Stein/ welche von vielen sonsten in grossem Durst in den Mund genommen werden. Aber weiln solches Wasser gar zu hart coagulirt, vnd kein Krafft von sich geben kan/ derohalben ver- V v v geb- Trost der Seefahrenden. geblich gebrauchet werden. Dieses aber/ so ich alhier meyne/ ist ein Saltz/ es werde gleich auß dem Bergwasser/ oder Meerwassern bereitet/ vnd in solches Saltz auß den Wassern concentrirt, ist gleich gut/ vnd kan auß ihme durch die Kunst ein solches Wasser bereitet welches vor allen andern dingen in der Welt den Durst leschen vnd den matten Leib er- quicken kan. Nun wird mancher Vnerfahrner sagẽ/ wie kan das Saltz den Durst leschen/ da es doch solchen macht vnd vermehret/ wañ es genossen wird? dem gib ich zur Antwort/ daß das gemeine Saltz/ wie es auß den Saltz-Wassern gesotten wird/ freilich den Durst nicht leschen/ sondern vielmehr vermehren thut/ wann es nicht zuvorn von seiner Vnart gereiniget oder gesaͤub e rt wird/ dann ein jedweder Saltz kan kein Saltz seyn/ es habe dann noch etwas irdisch bey sich/ welches durch die Solution, Viltration vnd Coagulation ih- me nimmer gaͤntzlich kan benommen werden/ dahero es bitter/ astringi rend vnd hart ist/ so ihme aber solche Bitter- vnd Erdigkeit benommen wird/ so ist das Saltz nicht mehr hart/ sondern wieder ein weich vnd fluͤssig Wasser/ doch nicht suͤß/ sondern annemlich saner/ einem Wein-Apffel an dem Geschmaͤck gleich/ vnd muß ein solche Reinigung al- lein durch den Gewalt deß Fewers geschehen/ wann nemblich das Saltz mit starcken Few- er durch erdene Geschir uͤber distillirt wird/ so gehet allein das edelste vnd reineste Theil uͤber/ daß grobe irdische Theil bleibet zu ruck/ vnd ist weiters nichts mehr nutze/ das uͤber- gangene aber hat grosse Krafft vnd Tugenten/ nicht allein den Durst zu leschen/ sondern auch sonsten zu viel andern notwendigen Haͤndeln gut zu gebrauchen/ wie hernach soll gelehret werden. Daß sonsten in dem gemeinen Saltz grosse Kraͤfften verborgen seyn/ kan niemand leugnen/ dann jederman solches taͤglich sihet vnd mercket/ darumb der be- ruͤhmte Philosophus Plato geschrieben/ daß in dem Saltz etwas Goͤttliches verborgen sey/ vnd andere Philosophi, daß in dem Fewer vnd Saltz sich Gott am allerhellesten se- hen vnd erkennen lasse. Vnd auch die alten Philosophi grosse Dinge damit außgerichtet/ ja gar ein Medicinam Universalem daraus haben zubereiten gewust/ dahero auch ihre Kunst solches zu thun/ Halchimiam oder Saltz-Schmeltzung genennet haben/ welches ich in seinem Werth bleiben laß/ dann ich mich niemaln solche wichtige Secreten zu labo- ri ren vnterstanden habe. Sondern mich allzeit mit einem kleinern begnuͤgen lassen: das weiß ich aber gar wol/ vnd habe es auch nicht nur einmal sondern vielmal gethan/ auß dem gemeinen Saltz-Wasser/ durch ein gewissen Niederschlag corpora lisch ☉ gefellet/ aber nicht mit Nutzen/ sondern nur die Muͤglichkeit zu sehen. Daß auch in dem gemeinen Saltz ein corpora lisch ☉ verborgen sey/ so ohne gemelte Niederschlaͤg Geistlich oder Spi- ritua lisch bleibet/ vnd erst durch den Niederschlag corpora lisch gemacht wird/ darab sich fuͤrwahr jederman/ der nur ein wenig einem Menschen gleich ist/ hoͤchlich verwun- dern solte. Jm Fewer vnd Saltz stecket fuͤrwar die allergroͤsseste Geheimnuͤß der gantzen Welt/ vnd nochst Gott ihnen beyden nichts zu vergleichen ist. Dann das Fewer kan auß Finsternuß Liecht machen/ welches s onst niemand als Gott thun kan/ es kan die Todten lebendig machen/ so wol als die warme Sonne. Wann nemblich/ die von Kaͤlte abge- storbene Wuͤrm/ Froͤsch/ Schlangen/ Fliegen vnd andere Gezieffer/ Winters-Zeit in ein warme Trost der Seefahrenden. warme Stuben gelegt werden/ selbige durch die Waͤrme deß Fewers wieder lebendig werden/ so bald sie solche empfinden/ davon ich allberens ein mehrers geschrieben in mei- nern Pharm Spag zweyten Theil wie auch in meinem Tractaͤtlein Miraculum Mundi intitulirt/ vnd dessen Explication, also daß nit noͤtig solches alhier zu wiederholen. Tau- send vnd noch tausend Menschen sehen vnd gebrauchen das Fewer/ vnd wissen doch nicht was sie haben oder gebrauchen. Deßgleichen auch mit dem Saltz geschicht. Alle Menschen gebrauchens bloß auß der Gewonheit/ vnd mercken nicht was sie gebrauchen. Sie sagen zwar das Saltz sey ein gut ding/ man koͤnne dessen nicht entrahten/ weiln es Staͤrcke gi- bet/ vnd alles vor Feule bewahret/ so wol das Lebendige als Tode. Dann so der Mensch kein Saltz genoͤsse/ oder auffs wenigste solche Gewaͤchse oder Fꝛuͤchte/ darin das Saltz ver- borgen/ sie wuͤrden lebendig faulen; das Viehe deßgleichen/ dann alles Graß hat sein Saltz bey sich/ welches dem Viehe genug ist/ doch so es ein bessers dabey haben kan/ be- kombt es ihme sehr wol/ vnd gedeyet wol/ wann man dem Hoꝛn-Viehe/ wie auch Schwei- nen bißweilen etwas gesaltzen im Essen oder Trincken beybringt/ so werden sie sehr frisch vnd fett davon/ thut nun dieses das grobe vnd vnbereite Saltz/ darbey noch viel feces vnd Vnreinigkeit seyn/ vnd erhaͤlt die lebendige Creatu ren/ wie auch todes Fleisch der Thier vnd Fischen/ auch alles Kraut vnd Graß/ daß es nicht verfault vnd sich lang halten laͤßt/ was solte dann auch nicht thun ein solches Saltz/ welches durch die Kunst mehr gereini- get/ vnd subtiler gemacht worden/ als daß es von Natur gegeben. Das Fewer kan das Saltz corrigiren, reinigen vmbkehren/ vnd in ein bessere vnd reinere Substantz verwan- deln. Dann das gemeine Saltz/ wie wirs ins gemein gebrauchen/ macht zwar alle Spei- sen schmackhafft vnd præservirt vor Faͤulnuß; verursacht aber auch darbey eine Truͤck- ne/ astrina irt vnd macht hartleibig/ vnd erwecket einen Durst/ das vmbgekehrte vnd ge- re nigte Saltz aber macht die Speisen auch schmackhafft/ annemblich/ præservirt auch vor Faͤulnuß/ immer so wol vnd besser als das gemeine Saltz/ vnd macht nicht hartleibig wie das gemeine/ sondern haͤlt den Leib offen/ vnd treibt den Urin, macht auch keinen Durst/ sondern vertreibt denselben so wol bey gesunden als krancken Menschen. Ein sol- cher grosser Vnterscheid ist zwischen einem gemeinen vnd gereinigten/ oder vmbgekehr- ten Saltz/ davon die Bawern aber nicht viel wissen. Die Natur vnd Eigenschafft des ge- meinen Saltzes ist bey jederman bekand genug/ so weit die Kuͤchen gehet/ das gereinigte aber bey wenigen bekand. Es ist zwar ein Spiritus Salis in den Apothecken im Gebrauch/ so bey den Materialisten zu finden/ dieweil er aber gemeiniglich vbel bere tet/ thut er auch geringen effect, darumb auch wenig gebrauchet wird/ so er aber wolbeꝛeitet/ vnd darzu auch rectificirt wuͤrde/ (gleichwie es billich seyn solte/ aber leider selten geschicht) so wuͤr- de er nicht er nicht allein angenehmer zu gebrauchen seyn/ sondern auch bessern effectum erzeigen. Viel dinge haben zwar den Namen/ sind es aber in der That nicht/ darumb sie auch nicht thun koͤnnen/ was von ihnen begehret wird. Die Alten haben dem Spiritui Sa- lis viel gutes zu geschrieben in Medicina, wie es dann in der That also befunden wird/ wann derselbe nach der Distillation noch einmal rectificirt vnd gelaͤutert wird/ so man aber denselben nur also grob/ wie er das erste mahl uͤbergehet/ gebrauchet/ so kan er V v v ij leicht- Trost der Seefahrenden. leichtlich mehr schaden thun/ als gutes: dann es steigt noch viel terrestri taͤt mit uͤber/ wel- che in der rectification, als ein vbelgeschmacktes/ herbes oder astringiren des Saltz zu ruͤck bleibet/ welches etliche wol mercken/ sparen aber die Muͤhe/ noch einmahl uͤberzutrei- ben/ vnd zu rectificiren; auch scheuhen sie dieses/ daß in der rectification der Spiritus sehr abnimbt am Gewicht/ wann nemblich die vnnuͤtze Feces davon gescheiden werden. Jch habe vor viel Jahren einen Spiritum Salis in copia zu machen gelehret/ vnd in den 1. vnd 2. Theil Furnorum außfuͤhrlich beschrieben seynd/ aber deren noch wenig gewesen/ wel- che so viel Muͤhe auffgewendet/ selbigen zu bereiten/ da doch viel gutes damit außzurich- ten/ vnd nicht allein in Medicina, sondern auch in der Kuͤchen/ wie bey dem Ersten Theil Furnorum zu sehen. Er beweiset auch seinen Nutzen in Metallicis, wie im Ersten Theil meines Operis Mineralis, da das Gold auß den Steinen darmit zu ziehen gelehret wird/ zu sehen ist. Wird aber zu selber Arbeit auf eine andere Weise bereitet/ als wir denselben allhier noͤhtig haben auf den Schiffen/ wie auch auf dem Lande in Kranckheiten/ vnd ge- gen den Durst zu gebrauchen: Darumb ich gut finde/ erstlich den Modum præparandi, vnd hernacher auch den Usum zu beschreiben. Den Modum nun betreffend/ das Saltz durch Fewer vnd Kunst vmbzukehren/ vnd in ein reinen vnd lieblichen Spiritum zu verwandeln/ ist solches manigfaltig/ dann der eine diesen/ der ander jenen gebrauchet/ wie ich dann selber deren vnterschiedliche be- schrieben/ vnd gelehret in dem 1. vnd 2. Theil meiner Oefen. Alhier aber will ich wieder ei- nen besondern Modum setzen/ welcher zu diesem Gebrauch/ davon allhier in diesem Buͤch- lein soll gehandelt werden/ der beste ist/ vnd geschicht also. Lasse dir von guter Erden (a- ber besser Glaß) starcke Retor ten bereiten/ beschlage dieselbige mit einem Luto, laß truck- nen/ vnd fuͤlle hernach nachfolgende Mix tur von Saltz vnd Erden hinein/ vnd distillire nach der Kunst einen lieblichen/ sauren Spiritum daraus/ welcher hernacher auch noch einmal soll vbergezogen oder rectificirt werden/ so ist er zum Gebrauch fertig. Das Saltz soll also zugerichtet vnd zu der Distillation bereitet werden: Fuͤlle mit gemeinem Koch- oder See-Saltz einen irdenen Hafen voll an/ lege einen Deckel von Erden darauff/ vnd mache allgemach ein Kolen-Fewer vmb den Topff/ immer je naͤher oder groͤsser/ so lang biß das Saltz in dem Topff durchauß gluͤhe/ wann solches geschehen/ so nimb alßbald das Fewer von dem Topff/ oder den Topff von dem Fewer/ vnd laß ihn erkalten/ ist etwan ei- nige schmutzige Fettigkeit/ oder ander verbrennliche Vnreinigkeit bey dem Saltz gewe- sen/ so ist dieselbe in dem Außgluͤhen verbrand worden; das Saltz solvire mit gemeinem Wasser/ filtrire oder seige es durch ein rein vnd ticht leinen Tuch/ so bleiben viel Feces zu ruͤck/ das durchgesigene laß in einem irdenen verglasurten Topff abduͤnsten/ so viel/ biß ein Haͤutlein darauf kommt/ alßdann ist Wasser genug abgeduͤnstet/ vnd wird weiters also darmit procedirt, wie folget: Man soll auß einer Letten/ da kein Sand innen ist/ Kuͤgelein formiren/ so groß vn- gefehr als die Welsche Nuͤsse/ oder kleine Tauben-Eyer/ vnd selbige trucken werden las- sen/ vnd in einem Topff außgluͤhen/ so verbrennt sich der fette Spiritus Terræ darauß/ als Trost der Seefahrenden. als dann solche gluͤhende Kuͤgelein in das starcke Saltz-Wasser getrencket/ vnd etliche Stunden darinn liegen lassen/ so ziehen sie so viel Saltz in sich/ als sie koͤnnen/ als dann außgenommen vnd getrucknet/ davon werden die Retortẽ gefuͤllet/ vnd per gradus Fewr geben/ vnd endlich mit dem allerstaͤrcksten Flammen-Fewer so lang getrieben/ biß kein Rauch mehr uͤbergehet/ so ist alsdann aller Spiritus uͤber/ welcher hat uͤbergehen koͤnnen: der Recipient soll von Glaß seyn/ vnd auch groß/ darin dem Spiritu etwas Wasser vor- geschlagen sey/ sich darein zu legen. Vnd wann der Spiritus nach vollendter Distillation außgenommen/ soll er per se in einem kurtzen beschlagenen Kolben auß dem Sand per alembicum rectificirt werden/ so gehet erstlich das vorgeschlagen Wasser oder Phlegma, (welches man in einer andern Distillation dẽ Spiritui wieder vorschlagẽ kan) hernach der reine vnd liebliche Spiritus klar vnd hell/ zu ruͤck bleibet ein vnliebliches Saltz/ welches weg gethan/ der Spiritus aber zum Gebrauch/ wie bald folgen soll/ behalten wird. So man a- ber den Spiritum noch reiner vnd kraͤfftiger haben wil/ so kan man solchen noch einmal uͤ- ber calcionirte vnd pulverisirte Kißling rectificiren, so halten die Kißling wieder eine Grobheit zu ruͤck/ vnd wird der Spiritus reiner/ (dann Kißling zuvorn auch Wasser vnd Saltz gewesen) darumb ein solche grosse Gemeinschafft zusammen haben/ welches bey den Glaßmachern zu sehen/ daß der Sand oder Kißling mit Saltz zum Fluß vnd Klaͤrig- keit gebracht wird/ wann ein schoͤn Glas darauß werden sol/ dann das Saltz solvirt im Fewer/ oder schmeltzt den Sand/ Kißling oder Crystall/ vnd wird mit zu Glas. Auch kan man einen jedwedern Sand/ Kißling/ Crystall/ oder andern Quartz/ durch Huͤlffe eines Alcali- Saltz/ zu einem durchsichtigen Glas schmeltzen/ welches Glas sich mit gemeinem Wasser auff solviren laͤsst/ wie ein Saltz/ davon in dem 2. Theil meiner Oefen zu sehen. Wann man dann uͤber klein- pulverisirte Kißling obgedachten rectificirten Spiritum Salis noch einmal rectificirt, so fuͤhret er auß angeborner Liebe/ die er zu den Kißling hat/ ein Theil davon mit sich uͤber/ vnd wird in allen Kranckheiten zu gebrauchen viel kraͤffti- ger/ vnd sonderlich in der Wassersucht/ Podagra vnd Calculo, ein uͤberaußherꝛliche Me- dicin; die zu ruͤck gebliebene Kißling geben mit Wasser solvirt schoͤne Crystallen/ welche auch sauber/ wie ein Spiritus Salis, welche auch nichts anders seyn/ dann ein Theil deß Spiritus Salis, so sich bey dem Kißling coagulirt hat/ koͤnnen zu allem gebraucht werden/ wie der uͤbergestiegene Spiritus auch. NB. Es wolle sich niemand verwũdern/ daß ich die- sem Spiritui Salis, so uͤber die zarte Kißling rectificirt ist/ mehr zuschreibe/ als einem an- dern oder gemeinen Spiritui Salis. Wenig wissen/ was fuͤr Kraͤffte in den Kißling oder Sand stecket. Wissens doch die Gaͤnse/ vnd die Menschen wollens nicht wissen/ wann mans ihnen schon sagt/ vnd mit Fingern darauff weiset: Wann die Gaͤnse nicht wisten/ daß der Sand ihre Speiß in dem Magen besser kochte vnd verteuete/ sie wuͤrden ihn wol liegen lassen: Vnd wann die Gaͤnß-Weiber/ welche die Gaͤnse fuͤttern vnd maͤsten/ nicht wuͤsten/ daß der Sand ihnen gut waͤre/ wuͤrden ihnen solchen nicht in dem Wasser vorse- tzen. Es essen ihn auch alle Voͤgel/ vnd viel vnter den vierfuͤssigen Thieren. Viel Men- schen gebrauchen die pulverisirte Kißling oder Crystallen/ allein den schwachen Magen V v v iij damit Trost der Seefahrenden. darmit zu staͤrcken; die Huͤner essen den Sand vnd kleine Kißling-Steine/ Schalen uͤber ihre Eyer damit zu machen; dann sie Eyer legen ohne Schalen/ wann sie nicht zu Sand kommen koͤnnen. Darum sage ich/ ist dieser Spiritus Salis, der uͤber die Kißling abstrahirt, in vielen Kranckheiten vielmal besser/ als ein gemeiner Spiritus, vnd sonderlich die Cry- stallen/ oder Spiritus Salis Coagulatus, davon oben gemeldet worden. Dieses sey nun ge- nug gesaͤgt von der Bereitung deß Spiritus Salis. Nun wollen wir auch lehren wie er auf den Schiffen oder zu Land/ in Leschung deß Durstes/ vnd Curirung der Kranckheiten zu gebrauchen. Wozu sonsten ein Spiritus Salis weiters als zur Medicin zu gebrauchen/ ist allbereit von mir beschrieben/ vnd alhier mein intent allein anzuzeigen/ wie derselbe den Schiffahrenden grossen Huͤlff vnd Nutzen bringẽn kan; derentwegen dieses Tractaͤtlein zu beschreiben vorgenommen worden. Von dem Gebrauch deß Spiritus Salis auff den Schiffen/ ge- gen den Durst vnd Schourbauch. E Rstlich ist dieser Spiritus gut zu gebrauchen/ wann man desselben ein wenig zu dem Wasser thut in die Faͤsser/ davon die Schiffknecht vnd Soldaten trincken/ dem Was- ser ein angenehme Weinsaͤure zu geben/ daß es auff den Schiffen den Durst desto besser lesche/ vnd das Wasser corrigire, daß es zuviel getruncken/ keinen Schourb auch machen koͤnne/ vnd auch das Wasser selbsten dadurch bewahret werde/ daß es auff lange Reise nicht stincke/ schwartz/ truͤb/ faul vnd wuͤrmicht werde/ wie sonsten zu geschehẽ pflegt. Dañ solches Wasser/ darin ein Spiritus salis ist/ nicht faulen kan/ vnd auch andere dinge fuͤr Faulnuͤs bewahret/ so wol tode als lebendige. Vnd weil das Wasser/ so mit Spiritu salis saur gemacht/ den Durst leschet/ viel mehr als ein ander Wasser/ so dient es/ daß man von Haus nicht so viel Wasser mit auf die Reise nehmen darff/ als sonsten gebraͤuchlich/ vnd wann man ja so viel mit nehmen wolte/ so waͤre man versichert/ daß man desto weniger/ oder nimmer vnterweges/ Mangel an Wasser zu befuͤrchten. Vnd weil der Spiritus salis aller Faͤulnuͤß widerstehet/ so laͤsst er auch keinen Schourbauch oder Schourmond ein- reissen/ erfrischet vnd macht munter/ staͤrcket den Magen/ vnd alle Glieder deß Leibs; treibt den Urin vnd Calculum, haͤlt den Leib offen/ verzehret in dem Magen/ Nieren vnd Blasen den Schleim/ vnd fuͤhret solchen auß/ macht einen Apetit zum essen/ befoͤrdert die concoction oder Tewung/ laͤsst keine Kranckheit einwurtzeln die von Faͤulnuͤß deß Ge- bluͤts entstehen/ wie sonsten die Seefahrenden auf den Schiffẽ vnterworffen seynd. Auch ist er gut zu gebrauchen ein wenig vnter den Wein vnd Bier zu thun/ welches man auff Schiffen mitfuͤhret/ macht/ daß sich der Wein vnd Bier desto laͤnger gut vnd vnverdorbẽ haͤlt/ vnd auch den Durst desto besser leschet/ vnd desto weiter strecket. Auch kan man Och- sen-/ Schaf- vnd Kalbfleisch lange Zeit gut darmit behalten/ wann man nemblich etwas Saltz in dem Spiritu salis auffloͤset/ vnd in steinern Toͤpffen Fleisch darmit einleget. NB. Es soll aber Fleisch seyn/ ohne viel Beiner/ als an den Schenckeln das Fleisch außgeschnit- ten. Auch kan man ein wenig davõ vnter das Wasser thun/ wann man Fisch kocht/ macht die- Trost der Seefahrenden. dieselbe fein hart vnd wolgeschmack/ besser als mit Essig gethan/ auch kan man Rosinẽ in einem Wasser darin ein wenig Spiritus salis gethan ist/ einweichẽ/ schwellẽ auff/ vnd wer- den frisch vnd lieblich/ als wann sie erst von dem Stock kommen waͤren/ gibt den Seefah- renden auch ein gute Erfrischung. Jn Summa/ es kan dieser Spiritus nicht allein bey dem Wasser/ Wein vnd Bier/ sondern auch bey allen Speisen auff den Schiffen fuͤglich gebraucht werden/ gibt Speis vnd Tranck einen guten Geschmack/ vnd corrigirt dieselbige/ daß sie gesuͤnder seyn als sonsten ohne den Spiritus salis. Auch ist der Spiritus salis gut zu gebrauchen ohne Speis o- der Tranck/ wann man nemblich bey hitzigen Zeitẽ einen Tropffen/ oder deß coagulirten eines Hanffkorns groß auff die Zunge nimbt/ mit wenig Zucker vermischt/ erfrischet den Mund/ vnd leschet den Duꝛst/ daß man so offt vnd vielmal das boͤse Wasser vnd Bier/ da- durch der Leib mehr geschwecht als gestaͤrcket wird/ einschuͤtten darff: vnd ist dieses die ge- ringste Tugend nit/ wann etwan das Wasser auff lange Reise abgieng/ vnd Mangel da- ran waͤre/ daß man alsdann etwas mehrers spiritus salis darein thaͤte/ daß es fein sauer davon wuͤrde/ so koͤnte es desto weiter strecken/ vnd in kleiner Maß den Durst besser leschẽ/ als sonsten in grosser Maß/ vnd wañ auch das Schiff gar vntergehẽ/ vnd durch Vngluͤck versincken solte/ vnd man sich auf die Schuiten oder Boten retten muͤste/ wie zum oͤfftern geschehen/ vnd in einem kleinen Glaͤßlein ein Loth oder halbes deß spiritus salis, oder coa- gulati in einẽ Brieflein bey sich haͤtte/ man in Mangel deß Wassers sich noch lang darauff erhalten koͤnte/ biß Gott etwan auffs Land huͤlffe/ vnd man nicht stracks seinen eigenen U- rin, oder das schaͤdliche Seewasser zum Verderben trincken doͤrffte. Diese vnd dergleichẽ Tugenden erweiset der spiritus salis auff den Schiffen/ welche vmb der Kuͤrtze willen nit alle erzehlet werden. Jch bin sonsten auch darauf bedacht gewesen/ wie man das Seewas- ser selbsten durch einen Niderschlag suͤß vnd trincklich machen moͤchte/ auff daß man deß Wassers nimmer Mangel haͤtte/ vnd zwaꝛ so weit gebracht/ daß ich ein gut Theil deß Sal- tzes auß dem Wasser gezogen/ vnd das Wasser vmb ein vieles suͤsser worden ist/ aber doch so weit nit bringen koͤnnen/ daß ich alles Saltz daraus gezogen haͤtte/ ist allzeit noch etwas saltzig geblieben; doch im Nohtfall koͤnte ein solches Wasser noch gebrauchet werden/ die Erbsen vnd Bonen auff dem Schiff damit zu kochen/ oder aber solches uͤber das concen- trir te Korn giessen vnd jehrẽ lassen/ so wuͤrde es durch die Fermentation noch mehr Sal- tzigkeit verliehren/ vnd im Notfal ohne Schaden koͤnnen gebrauchet werdẽ/ dañ der Korn- safft ist suͤß/ vnd haͤlt den Leib offen/ wuͤrde immer so viel gut thun/ als das Seewasser/ das etlicher massen durch die Niederfellũg des Saltzes gesuͤsset/ schadẽ thun koͤnte: Jch bin aber Gott Lob/ auf einer guten Spur/ vnd verhoffs mit der Zeit/ wann Gott wil/ noch zuerlan- gen: finde ichs/ so gib ichs auch zum besten/ so gut ichs aber jetzund habe/ wil ichs zur Nach- richt meinem N chsten zu gut eroͤffnen/ vnd einẽ guten Anfang weisen/ (ob Gott vielleicht das restirend darzu bescheren) aufdaß das Wasser gantz trincklich gemacht wuͤrd/ welches wol zu wuͤnschẽ ware. Folget nun mein Modus, so gut ich jetzt denselben habe/ das gesaltzẽ Wasser suͤß zu machẽ: Es wird eine Bergart gefundẽ welche Glacies Mariæ, oder Fraw- eneiß genennet wird/ NB. Es ist kein Moscovi sch Glas/ wie vielleicht etliche meynẽ moͤch- ten/ Trost der Seefahrenden. ten/ sondern ein andere Art/ wann man solches im Fewer außgluͤhet/ vnd also gluͤhend in das Seewasser wirfft/ so faͤllt es alsbald zu einem gantz zarten schneeweissen Pulver/ so bald solches zerfallen/ soll man das Geschirꝛ mit dem Seewasser/ darinn das Frawen-Eiß außgeleschet/ also bald wol vntereinander schuͤtteln vnd bewegen/ so ziehet das Pulver ein Theil Saltz auß dem Wasser/ vnd setzet sich auff den Boden deß Geschirs/ das Wasser bleibt klar darauff stehen/ welches man abgiessen sol. Wil man nun diese Arbeit zum an- dern oder dritten mal wiederholen/ so wird das Wasser zwar allemal etwas suͤsser/ kan a- ber doch nicht gantz trincklich durch diesen Niderschlag gemacht werden. Es præcipitirt sonsten auch ein Sal, oder Solutio Saturni, viel Saltz auß dem Meerwasser/ kan aber auch nicht so weit damit gebracht werden/ daß es trincklich wuͤrde; der beste Modus, welcher mir jetzunder bekand ist/ Saltzwasser suͤß zu machen/ ist dieser/ faͤllt aber etwas koͤstlich/ doch in der Noth ein suͤsser Trunck Wasser angenehmer oder huͤlfflicher/ ist als ein Obli- gation von 1000. Ducaten/ darumb diese Kunst wol in Ehren zu halten/ wann sie gleich etwas kostbar ist. Dann/ im Nothfall/ ehe man von Durst sterben solte/ wann mans nur haben koͤnte/ man gern alles/ was man besitzet/ fuͤr einen Trunck Wasser gaͤbe/ sein Lebẽ dadurch zu erhalten: Darumb man auffs wenigst etwas fuͤr eine Vorsorge von diesem Nieder- schlag auff die Schiffe nehmen koͤnte/ in hoͤchster Noth zu gebrauchẽn; erfordert es dann die Noth nicht/ so bringt man den Niederschlag wieder mit sich nach Haus/ vnd bewahret denselben biß auff ein andere Schiffahrt/ dann er verdirbt nicht/ vnd ist uͤber 100. Jahr so gut/ als den ersten Tag/ da er bereitet worden. Was dieses nun fuͤr ein Niederschlag sey/ ist nicht noͤthig gemein zu machen/ der es begehret/ wird mich darumb ersuchen muͤs- sen/ zur Nachricht aber wird so viel gesagt/ daß solches Niederschlagen deß Saltzes auß dem Wasser allein durch einen sonderlichen Sand geschehen muͤsse/ vnd schlaͤgt solcher Sand nicht allein das Saltz/ sondern auch allen Schleim/ Gestanck vnd Vnreinigkeit nieder: Vnd wann das Wasser so truͤb vnd stinckend waͤre/ als ein Mistlachen/ so wuͤrde doch dasselbige in wenig Stunden durch diesen Niederschlag so klar vnd hell gemacht/ als das schoͤnste Brunnen-Wasser seyn kan/ dann auch zugleich der Gestanck vnd boͤse Geschmack vnd Geruch sich mit niederschlegt auß allen Wassern/ wie sumpffig vnd mo- rastig dieselbige seyn moͤchten; vnd nicht allein alle Wasser/ sondern auch ein jedweder Getranck/ als Wein vnd Bier/ darmit schnell klar kan gemacht werden; wann auch der Wein gantz roth waͤre/ er gleichwol hell vnd klar dadurch wuͤrde/ weil der Niederschlag allen Schlamm/ Farb vnd Gestanck an sich ziehet/ vnd mit zu Bodem faͤllet/ also/ daß mã nicht allein diese Getraͤncke/ so etwan durch Verwahrlosung oder mit Fleiß roht gemacht/ dadurch klar werden/ sondern es werden auch diese/ welche von Natur roth gewachsen/ Crystallen-klar darmit gemacht/ welches bey den Weinhaͤndlern viel gutes thun kan. Dann sonsten von Natur das Meer-Wasser suͤß wird/ wann es durch den gemeinen Sand weit passiren muß/ der Sand das Saltz auß dem Wasser an sich ziehet/ vnd also das Wasser suͤß wird: dann Saltz vnd Sand haben grosse Gemeinschafft zusammen/ weil Trost der Seefahrenden. weil sie beyde auß dem Wasser geboren/ vnd auch im Fewer sich gern zusammen in ein durchsichtig Glas oder trucken Wasser schmeltzen lassen. Hieraus kan ein jedweder Ver- staͤndiger sehẽ/ daß diese Suͤßmachung deß Saltzwassers durch den zubereiteten Sãd auß einem guten Fundament/ vnd mit der Natur uͤbereinkom̃e. Wie nun die Suͤßmachung deß Seewassers ein herrliche vnd nuͤtzliche Kunst ist/ im Nohtfal so viel Wassers suͤß zu machen/ daß man sein Leben noch darbey retten koͤnte/ so ist doch dieses besser/ daß man es so weit nicht damit kommen lasse/ sondern sich bey Zeit mit einem spiritu salis versehe/ so kan man mit wenig Wasser weit reichen/ vnd mehr außrichten/ als sonsten mit vielem gemeinem Wasser. Dieses hab ich auff dißmal/ dem gemeinen Nutzen zum besten/ frey- willig herauß geben wollen/ wird es angenommen vnd werckstellig gemacht/ so werde ich auch mein bestes darzu thun/ vnd eine qualificirte Person daꝛzu informiren, daß er so wol obgedachte Medicin gegen die Schiffkranckheiten/ vnd spiritum salis gegen den Durst/ als concentrationem frumenti gegen den Hunger/ den Leib damit zu staͤrcken vnd vnter- halten/ wie auch obgedachten Sand zum Niderschlag deß Saltz-Wassers/ auff die jenigẽ/ so deren nothduͤrfftig/ gegen ein billiches bey ihme zu allen Zeiten finden moͤchten/ wird vollkoͤmlich bereiten koͤnnen. Es koͤnnen auch obgedachte Medicamenten, als mein Electuarium Minerale, wie auch der spiritus vnd Crystallen- salis, nit allein auf den Schiffen gegen diese Kranck- heiten/ als Fieber/ Schourbauch/ oder dergleichen/ sondern es kan dieselbige auch mit gu- tem success auff dem Land/ an allen Orten der Welt/ wol vnd fuͤglich gebrauchet werden. Obwol ich albereit vor diesem etzliche dergleichen gute Medicamenten beschrieben/ vnd noch kuͤrtzlich in dem 2. Theil meiner Pharmacop. Spag. eine Minerali sche Medicin, vn- ter dem Namen Panacea beschrieben/ vnd selbe gegen alle Kranckheiten recommen diret/ auch allenthalben herꝛliche Curen/ mit Verwunderung vieler/ taͤglichs dadurch verrich- tet werden; so ziehe ich doch dieses mein Electuarium Minerale jener vor/ wegen deß be- quemern Gebrauchs/ weiln man dieses Electuarium nur mit einem Messer/ so viel als noͤtig/ aus dem Buͤchslein nimbt/ vnd hinteꝛ sich schlicket/ vnd keines Vehiculi, als Wein/ Bier/ oder anders vonnoͤten hat/ solches darmit einzunehmen/ wie obgedachte Panacea. Vnd darff man auch keines Abwegens/ sondern nimbt nur nach dem Augenmaß/ so viel er noͤtig zu haben vermeynt/ nachdem die Person alt oder jũg/ schwach oder starck ist/ nach dem die dosis auch sol observirt werden. Nemblich ins gemein soll von dem Electuario von einer gewachsenen Person einer Erbiß groß auff einmal nuͤchtern eingenomen/ vnd etliche Stunden darauff gefastet werden; Wann es die Zeit vnd Gelegenheit leiden kan: Auch sol man die kalte Lufft vnd hitzige Sonnenschein meiden/ wann mans brauchet/ vnd solches alle Wochen 2. oder mehrmal/ nachdem es der Patient vonnoͤhten hat; auch mit dem dosi auff-vnd adzusteigen wissen. Wañ einer Erbis groß nichts wircket/ so soll man zweyer Erbis groß nehmen/ auch biß auf 3. oder 4. mal auffsteigen/ wann es noͤthig ist. Wann mans in solchem kleinen dosi gebrauchet/ so operirt sie vnmercklich/ so man aber etwas mehr gebraucht/ so macht sie auch sedes, bißweilen auch wol einen Vomitum, X x x wann Trost der Seefahrenden. wann sie solche Dinge findet/ welche per vomitum gern herauß wolten. Deßgleichen wann diese Medicin findet/ das per alvum gern fort wolte/ so macht sie viel Sedes, vnd raumt wol aus/ findet sie boͤse gesaltzene humores, welche durch den Schweiß wollen auß- getrieben werden/ so treibt sie die Medicin auch aus: durch den Speichel vnd Urin treibet sie viel boͤses aus dem Leib. Jn Summa/ sie reinigt das Gebluͤt auffs hoͤchste/ trotz allen blutreinigten Medicamenten, vnd oͤffnet alle Verstopffungen der innerlichen principal- Glieder/ als Leber/ Miltz vnd Lungen/ vnd laͤst gar keine Apostemata oder einige Geschwaͤr in- oder ausser dem Leibe wachsen/ consumirt alle Fluͤß vnd Catharren, welche auff die An- gen/ Zaͤhn vnd Ohren fallen; Curirt von Grund aus Morbum Gallicum, ohne schwitzen oder schimeren/ allein innerlich gebrauchet/ in kurtzer Zeit; sie vertreibt Lepram, Podagrã, Wassersucht/ Epilepsiam, bey jungen vnd alten/ Calculum in der Blasen vnd Nieren treibt es aus/ auch alle Fieber/ wie sie auch Namen haben moͤchten/ muͤssen ihr weichen vnfehlbar; sie heilet alle innerliche vnd aͤusserliche Schaͤden vnd Wunden von Grund aus/ bloß innerlich gebrauchet/ nur eine gute Diẽt darbey gehalten. Jn Summa/ diese Medicin ist sicher vnd gut zu geniessen gegen alle Kranckheiten/ wo es muͤglich/ vnd nicht so weit kommen ist/ da keine Huͤlffe mehr seyn kan/ so thut diese Medicin das ihꝛige: Seynd es schwere Kranckheiten/ welche so weit eingewurtzelt/ daß sie allbereit einen vesten Sitz gemacht/ vnd diese Medicin solche nicht voͤllig vertreiben kan/ als ein langwieriges Po- dagra/ Stein in Nieren vnd Blasen/ ꝛc. so lindert es doch die Schmertzen/ vñ machet/ daß solche langsamer kommen/ vnd auch leidlicher oder vertraͤglicher seyn/ vnd verhuͤtet/ daß solche nicht aͤrger werden/ sondern nach vnd nach allgemach abnehmen vnd kleiner wer- den. Alle Kraͤtzen Vnreinigkeiten der Haut/ welche von vnreiner Leber vnd Gebluͤt ent- standen/ am gantzen Leib darmit leichtlich curirt wird/ nuꝛ innerlich gebrauchet/ ohne eini- ge aͤusserliches salben oder schmieren. Was soll ich mehr sagen/ die Medicin ist nit genug zu loben/ dann sie operirt Universaliter auff alle Kranckheiten deß Menschen/ vnd auch deß Viehs/ davon dißmal genug/ dann ich nicht gern das Buͤchlein zu groß machen wol- te. Wann man alles beschreiben solte/ was gutes darmit außzurichten/ wuͤrde ein gros- ses Buch davon werden: sie operirt mehrentheils vnfichtbaꝛ/ vnd vertreibet auch die ver- borgene Kranckheiten. Jn den Seestaͤtten vnd suͤmpffichten feuchten Laͤndern/ kan kein besser Medicin er- sunden werden gegen den Schourmund/ Schourbauch/ vnd ihres gleichen: dann alle boͤ- se Feuchtigkeit/ davon solche Kranckheiten entstehen/ leichtlich damit außgefuͤhrt werden; reinigt dẽ Leib vor allẽ boͤsen Zufaͤllen vnd bewahret auch denselbẽ vor der Pest/ vñ andern ansteckendẽ gifftigen Kranckheitẽ/ vnd curirt die inficir te gluͤcklich nebẽ der Huͤlff Gottes: sie staͤrcket auch das Gedaͤchtnuͤß/ Heꝛtz vñ Hirn kraͤfftig; macht dz kein Paralisis odeꝛ seines gleichẽ leichtlich einfallẽ kan; curitet auch die jenigẽ/ so allbeꝛeit damit getroffẽ seyn; bringt auch mit der Zeit die jenigen wieder zu recht/ welche in uͤbler curirung der Bocken/ durch eine Schmierung deß Quecksilbers etlicher massen verlahmt/ oder sonsten die Sehnen eingeschrumpfft vnd vnbeweglich seyn. Welcher diese Medicin præservativè alle Wo- chen/ Trost der Seefahrenden. chen/ oder auch wol 3. oder 4. Wochen/ nur einmal gebrauchet/ dem wird kein Zahn wehe thumkein Ohr saussen oder klingen/ keine scharffe Fluͤsse in die Augen fallen/ vnd dieselbige verderben; auch werden damit curirt alte langwierige corrosivi sche Leibs-Fluͤsse/ Oel- schenckel/ Fistulen/ Krebs/ vnd andere gleichsam vnheilbare Schaͤden/ vnd was der Men- schen Gesundheit entgegen ist/ das besechtet odeꝛ bestreitet diese Medicin, also daß arme vñ reiche/ vnd sonderlich diese/ welche auff weite Reise sich begeben zu Wasser/ vnd keine Me- dicos bey sich haben/ billich diese Medicin lieben/ vnd solche in den Vorrath zeugen/ im Nothfall sich derer zu gebrauchen/ damit versorgen solten. Wann eine Person nur eines Loths/ oder halben Vntz schweꝛ/ bey sich fuͤhret/ kan er sich mehr als ein gantzes Jahr damit vor vielen Kranckheiten præserviren vnd auch curiren. Wann ein Schiff nach Ost-oder West-Jndien fahrend nur ½ ℔ zu sich naͤhme/ wuͤrden viel Menschen dadurch bey dem Leben erhalten koͤnnen werden: Solte dann ein einiger Mensch nicht so viel/ oder 10. mahl mehr weꝛth seyn/ als ein solche Medicin kostet/ dadurch vielen 100. koͤnte geholffen vnd bey dem Leben erhalten werden? Jch habe das meinige gethan/ wird es angenommen/ so ist es mir lieb/ so nicht/ so hab ich gleichwol mein Gewissen befreyet/ vnd mein Pfund wolmey- nend herauß gegeben Dabey es auch verbleibet. Nun ist weiter noͤhtig/ auch die Tugenden deß Spiritus salis zu beschreiben/ welche er ausser der Schiffahrt erweiset: dann was denen Krancken auff den Schiffẽ gut ist/ das ist auch nit boͤß denen auf dem Land/ vnd kan derselbige spiritus gleichfals in allen Haußhal- tungen (sonderlich in diesen fenchten Laͤndern/ da der Schourbauch ins gemein regirt/ vñ schier kein Hauß gefunden wird/ darinnen auffs wenigste nit eine Person seyn wuͤrde/ der nit mit dieser Plag behafftet waͤre) vnter dem gewoͤhnlichen Getranck/ es sey gleich Bier oder Wein/ gebraucht werden: dann das Bier fein rinsig davon wird/ vnd setzt den Urin wol ab/ wehret/ daß nit leichtlich der Nieren- oder Blasenstein anwachsen kan; deßgleichen macht er auch die Weine sehr lieblich/ vnd wolgeschmack/ benimbt ihnen ihren uͤbrigen Tartarum, schlegt denselben auß den Wein zu boden/ also daß die Spanische vnd Frantzoͤ- sische Wein fein rinsig vnd klar werden/ wie die Rheinische Weine/ vnd verwehret/ daß dieselbe nit so gar mager außjaͤhren/ vnd so hart vnd scharff werdẽ, laͤst auch im Sommer die einmal gejohrne Weine nit wieder aufsteigen/ truͤb werden/ vnd auffs new arbeiten/ sondern bewahrt dieselbe vor vielen Zufaͤllen. Es haben doch die Frantzoͤsische Weine/ wie sie itzunder ins gemein an vielen Orten verkaufft werden/ weder Geruch noch Ge- schmack/ nicht viel anders als ein Zucker-Wasser. Ein guter Wein soll auff der Zunge einen Weingeschmack vnd guten Geruch dabey haben; so er diesen mangelt/ kan er fuͤr einen guten Wein nicht bestehen. Welchen Rheinischen Geschmack der Spiritus Salis dem Frantzoͤsischen Wein geben kan/ solchen lieblichen starcken Wein-Geruch vnd schoͤ- ne Farb gibt ihm ein Essentia Vini, welcher Colorem, Odorem \amp; Saporem hat; Als dann er Vinum C. O. S. mag genant werden. Vnd kan ein solcher verbesserter Frantzoͤsi- scher Wein viel Jahr gut bleiben/ wie ein Rheinischer Wein/ da er doch sonsten kaum 2. Jahr sich halten thut. Es kan auch durch den Spiritum Salis dem Honig sein vnlieblicher Geschmack benommẽ/ vnd seine verborgene Vnreinigkeit darmit niedergeschlagen wer- X x x ij den/ Trost der Seefahrenden. den/ also daß ein herꝛlicher Tranck dar auß wird/ deme an Gesundheit keiner vorgehet: ein sehr nuͤtzlich Stuͤck an diesen Orten zu gebrauchen/ da kein Wein waͤchset/ selbige darmit zu ersetzen: dann wann der Honig wol gereinigt vnd ihme sein vnlieblicher Geschmack be- nommen/ so ist er dem Menschen gleichsam ein staͤrckender Balsam/ wie jener alte Kriegs- mann dem Alexandro Magno, da er von ihm gefragt wurde/ was er gebrauchet/ daß er so alt worden/ zur Antwort gabe: Jnwendig Honig/ außwendig Oel. Wie es dann be- kand genug ist/ daß ein grosse Krasst in dem Honig verborgen/ aber wegen seines vn- lieblichen Geschmacks gescheuhet wird/ welcher durch den spiritum salis zu benehmen/ also daß der jenige Tranck/ welcher von einem solchen gereinigten Honig bereitet/ immer so gesund zu trincken ist/ als der beste Wein/ vnd hat man noch diesen Vortheil darbey/ daß zu allen Zeiten deß Jahrs ein jeder Haußvatter fuͤr sich vnd die seinigen einen gu- ten Trunck auff seinem Tisch/ sich darbey froͤlich zu machen/ bereiten kan: vnd haͤlt sich ein solcher Honig-Tranck viel Jahre/ wie derbeste Rheinische Wein/ vnd kostet ihn gar we- nig zu zeugen; ist fuͤr diese ein herrliches Stuͤck/ welche den Wein wegen Theure nicht be- zahlen koͤnnen. Auch kan ihm ein jedweder seinen Tranck so gut/ so starck oder lieblich ma- chen/ als er selber will; die groͤste Kunst bestehet in Benehmung deß uͤbeln Geschmacks im Honig/ wann dieser durch den spiritum salis benommen/ so wird hernach der Tranck auch lauter vnd klar/ vnd kan man demselben einen Geschmack machen wie man selber wil/ nemblich einen Frantzoͤsischen oder Rheinischen/ oder auch ein gut Bier darauß ma- chen/ welches sich 10. oder 20. Jahr haͤlt/ vnd klar als ein Wein wird/ wann man nemb- lich an statt gemeinen Wasser ein gut Hopffen-Wasser nimbt/ den gereinigten Honig darmit zu solviren, vnd kan man auch allerhand Bier von Geschmack machen/ nach dem man Kraͤuter darein thut/ wie sonsten bey Wein vnd Bier zu geschehen pstegt. Dieses aber muß in acht genommen werden/ daß man ja keinen gemeinen vn rectificir- ten spiritum salis zu solcher Arbeit nehme/ er wird alles vnlieblich darmit machen/ vnd den Tranck verderben/ welches ich zu guter Nachricht nicht habe verhalten sollen. Es sol aber ein solcher spiritus salis auff diese Weise/ welche ich allhier vorgeschrieben/ oder auch sonsten auff eine andere gute Manier/ deren ich vnterschiedliche beschrieben/ in meinen ander Schrifften bereitet/ vnd auch wol rectificirt werden/ alßdann wird man etwas gutes darmit mach en s onsten gar nicht. Dann wie ins gemein jetziger Zeit der spiritus salis bereitet/ vnd bey den Materialisten verkaufft wird/ taugt er gantz nicht in die Weine zu gebrauchen/ danner sehr vnlieblich ist; wuͤrde die Weine viel ehender truͤb/ roth vnd vnlieblich als lieblich/ hell vnd klar machen/ welches ich zur Nachricht nicht habe ver- halten sollen. NB. Man darff auch eben solchen spiritum nicht in das Faß zu dem Wein oder Bier thun/ sondern man kan den Spiritum in einem Glaͤßlein auffhalten vnd be- wahren/ vnd wann er wil/ davon etliche Tropffen in ein Kanne Wein oder Bier fallen lassen/ vnd selbige also trincken. Vnd kan man seinen Tranck also darmit zurichten/ wie man selber wil/ viel oder wenig darein thun/ nach dem man solchen gerne trinckt: vnd dienet dieser Spiritus nicht allein in die Weine vnd Bier/ selbige darmit angenehm/ ein- sich Trost der Seefahrenden. sich vnd Vrin-treibend zu machen/ sondern man kan denselben auch gar wol vnter Brunnen-Wasser gebrauchen in den hitzigen Hundstagen/ den Wein darmit zu tem- peri ren: Dann so nur etliche Tropffen deß Spiritus Salis in ein Kanne Wassers gethan wird/ er dasselbe fein annehmlich sauer macht/ bald wie ein natuͤrlicher Sauerbrunn; wird in hitzigen Zeiten die Leber vnd erhitzte Gebluͤt fein erfrischen/ vnd den Durst stillen/ daß man viel Wein oder Bier/ den Leib darmit zu beschweren/ nicht einschwelgen darff. Es seynd auch alle diese Getraͤncke/ als Wein/ Bier oder Wasser/ darin ein guter wol- rectificirter Spiritus Salis gethan wird/ viel gesuͤnder neben der Annehmlichkeit/ als an- dere Weine/ Bier/ oder Wasser: dann der Spiritus Salis ist warmer temperir ter Natur/ verzehret die Cruditates im Magen/ so vom uͤbrigen trincken kommen/ vnd laͤsst keine an- wachsen; er treibt den Urin fein sanft/ spuͤhlet die Nieren/ Blasen vnd ureteres von allem Schleim vnd anfangenden Tartaro, vnd wann albereit sich derselbe angesetzt/ so resol- virt er denselben mit der Zeit/ vnd fuͤhret solchen auß dem Leib/ auch fuͤhret er das Was- ser durch den Stuhl vnd Urin auß den wassersuͤchtigen Leibern/ oͤffnet auch die Versto- pfung der Leber/ Miltz vnd Lungen/ staͤrcket den Magen/ vnd macht ein gut frisch Gebluͤt. Wann man in dem spiritu salis etwas reinen Stahl auffloͤset/ vnd alßdann vnter frisch Wasser menget/ selbiges darmit sauer zu machen/ so erlangt es fast ein solchen Geschmack wie der Sauer-Brunnen zu Spahe bey Luͤttig/ vnd wann man dessen viel trincket/ so la- xi rt oder purg iret er den Leib/ vnd gehen die Excrementa S. V. kohlschwartz ab/ vnd wird man sehr frisch vnd lustig davon/ gleich als wann man bey dem Sauer-Brunnen ge- truncken haͤtte/ vnd koͤnnen sich dessen alle Reisenden in dem hitzigen Sommer gebrau- chen; wann sie ein Glaͤßlein spiritus salis mit sich fuͤhren wo sie hinkommen/ da koͤnnen sie das Bier oder Wein in der Herberg darmit corrigiren, anmuhtig vnd gut machen. Dieweil aber ein spiritus salis mit sich zu fuͤhren sehr gefaͤhrlich ist/ wann etwan auß Vn- achtsamkeit das Glaͤßlein in dem Feleissen brechen solte/ so wuͤrde der spiritus salis (wel- cher zimlich scharff ist/ ehe Wein/ Bier oder Wasser darzu koͤmt) alle Kleyder/ oder was sonsten in dem Feleisen oder Kuffer waͤre/ verderben/ vnd Flecken darein machen; da- rumb ich gut befunden/ den spiritum ad formam salis zu coaguliren, daß man denselben in einem Papier/ Schaͤchtelein/ oder dergleichen/ alzeit trucken bey sich tragen oder fuͤh- ren kan/ vnd gar keines brechens deß Glases darbey zu befuͤrchten/ vnd kombt ein solcher coagulirter spiritus nicht allein den Reichen vnd Vermoͤglichen/ welche auff Wagen vnd Pferden reisen/ sondern es koͤnnen denselben auch die Fußgaͤnger in den grossen Feldzuͤ- gen/ wann sie Sommers-Zeiten marschiren/ vnd alle faule Pfuͤtzen vnd Lacken/ da tod- te Pferde vnd alle Vnreinigkeit in ligt/ trincken muͤssen/ davon sie hernacher kranck wer- den/ den rohten Lauff oder andere Kranckheiten bekommen/ vnd mit grosser Zahl dahin fallen wie Muͤcken. Es gehet bißweilen ein Bott/ Tagloͤhner/ oder ander gut Gesell im warmen Sommer uͤber Land/ wann er sich erhitzet im gehen/ so trinckt er von jedem Brunnen/ den er antrifft/ vnd erschreckt die Leber/ vnd bleibt doch den einen Weg als den andern noch duͤrstig; wann er dieses Saltzes nur einer Erbiß groß in ein Becher mit X x x iij Was- Trost der Seefahrenden. Wasser thaͤte/ vnd truͤncke/ so wuͤrde ihm dieser Becher Wasser mehr Durst leschen/ als wann er sonsten fuͤr vnd fuͤr das Wasser in sich goͤsse. Ob wol nun dieser Spiricus oder saltz allen Menschen/ hohen vnd niedern Standes Personen/ Armen vnd Reichen dienen vnd nutzen kan/ so find ich doch nirgends denselben nohtduͤrfftiger/ als eben bey den Schiffah- renden auff dem weiten Meer/ vnd auch marschirenden Soldaten bey grossen Feldzuͤgen. Es steꝛben bißweilen in den Feldzuͤgen mehꝛ Soldaten wegen Manglung deß guten Was- sers/ als durch das Schwerd fallen. Auch kom̃en den Schiffahrenden Botsknechten vnd Soldaten ihre Kranckheiten mehrentheils vom boͤfen Getraͤnck auf den Schiffen/ wel- chen man gar leichtlich vorkommen kuͤnte. Was ist dem Commendanten oder Kauff- mann auf dem Schiff mit krancken Soldaten oder Botsknechten gedienet? Kosten sie nit viel zu vnterhalten/ wann sie dann kranck seynd/ was nutzen sie ihme? waͤre es nit besser/ dz sie ihnen angelegen seyn liessen/ dieselbe gesund zu behalten/ vnd wann sie kranck worden/ wieder gesund zu machen? welches mit einer geringen Muͤhe vnd Kosten geschehen kuͤnte. Fuͤhret nit bißweiln ein General ein Arinee zu Feld/ von 10/ 20/ 30000. Menschen/ wann dieselbe in dem Feldzug vnordendlich in Essen vnd Trincken leben/ vnd nicht dagegen wie- der Medicamenta zu gebrauchen haben/ vnd die Pest/ Fieber oder rothe Lauff darunter kombt/ vnd nach einander dahin fallen/ wie die Friegen gegen den Winter/ da man doch solchen Kranckheiten durch obbeschrieben Electuarium, vnd Sal ex Sale, oder mit Zucker inspicirten Spiritu Salis gar leichtlich haͤtte vorkommen koͤnnen. Aber der mehrertheil der Menschen seynd also mit dem tenfflischen Geitz besessen/ daß sie viel lieber sterben solten/ als in Kranckheiten etwas sichers zu gebrauchen; an dem stinckenden Hoffart aber muß es nimmer ermanglen/ es gehe gleich sonsten wie es wolle. Also blind/ boͤß vnd eigennutzig die verkehrte Welt ist/ welche niemand anders machen wird als der Todt/ dann sie gar zu weit vom Satan eingenommen vnd besessen ist. Es wird auch sonsten der spiritus salis von den alten vnd jungen Medicis sehr hoch gehalten/ vnd ihme grosse Kraͤffte zugeschrieben/ die er/ inn- vnd aͤusserlich gebraucht/ ver- richten solle/ welches ich in seinem Weꝛth verbleiben lasse/ dann ich nicht mehꝛ schreibe/ als was ich selber probiret vnd gut gefunden habe: Das ist aber gewiß/ daß mehr gutes in ihme stecket/ als man glauben moͤchte. Jst das gemeine Saltz so ein herrlich Ding/ daß es Menschen vnd Viehe wohl bekombt/ tod vnd lebendiges vor Faͤulnuͤß bewahret/ was sol- te dann dessen spiritus nit thun koͤnnen/ welcher ein gereinigt vnd durch das Fewr vmbge- kehrt vnd verbessert Saltz ist/ der alles besser/ so wol lebend als todte/ vor Faͤulnuͤß bewah- ret/ als das gemeine Saltz/ vnd doch keinen Durst verursacht/ wie das grobe Saltz/ son- dern vielmehr denselben vertreibet. Darumb billich von einem wolbereiteten rectificirtẽ spiritu salis viel zu halten/ dann er viel gutes/ so wol inn-als aͤusserlich gebraucht/ außrich- tet/ vnd sonsten auch zu vielen andern Kuͤnsten fuͤglich zu gebrauchen/ davon ich in dem 1. vnd 2. Theil meiner Oefen vmbstaͤndig geschrieben habe/ vnd nit noͤhtig/ selbige alhter zu wiederholen. Aufdaß aber gleichwol der guͤnstige Leser sehen moͤge/ daß ich nit allein seine grosse Tugenden pꝛeise/ so habe ich zũ Vbeꝛfluß eines einigen erfahrnẽ vñ auch weitbeꝛuͤm- ten Medici, Conradus Khunrath genant/ experi entz hiebey setzen wollen/ welcheꝛ von dem Spi- Trost der Seefahrenden. ritu Salis in seiner Medulla Distillatoria, wie sie Anno 1638. zu Hamburg gedruckt wor- den/ im Ersten Theil pag. 59. also schreibet: Fuͤrnemste kraͤfftigste Wuͤrckungen/ so dem Spiritui Salis, welcher in gemein Oleum Salis genant wird/ zugeeignet werden. D Er Spiritus oder Oleum Salis ist an seinem Geschmack nicht so scharff als das Saltz ins gemein ist/ auch nicht so gar sawer wie etwan ein Spiritus Vitrioli, sondern sein Geschmack vergleichet sich fast dem Safft der wilden Holtzaͤpffel/ doch etlicher Massen ein wenigzur Suͤssigkeit geneigt. Seine Krafft ist/ daß es zertheilet/ duͤnn macht/ verzehret vnd außtrucknet/ jedoch nicht hitziget/ sondern fast wie ein temperatum ist/ vnd lindert/ stercket auch zugleich mit die natuͤrliche Waͤrme/ vnd vermehret dieselbige/ zerstrewet auch was wieder die Natur ist/ erhaͤlt die Gesunden Feuchten in ihrer Art vnverletzt/ vnd insonderheit den Phlegma- ticis ist es hochnuͤtzbar/ dann es ihren zaͤhen/ feuchten Schleim verzehret/ hindert vnd be- nimbt die vom Haͤupt herabfallende Fluͤsse/ vnd præservirt fuͤr allen Kranckheiten/ so auß boͤser Phlegma, Schleim vnd Fluͤssen entstehẽ: vnd wer sich seiner gebuͤhrlicher massezu ge- brauchen befleissiget/ denselbigen Menschen ernewert es an seinen Kraͤfften gantz vnd gar. Es hat die Erfahrũg bezeuget/ daß mans dẽ Epilepticis in einẽ guten Aqua Vitę ein- gegeben/ dz sie von solcher fallenden Sucht/ nechst Goͤttlicher Huͤlffe/ liberirt woꝛden seyn. Wider den Schlag oder Paralysin, auch verlohrne Sprache wieder zubringen/ deß- gleichen gegen tremorem cordis oder Hertzklopffen/ auch sonsten allerley Ohnmachten/ so wol in Pestilentzzeiten/ wann die Lufft sehr inficirt, ists ersprießlich gebraucht worden/ Succi Violarum vnd Electuarii de Juniperis, eines jeglichen zwo Vntzen schwer darzu vermischet/ deß Spiritus oder Olei salis eine halbe Vntze/ vnd das wol vnter einander in ei- nem steinern Buͤchslein agitirt, vnd deß Morgens nuͤchtern hiervon allwege auff ein- mal vngefehr einer Haselnuß groß eingenommen. Schwangern Frawen hat jetzt gedachtes componirte Artzneymittel in ihren Kinds- gebaͤrungen die Geburt geleichtert. Jm gleichen ist es den Kindesbetterischen Frawen fuͤr allerley Anfaͤlle eingegeben worden/ vnd ist ihnen ohne allen Schaden vnd Gefahr gar wol bekommen. Wann sich ein Mensch bey guter gesunder Farbe erhalten will/ der gebrauche sich offtmals jetzt angeregten componirten Artzneymittels. Welcher von uͤbriger Feuchtigkeit beschweret ist/ vnd gerne derselben etzlicher mas- sen benommen seyn wolte/ der gebrauch sich dieses Spiritus oder Olei Salis taͤglich in Wein/ oder andern bequemen Mitteln. Der erkalteten Brust/ so mit steten Fluͤssen beschweret wird/ bekoͤmpt es wol/ ver- treibet den alten langwierigen Husten/ vnd das schwerliche athemen/ Asthma genant/ so von solchen Fluͤssen vervrsacht worden. Jm Magen loͤsets ab die schnoͤden boͤsen Feuchtigkeiten/ so sich dariñen gesamlet/ an- gesetzt vnd erhaͤrtet habẽ/ vertreibet vnd zertheilet die: vnd ob es gleich fuͤr sich selbst nit viel Nahrung Trost der Seefahrenden. Nahrung gibt/ so erweckets doch dem Magen gut Appetit vnd Lust zur Speise/ bereitet auch die alsbald durch den Leib zu gehen. Wieder die langwirige vnd sehr alte der Leber vnd deß Miltzes tartari sche Versto- pfungen/ ja auch wol Verhartungen/ dienets/ dann es dieselbigen oͤffnet vnd lindert/ auch die dahero entstehende oder albereit entstandene Gelbsucht/ Wassersucht/ Melan- choliam Hypochondriacam, Wehetage vnd Schmertzen vnter den Ribben/ vnd was auch von grober zaͤher Feuchtigkeit/ vnd von Blaͤsten vnd Winden herkomt/ vnd andere auß gesagten Vrsachen causirte Maͤngel/ vertreibt vnd nimbt es hinweg/ vnd sonder- lich Anasarcam verzehrets/ vnd das Wasser/ so sich zwischen Fell vnd Fleisch gesetzt: deßgleichen die waͤsserige/ blaͤstige Geschwulst an dem Gemaͤchte vnd Beinen/ so sich ge- meiniglich bey den Wasser- vnd Lungensuͤchtigen/ vnd die eine boͤse Leber haben/ begibt/ vertreibt es. Es vertreibt vnd benimbt auch denselbigen Patienten den grossen Durst/ den sie sonsten in diesen Kranckheiten sehr zu haben pflegen/ also/ daß sie sich gar nicht nach trin- cken sehnen/ vnd wol etliche Tage ohne trincken sich erhalten koͤnnen: Hierzu mag man es taͤglich in gutem Wein/ oder nur in Wermutwasser/ einnehmen/ vnd wem es gefaͤllig/ der kan allwege ein wenig Wermut-Saltzes darzu vermischen. Eusserlich mag man sich mit diesem Spiritu oder oleo auch wolreiben lassen/ nechst Gott/ so wird man alsdann in kurtzer Zeit von solchen Gebrechen gluͤcklich genesen. Wie dann gleicher Gestalt die faulen Febres auch hinweg genommen vnd vertrieben werden. Jm Bauchgrimmen/ Colica passione vnd Darmgicht/ so die grobe zaͤhe Feuch- tigkeit oder Blaͤste vnd Winde/ auch Kaͤlte verursachen/ zertheilet es den zaͤhen dicken Schleim in den Gedaͤrmen: Auch dienets/ die groben Blaͤste oder Winde/ die das Grim- men haͤuffen vnd erbittern/ zu resolviren, auffzuloͤsen vnd zu verzehren/ vnd also die Verstopffung deß Eingeweides zu eroͤffnen/ vnd den Bauch wiederumb zu erweichen/ damit sich das Grimmen vnd Schmertzen legen vnd stillen kan/ erzeiget der Spiritus oder Oleum Salis auch seine Huͤlffe/ beydes eingenommen vnd in Clystiren sich appliciren lassen. Jn den Bauchfluͤssen/ Durchlauff vnd rothen Ruhr oder Blutgang gebraucht man sich dessen in Clystir: Den Gebrechen der Nieren koͤmmts zu Huͤlffe/ vnd der scharffe Blasenstein wird dardurch zertrieben/ vnd von Menschen außgefuͤhret. Einem Menschen der gebrochen ist/ oder den Carnuͤffel hat/ deme sol man taͤglich deß Spiritus oder Olei Salis etzliche Tropffen in gutem Wein eingeben/ auch mit diesem Spir. oder Oleo Salis den Bruch oder Carnuͤffel offt sehmieren/ vnd ihn im Bruchban- de behalten/ so heilet er in wenig Tagen. Allerley Wuͤrme/ die im Leibe wachsen/ treibts auß/ vnd verhindert ihr ferners wachsen. Fuͤr die gifftige Contagion der Pestilentz ist es ein kraͤfftige præservativ, vnd de- nen/ so mit solcher Seuche behafftet sind/ dienets sehr wol/ deßgleichen die Gifft einbe- kommen haben/ Item, die gifftige Schwaͤmme/ Opium, das ist/ Monsafft gessen haben/ auch Trost der Seefahrenden. auch die von Schlangen/ Nattern/ Spinnen/ vnd andern solchen gifftigen Vnge- ziefer beschediget vnd vergifftet waͤren/ erscheinet es gut vnd heilsam/ mit inner- vnd eus- serlichen Gebrauch angewendet/ dann es die gifftige Feuchte verzehret. Zu den Verletzungen oder Stichen der Hornuͤssen oder Wespen gebraucht mans aͤusserlich. Den feisten Weibern/ vnd denen die Mutter von uͤbriger Feuchte vnd Schlei- migkeit vervnreiniget ist/ denen ist der Spiritus oder Oleum Salis gut vnd nuͤtzlich zu ge- brauchen: dann dadurch wird alle Vberfluͤssigkeit vnd Vnrath derselbigen gereiniget/ verzehret vnd außgetrucknet/ daß der Saame desto leichter in der Baͤhrmutter hafften kan/ vnd also die Fruchtbarkeit sehr befoͤrdert wird. Wann sich in den Augen von uͤbrigem Fleisch vnsaubere Gewaͤchßlein erzeigen/ auch die Felle der Augen zu benehmen/ vnd wider den Staar der Augen/ imgleichen die weisse Flecken vnd Narben/ auch dunckele Bloͤdigkeit der Augen zuvertreiben/ gebraucht mans in Augenwassern/ vnd andern bequemen Mitteln gar nutzlich. Vnd wer vom schlagen/ stossen oder fallen braun vnd blaw vmb die Augen ist/ oder gerunnen Blut vn- term Angesicht hat/ der netze ein Schwaͤmlein oder leinen Tuͤchlein in dem Spiritu oder Oleo Salis, vnd lege es auff dieselben oͤrter/ oder ein wenig rothe Mirrha in dem Spiritu oder Oleo Salis zertrieben/ hernach mit Honig vermischet/ vnd auf itztgedachte Maͤler vnd Staͤtte gestrichen. Die Haut im Angesicht wird auch schoͤn rein vnd glatt von der Vberstreichung dieses Spiritus oder Olei Salis. Vmb mehrer Bequemigkeit willen aber kan es in Wein oder andere hierzu dienliche Wasser vermischet/ vnd also/ wie gesagt/ gebraucht wer- den. Das Sausen vnd Brausen in den Ohren/ deßgleichen der Ohren Wehe vnd Schmertzen zu lindern vnd zu vertreiben/ im gleichen/ wann die Ohren schwaͤren vnd eytern/ sie zu heylen/ in deme wird der Spiritus oder Oleum Salis auch mit Nutz ange- wendet. Jn etlichen diesen Faͤllen wird er mit gutem Wein-Essig vermenget/ vnd in die Ohren getropffet/ auch die schadhafften Ohren damit genetzet. Wider die Mund-Geschwer der jungen saͤugenden Kinder/ welches Aphtha ge- nennet wird: Deßgleichen die zerschwollene Mandeln vnd Halsknollen zu zertheilen/ vnd die vnreine Zunge zu saͤubern. Jtem/ das faule offene Zahnfleisch/ den Schorbock im Munde zu reinigen vnd zu heilen/ das Zahnwehe zu benehmen/ so wol an den Zaͤh- nen vnd Zahnfleisch die vbrige Feuchtigkeit vnd Vnflat/ so sich daran erhaͤlt/ zu verzeh- ren/ vnd ferner die Zaͤhne vnd Zahnfleisch vor Faͤule vnd Anbruͤchigkeit zu præserviren, so mische man den Spiritum oder Oleum salis in rein Honig/ vnd alsdann es in den Mund gestrichen/ vnd die Zaͤhne vnd Zahnfleisch damit gerieben. Wann die Frawen bresthaffte außgeschlagene Bruͤste haben/ so lege man Tuͤchlein/ so mit dem Spiritu oder Oleo Salis befeuchtet seynd/ daruͤber/ so werden sie bald heyl- Feuchte Kraͤtze/ schuppichte vnd andere aussaͤtzige Raͤude/ Grind/ Flechten vnd Zitrach. Y y y ten Trost der Seefahrenden. ten zu vertreiben/ solches kan durch den inwendigen vnd außwendigen Gebrauch deß spiritus oder Olei salis gar wol geschehen. Wie dann auch Frantzoͤsische vnd andere Geschwere vnd Beulen zu zeitigen/ reiff vnd eyterig zu machen/ mag man den spiritum oder oleum salis fuͤr sich allein/ oder mit andern Bequemigkeiten außwendig aufflegen. Zu Heilung deß gifftigen boͤsen Geschwers deß Haarwurms/ der vntersich biß auffs Gebein frist/ denselben zu vertreiben/ vnd dergleichen boͤse gifftige a postemata, vnd die Geschwere so Cacoëthes heissen/ auch zu den fressenden Schaͤden an den Ge- burtsgliedern/ auch die Schliere vnd andere offene Schaͤden zu heilen/ so vermischet man den spiritum oder oleum salis in weissen Wein/ vnd damit befeuchtet man Gersten- Mehl zum Teige an/ solches alsdann uͤbergeschlagen. Jn den vmb sich fressenden Krebsschaͤden erspriesset nutzbar/ diesen spiritum oder oleum salis in Rautensafft gemischet/ vnd bequemlich darein genetzet vnd darauff gelegt. Jn Summa/ mit inwendigen vnd außwendigen Gebrauch wehret der Spiritus oder Oleum Salis allen fliessenden vmb sich fressenden Schaͤden/ vnd macht ihnen zur Heilung einen guten Grund. Die zerrissene/ verruckte/ verkuͤrtzte auch lahme Glieder oder Gliedmassen wiede- rumb einzurichten vnd zu recht zu bringen/ so sol man dieselbigen mit diesem spiritu oder Oleo salis schmieren oder bestreichen/ entweder fuͤr sich allein/ oder zu andern hierzu dien- lichen Bequemungen gemenget/ es durchdringet solche gewaltig/ vnd ist gar huͤlffbar. Wartzen zu vertreiben wird uͤbergelegt der Spiritus oder oleum salis in Ringel- blumen-Safft gemischet. Deßgleichen die Leichdorn oder Huͤner-Augen/ wann die nach dem Bade wol beschnitten seyn/ vnd alsdann mit dem spiritu oder Oleo salis bestrichen/ werden sie dadurch vertrieben. Jn dem Rothlauff/ Rosa/ oder heiligen Ding wird der spiritus oder Oleum salis in Hollunder-Essig vermischet vnd uͤber geschlaͤgen/ ist fehr huͤlfflich befunden worden. Die erfornen auch auffgebrochenen Haͤnde vnd Fuͤsse werden dadurch wieder zu- recht gebracht vnd geheilet. Auß den Beinen vnd Fuͤssen die Muͤdigkeit zu ziehen/ dieselben auch zu kraͤfftigen vnd staͤrcken/ vnd die Glieder/ die ermuͤdet seyn/ zu steiffen/ dazu ist der spiritus oder O- leum salis ein Huͤlffmittel/ wann man damit sie fuͤr der Waͤrme wol bestreichet vnd rei- bet. Die Fluͤsse vnd kalten Gesuͤchte/ so in die Glieder/ auch in die Gelenck oder Gewer- ben gefallen seynd/ vnd daselbst allerley Gliedsuchten/ Ruͤckenschmertzen/ Huͤfftwehe/ Chiragra, Conagra, Podagra, Zipperlein/ Reissen vnd Wehetage/ auch Contractu- ren vnd Laͤhmung verursachen vnd anrichten/ werden durch den spiritum oder Oleum salis verzehret vnd benommen/ nemlich/ daß man denselbigen in bequemen Mitteln inner- lich gebrauchet/ vnd aͤusserlich ihn vber solche Oerter streichet/ so werden die Schmertzen vnd Pein kraͤfftiglich gestillet/ vnd so sich darinn Tophi oder Steinlein angesetzet/ so werden Trost der Seefahrenden. werden die discutirt, vnd sonderlich wann man den spiritum oder oleum Salis mit dem Oleo Victrioli dulcis miscirt, uͤ ber die No applicirt, solvirt es dieselbigen gar fuͤr- trefflich wol. Es ist auch fuͤr die Podagrischen Schmertzen sehr gut/ vnd dieselbigen gar wol da- mit zu stillen/ neben innerlichen Gebrauch deß spiritus oder Olei Salis auch aͤusseriich an- zuwenden/ Spiritus oder Oleum Salis mit Oleo Therebinthini, Oleo Ceræ, Oleo Ca- momillæ, oder auch Wullkraut-oͤel vermischet/ vnd die schmertzhafften Oerther fuͤr der Waͤrme damit ungirt, vnd wann die Glieder von Fluͤssen vnd Catharren zur Contra- ctur sich begeben haͤtten/ so soll man hierzu gebuͤhrliche Behungen gebrauchen/ vnd nach denselbigen uͤberzuschmieren anwenden des spiritus oder olei salis, olei Victrioli dulcis, Spiritus oder olei Therebinthini optimi distillati, wol zusammen misciret, vnd fuͤr der Waͤrme jetzt angezeigter Gestalt aͤusserlich uͤbergestrichen; Hierdurch werden auch die- selbigen Glieder vnd Gewerbe uͤber die massen sehr wol vnd also gestaͤrcket/ daß sie solche Fluͤsse nicht mehr so leichtlich annehmen moͤgen. Wider den Krampff vnd erkaltete Nerven dienet auch gar wol obgemeldter spiri- tus oder oleum salis, innerlich vnd aͤusserlich obangeregter Gestalt angewendet. Jn ausserlichen Wunden vnd Schaͤden begeben sich offtmals Faͤulungen/ waͤchset auch bißweilen darinnen geil Fleisch/ vnd richtet grossen Schmertzen an; solche Maͤngel bestreiche man mit dem spiritu oder oleo salis, es loͤset vnd verzehrets gar bald/ vnd behuͤ- tet fuͤr fernerer Faͤulung. Summariter, der spiritus oder oleum salis ist ein gar vortreffliche Medicin vnd ge- waltiger Vberwinder gar vieler Kranckheiten. Ferner soltu wissen/ daß uͤber jetzt oberzehlte artzneyische Anwendung der spiritus oder oleum salis, wann er vnterrichteter gestalt nach recht fleissig distillando verfertiget ist/ zu Bereitungen vieler schoͤner/ herrlicher/ koͤstlicher dinge in der Kunst Chymia gebrau- chet wird. Dann der spiritus oder oleum salis loͤset auff Gold/ etliche Edel- vnd andere Gesteine/ Perlen/ Corallen/ ꝛc. daß sie ferner in ihrer Potabilitet vnd Liquorem zu hoher allernuͤtzlichster menschlicher Artzney gebraucht werden; welche Processe/ wie solchen mit aller Arbeit recht gruͤndlich nachgegangen werden sol/ allhie anzuzeigen ich vnterlasse. Wer aber auß meiner Vnterrichtung/ so ich in dieser meiner Medulla Distillatoria \amp; Medica, \amp;c. gar getrewlich gethan/ durch seinen Fleiß/ Muͤhe vnd Arbeit einen guten An- fang zum laboriren geschoͤpffet hat/ der dencke den Dingen mit Ernst fleissiger nach/ vnd greiffe zur Arbeit/ werde daruͤber nicht leichtlich verdrossen/ gebrauche auch ehrlicher/ auff- richtiger/ guthertziger vnd rechtschaffener wolerfahrner Artisten getrewen Raths/ so wird er gewiß viel Geheimnuͤsse der Natur/ auch mancherley gar fuͤrtreffliche a rcana (fuͤr an- dern Schwaͤtzern vnd Nachlaͤssigen) eigentlich erfahren vnd innen werden/ vnd seine ex- perien tz/ Muͤhe vnd Fleiß nicht uͤbel noch vergebens angewendet haben; Hernachmals gebrauche er sich auch derselbigen seiner Erfahrenheit/ zu Gottes Lob/ vnd seines noth- duͤrfftigen Nechsten Huͤlffe vnd Bosten. Y y y 2 Vir- Trost der Seefahrenden. Virtutes oder kraͤfftige Wircklichkeiten deß Spiritus oder Olei Salis, darinnen das Gold recht secund um artem auffgeschlos- sen/ oder ein Aurum Potabile damit g e macht ist. W Olgeuͤbte/ erfahrne vnd gelaͤhrte Philosophi, Medici vnd Aertzte attribuiren vnd schreiben dem Spiritui oder Oleo Salis, darinnen das Gold recht auffgeloͤset/ oder ein Aurum Potabile damit gemacht ist/ grosse/ kraͤfftige/ im menschlichen Coͤrper artzney- ische Wirckungen zu/ daß es in allen Schwach- vnd Kranckheiten/ wie dieheissen/ ein gewaltiges Huͤlffinittel/ vnd den Patienten in allen Ohnmachten/ ja ob sich es gleich mit ihnen zum Tode zu nahen beginnete/ eine fuͤrtreffliche Erquickung (damit sie Krafft bekommen/ vnd noch etlicher massen auff zuhalten) zu/ wann man es ihnen zween/ drey oder vier Tropffen/ nach Gelegenheit/ auff einmal in einem guten Aqua vitæ oder Krafft- wasser eingibt. Deßgleichen/ wann man es woͤchentlich einmal einnimbt/ allewege auff einmal drey Tropfen in gutem starcken Wein oder Aqua vitæ, oder sonst in andern nach Gele- genheit bequemen Mitteln/ vernewert es den Menschen/ macht ihn jung-geschaffen/ vnd grawe Haare zu newen gelben Haaren/ Haut vnd Naͤgel new wachsen/ præservirt den Menschen fuͤr allerley zufallenden Kranckheiten/ daß er in seiner Gesundheit/ die Tage seines Lebens/ biß auff die von Gott ihme bestimpte Sterbens-Zeit bleibet. Dieses seynd die Wort deß hocherfahrnen Philosophi, Medici, Chymici, Conra- di Khunraths, wie solche von Wort zu Wort in seiner Medulla distillatoria zu fin- den. Nun kan ein jedweder leichtlich erachten/ daß dieser Mann/ ob wol er viel erfah- ren gehabt/ dannoch nicht alles wird gewust haben; was er gewust/ das hat er geschrie- ben/ vnd das ander bleiben lassen: Daß darumb noch viel ander gutes nicht darmit sol- te koͤnnen verrichtet werden/ ist leicht auß diesen zu sehen/ was dieser einige Medicus al- lein darinn gut befunden gehabt: Vnd was er zum Ende vermeldet von dem Oleo, sive Liquore Auri, so durch den Spiritum Salis bereitet worden/ ist die lautere Warheit/ vnd kan noch ein viel mehrers mit selbiger solution außgerichtet werden. Er hat geschrieben so weit er erfahren gewest/ vnd das uͤbrige andern zu thun hinterlassen. Dieweil ich dann/ ohne: Ruhm zu melden/ auch die Haͤnde in die Kohlen gesteckt/ vnd vnter andern diesen Liquorem Solis, oder Aurum Potabile, per Oleum salis gemacht/ in grossen Kraͤfften be- funden/ so will ich den duͤrfftigen Krancken den Usum, wie auch dessen grosse Krafft vnd Wirckung/ weil mich die Experi entz versichert hat/ etwas außfuͤhrlicher beschreiben/ auff daß ein solche edle Medicin nicht begraben/ sondern dem beduͤrfftigen menschlichen Ge- schlecht zu gut bereitet vnd gebraucht werde. Ein solcher Liquor auri, davon alhier Mel- dung gethan/ wird auß dem besten vnd feinsten ☉ vnd auffs hoͤchste rectificirten vnd wieder concentrirten Spiritu Salis bereitet/ in dem das ☉ zuvor durch das Antimoni- um gegossen vnd fein gemacht/ vnd hernach in aqua Regis auffgeloͤst/ mit ☿ præcipitirt, vnd Trost der Seefahrenden. vnd durch absuͤssen in einen s len Calcem gebracht/ welcher/ so er wol außgegluͤhet/ her- nach ein starckes vnd wolben Oleum Salis ihn auffloͤset: wann der Calx Solis solvi- ret ist/ wann in einem glaͤser lblein Theil spiritus salis wieder davon abstrahirt, so bleib in fundo ein hoch-gelb iquor auri, welcher also nicht einzugeben ist; dann das Oleum Salis gar zu starck vnd scharff ist/ soll derohalben ein Tropff von solchem Oleo mit einem guten Leffel voll Wein/ Bier oder warmer Bruͤhe vermischt werden/ ehe mans in den Leib nimbt/ auff daß der corrosivi sche spiritus salis dadurch gebrochen werde/ vnd wegen seiner grossen Saͤure nicht etwan dem Patienten widrig zu nehmen fallen moͤch- te. Vnd wann man vmb der Lieblichkeit willen desto besser einzunchmen/ etwan densel- ben gern suͤß haͤtte/ so kan man dasselbige Oleum an Statt Wein/ Bier/ Wasser vnd Fleischbruͤhe/ etwan mit einem Zucker-Wasser oder Rosen-Syrup einnehmen/ thut e- ben viel/ womit es gleich eingenommen wird; vnd soll ein alter Mensch auff einmal vber 2. oder 3. Tropffen nicht einnehmen/ wann er dann spuͤret/ daß diese 2. oder 3. Tropffen zu wenig sind/ vnd keine genugsame operation thaͤten/ so koͤnte man alßdann mit dem Dosi auffsteigen/ vnd 3. oder 4. Troffen geben/ so lang vnd viel/ biß diese Kennzeichen gesehen werden/ alsdann nicht hoͤher auffsteigen/ sondern lieber einen Tropffen weni- ger geben. Die Kennzeichen sind diese/ wann das Oleum Auri seine rechte operation thut; das erstemal spuͤret man eine Nauseam oder Widerwillen in dem Magen/ wann das Oleum Auri etwan boͤsen Schleim darin findet/ vnd solchen gern weg haben wolte/ vnd loͤset denselben ab/ vnd fuͤhret ihn durch den Stul auß. Zum andern sollen die Ex- erementen gantz kohlschwartz seyn/ vnd in waͤhrendem Gebrauch der Patient taͤglichs auffs wenigste zweymahl/ bißweilen auch 3. oder 4. mal/ ohne einige Hindernuß oder Empfindung in dem Leib/ wie sonsten bey Gebrauch anderer Medicamenten geschicht/ auff den Stulgehen/ vnd der Urin truͤb seyn: dann die Medicin auß den Nieren vnd Blasen den Schleim vnd tartarum auffloͤset/ vnd nach vnd nach außfuͤhret. NB. An den schwartzen Excrementen siehet man klaͤrlich/ daß das Gold in deß Menschen Ma- gen radicaliter auffgeloͤst vnd vmbgekehrt werden kan/ welches viel statuiren vnmuͤg- lich zu seyn. Deß Menschen Magen kan mehr in Zerstoͤrung der Dingen außrichten/ als das staͤrckeste Fewer/ wie allhier bey dem ☉ zu sehen/ vnd alles das jenige/ was man isset vnd trincket/ in 24. Stunden lang also vmbkehren/ vnd zu Excrementen verwand- len kan. Jst es einem Menschen-Magen muͤglich/ so ist es der Kunst auch muͤglich/ vnd wird auch darmit bewiesen/ daß sich die Farben in dem ☉ erst mercken lassen/ wann das- selbe radicaliter außgeloͤst vnd vmbgekehrt worden: dann schwartz ein Haupt-Farbe ist/ darinnen alle Farben verborgen vnd concentrirt sind. NB. Diese schwartze Excrementen solte man nicht wegwerffen/ sondern das ra- dicaliter auffgeschlossen Gold wieder suchen/ davon zu scheiden; es solte vielleicht etwas wunderbarliches damit koͤnnen zu wegen gebracht werden. Jch habe einmal einem Kind dieses Oleum a uri 8. oder 10. Tagen nach einander eingeben/ weil ihme vnweißlich von andern ein ☿ fuͤr die Wuͤrme beygebracht worden/ selbigen damit wieder auß dem Leib Y y y iij zu zie- Trost der Seefahrenden. zu zichen/ vnd die Excrementen zu versamblen befohlen/ s darmit zu versuchen/ nach dem aber dieselbe gestanden/ Wuͤrme darinn gewachsen ich nichts darmit versuchen koͤnnen/ sondern befohlen/ solche zu einer Wurtzel eines/ n Weinstocks zu legen/ wel- ches geschehen/ vnd der Weinstock/ welcher nur 2. Jah gewesen/ vnd selbige Jahr noch keine Trauben haͤtte bringen koͤnnen/ hat einen klein en T r auben gebracht/ mit gros- sen Beeren/ darauff guͤldene Flecklein/ wie kleine guͤldene Sternlein/ gestanden/ mit Verwunderung anzusehen/ welches wol nachdenckens werth ist. Jch halte auch darfuͤr/ daß der Urin bey denen/ welche obgedachten Liquorem auri stetig gebrauchen/ auch guͤl- disch seyn muͤsse/ kan aber auß der Farb nichts sonderlichs gemerckt werden. Es kan nicht fehlen/ weiln deß Menschen Leib in dem Gebrauch obgedachter Medicin nur allein eine verborgene Krafft deß Goldes zu sich nimbt/ vnd das Corpus wiederfahren laͤst/ daß dasselbige ☉ besser seyn moͤchte durch die Kunst in die multiplication zu bringen/ als ein ander gemein ☉. Gott der Almaͤchtige hat alle dingewol bestelt vnd angeordnet. Wann in deß Menschen oder Vihe Magen die Speise vmbgekehrt vnd verfaulet wird/ so ziehet die Natur nur ein wenig dararauß/ sich darmit zu ernehren/ das uͤbrige gehet seinen weg/ vnd ist darumb nicht ohne Kraͤfften: dann so man solche Excrementen mit einer Erden vermischet/ vnd mit Regenwasser anfeuchtet/ vnd an die Lufft setzet/ so wachsen auß eige- ner Krafft/ ohne zuthun einigen Saamen/ vielerhand Kraͤutlein; so man aber einen Saamen eines Krauts darein thut/ dessen Art Kraͤuter alsdann herfuͤr kommen/ vnd nachdeme man wil/ daß die Excrementen zu einem Kraut werden sollen/ ein solchen Saamen man darein legen muß/ dahero die Multiplication der Kraͤuter/ vnd vielleicht auch der Metallen. Muß also die Faͤulnuͤß vorher gehen/ wann ein Multiplication fol- gen soll; welches Christus vnser Seligmacher selber seinen Juͤngern vorgeprediget/ sa- gende: Es sey dann/ daß das Weitzen-Koͤrnlein in der Erden faule/ so kan es keine Fruͤch- te bringen/ oder kan sich nicht vermehren: Dieweil dann an dem metallischen Baum das ☉ der gelbe/ runde Saamen/ die ☽ die weisse Lili-Bluͤt/ ♀ die gruͤne Blaͤtter/ ♂ der brau- ne/ harte Stamm/ ♃ die grawe Rinde vmb den Stamm/ ☿ der klare weisse Safft/ so zwischen der Rinden vnd Stamm auffsteigt/ vnd die Nahrung gibt/ ♄ die schwartze Wurtzel deß Baums/ vnd weder Wurtzel/ Stamm/ Blaͤtter noch Blumendeß Baums/ wann sie gleich verfaulen/ oder in die Erden gesaͤet werden/ sich multipliciren koͤnnen/ sondern allein der Saame solches thun muß; so waͤre es so frembd nicht/ wann man das verfaulte ☉ von den Excrementen zu scheiden wuͤste/ daß dasselbige durch die Kunst in die Multiplication hernacher zu bringen. Jch fuͤr meine Person aber habe solches nicht gethan/ wer Lust zu hat/ kans versuchen/ was darauß werden moͤchte. Die Philosophi ruffen sonsten/ daß man Materiam lapidis in sterquilinio suchen muͤsse/ vnd daß ihre Materia stinckend/ vnd von den Menschen verachtet auff den Mist geworffen wird/ ꝛc. Kan aber auff den Salpeter gedeutet werden. Diese kurtze Erinnerung habe ich wolmei- nend hieher setzen wollen/ ob vielleicht ein oder der ander weiters nach dencken wolte. Ein- mal ist es gewiß/ daß das ☉/ wann es zuvor durch den Spiritum Salis auffgeschlossen/ vnd mit Troft der Seefahrenden. mit andern Feuchtigkeiten/ als Wasser/ Wein/ Bier/ oder dergleichen/ in die Weite zer- theilt/ vnd genossen/ in deß Menschen Magen radicaliter auffgeschlossen vnd vmbgekehrt wird: Dann auß solchen Excrementis ich niemaln corpora lisch ☉ wieder machen koͤn- nen; welches nachdenckens werth ist. Wer weiß was Gutes darhinder stecket/ vnd waͤre der Muͤhe wol werth/ solches zu examiniren oder probiren, wieweit darmit zu kommen. Die Philosophi sagen/ wo die Natur auffhoͤret/ vnd das Werck liegen laͤßt/ da sol der Kuͤnstler anfangen:wie man aber weiters damit procediren soll/ das sagen sie nicht. Erstlich hat die Natur das Ens Minerale, oder primam Materiam Metallorum, so hoch gebracht als es muͤglich gewesen/ nemblich zur hoͤchsten perfection, vnd duff koͤniglichen Thron gesetzt: die Kunst hat das perfecte ste Corpus Solis durch Corrosiva auffgeschlos- sen durch deß Menschen Magen wieder zuruͤck gebracht/ vnd auffs newe auffgeschlossen; so man nun weiters wuͤste fort zu fahren/ so koͤnte leichtlich das entschlossene Gold sich ver- bessern/ vnd tausentfaͤltig multiplicirt werden. Jch will aber dieses fuͤr kein Evangelium/ sondern nur fuͤr blosse Gedancken gehalten haben: ein jedweder kan doch darauß nehmen/ so viel ihm gut duͤncket. Vnd soll man mit dem taͤglichen Gebrauch der Medicin so lang vnd viel anhalten/ biß alles boͤse dadurch auß dem Leib getrieben ist; auch soll man bey Gebrauch dieseꝛ Medi- cin sonsten kein andere Medicamenten darneben gebrauchen/ dieser Edlen Medicin ih- re Wirckung darmit zu verhindern/ sondern wan man wil/ zuvor/ ehe man sie gebraucht/ etwan 1. oder 2 mal mein Panaceam, davon im 2. Theil meiner Spagyri schen Apothecken gehandelt wird/ einnemen/ so wird man Wunder sehen/ was diese edle Medicin vermag. Dann erstlich thut sie dieses alles so dem Spiritui salis zugeschrieben wird: dann das oleũ salis, damit das ☉ sol virt worden/ gleicher Tugent vnd Krafft ist mit dẽ spiritu salis / nur daß das oleum zweymal staͤrcker ist als der spiritus; dann der spiritus kein ☉ auff solvirt, sondern allein das wolbereitete oleum. Kan also dieses oleum Auri, oder Aurum pota- bile, viel besser in allen diesen Kranckheiten gebraucht werden/ darzu sonsten ein spiritus salis gut ist/ vnd wircket dieses oleum auri viel besser/ als ein spiritus salis, wegen deß Gol- des/ so darinnen auff solvi ret ist: vnd weil das ☉ auch warmer vnd truckner Natur ist/ so schicket sich dasselbe gar wol zu dẽ oleo salis, welches warmer vnd feuchter Natur ist. Da- hero widerstehet dieses oleum auri aller corruption, die in deß Menschen Leib entstehen moͤchten/ daß kein Fieber/ kein Pestilentz/ kein Aussatz/ keine Verstopfung der Leber/ Miltz vnd Lungen koͤnnen einwurtzeln/ das Gebluͤt wiꝛd durch den gantzen Leib gereinigt/ von aller uͤberfluͤssigen boͤser gesaltzen Feuchtigkeit/ kein Geschwaͤr an Lungẽ/ Leber oder andeꝛn innerlich vnd aͤusserlichen Orten deß Leibs kan sich versamlen/ es sol virt vnd treibt auch den Calculum in der Blasen vnd Nieren/ wie auch alle tartarische/ podagrische Fluͤsse/ vnd staͤrckt den Magen/ Hirn/ Hertz vnd Seenen: Es erwaͤrmt vnd durchgehet den gan- tzen Leib mit einer sonderlichen Art vnd Eigenschafft/ trucknet die boͤse Feuchtigkeit auß/ vnd curiret die Wassersucht/ ziehet alle gifftige humores in dem Magen auß dem Leib/ vnd fuͤhret solche durch den Stul/ vnd sonderlich die Mercuriali sche Duͤnste/ so etwas von Trost der Seefahrenden. von boͤser Cura in Morbo Gallico, durch schmiren in den Leib kommen/ vnd einige Glit- der lahm davon worden sind/ oder werden wollen/ bringt selbige wieder zu recht/ vnd auch sonsten solche Glieder/ welche durch andere Kranckheiten verschwaͤcht vnd kraffloß wor- den/ wieder zur vorigen Gesundheit bringet/ allein durch innerlichen Gebrauch/ aͤusser- lich ist es zu kostbar/ vnd kan ein Spiritus Salis darzu gebraucht werden/ die Seenen da- mit zu schmieren/ vnd die schmertzen zu stillen; innerlich aber macht dieses a urum Pota- bile alle Glieder im gantzen Leib fein hart/ starck vnd kernhafft/ daß so leichtlich keine Feuchtigkeit Schaden thun kan/ oder Pest/ Fieber/ Geschwaͤhr an Lungen oder Leber/ faul Gebluͤt/ Schorbauch/ Wassersucht/ Kraͤtzen vnd dergleichen einwurtzeln moͤgen. Es heilet auch alle eusserliche Schaͤden am gantzen Leib/ als Fisteln/ vnd andere lang- wierige offene Schaͤden/ allein innerlich gebraucht: aͤusserlich ist dieser Spiritus Salis gut genug/ darinn nur ein Stahl auff solvirt ist/ alle Schaͤden in dem Mund/ auff der Zun- gen vnd Gaumen oder Hals/ so etwan von Morbo Gallico oder Schourmund entstan- den/ vnd nach keiner Medicin laustern wollen: der Liquor auri ist aber besser/ vnd da men auch nicht ein jede Medicin gebrauchen darff/ koͤnnen darmit curirt werden; macht solchen Schaͤden einen reinen Grund/ vnd heilet schleunig wegen seiner astrin girenden Natur vnd Krafft. Man mische es mit ein wenig Zucker/ vnd reibe das vom Schur- mund verfaulte Zahnfleisch darmit/ wird schnell heilen/ vnd die Zaͤhn wieder starck machen. Es heilet auch dieses Oleum a uri alle innerliche vnd aͤusserliche Quetschun- gen/ als Blasen- vnd Nabel-Bruͤche/ ohne Schnitt oder andere Artzneyen/ nur inner- lich gebraucht vnd aͤusserlich auffgestrichen: dann es ziehet die Wunden zusammen/ vnd heilet gar schnell vnd bald alles innerlich im Leib/ so etwan moͤchte versehrt oder zer- brochen seyn/ vor allen andern Medicamenten: dann in rerum natura nichts zu finden/ das astrin girender vnd heilsamer ist/ als eben ein auffgeschlossen Gold. Weiln dann alle Wunden/ so wol innerlich als aͤusserlich/ astringentia begehren/ vnd kein Kraut noch Mineral zu finden/ welches diesem gleich/ so bleibt ihm billich der Preiß vor allen andern inn- vnd aͤusserlichen Medicamenten. Nach dem Gold ist die Solutio Martis auch gut/ astringirt zimlich wol/ bey weitem aber nicht wie das Gold/ vnd ist nicht so lieblich zu nehmen/ schmeckt sehr Vitrio lisch/ vnd macht bißweilen Vomitus. Andere Metallen astringiren zwar auch/ aber nicht rathsam/ innerlich zugebrauchen/ weil die- selbe neben guter Tugend/ auch boͤse zu gleich haben. Die Luna selbsten ist sehr Vitrio- lisch/ vnd gantz bitter am Geschmack/ ziehet sonsten viel boͤses auß dem Leib/ aber seine Solutio gar widerig zu nehmen/ uͤbler als ein gemeiner Vitriol: Die Solutio A uri aber/ ob selbe schon astringirt, so seynd doch keine boͤse Qualiteten darbey/ sondern alles heil- sam vnd gesund/ inn-vnd aͤusserlich zu gebrauchen/ bey Jungen vnd Alten/ in Epile- psia, wie auch den Kindsbettern/ die zerbrochene Banden der Mutter wieder zu heilen/ vnd alles schnell an seine Stelle zu bringen/ welches verrucket waͤhr. Jn Summa: Es kan diese Medicin in allen Kranckheiten sicherlich gebraucht werden/ sie seyen gleich warm oder kalt; dann alle Glieder dardurch gestaͤrcket vnd gleichsam ernewert werden/ dafuͤr billich alle Krancken dem lieben Gott schuldigen Danck erzeigen solten. Aus- Trost der Seefahrenden. Ausser diesen Tugenden so der Spiritus Salis, vnd insonderheit den Oleum auri per Spiritum Salis bereitet/ in- vnd aͤusserlich erweiset/ ist er auch sehr sehr gut/ der Trun- ckenheit vorzukommen/ vnd sich darfuͤr zu bewahren/ als vor dem groͤsten vnd schaͤdlich- sten Laster/ Gifft vnd Wurtzel alles Vngluͤcks vnd Schadens/ vnd Thuͤr zu allen Suͤn- den. Dieweiln nun genug bekand/ daß die Trunckenheit allen Menschen ein schaͤdliche Gifft ist/ vnd vnzehlich viel Vngluͤck darauß entstehet/ als solten billich alle Menschen dieselbige schewen vnd meyden/ ja wie vor Gifft vnd Pestilentz sich huͤten vnd vorsehen: Weil aber ein solches Laster allenthalben im Schwang gehet/ vnd sonderlich in denen Laͤndern da der Wein haͤuffig waͤchset/ so wird sie nicht fuͤr eine Suͤnde oder Schande/ sondern nur fuͤr eine Gewonheit geachtet/ sonderlich weil Groß vnd Klein sich darmit delecti ren oder belustigen. Es ginge wol hin/ daß man truͤncke biß daß man froͤlich wuͤr- de/ man bleibt aber nicht darbey/ sondern der Mißbrauch ist so groß/ daß man kein Ziel noch Maß zu gebrauchen weiß/ immer der eine den andern zum trincken anreitzet/ vnd werden die jenige/ die fein grosse Becher voll bescheid thun koͤnnen/ mehr geachtet als ein erfahrener Philosophus. Es wird nicht allein die edle Gabe GOttes/ der liebe Wein/ so schaͤndlich dardurch verderbt vnd vnnuͤtzlich verthan/ sondern die Menschen thun ih- nen an ihrer eigenen Gesundheit grossen Schaden. Wann sich ein Mensch selber zu todt saͤufft/ ich glaube nicht/ daß er in einen andern Himmel kommen werde als zu denen/ welche sich vmb Geitzes oder andern Vrsachen halben erhaͤngt/ oder ertraͤnckt haben. Ein verzweiffelter/ der sich selber vmbs Leben bringt/ thut solche Suͤnde nur einmal/ vielleicht wann er wieder koͤnte lebendig werden/ er es ein andermal nicht wieder thun wuͤrde: Ein Vollsaͤuffer aber begehet solche Suͤnde taͤglich/ wird nuͤchtern/ vnd thut es wieder/ vnd hat gar kein Mißfallen daran/ bildet ihme auch nicht ein/ daß er ein Suͤnde darin bege- he/ macht ihme den Weg zum Himmel fein weit/ gedenckt/ wohin so viel kommen/ da wolle er anch hin/ auffdaß er gute Zechbruͤder finden moͤge; wie jener sterbende Trinck- Bruder fragte/ (daman ihm von den Himmel sagte/ daß er hinein kommen wuͤrde/ wann er hertzliche Rewe vnd Leid uͤber sein Gottlos Leben haben/ vnd sich der Verdien- sten Christi theilhafftig machen wuͤrde) ob man dann auch darinn lustig zechte? da ihme geantwortet/ nein/ man haͤtte daselbsten weder Hunger noch Durst/ da fagte er/ so be- gehre ich auch nicht hinein: damit fuhr er dahin/ in den Schwein vnd Sauff-Himmel. Das weiß ihm der Teuffel fein zu Nutz zu machen/ vnd viel Kinder dardurch zu sich zu locken/ (wie bey den Hexen vnd Zaubern zu sehen) welche bekennen/ daß ihne der Teuffel zugesagt/ nach diesem Leben an einen solchen Ort zu bringen/ danichts anders getrieben werde/ als essen/ trincken/ buhlen/ vnd alle Wollust deß Fleisches. Diese Predigt klingt der Leichtfertigkeit besser in die Ohren/ als wann man von Rew vnd Leyd uͤber die Suͤn- de/ nuͤchterem vnd maͤssigem Leben/ vnd dergleichen saget; das gehet nicht zu Hertzen/ das Boͤse aber gehet wie geschmiert ein/ daher bekommt der Teuffel so viel Kinder. Moͤchte mancher sagen: Was gehet Glaubern an/ daß er eine Medicin gegen die Trunckenheit beschreibet/ die doch keine Kranckheit ist/ sondern vielmehr ein lustiges Exercitium? De- Z z z me Trost der Seefahrenden. me antworte ich also: Wann ich nicht wuͤste/ daß die Trunckenheit die allergroͤste vnd schaͤdlichste Kranckheit Leibs vnd der Seelen waͤre/ wolte ich dieses Blat Pappier gern vnbeschrieben gelassen haben. Man lese die alten vnd newen Historien/ so wird man fin- den/ daß das meiste Boͤse/ so jemaln geschehen/ in der Trunckenheit geschehen sey. Da- rumb ich nur etliche wenige wil anzeigen/ zu beweisen/ daß es wahr sey: Haͤtte Noah sich nicht voll Wein getruncken/ haͤtte er sich nicht vor seinen Kindern entbloͤst/ vnd ihnen Aergernuß geben. Haͤtte Loth sich nicht den Trunck vbermañen lassen/ haͤtte er keine Blut- schande mit seinen beyden Toͤchtern begangen; vielleicht hette David keinen Ehebruch mit Bathseba begangen/ vnd der vnschuldige Todt deß getrewen Dieners Vri æ vermitten blieben: Waͤre Johannes der Taͤuffer in der Wuͤste geblieben/ wild Honig vnd Hewschre- cken gessen/ vnd Wasser darzu getruncken/ vnd fich die leckere Hoffbißlein nicht verfuͤhren lassen/ haͤtte er seinen Kopff behalten. Haͤtte Samson vnd Holofernes nicht sich truncken getruncken/ waͤren sie durch die Weiber nicht vmbs Leben kommen: Dieser Exemplen koͤnte man viel tausend auß den Historien anziehen/ vnd darmit beweisen/ daß alles vbel von der Trunckenheit herkomt/ welches aber vnnoͤhtig ist/ dann die Sach gar zu klar vor Augen ligt/ vnd taͤglich gesehen wird. Ein jedweder gehe in sich selber/ vnd bedencke sein Leben/ Thun vnd Lassen/ so wird er finden/ daß ihme sein Boͤses oder Suͤnde/ das er sein Lebtag veruͤbet/ mehrertheils auß der Trunckenheit entsprungen sey. Es nimmt ihm mancher vor/ bey Mahlzeiten nicht mehr zu trincken/ als was er wol vertragen kan; so er aber bey Gesellschafft immer das eine gute Bißlein nach dem andern zu sich nimbt/ so schmeckt auch auff ein Bißlein ein gut Truͤncklein/ vnd schleicht eines nach dem andern hinein/ ehe mans gewahr wird/ vnd wann es darinnen ist/ so operirt es/ vnd stellt bey etlichen lose Haͤndel an. Wann die gleich sam stillsitzende Geister durch den Wein-Geist ermundert vnd gestaͤrcket worden/ so lassen sie sich mercken vnd sehen/ was fuͤr Geister es seynd. Die Trinckgeister nehmen grosse Becher/ vnd bringen Gesundheiten herumb/ vnd machen auß vernuͤnfftigen Menschen vnvernuͤnfftige Schweine. Der Hadergeist der kan nicht laͤnger Ruhe haben/ vnd suchet alles herfuͤr/ das zu einen Hader vnd Ge- zaͤncke/ ja gar zum schlagen Vrsach gibet. Der vnkeusche Hurengeist fehret seinem Be- wahrer/ dem Leib/ in die Augen/ Haͤnde vnd Fuͤsse/ vnd fuͤhret dieselbe so lang/ biß sie ih- ren Willen gehabt. Mit den Augen wincken sie ihres gleichen/ mit den Fuͤfsen tretten sie vnter dem Tisch/ mit den Haͤnden greiffen sie/ da sie nicht solten; welches mancher/ oder manche/ vielleicht nit thaͤt/ wann der Trunck solches nicht verursachet: Davon entstehet Hurerey/ Ehebruch/ Todtschlag/ Verzweiflung. Wie viel Kinder werden von den leicht- fertigen Huren heimlich vmbs Leben gebracht/ wann sie nicht wissen womit hin? Nach der Hurerey folget auch ein Diebstall: Jst die Fꝛaw huͤrisch/ so traͤgt sie dem Mann ab/ vnd ste- cket es den stinckenden/ schweinischen Gugucken zu; entziehet solches den andern Kindern- Jst der Mann huͤrisch/ so hengt er das jenige den losen Huren an/ welches seine Hauß- fraw vnd liebe Kinder offt selber von noͤthen haͤtten: Seynd Knecht vnd Maͤgd huͤrisch/ so muͤssens die Herren vnd Frawen entgelten: seynd die Kinder also/ so tragen sie Vatter vnd Trost der Seefahrenden. Mutter ab/ was sie koͤnnen; wann nichts mehr zu Haus abzutragen ist/ so suchen sie es in andern Haͤusern/ vnd werden zu Dieben. D s alles kommt vnd hat seinen Vr- sprung auß der Trunckenheit/ wann nemblich S inn vnd Witze verblendet wird: Vnd wann in der Trunckenheit einmal gesuͤndiget/ vnd solches vngestrafft hingehet/ so wagt mans wieder/ so offt vnd viel/ biß ein taͤglichs Handwerck darauß wird/ vnd endlich ein boͤses Ende nimbt. Niemand spuͤret/ daß die Trunckenheit ein solch schaͤndlich Wesen sey/ als dieser/ der hr Feind ist: diese aber/ die Lust daran haben/ koͤnnens nicht sehen. Gleich wie ein Tisch voll Gaͤste/ wann sie meist alle truncken/ voll vnd toll vnter einan- der schwermen vnd schnaderen/ daß keiner sein eigen Wort hoͤren kan/ sie singen/ sprin- gen/ dantzen/ ruffen/ trincken/ speiens wieder/ trinckens wieder/ kuͤssen vnd lecken einan- der hinden vnd forn/ vnd in ihrem Sinn alles wol stehet/ vnd gar nicht sehen/ wie naͤrrisch sie sich stellen/ wie schaͤndlich sie thun/ vnd wie uͤbel es ihnen anstehet/ vnd das allein/ weil sie truncken seynd/ vnd ihren natuͤrlichen Verstand verloren haben: ein Nuͤchterer aber/ der solchen Handel ansiehet/ kan sehen/ was Eitelkeiten sie treiben. Also haben auch diese Menschen/ welche nicht sehen koͤnnen/ daß Trunckenheit eine Wurtzel sey alles Boͤsen/ solche trunckene Angen wie die volgesoffene/ in welchen kein Sinn/ Witz/ noch Verstand ist. Es thut mancher etwas in der Trunckenheit/ das ihn sein Lebetag gereuhet/ vnd viel- leicht nimmer nuͤchtern gethan haͤtte. Ein jedweder gehe nur in sich selber/ vnd examini- re sein Leben/ Thun vnd Lassen/ so wird er befinden/ daß es also sey. Warumb solte man dann die Trunckenheit nicht hassen/ vnd sich darfuͤr huͤten/ so viel als nur muͤglich ist? Jch weiß/ wann mancher dieses recht vnd wol betrachtete/ er wuͤrde das viehische Sauffen lassen; wie wol wuͤrde es dann stehen bey der Christenheit. Die Tuͤrcken waͤren nimmer- mehr so groß vnd maͤchtig worden/ wann ihnen der Wein zugelassen/ vnd in ihrem Gesaͤtz zu trincken nicht verboten waͤre. Man sehe nur eine Haußhaltung/ da der Mann oder die Fraw nur dem Trunck ergeben/ so wird er den Vntergang bald spuͤren/ sonderlich desto ehender/ wann beyde eines Sinns seynd/ vnd eines zu dem andern viel/ gesegue dirs GOtt/ sagt. Wann ein Juͤngling sich leichtlich truncken trincket/ so wird nichts guts auß ihme: Es folgen dem Trunck bald nach andere Suͤnden/ als Spielen/ Luͤgen/ Huren/ Stehlen. Trinckt ein Jungfraw sich gern truncken/ so wird sie gewiß ein Hure: ein alt Weib eine Kuplerin: ein truncken Kriegs mann der zancket vnd schleget: ein trun- cken Muͤnch der singet: ein Geck der lachet. Jn Summa/ der Wein bringt auß dem in- nersten deß Hertzen herauß was darin verborgen. Darumb nicht uͤbel der weise Mann sagt: Laß dich nicht verfuͤhren/ daß der Wein so schoͤn im Glaß stehe: vnd weiters: Ein Trunckner vnd ein Narꝛ haben ihr Hertz in dem Mund: Ein Nuͤchterner vnd Weiser aber hat seinen Mund im Hertzen. Christus hat vns nicht vergeblich geboten/ daß wir nuͤchtern vnd wacker seyn sollen vmb deß Feindes willen/ der in der Trunckenheit Gelegenheit findet/ Schaden zu thun. Jch fuͤr meine Per- son halte die Trunckenheit fuͤr die groͤste Kranckheit/ die zu finden/ dann Leib vnd Seel ins Verderben dadurch gestuͤrtzet wird. Jn Summa: die Trunckenheit ist so ein abschewlich Z z z ij ding Trost der Seefahrenden. ding vor GOtt/ vnd huͤbschen Menschen/ deme nichts zu vergleichen/ warumb solte man dann nicht ein Remedium dargege / b rauchen. Jch habe all hier dieselbe nur ein wenig angeruͤhrt:man koͤnte all das Vbel. so durch die Trunckenheit koͤmmt/ nicht auff eine grosse Ochsenhaut schreiben. Darumb billich jederman solche scheuhen solte; wird mich auch kein frommer Mensch verdencken/ daß ich eine Medicin dargegen zu gebrau- chen verschreibe. Es werdens doch wenige zu Hertzen nehmen/ die es aber thun/ werden sich wol darbey finden/ vnd gar keine Rewe tragen/ daß sie von einem solchen schaͤndli- chen Laster abgestanden. Auff daß ich nun den guͤnstigen Leser nicht lang anffhalte mit der Medicin gegen die Trunckenheit/ so sage ich/ daß der Spiritus Salis dafuͤr bestehen kan: dann wann star- cke Weine oder auch alt Bier getruncken werden: so ist nichts in den Magen/ welcher den subtilen Spiritum binden moͤge/ derohalben die Waͤrme denselben also bald vbersich in den Kopff distillirt, da benimbt er den Verstand/ Gesicht vnd Gehoͤr/ beraubet den Menschen von allen seinen fuͤnff Sinnen/ vnd macht auß einen gesunden Menschen ei- nen Krancken; so man aber mit oder vnter den Wein etwas Spiritus Salis gebraucht/ so schliesst er den Magenmund/ vnd laͤsst die Geister so starck nicht auffsteigen; auch haͤlt vnd bindet er die Spiritus, vnd benimbt ihnen etlicher massen ihre Staͤrcke/ daß sie also nicht uͤbersich kommen; auch lescht er auch den Durst/ vnd macht den Wein zu gegen/ wann der Durst dardurch geleschet wird: Dann wañ jemand Durst hat/ so trinckt er oͤffter vnd mehrers/ als wann er keinen Durst hat: Je oͤffter vnd mehrers er dann trincket/ je balder er truncken wird. Auch schadet der Wein so leichtlich nicht der Leber/ wann er also mit Spiritu Salis gemischet worden dann so viel der Spiritus deß Weins die Leber erhitzet/ so viel kan der Spiritus Salis wiederumb gut machen: Darzu laͤsst der Spiritus Salis den Wein nicht lang in dem Magen/ fuͤhret denselben schnell durch den Urin hinweg/ vnd je ehender der zu viel getrunckene Wein wieder auß dem Leib kommt/ je besser es ist/ vnd je weniger Schaden er thun kan. Er soll aber auff obbeschriebene Weise bereitet/ vnd auch rectificirt seyn/ dann ein solcher das nicht thun kan/ welcher nicht sauber vnd rein berei- ret ist. Wann der Wein dem Mund schmecket/ so kan man schwerlich nachlassen/ so lang man Durst darnach hat: Wann aber der Durst benommen/ so wird auch der Wein nit mehr begehret/ vnd bleibet man bey gutem Verstand/ vnd kan seine Sachen verrichten/ vnd seiner Profession abwarten. Wenig nehmens in acht/ wie das trincken einen Mann zu ruͤck werffen kan. Es ist nicht vmb den Wein allein zu thun/ welchen man vnnuͤtzlich verschwendet/ davon man doch viel Tage maͤssig darmit haͤtte haußhaltẽ koͤnnen/ sondern es wird die edle Zeit uͤbel angelegt vnd verschlissen; auch verspielt durch Karten vnd Wuͤrffel/ mancher so viel bey dem Trunck auff einmal/ darmit er lang haͤtte haußhalten koͤnnen; macht seinen eigenen Leib kranck/ daß er den folgenden Tag auch nichts verrich- ten kan. Er fuͤhret sein Seele in Gefahr/ vnd aͤrgert die Jugend/ gehet ihnen mit boͤsen Exem peln vor/ welches er hart zu verantworten hat; macht sich selber bey andern zum Spott. Jn Trost der Seefahrenden. Jn Summa: Es kommt nimmer nichts gutes von der Trunckenheit/ darumb ich gut gefunden/ diese Medicin dargegen zu recommend iren/ vnd nicht allein denen die Wein trincken/ sondern auch denen/ die starck Bier trincken. Diese Medicin laͤsst weder Wein noch Bier lang in den Magen/ sondern treibt sie bald durch den Urin wieder darauß/ also daß sich in den Nieren vnd Blasen leichtlich kein Tartarus ansetzen kan: Die Bier werden so anmuthig vnd lieblich davon/ daß man sie so gern trincket als gute Weine; werden auch den Leib nicht beschweren/ wie sie son- sten ohne den Spiritu Salis thun/ sondern sie werden die Winde verhuͤten vnd vertrei- ben/ die sonsten von dem Bier kommen/ vnd werden auch alle cruditates, die vom Bier- Trincken kommen/ wegnehmen/ vnd den Leib darfuͤr bewahren. Durch den Gebrauch deß Olei Auri wird ein Loͤwen-Hertz vnd Gemuͤt/ wie auch ein starck vnd gesund Fleisch generirt, dann alles an dem Menschen hart vnd gesund wird/ also daß man keiner Kuͤssen/ darauff zu sitzen/ achtet/ vnd so leichtlich keinen Stoß oder Fall empfinden wird; hergegen die uͤbrige Feuchtigkeit weich vnd empfindlich ma- chet. Wann man einen Phlegmaticum hart angreifft/ so thut es ihm wehe/ geschicht we- gen der Feuchtigkeit/ so in dem Fleisch prædominiret, so die Feuchtigkeit aber außge- fuͤhrt wird/ durchauß alle Glieder starck vnd tauerhafft werden; wie augenscheinlich ge- spuͤret/ wann durch uͤberfluͤssiges gesaltzen Phlegma ein Scorbutus in dem Mund entste- het/ die Zaͤhn wacklend/ das Zahnfleisch blutend/ vnd die Jnner-Lippen vnd Zungen voller Blaͤtterlein oder Loͤchlein machet/ vnd man nur ein oder zwey Tropffen dieses Li- quoris Auri mit einem Finger daran streichet/ so wird es also balden das Zahnfleisch hart machen/ die Blaͤtterlein auff der Zungen vnd Lippen zuheilen. Welches allein auß gros- ser astringiren ter vnd rein-machenter Krafft deß Goldes vnd Spiritus Salis herkombt. Offt genossen macht es/ durch Außfuͤhrung der uͤbrigen Feuchtigkeit/ auß einem Phleg- matico einen Sanguineum; Reiniget das waͤsserige/ grobe Hirn/ daß ein guter gesun- der Verstand darauff folget: Dann so das Hirn mit zu vieler zaͤher kalten Feuchtigkeit uͤberladen ist/ kan es keinen guten Verstand geben/ wie bey allen Phlegmaticis zu sehen/ welche auß Vngeschicklichkeit allenthalben ihre dicke Koͤpffe an die Waͤnde stossen/ auch keine gesunde ingenia nimmer haben/ sondern ihnen nichts liebers gefaͤllt als faulen- tzen vnd schlaffen. Weil dann ein Schlaffender fuͤr halb todt gehalten/ vnd ein Phlegma- ticus fuͤr halb schlaffend/ also kan er auch kaum fuͤr halb lebendig gehalten werden: Dann wann man ihn nur hart anruͤhrt/ so kan ers nicht leiden: Ein gesunder Sanguineus aber hergegen hat harte Loͤwen-Glieder/ darumb billich diese Medicin zu preisen/ welche auß einem halb todten Phlegmatico einen lebendigen Sanguineum machet. Deßgleichen ermuntert dieses Oleum Auri die traurige Melancholicos, wann nemblich die verstopffte Viscera deß Leibs dardurch eroͤffnet vnd das Gebluͤt gereinige wird; auch moderirt es die gar zu hitzige Colericos, wann das verbrandte/ schwartze Ge- bluͤt durch steten Gebrauch dieses Olei theils außgefuͤhret/ vnd theils temperiret wird/ vnd macht solche fein sanfftmuͤtig/ daß sie so leichtlich nicht zancken vnd Schlaͤgereyen Z z z iij anfan- Trost der Seefahrenden. anfangen. Dann gewiß ist/ daß das Hertz vnd Hirn vor allen andern Artzneyen gewal- tig dadurch gereinigt vnd gestaͤrcket wird. Wann dann das Hirn rein ist/ so gibt es gute Gedancken/ sonsten ist alles gleichsam dumm vnd todt; vnd thut mancher auß Dummig- keit deß Hirns etwas/ daß er wol bleiben liesse/ wann er Verstand haͤtte. Darumb viel da- ran gelegen/ daß das Hertz vnd Hirn gestaͤrcket/ vnd ein guter Verstand gemacht werde. Weil dann durch den Verstand alles muß regieret werden/ vnd an einer guten Regie- rung so viel gelegen/ so solten sich alle die jenigen/ denen GOtt etwas zu regleren vnterge- ben hat/ befleissen/ daß sie wol regieꝛten/ vnd niemand auß groben vngeschickten Verstand zu viel oder zu wenig thaͤten. Wie kan ein Richter ein gut Vrtheil uͤber etwas faͤllen/ wañ sein Verstand durch zu viel fressen vnd sauffen allzeit voll vnd toll ist; er kan seine Gedan- cken wegen seines verstopfften vnd verschleimten Hirns nimmer recht zu sammen brin- gen. Es sollen billich alle Regenten ein gesundes Hertz vnd Hirn zu haben sich befleissen. Wie viel vnd offtmals wird von einem vertruncknen catarrosischen Kopff ein boͤses vnd schaͤdliches Vhrtheil gefellt? welches ein gesundes Hertz vnd Hirn nit thun wuͤrde. Wann dem Menschen der Kopff gar zu voll Vnflats stecket/ wie kan er guten Verstand haben? Er ist zu allen Zeiten wie ein Trunckener/ wann er gleich keinen Wein oder Bier getrun- cken hat; vnd solches daher/ weil das Haupt stetig mit vieler boͤsen Feuchtigkeit uͤberladen ist. Bey einem sanguineo, wann er gleich viel Wein getruncken hat/ so beschweret ihm allein der Spiritus Vini sein Haupt/ wann er auß dem Magen hinauff in den Kopff ge- stiegen/ vnd das Hirn eingenommen; vnd wann er einen guten Schlaff darauff thut/ so gehen die subtile Spiritus des Weins wieder auß dem Haubt/ vnd ist alsdann das Hirn wieder frey vnd gut: Bey den Phlegmaticis aber ist das Hirn immer voll/ vnd nicht von einem reinen Spiritu Vini, welcher von sich selber wieder weggehet/ sondern von dicken zaͤ- hen Catarren/ welche allzeit bleiben/ vnd das Haupt beschweren. Darumb dieses Oleum auri wol werth/ daß man seine gute Kraͤffte/ vnd Tugenden beschreibe/ auf daß vielẽ moͤch- te darmit geholffen werden. Welches dann wol so gut/ oder besser ist/ wann ein grober Phlegmati scher Kopff gereinigt/ als wann der ☿ zu ☉ gemacht wuͤrde; wann einem Melancholico sein truͤbes/ schwartzes/ vnreines Gebluͤt gereinigt/ besser ist/ als wann der schwartze Saturnus zu ☉ transmutiret; deßgleichen wann dem Colerico sein verbrand Gebluͤt erfrischet/ nicht geringer zu halten/ als wann man ein grobes Eisen in ☉ verwan- delte. Das ist fuͤrwahr ein sehr gute transmutation, welche alle Complexionen verbessert vnd reiner macht. Es weiß bißweilen der Mensch selber nicht/ daß er kranck ist/ dieweil er wol essen vnd trincken mag/ vnd einen rohten Kopff vnd fetten Wanst hat/ wanns aber bey dem Liecht besehen wird/ so ist seine Schoͤnheit nur ein Koth/ vnd er ein Diener seines Bauchs/ denselben zu fuͤttern/ vnd wird sein Seel vnd Geist vom Leib zum Sclaven ge- macht/ da doch der Leib dem Geist/ vnd nicht der Geist dem Leib dienen solte. Welches al- les von dem uͤbrigen essen vnd trincken herkombt/ daß der Leib/ Hirn vnd Verstand so schwer vnd grob ist:darumb recht vnd wol ein Phlegmaticus ein vnwissender Trunckner moͤchte genennet werden. Weiln dann das schaͤdliche Phlegma, davon die Koͤpffe so schlaͤf- Trost der Seefahrenden. schlaͤfferig/ faul vnd traͤg werden/ mehrentheils von dem uͤbrigen Essen vnd Trincken her- kombt/ so solte man billich sich darfuͤr huͤten/ vnd maͤssig lebẽwnd wann ja allbereit der Leib mit solchen boͤsen humoribus angefuͤllet/ dannoch nicht verloren geben/ sondern obbe- schriebene Medicin dargegen gebrauchen/ auff daß vor allen dingen der Kopff bey Ver- stand erhalten/ vnd zur Gesundheit gebracht werde. Was solche vertrunckene Koͤpffe/ vnd sonderlich bey grossen Herren/ welche uͤber andere zu gebieten/ fuͤr Boͤses bißweilen anrichten/ ist bekand genug/ vnd bedarff keines Beweises/ davon viel Historien zur Zeugnuß koͤnten beygebracht werden; vnter welchen ich nur ein oder die andere hieher se- tzen wil. Man lieset/ daß ein Koͤnig/ wegen deß viel trinckens/ sich der Regierung wenig annahme/ sondern allzeit/ wann seine Raͤthe ein Vrtheil gefellet/ ihme solches zu vnter- schreiben zubrachten/ er auch solches nicht einmal uͤberlase/ sondern solches vnbesehen vn- terschriebe/ welches/ weilen dardurch viel Boͤses kame/ seine Gemahlin merckte/ darumb den Koͤnig fein bescheiden deß groben Jrthumbs kuͤndig machte/ nemblich also: Sie stellt es bey den Raͤthen an/ sie solten dem Koͤnig ein Vrtheil zu vnterschreiben bringen/ daß eine Ehebrecherin muͤste getoͤdet werden; welches also geschahe/ vnd der Koͤnig vnteꝛschrie- be solches/ war aber ihme so viel nicht angelegen/ daß er zuvoren darnach gesehen haͤtte/ was fuͤr eine Fraw es seyn moͤchte. Wie nun das Vrtheil vnterschrieben war/ so brin- gens die Raͤthe der Koͤnigin/ welche solches bewahrte biß auff kuͤnfftigen Tag/ wann der Koͤnig wieder nuͤchtern war/ da zeigte sie ihme sein vbelgethanes vnterschriebenes Vr- theil/ daruͤber er sehr er schrack/ weil er seine eigene fromme Gemahlin vnschuldig zum Todt trunckener Weise vervrtheilet hatte/ vnd gienge hernacher behutsamer. Deßgleichen lieset man eine Histori/ daß ein verstaͤndig Weib von einem truncke- nen Koͤnig vnschuldig zum Tod vervrtheilet ward/ welche aber darmit nicht zu frieden/ sondern sich auff ein appellation beruffte/ da ihr aber gesagt/ daß keine appellation gel- ten koͤnte/ weil der Koͤnig das Vrtheil selber gefaͤllt/ so sagte sie: Jch appellire von einem trunckenen zu einem nuͤchtern Koͤnig; da wurde das Vrtheil biß folgenden Tag verscho- ben/ die Fraw vnschuldig befunden/ vnd loß gesprochen. Auß diesen beyden Historien/ dergleichen viel hundert koͤnten beygebracht werden/ siehet man klaͤrlich/ was fuͤr Boͤ- ses von den trunckenen Koͤpffen kombt: Diese beyde/ da sie von verstaͤndigen Wei- bern ihres Lasters uͤberwiesen wurden/ sich gerne bekehrten; etliche aber sich gar nicht bekehren lassen/ sondern nur halßstarriger dardurch werden/ wie folgendes Exempel beweiset: Ein Koͤnig/ welcher sich im Trunck zu viel delectir te/ wurde einmal von ei- nem seiner aͤltesten Raͤthe davon abzustehen ermahnet/ daruͤber der Koͤnig also er- zuͤrnt/ daß er befohlen/ deß Raths Soͤhnlein bringen zu lassen/ an ihme zu demon- striren, daß die Trunckenheit ihme/ den Koͤnig/ nicht hinderte; befahl/ solches Knaͤb- lein an einen Baũ zu binden/ vnd liesse ihm einen Bogẽ vnd Pfeil bringẽ/ gegen den Rath also sprechend: Triff ich deines Kindes Hertz/ so kanstu mich keiner Trunckenheit bestraffẽ/ fehle ich aber dessen/ so hast du recht gethã/ daß du mich davon abgemahnet hast; schoß mit dẽ Pfeil nach dẽ Kinde/ vnd traff ihm sein Hertz. Welches fuͤrwar eine grosse Halßstarrig- keit Trost der Seefahrenden. keit eines Koͤnigs war. Bey diesem Koͤnig halff kein gute Lehr vnd Ermahnung/ wurde nur aͤrger dardurch/ vnd betrachtete diesen Spruch gar nicht: Jrren ist menschlich/ im Jrthumb aber verharren/ ist teuffelisch. Die Suͤnde wird bey Gott nicht gestrafft/ wann man davon abstehet vnd sich bessert/ aber itziger Zeit/ leider/ bessern sich die Menschen wie die jungen Woͤlffe vnd werden alle Tag aͤrger. Es wuͤrde zu lang werden/ wann man alles beschreiben solte/ was der Spiritus Salis, oder Spiritus Salis coagulatus, bey dem Getraͤnck fuͤr gutes außrichten kan; Jch habe auff dißmal genug gethan/ die Zeit vnd Gelegenheit leidet jetzunder nichts mehrers. Jn meinem Opere Vegetabili wird der guͤnstige Leser von dergleichen Materi ein mehrers finden/ darbey soll es dißmal be- wenden. Wil hoffen/ es werde mir niemand vor uͤbel auffnehmen/ daß ich die Truncken- heit fuͤr eine grosse Kranckheit halte/ vnd eine Medicin dargegen verordne: Was ich ge- than habe/ das ist auß guter Meynung geschehen. Es gehe nur ein jedweder selber in sich/ vnd betrachte sein Thun vnd Lassen/ so wird er finden/ daß ich durch diese meine ge- ringe Lehr vnd Erinnerung ein gut Werck gethan. Man versuche es nur ein viertel Jahr damit/ so wird man sehen/ wie der Spiritus Salis die Truncken-Bolde/ welche (wie Paulus sagt) nicht in das Reich GOttes kommen werden/ veraͤndern wird. Es solten auch die Maͤnner/ wann sie versoffene Weiber/ vnd fromme Weiber den versoffenen Maͤnnern diesen Spiritum vnter ihren Trunck geben/ daß sie die truckene Leber darmit erfrischen/ vnd das trincken nachliessen: wuͤrden gar keine Suͤnde daran thun/ sondern vielem uͤ- bel dardurch vorkommen. Dann fuͤrwahr die Trunckenheit ein sehr grosse vnd boͤse Kranckheit ist/ vnd wird doch fuͤr keine Kranckheitigehalten. O was Blindheit ist doch das/ daß man mit offenen Augen nicht sehen kan. Es sehens zwar ihrer viel/ wolten auch gern/ daß sie nimmer truncken wuͤrden/ sie koͤnnen aber das trincken nicht lassen/ dann das eine Glaͤßlein dem andern einen Weg machet/ vnd zum trincken anreitzet/ weil der Wein wol schmecket: so man aber den Spiritum Salis bey gebrauchte/ so wuͤrde er die hitzige Leber erfrischen/ daß sie so viel trincken hinfuͤro nicht begehren wuͤrde: vnd wann gleich der Mensch den einen Weg als den andern ja das trincken nicht lassen koͤnte/ so wuͤrde ihme doch der starcke Wein nicht so viel schaden koͤnnen/ wann er durch den Spi- ritum Salis temperirt vnd wieder schnell dadurch auß dem Leib getrieben wuͤrde. Jch verhoffe der gantzen Welt/ vnd sonderlich den Weinlaͤndern/ da der Wein uͤberfluͤssig ist/ vnd auch uͤberfluͤssig mißbrauchet wird/ einen grossen Dienst dardurch erwiesen zu haben/ vnd wird nicht gar leer abgehen/ es werden hie vnd dort einige dadurch curirt vnd zu voriger Gesundheit gebracht werden. Beschliesse hiemit dieses Tractaͤtlein/ vnd lebe der Hoffnung/ es werdens ihnen die frommen Gemuͤter gefallen lassen/ vnd meine Muͤhe vnd Fleiß nicht verachten: Dann was ich gethan/ ist auß Liebe gegen den Naͤchsten geschehen. Wird es angenom- men/ so ist es mir lieb/ wo nicht/ so hab ich gleichwol das meinige gethan. Jch zweiffele a- ber gantz nicht/ es werdens ihnen viel zu Nutz machen/ vnd GOtt darfuͤr dancken. Auch wird Trost der Seefahrenden. Auch wird es nicht fehlen/ es werdens die Spoͤtter solches auß Vnwissenheit vnd Neid verachten: aber weil das alte Sprichwort nicht fehlet/ sondern gar zu gewiß ist: Ars non habet osorem, nisi ignorantem; so schlagen sich folche Spoͤtter selber/ vnd machen sich zu schanden. Es ist aber kein Wunder/ die itzige boͤse Welt thut nicht anders. Man lese nur die Histori/ wie daß Christophorus Columbus, da er von einer newen Welt gesprochen/ an so vielen Koͤnigs-Hoͤfen von den spoͤttischen Ignoranten ist verlachet worden. Bey dẽ einen Hoff wurd er fuͤr einen Betrieger/ bey dem andern fuͤr einen Luͤgner vnd Auffschnei- der/ bey dem dritten fuͤr einen vnwissenden Narren gehalten/ hat es niemand glauben o- der annemen wollen/ biß er endlich in Hispania Gehoͤr bekommen/ vnd sein Anbringen bewiesen hat. Wer kan die Narren weiß machen/ man muß der boͤsen Welt ihren Lauff lassen/ wann mans nicht aͤndern kan. Was ich hierin geschrieben/ so wol von der Medi- cin gegen alle Schiffkranckheiten/ als concentrir tem Korn vnd Wasser fuͤr Hunger vñ Durst/ wie auch weiterem nuͤtzlichem Gebrauch/ deß Spiritus Salis gegẽ die Trunckenheit/ vnd Verbesserung deß Weins/ Biers/ Wassers/ vnd anderen Getraͤncken/ ist die lautere Warheit/ vnd wird sich auch in der Prob also befinden/ darbey ichs auff dißmal wil be- wenden lassen. Das meinige habe ich gethan/ steht nun jederman frey/ ihme solches zu Nutz zu machen: spuͤre ich/ daß dieses angenehm/ so werde ich zu Dienste vnd Nutzen der Seefahrenden (geliebt es Gott) auch noch ein mehrers heraus geben/ wolle derohalben auff dißmal der guͤnstige Leser mit diesem voꝛ lieb nehmen/ vnd zu Gottes Ehren vnd dien- ste deß Naͤchften wol anlegen vnd gebrauchen: vnd daß vielen tausenden darmit moͤchte gedienet werden/ ich von Hertzen wuͤnsche. Amen. Guͤnstiger Leser/ hierbey ist zu mercken/ daß ich in diesem Tractaͤtlein einiger Ni- derschlaͤge auf das gesaltzen Wasser/ solches trincklich zu machen erwehnet/ vnd aber mei- nen besseren Modum Secret behalten vnd nicht gemein machen wollen/ auch darbey ver- meldet/ daß der secrete re weg etwas kostbar fallen wuͤrde/ selbige Kunst alßdann nicht so angenehm/ als wann es wolfeil zu thun seyn wuͤrde (welches ich auch selber bekeñe) man- cher dafuͤr halten wird. Dann ob wol in hoͤchster Noth nichts so lieb oder so thewer/ welches man nicht/ sein Leben darmit zu erhalten/ dargeben solte/ so ist es doch besser/ wann das Wasser im Noth- fall auch nicht zu kostbar faͤllt. Derentwegen ich noch diese Erinnerung habe thun vnd bekand machen muͤssen/ wie hoch ein Pfund Wasser vngefehr/ fuͤß zu machen/ zu stehen kommen moͤchte. Berich- te darauff/ daß das Pfund gesaltzen Wasser suͤß vnd trincklich zu machen/ vngefehr einen Pfenning/ mehr oder weniger/ nach deme der Niderschlag leichter oder schwerer zu erlan- gen kosten/ moͤchte. Kan nun ein jedweder seine Rechnung darauß machen/ ob ihm eine solche Suͤß- machung diene oder nicht diene: dient sie ihme/ so wird er solche bey mir zu allen Zeiten er- langen koͤnnen. Dann/ ob schon ein jedweder Deckel sich nicht auff einen jedwedern Topff schicket/ so wird er doch nicht weggeworffen/ sondern findet allzeit seinen Nutzen. Vnd A a a a wann Trost der Seefahrenden. wann auch diese meine herrliche Invention, das Saltz-Wasser suͤß zu machen/ (gegen al- les Vermuten) bey niemanden angenehm seyn solte/ so hab ich doch das meinige gethan/ vnd Anleitung geben/ auff dem Land an vielen Orten/ durch diese herrliche Kunst grossen Nutzen zu schaffen. Erstlich koͤnte diese Invention denen nuͤtzlich seyn/ welche an dem Meer wohnen/ in Mangelung deß Saltzes/ in Belaͤgerung der Vestungen/ oder sonsten zum Nothfall viel leichter darzu zu gelangen/ als mit dem Einkochen in kuͤpffern Kesseln/ davon das Saltz bitter vnd vngeschmack/ vnd auch die Butter/ Fleisch/ oder Fisch so darmit eingesaltzen auch dadurch verderbt/ vngeschmack/ bitter vnd vngesund wird. Zum andern kan diese Knnst grossen Vortheil vnd Nutzen schaffen bey denen/ welche von dem Meer weit abgelegen/ dahin das spanische seesaltz/ oder beyrische/ tyroli- sche/ saltzburgische/ bechtes gadische/ bohemische/ vnd polnische Berg-oder Stein-Saltz/ schwerlich vber Land so weit zu bringen/ vnd die Jnwohner sich dessen Saltzes allein be- dienen muͤssen/ welches sie auß den Saltz-Brunnen kochen/ vnd bißweilen so arm seynd/ daß das Holtz zum kochen (welches doch gemeiniglich an solchen Orten reichlich zu bekom- men) kaum dadurch kan bezahlt werden. Darzu verbreñen die eiserne Pfannen gar bald/ wann das schwache Saltz-Wasser lang darinn kochen muß/ dahero dann grosser Kosten/ selbige offt zu flicken/ vnd neu zu machen/ entstehet. Durch diese meine Invention aber koͤnte der groͤssere Theil suͤß Wasser davon ge- scheiden/ vnd das Saltz hernach mit wenig Saltz-Wasser in Kesseln coagulirt vnd hart gemacht werden. Wuͤrde allein viel Kosten ersparet/ das Holtz beyzufuͤhren/ wann man schon dasselbe vmbsonst haben solte. Darzu wuͤrde man so viel Personen nicht in Arbeit halten doͤrffen/ so viel Holtz zu hauen/ so viel Pferd vnd Ochsen zu vnterhalten/ das Holtz zn dem Kessel zu bringen: Auch wuͤrde man an den eisern Kesseln/ weil nicht so viel darinn gesotten/ vnd selbige so leichtlich nicht brechen koͤnten/ ein grosses ersparen koͤnnen. Jst nun jemand daran gelegen/ so wird er wissen was ihm hierin zuthun stehet. Jch hab mein Liecht angezuͤndet/ fuͤr jederman zu scheinen vnd zu leuchten/ wollen nun die Blinden die Augen nicht auffthun/ vnd vmbsich sehen/ so moͤgen sie blind bleiben. Ein gut Remedium habe ich allhier dargegen angewiesen/ wird es nicht angenommen/ so ist die Schuld mein nicht/ sondern deren/ welche die helle Sonn in ihren duncklen Augen nicht leiden oder ver- tragen koͤnnen. Das Liecht ist ein herrliches Ding; es verzehret sich aber selber/ nimbt ab/ vnd leschet endlich gantz auß/ wann man solches nicht vnterhaͤlt. So lang es braͤnt/ vnd leuchtet/ so sicht es zwar jederman gern/ niemand aber will Oehl zugiessen/ daß es laͤnger brennen vnd leuchten kan; wann es dann außgangen/ alßdann sitzt man/ vnd sperrt die Augen vergeblich auff/ wann kein Liecht mehr ist/ vnd man nicht mehr sehen kan. Haͤtte man derowegẽ viel leichter durch Zugiessung wenigen Oehls das alte Liecht laͤnger bren- nend erhalten/ als daß man hernach ein neues suchen vnd anzuͤnden muß. Das Liecht klagt nicht vmbsonst: Aliis inserviendo consumor. Den Gelehrten ist gut predigen. Ein mehrers auff dißmal nicht. ENDE deß Ersten Theils.