Versuch in Scherzhaften Liedern. Ah! que j’aime ces vers badins, Ces riens naïfs \& pleins de grace. Voltaire. Zweeter Theil. Berlin , 1745 . Mein Leser, D u hast die freien Lieder, die mein scherz- hafter Liebhaber nach der Natur und nach dem Anakreon gedichtet, deines Beifalls werth gehalten. Du hast sie nach kritischer Einsicht gebilliget: mir haben sie aus Zärtlichkeit gegen den Verfasser, und wenn ich es sagen darf, aus einer kleinen Eitel- keit gefallen. Die meisten enthalten mein ge- heimes Lob. Gewisse verräterische Züge ma- len dir die Doris. Sie muß dir gefallen, so oft dir der Poet gefällt, und du must sie loben, so oft du den Dichter erhebst. Welch ein an- genehmes Opfer für ein Frauenzimmer, gelobt zu werden! Ich kan meine Empfindungen nicht verläugnen, und ich statte dir hiermit für dein Lob öffentlichen Dank ab, indem ich dir zugleich )( 2 noch noch eine Sammlung von Gedichten eben der Art übergebe. Konte ich wol eine bessere Gele- legenheit ergreifen, dir meine Erkentlichkeit zu be- zeigen? Ich darf meinen Geliebten wieder keine verdrieß- liche Geister vertheidigen. Seine Lieder sind nur freundlichen Kunstrichtern, und frölichen Lesern in die Hände gerathen. Die Frau von Sevigne, meine beste Freundin unter den Todten, deren Briefe so niedlich sind, als die Lieder des Anakreon, die ich für die beste Scherzrichterin halte, weil sie selbst so glükklich scherzte, war, bei gleicher Gele- genheit, nicht so glükklich, als ich. Wie muste sie sich nicht über die traurigen Feinde der scherz- haftesten Dichter Frankreichs, des Benserade, und des Fontaine ärgern, als sie an den Grafen von Bussy schrieb: Jouissons, mon cher Cousin, de ce beau sang, qui circule si doucement \& si agréa- blement dans nos veines. Tous vos plaisirs, vos amusemens, vos tromperies, vos lettres \& vos vers m’ont donné une veritable joie, \& sur tout, ce que vous écrivez pour defendre Benserade \& la Fontaine , contre ce vilain factum. Je l’avois déja fait en basse notte à tous ceux, qui vouloient louer cette noire satire. Je trouve que l’Auteur fait voir clairement, qu’il n’est ni du monde, ni de la Cour, \& que son goût est d’une pedanterie qu’on ne peut pas même esperer de corriger. Il Es geschiehet so gar wieder Wissen meines meines Geliebten, daß ich dir diese neue Oden überreiche. Er hat sie meistens zu meinem ein- )( 3 samen y a de certaines choses qu’on n’entend jamais, quand on ne les entend pas d’abord: on ne fait point entrer certains esprits durs \& farouches dans le charme \& dans la facilité des Balets de Benserade \& des fables de la Fontaine ; cette porte leur est fermée, \& la mienne aussi; ils sont in- dignes de jamais comprendre ces sortes de beau- tez \& sont condamnez au malheur de les improu- ver \& d’être improuvez aussi des gens d’esprit. Nous avons trouvé beaucoup de ces pedans. Mon premier mouvement est toujours de me mettre en colere, \& puis de tacher de les instruire; mais j’ai trouvé la chose absolument impossible. C’est un batiment, qu’il faudroit reprendre par le pied; il y auroit trop d’affaires à le reparer: \& enfin nous trouvions qu’il n’y avoit qu’à prier Dieu pour eux, car nulle puissance humaine n’est capable de les éclairer. C’est le sentiment, que j’aurai toujours pour un homme qui condamne le beau feu \& les vers de Benserade, dont le Roi \& toute la Cour a fait ses délices, \& qui ne con- noît pas les charmes des fables de la Fontaine. Je ne m’en dedis point, il n’ya qu’à prier Dieu pour un tel homme, \& qu’à souhaiter de n’avoir point de commerce avec lui. Seht, welche verhärtete Köpfe unter den Lan- desleuten der Frau von Sevigne! Ich wiederhole samen Vergnügen gesungen. Bedenke, welche Gefälligkeit gegen dich! Ich setze mich deinet- wegen der Gefahr aus, meinen zärtlichen Freund das erste mal zu beleidigen. Er ist in den Krieg gezogen. Ich habe schon dreimal behauptet, daß diese Welt nicht die beste sei, seit dem ich seinen Kuß entbehre. Ach, wie viel Unglükk richtet der Krieg an! Ich würde über seine Ent- fernung untröstbar seyn, wenn ich nicht zuwei- len das Vergnügen hätte, seine Briefe, diese zärtlichen Briefe zu küssen. Er ist noch immer scherzhaft. Er hat mir geschrieben, daß er viele dieser Gesänge in seinem Zelte angestimmet, wenn Kugeln über dasselbe ehrerbietig hinweg- geflogen sind, oder Bomben gewütet haben. Wie freundschaftlich haben diese wilden Ge- schöpfe an mir gehandelt! Zu der Erfindung des Plünderers hat ihm eine Begebenheit in dem Lager bei Lobesitz Anlaß gegeben. Ich habe ge- zweifelt, ob die betrübten Handlungen der Hel- den mit Vergnügen folgenden Wunsch an die artigern Deutschen: Lebt, überlebt die Splitterrichter, Ihr Freunde, die ihr weislich lacht, Und einem aufgewekkten Dichter Nicht ieden Scherz zum Frevel macht! den einem scherzhaften Dichter Stoff liefern könten. Ich verwies es daher meinem Gelieb- ten, daß er vor seiner Abreise, an seinen un- vergleichlichen Freund, den Herrn von Kleist, schrieb: Und wenn du tapfer schlägst, so will ich scherzhaft dichten. Wer kan Feinde sehen, und doch scherzen? Ich besorgte damals, mein verwegner Freund würde zeitig genung gestehen müssen: Vorm Anblikk ihrer furchtbarn Heere Floh Scherz und Muse schüchtern hin; Allein der Krieg hat seiner herzhaften Muse kei- nen Zug ihrer lächelnden Minen verrükket, und er hat mir mit iedem Briefe neue Scherze über- schikkt. Er verbot mir zugleich sie bekant zu machen. Er nennte sie, mit dem Herrn von Canitz, Ständchen, die er mir ins geheim brächte. Sie gefielen mir nicht weniger als die, welche gedrukkt und von keinem Kenner verachtet sind. Mein Geliebter hat mir oft selbst gesagt, daß mein Geschmakk richtig sei. Können also diese Gedichte von Leserinnen und Kunstrichtern verworfen werden, und hatte ich Ursach seinem Verbote zu gehorchen? Dein Ur- )( 4 teil, teil, mein Leser, soll mich strafen oder recht- fertigen. Du hast Verlangen getragen, den Ver- fasser der scherzhaften Lieder zu kennen. Hier solte ich also, als an dem bequemsten Orte, sein Bildniß schildern, wie er das meinige geschil- dert hat. Allein wie leicht könte ihn mein Pin- sel verfehlen? Er müste sich selbst malen. Doch ich will dir gestehen, wie ich einmal die Worte eines liebenswürdigen Dichters verändert habe, als ich das Bild meines Freundes einer eifer- süchtigen Freundin kennbar machen wolte. Ich sagte zu ihr: Auf seinen Wangen ist zu schaun, An statt der Jugend-Milch, ein lebhaft männlich Braun, Den Augen fehlt kein Geist, noch Anstand den Ge- behrden, Er hat, was man gebraucht, von mir geliebt zu werden. Ja, ich muß diesen vollkommenen Liebhaber lie- ben, und ich liebte ihn schon, ehe mich das zärt- lichste von seinen Gedichten, und sein Kuß, be- wegte, mein Herze zu verrathen. Hier ist das Gedicht. Es nöthigt mich ein gnädiger Befehl es nicht zurükk zu behalten: An An Doris. D oris, ia, Du magst mich hassen, Mich verstossen, mich verlassen, Wiß, es blutet zwar mein Herz, Doch, es ändert es kein Schmerz. Unter meinen edlen Trieben Ist kein Trieb veränderlich: Doris! wilst du mich nicht lieben; O so lieb ich dennoch Dich D oris, kanst Du mich verlassen? Schönste, sprich, sollst Du mich hassen? Mich, den nichts, als Du, betrübt, Mich, der Dich so zärtlich liebt? Mich, der iüngst die Welt noch schätzte, Weil Du zu der Welt gehörst, Welchen nichts darinn ergözte, Wenn Du nicht darinnen wärst D eine Weisheit, Deine Tugend Ubertrift noch Deine Jugend, Dein holdseeliges Gesicht Gleicht der schönen Seele nicht. Rosen blühen auf den Wangen, Lilien glänzen rund umher: Doch sie würkten kein Verlangen, Wenn Dein Geist nicht schöner wär. Freund- F reundlichkeit in allen Minen, Eifer, iedermann zu dienen, Edelmut, Verschwiegenheit, Menschenliebe, Zärtlichkeit; Jede Tugend ist Dir eigen, Jede hast Du Dir erwählt, Und kein Lästrer kan mir zeigen, Daß Dir auch nur eine fehlt D u gebietest meinen Trieben, Dich allein kan ich nur lieben. Tausend nennt man reich und schön, Und ich mag sie doch nicht sehn. Keine Schöne, keine Reiche Ist Dir an Verdiensten gleich: Wenn ich sie mit Dir vergleiche, Dann ist keine schön und reich L aß mich meinen Kummer sagen! Wirst Du mich gleich nicht beklagen, So beklagt ein andrer mich, Der Dich minder liebt, als ich. Zeig ihm dieses Tuch voll Zähren, Das mein Auge voll geweint, Prüf ihn, Doris, laß Dir schwören, Ob ers halb so redlich meint. Sein S ein verklagendes Gewissen Wird die Treue loben müssen, Die er zwar mit Nahmen nennt, Aber die sein Herz nicht kennt. Glükk und Dich will ich ihm gönnen, Wenn er nur die Warheit spricht. Warheit, zwing ihn zu bekennen: Solche Triebe kenn ich nicht N ein, ich kann den Trieb nicht hindern, Nein, ich kann mein Leid nicht mindern, Was ich rede, denk und thu, Setzt mein Herz doch nicht in Ruh. Canitz rief die schnellen Stunden, Und verging, wie sie, im Schmerz; Was sein blutend Herz empfunden, Das empfindet itzt mein Herz D enk an seine Trauerode! Doris ringt noch mit dem Tode: Folge dieser Doris nach, Sprich, was einst ihr Schatten sprach: Nur drei Worte darf ich sagen, Ich weiß, daß du traurig bist. Folge mir. Vergiß dein Klagen, Weil dich Doris nicht vergißt. Säh S äh ich Dich in letzten Zügen Sterbend auf dem Lager liegen, Sprächest Du, daß Deine Treu Mir im Tode sicher sey; Könnt ich dann wol Abschied nehmen, Wie erst Haller Abschied nahm? Nein! Ich würde mich nur grämen, Denn so stürb ich erst für Gram F reunde, Doris läßt mich sterben! Seht, ich will den Ruhm erwerben, Den sich iedes Herz erwirbt, Welches liebt, und liebend stirbt. Daß man einst von mir noch spreche, Seht mein Leid und sagt es nach! Tausend andre Tränenbäche Würke dieser Tränenbach D ichter sollen mich bedauren! Schönen sollen um mich trauren! Denn ich weiß, es rührt mein Lied Jedes zärtliche Gemüth. Weint bei meinen Trauertönen, Weint, gerührte Herzen, weint! Sagt einst: Hier zerfloß in Thränen Ein Verliebter und ein Freund. Doris, D oris, bist Du zu erweichen; O so denk an iene Leichen, Die der treuen Liebe Macht Vor der Zeit ins Grab gebracht! Soll ich mich zu Tode grämen? Sage ia. Es soll geschehn. Laß mich nur beim Abschiednehmen Dich noch einmal freundlich sehn H örst du, was die Liebe fodert? Wann einst dis Gebeine modert, Dann erwache Dein Gehör; Doch, dann fodert sie nichts mehr. Ruf einmal bei tausend Zähren Meine Asche aus der Gruft. Doch, vielleicht wird sie nicht hören, Wenn Dein Mund gleich selber ruft A ber wenn ich noch im Grabe Kräfte zum empfinden habe, Wenn man dort noch sieht und hört, Wenn mich dort Dein Gram noch stört; O, was werd ich dann verspüren, O, wie wird es Dich gereun! Wie wird mich Dein Jammer růhren, Wenn ich nicht kan bei Dir seyn. Sorgen, S orgen, die das Herz verletzen, Tränen, die die Wangen netzen, Nachreu, in der zarten Brust, Seufzer, über den Verlust, Werden mich erwekken sollen. Doris, ändre Deinen Sinn, Dann wirst Du mich lieben wollen, Wann ich halb verweset bin W erd ich Dir mit dürren Beinen, Künftig in der Nacht erscheinen, Komm ich als ein Geist zu Dir, So erschrikk nur nicht vor mir. Nein, mein Geist soll Dich nicht quälen, Wenn er Dich gleich quälen kan! Wird ihm Ruh im Grabe fehlen, O so bist Du Schuld daran A ch mit tausend edlen Tränen Wirst Du meiner Lieb erwähnen, Und zur Lindrung Deiner Noth Rufst Du wol noch selbst den Tod. Wünsche Dir kein Sterbebette! Warte bis der Tod Dich ruft: Doch, nimm Deine Ruhestädte Nur nicht weit von meiner Gruft. Dann D ann werd ich beim Auferstehen Dich an meiner Seite sehen! Dann mischt sich, in meiner Brust, Liebe zu der Himmelslust. Dann wirst Du mich erst entzükken, Wann Du nicht mehr irrdisch bist. Dann wird mich Dein Kuß beglükken, Wann mich erst ein Engel küßt W elcher Donner, welche Freude, Störet mich in meinem Leide! Hört den lauten Freudenton, Seht die Erde zittert schon. Welten fallen aus der Höhe, Sterne werden Sonnen gleich. Dort, wo ich die Schaaren sehe, Dort entsteht das Himmelreich E ngel jauchzen in den Lüften, Menschen steigen aus den Grüften, Fromme werden schon verklärt, Und mir wird mein Wunsch gewärt. Doris, nun will ich Dich führen, Sieh, dort ist Dein Vaterland! Komm, Du solst den Himmel zieren, Zier ihn nur an meiner Hand! Konte Konte ich ihm wol wiederstehen? Malte er mir nicht zu schön sein Leiden ab? Erlaubt mir nunmehro, geliebte Mitschwe- stern, daß ich mich mit euch unterhalte. Ihr seid so liederwürdig, als es die Schönen in Athen und Teios waren. Nehmt diese Versicherung statt des Danks an, den ich euch schuldig bin, weil ihr kein Verlangen bezeugt habt, die Lieder, womit euch mein Geliebter ergötzet hat, in Reime übersetzet zu sehn. Ihr habt sie gehöret, ohne dabei den Reichthum eines Reimregisters zu wünschen, und ihr habt dadurch bewiesen, daß der schöne Geschmakk des griechischen Frauen- zimmers, welches Anakreon besang, der eurige sei. Wie wenig Ehre würde dasselbe noch ietzo davon haben, wenn es seine Lieder in Reime übersetzet hätte! Die Frau Dacier merkte, als sie diesen Griechen in ihrer Muttersprache unter- richten wolte, wie sehr der bunte Zierrath der Reime, der edlen Einfalt seiner Gedanken scha- den würde, und sie lehrte ihn deshalb nur pro- saisch sprechen. Die Lieder des Anakreon sind unsern bescheidenen Anzügen gleich, welche wir durch die Vielfältigkeit der Farben, und der Mo- den verderben würden. Longepierre und viel andere, deren Ubersetzungen mein Geliebter oft getadelt hat, haben sie durch ihre Reime verdor- ben. ben. Ich könte es nicht verantworten, liebens- würdige Gespielen, wenn ich euch den Ana- kreon, von dessen Liedern ich mit euch rede, nicht näher kennen lehrte. Die Frau Dacier und mein Geliebter haben mich mit ihm bekant gemacht. Ihr wißt, daß er ihn den artigsten Geist unter den Alten genennet hat. Leset, was ich von ihm weiß. Teios, eine Stadt in Jonien, war sein Ge- burtsort, weswegen er oft der Teiische Dichter heißt. Die Frau Dacier giebt ihm fürstliche Vorfahren. Er war glükklich, daß er vor mehr als zwei tausend Jahren zu der Zeit zweener Prinzen lebte, deren Einsicht in die Werke des Geistes so groß war, als ihre Macht. Diese waren Polykrates, welcher zu Samos sanft und glükklich regierte, und Hipparchus, auf den sein Vater die Herrschaft über Athen gebracht hatte. Der Ruhm eines so artigen Dichters drang aus den Schaaren gemeiner Bewunderer, bis in die Versammlungen der feinsten Kenner der Höfe, durch welche er bis zu den Ohren der Fürsten ge- langte. Konten sie wol von dem schönen Gei- ste, der die Zierde ihrer Zeiten war, Nachricht er- halten, ohne aufmerksam zu werden? Hippar- chus ließ ein Schiff von funfzig Rudern ausrü- sten, welches nach Teios segeln muste, daselbst )( )( den den Anakreon abzuholen, und ihn nach seiner Re- sidenz Athen zu führen, wo unter dem weisen Be- herrscher, der gute Geschmakk herrschte, der den Verfassern witziger Werke Bewunderer zu ver- schaffen pflegt. Dis ist die Nachricht des Plato, eines Weltweisen, der so wenig lügen kan, als Doris, S. den Versuch in scherzh. Lied. Bl. 12. und sie betrift einen Prinzen, dem die Geschichtschreiber das Lob eines Tugendhaf- ten gegeben haben. Wie vorteilhaft ist dieser Umstand für den Lehrer meines Geliebten! Das Lob des Fürsten von Athen ist das Lob des Anakreon. Können die Lieblinge ruhmwürdiger Prinzen lasterhaft seyn? Und kan ein Dichter, allein mit der Wissenschaft der Trinklieder und der Liebes- briefe, die Gnade erlauchter Fürsten verdienen? Diese Uberlegung, und die Nachricht, welche von mehr als einem Griechen bestätiget ist, daß Po- lykrates, der Fürst zu Samos, den Anakreon an seinen Hof gezogen, und ihn auch sogar als dann um sich gehabt habe, wenn er mit den Abge- sandten der Prinzen die Geheimnisse der Völker überleget hat, überzeugt mich völlig, daß die Er- findung scharfsinniger Werke das geringste Ver- dienst gewesen sei, welches ihm die Gunst der Grossen erworben. Er Er hatte die Eigenschaften eines Ministers, wenn ihn sein Prinz zu Rathe zog, und man lobte die Aufführung des artigsten Hofmanns, wenn er sich unter den Fräulein zu Samos befand. Untersuchet die Anmerkungen der Frau Dacier über seine Lieder, wenn ihr wissen wolt, wie fein er mit ihnen getändelt hat. Sie wird euch durch das Lob, das ihr in denselben finden werdet, die Schönheiten seiner Scherze empfindlich ma- chen. Er scherzte nicht allein mit den Fräulein, die er eifersüchtig machte, sondern auch mit den Fürsten, in deren Gnade er stand. Es ist aus seinen Liedern zu ersehen, ich will es aber aus einer andern Nachricht beweisen. Polykrates, sein gnädiger Herr, beschenkte ihn einst mit ohn- gefehr drei tausend Thalern. Er nahm sie an, verwahrte sie einige Tage mit einer verstellten Aengstlichkeit, und trug sie hierauf mit der Mine einer angenommenen Sorglosigkeit zu seinem Wohlthäter, und ersuchte denselben ein Ge- schenk zurükk zu nehmen, welches ihm allzu viel schlaflose Nächte machte. Dieienigen, welche einen Anakreon nicht so gut kennen, als ich, ver- sichern, daß der scherzhafte Grieche dis in Ernst vom Polykrates verlangt habe; Allein, wie sehr irren sie sich nicht! Wie leicht hätte er drei tau- send Thaler los werden können, ohne daß er )( )( 2 seinem seinem Prinzen die Mühe gemacht hätte, sie wie- der anzunehmen! Der Maler, welcher seine Freundin so unvergleichlich abschilderte, als er sie beschrieb, hatte vielmehr verdient. S. das Gedicht auf der 58. Seite. Ich will diese Irrende zurecht weisen. Anakreon scherzte auf die erzälte Art, über die Weltwei- sen, welche zwar von der Verachtung der Reich- tümer predigen, und ihren Schülern eine edle Sorglosigkeit anpreisen, aber selbst ihre Lehren niemals so gut ausüben, als Johann, der mun- tre Seifensieder. Versuch in poet. Fabeln und Erzählungen Bl. 116. Wie sehr muß nicht dieser Scherz den Polykrates ergötzt haben? Stellt euch einen Hofmann aus eurer Bekant- schaft vor, welcher dem Könige drei tausend Thaler zurükk bringt, weil er nicht davor schla- fen kan. Ihr müßt verdrießlich seyn, wenn ihr nicht über ihn lacht. Könt ihr wol den Lästerern glauben, liebens- würdige Mitschwestern, welche sagen, daß die- ser Anakreon, den wir, wenn wir nicht undank- bar seyn wollen, so hoch schätzen müssen, als ihn die Frau Dacier geschätzt hat, dem Wein und der Liebe tadelhaft ergeben gewesen sei? Schliesset niemals aus den Schriften der Dich- ter, ter, auf die Sitten derselben. Ihr werdet euch betriegen; denn sie schreiben nur, ihren Witz zu zeigen, und solten sie auch dadurch ihre Tu- gend in Verdacht setzen. Sie characterisiren sich nicht, wie sie sind, sondern wie es die Art der Gedichte erfodert, und sie nehmen das Sy- stema am liebsten an, welches am meisten Gele- genheit giebt, witzig zu seyn. Die matemati- schen Beweise der Wolfianer verschönern kein Gedicht, und die Weltweisheit des Plato schikkt sich nicht zum Inhalt scherzhafter Lieder. Ich empfehle sie den Dichtern, welche die Gottheit loben. Anakreon wäre nicht so alt geworden, wenn die Lehrsätze seiner frohen Muse, nicht auf die weiseste Art, die Vorschriften seines Lebens ge- wesen wären. Er war ein ehrwürdiger Greis von fünf und achzig Jahren, als er mit seinem Tode aufhörte zu scherzen. Er starb vermut- lich so, wie die Nachtigall, die mein Geliebter besungen hat: Tod, als du den Dichter holtest, Sprich, scherzt er dir nicht entgegen? Es soll der Kern einer Rosine sein Lebensende verursacht haben, und mein Freund hat mir ei- )( )( 4 nen nen römischen Schriftsteller genennt, welcher es der Gerechtigkeit der Götter zuschreibt, daß der angenehmste Dichter, eines so sanften Todes gestorben sei. Ich nenne einen solchen Tod, einen artigen anakreontischen Tod. Nun wißt ihr, geliebteste Freundinnen, was ich von dem teiischen Dichter weiß. Es ist mir entfallen, woselbst man ihm eine Ehren- säule aufgerichtet hat; mich deucht aber, es sei zu Athen geschehen, und wenn dieses ist, so laßt uns die Athenienserinnen loben, welche zur Verherrlichung ihres Dichters, alles mögliche beigetragen haben. Die Lieder, welche von demselbigen übrig geblieben sind, sind von allen freundlichen Völ- kern hochgeschätzt, und von Kennern feiner Schönheiten bewundert worden. Leset sie mit der Einsicht der Frau Dacier, wenn ihr Lust habt, ihnen Gerechtigkeit wiederfahren zu las- sen. “Man findet in denselben eine solche „Süßigkeit, und etwas so feines und zärtli- „ches, als man vielleicht sonst nirgends findet. „Alles ist darinn schön und natürlich; ieder Ge- „danke ist eine Empfindung. Man findet da „diese ungekünstelten Annehmlichkeiten, welche „den „den Character des Liedes ausmachen, und das- „selbe von allen andern Werken der Poesie „unterscheiden. Man siehet da dieienigen la- „chenden Bilder, welche allemal gewiß gefal- „len, weil sie mit Geschmakk und Urteil aus „der blossen Natur genommen sind.“ S. De la Nauze von den Liedern der alten Grie- chen, im zweeten Theil der Sammlung neuer Oden und Lieder. Die Gratien haben alle Annehmlichkeiten in den- selben vereiniget, und sie verdienen von uns in alle Sprachen übersetzt zu werden. Ich habe mir niemals aus einer andern Ursache, die grie- chische Gelehrsamkeit der Frau Dacier ge- wünscht, als aus Verlangen, ihrem schönen Beispiel zu folgen, und ich würde noch heute fortfahren, die Sprache des Dichters aus Teios zu erlernen, wenn der Freund meines Geliebten, der einmal an dem Ufer eines Teiches gelauscht hat, ihn nicht bereits gelehret hätte, ohne An- stoß deutsch zu sprechen. Ich ersuche ‒ ‒ ‒ Himmel, Himmel, eben höre ich, daß mein Ge- liebter von dem Feldzuge zurükk gekommen ist ‒ ‒ ‒ und meine Vorrede ist noch nicht ge- drukkt. Wie leicht könte er mich überraschen! Ich fürchte sein Verbot. Entschuldigt mich, liebenswürdige Freundinnen. Ich muß ihn umarmen. Lebt wohl. 1744. Doris. Die Die Anfrage. S ingt, ihr Dichter, Singt, und lobet, Singt, und schmeichelt, Singt, und bettelt, Singt von Helden. Ich will singen, Ich will spielen, Aber warlich Nicht von Helden. Hört, ihr Schönen, Hört mich spielen! Meine Saiten Sind nicht blutig. Hört, ihr Schönen, Hört mich singen! Meine Lieder Sind nicht traurig. Hört, ich singe Nur von Mädchen, Und ich spiele, Nur von Liebe. Wolt ihr hören? A An die Damen. E s seegn euch der Himmel, Ihr würdige Schönen! Seid ewig die Wonne Der Jungen und Alten! Seid ewig, wie heute, Das Labsal der Männer! Ihr laßt euch nur sehen, So hüpfen schon Herzen. Ihr zwinget die Alten Zu Jünglingsgeberden. Ihr labet die Jungen. Was ist doch ein Leben, Das ihr nicht versüsset? Befragt nur die Männer. An Herrn Pesne. M aler, male meine Freunde! Kleist soll, mitten unter Helden, Auf das Lob der Gottheit sinnen. Mal ihn unter tausend Blumen; Mal ihn, daß er an dem Himmel, Regenbogen vor sich siehet! Adler soll dem wilden Menzel Mit dem krummen Schwerdte drohen, Und zugleich den Maasstab halten. Donop soll satirisch lächeln. Seidlitz soll der Braut entfliehen, Die ihm seine Mutter bringet. Venus soll, mit ofnen Armen, Ihm vergnügt entgegen eilen, Und, Adonis an der Seite, Soll den Pfeil, der ihn erobert, Einem Plutus spöttisch zeigen. .... soll der Tugend folgen, Die ihm himmlisch freundlich winket. Kannst du wol die Tugend malen? Male sie wie seine Schwester. Fromm soll reife Weitzenähren A 2 Um Um das Haupt der Ceres winden. Lamprecht soll, umringt von Lastern, Gütig mit den Lastern streiten. Mal um ihn die Laster heßlich! Male sie, daß man sich fürchtet, Wie Lucan die Hexen malet! Naumann soll, mit starren Augen, Einen Liebesgott betrachten, Der ihn wiederum betrachtet; Gieb auch beiden Pfeil und Bogen, Daß sie auf einander zielen. Sulzer soll, am schönsten Morgen, Auf der schönsten Aue schleichen. Laß uns sehn, wie er sich freuet, Wenn er neue Blumen findet, Wie er, wenn ein Freund erscheinet, Auch die Blumen gleich verlässet, Und dem Freund entgegen eilet. Uz, wie laß ich dich doch malen? Siehst du nicht dem Wachsbild ähnlich, Das Anakreon bestellte? Maler, mal ihn nach dem Bilde: Mal ihn, hinter Rosenbüschen, An An dem Ufer eines Teiches. Laß ihn lauschen, laß ihn sehen, Wie sich eine Venus badet. Maler, dis sind meine Freunde. Male mich, daß ich sie küsse, Und dann male meinem Vater An der Seite seines Zabels, An der Hand des besten Priesters, Daß er meine Freunde siehet. Wenn du meinen Vater malest, Must du, mit beseelten Zügen, Seine Redlichkeit bezeichnen. Denn es soll sein wehrtes Bildnis, Wenn ichs meinen Freunden zeige, Mich und sie zur Tugend reitzen. Maler, nun kannst du mir danken, Wenn die Bilder treuer Männer Deinem Pinsel Ehre bringen. Sollen Bilder treuer Schönen, Deinem Pinsel Ehre bringen; O so mal auch ihre Mädchen. Geh, und frage meine Freunde: Sagt, wo habt ihr eure Mädchen? A 3 Die Anwerbung. W o wilst du künftig wohnen? Im Garten meines Mädchen. Wo wilst du künftig schlafen? Im Arme meines Mädchen. Wo wilst du künftig spielen? An meinem ganzen Mädchen. Wo wilst du künftig sterben? Auf seinem sanften Schoosse. Wer soll dich denn begraben? Mein Mädchen und sein Enkel. Wo hast du denn das Mädchen? Wo habt ihr denn die Tochter? Bitte um ein Amt. W er darf nicht scherzen? Ein Urteilssprecher. Wer darf nicht lachen? Ein frommer Pfarrer. Wer darf nicht froh seyn? Ein armer Kaiser. Drum mach, o Himmel, Mich nicht zum Richter, Auch nicht zum Pfarrer, Auch nicht zum Kaiser. Zum Probst im Kloster, Kannst du mich machen. A 4 Zefir. R osen blühn auf schwarzen Stökken. Seht, wie sich die Farben mischen! Lilien stehn, wie weisse Kronen, Stolz auf grünen Heroldsstäben. Nelken stehn, wie bunte Kränze, Auf gefärbten Schwanenhälsen. Aber seht, sie stehn so stille! Läßt sie Zefir so zufrieden? Zefir, bist du denn so müßig, Oder bist du weggeschwärmet? Kannst du diese Flur verlassen? Wohnst du nicht in diesem Garten? Schwärmst du nicht in diesen Büschen, Die mein Prinz für dich gepflanzet? Komm, es warten tausend Nelken, Komm, und schüttle sie zusammen, Daß es läßt, als wenn sie küßten! Schwärme doch um tausend Rosen! Laß mich sehn, ob sich am liebsten Rosen oder Nelken küssen! Zefir kannst du nicht mehr schwärmen? Oder bist du weggeschwärmet? Sucht Sucht ihn doch, ihr muntern Knaben, Sucht ihn doch, den Müßiggänger! Kommt, dort wollen wir ihn suchen, Dort bewegen sich die Lilien. Seid nur still, ich hör ihn lachen, Hört nur zu, er lacht recht laute! Seht, dort schwärmt er um das Mädchen! Seht, der Zefir iagt das Mädchen! Seht, ietzt schwärmt er um den Busen! Seht, ietzt weicht die leichte Seide! Seht, ietzt zeigt er uns den Busen. Kommt, wir wollen näher laufen, Denn er soll uns noch was zeigen! A 5 Der Lügner. J üngst sprach ein frommer Pfarrer: Ich bin ein Feind von Mädchen. Allein mich deucht, er lüget. Denn gestern, nach der Kirche, Wollt er ein Mädchen trauen, Da trat er zu dem Mädchen, Und schielte nach dem Busen. An die Alten. V äter, stört uns nicht im Tanze! Kommt, und mischt euch in die Reihen, Wenn ihr gleich mit Krükken tanzet! Tanzt, ihr Väter, mit den Töchtern, Geht, ihr Söhne, holt die Mütter, Tragt sie tanzend auf den Armen, Oder laßt die alten Rükken Auf den iungeu Rükken tanzen! Schüttelt Väter, schüttelt Mütter, Daß das kalte Blut erwärme, Daß das Feuer in den Adern, Noch einmal für Wollust brenne, Wie es in der Jugend brannte, Damals, als ihr Söhne wurdet! Väter, fühlt die Freude wieder, Die ihr in der Jugend fühltet, Nehmt die Mütter bei den Hälsen’, Herzt und küßt sie, bis sie lachen! Wälzt die Falten von der Stirne, Laßt die Jugend wieder blühen! Was ist besser, als die Jugend? Was ist schöner, als der Früling? Der Sammler. An Doris. I n den Wäldern, voller Linden, Sammlen Bienen Wachs und Honig; Auf den Fluren, voll Getreide, Sammlen Hamster Weitzenkörner, Und die Ameis in dem Garten, Sammlet Nahrung für den Winter. Wißt ihr wol, was ich mir sammle? Meint ihr etwa goldne Münzen? Mir vom Pabst und seines gleichen Einen Himmel zu erhandeln. Oder meint ihr Silberlinge? Mir beim Richter Recht zu schaffen; Nein, dis hat Nikandor nöthig, Nein, ich sammle mir nur Küsse. Gold zu sammlen macht nur Mühe, Küsse kann ich leichter sammlen. Neulich hab ich erst in Sachsen, Zwanzig tausend eingesammlet. Der Verliebte. A ch, seht doch den Jüngling! Er wird ia so stille, Er schleicht in die Winkel, Er spricht mit sich selber, Er trauret, er sinnet, Die Wangen erblassen, Er scherzt nicht mehr feurig, Er hört nicht die Freunde, Er sieht nicht die Gläser, Er sieht nur das Mädchen. Ach, seht doch den Jüngling, Er hat sich verliebet! Die Revüe. W as lieb ich doch für Schönen? Ich liebe die Helenen, Die Hanchen und die Fiekchen, Die Lischen und die Miekchen, Die Willigen, die Spröden, Die Freundlichen, die Blöden, Die Zärtlichen, die Netten, Die Schlanken, die Brunetten. Ich liebe die Blondinen, Mit zarten Venusminen, Und die mit treuen Herzen, Und die so witzig scherzen, Und die mit edlen Seelen, Die mich zum Schatz erwälen. Ich hasse nur die Schönen, Die dich, o Liebe, hönen, Die mit nicht edlen Trieben, Und die, so mich nicht lieben. Die Tänzerinn. M ädchen mit dem schönen Busen, Sitze nicht so fromm im Winkel! Sieh die frölichen Brunetten Tanzen mit vergnügten Männern! Sieh die Tänzer, sieh die Füsse Fliehen, wie die schnellen Töne! Sieh wie frölich tanzt der Haufe! Sieh, es trennet sich der Haufe! Sieh, das Mädchen tanzt ein Solo! Sieh, wie reitzend wirfts die Füsse! Sieh, wie schnell kann es sie drehen! Sieh, sieh, sieh wie hoch es springet! Sieh, nun schleicht es mit den Tönen! Sieh, nun hüpft es mit den Saiten! Sieh, nun dreht es sich im Zirkel, Sieh, wie langsam machts die Ründe! Sieh, nun fliegt es aus dem Zirkel, Sieh, nun dreht sichs wieder langsam, Als wenn Graun an seinen Tönen Leib und Füß und Hände zöge. Sieh, nun schleicht, nun springt es wieder! Sahst du, wie es, unterm Springen, Schwe- Schwebend mit den Füssen spielte? Sieh, ietzt eben spielt es wieder! Tänzerinn, hör auf zu tanzen; Denn indem ich deine Füsse Springen, schleichen, spielen sehe, Seh ich keinen schönen Busen. Einladung nach Berlin. D er iunge Zefir weicht, Da er sein Ziel erreicht; Er folget der Natur, Und weicht von unsrer Flur. Sein sanfter freier Hauch Verläßt den Rosenstrauch, Den er sonst nicht verließ, Wann er des Morgens blies, Von dem er, wann er kam, Den Ambra mit sich nahm, Und dann im Abendflug Zu meiner Laube trug N un stirbt das frische Gras Vom kalten Boreas, Der stürmisch drüber fährt Der Wiesen Schmukk verheert, Und feindlich, wie ein Tod, Den Blumenbeeten droht. Er hat schon Florens Tracht Zum Teil zu nicht gemacht. Ihr buntes Sommerkleid Vermißt den Unterscheid. Das schön gefärbte Kraut Wird blaß und gelb geschaut. B Freund, F reund, folge meinem Rath, Und suche nun die Stadt, Die, wenn der Sommer schließt, In Zimmern ihn genießt. Da sieht man beim Kamin Manch Donnerwölkchen ziehn! Da zeigt des Künstlers Hand Uns Floren an der Wand; Und was, auf ihrer Jagd, Dianen froh gemacht: Zu dieser Frölichkeit Sind Zimmer eingeweiht D u sprichst: Wo find ich dort, Den angenehmen Ort, Den frohen Aufenthalt, Den kleinen stillen Wald, Wo ich der Städte Pracht So oft vergnügt belacht, Wenn mir der Vögel Schaar Statt Virtuosen war, Wo ich die Schäferinn, Der ich ergeben bin, Mit Blumen schön geziert, Zum Tanze aufgeführt? Den D en schönsten Blumenkranz, Den muntern Schäfertanz, Solst du, gedoppelt schön, Im Opersaale sehn. Da sieht man unserm Pan Das Groß und Schöne an, Das Schöne so ihn ziert, Wenn er den Reihen führt; Und daß sein Heldenmuth Sich so zum Schäferhuth, Als zu dem Helme schikkt, Wenn ihn der Feind erblikkt D u weist wie schön es klingt Wenn Salimbeni singt, Und hast dich oft gefühlt, Wenn Benda mit gespielt. Wie froh war Herz und Ohr Wenn Graun sein ganzes Chor Zum Streite aufgeführt? Wie wurdest du gerührt? Bald lachtest du für Lust, Bald seufzte deine Brust. Der Töne Gram und Scherz Drang wechselsweis ans Herz. B 2 Dein D ein Feld ist wüst und leer, Dein Wald erklingt nicht mehr, Das Volk in deiner See Springt nicht mehr in die Höh. Bereite deine Brust, Zu mancher neuen Lust. Wie schön Molteni singt, Wie künstlich Lani springt, Wie witzig .... dalt Wie treflich Pesne malt, Wie Schmidt in Kupfer sticht, Lehrt dich dein Landgut nicht F reund, ist zur Winterzeit Des Landes Einsamkeit, Dem prächtigen Berlin Noch irgend vorzuziehn? Ich weiß, du sagest nein. So triff denn öfters ein. Dein brauner rascher Gaul Ist unter dir nicht faul. Doch komm auch oft gepaart, Auf einer Schlittenfahrt, Und nimm, so fährst du warm Dein Schätzgen in den Arm. Die Lobredner. D oris, höre doch die Redner, Höre doch, sie loben Mädchen! Chloe reitzt mit schwarzen Lokken, Dafne mit erhabnem Busen, Laura mit vergnügten Minen, Sappho mit gelehrten Augen, Hanchen mit geschwinden Füssen, Galathe mit schönen Händen, Und das braune Kammerfräulein, Mit dem Grübchen in dem Kinne. Doris, soll ich dich nicht loben? Höre, Doris, ieder Redner Lobte dich in seinem Mädchen; Aber deine schöne Seele Lobten sie an keinem Mädchen. B 3 An Herrn von Hagedorn. D ichter, du bist Amors Liebling! Wenn du Liebeslieder singest, Nimmt er schnell den Pfeil vom Bogen Lehnt sich müßig an die Mutter, Und wenn ihn die Mutter fräget: Sohn, bewegst du nicht zur Liebe? Spricht er: Liebste Mutter, horche! Hagedorn bewegt zur Liebe! Hilf mir nur die Spröden zälen, Zäle nur die Neuverliebten, Die er schon dazu bewogen! Dichter, du bist Amors Liebling! Wenn du mit den Schönen scherzest, Schimpft er auf die Possenreisser. O wie hat er dich gepriesen, Als dich iüngst der Weingott lobte! Voll von Eifer dich zu loben, Zankten sich die frohen Götter. Amor sang mit zarten Trillern, Eins von deinen Liebesliedern; Plötzlich liebten alle Schönen. Bacchus ließ ein Trinklied hören; Plötzlich wolten alle trinken. Der Tauber. W o bist du nun gewesen, Du ungetreues Weibchen? Auf zwanzig Weitzenfeldern Hab ich dich schon gesuchet Ich sah, im Rosengarten, Die besten Nachbarinnen, Bei meiner Schwester sitzen Da flog ich zu der Schwester; Da gingen wir spatzieren. Ging denn im Rosengarten, Kein Tauber mit spatziren Wir gingen ohne Tauber. Siehst du im Rosengarten, Die Schwester wieder sitzen, Und wilst du zu ihr fliegen, So will ich mit dir fliegen. B 4 An die Sonne. S onne, brich doch durch die Wolken! Laß uns doch den hellen Himmel Laß uns deine Stralen sehen! Haben denn die dikken Dünste Dich nicht lang genug verdunkelt? Hat es nicht genug geregnet? Sieh, die Fluren stehn voll Wasser, Und es ist für deine Stralen, Viel zu trokknen, viel zu trinken! Sonne, laß die düstern Wolken Schnell vor deinen Stralen fliehen; Aber, wenn sie, statt des Wassers, Wein herunter schütten wollen, Solchen Wein, wie ich itzt trinke, Champagner. O so laß die Wolken regnen! Einladung zur Liebe. M ädchen, wolt ihr mich nicht lieben? Seht, hier lieg ich in dem Schatten! Seht mich nur, ihr müßt mich lieben! Rosen blühen auf den Wangen, In den Adern glühet Feuer, In den Minen lacht Vergnügen, In den Augen lokket Liebe, Und bewegen sich die Lippen, So bewegt sie Scherz und Freude. Mädchen, wolt ihr mich nicht lieben? Seht, hier lieg ich in dem Schatten, Mädchen seht, wie schön ich liege! B 5 Arbeit für Doris. L iebstes Mädchen, sei nicht müßig! Fürchtest du dich denn für Arbeit? Laß dich doch dazu nicht treiben, Denn wir sind zur Müh erschaffen! Komm, du must nicht müßig gehen, Komm, du must für Arbeit schwitzen! Liebstes Mädchen, sei nicht müßig! Liebstes Mädchen, gib mir Küsse! Gib mir hundert, gib mir tausend, Gib mir neun und neunzig tausend, Gib mir volle hundert tausend! Küsse, bis ich nicht mehr zäle, Küsse heute, küsse morgen; Denn du solst nichts thun als küssen. An einen Vater. A lter, denk an deine Jugend! Fühle noch einmal die Wollust, Die du in den Adern fühltest, Damals, als du Vater wurdest. Sieh, hier sitzt auf meinem Schoosse Deine Tochter, die mich liebet! Sieh, sie streichelt meine Hände! Sieh, sie zupft mich bei der Nase! Sieh, sie kneipt mich in die Wangen! Sieh, sie hüpft auf meinem Schoosse! Sieh, sie kützelt mich und lachet! Wie vergnügt ist deine Tochter! Kann sie dich nicht frölich machen? Alter, rufst du nicht mit Tränen, Deine Jugendzeit zurükke? Sieh, wie schön wir sie gebrauchen! Lobe doch, in dem du trinkest, Unser Tändeln, unsre Jugend! Sieh nur, wie vergnügt wir tändeln! Doch du kannst mit dunkeln Augen, Unser Tändeln nicht mehr sehen. Warte nur, du solst es fühlen! War- Warte, Lenchen soll dich küssen! Dann wirst du die Jugend loben; Dann wirst du dich schnell veriüngen; Dann wirst du nicht murrisch sagen: Kinder, seid doch nicht so lustig! Ein Traum. B ald hätte mich in dieser Nacht, Ein Traum ins Todtenreich gebracht Mich deucht, ich ritt spatzieren, Die Grillen zu verlieren; Da traf ich, welch ein Glükke! Mein Mädchen auf der Brükke, Auf die ich einst, mit Ruthen, schlug, Als sie mein Mädchen von mir trug Itzt wards, in ofnem Wagen, Von Rappen hergetragen. Wir sahen uns, o Freude! Mich deucht, wir wünschten beide: Ach möchte doch, uns zu erfreun, Die Mutter nicht im Wagen seyn Indem der Wunsch geschahe, Kam uns ein Tolpatsch nahe, Und, ach! für seinen Lappen, Erschrekken sich die Rappen, Und springen seitwerts in den Fluß, Daß auch der Wagen fallen muß! Da Da fällt, ach Ungelükke, Mein Mädchen von der Brükke! Mein Blut fängt an zu wallen, Ich denk ihm nachzufallen. Mein Mädchen stirbt! ach, welche Noth! Im Wasser ‒ ‒ ‒ Wasser sei mein Tod Drauf soll mein Pferd sich schwingen, Und schnell ins Wasser springen. Allein, es bäumt zurükke, Und will nicht von der Brükke, So traurig auch der Reuter sprach: Ach, springe doch dem Mädchen nach Itzt wach ich, und es kommt gelaufen: Nun werd ich mich wol nicht ersaufen. An Herrn Böhlau. D u Meister mit dem Pinsel! Ich seh, du malest Engel; Du malest ihre Köpfe, Wie schöner Mädchen Köpfe; Du soltest um die Hälse Auch schöne Busen malen. Der Tausch. W ilst du tauschen? sprach ein Reicher, Und er wies mir seine Schätze, Und ich solt ihm für die Schätze, Meine braune Doris geben. Aber wißt ihr, was ich sagte? Reicher, sprach ich, du bist närrisch! Macht dein Gold vergnügte Minen? Ist dein Gold getreu und artig? Ist es witzig, ist es zärtlich? Ist es tugendhaft, wie Doris? Kann es dem Besitzer schmeicheln? Kann es scherzen, kann es küssen? Kann es tändeln, wie mein Mädchen? Reicher, können dis die Schätze, So vertausch ich dir mein Mädchen. Die Sehnsucht. J üngst ging ich in den Garten, Wohin mich oft die Liebe, In sichre Schatten lokket; Wohin mich oft der Früling Zu meiner Doris führet; Wohin mich meine Doris, Wann sie allein spatziret, Selbst oft durch Hekken winket. Itzt sah ich keine Doris. Ich wünschte sie zu sehen. Ich schlich in alle Gänge, Und wünschte sie zu sehen. Ich lauscht an allen Büschen, Und wünschte sie zu sehen. Ich strekkte mich im Schatten, Auf ein beblümtes Lager, Und wünschte sie zu sehen. Ermüdet von den Wünschen, War ich hier eingeschlafen. Ich schlief, und fing im Schlafe, Von neuem an zu wünschen. C Ich Ich träumte von der Doris, Ich wünschte sie zu sehen, Ich wünschte sie zu sprechen, Ich wünschte sie im Garten, An meiner Hand zu führen, Und ihre schönen Hände, Wünscht ich so sanft zu drükken, Wie sie sie mir oft drükket. Ich sahe sie im Traume. Schnell sprang ich von dem Lager. Da stand sie mir vor Augen, Da hab ich sie gesehen, Da hab ich sie gesprochen, Da hab ich sie, im Garten, An meiner Hand geführet. Was hab ich mehr, ihr Schönen? Befragt nur, dort im Winkel, Das kleine lose Miekchen! Es sagt, wenn ich es frage: Du hast sie auch geküsset! An Hrn. Professor A. G. Baumgarten in Frankfurth. L ehrer, den die Gottheit lehrte, Lehrer, den die Weisheit liebet, Lehrer, der mit Licht und Leben, Und mit freundlichen Beweisen, Tugend, Witz und Warheit stiftet. Sieh, wie stark sind deine Lehren! Sieh, sie überwinden Zweifler; Sie entwafnen Warheitsfeinde; Sie gewinnen Weisheitsspötter! Seelen, nein, ich will sie nennen: Todte, schlafende Monaden, Wekken sie aus tiefem Schlummer. Zwanzig fromme Hauspostillen Leiten nicht so schnell zur Tugend, Als wenn du mit schönen Worten, Und mit freundlichen Beweisen, Einmal nur die Tugend lehrest. Denk einmal an deine Siege, An den Seegen deiner Lehren. C 2 Sieh, Sieh, wie der die Tugend liebet, Der, als du die Laster schaltest, Plötzlich schwur: ich will sie hassen. Durch die Kräfte deiner Lehren, Zwangst du ihn zur Tugendliebe. O wie schaft man seinen Lehren Solche Kräfte, solchen Seegen? Lehrer, wenn du mich es lehrest, O so will ich Mädchen zwingen, Daß sie plötzlich schweren müssen, Mich zu lieben, wenn ich liebe. Die Witwer, An die Frau von S. A ch, seht doch die Männer! Sie schwimmen in Tränen. Seht, Canitz geht, seufzend, Durch Blumbergs Gefilde! Er hört nicht die Lerche, Er sieht nicht die Blumen, Er fühlt nicht die Weste, Er wünscht sich zu sterben. Seht, Haller, der Weise Kan klagen und weinen! Wie ringt er die Hände, Am Ufer der Leine! Seht Bessern in Tränen! Was weinen die Männer? Sie seufzen, sie weinen, Um würdige Damen, Um trefliche Schönen. Ach lebt doch nur ewig, Ihr trefliche Schönen! Ach laßt euch, ihr Damen, Vom Tode nicht holen; Sonst weinen die Männer. Die Reue. D oris, sieh, die falben Blätter, Sieh, hier werden sie zu Leichen! Wilst du nicht den Herbst verachten? Sieh, er raubt uns Laub und Schatten Und die Sänger, auf den Zweigen, Jagt er aus den grünen Zellen In die Ritzen hohler Klippen! Werden sie nun noch wol singen? Doris, nein, sie werden schweigen, Und sie haben schon geschwiegen, Als du gestern früh, im Garten, Mich mit tausend Küssen labtest. O wir werden ihre Lieder Küssend wünschen und nicht hören. O wie lange wird es währen, Daß sie froh zu deinen Küssen Ihre Lieder wieder singen? Engel, ietzt empfinde Reue; Denn, am zwanzigsten des Maien, Als dich Nachtigallen lokkten, Woltest du nicht immer küssen! Wenn sie künftig wieder lokken, Wilst du dann nicht immer küssen? Seufzer an den Früling. K ehre wieder, holder Früling, Kehre wieder, Kind des Himmels! Doris will, wenn du es siehest, Wenn sie Nachtigallen lokken, Immer küssen. C 4 Der Werth eines Mädchen. N e ulich sprach ich mit den Bergen, Und sie priesen mir ihr Silber, Und den Schatz in goldnen Adern, Und sie wolten mir ihn schencken, Und ich wolt ihn zu mir nehmen; Aber, da ich nehmen wolte, Sprang ein Mädchen aus dem Busche, Gleich verließ ich Gold und Silber. Aufmunterung zum Spatzierengehen. A ch geht doch oft, ihr Schönen, An hellen Frülingstagen, Ins Feld und ins Gebüsche! Welch irdisches Vergnügen Wird euren Geist ermuntern! Welch Labsal, welche Wonne, Wird euer Herz erfrischen! Wie Brokks, auf seinen Fluren, Den Reitz der Freude spüret, So werdet ihr ihn spüren. Ihr werdet Blumen sehen, Und sie mit Seide stikken, Wenn ihr zurükke kehret, So, wie sie Brokkes malet, Wenn er zurükke kehret. Ihr werdet, voll Vergnügen, Den Spieltisch wieder suchen, Wenn ihr zurükke kehret. Ihr werdet Männer reitzen, Ihr werdet Freunde lokken, Euch in den Busch zu führen. Ihr werdet Caffé trinken, Und noch die Lust empfinden, Die ihr im Busch empfunden; C 5 Ihr Ihr werdet treuen Schwestern, Ihr werdet Dienerinnen Viel Schönes von den Auen, Und von den Wäldern sagen; Ihr sollt mit Lust erzählen, Was euer Blikk gesehen. Erwählt mich nur zum Führer Und seht, was ich einst sahe, Am schönsten Frülingstage! Ein heller Regenbogen, Stand um den halben Himmel, In treufelnd schwarzen Wolken. Er stand, mit tausend Farben, Der Sonne gegenüber. Die Sonne, frei von Wolken, Umgab, mit goldnen Strahlen, Den halben blauen Abgrund. Es glänzt, um tausend Blumen, Ein silberweisser Schimmer; Es hiengen, um die Rosen, Die hellsten Wassertropfen, Wie, um den Hals der Braunen, Die hellsten Perlen hangen. Ein schlauer starker Zefir Bewegte, wo er schwärmte, Die Gipfel hoher Tannen Die Wies und Thal umgrenzten, Und wenn er sie bewegte, So So sah man, auf den Gipfeln, Wie Licht und Schatten wechselt. Am niedrigen Gesträuche Bewegte sich der Schatten, Wenn die geschlanken Zweige, Durch Zefirs Hauch belebet, Sanft an einander schlugen. Hierdurch entstand, im Busche, Das lieblichste Geräusche, Zu welchem sich das Murmeln Der kleinen nahen Bäche, Und tausend helle Kehlen Der kleinen Vögel mischten. Es lokkten Nachtigallen, Es sangen Staar und Amseln Es schlugen Wachtelhäne. Indem ich ihre Lieder Mit stillem Lobe hörte: Sprang, aus dem dikken Busche, Ein stolzer Hirsch ins Wasser; Und plötzlich blieb er stehen, Und schien sich zu besinnen, Und langsam ging er weiter, Und, mitten auf der Wiese, Besah er sich im Wasser. Er wies, mit steifem Kopfe, Sein prächtiges Geweihe. Als Als sich der Corsen König, In seiner Krone zeigte, Ließ er nicht halb so prächtig. Er putzte mit der Zunge An Beinen ohne Waden, Und stand auf dreien Beinen, Gleich als sich seinen Augen Die schönste Hirschkuh zeigte. Schnell trat er auf vier Beine, Und ging im hohen Grase, Stolz, wie ein Fürst der Thiere, Gerade nach der Schönen. Sie sahe den Geliebten, Sie ging ihm selbst entgegen Ach, fragt mich nicht, ihr Schönen, Was hast du mehr gesehen? Nein, geht mit mir in Wälder, Da solt ihr alles sehen. Bacchus und Cithere. S oll ich trinken oder küssen? Hier winkt Bacchus, dort Cithere. Beide winken, beide lächeln. Baechus mit gesetzten Minen, Und Cithere mit verliebten. Baechus zeigt mir seine Reben, Seht, sie sinken, schwer von Trauben! Aber seht nur, dort im Schatten, Dort im Schatten, unter Reben, Liegt ein Mädchen lang gestrekket! Seht, es schläft, es lächelt schlafend, Und es lächelte Cithere Nicht so reitzend, als sie winkte. O wie süß mag es nicht schlummern! O wie reitzend liegt das Mädchen! Um den weissen regen Busen, Hangen schwarze reife Trauben, Und es glänzen um den Lokken, Um den Rabenschwartzen Lokken, Goldne Blumen in dem Schatten. Weingott, winke nur nicht länger; Denn ich muß erst, bei dem Mädchen, Unter deinen Trauben schlummern. Art zu trinken. W enn ich mein Glas geleeret, So füll ichs hurtig wieder, Und bring es meinem Mädchen. Mein Mädchen nimts und trinket, Und klopft mich auf die Bakken, Und füllt es gleich von neuem, Und lobt den Sekt im Glase, Und bringt mirs selbst zum Munde, Ich küß es, eh ich trinke, Es trinkt, und küßt mich wieder. Freund, dort im Trauerkleide Soll es dir auch eins bringen? Das Thierchen ohne Nahmen. A m zwanzigsten des Maien, An dem du mich, o Doris, Nicht immer küssen woltest, Saß an dem weissen Halse Der freundlichen Filinde Ein kleines schwarzes Thierchen. Ich weiß es nicht zu nennen; Dis weiß ich, daß es hüpfet, Wie Grasepferde hüpfen, Und daß es oft entwischet, Wenn es erzürnte Schönen, Im freien Felde iagen. Ein Kenner der Insekten, Beschrieb mir iüngst das Thierchen. Er sprach: Es wird bei Schönen Geboren und erzogen, Es wohnet bei den Schönen, Und wagt sich nur zu Männern, Wenn sie mit Schönen spielen. Ein solch beglükktes Thierchen Saß an dem weissen Halse Der freundlichen Filinde. Ich Ich wolt es schnell erhaschen, Und dann wolt ich es fragen; Wie wohnt es sich bei Schönen? Allein es sprang vom Halse, Und hüpfte nach den Hügeln, Die an dem Halse grenzen. Ich sah es wieder sitzen. Es sah sich um, und lachte, Und, triegen nicht die Minen, So schiens, als wolt es sprechen: Nun solt du mich nicht kriegen, Izt will ich weiter hüpfen. Du darfst mich nicht verfolgen, Wohin ich itzo hüpfe. Du hörtest nicht, Filinde, Als ich zum Thierchen sagte: Adieu du kleiner Springer, Dürft ich dich nur verfolgen, Wie bald wolt ich dich kriegen! Der Rangstreit. W as wilst du? sprach mein Mädchen. Ich sprach: Ich will dich küssen. Da that das Mädchen böse, Und sprach: Laß mich erst küssen! Da zankten wir uns beide. Da nannt es mich: Du Falscher! Und sprach: Ich liebe stärker, Drum muß ich dich erst küssen. Da hört ich auf zu zanken. Da küßte mich mein Mädchen. Da merkt ich, als es küßte, Es sei kein Rang im Küssen; Denn, wenn sich zweene küssen, Ist ieglicher der Erste. D Diener der Liebe. A lles, Liebe, muß dir dienen, Alles dienet deinen Kindern. Sonnen scheinen, sie zu wärmen, Schatten schweben, sie zu kühlen, Vögel singen, sie zu lokken, Tauben girren, sie zu reitzen, Rosen blühen, sie zu schmükken, Sterne funkeln, sie zu führen, Monde leuchten, sie zu zeigen, Und die Nächte tragen Wolken, Deine Kinder zu verbergen; Liebe, laß doch, wenn ich liebe, Schatten, Rosen, Vögel, Sonnen, Sterne, Mond und Nächte dienen. Der Schöpfer. L iebste Götter, seid so gütig, Laßt mich auch einmal erschaffen. Menschenplager, Tiegerthiere, Lasterknechte, Wüsteneien, Fegefeuer, Päbste, Menzels, Gottesläugner, Ketzermacher, Himmelstürmende Giganten, Welten voller Aberglauben, Will ich warlich nicht erschaffen. Nein, die laß ich euch erschaffen. Ich versprech euch, liebste Götter, Nichts, als Mädchen, zu erschaffen, Nichts, als allerliebste Mädchen. Laßt mich nur so viel erschaffen, Daß der Raum, bis an den Himmel, Uberall von Mädchen wimmelt, Wie er, durch die Macht des Winters, Uberall von Flokken wimmelt; Aber dann gebt mir auch Flügel. D 2 Die Träumerin. E in kleines schwarzes Mädchen, Hielt auf dem weichsten Bette, Die sanfte Mittagsruhe. Es schlief, wie Mädchen schlafen; Es lächelte im Schlafe; Es regte sich der Busen, So oft es Athem holte. Es that, als wolt es wachen; Es warf sich hin und wieder, Und lächelte noch zweimal; Es stekkte, bei dem Lächeln, Die rechte Hand im Busen. Ich bükkte mich und lauschte Die Linke zu erblikken; Allein sie war verborgen. Doch, als ich nicht mehr lauschte, Zog es sie schnell zurükke, Und warf sie zu der Rechten, Und faltete die Hände, Wie fromme Beterinnen, Die Händ aus Andacht falten. Ach! sprach ich zu den Brüdern, Ach seht, das Mädchen betet! Warum mag doch das Mädchen, Den harten Himmel bitten? Ver- Vernimm es, sprach ein Bruder: Ich weiß, daß fromme Mädchen Gott oft um Männer bitten, Und daß sie oft, in Träumen, Die Bitten wiederholen, In Träumen Männer haben, Und glauben sie zu küssen. Dis glaub es, lieber Bruder, Dis glaubet auch das Mädchen. Gleich schlich ich zu dem Mädchen, Und fragt es: Wilst du küssen? Da strekkte mir das Mädchen Die Lippen schnell entgegen, Und eh ich sie berührte, Ertönten schon die Schmätzgen Nun sagt einmal, ihr Schönen, Zu mir und meinen Brüdern: Ihr wolt nur immer küssen. D 3 Die Bewegung. V erfolgt mich, ihr Schönen, Verfolgt mich ins Grüne. Es soll uns, in Büschen, Nur Zefir verfolgen. Wir wollen uns iagen, Und, wenn wir, in Thälern, Auf Klippen und Hügeln, Uns müde geiaget; So wollen wir schlummern. An den Tod. T od, was wilst du bei den Brüdern? Komst du her mit uns zu trinken? Geh, hier ist für dich kein Rheinwein! Trink aus Heidelberger Fässern; Denn der Durst, in deinen Knochen, Ist mit Maaßen nicht zu löschen! Geh, du möchtest statt der Brüder, Alle Römer ledig trinken! Geh, und laß die Brüder trinken! Denn du wilst sie doch nicht holen? Nein, du holst ia nur die Alten; Denn was soll das Reich der Todten Mit den Schatten, die noch trinken? Du verschonst die muntre Jugend. Tod, weil du der Jugend schonest, Solst du doch den Rheinwein schmekken. Sieh, dort steht ein voller Römer, Hol ihn mit den dürren Händen! Kanst du wol den Römer halten? Trinke, wenn die Brüder trinken; Aber ruf erst mit den Brüdern: Auf, es leben alle Mädchen! Und wenn dir der Rheinwein schmekket, O so iauchze mit den Brüdern, D 4 Freier, Freier, als mein Uz itzt iauchzte, Oder singe seine Lieder, Die den lieben Weingott loben! Tod, du kanst den Wein nicht schmekken! Brüder, seht doch das Gerippe, Seht, es fehlen Lefz und Zunge! Brüder trinkt, und schmekkt den Rheinwein! Seid ihr einst, wie dis Gerippe, Ohne Lefz und ohne Zunge, Dann könnt ihr ihn nicht mehr schmekken. Mittel freundlich zu werden. M ein Vater küßt die Mutter, Die Mutter küßt den Vater, Und wenn sie beide küssen, So sind sie beide freundlich. Wie oft sagt meine Mutter: Mein Wilhelm werde freundlich! Nun will ich es schon werden; Denn unsers Nachbars Tochter Läßt sich recht gerne küssen. D 5 Auf das Beilager des Freiherrn von *** J a, nun hab ich sie gesehen. O wie reitzte sie, die Schöne! Welche kluge Schmeichelworte! Welche sanfte Venusminen! Welche holde Rosenwangen! Tausend schöne Liebesgötter Schwärmten um die schönen Glieder. Dreißig schwärmten um die Wangen, Zwanzig scherzten mit den Lokken; Aber, wo die meisten schwärmten, Wo die meisten schwärmen werden, Soll der schöne Bräutgam sagen. Bräutgam, sagst du es dem Dichter, O so soll er nebst der Schönen, Alle Liebesgötter malen. Itzund soll er nur die Schöne Pesnen oder Harpern malen ”Auf! Vortreflichster der Maler! S. die 28te Ode des Anakreon. „Auf, und schildre, Preis der Maler! „Meister in der Kunst der Rhoder, „Komm, „Komm, und schildre diese Schöne, „Wie ich sie beschreiben werde! „Male mir vor allen Dingen, „Zarte rabenschwarze Haare, „Und, wofern es anders möglich, „Male sie auch lieblich düftend. „Male zwischen schwarze Lokken, „Da, wo sich die Wangen schliessen, „Eine Stirn von Elfenbeine. „Laß sich nicht die schwarzen Bogen, „Die sich um die Augen krümmen, „Gänzlich trennen, noch vermischen; „Sondern, wie bei meinem Mädchen, „In einander sanft verlieren. „Ihrer Augen Reitz zu treffen, „Male sie wie reges Feuer, „Und auch blau, wie Pallasaugen, „Und auch zärtlich, wie Citherens. „Mische Milch, zu iungen Rosen, „Wann du Nas und Wangen malest. „Gib ihr Lippen, wie der Suada, „Die den Mund zum Küssen laden. „Um das sanfte Kinn der Schönen, „Und um ihren Hals, wie Marmor, „Laß „Laß die Huldgöttinnen fliegen. „Kleide sie nunmehr in Purpur. „Aber laß vom zarten Leibe „Etwas wenigs unverhüllet, „Das verhüllte zu verraten. „Geh itzt hin. Dis ist die Schöne. „Wirst du Bild nicht auch bald reden? Rede wie das Urbild redet, Wann es dem Geliebten schmeichelt, Holde, zarte Schmeichelworte; Rede was es künftig redet, Wann er es allein nur höret, Und der Kleine, mit dem Bogen, Welcher der vertrauten Mutter Alles lächelnd wieder saget. O! wie schön wird es sich hören! Wolt ihrs auch, ihr Schönen, hören? Der Tröster. A ls Barinchen ihren Liebling, In dem leichten Todtenkleide, Auf der Baare liegen sahe: Stiegen aus dem schönsten Busen Tausend Ach, und tausend Seufzer. Von den Wangen, die an Farbe Dem erblaßten Todten glichen, Flossen tausend heisse Tränen. Und es rief das arme Mädchen Tausendmal: Gerechter Himmel, Grausamer gerechter Himmel, Gib mir meinen Liebling wieder! Aber der gerechte Himmel Gab den Liebling doch nicht wieder. Ich beiammerte das Mädchen. Und ich bat den harten Himmel: Laß doch nur Geliebte leben. Himmel, wenn Geliebte sterben, Müssen treue Mädchen weinen. Ach, wie wird mein treues Mädchen Einst bei meiner Leiche weinen! Ach wie traurig wird es seufzen! Ach wer wird, wenn ich einst sterbe, Mein getreues Mädchen trösten? Kleist Kleist du must, wenn ich einst sterbe, Mein getreues Mädchen trösten. Als ich nach volbrachter Bitte, Wieder nach dem Mädchen sahe, Sah ich noch die Tränen fliessen; Und ich stahl den Weisen Gründe, Und ich sprach mit Trauerminen: Weine nicht, gebeugtes Mädchen, Weine nicht um deinen Liebling. Lebt er doch anitzt im Himmel, Gönn ihm doch das Glükk der Engel, Murre nicht mit dem Geschikke! Aber das gebeugte Mädchen Murrte doch mit dem Geschikke; Denn von den erblaßten Wangen Flossen noch viel heisse Tränen, Als ich ausgetröstet hatte. Ich verließ hierauf das Mädchen, Und begleitete die Leiche, Ihres Lieblings in den Tempel. Und nach zwanzig Todtenseufzern, Welche mich ein Redner lehrte, Ging ich wieder zu dem Mädchen. Und ich tröstete von neuen, Und ich seufzte, wie der Redner. Und das Mädchen ließ sich trösten. Denn es floß von seinen Wangen, Als ich ausgetröstet hatte, Nur noch eine heisse Träne. Werd ich morgen, wenn ich lebe, Wieder zu dem Mädchen gehen, Will ich es noch einmal trösten. Wird alsdann von seinen Wangen, Wenn ich ausgetröstet habe, Keine heisse Träne fliessen; So will ich zum Mädchen sagen: Nimm dir einen andern Liebling! Trinklied. B rüder trinkt, es trinkt die Sonne, Und sie hat schon tausend Ströme Ohne Bruder ausgetrunken! Brüder trinkt, es trinkt die Erde, Seht, sie durstet, seht, wie durstig, Trinkt sie diese Regentropfen! Seht, dort um den Vater Bacchus Stehn die Reben frisch am Berge; Denn es hat das Naß der Wolken Ihren heissen Durst gelöschet. Brüder seht, das Naß der Reben Wartet in den vollen Gläsern, Wollt ihr euren Durst nicht löschen? Antworten auf die Fragen der Doris. W arum ziehst du doch mit Kriegern Ich will Heldenthaten sehen. Warum wilst du sie denn sehen, Wilst du künftig Helden loben Ja, ich lobe künftig Helden; Aber Helden, die nicht wüten, Helden, welche Frieden stiften, Helden, die den besten Kaiser Auf dem Kaiserthrone schützen; Helden, welche, wie mein König, Sclaven aus der Knechtschaft reissen. Fürchtest du dich nicht für Schwerdtern? Fürchtest du dich nicht für Kugeln Schwerdter sollen mich nicht tödten; Denn ich weiß mich tief zu bükken. Kugeln sollen mich nicht treffen; Denn ich will nicht stille stehen. E Aber, Aber, wenn dich Feinde fangen, Können sie dich dann nicht tödten Laß mich nur die Feinde fangen: Wenn sie feindlich trotzen wollen, O so will ich freundlich lächeln, Und geschwinde will ich scherzen. Ich will was von dir erzälen. Wenn dich nun ein Talpatsch fänget, Wird das Thier auch Scherz verstehen? Der Wille. I ch will nicht weinen, Ich will nicht schelten, Ich will nicht klagen, Ich will nicht murren, Ich will nicht trotzen, Ich will nicht trauren. Ich will nur küssen, Ich will nur trinken, Ich will nur tanzen, Und bei dem Tanzen Will ich nur lachen, Und bei dem Trinken Will ich nur scherzen, Und bei dem Küssen Will ich nur spielen; Und diesen Willen Hat auch mein Mädchen. E 2 Der Plünderer. I ch sahe mit Erbarmen, Das Rauben und das Plündern Der wilden Kriegesleute. Sie nahmen Gold und Silber, Sie nahmen Wein und Weitzen, Und säumten nicht im Nehmen, Obgleich ein freundlich Mädchen, Ein liebes schwarzes Mädchen, Um Gnade bat, und weinte. Wie gern hätt ich, ich Blöder, Die Plünderer getödtet! Allein, sie waren tapfer. Sie wüteten mit Augen, Sie wüteten mit Schwerdtern, Sie trotzten mit den Panzern. Ich konte nicht beschützen, Ich konte nur das Mädchen Und seine Mutter trösten. Ich tröstete die Mutter, Ich tröstete die Tochter, Und als die arme Mutter Sich für den Trost bedankte, Da Da seufzete die Tochter: Ach, wären alle Feinde So freundlich, so barmherzig; So möchten sie mich plündern! Ich that es, liebstes Mühmchen, Ich plünderte das Mädchen. E 3 Die Errettung vom Tode. D as kleine Kind, mit Flügeln, Das ich erst kennen lernte, Im Garten meines Mädchen, Lief iüngst, mit Pfeil und Bogen, Und mit dem vollen Köcher, Im Garten meines Prinzen, Und schoß nach kleinen Vögeln. Es übte sich, ihr Schönen, Der kleine Gott im Schiessen; Denn er will einst, im Garten, Euch ohne Fehler treffen. Ich sah, verstekkt im Busche, Den kleinen Jäger wandern. Allein, ich muste lachen. Er traf mit zwanzig Pfeilen Kein Vögelchen im Garten. Er lief mit leisen Tritten, Und aufgespantem Bogen, Schnell durch die Sommerlauben, Und fand mich hinterm Busche. Er schüttelte den Köcher, Es rasselten die Pfeile, Er nikkte mit dem Kopfe, Und Und sprach ein bißgen zornig: Du meinst, ich kan nicht treffen. Lauf nur, ich will dich schiessen. Da schoß er mich ins Herze, Da solt ich plötzlich sterben, Und nicht noch einmal küssen; Allein, ich seufzte traurig: Nun kan ich, liebster Amor, Mein Mädchen nicht mehr lieben! Dis iammerte den Amor, Drum ließ er mich nicht sterben. E 4 Der Friedensstifter. W ein und Liebe Bändigt Helden; Wein und Liebe Macht Verträge; Wein und Liebe Stiftet Frieden. Drum, o Deutschland, Wilst du Frieden? Wein und Liebe Kan ihn stiften. An die Stadt Prag. A ch Prag, ich will dir rathen, Verspare deine Thaten. Ergib dich an uns Preussen, Eh wir die Bomben schmeissen, Sonst fallen deine Mauren, Und deine Kinder trauren, Wenn wir, auf deinen Gassen, Die Bomben toben lassen. Auf, laß von deinen Kindern Ihr Toben schnell verhindern! Du must die besten Schönen Mit Lorbeerzweigen crönen. Und mit gefaltnen Händen Zu meinem König senden. Dann werden sie, im Flehen, Sein gnädig Antlitz sehen; Dann wird der Held beweisen, Es dien ihm Stahl und Eisen, Es dienen ihm die Waffen Zu seegnen nicht zu strafen. Wie wirst du dann bedauren, Daß er durch deine Mauren, E 5 Und Und tausend Siegesbogen, Nicht eher eingezogen. Prag, spare Muth und Hitze, Es tobt schon sein Geschütze! Ach, träfen doch die Waffen, Nur deine faule Pfaffen, Ach, möchtet, ihr Kanonen, Die Mädchen nur verschonen! Der Zänker. E s zanken sich die Redner, Um Wörter und um Silben, Und schimpfen, wenn sie zanken. Es zanken sich die Prinzen, Um Gold und veste Städte, Und sterben, eh sie siegen. Es zanken sich die Weisen Um gut und böse Welten, Und bauen keine bessre. Zankt immer, tapfre Zänker, Zankt tapfer, eh ihr sterbet! Um Länder, oder Reime, Will ich mit euch nicht zanken. Doch, wolt ihr mit mir zanken; So tadelt diese Böhmin. An den Kriegesgott. M ars, werde doch gerechter! Du hassest mich noch immer, Und soltest mich nun lieben. Du liebst ia meinen Prinzen, Du rühmest seine Siege, Und hilfst ihm, im Erobern. Hab ich denn nicht gesieget? Hab ich denn nicht erobert? Bin ich denn wie ein Fauler, Im Lager meines Prinzen? Nein, wisse meine Thaten, Nein, wiß es, Gott der Krieger: Mein Prinz erobert Länder, Und ich erobre Mädchen. An die Krieger. H ört doch, allerliebste Krieger, Hört doch, seid doch nicht so grimmig. Wenn ihr mit den Feinden fechtet, Stechen euch die Feinde Wunden, Und dann müßt ihr euch verbluten. Warum wollt ihr euch verbluten? Wollt ihr etwa, an den Wunden Eines sanften Todes sterben? Warum wollt ihr denn schon sterben? Seht ihr nicht, auf diesen Bergen Reifen schon die vollen Trauben! Stiftet Frieden mit den Feinden, Helft die vollen Trauben keltern, Trinkt den Most,, und werdet Brüder, Und laßt euch durch Wein und Freundschaft, Alle Lust zum Sterben rauben! An Herrn * * * I ch trink, ich lieb, ich lache, Indem ihr euch, ihr Helden, Die Köpfe spaltet. Ich trink, ich lieb, ich lache, Indem, du müder Geitzhals, Für Arbeit schwitzest. Ich trink, ich lieb, ich lache, Indem sich Herrenhuter Zu Tode beten. Ich trink, ich lieb, ich lache, Ich singe frohe Lieder, Wann Priester schimpfen. Die Flucht aus dem Lager vor Prag. A ls ein Heer die letzten Kräfte Auf dem Ziskaberge wagte, Und noch Bomben oder Kugeln In dem nahen Lager tobten; Als ich noch der Kugel fluchte, Die mir meinen Prinzen raubte, Kam, mit schnellen Taubenflügeln, Amor in mein Zelt geflogen. Dreister, sprach der Gott der Liebe, Dreister, kanst du hier verweilen? Hier, wo die verwegnen Menschen Tödten, und sich tödten lassen; Hier, wo die erzürnten Götter, Auch die besten Helden tödten? Ist dein Prinz nicht schon getödtet? Falscher, geh, dein Mädchen weinet, Geh, eh dich die Kugeln tödten, Geh, was machst du bei den Helden, Geh, ich kan nicht länger sehen, Wie dein armes Mädchen weinet! Liebster, Liebster, sprach ich, liebster Amor, Komst du ietzt von meinem Mädchen? Aber er verschwieg die Antwort, Und ergrif den Stab im Zelte, Der die Leinwand unterstützet, Und der Stab ward weis wie Silber, Und das Zelt fing an zu fallen, Und er trieb mich, mit dem Stabe, Aus dem Zelt und aus dem Lager. Hätten Krieger zugesehen, Als mich Amor, mit dem Stabe, Zornig aus dem Lager iagte; O wie hätten sie gelachet! Doch, es läßt der Gott der Liebe Sich von keinem Krieger sehen.