Zoologische Briefe. Naturgeschichte der lebenden und untergegangenen Thiere, für Lehrer, höhere Schulen und Gebildete aller Stände, von Carl Vogt . Mit vielen Abbildungen . Zweiter Band. Frankfurt a. M. Literarische Anstalt . (J. Nütten.) 1851. Schnellpressendruck von C. Krebs-Schmitt. in Frankfurt a. M. Zwölfter Brief. Kreis der Wirbelthiere. (Vertebrata.) W ir gelangen endlich zu demjenigen Kreise, welcher uns selbst als oberstes Glied in sich einschließt und durch diese Näherung für uns eine ganz besondere Bedeutung hat. Die übrigen, nach so abweichen- den Planen gebauten Kreise stehen uns immer als etwas Fremdartiges gegenüber, während wir uns hier gewissermaßen heimisch fühlen, Aehn- liche unter Aehnlichen, und so für die Auffassung der uns näher liegen- den Typen auch geeigneter erscheinen. Wie bei allen übrigen Kreisen des Thierreiches, so sehen wir auch bei diesem einen gemeinsamen Grundplan für die Organisation aller Wesen, welche ihm angehören; einen Grundplan, der in seinen ersten Anfängen zwar nur einfache, wenig complicirte Formen erscheinen läßt, welche sich aber nach und nach immer höher gestalten, bis sie in dem Menschen ihren letzten endlichen Ausgangspunkt erreichen. Aber auch hier läßt sich in der Entwickelung der Formen durchaus dieselbe Erscheinung gewahren, welche wir schon in anderen Kreisen zu beob- achten Gelegenheit hatten, nämlich die, daß der Embryo der höheren Formen successiv Entwickelungsmomente durchläuft, welche den blei- benden Gestaltungen der niederen Typen analog erscheinen. So wahr dieses ist und so sehr man durch eine Menge von Einzelheiten die Durchführung dieser Norm nachweisen kann, so sehr muß man sich auf der anderen Seite gegen die allzuweit getriebene Ausdehnung Vogt. Zoologische Briefe. II. 1* dieses Satzes verwahren, die während einiger Zeit in der Wissenschaft gäng und gebe war, so daß man nicht nur behauptete, der menschliche Embryo sey im Beginne Fisch, Amphibium oder Reptil, sondern sogar noch weiter zurückgriff, und die Ansicht aufstellte, er laufe Entwicke- lungsphasen durch, welche die Organisation der Weichthiere, der Würmer u. s. w. wiederholten. Man suchte auf einige entfernte und großen Theils sogar falsch aufgefaßte Aehnlichkeiten gestützt, auf diese Weise die Einheit des Planes, nach welchem das ganze Thierreich aufgebaut sein sollte, darzuthun. Bei der jetzt schon erlangten Kennt- niß der so verschiedenartigen Grundpläne, nach welchen die Kreise der wirbellosen Thiere gebaut sind, dürfte es vollkommen unnöthig erschei- nen, diese Ansicht hier noch weiter zu bekämpfen. Es wird ebenso aus dem Folgenden hervorgehen, daß zwar ein gemeinsamer Grund- plan für alle Wirbelthiere existirt, daß aber damit noch bei Weitem nicht eine völlige Gleichstellung der embryonalen Entwickelungsphasen mit den successiv ausgebildeten Typen der erwachsenen Thiere erreicht sei, sondern daß im Gegentheile eine jede Klasse der Wirbelthiere wieder ganz eigenthümliche Entwickelungsmomente besitzt, welche mit denen der übrigen Klassen nicht verwechselt werden können. Betrachten wir nun die Gesammtorganisation der Wirbelthiere, so stellt sich als erster wesentlicher Charakter die symmetrische La- gerung der Organe zu beiden Seiten einer senkrechten Mittelebene dar. Bei vielen Wirbelthieren ist diese Symmetrie so durchaus gewahrt, daß auch nicht die leiseste Andeutung einer Abweichung vorkomm t ; bei sehr vielen sind alle Organe symmetrisch gestellt mit Ausnahme der Unterleibseingeweide, besonders des Darmes und der Leber, welche eine unregelmäßige Lagerung darbieten. Nur sehr selten kommen die Beispiele vor, in welchen auch das Knochensystem und namentlich der Schädel mit in solche asymmetrische Bildung hineingezogen wird, da man sonst in diesem, sowie in dem Nervensysteme gerade die strengste Symmetrie ausgebildet findet. Bei dieser Lagerung der Theile zeigt sich jedoch nur hier und da eine Spur jener Abtheilung in Querringe oder Zoniten, wodurch sich die Würmer und Gliederthiere so sehr auszeichnen. An einigen Stellen, wie in dem Knochensysteme und besonders an den Wirbeln erblickt man freilich ausgebildete Quer- ringe, aus denen namentlich die Wirbelsäule zusammengesetzt ist; — sonst sieht man nur größere Abtheilungen, in welche der Körper mehr oder minder deutlich getrennt erscheint. So besitzen alle Wirbelthiere zwar einen Kopf, Träger des Gehirnes, der spezifischen Sinnesorgane und des Einganges zum Verdauungskanale; allein sehr häufig und namentlich bei den niederen Typen, ist dieser Kopf durchaus nicht deutlich von dem Rumpfe durch einen Hals geschieden, sondern mit demselben verschmolzen, so selbst, daß noch die Athmungswerkzeuge, welche sonst wesentlich der Brust angehören, in den Kopf hinein ge- schoben sind. In ähnlicher Weise ist diejenige Scheidung, welche bei den höheren Typen zwischen Brust- und Bauchhöhle stattfindet und die hauptsächlich durch die Lagerung des Zwerchfelles und die Bildung der Rippen sich kundgiebt, bei den niederen Typen durchaus aufgeho- ben, so daß sämmtliche Eingeweide in einer und derselben gemeinsamen Höhle liegen, an der weder innen noch außen eine Scheidung in ein- zelne Abtheilungen hervortritt. Indessen läßt sich unzweifelhaft dar- thun, daß mit jedem Schritte zu höherer Ausbildung auch die Tren- nung zwischen diesen drei wesentlichen Abtheilungen des Körpers bestimmter und deutlicher hervortritt, so daß bei den Säugethieren stets zwei vollkommen getrennte Höhlen hergestellt werden, von welchen die eine, die Brusthöhle, die Athemwerkzeuge und das Centralorgan des Kreislaufes, das Herz, enthält, während die Bauchhöhle den Magen und den übrigen Darmkanal nebst seinen Drüsen, sowie die Harn- und Geschlechtstheile einschließt. Von besonderer Wichtigkeit für die Betrachtung der Wirbelthiere erscheint die eigenthümliche Ausbildung der härteren Stützen, welche die Formen des Körpers bestimmen und theils zum Schutze beson- derer Organe, theils zur Herstellung von Hebeln für die Bewegung dienen und unter der Gesammtbezeichnung des Skeletes bekannt sind. Bei allen vorigen Kreisen sahen wir bald nur einen durchaus weichen Körper oder ein Festerwerden der äußeren Haut, wodurch diese zugleich als Schutzgebilde und als Stütze für die Bewegung auf- tritt, so daß wir bei den Gliederthieren als allgemeinen Charakter die Existenz von hohlen Ringen oder hohlen Cylindern erwähnen konnten, in deren Innerem die bewegenden Stränge, die Muskeln, angebracht sind. Bei den Wirbelthieren findet gerade das entgegengesetzte Ver- hältniß statt, indem hier die Hebel, aus Knochen oder Knorpel gebil- det, im Inneren angebracht sind und die Muskeln sich auf ihrer Au- ßenfläche ansetzen, was indessen nicht verhindert, daß zugleich der andere Zweck der härteren Theile, die Beschützung der Eingeweide, durch Bildung von Gewölben und Höhlen erreicht wird. Die festen Theile des Skelettes erscheinen sämmtlich um eine Axe gelagert, welche in der Mittellinie des Körpers in der Weise sich hinzieht, daß zugleich eine obere oder Rückenhälfte und eine untere oder Bauchhälfte des Thieres sich durch die Lagernng dieser Axe erkennen läßt, welche meistens von der Wirbelsäule, oder bei den niederen Typen von einem einfachen Faserknorpelstrang, der Wirbelsaite (Chorda dorsalis) , gebildet wird. Von dieser Axe strahlen gegen die Rücken- und Bauchseite hin Bogen- fortsätze aus, die sich bald mehr bald minder vollständig zu Ringen oder Gewölbe vereinigen und welche zum Schutze der Eingeweide bestimmt sind. Die oberen Bogenbildungen schließen sich meistens am vollständigsten und bilden so eine Kapsel für das Gehirn und die höheren Sinnes- organe, den Schädel, und für das Rückenmark eine aus Spitzbogen zusammengewölbte Röhre, den Rückenkanal, so daß demnach die ganze obere Bogenbildung hauptsächlich nur zum Schutze des centralen Nervensystemes bestimmt ist. Bei weitem nicht so fest schließen sich die unteren Bogenhälften, welche zur Umhüllung der Eingeweide und der großen Blutgefäße des Körpers dienen, und meistens muß der Fig. 926. Senkrechter Querdurchschnitt durch die Bauchhöhle eines Fisches. a Rückenflosse. b Flossenträger. c Dornfortsatz. d Obere Bogen- stücke. e Körper. f Untere Bogen- stücke des Rückenwirbels. Letztere schließen die große Körperarterie, die Aorta , ein. g Rippen. h Haut, mit Schuppen bedeckt. i Bauch- flossen. k Seitliche Muskelmassen. l Muskelgräten. m Rückenmark. n Seitenkanal. o Niere. p Schwimm- blase. q Eierstock. r Magen. s Darm. t Leber. u Milz. Schluß bei ihnen durch große Strecken dazwischen ausgebreiteter Häute ergänzt werden. So stellt sich demnach bei einem queren Durchschnitte des Körpers die Wirbelsäule als die faktische Axe des Körpers in diesem Kreise dar, zugleich zwei Bogen aussendend, nach der Rücken- gegend hin die für das Central-Ner- vensystem bestimmten, während nach der Bauchgegend die Hüllen für die Cen- tral-Körpergefäße und die Eingeweide von ihr ausgehen und hierdurch auch die relative Lagerung der einzelnen Or- gane bestimmt wird. Das Central-Ner- vensystem liegt auf der oberen Seite dieser Axe, der Rückenfläche zunächst, unmittelbar auf den Wirbelkörpern und der Schädel- basis auf. Unter der Axe finden sich die Eingeweide und so sehr auch ihre Ent- wickelung wechseln mag, dennoch stets in derselben relativen Lage, nämlich der Wirbelsäule zunächst angeheftet, die Nie- ren und die inneren Geschlechtstheile, in der Mitte der Darm und am weitesten gegen die Bauchfläche hin, unmittelbar an der Wandung ihrer betreffenden Höh- len die Leber und das Herz. Diese Lagerung der Theile und nament- lich die Stellung, welche das Nervensystem einnimmt, ist außerordentlich charakteristisch für die Wirbelthiere, indem bei dem Kreise, welchem ebenfalls ein zusammenhängendes, in der Mittellinie des Körpers lie- gendes Nervensystem zukommt, bei den Gliederthieren, dieses gerade in umgekehrter Weise, nämlich auf der Bauchfläche unter allen Einge- weiden gelagert ist, während das Herz die höchste Stelle an der Rückenfläche einnimmt und keinerlei Trennung durch ein inneres Ske- lett, wie bei den Wirbelthieren, vorhanden ist. Nicht minder charakteristisch erscheint die Bildung der Bewe- gungsorgane für den Kreis der Wirbelthiere. Dieselben können gänzlich fehlen, so daß gar keine Glieder vorhanden sind und der Körper selbst mit der Fortsetzung der Wirbelsäule, dem Schwanze, der Ortsbewegung vorsteht, die stets möglich ist, indem es kein einziges Wirbelthier giebt, welches zu irgend einer Zeit seines Lebens an den Boden festgeheftet wäre. Bei den meisten sind indessen eigene Extre- mitäten entwickelt, welche stets paarig vorhanden, niemals die Zahl von vier überschreiten, zwei vordere, die Brustglieder, unmittelbar hinter dem Halse angebracht und zwei hintere, die Beckenglieder, welche ge- wöhnlich an dem Ende der Bauchhöhle befestigt sind und durch ihren Gürtel, das Becken, dieselbe abschließen. Die Modificationen, welche diese Glieder theils durch das Medium, in welchem die Thiere leben, theils durch die verschiedene Bestimmung derselben erleiden, sind außer- ordentlich mannigfaltig und können sowohl zur Begrenzung der Klas- sen, wie zur Umschreibung kleinerer Gruppen oft mit Vortheil benutzt werden. So mannigfach diese Bestimmungen auch sein mögen, ob die Extremität als Flosse, als Flugwerkzeug, als Stütze oder als Greiforgan benutzt wird, stets ist doch der Plan ihrer Bildung der- selbe und auch für beide Gliederpaare identisch. Beide zeigen eine Gürtelbildung, Schulter oder Becken, welche die Extremität in ihrer Lage erhält und mehr oder minder fest an die Wirbelsäule befestigt; beide zeigen dann dieselbe Zusammensetzung, indem an den Gürtel zuerst ein einziger Knochen, Oberarm oder Oberschenkel eingelenkt ist, welcher meist zwei Knochen des Vorderarmes oder Vorderschenkels trägt; auch dann, wenn diese beiden Knochen in einen verschmolzen sind, läßt sich gewöhnlich ihre ursprüngliche Trennung nachweisen. Weit schwankender sind die Verhältnisse in der letzten Abtheilung der Extremitäten, der Hand oder dem Fuße, welche zwar bei den höheren Formen aus drei Abtheilungen, der Wurzel, dem Mittelstücke und den Fingern oder Zehen zusammengesetzt erscheint, bei den niederen Formen dagegen viele Abweichungen von dieser Regel zeigt. Auch in Hinsicht der Zahl der Finger oder Zehen sieht man ungemein große Abwei- chungen, doch kann man meistens die Tendenz zur Herstellung der Fünfzahl wahrnehmen, wenn auch dieselbe nicht vollständig erreicht wird; nur bei wenigen Ausnahmen sieht man eine ganz unbestimmte Anzahl einzelner Knochen auftreten und die Zahl derselben von der hier ausgedrückten Norm abweichen. Wenn indessen auch diese Verschie- denheiten einen ziemlich weiten Spielraum haben, so sieht man doch daß die geringe Zahl der Extremitäten, welche niemals überschritten wird, ebenfalls einen wesentlichen Unterschied von den Gliederthieren bedingt, bei welchen unter allen Umständen wenigstens drei, wenn nicht mehr Paare von Extremitäten vorhanden sind. Hinsichtlich der Ausbildung der inneren Theile und der einzelnen Organe, zeigen sich ebenfalls mannigfache Verschiedenheiten in dem Kreise, der uns beschäftigt. Nur selten bildet die äußere Haut einen festen Panzer, welcher bald den ganzen Körper, bald nur ein- zelne Theile desselben einschließt und dessen Struktur bald mehr hornig, bald mehr knochig erscheint. Gewöhnlich findet sich eine aus dehnbaren Fasern gewebte Lederhaut, welche noch mannigfache oberflächliche Deck- und Schutzmittel trägt, die wir unter dem Namen von Schuppen, Federn, Haaren u. s. w. kennen; selbst in den Fällen indeß, wo die äußere Haut eine bedeutende Festigkeit besitzt, bietet sie zwar theilweise Stützpunkte für die Bewegung dar, was indeß nicht hindert, daß die meisten Muskeln dennoch an der Außenfläche des inneren Skelettes ihren Anheftungspunkt und ihre Hauptwirksamkeit finden. Das Central-Nervensystem bildet bei allen Wirbelthieren ein zusammenhängendes Ganzes, welches sich mit Ausnahme des nie- dersten aller Wirbelthiere durch besondere Gewölbebildungen auszeich- net; gewöhnlich kann man daran den strangartigen Theil, der in dem Wirbelkanale liegt und die Sammlung sämmtlicher Körpernerven bildet, das Rückenmark, von dem stärker angeschwollenen Gehirne unterscheiden, welches in der Schädelkapsel gelegen ist und die Nerven des Kopfes und der Sinnesorgane ausstrahlen läßt. Alle diese Nerven sammeln sich in demjenigen Theile des Gehirnes und Rückenmarkes, welcher den Wirbelkörpern zunächst aufliegt und den man deßhalb als Hirnstamm unterscheiden kann. Dieser Theil erscheint bei dem Embryo zuerst und wächst allmälig innerhalb der von den harten Hüllen gebildeten Höhlen gewölbartig nach oben zusammen, so daß man namentlich in dem Gehirne stets mehr oder minder verbreitete innere Höhlen findet, welche den centralen Nervenmassen aller übrigen Thiere gänzlich abgehen. In der Masse des Gehirnes und Rücken- markes finden die Nerven unzweifelhaft ihre Endigung und zwar wie es scheint in der Weise, daß jede primitive Faser von einer Ganglien- kugel entspringt. In der That unterscheidet man im Gehirne und Rückenmarke aller Wirbelthiere wesentlich zwei Substanzen, eine weiße Substanz aus Primitivfasern gebildet, welche eine nur unbedeutende Hülle besitzen, und eine mehr graue Substanz, die vorzugsweise aus Ganglienkugeln zusammengesetzt erscheint. Die genaueren Verhältnisse der Nerven zu bestimmten Partien des Gehirnes sind durchaus noch nicht festgestellt; doch dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß im Gehirne und Rückenmarke eine Menge von Fasern sowohl wie von Ganglienkugeln existiren, welche mit den ausstrahlenden Nervenfasern in keiner direkten Beziehung stehen. Im Allgemeinen bemerkt man, daß die Gewölbtheile um so mehr ausgebildet sind und der Hirnstamm um so mehr zurücksinkt, je höher entwickelt die Intelligenz und die geistigen Fähigkeiten des Thieres erscheinen — und dieß Verhältniß sowohl, wie auch direkte Beobachtungen und Versuche weisen darauf hin, daß die geistigen Fähigkeiten hauptsächlich in den Gewölbtheilen des Gehirnes ihren Sitz haben, die sich auch durch ihre Unempfind- lichkeit von dem äußerst empfindlichen Hirnstamme wesentlich unter- scheiden. Bei den meisten Wirbelthieren lassen sich in dem Gehirne drei Hauptabtheilungen unterscheiden: Das Hinterhirn oder Nach- hirn , aus dem verlängerten Marke, welches unmittelbar mit dem Rückenmarke zusammenhängt, und dem kleinen Gehirne gebildet; das Mittelhirn , die sogenannten Vierhügel enthaltend; und das Vor- derhirn , das zum größten Theile von den Hemisphären des großen Gehirnes gebildet wird; es entsprechen diese Theile wesentlich den drei spezifischen Sinnesorganen des Kopfes, das Vorderhirn der Nase, das Mittelhirn den Augen, das Nachhirn den Ohren, und wenn auch mannigfaltige Zusammenschiebungen in dieser Hinsicht vorkommen, so kann man doch meist bei dem Embryo diese drei Abtheilungen mit Deutlichkeit in den ersten Anlagen des Central-Nervensystemes unter- scheiden. Auch hier lassen sich je nach der Stufe der Ausbildung, auf welche sich ein Wirbelthier erhebt, vielfache Modificationen der Bil- dung erkennen, indem das Mittelhirn, welches die geringste Gewölbe- bildung zeigt, stufenweise zurücksinkt, während bei zunehmender Intel- ligenz die Seitentheile des kleinen Gehirnes, vorzüglich aber die Hemi- sphären des Großhirnes eine so bedeutende Ausbildung erhalten, daß letztere das Mittelhirn gänzlich überwuchern und in sich aufnehmen. Bei den meisten Wirbelthieren kommen sämmtliche Sinnesor- gane in mehr oder minder vollständiger Ausbildung vor. Am weitesten verbreitet ist das Ohr, indem man bis jetzt nur ein einziges Wirbelthier und zwar das niedrigste von allen kennt, welchem das Ohr fehlte, während das Auge öfter gänzlich mangelt und auch die Nase, wenn zwar nicht fehlt, so doch ihrer Bestimmung als Sinnes- organ zuweilen entrückt ist und nur einen Luftweg für die Athmung bildet. Hinsichtlich der inneren Ausbildung lassen sich bei allen Sin- nesorganen, die stets nur paarweise vorhanden sind, mancherlei Stu- fen nachweisen. So bildet die Nase bei den auf Wasserathmung angewiesenen Wirbelthieren einen geschlossenen Blindsack, während sie bei den Luftathmern stets in den Gaumen geöffnet erscheint und somit auch bei geschlossenem Maule einen Luftweg für die Lungen herstellt; — während bei mangelnder Ausbildung des Geruches sie sich nur als einfache Röhre oder Blindsack zeigt, entwickelt sie bei höherer Ausbil- dung dieses Sinnes vielfache Nebenhöhlen und gewundene Räume, auf deren auskleidender Schleimhaut der Riechnerv sich ausbreitet. Das Auge ist zwar überall mit Muskeln versehen, die aber bei den niederen Typen nur eine äußerst geringe Beweglichkeit zeigen, während zugleich die Schutzapparate und namentlich die Lider gänzlich fehlen oder nur mangelhaft entwickelt sind; erst bei den höchsten Formen findet sich eine solche Stellung der Augen, daß dieselben gleichzeitig auf einen Punkt gerichtet werden können, so wie jene innere Ausbil- dung, die namentlich der Regenbogenhaut eine sehr große Empfindlich- keit und ein lebhaftes Anpassungsvermögen an die verschiedenen Licht- grade zukommen läßt. Noch mehr als bei den übrigen Sinnesorga- nen fällt die allmälige Ausbildung des Ohres auf, indem dasselbe Anfangs nur aus dem Labyrinthsäckchen und einigen halbzirkelförmigen Kanälen besteht und tief im Inneren des Schädels verborgen, von Knochen und Knorpeln eingeschlossen und von Muskeln und Haut überdeckt, liegt. Erst nach und nach gesellt sich eine Schnecke zu dem inneren Ohre, sowie ein mittleres Ohr, aus der Paukenhöhle und den dazu gehörigen Theilen bestehend. Dieses mittlere Ohr tritt nach und nach an die Oberfläche der Schädels heran und bei den höchsten Typen endlich entwickelt sich ein äußeres Ohr, ein Schalltrichter, über die Fläche des Schädels erhaben und oft äußerst beweglich, bestimmt, die Schallwellen zu dem Trommelfelle hinzuleiten. Die Verdauungsorgane sind überall bei den Wirbelthieren nach demselben Typus gebaut, die Mundöffnung stets an dem vorde- ren Theile des Körpers, meist etwas auf der Bauchfläche angebracht und immer nur mit einem einzigen Unterkiefer bewaffnet, der aus zwei in der Mittellinie verbundenen Hälften besteht und hauptsächlich nur von unten nach oben wirkt, ein wesentlicher Unterschied von den Glie- derthieren, bei welchen stets mehrere Kieferpaare vorhanden sind, die von den Seiten her gegen einander sich bewegen. Nur bei sehr we- nigen Wirbelthieren, die eine durchaus niedere Stufe der Bildung einnehmen, fehlen die Kiefer gänzlich und sind durch besondere Lippen- bildungen ersetzt. Die Bewaffnung der Mundhöhle wechselt außer- ordentlich, bietet aber gerade dadurch vielfache Charaktere zur Unter- scheidung größerer und kleinerer Gruppen. Meist sind Zähne vorhanden von äußerst mannigfaltiger Struktur und Anordnung; ganze Ordnungen und Klassen aber, wie die Schildkröten und Vögel, entbehren derselben gänzlich und besitzen statt ihrer mehr oder minder scharfrandige, gewöhnlich mit Hornplatten besetzte Kiefer. Bei den Säugethieren beschränkt sich die Zahnbildung lediglich auf die eigent- lichen Kieferknochen, während bei den Fischen, Amphibien und Reptilien nicht nur sämmtliche an der Bildung der Mundhöhle theilnehmende Gesichtsknochen, sondern auch einige Knochen der Schädelbasis und die Zunge mit Zähnen besetzt sein können. Letztere bildet meist einen mehr oder minder deutlichen Vorsprung, der in dem Raume zwischen beiden Unterkieferhälften gelegen ist, an dem oft bedeutend entwickelten Zun- genbeine eine feste Stütze findet und zwar fast überall einen eigenen Geschmacksnerven, den Zungenschlundkopfnerven (Nervus glossopha- ryngeus) erhält, sich aber meist doch mehr als Tast- oder Greiforgan entwickelt. Bei niederen Thieren erscheint die Zunge durchaus unbe- weglich und an den Boden der Mundhöhle festgeheftet, während sie bei höheren sich mehr und mehr befreit und oft eine außerordentliche Beweglichkeit erhält. Meist erscheint sie mit dickem hornigem Ueber- zuge versehen; seltener ist sie, wie bei dem Menschen, weich und nicht nur zur Aufnahme von Geschmackseindrücken, sondern auch zur Mo- dulation der Töne geeignet. Nur bei wenigen zerfällt das Darmrohr in keine weiteren Abtheilungen, sondern setzt sich gerade, gleiche Weite behauptend, von der Mundhöhle zum After fort; meistens unterscheidet man den Schlund, der bei den kiemenathmenden Wirbelthieren auf beiden Seiten Spalten hat, den Magen, öfters von complicirter Bil- dung, besonders bei Pflanzenfressern, den Zwölffingerdarm, welcher die Ausführungsgänge der Leber und der Bauchspeicheldrüse aufnimmt, den Dünndarm, den Dickdarm, an dessen Anfang sich oft ein bedeu- tender Blinddarm . , sowie ein mehr oder minder langer Wurmfortsatz kenntlich macht, und den Mastdarm, der durch den After nach außen mündet. Alle diese Abtheilungen können sich bald mehr bald minder ausbilden, bald verschmelzen, so daß in dieser Hinsicht mannigfaltige Variationen entstehen. Gewöhnlich findet man, daß die Fleischfresser den kürzesten und einfachsten Darmkanal haben, die Pflanzenfresser dagegen nicht nur oft eine mehrfache Magenbildung zeigen, sondern auch meist einen ungemein langen, mannigfaltig gewundenen Darm und sehr entwickelten Blinddarm besitzen; — doch finden sich von dieser allgemeinen Regel vielfache Ausnahmen. Die Nebendrüsen des Darmes sind fast überall in gleicher Weite entwickelt; die Speicheldrüsen zwar kommen nur den Landthieren zu, fehlen aber den im Wasser lebenden Fischen und den Amphibien, dagegen sind sie bei einigen übermäßig entwickelt und bei den giftigen Schlangen sogar noch neben ihnen be- sondere Drüsen ausgebildet, welche das Gift bereiten, das durch die Zähne beim Bisse abfließt. Die Leber ist bei allen Wirbelthieren vor- handen und zwar fast immer als compacte Drüse, die oft den größten Theil der Bauchhöhle einnimmt. Ihr Verhältniß zum Blutkreislaufe bleibt stets dasselbe, indem alles vom Darmkanal herströmende Blut sich in ihr aufs Neue in den Capillarnetzen des Pfortaderkreislaufes vertheilt. Bei manchen niederen Typen wird der Pfortaderkreislauf sogar noch durch das aus den hinteren Extremitäten zurückkehrende Blut gespeist. Die Bauchspeicheldrüse (Pancreas) fehlt bei den nie- dersten Fischen und wird bei den anderen durch eigenthümliche röhren- artige Ausstülpungen des Darmes ersetzt, welche man die Pförtner- anhänge (Appendices pyloricae) genannt hat. Die Milz, welche den Wirbelthieren ausschließlich zukommt und bei keinem wirbellosen Thiere gefunden wird, ist zwar meistens vorhanden, fehlt aber den niedersten Knorpelfischen durchaus, so daß sie nicht als durchgängig charakteristi- sches Merkmal der Wirbelthiereingeweide dienen kann. Die Athemorgane zerfallen bei den Wirbelthieren in zwei große Gruppen je nach dem Elemente, welches unmittelbar zur Athmung dient. Die niedere Form wird durch Kiemen dargestellt, d. h. durch Gefäßbogen, welche aus der Herzkammer hervorgehend den Schlund umfassen und auf diesem Wege sich nach und nach an der Oberfläche von Blättchen, Zotten oder Kolben in Kapillarnetze auflösen, deren Blut mit dem umgebenden Wasser in Wechselwirkung tritt und Sauer- stoff daraus aufnimmt, während es Kohlensäure abgiebt. Meistens sind diese Gefäßbogen durch knöcherne oder knorpelige, dem Zungen- beine angehörige Bogen gestützt und durch Spalten, welche von außen her bis in den Schlund führen, von einander getrennt. Mechanische Vorrichtungen verschiedener Art bewirken während des Lebens eine beständige Strömung des Wassers durch diese Kiemenspalten und eine stete Erneuerung desselben im Umkreise der athmenden Blättchen. Nur allmälig werden die Kiemen durch Lungen verdrängt, elastisch häutige Säcke, ursprünglich paarig vorhanden, Ausstülpungen des Schlundes auf der Bauchseite, die sich nach und nach von dem Darmkanale ab- trennen und endlich nur in sofern mit ihm zusammenhängen, als die Oeffnung des Luftweges, die Stimmritze, sich in dem Grunde der Rachenhöhle befindet. Bei den Amphibien zeigen sich namentlich die mannigfaltigen Stufen des Kampfes von Kiemen und Lungen um den Vorrang als respiratorische Organe und bei ihnen, wie bei den Rep- tilien, kann man auch den Uebergang der ursprünglich sackförmigen Lungen zu der eigentlichen Drüsenform sehen, welche sie bei den aus- gebildeten Formen besitzen; auf der inneren Seite der Lungensäcke entwickeln sich Zellen, die stets tiefer und tiefer werden und allmählig zu verzweigten und verästelten Röhrchen sich ausbilden, auf deren Oberfläche sich ringsum die Blutgefäße verästeln, während sie selbst mit der Luftröhre und dem Kehlkopfe in direkter Verbindung stehen und so die in ihm enthaltene Luft durch die Athembewegungen gewech- selt werden kann. Allgemein sind die Lungen in der Art gebaut, daß die Luft, welche zum Athmen gedient hat, auch auf demselben Wege, auf welchem sie eindrang, wieder ausgestoßen werden muß, jedoch so, daß Nase oder Mund je nach Belieben des Thieres, als äußere Oeff- nung des Luftweges benutzt werden können. Es begreift sich leicht, daß bei dem vielfachen Wechsel in der Struktur der Athemorgane auch in den Organen des Kreislau- fes mancherlei Verschiedenheiten vorkommen. Mit einer einzigen Ausnahme (bei dem Lanzettfischchen, Amphioxus ) ist das Blut bei allen Wirbelthieren purpurroth gefärbt und zwar hängt diese Färbung einzig von den Blutkörperchen ab, dünnen, scheibenförmigen Form- elementen von rundlicher oder elliptischer Gestalt, die sich nur mittelst des Mikroskopes erkennen lassen und in der farblosen Blutflüssigkeit sus- pendirt sind. Ein Herz als Centralpunkt für die mechanische Fort- bewegung des Blutes fehlt nur einem einzigen der bekannten Wirbel- thiere (Amphioxus) , bei welchem seine Druckkraft durch die Contractilität der großen Gefäßstämme ersetzt ist; bei allen übrigen ist das Herz mit seinen verschiedenen Abtheilungen das einzige Organ, das durch die Zusammenziehung seiner Muskelfasern das Blut durch die Gefäße hindurch treibt. Bei den durch Kiemen athmenden Wirbelthieren ist diese muskulöse Druck- und Saugpumpe stets in dem Bereiche des venösen Kreislaufes so angebracht, daß das aus den Organen des Körpers zurückkehrende Blut von ihm aus in die Gefäßbogen der Kiemen getrieben wird; bei den durch Lungen athmenden Wirbelthieren dagegen scheidet sich das Herz nach und nach in zwei Hälften, von denen die eine, die rechte, dem Kiemenherzen der Fische entspricht, in- dem sie, im venösen Strome angebracht, das vom Körper zurückkehrende Blut aufnimmt und es in die Lungen treibt, während die linke Hälfte, als bewegender Mittelpunkt des arteriellen Stromes, das Blut aus den Athemorganen empfängt und es in den Körper umtreibt. Die verschiedenen Stadien der allmähligen Scheidung der beiden Herzhälften, welche sich bei Säugethieren und Vögeln vollkom- men ausgeführt findet, lassen sich besonders bei Amphibien und Rep- tilien in großer Mannigfaltigkeit wahrnehmen, indem dort mehr oder minder bedeutende Communicationsöffnungen in dem Herzen oder in der Nähe desselben vorhanden sind, wodurch sich die beiden Blutaxten in größerem oder geringerem Maße miteinander vermischen können. Bei allen Wirbelthieren sind übrigens die peripherischen Blutbahnen vollkommen geschlossen und überall gesonderte Gefäße vor- handen, in welchen das Blut strömt. Nirgends noch hat man solche Unterbrechungen der Cirkulation und Ersatz der mangelnden Gefäße durch Hohlräume gefunden, wie dieß bei den meisten wirbellosen Thieren vorzukommen pflegt; namentlich findet sich überall zwischen der arte- riellen und venösen Gefäßstämmen ein Netz feiner Capillar- oder Haargefäße, durch deren äußerst dünne Wandungen die Umsetzung der Stoffe im Körper geschieht und die dann einerseits mit den zuführen- den, andererseits mit den abführenden Gefäßen in unmittelbarem Zu- sammenhange stehen. Als eigenthümlicher Anhang des Gefäßsystemes stehen die Lymphgefäße da, zarthäutige Kanäle, die eine farblose, höchstens durch beigemengte Fettröpfchen milchig erscheinende Flüssig- keit führen, mit feinen Aesten in den Organen entspringen und sich nach und nach zu größeren Stämmen sammeln, die sich in den venö- sen Kreislauf ergießen. Trotz vielfacher mühsamer Untersuchungen er- scheint sowohl die Struktur der letzten Anhänge dieser Lymphgefäße, sowie ihre eigentliche Bedeutung für die Oekonomie der Thiere noch nicht gehörig aufgeklärt. Von besonderer Bedeutung erscheinen für die Wirbelthiere die Harnorgane oder Nieren , welche stets zunächst an der Wirbel- säule über allen anderen Eingeweiden liegen und auch von dem Bauch- felle nicht eingehüllt, sondern nur an ihrer vorderen Fläche überzogen werden. Sie sind hauptsächlich zur Absonderung der stickstoffhaltigen Auswurfstoffe des Körpers bestimmt und ihre Ausführungsgänge, die Harnleiter, zeigen insofern eine merkwürdige Evolution, als sie sich anfangs vollkommen selbständig bis zu ihrem äußeren Ende hinter dem After erhalten, dann in das Endstück des Darmes auf der hin- teren Fläche einmünden, nach und nach aber auf die vordere Fläche desselben überwandern und sich endlich ganz von dem Darme lostren- nen und eine besondere Mündung nach außen erhalten, die sich vor der Afteröffnung befindet und mit den Geschlechtswegen in nächster Beziehung steht. Was nun die Zeugung und Fortpflanzung der Wirbel- thiere betrifft, so muß vor allem darauf aufmerksam gemacht werden, daß in diesem ganzen Kreise niemals irgend eine Spur von Knospen- zeugung oder Ammenbildung auftritt, sondern jegliche Fortpflanzung stets nur durch den Gegensatz der beiden Geschlechter bedingt wird. Auch normale Zwitterbildung existirt in diesem Kreise nicht; stets sind die Geschlechtsorgane auf verschiedenen Individuen angebracht; ja selbst die Beispiele von Zwitterbildung, die man bei abnorm entwickelten Individuen gefunden haben wollte, reduziren sich alle auf Hemmungs- bildungen, bei welchen die unausgebildeten Geschlechtstheile Zwischen- formen zwischen männlichem und weiblichem Typus darstellten. Mei- stens unterscheiden sich Männchen und Weibchen durch mehr oder minder auffallende Charaktere; wenn indessen auch in der Körpergröße sich zuweilen Mißverhältnisse nach der einen oder andern Seite hin finden, so werden dieselben doch niemals so bedeutend, wie bei vielen wirbellosen Thieren, bei welchen wir zuweilen ganz verkümmerte Männchen antrafen. Auch die keimbereitenden Geschlechtstheile liegen ursprünglich, wie die Nieren, unmittelbar neben der Wirbelsäule über den übrigen Eingeweiden, senken sich aber bei den höheren Typen mehr nach vorn und unten. Zuweilen finden sich nur die keimberei- tenden Organe, Eierstöcke und Hoden, vor, während jede Spur von ausführenden Kanälen fehlt und die Produkte einfach durch Platzen der Kapseln, in welchen sie sich befinden, in die Bauchhöhle gerathen und von da weitergeführt werden. Bei den meisten Wirbelthieren indeß setzen sich die Hodenkanäle, die Bildungsstätten der Samenthier- chen, indem sie sich mehr und mehr sammeln, in den sogenannten Nebenhoden und von da aus in die Samenleiter fort, welche meistens gegen das Ende ihres Verlaufes mit blinddarmähn- lichen Samenblasen und anderen Nebendrüsen ausgestattet sind. Die Samenleiter selbst öffnen sich bald in die sogenannte Cloake, d. h. in das Endstück des Darmes, welches zugleich die Mündungen der Ge- schlechts- und Harnorgane aufnimmt, oder sie münden selbständig oder gemeinschaftlich mit den Harnorganen, aber getrennt von dem Darme, nach außen. Begattungsorgane fehlen bei vielen Wirbelthieren gänz- lich, selbst bei solchen, bei denen sich die Eier innerhalb der weiblichen Geschlechtstheile entwickeln und mithin auch dort befruchtet werden müssen. Da wo männliche Begattungsorgane vorkommen, sind diesel- ben meistens einfach, seltener doppelt und ihre Beziehungen zu den Samenleitern, so wie ihre sonstige Bildung äußerst mannigfaltig. Eben so vielfach wechseln die Formen der weiblichen Geschlechtsorgane, zumal da hier die Beziehungen zur Ausbildung der Jungen noch man- nigfaltiger werden, wodurch namentlich diejenigen Gebilde, welche die Ausführung der Eier bewerkstelligen, mannigfach modifizirt werden. Sehr häufig finden sich in den Eileitern besonders ausgebildete Stel- len vor, von denen die Einen durch drüsige Wände zur Bildung besonderer Hüllen um das Ei, die Anderen zur Herstellung von Nest- stätten zur inneren Bebrütung geeignet erscheinen, und ebenso mannig- faltig wie diese Drüsen und Erweiterungen, erscheinen auch die weiblichen Begattungsorgane in ihrer Formgestaltung. Bei allen Wirbelthieren ohne Ausnahme herrscht eine gewisse Periodicität von längerer oder kürzerer Dauer in der Geschlechtsfunktion, welche sich namentlich bei dem Weibchen durch die Ausstoßung der Eier zu gewissen Zeiten kundgibt. Die Heranbildung der Eier im Eierstocke, ihre successive Ausbildung bis zur endlichen Trennung und ihre Ausstoßung durch die Eileiter ge- schieht überall selbstständig und selbst dann, wenn keine Befruchtung stattfindet; die Befruchtung selbst aber kann in zwei verschiedenen Stadien der Eiwanderung eintreten. Bei den Einen nämlich, und hierzu gehören die meisten Fische und Amphibien, werden die Eier gänzlich ausgestoßen und ihre Befruchtung geschieht erst außerhalb, meistens in dem Augenblicke, wo sie aus der Geschlechtsöffnung des Weibchens hervortreten; bei den anderen wird durch eine mehr oder minder innige Begattung die befruchtende Flüssigkeit in das Innere des weiblichen Organismus eingeführt und die- Eier kommen auf irgend einem Punkte ihrer Wanderung bald ganz in der Nähe der Eierstöcke, bald weiter von denselben entfernt mit dem Samen in Berührung. Es versteht sich von selbst, daß diese Weise der Befruchtung überall eintreten muß, wo das Junge sich innerhalb des mütterlichen Or- ganismus bis zu einem gewissen Grade ausbildet, zuweilen findet indeß dieselbe auch da statt, wo die Entwickelung des Embryo erst nach der vollständigen Ausstoßung des Eies beginnt. In der Beziehung der Frucht zu dem mütterlichen Organismus lassen sich ebenfalls mehrere Verschiedenheiten von großem Gewichte nachweisen. Bei den meisten Wirbelthieren erhält das Ei von dem Eierstocke aus soviel Dottersub- stanz mit, daß der Embryo sich vollständig auf deren Kosten ausbilden kann und keiner weiteren Stoffzufuhr, sei es von Seiten des mütter- lichen Organismus oder von außen her, bedarf. In diesen Fällen wird das Ei gewöhnlich noch in dem Eileiter von verschiedenen Hül- len, von Eiweiß und Schalenbildungen, eingeschlossen und dann nach der Ausstoßung in solche Verhältnisse gebracht, welche zur Entwickelung des Embryos nothwendig sind, wozu namentlich ein gewisser Grad von Wärme und Feuchtigkeit und der Zutritt von Sauerstoff gehören; — Bedingungen, die sich bald von selbst finden, bald, wie bei den brü- tenden Thieren, von den sorgsamen Eltern beschafft werden. Bei dem anderen extremen Endpunkte dieser Beziehungen zwischen Mutter und Frucht findet sich bei dem ursprünglichen Eie nur eine kleine Dotter- masse vor, ungenügend, die Ausbildung des Embryos zu bestreiten, der dann durch besondere Gefäße in innige Wechselwirkung mit den Gefäßen des mütterlichen Organismus tritt und aus dem Blute des- selben die zu seiner Ausbildung nöthigen Stoffe bezieht. Zwischen diesen beiden Verhältnissen liegen mannigfache Zwischenstufen, indem bei den Einen es nur auf äußere Zufälligkeiten ankommt, ob die losen Eier sich außerhalb oder innerhalb des mütterlichen Organismus ent- wickeln, während bei Anderen die Entwickelung im Inneren zwar Regel ist, der Embryo oder das Ei aber deßhalb in keine nähere Ver- bindung mit den Organen tritt, sondern frei in der Höhle den Eilei- ters liegt und nur durch Aufsaugung aus der Flüssigkeit, welche diese erfüllt, sich weitere Stoffe aneignen kann. Die Entwickelung des Embryos geschieht bei dem Kreise der Wirbelthiere allgemein nach einem gemeinschaftlichen Grundplane, der sich indessen bei den verschiedenen Klassen und Ordnungen in mannigfacher Weise modifizirt. Ueberall ist der Dotter von einer deutlichen Dotterhaut umgeben, die zuweilen sogar eine ziemlich bedeu- tende Dicke erreicht und die allmählig verschwindet, sobald der Embryo sich seine Hüllen aufgebaut hat. Die Entwickelung geht stets, wie bei den Kopffüßlern und Gliederthieren, von einem bestimmten Punkte aus und läuft kreis-wellenförmig um das Ei herum, so daß der Embryo- naltheil anfangs eine mehr oder minder dicke Hohlscheibe darstellt, welche sich eines Theils allmählig verbreitert und so den Dotter ein- faßt, anderen Theils in ihrer Mitte sich erhebt und hier eine Axe entstehen läßt, welche in der That die Mittellinie des werdenden Thie- res ist und das Centralnervensystem und die Wirbelaxe in sich vereinigt. Der Gegensatz zwischen Dotter und Embryo tri t t fast überall scharf Vogt. Zoologische Briefe. II. 2 und deutlich hervor, so selbst, daß oft ein Theil des Dotters als Dottersack abgeschieden wird und nur noch durch einen offenen Gang mit dem Darmkanale zusammenhängt, eine Bildung, die bei denjenigen Wirbelthieren bald schwindet, bei welchen der Embryo mit dem müt- terlichen Organismus in näheren Zusammenhang tritt. Charakteristisch ist für den ganzen Wirbelthierkreis die schon früher angegebene La- gerung des Dotters der Bauchfläche des Embryo’s gegenüber; — eine Lagerung, die derjenigen der Gliederthiere gerade entgegengesetzt ist und auch die so verschiedene Position der Organe zur Folge hat, indem auch hier wie bei den Gliederthieren das Herz in unmittelbarer Nähe des Dotters, also auf der Bauchfläche, das Centralnervensystem aber dem Dotter entgegengesetzt, mithin auf der Rückenfläche sich ent- wickelt. Aeußerst charakteristisch ist ferner für alle Wirbelthiere das frühe Erscheinen des Herzens und die baldige Entwickelung einer vollständigen Cirkulation, die zwar beide erst nach dem Erscheinen der Rudimente des Centralnervensystems und des Skelettes auftreten, doch aber früh genug in die Erscheinung kommen, so daß die weitere Entwickelung nicht ohne die Dazwischenkunft der Cirkulation stattfinden kann. Es zeigt sich also hier ein direkter Gegensatz gegen die meisten wirbellosen Thiere, bei welchen das Herz nur in den späteren Stadien der em- bryonalen Entwickelung sich zeigt, so daß die meisten Organe nicht nur angelegt, sondern auch bis zu einem gewissen Grade ausgebildet wer- den, bevor eine Cirkulation der allgemeinen Ernährungsflüssigkeit stattfin- det. Endlich darf als letztes charakteristisches Merkmal für die Entwicke- lung der höheren Wirbelthierembryonen die Bildung besonderer Hüllen angesehen werden, die von dem Embryo, nicht, wie die Eischalen der niederen Thiere, von dem mütterlichen Organismus, ausgehen und von denen eine, die sogenannte Schafhaut oder das Amnios, überall, wo sie vorhanden ist, einen vollständigen Sack um den Körper des Embryo bildet, die andere dagegen, die Harnhaut oder Allantois ge- nannt, wesentlich dazu dient, bei den Säugethieren die Gefäßverbindung zwischen Mutter und Frucht zu vermitteln. Betrachtet man die allgemeinen Grundzüge der Entwickelung des Embryos, so zeigt sich hierin von Beginn an eine große Uebereinstim- mung. Die Zerklüftung des Dotters findet bald in dem ganzen Um- fange desselben, bald nur an dem Embryonaltheile statt, und sobald aus ihr die Zellen hervorgegangen sind, aus denen sich die sämmtlichen Organe des Embryos aufbauen, so beginnt die morphologische Bildung mit der Herstellung einer Längsfurche, welche zu beiden Seiten von zwei erhabenen Wülsten eingefaßt ist und die man die Rückenfurche genannt hat; mit fortschreitender Bildung heben sich diese Wülste in die Höhe, weiten sich vorn aus, so daß der von ihnen umschlossene Raum etwa die Form einer Lanze hat, und wölben sich zugleich mehr und mehr nach oben zusammen, bis sie ein förmliches Rohr darstel- len, das nach vorn zu keulenförmig erweitert ist. Dieses Rohr bildet die erste Grundlage für die Entwickelung des Centralnervensystemes. Die Nervenmasse erzeugt sich auf dem Grunde dieses Rohres und wölbt sich in ähnlicher Weise nach oben zusammen, das Gehirn und Rückenmark bildend, so daß Anfangs die eigentliche Nervenmasse nur sehr gering ist und in ihrem Inneren eine durchlaufende Höhlung einschließt, die immer mehr und mehr durch Ansatz neuer Nervenmasse verengert wird. Der Rückenmarkskanal, sowie die Höhlungen des Gehirnes, deren wir oben erwähnten, sind demnach nur Ueberbleibsel jener ursprünglich weit bedeutenderen Höhlung, welche von der wer- denden Nervenmasse umschlossen wurde. Die Sinnesorgane sind zum großen Theile nur Ausstülpungen der ursprünglichen kammerartigen Abtheilungen des Gehirnes, welche wir oben schon namentlich anführ- ten, und zwar scheint jedes Sinnesorgan eine doppelte Ausbildung zu besitzen, indem einerseits der specifische Sinnesnerv eine hohle Röhre oder Aussackung darstellt, welche mit der inneren Höhle seiner betref- fenden Hirnkammer communicirt, während andererseits von außen her eine Grube sich entgegenbildet, die sich mehr oder minder abschließt und die äußeren Theile des Sinnesorganes bildet. So sieht man das Vorderhirn sich unmittelbar in die hohlen Riechnerven fortsetzen, die mit kolbigem Ende sich an eine blinde Grube anlegen, welche ihnen von außen her entgegenwächst und sich als Nasengrube manifestirt; so bildet der Sehnerv anfangs eine hohle Birne mit cylindrischem Stiele, welcher von außen her eine Grube entgegenwächst, die sich indessen bald abschließt und nach diesem Abschlusse sich als Krystall- linse zu erkennen giebt; so erscheint auch das äußere und mittlere Ohr anfangs als eine Hautgrube, welche erst später nach und nach sich abschließt und mit dem inneren Ohre in Verbindung tritt. Im Allgemeinen läßt sich bei der Bildung des Nervensystemes, wie bei derjenigen der Sinnesorgane dasselbe Gesetz erkennen, welches auch für die Entwickelung aller übrigen Organe gültig ist, nämlich, daß die ursprünglichen Anlagen, sowie sie zuerst formell gesondert hervor- treten, aus Haufen von Bildungszellen bestehen, in denen man an- fangs zwar keine Verschiedenheit wahrnimmt, die sich aber nach und 2* nach zu den verschiedenen Formelementen differenziren, welche wir an dem ausgebildeten Organe sehen. So war der Streit, den man lange führte, ob die beiden Rückenwülste, die häutigen Hüllen des Rücken- marks oder die Knochen, oder Muskeln und äußere Haut seien, welche Gehirn und Rückenmark umgeben, ein vollkommen müßiger; denn diese Wülste sind das noch einförmige Rudiment aller dieser Formele- mente, in welche sie sich später scheiden. So kann man ebenso bei dem Auge nachweisen, daß die verschiedenen Häute, welche den Augapfel umziehen, gleichsam nur aus der Spaltung einer einzigen Masse her- vorgehen, welche anfangs das Rudiment des Auges bildet. Fast unmittelbar nach der Entstehung der ersten Anlage des Ner- vensystemes, vielleicht auch schon gleichzeitig mit ihr zeigt sich auf dem Boden der Rückenfurche ein cylindrischer Axenstrang, welcher fast durch die ganze Länge des Körpers sich erstreckt und vorn zwischen den beiden Ohrblasen etwas zugespitzt endigt. Dieser Axenstrang ist die sogenannte Wirbelsaite oder Chorda , die Grundlage des ganzen Skelettes und schon als solche vollkommen charakteristisch für alle Wirbelthier- embryonen. Anfangs durchaus nur aus dicht zusammengedrängten Zellen gebildet, scheint sich dieser Strang bei allen Wirbelthieren ohne Ausnahme in eine äußere Scheide und einen inneren Kern zu diffe- renziren, der eine zwischen Knorpel und Gallert innestehende Festigkeit besitzt und allmählig durch die späteren Bildungen der Wirbelkörper verdrängt wird. Bei den niederen Formen der Fische und Amphibien erhält sich diese Chorda das ganze Leben hindurch in ähnlicher Weise, wie sie anfangs bei dem Embryo ausgebildet war und bei den meisten Fischen und den fischartigen Amphibien bleibt wenigstens ein Nest dieses Stranges in den Höhlungen zurück, die in den Wirbelkörpern sich zeigen. Von wesentlichster Bedeutung erscheint die Scheide der Wir- belsäule, da diese der Sitz der Verknöcherung der Wirbelkörper und ihrer Bogen ist; die Wirbelkörper bilden sich nämlich ursprünglich in Form von Ringen oder seitlichen Platten, die nach und nach gänzlich den zwischen ihnen gelegenen Strang verdrängen. Von der Scheide der Wirbelsaite gehen häutige Rohre ab, Sehnenblätter, welche nach oben die Umhüllung des Rückenmarkes, nach unten diejenige der Eingeweide und großen Gefäße bilden und in denen sich ebenfalls Verknöcherungen, die oberen und unteren Bogenfortsätze der Wirbel ausbilden. Nach vorn zu setzt sich die Scheide der Chorda in eine geräumigere Knorpelkapsel fort, die das Gehirn von allen Seiten umhüllt, wenn sie auch stellenweise große, nur durch Haut geschlossene Lücken läßt und auf ihrer Außenseite mehr oder minder geschlossene Kapseln für die specifischen Sinnesorgane zeigt. Der ursprüngliche Schädel, der von dieser Knorpelkapsel hergestellt wird, ist stets ein ungetheiltes Ganzes, das sich in dieser Form auch bei vielen Knorpel- fischen erhält. Bei denjenigen Thieren, wo ein knöcherner Schädel vorkommt, entwickeln sich die Knochen desselben nur zum kleinsten Theile durch unmittelbare Verknöcherung des knorpeligen Urschädels — weit aus die meisten Schädelknochen entstehen aus Deckplatten, die sich von allen Seiten her an die Knorpelkapsel anlegen, und ohne vorher in den knorpeligen Zustand überzugehen, sich unmittelbar aus häuti- gen Theilen hervorbilden. Unter dem Einflusse der Ausbildung dieser Deckplatten verschwindet allmählig der nicht verknöcherte Theil der primitiven Knorpelkapsel gänzlich, so daß bei den höheren Typen keine Spur mehr davon vorhanden ist, während freilich bei den meisten Fischen und Amphibien ein mehr oder minder bedeutender Rest dieses knorpeligen Urschädels das ganze Leben hindurch bleibt. Es würde zu weit führen, wollten wir hier auf die Verhältnisse zwischen der knorpeligen Grundlage und den darauf oder darin entwickelten Kno- chen näher eingehen, zumal da diese bei den verschiedenen Klassen mancherlei Verschiedenheiten darbieten. Gleiches müssen wir von den- jenigen Knochengebilden sagen, welche entweder dem Gesichte oder den Eingeweiden angehören, da bei allen diesen je nach den Klassen eine bedeutende Verschiedenheit herrscht, so daß sie erst bei diesen ge- nauer abgehandelt werden können. Die Entwickelung der Extremi- täten, der vorderen wie der hinteren, geht überall nach demselben Typus und nach dem Gesetze der allmähligen Differenzirung vor sich. Die Tragegürtel, Schultern und Becken erscheinen zuerst, dann das Endglied, Hand oder Fuß, ursprünglich als einförmiger Stummel, indem sich erst nach und nach die Zehen ausbilden und ganz zuletzt vollständig trennen, zwischen Endglied und Gürtel schieben sich dann die verschiedenen Mittelglieder je nach ihrer Entwickelung ein. Als eigenthümliche Bildung der höheren Wirbelthiere, welche den niederen gänzlich fehlt, zeigen sich, wie schon bemerkt, zwei Hüllen , von denen die eine eine Fortsetzung der äußersten Lage der Oberhaut bildet, während die andere aus den späteren dem Urinsysteme angehö- rigen Bildungen hervorgeht. In der That bildet sich die Schafhaut oder das Amnios in der Weise, daß die äußere Zellenlage der Haut sich an die Innenfläche der Eihaut anlegt und in dem ganzen Umkreise des Dot- ters mit derselben verwächst, da aber, wo der Embryonalkörper sich befindet, sich allmählig abzieht, zusammenwächst und gänzlich abschnürt, so daß ein vollkommen geschlossener Sack um den Embryo herum ge- bildet wird, der eigentlich die nach außen umgeschlagene Fortsetzung der Bauchhaut darstellt. Wir haben dieser Bildung nur deßhalb hier erwähnt, weil sie einen scharfen Charakter zur Unter- scheidung zweier größerer Gruppen in dem Kreise der Wirbelthiere überhaupt abgiebt. Forscht man der Entstehung des Blutgefäßsystemes näher nach, so zeigt sich, daß das Centrum desselben, das Herz, ebenfalls ursprüng- lich aus einer soliden Zellenlage besteht, welche sich nach und nach aushöhlt, und daß die Gefäße ursprünglich Gänge zwischen den Bil- dungszellen des Embryo bilden, die erst nach und nach mit einfachen oder Faserhäuten ausgekleidet werden. Das Herz steht von Anfang an in der genauesten Beziehung zu dem Dotter und bildet ursprüng- lich stets einen einfachen Schlauch, welcher von hinten her die von dem Körper und dem Dotter zurückkehrende Blutmasse aufnimmt und nach vorn weiter treibt. Die weitere Ausbildung der Circulation hängt besonders mit der Bildung von Kiemen oder Lungen zusammen und kann erst bei den einzelnen Klassen genauer ins Auge gefaßt werden. Die Entwickelung der Baucheingeweide geht zum großen Theile von derjenigen des Darmes aus; dieser bildet nämlich ursprünglich eine dem Dotter zunächst liegende Schicht von Bildungszellen, welche später eine Rinne darstellen, die gegen den Dotter hin offen ist, sich aber nach und nach zu einer Röhre abschließt, an welcher als Rest der ursprünglichen Oeffnung gegen den Dotter hin der Kanal des Dottersackes übrig bleibt. Die sämmtlichen Drüsen und Höhlen, welche mit dem Darmkanale in Verbindung stehen, zeigen sich anfangs in Gestalt solider Massen von Bildungszellen, die sich später aushöhlen und mit der Höhlung des Darmes in Verbindung treten. Die Leber, das Pancreas, Lungen und Schwimmblasen sind durchaus in diesem Falle, nicht aber die Nieren und die keimbereitenden Geschlechtstheile, welche aus einem eigenen Bildungsstoffe bestehen und niemals in direkte Verbindung mit dem Darmkanale treten, es sei denn durch ihre Ausführungsgänge, welche auf andere Weise, durch Entwickelung von der Außenfläche her, entstehen. Betrachtet man in Gemäßheit der hier entwickelten allgemeinen Erscheinungen den Kreis der Wirbelthiere und sucht man die unter- scheidenden Charaktere aufzufassen, nach welchen man denselben in kleinere Abtheilungen zerlegen könnte, so bietet die Entwickelungsge- schichte vor allen Dingen die Hand zur Scheidung zweier größerer Gruppen. Bei der einen dieser Gruppen bildet der Embryo selbst niemals besondere Hüllen, die ihn einschließen, wie die Schafhaut oder die Harnhaut; seine Bauchwandungen schließen sich einfach über dem Dotter zusammen, ohne sich nach außen umzuschlagen oder in irgend einer Weise zu einer Hüllenbildung vorzuschreiten. Der Embryo zeigt eine gerade Schädelbasis, auf welcher die Hirnmasse platt aufliegt und die nur in soweit bogenförmig gekrümmt ist, als dieß der Krüm- mung der Außenfläche des Dotters entspricht. Alle die Embryonen, welche dieser niederen Gruppe angehören, athmen wirklich durch Kie- men und zeigen zu diesem Endzwecke auf den Kiemenbogen des Halses mehr oder minder ausgebildete Franzen, auf denen sich die Capillar- netze der Blutgefäße verbreiten. Bei den meisten Thieren dieser Gruppe findet Kiemenathmung allein während des ganzen Lebens statt, bei anderen erhalten sich die Kiemen auch neben den Lungen während der ganzen Zeit der Existenz, bei noch anderen finden sie sich nur wäh- rend einer gewissen Periode zur Zeit des Larvenlebens und werden später durch wahrhafte Lungen ersetzt. Zu dieser Abtheilung der nie- deren Wirbelthiere, die ganz allgemein rothes, kaltes Blut haben, gehören zwei Klassen: Fig. 927. Das Petermännchen (Trachinus vipera) . Die Fische (Pisces) , einzig zu dem Aufenthalte im Wasser bestimmt, mit blindsackähnlichen Nasengruben und einem einfachen, aus einer Vorkammer und einer Kammer bestehenden Herzen; sie athmen ihr ganzes Leben hindurch mittelst Kiemen und besitzen niemals eigent- liche an der Bauchseite des Schlundes sich öffnende Lungen. Fig. 928. Der Laubfrosch (Hyla arborea) . Die zweite Klasse, welche dieser Gruppe angehört, wird von den Lurchen (Amphibia) gebildet, bei welchen stets Lungen vor- handen sind, wenn auch zuweilen neben ihnen während des ganzen Lebens wirkliche Kiemen funktioniren. Diese Klasse hat allgemein getrennte, durchgehende Nasenlöcher, welche sich nach innen in den Mund öffnen, und ihr Herz zeigt zwar stets eine einfache Kammer, dagegen eine doppelte Vorkammer, welche durch eine zarthäutige Scheidewand meistens ganz vollkommen und nur in seltenen Fällen unvollständig getrennt wird. Die höheren Typen dieser Klasse zeigen eine Art Larvenmetamorphose, indem sie auch nach dem Verlassen des Eies eine Reihe von Bildungen durchlaufen, die denen der niederen Typen analog sind. Eine weite Kluft trennt die zweite Gruppe, die höheren Wirbel- thiere, von der vorigen. Zu keiner Zeit des Lebens, auch im Em- bryonalzustande nicht, findet sich hier eine Spur von wirklicher Kiemenathmung. Die den Kiemenbogen der niederen Wirbelthiere analogen Bogen des Halses zeigen niemals Blättchen oder andere Vorrichtungen, auf denen sich athmende Capillarien verzweigen; es enthalten diese Bogen vielmehr stets nur ein einfaches Gefäß, das zur Ueberleitung des Blutes in die Körperarterie bestimmt ist. So- bald die Thiere athmen, so geschieht dieses nur durch Lungen. Die Schädelbasis der Embryonen ist in der Mitte stark knieförmig gebogen und ihre äußere Hautlage setzt sich stets in einen umgeschlagenen Sack fort, in die Schafhaut, die eine vollständige Hülle für den Fötus bildet und zu welcher sich noch außerdem die Allantois gesellt. Auch hier unterscheiden wir mehrere Klassen: Fig. 929. Die grüne Eidechse (Lacerta viridis) . Die Reptilien (Reptilia) mit kaltem Blute und einem Herzen, dessen Vorkammern meistens ganz vollständig, die Herzkammern aber stets unvollständig geschieden sind; der Körper ist meist mit Schuppen oder Knochentafeln bedeckt. Fig. 930. Seeschwalbe (Sterna hirundo.) Die Vögel (Aves) mit warmem Blute, durchgängig getrenn- ten Vor- und Herzkammern und stets mit vier Gliedmaßen, von welchen aber die vorderen zu Flugwerkzeugen umgebildet sind; eier- legende Thiere, mit Federn bedeckt. Fig. 931. Maki mit seinen Jungen. Endlich die Säugethiere (Mammalia) sehr selten mit nackter, meist mit haariger Haut, lebendige Junge zur Welt bringend, welche von der Mutter eine Zeit lang durch eine eigene Drüsenabsonderung, die Milch, ernährt werden. Betrachtet man die Entwickelung dieser Typen, deren steter Fort- schritt zu höherer Ausbildung nicht geläugnet werden kann, in der Erdgeschichte, so ergiebt sich hier eine Succession, welche im Ganzen mit der organischen Entwickelung übereinstimmt. In dem Uebergangs- gebirge sind die Fische die einzigen Repräsentanten der Wirbelthiere, ebenso in der Kohlenperiode; in dem permischen System, im Kupfer- schiefer treten zuerst die Reptilien auf, die niederen Anfänge der höheren Gruppe; ihnen folgen die Amphibien in der Trias, vom bunten Sandsteine an, die den höheren Typus der niederen Gruppe darstellen, während die Vögel in der Kreide beginnen, die Säugethiere aber schon, wenn auch nur selten und nur in zwei Arten ihrer niedersten Unterklasse im Jura auftreten, aber erst in der Tertiärperiode, eine bedeutsame Entwickelung erreichen. Niedere Wirbelthiere . Wenn es auf den ersten Blick scheint, daß Fische und Amphibien, welche beide dieser Gruppe angehören, sehr weit von einander ver- schieden sind, indem die Einen durch ihre Flossen, die Anderen durch ihre Füße schon einen genügenden Haltpunkt zur Unterscheidung bie- ten, so haben die Entdeckungen der neueren Zeit gezeigt, daß gerade die Grenzlinie zwischen diesen beiden Klassen kaum mit Sicherheit gelegt werden kann, indem es Wesen giebt, deren Charaktere so sehr in der Wage liegen, daß das Zünglein nach der einen oder anderen Seite hin überschlägt, je nachdem man diese oder jene Eigenthümlich- keit stärker beschwert. Dagegen hält es um so leichter, die Scheide- linie zwischen Amphibien und Reptilien, welche letztere der anderen Gruppe angehören, mit Sicherheit und Bestimmtheit zu ziehen, so daß man sich in der That verwundern muß, wie noch immer die meisten Forscher in Folge des althergebrachten Schlendrians beide so äußerst verschiedene Typen in einer einzigen Klasse zusammenfassen. Wir haben die charakteristischen Unterschiede zwischen den beiden angegebenen Hauptgruppen der Wirbelthiere schon des Näheren vorgeführt und gezeigt, daß sie namentlich in dem Mangel besonderer vom Embryo ausgehender Hüllenbildungen, in der geraden Schädelbasis und in der wirklichen Kiemenathmung zu irgend einer Zeit ihres Lebens liegen und daß namentlich die Amphibien sich dadurch scharf von den Rep- tilien trennen, daß erstere eine Larvenperiode durchmachen, welche den letzteren durchaus fremd ist. Auf die Unterschiede der beiden hierher gehörigen Klassen werden wir bei diesen selbst zurückkommen. Be- trachtet man die geologische Entwickelung dieser Gruppe im Großen, so sieht man die Fische schon in der ältesten Zeit mit den ersten Be- wohnern der Meere auftreten, welche die Uebergangsschichten ablagern; — die Amphibien dagegen erscheinen erst später in dem Salzgebirge oder der Trias mit merkwürdigen Formen, von denen es noch zweifelhaft ist, ob sie nicht vielleicht den Reptilien zugezählt werden dürften, ver- schwinden dann wieder und treten erst in den Tertiärgebilden auf’s Neue mit der jetzigen Schöpfung verwandten Bildungen auf. Abge- sehen von dem Auftreten jener zweifelhaften Familie in der Trias, hat man aus der späten Erscheinung der Amphibien Schlüsse gegen die allmählige Fortentwickelung der Typen ziehen wollen, da sie doch un- zweifelhaft niedriger organisirt sind, als die Reptilien, welche schon in dem Kupferschiefer erscheinen. Hält man aber die Thatsache im Auge, daß die Amphibien der Ausgangspunkt einer niederen Gruppe, die Reptilien der Anfangspunkt einer höheren sind, so löset sich dieser scheinbare Widerspruch zur Bestätigung des Gesetzes auf, indem es auch sonst vorkommt, daß die Anfangspunkte einer höheren Reihe tiefer zurückliegen, als die Endpunkte eines unbestreitbar niederer ste- henden Typus. Klasse der Fische. (Pisces.) Die Körpergestalt dieser Thiere, die stets nur zum Aufent- halt und zum Athmen im Wasser bestimmt sind, ist im Allgemeinen spindelförmig oder wurmartig, zuweilen aber auch in sehr bizarrer Weise verunstaltet. Gewöhnlich zeigt sich eine seitliche Zusammen- drückung, so daß die Höhe bedeutender erscheint als die Breite, doch giebt es auch fast kugelrunde oder elliptische Fische, an welchen eine solche Zusammendrückung nicht hervortritt, während in andern Fällen dieselbe soweit getrieben ist, daß der Körper nur einem Bande oder einer senkrecht gestellten Scheibe gleicht, deren obere Kante von dem Rücken, die untere von dem Bauche gebildet wird. Bei manchen Familien findet gerade das Gegentheil statt, indem, wie z. B. bei den Rochen, der ganze Körper von oben nach unten abgeplattet er- scheint und so eine horizontale Scheibe darstellt, deren Kanten von den Rändern der Brustflossen gebildet werden. Die Eintheilung des Körpers in Regionen unterliegt besonderen Schwierigkeiten; der Kopf ist niemals von dem Rumpfe durch einen Hals getrennt, sondern im Gegentheile so in einer Flucht mit den Contouren desselben fortgesetzt, daß keine Trennung nachgewiesen werden kann. Bei den meisten Knochenfischen zeigt sich zwar eine solche Trennung äußerlich durch die Kiemenöffnung, welche auch im gemeinen Leben das Ohr der Fische genannt wird; allein da bei diesen die sonst am Halse ange- brachten Kiemen unter den Kopf selbst geschoben sind, so ist dieser Spalt vielmehr die Grenze zwischen Hals und Rumpf. Ein Schwanz kommt allen Fischen ohne Ausnahme zu, d. h. eine hintere Fortsetzung des Körpers, welche das wesentlichste Bewegungsorgan bildet und keine Eingeweide mehr birgt; allein auch hier läßt sich die Gränze des Schwanzes meist nur durch die Lage des Afters von außen be- stimmen, da der Rumpf ganz allmählig in denselben übergeht und die Stellung der hinteren Gliedmaßen seine Gränze durchaus nicht angiebt. Da die Fische lediglich nur zum Aufenthalt im Wasser bestimmt sind, so ist auch ihr ganzer Körperbau und namentlich die Bewe- gungsorgane diesem gemäß eingerichtet. Mächtige Muskeln liegen zu beiden Seiten der Wirbelsaite vom Kopfe bis zur Schwanzspitze hin und bilden eigentlich nur zwei Hauptmassen, die indessen meistens noch seitlich so getheilt sind, daß man vier Muskelzüge unterscheiden kann, zwei obere zu beiden Seiten der Dornfortsätze gelegen und den Rücken bildend, und zwei untere unter der Wirbelsäule auf den Rippen und den unteren Dornfortsätzen sich hinziehend, welche die Bauch- wandungen und die untere Seite des Schwanzes bilden. Diese Hauptmuskelmassen dienen wesentlich nur zur kräftigen Seitwärtsbe- wegung des Rumpfes und Schwanzes und zeigen eine eigenthümliche Bildung, indem sie gewissermaßen in eine Menge von Ringen zer- fallen, welche durch Sehnenblätter von einander getrennt sind, deren je eines einem Wirbel mit seinen Dornfortsätzen und Rippen entspricht. Diese Sehnenblätter sind der Stellung der Fortsätze gemäß gebogen, so daß man nach dem Abziehen der Haut auf der Oberfläche parallele Zickzacklinien sieht, welche diesen Sehnenblättern entsprechen. Bei Fischen, welche nicht ganz gar gekocht sind, erhalten sich diese Seh- nenblätter ebenfalls und lassen die Abtheilung der Muskelmassen in zickzackförmige Ringe deutlich wahrnehmen. Auf einem queren Durch- schnitte erscheinen diese Ringe, ihrer schiefen Stellung wegen, wie zwiebelartig in einander gesteckte Blätter von kegel- oder tutenförmi- ger Gestalt. Die Fortbewegung im Wasser wird wesentlich nur durch diese Muskelmassen bedingt, welche das genießbare Fleisch der Fische bildet und das Schwimmen selbst hat viele Aehnlichkeit mit den Bewegungen, welche die Schiffer an einigen Orten zu machen pflegen, wenn sie mit einem einzigen in der Längsaxe des Bootes am Hin- tertheile angebrachten Ruder das Schiff zugleich lenken und fortstoßen. Zur Vergrößerung der Fläche, welche der Körper der Fische dem Wasser bietet, sind noch besondere Organe, sogenannte Flossen vor- handen, welche der Klasse fast ausschließend eigenthümlich sind. Man unterscheidet zwei Systeme oder Gruppen dieser Flossen, die senkrechten in der Mittellinie aufgerichteten, und die paarigen, welche den Glied- maßen der übrigen Wirbelthiere entsprechen. Die senkrechten Flossen, welche Form sie später auch bei dem erwachsenen Fische haben mögen, entstehen immer bei dem Embryo aus einem einzigen Hautsaume, wel- cher auf dem Rücken beginnend sich um den ganzen hinteren Theil des Körpers herum bis zu dem After fortzieht und anfänglich durch- aus keine weiteren Abtheilungen zeigt; diese treten erst später dadurch auf, daß an einzelnen Stellen der Hautsaum sich erhebt und theilweise durch Strahlen gestützt wird, während er an anderen Orten nach und nach schwindet oder nur als strahlenlose Hautfalte zurückbleibt. So bilden sich denn bei den erwachsenen Fischen mancherlei Verschie- denheiten aus; — bei den einen bleibt die embryonale Flosse in der ganzen Umgrenzung des hinteren Körpertheiles, wie z. B. bei den Aalen, bei anderen und zwar den meisten findet sich eine solche Tren- Fig. 932. Der Menschenhai (Carcharias) , um die Stellung der Flossen zu zeigen. d ′ Vordere Rückenflosse. d ″ Hintere Rückenflosse. c Schwanzflosse. a Afterflosse. v Bauchflossen. p Brustflossen. nung, daß drei Abtheilungen hervortreten; — eine, welche den Rücken einnimmt, Rückenflosse (Pinna dorsalis) , eine andere, das Ende des Schwanzes behauptende, Schwanzflosse (Pinna caudalis) und eine dritte, die an dem unteren Rande, meist unmittelbar hinter dem After angebracht ist und die Afterflosse (Pinna analis) genannt wird. Rücken- und Afterflossen können in mehrfacher Zahl vorkom- men, wie denn überhaupt in Gestalt, Bildung, Erstreckung und Vor- Fig. 933. Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) mit drei Rückenflossen und zwei Afterflossen. handensein dieser Flossen die größte Mannigfaltigkeit herrscht. Es sind diese Flossen stets von Strahlen gestützt, zwischen welchen eine dünne, aber feste Haut ausgespannt werden kann; nur bei einigen Familien findet sich auf dem Rücken eine kleine Flosse, die keine Strahlen besitzt und die Fettflosse (Pinna adiposa) genannt wird. Fig. 934. Die Bergforelle (Salmo Schiftermülleri) , mit einer Fettflosse. Die Strahlen selbst aber, welche sowohl in diesen, als in den paa- rigen Flossen vorhanden sind, zeigen sehr verschiedene Natur. Bei den Knorpelfischen finden sich hornige, ungegliederte, weiche, biegsame Strahlen in ungemeiner Anzahl, die sich zerfasern und gewöhnlich auf Querreihen cylindrischer Knorpelstückchen aufgesetzt sind, welche meist, besonders an den Brust- und Bauchflossen, die Basis des Thei- les der Flosse bilden, der die Strahlen zeigt. Außer diesen Strahlen findet man bei den Knorpelfischen noch große Stacheln, höchstens aber nur einen in einer Flosse, die aus Zahnsubstanz bestehen, innen hohl sind und oft auf einem Knorpelzapfen aufsitzen. Bei den Knochen- fischen trifft man zwei Arten von Strahlen in den Flossen; — in dem einen Falle sind diese Strahlen einfache Knochenstacheln, die spitz zulaufen und an ihrem unteren, etwas verdickten Ende die Gelenk- fläche tragen, mit der sie auf dem Flossenträger befestigt sind. Meist sind diese Stachelstrahlen hart und spröde, so daß sie selbst em- pfindlich verwunden können und nur bei wenigen Familien erscheinen sie so dünn und zart, daß sie weich und biegsam werden. Sie kön- nen sich mit Ausnahme der Schwanzflosse in allen übrigen Flossen finden, bilden aber immer nur die vordere Partie der Flossen und Fig. 935. Der Lippfisch (Labrus merula) . Die vordere Hälfte der Rücken- und Afterflosse ist aus Stachelstrahlen gebildet. werden stets nach hinten von weichen Strahlen gefolgt. Diese wei- chen oder gegliederten Strahlen bestehen zwar meist ebenfalls aus Knochensubstanz, sind aber der Quere nach in einzelne Abthei- lungen zerlegt und zertheilen sich zugleich der Länge nach dichotomisch, so daß sie, je länger sie werden, desto mehr sich fächerartig ausbrei- ten, während sie zugleich dünner und biegsamer werden. Alle diese Strahlen sind auf besonderen Knochen eingelenkt, welche in der Mit- tellinie zwischen den großen Muskelmassen stecken und meistens die Gestalt einer mit der Spitze nach innen gerichteten Dolchklinge zeigen. An diesen Flossenträgern setzen sich kleine Muskeln fest, welche die Strahlen aufrichten und niederlegen, also die zwischen ihnen liegende Flossenhaut spannen und erschlaffen können. Die paarigen Flossen entsprechen, wie schon bemerkt, den Gliedmaßen der übrigen Wirbelthiere und zeigen als solche eine von den senkrechten Flossen durchaus verschiedene Structur, wenngleich die Bildung ihrer Strahlen mit der bei jenen vorkommenden überein- stimmt; die Brustflosse (Pinna pectoralis) fehlt zuweilen ganz, meistens ist sie vorhanden und steht dann immer unmittelbar hinter den Kiemen am Beginne des Rumpfes; sie besteht ursprünglich aus drei Theilen, aus dem Schultergürtel, welcher eine bogenförmige Gestalt hat und anfangs aus einem einzigen Knorpelstücke besteht, welches bei der Verknöcherung in mehrere Stücke zerfällt, die man als Schulterblatt, Schlüsselbein und Rabenbein unterschieden hat; — aus einem mittleren Theile, welcher gewöhnlich aus zwei Reihen verschie- dener Stücke besteht, die dem Arm und der Handwurzel entsprechen, aber stets nur kurz sind und vor denen sich ein Kranz kleiner cy- lindrischer Stücke findet, die der Mittelhand entsprechen. Auf diesem Kranze cylindrischer Knorpel- oder Knochenstückchen sind die Strahlen eingelenkt, die oft eine so bedeutende Länge erreichen, daß sie als Fig. 936. Flugfisch des Mittelmeeres (Dactyloptera mediterranea) . Die ungeheuren Brustflossen sind Flugwerkzeuge geworden. Flugwerkzeug dienen können. In seltenen Fällen fehlt die Brustflosse gänzlich, meist ist aber dennoch der Schultergürtel auch dann mehr oder minder vollständig entwickelt. Die Bauchflossen (Pinna ab- dominalis) , welche den hinteren Gliedmassen entsprechen, fehlen eben- falls oft gänzlich; wenn sie aber vorhanden sind, so bestehen sie immer aus einem inneren Knorpel- oder Knochenstücke, welches einfach im Fleische steckt und unmittelbar die Flossenstrahlen trägt, deren Mus- keln sich an ihm ansetzen. Hinsichtlich der Stellung beobachtet man eine dreifache Verschiedenheit an diesem Flossenpaare. Bei den mei- sten Fischen stehen dieselben unter dem Bauche, etwa in der Mitte der Körperlänge, dem After ziemlich nahe gerückt, so daß ihre Ana- logie mit den Hintergliedmaßen sogleich in die Augen fällt. Man nennt die Fische, bei welchen diese Stellung vorkommt, Bauchflos- ser (Abdominales) ; Forellen und Weißfische z. B. gehören zu dieser Fig. 937. Der Karpfen (Cyprinus carpio) . Bauchflosser. Fig. 938. Amphiprion chrysogaster . Brustflosser. Abtheilung. Bei den Brustflossern (Pisces thoracici) , zu denen unser Barsch zählt, stehen die Bauchflossen entweder unmittelbar oder dicht hinter den Brustflossen, so daß ihre Träger innen meist an dem Schultergürtel befestigt sind. Bei den Kehlflossern (Jugulares) Fig. 939. Das Petermännchen (Trachinus vipera) . Kehlflosser. endlich, von denen in unseren süßen Gewässern die Aalquappe oder Trüsche (Lota) ein Beispiel liefern kann, stehen die Bauchflossen noch vor den Brustflossen in dem dreieckigen Kehlraume und ihre Träger sind gewöhnlich an dem Vereinigungspunkte der Schlüsselbeine an dem Schultergürtel befestigt. Wenn auch diese verschiedene Stellung der Bauchflossen nicht, wie Linn é und viele Naturforscher nach ihm es thaten, als wesentliche Grundlage der Eintheilung für die ganze Klasse benutzt werden darf, so kann man doch auf der andern Seite nicht verkennen, daß sie mit manchen anderen Eigenthümlichkeiten der Organisation im Zusammenhange steht und deßhalb eine vorwiegende Berücksichtigung verdient. Die Haut der Fische und die verschiedenen Bildungen, welche ihr angehören, verdienen ihrer Eigenthümlichkeit wegen eine ganz be- sondere Berücksichtigung. Allgemein findet man dieselbe aus zwei wesentlichen Schichten zusammengesetzt, einer tieferen, festeren, aus ver- schlungenen Zellgewebfasern gebildeten Lederhaut, die verschiedene Schuppen und Deckbildungen in ihrem Inneren trägt, über welche eine Oberhautschicht ausgebreitet ist, die meist sich in zähen Schleim an ihrer Außenfläche auflöst. Die verschiedenen Farbstoffe, welche den Vogt. Zoologische Briefe. II. 3 Fischen die oft so lebhaft glänzenden Tinten verleihen, bestehen meistens aus fettigen oder öligen Substanzen, die theils in der Dicke der Lederhaut, theils zwischen ihr und der Oberhaut abgelagert sind; — nur die Silberfarbe, die fast bei allen Fischen vorkommt und bei vielen sich auch über innere Häute, das Bauchfell und die Schwimm- blase z. B. erstreckt, wird von eigenthümlichen, dünnen mikroskopischen Blättchen hervorgebracht, die abgeplattete Hornzellen zu sein scheinen. Bei manchen Fischen, wie namentlich bei den Rundmäulern, zeigt sich eine vollkommen nackte Haut, die nur von der schleimigen Ober- hautschicht bedeckt ist. Bei den meisten dagegen sieht man Schuppen oder sonstige Deckgebilde, deren nähere Betrachtung beson- ders wichtig ist, wenn gleich die davon abgeleiteten Charaktere nicht, wie man übereilter Weise gethan, als wesentliche Grundlagen der Classification gelten dürfen. Am weitesten verbreitet sind die eigent- lichen Schuppen , kleine festere Plättchen von horniger Consistenz, welche in besonderen Taschen der Oberhaut sich bilden und meistens in der Weise dachziegelförmig übereinander liegen, daß sie einen völ- ligen Panzer um den Körper bilden. Diese Uebereinanderlagerung, welche indeß manchmal, wie z. B. bei den Aalen, gänzlich fehlt, läßt nur einen Theil der Schuppen auf der Oberfläche erscheinen, meist in einer ganz anderen Gestalt als die Schuppe wirklich hat, indem ihre vordere Partie gewöhnlich von dem freien Rande der vorhergehenden Schuppen bedeckt ist. Der Grad des Uebereinandergreifens der Schup- pen wechselt in dieser Art vielfach, vom einfachen Nebeneinanderlagern bis zu vielfacher Uebereinanderschichtung nach verschiedenen Richtungen hin. Hinsichtlich der Struktur der Schuppen selbst findet man fol- gende Hauptverschiedenheiten: Die Hornschuppen der gewöhnlichen Knochenfische, die meist eine elliptische oder rundliche Gestalt haben, Fig. 940. Fig. 941. Fig. 942. Schuppen von Knochenfischen. Fig. 940. Cycloidschuppe von der Forelle (Salmo fario) , nur mit con- centrischen Linien. Fig. 941. Cycloidschuppe von der Ellritze (Phoxinus va- rius) , mit stark vortret enden Radialstrahlen. Fig. 942. Ctenoidschuppe von einem jungen Barsche (Perca fluviatilis) . zeigen auf ihrer Oberfläche eine große Anzahl concentrischer Linien, welche bald mehr, bald minder vollständige Kreise um eine Art Mit- telpunkt beschreiben, der bald wirklich in der Mitte, bald mehr nach hinten liegt, an welchem Theile diese Linien meist unregelmäßig wer- den. Außer diesen concentrischen Linien sieht man auf den meisten Schuppen Streifen, welche von dem Centrum strahlenförmig nach außen gehen, manchmal sehr zahlreich sind und sich als Nähte oder Spalten darstellen, die zuweilen ein förmliches Netz bilden. Untersucht man die Schuppe genauer, so findet man, daß sie aus zwei Lagen von Schichten besteht, einer unteren von mehr horniger Struktur, in welcher die strahligen Nähte sich befinden und einer oberen härteren, schmelzartigen Schicht, welche durch aufgebogene Ränder und Zacken die concentrischen Linien erscheinen läßt. Der hintere freie Rand dieser Hornschuppen zeigt eine verschiedene Ausbildung. Bei den einen, welche man die Rundschupper (Cycloidei) genannt hat, ist dieser Rand vollkvmmen glatt, bei anderen, den Kammschuppern (Cte- noidei) hingegen ist dieser hintere Rand mit Stacheln besetzt, die bald einfach als ausgesägte Zacken erscheinen, bald von besonderen spitzen Körperchen gebildet werden, welche auf diesen hinteren Rand, so weit er frei hervorsteht, aufgesetzt sind. — Ein zweiter Haupt- typus der Schuppenbildung wird von denjenigen Fischen geliefert, bei welchen dicke, harte Knochenschuppen vorkommen mit deutlich ausge- bildeten Knochenkörperchen, über welche eine Schicht durchsichtigen Schmelzes ergossen ist, dessen Struktur oft derjenigen des Zahnschmel- zes ähnelt. Die Knochensubstanz ist hier offenbar in Schichten ab- gelagert und nimmt an der Bildung der mannigfachen Verzierungen, welche häufig auf diesen Schuppen vorkommen, keinen Antheil; seltener Fig. 943. Fig. 944. Fig. 945. Rundschuppen von Ganoiden. Fig. 943. Von Glyptolepis elegans . Der hintere Theil der Schuppe trägt Schmelzwülste. Fig. 944. Mehrere Schuppen von Glyptolepis micro- lepidotus . Fig. 945. Schuppe von Macropoma Mantelli mit aufgesetzten Schmelzwülsten auf dem freien Theile. erscheinen diese Schmelzschuppen von rundlicher Gestalt und in ähnlicher Weise übereinander gelagert, wie die Hornschuppen der ge- 3* wöhnlichen Knochenfische; meistens haben sie eine rhomboidale, eckige Form und greifen nur wenig mit ihren Rändern übereinander; während sie sie durch besondere Zapfen auf der inneren Seite aneinander gelenkt sind; Fig. 946. Fig. 947. Fig. 948. Rhombenschuppen von Ganoiden. Fig. 946. Von Lepidosteus . Fig. 947. Vier Schuppen von Palaeonis- cus von der inneren Seite, um ihre Zapfenverbindung zu zeigen. Fig. 948. Schuppe von Lepidotus . sie kommen nur in der Ordnung der Ganoiden vor, welcher ihrer größ- ten Zahl nach von ausgestorbenen Gattungen gebildet wird. Ein dritter Typus der Bedeckung, der sich dem vorigen nahe anschließt, besteht in der Existenz einfacher Knochenplatten, die hie und da in die Haut eingesenkt sind und zuweilen so zusammenstoßen, daß sie einen vollständigen Panzer bilden. Zuweilen sind diese Knochen- Fig. 949. 950. 952. 953. 954. Fig. 951. 955. 956. Knochentafeln und Stacheln. Fig. 949—951. Nagelschuppe einer Buckelroche (Raja clavata) . Fig. 949. Von oben, Fig. 950. von der Seite, Fig. 951. vergrößerter Durchschnitt. Der Nagel besteht aus Zahnsubstanz, die Basis, auf welcher er aufsitzt, aus Knorpel. Fig. 952 und 953. Untere und obere Ansicht einer aus Hornsubstanz und Zahn- schmelz gebildeten Tafel eines Kofferfisches (Ostracion) . Fig. 954. Knochentafel aus der Haut des Störs (Accipenser sturio) . Fig. 955. Brustflossenstachel eines Panzerwelses (Callichthys miles) . Fig. 956. Vergrößerter Durchschnitt desselben. platten mit förmlicher Zahnsubstanz belegt; in anderen Fällen er- scheinen statt ihrer Hornplatten, welche dann ebenfalls mit Zahnsub- stanz überkleidet sind. Bewegliche Anhänge, welche sich auf diesen Platten finden, haben ganz die Struktur kleiner Zähne. — Diese Bil- dung führt hinüber zu derjenigen Struktur der Haut, welche sich gewöhnlich bei den quermäuligen Knochenfischen zeigt. Bei diesen liegen in der dicken Lederhaut Knorpelanhäufungen verbreitet, die bald nur einen kleinen Raum einnehmen, bald aber größere Scheiben bilden, auf denen dann spitze Stücke, Scherben und Stacheln stehen, welche gänzlich aus Zahnsubstanz gebildet sind. Genauer sind diese letzteren Formen noch nicht untersucht worden. Außer den angeführten Deckgebilden findet man noch bei fast allen Fischen besondere Kanäle in der Haut vor, welche mit der Schleimabsonderung im Zusammenhang stehen sollen und deßhalb die Schleimgänge genannt werden, wahrscheinlich aber eine ganz an- dere Bedeutung haben. Der Schleim, welcher die Oberfläche der Fische schlüpfrig macht, ist in Wahrheit nur die äußere Schicht ihrer im Wasser aufgeweichten Oberhaut, welche sich ganz so verhält, wie die Oberhautschicht unserer Zunge oder der inneren Darmhaut. Die so- genannten Schleimgänge selbst bestehen aus einem seitlichen Kanale, der meistens in der ganzen Länge des Körpers sich hinzieht, von einer faserigen, sehr dünnen Schleimhaut ausgekleidet ist und eine Menge kleiner Kanälchen absendet, welche durch besondere Schuppen nach außen münden. Die aufeinander folgende Reihe dieser Schuppen bildet die sogenannte Seitenlinie , die sich bei den meisten Fischen außen am Rumpfe erkennen läßt und vielfachen, zur Charakteristik der Gattungen und Arten sehr brauchbaren Verschiedenheiten unterliegt. Gegen den Kopf hin steht dieser Seitenkanal meistens mit besonderen Röhren in Verbindung, die gewöhnlich in den äußeren Schädelknochen oder in eigenen Knochenröhren eingeschlossen sind und mehr oder minder weit an dem ganzen Kopfe sich verbreiten. Es gehen diese Röhren von besonderen Blindsäcken aus, die an ihrem Grunde stets Nerven erhalten, welche sehr eigenthümliche Geflechte bilden, die den Ausbreitungen der Hörnerven in den Ampullen der halbzirkelförmigen Kanäle gleichen und so auf die Vermuthung leiten, daß man es hier eher mit einem eigenthümlichen Sinnesorgane zu thun habe. Bei den quermäuligen Knochenfischen sind diese Kanäle des Kopfes und ihre knospenartigen, nervenreichen Anfänge besonders stark entwickelt und mit einer gallertartigen Sulze erfüllt, welche auch nicht die mindeste Aehnlichkeit mit dem Schleime hat, der die Oberfläche der Haut überzieht. Fig. 957. Skelett des Barsches (Perca fluviatilis) in den Schattenriß des Fisches eingezeichnet. Man unterscheidet besonders die Augenhöhle, von unten her durch den Joch- beinbogen begränzt, den Kiemendeckelapparat, die verschiedenen Flossen mit den stacheligen Trägern der Strahlen und am Anfange der Bauchhöhle die auf den Rippen aufsitzenden Fleischgräten. Das Skelett der Fische verdient schon um deßwillen eine ganz besondere Berücksichtigung, weil hier dieser wesentliche Charakter der Wirbelthiere in seiner ursprünglichen Einfachheit auftritt und wir ebensowohl bei den erwachsenen Typen, als auch bei den Embryonen der höheren Fische die einzelnen Entwickelungsstufen des Skelettes von seiner Urform an zu verwickelteren Gestalten verfolgen können. In der That läßt sich wohl nirgends so deutlich als hier, die vollständige Uebereinstimmung der embryonalen Bildungen mit den bei den niede- ren Typen entwickelten Formgestaltungen nachweisen und diese Ueber- einstimmung ist so auffallend, daß man fast genöthigt wäre, mit den- selben Worten die Beschreibung der Entwickelung des Skelettes beim Embryo und bei den einzelnen Familien zu wiederholen. Die niedrigste Form der Wirbelbildung, die wir überhaupt fin- den, ist bei dem Lanzettfischen (Amphioxus) hergestellt. Hier Fig. 958. Das Lanzettfischchen (Amphioxus lanceolatus) , von der Seite gesehen. a Rückensaite (Chorda). b Mund. c Kiemenschlauch. d Leber-Blinddarm. e Bauchhöhlenöffnung (porus abdominalis). f After. g Schwanzflosse. h Cen- tralnervensystem, vorn mit dem punktförmigen Auge und der becherförmigen Nase. findet sich nur ein Axenstrang, eine Wirbelsaite von knorpelig zelliger Struktur, die sich von einem Ende des Körpers bis zum andern in gerader Linie erstreckt, vorn und hinten zugespitzt endet und von einer Scheide umgeben ist, die sich nach oben zu einer häutigen Hülle für das durchaus strangförmige Centralnervensystem fortsetzt. Die Scheide dieser Wirbelsaite, sowie das von ihr ausgehende Hauptrohr, welches das Nervensystem umhüllt, entbehren jeglicher festen Bildung und das ganze Skelett besteht demnach ebenso, wie bei der ersten Anlage im Embryo, nur aus der Wirbelsaite mit ihren häutigen Hüllen. Ein wahrhafter Schädel existirt bei dem Lanzettfische gar nicht, indem die Wirbelsaite bis an das äußerste Ende der Körperspitze reicht und ihre Scheide nirgends eine seitliche Ausbreitung oder das Nervenrohr eine bedeutendere Erweiterung zeigt. Durch diese Ausbildung eines Schädels , welcher die stärkere Anschwellung des Gehirnes einschließt und in dessen hinterem Theile das vordere Ende der Wirbelsaite ein- gepflanzt ist, etwa wie der Stiel in dem Eisen eines Grabscheites, unterscheidet sich die bei den Rundmäulern , wozu die Neunaugen und Querder gehören, ausgeprägte Bildung. Hier existirt an der Stelle einer Wirbelsäule ebenfalls nur eine halb faserige, halb zellige Wirbelsaite von sehniger Hülle umgeben, die sich nach oben in ein Nervenrohr, nach unten in einen zweiten häutigen Kanal fort- setzt, welcher die großen Körpergefäße umschließt. Bei den eigentlichen Neunaugen entwickeln sich in dem häutigen Rohre, welches die Nervenmasse umschließt, einander gegenüberstehende paarige, knorpelige Leisten, die ersten Andeutungen der oberen Bogenfortsätze der Wirbel. Man sieht also, daß die Bogen- fortsätze, welche den häutigen Röhren aufliegen, sich vor den Wirbelkörpern, zu denen sie gehören, entwickeln, eine Aufeinander- folge, die auch bei dem Embryo gültig ist. Diese Bogen bilden sich rasch aus; bei den Stören und bei vielen fossilen Fischen findet sich noch keine Spur eines Wirbelkörpers vor, sondern nur eine durch- gehende, strangförmige Wirbelsaite und dennoch wölben sich obere, wie untere Bogenstücke vollständig in der Form von Spitzbogen zu- sammen und über diese Wölbung stellen sich in der Rückengegend ein- fache knorpelige Dornfortsätze, während an dem Bauche sich Rippen ausbilden, welche die Eingeweide umfassen. Bei den Seekatzen (Chi- maera) endlich beginnt die Bildung der Wirbel und zwar in Form von ringförmigen Platten, die in der äußeren Schicht des Wirbel- saitenstranges entstehen und deren mehrere auf je ein knorpeliges Bogenstück gehen. Man sieht deutlich, wie auf dieser strahlig verhärteten Ringschicht, welche den innerlich hohlen Knorpelstrang der Wirbelsaite einschließt, oben wie unten zapfenartige Knorpelstücke sitzen, von denen die unteren sich nur in der Schwanzgegend, die oberen dagegen in der ganzen Länge zusammenwölben und durch obere Schaltstücke, den Darmfortsätzen entsprechend, mit einander verbunden werden. Statt äußerer Verhärtungen knorpeliger oder knöcherner Natur zeigt sich bei manchen Haien (Notidanus) die Wirbelsaite durch häutige mitten durchbrochene Scheidewände, deren jede der Mitte eines Wirbelkörpers entsprechen würde, innerlich abgetheilt. Bei allen übrigen Fischen endlich tritt eine mehr oder minder vollständige Verknöcherung ein, so daß statt einer Wirbelsaite eine Reihe von Wirbelkörpern hinter einander liegt, die gewöhnlich eine cylindrische Gestalt haben und häufig in der Mitte zusammengedrückt sind. In diese Wirbelkörper, die bei den Knorpelfischen nur netzförmig verknöchern, erscheinen mei- stens die oberen und unteren Bogenfortsätze zapfenartig eingesenkt, so daß sie sich nicht selten mit Leichtigkeit trennen lassen. Die Wirbel- körper selbst sind bei den meisten Fischen vorn wie hinten in der Weise kegelförmig ausgehöhlt, daß die Spitzen dieser Höhlungen in der Mitte der Wirbelaxe zusammentreffen und hier durch ein kleines Loch mit einander verbunden sind. Die Wirbelkörper berühren einander demnach nur mit ihrem äußeren Rande und lassen doppelkegelförmige Höhlungen übrig, welche mit einer gallertartigen Sulze, dem Reste der ursprünglichen Wirbelsaite, ausgefüllt sind. Nur ein einziger von allen bis jetzt bekannten Fischen, der Knochenhecht (Lepidosteus) , erhebt sich über diese Bildung, indem bei ihm Wirbelkörper vorkom- men, die vorn einen Gelenkkopf und hinten eine runde Gelenkhöhle besitzen. Auf diesen Wirbelkörpern, die bald knorpelig, bald mehr oder minder verknöchert sind, stehen die oberen oder Nervenbogen, welche meistens über dem Rückenmarke zu einem einfachen Dornfort- satze verschmelzen, dessen Basis zuweilen noch einmal auseinander weicht, um ein faseriges Längsband zu bilden. Meist gehen von der Basis dieser oberen Bogen noch eigene schiefe Fortsätze oder Gelenk- fortsätze aus, welche nach hinten und vorn mit den entsprechenden Fortsätzen der anstoßenden Wirbel artikuliren. Die unteren Bogen- stücke sind in der Bauchgegend gewöhnlich nach außen gerichtet und stoßen in dieser Gegend in der Mittellinie nur selten zusammen, um einen Kanal für die Aorta und die Hohlvene zu bilden; dagegen tragen diese mehr nach außen gerichteten unteren Bogen, welche man auch die Blut- bogen nennen könnte, die die Bauchhöhle umfassenden Rippen. Weiter nach hinten, gegen die Schwanzgegend hin treten diese Bogenstücke in der Mitte zu einem Kanale für die Gefäße zusammen, obgleich sie dort noch häufig Rippen tragen, und in dem Schwanze selbst vereinigen sie sich meistens zu einem langen Dornfortsatze, so daß hier ihre Bildung vollkommen derjenigen der oberen Bogen entspricht. Die Rippen, welche zuweilen sehr stark sind, in andern Fällen gänzlich fehlen, ver- einigen sich niemals in ein eigentliches Brustbein, sondern endigen stets frei im Fleische. Zuweilen, wie bei den Häringen, ist freilich das Brustbein durch eine starke Reihe scharfer gekielter Schuppen an- gedeutet, mit denen die Rippen durch Sehnenbänder verbunden sind. Außer diesen auch sonst bei den übrigen Wirbelthieren vorkommenden Bildungen finden sich bei vielen Fischen noch besondere knochige Sta- cheln oder Fleischgräten, welche sich in den Sehnenblättern bilden, die man an den Massen der Seitenmuskeln beobachtet. Zuweilen werden diese Fleischgräten so ausnehmend stark, daß man sie selbst mit den Rippen verwechseln kann, mit denen sie gewöhnlich in mehr oder minder genauer Verbindung stehen. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient auch in systematischer Hin- sicht das hintere Ende der Wirbelsaite und seine Beziehung zu der Schwanzflosse . Bei den niedersten Knorpelfischen endet die Wirbelsaite einfach zugespitzt im Fleische, der Mitte der Schwanzflosse gegenüber, eine Bildung, die auch in frühester Zeit bei den Embryonen vor- kommt; bei den meisten übrigen Knorpelfischen dagegen, sowie bei Fig. 959. Palaeoniscus mit heterocerker, Fig. 960. Dapedius mit homocerker Schwanzflosse. vielen Ganoiden, hebt sich das hintere Ende der Wirbelsäule in die Höhe, einen flachen Bogen bildend, dessen Convexität nach unten ge- wendet ist, und setzt sich so in den oberen Lappen der Schwanzflosse fort, deren Kante sie oft in ihrer ganzen Ausdehnung bildet. Die Flossenstrahlen, die nichtsdestoweniger oft eine sichelförmige Flosse her- stellen, setzen sich dann nur auf der unteren Seite dieses erhobenen Lappens fest. Man hat solche Flossen, die sich auch beim Embryo zu einer gewissen Zeit finden, heterocerke genannt und bemerkt, daß sie namentlich in den älteren Schichten bis zum Jura fast aus- schließlich vorkommen. Allmählig indeß sinkt diese Bildung zurück, das Ende der Wirbelsäule bleibt zwar noch erhoben, aber es setzt sich schon ein Flossenbart an seiner oberen Fläche fest, der allmählig zu- nimmt, während zugleich der aufwärts gekrümmte Theil der Wirbel- säule stets mehr und mehr zurücksinkt und endlich der Schwanz äußer- lich vollkommen abgerundet, der Mitte der Schwanzflosse gegenüber endet, von deren Flossenstrahlen ebensoviele auf seiner oberen oder unteren Kante befestigt sind. Solche Flossen, die bei den meisten Knochenfischen vorkommen, hat man homocerke genannt; untersucht man aber die Struktur des Skelettes, so findet man, daß bei vielen Fischen nichtsdestoweniger eine Andeutung der früheren Bildung zu- rückbleibt, indem die letzten Schwanzwirbel sich bogenförmig aufwärts krümmen und meistens noch in einen aufgerichteten, kurzen Faserstrang übergehen, der ein Rest der Wirbelsaite ist. Die unteren Dornfortsätze die- aufgebogenen Wirbel stehen dann mehr oder minder horizontal nach hinten und verwachsen zu einer breiten Platte, an welcher die Strah- len der homocerken Flosse befestigt sind, die demnach dennoch eigent- lich auf den unteren Dornfortsätzen der aufgebogenen Wirbel stehen und somit den Strahlen der heterocerken Schwanzflossen analog ein- gepflanzt sind. Der Schädel der Fische zeigt durchaus dieselbe Wiederholung embryonaler Entwickelung, die wir auch bei der Wirbelsäule beobach- teten. Er ist zuerst bestimmt, eine Kapsel für das stärker aufgewulstete Hirn und für die spezifischen Sinnesorgane bes Kopfes zu bilden und schon in der ersten Stufe, wo sich eine solche Erweiterung zeigt, gewahren wir auch verknorpelte Theile, die sich zuerst auf der Basis entwickeln, allmählig aber nach oben sich zuwölben und so zuletzt eine vollständige ganz oder bis auf wenige Lücken geschlossene Kapsel bil- den. Der allgemeine Typus, der sich bei den Rundmäulern aus- gebildet findet, ist dieser. Die Wirbelsaite endigt mehr oder minder zugespitzt in einer Knorpelmasse, auf welcher der hintere Theil des Gehirnes ruht und die zu beiden Seiten zwei feste Blasen bildet, in denen die Ohrlabyrinthe eingeschlossen sind. Nach vorn setzt sich diese Knorpelmasse, welche nur eine Erweiterung der Scheide der Chorda ist, in zwei mehr oder minder leierförmig gebogene Knorpelleisten Fig. 961. Fig. 962. Fig. 963. Schädel des Querders (Ammocoetes branchialis) . Fig. 961. Von der Seite. Fig. 962. Von unten. Fig. 963. Der Länge nach durchschnitten, um die Höhlungen zu zeigen. A Lippenknorpel. B Nasen- kapfel. C Hirnkapfel. D Ohrbläschen. E Wirbelsaite. F Schädelleisten. G Gaumenplatte. fort, welche unter dem Vorderhirne zusammenstoßen und einen mitt- leren Raum umschließen, der in den ersten Anfängen nur von Haut umschlossen ist und auf dem der Hirnanhang ruht. Dieser Raum Fig. 964. wird von unten her bei weiterer Entwickelung durch eine Platte ge- schlossen, die gewöhnlich eine Löf- felförmige Gestalt hat und die, weil sie die Decke der Mundhöhle an dieser Stelle bildet, die Gaumen- platte genannt werden kann. Die Seitentheile und die Decke des in dieser einfachen Weise constituirten Schädels sind anfangs noch häutig, verknorpeln aber nach und nach, während sich, wie bei den Lampre- ten, neue Bildungen hinzugesellen. Nach außen von den seitlichen Schädel- leisten zeigen sich nämlich zwei handha- benförmig gekrümmte, von den seitli- chen Schädelleisten abgehende Knor- Fig. 966. Schädel der Lamprete (Petromyzon) . Fig. 964. Von der Seite. Fig. 965. Von unten. Fig. 966. Der Länge nach durchschnitten. Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung, wie bei den vo- rigen Figuren. H Gaumenbogen. I Zungenbogen. K Obere knorpelige Wir- belbogenstücke. pelbogen, welche die ersten Rudimente des Gaumenbogens bilden. Hinter diesen Gaumenbogen treten noch andere Knorpelbogen hervor, die mehr oder minder beweglich mit dem Schädel verbunden sind, nach unten sich herumbigend in die Zunge eingehen und so die erste Spur des Zungenbogens bilden. So zeigt sich also auf dieser letz- ten Stufe der Schädel zusammengesetzt aus einer oben häutigen, seitlich verknorpelten Kapsel für das Gehirn, der Fortsetzung des häutigen, mit knorpeligen Bogen belegten Rückenmarkrohres, an welche sich nach vorn ein knorpeliges Nasenrohr anschließt. Diese Kapsel ruht auf einer Basis, die hinten aus der Spitze der Wirbelsaite und einer hinteren Knorpelplatte mit seitlichen Ohrblasen gebildet wird. Nach vorn setzt sich diese hintere Platte in vier Knorpelleisten fort: zwei innere, die seitlichen Schädelleisten, den Raum umschließend, in welchem der Hirnanhang (Hypophysis cerebri) ruht, und zwei äußere, die Gaumenleisten, die alle vorn in einer Knorpelmasse zusammenfließen. Nach vorn lehnt sich an diesen Schädel das bei den Rundmäulern sehr ausgebildete System der Lippenknorpel, nach hinten der Zungen- bogen, der bei den Fischen besonders wegen der zu ihm gehörigen Kiemenbogen eine ausgezeichnete Bedeutung erhält. Fig. 967. Fig. 968. Fig. 967 u. 968. Kopfskelett der Seekatze (Chimaera monstrosa) . Der hintere Theil der Wirbelsäule ist der Länge nach halbirt, um das Innere des Nervenrohres und der Chorda zu zeigen. Die kleine Figur 968 stellt einen Querschnitt der Wirbelsäule in der Rückengegend dar. a Knorpel- stab der Schnauze, dem System der Lippenknorpel angehörig. b Lippenknorpel. c Zahnplatten. d Unterkiefer. e Kiemendeckel. f Handwurzel. g Mittelhand. h Schultergürtel. i Augenhöhle. k Sehnige Haut, den vorderen Theil des Hirns l einschließend; sie ist links weggenommen. m Tragknorpel der Rücken- flosse. n Stachel. o Flossenträger derselben. p Chorda. q Obere Schalt- stücke. r Seitenstücke. s Untere Schaltstücke am Nervenrohre. t Untere Bo- genstücke. u Durchschnitt des Rückenmarkes. Der eigentliche Schädel oder die Schädelkapsel , von dem wir im Verfolge zunächst handeln, zeigt sich bei den Quermäu- lern , die einen weiteren Fortschritt erkennen lassen, als eine einfache Knorpelkapsel, an deren Boden man keine Spur von einer Gaumenplatte, noch von der Endigung der Wirbelsaite findet; — nur eine unbedeutende Verdickung zeigt die ursprüngliche Existenz der seitlichen Schädelleisten an. An ihrem hinteren Ende zeigt diese Schä- delkapsel seitliche, meist ganz abgeschlossene Räume für das Gehör- organ; mitten läuft sie in becherförmige Ausbreitung zum Schutze der Augen fort und nach vorn endigt sie in zwei von dem Gehirnraume abgeschlossene Nasenkapseln. Am Hinterhaupte befindet sich ein Gelenk zur Verbindung mit der Wirbelsaite bei den Seekatzen, oder mit dem ersten Halswirbel bei den Haifischen und Rochen. Nirgends zeigt sich eine Spur jener Deckplatten, deren erstes Ru- diment wir in der Gaumenplatte fanden, und der Zungenbogen ist, wie von nun an immer, an dem Schädel nur aufgehängt, nicht aber mit ihm verwachsen, wie dies bei den Neunaugen der Fall war. Fig. 969. Kopfskelett des Sterlets (Accipenser ruthenus) . a Hautknochen, welche Kopf und Schnauze einhüllen. b Nasengrube. c Augenhöhle. d Gaumen und Oberkiefer. e Unterkiefer. f Aufhängebogen des Kiefer- und Zungenapparates. g Kiemendeckel. h Schultergürtel. i Brust- flosse. k Rippen. l Untere Bogenstücke. m Chorda. n Rückenmarksrohr. o Obere Bogenstücke. p Dornfortsätze. Um so ausgezeichneter tritt das System der Deckplatten in der nächsten Stufe auf, die wir bei den Stören ausgebildet finden. Der ganze Schädel besteht hier auch noch aus einer Knorpelkapsel, in deren Basis sich die Wirbelsaite bis weit nach vorn gegen den Augenraum hin fortsetzt, ohne daß ein Gelenk in der Hinterhauptsgegend vorhan- den wäre. Dieser Schädel ist aber von oben sowohl, wie von unten mit knöchernen Deckplatten belegt, welche eine förmliche Hülle um den- selben bilden, die nur seitlich, wo der Kiefer-, Gaumen- und Zungen- apparat angehängt ist, eine Lücke lassen. Indessen gehören die oberen Deckplatten nicht jenem scharf bestimmten Systeme an, das bei den übrigen Knochenfischen ausgebildet ist und den Schädel bildet, sondern es sind bloße Hautknochen, vollkommen ähnlich denjenigen, welche auch auf dem Rumpfe entwickelt sind, deren Zahl und Gestalt sogar von einer und der anderen Art wechselt. Auf der Unterfläche des Schädels findet sich nur eine einzige knöcherne Platte, die sich sogar nach hinten über den Raum erstreckt, welcher den ersten Halswirbeln entspricht. Bei den sämmtlichen Knochenfischen nun lassen sich deutlich die allmäligen Fortschritte der Verknöcherung des Schädels darthun. Fast bei allen existirt unter den Knochen, die sich zu einer mehr oder minder vollständigen Kapsel zusammenlegen, eine knorpelige Grundlage, die ebenfalls eine Hülle um das Gehirn bildet und als die ursprüng- liche Schädelkapsel, als der Ur- oder Primordialschädel angesehen werden muß. Unter unseren gewöhnlichen Süßwasserfischen sind es vorzüglich die Forellen und der Hecht, bei welchen diese knorpelige Schädelgrundlage in größter Ausbildung während des ganzen Lebens entwickelt bleibt, so daß man an einem gekochten Kopfe die größte Zahl der Schädelknochen abnehmen kann, ohne das Gehirn anders als stellenweise bloszulegen, indem es fast überall von der inneren knorpeligen Kapsel des Urschädels umschlossen bleibt. Es ist sehr wohl in das Auge zu fassen, daß diejenigen Schädelknochen, welche wir mit dem Namen der Deckplatten bezeichnen, sich durchaus nicht aus diesem ursprünglichen Knorpel entwickeln, sondern aus häutigen Grundlagen, die niemals vorher in Knorpel übergehen und daß die Deckplatten nur durch ihr Wachsthum die ursprüngliche Knorpelkapsel verdrängen; bei den Barschen ist dieß schon mehr der Fall, als bei den Hechten; bei den Weißfischen erhalten die Knochenbildungen durchaus das Ueber- gewicht und bei den Aalen ist die ursprüngliche Knorpelkapsel durch- aus verschwunden im erwachsenen Zustande und gänzlich durch die Knochen verdrängt. Die Knochen aber, welche den Schädel, so wie das sonstige Kopfskelett zusammensetzen, sind trotz äußerst verschiedener Formen stets nach demselben Grundplane gebaut und entsprechen den Schädelknochen der höheren Wirbelthiere, bei denen sie sich auf analoge Art bilden, wenn gleich die knorpelige Schädelgrundlage bei diesen stets nur im embryonalen Zustande vorhanden ist. Der hintere Theil des Schädels, der das Gelenk mit der Wirbel- säule herstellt, wird von einer Anzahl Knochen gebildet, die durch Fig. 970. Fig. 971. Fig. 970. Der Schädel des Hechtes (Esox lucius) von unten. Fig. 971. Derselbe von oben. ihre Zusammensetzung vollkommen das Bild eines Wirbels mit sei- nem Körper, seinen Bo- genstücken, welche das Mark überwölben, und seinem Dornfortsatze wie- derholt. In der That ist diese Hinterhaupts- gegend aus einem Grund- knochen gebildet, der auf seiner hinteren Fläche dieselbe kegelförmige Höh- lung zeigt, wie ein Wir- belkörper und den man den Hinterhauptskörper (Os basilare 5) Bei allen Figuren dieses Bandes, welche sich auf das Skelett des Kopfes be- ziehen, sind zu der Bezeichnung der einzelnen Knochen stets dieselben Zahlen gewählt worden, so daß überall eine Vergleichung möglich ist. Diese Zahlen sind hier neben den Namen im Texte angeführt — wir geben indeß hier noch ein Verzeichniß sämmt- licher Knochen nebst den ihnen zukommenden Zahlen, um die Uebersicht zu erleichtern. In dem großen Fischwerke von Cuvier und Valenciennes, in dem Werke über die fossilen Fische von Agassiz, in der Anatomie der Forellen von Agassiz und mir sind stets identische Zahlen zur Bezeichnung derselben Knochen gebraucht worden. 1. Stirnbein. Frontale . 2. Vorderes Stirnbein. Frontale anterius . 3. Nasenbein. Nasale . 4. Hinteres Stirnbein. Frontale posterius . 5. Hinterhauptsbein. Basilare . 6. Keilbein. Sphenoideum . 7. Scheitelbein. Parietale . 8. Oberes Hinterhauptsbein. Occipitale superius . 9. Aeußeres Hinterhauptsbein. Occipitale exterum . 10. Seitliches Hinterhauptsbein. Occipitale laterale . 11. Großer Keilbeinflügel. Ala magna Sphenoidei . 12. Schläfenschuppe. Temporale . 13. Felsenbein. Petrosum . 14. Kleiner Keilbeinflügel. Ala parva Sphenoidei . 15. Siebbein. Ethmoideum . 16. Pflugscharbein. Vomer . 17. Zwischenkiefer. Intermaxillare . 18. Oberkiefer. Maxillare . ) genannt hat. Auf diesem Körper ruhen die beiden Bogenstücke, die seitlichen Hinter- hauptsbeine (Occipitalia lateralia 10), welche das verlängerte Mark umfassen und deren Schluß nach oben durch einen meist kammartig entwickelten Knochen, die Hinterhauptsschuppe (Occipitale supe- rius 8) gebildet wird. Zwischen diese Schuppe und die Seitenstücke schieben sich meist noch zwei Schaltstücke, die äußeren Hinter- hauptsbeine (Occipitalia externa 9) ein. Diese Knochen bilden sich sämmtlich durch Verknöcherung des ursprünglichen Schädelknorpels aus und stellen, wie schon bemerkt, einen vollständigen Wirbel, den Hinterhauptswirbel, dar. In Gestalt eines zweiten unvollständigen, unentwickelten Wirbels zeigen sich diejenigen Knochen, welche weiter nach vorn durch Verknö- cherung der seitlichen Schädelleisten entstanden sind. Als Theile dieses sogenannten Keilbeinwirbels stellen sich zwei Knochen dar, welche mit ihrem hinteren Rande an die Knochen des Hinterhauptes anstoßen, nach unten in der Mitte zusammentreten und meistens einen bedeuten- den Antheil an der Bergung des Gehörorganes nehmen. Diese Knochen sind die großen Keilbeinflügel (alae magnae ossis sphenoïdei 11), an die sich nach vornen noch zwei andere Knochen anschließen, die meistens den Grund der Augenhöhle bilden und die kleinen Keil- beinflügel (Alae parvae sive Alae orbitales 14) genannt werden. 19. Jochbein. Jugale . 20. Nasenflügel. Supranasale . 21. Oberschläfenbein. Supratemporale . 22. Gaumenbein. Palatinum . 23. Zitzenbein. Mastoideum . 24. Querbein. Transversum . 25. Flügelbein. Pterygoideum . 26. Quadratbein. Quadratum . 27. Paukenbein. Tympanicum . 28. Kiemendeckel. Operculum . 29. Griffelbein. Styloideum . 30. Vorderdeckel. Praeoperculum . 31. Hammerbein. Tympano-malleale . 32. Unterdeckel. Suboperculum . 33. Zwischendeckel. Interoperculum . 34. Zahnstück 35. Gelenkstück 36. Eckstück des Unterkiefers. Dentale Articulare Angulare maxillae inferioris . 37. Zungenbeinhorn. Cornu hyoidei . 43. Kiemenhautstrahlen. Radii branchiostegi . Fig. 972. Der Schädel des Hechtes der Länge nach senkrecht durchschnitten. Die knorpelig bleibenden Theile sind hier, wie bei den vorigen Figuren, durch senkrechte Strichelung bezeichnet. Vielleicht kann man diese letzteren beiden Knochen, welche den vorderen Schluß der Hirnkapsel gegen die Augenhöhle hin bewirken, auch als Theile des vordersten Schädelwirbels betrachten, welcher sonst nur durch ein einziges, oft fehlendes Knöchelchen repräsentirt wird, das aus dem vorderen Vereinigungspunkte der knorpeligen Schädelleisten sich bildet und das man das hintere Siebbein (Ethmoideum poste- rius 15) nennen kann. Oeffnet man den Schädel, so findet sich nur bei einigen wenigen Fischen ein kleines Knöchelchen im Inneren, wel- ches zur speziellen Umhüllung des Gehörorganes sich anschickt und das man als Felsenbein (Os petrosum 13) bezeichnen muß. Bei den meisten sind die sämmtlichen Höhlen für das Gehörorgan je nach der Größe des letzteren mehr oder minder in allen seitlichen Schädelknochen angebracht. Nur die bis hierher angeführten Knochen bilden sich durch direkte Verknöcherung aus der ursprünglichen knorpeligen Schädelkapsel, aus dem Primordialschädel, und gehören deßhalb auch in Wahrheit zu dem Wirbelsysteme. Es haben sich viele und heftige Streitigkeiten über die im Beginne unseres Jahrhunderts auftauchende, hauptsächlich von den Naturphilosophen ausgehende Ansicht entwickelt, wonach die sämmtlichen Knochen des Schädels nur mehr oder minder zerlegte Theile von ursprünglichen Wirbeln sein sollten. Man glaubte einen durchaus gemeinsamen Plan für den Kopfbau aller Wirbelthiere her- stellen und alle Knochen, die man nur irgend vorfand, in den Wirbel- typus hineinzwängen zu können, so daß man in den Kiefer- und Kiemenbogen bald Rippen, bald besondere Ausstrahlungen, den Glied- massen ähnlich, sehen wollte und in dem Schädel selbst bald mehr, bald weniger vollständige Wirbel herauszudeuten sich bemühte. Die allgemeine Ansicht geht jetzt ohne Zweifel dahin, daß viele Knochen existiren, welche mit dem Wirbelsysteme durchaus nichts gemein haben, daß manche unter diesen festen Skelettheilen sogar nur einzelnen Grup- pen der Wirbelthiere zukommen, anderen aber durchaus fehlen, wie die Vogt. Zoologische Briefe. II. 4 Lippenknorpel oder die Schleimröhrenknochen, und daß es demnach auch gar nicht auffallend sein kann, wenn selbst die nach gemeinsamem Plane angeordneten Schädelknochen nur in so weit Theile von Wirbeln darstellen, als sie aus der ursprünglichen Knorpelanlage des Schädels entstanden sind, während die Deckplatten dem Wirbeltypus gänzlich fremd bleiben. Zu diesen letzteren Deckplatten gehören nun folgende Knochen: Auf der unteren Fläche des Schädels zeigen sich bei allen Knochen- fischen nur zwei unpaare Deckplatten von mehr oder minder länglicher Gestalt, hinten das Keilbein (Os sphenoïdeum 6) , weiter nach vorn das Pflugschaarbein (Vomer 16) , letzteres sehr häufig, ersteres nur sehr selten mit Zähnen besetzt, welche in der Mitte des Gaumen- gewölbes vorragen. Da die Keilbeinflügel und der Hinterhauptskörper, an welche sich das Keilbein von unten her anlegt, meist an ihrer un- teren Fläche etwas ausgehöhlt sind, so wird hierdurch ein Kanal, der untere Schädelkanal gebildet, der durch die Deckplatte gegen das Gaumengewölbe hin, durch die Keilbeinflügel gegen die Hirnhöhle hin abgeschlossen ist und in welchem die geraden Augenmuskeln entspringen. Die obere Decke des Schädels wird dagegen meistens von fünf Kno- chen gebildet, vier paarigen und einem unpaaren. Hinten auf dem Kopfe zu beiden Seiten der Hinterhauptsschuppe zeigen sich die beiden Scheitelbeine (Ossa parietalia 7) , die meistens nur einen unbedeu- tenden Antheil an dem Schädeldache nehmen und nur selten einander in der Mittellinie berühren. Um so größer sind gewöhnlich die beiden Stirnbeine (Frontalia 1) , die in der Mittellinie zusammenstoßen und den hauptsächlichsten Theil des Schädeldaches bedecken. An diese Stirnbeine schließen sich meist zwei Paare von Knochen an, welche die vordere und hintere Ecke der Augenhöhle bilden und die man als vorderes Stirnbein (Frontale anterius 2) und als hinteres (Frontale posterius 4) bezeichnet hat. Ganz nach vorn als Deckplatte der Schnauze findet sich endlich eine meist unpaare, nur selten in zwei Theile getheilte Platte, die auf einem Knorpel ruht, in der die Nasen- gruben sich befinden und die man das Nasenbein (Os nasale 3) nennt. Zur Vervollständigung des Schädels gehört endlich noch ein Knochen, welcher sich neben und außen an das Stirnbein und die Scheitelbeine anlegt und hauptsächlich die Bildung der Gelenkhöhle für den Gürtel des Unterkiefers übernimmt; — es trägt derselbe mei- stens zum Schlusse der Schädelkapsel gar nichts bei, sondern legt sich schuppenartig über die anderen Knochen herüber. Man hat ihn sehr verschieden gedeutet; wir nennen ihn die Schläfenschuppe (Os temporale 12) . Der durch die Vereinigung dieser verschiedenen Knochen gebildete Schädel zeigt sich nun als eine vollständige Kapsel, die das Gehirn und die Ohren gänzlich einhüllt, für Augen und Nase dagegen mehr oder minder tiefe Gruben zeigt. Gewöhnlich sind die Nasengruben vollständig getrennt und setzen sich nach hinten durch die knorpelige Masse, welche den Kern der Schnauze bildet, in zwei nur von den Geruchsnerven durchzogene Kanäle fort, welche sich in die meist großen Augenhöhlen öffnen. Diese sind meist in der Mitte nur durch eine häutige Scheidewand getrennt, so daß bei dem knöchernen Schädel sie in ein durchgehendes Loch zusammenfließen, welches oben von den Stirnbeinen, unten von dem Keilbeine gedeckt ist. Die Höhlen für die Gehörorgane sind theils in den seitlichen Knochen, theils in den Knor- peln ausgewirkt und zwar in der Weise, daß ein Theil davon sogar mit der Hirnhöhle zusammenfließt. Auf der Außenfläche des Schädels zeigen sich sehr wechselnde Gruben, Kämme und Leisten, deren Bildung oft für die einzelnen Gruppen und Familien sehr charakteristisch ist. Namentlich erhebt sich gewöhnlich auf der Mittellinie des Hinterhaupts ein mehr oder minder hoher, von dem oberen Hinterhauptsbeine ge- bildeter Kamm, der sich zuweilen über den ganzen Schädel wegzieht und oft noch von zwei seitlichen Kämmen begleitet wird, die durch tiefe Gruben getrennt sind. Als besondere Anhänge des Schädels zeigen sich noch zwei ver- schiedene Gruppen fester Theile, die Lippenknorpel bei den meisten Knorpelfischen und die Knochen der Schleimkanäle bei den meisten Knochenfischen. Erstere sind um so mehr entwickelt, je niedriger der Fisch steht; sie bilden daher bei den Rundmäulern den größten Theil des Schädelskelettes und namentlich die festen Stützen der Lippen und der Fühlfäden. Bei den Quermäulern sinken sie mehr und mehr zurück, namentlich bei den Rochen, während sie bei den Haien zuwei- len so stark entwickelt sind, daß man sie früher für die Oberkiefer selbst hielt und die eigentlichen zahntragenden Kiefer als Analoga der Gaumenbeine ansah. Als Schleimröhrenknochen stellen sich bei den meisten Knochenfischen besonders diejenigen Gebilde hin, welche man ziemlich allgemein als Jochbein (Os jugale 19) bezeichnet hat und die bei den meisten Knochenfischen sich in einem vollständigen Halbkreise um den unteren Rand der Augenhöhle herumziehen, ja bei einigen, den Panzerwangen, sogar sich so weit ausdehnen, daß sie nach 4* hinten mit dem Vorderdeckel verwachsen und so einen förmlichen Pan- zer für die Wange bilden. Zu diesen Knochen gesellen sich noch an- dere kleine Knöchelchen, die meistens hinten an dem Schädel an der Ecke der Zitzenbeine oder über der Augenhöhle, oder mehr vorn an der Nase liegen und die alle nur die Bedeutung haben, daß sie Röh- ren um die Schleimgänge des Kopfes bilden; obgleich diese auch noch von eigentlichen Schädelknochen beherbergt werden und namentlich die Schuppe des Schläfenbeines und das Stirnbein stets von dem Haupt- schleimgange, der hier und da Mündungen nach Außen zeigt, durch- zogen werden. Betrachtet man nun die übrigen gewöhnlich beweglich mit dem Schädel verbundenen Knochen des Kopfes, welche zusammen den Ge- Fig. 973. Kopfskelett des Hechtes, nach Wegnahme des Jochbogens, um die Gaumenbeine zu zeigen. Alle übrigen Knochen und Knorpel befinden sich in ihrer natürlichen Lage. sichtsantheil darstellen, so zeigt sich in der Aneinanderfügung derselben eine Reihe verschiedener Bogen, die alle nach unten herum zum Schlusse zu kommen suchen und so bald mehr, bald minder vollständige Ringe darstellen, die den Eingang der Verdauungshöhle umgrenzen. Durch vergleichende Untersuchungen des Embryos, wie der niederen Knorpel- fische läßt sich nachweisen, daß diese Bogen theilweise mit dem Schädel ursprünglich verwachsen sind und daß auch die hintereinander liegenden Bogen anfangs noch nicht so vollständig getrennt sich zeigen, als sie später sich darstellen. Die allmälige Ausbildung der Bogen läßt sich demnach hauptsächlich durch ihren mehr oder minder vollständigen Schluß, so wie besonders durch ihre stets zunehmende Trennung und Vereinzelung erkennen. Vor den übrigen Wirbelthieren zeichnet sich die knöcherne Grundlage des Gesichtes bei den Fischen eines Theiles dadurch aus, daß eine Menge von Knochen getrennt und in einzelne Stücke zerfallen sind, die bei den höheren Thieren zu einem einzigen Ganzen vereinigt sind und daß zugleich viele Knochen beweglich dem Gesichte angehören, welche bei den höheren Thieren entweder unbe- weglich oder selbst als integrirende Theile dem Schädel eingefügt und dort namentlich mit dem Schläfenbeine vereinigt sind. Als erste Hauptgruppe dieser Bogen stellt sich der Kiefergau- menapparat dar, der bei genauerer Betrachtung aus drei besonderen Bogen, dem Oberkieferbogen, dem Gaumenbogen, die beide nach unten hin unvollständig sind, und dem Unterkieferbogen besteht, welcher letz- tere zwar nach unten hin vollständig geschlossen, in seinem Aufhänge- theile gegen den Schädel zu aber mehr oder minder mit dem nächst- folgenden Bogen des Zungenbeines verwachsen ist. Der Kiefergaumen- Apparat ist wesentlich zum Ergreifen und Festhalten der Beute bestimmt und deßhalb meistens mit Zähnen besetzt. Ein eigentlicher Oberkieferbogen kömmt erst bei den Haien und Rochen vor, wo er aus einem einzigen zahntragenden Stücke besteht, welches durch Bänder und Muskeln beweglich an die Unterfläche des Schädels befestigt ist; bei den Rundmäulern ist der Oberkiefer gänzlich durch die Lippenknorpel ersetzt, und noch bei den Seekatzen (Chimaera) sind die Zahnplatten, die das obere Gewölbe der Mundhöhle bewaff- nen, unmittelbar an der Unterfläche des Schädels festgewachsen, so daß diese hier den fehlenden, zahntragenden Oberkiefer ersetzt. Bei den Haien und Rochen, wo das Maul so weit nach hinten auf der Bauchfläche angebracht ist, wird der vom Schädel getrennte Oberkiefer einfach mit dem Unterkiefer durch ein Gelenk verbunden und das Ge- lenk durch das obere Stück des Zungenbogens an dem Schädel auf- gehängt, während bei den Seekatzen der Unterkiefer noch unmittelbar an einem knorpeligen Fortsatze des Schädels articulirt. Bei den Stören ist ein durchaus beweglicher Kiefergaumenapparat hergestellt, der an einem einzigen Bogen aufgehängt ist, an den zugleich der Zungenbogen sich befestigt, weßhalb wir diese Einrichtung erst bei die- sen betrachten werden. Bei den gewöhnlichen Knochenfischen endlich ist die Einrichtung folgender Art: Der vordere Rand des Maules wird von dem Oberkieferbogen gebildet, der stets aus zwei Paaren von Knochen besteht, mehr nach innen aus den Zwischenkiefern (Ossa intermaxillaria 17) , nach außen und hinten dagegen von den eigentlichen Oberkiefern (Maxillaria superiora 18) . Nur selten sind die Zwischenkiefer miteinander oder mit dem Schädel verwachsen, meistens haben sie die Form eines Win- kelhakens, dessen äußerer Ast den Mundrand bildet und Zähne trägt, während der innere in einer Rinne der Schnauzenspitze eingelenkt ist. Bei den Fischen mit vorstreckbarem Maule, wie bei den Mäniden und Sonnenfischen, ist dieser innere Ast des Zwischenkiefers sehr lang und gleitet dann in seiner Rinne mit Leichtigkeit auf und nieder, wodurch das Maul röhrenförmig vorgeschnellt werden kann. Der äußere Ast bildet meist für sich ganz allein den Rand der Mundspalte, so daß der eigentliche Oberkiefer (Maxillare superius 18) hinter ihm im Fleische verborgen liegt und deßhalb auch von älteren Anatomen als Schnurr- bartbein (Os mystacis) bezeichnet wurde. Bei vielen Fischen, wie beim Hechte zum Beispiel, bildet der Oberkiefer zwar den hinteren Theil des Mundrandes, trägt aber keine Zähne und nur bei sehr wenigen ist das Verhältniß so, wie bei den Lachsen und Forellen, wo der zahntragende Oberkiefer sich an den Zwischenkiefer anfügt und die Mundspalte nach hinten zu fortsetzt. Zuweilen fehlt der Oberkiefer ganz, in anderen Fällen ist er sogar in zwei oder mehrere Stücke zerfallen. Fig. 974. Die beweglichen Gesichtsknochen (Kiefergaumenapparat) des Hechtes vom Schädel getrennt und von der inneren Seite her gezeichnet. Hinter dem Oberkieferbogen findet sich als Schutz des Gaumen- gewölbes eine aus mehreren Knochen gebildete Platte vor, welche nach hinten zu mit dem Aufhängebogen des Unterkiefers verwachsen und nach vorn gewöhnlich durch einen eigenen Fortsatz an dem Zwischen- kiefer und in der Mitte durch einen zweiten an dem Schädel unter der Augenhöhle befestigt ist. Es besteht dieser Bogen aus drei Kno- chen, dem Gaumenbeine (Os palatinum 22) , das dem Kiefer parallel läuft und meistens mit Zähnen besetzt ist, welche einen zweiten inneren Kreis hinter den Kieferzähnen bilden; aus dem Querbeine (Os transversum 24) , welches gewöhnlich den Gelenkfortsatz trägt, womit der Gaumenapparat dem Schädel an der Augenhöhle eingelenkt ist; und aus dem Flügelbeine (Os pterygoïdeum 25) , welches sich an die innere Seite des Suspensoriums des Unterkiefers anlegt und mit einem horizontalen Blatte den beweglichen Boden der Augenhöhle bildet, die es von der Mundhöhle abschließt. Bei den Quermäulern und den Stören sind alle diese Bogen auf ihren einfachen ursprüng- lichen Gehalt reducirt, indem sich bei den Haien und Rochen ein ein- ziger Oberkiefer zeigt, hinter dem eine quere, das Gaumendach bildende Platte liegt, welche als Flügelbein angesehen werden muß, da sich vor ihr bei einigen Rochen noch eine kleine Gaumenplatte findet; bei den Löffelstören wird der Gaumenbogen von einem einzigen Stücke gebil- det, welcher dem ebenfalls einfachen Oberkieferbogen platt aufliegt; und bei den eigentlichen Stören endlich findet sich hinter dem kleinen, aus zwei Stücken gebildeten Oberkieferbogen eine mit ihm verbundene Platte, welche das Dach des weit vorschiebbaren Maules bildet und schon aus den gewöhnlichen drei Stücken zusammengesetzt ist. Die beiden Unterkieferhälften sind nur sehr selten in der Mitte mit einander verwachsen, meistens aber unbeweglich durch Fasermasse oder Naht mit einander verbunden. Der Unterkiefer selbst, der ge- wöhnlich mit Zähnen bewaffnet ist, besteht stets aus mehreren Stücken, gewöhnlich aus dreien, häufig aus vieren, zuweilen selbst aus sechsen, wie bei den Krokodilen; unter diesen sind an dem Zahnstücke (Os dentale 34) allein die Zähne befestigt, so daß es für sich allein den unteren Mundrand bildet, während das Gelenkstück (Os articulare 35) hauptsächlich das Gelenk trägt, das nach hinten von dem Eckstücke (Os angulare 36) vervollständigt wird. Untersucht man den gesamm- ten Unterkiefer von innen, so sieht man, daß das Gelenk und Zahnstück nur eine Art nach außen gewölbten Blattes bilden, das innen rinnen- förmig ausgehöhlt ist und in dieser inneren Höhlung die Endbündel des Kaumuskels und einen Knorpelstreifen birgt, der stabförmig sich fast durch die ganze Länge des Unterkiefers erstreckt und dessen Anfang am Gelenke zuweilen zu einem eigenthümlichen Knöchelchen ausgebildet ist; — dieser Knorpel (M) ist der sogenannte Meckel’sche Knorpel , das Rudiment der unteren Hälfte des embryonalen Knorpelbogens, um welchen sich die Stücke des Unterkiefers in ähnlicher Weise als Deckplatten gebildet haben, wie die Deckplatten am Schädel um die ursprüngliche Schädelkapsel. Das Unterkiefergelenk gestattet fast immer nur eine einfache He- belbewegung von unten nach oben und wird von einer Art Flügelthür unter sich unbeweglicher Knochen getragen, die mit dem Gaumenbogen zusammen fest verbunden, von beiden Seiten her die Mund- und Ra- chenhöhle begrenzen und deren Erweiterung und Verengerung möglich machen. Diese ganze Flügelthür, auf deren Außenseite sich die Kau- muskeln festsetzen, ist gewöhnlich an drei Stellen eng mit dem Schädel eingelenkt, nämlich vorn an der Schnauzenspitze durch das Gaumen- bein, in der Mitte durch den Fortsatz des Querbeines an dem vorderen Rande der Augenhöhle und hinten an dem Kamme der Schläfenschuppe durch das hier beweglich gewordene Zitzenbein. Dieses Zitzenbein (Os mastoïdeum 23) ist gewöhnlich in seiner unteren Hälfte gespalten und bildet hierdurch zwei Arme, von welchen der eine mehr dem Zun- genbogen, der andere dem Unterkieferbogen zugewandt ist. Nach vorn setzt sich an diesen Knochen eine Platte, welche den Raum zwischen ihm und dem Flügel- und Gaumenbeine einnimmt und die man den Paukenknochen (Os tympanicum 27) nennen kann; nach vorn und unten setzen sich dann an das Zitzenbein noch zwei Knochen fest, ein kleinerer, meist von griffelförmiger Gestalt, der Hammerknochen (Tympano-malleale 31) , welcher aus der Verknöcherung des oberen Stückes des Meckel’schen Knorpels hervorgegangen ist, und das Qua- dratbein (Os quadratum 26) , welches das eigentliche Unterkiefer- gelenk für sich allein bildet und in dessen oberem Ausschnitte das Hammerbein gewöhnlich wie in einem Zapfen steckt. Bei den gewöhn- lichen Knochenfischen findet sich an der hinteren Seite des auf diese Weise von den angeführten Knochen gebildeten Flügels ein gewöhnlich halbmondförmiger Knochen, welcher meistens oben von der Einlenkung des Zitzenbeines an dem Schädel bis gegen das Unterkiefergelenk sich hin erstreckt und mit einem Falze an den Rand des Zitzenbeines, des Hammerbeines und des Quadratbeines eingelenkt ist. Dieser Knochen ist der Vorderdeckel (Praeoperculum 30) , ein für die Systematik sehr bedeutsamer Knochen, weil er mit seinem freien Rande meist hinten an der Wange hervorsteht und hier oft besondere Vorsprünge, Zähne- lungen und Stacheln zeigt, die bei Familien, Gattungen und Arten eine große Beständigkeit wahrnehmen lassen. Bei den Welsen und überhaupt bei denjenigen Familien, wo das Gerüste, welches den Un- terkiefer- und Zungenbogen trägt, noch nicht vollständig getrennt ist, zeigt sich dieser Vorderdeckel mit einem mehr oder minder bedeutenden Flügel seines inneren Randes zwischen das Zitzenbein und das Qua- dratbein eingeschoben, eine Bildung, die insofern Bedeutung hat, als sie zeigt, daß dieser eingeschobene Fortsatz nichts anderes ist, als das noch ungetrennte Hammerbein, welches bei weiterer Spaltung des Unterkiefer- und Zungenbogens bei den Knochenfischen sich gänzlich los löset. Der Vorderdeckel ist meist in seiner ganzen Länge durch einen Hauptarm des Schleimkanals durchzogen, der sich nach unten weiter auf den Unterkiefer fortsetzt; unter seinen vorstehenden Rand bergen sich die Knochen, welche den Kiemendeckel zusammensetzen und die wie eine Klappe auf der Kiemenspalte sich auf und nieder bewegen. Gewöhnlich ist dieser Kiemendeckelapparat, der bei den übrigen Wirbel- thieren kein Analogon hat und zu den Hauptknochen gezählt werden muß, aus drei Stücken gebildet, dem Kiemendeckel (Operculum 28) , welcher auf seiner inneren Seite eine große Gelenkgrube trägt, mittelst der er an einem hinteren Fortsatze des Zitzenbeines eingelenkt ist; dem Unterdeckel (Suboperculum 32) , meistens durch Naht mit dem un- teren Rande des Kiemendeckels verbunden; und dem Zwischendeckel (Interoperculum 33) , welcher den Raum vor dem Unterdeckel gegen den Vorderdeckel hin ausfüllt. Die gegenseitigen Verhältnisse dieser drei Knochen, ihre Gestalt, ihre äußeren Verzierungen wechseln in mannigfaltiger Weise und bieten vortreffliche Charaktere zur Unter- scheidung der Gattungen und Arten dar. Nimmt man den Apparat, den wir soeben beschrieben, weg, so zeigt sich die Mundhöhle der Knochenfische durch vielfache Bogen be- schränkt, von denen die meisten Kiemenfranzen tragen, der vordere aber, der Zungenbogen , niemals deren besitzt. Die Endspitzen dieses Bogens laufen vorn in dem Zungenbeine (Os hyoïdeum) zusammen, welches aus einer Reihe unpaarer, in der Mittellinie hin- ter einander liegender Knochenstücke besteht, die zwischen den beiden Unterkieferästen den Kiel der Kehle bilden und an welchen auch die übrigen Kiemenbogen angeheftet sind. Nach vorn setzt sich dies Zun- genbein meist in einen eigenthümlichen Knochen, den Zungenkno- chen fort, welcher die vordere Spitze der Zunge bildet und sehr häufig mit Zähnen besetzt ist. Jeder Arm des Zungenbeinbogens be- Fig. 975. Der Kopf des Barsches (Perca fluviatilis) , so präparirt, daß man die Mund- und Rachenhöhle und die Augenhöhle von innen her geöffnet sieht. Kiefer und Gaumenbogen sind in ihren häutigen Be- deckungen erhalten, Zungenbogen, Kiemenbogen und Schultergürtel blosgelegt. ph Obere Schlundknochen (pharyngea superiora) . s Griffelbein, wodurch das Zungenbeinhorn an der inneren Fläche des Vorderdeckels aufgehängt ist. or Augenhöhle (orbita) . l Zungenknochen. cl Schlüsselbein (clavieula) . m Mittelhand (metacarpus) . co Stielknochen der Brustflosse. p Brustflosse. o , o′ und o″ Knochen des Schultergürtels. Die Zahlen haben die für die Kopf- knochen schon erklärte Bedeutung. steht aus mehreren, gewöhnlich drei Stücken und heftet sich durch einen kleinen Knochen, den Griffelknochen (Os styloïdeum 29) so auf der inneren Seite des Vorderdeckels an, daß dieser gleichsam als seine Fortsetzung nach oben erscheint. An dem äußeren Rande der Zungenbeinhörner sind bei fast allen Knochenfischen platte, säbelför- mige Knochen eingelenkt, welche die Fortsetzung des Kiemendeckelappa- rates bilden und zur Spannung einer Haut dienen, die den Kiemenspalt unter der Kehle schließt und die man die Kiemenhaut (Membrana branchiostega) nennt. Die Zahl dieser Kiemenhautstrahlen (43) ist bei den verschiedenen Gruppen äußerst beständig und daher ein gutes Merkmal für die Systematik. Bei vielen ausgestorbenen Schmelz- schuppern sind diese Strahlen in derselben Weise, wie bei dem Flös- selhecht (Polypterus) durch zwei dreieckige Knochenplatten ersetzt, welche von untenher den Kehlraum zwischen den Unterkieferästen decken. Bei den Knorpelfischen finden sich meistens auch diese knorpeligen Kiemen- hautstrahlen, während der Kiemendeckelapparat ihnen gänzlich fehlt und der knorpelige Zungenbogen in der Zahl seiner Stücke sehr wechselt. Hinter dem Zungenbeinbogen folgen einerseits an dem unpaaren Zungenbeine, andererseits an dem Schädel eingelenkt bei allen Quer- mäulern, Ganoiden und übrigen Knochenfischen vier harte Bogen, welche bei den meisten Knorpelfischen aus nur zwei Stücken zusam- mengesetzt sind, bei den Knochenfischen dagegen gewöhnlich vier be- sitzen und auf ihrer hinteren Seite mit Kiemenblättchen besetzt sind, während sie vorn gewöhnlich Stacheln oder selbst Zähne tragen, die eine Art von Reuse am vorderen Eingange des Schlundes bilden. Diese Kiemenbogen nehmen von vorn nach hinten an Größe ab und sind nach oben durch besondere Knöchelchen, die oberen Schlund- knochen (Ossa pharyngea superiora) an den Schädel befestigt. Ge- wöhnlich sind diese oberen Schlundknochen nur klein und oft mit Zäh- nen besetzt, bei der Familie der Labyrinthfische aber werden sie unge- heuer groß, blattförmig gewunden und dienen als Reservoir für das Wasser, welches zur Anfeuchtung der Kiemen bestimmt ist. Als letzter Schluß der mit dem Zungenbeine in Zusammenhang stehenden Knochen verdient ein unvollständiger Bogen Erwähnung, welcher bei dem Embryo zwar Kiemen trägt, die sich aber später ver- lieren und der bei dem erwachsenen Fische niemals den Schädel erreicht, sondern nur den Eingang des Schlundes von unten umfaßt. Gewöhn- lich besteht dieser Bogen nur aus je einem seitlichen Knochenstücke, das auf seiner Innenfläche häufig mit Zähnen besetzt ist und das man die unteren Schlundknochen (Pharyngea inferiora) genannt hat. Bei einer ganzen Unterordnung von Knochenfischen sind diese Schlund- knochen in der Mittellinie zu einem einzigen unpaaren Stücke ver- wachsen. Das von dem Knochensysteme eingeschlossene Centralnerven- system besteht bei allen Fischen aus einem mehr oder minder ge- streckten, strangartigen Rückenmarke, das in dem oberen Kanale der Wirbelsäule eingeschlossen ist, und aus einem mehr gewölbten vorde- ren Theile, dem Gehirne. Aus dem Rückenmarke entspringen in Absätzen, welche den einzelnen Rückenwirbeln entsprechen, die Rücken- Fig. 976. Fig. 977. Fig. 978. Fig. 979. Fig. 976 — 979. Das Gehirn der Forelle (Salmo fario) . Fig. 976. Das Gehirn von oben, Fig. 977. von unten, Fig. 978. von der Seite, Fig. 979. der Länge nach durchschnitten. Die Ziffern bedeuten die zwölf Nervenpaare, wie sie im Texte aufgezählt sind. a Verlängertes Mark. b Kleines Gehirn. c Mittelhirn. d Vorderhirn. e Riechknoten. f Zirbel- drüse. g Hirnanhang. h Vierhügel. i Untere Hirnlappen. marksnerven mit zwei Wurzeln, einer vorderen oder unteren, welche die bewegenden Fasern enthält, und einer hinteren oder oberen, die stets vor ihrer Verbindung mit der anderen zu einem Knoten an- schwillt und in welcher die empfindenden Fasern verlaufen. Beide Wurzeln treten meist mittelst gesonderter Löcher aus dem Wirbelkanale aus und verbinden sich außerhalb desselben durch Queräste, um dann sich hauptsächlich in die seitlichen Muskelmassen zu verbreiten. Das Gehirn ist im Verhältnisse zu dem Rückenmarke sowohl, wie zu dem Körper nur äußerst klein und füllt die Schädelhöhle meist bei weitem nicht aus. Am beträchtlichsten erscheint es bei den quermäuligen Kno- chenfischen, wo es auch die complizirteste Bildung besitzt. Im allge- meinen unterscheidet man an ihm drei Hauptabtheilungen, Vorder-, Mittel- und Hinterhirn, die sich bald mehr, bald minder scharf von einander scheiden und zugleich wieder häufig in Unterabtheilungen zer- fallen. Nach vorn bildet der Riechnerve die direkte Fortsetzung des Gehirnes und zeigt meistens in seinem Ursprunge zwei stärkere Kno- ten, hinter welchen zwei paarige, meist solide Anschwellungen folgen, die das Vorderhirn (großentheils das Analogon der Hemisphären des großen Gehirnes der Säugethiere und des Menschen) bilden. Auf diese, gewöhnlich kleineren Vorderhirnmassen, die in der Tiefe durch eine quere Commissur vereinigt sind, folgen die größeren Anschwel- lungen des Mittelhirnes , von welchen die Sehnerven nach vorn hin ihren Ursprung nehmen und unter welchen der Hirnanhang mit seinem Trichter sich befindet. Im Inneren sind diese Anschwellungen des Mittelhirnes hohl und zeigen meist mannigfaltig gewundene Anschwellun- gen an ihrer Hinterwand, welche in ihre Höhle hineinragen und den Vier- hügeln, den Seh- und Streifenhügeln entsprechen. Hinter dem Hirn- anhange finden sich auf der Unterfläche als Ausbildungen des Hirn- stammes zwei seitliche Anschwellungen, die man die unteren Hirnlappen genannt hat. Das Hinterhirn endlich besteht wieder aus zwei Theilen, dem kleinen Gehirne, welches zuweilen ungemein ausgebil- det ist und die Form einer phrygischen Mütze hat, und dem verlän- gerten Marke, das nach oben gespalten ist und dessen Höhle sich unter dem kleinen Gehirne durch bis nach vorn in die Höhlung des Mittel- hirnes erstreckt. Die vielfachen Streitigkeiten, welche über die Deu- tung der einzelnen Theile des Fischgehirnes entstanden, kamen hauptsächlich daher, daß man es mit dem Gehirne der erwachsenen Thiere vergleichen wollte, während seine Deutung nur dadurch sicher- gestellt werden kann, daß man die Hirnbildung des Fischembryo’s mit derjenigen der Embryo’s der höheren Thiere vergleicht. Die Zahl der aus dem Gehirne entspringenden Nerven ist fast überall dieselbe und nur bei dem niedrigsten Fische, dem Lanzettfisch- chen, findet sich in dieser Beziehung eine Ausnahme, indem hier nur einige wenige Nerven als Hirnnerven angesprochen werden dürften, die noch zudem nach dem Typus der Rückennerven ausgebildet sind. Der Riechnerve (nervus olfactorius 1) ist fast bei allen Fischen sehr stark und bildet, wie schon bemerkt, die unmittelbare Fortsetzung des Gehirnes nach vorn; der Sehnerve (nervus opticus 2) erscheint nur bei den blinden Fischen, deren sehr wenige sind, an Masse unbe- deutend und bildet fast überall ein zusammengefaltetes Längsband. Hinsichtlich des Verhaltens der beiden Sehnerven zu einander findet ein wesentlicher Unterschied statt, indem sie bei den eigentlichen Kno- chenfischen sich vollständig in der Weise kreuzen, daß der aus der rechten Hirnhälfte entspringende Nerve gänzlich in das linke Auge geht, der aus der linken Hälfte kommende dagegen sich zu dem rech- ten Auge begiebt, zuweilen selbst in der Weise, daß der eine Nerve den anderen durchbohrt; bei den Knorpelfischen dagegen, sowie bei den Ganoiden treten die beiden Sehnerven mit ihrem Innenrande zusam- men und verschmelzen hier so miteinander, daß sie ein liegendes Kreuz, ein wahres Chiasma bilden. Zu den Augenmuskeln treten gewöhnlich drei Nervenpaare, die sich auch bei allen übrigen Wirbelthieren wie- derfinden, wo der Bewegungsapparat des Auges ausgebildet ist. Das vierte Paar (nervus patheticus 4) vertheilt sich einzig in dem obe- ren schiefen Augenmuskel, das sechste Paar (nervus abducens 6) nur in dem äußeren geraden Augenmuskel, während das dritte (n. oculomotorius 3) die übrigen vier Augenmuskeln besorgt. Bedeu- tend groß ist das fünfte Nervenpaar (n. trigeminus 5) , welches unmittelbar hinter dem Mittelhirne aus dem Hirnstamme entspringt und Zweige für das Auge, für den Oberkiefer, für die Wangenge- gend, für den Gaumen und den Unterkiefer abgiebt; gewöhnlich ent- springt aus ihm noch ein besonderer Zweig, welcher neben den Dorn- fortsätzen der Wirbel nach hinten läuft. Dieses fünfte Nervenpaar, der Empfindungsnerve für die sämmtlichen Gesichtstheile, giebt auch unmittelbar nach seinem Ursprunge Fasern an das zunächstliegende Nervenpaar, den Gesichtsnerven (n. facialis 7) ab, welcher die bewegenden Nervenfasern des Gesichtes enthält und bei den Fischen auf einen einzigen Ast reduzirt ist, der an dem Kiemendeckel hinab- läuft und sich hauptsächlich an die wenigen Muskeln des Gesichtes verzweigt. Das achte Paar, oder der Gehörnerve (n. acusticus 8) ist meistens sehr bedeutend, aber nur kurz, da er unmittelbar von dem Gehirne an die Innenfläche des Gehörlabyrinthes tritt. Hinter dem Gehörnerven findet sich der Geschmacksnerve (n. glossopha- ryngeus 9) , welcher durch ein eigenes Loch des Schädels in die Kie- menhöhle dringt, dort einen Knoten bildet und dann einen Zweig in den Gaumen und einen anderen stärkeren über den ersten Kiemenbogen hinweg an die Zunge schickt. Das zehnte Paar, der herumschwei- fende Nerve (n. vagus 10) , ist bei allen Fischen außerordentlich stark, entspringt zur Seite des verlängerten Markes mit vielen Wur- zeln, bildet meist einen großen Knoten, von welchem aus seine Zweige an die Kiemenbögen, den Schlund, den Magen, das Herz und die Schwimmblase gehen und sendet außerdem einen bedeutenden Zweig nach hinten, welcher ganz oberflächlich unter der Haut, dem Seiten- kanale entlang verläuft und diesem Zweige zuschickt, die in den Am- pullenartigen Aussackungen des Seitenkanales sich verzweigen. Der eilfte Hirnnerve fehlt allen durch Kiemen athmenden Wirbelthie- ren, dagegen ist fast bei allen Fischen ein dem zwölften Paare, dem Zungenfleischnerven (n. hypoglossus 12) entsprechender Nerve vor- handen, welcher aber weit nach hinten, in derselben Weise wie ein Rückenmarksnerve, von dem verlängerten Marke entspringt, sich mit den ersten Rückenmarksnerven verbindet und dann erst sich in den Muskelmassen unter der Zunge verzweigt. Es ergiebt sich aus dieser Anordnung der Hirnnerven, daß derselbe Typus durch alle Wirbel- thierklassen hindurchgeht und wir dürfen demnach auch wohl, ohne daß nähere Untersuchungen hierüber angestellt wären, den Nerven der Fische dieselben Funktionen zuschreiben, welche bei den höheren Wir- belthieren nachgewiesen sind. Die Sinnesorgane des Kopfes sind bei fast allen Fischen vorhanden und zeigen nur äußerst selten eine rudimentäre Ausbildung, ob sie gleich in ihrer Struktur denjenigen der höheren Thiere nach- stehen. Bei den niedersten Fischen, den Lanzettfischen und Rundmäu- lern, ist die Nase nur einfach und bildet entweder eine becherförmige Grube oder ein tiefes, bald häutiges, bald knorpeliges Rohr, welches bei den Neunaugen geschlossen — bei den Ingern (Myxine) aber hin- ten in die Mundhöhle geöffnet ist. Bei allen übrigen Fischen liegt die gewöhnlich zierliche Sternfalten bildende Nasenschleimhaut jeder- seits in einer Grube, welche vorn an der Schnauze in dem Kopfknor- pel angebracht ist und bald mit einer Klappe geschlossen werden kann, bei den Knochenfischen aber meistens zwei hinter einander liegende Oeffnungen hat, von denen die vordere zuweilen eine durch eine Kno- chenplatte gestützte Klappe besitzt. Das Auge ist meistens sehr groß, vorn abgeplattet nnd scheint niemals zu fehlen, ist aber bei den blin- den Fischen mit undurchsichtiger Körperhaut überzogen und entbehrt dann auch der Augenmuskeln, die sonst fast stets in der Sechszahl, vier gerade und zwei schiefe, vorhanden sind. Augenlider kommen nur selten vor und erscheinen dann gewöhnlich nur als Falten, die unbeweglich sind. Die äußere weiße Augenhaut (Sclerotica) ist mei- stens in ihrem Inneren durch Knorpel oder Knochenplatten gestützt und gewöhnlich durch einen sehnigen oder knorpeligen Stiel an der Hinterwand der Augenhöhle befestigt; sie hat die Form eines nach außen gerichteten Bechers und trägt in dem Falze ihres äußeren Ran- des die platte, in der Mitte dünnere Hornhaut; sie wird von hinten her in der Mitte durch den Sehnerven durchbrochen, welcher sich in- nen im Auge zu der becherförmigen Netzhaut (Retina) ausbreitet. Zwischen der Netzhaut und der weißen Augenhaut liegt die aus meh- reren Schichten bestehende Aderhaut (Choroidea) , welche nach vorn an dem Falze der Hornhaut sich befestigt und sich nach Innen als Regenbogenhaut (Iris) fortsetzt, die gewöhnlich äußerst lebhaft glän- zende Metallfarben besitzt. An der inneren Seite geht dem ursprüng- lichen Augenspalte entsprechend eine sichelförmige Falte der Aderhaut nach Innen, welche die Netzhaut und den Glaskörper durchbricht und sich an die hintere Fläche der Linse festsetzt. Diese ist ungemein groß, gewöhnlich fast kugelrund und liegt in einer vorderen Grube des Glaskörpers, der sie becherförmig von hinten umgiebt, unmittelbar hinter der meist runden Pupille. Als ein den Augen vieler Knochen- fische höchst eigenthümliches Gebilde müssen wir noch die Choroidealdrüse erwähnen, ein meist hufeisenförmiges Wundernetz, welches von den Gefäßen des Auges gebildet wird und allen Knochenfischen zu- kommt, welche Nebenkiemen besitzen. — Das Gehörorgan , welches Fig. 980. Fig. 981. Fig. 982. Fig. 980—982. Das Gehörorgan der Forelle (Salmo fario) , vollständig isolirt und vergrößert. Fig. 980. Von Außen Fig. 981. Von Innen. Fig. 982. Von Hinten. a Labyrinthsack. b Vorhof. c Gehörsteine. d Hörnerve. e Aeußerer, f vor- derer, g hinterer halbzirkelförmiger Kanal. h Gemeinschaftlicher Stamm bei- der. i Ampulle. stets gänzlich in dem Schädel eingeschlossen ist, besteht nur aus dem Labyrinthe und liegt bei den Rundmäulern in eigenen, mit der Schä- delhöhle nur durch das Loch der Ohrnerven communicirenden Kapseln, bei den Quermäulern seitlich in der Knorpelsubstanz des Schädels, bei den Knochenfischen theilweise in den seitlichen Knochen und Knor- peln des Schädels, theilweise auch frei in der Schädelhöhle selbst. Es scheint nur den Lanzettfischen zu fehlen und besteht bei den Rundmäu- lern aus einem Säckchen, welches entweder nur ein oder zwei halb- zirkelförmige Kanäle zeigt; bei den Knochenfischen besteht es aus einem gewöhnlich abgeplatteten Sack, der meistens zwei, eine größere und eine kleinere steinharte krystallinische Conkretion enthält, und aus einem häutigen Vorhofe, in welchem drei halbzirkelförmige Kanäle so einmünden, daß drei Ampullen gebildet werden, an deren Grunde meistens ebenfalls krystallinische Kalkanhäufungen sich finden. Bei den Quermäulern endlich bilden sich in dem in mehrere Abtheilungen zer- fallenen Sacke nur weiche kreideartige Conkremente, dagegen ist das ganze Gehörorgan in ein knorpeliges Labyrinth eingeschlossen, dessen innere auskleidende Haut Fortsätze abschickt, welche das häutige Laby- rinth befestigen und dessen Höhlung durch einen oder zwei Kanäle mit einer am Hinterhaupte befindlichen Grube in Verbindung stehen, eine Bildung, wodurch das erste Rudiment eines äußeren Ohres her- gestellt wird. Der Klasse der Fische eigenthümlich sind die elektrischen Or- gane , die man indeß mit Sicherheit bis jetzt nur bei wenigen Fischen, Fig 983. Anatomie des Zitterrochens (Torpedo) . Die Haut des Rückens ist in der vorderen Körper- hälfte entfernt und das elektrische Organ mit Gehirn und Nerven blosgelegt. — a Hirn. b Haut mit ihren Drüsen. c Auge, dahinter das Spritzloch. d Elektri- sches Organ. e Kiemen. f Rückenmarksnerven, in die Brustflosse gehend. g Rückenmark. h Aeste des her- umschweifenden Nerven (n. vagus) zum elektrischen Organ. i Seitennerve. nämlich bei der Gruppe der elektrischen Rochen (Torpedo) , bei dem Zit- teraale (Gymnotus) , dem Zitterwels (Malapteru- rus) und bei den Nil- hechten (Mormyrus) nachgewiesen hat. Bei allen diesen Fischen be- stehen diese Apparate, welche ihre Nerven aus dem fünften oder dem herumschweifenden Paare oder auch aus dem Rü- ckenmarke erhalten, aus gallertartigen Säulen, welche in häutigen gefäß- reichen Wänden einge- schlossen sind und durch eine Menge häutiger Querwände durchsetzt werden, so daß sie in der That eine gewisse Aehnlichkeit mit galvani- schen Säulen darbieten. Auf diesen häutigen Zwischenwänden verbrei- ten sich hauptsächlich die Nerven, welche äußerst zierliche Geflechte bilden und mit ungemein feinen Fäden im Gewebe der Zwischenwände endigen. Die Lagerung dieser Organe ist sehr verschieden. Bei den Zitterrochen finden sich ihrer zwei, die den mondförmigen Raum zwischen dem Vorderkörper einerseits und der Vogt, Zoologische Briefe II. 5 Fig. 984. Anatomie des Hechtes (Esox lucius) . Die seitliche Bauchwandung, die Wange und die Schädelwand sind weg- genommen, so daß das Gehirn, Kiemen und Eingeweide blosgelegt sind. Brustflosse andererseits ausfüllen und aus einer Menge sechseckiger, senkrecht stehender Säulen bestehen, deren Zwischenwände hori- zontal übereinander geschichtet sind; bei dem Zitteraale, dem kräf- tigsten aller elektrischen Fische, erstrecken sich die Organe zu beiden Sei- ten des Schwanzes mit horizontalen Säulen und senkrechten Quer- wänden und theilen sich in zwei Hälften, eine obere größere und eine untere sehr kleine, welche den Dornfortsätzen des Schwanzes anliegt. Bei dem Zitterwelse liegen die beiden Organe unmittelbar unter der Haut längs des Leibes und bestehen größtentheils aus häutigen Blät- tern mit sehr kleinen rautenförmigen Zellen. Bei den Nilhechten end- lich finden sich nur zwei Säulen, eine obere und untere jederseits, die in der Schwanzwurzel unter den Muskeln an den oberen und unteren Dornfortsätzen der Wirbel anliegen und quere, senkrecht ge- stellte Scheidewände zeigen. Die Verdauungsorgane der Fische sind mannigfacher Weise entwickelt und erreichen zuweilen einen hohen Grad von Complikation. Von besonderer Wichtigkeit für die Systematik ist besonders der Ein- gang in die Verdauungswege, die Mund- und Rachenhöhle, deren Zusammensetzung durch verschiedene Knorpel- oder Knochenstücke wir schon vorher angaben. Es giebt in der That fast keinen Knochen unter der Zahl derjenigen, die an der Bildung der Mund- und Ra- chenhöhle Antheil nehmen, welcher nicht in diesen oder jenen Fällen mit Zähnen besetzt sein könnte. Einigen, wie den Stören und den Büschelkiemern, fehlen freilich die Zähne durchaus. Bei anderen kom- men sie nur an einzelnen Knochen vor, wie z. B. bei den Karpfen nur an den Schlundknochen; nur sehr selten sehen wir sie an allen zahntragenden Knochen entwickelt. Gewöhnlich findet man beim Oeff- nen des Rachens eines Fisches auf dem Gaumengewölbe zwei paral- lele Zahnbogen, von denen der äußere den Zwischenkiefern, der innere den Gaumenbeinen angehört und einen mittleren, dem Pflugschaarbeine zukommenden Streifen, während unten ein einziger Zahnbogen vom Unterkiefer und eine mittlere Reihe vom Zungenbeine getragen wird. Nach hinten zu sind gewöhnlich sämmtliche Kiemenbogen und die obe- ren und unteren Schlundknochen mit Zähnen und Spitzen besetzt und bilden so einen stacheligen Eingangstrichter in den Schlund. In sel- teneren Fällen nehmen auch die Oberkieferknochen, die Flügelbeine und das Keilbein an der Bezahnung Antheil und vervollständigen so die an dem Gaumengewölbe sichtbaren Zahnlinien. Was nun die Form 5* der Zähne betrifft, so ist dieselbe in keiner Klasse so mannigfaltig, als gerade bei den Fischen und es hält in der That schwer, die wechselnden Gestalten unter bestimmte Normen zu bringen. Im Allgemeinen kann man zwei Hauptformen unterscheiden: Fang- zähne mit mehr spitzen Kronen und Mahlzähne mit mehr breiten, platten Kronen, deren Formen indeß mannigfach in einander über- gehen. Die Fangzähne haben gewöhnlich die Form eines spitzen Kegels, der nach hinten etwas umgekrümmt ist, so daß er eine Ha- kengestalt erhält; — im Allgemeinen zeigt sich dann eine Tendenz zur seitlichen Zusammendrückung, so daß der Hakenzahn mehr oder min- der scharfe Ränder erhält und seine Spitze einer Dolchklinge oder einem Lanzeneisen ähnlich wird; gewöhnlich ist nur eine scharfe Spitze vorhanden, zuweilen aber finden sich Widerhaken oder mehrfache Zacken oder eine meiselartige Schneide statt einer einfachen Spitze; manchmal sind diese Fangzähne ungeheuer groß, so selbst, daß sie beweglich sind und bei der Schließung des Maules, die sonst unmöglich wäre, in den Rachen zurückgelegt werden; bei einiger Größe stehen sie ge- wöhnlich in einfacher Reihe in abgemessenen Zwischenräumen von einander, so daß sie von beiden Kinnladen her übergreifen, wo dann oft diese Zwischenräume durch viele kleinere Zähne ausgefüllt werden. Dünnere, feinere Fangzähne drängen sich mehr zusammen und bilden einen ganzen Wald auf der Oberfläche der zahntragenden Knochen. Sind diese Zähne noch lang und stark, so nennt man sie Kamm- zähne; — Raspelzähne solche, welche kürzer, aber ziemlich stark; Bür- stenzähne, wenn sie etwa den Borsten einer abgenutzten Bürste glei- chen, und Sammetzähne, wenn sie so fein geworden sind, daß sie sich eher durch das Gefühl, als durch das Gesicht unterscheiden lassen. Die Gaumenzähne der Hechte, die Zähne der Barsche und Aalraupen (Lota) können unter unseren Flußfischen Beispiele dieser verschiedenen Arten der gehäuften Fangzähne bieten. Die Mahlzähne sind nicht minder mannigfaltig. Da sie besonders dazu bestimmt sind, härtere Theile, wie z. B. Muschel- und Krebsschaalen zu zermalmen, so bil- den sie meist flache Scheiben oder mehr oder minder gewölbte Massen, welche gewöhnlich durch gegenseitige Reibung sich mehr oder minder abnutzen. Diese platten oder gewölbten Zähne gehen zuweilen un- merklich in die Form stumpfer Kegel über; — manchmal sind sie sehr groß, vereinzelt, in andern Fällen sehr klein und schießen dann wie Pflastersteine zu einer gemeinsamen Decke zusammen. Oft sind diese Platten so gebildet, daß sie vorn einen schneidenden Rand herstellen, ähnlich dem Schnabel eines Vogels oder einer Schildkröte, und daß sie weiter nach hinten eine horizontale Oberfläche bieten, welche zum Zermalmen dient. Die Struktur der Zähne zeigt ebenfalls grö- ßere Mannigfaltigkeiten, als in irgend einer anderen Klasse vorkom- men und die Zahnsubstanzen sind bei weitem zahlreicher und ihre Anordnung wechselvoller, als sonst im Thierreiche. Bei den Rund- mäulern und den Panzerwelsen bestehen die Zähne aus einer gelben Hornsubstanz, die bei den ersteren einen flachen Kegel, bei den letzteren einen spitzigen Haken bildet. Bei den meisten übrigen Fischen wird die Hauptmasse der Zähne von der eigentlichen Zahnsubstanz gebildet, einer harten, durchsichtigen Masse, welche von Kalkröhrchen durch- zogen wird, die sich meist nach der Außenfläche des Zahnes hin ver- zweigen und mit der inneren von der gefäß- und nervenreichen Zahn- pulpe erfüllten Zahnhöhle in Communikation stehen. Nach außen ist diese Zahnsubstanz gewöhnlich von Schmelz überzogen, der bei den Fischen nur selten jene Säulenstructur zeigt, welche bei den Säuge- thieren bekannt ist, sondern meist vollkommen homogen und von glas- artiger Sprödigkeit erscheint. Bei den Fangzähnen bildet dieser Schmelz gewöhnlich nur eine Art Kappe für die Spitze und bei den Mahlzähnen erscheint er sehr oft nur an den Rändern, da er in der Mitte der Zähne abgenutzt ist. An vielen, namentlich zusammenge- setzten Zähnen zeigt sich dann noch eine Verbindungssubstanz, ein Fig. 986. Fig. 988. Fig. 985. Fig. 987. Fig. 989. Fig. 985. Längsdurchschnitt eines Fangzahnes von Pygopterus . Der Schmelz bildet eine Kapve über der einfachen, eine kegelförmige Markhöhle einschließenden Zahn- substanz. Fig. 986. Querdurchschnitt eines Fangzahnes vom Knochenhechte (Lepidosteus) mit gefalteter Zahnsubstanz. Fig. 987. Längsdurchschnitt eines zusammengesetzten Mahlzahnes von Callorhynchus . Aus der schwammigen Wurzel steigen isolirte Mark- röhren auf. Fig. 988. Querdurchschnitt desselben Zahnes. Die horizontal durchschnit- tenen Markröhren erscheinen als Löcher, jede von einem System strahliger Zahnröhrchen umgeben, die durch Cäment vereinigt sind. Fig. 989. Senkrechter Durchschnitt eines Haifischzahnes (Otodus) . Die Zahnsubstanz wird von netzförmigen Markkanälen durch- zogen und von Schmelzsubstanz überkleidet. Cäment, welches meistens viel weicher ist, als die übrigen Substan- zen und durch die Ausbildung von fein verzweigten Kalkräumen der Knochensubstanz einigermaßen ähnlich erscheint. Betrachtet man das Verhältniß dieser Substanzen zu einander und zu der ernährenden Zahnpulpe, welche stets im Inneren des Zahnes sich findet, so erge- ben sich mehrere verschiedene Typen der Struktur. Die einfachste Struktur ist diejenige, welche die meisten kegelförmigen Fangzähne zeigen. Der Zahn bildet einen Hohlkegel, dessen innere Axenhöhle von der gleichfalls kegelförmigen Zahnpulpe eingenommen ist. Man kann diese Zähne einfache nennen. Bei den Zähnen mit gefal- teter Zahnsubstanz , die stets Fangzähne sind und hauptsächlich nur bei Knochenfischen, wie z. B. beim Knochenhechte (Lepidosteus) , vorkommen, zeigen sich an der Außenseite der Zähne tiefe Längsstrei- fen, welche besonders an der Basis hervortreten und nach der Spitze hin allmälig abnehmen. Untersucht man diese Zähne genauer, indem man Querschnitte macht, so sieht man, daß ursprünglich zwar in der Mitte eine einfache Markhöhle existirt, daß aber die Zahnsubstanzen um dieselbe herum in zierliche Falten gelegt sind, die wie die Falten eines dicken Teppiches erscheinen, so daß die Markhöhle überall in diese Falten seitliche Ausläufer schickt. Zuweilen werden nun diese Faltungen so bedeutend, daß sie einander berühren, zusammenwachsen und nun auf dem Durchschnitte gewundene Gänge bilden, so daß von der ursprünglichen Markhöhle fast keine Spur mehr übrig bleibt. So wird denn der Uebergang zu einem dritten Typus der Zahnstruktur gebildet, zu den Zähnen mit netzförmigen Markkanälen , welche im ganzen Thierreiche einzig bei den Fischen vorkommen und stets Fangzähne sind. Hier findet sich durchaus keine Markhöhle mehr. Die Gefäße und Nerven der Zahnpulpe durchsetzen die Zahn- substanz nach allen Richtungen hin in Gestalt netzförmiger Kanäle, von denen die Zahnröhrchen ausgehen und diese ganze Masse ist an der Krone von einer zusammenhängenden Schicht von Schmelz über- gossen. Endlich als letzte Form stellen sich die zusammengesetzten Zähne dar, welche nur unter der Form von Mahlzähnen auftreten und den Knorpelfischen eigenthümlich sind. Auch hier findet sich keine gemeinsame Markhöhle, sondern einzelne senkrechte Markröhren, welche bald gänzlich vereinzelt, bald von einem gemeinsamen Gefäßnetze von unten her nach der Oberfläche des Zahnes in die Höhe steigen. Jede dieser Markröhren stellt gleichsam einen hohlen Cylinder von Zahn- substanz vor, der senkrecht auf der Abnutzungsfläche der Zahnkrone steht und alle diese einzelnen Cylinder sind gewöhnlich durch Cäment zu einer gemeinsamen Masse zusammengegossen. Die Befestigung der so verschieden gebildeten Zähne zeigt ebenfalls mehrfache Verschie- denheiten. Sehr häufig liegen die Zahnkronen nur in der Schleim- haut des Mundes und lassen sich mit dieser abziehen, ja selbst, wenn sie eine wahre Wurzel haben, wie dieß nur bei den Knorpelfischen vorkommt, so ist diese stets sehr schwammige Wurzel niemals in eigene Zahnhöhlen eingekeilt, sondern nur in die verdickte Schleimhaut ein- gesenkt und durch vielfache Sehnenfäden in derselben befestigt. Bei den Knochenfischen zeigt sich niemals eine eigentliche Wurzel und eine solche Einkeilung der Zähne in besondere Zahnhöhlen, wie sie z. B. bei den menschlichen Zähnen vorkommt. Die Zahnkronen sind meistens auf eigene Knochenzapfen aufgesetzt, mit denen sie entweder durch fa- serige Bandmassen verbunden oder auch förmlich verwachsen sind. Die Gefäße und Nerven der Zähne dringen dann durch ein Loch an dem inneren Rande des Sockels ein und durchsetzen denselben, um in die Markhöhle des Zahnes zu gelangen; bei einigen Fischen sogar sind die Zähne dadurch befestigt, daß ihre Kanten in einander eingrei- fen und dort oft mit Zähnelungen versehen sind, so daß sie eine nathförmige Verbindung zeigen. — Die Entwickelung der Zähne findet wie es scheint, bei allen Fischen während der ganzen Zeit ihres Lebens fortdauernd statt und zwar in der Weise, daß die an dem Mundrande abgenutzten Zähne durch solche ersetzt werden, welche von innen her sich nachschieben. Bei allen Zahntypen, die nur in der Schleimhaut befestigt sind, zeigt sich deßhalb eine langsame rotatorische Bewegung der Zähne von innen nach außen gegen den Mundrand hin, so daß nur die äußersten Zähne gerade aufgerichtet stehen, die innersten und jüngsten Reihen aber ihre nach unten gerichteten Spi- tzen in einem Falze des Kieferknochens bergen. Bei den auf Knochen- zapfen befestigten Zähnen bildet sich der Ersatzzahn zur Seite des alten Zahnes, an dessen Stelle er sich später setzt, nicht aber unter demselben oder in seiner Höhle, wie bei manchen Reptilien. Die Mund- und Rachenhöhle der Fische hat meistens, wie schon bemerkt, eine trichterförmig nach hinten zulaufende Gestalt und ist zugleich Eingangshöhle für den Kiemenapparat, dessen Bogen die seitlichen Wandungen der Rachenhöhle bilden. Gewöhnlich ist dieser Kiementheil der Rachenhöhle nur äußerst kurz und die Kiemenspalten dicht an einander gedrängt, zuweilen aber, wie namentlich bei den Fig. 990. Längsdurchschnitt der Lamprete (Petromyzon) . a Mund. b Zunge. c Nasenrohr. d Hirn, davor das Auge. e Ohr- blase. f Kiemenschlauch. g Herz. h Chorda. i Le- ber. k Darm. l Rücken- mark. m Hode. n Nieren. o After. p Muskelschich- ten. q ′ u. q ″ Rückenflos- sen. r Schwanzflosse. s Af- terflosse. t Schlund. Rundmäulern, zieht er sich zu einem langen Schlauche aus, auf dessen beiden Seiten sich die Kiemenspalten befinden und der nach hinten sich erst in den eigentlichen Schlund fortsetzt. Der ganze Darmkanal besteht wesentlich aus drei Regionen: aus dem Munddarme, von dem Schlundkopfe, der Speiseröhre und dem Magen zusammengesetzt; aus dem Mitteldarme oder Dünndarme, und aus dem Afterdarme, der dem Dickdarme und Mastdarme zugleich entspricht. Der Schlund ist gewöhnlich äußerst muskulös, zuweilen trichterförmig erweitert, gewöhnlich mit Längsfalten besetzt und in seiner Struktur oft so wenig von dem Anfangstheile des Ma- gens verschieden, daß man keine bestimmte Tren- nung nachweisen kann. Der Magen selbst scheidet sich gewöhnlich ziemlich scharf in einen Schlundtheil und Pförtnertheil, indem er meist hakenförmig umgebogen ist. Oft findet sich an der Stelle der Umbiegung ein mehr oder min- der bedeutender Blindsack vor, der zuweilen so groß wird, daß der Pförtnerantheil nur wie ein Darm erscheint, welcher aus diesem Sacke entspringt. An dem Ende des Pförtners findet sich gewöhnlich eine häutige Klappe und ein starker Muskelwulst, welcher zur Schließung desselben bestimmt ist. Unmittelbar hinter dem Pförtner finden sich bei den meisten Knochen- fischen mehr oder minder zahlreiche blinddarm- artige Ausstülpungen, die Pförtneranhänge (Appendices pyloricae) , deren Zahl von einem einzigen bis zu sechzig und mehr ansteigen kann, bei den einzelnen Arten aber sehr fix und be- stimmt ist. Meist sind diese Blinddärme, welche ganz dieselbe Struktur besitzen, wie der übrige Darmkanal, einfach röhrenartig, zuweilen aber verzweigen sie sich so, daß sie mehr das An- sehen einer Drüse bekommen. Sie entsprechen offenbar der Bauchspeicheldrüse, welche bei einigen Knochenfischen und besonders bei den quermäuligen Knorpelfischen statt ihrer vorkommt. Von der Einmündungsstelle der Pförtneranhänge verläuft der Darm- kanal meist in gleicher Weite, bald mehr, bald minder gebogen, in der Bauchhöhle fort und geht unmittelbar in den Afterdarm über, der bald enger, bald weiter ist. Die vordere Hälfte des Afterdarmes enthält bei den Neunaugen, so wie bei allen Quermäulern und Ganoi- den, eine spiralförmig gewundene Klappe, deren freier schraubenförmi- ger Rand frei in die Darmhöhle hineinragt und die Oberfläche derselben Fig. 991. Fig. 993. Fig. 992. Fig 991—993. Anatomie eines Rochen (Raja marginata) . Fig. 991. Der Roche von der unteren Fläche. Die Bedeckungen sind weggenommen, alle Eingeweide in natürlicher Lage, Kiemen und Nase links ganz entblößt. Fig. 992. Die Eingeweide der Bauchhöhle entfaltet; Hoden und Nieren in natürlicher Lage. Fig. 993. Der Darmtheil mit der Spiral- klappe, weniger verkleinert. a Schnauzenknorpel. b Nase. c Mund. d Kie- men. e Herz mit dem Arterienstiel. f Schultergürtel. g Leber. h Milz. i Magen. k Spiraldarm. l Bauchflosse mit den männlichen Haftanhängen m. n After. o Schwanz. p Gallenblase. q Pankreas. r Hoden. s Nieren. vergrößert; oder eine förmlich im Inneren des Darms gerollte Klappe. Den eigentlichen Knochenfischen fehlt diese Spiralklappe durchaus. Hinsichtlich der Länge des Darmes finden mannigfache Verschiedenheiten statt. Bei den Rundmäulern zeigt derselbe keine Windungen und läuft in gerader Linie durch die Bauchhöhle vom Munde zum After; bei den gefräßigen Raubfischen ist er nur wenig gewunden, bei den Pflan- zenfressern am längsten. Der After findet sich gewöhnlich ziemlich weit nach hinten, zuweilen aber weit nach vorn an die Kehle gerückt. Von den Nebendrüsen des Darmes findet man beständig Milz und Leber vor, die erstere meist in Gestalt eines sehr blutreichen, rothen, abgeplatteten Körpers in der Nähe des Magens; die Leber ist ge- wöhnlich ungemein groß, von bräunlicher Farbe, äußerst fettreich und liegt in der vorderen Hälfte der Bauchhöhle unmittelbar an dem häu- tigen Zwerchfelle an; mit wenig Ausnahmen findet sich überall eine Gallenblase, von welcher aus der Ausführungsgang sich dicht hinter dem Pförtner in den Darm einsenkt. Die Galle selbst ist gewöhnlich von lebhaft grüner oder gelblich brauner Farbe. Die Athemorgane der Fische bestehen stets aus Kiemen, d. h. aus weichen, vorspringenden häutigen Blättchen, auf welchen sich die Athemgefäße verzweigen und in deren Umkreis das Wasser durch den Mund, die rhythmischen Bewegungen des Kiemendeckelapparates und die Zusammenziehungen der häutigen und muskulösen Umgebungen der Kiemen erneuert wird. Die Kiemenblättchen selbst sind immer auf Bogen angebracht, welche die Rachenhöhle umfassen und durch Spal- ten von einander getrennt werden. In Hinsicht der Ausbildung dieses Kiemenapparates finden indeß mancherlei Verschiedenheiten statt. Bei dem Lanzettfischchen findet sich ein weiter Schlauch, welcher nach hinten unmittelbar in den Schlund übergeht und dessen Seiten durch Knorpel- leisten gebildet werden, die durch kontractile Spalten von einander getrennt und überall von Flimmerhärchen überzogen sind; das Wasser wird durch diese Flimmerströmung erneuert und tritt durch die Spal- ten in die Bauchhöhle, aus welcher es durch eine in der Mittellinie gelegene Oeffnung abfließt, durch welche zugleich die Eier nach außen geführt werden. Bei den Rundmäulern finden sich besondere Kiemen- beutel, meist sieben auf jeder Seite, welche innen mit Schleimhaut überzogen sind und außerdem eine muskulöse und faserige Hülle haben. Bei den Ingern (Myxine) haben diese Kiemenbeutel bald eine gemein- same, bald getrennte äußere Oeffnungen und kommuniziren jeder durch einen Gang mit der Speiseröhre. Bei den Neunaugen dagegen füh- ren die inneren Gänge der durch getrennte Spalten nach Außen geöffneten Kiemenbeutel in einen gemeinsamen, an der Bauch- fläche liegenden Kanal, der hinten blind endigt, vorn aber, wo er in die Mundhöhle mündet, durch eine Doppelklappe verschlossen werden kann. Bei den Quermäulern finden sich allgemein an der Seite des Halses fünf, nur sehr selten sechs oder sieben Kiemenspalten, von deren Zwischenbrücken häutige Lamellen nach innen gehen, auf welchen beiderseits die Kiemenblättchen angeheftet sind und zwar in der Weise, daß die Schlußlamelle nur auf ihrer vorderen Wand eine halbe Kieme trägt. Bei den Seekatzen finden sich dieselben Lamellen, aber die Spalten münden nicht frei nach außen, sondern sind von einem häutigen, durch Knorpel gestützten Kiemendeckel bedeckt, so daß nur eine äußere Spalte zu den Kiemen führt. Bei allen Ganoiden und ächten Knochenfischen endlich sind die Kiemenspalten nach außen durch den knöchernen Deckelapparat geschützt, welchen wir bei dem Skelette beschrieben, und wird auf diese Weise an jeder Seite des Halses eine weite Kiemenhöhle gebildet, in welcher die Kiemenblättchen frei flottiren und die nach außen durch eine mehr oder minder enge Spalte geöffnet ist, je nachdem der Kiemendeckel ganz frei ist oder durch überziehende Haut an den Schultergürtel befestigt wird. So schwankt die Weite der Kiemenöffnung zwischen zwei Extremen, indem sie bald auf ein ganz kleines Löchelchen reduzirt ist, wie bei den Aalen oder den Büschelkiemern, bald wie bei den Häringen und Leuchtfischen vom Nacken bis gegen die Spitze des Unterkiefers hin sich fortsetzt. Auf dem Kiemenbogen stehen in der Regel zwei Reihen lanzettförmiger Blättchen, welche durch ein dünnes knöchernes oder knorpeliges Stäb- chen gestützt werden, auf dem hinteren Rande der Kiemenbogen ein- gelenkt sind und durch kleine Muskelchen an- und abgezogen werden können. Gewöhnlich ist jeder der vier Kiemenbogen mit einer Dop- pelreihe von Blättchen besetzt, so daß man vier vollständige Kiemen findet; viele Knochenfische aber, wie namentlich die Lippfische und Sonnenfische, besitzen nur drei und eine halbe, die Froschfische nur drei, die Gattung Malthea nur zwei und eine halbe, und Amphipnous Cuchia gar nur zwei Kiemen, während einige Haien (Notidanus) sechs und sieben Kiemen besitzen. Bei den Fischen mit mangelhaften Kiemen finden sich dann zuweilen, wie namentlich bei Amphipnous, eigenthüm- liche Säcke vor, welche von der hinteren oberen Ecke der Kiemenhöhle ausgehen, sich längs der Wirbelsäule nach hinten erstrecken und auf deren Wänden sich Kiemengefäße verzweigen. Bei keinem Fische aber existirt eine wahre Lunge, d. h. ein Athemsack, welcher venöses Blut empfängt und arterielles abgiebt, und dessen Oeffnung sich auf der Bauchwand des Schlundes befindet; dagegen trifft man bei sehr vielen Knochenfischen, namentlich bei allen Ganoiden, ein besonderes sackför- miges Organ, welches gewöhnlich aus mehreren Faserhautlagen besteht, innerlich von Schleimhaut überzogen ist, die zuweilen zellige Vor- sprünge besitzt und das gewöhnlich in der Mittellinie, über allen Ein- geweiden der Bauchhöhle, jedoch unter der Niere liegt. Diese Schwimm- blase besteht bei vielen Gattungen aus einer hinteren und vorderen Hälfte, zeigt zuweilen seltsame Anhänge und Verästelungen, tritt bei einigen Familien, wie namentlich bei den Karpfen und Welsen, durch besondere Knöchelchen in Verbindung mit dem Gehörorgane und ist bald vollständig abgeschlossen, bald durch einen offenen Gang, der sich gewöhnlich in die hintere, sehr selten in die seitliche oder vordere Wand des Schlundes öffnet, mit diesem letzteren in Verbindung. Die Gefäße der Schwimmblase entspringen stets aus den Körperarterien und ihre rückführenden Gefäße münden in die Venen ein, nachdem die Haargefäße oft mannigfache Wundernetze gebildet haben. Die in der Schwimmblase enthaltene Luft wird ohne Zweifel von ihren Gefäßen abgeschieden und steht durchaus in keiner Beziehung zu der Athem- funktion, wie schon die Disposition der Gefäße lehrt, welche sich auf der inneren Wand verbreiten. Es entstehen diese Schwimmblasen freilich in ähnlicher Weise wie die Lungen, als Ausstülpungen des Schlundes; da ihnen aber der Charakter von Athemorganen durchaus abgeht, so können sie auch mit den Lungen nur in entfernter Weise verglichen werden. Sie scheinen hauptsächlich dazu zu dienen, das spezifische Gewicht der Fische zu verringern und durch größere oder geringere Zusammendrückung mit dem umgebenden Medium auszu- gleichen. Zu diesem Behufe sind sogar bei einigen Welsen besondere Springfederapparate angebracht, deren Platte durch einen Muskel in die Höhe gehoben wird, beim Nachlassen der Muskelwirkung aber nach Innen vorspringt und den Raum der Schwimmblase verengert. Ein eigentliches Herz fehlt nur dem Lanzettfischchen, bei welchem alle größeren Gefäßstämme Kontraktilität besitzen. Bei allen übrigen Fischen findet sich ein muskulöses Herz, welches unter der Kehle ge- Fig. 994. Fig. 995. Fig. 996. Fig. 997. Fig. 998. Herzen verschiedener Fische. Fig. 994. Herz der Forelle (Salmo fario) von der Seite. Fig. 995. Das- selbe halbirt. Fig. 996. Herz des Kahlhechtes (Amia calva) . Fig. 997. Dasselbe von vorn geöffnet, um die zwei Reihen halbmondförmiger Klappen und die darüber gestellten beiden großen Segelklappen im muskulösen Arterienstiel zu zeigen. Fig. 998. Herz eines Rochen (Raja marginata) geöffnet, um die zahlreichen Klap- pen im Arterienstiel sehen zu lassen. — a Vorkammer. b Kammer. c Muskulöser Theil des Arterienstiels. d Arterienstiel. wöhnlich in dem Vereinigungswinkel der beiden Schultergürtel liegt und von einem Herzbeutel umschlossen wird, der bei den Knorpel- fischen unvollständig, bei den Knochenfischen aber vollständig gegen die Bauchhöhle hin abgeschlossen ist und so eine Art Zwerchfell darstellt. Das Herz selbst liegt nur in dem Bereich des venösen Blutlaufes und nimmt in einer einzigen, meist dünnhäutigen, ungetheilten Vor- kammer das aus der Leber und dem Körper zurückströmende venöse Blut auf. Die Vorkammer mündet durch eine mittlere, mit halbmond- förmigen Klappen versehene Oeffnung in die stark muskulöse Kammer, welche gewöhnlich eine dreiseitige Gestalt hat und auf ihrer inneren Fläche viele Muskelbälkchen zeigt. Nach vorn setzt sich die Kammer mittelst einer einzigen Oeffnung in die meist zwiebelartig angeschwol- lene Kiemenarterie fort, an welcher sich zwei wesentlich verschiedene Typen des Baues wahrnehmen lassen. Bei den Rundmäulern und den Knochenfischen finden sich nämlich an der Ausmündungsöffnung der Kammer nur zwei halbmondförmige Klappen, und der Stiel der Kiemenarterie wird nur durch eine Verdickung des Fasergewebes ge- bildet, aus welchem die ganze übrige Arterie gewebt ist. Bei den Ganoiden und den Quermäulern dagegen bildet der Arterienstiel wirk- lich eine Fortsetzung der Kammer und ist auf seiner äußeren Fläche mit scharf abgegrenzten, selbstständig kontraktilen Muskelfasern belegt, während auf der inneren Fläche sich eine bedeutende Anzahl über einander gestellter Klappen befindet, die in mehrfachen Querreihen, von welchen jede eine bedeutendere Anzahl von Klappen enthält, über einander stehen. Eine Uebergangsform zwischen beiden Typen wird durch einige Fische hergestellt, bei welchen die Zahl dieser inneren Klappen mehr und mehr zurücksinkt. Fig. 999. Darstellung des Blutkreislaufes. Der Fisch liegt auf dem Rücken; die vom Herzen wegführenden Gefäße (Arterien) sind weiß gelassen, die zuführenden (Venen) schattirt. Der Kreislauf des Blutes , welches mit einer einzigen Aus- nahme bei allen Fischen roth ist und meist rundliche, scheibenförmige Blutkörperchen enthält, geht in folgender Weise vor sich. Von dem Herzen aus strömt das Blut durch die große Kiemenarterie und ver- theilt sich zu beiden Seiten in die Gefäßbogen, welche die Kiemen- blättchen speisen. Die zahlreichen Netze, welche von den Haargefäßen auf der Fläche dieser Kiemenblättchen gebildet werden, gehen in die Kiemenvenen über, deren sich je eine auf jedem Kiemenbogen sammelt, und diese Bogen treten dann wieder über dem Kiemengerüste zu einem einzigen Hauptstamme, der Aorta, zusammen, welcher unmittelbar un- ter der Wirbelsäule nach hinten verläuft und meistens in den unteren Bogen der Dornfortsätze eingeschlossen ist. Bei denjenigen Fischen, bei welchen die hinteren Kiemenbogen keine Blättchen tragen, läuft nur ein einfacher Gefäßbogen über den Kiemenbogen weg, um unmit- telbar in die Körperarterie überzugehen. Die Arterien des Kopfes entstehen gewöhnlich schon vor der Bildung der Aorta aus der Kie- menvene des ersten Bogens und die Aorta selbst speist auf ihrem Wege nach hinten die Muskelmassen sowohl durch regelmäßig abgehende Zweige, welche sich um die Wirbelkörper herumschlagen, als auch die Eingeweide durch einige größere Stämme. Das Körperblut tritt durch eine am Schwanze einfache, nach vorn gewöhnlich gabelig sich theilende Hohlvene in das Herz zurück, nachdem vorher ein Theil desselben das sogenannte Nierenpfortadersystem gebildet hat. Viele Venen des Schwanzes und Rumpfes treten nämlich in die Niere und verzweigen sich innerhalb derselben ganz in der Weise wie Arterien, um sich dann wieder auf’s Neue in die Körpervenen neben der Aorta zu sammeln. Das in die Eingeweide strömende Blut sammelt sich in Venen, welche ebenfalls wieder in der Leber sich in die Haargefäßnetze des Pfortadersystemes auflösen und dann zu den Lebervenen zusammen- treten, die fast unmittelbar in die Vorkammer des Herzens übergehen. So treibt demnach das einzige Herz bei den Fischen das Blut regel- mäßig durch zwei, meistens aber durch drei Systeme von Haargefäßen, durch das respiratorische Haargefäßnetz der Kiemen, durch das Ka- pillarnetz zwischen Arterien und Venen, und endlich durch das Kapillar- netz der an Niere und Leber hergestellten Pfortadern, ohne daß auf diesem langen Wege irgend eine bewegende Kraft angebracht wäre, welche eine zweite Impulsion geben könnte. Die unverhältnißmäßige Stärke der Herzkammer erklärt sich leicht durch den Hinblick auf diese Verhältnisse. Außerdem bilden die Nebenkieme, wenn eine solche vor- handen ist, und die Choroidealdrüse des Auges noch besondere Haar- gefäßnetze, in welchen sich die Augenarterie verzweigt, um dann wieder zu einem Stamme zusammenzutreten, der sich an die inneren Theile dieses Organes begiebt. Als ein besonderes Gefäßsystem zeigen sich noch bei den Knochenfischen Kanäle, deren Hauptstamm unmittelbar unter der Haut an der Seitenlinie verläuft, und wie es scheint mit den ausführenden Gängen der an der Seitenlinie liegenden Schuppen in Verbindung steht. Dieser Kanal öffnet sich jederseits in ein Re- servoir, welches an der Seite der Schwanzwurzel auf der Knochen- platte liegt, von der die Flossenstrahlen getragen werden. Von diesem Reservoir aus führt eine Oeffnung in die Hohlvene, die mit einer Klappe versehen ist, welche das Zuströmen von Flüssigkeit aus dem Reservoir in die Hohlvene erlaubt, anderseits aber dem Austritte des Blutes aus der Hohlvene in das Säckchen sich entgegenstemmt. Der Kanal, der offenbar mit zum Lymphsysteme gehört, vielleicht aber auch dazu bestimmt ist, von außen her Wasser aufzunehmen und in das Blut überzuführen, erstreckt sich nach vorn bis unter den Schulter- gürtel und öffnet sich dort in die beiden großen Hohlvenen, die in die Vorkammer eintreten, wo sich ein ähnlicher Klappenapparat, wie an seinem hinteren Ende findet. Als wesentliche Absonderungsorgane zeigen sich bei den Fi- schen vornehmlich nur die Nieren , welche unmittelbar unter der Wirbelsäule, über allen Eingeweiden liegend, sich gewöhnlich durch die ganze Länge der Bauchhöhle von vorn nach hinten erstrecken und nur auf ihrer vorderen Fläche von einer besonderen Faserhaut und dann von dem Bauchfelle überzogen sind. Die Harnleiter zeigen sich meist baumförmig verästelt auf der vorderen Fläche dieser Nieren, die oft in größerer oder geringerer Erstreckung in der Mittellinie mit einan- der verwachsen sind. An dem hinteren Ende der Bauchhöhle vereinigen sich die Harnleiter gewöhnlich in der Mittellinie in einen einzigen Gang, welcher zu einer Harnblase anschwillt, die sich entweder hinter dem After auf einer besonderen Warze, wie bei den Knochenfischen, oder in die hintere Wand des Mastdarmes, wie bei den Knorpel- fischen, mündet. Auf der Vorderfläche der Nieren sieht man außerdem mehr oder minder bedeutende weißliche oder gelbliche Körperchen, welche offenbar den Nebennieren entsprechen. Der Harn ist flüssig und wasserhell. Die Geschlechtstheile sind stets nach demselben Grundtypus angeordnet, so daß sie auch in ihrer äußeren Form sich oft sehr glei- chen und bei einzelnen Fischen nur durch mikroskopische Untersuchung ihre spezifische Natur festgestellt werden kann. Die keimbereitenden Geschlechtstheile, Eierstöcke und Hoden, liegen stets innerhalb der Bauchhöhle unmittelbar unter den Nieren und über den Darmwin- dungen und wechseln sehr in ihrem Volumen je nach der Jahreszeit, indem sie gegen die Fortpflanzungsperiode hin durch die Ausbildung ihres Inhaltes ungemein anschwellen, nachher aber zusammenfallen. Die Eierstöcke und Eileiter zeigen verschiedenes Verhalten. Bei den Rundmäulern, den Aalen und den Lachsen besteht der Eierstock bald nur aus einer mittleren, bald aus zwei seitlichen häutigen Platten, die mit keinem Ausführungsgange in Verbindung stehen, sondern überall vom Bauchfelle umkleidet sind und in deren Dicke sich die Eier ent- wickeln. Die reifen Eier durchbrechen die Wandung des Eierstocks, fallen in die Bauchhöhle und werden aus dieser durch eine mittlere oder zwei seitliche Spaltöffnungen nach außen entleert. Genauer be- trachtet sind bei dieser Anordnung dennoch zwei ursprüngliche Bil- dungstypen vorhanden, indem bei den Rundmäulern und den Aalen auch den männlichen Organen, den Hoden, der Ausführungsgang abgeht, während bei den Lachsen derselbe vorhanden ist und die ganze Bildung der Eierstöcke der letzteren darauf hinweiset, daß ursprünglich Eileiter angelegt waren, die aber später abortiv werden. Bei der großen Mehrzahl der Fische, und zwar wesentlich bei den eigentlichen Knochenfischen, bildet der Eierstock einen Sack, auf dessen innerer Fläche bald Falten, bald vielseitig gestaltete häutige Vorsprünge sich zeigen, in denen die Eier sich so entwickeln, daß sie bei dem Durch- bruche nach ihrer Ausbildung in die Höhle des Eierstocksackes fallen. Gewöhnlich sind die Eierstöcke paarig, zuweilen aber auch in der Mitte verschmolzen. Nach hinten verlängert sich der Eierstocksack unmittel- bar in den Eileiter, der bald früher, bald später sich mit demjenigen der anderen Seite vereinigt und unmittelbar hinter dem After auf einer zwischen diesem und der Harnöffnung gelegenen Warze sich nach außen mündet. Bei einigen Knochenfischen, welche lebendige Jungen gebären, ist das hintere Ende des Eileiters erweitert, so daß es die sich entwickelnden Eier aufnehmen kann. Bei mehreren Ganoiden bildet der Eierstock eine für sich abgeschlossene Masse und der Eileiter, der gewöhnlich lang und gewunden ist, hat jederseits eine weite trom- petenförmige Oeffnung in der Bauchhöhle, in welche die Eier nach dem Austritte aus dem Eierstocke gelangen und so nach außen geführt werden. Bei den Quermäulern endlich findet sich bald ein unpaari- ger, bald ein paariger Eierstock, der stets eine abgeschlossene Masse bildet und mit den paarigen Eileitern in keiner direkten Verbindung steht. Die Eileiter selbst treten bei diesen Fischen in der Mittellinie unmittelbar an der Leber zusammen und haben hier eine gemein- schaftliche Oeffnung, von der aus sie nach beiden Seiten in die Bauch- höhle herabsteigen. Nach kurzem Verlaufe zeigt sich an jedem Eileiter eine dicke, wohl ausgebildete Drüse, deren Absonderung ohne Zweifel die Hüllenmassen der Eier bildet. Nach dem Durchgange durch diese Drüsen erweitert sich jeder Eileiter bedeutend und bildet eine Art Ge- bärmutter, in welcher sich die Jungen weiter entwickeln; die beiden Uteri münden gemeinschaftlich durch einen weiten Kanal in die hintere Vogt. Zoologische Briefe. II. 6 Wand des Mastdarmes ein, wodurch hier eine förmliche Kloake ge- bildet wird. Was den Bau der männlichen Geschlechtstheile betrifft, so wurde schon angeführt, daß bei den Neunaugen und den Aalen die Hoden ebenfalls nur eine gefaltete Platte darstellen, in welcher sich Bläschen ausbilden, die nach erlangter Reife platzen und ihren Inhalt in die Bauchhöhle entleeren, aus der er durch seitliche Oeff- nungen weggeführt wird. Bei allen übrigen Knochenfischen bilden dagegen die Hoden häutige Säcke, die von mannigfachen Kanälen durchzogen sind, welche dem Ganzen fast das Ansehen eines Schwam- mes geben; in diesen verzweigten Kanälen entwickeln sich die kleinen, rundlichen, mit kurzem Schwanze versehenen Samenthierchen und wer- den durch einen röhrenförmigen Samenleiter nach außen geführt, der die unmittelbare Fortsetzung des Hodensackes bildet. Die äußere Mün- dung ist für beide Samenleiter gemeinschaftlich und findet sich auf einer Warze hinter dem After, die besonders bei den lebendig gebären- den Knochenfischen, bei denen eine Begattung stattfinden muß, sehr entwickelt erscheint. Bei den Quermäulern zeigen die männlichen Ge- schlechtsorgane einen noch höheren Grad der Ausbildung. Die Sa- menthierchen entwickeln sich in kleinen Bläschen, die selbst wieder von erbsengroßen Blasen umschlossen sind und in der Substanz des breiten abgeplatteten Hodens eingebettet liegen. Von jeder Blase geht ein Samengang aus, der sehr fein ist und allmälig mit den anderen Samengängen zu einem vielfach geschlängelten Nebenhoden zusammen- tritt, der dann durch einen ebenfalls gewundenen Samenleiter mit dem Harnleiter gemeinschaftlich in die Kloake mündet. Außerdem finden sich bei allen Quermäulern noch äußere männliche Begattungsorgane, die in Form zweier langer, cylindrischer Knorpelanhänge an der Seite der Bauchflosse neben der Schwanzwurzel stehen und in deren Rinne sich große, aus strahlig gestellten Blindschläuchen gebildete Drüsen be- finden, die einen zähen Klebesaft absondern. Bei allen Fischen tritt die Laichzeit nur einmal während des Jahres ein, gewöhnlich im Frühjahre oder Sommer, bei manchen, wie bei den Forellen, dagegen auch im Winter; die Fische halten sich dann meistens in Schaaren zusammen und kommen aus der Tiefe an die Oberfläche und an den Strand, wo sie ihre Eier ablegen. Die größeren Wanderungen, welche unsere Flußfische, wie namentlich die Lachse, zu gewissen Zeiten unternehmen, so wie die großen Züge vie- ler Seefische, wie der Sardellen, Häringe und Thunfische, finden ihre Erklärung hauptsächlich in dem Fortpflanzungstriebe. Gewöhnlich geschieht die Befruchtung in der Weise, daß Eier wie Samen von den nebeneinander schwimmenden Fischen dem Wasser überlassen werden und dieses die Befruchtung vermittelt; wie denn auch nichts leichter ist, als durch künstliche Befruchtung zahlreiche Fischbrut zu erzielen, was sogar in neuerer Zeit in industrieller Hinsicht wichtig geworden ist. Die Zucht der Forellen und Lachse hat an vielen Orten durch dieses Verfahren einen bedeutenden Aufschwung genommen. Es besteht dasselbe einfach darin, daß man den zur Laichzeit gefangenen Weibchen die Eier, welche beim leisesten Druck aus der Genitalöffnung hervor- treten, in eine Schüssel mit Wasser abstreicht, dann ein Männchen auf dieselbe Weise ausdrückt und die milchige Samenflüssigkeit wohl in dem ganzen Wasser über die Eier verbreitet. Diese sind nach kur- zer Zeit vollständig befruchtet und brauchen nur in einem geeigneten Wasser, welches für die Forellen klar und fließend sein muß, auf Sandboden gehalten zu werden, um ihre vollständige Entwickelung durchzumachen und nach vier Wochen die jungen Forellen ausschlüpfen zu lassen. Diese muß man während der ersten zwei Jahre in einem eigenen, vor Raubzeug geschützten Weiher, der frischen Wasserzufluß hat, halten, und kann sie erst nach Verlauf dieser Zeit sich selbst über- lassen, wenn man nicht bedeutende Einbuße an der Zahl der Zücht- linge haben will. Die meisten Fische zeigen durchaus keine Sorge für ihre Brut und begnügen sich meistens damit, einen gedeckten Ort für die Ablage ihrer Eier zu finden; — von einigen dagegen, wie von den Stichlingen, ist es bekannt, daß die Männchen ein förmliches Nest bauen, welches sie gegen Angriffe zu vertheidigen suchen und so lange hüten, bis die Jungen vollständig entwickelt sind. Die meisten Fische sind Raubfische und nähren sich entweder von Thieren derselben Klasse oder von anderen Geschöpfen, Krebsen, Mu- scheln, Insektenlarven u. s. w., die sich im Wasser aufhalten. Nur wenige begnügen sich mit Pflanzennahrung. Die meisten leben im Meere, und zwar wird die Zahl der Familien und Arten im Ganzen um so ansehnlicher, je weiter man gegen die tropische Zone vordringt. Einige Ordnungen, wie die Quermäuler, sind durchaus auf das Meer, andere Familien, wie Karpfen und Hechte, auf das süße Wasser eingeschränkt; doch giebt es manche Familien und selbst Gattungen, in welchen die einen Arten das süße Wasser, die anderen das Meer bewohnen, und viele Arten existiren, welche gewöhnlich in dem Meere sich aufhalten, zur Laichzeit aber oft ziemlich weit in die Flußmün- dungen hinauf steigen, um sich dort ihrer Eier zu entledigen. Die 6* Maifische (Alosa) , aus der Familie der Häringe, die Lachse und Störe sind in diesem Falle. Die Entwickelung der Fische ist bis jetzt hauptsächlich nur an Knochenfischen ausreichend verfolgt worden, und während man von den Quermäulern zwar viele Einzelheiten kennt, fehlen uns bis jetzt jedwede Beobachtungen über die Entwickelung der niedersten Typen der Klasse der Rundmäuler und der Lanzettfische, deren Beobachtung um so mehr von Interesse sein würde, als sie gerade die niedersten Typen des ganzen Wirbelthierkreises einschließen. Wir geben im Fol- genden zuerst eine Skizze der Entwickelungsgeschichte der Knochenfische, um daran die Auseinandersetzung derjenigen Eigenthümlichkeiten zu reihen, welche die Fortpflanzung der Knorpelfische und namentlich der Quermäuler auszeichnen. Das frische Ei , welches eben den Leib der Mutter verlassen hat, zeigt bei den Fischen eine helle Dotterkugel, in welcher stets ein oder mehrere ölige Tropfen in Mitten einer eiweißhaltigen Flüssigkeit schwimmen. Der Dotter selbst ist von einer äußerst zarten Dotterhaut umhüllt und zeigt keine Spur mehr von Keimbläschen und Keimflecken, welche früher sehr deutlich waren. Nach außen hin wird der Dotter von einer härteren, oft lederartigen Eischalenhaut umhüllt, welche so- gleich nach dem Eintritte in das Wasser Flüssigkeit aufsaugt und sich so etwas von dem Dotter entfernt, der innerhalb dieser Eischalenhaut jetzt ganz frei schwimmt und sich stets so dreht, daß der Ort, wo die öligen Tropfen angehäuft sind, nach oben gerichtet ist. Dort erhebt sich auch innerhalb der Dotterhaut der Keim , als ein anfangs rund- Fig. 1000. 1001. Diese, wie die folgenden Figuren, beziehen sich sämmtlich auf die Entwicke- lungsgeschichte der Palee (Coregonus palaea) eines Fisches aus der Lachs- familie. Fig. 1000. Das Ei mit erhobenem Keime. Fig. 1001. Der Keim in Vierthei- lung. a Eischalenhaut. b Dotter. c Oel- tropfen. d Keim. licher Hügel von kleinen durchsich- tigen Zellen gebildet, die immer mehr scheibenförmig über den Dotter her- überwachsen und so eine Keim- haut bilden, welche den Dotter nach und nach gänzlich einschließt. Noch bevor diese Umwachsung des Dot- ters vor sich geht, zeigt sich in dem ursprünglichen Keimhügel, und nur in diesem, nicht aber in dem übri- gen Dotter die Zerklüftung, welche rasch vorwärtsschreitend die bekann- ten Phasen durchläuft, so daß der Keim sich in zwei, vier, acht und weiterer geometrischer Proportion folgend, endlich in eine große Anzahl von kernhaltigen Embryonal- zellen spaltet, aus denen sich die Organe des Embryos aufbauen. Nun verändert sich allmälig die Form des Keimes. Er erhebt sich Fig. 1002. 1003. Fig. 1002. Erste Bildung des Em- bryo’s, der sich in der Ansicht von der Seite zeigt. Fig. 1003. Weitere Entwickelung des Embryo’s, dessen seitliche Ausbrei- tung schon bedeutend über den Dotter herüber gewachsen ist. Man unterschei- det das stumpfe, aufgewulstete Kopfende. a Eischalenhaut. b Dotter. e Em- bryo. f Peripherische Ausbreitung (Keim- haut). g Kopfende. in der Mitte, indem er zugleich peripherisch sich ausbreitet und über den Dotter herüberzuwachsen be- ginnt; eine Axe läßt sich erkennen; man sieht eine mittlere Furche, welche allmälig tiefer wird und sich als das erste Rudiment des Central- nervensystemes und seiner Hüllen, als die sogenannte Rückenfurche , darstellt. Die Wülste, welche diese Rückenfurche auf beiden Seiten ein- fassen, erheben sich mehr und mehr und weichen an demjenigen Ende, welches sich später als das Kopf- ende herausstellt, so auseinander, daß die ganze Gestalt der umschriebenen Vertiefung etwa die eines Lanzeneisens ist. Die eigentliche Embryonalmasse grenzt sich nun auch deutlicher von der scheibenförmigen Keimhaut ab und während die beiden Wülste sich immer mehr zu einem Rohre zusammenwölben, er- scheint zugleich in der Axe der Embryonalanlage unter der Rücken- furche die Anlage eines soliden Längsstranges, welcher bald eine Scheide und einen inneren Kern zeigt und sich als die Wirbelsaite Fig. 1004. Der mehr entwickelte Embryo von der Bauchfläche aus durch den Dotter hindurch gesehen. Nur Kopf u. Schwanz- ende liegen auf der dem Beschauer zu- gewandten Dotterfläche. Die Rücken- furche ist geschlossen, die Augenwülste treten hervor, Chorda und Wirbelthei- lungen find angezeigt. a Eischalenhaut. b Dotter. h Hirn- wulst. i Seitliche Augenwülste. k Chorda. l Schwanz. (Chorda dorsalis) darstellt. Mehr und mehr bildet sich nun mit dem gleichzeitigen Wachsthume der inne- ren Organe die äußere Form her- aus; es zeigt sich eine deutliche Abgrenzung des Kopftheiles, des Rumpfes und des Schwanzes, der sich zuerst von dem Dotter abhebt und mehr und mehr frei wird. Die ganze Embryonalmasse lag ursprüng- lich mit der Bauchfläche im Bogen gekrümmt um den Dotter herum; sie hat sich nun nach und nach be- freit, so daß der Raum, durch wel- chen sie mit dem Dotter zusammen- hängt, stets kleiner wird. Der Dotter selbst nimmt in dem Maaße ab, als die Masse des Embryo wächst und wird allmälig ganz oder theilweise von den Bauchwänden eingeschlossen, so daß sich das Ver- hältniß zwischen diesen beiden entgegengesetzten Theilen gerade umkehrt und der Dotter in der letzten Periode der Entwickelung nur als ein unbedeutender Anhang des Embryo’s erscheint, während er früher die Hauptmasse ausmachte und der junge Körper nur als ein geringer Schmarotzer auf seiner Fläche erschien. Bei dem Ausschlüpfen aus dem Eie besitzt der junge Fisch meistens noch einen Rest des Dotters, der bald wie ein Bruchsack an der unteren Fläche des Bauches her- vortritt, bald auch gänzlich in dem Bauche eingeschlossen ist und nach und nach aufgezehrt wird. Die Entwickelung der einzelnen Haupt- organsysteme berühren wir hier um deßwillen ausführlicher, weil sie die Grundlage für die Entfaltung derselben Systeme bei den übrigen Wirbelthierklassen bildet, so daß, wer die Entfaltung der einfacheren Organe bei dem Fische kennen gelernt hat, auch leichter die verwickel- teren Bildungen der höheren Wirbelthiere sich veranschaulichen kann. Das Centralnervensystem besitzt, wie schon bemerkt, das erste Rudiment seiner Substanz, wie seiner Hülle, in der Rückenfurche, welche sich nach oben hin allmälig zu einem vollständigen Rohre schließt. Wir bemerkten, daß an dem Kopfende der Raum dieser Fig. 1005. Der Embryo im Ei von der Seite. Seine seitlichen Ausbreitungen sind von überall her so um den Dotter herumge- wachsen, daß nur eine nabelartige Stelle, wo die Dottermasse hervortritt (c) dem Mittelpunkte des Embryo’s gegenüber, noch uneingeschlossen ist. Herz und Brustflosse zeigen sich in ihren ersten Anlagen, ersteres vor letzterem hinter dem Ohrbläschen auf der Dotterfläche. a Dotter. b Eischale. c Dotter- loch. d Mittelhirn. f Nachhirn. g Ohr- bläschen. h Auge. i Chorda. k Stelle des Afters. n Schwanz. p Brustflosse. Furche weiter wird und so schon in seiner ersten Anlage die größere Anschwellung eines Gehirnes an- deutet. Die Rückenfurche selbst und das aus ihr hervorgehende Rohr sind mit einer hellen Flüssigkeit er- füllt, aus der sich nach und nach die Nervensubstanz in der Weise ablagert, daß diese Ablagerung zu- erst auf dem Boden beginnt und dann längs der Innenfläche des Rohres nach oben hin fortschreitet, so daß nach und nach das Rohr innen aufs Neue überwölbt wird und die Nervensubstanz eine zweite Röhre mit vorderer Blasenerweite- rung darstellt. Wo auch irgend ein Theil des Centralnervensystemes sich hervorbildet, stets kann man sicher sein, daß der Absatz der Nervenmasse zuerst auf dem Boden von dem Hirnstamme aus aufwuchert und von da nach den Seiten und nach oben hin fortschreitet. Das Rückenmarksrohr bleibt stets von gleicher Weite, so daß die darin abgelagerte Substanz des Rückenmarkes zuerst ein plattes Band bildet, dessen Seiten sich nach und nach umbiegen und ohne sich zu schließen zusammenkommen, so daß in der Mitte nur ein feiner Kanal übrig bleibt, in den von oben her eine feine Spalte führt. Bei der Hirnerweiterung dagegen zeigen sich bald drei hintereinanderfolgende Abtheilungen: eine vordere klei- nere, das Vorderhirn (d′) , eine mittlere, bei weitem größere, das Mittelhirn (d″) und eine längere aber schmälere hintere Abtheilung, das Hinterhirn oder Nachhirn , welches dem kleinen Gehirne (e) und dem verlängerten Marke (f) entspricht. Alle diese Fig. 1006. Der Embryo im Beginne der Blutbildung. Der Schwanz hat sich vom Dotter abgehoben, die Anlagen von Darm und Nieren treten hervor. Bei dieser, wie bei den drei folgenden Figuren haben alle Buchstaben die gleiche Bedeutung. a Dotter. b Oeltropfen. c Blutbildungshof. d′ Vorderhirn. d″ Mittelhirn. e Kleines Gehirn. f Nachhirn. g Ohrbläschen. h Auge. i Wirbelsaite. k After. l Darm. m Niere. n Schwanz. o Herz. p Brustflosse. q Nase. r Mund. s Kie- men. t Leber. u Embryonale Bauchflosse. v Afterflosse. w Rückenflosse. x Fettflosse. z Embryonale Flosse ohne Abtheilungen. α Dottervenen. β Dotterpfortader. Kammern erscheinen anfangs einfach in der Mittellinie hintereinander gestellt, zeigen sich aber bei der Ueberwölbung der Nervenmasse als aus symmetrischen Hälften zusammengesetzt. Das Vorderhirn son- dert sich allmälig scharf von dem Mittelhirn ab und erscheint in Form einer langen Spitze, die nach und nach sich ausdehnt und um die Schnauzenspitze herum als Geruchsnerve der Nasengrube entgegenwächst, welche anfangs auf der Unterfläche des Kopfes liegt, allmälig aber gegen die Schnauzenspitze und auf die Rückenfläche herum wandert. Auf der Trennungslinie zwischen dem Vorderhirne und dem Mittel- hirne sieht man schon in früher Zeit eine Anhäufung von Zellen er- scheinen, welche auch bei dem erwachsenen Fische nicht fehlt und dort als Zirbeldrüse bezeichnet werden kann. — Weit verwickelter sind die Bildungen des Mittelhirnes. Dieses bildet von früher Zeit an zwei weite seitliche Ausbuchtungen, die sich allmälig mehr und mehr von der mittleren Partie abschnüren, so daß sie bald die Gestalt zweier hohlen Birnen haben, welche durch einen weiten Stiel mit der Mit- telmasse zusammenhängen; — in diesem Zustande erkennt man in die- sen seitlichen, nunmehr abgeschlossenen Ausbuchtungen die ursprüng- liche Augenblase und in ihrem hohlen Stiele das erste Rudiment des Sehnerven, welches nach und nach solid wird. Wie aber bei der Nase ebenfalls die empfangenden Theile, die Nasengruben, von der äußeren Haut ausgebildet werden und nur der Geruchsnerve vom Gehirne ausgeht und diesen Nasengruben entgegenwächst, so entspricht auch die ursprüngliche Augenblase nur dem nervösen Theile des Auges, der Netzhaut und dem Sehnerven und die übrigen schützenden und lichtbrechenden Theile des Sehorganes werden ebenfalls von der Haut aus diesem Hirntheile entgegengebildet. Wir kommen auf die Ausbil- dung der Augen später zurück, während wir hier die weiteren Bildun- gen des Mittelhirnes verfolgen, das in seinem mittleren, zwischen den beiden Augenblasen gelegenen Theile sich weiter entwickelt. In diesem Mittelhirne wuchert alsbald von dem Boden ausgehend ein Gewölbe empor, welches von vorn her nach hinten überwächst, so wie es auch von den Seiten her sich schließt. Von dem Hirnstamme aus bilden sich unter diesem Gewölbe mehr und mehr vorwachsende Theile, welche den Vierhügeln, den Seh- und Streifenhügeln entsprechen und unter dem deckenden Gewölbe vorwuchernd, allmälig den Raum zwischen diesem und dem Hirnstamme ausfüllen und so die Hirnhöhle, die sich hier findet, verkleinert. Aus dem Mittelhirne bildet sich ferner der Trichter, der nach unten hin einer Einstülpung der oberen Gaumen- wand entgegenwächst, sich an diese anlegt und so den Hirnanhang (Hypophysis cerebri) darstellt. Diese Verbindung geschieht unmittelbar Fig. 1007. Kopf und Hinterleib haben sich vom Dotter abgehoben, die allgemeine embryonale Flosse zeigt sich am Hintertheil als niederer Hautsaum. Am Auge ist die ursprüngliche Spalte fast geschlossen; im Mittelhirn beginnen die inneren Ablagerungen der Vierhügel. Die Cirkulation ist über den ganzen Dottersack verbreitet, die Gefäße noch unregelmäßig buchtig. Am Halse sieht man zwei Kiemenspalten; die Brustflosse ist in die Höhe ge- schlagen; die Leber erscheint als dunkler Zellenhaufen auf dem Dotter. Darm und Harnleiter sind deutlich als Röhren zu erkennen. vor dem Ende der Wirbelsaite zwischen den beiden Schädelleisten hin- durch, die an diesem Orte stets auseinanderweichen. — Das Nach- hirn theilt sich früh in zwei hintereinanderliegende Hälften. Unmittel- bar an der Trennungslinie, welche es von dem Mittelhirne scheidet, knospen zwei seitliche Säulen hervor, die in Spitzbogenform gegen die Rückenfläche hin aufwachsen, einander in der Mittellinie erreichen und nun nach hinten zu der phrygischen Mützenform des kleinen Gehirnes sich ausdehnen. Zu beiden Seiten der hinteren Hälfte des Nachhirnes schließen sich sehr bald die Ohrblasen ab, welche auf der Gränze gegen das Rückenmark hin liegen. Im Allgemeinen be- merkt man, daß anfänglich die einzelnen Hirnabtheilungen geräumig in einer Linie hintereinander liegen, so daß der Kopf eine bedeutende Länge im Verhältnisse zur Körperlänge zeigt, daß aber mit dem Fort- gange der Entwickelung die einzelnen Hirnabtheilungen, besonders aber die hinteren Parthieen sich stets mehr und mehr zusammenschieben, eine Tendenz, die bei den höheren Wirbelthieren noch weit stärker hervortritt. Wir haben das erste Rudiment eines Auges in der Gestalt einer hohlen Blase gesehen, welche seitlich von dem vorderen Theile des Mittelhirnes ausgeht. Dem äußeren Axenpunkte dieser Blase gegen- über sieht man nun von der Außenfläche her eine beutelförmige Ein- senkung sich bilden, welche mit den Zellen der äußeren Umhüllungs- schicht des Embryos ausgekleidet ist und deren Tiefe rasch zunimmt, während zugleich ihr äußerer Eingang sich nach und nach abschnürt und zuletzt so vollständig verschwindet, daß statt des Beutels eine rundum abgeschlossene Kugel vorhanden ist. Diese Kugel ist die Kry- stalllinse, welche sich bei allen Wirbelthieren ebenso wie bei den Fischen und den Kopffüßlern durch Einstülpung der Haut von außen her bil- det. Hinter der Linse erscheint bald der becherförmige Glaskörper, welcher die hintere Fläche der Linse umfaßt und mit dieser die vordere Wand der ursprünglichen Augenblase so nach innen zurückdrängt, daß zuletzt diese vordere Wand die innere Schicht der becherförmigen Netz- haut bildet. Die Aderhaut des Auges wächst von oben und hinten her um den Linsenapparat und die Nervenhaut so herum, daß sie in der Fig. 1006 dargestellten Entwickelungsstufe wie ein Helm, der nach unten weit geöffnet ist, über der Linse sitzt; nach und nach lagert sich in der anfangs durchsichtigen Aderhaut der schwarze Farbstoff ab und zugleich wachsen die Ränder des Helmes zusammen, doch in der Weise, daß unten und innen lange Zeit noch ein Spalt bleibt, welcher zu- letzt von der vorspringenden Falte bezeichnet wird, die sich bei dem erwachsenen Fische von der Aderhaut nach der Linse begiebt. Die harte Augenhaut und die Hornhaut differenziren sich nach und nach aus der äußeren Umgebung der Augenblase hervor und erscheinen ursprüng- lich beide von derselben Durchsichtigkeit. Was die Entwickelung des Ohres anbetrifft, so zeigt sich dieses zuerst in Form eines durchaus einfachen Säckchens, welches bald gänzlich von der knorpeligen Schä- delgrundlage eingehüllt wird und mit dem Nachhirne durch den an- fangs hohlen Gehörnerven in Verbindung steht. Sehr bald lagern sich im Innern dieses Säckchens die krystallinischen Kalkmassen ab, welche sich nach und nach zu den Gehörsteinchen ausbilden und zu- gleich sieht man im Inneren des Säckchens durch Vorwachsen der härteren knorpeligen Theile die halbzirkelförmigen Kanäle mehr und mehr sich abscheiden, so daß die ursprünglich einfache Blase sich bald Fig. 1008. Der Embryo hat vollständig die Herrschaft über den Dotter erlangt. Das Maul steht noch auf der Bauchseite, der Kiemendeckel hat die Kiemenspalten völlig über- wachsen; der Dottersack ist in das Innere der Bauchwände aufgenommen; die Oeltrop- fen in einen znsammengeflossen. Die embryonale Flosse beginnt sich zu theilen. In der Schwanzflosse entstehen Strahlen. als aus dem unteren Gehörsacke und aus den drei Kanälen zusam- mengesetzt zeigt. Die Zusammenschiebung der einzelnen Hirntheile und des ganzen Kopfes überhaupt läßt sich besonders durch die wechselnde Stellung des Ohrs sehr deutlich beobachten, indem dieses anfangs sehr weit nach hinten, fast über dem ersten Rudimente der Brustflosse liegt und allmälig dem Auge immer näher rückt, so daß es gegen Fig. 1009. Der Embryo dem Ausschlüpfen nahe. Der Kopf ist so zusammengeschoben, daß das Ohr bei der Seitenansicht das Nachhirn verdeckt; der Dotter ist gänzlich in den Bauch aufgenommen, das Schwanzende nach oben gekrümmt, so daß eine heterocerke Schwanzflosse vorhanden ist. das Ende des Eilebens hin mit seinem vorderen Rande fast den hin- teren Rand das Auges zu berühren scheint. Als erstes Rudiment des Skelettes erscheint die Wirbelsaite, welche sich in gerader Linie durch den ganzen Körper erstreckt, indem sie zwischen den Ohrblasen beginnt und in dem Rudimente des Schwanzes endigt. Die Wirbelsaite zeigt sich von Anfang an als ein cylindrischer Stab, der aus großen, sehr durchsichtigen wasserhellen Kernen zusammengesetzt ist und eine dichte Scheide hat, welche nach vorn in die Grundlage des Schädels übergeht und nach dem Rücken hin sich in das faserige Rohr fortsetzt, in welchem das Rückenmark eingeschlossen ist. Bei den Knochenfischen gewahrt man bald nach dem Erscheinen der Wirbelsaite die ersten Spuren der Wirbelbildung in Gestalt winkelförmig gebogener Linien, die in regelmäßigen Abständen von einander an dem Körper erscheinen, die ganzen äußeren Massen bis auf die Wirbelsaite selbst durchsetzen und den Sehnenblättern ent- sprechen, welche an den seitlichen Muskelmassen des Rumpfes ent- wickelt sind. Da wo diese Linien auf die Scheide der Chorda und auf die Hülle des Centralnervensystemes auftreffen, erscheinen als erste Verknöcherungen die oberen und unteren Wirbelbogen, welche paarige Stückchen bilden, die in Spitzbogenform zusammenstoßen. Die Wir- belkörper selbst erscheinen erst später, als ringförmige Verknöcherungen der Scheide der Chorda, so daß die Basis der Bogenfortsätze in den verknöchernden Ringen gleichsam wie eingebohrt steckt. Die Wirbel- körper selbst bilden gleich von Anfang an breitere Ringe, die unmit- telbar zusammenstoßen und deren Dimensionen mit der Zunahme der Körpermasse überhaupt größer werden, während sie zugleich durch Aufwachsen neuer Schichten von Außen an Mächtigkeit zunehmen. Die Scheide der Wirbelsaite setzt sich unter dem Kopfe als Schä- Fig. 1010. Schädelbasis eines Embryo’s der Palee, von unten gesehen. Die Bogen des Kiefergaumengerüstes sind weggenommen, dagegen die Anfänge der Kiemenbogen erhalten. a Das pfahl- förmige Ende der Wirbelsaite. b Knorpe- lige Scheidenmasse, welche dieses Ende um- giebt und sich seitlich in die Knorpel fort- setzt, welche die halbzirkelförmigen Kanäle umgeben. c Hintere Schlundknochen. d Die vier Kiemenbogen. e Knorpelmasse in der Umgebung des Gehörorganes. f Nebenkieme. g Raum zwischen den seit- delbasis in Gestalt einer festeren Masse fort, deren eigentliche Grän- zen anfangs schwer zu bestimmen sind, da sie mit den umgebenden Embryonalzellen zusammenfließen. Sobald indeß festeres Knorpelge- webe in der Umgegend des zu- gespitzten Endes der Wirbelsaite sich entwickelt hat, so beobach- tet man die Bildung einer Schä- delbasis, welche mit derjenigen des Querders (s. Fig. 961—963) eine wahrhaft auffallende Aehnlich- keit besitzt. Die Chorda endet pfahl- förmig in der Mitte einer breiten Knorpelmasse der Nackenplatte, wel- che nach beiden Seiten hin das Ge- hörorgan umschließt und so zwei seitliche Ohrkapseln bildet; — nach lichen Schädelleisten, auf dem der Hirn- anhang liegt. h Seitliche Schädelleisten. i Flügelbeine. k Gaumenbeine. l Ober- kiefer. m Nase. n Vordere Knorpelplatte des Schädels; Gesichtsplatte. o Augenhöhle. vorn hin setzt sich diese Knorpel- masse in zwei mehr oder minder rundliche Leisten fort, welche aus- einanderweichend einen mittleren Raum zwischen sich lassen, in den das Ende der Chorda hineinragt und die nach vorn sich wieder in einer breiten Knorpelmasse vereini- gen, welche die vordere Partie des Gaumengewölbes darstellt und die Gesichtsplatte genannt wurde. Von dieser vorderen Gesichtsplatte gehen stets zwei Fortsätze nach hinten aus, die ersten Rudimente des Gaumenbogens, der hier noch als integrirendes Stück der Schädel- basis auftritt. Nach oben hin wölbt sich die Knorpelmasse überall, ohne bestimmtere Formen zu bieten, um das Gehirn und die hinteren Theile der Nase und Augen herum. Während nun an einigen Stel- len und namentlich in den Theilen der seitlichen Schädelleisten, welche den mittleren Raum umfassen, durch den hindurch der Trichter und die Ausstülpung der Mundhöhle sich zur Bildung des Hirnanhanges Fig. 1011. Schädelbasis eines jungen Stichlings (Gasterosteus) bei welchem die Deckplatten des Pflugschar- beines und des Keilbeines sich zu bilden beginnen. p Pflugschar. q Keilbein. Die übrigen Buchstaben wie in der vorigen Figur. begegnen, der Absatz von Knochen- masse beginnt, entstehen zugleich die Deckplatten aus den häutigen Mas- sen, welche den knorpeligen Urschä- del umgeben, ohne vorherige Zwi- schenkunft von Knorpelsubstanz und ohne daß die Knorpelmasse des Urschädels an ihrer Bildung Theil nähme. Man sieht so auf der un- teren Fläche des Schädels das Keil- bein und das Pflugschaarbein, auf der oberen Stirn-, Nasen- und Scheitelbeine bei noch jungen Fi- schen, die schon ausgeschlüpft sind, als äußerst dünne, durchsichtige Knochenplättchen, welche man sehr leicht abheben kann und die der ursprünglichen Form des Knorpel- schädels nicht den geringsten Eintrag thun, so daß man diesen sogar noch durch die durchsichtigen Knochenplättchen hindurch erkennt. Von den Knochen des Gesichts scheinen sich namentlich die Zwischenkiefer und Oberkiefer ebenfalls aus Hautfalten ohne Zwischenkunft einer vorausgehenden Knorpellage zu bilden. Alle verschiedenen Bogen, welche die Gesichtsknochen bilden, der Unterkieferbogen, der Zungen- bogen, die vier Kiemenbogen und der Schlundbogen bestehen in ihren ursprünglichen Grundlagen aus einfachen gebogenen Knorpelstäben, welche einerseits an die Schädelbasis, andererseits größtentheils an das ebenfalls ungetheilte, mittlere Zungenbein sich anlegen und deren ver- schiedene Gelenke und Abtheilungen erst später mit der Verknöcherung hervortreten. Der Kiemendeckelapparat bildet ursprünglich eine einfache Hautfalte, welche von der Gewebemasse hinter dem Auge vorwachsend, nach und nach die Kiemenspalten bedeckt, die anfangs vollkommen frei zu Tage liegen. Diese vorspringende Hautfalte zeigt nur spät in ihrem Inneren festere Theile, welche sich als die Knochen des Kiemendeckels und der Kiemenhautstrahlen darstellen. Die Entwickelung der Brust- flossen beginnt sehr frühzeitig und der ganze Schultergürtel, der an- fangs sehr weit nach hinten von dem Auge entfernt steht, scheint sich ebenfalls als Hautfalte im Ganzen zu verknöchern, ohne daß ihm eine knorpelige Grundlage vorherginge. Die Brustflosse zeigt anfangs die Gestalt einer rundlichen stummelartigen Platte, deren besondere Abtheilungen in Handwurzel und Flossen erst später auftreten. Die Bauchflossen erscheinen außerordentlich spät, erscheinen aber nichts desto weniger sogar bei denjenigen Fischen angelegt zu werden, welche keine Bauchflossen besitzen, indem sie später wieder verschwinden. Was die unpaaren Flossen betrifft, so zeigt sich bei allen Fischembryonen ohne Ausnahme, mögen sie später noch so verschiedene Flossenformen be- sitzen, im Anfange der Entwickelung eine unpaare mittlere Hautfalte, welche um das hintere Ende des Körpers herumgeht, an dem After unterbrochen ist und sich dann nach vorn unter dem Bauche bis zu dem Dotter hinzieht. Diese Hautfalte erhebt sich nur allmälig, erhält sich eine Zeitlang und schwindet dann wieder nach und nach an denjenigen Stellen, an welchen der erwachsene Fisch keine Flossen besitzt, während da, wo Flossen bestehen, sich die Strahlen ausbilden. Lange Zeit hindurch aber zeigt sich die Art und Weise der Entstehung der unpaaren Flossen auch noch dadurch, daß sie nur allmälig sich erheben und die Zwischenräume zwischen ihnen nicht scharf abgeschnitten, sondern mehr als ausgeschweifte Lücken sich darstellen. Eigenthümlich ist noch die Art und Weise der Ausbildung der Schwanzflosse. Ursprünglich ist die den Schwanz stützende Wirbelsaite vollkommen gerade, ja sogar nach unten um den Dotter herum gebogen. Mit der weiteren Entwickelung des Schwan- zes hebt sich derselbe empor und wird dann vom Fische im Eie nach der Seite hin geschlagen. Das hintere Ende der Wirbelsaite biegt sich nun allmälig in stumpfem Winkel nach oben auf und diese Bie- gung erreicht ihre größte Höhe etwa zur Zeit, wann der Embryo das Ei verläßt. Der junge Fisch hat nun eine wesentlich heterocerke Schwanzflosse, vollkommen ähnlich derjenigen der Haien und Störe oder der in den älteren Schichten vorkommenden Ganoiden. Nun entwickeln sich auf der unteren Fläche dieses emporgehobenen Endes der Wirbelsaite die knöchernen Dornfortsätze, welche zu jener Platte zusammenschießen, von der die Flossenstrahlen des Schwanzes getragen werden und damit verkümmert denn auch allmälig jenes aufgebogene Ende, das indeß auch in den späteren Perioden immer noch in seinen letzten Spuren sichtbar ist. Die Entwickelung der Eingeweide findet der Zeit nach erst später als die Ausbildung der ersten Rudimente des Skelettes und Nervensystemes statt. Sie geht von einer Schicht von Bildungszellen aus, welche zwischen der Wirbelsaite einerseits und dem Dotter an- derseits sich allmälig anhäufen. Diese platte Zellenschicht theilt sich der Länge nach in zwei übereinanderliegende Blätter, von denen das eine, der Wirbelsaite anhängende, nach und nach die Nieren ent- wickelt, während das andere, dem Dotter aufliegende, sich zu dem Darme umgestaltet. Diese letztere Zellenschicht, die anfangs nur als platte, gegen den Dotter hin ausgekehlte Hohlrinne erscheint, wächst allmählig mit ihren seitlichen Rändern zusammen und schließt sich mehr gegen den Dotter ab, indem sie das anfangs vollkommen gerade, un- gewundene Darmrohr bildet. Sobald diese Abschließung begonnen hat, bildet sich auch nach und nach die Afteröffnung aus und indem die Bauchwandungen sich ebenfalls über dem Darmrohre zusammen- schließen, hebt sich der Leib des Embryos mehr und mehr von dem Dotter ab. Gegen die Mitte jenes Verlaufes hin bietet dieses Darm- rohr stets einen weiten Spalt, der mit der Dotterflüssigkeit kommuni- cirt und der sich mehr und mehr verengt, bis er endlich zu einem dünnen Gange zusammenschwindet, welcher unmittelbar hinter dem Brustgürtel in das nun geschlossene Darmrohr sich einsenkt. An die- ser Stelle bildet sich die Leber in der Weise, daß eine dichtere Zel- lenanhäufung an dem Darmrohre sich zeigt, welche unmittelbar auf dem Dotter aufliegt und in der allmälig unregelmäßig verzweigte Höhlen sich bilden, welche durch Auseinanderweichen der Zellen ent- stehen und mit der Darmhöhle direkt zusammenhängen. Diese Höhlen breiten sich immer mehr und mehr aus, verzweigen sich und stellen sich endlich als die Drüsengänge der Leber dar, während das letzte Rudiment des Dotterkanales sich als Gallenblase consolidirt. In ähnlicher Weise, wie die Lebergänge, durch nachträgliche Aushöhlung einer anfangs soliden Zellenmasse, entsteht die Schwimmblase , welche eben- falls zuerst als eine solide Anhäufung von Bildungsgewebe auf der oberen Wand des Darmkanales erscheint, sich aber dann aushöhlt, mit der Darm- höhle in Communication tritt und einige Zeit nach dem Ausschlüpfen des Embryos aus dem Eie sich so plötzlich mit Luft füllt, daß man glauben kann, es sey dieselbe durch Einschlucken der äußeren Luft auf- genommen worden. Nach vorn tritt das Darmrohr in Verbindung mit der Mundhöhle und dem Kiemenkorbe , welche sich in fol- gender Weise bilden. Anfangs liegt die Schädelbasis platt auf dem Dotter auf, so daß die Augen unmittelbar den Dotter berühren, wie dies in Fig. 1006 dargestellt ist. Die äußere Umhüllungsschicht geht unmittelbar von der vorderen Stirnfläche auf den Dotter über, so daß der Kopf gleichsam auf diesen festgeheftet ist. Allmälig indeß hebt sich auch der Vordertheil des Kopfes in ähnlicher Weise, wie der Schwanz und der Rumpf von dem Dotter ab und schließt sich nach unten zu, so daß der Unterkiefer und die Zungenbeinbogen hervor- treten. Indessen bleibt die Mundöffnung stets während der ganzen Zeit des Embryonallebens weit nach hinten auf die Bauchfläche ge- rückt, wo sie einen Querspalt bildet, der mit der Mundöffnung eines Haifisches große Aehnlichkeit zeigt. Erst gegen das Ende des Eilebens hin tritt die Mundöffnung mehr an die Schnauzenspitze, erreicht die- selbe aber erst völlig nach dem Ausschlüpfen des jungen Fischchens bei denjenigen Gattungen, bei welchen sie diese Stellung besitzt. Hin- ter dem Unterkieferbogen, welcher den Rand der Mundspalte bildet, zeigt sich nun am Halse eine seitliche Masse von Bildungsgewebe, die durch stets tiefer werdende Spalten in einzelne Bögen zerlegt wird. Es erscheinen so fünf Kiemenspalten, welche die verschiedenen Kiemen- bogen von einander trennen, auf denen sich erst nach einiger Zeit die Kiemenblättchen zeigen, deren Zahl und Größe stets zunimmt, wäh- rend zugleich der Kiemendeckelapparat von außen her darüber wächst. Die Masse, welche die zwischen den Kiemenspalten gelegenen Kiemen- bogen bildet, ist anfangs nur sehr weich, erhält aber später jene einfachen Knorpelstützen, die wir früher erwähnten. Die Entwickelung des Blutgefäßsystemes ist von der größten Wichtigkeit für die Ausbildung der einzelnen Organe, indem zwar die erste Anlage derselben überall ohne Dazwischenkunft eines allge- meinen Säfteumlaufes von den embryonalen Bildungszellen ausgeht, die spätere Entwickelung aber nicht ohne Vermittlung des Blutlaufes stattfindet, durch welchen hauptsächlich die allmälige Aufsaugung des des Dotters und seiner Umwandlung in Bildungsstoff erreicht wird. Das Herz zeigt sich zuerst in der Form einer soliden Zellenansamm- lung, welche in der Kehlgegend zwischen dem Dotter und dem Halse sich findet und sehr bald von einer kreisförmigen Grube umgeben ist, über welche die Umhüllungsschicht der äußeren Haut einen geräumigen Sack bildet. Diese Zellenanhäufung des Herzens höhlt sich bald in ihrem Inneren aus, so daß sie einen dickwandigen Schlauch darstellt, der anfangs nach allen Seiten hin, namentlich auch an beiden Enden vollständig geschlossen ist und wurmförmige Zusammenziehungen zeigt, welche von hinten nach vorn fortschreiten. Durch diese Bewegung werden einige wenige Zellen, die offenbar von der inneren Wand des Schlauches stammen, in demselben hin und her getrieben. All- mählig bilden sich nun die Blutgefäße in allen Theilen des Körpers durch Auseinanderweichen der Bildungszellen, so daß die ersten Blut- gefäße offenbar verzweigte Hohlräume in dem Gewebe darstellen. Hauptsitz der Blutbildung ist bei dem Embryo die Oberfläche des Dotters, auf der sich hautförmige Schichten von Zellen ablagern, die zur Bildung von Blutgefäßen auseinanderweichen. Anfangs bilden diese Zellen nur einen kreisförmigen Hof, im Umkreise der Basis des Herzens, den man den Blutbildungshof nennen kann, der aber bald sich über die ganze Oberfläche des Dotters ausbreitet. Die Aus- bildung der Bahnen, welche das Blut durchläuft, also die speziellere Anordnung des peripherischen Gefäßsystemes, wechselt außerordentlich mit den einzelnen Phasen des embryonalen Lebens, so daß es schwer hält, hiervon eine allgemeine Uebersicht zu geben. Der anfangs ein- fache Herzschlauch theilt sich nach und nach in drei hintereinander lie- gende Abtheilungen, Vorkammer, Herzkammer und Arterienstiel, deren Zusammenziehungen einander rhythmisch ihrer Lagerung nach folgen. Nach und nach schieben sich diese Abtheilungen übereinander und zugleich bildet sich der Kreislauf mehr und mehr demjenigen des erwachsenen Fisches entgegen. Vor dem Auftreten der Kiemenspalten erscheint der Kreislauf sehr einfach. Der aus dem Herzen kommende Blutstrom theilt sich, sobald er unter der Schädelbasis angelangt ist, in zwei Strö- mungen, eine nach vorn gegen den Kopf hin, eine nach hinten, welche der Wirbelsaite bis in die Aftergegend folgt, dort umbiegt, nach dem Herzen zurückströmt und sich in zwei Ströme theilt, von denen der eine über den Dotter, der andere längs der Wirbelsaite hin dem Herzen zuströmt. Der obere venöse Körperstrom verbindet sich mit dem von dem Kopfe zurückkehrenden Strome an der Anlagerungsstelle des Schultergürtels und läuft nun nach unten, wo er an der hinteren Bogt. Zoologische Briefe. II. 7 Ecke des Herzschlauches mit dem über den Dotter zurückkehrenden Strome zusammentrifft und in die Vorkammer eingeht. Nirgends finden sich bei diesen ursprünglichen einfachen Blutströmungen hier, wie bei allen anderen Wirbelthieren, seitliche Verzweigungen. Zwi- schen die von dem Herzen ausgehenden und zu demselben zurückkeh- renden Strömungen ist kein Netz von Haargefäßen eingeschoben. Man sieht den Strom in seiner ganzen Fülle dem Stoße des Herzens fol- gend vorn und hinten in seiner Bahn umbiegen und nach dem Herzen zurückkehren. Das Blut ist anfänglich vollkommen farblos und seine Bewegung läßt sich nur durch das Rollen der farblosen Blut- zellen unterscheiden; nach und nach treten gelbröthlich gefärbte Blut- körper auf, wodurch es dann leichter wird, unter dem Mikroskope die Gefäßbahnen in dem durchsichtigen Embryo zu verfolgen. Je mehr sich diese Blutkörperchen sowie die Kiemenbogen ausbilden, desto zahlreicher werden die Aeste, desto mehr entwickelt sich das kapillare Gefäßnetz zwischen den Arterien und den Venen. Mit der vollstän- digen Ausbildung der Kiemenbogen bekommt die Cirkulation einen neuen Impuls. Die Kiemenarterie theilt sich in ebenso viele Bogen als Kiemenbogen vorhanden sind und diese verschiedenen Ge- fäßbogen laufen, so lange keine Kiemenblättchen entwickelt sind, ungetheilt über die Kiemenbogen weg, um sich über denselben zur Bildung der Aorta zu vereinigen. Zu dieser Zeit nimmt der Dotter die Stelle ein, welche später der Leber zukommt. Das von dem Körper zurückkehrende Blut läuft großentheils (mit Ausnahme der kleineren Blutmenge, die in der oberen Hohlvene nach vorn strömt) längs des Darmkanales nach vorn, setzt dann auf den Dotter über und vertheilt sich auf der ganzen Oberfläche desselben in Netzen, welche sich allmälig zu einer Dottervene sammeln, die in die Vor- kammern eindringt. Auf diese Weise wird eine förmliche Dotterpfort- adercirkulation gebildet, welche aber allmälig auf die Leber übergeht. Indem nämlich der Dotter mehr und mehr an Masse abnimmt, ziehen sich die ihm angehörigen Blutgefäßnetze in die stets wachsende Leber hinein, in welcher sich nun der Pfortaderkreislauf fixirt. Zugleich wachsen auf den Kiemenbogen die respiratorischen Blättchen; — in jedes derselben biegt anfangs eine Seitenschlinge der Kiemenarterie ein, die sich aber mehr und mehr verästelt und so nach und nach das Haargefäßnetz des Kiemenblättchens herstellt. Sobald der Embryo das Ei verläßt, ist seine Cirkulation vollkommen dieselbe in ihren Grundzügen, wie die des erwachsenen Thieres. Ueber die Entwicke- lung der Geschlechtstheile bei den Fischen besitzt man noch durchaus gar keine Beobachtungen. Die Unterschiede, welche sich in der Entwickelung der Haien und Rochen finden, beruhen vorzüglich darauf, daß bei den meisten derselben keine Eier gelegt, sondern lebendige Jungen geboren werden, welche sich innerhalb einer besonderen Erweiterung des Eileiters, die man als Gebärmutter bezeichnen kann, entwickeln. Bei den Seekatzen, so wie bei denjenigen Haien (Scyllium) und Rochen, welche Eier legen, sind diese von einer sehr dicken hornigen Schale eingehüllt, die gewöhnlich viereckig und abgeplattet ist und seitliche Spalten hat, durch welche das Meerwasser in das Innere des Eies eindringen kann. Die ganze Entwickelung des Embryos geht in diesen Eiern erst vor sich, nachdem sie gelegt sind. Bei den lebendig gebärenden Haien fin- den sich zwei verschiedene Gruppen, nach der Bildung des Eies; bei den Einen, wozu namentlich die Hunds- und Menschenhaien gehören (Galeus; Carcharias) , besitzt das Ei eine äußerst feine, hornige, durch- scheinende, strukturlose Schale, welche abgeplattet ist und eine lange Hülse bildet, die wohl sieben bis achtmal so groß als der Dotter ist. In der Mitte dieser am Rande gefalteten Eihülse liegt der längliche Dotter, von Eiweiß umgeben, das sich nach der einen Seite band- artig fortsetzt. Dieß Eiweiß zieht außerordentlich viel Flüssigkeit während der Embryonalentwickelung an sich, so daß das Ei bedeutend an Größe und Gewicht zunimmt. Die feine Eischalenhaut erhält sich während der ganzen Entwickelungszeit, während dieselbe bei den Haien ohne Afterflosse und Nickhaut (Mustelus etc.) sehr früh verschwindet und der Embryo ganz nackt in dem Uterus liegt. Eine zweite Eigen- thümlichkeit der Embryonen der Quermäuler besteht in einem gewöhn- lich birnförmigen äußeren Dottersack, der durch einen langen Stiel gerade zwischen den beiden Brustflossen in den Leib übergeht und dort in den Darmkanal einmündet. Bei den meisten Haien und Rochen erweitert sich der Dottergang im Inneren der Bauchhöhle noch zu einem zweiten inneren Dottersacke, welcher indeß einigen Gattungen zu fehlen scheint. Der Stiel des Dottersackes enthält außer dem in den Darm mündenden Dottergange noch eine Arterie und eine Vene, welche die Blutcirkulation auf dem Dotter vermitteln. Bei einer Art der Gattung Mustelus hat man merkwürdigerweise entdeckt, daß auf dem Dottersacke Zotten entstehen, welche in entgegenkommende Zotten der Eileiterwandung eingreifen und Schlingen der Dottergefäße ent- halten, so daß hier ein förmlicher Mutterkuchen, eine Dotterplacenta hergestellt wird, durch welche der Fötus in derselben Weise an die Wand der Gebärmutter geheftet wird, wie der Embryo der Säuge- thiere. Es ist diese Bildung einer Dotterplacenta um so auffallender, 7* als bei einer sehr nahe verwandten Art derselben Gattung, wie bei allen übrigen Haien und Rochen, keine Spur eines solchen Mutter- kuchens vorkommt. Endlich heben wir noch ganz besonders hervor, daß die Embryonen aller Quermäuler zu einer gewissen Zeit ihres Lebens äußere Kiemen besitzen, welche in Gestalt feiner Fäden auf den Rändern der Kiemenspalten aufsitzen und deren Struktur keinen Zweifel läßt, daß sie der Athemfunction dienen. Bei den Embryonen der Knochenfische kommt keine Spur solcher äußeren Kiemen vor und auch bei den Rochen und Haien verschwinden sie gänzlich vor der völligen Reife der Embryonen. Bei manchen Gattungen hat man noch an dem Rande des Spritzloches ebenfalls solche Kiemenfäden ent- deckt, welche aber noch weit früher verschwinden, als die Fäden an den Rändern der Kiemenspalten. Bei keinem erwachsenen Fische findet sich eine Spur solcher äußerer Kiemen vor, während sie bei den nie- deren Amphibien das ganze Leben hindurch bleiben und ihre Anwe- senheit bei erwachsenen Thieren einen Charakter für die Amphibien- natur giebt. Die Classifikation der Fische erschien von jeher als eine der schwierigsten Aufgaben der Zoologie, zumal da man bis auf die neueste Zeit in künstlicher Weise nur auf einen einzigen Charakter Rücksicht nahm und diesen bald in der Stellung der Bauchflossen, bald in der Natur der Flossenstrahlen, bald in der Struktur der Schuppen zu finden glaubte, alles Charaktere, welche zwar einen großen Werth besitzen, aber dennoch niemals in exklusiver Weise gel- ten können. Erst in der neuesten Zeit hat man, auf vielfache anato- mische Untersuchungen gestützt, die Ordnungen durch anatomische Merkmale zu begränzen gesucht und so ist es gelungen, ein natürliches System aufzustellen, welches zwar durch weitere Verfolgung der ana- tomischen Untersuchungen und namentlich der noch sehr mangelhaften Beobachtungen über die Entwicklungsgeschichte vielfältige Umgestaltun- gen erfahren wird, vorläufig aber wenigstens das Verdienst besitzt, daß es ziemlich genau dem Stande unserer jetzigen Kenntnisse ent- spricht. Wir theilen hiernach die Fische in sechs Ordnungen, die wir kurz in folgender Weise charakterisiren. Die Röhrenherzen (Leptocardia) , die niedersten Wirbelthiere überhaupt darstellend, mit wurmförmig pulsirenden Gefäßstämmen, ohne besonderes Herz, mit einfacher Wirbelsaite, ohne Schädel und mit völlig rudimentärem Gehirne. Die Rundmäuler (Cyclostomata) , mit knorpligem Skelette, aus einer Chorda und embryonaler Schädelkapsel gebildet, rundlichen Kiemensäcken, rundem Saugmunde ohne Kiefer, nur durch Lippen- knorpel gestützt und einem Herzen, dessen Arterienstiel faserig ist und an dem Ursprunge zwei Klappen besitzt. Die Knorpelfische (Selachia) mit knorpeligem Skelette, das aber meist getrennte Wirbel zeigt, einfacher knorpeliger Schädelkapsel, an welcher niemals eine Spur von Deckplatten entwickelt ist, ange- wachsenen Kiemen und einem muskulösen Arterienstiel, der mehrere Reihen von Klappen im Innern zeigt. Die Schmelzschupper (Ganoidea) mit bald knorpeligem, bald knöchernem Skelette, Deckplatten am Schädel, freien Kiemen, welche durch einen Kiemendeckel beschützt werden und einem muskulösen Arte- rienstiele, in dessen Innerem sich mehrere Reihen von Klappen be- finden. Die eigentlichen Knochenfische (Teleostia) mit knöchernem Skelette, freien Kiemen und Kiemendeckeln und fasrigem Arterienstiele ohne Muskelbeleg, an dessen Ursprunge nur zwei halbmondförmige Klappen sich befinden. Mehrere dieser Ordnungen haben wieder Unterordnungen, welche zahlreiche Familien einschließen, wie denn überhaupt die Fische nächst den Vögeln die zahlreichste Wirbelthierklasse ausmachen. Die geologische Entwicklung der Klasse der Fische ist besonders um dessenwillen wichtig, weil diese niedersten Wirbelthiere zugleich die einzigen sind, welche von der frühesten Zeit an durch alle Perioden der Erdgeschichte hindurch in so zahlreichen Typen sich fin- den, daß man etwa fünfzehnhundert Arten bis jetzt gefunden hat. Von den Röhrenherzen, sowie von den Rundmäulern, welche durch- aus keine festen Theile besitzen, die bei der Versteinerung sich erhalten konnten, sind keine Spuren auf uns gekommen; dagegen besitzen wir von den drei übrigen Ordnungen Knochen, Zähne und harte Haut- bedeckungen in oft überraschender Erhaltung. In den ältesten Schich- ten bis zu der Kreide hin finden sich einzig nur Knorpelfische und Schmelzschupper, dagegen durchaus keine eigentlichen Knochenfische vor, die erst mit der Kreidezeit auftreten. Je älter die Formation, desto abweichender sind auch die Formen und während man bis jetzt keine einzige fossile Art gefunden hat, welche mit einer lebenden identifizirt werden könnte, so beginnen auch erst in der Tertiärperiode Gattungen aufzutreten, wenn auch sehr sparsam in den älteren Schichten, welche mit den jetzigen übereinstimmen und nur verschiedene Arten zeigen. In den ältesten Schichten, wie namentlich in dem alten rothen Sand- steine, treten jene bizarren Formen der Ganoiden auf, welche man zu den Insekten zählte, bald als Krebse oder Schildkröten betrachtete. Es überwiegen Typen mit persistenter Wirbelsaite und durchaus knor- peligem Schädel, der nur von großen Hautknochenplatten geschützt ist. Auch in den folgenden Formationen bis zu dem Jura hin zeigt sich stets dieses Vorwiegen von Gattungen mit knorpeligem oder faserknochigem Skelette, das auf einen niederen Grad der Ausbildung hindeutet; zugleich findet sich bis zu dem Jura fast kein einziger fossiler Fisch, welcher eine wahrhaft homocerke Schwanzflosse besäße. Erst in dem Jura treten Ganoiden auf mit gleichlappiger Schwanzflosse, wohlaus- gebildetem Skelette und dünnen runden Schuppen, welche denen der eigentlichen Knochenfische gleichen, die erst mit der Kreide in das Leben treten. Die Vervielfältigung der einzelnen Typen nimmt bei den eigentlichen Knochenfischen ungemein zu, je mehr man sich der jetzigen Schöpfungsepoche nähert, während im Gegentheile die zahlreichsten Typen der Ganoiden in den ältesten Zeiten bis zu dem Jura sich vorfinden, dann aber nach und nach aussterben, so daß jetzt nur einige seltene Repräsentanten dieser mächtigen Ordnung vorhanden sind, welche früher mit den Knorpelfischen allein die ganze Fischfauna, ja selbst den ganzen Kreis der Wirbelthiere repräsentirte. Ordnung der Röhrenherzen. (Leptocardia.) An sandigen Küstenstellen der Nordsee, Italiens und selbst Süd- amerika’s hat man ein kleines Fischchen von höchstens 2 Zoll Länge entdeckt, welches von dem ersten Beobachter für eine Schnecke gehal- ten, später aber als das niedrigst stehende Wirbelthier erkannt wurde. Fig. 1012. Das Lanzettfischchen, Amphioxus lanceolatus (Branchiostoma lubricum) , von der Seite gesehen a. Die Rückensaite (Chorda dorsalis); b. Mundöffnung mit dem reusen- artigen Korbe; c. Kiemenschlauch; d. Blinddarm; e. Oeffnung der Leibeshöhle (porus); f. After; g. Schwanzflosse; h. Centralnervensystem, an seinem vor- deren Ende das punktförmige Auge und die becherförmige Nasengrube tragend. Durch seine äußerst abweichende Organisation stellt es sich als den Typus einer besonderen Ordnung und einer eigenen Familie (Amphi- oxida) dar, die weiter noch keine Angehörigen zählt. Das Fischchen ist äußerst durchsichtig, von lang gestreckter, schmaler Gestalt, nach beiden Enden hin fast gleichmäßig zugespitzt; unter dem vorderen Ende des Körpers befindet sich der eiförmige Mund , der von einem eigen- thümlichen Reife knorpeliger Spitzen umgeben ist, welche sich zusam- menbiegen und so die Oeffnung verschließen können. Die Mund- höhle, die auf ihrer Innenfläche lebhafte Flimmerbewegung zeigt, welche eine Art von Räderorgan bildet und Infusorien in beständigem Wirbel in den Mund einführt, öffnet sich unmittelbar in den weiten Kiemen- schlauch , der beinahe die Hälfte des ganzen Thieres einnimmt, und aus einer Menge schief von oben nach unten laufender paralleler Knorpelstäbe gebildet ist, die durch feine Quersparren mit einander verbunden sind. An dem hinteren Ende führt dieser Kiemenschlauch durch eine vorstehende ringförmige Falte unmittelbar in den Umfang des Darmkanales über. Zwischen den Knorpelstäben befinden sich eben so viele Spalten, durch welche das Wasser in die allgemeine Körperhöhle überfließt und dann durch eine mittlere unpaare Oeffnung (porus abdominalis) entleert wird, die sich an der Unterfläche des Bauches etwa in der Länge des Thieres befindet. Die Bewegung des Wassers wird durch eine flimmernde Schleimhaut bedingt, welche nur die Knorpelstäbe, nicht aber die Zwischenspalten überzieht, und die sich unmittelbar über die ganze Länge des Darmkanales fortsetzt und in diesem die Fortbewegung der Verdauungsstoffe vermittelt. Dieser Letztere beginnt, wie schon bemerkt, unmittelbar hinter dem Kiemen- schlauche mit einer engeren Stelle, erweitert sich dann plötzlich und sendet einen weiten Blinddarm nach vorn aus, der an der rechten Seite des Kiemenschlauches zwischen diesem und der Leibeswandung liegt, in seiner Wandung mit grünen Drüsenkörnern besetzt ist und offenbar der Leber entspricht. Kurz nach Abgabe dieses Leber-Blind- darmes verengert sich der Darm bedeutend und läuft als kaum gebo- gene Röhre bis zum After, der sich am letzten Viertheile des Thieres etwas auf der linken Seite befindet. Das ganze hintere Ende des Thieres ist von einer zarten, embryonalen Flosse umgeben, welche an dem Schwanze selbst lanzettartig verbreitert ist und als schmaler Hautsaum sich eines Theils bis zum After, anderen Theils über die größte Länge des Rückens erstreckt. Das innere Skelett besteht nur aus einer Chorda, welche sich durch die ganze Länge des Thieres von der Schnautzenspitze bis zum Schwanzende erstreckt und an beiden Orten abgerundet endigt. Unmittelbar auf dieser Chorda liegt das Rückenmark , welches an jeder Abgangsstelle eines Nervenpaares eine geringe Anschwellung zeigt und etwas hinter dem vorderen Ende der Chorda abgerundet aufhört. Auf diesem Ende sitzt jederseits auf kurzem Stielchen ein kleines Auge aus schwarzem Pigmente und einer halbkugelförmigen Linse gebildet, die unmittelbar unter der äußeren Haut liegt. Zwischen den beiden Augen findet man auf der rechten Seite eine mit langen Flimmerhaaren ausgefüllte, becherförmige Grube, die offenbar das erste Rudiment einer Nase darstellt. Die Ge- schlechtstheile bestehen aus traubenartigen Zellenhaufen, die an der inneren Seite der Leibeswandung liegen und die in ihrem Inneren entwickelten Eier oder Samenthierchen durch Platzen in die Bauch- höhle entleeren, von wo aus sie durch die mittlere Bauchöffnung, den porus abdominalis , mit dem Athemwasser nach Außen geschafft werden können. Das Gefäßsystem ist höchst eigenthümlich; ein Herz fehlt gänzlich und das durchsichtige, ungefärbte Blut wird durch wellen- artige Zusammenziehung der größeren Gefäßstämme im Körper umge- trieben und zwar in folgender Weise: In der Mittellinie läuft unter dem Kiemenschlauche eine Arterie hin, welche an jeden Kiemenbalken ein Gefäß abgiebt, an dessen Ursprung eine zwiebelartige Verdickung sich befindet, die ebenfalls pulsirt; nach vorn endet die mittlere Kie- menarterie in zwei pulsirende Bogen, welche den Eingang des Kie- menschlauches und die Aorta bilden, die unter der Chorda nach hinten verläuft und auf ihrem Wege überall die von den Kiemenbalken her- kommenden Venen aufnimmt. Das durch die Aorta in den Körper getriebene Blut sammelt sich in einer pulsirenden Vene, die längs des unteren Randes des Darmkanales nach vorn läuft, sich auf dem Darme verzweigt und dann wieder eine Hohlvene bildet, die an der oberen Fläche des Blinddarmes hingeht und sich unmittelbar in die Kiemenarterie fortsetzt. Der unter dem Darme hin verlaufende Venen- stamm ist demnach der Pfortader analog, indem er das vom Körper kommende Blut an dem Blinddarme vertheilt, der auch durch diese Anordnung des Gefäßsystemes seine Analogie mit der Leber darthut. Die angeführte Bildung des Gefäßsystemes, die bedeutende Verküm- merung des inneren Skelettes, das nur aus einer Chorda und einer häutigen Röhre für das Nervensystem ohne Spur einer Schädel- kapsel besteht, und die derselben entsprechende Verkümmerung des Centralnervensystems entfernen das Lanzettfischchen von allen übri- gen bekannten Typen und weisen ihm die niedrigste Stelle unter den Wirbelthieren an. Ordnung der Rundmäuler. (Cyclostomata.) Die wurmförmige gestreckte Gestalt, die fast gleichmäßige Dicke Fig. 1013. Längsdurchschnitt der Lamprete (Petromyzon) . a Mund. b Zunge. c Nasenrohr. d Hirn, davor das Auge. e Ohr- blase. f Kiemenschlauch. g Herz. h Chorda. i Le- ber. k Darm. l Rücken- mark. m Hode. n Nieren. o After. p Muskelschich- ten. q ′ u. q ″ Rückenflos- sen. r Schwanzflosse. s Af- terflosse. t Schlund. des Körpers in seiner ganzen Länge, die derbe, schuppenlose, aber meist sehr schleimige Haut, die ungenügend ausgebildeten, senkrechten, fast strahlenlosen Flossen und das Fehlen jeder Spur von paarigen Flossen lassen diese Fische schon auf den ersten Blick erkennen. Das Ske- lett der Rundmäuler ist vollkommen knorpelig, die Wirbelsäule wird durch eine einfache Saite ersetzt, an welcher keine Spur von Rippen oder unteren besonderen Bogen vorhanden sind, deren Scheide vielmehr sich nach oben in ein zweites zusammenhängendes Rohr fortsetzt, wel- ches das Rückenmark umhüllt. Der Schädel zeigt noch ganz die embryonale Bildung mit der unmittelbar eindringenden Chorda, zu deren beiden Seiten sich die Ohrblasen und die eigen- thümlichen Knorpelleisten entwickeln, welche die zusammenhängende Kapsel des Gehirnes stützen. Kiefer und ihnen entsprechende Bildungen fehlen gänzlich, dagegen sind die Lippen des meist trichterförmigen oder gespaltenen Saugmundes so wie die Bärtel, welche häufig herumstehen, durch ein besonderes System von Lippenknor- peln unterstützt, die oft eine weit bedeutendere Ausdehnung und Entwickelung als die Kopf- knorpel des eigentlichen Schädels zeigen. An der vorderen Spitze des Schädels befindet sich die einfache Nasenöffnung , welche sich nach hinten in einen röhrenartigen Sack fortsetzt, der zwischen der Schädelbasis und dem häuti- Fig. 1014. Das Maul des Neunauges, Petromyzon marinus . gen Gaumengewölbe durchgeht und bei den einen geschlossen, bei den anderen in die Rachenhöhle geöffnet ist. Das Maul ist ziemlich weit, trichterförmig nach hinten verengt, bald von einer kreisrunden, in anderen Fällen von einer gespaltenen Lippe umgeben und häufig mit Bärteln besetzt; zuweilen sitzen auf der inneren Fläche dieser Lippe kleine spitzkegelförmige Hornzähne oder auch nur ein einziger mittlerer Gaumenzahn auf, in anderen Fällen ist sie gänzlich nackt. Die Mundhöhle führt in der Tiefe in den Schlund, mit dem auf beiden Seiten die Kiemen entweder durch eben so viele Löcher, als Kiemenblasen vorhanden sind, oder auch durch einen mittleren gemein- samen, vorn in den Schlund geöffneten Kanal in Verbindung stehen. Nach Außen öffnen sich diese Kiemensäcke, auf deren innerer Fläche sich die respiratorischen Gefäße verbreiten, entweder einzeln, so daß an jeder Seite des Halses sich eine Längsreihe von knopflochartigen Spalten findet, oder sie münden jederseits zusammen in einen Kanal, der nach hinten zu mit demjenigen der gegenüberstehenden Seite sich verbindet und auf der Bauchseite in der Mittellinie mit einer einzigen Oeffnung endigt, eine Annäherung zu jener Anordnung des Athemapparates, welche wir bei dem Lanzettfischchen fanden. Das wohl ausgebildete Herz liegt hinter dem oft eine bedeutende Länge einnehmenden Kiemenapparat, hat einen deutlichen, zweiklappigen Arterienstiel, dem ein Muskelbeleg fehlt, wogegen die aus der Leber kommenden venösen Stämme allge- mein die Fähigkeit des Pulsirens zu besitzen scheinen. Der Darm ist kurz und fast gerade ohne weitere vortretende Abtheilungen. Männ- liche und weibliche Geschlechtsorgane bilden eine an die Wirbel- saite geheftete Krause, aus deren Hodenbläschen und Eiersäcken die Produkte in die Bauchhöhle fallen, um so dann ohne Ausführungs- gang durch neben dem After befindliche feine Oeffnungen nach außen entleert zu werden. Die Familie der Inger (Myxinida) steht offenbar auf der nieder- sten Stufe der Organisation in dieser Ordnung und dem Lanzettfisch- chen am nächsten. Die Lippe des Maules ist nicht gleichförmig, son- dern mit groben, durch Lippenknorpel gestützten Bärteln besetzt; das Nasenrohr öffnet sich nach hinten in die Rachenhöhle; ein einziger Gaumenzahn oder einige wenige Zungenzähne sind vorhanden. Die äußeren Augen fehlen gänzlich; dagegen finden sich innere Rudimente, die entweder nur von der äußeren Haut oder selbst von Muskeln und Haut bedeckt sind und deren Organisation noch nicht genauer bekannt ist. Die Athemsäcke liegen ziemlich weit nach hinten und öffnen sich bei der einen Gattung (Myxine) mittelst zwei Seitenkanälen in ein gemeinschaftliches Mittelloch, bei der anderen (Bdellostoma) in Reihen von Löchern zu beiden Seiten. Die wenigen Arten, welche bekannt sind, leben wie es scheint parasitisch in anderen Fischen, in welche sie sich einbohren. Myxine (Gastrobranchus). Bdellostoma (Hep- tatrema) . Die Familie der Lampreten oder Neunaugen ( Petromyzida ) Fig 1015. Das Neunauge (Petromyzon marinus) zeigt ein trichterförmiges Maul, das entweder von einer kreisrunden, bezahnten, oder einer oberen halbkreisförmigen und unteren kleinen Lippe, die dann zahnlos sind, umgeben ist. Bärtel fehlen unter allen Umständen; die Nasenöffnung führt in einen blinden Sack, der nicht wie bei der vorigen Familie in den Gaumen geöffnet ist; die Augen sind gewöhnlich wohl ausgebildet, frei, aber wie es scheint unbeweg- lich; die Kiemen stets auf beiden Seiten des Halses durch eine Reihe von je sieben Spalten nach außen geöffnet, während sie nach innen in einen unpaaren unter dem Schlunde gelegenen Kanal münden, der hinten blind endigt, vorn aber sich hinter der Zungenwurzel in den Schlund öffnet. Mit Ausnahme einer einzigen Art, die indeß auch in die Flüsse steigt, leben sämmtliche Fische dieser Familie im süßen Wasser, besonders in klaren Bächen, wo sie sich gern unter Steinen festsaugen. Petromyzon; Ammocoetus . Ordnung der Knorpelfische (Selachia) . Die äußerst zahlreichen und mitunter eine bedeutende Größe er- reichenden Fische, welche diese Ordnung bilden, bewohnen sämmtlich nur das Meer; — keine einzige Art findet sich in den süßen Gewäs- sern und nur selten geschieht es, daß einzelne Individuen in Fluß- mündungen aufsteigen, in welchen sich Fluth und Ebbe noch fühlbar macht. Hinsichtlich der Bildung ihres Skelettes und mancher an- derer Partikularitäten stehen sie allerdings den Rundmäulern am Fig. 1016. Fig. 1917. Raja marginata vom Rücken und von der Bauchseite. nächsten, während sie in anderen Eigenthümlichkeiten, namentlich in der Bildung der Eingeweide, der Entwickelung des Gehirnes, der Fortpflanzung sogar den übrigen Fischen weit voranstehen und sich in vieler Beziehung an die Amphibien anschließen. Der Schädel dieser Thiere besteht nur aus einem einzigen Knorpelstücke, einer ganzen un- getheilten Kapsel, welche das Gehirn umhüllt, das Gehörorgan ein- schließt und seitlich und vorn becherartige Vertiefungen zeigt, in welchen die Augen und die meist sehr complicirten Nasensäcke sitzen. Die Unterfläche dieser knorpeligen Schädelkapsel bildet zugleich unmit- telbar das Gaumengewölbe über der Mundhöhle und das vordere Ende derselben Fläche den Oberkiefer bei der Familie der Seekatzen (Chimaerida) , indem an ihm die Zähne festsitzen, während bei den übrigen ein durchaus beweglicher Oberkiefer ausgebildet ist, an den sich nach hinten Stücke anschließen, welche das erste Rudiment des Gaumengewölbes darstellen. Stets findet sich ein beweglich eingelenkter mit Zähnen besetzter Unterkiefer, der aus einem einzigen Knorpelbogen besteht, so wie in den meisten Fällen noch besondere Lippenknorpel, die aber niemals jenen bedeutenden Grad der Entwickelung erreichen, welche sie bei den Rundmäulern zeigten. Der Schädel selbst ist nur von Haut überzogen; seine äußeren Gruben und Vertiefungen aber oft so mit Fett und gallertartiger Sulze angefüllt, daß die Kopfform des lebenden Thieres meist sehr bedeutend von der allgemeinen Ge- staltung des Schädels abweicht. Die allgemeine Verschmelzung sämmt- licher harten Theile des Kopfes in eine einzige knorpelige Kapsel, das gänzliche Fehlen jeder Spur von Knochengebilden, die sonst als Haut- knochen, Deckplatten u. s. w. an dem Schädel der übrigen Fische sich ausbilden, charakterisirt die Knorpelfische vorzugsweise. Hinsichtlich der Ausbildung der Wirbelsäule herrscht eine große Verschiedenheit. Bei den einen (Chimaera) findet sich noch eine ungetheilte Wir- belsaite, deren Scheide sich nach oben in ein Rohr fortsetzt, welches das Rückenmark umhüllt, bei anderen (Notidanus) zeigt diese Wirbel- saite im Inneren Zwischenwände, welche den Wirbeln entsprechen; bei den übrigen sind vollständige scheibenförmige Wirbelkörper vorhanden, welche von beiden Seiten her becherförmig ausgehöhlt und meist nur unvollständig netzartig verknöchert sind. Indeß läßt sich auch bei denjenigen Arten, welche eine continuirliche Chorda besitzen, die Ab- theilung der Wirbelkörper durch knorpelige Stücke erkennen, welche in der Faserscheide der Chorda, sowie in dem Rohre, welches das Rücken- mark umhüllt, abgelagert sind. Bei allen übrigen kommen besondere obere und untere Wirbelbogen vor, zwischen welche oft noch Schalt- stücke eingeschoben und deren Wurzeln in die Wirbelkörper gleichsam eingebohrt sind. Betrachten wir die äußeren Organe, welche mit dem Skelette zusammenhängen, so zeigen sich stets die zwei paarigen Flossen , von denen die vorderen indeß sehr verschiedene Stellungen behaupten. Die Brustflossen hängen immer mit einem starken, knorpeligen Schul- tergürtel zusammen, welcher entweder an der Hinterhauptsgegend der Schädelkapsel oder an dem vorderen Theile der Halswirbelsäule angeheftet ist und nach vorn und unten auf der Bauchfläche zusam- mentretend, das Herz einschließt. Bei den Seekatzen und Haien ent- spricht dieser Schultergürtel in Lagerung und Gestalt demjenigen der gewöhnlichen Knochenfische und dann steht auch die gewöhnlich große Brustflosse ruderförmig zu beiden Seiten des mehr cylindrischen Lei- bes, den sie in der Ruhe umfaßt. Bei einer großen Familie, den Rochen, aber sind die Schultergürtel der Brustflossen nicht nur bogen- förmig nach unten geschlossen, so daß sie oben an dem Hinterhaupte aufgehängt sind und auf der Bauchfläche das Herz umschließen, son- dern sie schicken auch noch horizontale, säbelförmig gekrümmte Trage- knochen nach vorn und hinten, die den Kopf und die Bauchhöhle eingränzen, nach hinten an den Beckengürtel sich anlehnen, nach vorn aber vor der Schnauzenspitze zusammenstoßen, so daß die an den äu- ßeren Rand dieser vorderen und hinteren Trageknochen angehefteten Flossenstrahlen eine breite Scheibe darstellen, welche horizontal zu bei- den Seiten des Körpers sich erstreckt. Die Bauchflossen sind stets vorhanden und unter allen Umständen weit nach hinten in die Nähe des Afters gerückt, so daß sich also in der ganzen Ordnung weder Kehl- noch Brustflosser finden. Bei den Männchen sind die Bauch- flossen an der inneren Seite mit besonderen cylindrischen Knorpelan- hängen versehen, die als Klammerorgane zu dienen scheinen und als äußerer Charakter der Geschlechtsverschiedenheit benutzt werden können. Ueberall zeigen sich die senkrechten Flossen und mit Ausnahme der Brustflossen der Rochen, auch die paarigen Flossen von einer ungemein großen Menge horniger, faseriger Strahlen gestützt, die durchaus keine Aehnlichkeit mit den Flossenstrahlen der übrigen Fische zeigen. Außerdem kommen an den Rückenflossen und einzig an diesen zuweilen stachelige Strahlen von höchst eigenthümlicher Bildung vor. Eine jede Flosse be- sitzt nämlich dann nur einen einzigen, großen, starken, spitzen, meist säbel- förmig gekrümmten und an der hinteren Kante sägeartig gezähnten Stachel , der aus förmlicher Zahnsubstanz gebildet, innen hohl und nach unten wie eine Schreibfeder zugeschnitten ist. Mit dieser kiel- artigen Basis sitzt der Stachel auf einem zuweilen beweglichen Knor- pelzapfen auf, in ähnlicher Weise wie das hohle Horn eines Ochsen auf dem Knochenzapfen, der es trägt. Bei vielen Rochen stehen diese Stacheln in Form gerader, pfeilähnlicher Waffen mit Widerhaken an dem Schwanze isolirt und bilden eine gefürchtete Waffe, die gerissene Wunden schlägt, welche schwer heilen. Da die Knorpelfische bei Versteinerung einzig nur ihre Zähne und diese, in höchst charakteristi- scher Weise von ächter Zahnsubstanz mit Markkanälen und verzweigten Zahnröhrchen gebildeten Flossenstacheln hinterlassen, so ist die Kennt- niß der letzteren ebenfalls von besonderer Wichtigkeit für die Pe- trefaktenkunde, in der man sie unter dem Namen Ichthyodoruliten bezeichnete. Die Haut der Knorpelfische ist entweder ganz nackt oder mit einer eigenthümlichen Art harter Gebilde bekleidet, welche sie von allen übrigen Fischen unterscheidet. In einzelnen Fällen sind diese Haut- bedeckungen nagelartige, gekrümmte Dornen, die aus ächter Zahnsub- stanz bestehen und in eine Unterlage von schwammigem Gewebe ein- gesenkt sind, welches mit netzförmigen Knochenbalken durchzogener Knorpel ist. Diese Nageldornen kommen namentlich bei den Rochen vor und sind hier einzeln auf der Haut des Körpers oder in Reihen am Schwanze angebracht. Bei den übrigen Fischen dieser Ordnung, besonders aber bei den Haien, ist die ganze Haut mit verschiedenartig gezackten und gespitzten Stückchen von Zahnsubstanz über und über besäet, die dann die eigenthümliche Rauhigkeit der ächten Chagrinhaut zeigt und auch zum Poliren und ähnlichen industriellen Zwecken be- nutzt wird. Die Bezahnung des Maules ist außerordentlich verschieden, doch stellen sich bei noch so sehr wechselnden Formen die Zähne stets als Hautgebilde dar, die niemals in die Knorpelsubstanz des Kiefers selbst, sondern nur mit einer meist schwammigen Wurzel in die dicke faserige Schleimhaut des Zahnfleisches eingesenkt sind. Es ersetzen sich diese Zähne in der Art von innen nach außen, daß stets der äußere Zahn im Gebrauche ist und sobald er sich abgenutzt hat, von einem dahinterliegenden ersetzt wird, der allmälig an seine Stelle vorrückt. Die Kiefer der meisten Rochen und Haien bilden an ihrem inneren Rande eine förmliche Walze, um welche die Zähne so herum stehen, daß die alten, abgenutzten Zähne nach außen, die im Gebrauche stehenden senkrecht, die jungen mehr oder minder nach innen gerichtet und hier in einer Rinne geborgen sind, so daß auf einem senkrechten Durchschnitte des Kiefers die Zähne um seinen Rand gestellt erscheinen wie Zacken eines Kammrades um dessen Axe. Struktur und Gestalt der Zahnkronen sind äußerst verschieden. Bei den großen Raubfischen der Klasse, wie z. B. den meisten Haien, finden sich messerförmig zu- sammengedrückte, bald spitze, dolchförmige oder breite scharfe, oft säge- förmig ausgezackte Zähne, bei den Rochen kommen meist pflasterförmig gestellte, mit kegelförmigen Spitzen versehene Kronen, bei noch anderen sogar breite Mahlplatten mit ganz ebener Fläche vor. Alle Thiere der Ordnung nähren sich indessen nur von Raub, die meisten von anderen Fischen, wenige von Weich- oder Krustenthieren, gar keine von vegetabilischen Stoffen und in Uebereinstimmung hiermit ist ihr Magen gewöhnlich weit, der Darm aber nur kurz und kaum ge- wunden. In dem mittleren Theile des Darmes ist als eigenthümliches Merkmal, welches die Ordnung mit der folgenden gemein hat, die Entwickelung einer Spiralklappe zu erwähnen, welche mit ihrem Rande an den Darmwandungen angeheftet, nach innen hin aber frei ist, so daß ein Schraubengang in dem Darme gebildet ist, dem die Nahrungsmittel bei ihrem Durchgange folgen müssen. Die Athem- werkzeuge weichen in ihrer Bildung sehr von denen der übrigen Fische ab. Auf dem Kiemenbogen stehen Kiemenblättchen, welche nicht nur mit ihrer Basis an den Kiemenbogen, sondern auch in ihrer ganzen Länge mit dem einen Rande und mit ihrem äußeren Ende an Zwischenwände festgewachsen sind, so daß nur der gegen die Kiemen- spalte gewendete Rand frei ist, während die Zwischenwände selbst je- derseits eine Reihe von Kiemenfranzen tragen. Durch die häutigen, von Knorpeln gestützten Zwischenwände wird so eine Reihe von Säcken gebildet, die innen eine spaltförmige Oeffnung in die Rachenhöhle und meistens auch ihre eigene Spalte nach außen haben, so daß man auf beiden Seiten des Halses bei den Haien, oder an der Bauchfläche vor der Brustflosse bei den Rochen, gewöhnlich fünf, sehr selten sechs oder sieben Kiemenspalten sieht. Nur bei den Seekatzen findet sich zwar die eben beschriebene Anheftung der Kiemen, aber doch nur eine einzige Kiemenspalte außen, in welche die Säcke münden und die sogar durch eine Spur eines knorpeligen Deckels geschützt wird, welcher den übri- gen gänzlich abgeht. Hinsichtlich ihrer Entwickelung zeigen die Knorpelfische, wie schon oben bemerkt wurde, bedeutende Verschiedenheiten von den mei- sten übrigen Fischen. Es findet bei Allen eine förmliche Begattung statt und die Männchen besitzen an der inneren Seite der Bauchflossen eigenthümliche knorpelige, stielförmige Anhänge, in welchen bedeutende Drüsen verborgen sind und die ohne Zweifel zum Umfassen und Fest- halten der Weibchen dienen. Nur wenige von diesen legen Eier von platter, vierzipfeliger Gestalt, deren harte Hornschale Spalten zum Durchlassen des Wassers besitzt und an den Zipfeln meist in lange, spiralig gewundene Fäden ausläuft. Die meisten Knorpelfische gebä- ren lebendige Junge, die sich in einer besonderen Erweiterung des Eileiters ausbilden und einen langen, birnförmigen, gestielten Dotter- sack haben, welcher unmittelbar hinter den Brustflossen in die Bauch- höhle eindringt. Fast immer liegen diese Embryonen ganz frei und entwickeln sich theils auf Kosten des Dotters, theils der eiweißartigen Sulze, welche sie umgiebt. Man hat indeß gefunden, daß merkwür- diger Weise bei einer Art von Haifischen der Dottersack Zotten bildet, welche in entgegenkommende Zotten des Eileiters eingreifen und so eine wahrhafte Dotterplazenta bilden, ein Analogon des Mutterku- chens, der sonst nur bei den Säugethieren vorkommt. Die Embryo- nen zeigen außer manchen anderen Eigenthümlichkeiten besonders noch die, daß sie an den Kiemenspalten sowohl, wie auch meist an den Spritzlöchern fadenartige äußere Kiemen besitzen, ähnlich denen, welche sich bei den Larven der Wassermolche zeigen. Diese äußeren Faden- kiemen verschwinden indeß unter allen Umständen schon lange vor der Geburt vollkommen spurlos und zwar die Faden der Spritzlöcher weit früher, als die der Kiemenspalten. Fig. 1018. Die Seekatze (Chimaera monstrosa) . Wir unterscheiden zwei Unterordnungen, von denen die erste, die Kleinmäuler (Holocephala) nur von der einzigen Familie der Seekatzen ( Chimaerida ) gebildet wird. Die Thiere dieser Ordnung besitzen nur eine ungetheilte Rückensaite mit oberen knorpeligen Bogen und Schaltstücken dazwischen und mit unteren knorpeligen Ansätzen, welche den Querfortsätzen der Fischwirbel entsprechen. Diese Rücken- saite setzt sich nach vorn unmittelbar in die dicke, fast kugelförmige Schädelkapsel fort, deren vorderer Rand die fehlenden Oberkiefer er- setzt, so daß die oberen Zahnplatten unmittelbar auf der unteren Fläche dieses vorderen Randes der Schädelkapsel aufsitzen. Die Au- genhöhlen sind ungemein groß, ebenso die Augen, die Lider dagegen fehlen. Die große, vielfach gewundene Nasenkapsel öffnet sich auf der unteren Seite der von vielfachen Schleimgängen durchzogenen Schnauze vor dem kleinen, quergespaltenen Munde, der mit einfachen Zahn- platten bewaffnet ist, welche schnabelförmig vortreten, hinten platt, vorn schneidenartig zugeschärft sind; oben liegen zwei, unten nur eine solcher Platten auf jeder Seite. Der Kopf ist dick, kegelförmig; am Halse findet sich nur eine einzige Kiemenspalte von einem fingerförmi- gen Deckelknorpel beschützt, welche zu den in der Tiefe überall an die Zwischenwände der Kiemensäcke angewachsenen Kiemenfranzen und zu den Spalten zwischen denselben führt. Die Brustflossen sind unge- heuer groß, die vordere Rückenflosse durch einen säbelförmig gekrümm- ten, starken Stachel gestützt, der auf einem Knorpelzapfen aufsitzt. Die Vogt. Zoologische Briefe. II. 8 Schwanzflosse ist auf der unteren Seite des Schwanzes angebracht, der sich nach hinten in einen langen Knorpelfaden auszieht. Die Haut ist nackt, ohne Spur von Chagrin, nur an den zahlreichen Schleimgängen mit Knorpelstückchen um dieselben versehen. Mit Aus- nahme der angeführten Eigenthümlichkeiten stimmt die Anatomie der Eingeweide namentlich hinsichtlich der vielen Klappen des Aortenstieles, der schraubenförmigen Spiralplatte des Darmes u. s. w. durchaus mit der der folgenden Unterordnung überein. Die Seekatzen legen Eier mit dicker, horniger Schale. Ihre, aus Zahnplatten bestehenden, fossilen Ueberreste erscheinen besonders im Jura in ziemlicher Anzahl und bedeutender Mannigfaltigkeit der Structur, so daß der Typus damals reicher vertreten war, als in der Jetztwelt. Chimaera; Callorhynchus; Ichyodon; Ganodus; Psittacodon . Unterordnung der Quermäuler (Plagiostomata) . An der Wirbelsäule dieser Fische ist stets die Wirbelabtheilung deutlich zu erkennen, entweder durch Scheidewände der äußerlich ungetheilten Chorda, oder durch Ausbildung förmlicher, mehr oder minder ver- knöcherter Wirbelkörper. Die knorpelige Schädelkapsel ist mit dieser Wirbelsäule durch ein Gelenk verbunden, das eine kegelförmige Höhle darstellt. Der Schädel selbst bildet nur eine Kapsel, von der indeß der Oberkiefer wohl getrennt ist, während bei den vorigen jede Fig. 1019. Kopf des Hai’s (Carcharias) . Vorn die Nasengruben, dahinter das bogenförmige Maul, am Halse die queren Kiemenspalten. Spur eines besonderen zahntragen- den Knorpels an dem oberen Mund- gewölbe gänzlich fehlte. Die weite Rachenspalte , die einen quer- gestellten Bogen bildet, liegt weit nach hinten auf der Bauchfläche unter der Schnauze, deren größter Theil gewöhnlich von den großen Nasenkapseln eingenommen wird. Auf der oberen Fläche des Kopfes finden sich, meist hinter den Augen, Spritzlöcher, welche in die Rachen- höhle ausmünden. Die Kiemen sind vollständig angewachsen, die einzelnen Kiemenfächer von einander getrennt und jedes für sich nach außen geöffnet, so daß man fast in allen Fällen fünf, nur bei einigen Gattungen (Notidanus) sechs oder sieben Kiemenspalten auf jeder Seite des Halses findet. Die Haut ist nur selten nackt, meist mit den oben angeführten festeren Bildungen bald mit Nägeln, bald mit Chagrin ausgerüstet; die Zähne sind äu- ßerst mannigfaltig. Wir unterscheiden zwei große Familien. Fig. 1020. Fig. 1021. Der Randroche (Raja marginata), von oben, um die Stellung der Augen und der Spritzlöcher dahinter, und von unten, um Nase, Nasenklappen, Mund, Kiemen, Bauchflossen und After zu zeigen. Die Familie der Rochen ( Rajida ) besteht aus breiten, platten, scheibenförmigen Fischen, deren eigenthümliche Körpergestalt durch die sonderbare Entwickelung der Brustflossen bedingt ist. Der Halswirbeltheil dieser Thiere ist stets zu einem einzigen Knochencylin- der verwachsen. Der Schultergürtel bildet einen vollständigen Ring, welcher oben mit dem hinteren Theile des Schädels verwachsen ist, unter der Rückenhaut über der Wirbelsäule zusammenstößt und nach unten zusammenkommend eine fast vollständige Kapsel für das Herz bildet. Dieser Ring trägt bogenförmig gekrümmte Flossenknorpel, von denen die einen nach hinten, die anderen nach vorn sich erstrecken und dort sich mit eigenen Flossenknorpeln verbinden, welche an der vor- deren Schnauzenspitze des Schädels angewachsen sind. Diese Schädel- flossenknorpel kommen einzig nur den Rochen zu, und durch sie, wie durch ihre Verbindung mit den Brustflossen wird jene breite Scheibe gebildet, die durch eine Menge knorpeliger Strahlen gestützt wird, 8* welche aus einzelnen kleinen Knorpelgliederchen zusammengesetzt sind, die rings von Muskeln und Haut umgeben werden. Auf der oberen Fläche dieses scheibenartigen Körpers finden sich nun die großen lidlosen Augen und hinter ihnen die weiten Spritz- löcher; auf der unteren Seite dagegen die Nasenlöcher, das breitge- schlitzte Maul und die fünf Kiemenspalten auf jeder Seite des Halses. Der Körper läuft nach hinten in einen meist dünnen Schwanz aus, auf dem sich die unbedeutenden, senkrechten Flossen finden und der zu- weilen noch als Waffe, deren Wunden für gefährlich gelten, eine oder zwei lange, sägeartig gezähnte Stacheln trägt. Die kurzen dicken Fig. 1022. Anatomie des Zitterrochens (Torpedo) . Die Haut des Rückens ist in der vorderen Körper- hälfte entfernt und das elektrische Organ mit Gehirn und Nerven blosgelegt. — a Hirn. b Haut mit ihren Drüsen. c Auge, dahinter das Spritzloch. d Elektri- sches Organ. e Kiemen. f Rückenmarksnerven, in die Brustflosse gehend. g Rückenmark. h Aeste des her- umschweifenden Nerven (n. vagus) zum elektrischen Organ. i Seitennerve. Kiefer sind entweder mit kleinen, pflasterförmig in Reihen gestellten spitzen Zähnchen oder mit brei- ten Mahlplatten bewaff- net, und in der Bildung der Zähne zeigt sich oft die auffallende Verschie- denheit, daß bei den Männchen dieselben zu- gespitzt, bei den Weib- chen hingegen flach sind. Manche Rochen erreichen eine ungemeine Größe und ein Gewicht von mehreren Centnern; sie sind in allen Meeren verbreitet und erscheinen zuerst in der Kohlenpe- riode, von wo sie sich durch alle Formationen bis auf die heutige Zeit fortsetzen. Man hat unter ihnen mehrere Unterfamilien unterschie- den. Die Mahlro- chen (Myliobatida) mit bestacheltem Schwanze, breiten, tafelförmigen Mahlzähnen und kurzen Brustflossen, zwischen denen der Kopf sie trennend hervortritt und eine besondere Schnauzenflosse trägt (Mylio- batis; Aetobatis; Zygobatis; Janassa ; Rhinoptera.) Die Pastina- ken (Trygonida) , wie die vorigen mit einem Stachel bewaffnet, aber mit kleinen Pflasterzähnen und großen Brustflossen, die vor dem Kopfe zusammenstoßen und ihn umschließen (Trygon; Trygonoptera; Urolo- phus; Taeniura; Pteroplatea) . Die eigentlichen Rochen (Rajida) , mit kielförmig verlängerter Schnauze, unbewaffnetem dünnem Schwanze und spitzen Pflasterzähnchen (Raja; Uraptera; Platyrhyna) . Die Zit- terrochen (Torpedida) mit runder Scheibe und eigenthümlichem elek- trischem Apparate, welcher in dem Raume zwischen den Brustflossen und dem Schädel liegt und aus senkrecht gestellten Zellensäulen besteht (Torpedo; Narke; Narcine); und endlich die Hairochen (Squatino- rajida) , mit spindelförmigem Körper, dickem, fleischigem Schwanze und kleinen Brustflossen, welche den Kopf nicht erreichen; der bekannte Fig. 1023. Der Sägefisch (Pristis antiquorum) . Sägefisch, an dessen langer Schnauze seitlich eingekeilte Zähne stehen, die eine Säge bilden, gehört trotz seiner schlanken Gestalt zu dieser Abtheilung der Rochen. Rhinobatis; Pristis; Squatinoraja . Fig. 1024. Der Hai (Carcharias) . Die Familie der Haien ( Squalida ) zeigt einen langen, spindel- förmigen Körper, senkrecht gestellte Brustflossen und einen starken fleischigen Schwanz, der an seinem Ende sich aufwärts biegt und eine mächtige Endflosse trägt. Die Kiemenspalten stehen seitlich am Halse, die Augen haben ausgebildete Lider, die Schnauze ist spitz und Schä- delflossen fehlen durchaus; hinter den auf der unteren Fläche der Schnauze angebrachten Nasenlöchern steht das breite bogenförmige Maul auf der Unterfläche, gewöhnlich mit mehreren Reihen oft unverhält- nißmäßig großer, spitzer oder schneidender Zähne versehen. Gewöhn- lich finden sich zwei Rückenflossen, zuweilen durch Stacheln gestützt; die Spritzlöcher sind bald vorhanden, bald fehlen sie gänzlich. Zu dieser Familie gehören die gefürchteten Raubfische von ungemeiner Gefräßigkeit, von denen einige Arten sogar eine Länge von dreißig Fuß erreichen und viele dem Menschen gefährlich werden. Man hat in der großen und zahlreichen Familie der Haie mehre Unterfamilien, theils nach der Zahl und nach der Stellung der Flossen, theils nach den Zähnen, Spritzlöchern und der Nickhaut des Auges unterschieden. Die Familie der Hybodonten (Hybodida) ist gänzlich ausgestorben, so daß man nur Zähne und Flossenstacheln davon kennt. Die zahlreichen Reste dieser Familie finden sich von der Steinkohle bis zum Jura häufig und nur sehr selten noch in der Kreide. Die Zähne sind cylindrisch, längs gestreift, ihre Kronen oben abgerundet, so daß sie einen stumpfen Höcker bilden — in der Mitte steht ein stumpfer Hauptkegel, dem zur Seite mehre Nebenkegel folgen. Die Thiere hatten wahrscheinlich zwei Rückenflossen, die von großen, wenig gebogenen, unten dicken, oben sehr spitzen Stacheln gestützt wurden (Hybodus; Cladodus; Diplodus) . Eine andere Gruppe bilden die Haie mit Mahlzähnen (Cestracida) , welche ebenfalls fast ausge- storben sind. Der lebende Repräsentant dieser Gruppe, der bei Japan und Port Jackson in Australien vorkommt, hat eine kurze, dicke Kör- pergestalt, breiten, unförmlichen Kopf mit vorstehenden Augen, kleinen Spritzlöchern dahinter und weitem Maule; er hat zwei Rückenflossen, welche von kurzen, dicken, geraden Stacheln gestützt werden; die Schwanzflosse ist sehr kurz und breit. Die Zähne liegen in beiden Kiefern pflasterförmig neben einander, sind vorn spitzig, hinten dagegen breit und platt mit abgeriebenen Kauflächen und zeigen parallele senk- rechte Markkanäle, wie die Mahlzähne der Seekatzen. Die fossilen Reste kommen von dem Uebergangsgebirge bis zur Kreide vor. (Cestra- cion; Acrodus; Strophodus; Cochliodus; Psammodus; Helodus; Oro- dus.) Die Dornhaien (Spinacida) haben zwei Rückenflossen, welche meist mit spitzigen Stacheln gestützt sind und stets scharfe schneidende Zähne mit einfacher Krone und Zahnhöhle, deren Contur derjenigen der Zähne selbst entspricht. Die Form dieser Zahnkronen wechselt sehr, doch sind sie meist dreieckig und sehr dünn, von den Seiten her zusammengedrückt. Die Afterflosse fehlt gänzlich. (Spinax; Centrina; Scymnus; Acanthias; Echinorhinus; Pristiophorus; Squatina.) Unter denjenigen Haien, welche in der Zahnstructur mit den Dornhaien übereinstimmen, indem sie ebenfalls nur einfache Zähne mit einfacher Zahnhöhle ohne Verzweigungen besitzen, finden sich die Glatthaien (Galeida) mit zwei stachellosen Rückenflossen, von welchen die erste zwischen Brust und Bauchflosse steht, mit einer Nickhaut und sehr kleinen Spritzlöchern, die oft kaum zu entdecken sind. Ihre Zähne sind entweder dreieckig gesägt, scharf (Galeus; Galeocerdo; Loxodon) , oder platt, pflasterförmig und ohne Schärfe oder Spitze (Mustelus) . Durch die Natur und Stellung der Flossen kommen die Menschenhaien (Carcharida) den vorigen nahe, unterscheiden sich aber durch den Mangel der Spritzlöcher und die stets sehr scharfen, spitz dreieckigen oder zungenförmigen Zähne. (Carcharias; Sphyrna (Zygaena); Prio- nodon; Hemipristis.) Bei den übrigen Unterfamilien, mit Ausnahme der eierlegenden Haifische, herrscht allgemein der Zahnbau mit ver- zweigten Markröhren, die im Innern des Zahnes Netze bilden. Hierher gehören die Lamien (Lamnida) mit zwei stachellosen Rückenflossen, einer Afterflosse und großen Spritzlöchern, deren Augen aber die Nick- haut fehlt. Die Kiemenspalten sind sehr groß, so daß sie zuweilen fast um den ganzen Hals herum reichen, alle vor den Brustflossen gelegen; die Schnauze meist lang, das Maul sehr weit, die Zähne gewöhnlich zungenförmig, ungezähnt, zuweilen mit Nebenspitzen ver- sehen. (Lamna; Oxyrhina; Otodus; Odontaspis; Selache; Carcharo- don.) Die Grauhaien (Notidanida) haben dieselbe Zahnstructur, aber die Form ihrer Zahnkronen ist derjenigen der Glatthaien ähnlich, indem die Zähne dünne scharfe, aber gezackte Platten darstellen. Sie haben nur eine Rücken- und Afterflosse, aber sechs bis sieben vor der Brustflosse gelegene Kiemenspalten (Hexanchus; Heptanchus; [Notida- nus;] Corax) . Als letzte Gruppe stellen sich endlich die Hunds- Haien dar (Scyllida) mit zwei weit nach hinten gestellten Rücken- flossen, Afterflosse, Spritzlöchern, kleinen Kiemenspalten, deren letzte über der Wurzel der Brustflosse stehen, kurzer, stumpfer Schnauze, spitzen, zungenförmigen Zähnen mit Nebenzacken und einfacher Zahn- höhle, die Eier legen, während alle vorigen lebende Junge gebären. (Scyllium; Pristidurus; Chiloscyllium; Crossorhinus; Stegostoma; Gin- glymostoma.) Ordnung der Schmelzschupper. (Ganoidea.) Diese Ordnung, welche in ihren niedersten Formen den Knorpel- fischen außerordentlich nahe steht, sich aber durch Entwicklung ihrer Organisation bis in die Nähe der Reptilien erhebt, wäre vielleicht niemals in ihren Eigenthümlichkeiten erkannt worden, wenn nicht die genauere Untersuchung der fossilen Fische in der Mehrzahl derselben neue Gattungen und Arten hätte erkennen lassen, die nur mit einigen wenigen Repräsentanten in der Jetzwelt übereinstimmen, dagegen von dem Beginne der Erdgeschichte an eine wesentliche Rolle in der Entwicklung der Fischklasse spielen. Es war unmöglich die Verwandtschaft der wenigen gleichsam verlorenen Posten, welche diese Ordnung in der Reihe der jetzigen Fische zählt, zu ahnen, ohne die Kenntniß der verbindenden Glieder, welche sich in ungemeiner Anzahl in den Schichten der Erde wiederfinden; und es zeigt dieß Beispiel aufs Neue schlagend die Nothwendigkeit des vergleichenden Studiums der lebenden und fossilen Thiere, indem nur durch dieses einerseits die lebenden Repräsentanten der ausgestorbenen Gattungen näher erforscht, andererseits der gesammte Organisationsplan der Klasse in seinen verschiedenen Richtungen erkannt werden konnte. Wie es indeß nicht anders zu erwarten ist bei einer Ordnung, die sich vom Beginne der Erdgeschichte an durch alle Perioden durchzieht, so zeigt sich auch in den Charakteren der Ganoiden eine fortschreitende Ent- wicklung von niederen Typen zu höheren Formen, die eine Abgränzung ziemlich schwierig machen. Das Skelett dieser Fische beginnt mit Formen, welche denjenigen der Seekatzen analog sind. Eine ungetheilte Wirbelsaite mit fibröser Scheide und von dieser ausgehenden, zu Rohren sich ausbildenden, häutigen Fortsetzungen, in denen sich obere und untere knöcherne Bogenstücke zur Umfassung des Rückenmarkes und der Aorta bilden und eine unge- theilte, vollkommen knorpelige Schädelkapsel zur Umschließung des Gehirnes und der wesentlichen Sinnesorgane bezeichnen diesen ersten Bildungsgrad des Skelettes, wie er zum Beispiel beim Stör vorhanden ist. Indeß finden sich bei diesem Zustande des inneren Skelettes doch stets äußere Deckplatten, die bald nur der Haut, bald dem gewöhnli- chen Systeme des Skelettes angehören und die sich namentlich in dem Gesichtsantheile entwickeln, so daß es wohl keinen Ganoiden giebt, welchem festere Platten auf dem Kopfe und der Stirne oder gar die Kieferknochen, der Hängegürtel des Unterkiefers und der Kiemendeckel fehlten. Bei weiterer Ausbildung des Skelettes zeigen sich förmliche Deckknochen des Schädels vollständig nach dem oben auseinanderge- setzten Plane der knöchernen Kopfbildung entwickelt und ihre Ausbil- dung nimmt nach und nach in der Art zu, daß die ursprüngliche Schädelkapsel gänzlich verschwindet und nur ein knöcherner Schädel vorhanden ist, der sämmtliche Knochen besitzt, welche überhaupt an Fig. 1025. Skelett des Kahlhechtes (Amia calva) auf den Schattenriß des Fisches gezeichnet. dem Fischschädel vorkommen, ja bei einigen Apparaten, wie namentlich beim Unterkiefer, zuweilen eine Zusammensetzung zeigt, welche sonst nur bei den Reptilien vorkömmt. In gleicher Weise geht die Ausbildung der Wirbelsäule vor sich. Knöcherne Wirbelkörper entstehen, nehmen an Umfang zu, verdrängen nach und nach die zellige Knorpelsubstanz der Chorda und es zeigen sich alle Zwischenformen von dem zellig verknöcherten Wirbelkörper der Haie durch die doppelt gehöhlten Wirbel der gewöhnlichen Knochenfische hindurch bis zu den Wirbeln der höhe- ren Thiere, indem bei dem Knochenhechte (Lepidosteus) jeder Wirbel an seiner vorderen Fläche mit einem vorspringenden Gelenkkopfe ver- sehen ist, der in eine Pfanne des vorhergehenden Wirbelkörpers paßt, eine Bildung, welche sogar nur bei diesem einzigen Fische, sonst nur bei Amphibien und Reptilien vorkommt. Hinsichtlich der Flossen bemerkt man einen ähnlichen fortschrei- tenden Wechsel der Formen. Brustflossen finden sich stets, meist sehr vollständig entwickelt, bei einigen fossilen Gattungen freilich in sehr abenteuerlichen Formen ausgebildet; die Bauchflossen dagegen scheinen einigen fossilen Gattungen zu fehlen, wenn auch dieser Mangel noch nicht zweifellos konstatirt ist. Bei allen anderen Ganoiden stehen die Bauchflossen weit nach hinten unter dem Bauche, niemals vorn an der Brust oder an der Kehle; — ein Charakter, der auch hauptsächlich mit Veranlassung sein mochte, daß man ihre lebenden Repräsentanten größtentheils den Bauchflossern unter den gewöhnlichen Knochenfischen einreihte. Die Schwanzflosse zeigt jene fortschreitende Bildung, welche wir schon bei den Embryonen der Knochenfische beobachteten, indem bei vielen und namentlich bei den Gattungen aus der älteren Erdge- schichte die Körpermasse sich in den oberen Lappen der Schwanzflosse fortsetzt, so daß die Hauptstrahlen der Schwanzflosse sich unter diesem nach oben gebogenen Schwanze festsetzen. Von der Jurazeit an beginnen dagegen Formen mit homocerker Schwanzflosse, wo der Kör- per etwa in der Mitte der beiden Lappen endigt. In den meisten Fällen finden sich an allen Flossen nur weiche Strahlen, bald mehr hornartig, wie diejenigen der Knorpelfische, bald in der Weise getheilt, wie dieß bei den gewöhnlichen Knochenfischen der Fall ist. Nur bei wenigen Gattungen sieht man starke Stacheln, einen an jeder Flosse, welche zuweilen sogar sekundäre Flossenstrahlen tragen. Bei vielen Ga- noiden findet sich indeß eine eigenthümliche Bekleidung des Randes der Flossen, die vorzugsweise an der oberen Firste der Schwanzflosse, zuweilen aber auch an dem vorderen Rande der übrigen Flossen ent- wickelt ist. Es finden sich hier nämlich Reihen kleiner, spitziger Kno- chenstückchen, welche den Rand der Flosse in ähnlicher Weise decken, wie die Schindeln die Firste eines Daches, und die man deßhalb auch Flossenschindeln (fulcra) genannt hat; es finden sich bald eine, bald zwei Reihen solcher Flossenschindeln auf der Kante der Schwanz- flosse vor und zuweilen sind dieselben so sehr zugespitzt, daß sie einen förmlichen Sägekamm bilden. Die Anatomie der inneren Theile bietet manche Eigenthümlich- keiten dar, wodurch sich die Ganoiden theilweise an die Knorpelfische anschließen. Allen kommt eine Spiralklappe in dem unteren Theile des Darmes zu und ebenso findet sich in dem Arterienstiele des Her- zens meist eine große Anzahl taschenförmiger Klappen, so wie ein äußerer Muskelbeleg, welcher den Arterienstiel befähigt, selbstständig zu pulsiren, was bei keinem Knochenfische der Fall ist. Dagegen zeigen sich bei allen bekannten Ganoiden, auch bei denen mit knorpeligem Skelett zum Unterschiede von den Knorpelfischen, kammförmige, freie Kiemen und ein einziges Kiemenloch, welches durch einen Kiemendeckel- apparat geöffnet und geschlossen werden kann, so wie eine Kiemenhaut, in der bald vollständige Strahlen, bald auch nur ein einziger drei- eckiger breiter, flügelthürartiger Knochen jederseits entwickelt ist. Bei allen ist eine Schwimmblase vorhanden, die mit einem offenen Gange gewöhnlich in die obere, in einem Falle aber in die seitliche untere Wand des Schlundes einmündet und die gewöhnlich glatt, zuweilen aber von starken Muskelbündeln zellig durchzogen ist, so daß sie viele Aehnlichkeit im äußeren Ansehen mit einer Amphibienlunge zeigt. Außer den gewöhnlichen Kiemen kommt auf dem Kiemendeckel oft eine besondere halbe Kieme vor, zu welcher zuweilen noch eine falsche Kieme (Pseudobran- chie) im Grunde der Kiemenhöhle und ein Spritzloch auf der oberen Fläche des Kopfes hinzutritt; — diese Kiemendeckelkieme, Pseudobranchie und Spritzloch kommen indeß in so vielfachen, wechselseitigen Kombinationen vor, daß diese Charaktere nicht als konstante bezeichnet werden können. Dagegen findet sich ein sicheres Merkmal der Ordnung in dem Um- stande, daß die Sehnerven sich nicht, wie bei den Knochenfischen, in der Weise kreuzen, daß jeder in das Auge der entgegengesetzten Seite geht, sondern daß, wie bei den Knorpelfischen, beide Sehnerven in der Mittellinie zusammenkommen, dort mit den zugewandten Rändern ver- schmelzen und so ein wahres Chiasma bilden, worauf jeder zu dem Auge seiner Seite tritt. Eine andere Uebereinstimmung mit den Knor- pelfischen findet sich in der Bildung der Geschlechtstheile bei den Weib- chen, indem die Eierstöcke vollkommen abgeschlossen, die langen, gewun- denen Eileiter aber sich mit einem offenen Trichter frei in die Unter- leibshöhle in der Nähe des Eierstocksgekröses einmünden. Die Hautbekleidung der Ganoiden war es zuerst, welche auf ihren Unterschied von den gewöhnlichen Knochenfischen bei Betrachtung der Fossilen hinleitete. Wir finden in derselben eine dreifache Ver- schiedenheit, die, da sie auch mit anderen Organisationsverhältnissen zusammenstimmt, zum wesentlichen Merkmale der Unterordnungen dienen kann. Bei den Panzerganoiden (Loricata) ist die Haut entweder ganz nackt oder mit großen Knochentafeln gepanzert, welche einzeln in der Haut eingegraben liegen; bei den Eckschuppern (Rhombifera) finden sich viereckige, dicke, dachziegelförmig in Reihen gestellte Kno- chenschuppen, die auf ihrer Außenfläche mit einer Schmelzlage über- gossen sind; bei den Rundschuppern (Cyclifera) endlich zeigen sich runde, dachziegelförmig gestellte Schuppen in ähnlicher Weise gebildet, wie bei den übrigen Knochenfischen. Die Ordnung der Ganoiden, die sich nach den angegebenen Cha- rakteren als eine eigenthümliche Mittelgruppe zwischen Knorpelfischen und ächten Knochenfischen darstellt, zeigt eine äußerst merkwürdige Geschichte durch die verschiedenen geologischen Epochen hindurch. Bis gegen den Schluß der Juraperiode hin repräsentirt sie allein mit den Knorpelfischen die ganze Klasse überhaupt und wird erst allmälig mit dem Beginne der Kreideperiode von den übrigen Ordnungen der Knochenfische verdrängt, so daß jetzt nur noch wenige zerstreute Re- präsentanten in den süßen Gewässern vorkommen. Unterordnung der Panzerganoiden (Loricata) . Der we- sentliche Charakter dieser Unterordnung liegt in der bald nackten, bald mit großen Knochenplatten getäfelten Haut, die an dem Kopfe ge- wöhnlich zu einem einzigen Schilde zusammenstoßen, während sie auf dem Rumpfe mehr vertheilt sind. Es bestehen diese Tafeln meist aus ächter Knochensubstanz von stark poröser, zelliger Struktur, die selten nur mit einer dünnen Schmelzschicht überzogen sind; niemals greifen dieselben mit ihren Rändern übereinander, sondern selbst dann, wenn sie einen Panzer bilden, stoßen die Ränder, nur mehr oder minder beweglich, durch Nähte oder Falze zusammen. Zwischen diesen Knochenplatten ist die Haut vollkommen nackt, lederartig und zu- weilen findet man den ganzen Körper auf diese Weise von einer Lederhaut umhüllt und nur an dem Kopfe selbst stärkere Plat- ten entwickelt, die mit der Schädelkapsel in die innigste Beziehung treten. Das Skelett aller Fische, die zu dieser Ordnung gehören, ist Fig. 1026. Kopfskelett des Sterlets (Accipenser ruthenus). a Hautknochen, welche Kopf und Schnauze einhüllen. b Nasengrube. c Augenhöhle. d Gaumen und Oberkiefer. e Unterkiefer. f Aufhängebogen des Kiefer- und Zungenapparates. g Kiemendeckel. h Schultergürtel. i Brust- flosse. k Rippen. l Untere Bogenstücke. m Chorda. n Rückenmarksrohr. o Obere Bogenstücke. p Dornfortsätze. knorpelig, es findet sich stets eine ungetheilte Wirbelsaite, auf welcher obere und untere Dornfortsätze aufsitzen, die meistens knöcherne Con- sistenz zeigen. Die Schädelkapsel ist durchaus knorpelig, aber mit Deckplatten überkleidet, die dem Hautsysteme angehören und oft eine Schmelzlagezeigen. Dagegen ist das Kiefergerüste gewöhnlich knöchern und in seinen einzelnen getrennten Stücken erkennbar, doch zeigt sich auch hier eine niedere Bildung in dem Umstande, daß der Hängebogen des Unterkiefers und des Zungenbeines noch nicht getrennt, sondern in einem einzigen Stücke verbunden sind, so daß derselbe Knochen die Gelenke des Unterkiefers und des Zungenbeinhornes zusammen trägt. Der Mund dieser Fische liegt auf der unteren Seite des Schädels mehr oder minder weit hinter der Schnauzenspitze, er ist gewöhnlich zahnlos oder auch mit kleinen, kegelförmigen Zähnen bewaffnet; die Ausbildung der Flossen ist verschieden, je nach den Familien, die wir in folgender Weise umgränzen. Fig. 1027. Restauration von Pterichthys . Die Familie der Schildköpfe ( Cephalaspida ) gehört ganz den ältesten Schichten der Erde an und findet sich vorzugsweise in dem alten rothen Sandsteine, hier aber an manchen Orten in ungemein großer Zahl. Nach der Kohlenperiode trifft man keine Spur mehr von dieser Fa- milie, die durch ihre bizarre Körperformen und die rudimentäre Aus- bildung ihrer Flossen lange Zeit unerkannt blieb, so daß man die Ueberreste einiger Arten bald für kolossale Wasserkäfer, bald für Mo- lukkenkrebse oder Schildkröten hielt. Breite Knochenplatten bedecken nicht nur den Kopf, sondern auch wenigstens einen Theil, zuweilen sogar die ganze Länge des Leibes, so daß in diesem letzteren Falle nur Brustflossen und Schwanz vollkommen beweglich erscheinen. Ge- wöhnlich findet sich an der Kapsel, welche auf diese Weise durch die Knochentafeln für den vorderen Theil des Körpers gebildet wird, ein Gelenk für den Kopf, welches fast nur eine vertikale Bewegung ge- stattet. Die Knochentafeln sind an der in die Haut gesenkten Fläche glatt, außen dagegen mit mannigfaltigen Vorsprüngen und Vertie- fungen versehen, so daß das Relief ihrer Zeichnungen gute Charaktere für die Bestimmung der Arten abgeben kann. Der Kopf ist breit, abgeplattet, rund, die ihn bildenden Tafeln, welche durchaus dem Hautskelette angehörten, zuweilen zu einem einzigen Schilde verschmol- zen; der Mund scheint kaum etwas hinter der Schnauzenspitze geöffnet zu sein, er trägt bei einer einzigen Gattung (Coccosteus) kleine kegel- Fig. 1028 Restauration von Coccosteus . förmige Zähnchen; die Flossen sind äußerst unvollständig ausgebildet, den meisten Gattungen fehlen die Brustflossen durchaus, bei anderen sind sie vorhanden, aber in Gestalt säbelförmiger Anhänge, die nur an der Spitze eine unbedeutende Spur von Flossenstrahlen zeigen. Bauchflossen sind noch bei keinem Fische dieser Familie aufgefunden worden. Die senkrechten Flossen sind nur schwach entwickelt, indem sich bei einigen Gattungen eine kleine Rücken- und Afterflosse, dagegen niemals eine Schwanzflosse zeigt; der Theil des Körpers, welcher nicht mit Knochenplatten bedeckt ist, war entweder vollkommen nackt oder mit emaillirten Schuppen verschiedener Gestalt bedeckt. Cephalaspis; Pterichthys; Coccosteus . Wenn bei der vorigen Familie die Natur der fossilen Reste nur aus Analogie erschlossen werden konnte, so war es äußerst wichtig, eine lebende Familie untersuchen zu können, die in Beziehung auf die Bildung des Skelettes und der Hautbedeckung der vorigen äußerst nahe Fig. 1029. Der Hausen (Accipenser huso) . steht. Die Störe ( Accipenserida ) sind in diesem Falle. Der Körper dieser Fische ist lang gestreckt, walzenförmig, der Kopf platt gedrückt, die Schnauze weit nach vorn verlängert, so daß der Mund in bedeu- tender Entfernung von der Schnauzenspitze auf der Bauchfläche ange- bracht ist. Die Augen sind klein, rund, der Kiemendeckelapparat wohl entwickelt, das Flossensystem mächtig ausgebildet, indem sich große Brust- und Bauchflossen, gewöhnlich weit nach hinten gestellte Rücken- und Afterflossen und eine sichelförmige heterocerke Schwanzflosse findet, deren vordere Firste meist mit spitzen Schindeln bedeckt ist. Wir können in dieser Familie zwei Unterfamilien unterscheiden: die eigent- lichen Störe (Accipenserida) mit schmaler, dreieckiger, derber Schnauze, an deren Unterfläche sich besondere Bartfäden befinden, mit zahnlosem Maule, das trichterförmig vorstreckbar ist und nur eine geringe Spalte hat, mit einer Nebenkieme auf dem Kiemendeckel, bald mit bald ohne Spritzloch, und mit knochenbeschildeter Haut. Die Knochenschilder bilden hier meist rhomboidale Platten, deren Mitte haken- oder nagelförmig aufgebogen ist; gewöhnlich stehen diese Platten in Reihen, die einander nicht berühren; doch finden sich an dem Schwanze kleinere Tafeln oder auch in Reihen gestellte, rhomboidale Schuppen, welche die ganze aufgebogene Partie des Schwanzes in dem oberen Flossenlappen bekleiden. Accipenser; Scaphirhynchus; Chon- drosteus. Fig. 1030. Der Löffelstör (Spatularia folium) . Bei den Löffelstören (Spatularida) ist dagegen die ganze Haut bis auf die Schindeln der Schwanzflosse vollkommen nackt, die Schnauze in ein breites, dünnes, spatelförmiges Blatt ausgezogen, das fast die Länge des ganzen Körpers erreicht, das Maul weit ge- spalten, in der Jugend mit kleinen Zähnchen besetzt, die sich später verlieren und der Kiemendeckel in eine lange, häutige Spitze ausge- zogen; ein kleines Spritzloch findet sich hinter dem Auge. (Spatularia; Polyodon) . Die Löffelstöre kommen nur in den großen Flüssen Nord- amerikas vor, während die eigentlichen Störe über die nördlichen Zo- nen beider Erdhälften verbreitet, wesentlich Flußfische sind, aber auch ins Meer hinabsteigen. Ihre Fischerei ist namentlich in den nörd- lichen Gegenden des Continents, besonders in Rußland, außerordentlich wichtig für die Bevölkerung, welcher die großen Fische einen wesent- lichen Nahrungszweig und in den eingesalzenen Eiern (Caviar) so wie in den getrockneten Schwimmblasen (Hausenblase) wichtige Han- delsartikel liefern. Zu der Familie gehörende Reste wurden seit der Liasperiode hier und da aufgefunden. Unterordnung der Eckschupper (Rhombifera) . Die Fische, welche dieser Unterordnung angehören, waren es hauptsächlich, welche durch ihre große Zahl und weite Verbreitung in allen Schichten der Erde die Aufmerksamkeit auf sich zogen und so gewissermaßen als Typen der sämmtlichen Ganoiden gelten mußten. Der wesentliche Charakter dieser Unterordnung liegt in den viereckigen, meist rhom- Fig. 1031. Fig. 1032. Fig. 1033. Rhombenschuppen von Ganoiden. Fig. 1031. Von Lepidosteus . Fig. 1032. Vier Schuppen von Palaeonis- cus von der inneren Seite, um ihre Zapfenverbindung zu zeigen. Fig. 1033. Schuppe von Lepidotus . boidalen Schuppen, welche den ganzen Körper bekleiden und stets aus zwei Schichten bestehen, einer Unterlage von fester Knochensub- stanz mit deutlichen Knochenkörperchen, und einer äußeren glasartig spröden, festen Schicht von Schmelz, die den Schuppen ein emaillirtes Aussehen giebt. Die Schuppen selbst stecken ebenso, wie die Schuppen der übrigen Fische, in taschenförmigen Beuteln der Oberhaut, die sich indeß leicht auf der äußeren Fläche der Schuppe abstreifen. Gewöhn- lich liegen diese Schuppen in schiefen Reihen von vorn und oben nach hinten und unten so übereinander, daß der untere scharfe Rand der oberen Schuppe einen Theil der unterliegenden deckt und meist schicken sie noch Knochenfortsätze nach hinten fort, welche unter die Schuppen der nächsten Reihe eingreifen, so daß ein vollkommen beweglicher und doch äußerst solider Panzer gebildet wird, welcher den ganzen Körper einhüllt. Alle diese Fische zeigen ferner auf dem Kopfe keine eigent- lichen Hautknochen, wie die vorhergehende Unterordnung, indem die meist rauhen oder emaillirten Knochen, die an dem Kopfe oft nur von einer dünnen Haut bekleidet sind, alle dem Systeme des gewöhn- lichen Schädelskelettes angehören und im Wesentlichen dieselbe Bil- dung und Zahl wie bei den übrigen Fischen zeigen. Die Flossen sind überall wohl ausgebildet; die paarigen wie die unpaarigen stets vorhanden und die Bauchflossen unter allen Umständen weit nach hinten gerückt. In allen übrigen Charakteren zeigt sich indeß je nach den verschiedenen Familien eine bedeutende Wandelbarkeit und ein steter Fortschritt zu höherer Ausbildung. So entdeckt man bei vielen fossilen Gattungen gar keine Spur einer knöchernen Wirbelsäule, sondern höchstens Anzeichen, daß wie bei der vorigen Unterordnung eine knor- pelige Chorda und dieser entsprechendes Skelett existirte. Bei anderen findet man Wirbel, welche durch die unvollkommene Verknöcherung den Wirbeln der Knorpelfische durchaus nahe stehen und bei vielen fossilen, sowie bei einer der beiden jetzt lebenden Gattungen (Poly- pterus) sieht man die Bildung der gewöhnlichen Knochenfische mit Doppel- kegelwirbeln, während bei der andern lebenden Gattung (Lepidosteus) jener höchste Grad der Entwickelung des Fischwirbels, welcher über- haupt erreicht wird, vorkömmt, wo die Wirbel durch Gelenkköpfe und Pfannen miteinander verbunden sind. Eine gleiche successive Ausbil- dung findet sich in der Struktur der Schwanzflosse, indem dieselbe bald heterocerk, bald und zwar nur bei Gattungen, welche von dem Jura an auftreten, homocerk ist, bald auch, wie namentlich im Jura, Zwischenbildungen zwischen beiden Extremen zeigt. Die Schindel- bekleidung derselben scheint bei den fossilen Gattungen, wo man sich mehr an äußere Charaktere halten muß, von ganz besonderer Wichtigkeit zu seyn. Nicht minder finden wir einen Fortschritt der Bildung in der Struktur des Kopfes und der Lagerung des Maules, das jetzt immer endständig an dem Rande der Schnauze, nicht mehr auf der Bauchfläche gelegen ist. Bei den älteren Gattun- gen erscheint der Kopf kurz, niedrig, plattgedrückt und erst bei jünge- ren Familien kommen zuweilen Formen mit lang gestreckter Schnauze vor, die einem höheren Entwickelungsgrade entsprechen. Das Maul ist stets mit Zähnen bewaffnet, die gewöhnlich kegelförmig spitz sind, aber sehr verschiedene Ausbildung zeigen, indem von kleinen Bürsten- zähnen, die in großen Mengen zusammenstehen, bis zu einzelnen langen Fangzähnen alle möglichen Stufen und Formen vorkommen. Wir unterscheiden folgende Familien: Die Kleinschupper ( Acanthodida ) sind nur in dem Uebergangs- gebirge und theilweise auch in der Kohlenperiode vorhanden und zeichnen sich wesentlich durch die außerordentlich kleinen, fast mikro- skopischen Schüppchen aus, welche den ganzen Körper bedecken, so daß Vogt, Zoologische Briefe II. 9 Fig. 1034. Restauration von Acanthodes . die Oberfläche ein chagrinartiges Aussehen erhält. Im Uebrigen sind indeß diese Schuppen durchaus in der gewöhnlichen Weise als Rhom- ben gebildet. Die Fische dieser Familie waren klein, von kurzer, ge- drängter Gestalt, der Kopf kurz, hoch, die Augen weit nach oben gelegen, die Mundspalte weit, zuweilen fast senkrecht, Kiemendeckel und Kiemenhaut wohl entwickelt. Die Schwanzflosse war heterocerk, der obere Lappen in seiner größten Masse von dem aufgebogenen Schwanze gebildet und weit länger, als der untere, die übrigen meist sehr mäch- tigen Flossen alle von einem einzigen starken und spitzen Knochen- stachel gestützt. Die Firste der Schwanzflosse zeigt kleine Strahlen, aber keine Schindeln. Das Maul war mit kleinen Hechelzähnchen be- waffnet und das Skelett weit mehr ausgebildet, als bei den übrigen Fischen der alten Formationen, indem man deutliche Spuren von Wirbeln gefunden hat. Acanthodes; Diplacanthus; Cheiracanthus . Fig. 1035. Der Flösselhecht des Senegal. (Polypterus senegalus) . Die Familie der Flösselhechte ( Polypterida ) erscheint nur durch eine einzige, jetzt in den großen Flüssen Afrikas, namentlich im Nil und im Senegal lebende Gattung repräsentirt. Der Kopf dieser Fische ist stark abgeplattet, vorn rundlich, die Mundspalte weit, mit kleinen Hakenzähnen bewaffnet, zwischen welchen ganz kleine Bürstenzähnchen stehen. Hinter den kleinen Augen, die fast auf der oberen Fläche des Kopfes angebracht sind, findet sich in der Mitte des Scheitels etwa auf jeder Seite ein Spritzloch, welches mit einer knöchernen Klappe verschlossen werden kann. Der Leib ist lang gestreckt, cylindrisch, die Eckschuppen, welche ihn decken, klein, aber doch deutlich, die Brust- flossen rundlich, von einer breiten, gestielten, abgerundeten, beschupp- ten Ruderplatte getragen. Die Rückenflosse ist in eine Menge einzelner Stacheln zerlegt, die vollkommen von einander getrennt, den ganzen Rücken behaupten und deren jeder an der hinteren Fläche ein Fähn- chen von mehreren gegliederten Strahlen mit ausgespannter Flossenhaut trägt. Der After liegt sehr weit nach hinten, so daß der Schwanz nur kurz ist; die Schwanzflosse selbst ist homocerk und von rundlicher Gestalt. Die Kopfknochen sind an ihrer äußeren Fläche von einer granulirten Schicht spröder, glasartiger Schmelzmasse überzogen. Eine Deckelkieme fehlt durchaus, ebenso eine Pseudobranchie. Die Schwanz- flosse hat keine Schindeln; — statt Strahlen findet sich in der Kie- menhaut nur eine große, dreieckige Knochenplatte auf jeder Seite; die Nasenhöhlen sind äußerst complicirt aus gewundenen Höhlen gebildet; die Schwimmblase aus zwei ungleichen Säcken zusammengesetzt, die sich in einen gemeinschaftlichen kurzen Luftgang vereinigen, welcher sich auf der Seite nahe der unteren Mittellinie in den Schlund öffnet. Polypterus . Fig. 1036. Restauration von Dipterus. a Rhomboidale Schuppen. Die Familie der Doppelflosser ( Dipterida ) ist uns nur durch fossile Gattungen bekannt, die sich einzig bis jetzt in dem alten, rothen Sandsteine gefunden haben. Der Kopf dieser Fische ist platt, zuge- rundet, die Maulspalte breit, bald nur mit Bürstenzähnen, bald auch mit größeren konischen Zähnen bewaffnet. Die Kiemenhaut zeigt an der Kehle ebenfalls nur zwei länglich dreieckige, flügelthürartige Knochen, wie bei den Flösselhechten. Die Schuppen sind etwas größer als in der vorigen Familie, sonst aber von ausgezeichnet rhomboidaler Gestalt und vollkommen scharfwinkelig. Der Körper im Ganzen ist lang, spindelförmig, die Brustflossen groß; die kleinen Bauchflossen etwa in 9* die Mitte des Körpers gestellt und die großen, senkrechten Flossen alle weit nach hinten gerückt, was die Schwimmfähigkeit ungemein beför- dert. Bei allen diesen Fischen finden sich zwei Rückenflossen und zwei Afterflossen, was wesentlich die Familie von allen übrigen Ganoiden unterscheidet, und eine heterocerke Schwanzflosse, alle mit weichen Strah- len ohne Spur von Stacheln oder Schindeln besetzt. Dipterus; Dip- lopterus; Osteolepis . Fig. 1037. Restauration von Palaeoniscus . Eine äußerst zahlreiche Familie, welche fast in allen geologischen For- mationen verbreitet vorkommt, wird von denjenigen Ganoiden gebildet, welche nur eine einzige Reihe von Schindeln, wenigstens auf der oberen Firste der Schwanzflosse tragen, und deßhalb Einzeiler ( Monosticha ) genannt werden. Diese Schindeln sitzen stets mit einer gabelförmigen Basis auf der Kante der Flosse fest und sind oft auch noch über die vorderen Ränder der sämmtlichen übrigen Flossen verbreitet. Stets findet sich nur eine Rückenflosse und eine Afterflosse, von denen die erstere namentlich gewöhnlich in der Mitte des Körpers sich findet. Die Schuppen sind stets mäßig groß, ihr hinterer Rand zuweilen etwas abgerundet, doch nie so, daß die rhomboidale Gestalt verloren geht. Die Bezahnung dieser Fische wechselt in vielfacher Beziehung und man kann hiernach, so wie nach der Körpergestalt und dem dar- aus zu erschließenden Instinkte zwei Gruppen unterscheiden, welche man früher zu besonderen Familien erhob. Man faßte bei dieser Clas- sification Einzeiler und Zweizeiler (diese und die folgende Familie) zusammen und nannte die schlanken, langgestreckten, spindelförmigen Fische, welche hierdurch, sowie durch ihre meist großen, einzelstehenden spitzkegelförmigen Zähne sich vorzüglich als Raubfische dokumentirten, Sauroiden, während man die Fische mit mehr breitem, plattem, gedrängtem Körper, weniger entwickelten Flossen und kleinen Bürsten- oder Hechelzähnen mit dem Namen der Lepidoiden belegte. Diese Eintheilung erschien indeß zu wenig auf durchgreifende Unterschiede gestützt, da vielfache Uebergangsformen sich beobachten lassen, während die hier gegebenen Merkmale, wenn gleich auf einem unbedeutenden Charakter, nämlich der Ausbildung der Flossenschindeln beruhend, doch leicht constatirt werden können. Wir unterscheiden in dieser Fa- milie der Einzeiler je nach der Bildung der Schwanzflosse zwei be- sondere Gruppen: Die Palaeonisciden (Palaeoniscus; Platyse- mius; Amblypterus; Eurynotus; Pygopterus; Acrolepis) , den älteren Schichten bis zum Jura angehörig, mit heterocerker Schwanzflosse und meist weichem Skelette, welches keine Spuren bei der Versteinerung zurückgelassen hat; und die Dapediden mit homocerker Schwanzflosse, Fig. 1038. Restauration von Dapedius . die erst mit den Schichten des Jura auftreten und gewöhnlich deut- liche, knöcherne Wirbel mit Doppelfazetten wahrnehmen lassen. Auch in diesen beiden Untergruppen findet man jederseits Gattungen mit schlankem Leibe und kegelförmigen Einzelzähnen, so wie andere mit Bürstenzähnen und mehr kurzem gedrängtem Leibe. (Dapedius; Tetra- gonolepis; Amblyurus; Pholidophorus; Nothosomus . Die Familie der Doppelzeiler ( Disticha ) , die mit der vorigen parallel geht, zeigt gewöhnlich nicht nur auf der Firste der Schwanz- flosse, sondern auch auf der Vorderkante der übrigen Flossen eine Doppelreihe von spitzen Schindeln, die gewöhnlich sägeförmige Kämme bilden. Auch hier lassen sich wieder nach der Bildung der Schwanz- flosse zwei Gruppen unterscheiden: die Knochenhechte (Lepidos- Fig. 1039. Breitmäuliger Knochenhecht (Lepidosteus platystomus) . tida) mit heterocerker, und die Lepidoiden mit homocerker Schwanz- flosse. Von den ersteren kennen wir lebende Repräsentanten in den verschiedenen Knochenhechten, welche die großen Flüße Nordamerikas bewohnen. Der Kopf dieser Fische ist kegelförmig, oft in eine lange, spitze Schnauze ausgezogen, welche gänzlich, oben wie unten, mit doppelten Reihen von Zähnen besetzt ist. Es finden sich nämlich in den ungemein langen Kiefern einzelne große, spitze, kegelförmige Fang- zähne, die auf besonderen Sockeln stehen und zwischen welchen zahl- reiche kleine Bürstenzähnchen zerstreut sind. Die großen Zähne sind der Länge nach gestreift, und untersucht man ihre Struktur genauer, so findet man, daß diese Streifen durch Faltungen der Zahnsubstanz entstehen, welche wie ein grobes Tuch im Umkreise der Zahnhöhle ein- und ausgebogen ist. Die Nasenlöcher befinden sich ganz vorn an der Spitze der Schnauze, die kleinen runden Augen auf der Seite in geringer Höhe über dem Mundwinkel. Ein Spritzloch fehlt durch- aus, die Kiemenhaut enthält drei getrennte Strahlen auf jeder Seite, der Oberkiefer ist in viele einzelne zahntragende Stücke getheilt; an dem langen, gestreckten Leibe stehen die Flossen weit nach hinten, so daß eine gewisse Aehnlichkeit mit der Schwanzform unseres gewöhn- lichen Hechtes existirt. Die Rückenwirbel sind mit einander durch Gelenkköpfe und Pfannen eingelenkt, die Schwimmblase einfach, aber stark zellig und auf ihrem ganzen Umfange mit Muskelbalken versehen; sie öffnet sich in die hintere Wand des Schlundes. (Lepidosteus; Me- galichthys; Saurichthys) . Bei den Doppelzeilern mit homocerker Schwanzflosse oder den Lepidoiden (Lepidotus; Semionotus; Nota- gogus; Propterus; Caturus; Macrosemius) zeigen sich ebenfalls meist schlanke Körperformen, aber stets nur Bürsten- oder einfache Haken- zähne, niemals solche einzelstehende Fangzähne mit Faltenbildungen, wie sie den Knochenhechten zukommen. Fig. 1040. Fig. 1040. Restauration von Pycnodus . Fig. 1041. Fig. 1041. Gaumen eines Fisches derselben Gattung. Die Familie der Plattzähner ( Pycnodontida ) , welche von dem Kupferschiefer an bis zur Tertiärzeit sich in den verschiedenen Erd- schichten finden, in der Jetztwelt aber spurlos verschwunden sind, zeigt einen sehr kurzen, hohen, von der Seite her zusammengedrückten Kör- per, dessen Skelett sich besonders durch die Anwesenheit von stiftartigen Knochen auszeichnet, welche ähnlich den Flossenträgern auch im Nacken und über dem Hinterkopfe an solchen Stellen sich finden, wo keine Flosse entwickelt ist. Der Kopf dieser Fische ist stark zusammengedrückt, vorn steil abfallend, hinten sehr hoch; die Flossen niedrig aber lang, die Schwanzflosse fächerförmig und gleichlappig, die Brustflossen sehr klein. Die Bauchflossen sollen gänzlich fehlen, was eine Ausnahme von allen übrigen Ganoiden machen würde. Die Zähne dieser Fische sind vorn meißelförmig, etwa ähnlich menschlichen Schneidezähnen, die übrigen im Unterkiefer, im Oberkiefer und dem Gaumengewölbe befindlichen Zähne aber bilden breite, meist ganz runde oder bohnen- förmige Platten mit abgenutzter Mahlfläche, die mit ihren Rändern unmittelbar auf dem Kiefer aufsitzen und mit demselben verwachsen sind; — im Inneren dieser Zähne gewahrt man eine große Höhle, so daß der ganze Zahn eigentlich nur eine Art von Gewölbe aus Zahnsubstanz darstellt, das sich über die Fläche des Kiefers erhebt. Die kleinen Fische scheinen sich hauptsächlich von Muscheln und Schal- thieren ernährt zu haben, die sie mit ihren harten Zähnen zermalm- ten. Pycnodus; Sphaerodus; Microdon; Placodus; Phyllodus; Gyro- dus; Capitodus . Unterordnung der Rundschupper (Cyclifera) . Der we- sentliche Charakter dieser Unterordnung besteht, wie schon angegeben wurde, in ihren runden, dachziegelförmig über einander liegenden Fig. 1042. Fig. 1043. Fig. 1044. Rundschuppen von Ganoiden. Fig. 1042. Von Glyptolepis elegans . Der hintere Theil der Schuppe trägt Schmelzwülste. Fig. 1043. Mehrere Schuppen von Glyptolepis micro- lepidotus Fig. 1044. Schuvpe von Macropoma Mantelli mit aufgesetzten Schmelzwülsten auf dem freien Theile. Schuppen , welche in ihrer äußeren Form, ihrer gegenseitigen Lage- rung und theilweise auch in ihrer Struktur mit den Schuppen der gewöhnlichen Fische übereinstimmen. Bei einigen Gattungen dieser Unterordnung findet man nämlich in der That ganz dieselben conzen- trischen Linien und Anwachsstreifen und die biegsame, hornartige, dünne Substanz, wie bei den gewöhnlichen Knochenfischen, ohne daß man eine Spur von Schmelz bemerken könnte; bei anderen lassen sich wohl noch die Anwachsstreifen wahrnehmen, aber die Schuppen sind von einer Schmelzschichte überzogen, welche ihnen eine glatte Ober- fläche verleiht; bei noch anderen erscheinen diese Schuppen merklich verdickt, aus starken Knochenlamellen zusammengesetzt, die oft durch sehr elegant geformte, zellige Zwischensubstanz von einander getrennt werden. So wie in der Beschuppung, so schließen auch in mancher anderen Beziehung die Fische dieser Unterordnung sich am nächsten an die Knochenfische an, so daß es schwer hält, die Gränze zwischen wirk- lichen Ganoiden und einigen Gattungen zu finden, die bisher nament- lich der Familie der Häringe angereiht wurden. Die so scharf aus- geprägten anatomischen Kennzeichen der Ganoiden gehen allmälig zu Grunde; während die ganze Struktur des Schädels, der Wirbelsäule, der Flossen sich aufs engste an die Knochenfische anschließt, sieht man den Muskelbeleg am Aortenstiele allmälig geringer werden und die Zahl der Klappen im Inneren abnehmen, so daß bei der einen leben- den Gattung (Amia) nur noch zwei Reihen kleiner taschenförmiger Klappen existiren, vor denen sich zwei große Segelklappen befinden, und bei einer anderen Gattung (Butyrinus) die Stellung noch durch- aus zweifelhaft ist, indem hier nur ein kurzer Vorsprung mit vier Klappen als letztes Rudiment des muskulösen Aortenstieles vorhanden ist. Ebenso nimmt die Ausbildung der Spiralklappe in dem Darme außerordentlich ab, so daß sie kaum noch zwei und eine halbe Schrau- benwindung in demselben bei den Kahlhechten zeigt. Eine Deckelkieme oder statt deren wenigstens ein aus der Kiemenarterie unmittelbar entspringender Ast zu dem Kiemendeckel fehlt in dieser Unterordnung durchaus, während eine Augendrüse, der Netzhautspalt und der Sichel- fortsatz im Auge, die sonst allen bisher aufgezählten jetztlebenden Ga- noiden fehlen, bei dieser Unterordnung vorhanden sind. Ebenso fehlen allgemein die Schindeln oder Stacheln an den Flossen, die stets nur weiche Strahlen besitzen; dagegen zeigen sich die Sehnerven in der- selben Weise angeordnet, wie in den Knochenfischen. Wir unterscheiden folgende Familien: Die Faltenschupper ( Holoptychida ) zeigen einen langen, schindel- förmigen Körper, der mit verhältnißmäßig sehr großen Schuppen bedeckt ist, welche aus dicker, zelliger Knochensubstanz bestehen, über die Fig. 1045. Holoptychius nobilissimus von unten, um die dreieckigen Knochentafeln unter der Kehle, Brust-, Bauch- und Hin- terflossen zu zeigen. eine Schmelzschicht ausgebreitet ist. Meistens ist dieser Schmelz mit verschiedenartigen, konstanten, im Relief erhabenen Zeichnungen verse- hen und die Kopfknochen in ähnlicher Weise wie die Schuppen ciselirt und gekörnt und auf ihrer Außenfläche mit Schmelz überzogen. Bei einigen Gattungen scheint die Körperhaut ziemlich nackt, dagegen stel- lenweise mit breiten Platten belegt gewesen zu sein, welche in ihrer Form einigermaßen denen der Störe ähneln. Alle Fische dieser Fa- milie waren mächtige große Raubfische, deren Kiefer mit einzelnen gestreiften, kegelförmigen Fangzähnen bewaffnet waren, die auf runden Sockeln standen und deren Zahnsubstanz eine äußerst komplicirte Fal- tung zeigt, welche diejenige der Knochenhechte weitaus übertrifft, ja ohne Zweifel das Beispiel der komplicirtesten Struktur bietet, das überhaupt in der ganzen Thierwelt vorkommt. Zwischen diesen gro- ßen gefalteten Fangzähnen stehen ganz kleine Hechelzähnchen, die fast mehr vorspringende Rauhigkeiten des Schmelzüberzuges der Kiefer zu sein scheinen. Das übrige Skelett scheint entweder vollkommen knorpe- lig gewesen zu sein oder aus Knochen bestanden zu haben, deren Rindenschichte nur verknöchert war, während die innere Masse Knorpel enthielt, so daß bei der Versteinerung hier nur eine Höhle zurück- blieb. Die Flossen sind stark entwickelt, hoch und die Schwanzflosse vollkommen heterocerk. Die Reste der großen Raubfische, welche dieser Familie angehören, finden sich besonders im alten rothen Sandsteine. Holoptychius; Actinolepis; Dendrodus; Asterolepis; Bothriolepis; Psammosteus . Die Familie der Zweiflosser (Coelacanthida) entspricht in gewis- ser Beziehung den Doppelflossern der vorigen Unterordnung. Doch mit dem Unterschiede, daß die Schuppen überall breit und abgerundet sind und dachziegelförmig über einander liegen, zugleich auch zum Unterschiede von der vorigen Familie weit dünner und nicht mit solchen vorragenden Schmelzverzierungen versehen sind. Die schlanken Fische hatten starke, kegelförmige, meist gefaltete Zähne, die indessen weit kleiner, als bei der vorigen Familie sind; bei einer Gattung kommen selbst pflasterförmige, auf der Kaufläche gekörnte Zähne vor. Die senkrechten Flossen, welche außerordentlich stark entwickelt sind, erschei- nen alle ganz nach hinten an das Ende des Körpers gerückt, so daß auf den Platten der Versteinerungen oft die beiden Rückenflossen und die beiden Afterflossen, denn so viele kommen stets vor, mit der großen Schwanzflosse verschmolzen erscheinen. Wir können auch hier zwei Gruppen unterscheiden; bei der einen, die nur durch eine Gattung (Glyptolepis) im alten rothen Sandsteine repräsentirt ist, findet sich eine deutlich heterocerke Schwanzflosse, während bei der anderen, deren Reste sich im Jura und in der Kreide finden, eine homocerke Schwanz- flosse vorhanden ist. Coelacanthus; Undina; Macropoma . Fig. 1046. Skelett des Kahlhechtes, Amia calva, auf den Schattenriß des Fisches gezeichnet. In der Familie der Kahlhechte (Amida) , die einen lebenden Re- präsentanten in den Flüssen Carolina’s hat, finden sich glatte Schup- pen mit deutlichen Anwachsstreifen, die zuweilen zellig in der Mitte sind, meist aber dieselbe Hornsubstanz zeigen, wie die Schuppen der gewöhnlichen Knochenfische, wenn auch eine dünne Schmelzlage darüber hingebreitet ist. Der Körper dieser Fische ist schlank, gestreckt, spin- delförmig; die Knochen des Kopfes meist auf ihrer Oberfläche mit Schmelz überzogen und die darüber ausgespannte Haut so dünn, daß sie vollkommen nackt erscheinen. Die Schwanzflosse homocerk, die Kiefer mit kleinen kegelförmigen Zähnen, zwischen denen zuweilen noch winzige Bürstenzähnchen stehen, bewaffnet. Die der Familie angehörigen Fische treten in der Juraperiode auf und zeigen sich noch in der Kreide, während in den Tertiärgebilden noch keine Reste von ihnen gefunden wurden. Amia; Leptolepis; Tharsis; Megalurus; Coccolepis; Thris- ops; Macrosemius; Pachycormus; Sauropsis . Ordnung der Knochenfische. (Teleostia.) Die bei weitem zahlreichste Ordnung, welche die uns bekannteren Fische, die des süßen Wassers namentlich fast gänzlich, einschließt und deren Eintheilung um so schwieriger ist, als ihre Organisation, trotz der ver- schiedenen Formen doch nur in geringen Gränzen wechselt. Bei allen diesen Fischen findet sich stets ein ausgebildetes knöchernes Skelett Fig. 1047. Skelett des Barsches (Perca fluviatilis) in den Schattenriß des Fisches eingezeichnet. mit wohlgetrennten Wirbeln, welche die Form hohler Doppelkegel haben. Unter keinen Umständen sieht man jene Formen unvollständiger Ausbil- dung des Skelettes, welche wir noch bei den vorigen Ordnungen beobachteten. Zwar giebt es manche Gattungen, bei welchen die Verknöcherung der Wirbel insofern nicht ganz vollständig ist, als sich ein zelliges Ge- webe findet von einzelnen Knochenbalken, dessen Zwischenräume noch mit Knorpelsubstanz erfüllt sind; allein auch dann lassen sich die einzelnen Wirbel sehr deutlich erkennen. Ebenso sind an dem Schädel stets die einzelnen Knochen wohl ausgebildet, wenn auch während des er- wachsenen Zustandes fast immer ein Rest der ursprünglichen Knorpel- kapsel zurückbleibt, auf dem die übrigen Schädelknochen als Deckplatten angebracht sind. Die Verhältnisse der Schädelknochen unter sich und die daraus hervorgehenden Formen des Schädels wechseln ungemein und namentlich ist die Ausbildung der Kieferknochen, ihre mehr oder minder große Beweglichkeit, ihre Bewaffnung so mannigfaltig ver- schieden, daß hieraus sich viele Charaktere für die Bestimmung der einzelnen Familien entnehmen lassen. Die Bezahnung ist äußerst mannigfaltig und zuweilen auf alle Knochen, welche nur irgend an der Begränzung der Mundhöhle Antheil nehmen, ausgedehnt; ganz fehlen die Zähne nie, denn selbst dann, wenn sie den Kiefern abgehen, wie bei den Karpfen, finden sich welche an den unteren Schlund- knochen. Ein Kiemendeckelapparat ist stets vorhanden. Gewöhnlich tritt der Kiemendeckel, nur von dünner Haut bekleidet, frei an der Seite des Halses hervor und deckt die bald mehr, bald minder weite Kiemenspalte, die stets nur einfach ist und in höchst seltenen Fällen mit derjenigen der anderen Seite in der Mittellinie zusammenfließt. Meist tritt auch an der unteren Seite des Halses die freie Kiemenhaut von säbelförmigen Strahlen gestützt hervor, deren Zahl von großer Beständigkeit bei den verschiedenen Familien ist; nur bei wenigen Fa- milien sind Kiemendeckel und Kiemenhaut sehr unscheinbar und voll- ständig durch die Körperhaut, zuweilen selbst durch bedeutende Mus- kelmassen verdeckt. Das Flossensystem ist meistens ausgiebig entwickelt; die Brustflossen fehlen fast niemals und haben manchmal eine so bedeutende Größe, daß sie dem Fische beim Springen aus dem Wasser als Fallschirm dienen, womit er sich eine Zeit lang in der Luft erhalten kann. In den meisten Fällen sind auch die Bauchflossen vorhanden und je nach den Familien bald unter dem Bauche, bald an der Brust, bald vor den Brustflossen an der Kehle angeheftet; nur bei einigen Gattungen fehlen sie gänzlich oder sind bis zur Unscheinbarkeit verkümmert. In den senkrechten Flossen zeigt sich eine große Mannigfaltigkeit. Manchmal ist der Körper in seiner ganzen Länge von einer einzigen Flosse umsäumt, die in dem Nacken anfängt, sich um den Schwanz herum und auf der unteren Kante bis zum After fortsetzt; in anderen Fällen zeigt sich eine Abtheilung in Rücken-, Schwanz- und Afterflosse, mehrfache Einschnitte und Theilun- gen, wobei indeß dennoch als allgemeinere Regel die Existenz einer einzigen Rücken- und Afterflosse bleibt, obgleich alle senkrechten Flossen, in einem Falle diese, in einem anderen jene fehlen können. Die Schwanzflosse ist bei allen Knochenfischen homocerk, obgleich sie bei dem Embryo eine heterocerke Bildungsperiode durchmacht, von welcher zuweilen in dem Skelette, nicht aber in der äußeren Bildung noch Spuren zurückbleiben. In der Natur der Flossenstrahlen zeigen sich mehrfache Unterschiede; oft sind die Strahlen aller Flossen vollkommen weich, biegsam und gegliedert, in anderen Fällen findet sich als Stütze vor der Flosse ein einfacher Knochenstrahl, der oft gezähnelt oder in sonstiger Weise verziert ist. Dann giebt es aber auch eine ganze Gruppe von Knochenfischen, bei welchen mehrere Stachelstrahlen in der Rückenflosse, der Afterflosse und einer in den Bauchflossen vor- handen sind, ja wo sich oft zwei Rückenflossen finden, von denen dann die vordere nur von harten Stachelstrahlen, die hintere von weichen Strahlen gestützt wird. Die Bedeckung der Haut erscheint bei den Knochenfischen in mannigfacher verschiedener Ausbildung. Viele sind ganz nackt, ihre Oberhaut schleimig, die Lederhaut darunter ziemlich fest und nirgends eine Spur von Schuppen zu sehen; — bei anderen liegen in einer solchen Haut knöcherne Schilder und Tafeln, deren äußere Fläche oft mit Zahnsubstanz überzogen ist und die sich namentlich gern auf und hinter dem Kopfe zu schildförmigen Panzern vereinigen; zuweilen stoßen diese Tafeln im ganzen Umfange des Körpers zu einem Kno- chenpanzer zusammen, an dem die Ränder der einzelnen Tafeln oft wie die Schienen eines Kürasses über einander greifen. In den mei- sten Fällen finden sich indeß eigentliche Schuppen von verschiedener Fig. 1048. Fig. 1049. Fig. 1050. Schuppen von Knochenfischen. Fig. 1048. Cycloidschuppe von der Forelle (Salmo fario) , nur mit con- centrischen Linien. Fig. 1049. Cycloidschuppe von der Ellriße (Phoxinus va- rius) , mit stark vortretenden Radialstrahlen. Fig. 1050. Ctenoidschuppe von einem jungen Barsche (Perca fluviatilis) . Größe, die sich vorzüglich nach zwei Richtungen hin ausbilden; — bald nämlich ist ihr hinterer Rand vollkommen abgerundet, glatt und die Anwachsstreifen auf der ganzen Oberfläche deutlich hervortretend; in anderen Fällen aber finden sich an dem hinteren Rande entweder Zähnelungen oder kleine aufgesetzte stachelige Stückchen, durch die der ganze hintere Rand der Schuppe rauh wird. Im Allgemeinen steht diese scheinbar unbedeutende Verschiedenheit der Schuppenbildung mit anderen bedeutenden Unterschieden in der Organisation in Verbindung und darf nicht unberücksichtigt gelassen werden, wenn es gleich ein Fehler war, dieselbe in einer bei den Geologen ihrer Bequemlich- keit wegen angenommenen Klassifikation als Grundcharakter der Ein- theilung zu benutzen und die ganze Masse der Knochenfische in zwei Ordnungen zu spalten: Rundschupper (Cycloidei) mit ganz ran- digen, und Kammschupper (Ctenoidei) mit kammartig gezähnten Schuppen. Hinsichtlich der inneren Anatomie und der Entwicklung haben wir schon in der Einleitung das Nähere bemerkt und es genügt hier, auf diejenigen Charaktere aufmerksam zu machen, welche zur Unter- scheidung der Knochenfische, namentlich von den Ganoiden, dienen können. Der Arterienstiel des Herzens wird bei allen Knochenfischen nur von der verdickten gewöhnlichen Faserlage der Arterie gebildet und es geht ihm gänzlich jene äußere Muskelschichte ab, welche dem Herzen der Ganoiden und der Knorpelfische eine dritte pulsirende Abtheilung zuführt; an seinem Grunde finden sich stets nur zwei Klappen, die den Eingang in die Kammer schließen. Eine Spiral- klappe des Darmes ist niemals vorhanden und die Sehnerven kreuzen sich vollständig über einander, so daß sie nach dem Auge der entge- gengesetzten Seite gehen. Hinsichtlich der Schwimmblase, die bei allen Ganoiden vorkommt und sich in den Schlund öffnet, findet sich bei den Knochenfischen große Mannigfaltigkeit, indem sie bei den einen ganz fehlt, bei anderen mit offenem Gange in den Schlund mündet, während bei noch anderen dieser Luftgang vollständig verschlossen ist. Im Allgemeinen scheint die Gegenwart der Schwimmblase nicht von so außerordentlicher Bedeutung, da selbst in derselben Gattung sie zuweilen der einen Art zukommt, der anderen fehlt oder bei ganz nahe verwandten Familien ähnliche Unterschiede sich vorfinden. Bei der weiteren Eintheilung dieser so ausnehmend zahlreichen Ordnung konnte man sich unmöglich an einen einzigen Charakter halten, wie man diesen früher entweder in der Struktur der Schuppen oder der Flossenstrahlen gefunden zu haben glaubte. Indem man sich jetzt mehr anatomischen Charakteren zugewandt hat, erscheint es noch immer sehr zweifelhaft, ob viele darin begründete Gruppen auch in der That natürlich sind und die Charaktere diejenige Wichtigkeit be- sitzen, welche man ihnen beigelegt hat. Wir unterscheiden folgende Unterordnungen und Familien: Unterordnung der Büschelkiemer (Lophobranchia) . Die Fig. 1051. Männchen von Hippocampus . Die eine Hälfte der Brütetasche ist weggenommen, so daß man die innere Fläche sieht. a Kiemenloch; b Brust- flosse; c. Rückenflosse. Afterflosse, dahin- ter die Bruttasche d. kleinen Fische, welche dieser Unter- ordnung angehören, sind auf der ganzen Oberfläche ihres Körpers mit Knochenschildern gepanzert, welche meist eine vierseitige gerippte Gestalt haben und mit ihren Rän- dern an einander stoßen. Meistens unterscheidet man an diesen Kno- chenschildern eine äußere und eine innere Lage von Knochenlamellen, zwischen welchen in der Mitte Horn- substanz entwickelt ist. Die Gesichts- knochen, besonders die Nasenbeine, die Gaumenbeine und das Pflug- schaarbein sind außerordentlich lang, vorgezogen und bilden eine Röhre, welche den Schädeltheil des Kopfes oft um das Sechsfache an Länge übertrifft und an deren vorderem Ende sich die kleine Mundspalte von den kleinen Kiefern umgeben zeigt; die verlängerte Schnauze wird dem- nach bei diesen Fischen nicht von den Kiefern, sondern von den Tra- geknochen derselben, die den Gesichtstheil zusammensetzen, gebildet. Der Kiemendeckel ist groß, blasig aufgetrieben, an seinem unteren und hin- teren Rande aber durch die Haut gänzlich an den Schultergürtel befe- stigt, so daß nur an seinem oberen Rand eine kleine Spalte übrig bleibt, welche in die weite Kiemenhöhle führt. Der Bau der Kiemen selbst ist höchst eigenthümlich und dient als wesentlicher Charakter der Unterordnung. Auf den Kiemenbögen stehen nämlich einzelne, an ein- ander gedrängte Büschel von feinen Kiemenblättchen, welche eine Art Knopf zusammensetzen, so daß jeder Kiemenbogen eine doppelte Reihe solcher an einander gedrängter, geblätterter Knöpfe trägt. Die Flossen sind meist nur mangelhaft ausgebildet, die Brustflossen nur bei einer einzigen Gattung ziemlich groß, bei den übrigen klein, die Bauchflos- sen entweder sehr rudimentär oder auch gänzlich fehlend. Von den senkrechten Flossen ist nur die kleine Rückenflosse beständig vorhanden, während After- und Schwanzflosse häufig fehlen. Sehr eigenthümlich ist in dieser Unterordnung, welche nur eine Familie, die der Tang- schnellen (Syngnathida) bildet, die Art und Weise der Fortpflanzung. Bei den Männchen findet sich nämlich an der Wurzel des Schwanzes entweder ein förmlicher Beutel mit einer kleinen vorderen Oeffnung (Hippocampus) , oder zwei Hautklappen, welche wie Flügelthüren über einander greifen (Syngnathus) , oder endlich nur eine etwas vertiefte Stelle (Scyphius) , in der sich zur Begattungszeit kleine rundliche Hautzellen entwickeln, die von Eiern erfüllt werden. Auf welche Weise das Weibchen die Eier an diese Stelle bringt, ist noch unbekannt; — die Thatsache aber steht fest, daß es wirklich die Männchen sind, welche in diesen eigenthümlichen Brütetaschen die Eier und selbst die ausge- schlüpften Embryonen so lange mit sich herumtragen, bis dieselben gänzlich den Dottersack verloren haben. Die kleinen Fischchen finden sich nur in der See und namentlich gern im Tang, an den sie sich mit ihren langen, oft flossenlosen Schwänzen anklammern. Syngnathus; Scyphius; Hippocampus; Pegasus . Unterordnung der Haftkiefer (Plectognatha) Die kurzen entweder fast kugelförmigen oder seitlich stark zusammengedrückten Fische, welche dieser Unterordnung angehören, zeigen in dem Baue ihres Schädels eine ganz besondere Festigkeit, während das übrige Ske- lett bei einigen lange Zeit nur unvollständig verknöchert und die Wir- bel namentlich jene faserig zellige Struktur zeigen, deren wir früher erwähnten. Der Zwischenkiefer ist bei diesen Fischen bedeutend groß und bildet für sich allein den oberen Rand der stets engen und kleinen Mundspalte; er ist einerseits mit den Schädelknochen und andererseits mit dem dahinter liegenden Oberkiefer, welcher an der Begränzung der Mundspalte keinen Antheil nimmt, fest und innig verwachsen; ebenso sind die Gaumenknochen durch Nacht mit den übrigen Schädel- knochen unbeweglich verbunden, namentlich an dem Schläfenbeine, wo stets statt eines hinteren Gelenkes eine Naht vorkommt, so daß der ganze Kiefer-Gaumenapparat ein einziges festes Gewölbe bildet. Der Kopf bildet meist einen großen Theil des Körpers. Die Kiemen- spalten sind nur klein, der Kiemendeckel und die Kiemenhaut gänz- lich durch aufliegende Haut und Muskelmassen verdeckt. Rippen und Bauchflossen fehlen meist gänzlich. Die Wirbelsäule ist äußerst kurz, die Wirbel wenig zahlreich (höchstens 20); das Rückenmark reicht nur eine geringe Strecke in den Wirbelkanal hinein und löst sich dann in die Nervenwurzeln auf. Die Hautbedeckung ist in eigenthüm- licher Weise ausgebildet. Die Lederhaut ist sehr dick und bald nur rauh durch kleine Schmelzstückchen, wie bei den Haien, bald mit län- geren, dreigliedrigen Stacheln, Fußangeln ähnlich, besetzt, bald auch in threm ganzen Umfange mit Tafeln belegt, welche durch ihr Zusam- menstoßen einen förmlichen Panzer bilden, der demjenigen der Schmelz- schupper einigermaßen ähnelt, obgleich diese Tafeln eine durchaus ver- schiedene Struktur besitzen. Der Darmkanal ist weit, kurz, ohne pylorische Anhänge — die meisten haben eine große, weite Schwimm- blase. Die Flossen sind im Ganzen nur schwach entwickelt und nur von weichen Strahlen gestützt, ausgenommen bei einigen Gattungen, wo sich außer der weichen hinteren Rückenflosse noch ein Paar vor- dere Stacheln vorfinden, welche in eigenthümlichen Gelenken aufge- richtet und festgestellt werden können. Wir unterscheiden in dieser Ordnung zwei Familien. Die Harthäuter (Sderodermata) zeigen die kleine Mundspalte Fig. 1052. Der Kofferfisch (Ostracion) . mit einer Reihe schief gestellter Zähne bewaffnet, die in eigenen Zahn- höhlen des Kiefers stehen und in ihrer Form den menschlichen Schnei- dezähnen einigermaßen ähnlich sehen. Es werden diese Zähne durch Ersatzzähne gewechselt, die in der Kinnlade verborgen liegen und von unten herauf allmälig an die Stelle des alten Zahnes eintreten. Der Körper ist mit hornigen Tafeln bekleidet, die auf ihrer Oberfläche mit einer Lage von Zahnsubstanz überzogen sind, sonst aber entweder nur körnige Zeichnungen oder auch eine ganz glatte Oberfläche darbieten. Bei einer Gattung (Ostracion) , welche die Unterfamilie der Koffer- fische (Ostracida) bildet, werden diese Tafeln sehr groß, meist sechseckig und rücken so zusammen, daß sie eine unbewegliche Panzer- kapsel bilden, aus welcher nur der Schwanz und die beweglichen Flossen hervorragen; die Zähne sind bei dieser Unterfamilie nur klein, meiselförmig und ohne Schmelz. Bei der Unterfamilie der Horn- fische (Balistida) bilden diese Tafeln eine förmliche Schuppen- bekleidung, ausdehnbar und beweglich, welche sich über Kopf und Vogt. Zoologische Briefe. II. 10 Körper fortsetzt und zuweilen selbst zu ganz kleinen Schuppenkörnchen herabsinkt. Die meisten Fische dieser Familie haben oben auf dem Rücken starke gezähnelte Stacheln, welche in eigenthümlichen Gelenken einschnappen und so festgestellt werden können; sie finden sich, wie diejenigen der folgenden Familie, nur in südlichen Meeren und gehen nicht weiter nördlich, als bis in das Mittelmeer. Balistes; Monacan- thus; Aluteres . Die Familie der Nacktzähner ( Gymnodonta ) unterscheidet sich Fig. 1053. Igelfisch (Diodon hystrix) . von der vorigen hauptsächlich durch die Hautbedeckung und die Bewaff- nung der Kiefer; diese letzteren tre- ten nämlich scharf schnabelartig vor und sind außen wie innen mit einem Guße fester Zahnsubstanz überkleidet, die aus senkrechten Zahn- röhren besteht und zuweilen in der Mitte durch eine Furche getheilt ist. Diese einzige scharfe Zahnplatte, welche die Kiefer bekleidet, dient den Thieren zum Zermalmen von Krusten- und Schaalthieren, welche ihre hauptsächlichste Nahrung aus- machen. Die Haut ist sehr dick, lederartig, mit größeren oder kleine- ren Stacheln besetzt, welche sogar zuweilen von dem Fische willkürlich gesträubt werden können. Die meisten Gattungen dieser Familie besitzen eine sehr große Schwimmblase und außerdem noch einen weiten beutel- förmigen Kehlsack, der in den Schlund mündet und sich weit nach hinten unmittelbar unter der Haut des Bauches erstreckt. Die so gebildeten Fische kommen bei ruhigem Wetter an die Oberfläche des Wassers, schlucken dort eine Menge Luft in den Kehlsack ein, blähen sich dadurch in unförmlicher Weise auf und treiben dann, den Bauch nach oben gekehrt, auf der Oberfläche des Wassers; ihr Fleisch ist sehr schlecht und das einiger Arten wird ebenso wie das Fleisch vieler Fische der vorigen Familie, für giftig gehalten. Man kann unter ihnen drei Unterfamilien unterscheiden: Die Igelfische (Diodontida) , welche die erwähnte Fähigkeit des Aufblasens im hohen Grade besitzen und deren obere Wirbelbogen sich in der Mittellinie nicht vereinigen, so daß der ganze Rückenmarkskanal von oben her geöffnet ist. Ihr Rückenmark ist nur knopfförmig; Rippen fehlen durchaus. Die Nase ist sehr eigenthümlich gestaltet. Meist steht sie warzig vor; oft ist die Warze gewölbt, mit zwei Nasenlöchern versehen, zuweilen finden sich sogar ganz solide Warzen ohne Höhlungen irgend einer Art. Diodon; Tetrodon; (Gastrophysus; Chelichthys; Chelonodon; Arothron) . Die Dreizähner (Triodontida) können sich nicht aufblasen, haben einen geschlossenen Wirbelkanal, Nasenhöhlen wie die übrigen Fische, starke wohl ausgebildete Rippen, gleichen aber im Uebrigen den vorigen. Endlich die Mondfische (Orthagoriscida) haben einen ganz Fig. 1054. Der Mondfisch (Orthagoriscus mola) . platten, kurzen, schwanzlosen Kör- per mit faserknochigem, weichem Skelett, dicker Chagrinhaut, können sich nicht aufblasen und es fehlt ihnen sogar die Schwimmblase gänzlich, welche die übrigen Unter- familien haben. Orthagoriscus; Ozodura . Unterordnung der Weichflosser (Malacoptera) . Die Fische, welche dieser Unterordnung angehören, zeigen meist eine spin- delförmige Gestalt und im Allgemeinen eine große Regelmäßigkeit der Körperform, so wie eine gleichmäßige Ausbildung sämmtlicher Organe. Bei allen kommen sämmtliche Arten von Flossen vor, die stets nur von weichen Strahlen gestützt sind, mit alleiniger Ausnahme einiger Fami- lien, bei welchen zuweilen der erste Strahl der Rücken-, Brust- oder Afterflosse eine knöcherne Konsistenz besitzt und sich als starker, gewöhn- lich gezähnter Stachel darstellt. Es findet sich stets nur eine von Strahlen gestützte Rückenflosse, hinter welcher zuweilen eine zweite strahlenlose nur von einer Hautduplikatur gebildete Flosse steht, die man mit dem Namen der Fettflosse bezeichnet hat; — manchmal, jedoch nur selten ersetzt diese Fettflosse auch die wirkliche Rückenflosse. Die Bauchflossen sind stets vorhanden und stehen unter allen Umständen unter dem Leibe, niemals an der Kehle oder an der Brust. Diese abdominale Stellung der Bauchflossen bildet in Verbindung mit dem durchgängigen Charakter der weichen gegliederten Flossenstrahlen das wesentlichste Merkmal dieser Unterordnung. Fast ebenso allgemein findet sich eine Schwimmblase, welche stets, wenn sie vorhanden ist, durch einen offenen Gang in die Rückenwand des Schlundes einmün- det. Eine Familie, welche sich durch ihre übrigen Charaktere dieser Unterordnung so nahe anschließt, daß manche Forscher sie sogar nur für eine Gruppe halten, entbehrt freilich der Schwimmblase durchaus. Die Schuppen fehlen zuweilen gänzlich oder sind in seltenen Fällen durch Knochentafeln ersetzt — meist bedecken sie aber den ganzen Kör- 10* per und haben unter allen Umständen einen ganzen hinteren Rand, ohne Einschnitte, Kerben oder Spitzen, so daß also alle hierhergehö- rigen Fische zu den Cycloidschuppern gehören. Von anderen Unter- ordnungen der Knochenfische unterscheiden sich die Weichflosser außerdem noch durch die stets getrennten unteren Schlundknochen. Die verschie- denen Familien sind äußerst zahlreich und meistens als Nahrungsmittel geschätzt; sie sind vorzugsweise Bewohner der süßen Gewässer. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1055. Der Panzerwels (Loricaria) . Die Panzerwelse (Goniodonta) bilden eine höchst eigenthümliche Gruppe, welche durch manche Charaktere sich theils an die störartigen Fische und die Ganoiden, theils an die folgende Familie anschließt. Kopf und Körper sind von großen, rauhen Knochenplatten gepanzert, die an dem Schwanze zuweilen den rhomboidalen Schuppen der Ga- noiden ähnlich werden. Das Maul liegt weit nach hinten unter der Schnauzenspitze, ist sehr klein, meistens vorstreckbar, von häutigen Segeln, Lappen und Bartfäden umgeben; die Kiefer bilden eine breite Lade mit einer tiefen Rinne, in der eine Reihe von hornigen Zähnen eingesenkt ist, die hakenförmig nach außen gekrümmt und am unteren Ende, wo sie in der Zahnlade sitzen, rechtwinklig gebogen sind. Der Kiemendeckel ist größtentheils unbeweglich und die Kiemenspalte nur sehr klein. Sie besitzen ausgebildete Nebenkiemen, während ihnen die Schwimmblase und die mit derselben verbundenen Knöchelchen gänzlich fehlen, was einen Hauptunterschied von der folgenden Familie abgiebt. Die Flossen sind mächtig; die Brustflosse meist durch einen starken Stachelstrahl gestützt, der durch Einschnappen in ein Gelenk festgestellt werden kann. Der Schwanz ist zuweilen oben an der Schwanzflosse in einen sehr langen dünnen Faden ausgezogen; der Magen dieser Fische ist einfach, ohne Blindsack, der Darm vielfach gewunden, wie es scheint, für Pflanzennahrung bestimmt. Die schlecht schmeckenden Fische finden sich in den süßen Gewässern Südamerikas. Loricaria; Rhinelepis; Acanthicus; Hypostoma . Fig. 1056. Der Zitterwels (Malapterurus electricus) . Die Familie der Welse (Silurida) hat entweder eine ganz nackte lederartige Haut ohne jede Spur von Schuppen oder Knochentafeln, welche sich hauptsächlich in der Nähe des Kopfes entwickeln und zu- weilen sogar den ganzen Körper einhüllen. Der Kopf ist plattgedrückt, breit, der Rachen entweder an der Spitze der Schnauze oder etwas mehr nach hinten auf der Unterfläche gelegen und die Mundspalte, welche bei der vorigen Familie vom Zwischen- und Oberkiefer begränzt wurde, hier einzig von dem Zwischenkiefer gebildet, indem die Ober- kiefer zu Bartfäden verlängert sind. Die zwei Nebenkiemen, welche bei den Panzerwelsen vorhanden waren, fehlen hier durchaus; der Kiemen- deckel, der meist ziemlich unbeweglich ist, hat nur drei Stücke, indem der Unterdeckel fehlt und an dem Schläfenapparate hat sich die Theilung zwischen dem Tragebogen des Unterkiefers und des Zungenbeines noch nicht ausgebildet, so daß hier zwei Knochen weniger entwickelt sind, als bei den übrigen Knochenfischen. Die Schwimmblase ist stets vor- handen und durch einen offenen Gang mit dem Schlunde verbunden; an ihrem vorderen Ende befinden sich einige kleine, in einander gelenkte Knöchelchen, von denen das hintere in die Sehnenhaut der Schwimm- blase eingesenkt ist, das vordere aber an das Labyrinth heranreicht, so daß Schwimmblase und Ohr durch eine Kette von Gehörknöchelchen mit einander verbunden sind. In den Brustflossen ist oft der erste Strahl ein starker Stachel, der durch ein eigenthümliches Gelenk so festgestellt werden kann, daß er als Vertheidigungswaffe dient. Die Ausbildung der Rückenflosse ist sehr verschieden; — bald ist sie sehr lang, in anderen Fällen klein oder vollkommen verschwunden und dann durch eine Fettflosse ersetzt, welche sich oft auch hinter der strahlentra- genden Rückenflosse findet; gleicher Wechsel zeigt sich in der Ausbil- dung der Afterflosse. Bei einigen Gattungen finden sich eigenthüm- liche häutige Säcke, die sich längs der Wirbelsäule nach hinten erstrecken und in die Kiemenhöhle ausmünden und die zur Aufnahme von Luft oder Wasser bestimmt scheinen. Die Zähne der Welse sind stets aus ächter Zahnsubstanz gebildet, hechel- oder bürstenförmig, zuweilen sogar zweispitzig und die Kiemenspalten bald weit geschlitzt, bald nur eng und klein. Eine im Nil lebende Gattung, die nur eine Fettflosse auf dem Rücken hat (Malapterurus) , zeichnet sich durch den Besitz mächtiger elektrischer Organe aus, die zu beiden Seiten des Rumpfes unter der Haut liegen, gefaltete Längsblätter darstellen und kräftige Schläge ertheilen. Die meisten Welse finden sich in den süßen Gewässern tro- pischer Gegenden; in den europäischen Flüssen kommt nur eine Art vor, der gewöhnliche Wels (Silurus europaeus) , die aber zuweilen ein Gewicht von mehreren Centnern erreicht. Silurus; Bagrus; Hetero- branchus; Saccobranchus; Pimelodus; Arges; Aspredo; Doras; Cal- lichthys . Fig. 1057. Myletes Hasselquisti . Die Familie der Characinen ( Characina ) wird von stets beschupp- ten Fischen gebildet, deren spindelförmige Körpergestalt viele Aehnlich- keit mit derjenigen der Forellen zeigt, mit denen sie auch darin übereinstimmen, daß sie mit Ausnahme einiger weniger Gattungen hinter der auf der Mitte des Rückens stehenden Rückenflosse noch eine kleine Fettflosse besitzen. Ebenso sind, mit Ausnahme einiger Gattungen (Aulopus; Xyphostoma) , bei welchen Kammschuppen mit gesägtem hinterem Rande vorkommen, die Schuppen ganz denen der Lachse ähn- lich. Das am Ende der Schnauze befindliche Maul ist vorn vom Zwischenkiefer, weiter nach hinten von dem Oberkiefer begränzt, welcher den Zwischenkiefer in gleicher Linie fortsetzt. Die Zähne fehlen bald ganz, bald finden sie sich nur in der Oberkinnlade oder in den Kie- fern und selbst in den Gaumenbeinen; — meist sind es hakenförmige Hechelzähne, zuweilen aber sieht man starke, gebogene Fangzähne oder auch mehr spitzige, schneidende und Kegelzähne. Die Nebenkiemen feh- len durchaus; die Schwimmflosse ist der Quere nach in eine vordere und hintere Hälfte getheilt, und die vordere Abtheilung in einigen Fällen zellig, wie eine Amphibienlunge. Mehrere Gehörknöchelchen stellen die Verbindung zwischen der mit offenem Ausführungsgange mündenden Schwimmblase und dem Gehörorgane her. Der Darm hat zahlreiche Pförtneranhänge und die Eierstöcke setzen sich unmittel- bar in den Eileiter fort, was zum wesentlichen Unterschiede von den Lachsen dient, mit denen man sie früher vereinigt hat. Sie finden sich hauptsächlich nur in den Flüssen tropischer Gegenden. Myletes; Serrasalmo; Pygopristis; Pygocentrus; Hydrolycus; Exodon; Hydro- cyon; Hemiodus; Anodus; Xyphostoma; Erythrinus . Fig. 1058. Der gewöhnliche Karpfen (Cyprinus carpio) . Die Familie der Karpfen ( Cyprinida ) kommt mit der vorigen in der Bildung der quergetheilten, durch Gehörknöchelchen mit dem La- byrinthe verbundenen Schwimmblase überein, unterscheidet sich aber von allen übrigen Familien durch die kleine Mundspalte, die durchaus zahnlos ist und deren Rand nur von dem Zwischenkiefer gebildet wird, über dem der Oberkiefer als sogenanntes Schnurrbartbein liegt. Der Körper ist meist hoch, plattgedrückt, der Kopf klein, die Schuppen bald sehr groß, bald wieder außerordentlich klein und unscheinbar und hiernach auch insofern in ihrer Struktur verschieden, als bei den kleineren Schuppen, z. B. der Wetterfische (Cobitis) , vielfache con- centrische und Fächerlinien vorkommen, welche die Schuppe zellenartig abtheilen, während bei den großen Schuppen der Karpfen und Weiß- fische die Fächerlinien fast verschwinden und nur die concentrischen Streifen übrigbleiben. Es findet sich stets nur eine Rückenflosse und niemals eine Fettflosse. Die Karpfen nähren sich hauptsächlich von Pflanzen und Würmern, zu deren Zermalmung, da sonst das Maul zahnlos ist, auf den unteren Schlundknochen einige große und mäch- tige Zähne entwickelt sind, welche gegen eine vorspringende Platte des Schädels, die mit Horn bedeckt ist, gerieben werden können. Der Magen hat keinen Blindsack, der Darm keine Pförtneranhänge, die Kiemenhaut meist nur drei Strahlen. Bei einigen Gattungen kommt in der Rücken- und Afterflosse ein starker gezähnter Stachel vor. Die Angehörigen dieser Familie, welche die sehr zahlreichen Gattungen der Weißfische, Schmerlen, Barben und Schleien bilden, bevölkern haupt- sächlich die süßen Gewässer der gemäßigten Gegenden und sind da geschätzt, wo man eben keine anderen besseren Fische hat. Cyprinus; Tinca; Abramis; Leuciscus; Rhodeus; Pelecus; Aulopyge; Aspius; Pelegus; Schizothorax; Phoxinus; Barbus; Chondrostoma; Gobio; Cobitis . Fig. 1059. Lebias fasciata . Die Familie der Zahnkarpfen (Cyprinodonta) gleicht in der Körpergestalt, der Stellung der Flossen und dem ganzen äußeren An- sehen so sehr den Weißfischen, daß man sie früher mit denselben ver- einigte, obgleich sie in der Bewaffnung des Maules durchaus ver- schieden sind. Sie besitzen nämlich in beiden Kiefern oben wie unten deutliche Hakenzähne und es gehen ihnen die gewaltigen unteren Schlundzähne und die Hornplatte an der unteren Fläche des Schädels der Karpfen ab, wofür sich obere und untere mit kleinen Hechelzähnen bewaffnete Schlundknochen finden. Die Bildung der Knochen, welche das Maul begränzen und die Struktur des Darmes stimmt mit der- jenigen der Karpfen überein, dagegen ist die Schwimmblase ungetheilt, einfach und wie bei allen von jetzt an folgenden Familien keine Spur von Gehörknöchelchen an ihr wahrzunehmen. Bei einer Gattung (Orestias) , die in den höchsten Seen der Anden vorkömmt, fehlen die Bauchflossen ganz; — bei allen anderen stehen sie etwa in der Mitte des Körpers; bei einigen Arten hat der Eileiter einen erweiterten Theil, in dem sich die Eier, in eiweißhaltiger Flüssigkeit liegend, wei- ter entwickeln, so daß die Fische lebendige Junge gebären. Alle finden sich in süßen Gewässern warmer und tropischer Gegenden und errei- chen nur eine sehr geringe Größe. Anableps; Poecilia; Fundulus; Lebias; Cyprinodon . Fig. 1060. Der Hecht (Esox lucius) . In der Familie der Hechte ( Esocida ) erreicht der Zwischenkiefer, welcher bei der vorigen Familie wie bei den Karpfen ganz allein den Mundrand bildete, den Winkel des Rachens nicht, so daß die hintere Hälfte der Mundspalte noch mit von dem Oberkiefer gebildet wird, der indessen über dem Zwischenkiefer liegt. Die Fische, welche nur im süßen Wasser gemäßigter Zonen vorkommen, sind durchaus mit gro- ßen runden Schuppen bedeckt, welche viele dichte concentrische Linien und einige wenige Fächerlinien zeigen, die in Spalten übergehen, so daß der vordere Rand in mehrere Lappen getrennt wird. Ihr Mund ist sehr stark bewaffnet, indem nicht nur auf dem Kiemenknochen, son- dern auch auf den Gaumenbeinen, dem Pflugschaar und der Zunge Hechelzähne vorkommen. Der Magen hat keinen Blindsack, der kurze Darm keine Pförtneranhänge; die drüsigen Nebenkiemen liegen tief unter der Haut der Kiemenhöhle versteckt, die Schwimmblase ist ein- fach. Esox; Umbra . Die Familie der Nilhechte ( Mormyrida ) gleicht den gewöhnlichen Hechten einigermaßen in der Körpergestalt, indem der Schwanz schlank, aber seitlich verdickt und die auf einer aufgetriebenen Basis ruhende Rückenflosse weit nach hinten gerückt ist. Es unterscheiden sich diese Fische von allen übrigen durch die Eigenthümlichkeit, daß die Zwischen- kiefer in der Mitte so mit einander verwachsen sind, daß auch nicht eine Spur einer Naht vorhanden und somit nur ein einziger unpaarer Zwischenkiefer gebildet ist. Der Körper ist beschuppt, der Kopf da- gegen mit einer nackten dicken Haut überzogen, welche Kiemendeckel und Kiemenstrahlen so überzieht, daß nur eine kleine senkrechte Kie- menspalte übrig bleibt; das Maul ist klein, seitlich vom Oberkiefer begränzt, gekerbte oder kegelförmige Zähne stehen im Zwischen- und Unterkiefer und hechelförmige Zähne auf Zunge und Gaumen. Ne- benkiemen fehlen; an dem langen dünnen Darme finden sich zwei Blinddärme; die Schwimmblase ist, wie bei allen folgenden Familien, wenn sie vorhanden, einfach. Auf dem Schädel findet sich eine eigen- thümliche von der Haut bedeckte Oeffnung, welche in die Schädelhöhle und zu dem Labyrinthe führt. Auf beiden Seiten der verdickten Schwanzwurzel liegen kurze elektrische Organe von Wurstform mit senkrechten Querblättchen. Die Arten der wenig zahlreichen Familie sind bis jetzt nur in dem Nil gefunden worden. Mormyrus; Mor- myrops . Fig. 1061. Der gemeine Häring (Clupea harengus) . Die Familie der Häringe ( Clupeida ) bewohnt mit geringen Aus- nahmen nur das Meer und ist eine von denjenigen Fischfamilien, welche wesentlich für unsere Nahrung in Betracht gezogen werden. Die Fa- milie selbst ist noch eine derjenigen, welche am wenigsten scharf be- gränzt erscheint, so daß bei genauerer Untersuchung derselben namentlich die mit großen, aus einzelnen Stücken mosaikartig zusammengesetzten Knochenschuppen bedeckten Süßwasserfische tropischer Gegenden, die einen nackten Kopf mit dicken, glasartig spröden Schädelknochen be- sitzen und welche man jetzt noch zu der Familie zählt, ausgewiesen werden dürften. Arapaima (Sudis); Osteoglossum; Heterotis . Alle ächten Häringe sind über den ganzen Leib beschuppt, mit großen, dünnen, biegsamen, leicht abfallenden Schuppen, deren concentrische Linien nur dem hinteren Rand parallel laufen und dort gerade Linien bilden. Ihre Fächerlinien neigen sich in Winkeln nach hinten zusammen. Die Fische haben ein weit gespaltenes Maul, das vorn vom Zwischenkiefer, seitlich vom Oberkiefer eingefaßt wird, wel- cher durch Naht mit dem vorigen verbunden ist und so seine unmit- telbare Folge bildet. Der Schädel zeigt einen kleinen Hinterhaupts- kamm und zwei Seitenkämme, die nach hinten in sehr lange, dicke Stacheln auslaufen, sowie zwei flügelartige Verlängerungen des Keilbeines, die nach hinten sich ausdehnend die ersten Halswirbel- körper von der Seite her umfassen. Eine Fettflosse fehlt ihnen, ebenso einigen Gattungen die Schwimmblase, welche bei anderen vorhanden ist; dagegen haben alle viele Pförtneranhänge und die meisten eine Nebenkieme, welche aber bei anderen sehr klein wird und allmälig ganz verschwindet. Die Schwimmblase zeigt bei einigen seitliche nach vorn gerichtete Blindsäckchen, bei andern selbst häutige Kanäle, welche sich mit dem Labyrinthe verbinden, denen aber die Knöchelchen fehlen. Bei anderen Gattungen finden sich große, glasartige durchsichtige Augenlider, die von vorn und hinten her das Auge bedecken und in der Mitte nur einen senkrechten Spalt lassen. Am bekanntesten von der Familie ist der ächte Häring (Clupea harengus) , zu dessen Fischerei in der Nordsee ganze Flotten von Fahrzeugen ausgerüstet werden. Zur Laichzeit wandern die Häringe in ungeheueren Schaaren an die Oberfläche und gegen die Küsten hin, um dort ihre Eier abzusetzen; — sie schwimmen dann so nahe an der Oberfläche, daß man von weitem her den Silberblick der glänzenden Schuppen sieht. Man hat behaup- tet, daß diese Häringsbänke hoch aus dem nordischen Eismeer kämen und sich an der Spitze von Schottland in zwei Züge theilten, von welchen der eine östlich längs der norwegischen Küste bis in die Ost- see und an die jütische Küste sich ergieße, während der andere an der westlichen Küste Englands und Irlands herum bis in den Kanal und an die Bretagne gelange. Die Wahrheit liegt darin, daß die Fische das ganze Nordmeer bewohnen und zu verschiedenen Epochen vom Juli bis gegen den November hin an das Ufer herankommen. Clu- pea; Alosa; Engraulis; Megalops; Elops; Chirocentrus; Hyodon; Sto- mias; Chauliodes. Butyrinus (?) . Fig. 1062. Humboldt’s Leuchtfisch (Scopelus Humboldti) . Familie der Leuchtfische (Scopelida) . Die Fische dieser Familie, welche bald beschuppt, bald gänzlich nackt sind, haben in ihrem Aeu- ßeren viele Aehnlichkeit mit den Lachsen, zu welchen sie früher gerech- net wurden, von denen sie sich aber wesentlich durch die Bildung des Maules unterscheiden, das nur von dem Zwischenkiefer begränzt wird, indem der Oberkiefer als Schnurrbartbein parallel über demselben liegt. Auch liegt noch ein fernerer Unterschied von den Lachsen in der Struktur der weiblichen Geschlechtsorgane, indem die Eierstöcke sich, wie bei allen übrigen Knochenfischen, unmittelbar in die Eileiter fortsetzen. Die Leuchtfische haben allgemein eine Fettflosse, gewöhnlich aber gar keine Schwimmblase. Bei einigen Arten (Scopelus) kommen runde, glänzende Schuppen an dem Leibe vor, welche bei Nacht ganz ausgezeichnet leuchten; gewöhnlich haben sie viele Pförtneranhänge und zuweilen ein höchst eigenthümliches mit langen Fangzähnen aus- gestattetes Gebiß, die beim Schließen des Maules nach Innen einge- legt werden. Scopelus; Saurus; Aulopus; Ichthyococcus; Mauro- licus; Chlorophthalmus; Paralepis; Sternoptix . Fig. 1063. Die Alpenforelle (Salmo Schiffermülleri) . Die Familie der Lachse ( Salmonida ) wird von äußerst wohl- schmeckenden besonders den nördlichen Zonen angehörenden Fischen ge- bildet, die meistens nur in klaren Flüssen, Seen und Gebirgsbächen wohnen, von denen einige aber auch abwechselnd in das Meer hinab- steigen und nur zur Laichzeit in das süße Wasser kommen. Es sind meist schlanke, spindelförmige, lebhaft gefärbte oder gefleckte Fische mit deutlichen, großen, regelmäßigen Schuppen, ohne Fächerlinen, auf deren Oberfläche sich nur wenige concentrische Linien zeigen, die um die Schuppe herum laufen. Sie besitzen stets eine hintere Fettflosse. Ihr Maul wird vorn vom Zwischenkiefer, hinten von dem durch Naht damit verbundenen Oberkiefer begränzt. Die Bezahnung ist je nach den verschiedenen Gattungen außerordentlich verschieden, indem einige gar keine Zähne haben, während bei anderen sämmtliche Knochen des Rachens damit besetzt sind. Sie haben kammartige Nebenkiemen, eine große einfache Schwimmblase, viele Pförtneranhänge an dem Darme und eine sehr eigenthümliche Bildung der Eierstöcke, die vollkommen abgeschlossen sind und mit keinem Ausführungsgange in Verbindung stehen. Die reifen Eier sprengen die zarten Kapseln, von welchen sie umgeben sind und fallen in die Bauchhöhle, aus der sie durch eine mittlere, hinter dem After gelegene Oeffnung ausgeführt werden. Es gehören hierher die verschiedenen Lachse, Forellen, die man in den klaren Gebirgswässern antrifft. An die Familie schließt sich noch eine Gattung (Galaxias) an, die sich durch den Mangel der Fettflossen und der Schuppen unterscheidet, sonst aber in allen anatomischen Charak- teren mit ihr übereinstimmt. Salmo; Tymallus; Osmerus; Corego- nus; Mallotus; Argentina . Die Familie der Blindfische (Heteropygia) ist nur durch eine einzige kleine Art bekannt, welche in unterirdischen Höhlen Nordame- rikas lebt und durch die Stellung der Flossen sich den Stockfischen nähert. Das Fischchen ist nackt, länglich, der Kopf abgerundet, das vordere Nasloch weit von dem hinteren entfernt und in eine Röhre ausgezogen; die sehr kleinen Augen von undurchsichtiger Haut über- zogen. Der After befindet sich vor den Bauchflossen unter der Kehle, der Darm besitzt Pförtneranhänge und der Magen einen Blindsack. Nebenkieme und Fettflosse fehlen, die Schwimmblase ist einfach. Der Fisch gebiert lebendige Junge. Amblyopsis . Unterordnung der fußlosen Fische (Apoda) . Der Körper dieser Fische, von welchen der Aal den bei uns bekanntesten Typus darstellt, ist schlangenförmig lang gestreckt, mit nackter, weicher, schlei- miger Haut überzogen, in deren Dicke zuweilen fast mikroskopisch kleine Schüppchen versteckt sind, welche einander niemals berühren und so regelmäßige Fächerstreifen und concentrische Linien zeigen, daß sie aus einzelnen nach der Peripherie hin wachsenden Zellen zusammengesetzt scheinen. Die meisten dieser Fische haben eine lange sackartige Schwimm- blase mit einem Luftgange, der ebenso, wie bei der vorigen Unterord- nung, in die obere Wand des Schlundes mündet; ihre Flossen sind stets von weichen Strahlen gestützt, aber im Ganzen äußerst rudimen- tär; die Bauchflossen fehlen immer; von den Brustflossen sind sehr häufig nur die rudimentären Schultergürtel vorhanden, während die äußere Flosse gänzlich fehlt. Auch die senkrechten Flossen sind entwe- der nur in der Form einer durchgehenden Embryonalflosse vorhanden oder mehr oder minder abortiv. Der Schädel aller fußlosen Fische ist lang, schmal, die obere Fläche platt, eben, ohne Spur von Kämmen und Gruben, die Hinterhauptsfläche wie senkrecht abgeschnitten. Kopf und Hals sind von dicker Haut überzogen, welche den Kiemendeckel und die Kiemenhaut so sehr einhüllt, daß sie von außen nicht gewahrt werden können und meist nur eine kleine unbedeutende Kiemenspalte übrig bleibt, während zugleich hierdurch ein weiter Kiemensack gebildet wird, an den sich zuweilen noch ein accessorischer, längs der Rücken- wirbelsäule ausgedehnter Athemsack anschließt, was die Fische dieser Ordnung meistens befähigt, das Wasser zu verlassen und längere Zeit auf trockenem Lande auszuhalten. Alle sind gefräßige Raubfische, die sich theils im Meere, theils im süßen Wasser gefallen. Wir unter- scheiden folgende Familien: Fig. 1064. Fig. 1065. Fig 1066. Fig. 1064. Vordertheil des Muräne (Muraena helena) . Fig. 1065. Kopf von Symbranchus unicolor von der Seite. Fig. 1066. Derselbe von unten, um die gemeinschaftliche Kiemenöff- nung unter dem Halse zu zeigen. Die Aale ( Muraenida ) haben einen spitzen Kopf mit lang vor- gezogener Schnauze, die mit starken Hakenzähnen bewaffnet ist. Die Mundspalte wird einzig vom Zwischenkiefer begränzt; der Oberkiefer liegt über demselben, zu einem ganz kleinen Knöchelchen geschwunden, im Fleische. Die Brustflossen fehlen oft gänzlich; vor ihnen findet sich die fast horizontal gestellte, spaltförmige kleine Kiemenöffnung; auch die senkrechten Flossen sind zuweilen so verkümmert, daß eine oder die andere, zuweilen selbst alle gänzlich fehlen. Der Schulter- gürtel ist nicht, wie bei den übrigen Knochenfischen, an dem Hinter- haupte, sondern weiter nach hinten an der Wirbelsäule aufgehängt. Die Bauchhöhle ist ziemlich kurz, der After fast in der Mitte des Körpers, der Magen mit einem Blindsacke versehen, der Darm dage- gen ohne Pförtneranhänge; Eierstöcke und Hoden entbehren gänzlich aller Ausführungsgänge und ihre Produkte werden durch zwei sehr kleine Oeffnungen zu beiden Seiten des Afters aus der Bauchhöhle, in die sie sich entleeren, ausgeführt. Der ziemlich allgemein verbreitete Glaube, daß die Aale lebendige Junge gebären, ist falsch und wurde durch die Entleerung von Eingeweidewürmern aus dem After bedingt, die man ihrer Gestalt wegen für junge Aale hielt. Anguilla; Conger; Muraena; Muraenophis; Sphagebranchus; Ophisurus; Apterichthys . In der Familie der Löcheraale ( Symbranchida ) sind die beiden Kiemenöffnungen unter der Kehle zu einem einzigen Loche vereinigt, welches gewöhnlich durch eine mittlere Scheidewand in zwei Theile getheilt ist. Der Zwischenkiefer begränzt wie bei den vorigen das ganze Maul, aber der Oberkiefer ist nicht rudimentär und im Fleische versteckt, sondern begleitet den Zwischenkiefer in seiner ganzen Länge; der Schultergürtel ist weit hinter dem Kopfe an der Wirbelsäule auf- gehängt; die Brustflossen fehlen gewöhnlich; bei den senkrechten Flossen lassen sich meistens die Strahlen kaum erkennen. Die Schwimmblase, der Blindsack des Magens und die Pförtneranhänge fehlen durchaus, der Darm ist ganz gerade und die Leber außerordentlich lang; hin- sichtlich der Bildung der Geschlechtstheile unterscheiden sich diese Thiere ebenfalls auffallend von den Aalen, indem sowohl Hoden wie Eier- stöcke sich unmittelbar in Ausführungsgänge fortsetzen, welche an dem After sich öffnen. Bei einigen Gattungen ist die Zahl der Kiemen verringert und dagegen accessorische Athemsäcke ausgebildet, welche von der Kiemenhöhle ausgehen. Sie leben in den süßen Gewässern tro- pischer Länder. Symbranchus; Monopterus; Amphipnous; Alabes . Fig. 1067. Zitteraal (Gymnotus electricus) . Die kleine Figur daneben stellt einen Durchschnitt in der Mitte des Kör- pers dar. a. Elektrisches Organ. Die Zitteraale (Gymnotida) kommen mit den vorigen in der Anatomie der Geschlechtsorgane überein, unterscheiden sich aber von ihnen dadurch, daß die Kiemenöffnungen wie bei den gewöhnlichen Aalen seitlich über den sehr kleinen Brustflossen sich befinden. Das Maul wird nur vorn von dem Zwischenkiefer, weiter nach hinten dagegen von dem Oberkiefer begränzt, ein wesentlicher Unterschied von den vorigen Familien; die Bauchhöhle ist nur sehr klein, der Darm, welcher Pförtneranhänge besitzt, öffnet sich nach einigen Windungen unter der Kehle, wo die ungemein lange Afterflosse beginnt; die Rücken- flosse fehlt gänzlich. Der bekannteste Fisch aus dieser Familie, der Zitteraal (Gymnotus electricus) , der in den sumpfigen Gewässern der Savannen Südamerika’s lebt, wird bis zu 6 Fuß lang und kann so heftige Schläge ertheilen, daß Menschen und Pferde davon für einige Zeit gelähmt werden. Das elektrische Organ erstreckt sich bei ihm durch die ganze Länge des Schwanzes von der Kehle an zu beiden Seiten unter der Wirbelsäule und besteht aus Platten, die zu Säulen aufgehäuft sind, welche quer gegen die Hautfläche stehen. Andere Gat- tungen entbehren dieses mächtigen elektrischen Organes durchaus. Gymnotus; Carapus; Sternarchus . Unterordnung der Ohnedornen (Anacanthina) . Die Fische, welche diese Unterordnung bilden, kommen mit den Weichflossern inso- fern überein, als sie ganz allgemein nur weiche gegliederte Strahlen in ihren senkrechten Flossen besitzen und ihnen sogar auch jener Sta- chelstrahl ganz allgemein fehlt, welcher bei einigen Gattungen der Weichflosser vorkommt; sie unterscheiden sich aber von den Weichflos- sern, wie von den Fußlosen durch den Bau der Schwimmblase, an welcher der Luftgang stets vollkommen geschlossen ist, so daß keine Communikation zwischen der Schwimmblase und dem Schlunde statt- findet. Meist ist sogar der ursprüngliche Luftgang, der beim Embryo existirte, so sehr verschwunden, daß man nicht einmal eine Anheftung des vorderen Endes der Schwimmblase an den Schlund mehr findet. Ein fernerer Unterschied ist noch der, daß die Bauchflossen entweder fehlen, was indeß selten ist, oder aber sich an der Kehle unmittelbar unter den Brustflossen oder vor denselben befinden. Die unteren Schlundknochen sind stets vollkommen getrennt, was sie von der fol- genden Unterordnung unterscheidet. In den übrigen Charakteren herrscht eine ungemein große Verschiedenheit zwischen den verschiedenen Fami- lien, deren Vereinigung allerdings auf den ersten Blick etwas sehr Ungewöhnliches hat. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1068. Der Sandaal (Ammodytes tobianus) . Die Sandaale ( Ammodytida ) kommen in der langgestreckten Kör- perform, in dem Mangel der Bauchflossen mit den Aalen überein, unterscheiden sich aber von ihnen durch die wohlausgebildete, gabelige Schwanzflosse, durch die zwar nackte, aber silberglänzende straffe Haut und durch die vollständige Ausbildung des Kiemendeckelapparates, der ganz frei und nicht von lederartiger Haut überzogen ist. Die Rücken- flosse beginnt fast im Nacken und setzt sich bis an die Basis der Schwanzflosse fort, sie ist ebenso, wie die Afterflosse, von weichen Strahlen gestützt, die aber völlig ungetheilt und einfach sind. Die Sandaale besitzen Nebenkiemen und den stielförmigen Knochen des Schultergürtels, welcher allen Aalen fehlt, bei den übrigen Knochen- fischen aber vorhanden ist. Die schlanken Fische graben sich in der Nähe des Strandes besonders gern da ein, wo der Sand bei der Ebbe trocken gelegt wird; sie dienen hauptsächlich bei dem Fischfange als Köder. Ammodytes . Die Schlangenfische (Ophidida) kommen mit den Aalen und mit der vorigen Familie durchaus in der Körperform, so wie in dem Mangel der Bauchflossen überein. Manche dieser Fische haben auch wie die Aale keine Brustflossen, so daß man sie früher gänzlich zu diesen stellte. Die senkrechten Flossen sind von einfachen, ungetheilten, weichen Strahlen gestützt und zuweilen so sehr von Haut überzogen, daß sie Fettflossen gleichen; sie haben alle eine Schwimmblase, welche keinen Luftgang besitzt, und deutliche Nebenkiemen, meist aber keine Pförtneranhänge; der After findet sich bald mehr in der Mitte des Körpers, bald weit nach vornen unter der Kehle. Einige haben Bart- fäden und kleine Schuppen, in der Haut versteckt, während andere ganz nackt sind; sie kommen nur in der See vor und zwar nicht nördlicher, als im Mittelmeere. Ophidium; Fierasfer; Enchelyophis . Fig. 1069. Der Kabeljau (Gadus morrhua) . Weit bekannter und zahlreicher als die vorige ist die Familie der Stockfische (Gadida) , welche sich hauptsächlich nur im Meere und zwar mehr in den nördlichen Gegenden finden. Es sind langgestreckte, spindelförmige Fische mit langem Schwanze, kurzer Bauchhöhle und meist breitem, abgeplattetem Kopfe, deren Körper gewöhnlich von schlei- miger Haut überzogen ist, in der sehr kleine, weiche Schuppen sitzen, welche gänzlich in Hauttaschen versteckt sind, wenige, weit abstehende concentrische Linien besitzen, die um die ganze Schuppe herumlaufen und durch wenige Fächerlinien durchschnitten werden, so daß sie aus Zellen zu bestehen scheinen. Selten nur ist der ganze Körper mit einem Ueberzuge zusammenhängender, horniger, stacheliger Schuppen bedeckt. Das Maul ist meist weit gespalten, endständig, mit kleinen hechelförmigen Zähnen bewaffnet, der Zwischenkiefer begränzt es in seiner ganzen Länge; der Kopf ist schuppenlos; der Schädel ausge- zeichnet durch die blasenartige Auftreibung seiner hinteren Hälfte auf der unteren Seite, die wie ein runder Sack vortritt. Die zugestutzten Bauchflossen stehen unter der Kehle vor den Brustflossen und sind zuweilen selbst auf einen einzigen Strahl reducirt. Das System der Bogt. Zoologische Briefe. II. 11 senkrechten Flossen ist außerordentlich entwickelt, indem zu einer großen Schwanzflosse sich meist noch zwei bis drei Rückenflossen und wenig- stens eine große, wenn nicht zwei Afterflossen gesellen. Alle sind äußerst gefräßige Raubfische, deren Fleisch sehr geschätzt ist und häufig getrocknet oder gesalzen als Nahrung dient. Zum Fange des gewöhn- lichen Kabeljaus (Gadus morrhua) werden besonders nach Neufund- land zahlreiche Schiffe ausgerüstet. Man fängt die Fische mit langen Grundangeln und trocknet sie, nachdem man sie ausgeweidet und den Kopf abgehauen hat, entweder einfach, wo sie dann Stockfisch heißen, oder man salzt sie ein, in welchem Falle sie Laberden genannt werden, zuweilen auch salzt man sie nur zur Hälfte, trocknet sie dann und bringt sie unter dem Namen Klippfisch in den Handel. Auch andere Gattungen derselben Familie werden, in ähnlicher Weise zubereitet, in den Handel gebracht und die einzige im süßen Wasser lebende Gattung, die Aalquappe (Lota) , gilt ebenfalls für einen guten Tafel- fisch. Gadus; Merlangus; Merluccius; Lota; Brosmius; Phycis; Le- pidoleprus . Als letzte Familie dieser Unterordnung erscheinen die Schollen Fig. 1070. Der Goldbutt (Platessa vulgaris) . (Pleuronectida) , ausgezeichnet durch ihren hohen platten Körper und die unsymmetrische Form ihres Kopfes. Der Körper dieser Fische bildet eine ei- oder linsenförmige Scheibe, deren vordere Spitze von dem Kopfe, die hintere von der meist kleinen runden Schwanzflosse eingenommen wird. Die Rückenflosse beginnt meist unmittelbar über den Augen, zuweilen selbst vorn an der Schnauzenspitze und zieht sich über den ganzen Rand des Körpers hinweg; — die ihr entsprechende hintere Afterflosse ist nur wenig kleiner, da die Bauchhöhle ungemein klein ist und der After sich ganz vorn an der Kehle befindet. Der ganze Körper ist demnach eigentlich nur ein ungemein zusammenge- drückter, scheibenförmiger Schwanz. Diese ganze Bildung wäre noch nicht so sehr auffallend, da es viele Fische gibt, deren Körper unge- mein zusammengedrückt, hoch und platt ist, allein bei den Schollen tritt hierzu noch die Eigenthümlichkeit, daß der vordere Theil ihres Schädels so verschoben und verbogen ist, daß sich die Augen nur auf einer Seite befinden; diese Augenseite, welche bald die rechte, bald auch die linke ist, wird von dem Fische in der That stets nach oben gewen- Fig. 1071. Der Steinbutt (Rhombus maximus) . det und ist allein mehr oder minder dunkel gefärbt, zuweilen getüpfelt, während die andere Seite, auf welcher die Augen nicht stehen, stets durchaus ungefärbt, weißlich gelb ist. Die Mundspalte ist gewöhnlich klein, an der vorderen Kante angebracht, mit Hechelzähnen bewaffnet; die Brustflosse zuweilen unsymmetrisch, indem sie auf der ungefärbten, augenlosen Seite nur rudimentär ist oder selbst ganz fehlt; die Bauch- flossen stehen ganz vorn, unmittelbar unter der Kehle. Die meisten Schollen haben trotz der durchaus weichen Flossenstrahlen rauhe, hinten gezähnte Kammschuppen, einige aber wirkliche Cycloidschuppen ohne eine Spur von Zähnelung auf dem hinteren Rande. Die Fische lieben tiefe, sandige Küsten und sind alle nur Meeresbewohner, obgleich sie hie und da mit der Flut in größere Flußmündungen aufsteigen; ihr Fleisch ist äußerst wohlschmeckend und gesund, ihre Größe manchmal bedeutend. Pleuronectes; Platessa; Limanda; Hippoglossus; Rhombus; Solea; Monochir; Achirus; Plagusia . Unterordnung der Schlundnähter (Paryngognatha) . Der anatomische Charakter, welcher diese Unterordnung vor allen übrigen auszeichnet, liegt in der Verwachsung der unteren Schlundknochen, welche bei allen übrigen Knochenfischen ohne Ausnahme vollkommen getrennt sind, zu einem einzigen unpaaren, meist mit stumpfen Kegel- zähnen besetzten Knochenstücke, welches gewöhnlich keine Spur von Naht zeigt, obgleich es gewiß ursprünglich aus zwei getrennten, seit- 11* lichen Stücken zusammengewachsen ist. Bei einer Familie der Unter- ordnung findet sich indessen diese ursprüngliche Trennung noch durch eine Naht angedeutet. Im Uebrigen wechseln die Charaktere dieser Unterordnung sehr; ihre Schwimmblase entbehrt durchaus eines Luft- ganges, wodurch sie sich den Stachelflossern anschließen, auch mit der vorigen Unterordnung übereinkommen. Dagegen finden sich je nach den Familien bald ganzrandige, bald Kammschuppen; bald nur weiche Strahlen an den Flossen, bald Stachelstrahlen; die Bauchflossen bald unter dem Bauche, bald an der Brust oder selbst an der Kehle. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1072. Echsenartiger Makrelhecht (Scomberesox saurus) . Die Hornhechte ( Scomberesocida ) besitzen in allen Flossen nur weiche, biegsame Strahlen und schließen sich dadurch den vorher- gehenden an, während die Stellung ihrer Flossen bald mehr den Hechten oder den Makrelen sich nähert. Sie haben glatte Cycloid- schuppen und jederseits an dem Bauche nahe der Mittellinie eine Reihe gekielter, vorspringender Schuppen, welche den Bauchrand scharf machen; ihr Kopf ist hinten abgeplattet, der Schädel stets ganz platt, ohne Spur von Kämmen oder Gruben, das kleine, obere Hinterhaupts- bein stachelartig nach hinten verlängert, die Stirn etwas eingedrückt. Beide Kiefer oder auch nur der Unterkiefer sind in eine lange gezäh- nelte Schnauze ausgezogen. Die Brustflossen sind gewöhnlich unge- mein entwickelt, weit nach hinten gestellt, zuweilen so sehr vergrößert, daß sie, wie bei dem fliegenden Fische (Exocoetus) , förmlich als Flügel benutzt werden können, mittelst deren diese Thiere auf eine Strecke von mehreren hundert Fußen in der Luft hinsegeln können. Die Bauchflossen sind abdominal und haben stets nur weiche, gegliederte Strahlen; die Rückenflosse ist weit nach hinten der Afterflosse gegen- über gerückt und zuweilen finden sich hinter diesen beiden Flossen noch kleine falsche Flossen, in ähnlicher Weise, wie bei den Makrelen. Die drüsigen Nebenkiemen sind gänzlich von der Haut der Kiemen- höhle verdeckt, der Magen hat keinen Blindsack und die Blinddärme fehlen durchaus; an der spitzen Schnauze sind bald beide Kiefer gleich lang, bald nur der Unterkiefer sehr verlängert, der Oberkiefer dagegen klappenförmig verkürzt. Es sind geschmacklose, schlechte Fische, die nur in der See vorkommen. Belone; Scomberesox; Saïris; Hemirham- phus; Exocoetus . Alle Uebrigen dieser Unterordnung angehörigen Familien besitzen nur eine Rückenflosse, deren vordere Hälfte aber nur aus Stachel- strahlen besteht, zwischen welchen zuweilen sich verlängerte Hautläpp- chen finden; sie schließen sich durch diese Bildung der Flossen, so wie durch den Bau der Schwimmblase, welcher der Luftgang fehlt, an die Stachelflosser an, während die Hornhechte den Uebergang zu den Weichflossern vermitteln. Wir unterscheiden unter den Stachelflossern der Unterordnung folgende Familien: Fig. 1073. Cichla saxatilis . Die Chromiden ( Chromida ) sind sämmtlich Flußfische der heißen Gegenden, deren Kopf und Körper meist mit großen Kammschuppen bedeckt ist. Ihre Seitenlinie ist unterbrochen, die Rückenflosse in ihrer größeren Hälfte stachelig, meist mit dazwischenliegenden Hautfähnchen; After- und Bauchflosse, die an der Brust steht, mit wenigstens einem Stachelstrahle bewaffnet. Die Fische besitzen meist fleischige Lippen und mehrere Reihen scharfer, schneidender Zähne, sowie auf jeder Seite nur ein einfaches Nasloch. Der Vorderdeckel ist meistens glatt, nur bei einer Gattung gezähnelt, die Schlundknochen aus zwei durch Naht verbundenen Stücken gebildet, der vierte Kiemenbogen mit zwei Reihen gleich langer Kiemenblättchen besetzt und durch eine lange weite Spalte von dem Schlundknochen getrennt. Die geschlossene Schwimmblase und ein Blindsack des Magens sind stets vorhanden, dagegen fehlen die Pförtneranhänge. Die Nebenkiemen fehlen ebenso durchaus. Chromis; Cichla; Eteroplus; Crenicichla; Acara . Die Familie der Kamm-Lippfische ( Pomacentrida ) , welche durch- aus nur die Seen der wärmeren Zonen bewohnt, kommt den vorigen Fig. 1074. Amphiprion chrysogaster . in der äußeren Körpergestalt sehr nahe, unterscheidet sich aber durch mehrere wesentliche Charaktere. Die fleischigen Lippen, so wie die Hautläppchen zwischen den Stacheln der Rückenflosse fehlen ihnen durchaus, dagegen besitzen sie allgemein Nebenkiemen und ihre unteren Schlundknochen sind so innig mit einander verschmolzen, daß man auch nicht eine Spur von Naht mehr bemerkt. Die Schuppen sind meist ziemlich groß und an ihrem hinteren Rande, wie bei den vori- gen, gezähnelt, die Naslöcher einfach, die Seitenlinie unterbrochen, der Magen hat einen Blindsack und der Darm einige Pförtneranhänge. Die Bildung der Kiemen unterscheidet sich ebenfalls wesentlich von den Chromiden; der vierte Kiemenbogen hat zwar ebenfalls zwei Rei- hen von Kiemenblättchen, von denen aber die hintere Reihe nur sehr klein, kaum halb so lang als die vordere, und die Spalte, die ihn von dem vereinigten Schlundknochen trennt, ebenfalls nur sehr klein und unbedeutend ist. Die meisten Kammlipper besitzen einen gezähn- ten oder selbst in Stacheln ausgezogenen Vorderdeckel, alle haben eine große kammförmige Nebenkieme, auch haben sie allgemein weniger als sieben Kiemenstrahlen und die Zähne, welche auf den vereinigten Schlundknochen stehen, sind stark, spitzig und hechelförmig. Amphi- prion; Premnas; Pomacentrus; Glyphisodon; Dascyllus; Helyases . Fig. 1075. (Labrus merula) . Die Familie der Lippfische ( Labrida ) gehört ebenfalls nur der See an und prangt meistens in den mannigfaltigsten, buntesten Far- ben. Der Körper dieser Fische ist meist seitlich etwas zusammenge- drückt und mit großen, flachen, ganzrandigen Cycloidschuppen bedeckt, die viele fächerförmige Strahlen und sehr enge concentrische Linien zeigen. Die Mundspalte ist bei allen klein, bei den meisten mit fleischigen aufgewulsteten Lippen umgeben und das Maul oft so ein- gerichtet, daß es bedeutend vorgestreckt werden kann, indem die hin- teren, stielförmigen Fortsätze der Zwischenkiefer in einer Rinne der Nasenbeine auf- und abgleiten können. Gewöhnlich stehen in den Kiefern einzelne starke, messerartige oder kegelförmige Zähne, zuweilen aber auch sind dieselben in ähnlicher Weise, wie bei einigen Haftkie- fern, schnabelförmig vorgezogen und die Zähne auf der äußeren, wie auf der inneren Fläche dieses Schnabels zu einer zusammenhängenden Schmelzplatte miteinander verwachsen (so bei Scarus; Odax; Callyo- don ). Der Gaumen ist zahnlos, die gänzlich verschmolzenen unteren Schlundknochen aber mit breiten, plattenförmigen Mahlzähnen besetzt. Der Schädel zeigt in der Hinterhauptsgegend kurze, kleine Kämme durch seichte Gruben getrennt, während eine tiefe Grube den vorderen Theil der Stirnbeine aushöhlt und sich noch über die Nasenbeine hin- zieht. Es finden sich kammartige Nebenkiemen, aber auf dem vierten eigentlichen Kiemenbogen steht nur eine Reihe von Kiemenblättchen und die Spalten zwischen diesem Kiemenbogen und den Schlundkno- chen fehlt durchaus. Ihr Magen hat keinen Blindsack, ihr Darm keine Pförtneranhänge, ihre Seitenlinie ist meistens ununterbrochen, ihr Fleisch nur von mittlerer Güte. Labrus; Crenilabrus; Cossy- phus; Coricus; Julis; Cheilio; Anampses; Xyrichthys; Gomphosus; Cheilinus; Epibulus . Unterordnung der Stachelflosser (Acanthoptera) . Der wesentliche positive Character dieser überaus zahlreichen Unterordnung liegt eines Theils in der Bildung der Flossen, anderen Theils in der Struktur der Schwimmblase, der negative in der Abwesenheit der- jenigen Eigenthümlichkeiten, welche die vorigen Unterordnungen cha- rakterisiren, wie namentlich in der vollständigen Trennung der unteren Schlundknochen und der Beweglichkeit der Kiefer, wodurch sich die der Unterordnung angehörenden Fische eines Theils von den stachelflos- sigen Haftkiefern, anderen Theils von den Familien der Schlundnähter unterscheiden, welche stachelige Flossen und Kammschuppen besitzen. Bei allen Angehörigen der Stachelflosser sind die vorderen, auf dem Rücken stehenden Strahlen, mögen dieselben nun einer besonderen Flosse angehören oder mit der weichen Rückenflosse sich fortsetzen oder auch ganz isolirt stehen, stets ungetheilt und in den meisten Fällen sogar förmliche Stacheln, mit denen einige dieser Fische heftig verwunden können. Unter allen Umständen hat auch die Afterflosse vorn einige harte Strahlen und in den äußerst seltenen Fällen, wo diese Stachelstrahlen in den senkrechten Flossen wirklich fehlen, findet sich doch wenigstens in den Bauchflossen, sobald diese vollständig ent- wickelt sind, ein ausgebildeter Stachelstrahl vor. Die Bauchflossen stehen nur in sehr seltenen Fällen unter dem Leibe, gewöhnlich an der Brust, zuweilen auch vor den Brustflossen, die stets vorhanden sind, unter der Kehle. Die Schwimmblase fehlt häufig, wenn sie aber vor- handen, so findet sich stets der embryonale Luftgang durchaus ver- schlossen oder verschwunden, so daß niemals eine Spur von Commu- nikation mit dem Schlunde existirt. In Hinsicht aller übrigen Cha- raktere herrscht bei den zahlreichen Familien die größte Mannigfaltig- keit, so daß es unmöglich wäre, hier weiter darauf einzugehen. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1076. Chinesisches Flötenmaul (Aulostoma chinense) . Die Röhrenmäuler ( Aulostomida ) besitzen eine lange vorgezogene Schnauze, welche ganz in derselben Weise, wie die Schnauze der Bü- schelkiemer, von den zu einer Röhre verlängerten Gesichtsknochen gebildet wird, an deren Ende sich die kleine Mundspalte mit den klei- nen Kieferknochen befindet. Der Zwischenkiefer begränzt die Mund- spalte in ihrer ganzen Ausdehnung. Der Körper dieser Fische ist bald lang, cylindrisch, bald schmal und hoch, die Haut fast nackt oder mit kleinen Kammschuppen oder selbst mit breiten schuppenartigen Panzer- stücken bekleidet. Die mit weichen Strahlen besetzte Rückenflosse steht weit nach hinten über der Afterflosse und vor ihr befinden sich bald eine zweite Stachelflosse, bald freie Stachelstrahlen, ja bei einer Gat- tung fehlen alle Stachelstrahlen gänzlich. Die kleinen Bauchflossen stehen etwa in der Mitte des Körpers unter dem Bauche und es zeigt sich durch diese Stellung, so wie durch den Mangel von Stachelstrahlen bei der einen Gattung, eine unverkennbare Annäherung dieser Familie zu den Weichflossern. Es sind ungenießbare Fische, die gegen Norden hin nicht höher, als nach dem Mittelmeere sich ausbreiten. Aulo- stoma; Fistularia; Centriscus; Amphisyle; Rhamphosus; Uros- phen . Fig. 1077. Seescorpion (Scorpaena seropha) . Die Familie der Panzerwangen (Cataphracta) zeigt in einigen Gattungen die seltsamsten Formen, welche überhaupt in der ganzen Klasse vorkommen. Der Kopf dieser Fische ist meist unverhältnißmäßig groß und oft mit seltsamen Stacheln, Vorsprüngen und Hautlappen versehen, so daß er ein höchst sonderbares Aussehen gewinnt. Der Vorderdeckel ist fast immer in Stacheln oder Dornen ausgezogen, mit Rauhigkeiten und Ecken bedeckt und die Reihe der Unteraugenknochen unter sich und mit dem Vorderdeckel so verwachsen und so ausgedehnt, daß sie eine schützende Knochendecke auf der Wangengegend bilden, unter welcher der Kaumuskel sich anheftet. Das System der senk- rechten Flossen ist gewöhnlich sehr stark entwickelt, die mächtigen Sta- chelstrahlen stehen bald vereinzelt, wie bei den gemeinen Stichlingen (Gasterosteus) , bald bilden sie eine vordere Rückenflosse, wie bei den Groppen (Cottus) , bald vereinigen sich beide Arten von Strahlen zu einer einzigen großen Rückenflosse. Die Brustflossen sind meistens ungemein entwickelt, bei einer Gattung sogar von Körperlänge, so daß sie als Flugwerkzeuge dienen; zuweilen finden sich vor ihnen freie Fig. 1078. Dactyloptera mediterranea . gegliederte Strahlen, die wie es scheint selbst zum Tasten benutzt wer- den; die Bauchflossen sind klein, meist unter den Brustflossen aufge- hängt; jedoch giebt es auch Gattungen, wie die erwähnten Stichlinge, wo sie durch einen starken Stachel, der unter dem Bauche steht, ver- treten sind. Die Haut ist bei der Minderzahl entweder nackt oder mit Knochentafeln gepanzert, meist aber mit kleinen Schuppen bedeckt, die stets Kammschuppen sind, sonst aber in ihrer Struktur sehr wechseln. Oft finden sich nur sehr wenige Zähnchen auf dem hinteren Rande, bei andern kleine, wenig erhabene, kielförmige Leisten; ja bei einigen Seehähnen (Trigla) scheinen sogar die Kammzähnchen gänzlich zu fehlen und reine, ganzrandige Cycloidschuppen vorzukommen. Die Stichlinge, welche unsere süßen Gewässer bewohnen, zeichnen sich durch Fig. 1079. Der gemeine Stichling (Gasterosteus aculeatus) . eine merkwürdige Fürsorge für ihre Jungen aus. Das Männchen baut nämlich zur Leichzeit aus Wasserpflanzen, die es mit Steinen beschwert, ein rundes Nest mit einem einzigen Zugange, in welches das Weibchen dann die Eier ablegt, die das Männchen in dem Neste befruchtet. Während der ganzen Zeit der Entwicklung der Jungen bewacht nun das Männchen mit vielem Muthe das Nest, von dem es jede sich nähernde Gefahr abzuwenden sucht. Außer diesen und den Groppen kommt keine Art der zahlreichen Familie in den süßen Ge- wässern vor, während sie alle Meere bevölkern. Trigla; Peristedion; Dactylopterus; Scorpaena; Sebastes; Agriopus; Pterois; Pelor; Synan- ceia; Cottus; Platycephalus; Aspidophorus; Gasterosteus . Die Familie der Barsche ( Percida ) unterscheidet sich von der vorigen durch die freien Unteraugenknochen, welche mit dem Vorder- deckel in keiner Weise verwachsen sind. Der Kopf hat meistens eine regelmäßige Gestalt und entbehrt jener unförmlichen Stacheln und Anhänge, welche bei den Panzerwangen so oft vorkommen; dagegen ist der Vorderdeckel oder der Kiemendeckel oder beide zugleich an ihrem hinteren Rande mit Stacheln oder Zähnelungen versehen. Der Schädel ist namentlich in seinem hinteren Theile sehr entwickelt, während das Fig. 1080. Skelett des Flußbarsches (Perca fluviatilis) auf die Silhouette des Fisches gezeichnet. Gesichtstheil lang und schmal ist. Der mittlere Kamm des Schädels setzt die Stirnlinie fort, ohne sich von den Hinterhauptsbeinen über die Stirnbeine wegzuziehen, die stets flach sind. Die seitlichen Schä- delkämme gehen ebenfalls nie weiter, als bis zum hinteren Rand der Augenhöhle. Die Mundspalte ist gewöhnlich weit und die Kiefer sowohl, wie der Vordertheil des Pflugschaarbeines immer, die Gaumen- beine meistentheils mit Hechel- oder Bürstenzähnen besetzt, unter denen sich zuweilen einige größere Fangzähne auszeichnen. Die Schuppen sämmtlicher Barsche sind an ihrem hinteren Rande rauh und stachelig, meist durch aufgesetzte kleine zahnartige Stückchen, zuweilen aber auch dadurch, daß die sehr dicke und starke Schuppe auf ihrer Hinterfläche wie ein Kamm ausgesägt ist. Nähere Untersuchungen über die Ana- tomie dieser sehr zahlreichen Familie und namentlich über die Struktur ihres Schädels werden ohne Zweifel noch fernere Anhaltspunkte zu ihrer Unterscheidung bieten. Wir theilen dieselben einstweilen in fol- gende Gruppen: Die eigentlichen Barsche (Percida) mit spindel- förmigem, meist etwas seitlich zusammengedrücktem Körper, gezähneltem Vorderdeckel und weiter Mundspalte haben gewöhnlich sieben, selten weniger, niemals mehr Strahlen in der Kiemenhaut und bald eine einfache, halbstachelige Rückenflosse (Acerina; Serranus; Diacope; Pria- canthus; Dules; Cirrhites) , bald zwei Rückenflossen (Perca; Labrax; Aspro; Lucioperca; Apogon; Pelates) , von welchen die erste stachelig, die zweite mit weichen Strahlen versehen ist; — ihre Bauchflossen, die höchstens sechs weiche Strahlen haben, stehen unter den Brustflos- sen und ihre Schuppen sind stets an dem hinteren Rande durch auf- gesetzte Stückchen rauh und gezähnt; sie kommen theilweise in süßen Gewässern, meistens aber in dem Meere vor und haben meist vortreff- liches Fleisch. Die Urbarsche (Holocentrida) gleichen den vori- Fig. 1081. Holocentrum leo . gen in der Stellung der Bauchflossen, die indessen stets wenigstens sieben weiche Strahlen haben, unterscheiden sich aber von ihnen wesentlich dadurch, daß die Kiemenhaut zum mindesten sieben Strahlen besitzt und daß die Schuppen, die aus biegsamer Hornsubstanz gebildet sind, an dem hinteren Rande einfach gesägt sind. Auch die Schwimmblase dieser Fische unterscheidet sich wesentlich von derjenigen der eigentlichen Barsche, indem sie beträchtlich lang sich durch den ganzen Leib hin- durch erstreckt. Die Gattungen, welche dieser Untergruppe angehören, sind die ersten Repräsentanten der Knochenfische überhaupt in den Ab- lagerungen der Kreide und aus diesem Grunde besonderer Aufmerk- samkeit werth. (Holocentrum; Myripristis; Beryx; Acanus; Podo- cys; Acrogaster . Fig. 1082. Petermännchen (Trachinus vipera) . Eine dritte Gruppe, die der Petermännchen (Trachinida) , wird von denjenigen Gattungen gebildet, bei welchen die Bauchflossen ziemlich weit vor den Brustflossen hart unter der Kehle stehen und außerdem eine sehr kleine stachelige Rückenflosse und deutliche, ganz- randige Cycloidschuppen sich finden, zwei Charaktere, die so sehr auf- fallen, daß allerdings eine vollständige Trennung dieser Gruppe und ihre Erhebung zu einer eigenen Familie gerechtfertigt erscheint. Tra- chinus; Uranoscopus . Fig. 1083. Die Meerbarbe (Mullus barbatus) . Eine letzte Gruppe, welche ebenfalls bedeutend von den eigent- lichen Barschen abweicht, ist diejenige der Meerbarben (Mullida) , bei welchen höchstens nur vier Strahlen in der Kiemenhaut vorhan- den sind, Vordeckel und Kiemendeckel durchaus ganzrandig und unge- zähnelt bleiben und ebenso wie der Körper mit großen, kaum gezäh- nelten, leicht abfallenden Schuppen bekleidet sind. Die Bauchflossen stehen bei dieser Unterfamilie unter der Brustflosse und die erste stachelige Rückenflosse weit nach vorn; meist besitzen sie Bärtel an dem Kinn und eine schöne rothe Farbe und sind ihres Fleisches wegen ge- schätzt. Mullus; Upeneus . Fig. 1084. Otolithus maculatus . Die Familie der Umberfische ( Sciaenida ) kommt mit den Barschen in der allgemeinen Körperform und in der Anordnung der Flossen vollkommen überein; auch hier findet sich bald nur eine, bald zwei getrennte Rückenflossen, während die Bauchflossen stets unter den Brustflossen stehen; das Maul ist weit gespalten, die Kiefer häufiger, als bei den vorigen, mit starken Fangzähnen zwischen den kürzeren Zähnen besetzt; Pflugschaar und Gaumenbeine, welche bei den Bar- schen stets Zähne tragen, sind bei den Umbern ohne Ausnahme zahn- los, dagegen der Kiemendeckel und der Vorderdeckel stets gezähnt oder bestachelt. Die Schuppen sind immer Kammschuppen und erstrecken sich meist über Kopf, Wangen und Kiemendeckel, oft auch weit auf die Flossen hinauf und es kommt sogar ein Beispiel vor, daß auf den großen Schuppen noch kleinere aufliegen. In ihrer Struktur zeigen diese Schuppen viele Regelmäßigkeit; die dem Hinterrande aufgesetzten Zähnchen stehen zierlich geordnet im Quincunx; die concentrischen Streifen sind wenig entwickelt. Der Schädel ist in der Stirngegend meist stark gewölbt und diejenigen Knochen, welche die Schleimkanäle leiten, blasenartig aufgetrieben, so daß sie oft große Höhlen bilden. Die überall geschlossene Schwimmblase hat seltsame, blindsackartige Anhänge zu beiden Seiten, welche sich oft noch fingerförmig verthei- len und der ganzen Schwimmblase das Ansehen eines mit Franzen besetzten Beutels geben. Sciaena; Otolithus; Corvina; Umbrina; Po- gonias; Haemulon; Pristipoma; Diagramma; Cheilodactylus . Fig. 1085. Sargus vulgaris Die Familie der Meerbrassen ( Sparida ) kommt mit der vorigen darin überein, daß Gaumenknochen und Pflugschaar keine Zähne tra- gen, unterscheidet sich aber von ihr durch die glatten Hinterränder des Vorderdeckels, welche nicht gezähnelt sind. Der Körper wird noch höher und seitlich zusammengedrückter. In ihrem Bau gleichen die Schuppen denen der vorigen Familie, unterscheiden sich aber von ihnen durch die wenigen kleinen Zähnchen, welche regellos auf dem hinteren Rande der Schuppen nur einen schmalen Kranz bilden und leicht ab- fallen, so daß der Rand oft fast glatt erscheint. Es findet sich nur eine Rückenflosse, welche in ihrer vorderen Hälfte stark stachelig ist. Die mäßig großen Schuppen sind unter allen Umständen Kamm- schuppen und reichen nur genau bis zur Gränze der Flossen. Die obere Fläche des Schädels ist winkelig; die Stirn horizontal, während die Nasengegend nach vorn, die Hinterhauptsgegend nach hinten ab- fällt. Die Schädelkämme sind hoch, dünn und schneidend und verei- nigen sich meist mitten auf der Stirn. Die Bauchflossen stehen unter den mäßig entwickelten Brustflossen. Bei einer kleinen Gruppe der Familie, deren Fleisch nur schlecht ist (Maena; Smaris; Gerres; Cae- sio) , findet sich jene Verlängerung des hinteren Astes der Zwischen- kieferknochen, wodurch ein stark vorstreckbares Maul gebildet wird und ist diese Bildung mit der Gegenwart von kleinen Bürstenzähnen ver- bunden. Bei allen übrigen sind die Kiefer ziemlich fest, das Maul nicht protraktil, dagegen mit äußerst kräftigen Zähnen bewaffnet, welche bald meiselförmig und schneidend, bald spitzkegelförmig und gekrümmt, bald platt mit abgerundeter, gewölbter Mahlfläche sind. Alle Fische dieser Familie bewohnen nur das Meer, und das Fleisch derer, welche zu der letzteren Gruppe gehören, ist im Allgemeinen sehr geschätzt. Sparus; Sargus; Dentex; Pagrus; Pagellus; Cantharus; Box; Oblata . Fig. 1086. Platax Ehrenbergi . In der Familie der Schuppenflosser ( Squamipennia ) erscheint die seitliche Abplattung des Körpers auf den höchsten Punkt getrieben, so daß derselbe nur eine platte Scheibe darstellt von rundlicher oder mehreckiger Gestalt, deren oberer und unterer Rand mit den stark entwickelten senkrechten Flossen besetzt ist. Die Körpergestalt gleicht in vieler Beziehung derjenigen der Schollen, doch mit dem Unter- schiede, daß jede Spur von Assymetrie fehlt, beide Seiten des Kör- pers gleich lebhaft gefärbt sind und jede ein Auge trägt, durch welches meist ein dunkel gefärbter, senkrechter Streif geht. Der Kopf dieser Fische ist sehr klein, die Schnauze meist etwas vorgezogen, die Mund- spalte gewöhnlich klein und in der Regel mit langen, biegsamen, hor- nigen Bürstenzähnen auf dem Rande der Kiefer besetzt. Nur wenige Gattungen (Brama; Toxotes; Pimelepterus) besitzen schneidende oder Fig. 1087. Die Castagnole (Brama Raji) . hechelförmige Zähne in den Kiefern und auch am Gaumen und dann zugleich eine weitere Mundspalte. Der ganze Körper, sowie gewöhnlich auch der Kopf, der meist glatten Vorder- und Kiemendeckel zeigt, sind mit mäßig großen Kammschuppen bekleidet, welche sich über diejenigen Theile der senkrechten Flossen, die aus biegsamen Strahlen bestehen, so sehr fortsetzen, daß oft die Gränze zwischen Körper und Flosse gar nicht angegeben werden kann. Die concentrischen Linien der Schup- pen sind dicht gedrängt; die ganze hintere Hälfte der Schuppe mit zahlreichen, in Linien gestellten Kammzähnchen besetzt, statt deren zu- weilen nur kielförmige, gesägte Erhöhungen vorhanden sind. Stets findet sich nur eine Rückenflosse, deren vordere Stacheln meist sehr kurz, stark und ihrer größten Länge nach im Fleische verborgen sind, so daß häufig nur ihre freien Spitzen hervorsehen. Die bizarr ge- formten Fische, welche nur die südlichen Meere bewohnen, zeichnen sich durch den außerordentlichen Reichthum ihrer brennenden Farben aus, deren Glanz noch dadurch erhöht wird, daß sie mit meist que- ren Bändern und Streifen sehr dunkler und schwarzer Farben durch- zogen sind. Chaetodon; Platax; Chelmon; Ephippus; Drepane; Sca- tophagus; Psettus; Semiophorus; Zanclus; Pomacanthus . Fig. 1088. Der Chirurg (Acanthurus chirurgus) . Die Familie der Lederfische ( Teuthida ) wird von einer kleinen Gruppe pflanzenfressender Fische der südlichen Meere gebildet, welche einen abgeplatteten hohen Körper besitzen, dessen Contour eine eiför- mige Figur bildet. Der Schädel zeigt stets einen kleinen dünnen Hin- terhauptskamm, so wie zarte seitliche Kämme, aber keine tiefen Gru- ben; die Stirnbeine sind sehr stark, dick und oft seltsam gezeichnet; das Keilbein tritt als scharfer, schneidender Kiel nach unten vor. Die Flossen sind von dem Körper wohl abgesetzt und dieser ebenso, wie der Kopf mit lederartiger Haut überzogen, welcher sehr kleine, kamm- förmig gezähnte Schuppen ein körniges Aussehen geben; die Mund- spalte ist nur klein und die Bildung der Kiefer, so wie der Deckel- apparate zeigt eine bedeutende Annäherung an die Haftkiefer, obgleich keine Spur jener starken Verwachsung existirt, welche jene Unterord- nung charakterisirt. Die lange Rückenflosse, die sich über den ganzen Rücken hin erstreckt, ist in ihrer größeren Hälfte meist stachelig und entspricht einer fast ebenso ausgedehnten, halbstacheligen Afterflosse; die Bauchflossen stehen unter den Brustflossen. Die Zähne bilden eine einfache, meist schnabelförmig vortretende Reihe in beiden Kiefern, während Gaumen und Pflugschaar zahnlos sind. Gewöhnlich besitzen diese Fische zu beiden Seiten des Schwanzes entweder mehrfache scharfe Stacheln oder auch einen sichelförmig gekrümmten, schneidenden Dorn, mit dem sie arge Wunden versetzen können. Acanthurus; Naseus; Amphacanthus; Calopomus; Pomophractus . Die Familie der Doraden ( Coryphaenida ) entspricht der vorigen durch die kleinen unscheinbaren Schuppen, welche der Haut ein körniges Ansehen geben und zuweilen selbst eine gewisse Aehnlichkeit mit der Hautbedeckung der Knorpelfische zeigen. Der Körper ist plattgedrückt, aber mehr verlängert, zuweilen selbst schlank und langgestreckt, die ganze Länge des Rückens von einer einzigen Flosse besetzt, welche in Vogt, Zoologische Briefe II. 12 Fig. 1089. Die Dorade (Coryphaena doradon) . dem Nacken, manchmal selbst fast auf der Schnauzenspitze beginnt und in welcher sich nur biegsame Strahlen befinden, welche vorn ungetheilt sind. Zuweilen liegen einige nicht sehr harte Stachelstrahlen ganz in dem vorderen Rande der Flosse verborgen; die Bauchhöhle ist nur kurz, die Afterflosse der Rückenflosse entsprechend ausgebildet und oft wie diese ungemein hoch; die Bauchflossen fehlen bald ganz oder wenn sie vorhanden, zeigen sie meist nur wenige Strahlen und stehen unter den Brustflossen oder ganz weit nach vorn an der Kehle; sie haben hechelförmige oder Hakenzähne und einige von ihnen sind schnelle Raubfische, die besonders die fliegenden Fische verfolgen; sie wurden früher zu der folgenden Familie gestellt und kommen wie diese nur im Meere vor. Coryphaena; Centrolophus; Stromateus; Pterois; Seriola . Fig. 1090. Der Thunfisch (Thynnus vulgaris) . Die Familie der Makrelen (Scomberida) ist nicht weniger zahl- reich, als die Familie der Barsche, steht aber dieser an Nutzbarkeit für den Menschen weit voran; es sind nur Seefische, die bald eine regelmäßig spindelförmige, bald eine mehr abgeplattete hohe Körper- gestalt zeigen und stets ein dünnes Schwanzende mit mächtiger, ge- wöhnlich halbmondförmiger Schwanzflosse besitzen. Ihr Körper ist oft ganz nackt, mit sehniger, silberglänzender Haut überzogen, in an- deren Fällen ist er nur theilweise, namentlich in der Schultergegend und längs des Rückens, in seltenen Fällen gänzlich mit kleinen, rund- lichen Cycloidschuppen besetzt, denen die Fächerlinien ganz fehlen, während die concentrischen Linien nur dem hinteren Rande parallel laufen und eine Kreise um die Schuppe herum bilden. Meist finden sich an den Seiten des Schwanzes, am Ende der Seitenlinie und an den Kanten desselben vorspringende, mit gekielten Schuppen, die oft sägeförmig werden, besetzte Leisten; Kiemen- und Vorderdeckel sind ganzrandig und ungezähnelt. Die Anordnung der Flossen ist sehr verschieden; zuweilen findet sich nur eine Rückenflosse, vorn mit Sta- cheln, hinten mit biegsamen Strahlen versehen; in anderen Fällen sind beide Theile der Rückenflosse gänzlich getrennt; oft sind die Stacheln des vorderen Theiles gänzlich frei, nicht durch Haut ver- bunden, zuweilen einige davon in langen Peitschenfäden ausgezogen, was auch manchmal mit den biegsamen Strahlen geschieht. Bei den typischen Makrelen sind die hinteren weichen Strahlen nur kurz und nicht durch Flossenhäute mit einander verbunden, so daß man hier eine sichelförmige Rücken- und Afterflosse findet, hinter denen auf beiden Kanten des Schwanzes eine größere Anzahl kleiner Neben- flossen steht. Die Bauchflossen fehlen nur selten, stehen aber entweder unter den Brustflossen oder etwas weiter nach vorn; die Zähne sind meist hechelförmig, zuweilen sehr groß und spitz und meist nur auf den Kiefern entwickelt. Man kann in dieser Familie zwei Gruppen Fig. 1091. Der Sonnenfisch, St. Petersfisch (Zeus faber) . unterscheiden: die eine mit seitlich zusammengedrücktem, kurzem Kör- per, steilem Stirnprofil, vorstreck- barem Maule und kleiner Mund- spalte (Zeus; Equla; Vomer; Argyreiosus; Gasteronemus ) ; die andere mit lang ausgezogenem, spindelförmigem oder selbst aalför- migem Körper, flachem Stirnprofil und weit gespaltenem Maule, das oft mit großen hakenförmigen Fang- zähnen bewaffnet ist. Letztere sind gefährliche Raubfische, die gewöhn- lich in Schaaren zur Leichzeit wandern und ein äußerst schmackhaftes, gesundes Fleisch besitzen. Die gewöhnliche Makrele, so wie der Thun- fisch sind besonders unter ihnen bekannt; letzterer, der eine bedeutende Länge und oft ein Gewicht von zehn Centnern erreicht, wird im Frühjahre bei seinen Zügen an den Küsten des Mittelmeeres in eigen- thümlichen Netzen gefangen, die trichterförmig beginnen und nach hin- ten sich immer mehr verengen, in einen beutelförmigen Sack auslaufen, in dem man die Thunfische zusammentreibt und dann mit Spießen und Harpunen tödtet. Scomber; Thynnus; Cybium; Orcynnus; 12* Enchodus ; Lichia; Naucrates; Chorinemus; Caranx; Trachurus; Blepharis; Lepidopus; Trichiurus; Anenchelum; Palaeorhyn- chum; Hemirhynchus . Fig. 1092. Der Schwertfisch (Xiphias gladius) . An die Familie der Makrelen schließen sich zunächst die Schwert- fische ( Xiphioida ) an, die man bisher mit den vorigen vereinigte. Die Oberkinnlade dieser Thiere ist in einen langen Schnabel ausgezogen, welcher hauptsächlich von dem Zwischenkiefer gebildet wird und der bald rund, bald schwertförmig platt und meistens mit kurzen kleinen Zähnchen besetzt ist; der Unterkiefer ist bei weitem kürzer, spitz ausge- zogen, der übrige Kopf rundlich und der Schädel oben ganz platt und durchaus ohne vorspringende Leisten oder Kämme, welche bei den Makrelen immer stark entwickelt sind. Ihre Wirbelsäule zeichnet sich noch durch eigenthümlich gestaltete Dornfortsätze aus, die in Gestalt breiter Platten fast die ganze Länge der dünnen, in der Mitte stark eingezogenen Wirbelkörper einnehmen. Auch die Bildung der Kiemen ist höchst eigenthümlich, indem die Blättchen derselben alle mit einander so verwachsen sind, daß sie eine einzige breite gewellte Hautlamelle bilden, an welcher man die Abtheilung der ursprünglichen Blättchen nur durch einzelne rißartige Streifen angedeutet sieht; eine Bildung, die bei keinem anderen Knochenfische vorkommt. Der Körper der Schwertfische ist lang gestreckt, mit einer stacheligen Rückenflosse verse- hen, die in dem Nacken anfängt und sich fast bis zum Schwanze fort- setzt, wo eine kleine weichstrahlige Flosse sich an sie anschließt; die Brustflossen sind ziemlich groß, säbelförmig, die Bauchflossen fehlen entweder ganz oder sind durch zwei lange Knochenstrahlen unter der Kehle ersetzt; die Schwanzflosse ist sehr tief ausgeschnitten; an ihrer Wurzel finden sich ein oder zwei knorpelig häutige, vorspringende Leisten. Es sind große, schwere Fische, außerordentlich gute Schwim- mer, von denen einige Arten eine Länge von zwanzig Fuß erreichen und die besonders die größeren Fische verfolgen und mit dem starken Schwerte durchbohren. Sie gehören hauptsächlich den südlichen Mee- ren an und nur der gewöhnliche Schwertfisch kommt vereinzelt zuwei- len in der Nordsee vor. Xiphias; Tetrapterus; Histiophorus; Machaera; Coelorhynchus; Blochius . Fig. 1093. Gemeiner Pfeilhecht (Sphyraena vulgaris) . Die Familie der Pfeilhechte ( Sphyraenida ) zeigt in der schlanken Körperform, dem niedergedrückten, spitzen Kopfe, der mit gewaltigen Zähnen bewaffnet ist, allerdings einige Aehnlichkeit mit den Hechten, gehört aber der Natur ihrer Rückenflossen und der Schwimmblase nach ohne Zweifel in die Ordnung der Stachelflosser, wo man sie früher sogar zu den Barschen stellte. Der ganze Körper sowie Hin- terkopf, Wangen und Deckelapparat sind mit mittelmäßig großen, ganzrandigen Cycloidschuppen bedeckt, Vor- und Kiemendeckel durchaus ungezähnt und glatt gerandet; es finden sich stets zwei Rückenflossen, die durch einen weiten Raum von einander getrennt sind und von denen die erste stachelstrahlige, in der Mitte des Körpers oder weiter nach hinten über den abdominalen Bauchflossen steht, während die weichstrahlige an dem Schwanze über der Afterflosse angebracht ist. Die Schwanzflosse ist tief ausgeschnitten, gegabelt, die Brustflossen nur wenig entwickelt. Es sind große, schlanke Raubfische, in deren Kiefern zwischen kleineren Zähnen starke, schneidende Fangzähne sitzen. Sie gehen nördlich höchstens bis zum Mittelmeere hinauf. Sphyraena; Paralepis; Sphyraenodus; Hypsodon; Saurocephalus . In der Familie der Dornrücken ( Notacanthida ) ist die Körper- form vollkommen aalartig geworden und auch die weichen Flossen am Schwanze meist in Form einer durchgehenden Embryonalflosse ent- wickelt. Der ganze Körper, sowie der Kopf ist mit kleinen Cycloid- schuppen bedeckt, die Oberlippe meist in eine lange, rüsselförmige Schnauze ausgezogen; die Brustflossen sind in ähnlicher Weise, wie bei den Aalen mit ihrem Schultergürtel weit hinter dem Kopfe an der Wirbelsäule aufgehängt; die Bauchflossen fehlen entweder, oder stehen Fig. 1094. Notacanthus nasus . weit nach hinten unter dem Bauche. Vor der Rücken- und Afterflosse finden sich viele, durch keine Schwimmhaut mit einander vereinigte freie Stacheln. Sie kommen theils in den Gewässern tropischer Zo- nen, theils auch im nördlichen Eismeere vor. Notacanthus; Masta- cemblus; Rhynchobdella . Fig. 1095. Sichelfisch (Trachypterus falx) . In der langen gestreckten Körperform gleichen die Bandfische ( Taenioida ) den vorigen, unterscheiden sich aber sogleich durch die starke Abplattung ihres Körpers, der einem langen Silberbande nicht unähnlich ist. Die Rückenflosse dieser Thiere beginnt entweder in dem Nacken oder selbst noch vor den Augen, zuweilen mit einigen sehr verlängerten Strahlen und zieht sich ohne Unterbrechung bis zu dem Schwanze hin. Der ganze Körper ist mit sehr kleinen, filberglänzen- den Schuppen besetzt, welche sich sehr leicht abstreifen. Die Bauch- flossen fehlen entweder, oder es findet sich statt ihrer eine Hautfalte oder einige lange, dünne, isolirte Knochenstrahlen. Hinsichtlich der Bildung des Maules findet man zwei verschiedene Typen: bei den einen ist dasselbe weit gespalten, unbeweglich und mit einigen langen, und starken Fangzähnen bewaffnet; in diesem Falle endigt auch der Schwanz entweder spitz, oder ist mit einer endständigen Flosse ver- sehen (Trichiurus; Cepola; Lepidopus; Lophotes) ; bei anderen Gat- tungen ist das Maul klein, retraktil und dann steht die Schwanzflosse in Gestalt eines senkrechten Fächers auf der Schwanzspitze auf. Sie finden sich nur in wärmeren Meeren. Trachypterus; Gymnetrus . Fig. 1096. Der Harder (Mugil cephalus) . Die Familie der Harder ( Mugilida ) umfaßt nur wenige Fische mit spindelförmigem Körper, die in ihrer äußeren Form einige Aehn- lichkeit mit den Weißfischen haben. Der Kopf ist platt gedrückt, die Wangen meist in gleicher Weise, wie der Körper und die Stirnfläche des Kopfes, mit großen, runden Schuppen bedeckt, welche ihre hin- teren Zähnchen sehr leicht verlieren, so daß sie glattrandig erscheinen. Das Maul ist quer, eckig, zahnlos oder mit sehr feinen Bürstenzäh- nen bewaffnet; die kleine stachelige Rückenflosse steht etwa in der Mitte des Leibes und ist durch einen weiten Zwischenraum von der ebenfalls kleinen, weichen Flosse getrennt; die Bauchflossen stehen etwas nach vorn, aber doch stets in einiger Entfernung hinter den Brustflossen. Es sind wohlschmeckende Fische, die nicht hoch nach Norden gehen und gern in die Flußmündungen aufsteigen. Mugil; Atherina . Fig. 1097. Der Flußscheibenbauch (Gobius fluviatilis) . Die Familie der Scheibenbäuche ( Gobioida ) wird aus einer großen Anzahl meist schlanker, langgestreckter Fische gebildet, bei denen die an der Kehle oder an der Brust stehenden Bauchflossen in eigen- thümlicher Weise zu einer Haftscheibe ausgebildet sind. Die Schuppen dieser Fische sind groß, ihre concentrischen Linien wenig vortretend und weit auseinander gerückt, die Fächerlinien zahlreich; die Zähn- chen auf der hinteren Schuppenhälfte klein, nur in einfacher Reihe aufgestellt und oft so auf die obere Fläche aufgesetzt, daß der hintere glatte Rand der Schuppe über die Zähnchen hinausragt. Bei einer Gruppe dieser Thiere (Eleotris; Trichonotus; Callionymus; Platypte- rus; Opistognathus) sind zwar die Bauchflossen noch vollständig getrennt, ihre Strahlen aber so gestellt, daß sie von beiden Seiten her eine Art von Trichter bilden. Bei den anderen (Echeneis) sird die Bauchflossen nur an dem Grunde mit einander verwachsen; bei noch anderen endlich vollständig zu einer trichterförmigen Scheibe ver- einigt, an welcher bald sämmtliche Strahlen unverzweigt und einfach, aber doch biegsam (Cyclopterus; Liparis; Gobiesox; Lepadogaster) , oder auch bis auf den ersten Strahl alle verzweigt sind. (Gebius; Periophthalmus; Apocryptes; Trypauchen; Sicydium .) Die meist klei- nen Fische lieben in der That den Strand, wo sie sich am Grunde mit ihren Bauchflossen gern unter Steinen anheften. Die Stacheln der Rückenflosse sind entweder weich und biegsam und wenig zahlreich, oder selbst gänzlich unter der Haut verborgen, die Brustflosse gewöhn- lich stark entwickelt. Die Gruppe der Seehasen (Cyclopterus etc.) zeichnet sich außerdem noch dadurch aus, daß sie nur drei oder viert- halb Kiemen besitzen und die Schiffshalter (Echeneïs) , welche ebenfalls Fig. 1098. Der Schiffshalter (Echeneïs remora) . zu dieser Familie gehören, zeigen auf dem Kopfe einen merkwürdigen aus gezähnelten knöchernen Querblättchen gebildeten Apparat, mit dem sie sich äußerst fest sogar an lebende Fische anheften und so sich von diesen umhertragen lassen. Fig. 1099. Der geaugte Schleimfisch (Blennius ocellatus) . Die Schleimfische ( Blennioida ) ähneln den vorigen ziemlich in ihrer Körperforn, unterscheiden sich aber von ihnen durch die sehr unvollständig entwickelten kleinen Bauchflossen, welche unter der Kehle sitzen, oft gänzlich fehlen und gewöhnlich nur sehr wenige, biegsame, unverzweigte Strahlen besitzen. Der Körper dieser Thiere ist von einer weichen, sehr schleimigen Haut überzogen, die Schuppen fehlen entweder ganz oder sind nur äußerst klein und versteckt. Ihr Schä- delbau ist höchst charakteristisch. Das Hinterhaupt ist abgeplattet und bildet ein gleichseitiges Dreieck, dessen nach vorn gerichtete Spitze sich in einen mittleren Kamm bis über die Augenhöhlen hin fortsetzt. Hin- ter den Augenhöhlen ist der Schädel von der Seite her so zusammen- gedrückt, daß nur wenig Raum für das Vorderhirn bleibt und die Ränder der Augenhöhle flügelartig nach hinten vorragen, während sie zugleich seitlich sich aufwulsten, so daß die Stirnfläche eingedrückt erscheint. Die untere Schädelfläche bildet einen schneidenden Kiel. Es findet sich nur eine Rückenflosse, die sich meist vom Nacken bis zum Schwanze erstreckt und deren Stachelstrahlen in den häufigsten Fällen äußerst weich und biegsam sind. Die Brustflossen sind gewöhn- lich sehr groß, fächerartig und ziemlich frei beweglich, die Bauchhöhle kurz und vor dem After eine stark vorspringende, weiche Geschlechts- warze angebracht, die umsomehr eine wirkliche Begattung möglich zu machen scheint, als manche Arten dieser Fische lebendige Jungen ge- bären; ihre Zähne sind meistens sehr groß, stark, kegelförmig und Fig. 1100. Der Seewolf (Anarrhichas Iupus) . manchmal finden sich, wie beim Seewolfe, hinter diesen Fangzähnen rundliche Mahlzähne mit gewölbter Oberfläche. Die Arten kommen in allen Meeren vor. Blennius; Blennechis; Pholis; Salarias; Clinus; Gunellus; Zoarces; Anarrhichas . Die Familie der Armflosser ( Pediculata ) umfaßt eine kleine Gruppe häßlicher, widerlicher Fische mit ganz nackter oder warzig rauher Haut, deren vorspringende Brustflossen sich durch eine beson- dere Beweglichkeit auszeichnen. Die Knochen der Mittelhand sind nämlich vollkommen stielförmig ausgezogen und bilden so einen lan- Fig. 1001. Fledermausfisch (Malthe vespertilio) . gen armähnlichen Knochen, der eine ziemlich freie Beweglichkeit besitzt und an dessen Spitze die Flossen angebracht sind. Manche dieser Thiere können sich dieser verlängerten Brustflossen förmlich als fuß- ähnlicher Stützen bedienen, auf denen sie den Vorderleib emporzuheben und zu watscheln im Stande sind. Hinter diesen Brustflossen befindet sich die kleine Kiemenspalte, welche in einen ungeheuer weiten Kiemen- sack führt, in dem sich nur dritthalb bis vierthalb Kiemen befinden. Die Bauchflossen stehen vor den Brustflossen unter der Kehle und sind Fig. 1102. Der Froschfisch (Lophius piscatorius) . ebenso, wie die senkrechten Flossen, nur sehr wenig entwickelt. In Hinsicht des Maules kann man zwei Typen un- terscheiden: die einen (Lophius; Ba- trachus) mit ungeheuer großem abge- plattetem Kopf, der wenigstens ein Drittel, ja selbst über die Hälfte der Körperlänge einnimmt und mit weiter Rachenspalte, die mit großen Fang- zähnen bewaffnet ist, die anderen mit kleinem Kopfe und enger, schwach bezahnter Mundspalte. Mal- the; Chironectes . Die letzte Familie dieser Unterordnung wird von den Labyrinth- fischen ( Labyrinthida ) gebildet. Die äußere Körperform dieser Fische wechselt sehr, denn bald nähert sie sich derjenigen der Lippfische oder selbst der Schuppenflosser, während andere (Ophicephalus) sich in langgestreckter Aalgestalt zeigen. Es findet sich stets nur eine Rücken- flosse, deren vorderer Theil gewöhnlich stachelig ist und schwach aus- gebildete Bauchflossen, die senkrecht unter den Brustflossen stehen. Alle Fig. 1103. Kopf eines Kletterfisches (Anabas scandens) . Der Kiemendeckelapparat ist weggenommen, um die gefalteten Schlundknochen zu zeigen. sind beschuppt, doch haben die Gattungen mit starken Stacheln in Rücken- und Afterflosse wohl ausgebildete Kammschuppen, während die aalförmige Gattung bei weichen biegsamen, wenn auch ungetheilten Strahlen der senkrechten Flossen zugleich wohlausgebildete Cycloid- schuppen besitzt. Der wesentliche Charakter dieser Fische liegt in den oberen Schlundknochen, welche zu gewundenen Blättern ausgebildet sind, die in einer bedeutenden Höhle an der Schädelbasis und zur Seite derselben entfaltet sind und so ein Reservoir mit vielen Zellen bilden, in welchen diese Fische das zur Anfeuchtung ihrer Kiemen nö- thige Wasser aufbewahren können. Alle Fische dieser Familie leben nur in den süßen Gewässern tropischer Gegenden und verlassen oft lange Zeit das Wasser, um auf dem festen Lande herumzukriechen, ja eine Art soll sogar mittelst der Stacheln ihrer unteren Flossen und namentlich ihres Kiemendeckels in den Ritzen von Baumstämmen in die Höhe klettern können. Die meisten liefern ein schmackhaftes, ge- sundes und sehr geschätztes Fleisch und einige Arten zeichnen sich auch noch dadurch aus, daß ein Strahl ihrer Bauchflossen zu einem unge- mein langen Faden ausgezogen ist. Anabas; Osphromenus; Spiro- branchus; Macropodus; Colisa; Trichopus; Polyacanthus . Die Aufeinanderfolge der Fische in der Erdgeschichte ist besonders um deswillen lehrreich, weil sie allein von allen Wirbelthieren seit den ältesten Belebungszeiten durch alle Schichten hindurch mit stets wechselnden Formen sich fortsetzen. Wie die Verbreitung auf der Erde selbst während der einzelnen Perioden gewesen sei, darüber Auskunft zu geben würde um so mehr unstatthaft sein, als einerseits verhält- nißmäßig nur wenige Lagerstätten fossiler Fische vorhanden sind, an- derntheils diejenigen außer Europa kaum ausgebeutet sind. Nur so viel kann man sagen, daß selbst noch in der Tertiärzeit die Repräsen- tanten der Familien, welche jetzt nur südliche Meere bewohnen, weit höher nach Norden hinaufgehen, so daß die tertiäre Fischfauna Lon- don’s etwa derjenigen des Mittelmeeres, die des Monte Bolca bei Verona derjenigen der tropischen Meere entspricht. Eine zweite cha- rakteristische Eigenthümlichkeit ist die, daß die alten Ganoiden unzwei- felhaft das Meer bewohnten, während ihre jetzt lebenden Repräsentanten auf das süße Wasser beschränkt sind. Betrachtet man nun die Verhältnisse der einzelnen Geschichts- epochen zu einander, so finden sich von den ältesten Belebungszeiten der Erde, vom Uebergangsgebirge, dem alten rothen Sandsteine, der Kohle an und weiter bis zum Jura mit eingeschlossen, nur Repräsen- tanten zweier Ordnungen, der Knorpelfische und der Ganoiden; die Untergruppen beider Ordnungen sind zahlreich vertreten. Bei den Ganoiden herrschen anfangs die Familien mit knorpligem Skelette vor — die Schildköpfe (Cephalaspida) vertreten die Panzerganoiden in dem Devonischen System und in der Kohle; die Kleinschupper (Acanthodida) , die Doppelflosser (Dipterida) sind gänzlich auf den alten rothen Sandstein und die Kohle beschränkt, wo sie den Typus der Eckschupper beginnen, während die Faltenschupper (Holoptychida) in denselben Schichten die Rundschupper repräsentiren. In der Kohle gesellen sich zu diesen Familien die Paläonisciden, welche bis zu dem Salzgebirge bleiben, und die Zweiflosser (Coelacanthida) , die sich bis zur Kreide fortsetzen. In dem Permischen Systeme, im Kupferschiefer tritt die Familie der Plattzähner (Pycnodontida) hinzu, die im Jura ihre größte Ausbildung erreicht und selbst im Tertiärgebilde noch einige Formen zeigt, jetzt aber ausgestorben ist. Unendlich ist der Reichthum des Jura an Ganoiden — Einzeiler und Zweizeiler, Heterocerke und Homocerke, kommen hier massenhaft in die Erscheinung, und die Rundschupper werden durch die Familie der Kahlhechte (Amida) , die Panzerganoiden durch die der Störe (Accipenserida) vervollständigt. In der Kreide werden nur sehr wenige Ueberreste von allen drei Un- terordnungen gefunden, noch weniger im Tertiärgebirge und wenn auch die jetzige Schöpfung in den Flösselhechten den Typus einer neuen Familie zeigt, so ist doch die Verarmung der mächtigen Ord- nung seit dem Beginne der Kreideperiode in stets steigender Pro- gression. Wenn in der Geschichte der Ganoiden die Jurazeit einen Wende- punkt bildet, indem hier zuerst homocerke Formen und vielfache neue Typen auftreten, so ist der Eintritt der Kreideperiode der eigentliche Knotenpunkt für die Ausbildung der ganzer Klasse. Die Stachel- flosser treten mit den Barschen (Percida) , den Schwertfischen (Xi- phioida) , den Pfeilhechten (Sphyraenida) , den Makrelen (Scomberoida) und den Röhrenmäulern (Fistularida) auf, die Weichflosser mit den Hechten (Esocida) , den Häringen (Clupeida) und den Lachsen (Salmonida) , die Haftkiefer mit den Hornfischen (Balistida) . Erst in der Tertiärzeit finden wir Repräsentanten der Büschelkiemer (Lophobranchia) , der Ohnedornen in den Stockfischen (Gadoida) und den Schollen (Pleuronectida) , der Schlundnähter in den Lipp- fischen (Labrida) , der Fußlosen (Apoda) in den Aalen (Muraenida) , während sich zu den Stachelflossern der Kreide noch die Umber (Sciaenida) , die Brassen (Sparida) , die Harder (Mugilida) , die Schup- penflosser (Squamipennia) , die Doraden (Coryphaenida) , die Panzer- wangen (Cataphracta) , die Scheibenbäuche (Gobioida) und die Schleim- fische (Blennioida) gesellen und die Weichflosser durch die Karpfen (Cyprinida) und die Zahnkarpfen (Cyprinodonta) vermehrt werden. Alle übrigen Familien der Knochenfische gehören der Jetzt- welt an. Bei den Knorpelfischen läßt sich nur wenig über die Ent- wicklung sagen, da ihre nur aus Stacheln und Zähnen bestehenden Reste nur geringere Einsicht in die nähere Familienverwandtschaft ge- statten und alle niederen, den Röhrenherzen und Rundmäulern ana- logen Gattungen durchaus keine Spuren hinterlassen haben. Haien fanden sich unzweifelhaft seit der ältesten Zeit, Rochen vielleicht schon in der Kohle, vielleicht erst später, was vorderhand nicht genau ermittelt werden kann, da die Stacheln der Uebergangsformen zwischen beiden Familien keine charakteristischen Merkmale gezeigt haben. Die See- katzen (Chimaerida) treten erst im Jura auf, hier aber mit einer großen Anzahl von Formen, welche die heutigen an Mannigfaltigkeit weit übertreffen. Klasse der Lurche. (Amphibia.) Im Beginne ihrer niederen Formen noch zu beständigem Aufent- halte an das Wasser gefesselt und deßhalb mit mehr fischähnlichen Ruderorganen versehen, erhebt sich diese Klasse allmälig auf das feste Land und entwickelt so zuerst die den Landthieren eigenthümliche Be- schaffenheit der Gehwerkzeuge, bei einigen Familien sogar in außer- ordentlichem Grade der Ausbildung. Die Körperform der Thiere, welche zu dieser kleinen Klasse gehören, wechselt ausnehmend, indem einerseits gänzlicher Mangel an Gliedmaßen oder höchst rudimen- täre Entwicklung derselben mit drehrunder Wurmform, anderseits breite abgeplattete Körpergestalt, welche sich der Scheibenform nähert, bei stark entwickelten Gehwerkzeugen vorhanden sind. Bei den auf dem Lande lebenden gliedmaßenlosen Blindwühlen gleicht der ganze Körper, der nur Leib und durchaus schwanzlos ist, vollkommen einem Regenwurme, während bei den im Wasser lebenden Aalmolchen bei langstreckiger Körperform doch ein seitlich zusammengedrückter Schwanz oft mit einer senkrechten Hautfalte als Schwimmflosse versehen die Schwimmbewegung vermittelt. Hierzu gesellen sich nun allmälig die Füße in allen Stufen der Ausbildung, anfänglich durchaus unfähig, den Körper zu stützen und mit nur kleinen rudimentären Zehen in geringer Zahl ausgerüstet. Zuweilen sind nur die Vorderfüße vor- handen, die als unbedeutende Stummelchen am Halse hängen, in an- deren Fällen nur die Hinterfüße. Je mehr sich die Füße entwickeln, desto mehr schiebt sich der Körper zusammen und plattet sich zugleich ab. Bei den froschartigen Thieren schwindet der Schwanz im erwach- senen Alter vollständig, so daß keine Spur mehr davon vorhanden ist und der After sich unmittelbar, wie bei den Blindwühlen, an dem hinteren Ende des breiten, scheibenförmigen Körpers befindet. Die Hinterfüße bekommen bei diesen Thieren ein gewaltiges Uebergewicht über die kleinen, kurzen, stämmigen, meist einwärts gedrehten Vorder- füße, die gewöhnlich nur vier Zehen haben, während die hinteren meist deren fünf besitzen. Die Bewegung auf dem Lande geschieht meistens nur sprungweise, indem die kräftigen Hinterschenkel den Kör- per oft auf ziemlich bedeutende Strecken hin durch plötzliche Spannung fortschnellen. Die Hautbedeckung der Amphibien erscheint in sehr verschie- dener Weise ausgebildet. Bei den Fröschen und Molchen ist die Haut glatt, schlüpfrig, weich, meist sackartig weit, aus elastischen Sehnen- fasern gewebt und ziemlich dünn, so daß bei denen, wo sie fest an dem Körper anliegt, die Muskeln durch dieselbe durchschimmern. Eine farblose, aus Pflasterzellen gebildete Oberhaut deckt diese Lederhaut, in welcher oft verschiedene Pigmente von grüner, blauer, gelber oder brauner Farbe abgelagert sind. Bei vielen dieser nackten, froschartigen Thiere finden sich besondere Drüsenbälge in der Haut, welche einen scharfen, gewöhnlich mehr oder minder nach Knoblauch riechenden Milchsaft absondern, der stark sauer reagirt und in der That beim Einbringen in Wunden kleinerer Thiere giftige Eigenschaften ent- wickelt. Gewöhnlich sind diese Drüsen, wie z. B. bei Kröten und Salamandern, über den ganzen Körper zerstreut, oft aber noch beson- dere dickere Anhäufungen zu beiden Seiten des Halses angebracht, welche man dann Ohrdrüsen oder Parotiden genannt hat. Wenn indeß die meisten Amphibien wirklich als nackt bezeichnet werden kön- nen, so fehlen doch in einzelnen Familien besondere Schuppenbildungen nicht, welche denen der Knochenfische sich am nächsten anschließen. In der That besitzen die Blindwühlen kleine Hornschüppchen, welche sowohl die concentrischen Linien, als auch die Fächerfurchen der gewöhnlichen Fischschuppen zeigen und in den Querfalten der übrigens schleimigen Haut versteckt liegen, und bei den Schuppenlurchen ist der ganze Kör- per, der vollkommene Fischgestalt zeigt, auch mit großen, dachziegel- förmig über einander liegenden Schuppen bedeckt. Hinsichtlich der Ausbildung des Skelettes finden sich ähnliche Verhältnisse, wie bei den Fischen, wenn auch nicht in so ausgedehn- tem Maaße. Das lange Fortbestehen der Wirbelsaite im Laufe der Entwickelung des Embryo’s deutet schon darauf hin, daß auch hier die niedrigsten Formen mehr oder minder lang eine der embryonalen Form nahe stehende Wirbelsaite behaupten werden; und in der That finden wir sowohl eine persistente Wirbelsaite, als auch die Fischwir- belform bei einigen Gattungen und bei vielen ein mehr oder minder langes Verbleiben des knorpeligen Urschädels. Die niedrigste Form des Skelettes überhaupt zeigen die Schuppenlurche, bei welchen eine ununterbrochene Wirbelsaite vorkommt, deren Scheide außen faserig, innen verknorpelt ist und von welcher aus nach oben wie unten knö- cherne Bogen abgehen, die eines Theils das Nervenrohr, anderen Theils die Blutgefäße umschließen. In der Bauchgegend sind die unteren Bogen nicht geschlossen, sondern rippenartig nach der Seite ausgezogen; — eigentliche Rippen fehlen aber hier, wie bei allen übrigen Amphibien vollkommen. Bei den Schleichenlurchen, sowie bei den Kiemenmolchen finden sich Wirbel, welche in ihrer Gestalt sich von Fischwirbeln nicht unterscheiden lassen und ebenso, wie diese, Höh- lungen in Doppelkegelform besitzen, in welchen die Ueberreste der Wir- belsaite als gallertartige Massen eingeschlossen liegen. Bei den eigent- lichen Molchen finden sich vollständig ausgebildete Wirbel vor, welche vorn einen rundlichen Gelenkkopf, hinten eine Pfanne tragen, wodurch die verschiedenen Wirbel mit einander eingelenkt sind. Bei allen diesen Amphibien mit langgestrecktem Körper ist auch die Zahl der Wirbel sehr bedeutend, während bei den froschartigen Thieren nur sehr wenige Fig. 1104. Skelett des gemeinen Frosches. Rückenwirbel (sieben bis neun) vorkommen, dagegen ein langes Kreuz- bein vorhanden ist, das aus der Verschmelzung mehrerer Wirbel ent- standen scheint und mit einem langen, säbelförmigem Knochen in Ver- bindung steht, der die Wirbelsäule bis zum After fortsetzt. Die Querfortsätze der Wirbel sind bei allen Amphibien wohl ausgebildet, zuweilen ungemein lang und ersetzen auf diese Weise die Rippen, welche zuweilen nur durch ganz kleine Knorpelanhänge vertreten sind. Auch hinsichtlich der Bildung des Kopfskelettes zeigen sich verschiedene Stufen in der Reihe der Amphibien, die sich namentlich auf das all- mälige Verschwinden der ursprünglichen Knorpelgebilde beziehen. Bei den Schuppenlurchen ist der knorpelige Urschädel noch vollständig vor- handen, ein Hinterhauptgelenk fehlt gänzlich und die Wirbelsaite setzt sich unmittelbar in die Schädelbasis fort. Das Keilbein bildet eine einfache, sehr verlängerte Deckplatte auf der Unterfläche des Schädels, welcher auf der oberen Fläche eine andere, einfache Deckplatte entspricht, die das Stirnbein vorstellen dürfte. An der Schädelkapsel selbst sind nur die seitlichen Hinterhauptsbeine verknöchert, die ganze übrige Kapsel aber knorpelig gebildet, eben so der Gesichtstheil, an welchem nur die fest eingefügten Oberkiefer und der Zwischenkiefer verknöchert sind. Dem Hautsysteme angehörige Deckplatten, welche bei den Fischen so häufig sind, fehlen hier, wie bei allen übrigen Amphibien durchaus. Bei den Kiemenmolchen ist die Ausbildung des Schädels schon einen Fig. 1105. Fig. 1106. Fig. 1107. Schädel des Axolotl (Siredon pisciformis) . Fig. 1105. Von Oben. Fig. 1106. Von Unten. Fig. 1107. Von der Seite. Die knorpelig bleibenden Theile des Urschädels sind mit senkrechten Strichen, die durch Verknöcherung des Urschädels entstehenden Knochen mit Punkten bezeichnet. Die Ziffern haben dieselbe Bedeutung, wie bei den Kno- chen der Fische. Schritt weiter, obgleich auch hier noch immer bedeutende Theile des Schädels knorpelig bleiben. Als erstes charakteristisches Kennzeichen für die ganze Klasse im Gegensatze zu den Reptilien stellt sich hier die Bildung zweier seitlicher Gelenkköpfe an dem Hinterhaupte dar, die von den stets verknöcherten seitlichen Hinterhauptsbeinen (10) hergestellt werden und in zwei Vertiefungen des ersten ringförmigen Halswirbels passen. Die genauere Bestimmung der Stellen, welche die ausgestorbene Familie der Wickelzähner oder Labyrinthodonten einnehmen muß, hängt besonders von der Ausbildung dieser doppelten Gelenkhöcker am Hinterhaupte ab. Der Schädel selbst ist stets sehr breit, platt, die Augenhöhlen gewöhnlich ungeheuer groß und durch- gehend, so daß von oben gesehen, die Kiefer einen Halbkreis bilden, der in der Mitte durch eine längliche Kapsel, den eigentlichen Schä- del durchsetzt wird. Was nun die einzelnen Knochen betrifft, so bil- det das Keilbein (6) auf der Unterfläche des Schädels eine bald kreuz- Vogt. Zoologische Briefe. II. 13 förmige, bald breite Platte, die meistens auf ihrer oberen, dem Schädel zugekehrten Fläche, mit Knorpel, dem Reste des Urschädels, bedeckt ist. Sehr selten findet sich ein Rudiment eines Hinterhauptskörpers oder einer Schuppe, indem gewöhnlich die Verbindung der beiden seitlichen Hinterhauptsbeine durch Knorpel bewirkt wird. Die obere Schädeldecke wird von zwei Scheitelbeinen (7), die oft indessen ganz rudi- mentär sind, zwei Stirnbeinen (1) und bei den Blindwühlen noch von einem Siebbeine gebildet, während bei den übrigen gewöhnlich zwei mehr oder minder entwickelte Nasenbeine (3) auf der vorderen Seite auf- liegen. Bei den froschartigen Thieren existirt ein ringartig verknöcher- tes Siebbein (15), welches zuweilen eine sehr bedeutende Größe erlangt, aber auf der Oberfläche des Schädels nirgends zu Tage kommt. Die Seitenflächen des Schädels bleiben bei den Kiemenlurchen fast ganz knorpelig oder zeigen auch eine dem vorderen Keilbeinflügel (14), sowie den vorderen Stirnbeinen (2) entsprechende Verknöcherung, während bei den froschartigen Thieren sowohl das Felsenbein (13), als auch die Keilbein- flügel verknöchern, aber dennoch häutige Zwischenräume lassen. An dem Gaumengewölbe sind alle Knochen fest mit dem Schädel verbunden und zwar in der Weise, daß Zwischenkiefer (17) und Oberkiefer (18) hinter einander den Mundrand bilden und gewöhnlich ein zweiter paralleler Bogen auf ihrer inneren Seite von den einfachen Gaumenbeinen (22) gebildet wird. Ein eigentliches Pflugscharbein (16) fehlt den Amphibien durchaus; dagegen sind die Gaumenbeine gewöhnlich ebenso, wie die oberen Kiefer mit Zähnen besetzt, deren Anwesenheit und Stellung zu Unterscheidung von Arten und Gattungen sehr geeignet erscheint. Der Unterkiefer (34) ist ganz, wie bei den Fischen, als Deckplatte um den gewöhnlich vorhandenen Meckel’schen Knorpel gebildet und zum we- nigsten aus zwei Knochen, dem Gelenkstücke und dem Zahnstücke, zu- weilen aber aus noch mehreren zusammengesetzt, die dann besonders den Winkel des Unterkiefers bilden. Der Unterkiefer selbst ist an einem Tragebogen aufgehängt, welcher niemals vollständig verknöchert und aus dem Quadratbeine (26) und dem Trommelbeine (27) besteht. Das stabförmige Knochengebilde, welches auf diese Weise zusammengesetzt wird, ist fest mit dem Schädel verbunden und gewöhnlich schief nach hinten gerichtet, so daß die Mundspalte oft ziemlich weit hinter den Schädel sich erstreckt und der Nachen einer großen Erweiterung fähig ist. Die hinter dem Unterkieferbogen liegenden Hartgebilde, welche der Zunge und dem Kiemengerüste angehören, stellen sich äußerst ver- schieden dar, je nachdem die Kiemen noch vorhanden oder Lungen ausgebildet sind. Bei den Schuppenlurchen ist das Kiemengerüste durchaus so, wie bei den Knochenfischen gebildet, bei den Kiemenmol- chen findet sich ein starker Zungenbeinbogen mit mittlerem Körper, dem nach hinten mehrere Kiemenbogen angeheftet sind, die den Schä- del nicht erreichen; bei den froschartigen Thieren ist das Zungenbein sehr breit, knorpelig, durch ein Paar lange Knorpelstäbe an dem Schädel befestigt und noch mit mehreren kürzeren, den Schädel nicht erreichenden, seitlichen Fortsätzen versehen, welche aus den ursprüng- lichen Kiemenbogen der Larve hervorgegangen sind. Die Extremitäten bestehen, insofern sie vorhanden sind, stets aus dem Schulter- oder Beckengürtel und den eigentlichen Extremitä- ten, nur den Blindwühlen fehlen dieselben gänzlich, während bei manchen Kiemenmolchen nur Vorderfüße vorhanden sind und die Hin- terfüße gänzlich fehlen. Nur bei den Schuppenlurchen ist der aus stielförmigem Schulterblatte und breitem, spatelartigem Schlüsselbeine gebildete Schultergürtel noch an dem Schädel selbst aufgehängt; bei allen übrigen dagegen weiter nach hinten an der Halswirbelsäule be- festigt. Bei den Molchen ist er stets nur theilweise verknöchert und besteht aus einem Schulterblatte, einem breiten Schlüsselbeine und da- hinterliegendem Rabenbeine, zwischen welche sich oft noch ein unpaares Brustbein einschiebt. Bei den Fröschen wird ein breiter Brustkorb von dem Schultergürtel gebildet, der aus vielen Stücken besteht, welche oft nur theilweise verknöchern und in ihrer Deutung manche Schwie- rigkeiten machen. Der Vorderfuß selbst besteht immer aus einem ein- fachen Oberarme, zwei zuweilen verschmolzenen Vorderarmknochen, einer oft knorpelig bleibenden Handwurzel und aus Zehen, deren Zahl meist vier, selten drei beträgt. Der Beckengürtel ist bei den Molchen nur unbedeutend und die Kreuzbeinwirbel kaum in ihrer Struktur von den übrigen Wirbeln verschieden. Das Becken bleibt bei diesen Thieren außerdem meist knorpelig und besteht nur aus zwei Darmbeinen, welche durch einen Mittelknochen mit einander verbunden sind. Um so ausgezeichneter ist die Bildung des Beckens bei den Fröschen, wo dasselbe den starken Sprungbeinen als Stützpunkt und ihren Muskeln zum Ansatze dienen muß. Die langen, stabförmigen Darmbeine sind an die breiten Grifffortsätze des schwertförmigen Kreuz- beines geheftet und krümmen sich nach hinten gegen den After zusam- men, wo sie mit dem Säbelknochen des Kreuzbeines und den Sitz- beinen sich verbinden, während zugleich noch die Schambeine diese Verbindung vervollständigen und alle drei Knochen die Gelenkpfanne 13* für den langen und starken Oberschenkelknochen bilden. Die Zusam- mensetzung der Fußknochen ist dieselbe, wie an der vorderen Extremität, obgleich größerer Wechsel vorkommt, indem bei einigen Kiemenmolchen nur zwei, drei oder vier, bei den eigentlichen Molchen und den Fröschen aber stets fünf Zehen an den Hinterfüßen sich vorfinden, von welchen die vierte gewöhnlich die längste ist. Nur bei sehr we- nigen Gattungen kommen kleine, hufartige Nägel vor, in welchen die Zehenenden wie in einem Fingerhute stecken. Bei Weitem bei der großen Mehrzahl der Lurche sind die Zehen vollkommen nackt, dagegen häufig durch Schwimmhäute mit einander verbunden und oft auf ihrer Unterfläche mit besonderen Haftballen zum Anheften versehen. Eine eigenthümliche Modification bieten auch die Extremitäten der Schup- penlurche, welche aus einem einzigen säbelförmigen Knochen bestehen, auf dessen innerer Seite ein zarter, in der Haut versteckter Flossenbart gefunden wird. Die Muskeln der Lurche entsprechen ganz der Körperform und der Bewegung derselben. Bei den nur im Wasser lebenden Schup- pen- und Kiemenlurchen wiegen die seitlichen Muskelmassen des Rumpfes und des Schwanzes vor, welche gewöhnlich sogar dieselbe zickzackför- mige Anordnung zeigen, die wir bei den Fischen gewahrten. Bei den Fröschen dagegen sinken die Rumpfmuskeln bedeutend zurück, während diejenigen der Füße in einer Anordnung, welche der menschlichen eini- germaßen entspricht, das Uebergewicht erhalten. An dem Centralnervensysteme tritt das Gehirn an Masse Fig. 1109. Fig. 1108. Fig. 1110. Gehirn und Rückenmark des Frosches. Fig. 1108. Von Oben. Fig. 1109. Von Unten. Fig. 1110. Von der Seite. a Riechnerven. b Riechkolben. c Vor- derhirn. d Mittelhirn. e Kleines Ge- hirn. f Rautengrube. g Anschwellung an der Abgangsstelle der Vorderfußnerven. h Aehnliche an den Hinterfußnerven. i Hirnanhang. schon etwas mehr über das Rücken- mark hervor, zeigt aber sonst eine sehr übereinstimmende Bildung, wel- cher derjenigen der Fische analog ist. Es ist lang gestreckt, flach, die einzelnen Knoten hinter einander gereiht; das verlängerte Mark ist breit, von oben her kahnförmig aus- gehöhlt, und das kleine Gehirn, welches bei den Fischen meist so be- deutend entwickelt war, hier nur durch eine schmale Querbrücke ver- treten. Vor dem kleinen Gehirne liegen die Vierhügel, gewöhnlich aus zwei durch eine Längsfurche getrennten Anschwellungen bestehend und innerlich ausgehöhlt, von hin- ten her die Zirbeldrüse umfassend. Vor dieser liegen die paarigen An- schwellungen des Vorderhirnes, die innerlich hohl sind, gewöhnlich die größte Masse des Gehirnes aus- machen und meist unmittelbar in die Riechnerven sich fortsetzen. Von den Gehirnnerven sind öfter die Augenmuskelnerven mit dem fünften Paare mehr oder minder innig verschmolzen, ebenso der Zungenschlund- kopfnerv gänzlich in den herumschweifenden Nerven übergegangen, während der Zungenfleischnerv gewöhnlich aus den ersten Halsnerven hervorgeht, wodurch die Zahl der Hirnnerven zuweilen um ein Bedeu- tendes verringert wird. Die drei hauptsächlichen Sinnesorgane fehlen keinem einzigen Amphibium, wenn gleich die Augen bei einigen ziemlich rudimentär sind. Die Nasenhöhlen sind stets doppelt, durch eine Scheidewand von einander getrennt und unter allen Umständen, zum wesentlichen Unterschiede von den Fischen, doppelt in die Mundhöhle geöffnet, so daß sich stets an dem Gaumengewölbe, bald mehr nach vorn unmittelbar hinter den Lippen, bald weiter nach hinten hin, die beiden inneren Na- senöffnungen zeigen. Die Existenz solcher durchgehender Nasenöffnun- gen ist eng verbunden mit dem Vorhandensein echter Lungen und ein durchaus charakteristisches Kennzeichen der Lurche, durch welches sich dieselben unter allen Umständen von den Fischen unterscheiden. Bei den Schuppenlurchen und Kiemenlurchen durchbohren diese Nasenöss- nungen freilich nur die Lippe und öffnen sich nach innen von den Zahnbogen des Gaumens, während sie bei den froschartigen Thieren mehr nach innen und hinten stehen, durch die Knochen des Gaumens durchtreten und eine bedeutende Weite besitzen. Bei den Schuppen- lurchen werden die bedeutenden Nasenhöhlen, die sich in der Nähe des Mundwinkels nach innen öffnen, von einem helmartigen Knorpelge- rüste getragen, das den Lippenknorpeln analog erscheint. Bei den meisten übrigen Lurchen ist dagegen die Nasenhöhle weit einfacher und ihr Eingang klappenartig verschließbar. Die Augen zeigen bei vielen einen wesentlichen Fortschritt gegen das Fischauge. Manchmal sind sie nur ganz rudimentär und, wie bei dem Olm (Proteus anguinus) , unter der Haut versteckt, die nicht einmal über ihnen durchsichtig wird, während bei den übrigen Kiemenmolchen zwar die Augenlider fehlen, dagegen die Haut da, wo sie über den Apfel weggeht, eine glasartige Durchsichtigkeit erhält. Bei den froschartigen Thieren ist der gewöhn- lich große Augapfel sehr beweglich und kann namentlich durch einen trichterförmigen Muskel tief in die Mundhöhle zurückgezogen werden. Er wird hier gewöhnlich von zwei Augenlidern bedeckt, einem harten, wenig beweglichen oberen und einem großen unteren Augenlide, das dünn und durchsichtig ist. Am inneren Augenwinkel zeigt sich noch die Rickhaut als einfache, kleine, unbewegliche Hautfalte. Auch die Fortbildung des Gehörorganes thut einen bedeutenden Schritt vorwärts, indem bei den meisten geschwänzten Amphibien ein mittleres Ohr fehlt und nur das Labyrinth vorhanden ist, während fast bei allen froschartigen Thieren eine Paukenhöhle mit Trommelfell und kurzer Eustachischer Trompete vorkommt, welche sich mit weiter Mün- dung in den hinteren Theil des Rachens öffnet. Das Labyrinth selbst besteht aus drei halbzirkelförmigen Kanälen und einem Sacke, der mit mikroskopischen Kalkkrystallen erfüllt ist. Seine theils knorpelige, theils von dem Felsenbein gebildete knöcherne Umhüllung zeigt eine ovale Oeffnung, welche bald durch einen Deckel, bald durch eine dünne Haut verschlossen und bei fehlender Trommelhöhle von Muskeln und Haut bedeckt wird. Bei ausgebildeter Trommelhöhle sieht man auf der Außenfläche des Kopfes gewöhnlich fast unmittelbar hinter dem Auge das runde Trommelfell, welches in einem kreisförmigen Ringe ausge- spannt ist und an der inneren Fläche mit drei Gehörknöchelchen in Verbindung steht. Die Wände der Trommelhöhle sind gewöhnlich knorpelig, nur bei wenigen knöchern und bei den letzteren auch die Kette der Gehörknöchelchen bis zu dem ovalen Fenster des Labyrinthes fortgesetzt. Die Mundhöhle, welche den Anfang des Verdauungs- und Luftweges bildet, ist gewöhnlich ungemein weit und tief gespalten und meist mit Zähnen bewaffnet, die in den Zwischenkiefer und Oberkiefer, in den Gaumenbeinen und in dem Unterkiefer stehen. Hinsichtlich der Bezahnung selbst finden sich vielfache Verschiedenheiten. Einige Lurche, wie viele Kröten, sind vollkommen zahnlos, anderen, wie den meisten Fröschen, gehen die Zähne im Unterkiefer ab, während die Oberkiefer eine Zahnreihe und die Gaumenbeine einen kleinen Haufen zeigen. Fig. 1111. Eingeweide des Laubfrosches (Hyla viridis) . Die Bauchdecken sind entfernt und die Rachenhöhle so gespalten, daß Unterkiefer, Zunge, Lungen und Herz auf die Seite geschlagen werden konnten, so daß man ihre obere Fläche sieht. a Unterkiefer. b Zunge. c Stimmlade. d Herz. e Le- ber. f Lunge. g Pförtner. h Darm. i Harnblase. k After. l Afterdarm. m Nieren. n Milz. o Hoden. p Fett- körper. q Magen. r Vorderfuß. s Schlund. t Eustachische Trompete. u Augapfel. v Innere Nasenöffnung. Bei den meisten Molchen sind zwei vollkommene obere Zahnbogen, der eine von den Oberkiefern, der an- dere von den Gaumenbeinen getragen, hergestellt, zwischen welche der Un- terkieferbogen eingreift. Gewöhnlich sind die kleinen Zähne einfache, spitze, nach hinten gekrümmte Haken mit einfacher Zahnhöhle und ohne weitere Complication der äußeren Gestalt oder des inneren Baues; nur die Schuppenlurche und die Wickelzähner machen hievon eine Ausnahme, indem bei den ersteren die Zähne scharfe, breite, senkrecht gestellte Platten bilden, während sie bei den letzteren einen äußerst komplizirten Bau zeigen, indem die Zahnsubstanz gleichsam labyrinthisch gewickelt ist. Die Zunge fehlt nur bei einer eigenthümligen Fa- milie der krötenartigen Thiere, ist aber bei allen anderen vorhanden und in ihrer Form oft äußerst cha- rakteristisch. Sie ist gewöhnlich sehr breit und füllt ganz den Raum zwischen den beiden Unterkieferästen aus; bei einigen Molchen ist diese Zunge gänzlich auf dem Boden der Mundhöhle festgeheftet, bei den anderen aber mehr oder minder frei und zwar in der Weise, daß nicht wie bei den Säugethieren und dem Menschen die Zunge hinten ange- wachsen, mit ihrer Spitze aber frei ist, sondern im Gegentheil sie vorn befestigt, ihr hinterer Rand dagegen frei ist und die Zunge wie eine Klappe aus dem Munde herausgeschlagen werden kann, welche Art der Bewegung namentlich zum Fangen der Insekten äußerst för- derlich scheint. Manchmal ist die Zunge sogar ganz frei auf allen Seiten und ihre Scheibe nur durch einen unteren Stiel in dem Boden der Mundhöhle befestigt, so daß sie einem Schwamme nicht unähnlich sieht. Der Darmkanal, welcher die Rachenhöhle nach hinten fortsetzt, ist gewöhnlich nur kurz, wenig gewunden, der Schlund lang, weit, der Magen einfach, längsgefaltet, sehr dickhäutig und der Afterdarm zu- weilen blasenartig aufgetrieben. Die Leber ist groß, meist in zwei Lappen getrennt, die Gallenblase allgemein vorhanden, Bauchspeichel- drüse und Milz überall ausgebildet. Hinsichtlich der Athemorgane stellen sich die Lurche als das unverkennbare Uebergangsglied zwischen der Kiemenathmung der Fische und der Luftathmung der übrigen Wirbelthiere dar, indem zwar alle ohne Ausnahme Lungen besitzen, zu welchen aber in der Jugend wirk- lich athmende Kiemen treten, die bei den Schuppen- und Kiemenlur- chen das ganze Leben über neben den Kiemen bestehen bleiben. Bei diesen letzteren finden sich bald zwei, bald drei, bald auch vier äußere Kiemenbüschel, welche eine baumförmige oder federähnliche Gestalt haben und aus ästigen Fäden bestehen, in denen eine lebhafte Blutcirkulation stattfindet. Mit diesen äußeren Kiemenbüscheln sind Kiemenspalten vorhanden, welche zwischen den Kiemenbogen durch in den Schlund führen und die bei den Larven stets ausgebildet sind, auch bei den Aalmolchen trotz des Verschwindens der Kiemen während des ganzen Lebens bleiben. Innere Kiemen, von der Haut des Halses bedeckt, zu welchen eine äußere Kiemenspalte führt, finden sich bei den meisten Larven, im erwachsenen Zustande aber nur bei den Schuppenlurchen, wo die drei letzten Kiemenbogen in ähnlicher Weise, wie bei den Fischen und den Froschlarven mit Athemfransen besetzt find, während außer- dem auch äußere Kiemenbüschel, wenn auch schwach, ausgebildet sind, so daß also bei diesen Thieren während des ganzen Lebens äußere und innere Kiemen, so wie noch obenein Lungen vorkommen. Die Lungen bestehen aus rundlichen oder mehr länglichen Säcken, welche in der Bauchhöhle liegen, gewöhnlich mit Ausnahme der Blindwühlen gleich groß sind und nur selten inwendig vollkommen glatt erscheinen. Bei den meisten Lurchen zeigen die Lungen einen zelligen Bau, indem auf der inneren Fläche mehr oder minder hohle Falten der Schleim- haut vorspringen, welche vieleckige Räume und Zellen bilden, auf deren Fläche sich erst die Lungengefäße verzweigen. Nach vorn gehen diese Lungen nur selten in cylindrische Luftröhren über; meistens öffnen sie sich unmittelbar in die sogenannte Stimmlade, einen ziemlich weiten Sack, welcher durch verschieden geformte dünne Knorpel gestützt wird und durch eine bald enge, bald weitere Längsspalte hinter der Zun- genwurzel in die Rachenhöhle sich öffnet. Die froschartigen Thiere haben meistens eine sehr tönende Stimme, deren Schall oft noch, be- sonders bei den Männchen, durch seitliche Höhlen, sogenannte Kehl- blasen verstärkt wird, die wie große Säcke beim Schreien hervorge- trieben werden. Das Herz der Lurche besteht immer aus zwei dünnhäutigen Vorkammern und einer einfachen dickwandigen Herzkammer, welche das Blut in die Arterien treibt. Bei den Schuppenlurchen, den Blind- wühlen und einigen Kiemenmolchen ist die auch sonst nur sehr zart- häutige Scheidewand der Vorkammer nicht vollständig, so daß zwischen beiden Herzhälften eine Mischung des Blutes stattfinden kann. Das Herz liegt vor der Leber, bald weiter nach vorn an der Kehle, bald mehr nach hinten und die Kammer setzt sich nach vorn in einen Arte- rienstiel fort, welcher einen deutlichen Muskelbeleg hat und selbststän- dige Pulsation zeigt. Aus diesem Arterienstiele treten nach vorn hin bei den Kiemenlurchen die verschiedenen Kiemenarterien, welche sich an den Kiemenbüscheln verzweigen und dann in ähnlicher Weise, wie bei den Fischen die Aorta zusammensetzen. Von den Kiemenarterien gehen Aeste nach den Lungen und nach und nach verschwinden mit der Aus- bildung der Lungen die Kiemenbogen mehr und mebr . indem sich die Lungenarterien mehr ausbilden, die vorderen Kiemenbogen dagegen zu den Arterien des Kopfes sich umwandeln. Außer dem Pfortader- systeme der Leber ist bei allen Lurchen ein Nierenpfortadersystem ent- wickelt in ähnlicher Weise, wie dieß bei den Fischen der Fall ist, von welchen der Hauptunterschied, den das Gefäßsystem darbietet, in der Scheidewand der Vorkammer des Herzens besteht. Die Nieren liegen stets außerhalb des Bauchfelles zu beiden Seiten der Wirbelsäule und zeigen meist sehr große Gefäßknäuel, welche in die Nierenkanälchen eingesenkt sind. Diese bilden ein Ge- flecht und vereinigen sich in die Harnleiter, welche auf der inneren Seite verlaufen und bei den Männchen zugleich als Saamenleiter dienen; — sie öffnen sich mit warzenartigen Vorsprüngen in die hin- tere Wand des blasenartig aufgetriebenen Afterdarmes gegenüber einer weiten, meist zweizipfligen Harnblase, die eine vollkommen klare, was- serhelle Flüssigkeit enthält. Die Geschlechtstheile sind sehr einfach gebildet. Hoden und Eierstöcke liegen an der Rückenwand der Bauch- höhle, meist auf der inneren Seite der Nieren und sind gewöhnlich von ziemlich gleicher Gestalt. Die Hoden bestehen aus kurzen Saa- menröhren, zerfallen zuweilen in einzelne Abtheilungen und gehen in sehr feine Saamenkanälchen über, welche durch eine Falte des Bauch- felles nach der Niere hinüber geleitet werden, in dieser sich netzförmig verzweigen und dann in den Harnleiter übertreten, an dem meistens noch sich röhrenförmige Seitenausstülpungen, Rudimente von Saamen- bläschen befinden. Die Eierstöcke sind traubenförmig und vollkommen abgeschlossen. Bei den Schwanzlurchen bilden sie einen Sack mit einer einzigen Oeffnung, durch welche die reifen Eier in die Bauchhöhle fallen, während bei den froschartigen Thieren jedes reife Ei für sich seine Kapsel durchbricht. Die Eileiter sind stets vollkommen von den Eierstöcken getrennt, sehr lang, darmartig, vielfach gewunden und mit einem weiten Trichter, der die Eier gleichsam einschluckt, in die Bauch- höhle geöffnet. Sie öffnen sich ebenfalls in die Kloake und zeigen oft unmittelbar vor dieser Oeffnung eine uterusartige Erweiterung, in welcher sich auch bei den Salamandern die Jungen entwickeln. Der After, welcher bei den geschwänzten Lurchen eine Längsspalte, bei den übrigen ein rundliches Loch darstellt, dient somit gleichmäßig zur Aus- führung der Exkremente, des Harnes und der Geschlechtsprodukte. Eigentliche Begattungsorgane existiren nirgends, obgleich eine wahre Begattung und Befruchtung der Eier im Leibe der Mutter bei den lebendig gebärenden Erdsalamandern vorkommt, während bei allen übrigen die Eier von dem Männchen erst in dem Augenblicke befruchtet werden, wo sie den Leib der Mutter verlassen. Diese Befruchtung geschieht stets im Wasser und der in Klumpen oder Schnüren abge- setzte Laich wird bei den meisten Gattungen einfach den Elementen zur Bebrütung überlassen. Nur bei einigen Arten hat man bis jetzt eine geringe Fürsorge für die Jungen entdeckt. Bei der in unseren Gegenden vor- kommenden Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) wickelt sich das Männ- chen die befruchtete Eierschnur in achterförmigen Touren um die Schenkel und gräbt sich damit in die feuchte Erde ein, wo es bis zur vollstän- digen Entwicklung der Larven verbleibt, und bei der in Südamerika vorkommenden Pipa streicht das Männchen die Eier in Hautzellen auf dem Rücken des Weibchens, in welchen die Larven bis zur voll- ständigen Ausbildung der Gliedermaßen und dem Verluste des Schwan- zes verbleiben. Die Entwickelung der Lurche ist bei der Leichtigkeit, womit man sich ihren Laich verschaffen kann, Gegenstand vielfacher Unter- suchungen gewesen. Die reifen Eier bilden eine kugelförmige Dotter- masse, welche bei den meisten eine Ablagerung dunkelgefärbten Pig- mentes in ihrer Rindenschicht zeigt, die besonders um die eine Hälfte so stark ist, ist, daß das Ei hier oft vollkommen schwarz erscheint. Die Dottermasse selbst besteht aus einer dicklichen, eiweißhaltigen, zähen Flüssigkeit, in welcher ungemein viele festere Dotterkörperchen von talgähnlicher Consistenz und meist viereckig abgeplatteter Gestalt sich befinden; — eine sehr zarte Dotterhaut umschließt das Ganze. Bei dem Durchtritte durch den langen, gewundenen Eileiter werden die Eier mit gallertartiger Masse umhüllt, die nur bei wenigen Arten fester wird und dann eine elastische Schnur darstellt, bei den meisten dagegen im Wasser ungemein anschwillt und so die gewaltigen Massen und Klumpen von Laich bildet, welche wir im Frühjahre in Teichen und Gräben finden. Bei der Entwickelung spielt diese Gallertmasse keine weitere Rolle, als die einer schützenden Umhüllung, welche stets wie ein Schwamm mit Wasser vollgesogen ist. Sobald die Larve ihren ersten Entwickelungscyklus vollendet hat, so durchbricht sie diese Hülle, indem sie sie zum Theile auffrißt, um dann frei im Wasser zu leben. Die Furchung des Eies ist meist durchaus vollständig, so daß der ganze Dotter sich in zwei kugelförmige Hälften theilt und diese Theilung sich ebenso durchgreifend fortsetzt, bis die definitive Bildung der Embryonalzellen vorhanden ist. Bei der Entwickelung selbst stellt sich nie ein so scharfer Gegensatz zwischen Dotter und Embryonaltheil wie bei den Fischen heraus, indem die ganze Rindenschicht des Dot- ters sehr bald innigen Antheil an der Ausbildung des Embryo’s nimmt und so die Kernmasse des Dotters, die nach und nach aufge- braucht wird, in ihrem Inneren einschließt; — es zeigt sich demgemäß nie ein eigentlicher, beutelförmiger Dottersack. Die Bauchgegend er- scheint nur je nach dem Alter der Larve mehr oder minder aufge- trieben, da sie den Dotter im Inneren enthält. Die Larven selbst sind unter dem Namen der Kaulquappen, Roßnägel oder Mollenköpfe allgemein bekannt und die Aenderungen ihrer Gestalt im Allgemeinen so auffallend, daß sie von jeher die allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Fig. 1112. Froschlarve in der ersten Zeit ihrer Entwickelung. Fig. 1113. Larve eines Wassermolches (Triton), von oben gesehen, um die Kiemenbäum- chen (b) zu beiden Seiten des Halses zu zeigen. Die erste Entwickelung geht ziemlich rasch vor sich, so daß schon wenige Tage nach der Befruchtung die ganze Dotterkugel in eine Larve umgewandelt ist, deren platter, nie- dergedrückter, mit kleinem, endstän- digem Maule versehener Kopf un- mittelbar in den sackförmigen Bauch übergeht, an dem sich hinten ein plattgedrückter Ruderschwanz befin- det, der ringsum von einem breiten Hautsaume, von einer senkrechten Flosse umgeben ist. Dieser Schwanz zeigt dieselbe zickzackförmige Anord- nung der Muskelbündel, wie sie auch bei den Fischen vorkommt. An dem Halse sproßen die äußeren Kiemen in Gestalt warziger Bäum- chen hervor, verschwinden aber bei den Froschlarven bald wieder, indem sie durch innere Kiemen ersetzt wer- den, während sie bei den Larven der Molche weit längere Zeit hin- durch bestehen bleiben. Die weitere Ausbildung der Larve, welche sich nach dem Durchbruche der Gallertsubstanz nur von Pflanzenstoffen, namentlich von Algen und Wasserfäden nährt, ist nun wesentlich auf die Entwickelung des Schwanzes und die allmälige Verarbeitung des Dotters gerichtet. Der Hautsaum der Schwanzflosse wird sehr hoch, der Körper schlanker und nach und nach bilden sich die Glied- maßen, welche anfangs unter der Haut verborgen sind und sich bei Fig. 1114. Froschlarve mit Hinterbeinen. den Fröschen und Molchen in um- gekehrter Ordnung zeigen, indem bei letzteren die Vorderbeine vor den Hinterbeinen, bei ersteren die Hinterbeine lange Zeit vor den Vorderbeinen die Haut durchbrechen. Fig. 1115. Froschlarve mit zwei Paar Beinen und vollständigem Schwanze. Fig. 1116. Junger Frosch, mit verkümmertem Schwanze. Fig. 1117. Junger Frosch, vollständig ausgebildet. Bei den Froschlarven sind die Hin- terbeine geraume Zeit allein vor- handen und der Schwanz bleibt auch noch eine Zeit lang nach dem Erscheinen der Vorderfüße das hauptsächlichste Bewegungsorgan; dann aber beginnt die Umwande- lung der schwimmenden, pflanzen- fressenden Larve zu einem hüpfenden, insektenfressenden Thiere. Die Kiefer waren bisher mit Hornscheiden oder eigenthümlichen Hornzähnen bewaff- net, die jetzt abfallen. Der Schwanz verkümmert nach und nach, ver- trocknet und verschwindet endlich gänzlich. Bei einem surinamischen Frosche hingegen, dem Jaki (Pseu- des) , fällt der stark fleischige, dicke Schwanz erst sehr spät nach dem Erscheinen der Gliedmaßen ab, so daß die ausgebildete Larve weit voluminöser erscheint, als der daraus hervorgehende Frosch. Die jungen Frösche, denen ein Stummel des Schwanzes noch längere Zeit anhängt, verlassen in Schaaren das Wasser, um sich auf dem festen Lande zu verbreiten. Es geschieht zuweilen, daß Schwärme solcher junger Frösche bei heftigen Gewittern von dem Wirbelwinde meilen- weit durch die Luft entführt werden, wo dann ihr Niederfall zu den abenteuerlichen Sagen vom Froschregen Veranlassung war. Was nun die Entwickelung der inneren Organe bei der Frosch- larve betrifft, so geht auch hier die Bildung des Embryo’s von einem bestimmten Punkte aus, von dem Keimhügel, an welchem sich zuerst die Rückenfurche mit ihren begränzenden Wülsten und nach diesen die Chorda, als erste Anlage des Skelettes zeigt. Die Zellenmassen des Embryos sind sehr bald in dem ganzen Umfange des Dotters als Bauchwandungen und Hautsystem sichtlich. Das Ei wird nun läng- lich, während die Rückenplatten nach oben sich schließen und so den Raum herstellen, welcher für Gehirn und Rückenmark bestimmt ist. Man unterscheidet auch hier deutlich die drei Hirnabtheilungen mit den ihnen zugehörigen Sinnesorganen, Nase, Auge und Ohr, bemerkt aber jetzt schon das Uebergewicht des Vorderhirntheiles über die anderen. Die Entwickelung des Gehirnes und der Sinnesorgane selbst zeigt viele Aehnlichkeit mit derjenigen der Fische, so daß wir auf diese ver- weisen können; namentlich ist der Wölbungsprozeß der einzelnen Hirn- theile und die allmälige Verdichtung ihrer Masse durch Anlagerung auf der inneren Seite durchaus derselbe. Die Ausbildung des Ske- lettes stimmt ebenfalls mit derjenigen der Fische überein. In dem abfallenden Schwanze werden nie Wirbelkörper gebildet, während in dem Rumpfe dieselben entweder als vollständige Ringe entstehen und durch die Form der Doppelkegel hindurchlaufen, welche bei den Kie- menmolchen permanent bleibt, oder aber auch als Halbringe, so daß die Reste der Chorda auf der dem Bauche zugekehrten Fläche der Wirbel wie in einer Rinne stecken. Der knorpelige Urschädel, in wel- chem das Ende der Chorda bei den jungen Larven steckt, zeigt zwar gewöhnlich eine weit breitere Form, als derjenige der Fischembryonen, aber nichts desto weniger dieselben Elemente. Der mittlere Raum, in welchen die Spitze der Chorda hineinragt und der von dem Hirnan- hange ausgefüllt wird, ist bedeutend groß, eiförmig, die seitlichen Schädelleisten schmal, die Zwischenräume zwischen ihnen und den die Augenhöhle begränzenden Jochbogen sehr breit, die Gesichtsplatte klein und kurz. Die Kopfknochen bilden sich durchaus in derselben Weise, größtentheils als Deckplatten, zum kleineren Theile als Ver- knöcherungen des Urschädels, der bei den meisten Gattungen in ein- zelnen Rudimenten zeit Lebens hindurch bestehen bleibt. Von besonderem Interesse erscheint die Entwickelung der Athem- organe und des Blutgefäßsystemes, da sie mit den bleibend ausge- prägten Formen, welche die Klasse darbietet, in engster Beziehung steht. Das Herz entsteht bei den Larven sehr früh aus einer zwischen der Unterfläche des Kopfes und dem Dotter abgelagerten Zellenmasse und tritt sehr bald in Thätigkeit. Anfangs ist es nur schlauch- förmig, später entwickeln sich die einzelnen Abtheilungen; der Aorten- stiel setzt sich unmittelbar in die Kiemenbogen fort, welche anfangs die äußeren, später die inneren Kiemenfransen mit Blut versorgen. Aus den vorderen Kiemengefäßen entstehen die Kopfarterien, während die hinteren sich zur Bildung der Aorta zusammenfügen. Das Kör- perblut strömt längs des Schwanzes durch die Hohlvenen zurück, ver- zweigt sich aber dann, wie bei den Fischen, auf der Oberfläche des Dotters und kehrt durch die Dottervenen in die Vorkammer des Her- zens zurück. Während des ganzen Larvenlebens bleibt dieser Kreis- Fig. 1118. Athemgefäße einer Salamanderlarve, bei welcher einzig die äußeren Kiemen der Athemfunction vorstehen. a Der Arterienstiel des Herzens, der sich in die drei Paar Kiemenarterien (ab) auflöst. br Die äußeren Kiemen, aus deren Fransen sich die Kiemenvenen zusammensetzen. t Kopfarterie, aus der ersten Kiemenvene entstehend. c Bogengefäß, aus der Vereinigung der beiden hinteren Kiemenvenen entstehend und durch seine Vereinigung mit dem der andern Seite die Aorta av bildend. o Augenarterie, aus dem zweiten Kiemenbogen entstehend. 1, 2, 3 Verbindungs- äste zwischen den Stämmen der Kiemenvenen und Kiemenarterien. ap Rudimen- täre Lungenarterie. lauf in seinen Grundzügen derselbe, nur mit dem Unterschiede, daß statt des ursprünglichen Dotterkreislaufes allmälig die Pfortaderbah- nen der Leber und der Nieren eintreteten. Die Lungen entwickeln sich nun allmälig und die aus dem letzten Kiemenbogen entspringenden Lungenarterien werden zusehends bedeutender. Die Luftathmung be- Fig. 1119. Dieselben Gefäße bei einer älteren Larve, wo schon die Lungen zu athmen beginnen und somit der bei den Kiemenmolchen bleibende Zustand vorübergehend hergestellt ist. Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung wie in der vorigen Figur. Die Verbindungsäste 1, 2, 3 sind weit bedeutender geworden, so daß ein großer Theil des Blutes durch dieselben an den Kiemen vorbei in den Körper und in die weit größer gewordenen Lungenarterien läuft. ginnt nun, während die Kiemen einschrumpfen. Die Lungenarterien werden damit ungleich mächtiger, die vorderen Kiemenbogen wandeln sich gänzlich in die Arterien des Kopfes und der Augen um, während die mittleren die Aorta bilden. Während demnach bei den Larven die ganze Menge des Blutes, welche aus dem Herzen hervorgepreßt wird, durch die Kiemen hindurch geht und dann erst sich in den Körper vertheilt, so erhalten bei dem erwachsenen Thiere sämmtliche Körper- Fig. 1120. Dieselben Gefäße beim erwachsenen Thiere. Die Kiemengefäße sind geschwun- den, die Verbindungsäste führen alles Blut, theils in die Lungenarterie, theils in die Aorta und die Arterien des Kopfes und des Auges. organe nur gemischtes Blut, da die Theilung der Herzkammer, welche bei den folgenden Wirbelthierklassen sich ausbildet, hier noch nicht vorhanden ist. Das aus dem Körper zurückströmende Blut tritt frei- lich in die rechte, das aus den Lungen kommende in die linke Vor- kammer ein; aber beide Massen werden in der einfachen Herzkammer gemischt und aus dieser gleichmäßig Körper wie Athemorgane gespeist. Die Ausbildung der Eingeweide weicht in mancher Beziehung von derjenigen der Fische ab. Der Dotter liegt anfänglich frei in den von den Embryonalzellen gebildeten Bauchwandungen, nach und nach bil- den die äußeren Schichten eine dichtere Wandung und so wird allmälig die ganze Dottermasse in einen schneckenförmig gewundenen Darm umgewandelt, in welchem der Rest der Dotterzellen anfangs frei liegt und nach und nach verdaut wird. Es ist mithin dieser schneckenför- mige Darm in seinem mittleren Theile eigentlich das Analogon des Dottersackes bei den Fischen. Gegen das Ende des Larvenlebens, wo die Hornzähne des Mundes abfallen, verkürzt sich auch dieser Darm allmälig und nimmt nach und nach die bei dem erwachsenen Thiere ausgebildete Form an. Die Lungen entstehen als Ausstülpungen des Schlundes unmittelbar hinter dem Kiemenbogen und stellen anfangs zwei solide Zellenanhäufungen vor, die sich erst später aushöhlen. Zu beiden Seiten der Wirbelsaite finden sich hoch oben in der Nähe der Lungen zwei, anfangs solide, später drüsig ausgebildete Körper mit Ausführungsgängen, welche den Nieren der Fische entsprechen. Es sind diese Körper aber nicht die wirklichen Nieren der erwachsenen Thiere, sondern die sogenannten Wolff’schen Körper, die bei allen Wirbelthieren während des Embryonallebens sich ausbilden, bei den Fischen als beständige Nieren während des ganzen Lebens bleiben, bei den übrigen Wirbelthieren aber nach und nach zurücksinken und auf Kosten der eigentlichen Nieren und der Geschlechtstheile zurückge- bildet werden. Diese eigentlichen Nieren entstehen bei den Larven der Lurche ziemlich früh in dem hinteren Theile der Leibeshöhle, während die ersten Rudimente der Geschlechtstheile sich erst sehr spät am Ende des Larvenlebens zeigen. Die Lurche sind in ihrer Lebensart entweder gänzlich auf das süße Wasser angewiesen oder doch wenigstens während ihrer Larven- zeit darauf beschränkt. Bei der schleimigen Beschaffenheit ihrer Haut, der starken Ausdünstung derselben, ist ihnen auch im ausgebildeten Zustande Feuchtigkeit ein nothwendiges Lebensbedürfniß, so daß man sie nur in sumpfigen Gegenden, auf nassen Wiesen oder an schattigen, feuchten, dunklen Orten findet. Ihre Zahl ist in den tropischen Ge- genden bedeutender, als in den gemäßigten und nimmt nach dem hohen Norden hin mehr und mehr ab, so daß in der Polarregion gar keine Thiere dieser Klasse mehr vorkommen. Die Larven leben, wie schon bemerkt, nur von Wasserpflanzen, die erwachsenen Thiere dagegen we- sentlich nur von Insekten, kleinen Würmern u. s. w. Sie können außerordentlich lang, selbst Jahre hindurch ohne Nahrung existiren, wenn ihnen nur der Zutritt von hinlänglicher Luft und Feuchtigkeit gesichert ist. Hieraus erklärt sich auch das Vorkommen lebender Krö- ten in verwachsenen Baumlöchern oder fast verschlossenen Steinhöhlen, von denen man freilich übertrieben sagte, daß sie bei dem Absatze der Steinmasse von derselben umschlossen sein müßten. Angestellte Versuche haben nachgewiesen, daß vollkommen eingeschlossene Kröten sehr bald starben, daß sie aber in porösen Massen, wo der Zutritt von Luft und Feuchtigkeit ihnen gesichert war, lange Zeit hindurch existiren konnten. Die bei uns vorkommenden Lurche überwintern in Sümpfen und Grä- Bogt. Zoologische Briefe. II. 14 ben, wo sie sich in den Schlamm einsenken und schlafend die Früh- lingswärme erwarten. Einige Molche, wie namentlich der Olm in Krain, kommen nur in unterirdischen Höhlengewässern vor, andere, wie die Schleichenlurche, nur in Erdlöchern ähnlich denen der Regen- würmer. Von allen diesen im Verborgenen lebenden Gattungen hat man nur dürftige Notizen über ihre Lebensweise und gar keine über die Entwicklung. Die geologische Geschichte der Lurche ist nur kurz. Eine vollkommen ausgestorbene Familie, die Wickelzähner, hat ihre Ueber- reste nur in der Trias, also in dem bunten Sandsteine, dem Muschel- kalke und dem Keuper hinterlassen. Von den übrigen Lurchen hat man Ueberreste nur an wenigen Orten in den mittleren und oberen Tertiärgebilden gefunden, darunter freilich einige riesige, an südliche Formen sich anschließende Arten. Bei den mannigfaltigen Uebergängen, welche sich in der Klasse der Lurche unter den verschiedenen Formen mit und ohne Schwanz, mit und ohne Kiemen zeigen, hält es im allgemeinen schwieriger die Gränzen größerer Abtheilungen zu stecken, als kleinere Gruppen von einander zu sondern und genauer zu charakterisiren. Die verschiedenen Formen, welche diese Klasse zeigt, stimmen meist so sehr mit der unun- terbrochenen Folge der Entwicklungsphasen der Embryonen überein, daß bei einigen kiementragenden Gattungen lange Zeit Streit herrschte, ob sie in der That ausgebildete Thiere oder nur Larven von höher stehenden noch unbekannten Typen seien. Nachdem dieser Streit durch die Untersuchung der Geschlechtstheile zu Gunsten der ersteren Ansicht gelöst war, tauchte in den schlangenförmigen Blindwühlen ein neuer Gegenstand der Diskussion auf, der endlich zu Gunsten der Amphi- biennatur dieser Thiere entschieden wurde, obgleich durch die Anerken- nung dieser Gruppe zugleich ein sehr abweichendes Glied in die ganze Klasse gebracht wurde. Endlich ist noch jetzt die Frage über die Stel- lung jener merkwürdigen Thiere unentschieden, deren Charaktere in fast gleichmäßig abgewogener Weise diejenigen eines Fisches und eines Lurches in sich vereinigen, so daß es fast auf die individuelle Neigung der Forscher ankommt, ob sie beim Wägen der Charaktere diesem oder jenem derselben mehr Wichtigkeit beilegen und hierdurch das Thier zu der einen oder anderen Klasse stellen wollen. Indem wir uns für die Amphibiennatur dieser Thiere entscheiden, erhalten wir in der Klasse der Lurche vier schon durch äußere Kennzeichen leicht zu unterscheidende Ordnungen: Die Schuppenlurche (Lepidota) mit durchaus be- schupptem, fischähnlichem Körper; die Schleichenlurche (Apoda) mit wurmförmig geringeltem extremitätenlosem Körper, die Schwanz- lurche (Caudata) mit wenigstens einem Paare Extremitäten und mehr oder minder langem bleibendem Schwanze und endlich die Frosch- lurche (Ecaudata) mit vier wohlentwickelten Füßen und ohne eine Spur von Schwanz, der nur im Larvenzustande vorhanden ist. Ordnung der Schuppenlurche. (Lepidota) . Fig. 1121. Der südamerikanische Schuppenlurch (Lepidosiren paradoxa) . Die beiden Gattungen, welche diese Familie und Ordnung bilden, wurden erst in der neueren Zeit in Sümpfen und Flüssen der tropi- schen Gegenden Südamerika’s und Westafrika’s aufgefunden. Das äußere Ansehen des Körpers ist durchaus fischähnlich, der Kopf breit, dreieckig, der Rachen weit gespalten, die Augen ziemlich klein, die Na- senlöcher an der Spitze der Schnauze gelegen. Die Wangentheile des Schädels sind beschuppt und unmittelbar hinter denselben findet sich an derselben Stelle, wie bei den Fischen, eine kleine senkrechte Kiemen- spalte, an welcher bei einer Gattung drei äußere kleine gefranzte feder- artige Kiemenbäumchen stehen, welche bei der anderen fehlen. Hinter den Kiemen stehen die Brustgliedmaßen, zwei stielförmige, zugespitzte Knochen, an deren Innenseite man einen sehr kleinen, kurzen, durch hornige Strahlen gestützten Flossenbart bemerkt, der in der Haut ver- borgen ist. In gleicher Weise sind die hinteren Gliedmaßen gebildet, welche sehr weit nach hinten, unmittelbar neben dem After liegen. Außerdem zeigt sich noch eine senkrechte, durch Hornstrahlen gestützte 14* Flosse, welche etwa in der Mitte des Rückens beginnt und um den Schwanz herum bis zu dem After sich erstreckt. Der ganze Körper ist mit breiten, abgerundeten, dachziegelförmig über einander liegenden Fischschuppen bedeckt, welche aus einzelnen Stücken mosaikartig zusam- mengesetzt erscheinen. So weit erscheinen alle äußeren Charaktere voll- ständig im Einklang mit denjenigen der Fische und auch die Struktur des Skelettes würde gegen diese Einordnung nicht sprechen. Die Wir- belsäule der Schuppenlurche wird von einem ungetheilten Knorpelstabe, einer Chorda, repräsentirt, den eine Faserscheide umgiebt, von welcher nach oben und nach unten knöcherne Wirbelbogen abgehen, welche das Rückenmark und die Aorta umschließen; nach vorn setzt sich die Wir- belsaite unmittelbar in den aus einer einzigen Knorpelkapsel bestehen- den Schädel fort, an welchem einige unzusammenhängende Deckplatten verknöchert sind. Sehr eigenthümlich ist die Bezahnung, indem vorn unter dem Schädel an dem Theil, welcher den Oberkiefer darstellen soll, hohe, senkrechte, schneidende Zahnplatten festgewachsen sind, denen ähnliche Platten im Unterkiefer entsprechen. Bei weiterer Untersu- chung der inneren Organe findet man nun, daß hinter der Kiemen- spalte drei wohlausgebildete Bogen von Kiemenblättchenreihen existiren, zwischen welchen ganz in derselben Weise, wie bei den Fischen die Kiemenspalten in den Schlund durchgehen; außerdem finden sich noch zwei Kiemenbogen, welche keine Blättchen enthalten und deren Arte- rien unmittelbar ohne Verzweigung in die Aorta übergehen, so daß also das aus dem Herzen kommende Blut entweder in die Kiemen- blättchen eingehen, oder, wenn diese ihre Funktion versagen, unmittel- bar durch die Arterien der blättchenlosen Kiemenbögen in die Lungen- arterie gelangen können. So weit können alle Charaktere für Fisch- natur sprechen, wenn sie auch nicht als ausschließliche betrachtet werden können; — bei weiterer Untersuchung aber finden sich wesentliche Un- terscheidungspunkte, welche die Schuppenlurche ganz bestimmt von den Fischen weg zu den Amphibien verweisen. Die Nasenlöcher führen nämlich in eine weite Nasenkapsel, deren beide Gänge nach unten in die Mundhöhle kurz hinter der Schnauzenspitze geöffnet sind. Hinter den Kiemenspalten findet sich in der vorderen Wand des Schlundes eine Stimmritze, welche in eine weite, von Knorpeln gestützte Stimm- lade und in zwei wohlausgebildete zellige Lungensäcke führt, die durch rein venöses Blut vom Herzen aus gespeiset werden und arterielles Blut in den Strom der Aorta abgeben. Bei geschlossenem Maule ist demnach durch die Nasenlöcher ein vollkommener Luftweg hergestellt, was bei keinem Fische vorhanden ist, ebenso wenig als irgend ein Fisch eine an der vorderen Wand des Schlundes geöffnete Lunge, die venöses Blut erhält, besitzt. Die Bedingungen des Athmens und des Kreislaufes sind vielmehr bei den Schuppenlurchen durchaus die näm- lichen, wie wir sie bei denjenigen Amphibien oder Larven sehen, welche zugleich Lungen und Kiemen besitzen und da es zugleich keinen Fisch giebt, welcher im erwachsenen Alter äußere Kiemenbüschel besitzt, so müssen wir nothwendig denjenigen entgegentreten, welche mit Herbei- ziehung aller möglichen Analogien die Schuppenlurche zu den Fischen haben versetzen wollen. Die Thiere, welche dieser Ordnung angehö- ren, graben sich in den heißen Ländern, welche sie bewohnen, während des Austrocknens der Sümpfe in eine Art von Nest ein, das sie sich besonders aus Blättern machen und erwarten dort luftathmend die Regenzeit, welche den Sümpfen wieder Wasser und ihnen die Kiemen- athmung zurückgiebt. Lepidosiren; Protopterus . Ordnung der Schleichenlurche. (Apoda) . Fig. 1122. Fig. 1124. Fig. 1125. Fig. 1123. Fig. 1122. Der mexikanische Schleichenlurch (Siphonops mexicanus) . Fig. 1123. Eine einzelne Schuppe desselben vergrößert. Fig. 1124. Lagerung der Schuppen in den Ringen von Coecilia albi- ventris . Fig. 1125. Einzelne Schuppe vergrößert. Der Körper dieser Thiere, welche man früher zu den Schlangen zählte, hat etwa die Gestalt eines dicken Regenwurmes, der nach vorn und hinten fast gleichmäßig zugestutzt erscheint. Die ganze Haut ist schlüpfrig weich, schleimig, wurmförmig geringelt und in Falten gelegt und in diesen Falten stecken verborgen und in besonderen Täschchen kleine, durchsichtige Schuppen, welche durchaus den Schuppen der Fische gleichen und wie diese mit concentrischen Linien besetzt sind. Es zeigt sich keine Spur von Gliedmaßen weder von außen, noch an dem Ske- lette. Der Kopf ist kegelförmig, die Schnauze etwas vorgezogen, die mittelmäßige Mundspalte auf der unteren Seite dieses Kegels ange- bracht. Der After befindet sich ganz hinten am Ende des Körpers, etwas auf der Unterfläche und zeigt eine rundliche, gleichförmig zusam- mengezogene Gestalt; ein eigentlicher Schwanz existirt mithin gar nicht. Die Nasenlöcher liegen vorn an der Schnauze, hinter und unter ihnen findet sich bei den meisten Gattungen jederseits eine blinde Grube, deren Bedeutug nicht weiter bekannt ist. Die Augen sind bei allen nur rudimentär, bei einigen Arten deutlich sichtbar, bei anderen gänz- lich von der darüber gespannten Haut gedeckt. Oeffnet man das Maul, so sieht man in der oberen Wandung zwei concentrische Reihen starker, spitzer, nach hinten gekrümmter Hakenzähne, von welchen die äußere Reihe dem Oberkiefer, die innere den Gaumenbeinen angehört; der Unterkiefer zeigt nur eine Reihe; zwischen seinen Aesten liegt die vollkommen festgewachsene, rundum angeheftete Zunge. Der Schädel Fig. 1126. Fig. 1127. Fig. 1128. Schädel von Siphonops mexicanus . Fig. 1126. Von Unten Fig. 1127. Von der Seite. Fig. 1128. Von Oben. ist ausgezeichnet durch die feste Verwachsung der Schädelknochen und namentlich durch die doppelten, seitlich gestellten Gelenkhöcker für den ersten Wirbel, ein Charakter, welcher den Batrachiern ganz allgemein zukömmt, während er den Reptilien und namentlich den Schlangen und Eidechsen, welchen man diese Thiere früher zuzählte, gänzlich abgeht, indem diese stets nur einen einzigen Gelenkhöcker am Hinter- haupte besitzen. Die Familie der Blindwühlen (Coecilida) repräsentirt einzig in der jetzigen Schöpfung diese Ordnung; besonders ausgezeichnet ist bei diesen Thieren neben durchaus rudimentärer Entwicklung der Wirbel, die ähnlich denjenigen der Fische Doppelhöhlen besitzen, die bedeutende Ausbildung des Zungenbeines, das mehrere Knochenbogen hat, die in ähnlicher Weise, wie die Knochenbögen des kiementragenden Zungen- beines bei Salamanderlarven gebildet sind. In der That hat man auch dieser Bildung entsprechend gefunden, daß bei jungen Blindwüh- len auf der Seite des Halses ein Kiemenloch existirt, welches zu den gefranzten Kiemenbögen und den dazwischen liegenden Spalten führt, die später verwachsen — eine Entdeckung, welche die Blindwühlen definitiv zu den Amphibien stellen muß. Die Thiere leben in den tropischen Gegenden beider Hemisphären in Erdlöchern und scheinen sich hauptsächlich von Insektenlarven zu nähren, nach denen sie im feuchten Boden wühlen. Coecilia; Siphonops; Epicrium; Rhinatrema . Fig. 1129. Fig. 1130. Fig. 1130. Schädel von Mastodonsaurus Jaegeri aus dem Keuper, von oben gesehen. Man bemerkt hinter der Nasenhöhle (a) die Löcher für den Durchtritt der Fangzähne des Unterkiefers (b) , c Augenhöhlen. d Hinterhauptsgelenk. Fig. 1129. Querdurchschnitt eines Zahnes, um die gewickelte Struktur der Zahnsubstanz zu zeigen. Die Schichten der drei Gebilde der Trias, besonders aber dieje- nigen des Muschelkalkes, weniger diejenigen des Keupers und bunten Sandsteines haben eine große Anzahl von fossilen Resten eigenthümli- cher Art geliefert, welche man unter dem Namen der Wickelzähner (Labyrinthodonta) zusammengefaßt hat. Mit Sicherheit sind von diesen Thieren bis jetzt nur die Schädel bekannt, welche durch ihre breite abgeplattete Form, die starke Verwachsung sämmtlicher Knochen, die doppelten Gelenkhöcker am Hinterhaupte und die großen in Doppel- reihen eingepflanzten Zähne, in Kiefer- und Gaumenbeinen sich we- sentlich den Blindwühlen nähern, von denen sie sich indessen sowohl durch ihre kolossale Größe und die bedeutenden Augenhöhlen, als auch namentlich durch die Struktur der Zähne unterscheiden. Diese letzteren sind nämlich groß, kegelförmig, auf ihrer ganzen Oberfläche tief ge- furcht und cannelirt und zeigen sich bei einem Durchschnitte aus einem vielfach zusammengewundenem Blatte dichter Zahnsubstanz gebildet, die etwa aussieht, als hätte man ein dickes Tuch in sich zusammengewun- den und gepreßt. Diese seltsam gebildeten Zähne stecken in derselben Weise, wie diejenigen der Blindwühlen tief in eigenen geschlossenen Zahnhöhlen und sitzen ebenso in zwei Reihen in der oberen Kinnlade und im Gaumengewölbe. Wie es scheint hatte diese eigenthümliche Familie, welche vielleicht eine besondere Ordnung bilden muß, knöcherne Hautschilder, ähnlich denen der Krokodile, und kurze Füße, analog denen der Frösche; wenigstens sind in denselben Schichten Becken-, Schulter- und Armknochen gefunden worden, welche durch ihre Größe den Schädel der Labyrinthodonten entsprechen und durch ihre Bildung sich denen der Frösche nähern. Man hat deßhalb auch mit einiger Wahrscheinlichkeit die handartigen Fußtapfen, welche offenbar einem vierfüßigen Thiere angehörten, und die man an einigen Orten im bunten Sandsteine häufig vorgefunden und mit dem Namen Chirothe- rium bezeichnet hat, den Labyrinthodonten zugeschrieben. Labyrintho- don; Mastodonsaurus; Capitosaurus; Metopias . Ordnung der Schwanzlurche oder Molche. (Caudata) . Der Körper dieser Thiere ist mehr oder minder lang gestreckt, die Extremitäten, wenn solche vorhanden, klein, kurz, weit von einan- der gestellt, so daß sie den Körper kaum zu tragen vermögen, der Schwanz von mittlerer Länge, meist seitlich zusammengedrückt, eine direkte Fortsetzung des Rumpfes. Die ganze Gestalt gleicht in vieler Beziehung derjenigen der Eidechsen, so daß man auch früher die Molche in der That zu den Eidechsen zählte, bis eine genauere Bekanntschaft mit ihrer inneren Organisation ihnen die richtige Stelle anwies. Der Kopf dieser Thiere ist stets sehr niedergedrückt, breit, vorn mehr oder minder abgerundet, die Nasenlöcher an der Spitze der Schnauze be- findlich, sehr klein und unmittelbar durchgehend, so daß die inneren Nasenöffnungen sich vorn in dem Rachen unmittelbar hinter der Reihe der Kieferzähne befinden. Die Augen sind sehr verschieden entwickelt, bald sehr klein, rudimentär und gänzlich von der undurchsichtigen Haut überzogen, in anderen Fällen größer, deutlich, aber durchaus ohne Augenlider, in die durchsichtige Haut eingesenkt: — bei den noch höher entwickelten Familien halbkugelförmig vortretend, zurückziehbar wie bei den Fröschen und mit vollständigen Augenlidern versehen. Eine äußere Ohröffnung fehlt stets und an dem inneren Ohr existirt keine Pau- kenhöhle, sondern nur das Labyrinth mit seinen verschiedenen Bildun- gen. Hinsichtlich der Entwicklung der Füße beobachtet man bei den ausgebildeten Gattungen alle Stadien, welche sich bei den Larven der höchst stehenden Familie, der Salamander, zeigen. So wie aus dem langgestreckten, fischähnlichen Körper der letzteren zuerst die Vorder- beine hervorbrechen in Gestalt kleiner unbedeutender Anhängsel mit kaum getrennten unförmlichen Zehen, wie dann nach einiger Zeit die Hinterfüße hervorkommen, ebenfalls anfangs in rudimentärer Ausbil- dung, so sehen wir auch hier in aufsteigender Linie Gattungen mit zwei Vorderfüßchen, die nicht einmal die Größe eines Kiemenbüschels erreichen und nur drei unförmliche Zehen haben, andere mit ebenso rudimentären Hinterfüßen, und können so eine stete Stufenfolge bis zur Ausbildung zweier fast gleicher Fußpaare mit wohl entwickelten Zehen, die in seltenen Fällen Nägel tragen, verfolgen. Hinsichtlich des Schwanzes zeigen sich ähnliche Entwicklungsstufen; — anfangs erscheint er breit, plattgedrückt, mit seitlichen, in Zickzack angelegten Muskelstreifen wie derjenige eines Fisches mit häutiger Flosse gesäumt, später mehr abgerundet ohne Flossensaum mit trichterförmig in ein- ander steckenden runden Muskeln besetzt. Denselben Gang der Aus- bildung zeigen die Athemorgane; bei den niedersten Formen stehen Kiemen und Lungen in gleicher Bedeutung für die Athmung da, ja die ersteren überwiegen bedeutend; wie bei den Froschlarven, so finden sich hier quastförmige oder baumartig verzweigte Kiemenbüschel, welche mit der äußeren Haut zusammenhängen und mit ihrer Wurzel auf den sonst freien Kiemenbögen aufsitzen. In anderen Fällen sind zwar äußere Kiemen nicht mehr vorhanden, dagegen existirt eine Kiemen- spalte auf jeder Seite des Halses, die zu den freien, durch Spalten getrennten Kiemenbögen führt, welche auf ihrer konvexen Seite mit Athemfranzen besetzt sind; bei den höheren Familien endlich schließt sich die im späteren Larvenzustand vorhandene Kiemenspalte völlig, die inneren Kiemenfrazen verschwinden, die Kiemenbogen bilden sich zurück und die großzelligen, sackförmigen Lungen dienen einzig und allein der Athmung. Alle Molche haben in dem Oberkiefer sowohl wie in den Gaumenbeinen Zähne, die gewöhnlich zwei vollkommen parallele Bogen bilden, zwischen welche der Zahnbogen des Unterkie- fers eingreift; die Zähne selbst sind stets nur einfache spitzige Haken- zähnchen, oft so klein und im Zahnfleisch verborgen, daß man sich von ihrer Anwesenheit eher durch das Gefühl, als durch das Gesicht über- zeugen kann. Der Raum zwischen den bogenförmigen Unterkieferästen ist von der runden Zunge ausgefüllt, die meist mit ihrem ganzen Grunde festgewachsen und nur an dem Rande frei ist, deren Anhef- tung aber sich oft sehr verengert, so daß sie dann die Gestalt eines Hutpilzes hat, der mit einem dünnen Stiele auf dem Grunde der Mundhöhle festsitzt. Fast alle Molche halten sich zeitlebens im Wasser auf, meistens in seichten, schlammigen Sümpfen, seltener in größeren Seen, niemals im Meere; nur die am höchsten ausgebildeten Gattungen leben auf festem Lande, aber auch hier nur an feuchten, schattigen Orten und verlassen ihre Schlupfwinkel nur nach Regen und starkem Thaue, um ihrer aus Insekten und Würmern bestehenden Nahrung nachzuschleichen. Die größeren in Seen und Sümpfen lebenden Arten nähren sich eben- falls von Insekten und Fischen. Der nackten, schlüpfrigen Haut wegen, die bei den auf dem festen Lande lebenden Gattungen noch obenein durch besondere über den ganzen Körper zerstreute Drüsen einen schar- fen, ätzenden Milchsaft absondert, hält der Volksglaube unrichtiger- weise manche dieser Thiere für giftig. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1131. Der Axolotl aus Mexiko (Siredon pisciformis) . Die Kiemenmolche ( Sirenida ) stellen den niedersten Typus der Ordnung dar. Auf jeder Seite des Halses finden sich zwei oder drei baumförmig verästelte äußere Kiemenbüschel; — das Auge ist entweder ganz verdeckt oder doch nur sehr klein und ohne Lider; der Kopf ganz niedergedrückt, platt; die Füße sehr klein, durchaus unfähig, den Körper zu tragen, vorn meistens nur mit drei, hinten mit zwei bis fünf rudimentären, unvollständig abgetheilten, kaum ge- gliederten Zehen versehen. Die Thiere leben stets im Wasser, einige, wie der bekannte Olm oder Proteus aus Kärnthen und Krain, nur in unterirdischen Höhlen und können Jahre lang ohne Nahrung aus- halten; sie sind meist nur klein, doch erreicht die größte nordamerika- nische Art eine Länge von drei Fuß. Hypochthon (Proteus); Siren; Siredon (Axolotl); Menobranchus . Fig. 1132. Der Aalmolch (Amphiuma tridactylum) . Bei der Familie der Aalmolche (Amphiumida) finden sich stets vier Füße, wenn auch gewöhnlich nur rudimentär ausgebildet und oft nur mit einer geringen Zahl rudimentärer Zehen versehen. Der Körper ist meist noch quappenartig, zuweilen aber lang gestreckt, abge- rundet, aalförmig. Aeußere Kiemen fehlen durchaus, die Lungen sind vollständig entwickelt. Bei den meisten Gattungen indessen findet sich noch ein Kiemenloch auf jeder Seite des Halses, welches zu den mit Kiemenfranzen besetzten Bogen führt; bei dem japanischen Riesenmolche (Cryptobranchus) dagegen ist auch diese Oeffnung und die Kiemen- franzen vollständig verschwunden und hierdurch der Uebergang zu der folgenden Familie gebildet, von welcher sich die Aalmolche stets durch die mangelhafte Ausbildung der Augen unterscheiden, die zwar vor- handen, aber unter allen Umständen klein und aller Augenlider baar sind, indem sie nur von der durchsichtigen, an dieser Stelle verdünnten Körperhaut überzogen werden. Die meist großen Thiere wühlen sich be- sonders gern in den Schlamm seichterer Gewässer oder Flußufer ein und zeigen schon Repräsentanten in der tertiären Periode, deren Ueber- reste man früher bei ihrer bedeutenden Größe und bei der runden Gestalt des Kopfskelettes, die indeß hier durch die Kieferbogen bedingt ist, für Skelette vorsündfluthlicher Kinder von einigen Jahren hielt. Amphiuma; Menopoma; Cryptobranchus; Andrias . Die Familie der eigentlichen Molche ( Salamandrida ) zeichnet sich vor den vorhergehenden durch den vollkommenen Mangel aller Kiemenorgane im erwachsenen Zustande aus, so wie durch die Bildung der Augen, welche vollkommen entwickelte Lider besitzen, über die Fläche des Kopfes hervorragen und in die Augenhöhle zurückgezogen werden können. Man kann bei ihnen zwei Gruppen unterscheiden, die Was- sermolche (Tritonida) mit zusammengedrücktem Flossenschwanze, Fig. 1133. Der Wassermolch mit dem Rückenkamme (Triton cristatus) . dünnen Füßen, welche beständig in Pfützen und Sümpfen leben und Eier legen, aus welchen sich Larven bilden, die frei im Wasser umher- schwimmen ((Triton; Euproctes; Pleurodeles; Oedipus; Pseudotriton; Ambystoma) und die Erdmolche (Salamandrida) mit cylindri- schem flossenlosem Schwanze und großen Drüsen in der Ohrgegend, die einen gelblichen Saft absondern. Diese letzteren leben nur an feuchten Orten auf dem Lande und gebären lebendige Junge, indem die befruchteten Eier an einer erweiterten Stelle des Eileiters sich weiter entwickeln und in der eiweißartigen Flüssigkeit, welche diese Er- weiterung erfüllt, ihre ganze Larvenperiode durchmachen. (Salamandra.) Ordnung der Froschlurche. (Anura.) Die eigenthümliche Gestalt und besondere Ausbildung der Extre- mitäten bei den froschartigen Thieren sind bekannt genug. Der Kör- per ist stets niedergedrückt, platt, breit und kurz, der Kopf durch keinen deutlichen Hals vom Rumpfe geschieden; die Mundspalte weit. Die vorderen Extremitäten kurz, gewöhnlich nur mit vier, oft seltsam gekrümmten Zehen versehen; die hinteren sehr lang, die Schenkel mäch- tig entwickelt, die fünf Zehen gewöhnlich, wenn auch in ungleicher Länge ausgebildet und die ganzen Hinterbeine meist zum Sprunge ge- eignet. Die Haut ist nackt, weich, außerordentlich dehnbar. Der After an dem hinteren Ende der Wirbelsäule und des Körpers gele- gen, so daß im erwachsenen Alter auch keine Spur eines Schwanzes vorhanden ist. Betrachtet man die so eigenthümliche Organisation dieser Ordnung näher, so findet man so viele Besonderheiten, daß es unmöglich ist, ein dieser Gruppe angehöriges Thier zu verkennen. Der breite, flache, meist zugerundete Kopf trägt an seiner vorderen Spitze die Nasenlöcher, welche gewöhnlich durch Hautklappen vollkom- men verschließbar sind und fast senkrecht nach unten in den Mund hinter dem Bogen des Oberkiefers sich öffnen; die Augen sind mit wenigen Ausnahmen unverhältnißmäßig groß, oben auf die Stirn- fläche gestellt, stark vorragend, in ihre Höhlen zurückziehbar, mit einem kleinen oberen und einem sehr großen unteren Augenlide versehen, welches sich fast über den ganzen Augapfel hinaufziehen kann. Hinter den Augen zeigt sich gewöhnlich das große, runde Paukenfell, welches zuweilen verdeckt ist und in die weite Paukenhöhle führt, die mit einer kurzen, sehr deutlichen Trompete meist auf beiden Seiten, selten nur in der Mitte des Rachengewölbes einmündet. Der Rachen selbst ist ungemein weit gespalten, der Oberkiefer gewöhnlich, Unterkiefer und Gaumenbeine dagegen nur selten mit kleinen hakigen Zähnchen bewaff- net. Oeffnet man den Rachen, so sieht man in dem Gaumengewölbe vorn die beiden Nasenöffnungen, weiter nach hinten die in die Mund- höhle vorspringenden Augäpfel und ganz hinten die Oeffnungen der Ohrtrompeten, während der weite Raum zwischen den Unterkieferästen gewöhnlich von der dicken schwammigen Zunge ausgefüllt wird. Diese fehlt nur äußerst selten ganz, ist aber gewöhnlich nicht an ihrem Grunde und an ihrem hinteren Theile, sondern im Gegentheile vorn in dem Winkel des Unterkiefers befestigt und an ihrem hinteren Rande frei, so daß sie nach außen umgeschlagen werden kann. Die Haut ist vollkommen nackt, bei vielen Arten mit warzigen Vorragungen und dicken Drüsen besetzt, die oft eine unangenehm riechende Flüssigkeit ab- sondern. Die nach innen gebogenen kurzen, meist aber stämmigen Vorderfüße tragen vier freie Zehen von ziemlich gleicher Länge, wäh- rend die massiven und langen Hinterbeine gewöhnlich fünf Zehen be- sitzen, von denen meist die vierte die längste, der auf gleiche Linie gestellte Daumen aber die kürzeste ist. Gewöhnlich sind die Zehen der Hinterfüße entweder in ihrer ganzen Länge oder nur am Grunde durch Schwimmhäute mit einander verbunden. Nägel kommen nur äußerst selten vor, fast stets endigen die Zehen frei, oft dagegen fin- den sich an ihrer Unterfläche sowohl, wie an der Innenfläche der Hand besondere Ballen und Warzen, die entweder dem Männchen bei der Begattung zum Festhalten dienen und dann sich nur periodisch bei dem einen Geschlechte entwickeln, oder auch permanent an beiden Fußpaaren vorhanden sind und dann zum Unterstützen des Kletterns dienen. Die auffallendsten Eigenthümlichkeiten des Skelettes bestehen in der außerordentlichen Kürze der Wirbelsäule, die meist nur acht ausgebildete Wirbel enthält, auf welche dann als Kreuzbein ein lan- ger stabförmiger Knochen folgt, an dem zu beiden Seiten sich die stabförmigen Beckenknochen anlehnen, sowie in dem gänzlichen Mangel aller Rippen oder rippenartigen Gebilde, welche die Bauchwandungen stützen können, so daß diese in ihrer Ausdehnung außerordentlich wech- seln können. Die meisten Froschlurche haben sehr große, sackförmige, netzartige Lungen, eine wohlgebildete, weite Stimmlade und eine laut schallende Stimme, deren Klang oft noch durch besondere Resonnanz- höhlen und Kehlblasen verstärkt wird. Im erwachsenen Zustande fehlt allen Froschlurchen der Schwanz durchaus, während sie, wie wir schon früher sahen, im jugendlichen Zustande stets einen solchen besitzen und bei manchen Gattungen dieser Schwanz nur sehr spät und lange nach vollständiger Entwickelung der Beine abfällt, so daß zuweilen selbst die ausgebildete Larve eine be- deutendere Körpermasse bietet, als das erwachsene schwanzlose Thier. Viele halten sich zeitlebens im süßen Wasser, namentlich in Sümpfen auf, andere suchen das Wasser nur zur Fortpflanzungszeit, um ihre Eier und die daraus entstehenden Larven diesem Elemente anzuver- trauen, halten sich aber sonst auf ebener Erde, an feuchten Orten auf, noch andere endlich verfolgen ihre Beute, die stets aus Insekten und ähnlichen kleinen Thieren besteht, auf Gebüschen und in schattigen Wäldern. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1134. Weibliche Pipa mit Jungen in den Rückenzellen. (Pipa americana), Die Familie der zungenlosen Froschlurche (Aglossa) zeigt einen dreieckigen, flachen, niedergedrückten Kopf mit verhältnißmäßig kleinen rundlichen Augen, breiten, krötenartigen Körper, sehr kräftige Hinter- füße mit fünf Zehen, welche in ihrer ganzen Länge durch eine Schwimmhaut verbunden und von denen die drei vorderen bei der Kapkröte (Dactylethra) mit hufartigen Klauen am Ende versehen sind. Das Paukenfell ist gänzlich versteckt, die Zunge fehlt durchaus, die eustachischen Trompeten münden im Grunde des Rachens in einer einzigen mittleren Oeffnung aus. Die Bezahnung ist bei beiden Gat- tungen, welche diese Familie zusammensetzen, verschieden, indem bei der Kapkröte der Oberkiefer kleine, spitze Zähnchen, wie bei den Frö- schen, trägt, während bei der surinamischen Kröte (Pipa) beide Kiefer vollkommen zahnlos sind. Letztere ist zudem von langer Zeit her durch ihre eigenthümliche Fortpflanzungsweise bekannt. Die Rückenhaut des Weibchens zeigt nämlich grubenartige Vertiefungen, in welche das Männchen bei der Begattung die befruchteten Eier einstreicht. Mit dem Wachsen der Larven dehnen sich auch diese Hautzellen aus, so daß die Jungen ihre ganze Entwickelung bis zur vollständigen Ausbil- dung der Füße und bis zum Verluste des Schwanzes in diesen Zellen durchmachen. Pipa; Dactylethra . Fig. 1135. Die gewöhnliche Kröte. (Bufo vulgaris.) Die Familie der Kröten ( Bufonida ) unterscheidet sich von der vorigen durch die stete Anwesenheit einer wohlgebildeten Zunge, welche mit ihrem vorderen Rande in dem Unterkieferwinkel befestigt, hinten aber frei ist. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der Kröten von den Fröschen liegt nicht in der warzigen, mit Drüsen besetzten Haut, die einen scharfen, meist übelriechenden Saft absondert, auch nicht in den wenig entwickelten Hinterfüßen, die den Kröten gewöhnlich nur ein watschelndes Kriechen, nicht aber große Sprünge gestatten, sondern vielmehr in der Bezahnung, indem beide Kiefer, oberer wie unterer, durchaus zahnlos und nur mit einem etwas zugeschärften Rande ver- sehen sind. Den meisten Kröten fehlen auch Gaumenzähne und alle mit Ausnahme einer einzigen Gattung haben kurze, krumme Zehen an den Vorderfüßen, ohne Erweiterung oder Kletterballen. Die dicken Drüsenmassen hinter dem Auge in der Halsgegend, die warzige Haut sind zwar bei unseren inländischen Kröten allgemein vorhanden, kom- men aber auch einigen Froschgattungen zu und fehlen den meisten aus- ländischen Gattungen, die eine eben so glatte Haut haben, wie unsere inländischen Frösche. Fast alle Kröten sind nächtliche Thiere, welche ungemein lange ohne Nahrung ausdauern können, sobald ihr Zu- fluchtsort nur für Luft und Feuchtigkeit zugänglich ist. Die Ein- schließung von Kröten in engen Steinhöhlen, wo sie unter den ange- gebenen Bedingungen lange lebten, ist eine Thatsache, Fabel dagegen, wenn man behauptet, daß diese Einschließung eine hermetische gewesen und seit dem Beginne des Absatzes der Steinmasse gedauert habe. Bufo; Breviceps; Engystoma; Rhinophryne; Uperodon; Phryniscus; Dendrobates; Hylaedactylus . Die Familie der Frösche ( Ranida ) stellt den vollendetsten Typus der Gattung dar, indem bei ihnen meist die Hinterfüße sehr stark ent- wickelt, bedeutend lang und muskulös sind und zu großen Sprüngen befähigen. Die Körperhaut ist meist glatt, aber selbst bei einigen in- ländischen Gattungen, die im gewöhnlichen Leben als Kröten bezeichnet werden, wie z. B. bei der Unke (Bombinator) , mit dicken Drüsenrei- hen besetzt. Der Oberkiefer ist stets gezähnt, der Gaumen trägt meistens, der Unterkiefer nur sehr selten Zähne. Die Zunge ist bald gänzlich, bald nur vorn zwischen den Unterkiefern befestigt und hinten frei. Wir unterscheiden zwei Unterfamilien: die eigentlichen Frösche (Rani- da) , mit spitzen, vorn freien Zehen, kurzen, gedrängten Vorderfüßen und langen Hinterfüßen, deren Zehen durch eine Schwimmhaut verbun- den sind. Sie halten sich nur auf der Erde, meist in sumpfigen Gegenden und in der Nähe des Wassers auf, in das sie bei Ge- fahr flüchten und die Männchen haben gewöhnlich Kehlblasen (Rana; Pelobates; Ceratophrys; Cystignathus; Pseudis; Alytes; Bombinator; Leiuperes.) und die Laubfrösche (Hylida) , deren meist vorn und hinten freie Zehen an ihrem Ende mit breiten Kletter- ballen versehen sind, die oft förmlich die Gestalt von Saugnäpfen haben, einen klebrigen Saft absondern und beim Hüpfen auf Bäumen Fig. 1136. Der gemeine Laubfrosch. (Hyla viridis.) und Gesträuchen, wo diese schlanken, langbeinigen Thiere sich aufhal- ten, ihnen wesentliche Dienste leisten. Hyla; Eucnemis; Phyllomedusa Phyllobates; Ixalis; Cornufer; Elosia; Polypedates . Höhere Wirbelthiere . Die Gruppe, welche von den drei höheren Wirbelthierklassen gebildet wird, unterscheidet sich, wie schon früher bemerkt wurde, von den niederen hauptsächlich durch ihre Entwicklungsgeschichte, und na- mentlich durch die ausgiebige Hüllenbildung, welche von dem Embryo selbst ausgeht, so wie durch manche andere Eigenthümlichkeiten, die wir schon im Eingange dieses Bandes erwähnten. Die Scheidelinie, welche bei den jetzt lebenden Formen sich mit vollkommener Sicherheit und Bestimmtheit zwischen den Lurchen und Reptilien legen läßt, wird freilich bei den fossilen Gattungen häufig schwankend, da hier gerade diejenigen Eigenthümlichkeiten der inneren Organisation der Anatomie und Entwicklungsgeschichte nicht zur Anschauung kommen, auf welche dieselbe hauptsächlich gegründet ist. Man muß indeß wohl im Auge behalten, daß in allen diesen Beziehungen die Geschichte der fossilen Formen sich niemals gleichberechtigt der Untersuchung der lebenden Typen gegenüber stellen darf, da jene überall in ihren Objekten der Vollständigkeit entbehrt, welche diese auszeichnet. Vogt. Zoologische Briefe. II. 15 Klasse der Reptilien. (Reptilia.) Die Thiere, welche wir in dieser Klasse zusammenfassen, zeichnen sich von den beiden höheren Wirbelthierklassen sogleich durch einen Charakter aus, welchen sie mit der Gruppe der niederen Wirbelthiere gemein haben: sie besitzen kaltes Blut, dessen Temperatur stets im Einklange mit dem Wärmegrade der Umgebung steht und nur um ein Weniges sich über denselben erhebt. Die äußere Körperform dieser Thiere ist ebenso wenig übereinstimmend, als diejenige der Lurche; meist indeß herrscht die Entwicklung der Wirbelsäule derjenigen der Gliedmaßen gegenüber bedeutend vor. Der ganze Körper erscheint lang gestreckt, bald vollkommen fußlos, wie bei den Schlangen, bald mit nur kurzen Füßen versehen, die gewöhnlich unfähig sind, den Leib vollkommen zu tragen. In der That schleift bei den Eidechsen, bei welchen die Füße noch am meisten entwickelt sind, die ganze Unter- fläche des Körpers fast beständig auf der Erde hin und die kurzen Beine sind so sehr seitlich gestellt, daß sie mehr wie nach außen gerich- tete Hebel zum Fortschieben des schlangenartig sich windenden Körpers, denn wie Stützen desselben wirken können. Bei einer wichtigen Ord- nung der Reptilien, bei den Schildkröten, tritt im Gegensatze zu den Schlangen, Eidechsen und Krokodilen die Breitedimension des Körpers mehr hervor, so daß dieser in Form einer platten Scheibe erscheint, die zuweilen eine fast rundliche Gestalt hat. Bei allen Reptilien ohne Ausnahme ist der Schwanz bedeutend entwickelt, bei vielen sogar übertrifft er weit die Länge des Körpers, während dagegen der Hals entweder ganz fehlt oder nur kurz ist und höchstens bei den Schild- kröten eine bedeutende Beweglichkeit und Länge erhält. Die Hautbedeckungen sind nach verschiedenen Typen gestaltet. Bei einigen Familien der Eidechsen und zwar namentlich bei den Skinken kommen noch wahre Schuppen, ähnlich denen der Fische vor, dünne Knochenblättchen, die eine Hornschicht als Unterlage haben, ein- ander dachziegelförmig decken und in Taschen der verdünnten Haut- gebilde eingeschlossen sind. Bei den übrigen Eidechsen und Schlangen spricht man zwar auch von Schuppen, darf indeß unter diesem Aus- drucke nicht dieselbe Bildung verstehen. Die Haut sondert sich hier deutlich in zwei Schichten, die aus Fasern gebildete Lederhaut und die einem erhärteten Firnisse ähnliche Oberhaut, welche von Zeit zu Zeit im Ganzen abgestreift wird. Die Lederhaut bildet nun bald einfache körnige Erhabenheiten, bald Wärzchen, bald auch nach hinten freie Erhöhungen von schuppenähnlicher Gestalt, über welche die Oberhaut sich eng anliegend wegzieht und mit dünneren Einsenkungen in die Falten der Warzen und Erhöhungen sich einbiegt. In diesen Erhö- hungen entstehen bei den Krokodilen echte Knochenschider, die in die Dicke der Haut selbst eingesenkt sind, deren Fäden sich in die zahlrei- chen Löcher der Knochenschilder fortsetzen; bei den Schildkröten ver- wachsen diese Knochenproduktionen der Haut sogar sehr frühzeitig mit denjenigen des Skelettes zum Rücken- und Bauchschilde, während die Oberhaut auf diesem Schilde sich stark hornig verdickt und so das Schildpatt bildet. Besondere Drüsen der Haut kommen häufig vor, wenn auch nur auf einzelne Stellen beschränkt; — so findet sich bei den Schildkröten jederseits eine kleine Drüse unmittelbar unter dem Rückenschilde, die sich gewöhnlich in dem seitlichem Falze nach außen öffnet. Bei den Krokodilen liegen solche einen moschusartigen Geruch verbreitende Drüsen vielfach zerstreut in der Haut und am Unter- kiefer und bei den meisten Eidechsen kommt eine Querreihe solcher Bälge vor, welche quer über das Deckschild des Afters herüberläuft, an der Innenseite des Schenkels gegen das Bein hinab sich erstreckt und unter dem Namen der Schenkelporen bekannt ist. Das Skelett der Reptilien zeigt stets in seinen wesentlichen Theilen eine vollständige Verknöcherung. Die embryonalen Formen, die Wirbelsaite wie der knorpelige Urschädel, sind von nun an bei den erwachsenen Wirbelthieren vollständig verschwunden und kommen nur noch bei dem Embryo in frühester Zeit der Skelettbildung vor. Die Zusammensetzung der einzelnen Theile des Skelettes ändert indessen sehr bei den verschiedenen Ordnungen, so daß es schwierig hält, ein 15* allgemeines Bild davon zu entwerfen, zumal da als Ueberreste des eigentlichen Urschädels hier und da nur noch faserige Zwischenwände vorkommen, die bei den getrockneten Skeletten ausfallen und so die Vergleichung erschweren. Der Schädel der Reptilien zeigt gewöhnlich eine mehr oder minder abgeplattete Gestalt und ein bedeutendes Ueberwiegen der Kie- Fig. 1139. Fig. 1137. Fig. 1138. Fig. 1140. Schädel des Rautenkrokodils (Crocodilus rhombifer) . Fig. 1137. Von oben. Fig. 1138. Von unten. Fig. 1139. Von der Seite. Fig. 1140. Der halbe Unterkiefer von der innern Seite. Die Ziffern haben die frühere Bedeutung. la Thränenbein (lacrymale). ch Die hintere Nasenöffnung (Choanen). fergerüste und der Gesichtsknochen gegen die nur kleine Schädelkapsel. Das Hinterhauptsbein ist immer vollständig in Wirbelform entwickelt, und zerfällt in den unpaaren Körper, die unpaare Schuppe und die beiden gewöhnlich stark in die Quere verlängerten Seitentheile; es trägt stets nur einen einzigen, gewöhnlich stark vortretenden, gewölb- ten Gelenkkopf, der in die Pfanne des ersten Wirbels paßt, und un- terscheidet sich durch diesen durchgreifenden Charakter, so wie durch die starke Ausbildung der Schuppe wesentlich von dem Hinterhauptsbeine der Lurche, die unter allen Umständen doppelte Gelenkköpfe besitzen. Zuweilen freilich erscheint der Gelenkkopf aus zwei Hälften zusammen- gesetzt, die durch eine schmale Furche eingeschnitten sind, wie bei den Schildkröten; bei den meisten andern aber zeigt er sich einfach rund in Knopfform. Nach vorn zu wird die Schädelbasis vor dem Hinter- hauptskörper durch das Keilbein vervollständigt, welches gewöhnlich nur eine schmale Platte bildet und bei den Krokodilen und Schild- kröten gewöhnlich gänzlich unsichtbar ist, indem das feste Gaumen- gewölbe sich in der Mittellinie zusammenschließt und die nach hinten sich fortsetzenden Nasengänge zwischen Keilbein nach oben und Gau- menbein nach unten eingeschlossen sind. Die ursprüngliche Schädel- beuge des Embryo’s, welche bei allen höheren Wirbelthieren vorhan- den, bei den niederen aber niemals entwickelt ist, bringt es mit sich, daß auf der Oberfläche des Keilbeines ein förmlicher Türkensattel zur Einlagerung des Hirnanhanges ausgebildet ist. Seitliche Flügel kom- men nur selten bei dem Keilbeine vor, ein Beweis, daß die seitlichen Schädelbalken bei den meisten Gattungen nicht verknöchern; dagegen besitzt der Keilbeinkörper selbst bei denjenigen Arten, wo das Gaumen- gewölbe beweglich bleibt, wie namentlich bei den Schlangen und Eid- echsen starke Fortsätze, an welche die Flügelbeine eingelenkt sind. Die obere Bedachung des Gehirnes wird fast nur von den Scheitelbeinen Fig. 1141. Der Schädel einer Riesenschlange (Python) von oben. Die Bedeutung der Ziffern ist dieselbe, wie bei den früheren Kopfskeletten der Wirbelthiere. a Nasenmu- scheln. gebildet, die gewöhnlich zu einer einzigen unpaa- ren Knochenplatte ver- schmolzen, seltener paa- rig sind. Oft bildet dieses Scheitelbein einen hohen Knochenkamm und stets finden sich in ihm beiderseits tiefe Gruben, die Schläfengruben, de- ren Lagerung und Aus- dehnung besonders für die Bestimmung der fos- silen Gattungen von Wichtigkeit ist. Bei den Schlangen greift das Scheitelbein gürtelartig nach unten herum, setzt sich auf den Keilbein- körper fest und bildet so die seitlichen Wandun- gen der Schädelkapsel, die durch das Felsenbein vervollständigt werden. Nach vorn schließt sich an das Scheitelbein das bald paarige, bald unpaare Stirnbein an, welches die Augenhöhlen deckt und von dem Gehirne abschließt. Die Nasenbeine, welche nur selten fehlen, bilden nach vorn die äußerste Spitze des unbeweglichen, knöchernen Schädeldaches und decken meist besondere Muschelbeine, welche in den Knorpeln der Nasenhöhle ent- wickelt sind. Die Seitentheile des Schädels werden in der Augenge- gend vervollständigt durch vordere und hintere Stirnbeine, so wie oft noch durch ein eigenes Thränenbein, welches in der inneren Ecke der Augenhöhle liegt. Die Augenhöhle selbst wird gewöhnlich nach außen vollständig durch den Bogen des Jochbeines geschlossen, der freilich den Schlangen und einigen Eidechsen fehlt und bei anderen nur un- vollständig vorhanden ist. Die Schuppe des Schläfenbeines nimmt ebenfalls gewöhnlich an der Bildung dieses Bogens in seinem hinteren Theile Antheil und trägt zugleich zur Befestigung oder Einlenkung des Unterkieferbogens bei. Die übrigen Theile des Schläfenbeines zeigen sehr verschiedene Beziehungen zu dem Schädel, indem sie bald unbe- weglich durch Knochennähte verbunden, bald durch mehr oder minder laxe Gelenke angeheftet sind und so in die Bildung des Unterkiefer- bogens mit eingehen, der durch diese bewegliche Verlängerung das Maul einer bedeutenden Erweiterung fähig macht. So ist das Zitzen- bein bei den Krokodilen und Schildkröten mit dem Schädel an seinem äußeren Rande verwachsen, bei den meisten Eidechsen rudimentär, bei den meisten Schlangen dagegen in Form einer langen Kno- chenleiste ausgebildet, welche durch Sehnenfäden halb beweglich mit dem Schädel verbunden ist. So bildet das Quadratbein, welches Fig 1142. Schädel der Klapperschlange (Crotalus) von der Seite, um das stabförmige, lange, an dem beweglichen Zitzen- bein (23) befestigte Quadratbein (26) zu zeigen. unter allen Umständen den Gelenkfortsatz trägt, auf dem der Unterkiefer spielt, bei den Schlan- gen einen langen stiel- förmigen, frei bewegli- chen Knochen, während es bei den Eidechsen weit kürzer ist, nur ge- ringe Beweglichkeit hat und bei den Krokodilen und Schildkröten durch- aus fest mit dem Schä- del verbunden ist. Der Kiefergaumenapparat zeigt denselben Wechsel in der Fig. 1143. Schädel einer Riesenschlange (Python) von unten. Unterkiefer und Quadratbein sind abgenommen. b Columella der Paukenhöhle. Befestigung. Bei den Schlangen ist er in allen seinen Theilen beweglich und überall durch laxe Gelenkverbindungen mit dem festen Schädel ver- bunden, während bei den Krokodilen und Schildkröten alle Theile desselben unbeweglich mit dem Schädel verbunden sind und nur der Un- terkiefer ein Gelenk be- sitzt. So ist der Zwi- schenkiefer, der bald ein- fach, bald paarig er- scheint, bei den Schlan- gen durch ein Gelenk mit den Nasenbeinen und der Pflugschaar verbun- den, während er bei al- len übrigen zwischen die Oberkiefer eingekeilt ist und gleicherweise sind die bei den Schlangen bald längeren, bald verkürzten Oberkieferbeine hier mit dem vorderen Stirnbeine eingelenkt, während sie bei den übrigen fest mit dem Schä- del verbunden sind. Die Gaumenbeine bilden jederseits Knochenplat- ten, welche den Boden der Augenhöhle und das Gaumengewölbe selbst mehr oder minder vervollständigen; auch sie sind bei den Schlangen beweglich, bei allen übrigen fest. Die Flügelbeine sind meistens be- weglich, berühren sich aber in der Mitte durch Naht bei den Kroko- dilen und Schildkröten und enthalten hier die hinteren Nasengänge, welche hinter ihnen in den Rachen münden; sie sind durch das Quer- bein, welches nur den Schildkröten fehlt, einerseits mit dem Oberkie- fer, andererseits mit dem Gaumenbeine verbunden und stellen so eine feste Stütze für daß Quadratbein und für das Unterkiefergelenk her. Die beiden Aeste des Unterkiefers selbst sind bei den Schlangen nur durch Sehnen und gekreuzte Muskeln mit einander verbunden, so daß sie nach Willkür einander genähert oder auch weit entfernt werden können. Bei den Eidechsen geschieht die Verbinduug durch Faserknor- pel, bei den Krokodilen durch eine Naht, die oft eine bedeutende Aus- dehnung hat, so daß zum Beispiel der lange Schnabel der Gaviale von den in der Mittellinie verbundenen Unterkieferhälften gebildet wird, und bei den Schildkröten endlich sind beide Hälften so sehr zu einem einzigen Stücke verwachsen, daß man auch bei sehr jungen In- dividuen keine Spur einer ursprünglichen Trennung mehr bemerkt. Jede Unterkieferhälfte ist wenigstens aus vier Stücken, wie bei den Grubenottern, bei den anderen Schlangen aus fünf, bei den Eidechsen und Krokodilen sogar aus sechs Stücken zusammengesetzt. Die Bewaffnung des Mundes ist bei den Reptilien äußerst verschieden. Eine ganze Ordnung, diejenige der Schildkröten, besitzt gar keine Zähne, sondern lediglich scharfe Hornleisten, welche die schneidenden Kieferränder überziehen und so einen Schnabel bilden, der indeß keine verächtliche Waffe ist. Alle übrigen haben Zähne, die alle mehr oder minder dem Typus der einfachen Fangzähne sich nähern und bald nur in den Kieferknochen, bald auch auf sämmtlichen Gau- menbeinen und auf dem Pflugschaarbeine angebracht sind. Die Ha- kenform ist durchaus die gewöhnliche, zuweilen aber sind auch die Zähne seitlich zusammengedrückt und ihre Kronen gekerbt oder gezäh- nelt, in anderen Fällen gestreift, was zuweilen nur auf einer Canneli- rung des Schmelzes, in anderen Fällen auch auf einer Faltung der Zahnsubstanz selbst beruht, ähnlich derjenigen, welche wir bei dem Knochenhechte antrafen. Mit Ausnahme dieser nie sehr complicirten Faltungen sind alle Zähne der Reptilien sehr einfach gebaut und zei- gen nur eine mittlere Zahnhöhle, welche der äußeren Contour des Zahnes entspricht, dessen Spitze mit einer Schmelzkappe bedeckt ist. Hinsichtlich der Anheftung kann man verschiedene Modifikationen un- terscheiden, die auf den Ersatz der Zähne von Einfluß sind. Meistens findet sich in dem zahntragenden Knochen eine seichte Zahnrinne, in welcher die Zähne durch verdicktes sehniges Zahnfleisch eingeheftet sind. Die äußere Leiste dieser Zahnrinne erhebt sich höher, als die innere und die Zähne wachsen dann mit ihrem äußeren Rande an diese erha- bene Leiste an, während sie oft noch an der Basis durch knöcherne Sockel gestützt werden, in welche die Blutgefäße eindringen. Die Er- satzzähne entstehen dann meist auf der Seite der alten Zähne und verdrängen diese, indem sie sich nach und nach auf den Sockel auf- setzen. Im Gegensatz zu der beschriebenen Zahnanheftung, die bei den Pleurodonten vorkommt, stehen die Acrodonten, bei welchen die Zähne so auf den Kieferrand aufgesetzt und mit demselben verwachsen sind, daß sie nur gleichsam einen emaillirten Kamm desselben bilden. Bei den Krokodilen endlich stehen die kegelförmigen Fangzähne in ringsum geschlossenen Zahnhöhlen eingekeilt, wie bei dem Menschen, und wer- den auf die Weise ersetzt, daß der junge Zahn von unten her in die Höhle des alten eindringt und diesen gleichsam aus der Zahnhöhle hinausstößt, so daß er ihm eine Zeitlang wie eine Kappe aufsitzt. Die Wirbelsäule ist bei allen Reptilien stets verknöchert und in Wirbel abgetheilt, die aber sehr verschiedene Grade der Entwicklung zeigen. Bei den Meerdrachen und einigen fossilen Krokodilen sind die Wirbelkörper auf beiden Seiten ähnlich wie Fischwirbel in Doppel- kegelform ausgehöhlt und die Bogenstücke nur durch Knorpel mit dem Körper verbunden. Bei anderen Krokodilen ist bald die vordere, bald die hintere Fläche eben oder leicht konvex, die andere konkav. Bei den Schildkröten sind die flach abgeschnittenen Wirbelkörper durch da- zwischenliegende Faserknorpelscheiben mit einander verbunden; bei den Eidechsen sind die Wirbelkörper hinten quer konvex, vorn entsprechend vertieft und bei den Schlangen endlich trägt jeder Wirbelkörper einen kugelrunden Gelenkkopf, der in die vordere Pfanne des nächsten Wir- bels eingreift. Rippen sind zum Unterschiede von den Lurchen stets sehr vollständig entwickelt und bei den Schlangen namentlich sehr frei beweglich, so daß sie hier die Füße ersetzen; sie setzen sich meist bis zum Becken fort und die vorderen sind bei den Eidechsen gewöhnlich mit einem mittleren Brustbeine verbunden, das bei den Krokodilen, wo auch der Hals freie Rippen trägt, bis zu dem Becken sich hinzieht. Bei den Schildkröten bilden die breit gewordenen Rippen großen Theils das knöcherne Rückenschild. Die übrigen Fortsätze der Wirbel bieten mannigfache Verschiedenheiten dar, auf deren Einzelnheiten wir indessen hier nicht eingehen können. Was die Extremitäten betrifft, so fehlen diese den meisten Schlangen durchaus ebenso wohl, wie die sie tragenden Gürtel und nur bei wenigen sind in der Aftergegend kurze Stummel vorhanden, welche von stabförmigen Knöchelchen getragen werden, die man kaum mit den gewöhnlich vorkommenden Beckenknochen in Parallele bringen kann. Bei den Eidechsen zeigen sich alle möglichen Stufen der Aus- bildung von durchaus rudimentären Vorder- oder Hinterfüßen bis zu vollständig ausgebildeten Extremitäten, die stets freie Zehen haben, welche an der Spitze mit krummen Nägeln bewaffnet sind. Gewöhn- lich stehen diese Zehen, deren meist fünf von verschiedener Länge vor- handen sind, auf demselben Plane, wovon indeß die Familie der Chamäleons eine Ausnahme macht, indem bei diesen die Zehen so gegen einander über stehen, daß eine Klammerzange gebildet wird. Bei den Wassereidechsen, als deren Spitze die Krokodile erscheinen, zeigt sich eine andere Entwicklung der Extremitäten, indem hier bei den älteren fossilen Gattungen, wie namentlich bei den Meerdrachen, förm- liche Flossen gebildet sind, deren äußerer Rudertheil von einer unbe- stimmten Anzahl rundlicher Knochenscheiben zusammengesetzt wird. Ihren Ausgangspunkt findet diese Bildung bei den Krokodilen, wo die Zehen zwar deutlich getrennt, die der Hinterfüße aber durch Schwimmhäute mit einander verbunden sind. Eine dritte Reihe bieten die Schildkröten dar, bei welchen zwar die Knochen der einzelnen Zehen getrennt vorhanden sind, diese aber bald durch Schwimmhäute verbunden, bald auch durch Sehnen und Bandmassen zu platten Rudern oder dicken Stummelfüßen verbunden sind. Als eigenthümliche Modifikation stehen endlich noch die fossilen Flugeidech- sen da, bei welchen die Vorderfüße durch enorme Verlängerung eines Fingers zu Flügeln umgestaltet sind. Das Centralnervensystem der Reptilien gleicht in vieler Fig. 1144. Fig. 1145. Fig. 1146. Gehirne verschiedener Reptilien. Fig. 1144. Von der Natter (Coluber natrix) . Fig. 1145. Von der europäischen Sumpfschildkröte (Emys euro- paea) . Fig. 1146. Vom Hechtskaiman (Aligator lucius) . An Letzterem ist rechts die Hemi- sphäre geöffnet, um den an ihrem Grunde liegenden Streifenkörper zu zeigen. a Riech- nerven. c Hemisphären des großen Ge- hirns. d Vierhügel. e Kleines Gehirn. f Rautengrube. Beziehung demjenigen der Lurche, unterscheidet sich aber von demselben durch allmälige Ausbildung des kleinen Gehirns, welche von den Schlangen an durch die Eidechsen und Schildkröten fortschreitet, und bei den Krokodilen ihren Gipfel- punkt in dieser Klasse erreicht, indem hier schon Seitentheile gebildet wer- den und außerdem eine Querfurche vorhanden ist. Das Mittelhirn sinkt mehr zurück und wird allmälig bedeutend überwogen von den He- misphären des Vorderhirns, welche eine beträchtliche Breite erlangen, und das Mittelhirn theilweise be- decken. Die Hirnnerven zeigen sich im Allgemeinen denjenigen der Lurche ähnlich, während der sym- pathische Nerv gewöhnlich sehr aus- gebildet ist und eine innige Verbin- dung des fünften Nervenpaares, so wie des herumschweifenden Ner- ven mit den selbstständigen Zungen- nerven herstellt. Die Nasenhöhlen der Reptilien sind stets durch knorplige Na- senmuscheln gestützt und unter allen Umständen in den Rachen, bald mehr in der Mitte, bald ganz weit nach hinten, wie bei den Kroko- dilen, geöffnet. Oft findet sich hier ein Gaumensegel, welches diese hinteren Oeffnungen verschließen kann, und nicht minder häufig sind auch an den vorderen Nasenöffnungen Klappenvorrichtungen ange- bracht, durch welche dieselben beim Untertauchen vollständig geschlossen werden können. Die Augen sind gewöhnlich klein, zuweilen gänzlich unter der Haut geborgen; die Augenlidbildungen oft sehr charakteristisch für verschiedene Familien und Gruppen. Am einfachsten ist diese Bildung bei den Schlangen, wo alle Augenlider fehlen und die Schichten der Haut, da wo sie über den Augapfel weggehen, durchsichtig werden, sich wölben und eine Kapsel bilden, welche wie ein Uhrglas in den umgebenden Falz der Haut eingeschliffen ist und so den beweglichen Apfel von vorn schützt. Die Thränenflüssigkeit füllt den Raum zwischen dieser Kapsel und dem Augapfel aus und fließt durch einen weiten Kanal an dem inneren Augenwinkel in die Nasenhöhle ab. Das obere Augenlid ist bei allen übrigen Reptilien meist nur sehr wenig ausgebildet und besteht gewöhnlich nur in einer steifen, halb knorpli- gen Hautfalte, während das untere weit größer und beweglicher ist, den ganzen Augapfel überziehen kann, oft von einem besonderen Kno- chenblättchen gestützt ist und in anderen Fällen dem Sehloche gegen- über eine durchsichtig geschliffene Stelle, einer Lorgnette ähnlich, besitzt. Bei den meisten Eidechsen, den Schildkröten und Krokodilen tritt hierzu noch die Nickhaut, die ebenfalls eine Knorpelplatte enthält und von dem inneren Augenwinkel her mehr oder minder weit, zuweilen ganz vollständig über das Auge herübergezogen werden kann. Ihre Existenz ist stets mit derjenigen einer besonderen gelappten Drüse, der Har- der’schen Drüse, verbunden. Vollkommen isolirt stehen die Chamäleons, bei welchen ein kreisförmiges, dem großen vorgequollenen Augapfel eng anliegendes Augenlid existirt, welches nur eine schmale Spalte offen läßt. Die inneren Theile des Auges unterscheiden sich wenig von denen der höheren Thiere und nur bei den Eidechsen kommt ein innerer, faltenloser Vorsprung der Aderhaut vor, der sich an die Lin- senkapsel ansetzt und dem Kamm des Vogelauges entspricht. Das Gehörorgan zeichnet sich wesentlich vor demjenigen der Lurche durch das erste Auftreten der Schnecke aus, die bald einen rundlichen, häutigen Sack, wie bei den Schildkröten, bald einen kurzen Kanal mit einer unvollständigen Spiralscheidewand und einem fla- schenförmigen Anhange darstellt. Das innere Ohr ist hiermit in seinen wesentlichsten Theilen vorhanden und seine weitere Ausbildung bei Vögeln und Säugethieren giebt sich nicht mehr durch Vermehrung der Theile, sondern nur durch größere Ausarbeitung derselben kund. Hinsichtlich des mittleren Ohres oder der Paukenhöhle herrschen viel- fache Verschiedenheiten; bei den Schlangen fehlt sie durchaus, es ist kein Trommelfell und keine Eustachische Trompete vorhanden und die Oeffnung des knöchernen Labyrinthes, das ovale Fenster, durch einen stabförmigen, frei vorstehenden Knochen, die Columella verschlossen. Bei allen übrigen Ordnungen findet sich eine Paukenhöhle, die durch eine kurze und weite Trompete in den Rachen mündet und nach außen durch ein Trommelfell geschlossen ist, welches bald frei liegt, bald durch eine Hautfalte versteckt, bald gänzlich von Haut überzogen ist. Zwischen dem Trommelfelle und dem ovalen Fenster ist die Verbin- dung durch die oft sehr lange Columella hergestellt, an welche sich zuweilen noch andere Knöchelchen anschließen, so daß eine förmliche Kette gebildet wird. Bei den Krokodilen endlich findet sich die erste Andeutung eines äußeren Ohres in Form einer beweglichen Klappe, welche das Trommelfell decken kann. Die Verdauungsorgane zeigen, wie schon aus der früher beschriebenen mannigfaltigen Bewaffnung des Rachens hervorgeht, vielfache Verschiedenheiten. Fast alle Reptilien sind auf Raub ange- wiesen und nur einige wenige Schildkröten nähren sich von Pflanzen- stoffen, alle übrigen einzig von lebenden Thieren, welche sie ganz verschlucken, da ihre Zähne nur zum Verwunden und Festhalten, nicht aber zum Zerstückeln geeignet sind. Die Zunge bildet bei den Kroko- dilen nur einen vorspringenden, flachen Wulst auf dem Boden der Mundhöhle, der überall angewachsen und vollkommen unbeweglich ist, so daß man früher oft behauptete, die Krokodile besäßen gar keine Zunge. Bei den Schildkröten ist sie stark fleischig, kurz und dick, oft mit Zotten bedeckt. Bei den Eidechsen gewöhnlich oval, platt und sehr verschieden in der Beschaffenheit ihres Ueberzuges; sie zeigt hier eine unverkennbare Tendenz zur Zweitheilung, die von der Spitze aus nach hinten fortschreitet und endlich bei den wahren Eidechsen und den Schlangen den höchsten Grad erreicht, indem hier die Zunge in zwei lange fadenförmige Spitzen ausgezogen ist, welche mit hor- Fig. 1147. Eingeweide der Ringelnatter (Coluber natrix) . Die Schlange ist der Länge nach geöffnet, die Eingeweide größten Theils in ihrer Lage belassen — nur der Schlund ist bei oe ′ durchschnitten um das Herz und den Anfang der Lunge zu zeigen. 1 Zunge und Stimmritze. oe Schlund. i Magen, i ′ Darm. cl Kloake. an After. f Leber. o Eierstock mit reifen Eiern o ′. t Luftröhre. p Lunge. p ′ Rudiment der rechten Lunge. vt Linke Herzkammer. c Linke Vorkammer. c ′ Rechte Vorkammer. ag Linke Aorta. ad Rechte Aorta. a ′ Bauchaorta. ac Kopfarterien (Carotiden). v Obere Hohlvenen. vc Untere Hohlvenen. vp Lungenvene. niger Haut überzogen sind, in eine eigene Scheide zurückgezogen wer- den können und als Tastwerkzeuge dienen. Der Schlund ist meistens in Uebereinstimmung mit der Ernährungsweise sehr weit längs- gefaltet oder auch mit langen Zotten besetzt und einer ungeheueren Ausdehnung fähig, so daß namentlich die weitmäuligen Schlangen Thiere verschlucken können, die ihnen an Umfang überlegen sind. Sehr oft geht die Speiseröhre unmerklich in den weiten Magen über, der gewöhnlich durch eine Falte oder Klappe gegen den Darm hin abgegränzt ist. Der Darm ist meist weit, wenig gewunden, kurz, der Afterdarm oft durch einen Blindsack und eine starke, erweiterte Kloake ausgezeichnet. Leber, Bauchspeicheldrüse und Milz sind stets vorhanden, erstere zuweilen in mehrfache Lappen getrennt und in ihrer Gestalt von derjenigen des Körpers abhängig. Die Athemorgane sind stets nur in Form von Lungen ent- wickelt und wie schon öfter angeführt wurde, unterscheiden sich die Reptilien, sowie alle anderen höheren Wirbelthiere hauptsächlich da- durch von den niederen, daß zu keiner Zeit ihres Lebens, selbst im Embryonalzustande nicht, wirklich athmende Kiemen vorkommen. Ein gesonderter Kehlkopf tritt jetzt deutlich hervor, die Stimmritze ist spaltenförmig und bei einigen Eidechsen sind sogar vollständige spann- bare Stimmbänder ausgebildet. Die Gränze zwischen Luftröhre und deren Aesten sowie den Lungen selbst, ist oft sehr schwierig zu bestim- men, da die Knorpelringe, welche erstere umgeben, zuweilen sich weit in die Lunge hinein fortsetzen und andererseits die Zellen, welche die Lungen auszeichnen, oft über einen großen Theil der Luftröhre sich hinziehen und hier sogar tiefer und ausgebildeter sind, als in den eigentlichen Lungen. Gewöhnlich sind zwei sackartige Lungen vorhan- den, welche durch die ganze Bauchhöhle sich erstrecken und auf ihrer inneren Fläche zellige Vorsprünge der Schleimhaut besitzen, die bald einfach sind, bald sich mehr compliciren und dann einem schwammigen, von Hohlräumen durchzogenen Gewebe ähnlich werden. Zuweilen fehlen diese Zellen in der hinteren Abtheilung der Lunge, die dann als ein wenig gefäßreicher Luftsack sich darstellt und wahrscheinlich als Reservoir dient. Bei den Schlangen und schlangenähnlichen Eidech- sen sind die Lungen ausnahmsweise nicht von gleicher Größe, sondern nur die eine entwickelt, die andere aber rudimentär oder selbst gar nicht vorhanden. Das Herz aller Reptilien besteht aus vier Abthei- lungen, zwei vollständig geschiedenen Vorhöfen, deren Trennung auch äußerlich sichtbar ist und zwei Kammern, deren Scheidewand indessen erst bei den Krokodilen vollständig wird, während bei allen übrigen mehr oder minder große Lücken in denselben vorkommen, durch welche das Blut aus der linken Kammer in die Rechte übergeführt wird. Bei den Schildkröten, den Schlangen und den meisten Eidechsen, wo die Scheidewand unvollständig ist, entspringen deßhalb sowohl die Lungen- als auch die Körpergefäße aus der rechten Herzkammer, wäh- rend bei den Krokodilen die Lungenarterie und eine linke Aorta aus der rechten Kammer, die größere rechte Aorta dagegen aus der linken Kammer entspringt. Wenn nun auch durch besondere Klappenvor- richtungen im Inneren des Herzens das aus dem Körper zurückkeh- rende Blut, auch bei unvollständiger Scheidewand, hauptsächlich nach der Lungenarterie, das aus den Lungen kommende wesentlich nach den Aorten hingeleitet wird, so ist doch auf der anderen Seite sowohl hier, wie Fig. 1148. Herz und große Gefäßstämme des Krokodils. v Hohlvenen (ihre Richtung ist durch Pfeile bezeichnet). od Rechte Vorkammer. vt Die beiden, nur innerlich getrennten Kammern. ap Lungenarterien. a Ver- bindungszweig zwischen der rechten Kam- mer und der Aorta (linke Aorta). vp Lun- genvenen. og Linke Vorkammer. ao Aorta. cc Die beiden Carotiden. Fig. 1149. Herz einer Schildkröte. v Die beiden Herzkammern. od Rechte Vorkammer. vc Hohlvene. og Linke Vorkammer. vp Lungenvene. ag Linke Aorta. ad Rechte Aorta. av Bauch- aorta. ac Carotiden. ap Lungenarterien. bei den Krokodilen die Mischung der beiden Blutarten wieder dadurch ermöglicht, daß von den ursprünglichen Kiemenbogen des Embryo’s weite Verbindungsäste zwischen den großen Gefäßstämmen hergestellt sind. Die Aorta wird meist aus einem, zwei oder selbst drei Bogen zusammengesetzt, die sich unter der Wirbelsäule vereinigen und vorher oft noch die Kopfgefäße abgeben. In dem venösen Kreislauf ist stets außer dem Pfortadersysteme der Leber auch noch ein solches für die Nieren eingeschoben. Das Lymphsystem ist außerordentlich ent- wickelt und läßt außer großen Cisternen, die gewöhnlich in der Um- gegend des Magens entwickelt sind, noch besondere rhythmisch pulsirende Lymphherzen gewahren, von welchen stets zwei in der Lendengegend unmittelbar unter der Haut oder tiefer nach innen dem Kreuzbeine aufliegen und ihren Inhalt in die zunächst gelegenen Venen über- treiben. Fig. 1150. Große Gefäße und Kreislauf einer Eidechse. Die Arterien haben doppelte Conturen. Die Venen sind schraffirt. Die Um- risse der Eingeweide nur punktirt. Die Nieren sind gewöhnlich sehr groß, oft vielfach gelappt, zuweilen in der Mitte mit einander verschmolzen. Die von ihnen ausgehenden Harnleiter münden gewöhnlich neben den Leitapparaten der Geschlechts- theile in die hintere Wand der Kloake ein, welcher gegenüber sich bei den Eidechsen und Schildkröten eine Harnblase findet. Die Hoden der Reptilien liegen stets im Inneren der Bauch- höhle zu beiden Seiten der Wirbelsäule und ihre Ausführungsgänge sammeln sich gewöhnlich in einem Nebenhoden, aus welchem dann die Samenleiter nach unten laufen, um in der hinteren Wand der Kloake sehr nahe an der Afterspalte sich in dieselbe auszumünden. Begattungsorgane , welche den Lurchen stets fehlen, kommen bei allen Reptilien in sehr ausgebildetem Grade und zwar nach zwei durch- aus verschiedenen Typen entwickelt vor. Alle Schlangen und Eidech- sen haben nämlich zwei paarige Begattungsglieder, welche in der Wurzel des Schwanzes verborgen liegen und denen zwei rudimentäre Analoga bei den Weibchen entsprechen. Jede dieser Ruthen besteht aus einem mit Zotten oder selbst Stacheln und Haken ausgekleideten Hautschlauche, der wie ein Handschuhfinger an dem After hervorge- stülpt werden kann, so daß die innere Fläche zur äußeren wird. An die Spitze jedes Schlauches, die oft gabelförmig getheilt ist, setzt sich ein Muskel an, der ihn in ähnlicher Weise, wie das Fühlhorn einer Schnecke zurückstülpen kann. Eine ganz entgegengesetzte Bildung findet bei den Schildkröten und den Krokodilen statt, die sich außerdem auch noch durch die Längsrichtung der Afterspalte von den Eidechsen und Schlangen unterscheiden, bei welchen der After immer eine quere Spalte bildet. Bei jenen Ordnungen ist die Ruthe einfach, an der Vorderwand der Kloake befestigt und mit erektilem Gewebe versehen aber undurchbohrt; auf der äußeren Fläche zeigt sich eine Längsrinne zur Fortleitung der Samenflüssigkeit. Die Eierstöcke bilden bald Schläuche, bald Platten und sind stets vollkommen von den Eileitern geschieden, die eine gefranzte, trichterförmige Oeffnung in der Bauchhöhle haben und meist gegen das Ende hin, wo sie in die Kloake münden, etwas erweitert sind. Die Eier der Reptilien gleichen im Wesentlichen denen der Vögel; sie haben einen großen, meist gelben, sehr ölreichen Dotter, der von einer mehr oder minder bedeutenden Schicht von Eiweiß umgeben und in einer lederartigen, gewöhnlich sehr elastischen Schale eingeschlossen ist. Zwischen den Fa- sern dieser Schaale wird oft kristallinische Kalkmasse, aber stets nur in geringer Menge abgelagert. Die Entwickelung der Eier beginnt meist schon innerhalb des mütterlichen Organismus, indem diese an der erweiterten Stelle des Eileiters längere Zeit verbleiben. Bei eini- gen Arten geschieht dieß sogar in der Regel bis zu dem Ende des Embryonallebens, so daß das Junge noch in dem Eileiter die Schale durchbricht und mithin lebendig geboren wird. Andere Gattungen, wie unsere gewöhnlichen Nattern kann man ebenfalls dazu bringen, Vogt. Zoologische Briefe. II. 16 die Eier bis zur vollständigen Entwickelung der Jungen zu behalten, indem man ihnen die Gelegenheit benimmt, sie an geeignete Orte ab- zulegen. Die meisten Reptilien verscharren die Eier im Sande oder in feuchter Erde und überlassen sie sich selbst. Die Krokodile und manche Eidechsen sollen in der Nähe wachen und nach Beobachtungen in Menagerien wickeln sich die großen Würgschlangen über ihren Eiern kegelförmig zusammen und brüten sie förmlich aus. Obgleich zu dem Studium der Entwickelungsgeschichte bei den Reptilien weit weniger Gelegenheit gegeben ist, als bei den Vögeln, die sich ihnen in den ersten Zuständen so vollständig anschließen, so sind dennoch die Entwickelungsstadien unserer einheimischen Schlangen und Schildkröten ziemlich vollständig untersucht worden. Die Schil- derung, welche wir hier also von der Entwickelung der Reptilien geben, kann ebensowohl auf diejenige der Vögel und mit geringen Modificationen selbst auf die der Säugethiere angewandt werden, zum neuen Beweise für den Satz, daß die Divergenzen der Bildung erst im Laufe der Entwickelung sich herausstellen, während die allgemeinen Verwandtschaften um so auffallender vor die Augen treten, in je früheren Stadien man die von einem gemeinsamen Typus ausgehen- den Bildungen untersucht. So stellt sich denn auch hier von früher Zeit an ein fundamentaler Unterschied zwischen den Reptilien und Amphibien heraus, die sonst ihres kalten Blutes und mancher anderer Aehnlichkeiten wegen zusammengestellt wurden, während andererseits zwischen den Reptilien und Vögeln, welche im erwachsenen Zustande so geringe Aehnlichkeit mit einander zeigen, die große Verwandtschaft und das Zusammengehören zu einem Typus durch die Struktur der Embryonen dargethan wird, zu deren Unterscheidung in der ersten Zeit es eines sehr geübten Beobachters bedarf. Das befruchtete Ei der Reptilien zeigt auf der Oberfläche des Dotters eine rundliche Stelle mit verwischter Begränzung, welche eine weißliche Farbe hat und demjenigen Theile der Hühnereier ana- log ist, welche man unter dem Namen des Hahnentrittes im gemeinen Leben bezeichnet. Dieser Keim besteht aus kleinen Zellen, welche fast farblos sind und so im Gegensatze zu dem gelben Dotter die weißliche Farbe entstehen lassen; er bildet die erste Grundlage der Embryonal- entwickelung und stellt sich als den Centralpunkt derjenigen Bildungen dar, welche den Aufbau des Embryos vermitteln. Man hat behauptet, daß die Zellen, welche ihn zusammensetzen, hier sowohl, wie bei den Vögeln aus einer theilweisen Furchung des Dotters hervorgingen, es ist aber bis jetzt noch nicht möglich gewesen, den thatsächlichen Beweis dieser Furchung zu führen. Jedenfalls ist dieselbe, wenn sie vorkommt, nur höchst partiell und schnell vorübergehend und unter- scheidet sich dadurch das Ei der Vögel und Reptilien wesentlich von demjenigen der Lurche und der Säugethiere, bei welchen eine vollstän- dige Zerklüftung des Dotters stattfindet. Sobald der Embryo sich zu entwickeln beginnt, so verlängert sich dieser Keim und bildet nun eine ovale Scheibe, die in der Mitte durchsichtiger, nach außen opaker ist. In diesem mittleren durchsichtigen Theile, welchen man den Fruchthof genannt hat, erheben sich nun die Rückenwülste, welche den vertieften Raum einschließen, der nach und nach durch Zuwölbung der Wülste sich in das Rohr für Gehirn und Rückenmark umwandelt. Unter der Rücken- furche erscheint die Wirbelsaite in stabförmiger Gestalt und in dersel- ben Erstreckung, wie bei den niederen Wirbelthieren, aber bei Weitem dünner als bei diesen. Auch ihre Existenz in der Dauer ist weit be- schränkter und sie wird viel früher, als bei den niederen Wirbelthieren durch vollständig ausgebildete Wirbelkörper ersetzt. An dem vorderen Theile, wo die Rückenfurche sich ausweitet, lassen sich nach und nach bei der Ueberwölbung der Wülste die einzelnen Hirnabtheilungen un- terscheiden, von denen die des Vorderhirnes von Anbeginn an die bedeutendste ist. Sobald indessen das Kopfende sich deutlicher zu ge- stalten beginnt, so tritt auch jener fundamentale Unterschied zwischen niederen und höheren Wirbelthieren hervor, den man mit dem Namen der Kopfbeuge bezeichnet. Der bisquitförmige, flache Embryo liegt nämlich mit der mäßig gekrümmten Bauchfläche auf der Oberfläche des Dotters auf und zwar in der Queraxe des Eies. Indem nun der Embryo sich erhebt und seitlich abgränzt, schließt sich sein Kopf- ende besonders rasch ab, knickt sich aber zugleich nach vorn hin gegen den Dotter ein, in ähnlicher Weise, wie wenn man den Kopf so stark als möglich senkt und gegen die Brust drückt. Das Ende der Wirbel- saite und der unmittelbar vor demselben in der Lücke der beiden Schä- delbalken sich ablagernde Hirnanhang, welcher indeß erst später er- scheinen wird, bilden den Winkelpunkt dieser Einknickung, welcher ein rundlicher Eindruck auf dem Dotter entspricht. Diese Kopfbeuge ist so stark, daß es unmöglich ist, die Bauchfläche des Kopfes und Halses zu untersuchen, ohne den Kopf gewaltsam in die Höhe zu beugen. Auf der Rückenseite des Embryos bildet die Mittelhirnblase den Schei- telpunkt dieser Kopfbeuge, die auch später in dem knorpeligen Urschä- 16* del durch eine senkrecht aufsteigende Platte, den sogenannten mittleren Schädelbalken und bei dem verknöcherten Schädel durch den Türken- sattel bezeichnet wird. Fig. 1151. Fig. 1152. Fig. 1153. Embryonen der Schildkröte (Emys europaea) . Fig. 1151. Von der Seite, etwas aufgebogen, um das Herz sehen zu lassen. Fig. 1152. Von oben, auf dem Dotter liegend, besonders um die Ent- stehung der Kopfkappe zu zeigen. Fig 1153. Von unten. Die Bedeutung der Buchstaben ist bei diesen und den folgenden Figuren dieselbe. a Auge. b Kopfbeuge. c Ohrbläschen. d Wirbelkörper. e Rücken- saite. f Herz. g Dotter. h Gefäßhof. i Schafhaut. k Kopf. l Rudi- ment des Vorderfußes, m des Hinterfußes. n Harnhaut. o Schwanz. p Schlundrohr. q Ausstülpung der Mundschleimhaut, dem Hirnanhang ent- sprechend. r Mittlerer Schädelbalken. s Kiemenspalten. t Dottersack. u Darm. Unmittelbar nach der Schließung der Rückenwülste und dem Erscheinen der Wirbelsaite, sowie der Kopfbeuge, beginnt die Bildung einer an- deren Eigenthümlichkeit des Embryos der höheren Wirbelthiere, näm- lich die Bildung der sogenannten Schafhaut oder des Amnios . Die äußere Zellenschicht des Embryos, aus welcher sich nach und nach die äußere Haut bildet, setzt sich zwar über den ganzen Dotter fort, denselben umfassend, bildet aber zugleich vorn und hinten eine Falte, welche sich über das Kopf und Schwanzende hinüberschlägt und die man in dieser Zeit ihrer ersten Bildung die Kopf- und Schwanzkappe genannt hat. Diese beiden Falten wachsen nun von allen Seiten her über den Embryo gegen den Mittelpunkt des Rückens hin zusammen, vereinigen sich dort und bilden nun einen Sack, der den Embryo von allen Seiten her einschließt und eine unmittelbare Fortsetzung seiner äußeren Hautlage ist. Die Vereinigungsstelle ist sehr bald nicht mehr zu sehen und da der Embryo sich ebenfalls frühzeitig gegen den Dot- ter abschließt, so liegt er dann frei schwimmend und nur durch den Dottergang gehalten in der Flüssigkeit, welche den Sack der Schafhaut erfüllt. Diese ist, wie aus der bisherigen Darstellung hervorgeht, ein reines Produkt der embryonalen Entwickelung und bei den niederen Wirbelthieren läßt sich auch nicht eine Spur von ihr wahrnehmen. Schon vor der Entstehung und vollständigen Ausbildung der Schafhaut sind auch die übrigen organischen Systeme angelegt worden. In dem undurchsichtigen Theile der Keimhaut, in dem sogenannten Gefäßhofe haben sich die Lückenräume der ersten Gefäße, sowie die ersten Blutzellen gebildet und zugleich ist in der Halsgegend, versteckt durch die Kopfbeuge, eine Zellenanhäufung entstanden, welche sich allmälig zum schlauchförmigen Herzen aushöhlt. Hinter dem Herzen liegt anfangs der ganze Körper des Embryo platt auf dem Dotter auf, so daß die Stelle des Darmes durch eine lange, flache Rinne ersetzt ist, die von dem Dotter bespült wird. Die Bauchwandungen schließen sich aber allmälig immer mehr und mehr zusammen, die Darmrinne wölbt sich zu und stellt sich bald zu einem Rohre her, das nur noch an einer gewissen Stelle durch einen offenen Gang mit dem Dottersacke in Zusammenhang steht. Indem sich nun Darm- wie Bauchwände gegen den Dotter hin mehr und mehr zusammenschließen, bleibt endlich nur noch als letzter Zusammenhang zwischen Embryo und Dotter der Nabel übrig, der sich erst bei der Geburt vollständig schließt. Mit dem Beginne des Darmschlusses dagegen tritt bei den Fig. 1154. Fig. 1155. Fig. 1156. Ein älterer Embryo, bei dem die Extremitäten und die Harnhaut zu sproffen heginnen, von der Seite. Fig. 1155. Der Kopf desselben, senkrecht durchschnitten, besonders um das Verhältniß des mittleren Schädelbalkens zur Kovfbeuge zu zeigen. Fig. 1156. Noch älterer Embryo von der Seite. Reptilien, wie bei den übrigen höheren Wirbelthieren eine neue eigen- thümliche Bildung ein, diejenige der Harnhaut oder Allantois . Es erhebt sich nämlich von dem hinteren Körperende aus an der Stelle, wo die Hinterfüße hervorsprossen, ein kleines birnförmiges Bläschen, welches eine Ausstülpung der vorderen Darmwand darstellt und rasch nach vorn wächst, indem es durch den von den Bauchwänden gebil- deten Nabelring hindurchdringt und sich nun über dem Amnios nach und nach ausbreitet. Dieser Harnsack wächst nun immer mehr und mehr vor und lagert sich als ein weiter, mit Flüssigkeit gefüllter Fig. 1157. Fig. 1158. Fig. 1159. Fig. 1157. Noch älteres Ei der Schildkröte. Der Harnsack liegt auf dem mit parallelen Gefäßen ausgestatteten Dottersacke und läßt die Gränze der Schafhaut und das Auge des Embryos durchscheinen. Fig. 1158. Der Em- bryo von der Bauchseite, nachdem Schafhaut und Harnhaut abgeschnitten und der Dotter entfernt ist. Fig. 1159. Derselbe Embryo von der Seite; Rücken- und Bauchschild sind schon gebildet. Beutel über den Embryo und dessen Schafhaut her, dieselbe nach und nach gänzlich verdeckend. Während die Schafhaut gänzlich gefäßlos ist, so hat diese Harnhaut im Gegentheile eine große Anzahl von Gefäßverzweigungen, welche eigentlich das Athmen des Embryos ver- mitteln. Sie bleibt bei den Reptilien, so wie bei den Vögeln bestän- dig frei, während sie bei den Säugethieren wesentlich zur Bildung des Mutterkuchens beiträgt. Betrachten wir nun die Bildung der Organe des Embryo’s im Einzelnen, so zeigen sich wesentliche Abweichungen von den bekannten Klassen der Fische und Lurche, weniger in dem Gehirne und den Sin- nesorganen, als in dem Skelette und den übrigen Eingeweiden. In der Bildung des Schädels wird eine wesentliche Verschiedenheit durch die Existenz der erwähnten Kopfbeuge hervorgerufen. Auch hier findet sich ein knorpeliger Urschädel, in dessen hinterem Theile das pfahlför- mige Ende der Chorda zwischen den beiden Knorpelkapseln der Gehör- organe steckt, aber die seitlichen Schädelbalken, welche von dieser Grund- masse ausgehen, sind nur kurz und das Loch, auf welchem der Hirnan- hang ruht, fast kreisrund. Unmittelbar hinter dem Rande dieses Loches erhebt sich von dem Grunde aus gegen oben hin eine scharfe Knorpel- leiste, welche tief in die Basis des Gehirnes eindringt und den hinte- ren Theil scharf von dem vorderen, nach innen eingeknickten Hirntheile trennt. Bei der späteren Streckung der Schädelbasis, welche die ur- sprüngliche Kopfbeuge nach und nach verschwinden macht, geht auch dieser Fortsatz zu Grunde, bleibt aber doch theilweise als hintere Wand des Türkensattels bestehen. Der knorpelige Urschädel selbst verschwindet an den Stellen, wo er nicht verknöchert sehr bald und wird hier durch die Deckplatten ersetzt, deren Struktur bei dem Erwachsenen wir schon erwähnten. Die Wirbel entstehen ebenfalls auf andere Weise, als bei den Fischen und Lurchen; zwar gewahrt man wie bei diesen eine dünne Scheide, welche den knorpeligen Kern der Chorda einschließt, die ersten Anlagen der Wirbelkörper erscheinen aber nicht als Ringe, sondern vielmehr als quadratische Täfelchen, welche zu beiden Seiten der Wir- belsaite sich hinziehen und aus einer dunkleren Masse gebildet sind, so daß sie durch die zarten Leibeswandungen hindurch schimmern. Diese Täfelchen greifen anfangs nur von oben her über die Wirbelsaite herum, schließen sich aber später dennoch vollständig zusammen und gestalten sich allmälig zu den Wirbelkörpern um, während die Chorda sehr bald schwindet und zwar von dem Halse gegen den Schwanz hin, so daß an dem hinteren Ende des Körpers noch am letzten Rudimente von ihr sichtbar sind. Die Gliedmassen sprossen in ähnlicher Weise, wie bei den Lurchen und Fischen, in Form platter Flossenstummel hervor, die sich erst nach und nach differenziren. Ihre ersten Anlagen finden sich sogar bei den gliedmassenlosen Schlangen und Eidechsen, bilden sich aber dann sehr schnell zurück, so daß später keine Spur mehr von ihnen sichtbar ist. Eine besondere Modifikation in der Bildung des Skelettes zeigen noch namentlich die Schildkröten. Die jungen Embryonen derselben gleichen durchaus denen der übrigen Reptilien und zeigen keine Spur jener schildförmigen Verbreiterung, durch welche sich diese Ordnung so sehr auszeichnet. Die Rippen erscheinen in ihrer ersten Anlage vollkommen stabförmig, wachsen aber dann auffal- lend in die Breite, bis sie mit einander zusammenstoßen und so das durch zackige Nähte verbundene Rückenschild darstellen. An die Enden dieser Rippen schließen sich dann besondere Knochentafeln an, welche den Saum des Rückenschildes und auf der Bauchfläche das Bauchschild bilden. In der Nähe des Wirbelkörpers aber wächst ein besonderer Fortsatz aus der Rippe hervor, der sich nach oben um die Rücken- muskeln herumwölbt, an den Dornfortsatz des Wirbelkörpers anschließt und so den Anschein giebt, als sei das Rückenschild aus einer Ver- einigung von Hautknochen und inneren Knochen gebildet. Die Kie- menbogen der Embryonen verdienen ebenfalls noch eine besondere Erwähnung. Sobald sich der untere Theil des Kopfes gegen den Dotter hin abgeschlossen hat, so sieht man zu beiden Seiten des Halses in der Gegend unter dem Ohrbläschen rißartige Spalten, welche durch fingerförmige Fortsätze festerer Substanz getrennt sind. Diese fingerförmigen Bogenstücke, welche von beiden Seiten des Halses her nach unten gegen das Herz hin sich einkrümmen, sind die Kiemen- oder Visceralbogen. Die Kiemenarterie vertheilt sich in ebenso viel Aeste, als Bogen vorhanden sind, und diese Gefäßbogen vereinigen sich unter der Wirbelsaite zu der Aorta. Sieht man also von den Kiemenfranzen und der ganzen Athemfunktion der Kiemen ab, so entsprechen diese Bogen in Lagerung und Form durchaus den Kiemenbogen der niederen Wirbelthiere, unterscheiden sich aber von ihnen eben durch diesen Mangel der Athemfunktion oder jeder physiologischen Funktion über- haupt. Während der Stoffwechsel, auf dem die Athmung beruht, bei den Embryonen und Larven der niederen Wirbelthiere in den Kiemen- franzen vor sich geht, geschieht er hier in den Gefäßverzweigungen der Harnhaut, welche zu diesem Zwecke von dem Embryo gebildet wird. Im Laufe der Entwickelung verschwinden diese Kiemenbogen wieder völlig, indem die hinteren Spalten ganz zuwachsen, die vorderen theilweise an der Bildung des mittleren Ohres theilnehmen und die ihnen entsprechenden Kiemenbogen sich in den Unterkiefer, das Zun- genbein und die Kehlkopfgebilde umwandeln. Gegen das Ende der Entwickelung hin findet man in dem Eie den Embryo von seinem Amnios eingehüllt und an der Bauchfläche die Nabelöffnung zeigend, aus welcher der Rest des Dotters als birn- förmige mit mehr oder minder langem Stiele versehene Blase und der weite Umhüllungssack der Harnhaut hervorgeht. Der Dottergang schließt sich bald vollständig ab, ebenso der Stiel des Harnsackes, dessen Gefässe nur noch übrig bleiben. Der Embryo durchbricht nun die Schafhaut und dann die Eischale, wozu ihm bei vielen Arten ein eigenthümlicher scharfer unpaarer Zahn dient, der aus dem Zwischen- kiefer hervorwächst und später verschwindet. Nach der Geburt schrumpfen die Gefässe des Harnsackes ein, indem die Lunge die Athem- funktion übernimmt und der Nabel vernarbt bald gänzlich, ohne eine Spur zu hinterlassen. Viele Reptilien, wie die meisten Schildkröten, die Seeschlangen, sind vermöge der Organisation ihrer Bewegungswerkzeuge lediglich auf das Wasser angewiesen und verlassen dasselbe nur, um ihre Eier auf dem festen Lande abzulegen. Es ist namentlich von den Schild- kröten bekannt, daß gewisse Sandbänke ihnen zum allgemeinen Rendez- vous dienen, wo dann das Einsammeln der Millionen Eier einen besonderen Erwerbszweig für die Anwohner zur Laichzeit bildet. An- dere, worunter namentlich viele Schlangen, halten sich gern an feuchten Orten und in der Nähe des Wassers auf, oder lauern auch im Wasser selbst auf ihre Beute. Die meisten Eidechsen und einige Schlangen hingegen ziehen trockenes Land vor, bergen sich in Erdlöchern und jagen theils auf dem Boden, theils auch auf den Bäumen. Die klei- neren Arten nähren sich vorzugsweise von Insekten, während die großen gefährliche Raubthiere sind und einige Arten sogar den Menschen an- fallen. Man will in dem südlichen Amerika die Beobachtung gemacht haben, daß dieselbe Art von Krokodilen, die in den großen Flüssen und den Lagunen wimmeln, in dem einen Flusse durchaus unschädlich ist, ja sogar den Menschen flieht, während sie in dem anderen ihn mit Hartnäckigkeit angreift und verfolgt. Die Reptilien sind vorzugsweise Bewohner heißer Länder. Die Zahl ihrer Arten, die Mannigfaltig- keit ihrer Formen, so wie die Größe der Typen nimmt mit schnellen Schritten zu, je mehr man sich dem Aequator nähert. Die Krokodile sind gänzlich auf die heiße Zone eingeschränkt; ihr nördlichster Ver- breitungsbezirk ist auf unserem Kontinente der Nil, auf dem amerika- nischen Florida und Texas. Von den Schildkröten geht nur eine Art, die europäische Sumpfschildkröte, bis zu den Ufern des baltischen Meeres, während sonst das Mittelmeer der Ordnung ihr Ziel steckt. Am weitesten nach Norden verbreiten sich noch Schlangen und schlan- genähnliche Eidechsen, Otter und Blindschleiche, welche bis nach Schweden hinauf sich ausdehnen, Die kletternden Arten der Schlan- gen und Eidechsen sind lediglich auf die wärmeren Zonen beschränkt. Die geologische Entwicklung dieser Klasse ist um so interessanter, als ähnlich wie bei den Fischen in den fossilen Formen eine Reihe von Typen auftreten, welche jetzt vollständig verschwunden sind. Sie beginnen mit echten Eidechsen im Kupferschiefergebirge, zu denen dann in der Trias sich die sonderbaren Formen der älteren Meerdrachen gesellen. Im Jura werden die Typen häufiger; die Schildkröten, die Großechsen, die Flugechsen, die Krokodile und jüngeren Meerdrachen entfalten hier ihre oft gigantischen Formen, so daß man nicht mit unrecht den Jura das Reich der Reptilien genannt hat. Auch in der Kreide erhalten sich noch einige gigantische Formen der Eidechsen. In dem Tertiärgebirge aber, in welchem zuerst die Ueberreste ächter Schlan- gen auftreten, ist alles auf das jetzt gewöhnliche Maß zurückgebracht und die Seedrachen gänzlich verschwunden, nachdem sie schon in der Kreide nur sehr geringe Repräsentanten aufgezeigt hatten. Unter den jetzigen Reptilien sind nur einige Schildkröten auf das Meer ange- wiesen, während im Jura und in der Trias die mit Flossenfüßen versehenen Drachen nur das Meer bewohnten und sich, wie die ver- steinerten Ueberreste ihrer Nahrung lehren, von Fischen nährten. Schon früher wurde angeführt, daß die Art und Weise der Auf- fassung der Charaktere lange Zeit bei denjenigen Thieren, welche die beiden Klassen der Amphibien und Reptilien zusammensetzen, eine äußerst verfehlte war und daß es vielfacher Anstrengungen bedurfte, um die großen Unterschiede der Organisation, welche zwischen den ver- schiedenen vierfüßigen Gattungen dieser Thiere existiren, auch durch die Classifikation entsprechend auszudrücken. Man konnte sich nur schwer entschließen, die Salamander und Molche von den Eidechsen zu trennen, mit denen sie doch nur in der äußeren Körpergestalt einige entfernte Aehnlichkeit besitzen; und auch jetzt noch ist es trotz aller Kenntniß der inneren Organisation und der Entwicklungsgeschichte noch nicht gelungen, den konservativen Troß der meisten und besonders der deutschen Naturforscher zu überzeugen, daß man endlich einmal die alte Leier von den vier Wirbelthierklassen aufgeben und die Am- phibien und Reptilien als zwei streng gesonderte Klassen hinstellen müsse. Es kann bei diesem Stande der Sache auch nicht befremden, daß die großen und wichtigen Unterschiede, welche zwischen einzelnen Gruppen der Reptilien selbst vorhanden sind, noch nicht in entspre- chender Weise durch die Classifikation anerkannt wurden, da man einer- seits zu hartnäckig an dem Hergebrachten festhielt und andererseits die Berücksichtigung der Fossilen zurückwies, die gerade bei dieser an Ge- stalt und Organisation so wechselnden Klasse von ganz besonderer Erheblichkeit sein mußten. Betrachtet man die äußere Körperform, so scheinen sich bei dem ersten flüchtigen Ueberblicke drei Hauptgruppen in der Klasse der Rep- tilien zu ergeben: Schlangen mit wurmförmigem Körper ohne Glied- massen, Eidechsen mit schlankem gestrecktem Körper und vier Füßen, Schildkröten mit breitem in eine Knochenschale eingeschlossenem Leibe. Bei näherer Untersuchung aber zeigt sich, daß die Scheidelinie zwischen Schlangen und Eidechsen in dieser Weise und nach diesen Charakteren gezogen eine durchaus willkürliche ist und daß man, wenn man die Charaktere der inneren Organisation, die Bildung des Unterkiefers und seiner Gelenke und die der Rippen ins Auge faßt, anerkennen muß, daß es echte Eidechsen ohne Füße, wie z. B. unsere Blind- schleichen, und echte Schlangen mit rudimentären Füßen, wie die Boa’s und Riesenschlangen, giebt. Durch ebenso bestimmte Charaktere unter- scheiden sich einerseits die Krokodile und andererseits die Eidechsen von einander, obgleich man bisher stets nur die Krokodile als eine Familie oder höchstens als eine Unterordnung der Eidechsen aufgefaßt hat, während sie doch durch viele Verhältnisse der inneren Organisation sich sogar näher an die Schildkröten, als an die Eidechsen anschließen. Wir erkennen zuvörderst in der Klasse der Reptilien zwei einander gegenüber stehende Reihen, die sich leicht durch äußere Charaktere un- terscheiden lassen, und deren jede wieder aus zwei scharf getrennten Ordnungen besteht. Bei der einen Reihe, die durch die Schlangen (Ophidia) und die Eidechsen (Sauria) gebildet wird, stellt sich der After als eine Querspalte dar, welche meist mit einer schildförmigen Klappe verschlossen werden kann, und bei den Männchen finden sich zwei Ruthen, die hinter dem After in der Schwanzwurzel verborgen liegen und aus demselben hervorgestülpt werden können, wo sie sich in ähnlicher Weise, wie ein Handschuhfinger, umdrehen. Bei den Pan- zerechsen (Loricata) und den Schildkröten (Chelonia) hin- gegen, welche die andere Reihe zusammensetzen, bildet der After eine Längsspalte und das männliche Begattungsorgan, das nur einfach ist, liegt innerhalb der Kloake an der Vorderwand derselben und nicht an der Basis des Schwanzes außerhalb der Kloake, wie bei der vorigen Reihe. Reihe der Reptilien mit querem After und doppelter Ruthe. Ordnung der Schlangen. (Ophidia.) Die Thiere, welche diese Ordnung zusammensetzen, sind der gifti- gen Eigenschaften einiger Familien wegen ein Gegenstand allgemeinen Schreckens und Abscheues, und werden sogar in unseren Gegenden, die doch nur eine einzige giftige Art besitzen, die übrigen unschuldigen, ja selbst nützlichen Gattungen derselben mit einer Art von Wuth ver- folgt. Der Körper der Schlangen ist bekanntlich lang gestreckt, wurmförmig, meist ohne deutlich abgesetzten Schwanz und Hals, der Kopf jedoch in der Regel breiter, als der übrige Körper und deutlich in seiner Ausdehnung erkennbar. Dieser lang gestreckte Körper ist bei den Schlangen ganz allgemein in eine feste Haut eingehüllt, der man gewissermaßen mit Unrecht den Namen einer Schuppenhaut gege- ben hat, während doch in der That diese Haut ein durchaus zusam- menhängendes Ganze bildet, die deutlich aus einer Lederhaut und einer darüberliegenden Epidermis besteht. Die Lederhaut ist nicht gleichförmig dick und eben, sondern an einzelnen Stellen verdickt und der Rand dieser Stellen frei umgeschlagen, so daß Falten gebildet werden, welches das Ansehen von dachziegelförmig über einander lie- genden Schuppen haben; indem nun die Oberhaut ebenfalls diesen Duplikaturen der Lederhaut folgt und sich an den freiliegenden Stellen verdickt, während sie da dünner wird, wo sie in die Falten eingeht, treten diese Schuppen noch deutlicher hervor. Man unterscheidet der Gestalt nach Schuppen, die länger als breit sind, oft auf ihrer Mitte einen Kiel tragen und vorzugsweise auf der Rücken- fläche des Thieres entwickelt erscheinen und Schilder von meist sechs- oder viereckiger Gestalt, gewöhnlich länger als breit, die vorzugsweise auf der Bauchseite und an dem Kopfe sich ausbilden. Die Oberhaut wird stets von den Schlangen im Ganzen abgestreift und zeigt sich dann als eine vollkommen farblose, scheinbar strukturlose Haut, welche alle Skulpturen der Oberfläche erhalten zeigt. Dieser Hautwechsel geschieht mehrmals im Jahre nach kurzem Unwohlseyn des Thieres, das nachher gern frißt und glänzendere Farben zeigt. Der Kopf der Schlangen ist im Allgemeinen abgeplattet, mehr oder minder drei- eckig und der Rachen ungeheuer weit gespalten, so selbst daß diese Spalte oft über die hintere Gränze des Kopfes hinaus zu gehen scheint. Die Nasenlöcher liegen stets vorn am Kopfe, oft ganz an der Spitze der Schnauze, die gewöhnlich runden oder längs ovalen Augen etwa in der Mitte der Schnauzenspalte ganz auf der Seite und dem Kie- ferrande sehr genähert. Der bewegliche Augapfel, dessen Pupille bei den nächtlichen Gattungen meist senkrecht gespalten, bei den übrigen rund ist, zeigt keine Augenlider, sondern wird von der durchsichtigen Haut überzogen, die in ähnlicher Weise wie ein Uhrglas in einem Falze der runden Augenhöhle eingeheftet ist und eine Kapsel bildet, welche durch einen weiten Gang, den Thränenkanal, nach innen mit der Nasenhöhle in Verbindung steht. Das Auge der Schlangen hat hierdurch ein gläsernes unheimliches Ansehen. Einen wesentlichen Charakter für die ganze Ordnung der Schlan- Fig. 1160. Schädel der Klapperschlange (Crotalus) von der Seite, um das stabförmige, lange, an dem beweglichen Zitzen- bein (23) befestigte Quadratbein (26) zu zeigen. gen findet man in der Struktur des knöchernen Gerüstes, welches den Antlitztheil des Schädels bildet. Bei den meisten Schlangen nämlich ist das Oberkiefergerüste durchaus beweglich ge- worden; ‒ der Zwischen- kiefer freilich hängt fest mit den Nasenbeinen zu- sammen; dagegen sind die Oberkiefer-, die Flü- gel- und Gaumenbeine durchaus beweglich und können sowohl nach den Seiten, als auch nach vorn und hinten geschoben werden. Eine ebenso große Beweglichkeit ist in dem Unterkieferapparate hergestellt; das lange schuppenförmige Zitzenbein hängt nur durch Bänder und Muskeln mit dem Schädel zusammen und trägt an seinem Ende das lange, stabförmige, meist schief nach hinten gerichtete Quadratbein, an welchem der Unterkiefer eingelenkt ist. Dieser selbst besteht aus zwei völlig getrennten, stabförmigen, nur wenig gebogenen Hälften, die vorn entweder gar nicht oder nur durch laxe Sehnenfasern mit ein- ander verbunden sind und deren Trennung auch gewöhnlich durch die sogenannte Kinnfurche an der Unterfläche des Kopfes ausgedrückt ist. Durch diese Einrichtung ist der ganze Unterkieferapparat einer enormen Erweiterung fähig, indem jeder Unterkieferast aus drei durch laxe Gelenke verbundenen, stabförmigen Knochen besteht, die selbst wieder nach beiden Seiten hin aus einander weichen können. Die Bezahnung der Schlangen ist je nach den verschiedenen Familien sehr verschieden. Niemals kommen andere, als echte Haken- zähne vor, die zuweilen sehr groß, immer aber spitz, nach hinten ge- krümmt und nur zum Festhalten der Beute, nicht einmal zum Zer- reißen und noch weniger zum Kauen derselben dienen. Gewöhnlich bilden diese Zähne einen scheinbar soliden Kegel aus harter Zahnsub- stanz mit dünnem Email bekleidet; bei den verdächtigen und giftigen Schlangen aber kommen theils rinnenförmige, theils hohle Zähne vor, welche zur Ableitung des Sekretes eigenthümlicher Speicheldrüsen die- nen. Manchmal erscheinen diese Zähne nur auf der Fläche gefurcht, in anderen Fällen aber vertieft sich diese Hohlkehle bedeutend und die beiden Ränder der Furche wölben sich so zusammen, daß ein Kanal entsteht, der sich an der Spitze des Zahnes öffnet und seiner ganzen Länge nach durch einen feinen Schlitz geöffnet ist; bei den echten Gift- schlangen endlich, bei den Ottern, schließt sich dieser Schlitz völlig und der Giftzahn stellt nun einen spitzen, hohlen, säbelförmig gekrümmten Kegel dar, an dessen Spitze sich eine feine Spaltöffnung zeigt, durch welche das Gift beim Bisse sich ergießt. Nach dieser Beschaffenheit der Zähne richtet sich auch der Bau des Oberkieferapparates. Bei den ungefährlichen Schangen mit ganzen soliden Zähnen sind die Oberkiefer sehr lang und mit einer ununterbrochenen Reihe von Zähnen besetzt, auf welche ein zweiter Zahnbogen nach innen folgt, der von den in den Gaumenbeinen eingepflanzten Zähnen gebildet wird, da die Gau- menbeine fast bei allen Schlangen zahntragend sind; bei den Trugschlan- gen mit gefurchten Zähnen ist der Oberkiefer schon kürzer, in seinem vorderen Theile mit kleinen Hakenzähnen und hinten mit den großen Rinnenzähnen bewaffnet; bei den unechten Giftschlangen oder den Nattern ist der Oberkiefer nur kurz und trägt hinter den großen geschlitzten Giftzähnen einige kleine solide Hakenzähne; bei den Ottern endlich ist der Oberkiefer auf ein ganz kurzes Knöchelchen reduzirt und nur mit hohlen, ungeschlitzten Giftzähnen besetzt. Alle Schlangen nähren sich nur von lebenden Thieren, und die eben geschilderte Einrichtung ihres Kieferapparates bringt es mit sich, daß sie ihre Beute nur in einem Stücke hinabschlingen können; sie überfallen dieselbe im Schusse und die giftigen versetzen ihr nur einen Biß, nachher ruhig die Wirkung des Giftes erwartend, während die anderen ihre Beute umschlingen und durch Umwicklungen ersticken; lebenszähere Thiere werden sogar noch lebend verschluckt. Die Arbeit des Schlingens ist bei größeren Thieren eine ungemein mühsame; der Rachen der Schlange erweitert sich nach und nach in ungeheuerem Maße, die Unterkieferäste spreitzen sich auseinander, so weit es nur irgend möglich ist, zwischen ihnen schiebt sich, da die Arbeit oft stun- denlang dauert, der stielförmige Kehlkopf hervor, um die Athmung zu unterhalten; die bedeutend entwickelten Speicheldrüsen ergießen ihr Sekret, das den ganzen Bissen schlüpfrig macht, und so zieht sich nach und nach der Kopf der Schlange über den Leichnam des Thieres weg, bis dieser gänzlich in dem weiten Rachen und in der Speiseröhre verschwunden ist. Die Verdauung geht äußerst langsam vor sich, ist aber so aktiv, daß nur höchstens einige Hornreste des Thieres durch den After entleert werden. Das was man gewöhnlich Schlangenkoth nennt, ist der als halbweiche Masse entleerte Urin, der fast nur aus Harnsäure besteht. Die meisten Schlangen brauchen ein bis zwei Monate, bevor sie nach einer vollständig sättigenden Mahlzeit eine andere einnehmen. Eigentliche Bewegungsorgane fehlen den Schlangen ganz; von vorderen Extremitäten, von einem Schultergürtel und einem Brust- beine zeigt sich keine Spur; bei einigen Familien dagegen kommen Spuren der hinteren Extremitäten vor, die indeß durchaus rudimentär sind, aus einem oder mehreren kleinen Knöchelchen bestehen, von denen die inneren dem Becken, die äußeren, wenn sie vorhanden sind, den Extremitätenknochen entsprechen und die zuweilen einen klauenförmigen Nagel tragen, der zur Seite des Afters kaum vorstehend sich zeigt. Zum Ersatz für diesen Mangel der Extremitäten ist dagegen die Be- weglichkeit der Wirbelsäule außerordentlich groß; — die Wirbel sind durch förmliche Kugelgelenke mit einander verbunden, indem stets der Gelenkknopf des vorhergehenden Wirbels in einer runden Pfanne des folgenden spielt; die Rippen sind ebenso durch Kugelgelenke mit den Wirbelkörpern verbunden und bilden ebenso viele stabförmige Bewe- gungshebel, deren jeder einen äußerst entwickelten Muskelapparat be- sitzt, wodurch jede Rippe leicht nach allen Seiten hin bewegt werden kann. Die Schlange läuft gewissermaßen, indem sie vorwärts gleitet, auf den unter der Haut verborgenen Spitzen ihrer zahlreichen Rippen. Auch tragen alle Wirbel, von dem ersten an bis zu denen des Schwanzes, ausgebildete Rippen, die nur vorn etwas kleiner sind, so daß in Wahrheit keine Halswirbel existiren. Ein Brustbein fehlt unter allen Umständen, da die Enden aller Rippen vollständig frei sind. Bei der langgestreckten Form des Körpers kann es nicht ver- wundern, daß alle Eingeweide dieselbe Gestalt annehmen. Die Zunge ist sehr lang, dünn, hornartig, in einer eigenen Scheide verborgen und an ihrer Spitze in zwei spitze Hälften gespalten, die hauptsächlich als Tastorgan zu dienen scheinen. Meist findet sich auch bei ganz geschlossenem Maule ein Ausschnitt im Oberkiefer, durch welchen die Zunge, welche sich stets lebhaft bewegt, hervorgestreckt wird. Der Schlund ist lang, äußerst muskulös; der Magen gestreckt, sackartig, bedeutender Erweiterung fähig; der Darm verhältnißmäßig kurz und nur wenig gewunden. Gewöhnlich ist nur eine und zwar die linke Lunge in Form eines langen, innen zelligen Sackes entwickelt, die rechte dagegen ganz rudimentär; — die Luftröhre ist sehr lang und oft schon in ihrer ganzen Länge mit Zellen besetzt; sehr lang gestreckt sind Nieren und Eierstöcke oder Hoden; die beiden in der Schwanz- wurzel verborgenen Ruthen lassen meist diesen Theil des Männchens etwas dicker erscheinen. Indem wir hauptsächlich die Bezahnung und die damit zusammenhängenden charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Skelettes in das Auge fassen, erhalten wir folgende Unterordnungen und Familien. Unterordnung der Giftschlangen (Venenosa) . Der Kopf dieser Thiere ist meist mehr oder minder dreieckig mit abgestumpfter Schnauze und stark vorstehenden Winkeln, die gewöhnlich von dem Halse deutlich abgesetzt erscheinen. Der Rachen ist ungemein weit ge- spalten. Der Oberkiefer, der bald ziemlich lang, bald durchaus ru- dimentär ist, trägt jederseits vorn einen einzigen großen, spitzen Hakenzahn, der durch besondere Muskeln nach hinten in den Rachen zurückgelegt oder nach vorn gestellt werden kann und einen bald ge- schlitzten, bald gänzlich geschlossenen Kanal enthält, durch welchen das Fig. 1161. Kopf einer Klapperschlange (Crotalus) . Die Haut der Wange ist abgezogen, um den Gift- apparat zu zeigen. n Nasenloch, darunter die eigen- Gift beim Biße abfließt. Der gesammte Giftap- parat hat folgende Struktur: Hinter den Augen, zum Theile noch unter denselben, in dem Raume zwischen Ober- kiefer und Quadratbein, liegt eine bedeutende Drüse, die sich in einigen Fällen sogar weit nach hinten über die Rippen thümliche Kiefergrube. v Giftdrüse, von der muskulösen Sehnenhaut umgeben, die sich in den Ausführungsgang fortsetzt und in den Giftzahn c öffnet. m Beißmuskel, zum Theil die Giftdrüse bedeckend und sie zusammen- drückend. s Speicheldrüsen am Mundrande. hinaus erstreckt und von sehnigen Muskelhäuten eingehüllt wird, die eben- so, wie der Kaumuskel, die Drüse zusammendrücken können. Der Ausführungsgang der Drüse, der sich zuweilen sackförmig erweitert und stets circuläre Muskelfasern hat, mündet in das Wurzelloch des Giftzahnes, so daß der Kanal des Zahnes nur die weitere Fortsetzung dieses Ausführungsganges ist. Bei dem Bisse richtet die Schlange die beiden Giftzähne auf und spritzt in dem Augenblicke, wo der scharfe Zahn die Haut aufreißt, das Gift in die Wunde; dieses letztere wirkt durchaus nur, wenn es unmittelbar in das Blut gebracht wird, zersetzt aber dann auch das- selbe mit solcher Schnelligkeit, daß in heißen Ländern der Biß großer Giftschlangen, deren Drüsen voll sind, fast unrettbar den Tod herbei- führt, während in kälterer Jahreszeit bei kleineren Schlangen, oder nach Erschöpfung derselben der Biß oft ganz ungefährlich bleibt. Die Mittel zur Heilung des Schlangenbisses laufen alle darauf hinaus, entweder die Aufnahme des Giftes in den Strom der Circulation zu verhüten oder wenn dieses nicht mehr möglich sein sollte, durch ener- gische, schweißtreibende Mittel dem fauligen Zersetzungsfieber, welches die Auflösung des Organismus herbeiführt, Einhalt zu thun. Zu den Mitteln erster Art gehört das augenblickliche Aussaugen der Wunde mittelst Schröpfköpfen oder mit dem Munde, wozu es durchaus keines Heroismus bedarf, da es ebenso unschädlich ist, als das Saugen an einem Finger; das Ausschneiden in weitem Umfange und starke Ausbluten- lassen mit steter Ausspülung der Wunde; das Ausbrennen oder Aetzen derselben mit Salmiakgeist u. s. w. Zu den letzteren die Abgüsse der verschiedenen Pflanzen, welche man am meisten in heißen Ländern empfohlen hat. Wir unterscheiden unter den Familien, welche wahre Giftzähne haben, zwei Gruppen: die Ottern mit rudimentärem Oberkiefer, der nur Giftzähne trägt, welche einen vollkommen geschlos- senen Kanal haben, und die Giftnattern , bei welchen der Ober- kiefer mehr entwickelt ist und einige solide Hakenzähne hinter den großen Giftzähnen trägt, deren Kanal auf der convexen Seite des Zahnes fein geschlitzt ist. Vogt. Zoologische Briefe. II. 17 Reihe der Ottern . Die Familie der Grubenottern (Crotalida) besitzt einen breiten, Fig. 1162. Die gemeine Klapperschlange (Crotalus horridus) . dreieckigen Kopf, der entweder in seiner ganzen Ausdehnung oder doch an seinem größten hinteren Theile vollkommen beschuppt ist und nur seitlich und an der Schnauzenspitze Schildchen zeigt. Unter dem Na- senloche, das seitlich an der Schnau- zenspitze steht, findet sich unmittel- bar über dem Oberkieferrande eine tiefe, sackförmige, blinde Grube, die mit Schildchen ausgekleidet ist und deren Bedeutung durchaus räthsel- haft bleibt. Die Pupille des ziemlich großen, runden Auges bildet eine senkrechte Spalte. Die Giftzähne sind ungemein groß, an der Spitze schwach S förmig gekrümmt; in den Gaumenbeinen und den Unterkie- fern stehen nur wenige kurze Hakenzähne, deren Spitzen kaum aus dem Zahnfleische hervorragen. Die Unterfläche des Leibes ist mit Schildern besetzt, die an dem Schwanze bald einfach, bald paarweise geordnet sind. Die meisten Arten dieser Familien bewohnen Amerika, einige auch Asien und viele erreichen eine Länge von 6 Fuß und darüber; es sind die giftigsten Schlangen, deren Biß bei ihrer Größe meist unrettbar tödtlich ist. Die Klapperschlangen (Crotalus) , welche in mehreren Arten über den ganzen amerikanischen Continent verbrei- tet sind und durch die eigenthümliche Hornrassel sich auszeichnen, welche sich an ihrem Schwanze befindet, und die Lanzenschlangen (Trigono- cephalus) gehören dieser Familie an. Die Klapperschlangen, welche weit nach Norden hinaufgehen, werden dem Menschen selten gefähr- lich, da sie äußerst träge und auch unbehülfliche Thiere sind, welche nur dann beißen, wenn sie unmittelbar angegriffen werden; dagegen sind die Lanzenschlangen sehr gefährlich, da sie äußerst agil und zor- nig sind und sogar nicht selten ihre Beute mit großer Schnelligkeit in weitem Sprüngen verfolgen. Trigonocephalus; Lachesis; Crotalus; Cophias; Bothrops; Tisiphone; Atropos . Die Familie der Ottern ( Viperida ) hat mit den vorigen den Fig. 1163. Kopf der Kreuzotter (Pelias berus) , ron oben gesehen. breiten stumpfen Kopf, den plumpen Körper, den kurzen Schwanz und die meist stark ge- kielten Schuppen gemein, unterscheidet sich aber durch den Mangel der charakteristischen Grube unter den Nasenlöchern. Der Kopf ist bald durchgängig geschuppt, bald vorn mit kleinen Schildchen bekleidet. Die gewöhnliche Kreuz- otter, welche bis hoch nach Schweden hinauf- geht und in manchen sumpfigen Gegenden Deutschlands nicht selten ist, gehört dieser Fa- milie an, welche nur den alten Continent be- wohnt und deren verschiedene Arten keine sehr bedeutende Größe erreichen. Pelias; Vipera; Echis; Acanthophis . Reihe der Giftnattern mit bezahntem Oberkiefer . Die Familie der Seeschlangen ( Hydrida ) erreicht eine nur un- bedeutende Länge von höchstens vier Fuß, zeichnet sich aber auf den ersten Blick durch den kurzen Schwanz aus, der von der Seite zu- sammengedrückt und stark gekielt ist, so daß er ein vertikal gestelltes Ruder darstellt. Meist ist auch der Leib ziemlich stark seitlich zusam- gedrückt oder gekielt und an der Bauchseite ebenfalls mit Schuppen, nur selten mit Schildchen bekleidet. Der ziemlich spitze Kopf ist von dem Halse nicht abgesetzt und größtentheils mit Schildern bedeckt; die Nasenlöcher stehen oben auf der Schnauze, ziemlich nahe der Mittel- linie und können mit einer Klappe verschlossen werden. Der Ober- kiefer ist ziemlich lang und trägt vorn die kurzen, unbeweglich fest- stehenden, auf der convexen Seite fein geschlitzten Giftzähne, hinter denen noch mehrere kleine volle Hakenzähne folgen. Die sehr agilen Schlangen finden sich nur im indischen Oceane, besonders im Sunda- archipel, sollen äußerst giftig sein und bald sterben, wenn man sie in süßes Wasser thut, eine Sage, die gar keinen Grund haben kann, da es von einigen Arten bekannt ist, daß sie in die Mündungen der Flüsse kommen und außerdem nicht abzusehen ist, weßhalb ein Thier, für welches das Meerwasser nur Aufenthaltsort, nicht aber Medium der Athmung ist, im süßen Wasser sterben soll. Hydrus; Hydrophis; Pelamys; Platurus . 17* Die Familie der echten Giftnattern (Elapida) hat einen mit Fig. 1164. Die ägyptische Brillennatter (Naje haje). (Aspic) . Schildern besetzten, kurzen, rund- lichen Kopf, der nur sehr wenig vom Halse abgesetzt ist und die Nasenlöcher zwar vorn an der Schnauze aber ganz an dem seit- lichen Rande trägt. Der Körper ist rundlich, der Rücken meist schwach kielförmig erhoben, die Schuppen fast immer ungekielt, der Bauch mit einfacher, die Unterfläche des Schwan- zes gewöhnlich mit doppelter Schild- reihe besetzt. Die Giftzähne sind, wie bei den Seeschlangen, kurz, stark, unbeweglich, auf der con- vexen Seite fein geschlitzt; hinter ihnen steht meist noch eine ganze Reihe kleiner, solider Hakenzähne in dem Unterkiefer. Die Schlangen dieser Familie, zu welcher die Brillen- nattern gehören, die sich dadurch auszeichnen, daß sie die Rippen des Hal- ses spreitzen und diesen Theil hierdurch bedeutend aufblähen können, geben den übrigen Giftschlangen trotz der Kürze ihrer Zähne an Gefährlichkeit des Bisses durchaus nichts nach. Elaps; Aspidoclonion; Naja; Bungarus . Fig. 1166. Fig. 1165. Fig. 1165. Kopf von Dispholidus Lalandi (Dendrophis colubrina) von der Seite. Fig. 1166. Die beiden hinteren Furchenzähne vergrößert. Unterordnung der Trugnattern (Suspecta) . Die Schlangen dieser Unterordnung haben einen langen, wohlausgebildeten Oberkie- fer, der in seiner ganzen Ausdehnung mit Hakenzähnen besetzt ist, von denen die vorderen stets solid, einer oder mehrere hintere dagegen, welche die übrigen an Größe übertreffen, mit einer vorderen Furche oder Rinne versehen sind und so das Aussehen von Giftzähnen dar- bieten. Trotz der Gegenwart dieser Zähne finden sich indeß in der That keine Giftdrüsen bei diesen Schlangen vor, sondern es ist nur der Saft der gewöhnlichen, freilich bedeutend entwickelten Speichel- drüsen, welcher durch diese Zähne in die Mundhöhle abgeleitet wird. Auch ist durchaus kein Beispiel bekannt, daß ein Biß derselben eine giftige Wirkung gehabt hätte. Im Ganzen erscheint die Organisation der Schlangen, welche diese Abtheilung zusammensetzen, so überein- stimmend, daß es schwierig ist, besondere Familien aufzustellen, doch kann man die Wassernattern (Homalopsida) mit der Mittellinie sehr nahe gerückten, durch eine Klappe verschließbaren Nasenlöchern, kleinen Augen und aufwärts gezogener Rachenspalte, die vorzugsweise im Wasser leben (Homalopsis) , die Erdnattern ( Coelopeltida ) mit grö- ßeren Fangzähnen, die bald im Oberkiefer, bald im Unterkiefer, bald in beiden zugleich stehen (Coelopeltis; Psammophis; Herpetodryas; Dipsas) und die Baumnattern ( Dryophida ) mit langem, spitzem Kopf und dünn peitschenförmigem Körper unterscheiden, indem die Letzteren sich noch besonders dadurch auszeichnen, daß die Be- zahnung ihres Unterkiefers hintereinander zwei Reihen von Zähnen zeigt, die klein anfangen und mit großen Furchenzähnen enden, so daß mitten und hinten im Oberkiefer größere Furchenzähne stehen. Dryophis; Dendrophis . Unterordnung der giftlosen Schlangen (Innocua) . Der auszeichnende Charakter dieser Unterordnung, welche die größten und stärksten Schlangen enthält, liegt darin, daß alle Zähne gleichmäßig gebildete, solide Hakenzähne sind, welche im Oberkiefer zwei parallele Reihen bilden, von denen die eine dem langen, die ganze Mundspalte begränzenden Oberkiefer, die innere den Gaumenbeinen angehört, wäh- rend zugleich beide Unterkieferäste mit einer dichten Reihe hakenförmi- ger Zähne bewaffnet sind. Die Gesichtsknochen bieten in ähnlicher Weise, wie bei den vorigen Unterordnungen eine große Beweglichkeit dar. Wir unterscheiden folgende Familien: Die Rattern (Colubrida) , als deren Typus die in unserer Ge- gend ziemlich häufige, durchaus unschuldige Ringelnatter dienen kann. Die äußeren Charaktere dieser Schlangen unterscheiden sie nur wenig von den Giftnattern und Trugnattern, welche früher auch ganz all- gemein unter dem Gattungsnamen Coluber aufgeführt wurden. Der Kopf der Thiere ist dreieckig, etwas zugespitzt, kaum von dem Halse abgesetzt, mit Schildern besetzt, unter denen sich besonders die Schil- Fig. 1167. Fig. 1168. Fig. 1169 Kopf der Aesculapschlange (Coluber Aesculapii) , Fig. 1167. von oben, Fig. 1168. von der Seite, Fig. 1169. von unten. der zu beiden Seiten der Kinnfurche auszeichnen. Nasenlöcher und Augen sind klein, erstere seitlich gestellt, letztere mit runder Pupille versehen. Rücken und Seiten des Körpers mit dachziegelförmigen Schuppen, der Bauch mit einfacher, die Unterseite des Schwanzes mit doppelter Schilderreihe besetzt; der Oberkiefer ist sehr lang, der Rachen sehr weit gespalten, die Zähne meist von gleicher oder nach hinten abnehmender Länge; zuweilen finden sich einige zu größeren Fangzähnen ausgebildete Hakenzähne; die Stummeln der hinteren Ex- tremitäten, so wie die Afterspornen, welche deren Gegenwart bezeich- nen, fehlen bei allen Gattungen dieser Familie durchaus; der Zwi- schenkiefer trägt niemals Zähne. Die zahlreichen Arten dieser Familie sind über die ganze Erde verbreitet und leben meist auf der Erde, theilweise auch in Sumpfgegenden, wo sie sich vorzüglich von kleinen Säugethieren und Amphibien nähren. Tropidonotus; Coluber; Co- ronella; Zacholus; Xenodon; Heterodon; Lycodon; Calamaria . Fig. 1170. Fig. 1171. Fig. 1172. Fig. 1170. Kopf der Fetischschlange (Boa Constrictor) . Fig. 1171. Die Aftergegend Fig. 1172. Das knöcherne Gerüste der Fußstummeln. Familie der Riesenschlangen oder Stummelfüßer (Peropoda) . Der Kopf dieser Schlangen ist dreieckig, abgeplattet, meist vorn zuge- spitzt, hinten breit und gewöhnlich deutlich von dem Halse abgesetzt. Der Rachen weit gespalten, die beiden Kieferbogen und die Gaumen- beine, zuweilen selbst der Zwischenkiefer mit Zähnen besetzt, die alle derb und ihrer Größe nach so geordnet sind, daß der zweite oder dritte Zahn in der Reihe der größte ist und die übrigen successiv nach hinten abnehmen. Die Flügelbeine sind S förmig gekrümmt und nur in ihrer vorderen Hälfte mit Zähnen besetzt. Zu beiden Seiten des Afters finden sich zwei hornige stumpfe Klauen, welche das Rudiment der hinteren Extremität beenden. Der Kopf ist meistens mit Schil- dern bekleidet, die Kehle dagegen mit Schuppen, ein wesentlicher Un- terschied von der vorigen Familie. Der Bauch zeigt Schilder, die gewöhnlich einfach sind, aber eine bedeutende Breite besitzen, die Unterfläche des Schwanzes zeigt gewöhnlich doppelte, ziemlich schmale Schilder. Man kann in dieser Familie einige Unterfamilien unterscheiden: Die Schlinger (Pythonida) , welche hakenförmige Fangzähne im Zwischenkiefer und auf der Außenseite der Kieferschilder tiefe dreieckige Gruben zeigen (Python; Morelia; Nardoa) . Die Kö- nigsschlangen (Boida) ohne Zähne im Zwischenkiefer, ohne äu- ßere Gruben an dem Maule, aber wie die vorigen mit weit gespal- tenem Rachen, scharf abgesetztem Kopfe, kurzem Schwanze, der zuweilen hakenförmig gekrümmt und zum Umgreifen der Aeste geeignet ist. Die Arten dieser beiden Familien lauern theilweise im Wasser, meist aber auf Bäumen oder in Gebüschen; manche erreichen eine Länge von vierzig Fuß und darüber und die Dicke eines kräftigen Manns- schenkels (Boa; Epicrates; Platygaster; Enygrus; Eunectes) . Eine dritte Unterfamilie bilden die Rollschlangen (Erycida) mit rundlichem, nicht abgesetztem Kopfe, stark vortretenden Fußstummeln, sehr kurzem, stumpfem Schwanz und kleiner, enger, wenig ausdehn- barer Mundspalte; letztere erreichen nur eine unbedeutende Größe und finden sich vorzugsweise in den türkischen Besitzungen am Mittelmeere, während die Riesenschlangen nur die tropischen Gegenden beider Erd- hälften bewohnen. Eryx . Eine dritte Familie bilden die Wickelschlangen ( Tortricida ) , kleine Schlangen von wurmförmiger Gestalt und fast überall gleichdickem Körper, die eine nur sehr kleine, unbedeutende Mundspalte haben. Die Aeste des Oberkiefers sind kurz, hoch in der Mitte und nur halb so lang, als der Kopf, so daß die Mundspalte nur kaum bis unter die Augen reicht; Oberkiefer und Flügelknochen sind beide ziemlich fest mit dem Schädel verbunden und ebenso die Unterkieferäste, obgleich vollkommen getrennt, dennoch wenig ausdehnbar; Ober- und Unter- kiefer tragen ganz gleiche Zähne, die nicht sehr stark gekrümmt und in der Mitte der Reihe am längsten sind. Zu beiden Seiten des Afters stehen wie bei den vorigen zwei kleine Afterklauen, die halb in Gruben verborgen sind; es sind kleine Schlangen, die auf der Erde meist unter Gebüsch leben und im Allgemeinen sehr träge sind. Tortrix; Cylindrophis . Fig. 1173. Fig. 1174. Fig. 1175. Fig. 1173. Kopf der Wurmschlange (Typhlops lumbricalis) von der Seite. Fig. 1174. Kopf von oben. Fig. 1175. After und Schwanz von der Seite. Unterordnung der Wurmschlangen (Scolecophida) . Die Schlangen, welche diese Unterordnung zusammensetzen, haben im All- gemeinen die Gestalt eines Regenwurmes oder eines Federkieles also einen drehrunden, gleichförmig dicken Leib ohne abgesetzten Kopf und mit einem kurzen, gleich dicken, abgerundet endenden Schwanze. Die Mundspalte dieser Thiere ist nur sehr klein, der Kopf kegelförmig, die Schnauze über den Unterkiefer vorstehend, die Augen gewöhnlich klein und fast rudimentär; der ganze Oberkieferapparat ist durchaus mit dem Schädel fest verwachsen und die äußeren Flügelbeine fehlen, so daß die Ausdehnbarkeit des Rachens trotz der Theilung der Unter- kieferäste nur eine sehr geringe ist. Die Bezahnung ist durchaus eigen- thümlich, indem die Wurmschlangen niemals in beiden Kinnladen zugleich, sondern entweder nur in der oberen oder in der unteren kleine derbe Hakenzähne besitzen. Die äußere Bedeckung des Körpers ist ebenfalls eigenthümlich, indem sich die Haut nicht geschuppt, son- dern quer geringelt zeigt und diese Ringe wieder in einzelne viereckige Täfelchen zerfallen, deren jedes eine Oberhauttasche bildet, in welcher eine wahrhafte Schuppe steckt, die eine hornige Consistenz hat. Wir unterscheiden in dieser Unterordnung zwei Familien: die Blindschlan- gen ( Typhlopida ) mit gezähntem Oberkiefer und zahnlosem Unterkiefer (Typhlops; Pilidion; Onychocephalus) und die Zahnschleichen ( Ca- todontida ) mit zahnlosem Oberkiefer und zahntragendem Unterkiefer (Catodon; Stenostoma); beide Familien gleichen sich im Aeußeren sehr und auch in ihrer Lebensweise, indem beide hauptsächlich in Erd- löchern wohnen und sich wesentlich von Würmern und Insektenlarven nähren. Es macht diese Unterordnung durch ihre kleine Mundspalte und die Unbeweglichkeit ihres Oberkieferapparates, sowie durch die eigenthümliche Bildung ihrer Schuppen, welche derjenigen der Skinke sehr nahe kommt, den Uebergang zu der nächsten Ordnung. Ordnung der Eidechsen. (Sauria) . Der Körper der Eidechsen zeigt fast immer drei wohlgeschiedene Abtheilungen, einen Kopf von ausnehmend wechselnder Gestalt, der gewöhnlich durch einen Hals von dem dickeren Leibe getrennt ist, und einen mehr oder minder langen Schwanz, der meist im Verhältniß zum Leibe sehr schlank erscheint. Meist sind auch vier mit nägeltra- genden Zehen versehene Füße vorhanden, die gewöhnlich nur kurz sind und den Leib kaum über den Boden erhaben tragen; ja bei den meisten Eidechsen wird in ähnlicher Weise, wie bei den Schlangen, beim Laufen die ganze untere Fläche des Körpers und Schwanzes auf dem Boden geschleppt. So verschieden die Gestalt des Kopfes ist, indem derselbe bald platt dreieckig, bald hoch gekielt und scharf ist, so zeigt sich doch eine große Uebereinstimmung in der Struktur und Bildung seiner Knochen und namentlich ein steter Unterschied in der Bildung der Kiefergelenke von der vorhergehenden Ordnung. Das ganze Oberkiefergerüste, welches bei den Schlangen noch beweglich war, ist hier vollkommen fest mit dem Schädel verwachsen und keiner Erweiterung fähig; der Oberkiefer, die Gaumenbeine, das Zitzenbein, das Quadratbein sind alle unbeweglich mit dem Schädel verwachsen und somit für den Un- terkiefer statt drei successiver Gelenke nur ein einziges, das eigentliche Unterkiefergelenk, beibehalten worden; die Aeste des Unterkiefers selbst sind in dem Winkel des Kinns meist durch eine Naht fest mit einan- der verbunden und können durchaus nicht von einander entfernt wer- den; die Rachenspalte ist gewöhnlich weit, da das etwas verlängerte Quadratbein an der hintersten Ecke des Schädels eingelenkt ist; die einzige Bewegung aber, welche zu ihrer Erweiterung möglich ist, ist die auch bei den meisten übrigen Thieren vorkommende des Unterkie- fers in senkrechter Richtung. Die Bezahnung der Kieferknochen ist bei den Eidechsen im Durchschnitte bei weitem nicht so vollständig, als bei den Schlangen; gewöhnlich finden sich nur zwei Reihen gleich- mäßiger Zähne, eine im Oberkiefer, eine andere im Unterkiefer, selten trägt der Gaumenbogen Zähne und wenn diese vorhanden, so bilden sie niemals einen vollständigen inneren Bogen, sondern nur zwei kleine, seitliche Gruppen an dem hinteren Gaumengewölbe; dagegen ist die Form, die Befestigung und die Erneuerung der Zähne bei den Eidechsen weit mannigfaltiger, als bei den Schlangen. Gewöhnlich freilich sind die Zähne mehr oder minder kegelförmig, spitz, hakig nach hinten gebogen, oft aber sind die Kronen mehr oder minder schneidend, faltig gestreift, der über dem Zahnfleische herausstehende Zahntheil abgesetzt und in anderer Weise geformt, zuweilen selbst kommen mehr- spitzige, flache, messer- oder sägeartige Zähne vor. Hinsichtlich der Befestigung finden sich zwei wesentliche Unterschiede. Niemals trifft man wahrhafte Alveolen und Zähne, welche in denselben eingekeilt stecken, dagegen bildet sich oft in beiden Kieferreihen eine zusammen- hängende Zahnrinne aus, die nach außen hin von einem Knochen- blatte geschützt wird, so daß der Kiefer an seinem oberen Rande aus- gekehlt erscheint; in dieser Rinne nun liegen die Zähne in der Weise, daß sie mit der hohlen Wurzel auf dem Grunde der Rinne aufsitzen, wo sich zuweilen noch besondere knöcherne Sockel für sie zeigen, und daß sie mit ihrem Außenrande an dem Knochenblatte angewachsen sind, welches die äußere Wand der Zahnrinne bildet. Man hat die Eid- echsen, welche diese Zahnbildung zeigen, mit dem Namen der Seiten- zähner (Pleurodontia) belegt. Bei anderen Gattungen zeigt der Kiefer keine solche Zahnrinne und die im Zahnfleische sich bildenden Zähne wachsen unmittelbar auf seinen freien Rand auf, oft in solcher Weise, daß man nur mit Mühe die Gränze zwischen dem Zahne und dem Knochen entdecken kann, und es aussieht, als wenn der Kiefer selbst an seinem Rande sägenartig ausgeschnitten und emaillirt wäre. Die solche aufgewachsene Zähne tragenden Eidechsen hat man auch unter dem gemeinsamen Namen der Acrodonten bezeichnet. Die genaueren Verhältnisse der Zähne erscheinen besonders wichtig für die Bestim- mung der zahlreichen fossilen Gattungen, von denen man oft nur ein- zelne Kieferfragmente kennt. Für die Bestimmung der lebenden Gattungen hat die Bildung der Zunge eine ganz besondere Bedeutung. Bei den einen ist dieses Organ dünn, sehr lang, hornartig und vorn in zwei längere Spitzen gespalten, die fadenförmig auslaufen; diese einer Schlangenzunge ganz ähnliche Spaltzunge, um deren willen man auch diese Eidechsen die Spaltzüngler (Fissilinguia) genannt hat, ist in einer eigenen Hautscheide eingeschlossen und kann auch bei geschlossenen Kiefern durch einen vorderen Ausschnitt derselben zum Tasten hervorgestreckt werden. Bei einer anderen Gruppe, welche man Kurzzüngler (Brevilin- guia) genannt hat, ist die Zunge dick fleischig, am Grunde der Mund- höhle festgewachsen, aber nach allen Seiten hin beweglich, ohne beson- dere Hautscheide und nur bei geöffnetem Maule zwischen den Kiefern vorstreckbar. Bei den einen ist diese fleischige Zunge vorn zugerundet oder nur unmerklich ausgebuchtet, bei anderen aber verdünnt sie sich nach vorn ziemlich bedeutend und läuft dann oft in zwei kurze, faden- förmige Spitzen aus oder zeigt auch nur einen mehr oder minder tiefen, halbmondförmigen Ausschnitt. Eine dritte eigenthümliche Bil- dung zeigt das Chamäleon, auf dessen Beschreibung wir verweisen. Die meisten Eidechsen zeichnen sich vor den Schlangen durch die Existenz von zwei häutigen Augenlidern aus, welche von oben und unten her den Augapfel bedecken können; nur bei einigen wenigen Gattungen zeigt sich eine Bildung der Augenbedeckung ähnlich derje- nigen der Schlangen. Die äußere Ohröffnung ist nicht wie bei diesen mit der äußeren Schuppenhaut bedeckt, sondern in den meisten Fällen frei und zeigt das in einem Rahmen ausgespannte dünne Paukenfell nackt zu Tage liegend. Die Bildung der äußeren Haut ist mannig- faltig; gewöhnlich zeigt sie sich in ähnlicher Weise beschuppt, wie bei den Schlangen, indem die Lederhaut Erhöhungen und Duplikaturen bildet, welche von der stellenweise verdickten Oberhaut, die ein zusam- menhängendes Ganze bildet, überzogen werden. Auf diese Weise ent- steht die scheinbare Schuppenbekleidung, welche den Körper der meisten Eidechsen bedeckt; oft, wie bei den Chamäleonen und den Gekkos legen sich indeß diese Erhöhungen der Haut nicht dachziegelförmig überein- ander, sondern bilden nur einzelne aneinandergereihte körnige oder warzenförmige Erhöhungen. In anderen Fällen rücken diese Erhö- hungen so aneinander, daß sie Täfelchen bilden, die nur durch netz- förmige, vertiefte Linien von einander getrennt sind; oft wachsen sie aber auch aus und bilden lang gespitzte, mehr oder minder steife Sta- cheln, die in Linien oder Wirteln gestellt sind, oder verlängern sich auch zu oft seltsam ausgezackten Hautlappen und Kämmen. Wenn indeß alle diese Bildungen nur auf der relativen Entwicklung des einen oder anderen Elementes der Haut beruhen, so finden sich bei einzelnen Familien noch ganz besonders abweichende Bildungen, die wir bei diesen selbst näher betrachten werden. Auf dem Kopfe befinden sich fast immer größere Schilder, die man je nach der Lagerung in Nasenschilder, Stirnschilder, Scheitelschilder, Hinterhaupt-, Zügel- und Schläfenschilder getheilt hat und deren Ausbildung früher wesentliche Charaktere für die Abgränzung der Familien gab, während man jetzt erkannt hat, daß sie nur in Bezug auf die Erkenntniß der Arten einigen Werth besitzen. Hinsichtlich der Füße und der Extremitätenbildung überhaupt findet man eine große Mannigfaltigkeit in der Reihe der Eidechsen. Schon bei den Schlangen führten wir an, daß manche schlangenähn- liche Thiere, die durchaus keine Spur von äußeren Gliedmaßen besitzen, wie unsere Blindschleichen, dennoch durch ihre ganze innere Organisa- tion, die Verwachsung ihres Kieferapparates u. s. w. mit Nothwen- digkeit zu den Eidechsen gerechnet werden müssen. Es gibt in der That eine ganze Reihe von Eidechsen, welchen die äußeren Gliedmassen ganz fehlen, die dagegen fast immer einen mehr oder minder ausge- bildeten Schultergürtel mit einem rudimentären Brustbeine und ein verkümmertes Becken besitzen; letzteres kommt, wie wir sahen, auch manchen Schlangen zu, aber Schultergürtel und Brustbein, seien sie auch noch so rudimentär, sind noch bei keiner Schlange gefunden worden und charakterisiren deßhalb die Eidechse als solche. Je mehr sich die vorderen Extremitäten entwickeln, desto länger wird auch das Brustbein, desto vollständiger der Schultergürtel; indeß giebt es wohl keine Eidechse, bei welcher alle Rippen mit dem Brustbeine verbunden wären; je schlangenähnlicher die Gestalt, desto mehr Rippen sind voll- kommen frei und in ähnlicher Weise, wie bei den Schlangen, beweg- lich. Die Ausbildung der äußeren Gliedmaßen zeigt ebenfalls alle möglichen Uebergänge; — bald finden sich nur zwei stummelartige Hinterfüße, welche in Gestalt zweier platter, beschuppter Platten an dem Leibe anliegen, bald nur zwei kleine Vorderfüßchen oder vier Füße von vollkommen rudimentärer Ausbildung, unfähig den Körper zu stützen, mit kleinen kaum angedeuteten Zehen versehen; bei der höchsten Stufe der Ausbildung finden sich vorn wie hinten fünf Zehen, alle auf gleiche Linie gestellt, meist aber von sehr verschiedener Länge, die ge- wöhnlich alle mit krummen Nägeln bewaffnet sind; selbst bei der voll- endetsten Ausbildung der Füße aber dienen dieselben niemals zum Ergreifen oder Halten der Beute, sondern nur als Geh- und Kletter- werkzeuge. Der Schwanz ist von sehr verschiedener Länge, gewöhnlich aber mindestens ebenso lang, als der Körper, und oft mit ausgezeich- neten, stacheligen Wirtelschuppen bedeckt. Die meisten Eidechsen sind Bewohner südlicher und tropischer Gegenden, wo sie sich entweder auf der Erde, oder auf Bäumen und Gesträuchen kletternd umhertreiben, Insekten, kleine Säugethiere und Vögel im Sprunge haschen. Die größten Arten erreichen höchstens eine Länge von vier bis sechs Fuß und keine einzige wird dem Men- schen gefährlich. Manche größere Gattungen werden sogar ihres zar- ten Fleisches willen als Wild gejagt. In den gemäßigten Zonen verfallen sie in Winterschlaf und werden bei kälterem Wetter sehr träge und langsam, während sie bei lebhaftem Sonnenscheine außerordentlich agil und munter werden und sogar sich insofern zähmen lassen, daß sie auf bekannte Zeichen aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen und das ihnen bestimmte Futter in Empfang nehmen. In der Vorwelt waren die Eidechsen die ersten Repräsentanten des Typus der Reptilien und einige Gattungen derselben, die der Kreideperiode besonders angehören, erreichen eine riesenmäßige Größe. Wir erkennen unter ihnen mit Berücksichtigung der fossilen Gattungen folgende Unterordnungen und Familien: Unterordnung der Ringelechsen (Annulata) . Der Körper dieser Thiere ist drehrund, ziemlich dick, wurmförmig, der Kopf nicht abgesetzt, der Schwanz dick, abgerundet, sehr kurz, so daß der After sich ganz nahe an dem hinteren Ende befindet. Die Haut dieser Eid- echsen ist ganz eigenthümlich gebildet; man bemerkt keine Schuppen, sondern lediglich Querfurchen ähnlich den Eindrücken oder Ringeln der Würmer, die wieder durch feine Längsrisse getheilt sind, so daß der ganze Körper von wirtelförmig gestellten, häutigen Schildchen um- geben scheint. Die Mundspalte ist nur sehr klein, unterwärts ange- bracht, die Zähne bei den meisten in eine Rinne angewachsen, bei einer Gattung dagegen auf den Rand des Kiefers aufgesetzt. Die Zunge ist dick, kurz, vorn etwas ausgeschnitten, das Auge sehr klein, rund und in ähnlicher Weise, wie bei den Schlangen, nur von einer durchsichtigen Hautkapsel, nicht aber von Augenlidern beschützt; ebenso überzieht die äußere Haut ganz vollständig das Paukenfell, so daß keine Spur vom Ohre sich vorweist. Den meisten Gattungen fehlen äußere Gliedmaßen durchaus, nur bei einer findet man zwei ganz kleine, rudimentäre Vorderfüßchen mit fünf Zehen, von denen eine einen Nagel trägt. Die Thiere leben in Erdlöchern, fast alle in Amerika, und nähren sich hauptsächlich von Insektenlarven und Würmern. Die ganze Unterordnung wird nur von einer einzigen Familie, den Doppelschleichen ( Amphisbaenida ) gebildet. Amphis- baena; Blanus; Lepidosternum; Trogonophis; Chirotes . Unterordnung der eigentlichen Eidechsen (Autosauria) . Die zahlreichen Familien, welche diese Unterordnung bilden, unter- scheiden sich von den vorhergehenden hauptsächlich durch die stets be- schuppte Haut, durch das vollkommen freie Paukenfell und gewöhnlich auch durch ausgebildete Augenlider, die nur selten fehlen. Bei den niederstehenden Familien finden sich noch Formen, die durch die äußere Körpergestalt und die Verkümmerung der Füße und Augenlider den Schlangen sich annähern, während bei den meisten vier vollständig ausgebildete Extremitäten, gewöhnlich mit fünf Zehen, vorn und hinten vorhanden sind. Die Familie der Nacktaugen (Gymnophthalma) zeigt eine lange Fig 1177. Fig. 1178. Fig. 1176. Fig. 1176. Neuholländischer Zweifuß (Hystero- pus novae Hollandiae) . Fig. 1177. Die After- gegend von Unten. Fig. 1178. Der Kopf mit der ausgestreckten Zunge von Oben. gestreckte, schlangenartige Körperge- stalt und entweder gar keine oder nur sehr mangelhaft ausgebildete Extremitäten. Die Zunge ist kurz, dick, vorn ausgeschnitten, das Auge entweder gänzlich unter der Haut verborgen, rudimentär und ohne Präparation unsichtbar, oder durch- aus nackt und in ähnlicher Weise, wie bei den Schlangen, mit einer Kapsel bedeckt, außer welcher sich indeß meist an dem oberen Augenhöhlen- rande eine häutige Verlängerung zeigt, die das Rudiment eines unbe- weglichen Augenlides darstellt. Der Rachen ist weit gespalten, das Paukenfell sichtbar, der Körper durch- aus mit Schuppen bekleidet, welche in vieler Beziehung von denjeni- gen der übrigen Eidechsen bedeutend abweichen. Die Oberhaut bildet nämlich förmliche Taschen, in wel- chen einzelne Schuppen stecken, die ganz in ähnlicher Weise befestigt sind, wie die Fischschuppen, aber aus einzelnen Knochentäfelchen beste- hen, welche durch hornige Fasermassen zusammengehalten werden. Die Knochentäfelchen, welche die Schuppen zusammensetzen, lassen auf das Bestimmteste in ihrem Inneren sehr zahlreiche, meist in regelmäßige Reihen gestellte Knochenkörperchen erkennen. Diese Schuppenbildung ist durchaus dieselbe, die man auch bei der folgenden Familie beobach- tet, von der sich indeß die Nacktaugen durch den Mangel der Augen oder der Augenlider hinlänglich unterscheiden. Typhline; Dibamus; Hysteropus (Pygopus); Ablepharus; Gymnophthalmus; Leristes; Lialis . Fig. 1179. Diploglossus Houttuyni . Daneben die Zunge. Die Familie der Schleichen ( Scincida ) zeigt in der Bildung ihrer Körpergestalt und der Extremitäten, sowie in der Beschuppung viele Aehnlichkeit mit der vorigen, unterscheidet sich aber von dieser durch die stete Anwesenheit von Augenlidern und meistens auch durch die Anwesenheit eines freien, freilich etwas vertieften Paukenfelles. Der Kopf dieser Eidechsen ist dreieckig, abgeplattet, vorn etwas zugespitzt, der Hals von der Dicke des hinteren Kopftheiles und weder von dem Kopfe, noch von dem cylindrischen Leibe abgesetzt, der allmälig und ohne sichtliche Gränze in den gewöhnlich ziemlich langen und massiven Schwanz übergeht; auf seiner Oberfläche ist der Kopf mit Schildern bedeckt, während die ganze übrige Körperhaut aus Schuppen zusam- mengesetzt ist, die aus Knochentäfelchen bestehen, in eigenen Taschen der Oberhaut stecken und entweder in Längsreihen oder in Quinkunx geordnet sind. Die Zunge ist frei, platt, scheidenlos, vorn leicht aus- geschnitten oder mit zwei kurzen, kegelförmigen Spitzen geendet; sie zeigt entweder zottige oder warzige Erhabenheiten auf dem größten Theile ihrer Oberfläche. Der ganze Körper ist rundlich, ohne seitliche oder Querfalten, die Extremitäten entweder nur kurz und schwach im Verhältniß zu dem schweren langen Körper, oder selbst gar nicht ent- wickelt. Wir finden auch in dieser Familie schlangenähnliche Gattungen ohne eine Spur von äußeren Gliedmaßen, wie z. B. unsere gewöhn- liche Blindschleiche, andere, die nur hintere Extremitäten besitzen, welche bald ruderförmig, bald in kurze Zehen getheilt sind, noch andere, bei welchen zwar Vorder- und Hinterfüße vorhanden, aber die Zahl der Zehen unter fünf, oft bis zwei herabfällt, so daß in dieser einzigen Familie sich fast alle nur möglichen Uebergangsformen der Extremi- täten wahrnehmen lassen. Fast sämmtliche Schleichen leben in trocke- nen, sandigen Gegenden, in Erdlöchern, unter Steinen, und ernähren sich theils von Insekten, theils von Würmern und ähnlichem Raube. Scincus; Tropidophorus; Gongylus; Euprepis; Diploglossus; Seps; Ophiodes; Anguis; Acontias; Bipes; Scelotes . Fig. 1180. Trobilonotus Novae-Guineae . Darunter der Kopf mit geöffnetem Maule, um die Zunge zu zeigen. In der Familie der Wirtelschleichen (Chalcidida) zeigt sich eben- falls noch die langstreckige, gleichmäßige Körpergestalt und die succes- sive Ausbildung der Gliedmaßen, so daß man auch hier Gattungen ganz ohne Füße, mit hinteren Stummelfüßen und mit vier Füßen findet, an welchen die Zehen entweder gar nicht oder nur mangelhaft ausgebildet sind; dagegen zeigt sich bei dieser Familie ein wesentlicher Unterschied in der Beschuppung. Die Knochentäfelchen der Schleichen fehlen durchaus, die Haut ist mit dachziegelförmigen Schuppen bedeckt, ähnlich denjenigen der übrigen Eidechsen, die aber in Querreihen ge- stellt sind, so daß sie um den rundlichen Körper und besonders um den langen Schwanz förmliche Wirtel bilden. Auf dem Rücken sind diese Schuppen sehr hart, gekielt, spitz nach hinten ausgezogen, oft zahnartig verlängert und in Reihen gestellt, so daß die ganze Rücken- fläche bis zur Endspitze des Schwanzes mit Reihen sägeartiger Zähne besetzt ist. Die Augenlider sind bei diesen Eidechsen stets vorhanden, das Paukenfell vertieft aber frei, der Kopf meist kantig und hie und da in Spitzen ausgezogen, die Zunge kurz, fleischig, mit Geschmacks- wärzchen bedeckt, vorn und meist auch hinten halbmondförmig ausge- schnitten. Alle sind Pleurodonten und zeichnen sich außerdem noch durch eine tiefe Falte aus, welche hinter dem Ohre oder hinter den Vorderfüßen beginnt, mit kleinen Schuppen bekleidet ist und den Rücken scharf von dem Bauche trennt. Die Familie kommt hauptsächlich in Amerika und Afrika vor, nur äußerst wenige Gattungen finden sich in Asien und eine einzige, der Scheltopusik (Pseudopus) , in den Steppen des südlichen Rußlands. Chalcis; Zonurus; Gerrhosaurus; Tribolo- notus; Gerrhonotus; Chamaesaurus; Ophisaurus . Fig. 1181. Die grüne Eidechse (Lacerta viridis) . Als gewissermaßen typischer Mittelpunkt der ganzen Ordnung stellt sich die Familie der Eidechsen ( Lacertida ) mit einer ungemein großen Anzahl verschiedener Gattungen dar, die sich wieder nach ihrem Aufenthaltsorte in der alten oder neuen Welt in zwei leicht zu unter- scheidende Unterfamilien theilen. Der Körper der Eidechsen ist lang, cylindrisch, der Schwanz namentlich außerordentlich verlängert, da er in manchen Fällen das vierfache Maaß der Körperlänge erreicht; der Kopf ist dreieckig, abgeplattet, vorn zugespitzt, stets mit symmetrischen Tafeln bedeckt, der Rachen weit gespalten, die Augen ziemlich groß, mit zwei vollständigen Augenlidern und meist noch mit einer Nickhaut versehen; der Kopf ist wohl abgesetzt vom Halse, der niemals einen Kehlsack oder sonstige häutige Anhänge zeigt, dagegen meist eine oder mehrere quere, von oben nach unten gehende Hautfalten erkennen läßt. Der Rücken ist gewöhnlich abgerundet, selten gekielt, niemals mit einem Kamm sägeförmiger Zähne versehen, der Schwanz meist rund, nur in einigen Fällen seitlich zusammengedrückt und oben gekielt; die vier Füße sind wohl entwickelt, selten mit vier, meistens mit fünf Zehen versehen, die alle mit scharfen Hakenkrallen bewaffnet sind und von denen die vierte meistentheils die längste ist. Die Haut besteht in der gewöhnlichen Weise aus Schuppen, die auf dem Rücken meist Vogt. Zoologische Briefe. II. 18 klein sind, auf der Bauchfläche in sechsseitige Schilder übergehen. Die Zunge ist frei, fleischig, platt und dünn, mehr oder weniger ausstreck- bar, an der Basis zuweilen von einer unvollkommenen Scheide umge- ben, vorn in zwei Hornspitzen auslaufend, die zuweilen ziemlich lang sind. Nach der Bezahnung unterscheidet man zwei Unterfamilien: die Eidechsen der alten Welt (Lacertida) mit angewachsenen, krummen Zähnen, die in einer gemeinsamen Rinne stehen, aber nur sehr wenig an die Kieferknochen festgewachsen sind, da die Außenwand der Rinne nur sehr wenig hoch ist; die Zähne bilden so gleichsam eine Reihe Pallisaden, die auf dem Kiefer stehen, leicht ausfallen und am Grunde eine Höhlung zeigen, in welche die Gefäße und Nerven des Zahnsäckchens von außen her eindringen. Lacerta; Tachydromus; Psammodromus; Tropidosaurus; Ophiops; Eremias; Acanthodactylus . Ihnen gegenüber stehen die Eidechsen der neuen Welt (Amei- vida) mit tiefer Zahnrinne des Kiefers, hoher Außenmauer desselben und schief anliegenden, festgewachsenen Zähnen, in welche die Gefäße und Ner- ven von unten her aus dem Kieferknochen eintreten, ohne daß man an ihrer Peripherie eine Höhlung bemerken könnte. Einige Arten dieser ame- rikanischen Eidechsen zeigen einen kielförmig zusammengedrückten Schwanz und dickere Schuppen auf dem Rücken, wodurch sie sich in ihrem äußeren Ansehen einigermaßen den Krokodilen nähern. Alle Arten dieser Familie leben auf der Erde, meist unter Sträuchen oder in Wäl- dern und die größeren begnügen sich nicht mit Insekten, sondern suchen auch kleinere Wirbelthiere im Sprunge zu erhaschen. Crocodilurus; Thorictes; Neusticurus; Ameiva; Monitor (Salvator); Acrantus; Cen- tropyx . Fig. 1182. Bell’sche Warneidechse (Varanus Bellii) . Die Familie der Warneidechsen ( Varanida ) hat mit den eigent- lichen Eidechsen den langen, gestreckten Körper, den breiten ungekielten Rücken, die vollständig ausgebildeten Extremitäten gemein, unterscheidet sich aber durch die Beschuppung, durch die Struktur der Zunge und die Zähne. Der Kopf ist noch länger, glatt, spitz, einem Schlangen- kopfe ähnlich, die Zunge sehr lang, ausstreckbar, in zurückgezogenem Zustande gänzlich in einer Hautscheide verborgen und in zwei lange, hornige Spitzen gespalten; der Kopf zeigt niemals Schilder, wie bei den Eidechsen, sondern dieselbe Beschuppung, wie der übrige Körper; die Schilder des Bauches sind von denen des Rückens an Größe nicht verschieden. Nirgends finden sich dachziegelförmige Schuppen, sondern nur einzelne rundliche Höckerchen, zuweilen mehr oder minder länglich, in Quinkunx gestellt und an ihrer Basis von einem Kranze kleiner Körnchen umgeben, so daß die ganze Haut ein unregelmäßig chagri- nirtes Ansehen hat. Die Zähne liegen an der Innenseite der Kiefer- rinne an, stehen ziemlich weit von einander, sind kegelförmig, vorn im Kiefer mehr spitz, hinten dagegen meist mehr oder minder keulenförmig oder selbst abgenutzt; der Schwanz ist sehr lang, gewöhnlich seitlich zusammengedrückt und gekielt, die Füße kräftig und mit großen Ha- kenkrallen versehen. Die Thiere leben theils in sandigen Gegenden, theils am Ufer der Flüsse und bewohnen alle die tropischen Gegenden des alten Continents und Australiens, mit Ausnahme einer einzigen Art, Heloderma horridum, welche in Mexiko vorkommt und sich noch besonders durch ihre vorderen Hakenzähne auszeichnet, welche ihrer ganzen Länge nach tief gefurcht sind und durch diese Bildung wenigstens einige Wahrscheinlichkeit zu dem Glauben der Einwohner beitragen, welche sie für ein giftiges Thier halten. Varanus; Psammosaurus . Schon seit längerer Zeit kannte man aus den Kupferschiefern des Mansfeldischen ein Fossil, das man für den ältesten Repräsentanten der Reptilien erkennen mußte und anfangs zwar für ein Krokodil hielt, bis man erkannte, daß es in der That ein eidechsenartiges Thier sei, welches den Typus einer neuen Familie bilden müsse, der man den Namen der Urechsen ( Palaeosaurida ) beilegte und an die sich noch mehrere verwandte Gattungen, besonders aus der Trias und dem bunten Sandsteine anschließen. Die Zähne der Urechsen sind spitz, lang, dünn und scheinen in der Zahnrinne noch in besondere Höhlen eingekeilt zu sein, wodurch sie den Uebergang zu den Krokodilen ma- chen. Die Wirbelkörper sind kurz, in der Mitte etwas verengt, die Gelenkflächen eben, die Hinterfüße weit länger, als die Vorderfüße, die fünf Zehen vollkommen entwickelt und mit ebensoviel Gliedern versehen, als im Allgemeinen bei den Eidechsen vorhanden sind. Die 18* ganze Bildung der Kiefer und Zähne schließt diese Thiere zunächst an die Warneidechsen an; wie sich aber einerseits Beziehungen zu den Krokodilen finden, so zeigen sich merkwürdiger Weise unter diesen Ur- echsen einige Arten (Dicynodon) , die vielleicht bei näherer Bekannt- schaft Typen einer eigenen Familie werden müssen und durch die Schädelform, die völlig umgränzten Augenhöhlen, die schnabelartig comprimirten Kieferränder, an denen keine Zähne sitzen, den Schild- kröten sich anschließen, von denen sie sich wieder durch den gänzlichen Mangel eines Panzers und durch die Existenz eines Paares großer Fangzähne unterscheiden, die unter den Augenhöhlen hervorstehen. Palaeosaurus; Proterosaurus; Thecodontosaurus; Sphenosaurus . Eine andere Familie urweltlicher Eidechsen wird von den soge- nannten Maasechsen ( Mosasaurida ) gebildet, meist riesenmäßig großen Thieren mit langem Schädel, weit gespaltenem Rachen und flügelför- mig gebogenen Gaumenbeinen, die mit Zähnen bewaffnet sind. Die Zähne der Kiefer, die eine lange geschlossene Reihe bilden, sind kegel- förmig, seitlich etwas zusammengedrückt, mit schneidender, außen ge- streifter Krone und stehen in einer flachen Zahnrinne auf Sockeln, die selbst wieder von seichten Gruben umgeben sind; die Ersatzzähne wach- sen durch die Sockel der alten Zähne hervor. Die Extremitäten sind nicht genau bekannt, der Schwanz war ein zusammengedrückter Ru- derschwanz, ähnlich demjenigen der Krokodile, deren Größe die Thiere um ein bedeutendes übertrafen; — ihre Ueberreste finden sich vorzugs- weise in der Kreide von England, Nordamerika und namentlich in dem Petersberge von Maestricht. Mosasaurus; Geosaurus; Leiodon; Rhaphiosaurus . Fig. 1183. Das gemeine Chamäleon (Chamaeleo africanus) . Eine höchst eigenthümliche Familie, die sich durch eine Menge von Eigenthümlichkeiten ganz außerhalb der übrigen stellt, ist diejenige der Chamäleons (Chamaeleonida) . Die plumpen, kleinen Eidechsen, welche der einzigen Gattung angehören, die diese Familie bildet, haben einen breiten eckigen Kopf, der meist höher als lang ist und nach hinten in einen stumpfen Kamm ausläuft, der den Nacken überragt; die Mundspalte ist sehr groß, die Kiefer mit angewachsenen Zähnen bewaffnet; das Paukenfell gänzlich unter der Haut verborgen. Das Auge ist bedeutend, vollkommen kreisförmig, vorgequollen und durch ein einziges, etwas warziges Augenlid bedeckt, welches nur der Pu- pille gegenüber eine rundliche Oeffnung zeigt. Der Hals ist ausneh- mend kurz und bildet eigentlich nur eine tiefe Falte hinter dem son- derbar eckigen Kopfe, die an der Unterfläche durch die aufgetriebene Kehle verwischt wird. Der Körper ist seitlich sehr zusammengedrückt, höher als dick, der Rücken meist mit einem vorspringenden Kamme geziert, der sich über den Schwanz fortsetzt. Dieser ist von mittlerer Länge, deutlich abgesetzt, kräftig, in der Ruhe gewöhnlich spiralförmig gebogen, ein förmlicher Greif- und Wickelschwanz, der dem Thiere beim Klettern zum Umfassen der Zweige dient. Die Beine sind schlan- ker und höher, als bei irgend einer andern Eidechse, sie endigen in fünf Zehen, die aber gegen einander überstehen und so mit einander verwachsen sind, daß der Fuß eine zweiblättrige Klammerzange dar- stellt, deren eines Blatt drei, das andere zwei Zehennägel trägt. Diese Ausbildung der Füße zu Klammern, welche viel Analogie mit den Füßen der Klettervögel zeigt, steht in Uebereinstimmung mit der Lebensart, indem die Chamäleonen stets nur auf Bäumen und Ge- sträuchen in den Zweigen umherklettern, um dort ihre aus kleineren Insekten bestehende Nahrung zu suchen. Höchst eigenthümlich ist der Bau der Haut, in dem der von Al- ters her bekannte Farbenwechsel der Thiere begründet liegt. Es zeigen sich auf der Oberfläche dieser Haut weder Schuppen, noch Tafeln, sondern nur größere und kleinere Körner, so daß ihr Ansehen mit demjenigen des Chagrin Aehnlichkeit hat. Unter der durchscheinenden Oberhaut befindet sich eine sehr entwickelte Lage weicher Wärzchen, welche verschiedene Farben tragen und je nach dem Zuflusse des Blu- tes sich stärker aufrichten und ausdehnen; der Farbenwechsel wird demnach vorzüglich durch das Zuströmen des Blutes in diese Haut- wärzchen bedingt und in der That kann man durch Reizung oder Erhitzung des Thieres seine Farbe von einem einfachen Hellgrau durch grünliche, gelbe und schmutzig rothe Tinten hindurch bis zu einem gesättigten, schmutzigen Violett steigern, welches fast schwarz erscheint. Die Chamäleonen sind äußerst träge, langsame Thiere, deren Ernährung von Insekten, Fliegen und ähnlichem Ungeziefer sehr schwie- rig sein würde, wenn sie nicht in der Zunge ein vortreffliches Mittel zum Fangen dieser Thierchen besäßen. Betrachtet man diese Zunge in der Ruhe, so bildet sie im Grunde der Mundhöhle einen dicken, rundlichen Knopf, der vorn eine becherförmige Vertiefung hat, welche mit einem zähen Schleime überzogen ist; diesen Schleimknopf kann das Thier, wenn es eine Beute erblickt, plötzlich mit ungemeiner Schnelligkeit und Sicherheit auf eine Entfernung, welche manchmal das Doppelte seiner Körperlänge beträgt, herausschnellen und man sieht dann mit Erstaunen, daß die Zunge sich nach hinten in ein äußerst dehnbares Muskelrohr fortsetzt, dessen einzelne Muskelfäden so geordnet sind, daß sie das blitzschnelle Hervorschießen und Zurückziehen hinlänglich erklären. Die Chamäleonen kommen nur in den heißen Gegenden der alten Welt vor. Chamaeleo . Fig. 1184. Der Mauergecko (Platydactylus muralis) . Die Familie der Gecko’s ( Geckotida ) wird von zahlreichen Arten kleiner Eidechsen gebildet, die einen platten, niedergedrückten, hinten breiten Kopf, stark zusammengezogenen Hals, niedergedrückten Körper und einen verhältnißmäßig nur sehr kurzen Schwanz haben, der höch- stens die Länge des Körpers erreicht. Gaumenzähne fehlen in dieser Familie durchaus; — dagegen sind die Kiefer mit angewachsenen, einfachen schneidenden Zähnen bewaffnet. Die Augen dieser Eidechsen sind sehr groß, kreisrund, die Hornhaut stark gewölbt, die Pupille eine senkrechte, schmale Spalte; die Augenlider fehlen durchaus, man sieht nur im Umkreise der Augenhöhle einen geringen häutigen Vor- sprung, von welchem aus die Oberhaut in kontinuirlichem Zuge über die Oberfläche des Augapfels wegsetzt; das Auge der Thiere erhält hierdurch in ähnlicher Weise, wie dasjenige der Schlangen, ein stieres, gläsernes Ansehen; das Paukenfell ist stets sichtlich, meist aber nur in geringer Ausdehnung. Der ganze Leib zeigt in ähnlicher Weise, wie bei der vorhergehenden Familie, keine dachziegelförmigen Schuppen, sondern ungleiche warzenförmige Erhöhungen, die zuweilen zu stachli- chen Höckern heranwachsen, es fehlt aber die eigenthümliche Struktur, welche den Farbenwechsel bedingt. Der wesentliche Charakter der Fa- milie liegt in der Bildung der Füße, die kurz, aber gewöhnlich dünn und schmächtig sind und in fünf, meist ganz gleich lange Zehen auslaufen, denen die Nagelbekleidung zuweilen gänzlich fehlt. Statt dessen ist auf der Unterfläche der Zehen ein eigenthümlicher Haftappa- rat angebracht, ähnlich den Fußballen, welche bei vielen Insekten, wie z. B. bei Fliegen und Heuschrecken an der Unterseite der Zehen ent- wickelt sind. Es finden sich nämlich Scheiben oder Verbreiterungen der Zehen, die oft sehr bedeutend sind und auf der Unterfläche durch- aus mit querstehenden, meist fein gezackten Blättchen besetzt sind, zwi- schen denen sich eine klebrige Flüssigkeit absondern soll. Mittelst dieser Haftzehenk lettern die Gecko’s mit Leichtigkeit an senkrechten Wänden in die Höhe, ja sogar wie Fliegen über Decken und Gewölbe hinweg. Bei vielen dieser Thiere kommen Hautfalten, ja selbst fallschirmähnliche Verlängerungen der Seitenhaut vor; sie sind alle äußerst häßlich, jagen besonders nur Abends und Nachts langsam schleichend nach In- sekten umher und ihre Hautabsonderung gilt in ihrem Vaterlande all- gemein für giftig. Platydactylus; Ptychozoon; Hemidactylus; Ptyo- dactylus; Phyllodactylus; Gymnodactylus . Fig. 1185. Der fliegende Drache (Draco volitans) . Als letzte Familie dieser Unterordnung stellen sich die zahlreichen Arten der Leguane ( Iguanida ) dar, welche gleich zahlreich auf beiden Hemisphären vertreten sind. In der allgemeinen Körperform, sowie in der Beschuppung steht die Familie der Leguane den eigentlichen Eidechsen am nächsten, von denen sie sich wieder durch mehrere Cha- raktere, besonders aber durch die Struktur der Zunge unterscheidet. Der Kopf der Leguane ist meist abgeplattet, kurz, breit, vorn abgestutzt, zuweilen mit vorspringenden Leisten, Hautlappen oder Kämmen verse- hen; er ist stets beschuppt, niemals mit breiten Tafeln belegt. Der Leib ist rundlich, gewöhnlich ziemlich dick, fast immer mit einem schar- fen Kiele oder selbst einem hohen Kamme versehen, welcher sich oft noch entweder auf den Kopf oder über den Schwanz fortsetzt; dieser letztere ist gewöhnlich sehr lang, spitz zulaufend, zuweilen in eigen- thümlicher Weise mit stacheligen Wirtelschuppen besetzt. Die Tendenz zur Bildung von sonderbaren Hautanhängen, wunderlich gezackten Kämmen zeigt sich ebenso auf der Unterfläche des Körpers, namentlich an der Kehle, wo sehr häufig ein schlaff herabhängender Kehlsack von mannigfaltig wechselnder Form ausgebildet ist. Meist sind diese Kämme und Lappen nur einfache Hautduplikaturen, oft aber entwickeln sich darin besondere Knochenstützen, bald ganz speziell gebildet, wie zuweilen im Kehlsacke, bald nur Verlängerungen von Knochen, die dem allgemeinen Plane angehören. So verlängern sich bei den Basi- lisken die Dornfortsätze der Rücken- und Schwanzwirbel, um den Rückenkamm zu stützen, und bei dem fliegenden Drachen wachsen die falschen Rippen horizontal aus und werden Stützen eines breiten Fallschirmes, welcher zu beiden Seiten des Leibes, zwischen den Beinen ausgespannt ist. Die Augen haben überall zum Unterschiede von der vorigen Familie wohl ausgebildete senkrechte Lider, das Paukenfell ist stets frei, zuweilen etwas vertieft, die Füße wohl ausgebildet, die Ze- hen oft sehr lang, dünn, meist von ungleicher Länge, stets mit krum- men Krallen versehen und nur bei einer Gattung (Anolis) auf der unteren Fläche mit Haftläppchen besetzt. Die Zunge der Leguane ist dick, schwammig, breit, kurz, aber nur an ihrer Spitze frei und hier gewöhnlich zugerundet oder kaum ausgerandet. Sie stimmen hierin mit der vorigen Familie durchaus überein und machen durch diese Bil- dung der Zunge eine Art von Uebergang zu den Krokodilen, bei wel- chen die Zunge gänzlich auf den Boden der Mundhöhle einge- wachsen ist. Die große Zahl der Leguane trennt sich hinsichtlich der Bildung ihrer Zähne in zwei, scharf gesonderte Gruppen oder Unterfamilien, welche zugleich genau geographischen Gränzen entsprechen und in denen sich die meisten Gattungen mit so täuschendem äußeren Ansehen und so übereinstimmend in Färbung, Größe und anderen Kennzeichen wie- derholen, daß man sie oft nur durch die Bildung der Zähne von einander unterscheiden kann. Die Leguane Amerikas nämlich zeigen Fig. 1186. Meereidechse der Galopagos-Inseln (Amblyrhynchus ater) . alle Kiefer mit tiefer Zahnrinne, in welcher die Zähne an die äußere Mauer angewachsen sind, während die Leguane der alten Welt sämmtlich Acrodonten sind und sich dadurch auszeichnen, daß ihre Zähne auf den Rand des Kiefers aufwachsen. Gewöhnlich bilden die Fig. 1187. Erdagame von Guinea (Agama colonorum) . Zähne der Kiefer eine geschlossene Reihe kurzer Hacken, in anderen Fällen aber finden sich auch Zähne mit langer schmaler, meißelförmi- ger Krone, die zuweilen selbst sägeartig ausgezackt ist. Die Leguane, welche diese letztere Struktur der Zähne zeigen (Fig. 1186 a ), leben außer von Insekten auch von Blättern und Früchten, die wahrscheinlich die Nahrung der folgenden Familie abgaben. Nach der Lebensart kann man zwei Gruppen in dieser Familie unterscheiden, indem die einen mehr auf der Erde, in steinigen und sandigen Gegenden sich aufhalten, einen flachen Rumpf, kurzen breiten Kopf und vertieftes Paukenfell zeigen, während die anderen besonders gern auf Bäumen umherklettern, zuweilen eine ziemlich bedeutende Größe erlangen und meist einen länglichen Kopf, ausgebildete Kämme und flaches Pauken- fell erkennen lassen. Pleurodonten: Iguana; Cyclurus; Amblyrhyn- chus; Basiliscus; Polychrus; Tropidogaster; Phrynosoma; Norops; Anolis . Acrodonten: Istiurus; Leiolepis; Uromastix; Lophyrus; Agama; Galeotes; Draco; Helluo; Phrynocephalus; Chlamydosaurus . Unterordnung der Großechsen (Dinosauria) . Die riesen- großen Gattungen, welche diese Familie zusammensetzen und die alle vollständig ausgestorben sind, lebten vorzugsweise während der Epoche der jurassischen und Kreideablagerungen und sind durch Kiefer, Wir- bel und Extremitätenknochen bekannt. Die Zähne der meisten dieser Thiere stehen in getrennten Alveolen auf besonderen Sockeln und ha- ben entweder eine spitz kegelförmige schneidende Krone oder einen messerförmigen gezackten Rand, dessen Abnutzung mit Bestimmtheit auf Pflanzennahrung hindeutet. Die Zähne werden durch Nachwachsen junger Zähne von unten her ersetzt. In der Wirbelsäule zeichnet sich besonders das aus fünf verwachsenen Wirbeln bestehende Kreuzbein aus, welches in seiner Form sehr viele Aehnlichkeit mit dem entsprechenden Knochen der Säugethiere hat und sich scharf von der Bildung aller übrigen Reptilien unterscheidet, wo stets nur zwei Wirbel zum Kreuz- beine zusammenwachsen. Die Formen der Extremitätenknochen bewei- sen, daß die Großechsen äußerst kräftige plumpe Füße besaßen mit kurzen, dicken Zehen, einigermaßen denen der dickhäutigen Säugethiere ähnlich. Alle diese Knochen zeigen eine sehr feste Struktur ihrer äußeren Lage und Markhöhlen im Innern, die sonst nur den Säuge- thieren, aber keinem Reptil zukommen und deutlich beweisen, daß die Großechsen schwerfällige Landthiere waren, welche wie es scheint haupt- sächlich in der Nähe von Flußufern sich aufhielten. Die Länge einiger Arten mag bis zu vierzig Fuß und mehr betragen haben; ihre Ueber- reste sind bis jetzt vorzugsweise in England gefunden worden. Dino- saurus; Megalosaurus; Iguanodon; Hylaeosaurus . Ordnung der Flugechsen (Pterodactylia) . Die Familie, welche diese Ordnung mit nur wenigen Arten bildet, hat ihre Ueberreste hauptsächlich in dem deutschen Jura, namentlich in den Schichten von Sohlenhofen hinterlassen. Der Kopf dieser Repti- lien ist sehr groß mit weiten Augenhöhlen und ungegliedertem knöcher- Fig. 1188. Restauration von Pterodactylus . Die punktirte Linie zeigt die wahrscheinliche Gränze der Haut und des Fallschirmes an. nem Augenringe, der Rachen mit langen, spitzen, pfriemenförmigen Zähnen besetzt, die in Zahnhöhlen sitzen und die Ersatzzähne in ihrer Höhle bergen. Bei vielen Arten gehen diese Zähne bis nach vorn; bei andern aber finden sie sich nur im hinteren Theile der Kiefer, die nach vorn in eine zahnlose mit einem hornigen Schnabel bekleidete Spitze ausliefen. Der Hals ist lang, stark, der Rumpf kurz, schwach, und nach hinten in einen sehr kurzen, dünnen, stielförmigen Schwanz endigend. Der Schulterapparat ist sehr schwach, aus einem langen, säbelförmigen Schulterblatte, einem dünnen Hakenschlüsselbeine zusam- mengesetzt, ohne Gabelbein, der Oberarm kurz und ziemlich dick, die Unterarmknochen mehr als doppelt so lang. An diesem sitzt nun auf einigen kleinen Mittelhandknochen die merkwürdigste Hand im ganzen Thierreiche; innen vier dünne Krallenfinger, an welche sich nach außen ein ungeheuer langer, starker, säbelförmiger Finger anschließt, aus vier langen Gliedern gebildet. Dieser Finger für sich ist etwa so lang, wie Hals und Rumpf zusammengenommen. Die Hinterfüße sind schwach, mit Krallenfingern versehen, lang und an einem schwachen, kleinen Becken befestigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach war zwischen dem säbelförmigen äußeren Finger, der bald aus zwei, bald aus vier Gliedern besteht, und den Seiten des Leibes eine Flughaut ausge- spannt, welche die Flugechsen befähigte, in ähnlicher Weise wie Fleder- mäuse in der Luft umher zu flattern. Ihre Skelette wurden in der That früher bald für Vogel- bald für Fledermausreste gehalten, bis endlich die große Aehnlichkeit im Bau des Schädels, die eingekeilten Zähne, die Eigenthümlichkeiten der Wirbelsäule ihre Reptiliennatur überzeugend darthaten. Pterodactylus; Ornithopterus; Rhampho- rhynchus . In der Reihe der Reptilien, die sich durch einen längs geschlitz- ten After und eine einfache männliche Ruthe auszeichnen, steht oben an die Ordnung der Wasserechsen. (Hydrosauria.) Ich fasse unter dieser Benennung eine ganze Reihe meist riesen- mäßiger Reptilien zusammen, die in der jetzigen Schöpfung nur noch durch die Krokodile vertreten sind, die aber in früheren geologischen Epochen die raubgierigen Beherrscher nicht nur der süßen Gewässer, sondern auch der Meere waren. In ähnlicher Weise, wie in der Ordnung der Eidechsen, läßt sich auch bei dieser Ordnung eine allmälige Aus- bildung der Extremitäten gewahren, wenn gleich in anderer Richtung. Da die Anfänge dieser Ordnung nicht das feste Land, sondern das Wasser bewohnten, so sehen wir bei demselben Typus des Schädel- baues, bei gleichmäßiger, allmälig sich erhebender Ausbildung der Wirbelsäule anfänglich nur Ruderflossen auftreten von unförmlicher Gestalt, mit unbestimmter Zahl der Knochen, welche die Handwurzel und die ungetrennten Zehen bilden, so daß Bewegungswerkzeuge her- gestellt werden, ähnlich den Flossen der Walthiere; allmälig sondert sich diese Bildung aus, die einzelnen Zehen trennen sich mehr und mehr, die Thiere leben nicht mehr einzig in der hohen See, sondern in Lagunen und an Flußufern und es zeigen sich dann wohlgebildete Füße mit vollkommen getrennten Zehen, wenn auch zuweilen durch Schwimmhäute mit einander verbunden. Da die Kenntniß der inne- ren Anatomie lediglich auf der Untersuchung der einzigen jetzt leben- den Familie beruht, so erscheint es zweckmäßiger auf die näheren Charaktere erst bei dieser einzugehen. Wir unterscheiden eben nach der angedeuteten verschiedenen Bildung der Extremitäten zwei Grup- pen oder Unterordnungen, von welchen die eine lediglich aus fossilen, die andere aus fossilen und lebenden Familien gebildet ist. Unterordnung der Meerdrachen (Enaliosauria) . Der Kopf der riesenmäßigen Meerdrachen, von denen manche Arten eine Länge von dreißig Fuß erreichten, ist stark abgeplattet, die Kiefer lang ausgezogen und mit gewaltigen, kegelförmigen, spitzen, meist an ihrer Krone gestreiften oder oberflächlich in Falten gelegten Zähnen bewaff- net. Alle diese Zähne stecken in wohlgesonderten, runden Alveolen eingekeilt und der Ersatzzahn bildet sich in der Weise unter der Wur- zel des festsitzenden alten Zahnes, daß er in diesen von unten her gleichsam eindringt und ihn so lang wie eine Kappe auf seiner Spitze trägt, bis der alte Zahn fast vollständig resorbirt ist und abfällt. Die Augen sind meist ungemein groß und von faßdaubenartig gestell- ten Knochenplatten umgeben; die Kiefer lang gezogen; die Nasen- löcher an der Schnauzenspitze angebracht, der Hirntheil des Schädels sehr klein und durch zwei tiefe Gruben oder Löcher, in welchen die Kaumuskeln sich ansetzen, von dem stark nach hinten gerichteten, kräf- tigen Gerüste des Unterkiefergelenkes geschieden. Die Wirbelsäule, die nach hinten in einen langen, wahrscheinlich mit einer häutigen Flosse versehenen Schwanz ausläuft, steht auf einer niederen Stufe der Bil- dung, indem die Wirbelkörper ganz in ähnlicher Weise, wie diejenigen der Fische auf beiden Seiten kegelförmig ausgehöhlt sind und meistens in ihrem Querdurchmesser den Längsdurchmesser bedeutend übertreffen. Der Brustkasten war äußerst kräftig gebaut und die sämmtlichen Rip- gen an einem langen Brustbeine eingelenkt. Merkwürdig war die Bil- dung der Extremitäten. Während nämlich Schulter und Beckengürtel aus starken, kräftigen, wohlausgebildeten Knochen zusammengesetzt sind, werden Oberarm wie Schenkel nur durch einen kurzen Cylinderknochen, Vorderarm und Schiene durch zwei scheibenähnliche Knochen repräsentirt, auf welche eine Menge kleiner, rundlicher Knochenstücke folgen, die mo- saikartig zusammengelegt sind und so eine platte, lange Flosse darstellen, welche an beiden Seiten des Leibes angebracht war. Die verschiedenen Proportionen des Körpers wechseln ungemein, in- dem bei den einen der Hals lang, schlangenähnlich, der Schwanz dagegen kurz, bei den anderen der Hals sehr verkürzt und der Schwanz verlängert erscheint. Man kann in dieser Gruppe vorwelt- licher Thiere drei Familien unterscheiden: die Meerdrachen aus der Trias ( Nothosaurida ) mit gestrecktem Schädel, an dem sich aber die Oberkieferbeine fast bis zur Spitze erstrecken, ringlosen, auf der Oberfläche des Schädels liegenden Augenhöhlen, vor welchen unmit- telbar die Nasenlöcher, dahinter die Schläfengruben sich finden und mit kegelförmigen, ganzen, ungestreiften, weit von einander stehenden Zähnen, von denen sich meist die vorderen im Oberkiefer stehenden durch ihre besondere Länge auszeichnen (Nothosaurus; Simosaurus; Dracosaurus; Conchiosaurus) . Die Fischdrachen ( Ichthyosaurida ) mit spitzem Kopfe, schnabelförmig verlängerter Schnauze, an welcher Fig. 1189. Restauration von Ichthyosaurus . Das Skelett ist auf die Silhouette des Körpers eingetragen. nur die Zwischenkiefer größtentheils Antheil nehmen, gestreiften Zäh- nen, die dicht bei einander sitzen und deren Zahnsubstanz förmliche Faltungen zeigt, mit dickem, langem Leibe, kurzen Flossenfüßen und langem Schwanze (Ichthyosaurus; Pliosaurus); und die Schlangen- drachen (Plesiosaurida) mit kurzem, abgestutztem Kopfe, langen, Fig. 1190. Restauration von Plesiosaurus , eben so behandelt. schlanken Zähnen von ungleicher Länge, von denen gewöhnlich einige als Fangzähne vorstehen, schlangenähnlichem, langem Halse und kur- zem, dickem Körper, an dem ein stielförmiger, unbedeutender Schwanz sitzt (Plesiosaurus) . Die beiden letzteren Familien kommen nur in den jurassischen Gebilden vor und zeichnen sich nebst den vorigen noch wesentlich dadurch von den Krokodilen aus, daß sie eine vollkommen nackte, lederartige Haut besaßen, an welcher keine Spur von Knochen- schildern oder sonstiger Schuppenbedeckung zu finden ist. Unterordnung der Panzerechsen oder Krokodile (Loricata) Der Schädel der Krokodile ist breit, flach, die Kiefer sehr verlängert zuweilen in einen langen Schnabel ausgezogen, der indessen sich von dem Schnabel der Fischdrachen insofern wesentlich unterscheidet, als nur seine Spitze von den Zwischenkiefern, die ganzen Seiten aber von den Oberkieferknochen gebildet werden. Die Gaumenbeine tragen niemals Zähne, sondern bilden, wie bei der vorigen Unterordnung ein breites Dach, das vollkommen geschlossen ist und die langen Na- sengänge, die sich hinten im Rachen öffnen, vollkommen von der Mund- Fig. 1191. Das Nilkrokodil (Crocodilus niloticus) . höhle abschließt. Die Nasenlöcher liegen vorn an der Spitze der Schnauze und können durch eine Klappe nach Willkühr vollständig geschlossen werden. Die Zähne stehen hart nebeneinander in vollkom- men geschlossenen Zahnhöhlen und zeigen eine lange, hohle Wurzel und eine deutlich abgesetzte, meist oberflächlich gestreifte, spitze zusam- mengedrückte Krone; sie werden in derselben Weise, wie dieß oben beschrieben wurde, durch von unten heraufdrängende Ersatzzähne gewechselt; die Augenhöhlen liegen weit nach hinten, sind vollkommen geschlossen, das Auge wohl entwickelt und durch breite Lider ver- schließbar; ebenso kann das ganz hinten am Schädel angebrachte äußere Ohr durch eine Hautklappe vollkommen verschlossen werden. Die Halswirbel zeigen meist lange, rippenähnliche Fortsätze, die über- einander greifen und so dem Halse nur eine höchst geringe Biegsamkeit gestatten. Die Rippenbögen sind stark, aus zwei im Winkel mit einander zusammentreffenden Knochen gebildet und das Brustbein über die ganze Unterfläche des Bauches fortgesetzt, so daß es sich meist hinten an den Beckengürtel anschließt. Meist gehen von diesem Brust- beine von unten her falsche Rippen aus, welche die Wirbelsäule nicht erreichen. An dem Schwanze sind die Dornfortsätze hoch, der Schwanz selbst zusammengedrückt, oben gekielt und mit einem anfangs doppel- ten, später einfachen, gezackten Kamme besetzt. Untersucht man die Mundhöhle, so findet man gewöhnlich den vierten Zahn des Unter- kiefers zu einem starken, kegelförmigen Fangzahne entwickelt und so über die anderen Zähne hervorragend, daß er entweder in einen Ausschnitt oder selbst in ein Loch des Oberkiefers beim Schließen des Maules eingreift. Auf dem Boden der Mundhöhle, zwischen den Aesten des Unterkiefers liegt eine schwammige Zunge, die durchaus unbeweglich mit ihren Rändern überall angewachsen ist und sich da- durch wesentlich von der Zunge aller übrigen Reptilien unterscheidet. Die Füße sind kurz, aber kräftig, quergestellt, so daß sie auf dem Lande den Körper nicht tragen, sondern nur fortschieben können. Die Vorderfüße haben stets fünf, die Hinterfüße vier Zehen, von denen nur die inneren Nägel tragen; die Zehen der Vorderfüße sind durch- aus getrennt, die der Hinterfüße dagegen durch ganze oder halbe Schwimmhäute mit einander verbunden. Die Körperbedeckung der Krokodile zeichnet sich noch besonders dadurch aus, daß in einer dicken, hie und da körnigen Lederhaut einzelne Knochenschilder ent- wickelt sind, welche ein zelliges Gewebe haben und durchaus in die Lederhaut selbst eingelassen sind; auf dem Kopfe liegt diese Lederhaut unmittelbar auf der wabenförmigen Oberfläche der Schädelknochen auf, deren sämmtlichen Vertiefungen sie folgt; an dem übrigen Kör- per zeigt sie Körner, an dem Schwanze meist Längs- und Querlinien, die bei oberflächlichem Ansehen die Stellung dor Wirtelschuppen einiger Eidechsen nachahmen. Die Knochentafeln sind hauptsächlich in dem Nacken und auf der Rückenfläche des Leibes entwickelt. Die Kloake ist, wie schon angeführt, bei beiden Geschlechtern durch einen Längs- spalt nach Außen geöffnet und bei dem Männchen die einfache, erectile Ruthe in der Kloake selbst verborgen. Die Panzerechsen treten mit dem Jura in vielfachen, meist sehr eigenthümlichen Gattungen auf und setzen sich bis in die jetzige Schöp- fung mit wenig wechselnden Charakteren fort. Wir unterscheiden unter ihnen nach der Entwickelung der Wirbelsäule drei verschiedene Fami- lien: Die Teleosaurier ( Teleosaurida ) mit außerordentlich verlän- gerter, dem jetzt lebenden Gavial ähnlicher Schnauze und biconcaven Wirbelkörpern, ähnlich denjenigen der Fische (Poecilopleuron; Pleurosau- rus; Teleosaurus; Pelagosaurus; Aelodon; Gnathosaurus; Mystrio- saurus) . Die Steneosaurier (Steneosaurida) , ebenfalls mit langer Schnauze und vorn convexen, hinten aber concaven Wirbeln (Steneo- saurus; Streptospondylus) . Beide Familien finden sich nur in dem Jura und zwar die erstere mehr in dem Lias, die letztere mehr in den oberen Schichten der jurassischen Gebilde. Endlich die Familie der jetzt lebenden Krokodile (Crocodilida) , deren Wirbelkörper vorn con- cav, hinten aber convex sind, erscheint erst sparsam in der Kreide, dann aber häufig in den verschiedenen Tertiärgebilden aller Länder. Unsere jetzt lebenden Krokodile, unter denen man besonders die Ga- viale mit langer, schmaler, die Krokodile und Alligatoren mit breiterer Schnauze unterscheidet, leben vorzugsweise in den großen Flüssen und den Lagunen, wo sie Tags über meist schlafend zubringen und Nachts hauptsächlich auf Raub ausgehen; sie nähren sich von Fischen, oder auch von Säugethieren, welche sie überfallen, wenn sie zum Trinken kommen. Außerhalb des Wassers bewegen sie sich nur sehr mühsam und unbehülflich, während sie äußerst geschickt schwimmen und sehr lange tauchen können, wobei ihnen die verschließbaren Nasenlöcher und die weiten Luftsäcke, die sie besitzen, wesentliche Dienste leisten. Crocodilus; Rhamphognathus; Alligator; Polyptychodon . Ordnung der Schildkröten. (Chelonia.) Fig. 1192. Skelett einer Landschildkröte (Testudo) . Das Bauchschild ist weggenommen, um die innere Fläche des Rücken- schildes zu zeigen. vc Halswirbel. co Rabenbein. dv Rückenwirbel. c Rippen, durch Nähte mit einander verbunden. cs Seitliche Schildstücke. b Becken. t Schien- bein. p Wadenbein. f Schenkelbein. cl Schlüsselbein. o Schulterblatt. In weit schärferer und bestimmterer Weise, als alle anderen Typen der Reptilien trennt sich diese Ordnung von den übrigen ab. Der platte, schildförmige Körper, unter dessen Knochenplatten sich meist Vogt. Zoologische Briefe. II. 19 die Extremitäten und der Kopf zurückziehen können, die kurzen stum- melförmigen Füße, das zahnlose, einem Vogelschnabel nicht unähnliche Maul lassen diese Ordnung vor allen anderen auf den ersten Blick erkennen. Der Kopf der Schildkröten ist im Allgemeinen oval, hinten quer abgestutzt, die Kiefer sehr kurz, hoch, beiderseitig mit scharfem schneidendem Rande versehen und mit Hornplatten überkleidet. Die Schädelknochen schließen fest aneinander und bilden ein breites Dach über den vollkommen geschlossenen Augenhöhlen, in welchen sich wohl ausgebildete, mit Augenlidern versehene Augen befinden. Die Zunge ist fleischig, kurz, nicht vorstreckbar, aber vollkommen beweglich; der Hals meist kurz und dick, die einzelnen Wirbel des Halses vollkommen frei beweglich und ohne ausgebildete Fortsätze. An der Rückenwir- belsäule zeichnen sich besonders die breiten plattenförmigen Rippen aus, welche sehr lang und breit werden, durch zackige Nähte sich mit einan- der verbinden und so einen einzigen breiten Schild darstellen, der den ganzen Rücken deckt und von Außen noch mit besonderen Horn- tafeln belegt ist. Meist gehen die Rippen in gleicher Breite bis zu dem äußeren Rande des Schildes fort, zuweilen aber sind die Plat- ten nur in der Nähe der Wirbelsäule entwickelt und nach außen hin stehen dann die Rippen gleichsam wie Radspeichen an dem Skelette hervor, während bei dem lebenden Thiere ihre Zwischenräume durch derbe Haut- und Hornschilder gedeckt sind; gewöhnlich findet sich an dem Rückenschilde ein Saum besonderer Knochenplatten, Randstücke, in welche die endenden Rippen eingesenkt sind, so daß auch bei spei- chenartig verlängerten Rippen ein ganzer Rand hergestellt wird. In ähnlicher Weise wie auf dem Rücken, wird auf der Bauchseite ein Knochenschild hergestellt, welches aus dem übermäßig verbreiterten, in Stücke zerfallenen Brustbeine gebildet wird und gewöhnlich an den Seiten so mit dem Rückenschilde durch Nähte sich verbindet, daß beide Schilder eine Kapsel bilden, die nur vorn und hinten zum Durch- lassen des Kopfes, der Füße und des Schwanzes geöffnet ist. Auf der äußeren Seite sind Rücken- und Bauchschild beide mit Hornplat- ten bedeckt, welche aneinander stoßende Schilder bilden und aus denen bei einigen Arten das bekannte Schildpatt gewonnen wird. Diese Schilder entsprechen in ihrer Abtheilung niemals den Abtheilungen der Rippen und der Knochenstücke des Brustbeines und lassen meistens auf dem Rücken eine mittlere Reihe, die Rückenschilder, zwei Reihen von Seitenschildern und einen Kranz von Randschildern unterscheiden, welche letztere den ganzen Panzer umgeben. Die Lagerung dieser Horntafeln und ihr Verhältniß zu einander erscheint immer von Wich- tigkeit für die Unterscheidung der verschiedenen Gattungen und Arten. Die sämmtlichen Organe des Körpers, so wie auch namentlich der Schulter- und Beckengürtel sind innerhalb des Schildes angebracht und letztere unbeweglich an die innere Fläche des Rückenschildes an- geheftet. Alle Schildkröten haben vier Füße, die stets nur kurz und stummelförmig sind, in ihrer Ausbildung aber bei den verschie- denen Familien sehr wesentliche Verschiedenheiten zeigen. Der Schwanz ist gewöhnlich nur kurz, rundlich, zugespitzt, die an seiner Basis ge- legene Oeffnung der Kloake von einem Längsschlitze gebildet, in ähn- licher Weise wie bei den Krokodilen und die Männchen eben so mit einer einfachen Ruthe versehen. Alle Schildkröten sind äußerst träge, langsame Thiere, welche sich hauptsächlich von vegetabilischen Sub- stanzen, einige aber auch von kleineren Thieren und von Fischen nähren. Wir theilen sie in folgende Familien: Die Seeschildkröten ( Thalassita ) sind einzig auf den Aufenthalt Fig. 1193. Die Ca r etschildkröte (Chelonia imbricata) . im Meere beschränkt und alle vor- treffliche Schwimmer, welche sich theilweise auf der hohen See gefal- len und nur zum Ablegen ihrer Eier an die sandigen Küsten kom- men. Das Schild dieser Thiere ist klein, sehr flach, nach hinten zuge- spitzt und nur zur Bedeckung des Körpers geeignet; Kopf und Füße können durchaus nicht in dasselbe zurückgezogen werden. Der Kopf ist stark abgeplattet, vorn abgestutzt, die Kiefer sehr scharf, schnabelartig, der Hals ziemlich kurz, die vier Füße zu ungetheilten Flossen um- gestaltet; die vorderen Flossen sind weit länger, als die hinteren, platt, säbelförmig gekrümmt, die hinte- ren kurz und breit; die Zehen lassen sich bei einigen Gattungen durch- aus gar nicht, bei anderen nur dadurch unterscheiden, daß die Flosse stellenweise dicker und dünner ist. Bei einigen Gattungen stehen Nä- gel, höchstens zwei, an dem äußeren Rande der Flosse, da, wo die betreffenden Zehen enden; anderen fehlen diese Nägel durchaus. Alle sind vortreffliche Schwimmer und viele erreichen eine sehr bedeutende Größe; die meisten nähren sich von Seetang und haben ein äußerst 19* wohlschmeckendes, gesundes Fleisch, während die anderen, welche sich zum Theile von Mollusken nähren, ein sehr ungesundes, ja selbst giftiges Fleisch haben sollen. Die bekannte Caretschildkröte, welche fast einzig das geschätzte Schildpatt liefert, gehört dieser Familie an. Chelonia; Sphargis; Aplax . Fig. 1194. Fig. 1195. Fig. 1194. Die Schnappschildkröte (Snapping turtle) des Missisippi. Gymnopus spinifer (Trionyx ferox) . Fig. 1195. Das Bauchschild. Durch die Bildung der Füße stehen die Flußschildkröten (Pota- mida) den Seeschildkröten am nächsten. Rücken- und Bauchschild sind ebenfalls sehr flach, wenig gewölbt und meistens nur unvollständig verknöchert; beide sind in ihrem ganzen Umfang von einer weichen, lederartigen, im Umkreise knorpeligen und biegsamen Haut bedeckt, welche durch die speichenartigen Verlängerungen der Rippen gestützt wird. Kopf und Füße können unter dieses Schild nicht zurückgezogen werden; der Kopf ist lang, zugespitzt, dreieckig, die Nasenlöcher in einen kurzen, beweglichen Rüssel verlängert, die Kiefer außerordentlich scharf schneidend, nackt, von weichen Lippen umgeben, der Hals lang, drehrund, sehr verlängerbar; das Bauchschild hinten namentlich sehr kurz, in der Mitte nicht verknöchert, mit dem Rückenschilde nicht durch Nähte verbunden; die vier Füße kurz, dick, am Ende sehr breit, die Zehen in ihrer ganzen Länge durch eine Schwimmhaut verbunden, die sich noch an dem hinteren Rande des Beines fortsetzt; die Zehen übrigens beweglich, deutlich erkennbar und die drei vorderen mit Nä- geln bewaffnet, während die zwei hinteren nagellos sind. Die Gat- tungen dieser Familie sind äußerst räuberische, lebhafte Bestien, die in den großen Flüssen Amerika’s und Indiens leben, sich hauptsächlich von Fischen nähren, den zurückgezogenen Hals blitzschnell vorstrecken und sogar badende Menschen angreifen, denen sie Stücke Fleisch mit den scharfen Kiefern ausreißen. Trionyx; (Gymnopus); Cryptopus . Die Familie der Sumpfschildkröten ( Elodita ) ist die zahlreichste von allen und bildet den Uebergang von den vorigen zu den eigent- lichen Landschildkröten. Die Füße haben fünf freie, bewegliche Zehen, welche sämmtlich mit Hakenkrallen bewaffnet sind, aber an ihrer Basis durch eine Schwimmhaut aneinander geheftet werden, so daß die Thiere sie ebenso wohl auf dem Lande, als in dem Wasser mit Vortheil be- nutzen können; auch bewohnen diese Thiere vorzugsweise gern Land- seen oder ausgebreitete Sümpfe, an deren Ufer sie zuweilen hinan- klimmen, um ihrer aus Pflanzen bestehende Nahrung nachzugehen. Wir unterscheiden unter ihnen zwei Unterfamilien: die Lurchschild- kröten (Chelyda) mit spitzem Kopfe, an dem zuweilen ebenso wie Fig. 1196. Die Matamata (Chelys fimbriata) . bei der vorigen Familie die Nase rüsselförmig verlängert ist, langem, rundem, oft mit sonderbaren Hautlappen verziertem Halse, unvollkom- men verknöchertem Rücken- und Bauchschilde, unter welches die Füße gar nicht eingezogen werden können. Alle diese Charaktere stimmen noch wesentlich mit denen der Flußschildkröten überein, von welchen diese Gruppe indeß außer durch die Bildung der Füße sich auch noch dadurch unterscheidet, daß der Kopf seitlich zwischen die beiden Pan- zerschilder zurückgelegt werden kann, daß seine Kiefer mit weicher Haut überzogen sind und das Rückenschild nicht mit Lederhaut, sondern mit Hornplatten bedeckt ist (Chelys; Chelodina; Platemys; Pentonyx; Po- docnemys; Peltocephalus) . Bei den eigentlichen Sumpfschildkröten (Emyda) ist der Panzer größer, mehr gewölbt, Rücken- und Bauch- schild vollkommen verknöchert, durch Naht mit einander verbunden, die Kiefer mit Horn bedeckt, nicht von weichen Lippen umgeben und der Kopf kann gänzlich unter das Schild zurückgezogen werden, indem der ziemlich lange Hals sich S -förmig von oben nach unten zusammenbiegt. Emys; Cistudo; Tetronyx; Platysternum; Emysaurus; Cinosternum; Chelydra; Eurysternum; Idiochelys . Fig. 1197. Die europäische Landschildkröte (Testudo graeca) . Fig. 1198. Fig. 1197. Von oben. Fig. 1198. Von unten. Die Familie der, Landschildkröten (Chersita) hat einen hochge- wölbten, gänzlich verknöcherten Rückenschild, der mit dem Bauchschilde durch Naht verbunden ist und vorn und hinten nur zwei schmale Spalten zeigt, in welche Kopf, Füße und Schwanz gänzlich geborgen werden können. In einigen Fällen ist das Brustschild in seinem vor- deren oder hinteren Theile selbst klappenartig beweglich, so daß der Panzer noch vollkommen geschlossen werden kann. Der Kopf ist kurz, abgestutzt, die Kiefer mit scharfen Hornplatten ohne Lippen besetzt, die Füße ziemlich lang, stark und sämmtliche Zehen in eine einzige dicke Säule verwachsen, welche an ihrem vorderen Rande mit platten, ab- geschliffenen Hornnägeln besetzt ist und eine dickschwielige Sohle hat, so daß der Fuß im Ganzen dem eines Elephanten nicht unähnlich ist. Die jetzt lebenden Landschildkröten sind im Durchschnitte nur klein; man hat indessen am Himalaya Reste einer kolossalen Art gefunden, welche in diese Familie gehört, die in den wärmeren Zonen, haupt- sächlich in Wäldern und Gebüschen auf dem festen Lande lebt. Te- studo; Homopus; Pyxis; Cinyxis; Colossochelys . Klasse der Vögel.. (Aves.) Die Umwandlung der vorderen Gliedmassen zu Flügeln, die Be- deckung des ganzen Leibes mit Federn sind so allgemein und durch- gehend in dieser Klasse, daß diese schon durch die angeführten Charaktere allein als eine durchaus abgeschlossene höchst charakteristische Gruppe des Thierreiches dastehen würde. Man kann nicht sagen, daß die Klasse der Vögel sich als einen nothwendigen Durchgangs- typus zwischen den Reptilien einerseits und den Säugethieren anderer- seits hinstellt. Die Durchführung des einheitlichen Planes in dem Baue der Wirbelthiere und die Anschauung seiner allmähligen Aus- bildung würde im Gegentheile bedeutend leichter sein, wenn die in vielen Beziehungen abnorme Klasse der Vögel gänzlich fehlte und die Säugethiere sich unmittelbar an die Reptilien anschlössen. Nichts beweiset besser als dieß Verhältniß einer ganzen und so überaus zahl- reichen Klasse die Vergeblichkeit des Abmühens Derjenigen, welche das Thierreich in eine einzige aufsteigende Linie ordnen möchten, die von den niedersten Formen beginnend, bei dem Menschen ihren Ausgangs- punkt fände. Die Klasse der Vögel steht unzweifelhaft durch die Aus- bildung ihrer inneren Organe, besonders ihres Gehirnes, ihres Herzens und ihrer Lungen, sowie durch das warme Blut weit über den Reptilien, während sie auf der anderen Seite eben so zweifellos den Säugethieren in vielfacher Beziehung nachsteht; und dennoch bildet sie kein Mittelglied zwischen beiden Klassen, sondern einen abweichen- den Typus, der sich weder dem einen noch dem anderen näher anschließt. Die Körperform der Vögel ist eine durchaus charakteristische. Brust und Bauch bilden eine einzige eiförmige Masse, welche im Gleichgewichte auf zwei unter ihr angebrachten Stützen, den Beinen, Fig. 1199. Das Skelett des Geiers, in die Silhouette des Körpers eingezeichnet. ve Halswirbel. cl Gabelknochen (clavicula). ca Handwurzel (carpus). ph Phalange des Fingers. st Brustbein (sternum). t Schienbein (tibia). ta Fußwurzel (tarsus). vq Schwanzwirbel. f Schenkelbein (femur). vs Kreuzbein (sacrum). h Oberarm (humerus). o Elle (ulna) . ruht und zwar gewöhnlich so, daß die Längsaxe der Eigestalt hori- zontal von vorn nach hinten läuft. Der rundliche Kopf, der in einen mehr oder minder langen Schnabel ausgezogen ist, ruht immer auf einem langen Halse, der wenigstens neun, oft aber über zwanzig Wirbel enthält und eine große Freiheit der Bewegungen besitzt; da- gegen ist der Schwanz stets durchaus rudimentär, wenigstens was das Skelett und die Muskeln betrifft; denn der Theil, welchen man gewöhnlich den Schwanz nennt, wird bei den Vögeln nur von langen und steifen Federn gebildet. In dieser bedeutenden Verlängerung des oft schlangenförmigen Halses und der Verkümmerung des Schwanzes finden wir einen direkten Gegensatz gegen die Reptilien, bei welchen meist das umgekehrte Verhältniß der genannten Körpertheile stattfindet. Hierzu kommt noch die Höhe der Beine, welche stets auch bei den kurzbeinigsten Vögeln den Körper vollkommen schwebend tragen, wäh- rend dieser bei den Reptilien fast immer auf der Erde geschleift wird. Das Skelett der Vögel zeichnet sich vor dem aller übrigen Wirbelthiere durch eine besondere Eigenthümlichkeit aus, welche sich auf das Flugvermögen bezieht und mit dem Namen der Pneumaticität Fig. 1200. Skelett der Seemöve (Larus) . vc Halswirbel. c Gabelknochen. st Brustbein. d Finger. p Daumen des Fußes. ta Fußwurzel. t Schienbein. ex Schwanzbein. s Kreuzbein. o Schulterblatt. b Vorderarm. bezeichnet wird. Die pneumatischen Knochen enthalten nämlich kein Mark, sondern mehr oder minder große Höhlen, welche durch Oeff- nungen mit den Luftzellen des Körpers communiziren und von diesen aus durch die Lunge oder die Luftwege mit Luft gefüllt werden. An dem trockenen Skelette erscheinen dann an den einzelnen Knochen Löcher, welche in diese inneren, die Markzellen ersetzenden Höhlen führen. In der That finden sich auch bei jungen Vögeln, welche noch nicht flügge sind, die Knochen des Skelettes mit Mark versehen, welches aber nach und nach schwindet und den Lufthöhlen Platz macht. Die Ausbreitung dieser in den einzelnen Knochen ist sehr verschieden und richtet sich wesentlich nach zwei Bedingungen, nach dem Flug- vermögen und nach der Körpergröße der einzelnen Gattungen. Die Nashornvögel, die Sturmvögel und Pelikane, welche alle leicht flie- gen und eine bedeutende Körpergröße besitzen, haben fast nur hohle Knochen, indem nur einige dünne Knöchelchen des Kopfes, wie na- mentlich die Jochbeine, solid sind. Sonst erstrecken sich die Lufthöh- len bei den angeführten Vögeln durch alle Schädel- und Wirbelknochen bis in die letzten Spitzen der Zehenglieder hinein. Das umgekehrte Verhältniß findet bei den Straußen und den verwandten Laufvögeln statt, wo die Pneumaticität auf nur wenige Knochen der Hirnschale beschränkt ist. Am häufigsten sind einige Schädelknochen pneumatisch, die unmittelbar von der Mund- und Nasenhöhle aus mit Luft gefüllt werden, nach ihnen das Oberarmbein, welches wie die übrigen Kno- chen des Körperskelettes mit den von den Lungen ausgehenden Luft- säcken im Zusammenhang steht. Die äußere Rindenschicht dieser pneu- matischen Knochen ist stets außerordentlich fest und dicht, eine Ein- richtung, wodurch Festigkeit mit Leichtigkeit verbunden wird. Die Schädelknochen der Vögel verwachsen sehr frühzeitig in eine Fig. 1201. Schädel eines Geiers. m Oberkiefer. n Nasloch. l Thränenbein. as Oberer Ast desselben. cl Scheidewand der Augenhöh- len. c Schädelkapsel. o Pauke. t Quadratbein. mi Unterkiefer. j Jochbein. cn Knorpelige Nasenmuscheln. einzige Hirnkapsel , an der auch nicht eine Spur von Nähten übrig bleibt, die sich nur in der ersten Zeit bei ganz jungen Individuen noch finden. Es ist deßhalb auch schwierig, die Gestalt der einzelnen Knochen, welche in diesen Schädel eingehen, näher zu be- stimmen und ihre Grän- zen anzugeben. Im All- gemeinen ist der Vogel- schädel rundlich und die Hirnkapsel im Verhältnisse zu dem Gesichts- theile bei Weitem größer, als bei den Reptilien. Ja es erscheint diese Größe oft weit bedeutender, als sie wirklich ist, da große Luftzellen zwischen der inneren und äußeren Lage der Schädelknochen entwickelt sind und so der äußere Umfang des Schädels in keinem Verhältnisse zu der geringen inneren Höhle für das Gehirn steht. Der Gelenkkopf, mit welchem der Schädel auf dem ersten Halswirbel aufsitzt, ist stets einfach, knopfförmig, oft vollkommen kugelig, so daß er eine bedeutende Beweglichkeit besitzt. Die zu beiden Seiten des Schädels liegenden Augenhöhlen sind gewöhnlich sehr groß, nicht immer vollständig geschlossen und auch ihre Scheidewand sehr oft nicht durchaus verknöchert. In dem nach vorn ausgezogenen Schnabel liegen die an Umfang sehr wechselnden Nasenhöhlen, deren Scheidewand ebenfalls sehr oft unvollständig ist, so daß man quer durch die Na- senlöcher durchsehen kann, die man in diesem Falle als durchgehend bezeichnet. Untersucht man den Schädel bei sehr jungen Individuen, wo die einzelnen Knochen der Kapsel noch getrennt sind, so stellt sich zuerst heraus, daß die Zahl dieser Knochen im Verhältnisse zu der bei den Reptilien vorkommenden bedeutend vermindert ist und daß diese Verminderung namentlich den Schläfenbeinapparat betrifft, dessen viele Stücke in wenigere Knochen zusammengeschmolzen sind. Im Umkreise des Markloches wird der Hinterhauptswirbel von vier Stücken gebildet, der Schuppe und dem Körper des Hinterhaupts oben und unten, und den beiden seitlichen Hinterhauptsbeinen, die ebenfalls zur Bildung des Gelenkhöckers beitragen und einen Theil des Ohrlabyrinthes umschließen. Die Seiten des Schädels werden von den Schläfenschuppen umfaßt, die meist vertieft sind und so eine äußere Schläfengrube bilden, in der der Hebemuskel des Unterkiefers seinen Ursprung nimmt. An diese Schuppe wachsen sehr früh das Falsenbein und das Zitzenbein an, so daß sie nur einen einzigen Knochen bilden, an welchem der meist viereckige, breite, oben ausge- zackte Trageknochen des Unterkiefers, das Quadratbein, eingelenkt ist. Die obere Decke des Schädels wird von den kleinen Scheitelbeinen und den großen Stirnbeinen gebildet, welche letztere zugleich die ganze Decke der Augenhöhle liefern. Das Thränenbein und das Nasenbein vervollständigen die vordere und innere Ecke der Augenhöhle, wäh- rend das gewöhnlich große Siebbein die Hirnkapsel gegen die Augen- höhle hin schließt und die Zwischenwand derselben vervollständigt. Auf der unteren Fläche der Schädelkapsel zeigt sich vor dem Hinter- hauptsbeine das dreieckige, hinten breite, vorn zugespitzte Keilbein, das auf seiner Hirnfläche den Türkensattel bildet und außer dem bedeutenden großen Flügel noch kleine Augenflügel und einen starken Fortsatz bildet, der nach vorn hin dem Jochbeine entgegenwächst und die Augenhöhle von hinten her begränzt. Der ganze Oberkiefergaumenapparat ist an dem zu einer einzigen Kapsel verwachsenen Schädel beweglich eingelenkt und zwar in der Weise, daß zwei hauptsächliche Drehpunkte ausgebildet sind, der eine für den Oberkiefer an der Gränze zwischen Schnabel und Stirn, der andere hinten an der Einlenkungsstelle des Quadratbeines mit der Schläfenschuppe. Der Oberkiefer selbst ist in der Regel sehr klein, nach hinten gerückt, der Zwischenkiefer dagegen sehr beträchtlich, unpaarig und das wesentlichste Bestimmungsmoment der Schnabelform. Das Oberkieferbein ist jederseits durch einen stabförmigen Knochen, der unter dem Augenhöhlenrande herläuft, mit dem Quadratbeine ver- bunden. Es ist dieser Verbindungsstab immer aus zwei Knochen zu- sammengesetzt, vorn aus dem eigentlichen Jochbeine, hinten aus dem sogenannten Quadratjochbeine. Das Gaumengewölbe des Schnabels ist aus zwei großen Gaumenbeinen und einem mittleren Pflugschaar- beine zusammengesetzt, an welche sich noch zu beiden Seiten lange, stabförmige Flügelbeine anschließen, welche vorn an die Gaumenbeine, hinten an die Quadratbeine oder das Keilbein eingelenkt sind. Alle diese verschiedenen Verbindungen bezwecken eine Complicität der Be- wegungen, indem der Oberkiefer sich nothwendig heben muß, wenn der Unterkiefer herabgezogen und hierdurch der Schnabel geöffnet wird. Der Unterkiefer, dessen Form je nach der Schnabelform über- haupt sehr wechselt, der aber immer hinten an dem Quadratbeine eingelenkt ist, besteht, wie bei den Schildkröten, aus einem mittleren, unpaaren, dem Zahnstücke entsprechenden Knochen und aus fünf seit- lichen, paarigen Stücken, die indessen sehr bald mit einander verwachsen und so einen einzigen Winkelknochen darstellen. Zähne kommen bei den Vögeln überhaupt gar nicht vor und die einzige Bewaffnung ihres Mundes besteht in den Hornscheiden, welche die schneidenden Ränder der Kieferknochen überziehen. Diese Horn- scheiden sind gewöhnlich scharf, wie die Schneide eines Messers, nur sehr selten kammartig ausgezackt. Bei den Raubvögeln und Kern- beißern ist ihre Substanz am härtesten, während sie bei den haupt- sächlich von Weichthieren lebenden Enten und Schnepfen in eine sehr zarte Haut übergeht, die zahlreiche Nerven enthält und ein feines Tastorgan darstellt. Oefters erstrecken sich diese Hornscheiden nicht über den ganzen Schnabel hinweg, sondern werden nach hinten zu von einer eigenthümlichen nackten Haut, der sogenannten Wachshaut (Ceroma) ersetzt. Bei seiner engen Beziehung zu der Nahrung und Lebensweise der Vögel ist der Schnabel ein vorzüglicher Gegenstand der Aufmerksamkeit für die Zoologen geworden, die für die Beschrei- bung seiner vielfach wechselnden Formen besondere Kunstausdrücke er- funden haben. Die Rückenkante des Oberschnabels heißt der Schna- belrücken oder die Firste ; — meist erscheint dieselbe mehr oder minder nach vorn gebogen oder selbst hakenförmig gekrümmt. Der untere Rand des Unterkiefers wird die Dillenkante , der Winkel, in welchem beide Aeste des Unterschnabels zusammenstoßen, der Kinn- winkel , und der vereinigte Theil der beiden Unterkieferäste die Dille (Myxa) genannt. Die Gegend zwischen dem Auge und der Schnabelwurzel heißt die Zügelgegend und die hintere Wangengegend, wo sich bei dem Säugethier die äußere Ohröffnung finden würde, die Ohrgegend. Die Form der Schnäbel und ihr Verhältniß zum Körper ist sehr verschieden. Die einfachste Gestalt ist diejenige eines Kegels oder einer Pyramide mit mehr oder minder scharfer Firste, die zuweilen etwas weniges nach vorn gebogen ist. Von der Länge des Storchschnabels bis zu dem kurzen Kegelschnabel eines Kernbeißers und der Dünne eines Kolibrischnabels finden sich alle möglichen Ueber- gänge dieser Kegelgestalt in zahlreichstem Wechsel der Form. Durch stärkere Biegung der Firste, Zuspitzung des vorderen Hakens am Oberschnabel und Schärfung der Seitentheile geht diese Schnabelform allmälig in den Raubschnabel über, der bei den ächten Falken und Eulen den Gipfel seiner Ausbildung erreicht. Zuweilen findet sich an diesen Raubschnäbeln noch eine seitliche, vorspringende, scharfe Ecke, die man dann mit dem Namen eines Zahnes belegt. In ande- ren Fällen plattet sich der Kegelschnabel mehr ab, seine Seitentheile verbreitern sich, die Kante der Firste verschwindet oft gänzlich und es werden so jene Formen hergestellt, die von den Gänsen und Löf- felreihern bekannt sind. Sehr häufig dient auch der Schnabel zur Unterstützung des Kletterns wie bei den Papageien und während hier der Oberschnabel sehr stark gebogen wird, so daß das Ganze etwa die Form einer Kneipscheere hat, wie man sie in der Gärtnerei braucht, wird zugleich seine Substanz poröser und leichter; eine Bildung, die bei den Nashornvögeln ihr höchstes Ziel erreicht, bei welchen die un- geheueren Schnäbel aus großzelliger Knochenmasse bestehen, die zum Theil sogar luftführend ist. Einige Vögel, wie die Tauben und die Sturmvögel zeichnen sich noch durch eine besondere Bildung des Schnabels aus, der zusammengesetzt erscheint, indem die Nasenlöcher von besonderen Knorpelschuppen überwölbt sind, die auf den Ober- schnabel aufgesetzt und mit demselben verschmolzen sind. Die Wirbelsäule der Vögel läßt stets die verschiedenen Ab- theilungen in Hals-, Rücken-, Lenden-, Kreuz- und Schwanzwirbel erkennen. Der Hals hat gewöhnlich eilf bis zwölf, selten neun, zu- weilen aber auch über zwanzig Wirbel, welche alle sehr beweglich, vorn ausgehöhlt und hinten gewölbt sind. Die Querfortsätze der Halswirbel sind sehr stark und an ihrer Wurzel durch ein Loch durch- bohrt, in der Weise, daß alle diese Löcher in ihrer Aufeinanderfolge einen Kanal bilden, durch welchen die hinteren Hirnarterien und der Stamm des sympathischen Nerven nach oben steigen. Die Rücken- wirbel sind beständig sehr kurz, wechseln von sechs bis zehn und besitzen auf ihrer vorderen, dem Bauche zugewandten Fläche meist gabelige Dornfortsätze, um welche herum die Lungen befestigt sind. Alle Rückenwirbel tragen Rippen, welche sehr platt sind und winkel- förmig mit vom Brustbeine ausgehenden platten Knochen verbunden sind, welche den Rippenknorpeln entsprechen. Diese Brustbeinrippen sind sowohl mit dem Brustbeine, als mit der Rippe beweglich verbun- den, die Festigkeit des Brustkorbes aber, welche besonders für das Fliegen von Wichtigkeit ist, dadurch vermehrt, daß eine jede Rippe etwa in der Mitte ihrer Länge einen gabelförmigen Fortsatz nach hinten schickt, der sich auf den Körper der nächstfolgenden Rippe auflegt und mit diesem durch Bandmasse verbunden ist. Außer den wahren, mit dem Brustbeine verbundenen Rippen kommen indeß stets vorn noch einige falsche Rippen vor, welche das Brustbein nicht er- reichen und in deren Verfolge sich an dem Halse an den Spitzen der Querfortsätze kleine Rippenrudimente zeigen. Die Lenden- und Kreuz- beinwirbel, deren zusammen sich etwa neun bis gegen zwanzig finden, verwachsen untereinander und mit dem Becken gewöhnlich zu einem einzigen Knochen, dessen ursprüngliche Zusammensetzung aus einzelnen Wirbeln sich nur durch die Nervenlöcher erkennen läßt, welche zwischen den verwachsenen oberen Bogen sich finden. Das Kreuzbein stellt auf diese Weise einen meist länglichen Knochen dar, welcher auf beiden Seiten mit den langen und schmalen Darmbeinen des Beckens ver- wachsen ist. Der Schwanz besteht stets nur aus sehr wenigen kleinen, beweglich mit einander verbundenen Wirbeln, welche starke Querfort- sätze tragen. Der letzte Schwanzwirbel ist gewöhnlich lang, von der Seite her zusammengedrückt, von der Form eines Steuerruders und mehr oder minder senkrecht in die Höhe gestellt; er dient hauptsächlich den Muskeln, welche die Steuerfedern des Schwanzes bewegen, zum Ansatzpunkte und ist deßhalb um so bedeutender, je mehr diese letzteren entwickelt sind. Das Brustbein bildet mit dem Schultergürtel zusammen einen sehr complicirten aber festen Stützapparat für die mächtigen Armmus- Fig. 1202 Schultergürtel des Adlers, o Schulterblatt. c Rabenbein. co Brustrippen. s Brustbein. e Hintere Ausschnitte desselben. sc Brustbeinkamm. b Vordere Spitze desselben. f Gabelkno- chen. m Haut zwischen demselben und dem Brustbeine. keln, welche dem Flugvermögen dienen. Das Brustbein selbst stellt gewöhnlich eine breite Platte dar, welche zwischen den Brustbeinrip- pen aufgehängt ist und sich so weit nach hinten erstreckt, daß der größte Theil der Baucheingeweide auf dieser Platte ruht. Nur bei den Laufvögeln, welchen das Flugver- mögen gänzlich abgeht, ist diese Platte auf ihrer äußeren Fläche schildförmig und gleichmäßig ge- wölbt. Bei allen übrigen trägt sie in der Mittellinie einen Kamm, an den sich die Flugmuskeln von bei- den Seiten her ansetzen und der um so höher und vollständiger ist, je kräftiger sich überhaupt das Flugvermögen entwickelt zeigt. Die Kolibris und unter unsern in- ländischen Vögeln die Mauerschwalben und Tauben zeigen die stärkste Entwickelung dieses Kammes. Die Platte des Brustbeines ist bei starken Fliegern wie z. B. den Falken vollkommen ganz, bei andern aber mehr oder minder ausgeschnitten oder selbst von Löchern durch- brochen, welche dann durch eine sehnige Haut überzogen werden. Unsere Hühner können namentlich ein Beispiel dieser starken Ausschnitte und Durchlöcherungen geben, deren Anordnung für die einzelnen Gat- tungen und Arten sehr constant ist. Das Schultergerüste der Vögel besteht allgemein aus drei Knochen, welche unter sich und mit dem Brustbeine sehr fest verbunden sind und so einen festen Stütz- punkt für die Flugbewegungen herstellen. Das Schulterblatt ist säbel- förmig und liegt horizontal auf dem Halse der Rippen zu beiden Seiten der Wirbelsäule auf. In dem Schultergelenke stößt es mit einem starken cylindrischen Knochen zusammen, welcher nach unten hin sich an die vordere Ecke der Brustbeinplatte befestigt, und dem Rabenschnabelfortsatze des menschlichen Schulterblattes entspricht. Die- ses Rabenbein ist stets weit stärker, als das Schlüsselbein, welches ebenfalls von dem Schultergelenke aus bogenförmig nach unten geht und durch Sehnenmasse an die vordere Spitze des Brustbeinkammes angeheftet ist. Hier wachsen die Schlüsselbeine beider Seiten in der Mittellinie zusammen, so daß sie einen einzigen Knochen, das soge- nannte Gabelbein (furcula) bilden. Die Gabelbeine der Enten und Gänse sind selbst den Kindern bekannt genug, indem man aus ihnen die sogenannten Springfrösche verfertigt. Das Schultergerüste selbst bietet bei dieser Einrichtung eine große Festigkeit und fast völlige Un- beweglichkeit dar. Auf dem von ihm hergestellten Gelenke spielt das Oberarmbein, das meistens nur kurz und dick, zuweilen aber sehr breit ist. Der Vorderarm besteht wie gewöhnlich aus der Elle und der Speiche, ist aber meist weit länger, als der Oberarm und von zwei kleinen, rundlichen Knöchelchen gefolgt, welche die Handwurzel darstellen. Die Mittelhand ist wieder ziemlich lang und aus zwei Röhrenknochen gebildet, die an ihren beiden Enden mit einander ver- wachsen, so daß sie nur einen einzigen Knochen darstellen, welcher in der Mitte durch einen länglichen Raum durchbrochen ist. Dieser Knochen trägt an seinem hinteren Ende, wo er der Handwurzel ange- lenkt ist, auf einem besonderen Vorsprunge das kleine Daumenglied, welches dem sogenannten Afterflügel als Stützpunkt dient. Auf dem vorderen Ende der Mittelhand stehen gewöhnlich zwei kurze Finger, von welchen der eine, dem Mittelfinger entsprechende, zwei, höchstens drei, der kleine Finger immer nur ein einziges Glied zeigt. Diese oft stark verlängerten Knochen sind sehr eng mit einander verbun- den und tragen die Schwungfedern der Flügel. Die Gelenkverbin- dung sämmtlicher Knochen ist so, daß im Zustande der Ruhe der Flügel eine förmliche Zickzacklinie bildet, indem der Oberarm längs der Wirbelsäule nach hinten liegt, der Vorderarm ihm parallel nach vorn sich erstreckt, so daß das Handwurzelgelenk vorn an dem Brust- beinkamme anliegt und die Hand wieder nach hinten eingeschlagen wird. Mit alleiniger Ausnahme des Straußes ist das Becken aller Vögel in der Mittellinie auf der Bauchfläche geöffnet, so daß es aus zwei seitlichen Hälften besteht, die einander nicht berühren. Hüftbein, Sitzbein und Schambein sind alle drei unbeweglich mit einander ver- bunden und das erstere in der ganzen Länge seines inneren Randes mit dem Kreuzbein verwachsen, so daß dieses einen schaufelförmigen Knochen darstellt, der seitliche, nach hinten gerichtete Flügel besitzt. Zwischen dem Darme und dem Sitzbeine finden sich meist mehr oder minder große Löcher und Ausschnitte. Der Oberschenkelknochen, wel- cher mit einem kleinen runden Gelenkkopfe, der unter rechtem Winkel Fig. 1203. Skelett des Straußes, in die Silhouette eingezeichnet. von ihm abgeht, in die Schenkelpfanne eingesenkt ist, erscheint gewöhn- lich als ein kurzer, aber starker cylindrischer Knochen, der ganz in der Fleischmasse des Leibes geborgen ist. Die Kniescheibe bildet eine runde Platte, welche das Kniegelenk von vorn deckt, in welcher das meist lange, dicke, den Oberschenkel an Masse weit übertreffende Schienbein eingelenkt ist. Das Wadenbein existirt nur in Form eines spießför- migen Griffelfortsatzes, welcher an der äußeren Seite des Scheinbeines angelegt ist und niemals bis zu dem Fußwurzelgelenke reicht. Dieses Wadenbein ist den meisten Rauchern wohlbekannt, da es gewöhnlich als Pfeifenraumer benutzt wird. Die Fußwurzel wird durch einen einzigen langen, cylindrischen Knochen gebildet, welcher meistens völlig nackt, unbefiedert und nur von hornigen Schildern begleitet ist und den man den Lauf (Tarsus) nennt. Die Länge der Beine wird hauptsächlich durch die Länge dieses Laufknochens bedingt und das zwischen ihm und dem Unterschenkel hergestellte nach hinten gerichtete Gelenk in der beschreibenden Zoologie gewöhnlich die Fußbeuge genannt. Der eigentliche Fuß wird aus zwei, drei oder vier Zehen gebildet, in deren Anordnung eine große Mannigfaltigkeit herrscht. Jede Zehe besteht aus mehreren Gliedern, und zwar nimmt die Zahl derselben so zu, daß sie von innen nach außen gewöhnlich von zwei bis auf Vogt. Zoologische Briefe. II. 20 fünf steigt. Sehr häufig steht der Daumen mit den übrigen Zehen nicht auf gleicher Fläche. Oft berührt er den Boden gar nicht, wo man ihn abgerückt nennt, in anderen Fällen reicht er nur mit der Nagelspitze auf, bei noch anderen nennt man ihn aufliegend, indem er seiner ganzen Länge nach auf dem Boden ruht. Gewöhnlich ist dieser Daumen nach hinten gerichtet, bei den Klammerfüßen aber, wie z. B. bei den Mauerschwalben, steht er wie die übrigen Zehen nach vorn. Nach der Richtung der Zehen unterscheidet man ferner noch Kletterfüße , bei welchen auch die äußere Zehe nach hinten gerich- Fig. 1204. Fig. 1205. Fig. 1206. Fig. 1207. Fig. 1208. Fig. 1204. Spaltfuß eines Singvogels (Turdus cyaneus) mit vollständig gestiefeltem Laufe. Fig. 1205. Schwimmfuß einer Ente. Fig. 1206. Spalt- fuß eines Schreivogels (Ampelis cotinga) mit vorn getäfeltem, hinten gekörn- tem Laufe. Fig 1207. Kletterfuß eines Papagei’s mit durchaus gekörntem Laufe. Fig. 1208. Watfuß einer Bekassine mit rudimentärer Hinterzehe und getäfeltem Laufe. tet ist, so daß je zwei Zehen einander gegenüber stehen und der Fuß eine doppelte Zange darstellt. Die Spechte und Papageien mögen als Beispiele dieser Fußbildung dienen. Bei manchen Vögeln, wie z. B. bei dem Kuckuk wird die Hinterzehe oder in seltenen Fällen die Außen- zehe in der Art beweglich, daß sie beliebig nach vorn oder nach hinten geschlagen werden kann; man nennt dieß eine Wendezehe . Man- chen Vögeln fehlt die Hinterzehe ganz, einem, dem afrikanischen Strauße, auch noch die Außenzehe, so daß nur zwei im Ganzen vorhanden sind. Man hat solche Füße Lauffüße genannt. Bei allen bis jetzt ange- führten Arten von Füßen sind die Zehen vollkommen frei und höch- stens ganz tief am Grunde durch eine Haut verbunden. Da aber die Zahl der Vögel, bei welchen Füße mit drei nach vorn gerichteten und einer freien Hinterzehe vorkommen, ungemein groß ist, so hat man hier wieder mehrere Unterabtheilungen gemacht. Watfüße nennt man lange Beine, bei welchen das Schienbein nicht bis zur Fußbeuge gefiedert, sondern unten nackt ist, wie der Lauf. Die meisten Stelz- vögel, wie die Reiher und Störche, gehören in diese Kategorie. Gangbeine dagegen nennt man diejenigen Füße, bei welchen das Schienbein bis zur Fußbeuge gefiedert ist. Bei diesen Gangbeinen unterscheidet man wieder: Spaltfüße , wenn die Zehen durchaus getrennt sind; Sitzfüße , wenn sie nur durch eine kurze Haut an ihrem Grunde verbunden werden; Wandelfüße , wenn Mittel- und Außenzehe am Grunde mit einander verwachsen sind, wie bei unseren Hühnern; und Schreitfüße , wenn diese Verwachsung sich über die Mitte der Zehen hinaus erstreckt wie dieß z. B. bei dem Eisvogel der Fall ist. Bei den Wasservögeln, wo die Füße als hauptsächliches Ruderorgan dienen, wird ihre Wirkung besonders dadurch vermehrt, daß die Zehen durch Schwimmhäute mit einander verbunden werden. Man unterscheidet hier hauptsächlich: Lappenfüße , wenn die Zehen nur von breiten, seitlich eingeschnittenen Hautlappen umgeben sind, wie dieß bei den Wasserhühnern der Fall ist; Schwimmfüße , wenn nur die drei nach vorn gerichteten Zehen durch eine Schwimmhaut verbunden sind, die Hinterzehe aber frei ist oder selbst gänzlich fehlt; und endlich Ruderfüße , wie bei den Scharben und Pelikanen, wo auch der Daumen nach vorn gewandt und mit den übrigen durch eine gemeinschaftliche Schwimmhaut verbunden ist. In der Anordnung der Muskeln bieten die Vögel die meiste Eigenthümlichkeit dar, indem sie wesentlich für den Flug eingerichtet sind. Ihre Muskulatur ist im Allgemeinen sehr roth, derb und fest und der Unterschied zwischen den purpurnen Fleischfasern und den glänzenden, straffen Sehnen sehr auffallend. Bei der geringen Be- weglichkeit der Rückenwirbelsäule, der schwachen Ausbildung des Schwanzes und der gänzlichen Starrheit des Beckens darf es nicht Wunder nehmen, wenn von den Muskeln des Stammes nur die Halsmuskeln gehörig ausgebildet, die übrigen aber rudimentär sind. Die Hauptmuskelmasse des ganzen Körpers wird gewöhnlich von den Anziehern der Flügel, die dem großen Brustmuskel entsprechen, gebil- det. Es ist diejenige Masse, welche auf der äußeren Fläche des Brust- beines und an dem Brustbeinkamme ansitzt und bei allen Vögeln das hauptsächlich eßbare Stück bildet. Die zweite Hauptmasse ist die zur Bewegung der Beine bestimmte, wo aber in der Anordnung der ein- 20* zelnen Muskeln eine engere Analogie mit denen des Menschen existirt, als an dem Flügel. Hier ist indessen besonders die Einrichtung be- merkenswerth, daß die langen und dünnen, aber sehr festen Sehnen der Zehenbeuger, in denen sich oft Verknöcherungen entwickeln, an dem hinteren Rand der Fußbeuge über eine Rolle weglaufen, in der sie durch starke Bänder festgehalten sind. Durch diese Einrichtung wird bei der Beugung des Fußgelenkes, welche der Vogel beim Nieder- hocken im Sitze vornimmt, die Sehne gezogen und dadurch die sämmt- lichen Zehen zusammengebogen, ohne daß hierzu ein besonderer Wil- lenseinfluß nöthig wäre. Dieser Einrichtung verdanken es die Vögel, daß sie auch im Schlafe fest die Zweige umkrallen, auf welchen sie ihren Sitz gewählt haben. Außer dem Angeführten zeichnet sich die Vogelmuskulatur auch noch durch die ausnehmend entwickelten Haut- muskeln aus, welche überall an die Federn sich ansetzen und diese sträuben und wieder zurücklegen oder nach verschiedenen Seiten hin bewegen können. Das Hautorgan der Vögel zeichnet sich besonders durch die Aus- bildung der Federn aus, welche den ganzen Körper bedecken und überall ohne Ausnahme vorhanden sind. An einer vollkommen aus- gebildeten Feder unterscheidet man den Stamm oder Kiel (scapus) , welcher unten hohl und hart ist, nach oben aber in den soliden Schaft (rhachis) ausläuft, an welchen der Bart oder die Fasern der Feder sich ansetzt. Dieser Schaft ist auf der Hinterseite fast im- mer rinnenförmig ausgehöhlt und da, wo diese Rinne in der Nähe des Kieles aufhört, setzt sich sehr häufig noch ein zweiter kleinerer Schaft an, welchen man den Afterschaft genannt hat, der aber bei allen Schwung- und Steuerfedern, welche wir einzig als Schreib- federn benutzen, gänzlich fehlt. Die Fahne der Feder wird von mehr oder minder dicht gedrängten, langen Blättchen gebildet, welche wieder bald auf beiden Seiten, bald nur an einem Rande mit Wimpern, Häkchen oder Strahlen besetzt sind, die dann oft noch sekundär neue Wimpern und Häkchen tragen. Die Häkchen zweier benachbarter Strahlen greifen namentlich bei den Steuer- und Schwungfedern innig in einander, so daß die Fahne eine breite Platte bildet, mit welcher die Luft geschlagen werden kann. Hinsichtlich der Struktur unter- scheidet man Kontourfedern (pennae) mit vollkommen ausgebilde- tem steifem Kiele, der eine ziemlich feste, zusammenhängende Fahne trägt; die Deck- und Schwungfedern, wie z. B. unsere gewöhnlichen Schreibefedern liefern die besten Beispiele. Zuweilen sind diese Kon- tourfedern zerschlissen, in manchen Fällen, wie z. B. beim Kasuar, fehlt auch die Fahne ganz und es findet sich nur der Schaft in Form eines langen Stachels. Die Kontourfedern gehen allmälig in die Dunenfedern (plumae) über, deren Schaft schwach ist, zart, fein und deren Strahlen einen gegliederten Bau zeigen, indem sie wie in einander steckende Duten aussehen, die gewöhnlich abwechselnd schwarz und weiß oder braun und weiß gefärbt sind, so daß die Dune oder Flaumfeder eine graue oder gelbliche Farbe hat. Gewöhnlich stehen in der Nähe einer jeden Kontourfeder mehrere Flaumfedern, die von jener bedeckt werden und selten nur bilden die Flaumfedern für sich allein größere Felder, wie z. B. an dem Halse des Kondors, der an seiner Basis einen förmlichen Kragen von hellweißen Flaumfedern trägt. Als dritte wesentliche Modifikation der Federn erscheinen die Fadenfedern (filoplumae) , bei welchen der Schaft sehr dünn und biegsam und die Fahne nur äußerst rudimentär ist, ja häufig ganz fehlt, so daß die Feder einem Haare gleicht. Die Federn bilden sich im Gewebe der Lederhaut in ursprünglich geschlossenen Bälgen, aus welchen die Fahne nach und nach durchbricht und deren Ueberreste auf dem Stamme und dem Kiele als eine verschrumpfte Haut noch sichtbar sind, welche man bei dem sogenannten Abziehen der Federn entfernt. Nach dem Durchbruche der Feder bildet der Sack eine vertiefte Tasche, in deren Umkreis sich die bewegenden Muskeln der Federn festsetzen und von deren Grunde sich ein Wärzchen erhebt, als dessen Fortsetzung die in dem Kiele verborgene trockene Haut, die sogenannte Seele, er- scheint. Diese Seele verhält sich zu der Feder etwa in ähnlicher Weise, wie das Zahnsäckchen zu dem Zahne. Sie ist gefäßreich, so lange die Feder noch wächst, vertrocknet aber dann und bereitet hierdurch den Wechsel der Feder vor. Die Stellung der Federn erscheint besonders wichtig für die beschreibende Zoologie. Man ist erst in neuerer Zeit darauf aufmerksam geworden, daß die Federn nicht gleichmäßig über den ganzen Körper vertheilt sind, sondern gewisse Zonen innehalten, Federfluren (Pterylae) , zwischen welchen leere Räume sich hinzie- hen, welche man Raine (Apteria) genannt hat. Die Vertheilung dieser Federfluren auf den verschiedenen Regionen des Körpers ist meistens für die größeren Gruppen äußerst charakteristisch, für die Systematik indeß noch nicht so benutzt worden, wie sie es wohl ver- diente, wobei wohl das Haupthinderniß darin liegen mag, daß es fast unmöglich ist, diese Federfluren an ausgestopften Exemplaren genauer zu bestimmen. Sonst sind für die beschreibende Zoologie besonders wichtig die Federn der Flügel und des Schwanzes, die man im All- gemeinen in Schwungfedern, Steuerfedern und Deckfedern theilt. An einem ausgestreckten Vogelflügel unterscheidet man zuerst die Hauptsteuerfedern oder die Handschwingen , gewöhnlich zehn, seltener neun oder eilf lange Federn, mit breiten Fahnen, welche sich an der ganzen Länge der Handknochen vom Flügelbuge bis zur Spitze festsetzen, dann die Armschwingen , welche den Raum vom Ellen- bogen bis zum Armgelenke einnehmen, und die Deckfedern des Schul- terfittigs (Parapterum) , welche an dem Oberarme eingefügt sind. Der Daumen trägt an dem Handgelenke eine Sammlung kleiner Schwungfedern, welche man den falschen Flügel (alula) nennt. Von allen Seiten sind die Kiele der Schwungfedern von kürzeren Deckfedern umgeben, wodurch aus dem ganzen Flügel eine breite Platte gebildet wird, an der die Schwungfedern so angelagert sind, daß beim Heben des Flügels die Luft zwischen ihnen durchstreicht, beim Senken darunter gefangen wird. Die Steuerfedern des Schwanzes stehen gewöhnlich fächerartig und dienen hauptsächlich zum Balanciren des Vogelleibes in horizontaler Stellung, so wie zum seit- lichen Steuern desselben, was man namentlich deutlich bei den Raub- vögeln beobachten kann, wenn sie mit unbeweglich ausgespannten Flü- geln ihre langsamen Kreise in der Luft beschreiben. An denjenigen Stellen, wo die Haut nicht mit Federn bedeckt ist, zeigt sie sich bald nackt und weich und ziemlich dünn, wie an dem Halse mancher Geier, bald ist die Oberhaut hornartig verdickt, wie dieß namentlich an dem Laufe und den Zehen der Fall ist. Hier zeigt sich diese Hornmasse bald einfach körnig, bald durch Furchen in mehr oder minder bedeu- tende Schilder getheilt, welche, wenn sie in größerer Länge zusammen- fließen, Schienen oder Stiefel genannt werden und deren Anord- nung für die Systematik von Bedeutung ist. Zu diesen Hornbildun- gen der Oberhaut gehören ebenfalls auch die Nägel der Zehen, die schon früher beschriebenen Schnabelscheiden und die Sporen, scharfe, nagelartige Hornspitzen, die gewöhnlich auf der inneren Seite der Füße, wie bei den Hähnen, oft aber auch, wie bei den Wehrvögeln, dem Casuar und dem Sekretär, an der vorderen Flügelecke angebracht sind und den Thieren als Waffe dienen, womit sie beim Schlagen mittelst des Flügels verwunden. Endlich kommen noch bei manchen Vögeln, besonders stark entwickelt bei dem Truthahne und bei man- chen Geiern, Fleischauswüchse auf der Haut des Kopfes und Halses vor, welche durch das Andrängen des Blutes geschwellt werden können. An dem Nervensysteme der Vögel läßt sich eine bedeutende Fig. 1209. Hirn des Straußes von oben. c Hemisphären des großen Gehirns. o Sehhügel. cv Kleines Gehirn. e Ver- längertes Mark. Fortbildung über dasjenige der Reptilien nicht verkennen. Das Gehirn ist ungleich bedeutender im Verhältnisse zu dem Rückenmarke, das in seinem Verlaufe zwei An- schwellungen zeigt, die dem Aus- tritte der Extremitätennerven ent- sprechen. An der hinteren An- schwellung weichen die Stränge auf der Rückenfläche so auseinander, daß der Rückenmarkkanal in Form einer rautenförmigen Grube (Sinus rhomboidalis) bloßgelegt wird. Der Uebergang des Rückenmarkes in das Gehirn geschieht unter einem starken Winkel, Resultat der Nackenbeuge des Embryo’s und der eigen- thümlichen Stellung des Kopfes auf dem Halse. Während nämlich bei den Reptilien die Grundfläche des Schädels mit dem Rückenmarke in derselben horizontalen Linie sich fortsetzt, wird bei den Vögeln der horizontal gestellte Kopf auf dem von unten her stützenden Halse ge- tragen, so daß beide einen stumpfen Winkel mit einander bilden. Das Gehirn ist stets ziemlich bedeutend in die Breite entwickelt, rundlich und füllt die Schädelhöhle gänzlich aus. Es ist so zusammengeschoben, daß die starken Anschwellungen des Vorderhirnes, die großen Hemi- sphären, in der Mittellinie unmittelbar an das kleine Gehirn anstoßen und die Anschwellungen des Mittelhirnes, die Vierhügel, gänzlich auf die Seite und nach unten gedrängt sind, eine ganz besondere Eigen- thümlichkeit des Vogelgehirnes. Die Hemisphären selbst sind glatt und windungslos, ihre Höhlen bedeutend, auf dem Boden derselben aber nur die gestreiften Körper entwickelt. Sie tragen vorn auf ihrer Unterfläche die kleinen hohlen Anschwellungen der Riechnerven und auf ihrer oberen Fläche in der Ecke, wo sie zusammenstoßen, die Zirbel- drüse. Die Vierhügel sind einfach, hohl, stehen in deutlicher Verbin- dung mit dem Sehnerven und zeigen hinten den sehr kleinen, gewöhn- lich länglichen Hirnanhang. Das kleine Gehirn ist deutlich aus queren Blättern zusammengesetzt, bedeutend größer als bei den Reptilien, und die untere Anschwellung des verlängerten Markes von unten her durch einen tiefen Querschlitz, in welchen ursprünglich der mittlere Schädelbalken paßte, von dem Mittelhirne geschieden. Die Hirnnerven sind alle vorhanden und der sympathische Nerv dadurch ausgezeichnet, daß sein Stamm an dem Halse in dem Wirbelkanale verläuft. Unter den Sinnesorganen ist die Nase verhältnißmäßig am wenigsten ausgebildet und das Geruchsvermögen nur sehr schwach entwickelt. Versuche haben nachgewiesen, daß man nur irrthümlich von einem scharfen Geruche bei vielen Aasvögeln, wie namentlich den Geiern sprach und daß diese im Gegentheile nur durch die Schärfe ihres Gesichtes ihren stinkenden Fraß entdecken. Bei einigen Wasser- vögeln fehlen die äußeren Nasenöffnungen ganz oder sind auf nur höchst unbedeutende Schlitze reducirt. Bei den übrigen Vögeln stehen sie bald an der Schnabelwurzel, bald mehr gegen die Mitte desselben hin. Nur bei dem Kiwikiwi, dem flügellosen Vogel Neuseelands, finden sie sich ganz vorn an der Spitze des langen dünnen Schnabels und sind mit weicher, sehr nervenreicher Tasthaut umgeben. Die inne- ren Nasenöffnungen bilden zwei schlitzartige Spalten in dem hinteren Gaumengewölbe, welche zuweilen zusammenfließen. Die inneren Win- dungen, die von knorpeligen Muscheln getragen werden, sind unbe- deutend. Um so ausgebildeter sind gewöhnlich die Augen , welche stets vorhanden sind und oft eine ungemeine Größe erreichen. Sie sind wenig beweglich, ein Mangel, der durch die große Freibeweglich- keit des Kopfes ersetzt wird. Die Form des Augapfels ist dadurch ausgezeichnet, daß die stark gewölbte Hornhaut durch einen verengten, kegelförmigen oder fast cylindrischen Theil in den flachen, schalenför- migen hinteren Abschnitt übergeht. Dieser halsförmige Theil des Bulbus wird durch einen Knochenring gestützt, welcher in das Ge- webe der Sklerotika eingesenkt ist und aus knöchernen, dachziegelförmig über einander liegenden Platten gebildet wird. Die Linse ist rundlich, bei den Falken vorn stark abgeplattet, bei den nächtlichen Vögeln sehr konvex und wird durch den faltenreichen Kamm oder Fächer, der schräg von dem Sehnerven gegen die Linsenkapsel hinläuft, in seiner Lage erhalten. Die Schutzorgane des Auges sind sehr ausgebildet, indem sich stets zwei freibewegliche Lider nebst einer halb durchsichtigen Nick- haut finden, die durch eigene Muskeln von dem inneren Augenwinkel her etwa über die Hälfte des Augapfels hinübergezogen werden kann. Das Gehörorgan gleicht in vieler Beziehung demjenigen der Krokodile. Ein äußeres Ohr ist nicht vorhanden, wird aber bei vielen Vögeln durch eine eigenthümliche Stellung der Federn und bei den Eulen durch eine häutige Klappe ersetzt. Das Trommelfell liegt an dem Grunde eines kurzen weiten Gehörganges in einem gewöhnlich unvollständigen Ringe und schließt nach außen die weite Paukenhöhle, die viele Ne- benzellen hat und durch eine kurze, ziemlich weite Eustachische Trom- pete in den Rachen mündet. Die Verbindung zwischen dem Pauken- felle und dem Labyrinthe wird durch eine einzige lange Kolumella hergestellt. Das Labyrinth selbst besteht aus einem kleinem Vorhofe, drei halbcirkelförmigen Kanälen und einer röhrenförmigen Schnecke, die im Inneren die sogenannte Flasche (lagena) , das erste Rudiment des Spiralblattes einschließt. Die Zunge ist nur selten weich und fleischig, wie bei den Papageien, bei den meisten übrigen Vögeln da- gegen mit einem dicken Hornüberzuge versehen, welcher Warzen, Wi- derhaken, Pinsel oder Bürsten entwickelt, die zum Angreifen und Anspießen der Nahrung dienlich sind. Bei den Kolibris scheint die pinselförmige Zunge in dem langen, dünnen Schnabel sogar gewissermaßen als Pumpenstengel zum Auffangen des Honigsaftes zu dienen; bei vielen Wasservögeln, wie namentlich beim Pelikane, ist sie durchaus rudimentär. Die Verdauungswerkzeuge der Vögel sind trotz der so Fig. 1210. Verdauungsapparat des Huhnes. e Schlund. j Krovf. vs Drüsenmagen. g Magen. p Pankreas. d Zwölffingerdarm. co Blinddärme. gi Dick- darm. u Harnleiter. o Eileiter. x Oeffnung desselben. cl Kloa- ke. i Dünndarm. c Gallengang. vf Gallenblase. f Leber. verschiedenen Nahrung derselben dennoch nach einem ziemlich überein- stimmenden Plane ge- baut und zeigen nur in unbedeutenden Dingen einige Verschiedenheiten. Zahlreiche Speicheldrü- sen ergießen ihr Sekret in die Mundhöhle, wel- che sich in die gewöhnlich weite und bei den Raub- vögeln besonders stark muskulöse, längsgefal- tete Speisenröhre fort- setzt. Diese steigt längs der Wirbelsäule des Halses gewöhnlich etwas auf der rechten Seite herab und ist bald gleich- mäßig weit, bald in der Nähe der Brust zu einem bedeutenden Sacke, dem Kropfe, aufgeblasen, wel- cher sehr drüsenreich ist und hauptsächlich den Tagraubvögeln, den Hühnern, Tauben und Laufvögeln zukommt. In dem Kropfe erhält das Futter eine vorläufige Bearbeitung und geht dann durch eine engere Abtheilung der Speise- röhre in den Drüsenmagen über, der in der Bauchhöhle liegt, sack- artig ist und meistens eine sehr dicke Wandung hat, in welcher eine Menge absondernder Drüsen bald gleichmäßig vertheilt, bald nach ge- wissen Normen gruppirt liegen. Nach hinten geht dieser Drüsenmagen in eine zweite Magenabtheilung über, die man der Stärke ihrer Wan- dungen wegen gewöhnlich als den Muskelmagen bezeichnet. Die Stärke der Muskulatur dieser Abtheilung hängt wesentlich von der Nahrung ab. Am schlaffsten sind die Wandungen des Muskelmagens bei den Fleischfressern, wo er nur einen weiten Sack bildet, am stärksten ent- wickelt bei den Körnerfressern, wie unseren Hühnern und Enten, wo er eigentlich aus zwei dicken, muskulösen Reibscheiben besteht, deren jede in der Mitte eine rundliche Sehnenausbreitung hat, an welche sich die Muskelfasern festsetzen. Diese Reibscheiben sind innen mit einer dicken, hornigen Oberhautschicht ausgekleidet und dienen in der That dazu, das in dem Kropfe und Drüsenmagen erweichte Futter mechanisch zu zermalmen. Der Dünndarm bildet stets eine Schlinge, in welcher die Bauchspeicheldrüse liegt und zeigt häufig einen Ueberrest des Dot- terganges in Gestalt eines wurmförmigen Anhanges. Der Dickdarm besitzt meistens zwei Blinddärme, und öffnet sich mit einer klappen- artigen Kreisfalte in die Kloake, die zugleich den Harn- und Ge- schlechtsorganen als Ausgang dient und an welcher sich außerdem noch ein eigenthümlicher Blindsack befindet, welcher bei allen Vögeln an der hinteren Wand der Kloake vorkommt, drüsige Wände hat und die Bursa Fabricii genannt worden ist. Die Leber ist groß, meist mit einer Gallenblase versehen und das Zwergfell nicht zwischen ihr und dem Herzen, sondern hinter und über ihr ausgespannt, doch so, daß die Lungen nur theilweise von der Bauchhöhle abgeschnitten sind. Die Anwesenheit zweier Kehlköpfe , so wie die Lagerung und Struktur der Lungen, welche durch große Oeffnungen mit den im Körper verbreiteten Luftzellen und Säcken kommuniciren, zeichnet die Vögel vor allen anderen Wirbelthiere wesentlich aus. Hinter der Zungenwurzel findet sich eine Längsspalte, selten von einem Kehldeckel beschützt, welche unmittelbar in den oberen Kehlkopf führt, der aus mehreren Knorpeln zusammengesetzt ist, durch besondere Muskeln be- wegt werden kann, aber keine Stimmbänder besitzt. Die Muskeln dieses Kehlkopfes gehen von dem Zungenbeine aus, dessen Hörner bei denjenigen Vögeln, welche die Zunge zum Anspießen von Insekten hervorschnellen, wie z. B. bei den Spechten, oft sich bogenförmig über den Kopf hinaus bis zur Schnabelwurzel erstrecken. Von dem Kehl- kopfe aus steigt die lange Luftröhre an dem Halse hinab, meistens von vollständigen Knorpelringen gebildet. Bei den meisten Vögeln verläuft die Luftröhre ganz gerade bis zu ihrem Eintritte in die Lunge; bei einigen Hühnern, Sumpf- und Wasservögeln aber, die sich durch eine weitschallende Trompetenstimme auszeichnen, wie beim Auerhahn, dem Schwan und dem Kranich, macht die Luftröhre an ihrem Brustende schlangenförmige Biegungen, die bald nur unter der Haut, zuweilen aber auch in dem hohlen Brustbeinkamme liegen und besonders bei den Männchen stark ausgebildet sind. Mit Ausnahme einiger Geier, der Störche und der Laufvögel sindet sich bei allen Vögeln an der Theilungsstelle der Luftröhre in die beiden Bronchen der untere Kehlkopf als wesentlicher Stimmapparat. Nur in sehr seltenen Fällen Fig. 1211. Fig. 1212. Fig. 1213. Fig. 1214. Fig. 1211. Der untere Kehlkopf von einem Singvogel (der Krähe, corvus coronix ) von vorn. Fig. 1212. Derselbe von der Seite. Fig. 1213. Unterer Kehlkopf des Kakadu (Psittacus sulphureus) von der Seite. Fig. 1214. Derselbe von vorn. a Luftröhre. b Bronchen. 1 2 und 3 Die beiden Arten von Kehlköpfen gemeinschaftlichen Muskeln. 4 5 und 6 die Muskeln der Singapparates, welche nur den Singvögeln (Oscines) zukommen. ist dieser untere Kehlkopf so angebracht, daß jeder Luftröhrenast seinen besonderen Kehlkopf besitzt. Gewöhnlich wird der untere Kehlkopf gerade an der Stelle, wo sich die Luftröhre in die beiden Bronchen theilt, von dem unteren Ende und dem Anfange der Bronchen zugleich gebildet, eine Regel, von der nur bei einer einzigen Familie von Schreivögeln eine Ausnahme stattfindet, indem hier der untere Kehl- kopf einzig von dem Ende der Luftröhre hergestellt wird und die Bronchen keinen Antheil daran nehmem. Der in gewöhnlicher Weise ausgebildete untere Kehlkopf zeigt nun folgende Bildung. Der untere Abschnitt der Luftröhre ist blasig, zu einer Trommel erweitert, und der Ausgang aus dieser Trommel in die Bronchen gewöhnlich durch einen queren knöchernen Steg getrennt, in dessen Ausschnitten die häutige Innenwand der Bronchen als innere Paukenhaut ausgespannt ist. Bei den eigentlichen Singvögeln besitzt dieser untere Kehlkopf fünf oder sechs besondere Muskelpaare, welche zur Spannung der Trommelhäute und zum Hervorbringen der Stimme dienen und den übrigen Vögeln abgehen. Die Lungen selbst hängen nicht frei, wie Fig. 1215. Lungen des Kiwi-Kiwi (Apteryx) . t Luftröhre ohne unteren Kehlkopf. v Lungengefäße. p Rechte Lunge, unversehrt. o Oeffnungen der Luftröhrenäste in die Luftsäcke. b Ein solcher Luftröhrenast aufgeschlitzt. b’ Ein anderer mit den Oeffnungen in die Zellen der Lunge. bei den Säugethieren in einem geschlossenen Brustfellsacke, sondern sind an der oberen Fläche der Bauchhöhle in den Zwischenräumen der Rippen zu beiden Seiten der Wirbelsäule in Gestalt hellrother, schwam- miger Massen abgelagert. Die Bronchen lassen auf eigenthümliche Weise die Luftzellen dieses schwammigen Gewebes entstehen und zeigen zahlreiche Oeffnungen auf der Oberfläche der Lungen, welche in häutige Säcke führen, die mit den Luftgängen der Knochen in Verbindung stehen. Gewöhnlich finden sich vier Paar von solchen Oeffnungen, die in hinter einander liegende von einander getrennte Luftsäcke führen und theilweise sogar die Eingeweide umhüllen. Das Herz der Vögel liegt unmittelbar hinter dem Gabelknochen, nur von einem dünnen Herzbeutel umgeben, frei in der Bauchhöhle und zeichnet sich namentlich dadurch aus, daß durchaus keine Verbin- dung zwischen der linken und rechten Herzhälfte statt hat. Die beiden Fig. 1216. Die Arterien des Tauchers (Colymbus) auf die Silhouette des Vogels eingezeichnet. Einige Hauptorgane sind durch punktirte Linien angegeben. t Luftröhre. a Aorta, sich sogleich in zwei Bogen theilend. r Niere, mit ihrer aus der Baucharterie entspringenden Arterie. ai Darmarterien, ebendaher entspringend. as Kreuzbeinarterie, rudimentäre Fortsetzung der Aorta. cl Kloake. af Schenkelarterie. am Linker Aortenbogen, die Gefäße der Flugmuskeln, die Armarterien, Schulterarterien (av) und die Carotis (ac) abgebend. ce Hals- äste der Carotis. al Zungenarterie. Blutbahnen, deren Inhalt bei dem Krokodile noch durch Verbin dungen der großen Gefäßstämme vermischt wurde, sind hier vollkom- men getrennt. Das aus dem Körper zurückkehrende Blut sammelt sich vollständig in der rechten Vorkammer und wird von hier aus durch eine mit eigenthümlicher, sehr stark muskulöser Klappe versehene weite Oeffnung in die rechte Herzkammer getrieben, von welcher aus es in die Lungen gepumpt wird. Nachdem es die Lungen durchlaufen und dort den Einfluß der eingeathmeten Luft erfahren hat, kehrt es in die linke Vorkammer, welche es in die linke Herzkammer sendet, die es nun durch zwei Aorten, in deren Vertheilung vielfache Verschie- denheit herrscht, in den Körper treibt, von wo es durch die Venen und das Pfortadersystem der Leber in die rechte Vorkammer zurück- kehrt. Die Vögel sind demnach die erste Wirbelthierklasse, bei welchen das Blut in seiner Gesammtheit die Lungen durchläuft und niemals eine Mischung zwischen beiden Blutarten stattfindet, Bedingungen, welche, wie es scheint, zur Hervorbringung der wärmeren Tempera- tur des Blutes, wie sie bei Säugethieren und Vögeln sich findet, nothwendig sind. In der Schwanzgegend findet sich bei allen Vögeln entweder nur ein häutiger Lymphbehälter, oder selbst ein contractiler, mit Muskelfasern versehener Lymphsack. Die Nieren liegen in dem hinteren Theile der Bauchhöhle in den vorderen Gruben des Kreuzbeines, sind sehr häufig mit einander verschmolzen und senden aus ihrer vorderen Fläche die beiden Harn- leiter nach der Kloake hin, in deren hintere Wand sie sich neben den Geschlechtskanälen öffnen. Außer ihnen müssen wir noch eines be- sonderen Absonderungsorganes gedenken, der sogenannten Bürzel- drüse, welche in der äußeren Haut auf dem Rücken des Schwanzes unmittelbar an den Steuerfedern desselben liegt und eine fettige Schmiere absondert, womit die Vögel ihre Federn einzuölen pflegen. Sie ist bei den Wasservögeln, deren fettes Gefieder von dem Wasser gar nicht genetzt wird, am bedeutendsten und fehlt namentlich den Laufvögeln durchaus. Enten und Gänse sieht man oft stundenlang beschäftigt, mit dem Schnabel zuerst etwas Schmiere aus dieser Bür- zeldrüse auszupressen und dann die einzelnen Federn gleichsam durch- zukauen und sie so einzuölen. Die männlichen Geschlechtsorgane bestehen immer aus zwei Hoden, von welchen der linke meist etwas größer ist und die zur Begattungszeit bedeutend anschwellen, nachher aber auf ein sehr geringes Maaß zurücksinken. Die Samenleiter gehen ohne Bildung eines Nebenhodens von dem Hoden geschlängelt nach der Kloake zu und endigen sich an der Hinterwand derselben bei den meisten Vögeln auf zwei kleinen, gefäßreichen Wärzchen. Nur bei den Laufvögeln und einigen Wasservögeln und Hühnern kommt eine einfache männ- liche Ruthe vor, die aus einem vorderen ausstülpbarem Schlauche und einem hinteren, erektilen Gewebe besteht, und eine Rinne zur Fortleitung des Samens zeigt. Die weiblichen Geschlechts- theile sind bei den meisten Vögeln merkwürdiger Weise nur einfach, indem der ursprünglich angelegte rechte Eierstock später vollkommen rudimentär wird und nebst seinem Eileiter entweder gänzlich schwin- det oder aber nur in Gestalt unförmlicher Bläschen überbleibt. Der linke Eierstock, der über und vor der Niere liegt, erzeugt allein Eier in häutigen Platten, die durch ihre Entwickelung ihm ein traubiges Ansehen geben. Der Eileiter ist stets sehr lang, beträchtlich gewun- den und zeigt oben einen weiten Trichter mit schlitzförmiger Oeffnung zur Aufnahme der Dotter; seine Fortsetzung ist röhrenförmig eng, mit vielen Drüsen besetzt, welche das Eiweiß absondern, das sich in Schichten ablagert und bei der Drehung des Eies während seines Durchganges durch diesen Theil die festeren Windungen bildet, die man mit dem Namen der Hagelschnüre bezeichnet. Vor der Kloake zeigt der Eileiter eine erweiterte Stelle, die ebenfalls mit reichlichen Drüsen besetzt ist und in welcher die Kalkschale abgelagert wird. Zur Bildung derselben sieht man häufig die Hausvögel Kalk an den Mauern picken und es ist bekannt, daß man in der Gefangenschaft gehaltenen Vögeln gegen die Paarungszeit hin Kalk liefern muß, um ihnen die Bildung der Eischaale zu ermöglichen. Der Eileiter mün- det in die Kloake auf der äußeren Seite des linken Harnleiters. Die Paarungszeit tritt bei den meisten Vögeln nur periodisch einmal im Jahre, im Frühling oder Sommer, ein und ist mit einer außerordentlichen Erhöhung aller Lebensthätigkeiten verbunden. Die meisten Vögel leben paarweise, nur wenige, wie unsere Hühnervögel, in Polygamie und bei den meisten beschäftigen sich beide Gatten gleich- mäßig mit dem Baue des Nestes und der späteren Sorge für die Jungen. Sehr oft ändert namentlich das Männchen zur Paarungs- zeit sein Gefieder und legt das sogenannte Hochzeitskleid an, welches meist glänzendere, lebhaftere Farben zeigt. Viele Gattungen, die sonst stumm sind, lassen zu dieser Zeit eine besondere Lockstimme hören; andere verändern ihren Gesang in eigenthümlicher Weise. Der Bau der Brutstätte, des Nestes, zeigt sehr auffallende Verschiedenheiten und für jede Art einen ganz besonderen Typus, der sich stets wieder- holt. Am kunstlosesten ist im Allgemeinen der Nestbau der Wasser- und Sumpfvögel: viele höhlen sich nur Löcher am Strande aus, die sie mit den Dunen ihres eigenen Körpers auskleiden, andere bereiten auf der Erde mit Binsen oder Grashalmen eine kunstlose schüsselför- mige Brutstätte. Manche langbeinige Vögel, wie die Flamingo’s, sollen besondere Erdhaufen aufthürmen, die zu der Länge ihrer Beine im Verhältnisse stehen und auf deren Spitze sich das Nest befindet. Einige Wasservögel wissen dasselbe so einzurichten und zu befestigen, daß es auf dem Spiegel des Wassers selbst schwimmt und durch die Verän- derungen des Wasserstandes keinen Schaden erleidet. Auch die Raub- vögel bauen im Allgemeinen nur einen kunstlosen, schüsselförmigen, flachen Horst, der meistens auf der Spitze hoher Bäume oder auf unzugänglichen Felsen angebracht ist. Die größte Kunstfertigkeit im Nestbaue entwickeln die Sing- und Schreivögel, die sich Bäume oder niedere Sträuche, Astlöcher und ähnliche gedeckte Stellen, zur Stätte aussuchen. Das Nest wird hier aus verschiedenen festeren Materia- lien angelegt, aus Zweigen u. s. w., welche kunstreich zusammenge- flochten werden und deren innere Höhlung mit weicheren Stoffen, Fig. 1217. Nest des Distelfinks. Fig. 1218. Nest der Schneidergrasmücke. Federn, Heu, Wolle u. s. w. ausgekleidet wird. Bei unsern meisten Singvögeln sind diese Nester oben offen, aber doch so angebracht, daß kein Regen in sie hineinfallen kann. Einige, wie die Krähen und Kreuzschnäbel, wölben sie zu und lassen nur eine, vom Nord- winde abgewendete, seitliche Oeffnung. Den merkwürdigsten Instinkt zeigen einige ausländische Vögel, wie z. B. die Schneidergrasmücke Ostindiens, welche ihr leichtes Nestchen in einem Blatte aufhängt, vor welches sie ein anderes Blatt festgenäht hat, zu welchem Behufe sie Baumwollfäden mittelst ihres Schnabels und ihrer Füße zusammen- Fig. 1219. Nest der Republikaner. dreht, oder die Republikaner (Ploceus) , welche in großen Gesellschaften zusammenleben und ein gemeinschaftliches Nest bauen, das mit breiten Blättern gedeckt ist und unter dem Dache eine Menge von Eingängen hat, die alle in die getrennten Gemächer der einzelnen Paare führen. Der Zweck der Brütung ist der, die Eier beständig in einer der Blutwärme nahekommenden Temperatur zu erhalten. Je früher der Vogel brütet (und der Kreuzschnabel thut es in unseren Gegenden mitten im Winter, im Dezember und Januar), desto weniger verläßt er die Eier und meistens wird in diesen Fällen das brütende Weibchen von dem Männchen gefüttert. Bei anderen Gattungen brüten beide Gatten abwechselnd und das abgelöste hält sich stets in geringer Ent- fernung vom Neste auf, um Gefahr abzuwehren oder auch durch List die Verfolgung auf falschen Weg zu lenken. Bei vielen Vögeln, na- mentlich bei Wasservögeln fallen an bestimmten Stellen des Unter- leibes die Federn aus, so daß nackte, runde Flecke, sogenannte Brüte- flecke entstehen und die Haut beim Brüten unmittelbar die Eier berührt. Die Zahl der Eier ist sehr verschieden. Viele Wasservögel, wie die Lummen und Alke, legen nur ein einziges Ei, während bei denjenigen Vogt. Zoologische Briefe. II. 21 Vögeln, bei welchen die Jungen unmittelbar nach dem Ausschlüpfen sich selbst ihre Nahrung suchen können, wie bei unsern Hühnern, die Zahl bis auf zwanzig und mehr steigt. Die Wärme des brütenden Vogels kann mit demselben Erfolg auf künstliche Weise ersetzt werden, nur muß man Sorge tragen, daß sie stets in gleichmäßiger Weise bis zum Ausschlüpfen der Jungen erhalten werde. Die Entwickelung des Vogelembryos, deren Studium wahr- haft den Grund zu unserer heutigen Wissenschaft der Entwickelungs- geschichte gelegt hat, gleicht so sehr in allen Stücken derjenigen der Reptilien, daß die dort gegebene Beschreibung unbedenklich überall auf die Vogelembryonen angewandt werden kann; wenigstens was die erste Zeit der Bildung betrifft. Es war natürlich, daß die For- schung, sobald sie einmal auf diesen Punkt gerichtet war, das Hühn- chen zum Gegenstande nehmen mußte, und obgleich zwischen ihm und den Säugethieren beträchtliche Verschiedenheiten obwalten, so wurde doch bei der Schwierigkeit, sich junge Embryonen von Säugethieren zu verschaffen, das Hühnchen stets als Ausgangspunkt für die Dar- stellung der frühesten Entwickelungszeiten gewählt. Das Ei der Vö- gel besteht unmittelbar nach dem Legen aus einer äußeren, harten, porösen Kalkschale, deren häutige Grundlage nur gering an Masse ist. Zahlreiche Poren gestatten einen Austausch von Gasen durch diese Schale hindurch, welche bald weiß, bald mehr oder minder gefärbt, zuweilen mit Flecken, Tupfen und Stricheln geziert und deren Form, Größe und Zeichnung für jede Art charakteristisch ist. Bricht man diese Schale auf, so findet man zuerst die Schalenhaut in Form einer weißlichen, undurchsichtigen Membran, die überall die innere Fläche der Schale auskleidet, mit Ausnahme des stumpfen Poles, wo sie nach innen weicht und so einen Luftraum herstellt, der für die Athmung des Embryo’s von Wichtigkeit ist. Innerhalb der Schalenhaut liegt nun das zähe durch- sichtige Eiweiß, welches beim Kochen zu einer weißen Masse gerinnt und aus mehreren Schichten besteht, die gegen den Dotter hin stets dichter werden. Die dickste Schicht des Eiweißes umgiebt unmittelbar den Dotter und setzt sich an beiden Polen des Eies in spiralig gedrehte Stränge, die Hagelschnüre (chalazae) fort. Die gelbe Dotterkugel wird unmittelbar von einer dünnen, strukturlosen Haut, der Dotterhaut, umhüllt, welche die ursprüngliche Eihaut ist, mit der das Ei den Eier- stock verließ, indem alle bisher beschriebenen Gebilde, Eiweiß, Eischalen- haut und Schale, der Dotterkugel erst auf ihrer Wanderung durch den Eileiter umgebildet wurden. Die Dotterhaut verschwindet gänzlich im Laufe der Entwickelung. Die Dotterkugel selbst ist aus großen was- serhellen Zellen zusammengesetzt, welche viele gelbe Oeltropfen enthal- ten und zeigt in ihren äußeren Schichten ein dichteres Gefüge als in der Mitte, so daß hier eine Art Höhle hergestellt wird, die sich bis unter den Keim erstreckt. Dieser besteht aus einer weißlich runden Schicht kleinerer Zellen mit punktförmigem Inhalte, die sich überall hervorbilden, wo Embryonalorgane angelegt werden sollen, da ein direkter Aufbau aus Dotterzellen nicht Statt hat. Die Anlagerung der Organe, welche den Embryo zusammensetzen, und die Ausbildung seiner Hüllen macht besonders in den ersten Ta- gen der Bebrütung außerordentlich schnelle Fortschritte, so daß mit dem Abschlusse des fünften Tages das Hühnchen schon in allen seinen Theilen vollkommen kenntlich vorhanden ist. Rasch bildet sich die Ver- längerung des Keimes, die Rückenfurche mit ihren Wülsten, ihren vorderen Hirnerweiterungen und der hinteren Spalte aus, welche als rautenförmige Grube vorhanden bleibt. Am Ende des ersten Tages der Bebrütung sieht man schon die Anlagen der viereckigen Platten für die Wirbel, die Abtheilungen der freilich noch ungeschlossenen Rückenwülste, die beginnende Kopfbeuge und das Vorwachsen jener Hautfalte, welche die Schafhaut bildet, und der wir unter dem Na- men der Kopfkappe erwähnten. Am zweiten Tage schließen sich die Rückenwülste, Augen- und Ohrblasen treten hervor, das Herz und der Gefäßhof bilden sich, so daß im Beginne des dritten Tages der erste Kreislauf vollständig ausgebildet ist. Das Herz bildet dann einen cylindrischen S förmig gekrümmten Schlauch, welcher unter dem zum Knie gebeugten Kopfe in der Halsgegend liegt, sich wurmartig von hinten nach vorn zusammenzieht und das Blut in vier Paare von Gefäßbogen treibt, welche sich unter dem Ohrbläschen vereinigen und so die Aorta darstellen. Diese läuft nur etwa bis in die Mitte des Leibes und vertheilt sich dann in zwei quere Aeste, welche auf den Gefäßhof des Dotters übergehen und sich dort verzweigen. Das Blut sammelt sich an dem Rande des Gefäßhofes in einer Kreisvene und kehrt durch vier Stämme, zwei vordere und zwei seitliche in die hin- teren queren Zipfel des Herzschlauches zurück. Der hintere Leib des Embryo’s bildet zu dieser Zeit noch eine kahnförmige Masse, welche gegen den Dotter hin weit geöffnet ist und zu beiden Seiten des Rückenmarkes die viereckigen Wirbelkörper erkennen läßt. Die Wir- belsaite, welche im Anfange ebenso wie bei den Reptilien ansgebildet war, verschwindet nun schon allmälig, ein charakteristisches Kenn- zeichen für den Embryo der Säugethiere und Vögel. 21* Unter dem Einflusse der Cirkulation, die sich mehr und mehr aus- dehnt, schreitet die Bildung des Embryos mit raschen Schritten vor. Der Embryo hebt sich von dem Dotter ab, die Darmrinne schließt sich von den Seiten her gegen den Dotter, und diesem Schluße folgen unmittelbar die Bauchwandungen nach, so daß ein anfangs weiter, dann stets enger werdender Nabel sich bildet, durch dessen Oeffnung hindurch der Dotter mit dem Darme kommunizirt. Die Schafhaut vervollständigt sich, indem die vorspringenden Falten der Kopf- und Schwanzkappe einander entgegenwachsen und sich so zu der häutigen Hülle vereinigen, welche anfangs dem Embryo sehr knapp anliegt, später aber sich sackförmig ausdehnt. An dem hinteren Ende des Lei- bes sproßt die Harnhaut hervor, fast zu gleicher Zeit mit den Anfangs flossenförmigen Extremitäten und dringt durch den ursprünglich weiten Nabel nach außen, wo sie sich birnförmig erweitert; — auch später noch läßt sie sich leicht bis zur Kloake hin verfolgen, indem ihr langer Hals neben dem Dottergange durch den Nabel dringt. Sie umwächst das Ei nach und nach mehr und mehr, indem zugleich der Dotter, dessen Substanz zur Bildung des Embryos aufgebraucht wird, sich stets verkleinert. Ihre Gefäße, welche von Anfang an sehr bedeutend sind, entspringen zwar aus dem arteriellen Systeme des Embryos, vertreten aber dennoch die Stelle der Athemgefäße, da weder die ur- sprünglichen Kiemenbogen, noch die Lungen beim Embryo diese Funk- tion haben. Erst nach Anlegung dieser Theile entfernt sich der Em- bryo einigermaßen von dem Typus der Reptilien, namentlich dadurch, daß der Schwanz, der bei jenen eine ansehnliche Länge erhält, bei den Vogelembryonen nur rudimentär bleibt. Die verschiedene Ausbil- dung der Extremitäten des Kopfes und zuletzt die Bildung der Federn bringen dann nach und nach die vollständige Umwandlung in den Vogeltypus hervor. Zum Durchbrechen der Eischale erhält der junge Vogel auf der Spitze des Oberschnabels einen kegelförmigen spitzen Kalkdorn, der später spurlos verschwindet. Die jungen Vögel zeigen bei dem Ausschlüpfen aus dem Eie zwei wesentlich verschiedene Typen. Bei den Einen, den sogenannten Nest- hockern, sind die Jungen nur mit spärlichem Flaume bedeckt und unfähig, ihrer Nahrung nachzugehen; — sie werden von den Alten mit großer Sorgfalt und Ausdauer gefüttert und zwar gewöhnlich mit besonderen Stoffen, welche sie später verschmähen. So füttern die meisten Körnerfresser ihre Jungen anfangs mit Würmern, Raupen u. s. w. Es dauert oft geraume Zeit, bis die Jungen flügge werden und das Zutragen der Nahrung beschäftigt die Alten von früh Mor- gens bis in die Nacht hinein. Bei den Anderen, den Nestflüchtern, sind die Jungen fast mit dem Verlassen der Eischale fähig, ihre Nah- rung zu suchen und stehen dann nur noch unter der Aufsicht der Eltern, welche ihnen die nöthige Anleitung geben. Die Periodicität des Lebens ist nirgendwo auffallender als gerade in der Klasse der Vögel, bei welchen sie zu mancherlei Erscheinungen Veranlassung giebt. Das Federkleid wird namentlich in den gemäßig- ten und kalten Zonen regelmäßig zweimal im Jahre gewechselt und gewöhnlich sind die Farben, welche nach der Mauser erscheinen, ver- schieden, so daß man ein Sommerkleid und ein Winterkleid unterschei- det. Nimmt man hierzu die Thatsache, daß bei den meisten Vögeln die Verschiedenheit des Gefieders bei beiden Geschlechtern ziemlich be- deutend ist, daß das gewöhnlich größere und stärkere Männchen we- nigstens weit hellere und lebhaftere Farben, oft aber auch totale Ver- schiedenheiten zeigt, wie z. B. bei den Hühnern, Fasanen u. s. w., daß die jungen Vögel oft ein von den alten durchaus verschiedenes Kleid besitzen, so sieht man hieraus, daß Irrthümer hinsichtlich der Bestim- mung der Arten leicht geschehen können. In anderer Hinsicht giebt sich die Periodicität sehr lebhaft in der Lebensweise kund. Nur we- nige Vögel sind vollkommen stationär, so daß sie zu allen Jahreszeiten an demselben Orte vorhanden sind und da brüten, wo sie den Winter zubringen. Man hat die Vögel dieser Art Standvögel genannt. Die Strichvögel machen beschränkte Wanderungen in Gesellschaft, bleiben aber etwa in demselben Klima, wenn sie auch im Winter mehr südlich ziehen. Die Zugvögel endlich, wozu Störche, Schwalben, Wachteln u. s. w. gehören, unternehmen jährlich zweimal eine weite Reise, indem sie im Frühjahre nördlich ziehen, dort brüten und im Herbste mit den Jungen aufbrechen, um in südlichen Standorten den Winter zuzubringen. Unsere gemäßigten Gegenden bilden für viele höher im Norden brütende Vögel, wie für die wilden Gänse, die Seidenschwänze u. s. w. die südlichen Winterquartiere, während die Zugvögel unserer Zonen an den Küsten des Mittelmeeres und na- mentlich an der afrikanischen Küste den Winter zubringen. Aufbruch und Reise geschehen meistens in der Nacht; Tags vorher sieht man die Vögel aus einer ganzen Gegend an bestimmten Sammelplätzen sich vereinigen, bis plötzlich in einer Nacht die ganze Gesellschaft aufbricht. Diejenigen, welche über das Meer setzen, sammeln sich im Herbste an den südlichen Landspitzen an, wo sie einige Tage verweilen, um Kräfte zu sammeln, und im Frühjahre findet man namentlich von solchen Vögeln, welche schlecht fliegen, wie z. B. von Wachteln, an denselben Orten ganze Schaaren, oft im Zustande höchster Ermattung, so daß sie sich mit Händen greifen lassen. Wegen dieser Wanderungen und der leichten Ortsbewegung der Vögel hält es schwierig, die Gränzen ihrer Verbreitung genauer zu bestimmen. Im Allgemeinen nimmt der Reichthum der Typen, die Farbenpracht des Gefieders, die Zahl der Individuen ungemein zu, je näher man dem Aequator kommt, und viele Familien, wie z. B. diejenige der Papageien, sind ganz auf die südliche Zone beschränkt. Während aber die Landvögel sich ungemein nach Süden zu häufen, mehrt sich die Zahl derjenigen Wasservögel, welche in dem Meere fischen, ungemein nach den Polargegenden hin, wo ganze Inseln fast nur von zahllosen Schwärmen einiger Arten bewohnt werden. Die geologische Geschichte der Vögel ist nur kurz. In dem bunten Sandsteine hat man Spuren von Fußtritten gefunden, die wohl ohne Zweifel Vögeln zugerechnet werden können, ohne daß es indeß bis jetzt gelungen wäre, Ueberreste dieser Thiere selbst aufzufinden. Erst in der Kreide hat man sehr seltene Ueberreste gefunden, die theils einem sperlingsartigen Vogel, theils einer Schnepfe und einem Schwimm- vogel zugeschrieben werden. In den Tertiärgebilden sind die Ueber- reste zwar häufiger, aber kaum irgend genau bestimmt, und erst in den Knochenbreccien der Diluvialgebilde haben sich manche Ueberreste gefunden, die sich theils den jetzigen Typen nähern, theils aber auch sich ungemein entfernen und merkwürdige Riesenformen gewahren lassen, die vielleicht auch der jetzigen Epoche angehören. Im Ganzen sind die fossilen Ueberreste der Vögel äußerst selten und bei der großen Uebereinstimmung im Baue der Klasse schwer bestimmbar. Bei dieser großen Uebereinstimmung, welche der Bau der Vögel sowohl hinsichtlich der inneren Organe, als auch in Bezug auf die äußeren Merkmale zeigt, bei der geringen Zahl von Charakteren, die man in der That als wesentliche bezeichnen könnte, darf es nicht auffallen, wenn die Classifikation dieser Klasse von jeher viele Schwie- rigkeiten gemacht hat. Zwar hatte man früher schon die auffallenden Formen der Schwimmvögel, der Watvögel und der Raubvögel unter- schieden; aber es dauerte sehr lange, bis man in Folge ausgedehnterer anatomischer Untersuchungen dazu gelangte, die Riesenvögel von den Hühnern zu trennen und erst in neuerer Zeit machte man Untersu- chungen, auf welche gestützt man die früher so unförmliche Gruppe der Singvögel in mehrere Abtheilungen zerlegen konnte. Man hatte irrthümlicher Weise den Schnabel als wesentliches, ja fast als einziges Organ betrachtet, nach welchem man das System aufstellte, und man gerieth dadurch in ein durchaus künstliches System, bei welchem gerade die Modifikationen desjenigen Organes, welches am meisten den Ein- flüssen der äußeren Verhältnisse ausgesetzt ist, die wichtigste Stelle einnehmen. In neuerer Zeit hat man besonders viele Wichtigkeit auf das Vorhandensein und die Ausbildung des Singmuskelapparates, auf die Zahl und das Verhältniß der Schwungfedern und auf die Bekleidung des Laufes gelegt und hiernach sowohl die Ordnungen, als auch die Familien genauer zu umgränzen gesucht. Auch diese Ein- theilung, welche den jetzt vorhandenen Hilfsmitteln durchaus entspricht, wird später aufgegeben werden müssen, sobald die Form des Schädels und des Gehirnes in ausgedehnterem Maße in Betrachtung gezogen werden können, als dieß bis jetzt der Fall gewesen ist, wo man sich nur mit den trockenen Bälgen für die meisten ausländischen Gattungen behelfen mußte und zudem gegen einen unerträglichen Dilettantismus zu kämpfen hatte, welcher sich oft sogar die undankbare Mühe nahm, die Arten auf das kleinlichste zu zersplittern und auf die unbedeutend- sten Unterschiede sogenannte Subspecies zu gründen. Es ist schwer zu sagen, was der wissenschaftlichen Ornithologie mehr Schaden gebracht habe, ob die Caprice reicher Sammler, die nur die Schönheit des Federbalges schätzten, oder die Leidenschaft geistesbeschränkter Land- pfarrer und pensionirter Förster, welche mit jedem Neste in der Um- gegend ihres Wohnortes genauere Bekanntschaft machten, und so zu sagen genealogische Register über die Spatzenfamilien führten, welche unter den Dächern ihres Dorfes nisteten. Wir unterscheiden bei den Vögeln zwei Reihen, deren jede wieder in mehrere Ordnungen zerfällt. Bei den einen, den eigentlich typischen Vögeln, unter welchen wir die Singvögel, die Schreivögel, die Klet- tervögel und die Raubvögel begreifen, tritt uns wesentlich die Sorge für die Jungen entgegen, welche längere Zeit hilflos im Neste liegen und hier von den Eltern meist mit ausgezeichneter Sorgfalt und Auf- opferung geätzt und gepflegt werden. Die Nesthocker (Insessores) tragen entweder ihren Jungen das Futter einfach zu, was namentlich der Fall ist, sobald dasselbe aus Fleisch oder aus Insekten besteht, oder sie erweichen das Futter vorher in dem Kropfe und füttern es dann, indem sie es wieder hervorwürgen, den Jungen ein. Die zu dieser Abtheilung gehörigen Vögel zeichnen sich alle vorwiegend durch bedeu- tendere Entwickelung des Flugvermögens aus, während die Füße hin- sichtlich ihrer Ausbildung mehr zurücktreten; umgekehrt verhält es sich mit der anderen größeren Gruppe, den sogenannten Nestflüchtern oder Pippeln (Autophagi) , welche meistens unmittelbar nach dem Verlassen der Eischale schon befähigt sind, das Nest zu verlassen und unter Anleitung der Eltern das Futter aufzusuchen. Bei diesen beob- achten wir eine allmälige Verkümmerung des Flugvermögens, das bei vielen Gattungen freilich außerordentlich entwickelt ist, und eine Aus- bildung der Füße, welche im umgekehrten Verhältnisse zu diejenigen der Flügel steht. Reihe der Nesthocker. (Insessores.) Wir unterscheiden in dieser Reihe die Ordnung der Tauben (Columbae) mit Schreitfüßen, knorpelschuppigem Schnabel und ohne Singmuskelapparat; die Singvögel (Oscines) mit ausge- bildetem Singmuskelapparate und meist deutlicher Stiefelung der Lauf- seiten; die Schreivögel (Clamatores) ohne Singmuskelapparat, mit seitlich getäfeltem oder gekörntem Laufe; die Klettervögel (Scansores) mit Kletterfüßen, und die Raubvögel (Rapta- tores) mit hakenförmig gekrümmtem Schnabel und starken Raubfüßen. Ordnung der Tauben. (Columbae.) Dieselbe bestand bisher nur aus einer einzigen Familie, der alten Gattung Columba von Linn ė , von welcher die meisten Arten als Hausvögel gehalten werden. Die Familie der Tauben (Colum- Fig. 1220. Kopf einer Taube. bida) ist scharf begränzt durch die ausgezeichnete Bildung des Schna- bels, welcher ziemlich lang und schwach ist, eine vordere Kuppe hat, dann abgesetzt ist und sich mit einer neuen kuppenförmigen Wölbung er- hebt, die durch eine Knorpelschuppe bedingt ist, welche die Nasenlöcher bedeckt und selbst wieder von einer nackten, weichen, meist warzigen Fig. 1221. Die große indische Taube (Columba porphyrio) . Haut überzogen wird. Die Flügel sind lang, spitzig und haben durch- greifend zehn Handschwingen und eilf bis fünfzehn Armschwingen, während der Schwanz fast allge- mein zwölf, sehr selten sechszehn Steuerfedern zeigt. Die Füße sind kurz, die Zehen lang, gänzlich gespalten, ohne Spannhaut, die Außenzehe zuweilen mit der mitt- leren an ihrer Wurzel verwachsen, die Hinterzehe lang, vollkommen ausgebildet, berührt mit der ganzen Unterfläche den Boden beim Auftreten. Der Lauf ist nur selten ge- körnt oder mit netzförmiger Hornhaut begleitet, gewöhnlich finden sich deutliche schuppige Schilder auf der Vorderseite, die indessen nie zu förmlichen Stiefelblättern verschmelzen. Die Tauben leben bekanntlich in Monogamie, aber zugleich in größeren Gesellschaften, vorzugsweise in Wäldern, wo sie ihre kunstlosen Nester auf Bäumen anlegen. Einige Arten, die sich durch die stärkere Ausbildung ihrer Füße den Hühnervögeln nähern, zu welchen man oft die Tauben als besondere Familie gestellt hat, leben mehr auf der Erde und bauen ihr Nest unter Sträuchern. Die meisten Arten legen nur zwei Eier auf ein- mal, brüten aber mehrmals des Jahres, bei welchem Geschäfte Männ- chen und Weibchen abwechseln. Fast alle fliegen äußerst geschickt und streichen oder wandern zuweilen in ungeheueren Schwärmen, aber doch nur auf beschränkte Entfernungen. Sie nähren sich hauptsächlich von Sämereien und Insektenlarven und füttern die anfangs blinden und lange Zeit hilflosen Jungen mit dem im Kropfe aufgeweichten Futter. Sie sind über die ganze Erde verbreitet, die größeren hühnerähnlichen Arten mehr in südlichen Zonen. Den Tauben nahe, aber doch wieder in vielen Beziehungen von ihnen entfernt, standen die Dronten oder Dodo’s ( Inepta ) , große, schwere Vögel, die bedeutend größer als Schwäne waren und im Jahre 1598 bei der Entdeckung von Isle de France auf dieser Insel ange- troffen, seither aber gänzlich vernichtet wurden, so daß jetzt nur noch zwei Köpfe, ein Fuß und einige Federn die einzigen Ueberreste der Vögel bilden, deren Gesammtform man bei einer Art durch gleichzei- tige Oelgemälde nach dem Leben kennt. Der Schnabel des Dodo’s war kräftig, lang, mit abgesetzter, hakig gebogener Kuppe und glich einigermaßen einem Geierschnabel; die Nasenlöcher standen hinter der Kuppe in zwei seitlichen Furchen; der Körper war plump, schwer; die Flügel sehr kurz und zum Fluge untauglich, mit nickenden, zer- schlissenen Federn besetzt, ähnlich denen des Straußes; der kurze Schwanz trug einen ähnlichen Federbusch; die Füße waren kurz, dick und hatten drei vorwärts gerichtete Zehen und eine kurze Hinterzehe. Die jetzt aufgefundenen Schädel und übrigen Knochenreste lassen diese unbehülflichen Thiere, die gar nicht fliegen und nur langsam watscheln konnten, unzweifelhaft den Tauben anschließen. Auf den Inseln Mauritius und Bourbon existirten verwandte ebenfalls ausgerottete Gattungen. Didus; Pezophaps; Apterornis . Fig. 1222. Die Steppentaube (Pterocles setarius) . Den Uebergang zu den Hühnervögeln macht die Familie der Steppentauben ( Pteroclida ) . Der Schnabel dieser Vögel ist einfach, auf der Firste gebogen, übergreifend, wie derjenige der Hühner, aber die Flügel lang, spitz, selbst säbelförmig; die Füße kurz, schwach; die Läufe entweder bis an die Nägel befiedert oder nur vorn mit schwachem Flaum bedeckt; die Zehen kurz; die Hinterzehe rudimentär oder ganz fehlend; der Schwanz lang, die mittleren Steuerfedern oft sehr verlängert und spitz. Sie leben, ganz wie die Tauben, in Mo- nogamie, aber gesellig in Schwärmen, bewohnen die Steppen und Wüstenländer Asiens und Afrika’s, wo sie unter Sträuchern nisten, und fliegen und laufen ebenso zierlich wie schnell. Pterocles; Syr- rhaptes . Ordnung der Singvögel. (Oscines.) Meist kleine, schwache, niedliche Vögel, die über die ganze Erde verbreitet sind und sich hauptsächlich durch den Singmuskelapparat auszeichnen, der an ihrem unteren Kehlkopfe angebracht ist und den wir schon früher beschrieben haben. So wesentlich indeß dieser Ap- parat zur Hervorbringung eines wahren Gesanges erscheint, da kein singender Vogel desselben entbehrt, so darf man doch auf der anderen Seite nicht vergessen, daß seine Anwesenheit nicht durchaus die Eigen- schaft des Gesanges bedingt, wie denn mehrere Familien, die ihn be- sitzen, sich durch die höchst unangenehme kreischende Stimme auszeich- nen, die ihnen zukömmt. Der Schnabel der Singvögel ist bei den verschiedenen Familien sehr verschieden gestaltet, entbehrt aber unter allen Umständen einer Wachshaut gänzlich. Bei den bisher üblichen Eintheilungen, wo man diese und die folgende Ordnung der Schrei- vögel unter einer Ordnung begriff, wurden diese Vögel nach der Form des Schnabels in Unterordnungen zerlegt. Man unterschied Spalt- schnäbler (Fissirostres) mit breitem, flachem, tiefgespaltenem Schnabel; Zahnschnäbler (Dentirostres) mit stärkerem, oft gebogenem, seitlich eingekerbtem Schnabel, dessen Spitze zahnartig gekrümmt war; Kegel- schnäbler (Conirostres) mit mäßig langem, seitlich ungekerbtem, zusam- mengedrücktem Schnabel; Dünnschnäbler (Tenuirostres) mit pfriemen- förmigem, dünnem, meist verlängertem Schnabel. Es steht diese Bil- dung meistens mit der Art der Nahrung im Zusammenhang; die Spaltschnäbler schnappen Insekten im Fluge, während die Dünn- schnäbler meistens weiche Larven in den Ritzen der Bäume aufsuchen; die Zahnschnäbler leben meist theils von Insekten, theils von Früch- ten, während die Kegelschnäbler vorzugsweise härtere Pflanzensamen genießen. Die Flügel der Singvögel sind ganz allgemein wohlgebildet und ihr Flugvermögen oft sehr bedeutend, wenn sie auch an Schnel- ligkeit den Tauben weit nachstehen. Sie haben in der Regel neun ausgebildete Handschwingen und wenn eine vordere zehnte vorhanden ist, so erscheint dieselbe stets, mit Ausnahme der Rabenfamilie, mehr oder minder verkümmert und bedeutend kürzer, als die übrigen. In der Regel finden sich neun Armschwingen, die niedrigste Zahl, welche überhaupt vorkommt, in Ausnahmsfällen nur steigt die Zahl bis auf vierzehn; die Deckfedern des Armes sind so kurz, daß sie im höchsten Falle die halbe Länge der Armschwingen erreichen, während bei allen übrigen Vögeln diese Deckfedern über mehr als die Hälfte der Arm- schwingen hinübergreifen. Der meist quergestutzte, selten ausgeschnit- tene Schwanz besitzt überall zwölf Steuerfedern mit alleiniger Aus- nahme zweier kleiner Gattungen, bei welchen ausnahmsweise nur zehn vorkommen. Ein wesentlicher Charakter liegt noch bei den Sing- vögeln in der Bekleidung des Laufes, dessen Seiten fast unter allen Umständen, mit alleiniger Ausnahme der Lerchen, mit einer einzigen Stiefelschiene begleitet sind. Zuweilen erstreckt sich die Stiefelung auch auf die Vorderseite des Laufes, welche indessen bei den meisten mit einer einzigen Reihe großer schuppenartiger Tafeln begleitet ist. Die Füße selbst sind allgemein schwach, Wandelfüße, indem von den drei Vorderzehen die beiden äußeren am Grunde mit einander verwachsen sind; die Vögel bewegen sich nur selten schrittweise, hüpfen vielmehr gewöhnlich mit beiden Füßen zugleich. Sie zeichnen sich besonders durch einen gewöhnlich kunstreichen Nestbau aus, sind aber im Uebri- gen äußerst stupid, sowohl im Freien, wie in der Gefangenschaft. Die meisten leben in Monogamie, paarweise, viele außerdem gesellig in Schwärmen und brüten nur einmal des Jahres; viele sind Wan- dervögel, die im Sommer nach Norden ziehen, im Winter aber wär- mere Klimate aufsuchen und meistens nach Kleinasien oder Nordafrika übersetzen. Die Familie der Schwalben (Hirundinida ) hat einen breiten, flachen, sehr tief gespaltenen, an der Spitze etwas gekrümmten Schna- bel und einen ungemein weiten Rachen, der sich bis hinter die Augen öffnet. Die Nasenlöcher sind länglich, die Bartborsten, welche sich am Grunde des Schnabels befinden, kurz und schwach; die Flügel sehr lang, zugespitzt, mit neun Handschwingen versehen, von welchen die vorderste die längste ist. Die Zahl der Armschwingen beträgt ebenfalls neun. Die Füße sind kurz, kräftig, die mittlere Zehe bedeutend länger, die Hinterzehe zum Unterschiede von den Segelschwalben, die der Ord- nung der Schreivögel angehören, wirklich nach hinten gedreht. Bei einigen Arten sind Läufe und Zehen bis zu den Krallen befiedert, bei anderen nackt und dann vorn getäfelt, während die Seiten gestiefelt sind. Das Brustbein hat zwei doppelte seitliche Ausschnitte, ist aber wie der ganze Schulterapparat den langen Flügeln und ihren kräftigen Muskeln entsprechend stark entwickelt. Der schnelle und geschickte Flug der Schwalben, die Sicherheit, mit welcher sie in der Luft schwärmende Insekten schnappen, ist bekannt genug, ebenso ihre Wanderungen nach Süden beim Beginne der kälteren Jahreszeit und ihre Rückkehr im Frühjahre, wo das Pärchen sein altes Nest mit großer Sicherheit wiederzufinden weiß. Sie bauen ihre Nester, die meistens aus Erde bestehen, deren Klumpen mittelst des Saftes der Kropfdrüsen zusam- mengeklebt werden, gern an Mauern, Häusern oder in Felsritzen, wobei sie ein seitliches Flugloch lassen. Hirundo; Chelidon; Procne . Die Familie der Fliegenschnäpper ( Muscicapida ) umfaßt kleine Fig. 1223. Der weißhalsige Fliegenschnäpper (Muscicapa albicollis) . Singvögel mit breitem, niederge- drücktem Schnabel, dessen Spitze meist hakenförmig umgebogen und hinter dieser Hakenspitze mit einer Kerbe versehen ist. An der Basis des Schnabels stehen gewöhnlich starke, vorwärts gerichtete Borsten, welche zuweilen zu einer Art Feder- busch vereinigt sind. An den Flü- geln finden sich stets zehn Hand- schwingen, von denen die erste bedeutend kürzer, die dritte oder fünfte gewöhnlich die längste ist. Der Lauf zeigt vorn Schuppentafeln, auf der Seite Stiefelschienen. Das Gefieder ist meist seidenartig, selten reich gefärbt. Die kleinen munteren Vögel leben in Hecken und Ge- büschen und schnappen meist fliegende Insekten im Stoße weg, ohne sie indeß in ähnlicher Weise zu jagen, wie dieß die Schwalben thun. Die Arten der nördlichen und gemäßigten Gegenden ziehen im Winter gegen Süden. Muscicapa; Muscipeta; Campephaga; Graucalus; Ce- blepyris; Bombycilla . Die Familie der Würger ( Lanida ) zeichnet sich vor allen anderen Fig. 1224. Der Neuntödter (Lanius collurio) . Singvögeln durch das grausame Naturell aus, welches sie einiger- maßen den Raubvögeln nähert. Die starken und kräftigen Vögel nähren sich hauptsächlich von Insekten, grei- fen aber auch kleinere Vögel und Säugethiere mit großem Muthe an und haben von der Gewohnheit, die im Vorrath getödtete Beute auf Dornen aufzuspießen, den Volks- namen Neuntödter erhalten. Der Schnabel ist kräftig, seitlich zusammengedrückt, hakig umgebogen, scharf zugespitzt und hinter der Spitze mit einem vorspringenden Zahne oder einer scharfen Ecke versehen; an der Basis stehen starke, lange Bart- borsten. Die Würger haben zehn Handschwingen, von denen die erste zwar immer kürzer ist als die übrigen, aber dennoch oft eine bedeu- tendere Länge erreicht, als dieß bei den übrigen Singvögeln der Fall ist. Der Lauf ist vorn getäfelt, seitlich mit Stiefelschienen versehen, die aber gewöhnlich hinten nicht ganz übergreifen und so einen ge- körnten Streifen übrig lassen. Manche Arten dieser Familie, die im Allgemeinen ziemlich eintönig gefärbt ist, und von denen sich die ein- heimischen Arten durch einen schwarzen horizontalen Streif durch das Auge auszeichnen, wissen die Stimmen anderer Vögel täuschend nach- zuahmen. Lanius; Edolius (Dicrourus); Pycnonotus; Pachycephala . Die Familie der Buschsänger ( Sylvida ) besteht aus kleinen leb- Fig 1225. Die Kohlmeise (Parus major) . haften, meist von Insekten lebenden Vögeln, deren Schnabel gerade, ko- nisch, bald mehr zusammengedrückt und stark, bald pfriemenförmig, fein und spitz ist und ovale Nasenlöcher zeigt, die entweder durch lockere Fe- derchen verdeckt oder durch Haut halbgeschlossen sind. Der Oberkiefer ist bald seicht gekerbt, bald durchaus geradlinig an seiner unteren Schnei- defläche; die Flügel haben stets zehn Handschwingen, wovon die erste oft ziemlich lang ist und die vierte gewöhnlich die Spitze des Flügels bildet; die Läufe sind vorn getäfelt, seitlich gestiefelt, die Bartborsten nur unbedeutend. Sie leben hauptsächlich von Insekten und zeigen oft einen ziemlich kunstvollen Nestbau. Es gehören hierher die Gras- mücken mit meist eintönigem, röthlichgrauem Gefieder, und die Meisen mit stärkerem Schnabel und kräftigeren Füßen, die gewöhnlich lebhafte Farben bänderartig vertheilt zeigen. Sylvia; Calamoherpe; Malurus; Parus; Regulus; Troglodytes . Der vorigen Familie sehr nahe steht die Familie der Waldsänger (Sylvicolida) , welche ganz denselben Bau der Füße, dieselbe Verschie- denheit im Baue des Schnabels zeigt, sich aber dadurch wesentlich unterscheidet, daß nur neun Handschwingen vorhanden sind und daß die Schilder des Vorderlaufes zuweilen so stark mit einander verwach- sen, daß man einen vollständigen Stiefel zu sehen glaubt. Man kann auch hier zwei größere Gruppen unterscheiden, die europäischen Bach- stelzen (Motacillida) mit feinem, dünnem, vorn hakig gekrümmtem Schnabel und langen dünnzehigen Füßen, die sich besonders auf Wie- sengründen und in der Umgebung von Gewässern umhertreiben, und Fig. 1226. Blauer Tangara (Tanagra violacea) . die amerikanischen Tangaras (Ta- nagrida) mit kräftigem, dreieckigem, an der Wurzel stark angeschwolle- nem Schnabel, dessen Bildung sich zunächst an den der Finken an- schließt. Die letztere Unterfamilie zeichnet sich noch wesentlich durch ihr meist prachtvoll gefärbtes und lebhaft metallisch glänzendes Gefie- der aus und hält sich vorzugsweise in Wäldern auf, wo sie neben In- sekten auch von Sämereien sich nährt. Sylvicola; Motacilla; Anthus; Nemosia. — Tanagra; Euphone; Procnias . Durch die Verschmelzung der Schilder am Vorderlaufe bei einigen Fig. 1227. Die Weindrossel (Turdus merula) . Gattungen schließt sich die vorige Familie zunächst an diejenige der Drosseln ( Turdida ) an, welche sich vor allen anderen Sängern durch einen gänzlich gestiefelten Lauf aus- zeichnet, der eigentlich nur von zwei durchgehenden Hornblättern, einem vorderen und einem hinteren, be- kleidet wird. Der Schnabel ist bei dieser Familie mäßig lang, zusam- mengedrückt, etwas gebogen, vorn mit einer krummen Spitze und einer unbedeutenden Kerbe versehen; die Bartborsten sind nur klein, schwach, die Flügel mit zehn Hand- schwingen versehen, von denen die dritte meist die längste ist; die Füße sind gewöhnlich stark, die Zehen kräftig, das Gefieder ein- tönig grau mit rostrothen Flecken, der Gesang der meisten Arten be- sonders zur Paarungszeit der Männchen ausgezeichnet schön. Die verschiedenen Drosseln, die Nachtigallen, Steinschmätzer und Wasser- amseln gehören dieser Familie an. Turdus; Saxicola; Luscinia; Ru- ticilla; Accentor; Cinclus; Eupetes . Kaum weniger beliebte Sänger enthält die Familie der Finken (Fringillida) , welche sich von den übrigen Singvögeln durch ihren kurzen, kegelförmigen, an der Wurzel stark verdickten, ungekerbten Schnabel, dessen Firste bald ganz gerade, bald nur mäßig gebogen ist, Fig. 1228. Der Kreuzschnabel (Loxia curvirostris) . auf den ersten Blick auszeichnen. Es dient ihnen dieser starke Schna- bel hauptsächlich zum Abschälen und Zerbeißen der harten Pflanzensamen und Kerne, von denen sich die Al- ten fast ausschließlich nähren, wäh- rend die Jungen hauptsächlich mit Insekten geätzt werden. Sie haben neun Handschwingen und einen vorn getäfelten, seitlich gestiefelten Lauf von mittlerer Stärke und Länge. Ihr Gefieder ist oft vielfach farbig gefleckt, meist aber mehr oder minder eintönig ins Graue spielend. Einige Arten zeichnen sich durch seltsame Formen des Schnabels oder durch eig enthümlichen Ne- sterbau aus, so der den Norden bewohnende Kreuzschnabel mit seinen hakigen, über einander greifenden Kiefern, der gerade in der härtesten Winterkälte brütet, oder die Webervögel in Indien mit ihrem langen, beutelförmig zusammengenähten, unten durch einen Kanal geöffneten Neste. Fringilla; Emberiza; Pitylus; Pyrgita; Pyrrhula; Loxia; Coc- cothraustes; Plectrophanes; Ploceus; Vidua . Die Familie der Lerchen ( Alaudida ) unterscheidet sich von der vorigen Fig. 1229. Die Haubenlerche (Alauda cristata) . durch einen kegelförmigen, ziemlich dünnen, spitzen, ungekerbten Schna- bel, der meist kaum die Länge des Kopfes erreicht und keine Bart- borsten zeigt. Sie haben zehn Hand- schwingen an den Flügeln und zeichnen sich vor allen anderen Sing- vögeln dadurch aus, daß ihr Lauf vorn und hinten getäfelt ist und durchaus keine Stiefelschienen zeigt. Die Hinterzehe dieser auf der Erde nistenden und von Sämereien leben- den Singvögel ist gewöhnlich mit einem langen, pfriemenförmigen, spitzen Sporen bewaffnet; — sie schließen sich durch den schrittweisen Gang und die unvollkommene Bekleidung des Fußes einigermaßen an die Staare und Raben an, denen sie aber in mancher anderer Bezie- hung wieder sehr unähnlich sind. Alauda; Alaemon . Die Familie der Baumläufer (Certhida) hat einen langen, dün- Fig. 1230. Der blaue Baumläufer (Certhia cyanea) . nen, spitzen, entweder ganz geraden oder schwach gebogenen Schnabel, der meist weit länger als der Kopf ist und in welchem eine spitze hor- nige Zunge steckt; die Flügel haben zehn Handschwingen; die gewöhnlich kurzen aber kräftigen Läufe sind vorn geschildet, seitlich gestiefelt; die Zehen gewöhnlich sehr lang und besonders die Hinterzehe sehr kräf- tig, mit einem starken Nagel verse- hen. Die meist lebhaft gefärbten Thiere suchen ihre aus Insekten bestehende Nahrung, indem sie an Felsen, Mauern oder Bäumen um- herklettern und in deren Ritzen mit ihrem spitzen Schnabel ihr Futter aufsuchen; sie bedienen sich bei diesem Klettern theilweise des Schwan- zes, dessen Steuerfedern steif und oft abgenutzt sind. Certhia; Ticho- droma; Climacteris; Sitta . Durch den langen dünnen Schnabel, der indeß meist stärker ge- Fig. 1231. Der senegalische Honigvogel (Cinnyris sene- galensis) . bogen ist, gleichen die Honigvögel ( Cinnyrida ) der vorigen Familie, unterscheiden sich aber von ihr durch die lange, röhrenförmige, an der Spitze gespaltene oder förmlich mit pinselartigen Hornfasern versehene Zunge, die wie es scheint, besonders zum Aufpumpem des Honigsaftes der Blumen bestimmt ist. Die mei- sten Vögel dieser Familie haben neun, einige wenige zehn Hand- schwingen an den kurzen Flügeln; ihre vorn getäfelten Läufe sind kräftig, die Zehen kurz, die Kralle der Hinterzehe meist sehr stark. Die Vögel dieser Familie bewohnen nur die tropischen Zonen und zeichnen sich meist durch einen äußerst kunst- vollen Nestbau, sowie durch ihren prachtvollen metallglänzenden Feder- schmuck aus, wodurch sie sich einigermaßen den Kolibris nähern; sie nähren sich von Insekten und Honigsaft, den sie übrigens sitzend saugen. Cinnyris; Dacnis; Pardalotus; Dicaeum; Drepanis; Necta- rinia; Arachnothera . Vogt, Zoologische Briefe II. 22 Die Familie der Staare ( Sturnida ) besteht aus unangenehm Fig. 1232. Der gemeine Staar (Sturnus vulgaris) . schreienden, meist schwärzlich oder gelb gefärbten Vögeln mit kegelför- migem, ganz geradem oder nur sehr schwach gebogenem Schnabel ohne Bartborsten, der nur selten eine schwache Kerbe hinter der Ober- kieferspitze hat. Die Läufe sind vorn mit Tafeln, an der Seite mit Stiefelschienen versehen, die indeß nicht immer ganz vollständig bis nach unten hin ausgebildet sind. Nach der Bildung der Flügel kann man zwei Gruppen unterscheiden, indem bei den amerikanischen Gelb- vögeln (Icterida) nur neun Handschwingen vorhanden sind, während die Staare der alten Welt gewöhnlich noch eine kurze zehnte Hand- schwinge zeigen. Die geselligen Strichvögel leben hauptsächlich von Insekten und Sämereien und richten oft durch ihre Menge große Ver- heerungen in Pflanzungen an. Sturnus; Buphaga; Gracula; Lampro- tornis; Icterus; Cassicus; Scaphidura; Agelaeus . Die höchste Stufe unter den Singvögeln nehmen ohne Zweifel Fig. 1233. Der Paradisvogel (Paradisea apoda) . die Raben ( Corvida ) ein, meist große, gesellig lebende Vögel in ziemlich einfärbigem Federkleide, die sich sowohl von Samen und Früch- ten, als auch von verschiedenen Stoffen aus dem Thierreiche näh- ren. Die Schlauheit und Geleh- rigkeit dieser Vögel erhebt sie weit über die übrigen stupiden Singvö- gel, die freilich den Gesang und das schönere Kleid vor ihnen voraus haben. Der Schnabel der Raben ist kegelförmig, stark, seitlich zusam- mengedrückt, schwach auf der Firste gebogen, gewöhnlich ungekerbt und mit kleiner Hakenspitze versehen, die Nasenlöcher fast vollkommen rund mit sammtartigen oder Borstenfedern bedeckt; die Flügel sind lang, spitz, mit zehn Handschwingen versehen, von welchen die erste gewöhnlich die Länge der zweiten erreicht. An dem Arme befinden sich zuweilen bis vierzehn Schwingen, die höchste Zahl in der ganzen Ordnung; die Füße sind stark, kräftig, die Kral- len groß, die Läufe vorn getäfelt, seitlich mit Stiefelschienen versehen, welche aber auf der Außenfläche nicht ganz bis zum Fußgelenke reichen und hier durch gekörnte Haut ersetzt werden. Die Pirole und Para- disvögel unterscheiden sich von den eigentlichen Raben hauptsächlich durch die größere Anzahl der Armschwingen, sowie dadurch, daß sie nur Früchte oder Insekten verzehren, während die Raben sich auch von Aas und selbst von lebenden Säugethieren und Vögeln nähren. Corvus; Pyrrhocorax; Fregilus; Cracticus; Ptilorhynchus; Callaeas; Garrulus; Oriolus; Paradisea; Epimachus . Ordnung der Schreivögel. (Clamatores.) Die Vögel dieser Ordnung, welche man bis in die neuere Zeit fast allgemein mit den Singvögeln zusammenwarf, zeichnen sich allge- mein durch den Mangel des Singmuskelapparates aus, der für die vorige Ordnung als wesentlicher Charakter galt. Uebrigens entspre- chen die einzelnen Formen so sehr denen der vorhergehenden Ordnung, daß fast überall korrespondirende Familien gebildet werden, welche erst durch dieses anatomische Kennzeichen, so wie durch einige Charaktere der Fußbekleidung von einander getrennt wurden. Wir treffen bei den Schreivögeln fast alle Formen des Schnabels, welche bei den Singvögeln ausgebildet waren: stumpfe, kurze, kegelförmige Schnäbel zum Kernerfressen, weit gespaltene Rachen zum Insectenhaschen, feine, spitze, röhrenförmige Schnäbel zum Aufsaugen der Honigsäfte u. s. w. finden sich ganz in ähnlicher Weise hier wieder vor, so daß in der Bildung dieser Theile durchaus kein Anhaltspunkt für die Unter- scheidung der beiden Ordnungen gegeben ist. Dagegen zeigt sich in der Bildung der Flügel einiger Unterschied. Bei den Singvögeln hatten wir mit alleiniger Ausnahme der Raben entweder nur neun oder zehn Handschwingen gefunden, von denen die vorderste nur rudimentär gestaltet war; bei den Schreivögeln dagegen finden sich stets zehn Handschwingen, von denen die erste gewöhnlich die längste und wenig- stens weit über die Hälfte der Länge der übrigen Schwingen hinaus- ragt, während bei den Singvögeln sie fast immer mehr als um die 22* Hälfte kürzer ist. Die Zahl der Armschwingen wechselt bei den Schrei- vögeln sehr, indem zuweilen nur sechs bis acht, meistens neun bis zehn, in anderen Fällen aber sogar fünfzehn bis siebzehn vorkommen, eine Zahl, welche von den Singvögeln nie erreicht wird. Die Bil- dung der Füße wechselt bei den Schreivögeln bedeutend; der Lauf ist aber niemals wie bei den Singvögeln gestiefelt, gewöhnlich getäfelt sowohl vorn, wie auf den Seiten; bei einigen Familien fehlt sogar alle Hornbekleidung und der Fuß ist bis auf die Krallen mit Federn besetzt. Ebenso wechselnd ist die Bildung der Zehen; bei den meisten Familien ist der Fuß in derselben Weise gebildet, wie bei den Sing- vögeln, indem drei Zehen nach vorn, eine nach hinten gerichtet ist, bei anderen aber stehen die Zehen entweder alle mehr oder minder nach vorn, oder die Außenzehe ist in seltenen Fällen, die Innenzehe häufi- ger, zu einer Wendezehe geworden. Bei vielen Familien sind auch die beiden inneren Zehen ganz oder theilweise mit einander verschmol- zen oder durch kurze Haut verbunden. Der Schwanz hat in der Regel zwölf Steuerfedern, zuweilen nur zehn, in anderen Fällen, die indeß selten sind, sogar vierzehn bis sechszehn. Die Lebensart der Schreivögel ist begreiflicher Weise ebenso verschieden, als diejenige der Singvögel. Man hat unter ihnen zwei größere Gruppen unterschieden: Die eigentlichen Schreivögel (Clamatores) mit durchaus getäfelten und gewöhnlichen Wandelfüßen, die denjenigen der Singvögel analog ge- baut sind, und die Schrillvögel (Strisores) , bei welchen die Füße ab- weichend gebaut und nur mit kleinen Schildern und Schuppen, oder auch mit Federn bedeckt sind; die letztere Gruppe schließt sich durch die Bildung ihrer Füße eines Theiles an die Klettervögel, anderen Theiles durch die Eulen, die ebenfalls eine Wendezehe besitzen, an die Raubvögel an. Echte Schreivögel. Unter den echten Schreivögeln steht eine Familie oben an, welche sich durch die Bildung ihres Stimmorganes an die Singvögel an- schließt und durch die höchst seltsamen schreienden Töne ausgezeichnet ist, welche die ihr angehörigen Vögel von sich geben. Während bei allen übrigen Singvögeln die beiden an der Theilung der Luftröhre hervorgehenden Bronchen an der Bildung des unteren Kehlkopfes Antheil nehmen, wird dieser im Gegentheil bei diesen Luftröhren- kehlern ( Tracheophona ) einzig von dem unteren ungetheilten Ende der Luftröhre gebildet, das dünnhäutig ist, einige äußerst zarte Knor- pelringe enthält, die seitlich unterbrochen sind und durch ein Band festgehalten werden, so daß sie schwingende Resonanzstäbe bilden. Man hat unter den Vögeln, welche diese Bildung des Kehlkopfes zeigen, zwei Unterfamilien unterschieden, von welchen die Einen, die Woll- Fig. 1234. Myiothera brachyura . rücken (Eriodorida) einen gra- den Schnabel mit seichter Einker- bung hinter der gebogenen Spitze des Oberkiefers zeigen. Die Flügel dieser Vögel sind kurz, rundlich, die Füße vorn getäfelt, nähern sich aber bei einigen Gattungen denen der Singvögel dadurch, daß die äußere Seite des Laufes gestiefelt ist, während die innere sich nackt und ohne Hornbekleidung zeigt; die Federn des Rückens sind verlängert und haben eine eigenthümliche wollige Beschaffenheit. (Drymophila; Pitta; Formicivora (Eriodora); Thamnophilus; Myiothera.) Die an- dere Unterfamilie, welche man die Baumhacker (Anabatida) ge- nannt hat, entsprechen durch die Bildung des Schnabels durchaus der Familie der Baumläufer in der vorigen Ordnung, mit welchen man sie auch bisher zusammenstellte, unterscheiden sich aber von diesen sogleich durch die lange vordere Handschwinge und durch die eigen- thümliche Laufbekleidung; die äußere Laufseite zeigt nämlich einen schmalen, nackten, gekörnten oder schuppigen Streifen, während die drei anderen Seiten des Laufes von gebogenen Tafeln umkleidet sind, welche von vorn her über die innere und hintere Seite herübergreifen und manchmal so verschmelzen, daß sie einer Stiefelschiene ähnlich sehen. Die Vögel dieser Familie klettern wie die Baumläufer an Bäumen und Felsen umher, und haben deßhalb auch steife meist etwas abgenutzte Stützfedern im Schwanze. Anabates; Xenops; Synallaxis; Furnarius; Dendrocolaptes . Die sämmtlichen übrigen Familien der Schreivögel haben einen gewöhnlich gebildeten unteren Kehlkopf aber ohne Singmuskelapparat. Es gehören hierher folgende Familien: Die Schmuckvögel (Colopterida) haben einen meist kurzen Schna- Fig. 1235. Haubenschmuckvogel (Ampelis cucullata) . bel, der entweder ganz gerade oder mit nur schwach gebogener Firste versehen ist, gewöhnlich aber einen kleinen Haken und eine Einkerbung hinter demselben hat; zuweilen ist dieser Schnabel sehr platt und ver- breitert, in anderen Fällen mehr seitlich zusammengedrückt und hoch. An den oft ziemlich langen Flügeln finden sich meist in der Mitte einige sehr verschmälerte, bald sichelförmig gekrümmte, bald verkürzte und ver- kümmerte Schwungfedern, die den Flügeln ein eigenthümliches Ansehen geben. Die Läufe sind kurz, vorn getäfelt, zuweilen so, daß die Ta- feln bis nach hinten übergreifen und hier nur einen geringen, körni- gen Streif über lassen. Die Vögel dieser Familie nähren sich haupt- sächlich von Insekten, einige von ihnen, wie namentlich die südameri- kanische Gattung Tyrannus, gleichen in ihrem Betragen durchaus den Würgern und greifen, wie diese, selbst kleinere Vögel an. Ampelis; Phibalura; Coracina; Phytotoma; Pipra; Rupicola; Psaris; Tyrannus; Muscivora; Todus; Cyanotis; Fluvicola . Die Familie der Rakken ( Coracida ) entspricht derjenigen der Fig. 1236. Die gewöhnliche Rakke (Coracias garrula) . Raben in der vorigen Ordnung; der Schnabel ist bald kegelförmig, kräftig, gerade mit übergebogener Hakenspitze, bald mehr kurz und dick und der Rachen sehr weit ge- spalten, so daß die Vögel befähigt sind, in ähnlicher Weise wie Schwal- ben, nach fliegenden Insekten um- herzuschwärmen. Bei einer Gruppe der Familie, die nächtlicher Weise in den Waldungen Neuhollands nach Insekten umherschwärmt, ist der Schnabel sogar sehr breit und gewölbt und das Gefieder dabei ähnlich wie dasjenige der Ziegenmelker, weich und seidenartig. Die Füße der Rakken haben gänzlich getrennte Zehen und die Läufe zeigen vorn Tafeln, hinten und auf der Seite aber ein grobes Netzwerk. Mit Ausnahme der erwähnten Tagschläfer ist das Gefieder der mei- sten Vögel dieser Famile sehr lebhaft gefärbt und oft mit schönem Metallglanze versehen. Coracias; Prionites (Momotus); Eurystomus; Eurylaema; Podargus . Die Bienenfresser (Meropida) , welche mit der vorigen Familie Fig. 1237. Der Bienenwolf (Merops apiaster) . das glänzende Gefieder gemein ha- ben, unterscheiden sich von ihr durch den langen, spitzen, etwas geboge- nen, an der Basis ziemlich breiten Schnabel, der eine scharfe Kante besitzt, durch die langen, spitzen Flügel, die kurzen, schwachen Füße, deren Mittel- und Außenzehe bis über die Mitte miteinander ver- wachsen sind und deren Läufe vorn getäfelt, hinten sehr fein genetzt sind. Die lebhaften Vögel schwärmen in südlichen Gegenden in ähn- licher Weise wie die Schwalben umher und schnappen besonders Wespen und Bienen weg. Merops; Nyctiornis . Die Familie der Wiedehopfe (Upupida) hat einen äußerst dünnen Fig. 1238. Der Wiedehopf (Upupa epops) . langen, gebogenen Schnabel, dessen beide Hälften vollkommen platt auf- einander liegen und keine Rinne zeigen, indem die sehr kurze, drei- eckige Zunge nur in der Tiefe des Rachens zwischen den beiden aus- einandergehenden Aesten des Unter- kiefers liegt, nicht aber in den Schnabel vordringt. Die Läufe sind in dieser Familie meist auch hinten theilweise getäfelt, die Zehen groß und vollkommen getrennt; sie leben mehr auf der Erde und auf Bäumen, in deren Ritzen und Löchern sie Insekten suchen. Upupa; Irrisor . Die Familie der Eisvögel ( Alcedida ) zeichnet sich im Allgemei- nen durch das große Mißverhältniß zwischen dem Körper und dem Fig. 1239. Der gewöhnliche Eisvogel (Alcedo ispida) . Schnabel aus, der sehr lang, spitz, kegelförmig und meist ganz gerade oder kaum gebogen ist. Die kurzen und dicken Vögel haben einen sehr kurzen Schwanz, kurze, rundliche Flügel und kurze schwache Füße, an denen die beiden Außenzehen meist in ihrer ganzen Länge ver- wachsen sind und die Innenzehe bald nur ganz kurz und schwach ist, bald gänzlich fehlt. Die meist mit lebhaften Metallfarben gezierten Vögel halten sich besonders gern am Ufer fließender Gewässer auf, wo sie stundenlang ruhig auf Zweigen sitzen und dann plötzlich auf kleine Fische und Wasserinsekten stoßen. Alcedo; Ceyx; Halcyon . Die Familie der Nashornvögel ( Bucerida ) beschließt die Reihe Fig. 1240. Der Calav (Buceros rhinoceros) . der echten Schreivögel; es sind meist große, rabenartige Vögel, mit sehr großem, hohlem, seitlich zusammen- gedrücktem Schnabel, dessen gezähnte Ränder übergreifen und auf wel- chen meist noch ein besonderer Auf- satz steht, der einem Horne nicht unähnlich ist und hohle Knochen- zellen enthält. Bei dieser Familie kommt die größte Zahl von Arm- schwingen in der ganzen Ordnung der Schreivögel, nämlich siebzehn vor. Die Zunge ist nur kurz und fleischig, die Zehen nur durch eine kurze Haut am Grunde mit einan- der verbunden. Die großen Vögel, die ziemlich träge sind, leben haupt- sächlich von Insekten, Früchten, verschmähen aber auch kleinere Am- phibien nicht. Buceros; Bucorvus; Rhinoplax . Schrillvögel. (Strisores.) Wir führten schon an, daß in dieser Gruppe die Bildung der Füße sowohl, als auch ihre Bedeckung einen wesentlichen Unterschied von den echten Schreivögeln bildet. Es gehören hierher folgende Familien: Fig. 1241. Kolibri. Die Kolibris ( Trochilida ) , bekannt wegen der Kleinheit ihres Körpers und dem mannigfaltigen Farbenglanz ihres bunten, oft me- tallglänzenden Gefieders. Der Schnabel dieser niedlichen Vögel- chen ist lang, dünn, schmal, gerade oder schwach gebogen und die Rän- der des Oberschnabels so übergrei- fend über den rinnenförmigen Un- terkiefer, daß hierdurch eine förmliche Röhre gebildet wird, in welcher die bis zur Wurzel gespaltene Zunge wie ein doppelter Pumpenstengel spielt. Die Hörner des langen Zungenbeines legen sich in ähnlicher Weise, wie bei den Spechten um den Kopf herum und gestatten so ein pfeilartiges Hervorschießen der langen Zunge, mittelst deren diese kleinen Bewohner der heißen Zone über Blumen schwebend, kleine Insekten oder Honigsaft aus den Kelchen hervorholen. Ihre Flügel sind sehr lang, säbelförmig spitz, die Handschwingen ausnehmend lang, stark und steif, das Brustbein sehr groß, sein Kamm außerordentlich entwickelt und das Flugver- mögen ungemein bedeutend. Die Füße sind schwach, dünn, die Zehen durchaus frei. Trochilus . Fig. 1242. Die Mauerschwalbe (Cypselus apus) . Die Familie der Mauerschwal- ben ( Cypselida ) unterscheidet sich von den echten Schwalben, mit welchen sie bisher gewöhnlich zu- sammengestellt wurde, durch den Mangel des Singmuskelapparates. Der Schnabel ist kurz, flach, breit, der Rachen außerordentlich weit ge- spalten, die Flügel ganz gebaut wie diejenigen der Kolibris, lang, säbelförmig, sehr steif, die Füße sehr kurz und wahre Klammerfüße, indem die vier getrennten, fast gleich langen, mit starken Krallen versehenen Zehen alle nach vorn gerichtet sind; doch kann die der Hinterzehe entsprechende Zehe als Wendezehe auch nach außen und hinten gedreht werden; die Läufe sind bis auf die Zehen hin gänzlich befiedert. Sie nisten in Spalten und Ritzen von Mauern und Felsen und können sich wegen ihrer langen Flügel nur schwer vom Boden erheben. Bekannt sind die eßbaren Nester der den indischen Archipel bewohnenden Salangane (Cypselus esculentus) , die aus zerkautem Tang bestehen, der durch den Kropfsaft zu einer gallertartigen Masse verschmolzen ist und die man besonders zur Anfertigung von Kraft- brühen benutzt. Cypselus; Acanthylis; Macropteryx . Die Familie der Nachtschwalben ( Caprimulgida ) kommt in vielen Fig. 1243. Kopf des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus) . Stücken mit den Mauerschwalben überein, hat aber einen noch brei- teren, flacheren Schnabel mit hakig gebogener Spitze und einem unge- mein weit gespaltenen Rachen, an dessen Grunde lange, steife Bart- borsten stehen. Der Daumen, der gewöhnlich nach hinten gerichtet ist, kann nach vorn gewendet werden, die übrigen Zehen sind durch eine kurze Haut mit einander verbunden. Das Gefieder dieser Thiere ist sehr locker und weich, grau und braun gezeichnet, ihr Flug durchaus geräuschlos, wie der der Eulen; sie schlafen Tags über und fliegen Abends meistens nach Insekten, eine südamerikanische Gattung auch nach Früchten und Sämereien umher. Caprimulgus; Nyctibius; Stea- tornis . Die Familie der Schopfhühner ( Opisthocomida ) wurde bisher ihres Aussehens wegen allgemein zu den eigentlichen Hühnervögeln gerechnet, unterscheidet sich aber von diesen wesentlich. Der Schnabel ist kurz, zusammengedrückt, an der Firste gewölbt, der Kopf meist mit einem Busche steifer Federn geziert; die Füße sind stark, kräftig, die Zehen gänzlich von einander getrennt und die Hinterzehe bei manchen Gattungen eine Wendezehe; der Lauf ist durchaus getäfelt, vorn mit mehreren Reihen kleiner sechsseitiger Tafeln versehen, der Kropf ist sehr groß, der Magen klein und kräftig muskulös; sie leben in feuchten Ebenen und in Savanen, hauptsächlich von Sämereien. Opisthocomus . Die Familie der Wendezeher ( Amphibola ) bildet, wie die vorige den Uebergang zu den Hühnern, so diese zu den Klettervögeln. Der Schnabel dieser Vögel ist kurz, gedrungen, kräftig, gewöhnlich auf der Firste gebogen, an den Rändern gezähnelt und mit einer hakigen Spitze versehen, die Flügel kurz, der Schwanz lang, die Füße kräftig, vorn getäfelt. Bei den Einen (Corythaix; Musophaga; Chizaerhis) sind die Zehen am Grunde durch Haut verbunden und die äußere Zehe ist eine Wendezehe geworden, so daß sie nach hinten geschlagen und ein Kletterfuß gebildet werden kann, an welchem zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten gerichtet sind; bei den Anderen (Colius) sind alle Zehen durchaus frei und die Hinterzehe ist zur Wendezehe ge- worden, so daß ein Klammerfuß gebildet werden kann, an welchem alle Zehen nach vorn gerichtet sind. Sämmtliche Vögel dieser Fami- lie gehören dem tropischen Amerika an und nähren sich hauptsächlich von Früchten. Ordnung der Klettervögel. (Scansores) . Der auszeichnende Charakter dieser Ordnung liegt in der Bil- dung der Füße, an welchen stets zwei Zehen nach hinten, zwei nach vorn gerichtet sind, wodurch theils das Umfassen der Zweige, theils auch das Klettern an senkrechten Stämmen erleichtert wird, indem der Körper einen kräftigeren Stützpunkt in den beiden nach hinten gerichteten Zehen findet. Bei denjenigen Familien, wo dieses Klettern und Klimmen an Baumstämmen vorzugsweise ausgebildet ist, dienen auch die steifen Steuerfedern des Schwanzes zum Stützen und Schie- ben, wodurch sie bald in eigenthümlicher Weise abgenutzt werden. Das Flugvermögen der Klettervögel ist im Allgemeinen nur schwach entwickelt, die Flügel kurz und schwer, ebenso der Gang unbeholfen und schwerfällig. Der Schnabel und die Lebensart sind ganz außer- ordentlich verschieden bei den einzelnen Familien, dagegen die Beklei- dung der Füße insofern übereinstimmend, als meistens überall größere oder kleinere Tafeln existiren, niemals Stiefelschienen und nur selten ein körniges oder netzförmiges Horngewebe. Wir unterscheiden fol- gende Familien: Die Papageien ( Psittacida ) , allgemein bekannt durch ihre Ge- lehrigkeit und Nachahmungssucht, sowie durch die Fähigkeit, vorge- Fig. 1244. Der Kakadu (Psittacus sulphureus) . sprochene Worte nachplappern zu lernen, zeigen die Eigenschaften der Klettervögel im ausgezeichnetsten Grade. Die Füße sind sehr stark, kurz und kräftig, die vorderen und hin- teren Zehen meist einander gleich in Entwickelung, die beiden Innenzehen schwächer; die Läufe und Zehen mit gekörnter oder genetzter Haut bedeckt. Der Schnabel ist sehr eigen- thümlich gebaut, an seiner Basis mit einer Wachshaut bedeckt, in welcher die kleinen runden Nasen- löcher liegen; der Oberkiefer ist hakenförmig gekrümmt, sehr beweglich, greift stark über dem scharfen, ausgekehlten Unterschnabel hinüber und wird beim Klettern ebenfalls zum Anhaken und Greifen der Zweige benutzt. Die Zunge ist dick, fleischig, zuweilen wie bei den Rüssel- papageien lang, cylindrisch, sonst aber meist kurz; die Flügel kurz, schwach, der Schwanz bald stumpf und breit, bald von bedeutender Länge. Die Vögel dieser Familie, die nur über die Tropenländer verbreitet ist und meist ein außerordentlich lebhaft gefärbtes Gefieder besitzt, leben paarweise und gesellig, nähren sich von Früchten und Sämereien und richten in Pflanzungen oft großen Schaden an. Psittacus . Die Pfefferfresser ( Rhamphastida ) sind ihres ungeheuer großen, Fig. 1245. Der Pfefferfresser (Rhamphastos carinatus) . mit Hornzellen gefüllten, gebogenen und seitlich gezahnten Schnabels wegen seit alter Zeit bekannt; die Zunge dieser Vögel entspricht indes- sen dem ungeheuren Schnabel durch- aus nicht, da sie nur dünn, hornig, an der Spitze aber gefiedert und gespalten ist; die Füße sind stark, kräftig, vorn getäfelt, das Flug- vermögen nur schwach. Die großen Vögel leben hauptsächlich von In- sekten, die sie mit der Federzunge aus Baumritzen herausholen, ge- nießen aber auch Früchte und verschmähen selbst Eier und Junge anderer Vögel nicht. Rhamphastos; Pteroglossus . Die Familie der Spechte (Picida) zeichnet sich durch den geraden Fig. 1246. Der Buntspecht (Picus medius) . starken, konischen Schnabel aus, in dem eine sehr lange, spitze, hornige Zunge liegt, die pfeilartig hervor- geschnellt werden kann. Die Füße sind kurz, stark, die Hinterzehen sehr kräftig, die innere zuweilen nur rudimentär oder gänzlich feh- lend, so daß nur drei Zehen vor- handen sind. Der Schwanz ist bei einigen Gattungen weich, bei ande- ren mit steifen, spitzen Schwung- federn versehen, die den Körper beim Klettern an den Stämmen stützen. Sie hacken mit dem starken Schnabel tiefe Löcher in das Holz und ziehen die Insekten theilweise mit ihrer hornigen Zunge hervor. Picus; Picumnus; Yunx . Die Familie der Bartvögel ( Bucconida ) hat einen meist starken, Fig. 1247. Wechselfarbiger Bartvogel (Bucco versicolor) . kurzen, kräftigen Schnabel, der an der Wurzel von fünf Bündeln stei- fer Borsten umgeben ist, von denen je eines vor jedem Nasenloch, eines zur Seite und ein unpaares unter dem Kinn steht. Die Füße sind kurz, schwach, getäfelt, die Farben des Gefieders gewöhnlich sehr leb- haft und metallglänzend. Die trä- gen Vögel bewohnen nur die heiße Zone und nähren sich besonders von Insekten oder Früchten. Pogo- nias; Bucco; Monasa; Capito; Trogon . Fig. 1248. Rothschwänziger Glanzvogel (Galbula ruficauda) . Die Familie der Glanzvögel ( Galbulida ) wird von kleinen, leb- haft gefärbten, grün metallisch glänzenden Vögeln gebildet, die einen langen, spitzen, bald geraden, bald gebogenen Schnabel besitzen und schwache Füße haben, deren Vorderzehen meist gänzlich mit ein- ander verwachsen sind. Sie wiederholen in dieser Ordnung die Eis- vögel, denen sie auch ganz in ihrem Benehmen gleichen. Galbula; Lamprotyla; Iacamaralcyon . Die Familie der Kuckuke (Cuculida) bildet den Uebergang von Fig. 1249. Der Kuckuk (Cuculus canorus) . den Klettervögeln zu den Raubvö- geln. Der Schnabel ist kurz gebo- gen, zusammengedrückt; der Rachen weit gespalten, die Bartborsten feh- len durchaus. Die äußere Hinter- zehe steht nicht mehr beständig nach hinten, sondern kann auch nach vorn gewandt werden. In den Flügeln zeigt sich eine Annäherung an die Singvögel, indem die zehnte Schwinge zuweilen verkümmert, zuweilen selbst gar nicht vorhanden erscheint. Die Vögel dieser Fa- milie klettern gar nicht, sondern fliegen nur in Wäldern umher und nähren sich hauptsächlich von Insekten, namentlich von Raupen. Be- kannt ist die Eigenthümlichkeit unseres inländischen Kuckuks, der seine Eier in fremde Nester, besonders von Singvögeln legt, und sie von diesen ausbrüten und die Jungen auffüttern läßt. Die ausländischen Kuckuke sollen eigene Nester in Baumhöhlen bauen und selbst brüten. Cuculus; Scythrops; Crotophaga . Ordnung der Raubvögel. (Raptatores .) Die außerordentliche Ausbildung des Flugvermögens, die Ent- wickelung des ganzen Skelettes, die Schärfe der Sinne und vorzüglich des Gesichtes haben die Vögel, welche dieser Ordnung angehören, in den meisten Systemen an die Spitze der ganzen Klasse gebracht und in der That resumiren sich auch in ihnen die vorzüglichsten Eigenschaften der typischen Vögel in ausgezeichneter Weise. Der Kopf der Raubvögel ist rund, verhältnißmäßig dick, der Schnabel sehr stark, der Oberkiefer bald in seiner ganzen Länge, bald nur vorn an der Spitze hakig gekrümmt, sehr scharf und fest und oft noch an der Seite des schneidenden Randes mit einem vorspringenden Fig. 1250. Die Gabelweihe von Carolina (Falco (Elanus) carolinensis) . Zahne versehen; die Hakenspitze des Oberkiefers greift stets über den gewöhnlich geraden, kurzen Unterkiefer hinüber; an seiner Basis ist der Oberschnabel mit einer Wachshaut bekleidet, in welcher sich die nur selten verdeckten, meist offenen, rundlichen oder ovalen Nasen- löcher befinden. An der Basis des Schnabels stehen außerdem manch- mal starke Bartborsten, während in anderen Fällen dieselbe ganz nackt ist. Der Hals ist kräftig, oft nur sehr kurz, in anderen Fällen län- ger und dann oft nackt oder nur mit Flaumfedern bekleidet, während bei kurzem Halse die Befiederung gewöhnlich über den ganzen Kopf hinweggeht. Die Flügel sind lang, spitz und besitzen durchaus zehn Handschwingen, deren relative Länge bei den einzelnen Familien sehr variirt. Die Armschwingen sind durchschnittlich sehr zahlreich im Ver- hältnisse zu den vorigen Familien, indem man wenigstens zwölf, ge- wöhnlich dreizehn bis achtzehn und im Maximum sogar sieben und zwanzig findet. Der Schwanz ist breit, gewöhnlich lang, oft ausge- zackt und enthält meistens zwölf, seltener vierzehn breite, steife Steuer- federn. Die Füße sind außerordentlich kräftig, dick, die Zehen kurz und stark, die langen, gebogenen Krallen sehr scharf und spitzig; im- mer sind drei Zehen nach vorn, eine nach hinten gerichtet und gewöhnlich die drei vorderen Zehen oder wenigstens die beiden inneren durch eine kurze Haut mit einander verbunden. Bei einer Familie, den Eulen, ist die äußere Zehe eine Wendezehe und kann vollständig nach hinten geschlagen werden, so daß ein Kletterfuß gebildet wird, eine bedeutungsvolle Annäherung an die vorige Ordnung. Die Läufe sind nur selten vorn mit Tafeln, gewöhnlich in ihrer ganzen Länge mit netzförmigen Schildern bedeckt. Sämmtliche Vögel dieser Ordnung leben vom Raube, die meisten fangen lebende Wirbelthiere oder begnügen sich auch mit Aas und nur die kleineren Arten suchen zuweilen in der Noth ihren Hunger mit Insekten zu stillen. Das kunstlose, flache Nest, welches diese Vögel meist auf Bäumen, Felsen oder in Mauerlöchern anbringen, enthält gewöhnlich nur zwei, höchstens vier Eier, aus welchen die Jungen in ziemlich unvollendeter Entwickelung nackt und blind auskriechen und von den Alten lange Zeit gefüttert werden. Die Raubvögel leben stets paarweise und meistens vereinzelt, so daß jedes Paar einen be- stimmten Jagdbezirk hat, eine Regel, wovon nur einige, gewöhnlich von Aas lebenden Gattungen eine Ausnahme machen. Das Gesicht der Raubvögel ist ganz außerordentlich scharf; hoch in den Lüften schwebend entdecken sie ihre Beute, auf die sie meistens mit rasender Schnelligkeit herabstürzen oder stoßen; nur wenige Arten jagen förm- lich im Fluge ihrer Beute nach. Man unterscheidet in dieser Ordnung vor allen Dingen zwei Hauptgruppen: die Nachtraubvögel , mit äußerst weichem, aufgedunsenem Gefieder, großen runden, nach vorn gerichteten Augen, die Tags über schlafen und erst Nachts auf ihren Raub ausgehen, und die weit zahlreicheren Tagraubvögel mit seitlich gestellten Augen, unbedeckter Wachshaut und knapp anliegendem straffem Gefieder, die nur Tags über jagen, die Nacht aber in ihrem Neste schlafend zubringen. Bei beiden Gruppen ist der Unterschied der Alten und Jungen in dem Federkleide oft sehr bedeutend und stets das Weibchen bei weitem größer, kräftiger und auch grausamer, als das Männchen. Nachtraubvögel . Fig. 1251. Der Kauz (Scops vulgaris) . Sie bilden die einzige Familie der Eulen ( Strigida ) , allgemein bekannt durch die nächtliche Lebens- art und die vielfachen Vorurtheile, welche sich an ihre unheimliche Er- scheinung geknüpft haben. Der Kopf der Eulen ist ungemein groß und seine Dimensionen werden noch vergrößert durch die starke Befie- derung, die sich über ihn, so wie über den kurzen, gedrungenen Hals erstreckt; die Augen sind groß, rund, ganz nach vorn gerichtet und häufig so nahe aneinander gerückt, daß sie nur durch eine schmale Scheidewand getrennt erscheinen. Oft noch wird ihr sonderbares Ansehen dadurch erhöht, daß sie von einem Kranze von Federn umgeben werden, welcher eine Art Trichter bildet. Der Schnabel ist sehr kurz, aber stark und seiner ganzen Länge nach hakig gebogen. Die Wachshaut wird von den Zügelfedern gänzlich verdeckt, so daß man nur den vorstehenden Schnabelhaken sieht. Der Kranz von Federn, welcher die Schnabelwurzel bedeckt, die Augen umgibt und nach hinten sich über die Ohröffnung herüberlegt, wird der Schleier genannt; die Ohröffnung selbst ist häufig von einer nackten Haut umgeben und kann mit einer häutigen Klappe geschlossen wer- den, so daß das erste Rudiment eines äußeren Ohres gebildet wird, welches noch durch einen Bündel von Federn verstärkt wird, die hinter demselben stehen und gewiß zum Auffangen der Schallwellen bestimmt sind. Das Gefieder ist äußerst weich, wollig und aufgedun- sen, der Flug deßhalb durchaus geräuschlos. Die starken, kurzen, scharfkralligen Füße sind bis zu den Krallen befiedert, die vorderen Schwungfedern am äußeren Rande gezähnelt, die äußere Zehe, wie schon erwähnt, eine Wendezehe, die nach hinten gedreht werden kann. Man kann in dieser Familie zwei Gruppen unterscheiden: die eigent- lichen Eulen (Syrnium; Ulula; Bubo; Otus; Strix; Noctua; Scops) , meist mit Schleier und Ohrbüscheln versehen, die nur bei Nacht jagen, vom Tageslichte geblendet werden und deßhalb, wenn sie sich am Tage aus ihren Schlupfwinkeln hervorwagen, von den kleinen Vögeln angegriffen und geneckt werden — und die sogenannten Tag- eulen (Surnia) , welche nur in den Polargegenden vorkommen, einen weit kleineren Kopf, undeutlichen Schleier, langen Schwanz und kurze Flügel besitzen, nur am Tage und in der Dämmerung jagen und den Uebergang zu den Falken machen. Tagraubvögel . Die Familie der Geier ( Vulturida ) . Der Schnabel der Geier ist gewöhnlich eben so lang oder selbst länger, als der Kopf, an seiner Basis mehr oder minder gerade und erst gegen die Spitze hin hakig übergebogen, so daß er im Allgemeinen weit schwächer erscheint, als bei der vorigen Familie. Der Kopf und der Hals sind nackt oder nur mit einem kurzen, wolligen Flaume bedeckt, der Kopf Bogt. Zoologische Briefe. II. 23 Fig. 1252. Der gelbe Geier (Vultur fulvus) . Fig. 1253. Kopf des Condor (Sarcorhamphus Condor) . gewöhnlich klein, der Hals lang, so daß eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Vordertheil einer Schlange vorhanden ist. Sehr oft finden sich sonderbare Auswüchse und Anhänge an diesen nackten Theilen und gewöhnlich ist der Hals an seinem Ende mit einer Art Kragen von langem Flaum oder steifen Federn versehen. Die Flügel sind sehr lang, spitz, die Füße kurz, kräftig, aber die Krallen nicht so krumm und scharf, als bei den Falken. Die echten Geier mit nacktem Kopf und Hals und flachliegenden Augen leben meistens in Schaaren zu- sammen, nähren sich hauptsächlich von Aas und werden dadurch in heißen Ländern sehr nützlich. Es sind träge Vögel, die stundenlang mit hängendem Kopfe ruhig sitzen, bis sie eine Beute gewahren, von der sie mit unersättlicher Gier oft so viel verschlingen, daß sie zum Fluge fast unfähig werden. Der Condor, der größte Raubvogel, der die Anden Südamerika’s bewohnt, gehört zu dieser Gruppe. Vultur; Neophron; Cathartes; Sarcorhamphus . Den Uebergang zu der folgenden Familie bilden die Lämmer- geier ( Gypaëtida ) , Bewohner der europäischen und asiatischen Hoch- gebirge, die mit dem an der Basis geraden, dann kuppig gekrümmtem Schnabel der Geier, mit den hochliegenden Augen und den wenig gekrümmten Krallen derselben die Befiederung des Kopfes und Halses verbinden, welche man bei den Falken wahrnimmt, denen sich diese Vögel auch durch ihre Lebensart nähern, indem sie hauptsächlich nur auf lebende Thiere Jagd machen. Der Lämmergeier ist der größte Raubvogel der gemäßigten Zonen, der dem Condor nur sehr wenig nachgibt und sich hauptsächlich von jungen Lämmern und anderen Thieren dieser Größe nährt. Gypaëtos . Fig. 1254. Die Gabelweihe (Milvus communis) . Die Familie der Falken ( Falconida ) begreift die muthigsten und kräftigsten Raubvögel, die allein von lebendigen Thieren sich nähren. Der dicke Kopf und kräftige Hals sind durchaus befiedert, der Schna- bel kurz, stark, fast immer von der Wurzel an gekrümmt, die Augen seitlich gestellt, von einer vorspringenden Augenbraue überwölbt, so daß das Auge tief im Kopfe zu liegen scheint. Die Zügelgegend mit kurzen Flaumen oder Borsten besetzt, die Flügel lang, spitz, der Schwanz ziemlich lang, die Krallen der Füße stark gekrümmt und sehr scharf. In der äußerst zahlreichen, über die ganze Erde verbrei- teten Familie kann man noch als besondere Gruppen unterscheiden: Die Edelfalken (Falco) , mit langem, spitzem Flügel, an dem die zweite Handschwinge die längste ist, während die erste ihr wenig nach- gibt und mit durchaus gekrümmtem, starkem Hakenschnabel, hinter Fig. 1255. Der Habicht (Astur palumbarius) . dessen scharfer Spitze ein Zahn sich befindet; es gehören in diese Gruppe die Falken, welche man früher zur Jagd abrich- tete. Unter den uned- len Falken (Astur; Milvus; Buteo; Circus) an deren mehr stumpfem Flügel die dritte oder vierte Schwinge die läng- ste ist, zeichnet sich be- sonders die Gruppe der Adler (Haliaetos; Aquila) mit ihrem an- fänglich geraden, erst 23* Fig. 1256. Der Königsadler (Aquila imperialis) . von der Mitte an gekrümmten Schnabel, dem platten Kopfe, den stark vorstehenden Augenbrauen und den bis an die Zehen befiederten Läu- fen aus. Den Uebergang zu den Sumpfvögeln bilden die Stelz- falken (Gypogeranus) , welche mit den übrigen Falken den stark ge- krümmten Hakenschnabel, die bis zur Fußbeuge befiederten Beine und die krummen Krallenzehen gemein haben, sich aber durch die ungemein langen Läufe unterscheiden, die denen eines Storches an Länge nichts nachgeben. Diese Raubvögel des südlichen Afrika’s stelzen mit großen Schritten in trockenen Gegenden umher und nähren sich fast einzig von Schlangen, welche sie durch Flügelschläge betäuben, wobei ihnen ein stumpfer Sporn an der Armecke wesentliche Dienste leistet. Man zähmt diesen nützlichen Falken, was sehr leicht gelingt und hat schon mehrfach versucht, denselben in andere Länder, wo viele Schlangen vorkommen, zu versetzen. Reihe der Pippel. (Autophagi.) Wir erkennen in dieser Reihe, wo die Jungen unmittelbar nach dem Auskriechen aus der Eischale mit den Eltern nach Futter ausge- hen und von diesen nicht eigentlich gefüttert, sondern nur zum Auf- suchen des Futters angeleitet werden, vier Ordnungen an: Die Schwimmvögel (Natatores) mit kurzen Wadbeinen und meistens ganzen Schwimmfüßen, alle bestimmt, ihre Nahrung schwimmend oder tauchend im Wasser zu suchen; die Sumpfvögel (Grallatores) mit langen Stelzbeinen und meist langem Halse, durch die hohen Bei- nen befähigt, in feuchten Gegenden umherzuwaten und in Morästen, Sümpfen und am seichten Ufern ihre Nahrung zu suchen; die Hüh- nervögel (Gallinacei) mit wohlgebildeten Sitz- oder Spaltfüßen, die stumpfe Nägel haben, mit meist gewölbtem starkem Schnabel, Kör- nerfresser, in Hügeln und Wäldern lebend; und endlich die Lauf- vögeln (Cursores) mit ganz verkümmerten Flügeln und langen kräftigen Laufbeinen, durch ihre Anatomie den Säugethieren am näch- sten stehend und in Wüsten und weiten Ebenen sich aufhaltend. Ordnung der Schwimmvögel. (Natatores.) Die Vögel dieser Ordnung, welche meist eine ziemliche Körper- größe besitzen, zeichnen sich alle durch ein sehr dichtes, straffes, anlie- gendes Gefieder aus, das meistens durch dicken Flaumpelz verstärkt ist und mit dem Fette aus der Bürzeldrüse fleißig eingeölt wird, so daß es das Wasser vollständig abhält. Der Schnabel dieser Thiere hat sehr verschiedene Gestalten, indem er bald sehr breit und flach, bald hoch, schneidend und kurz, bald lang und spitz ist; — stets aber zeigt er eine bedeutende Stärke und oft noch besondere Zähnelungen oder andere Vorrichtungen zum Festhalten der schlüpfrigen Nahrung, welche stets aus Fischen oder anderen Wasserthieren, niemals aus Pflanzenstoffen besteht. Die Flügel zeigen eine sehr verschiedene Aus- bildung. Bei einigen Gattungen sind sie gänzlich unbefiedert und zu flachen, beschuppten Rudern umgestaltet, welche hauptsächtich zur Er- haltung des Gleichgewichtes im Wasser zu dienen scheinen, bei den übrigen findet man alle Stufen der allmäligen Ausbildung von sehr kurzen, verkümmerten, kaum zum Fluge geschickten Flügeln bis zu mäch- tigen, ungemein langen und breiten Schwingen, die mit einem ausge- zeichneten Flugvermögen ausgerüstet sind, welches das aller anderen Vögel übertrifft, indem man fast sagen kann, daß die Sturmvögel, die Seeschwalben und Fregatten ihr ganzes Leben fliegend zubringen. Die Zahl der Handschwingen beträgt in der Regel bei den Schwimm- vögeln zehn, öfter auch eilf, die der Armschwingen ist bedeutender als in irgend einer anderen Ordnung, indem sich wenigstens dreizehn, in der Regel etwa zwanzig und in manchen Fällen bis zu vierzig finden. Der Schwanz ist gewöhnlich kurz, aber kräftig und hat in der Regel zwölf, seltener mehr Steuerfedern, deren Zahl indeß bis zu zwei und dreißig ansteigen kann. Die kurzen, kräftigen Füße sind stets bis zur Fußbeuge befiedert, der Lauf kurz, von den Zehen stets nur drei nach vorn gerichtete vollständig ausgebildet, indem die Hinterzehe bald gänz- lich fehlt, bald nur ein kurzer, mit einer kleinen Kralle bewaffneter Stummel ist; nur in sehr seltenen Fällen wird die Hinterzehe länger, dreht sich dann quer nach innen und wird mit den übrigen Zehen durch eine breite Schwimmhaut verbunden. Die drei Vorderzehen sind gewöhnlich bis zur Kralle durch breite Schwimmhäute mit einander verbunden, zuweilen sind diese Schwimmhäute tiefer eingeschnitten und in seltenen Ausnahmsfällen erscheinen die Zehen durchaus frei, aber auf beiden Seiten mit breiten, häutigen Schwimmrändern gesäumt. Diese Schwimmfüße bilden das einzige Ruderwerkzeug beim Schwim- men und Tauchen und erscheinen um so mehr nach hinten gerückt, je mehr die Flügel verkümmert und das Schwimmtauchen ausgebildet ist. In diesen Fällen nimmt auch der Körper beim Gehen eine mehr senk- rechte Stellung an, wie dieß namentlich bei den Pinguinen der Fall ist, wo die Füße ganz gerade unter dem Hintertheile stehen und der Körper vollkommen aufrecht getragen wird, während bei denjenigen Wasservögeln, wo das Flugvermögen stark ausgebildet ist, der Körper beim Gehen mehr wagerecht getragen wird. Alle Wasservögel schwim- men sehr geschickt auf der Oberfläche des Wassers, wobei gewöhnlich mehr als die Hälfte des Körpers unter dem Wasserspiegel gehalten wird; die meisten können beim Schwimmen unmittelbar untertauchen und bis auf große Tiefen hinab rudern, wie denn z. B. die Eiderente ihre gewöhnliche Nahrung, die aus Klaffmuscheln besteht, aus mehreren hundert Faden Tiefe hervorholt; andere Gattungen mit ausgebildetem Flugvermögen können nur stoßend tauchen, indem sie sich mit großer Schnelligkeit aus bedeutender Höhe auf ihre Beute herabstürzen. Die meisten Wasservögel leben gesellig, oft in ungeheueren Schwärmen am Meere und ziehen besonders felsige Ufer vor, an denen sie ihr kunst- loses Nest aufbauen. Einige höhlen sogar tiefe Löcher aus und an- dere wissen ihr Nest so zu flechten, daß es auf dem Wasserspiegel an Pflanzen festgehalten schwimmt. Die meisten von ihnen werden theils ihrer Eier und ihres Fleisches wegen, theils auch um ihrer Flaumen und Federn willen gezagt oder gezähmt. Wir unterscheiden folgende Familien: Die Pinguine ( Impennia ) . Der Körper dieser seltsamen Vögel Fig. 1257. Pinguin (Aptenodytes) . erscheint meistens fast cylindrisch, der Hals ziemlich dünn, der Kopf klein, der Schnabel lang, scharf kantig, seitlich zusammengedrückt, vorn gebogen und seine scharfe Firste meist durch eine Furche von den Seitentheilen abgeschieden. Der Fe- derpelz ist sehr dicht, glatt anlie- gend, straff, die Füße sehr kurz, ganz nach hinten gestellt, so daß der Körper vollkommen aufrecht ge- tragen wird; die kleine rudimentäre Hinterzehe ist frei und nach vorn gewendet, die übrigen drei Zehen, die lang und dick sind, bis an die Krallen durch Schwimmhaut ver- bunden. Am ausgezeichnetsten ist die Bildung der Flügel, die einen langen, fast säbelförmigen Lappen darstellen, welcher schlaff an der Seite des Leibes herabhängt und mit sehr kleinen kurzen Federchen bedeckt ist, die wie Schuppen anliegen. Die zum Fliegen vollkommen unfähigen Thiere bewohnen vorzugsweise die kälteren Küsten der Südsee, wo sie sich in Schaaren finden und gern in langen Reihen aufrecht am Ufer stehen, in welcher Stellung sie sich zugleich auf die Fußwurzeln stützen; sie schwimmen und tauchen sehr geschickt und die Weibchen brüten die Eier zwischen den Schenkeln aus, nehmen sie auch wohl bei Gefahr in dieser Lagerung auf der Flucht beim Schwim- men mit sich fort. Aptenodytes; Catarrhactes; Spheniscus . Den vorigen sehr nahe steht die Familie der Alken (Alcida) , Fig. 1258. Der Larventaucher (Fratercula arctica) . indem die Flügel ebenfalls sehr kurz und meistens zum Fliegen untaug- lich sind, aber dennoch stets Feder- bekleidung und, wenn auch kleine, Schwungfedern zeigen; die Füße stehen ebenso, wie bei den Pingui- nen, sehr stark nach hinten, doch nicht ganz so weit und der Körper wird in etwas schiefer Stellung getragen. Die Schwimmfüße sind ganz; die vierte Zehe fehlt durch- aus; der Schnabel ist stets kurz, seitlich zusammengedrückt, schmal, meist mit queren oder schiefen Falten geziert, zuweilen vorn an der Spitze gebogen, in anderen Fällen außerordentlich hoch, dünn und schneidend. Alle diese Vögel leben in großen Schaaren in den nörd- lichen Polarmeeren, wo sie theils in kunstlosen Nestern, theils in tie- fen Löchern brüten, die sie mit ihrem Schnabel aushöhlen; sie sind größtentheils sehr stupid und dienen den Bewohnern des Nordens hauptsächlich durch ihr Fett, das man als Brennöl benutzt, und ihre Eier. Uria; Alca; Mergulus; Phaleris; Mormon; Fratercula . Die Familie der Taucher (Colymbida) hat einen langen, geraden, Fig. 1259. Der Haubentaucher (Colymbus cornutus) . kantigen, spitzen Schnabel von ke- gelförmiger Gestalt und einen rund- lichen Kopf, welcher nicht selten mit eigenthümlichen Federbüschen oder Halskrausen geziert ist; der Hals ist ziemlich lang und dünn, die Flügel kurz, aber wohl gebildet, der Flug schnell, aber nicht anhaltend; die Füße stehen weit nach hinten, zeigen stets eine kleine gesäumte Hinterzehe und drei große Vorder- zehen, die bald mit ganzen Schwimm- häuten versehen, bald auch frei und nur mit breiter Schwimmhaut ge- säumt sind; die Brust mehrerer Ar- ten wird als vortreffliches feines Pelzwerk benutzt, da sie einen äußerst weichen, seidenglänzenden Flaum besitzt. Die Taucher sind Bewohner der nördlichen und gemäßigten Zone, welche die süßen Gewässer, be- sonders Seen als Aufenthaltsorte und Brütplätze vorziehen und mei- stens sich nur im Sommer an das Nordmeer begeben. Eudyles; Colymbus; Podiceps . Fig. 1260. Die Trauerente (Anas [Oidemia] nigra) . Die Familie der Enten (Lamellirostria) enthält eine große An- zahl lebhaft gefärbter Arten mit dickem, meist breitem und flachem, seltener schmalem und geradem Schnabel, der vorn Kuppenförmig herabgebogen ist und auf den Seiten von einer weichen, empfindlichen Haut bedeckt wird, welche vorstehende quere Falten oder Zacken zeigt und wie es scheint wesentlich zum Durchtasten des Schlammes dient, in welchem die Enten vorzugsweise ihre aus Würmern und Mollus- ken, wie aus faulenden Stoffen bestehende Nahrung suchen. Das Fig. 1261. Die Eidergans (Somateria mollissima) . Gefieder der Entenvögel ist weich, flaumig, von einigen, wie von der Eiderente, außerordentlich geschätzt, die Flügel mittelmäßig groß und durch die starken steifen Schwung- federn zum Fluge äußerst geschickt. Die wilden Enten und Gänse sind äußerst schlaue, vorsichtige und scheue Vögel, von denen die meisten Arten süße Gewässer vorziehen, die seicht genug sind, um gründeln zu können, eine eigenthümliche Art des Tau- chens, wobei die Thiere mit senk- recht nach unten gestelltem Leibe den Grund mit dem Schnabel durchsuchen, während sie den Bürzel über die Wasserfläche erheben. Die Füße der Enten haben drei lange, durch ganze Schwimmhaut verbundene Zehen und eine rudimentäre Hinter- zehe, die bald ganz nackt, bald häutig gesäumt ist. Cygnus; Anser; Anas; Somateria; Clangula; Mergus . Fig. 1262. Der Anhinga (Plotus anhinga) . In der Familie der Ruderfüßler ( Steganopoda ) dient als we- sentliches Kennzeichen die Bildung des Fußes, an welchem die vierte Zehe bald quer nach innen, bald selbst etwas nach vorn gerichtet und mit den anderen durch eine vollständige Schwimmhaut verbunden ist, so daß jene Form der Fuße gebildet wird, welche man Ruderfüße genannt hat. Die Beine sind schon mehr in die Mitte des Körpers gerückt, als bei den Enten, mit denen selbst die Körperform im Allge- Fig. 1263. Kopf des Pelikans. meinen viele Aehnlichkeit hat. Der Schnabel ist gewöhnlich sehr lang, dünn, scharf gekielt, gerade, ganz spitz oder der Oberkiefer mit einem herabgekrümmten Hacken versehen; bei manchen ist entweder der Kropf ungeheuer groß, oder es dient auch die erweiterte Haut, welche sich zwi- schen den Aesten des Unterkiefers befindet, als Sack für die Aufbe- wahrung der Beute. Der Hals ist meistens lang, bei einigen von ganz ungewöhnlicher Länge und Dünne, die Flügel sehr wohl ausgebildet, lang, zuweilen selbst, wie bei der Fregatte, säbelförmig zugespitzt, der Flug meist schnell, anhal- Fig. 1264. Die Fregatte (Tachypetes Aquila) . tend und kräftig. Viele nisten auf Bäumen, oft ziemlich weit von der Küste und vermehren sich in günstigen Fällen außerordentlich stark. Pelecanus; Sula; Dysporus; Carbo; Halieus; Plotus; Tachypetes; Phaeton . Fig. 1265 Die Seeschwalbe (Sterna hirundo) . Die Familie der Möven ( Larida ) gleicht durch die Körperform und das Gefieder den Tauben oder den Schwalben, mit denen sie das außerordentlich ausgebildete Flugvermögen theilen. Der Schnabel ist gewöhnlich zusammengedrückt, bald lang, schmal und gerade, bald kürzer und an der Spitze kuppenförmig gebogen, nur in Ausnahme- fällen breiter oder auch mit ungleichen Kieferhälften versehen. Die Füße sind nur dreizehige Schwimmfüße mit einer freien Hinterzehe, wodurch sie sich wesentlich von der vorigen Familie unterscheiden; die Flügel sind lang, spitz, oft säbelförmig, der Schwanz zuweilen schwal- benartig ausgeschnitten. Alle Möven sind Stoßtaucher, ihr Flug äußerst geschickt und zierlich, einige, wie die Raubmöven (Lestris) leben selbst hauptsächlich davon, daß sie andere Stoßtaucher so lange ver- folgen, bis diese die erhaschte Beute fallen lassen, welche sie dann im raschen Fluge wegschnappen, ehe sie noch den Wasserspiegel erreicht. Die Möven leben besonders in nördlichen Meeren, kommen aber auch, besonders im Winter, auf die süßen Gewässer der gemäßigten Zonen. Larus; Rhynchops; Sterna; Lestris . Die Familie der Sturmvögel ( Procellarida ) theilt mit den vori- Fig. 1266. Kleiner Sturmvogel (Procellaria vittata) . gen im Allgemeinen die Körperform, die sehr langen, oft säbelartigen Flügel, welche die größte Zahl von Armschwingen in der ganzen Klasse der Vögel besitzen und das ausge- zeichnete Flugvermögen, unterscheidet sich aber von ihnen wesentlich durch die Füße, an welchen die Hinterzehe ganz fehlt oder nur durch einen kurzen, klauentragenden Stummel ersetzt ist und durch die Bildung des Schnabels. Dieser ist nämlich ziemlich lang, gerade, etwas abgeplattet, der Oberkiefer vorn kuppig herabgebogen, die Dillenecke des Unterkiefers kantig vorstehend und beide Theile deutlich von der hinteren Partie des Schnabels abgesetzt, auf welcher noch die zu einer vorstehenden Röhre vereinigten Nasen- löcher aufsitzen. Die Sturmvögel können gar nicht tauchen, sind da- gegen wesentlich darauf angewiesen, ihre Nahrung auf den hochgehen- den Wellen zu suchen, auf denen sie gewöhnlich mit ausgebreiteten Flügeln laufen oder flattern und deßhalb von den Seefahrern als Vorboten des Sturmes angesehen werden. Sie kommen in allen Meeren vor und brüten auf nackten Felsen, meist selbst ohne Nest. Diomedea; Procellaria; Thalassidroma; Puffinus . Ordnung der Sumpfvögel. (Grallatores) . Der Schnabel dieser Ordnung, welche sich wesentlich durch die Fig. 1267. Der Kranich (Grus cinerea) . langen Stelzfüße auszeichnet, zeigt sehr verschiedene Formen, ist indes- sen fast unter allen Umständen län- ger, als der Kopf, und meistens spitz kegelförmig, zuweilen selbst in seiner ganzen Länge sehr dünn und schmal. Der Hals ist gewöhnlich lang, oft unverhältnißmäßig dünn, schlangenartig gebogen und steht in seiner Entwickelung in einem ge- wissen Verhältnisse zu der Höhe der Beine. Das Gefieder liegt meist straff an, erscheint dem der Wasservö- gel ähnlich, selten mit hellen Farben geziert und fast niemals metallglän- zend. Die Flügel sind stark ent- wickelt, das Flugvermögen meist ungemein bedeutend, die Stellung im Fluge eigenthümlich, indem die Vögel den langen Hals und die langen Beine meist wagerecht nach vorn und hinten ausstrecken; die Beine sind meist unverhältnißmäßig lang, besonders die Läufe, und diese sowie der Unterschenkel in seiner unteren Hälfte vollkommen nackt und mit grobem Netzwerke überzogen. Von der allgemeinen Regel, daß die Unterschenkel nicht bis zur Fußbeuge befiedert sind, giebt es indessen manche Ausnahmen, die dennoch ihrer übrigen Charaktere wegen zu den Sumpfvögeln gerechnet werden müssen. Die Zehen sind sehr lang, in Ausnahmefällen gänzlich durch eine Schwimmhaut verbunden oder ringsum mit häutigen Lappen gesäumt, meist aber entweder ganz frei oder nur die äußeren an ihrem Grunde mit unbedeutender Haut zu- sammengeheftet. In der Entwicklung der vierten Zehe herrscht eine sehr große Verschiedenheit, indem sie bald ganz fehlt, bald eine ziem- liche Länge besitzt, gewöhnlich aber doch nur rudimentär ist, oder zu- weilen einen Sporn trägt. Die meisten Vögel dieser Ordnung halten sich an flachen Ufern der Gewässer, an Sümpfen und morastigen Ge- genden auf, wo sie mit langen Schritten umherwaten und ihre aus Würmern, Insekten und Wasserthieren bestehende Nahrung suchen; viele haben die Gewohnheit, stundenlang auf einem Beine mit einge- zogenem Halse still zu stehen; die meisten flüchten sich in Gefahr, indem sie sich ihren Flügeln anvertrauen, einige indeß sind äußerst schnelle Läufer und fliegen nur selten, so daß man sie mit Hunden hetzen kann. Die meisten sind Strich- oder Zugvögel, die im Som- mer an ihren nordischen Wohnorten brüten, im Winter aber in wär- mere Gegenden ziehen; sie leben meist paarweise, vereinigen sich aber gern zu größeren Gesellschaften. Wir unterscheiden folgende Familien: Die Familie der Wasserhühner ( Macrodactylia ) hat einen Fig. 1268. Der Jaçana (Parra chirurgus) . kurzen Schnabel, der nur selten länger als der Kopf ist, aber gewöhnlich die Form eines spitzen Keiles besitzt, der stark von der Seite zusammengedrückt ist. An der Seite des Oberschnabels findet sich meist eine Längsrinne oder auch nur eine Vertiefung, in welcher die durchgehenden Nasenlöcher liegen. Der Hals ist verhältnißmäßig kurz, dick, die Flügel nicht sehr entwickelt, die Beine kurz, aber dick und kräftig und der Unterschenkel entweder ganz oder zum größten Theile befiedert, so daß der ganze Habitus des Vogels ziemlich dem eines Hühnervogels gleicht. Die Zehen sind lang, kräftig, mit scharfen Nägeln versehen, die Hinterzehe gehörig ausgebildet und oft mit einem starken Sporn bewaffnet, der zuweilen selbst unverhältnißmäßig lang und dünn ist. Der Flügel ist bei einigen Gattungen an der Armecke mit einem starken spitzen Dorne bewaffnet, die Zehen bei anderen in ihrem ganzen Umfange mit Hautlappen gesäumt. Die meisten Vögel dieser Familie zeigen in ihrer Lebensart noch viele Aehnlichkeit mit den eigentlichen Wasservögeln, indem sie geschickt schwimmen, theilweise selbst tauchen oder auch mit großer Schnelligkeit über die Wasserpflan- zen der Teiche und Sümpfe weglaufen, wobei sie von ihren langen Zehen trefflich gestützt werden. Rallus; Crex; Gallinula; Parra; Por- phyrio; Notornis ; Fulica; Padoa . Fig. 1269. Die Schnepfe (Scolopax rusticola) . Die Familie der Schnepfen (Scolopacida) . Der Schnabel dieser meist kleinen Vögel ist sehr lang, dünn, weich, biegsam und bald voll- kommen gerade, bald etwas nach oben oder nach unten gebogen oder an seiner Spitze unbedeutend gekrümmt oder geknopft. Der Kopf und namentlich die Zügelgegend ist vollständig befiedert, die Flügel stark ausgebildet, der Hals kurz und dick, oft noch mit eigenthümlichen Fe- derkrausen versehen, die der Vogel nach Willkür sträuben kann. Die Füße sind verhältnißmäßig kurz, dünn, die Unterschenkel zuweilen bis zur Fußbeuge, meist ziemlich weit hinab befiedert; die Hinterzehe ist fast immer vorhanden, aber weit kleiner, als bei der vorigen Familie; die Vorderzehen sind lang und dünn, meist vollkommen frei oder nur am Grunde geheftet, in einigen Fällen aber lappig gesäumt oder selbst durch Schwimmhäute mit einander verbunden. Die Nahrung der niedlichen Vögel, welche als Wild sehr geschätzt sind, besteht vorzugs- weise aus Würmern und Insektenlarven, welche sie mit dem langen Schnabel aus sumpfigem oder weichem Boden hervorsuchen. Scolopax; Limosa; Totanus; Tringa; Machetes; Numenius; Calidris; Phalaropus . Den vorigen sehr nahe steht die Familie der Strandläufer (Cha- Fig. 1270. Der weiße Strandreuter (Himantopus candidus) . radrida) , unterscheidet sich aber na- mentlich durch den Schnabel, der stets hart, mit festem Horne beklei- det, meist freilich lang, dünn und gebogen oder gerade, in anderen Fällen aber auch kurz, kegelförmig und auf der Spitze gekuppt ist. Die Beine der meisten Gattungen sind äußerst lang, schmächtig, die Unter- schenkel ihrem größten Theile nach nackt, nur bei einigen kurzbeinigen Gattungen bis zur Fußbeuge gefie- dert; die Hinterzehe fehlt entweder ganz oder ist nur durch einen un- bedeutenden Anhang repräsentirt. Die langen, dünnen Vorderzehen sind ganz frei oder geheftet, zuweilen auch durch eine Schwimmhaut mit einander verbunden. Die Vögel dieser Familie leben besonders gern an sandigen Ufern oder selbst in trockenen Gegenden von Mol- lusken, Würmern und Insekten. Charadrius; Aegialites; Vanellus; Strepsilas; Himantopus; Haematopus; Recurvirostra; Glareola; Ta- chydromus . Die eigentlichen Repräsentanten dieser Ordnung sind diejenigen Fig. 1271. Der Ibis der Egypter (Ibis sacer) . Sumpfvögel, welche die Familie der Reiher ( Ardeida ) ausmachen. Der Schnabel dieser Vögel ist lang, hart, meist dick und stark an der Basis, gewöhnlich kegelförmig zu- gespitzt, zuweilen aber breit abge- plattet, mehr oder minder löffel- förmig oder auch sonst von seltsam abweichender Gestalt. Der Hals ist lang, oft schlangenartig, gewöhn- lich dünn, zuweilen ziemlich ver- dickt, die Flügel kräftig, die Füße sehr hoch, dünn, stelzenartig, die Hinterzehe meist vorhanden, aber kurz, die Vorderzehen stark, gewöhn- lich frei, oder nur am Grunde geheftet, selten durch eine Schwimm- haut verbunden. Die Wangen- und Zügelgegend ist bei vielen z. B. den Störchen durchaus nackt und Fig. 1272. Die Rohrdommel (Ardea stellaris) . Fig. 1273. Der Marabutstorch (Ciconia (Mycteria) Marabu) . mit einer weichen Haut überkleidet. Die Vögel dieser Familie haben meist einen sehr hohen und kräftigen Flug, nisten auf Bäumen und halten sich an Gewässern oder auch sumpfigen Wiesen auf, wo sie sich hauptsächlich von Fischen, Amphibien und Reptilien nähren. Grus; Ardea; Eurypyga; Cancroma; Nycticorax; Scopus; Ciconia; Dromas; Mycteria; Tantalus; Ibis; Platalea; Phoenicopterus . Den Uebergang zu der Ordnung der Hühner bildet die Familie Fig. 1274. Bespornte Hühnerstelze (Chauna chavaria) . der Hühnerstelzen ( Alectorida ) , die mit den unbefiederten, nackten Un- terschenkeln der Stelzvögel das An- sehen und den Schnabelbau der echten Hüher verbindet. Der Schna- bel ist nämlich kurz, höchstens so lang als der Kopf, meist kürzer, stark, kuppig gewölbt, mit hakiger, übergreifender Spitze; die Flügel ziemlich kurz, stark, oft mit Sta- cheln an der Armbeuge bewaffnet und so als Waffe ausgebildet; die Füße verhältnißmäßig kürzer, als bei der vorigen Familie, aber sehr Vogt. Zoologische Briefe. II. 24 kräftig und stark, die Zehen ganz frei oder nur am Grunde geheftet, kräftig, lang, die Hinterzehe meist tüchtig entwickelt und zuweilen mit einem scharfen Sporn versehen. Die meisten Vögel dieser Familie leben theils in Gehölzen, theils in trockenen, ebenen Gegenden vor- zugsweise von Sämereien, weniger von Insekten oder anderen Thieren und sind äußerst geschickte Läufer, welche nur selten und schwerfällig fliegen. Einige südamerikanische Gattungen werden ihres Muthes wegen gezähmt und den Hühnerheerden beigesellt, welche sie mit Schna- belhieben und Schlägen des bespornten Flügels gegen Angriffe des Raubzeugs sehr energisch zu vertheidigen wissen. Palamedea; Chauna; Psophia; Dicholophus; Otis . Ordnung der Hühnervögel. (Gallinacea.) Fig. 1275. Der Satyr (Tragopan satyrus) . Die meist großen und schweren Vögel, welche diese Ordnung bil- den, besitzen einen starken, dicken Schnabel, der stets kürzer als der Kopf und bald in in seiner ganzen Länge, bald nur vorn kuppig ge- bogen ist. Die Ränder und die Spitze des Oberschnabels greifen über den Unterschnabel herüber und die Höhe des ersteren wird meist noch dadurch verstärkt, daß die Nasenlöcher mit einer hornigen oder knorpelartigen Schuppe überwölbt, theilweise bedeckt und oft noch von einer Wachshaut umgeben sind. Fast immer findet man an dem Kopfe verschieden gelegene nackte Stellen, sowie Kämme und Fleisch- auswüchse, die aus einem erektilen Gewebe gebildet sind und sich im Zorne mit Blut strotzend anfüllen. Die Flügel der Hühnervögel sind verhältnißmäßig kurz, der Flug daher schwer, selten anhaltend, ge- wöhnlich sehr geräuschvoll und niedrig; das Gefieder ist straff, oft mit sehr reichen Farben und lebhaftem Metallglanze geziert, der Schwanz oft ungemein entwickelt und fähig, fächerartig gespreizt und entfaltet zu werden. Die Beine sind von mittlerer Höhe, sehr stark und kräftig, bis zur Fußbeuge, zuweilen selbst bis zu den Zehen hinab befiedert; stets finden sich drei kräftige Vorderzehen mit stum- pfen, meist platten Nägeln, die entweder ganz frei oder nur am Grunde durch eine kurze Haut verbunden sind; die vierte Zehe ist stets nach hinten gerichtet, meist klein, schwach und rudimentär und in ähnlicher Weise, wie die Afterklaue mancher Säugethiere, in eini- ger Höhe über dem Boden angeheftet. Nur bei denjenigen Gattungen, welche vorzugsweise gern auf Bäumen leben und seltener auf die Erde kommen, steht eine kräftigere vierte Zehe im gleichen Niveau mit den übrigen. Bei den Männchen der meisten Gattungen findet sich außer- dem noch in einiger Höhe über dem Boden ein starker, oft sehr spitzer und scharfer Sporn vor, der nach innen und hinten gewendet ist und den Thieren vorzugsweise als Waffe dient. Die meisten Vögel dieser Ordnung halten sich stets auf der Erde, meist auf Hai- den und in niederen Holzbeständen auf, wo sie ihr kunstloses Nest gewöhnlich auf flacher Erde anlegen. Der Hahn hat eine größere Anzahl von Hennen um sich, welche einzig das Brütegeschäft vollzie- hen. Die Jungen nähren sich anfangs mehr von Insekten und Wür- mern, während sie später härtere Sämereien vorziehen, die meistens mit den starken Füßen aus der Erde hervorgescharrt werden. Fast alle Arten sind äußerst leicht zähmbar und werden sowohl des wohl- schmeckenden Fleisches, als der Eier wegen, vielfach als Hausgeflügel gezogen. Wir unterscheiden folgende Familien: 24* Die Familie der Tavone ( Megapodida ) nähert sich am meisten Fig 1276. Neuholländischer Tavon (Megapodius Duperrey) . den Sumpfvögeln, zu denen sie auch von vielen Forschern gestellt worden sind. Der Schnabel ist gewölbt, zusammengedrückt, die Nasenlöcher häutig, die Augengegend nackt, die Flügel kurz, abgerundet und am Buge mit einem stumpfen Höcker bewaffnet. Die Füße sind ziemlich hoch, bis zur Beuge befiedert, die Vorderzehen sehr lang mit stumpfen Nägeln, durch eine Spannhaut am Grunde miteinander verbunden, die Hinterzehe lang, stark, in gleicher Höhe mit den übrigen; die Nägel sämmtlicher Zehen sind sehr lang, schwach gekrümmt, stumpf und unterhalb ganz flach. Das einzige Ei, welches diese Vögel, die nur den australischen Archipel bewohnen, legen, ist unverhältnißmäßig groß und soll, den Berichten der Reisenden zu Folge, einfach im Sande verscharrt und der Sonnenhitze zum Brüten überlassen werden. Megapodius . In der Familie der echten Hühner ( Phasianida ) ist entweder der ganze Kopf oder einzelne Theile desselben, namentlich die Wan- gen, nackt und bei den Einen mit Fleischauswüchsen, bei den Anderen mit Federbüschen geziert. Die Flügel sind kurz, straff, der Schwanz oft ungemein lang, auffallend gestaltet, besonders bei dem Männchen sehr stark entwickelt und meist wie ein Fächer spreizbar. Die Füße kräftig, nur am Grunde gesäumt, bei den Männchen gespornt; die Hinterzehe halb so lang, als die Innenzehe, wenig über den Boden erhaben, meist mit ihrem Nagel denselben berührend. Die Perl- und Truthühner, die Fasanen und Pfauen, von denen sich so viele durch ihr ausgezeichnet schönes Gefieder bemerklich machen, gehören alle dieser Familie an, in der noch besonders das große Mißverhältniß zwischen Männchen und Weibchen hinsichtlich der Größe und der Befiederung auffallend ist. Fast alle Angehörigen dieser Familie sind als Haus- vögel gezähmt. Phasianus; Gallus; Numida; Meleagris; Argus; Pavo . Die Feldhühner ( Tetraonida ) unterscheiden sich von den vorigen, denen sie in Lebensart und Nahrung ganz gleichkommen, durch die Fig. 1277. Das Schneehuhn (Lagopus alpinus) . vollständige Befiederung des Kopfes, an dem nur zuweilen ein geringer Streifen über den Augen nackt bleibt, durch die längeren Flügel und durch die Füße, welche bei den meisten Männchen spornlos sind und deren Hinterzehe entweder ganz fehlt oder doch nur rudimentär ent- wickelt ist und den Boden gar nicht berührt. Die Zehen der Meisten sind am Grunde durch Haut ver- bunden, die Läufe zuweilen bis auf die Fußwurzel oder selbst bis auf die Zehen befiedert. Die scheuen Vögel, von denen keine einzige Gattung Hausvogel geworden ist, leben auf Feldern und in Wäldern in Schaaren, die von einem alten Männchen angeführt werden und sonst nur aus Weibchen und Jungen bestehen. Tetrao; Perdrix; Francolinus; Lagopus; Coturnix . Von allen übrigen Hühnern unterscheidet sich die Familie der Fig. 1278. Schwarzftirniges Steißhuhn (Ortygis nigrifrons) . Steißhühner ( Crypturida ) durch den sehr unvollkommenen, meist unter den Bürzelfedern, die einen dicken Busch bilden, gänzlich ver- steckten Schwanz. Der Schnabel dieser Vögel ist länger und gerader als bei allen übrigen Hühnervögeln, die Flügel sehr kurz, so daß die Thiere entweder gar nicht oder nur sehr schwer fliegen, die Füße kurz, stark, die Hinterzehe sehr klein und in bedeutender Höhe einge- lenkt. Sie sind im Allgemeinen kleiner, als die gewöhnlichen Hühner- vögel und leben in Schaaren in buschigen oder ganz freien Gegenden. Crypturus; Ortygis; Hemipodius; Rhynchotus . Durch die allgemeine Körperform, die Bildung des Schnabels, die Kürze der Füße stehen die Jakuhühner ( Penelopida ) den Hüh- Fig. 1279. Das Hokohuhn (Crax alector) . nervögeln am nächsten, während ihre Anatomie und namentlich die starke Entwickelung eines ein- fachen, langen, aus- stülpbaren Penis sie mehr den straußartigen Vögeln näher bringt. Die etwa die Größe eines Truthahnes errei- chenden Vögel leben und nisten auf Bäumen und haben in Uebereinstim- mung mit dieser Lebens- art eine lange, starke Hinterzehe, die mit den Vorderzehen in gleicher Höhe steht. Der Schnabel ist sehr stark, krumm gewölbt, mit schar- fer Spitze, Augengegend und Oberkehle meist nackt und oft mit Fe- derbüschen oder Auswüchsen geziert; der Sporn fehlt ihnen ganz allgemein; ihr Schwanz ist lang und abgerundet, die Flügel zum Unterschiede von den Riesenvögeln durchaus wohlgebildet und mit kräftigen Schwungfedern versehen. Die Familie ist nur auf Süd- amerika beschränkt. Penelope; Urax; Crax . Ordnung der Laufvögel. (Cursores.) Fig. 1280. Der afrikanische Strauß (Struthio camelus) . Der wesentlichste Charakter dieser Ordnung, welcher die größten Vögel angehören, besteht in der Verkümmerung der Flügel, deren Knochen zwar nicht fehlen, aber entweder ganz unter dem übrigen Federkleide versteckt oder mit fahnenlosen Schwungfedern versehen sind, welche der Luft durchaus keinen Widerstand leisten können. Die meist sehr großen Vögel sind deßhalb gänzlich unfähig zu fliegen, und ein- zig auf ihre Füße als Bewegungsorgane angewiesen. Ihre Knochen unterscheiden sich deßhalb auch von denen der meisten übrigen Vögel durch den fast gänzlichen Mangel der Luftzellen, so wie ihr Brustbein in Uebereinstimmung mit der rudimentären Ausbildung der Flügel- muskeln eines Kammes gänzlich entbehrt und nur eine breite, gewölbte Platte bildet. Der Schnabel der Laufvögel ist meist kurz, abgeplattet, dreieckig mit stumpfer Spitze, die Nasenlöcher vorn an der Spitze des- selben gelegen, Kopf und Hals gewöhnlich nackt oder mit kurzem Flaume bedeckt. Der Schwanz hat entweder gar keine Steuerfedern, oder nur einen Busch zerschlissener, mehr haarartiger Federn; die Füße sind lang, hoch, außerordentlich kräftig, die Schenkel dick, ihre Mus- keln sehr stark, die Zehen kurz, breit, mit schwieliger Sohle und platten Nägeln versehen, die Hinterzehe fehlt entweder ganz oder zeigt nur einen ganz kleinen, unbedeutenden Stummel, bei den meisten sind drei, bei dem afrikanischen Strauße, dem größten Vogel überhaupt, nur zwei Zehen entwickelt. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1181. Der Casuar (Casuarius galeatus) . Die Strauße ( Struthionida ) haben einen durchaus flachen Schna- bel, nackten oder mit kurzen Flaumfedern bedeckten Kopf, an dem die Ohr- öffnung deutlich hervorsteht, langen Schlangenhals und sehr hohe Beine mit zwei oder meistens drei starken Zehen. An den Flügeln stehen ent- weder steife, fischbeinähnliche Kiele, wie bei den Casuaren, oder nickende Schwungfedern, wie bei den Straußen. Die Familie lebt nur in den tropischen Zonen, und ihre meisten Angehörigen sind sowohl durch ihre Größe, als durch die Schnelligkeit ihres Laufes bekannt genug. Struthio; Dromaius; Rhea; Casuarius . Vor nicht langer Zeit entdeckte man in dem vulkanischen Sande von Neuseeland riesenmäßige Ueberreste von Vögeln, deren Zahl sich bald mehrte so daß man jetzt mit Bestimmtheit behaupten kann, daß eine vielleicht nicht einmal gänzlich ausgestorbene Familie von Land- vögeln auf Neuseeland existirte, welche zu den Straußen in nächster Beziehung stand und die man mit dem Namen der Riesenvögel ( Di- nornida ) belegt hat. Die Sagen der Eingeborenen berichten von einem riesenmäßigen Vogel, den sie Moa nannten und mit welchem ihre Ahnen die heftigsten Kämpfe zu bestehen hatten. Einem Reisenden wurde die Stelle gezeigt, an welcher der letzte Moa nach blutigem Kampfe, in dem mehrere Eingeborene fielen, erlegt worden seyn sollte. Die Knochen, aus denen man mehrere Arten und sogar zwei Gattungen herausgefunden hat, weisen in der That nach, daß die größte Art den afri- kanischen Strauß um mehrere Fuß an Höhe übertroffen haben mußte. Der gänzliche Mangel an Luftzellen in den Knochen, die eine Markhöhle haben, beweiset, daß die Thiere ebenso wie die Strauße zum Fliegen durchaus unbefähigt waren. Die Füße hatten nur drei Zehen und der Bau des Schädels stimmte wesentlich mit demjenigen des Neuhol- ländischen Straußes überein. Ganz in der neuesten Zeit wurden in Madagaskar einige kolossale Eier gefunden, deren Cubikinhalt demje- nigen von acht Straußeneiern gleichkommt. Einige Knochen lassen auf einen Vogel von wenigstens doppelter Straußengröße schließen, der jetzt noch im Innern jener Insel haust und den man einstweilen mit dem Namen Aepyornis belegt hat. Die aufgefundenen Fußknochen schließen sich in ihrer Gestalt näher an die Strauße als an die neu- seeländischen Riesenvögel an. Dinornis; Palapteryx . Fig. 1282. Der Kiwi-kiwi (Apteryx australis) . Nicht minder merkwürdig als diese Familie der Riesenvögel ist ein anderes neuseeländisches Vogelgeschlecht, der Kiwi-kiwi ( Apteryx ) , welches ebenfalls als Typus einer besonderen Familie ( Apterygida ) gelten muß. Der ganze Körper dieser Vögel, von denen man jetzt zwei Arten kennt, ist mit langen, haarartigen Federn bedeckt, ähnlich denjenigen des Casuars, welche die kurzen, stummelartigen Flügel gänzlich verstecken. Der Vogel hat einen langen, runden, weichen Schnabel, ähnlich dem einer Schnepfe, an dessen vorderem Ende die mit einer Klappe verschließbaren Nasenlöcher stehen, und kurze Füße mit drei Vorderzehen und einer rudimentären, nach innen gerichteten Hinterzehe. Der seltsame Vogel, der die Größe eines Huhnes erreicht, lebt in den dichtesten Wäldern Neuseelands in Erdlöchern und geht nur Nachts seiner aus Würmern bestehenden Nahrung nach; man jagt ihn bei Fackelschein mit Hunden, denen er nicht entgehen kann, da er eine nur geringe Schnelligkeit besitzt. Klasse der Säugethiere. (Mammalia.) Fast stets unterscheidet man in dieser Klasse, welcher unsere eigene Gattung angehört, drei Körperregionen: Kopf, Hals und Stamm, der sich nach hinten in einen mehr oder minder langen Schwanz fortsetzt. Nur selten sind, wie bei den Walthieren z. B. diese Körperregionen so mit einander verschmolzen, daß keine Unterscheidung möglich ist, häufiger noch ist der Hals so kurz, daß der Kopf unmittelbar auf dem Rumpfe aufzusitzen scheint, und oft ist der Schwanz so gestutzt, daß er gänzlich in dem Fleische verborgen ist. Während bei den Fi- schen, den Lurchen und Reptilien der Körper mit dem Kopfe in einer und derselben horizontalen Linie liegt, bildet er meist bei den Säuge- thieren in ähnlicher Weise wie bei den Vögeln, eine gebrochene Linie, indem der Rumpf dem Erdboden parallel getragen wird, der Kopf ebenfalls horizontal oder geneigt steht, beide aber durch die schief auf- steigende Linie des Halses mit einander verbunden werden. Nur bei den dem Menschen nahestehenden Gattungen wird der Rumpf mehr aufgerichtet und bei dem Menschen allein sind die stützenden Glied- maßen so beschaffen, daß der Rumpf in vollkommen senkrechter Stellung aufrecht getragen wird. Der Stamm selbst, der sich von außen her stets als eine einzige Masse darstellt, an welcher die Gliedmassen angeheftet sind, zeigt sich innen durch eine quere Scheidewand, das Zwerchfell, in zwei besondere Höhlen getrennt, die Brusthöhle für Herz und Lun- gen, die Bauchhöhle für die übrigen Eingeweide. — Der Schwanz, die Fortsetzung des Stammes mittelst einer allmälig verkümmernden Wirbelsäule, wechselt außerordentlich an Länge, indem er bei vielen nur aus einigen unscheinbaren, im Fleische versteckten Wirbelbeinen besteht, während er bei anderen die Länge des Körpers übertrifft und oft als Stütz- oder Hülfsorgan der Bewegungen, besonders bei sprin- genden und kletternden Säugethieren benutzt wird. Die Haut der Säugethiere besteht immer aus einer ziemlich dicken Lederhaut, die aus verschlungenen Fasern zusammengesetzt ist und bei vielen Säugethieren, wie namentlich bei den Dickhäutern, eine bedeutende Mächtigkeit erreicht. Unter dieser Lederhaut, in welcher allein die Blutgefäße und Nerven sich verbreiten, ist gewöhnlich eine mehr oder minder beträchtliche Fettschicht im Zellgewebe abgelagert, und bei manchen Thieren dringt auch dieses Fett in die Zwischenräume der laxer gewebten Lederhaut ein, wie dieß z. B. bei den Walfischen der Fall ist. Die an der Außenfläche ausgebreitete Oberhaut besteht aus hornigen Schüppchen, die zusammenhängende Lagen bilden und durch Vertrocknung aus Zellen hervorgehen, welche sich stets wieder an der Oberfläche der Lederhaut erneuern. Man hat die Bildungs- stätte der Oberhautzellen, die sich auf der Oberfläche der Lederhaut erzeugen und hier eine schleimige Schicht darstellen, das Malpighi’sche Netz genannt. In diesen neu gebildeten Zellen sind meistens die Farb- stoffe und Pigmente abgelagert, welche unabhängig von den Haaren die Haut selbst färben. Die Modifikationen, welche die Struktur der Oberhaut erleidet, sind äußerst mannigfaltig; — sie verdickt sich an besonderen Stellen, namentlich da, wo Nerven und Gefäße gegen Druck geschützt werden sollen und bildet dann Schwielen, wie an dem Gesäße mancher Affen, den Füßen des Menschen, oder selbst dicke vor- stehende Ballen, wie an den Füßen der meisten übrigen Säugethiere. In anderen Fällen erhebt sich die Oberhaut in schuppenartigen Plätt- chen, die dachziegelförmig über einander liegen und große Aehnlichkeit mit den Schuppen der Fische haben. Der Schwanz des Bibers, der Ratte und mancher anderen Säugethiere können hiervon Beispiele ge- ben. Die am allgemeinsten vorkommende Oberhautbildung aber, welche als charakteristisches Merkmal der Säugethiere hingestellt werden kann, da sie nur einigen Walthieren und auch diesen nur im Alter abgeht, ist die Bildung der Haare , welche bei den meisten Säugethieren über den ganzen Körper verbreitet sind und nur bei wenigen auf einzelne Stellen, namentlich des Kopfes, beschränkt erscheinen. Die Haare be- stehen ganz allgemein aus einem inneren gewöhnlich gefärbten Mark- cylinder, der von einer äußeren Rindensubstanz umschlossen ist, die meist eine etwas verschiedene Farbennüance besitzt. Nach außen ist diese Rindenschicht noch von einer gewöhnlich schuppigen Schicht bedeckt, welche oft knotige Abtheilungen zeigt, die dann dem Haare ein ganz eigenthümliches Ansehen geben. Die Haare bilden sich in dem Gewebe der Lederhaut in geschlossenen Säcken auf einem gefäßreichen, warzen- artigen Vorsprunge, der auch später noch als sogenannte Zwiebel zu- rückbleibt; sie durchbrechen allmälig das Säckchen, um nun auf der Oberfläche der Haut zu erscheinen. Ihre Ausbildung selbst ist äußerst mannigfaltig. Bald erscheinen sie nur äußerst zart, dünn und weich, ähnlich den Flaumfedern der Vögel, lang, gekräuselt und auf der gan- zen Oberfläche mit feinen Härchen und Spitzchen versehen — sie bilden so die Wolle; — bald sind sie stärker, steifer und ihre Ober- fläche glatt — sie werden dann Licht- oder Stammhaare genannt. Besonders bei den Säugethieren, die in kälteren Klimaten sich aufhal- ten, ist der Pelz gewöhnlich aus diesen beiden Arten von Haaren zu- sammengesetzt, indem die Wollhaare einen dichteren Ueberzug unmittel- bar auf der Haut bilden. Häufig auch werden die Wollhaare nur im Winter ausgebildet, während im Sommer die zerstreuter stehenden Lichthaare allein übrig bleiben. Besonders starke und dicke Haare finden sich fast allgemein an den Lippen der Säugethiere in Gestalt steifer Borsten, die zuweilen sogar, wie bei den Seehunden, spiralig gedreht erscheinen. Es stecken diese Tasthaare in starken, tiefen, fase- rigen Bälgen, welche durch besondere Muskeln bewegt werden können und zahlreiche Fäden von dem fünften Nervenpaare erhalten, so daß sie in der That feinere Tastempfindungen mittheilen können. Noch stärker, steifer, in Form spitzer Pfeile entwickelt werden die Haare bei manchen Lanzenratten und gehen so allmälig in die dicken und festen Stacheln über, welche wir besonders von dem Igel und dem Stachel- schweine kennen. Diese Stacheln bestehen aus parallelen Röhren von Hornsubstanz und zeigen sich so gleichsam aus einer gewissen Anzahl von Haaren zusammengesetzt, die um einen inneren Markkanal zu einem Bündel verschmolzen sind. Manche ausnahmsweise Bildungen, wie z. B. das Horn des Nashorns zeigen dieselbe Struktur aus paralle- len Hornröhren und die Schuppen des Schuppenthieres, welche Dach- ziegelförmig über einander liegen und einen starken Panzer um den Körper bilden, sind eigentlich nur plattgedrückte Stacheln und ebenso, wie diese, aus parallelen Hornröhren zusammengesetzt. Eine gleiche Bildung haben die Hufe und Klauen, welche die Zehenspitzen vieler Säugethiere umgeben; doch nimmt hier nach und nach eine blättrige Bildung überhand, zwischen deren einzelnen Schichten die Hornröhren und die Gefäße sich hinziehen. Bei diesen größeren Gebilden, den Hufen, den Hornscheiden der hohlhörnigen Wiederkäuer u. s. w. findet man deutlich an der Basis ein sehr gefäßreiches, meist aufgewulstetes Gewebe, aus welchem der neu entstehende Hornstoff in der Weise abgesondert wird, daß das schon erstarrte Gebilde stets mehr und mehr sich nach außen vorschiebt. Ganz überhand nimmt die blättrige Bil- dung in den Platt- und Kuppennägeln, so wie in den Krallen, die nur aus einzelnen schief über einander liegenden Hornblättchen gebil- det werden, welche sich von dem Grunde der Nagelfalte aus vorschie- ben und so die stete Abnutzung ersetzen. Außer diesen Oberhautgebil- den finden sich in der Haut der Säugethiere fast überall Schweiß- drüsen, aus einem engen geschlängelten Ausführungsgange bestehend, der in der Tiefe der Haut mit einem Drüsenknäuel zusammenhängt, und wei- tere Talgdrüsen, die eine mehr oder minder fettige Schmiere abson- dern und gewöhnlich der Art in die Haarbälge einmünden, daß das Haar von ihrem Sekrete eingeölt wird. Außerdem sind oft an einer oder der andern Stelle der Haut größere Drüsen entwickelt, die eine ölige Schmiere absondern, welche meist einen starken Geruch hat. Solche Schmeerdrüsen finden sich an dem Kopfe, namentlich vieler Wiederkäuer, Dickhäuter und Nager, bald in der Schläfe, bald auf der Wange oder selbst am Hinterhaupte. Bei den Spitzmäusen liegen sie an der Seite des Leibes, bei der Moschusmaus an dem Schwanze, bei vielen Wiederkäuern in einem Kranze an dem Hufe, zwischen den Ze- hen, wo dieselben sich spalten. Bei den meisten Säugethieren kommen sehr starke Drüsen dieser Art in der Nähe des Afters und der Ge- schlechtstheile vor und bei den Zibetthieren, den Hyänen sind sie so entwickelt, daß sie förmliche Säcke bilden, aus denen bei den ersteren die stark riechende ölige Absonderung gewonnen wird. Häufig sind diese Drüsen nur bei dem männlichen Geschlechte entwickelt, bei dem weiblichen rudimentär und so werden namentlich der Moschus und das Bibergeil (castoreum) in Säcken abgesondert, welche mit der Vorhaut der Begattungsorgane in besonderer Beziehung stehen und in derselben ausmünden. Als einer besonderen Bildung müssen wir noch einer Hautdrüse erwähnen, welche nur bei den männlichen Kloa- kenthieren, dem Schnabelthiere und dem Ameisenigel vorkommt, an der inneren Seite des Schenkels liegt und einen Ausführungsgang nach unten sendet, der in der Nähe des Fußes in einen gekrümmten, scharfen Sporn ausmündet. Ziemlich allgemein wurde diese Drüse als eine Giftdrüse und der hohle Sporn für einen Giftstachel ange- sehen; — neuere Beobachtungen aber scheinen dieser Ansicht zu wider- sprechen, indem man bis jetzt niemals fand, daß sich die Thiere des- selben als Waffe zu bedienen suchten. Da dieser Sporn nur den Männchen zukommt, so scheint die durch ihn geleitete Absonderung mehr zu der Geschlechtsfunktion in Beziehung zu stehen. Fig. 1283. Skelett des Kameels in d e Silhouette des Thieres eingezeichnet. mt Mittelfuß. ta Fußwurzel. fe Oberschenkelbein. vq Schwanzwirbel. os Kreuzbein. vl Lendenwirbel vd Rückenwirbel. o Schulterblatt. vt Hals- wirbel. h Oberarm. cu Elle. ca Handwurzel. mc Mittelhand. ph Zehen. c Rippen. ro Kniescheibe. ti Schienbein. In dem Skelette der Säugethiere zeigt sich eine große Man- nigfaltigkeit, was in starkem Gegensatze zu der großen Einförmigkeit der Bildungen bei der vorhergehenden Klasse steht. Von den Kloaken- und Walthieren aus erheben sich die Formen nach und nach zu dem menschlichen Typus, welchem die Affen am nächsten stehen. Mit Aus- nahme der schwankenden Zahlenverhältnisse der Wirbelsäule und der Gliedmaßen zeigt sich indeß eine überraschende Einförmigkeit des Pla- nes in dem Baue des ganzen Skelettes, so daß die einzelnen Modi- fikationen weit mehr durch abweichende Form und Lagerung, als durch tiefere Verschiedenheiten bedingt werden. Der Schädel besteht immer aus einem Gerüste unbeweglich verbundener Knochen, die man in die eigentlichen Schädel- und Gesichtsknochen theilen kann, ohne daß zwischen beiden eine genauere Gränze gezogen werden könnte. Die Beweglichkeit einzelner Gesichtsknochen, die wir bei allen vorigen Klassen mehr oder minder stark ausgebildet vorfanden, ist hier gänz- lich verschwunden und nur der Unterkiefer als einziges Stück und zwar unmittelbar an dem Schädel eingelenkt. Die Gesichtsknochen, welche die Bildung des Nasen- und Gaumengewölbes herstellen, er- scheinen im Allgemeinen um so länger vorgezogen, und die Hirnkapsel um so geringer im Verhältnisse, je niedriger das Thier steht. Man hat hieraus namentlich eine Stufenleiter der Menschenähnlichkeit ab- zuleiten gesucht und zu diesem Zwecke zur mathematischen Bestimmung die Messung eines Winkels vorgeschlagen, der durch folgende zwei Linien gebildet wird. Die eine Linie wird von der Oeffnung des äußeren Gehörganges nach vorn durch das Gaumengewölbe bis zum Grunde der äußeren Nasenöffnung gezogen; sie ist gewisser Maaßen der äußere Ausdruck der Schädelbasis. Die zweite Linie zieht man von dem vorspringenden Winkel der Stirn zwischen den Augen bis zu der vorderen Spitze des Oberkiefers, bis zur Wurzel der Schneide- zähne. Der hierdurch gebildete Winkel, welchen man den Gesichts- winkel genannt hat, erscheint um so mehr dem rechten genähert, je mehr der Schädelantheil über den Gesichtsantheil entwickelt ist. Die Fig. 1284. Schädel eines Etruskers. Schädel der kaukasischen Race zeigen meist achtzig, die der Neger etwa Fig. 1285. Negerschädel. siebzig, die der Affen von dreißig bis zu sechszig Grad bei jungen Thieren; allein wenn auch das Maaß dieses Gesichtswinkels im Fig. 1286. Schädel eines alten Pavians, mit einem Gesichtswinkel von etwa 30 Grad. Fig. 1287. Schädel eiues jungen Orangs, die höchste bei Thieren vorkommende Aus- bildung des Gesichtswinkels zeigend. Allgemeinen eine Anschauung geben kann, so zeigen sich doch bei sei- ner Anwendung im Einzelnen eine Menge von Schwierigkeiten, die ihn nicht als unumstößliches Maaß erscheinen lassen. Namentlich Fig. 1288. Schädel des Ebers. Der Gesichtswinkel ist fast unmeßbar, da bei der stark zurückweichenden Stirn und den etwas gewölbten Nasenbeinen sich keine Linie von der Wurzel der Schneidezähne zu der Stirn legen läßt. wird die Richtigkeit dieses Maaßes dadurch getrübt, daß gerade in der Stirngegend die beiden Platten der Schädelknochen oft sehr be- deutend auseinander weichen, indem sie die sogenannten Stirnhöhlen, Nebenhöhlen der Nase, in sich aufnehmen, wodurch der Gesichtswinkel im Verhältnisse zu der Hirnentwickelung zu groß erscheint. Im All- Fig. 1289. Fig. 1290. Fig. 1289. Der Schädel eines jungen asiatischen Elephanten, der die Nähte der Knochen noch zeigt. Letztere sind mit den gewöhnlichen Ziffern (s. S. 47.) bezeichnet. 1 Thränenbein. Fig 1290. Durchschnitt eines erwachsenen Schädels derselben Art, um die inneren Höhlen zu zeigen. a Zellen der Stirnhöhlen, zwischen den beiden Platten der Schädelknochen. b Höhle für das Gehirn, verhältnißmäßig klein. c Gelenkhöcker des Hinterhauptes. d Hinterster noch unentwickelter Backzahn. e Mittlerer, im Gebrauche stehender Backzahn. f Vorderster Backzahn, fast gänzlich abgenutzt. g Stoßzahn. h Nasenöffnung. i Zwischenkiefer. gemeinen aber läßt sich nicht läugnen, daß sogar unbewußt die Be- ziehungen des Gesichtswinkels zu der Entwickelung der intellektuellen Fähigkeiten anerkannt werden, indem man stets geneigt ist, Thieren mit steil abfallender Stirnfläche, also mit größerem Gesichtswinkel, bedeu- tendere Fähigkeiten zuzuschreiben, als solchen mit zurückweichendem Obergesichte. Eben so ist dieß in die künstlerische Auffassung überge- gangen und an dem Kopfe des olympischen Jupiters von Phidias, der die höchste Entwickelung der Intelligenz darstellen sollte, ist der Gesichtswinkel sogar um einige Grade über das Maaß eines rechten Winkels hinaus geöffnet. Vogt. Zoologische Briefe II. 25 Das Hinterhauptsbein (5) der Säugethiere bietet stets zwei vor- springende Gelenkhöcker dar, die je nach der Stellung des Kopfes bald mehr an der hinteren, bald, wie bei dem Menschen, an der unteren Fläche des Schädels angebracht sind. Dieser Knochen, der noch am meisten einem Wirbel in allen seinen Theilen ähnlich sieht, besteht zwar bei den jungen Säugethieren regelmäßig aus dem unteren Körper, den Seitentheilen und der oberen Schuppe, verwächst aber frühzeitig, so daß er bei erwachsenen Thieren stets nur ein einziges Stück dar- stellt, welches oft noch sogar nach vorn hin mit dem Körper des Keilbeines verschmilzt, so daß, wie bei dem Menschen, die sämmtlichen Stücke, welche dem Keilbeine und dem Hinterhauptsbeine angehören, nur einen einzigen Knochen bilden, welchen man auch das Grundbein genannt hat. Das Keilbein (6) selbst besteht immer aus zwei Körper- stücken, dem hinteren, mit dem die großen Keilbeinflügel, und dem vorderen, mit welchen die kleinen Flügel oder Augenflügel verwachsen sind, an welchen stets der Durchtritt der Sehnerven stattfindet. Die Grundfläche der Hirnkapsel wird einzig von den angeführten Knochen gebildet, die sich auch noch auf die Seitenwandungen des Schädels ziehen. Hier werden sie vervollständigt durch das Schläfenbein (12), welches bei den älteren Individuen stets aus einem einzigen Stücke besteht, bei den jüngeren aber vier getrennte Stücke zeigt: das Felsen- bein, an der Basis des Schädels gelegen und zur Einschließung des Ohrlabyrinthes bestimmt; das Zitzenbein, oft nur wenig entwickelt, sonst aber die Nebenhöhlen der Paukenhöhlen einschließend; das Trommelbein, bald nur in Form eines einfachen Ringes ausgebildet, welcher das Trommelfell umfaßt, bald auch zu einer bedeutenden Blase aufgetrieben, die an der Unterfläche des Schädels hervortritt, und die Paukenhöhle einschließt; und endlich die Schuppe, welche um so größer ist, je bedeutender die Ausbildung der Hirnkapsel er- scheint und deßhalb bei den Menschen und Affen am stärksten hervor- tritt, während sie bei den übrigen mehr zurücksinkt. Einzig bei den Walthieren kommt noch die frühere embryonale Trennung des Schlä- fenbeines in seinen einzelnen Theile auch im Alter vor, indem Felsen- und Trommelbein mit den übrigen Schädelknochen nur durch Band- masse vereinigt sind. Auf der oberen Fläche des Schädels zeigen sich zunächst vor der keilförmig vortretenden Hinterhauptsschuppe die ge- wöhnlich kleinen, schmalen und platten Scheitelbeine (7), welche nur beim Menschen eine bedeutende Größe erreichen. Meist schiebt sich in ihre hintere Ecke, zwischen sie und die Hinterhauptschuppe, ein beson- deres Zwickelbein ein. Vor dem Scheitelbeine bilden die Stirn- beine (1) den größten Theil des vorderen Schädeldaches, den oberen Rand der Augenhöhle und deren obere und innere Wandung; — sie verwachsen nur bei dem Menschen, den Affen, den Fledermäusen und einigen großen Dickhäutern zu einem einzigen Knochen, bleiben aber bei den meisten übrigen getrennt und tragen bei den Wiederkäuern die Zapfen, auf welche die Hörner aufgesetzt sind. Zwischen die vorderen Augenplatten der Stirnbeine schiebt sich zum Schlusse der Schädel- höhle das Siebbein (15) ein, welches indeß nur sehr wenig an der Be- gränzung der Augenhöhle Antheil nimmt und wesentlich dem Geruchs- nerven zum Durchgang bestimmt ist, zugleich aber auch die oberen Windungen der Nasenhöhle bildet. An diese eigentlichen Schädel- knochen schließen sich nun die unbeweglichen Gesichtsknochen, die nur durch Nähte mit einander verbunden sind und so besser, als die Schä- delknochen, die ursprünglichen Trennungen gewahren lassen. Die Nasenbeine (3), welche zuweilen ungemein stark entwickelt sind, in an- deren Fällen aber zurücksinken und nicht einmal die Nasenhöhle be- decken, bleiben gewöhnlich paarig und vervollständigen dann mit den unteren Muschelbeinen die innere Nasenhöhlung, die oft außeror- dentlich verwickelte Windungen zeigt. Bei Thieren, welche sich durch die Schärfe ihres Geruches auszeichnen, wie namentlich bei den Hun- den, bilden die Querdurchschnitte der Nasenhöhlen und besonders der unteren Muschelbeine ausnehmend verwickelte, labyrinthische Gänge dar, durch welche die Schleimhautfläche der Nase bedeutend vermehrt wird. Das Pflugschaarbein (16) nimmt vorzugsweisen Antheil an der Bildung der knöchernen Nasenscheidewand, während das Thrä- nenbein , im inneren Augenwinkel gelegen, die Ableitung der Thrä- nen in die Nasenhöhle vermittelt und zuweilen auch auf der vorderen Fläche des Antlitzes an dem unteren Rande der Augenhöhle hervor- tritt. Das Thränenbein fehlt einigen Walthieren, wo überhaupt durch die Umwandlung der Nasenhöhle zu einem senkrechten Spritzloche mancherlei tiefgreifende Veränderungen in den Knochen, welche diese Höhlung begränzen, Statt haben. Der vordere Theil der Schnauze wird von den Kiefer-, Gaumen- und Jochbeinen gebildet. Gewöhn- lich finden sich in der Mitte der Schnauzenspitze vor den Nasenlöchern die beiden Zwischenkieferbeine (17), welche bei dem Menschen schon sehr frühzeitig mit dem Oberkiefer verwachsen, sonst aber stets getrennt sind, oft sogar nur durch Bandmasse dem Oberkiefer verbunden blei- ben, und die Schneidezähne tragen, wenn solche vorhanden sind. Diese Zwischenkiefer schieben meistens einen Ast nach der Nasenhöhle vor, und ihr unterer, die Spitze des Gaumengewölbes bildender Theil ist 25* gewöhnlich von zwei senkrechten Löchern durchbohrt, welche von der Schleimhaut überzogen sind. Die Oberkieferbeine (18) bilden stets die Seitentheile der Schnauze und besitzen einen senkrecht stehenden An- tlitztheil und einen horizontalen Gaumentheil, deren Gränze von dem zahntragenden Rande des Knochens gebildet wird. Von dem Antlitz- theile erhebt sich gewöhnlich ein Fortsatz, an welchen sich nach hinten das Jochbein (19) anschließt, um so mit dem Jochfortsatze des Schläfen- beines den Jochbogen zu vervollständigen, dessen Entwickelung sehr auffallende Verschiedenheiten zeigt, indem er zuweilen unvollständig, in anderen Fällen aber ganz ungeheuer entwickelt und selbst mit einem abwärts gerichteten Fortsatze versehen ist, der sich über den Unter- kiefer herabsenkt. Das Gaumengewölbe, welches die Nasenhöhle von der Mundhöhle abtrennt, wird in seiner hinteren Partie von den eigentlichen Gaumenbeinen (22) und von den Flügelbeinen (25) gebildet, die bei dem Menschen schon frühzeitig mit dem Keilbeine ver- wachsen. Eine ähnliche Verwachsung findet bei dem Menschen mit dem obersten Theile des großen Zungenbeinhornes statt, das bei ihm, dem Orangutang und einigen Dickhäutern mit dem Schläfenbeine ver- wächst und dort den sogenannten Griffelfortsatz (29) darstellt, wäh- rend es bei allen übrigen Säugethieren nur durch Bandmasse mit dem Schädel verbunden ist. Der Unterkiefer (34) der Säugethiere ent- steht überall nur aus zwei Hälften, nie aus mehreren Knochenstücken, ein großer Unterschied von demjenigen der Reptilien, wo dieser Kno- chen, wie wir gesehen haben, stets aus vielen Stücken zusammengesetzt ist. Zuweilen sind die Unterkieferstücke an der Spitze nur durch Band- masse, gewöhnlich indessen durch Naht mit einander verbunden; bei den Kameelen, den Faulthieren, den Walrossen, den Einhufern, Dickhäutern, Fledermäusen, Affen und Menschen verwachsen die beiden Hälften sehr frühzeitig miteinander und bei dem Menschen allein wölbt sich an dieser Stelle der untere Rand hervor, so daß ein vorspringen- des Kinn gebildet wird. An seinem aufsteigenden Aste, der nur bei einigen Walthieren ganz fehlt, so daß der Knochen hier einer Rippe gleicht und der auch bei den Zahnlosen kaum sichtbar ist, trägt der Unter- kiefer stets den converen Gelenkkopf, dessen Form sehr verschieden je nach der Nahrung und den Ordnungen der Säugethiere ist. So steht bei den Fleischfressern, wo nur die hebelartige Bewegung des Unter- kiefers, diese aber sehr stark entwickelt ist, der rollenförmige Gelenkkopf quer zu der Achse des Schädels und ist eine tiefe, quere Grube des Schläfen- beines fest eingefügt, während bei den Wiederkäuern, wo die reibende Mahlbewegung am Bedeutendsten ausgebildet ist, der Gelenkkopf ein wenig vorspringendes, rundes Knöpfchen bildet, das auf einer sehr flachen Gelenkgrube spielt. Zahlreiche Zwischenformen charakterisiren die verschiedenen Ordnungen und nicht minder große Unterschiede zei- gen sich in der Entwickelung des hinteren, sogenannten Kronfortsatzes, an den sich hauptsächlich die Kaumuskeln ansetzen. Bei Thieren, welche gar nicht beißen, wie z. B. die Ameisenfresser, fehlt der Kron- fortsatz gänzlich, während er bei Katzen und Hunden eine breite Platte darstellt, die sich weit unter dem Jochfortsatze durchschiebt. Die Verschiedenheiten in der Schädelform überhaupt werden einer- seits durch die Ausbildung des Gehirnes und das Verhältniß der Hirnkapsel zu dem Antlitztheile, andererseits aber auch durch die Er- nährungsweise und die damit zusammenhängende Ausbildung der Kiefer und ihrer Muskeln bedingt. Während die größere Menschen- ähnlichkeit, wie schon oben auseinandergesetzt wurde, hauptsächlich auf dem Verhältnisse zwischen Schädel und Antlitztheil beruht, so daß Thiere mit schnabelförmig ausgezogenen Kiefern, wie die Walthiere, Fig. 1291. Fig. 1292. Fig. 1293. Fig. 1294. Fig. 1291. Schädel des Schnabelthieres (Ornithorhynchus) von oben. Fig. 1292. Von der Seite. Fig. 1293. Von unten. Fig. 1294. Schädel des Ameisenigels (Echidna hystrix) von der Seite. Kloakenthiere und Zahnlosen am entferntesten zu stehen scheinen, so wirkt andererseits die Entwickelung stärkerer Kraft und größerer Raub- lust diesem Verhältnisse entgegen, indem eines Theils die Kiefer ver- kürzt, anderen Theils Kämme und Leisten auf der Schädelkapsel ent- wickelt werden, welche deren äußeren Umfang bedeutend vergrößern. So zeichnet sich der Schädel der Fleischfresser durch eine rundliche Fig. 1295. Fig. 1296. Fig. 1297. Schädel des Tigers (Felis tigris) . Fig. 1295. Von oben. Fig. 1296. Von der Seite. Fig. 1297. Von unten. Form aus, die bei den Katzen den höchsten Grad erreicht, nicht durch Entwickelung der Hirnkapsel, sondern durch Verkürzung der starken Kiefer und durch Ausbildung eines Kammes auf der Seitenlinie, der den mächtigen Schläfenmuskeln in ähnlicher Weise zum Ansatze dient, wie der Brustbeinkamm den Flugmuskeln der Vögel. Es ist leicht einzusehen, daß die Entwickelung dieses Scheitelkammes und die damit zusammenhängende Krümmung der Jochbogen, unter welchen diese Beißmuskeln durchgehen, die äußere Gestalt des Schädels wesentlich modifiziren müssen. Mit nur sehr geringen Ausnahmen haben alle Säugethiere Zähne , welche stets in den Kiefern, niemals in anderen Knochen der Mund- höhle stecken. Zähne in den Gaumen- oder Flügelbeinen, im Pflug- schaar oder der Zunge sind stets charakteristisch für die drei niederen Wirbelthierklassen und kommen bei Säugethieren nie vor. Bei einigen Ameisenfressern fehlen die Zähne gänzlich und sind durch eine schwie- lige Bekleidung der Kieferränder ersetzt. Bei den Walfischen kommen sie nur im jugendlichen Alter vor, verschwinden aber dann, um jenen eigenthümlichen Horngebilden Platz zu machen, die man unter dem Namen der Baarten und des Fischbeines kennt. Hinsichtlich der Struktur kommen verschiedene Modifikationen vor. Die meisten Zähne bestehen aus einer Wurzel und einer durch den Schmelzüberzug ver- schiedenen Krone, deren Gestalt mannigfache Abänderungen erleidet; Hauptmasse ist stets die eigentliche Zahnsubstanz aus homogener, sehr viel Kalk enthaltender, elfenbeinharter Masse gebildet, welche bedeutend viele Zahnröhrchen zeigt, die senkrecht gegen die innere Zahnhöhle ge- richtet sind und von dieser ausgehend gegen die Peripherie zu stets feiner werden. Diese Zahnsubstanz wird auf der äußeren Fläche der Krone von dem Schmelz überzogen, der eine noch bedeutendere Härte und glasartige Sprödigkeit besitzt und aus einzelnen prismatischen Stückchen besteht, die senkrecht gegen die Oberfläche des Zahnes ge- richtet sind. In den meisten Fällen bildet der Schmelz eine einfache Kappe auf der eigentlichen Zahnsubstanz, die gleichförmig um die Zahnhöhle herumgebogen ist. Solche Zähne, die bei dem Menschen, den Affen, den Fleischfressern u. s. w. vorkommen, heißen einfache Zähne ; — auf den abgenutzten Flächen ihrer Kronen zeigt sich in der Mitte die Zahnsubstanz, umgeben von einem zuweilen etwas hin und hergebogenen Ringe von Schmelz. Faltenzähne nennt man jene Fig. 1298. Fig. 1300. Fig. 1301. Fig. 1299. Fig. 1303. Fig. 1302. Zähne verschiedener Säugethiere, meist von der Kaufläche gesehen. Fig. 1298. Backzahn eines fossilen Elephanten (Mastodon) mit größter Ausbildung der stumpfen Höcker. Fig. 1299. Unterkiefer des afrikanischen Elephanten. Die abgenutzte Kaufläche der Zähne zeigt rautenförmige Schmelz- inseln. Fig. 1300. Backzähne des Känguruh (Halmaturus) mit vorspringen- den Schmelzhöckern. Fig. 1301. Backzähne des Meerschweinchens (Cavia co- baya) mit eckigen, einfachen Schmelzfalten. Fig. 1302. Backzähne des Pacca (Coelogenys) mit inneren Schmelzinseln. Fig. 1303. Backzähne des Bibers (Castor) mit gewundenen Schmelzfalten. Ausbildung, wo der Schmelz sich in Falten in die Zahnsubstanz hin- einzieht, so daß auf dem Durchschnitte zickzackartige Figuren entstehen, deren Zwischenräume mit Zahnsubstanz erfüllt sind, eine Bildung, die namentlich bei vielen Nagethieren und Wiederkäuern vorkommt und die bei noch höherer Entwickelung in die zusammengesetzten Zähne übergeht, die gewissermaßen aus einzelnen Säulen zusammengeschweißt erscheinen, deren jede von Zahnsubstanz und Schmelz überzogen ist und die alle durch eine weichere Masse verbunden sind, welche man den Kitt oder das Cäment genannt hat. Solche Zähne, die bei vie- len Nagern, Wiederkäuern, besonders aber bei den Elephanten in ausgezeichnetem Maaße als Backzähne vorkommen, zeigen auf dem Durchschnitte oder der Abnutzungsfläche einzelne Schmelzinseln, die mit Zahnsubstanz ausgefüllt und durch Cäment mit einander verbun- den sind. Von dieser allgemeinen Bildung der Zähne weichen indeß manche Thiere in auffallender Weise ab, so die Zähne des ausgerot- teten Borkenthieres (Rytine) und diejenigen des Cap’schen Ameisen- fressers (Orycteropus) , welche in ihrer Struktur sehr den Zähnen der Seekatzen nahe kommen und aus parallelen senkrechten Röhren bestehen, die verhältnißmäßig nur sehr wenig unorganische Substanz enthalten. Dichte, filzartige Zahnröhrchen stehen senkrecht auf der Höhle einer jeden solchen Säule, die durch filzartiges Gewebe mit den übrigen verbunden wird. Hinsichtlich der Befestigung der Zähne finden ebenfalls mancherlei Verschiedenheiten statt. Alle, mit Ausnahme der Milchzähne einiger Walthiere stecken mit ihren unteren Theilen in besonderen Zahnhöhlen der Kiefer, in Alveolen; aber nicht bei allen findet sich ein deutlicher Absatz zwischen Krone und Wurzel, die mit einer Verengerung der inneren Zahnhöhle verbunden ist. Im Gegen- theile zeigt sich namentlich bei denjenigen Zähnen, welche vom Kiefer aus beständig nachwachsen, und so die Abnutzung ihrer Krone ersetzen, die Zahnhöhle nach unten erweitert und innen stets neue Schichten ansetzend, während der Zahn nach Außen vorschiebt. Bei sehr vielen Säugethieren ist die Wurzel der Krone nicht einfach, sondern doppelt und mehrfach, ein Bau, der ganz charakteristisch für die Säugethiere ist und sonst in keiner Klasse vorkommt, was besonders für die Fossilen von Wichtigkeit ist, bei welchen der Zweifel über gewisse Reste nur dadurch gehoben werden konnte, daß man die Wurzeln der Backzähne untersuchte und nachwies, daß sie mehrfach und getheilt seien. Der Stellung der Zähne nach unterscheidet man drei Gruppen: Die Fig. 1304. Fig. 1305. Fig. 1306. Schädel verschiedener Beutelthiere. Fig. 1304. Von der Beutelratze (Didelphys) . Auf kleine, meiselartige Schneidezähne folgen lange, gekrümmte, dolchartige Eckzähne und viele Back- zähne mit scharfen Spitzen, die auf Nahrung von Insekten und kleineren Thieren hinweisen. Fig. 1305. Vom Potoru (Hypsiprymnus) . Der vordere Schneidezahn des Oberkiefers ist sehr spitz, hakenartig, die folgenden meisel- artig, der Eckzahn klein, die Backzähne haben stumpfe Mahlhöcker, wie bei allen Früchtefressern. Fig. 1306. Vom Wombat (Phascolomys) . Nagegebiß mit meiselartigen Schneidezähnen, ohne Eckzähne, langer Zahnlücke und plat- ten Mahlbackzähnen. Schneidezähne , die oben in dem Zwischenkieferbeine, unten in dem entsprechenden Theile des Unterkiefers sitzen und gewöhnlich eine mei- selförmige, quere, schneidende Krone besitzen; zuweilen nur verlängern sich diese Zähne in eigenthümlicher Weise, so daß sie wie beim Narwal und bei den Elephanten lange Stoßwaffen oder Hauer bilden, wie beim Nilpferd; den Wiederkäuern fehlen die Schneidezähne ganz allge- mein in dem Oberkiefer, dem Elephanten im Unterkiefer und den Zahnlosen mit einer einzigen Ausnahme in beiden Kiefern zugleich. Hierauf folgen nach hinten die Eckzähne , welche gewöhnlich eine Fig. 1307. Fig. 1308. Fig. 1309. Fig. 1310. Schädel des Walrosses (Trichecus rosmarus) . Fig. 1307. Von der Seite. Fig. 1308. Von Vornen. Fig. 1309. Von Oben. Fig. 1310. Von Unten. Es finden sich nur hauerartige Eckzähne und einfache Backzähne, keine Schneidezähne im Alter. etwas gekrümmte Hakengestalt haben und bei den Fleischfressern be- sonders eine ungemeine Größe und Mächtigkeit zeigen. Oft erscheinen sie bei diesen säbelförmig gekrümmt und dolchartig zugeschärft, so daß sie zum Reißen tiefer Wunden besonders geschickt erscheinen. Oft feh- len diese Eckzähne, wie z. B. allen Nagern und den meisten Wieder- käuern gänzlich, wodurch denn eine große Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen und den eigentlichen Backzähnen entsteht. Die Back- zähne selbst sind hinsichtlich ihrer Gestaltung den meisten Modifica- tionen unterworfen. Bei vielen Thieren nutzen sie sich außerordent- lich schnell ab und zeigen dann vollkommen platte Kronen, auf deren Abnutzungsflächen die Falten und Inseln des Schmelzes wie schmale Bänder hervorstehen; dieß ist namentlich bei den Nagern und den Wiederkäuern der Fall. Bei denjenigen Thieren, welche sich sowohl von Fleisch wie von Früchten und anderen vegetabilischen Substanzen nähren, zeigen sich auf den breiten, gewöhnlich vierseitigen Kronen stumpfe, zitzenartige Höcker, welche zuweilen auch in jochartige Leisten Fig. 1311. Fig. 1312. Fig. 1313. Schädel des Nilpferdes (Hippopotamus) . Fig. 1311. Von der Seite. Fig. 1312. Von Unten. Fig. 1313. Der Unterkiefer von Oben. Man sieht die abgenutzten Flächen der stumpfhöckerigen Backzähne und die zu stumpfen Hauern umgewandelten Eck- und Schneide- zähne. zusammenfließen, und die von oben und unten her in einander greifen. Die Abnutzung dieser Höcker und Joche erzeugt mannigfache Figuren, welche für Gattungen und Arten äußerst charakteristisch sind und bei der Bestimmung der fossilen Zähne von besonderer Wichtigkeit erschei- nen. Bei den Insektenfressern werden diese Höcker sehr spitzig und Fig. 1314. Fig. 1315. Fig. 1316. Gebisse verschiedener Insektenfresser. Fig. 1314. Vom Maulwurf (Talpa europaea) . Fig. 1315. Von einer Spitzmaus (Sorex madagascarensis) . Fig. 1316. Vom Desman (Mygale moschata) . stellen sich meist in zwei abwechselnde Reihen, so daß die Krone eines solchen Zahnes einem doppelt zugeschärften Sägeblatte nicht unähnlich sieht. Bei den Fleischfressern endlich werden die Kronen der Backzähne lang, von den Seiten her zusammengedrückt, messerartig schneidend und an ihrem oberen Rande ausgezackt, so daß die Zähne beider Kiefer etwa wie übereinander gleitende ausgezackte Scheerenblätter wirken. Man hat solche Zähne Zackenzähne genannt, außerdem aber unter den Backzähnen, deren oft eine ziemliche Anzahl ist, mehrere Gruppen unterschieden. Die vorderen Backzähne, welche gewöhnlich kleiner sind und bei den Fleischfressern, wo die verschiedene Form den höchsten Grad erreicht, gewöhnlich nur eine einfache Reihe von Hök- kern zeigen, hat man Lückenzähne oder Höckerzähne , die folgen- den eigentliche Backzähne genannt und unter diesen auch wieder den ersten bei den Fleischfressern meist sehr großen Zahn mit dem Namen des Reiß- oder Fleischzahnes bezeichnet. Die einzige statthafte Unterscheidung in den Backzähnen dürfte indessen nur die sein, welche auf die Entwickelung Rücksicht nimmt, wo man dann als Lückenzähne diejenigen bezeichnen müßte, welche gewechselt werden und vorherge- hende Milchzähne ersetzen, als Backzähne diejenigen, welche keinen solchen Wechsel erleiden. Je nach den einzelnen Gattungen treten die Unterschiede in dem Baue und der Form der einzelnen Zähne mehr oder minder hervor. Es giebt viele Gattungen, bei welchen nur eine Art von Zähnen vorkommt, und bei den Delphinen z. B. sind beide Kiefer in ihrer ganzen Ausdehnung mit kegelförmigen Zähnen bewaff- net, die in Struktur und Form die vollständigste Uebereinstimmung zeigen. Die Kenntniß des Zahnsystemes, auf welcher besonders die Bestimmung der fossilen Gattungen beruht, wird noch durch den Um- stand erschwert, daß alle Säugethiere ohne Ausnahme einem Zahn- wechsel unterworfen sind, wodurch die ursprünglichen, sogenannten Milchzähne durch neue ersetzt werden und daß andererseits an ver- schiedenen Stellen bei gewissem Alter neue Zähne hervorbrechen oder andere abgeworfen werden. Der Wechsel betrifft nur die Schneide- zähne, die Eckzähne und die Lückenzähne, niemals die eigentlichen Backzähne, welche nur einmal für das ganze Leben erscheinen, bei manchen Thieren aber während des ganzen Lebens nachwachsen, so daß diese Thiere in beständigem Zahnwechsel sich finden. So bilden sich z. B. bei dem Elephanten hinten im Kiefer stets neue Zahnmassen, die so gestellt sind, daß sie beim Kauen nicht angegriffen werden, all- mälig aber vorrücken und die vorn im Kiefer stehenden, abgenutzten Backzähne ersetzen. Oft unterscheiden sich die Milchzähne sehr bedeu- tend durch die Form ihrer Kronen von den später bleibenden Zäh- nen. Gewöhnlich haben sie nur sehr schwache, unbedeutende oder auch gar keine Wurzeln, sondern nur eine hohle Krone, die auf dem Kie- fer aufsitzt und durch den sich entwickelnden Zahn aufgehoben und abgestoßen wird. Die Entwickelung der Zähne selbst geht innerhalb der Kiefer in geschlossenen Säcken vor sich, welche durch eine sehr gefäßreiche Haut ausgekleidet sind, an deren Oberfläche die Absonde- rung der Zahnsubstanzen geschieht; eine Einstülpung dieser Haut bildet die gefäß- und nervenreiche Zahnpulpe, welche in die Höhle des Zah- nes hineinragt und bei Entzündungen oder anderen Affektionen die nagenden Zahnschmerzen verursacht. In besonders ausgezeichneter Weise geschieht der Zahnwechsel bei einigen Spitzmäusen und den Elephanten. Bei ersteren bilden die Kronen der Milchzähne eine einzige, zusammenhängende Masse, die sich beim Entstehen der Zähne im Ganzen abhebt und bei dem Elephanten erzeugen sich die neuen Backzähne hinten und schieben sich allmälig nach vorn, indem sie in die vorhandenen gleichsam hineinwachsen und dieselben auf diese Weise nach und nach verdrängen. Die Wirbelsäule der Säugethiere läßt sich mit Ausnahme der wenigen Walthiere, welche keine Hintergliedmassen und deßhalb kein Kreuzbein besitzen, in Hals-, Rücken-, Lenden-, Kreuz- und Schwanz- wirbel unterscheiden. Ihre Körper sind nicht durch Gelenkflächen, sondern gewöhnlich durch zwischenliegende Faserbandmassen verbunden, welche durch ihre Elastizität die Beweglichkeit der Wirbelsäule vermit- teln. Der Halswirbel sind stets sieben, mit alleiniger Ausnahme eini- ger Arten von Faulthieren, bei welchen sich acht oder neun finden. Die Länge des Halses beruht nur auf der Länge der Wirbelkörper, nicht aber auf ihrer vermehrten Anzahl. Zuweilen und namentlich bei den Walthieren sind die Halswirbel unbeweglich mit einander ver- wachsen, doch läßt sich ihre Zahl stets durch die Bogen bestimmen. Der erste und zweite Halswirbel zeichnen sich durch besondere Gestalt und Verhältnisse sehr bedeutend aus. Die Rückenwirbel tragen unter allen Umständen Rippen, welche entweder durch Knorpel oder selten durch Knochen mit dem Brustbeine verbunden sind. Falsche Rip- pen nennt man diejenigen hinteren Rippen, welche nicht mit dem Brustbeine verbunden sind. Das Zahlenverhältniß zwischen beiden Arten von Rippen wechselt sehr und ebenso die Zahl der Rip- pen im Ganzen, welche von zehn bis zu drei und zwanzig schwan- ken kann. Die Lendenwirbel sind gewöhnlich am umfangreichsten, durch breite, große Querfortsätze ausgezeichnet, welche hier die Stelle der Rippen vertreten. Das Kreuzbein entsteht durch Ver- schmelzung von drei bis vier, selten von mehr Wirbeln, die sich unter einander und mit den Hüftbeinen zu der Bildung des Beckens verbinden. Den größten Wechsel in Bezug auf die Zahl bieten die Schwanzwirbel dar, die von vorn nach hinten an Größe abnehmen, zuletzt nur aus einfachen cylindrischen Körpern ohne Fortsätze und obere Bogen bestehen und deren Zahl zwischen vier bis sechsund- vierzig schwankt. Den meisten Einfluß auf die Gestalt des Körpers haben die oberen Dornfortsätze, welche besonders in der vorderen Halsgegend sehr schwach sind, nach hinten zu aber an Höhe zu- nehmen und gewöhnlich an den Rückenwirbeln am höchsten sind, wo sie dann den Widerrist bilden und dem elastischen Nackenbande, wel- ches den Kopf trägt und besonders bei den langhalsigen Säugethieren entwickelt ist, zum Stützpunkte dienen. Die Extremitäten , deren höchstens vier vorhanden sind, zeigen manche Grade einer stufenweisen Entwickelung. Bei den nur im Was- ser lebenden Walthieren fehlen die hinteren Extremitäten ganz, wäh- rend die vorderen zu breiten Fischflossen umgestaltet sind; bei allen Fig. 1317. Skelett des Dügongs (Halicore) . Statt hinterer Extremitäten ist nur ein Rudiment (b) des Beckens, aus stielförmigen Knochen gebildet, vorhanden. übrigen kommen stets vier Glieder vor, deren Gebrauch aber sehr ver- schieden ist. Bei den übrigen schwimmenden Säugethieren, z. B. den Seehunden, sind zwar die hinteren Extremitäten vorhanden, aber weit Fig. 1318. Skelett des Seehundes (Phoca) in seine Silhouette eingezeichnet. vq Schwanzwirbel. vs Kreuzwirbel. vl Lendenwirbel. vd Rückenwirbel. vc Halswirbel. s Brustbein. h Oberarm. r Speiche. ca Handwurzel. mc Mittelhand. ph Phalangen. o Schulterblatt. c Ripven. f Schenkelbein. p Wadenbein. t Schienbein. ta Fußwurzel. mt Mittelfuß. ph Zehen. b Becken. nach hinten zur Seite des Schwanzes gerückt und, wie die Vorder- füße, durch Schwimmhäute zu breiten Flossen umgestaltet, an denen man indeß die Zehen deutlich unterscheidet. Den meisten übrigen Säugethieren dienen die Füße nur als Stützpunkte der Bewegung und wenn diese eine gleichförmige ist, wie Gehen, Laufen u. s. w., so werden auch Vorder- und Hinterglieder so übereinstimmend wie mög- lich, während bei ungleicher Ortsbewegung, wie beim Springen, Klet- tern u. s. w. die Glieder auch in ungleicher Weise sich ausgebildet zeigen und namentlich für den ersteren Zweck die Hintergliedmaßen eine bedeutend vorwiegende Ausbildung erhalten. Die vorderen Glied- maßen befreien sich mehr und mehr von ihrer ursprünglichen Bestim- mung, nur Stützpunkt zu sein; ihre Beweglichkeit im Ganzen, so wie diejenige der einzelnen Theile, wird stets größer und größer, sie wer- den zum Ergreifen, Packen und Festhalten benutzt und bei der höch- sten Stufe, dem Menschen, sind sie als Arme gänzlich der Ortsbewe- gung entfremdet und nur für die letzteren Zwecke geeignet. Der Schul- tergürtel der vorderen Extremität erleidet in Uebereinstimmung hiermit sehr bedeutende Modifikationen. Die Kloakenthiere besitzen noch ein, dem Vogeltypus entsprechendes Schultergerüste, an welchem das lange und schmale Schulterblatt erst spät mit dem Rabenbeine verwächst und außerdem durch Schlüsselbeine fest mit dem Brustbeine verbunden ist. Bei allen übrigen Säugethieren ist das Rabenbein schon sehr früh als Fortsatz mit dem gewöhnlich breiten, dreieckigen Schulterblatte ver- wachsen und geht niemals bis zu dem Brustbeine hin. Auch hinsicht- lich des Schlüsselbeines, das stets auf beiden Seiten getrennt ist und nie zu einem Gabelknochen verwächst, finden mancherlei Verschiedenhei- ten statt. Es fehlt ganz allen Thieren, bei denen der Vorderfuß nur als Stütze dient, entwickelt sich allmälig mit größerer Freibeweglichkeit des Fußes, ist aber dann oft nur in der Weise in einer großen Sehne ausgebildet, daß es weder das Brustbein, noch das Schulterblatt oder auch nur einen dieser Knochen erreicht. Erst bei einigen kletternden Beutelthieren und Nagern, bei vielen scharrenden Insektenfressern und bei allen Flatterthieren und Affen ist das Schlüsselbein in derselben Weise, wie bei dem Menschen entwickelt und dient dann als Stütze für die freier bewegliche Extremität. Weniger tief greifende Verschie- denheiten bietet die Struktur des Beckens dar. Bei den Walthieren freilich, wo die Hinterfüße ganz fehlen, wird das Becken nur durch zwei schmale, längliche Sitzbeine repräsentirt, welche mit der Wirbel- säule gar nicht verbunden sind. Bei allen übrigen besteht das Becken aus den Hüft- oder Darmbeinen, welche mit dem Kreuzbeine mehr oder minder fest verwachsen sind, aus den Schambeinen, welche auf der Bauchfläche in der Schambeinfuge zusammenstoßen und aus den zwischen beide eingeschobenen Sitzbeinen, die vorzüglich den hinteren Theil bilden. Selbst bei den menschenähnlichsten Affen zeichnet sich das Becken durch die lange gestreckte Form, dem breiten, weiten Becken des Menschen gegenüber aus. Die Schambeinfuge ist nur selten so fest vereinigt wie bei dem Menschen, eben so selten aber auch gänzlich offen. Was nun die Gliedmaßen selbst betrifft, so sehen wir an diesen stets den- selben Typus der Bildung und bei etwaiger Abnahme oder anderer Mo- difikation stets die Anwendung derselben Gesetze, so daß die Analogie der einzelnen Theile mit Leichtigkeit hergestellt werden kann. Oberarm und Oberschenkel, Vorderarm und Vorderschenkel sind einander stets im Wesentlichen gleich gebildet und gewöhnlich in dem ersteren Theile der Extremität nur ein Knochen, Oberarm- oder Oberschenkelbein; in dem letzteren zwei, vorn Elle und Speiche, hinten Schienbein und Wadenbein vorhanden; nur die Stellung der Gelenke ist stets ver- schieden, indem der Ellenbogen mit seinem Winkel nach hinten, das Knie aber nach vorn gerichtet ist, so daß beide Extremitäten, gegen einander gestellt, eine X -förmige Figur bilden. Bei den meisten Thie- ren sind Oberschenkelbein und Oberarmbein nur kurz und so von dem Fleische umgeben, daß erst die folgende Abtheilung hervortritt, wodurch denn im gewöhnlichen Leben meist der Irrthum erzeugt wird, daß man das Knie dem Hüftgelenke, den Ellenbogen dem menschlichen Oberarmgelenke gleichstellt. Hinsichtlich der Ausbildung der Füße selbst findet nun die größte Verschiedenheit statt. Die Normalzahl der Zehen oder Finger ist fünf, wie bei dem Menschen; — sie wird niemals überschritten, dagegen sehr häufig bleibt die Zahl unter der angegebenen stehen, indem ein- zelne Zehen rudimentär werden oder endlich ganz verschwinden. Diese Fig. 1319. Skelett des Schweinefußes. Der Daumen ist verschwunden, Zeige- und kleiner Finger rudimentär, so daß sie den Boden nicht berühren und als After- Klauen hervorstehen. a Elle (cubitus). b Speiche (radius). c Handwurzel (car- pus). d Mittelhand (metacarpus). e klei- ner Finger. f Zeigefinger. g Mittel- finger. h vierter Finger. Reduktion betrifft zuerst den Dau- men, dann den kleinen Finger, hier- auf den Zeigefinger und zuletzt den vierten Finger, so daß endlich ein- zig der Mittelfinger übrig bleibt und zwar stets geschieht die Reduk- tion in der Weise, daß die Finger sich erst verkürzen, den Boden nicht mehr erreichen und als sogenannte Afterklauen übrig bleiben. So fin- det man an dem Vorderfuße des Hundes vier vollständig ausgebil- dete Zehen, während der Daumen auf der inneren Seite nur als Af- terklaue vorhanden ist und an dem Hinterfuße gänzlich fehlt. So sieht man bei dem Schweine die zweite und fünfte Zehe nur rudimentär als Afterklauen an der hinteren Seite des Fußes stehen, während einzig die dritte und vierte Zehe den Boden berühren. Bei manchen Wieder- käuern, wie z. B. bei dem Schafe, fehlen diese Afterklauen ganz und Fig. 1320. Fig. 1321. Skelet des Hirschfußes. Fig. 1320. Von vorn. Fig. 1321. Bon der Seite. Das Wadenbein ist mit dem Schien- beine verwachsen, die Afterklauen sehr ru- dimentär. a Schienbein. b Fußwurzel. c zwei mit einander verschmolzene Mittel- fußknochen. d e f Phalangen der beiden Hauptfinger. Fig. 1322. Fig. 1323. Die beiden Füße des Pferdes. Fig. 1322. Vorderfuß. Fig. 1323. Hinterfuß. Vorderfuß: c Speiche. c 1 und c 2 Handwurzel. mc Mittelhand. s Stiel- knochen (Rudiment eines zweiten Fingers). p 1 p 2 p 3 Phalangen. Hinterfuß: t Schien- bein. ta ta 1 Fußwurzel. c Sprungbein. s Stielknochen. p pi pt Phalangen. bei dem Pferde endlich wird auch der vierte Finger rudimentär und es bleibt nur der Mittelfinger, freilich ungemein stark und säulenför- mig ausgebildet und mit seinem Vorderende in den Huf eingesenkt. Mit dieser Reduktion der Zehen geht diejenige der Knochen in der Mittelhand, in der Handwurzel und in dem Vorderarme Hand in Hand. Elle und Speiche oder Schienbein und Wadenbein verwachsen mit einander zu einem einfachen Knochen, der anfangs zwar noch deutlich die Spur der ursprünglichen Trennung zeigt, später aber die- selbe nicht mehr gewahren läßt. Speiche und Wadenbein erscheinen dann nur noch als knopfförmige Fortsätze der Elle und des Schien- beines, bis sie endlich gänzlich unerkennbar werden. Hand- und Fuß- wurzel bestehen stets auch bei der strengsten Reduktion aus mehreren, kurzen, in zwei Reihen auf einander folgenden Knochen. Die Mittel- hand, welche zuweilen außerordentlich lang wird und bei den Wieder- käuern und Einhufern oft den längsten Theil des Fußes bildet, be- steht im größten Zustande der Reduktion, bei den Pferden, aus einem Vogt. Zoologische Briefe. II. 26 einzigen Knochen, der übrigens deutlich die Verschmelzung aus zwei seitlichen Hälften zeigt. Bei den Wiederkäuern erscheinen diese Knochen getrennt als Stützpunkte der beiden ausgebildeten Zehen und man sieht wie allmälig mit den Afterzehen sich zugleich auch die ihnen entspre- chenden Mittelknochen ausbilden, bis die vollständige Zahl von fünf erreicht ist. Die Gliederzahl der Zehen ist gewöhnlich drei und nur bei einigen Walthieren wird dieselbe überschritten, während sie auf der anderen Seite für den Daumen fast immer sich auf zwei beschränkt. In der Entwickelung der Extremität überhaupt kann man wohl zwei Reihen unterscheiden, die eine von den schwimmenden, die andere von den nur laufenden Landsäugethieren begonnen. In der ersten Reihe ist die Tendenz auf Herstellung einer breiten Flosse gerichtet; die ein- zelnen Knochen werden deßhalb sehr kurz, breit, verbinden sich fest mit einander und die langen Finger, die anfangs eine unbestimmte Zahl von Gliedern zeigen, werden durch Haut mit einander vereinigt; allmälig werden die Finger freier, bleiben aber noch durch Flossenhäute verbunden und die Verbreitung zeigt sich noch ebenfalls stark entwickelt bei den- jenigen Extremitäten, welche zum Graben bestimmt sind. Die andere Reihe geht von den einhufigen Säugethieren, den Pferden, aus und drückt sich durch stete Befreiung der Zehen und durch Vermehrung derselben aus, so wie durch Verkürzung der Mittelfußknochen, die vorher eine ungemessene Länge erreichen. Hinsichtlich der Stellung der Zehen unterscheidet man eigentliche Füße , bei welchen die Zehen auf einer und derselben Linie stehen, und Hände , bei welchen der Daumen entgegengesetzt und so die Hand zum Greifen benutzt werden kann. Die Hände sind häufiger an den hinteren Extremitäten, als an den vorderen entwickelt. Viele Beutelthiere, alle Affen und die meisten Halbaffen besitzen an den hinteren Extremitäten Hände, während nur der Mensch und die eigentlichen Affen an den vorderen Extremitäten Hände besitzen und der Mensch die einzige Gattung bildet, bei welcher vorn nur Hände, hinten nur Füße entwickelt sind. Das Maß des Auftre- tens ist ebenfalls sehr verschieden. Die wenigsten Säugethiere nur setzen so wie der Mensch die ganze Fläche der Fußknochen von der Handwurzel bis zur Spitze der Zehen auf den Boden auf. Man nennt solche Sohlengänger (Plantigrada) ; — der Bär, die Affen, viele Beutelthiere sind in diesem Falle. Alle übrigen berühren entwe- der nur mit der halben Sohle oder auch nur mit der Spitze der Ze- hen den Boden; man nennt sie Zehengänger (Digitigrada) , wie z. B. Hunde und Katzen. In diesem Falle, wo nur die letzten Ze- henglieder den Boden berühren, aber mit ihrer unteren Fläche, auf der schwielige Ballen entwickelt sind und wo die Zehen frei, mehr oder minder getrennt und nur auf ihrer oberen Fläche mit Horngebilden bedeckt sind, nennt man auch den Fuß Pfote. Bei einer dritten Gruppe endlich berühren die Zehen nicht mit ihrer unteren Fläche, sondern vielmehr mit ihrer Spitze den Boden und diese Spitze ist in einen hornigen Huf eingelassen, welche die Zehe in ähnlicher Weise, wie ein Schuh umgiebt. Die Pferde, die Wiederkäuer, die Dickhäuter, welche diese Bildung zeigen, nennt man deßhalb Hufgänger (Ungu- ligrada) . Hinsichtlich der Hornbekleidung der Zehen und Füße unter- scheidet man ebenfalls verschiedene Formen. Die wenig gebogenen flachen, vorn abgerundeten Nägel, wie sie beim Menschen auf der oberen Fläche der Finger und Zehen liegen, nennt man Plattnägel (lamna) , sie kommen fast nur bei den Affen und auf dem Daumen der Beutelthiere und Halbaffen vor; erheben sich diese Nägel in der Mitte, so daß sie lang und schmal werden, eine gewölbte Oberfläche zeigen und nach unten ausgehöhlt erscheinen, so nennt man sie Kup- pennägel (tegulae) . Die Kuppennägel gehen durch mancherlei Ue- bergänge in die Krallen (falculae) über, welche von beiden Seiten stark zusammengedrückt, gekrümmt werden und eine schneidende Kante erhalten, so daß sie zum Einschlagen geschickt werden. Die höchste Ausbildung der Krallen findet sich bei den Katzen, bei welchen diesel- ben durch eigene Muskeln über das Nagelglied der Zehen herauf in eine besondere Scheide zurückgezogen und so vor der Abnutzung ihrer Schärfe geschützt werden können. Auf der anderen Seite finden sich mannigfache Uebergänge von dem Kuppennagel zu dem Hufe, indem ersterer allmälig auf die untere Fläche der Zehe übergreift und so zu jener schuhartigen Bekleidung der Zehenspitze wird, welche wir mit dem Namen des Hufes (ungula) bezeichnen. Schon seit längerer Zeit hat man auf eine gewisse Wechselbezie- hung in der Bildung der Zähne, des Schädels und der Füße hinge- wiesen, welche in ihren weiteren Beziehungen allerdings deutlich ge- nug in die Augen fällt und sich daraus erklärt, daß beide Bildungen in enger Beziehung zu der Nahrung und der Lebensweise stehen. Man kann hiernach aus der Existenz eines Gebisses, welches schnei- dende Eckzähne, mit Zacken besetzte Backzähne besitzt und somit einen Fleischfresser andeutet, mit Sicherheit auch darauf schließen, daß die Muskelkämme des Schädels in Uebereinstimmung zu der durch das Gebiß ausgedrückten Raublust stehen werden und daß das Thier Pfoten und Krallen an den freien Zehen seiner Füße 26* besessen haben muß, während man auf der anderen Seite ebenso sicher aus der Existenz von Hufen und diesen entsprechenden Bildungen der Fußknochen nachweisen kann, daß das Thier, welchem diese Reste angehörten, wenig entwickelte Schädelkämme und ein Gebiß gehabt haben müsse, welches nur auf Pflanzennahrung hindeutete. Die Ver- folgung dieser Beziehungen, in welchen die einzelnen Abtheilungen des Skelettes zu einander stehen, wird besonders wichtig für die Un- tersuchung und Bestimmung fossiler Ueberreste, bei welchen es darauf ankommt, die einzelnen Knochen zu erkennen, aus ihren eigenthümli- chen Formen durch Vergleichung zu ermitteln, in die Nähe welcher lebender Geschöpfe die ausgestorbene Gattung gehört habe und aus diesen Thatsachen dann so viel als möglich das ganze Thier seiner äußeren Gestalt und seinem inneren Baue nach wiederherzustellen. Fig. 1324. Fig. 1326. Fig. 1325. Fig. 1324. Gehirn des Jagdhundes von der Basis. Fig. 1325. Dasselbe von oben. Fig. 1326. Gehirn der Wanderratte (Mus decumanus) von oben. Die furchenlosen Hemisphären decken Vierhügel und Zirbel nicht. a Riech- kolben. b Große Hemisphären. c Mitteltheil (Wurm des kleinen Gehirns). d Seitentheile desselben. e Verlängertes Mark. f Zirbeldrüse. g Vierhügel. h Kreuzung (chiasma) der Sehnerven. i Hirnanhang (hypophysis). k Brücke. An dem Centralnervensysteme der Säugethiere tritt beson- ders im Verhältnisse zu den früher betrachteten Thierklassen die bedeu- tendere Entwicklung des Gehirnes und namentlich der großen Hemi- sphyären im Vergleiche zu dem Rückenmarke und den Nerven hervor. Gewöhnlich füllt das Rückenmark den Kanal, den die Wirbelbogen zusammensetzen, bis in das Kreuzbein hinein aus und zeigt, den Ab- gangsstellen der Nerven zu den beiden Gliedmaßenpaaren entsprechend, etwas stärkere Anschwellungen, aber niemals einen solchen rautenför- migen Sinus, wie wir dieß an dem Rückenmarke der Vögel beobach- teten. An dem Uebergange der Rückenmarksstränge in den Hirnstamm zeigt sich eine bedeutende mittlere Anschwellung, die Brücke, welche bei den Vögeln kaum durch einige Fasern angedeutet erscheint und hinter ihr noch an dem verlängerten Marke die sogenannten Rautenkörper, welche den Säugethieren ganz allgemein zukommen, dem Menschen aber fehlen. Hinsichtlich der Ausbildung des kleinen Gehirnes findet man eine fortlaufende Reihe, welche bei den Kloakenthieren beginnt, wo das kleine Gehirn sich noch vollständig dem der Vögel analog mit starkem Körper und wenig ausgebildeten Seitentheilen zeigt, während bei dem Menschen, dem letzten Ausläufer der Reihe, die Seitenlappen weit den Mitteltheil überwiegen und zugleich am stärksten gefaltet sind. Die Affen, Delphine und Robben stehen in dieser Ausbildung des kleinen Gehirnes, welche mit derjenigen der Brücke gleichen Schritt hält, dem Menschen am nächsten, während die Beutelthiere, Nager, Zahnarmen und Fledermäuse sich mehr den Kloakenthieren anschließen. Die Vierhügel oder die Anschwellungen des Mittelgehirnes sind meist durch eine Kreuzfurche wirklich in vier Hügel getheilt, die aber stets vollkommen solide und gewöhnlich bei den höheren Ordnungen von den hinteren Lappen des Vorderhirnes ihrem größten Theile nach oder selbst gänzlich bedeckt sind, eine Bildung, welche auch dem Menschen zu- kommt, während bei den angeführten Säugethieren mit niederer Hirn- entwicklung, den Didelphen, Zahnlosen, Nagern, Insektenfressern und Fledermäusen die hinteren Theile der Vierhügel noch zu einem größe- ren oder geringeren Theile unbedeckt bleiben. Die Hemisphären des großen Gehirns erscheinen meist etwas in die Länge gezogen, nur bei den Wassersäugethieren ist der Querdurchmesser des Gehirns bedeu- tender. Hinsichtlich ihres inneren Baues bemerkt man als auszeich- nende Charaktere, in der die innere Höhlung überdeckenden Wölbung eine mehr oder minder ausgebildete Lage weißer Querfasern, welche die beiden Hirnhemisphären verbindet und unter dem Namen des Schwielenkörpers (corpus callosum) bekannt ist. Bei den Säugethie- ren ohne Mutterkuchen fehlt dieses Gebilde noch ganz, ebenso wie bei den Vögeln, während es bei allen übrigen, nur in verschiedener Stärke entwickelt ist. An dem vorderen Ende der Hemisphären finden sich mit Ausnahme der Affen und der geruchlosen Walthiere kolbenför- mige hohle Anschwellungen, die sogenannten Riechkolben, welche sich in die Geruchnerven fortsetzen und die bei höherer Hirnentwicklung nur dem Affen und dem Menschen fehlen. Von besonderer Bedeutung erscheint noch die Ausbildung der Windungen, welche sich auf der Oberfläche des Gehirnes bei den meisten Säugethieren zeigen; sie fehlen nur den Kloakenthieren und den meisten raubenden Beutelthie- ren, zeigen sich als höchst schwache Einsenkungen bei den meisten Na- gern, Insektenfressern und Fledermäusen und gewinnen erst bei den höheren Säugethieren größere Mannigfaltigkeit und Tiefe, obgleich sie niemals die bei dem Menschen ausgeprägte Bildung erreichen. Viel- leicht stehen diese Windungen in einer gewissen Beziehung zu den hö- heren Geistesfunktionen, wo denn die Seehunde dem Menschen am nächsten stehen würden, da sie bei diesen selbst noch mannigfaltiger, als bei den Affen sind. Im Ganzen zeichnet sich das menschliche Ge- hirn vor dem aller übrigen Säugethiere durch den beträchtlichsten Um- fang aller zu den Gewölbtheilen gehörigen Theile, dem Hirnstamme gegenüber, aus, so wie durch die vorwiegende Entwickelung des Vor- derhirnes, welches nicht nur das ganze Mittelgehirn, sondern auch einen Theil des kleinen Gehirnes bedeckt. Hinsichtlich der peripheri- schen Nerven findet nur insofern eine wichtige Verschiedenheit statt, als bei den Walthieren die Geruchnerven gänzlich fehlen, wenigstens bei den Delphinen, den einzigen Thieren dieser Gruppe, bei welchen bis jetzt genau Untersuchungen hierüber angestellt werden konnten. Die Geruchsorgane sind überall nach demselben Typus ange- ordnet, mit Ausnahme der Walthiere, bei welchen die Nasenhöhle, die bald getheilt, bald unpaarig ist und durch Klappen oben wie unten geschlossen werden kann, senkrecht von der Stirn in den Rachen hinab- steigt und eigenthümliche Nebensäcke besitzt, welche zu dem Ausstoßen der Athemluft in Beziehung zu stehen scheinen. Bei allen übrigen Säugethieren liegen die Nasenhöhlen mehr horizontal und werden durch eine halb knorpelige nach hinten zu knöcherne Scheidewand in zwei Theile geschieden. Sie stehen nämlich mit ausgedehnten Neben- höhlen in Verbindung, die sich theils in die Oberkiefer-, Gaumen- und Flügelbeine, vor allen Dingen aber in die Stirnbeine erstrecken und dort oft, wie beim Elephanten, bedeutende blasige Auftreibungen erzeugen. Bei den durch Schärfe des Geruches ausgezeichneten Säu- gethieren wird die Oberfläche der Nasenschleimhaut durch zahlreiche Windungen und Krümmungen der Muschelbeine außerordentlich ver- mehrt. Die äußere Nase ist fast bei allen Säugethieren weit beweg- licher, als bei dem Menschen und verlängert sich bei den Schweinen, dem Goldmaulwurfe, dem Tapir und einigen anderen Thieren zu einem kürzeren, bei den Elephanten zu einem außerordentlich langen Rüssel, der von diesem Thiere als äußerst geschicktes Tast- und Greif- organ benutzt wird. Die Augen sind nur bei einigen in der Erde lebenden Thieren ausnehmend klein, oder ganz unter der Haut ver- steckt, während sie bei den nächtlichen Halbaffen die ansehnlichste Größe erreichen. Bei vielen stehen sie so sehr auf der Seite, daß die Gegenstände stets nur mit einem Auge erblickt werden können. Nach und nach rücken sie näher auf die Vorderfläche der Stirn. Zu den beiden bei dem Menschen vorkommenden Augenliedern gesellt sich bei fast allen Säugethieren, mit Ausnahme der Affen und Wale, ein inneres Augenlied oder eine Nickhaut, welche jedoch stets den Augapfel nur zum Theile bedecken kann. Im übrigen ist der Bau des Auges ganz demjenigen des menschlichen analog und besondere auffallende Verschiedenheiten zeigt hauptsächlich nur die Aderhaut und die Iris. Bei ersterer sieht man nämlich mit Ausnahme der Affen, Kloakenthiere, Nager und Zahnarmen in dem Hintergrunde des Auges eine helle, bald mehr ins Grüne oder Weiße schillernde Stelle, welche entweder aus Fasern oder bei den Raubthieren aus Zellen zusammengesetzt ist und die Lichtstrahlen in Art eines Hohlspiegels zurückwirft, so daß die Augen im Finsteren leuchten. Man hat diese eigenthümliche Schicht der Aderhaut das Tapetum genannt. Die Iris zeichnet sich besonders durch die verschiedenen Formen der Pupille aus, die zwar bei den meisten, wie die menschliche Pupille, rund ist, bei vielen Grasfressern aber, wie z. B. den Ziegen, die Form einer Querspalte, bei den nächtlichen Raubthieren dagegen die einer Längsspalte hat und hier auch eine außerordentliche Beweglichkeit besitzt. Das Gehörorgan bietet manche Verschiedenheiten dar. Wir begegnen hier zuerst der Bildung eines eigentlichen äußeren Ohres, welches zwar den im Wasser lebenden oder in der Erde wühlenden Thieren meistens fehlt, bei vielen anderen aber eine Ausbildung und Beweglichkeit besitzt, welche die beim Menschen vorkommende Bildung weit übertreffen. Bei den tauchenden Säugethieren sind gewöhnlich besondere Klappen ausgebildet, welche die Mündung des halb knorpeligen, halb knöcher- nen Gehörganges schließen können. Die Paukenhöhle ist meist ziem- lich groß und oft mit Nebenhöhlen in Verbindung, welche an der Schädelbasis als hohle Knochenblasen hervortreten. An dem inneren Ohre entwickelt sich besonders die Schnecke, welche bis zu fünf thurn- förmigen Windungen besitzen kann, aber eine Reihe von Bildungen zeigt, die sich durch die bei den Kloakenthieren existirende kaum gebo- gene Schnecke unmittelbar an die bei Krokodilen und Vögeln aus- geprägte Form anschließt. Mit Ausnahme der Kloakenthiere und der Wale finden sich bei allen Säugethieren weiche bewegliche Lippen und Backen, welche bei vielen Nagern und Affen innere Einsackungen, sogenannte Bockentaschen haben. Die Zunge zeigt außerordentlich viele verschiedene Gestalten und wechselt von der bedeutend breiten, rundum angewachsenen, fast unbeweglichen Zunge einiger Walthiere durch alle Gestaltungen bis zu der außerordentlich langen, wurmförmigen, zuweilen selbst in Körperlänge hervorstreckbaren Zunge der Ameisenfresser. Meist finden sich auf ihrer Oberfläche vorn mehr oder minder entwickelte, haken- artige Wärzchen, die zuweilen eine hornartige Härte annehmen, so daß die Zunge wie eine Raspel rauh wird. Zuweilen sieht man unter der Zunge noch eine zweite bewegliche Vorragung, die man mit dem Namen der Unterzunge belegt hat. Drei Paare von Speichel- drüsen sondern die Feuchtigkeit ab, welche stets die Mund- und Rachen- höhle bespült und ein bewegliches Gaumensegel dient abwechselnd zur Abschließung des Mundes gegen die Nase, oder der hinteren Nasen- öffnungen gegen die Rachenhöhle. Der Darmkanal selbst erscheint um so kürzer und einfacher gebildet, je mehr die Thiere nur auf reine Fleischnahrung angewiesen sind, während bei Pflanzennahrung sowohl der Magen, als der Dick- und Blinddarm häufig sehr kom- plicirte Bildungen zeigt. Der Magen selbst erscheint gewöhnlich als ein bohnenförmiger, mehr oder minder quer gestellter Sack, der in einen rundlichen Schlundtheil und mehr darmähnlichen Pförtnertheil zerfällt. An dem Schlundtheile sackt sich die hintere Wand zuweilen mehr aus, und bildet dann einen förmlichen Blindsack. Bei manchen von Pflanzenstoffen sich nährenden Thieren verlängert sich nun der Magen, wird darmartig, zeigt abwechselnde Einschnitte und Erwei- terungen und geht so nach und nach in die zusammengesetzten Magen der Walfische, der Faulthiere und ganz besonders der Wiederkäuer über, bei welchen seltener drei, häufiger vier scharf getrennte Magenab- theilungen vorkommen, die durch eine sogenannte Schlundrinne in der Art mit einander in Verbindung stehen, daß das Futter, nachdem es eine vorläufige Verdauung erfahren, durch einen Akt normalen Er- brechens wieder in den Mund zurückgeschafft werden kann, um dort von Neuem durchgekaut zu werden. Eine solche Schlundrinne und somit auch das Wiederkäuen kommt indessen nicht nur bei den Wie- derkäuern, sondern auch bei einigen Nagern, Beutelthieren und Faul- thieren vor. Die Länge des Darmkanales und namentlich des Dünn- darmes wechselt außerordentlich, steht aber gewöhnlich im Verhältnisse zu der mehr oder minder ausschließlichen Pflanzennahrung, weßhalb sie zum Beispiel bei den Wiederkäuern am bedeutendsten ist; ebenso ist der Dickdarm und der gewöhnlich an ihm vorkommende Blinddarm bei den Pflanzenfressern am stärksten ausgebildet und der Blinddarm namentlich bei denen, welche bei reiner Pflanzennahrung doch keine zusammengesetzte Magenbildung besitzen, wie z. B. bei dem Pferde. Hinsichtlich des Afterdarmes zeichnen sich nur die Kloakenthiere aus, bei welchen eine den Vögeln entsprechende Zusammenmündung der Geschlechts- und Harnorgane mit dem Endtheile des Darmes vor- kommt, eine Bildung, an welche die sehr genährte Lagerung beider Oeffnungen bei vielen Nagern erinnert. Eine Gallenblase zeigt sich bei den meisten Säugethieren; indessen finden sich hierin zuweilen selbst individuelle Verschiedenheiten. Die Leber selbst kommt in Form und Lagerung bis auf unbedeutende Verschiedenheiten mit der menschlichen überein. Die Lungen der Säugethiere sind stets paarig. Sie hängen vollkommen frei nur durch die Luftröhre und die großen Gefäße befestigt in der Brust, deren Höhle von dem Brustfelle überzogen und gegen die Bauchhöhle durch das muskulöse Zwergfell abgeschieden wird, welches bei den meisten Säugethieren quer auf der Achse des Körpers steht, während es bei den Walthieren sich in schiefhorizon- taler Richtung längst der Wirbelsäule unter den Lungen hin erstreckt. Das Gewebe der Lunge unterscheidet sich bedeutend von denjenigen der Vögel wie der Reptilien, indem es durchaus schwammig ist und aus vielfach verschlungenen und in einander mündenden feinen Aesten und Zweiglein der Luftröhren besteht, die sich zuletzt in Endbläschen auflösen, auf deren Oberfläche sich die Capillaren der Lungengefäße verzweigen. Die Luftröhre ist mit Ausnahme einiger Faulthiere, bei welchen sie gewunden erscheint, vollkommen gerade und durch Knor- pelringe gestützt, welche gewöhnlich hinten nicht ganz geschlossen sind. Der Kehlkopf ist überall nach demselben Typus, wie bei dem Men- schen gebildet, mit Ausnahme der Walthiere, bei welchen durchaus keine Stimmbänder vorkommen und auch die Struktur der Spitze manche Eigenthümlichkeiten zeigt, die besonders darauf berechnet sind, den Luftweg vollständig gegen alles Eindringen von Wasser beim Schlucken abschließen. Bei manchen Thieren zeigen sich bedeutende Luftsäcke an dem Kehlkopfe, welche bald, wie bei den Walen, als ein- fache Reservoirs zu dienen scheinen, bald auch, wie bei den Brüllaffen als Resonanzinstrumente zur Verstärkung der Stimme dienen. Das Herz liegt meistens gerade in der Mittellinie, nur bei den Orangs in ähnlicher Weise, wie bei dem Menschen, etwas nach der linken Seite hin. Es besteht immer aus zwei Vorhöfen und zwei Kammern, die durch eine Längsscheidewand so abgeschlossen sind, daß jede Kommunikation zwischen der rechten und linken Herzhälfte un- möglich ist. Meist ist die Scheidung der beiden Herzhälften von außen nicht sichtbar, zuweilen aber tritt sie außerordentlich stark her- vor, so daß das Herz wirklich aus zwei Hälften zusammengesetzt erscheint. Zuweilen finden sich in der Scheidewand der Kammern Knochen vor, die von einfach cylindrischer Gestalt sind. Hinsichtlich des Ursprunges der Arterien und namentlich der Hals- und Schulter- Arterien finden mannigfache Verschiedenheiten statt, auf welche einzu- gehen hier zu weit führen würde; dagegen müssen wir der Wunder- netze erwähnen, welche fast immer an den Gehirnarterien, bei einigen besonders langsam beweglichen, grabenden und kletternden Thieren auch an Schulter- Netz- und Schenkelarterien vorkommen. Der Haupt- stamm des Gefäßes theilt sich in diesen Wundernetzen in eine Menge von Zweigen, die zahlreich mit einander anastomosiren und dann wieder zu einem einzigen Stamme zusammentreten. Der Zweck dieser Wundernetze kann ein doppelter sein, einerseits die Bewegung des Blutes zu verlangsamen und andererseits bei theilweisem Drucke den- noch der Blutbahn einen unverschlossenen Weg zu öffnen. Die Nieren der Säugethiere haben fast immer eine Bohnen- form und liegen in der Lendengegend zu beiden Seiten der Wirbel- säule, nur auf ihrer vorderen Fläche vom Bauchfelle überzogen; zu- weilen nur erscheinen sie in einzelne Lappen aufgelöst. Die Harn- leiter münden stets in eine Harnblase ein, die immer auf der Bauch- fläche der Eingeweide unmittelbar hinter der Bauchwandung liegt. Die Hoden bieten hinsichtlich ihrer Lage vielfache Verschiedenheiten dar. Bei vielen Säugethieren, namentlich den Kloakenthieren, Zahn- armen, Walthieren, sowie beim Elephanten und Nashorn liegen sie, wie bei den vorhergehenden Klassen, im Inneren der Bauchhöhle in der Nähe der Nieren. Bei manchen Nagern, wie bei der Ratte, steigen sie zur Brunstzeit durch den Scheidenkanal der Bauchmuskeln herab und liegen dann in der Leistengegend unter der Haut, wo sie auch sonst normal bei vielen Nagern, einigen Wiederkäuern, Dickhäu- tern und Raubthieren angetroffen werden; bei anderen, namentlich bei allen Beutelthieren, Fledermäusen und Affen findet sich ein herabhän- gender Hodensack, in welchen zuweilen auch nur zur Brunstzeit die Hoden hinabschlüpfen. Die aus dem Nebenhoden hervorkommenden Samenleiter sind zuweilen sehr stark gewunden und zeigen gegen das Ende ihres Verlaufes seitliche Divertikel, die sogenannten Samenblasen, welche bei den Insektenfressern am größten sind, den eigentlichen Raub- thieren, den Walthieren und allen Didelphen aber fehlen. Die Sa- menthiere münden gemeinschaftlich mit den Ausführungsgängen der Vorsteherdrüsen in den hinteren Theil des Ruthenkanals, bei den Didelphen dagegen in den gemeinschaftlichen Harngeschlechtsgang, von dem der Kanal der Ruthe selbst getrennt ist. Diese letztere zeigt in Form und Lage außerordentlich viele Verschiedenheiten. Bei den Di- delphen ist sie hoch in dem Harngeschlechtsgange verborgen und nur unvollständig durchbohrt; — bei den meisten Nagern liegt sie so nahe am After, daß sie von demselben noch theilweise umschlossen wird, nur bei den Fledermäusen und Vierhändern hängt sie wie bei dem Menschen frei von der Schambeinfuge herab, während bei den meisten übrigen Säugethieren ihre Scheide in größerer oder geringerer Er- streckung in der Mittellinie unter dem Bauche angeheftet ist, oft selbst so, daß wie bei den Katzen im ungeschwellten Zustande ihre Spitze nach hinten gerichtet erscheint. Außer den Schwellkörpern findet sich fast bei allen Nagern, Fleischfressern, Fledermäusen und Affen in der Ruthe und namentlich in der Eichel ein besonderer Knochen von vielfach wech- selnder Gestalt. Die weiblichen Geschlechtstheile wechseln ebenfalls mannigfaltig in ihrem Baue. Bei den Kloakenthieren ist noch, wie bei den Vögeln der rechte Eierstock verkümmert und nur der linke vollständig entwickelt; — bei allen übrigen Säugethieren herrscht vollkommene Symmetrie. Im Allgemeinen wiegt an dem Eier- stocke der Säugethiere ein stark fasriges Gewebe vor, in welchem die Eisäcke zerstreut liegen, so daß die Eierstöcke nur selten ein traubiges, meist nur ein etwas höckeriges Ansehen zeigen. Die Eier der Säuge- thiere selbst sind ungemein klein, mikroskopisch, aber eingebettet in größere mit Flüssigkeit erfüllte Säckchen, welche man die Graf’schen Bläschen genannt hat und die zur Zeit der Reife des Eies platzen, um dasselbe in den Eileiter zu entlassen. Dieser bildet bei einigen Raubthieren namentlich eine fast vollkommen geschlossene, nur seitlich durch einen Schlitz geöffnete Kapsel um den Eierstock, während er bei den meisten, wie bei dem Menschen, einen offenen, mit Fransen ver- sehenen Trichter zur Aufnahme des Eies bildet. Von hier an steigen die Eileiter mehr oder minder gewunden nach unten und erweitern sich dann bald einzeln bald gemeinschaftlich zur Bildung der Gebär- mutter, oder des Fruchthälters, in welchen bei den meisten Säuge- thieren die Weiterentwicklung des Jungen stattfindet. Bei den Kloa- kenthieren vereinigen sich beide Eileiter nie und der linke, entwickelte gleicht sehr dem Eileiter eines Vogels, indem er sich am Ende etwas erweitert und in den Vorhof der Kloake einmündet. Bei den Beutel- thieren sind die Eileiter nur kurz und erweitern sich bald jederseits in die spindelförmigen Fruchthälter, welche nach unten zu in die höchst merkwürdig ausgebildete Scheide einmünden, die man früher für den leierförmigen Uterus hielt. Von einem gemeinschaftlichen, nach hinten blind geendeten Sacke in dem die beiden Oeffnungen der Fruchthälter oft durch eine Scheidewand getrennt zusammenmünden, steigen zwei henkelartig gebogene Scheibenkanäle auf, die sich nach unten in Leier- form zusammenbiegen und gemeinschaftlich das Ende der Scheide bil- den. Die Länge und Biegung dieser henkelartigen Scheibenkanäle, sowie die Ausbildung des mittleren Blindsackes, der die Mündungen der Eileiter aufnimmt, sind bei den verschiedenen Beutelthieren sehr mannigfaltigen Modifikationen unterworfen. Bei allen übrigen Säuge- thieren ist keine Spur einer solchen Bildung vorhanden und die Scheide bildet stets nur einen einfachen Kanal ohne bedeutende Kom- plikationen der Bildung. Dagegen schreitet die Ausbildung der Fruchthälter durch eine ganze Reihe von Bildungen in der Weise voran, daß die ursprüngliche Duplicität allmälig verschwindet. So finden sich bei den Nagern noch zwei vollkommen getrennte Frucht- hälter, die ganz die Gestalt eines Darmes besitzen und bei den einen getrennt in die Scheide münden, während bei den anderen schon ein ganz kleiner gemeinschaftlicher Körper und einfache Ausmündung vor- kommt. Die Ausbildung dieses Körpers schreitet nun durch die Wie- derkäuer, Dickhäuter und Raubthiere hindurch fort, doch in der Weise, daß der einfache Körper stets in zwei lange schlauchartige Hörner ausläuft, die dann bei den Fledermäusen und bei den Aeffern nach und nach verschwinden, so daß endlich bei dem Affen und dem Men- schen nur noch eine durchaus einfache Gebärmutter von birnförmiger Gestalt vorhanden ist, in deren obere Ecken die Eileiter einmünden. Als besondere Beigabe der weiblichen Geschlechtstheile müssen wir noch der Milchdrüsen erwähnen, die nur bei den Säugethieren, aber auch bei allen ohne Ausnahme vorkommen und durch deren Absonderung das Junge einige Zeit hindurch ernährt wird. Es liegen diese Drüsen unter der Haut des Bauches oder der Brust gewöhnlich in vieles Fett eingehüllt und meistens treten ihre Ausführungsgänge in einen kolbigen Vorsprung, eine sogenannte Zitze ein, welche das Junge mit seinen Lippen umfaßt. Bei den Kloakenthieren einzig fehlen die Zitzen ganz und bei den Walen sind sie äußerst kurz und in einer rinnenartigen Vertiefung eingesenkt, während sie bei den Beutelthieren oft ungemein lang und bandartig erscheinen. Die Lagerung der Zitzen ist mannigfaltig verschieden und im Allgemeinen bemerkt man eine allmälige Wanderung derselben von hinten nach vorn, so daß sie bei höherer Stellung der Thiere der beim Menschen vorhandenen Lagerung sich allmälig annähern. So liegen sie bei den Walen und den Einhufern ganz hinten in der Nähe der Schamspalte, bei den meisten übrigen Ordnungen an dem Bauche, bei den Fledermäusen, den Affen, den Elephanten, Faulthieren und Seekühen an der Brust, und bei diesen letzteren finden sich stets auch nur zwei Brustdrüsen, während besonders bei den kleineren Raubthieren, bei Insektenfressern und Nagern sogar bis zu zehn und mehr vorkommen können. Es versteht sich von selbst, daß diese Brustdrüsen während der Zeit der Trächtigkeit sich mehr entwickeln und anschwellen, während sie nach Beendigung der Säugung nach und nach zurücksinken. Die Entwickelungsgeschichte der Säugethiere und des Men- schen mußte so lange gänzlich im Dunkeln sein, als man, wie die älteren Anatomen bis zum Anfange unseres Jahrhunderts allgemein, das wahre Ei der Säugethiere noch nicht kannte und das Graf’sche Bläs- chen, in welchem dasselbe eingebettet liegt, für dieses Ei selber hielt. Später brachten die Kleinheit dieses Eies, die Schwierigkeit, es in den Schleimhautfalten des Eileiters und des Fruchthälters zu finden, bevor es eine gewisse Größe erreicht hatte, und der Umstand der inneren Ent- wicklung überhaupt eine Reihe von Hindernissen mit sich, die erst in der neuesten Zeit mit Erfolg besiegt wurden. Jetzt kennen wir das Ei der Säugethiere auch in den ersten Zeiten seiner Entwicklung ebenso genau, als das irgend einer andern Klasse und können uns hierdurch auch über die ersten Entwicklungsmomente des menschlichen Embryos durch Analogie genügende Kunde verschaffen. Bei allen Säugethieren findet die Brunst nur zu einer gewissen Zeit statt und wiederholt sich periodisch in Epochen, die bei den kleineren im Durchschnitte häufiger wiederkehren, während sie sonst bei den meisten die Dauer eines Jah- res haben. Unter den Männchen finden um diese Zeit gewöhnlich heftige Kämpfe um den Besitz der Weibchen statt und bei den in Heerden lebenden Säugethieren ist es gewöhnlich nur ein einziges Männchen, dem die Weibchen zufallen. Bei diesen ist die Brunst durch erhöhten Blutzudrang zu den Geschlechtstheilen, vermehrte Schleimabsonderung und ähnliche Zeichen sichtbar und diese äußeren Vorgänge sind stets mit der Loslösung von Eiern im Inneren und deren Wanderung durch den Eileiter verknüpft. Man glaubte früher, daß in Folge des Reizes der Begattung erst die Loslösung des Eies stattfindet, hat sich aber jetzt überzeugt, daß diese Loslösung ganz un- abhängig von der Begattung periodisch zu gewissen Zeiten stattfindet und auch regelmäßig bei weiblichen Säugethieren sich einstellt, selbst dann, wenn diese fern vom Männchen gehalten werden. Die äußeren Zeichen der Brunst sind demnach gewissermaßen nur der Reflex der Vorgänge im Inneren des Eierstockes, welche die Austreibung des Eies bezwecken und es ist auch hier, wie bei allen anderen Thieren die unmittelbare Berührung des Eies mit dem befruchtungsfähigen Samen nothwendige Bedingung der Befruchtung und der Entwicklung des Embryos. Da aber die Entwicklung des Embryos innerhalb der weib- lichen Geschlechtstheile in dem Fruchthälter stattfindet, so muß auch die Be- gegnung der Zeugungsstoffe dort eintreten, und der Same durch die Begattung in die weiblichen Organe eingeführt werden. Man hat vollkommen konstatirt, daß derselbe in manchen Fällen bis zu der Oberfläche des Eierstockes selbst vordringt, während gewöhnlich die Begegnung des von dem Eierstocke nach außen wandelnden Eichens und des von außen eindringen Samens innerhalb des Eileiters statt- findet. Das reife Eichen der Säugethiere, das in seltenen Fällen Fig. 1327. Reifes Eierstocks-Ei des Kaninchens. a Dotterhaut (Zona pellucida). b Dotter. c Keimbläschen. d Keimfleck. eine Größe von 1/12 Linie erreicht, zeichnet sich durch einige besondere Eigenthümlichkeiten aus. Gewöhn- lich hat es einen ziemlich festen, hellen, mit punktförmigen Körper- chen dicht erfüllten Dotter, in wel- chem das wasserhelle runde Keim- bläschen eingebettet liegt, welches einen gekörnten, gewöhnlich schwach gelblichen Keimfleck zeigt. Das Keim- bläschen erhält sich, so lange das Eichen in dem Eierstock verweilt, verschwindet dann aber gänzlich, so daß bei dem im Eileiter befindlichen Eie keine Spur mehr davon zu sehen ist. Der Dotter ist von einer sehr dicken, strukturlosen hellen Dotterhaut umgeben, welcher bei der Ansicht durch das Mikroskop den Dotter wie ein heller Ring umgibt und die deßhalb auch zona pel- lucida genannt wurde. Die Dicke und Festigkeit dieser Dotterhaut unterscheidet das Säugethierei hauptsächlich von den Eiern aller übri- gen Klassen. Das so gebildete Eichen schwimmt in der eiweißartigen Flüssigkeit, welche den Eisack oder das Graf’sche Bläschen erfüllt und wird hier ringsum von einer Schicht an einander hängender Zellen umgeben, die bei der Durchbrechung des Eierstockes zum größ- ten Theile abgestreift werden, früher aber für besonders wichtig gal- ten und deßhalb den Namen der Keimscheibe (Discus proligerus) er- hielten. Die ganze innere Wandung des Eisackes ist mit eben solchen Zellen austapezirt und enthält außerdem zahlreiche Blutgefäße, in welchen zur Zeit der Reife des Eies ein stärkerer Andrang stattfindet. Das Graf’sche Bläschen schwillt nun mehr und mehr an; die Ab- sonderung im Inneren vermehrt sich; die äußeren Häute des Eisackes verdünnen sich ausnehmend und endlich bildet sich ein Loch auf der Spitze des Eisackes, durch welches das Eichen in den Eileiter ent- schlüpft. Die entzündliche Aufregung des Eisackes dauert aber auch nach dieser Ausstoßung noch eine Zeit lang fort. Die Ausschwitzung in seinem Inneren nimmt zu und es bildet sich endlich eine Narbe, welche man mit dem Namen des gelben Körpers (corpus luteum) bezeichnet und deren Existenz man früher als untrügliches Merkmal stattgehabter Empfängniß ansah. Jetzt hat man freilich nachgewiesen, daß bei jeder Brunst und bei dem menschlichen Weibe bei jeder Men- struation sich ein oder mehrere Eier loslösen und ebenso viele gelbe Körper bilden, die indessen, wenn keine Embryonalentwicklung statt- findet, schnell aufgesaugt werden, während sie sich um ein Bedeutendes vergrößern, wenn die Entwicklung der Frucht den erhöhten Blutan- drang in diesen Theilen längere Zeit hindurch unterhält. Die Veränderungen, welche das Ei innerhalb des Eileiters er- Fig. 1328. Kaninchenei im Eileiter. Der Dotter ist in eine große An- zahl von Bildungszellen zerlegt, deren jede einen hellen Kern hat; die Dotter- haut (a) von einer bedeutenden Schicht Eiweiß (e) umgeben. leidet, sind wesentlich folgende. Die Zellen der Keimscheibe lösen sich allmälig ab und statt ihrer wird bei einigen Thieren, wie z. B. beim Kaninchen eine Schicht von Ei- weiß umgebildet, die bei anderen, namentlich dem Hundeei, gänzlich vermißt wird. Der Dotter selbst, in welchem das Keimbläschen ver- schwunden ist, theilt sich in geome- trischer Progression in stets kleiner werdende Kugeln, die in ihrem In- neren helle Kerne zeigen und sich allmälig durch Umbildung von Häuten zu Zellen umwandeln. Der Dotter erhält hierdurch ganz in ähnlicher Weise, wie bei dem Eie der Mollusken eine Maulbeerform und die einzelnen Kugeln haben an- fänglich sogar einen sehr geringen Zusammenhang, so daß sie beim Oeffnen des Eies auseinander fallen. Sobald diese Dotterkugeln an der Gränze der Zerklüftung angelangt sind, bilden sich feine Häut- chen um dieselben, wodurch sie als wahre Zellen mit hellen Kernen erscheinen. Diese Zellen vereinigen sich pflasterförmig auf der Ober- fläche des Dotters, der in der Mitte flüssig und durchsichtig wird und stellen so eine Haut dar, welche an der inneren Fläche der Dotterhaut anliegt und die Keimblase genannt wird. An einer Stelle dieser Keimblase lagert sich von innen her mehr körnige Masse an und bil- det so einen runden dunklen Fleck, den Fruchthof , von welchen aus die Entwicklung des Embryos beginnt. Während dieser Ausbil- dung der Keimblase mit dem Fruchthofe hat sich auch das Eichen durch Einsaugung von Flüssigkeit sehr bedeutend vergrößert und die Dotter- haut ist hierdurch so ausgedehnt worden, daß sie keine meßbare Dicke mehr zeigt, sondern nur als ein äußerst feines Häutchen erscheint. Bei den Säugethieren, bei welchen Eiweiß im Eileiter der Dotterhaut umgebildet wird, verschmilzt dieses Eiweiß allmälig mit der Dot- terhaut zu einer einzigen Membran, die jetzt die Eihaut (Chorion) Fig. 1329. Das Ei einer Hündin aus der Gebärmutter. Chorion und Keimblase sind ausgebildet, ersteres überall mit Zöttchen besetzt. Der Fruchthof ist als dunkler Punkt deutlich. Natürliche Größe = 2 Li- nien. a Chorion mit den Zotten. b Keimblase. c Fruchthof. genannt wird. In die- sem Zustande, als eine wasserhelle Blase, um- geben von der aus pfla- sterförmigen Zellen be- stehenden Keimblase und der äußeren aus der Dotterhaut mit oder oh- ne Zuthun von Eiweiß gebildeten Hülle des Chorion’s langt das Ei- chen in dem Uterus an, wo es sich nun an ir- gend einer Stelle auf ei- genthümliche Weise durch Bildung äußerer Zotten fixirt, während zugleich der Embryo aus den Zellen des Fruchthofes sich aufbaut und sehr bald durch seine Gefäße mit den Gefäßen der Mutter in nähere Beziehung tritt, um aus dem Blute derselben die zu seiner Weiterentwicklung nöthigen Stoffe zu beziehen. Um indeß diese Verbindung näher darstellen zu können, ist es nöthig, auf die ersten Entwicklungszustände des Embryos nä- her einzugehen, da alle Hüllen des Eies entweder allein oder zum Theile durch Häute mitgebildet werden, welche von dem Embryo selbst ausgehen. Fig. 1330. Erste Anlage des Hunde - Embryo’s. Man sieht die Rückenfurche und die Rückenwülste in der Mitte der biscuitförmigen Embryonal-Anlage, die erst von einem hellen, länglichen und dann von einem runden dunkeln Fruchthofe umgeben ist. a Die Keimblase, zerschnitten und ausgebreitet. b Dunkler Fruchthof. c Heller Fruchthof. d Embryonalanlage. Zuerst legt sich an die innere Seite der Keim- blase und des Fruchtho- fes eine zweite Schicht von Zellen an, welche sich aus dem Dotter heraus entwickelt und aus welcher später der Darmkanal mit seinen Annexen hervorgeht. Man hat diese Schicht das vegetative oder Schleimblatt , die äu- ßere, aus welcher sich Hirn und Rückenmark bilden, das animale oder Vogt. Zoologische Briefe, II. 27 seröse Blatt genannt. Sobald diese beiden Schichten deutlich ge- worden sind, so zeigt sich in dem Fruchthofe die erste Spur der Em- bryonalbildung dadurch, daß der Fruchthof birnförmig wird und in der Mitte eine tiefere Rinne, die Rückenfurche zeigt, um welche herum sich sogleich die Rückenwülste hervorheben, die sehr bald die gewöhn- lichen drei aufeinander folgenden Hirnbuchten zeigen, welche sich später zu den Hirnkapseln abschließen. Die Entwickelung der Augen aus Fig. 1331. Fig. 1332. Fig. 1333. Fig. 1331. Sehr junger Hundeembryo von der Seite. Man sieht die offene Rückenfurche mit den Hirnbuchten, die beginnenden Wirbelkörper und die beiden Blätter der Keimhaut. a Hirnbuchten. b Wirbelkörper. c Ani- males Blatt. d Vegetabiles Blatt. Fig. 1332. Aelterer Embryo vom Rücken; Fig. 1333. Von der Bauch- fläche. Die Schafhaut ist noch nicht geschlossen, sondern bildet über dem Rücken einen offenen Raum. Herz und erster Kreislauf sind gebildet; Augen und Ohren sind angelegt; die Bauchfläche noch kahnförmig ausgehöhlt; die Kopfbeuge beginnt sich zu zeigen; der erste Kiemenbogen ist ebenfalls vor- handen. a Umgebogener Kopftheil. b Kiemenbogen. c Herz. d Dottervene. e Rückenmark. f Wirbel. g Dotterarterien, aus den Aorten längs der Wir- belkörper entspringend. h Ohrbläschen. i Schafhaut (amnios). k Schleim- blatt. — der mittleren Hirnabtheilung, der Ohren an der hinteren, sowie die fernere innere Ausbildung des Gehirnes und seiner einzelnen Theile geschieht ganz in derselben Weise, wie wir dieß schon früher bei den übrigen Wirbelthierklassen beobachteten. Ganz nach der Weise der Reptilien und Vögel zeigt sich auch bei dem Embryo von früher Zeit an die doppelte Biegung der Körpers, die Nackenbeuge hinter der Ohrblase und die Kopfbeuge zwischen der mittleren und hinteren Ab- theilung, durch welche das Vordertheil des Embryo’s wie ein Finger zusammengebogen und in die Dotterblase hineingedrückt wird; erst in den späteren Zeiten der Embryonalentwickelung zeigt sich der Säuge- thiertypus in der Hirnbildung dadurch, daß das Vorderhirn gänzlich das Mittelhirn überwächst und zugleich an dem kleinen Gehirne die beiden Seitentheile sich ausbilden, durch deren stärkere Entfaltung das Säugethiergehirn sich wesentlich von demjenigen des Vogels un- terscheidet. Fast gleichzeitig mit der ersten Anlage des Centralnervensystemes entsteht diejenige des Skelettes in der Wirbelsaite, sowie die erste Zellenanhäufung, die sich später zu dem Herzschlauche aushöhlt. Die Rückensaite erreicht bei den Embryonen der Säugethiere niemals auch nur die verhältnißmäßige Wichtigkeit, welche sie bei den niederen Wirbelthieren besitzt und wird sehr bald durch die ersten Anlagen der Wirbelkörper ersetzt, welche in Gestalt quadratischer Täfelchen zu beiden Seiten der Wirbelsaite auftreten und sich nach und nach zu den Wirbelkörpern umwandeln. An dem Schädel bildet sich ebenso, wie bei den anderen Wirbelthieren, zuerst ein knorpeliger Urschädel, der theilweise an seiner Basis verknöchert, größten Theils aber durch die Deckplatten der Schädelknochen bei der späteren Ausbildung verdrängt wird. Das Verhältniß der drei Schädelbalken zu dem Naume, in welchem sich der Hirnanhang erzeugt, ist bei den Säugethieren ebenfalls wesentlich das früher dargestellte. Auch die Gliedmaßen erscheinen ursprünglich nur als breite, flossenförmige Vorsprünge und lassen erst in den spä- teren Zeiten die Abtheilungen der Finger und Zehen gewahren, welche sich ursprünglich in ähnlicher Weise darstellen, wie sie an den Flossen der Robben z. B. permanent ausgebildet sind. Die erste Anlage des Herzens zeigt sich, wie schon bemerkt, unmittelbar nach der Anlage des Rückenmarkes und Gehirnes in Gestalt einer soliden Zellenanhäu- fung, welche sich bald in einen S förmig gewundenen Schlauch um- wandelt, der in seinen hinteren Zipfeln das über den Dotter herströ- mende Blut aufnimmt und es durch seine vordere Spitze wieder in 27* Fig. 1334. Fig. 1335. Fig. 1334. Ein älterer Hunde-Embryo, von der inneren Seite angese- hen. Die Kopfbeuge ist vollendet, Auge und Ohr als Bläschen geschlossen, vier Kiemenbogen angelegt, das Herz in Vorkammer, Kammer und Arterien- stiel getrennt; die vordere Extremität in Flossenform angelegt, der Darm noch als Rinne vorhanden; die Harnhaut (Allantois) als kleine Blase hervorge- sprosst. Fig. 1335. Der Kopf desselben Embryo’s stärker vergrößert, von vorn. a Auge. b Ohr. c Kiemenbogen. d Herz. e Vorderfuß. f Darmrinne. g Harnhaut. i Schleimblatt. die Aorta austreibt, aus der es durch den Körper auf den Dotter gelangt. Die erste Bildung des Blutes und der Gefäße findet gleich- zeitig mit dem Herzen auf der Oberfläche des Fruchthofes statt und der erste Kreislauf ist vollkommen ähnlich demjenigen, der bei Rep- tilien und Vögeln stattfindet. Später freilich zeigen sich beträchtliche Modifikationen durch die Bildung des Fruchtkuchens, auf die wir zu- rückkommen werden. Indessen entstehen die Kiemenbogen und Kie- menspalten durchaus in ähnlicher Weise bei den Säugethieren wie bei den Reptilien und Vögeln und durchlaufen dieselben Umwandlun- gen, indem sich die vorderen an der Bildung des Ohres und des Zun- genbeines betheiligen, während die hinteren zu der Bildung des Kehlkopfes und der Seitentheile des Halses in Beziehung stehen. Auch die Schließung des Darmkanales , der aus der inneren Lage der ursprünglichen Embryonalzellen entsteht, zu einem vollständigen Rohre, welches nur an einer einzigen Stelle durch den Dottergang mit dem Dottersacke in Verbindung bleibt, der bei den Säugethieren allgemein die Nabelblase genannt wird, so wie die allmälige Abhe- bung des Embryo’s, die Schließung seiner äußeren Bauchwandung Fig. 1336. Fig. 1337. Fig. 1336. Noch älterer Hunde-Embryo von der Seite. Der Darm ist vollständig gebildet, die Kiemenbogen treten zurück. Hinterfuß und Schwanz sind deutlich vorhanden; Dotterblase (Nabelblase) und Harnhaut stielförmig abgeschnürt. Fig 1337. Derselbe Embryo von vorn, um die Lage der Ein- geweide zu zeigen. a Nase. b Auge. c Ohr. d Herz. e Vorderfuß. f Leber. g Darmschlinge, in welche die Nabelblase h durch ihren Stiel einmün- det. i Hinterfuß. k Harnhaut. l Schwanz. m Wolff’sche Körper. d 1 Ar- terienstiel. d 2 Kammer. d 3 Herzohren. durch den Nabel und die Ausstülpung der Harnhaut, deren Stiel nebst demjenigen der Nabelblase durch diesen Nabel hindurchgeht, ist uns aus den vorhergehenden Klassen zur Genüge bekannt; — nicht minder die Bildung der Schafhaut, welche Anfangs in Gestalt einer Falte als Kopf- und Schwanzkappe sich erhebt und allmälig über dem Rücken des Embryo’s zu einem vollkommen geschlossenen Sacke zusam- menwächst. Die hauptsächlichste Verschiedenheit zeigt sich in der Art und Weise, wie diese Hüllen des Eies, die Schaf- und Harnhaut, so wie die ursprüngliche Dotterhaut sich untereinander und zu der inne- ren Schleimhaut der Gebärmutter verhalten. Wir sahen schon oben, daß die Dotterhaut in dem Eileiter sich bedeutend erweitert und verdünnt habe, so dast sie ein äußerst zartes Häutchen darstellt, welches mit dem Eiweiße verschmolzen ist. Sobald nun die Falte der Schafhaut sich erhebt, so legt sich dieselbe überall von innen her genau der äußeren Hülle des Eies an und verwächst mit derselben, so daß nach dem Schlusse der Schafhautfalten über dem Rücken die äußere Eihaut durch eine innere Schicht verstärkt worden ist, welche von der Faltung der Schafhaut herrührt. Man nennt die so ausgebildete Haut, zu welcher selbst noch eine Schicht von im Eileiter umgebildetem Eiweiß kommen kann, das Chorion oder Fig. 1338. Fig. 1339. Fig. 1338. Vom Hunde, Fig. 1339. vom Menschen entnommen. In beiden Figuren sind die Gebärmutterwandungen schwarz, das Chorion zackig dargestellt worden. Die Umrisse der Harnhaut sind durch eine einfache Linie, die der Nabelblase durch Punkte, die der Schafhaut durch eine punktirte Linie angegeben. Bei dem Hunde ist die Harnhaut um das ganze Ei herumgewach- sen und hat sich zur Bildung des gürtelförmigen Mutterkuchens überall in die Zacken des Chorions hineingelegt. Beim Menschen ist sie klein geblieben und hat sich nur an einer Stelle, der Stelle der scheibenförmigen Placenta, in die Zotten des Chorions hineingebildet. Dafür ist das Amnios, die Schafhaut, um so größer und außerdem dem Ei von Außen her die hinfällige Haut ( De- cidua , durch eine zusammenhängende Linie bezeichnet) umgebildet. a Wand des Fruchthälters. b Einmündung der Eierstöcke. c Muttermund. d Deci- dua. e Chorion. f Schafhaut. g Harnhaut. h Nabelblase. i Embryo. die Lederhaut; dieselbe bleibt als äußere Hülle des Eies bis zu der Geburt bestehen. Sobald das Chorion durch die beschriebene An- einanderlagerung der äußeren Schafhautfalte und der ursprünglichen Dotterhaut nebst dem äußeren Eiweiße gebildet ist, so entwickeln sich auf seiner ganzen Oberfläche eine Menge verzweigter Zotten, welche sich in die Oeffnungen der sehr erweiterten Schleimdrüsen der Gebär- mutter einsenken und auf diese Weise das Ei an einer bestimmten Stelle befestigen. Diese Zotten des Chorions entstehen auf seiner ganzen Oberfläche, verschwinden aber alsbald wieder an denjenigen Stellen, wo keine Befestigung an die Wände des Fruchthälters stattfindet. Die Eier der meisten Säugethiere erhalten auf diese Weise eine citronen- förmige Gestalt, indem sich die Zotten ihres Chorions überall in die Wände des schlauchförmigen Uterus einsenken und nur die beiden Pole des Eies frei bleiben. Die Ausbildung dieser Zotten ist die erste Einleitung zu der Bildung des Fruchtkuchens, hinsichtlich deren man drei verschiedene Modifikationen unterscheiden kann. Bei den Fleischfressern und den Robben erhalten die Zotten des Chorions auf dem ganzen Umfange mit Ausnahme der beiden Eipole durch die dop- pelhörnige Ausbildung der Harnhaut Gefäße, so daß ein gürtelför- miger Mutterkuchen gebildet wird, während bei den Nagern, Insek- tenfressern, Fledermäusen, Affen und dem Menschen nur an einer Fig 1340. Menschlicher Embryo, etwa sieben Wochen alt. Die Gebärmutter ist in vier Lappen aufgeschnitten, deren innere Fläche mit der hinfälligen Haut bekleidet ist. Das überaus zottige Chorion ist geöff- net, so daß man den Embryo von der durchsichtigen Schafhaut umschlossen in seiner Lage sieht. Bedeutung der Buchstaben wie in der vorigen Figur. einzigen Stelle die Zotten bleiben, so daß der Mutterkuchen eine Schei- benform erhält. Bei allen übrigen Säugethieren erhalten sich nur hier und da zerstreute Zotten, die einzeln gesäet auf der ganzen Ober- fläche des Eies sich finden, so daß der Mutterkuchen kein zusammen- hängendes Ganze bildet, wie dieß bei den vorhergenannten Ordnungen der Fall ist, wo die Zotten sich so verfilzen und mit der inneren Schicht des Uterus verschmelzen, daß gerade hierdurch ein zusammenhän- gendes Ganze, ein Mutterkuchen (Nachgeburt, Placenta) gebildet wird. Indeß entwickeln die Zotten des Chorions niemals selbststän- dig Gefäße, sondern erhalten dieselben durch die Ausbildung der Harnhaut, welche ihnen dieselben zuführt. Der Mutterkuchen ist so- mit ein sehr zusammengesetztes Gebilde, das einerseits aus den Zotten des Chorions besteht, anderseits aus Zotten, welche auf der Oberfläche der Schleimhaut des Uterus sich ausbilden und wech- selweise in einander greifen, so daß ein schwammiger gefäß- reicher Körper entsteht, der halb dem Fruchthälter, halb dem Chorion angehört. Von beiden Seiten her dringen in diesen Fruchtkuchen die Gefäße des Embryo’s und der Mutter ein; die Venen des mütterli- chen Fruchthälters bilden nach und nach weite Behälter, in welche die Gefäßzotten, die vom Embryo ausgehen, hineinragen, so daß die- selben überall von dem Blute der Mutter umspült werden, wodurch der Austausch der Stoffe wesentlich erleichtert wird. Die Harnhaut selbst zeigt bei den verschiedenen Säugethieren eine sehr verschiedene Entwickelung. Während sie bei den meisten Wiederkäuern und Fleisch- fressern z. B. das ganze Ei nach allen Seiten hin überwächst, erhält sie sich zwar bei den meisten Säugethieren mit einfachen Mutterkuchen, aber nur in kleinerem Maßstabe und verschwindet endlich beim Men- schen sehr bald nach ihrer Erhebung gänzlich, so daß sie früher fast allgemein geläugnet oder von ihrer Existenz nur so viel zugegeben wurde, daß man annahm, sie reiche nie über die Gränze des Nabels hinaus. Jedenfalls ist die Harnhaut bei dem menschlichen Embryo nur sehr klein und ihre Existenz dauert nur sehr kurze Zeit. Sie scheint hier einzig den Zweck zu haben, die Gefäße zu den Zotten des Chorions hinzuleiten und bildet sich deßhalb unmittelbar zurück, sobald die ihr angehörenden Gefäßstämme die Zotten erreicht haben. Nicht minder wichtig ist der Unterschied zwischen den Säugethieren und den Reptilien und Vögeln, welcher durch das Verhalten des Dotters be- dingt wird. Bei den letzteren, wo er den ganzen Stoff zur Ent- wickelung des Embryos liefern muß, ist der Dotter begreiflicher Weise bedeutend groß, während er bei den Säugethieren, wo die Cirkulation des mütterlichen Organismus sehr bald die Stoffzufuhr besorgt, nur verschwindend klein ist. Doch zeigt sich bei diesen der Prozeß der Abschließung des Darmes und der Bauchwandungen gegen dem Dotter ganz so, wie bei den Vögeln und Reptilien. Der Dot- tergang zieht sich indessen meistens ziemlich lang aus, so daß die Na- belblase mit ihrem Stiele in der Mitte des Fruchtlebens die Gestalt eines sehr langhalsigen Kolbens zeigt. Dieser Stiel der Nabelblase und derjenige des Harnsackes geben die Grundlage des Nabelstranges ab, auf welchem die Gefäße verlaufen, welche die Verbindung zwischen dem Fruchtkuchen und dem Embryo herstellen. Bei Vögeln und Rep- tilien bleibt sowohl der Stiel des Harnsackes, wie auch derjenige des Dottersackes durch das ganze Fruchtleben hindurch offen. Bei den meisten Säugethieren hingegen schließt sich der Gang des Nabelbläs- chens sehr bald, so daß keine Communikation zwischen ihm und dem Darme mehr stattfindet, während nur derjenige der Harnhaut offen bleibt. So zeigt denn der Nabelstrang der Säugethiere auf dem Durchschnitte in der Mitte einen weiten Gang, den Stiel der Harnhaut, der von ihr aus zu der Harnblase geht und später als sogenannter Harnstrang (Urachus) den Grund der Harnblase an den Nabel befestigt. Um diese Höhlung des Nabelstranges herum zeigen sich die Lumina der Gefäße, gewöhnlich aus zwei Arterien und einer Vene bestehend. Bei dem Menschen endlich, wo auch der Harnsack sehr bald verschwindet, erscheint der Nabelstrang ganz solide und man sieht auf seinem Durch- schnitte nur die Lumina der Gefäße, aber durchaus keinen Gang in ähnlicher Weise, wie dieß bei den Säugethieren der Fall ist. Da der Fruchtkuchen zu gleicher Zeit als Ernährungsstelle, wie als Vermittler der Athmung dient, indem durch den Austausch, der in seinen Blutgefäßnetzen zwischen dem Blute der Mutter und der Frucht stattfindet, letzterem sowohl Nährstoffe als auch Athmungsgase zuge- führt werden, so ist es von besonderer Wichtigkeit, den Uebergang aus dieser Ernährungs- und Athmungsweise des Fötus in die des Jun- gen genau kennen zu lernen. Eingeschlossen von dem Chorion als äußerster Hülle und von der Schafhaut als innerster, zwischen welche sich bei den meisten Säugethieren noch die ebenfalls mit Flüssigkeit ge- füllte Harnhaut drängt, schwimmt der Embryo in der Mitte des Eies, dessen Anwachsen allmälig den Uterus so sehr erweitert hat, daß die Trächtigkeit von außen sichtbar ist. Der Embryo ist überall von dem Wasser, welches den Sack der Schafhaut erfüllt, benetzt, in demselben untergetaucht. Er ist vollständig ausgebildet, nur seine Lungen sind noch gänzlich zusammengefallen, so daß sie fast lederartig, etwa von ähnlichem Gewebe wie die Leber, erscheinen und auch wie diese im Wasser untersinken. Nur wenn durch das Athmen Luft in die zusam- mengefallenen Röhren und Bläschen des Organs eingeführt ist, er- scheint dieses weich, schwammig und schwimmt im Ganzen oder stück- weise auf dem Wasser. In dem Blutkreislaufe finden sich bei dem im Ei eingeschlossenen Embryo noch Bahnen, welche sich später schließen und die den Zweck haben, den Blutstrom von der Lunge ab und un- mittelbar in die Körpergefäße zu lenken. So existirt in der Scheide- wand der Vorhöfe das sogenannte eirunde Loch, welches eine Com- munikation zwischen beiden Vorhöfen herstellt und so gestellt ist, daß schon der größte Theil des aus dem Körper zurückkehrenden venösen Blutes unmittelbar durch den rechten Vorhof hindurch in die linke Herzhälfte strömen muß, also den Weg durch die rechte Kammer, durch die Lunge bis in den linken Vorhof nicht zu machen braucht. Das wenige übrige Blut, welches noch in die rechte Kammer kommt, wird zwar von dieser durch die Lungenarterie ausgetrieben, geht aber größten- theils durch ein weites Gefäß, den sogenannten Botallischen Gang, direkt in die Aorta über, ohne die Lunge zu durchlaufen, so daß also fast alles Blut, welches in das Herz kommt, durch die Körperbahn der Aorta wieder von demselben weggeführt wird. Diese giebt bald nach ihrem Eintritte in die Bauchhöhle die oberen Darmarterien ab, von welchen die Gefäße des Harnsackes, die beiden großen Nabelarte- rien entspringen, durch die ein bedeutender Theil des Embryonalblutes in den Fruchtkuchen strömt. Das Blut, welches hier gekreist und Sauerstoff der Luft, so wie Ernährungsstoffe von dem Blute der Mutter eingetauscht hat, kehrt durch die Nabelvene zurück und vereinigt sich durch ein weites, in der Leber gelegenes Gefäß, den venösen Le- bergang (Ductus venosus Arrantii) , mit dem aus dem Körper zurück- kommendem Blute in der Hohlvene unmittelbar vor dem Herzen. Bei der Geburt treiben die Muskelfasern des Fruchthälters durch heftige Zusammenziehungen den Embryo durch die Scheide und die äußeren Geschlechtstheile hervor, wobei die Eihäute zersprengt werden. Un- mittelbar nach der Geburt fängt das Junge an zu athmen, die Lungen dehnen sich aus, das Blut strömt ihnen zu und indem einerseits die Nabelgefäße, die zu dem als Nachgeburt ausgetriebenen Fruchtkuchen gingen, zusammenfallen, schließt sich anderseits sehr bald das eirunde Loch, der Botallische Gang und der venöse Gang der Leber, so daß die vollständige Scheidung zwischen beiden Herzhälften und Blutarten realisirt wird. Bei den im Wasser lebenden Säugethieren bleibt das eirunde Loch besonders lang offen, schließt sich aber doch im späteren Alter völlig. Die Dauer der Trächtigkeit ist bei den Säugethieren sehr ver- schieden, steht aber gewöhnlich im Verhältnisse zu der Größe. Die kleineren Nager, die Mäuse, Kaninchen u. s. w. tragen nur drei bis sechs Wochen, während diese Zeit bei dem Menschen neun Monate, bei dem Pferde eilf Monate, bei dem Elephanten sogar über ein Jahr dauert. Die Zeit, während welcher die jungen Thiere gesäugt wer- den, steht ebenfalls gewöhnlich in Beziehung zu der Dauer der Träch- tigkeit. Bei den auf freiem Felde lebenden Thieren, welche sich ihre besonderen, stabilen Lagerstätten bereiten, wie z. B. bei den Wieder- käuern, sind die jungen Thiere unmittelbar nach der Geburt befähigt, ihren Eltern zu folgen, während sie bei anderen, wie namentlich bei den Fleischfressern, längere Zeit hilflos im Neste liegen und erst nach und nach das Gehen erlernen. Die Mütter wachen meist mit großer Sorgfalt über den Jungen und vertheidigen sie selbst mit Gefahr ihres Lebens. Die Lebensart der Säugethiere, so wie ihre Verbreitung sind außerordentlich verschieden. Die einen sind gänzlich auf das Wasser angewiesen und können dasselbe gar nicht verlassen, wie die Walthiere, oder sich nur mit Mühe auf dem festen Lande fortbewegen, wie die Robben; andere, wie Fischottern und Biber, sind gleichmäßig für das Wasser und das Land ausgestattet. Die Wassersäugethiere sind fast alle Raubthiere, welche sich von Fischen und Weichthieren nähren. Unter den Landthieren ziehen viele, wie die Dickhäuter, sumpfige Wal- dungen oder Flüsse vor, an deren Ufern sie sich besonders von Wur- zeln und Gesträuchen nähren. Weite Ebenen, lichte Waldungen sind vor allen den truppweise lebenden Wiederkäuern und Einhufern ange- wiesen, die sich ebenfalls nur von vegetabilischen Stoffen nähren. Die meisten Nager leben entweder in Höhlen unter der Erde oder auch kletternd auf Bäumen,; ihre aus Pflanzenstoffe bestehende Nahrung suchen sie meistens auf der Oberfläche oder in geringer Tiefe. Raub- thiere und Insektenfresser sind meistens nächtliche Thiere, welche Tags über in Verstecken oder auch in Höhlen lauern und erst Abends auf ihren Raub ausgehen. Die ganze Ordnung der Flatterthiere und Halbaffen besteht ebenfalls aus nächtlichen Thieren, die fliegend oder kletternd ihre Nahrung suchen. Die ganze Ordnung der Affen besteht einzig aus Kletterthieren, denen die Wälder der Tropengegenden zum Aufenthalte angewiesen sind. Was die Vertheilung auf der Erde be- trifft, so theilen nur wenige Haussäugethieren mit dem Menschen das Privilegium, auf der ganzen Erde verbreitet zu sein. Alle übrigen haben mehr oder minder ausgedehnte Bezirke, in denen sie die ihnen angemessenen Verhältnisse verwirklicht finden. Ganze Ordnungen sind nur auf einzelne Zonen eingeschränkt; so sind die Affen genau auf die Gränze der Palmenvegetation reduzirt und die nördlichste Gränze ihrer Verbreitung zugleich der südlichste Punkt Europas, die Spitze von Gibraltar. So bewohnen die Beutelthiere nur Australien und das südliche Amerika, während die Kloakenthiere gänzlich auf Austra- lien eingeschränkt sind. Die Zahnlosen finden sich nur in den Tro- pengegenden der drei Continente: Amerika, Afrika und Asien, ebenso die Riesengattungen der Dickhäuter: Elephant, Flußpferd, Nashorn und Tapir. Fledermäuse, Raubthiere, Insektenfresser, Nager, Dick- häuter, Einhufer und Wiederkäuer sind über die ganze Erde verbrei- tet, wenn auch allgemein in der Art, daß die Zahl der Arten und Familien von Norden gegen Süden hin bedeutend zunimmt. Die Walthiere und Robben allein machen von dieser Regel eine Ausnahme, indem sie in jeder Beziehung, was Zahl der Arten und Individuen, so wie deren Größe betrifft, nach den Polargegenden des Nordens wie des Südens hin zunehmen. Die fossilen Säugethiere, deren man jetzt etwa sechshundert Arten kennt, treten zuerst in dem Jura mit einigen kleinen Gattungen auf, welche offenbar den Beutelthieren angehören. Trotz des großen Reich- thums der jurassischen Gebilde an Versteinerungen, hat man bis jetzt doch nur seltene Bruchstücke dieser ersten Säugethiere aufgefunden, was zu der Annahme berechtigt, daß dieselben in der That eine sehr vereinzelte Erscheinung waren. In der Kreide wurde noch keine Spur von Säugethierresten entdeckt, während in der Tertiärzeit plötzlich eine Menge von Formen auftreten, die um so mehr von den jetzt lebenden Arten verschieden, je älter die Schichten sind, welchen die Reste ange- hören. Die Dickhäuter sind es namentlich, welche in den älteren Tertiärschichten mit einer großen Anzahl eigenthümlicher Formen auf- treten, so daß die Gesammtzahl der ausgestorbenen Gattungen und Arten sogar die der jetzt lebenden übertrifft, ein Verhältniß, welches außerdem nur noch bei den zahnlosen Säugethieren vorkommt, deren riesenmäßige Formen, die jetzt ganz von der Erde verschwunden sind, in der letzten Epoche der Tertiärzeit Südamerika bevölkerten. Sonst zeigt fast jede Epoche der Tertiärzeit einen eigenthümlichen Charakter; die ältere, wie bemerkt, durch die vorwiegende Ausbildung der Dick- häuter, die mittlere durch das Auftreten der Wiederkäuer, welche von da an im beständigen Zunehmen begriffen sind, die jüngere Tertiär- periode und das Diluvium durch die massenhafte Ausbildung der Raubthiere, welche auch zugleich zum Theile riesenförmige Größe er- reichen. Viele Säugethiere sind indeß ebenso, wie der Mensch, ihrer Gattung und Familie nach nur Angehörige der jetzigen Epoche und es zeigt sich auch in dieser Beziehung eine merkwürdige Ausbildung der Typen, indem die dem Menschen zunächst stehende Ordnung der Affen zwar in allen Schichten der Tertiärgebilde, aber dort nur äußerst spärlich vorkommen und die hauptsächliche Entwicklung dieser zahl- reichen Ordnung einzig der jetzigen Epoche angehört. Die Classifikation der Säugethiere ist von jeher ein Gegenstand vielfacher Erörterung und mannigfachen Streites gewesen, zumal hin- sichtlich der Ordnung, in welcher man die einzelnen Gruppen einzu- reihen pflegte, sowie hinsichtlich des relativen Werthes, welchen man diesen verschiedenen Gruppen beilegte. Wir unterscheiden bei ihnen vor allen Dingen zwei Unterklassen, die wesentlich auf die Struktur der Geschlechtsorgane und die Fortpflanzung gegründet sind und zwei Reihen bilden, welche zwar an Zahl und Reichthum der Formen außerordentlich verschieden sind, aber dennoch fast überall analoge Typen darbieten. Bei der einen Unterklasse, den Säugethieren ohne Mutterkuchen oder den Didelphen (Aplacentaria) bildet sich niemals ein eigentlicher Mutterkuchen aus, das Ei entwickelt sich im Inneren der weiblichen Geschlechtstheile bis zu einer gewissen Stufe der Ausbildung des Embryos, welche bedeutend geringer ist, als diejenige, in welcher die meisten anderen Säugethiere zur Welt kommen. Das hülflose Junge wird meist in ganz eigenthümlicher Weise festhängend an den Zitzen der Mutter durch die Milch derselben bis zur Epoche der Selbstständigkeit ernährt. Der Mangel eines wah- ren Mutterkuchens beruht darin, daß die Allantois sich zwar in Bla- senform ausbildet, aber niemals eine solche Ausdehnung erreicht, daß sie sich an die Wandungen der Gebärmutter anlegte und ihre Gefäße mit den Uteringefäßen in Wechselwirkung träten. Das Ei und der in ihm enthaltene Embryo werden demnach innerhalb der mütterlichen Geschlechtstheile in ähnlicher Weise, wie die Jungen der meisten Knor- pelfische durch Einsaugung der in den Organen enthaltenen Flüssig- keiten ernährt, da die Dottermasse, welche dem Ei beigegeben ist, zwar bedeutender ist, als bei den übrigen Säugethieren, aber dennoch nicht wie bei den meisten eierlegenden Thieren zur Ausbildung des Embryos hinreicht. Eine zweite durchgreifende Verschiedenheit besteht in dem Mangel des Schwielenkörpes (corpus callosum) dieser beträchtlichsten aller Com- missuren, welche die beiden Hirnhälften mit einander verbinden. Es fehlt dieser Theil dem Gehirne aller Didelphen durchaus, während er bei allen übrigen Säugethieren, wenn auch in verschiedenem Grade entwickelt, vorhanden ist. Die übrigen Verschiedenheiten in großer Zahl, welche sich bei den Didelphen finden, sind wesentlich nur der einen oder anderen Ordnung dieser Thiere eigenthümlich, so daß wir sie auf die nähere Betrachtung derselben zurückstellen können. Auch bei der Eintheilung dieser Unterklasse treten die Verhältnisse der Fort- pflanzung und die Bildung der Geschlechtstheile in den Vordergrund, so daß wir zwei Ordnungen unterscheiden müssen: die Kloaken- thiere (Monotremata) mit einfacher Kloake als gemeinschaftlichem Ausführungsgange des Darmkanales, der Harn- und Geschlechtswerk- zeuge, die niedrigste Stelle unter den Säugethieren einnehmend; und die Beutelthiere (Marsupialia) , ausgezeichnet durch die eigen- thümliche Einrichtung der in Hauptfalten oder in Beuteln eingeschlos- senen Zitzen, an welchen die Jungen lange Zeit hindurch permanent angeheftet sind. Die letztere Ordnung bietet eine größere Anzahl von Familien dar, welche bei genauerer Analyse vielmehr den Ordnungen der übrigen Säugethiere als den Familien derselben entsprechen und die bei gleicher Anzahl der Repräsentanten gewiß als gleich wichtig anerkannt werden würden. Die übrigen Säugethiere, die Monodelphen (Placentaria) , bei welchen allen ohne Ausnahme ein wahrer Mutterkuchen gebildet und der Embryo durch die Wechselwirkung seines Blutes und des Blutes der Mutter im Inneren dieses Mutterkuchens ernährt wird, zeigen in der Bildung ihrer Zähne und ihrer Extremitäten mannich- fache Verschiedenheiten, welche besonders zur Aufstellung der Ordnun- gen benutzt worden sind. Es konnte indeß schon einer oberflächlichen Betrachtung nicht entgehen, daß zwischen den verschiedenen Ordnun- gen mancherlei nähere oder entferntere Beziehungen stattfinden, durch welche sich einzelne größere Gruppen erkennen lassen. Man wurde durch diese verschiedenen Analogieen, die man bald in der äußeren Form, bald in der Bildung der äußeren Haut, der Zähne, der Füße, der Verdauungs- und Geschlechtsorgane erkannte, zu der Annahme verschiedener Reihen oder Stämme geleitet, die indeß immer viel Schwankendes in ihrer Durchführung zeigten, da man sich bei der Anatomie der erwachsenen Thiere auf keine scharf abgegränzten Cha- raktere stützen konnte. Betrachtet man indeß die embryonale Ausbil- dung und namentlich die Art und Weise der Entwicklung des Mut- terkuchens, so bieten sich scharf gesonderte Charaktere für diese größe- ren Gruppen, durch welche manche der früheren auf unbestimmte An- nahmen gegründeten Umgränzungen bestätigt werden. Bei den Einen bildet sich niemals ein zusammenhängender Mut- terkuchen aus; die Harnhaut überzieht die ganze innere Oberfläche der Eihaut; ihre Gefäße bilden sich hier und da in einzelne Zotten oder Wülste (Cotyledones) hinein, in welchen die wechselseitige Ge- fäßverbindung zwischen Mutter und Frucht stattfindet. Die Wal- thiere (Cetacea) mit fischartigem Körper, flossenartigen Vorder- gliedmaßen, unter denen wir drei Unterordnungen unterscheiden: die ächten Walthiere (Cetacea) auf Fleischnahrung angewiesen, mit einwurzeligen Kegelzähnen; die Doppelzähner (Zeuglodonta) mit doppelwurzeligen Fleischzähnen, deren Kronen scharf gezackt sind; und die Seekühe (Sirenia) von gleicher Körperform, ähnlicher Beschaffenheit der Gliedmaßen, aber mit Mahlzähnen versehen und auf Pflanzennahrung angewiesen; — die Dickhäuter (Pachydermata) mit vier Füßen und mehr als zwei Hufen daran, so wie meistens mit allen Arten von Zähnen versehen die Zahnlosen (Edentata) mit langentwickelten mehrfachen Krallen, aber stets ohne Vorder- und Eckzähne; die Einhufer (Solidungula) mit Vorderzähnen in bei- den Kinnladen und einfachen Hufen an allen Füßen; und die Wie- derkäuer (Ruminantia) mit gespaltenen Hufen, eigenthümlicher Magenbildung und ohne Schneidezähne in dem Oberkiefer; — bilden diese größere Gruppe, in welcher sich die Ordnung der Dickhäuter gewisser Maßen als der Mittelpunkt darstellt, an welchen einerseits die Wale und Seekühe, andererseits die Zahnlosen oder die Einhufer und Wie- derkäuer sich anreihen. Bei einer zweiten Gruppe sammeln sich die Anfangs zerstreuten Zotten des Chorions und der Harnhaut in einem Gürtel, welcher quer um das spindelförmige Ei gelegt ist und die beiden Enden des- selben frei läßt; — der Mutterkuchen heftet auf diese Weise das Ei in dem ganzen Umkreise der inneren Höhle der röhrenförmigen Ge- bärmutter an. Die Gruppe, welche von diesen mit einem gürtelför- migen Mutterkuchen versehenen Säugethieren gebildet wird, zeichnet sich durch die Anordnung ihrer Zähne und ihr raubgieriges Naturell von allen andern aus und begreift nur zwei Ordnungen, die Rob- ben (Pinnipedia) mit fischähnlichem Körper und Flossenfüßen, und die eigentlichen Fleischfresser (Carnivora) mit scharfen vielfa- chen Krallen an den Pfoten. Eine dritte Gruppe wird durch diejenigen Säugethiere gebildet, bei welchen die Zotten des Chorion’s sich nur an einer einzigen Stelle in Wechselwirkung mit den Gefäßzotten der Gebärmutter ausbilden, wodurch ein einfacher Mutterkuchen erzeugt wird, der mehr oder min- der eine Scheibenform besitzt. Die Nager (Glires) mit Krallen- pfoten, meißelartigen Scheidezähnen und ohne Eckzähne, die Insek- tenfresser (Insectivora) mit Krallenpfoten, vielfachen Schneide- zähnen, langen Eckzähnen und spitzhöckerigen Backenzähnen, die Flat- terthiere (Volitantia) mit durch eine Flughaut verbundenen Extremitäten, die Vierhänder (Quadrumana) mit Händen an allen vier Extremitäten, und die Zweihänder (Bimana) mit Händen an den vorderen und Füßen an den hinteren Extremitäten bilden diese Gruppe, welche sich in ununterbrochener Reihe bis zu der Krone der jetzigen Schöpfung, bis zu dem Menschen erhebt. Unterklasse der Säugethiere ohne Mutterkuchen. (Aplacentaria.) Schon vorher wurde angeführt, daß der Mangel des Schwielen- Fig. 1341. Gehirn des Ameisenseeigels (Echidna) . An der rechten Hemisphäre ist die Decke abgenommen, so daß man bei fehlendem Schwielenkörper die tiefen Gebilde sieht. a Unverletzte Hemisphäre. b Kleines Gehirn. c Vierhügel. d Sehhügel. e Pferdefuß (hippo- campus) . körpers im Gehirn eines der wesentlichsten anato- mischen Kennzeichen in dieser Unterklasse sei und man deßhalb das Gehirn eines solchen Säugethie- res auf den ersten Blick unterscheiden könne, in- dem beim Auseinander- ziehen der beiden Hirn- hälften diejenigen Theile frei zu Tage kommen, welche bei den übrigen durch diese Commissur gedeckt sind. Die Hirn- hälften selbst sind im Ganzen klein und decken niemals das kleine Ge- hirn, selten die Vierhügel. Fig. 1342. Becken des Ameisenigel’s (Echidna hystrix) . a Kreuzbein aus verwachsenen Wirbeln bestehend. b Hüftbein. c Schambein. d Beutelknochen. e Ge- lenkpfanne des Schenkels. Der Schädel, die Wirbel- säule und die Extremi- täten zeigen keinen durchgreifenden Charak- ter, welcher sie von denen der übrigen Säugethiere wesentlich unterscheiden ließe; dagegen findetman einen solchen in der Struktur des Beckens. Hier stehen nämlich auf dem vorderen Rande und zwar in der Nähe der Vereinigung der beiden Schambeinäste zwei meist längliche, cylindrische oder platte Knochen beweglich eingelenkt, welche man die Beutelknochen (Ossa marsupialia) ziemlich ungeeigneter Weise genannt hat, da sie auch bei den nicht mit einem Beutel versehenen Thieren dieser Unterklasse vorkommen. Es liegen diese Knochen in der Dicke der Bauchwandungen und scheinen als Verknöcherungen der Sehnen des äußeren schiefen Bauchmuskels betrachtet werden zu kön- nen; sie sind bei Männchen und Weibchen stets in gleicher Weise ent- wickelt. Ordnung der Kloakenthiere. (Monotremata.) Sie begreift die niedersten Säugethiere, die man sogar oft als eine eigenthümliche Klasse zwischen den Säugethieren und den Vögeln hat hinstellen wollen. Der Schädel dieser Thiere ist flach, der Raum für das Gehirn nur gering im Vergleich zu der bedeutenden Ausbil- dung des Gesichtstheiles; die Schnauze ist sehr lang, die Kiefer entweder vollkommen zahnlos oder mit hornigen Zähnen versehen, die eine Art von Platte bilden und aus senkrechten Hornfasern gebildet sind. Weiche Lippen fehlen durchaus. Die Schädelknochen verwach- sen sehr früh in ähnlicher Weise, wie bei den Vögeln, zu einer naht- losen Kapsel. Das äußere Ohr fehlt diesen Thieren durchaus und Vogt. Zoologische Briefe. II. 28 Fig. 1343. Fig. 1344. Fig. 1345. Fig. 1346. Fig. 1343. Schädel des Schnabelthiers von Oben; Fig. 1344 von der Seite; Fig. 1345 von Unten; Fig. 1346 Schädel des Ameisenigels von der Seite. a Zähne des Schnabelthiers. Fig. 1347. Schultergürtel des Schnabelthieres (Ornithorhynchus) . a Schulterhöhe (Acromion). co Rabenbein (os cora- coideum). d Gabelknochen, aus den verwachsenen Schlüsselbeinen (clavicula) gebildet. h Gelenkhöle des Oberarmbeines. o Schulterblatt (omoplata). s Brust- bein (sternum). c Rippen. die Augen sind nur klein, sonst aber vollständig entwickelt, der Schulter- gürtel nähert sich in seiner Bildung eines Theils dem der Reptilien, anderen Theils dem der Vögel; — die Handhabe des Brust- beins ist T -förmig und die beiden Schlüsselbeine so mit einander verwach- sen, daß sie einen festen Gabelknochen wie beiden Vögeln bilden. Die Ra- benbeine sind außeror- dentlich groß und die Schulterblätter über die Gelenkgrube des Ober- armes nach vorn hin verlängert, so daß sie mit dem Brustbeine zu- sammenstoßen. Die Füße haben fünf Zehen, welche überall mit lan- gen Krallennägeln bewaffnet sind; die Männchen tragen außerdem an dem Hinterfuße noch einen eigenthümlichen Sporn, welcher der ganzen Länge nach durchbohrt ist und mit dem Ausführungsgang Fig. 1348. Innere Geschlechtstheile des Schnabelthieres. a Der linke Eierstock verkümmert. b Der Trichter des Eileiters mit seinem Schlitze. c Rechter Eierstock. d Der Eileitertrichter aufgeschnitten; eine Sonde ist durch den Schlitz gesteckt. e Eileiter. f Uterus, links nur bis zur Einmündungswarze, rechts ganz geöffnet. g Harnleiter auf derselben Warze durch ein Löchlein sich öffnend. h Harnblase. i Gemeinschaftlicher Gang für Harn- und Geschlechtsprodukte (canalis urogenitalis). k Mastdarm, eine Sonde ist durch ihn bis in seine Oeffnung in die Kloake l gesteckt. einer Drüse in Verbin- dung steht, die nach der Behauptung der Einge- borenen einen giftigen Saft absondern soll. Die weiblichen Geschlechts- theile sind denjenigen der Vögel analog gebil- det, indem der rechte Eierstockverkümmert, der linke traubenförmige da- gegen fast einzig ent- wickelt ist. Dieser liegt unmittelbar neben der spaltenförmigen Oeff- nung der weiten Trom- pete, welche in einen kurzen Eileiter führt, der sich jederseits zu ei- nem schlauchförmigen Uterus erweitert. Die beiden Uteri öffnen sich getrennt von einander auf zwei warzenartigen Erhöhungen, auf denen zugleich die Oeffnungen der Harnleiter sich be- finden, in einen weiten Kanal, der nach vorn in die Harnblase, nach hinten in das erweiterte Ende des Mastdarmes, in die Kloake sich fort- 28* Fig. 1349. Weibliches Schnabelthier von der Bauchseite. Rechts ist die Hautdecke von der Milchdrüse zurück- geschlagen. a After. b Hautdrüsenöffnung, an der Stelle, wo das Männchen den Sporn hat. c Milch- drüse. setzt. Die Milchdrüsen haben keine Zitzen, son- dern öffnen sich einfach mit einer spaltförmigen Oeffnung jederseits am Bauche. Es giebt nur eine auf jeder Seite. Sie bestehen aus dicken wurmförmigen Blind- gängen, deren Ausbil- dung je nach dem Zu- stande der Trächtigkeit sehr verschieden ist. Fig. 1350. Das Schnabelthier (Ornithorhynchus paradoxus) . Wir unterscheiden zwei Familien, deren jede nur von einer Gat- tung repräsentirt ist. Die Schnabelthiere ( Ornithorhynchida ) haben einen breiten, plattgedrückten, einem Entenschnabel ähnlichen Oberkie- fer, der vorn die Nasenlöcher trägt und in dessen untere Rinne der schmale Unterkiefer paßt; an der Seite zeigt dieser Schnabel quere Falten und im Hintergrunde des Maules eine zahnartige Hornplatte ohne Wurzel, die aus senkrechten Fasern besteht. Der walzenförmige Körper ist mit kurzen, groben Pelzhaaren bekleidet, der Schwanz kurz, plattgedrückt, behaart. Die fünf Zehen der Füße sind durch eine Schwimmhaut verbunden, welche an den Vorderfüßen die Krallen weit überragt. Die Thiere leben in Neuholland in Teichen und Flüs- sen, an deren Ufern sie sich Löcher graben. Die Eingeborenen behaup- ten, daß sie Eier legen, doch hat man in Nestern neben zolllangen, kaum geborenen Jungen niemals Schalen beobachtet. Fig. 1351. Der Ameisenigel (Echidna s. Tachyglossus hystrix) . Bei den Ameisenigeln ( Echidnida ) , die in demselben Vaterlande in Erdhöhlen leben, ist die Schnauze in einen langen dünnen Rüssel ausgezogen; die Kiefern sind durchaus zahnlos; der Gaumen statt dessen mit rückwärts gerichteten Hornwarzen besetzt; die Zunge ist äußerst lang, sehr beweglich; die Füße mit starken, langen, gebogenen Krallen bewaffnet; zwischen den Borstenhaaren stehen auf dem Rücken ähnlich wie bei den Igeln, kurze Hornstacheln, die dem Thiere zur Vertheidigung zu dienen scheinen, obgleich es sich nicht vollständig zusammenrollen kann. Fossile Ueberreste von Kloakenthieren sind bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Ordnung der Beutelthiere. (Marsupialia.) Diese Ordnung umfaßt eine große Anzahl von Thieren, welche hauptsächlich nur in Australien und dem südlichen Amerika vorkommen und deren fossile Repräsentanten die ersten Säugethiere sind, die überhaupt in der Geschichte der Erde auftreten. Der Schädel der Beutelthiere hat gewöhnlich eine mehr oder minder pyramidale Form mit zugespitzter Schnauze und stark hervortretendem Gesichtstheile; die Zahnbildung ist je nach den Familien außerordentlich verschieden und derjenigen der verschiedenen Ordnungen der Säugethiere entsprechend; die Augenhöhlen sind gewöhnlich nach hinten offen und durch ein Loch Fig. 1352. Fig. 1353. Fig. 1354. Schädel verschiedener Beutelthiere. Fig. 1352. Der Beutelratze (Didelphys) . Fig. 1353. Des Potoru (Hypsiprimnus) . Fig. 1354. Das Wombat (Phascolomys) . mit der Schläfengrube verbunden; der Unterkiefer hat eine eigenthüm- liche Gestalt, indem sich sein Gelenkwinkel nach innen einbiegt und einen mehr oder minder blattartigen Fortsatz bildet, welcher zuweilen fast den ganzen Raum zwischen den beiden Aesten des Unterkiefers einnimmt; die Beutelknochen sind bei allen Beutelthieren ohne Aus- nahme und bei beiden Geschlechtern in vollkommen gleicher Größe ent- wickelt; die Bildung der Extremitäten erscheint äußerst verschieden, gewöhnlich findet man die Vorderfüße mit mehreren freien Zehen versehen und mit langen Nagelkrallen bewaffnet, so daß sie zum Gehen, so wie zum Ergreifen der Beute geschickt erscheinen; bei den Sprin- genden sind sie gewöhnlich sehr kurz, verkümmert, aber nichts desto weniger mit wohl ausgebildeten Schlüsselbeinen versehen. Sehr ver- schiedenartig ist die Bildung der Hinterfüße. Bei den Einen sind die Zehen frei, mit Krallennägeln versehen und der Fuß zum Laufen ge- eignet; bei Anderen die mittleren Zehen mit einander verwachsen und mit dem Mittelfuße enorm verlängert, so daß ein mächtiges Instru- ment zum Sprunge geschaffen wird; bei noch Anderen endlich sind die Hinterfüße vollkommene Hände, indem neben vier nageltragenden Ze- hen ein absetzbarer nagelloser Daumen gebildet ist. Das Gehirn zeigt bei den meisten Beutelthieren entweder gar keine oder nur sehr wenige flache Windungen. Die äußere Ohrmu- schel ist bei Allen wohl ausgebildet und bei vielen sogar von beträcht- licher Größe. Den wesentlichsten auszeichnenden Charakter bietet die Bildung der Geschlechtstheile dar; bei den Männchen liegen die Ho- den in einem Sacke unter dem Bauche weit vor der Ruthe, die zum Theil in einem langen scheidenartigen Canale versteckt ist; bei den Weibchen führt die weibliche Geschlechtsöffnung, welche vollkommen von dem After getrennt ist, in einen mehr oder minder langen Kanal, der sich bald in zwei Röhren theilt, welche sich in Form einer Lyra nach Fig. 1355. Innere Geschlechtstheile eines trächtigen Känguruh’s (Macropus) . a Franzen des Eileitertrichters. b Gelber Körper im rechten Trichter. c Eileiter. d Rechter Uterus, trächtig. e Chorion des Embryo f , der einen sehr kurzen Nabelstrang zeigt. g Linker Uterus, leer. h Gemeinschaftlicher Scheidentheil. i Henkelartige Scheidenkanäle. k Gemeinschaftlicher blinder Sack derselben. l Unvollständige Scheidewand dieses Sackes. oben gegen einander krümmen. Diese beiden Scheidenkanäle, welche man früher für die beiden Gebärmutterhälften ansah, öffnen sich in einen Sack, der mehr oder minder vollständig durch eine mittlere Schei- dewand in zwei Hälften getheilt und dessen Ausbildung bei den ver- schiedenen Gattungen sehr verschiedene Gränzen zeigt. In diesen Sack mündet jederseits eine schlauchförmige Gebärmutter, die sich nach vorn in einen kurzen Eileiter fortsetzt, dessen weite Oeffnung den Eierstock mit zahlreichen Franzen umfaßt. Zu dieser eigenthümlichen Bildung der inneren Geschlechtstheile tritt noch die Ausbildung des Beutels Fig. 1356. Fig. 1357. Fig. 1356. Hintertheil einer weiblichen Beutelratte (Didelphys) . Die punktirte Linie bezeichnet die Ausdehnung des Beutels. Fig. 1357. Der Beutel geöffnet, um die Zitzen zu zeigen. hinzu. Die Zitzen liegen nämlich an dem hinteren Theile des Bauches zu beiden Seiten der Mittellinie in mehr oder minder großer Anzahl und besitzen eine verhältnißmäßig außerordentliche Länge; sie sind in ihrem Umkreise entweder nur von einen einfachen Hautfalte oder von einer förmlichen Tasche umgeben, die eine schlitzartige Oeffnung besitzt und in welcher die Jungen lange Zeit an den Zitzen der Mutter hän- gend herumgetragen werden. Man hat über die früher so zweifelhafte Frage der Fortpflanzung der Beutelthiere in den europäischen Menagerieen vielfache Beobach- tungen anstellen können, aus welchen sich ergeben hat, daß der Em- bryo innerhalb der Gebärmutter sich insoweit vollständig ausbildet, als zum Leben in freier Luft nothwendig ist, daß er aber dann noch nur eine sehr unbedeutende Größe besitzt. Man findet alle Theile des Säugethiereies, Chorion, Nabelblase, Schaafhaut und Harnhaut voll- kommen ausgebildet, nur mit dem Unterschiede, daß Letztere nicht bis zur Oberfläche des Chorion herankommt und auf diese Weise kein Mutterkuchen gebildet wird. Die Geburt des kleinen, aber in seinen Theilen vollständig ausgebildeten Jungen geht ganz in gewöhnlicher Weise vor sich; die Mutter empfängt es mit dem Maule, bringt es in den Beutel und hängt es dort an eine Zitze an, zu deren enger Umfassung Mund- und Rachenhöhle des Jungen in eigenthümlicher Weise kanalartig ausgebildet sind; der Beutel bleibt noch sehr lang, selbst nach der vollständigen Ausbildung des Jungen der Zufluchtsort für dasselbe, so daß es sich bei drohender Gefahr hineinflüchtet. Bei denjenigen Gattungen, bei welchen der Beutel durch eine Hautfalte ersetzt ist, hängt das Junge nur im Anfang an den Zitzen, wird aber später von der Mutter auf dem Rücken mit herumgetragen. Wir unterscheiden in der Ordnung der Beutelthiere folgende Fa- milien: Fig. 1358. Der Wombat (Phascolomys Wombat.) Die Beutelnager ( Glirina ) bestehen aus einer Gattung kurzer, plumper, träger, nächtlicher Thiere, die in ihrem Aeußeren viel Aehn- lichkeit mit einigen Arten von Schrotmäusen besitzen. Diese Aehnlichkeit ist noch durch den Zahnbau bestätigt (s. Fig. 1354 S. 438), welcher ganz demjenigen der Nagethiere entspricht, indem in jeder Kinnlade vorn zwei breite, meiselartig zugeschärfte Zähne stehen, auf welche nach einer langen Zahnlücke die breitkronigen abgenutzten Backzähne mit faltigem Schmelzsaume folgen. Die Vorderfüße der in Erdhöhlen lebenden Thiere haben fünf kaum getrennte, aber mit langen Grab- nägeln bewaffnete Zehen; an den Hinterfüßen finden sich nur vier solche Zehen und ein kurzer stummelartiger Daumen. Sie finden sich nur in Australien. Phascolomys . Fig. 1359. Känguruh (Halmaturus) . Die Familie der Känguruh’s (Macropodida) ist durch den eigen- thümlichen Bau der Gliedmassen seit der Entdeckung Neuholland’s wohl bekannt. Der Kopf dieser Thiere ist klein, der Zahnbau eigen- thümlich und in mancher Beziehung dem der Pferde analog (s. Fig. 1353 S. 438 Schädel des Potoru). Sie haben sechs bis acht Vorder- zähne in der Oberkinnlade, von denen der hintere bei einer Gattung abgerückt ist, zwei meiselartig horizontal gestellte Vorderzähne in der Unter- kinnlade und nach einer Zahnlücke vier bis fünf würfelförmige Backzähne mit stumpfhöckerigen Kronen (s. Fig. 1300 S. 391). Die Vorderfüße mit fünf freien Zehen sind sehr kurz, die Hinterfüße ungemein lang und kräftig, der Schwanz sehr dick und lang; von den vier Zehen des Hinterfußes sind die beiden mittleren bis zum Nagelgliede mit einander verwachsen, die beiden äußeren frei, alle sehr bedeutend verlängert. Sie springen in ungeheueren Sätzen, indem sie den langen Schwanz als Balancir- stange gebrauchen und stützen sich auf denselben beim Sitzen; sie nähren sich nur von Kräutern, worauf auch der Bau ihres Verdauungskanales hinweiset, indem der Magen in mehrfache Höhlen getheilt ist und der Blinddarm eine bedeutende Länge erreicht. Halmaturus; Macropus; Hypsiprimnus . Den Känguruh’s nahe stehen hinsichtlich des Gebisses die Früchte- fresser ( Frugivora ) , indem sie ebenfalls zwei lange meiselartige Schnei- dezähne im Unterkiefer und mehrfache im Oberkiefer besitzen. Dagegen ist die Zahnlücke bei diesen Thieren nie vollständig ausgebildet und es finden sich meist in beiden Kinnladen oder wenigstens in der oberen bald mehr, bald minder ausgebildete Eckzähne; die Backzähne gleichen denen der vorigen Familie; da die Thiere aber sämmtlich auf Bäumen herumklettern und einige sogar eine Art von Flughaut besitzen, welche Fig. 1360. Gebiß des Kuskus (Phalangista) . ihnen als Fallschirm dient, so sind die Extremitäten gleichmäßig ent- wickelt und die vorderen mit fünf freien Krallenzehen, die hinteren dagegen, an denen Zeige- und Mittelfinger mit einander verwachsen sind, mit einem entgegenstellbarem Daumen versehen, der fast nach hinten gerichtet scheint und zum Umfassen der Zweige äußerst geschickt ist. Die meisten Thiere dieser Familie besitzen einen langen Greif- schwanz und treiben sich in ähnlicher Weise, wie unsere Eichhörnchen, auf den Bäumen umher; eine Gattung (Phascolarctus s. Lipurus) stimmt durch den fehlenden Schwanz und den plumpen Körperbau mehr mit den Wombats überein. Ihr Magen ist einfach, der Blind- darm dagegen sehr entwickelt. Die Familie kommt außer in Austra- lien auch auf den Sundainseln vor. Phalangista; Petaurus . Fig. 1361. Beutelratze (Didelphys) . Die Familie der Insektenfresser (Insectivora) oder Beutelratzen besteht aus einer Menge kleiner, mit langgespitztem dreieckigem Kopfe versehener Raubthiere, deren Gebiß demjenigen der Insektenfresser sehr ähn- lich ist (s. Fig. 1352 S.438). Eine außerordentlich große Anzahl kleiner mei- selartiger Schneidezähne, auf welche scharfe gekrümmte Eckzähne, messerar- tige Neißzähne und mit spitzen Höckern versehene Backzähne in großer Anzahl folgen, charakterisiren diese Familie, in der man nach der Bil- dung der Extremitäten mehrere Unterfamilien unterscheiden kann; bei den Beuteldachsen (Perameles; Chaeropus) nämlich haben die Vor- derfüße nur drei ausgebildete, mit Grabekrallen versehene Zehen und die weit längeren, kräftigeren, zum Springen ausgebildeten Hinterfüße einen Daumenstummel und vier krallentragende Zehen, von denen die beiden mittleren mit einander verwachsen sind, während bei den Amei- senbeutlern (Myrmecobius) die fünf Zehen der Vorderfüße wohl ausgebildet sind, der Daumenstummel der Hinterfüße aber gänzlich fehlt. Bei den eigentlichen Beutelratzen ((Didelphys) , die theils Fig. 1362. Beutelmaus, Didelphys dorsigera (Chironectes) . auf Bäume klettern, theils durch verbindende Häute zwischen den Ze- hen zum Schwimmen befähigt sind und einen nackten schuppigen Greif- schwanz besitzen, sind die fünf Zehen der Vorderfüße wohl getrennt und an den Hinterfüßen ein freier entgegensetzbarer Daumen entwickelt, so daß eine förmliche Hand ausgebildet ist. Beutelratzen finden sich neben Australien auch in Südamerika. Die fleischfressenden Beutelthiere ( Carnivora ) , von denen die größte Gattung, der Beutelwolf (Thylacinus) , die Höhe eines mäßigen Hundes erreicht, haben mit der vorigen Familie die große Zahl der Zähne überhaupt und der kleinen Schneidezähne insbesondere gemein, unterscheiden sich aber durch die noch kräftigeren kegelförmigen Eckzähne und die von der Seite her abgeplatteten, ausgezackten Kronen der scharfen Backzähne; so wie durch die Struktur der Füße, die vorn fünf freie Krallenzehen, hinten, je nach den Gattungen, vier oder fünf Krallenzehen ohne Daumen haben. Es sind blutgierige grausame Raubthiere, deren erste Ueberreste, zwei verschiedenen ausgestorbenen Gattungen angehörend, schon in den Schichten des englischen Jura aufgefunden worden sind, was um so auffallender erscheint, als bis- her weder im Jura, noch in der Kreide eine sonstige Spur von Säugethieren vorkommt und erst die Tertiärzeit durch die Ueberreste derselben charakterisirt wird. Thylacinus; Dasyurus; Phascogale; Pascolotherium; Thylacotherium . Die Ordnung der Beutelthiere ist in der gegenwärtigen Epoche auf Australien, die Sunda-Inseln, das südliche und mittlere Amerika eingeschränkt; die Beutelratzen sind hauptsächlich in Amerika einheimisch und gehen dort am weitesten nach Norden, während die Fleischfresser und die Pflanzenfresser wesentlich nur Australien angehören. In frü- heren Epochen der Erdgeschichte waren indeß die Insekten- und Fleisch- fresser auch in Europa vertheilt, wie dieß ihre fossilen Ueberreste im Jurakalke von Stonesfield und im Gypse von Paris beweisen. Bei aller Bedeutsamkeit dieser Thatsache darf man indeß doch nicht ver- gessen, daß diese europäischen Reste nur sehr sparsam sind und die Beutelthiere in der Tertiärzeit wesentlich schon auf dieselben Gegenden der Erde angewiesen waren, denen sie jetzt ausschließlich angehören. Unterklasse der Säugethiere mit Mutterkuchen. (Placentaria) . Die Eigenthümlichkeiten dieser an Mannichfaltigkeit der Formen bei weitem reicheren Unterklasse sind hauptsächlich, wie schon erwähnt, in der Entwicklung des Embryo’s zu suchen, welcher während der wesentlichsten Zeit seiner Entwicklung durch einen Mutterkuchen an die innere Fläche der Gebärmutter geheftet ist. Das Ei, welches ver- hältnißmäßig sehr klein ist, hat nur einen höchst unbedeutenden Dotter und wird, sobald die Entwicklung des Embryo’s begonnen hat, durch die innige Wechselwirkung ernährt, welche innerhalb des Mutterku- chens zwischen den Gefäßzotten des Chorions und denen der Gebär- mutterwandlung stattfindet. Die Jungen kommen in verhältnißmäßig weit größerer Ausbildung zur Welt und werden von der Mutter zwar durch die Milch genährt, jedoch niemals in einem solchen Beutel herumgetragen, wie dieß bei der vorhergehenden Ordnung der Fall ist. Alle Säugethiere dieser Unterklasse ohne Ausnahme besitzen im Gehirn den Schwielenkörper, während ihnen die so ausgezeichneten Beutelknochen am Becken abgehen. Wir haben auf die verschiedenen Charaktere, welche sich in der Anordnung des Mutterkuchens finden und wonach drei wohlgesonderte Reihen in dieser Unterklasse entstehen, schon aufmerksam gemacht, so daß es unnöthig wäre auf dieselben weiter einzugehen. Reihe der Säugethiere mit zerstreuten Mutterkuchenzotten. Ordnung der Walthiere. (Cetacea.) Die Wale sind sämmtlich Wasserbewohner von Fischgestalt, welche im Verhältnisse zu den Landbewohnern theilweise eine ungeheure Größe und Masse erreichen. Der Körper dieser plumpen Thiere ist nach hinten zugespitzt und mit einer Schwanzflosse versehen, deren Grundlage aus einem halbfesten Faserknorpel besteht und deren Stellung zum Unterschiede von der Schwanzflosse der Fische wagerecht ist. Die Hinterfüße fehlen durchaus, statt ihrer findet sich nur das unförmliche Rudiment eines knöchernen gänzlich in der Fleischmasse verborgenen Beckens, das meistens aus zwei in V -Form in der Mittellinie ver- wachsenen cylindrischen Knochen besteht. Der Mangel eines beson- deren, aus verwachsenen Wirbeln bestehenden Kreuzbeines steht hier- mit in Einklang. Die Vorderfüße sind in Flossen umgewandelt, die unmittelbar hinter dem Kopfe in ähnlicher Weite wie die Brustflossen der Fische angebracht sind und von Außen einfache Ruder darstellen, im Inneren aber die aus vier bis fünf Zehen zusammengesetzten Finger und die äußerst kurzen Knochen der vorderen Extremität erkennen lassen. Häufig haben diese in der Haut verborgenen Finger, die nur bei wenigen Ausnahmen Nägelspuren an der Spitze erkennen lassen, eine große Anzahl von einzelnen Gliedern, weit mehr als sonst ge- wöhnlich bei anderen Säugethieren vorhanden sind. Der Kopf erscheint von dem übrigen Körper durchaus nicht abgesetzt, dr Schädel ist sehr platt, der Gehirntheil oft ungemein klein; das Gesicht dagegen groß und die Kiefer meist bedeutend vorgezogen. Das Hinterhauptsgelenk steht vollkommen an der hinteren Fläche des Schädels in senkrechter Stellung und es fehlen jene starken Leisten und Vorsprünge, so wie die Dornfortsätz der Halswirbel, an welchen bei den Landsäugethieren besonders das den Kopf tragende Nackenband sich anheftet, dessen Funktion hier unnöthig geworden ist, da das Gewicht des mit großen Fettzellen versehenen Schädels hauptsächlich von dem Wasser getragen wird. Ein äußeres Ohr fehlt allen Cetaceen, die meist nur sehr kleine einfache Oeffnung läßt sich nur schwer auffinden. Der ganze Körper ist unter der dicken, meist haarlosen oder nur mit zerstreuten Borsten besetzten Haut von einer dicken Specklage umhüllt, zu deren Gewin- nung besonders auf die Thiere dieser Ordnung Jagd gemacht wird. Wir unterscheiden drei Unterordnungen, die sich besonders durch ihre Bezahnung charakterisiren. Die eigentlichen Walthiere (Cetacea) haben so sehr vor allen anderen die Fischgestalt, daß sie an den meisten Küsten nicht von den gewöhnlichen Fischen unterschieden werden; zur Vermehrung dieser Aehnlichkeit besitzen viele dieser Thiere noch eine Rückenflosse, die indeß nur durch Faserknorpel gestützt ist. Der Kopf ist ungemein groß, so daß er bei manchen ein Drittel der ganzen Länge des Thie- res einnimmt und der Schädel meist in der Art unsymmetrisch ausge- bildet, daß die der rechten Seite angehörigen Knochen größer und länger, die Oeffnungen der linken Seite (Nasenloch etc.) größer sind. Eine besondere Eigenthümlichkeit des Schädelbaues liegt noch in der Struktur des Felsenbeines, welches von elfenbeinerner Härte und mit den übrigen Theilen des Schläfenbeines nicht verwachsen, sondern nur durch Bandmasse und Fasern verbunden ist, so daß es bei der Fäul- niß der Theile lose wird; eine Bildung, die übrigens auch den See- kühen eigen ist. Der Rachen ungeheuer weit gespalten, die Kiefer bei den Jungen stets, bei den Alten nicht immer mit einer großen Anzahl spitzer, kegelförmiger Zähne bewaffnet, die in der ganzen Länge des Kiefers keinen Unterschied zeigen und mit einer einfachen Wurzel in den Zahnhöhlen der Kinnladen stecken. Das Gehirn der Wale ist auffallend in die Breite entwickelt — seine Windungen meist tief und zahlreich. Das Auge der Walthiere ist verhältnißmäßig sehr klein und liegt tief unten an der Seite des Kopfes meist unmittelbar über dem Winkel der Mundspalte. Sehr ausgezeichnet ist die Bildung der Nase, welche ganz die Bedeutung eines Geruchsorganes verloren hat und nur noch Luftweg ist, womit der gänzliche Mangel eines Riech- nerven zusammenhängt. Das einfache oder doppelte Nasenloch steht oben auf der Fläche des Kopfes und führt senkrecht hinab in die meist zellig verzweigten Nasengänge, die sich senkrecht nach dem Nachen zu fortsetzen. Das Gaumensegel ist fast horizontal gestellt und umfaßt nach hinten zu die auf der Spitze eines vorragenden Kegels ange- brachte Stimmritze so genau, daß der Luftweg gänzlich von der Ra- chenhöhle und dem Schlunde abgeschieden werden kann. Die mit Wasserdampf geschwängerte Luft, die von Zeit zu Zeit nach langen Intervallen mit großem Geräusche ausgestoßen wird, bildet in der kälteren Luft einen Dunststrahl, der wie ein Springbrunnen aus die- sen senkrecht gestellten Spritzlöchern hervorbricht. Außer diesem regel- mäßigen Spiele des Athmens, zu welchem Zwecke die Walthiere an die Oberfläche des Wassers emporsteigen, sollen viele derselben auch zum Spiele Wasser einschlucken und es im Strahle durch die Nasen- löcher hervortreiben. Die Haut der Walthiere ist vollkommen haar- los, die Specklage verhältnißmäßig sehr dick; sie haben nur zwei Zitzen, welche in Hautfalten verborgen unmittelbar neben dem After weit nach hinten liegen, und werfen gewöhnlich nur ein einziges Junges, welches von der Mutter mit großer Zärtlichkeit geschützt wird. Auch die Bildung der Verdauungsorgane ist eigenthümlich; weiche Lippen, welche sonst fast allen Säugethieren mit Ausnahme der Schnabelthiere zukommen, fehlen den eigentlichen Walthieren durchaus, der Schlund ist meistens nur eng, der Magen dagegen aus mehreren Abtheilungen zusammengesetzt, die oft wieder in untergeordnete Höh- len zerfallen, so daß kaum bei den Wiederkäuern eine zusammengesetz- tere Magenbildung gefunden werden dürfte. Wir theilen die eigent- lichen Wale in folgende Familien: In der Familie der Walfische (Balaenida) hat der Kopf eine unverhältnißmäßige Größe und der Rachen eine außerordentliche Weite, während der Schlund nur sehr eng ist, so daß die Thiere, welche selbst eine Länge von 80 Fuß erreichen, nur von kleinen Seethieren und zwar besonders von Walfischschnecken und höchstens von Fischen von der Größe der Häringe sich nähren. Die Oberkinnlade paßt bei geschlossenem Maule in die Unterkinnlade hinein, deren Hälften Fig. 1363. Der grönländische Walfisch (Balaena mysticetus) . keinen aufsteigenden Ast haben und leicht mit Rippen verwechselt wer- den könnten. In der Jugend sind beide Kinnladen mit hinfälligen Kegelzähnen bewaffnet, die in einer Rinne stehen und die Zahl von hundert in einer Kinnlade erreichen können; später fallen diese Zähne aus; der Unterkiefer bleibt vollkommen unbewaffnet, in dem Ober- Fig. 1361. Schädel des Walfisches. ms Obere Kinnlade mit den Barten. mi Untere Kinnlade. er Schädel. kiefer aber entwickeln sich die Hornbarten des sogenannten Fischbeines. Eine Unzahl von hornigen Platten sind in einer Rinne zu beiden Seiten des Oberkiefers so gestellt, daß sie Querreihen bilden, wäh- rend ihre Fasern senkrecht nach unten stehen und so eine Art von Sieb oder Reuse darstellen, durch welches beim Schließen des Maules das Wasser zwar entweichen kann, die kleinen Thiere aber zurückge- halten werden. Diese Barten haben je nach der Stelle des Maules eine Länge von drei bis fünfzehn Fuß und bilden nebst dem Thran, der aus der Specklage gewonnen wird, die oft mehrere Fuß mächtig ist, die beiden Handelsartikel, wegen deren man den Walfischfang be- treibt. Die zum Walfischfange ausgerüsteten Schiffe gehen jetzt haupt- sächlich in die nördlichsten Theile des Polarmeeres, in die Baffinsbai Vogt. Zoologische Briefe. II. 29 und den Beringssund, da die Walfische weiter südlich gänzlich aus- gerottet sind; man wirft das Thier, während es Athem schöpft, mit einer Harpune an und verfolgt es, um es bei erneutem Athemschöpfen von Neuem zu durchbohren. Balaena; Balaenoptera . Fig. 1365. Der Pottfisch (Physeter macrocephalus). c Spritzloch. Bei der zunehmenden Seltenheit der Walfische des nördlichen Polarmeeres richten sich die Unternehmungen jetzt mehr und mehr nach dem südlichen Polarmeere, welches hauptsächlich von der Familie der Pottfische (Physeterida) bewohnt wird. Diese Thiere theilen mit den eigentlichen Walfischen die unverhältnißmäßige Größe des Kopfes, unterscheiden sich aber von ihnen durch die beständigen Zähne der Kiefer, welche spitz und konisch und meistens nur in dem Unterkiefer entwickelt, im Oberkiefer aber verkümmert sind. Die obere Fläche der Fig. 1366. Der Schädel des Pottfisches von oben, um die Rinne für die Walrathzellen zu zeigen. Kieferknochen ist tief ausgehöhlt und dient als Grundlage für große sehnige Zellen, welche den ganzen Raum zwischen der Hirnkapsel und der Schnauze einnehmen und mit einer fettähnlichen Masse, dem Wal- rath (Sperma ceti) erfüllt sind. Die Nasenkanäle steigen in schiefer Richtung durch diese Masse nach der steil abgestutzten Schnauzenspitze empor. Physeter; Catodon . Die Familie der Delphine ( Delphinida ) unterscheidet sich von den vorigen wesentlich durch den verhältnißmäßig kleinen Kopf, der den Thieren das Ansehen eines gewöhnlichen Fisches giebt. Bei den Fig. 1367. Das Meerschwein (Delphinus phocaena) . meisten Gattungen dieser Familie sind beide Kinnladen, die oft zu einem Schnabel verlängert sind, mit spitzen, in eigene Höhlen einge- keilten Zähnen bewaffnet; bei anderen fallen diese Zähne aus und es bildet sich, wie beim Narwal (Monodon) , nur ein einziger langer Stoßzahn aus, der in dem Zwischenkiefer steckt, also ein eigentlicher Schneidezahn ist und bis zu einer Länge von zehn Fuß auswächst; bei noch anderen bleiben nur im Unterkiefer einige wenige, oft selbst vom Zahnfleische verdeckte Zähne. Im Verhältniß zu den übrigen Walthieren erreichen die Delphine nur eine geringe Größe, da die gewöhnlichen Gattungen nur fünf bis zehn, die größte höchstens fünf- undzwanzig Fuß lang wird. Sie jagen und spielen meistens in Schaa- ren vereinigt an der Oberfläche des Wassers. Hyperoodon; Delphi- norhynchus; Monodon; Delphinus; Phocaena; Delphinapterus; Zi- phius . Die Unterordnung der Doppelzähner (Zeuglodonta) wird bis jetzt nur durch ein riesenmäßiges fossiles Thier vertreten, dessen einzeln gefundene Zähne man anfangs zwar für Zähne einer riesen- mäßigen Eidechse hielt, die später aber als Säugethierzähne erkannt wurden, was sich durch die Entdeckung des fast vollständigen Skelettes in Alabama bestätigte. Es gehörte eine für unsere Zeit ziemlich bei- spiellose Verirrung dazu, um auch nach der Entdeckung dieses Ske- lettes die Reptiliennatur des Thieres, freilich nur für Augenblicke, behaupten zu können. Die Wirbel dieses Skelettes, das wohl eine Länge von fünfzig Fuß erreichen mag, sowie der ganze Schädel mit der eigenthümlichen Bildung der Felsenbeine und der Gesichtsknochen tragen vollständig den Charakter der ächten Walthiere, während die Bezahnung namentlich einen Uebergang zu den fleischfressendeu Robben macht, worauf auch der lange, schlanke Hals und der verhältnißmäßig kleine, kurze Kopf deuten. Die Zähne sind zweiwurzelig und die 29* scharfen Kronen in der Mitte von beiden Seiten her durch vertikale Furchen so eingeschnürt, daß es fast aussieht, als wäre jeder Zahn aus zwei Zähnen zusammengesetzt, die an der Basis der Krone durch eine schmale Brücke mit einander verbunden wären. Die vorderen Extre- mitäten des Thieres waren flossenförmig, während die hinteren fehlen, so daß es sich also auch hierdurch den Walen anschließt, von denen es sich indeß noch durch den verhältnißmäßig kleinen Kopf und den verlängerten Hals unterscheidet. Zeuglodon (Basilosaurus) . Fig. 1368. Skelett des Dugong’s (Halicore) . b Beckenrudiment. Die dritte Unterordnung, aus den Seekühen (Sirenia) ge- bildet, unterscheidet sich von den Walthieren durch mehrfache eigen- thümliche Charaktere. Der Kopf ist von verhältnißmäßiger Größe, Fig. 1369. Fig. 1370. Fig. 1371. Fig. 1372. Fig. 1369. Der Dugong (Halicore) . Fig. 1370. Schädel von Oben. Fig. 1371. Das Maul geöffnet. Fig. 1372 Der Schädel von unten. von dem Körper nicht abgesetzt, aber mit dick aufgewulsteten fleischigen Lippen versehen, die mit starken Bartborsten besetzt sind. Die ge- trennten Nasenlöcher stehen vorn auf der Spitze der Schnauze und die Nasengänge zeigen keine Spur jenes Spritzapparates, der die Walthiere so auszeichnet; die beiden Hälften des Herzens sind so tief von einander getrennt, daß dasselbe fast aus zwei nur an einer Stelle mit einander verwachsenen Herzen zu bestehen scheint. Die Bezah- nung ist sehr verschieden, namentlich in Bezug auf die Vorder- und Eckzähne; überall sind aber Mahlzähne vorhanden, welche auf das deutlichste auf Pflanzennahrung hinweisen. Die beiden Zitzen liegen vorn an der Brust, nicht hinten am After; die Haut ist meistens mit einsam stehenden Borsten besetzt; der Gesichtstheil des Kopfes ist be- deutend kürzer im Verhältniß zum Schädel als bei den Walen, der Unterkiefer meist kräftig und hoch und mit einem wohlentwickelten auf- steigenden Aste versehen. Die Thiere dieser Unterordnung leben stets nur an den Küsten und namentlich in den Mündungen großer Flüsse, an deren Ufern sie sich von Gewächsen nähren. Die Familie der Borkenthiere ( Rytinida ) lebte noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts etwa an den Küsten Kamtschatka’s und der Kurilen, ist aber seitdem gänzlich ausgestorben. Die einzige Art, von welcher nur wenige Fragmente und eine sehr genaue Be- schreibung eines Augenzeugen übrig sind, der sie zehn Monate lang beobachtete, war ein plumpes Thier von etwa zwanzig Fuß Länge, dessen Haut eine Art dicker rissiger Borke darstellte, welche aus mit- einander verwachsenen, senkrechten Hornröhren oder Haaren gebildet ist. In jeder Kieferhälfte fand sich oben und unten nur eine einzige breite Zahnplatte ohne Wurzel, die eine zungenförmige Gestalt besitzt und aus senkrechten Schmelzcylindern oder Zahnröhren zusammengesetzt ist, welche mit einander verschmolzen sind. Rytine . Die eigentlichen Seekühe ( Manatida ) besitzen stets eine dünne behaarte Haut und unterscheiden sich wesentlich durch ihre Bezahnung von der vorigen Familie. In der Oberkinnlade besitzen sie zwei Schnei- dezähne, welche bei der einen Gattung (Manatus) frühzeitig ausfallen, bei der anderen (Halicore) aber, wo Ober- und Unterkiefer plötzlich sich nach unten biegen, sich zu hakenförmigen Stoßzähnen entwickeln; im Unterkiefer fehlen diese Vorderzähne stets; immer finden sich bei den jungen Thieren wenigstens fünf Mahlzähne in jedem Kiefer, die eine elliptische Gestalt und quergefaltete Kronen besitzen, deren Leisten sich nach und nach abnutzen. Bei dem alten Dugong bleiben in jedem Kiefer nur zwei solcher Zähne übrig, während bei dem Manati sich acht oder zehn erhalten und an den Flossen auch Spuren von Nägeln vorkommen. Manatus; Halicore; Cheirotherium; Metaxytherium (Halianassa) . Fig. 1374. Fig. 1373. Fig. 1375. Fig. 1373. Schädel des Dinotherium giganteum aus dem Rheinsande bei Eppelsheim. Fig. 374. Restauration des Thieres. Fig. 1375. Zwei Backzähne desselben. Die ausgestorbene Familie der Dinotherien (Dinotherida) , welche in der Tertiärzeit den Golf des Rheines bewohnte, steht durch die Bildung der breiten mit zwei gekerbten Querleisten versehenen Mahl- zähne den Seekühen am nächsten, entfernt sich aber durch die Bildung des Schädels und des Unterkiefers. Das ungeheure Thier ist bis jetzt nur durch seinen Kopf bekannt, welcher durch den flachen Schädel, den horizontalen Gelenkkopf unverkennbar sich den Seekühen anreiht. Die Nasenhöhlen bilden oben eine einzige tiefe Grube, woraus, wie aus den ungeheueren Löchern für den Schnauzennerven oder Unter- augenhöhlenast des fünften Paares, man auf die Gegenwart eines kurzen Rüssels oder einer sehr verdickten Oberlippe schließen darf. Die Augenhöhlen sind nicht vollständig geschlossen; der Oberkiefer läuft flach nach vorn aus und zeigt keine Spur von Vorderzähnen, während die beiden Unterkieferhälften plötzlich in rechtem Winkel nach unten gebogen und jede mit einem gewaltigen, säbelförmig gekrümmten Stoßzahne bewaffnet ist. Dinotherium . Noch ein anderes fossiles Thier, von dem wir bisher nur den Kopf kennen, scheint eine weitere Familie ( Toxodontida) unter den Seekühen darzustellen; der niedergedrückte Schädel, die horizontal ge- stellten Gelenkhöcker sprechen für diese Stellung, gegen welche auch die auffallend großen Jochbögen nicht verstoßen, während die Struk- tur der Backzähne und der Schneidezähne theils nach den Dickhäutern, theils sogar nach den Nagern hinweist. In jeder Hälfte des Ober- kiefers stehen nämlich vier meißelförmige Schneidezähne und sechs Back- zähne von cylindrischer Gestalt, deren Schmelz an der Seite ober- flächlich gefaltet ist und deren Kronen bedeutende Abnutzungsflächen zeigen. Die bekannten Ueberreste wurden in den Tertiärgebilden Süd- amerika’s gefunden. Toxodon . Die Walthiere erscheinen schon in den ältesten Tertiärzeiten und wie man sieht, war sogar ihre Entwicklung an Formen in der Vor- welt bedeutender als jetzt, da neben den jetztlebenden Familien, die alle in der Tertiärzeit verireten sind, noch Typen existirten, welche gänzlich ausgestorben sind. Ordnung der Dickhäuter. (Pachydermata) . Die plumpe Körperform, die meist dicke schwere Haut, die bei einigen dieser Thiere nur spärliche Borsten und vielfache Risse und Falten zeigt, die Kürze der Gliedmaßen, der dicke Hals, der kaum von dem übrigen Körper abgesetzt ist, nähern diese Ordnung sehr der vorigen; — eine Annäherung, die noch durch die ausgestorbenen Gat- tungen vergrößert wird, von denen es, wie beim Dinotherium und beim Toxodon , ohne Kenntniß der Hintergliedmaßen schwierig zu ent- scheiden ist, ob sie der einen oder der anderen Ordnung zugehören. In der Bildung des Schädels und des Gebisses herrschen die mannig- faltigsten Verschiedenheiten, doch überwiegt in den meisten Fällen der Kiefertheil sehr bedeutend den Schädeltheil an Masse und Ausdehnung. Fig. 1376. Fig. 1377. Fig. 1378. Schädel des Nilpferdes (Hippopotamus) . Fig. 1376. Von der Seite. Fig. 1377. Von Unten. Fig. 1378. Der Unterkiefer von Oben. Gewöhnlich haben die Thiere alle drei Arten von Zähnen, die Schnei- dezähne in Gestalt stumpfer Meißel, die gebogenen, kegelförmigen Eckzähne oft ungeheuer entwickelt in Form von Hauern und die Back- zähne in breiter Form mit Schmelzfalten verschiedener Art oder mit Querleisten, Längsjochen und stumpfen Höckern versehen, welche bei zunehmendem Alter sich abnutzen und eigenthümliche Figuren auf der Oberfläche zeigen. Das ganze Gebiß ist meistens theils zur Verthei- digung, theils zum Zermalmen härterer Pflanzentheile außerordentlich geeignet, wie denn auch die wesentliche Nahrung der Thiere hieraus besteht. In Uebereinstimmung hiermit sind die Füße nur als Stütz- punkte der Bewegung, nicht aber zum Ergreifen oder Festhalten eines Gegenstandes ausgebildet und die letzten Glieder der Zehen, deren gewöhnlich vier bis fünf, selten nur drei vorhanden sind, mit einer Hufklaue umkleidet, die einen sicheren Stützpunkt gewährt. Die meisten dieser Thiere treten mit allen Hufen zugleich auf und diese sind sogar oft nur in eine einzige breite Sohlenmasse eingelassen; andere aber, wie z. B. unser gewöhnliches Schwein, treten nur mit den verlängerten mitt- leren Zehen auf, während die äußeren Zehen als Afterklauen über dem Niveau des Bodens hängen. Hinsichtlich der übrigen Charaktere zeigen sich mannigfache Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Fami- lien, die indessen durch die ausgestorbenen Gattungen vielfach näher mit einander verbunden werden. Fig. 1379. Der asiatische Elephant (Elephas indicus) . Die Familie der Rüsselthiere (Proboscidea) begreift die lebenden Elephanten und die ausgestorbenen Mastodonten, welche beide sich durch die Existenz eines sehr verlängerten Rüssels auszeichnen. Dieser Rüssel, welcher den Thieren als außerordentlich geschicktes Werkzeug zum Ergreifen und Festhalten, sowie als Vertheidigungswaffe dient, ist nichts anderes, als die in ein gewaltiges Muskelrohr verlängerte Nase, welche durch eine nach Willkühr verschließbare Klappe von den eigentlichen Nasenhöhlen abgetrennt ist und ihrer ganzen Länge nach von der Nasenscheidewand durchzogen wird. Der Schädel der Rüssel- Fig. 1380. Fig. 1381. Fig. 1380. Der Schädel eines jungen asiatischen Elephanten, der die Nähte der Knochen noch zeigt. Letztere sind mit den gewöhnlichen Ziffern (s. S. 47.) bezeichnet. 1 Thränenbein. Fig. 1381. Durchschnitt eines erwachsenen Schädels derselben Art, um die inneren Höhlen zu zeigen. a Zellen der Stirnhöhlen, zwischen den beiden Platten der Schädelknochen. b Höhle für das Gehirn, verhältnißmäßig klein. c Gelenkhöcker des Hinterhauptes. d Hinterster noch unentwickelter Backzahn. e Mittlerer, im Gebrauche stehender Backzahn. f Vorderster Backzahn, fast gänzlich abgenutzt. g Stoßzahn. h Nasenöffnung. i Zwischenkiefer. thiere ist verhältnißmäßig groß, hoch und schwer, die Stirn fast steil abfal- lend, was indeß nicht in der Ausbildung der Gehirnmasse seinen Grund hat; die Hirnkapsel ist im Gegentheil im Verhältnisse zu dem großen Schä- del auffallend klein, das äußere und innere Blatt der Schädelknochen aber durch blasig aufgetriebene Knochenzellen, welche mit Fett gefüllt sind, von einander getrennt. Der Raum, den diese Zellen einnehmen, ist eben so bedeutend, als derjenige für das Gehirn. Die Bezahnung ist höchst eigenthümlich. Gewöhnlich sitzen in jeder Kieferhälfte nur zwei unge- mein große, länglichvierseitige, platte Mahlzähne, die nur unbedeu- tende Wurzeln haben, deren Oberfläche aber bei den eigentlichen Ele- phanten mit inneren durch Cäment verbundenen Schmelzfalten besetzt ist, die meistens verschiedene Rhombenfiguren zeigen, während bei den Mastodonten die Oberfläche aus zitzenartigen, freien Höckern besteht, die in Querlinien geordnet sind. In dem Maße, als sich diese brei- ten Mahlzähne abnutzen, bilden sich hinter ihnen in der Kieferrinne neue, die sich allmälig nach vorn schieben und die Stelle der abge- nutzten Zähne einnehmen, welche nach und nach zerbröckeln und ver- loren gehen. Durch dieses beständige Abnutzen und Ersetzen, das sich bis in das hohe Alter der Thiere ununterbrochen fortsetzt, wird ein ziemlicher Wechsel in der Bezahnung, je nach den verschiedenen Altersperioden des Thieres herbeigeführt. Die Rüsselthiere schließen sich durch diesen Zahnwechsel äußerst nahe an die Seekühe an, bei welchen ein ähn- licher Ersatz der abgenutzten Zähne beobachtet wird. Außer diesen Backenzähnen, die bei den alten Thieren in dem Unterkiefer einzig vorhanden sind, (bei den Mastodonten allein existiren in der Jugend zwei kurze Milch-Stoßzähne im Unterkiefer), finden sich in dem Ober- kiefer zwei Stoßzähne, welche lang, konisch zugespitzt, leicht gekrümmt und bei dem Männchen weit mehr entwickelt sind, als bei dem Weib- chen. Diese Stoßzähne, die oft eine gewaltige Länge und ein Gewicht von einem Centner erreichen, stehen zu beiden Seiten aus dem Maule, den Rüssel umfassend, hervor und liefern das bekannte Elfenbein. Das äußere Ohr der Rüsselthiere ist bedeutend, die Füße plump, säu- lenförmig und mit fünf kleinen platten Hufen versehen, die den fünf wohlausgebildeten Zehen entsprechen, welche aber ganz in Sehnenge- webe eingehüllt und von der Haut umschlossen sind. Der Fuß stellt so einen mit dicker Schwielenmasse getäfelten Ballen vor, auf dessen oberer Fläche die Hufe aufliegen. Das Weibchen hat nur zwei Zitzen, welche an der Brust liegen, der Schwanz ist kurz, mit steifen Borsten besetzt. Die Familie der Rüsselträger ist jetzt einzig auf die alte Welt und zwar auf die Gegend innerhalb der Wendekreise beschränkt, wäh- rend sie in der Diluvialzeit nicht nur über den kälteren Theil der alten Welt so sehr ausgebreitet war, daß das Elfenbein des fossilen Ele- phanten oder des Mammuth einen wesentlichen Handelsartikel Sibi- riens bildet, sondern daß auch in Amerika namentlich die Ueberreste der Mastodonten häufig genug vorkommen. Die Thiere leben gesellig in Heerden, besonders in den sumpfigen Wäldern der tropischen Ge- genden Asiens und Afrika’s und wird vorzugsweise der asiatische Ele- phant seit den ältesten Zeiten in gezähmten Zustande zu mancherlei Zwecken, namentlich aber als Lastthier benutzt. Elephas; Mastodon . Fig. 1382. Der Tapir (Tapirus americanus) . Die Familie der Tapire ( Nasuta ) entspricht in ihrem jetzigen Auftreten gewissermaßen der vorigen, da der größte Dickhäuter der Tropengegenden Amerikas ihr angehört, obgleich sie nicht auf die neue Welt beschränkt ist, sondern eine eigenthümliche Art auch in Indien vorkömmt. Der Schädel dieser Thiere ist lang, pyramidal, nicht zellig wie derjenige der Elephanten, der Kopf demjenigen der Schweine ähn- lich, die Nase in einen kurzen aber äußerst beweglichen Rüssel verlän- gert, mit welchem das Thier nach allen Seiten hin tastet. Die Na- senbeine zum Ansatz der starken Rüsselmuskeln hoch gewölbt. Das Zahnsystem entfernt sich bedeutend von demjenigen der Rüsselthiere, zumal bei den fossilen Gattungen dieser Familie, die mancherlei Ver- schiedenheiten von dem jetzigen Tapir darbieten. Bei allen der Fa- milie angehörigen Thieren finden sich oben und unten in den Kiefern sechs Schneidezähne und dann ein kurzer, nicht sehr bedeutend ent- wickelter Eckzahn, welchem in der Oberkinnlade sieben, in der unteren sechs Backzähne folgen, die mit einfachen oder doppelten Querjochen versehen sind. Diese quergejochten Zähne des jetzt lebenden Tapir gleichen so sehr den Zähnen des Dinotheriums, daß man anfangs, als man nur einzelne Exemplare von den Backzähnen des letzteren kannte, es für einen riesigen Tapir ansprach. Die Füße der Tapire sind schlank, die Zehen, deren sich vier an den Vorderfüßen, drei an den Hinterfüßen befinden, wohl getrennt und mit glatten Hufklauen ver- sehen. Die Thiere leben in sumpfigen Wäldern, an Morästen und Flußufern in Heerden und flüchten sich bei Gefahr gern ins Wasser, da sie vortrefflich schwimmen und tauchen. Tapirus; Lophiodon; Anthracotherium . Fig. 1383. Der Emgalo vom Cap (Phacochaerus aethiopicus (Sus larvatus)) . Die Familie der Schweine (Suida) zeigt etwa die Körperform der vorigen, wenn auch mit geringerer Entwicklung der rüsselartigen Schnauze, die besonders zum Aufwühlen der Erde bestimmt ist, unterscheidet sich aber durch den Bau der Zähne und der Extremitäten. Die Schneidezähne Fig. 1384. Schädel des Ebers (Sus scrofa) . sind bei allen Schweinen vorhanden, aber nur wenig entwickelt; die Eck- zähne hingegen sind sowohl in dem Ober- als in dem Unterkiefer stark entwickelt und namentlich bei dem Männchen zu scharfkantigen Hauern ausgebildet, die bei den meisten Gattungen seitlich aus dem Munde hervorragen und als gefährliche Waffen dienen. Die Backzähne sind meist in ziemlicher Anzahl vorhanden, bis zu sieben in jeder Kiefer- hälfte und auf der Mahlfläche mit stumpfen Sitzenhöckern versehen, die sich mehr oder minder abnutzen und dann rundliche oder kleeblatt- Fig. 1385. Skelett des Schweinefußes. Der Daumen ist verschwunden, Zeige- und kleiner Finger rudimentär, so daß sie den Boden nicht berühren und als After- Klauen hervorstehen. a Elle (cubitus) . b Speiche (radius) . c Handwurzel (car- pus) . d Mittelhand (metacarpus) . e klei- ner Finger. f Zeigefinger. g Mittel- finger. h vierter Finger. besonders morastige Waldungen. ähnliche Zeichnungen bilden. An den Füßen sind die beiden Mittel- zehen stärker verlängert, vollkommen frei und mit zwei großen Hufklauen versehen, womit die Thiere allein den Boden berühren. Die beiden äußeren Zehen sind bei weitem klei- ner, kürzer und durch zwei kleinere Afterklauen an der hinteren Fläche der Füße angezeigt. Die Thiere dieser Familie sind über die ganze heiße und gemäßigte Zone aller Erdtheile verbreitet und als Nah- rungsmittel geschätzt, weßhalb die Zucht einiger Arten als wesentlicher Zweig der Landwirthschaft betrieben wird. Die wilden leben stets in großen Rudeln zusammen und lieben Sus; Dicotyles; Babirussa; Phaco- chaerus; Hyotherium; Chaeropotamus. Fig. 1386. Umriß des Palaeotherium magnum, restaurirt. Zwischen die Schweine einerseits und die Tapire andererseits stellt sich eine fossile Gattung, welche wohl als Repräsentant einer eigenen Familie ( Palaeotherida ) betrachtet werden muß. Das Skelett der Pa- läotherien, deren Ueberreste sich namentlich im Pariser Gypse häufig vorfinden, ist bis auf wenige Einzelheiten ziemlich vollständig gekannt. Die erhabenen abstehenden Nasenbeine, welche auf einen kurzen beweg- lichen Rüssel in ähnlicher Weise wie bei dem Tapir schließen lassen, die allgemeine Körperform, die meißelartigen Schneidezähne und die kurzen, zugespitzten Eckzähne nähern sie den Tapiren, während die Struktur der Backzähne mehr derjenigen der Nashörner analog ist; diese sind nämlich aus zwei halbmondförmigen, nach innen geöffneten Prismen in dem Unterkiefer zusammengesetzt, während die Backzähne des Oberkiefers eines oder mehrere Längsjoche zeigen, die selbst bei starker Abnutzung noch sichtbar sind. Die verschiedenen Arten der be- kannten Gattung wechselten von der Größe eines Pferdes bis zu der- jenigen eines Hasen; die Füße waren ziemlich schlank und hatten drei nur wenig ungleiche Zehen, von welchen die mittlere die längste war. Palaeotherium . Fig. 1387. Das Nilpferd (Hippopotamus amphibius) . Die Familie der Flußpferde ( Obesa ) enthält die plumpsten Thiere dieser Ordnung, mit schwerem breitem Kopfe und sehr kurzen säulen- artigen Füßen, die den umfangreichen Leib nur wenig über den Bo- den erheben. Die Kiefer dieser Thiere sind ungeheuer im Verhältnisse zu dem Schädeltheile des Kopfes (s. S. 456 Fig. 1376—78) und sind oben und unten mit vier kegelförmigen, fast wagerecht stehenden Schneidezähnen bewaffnet, auf welche die gewaltigen Eckzähne folgen, die im Unterkiefer ungemein massiv und säbelförmig nach außen ge- krümmt sind, während die des Oberkiefers nur kurz erscheinen und stets gegen die innere Fläche der unteren sich abnutzen; die Backzähne sind fast viereckig und die hinteren mit doppelten, in Längsreihen ge- stellten, dreiseitigen Kegelhöckern versehen, welche bei der Abnutzung kleeblattähnliche Zeichnungen bilden. Vor den eigentlichen Backzähnen stehen kleine unentwickelte Lückenzähne, welche nur einen Höcker zeigen. Die fast haarlose Haut ist ungeheuer dick, der Schwanz kurz, die Schnauze außerordentlich breit und aufgewulstet, die plumpen Füße mit vier nur wenig getheilten, fast gleichen Zehen versehen. Die jetzt lebende Art, welche die Familie bildet, hält sich nur in den großen Flüssen Afrika’s auf, deren Ufer sie abweidet. Die fossilen Arten wa- ren über ganz Europa und Asien verbreitet. Hippopotamus; Pota- mohippus. Fig. 1388. Das javanische Nashorn (Rhinoceros javanicus) . Die Familie der Nashörner ( Rhinocerida ) giebt der vorigen an Plumpheit der Körperformen wenig nach. Die Haut ist fast nackt, panzerartig, in Falten gelegt, der Schädel dreieckig mit schiefer Stirn- fläche, welche vorn gegen die Schnauze hin ein oder zwei spitze, krumm gebogene, faserige Hörner trägt. Diese Hörner, welche nur mit der Haut zusammenhängen, ruhen indeß auf den gewölbten Nasenbeinen, welche weit über die Kiefer vorragen und zuweilen selbst bei einigen fossilen Arten von einer knöchernen Nasenscheidewand gestützt werden. Die Schneidezähne wechseln bei den verschiedenen Arten sehr, indem bald gar keine oder vier kleine und unentwickelte oben und unten vor- handen sind; die Eckzähne fehlen stets; die durch eine Lücke getrennten Backzähne sind vierseitig, breit und erscheinen je nach dem Grade ihrer Abnutzung in sehr verschiedener Gestalt. Doch sieht man stets mehr oder weniger, besonders an den Unterkieferzähnen eine oder zwei halb- mondförmige Leisten, deren Convexität nach außen gewendet ist. Die Füße haben vorn und hinten drei wenig getrennte, mit kleinen Hufen gedeckte Zehen. Die Thiere leben gesellig in den sumpfigen Tropen- wäldern der alten Welt. Die ausgestorbenen Arten waren bis nach Sibirien verbreitet. Rhinoceros; Acerotherium; Elasmotherium . Die Familie der Klippdachse ( Hyracida ) schließt sich im Zahn- bau und namentlich in der Struktur der Backzähne sehr nahe an die Nashörner an, unterscheidet sich aber durch die Schneidezähne, die stark, unten meißelartig, oben gekrümmt und zugeschärft sind, und durch den Mangel der gewölbten Nasenbeine. Die kleinen niedlichen Thiere, welche etwa die Größe eines Kaninchens erreichen, haben ein Fig. 1389. Fig. 1389. Der Klippdachs (Hyrax capensis) . Fig. 1390. Fig 1390. Der Schädel von der Seite. mengedrückt, hinten quadratisch, vierkantig mit stumpfhöckeriger Kau- fläche, die hinteren Backzähne des Unterkiefers meist aus zwei halb- weiches, dicht behaartes Fell mit einzelnen stärkeren Borsten, kurze Füße, vorn mit vier, hinten mit drei platten Hufklauen, die nur von oben decken, so daß sie menschlichen Nägeln ähnlich sehen, und haben so sehr das Aussehen von Nagethieren, daß sie früher diesen zuge- zählt wurden. Sie leben in den Gebirgen der Capgegend in Erdhöh- len und lassen sich leicht zähmen. Hyrax; Hyracotherium . Fig. 1391. Anoplotherium gracile, Umriß nach den einzelnen Knochen restaurirt. Die letzte Familie der Dickhäuter ( Anoplotherida ) , welche sich durch die schlanke Körperform, die hohen schlanken Füße und manche andere Eigenthümlichkeiten den Widerkäuern enge anschließen, wird von einigen fossilen Gattungen gebildet, die in jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne, einen nicht vorstehenden kurzen Eckzahn und sieben Backzähne besaßen, welche alle in ungetrennter Reihe ohne Zahnlücke neben einander gestellt sind, eine Eigenthümlichkeit, die sonst nur dem Menschen zukommt. Die Backzähne des Oberkiefers sind vorn zusam- Vogt. Zoologische Briefe. II. 30 mondförmigen Prismen gebildet. Die Füße hatten nur zwei tief gespaltene Zehen, die mit Klauen, ähnlich denen der Wiederkäuer ver- sehen waren; bei manchen fand sich noch eine dritte unvollständige, in eine Afterklaue endende Zehe vor. Der Schwanz dieser Thiere war meistens lang, ihre äußere Körperform gefällig; ihre Ueberreste befin- den sich besonders in den älteren Tertiärschichten und lassen durch die Art ihrer Anhäufung auf ein geselliges Leben in morastigen Gegenden schließen. Anoplotherium; Oplotherium; Xiphodon; Dichobune; Cha- licotherium . Die Dickhäuter erscheinen mit den ältesten Tertiärgebilden und entfalten hier einen Reichthum von Formen und Typen, der sich noch in der mittleren Tertiärzeit erhält, dann aber mehr abnimmt, so daß unsere jetzige Periode verhältnißmäßig als die ärmste an Formen die- ser Ordnung sich darstellt. Die Dickhäuter sind in der Tertiärzeit über die ganze Erde verbreitet und namentlich solche Familien, welche jetzt auf die Tropen eingeschränkt sind, wie Elephanten und Nashör- ner, bis an die Nordgränze Sibiriens einheimisch gewesen. Ordnung der Einhufer. (Solidungula.) Das Pferdegeschlecht mit seinen zahlreichen Arten, welche alle unter einander Bastarde erzeugen können und jetzt über die ganze Erde verbreitet sind, repräsentirt einzig diese Ordnung, welche erst durch die Civilisation nach Amerika verpflanzt wurde, wo jetzt das Pferd in verwildertem Zustande einheimisch ist. Die wesentlichen Cha- raktere der ganzen Familie und Ordnung liegen in dem Zahnsysteme und in der Bildung der Füße. Der Schädel ist lang gestreckt, pyra- midal, die Stirn flach, die Kiefer weit vorgezogen und der Unterkiefer namentlich durch seine Entwicklung bemerklich; der Mund ist oben und unten mit sechs Schneidezähnen bewaffnet, welche anfänglich eine boh- nenförmige braune Vertiefung auf ihrer Schneidefläche zeigen, die spä- ter durch die Abnutzung verschwindet; eine lange Zahnlücke, die bei Fig. 1392. Pferdeschädel. o Hinterhauptsbein. p Scheitelbein. f Stirnbein. or Augenhöhle. n Na- senbein. ms Oberkiefer. im Zwischenkiefer. i Schneidezähne. c Eckzahn. m Backzähne. mi Unterkiefer. der Anlegung des Zaumes benutzt wird, wird nur von einem kleinen rudimentären Eckzahne unterbrochen, der zuweilen gar nicht zur Ent- wickelung kömmt; die sechs Backzähne, die in jeder Kieferhälfte stehen, sind vierseitig, nur der erste und letzte dreiseitig, seitlich zusammenge- drückt und auf der ebenen Kaufläche mit vier mannigfach gewundenen Schmelzleisten gezeichnet. Bei sämmtlichen vier Füßen sind die oberen Fig 1393. Fig. 1394. Fig. 1393. Skelett des Vorberfußes vom Pferde. Fig. 1394. Skelett des Hinterfußes. Vorderfuß: c Speiche. c 1 c 2 Knochen der Handwurzel. mc Mittelhand- knochen. s Stielförmiges Rudiment eines zweiten Mittelhandknochens. p 1 p 2 p 3 Phalangen des Fingers. — Hinterfuß: t Schienbein. ta ta 1 Fußwur- zel. c Sprungbein. s Griffelbein. p erste, pi zweite, pt dritte Phalange. Knochen der Extremitäten nur kurz, die der Mittelhand oder dem Mit- telfuße angehörigen aber bedeutend verlängert und zwar ist es nur 30* die mittlere Zehe, welche an dieser Verlängerung Theil nimmt und den Stützknochen des einzigen Hufes bildet. Die Knochen der Hand- oder Fußwurzel sind nur kurz und in zwei Reihen gestellt, auf die zweite Reihe folgt der starke Mittelknochen der mittleren Zehe, zu des- sen beiden Seiten oben noch kleine griffelförmige Knochen, Rudimente der äußeren Zehen, vorhanden sind; es wird dieser Knochen gewöhn- lich das Schienbein genannt. Auf ihn folgen die beiden kurzen, sehr beweglich verbundenen Zehenglieder, welche die Fessel bilden und als letzte Endigung das abgerundete Endglied, umgeben von dem Hufe, dessen untere Fläche eine mehr oder minder halbmondförmige Gestalt zeigt. Die Haut aller Einhufer ist kurz und dicht behaart, der Hals mit einer Mähne geziert und der kurze Schwanz meist mit einem Bü- schel langer dicker Haare besetzt. Die fossilen Gattungen, welche sich in den Tertiärschichten mancher Länder finden, zeichnen sich besonders durch stärkere Ausbildung der Griffelbeine oder der verkümmerten Ze- hen aus und bilden dadurch eine Annäherung an die folgende Ord- nung. Der Magen der Einhufer ist einfach, verhältnißmäßig sogar klein, der Blinddarm dagegen ungeheuer entwickelt, die Milchdrüsen liegen weit nach hinten zwischen den Hinterschenkeln. Die Einhufer sind gesellige Thiere, welche in Rudeln zusammen besonders gern die Hochebenen und gestreckten Plateaus bewohnen, wo sie gemeinschaftlich sich selbst und ihre Jungen gegen die Angriffe der Raubthiere vertheidigen. Wir haben bekanntlich zwei Arten, das Pferd und den Esel, zu Hausthieren gezähmt. Die erste Art ist in unzäh- ligen Varietäten und Racen über die ganze Erde verbreitet, läßt sich fast an alle Klimate mit Ausnahme der heißesten und kältesten ge- wöhnen und ist in den Steppengegenden der alten und neuen Welt nach der Zähmung aufs Neue verwildert, so daß das ursprüngliche wilde Pferd nirgend mehr vorhanden ist; der wilde Esel dagegen findet sich als äußerst behendes, schlaues und flüchtiges Thier auf den Gebirgsebenen Persiens und der Tartarei, wo er Onager oder Kulan genannt wird. In gezähmtem Zustande läßt sich der Esel bei weitem nicht so hoch nach Norden verpflanzen, als das Pferd, und seine Ent- wicklung leidet sehr unter dem Einfluße kälterer Klimate. Die Ba- starde zwischen beiden Arten, Maulthier und Maulesel, sind in nörd- lichen Klimaten unfruchtbar, pflanzen sich aber in südlichen zuweilen fort und werden dort ihrer Ausdauer wegen außerordentlich geschätzt. Die gestreiften Pferdearten, wie Zebra, Quagga und Onagga, gehö- Fig. 1395. Das Zebra (Equus Zebra) . ren alle ursprünglich dem afrikanischen, die einfarbigen dem asiatischen Continente an. Equus; Hippotherium; Hipparion . Fossile Pferdegattungen kommen von den mittleren Tertiärgebil- den an vor und zwar auch in Amerika, das vor der Entdeckung keine Repräsentanten der Ordnung besaß. Ordnung der Wiederkäuer. (Ruminantia) . Diese zahleiche Ordnung umfaßt einen großen Kreis pflanzenfres- sender Säugethiere, die auf den ersten Blick sich in höchst eigenthüm- licher Weise von den übrigen abgränzen. Alle haben einen verhält- nißmäßig kleinen langgestreckten Kopf mit weit vorgezogenen, schwachen Kiefern, die in verschiedener Art bezahnt sind; in dem Zwischenkiefer Fig. 1396. Schädel eines Büffels. fehlen nämlich mit Ausnahme des Kamels die Schneidezähne durchaus und sind durch einen harten, schwieligen Wulst der inneren Mundhaut ersetzt; in der Unterkinnlade dagegen finden sich sechs bis acht meißel- artige, schief nach außen gerichtete Schneidezähne in einem Halbkreise gestellt. Die Eckzähne wechseln ausnehmend in ihrer Entwicklung, bei den meisten Gattungen fehlen sie ganz, so daß eine lange, ununter- brochene Zahnlücke sich von den Schneide- zu den Mahlzähnen hin- zieht; bei anderen sind sie klein, hinfällig oder nur bei Männchen ent- wickelt, bei Wenigen bedeutend groß und die des Oberkiefers zu langen krummen Haken ausgebildet, welche auf dem Maule nach unten her- ausstehen. Die Backzähne sind meistens in der Zahl von sechs in jeder Kieferhälfte vorhanden, haben eine prismatische Gestalt, eine quere Kaufläche, auf welcher sich zwei Paare von halbmondförmigen Schmelzfalten zeigen, die der Länge nach gestellt sind und deren Con- vexität im Unterkiefer nach außen, im Oberkiefer nach innen schaut. Die Augenhöhle des knöchernen Schädels ist stets vollkommen abge- schlossen, das Stirnbein häufig ausgezeichnet durch besondere Aus- wüchse und Knochenzapfen, welche als Hörner oder Geweihe nach außen vorstehen. Sämmtliche Füße enden in zwei mit dreieckigen Hufen bekleidete Zehen, die gewöhnlich vollständig von einander getrennt sind. Fig 1397. Fuß eines Hirsches von vorn und von der Seite, um die hinteren Zehenrudimente zu zeigen. a Schienbein. b Fußwurzel. c Mit- telfuß aus zwei verschmolzenen Knochen gebildet. d erste, e zweite, f dritte Pha- langen der beiden Hauptzehen. Untersucht man das Skelett eines sol- chen Fußes, so findet man, daß in ähnlicher Weise, wie bei den Ein- hufern, der dem Mittelfuße ent- sprechende Theil es ist, welcher durch seine Verlängerung auch die Ver- größerung des Fußes herbeiführt. Dieser Mittelfußknochen aber ist bei den Wiederkäuern deutlich aus zwei in der Mittellinie zusammenge- schweißten Hälften zusammengesetzt und hat unten für jede aus drei Gliedern zusammengesetzte Zehe einen besonderen rollenförmigen Gelenk- kopf. Häufig noch zeigen sich an der hinteren Fläche dieses verschmol- zenen Mittelfußknochens griffelför- mige Ansätze, Rudimente der beiden äußeren Zehen, welche besondere kurze Zehenglieder und Afterklauen tragen, so daß in Wahrheit vier Zehen, zwei ausgebildete und zwei verkümmerte existiren, deren Mittelfußknochen zu einem einzigen Cylin- der verschmolzen sind. Vor manchen anatomischen Eigenthümlichkeiten erscheint als die vorstehendste die Bildung des Magens, welche mit dem sonderbaren Wiederkauen, das man bei allen Thieren dieser Ordnung beobachtet, im Zusammenhange steht. Der Magen ist nämlich hier in drei oder Fig. 1398. Fig. 1399. Die Magen eines Schafes. o Schlund. g Schlundrinne. f Psalter. c Labmagen. d Darm. pg Pförtner. b Haube. p Pansen. vier Abtheilungen zerfällt, von welchen stets die letzte den Pförtner- antheil bildet, während die zwei oder drei ersten Säcke dem Speise- röhrentheile angehören. Nehmen wir als Beispiel den Magen des Schafes, so findet sich hier die Einmündung der Speiseröhre mitten in dem Punkte, wo drei Abtheilungen dieses Magens zusammenstoßen; die größte, am meisten nach links gelegene, mehrfach gelappte Abthei- lung, in welche das Futter unmittelbar aus der Speiseröhre durch eine weite Oeffnung eintritt, zeigt auf ihrer Innenfläche eine dicke, fast hornartige Schicht von Epithelium, sie heißt der Pansen (Rumen; Ingluvies) ; aus dem Pansen führt eine ziemlich weite Oeffnung nach rechts hin in den Netzmagen oder die Haube (Reticulum; Ollula) , welche unmittelbar unter der Speiseröhre liegt, auf ihrer Oberfläche mit maschenartigen Zellen versehen ist und einen sauren Magensaft ab- sondert. Das Futter, welches in kleinen Portionen aus dem Pansen, wo es mit speichelartigem Magensafte durchweicht wurde, in den Netz- magen trat, wird von diesem durch eine Oeffnung in die Speiseröhre zurückgetrieben, gewissermaßen erbrochen und gelangt so wieder in den Mund, in welchem es aufs Neue durchgekaut wird. Beim zweiten Hinabschlucken ändert es indeß seinen Weg und geht nicht wieder in den Pansen, sondern an diesem und dem Netzmagen vorbei in den dritten Magen. Die Speiseröhre setzt sich nämlich nach rechts hin in Gestalt einer muskulösen Rinne fort, welche durch zwei lippenartige Falten gebildet wird, deren Ränder sich fest an einander legen und so die Rinne zur Röhre umgestalten können. Beim zweiten Hinab- schlucken nach dem Akte des Wiederkäuens gleitet das Futter in dieser Schlundrinne unmittelbar in den dritten Magen, der eine rundliche Form hat und auf der Oberfläche mit einer Menge längsgestellter Blätter geziert ist, welche ihm den Namen des Buches, des Psalters oder Blättermagens (Omasus, Psalterium) verschafft haben; aus diesem führt eine Oeffnung in die letzte, darmförmige Portion, den Pförtnertheil des Magens, welcher hauptsächlich die Stätte für die Absonderung des sauren Magensaftes ist und wegen seiner die Milch gerinnen machenden Eigenschaft der Lab- oder Käsemagen (Abo- masus) genannt wird. Die große Complikation der Magenbildung steht ohne Zweifel mit dem Umstande in Zusammenhang, daß alle Thiere dieser Ordnung auf Gräser und Kräuter zur Nahrung ange- wiesen sind, d. h. auf Pflanzentheile, die sehr wenig Substanzen ent- halten, aus denen Fleisch und Blut gebildet werden können; so daß eine bedeuteude Menge von Futter in dem Extractionsapparate des Magens behandelt und der Prozeß der Ausziehung selbst so vollstän- dig als möglich durchgeführt werden muß, wozu das öftere Durch- weichen mit verschieden zusammengesetzten Magensäften und die bedeu- tende Zerkleinerung und Verarbeitung der Futtermasse die wesentlich- sten Hülfsmittel sind. Der Darmkanal der Wiederkäuer, welcher im Uebrigen keine wesentlichen Eigenthümlichkeiten zeigt, macht sich durch seine außerordentliche Länge bemerkbar, indem er wenigstens eilf bis zwölf Mal, manchmal vier und zwanzig Mal so lang als der Körper ist. Die Zitzen liegen bei allen weit nach hinten zwischen den Hinter- schenkeln. Die Ordnung der Wiederkäuer ist diejenige, welche die wesent- lichste Fleischnahrung des Menschen liefert; alle Thiere dieser Ord- nung werden gegessen und die Zucht einiger Arten bildet die wesent- lichste Grundlage, die Hauptbedingung für die Möglichkeit einer grö- ßeren Anhäufung des Menschen an gewissen Orten und der daraus hervorgehenden Civilisation. Alle diese Thiere leben gesellig in Heerden und zwar meistens in der Art, daß ein einziges älteres Männchen als Haupt des aus Weibchen und Jungen zusammengesetzten Rudels er- scheint. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1400. Skelett des Kameels in die Silhouette des Thieres eingezeichnet mt Mittelfuß. ta Fußwurzel. fe Oberschenkelbein. vq Schwanzwirbel. os Kreuzbein. vl Lendenwirbel vd Rückenwirbel. o Schulterblatt. vt Hals- wirbel. h Oberarm. cu Elle. ca Handwurzel. me Mittelhand. ph Zehen. c Rippen. ro Kniescheibe. ti Schienbein. Die Kamele (Tylopoda) bilden in ihrer Organisation den Ueber- gang zu den Dickhäutern, an die sie sich namentlich durch ihr Zahn- system anschließen; sie besitzen nämlich in der Oberkinnlade vorn zwar einen bedeutenden leeren Raum, so daß scheinbar die Schneidezähne fehlen. Bei genauerer Untersuchung aber findet man, daß in der That noch in jedem Zwischenkiefer ein kleines kegelförmiges Zähnchen steht, welches weit nach hinten gerückt ist, so daß es hart an dem Eck- zahne ansteht, der in beiden Kinnladen hakenförmig und wohl ent- wickelt ist. Der erste Backzahn ist ebenfalls von kegelförmiger Gestalt und dem Eckzahne nahe gerückt, so daß man bei oberflächlicher Ansicht den Kamelen im Oberkiefer drei, im Unterkiefer zwei Eckzähne zuspre- chen könnte. Hierauf folgt die Zahnlücke und dann die gewöhnlichen Backzähne, welche aber in geringerer Anzahl, als bei allen übrigen Wiederkäuern, nämlich oben fünf, unten vier, vorhanden sind. Die Füße haben nur zwei Zehen, keine Afterklauen, aber Schwielen an den Knieen und an der Brust, welche den Thieren beim Niederliegen Nutzen gewähren, indem sie sich stets zuerst auf die Kniee niederlas- sen. Man kann in dieser Familie zwei Gruppen unterscheiden: Die Kamele der alten Welt (Camelus) besitzen einen unverhältniß- mäßig langen Hals und auf dem Rücken entweder einen oder zwei Höcker, welche durch ein mit langen Haaren besetztes Fettpolster ge- bildet werden. Die Zehen der Füße sind kaum getrennt, unten durch eine breite schwielige Sohle, welche die Gestalt eines schmalen Pferde- hufes hat, mit einander verbunden und ihre Trennung nur oben durch zwei flache deckende Kuppennägel angedeutet. Die Kamele der neuen Fig. 1401. Das Lama (Auchenia lama) . Welt oder die Lama’s (Auchenia) besitzen keine solche verbindende Sohle, sondern haben weiter gespaltene, aber auch mit Kuppennägeln gedeckte Zehen; es fehlt ihnen in der Oberkinnlade der an den Eck- zahn herangerückte kleine Backzahn, ihr Rücken ist vollkommen eben, ohne Höcker, und der Körper mit langer seidenartiger Wolle bedeckt, die von einigen Arten zu industriellen Zwecken verarbeitet wird. Beide Grup- pen sind auf die südlichen Gegenden ihrer Hemisphären eingeschränkt, wo ihre verschiedenen Arten gezähmt sind und durch ihr sanftes Na- turell, ihre Stärke und Genügsamkeit sich besonders zu Lastthieren in den Wüsten oder, die amerikanischen, im Gebirge eignen. Camelus; Auchenia . Fig. 1402. Die Giraffe (Camelopardalis Giraffa) . Die Familie der Giraffen (Devexa) wird nur von der einzigen bekannten jetztlebenden und einer riesenmäßigen fossilen Gattung ge- bildet. Sie zeichnet sich durch den auffallend langen Hals, den kurzen Körper mit abschüssiger Rückenlinie und den kleinen Kopf mit doppel- ten vom Felle überzogenen, knöchernen Hornzapfen vor den übrigen Wiederkäuern aus. Das Gebiß ist vollkommen dem der Hirsche ana- log, oben und unten mit sechs Backzähnen, nur fehlen ihm die Eck- zähne durchaus. Die Zunge ist sehr lang, fast wurmförmig und dient zum Ergreifen und Abbrechen der Zweige. Auf dem Stirnbeine stehen vorn zwei kurze, senkrechte Hornzapfen und beim Männchen hinter denselben noch ein kleinerer mittlerer, die alle von behaarter Haut überzogen sind. Die ungemeine Höhe des Widerristes ist weniger durch die Länge der Vorderbeine, als vielmehr durch die ungemeine Entwickelung der Dornfortsätze der Rückenwirbel bedingt. Den Füßen fehlt die Afterklaue und die Schwiele. Die jetzt lebende Gattung, die eine Höhe von achtzehn Fuß erreicht, ist auf die Tropenzone des afri- kanischen Kontinentes beschränkt; die fossile kolossale Gattung wurde am Himalaja aufgefunden; — ihr Schädel übertrifft den des Ele- phanten an Größe. Camelopardalis; Sivatherium. Fig. 1403. Das Moschusthier (Moschus moschiterus) . Die Familie der Moschusthiere ( Moschida ) zeigt im Ganzen die Gestalt und Bildung eines Rehes, unterscheidet sich aber durch den gänzlichen Mangel an Geweihen bei beiden Geschlechtern. Es sind leicht gebaute, flinke Waldthiere mit äußerst zarten Füßen, an welchen außer den beiden Hauptzehen noch zwei Afterklauen ausgebildet sind; das Skelett der Füße unterscheidet sich von demjenigen der übrigen Wiederkäuer durch die Existenz eines getrennten Wadenbeines, das sonst immer mit dem einzigen Schienbein verwachsen ist. Zum Ersatze der durchaus mangelnden Geweihe hat das Männchen im Oberkiefer Fig. 1404. Schädel des Moschusthieres. zwei sehr lange säbelartige Eckzähne, welche weit aus dem Munde hervorragen und dem Thiere sogar dazu dienen sollen, sich an Baum- ästen anzuhängen. Im Uebrigen ist das Gebiß vollkommen demjeni- gen der übrigen Wiederkäuer analog. Bei einer Art der Gattung findet sich bei den Männchen zwischen der Vorhaut und dem Nabel in der Leistengegend ein an der Vorhaut geöffneter Beutel aus einer einfachen Hauteinsackung bestehend, in welchem der bekannte Moschus abgesondert wird. Ein wesentlicher Unterschied von der folgenden Familie besteht noch in dem Mangel der eigenthümlichen Gruben unter dem Auge, in welchen eine schleimige, übelriechende, schmierige Flüssigkeit abgesondert wird. Die zierlichen Thiere leben in Rudeln, besonders auf den trockenen Hochebenen Mittelasiens und auf den Sunda-Inseln, wo sie theils als schmackhaftes Wild, theils der Mo- schusbeutel wegen gejagt werden. Moschus; Tragulus; Dremo- therium. Fig. 1405. Der Edelhirsch (Cervus elaphus) . Weit zahlreicher und in allen Welttheilen verbreitet ist die Familie der Hirsche ( Cervida ) , die überall als vortreffliches Wild gejagt wird und von welcher eine Art, das Rennthier, das wesentlichste Hausthier des hohen Nordens bildet. Der auszeichnende Charakter dieser Fa- milie, welche an den schlanken Beinen stets Afterklauen besitzt, liegt eines Theiles in den Thränengruben, die unmittelbar unter dem Auge angebracht sind und aus Hautbälgen bestehen, die eine schmierige Flüssigkeit absondern, anderen Theils in der eigenthümlichen Art zackiger Hörner, die man als Geweihe bezeichnet, die fast überall nur den Männchen zukommen und zu bestimmten Zeiten gewechselt werden. Nur bei der Untergruppe der Rennthiere besitzt auch das Weibchen Geweihe, die aber weit kleiner und schwächer sind, als diejenigen der Männchen. Der Wechsel der Geweihe steht mit der Geschlechtsfunk- tion in engster Beziehung; kastrirte Hirsche setzen keine neuen auf, Fig. 1406. Das Rennthier (Cervus taraudus) . werfen aber auch die vorhandenen nicht ab. Als Basis dieser Geweihe findet sich auf dem Stirnbeine ein Knochenzapfen, der nach oben einen Kranz bildet, auf welchem das neue Horn sich aufsetzt; dieses bildet sich ganz in ähnlicher Weise, wie die neue Knochenmasse oder der Cal- lus nach Verletzungen von Knochen, indem eine Entzündung entsteht, welche Knorpelmasse absondert, die von der Haut überzogen ist; der ästige Knorpelstab wächst sehr schnell heran, vergrößert sich immer mehr und verknöchert endlich gänzlich in aufsteigender Richtung von dem Stirnbeine her. Sobald die Verknöcherung vollständig geworden ist, so fängt die umhüllende Haut, der sogenannte Bast, an zu ver- trocknen und wird dann meistens von den Thieren selbst durch Reiben an Baumstämmen und Aesten entfernt. Cervus; Palaeomeryx; Dorcatherium. Die Familie der Hohlhörner (Cavicornia) umfaßt eine weit grö- Fig. 1407. Kopf des Steinbocks (Capra ibex) . ßere Anzahl von Gattungen und Arten, von welchen einige, wie die Schafe, Ochsen und Ziegen in al- len Ländern als Hausthiere gezo- gen werden. Das Stirnbein trägt bei diesen Thieren in beiden Ge- schlechtern kurze, solide, zugespitzte Knochenzapfen, über welchen sich eine hohle Hornscheide ausbildet, die beständig bleibt, durch Ansatz neuer Schichten an der Haut nach außen fortwächst und so die hohlen Hörner bildet, welche bei einigen Gattungen nur bei den Männchen, bei den meisten in beiden Ge- schlechtern vorkommen. Allen Hornthieren fehlen die Eckzähne; die zweizehigen, mit großen, tiefgespaltenen Hufen versehenen Füße zeigen stets noch zwei hintere Afterklauen. Man kann unter ihnen mehrere Gruppen unterscheiden: Die Antilopen mit vollen, festen Knochen- zapfen, die zuweilen selbst den Geweihen der Hirsche ähnlich werden; schlankem, meist hirschähnlichem Körper und oft mit Thränengruben unter den Augen; — theils in den Wüsten und Ebenen der südlichen Zone des alten Continents, theils auch, wie die Gemsen und Ga- belgemsen, auf den höchsten Gebirgen, an der Gränze des ewigen Schnees in Europa, Asien und Amerika einheimisch; die Ziegen mit bebartetem Kinne, kantigen Hörnern, ohne Klauendrüsen und Thrä- nengruben, schlaue, flinke und gewandte Bewohner der höchsten Ge- birgswelt des alten Continents. Die Schaafe mit meist spiralig Fig. 1408. Der Mufflon (Ovis musimon) . gewundenen Hörnern, bartlosem Kinne, Thränengruben und einer Drüse zwischen den Hufklauen, Bewohner der niedrigeren Gebirge; Fig. 1409. Der Bison (Bos bison) . endlich die Ochsen mit plumpem Körperbaue, großem, schwerem Kopfe, fast drehrunden Hörnern und nackter, feuchter Schnauze, meist Bewohner der grasreichen Ebenen und der flachen, sumpfigen Wälder. Antilope; Capra; Ovis; Ovibos; Bos; Leptotherium. Die Ordnung der Wiederkäuer war in der Vorzeit nicht minder verbreitet und nicht minder zahlreich, als in der Jetztwelt. Sie tritt erst in der mittleren Tertiärzeit nach den Dickhäutern auf, zeigt aber sowohl gegen das Ende der Tertiärepoche, wie in der Di- luvialzeit eine große Anzahl von Formen, unter denen sich namentlich riesenmäßige Hirsche und Ochsen auszeichnen. Einige dieser sogenann- ten fossilen Arten scheinen sogar noch gleichzeitig mit dem Menschen gelebt zu haben, seither aber ausgestorben zu sein, was um so weni- ger auffallen darf, als auch eine, früher in Europa weit verbreitete Art, der Auerochs, jetzt dem Verlöschen nahe ist und nur noch in dem Bialowieser Walde in Lithauen durch Hegung vor der gänzlichen Ausrottung geschützt wird. Ordnung der Zahnarmen. (Edentata) . In vieler Beziehung steht diese merkwürdige Ordnung, welche jetzt wesentlich nur auf die südlichen Zonen unserer Erde beschränkt ist, vollkommen isolirt da und schließt sich nur in entfernterer Weise durch einige ausgestorbene Gattungen an die Dickhäuter an. Der Fig. 1409. Schädel des Erdschweines vom Kap (Orycteropus capensis) . Schädel dieser Thiere ist bei den insektenfressenden Gattungen lang gestreckt, fast cylindrisch, der Hirntheil sehr klein, die Kiefer sehr lang, aber schwach und wenig entwickelt; bei den pflanzenfressenden Faul- thieren ist der Schädel rund, die Kiefer kurz, hoch und stark. Eini- gen Gattungen fehlen alle Zähne durchaus, bei anderen existiren nur wenige, schlecht entwickelte Backzähne aus einem einzigen Schmelz- prisma gebildet, das vollkommen wurzellos ist und eine weichere Zahn- substanz umschließt; bei anderen treten hierzu noch kleine, stumpf kegelförmige Eckzähne und nur eine einzige Art besitzt zwei kleine un- ausgebildete Vorderzähne, die in ihrer Struktur ganz den Backzähnen ähnlich sind. Die Wirbelsäule dieser Thiere ist stets sehr kräftig, die Halswirbelsäule einiger Arten dadurch ausgezeichnet, daß bis zu neun Wirbeln darin vorkommen; der Schwanz gewöhnlich lang; die Extremitäten meist kurz, dick, in ihrer ganzen Struktur plump und ihre Knochen oft in seltsamer Weise mit einander verwachsen. Die Zehen der Thiere sind selten vollständig getrennt, meist nur gegen die Spitze hin geschieden, hier aber mit ungeheuer langen, gebogenen Sichelkrallen bewaffnet, welche besonders zum Aufgraben der Erde oder zum Umfassen von Bäumen geschickt erscheinen. Das Gehirn ist klein, ohne Windungen oder nur mit sehr flachen Furchen versehen; die Hemisphären des großen Gehirnes decken das kleine Gehirn nicht. Das äußere Ohr fehlt vielen Arten, ist aber bei anderen sehr ent- wickelt; die Zunge ist meist sehr lang, wurm- oder riemenförmig. Die Verdauungsorgane je nach der Nahrung verschieden gebildet. Die Hoden liegen stets in der Bauchhöhle. Es sind träge, meist nächt- liche Thiere von äußerst stumpfen Sinnen, die theils in Erdlöchern, theils auf Bäumen vereinzelt leben und höchstens die Größe eines mäßigen Hundes erreichen. In der Vorwelt gab es einige gigantische Formen, welche theils ein Mittelglied zwischen den jetzt lebenden Fa- milien bilden, theils auch zu den Dickhäutern hinüberleiten und deren Ueberreste bis jetzt besonders häufig in den Tertiärschichten Südame- rikas gefunden wurden. Vogt, Zoologische Briefe. II. 31 Fig. 1410. Langschwänziges Schuppenthier (Manis macrura) . Die Familie der Wurmzüngler ( Vermilinguia ) besitzt einen äu- ßerst langen, nach vorn zugespitzten Kopf mit kleiner Mundöffnung, aus welcher eine dünne, sehr lange und bewegliche Zunge hervorge- streckt werden kann; Augen und Augenhöhlen sind sehr klein, letztere meist in die Schläfengruben geöffnet, der Schädel ohne vorspringende Leisten, die Kiefer schwach, dünn, entweder ganz zahnlos oder, beim Kap’schen Erdschwein, mit einigen wenigen platten Mahlzähnen ver- sehen, die eine fast nur hornartige Consistenz haben und aus einzel- nen senkrecht stehenden Zahnröhren zusammengesetzt sind, welche durch eine weichere Substanz mit einander verbunden werden; die Füße sind kurz, aber äußerst kräftig, meist mit vier oder fünf langen Sichelkrallen versehen, der Körper lang gestreckt, die Haut bald fast nackt, bald mit dichtem, ziemlich langem Haare, bald mit dachziegelartig übereinander liegenden Schuppen bedeckt, welche aus zusammengeklebten Hornfasern bestehen. Die Thiere leben sämmtlich in Erdhöhlen und nähren sich von Amei- sen und Termiten, deren Hügel sie mit den einwärts gebogenen vor- deren Krallenfüßen aufscharren. In die Oeffnung, welche bald von zornig herbeilaufenden Ameisen erfüllt wird, steckt das Thier die lange klebrige, mit hornigem Ueberzuge, Stacheln und Spitzen versehene Zunge, die es zurückzieht, sobald eine hinlängliche Anzahl von Amei- sen sich mit ihren Kiefern darin eingebissen haben. Myrmecophaga; Orycteropus; Manis; Glossotherium; Macrotherium. Die Familie der Gürtelthiere (Cingulata) besitzt einen weniger zugespitzten, mehr kegelförmigen Kopf mit schwachen Kiefern, in denen oft eine große Anzahl kleiner, säulenförmiger, wurzelloser Backzähne stecken. Die Zunge ist kurz, fleischig. Der ganze Körper ist durch kleine Täfelchen gepanzert, die an dem Bauche und den Extremitäten Fig. 1411. Schwarzer Tatu (Dasypus peba) . warzenartig in einer dicken Lederhaut stecken, auf dem Rücken und dem Kopfe aber tafelartig zusammenstoßen und so Schilder bilden, die mei- stens Querreifen zeigen und dadurch beweglich sind. Die vorn fünfzehi- gen, hinten vierzehigen Füße sind mit langen und scharfen Sichelkral- len bewaffnet. Die Thiere haben eine außerordentliche Muskelkraft und leben in ihrem einzigen Vaterlande, Südamerika, in Erdhöhlen, welche sie Nachts verlassen, um nach ihrer Nahrung, Würmern und Insekten umherzusuchen. Man hat die Ueberreste einiger kolossalen Arten in den Tertiärgebilden Südamerikas entdeckt. Dasypus; Chlamyphorus; Ho- plophorus; Pachytherium; Chlamydotherium; Hetero- don; Euryodon; Xenurus; Glyptodon. Fig. 1412. Skelett des Megatherium aus dem Pampasthone am Platastrome in Südamerika. Die Familie der Großthiere ( Megatherida ) wird nur durch einige fossile Gattungen aus Südamerika, von außerordentlich plumpem, 31* schwerfälligem Körperbaue gebildet, welche durch ihre Charaktere den Uebergang von der vorigen Familie zu der folgenden bil- den. Der Schädel ist kurz, breit, plump, die Kiefer stark und nur mit einfachen Backzähnen bewaffnet, welche einen säu- lenförmigen Schmelzcylinder zeigen. Aeußerst charakteristisch ist an dem kräftigen Jochbogen ein langer, blattförmiger Fortsatz, der nach unten über den Unterkiefer hinübergreift und auch bei den Faul- thieren vorkömmt, wie denn überhaupt der ganze Schädelbau dieser Thiere demjenigen der pflanzenfressenden Faulthiere sich anschließt, während der Bau der Extremitäten vielmehr dem der insektenfressenden Gürtelthiere sich nähert. Die Füße sind nämlich kurz, Oberarm- und Oberschenkelbein fast breiter als lang, die Zehen verwachsen, die äußeren verkümmert, die inneren mit langen Krallen bewaffnet; der Schwanz ziemlich lang, kräftig, das Becken außerordentlich breit und platt. Die Thiere treten, wie alle übrigen Zahnlosen, mit dem äuße- ren Rande der Füße auf, zeichnen sich aber vor den vorigen Familien noch dadurch aus, daß an dem Vorderfuße die Speiche beweglich ist und um ihre Achse gerollt werden kann, eine Eigenthümlichkeit, welche auch den Faulthieren zukommt und die eine Bewegung des Vorder- fußes in ähnlicher Weise wie ein Arm gestattet. Die Haut dieser kolossalen Thiere, die die Masse eines Elephanten zum Theil erreichten, besaß keinen Panzer, wie man früher glaubte. Megatherium; Mega- lonyx; Mylodon; Scelidotherium; Platyonyx . Fig. 1413. Der Ai (Bradypus tridactylus) . Die Familie der Faulthiere (Bradypoda) kommt durch den kur- zen, fast kugeligen Kopf, die kurzen und hohen Kiefer, den über den Unterkiefer herabsteigenden Fortsatz des Jochbeines, mit der vorigen überein, übertrifft sie aber durch größere Beweglichkeit der Speiche und schlanke Bildung der Extremitäten, die sich an diejenige der Af- fen und Menschen anschließt. Die Backzähne sind cylindrisch, fast dreiseitig; vor ihnen steht ein kurzer, stumpf kegelförmiger Eckzahn, während die Schneidezähne allen fehlen, mit Ausnahme einer Art, bei welcher sich ein kleines, backzahnförmiges Zähnchen in dem Zwi- schenkiefer jederseits so gestellt findet, daß es sich unmittelbar an den Eckzahn anschließt. Die Vorderfüße sind verhältnißmäßig sehr lang, die Hinterfüße kurz aber kräftig und an beiden Extremitäten die Ze- henknochen förmlich miteinander zu einem einzigen Stücke verwachsen. Der Schwanz fehlt fast ganz. Die nach innen gedrehten Füße sind vorn wie hinten mit ungeheuer langen Sichelkrallen bewaffnet, denen nur eine Charnierbewegung gestattet ist. Der Körper ist mit langem dürrem Haare bedeckt; die Milchdrüsen liegen an der Brust. Die trägen Thiere können sich auf der flachen Erde nur mit äußerster Mühe und sehr unbehülflich fortbewegen, kletteru aber geschickt auf Bäumen umher, von deren Blättern sie sich nähren, obgleich auch hier ihre Bewegungen äußerst träge sind und sie sich hauptsächlich mehr durch die Ausdauer auszeichnen, mit der sie stundenlang in der- selben hängenden Stellung ausharren können. Mehrere Arten dieser Thiere, die nur in Südamerika einheimisch sind und keine fossilen Verwandten haben, zeichnen sich dadurch aus, daß sie acht oder neun Halswirbel besitzen, während bei allen übrigen Säugethiergattungen die Zahl derselben nur sieben beträgt. Bradypus; Choloepus . Reihe der Säugethiere mit gürtelförmigem Mutterkuchen. Die Formen, welche wir in dieser Reihe gewahren, sind bei wei- tem nicht so mannigfaltig, als in der vorhergehenden und das Gebiß sogar in Uebereinstimmung mit dem raubgierigen Charakter der Thiere fast durchgängig nach demselben Plane gebaut. Die verschiedenen Ordnungen können deßhalb hauptsächlich nur auf den Bau der Füße gegründet werden, in welcher Beziehung allerdings eine sehr bedeu- tende Verschiedenheit obwaltet, da die Einen zum Aufenthalt im Was- ser, die Andern zum Rauben auf dem festen Lande bestimmt sind. Die gürtelförmige Ausbildung des Mutterkuchens, welcher einen Kranz um das Ei bildet und dasselbe von allen Seiten an der inneren Fläche der röhrenförmigen Gebärmutter festheftet, ist allen Thieren dieser Reihe gemeinsam, ebenso die Zusammensetzung des Gebisses aus kleinen, kranzförmig gestellten Schneidezähnen, großen, hakenförmig gekrümmten scharfen Eckzähnen und scharfschneidenden höckerigen Backzähnen, welche nicht zum Kauen, sondern nur zum Zerschneiden der Nahrung geeignet sind. Wir finden in dieser Reihe zwei Ordnungen, die sich auf den ersten Blick durch die Bildung der Extremitäten unterscheiden. Ordnung der Robben. (Pinnipedia.) Fig. 1414. Skelett des Seehundes (Phoca) in seine Silhouette eingezeichnet. vq Schwanzwirbel. vs Kreuzwirbel. vl Lendenwirbel. vd Rückenwirbel. vc Halswirbel. s Brustbein. h Oberarm. r Speiche. ca Handwurzel. mc Mittelhand. ph Phalangen. o Schulterblatt. c Ripven. f Schenkelbein. r Kniescheibe. p Wadenbein. t Schienbein. ta Fußwurzel. mt Mittelfuß. ph Zehen. b Becken. Die Robben zeichnen sich durch den fast drehrunden, von vorn nach hinten kegelförmig verschmälerten, mit Flossenfüßen versehenen Körper aus, der allmälig in den starken Hals übergeht, auf welchem ein meist kleiner, fast rundlicher Kopf sitzt. Alle Formen der kräftigen Muskulatur sind durch eine dicke Specklage verhüllt, über welche eine mit platt anliegenden Haaren besetzte dicke Haut gezogen ist. Die ganze Gestalt der Thiere hat etwas außerordentlich Plumpes und Schwerfälliges, und nähert sich derjenigen der Wale. Der Schädel ist kurz, kräftig, die Kiefer gedrungen, die Leisten für den Ansatz der Schläfenmuskeln stark entwickelt, so daß bei vielen Gattungen ein hoher Kamm über die Mittellinie des Schädels sich hinzieht; die Augenhöhle ist gewöhnlich nach hinten in die Schläfengrube geöffnet; die kurzen starken Kiefer tragen vorn einen Bogen kleiner, senkrecht gestellter, meißelartiger Schneidezähne, derer Zahl und Dauer sehr unbeständig ist, da sie bei manchen Gattungen schon sehr bald ausfal- len, ohne später ersetzt zu werden. Die Eckzähne sind groß, hackig gekrümmt, scharf gespitzt, zuweilen in Form von Hauern entwickelt; die Backzähne bis auf den letzten gewöhnlich einwurzelig, in ihrer Form nicht verschieden, mit scharfen längsgereihten Kronen versehen, die oben oft sägeartig eingekerbt sind, so daß bei manchen Gattungen jede Zahnkrone förmlich die Gestalt eines mehr oder minder tief ein- geschnittenen Dreizackes erhält. Das weite Maul ist mit dicken, aufge- wulsteten Lippen bedeckt, in denen einzelne sehr dicke und lange, spi- ralig gedrehte Schnurrborsten stecken; die Nasenlöcher finden sich am Ende der Schnauze und bilden meist Längsspalten, welche durch be- sondere Muskeln hermetisch geschlossen werden können; die Augen sind groß, klar, meist hellbraun gefärbt und von ausnehmend klugem Aus- drucke, die schönsten Augen im ganzen Thierreich; die Ohröffnung ist sehr klein und ein äußeres Ohr entweder gar nicht vorhanden oder sehr rudimentär. Die Vorderfüße stehen unmittelbar unter der Brust, wo der Körper am dicksten ist, und stellen breite kurzgestielte Ruder- lappen vor, an denen man zwar die Zehen und die ihnen entsprechen- den gekrümmten scharfen Hakenkrallen deutlich unterscheiden kann, die aber durch eine dicke, behaarte Schwimmhaut mit einander zu Schwimm- flossen verbunden sind; die Hinterfüße sind durchaus nach hinten ge- schoben, in gleicher Flucht mit dem Körper gestreckt und so zu beiden Seiten des kurzen Schwanzes gestellt, daß sie eine mächtige, doppelte senkrechte Endflosse bilden, welche das wesentliche Bewegungswerkzeug des Thieres ist. Die Zitzen liegen weit nach hinten in der Nähe dieser mißgestalteten Ruderfüße. Sämmtliche Robben leben in dem Meere, aber stets in der Nähe der Küsten, wo sie sich besonders in Flußmündungen an felsigen, un- bewohnten Inseln und in der Nähe der Eisbänke gefallen. Auf die flossenartigen Vorderfüße gestützt, kriechen sie mühsam, den schweren Körper auf dem Boden schleifend, an ihren Lieblingsplätzen aufs Trockene, wo sie meistens gemeinschaftlich in der Sonne schlafen und beim Nahen einer Gefahr sich sogleich in das Wasser stürzen. Man jagt sie des Speckes und der Häute wegen, indem man sie auf dem festen Lande zu überraschen sucht und sie durch Stockschläge auf die Nase betäubt. Sie nähren sich fast nur von Fischen, einige auch von Krebsen und Muscheln. Fig. 1415. Fig. 1416. Fig. 1417. Fig. 1418. Schädel des Walrosses (Trichecus rosmarus) . Fig. 1415. Von der Seite. Fig. 1416. Von vorn, um das Verhältniß der Nasenöffnung zu den Zwischenkiefern und den Stoßzähnen zu zeigen. Fig. 1417. Von Oben. Fig. 1418. Von Unten; die zwei kleinen Schneide- zähnchen stehen an der inneren Seite der Eckzähne. Die Familie der Walrosse ( Trichechida ) bildet das Mittelglied zwischen den eigentliche Robben nnd den Seekühen, so wie namentlich den fossilen Gattungen, welche wir denselben angereiht haben, so daß diese Familie in dieser Reihe etwa die Stelle einnimmt, welche die Dickhäuter in der ersten Reihe der Säugethiere behaupten. Es sind Fig. 1419. Das Walroß (Trichecus rosmarus) . große, plumpe Thiere, die ein Gewicht von zwanzig und mehr Cent- nern erreichen und sich von der folgenden Familie wesentlich durch die Bezahnung unterscheiden. Das junge Thier hat oben wie unten Schneidezähne, die im Unterkiefer sehr bald verloren gehen und von welchen im Oberkiefer nur zwei seitliche stehen bleiben, die durch Form und Abnutzung ganz den eigentlichen Backzähnen gleichen. Die Eck- zähne entwickeln sich nur im Oberkiefer zu zwei langen, schweren ge- krümmten Hauern, welche weit nach unten hervortreten und zwischen die der zusammengedrückte Unterkiefer hineinpaßt. Die Thiere bedie- nen sich dieser Hauer sowohl zum Aufwühlen des Grundes, um nach Muscheln zu suchen, als auch zum Fortziehen des Körpers auf dem Boden und auf dem Eise. Die Backzähne sind bei jungen Thieren spitz kegelförmig, erhalten aber bei älteren durch die Abnutzung eine ebene Kaufläche, wodurch sie den Backzähnen mancher Zahnarmen ähnlich werden. Man jagt die Thiere sowohl des Speckes und der Haut, als auch namentlich der Hauer wegen, deren Substanz bei wei- tem härter als Elfenbein ist und mit Vortheil zur Bereitung falscher Zähne verwendet wird. Sie kommen nur im nördlichen Polarmeere vor. Trichechus . Fig. 1420. Der gemeine Seehund (Phoca vitulina) . Die Familie der eigentlichen Robben oder Seehunde ( Phocida ) zeigt im Durchschnitte eine weit geringere Körpermasse, als die vorige, von der sie sich auffallend durch den Zahnbau unterscheidet, der durch- aus sich demjenigen der folgenden Ordnung anschließt. In dem Ober- kiefer finden sich vier bis sechs, in dem Unterkiefer zwei bis vier Schneidezähne, hinter welchen die scharfen Eckzähne stehen, die niemals aus dem Maule hervorragen. Die Backzähne sind bald einspitzig, bald kegelförmig, bald drei- oder vierzackig und dann mit doppelten Wurzeln versehen, die Schnauze meist aufgewulstet, zuweilen selbst zu einem Rüssel oder zu einem willkürlich aufzublasenden Beutel ausge- bildet. Man kann in dieser zahlreichen Familie zwei Gruppen unter- scheiden, die einen, die Seehunde (Phoca; Pelagius; Stemmatopus; Stenorhynchus) ohne äußeres Ohr mit ganzrandiger Schwimmhaut der Hinterfüße, die anderen, die Ohrrobben (Otaria) , mit kleiner rudimentärer Ohrmuschel und ausgezackter Schwimmhaut, die zwischen den Zehen riemenförmig verlängert erscheint. Beide Familien der Robben, Walrosse und Seehunde, haben Re- präsentanten in den Tertiärgebilden aufzuweisen. Ordnung der Raubthiere. (Carnivora.) Die vollständige Ausbildung der Füße, welche zum Bewohnen des Festlandes eingerichtet sind, unterscheidet diese Thiere, welche äußerst zahlreich über den ganzen Erdboden verbreitet sind, auf den ersten Blick von den vorigen. Der Körper verbindet in ausgezeichneter Weise die Bedingungen der Kraft, der Schnelligkeit und der Leichtig- keit. Der Schädel ist kurz gedrungen, kräftig; die Gehirnkapsel meist Fig. 1421. Fig. 1422. Fig. 1423. Schädel des Tigers (Felis tigris) . Fig. 1421. Von oben. Fig. 1422. Von der Seite. Fig. 1423. Von unten. mehr oder minder rundlich, die Schläfengruben tief, die Leisten zum Ansatze der Beißmuskeln meist so stark entwickelt, daß sie einen hohen Kamm bilden, der sich über den ganzen Raum des Mittelhauptes er- streckt. Die Jochbogen sind breit, sehr bedeutend nach außen gebogen, um den mächtigen Beißmuskeln den Durchgang zu gestatten; die Augen- höhlen nach hinten in die Schläfengruben geöffnet; die Kiefer sind um so kräftiger und gedrungener, der aufsteigende Ast des Unterkiefers um so entwickelter, je raubgieriger das Thier ist. Die Bezahnung ist Fig. 1424. Oberkieferzähne des Hundes. a b c Schneidezähne. d Eckzahn. e f g Lückenzähne. h i j Backzähne. h Reißzahn. mannigfaltiger, als in irgend einer anderen Gruppe, da die Formen der Backzähne so sehr unter sich abweichen, daß man mehrfache Arten derselben unterscheiden kann. Die Schneidezähne sind in der Regel nur klein, quergestellt, scharf schneidend und in beiden Kinnladen stets in der Zahl von sechs vorhanden; die Eckzähne sind fast stets gekrümmt und um so schärfer, je mehr das Thier ausschließlich von Fleisch- nahrung lebt; meist greifen die Eckzähne so in einander, daß beim Schließen des Maules der des Unterkiefers in eine Lücke zwischen den Schneidezähnen und den oberen Eckzähnen eingreift; hinter den Eck- zähnen folgen meist einige kleine, gewöhnlich kegelförmige, spitzige, einwurzelige Zähne, welche man die falschen Backzähne oder die Lücken- zähne genannt hat. Die Reihe der eigentlichen mehrwurzeligen Back- zähne wird gewöhnlich von einem großen, messerscharfen, mehrspitzigen Zahne begonnen, dem Reiß- oder Fleischzahne, dem einige mehrwurze- lige höckerige Backzähne folgen. Je raubgieriger das Naturell, desto weniger zahlreich sind diese Backzähne, desto schärfer, sägenartiger ihre Kronen; — je mehr das Thier sich auch zugleich mit Pflanzenkost begnügt, desto breiter werden die Kronen und erhalten mehr oder minder spitze Höcker und nach innen vorspringende Ansätze, welche die Kaufläche des Zahnes verbreitern und beim Schließen des Maules in einander greifen. Die weichen Lippen der Raubthiere sind stets mit größeren Schnurrborsten besetzt. In der Ausbildung der Füße zeigt sich mancherlei Verschiedenheit, indem mit zunehmender Schnelle und Behendigkeit die Thiere mehr und mehr von der Sohle auf die Zehen sich erheben. Die Zehen find mehr oder minder tief getrennt, vorn meist in der Fünfzahl, hinten in der Vier- oder Fünfzahl vorhanden und an ihrer Spitze mit krummen schneidenden Krallen bewaffnet, die bei einer Familie sogar in eigene Scheiden zurückgezogen werden kön- nen. Einige Familien treten nur mit den Zehen selbst auf den Bo- den auf, weßhalb man sie unter dem Namen der Zehengänger (Digi- tigrada) bezeichnete; andere setzen sowohl die Zehen, als auch die mit schwieliger Haut bedeckten Mittelfußknochen beim Gange auf den Bo- den (Semiplantigrada) ; bei anderen endlich ist eine Sohle, ähnlich der des menschlichen Fußes, hergestellt, deren hinterer Theil durch die Fußwurzel und namentlich durch das Fersenbein gebildet wird; es sind die Sohlengänger (Plantigrada) . Mit dieser Bildung der Füße steht meistens auch die Beweglichkeit im Einklange, indem die Sohlen- gänger träger und schleppender sind, zum Ersatz dafür aber auch eine größere Beweglichkeit der Vorderfüße besitzen und dieselben in gewisser Weise als unausgebildete Arme benutzen können. Die Zitzen liegen bei allen diesen Thieren in mehrfacher Anzahl und doppelten Reihen unter dem Bauche; — die eben geborenen Jungen sind während der ersten Tage blind, da sich ihre Pupillarmembran noch nicht geöffnet hat. Wir unterscheiden folgende Familien: Reine Zehengänger . Die Familie der Katzen ( Felida ) schließt die kräftigsten, raubgie- rigsten Thiere der Ordnung ein. Der Kopf erscheint rund, fast kuge- lig wegen der Kürze der gedrungenen Kiefer und der Mächtigkeit der Beißmuskeln, welche die Wangengegend ausfüllen; die Eckzähne sind schneidend, Lückenzähne nur zwei vorhanden, die messerartig scharf und gezackt sind; auf diese beiden Lückenzähne folgt ein einziger voll- kommen scharfer, zwei- oder dreispitziger Backzahn, hinter dem in dem Oberkiefer noch ein kleiner spitzer Kornzahn steht. Diese wenigen messerscharfen Zähne gleiten beim Schließen des Maules über einan- der, wie die Blätter einer ausgezackten Scheere; die Zunge ist rauh, stachelig, feilenartig; die Ohren kurz, steif, zuweilen mit Haarpinseln Fig. 1425. Der Jagdtiger oder Guepard (Cynailurus jubatus) . besetzt; der Körper langgestreckt, geschmeidig, der Schwanz lang, die Füße kurz und kräftig. Die Zehen der Füße besitzen einen eigenthüm- lichen Mechanismus: das Krallenglied ist senkrecht auf das mittlere eingelenkt und auf seiner oberen Fläche durch ein elastisches Band an die vorhergehenden Glieder befestigt, über welchen sich eine Scheide befindet, in welche die scharfe gebogene Kralle zurückgezogen werden kann. Die Beugemuskeln der Finger senden dagegen eine starke Sehne an das Krallenglied, welche bei ihrer Zusammenziehung das Vorstrecken der Kralle bewirkt. Alle Thiere dieser Familie, auch den so gut be- leumdeten Löwen nicht ausgenommen, sind grausame und im Ganzen feige Raubthiere, welche nicht im Laufe jagen, sondern ihre Beute beschleichen oder ihr auflauern und sie dann mit einem plötzlichen Sprunge überraschen. Sie leben einsam, gewöhnlich in Familie, deren jede einen gewissen Jagdbezirk hat und lauern meistens an den Trink- plätzen auf die grasfressenden Säugethiere, welche ihnen eine leichte Beute werden. Die größeren Thiere dieser Familie verschwinden vor der Civilisation immer mehr und mehr, da man sie sowohl ihres Pelzwerkes wegen jagt, als auch namentlich des Schadens wegen aus- zurotten sucht. Alle Gattungen, auch der Tiger und der Löwe fliehen den Menschen bei Tage und wagen ihn nur bei Nacht oder wenn sie verwundet und gejagt werden anzugreifen. Die Familie ist in allen Erdtheilen zahlreich vertreten und über alle Zonen verbreitet; sie zeigt in dem Guepard oder Jagdtiger einen Uebergang zu den Hunden, da dieß hochbeinige Thier jagt und die Krallen nicht zurückziehen kann. Felix; Lynx; Cynailurus . Fig. 1426. Die gefleckte Hyäne (Hyaena crocuta) . Die Familie der Hyänen ( Hyaenida ) kommt den vorigen im Zahnbaue und der Kürze und Kräftigkeit der mächtigen Kiefer nahe, unterscheidet sich aber wesentlich durch die Bildung der Extremitäten; sie haben in beiden Kiefern drei Lückenzähne, einen Reißzahn und da- hinter im Oberkiefer einen kleinen Kornzahn, ganz wie die Katzen, aber nur vier ausgebildete Zehen an den Vorderfüßen und scharfe Krallen, die nicht zurückgezogen werden können. Die Vorderfüße sind bedeutend länger als die Hinterfüße, so daß der Körper nach hinten abschüssig erscheint. Am After befindet sich eine Drüsentasche, die eine stinkige Schmiere absondert. Die jetzt auf den afrikanischen Kontinent beschränkten Thiere jagen meistens in Haufen des Nachts umher und nähren sich auch von Aas und ähnlichen Stoffen, wie denn das Ausgraben der Leichen bekannt ist. Tags über schlafen sie in Höhlen, welche sie sich selbst gegraben haben. Hyaena; Proteles; Smilodon; Amyxodon . Fig. 1427. Der Wolf (Canis lupus) . Die Familie der Hunde (Canida) hat eine gewiße Aehnlichkeit im Körperbaue mit den Hyänen, besitzt aber stets vier gleichmäßig aus- gebildete Füße, die vorn fünfzehig, hinten nur vierzehig und mit fest- stehenden Krallen bewaffnet sind; die Kiefer sind länger; der Kopf deßhalb mehr dreieckig mit zugespitzter Schnauze, der Eckzahn schlank, die drei Lückenzähne scharf zugespitzt, der Reißzahn schneidend; hinter ihm stehen zwei Backzähne mit spitzen Höckern, die Zunge ist sammt- artig weich, nicht feilenartig, wie bei den vorhergehenden Familien, die Ohren meist groß, der Geruchssinn vorzugsweise entwickelt. Drü- sentaschen fehlen durchaus. Die Stammart der unzähligen Raçen, welche wir im gezähmten Zustande besitzen und die sich durch so man- cherlei verschiedene Eigenschaften auszeichnen, ist im wilden Zustande unbekannt; die übrigen wilden Hunde, welche eine runde Pupille haben, leben meistens in Rudeln zusammen und jagen gemeinschaftlich ihre Beute im Laufe; während die einsamen Arten, oder Füchse, wel- che meistens Nachtthiere sind und eine senkrechte Pupille besitzen, sich meistens Höhlen graben, in die sie sich Tags über zurückziehen. Ca- nis; Vulpes; Otocyon; Megalotis; Hyaenopus; Icticyon; Nyctereutes; Hyaenodon . Die bisherigen Familien sind sämmtlich Zehengänger und betreten nur mit der schwieligen Unterfläche der abgekürzten Zehenglieder den Boden; bei den folgenden erstreckt sich die Schwiele auch auf den Mit- telraum des Fußes. Halbsohlengänger . Fig. 1428. Die Zibethkatze (Viverra civetta) . Die Familie der Stinkratzen (Viverrida) besteht aus langge- streckten, spitzschnauzigen Thieren, mit langem Schwanze und kurzen Füßen, welche vorn und hinten eine gleiche Anzahl von Zehen, vier oder fünf besitzen und in ähnlicher Weise wie die Hyänen in der Gegend des Afters oder der Geschlechtstheile eine Drüsentasche haben, welche eine stark riechende Schmiere absondert, die bei einigen zum Fig. 1429. Die Genettkatze (Viverra genetta) . Arzneigebrauche verwendet wird. Oben finden sich drei, unten vier spitzkegelförmige Lückenzähne, auf welche der schneidende Reißzahn folgt, der indeß nach innen einen stumpfhöckerigen Fortsatz zeigt; hinter den Fleischzähnen stehen oben zwei, unten nur ein stumpfhöcke- riger Backzahn; die Eckzähne sind drehrund, spitzkegelförmig, nicht zusammengedrückt und schneidend, wie bei den Vorigen; die Zunge ist scharf, feilenartig, der Pelz meist grobhaarig und wenig geschätzt. Es sind nächtliche Raubthiere der südlichen Zonen, die besonders kleineren Thieren nachstellen und im Ganzen äußerst blutgierig scheinen. Icti- des; Paradoxurus; Viverra; Rhyzaena; Crossarchus; Ichneumon; He- migale; Genetta; Ailurus; Potamophilus; Herpestes . Fig. 1430. Das Wiesel (Mustela vulgatis) . Die Familie der Marder ( Mustelida ) hat einen noch länger ge- streckten Körper, als die vorigen und sehr kurze niedrige Füße, so daß der Körper sich kaum über den Boden erhebt. An Vorder- und Hinterfüßen sind fünf Zehen vorhanden; der Kopf ist meist kurz, dick, die Eckzähne schlank, hakig, die Lückenzähne gewöhnlich nur in ge- ringer Anzahl vorhanden, der Reißzahn breit, scharf und stets nur ein einziger Höckerzahn hinter demselben entwickelt. Es sind schlaue, nächtliche, blutgierige Thiere, welche oft sich damit begnügen, nur das Blut ihrer Opfer zu saufen und im Verhältnisse zu ihrer Größe un- gemeine Verwüstungen in Höfen und Hühnerställen anrichten können. Der Pelz der meisten Gattungen, besonders der im Norden lebenden, Fig. 1431. Die Otter (Lutra vulgaris) . wie der Zobel und Hermeline, ist sehr geschätzt. Eine besondere Unter- abtheilung läßt sich in den Ottern (Lutra) erkennen, bei denen die Fußzehen durch Schwimmhäute mit einander verbunden sind und wo namentlich die im hohen Norden lebende, ihres Pelzes wegen außer- ordentlich geschätzte Seeotter (Enhydris) durch die Gleichförwigkeit ih- rer Backzähne, den Mangel eines ausgebildeten Reißzahnes und durch die stark nach hinten gerückten, flossenartigen Hinterfüße den Ueber- gang zu den Robben macht. Mustela; Putorius; Mydaus; Mephitis; Lutra; Enhydris . Die folgenden Gruppen treten sämmtlich mit der ganzen Sohle auf, die bis hinten hinaus schwielig, wenn auch hier und da zwischen den Schwielen mit Haaren besetzt ist. Das Gebiß der Gattungen wird mehr und mehr höckerig, die Kronen der Mahlzähne breiter und zum Zermalmen von Pflanzenstoffen geeignet. Sohlengänger . Fig. 1432. Der Vielfraß (Gulo borealis) . Die Familie der Vielfraße ( Gulida ) entspricht hinsichtlich ihres Ge- bisses noch vollkommen den marderähnlichen Thieren, indem die Schneide- Vogt. Zoologische Briefe. II. 32 zähne scharf, die meist in der Dreizahl vorkommenden Lückenzähne spitzig und schneidend sind; dagegen ist der Reißzahn sehr ungleich entwickelt und meist nach innen zu mit einem bedeutenden stumpfen Höcker versehen, die darauf folgenden wenigen Backzähne ziemlich breitkronig und stark höckerig. Der Körper der Thiere ist ziemlich gedrungen, plump, aber doch lang gestreckt; der Kopf spitz, die Füße kurz, überall mit fünf Zehen versehen; die Thiere sind blutgierige Raubthiere, welche bald in Höhlen, wie unser Dachs, bald wie der nordische Vielfraß auf Bäumen leben und sich durch ihre Gefräßigkeit auszeichnen. Die fossilen Gattungen dieser Familie bilden merkwür- dige Uebergänge theils zu der vorigen, theils zu der folgenden Fa- milie. Meles; Gulo; Galictis; Mellivora; Amphicyoe; Palaecyon; Taxotherium . Fig. 1433. Der braune Bär (Ursus arctos) . Die Familie der Bären ( Ursida ) enthält an Körpermasse die größten Naubthiere, die aber im Ganzen genommen ein wenig blutgieriges Naturell zeigen und theilweise sich gern von Früchten und anderen vegetabilischen Stoffen nähren. Der Körper der Bären ist plump, ihre Bewegungen aber trotz des schwerfälligen Aussehens nicht ungeschickt und namentlich die Beweglichkeit der Vorderfüße, die Brauchbarkeit derselben zum Umfassen und zum Mundeführen bei wei- tem größer als bei den vorigen Familien; ja es giebt selbst einige Arten, bei welchen diese Beweglichkeit viel Affenartiges zeigt. Das Gebiß unterscheidet sich wesentlich von demjenigen der vorhergehenden Familie; die Schneidezähne haben nicht mehr einfach messerartige Kronen, sondern breitere abgeschliffene Flächen; die Eckzähne, obwohl äußerst kräftig und stark hervortretend, sind doch nur stumpf kegel- förmig; die kleinen Lückenzähne fallen leicht aus; ein eigener Reiß- zahn fehlt ganz, dagegen sind zwei oder drei langgestreckte mit stum- pfen Höckern besetzte Backzähne auf jeder Seite vorhanden. Der Pelz der Thiere ist langhaarig, die Nase meist sehr entwickelt, zuweilen sogar rüsselartig ausgezogen; sie klettern meist sehr gut, scharren nach Wurzeln und Würmern, graben aber keine eigentlichen Höhlen, ob- gleich sie in eine Art Winterschlaf verfallen. Ihre Verbreitung und Anhäufung in den Knochenhöhlen aus der Diluvialzeit, in der eine Art existirte, welche die größten jetzigen Bären um etwa ein Drittel der Masse übertraf, bildet eine bedeutsame Thatsache für die Geschichte dieser Periode. Ursus; Nasua; Amphiarctos . Fig. 1434. Fig. 1435. Fig. 1436. Der Kinkajou (Cercoleptes caudivolvulus) . Die Skizze im Hintergrunde zeigt eine Lieblingsstellung des Thieres beim Fressen Fig. 1435. Sohle des Vorderfußes. Fig. 1436. Sohle des Hinterfußes. Als letzte Familie schließen wir hier die Gattung der Kinkajon’s oder Wickelraubthiere ( Cercoleptida ) an, welche in ihrem Gebisse den Bären entspricht, in der Bildung der Füße aber bedeutend von ihnen abweicht. Die kleinen niedlichen Thiere, die einen dichten wol- ligen Pelz, kurzgestutzten Kopf und einen langen Wickelschwanz be- sitzen, klettern Nachts auf Bäumen umher, nähren sich besonders von Früchten, Insekten und kleineren Thieren und führen die Nahrung mittelst der Vorderfüße ganz in ähnlicher Weise, wie Eichhörnchen zum Munde. Die Eckzähne sind nur kurz, wenig vorstehend, die beiden Lückenzähne klein, die drei hinteren Backzähne mit stumpfen 32* Höckern versehen, während ein eigentlicher Reißzahn fehlt; Vorder- und Hinterfüße haben eine vollständige fleischige Schwielensohle mit fünf Zehen, die ganz vollkommen getrennt sind und von einander etwas entfernt werden können; der Hinterfuß namentlich gleicht in seiner Gestalt sehr dem Fuße des Menschen, unterscheidet sich indessen, wie leicht begreiflich, durch die scharfen Krallennägel, welche an allen Zehen entwickelt sind. Cercoleptes . Die Entwickelung der fossilen Raubthiere erreicht ihren Höhe- punkt in der Diluvialzeit, wo die Thiere am größten, ihre Anzahl an Individuen am bedeutendsten und die Formen am mannigfaltigsten waren. Von den ältesten Tertiärschichten, in denen nur wenige kleine Fleischfresser vorkommen, steigt ihre Entwickelung bis zu der angegebe- nen Epoche und sinkt wieder in unserer Zeit zurück, indem uns eine Menge von Formen fehlen, welche namentlich als Mittelglieder zwi- schen die einzelnen Familien traten und diese durch Uebergänge mit einander verbanden. Reihe der Säugethiere mit scheibenförmigem Mutterkuchen. Bei wechselndem Charakter des Zahnsystemes ist es hauptsächlich in dieser Reihe die Entwickelung der Extremitäten, die Ausbildung der Vorderfüße zu wahren Händen, welche die Aufmerksamkeit auf sich zieht; und man kann nicht mit Unrecht behaupten, daß das Ver- hältniß der einzelnen Gruppen zu einander weit mehr durch die Bil- dung der Extremitäten, als durch andere Charaktere bestimmt werde. Im Ganzen haben die Säugethiere dieser Reihe nur eine geringe Größe und Masse und so wie der Mensch ihnen allen an Ausbildung seiner einzelnen Theile vorangeht, so übertrifft er sie auch sämmtlich hinsichtlich seiner Größe. In Betreff des Zahnsystemes erblicken wir zwei verschiedene Richtungen der Ausbildung, indem einerseits die Thiere mehr auf animalische Kost angewiesen sind und deßhalb spitze Eckzähne und spitzhöckerige Backzähne besitzen, während andererseits die Bezahnung auf ausschließliche Pflanzenkost hinweist und deßhalb scharf schneidende Vorderzähne und Backzähne mit platter Mahlkrone vorhanden sind. Beide Extreme treffen zusammen in denjenigen Ge- bissen, welche wie das des Menschen auf Nahrung aus beiden Reichen hinweisen, und meißelartige Schneidezähne, mehr oder minder kegel- förmige Eckzähne und stumpfhöckerige Backzähne mit einander verbin- den. Wir erkennen in dieser Reihe folgende Ordnungen und Familien: Ordnung der Insektenfresser. (Insectivora.) Die kleinen Raubthiere, welche dieser Gruppe angehören und die fast alle ein nächtliches Leben, zum Theil unter der Erde führen, besitzen alle einen lang zugespitzten Kopf mit dünnen, vorgestreckten Kiefern, in welchen äußerst zahlreiche Zähne sitzen. Der Körper ist meist mehr oder minder gedrungen, kurz, die Füße niedrig, so daß der Bauch fast auf der Erde geschleppt wird. Die Vorderzähne sind scharf, klein, meist in verschiedener Anzahl in beiden Kiefern vorhanden und bei Fig. 1314. Fig. 1315. Fig. 1316. Gebisse verschiedener Insektenfresser. Fig. 1314. Vom Maulwurf (Talpa europaea) . Fig. 1315. Von einer Spitzmaus (Sorex madagascarensis) . Fig. 1316. Vom Desman (Myogale moschata) . den Gattungen sehr wechselnd in ihren Zahlenverhältnissen; die Eck- zähne fehlen zuweilen, wenn sie vorhanden, sind sie meist kurz, aber sehr scharf und spitz; gewöhnlich sind drei bis vier kegelförmige Lük- kenzähne vorhanden, auf welche oft noch eben so viele Backzähne fol- gen, die alle ziemlich breit und mit vielen scharfen Spitzen versehen sind, die von beiden Kiefern her in einander greifen. Die Füße sind in verschiedener Weise ausgebildet, kommen aber auch bei den bizarr- sten Umgestaltungen darin überein, daß sie eine ganz nackte, schwielige Sohle besitzen und mit der ganzen Fläche des Fußes aufgesetzt wer- den. Die Insektenfresser sind demnach alle wahre Sohlengänger und schließen sich hierdurch, sowie durch die Eigenthümlichkeit ihres Zahn- baues an die Fleischfresser an, denen man sie auch oft als Unterord- nung beigesellt hat. Die Zehen sind meist in der Vollzahl vorhanden, mit scharfen Krallen besetzt und den Vorderfüßen durch die Ausbil- dung eines knöchernen Schlüsselbeines, welches den Raubthieren gänzlich fehlt, eine festere Stützung bei freierer Beweglichkeit verlie- hen. Auch die Bildung des Gehirnes ist wesentlich von derjenigen der Raubthiere verschieden, indem es lang gestreckt, schmal, fast ohne Windungen ist und das kleine Gehirn fast gar nicht bedeckt, während das breite, mit zahlreichen Windungen versehene, große Gehirn der Fleischfresser das kleine Gehirn fast gänzlich überdeckt. Gesicht und Gehör sind meistens nur schwach entwickelt, die Augen bei den in Höhlen lebenden entweder nur ganz rudimentär oder selbst gänzlich vom Felle überzogen; die äußere Ohrmuschel sehr klein, oft selbst gänzlich mangelnd. Ein wesentlicher Unterschied von den Fleischfressern und eine Annäherung an die Nager findet sich in der Struktur der männ- lichen Geschlechtstheile, an denen enorme, oft in ihrer Struktur sehr verwickelte Samenblasen ausgebildet sind, die den Fleischfressern durch- aus fehlen. Die Thiere nähren sich wesentlich nur von Insekten und deren Larven, Würmern, kleineren Reptilien und Amphibien, sind meistens äußerst gefraßig, sonst aber träge in ihren Bewegungen, schlafen meist des Tages über und verfallen gewöhnlich noch in einen Winterschlaf von längerer oder kürzerer Dauer. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1440. Der Maulwurf (Talpa europaea) . Die Familie der Maulwürfe ( Talpida ) besteht aus einigen Gat- tungen mit spitzem Kopfe, langer rüsselförmiger Schnauze und wurm- förmigem, mehr oder minder gestrecktem Körper, die beständig in Erdhöhlen leben und Gänge graben, um ihrem, aus Würmern und Insektenlarven bestehenden Raube nachzugehen. Die Augen dieser Thiere sind entweder ganz von Haut überzogen oder so klein, daß sie Fig. 1341. Die Hand des Maulwurfes. o Schultergelenk. a Ober- arm. c Elle. r Speiche. d Finger. ca Accefsorischer Sichelknochen. nur mit Mühe entdeckt werden können. Die äußeren Ohren fehlen gänzlich; die Füße sind äußerst kurz, die Hinterfüße zum Gehen einge- richtet, theilweise selbst bei den am Wasser grabenden Arten durch verbindende Häute zu Schwimmfüßen umgestaltet; die Vorderfüße sind breit, mit scharfen mächtigen Krallen bewaffnet, schaufelförmig nach außen gestellt, fünfzehig und zuweilen noch, wie bei unserem Maul- wurfe, durch einen sichelförmigen Knochen der Handwurzel verbreitert, der sich über die Mittelfußknochen heranlegt, oder bei einer an- deren Gattung nur dreizehig, schmäler, wie eine Hacke nach unten gebogen, in allen Fäl- len aber mächtige Grabwerkzeuge zum Aufwüh- len der unterirdischen Gänge, in welchen die Thiere beständig leben. Die Zahnbildung ist verschieden, bei den Einen sind ziem- lich zahlreiche Vorderzähne und stark vortretende Eckzähne vorhanden, bei den anderen fehlen diese Eckzähne und es finden sich nur kegelförmige scharfe Lückenzähne vor den spitzhöckerigen Backzähnen. Talpa, Condylura mit Eckzähnen; Scalops, Chrysochloris ohne Eckzähne. Fig. 1442. Die gewöhnliche Spitzmaus (Sorex araneus) . Die Familie der Spitzmausartigen Thiere ( Soricida ) besitzt vorn und hinten gleichmäßig ausgebildete Füße mit freien Zehen, die zuweilen indessen ganz oder theilweise durch Schwimmhäute verbunden sind; der Kopf ist gewöhnlich lang gestreckt, das Haar mehr oder minder borstig, zuweilen, wie bei den Igeln mit Stacheln von bedeu- tender Stärke untermengt; die Augen stets deutlich aber klein; die Ohrmuschel fast immer vorhanden, der Schwanz gewöhnlich lang, meist nackt und schuppig. Das Zahnsystem wechselt noch mehr, als in der vorigen Gruppe; bei den Einen fallen die Schneidezähne sehr früh aus, bei den Anderen finden sich im Zwischenkiefer mächtige, dreieckige, scharfspitzige Vorderzähne, welche die Eckzähne ersetzen, bei Anderen sind die Eckzähne stark vorragend und kräftig; bei den Einen bleiben die Backzähne stets sehr scharf spitzig, bei den Andern nutzen sie sich bald ab und deuten auf mehr vegetabilische Kost hin. Die eigentlichen Spitzmäuse haben in der Seite eine Drüsenöffnung, welche eine übelriechende Flüssigkeit absondert, und halten keinen Winterschlaf, dem die bestachelten Igel unterworfen sind. Die Thiere dieser Fami- lie verfolgen ihren Raub entweder über der Erde oder meist in Gän- gen, die oft von anderen Thieren gegraben sind; einige leben auch Fig. 1443. Der Desman (Myogale moschata) . nur im Wasser in Gängen, die sich unter dem Wasserspiegel öffnen. Erinaceus; Centetes; Sorex; Myogale . Die Familie der Springer ( Salientia ) ist bis jetzt nur durch eine einzige Gattung (Macroscelides) bekannt, die in dem nördlichen und südlichen Afrika in zwei Arten einheimisch ist. Die Hinterfüße sind außerordentlich lang und kräftig, die Vorderfüße klein, kurz, beide fünfzehig mit langen Nägeln und der kurze Daumen der Vor- derfüße sogar etwas seitlich abgerückt. Die Vorderzähne sind zahl- reich, die Eckzähne fehlen, die Backzähne sind scharf spitzig; die Schnauze in einen langen, dünnen, sehr beweglichen Rüssel verlängert, die äußeren Ohrmuscheln zum Unterschiede von den übrigen Insektenfres- sern bedeutend entwickelt. Die niedlichen Thierchen graben sich Erd- höhlen, in welchen sie die Nacht zubringen, während sie am Tage nach Insekten jagen, die sie im Sprunge haschen. Fig. 1444. Der Tana (Cladobates tana) . Ebenso verschieden in ihrer Lebensweise als die vorige ist die Familie der Klettermäuse ( Cladobatida ) , welche nur in einer einzigen mehrere Arten enthaltenden Gattung auf den Sundainseln repräsen- tirt ist. Die lebhaften Thiere haben ziemlich hohe Beine mit fünf vollkommen freien, langkralligen Zehen, eine sehr spitze, langgestreckte Schnauze, fast nackten Kopf mit ziemlich großen Augen und unbe- deutender Ohrmuschel und einen langen, borstig behaarten Schwanz; die Schneidezähne der Unterkinnlade stehen fast horizontal und wer- den von einem scharfen Eckzahne gefolgt, der im Oberkiefer fehlt. Die Thiere klettern Tags über mit großer Behendigkeit wie Eich- hörnchen auf Bäumen umher, wo sie Insekten und kleinere Säuge- thiere jagen. Cladobates . Fossile Ueberreste von Insektenfressern sind bis jetzt nur spärlich, wenn auch in allen Tertiärschichten, aufgefunden und höchst unzu- reichend untersucht worden. Sie gehören den Maulwürfen und spitz- mausartigen Thieren an, die jetzt auch in Europa einzig vertreten sind. Ordnung der Flatterthiere. (Volitantia.) Fig. 1445. Skelett der Fledermaus, in die Silhouette eingezeichnet. ph Fingerglied. me Mittelhand. po Daumen. ca Handwurzel. r Speiche. cu Elle. h Oberarmbein. cl Schlüsselbein. o Schulterblatt. ti Schienbein. f Oberschenkel. Eine in ihrem Verhalten und ihren Beziehungen zu den übrigen Ordnungen sehr sonderbare abweichende Gruppe, welche sich beson- ders durch die Ausbildung der Extremitäten zu wahren Flugorganen auszeichnet. Der Schädel der Flatterthiere hat eine meist rundliche Gestalt und wenig entwickelte Leisten, der Kiefertheil ist wenig vor- gezogen, aber nichts desto weniger stark entwickelt und bei den mei- sten gut bewaffnet; Ohren und Nase sind gewöhnlich ungemein ent- wickelt und oft mit den seltsamsten häutigen Verlängerungen versehen, die der Sitz des feinsten Tastsinnes sind. Der Körper ist länglich gestreckt, mit feinem, mausartigem Pelz bedeckt, die Zitzen vorn an der Brust angebracht und die Ruthe beim Männchen vollkommen frei und herabhängend. Die Haut auf den Seiten des Körpers ist in der Weise entwickelt, daß sie nicht nur die Extremitäten selbst und den Schwanz, sondern auch die sehr verlängerten Finger der Vor- derfüße mit einander verbindet und so eine ausgedehnte Flughaut bildet, welche den Thieren die Möglichkeit gestattet, in der Luft nach ihrem Raube umherzuflattern. In Uebereinstimmung mit dieser Flug- bewegung sind auch die Brustmuskeln in ähnlicher Weise, wie bei den Vögeln ausgebildet und das Brustbein mit einem mehr oder minder vorspringenden Kamme versehen, an welchen sich diese Flugmuskeln anheften. Die Bezahnung in dieser Ordnung ist sehr verschieden, indem die Einen sich wesentlich von Insekten oder dem Blute größerer Thiere, die Anderen aber von Früchten nähren. Wir unterscheiden nach der Ausbildung der Flughäute zwei Unterordnungen. Die Unterordnung der Fledermäuse (Chiroptera) zeichnet sich durch die ungleiche Entwickelung ihrer Extremitäten aus. Die Schlüsselbeine und Schulterblätter sind bedeutend groß und kräftig entwickelt, der Oberarm nur kurz, der Unterarm schon bedeutend län- ger und die beiden Knochen, die ihn bilden, vollkommen beweglich und getrennt. Die Handwurzel besteht nur aus einigen kleinen Knöchelchen, eben so die Mittelhand, auf welche dann die Finger fol- gen; der Daumen ist nur klein, frei und sein Endglied mit einem scharfen, krummen Nagel, mit einer Hakenkralle bewaffnet, an der sie sich aufhängen können. Die Knochen der übrigen vier Finger sind außerordentlich verlängert, dünn, das letzte Glied vollkommen nagel- los; sie dienen zum Spannen der Flughaut, welche bei allen diesen Thieren sehr dünn, fast durchsichtig und mit wenigen schwärzlichen Haaren besetzt ist. Die Hinterfüße sind gewöhnlich sehr klein, aber kräftig, wohl ausgebildet, fünfzehig und mit scharfen Hakenkrallen bewaffnet, der Schwanz kurz und fehlt oft gänzlich. Bei der gering- sten Ausdehnung ist die Flughaut an dem ganzen äußeren Rande der Hinterbeine bis zu der Handwurzel, an der Seite des Leibes, an dem inneren Rande des Armes und an den vier Fingern befestigt, oft aber erstreckt sie sich noch vorn über das Ellenbogengelenk weg und ist auch zwischen den beiden Hinterfüßen und dem Schwanze als so- genannte Schenkelhaut ausgespannt, so daß in dieser Hinsicht die vielfachsten Verschiedenheiten obwalten. Alle diese Thiere fliegen nur in der Dämmerung und bei Nacht oder an dunkeln Orten umher. Das Unstäte und Schwankende ihres flatternden Fluges ist hinlänglich bekannt. Ihr Gefühl ist äußerst fein und namentlich in den oft sehr sonderbar ausgebildeten Hautlappen der Ohren und Nase vorhan- den. Sie weichen im Dunkeln, durch das Gefühl dieser Organe be- nachrichtigt, selbst gespannten Faden und festeren Gegenständen aus, während sie im Fange der Insekten sehr gewandt und sicher sind. Während ihres Schlafes bei Tage und während des langen Winter- schlafes, dem die Arten der gemäßigten Zone unterworfen sind, hängen sich die Thiere an den freien Hakenkrallen ihrer Hinterfüße mit dem Kopfe nach unten auf und hüllen sich größtentheils in ihre Flughaut ein; meistens wählen sie zu dem Winterschlafe Baumhöhlen, Felsritzen, Mauerlöcher und vorzugsweise gern alte Kamine, in denen sie sich in großen Schaaren versammlen. Das saugende Junge wird von dem Weibchen an der Brust mit herumgetragen. Wir unterscheiden folgende Familien: Fig. 1446. Fig. 1446. Die kleine Fledermaus (Vespertilio pipistrellus) . kriechend. Fig. 1447. Fig. 1447. Dieselbe Die Familie der eigentlichen Fledermäuse (Vespertilionida) zeigt die Charaktere der Ordnung im höchsten Grade entwickelt. Das Ge- biß ist vollständig dasjenige der insektenfressenden Thiere, mehrere kleine meiselartige Schneidezähne, oft dicht gedrängt, zwischen stark vorstehenden, hakenartig gekrümmten Eckzähnen, kegelförmige, meist dicht gedrängte oder schneidende Lückenzähne und spitz höckerige, mit diesen Spitzen in einander greifende Backzähne setzen das Gebiß des weiten Rachens zusammen, mittelst dessen die Fledermaus ihre Beute im Fluge fängt. Die vier Finger der Hand, welche die Flughaut spannen, sind durchaus nagellos, auch der Zeigefinger, welcher bei den fliegenden Hunden meist eine Kralle trägt. Einige südliche Arten (Nycteris) können die lose anliegende Haut wie einen Ballen durch zwei kleine in den Backen angebrachte Oeffnungen aufblasen. Bei den meisten Gattungen sind die Ohren ungeheuer groß, wenig be- haart, mit seltsamen Winkeln und Vorsprüngen versehen, die äußere Nase oft mit höchst sonderbaren blattartigen Vorsprüngen und Haut- verlängerungen ausgerüstet, welche alle der Sitz eines äußerst feinen Tastsinnes sind, der besonders das schwache Gesicht ersetzt. Geblendete Fledermäuse, denen man die Augen zerstört hat, vermieden im Fluge eben so geschickt alle Arten von Hindernissen, ja selbst hängende Bind- faden, wie solche, deren Augen unversehrt gelassen worden waren, während die Zerstörung dieser Hautlappen den Flug der Thiere fast unmöglich macht. Die meisten Fledermäuse nähren sich nur von Abend- und Nachtinsekten, die sie im Fluge mit großer Geschicklichkeit schnappen; einige südliche Arten (Phyllostoma; Glossophaga) aber saugen wirklich das Blut lebender größerer Thiere, die sie im Schlafe überfallen. Sie bilden zu diesem Endzwecke mit den fest aufgepreßten Fig. 1448. Fig. 1449. Fig. 1450. Fig. 1448. Kopf des Vampyr’s (Phyllostoma bastatum) . Fig. 1449. Die Zähne von vorn. Fig. 1450. Der Schädel von der Seite. Lippen eine Art Schröpfkopf, verwunden die aufgetriebene und un- empfindlich gewordene Haut mit den scharfen, ganz vorn im Munde stehenden Eckzähnen und erweitern die Wunde mittelst der Zunge so, daß eine trichterförmige Oeffnung entsteht. Bei einigen Arten dieser Vampyre (Glossophaga) besitzt die lange Zunge sogar eine rinnenför- mige Scheide, deren Ränder sich zu einer wahren Saugröhre zusam- menlegen. Man kann unter den Fledermäusen mehrere Gruppen unterscheiden: Die Vampyre mit großen Eckzähnen und einem Nagelgliede an dem Mittelfinger der Flughaut (Phyllostoma; Glosso- phaga; Stenoderma; Desmodus) ; die Ballenfledermäuse (Nycte- ris) ; und die eigentlichen Fledermäuse , die beiden letzteren ohne Nagelglieder an den Fingern. (Megaderma; Rhinolophus; Ta- phozous; Molossus; Vespertilio) . Die fliegenden Hunde ( Frugivora ) , die nur in südlichen Klima- ten vorkommen, sind einzig nur auf Pflanzennahrung angewiesen und zeigen eine dieser entsprechende Ausbildung der Zähne. Es finden sich höchstens vier Vorderzähne, die zuweilen gänzlich fehlen, indem sie früh ausfallen, wenig entwickelte Eckzähne, ein oder mehrere kegel- förmige Lückenzähne und dann einige Backzähne, welche eine runde, flache Krone haben, die in der Jugend stumpfe Höcker besitzt, welche sich später zu einer horizontalen Mahlfläche abnutzen. Die Zunge ist scharf, feilenartig, zuweilen verlängert, der Schwanz kurz, der Kopf lang, die Kiefer vorgezogen, die Gesichtsform in Etwas der eines Hundes ähnlich, die Ohren von gewöhnlicher Größe, zuge- spitzt, die Nase niemals mit den sonderbaren Hautauswüchsen versehen, welche bei den Insektenfressern vorkommen. Außer dem Daumen trägt auch der zwar dreigliedrige aber kurze und meist nicht in die Flughaut einbegriffene Zeigefinger einen Krallennagel. Die drei übrigen Finger der Flughaut haben nur zwei Glieder. Diese Thiere kommen nur in der alten Welt vor, schwärmem meist in zahlreichen Gesellschaften um- her, nähren sich hauptsächlich von saftigen Früchten der Bäume, jagen aber auch mitunter Insekten und kleine Vögel. Einige Arten werden gemästet und als Leckerbissen verspeist. Die Flughaut ist meistens ziemlich dick und stark behaart. Pteropus; Macroglossus; Cephalotes; Hypoderma; Pachysoma . Die Unterordnung der Pelzflatterer (Dermoptera) ver- Fig. 1451. Fig. 1452. Fig. 1453. Fig. 1451. Der fliegende Lemur (Galeopithecus volitans) . Fig. 1452. Oberkiefer. Fig. 1453. Unterkiefer von der Zahn- fläche gesehen. bindet die Flatterthiere mit den Halbaffen. Vorder- und Hinterfüße sind fast von gleicher Länge, die fünf Finger alle mit Krallen bewaff- net, zwar durch Haut mit einander verbunden, aber durchaus nicht ver- längert und nicht als Spanner der Flughaut ausgebildet. Diese ist vollkommen behaart, dick, nur von der Handwur- zel bis zu der Fußwur- zel und zwischen den beiden Hinterfüßen und dem Schwanze ausge- spannt und dient weit häufiger als Fallschirm, denn als Flughaut. Der Kopf ist rundlich, die Schnauze etwas vorgezogen, hundeähnlich, die Ohren kurz gestutzt, der Körper schlank, der Schwanz ziemlich lang und durch eine Fortsetzung der Flughaut gesäumt und mit den Hir- terfüßen verbunden. Das Gebiß unterscheidet sich wesentlich von dem der vorigen Familie und schließt sich dem der Halbaffen an. Im Oberkiefer stehen nur zwei zusammengedrückte, messerartige, an der Schneide gekerbte Vorderzähne seitlich in einer Linie mit den Back- zähnen, so daß vorn an der Spitze der Schnauze eine bedeutende Lücke bleibt; in dem Unterkiefer finden sich im Ganzen sechs Schneide- zähne, von denen die inneren tief gekerbte blättrige Kronen haben; die Lückenzähne sind in beiden Kiefern länglich schneidend, die Back- zähne breit, kurz, mit vorstehenden stumpfen Höckern versehen. Die besonders auf den Südsee-Inseln heimischen Thiere klettern auf Bäumen umher und machen weite und geschickte Sprünge, bei welchen ihnen die Flughaut als Fallschirm dient. Galeopithecus . Man hat bis jetzt nur wenige fossile Ueberreste von Flatterthie- ren, diese aber in allen Schichten der Tertiärgebilde und des Dilu- viums, von der ältesten Epoche, dem Pariser Gypse an, gefunden. Uebrigens ist in diesen Resten die Familie der eigentlichen Fledermäuse, nicht die der fliegenden Hunde und die der Pelzflatterer repräsentirt. Ordnung der Nagethiere. (Glires.) So zahlreich diese die kleinsten Säugethiere enthaltende Ordnung Fig. 1454. Schädel und Unterkiefer eines Nagers. in ihren äußeren Formen und in der Verschiedenheit gewisser Einzeln- heiten des Baues sich gestalten mag, so einförmig ist im Ganzen ihre Organisation, so übereinstimmend die allgemeinen Grundzüge des Pla- nes, nach welchem sie gebaut sind. Der Kopf ist meistens rundlich mit sanftgewölbtem Stirnabfall, spitziger Schnauze, breiten Backen, deren Maaß sehr häufig durch bedeutende Backentaschen vermehrt wird, in welchen die Thiere ihre gesammelten Vorräthe nach Hause tragen. Die kleine Mundöffnung befindet sich unter der spitzigen, gewöhnlich mit Schnurrborsten gezierten Schnauze und zeigt sehr häufig die vor- stehenden, scharfen Schneidezähne. Der Schädel ist mehr oder minder cylindrisch, gegen die Schnauze zugespitzt ohne besondere hervorstehende ausgewirkte Leisten, die Jochbeine breit und flach, die Augenhöhle nie- mals gegen die übrigens schwache Schläfengrube abgeschieden. Am auffallendsten ist die Bezahnung; oben wie unten finden sich im Gan- zen nur zwei lange, nach außen gekrümmte einfache Schneidezähne, deren hinterer Theil außerordentlich weit in die Kiefer hineinragt, so daß oft die hohle Wurzel dieser Schneidezähne unter den Backzähnen durchgreift; die nicht sehr harte Substanz dieser Zähne ist auf ihrer Außenfläche und nur auf dieser mit einer außerordentlich festen, oft gelblich gefärbten Schmelzlage überzogen, so daß die hintere Fläche durch das Nagen bei weitem stärker abgenutzt wird und hierdurch den Zähnen, welche aus dem Kiefer heraus beständig nachwachsen, eine meißelartige Zuschärfung stets erhalten bleibt. Hinter diesen außer- ordentlich charakteristischen Schneidezähnen stehen weder Eck- noch Lückenzähne, sondern es folgt eine lange Zahnlücke und dann die dicht geschlossene Reihe der hart an einander gedrängten Backzähne, welche ebenfalls in ihrer Struktur viel Eigenthümliches besitzen. Diese Back- zähne, deren Zahl nie über sechs ansteigt und nicht unter zwei herab- sinkt, haben eine prismatische Gestalt und ermangeln meist einer eigent- lichen Wurzel. Bei manchen Gattungen bilden sie nur einen einfachen Schmelzcylinder, dessen Inhalt mit Zahnsubstanz erfüllt ist, bei ande- ren bildet der Schmelz einfache Falten nach innen, die stets in die Quere gerichtet sind und so harte Rippen darstellen, die bei der vor- und rückwärtsgehenden Bewegung der Kiefer, beim Nagen, zum Zer- malmen der festeren Futtergegenstände sehr förderlich sind; zuweilen werden diese Schmelzfalten äußerst komplizirt und außer der vielfach gewundenen äußeren Schmelzlage sieht man dann noch innerlich auf der abgenutzten Mahlfläche, die stets horizontal ist, einzelne abgeson- derte Schmelzinseln stehen. So groß die Einförmigkeit des Zahnbaues im Allgemeinen ist, so äußerst verschieden sind diese Faltungen der Schmelzsubstanz bei den einzelnen Gattungen und Familien der Nager. Mit diesem Zahnbaue steht in Zusammenhang die Bildung des Ge- lenkhöckers, mittelst dessen der Unterkiefer in der Schläfengrube einge- lenkt ist. Während bei den fleischfressenden Thieren, wo die Bewegung von oben nach unten die wesentlichste ist, dieser Gelenkkopf eine quere Walze darstellt, bildet er im Gegentheile bei den Nagern eine Längs- walze mit bogenförmiger Krümmung, welche hauptsächlich nur die er- wähnte Bewegung von vorn nach hinten gestattet. Eine große Ver- schiedenheit herrscht in der Bildung der Extremitäten, des Schwanzes, der allgemeinen Körperbedeckungen und der Sinnesorgane. Man findet fast stets vier oder fünf Zehen, alle mit Krallennägeln bewaffnet und auf dieselbe Linie gestellt, niemals einen abziehbaren Daumen; dage- gen ist die Länge und die verhältnißmäßige Entwicklung der Extremi- täten und ihr Gebrauch so mannigfaltig, als es nur irgendwie vor- kommen kann, da die Nager eben so wohl in Erdlöchern, welche sie sich graben, wie in dem Wasser, auf der Erde laufend und springend, wie auf Bäume kletternd sich bewegen. Die dichte Behaarung des Pelzes zeigt alle Zwischenstufen von dem feinsten Wollhaare der Seidenmaus bis zu den starken Stacheln des Stachelschweines. Die Vorderfüße zeich- nen sich aus durch die meistens vollständige Entwicklung des Schlüssel- beines, welches nur den laufenden Familien ganz fehlt, bei einigen ru- dimentär bleibt, bei denjenigen aber, die sich der Vorderfüße auch zum Halten des Futters und zum Klettern bedienen, ganz vollkommen aus- gebildet ist. Die sämmtlichen Thiere leben fast ausschließlich von Pflan- zennahrung; — nur bei einigen zeigt die Existenz stumpfer Höcker auf den ausnahmsweise zweiwurzeligen Backzähnen auf mehr gemischte Nah- rung hin. Alle richten durch das Benagen festerer Pflanzenstoffe, durch das Bohren von Gängen, so wie das fast allgemein in dieser Ordnung vorkommende Sammeln von Vorräthen nicht unbedeutenden Schaden an. Im Uebrigen sind es meist stupide und dumme Thiere, deren Gehirn auch nur einen sehr geringen Grad von Ausbildung zeigt, in- dem es gar keine Windungen, höchstens einige Längsfalten besitzt und das kleine Gehirn fast gänzlich bloß läßt. Bei der großen Anzahl von Uebergängen zwischen den einzelnen Formen und der geringen Beständigkeit durchgreifender Charaktere trotz der großen Anzahl von Gattungen und Arten darf es nicht verwundern, wenn die Begrän- zung der Familien, so wie ihre Stellung zu einander die mannigfal- tigsten Abänderungen erfahren hat. Wir nehmen folgende Fami- lien an: Vogt. Zoologische Briefe. II. 33 Fig. 1455. Der kleine Pfeifhase (Lagomys pusillus) . Die Familie der Hasen ( Leporida ) ist ihrer äußeren Erscheinung nach allgemein durch die beiden bei uns einheimischen Arten, den Ha- sen und das Kaninchen, bekannt, ist übrigens eine der wenigen Fami- lien, welche von den übrigen durch scharf bestimmte Charaktere sich abgränzen lassen. Hinter den großen Schneidezähnen des Oberkiefers, die eine mittlere Längsfurche zeigen, stehen nämlich in derselben Längs- linie zwei kleinere unvollkommene Schneidezähnchen, die einzig bei dieser Familie vorkommen. Die Backzähne haben eine mittlere quere Schmelz- brücke, so daß jeder Zahn aus zwei Hälften zusammengeschmolzen erscheint. Außer diesem zeichnet sich der Schädel der Hasen noch da- durch aus, daß die Scheidewand zwischen den großen Augenhöhlen zwar vollständig ist, die Löcher für den Durchtritt der Sehnerven aber so nach innen gegen die Mittellinie geschoben sind, daß sie nur eine einzige durch die davor stehende Scheidewand getheilte Oeffnung darstellen. Die beiden Gaumenlöcher sind so groß, daß der knöcherne Gaumen nur eine schmale Längsleiste darstellt, welche von dem zahn- tragenden Oberkiefertheile durch weite ovale Löcher getrennt ist; der Wangentheil des Oberkiefers bildet nicht eine solide Knochenplatte wie bei den übrigen Nagern, sondern ist überall siebartig durchbrochen, wie dieß auch bei den Wiederkäuern ziemlich allgemein vorkommt. Die Entwicklung der Extremitäten ist bei den Hasen sehr ungleich, indem die Hinterfüße bei weitem stärker, die Vorderfüße dagegen nur schwach und mit unvollkommenen Schlüsselbeinen versehen sind. Lepus; Lagomys . Fig. 1456. Das Wasserschwein (Hydrochoerus capybara) . Die Familie der Meerschweinchen ( Cavida ) besitzt im Ganzen die Körperform der Hasen, wenn auch mit geringerer Ungleichheit der Vorder- und Hinterfüße und mit plumperen Formen des Körpers überhaupt. Die Ohren sind stets nur kurz, der Schwanz ganz kurz oder fehlt selbst gänzlich, die Schlüsselbeine sind überall unvollkommen, die Füße meist vierzehig vorn, hinten bald fünf-, bald nur dreizehig. Sie haben bald nur schmelzfaltige, bald wirklich zusammengesetzte Back- zähne. Der auszeichnende Charakter dieser Familie liegt besonders in den Krallen der Pfoten, welche stumpf, breit und hufähnlich sind und durchaus nicht zum Fassen dienen. Mehrere Gattungen leben beson- ders in der Nähe der Flüsse, haben zum Theil Schwimmhäute an den Zehen und flüchten sich bei Gefahr ins Wasser; sie sind einzig auf Südamerika beschränkt und als Wild geschätzt. Cavia; Hydrochoerus; Dasyprocta; Coelogenys . Fig. 1457. Die Wollmaus (Chinchilla lanigera) . Auf denselben Erdtheil und meist auf die Hochgebirge desselben 33* eingeschränkt ist die Familie der Hasenmäuse ( Lagostomida ) , verhält- nißmäßig große Thiere mit großen weiten Ohren, langen kräftigen Hinterfüßen, kurzen kleinen Vorderfüßen und einem langen, meist buschig behaarten Schwanze. Die Backzähne sind wurzellos, zusam- mengesetzt, die unteren Vorderzähne sehr kurz, stets abgenutzt und breitschneidig. Der Pelz dieser Thiere ist sehr dicht, weich, seidenartig und von einigen Arten als Pelzwerk sehr gesucht. Die Zahl der Zehen an den Vorderfüßen wechselt zwischen vier und fünf, an den Hinter- füßen befindet sich stets eine Zehe weniger, als an den Vorderfüßen. Lagostomus; Eriomys; Chinchilla; Lagotis . Fig. 1458. Der Springhase (Dipus sagitta.) Die Familie der Springhasen (Macropoda) zeichnet sich durch die enorme Entwickelung der Hinterbeine, die außerordentlich kurzen, kleinen Vorderbeine und den langen runden Schwanz, der an seinem Ende meist eine Quaste trägt, vor allen übrigen Nagern leicht aus. Die Vorderbeine haben vier mit langen Grabekrallen bewaffnete Ze- hen und meist noch einen Daumenstummel; die Hinterfüße nur drei vollständige und eine oder zwei seitliche verkümmerte Zehen, für welche oft nur ein einziger Mittelfußknochen existirt. Gewöhnlich finden sich in der Unterkinnlade nur drei, in der Oberkinnlade vier Backzähne vor, indem vor dem größeren noch ein kleinerer Lückenzahn steht. Die Thiere graben sich Erdhöhlen, weßhalb auch die Schlüsselbeine ihrer Vorderfüße vollständig entwickelt sind, in denen sie den Tag zubrin- gen und kommen bei Nacht hervor, wo sie mit großen Sprüngen um- herhüpfen, was bei dem außerordentlich langen Quastenschwanze und der feinen Gestalt des Körpers einen wahrhaft phantastischen Anblick gewähren soll. Die Arten dieser Familie sind über sämmtliche Welt- theile verbreitet mit Ausnahme Europa’s, das nur in den östlichen Steppen Rußlands eine Art besitzt. Dipus; Alactaga; Scirtetes; Me- riones (Iaculus); Pedetes . Fig. 1459. Das canadische Stachelschwein (Erethizon dorsatus) . Die Familie der Stachelschweine ( Hystricida ) ist wesentlich cha- rakterisirt durch die mehr oder minder ausgebildeten Stacheln, welche zwischen die Haare des Körpers eingestreut sind und die bald mehr rund und hornig, bald mehr platt und hohlkehlig in Form eines Lanzeneisens ausgebildet sind. In beiden Kiefern findet sich vier zu- sammengesetzte, schmelzfaltige Zähne. Der Schädel ist ebenso durch seine Form und hinten abgestutzte und platte Gestalt, wie durch das ungeheuere Unteraugenhöhlenloch ausgezeichnet; die Schlüsselbeine sind meist unvollständig, die Füße vorn und hinten einander fast gleich, vorn mit vier, hinten zuweilen mit fünf Zehen versehen. Die ge- wöhnlichen Stachelschweine leben auf der Erde, wo sie nach Wurzeln graben, andere aber, die eine warzige Fußsohle besitzen, nähren sich hauptsächlich von Früchten und Rinden und klettern auf Bäumen um- her. Hystrix; Atherura; Erethizon; Cercolabes (Synetheres); Sphig- gurus . Die Familie der Biber ( Castorida ) zeigt einen schwerfälligen, plumpen Körper mit kurzem, dickem Kopfe und doppelter Behaarung, indem zwischen den längeren Borsten ein feinerer Wollpelz eristirt . Alle Füße sind fünfzehig, die hinteren mit verbindender Schwimmhaut, die vorderen mit freien Krallenzehen versehen; der Schwanz ist be- Fig. 1460. Der Biber (Castor fiber) . deutend, bald breit, platt und schuppig, bald rundlich und theilweise nackt. Die vorderen Schneidezähne sind mächtiger, als bei irgend einem Thiere der ganzen Ordnung, die breiten Backzähne auf der einen Seite mit einer einfachen Schmelzfalte, auf der anderen mit drei einspringenden Falten besetzt. Die Thiere leben größtentheils im Wasser, schwimmen und tauchen sehr gut und graben sich Erdlöcher mit backofenförmigen Kesseln, deren Ausgänge sich unter dem Wasser- spiegel befinden. Die Biber bauen selbst da, wo sie ungestört bleiben, unförmliche Dämme zur Stauung des Wassers aus abgenagten Stäm- men und Schlamm, und benutzen ebenso die Stämme zur Stützung und Bedeckung ihrer im Wasser liegenden Kammern, die zuweilen neben einander unter einem gemeinschaftlichen Dache, aber stets für jede Familie gesondert angelegt sind. Die wundersamen Erzählungen von Biberpalästen mit mehrfachen Stockwerken, Fallthüren, geheimen Treppen und Ausgängen gehören in das Reich der fabelhaften Ge- schichten, in welchen die canadischen Jäger sich ebenso sehr auszeichnen, als ihre europäischen Zunftgenossen. Castor; Myopotamus . Plumpe Thiere mit dickem breitem Kopfe, kleinen oder ganz mit Fell überzogenen Augen bilden die Familie der Maulwurfmäuse ( Georhycha ) , deren äußeres Ansehen allerdings sehr viel ähnliches mit den Maulwürfen hat; das äußere Ohr wie der Schwanz fehlen ganz oder sind rudimentär, die Vorder- und Hinterfüße mit fünf Zehen versehen, welche bald kürzere Grabekrallen, bald sehr verlängerte Si- Fig. 1461. Die Blindmaus (Spalax typhlus.) chelkrallen tragen. Die gewaltig großen, starken Nagezähne stehen meist bedeutend aus dem Maule hervor und geben dadurch dem plum- pen Kopfe ein eigenthümliches wildes Aussehen. Die rudimentäre Ausbildung der Augen, der wurstförmige Körper und die ganz kurzen, aber kräftigen Grabefüße deuten schon darauf hin, daß diese Thiere hauptsächlich in Erdlöchern und Höhlen leben. In der That haben alle viele Aehnlichkeit in der Lebensart mit dem Maulwurfe, sind aber weit zerstörender für die Kultur als dieser, der nur mittelbar durch das Aufwühlen seiner Gänge und seiner Haufen schadet, während diese Nager sich direkt von den Wurzeln und Zwiebeln der Gewächse näh- ren. Spalax; Georhychus; Ctenomys; Geomys; Bathyergus; Sacco- phorus (Ascomys); Aspalax . Fig. 1462. Der Hamster (Cricetus vulgaris) . Die Familie der Mäuse (Murida) ist an Gattungen die zahl- reichste und zugleich diejenige Familie, welche durch die Ausbildung ihrer Backzähne sich am meisten den folgenden Ordnungen nähert, die auf gemischte Nahrung angewiesen sind. In der That sind auch die meisten Mäuse, wie dieß namentlich unsere Hausratten beweisen, durchaus nicht ausschließlich auf Pflanzennahrung angewiesen, sondern greifen auch andere Stoffe mit ihrem Gebisse an. Die zierliche Körpergestalt und das niedliche Aussehen der Mäuse im Ganzen ist bekannt und erhält sich bei der ganzen Familie; die meisten haben einen langen Schwanz, der mehr oder weniger behaart ist; — nur bei einigen wird er kürzer und selbst rudimentär. Der Schädel ist gestreckt, das Unteraugenhöhlenloch nur ein schmaler senkrechter Schlitz, unter welchem der Oberkiefer blasig aufgetrieben ist; der Jochbogen schwach, der Winkel des Unter- kiefers abgerundet; an den Vorderfüßen finden sich vier Zehen und an der Stelle des Daumens eine unbedeutende nagellose Warze, an den Hinterfüßen fünf mit Nägeln versehene Zehen; die Schlüsselbeine sind vollkommen ausgebildet und die Arme werden in der Regel zum Halten des Futters benutzt, das gewöhnlich in sitzender Stellung ver- zehrt wird. Charakteristisch ist das Gebiß insofern, als die unteren Schneidezähne bedeutend verschmälert sind und nicht in eine horizon- tale Meißelfläche, wie bei den übrigen Nagern, sondern in eine Spitze auslaufen; Zahl und Form der Backzähne sind sehr verschieden, ge- wöhnlich finden sich drei oben und unten in jeder Kieferhälfte, zuwei- len auch vier, höchst selten nur zwei. Bei vielen Gattungen finden sich entgegengesetzte oder abwechselnde Schmelzfalten, bei anderen da- gegen stumpfe Querhöcker, die von beiden Seiten her in einander grei- fen und die dann wahre doppelte Wurzeln besitzen. Es gehören zu dieser Familie diejenigen Nager, welche in den kultivirten Gegenden theils auf dem Felde, wie der Hamster und die Scharrmäuse, theils Fig. 1463. Die Scharrmaus (Hypudaeus (Arvicola) arvalis) . in den Wohnungen den meisten Schaden zufügen. Mus; Cricetus; Meriones (Gerbillus); Hypudaeus (Arvicola); Lemmus; Fiber; Hydro- mys; Saccomys . Der Familie der Mäuse entspricht in Südamerika die in dem äuße- ren Ansehen und der Körperform sehr ähnliche Familie der Schrot- mäuse (Psammoryctida) , die sich aber durch mancherlei spezielle Cha- raktere unterscheiden. An dem Schädel ist das Unteraugenhöhlenloch sehr weit, der Unterkieferwinkel in eine verlängerte Spitze ausgezogen, das äußere Ohr ist ziemlich klein, der Schwanz in ähnlicher Weise, wie derjenige der Mäuse, schwach behaart und geringelt. Es finden sich stets vier Backzähne in jedem Kiefer, die mit platten Mahlflächen und Schmelzfalten versehen sind und keine Wurzeln haben; die Vorder- zähne sind in beiden Kiefern quer abgeschnitten und meißelartig. Psammoryctes; Octodon; Capromys; Loncheres (Echimys) . Fig. 1464. Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) . Die Famile der Eichhörnchen (Sciurida) zeigt in ihrem Aeuße- ren zwar eine eigenthümliche Körperbildung, die indeß von den ge- wöhnlichen Eichhörnchen durch eine Reihe stets plumper werdender Formen bis zu den dicken, ungefälligen Murmelthieren hinführt. All- gemein kommt vor den vier Backenzähnen, die in den beiden Kiefern sich finden, ein kleinerer vorderer Lückenzahn im Oberkiefer vor und die Backenzähne selbst sind deutlich mit stumpfen Querhöckern versehen, welche einigermaßen denen der Mäuse entsprechen. An den Hinter- füßen finden sich fünf in gleicher Linie gestellte, mit Krallen versehene Zehen, an den Vorderfüßen dagegen nur vier solcher Krallenzehen und ein Daumenstummel, der gewöhnlich einen mehr oder minder platten Nagel besitzt, so daß diese schon händeähnlich werden. Die Thiere leben theils auf Bäumen, theils in Erdhöhlen und sammeln fast alle Vorräthe, die sie theilweise in Backentaschen nach Hause tragen; einige von ihnen, welche die gemäßigten Zonen bewohnen, fallen während der kälteren Jahreszeit in Winterschlaf. Sciurus; Pteromys; Tamias; Spermophilus; Arctomys . Fig. 1465. Der Siebenschläfer (Myoxus nitela) . Hierin so wie in der zierlichen Gestalt und der Lebensart gleicht ihnen die Familie der Siebenschläfer ( Myoxida ) , die ebenso einen langen stark behaarten Schwanz besitzen, aber sich wesentlich durch den Mangel des Lückenzahnes und durch die meist vielblättrige Struk- tur der mit Querleisten versehenen Backzähne unterscheiden. Die Vor- derfüße sind ganz, wie diejenigen der Eichhörnchen, mit vier Kral- lenzehen und einem Daumenstummel versehen, der hier nagellos ist, zugleich aber ist auch an den Hinterfüßen der Daumen deutlich abge- setzt, lang und mit einem Krallennagel versehen, wodurch eine den Halbaffen ähnliche Handbildung entsteht. Zu dieser Aehnlichkeit tritt noch die des gänzlichen Mangels eines Blinddarmes, welcher bei allen übrigen Nagern in ausgezeichneter Weise entwickelt ist. Die äußerst niedlichen und flinken Thierchen, welche höchstens die Größe einer Ratte erreichen und besonders gern auf Haselstauden umherklettern, bauen sich im Herbste ein warmes Nest, in welchem sie ihren Winter- schlaf halten; sie schließen sich unter allen Nagern zunächst an die Aeffer und zwar an die Familie der Nageäffer an, denen sie auch durch den wolligen Pelz und das mehr nächtliche Leben näher kommen. Myoxus . Fossile Reste von Nagethieren finden sich in allen Schichten der Tertiär- und Diluvialgebilde und zwar in Europa Eichhörnchen, Biber, Mäuse, Hasen und in Amerika fast alle dort einheimischen Fa- milien, besonders in den Knochenhöhlen. Ordnung der Affen. (Quadrumana.) Fig. 1466. Schädel vom Pavian (Cynocephalus) . Die Verhältnisse des Körpers, die Form des Kopfes und der Extremitäten nähern sich in allen Beziehungen der menschlichen Ge- stalt. Bei den meisten Affen ist der Schädel rundlich, von um so gefälligerer und menschenähnlicher Form, je jünger das Thier ist, dem er entnommen; die Kiefer sind meist hoch, aber kurz und kräftig und entwickeln sich mit zunehmendem Alter, so daß der Gesichtswinkel um so spitzer wird, je mehr das Thier an Jahren vorschreitet. Die Zähne nähern sich im Allgemeinen denen des Menschen, doch stehen die Eck- zähne auch bei den menschenähnlichsten Affen stärker hervor und grei- fen so über einander, daß zwischen ihnen einerseits und den Eck- oder Backzähnen andererseits eine mehr oder minder bedeutende Lücke be- steht, in welche der entsprechende Eckzahn eingreift, so daß also nie- mals bei den Affen eine vollständig geschlossene Zahnreihe existirt. Meistens sind die Schneidezähne meißelförmig, die Eckzähne stumpf konisch, die würfelförmigen, zweiwurzeligen Backzähne mit kegelförmi- gen Spitzen versehen und gewöhnlich in größerer Zahl vorhanden, als bei dem Menschen. Doch herrschen in dieser Beziehung auch mancherlei Verschiedenheiten und namentlich zeigt die Unterordnung der Halbaffen oder Aeffer eine große Mannigfaltigkeit in dem Zahn- baue, der alle Zwischenstufen zwischen Nagethieren, Insektenfressern und Früchtefressern durchmacht. Die Augenhöhle der Affen ist stets geschlossen, die äußeren Ohren meist nur mäßig groß, bald mehr zu- gespitzt, bald auch der Menschenform annähernd. Der wesentliche Charakter der ganzen Ordnung liegt in der Bildung der Füße. Die beiden Extremitäten sind ziemlich gleich an Entwickelung, die vorderen sehr oft länger als die hinteren, welche niemals in der Weise, wie beim Menschen, zum aufrechten Gange eingerichtet sind. Bei allen Affen ohne Ausnahme finden sich an den Hinterfüßen fünf Zehen, von welchen vier auf gleicher Linie stehen und wenigstens die drei äußeren mit platten Nägeln versehen sind, während der Zeigefinger oft eine lange Kralle besitzt. Außer diesen vier in gleicher Linie ste- henden Zehen findet sich stets an den Hinterfüßen ein wohl ausge- bildeter, entgegensetzbarer Daumen mit plattem Kuppennagel, ganz ähnlich dem Daumen des Menschen, so daß eine wahre hintere Hand gebildet wird. In den meisten Fällen findet sich auch an den vorde- ren Extremitäten eine ebenso ausgebildete Hand, an welcher der Dau- men sowohl wie die übrigen Finger mit Kuppennägeln versehen sind. Indessen fehlt an diesen Vorderhänden der Daumen zuweilen ganz und es finden sich dann entweder fünf zuweilen sehr lange Finger mit oder ohne Krallen, oder es giebt auch nur vier Finger und statt des Daumens einen unbedeutenden Stummel. Das durchgreifende Kenn- zeichen der Affen ist demnach nicht die Existenz von vier Händen, sondern vielmehr diejenige von zwei Händen an den Hinterfüßen, ein Charak- ter, den sie mit den Beutelratzen gemein haben, von welchen indeß die übrige Organisation sie wesentlich unterscheidet, da ihr Gehirn demje- nigen des Menschen analog gebildet, die beiden Zitzen an der Brust angebracht sind und die Ruthe des Männchens zwischen den Schen- keln frei herabhängt. Die dünnen Schenkel, deren Muskulatur zu schwach ist, um beständig für sich allein den Körper zu tragen, wie dieß zum aufrechten Gange nothwendig ist, der durchaus behaarte Leib, der meist lange Schwanz, welcher oft als Greif- oder Wickel- schwanz entwickelt ist, unterscheiden außer den angeführten Kennzeichen die Affen hinlänglich, die nur Kletterthiere sind, ihr ganzes Leben, meist gesellig, auf Bäumen zubringen, von Früchten und Sämereien leben und auf dem Boden sich stets mittelst ihrer vier Füße fortbewe- gen, wobei sie den Außenrand der Hände auf den Boden setzen. Wir unterscheiden in dieser Ordnung, welche wesentlich auf die heiße Zone beider Hemisphären beschränkt ist und nirgends den Verbreitungskreis der Palmen überschreitet, zwei Unterordnungen, deren Kennzeichen sich leicht auffassen lassen. Die Unterordnung der Halbaffen oder der Aeffer (Prosi- miae) schließt sich mehr an die Nager und Insektenfresser an. Der Kopf ist rundlich, zuweilen mit spitzer vorgezogener Schnauze, die Ohren vorstehend, oft bedeutend groß, der Schwanz stets lang, mehr oder minder buschig, das Gebiß und die Vorderhände bei den ver- schiedenen Familien sehr verschieden gestaltet. An den Hinterfüßen trägt der Daumen stets einen Plattnagel, während der Nagel des Zeigefingers immer in Gestalt einer Kralle oder eines Pfriemens aus- gebildet ist und zuweilen auch die übrigen Finger solche Krallen tra- gen. Es sind meistens träge nächtliche Thiere, die mit großer Ge- schicklichkeit klettern und springen, sich von Insekten und Früchten nähren, theilweise aber auch lediglich auf Pflanzennahrung angewiesen sind. Wir nehmen folgende Familien an: Fig. 1469. Der Ai-Ai (Chiromys madagascarensis) . Die Dünnfinger ( Leptodactyla ) sind bis jetzt nur durch die ein- zige Gattung Chiromys repräsentirt, die nur äußerst selten auf Ma- dagaskar gefunden worden ist und die ein so natürliches Uebergangs- glied zwischen den Nagern und den Aeffern bildet, daß sie je nach der Wichtigkeit, welche man dem einen oder dem andern Charakter bei- legte, von den verschiedenen Forschern bald zu der einen, bald zu der anderen Ordnung gerechnet wurde. Der Schädel ist rund gewölbt, die Augenhöhlen vollkommen geschlossen, was bei keinem Nager vor- kommt, der Schnauzentheil der Kiefer sehr kurz, das Gesicht im Gan- zen dem eines Eichhörnchens ähnlich, mit welchem das Thier auch vollständig im Gebisse übereinstimmt; es finden sich nämlich oben und unten zwei große meißelartige Nagezähne, auf welche eine lange Lücke folgt. Die Backzähne, deren sich drei in jeder Hälfte des Unterkiefers, vier in jeder des Oberkiefers befinden, haben rundliche Querhöcker, die ziemlich spitz sind. Die Ohren sind groß und nackt, der Körper wollig behaart, der Schwanz buschig. An den vorderen Extremitäten finden sich fünf sehr lange und dünne Finger mit Krallennägeln, die fast auf gleicher Linie stehen, indem der Daumen nur etwas abgerückt, nicht aber entgegensetzbar ist, der Mittelfinger ist der längste; — an den Hinterfüßen befinden sich drei gleiche äußere Krallenzehen, eine Zeigezehe mit einem Pfriemennagel, wie bei allen Halbaffen, und ein entgegensetzbarer Daumen mit plattem Nagel. Es ist ein träges, nächtliches Thier, das auf Bäumen umherklettert und sich besonders von Insekten nährt, die es mit den langen Fingern aus den Rissen der Rinde hervorkratzt. Chiromys . Fig. 1470. Der Gespenstaffe (Tarsius spectrum) . Die Familie der Langfüßer ( Tarsida ) wird ebenfalls von nächt- lichen Thieren gebildet, die sich durch ungemein große Augen, große nackte Ohren und einen langen bepinselten Schwanz auszeichnen. Der Kopf ist rund, dick, die Kiefer wenig vorstehend, das Gebiß entschie- den auf Insektennahrung hindeutend; die Zahl der Schneidezähne, die klein und scharf sind, wechselt sehr bei den verschiedenen Gattungen; die Eckzähne sind krumm, hakig, springen bedeutend vor; meist finden sich in der Oberkinnlade sechs, in der Unterkinnlade fünf mit spitzen Höckern versehene Backzähne, von denen die vorderen einspitzig, die hinteren mit mehreren Spitzen versehen sind. An Vorder- und Hin- terfüßen finden sich entgegensetzbare Daumen und die Hintersüße zeich- nen sich besonders dadurch aus, daß die Fußwurzel außerordentlich lang ist und die Zehen oft in einem merkwürdigen Mißverhältnisse zu einander stehen. Die nächtlichen Thiere jagen auf Bäumen nach In- sekten. Tarsius; Otolicnus; Galago . Fig. 1472. Fig. 1473. Fig. 1471. Fig. 1471. Der Lori (Stenops gracilis) . Fig. 1472. Gebiß desselben. Fig. 1473. Gebiß des Gespenstaffen (Tarsius spectrum) . Ihnen sehr nahe steht die Familie der Nachtaffen ( Nycticebida ) , welche dasselbe Gebiß zeigen, ebenso nächtliche Insektenjäger mit feinem Wollpelze, großen Augen und bald langem, bald sehr kurzem Schwanze sind, sich aber durch ihr träges Naturell, durch die kleinen Ohren und die Hinterfüße unterscheiden, deren Wurzeln eine ganz gewöhnliche Länge besitzen. Stenops; Nycticebus; Cheirogale . Die Familie der Fuchsaffen ( Lemurida ) ersetzt auf der Insel Madagaskar, wo sie einzig einheimisch sind, die eigentlichen Affen. Der Kopf zeigt einen rundlichen Schädeltheil, aber eine spitze fuchs- ähnliche Schnauze und die Kiefer eine zwischen Insekten- und Früchten- fressern mitten innestehende Bildung. In der Oberkinnlade stehen vier meißelartige, senkrecht nach unten gerichtete Schneidezähne, in der Un- Fig. 1474. Macki mit seinem Jungen (Lemur mongoz) . terkinnlade sechs, die sehr lang, pfriemenförmig und fast horizontal nach außen gerichtet sind; hierauf folgt in der Oberkinnlade ein schar- fer, seitlich zusammengedrückter, säbelförmiger Eckzahn, drei spitze Lückenzähne und drei mit stumpfen Doppelhöckern besetzte Backzähne, während in der Unterkinnlade der Eckzahn an Form und Größe nicht über die zwei spitzen Lückenzähne und die drei stumpfspitzen Backzähne hervorragt. Eigenthümlich ist in dieser Familie besonders die Bildung der Hinterhände, an welchen der Daumen und die drei letzten Zehen platte Nägel tragen, wáhrend der Zeigefinger mit einer scharfen, pfrie- menförmigen Kralle bewaffnet ist. Die Thiere leben gesellig und hal- ten sich Tages über ruhig, klettern aber besonders in der Dämmerung nach Früchten und Insekten umher. Lemur; Lichanotus . Fossile Ueberreste von Halbaffen sind bis jetzt noch nicht gefunden worden. Dit Unterordnung der eigentlichen Affen (Simiae) schließt sich in der Schädelform, in dem Gebisse, in der Ausbildung der Hände stets mehr und mehr dem Menschen an, obgleich noch immer auch bei den menschenähnlichsten Affen große Verschiedenheiten in jeder Beziehung stattfinden. Alle eigentlichen Affen haben, wie der Mensch, vier Schneidezähne, die indeß nicht senkrecht, sondern schief nach vorn geneigt stehen, so daß sie beim Schließen des Mundes eine vorspringende Ecke bilden. Die Eckzähne stehen stets etwas über die anderen her- vor, zuweilen selbst in ganz bedeutender Weise und haben eine ent- sprechende Zahnlücke in dem gegenüberstehenden Kiefer; die Backzähne sind gewöhnlich in der Fünfzahl vorhanden und in strenger Reihe an einander geschlossen, würfelförmig mit breiter, höckeriger Kaufläche. Das Gesicht ist meist bis auf einen Kreis um die Augen, um Nase und Mund in derselben Weise behaart, wie der übrige Körper, so daß weder Bart noch Haupthaar sich in der Weise, wie beim Men- schen unterscheiden. Die Extremitäten sind lang und schmächtig und im Vergleich mit denjenigen des Menschen die Arme unter allen Um- ständen viel länger und die Hinterschenkel bei weitem schmächtiger, so daß der Querdurchmesser der Oberschenkel bedeutend geringer ist, als der Durchmesser von vorn nach hinten und der Schenkel nicht cylin- derisch oder kegelförmig, sondern von der Seite her abgeplattet er- scheint und in der Form dem Schlegel eines Thieres näher kommt. Auch hier zeigt sich die Erscheinung, die schon bei der vorigen Unter- ordnung zu beobachten war, nämlich, daß die Hände der Hinterfüße weit allgemeiner und vollständiger entwickelt sind, als diejenigen der vorderen Extremitäten, wo bald der Daumen weit weniger entgegen gesetzt werden kann, ja bei einigen Gattungen sogar gänzlich fehlt oder nur als kleiner Stummel vorhanden ist. Im Allgemeinen ist der Schwanz bei den Affen stark entwickelt, zuweilen zu einem förmlichen Greif- oder Wickelschwanze ausgebildet, an welchen die Thiere sich stundenlang aufhängen können. Gewöhnlich gesellen sich noch hierzu Gefäßschwielen, nackte, schwielige Stellen an den Hinterbacken, welche bei der mangelnden Muskelbekleidung der Sitzknorren das Hocken auf dem Hinteren erleichtern. Alle Affen sind wesentlich Kletterthiere, die gewöhnlich in Gesellschaften sich in Wäldern herumtreiben und von Früchten, Körnern und Insekten leben und durch ihre Beweglich- keit, ihre Nachahmungssucht und ihr meist drolliges Wesen bekannt genug sind. Alle sind in der Jugend weit gelehriger, sanfter und unzweifelhaft ihre intellektuellen Fähigkeiten weit größer, als im Alter, wo die Kinnladen allmälig mehr hervortreten, die Eckzähne vorspringen Vogt. Zoologische Briefe. II. 34 und mit dieser rückschreitenden Umbildung des Schädels auch die in- tellektuellen Fähigkeiten ganz bedeutend zurücktreten und das Thier mit jedem Tage dümmer, stupider, zugleich aber auch boshafter wird. Die Resultate der Beobachtungen über diese Umwandlung und diese Rückbildung der Affen im höheren Alter sind unzweifelhaft und um so glaubwürdiger, als sie vorgefaßten Meinungen widersprechen. Unbefangene Beobachtung des Menschengeschlechtes würde durchaus dieselben Resultate liefern und zeigen, daß der Mensch von einem ge- wissen Alter an demselben Gesetze der Rückbildung und Verdummung unterliegt, wie sein nächster Nachbar im Thierreich. Fig. 1475. Der Ouistiti (Hapale (lachus) vulgaris) . Die Familie der Krallenaffen (Hapalida) ist eine kleine, auf Südamerika beschränkte Familie niedlicher Aeffchen mit meist dichtem Wollpelze und langem, bebuschtem Schwanze, die einen rundlichen, kinderähnlichen Kopf haben, an welchen die platte Nase mit seitlichen Nasenlöchern und die vorstehenden, oft mit Haarpinseln geschmückten Ohren sich besonders auszeichnen. Alle Finger mit Ausnahme des Daumens tragen an allen Händen spitze Krallennägel, die ganz denen der Eichhörnchen gleichen, während der Daumen, der übrigens an der Vorderhand nur sehr wenig entgegensetzbar ist, durch einen plat- ten Nagel geschützt ist. Der lange Schwanz ist nicht zum Wickeln oder Greifen geeignet. Das Gebiß hat oben wie unten fünf Back- zähne mit spitzigen, denen der Insektenfresser ähnlichen Höckern. Die Thiere hüpfen gesellig, wie Eichhörnchen, auf den Bäumen umher und schnappen besonders gern Insekten, sie werden oft gezähmt, sind aber äußerst empfindlich gegen Kälte. Hapale; (Iacchus; Midas) . Fig. 1476. Der Sajou (Cebus apella) . Die Familie der Plattnasen ( Platyrrhina ) begreift alle Affen der neuen Welt ohne Ausnahme und auch nur diese und unterscheidet sich von der folgenden Familie, welche die Affen der alten Welt umfaßt, auf den ersten Blick durch die Bildung der Nasenscheidewand, welche brückenartig breit ist, so daß die Nasenlöcher seitlich aus einander ge- rückt sind. Die Eckzähne sind gewöhnlich nur klein, die Backzähne in allen Kiefern oben wie unten in der Sechszahl ausgebildet, der Schwanz stets von bedeutender Länge, oft auf seiner Unterfläche nackt und schwielig, also ein förmlicher Greifschwanz, zuweilen durchaus behaart und dann entweder zum Umwickeln geeignet oder auch ganz schlaff. Allen Affen der neuen Welt fehlen sowohl die Backentaschen, als die Gefäßschwielen, dagegen haben sie sämmtlich Kuppennägel an allen Fingern; der Daumen fehlt einigen Gattungen gänzlich oder ist nur als ein Stummel vorhanden. Bei mehreren Arten befindet sich an dem Zungenbeine eine weite Knochenblase, die von dem gewaltig hohen Unterkiefer beschützt wird, mit dem Kehlkopfe in Verbindung steht und die Stimme ungemein verstärkt. Das unerträgliche Geheul, welches die gesellig lebenden Brüllaffen (Mycetes) , die diese Bildung des Kehlkopfes haben, in der Nacht erschallen lassen, wird von den 34* Reisenden als eine wahrhafte Plage geschildert. Man hat nach der Bildung des Schwanzes, je nachdem derselbe an der Unterfläche gegen die Spitze hin nackt (Greifschwanz) oder behaart ist, zwei Gruppen unterschieden, die indessen sonst keine wesentlichen Verschiedenheiten darbieten. Mycetes; Ateles; Lagothrix; Nictipithecus; Callithrix; Brachyurus; Cebus; Pithecia . Die Familie der Schmalnasen ( Catarrhina ) bewohnt einzig die alte Welt und enthält diejenigen Gattungen, welche dem Menschen am Nächsten stehen. Die Nasenscheidewand ist schmal, die Nasen- löcher einander genähert, die Nase selbst meist platt, zuweilen indeß auch in seltsamer Weise vorgezogen. Diese Affen haben ganz allgemein dieselbe Zahl der Backenzähne, wie der Mensch, mithin einen weniger in jeder Kieferhälfte, als die Affen der neuen Welt; dagegen ist der Eckzahn stets bedeutender, als bei diesen und bei einigen Gattungen, wie zum Beispiele den Pavianen, so ungemein entwickelt und scharf und die Kiefer so schnauzenartig vorgezogen, daß der Anschluß an die Raub- thiere hierin sowohl, wie in der ganzen Haltung unverkennbar ist. Die meisten dieser Affen haben einen Schwanz, der indeß niemals ein echter Greif- oder Wickelschwanz wird und der nur den menschen- ähnlichsten Familien gänzlich abgeht; ebenso besitzen fast alle Gesäß- schwielen und Backentaschen. Die Hände sind im Allgemeinen wohl ausgebildet, nur bei einer Gattung fehlt der Daumen an den Vor- derhänden gänzlich. Man kann zwei Gruppen unterscheiden, von denen die erste, die geschwänzten Affen mit Gefäßschwielen Fig. 1477. Mandrill (Mormon Maimon) . und sehr schlanken Gliedmaßen, die Paviane und Meerkatzen enthält (Cy- nocephalus; Macacus; Inuus; Cercopithecus; Semnopithecus; Colobus) , während die zweite die ungeschwänzten Affen ohne Backentaschen und mit Fig. 1478. Der Orang-Utang (Simia satyrus) . gar keinen oder nur sehr kleinen Gesäßschwielen umfaßt, die sogenannten Waldmenschen, von welchen der Orang (Simia s. Pithecus) , der Chim- panse (Troglodytes) und der Gibbon (Hylobates) die bekanntesten Arten sind. Die wesentlichsten äußeren Charaktere, welche diese Affen von dem Menschen unterscheiden, beruhen in der Bildung der vier Hände und in der Proportion der Arme, welche wenigstens bis zum Knie, bei den meisten aber bis auf die Knöchel hinab reichen, und in der Kürze des Oberschen- kelbeins, das beim Menschen verhältnißmäßig die größte Länge unter allen Thieren erreicht. Das neckische Naturell, welches die übrigen Affen zu einer ekelhaften Karrikatur des Menschen macht, ist hier verschwunden und hat einer ruhigen, ja selbst melancholischen Gemüthsstimmung Platz gemacht. Die Intelligenz der Jungen ist sehr bedeutend und ihre Handlungen in vieler Beziehung denjenigen eines Kindes außerordentlich ähnlich. Im Alter werden die Thiere boshaft und die Veränderung ihres Schädel- baues ist so bedeutend, daß man lange Zeit die alten Individuen des Orangs für eine besondere Art hielt und sie unter dem Namen Pongo unterschied. Fig. 1479. Schädel des jungen Orangs. i Zwischenkiefer, mi Unterkiefer. m Oberkiefer. po Jochbogen. o Ohr- öffnung. f Stirnbein. p Scheitelbein. t Schläfenbein. Die Gibbons und Orangs leben auf den Sundainseln, der Chim- panse in den heißesten Gegenden des südwestlichen Afrikas. Alle klet- tern sehr gut und den Orang sieht man häufig mit Hülfe eines Stockes aufrecht gehen, wobei er aber watschelt, da er die Hinterhände nur mit dem äußeren Rande aufsetzt. Die älteren Thiere haben eine erstaunliche Muskelkraft und vertheidigen sich, angegriffen, in äußerst kühner Weise mit Stöcken und Steinen. Fossile Affenreste hat man bis jetzt, wenn auch sparsam in allen Tertiärschichten aufgefunden. Dieselbe geographische Abgränzung herrscht auch bei den Fossilen — in Amerika kommen nur Plattnasen, in Europa nur Schmalnasen vor, letztere aber weit höher nach Norden, indem man noch in England (in Suffolk) solche Reste gesunden hat, da doch jetzt der Felsen von Gibraltar die einzige Stätte in Europa ist, wo Affen in wildem Zustande existiren. Ordnung der Zweihänder. (Bimana.) Die Naturgeschichte dieser Ordnung, die einzig und allein von der Gattung Mensch gebildet wird, ist um so verwickelter und läßt sich um so schwieriger von unbefangenem Standpunkte aus betrachten, als sie uns selbst und unsere nächsten Verwandten betrifft und bald diese, bald jene spekulative Ansichten der Reinheit der Beobachtungen hemmend sich aufdringen. Zugleich darf nicht außer Augen gelassen werden, daß auf diesem Felde reine, unverfälschte Beobachtungen am schwierigsten waren, indem sehr häufig religiöse und andere Vorur- theile ihnen entgegen standen und daß andererseits diejenigen, welche am meisten in der Lage waren, Untersuchungen dieser Art anzustellen, eine völlige Unfähigkeit hierzu bewiesen. In der That giebt es kein anderes Feld der Naturgeschichte, welches im Vergleiche zu der Wich- tigkeit der aufgestellten Fragen so wenig genügende wissenschaftlich festgesetzte Thatsachen darböte und kein anderes, in welchem Faselei und grober Unverstand nebst unendlicher Bornirtheit sich so breit ge- macht hätten, als gerade hier. Wir werden in dem Verlaufe dieses Abschnittes sehen, daß die wichtigsten Kennzeichen, deren konstante Eigenthümlichkeiten die Arten und Rassen der Menschengattung cha- rakterisiren, bis auf die neueste Zeit gänzlich außer Acht gelassen wur- den, während man auf unbedeutende Aeußerlichkeiten das größte Ge- wicht legte, so daß auch jetzt noch die menschliche Naturgeschichte größ- ten Theils auf Vermuthungen und nur zum geringsten Theile auf wahrhaften Thatsachen beruht. Die naturgeschichtlichen Charaktere, welche die Menschengattung als Ordnung charakterisiren und sie namentlich von der zunächst ste- henden, den Vierhändern, unterscheiden, sind im Interesse der fortlau- fenden Ausbildungstheorie, bald zu sehr gemindert, bald von denen, welche den Menschen von der ganzen übrigen Thierschöpfung isoliren wollten, allzu sehr übertrieben worden. Diese Charaktere sind aber in der That weder größer noch geringer als die Charaktere, welche die übrigen Ordnungen der Säugethiere von einander trennen, und wenn es im Sinne jener Fortbildungstheorie unmöglich ist zu behaup- ten, daß z. B. ein allmäliger Uebergang von den Nagern zu den In- sektenfressern stattfinde, so erscheint es ebenso unstatthaft, die barokke Behauptung aufzustellen, der Orang sei ein Mittelglied zwischen Affen und Menschen, während zugleich auf der anderen Seite feststeht, daß die Kluft zwischen Vierhändern und Zweihändern durchaus nicht so unübersehbar tief ist, als man sie hat darstellen wollen. Die Haut des Menschen unterscheidet sich in ihrer Struktur nicht wesentlich von derjenigen der übrigen Säugethiere, indem sie wie diese stets aus zwei, deutlich von einander geschiedenen Lagen, aus der eigentlichen Lederhaut, welche aus verschlungenen elastischen Fasern besteht, und aus der Oberhaut zusammengesetzt ist, deren Grundlage von Hornzellen gebildet wird, welche um so weicher und voller sind, je näher sie der Lederhaut und ihren vorstehenden Gefühlswärzchen aufliegen. Von der Haut der Affen unterscheidet sich indeß die mensch- liche Haut wesentlich durch die äußerst lichte, unbedeutende Behaa- rung des Körpers, mit Ausnahme einiger Stellen, wie des Kopfes, der Achselhöhlen und Schaamgegend, auf welchen längere und derbere Haare dicht concentrirt sind. Die Behaarung der Affen ist stets weit gleichförmiger über den ganzen Körper verbreitet und namentlich ist die Streckseite der Glieder stets mit vollständigem Pelze besetzt, was auch bei übermäßiger Entwicklung der Haare, wie sie bei manchen Menschenrassen vorkommt, niemals stattfindet. In der Entwicklung der Haare, namentlich des Hauptes, zeigen sich vielfache Verschieden- heiten. Meistens ist es schlicht, mehr oder minder lang, oft zur Locken- bildung geneigt; in andern Fällen lang und so kraus und lockig, daß die betreffenden Völkerschaften hölzerne Spießlein im Haar zu tragen pflegen, um sich zu kratzen. Bei den Negern endlich ist es kurz, kraus und so fein, daß es als Wolle erscheint, obgleich es die charakteristi- schen Eigenschaften der Thierwolle nicht besitzt. In der Farbe der Haare kann man besonders zwei Typen unterscheiden: schwarze oder schwarzbraune, am weitesten verbreitet, da solche Haare allen Polar- völkern und allen Völkern der wärmeren Zone zukommen, und blonde mit den verschiedenen Abstufungen von hellbraun, gelb und roth, die fast nur in gemäßigten Zonen vorkommen. Indessen giebt es unter allen schwarzen Völkerschaften entweder blonde Stämme oder doch blonde Individuen, die unter den rein schwarzen, wie den Negern, gewöhnlich braunroth oder brandroth erscheinen, und sind anderseits die blonden Stämme stets mit braunen Individuen gemischt, die, wie es scheint, in einzelnen Gegenden sogar mehr und mehr überhand nehmen und die Blonden verdrängen. Die verschiedene Färbung der Haut bei den verschiedenen Rassen rührt nicht von einer Verschiedenheit in dem Vaue selbst, wie man manchmal behauptet hat, sondern im Gegentheile nur von einer quantitativen Entwicklung des Pigmentes her, welches auch bei den weißesten Menschenrassen, bald constant an einzelnen Stellen des Kör- pers, bald unter dem Einflusse des Sonnenlichtes sich erzeugt. Die Lederhaut, welche die Gefäße und Nerven, so wie die Haarbälge ein- schließt, bildet eine große Anzahl von einzelnen Erhöhungen, zwischen welchen wellenartige vertiefte Linien sich hinziehen und die man die Gefühlswärzchen genannt hat. In den Vertiefungen zwischen diesen Gefühlswärzchen sind besonders die entstehenden Zellen der Oberhaut angehäuft, welche bei den gefärbten Rassen mit mehr oder minder dunklem Pigmente angefüllt und zuweilen, wie bei den Negern, so sehr vermehrt sind, daß sie als eine netzartige zusammenhängende Schicht sich loslösen und darstellen lassen, was wegen ihrer größeren Zerstreuung bei den weniger gefärbten Rassen nicht möglich ist. Die trockenen Hornzellen, welche die äußere Schicht der Oberhaut bilden, sind bei allen Rassen ohne Ausnahme durchscheinend, farblos, mit einem ge- ringen Stich in das Gelbliche und es hängt demnach von der größe- ren oder geringeren Entwicklung der Pigmentschicht und ihrer mehr oder minder gesättigten Farbe, sowie von der Häufung der hornartig durchscheinenden Oberhaut ab, ob die Farbe gesättigt schwarz, braun, gelb, kupfrig oder weiß erscheint. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Einfluß des Klimas und des Sonnenlichtes auf die Entwicklung dieses Hautpigmentes einigen Einfluß habe, der um so mehr hervor- tritt, je weniger Pigment ursprünglich bei der Rasse vorhanden war, weßhalb denn die Bräunung der Europäer in heißen Klimaten und ihre Bleichung in nördlicheren Gegenden am deutlichsten hervortritt, während dieß Mehr und Minder bei stärker gefärbten Rassen nicht in die Augen fällt. Allein dieser Einfluß des Klimas kann die ursprüng- liche Anlage der Rassenfärbung nicht verändern. An Punkten bedeu- tender Völkerströmungen, an welchen seit Jahrtausenden verschiedene Rassen neben einander dieselbe Gegend, folglich auch unter denselben Verhältnissen bewohnen, sind die Unterschiede der Hautfärbung noch heut ebenso vollkommen charakteristisch, wie sie in den Zeiten waren, zu welchen unsere ältesten geschichtlichen Denkmäler hinaufragen. Es ist im Allgemeinen richtig, daß im Norden, in Gebirgen und Hoch- ebenen blasser gefärbte, in tropischen Zonen und Tiefebenen dunklere Völkerstämme wohnen, daß also die Entwicklung des Pigmentes mit den physikalischen Verhältnissen der Erde in einiger Beziehung steht. Indessen ist auch dieser Satz so wenig ausschließlich richtig, wie der, daß in den genannten Gegenden die blonde Hautfarbe herrsche. Die Bewohner des höchsten Nordens haben gelbe oder braune Hautfarbe und ohne Ausnahme dunkle oder ganz schwarze Haare. Wenn aber trotz diesen Thatsachen der Einfluß der Klimate wirklich die einzige Ursache der verschiedenen Färbung seyn soll, so genügen wenigstens unsere bis jetzt angestellten Beobachtungen hinlänglich um zu beweisen, daß Hunderttausende, ja Millionen von Jahren nöthig gewesen seyn müßten, um die verschiedenen Abstufungen zu erzeugen, welche wir jetzt auf der Erde beobachten — ein Resultat, das denjenigen kaum genügen dürfte, welche aus anderen als naturgeschichtlichen Gründen die Behauptung aufstellten, daß die verschiedene Farbe der Rasse lediglich dem Einflusse der Klimate zuzuschreiben sey. Man darf aber diesen entgegen um so mehr behaupten, daß die verschiedene Färbung Re- sultat einer ursprünglichen von dem Wohnsitze und dem Einflusse des Sonnenlichtes unabhängigen Anlage sey, als gerade in Folge einer solchen Anlage bei den ungefärbten Rassen an Stellen, die dem Son- nenlichte nie ausgesetzt sind, wie an dem Hofe der Brustwarze und an dem Hodensacke eine weit bedeutendere Entwicklung des braunen Pigmentes stattfindet. Aus allem diesem scheint uns hervorzugehen, daß die Färbung der Rassen eine ursprüngliche ist, deren Intensität durch Klima und Lebensart zwar gesteigert oder verringert, sonst aber nicht bedeutend modifizirt werden kann. Die Eigenthümlichkeiten des Skelettes, welche die Ordnung der Zweihänder charakterisiren und namentlich auch von derjenigen der Vierhänder trennen, sind äußerst mannigfaltig und bei weitem wichtiger als diejenigen der Haut. Bei der Vergleichung mit den menschenähnlichsten Affen, dem Orang und dem Schimpanse, erscheinen dieselben außerordentlich bedeutend und wurden nur von denjenigen für gering angeschlagen, welche namentlich die Schädel junger Affen der genannten Arten mit den Schädeln erwachsener Menschen ver- glichen, was zu dem falschen Resultate hinführte, daß nur ein gerin- ger Unterschied zwischen den niedrigsten Menschen und den höchsten Affen existire. Es wurde schon bei der vorigen Ordnung erwähnt, daß die intellektuelle Entwicklung der Affen im mannbaren Alter zu- rücksinkt und daß in der Jugend die Schädelkapsel ein weit günstige- res Verhältniß den Gesichtsknochen gegenüber hat, als im mannbaren Alter, wodurch die Menschenähnlichkeit der jungen Affen bedeutend erhöht wird. Der menschliche Schädel zeichnet sich auch von dem der menschenähnlichsten Affen im erwachsenen Zustande durch eine un- endlich bedeutendere Entwicklung des Hirnantheiles und durch das Zurücksinken der Kiefertheile aus. Das Gesicht bildet nur den unbe- deutenderen Anhang des Schädeltheiles, während bei den meisten Thie- ren gerade das umgekehrte Verhältniß stattfindet. Der Hirntheil ist höher gewölbt, die Stirne steiler, die Kiefer weniger schnauzenförmig vorgezogen, als bei irgend einem anderen Thiere und während der Gesichtswinkel bei dem Menschen zwischen 70 und 80 Grad schwankt, beträgt er bei dem erwachsenen Orang nur 30 und bei dem Schim- panse höchstens 35 Grad, während er freilich bei jungen Thieren bis zu 60 Grad hinaufgeht. Mit dieser größeren Ausbildung des Hirn- antheiles und der geringeren Entwicklung der Kiefer hängen auch die übrigen Verschiedenheiten in der Schädelform im Allgemeinen zusam- men. Der Schädel der menschenähnlichsten Affen erscheint bei der Betrachtung von oben als ein sehr verlängertes Oval, das aus zwei etwa gleichen Hälften besteht, dem Schädel und dem Gesichte, während auch bei dem verlängertsten Negerschädel eine durch den Mittelpunkt der Schädelbasis gezogene Querlinie weit in den Hirnantheil hinein- fällt. Gleiche Unterschiede zeigen sich bei der Betrachtung der Grund- fläche des Schädels, wobei besonders die Lagerung des Hinterhaupts- loches und der Jochbogen in die Augen fällt. Bei allen menschlichen Schädeln liegt der Jochbogen stets ganz in der vorderen Hälfte des mittleren Längendurchmessers, während er bei den menschenähnlichsten Affen etwa der Mitte des Längendurchmessers entspricht und halb in der vorderen, halb in der hinteren Hälfte liegt. Das große Hinter- hauptsloch, durch welches das verlängerte Mark in die Schädelhöhle aufsteigt, liegt etwa in der Mitte der menschlichen Schädelbasis, so daß sein vorderer Rand gerade auf die Hälfte des Längendurchmessers des Schädels trifft, der auf den beiden zur Seite des Hinterhaupt- loches gelegenen Gelenkhöckern vollkommen balancirt werden kann. Bei den Affen liegt dagegen das Hinterhauptsloch vollständig in dem hinteren Drittheile des Schädels, der nicht auf den beiden Gelenk- höckern sich im Gleichgewichte erhalten kann, sondern nach vorn über- wiegt. Zu diesen wesentlichen Charakteren kommt noch die Abplat- tung der Schädelbasis bei den Affen und ihre Abrundung und Wöl- bung bei dem Menschen, die größere Ausdehnung des Gaumens und die daraus folgende Weiterstellung der Zähne, so wie die Zahnlücke für die Eckzähne, welche bei den Affen vorhanden ist, bei den Men- schen aber fehlt. Mit den Affen gemein hat der menschliche Schädel die gegen die Schläfen zu geschlossenen Augenhöhlen, welche bei den meisten Säugethieren an dieser Stelle durchbrochen sind. Auch in der Ausbildung der einzelnen Knochen des Schädels zeigen sich vielfache Eigenthümlichkeiten, welche alle mit der bedeutenderen Entwickelung des Hirnantheiles zusammenhängen. Die Hinterhauptsschuppe und die Schläfenschuppe, zur Umhüllung der hinteren und seitlichen Theile des Gehirnes bestimmt, sind bei dem Menschen größer, als bei allen übrigen Thieren, ebenso ist der ansteigende Theil des Stirnbeines, welcher die vorderen Hirnlappen umfaßt, bei dem Menschen am größ- ten und die beiden Hälften schon frühzeitig in der Mittellinie ver- wachsen, was sonst nur bei wenigen Thieren, wie namentlich bei den Affen und Fledermäusen der Fall ist. Das Keilbein verwächst sehr früh, sowohl mit dem Hinterhauptsbeine, als auch namentlich mit seinen Flügeln, die bei den meisten Säugethieren als eigene Knochen getrennt bleiben. Die hinteren Keilbeinflügel, welche die unteren Sei- tentheile des Gehirnes umschließen helfen, sind ebenfalls bei dem Men- schen größer, als irgend wo anders. An den Gesichtsknochen des Menschen fällt besonders die starke Tendenz zur Verwachsung auf. Die bei den Säugethieren getrennten Flügelbeine verschmelzen mit dem Keilbeine, die Unterkieferhälften wachsen schon bei dem Embryo in der Mitte zusammen, das oberste Ende des Zungenbeines trennt sich von diesem ab und verwächst mit dem Schläfenbeine, wo es den Grif- felfortsatz bildet. Das Zwischenkieferbein, welches bei allen Säuge- thieren existirt und dessen Spuren sich auch im erwachsenen Alter bei allen erkennen lassen, verwächst schon so frühzeitig bei dem mensch- lichen Embryo mit dem Oberkiefer, daß man früher sogar seine Existenz gänzlich abläugnete, während jetzt nur seine frühe Verwach- sung für charakteristisch gelten muß. Nicht minder charakteristisch für den Menschen ist die Bildung eines eigentlichen Kinnes, d. h. die Vorbiegung des unteren Unterkieferrandes an der Verwachsungsstelle in der Mittellinie, eine Eigenthümlichkeit, die auch den menschenähn- lichsten Affen abgeht. Das Zahnsystem des Menschen besteht aus vier Schneidezähnen, zwei Eckzähnen und zehn Backzähnen in jedem Kiefer: die Schneidezähne meiselartig zugeschärft, die Eckzähne pyramidalisch, kaum vorstehend, die Backzähne mit stumpfen, in einanderpassenden Höckern versehen; — eine Bezahnung, welche auf gemischte Kost, besonders härtere Früchte, Samen und Wurzeln, weniger aber auf Fleischnahrung hindeutet. Sämmtliche Zähne sind aneinandergeschlos- sen, so daß keine Zahnlücke, selbst für die Eckzähne nicht, vorhanden ist, eine Eigenthümlichkeit, welche der Mensch nur mit einer fossilen Gattung der Dickhäuter (Anoplotherium) gemein hat. In dem Baue des übrigen Skelettes läßt sich überall, so wie schon bei dem Schädel in der Lage der Gelenkhöcker des Hinterhaup- tes die Tendenz zur Herstellung des aufrechten Ganges nicht verken- nen. Die Dornfortsätze der Wirbel sind gering, da sie keinem den Kopf tragenden Nackenbande zum Ansatze dienen. Die Krümmung der Wirbelsäule doppelt S förmig; an Brust und Becken der Quer- durchmesser bedeutender, als der Durchmesser von dem Rücken gegen den Bauch. Von allen Säugethieren hat der Mensch die geringste Anzahl von Schwanzwirbeln, die zudem so nach innen gegen das Becken hin eingebogen sind, daß sie keinem beweglichen Anhange als Stütze dienen. Im Verhältnisse zu den höheren Affen fällt besonders die Kürze der oberen Extremität auf, die nur bis zu der Mitte der Schenkelknochen bei aufrechter Stellung reicht, während bei der- selben Stellung die Fingerspitzen des Schimpanse die Mitte der Wade, diejenigen des Orang die Knöchel erreichen. Diese Länge des Armes, welche den Affen als Kletterthieren eigenthümlich ist, wird indeß bei dem Menschen durch eine weit größere Ausdehnung der Beweglichkeit er- setzt, welche namentlich bei der Vor- und Rückwärtsrollung des Armes (Pronation und Supination) bedeutend ist. Die Bildung der Hände ist im Uebrigen ziemlich ähnlich, wenn auch die Affenhand stets weit schmäler und länger gezogen ist und der Daumen weniger frei be- weglich erscheint. Am stärksten tritt der Unterschied an den hinte- ren Ertremitäten hervor, die bei den Affen an Länge und Volu- men etwa den vorderen Extremitäten gleichkommen, bei dem Menschen aber bedeutend überwiegen und namentlich in Ausbildung derjenigen Muskelmassen sich auszeichnen, welche zur Aufrechthaltung des Stam- mes und zum Tragen des Körpers dienen. So ist denn die Ausbil- dung des Beckens bei dem Menschen durchaus verschieden von dem- jenigen der Affen. Die Darmbeine sind breit, weit nach außen gewölbt, die Schambeine horizontal, das ganze Becken breit schüssel- förmig, während es auch bei den menschenähnlichsten Affen länglich kegelförmig erscheint, was hauptsächlich von der Schmalheit der Darm- beine und der schiefen Richtung der Schambeine nach hinten abhängt. Die Stellung der Gelenkpfannen, ihre Tiefe, so wie die seitliche An- heftung des Gelenkhöckers des Schenkelbeines weisen hinlänglich darauf hin, daß der aufrechte Gang, bei welchem die ganze Masse der Ein- geweide von diesem schüsselförmigen Becken getragen und dieses wieder auf die starken Säulen der Beine gestützt wird, eine natürliche Be- dingung des Menschen ist. Das Oberschenkelbein des Menschen ist im Verhältniß zum Körper länger als bei irgend einem anderen Thiere, indem es fast den vierten Theil der Gesammtlänge des Kör- pers erreicht. Die Muskelmasse des Schenkels ist fast cylindrisch, die der Thiere von Außen her abgeplattet; der größte wagrechte Durch- messer geht hier stets von Vorn nach Hinten, bei dem Menschen von Außen nach Innen. Das Knie ist gerade gespannt; bei den men- schenähnlichsten Affen stets, wie bei anderen Thieren, gebogen; die Muskelmasse des Unterschenkels ist zu einer Wade concentrirt. Zu diesen Charakteren tritt noch als besonders wichtiger die Bildung des Fußes . Der Daumen steht hier auf gleicher Linie mit den übrigen Fingern, denen er auf keine Weise entgegengesetzt werden kann. Die Zehen sind verhältnißmäßig sehr kurz, wenig beweglich, breit, von oben her platt gedrückt, eine Gangschwiele ist auf der Ferse, wie auf dem vorderen Theile des Mittelfußes entwickelt, während der hintere Theil des Mittelfußes und der vordere Theil der Fußwurzel gewölb- artig zusammengefügt sind. Bei den menschenähnlichsten Affen ist im Gegensatze hierzu der Fuß so gedreht, daß sie beim Versuchen des aufrechten Ganges, was sie höchstens auf einige Minuten thun, nur mit dem äußeren Rande den Boden berühren; zugleich ist der ganze Fuß platt wie die Hand, die Finger langgestreckt dünn, rundlich, der Daumen lang, frei beweglich, den übrigen Fingern vollkommen ent- gegensetzbar und zum Umfassen der Zweige geeignet, die Sohle mit keiner Schwiele versehen. Aus allen diesen Verschiedenheiten, sowie aus der direkten Beobachtung geht ohne Zweifel hervor, daß selbst die höchsten Affen nur sehr ausnahmsweise einige Schritte aufrecht gehen, sonst aber nur zum Klettern bestimmt sind, während dem Men- schen der aufrechte Gang durch die Organisation seiner Extremitäten gebieterisch aufgenöthigt ist. Auf die Verschiedenheiten in der Anordnung des Muskelsystemes einzugehen, liegt außerhalb der Gränzen dieses Buches. Wir können hier nur so viel bemerken, daß das System der Hautmuskeln bei dem Menschen am schwächsten entwickelt ist, indem als einziger Rest da- von die oberflächlichste Muskelausbreitung am Halse übrig bleibt, während bei allen Affen wenigstens in der Rückengegend ein Ueber- rest des Hautmuskels vorhanden ist, der sonst bei den Säugethieren eine oft bedeutende Entwickelung erreicht. Bei dem bedeutenden Ueberwiegen der Schädelkapsel über das Gesicht, läßt es sich erwarten, daß auch in der Ausbildung des Cen- tralnervensystemes bedeutende Verschiedenheiten zwischen den Zweihändern und den Affen stattfinden müssen. Es ist namentlich die Massenentwickelung der Hemisphären des großen Gehirnes, welche diesen Unterschied bedingt, so daß das Gehirn bei dem Menschen, so- wohl im Verhältnisse zu der Masse des Körpers, als auch zu derje- nigen des verlängerten Markes, des Rückenmarkes und des periphe- rischen Nervensystemes am bedeutendsten erscheint. Die Hemisphären des großen Gehirnes selbst sind am bedeutendsten in ihren vorderen und hinteren Lappen entwickelt, so daß sie sich nach hinten über das kleine Gehirn erstrecken, während sie nach vorn sich über das ganze Dach der Augenhöhle herüberlegen und den Raum hinter der steil aufsteigenden Stirne ausfüllen. Die Ausbildung des kleinen Gehirnes, welche vorzüglich dessen Seitenhälften betraf, ist bei den Menschen am weitesten gediehen, so daß bei ihm die Hemisphären des kleinen Ge- hirnes am meisten den Mitteltheil, den Wurm, überwiegen. Die Windungen und Einschnitte auf der Oberfläche sowohl des großen, wie des kleinen Gehirnes sind unsymmetrisch und bedeutender, als bei allen übrigen Säugethieren, so daß der Lebensbaum des kleinen Ge- hirnes am stärksten verzweigt erscheint. Mit den höheren Affen hat der Mensch den Mangel der Riechkolben gemein. In der Struktur der Sinnesorgane sind es besonders die Augen, welche unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen müssen. Die Sehorgane rücken erst nach und nach bei den Säugethieren von den Seiten des Schädels auf die Vorderfläche und noch bei den menschen- ähnlichsten Affen erscheinen sie weit von einander gerückt. Die pig- mentlose Stelle, welche bei vielen Säugethieren in der Sehaxe an der Aderhaut sich befindet und das Tapetum genannt wird, die Stelle, welche das Leuchten der Augen bei Nacht hervorbringt, fehlt in dem menschlichen Auge gänzlich, dagegen findet sich auf der Netzhaut in der Sehaxe eine eigenthümliche, gelblich gefärbte Stelle, der gelbe Fleck, welche auf dem Auge der menschenähnlichsten Affen fehlt. Die Farbe der Augen oder vielmehr der Regenbogenhaut — denn nur diese ist bei dem Auge als gefärbte Haut sichtbar — wechselt durch alle Abstufungen vom lichten Grau durch Blau und Braun bis zu tiefem Schwarz und hängt in so fern mit der Farbe der Haare zusammen, als die grauen und blauen Augen meist mit blonden, die braunen und schwarzen meist mit ähnlicher Tinte der Haare vergesellschaftet sind. Die sogenannten Albino’s, bei welchen das Pigment im ganzen Körper fehlt, so daß Haut und Haare weiß und die Augenhäute we- gen der durchschimmernden Blutgefäße röthlich erscheinen, kommen bei allen Menschenracen als krankhafte Entartung, nicht aber als eben so gleichberechtigte Varietät, wie die blonde und schwarze vor. Be- kanntlich sind Individuen dieser Art auch bei manchen Säugethieren, wie z. B. Kaninchen, Mäusen und selbst Pferden nicht selten. Es dürfte schwierig sein, in der Gestalt und Lagerung der übri- gen Eingeweide ganz besonders charakteristische Eigenthümlichkeiten des Menschen aufzufinden, indem die geringen Aenderungen, welche in der Zusammensetzung, Form und Lagerung dieser Organe vor- kommen, einzeln wohl auch bei den übrigen Säugethieren vorgefunden werden, wenn auch gerade nicht in derjenigen Zusammenstellung, in welcher der Mensch sie besitzt; namentlich müssen wir darauf auf- merksam machen, daß dieß hinsichtlich derjenigen Organe der Fall ist, welchen wir die Gabe der Sprache verdanken. Die Organisation des Kehlkopfes, der Luftröhre, der Mund- und Rachenhöhle ist bei den meisten Affen durchaus nicht so verschieden, daß man daraus die Unmöglichkeit des Besitzes einer Sprache herleiten könnte, obgleich es keinem Zweifel unterliegt, daß auch die menschenähnlichsten Affen sich nur durch Zeichen und gewisse Töne, nicht aber durch artikulirte Laute mitzutheilen vermögen. Der Besitz der Sprache ist allgemein bei allen, auch den wildesten Völkerschaften. Man hat bis jetzt noch kein Volk gefunden, welches derselben entbehrt hätte; es liegt mithin die Sprachfähigkeit nicht in den Organen, welche die Laute artikuliren, sondern vielmehr in der Ausbildung des Gehirnes, welches den von ihm elaborirten Gedanken gewisse Muskelbewegungen, die bestimmte Laute hervorbringen, zum Ausdrucke dienen läßt. Bei dem großen Abstande der Gehirnbildung zwischen den menschenähnlichsten Affen und dem Menschen selbst läßt es sich wohl begreifen, daß eine solche wesentliche Manifestation der Gehirnthätigkeit, wie die Sprache, auch erst bei der höheren Ausbildung des Gehirnes, wie sie dem Menschen zukommt, Platz greifen kann. Es dürfte sogar in dieser Hinsicht nicht uninteressant seyn, die Hirn- und Schädelbildung einzelner Völker mit besonderer Beziehung zu den Eigenschaften ihrer Sprache zu untersuchen. Aus der Vergleichung der Schädel geht schon, wie oben bemerkt, hervor, daß das hauptsächliche Uebergewicht des menschlichen Gehirnes in der Entwickelung der vorderen und hinteren Theile der großen Hemisphären zu suchen ist, und als einen physiologischen Er- fahrungssatz dürfen wir annehmen, daß die vorderen Theile des Ge- hirnes hauptsächlich die Werkstätten der Reflexion, die hinteren Theile, so wie das kleine Gehirn, der Sitz der Coordination der Bewegun- gen sind. Um die Sprache zu bilden bedarf es aber dieser beiden Elemente, einerseits der Reflexion und der schaffenden Gedanken, an- derseits der Coordination bestimmter Bewegungen, um gewisse, dem Gedanken entsprechende und dadurch Andern verständliche Laute zu erzeugen und an einander zu reihen. Es würde sich fragen, ob die Entwickelung der vorderen Hemisphärenlappen mehr mit dem ideellen Reichthume der Sprache an Ausdrücken für abstrakte Begriffe, die Entwickelung der hinteren Hemisphärenlappen mehr mit dem materiel- len Reichthume an Lauten, Wurzeln und grammatikalischen Beugun- gen zusammenhängt. Ein dürftiger Anhaltspunkt für Untersuchungen der Art ist uns darin gegeben, daß die Sprachen der meisten Völker, welche stark vorragende Kiefer und eine zurückweichende Stirne, also eine geringere Entwickelung der vorderen Hemisphärenlappen besitzen, meist nur Bezeichnungen für concrete Gegenstände und Erscheinungen haben, der Worte für abstracte Gegenstände aber gänzlich entbehren, während bei den meisten dieser Völker bei einer ebenso bedeutenden Entwickelung der hinteren Hemisphärenlappen der Reichthum der Sprache an Lauten den übrigen Sprachen nichts nachgiebt. Die Entwickelung des Embryo’s findet bei dem Menschen ganz in ähnlicher Weise statt, wie bei den Säugethieren und ist an dieselben Bedingungen der freiwilligen Loslösung eines Eies in perio- disch wiederkehrender Zeit und die Begegnung des Eichens mit be- fruchtungsfähigem Samen, bevor es in den Fruchthälter eintritt, ge- knüpft. Die ersten Zeiten der Entwickelung, namentlich die Verän- derungen des menschlichen Eies in dem Eileiter und die ersten Bildungen des Embryo’s nach der Fixirung des Eies in der Gebärmutter sind bis jetzt durchaus unbekannt, da die äußerst zarten Objekte sehr kurze Zeit nach dem Tode schon der Zersetzung anheim gefallen sind. Aus der Kenntniß der frühesten, gut erhaltenen Embryonen, die wir be- sitzen, geht hervor, daß diese ersten Bildungszustände von den bei den Säugethieren bekannten nicht wesentlich verschieden sein können. Vogt. Zoologische Briefe. II. 35 Fig. 1480. Fig. 1481. Fig. 1480. Vom Hunde, Fig. 1481. vom Menschen entnommen. In beiden Figuren sind die Gebärmutterwandungen schwarz, das Chorion zackig dargestellt worden. Die Umrisse der Harnhaut sind durch eine einfache Linie, die der Nabelblase durch Punkte, die der Schafhaut durch eine punktirte Linie angegeben. Bei dem Hunde ist die Harnhaut um das ganze Ei herumgewach- sen und hat sich zur Bildung des gürtelförmigen Mutterkuchens überall in die Zacken des Chorions hineingelegt. Beim Menschen ist sie klein geblieben und hat sich nur an einer Stelle, der Stelle der scheibenförmigen Placenta, in die Zotten des Chorions hineingebildet. Dafür ist das Amnios, die Schafhaut, um so größer und außerdem dem Ei von Außen her die hinfällige Haut (De- cidua , durch eine zusammenhängende Linie bezeichnet) umgebildet. a Wand des Fruchthälters. b Einmündung der Eileiter. c Muttermund. d Deci- dua. e Chorion. f Schafhaut. g Harnhaut. h Nabelblase. i Embryo. Die Bildung der Schafhaut, so wie der übrigen Embryonalhüllen und die Anlage des Embryo’s selbst stimmen so vollkommen mit denen der Säugethiere überein, daß es fast unmöglich scheint, einen solchen isolirten jungen Embryo von demjenigen eines Säugethieres zu un- terscheiden. Wesentliche Abweichungen zeigen sich nur in zwei Punk- ten. Der Harnsack oder die Allantois ist bei dem menschlichen Embryo außerordentlich klein und verschwindet sehr schnell wieder, nachdem sie einmal die Gefäße zur Bildung des Mutterkuchens an die Peri- pherie des Eies geführt hat. An eine solche Ausbildung des Harn- sackes, wie bei den meisten Säugethieren ist vollends gar nicht zu denken und es herrschte deßhalb bis in die neueste Zeit, wo man sehr junge Embryonen genauer kennen lernte, vielfach die Ansicht, als finde sich bei dem menschlichen Embryo gar kein Harnsack vor und würden die Nabelgefäße in ganz eigenthümlicher Weise zur Bildung des Mutterkuchens geleitet. Wenn dieß auch unrichtig ist, so steht doch so viel fest, daß bei keinem anderen Säugethiere der Harnsack so unbedeutend ist und so früh verschwindet, wie bei dem Menschen. Eine zweite Eigenthümlichkeit ist die, daß die Schleimhaut der Gebär- Fig 1482. Menschlicher Embryo, etwa sieben Wochen alt. Die Gebärmutter ist in vier Lappen aufgeschnitten, deren innere Fläche mit der hinfälligen Haut bekleidet ist. Das überaus zottige Chorion ist geöff- net, so daß man den Embryo von der durchsichtigen Schafhaut umschlossen in seiner Lage sieht. Bedeutung der Buchstaben wie in der vorigen Figur. mutter bei beginnender Entwickelung des Eichens und noch ehe dasselbe in die Gebärmutter gelangt ist, bedeutend anschwillt und sich endlich in Form eines weichen, häutigen Sackes loslöset, der die ganze Wan- dung der Gebärmutter überzieht und in welchen das durch die Mün- dung des Eileiters eintretende Eichen sich von außen her einsenkt. Bei dem steten Wachsthume des Eies treibt dasselbe die ihm zuge- wendete Wand des Sackes vor sich her und stülpt sich denselben all- mälig so über, daß der Sack in ähnlicher Weise das Eichen bedeckt, wie eine eingestülpte Schlafmütze den Kopf. Man hat diese einzig von der Gebärmutter gebildete Hülle des Eies, welche sogar dann entsteht, wenn das Eichen sich abnormer Weise in dem Eileiter oder in der Bauchhöhle entwickelt, die hinfällige Haut (membrana decidua) , genannt. Als vollständige Umhüllung des Eies entwickelt sich die hinfällige Haut nur bei dem Menschen; bei den Affen kommen nur einzelne unzusammenhängende Flocken als Analogon derselben vor. 35* Die Ordnung der Zweihänder tritt in der Erdgeschichte erst mit den neuesten Bewohnern des Planeten auf und obgleich man vielfach das Gegentheil behauptet hat, so kann man doch jetzt als erwiesene Thatsache annehmen, daß noch keine menschlichen Ueberreste aufgefun- den worden sind, welche bis in die Zeit der Höhlenbären und der Diluvialablagerungen, geschweige denn in frühere geologische Epochen hinaufragten. Alle menschlichen Ueberreste, welche man in Höhlen und Felsenklüften unter Resten fossiler Thiere fand, haben sich als spätere Beimischungen erwiesen, die theils durch die Sitte älterer Völker, ihre Todten in Höhlen zu begraben, theils durch Ueberschwem- mungen und ähnliche Zufälle an ihren jetzigen Lagerort geriethen. Ebenso sind die Erzählungen von riesengroßen Knochen unserer Ur- väter, welche hier und da vorgefunden sein sollten, in so fern ins Fabelreich verwiesen, als diese Knochen nicht Menschen, sondern rie- sigen Thieren, gewöhnlich Elephanten, Mastodonten, Nashörnern und Nilpferden, welche in der Diluvialzeit Europa bewohnten, angehörten. Die wenigen, wirklich versteinerten Menschenknochen, welche man bis jetzt an einzelnen Küsten, wie namentlich bei Guadeloupe, entdeckt hat, liegen allerdings in festem Kalksteine, der sich aber an denselben Meeresküsten noch unter unsern Augen bildet, wie denn auch diese Skelette von Muscheln, Schnecken und Polypen umgeben sind, welche der jetzigen Bevölkerung der dortigen See angehören, also unzweifel- haft beweisen, daß auch die Skelette erst in unserer jetzigen Epoche von der Kalkmasse umhüllt wurden. Der Mensch ist nicht, wie die meisten Thiere, auf ein mehr oder minder beschränktes Klima der Erde angewiesen, er haust im Gegen- theile überall auf dem Festlande, wo thierisches Leben möglich ist, von der Nähe des Pols bis zu dem Aequator. Schon diese ungemeine Verbreitung der Gattung über die ganze Fläche der bewohnbaren Erde muß uns aufmerksam machen, daß wir es hier nicht mit einer einzi- gen Art, sondern mit mehreren, einer Gattung zugehörenden Arten zu thun haben, die etwa in ähnlicher Weise, wie die verschiedenen Arten der Katzen- oder Hundegattung über die Erde verbreitet sind, so daß jede einen mehr oder minder scharf begränzten Wohnsitz hat. In der That giebt es keine dem Menschen als Hausthier angehörige Thierart, welche in gleicher Weise wie er verbreitet wäre. Alle haben entweder nach dem Norden oder nach dem Süden hin eine Gränze, über welche sie nicht hinausgehen. Es ist allerdings nicht zu läugnen, daß die Fähigkeit auch der einzelnen Menschenarten sich dem Klima anzupassen, eine verhältniß- mäßig sehr große ist und hieraus ist zum Theile eine der bedeutend- sten Schwierigkeiten für die naturhistorische Untersuchung der Men- schengattung entstanden. Die wenigsten Völker befinden sich noch auf dem ursprünglichen Platze, auf dem sie uns von den ersten Spuren der Geschichte nachgewiesen werden, die meisten haben Wanderungen unternommen und sind an Orten angesiedelt, wo sie andere Bewoh- ner vorfanden, deren Loos je nach den Begriffen der Sieger ein verschiedenes war. Sehr häufig geschah es im Alterthume, wie noch jetzt in Amerika, daß ganze Völker vernichtet und bis auf den letzten Mann ausgerottet wurden. In anderen Fällen wurden nur die Männer getödtet, die Weiber als Sklavinnen behandelt und die die- nende Rasse allmälig durch wachsende Unterdrückung vernichtet, oder durch Vermischung mit den Siegern diesen einverleibt. In noch an- deren Fällen blieben beide Rassen neben einander, indem ihre Mischung nur allmälig gelang. Ja es giebt Fälle, wo der barbarische Sieger sogar in der Kultur des unterjochten Volkes aufging und durch die- selbe allmälig aufgehoben wurde. Wie auch diese verschiedenen Ver- hältnisse sich gestalten mochten, immer blieb als wesentliches Resultat das, daß ein Mischvolk producirt wurde, welches die Charaktere der eingebornen Rasse mit denjenigen der eindringenden vereinigte und so Bastarde darstellte, die man ohne die geschichtliche Nachweisung für eigenthümliche Varietäten halten könnte. Es sind diese Mischungen außerordentlich häufig zwischen Rassen und Abarten, welche zwar derselben Menschenart angehören, aber dennoch bestimmt verschiedenen Abarten zugerechnet werden müssen; sie sind aber auch häufig zwischen Völkern durchaus verschiedener Art. So haben wir einerseits in Eu- ropa vielseitige Bastarde zwischen Kurz- und Langköpfen wie z. B. Slaven und Germanen und anderseits sehen wir, daß ganze Misch- lingsvölker aus der iranischen und turanischen Art in Asien durch die Ueberfälle der nomadischen Turaner-Völkerschaften in die Gebiete ira- nischer Einwohner erzeugt wurden. Man darf wohl sagen, daß es in Europa und Asien kaum ein Volk giebt, welches jetzt noch auf dem Platze wäre, den seine geschichtlich nachweisbaren Vorfahren einge- nommen haben und daß es fast keines giebt, welches nicht mehr oder minder ein Bastardvolk genannt zu werden verdiente. Die wesentlichste Schwierigkeit, welche sich der genaueren Bestim- mung der physischen Charaktere der einzelnen Menschenarten entgegen stellt, ist, wie schon aus dem Vorhergehenden erhellt, die Fähigkeit dieser Arten, fruchtbare Bastarde mit einander zu erzeugen und so die Mischlingscharaktere weiter fortzupflanzen. Man hat dieß häufig als einen Beweis der artlichen Einheit des Menschengeschlechtes ausge- sprochen, indem man sich auf die Analogie mit der Pferdegattung stützte, wo allerdings Esel und Pferd unfruchtbare Bastarde zeugen. Es ist schwer zu begreifen, warum man diese Analogie derjenigen der verschiedenen Hundearten vorzog, wo Wolf, Hund und Fuchs voll- kommen fruchtbare Bastarde mit einander zeugen. Es läßt sich im Gegentheile nachweisen, daß die Bastardzeugung um so leichter ist, je mehr man den letzten Ausläufern des Thierreiches sich nähert, denn während bei niederen Thieren, wie Insekten zum Beispiele, die ver- schiedene Gestalt der Hornstücke des Begattungsapparates eine Begat- tung zwischen verschiedenen Arten unmöglich macht, ist die Erzeugung von Bastarden bei den meisten Säugethieren nicht durch solche äußere Schwierigkeiten verhindert und die Möglichkeit einer Erzeugung fort- pflanzungsfähiger Bastarde um so wahrscheinlicher. Es kann demnach auch die Erzeugung fruchtbarer Bastarde in der Menschengattung kei- nen Beweis für ihre artliche Einheit abgeben, so wenig als das oben angeführte Beispiel aus der Hundegattung den Beweis liefert, daß Hund und Wolf dieselbe Art seien. Indeß sind diese Bastardzeugun- gen nur dann wichtig für die Veränderung der physischen Merkmale, namentlich der Hautfarbe, der Schädelstruktur, der Gesichtsformation und der Haarbeschaffenheit, wenn sie ganze Völkerschaften mit einem Male betreffen, wie dieß durch Kriegs- und Ausrottungszüge nach alter Weise geschehen kann. Die vereinzelten Bastardzeugungen kehren immer nach einigen Generationen wieder zu dem Typus einer ursprüng- lichen Art zurück, schon aus dem Grunde, weil der Bastard selten einen in gleicher Linie der Abstammung mit ihm stehenden anderen Bastard fin- det, mit welchem er Kinder erzeugen könnte. Man kann diese Rück- kehr der Bastarde in den einen oder den andern Elterntypus (Rück- kehr, welche durch die Abstammung des Weibes bestimmt wird, mit welcher der Bastard Kinder zeugt) jetzt schon in Amerika beobachten, wo an vielen Orten drei scharf geschiedene Menschenarter mit einander in Berührung kommen: die amerikanischen Ureinwohner oder India- ner, die afrikanischen Negersklaven und die weiße aus Europa herüber gewanderte Art, die Creolen. Die vereinzelten Bastarde, welche diese drei Arten mit einander erzeugen und die unter dem Namen Mulatten, Mestizen und Zambo’s bekannt sind, sind gewöhnlich schon mit der vierten Generation gänzlich in einer der drei Arten aufgegangen. Wenn wir demnach zugestehen, daß durch die Vermischung der Arten im Großen die mannigfaltigsten Modificationen der ursprüng- lichen Struktur und völlig neue Bastardbildungen ganzer Völkerstämme erzeugt werden können, so müssen wir auf der andern Seite den Ein- fluß der Klimate auf ein höchst geringes Maaß zurückführen. Man hat sich unendliche Mühe gegeben, durch Schlüsse der Analogie, welche auf die Erzeugung von Rassen bei den Hausthieren gegründet waren, die Möglichkeit zu beweisen, daß die Unterschiede der einzelnen Men- schenarten durch klimatische und davon abhängige Einflüsse erzeugt seyn können; aber es ist bis jetzt unmöglich gewesen, auch nur die mindeste Thatsache von einiger Bedeutung hierfür aufzufinden. Es ist gelungen, in verhältnißmäßig kurzer Zeit durch besonderes Auslesen der Mutterthiere, durch eigenthümliche Fütterung und Behandlung besondere sich fortpflanzende Hausthierrassen zu erzeugen, aber es ist nicht gelungen, irgend eine erhebliche Aenderung der Menschenarten, die in andere Klimate versetzt wurden, zu beobachten. Während Pferde und Schweine, nach Amerika eingeführt, dort unter dem Ein- flusse des Klimas wohl charakterisirte, constante Rassen mit spezifischen Abweichungen erzeugt haben, stehen sich noch heute die Abkömmlinge der Eroberer, der Indianer und der ersten eingebrachten Neger mit derselben Schärfe der Charaktere gegenüber, wie an dem ersten Tage ihres Zusammentreffens, so daß also dieselbe Quantität der klimati- schen Einflüsse, welche den Hausthieren einen gewissen Stempel auf- drücken konnte, an dem Menschen spurlos vorüberging. Wem die Länge der Zeit bei dem beregten Beispiele nicht genügen sollte, der möge sich nach Egypten wenden, wo bekannte hieroglyphische Darstel- lungen die arbeitenden Juden aus der vormosaischen Zeit, die Neger und die koptischen Ureinwohner Egyptens mit denselben Charakteren darstellen, mit welchen wir sie heut noch kennen. Die Einwirkungen des Klimas erstrecken sich demnach bei dem Menschen, soweit konstatirte Thatsachen reichen, nur auf die Mehrung oder Minderung der In- tensität der Hautfarbe, nicht aber auf andere wesentliche Charakere. Wir wissen noch von keinem Volke, dessen Schädeltypus oder Haarbau durch das Klima verändert worden wäre und können uns hierbei auf Analogieen gar nicht stützen, da jede Thierart in Beziehung hierauf in sehr verschiedener Weise impressionabel ist: während die Einen sehr leicht Farbe und Constitution des Haares ändern, erscheinen die anderen in allen Klimaten unter denselben Verhältnissen und man kann daher als Thatsache, als allgemeine Regel aufstellen, daß diejenigen Arten, welche die größten Verbreitungsbezirke besitzen, am wenigsten von den Einflüssen der Klimate abhängen und noch größere Erweite- rung ihres Verbreitungsbezirkes ohne bedeutenden Einfluß ertragen. Einen wesentlichen Einfluß auf die physische Constitution der Völkerschaften übt die größere oder geringere Quantität und Be- schaffenheit der Nahrungsmittel aus, welche sie sich verschaffen können. Es giebt in der That Völkerschaften, wie die Buschmänner im Cap- lande, die Feuerländer, die Eingebornen Neuhollands, welche im be- ständigem Kampfe mit der äußersten Hungersnoth liegen und deren physische Charaktere dadurch so verändert wurden, daß man sie oft für speziell verschieden hielt; unverhältnißmäßige Auftreibung des Bauches, der zur Stillung des Hungers mit gänzlich unverdaulichen Dingen gefüllt wird, entsetzliche Dürre und Magerkeit der Glieder, die deßhalb unverhältnißmäßig lang erscheinen, wulstig aufgetriebene Gelenkknorren und in der Jugend schon gealterte Züge, sowie eine borkig rußige Haut charakterisiren im Allgemeinen diese verhungern- den Völkerschaften; indessen bleiben auch bei diesem Zustande die Ei- genthümlichkeiten, namentlich des Schädelbaues in charakteristischer Weise ausgeprägt. Zu den Schwierigkeiten materieller Art, welche wir soeben als die Fortschritte der menschlichen Naturgeschichte hemmend bezeichneten, kommen noch andere, welche zwar längst weggeräumt seyn sollten, aber dennoch nichts desto weniger den verderblichsten Einfluß äußern, ich meine die religiösen Vorurtheile. Die Mythen aller Völker beschäf- tigen sich mit der Urzeugung des Menschen und fast alle lassen dieselben von einem einzigen Paare entstehen, dessen Nachkommen sich allmälig über die Erde ausbreiteten. Allerdings wird hierbei unter dem Men- schen stets nur das spezielle Volk verstanden, nicht aber die ganze Menschheit und gewöhnlich findet sich in diesen Mythen irgend ein Punkt, wo die Nachkommen des einzigen Elternpaares mit menschlichen Wesen anderer Art in Berührung kommen, die dann entweder vom Himmel gefallen oder von der Erde, von den Göttern oder auf irgend eine andere mirakulöse Weise erzeugt sind. In der jüdischen Mythe entsteht sogar das Menschengeschlecht zweimal von einem Paare, indem die ganze adamitische Bevölkerung ohne Ausnahme durch die Sünd- fluth vernichtet und nur Noah nebst seinen direkten Nachkommen ver- schont wird, so daß Noah in der That der sekundäre Stammvater der Menschengattung ist. Eines Theils aus dogmatischen, andern Theils aus humanitarischen Gründen ist man nun stets darauf aus- gegangen, alle Menschen als Brüder darzustellen und deßhalb ihre Abstammung von einem einzigen Paare mit allen nur erdenklichen Gründen zu verfechten. Diese konnten aber immer nur darauf hinaus- laufen, daß diese Nachkommen des ersten Menschenpaares sich über die ganze Erde zerstreut hätten (eine rein hypothetische Annahme, für die man niemals einen Schatten historischer Beweise aufbringen konnte) und daß dann durch die Länge der Zeit in den verschiedenen Klimaten die jetzt zu beobachtenden Varietäten entstanden seien, ebenfalls rein hypothetische Annahme, für welche, wie schon bemerkt, die Naturge- schichte des Menschen nicht eine einzige Thatsache bietet. Die gänz- liche Unhaltbarkeit der mosaischen Mythe läßt sich endlich thatsächlich nachweisen; — denn hier handelt es sich nicht um eine Entstehung des Menschengeschlechtes vor Millionen von Jahren und allmälige Ausbildung der Varietät, sondern um Entwickelung dieser Varietäten in chronologisch bestimmbarer Zeit, da durch diese Mythe Noah als Einheitsvater des Menschengeschlechts dargestellt wird. Die Entwicke- lung der Varietäten könnte also erst mit dessen Söhnen beginnen und wir haben Denkmäler genug aus vormosaischer und späterer Zeit, um thatsächlich darzuthun, daß damals die Verschiedenheit der Menschen- arten schon in vollem Umfange existirte. Es unterliegt deßhalb keinem Zweifel, daß die Menschengattung ursprünglich aus mehreren, eben so genau von einander durch charak- teristische Merkmale getrennten Arten bestehe, als die übrigen Säuge- thiergattungen auch. Geologische Thatsachen weisen darauf hin, daß die Länge der Epoche, während welcher die jetzige Schöpfung sich auf der Erde befindet, schon außerordentlich bedeutend ist, so daß unsere Chronologieen nur einen unendlich kleinen Bruchtheil davon darstel- len und es ist wahrscheinlich, daß die Menschengattung diesen unge- heueren Zeitraum von Jahren in Zuständen durchlaufen hat, analog denen der wilden Völkerschaften und daß hierbei durch Mischung die vielfachen Bastardformen entstanden, die wir jetzt als Zwischentypen zwischen den schärfer charakterisirten Arten als Varietäten oder Rassen betrachten. Eine außerordentliche Schwierigkeit stellt sich ferner noch der wissenschaftlichen Untersuchung der Naturgeschichte des Menschen durch die Art und Weise entgegen, wie die Materialien zu derselben ge- sammelt werden. Die meisten wissenschaftlichen Expeditionen sind bis jetzt nur Streifzüge gewesen, auf denen die Schiffsärzte ans Land stürzten, um einige Skizzen zu zeichnen, unbestimmte Schädel auf Be- gräbnißplätzen aufzuwühlen und falsch gehörte und falsch verstandene Sprachproben in das Notizenbuch aufzuzeichnen. Die Missionäre, welche sich zu längerem Aufenthalte bei solchen Völkern berufen glaub- ten, waren größtentheils durchaus unfähige Subjekte und wenn man aus den Nachrichten mancher älteren katholischen Missionäre, nament- lich der Jesuiten manche brauchbare Thatsache entnehmen kann, so ist dieß bei dem völligen Blödsinne der heutigen und besonders der pro- testantischen Missionäre durchaus unmöglich. Erst in der neueren Zeit hat man begonnen, die Untersuchung über die Naturgeschichte der Menschengattung auf wahrhaft wissen- schaftliche Basen zu stützen und man kann hier zwei gleich fruchtbrin- gende Richtungen unterscheiden, nach welchen diese Untersuchungen geführt werden müssen. Die eine Richtung, welche wir hier nur an- deuten können, ist die sprachwissenschaftliche, die genetische Vergleichung der verschiedenen Sprachen und ihre Zurückführung auf die Mutter- stämme, von welchen aus sie sich entwickelt haben. Von großer Be- deutung ist hier eines Theils die Gleichheit der Wurzeln, wodurch verschiedene Gegenstände bezeichnet werden, andern Theils die Analo- gie der grammatikalischen Formen und deren Beziehung zu einander. Verwandtschaft der Sprache in dieser Hinsicht deutet gewissermaßen auf einen ähnlichen Bau des Gehirnes und somit auch des Schädels hin und es darf wohl erwartet werden, daß diese Beziehungen durch spätere Untersuchungen noch deutlicher dargestellt werden. Nicht minder wichtig und mehr in das Bereich unseres Gebietes fallend sind die Untersuchungen über die physikalischen Kennzeichen, durch welche sich die einzelnen Menschenrassen auszeichnen. Hautfarbe, Gesichtszüge, Haarbeschaffenheit, Verhältniß der einzelnen Körpertheile zu einander stehen hier in zweiter Linie, obgleich immerhin wichtig genug und auch über diese Punkte haben wir nur sehr wenige und unvollständige Angaben. Künstlerische Portraits und pittoreske Be- schreibungen sind vollkommen unbrauchbar. Zur Anstellung von Mes- sungen der Kopfdurchmesser, der Gesichtstheile des Körpers und der Gliedmaßen und zur Anfertigung von mathematisch genauen Zeichnun- gen in der Profilansicht, von vorn und hinten her oder von Gips- masken haben sich nur wenig Reisende entschließen mögen. So ist denn das Vergleichungsmaterial hauptsächlich auf die Schädel einge- schränkt, die allerdings den wichtigsten Theil ausmachen, da sie die knöcherne Hülle desjenigen Systemes bilden, welches äußeren Einflüs- sen am wenigsten unterworfen ist. Die Analyse des Schädelbaues erscheint in der That jetzt als die wichtigste Handhabe zur Untersuchung der menschlichen Naturgeschichte. Sie kann indeß nur dann bestimme Resultate geben, wenn sie nicht auf einzelne Exemplare, sondern auf ganze Reihen von Schädeln ge- stützt wird, so daß die individuellen Abweichungen verschwinden und nur die typischen Eigenthümlichkeiten übrig bleiben. Um ein vollstän- diges Bild des Schädelbaues zu entwerfen, ist gewissermaßen die architektonische Behandlung von allen Seiten her nöthig und nur eine gleichmäßige, vergleichende Aufrißzeichnung der Schädel von oben und unten, vorn und hinten, sowie im Profile kann Andern die Schädel versinnlichen und deren Forschungen weiter führen. Diese Aufrisse müssen aber genau unter den Bedingungen eines architektonischen Ris- ses gemacht werden, wenn man sich ihrer zur Vergleichung soll be- dienen können. In gleicher Weise gehört die genaue Angabe der verschiedenen Durchmesser und der Verhältnisse derselben zu einander wesentlich zu der genauen Beschreibung einer typischen Schädelconfor- mation. Bei der Profilansicht des Schädels treten besonders zwei fundamentale Unterschiede in die Erscheinung. Bei vielen Völkerschaf- ten, am stärksten ausgeprägt bei den Negern, treten die Kiefer affen- ähnlich vor und die Schneidezähne sind schief in dieselben eingesetzt, so daß sie beim Zusammentreffen einen nach außen vorspringenden Winkel bilden. Der Gesichtswinkel wird durch dieses Vorspringen der Kiefergebilde kleiner und da meistens hiermit eine abgeplattete Nase und aufgeworfene Lippen verbunden sind, so entsteht hierdurch eine schnauzenförmige Vorragung des Untergesichts, welche der ganzen Physiognomie etwas Thierisches giebt. Man hat diese Grundform des Schädelbaues, welche offenbar eine Hinneigung zur Schädelform der Affen anzeigt, die Prognathe Schädelform genannt, zum Unterschiede von der Orthognathen , bei welcher die Kiefer mehr zurücksinken und die Schneidezähne deßhalb eine senkrechte Stellung gegen einander behaupten. Im Allgemeinen kann man sagen, daß die Entwickelung der Kiefer allerdings zu der Kulturfähigkeit der Men- schenarten in nächster Beziehung steht und daß alle zu einer höheren Kulturstufe gelangten Völker zu den Gradezähnern , viele unkul- tivirte Rassen dagegen zu den Schiefzähnern gehören. Die Eigenthümlichkeit des angeführten Schädelbaues zeigt sich auch bei der Vertikalansicht des Schädels von oben dadurch, daß bei den prognathen Schädeln die Kiefer über den Stirnrand hervorspringend sich zeigen. Bei dieser Ansicht und bei der Vergleichung des Längen- und Querdurchmessers des Schädels lassen sich indeß noch andere Haupttypen der Conformation auffinden. Bei den Einen übertrifft der Längsdurchmesser den Querdurchmesser um ein Bedeutendes, so daß sich beide wenigstens zu einander verhalten, wie 9:7. Die hin- teren Lappen des Gehirnes erstrecken sich so weit nach hinten, daß sie das kleine Gehirn noch um ein Gewisses überragen. Die Schädel von oben gesehen, bilden ein Oval, das zuweilen sehr in die Länge gestreckt ist, in anderen Fällen mehr einer rundlichen Form sich nä- hert. Man hat diese Gestaltung des Schädels die Dolichocephale Form genannt, als deren Endpunkte man einerseits den Neger, anderer- seits den Westeuropäer bezeichnen kann. Vielleicht dürfte es zweckmäßig sein, unter diesen Langköpfen noch strenger, als man bisher gethan, zwischen der gestreckten ausgezogenen Form, wie sie dem Neger eigen- thümlich ist, und der ovalen Form der Europäer zu unterscheiden. Den Langköpfen gegenüber stehen die Kurzköpfe oder Brachyce- phalen , bei welchen der Längsdurchmesser zum Querdurchmesser sich höchstens verhält wie 8:7 und wo die hinteren Lappen der Hemi- sphären das kleine Gehirn nur bedecken, nicht aber überragen. Von oben betrachtet zeigen diese Schädel eine rundliche oder selbst viereckige Gestalt mit abgerundeten Ecken und der ganze Schädel erscheint, wie begreiflich, mehr in die Breite gezogen. Es ist diese Schädelform namentlich den Turanern, sowie unter den europäischen Völkerschaften den Slaven eigenthümlich und man dürfte auch hier wieder zwei Un- tergruppen unterscheiden. Betrachtet man nämlich die Schädel kurz- köpfiger Völker von vorn, so zeigen sich, namentlich bei den nomadi- schen Völkerschaften die Backenknochen und Jochbogen seitlich bedeutend vorstehend, die Seitenflächen des Schädels dagegen nach oben im Winkel zusammen laufend, so daß eine pyramidale Form des Schä- dels hergestellt wird, während die Gesichtsform statt wie bei den meisten Europäern senkrecht oval zu seyn, vierseitig und fast breiter als lang erscheint. Diese pyramidale Schädelform kommt, wie schon bemerkt, hauptsächlich bei den nomadischen Völkerschaften der Kurzköpfe vor, während die Anderen einen rundlichen Schädelbau besitzen. Nicht minder wichtig erscheint die Untersuchung der Schädel- basis und ihre Vergleichung bei den verschiedenen Typen, doch sind hierüber noch keine speziellen Untersuchungen gemacht worden. Es können sich indeß die verschiedenen Typen des Schädelbaues in man- nigfacher Weise mit einander verbinden, so daß wir schiefzähnige Kurz- und Langköpfe, so wie gradzähnige Kurz- und Langköpfe besitzen. Wenn auch die Untersuchungen bis jetzt noch nicht so weit ge- diehen sind, daß wir für alle Punkte es mit Gewißheit behaupten können, so dürfen wir doch im Allgemeinen sagen, daß die Verwandt- schaften, welche durch die Sprache angezeigt werden, auch durch die physischen Kennzeichen sich bewähren. Wir unterscheiden unter den Arten, welche wir annehmen und die hauptsächlich auf die qualitative Verschiedenheit des Hautpigmentes gegründet sind, verschiedene Ab- arten oder Rassen nach Beschaffenheit der Haare, und nach den Kenn- zeichen, welche der Bau des Gesichtes und des Schädels darbietet, ohne damit behaupten zu wollen, daß die Abtheilung der Arten hin- reichend in’s Einzelne geht. Wir bezweifeln durchaus nicht, daß fort- dauernde Untersuchung der speziellen Charaktere stets mehr und mehr Arten der Menschengattung wird unterscheiden lassen, wie es denn überhaupt im Gange der Wissenschaft liegt, zuerst die allgemeinen Aehnlichkeiten aufzufassen und dann erst die Verschiedenheiten kritisch zu sondern. Die wissenschaftlich begründete Naturgeschichte des Men- schen datirt aber kaum weiter zurück, als unser Jahrhundert. Der Aethiopier . Fig. 1483. Fig. 1484. Fig. 1485. Negerschädel. Fig. 1483. Von Vornen. Fig. 1484. Von der Seite. Fig. 1485. Von oben. Bei der Seitenansicht ist hier, wie bei den folgenden Schädeln der Ge- sichtswinkel angegeben. Die Menschenart, welche wir unter diesem Namen bezeichnen, hat eine mehr oder minder schwärzliche Hautfarbe, welche von dem ge- sättigten Dunkelbraun bis zu dem tiefsten Sammtschwarz wechselt. Diese Haut ist gewöhnlich glänzend, glatt und hat einen eigenthüm- lichen Geruch, welche den Neger vor allen anderen Arten unterschei- det. Der Körper ist je nach den verschiedenen Rassen bald sehr wohl gebildet, kräftig, muskulös, bald feiner und schmächtiger. Bei den verhungerten Rassen, wie bei den Buschmännern, zeigt er die oben beschriebenen Eigenschaften. Die Haare sind schwarz, kurz wollig, kraus gelockt, selten etwas verlängert, zuweilen von braunrother Farbe als seltene Ausnahme, und nur bei krankhaften Albino’s ebenso wie die Haut weiß; daß Gesicht ist platt gedrückt aber schmal, sehr häufig nach unten bedeutend zugespitzt, so daß es aussieht, als seyen die Backen zwischen die Zähne eingekniffen; die Lippen wulstig auf- geworfen, stark hochroth; die Nase breit, platt, oben eingedrückt, auf- gestülpt, die Nasenlöcher so gestellt, daß beim Anschauen des Gesichts von unten her sie mit den Augen eine parallele Linie bilden; die Nasenwurzel breit, die übrigens quergestellten und wohlgeöffneten Augen durch einen breiten Zwischenraum getrennt; die Backenknochen treten verhältnißmäßig wenig vor; die Stirn ist schmal, seitlich zu- sammengedrückt und weicht gewöhnlich nach hinten bedeutend zurück. Die Brüste der Weiber werden sehr bald außerordentlich lang, schlauch- förmig, so daß sie den Säuglingen über die Schulter hinüber oder unter dem Arme durch gereicht werden. Hinsichtlich der Schädelform finden sich zwei Varietäten: Lang- und Kurzköpfe, aber überall nur Schiefzähner, so daß die Geradzähner durchaus bei dieser niedrigst stehenden Menschenart fehlen. Die Langköpfe, zu denen die Neger von Binnenafrika oder Sudan, die Kaffern und Hottentotten gehören, zeichnen sich alle durch eine außerordentlich gestreckte, gewis- sermaßen affenförmige Form des Schädels aus, der ein langes Oval bildet, welches in der Schläfengegend noch obenein stark von der Seite her zusammengedrückt ist. Die Stirn ist gewöhnlich schmäler als die Seitentheile der hinteren Schädelgegend, so daß der größte Durchmesser des Schädels in das hintere Drittheil der eigentlichen Schädelkapsel fällt. Der Längsdurchmesser des Schädels verhält sich zum Querdurchmesser gewöhnlich wie fünf zu vier. Der Gesichtswinkel beträgt 70 bis 75 Grad. Die Masse des Schädels ist gewöhnlich außerordentlich schwer, elfenbeinern hart, die Zähne wohl ausgebildet, die Schneidezähne schief gestellt, die Zahl der Backenzähne oft um einen in jeder Kieferhälfte erhöht und häufig eine Zahnlücke für die vorspringen- den Eckzähne angedeutet. Diese Unterart des äthiopischen Menschen mit langgestrecktem Kopfe und schnauzenförmig vorspringenden Kiefern bewohnt das ganze afrikanische Festland von dem 20° nördlicher Breite etwa an bis zu der Südspitze des Caplandes und theilt sich wesentlich in drei große Gruppen: Die eigentlichen Neger mit tiefer Haut- schwärze, zurückweichender Stirn, vollem Wollhaare und ziemlich brei- tem Untergesichte; die nomadischen Kaffern mit ziemlich hoher Stirn, wohlgebildeter gerader Nase und spitzem Untergesicht, und die Hot- tentotten mit außerordentlich abgeplatteter Nase, kleinen, tief liegen- den Augen und ebenfalls spitzem Untergesichte, von denen die Busch- männer nur einen Zweig bilden. Bei den Weibern der Kaffern und Hottentotten bildet sich oft ein ganz eigenthümliches Fettpolster auf dem Hintern aus. Die Sprache der Kaffern und Hottentotten hat eine große Menge von schnalzenden, knarrenden und Gurgellauten, welche ihr ein eigenthümliches Gepräge geben. An die Aethiopier Afrika’s schließt sich eine kleine Anzahl von Negerstämmen an, welche hauptsächlich im Inneren einiger Südseein- seln auf Sumatra, Mindanao und den neuen Hebriden verbreitet sind und die in allen äußeren Charakteren vollkommen mit den Negern übereinstimmen, so daß man sie auch Negrito’s genannt hat, die sich aber dadurch unterscheiden, daß ihre Köpfe weniger lang gestreckt sind, so daß man sie eher zu den Kurzköpfen zählen könnte. Bei einer wenig bekannten und von diesen Negrito’s verschiedenen Völker- schaft, welche die Inseln Waigiu und deren Nachbarn, so wie die ganze Nordküste von Neu-Guinea bewohnt, bei den Papuas tritt dieser Charakter des Kopfes am auffallendsten hervor; sie gehören offenbar zu den schiefzähnigen Kurzköpfen. Der Längsdurchmesser verhält sich zum Querdurchmesser etwa wie 8:7; die Kiefer stehen stark vor, bilden aber einen breiteren Bogen, als bei den Kaffern; Lippen, Nase und der übrige Gesichtsausdruck ist ganz derjenige der Neger; das Kopfhaar aber zeichnet sich durch eine besondere Eigen- thümlichkeit aus, es ist nämlich lang, schwarz, nicht wollig, aber dick gelockt, so daß es eine ungeheure runde Lockenperücke darstellt, die etwa wie ein Wollstock aussieht, womit man die Zimmer zu putzen pflegt. Die Hautfarbe ist dunkel braunschwarz. Man sieht, daß man diese Negerbevölkerung der Südseeinseln nicht als Einwanderer von Afrika her betrachten kann, da sie zu den Breitköpfen gehören, wäh- rend in ganz Afrika nur schmalköpfige Aethiopier wohnen; daß diese Bevölkerung im Gegentheile eine autochthone ist und in dieser Art die Breitköpfe repräsentirt — wie denn überhaupt in den Asien zugehö- rigen Länderstrichen die Breitköpfe vorherrschen. Der Mensch der Südsee; der Malaye . Die vorherrschende Hautfarbe dieser Art, welche die Inseln der Südsee von Madagaskar aus nach Osten bis zur Osterinsel und die Küste der malayischen Halbinsel bewohnt, ist ein gesättigtes Gelbbraun, welches bald mehr in das Schwarzbraun, bald in ein helleres Ma- hagonigelb übergeht. Die Haare sind schwarz, bald mehr lockig, aber niemals wollig, bald gänzlich schlicht, lang und gestreckt; die Stirne hoch; die Augenbrauen geschwungen; die Augen meist lang geschlitzt. Die Nase mit breiten Flügeln, aber nur selten platt gedrückt, sondern gewöhnlich gerade oder selbst gebogen. Die Lippen oft nur wenig aufgeworfen. In der Schädelform unterscheidet man nur fast Schief- zähner mit vorstehenden Kiefern; — es zeigen sich aber hier wieder die beiden Typen von Langköpfen und Breitköpfen wie bei der vori- gen Art. Die Alfuru’s , welche den Continent Australiens, Neu- Guinea’s, Borneo’s, Java’s und Sumatra’s nebst einigen kleinen Inseln bewohnen, zeigen in ihrer Schädelform durchaus Aehnlichkeit mit derjenigen der Neger, obgleich sie stets lange, straffe Haare ha- ben. Sie besitzen abschreckende Negerphysiognomieen, stumpfe abge- plattete Nasen, aufgeworfene Lippen, vorstehende Backenknochen, vor- gequollene Augen, dicken stacheligen Bart, eine dunkle, schmutzig braune Hautfarbe und außerordentlich dürre, magere Glieder, nebst allen Zeichen der beständigen Aushungerung. Die eigentlichen Polyne- sier , welche den Alfuru’s am nächsten stehen, aber im Allgemeinen eine hellere Hautfarbe, mehr lockiges Haar und weniger abgeplattete Nasen besitzen, zeigen zum Theile ebenso wie die Alfuru’s den Typus der Langköpfe mit vorstehendem Kiefer, so namentlich die Bewohner von Amboina und den Sandwichinseln. Im Gegensatze hierzu stehen die Bewohner der übrigen Südseeinseln, meist von rein brauner Haut- farbe, wohlgebildet, von kräftigem Körperbaue mit dem Ausdrucke der Intelligenz in den Gesichtern, deren Züge sich nur durch die breiten Nasenflügel und die vorstehenden Lippen von den Zügen der Europäer unterscheiden sollen. Diese wie die Taihiti’er und die ihnen verwand- ten Insulaner gehören zu den Kurzköpfen und zeigen in dieser Be- ziehung einige Verwandtschaft zu den Bewohnern von Madagaskar, den Madekassen , welche ebenfalls mit brauner Hautfarbe, aufge- worfenen Lippen und breiten Nasenflügeln ein bald gestrecktes, bald nur lockiges Haupthaar verbinden und eine mit den Polynesi- schen Sprachen verwandte Sprache reden. Am deutlichsten aus- geprägt tritt der Charakter der Kurzköpfe in den eigentlichen Ma- layen hervor, welche die Küsten der malayischen Halbinsel und der großen Sundainseln bewohnen. Die eigentlichen Malayen sind eher klein als groß, rein gelb wie Mahagoniholz, die Stirn hoch, die Augen eng geschlitzt, dunkel, die Nase dreieckig, die Nasenflügel sehr breit, der Bart gering; oft stehen die äußeren Augenwinkel etwas nach oben, wodurch der Gesichtsausdruck demjenigen der Chinesen ähnelt. Die Schädel sind breit, der Längsdurchmesser gering, ihre Gestalt, von oben gesehen, die eines Vierecks mit abgerundeten Ecken, die Backenknochen breit, die Nasenwurzel eingedrückt, die Kiefer da- gegen weit vorstehend. Der Amerikaner . Fig. 1486. Fig. 1487. Fig. 1488. Schädel eines Inka. Fig. 1486. Von vorn. Fig. 1487. Profil. Fig. 1488. Scheitelansicht. Wenn die beiden Menschenarten, welche wir bisher abhandelten, obzwar geographisch sehr wohl begränzt, doch in so fern eine eigen- thümliche Verbreitung zeigen, als sie nur wenig über die Wendekreise hinausgehen, so sehen wir dagegen in der amerikanischen Menschenart eine rein continentale Verbreitung über das ganze Festland Amerika’s Bogt. Zoologische Briefe. II. 36 und dessen Inseln mit Ausnahme des nördlichen Polarkreises, welcher von einer anderen Art bewohnt wird. Die sämmtlichen Ureinwohner Amerika’s, so sehr auch ihre einzelnen Eigenthümlichkeiten abweichen mögen, zeigen dennoch viele gemeinsame Charaktere und eine allge- meine Aehnlichkeit ihrer hundertfach abweichenden Sprachen, besonders in dem grammatikalischen Baue. Es zeichnen sich dieselben nämlich dadurch aus, daß die Amerikaner einzelne Stücke von Worten oder Stammwurzeln gewissermaßen aneinander leimen, um so zusammenge- setzte Worte zu bilden, welche den Sinn ganzer Sätze haben, eine Eigenthümlichkeit, welche man mit dem Namen der poly-synthetischen Structur belegt hat. Die Hautfarbe der Amerikaner ist im Allgemei- nen thonfarbig, im Norden mehr ins Rothe, Kupfrige, im Süden mehr in’s Braune und Schwärzliche spielend, auf den Gebirgen hel- ler, in den Ebenen gesättigter. Das Haar ist stets schwarz, nur in Ausnahmefällen eigenthümlich silbern blond, lang, schlicht und straff, die Augenbrauen dick, die Augen im Allgemeinen kleiner als bei den Europäern, scheinbar stumpf und schläfrig, die Nase groß und stets gebogen, scharfrückig, die Nasenflügel aber breit und die Nasenöffnun- gen so gestellt, daß beim Anschauen von unten herein sie mit den Augenbogen parallel laufen. Die Stirn weicht gewöhnlich sehr zurück und es wurde dieß bei manchen Stämmen für eine solche Schönheit gehalten, daß man sogar durch künstliche Mittel bei den Säuglingen die Stirn ein- drückte und nach hinten zu abplattete. Die Backenknochen sind stets sehr breit, stark vorragend, die Schädel bei allen jetzt lebenden Ame- rikanern mit vorspringenden Kiefern und schief gestellten Zähnen ver- sehen. Im Norden wie im Süden Amerika’s finden sich sowohl Lang- köpfe als Breitköpfe unter den zahlreichen Indianerstämmen und zwar zeigen hauptsächlich die Lenape’s, die Iroquois und die Cherokeesen, sowie die Mandanen und im Süden Botokuden und Karaiben die verlängerte Kopfform, während die Osagen, die Natchez, die Creeks und die Seminolen im Norden, sowie im Süden die Araukaner und Peruaner die breite Kopfform zeigen. Nähere Untersuchungen müssen noch angestellt werden, um nachzuweisen, was man bis jetzt noch als zweifelhaft hingestellt hat, ob die alten Culturvölker der Indianer, die Azteken in Mexiko und die Ynka’s in Peru wirklich nicht zu den Schief- zähnern, sondern zu den Geradzähnern gehörten. Es wäre dieß aller- dings in so fern bedeutungsvoll, als die höhere Ausbildung dieser aus- gestorbenen Volksstämme eine Unterstützung für die Ansicht geben würde, daß die Culturperiode der amerikanischen Völkerschaften vorüber und die ganze Art dem allmäligen Untergange geweiht sei. Der Turaner . Fig. 1489. Fig. 1490. Fig. 1491. Schädel eines Mongolen. Fig. 1489. Von Vorn. Fig. 1490. Profil. Fig. 1491. Scheitelansicht. Der Continent Asiens mit Ausnahme der Küstenländer im Süden und Osten wird von einer Menschenart bewohnt, als deren wesentlich bekannte Repräsentanten wir nur die Chinesen zu erwähnen brauchen, um ihre charakteristischen Kennzeichen in das Gedächtniß zu rufen. Die Hautfarbe dieser Menschenart wechselt in vielen Schattirungen, von dem gesättigten Gelbbraun durch ein reineres Gelb oder schmutzi- ges Olivengrün bis zu der hellsten ungefärbten Haut, wie man sie nur bei gebildeten Europäern beobachten kann. Namentlich bei den Frauen, welche nach der Sitte vieler Völkerstämme, die zu dieser Art gehören, beständig unter Dach gehalten und der Sonne fast nie aus- gesetzt werden, dürfte das geübteste Auge oft keinen Unterschied in der Hautfarbe mit den weißen Rassen entdecken, und dasselbe gilt für die westlichen Ausläufer dieser Art, welche zum Theile in den euro- päischen Continent eingedrungen sind. Das Gesicht ist bei allen Völ- kern dieser Art breit, flach, die Backenknochen vorstehend; die Augen meist eng geschlitzt, klein und der äußere Winkel sehr häufig in die Höhe gezogen, so daß die Augenschlitze schief gegen die Mittellinie nach unten gerichtet sind; die Nase ist gewöhnlich klein und stumpf, der Mund breit, aber nur wenig aufgeworfen. Der Umfang des ganzen Gesichtes mehr rundlich, oder fast quadratisch; das Haar ist gewöhn- lich schwarz, namentlich dei den dunkler gefärbten Rassen, während 36* bei den helleren auch öfter die blonde Varietät vorkommt; es ist immer schlicht, zuweilen selbst straff, niemals natürlich lockig oder gar wollig. Der Bart wechselt nach den einzelnen Rassen bedeutend, indem er bald schwach, bald stark und dicht ist. Die Kurzschädel herrschen bei dieser Art sehr bedeutend vor und deßhalb ist denn der Schädel auch meistens quadratisch mit abgerundeten Ecken oder selbst kugelförmig, die Stirn breit, steil ansteigend, die Schläfengegend etwas eingedrückt, das Hinterhaupt mehr steil abfallend, die Augenhöhlen weit voneinander gerückt, die Nasenbrücke breit, die Schädelknochen selbst im Allgemei- nen weit fester und gewichtiger, als bei der folgenden Menschenart. Unter diesen Kurzköpfen finden sich je nach der Stellung der Kiefer wieder zwei Varietäten: Schiefzähner, welchen nur wenige Stämme, und Geradzähner, welchen die große Masse der turanischen Völker- schaften angehört. Zu den Schiefzähnern gehören vor allen die Kalmucken , die eigentlichen Tataren und die Mongolen oder Mandschu’s , Nomadenvölker der Hochplateaus von Centralasien, welche sich zugleich durch den eigentlichen pyramidalen Schädelbau auszeichnen, indem die zurückweichenden Stirnbeine mit den Scheitel- beinen auf der Spitze des Schädels in einer Weise zusammen laufen, daß dieser Vereinigungspunkt die Spitze einer Pyramide darstellen würde, deren Basis man durch die vorspringenden Backenknochen legen könnte. Die Gesichtszüge dieser Nomaden, welche sich in viel- fache Horden theilen, sind sehr übereinstimmend; sie haben schiefe, nach innen gesenkte, am äußeren Augenwinkel gehobene, sehr eng ge- schlitzte Augen, dicke fleischige Augenlider, schwarze, dünne, kaum ge- krümmte Augenbrauen, eine dicke kurze, an der Wurzel sehr breite Nase, deren Oeffnungen so geschlitzt sind, daß sie bei der Betrachtung von unten her parallel mit den Augenlinien laufen, stark vorsprin- gende Backenknochen, dicke fleischige Lippen, vorspringendes rundes Kinn und eine sehr große Ohrmuschel, die bedeutend von dem Kopfe absteht. Sie haben im Allgemeinen trotz der sorgfältigen Kultur, die sie ihm widmen, nur dünnen und kurzen Bart. Die übrigen nomadischen Völkerschaften Mittelasiens, welche sich in ihrer Sprache an die vorhergehenden anschließen und wozu na- mentlich die Kirkisen , die Turkomanen und die eigentlichen Turken oder Osmanli’s gehören, welche letztere in gleicher Weise wie die Mandschu’s im Osten und in China, so im Westen, in Klein- asien und der europäischen Türkei sich feste Wohnungen erobert und die nomadischen Gewohnheiten aufgegeben haben, alle diese Völker- schaften unterscheiden sich dadurch, daß ihre Kiefer mehr zurückweichen, und die Schneidezähne eine gerade Stellung einnehmen. Hiermit steht denn auch die Verschönerung der übrigen Gesichtszüge im Zusammen- hang; die Stirn wird senkrecht, so daß der Gesichtswinkel oft nur wenig von einem rechten abweicht, die Nase erhebt sich, ihre Brücke wird schmäler, ihre Flügel rücken näher zusammen, die Augen öffnen sich weiter und verlieren ihre schiefe Stellung, der Mund wird wohl geformt, der Bart voll und dicht, die Ohrmuscheln kleiner und an- liegend, so daß wir gerade unter den Türken häufige Beispiele sehr edler und wohl geformter Gesichtszüge finden. Aehnliche Verhältnisse finden sich bei der großen Rasse der Tschuden , welche ebenfalls ein mehr nomadisches Leben führen, zum größten Theil aber sich feste Wohnsitze erkoren hat, die indessen mehr nach dem Nordwesten des asiatischen Continentes und von da nach Europa sich hinüber erstrecken. In dieser Rasse, die man auch die Ugrer genannt hat, zeigt sich die meiste Hinneigung zu dem mongo- lischen Gesichtstypus, bei den Lappen, Finnen und Esthen im Norden Europa’s, den Uralern und Samojeden im Nordwesten Asiens, während die Magyaren zu diesen Stammes- und Sprach- verwandten hinsichtlich ihrer physischen Ausbildung sich etwa in ähn- licher Weise verhalten, wie die Osmanli’s des türkischen Reiches zu den Kalmucken der Steppe. Der Schädelbau der Finnen, der Lappen ist jetzt besonders genau bekannt und die typischen Eigenthümlichkeiten bis in die kleinsten Einzelheiten erforscht, so daß man nur wünschen muß, von allen übrigen Völkern ähnliche Beschreibungen zu haben. Die Polarregionen Asiens, die von Samojeden, Korjäken, Kamtschadalen, Kurilen und vielen mehr untergeordneten Völ- kerschaften bemohnt werden, zeigen uns in diesen einen eigenen Ras- sentypus mit verwandten Sprachen, der den Mongolen sich am nächsten anschließt. Es sind im Durchschnitte verhältnißmäßig kleine, zartge- baute Menschen von rauchiger, wenn gleich weißer Hautfarbe, mit langem, straffem und grobem Haupthaare, breitem, plattem, fast rund- lichem Gesichte, kurzer, an der Wurzel breiter Nase, mit breiten, weit geöffneten Nasenflügeln, kleinen dunklen, aber geradgeschlitzten Augen und wenig gebogenen, sparsamen Augenbrauen; sie nähren sich wesent- lich von Fischen und Seehunden, kleiden sich nur in Felle und schließen sich am nächsten an die Polarbewohner Amerika’s, an die Grön- länder und Eskimo’s an. Diese Völkerschaften, welche mit mehreren Stämmen den ganzen Polarkreis des amerikanischen Continentes einnehmen, und sich bis über die aleutischen Inseln hin verbreiten, gleichen in ihrem äußeren Verhalten ganz den Polarvölkern Sibiriens; sie haben lange, straffe, dicke, kohlschwarze Haupthaare, starken Bart, den sie sich aber auszureißen pflegen, kleine, schwarze, schläfrige Augen, platte Nase mit breiten Flügeln, etwas aufgeworfene Lippen und einen kleinen Körperbau, wobei sie leicht fett werden. Wenn indeß die äußere Erscheinung der asiatischen und amerikanischen Polarbewohner ziemlich identisch ist, so herrscht im Gegentheile in dem Schädelbaue die größte Verschiedenheit, indem die Asiaten den Kurzköpfen mit geraden Zähnen, die Ame- rikaner den Langköpfen mit schiefen Zähnen angehören. In der That zeigen die Schädel der Grönländer und Eskimo’s ein Verhältniß des Längendurchmessers zum Querdurchmesser wie 19 : 14 und eine sehr schmale Stirn, aber stark vortretende Backenknochen und ebenso vor- stehende Kiefer, so daß sie sich in vieler Beziehung der amerikanischen Rasse nähern. Die Schädel erscheinen ausnehmend höckerig, alle Muskelansätze stark ausgewirkt, die Schläfengruben tief, die Jochbogen stark von oben nach unten und nach außen gedreht, so daß die Schä- del viele Aehnlichkeit in dieser Beziehung mit den pyramidalen Schä- deln der Nomaden erhalten. Der östliche Theil des asiatischen Continentes nebst den japani- schen Inseln und der Halbinsel Korea wird von der Indochinesi- schen Rasse bewohnt, welche eine waizengelbe, bald mehr ins röthliche bald mehr ins hell grünliche spielende Hautfarbe besitzen; sie haben dichtes, schwärzliches, straffes Haupthaar, dicke Augenbrauen, wenigen dünnen Bart, stark vorstehende Backenknochen, schiefe Augenbraubogen und jene eigenthümliche, schiefe Stellung der eng geschlitzten Augen, welche so bekannt ist. Die Nase ist breit, etwas abgeplattet, die Stirn zurückweichend, ziemlich schmal, die Kiefer vorstehend, die Lippen etwas aufgeworfen und wulstig. Alle diese Völker, deren Cultur in ein so hohes Alterthum hinaufreicht und deren Sprachen das Gemeinsame haben, daß sie aus einsylbigen Wörtern zusammengesetzt sind, gehören zu den Langköpfen mit vorspringenden Kiefern und schief gestellten Zähnen, ein Schädelbau, wodurch sie sich wesentlich von den ver- wandten Völkern mit gleichem Gesichtsausdrucke unterscheiden. In der That findet sich an dem Schädel das bedeutende Ueberwiegen des Längsdurchmessers über den Querdurchmesser, wodurch die Bildung sich sogar mehr derjenigen der Afrikaner nähert, die zurückweichende Stirn vergesellschaftet mit den starken, breiten Backenknochen und den schiefen Flächen der Scheitelbeine, wodurch der Schädel, von vorn ge- sehen, eine mehr pyramidale Gestalt erhält. Die Tibeter und einige Stämme Hinterindiens scheinen in der nächsten Verwandtschaft mit diesem Typus der turanischen Art zu stehen, in der die höchste Schä- delform, die Langköpfe mit senkrechten Zähnen, noch nicht entwickelt ist. Der Iraner . Fig. 1490. Fig. 1491. Fig. 1492. Schäbel eines alten Etruskers. Fig. 1490. Von vorn. Fig. 1491. Profil. Fig. 1492. Scheitelansicht. Wir bezeichnen mit diesem Ausdrucke diejenige Menschenart, welche man auch mit dem Namen der kaukasischen oder weißen Art belegt hat. Die Entwickelung des Pigmentes hängt bei dieser Art wesentlich von dem Wohnorte ab, so daß die bei Weitem zahlreichsten Völkerstämme, welche gemäßigte Klimate bewohnen, eine weiße Hautfarbe besitzen, durch welche an gewissen Stellen, wie an den Wangen, die Blutfarbe durchschimmert, während die Bewohner südlicherer Gegenden bald eine mehr grünliche Bronzefarbe, bald eine bis zum Schwarzen gehende braune Färbung besitzen. Die Art selbst erstreckt sich von Vorder- Indien her über das persische Hochplateau und den Kaukasus hinüber nach Europa, welches sie mit Ausnahme des Nordens und Ungarns ganz bevölkert, so wie über den nördlichen Theil von Afrika, etwa von dem Wendekreise an, wobei sie indeß an dem arabischen Golfe, dem ganzen Laufe des Nil nachdringend bis weit gegen den Aequator hin vorrückt. Das Haupthaar ist entweder schlicht oder lockig, größ- tentheils braun oder schwärzlich, während in den nordischen Gegenden die blonde Varietät vorwiegt, die indessen mehr und mehr gegen die braune zurücksinkt. Das Gesicht ist stets oval, oft bedeutend in die Länge gezogen, die Augen weit und gerade geschlitzt, die Nase vorste- hend, schmal, die Nasenöffnungen so gestellt, daß sie beim Anschauen des Gesichtes von unten einen Winkel über den Linien der Augen- brauen bilden, die Stirne gewölbt, der Gesichtswinkel dem rechten sich annähernd, die Lippen nicht aufgewulstet. Die genaueren Untersuch- ungen über die Sprachen und ihre Stämme haben die Eristenz von zwei großen Stämmen nachgewiesen, von welchen der eine, der semi- tische oder syro-arabische Arabien nebst den afrikanischen Küsten des Mittelmeeres inne hat, während der andere, der indo-euro- päische von Ostindien aus über Europa sich erstreckt. An diese beiden großen Völkermassen, welche durch gemeinsame Abstammung ihrer Sprache sich aneinander schließen, reihen sich noch einerseits die Kaukasier zum größten Theile und andererseits der geringe Rest eines größtentheils untergegangenen Volkes an, welches wir unter dem Na- men der Basken kennen. In Beziehung auf den Schädelbau läßt sich bemerken, daß die Langköpfe bei dieser Art entschieden das Ueberge- wicht haben, und zwar die geradzähnigen Langköpfe, welche den übri- gen Menschenarten fast gänzlich abgehen und daß nur ein, größten- theils untergegangener Volksstamm durch die schiefe Stellung der Zähne und das Vorwiegen der Kiefer sich der niedrigsten Schädelform der Aethiopier nähert. Schiefzähnige Kurzköpfe fehlen bei dieser Art durchaus, welche somit in ihrer großen Mehrzahl der höchsten Schä- delform angehört. Die alten Aegyptier , als deren Nachkömmlinge die heutigen Fellah’s erscheinen, hatten eine dunkelröthliche oder bräunliche Farbe, volles Gesicht, platte Stirn, lang geschlitzte, aber gerade stehende halb geschlossene Augen, vorstehende Wangenknochen, eine breite, ziem- lich platte, sehr kurze Nase, deren Oeffnungen eigenthümlich S förmig ausgeschweift sind. Die Oberlippe ist sehr lang, der Mund wenig gespalten, die Lippen dick, die Ohrmuscheln groß und weit vom Schä- del abstehend, Haupthaar und Bart schwarz, gewöhnlich kraus, lockig, aber keineswegs wollig. Die Schädel der Fellah’s, sowie diejenigen, welche man den Mumien entnommen hat, sind im Allgemeinen sehr dicht und fest, wie diejenigen der Neger, zeigen aber in ihrer sonsti- gen Struktur nicht die lang gestreckte Form dieser, sondern die ge- wöhnliche ovale Gestalt der Langköpfe, steil ansteigende, breite Stirn, wenig eingedrückte Schläfengruben und schöne Wölbung der regel- mäßigen Schädelkapsel; dagegen sind die Kiefer sehr kräftig, stark vor- stehend und die Schneidezähne schief gestellt, so daß hierdurch offenbar eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Negertypus hergestellt wird. Dieselbe Aehnlichkeit mit dem Negertypus in Betreff der dunklen Hautfarbe, der etwas aufgeworfenen Lippen und der ziemlich platten Nase zeigt sich bei denjenigen Stämmen der Syro-Araber, welche un- ter dem Namen der Abyssinier , der Schangala’s oder Nubier , der Tibbus und der Gallas bekannt sind. Bei diesen neigt sich der Typus bald mehr dem afrikanischen durch eine stumpfe Nase, dicke Lippen und sehr lockiges Haar zu, bald mehr den übrigen Semiten durch ovale Gesichtsform, schmale, gebogene Nase, wohlgestaltete Lip- pen und lebhafte, weit geschlitzte Augen. Alle diese Völker haben in- deß so wie die übrigen semitischen Stämme die gerade Stellung der Zähne und das Zurückweichen der Kiefer, welches dem gewöhnlichen langköpfigen Typus angehört, miteinander gemein. Am höchsten er- hebt sich der Typus dieses großen syro-arabischen Volksstammes in den Berbern , den Arabern und den Juden , welche als engere Zweige desselben Stammes anzusehen sind. Das Gesicht bildet bei ihnen ein längliches Oval; das Haar ist schlicht, lang; die Stirn steil; die Augenbrauen wohl geschweift; die Nase groß, scharf, meist ziemlich gebogen; die Backenknochen etwas vorstehend; die Nasenöff- nungen S förmig geschweift; der Mund wohl gebildet, der Bart stark und lockig; die Augen groß, von schwarzer Farbe; die Hautfarbe ge- wöhnlich braungelb, bei den Weibern oft ziemlich weiß. Die Schä- del sind oval, der Scheitel sehr erhaben, die Augenhöhlen sehr weit, die Schädelknochen im Allgemeinen sehr dünn und zart, der Glieder- bau zart, aber sehnig. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Volk der Guanchen , welches noch in historischer Zeit die kanarischen Inseln bewohnte, und von den Eroberern im Namen des Christenthums auf die scheußlichste Art ausgerottet wurde, so daß wir jetzt nur noch trockene Mumien von ihnen kennen, nach allen physischen Merkmalen, so wie nach den auf uns gekommenen Ueberresten ihrer Sprache zu dem syro-arabi- schen Stamme gehörte. Das kleine Volk der Basken , welches der letzte Ueberrest der alten Iberier ist, spricht eine Sprache, welche von allen übrigen iranischen Sprachen gänzlich verschieden, vielmehr mit den amerikani- schen Idiomen einige entfernte Aehnlichkeit hat. Die physischen Cha- raktere dieses durch Leichtigkeit und regelmäßigen Körperbau ausge- zeichneten Volksstammes sind noch nicht wissenschaftlich untersucht und namentlich haben wir noch keine Beschreibung ihres Schädelbaues erhalten, obgleich es keinem Zweifel unterliegen mag, daß sie zu den geradzähnigen Langköpfen gehören. Die Kaukasier , zu welchen mit Ausnahme der an den Quellen des Terek lebenden Osseten oder Iron’s, die sämmtlichen Völker des Kaukasus gehören, stellen in allen Verhältnissen den schönsten Men- schentypus dar und gehören alle ohne Ausnahme ihrer Schädelstruktur nach zu den geradzähnigen Langköpfen, wenn gleich sehr häufig ihre Schädelform mehr rundlich wird. Alle diese Völkerschaften haben eine ausgezeichnete weiße Hautfarbe und nähern sich sehr in allen Bezie- hungen den Europäern, sprechen aber Sprachen, welche zwar nahe mit einander verwandt, aber mit den indoeuropäischen oder semitischen durchaus nicht die mindeste Aehnlichkeit haben. Als letzte aber größte Völkerfamilie stellen sich in dieser Men- schenart die der Indoeuropäer dar, deren Sprachen alle bekannt- lich von einer gemeinschaftlichen Mutter, dem Sanskrit, abstammen. Alle Völker dieser Familie gehören den Geradezähnern an, aber sonst stellen sich in der Schädelform zwei wesentliche Unterschiede dar, welche sogar in der näheren Verwandtschaft der Sprachen einen Wiederklang finden. Die alten Perser , die Afghanen , die Osseten des Kau- kasus und die Kurden stimmen mit sämmtlichen slavischen Völker- schaften, deren Sprachen mit den ihrigen die nächste Aehnlichkeit haben, darin überein, daß sie Kurzköpfe sind, woher die breiteren Stirnen, das steiler abfallende Hinterhaupt, das geringe Ueberwiegen des Längs- durchmessers über den Querdurchmesser und die mehr platten breiteren Gesichter, wodurch sich der Ausdruck dieser Rassen mehr demjenigen der turanischen nähert. An dem Schädel sind bei allen diesen Kurz- köpfen die Augenbogen stark entwickelt, das Hinterhaupt dagegen nie- mals höckerig, sondern gerade abgeschnitten und die Höcker der Schei- telbeine weit nach hinten gerückt. Das Stammvolk der Hindus mit seiner bronzefarbigen Haut und dem zierlichen, fast weibischen Körperbaue, das Urvolk der Celten mit seinen geringen Resten in Schottland, Irland und der Bretagne und den aus Mischung hervorgegangenen Celto-Romanen und Gräco-Romanen sowie die sämmtlichen germanischen Stämme gehören alle dem Typus der Langköpfe an, wodurch ein wesentlicher Unterschied von der vorher berührten Gruppe der Kurzköpfe gegeben ist. Es wäre unnöthig auf ihre weitere Beschreibung hier einzugehen. Dreizehnter Brief. Die Verbreitung der Thiere auf der Erde. Schon auf einem kleineren Fleck, dessen Umgränzung kaum einige Stunden Weges einnimmt, sieht der aufmerksame Beobachter eine bedeutende Verschiedenheit in der Verbreitung der einzelnen Thiere, welche mit ihm diesen Fleck bewohnen. Die einen finden sich nur in Schaaren, in größeren oder geringeren Gesellschaften, welche bald in constanter Weise organisirt sind, wie die der Ameisen oder Bienen, bald nur durch eine gewisse Gewohnheit der Geselligkeit zusammenge- halten scheinen, wie die Schwärme vieler anderer Insektenarten, der Raben oder anderer Vögel. Im Gegensatz hierzu stehen viele Arten, wie die Raubvögel, die man stets nur vereinzelt nur hier und da, über weitere Entfernungen herrschend antrifft. Jeder junge Sammler von Schmetterlingen z. B. weiß, daß die einen Arten überall häufig anzutreffen sind, während andere ihm nur sehr selten in die Hände fallen und daß diese oder jene Orte eine besondere Physiognomie be- kommen durch die Arten, welche sich daselbst in Menge aufhalten. So zeigt sich denn schon eine gewisse Gesetzmäßigkeit in der Vertheilung der verschiedenen Thiere auf beschränktem Raume, deren Regel man auch in einigen größeren Zügen leicht entdecken kann. Man sieht bald, daß bei denjenigen Klassen, welche durch ihre große Zahl, ihre Beweglichkeit und Farbe besonders geeignet sind, einer Gegend einen bestimmten Charakter aufzudrücken, daß namentlich bei den Insekten und Vögeln eine gewisse Abhängigkeit von der Vertheilung der Pflan- zen herrscht, welche theils unmittelbar theils mittelbar durch ihre Be- wohner beiden Thierklassen als nothwendige Bedingungen ihrer Exi- stenz gelten. Die Wiese zeigt andere Bewohner als der Wald und dieser wieder verschiedene Arten, je nach der Qualität seines Baum- bestandes; Sümpfe und Moräste andere, als trockene sandige oder gebirgige Gegenden. Nicht minder bemerkt man, daß diejenigen Arten, welche eine bedeutendere Körpergröße besitzen, in Beziehung zu der Fülle des Nahrungsmateriales stehen und daß deßhalb die größeren Fleischfresser am weitesten ausgedehnte Bezirke haben, in welchen sie nach Beute umherjagen. Der Bewohner einer kleinen Gegend kennt eben sowohl den Fuchsbau, als das einsame Gabelweihenpaar, welches zu bestimmter Stunde den Horst verläßt, um seine Nahrung zu suchen und der Sammler weiß sehr wohl, an welchem oft äußerst eng be- gränzten Flecke seiner Umgebung er sicher sein kann, diese oder jene Art zu finden, die sonst oft in der ganzen Umgegend nicht vorkommt. Diese Verhältnisse erweitern sich, sobald man aus dem engen Kreise des Wohnortes heraustretend mehr in die Ferne schweift. Der Bewohner von bergigen Gegenden kann schon in wenigen Stunden, wie in der Pflanzen- so auch in der Thierwelt, eine totale Umän- derung finden. Wie die Wälder allmälig zusammenkrüppeln, die Ge- wächse mehr dem Boden sich nähern und endlich an der Gränze des ewigen Schnees nur eine höchst kümmerliche Vegetation von gänzlich verschiedenen Arten zusammengesetzt sich zeigt, so sieht man auch in der Thierwelt nach und nach die Arten der Ebene verschwinden und statt ihrer fremdartige Formen auftreten, welche den veränderten Le- bensbedingungen der höheren Regionen angepaßt sind. Es hält leicht die Umgestaltung des pflanzlichen und thierischen Lebens, welche sich hier zeigt, auf Rechnung der abnehmenden Wärme zu setzen, obgleich eine aufmerksamere Beobachtung zeigt, daß dies nicht der allgemeine Grund, wenn auch ein außerordentlich wirksamer sei. Am auffallendsten endlich tritt diese Veränderung des thierischen Lebens auf der Erde hervor, wenn man über weite Flächen der Erde in horizontaler Richtung sich bewegt. Je weiter der Kreis der be- kannten Erde sich ausdehnte, desto mehr wurden die Entdecker neuer Länder von den ungewohnten Pflanzen- und Thierformen angeregt, welche sie dort trafen. Das erste Bedürfniß war, zu sammeln, auf- zubewahren und den Bewohnern der Heimath jene staunenswerthen Seltenheiten zu zeigen. So entstanden gegen das Ende des Mittel- alters die ersten Sammlungen und jene Werke, welche unter dem Titel Raritätenkammer, Weltschatz u. s. w. die Seltenheiten der neu ent- deckten Gegenden den Bewohnern des alten Continentes in Kupfern vor Augen führten. Man darf wohl sagen, daß der neu erwachte Eifer für die Naturwissenschaften sich wesentlich mit an diesen Gegen- ständen der Neugierde entzündete und daß so nach und nach mit der Kenntniß dieser Gegenstände auch zugleich das Bewußtsein eingepflanzt wurde, daß verschiedene Erdzonen sich völlig durch die Verschiedenheit ihrer Bewohner charakterisiren ließen. Aber erst nach und nach wurde man auf die Wichtigkeit dieses neuen Zweiges der Wissenschaft auf- merksam und erst gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts begann man das Material kritisch zu sichten und nach wissenschaftlichen Grund- sätzen zu ordnen. Der Schwierigkeiten einer solchen Bearbeitung sind viele. Die meisten Reisenden und Sammler hatten gar keine Idee von der Wich- tigkeit der genauen Notirung eines Wohnortes und es kam ihnen wenig darauf an, ob der Balg oder die Muschel, welche sie mit- brachten, aus Ost- oder Westindien stammte. Viele suchten auch im Interesse höheren Gewinnstes absichtlich zu täuschen, indem sie den Arten andere, selten besuchte Wohnorte anwiesen. Eine große Ver- wirrung wurde endlich durch diejenigen Reisenden herbeigebracht, welche den ähnlichen Thieren, die sie in fremden Ländern fanden, die in der Heimath gebräuchlichen Namen gaben. So wie die älteren Römer in den Elephanten nur Ochsen sahen, so fanden die ersten Eroberer in Amerika den Löwen und den Tiger, den Eber und das Schaf und man hatte lang Mühe und Noth, bis man aus mehr oder minder verworrenen Angaben dieser Art das Richtige ausscheiden konnte. Noch heute herrscht über viele Arten, die seit langer Zeit her wohl bekannt sind, hinsichtlich ihrer Verbreitung Zweifel, der erst nach und nach durch solche Beobachter, welche die Wichtigkeit dieser Bestimmungen kennen, gelöst werden kann. Zu diesen Schwierigkeiten, die aus der Unvollkommenheit der Beobachtung und dem Mangel der Genauigkeit der Beobachter hervorgehen, gesellen sich noch andere, welche in dem Gegenstande selbst begründet sind. Viele, namentlich gesellige Thiere unternehmen oft weite Wanderungen, deren Ursachen gewöhnlich in der mangelnden Nahrung an ihrem bisherigen Wohn- orte liegen. Bei vielen Arten sind diese Wanderungen in periodischer Wiederkehr eingerichtet. Wir sind von unseren Störchen und Schwal- ben gewohnt, daß sie im Herbste südwärts ziehen und im Frühjahre uns wiederkehren; eine Abweichung von dieser Regel würde als ein außerordentliches Naturereigniß gedeutet werden. Nicht so verhält es sich mit den Wanderungen der Lemminge zum Beispiele, der Heu- schrecken und so mancher anderer Thieren, die in gewöhnlichen Zeiten ruhig innerhalb ihrer Wohnsitze bleiben, zuweilen aber plötzlich von Hungersnoth getrieben in Masse ausziehen, um an anderen Orten Futter zu suchen, ähnlich gewissermaßen hierin den Menschenschwär- men zur Zeit der Völkerwanderung. Es ist zuweilen vorgekommen, daß der Verbreitungsbezirk eines Thieres durch solche Wanderung und die davon zurückbleibenden Ansiedler in bedeutender Weise ver- größert wurde. Weniger in Anschlag zu bringen sind zufällige Ver- irrungen oder Verschlagungen, welche zuweilen vorkommen und durch Stürme, Meeresströmungen oder ähnliche Ursachen bedingt werden. Während die Pflanzenwelt nur auf das feste Land und somit auf den kleinsten Theil der Erdoberfläche beschränkt ist, breitet sich die Thierwelt gleichmäßig im Meere und auf dem Lande aus und dürfte in beiden Elementen etwa eine gleiche Zahl von Formen be- sitzen. Wenn es sich deßhalb darum handelt, die geographische Ver- breitung der Thiere näher in das Auge zu fassen, so müssen Land und Meer gleichmäßig berücksichtigt werden, ein Umstand, wodurch, wie man leicht sieht, die Schwierigkeiten verdoppelt werden, da das Meer als das unzugängliche Element sich nur schwierig die zu solcher Be- arbeitung nöthigen Thatsachen entreißen läßt, wie denn auch anderer- seits die Bestimmung des Ortes größeren Schwierigkeiten und größe- ren Irrthümern unterworfen ist. Zu dem bietet, wie es scheint, das Meer durch seine uns zum großen Theile noch unbekannten Strö- mungen und durch die größere Gleichförmigkeit seiner Temperatur eine bedeutende Leichtigkeit zur Zerstreuung der Thiere über größere Strecken dar. Untersucht man die Verhältnisse, unter welchen die zahlreichen Thierarten auf der Erde verbreitet sind, so zeigt sich bald, daß nur wenige dieser Arten sich fast über die ganze Erdoberfläche zerstreut finden, die meisten dagegen einen fest beschränkten Wohnort haben, nach dessen Gränzen hin sie allmälig seltener werden und sich endlich ganz verlieren. Die Seltenheit einzelner Thiere an bestimmten Orten rührt oft nur daher, daß diese Orte an der Grenze ihres Verbrei- tungsbezirkes liegen. Andere freilich sind überall, wo sie auch sein mögen, stets nur in vereinzelten Exemplaren zu finden, obgleich auch hier sich meistentheils ein größerer oder geringerer Raum nachweisen läßt, auf welchem die Art eigentlich zu Hause ist. Am weitesten ver- breitet sind diejenigen Arten, welche dem Menschen entweder als Haus- thiere angehören oder doch größtentheils auf seine Kosten leben. Der Hund, das Pferd, das Haushuhn, die Ratte, die Schabe, der Floh und die Laus haben den Menschen über die ganze Erde begleitet und sich überall mit ihm mehr oder minder heimisch gemacht; ja, an eini- gen Stellen sind diese Hausthiere durch Vernachläßigung wieder in halbwilden Zustand zurückgekehrt und so auf künstliche Weise manche Thierart an Orten einheimisch geworden, wo sie früher durchaus un- bekannt war. Dieß ist z. B. der Fall mit dem Pferde in den Pam- pas in Südamerika, mit dem Eber in den westlichen Savannen Nord- amerikas, mit der europäischen Biene längs der Ufer des Missisippi und seiner Nebenströme. Indessen beschränken sich diese Beispiele bis jetzt nur auf äußerst wenige Arten, welche, wie erwähnt, zu dem Men- schen in einer näheren Beziehung stehen. Im Uebrigen kennen wir nur wenige mit dem Menschen in keiner Beziehung stehenden Thiere, welche, wie der Distelfalter (Vanessa Cardui) über Europa, Asien, Af- rika und Neuholland verbreitet wären und auch hier, wie bei anderen Beispielen mag die Verbreitung oft eine zufällige sein, bedingt durch die Ueberführung gewisser Substanzen, in welchen Larven, Eier oder vollendete Thiere fortgeführt wurden. Bei allen übrigen Arten läßt sich stets mit Sicherheit ein be- stimmter Verbreitungsbezirk nachweisen, der nicht nur von dem Boden und dem Klima, sondern von einer Menge von Verhältnissen bestimmt wird, die mit der ganzen physikalischen Beschaffenheit des Erdtheiles zusammenhängen und deren genauere Ergründung uns größtentheils unmöglich ist. Warum unter gleichem Breitegrade oder vielmehr unter derselben Linie gleicher Wärme Amerika eine von dem alten Continente durchaus verschiedene Thierbevölkerung zeigt, ist ebenso wenig einzusehen, als die Aehnlichkeit gewisser Typen, welche sich in entsprechenden Gegenden trotz aller Verschiedenheit zeigt. Zuweilen sind solche entsprechende Arten einander so ähnlich, daß nur eine minutiöse Vergleichung die Unterschiede nachweisen kann; in anderen Fällen ist die Verschiedenheit so groß, daß selbst der stumpfste Sinn davon getroffen wird und ganze Länderstrecken einen eigenthümlichen Charakter durch solche Bewohner erhalten. Die Größe der Verbrei- tungsbezirke der einzelnen Arten hängt ebenso mit mannigfachen Ei- genthümlichkeiten theils der Thiere selbst, theils der sie umgebenden Verhältnisse zusammen. Im Allgemeinen kann man sagen, daß ent- gegen der Ansicht, die man sich von vorne herein bilden möchte, der Verbreitungsbezirk um so geringer ist, in je höherem Grade die Bewe- gungswerkzeuge ausgebildet sind, indem der Bau derselben gestattet, zufälligen Einflüssen, welchen andere Thiere nicht zu widerstehen ver- mögen, Widerstand zu leisten. So wird man den Geieradler, den Condor, die Gemse nicht außerhalb der diesen Thieren angewiesenen, wenn auch beschränkten Wohnsitze finden. Ihre Bewegungswerkzeuge sind kräftig genug, fortführenden Gewalten Widerstand zu leisten, oder sie wieder an den Heimathsort zurückzubringen. Ganz entge- gengesetzt verhält es sich mit den festsitzenden Thieren, welche übrigens, wie wir aus dem Früheren wissen, wohl alle ohne Ausnahme Jugend- zustände besitzen, in welchen sie leicht beweglich und der Ortsverände- rung fähig sind. Die mittelst ihrer Räderorgane frei umherschwim- menden Larven der Schnecken und Muscheln, die Larven der Ranken- füßer, die als Quallen frei umherschwimmenden Geschlechtsknospen der Hydromedusen können von Meeresströmungen außerordentlich weit und an Orte verführt werden, welche sir in späteren Zeiten, nachdem sie ihre Larvenzeit vollendet haben, nicht wieder verlassen können. Schiffe und Treibhölzer haben nicht minder dazu beigetragen, solche festsitzende oder sich anklammernde Thiere aus einer Küstengegend in die andere zu verpflanzen, wie dieß namentlich von den schädlichen Bohr- würmern thatsächlich nachgewiesen ist. Was sonst die Größe der Ver- breitungsbezirke betrifft, so erscheint diese in Ebenen, in Uebereinstim- mung mit der Gleichförmigkeit der Umgebung, bei weitem größer als in Gebirgen, die mit ihren eigenthümlichen Arten der höheren Regionen gleichsam wie Inseln aus dem umgebendem Meere der Ebene hervor- ragen. Gras- und früchtefressende Thiere zeigen im Allgemeinen be- schränktere Verbreitungsbezirke und größere Fixität des Wohnortes, als die fleischfressenden Raubthiere, welche oft gezwungen sind, weite Streifzüge anzustellen, um ihrer Beutelust zu genügen. Untersucht man die Verbreitung jeder einzelnen Art, besonders indem man dieselbe auf Karten aufträgt, so zeigt sich bald eine gewisse Vergesellschaftung in der Art, daß die Verbreitungsbezirke vieler Thiere wesentlich zusammenfallen, wenn auch ihre Gränzen hier und da von einander abweichen. Es bilden sich so Gruppen, deren Existenz theils von einander, theils von dem Typus der Vegetation abhängt, Grup- pen, die sich wechselseitig bedingen und so ein Ganzes darstellen, was man mit dem Namen der Fauna einer Gegend bezeichnet. So wird man leicht erkennen, daß die Verbreitungsbezirke des Rennthieres, des Vielfraßes, des blauen Fuchses und des weißen Bären mit einander in einer gewissen Beziehung stehen und daß diese Thiere vorzugsweise eine Thierbevölkerung charakterisiren, welche wir mit dem Namen der Fauna der Polarzone bezeichnen können. So wird man finden, daß die ganze Ordnung der Vierhänder, Affen und Halbaffen, sich inner- halb des Verbreitungsbezirkes der Palmen hält und nirgends densel- ben überschreitet, daß mit den Affen auf der einen Hälfte des Con- tinentes die großen Dickhäuter, Elephant und Nashorn, auf der andern Tapire, Pekari’s und ähnliche Thiere der Tropen in Beziehung stehen, und daß diese Tropenfaunen in Amerika noch besonders durch die zahn- armen Säugethiere, in Neuholland durch die mannigfaltigen Formen der Beutelthiere ausgezeichnet sind. Jedoch muß vor Allem darauf aufmerksam gemacht werden, daß eine solche Gruppirung zu einer Fauna niemals eine absolute Gränze zeigt, indem jede Art einen ab- weichenden Verbreitungsbezirk hat, so daß an den Gränzen namentlich vielfache Uebergriffe und Einkeilungen vorkommen. So streift der bengalische Tiger z. B. bis nach Sibirien hin und tritt so aus dem tropischen Klima, dessen eigentlicher Bewohner er ist, heraus, während der Wolf zuweilen bis weit nach Süden hin vordringt. Wenn wir deßhalb bestimmte Faunen abgränzen, so geschieht dieß stets nur in approximativer Weise und man darf aus unserer Abgränzung nament- lich nicht schließen, daß die Physiognomie der Thierbevölkerung mit einem Schlage, wie beim Ueberschreiten einer Gränze sich ändere. Nur dann, wenn Continente durch weite Meere, Binnenseen durch weite Landstrecken getrennt sind, finden plötzliche Umänderungen der Faunen statt, während im Gegentheile bei Erstreckung kleiner Meere oder Continente die Physiognomie nur allmälig ändert, indem häufige Arten allmälig seltener werden und endlich ganz aufhören, während sie durch andere ersetzt werden. Durch diese Verhältnisse bestimmt, hat man häufig versucht, für jede Art ein bestimmtes Heimathszentrum zu konstruiren, von welchem aus sie sich nach und nach über weitere Flächen ausgedehnt haben sollte, eine Ansicht, die von den Thatsachen durchaus nicht unterstützt wird, indem die Verbreitungsbezirke meist mehr gürtelförmige Zonen darstellen und dann auch einer solchen Ver- breitung namentlich bei Süßwasserthieren physische Schwierigkeiten entgegenstehen, welche unlösbar sind. So würde es unmöglich sein für die Karpfen und Hechte oder die Forellen, welche die süßen Ge- Vogt. Zoologische Briefe. II. 37 wässer Mitteleuropas bewohnen, einen Mittelpunkt aufzustellen, von welchem aus sich diese Fische in die verschiedenen Flußgebiete verbreitet hätten, zwischen welchen kein für sie praktikabler Uebergang vorhanden ist. Die Forelle der höhern Bergbäche des Donaugebietes ist ganz dieselbe, wie die Forelle auf den südlichen Abhängen der ligurischen Alpen und dennoch ist zwischen beiden kein Uebergang, auch nicht durch die Zwischenstationen der übrigen Gebirge möglich. Schon diese ein- fache Betrachtung widerlegt aufs Bündigste die absurde Ansicht von der Entstehung der einzelnen Thierarten aus einem einzigen Paare, welche aus sonstigen ökonomischen Gründen der Thierwelt eine reine Unmöglichkeit ist. Bei der mindesten Einsicht in diesen ökonomisch- socialen Zusammenhang der einzelnen Thierarten unter einander kann sich jeder leicht sagen, daß ein einziges Tigerpaar alle pflanzenfressen- den Arten der ganzen ostindischen Fauna hätte verzehren müssen, bevor es denselben möglich gewesen wäre, sich fortzupflanzen und läßt sich durch diese, wie andere Beispiele leicht zeigen, daß die jetzige, wie alle früheren Schöpfungen in einem numerischen Verhältnisse aufreten muß- ten, welches dem jetzt bestehenden bis auf kleine Abweichungen hin ähnlich sein mußte, indem das harmonische Verhältniß zwischen fleisch- fressenden und als Nahrung dienenden Thieren nur geringe Abwei- chungen erlaubt. Es wurde schon oben angeführt, daß wir bei der Betrachtung der geographischen Verbreitung der Thiere Festland und Meer wesent- lich von einander halten müssen, indem beide durchaus verschiedene Bewohner aufzuweisen haben und daß man auf dem Festlande ebenso wesentlich nach zwei Richtungen hin unterscheiden müsse, indem die Faunen sich sowohl nach horizontaler Erstreckung, wie auch nach ver- tikaler unterscheiden. Betrachtet man in letzterer Beziehung die Ver- theilung des thierischen Lebens auf der Erde, so zeigt sich, daß die Uferzone des Meeres in jeder Beziehung die reichste ist an Mannig- faltigkeit der Formen, wie an Zahl der Individuen und daß diesen beiden Beziehungen nach das Thierleben um so mehr abnimmt, als man in die Höhe oder in die Tiefe kommt, eine Erscheinung, die übrigens mit denjenigen in der Pflanzenwelt in vollkommenem Ein- klange steht. Zu den vielen Raubthieren, namentlich Vögeln, welche zwar das feste Land bewohnen, aber auf dem Meere schwimmend ihre Nahrung suchen, gesellen sich die zahlreichen Bewohner des Strandes und weiter in das Land hinein die eigenthümliche Bevölkerung der Tiefebenen mit ihren Sümpfen, Morästen und Lagunen, in welchen oft eine besondere Mischung von Bewohnern des salzigen uud süßen Wassers stattfindet. Die Hügelländer werden schon ärmer, wenn- gleich die gewöhnlich dichte Waldvegetation mit ihren zahlreichen Bächen der Thierwelt weit größere Ressourcen bietet, als die meist trockenen und dürren Hochplateaus, welche wieder eine ganz eigen- thümliche Bevölkerung zeigen. Ueber diesen erheben sich endlich die Hochgebirge, wo zuletzt in dem ewigen Schnee und Eis alles thierische Leben erstirbt, nachdem es vorher in äußerst kümmerlichen Resten sich gezeigt hat. Im allgemeinen läßt sich nicht verkennen, daß bei der Umänderung der Faunen, welche durch die Höhenzonen hervorgebracht wird, ebenso wie in dem Pflanzenreiche eine gewisse Aehnlichkeit mit den Polarregionen zu Stande kommt; sowie der Wanderer, der aus Deutschland nach Norden geht, statt der Buchen und Eichen anfangs nur Tannen und Birken, später Zwergtannen und zuletzt nur Moose und niedrig wachsende Kräuter in eben solcher Reihenfolge nach dem Pole hin findet, wie er sie bei der Besteigung der Alpen beobachten kann, so sieht auch der Thierforscher den Eber und das Pferd allmälig verschwinden und statt ihrer in aufsteigender Folge die Ziege, die Gemse, den Luchs, das Murmelthier, den weißen Hasen und das Schneehuhn erscheinen, deren gleiche oder verwandte Arten er bei dem Vordringen nach Norden wiederfindet, und in gleicher Weise sieht er die Bewohner der süßen Gewässer allmälig ändern und statt der Weißfische, der Karpfen und Hechte, die Aalquappe und das Lachsge- schlecht eintreten. In ähnlicher Weise gestalten sich die Erscheinungen, wenn wir die Bewohner des Meeres in die Tiefen desselben verfolgen. Auch hier ist die Uferzone, welche bei tiefer Ebbe noch abgedeckt wird, in jeder Beziehung die reichste und die Zahl der Arten, wie die Menge der Individuen nimmt in demselben Verhältnisse ab, als wir in die Tiefe dringen, so daß bei tausend Fuß nur noch höchst seltene Be- wohner des Meeresbodens gefunden werden. Begreiflicher Weise sind bei der Schwierigkeit der Untersuchung diese Verhältnisse noch weit weniger im Meere gekannt, als auf dem festen Lande, so daß hier noch vielfache Nachforschungen zu machen sind, die um so wichtiger erscheinen, als sie zu der Geschichte der Erde in engerer Beziehung stehen, als die Verhältnisse des Festlandes. Auch hier zeigen sich mannigfache Verschiedenheiten je nach der Beschaffenheit des Meeres- bodens selbst, indem Schlamm, Sand oder Fels durchaus verschiedene Ansiedler und mit ihnen andere freischwimmende Seethiere herbeiziehen. 37* Wenn die vertikale Vertheilung besonders bei kleineren Raum- abschnitten von größter Wichtigkeit erscheint, so verschwindet sie ver- hältnißmäßig mehr, sobald man die horizontale Verbreitung der Thiere nach größeren Regionen in das Auge faßt. Tiefebenen und Hügel- land, Hochebenen und Gebirge finden sich fast in jeder dieser größeren Zonen, so daß hierdurch eine gewisse Aehnlichkeit hergestellt und die Verschiedenheit hauptsächlich durch die größere oder geringere Entfer- nung von dem Aequator bedingt wird. Wenn wir nun auf die nähere Umgränzung dieser Zonen eingehen, so können wir dieselben nur in ihren größten Zügen umfassen, nicht aber in die Einzelnheiten eingehen, die uns nothwendiger Weise bis auf die Gattungen und Arten führen müßten, welche wir schon in dem systematischen Theile zur Seite lassen mußten; denn wenn es einzelne Ordnungen und um so mehr Familien giebt, welche genau in bestimmte Zonen eingegränzt sind, so finden wir dagegen andere Gattungen, Familien und Ord- nungen, welche in verschiedenen Arten sich über die ganze Erde ver- breiten und deren Vertheilung man deßhalb nur dann richtig auffassen kann, wenn man bis auf die Arten herabgeht. So sehen wir die Hirsche, die Bären, die Hunde, die Katzen von den Polargegenden bis zu dem Aequator ausgedehnt, wenn auch das Rennthier, das Elen, der Edelhirsch, der Dammhirsch u. s. w. durchaus verschiedene Arten sind, die einander wechselseitig ergänzen. Im Allgemeinen gilt auch hier das schon bei der vertikalen Verbreitung gefundene Gesetz, daß auf dem festen Lande Mannigfaltigkeit der Arten und Zahl der Individuen um so mehr zunehmen, je mehr man sich dem Aequator nähert, während bei den Meeresbewohnern dieß nur für die Mannig- faltigkeit der Formen, nicht aber für die Zahl der Individuen gilt. Zugleich erhebt sich, während man dem Aequator näher kommt, das thierische Leben mehr in die Luft, während es in dem Meere um so mehr in die Tiefe sinkt, je näher man dem Pole kommt; so findet man z. B. in den Tropengegenden eine Menge derjenigen Insekten- gattungen, welche in gemäßigten Zonen auf der Erde hausen, in der Höhe auf Bäumen und Pflanzen, während der Boden gänzlich den Ameisen und Termiten überantwortet ist; so sieht man bei den Säuge- thieren z. B. ganze Ordnungen, wie diejenigen der Affen, auftreten, welche nur auf das Klettern angewiesen sind, und andere, wie Insek- tenfresser, Eidechsen, Schlangen und Frösche auf Bäumen und Sträu- chen ihr Wesen treiben, die in gemäßigten Zonen an die Erde gebannt sind. Ebenso vermehrt sich nach den Tropen hin die Zahl der Nacht- thiere aller Art, wie denn überhaupt das thierische Leben, welches in nördlichen Gegenden sich besonders um die Mittagsstunde concentrirt, unter den Tropen seine größte Entfaltung unmittelbar vor Sonnen- aufgang und nach Sonnenuntergang findet. Bei der Betrachtung der einzelnen Faunen, die wir in zwei pa- rallele Reihen, Faunen des Festlandes und des Meeres, theilen, fassen wir bei den ersteren die Bewohner des Landes, wie des süßen Was- sers zusammen, die schon um deßwillen nicht getrennt werden können, als bei den Insekten namentlich viele Arten in verschiedenen Lebens- zuständen bald das eine, bald das andere Element bewohnen. Faunen des Festlandes. Indem wir von Norden nach Süden fortschreiten, finden wir zuerst im Umkreise des Nordpols, gleichmäßig verbreitet über beide Erdhälften, die Polarregion , deren Südgränze durch das Waldgebiet bezeichnet ist. Auf dem alten Kontinente hören die Wälder etwa bei dem 65-sten Grade, auf dem neuen etwa an dem 60-sten nördlicher Breite auf. Ungeheure Ebenen, den größten Theil des Jahres hindurch mit Schnee und Eis bedeckt, charakterisiren diese Gegend, die nur wenige Gräser und Sommerkräuter erzeugt. Deßhalb besteht auch der we- sentliche Charakter dieser Polarregion darin, daß die pflanzenfressenden Thiere gänzlich zurücksinken und die Fleischfresser auf solche Arten reduzirt sind, welche von Fischen längs der Meeresufer sich nähren. Die einzigen Nager sind der Lemming (Lemmus norvegicus) und der Eishaase (Lepus glacialis) , der einzige Wiederkäuer das Rennthier (Cervus tarandus) , welches die spärlichen Flechten aus dem Schnee schabt und im Winter dennoch gezwungen ist, sich nach der Wald- gränze gegen Süden zurückzuziehen. Der Eisbär (Ursus glacialis) , der weiße und blaue Fuchs (Canis lagopus, isatis) , der nordische Viel- fraß (Gulo borealis) und die Seeotter (Enhydris marina) jagen in diesen unwirthbaren Regionen, in denen nur wenige kleine Singvögel von der Schneeeule (Surnia nyctea) verfolgt werden. Ungemein zahl- reich sind dagegen die Wasservögel, die Lumme (Uria) und Alke (Al- cida) , die Möven (Larus) und Raubmöven (Lestris) , die Kormorane (Carbo) und Sturmvögel (Procellaria) , die Taucher (Colymbida) und Eiderenten (Somateria) , welche an den felsigen Ufern des Meeres nisten und sämmtlich von Fischen sich nähren. Die Klassen der Lurche und Reptilien fehlen ganz; unter den Insekten finden sich nur solche Arten, welche wie die Schnaken (Culicida) und Eintagsfliegen (Ephe- merida) nur eine höchst kurze Zeit in vollendetem Zustande vollbrin- gen. Die Ordnungen der Geradflügler, der Halbflügler, der Käfer fehlen gänzlich, ebenso wie alle diejenigen Klassen, deren Existenz auf dem festen Lande an süßes Wasser gebunden ist. Die gemäßigte Zone , welche man von der Waldgränze bis etwa gegen die Wendekreise hin begreift und die wesentlich durch den Gegensatz zwischen Sommer und Winter charakterisirt ist, läßt sich auf dem alten Kontinente in mehrere Faunen theilen. Die Fauna von Centraleuropa zeigt im Norden vorzüglich den Vielfraß, das Rennthier, das Hermelin (Mustela erminea) , den nordischen Luchs (Lynx) , den Edelfalken (Gyrfalco) , den Kreuzschnabel (Loxia) , den Seidenschwanz (Bombycilla) , das Blaukehlchen (Lusciola suecica) , wäh- rend Lurche und Reptilien ihr noch abgehen und unter den Süß- wasserfischen die Familie der Lachse (Salmonida) alle übrigen weit überragt. Während im Sommer dieselben fürchterlichen Mücken- schwärme sich finden, welche in der Palarregion dem Menschen mehr Noth machen, als selbst in den Tropengegenden, wiegen unter den Käfern die fleischfressenden Laufkäfer (Carabida) bei weitem vor, zu welchen sich wenige Geradflügler, Hemipteren und einsame Bienen gesellen. In dem südlicheren Theile dieser Fauna, welche sich wesent- lich durch die Laubholzwaldungen charakterisiren läßt, erscheinen das Elenthier (Cervus alces) , der Auerochs (Bos urus) , das Reh (Cervus capreolus) , der Hirsch (Cervus elaphus) , die Gemse (Antilope rupi- capra) , der gewöhnliche Fuchs (Canis vulpes) , der Dachs (Meles taxus) , die Wiesel und Iltisse (Mustelida) , die wilde Katze (Felis catus) , die Fischotter (Lutra) , der Desman (Myogale moschata) , die Adler, die Weihen (Milvus) , und andere Falken (Astur, Buteo, Circus) , die wilde Taube und Gans, der Auerhahn (Tetrao urogallus) , der Trappe (Otis) , die Nachtigall, der Lämmergeier (Gypaëtos) . — Lurche und Reptilien treten hier zum ersten Male auf, Frösche, Salamander, Molche und Fischmolche (Proteus) , die Sumpfschildkröte (Emys euro- paea) , die Otter (Vipera berus) , die Natter (Coluber natrix) , die grüne Eidechse (Lacerta agilis) mit wenigen Verwandten. Unter den Süßwasserfischen wiegen besonders die Karpfen (Cyprinida) und Lachse, so wie die Hechte (Esocida) vor. Insekten aller Ordnungen und der meisten Familien sind zahlreich, kleine Tausendfüße (Geophilus) , die Wasserspinne (Argyroneta) und der gewöhnliche Flußkrebs (Astacus fluviatilis) , besonders bezeichnend für die Klassen der Gliederthiere. Die Familie der Flußmuscheln (Najades) tritt besonders unter den Weichthieren hervor, begleitet von zahlreichen Teichhornschnecken (Lym- naeus) und anderen Lungenschnecken. Der Regenwurm (Lumbricus) und der gewöhnliche Blutegel (Hirudo) erscheinen als charakteristisch für die Würmer. Es entspricht dieser Fauna in Asien diejenige des südlichen Sibiriens und der altaischen Gebirgskette, wo vorzüglich das gestreifte Eichhorn (Sciurus striatus) , das Hermelin, der Zobel (Mu- stela zibelina) , der Moschushirsch (Moschus moschiferus) , der schwarze Wolf (Canis lycaon) sich auszeichnen. Beiden Faunen gemeinsam ist besonders der gewöhnliche Wolf (Canis lupus) , welcher die ganze ge- mäßigte Zone von der Waldgränze bis zu dem 40-sten Grade nörd- licher Breite etwa hin einnimmt. Von der vorigen als wesentlich verschieden zeigt sich die mittel- ländische Fauna , welche längs der ganzen Küsten des Mittelmee- res sowohl auf europäischer, als asiatischer und afrikanischer Seite sich erstreckt und nördlich durch die Kämme der Alpen, südlich durch diejenigen des Atlas begränzt wird. Der Löwe, der früher auch das europäische Gebiet dieser Fauna bewohnte, ist jetzt dort ausgerottet und auf die afrikanische Hälfte beschränkt worden. Dagegen finden sich noch auf beiden Ufern die Genette (Viverra genetta) , der Schakal (Canis aureus) , das Stachelschwein (Hystrix cristata) , der Flamingo (Phoenicopterus ruber) , der Bienenfresser (Merops apiaster) und an einzelnen Orten der Kapuzineraffe (Inuus sylvanus) , der Mufflon (Ovis musimon) und der Steinbock der Sierra Nevada (Capra Schim- peri) , der hier den Steinbock der Alpen und des Altai ersetzt. Die Tigerkatze und der Caracal (Felix caracal) verbreiten sich hauptsäch- lich südlich und östlich. Lurche und Reptilien werden zahlreich, na- mentlich nehmen die Landschildkröten (Testudo) , die Schlangen, die Eidechsen zu, indem besonders die Familie der Gekkos und der Cha- mäleon’s in dieser Fauna auftreten. Die Familie der Vogelspinnen (Mygalida) zeigt ihren ersten Repräsentanten in der Mauerspinne (Cteniza caementaria) , während zugleich gefürchtete größere Spinnen- arten, wie die Tarantel (Lycosa tarantula) und die Malmignatte (Theridion malmignatta) sich zeigen. Ebenso beginnt hier die Familie der Scorpione (Scorpionida) , um gegen die Tropen hin mehr und mehr an Größe und Gefährlichkeit zuzunehmen. Unter den Insekten sind es besonders die Heteromeren, die großen Cicaden und die Ge- spenstheuschrecken (Mantis) , welche dieser Fauna einen besondern Cha- rakter geben, verbunden mit den Heuschreckenschwärmen, welche indeß mehr als vereinzelte Erscheinungen vom Westen und Süden herkom- men; die Geier nehmen nach und nach im Verhältnisse zu den Falken zu, wie denn überhaupt die Aasfresser unter den Säugethieren durch die Hyäne und unter den Käfern durch die großen Aas- und Tod- tenkäfer vermehrt werden. Oestlich entsprechen der mittelländischen Fauna die noch größten- theils unbekannten Hochebenen und Steppen Centralasiens, die ge- wiß bei näherer Bekanntschaft noch in mehrere Regionen zerfällt wer- den müssen. Das zweihöckerige Kameel (Camelus bactrianus) , das wilde Pferd und der wilde Esel (Onager) und in der Umgebung der Salzseen eine Menge springender und grabender Nager, so wie einige Gazellen, wilde Schaafe und Ziegen, das Fausthuhn (Syrrhaptes) und die Steppentaube (Pterocles) , charakterisiren diese Gegend hinlänglich, welche der Tiger auf seinen Wanderungen durchstreift und in der der Edelhirsch und der Wolf noch heimisch sind. An diese Region schließt sich gegen Osten hin die des nördli- chen China an, in welcher schon einige Affen (Inuus speciosus) vor- kommen, dagegen das Kameel und der Hirsch gänzlich fehlen. Bei weitem genauer bekannt sind die tropischen Gegenden Asiens , welche sich wohl in zwei Untergruppen, in die ostindische Fauna und in diejenige der Sundainseln mit der mollukki- schen Halbinsel theilen läßt, welche letztere vorzüglich durch die Orangutang’s (Simia satyrus) , die Gibbon’s (Hylobates) , den Ge- spenstaffen (Tarsius spectrum) charakterisirt sind. Diese außerordent- lich reiche Fauna beherrscht der Königstiger (Felis tigris) als größtes Raubthier. Der indische Elephant (Elephas indicus) , das indische Nashorn, der Lippen- und Palmenbär (Ursus labiatus und palmarum) , der indische Tapir (Tapirus indicus) , die Pelzflatterer (Galeopithecus) , der Babirussa (Porcus babirussa) , sind hier zu Hause; schmalnasige Affen (Catarrhina) , Tupajas (Cladobates) , kleine bärenartige Raub- thiere (Arcturus, Arctictis, Mydaus) und eine Unzahl von Fledermäusen beleben die Wälder; das javanische Schuppenthier (Manis javanica) findet reichliche Nahrung an Ameisen und Termiten. Hier ist das eigentliche Vaterland der Hühner und Fasanen, der Paradiesvögel (Paradisea) , des indischen Casuars (Casuarius galeatus) und einer Menge theils gewaltiger, theils gefährlicher Reptilien, worunter ich namentlich die Felsenschlange (Bungarus) , den Gavial (Rhamphorhyn- chus) , die giftigen Seeschlangen (Hydrus) und die schnappenden Fluß- schildkröten (Trionyx gangetica) aufführe. Zu den Familien der eigentlichen Eidechsen und Gekkos gesellt sich hier besonders die selt- same Familie der Leguane mit angewachsenen Zähnen (Acrodonta) . Der Reichthum der Insektenwelt ist außerordentlich. Unter den Spin- nen zeichnen sich besonders die Geißelscorpione (Phrynida) und die Scorpionspinnen (Galeodes) aus; unter der Krustenthieren die Land- krabben (Gecarcinus) , unter den Lurchen das vorwiegende Verhältniß der Baum- und Laubfrösche (Hylida) . So wie in seiner physischen Constitution, so zeigt sich auch das tropische Afrika in seiner Fauna durchaus verschieden von den Tropengegenden des asiatischen Continents. Das Flußgebiet des Nils bildet gewissermaßen einen Ausläufer dieser Faunen gegen Norden hin, an dessen Gränze sich die Thierwelt des Mittelmeeres mehr oder minder mit derjenigen des tropischen Afrika’s mischt. Eine große An- zahl von Gazellenarten (Antilope) durchstreifen die Wüsten und Ebe- nen des tropischen Afrika’s, gejagt von dem Serval (Felis serval) und dem Jagdtiger, Guepard (Cynailurus) , während der Löwe hier eben so unumschränkt herrscht, wie in Indien der Tiger. Die Giraffe (Camelopardalis) und das Nilpferd (Hippopotamus) , sowie der Schim- panse (Simia troglodytes) sind diesem Continent vollkommen eigen- thümlich. Madagaskar, sowie die benachbarte östliche Küste zeichnet sich durch seine besondere Bevölkerung an Halbaffen aus. Der zwei- zehige Strauß (Struthio camelus) , das Nilkrokodil, der Schuppenlurch (Protopterus) des Gambia, der elektrische Wels (Malapterurus) , der Flösselhecht (Polypterus) und die Nilhechte (Mormyrida) charakterisiren die übrigen Klassen der Wirbelthiere, während die Weichthiere sich besonders durch die Flußaustern (Etherida) , die Ampullarien und eine große Menge von Landschnecken auszeichnen. Große Skorpione, Skor- pionspinnen und Skolopender sind vorzüglich unter den spinnenartigen Thieren bemerkenswerth. Eine ganz eigenthümliche Bevölkerung zeigt dann noch das Capland, wo die Flußpferde, Nashörner und Elephan- ten Centralafrika’s mit dem Klippdachse (Hyrax capensis) , dem Lar- venschweine (Phacochoerus) , dem Ameisenschweine (Orycteropus) und dem Schakal, der Hyäne und dem Löwen zusammentreffen, während zugleich der Madenhacker (Buphaga) unter den Vögeln und die zun- genlose Hufkröte (Dactylethra) unter den Lurchen als besondere Typen hervortreten. In gleicher Weise, wie der alte Continent, läßt sich der neue in verschiedene, jenen entsprechende Faunen theilen. Wir bemerkten schon, daß die Thiere der Polarzone identisch mit denen des alten Conti- nentes sind. Die unendlichen Eisflächen scheinen hier gewissermaßen als mittheilende Flöße zu dienen. Anders verhält es sich in der ge- mäßigten Zone innerhalb der Waldgränze, wo zwar entsprechende, aber doch verschiedene Arten vorkommen. So wie das nördliche Si- birien, so ist auch der nördliche Theil der gemäßigten Zone von Amerika , welcher besonders Kanada begreift, das wesentliche Jagdgebiet der geschätzteren Pelzthiere. Der Waschbär (Procyon lotor) , der Baribal (Ursus ferox) , der gelbe Vielfraß (Gulo luscus) , der Prairiewolf (Canis latrans) , der canadische Biber (Castor canadensis) , die Zibethmaus (Fiber zibethicus) , Dachs und Luchs, verschiedene Arten von Füchsen, Mardern und Wieseln bilden die wesentlichste Ausbeute dieser Jagd, welche eine ungeheuere Anzahl von Häuten alljährlich auf den Markt bringt. Der Bisamochse (Ovibos moschatus) ganz im Norden, der Bison (Bos bison) weiter südlich, das wilde Schaf der Felsengebirge (Ovis montana) , die Gabelgemse (Antilope furcifera) und der canadische Hirsch, (Wapiti; Cervus strongyloceros ) zeichnen sich unter den Pflanzenfressern aus und gehen zum großen Theil weiter nach Süden bis zur Nordgränze des mexikanischen Meer- busens herab. Der weiße Adler, der Truthahn, die in ungeheueren Schwärmen ziehende Wandertaube zeichnen sich unter den Vögeln, die Schnappschildkröte des Missisippi (Trionyx ferox) , die Klapperschlange (Crotalus horridus) unter den Reptilien, die verschiedenen Fischmolche (Siren; Siredon; Amphiuma; Menopoma; Menobranchus) unter den Lurchen aus. Die Knochen- (Lepidosteus) und Kahlhechte (Amia) der amerikanischen Flüsse sind wichtige Repräsentanten fast ausgestor- bener Familien. Zu ihnen gesellen sich eine Menge von Flußfischen, welche denen des gemäßigten Europa analog, aber nicht mit ihnen identisch sind, wie namentlich die Löffelstöre (Spatularia) und Panzer- störe (Scaphyrhynchus) . Südamerika bildet einen Continent für sich, welcher durch die Landenge von Panama und die Kette der Antillen nur unvollständig mit Nordamerika verbunden ist. Die Krallenaffen (Hapalida) , so wie die breitnasigen Affen (Platyrrhina) kommen hier allein vor, eben so die Faulthiere (Bradypus) , die Gürtelthiere (Dasypus) und überhaupt die meisten Arten der zahnlosen Säugethiere (Edentata) , von denen nur die Ameisenfresser am Cap und in Ostindien Repräsentanten ha- ben. Die Llama’s (Auchenia) vertreten die Kamele der alten Welt, die Pekari’s (Dicotyles) , die Schweine, der Tapir den Elephanten. Die Katzen haben in dem Jaguar (Felis onca) dem Puma oder Ku- guar (Felis concolor) und vielen kleineren gefleckten Katzenarten eigen- thümliche Vertreter. Unter den Vögeln zeichnen sich die vielfachen Geier, mit dem Kondor (Sarcorhamphus) an der Spitze, der ameri- kanische Strauß (Rhea) , die Wehrvögel (Palamedea) , Bakuhühner (Penelopida) , Steißhühner (Crypturus) , die Kolibris und der Fett- rabe (Steatornis) besonders aus; unter den Reptilien die furchtbaren Lanzenschlangen (Trigonocephalus) und Grubenottern (Lachesis) , die Leguane mit angewachsenen Zähnen (Pleurodontia) , die Ameiven und Kaimans; unter den Lurchen der Axolotl (Siredon) , die Pipa und der Schuppenlurch aus den Sümpfen des Amazonenstromes (Lepido- siren) . Unter den Flußfischen herrschen besonders die zahlreichen Gattungen der Welse (Silurida) , die Panzerwelse (Loricarida) und Characinen vor; unter den spinnenartigen Thieren die großen Vogel- spinnen (Mygale) , die Geißelspinnen (Phrynus) und Skorpione, welche den afrikanischen an Größe und Gefährlichkeit nicht nachstehen. Der unendliche Reichthum, die Farbenpracht und Größe der südamerikani- schen Insekten zeichnen diese vor denen aller anderer Formen aus. Gegen die Südspitze des amerikanischen Continentes sinkt dieses reiche Leben der Tropenzone allmälig mehr und mehr zurück und geht nach und nach an dem Feuerlande und den Küsten der Maghelansstraße in eine der Polarregion ähnliche Fauna über, welche sich durch gro- ßen Mangel an Landthieren auszeichnet, dagegen besonders durch die zahlreichen Sturmvögel und die Pinguine (Aptenodytes) einen ganz eigenthümlichen Charakter erhält. Vollkommen isolirt in jeder Beziehung steht Australien mit seiner nächsten Umgebung da. Es ist das einzige Land, welches Cloakenthiere (Monotremata) ernährt und die zahlreichen Beutelthiere (Marsupialia) sind fast einzig auf seinen Continent und die nächsten Inseln beschränkt, mit Ausnahme einiger Arten von Beutelratzen (Didelphys) und Phalangern (Phalangista) , die in Südamerika und den Sunda-Inseln vorkommen. Einige kleine Nager und Fledermäuse ausgenommen, waren hier alle übrigen Ordnungen der Säugethiere unvertreten. Nicht minder eigenthümlich ist dieser Continent durch den Emu (Dromaius novae Hollandiae) und den Kivi-Kivi (Apteryx) , durch seine Eulenpapagaien (Podargus) , die Manteleidechse (Chlamydo- saurus) und durch die zahlreichen Glieder aus der Familie der Schlei- chen (Scincida) , welche hier unter den Reptilien vorwiegend vertreten sind. Pflanzenfressende Insekten wiegen hier, wie in allen Tropenge- genden weit vor den Fleischfressenden vor. Faunen des Meeres. Wie schon oben bemerkt, sind die Schwierigkeiten, welche sich einer genaueren Kenntniß der Meerfaunen entgegensetzen, unendlich viel größer, als an dem festen Lande und deßhalb auch weit we- niger gelöst. Kaum daß hier und da einige vage Andeutungen in dieser Beziehung vorhanden sind und daß man versucht hat, einige größere Küstenstriche abzuscheiden, welche besondere Faunen darbieten. Die Polarregion des Nordmeeres , wie des Süd- poles theilt mit der Polargegend des festen Landes die Eigenthüm- lichkeit der allgemeinen Verbreitung ihrer Bewohner und wenn auch am Südpole nicht dieselben Arten vorkommen, wie an dem Nordpole, so entsprechen sich dieselben doch in ähnlicher Art, wie die Thiere Nordamerikas denen des gemäßigten Europa entsprechen. Beide Polar- regionen sind das eigentliche Vaterland der größeren Walthiere (Ce- tacea) , der Wal- und Potfische (Balaenida, Physeterida) , auf deren Fang eine zahlreiche Menge von Schiffen ausgerüstet wird. Im nörd- lichen Polarmeere befindet sich besonders noch der Narwal (Monodon) und der Buzkopf (Delphinus Orca) , so wie des Walroß (Trichecus) , während der Seelöwe (Otaria leonina) und überhaupt die Ohrrobben (Otaria) den südlichen Polarregionen angehören. Das ausgerottete Borkenthier (Rytine) war noch am Ende des vorigen Jahrhunderts häufig in der Meeresstrecke zwischen Nordamerika und Kamschatka. In dem nördlichen Polarmeere wiegen von Fischen besonders die Lachse (Salmonida) , die Häringe (Clupeida) , die Stockfische (Gadida) und der Lump (Cyclopterus lumpus) über alle anderen Familien vor; Armfüßler kommen nur selten vor, dagegen nackte Floßenfüßer, und namentlich die Walfischschnecken (Clio borealis) in zahllosen Schwär- men, so daß sie den riesigen Cetaceen zur Nahrung dienen können. Die Krabben fehlen den Krustaceen gänzlich, wohl aber kommen zahl- reiche Sitzaugen und langschwänzige Krebse vor. Die Nordsee und der Theil des atlantischen Oceans, welcher von der amerikanischen Küste begränzt wird, stellt nur ein einziges großes Wassergebiet dar, in welchem die Seehunde (Pho- cida) , die Stockfische (Gadida) , die Häringe noch vorwiegen, der Lump aber fast gänzlich zurücktritt. Die Kopffüßler treten häufig, doch nur mit wenigen Arten auf. Unter den Crustaceen zeichnen sich nament- lich Spitzkrabben (Oxyrhyncha) , große Hummern und Taschenkrebse (Cancer) aus. Der Pfahlwurm (Teredo) richtet in dieser Gegend vorzüglich seine Verheerungen an und unter den Stachelhäutern, die in dem Polarmeere fast ganz fehlten, zeichnen sich Schlangen- (Ophiu- rida) , Haar- (Comatulida) und Seesterne (Asterida) , Herz- (Spatan- gida) und Seeigel (Cidarida) besonders aus. So wie seine Ufer, so hat auch das Becken des Mittel- meeres seine eigenthümlichen Bewohner. Zahlreiche Delphine und Meerschweine, so wie einzelne Lederschildkröten (Sphargis) zeigen sich statt der mangelnden Seehunde, unter den Fischen treten besonders die Makreelen (Scomberida) , die Schwertfische (Xiphioida) , die Meer- brassen (Sparida) , die Zitterrochen (Torpedo) ; unter den Crustaceen die Scham- (Calappa) und Wollkrabben (Dromia) , die Gattungen Homola, Scyllarus und Squilla hervor. Das Papierboot (Argonauta) gesellt sich zu vielfachen Arten der Kopffüßler, während die ganze Unterklasse der Heteropoden, die Pfeilschnecken (Sagitta) , die Loch- muscheln (Terebratula) und Bohrmuscheln (Pholax) , die Feuerzapfen (Pyrosoma) und Gürtelquallen (Cestum) , die Medusenhäupter (Eu- ryale) , die Segelquallen (Velella) und viele Arten von Röhrenquallen und Quallenpolypen hier zum ersten Male auftreten. Die beiden Küsten des südlichen Oceans , der einerseits von der Westküste Afrikas, anderseits von der Ostküste Amerikas be- gränzt wird, gleichen sich in vieler Beziehung, obgleich auch hier meist verschiedene Arten sich wechselseitig vertreten. So ist die Seekuh (Manatus) , welche in der Nähe der großen Flußmündungen Afrikas weidet, eine andere, als die Seekuh vom Amazonenstrome, und wäh- rend die afrikanische Küste sich durch ihren Reichthum von Schildigeln (Clypeaster) auszeichnet, wiegen die Scheibenigel (Laganum) und Nuß- igel (Cassidulida) an der amerikanischen Küste vor, wo zugleich in der Tiefe die einzigen gestielten Haarsterne (Holopus; Pentacrinus) unserer Schöpfung vorkommen. Wenn schon in der Nähe der Antillen größere Ausbreitungen riffbildender Korallenpolypen vorkamen, so treten wir mit dem indi- schen Meere und seinen nordwestlichen Ausläufern, dem rothen Meere und dem persischen Golfe , mit dem Sundameere und dem stillen Oceane in die wahre Zone der großen Korallen- riffe ein, die ganze Inseln und Länder einzäunen und eine höchst eigenthümliche Fauna bergen, welche in den stillen Gewässern der Atoll’s und Lagunen einen Zufluchtsort sucht. Hier finden sich vor- züglich die Lederfische (Teuthida) , die Harthäuter (Sclerodermata) und die in den lebhaftesten Farben schimmernde Familie der Schuppenfloßer (Squamipennia) . Der Hai mit Mahlzähnen (Cestracion) ist in Au- stralien und Japan verbreitet, während der Dugong (Halicore) vor- züglich das rothe Meer und den persischen Golf besucht. In der Sunda begegnen wir dem Nautilus und dem Posthörnchen (Spirula) , dem einzigen Repräsentanten der vielkammerigen Cephalopodenschalen der Vorwelt; wir finden dort die Riesenmuscheln (Tridacna) , die Loch- muscheln (Terebratula) , die Trigonien; unter den Schnecken die glän- zenden Familien der Kegel- (Conida) und Porcellanschnecken (Cypraea) in ihrer höchsten Entfaltung und in den Korallenriffen die reichste Entwicklung der Stachelhäuter in allen Formen und Familien. Als eine besondere Fauna kann dann endlich noch jener Theil des Oceans angesehen werden, welcher zwischen der ostasiatischen Küste von China bis Kamschatka hin und der westamerikanischen im Nor- den eingeschlossen ist. Nicht minder eigenthümlich und von der des großen Oceans verschieden ist die Bevölkerung des westlichen Küsten- striches von Südamerika längs der Küste von Chili und Peru . Es fehlen uns indeß noch genügende Thatsachen, um diese Faunen in ihrer Besonderheit zu umgränzen. Vierzehnter Brief. Geschichte der Chierwelt . Schon in dem fünften Briefe wurden einige der Erscheinungen erwähnt, welche die wissenschaftliche Zoologie bestimmen müssen, lebende und untergegangene Thiere zusammenzufassen, um aus diesen beiden Elementen ein Gesammtbild des Thierlebens zu entwerfen, wie es sich nach allen Richtungen hin von seinen Anfängen an entfaltete. Dort wurden auch in Kürze die verschiedenen Gesteinformationen angeführt, welche Reste von Thierwesen einschließen und einige allgemeine Re- sultate aus der Betrachtung derselben gezogen. Bei den verschiedenen Klassen und Ordnungen haben wir uns stets bemüht die Erscheinungs- zeit derselben, so wie die Entwicklung des Typus durch die verschie- denen geologischen Epochen hindurch anzuführen. Man vergesse aber nicht, daß hier keine Gewißheit erhalten werden kann. Es wird und muß dieser Nachweis stets ein unvollständiger sein, da nur diejenigen Organe des Thierleibes der Zerstörung durch die vielfachen Erdrevo- lutionen entgehen konnten, welche eine gewisse Festigkeit besitzen und es ganze Klassen von Thieren gibt, denen alle Organe solcher Art gänzlich abgehen. Namentlich findet dieses, wie wir gesehen haben, auch bei denjenigen Formen statt, welche die niedrigsten Typen einer Klasse darstellen, ein Umstand, durch welchen uns in der Entwicklungs- geschichte der Thierwelt gerade diese so wichtigen Anfangstypen durch- aus abgehen. Es kann wohl keinem Zweifel unterworfen werden, daß die Meere der Urwelt von einer ungemeinen Anzahl gallertartiger Wesen wimmelten, deren Spuren uns jetzt gänzlich verloren gegangen sind und es ist zum Beispiel weit mehr Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß eine Menge von Typen, ähnlich dem Lanzettfischchen, die älteren Ganoiden begleiteten, als aus dem Nichtvorhandensein solcher Reste das Gegentheil einer solchen Annahme erschlossen werden könnte. Wenn es sich deßhalb um Erforschung des Entwicklungsganges der Thier- welt handelt, so ist stets hierauf die wesentlichste Rücksicht zu nehmen und es gilt hier mehr als bei allen anderen Gesichtspunkten der Wissenschaft der Satz, daß man Charaktere und Thatsachen nicht zählen, sondern wägen müsse. Eine Aufzählung der Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten, wie sie in historischer Reihenfolge erschienen, ist deßhalb stets äußerst verdienstlich, die daraus gezogenen numerischen Zusammenstellungen aber immer insofern fehlerhaft, als die der Zerstörung unterworfenen Thiere einen unbekannten Faktor in die Rechnung bringen und außerdem die Größen, welche man ver- gleicht, keine adäquate Bedeutung haben, da eine Familie in der einen Klasse oft einen ganz anderen Werth haben kann, als eine Ordnung in einer anderen und zudem die Meinung der einzelnen Forscher über den gegenseitigen Werth der Thiergruppen auf das breiteste auseinan- der gehen. Faßt man, abgesehen von den Schwierigkeiten, welche die Abgrän- zung der einzelnen Gesteinformationen und damit der historischen Erd- epochen dem Geologen bietet, die Bevölkerung der Erde zu einer ge- wissen Zeit in das Auge, so ergibt sich stets eine gewisse Gruppirung, die in mancher Beziehung mit derjenigen der Faunen auf der Erde einige Aehnlichkeit hat. So wie hier weit auseinander liegende Ge- genden gänzlich verschiedene Arten und Gruppen besitzen, während näher aneinander gränzende eine gewisse Gleichförmigkeit gewahren lassen, so zeigen sich auch fern von einander liegende Erdepochen in auffallender Verschiedenheit, während näher liegende einen gewissen gleichförmigen Anstrich haben. Daß die Thierbevölkerung im Laufe der Erdentwicklung sich mannigfach geändert habe, kann keinem Zweifel unterworfen sein; — in welchem Sinne dies geschehen sei, ob in fort- schreitender Entwicklung, ob rückschreitend, darüber sind die Meinun- gen noch immer getheilt. Jedenfalls steht fest, daß die jedesmalige Thierbevölkerung auch dem Zustande der Erde vollkommen entsprach und diesem ebenso ange- paßt war, als die jetzige Schöpfung ihrer Umgebung. So sehen wir denn auch in den ersten Belebungszeiten, wo nur geringe Theile des jetzigen Festlandes aus dem fast die ganze Erde bedeckenden Wasser hervorragten, nur Wasserthiere, aber keine luftathmenden Geschöpfe und erst nach und nach erblicken wir mit dem fortschreitenden Empor- tauchen des festen Landes auch eine zunehmende Ausbildung der luft- athmenden Thiere. Schon diese Thatsache ist von größter Wichtigkeit. Durch die ganze Thierwelt hindurch tritt uns das Gesetz entgegen, daß in allen Kreisen, deren Angehörige sowohl das Wasser, als das Land bewohnen, die niederen Typen, zuweilen auch die Anfangsstufen der höheren Typen dem nassen Elemente angehören, während die hö- heren Formen Luft athmen. Bei keinem Kreise läßt sich dieß Verhält- niß mit größerer Sicherheit nachweisen, als bei den Wirbelthieren, ob- gleich auch die Gliederthiere und die Weichthiere es ohne Mühe gewah- ren lassen. So sind hier die Fische ganz an das Wasser gebunden, die Lurche theilweise während ihres ganzen Lebens, theilweise nur in ihrer ersten Entwicklungszeit. In dem Kreise der Gliederthiere sind die Krustaceen fast nur Wasserthiere, die höher stehenden Spinnen und In- sekten Luftthiere und bei den Weichthieren erhebt sich nur die letzte Ordnung, die der Lungenschnecken, zur Athmung des gasförmigen Elementes. Wir haben schon früher den Satz ausgesprochen, daß die Ent- wicklung des Thierreiches in historischer Reihenfolge eine gewisse Aehn- lichkeit darbiete mit der Entwicklung des Embryo’s bei den höheren Typen und daß die älteren Formen gewissermaßen die embryonalen Gestalten wiederholen, welche nur vorübergehend in der individuellen Geschichte eines Thieres auftreten. Es muß daher, da wir die Ein- theilung des Thierreiches wesentlich auf die Entwicklungsgeschichte desselben gründen, ein gewisses Verhältniß zwischen den Perioden der embryonalen Entwicklung, den Eintheilungsgruppen der systematischen Zoologie und der Aufeinanderfolge in der Erdgeschichte sich zeigen, wenn anders diese Prinzipien als richtig erkannt werden sollen. Frei- lich lassen sich bis jetzt hierfür der Thatsachen nicht allzuviele anfüh- ren, was aber in der Mangelhaftigkeit unserer Kenntnisse selbst liegt, die für viele Klassen noch gar keine, für andere nur höchst unvoll- kommene und unzusammenhängende Thatsachen über die Entwicklungs- geschichte geliefert haben, und namentlich bei den verschiedenen Kreisen der wirbellosen Thiere noch außerordentlich lückenhaft erscheinen. So weit die bis jetzt vorhandenen Forschungen reichen, ist es wahrscheinlich, daß in den älteren Zeiten der Unterschied der Klimate und der tellurischen Verhältnisse auf der Erde überhaupt weit geringer war, als in der jetzigen Zeit und daß diese Unterschiede sich erst in verhältnißmäßig neuer Epoche ausbildeten. Freilich beschränken sich genauere paläontologische Untersuchungen nur auf einen geringen Theil des Festlandes, während ungeheure Strecken in allen Continenten ent- weder gar nicht oder nur höchst unvollständig untersucht worden sind, Vogt. Zoologische Briefe, II. 38 so daß in dieser Beziehung noch keine hinreichende Menge von That- sachen gesammelt ist. Erst in der Tertiärzeit machen sich Klimate und Faunen in ähnlicher Weise bemerklich, wie in der unsrigen. Wenn wir deßhalb Bilder des Thierlebens in verschiedenen geologischen Epochen der Erde hier in kurzen Umrissen zeichnen, so wird die Feh- lerhaftigkeit derselben in Beziehung auf die paläontologischen Faunen der einzelnen Erdtheile wenigstens für die älteren Zeiten nicht sehr groß sein, während es allerdings für die Tertiärzeit ebenso, wie für unsere Zeit lächerlich erscheinen würde, ein zahnloses Säugethier mit einer Hyäne als Bewohner desselben Landstriches zusammenzustellen. In diesen Bildern können wir indeß nur die größeren Gruppen der Gesteinschichten, so wie wir sie in dem fünften Briefe bezeichneten, berücksichtigen und müssen es speziellen Forschungen überlassen, näher auf die Einzelheiten einzugehen. In der ersten Belebungszeit der Erde oder in dem Ueber- gangsgebirge finden wir schon alle Kreise des Thierreiches, wie wir sie auch heute noch angenommen haben, vertreten, mit Ausnahme der Urthiere, deren Zerstörung indeß in diesen Urgebirgsschichten, welche so vielfachen Metamorphosen unterworfen waren, leicht einzu- sehen ist. Die Strahlthiere zeigen sich in den zwei einzigen Klassen vertreten, deren Erhaltung in Gesteinen möglich ist, in den Polypen und in den Stachelhäutern und zwar finden sich vorwiegend sechs- strahlige Polypen, sowie Orgelkorallen (Tubiporida) und Seekorke (Alcyonida) , die zuweilen größere Massen darstellen. Die Stachel- häuter sind einzig durch die Seelilien (Crinoidea) repräsentirt und zwar sind die Seeäpfel (Cystocrinida) gänzlich auf diese erste Bele- bungszeit eingeschränkt, mit der sie verschwinden, während die gestiel- ten Seelilien in größerer Anzahl durch die Caryocrinen und Actino- criniden vertreten sind. Alle höheren Typen der Stachelhäuter fehlen durchaus und man kann deßhalb wohl sagen, daß der Kreis der Strahl- thiere und namentlich die Klasse der Stachelhäuter von niederen getäfelten zu höheren gegliederten Typen fortschreitet. Der Kreis der Würmer bie- tet am wenigsten Gelegenheit zur Erhaltung dar, doch hat man Reste ge- funden, welche, wenn auch bis jetzt unbestimmbar, auf die Anwesenheit von Ringelwürmern hindeuten. Unter den Molluskoiden hat man nur wenige den Moosthieren (Bryozoa) angehörige Reste unterschie- den, da Rippenquallen und Mantelthiere keine Ueberreste hinterlassen. Anders verhält es sich mit den eigentlichen Weichthieren, welche fast alle feste Schalen besitzen. Hier sehen wir denn vor allen die Unter- klasse der Armfüßer (Brachiopoda) in reichster Ausbildung und jetzt wie in der folgenden Periode an Zahl der Formen und der Indivi- duen ungemein die übrigen Blattkiemer überwiegend, welche indessen sowohl durch Seiten- (Pleuroconcha) als Geradmuscheln (Ortho- concha) vertreten sind, während die Röhrenmuscheln (Inclusa) noch gänzlich fehlen. Die Flossenfüßer (Pteropoda) erscheinen nur in einigen Gattungen, deren Stellung vielleicht noch zweifelhaft erscheinen dürfte, während unter den Bauchfüßlern (Gasteropoda) , Rücken- (Opisthobran- chia) und Halskiemer (Prosobranchia) vertreten sind, unter ihnen aber fast nur Familien mit ganzem Mundrande, indem die Kanalmündigen, welche jetzt die Ueberhand haben, nur äußerst wenige Arten als Reprä- sentanten zeigen. Bemerkenswerth ist hier, daß die Larven der kanal- mündigen Schnecken nichtsdestoweniger in ihrem Jugendzustande eine ganze volle Mündung besitzen, die sich erst später umwandelt. Der Kreis der Kopffüßler ist nur durch Vierkiemer (Tetrabranchiata) repräsentirt und zwar die Familie der Perlboote (Nautilida) durch sehr verschieden- artig aufgerollte, bald gerade, bald halbgebogene Arten, während die Ammonshörner (Ammonitida) nur durch Gattungen vertreten sind, welche ungezähnelte Scheidewände darbieten (Goniatites) . Die Zweikie- mer fehlen durchaus. Die einzigen Repräsentanten der Gliederthiere be- stehen in der Ordnung der Trilobiten, jenen seltsamen Crustaceen, welche in ihrer Organisation den niedrigstehenden Blattfüßern am nächsten sich anreihen. Es stirbt diese Ordnung, der Vorläufer der übrigen krebs- artigen Thiere, schon in der nächstfolgenden Formation gänzlich aus. Von Wirbelthieren zeigen sich nur Fische, den Knorpelfischen und den Schmelzschuppern (Ganoidea) angehörig und meistens Familien, welche wie die Schildköpfe (Cephalaspida) , die Kleinschupper (Acanthodida) , die Doppelflosser (Dipterida) und die Faltenschupper (Holoptychida) schon in der Kohlenformation gänzlich aussterben, während einige an- dere, wie die Haie mit Mahlzähnen (Cestracida) bis in unsre jetzige Epoche, die Zweiflosser (Coelacanthida) bis zur Kreidezeit sich durch- ziehen. So stellt sich denn im Ganzen eine Thierwelt dar, welche einzig aus Wasserthieren besteht, weßhalb auch diese erste Schöpfung durchaus auf die Anfangstypen der höheren Kreise beschränkt ist, und auch für die niederen Kreise zwar zahlreiche Individuen, aber im Vergleich zu der jetzigen Thierwelt nur wenige verschiedene Gattungen und Familien zählt. Viele Familien und selbst Ordnungen, welche in dieser Periode auftreten und niedere Formen darstellen, verschwinden bald nach derselben wieder, um vollkommneren Platz zu machen und wenn wir uns nicht täu- schen, so ist auch die Abnahme der niederstehenden Typen und ihre 38* Ersetzung durch höher gebildete ein Zeichen der zunehmenden Voll- kommenheit. In der Steinkohlenperiode , welche sich durch die außer- ordentliche Fülle ihrer Vegetation vor allen übrigen auszeichnet, sehen wir auch die Zahl der Typen in der Thierschöpfung wesentlich sich vermehren. In wenig veränderten Schichten dieser Formation hat man die Wurzelfüßer (Rhizopoda) durch die Familie der Schnecken- zieler (Helicostegida) , die Infusorien durch eine Art von Kranzthier- chen (Peridinium) vertreten gefunden; während die Polypen etwa den- selben Charakter behalten, zeigen die Stachelhäuter eine Anzahl neuer Formen in freilich seltenen Schlangensternen (Ophiurida) , Seesternen (Asterida) und Seeigeln (Echinida) , unter welchen jedoch lediglich die Turbanigel (Cidarida) vertreten sind. Zu den Schlangenwürmern ge- sellen sich einige Röhrenwürmer, zu den Trilobiten Rankenfüßer (Cir- chipedia) , Blattfüßer (Phyllopoda) und Pfeilschwänzer (Xyphosura) , sowie Schalenflöhe (Cyprida) , wie man sieht, alle nur Repräsentanten der niederen Ordnungen der Krustenthiere. Die ersten luftathmenden Thiere treten in Skorpionen und Spinnen, in Käfern, Netzflüglern und Geradflüglern auf, meist in bis jetzt unbestimmbaren Resten. Bei den Fischen erhält sich derselbe Typus, indem nur Knorpelfische und Schmelzschupper vorhanden sind und zwar von letzteren einzig Fami- lien mit heterozerker Schwanzflosse, Knochenhechte (Lepidosteida) und Paläonisciden, welche eben so wie die hier zuerst auftretenden Hybo- donten in dem Jura aussterben. In dem permischen Systeme oder dem Kupferschiefer, das sonst eine große Uebereinstimmung hinsichtlich seiner Thiereinschlüsse mit dem Kohlengebirge zeigt, tritt das erste luftathmende Gliederthier in Gestalt eines beschuppten Reptils aus der Familie der urweltlichen Eidechsen (Protorosaurus) auf. Die Schichten der Trias zeigen hinsichtlich der Infusorien, Wurzelfüßer und Weichthiere keine neue Thatsache. Bei den Sta- chelhäutern entsteht ein neuer Typus in der Gattung Encrinus, bei den Kopffüßlern in dem Auftreten der Ammoniten mit halbgezähnten Scheidewänden (Ceratites) und der Zweikiemer (Dibranchiata) , von denen einige spärliche Belemniten zeugen. Unter den Crustaceen ge- sellt sich zu den vorigen Typen die Unterklasse der Stielaugen (Po- dophthalma) und zwar mit langgeschwänzten Krebsen (Macrura) . Die Familien der Seekatzen (Chimaerida) und diejenigen der Plattzähner (Pycnodonta) vervollständigen die schon repräsentirten Ordnungen der Fische. Die Klasse der Lurche tritt zum ersten Male mit jenen selt- samen Wickelzähnern (Labyrinthodonta) in die Erscheinung, über deren Organisation das Urtheil der Forscher noch schwankt und unter den Reptilien findet sich ein neuer Typus, derjenige der Seedrachen (Ena- liosauria) durch die Familie der Nothosaurier repräsentirt. Der bunte Sandstein hat an manchen Orten Spuren aufbewahrt, welche man mit größter Wahrscheinlichkeit als von Vögeln herkommend gedeutet hat, wenn gleich noch keine Knochen derselben in diesen Lagen gefun- den worden sind. In den verschiedenen Schichten der Jura-Epoche entfaltet sich ein verhältnißmäßig weit reicheres Thierleben als in der Trias, in welcher mancherlei Verhältnisse störend auf das organische Leben ein- gewirkt zu haben scheinen. Einzeiler (Stichostegida) vervollständigen die Klasse der Wurzelfüßer; die riffbildenden Polypen erlangen eine so ungemeine Entwickelung, daß man oft den ganzen Jura als ein einziges Korallenriff aufgefaßt hat. Bei den Stachelhäutern zeigen sich jetzt alle Ordnungen und Familien vertreten, indem neben einer großen Anzahl von Seelilien auch Haarsterne (Comatulida) , alle Fa- milien der Echiniden und Spuren von Seewalzen (Holothurida) vor- kommen. In der Unterklasse der Armfüßler tritt die Ordnung der Rudisten auf, welche sich in der Kreide am bedeutendsten entfaltet, um dort auszusterben. Die Krustenthiere zeigen die Asseln (Isopoda) ; die Insekten eine ziemliche Anzahl von Zweiflüglern, Schnabelkerfen (Hemiptera) , Schmetterlingen und Hautflüglern. Austern und kanal- mündige Schnecken, sowie Ammonshörner mit ganz gelappten Schei- dewänden erreichen ihre höchste Entfaltung. Unter den Fischen zeigen sich zwar nur noch Schmelzschupper und Knorpelfische, erstere aber durch homocerke Familien, wie Kahlhechte (Amida) , Lepidoiden und Dapediden, sowie durch Störe, letztere durch Rochen vervollständigt. Unter den Reptilien sieht man die riesigen Dinosaurier, die Seedrachen (Enaliosauria) , die Teleosaurier und die Flugechsen (Pterodactylus) sowie See-, Sumpf- und Landschildkröten von bedeutender Größe, Endlich erscheinen in den höheren Schichten dieses Gebirges die ersten Ueberreste von Säugethieren und zwar bedeutsamer Weise der Ord- nung der Beutelthiere, als der niedersten Reihe dieser wichtigen Klasse angehörend. Die enorme Entwickelung der Reptilien in ihren furcht- barsten Formen und in mehreren ausgestorbenen Familien, so wie die ausgiebige Entfaltung der Korallenriffe und Austernbänke und der ihnen zugehörigen Bevölkerung von Seethieren anderer Art ist es vor- züglich, welche diese Periode der Erdgeschichte charakterisirt. Die verschiedenen Schichten der Kreide waren durch ihre eigen- thümliche Structur theilweise besonders geeignet, kleinere delikate For- men zu erhalten. So sehen wir denn auch in ihnen alle Familien der Wurzelfüßer (Rhizopoda) in großen Mengen vertreten und theilweise durch ihre Anhäufung ganze Schichtenmassen bildend. Die Rudisten, welche hier weite Gebirgszonen bilden, verschwinden mit dieser Forma- tion, ebenso die Ammonshörner, welche vorher seltsam aufgerollte und gewundene Formen zeigen. Dagegen finden wir die Krabben unter den Crustaceen und die Knochenfische (Teleostia) durch eine große Anzahl von Familien verschiedener Unterordnungen vertreten. Bü- schelkiemer (Lophobranchia) und Harthäuter (Selerodermata) , Urbarsche (Holocentrida) , Makrelen (Scomberida) , Schwertfische (Xiphida) und Pfeilhechte (Sphyraenida) erscheinen schon in tieferen Schichten, wäh- rend in den höheren Nacktzähner (Gymnodonta) , Häringe (Clupeida) , Aale (Apoda) , Lippfische (Labroida) , Röhrenmäuler (Aulostomida) , Panzerwangen (Cataphracta) , Umberfische (Sciaenida) , Meerbrassen (Sparida) , Schuppenflosser (Squamipennia) , Lederfische (Teuthida) und Armflosser (Pediculata) sich diesen zugesellen, so daß, wie man sieht, die Stachelflosser hier bedeutend das Uebergewicht haben. Während die Reptilien noch besonders durch die plumpen Formen der Dino- saurier sich auszeichnen, führt uns die Kreide die ersten Knochen von Vögeln und zwar von Wasservögeln (Palmipedia) , Schnepfen (Scolo- pacida) und Singvögeln (Oscines) vor, Reste, die indessen noch alle einer näheren Bestimmung harren. In der Tertiärzeit treten zuerst die Lungenschnecken (Pulmonata) der höchste Typus der Weichthiere auf, mit ihnen unter den Krusten- thieren die Flohkrebse (Amphipoda) und die Mundfüßer (Stomapoda) , so daß jetzt alle Familien dieser letzteren vervollständigt sind. An sie reiht sich die Klasse der Myriapoden und unter den Fischen die Säge- rochen (Squatinorajida) , die Karpfen (Cyprinida) und Zahnkarpfen (Cyprinodonta) , die Hechte (Esocida) , die Stocksische (Gadida) , die Schollen (Pleuronectida) , die Hornhechte (Belone) , die Harder (Mugi- lida) , die Scheibenbäuche (Gobioida) und Schleimfische (Blennida) , so daß hierdurch allmälich die Weichflosser mit den Stachelfloßern gleich gestellt werden. Die Klasse der Lurche tritt mit riesigen Molchen (Andrias) und Fröschen auf; bei den Reptilien gesellt sich zu den übrigen Gattungen die Ordnung der Schlangen und bei den Vögeln vervollständigen sich die übrigen Ordnungen in solcher Weise, daß nur die Laufvögel für den letzten Abschnitt dieser Zeit, den man ebenso gut auch für den Anfang unserer Epoche nehmen kann, nämlich für das Diluvium, übrig bleiben. Zugleich aber zeichnet sich die Tertiärzeit durch das massenhafte Auftreten der Säugethiere vorzüglich aus, und da diese Klasse zu uns selbst in der nächsten Beziehung steht, so gehen wir auf die Erscheinung der einzelnen Ordnungen und Familien etwas genauer ein, als dieses bei den vorigen Klassen der Fall sein konnte. In dem unteren Tertiärgebirge, welches vorzüglich durch die Ablagerungen von Paris, London und die gleichzeitigen Schichten anderer Länder vertreten ist, zeigen sich selbst in Europa Reste von Beutelthieren, so wie von Walfischen und Delphinen, welche wir in den Beginn der Säugethierreiche mit Mutterkuchen gestellt haben. Die Dickhäuter sind zahlreich vertreten durch die ausgestorbenen Familien der Paläotherien und Anaplotherien, sowie durch eigenthümliche Schweine (Suida) , welche mit diesen gemeinschaftlich vorkamen. Unter den Raubthieren finden sich Hunde, Stinkratzen (Viverrida) und Viel- fraße (Gulida) , von Nagern nur Siebenschläfer (Myoxida) und Eich- hörnchen (Sciurida) vor. Die Flatterthiere sind durch eigentliche Fledermäuse (Vespertilionida) und die schmalnasigen Affen (Calarrhina) durch eine einzige Art, welche dem gemeinen Makaken nahekommt, vertreten. So gestaltet sich schon eine Säugethierfauna, in welcher zwar viele Ordnungen unvertreten sind, aber dennoch ein gewisses Ganze sich herausstellt, in welchem die Dickhäuter vor allem vorwiegen. In dem mittleren Tertiärgebirge macht sich besonders das Auftreten der Seekühe (Manatida) , der Wiederkäuer und der Insekten- fresser bemerklich. Neben den eigentlichen Walfischen erscheinen Ueber- reste ausgestorbener Seekuharten, wie der Familie der Dinotherien, deren gigantische Reste sich zunächst an die Dickhäuter anschließen. Die Ordnung der Dickhäuter wird vervollständigt durch die Familie der Rüsselträger (Proboscidea) und die Gattung Mastodon, durch die Nashörner und die Tapire, welche wesentlich durch die ausgestorbene Gattung Lophiodon vertreten werden. Auch die Ordnung der Einhufer hat hier zum ersten Male Reste von Pferden hinterlassen; von den Wiederkäuern sind die Familien der Moschusthiere (Moschida) , der Hirsche (Cervida) und der Antilopen (Cavicornia) vertreten und zu den früheren Familien der Fleischfresser gesellen sich Katzen, Hyänen und Marder (Mustelida) , während die Insektenfresser mit Maulwürfen (Talpida) auftreten und Hasen (Leporida) und Biber (Castorida) die Ordnung der Nager vervollständigen. In den oberen Tertiärgebilden finden sich die Reste der merkwürdigen Familien der Doppelzähner, (Zeuglodontida) , die ein Zwischenglied der Ordnung der Walthiere und derjenigen der Robben macht, welche letztere hier durch Walrosse (Trichecida) und Seehunde (Phocida) vertreten ist. Die Nilpferde (Hippopotamus) gesellen sich den übrigen Dickhäutern, Kamele, gigantische Giraffen (Sivatherium) und Ochsen den Wiederkäuern zu. Die Familie der Bären (Ursida) tritt in der Ordnung der Fleischfresser, diejenigen der Mäuse (Murida) , der Lanzenratten (Psammoryctida) , der Stachelschweine (Hystricida) und der Kammmäuse (Ctenomys) unter den Nagern auf. Die Diluvialgebilde zeichnen sich durch eine außerordentliche Entwicklung der Fleischfresser hinsichtlich ihrer Zahl und Größe aus, obgleich keine besondere Vermehrung der Familien vorhanden ist. Neuholland hat eine Menge von fossilen Beutelthierresten geliefert, welche den Familien der Beutelnager (Phascolomida) , der Kängurus und der fleischfressenden Beutelthiere angehören, während Amerika die ausgestorbene Seekuhfamilie der Toxodonten, Europa dagegen die noch lebende der Elephanten liefert. In Südamerika finden sich ferner die zahnarmen Thiere durch Ameisenfresser, Gürtelthiere und Großthiere, die Nager durch Springhasen (Macropoda) , Hasenmäuse (Lagostomida) , Maulwurfmäuse (Spalacida) und Meerschweine (Cavida) , so wie die Vierhänder durch plattnasige Affen (Platyrrhina) und Krallenaffen (Hapalida) vertreten. So vervollständigt sich der Kreis der Schöpfung immer mehr, je weiter man sich der Jetztwelt nähert und in der That erscheinen von den jetzt vorhandenen Ordnungen der Säugethiere nur die beiden Endpunkte, die Kloakenthiere (Monotremata) und die Zwei- händer oder der Mensch in der Tertiärzeit unvertreten, während von einzelnen Familien die Borkenthiere (Rytinida) , die jetzt ebenfalls von der Erde vertilgt sind, die Faulthiere (Bradypida) , die Klippdachse (Hyracida) , die Kinkajous (Cercoleptida) , die Kletter- (Cladobatida) und Springmäuse (Macroscelides) , die früchtefressenden Fledermäuse (Pteropida) und die Pelzflatterer (Dermoptera) noch keine Vertreter in den Schichten der Erde gezeigt haben. Systematisches Inhaltsverzeichniß des zweiten Bandes. Seite. Zwölfter Brief. Kreis der Wirbelthiere. Vertebrata 1 Niedere Wirbelthiere 26 Klasse der Fische. Pisces 27 Röhrenherzen. Leptocardia 102 Lanzettfischchen. Amphyoxida 102 Rundmäuler. Cyclostomata 105 Inger. Myxinida 106 Lampreten. Petromyzida 107 Knorpelfische. Selachia 107 Kleinmäuler. Holocephala 113 Seekatzen. Chimaerida 113 Quermäuler. Plagiostomata 114 Rochen. Rajida 115 Mahlrochen. Myliobatida 116 Pastinaken. Trygonida 117 Rochen. Rajida 117 Zitterrochen. Torpedida 117 Hairochen. Squatinorajida 117 Haien. Squalida 117 Hybodonten. Hybodida 118 Mahlhaien. Cestracida 118 Dornhaien. Spinacida 118 Glatthaien. Galeida 119 Menschenhaien. Carcharida 119 Lamien. Lamnida 119 Grauhaien. Notidanida 119 Hundshaien. Scyllida 119 Schmelzschupper. Ganoidea 120 Panzerganoiden. Loricata 124 Schildköpfe. Cephalaspida 125 Störe. Accipenserida 126 Löffelstöre. Spatularida 127 Eckschupper. Rhombifera 128 Kleinschupper. Acanthodida 129 Flösselhechte. Polypterida 130 Doppelflosser. Dipterida 131 Einzeiler. Monosticha 132 Paläonisciden 133 Dapediden 133 Doppelzeiler. Disticha 133 Knochenhechte 133 Lepidoiden 133 Plattzähner. Pyc l odontida 134 Seite. Rundschupper. Cyclifera 135 Faltenschupper. Holoptychida 136 Zweiflosser. Coelacanthida 137 Kahlhechte. Amida 138 Knochenfische. Teleostia 139 Büschelkiemer Lophobranchia 143 Tangschnellen. Syngnathida 144 Haftkiefer. Plectognatha 144 Harthäuter. Sderodermata 145 Kofferfische. Ostracida 145 Hornfische. Balistida 145 Nacktzähner. Gymnodonta 146 Igelfische. Diodontida 146 Dreizähner. Triodontida 147 Mondfische. Orthagoriscida 147 Weichflosser. Malacoptera 147 Panzerwelse. Goniodonta 148 Welse. Silurida 149 Characinen. Characina 150 Karpfen. Cyprinida 151 Zahnkarpfen. Cyprinodonta 152 Hechte. Esocida 153 Nilhechte. Mormyrida 153 Häringe. Clupeida 154 Leuchtfische. Scopelida 155 Lachse. Salmonida 156 Blindfische. Heteropygia 157 Fußlose. Apoda 157 Aale. Muraenida 158 Löcheraale. Symbranchida 158 Zitteraale. Gymnotida 159 Ohnedornen. Anacanthina 160 Sandaale. Ammodytida 160 Schlangenfische. Ophidida 161 Stockfische. Gadida 161 Schollen. Pleuronectida 162 Schlundnähter. Pharyngognatha 163 Hornhechte. Scomberesocida 164 Chromiden. Chromida 165 Kamm-Lippfische. Pomacentrida 165 Lippfische. Labrida 166 Stachelflosser. Acanthoptera 167 Roͤhrenmäuler. Aulostomida 168 Panzerwangen. Cataphracta 169 Barsche. Percida 170 Barsche. Percida 171 Urbarsche. Holocentrida 172 Petermännchen. Trachinida 172 Meerbarben. Mullida 173 Umberfische. Sciaenida 173 Meerbrassen. Sparida 174 Schuppenflosser. Squamipennia 175 Lederfische. Teuthida 177 Doraden. Coryphaenida 177 Makrelen. Scomberida 178 Schwertfische. Xiphioida 180 Pfeilhechte. Sphyraenida 181 Dornrücken. Notacanthida 181 Seite. Bandfische. Taenioida 182 Harder. Mugilida 183 Scheibenbäuche. Gobioida 183 Schleimfische. Blennioida 184 Armflosser Pediculata 185 Labyrinthfische. Labyrinthida 186 Klasse der Lurche. Amphibia 190 Schuppenlurche. Lepidota 211 Schleichenlurche. Apoda 213 Blindwühlen. Coecilida 214 Wickelzähner. Labyrinthodonta 215 Schwanzlurche. Molche. Caudata 216 Kiemenmolche. Sirenida 218 Aalmolche. Amphiumida 219 Molche. Salamandrida 219 Wassermolche. Tritonida 220 Erdmolche. Salamandrida 220 Froschlurche. Anura 220 Zungenlose. Aglossa 222 Kröten. Bufonida 223 Frosche. Ranida 224 Eigentliche 224 Laubfrösche. Hylida 224 Höhere Wirbelthiere 225 Klasse der Reptilien. Reptilia 226 Reihe mit querem After und doppelter Ruthe 252 Schlangen. Ophidia 252 Giftschlangen. Venenosa 256 Grubenottern. Crotalida 258 Ottern. Viperida 259 Giftnattern 259 Seeschlangen. Hydrida 259 Echte Giftnattern. Elapida 260 Trugnattern. Suspecta 260 Wassernattern. Homalopsida 261 Erdnattern. Coelopeltida 261 Baumnattern. Dryophida 261 Giftlose Schlangen. Innocua 261 Nattern. Colubrida 261 Riesenschlangen. Peropoda 262 Schlinger. Pythonida 263 Königsschlangen. Boida 263 Rollschlangen. Erycida 263 Wickelschlangen. Tortricida 263 Wurmschlangen. Scolecophida 264 Blindschlangen Typhlopida 264 Zahnschleichen. Catodontida 265 Eidechsen. Sauria 265 Ringelechsen. Annulata 269 Doppelschleichen. Amphisbaenida 270 Eigentliche Eidechsen. Autosauria 270 Nacktaugen. Gymuophthalma 270 Seite. Schleichen. Scincida 271 Wirtelschleichen. Chalcidida 272 Eidechsen. Lacertida 273 Der alten Welt. Lacertida 274 Der neuen Welt. Ameivida 274 Warneidechsen. Varanida 274 Urechsen. Palaeosaurida 275 Maasechsen. Mosasaurida 276 Chamaeleon’s. Chamaeleonida 277 Gecko’s. Geckotida 278 Leguane. Iguanida 279 Großechsen. Dinosauria 282 Flugechsen. Pterodactylia 282 Reihe mit Längsafter und einfacher Ruthe 284 Wasserechsen. Hydrosauria 284 Meerdrachen. Enaliosauria 284 Der Trias. Nothosaurida 285 Fischdrachen. Ichthyosaurida 285 Schlangendrachen. Plesiosaurida 286 Panzerechsen. Loricata 286 Teleosaurier. Teleosaurida 288 Steneosaurier. Steneosaurida 288 Krokodile. Crocodilida 288 Schildkröten. Chelonia 289 Seeschildkröten. Thalassita 291 Flußschildkröten. Potamida 292 Sumpfschildkröten. Elodita 293 Lurchschildkröten. Chelyda 293 Sumpfschildkröten. Emyda 293 Landschildkröten. Chersita 294 Klasse der Vögel. Aves 295 Reihe der Nesthocker. Insessores 328 Tauben. Columbae 328 Tauben. Columbida 328 Dronten. Inepta 329 Steppentauben. Pteroclida 330 Singvögel. Oscines 330 Schwalben. Hirundinida 332 Fliegenschnäpper. Muscicapida 333 Würger. Lanida 333 Buschsänger. Sylvida 334 Waldsänger. Sylvicolida 334 Bachstelzen. Motacillida 334 Tangara’s. Tanagrida 335 Drosseln. Turdida 335 Finken. Fringillida 335 Lerchen. Alaudida 336 Baumläufer. Certhida 337 Honigvögel. Cinnyrida 337 Staare. Sturnida 338 Gelbvögel. Icterida 338 Raben. Corvida 338 Pirole. Paradisvögel 339 Seite. Schreivögel. Clamatores 339 Echte Schreivögel 340 Luftröhrenkehler. Tracheophona 340 Wollrücken. Eriodorida 341 Baumhacker. Anabatida 341 Schmuckvögel. Colopterida 342 Rakken. Coracida 342 Bienenfresser. Meropida 343 Wiedehopfe. Upupida 343 Eisvögel. Alcedida 343 Nashornvögel. Bucerida 344 Schrillvögel. Strisores 345 Kolibri’s. Trochilida 345 Mauerschwalben. Cypselida 345 Nachtschwalben. Caprimulgida 346 Schopfhühner. Opisthocomida 346 Wendezeher. Amphibola 347 Klettervögel. Scansores 347 Papageien. Psittacida 347 Pfefferfresser. Rhamphastida 348 Spechte. Picida 349 Bartvögel. Bucconida 349 Glanzvögel. Galbulida 349 Kuckuke. Cuculida 350 Raubvögel. Raptatores 350 Nachtraubvögel 352 Eulen. Strigida 352 Tagraubvögel 353 Geier. Vulturida 353 Lämmergeier. Gypaëtida 354 Falken. Falconida 355 Edelfalken 355 Unedle Falken 355 Adler 355 Stelzfalken 356 Reihe der Pippel. Autophagi 356 Schwimmvögel. Natatores 357 Pinguine. Impennia 359 Alken. Alcida 359 Taucher. Colymbida 360 Enten. Lamellirostria 361 Rudersüßler. Steganopoda 362 Möven. Larida 363 Sturmvögel. Procellarida 364 Sumpfvögel. Grallatores 365 Wasserhühner. Macrodactylia 366 Schnepfen. Scolopacida 367 Strandläufer. Charadrida 368 Reiher. Ardeida 368 Hühnerstelzen. Alectorida 369 Hühnervögel. Gallinacea 370 Tavone. Megapodida 372 Echte Huͤhner. Phasianida 272 Feldhühner. Tetraonida 373 Steißhühner. Crypturida 373 Jakuhühner. Penelopida 374 Seite. Laufvögel. Cursores 375 Strauße. Struthionida 376 Riesenvögel. Dinornida 376 Kiwi-kiwi’s. Apterygida 377 Klasse der Säugethiere. Mammalia 378 Unterklasse der Säugethiere ohne Mutterkuchen. Aplacentaria 432 Kloakenthiere. Monotremata 433 Schnabelthiere. Ornithorhynchida 436 Ameisenigel. Echidnida 437 Beutelthiere. Marsupialia 437 Beutelnager. Glirina 441 Känguruh’s. Macropodida 442 Früchtefresser. Frugivora 442 Insektenfresser. Insectivora 443 Fleischfresser. Carnivora 444 Unterklasse der Säugethiere mit Mutterkuchen. Placentaria 445 Reihe mit zerstreuten Mutterkuchenzotten 446 Walthiere. Cetacea 446 Eigentliche Walthiere. Cetacea 447 Walfische. Balaenida 448 Pottfische. Physeterida 450 Delphine. Delphinida 450 Doppelzähner. Zeuglodonta 451 Seekühe. Sirenia 452 Borkenthiere. Rytinida 453 Seekühe. Manatida 453 Dinotherien. Dinotherida 454 Toxodontida 455 Dickhäuter. Pachydermata 455 Rüsselthiere. Proboscidea 457 Tapire. Nasuta 460 Schweine. Suida 460 Palaeotherida 462 Flußpferde. Obesa 463 Nashörner. Rhinocerida 464 Klippdachse. Hyracida 464 Anoplotherida 465 Einhufer. Solidungula 466 Pferde. Equida 466 Wiederkäuer. Ruminantia 469 Kameele. Tylopoda 473 Giraffen. Devexa 475 Moschusthiere. Moschida 476 Hirsche. Cervida 477 Hohlhörner. Cavicornia 478 Zahnarme. Edentata 480 Wurmzüngler. Vermilinguia 482 Gürtelthiere. Cingulata 482 Großthiere. Megatherida 483 Faulthiere. Bradypoda 484 Reihe der Säugethiere mit gürtelförmigem Mutterkuchen 485 Robben. Pinnipedia 486 Walrosse. Trichechida 488 Seehunde. Phocida 489 Seite. Raubthiere. Carnivora 490 Katzen. Felida 492 Hyänen. Hyaenida 494 Hunde. Canida 494 Stinkratzen. Viverrida 495 Marder. Mustelida 496 Vielfraße. Gulida 497 Bären. Ursida 498 Kinkajou’s. Cercoleptida 499 Reihe der Saͤugethiere mit scheibenförmigem Mutterkuchen 500 Insektenfresser. Insectisora 501 Maulwürfe. Talpida 502 Spitzmäuse. Soricida 503 Springer. Salientia 504 Klettermäuse. Cladobatida 505 Flatterthiere. Volitantia 506 Fledermäuse. Chiroptera 507 Fledermäuse. Vespertilionida 508 Fliegende Hunde. Frugivora 509 Pelzflatterer. Dermoptera 510 Nagethiere. Glires 511 Hasen. Leporida 514 Meerschweinchen. Cavida 515 Hasenmäuse Lagostomida 516 Springhasen. Macropoda 516 Stachelschweine. Hystricida 517 Biber. Castorida 517 Maulwurfmäuse. Georhycha 518 Mäuse. Murida 519 Schrotmäuse. Psammoryctida 521 Eichhörnchen. Sciurida 521 Siebenschläfer. Myoxida 522 Affen. Quadrumana 523 Halbaffen. Prosimiae 524 Dünnfinger. Leptodactyla 525 Langfüßer. Tarsida 526 Nachtaffen. Nycticebida 527 Fuchsaffen. Lemurida 527 Affen. Simiae 529 Krallenaffen. Hapalida 530 Plattnasen. Platyrrhina 531 Schmalnasen. Catarrhina 532 Zweihänder. Bimana 535 Aethiopier 557 Polynesier 560 Amerikaner 561 Turaner 563 Irauer 567 Dreizehnter Brief: Verbreitung der Thiere auf der Erde Verbreitungsbezirke 571 In vertikaler Richtung 572 In horizontaler Ausdehnung 572 Schwierigkeiten der Untersuchung 573 Seite. Begränzung der Faunen 577 Faunen des Festlandes 581 Polare 581 Des alten Continentes 581 Gemäßigte 582 Von Central-Europa 582 Von Südsibirien 583 Mittelländische 583 Asiatische Steppenfaunen 584 Von China 584 Tropische Fauna 584 Ostindiens 584 Der Sunda-Inseln 584 Afrika’s 585 des Caplandes 585 Des neuen Continentes 586 Gemäßigte Fauna Nordamerika’s 586 Tropische Fauna Südamerika’s 586 Feuerland 587 Faunen Australiens 587 des Meeres 588 Polarmeere 588 Nordsee und nördlicher Atlantischer Ocean 589 Mittelmeer 589 Südlicher Ocean 589 Indisches Meer; Rothes Meer; Persischer Meerbusen; Sunda- Meer; Stiller Ocean der Tropengegend 590 Chinesisches Meer der Tropengegend 590 Westliches Küstenmeer Südamerika’s 590 Vierzehnter Brief. Geschichte der Thierwelt 591 Fauna des Uebergangsgebirges 594 Steinkohlenperiode 596 Permischen Systemes 596 Trias 596 Jura 597 Kreide 598 Tertiärsystemes 598 Säugethierfauna der Unteren 599 Mittleren 599 Oberen Tertiärschichten 600 Diluvialgebilde 600 Alphabetisches Namensregister. (Die mit ganz fetter Schrift gedruckten Namen bedeuten die Kreise, die mit halb fetter Schrift die Klassen, die mit Schwabacher und cursiv Schrift die Ordnun- gen, und jene mit gesperrter Schrift gedruckten die Familien.) A. Aale II. 158. 189. Aalmolche II. 219. Aalquappe II. 33. 162. Aalwürmchen I. 184. Aaskäfer I. 667. 669. Abdominales II. 32. Abendpfauenauge I. 628. Abendschwärmer I. 627. Ablepharus II. 271 Abramis II. 152. Abramis brama I. 204. Abyssinier II. 569. Acaena I. 625. Acaenites I. 691. Acalephae I. 254. Acalyptera I. 605. Acanthia lectularia I. 574. Acanthicus II. 148. Acanthida 1. 574. Acanthius II. 119. Acanthocephala 1. 180. Acanthocercus I. 441. Acanthodactylus II. 274. Acanthodes II. 130. Acanthodida II. 129. 188. Acanthophis II. 259. Acanthoplera II. 167. Acanthosoma I. 575. Acanthurus chirurgus II. 177. Acanthylis II. 346. Acanus II. 172. Acara II. 165. Acarida I. 501. Acarina I. 497. Acarus I. 501. Accentor II. 335. Accipenser II. 127. Accipenser huso II. 126. Accipenser ruthenus II. 45. Accipenser sturio II. 36. Accipenserida II. 126. 188. Acephala I. 274. Acerina II 171. Acerotherium II. 464. Achatina I. 357. Acherontia I. 628. Achirus II. 163. Achlysia I. 503. Achorutes I. 563. Achtfüßer I. 390. Achtheres percarum I. 428. 432. Achtherida I. 432. Acineta I. 97. Acmaea I. 343. Acontias II 272. Acrantus II. 274. Acridida I. 583. Acridium I. 519. 576. 584. Acridium migratorium I. 583. Acrocera I. 611. Acrocerida I. 611 Acrodonten II. 282. Acrodus II. 118. Acrogaster II. 172. Acrolepis II. 133. Actaeon I. 340. Actinia I. 111. 121. Actinida I. 120. Actinocriniden I. 155. Actinocrinus I. 155. Actinolepis II. 137. Actinophrys I. 82. 97. Adela I. 623. Adler II. 298. 303. 355. Aeffer II. 524. Aega I. 480. Aeges I. 459. Aegialia I. 667. Aegialites II. 368. Aegina I. 137. Aeglea I. 465. Aelia I. 575. Aelodon II. 288. Aeolosoma I. 230. Aenderlinge I. 93. Aenderlinge, gepanzerte I. 93. Aenia I. 240. Aepyornis II. 377. Aequorea I. 137. Aequorida I. 136. Aeschna I. 519. 527. Aeschna forcipata I. 593. Aesculapschlange II. 262. Aethiopier II. 557. Aethon I. 432. Aetobatis II. 117. Affen II. 523. Affen, eigentliche II. 529. Affen, geschwänzte mit Ge- fäßschwielen II. 532. Affen, ungeschwänzte ohne Backentaschen II. 533. Afghanen II. 570. Agalma I. 141. Agama colonorum II. 281. Agaricophagus I. 664. Agathidium I. 664. Agathis I. 691. Agathistegida I. 84. Agelaeus II. 338. Aglossa I. 623. II. 222. Agnostus I. 447. Agrion I. 546. 593. Agrion virgo I. 593. Agriopus II. 170. Agyrtes I. 668. Ai II. 484. Ai-Ai II. 525. Ailurus II. 496. Vogt. Zoologische Briefe. II. 39 Alabes II. 159. Alactaga II. 517. Alaemon II. 336. Alanda cristata II. 336. Alaudida II. 336. Albunea I. 464. Alca II. 360. Alcedida II. 343. Alcedo ispida II. 344. Alcida II. 359. Alcinoe I. 257. Alciope I. 240 Alcyonella I. 253. Alcyonida I. 123. Alecto I. 157. Alectorida II. 369. Aleyrodes I. 569. Alfuru’s II. 560. Aligator lucius II. 234. 289. Alken II. 359. Allotria I. 689. Alosa II 84. 155. Alpenforelle II. 156. Alpheus I. 459. Aluteres II. 146. Alysia I. 691. Alysiden I. 691. Alytes II. 224. Amara I. 675. Amarucium I. 258. 266. Amarucium Nordmanni I. 263. Amazonen I. 686. Amblyopsis II. 157. Amblypterus II. 133. Amblyrhynchus ater II. 281. Amblyurus II. 133. Ambystoma II. 220. Ameisen I. 687. 702. 703. Ameisen, weiße I. 586. Ameisenbeutler II. 444. Ameisenheimchen I. 582. Ameisenigel II. 389. 432. 437. Ameisenkäfer I. 669. Ameisenlöwe I. 557. 639. Ameisenlöwen, Larve des I. 640. Ameisenschrecke I. 582. Ameiva II. 274. Ameivida II. 274. Amerikaner II. 561. Ametabola I. 556. 559. Amia II. 136. 138. Amia calva II. 76. 121. Amiba I. 82. Amida II. 138. 188. Ammocoetes branchialis II. 43. Ammocoetus II. 107. Ammodytes tobianus II. 160. Ammodytida II. 160. Ammonites I. 386. 387. Ammonitida I. 383. 386. Ammonshörner I. 383. 386. Ammophila I. 636. 697. Ammothoe I. 496 Ampelis II. 342. Ampelis cotinga II. 306. Ampelis cucullata II. 342. Amphacanthus II 177. Amphiarctos II. 499. Amphibia II. 24. 190. Amphibola II. 347. Amphicora I. 236. Amphicyon II. 498. Amphimallum I. 667. Amphinome I. 218. 240. Amphinomida I. 240. Amphion I. 455. Amphioxida II. 102. Amphioxus II. 13. 38. Amphioxus lanceolatus II. 102. Amphipeplea I. 356. Amphipnous Cuchia II. 75. 159. Amphipoda I. 423. 475. Amphiprion chrysogaster II. 33. 166. Amphisbaena II. 270. Amphisbaenida II. 270. Amphisyle II. 169. Amphitrite 1. 236. Amphiuma tridactylum II. 219. Amphium’ida II. 219 Ampullaria cornu arietis I. 358. Ampullarida I. 358. Amyxodon II. 494. Anabas scandens II. 187. Anabates II. 341. Anabatida II. 341. Anableps II. 152. Anacanthina II. 160. Anampses II. 167. Ananchytes I. 168. Anapera I. 604. Anarrhichas lupus II. 185. Anas nigra II. 361. Anatifa laevis I. 423. 427. Anchorclla I. 433. Ancyla I. 700. Ancylida I. 341. Andrena I. 700. 701. Andrias II. 219. Androctonus I. 513. Anenchelum II. 180. Angia I. 120. Anguilla II. 158. Anguillulida I. 184. Anguis II. 272. Anhinga II. 362. Anitocrus I. 479. 480. Anisoplia I. 667. Anisoscelis I. 575. Anistoma I. 664. Anistomida I. 664. Annelida I. 174. Annulata II. 269. Anobium pertinax I. 656. Anodonta I. 309. Anodus II. 151. Anolis II. 282. Anomia I. 303. 304. Anomura I. 461. Anophales I. 615. Anoplius I. 697. Anoplotherida II. 465. Anoplotherium gra- cile II. 465. Anser II. 362. Anthicus I. 663. Anthidium I. 700. Anthocopa I. 700. Anthomycida I. 606. Anthomyia I. 606. Anthophora I. 521. 677. 700. Anthosoma I. 433. Anthracida I. 610. Anthracotherium II. 460. Anthrax flavus I. 610. Anthrenus I. 668. Anthribus I. 653. Anthus II. 335. Antilopen II. 479. Antilope II. 480. Antipathida I. 120. Antrimpos I. 459. Anura II. 220. Apfelwurm I. 653. Aphaniptera I. 601. Aphanisticus I. 655. Aphidida I. 568 Aphidius I. 689. 691. Aphis rosarum I. 568. Aphodius I. 666. Aphrodite I. 239. Aphroditida I. 239. Aphrophora 1. 570. Apida I. 700. Apiocriniden I. 156. Apiocrinus I. 156. Apion frumentarius I. 653. Apion pomonae I. 653. Apis I. 677. 700. 702. Apistes I. 613. Aplacentaria II. 429. 432. Aplax II. 292. Aplysia I. 273. 321. Aplysia depilans I. 339. Aplysida I. 339. Apoda II. 157 211. 213. Apoda II. 189. Apocryptes II. 184. Apogon II. 171. Apseudes I. 481. Aptenodytes II. 359. Aptera I. 556. 559. Apterichthys II. 158. Apterornis II. 330. Apterygida II. 377. Apteryx II. 316. 377. Apusida I. 443. Apus I 443. Aquila imperialis II. 356. Araber II. 569. Arachnida I. 402. 486. Arachnothera II. 337. Araneida I. 506. 508. Aradus I. 574. Arapaima II. 154. Araukaner II. 562. Arbeitsbiene I. 702. Arca I. 310. Arcellida I. 82. Archegonus I. 447. Archenmuschel I. 275. 310. Arcida I. 309. Arctiscon I. 497. Arctomys II. 522. Arcturus I. 480. Ardea stellaris II. 369. Ardeida II. 368. Arenicolida I. 239. Arenicola piscatorum I. 220. 239. Argas I. 502. Argentina II. 156. Arges I. 448. II. 150. Argonauta I. 364. Argonauta Argo I. 391. Argulida I. 435. Argulus foliaceus I. 435. Argyreiosus II. 179. Argus II. 372. Argyroneta I. 509. Argyronetida I. 509. Aricia I. 240. 606. Aricidida I. 533. Arion I. 357. Armadillo I. 481. Armflosser II. 185. Armfüßler I. 275. 283. Armfuͤßler, regelmaͤßige I. 290. Armpolypen I. 126. Armwirbler I. 253. Arothron II. 147. Arrenurus I. 503. Artemia I. 444. Articulala I. 392. Arvicola arvalis II. 520. Asaphiden I. 447. Asaphus caudiger I. 447. Ascalophus I. 639. Ascarida I. 184. Ascaris I. 175. 183. 184. Ascidiae I. 262. Ascidiae compositae I. 266. Ascidiae simplices I. 267. Ascidiae sociales I. 266. Ascomys II. 519. Asellus I. 481. Asellida I. 480. Asilida I. 612. Asilus I. 612. Asindulum I. 595. Aspalax II. 519. Aspergillida I. 314. Aspergillum I. 314. Aspic II. 260. Aspidiotus I. 568. Aspidoclonion II. 260. Aspidophorus II. 170. Aspius II. 152. Aspredo II. 150. Aspro II. 171. Assel I. 405. Asseln I. 423. 477. Astacida I. 459. Astacus fluviatilis I. 418. 460. Astasida I. 93. Astata I. 698. Asterias I. 144. 160. Asterida I. 160. Asterolepis II. 137. Asteronyx I. 159. Astoma I. 93. Astrea I. 119. 120. Astreida I. 119. Astropecten I. 160. Astur palumbarius II. 355. Atax I. 503. Ateles II. 532. Ateuchus sacer. I. 666. Atherina II 183. Atherix I. 609. Atherura II. 517. Atlanta I. 333. Atlantida I. 332. Atlas I. 667. Atractocerus necydaloides I. 656. Atropos II. 258. Atta I. 703. Attagenus I. 668. Atycha I. 629. Auchenia I. 660. II. 474. Auchenia lama II. 474. Augenfliegen I. 607. Augenkorallen I. 120. Augenkrabbe I. 409. 471. Augenthierchen I. 93. Aulacostomum I. 228. Aulacus I. 692. Aulopus II. 150. 156. Aulopyge II. 152. Aulostoma chinense II. 168. Aulostomida II. 168. Aurelia aurita I. 132. Auricula I. 356. Auriculida I. 356. Auster I. 294. 303. Austern I. 303. Austernwürmer I. 236. Autophagi II. 357. Autosauria II. 270. Aves II. 25. 295. Avicula I. 308. Aviculida I. 307. Axenzeiler I. 84. Axia I. 461. Axina I. 658. Axolott II. 193. 218. Azteken II. 562. B. Babirussa II. 462. Bachstelzen, europäi- sche II. 334. Bacillus I. 585. Bacteria I. 585. Baculites I. 386. Badistes I. 674. Bären II. 498. Bärthierchen I. 496. Bagrus II. 150. Balaena mysticetus II. 449. Balaenida II. 448. Balaenoptera II. 450. Balancirfliege I. 641. Balanida I. 428. Balanus nucum I. 652. Balanus I. 428. Balgmilben I. 500. Balistes II. 146. Balistida II. 145. 189. Ballenbiene I. 554. Ballenfledermäuse II. 509. Bandquallen I. 256. Bandwurm, menschlicher I. 188. 190. 192. Bandwuͤrmer I. 190. Bandwürmer, eigent- liche I. 195. Barbus II. 152. Barsche II. 170. 171. 189. Barsch II. 34. 38. 58. Barschlaus I. 428. 432. Barschläuse I 432. Bartvögel II. 349. Basanistes I. 433. Basiliscus II. 282. Basilosaurus II. 452. Basken II. 569. Bassus I. 691. Bathyergus II. 519. Batrachus II. 186. Battida I. 446. Battus pisiformis I. 447. Bauchflosser II. 32. Bauchfüßer I. 334. Baumhacker II. 341. Baumkorallen I. 118. Baumläufer II. 337. Baumnattern II. 261. Baumwanze I. 532. Baumwanze, graue I. 575. Bdella vestita I. 504. Bdellida I. 504. Bdellostoma II. 106. 107. Becherkorallen I. 119. Belemnit I. 389. Belemnitella I. 390. Belemnites I. 390. Belemnitida I. 389. Belone II. 165. Belostoma I. 573. Bembecida I. 697. Bembex I. 698. Bembidium I 674. Berbern II. 569. Berenice I. 137. Berenicida I. 137. Bergforelle II. 30. Bernhardinerkrebse I. 463. Bernsteinschnecke I. 201. Beroe I. 256. Beroida I. 256. Beryx II. 172. Berhylus I. 690. 691. Bettwanze I. 574. Beuteldachse II. 444. Beutelmaus II. 444. Beutelnager II. 441. Beutelratze II. 393. 438. 440. Beutelratzen II. 443. Beutelratzen, eigentli- che II. 444. Beutelthiere II. 430. 437. Beutelthiere, fleisch- fressende II. 444. Beutelwolf II. 444. Biber II. 391. 517. Bibio I. 613. Bibionida I. 613. Bicellaria I. 248. Biene I. 677. 687. 700. Bienen, gesellig lebende I. 702. Bienenfresser II. 343. Bienenwolf I. 658. II. 343. Bimana II. 432. 535. Bipeltata I. 454. Bipes II. 272. Bipinnaria asterigera I. 165. Biphora I. 268. Birgus latro I. 464. Birkenhähnchen I. 632. Bison II. 480. Bittacus tipularides I. 641. Blabera I. 581. Blanus II. 270. Blaps mortisaga I. 664. Blasenfüße I. 589. Blasenkäfer I. 662. Blasenschnecken I. 338. 360. Blasenwürmer I. 196. Blättchenschnecken I. 341. Blätterfresser I. 677. Blatt, trockenes I. 585. Blatta I. 517. 576. Blatta germanica I. 581. Blattflöhe I. 569. Blattfuͤßer I. 422. 441. Blatthörner I. 665. 676. Blattida I. 580. Blattkiemer I. 275. 291. Blattkrebse I. 443. Blattläuse I. 568. Blattlausfresser I. 661. Blattwespe I. 527. Blattweschen I. 694. Blattwickler I. 623. Bledius I. 670. Blennechis II. 185. Blennidida II. 189. Blennioida II. 184. Blennius ocellatus II. 184. Blephanis I. 586. II. 180. Blindfische II. 157. Blindmaus II. 519. Blindschlangen II. 264. Blindwanzen I. 574. Blindwühlen II. 214. Blochius II. 181. Blumenfliegen I. 606. Blumenkäfer I. 665. Blumenmücken I. 613. Blumenthierchen I. 215. Blutegel I. 227. Blutegel, medicinischer I. 224. 225. Boa Constrictor II. 262. Bockkäfer I. 658. Bocydium I. 570. Bogenkrabben I. 470. Bohadschia I. 169. Bohrkäfer I. 656. Bohrmuscheln I. 313. Bohrmuscheln, eigentliche I. 296. Boida II. 263. Bolitophilus I. 614. Bombardierkäfer I. 674. Bombinator II. 224. Bombus I. 700. 702. Bombycida I. 626. Bombycilla II. 333. Bombylida I. 610. Bombylus I. 557. 611. Bombyx mori I. 627. Bombyx quercifolia I. 618. Bomolocus I. 434. Bopyrida I. 479. Bopyrus squillarum I. 479. Borborus I. 606. Boreus I. 641. Borkenkäfer I. 548. 647. 653. Borkenthiere II. 453. Borlasia I. 209. Borstenthierchen I. 99. Borstenträger I. 98. Bos bison II. 480. Bostrychida I. 653. Bostrychus typographus I. 653. Bothriocephalus latus I. 192. 195. Bothriolepis II. 137. Bothrops II. 258. Botokuden II. 562. Botryllus I. 264. 266. Botys I. 624. Bowerbankia I. 253. Box II. 175. Brachinida I. 674. Brachinus erepitans I. 674. Brachionus I. 216. Brachipoda I. 275. 283. 290. Brachiostoma lubricum II. 102. Brachycera I. 604. Brachygaster I. 692. Brachystoma I. 607. Brachyura I. 465. Brachyurus II. 532. Bracon I. 691. Braconiden I. 689. 691. Bradypoda II. 484. Bradypus tridactylus II. 484. Brama Raji II. 176. Branchiata I. 335. Branchiobdella I. 227. 228. Branchipida I. 443. Branchipus stagnalis I. 444. Brassen II. 189. Bremsen I. 612. Brenthus I. 653. Breviceps II. 224. Brevilinguia II. 267. Brillenfliege I. 518. 606. Brillennatter, ägyptische II. 260. Brisa I. 461. Brissus I. 168. Brontes I. 448. Brosmius II. 162. Bruchus pisi I. 653. Brustflosser II. 33. Bryaxis I. 670. Bryozoa I. 246. 247. Bubo II. 353. Buccinida I. 351. 360. Buccinum prismaticum I. 351. Buccinum undatum I. 351. Bucco versicolor II. 349. Bucconida II. 349. Bucephalus polymorphus I. 201. Bucerida II. 344. Buceros rhinoceros II. 344. Buchdruckerkäfer I. 653. Bücherläuse I. 589. Bücherskorpione I. 511. Buckelfliegen I. 611. Buckelroche II. 36. Buckelzirpen I. 570. Bucorvus II. 344. Bufo vulgaris II. 223. Bufonida II. 223. Bulimus I. 357. Bulla I. 339. 360. Bullaea I. 339. Bullida I. 338. Bungarus II. 260. Buntspecht II. 349. Buphaga II. 338. Buprestida I. 654. Buprestis gigas I 654. Buprestis manca I. 548. 647. Bursaria I. 98. Buͤschelkiemer II. 143. 188. Büschelkrebse I. 440. Buschmänner II. 559. Buschmücken I. 614. Buschsänger II. 334. Busenthierchen I. 85. Buteo II. 355. Buthus I. 513. Butyrinus II. 136. 155. Byrrhida I. 668. Byrrhus I. 668. Bythinus I. 670. Byturus I. 668. C. Cactus-Laus I. 568. Caesio II. 175. Calamaria II. 262. Calamoherpe II. 334. Calandra granaria I. 652. Calandra palmarum I. 652. Calao II. 344. Calappa I. 470. Calceola I. 291. Calicurgus I. 697. Calidris II. 367. Caligida I. 434. Caligus I. 434. Callaeas II. 339. Callianassa I. 461. Callianida I. 461. Callianira I. 257. Callianirida I. 256. Callichora I. 136. Callichroma moschatum I. 659. Callichthys II. 150. Callichthys miles II. 36. Callidea I. 575. Callidium I. 659. Callimome I. 690. Callionymus II. 184. Callirhoe I. 136. Callithrix II. 532. Callomyia I. 607. Callorhynchus II. 69. Callyodon II. 167. Calopomus II. 177. Calosoma sycophanta I. 646. 673. Calymeniden I. 447. Calymene Blumenbachi I. 447. Calyptera I. 606. Calyptraea I. 345. Camelus II. 474. Camelopardalis Giraffa II. 475. Campanularia I. 127. 130. Campanularida I. 129. Campephaga II. 333. Campilopleuriden I. 448. Cancer I. 412. 471. Cancer pagurus I. 470. Cancroma II. 369. Canida II. 494. Canis lupus II. 494. Cantharis (der Alten) I. 663. Cantharus II. 175. Capito II. 349. Capitodus II 135. Capitosaurus II. 216. Capra II 480. Capra ibex II. 478. Caprella I. 475. Caprellida I. 475. Caprimulgida II. 346. Caprimulgus europaeus II. 346. Caprina I. 290. Caprinida I. 289. Capromys II. 521. Caprotina I. 290. Capsida I. 574. Capsus I. 574. Capulida I. 345. 360. Capulus I. 345. Carabida I. 648. 673. 677. Carabus I. 521. 534. 643. 645. 674. Carabus aurat u s I. 674. Caranx II. 180. Carapus II. 159. Carbo II. 363. Carcharias II. 99. 119. 114. 117. Carcharida II. 119. Carcharodon II. 119. Carchesium I. 96. Carcinus I. 471. Cardida I. 310. Cardinalkäfer I. 663. Cardisoma I. 472. Cardium I. 311. Caretschildkröte II. 291. Carida I. 459. Caridina I. 459. Carinaria I. 333. Carnivora II. 431. 490. Carnivora (Beutelthiere) II. 444. Carychium I. 356. Caryocrinus I. 155. Caryophyllia I. 108. 119. Caryophyllida I. 195. Cassicus II. 338. Cassida I. 350. Cassida I. 661. Cassida equestris I. 548. 647. Cassidida I. 661. Cassidulida I. 167. Cassidulus I. 167. Cassiopea I. 137. Cassis I. 350, 351. Castagnole II. 176. Castor II. 391. Castor fiber II. 518. Castorida II. 517. Casuar II. 376. Casuarius galeatus II. 376. Cataphracta II. 169. 189. Catarrhactes II. 359. Catarrhina II. 532. Cathartes II. 354. Catenipora I. 118. Catocala I. 626. Catodon I. 265. 450. Catodontida II. 265. Catometopa I. 471. Catopida I. 668. Catops I. 668. Caturus II. 134. Caudata II. 211. 216. Cavia II. 515. Cavia cobaya II. 391. Cavicornia II. 478. Cavida II. 515. Ceblepyris II. 333. Cebrio rufus I. 657. Cebrionida I. 657. Cebus apella II. 531. Cecidomyia I. 614. Cecrops I. 434. Celten II. 570. Celto-Romanen II. 571. Cellularia I. 248. 252. Cenobita I. 464. Centetes II. 504. Centrina II. 119. Centris I. 700. 701. Centriscus II. 169. Centrolophus II. 178. Centropyx II. 274. Centrotus I. 570. Centrurus I. 513. Cephalaspida II. 125. 188. Cephalaspis II. 126. Cephalemyia I. 605. Cephalocera I. 612. Cephalophora I. 274. 315. Cephalopoda I. 361. Cephalotes I. 675. II. 510. Cephea I. 137. Cephenemyia I. 605. Cephus I. 695. Cepola II. 182. Cerambycida I. 659. Cerambyx I. 659. Ceraphron I. 691. Ceratites nodosus I. 386. Ceratophrys II. 224. Ceratopogon I. 614. Cerceis I. 480. Cerceris I. 698. Cercolabes II. 517. Cercoleptes II. 500. Cercoleptida II. 499. Cercopida I. 570. Cercopis I. 570. Cercopithecus II. 533. Cerithida I. 346. 360. Cerithium I. 346. Cerocoma I. 663. Cerophytum I. 655. Certhia cyanea II. 337. Certhida II. 337. Cerura I. 626. Cerurida I. 626. Cervida II. 477. Cervus elaphus II. 477. Cervus tarandus II. 478. Cestoidea I. 190. Cestracida II. 118. Cestracion II. 118. Cestum Veneris I. 255. Cetacea II. 431. 446. Cetonia aurata I. 666. Cetonida I. 665. Ceyx II. 344. Chaeropotamus II. 462. Chaeropus II. 444. Chaetodon II. 176. Chaetogaster I. 230. Chaetoglena I. 94. Chaetonotus I. 214. Chaetotyphla I. 94. Chalcidida I. 690. II. 272. Chalcis I. 690. II. 273. Chalicodoma I. 701. Chalicotherium II. 466. Chama I. 293. 306. Chamaesaurus II. 273. Chamaeles africanus II. 276. Chamaelonida II. 277. Chamäleone II. 277. Chamida I. 306. Characina II. 150. Characinen II. 150. Charadrida II. 368. Charadrius II. 368. Chauliodes I. 639. II. 155. Chauna chavaria II. 369. Cheilinus II. 167. Cheilio II. 167. Cheilodactylus II. 174. Cheilosia I. 608. Cheiracanthus II. 130. Cheirogale II. 527. Cheirotherium II. 454. Chelichthys II. 147. Chelidon II. 332. Chelifer I. 512. Chelmon II. 176. Chelodina II. 293. Chelonia II. 251. 289. 292. Chelonia imbricata II. 291. Chelonodon II. 147. Chelonus I. 692. Chelostoma I. 701. Chelyda II. 293. Chelydra II. 293. Chelys fimbriata II. 293. Chermes I. 569. Cherokesen II. 562. Chersita II. 294. Chilina I. 356. Chilopoda I. 485. Chiloscyllium II. 119. Chimaera II. 39. 109. Chimaera monstrosa II. 44. 113. Chimaerida II. 189. 113. Chimpanse II. 533. Chinchilla lanigera II. 515. Chinesen II. 563. Chionea I. 614. Chique I. 602. Chirocentrus II. 155. Chirodota I. 168. Chiromys madagascarensis II 525. Chiromyza I. 609. Chironectes II. 186. 444. Chironomus I. 614. Chiroptera II. 507. Chirotes II. 270. Chirotherium II. 216. Chirurg II. 177. Chiton I. 359. Chitonella I. 359. Chitonida I. 359. Chizaerhis II. 347. Chlaenius I. 674. Chlamidodon I. 99. Chlamydosaurus II. 282. Chlamydotherium II. 483. Chlamyphorus II. 483. Chloe I. 591. Chloeia I. 240. Chloraemida I. 236. Chlorion I. 697. Chlorophthalmus. II. 156. Choleva I. 668. Choloepus II. 485. Chondracanthida I. 432. Chondracanthus merlucci I. 432. Chondros I. 357. Chondrosteus II. 127. Chondrostoma II. 152. Chonetes I. 291. Choretra I. 614. Chorinemus II. 180. Chromida II. 165. Chromis II. 165. Chrysaora I. 136. Chrysida I. 692. Chrysis I. 554. 692. Chrysochloris II. 503. Chrysolampus I. 689. Chrysomela. I. 661. Chrysomelida I. 661. Chrysops I. 612. Chrysotus I. 608. Cicada I. 571. Cicada perla I. 570. Cicada ulmi I. 571. Cicaden, eigentliche I. 571. Gicadida I 570. 571. Cichla saxatilis II. 165. Cicindela campestris I. 548. 647. 676. Cicindelida I. 648. 675. Ciconia Marabu II. 369. Cidarida I. 165. Cidariden, eigentliche I. 166. Cidaris I. 166. Cimbex I. 527. 694. Cimbus I. 574. Cimex I. 575. Cinclus II. 335. Cineras vittatus I. 426. Cingulata II. 482. Cinnyrida II. 337. Cinnyris senegalensis II. 337. Cinosternum II. 293. Cinyxis II. 294. Circus II. 355. Cirolanus I. 480. Cirrhipedia I. 421. 423. Cirrhites II. 171. Cirrhonereis I. 240. Cistela I. 664. Cistelida I. 663. Cistudo II. 293. Cixia I. 571. Cladobates tana II. 505. Cladobatida II. 505. Cladodus II. 118. Cladolabes I. 169. Cladonema I. 136. Cladoxerus I. 585. Clamatores II. 328. 339. Clangula II. 362. Clausilia I. 357. Clavagella I. 314. Clavelina I. 267. Clavella I. 432. Clavicornia I. 667. 677. Claviger I. 642. 670. Clavigerida I. 669. Cleodora I. 331. Clepsine hyalina I. 227. Clepsinida I. 227. Clerida I. 657. Clerus alvearius I. 658. Clerus apiarius I. 658. Climacteris II. 337. Clinocera I. 609. Clinus II. 185. Clio borealis I. 331. Clioida I. 331. Clisia I. 428. Clitellaria I. 609. Clivina I. 675. Clubiona I. 509. Clupea harengus II. 154. Clupeida II. 154. 189. Clymenia I. 386. Clypeaster I. 167. Clypeastroida I. 166. Clytus I. 659. Cobitis II. 151. 152. Coccida I. 567. Coccidula I. 662. Coccinellida I. 661. Coccinella I. 662. Coccolepis II. 138. Coccosteus II. 126. Coccothraustes II. 336. Coccus cacti I. 567. Cochenille, ächte I. 567. Cochliodus II. 118. Coecilia II. 215. Coecilida II. 214. Coelacanthida II. 137. 188. Coelacanthus II. 138. Coelogenys II. 391. 515. Coelopeltida II. 261. Coelopeltis II. 261. Coelorhynchus II. 181. Coenurus cerebralis I. 197. Coleoptera I. 558. 642. Coleris I. 664. Colias I. 631. Colisa II. 187. Colius II. 347. Colletes I. 700. 701. Collyris I. 676. Colobus II. 533. Colon I. 668. Colopterida II. 342. Colossochelys II. 294. Coluber Aesculapii II. 262. Coluber natrix II. 234. 237. Colubrida II. 261. Columba porphyrio II. 329. Columbae II. 328. Columbella I. 350. Columbida II. 328. Colydium I. 654. Colymbetes I. 673. Colymbus cornutus II. 317. 360. Colymbida II. 360. Comaster I. 157. Comatula I. 157. 436. Comatula mediterranea I. 157. Comatulida I. 156. Conchifera I. 274. Cenchiosaurus II. 285. Condor II. 354. Condylura II. 503. Conger II. 158. Conida I. 348. 360. Conirostres II. 331. Conocephalus I. 448. Conops I. 607. Conopsida I. 607. Conus I. 318. 348. Copepoda I. 421. 436. Cophias II. 258. Copris lunata I. 666. Coprophagida I. 666. Coracias garrula II. 342. Coracida II. 342. Coracina II. 342. Corax II. 119. Corbis I. 311. Corbula I. 311. Coregonus II. 156. Coregonus palaea II. 84. Coreida I. 575. Coreus I. 575. Coricus II. 167. Corixa I. 572. Corizus I. 575 Cornufer II. 225. Coronella II. 262. Coronu laI. 428. Corophia I. 477. Corphyrops I. 608. Corvida II. 338. Corvus II. 339. Corvus coronix II. 315. Corvina II. 174. Corydalis I. 639. Corydia I. 581. Coryne I. 129. Coryphaena doradon II. 178. Coryphaenida II. 177. 189. Corystes I. 470. Corythaix II. 347. Cossus I. 626. Cossyphus II. 167. Cottus II. 169. Coturnix II. 373. Courtillière I. 582. Crabro I. 698. Crabronida I. 698. Cracticus II. 339. Crangon I. 459. Crania I. 290. Crassatella I. 311. Crax alector II. 374. Creeks II. 562. Crenatula I. 306. Crenilabrus II. 167. Crenicichla II. 165. Creophila I. 606. Creusia I. 428. Crevettine I. 475. Crex II. 367. Cribina I. 122 Cricetus vulgaris II. 519. Crinoidea I. 145. 152. Criocerida I. 660. Crioceris 12 punctata I. 660. Crisia I. 252. Cristalis I. 603. Cristatella I. 253. Crocodilida II. 288. Crocodilurus II. 274. Crocodilus niloticus II. 287. Crocodilus rhombifer II. 228. Crossarchus II. 496. Crossorhinus II. 119. Crotalida II. 258. Crotalus II. 230. 253. 256. 258. Crotalus horridus II. 258. Crotophaga II. 350. Crustacea I. 402. 403. Crypticus I. 661. Cryptobranchus II. 219. Cryptocephalus I. 661. Cryptopus II. 293. Crypturida II. 373. Crypturus II. 373. Cryptus I. 691. Cteniza I. 510. Ctenoidea II. 142. Ctenomys II. 519. Ctenophora I. 246. 254. Ctenophora I. 614. Ctenophyllia I. 120. Cucujo I. 665. Cucujus I. 654. Cuculida II. 350. Cucullia I. 626. Cuculus canorus II. 350. Culex I. 551. Culex pipiens I. 595. 615. Culex, Puppe von I. 600. Culicida I. 615. Cunina I. 137. Curculio I. 652. Curculionida I. 651. Cursores II. 357. 375. Cuterebra I. 605. Cyamida I. 475. Cyamus ceti I. 474. Cyanea I. 136. Cyanotis II. 342. Cyathina I. 119. Cyathophyllia I. 119. Cyathophyllida I. 119. Cybium II. 179. Cychrus I. 674. Cyclas I. 311. Cyclasida I. 311. Cyclica I. 661. Cyclifera II. 123. 135. Cycloidea II. 35. 141. Cyclogaster I. 609. Cyclometopa I. 470. Cyclonotum I. 671. Cyclopen I. 438. Cyclopida I. 438. Cyclops I. 128. 436. 438. Cyclopsine I. 438. Cyclopterus II. 184. Cyclostoma I. 359. Cyclostomata II. 100. 104. Cyclostomida I. 358. Cyclurus II. 281. Cyclus I. 447. Cycnus I. 432. Cydippe I. 257. Cydnus I. 575. Cygnus II. 362. Cylindrophis II. 264. Cymbium I. 349. Cymbulia I. 331. Cymindis I. 674. Cymodoce I. 480. Cymothoë I. 480. Cynaiturus jubatus II. 493. Cyniphida I. 688. Cynips gallae tinctoriae I. 688. Cynocephalus II. 523. 533. Cynthia I. 267. Cyphaspis I. 447. Cyphon I. 657. Cypraea I. 348. Cyprella I. 440. Cypricardium I. 311. Cyprida I. 439. Cypridella I. 440. Cypridina I. 440. Cyprinida II. 151. 189. Cyprinodon II. 152. Cyprinodonta II. 152. 189. Cyprinus carpio II. 32. 151. Cypris I. 438. 439. 440. Cypselida II. 345. Cypselus apus II. 345. Cypselus esculentus II. 346. Cyrene I. 311. Cystica I. 196. Cysticercus cellulosae I. 196. 197. Cystignathus II. 224. Cystocrinida I. 154. Cystocrinus I. 155. Cytacis I. 136. Cythera I. 311. Cytherea I. 440. D. Dacnis II. 337. Dactylethra II. 223. Dactyloptera mediterranea II. 32. 169. Dactylopterus II. 170. Dapediden II. 133. Dapedius II. 41. 133. Daphnia I. 126. 440. Daphnida I. 440. Darnis I. 570. Dascyllus II. 166. Dasselfliegen I. 604. Dasypogon I. 612. Dasyprocta II. 515. Dasypus peba II. 483. Dasytes I. 657. Dasyurus II. 445. Decapoda I. 422. 452. 456. Decticus I. 583. Delphinapterus II. 451. Delphine II. 450. Delphinida II. 450. Delphinorhynchus II. 451. Delphinula I. 352. Delphinus phocaena II. 451. Demodex I. 500. Dentrobates II. 224. Dentrocoela I. 207. Dentrocolaptes II. 341. Dendrodus II. 137. Dendrogyra I. 120. Dendrophis colubrina II. 260. Dendrophyllia I. 119. Dentalida I. 343. 360. Dentalium entalis I. 343. Dentex II. 175. Dentirostres II. 331. Dermanyssus I. 502. Dermestes lardarius I. 668. Dermestida I. 668. Dermoptera I. 580. Dermoptera II. 510. Desman II. 395. 501—504. Desmia I. 119. Desmodus II. 509. Desmophyllum I. 119. Desoria I. 563. Devexa II. 475. Dezia I. 607. Diacope II. 171. Diadema I. 166. Diagramma II. 174. Diaperis I. 664. Diapria I. 691. Dibamus II. 271. Dibranchiata I. 387. Dicaeum II. 337. Diceras I. 306. Dichanta I. 606. Dichelestida I. 433. Dichelestium sturionis I. 433. Dichobune II. 466. Dicholopus II. 370 Dickhaͤuter II. 431. 455. Dickköpfe I. 630. Dickkopffliege I. 607. Dicotyles II. 462. Dicrourus II. 334. Dicynodon II. 276. Didelphen II. 429. 432. Didelphys II. 393. 438. 440. Didelphys dorsigera II. 444. Didemnum I. 266. Didus II. 330. Diglena forcipata I. 212. Dilophus I. 613. Dinobryida I. 93. Dinornida II. 376. Dinornis II. 377. Dinosauria II. 282. Dinosaurus II. 282. Dinotherida II. 454. Dinotherien II. 454. Dinotherium giganteum II. 454. Dioctria I. 612. Diodon hystrix II. 146. Diodontida II. 146. Diomedea II. 364. Diopsis I. 518. Diopsis Ichneumonides I. 606. Diphyes Brajae I. 140. Diphyida I. 140. Diphyllidia ocellata I. 341. Diplacanthus II. 130. Diploctenium I. 120. Diplodus II. 118. Diploglossus Houttugni II. 271. Diplopoda I. 484. Diplopterus II. 132. Diplostomum I. 174. 185. Diplozoon paradonum I. 204. Dipsas II. 261. Diptera I. 557. 594. Dipteren, huͤpfende I. 601. Dipterida II. 131. 188. Dipterus II. 131. 132. Dipus sagitta II. 516. Dircaea I. 663. Dixobale I. 139. Discoidea I. 167. Dispholidus Lalandi II. 260. Disticha II. 133. Distelfink II. 320. Distoma duplicatum I. 201. Distoma hepaticum I. 203. Distomida I. 203. Dixa I. 614. Dodo’s II. 329. Dolabella I. 339. Dolerus I. 695. Dolichopida I. 608. Dolichopus I. 595. 608. Dolichurus I. 697. Dolium I. 351. Dolomedes I. 509. Donacia I. 660 Donacia crassipes I. 544. Donax I. 311. Donnerkeile I. 389. Doppelflosser II. 131. 188. Doppelfüßer I. 484. Doppellöcher I. 203. Doppelquallen I. 140. Doppelräderthiere I. 216. Doppelschleichen II. 270. Doppelwurm I. 204. Doppelzaͤhner II. 431. 451. Doppelzeiler I. 84. 133. Dorade II. 178. Doraden II. 177. 189. Dorcatherium II. 478. Dorida I. 340. Doridium I. 339. Dorippe I. 470. Doris I. 335. 337. Doris tuberculata I. 340. Dornhaie II. 118. Dornrücken I. 609. II. 181. Dorylus I. 703. Drache, fliegender II. 279. Draco II. 282. Draco volitans II. 279. Draucosaurus II. 285. Drapetes I. 611. Drehkorallen I. 119. Drehwurm I. 197. Dreieckmuscheln I. 309. Dreilöcher I. 203. Dreissena I. 308. Dreizähner II. 147. Dremotherium II. 477. Drepano II. 176. Drepanis II. 337. Drilus I. 657. Drohne I. 518. 702. Dromains II. 376. Dromas II. 369. Dromia I. 465. Dromius I. 674. Dronten II. 329. Drosseln II. 335. Dryinus I. 691. Drymophila II. 341. Dryophida II. 261. Dryophis II. 261. Dügong II. 398. 452. Dules II. 171. Dungfliegen I. 605. Dünnfinger II. 525. Dünnschnäbler II. 331. Dynastes (hercules) I. 667. Dynastida I. 666. Dyomea I. 130. Dysaster I. 168. Dyschirius I. 675. Dysdera I. 509. Dysporus II. 363. Dytiscida I. 648. Dytiscus I. 529. Dytiscus latus I. 672. Dytiscus marginalis I. 548. 647. Vogt, Zoologische Briefe. II. 40 E. Eber II. 384. 461. Ecaudata II. 211. Echeneïs remora II. 184. Echidna hystrix II. 389. 433. 437. Echimys II. 521. Echinaster I. 160. Echinida I. 160. Echinida II. 437. Echiniden I. 166. Echinococcus I. 197. Echinocyamus I. 167. Echinodermata I. 142. Echinolampas I. 167. Echinometra I. 166. Echinoneus I. 167. Echinopora I. 120. Echinorhinus II. 119. Echinorhynchus I. 174. 180. Echinus I. 105. 144. 160. Echis II. 259. Echiurus I. 229. Eckschupper II. 123. 128. Edelfalken II. 355. Edelfalter I. 631. Edentata II. 431. 481. Edolius II. 334. Edriophthalma I. 422. 472. Edwardsida I. 122. Egel I. 224. Egyptier II. 568. Eichenglucke I. 618. Eichenwickler (Nest und Raupe) I. 623. Eichhörnchen II. 521. Eidechsen II. 251. 265. Eidechsen, eigentliche II. 270. Eidechsen der alten Welt II. 274. Eidechsen der neuen Welt II. 274. Eidechse, grüne II. 24. 273. Eidergans II. 361. Einfüßer I. 485. Einhufer II. 466. Einleibige I. 81. Eintagsfliege I. 536. 551. Eintagsfliege Swammer- damms I. 590. Einzeiler I. 84. II. 132. Einzeiler II. 132. Eischnecken I. 347. 360. Eisvögel II. 343. Elanus II. 351. Elapida II. 260. Elaps II. 260. Elasmotherium II. 464. Elater noctilucus I. 655. Elaterida I. 655. Eledone I. 391. 392. Elenchus I. 636. Eleotris II. 184. Elephant, fossiler II. 391. Elephant, asiatischer II. 385. Elephas indicus II. 457. Elliprocephalus I. 448. Ellritze II. 34. Elmis I. 671. Elodita II. 293. Elops II. 155. Elosia II. 225. Emarginula I. 352. Emberiza II. 336. Embia I. 589. Embyden I. 589. Embida I. 589. Emesa I. 574. Empalo vom Cap II. 461. Empida I. 611. Empis I. 611. Empusa I. 586. Emyda II. 293. Emydium I. 496. 497. Emys europaea II. 234. 244. Emysaurus II. 293. Enaliosauria II. 284. Enchelina I. 98. Enallostegida I. 84. Enchelyophis II. 161. Enchelys I. 85. 98. Enchodus II. 180. Enchytraeus I. 239. Encrinida I. 155. Encrinus liliiformis I. 156. Encyrtus I. 690. Endomychida I. 660. Endomychus I. 661. Engraulis II. 155. Engystoma II. 224. Enhydris II. 497. Ennomus I. 625. Enten II. 361. Entenmuschel I. 284. Entenmuscheln I. 423. 427. Entomostegida I. 84. Entomostraca I. 421. 423. Enygrus II. 263. Eolida I. 339. Eolidia I. 340. Epeira I. 488. 509. Ephemera I. 536. 551. Ephemera Swammerdammi I. 590. Ephemerida I. 590. Ephippiger I. 583. Ephippus II. 176. Ephyra I. 136. Epibulus II. 167. Epicrates II. 263. Epicrium II. 215. Epimachus II. 339. Epipyxis I. 93. Epistylis nutans I. 96. Equula II. 179. Equus Zebra II. 469. Erbsenkäfer I. 653. Erbsenmuscheln I. 311. Erdagame von Guinea II. 281. Erdflöhe I. 661. Erdlibellen I. 639. Erdmilben I. 504. Erdmolche II. 220. Erdmücken I. 614. Erdnattern II. 261. Erdschwein vom Kap II. 481. Erdwuͤrmer I. 229. Erebus I. 557. Erebus limax I. 626. Eremias II. 274. Erethizon dorsatus II. 517. Ergasilida I. 434. Ergasilus I. 434. Erichthonius I. 477. Erinaceus II. 504. Eriodora II. 341. Eriodorida II. 341. Eriomys II. 516. Erioptera I. 614. Errantia I. 237. Ersaea I. 141. Erycida II. 263. Eryma I. 460. Eryon I. 461. Eryphia I. 471. Erythraeus I. 505. Erythrinus II. 151. Eryx II. 263. Eschara I. 253. Escharida I. 252. Eskimo’s II. 565. Esocida II. 153. 189. Esox lucius II. 47. 66. 153. Esthen II. 565. Eteroplus II. 165. Etheria I. 305. Etherida I. 305. Etrusker II. 383. Euaxes I. 239. Eucharis I. 257. Euchlanis I. 216. Eucnemis I. 655. II. 225. Eucoila I. 689. Eudendrium I. 129. Eudora I. 137. Eudytes II. 360. Euglena viridis I. 86. 93. Euglypha I. 82. Eulaema I. 701. Eulais I. 503. Eulen I. 625. II. 352. Eulimena I. 444. Eumenes I. 699. Eumolpe I. 240. Eumolpus I. 661. Eumorphus I. 661. Eunectes II. 263. Eunice I. 218. 237. 240. Eunicida I. 240. Eupetes II. 335. Euphone II. 335. Euphrosyne I. 240. Euplocamus I. 341. Euplota I. 99. Euplotes I. 99. Euprepia I. 627. Euprepis II. 272. Eupnoctes II. 220. Euryale I. 159. Euryalida I. 159. Eurybia I. 137. 331. Eurylaema II. 343. Eurynome I. 470. Eurynotus II. 133. Euryodon II. 483. Eurypyga II. 369. Eurysternum II. 293. Eurystomus II. 343. Eurytoma I. 690. Eusarcus I. 506. Eusmilia I. 120. Evadne I. 441. Evania I. 692. Evanida I. 692. Exocoetus II. 164. 165. Exodon II. 151. F. Fadenschnecken I. 339. Fadenwuͤrmer I. 178. Fadenwurm der Tropenge- genden I. 184. Falco II. 355. Falco carolinensis II. 351. Falconida II. 355. Falken, unedle II. 355. Fangheuschrecken I. 585. Faltenschnecken I. 349. 360. Faltenschupper II. 136. 188. Fasciolaria I. 350. Faulthiere II. 484. Faustschnecken I. 358. Favonia I. 137. Federbuschpolypen I. 247. 253. Federbuschwirbler I. 253. Federmotten I. 622. Feldheuschrecken I. 583. Feldhühner II. 373. Felida II. 492. Felis tigris II. 390. 490. Fellah’s II. 568. Felsenschnecken I. 350. 360. Feronia I. 675. Fetischschlange II. 262. Fettfliegen I. 606. Feuerzapfen I. 267. Fiber II. 520 Fierasfer II. 161. Figites I. 689. Filaria medinensis I. 184. Filistata I. 510. Finken II. 335. Finnen II. 565. Finnenwurm I. 196. 197. Firolida I. 333. Firola I. 333. Fischasseln I. 479. Fischdrachen II. 285. Fische II. 23. 27. Fische , fußlose II. 157. Fischkäfer, der große I. 672. Fischkäfer I. 524. Fischkäfer I. 671. 676. Fissilinguia II. 267. Fissirostres II. 331. Fissurella I. 352. Fistulana I. 314. Fistularia II. 169. Fistularida II. 189. Flachkrebse I. 454. Flatterthiere II. 432. 506. Fledermäuse II. 507. Fledermäuse, eigent- liche II. 508. 509. Fledermausfisch II. 186. Fledermausläuse I. 603. Fleischfliegen I. 606. Fleischfresser, eigentliche II. 431. Fliegen I. 605. Fliegen, eigentliche I. 604. Fliegenmaden I. 607. Fliegenschnäpper II. 333. Fliegenschnäpper, weißhalsi- ger II. 333. Flöhe I. 601. Flohkrebse I. 423. 475. Flohkrebse I. 477. Flohkrebs I. 402. Florfliegen I. 590. Florfliege I. 546. Floscularia I. 215 Floscularida I. 215. Flösselhechte II. 130. Flossenfüßer I. 329. Flötenmaul, chinesisches II. 168. Flugechsen II. 282. Flügelschnecken I. 347. 360. Fluͤgellose (Insekten) I. 556. 559. Flugfisch des Mittelmeeres II. 32. Flunderläuse I. 434. Flußaustern I. 305. Flußkrabbe I. 471. Flußkrebs I. 398. 418. 460. Flußmuscheln I. 308. Flußnäpfe I. 341. Flußpferde II. 463. Flußscheibenbauch II. 183. Flußschildkröten II. 292. Flustra I. 248. 253. Fluvicola II. 342. Foenus I. 524. Foenus jaculator I. 692. Forelle II. 34. 60. 64. Forficesila I. 580. Forficula I. 532. Forficula auricularia I. 579. Forficulida I. 579. Formica I. 525. Formica rufa I. 703. Formicida I. 703. Formicivora II. 341. Francolinus II. 373. Fratercula arctica II. 359. Fregatte II. 363. Fregilus II. 339. Fringilla II. 336. Fringillida II. 335. Frösche II. 224. Froschfisch II. 186. Froschlurche II. 211. 220. Froschlurche, zungen- lose II. 222. Früchtefresser II. 442. Frugivora II. 442. 509. Fuchsaffen II. 527. Fulgora laternaria I. 571. Fulgorida I. 570. Fulica II. 367. Fundulus II. 152. Fungia I. 110. 120. Fungicola I. 614. Fungida I. 120. Furnarius II. 341. Fusus I. 350. Fußlose Fische II. 157. 189. G. Gabelfliege I. 611. Gabelspringer I. 562. Gabelweihe II. 355. Gabelweihe von Carolina II. 351. Gadida II. 161. 189. Gadus morrhua II. 161. 162. Galago II. 527. Galathea I. 461. Galaxias II. 156. Galbula ruficauda II. 349. Galbulida II. 349. Galeida II. 119. Galeocerdo II. 119. Galeodes araneoides I. 486. 510. Galeopithecus volitans II. 510. Galeotes II. 282. Galerites I. 167. Galeruca I. 661. Galerucida I. 661. Galeus II. 99. 119. Galgulus I. 573. Galictis II. 498. Gallas II. 569. Gallertglöckchen I. 96. Gallicola I. 614. Gallinacei II. 357. 370. Gallinula II. 367. Gallmücken I. 614. Gallus II. 372. Gallwespen I. 687. 688. Gamasida I. 502. Gamasus I. 502. Gammarida I. 477. Gammarus I. 477. Ganoidea II. 101. 120. Ganoiden II. 188. Garneelen I. 404. 414. 459. Garrulus II. 339. Gartenwespen I. 697. Gasteronemus II. 179. Gasteropoda I. 334. Gasteropteron I. 339. Gasterosteus II. 93. 169.170. Gastrobranchus II. 107. Gastrochaena I. 296. 314. Gastrophysus II. 147. Gecarcinus I. 472. Geckos II. 278. Geckotida II. 278. Geier II. 353. Geier, gelber II. 354. Geißelkrebse I. 455. Geißelskorpione I. 513. Gelasimus I. 472. Gelbvögel II. 338. Genetta II. 496. Genettkatze II. 496. Geocoris I. 575. Geometrida I. 625. Geomys II. 519. Geophilus I. 485. Georhycha II. 518. Georhychus II. 519. Georyssus I. 671. Geosaurus II. 276. Geotrupes I. 554. Geotrupes stercorarius I. 644. 666. Gephyrea I. 228. Geradfluͤgler I. 556. 575. Geradmuscheln I. 306. Gerbillus II. 520. Germanen II. 571. Gerres II. 175. Gerrhonotus II. 273. Gerrhosaur u s II. 273. Gerris I. 574. Gervillia I. 306. Geryonia I. 135. 137. Geryonida I. 137. Gespenstaffe II. 526. 527. Gespenstkrebse I. 475. Gespenstschrecken I. 585. Getreidemotte I. 623. Gibbon II. 533. Girnmuscheln I. 306. Girnmuschel I. 293. Giftnattern II. 259. Giftschlangen II. 256. Ginglymostoma II. 119. Giraffen II. 475. Glanzvögel II. 349. Glareola II. 368. Glasthierchen I. 94. Glatthaie II. 119. Glaucus I. 340. Gliederthiere I. 392. Glires II. 432. 511. Glirina II. 441. Glockenbäumchen I. 96. Glockenpolypen I. 129. Glockenthierchen I. 91. 95. Glockenthierchen, ge- panzerte I. 95. Glockenwirbler I. 253. Glomeris I. 485. Glossophaga II. 509. Glossotherium II. 482. Glycere I. 237. 240. Glycimeris I. 312. Glyphea I. 460. Glyphisidon II. 166. Glyptodon II. 483. Glyptolepis II. 138. Glyptolepis elegans II. 35. Glyptolepis microlepidotus II. 35. Gnathosaurus II. 288. Gobiesox II. 184. Gobio II. 152. Gobioida II. 183. 189. Gobius fluviatilis II. 183. Goldbutt II. 162. Goldkäfer I. 661. 666. Goldwespe I. 554. Goldwespen I. 692. Goliathus I. 666. Gomphocerus I. 584. Gomphosus II. 167. Gomphus I. 593. Gongylus II. 272. Goniatites I. 386. Goniodes I. 562. Goniodonta II. 148. Gonodactylus I. 455. Gonoleptes I. 506. Gonoplacus I. 472. Gordiacei I. 181. Gordius I. 181. Gorgonia I. 124. Gorgonida I. 123. Grabwespe I. 606. Grabwespen I. 695. Grabwespenlarve I. 607. Gracula II. 338. Gräco-Romanen II. 571. Grallatores II. 357. 365. Grapsus I. 472. Graucalus II. 333. Grauhaien II. 119. Gregarina I. 178. Gregarinea I. 178. Griebelmücken I. 613. Grimothea I. 461. Grönländer II. 565. Groppen II. 169. Großaugen I. 607. Großechsen II. 282. Großräder I. 215. Großthiere II. 483. Grubenkopf, menschlicher I. 192. 195. Grubenottern II. 258. Grünwürmer I. 236. Grus II. 369. Gruscinerea II. 365. Gryllacris I. 583. Gryllen I. 582. Gryllenkrebse I. 460. Gryllida I. 582. Gryllotalpa vulgaris I. 582. Gryllus domesticus I. 582. Gryphaea I. 304. Guanchen II. 569. Guepard II. 493. Gulida II. 497. Gulo borealis II. 497. Gunellus II. 185. Gurkenquallen I. 256. Gürtelthiere II. 482. Gymnetrus II. 182. Gymnodactylus II. 279. Gymnodonta II. 146. Gymnophthalma II. 270. Gymnophthalmus II. 271. Gymnopus spirifer II. 292. Gymnosoma I. 607. Gymnotida II. 159. Gymnotus II. 65. Gymnotus electricus II. 159. Gypaëtida II. 354. Gypaëtos II. 355. Gypogeranus II. 356. Gyrinida I. 672. Gyrinus I. 642. Gyrinus colymbus I. 672. Gyrodactylus I. 204. Gyrodus II. 135. Gyropus I. 562. H. Haarflügler I. 662. Haarquallen I. 137. Haarsterne I. 156. Haarthierchen I. 98. Habicht II. 355. Haematopinus I. 561. Haematopota I. 612. Haematopus II. 368. Haemopis I. 227. Haemulon II. 174. Haftkiefer II. 144. 189. Haftkiefer II. 189. Haftwalzen I. 168. Haie II. 117. Haie mit Mahlzäh- nen II. 118. Haifischläuse I. 434. Hairochen II. 117. Halbaffen II. 524. Halbfluͤgler I. 556. 564. Halbnymphe I. 546. Halbschwaͤnzer I. 461. Halbsohlengänger II. 495. Halcyon II. 344. Haliaetos II. 355. Halianassa II. 454. Halicore II. 398. 452. 454. Halictophagus I. 636. Halictus I. 554. 700. Halieus II. 363. Haliotida I. 352. 360. Haliotis I. 352. Haliplus I. 673. Halmaturus II. 391. 442. Halodactylus I. 253. Halskiemer I. 342. Halsthierchen I. 98. Haltica I. 661. Halbicus I. 575. Hamites I. 386. 387. Hammermuschel I. 277. 305. Hamster II. 519. Hängefalter I. 630. Hapale vulgaris II. 530. Hapalida II. 530. Haplopus I. 585. Harder II. 183. 189. Häringe II. 154. 189. Harpa I. 351. Harpale I. 675. Harpalida I. 675. Harpax I. 586. Harpes I. 448. Harpyen I. 626. Harpyia I. 626. Harthäuter II. 145. Haselnußkäfer I. 652. Hasen II. 514. Hasenmäuse II. 516. Haubenschmuckvogel II. 342. Haubentaucher II. 360. Hausen II. 126. Hausheimchen I. 582. Hausspinne I. 508. 509. Hautfluͤgler I. 524. 558. 677. Hautflügler mit Lege- röhre I. 688. Hautkrebse I. 421. 423. Hautläuse I. 603. Heberwürmer I. 229. Hechelthierchen I. 99. Hecht II. 47. 49. 52. 54. 66. 153. Hechte II. 153. 189. Hechtläuse I. 434. Hechtskaiman II. 234. Hectocotylus Tremoctopo- dis I. 378. Hedychrum I. 693. Hedychrum regium I. 554. Heimchen I. 582. Hela I. 465. Helcon I. 692. Helicida I. 357. Helicina I. 359. Helicostegida I. 84. Heliothrips I. 590. Helix I. 357. Helix nemoralis I. 657. Helix pomatia I. 324. Helluo II. 282. Helmschnecken I. 350. Heloderma horridum II. 275. Helodus II. 118. Helophilus I. 608. Helops I. 664. Helyases II. 166. Hemerobida I. 639. Hemerobius perla I. 639. Hemerodromia I. 611. Hemiaster I. 168. Hemicale II. 496. Hemicidaris I. 166. Hemidactylus II. 279. Hemimetabola I. 546. 556. 564. Hemiodus II. 151. Hemipodius II. 373. Hemipristis II. 119. Hemiptera I. 556. 564. Hemirhamphus II. 145. Hemirhynchus II. 180. Hemiteles I. 689. Henops I. 596. 611. Hepiolida I. 626. Hepiolus I. 626. Heptanchus II. 119. Heptatrema II. 107. Heriades I. 701. Hermeline II. 497. Hermella I. 236. Hermellida I. 236. Hermenthierchen I. 93. Hermidia I. 624. Herminia I. 625. Hermione I. 239. Herpestes II. 496. Herpetodrias II. 261. Hersilia I. 438. Herzigel I. 167. Herzmuscheln I. 310. Hesperia I. 630. Hesperida I. 630. Heterobranchus II. 150. Heterocera I. 622. Heterocerida I. 671. Heterocerus I. 671. Heterodon II. 262. 483. Heterogamia I. 581. Heteromera I. 650. Heteromeren I. 662. Heterophlebia I. 593. Heteropoda I. 332. Heteropygia II. 157. Heterotis II. 154. Heupferde I. 583. Heuschnecke I. 515. 532. 578. Heuschneckenkrebse I. 455. Hexactinia I. 118. Hexanchus II. 119. Hexatoma I. 612. Hilara I. 611. Himantopus candidus II. 368. Hindu’s II. 570. Hinnites I. 305. Hippa I. 464. Hipparion II. 469. Hippida I. 464. Hippoboscida I. 603. Hippoboscus I. 604. Hippocampus II. 143. 144. Hippoglossus II. 163. Hipponyce I. 345. Hippopodius I. 141. Hippopus I. 306. Hippotherium II. 469. Hippopotamus II. 394. 456. 464. Hippurida I. 289. Hippurites I. 289. Hirsch II. 401. Hirsche II. 477. Hirschkäfer I. 667. Hirschschröter I. 667. Hirudinea I. 224. Hirudinida I. 227. Hirundinida II. 332. Hirundo II. 332. Hister I. 524. 669. Histerida I. 648. 669. Histiophorus II. 181. Hohlhörner II. 478. Hokohuhn II. 374. Holaster I. 168. Holocentrida II. 172. Holocentrum leo II. 172. Holocephala II. 113. Holometabola I. 557. 594. Holoptychida II. 136. 188. Holothuria tubulosa I. 150. 169. Holothurida I. 152. 168. Holoptychius nobilissimus II. 137. Holopus I. 155. 156. Holzbiene I. 701. Holzbock, der graue I. 649. Holzbohrer I. 655. 677. Holzbohrer, viergliedrige I. 651. Holzbohrer, fünf- gliedrige I. 654. Holzfliegen I. 609. Holzspinner , I. 626. Holzwespen I. 687. Holzwespen, eigent- liche I. 693. Homopus II. 294. Honigbiene I. 677. 702. Honigvögel II. 337. Hoplophora I. 504. Hoplophorus II. 483. Hornera I. 252. Hörnerläuse I. 431. Hornfische II. 145. 189. Hornhechte II. 164. Hornkäfer I. 666. Hottentotten II. 558. Huhn II. 313. Hühner, echte II. 372. Hühnerstelzer II. 369. Huͤhnervoͤgel II. 357. 370. Hummel I. 702. Hummelfliege I. 608. Hummerkrebse I. 459. Hunde II. 494. Hunde fliegende II. 509. Hundshaie II. 119. Hungerwespen I. 629. Homalonotus I. 447. Homalopsida II. 261. Homalopsis II. 261. Homarus I. 460. Homola I. 465. Hyaena crocuta II. 494. Hyänen II. 494. Hyaenida II. 494. Hyaenodon II. 495. Hyaenopus II. 495. Hyalida I. 330. Hyalea I. 331. Hyas I. 470. Hybodida II. 118. Hybodonten II. 118. Hybodus II. 118. Hybos I. 611. Hybotida I 611. Hydatina senta I. 210. 216. Hydra I. 126. 127. 131. Hydra tuba I. 131. Hydra viridis II. 199. Hydrachna I. 503. Hydrachnida I. 502. Hydrida I. 128. II. 259. Hydrocantharida I. 672. 676. Hydrochoerus capybara II. 515. Hydrochus I. 671. Hydrocores I. 571. Hydrocyon II. 151. Hydrolycus II. 151. Hydrometra stagnorum I. 573. Hydrometrida I. 573. Hydromys II. 520. Hydrophilida I. 648. 671. 676. Hydrophilus piceus I. 672. Hydrophilus spinipes I. 671. Hydrophis II. 259. Hydrophoria I. 606. Hydroporus I. 673. Hydropsyche I. 638. Hydrosauria II. 284. Hydrus II. 259. Hyla arborea II. 23. Hyla viridis II. 225. Hylaedactylus II. 224. Hylaeosaurus II. 282. Hylecaetus I. 656. Hylida II. 224. Hylobates II. 533. Hylotoma I. 695. Hymenoptera I. 558. 677. Hyodon II. 155. Hyotherium II. 462. Hyperia I. 477. Hyperida I. 476. Hyperoodon II. 451. Hyphidrus I. 673. Hypochthon II. 219. Hypoderma I. 605. II. 510. Hypopus I. 502. Hypostoma II. 148. Hypsiprymnus II. 393. 438. 442. Hypsodon II. 181. Hypudaeus arvalis II. 520 Hyracida II. 464. Hyracotherium II. 465. Hyrax capensis II. 465. Hyria I. 309. Hysteropus novae Hollan- diae II. 270. Hystricida II. 517. Hystrix II. 517. J. Jacamaralcyon II. 350. Jaçana II. 366. Jacchus vulgaris II. 530. Jaculus II. 517. Jaera I. 481. Jagdhund II. 404. Jagdspinner I. 509. Jagdtiger II. 493. Jaki II. 205. Jakuhühner II. 374. Janassa II. 117. Janthina communis I. 353. Janthinida I. 353. Janus I. 340. Ibalia I. 689. Iberier II. 569. Ibis sacer II. 368. Ichneumon I. 402. 691. II. 496. Ichneumonida (Insekt) I. 691. Ichneutes I. 691. Ichthydium I. 214. Ichthyococcus II. 156. Ichthyodoruliden II. 110. Ichthyosaurida II. 285. Ichthyosaurus II. 286. Icothopse I. 613. Icterida II. 338. Icterus II. 338. Icticyon II. 495. Ictides II. 496. Idalia I. 341. Idiochelys II. 293. Idothea I. 480. Idotheida I. 480. Igelfische II. 146. Igelzecke I. 501. Iguana II. 281. Iguanida II. 279. Iguanodon II. 282. Ilia I. 470. Illaenus I. 447. Impennia II. 359. Inachus I. 470. Inclusa I. 312. Indianer II. 562. Indo-Chinesen II. 566. Indo-Europäer II. 568. Inepta II. 329. Infusoria I. 85. Infusorien, mundfuͤhren- de I. 94. Infusorien, mundlose I. 93. Inger II. 74. 106. Innocua II. 261. Insecta I. 402. 514. Insectivora II. 432. 505. Insectivora II. 443. Insekten I. 402. 514. Insekten mitunvollkomm- ner Verwandlung I. 556. 564. Insekten mit vollkommner Verwandlung I. 557. 594. Insekten ohne Verwand- lung I. 556. 559. Insektenfresser II. 432. 501. Insektenfresser II. 443. Insessores II. 327. 328. Inuus II. 533. Johanniswürmchen I. 525. 657. Jone I. 480. Iraner II. 567. Iridina I. 309. Iron’s II. 570. Iroquois II. 562. Irrisor II. 343. Isis nobilis I. 123. 124. Isocardia I. 306. Isopoda I. 423. 477. Issus I. 571. Istiurus II. 282. Juden II. 569. Jugulares II. 33. Julis II. 167. Julus I. 484. 485. Junikäfer I. 667. Ixalis II. 225. Ixodes Erinacei I. 501. Ixodida I. 501. K. Kabeljau II. 161. 162. Kaͤfer I. 558. 642. Käferläuse I. 502. Käferschnecken I. 359. Kaffern II. 558. Kahlhechte II. 138. 188. Kakadu II. 315. 348. Kakerlacken I. 580. Kalmare I. 388. Kalmucken II. 565. Kameele II. 473. Kameele der alten Welt II. 474. Kameele der neuen Welt II. 474. Kameelfliegen I. 641. Kämmchen I. 310. Kamm-Lippfische II. 165. Kammmuscheln I. 304. Kammschupper II. 142. Kamtschadalen II. 565. Känguruh II. 391. 439. 442. Känguruh’s II. 442. Kaninchen II. 416. Kanker I. 505. Kapkröte II. 223. Kapselthierchen I. 82. Karaiben II. 562. Karpfen II. 151. 189. Karpfenläuse I. 435. Käsemaden I. 600. 606. Katzen II. 492. Kaukasier II. 570. Kauz II. 352. Kegelhähnchen I. 663. Kegelschnäbler II. 331. Kegelschnecken I. 348. 360. Kehlflosser II. 33. Kehlfuͤßer I. 473. Kellerassel I. 478. 481. Kerona I. 99. Kettenkorallen I. 118. Keulenhoͤrner I. 622. 629. 667. 676. Kieferwurm I. 218. 237. Kieferwürmer I. 240. Kielfüßer I. 232. Kielschnecken I. 333. Kiemenfüße I. 443. Kiemenmolche II. 218. Kiemenschnecken I. 335. Kiemen-Sumpfschnecke I. 201. Kinkajou’s II. 499. Kirkisen II. 564. Kiwi-Kiwi II. 316. 317. Klaffmuscheln I. 311. Klapperschlange II. 230. 253. 256. Kleidermotte I. 623. Kleinmaͤuler II. 113. Kleinschupper II. 129. 188. Klettermäuse II. 505. Kletterfisch II. 187. Klettervoͤgel II. 328. 347. Klippdachse II. 464. Kloakenthiere II. 430. 433. Knäulkäfer I. 664. Knochenfische, eigentliche II. 101. 739. Knochenhechte II. 133. Knopfkrebse I. 422. Knorpelfische II. 101. 107. 189. Knorpelquallen I. 139. Kofferfische II. 145. Kohlmeise II. 334. Kolbenfluͤgler I. 557. Kolibri’s II. 345. Kolpoda I. 85. 98. Königsadler II. 356. Königsschlangen II. 263. Kopffüßer I. 361. Kopfträger I. 274. 315. Korall, ächtes I. 124. Korjäken II. 565. Kornwurm, rother I. 653. Kothwanzen I. 574. Krabbe I. 409. 412. 416. 466. Krabben I. 465. Krähe II. 315. Krallenaffen II. 530. Kranich II. 365. Kranzthierchen I. 94. 100. Kratzer I. 178. Krätzmilben I. 501. Krebse I. 456. Krebsfloͤhe I. 421. 436. Krebsspinnen I. 495. Kreiselschnecken I. 352. 360. Kreismuscheln I. 290. Kreiswirbler I. 252. Kreuzotter II. 259. Kreuzschnabel II. 336. Kreuzspinne I. 488. 509. Kristallfischchen, gewöhnliches I. 210. 216. Krokodile II. 286. Krokodile , jetzt lebende II. 288. Kronenthierchen I. 215. Kröten II. 223. Krustenthiere I. 402. 403. Krustenthiere mit Sitz- augen I. 472. Krustenwirbler I. 252. Krystallschnecken I. 330. Kuckuke II. 350. Kuhfladenkäfer I. 666. Kugelasseln I. 480. Kulan II. 468. Kurden II. 570. Kurilen II. 565. Kurzhoͤrner I. 604. Kurzrüssler I. 607. Kurzzüngler II. 267. Kuskus II. 443. L. Labeo I. 691. Labidura I. 580. Labrax II. 171. Labrida II. 166. 189. Labrus merula II. 31. 166. Labydus I. 703. Labyrinthfische II. 186. Labyrinthida II. 186. Labyrinthodon II. 216. Labyrinthodonta II. 215. Laccobius I. 671. Lacerta viridis II. 24. 273. Lacerdita II. 273. 274. Lachesis II. 258. Lachse II. 156. 189. Lacinularia I. 215. Lacrymaria I. 98. Laemargus I. 434. Laemipoda I. 422. Laemodipoda I. 473. Laganum I. 166. 167. Lagonys pusillus II. 514. Lagopus alpinus II. 373. Lagostomida II. 516. Lagostomus II. 516. Lagothrix II. 532. Lagotis II. 516. Lagria I. 663. Laguncula I. 253. Lagunculida I. 253. Lama II. 474. Lamellibranchia I. 275. 291. Lamellicornia I. 665. 676. Lamellirostria II. 361. Lamia vomicosa I. 649. 659. 660. Lamien II. 119. Lämmergeier II. 354. Lamna II. 119. Lamnida II. 119. Lamprete II. 43. 72. Lampreten II. 107. Lamproglena I. 433. Lamprotornis II. 338. Lamprotyla II. 350. Lampyrida I. 648. 657. Lampyris noctulica I. 657. Landasseln I. 481. Landkrabben I. 471. Landschildkröten II. 294. Landwanzen I. 573. Langfüßer II. 526. Langhoͤrner I. 613. Langrüssler I. 610. Langschwaͤnzer I. 456. Langusten I. 461. Lanida II. 333. Lanistes I. 358. Lanius collurio II. 333. Lanzenschlange II. 258. Lanzettfischchen II. 13. 38. 102. Laphria I. 612. Lappen II. 565. Larida II. 363. Larus II. 297. 364. Larra I. 698. Larventaucher II. 359. Lasioptera I. 614. Laternenträger, urinanische I. 571. Lathridium I. 653. Laubfrosch II. 23. 199. 225. Laubfrösche II. 224. Laubkäfer I. 667. Laubschrecken I. 583. Laufkäfer I. 643. 645. 673. Laufkäfer I. 521. 531. 534. Laufmilben I. 504. Laufvoͤgel II. 357. 375. Lausasseln I. 479. Läuse I. 561. Leberegel I. 203. Lebias fasciata II. 152. Lederfische II. 177. Leguane II. 279. Leguane Amerika’s II. 281. Leguane der alten Welt II. 281. Leichenkäfer I. 524. Leiodon II. 276. Leiolepis II. 282. Leiuperes II. 224. Lema I. 660. Lemmus II. 520. Lemur, fliegender II. 510. Lemur mongoz II. 528. Lemurida II. 527. Lenape’s II. 562. Leodice I. 240. Lepadida I. 427. Lepadogaster II. 184. Lepas I. 427. Lepia I. 674. Lepidoiden II. 132. 134. Lepidoleprus II. 162. Lepidoptera I. 557. 616. Lepidopus II. 180. 182. Lepidosiren paradoxa II. 211. 213. Lepidosternum II. 270. Lepidosteus II. 36. 40. 69. 121. 129. 134. Lepidostida II. 133. Lepidota II. 211. Lepidotus II. 36. 134. Lepisma I. 563. Lepismida I. 563. Leporida II. 514. Leptaena I. 291. Leptida I. 609. Leptis I. 609. Leptocardia II. 100. 102. Leptodactyla II. 525. Leptolepis II. 138. Leptomerus I. 475. Leptopodius I. 470. Leptopus I. 573. Leptotena I. 604. Leptotherium II. 480. Leptura I. 660. Lepturida I. 660. Lepus II. 514. Lerchen II. 336. Leristes II. 271. Lernaea I. 431. Lernaeocera I. 431. Lernaeopoda I. 433. Lestes I. 593. Lestrigon I. 477. Lestris II. 364. Lesuenria vitrea I. 256. Leuchtfische II. 155. Leuchtzirpen I. 570. Leucifer I. 456. Leucippe I. 470. Leuciscus II. 152. Leucochloridium parado- xum I. 201. Leucopsis I. 690. Leucosia I. 470. Leucothoë I. 477. Libelle I. 519. Libellula indica I. 591. Libellulida I. 591. Lichanotus II. 528. Lichia II. 180. Licinus I. 674. Licinida I. 674. Ligulida I. 195. Lilienkäfer I. 660. Lima I. 305. Limacida I. 357. Limacina I. 331. Limanda II. 163. Limax I. 321. 354. 357. Limexylida I. 656. Limexylon navale I. 656. Limnadia I. 413. 441. 443. Limnephila I. 638. Limnius I. 215. Limnobates I. 573. Limnobia I. 614. Limnochares Anodontae I. 494. 503. Limnophila I. 614. Limnoria I. 481. Limosa II. 367. Limulus I. 406. 448. Linguatula I. 499. 500. Linguatulida I. 499. Lingula anatina I. 284. 291. Lingulida I. 291. Linsensteine I. 84. Liothaeum I. 562. Liparis II. 184. Lippfische II. 166. 189. Lipura I. 563. Lipurus II. 443. Lithobius I. 485. Lithodes I. 465. Lithodomus I. 308. Lithosia I. 627. Littorina I. 346. 360. Littorinida I. 346. Lituites I. 386. Livia juneorum I. 569. Lixus I. 652. Lobiger I. 339. Löcheraale II. 158. Lochmuschel I. 278. 288. Lochmuscheln I. 290. Locusta I. 532. 578. 583. Locustida I. 583. Löffelstöre II. 127. Loligida I. 388. Loligo vulgaris I. 388. Loligopsis Veranii I. 388. Lomatia I. 610. Lomechusa I. 670. Loncheres II. 521. Lonchopteriden I. 607. Longicornia I. 658. Lophiodon II. 460. Lophius piscatorius II. 186. Lophobranchia II. 143. Lophobranchia II. 189. Lophocercus I. 339. Lophopoda I. 253. Lophotes II. 182. Lophyrus I. 695. II. 282. Lori II. 527. Loricaria II. 148. Loricata II. 123. 124. 251. 286. Lota II. 33. 68. 162. Loxia curvirostris II. 336. Loxocera I. 606. Loxodes I. 98. Loxodon II. 119. Lucanida I. 667. Lucanus I. 529. 532. 667. Lucernaria I. 125. Lucernarida I. 125. Lucina I. 299. 311. Lucioperca II. 171. Luftröhrenkehler II. 340. Lumbricida I. 229. Lumbricus I. 239. Lungenschnecken I. 335. 353. Lurche II. 24. 190. Lurchschildkröten II. 293. Luscinia II. 335. Lutra II. 497. Lutraria I. 312. Lycodon II. 262. Lycoperdina I. 661. Lycoris I. 240. Lycosa tarantula I. 509. Lycosida I. 509. Lycus I. 657. Lyda I. 695. Lygaeus I. 575. Lygia I. 481. Lymnaeida I. 356. Lymnaeus I. 201. 315. 356. Lymnorea I. 137. Lyncaeus I. 441. Lynx II. 493. Lyrops I. 698. Lytta vesicatoria I. 662. M. Maadechsen II. 276. Macacus II. 533. Machaera II. 181. Machetes II. 367. Machilis I. 563. Macrobiotus Hufelandi I. 496. Macrocera I. 600. 701. Macrodactylia II. 366. Macrodontia cervicornis I. 659. Macroglossa I. 628. Macroglossus II. 510. Macrophthalmus I. 472. Macropoda II. 516. Macropodida II. 442. Macropodus II. 187. Macropoma Mantelli II. 35. 138. Macropus II. 439. 442. Macropteryx II. 346. Macroscelides II. 504. Macrosemius II. 134. 138. Macrotherium II. 482. Mactra I. 278. 292. 311. Mactrida I. 311. Macrura I. 456. Madekassen II. 560. Madrepora I. 118. Madreporida I. 118. Maeandrina I. 120. Maena II. 175. Magila I. 461. Magyaren II. 565. Mahlrochen II. 116. Maja I. 409. 416. 466. 469. 470. Maikäfer I. 665. 667. Maifisch II. 84. Maiwurm I. 535. 662. Maki II. 25. 528. Makrelen II. 178. 189. Vogt. Zoologische Briefe. II. 41 Makrelhecht, echsenartiger II. 164. Malachida I. 657. Malachius I. 657. Malocobdella I. 227. Malacobdellida I. 227. Malacodermata I. 656. Medea I. 256. Medusen I. 133. Medusenhäupter I. 159. Medusida I. 135. Meerbarben II. 173. Meerbrassen II. 174. Malacoptera II. 147. Malapterurus electricus II. 149. Malaye II. 560. Malermuschel I. 201. Malleida I. 305. Malleus vulgaris I. 305. Mallotus II. 156. Malthe vespertilio II. 186. Malurus II. 334. Mammalia II. 25. Manatida II. 453. Manatus II. 453. 454. Mandanen II. 562. Mandrill II. 532. Mandschu’s II. 564. Manis macrura II. 482. Mantelglöckchen I. 96. Mantelthiere I. 246. 258. Manticora I. 676. Mantida I. 585. Mantis religiosa I. 585. 586. Mantispa I. 641. Marabutstorch II. 369. Marder II. 496. Marginella I. 349. Marienkäfer I. 662. Marsupiatia II. 430. 437. Masaris I. 698. 699. Mastacemblus II. 182. Mastodon II. 391. 459. Mastodonsaurus Jaegeri II. 215. Matamata II. 293. Matuta I. 470. Mauerbiene I. 554. 658. Mauergecko II. 278. Mauerschwalben II. 345. Maulwurf II. 395. 501. Maulwurfmäuse II. 518. Maulwurfsgrylle I. 529. 582. Maurolicus II. 156. Mäuse II. 519. Meerdrachen II. 284. Meerdrachen aus der Trias II. 285. Meereidechse der Galopagos- Inseln II. 281. Meereicheln I. 428. Meerflöhe I. 438. Meernesseln I. 121. Meerpinsel I. 231. 236. Meerschirme I. 125. Meerschwein II. 451. Meerschweinchen II. 391. Meerschweinchen II. 515. Megachila I. 701. Megachirus I. 460. Megaderma II. 509. Megalichthys II. 134. Megalonix II. 484. Megalops I. 468. II. 155. Megalotis II. 495. Megalyra I. 692. Megalosaurus II. 282. Megalotrocha I. 215. Megalotrochida I. 215. Megalurus II. 138. Megapodida II. 372. Megapodius Duperrey II. 372. Megapus I. 612. Megaspilus I. 691. Megatherida II. 483. Megatherium II. 484. Mehlwurm I. 548. 647. 664. Melandrya I. 663. Melania I. 346. Melanothrips I. 590. Melasis I. 655. Melasomata I. 664. Meleagrina margaritifera I. 307. Meleagris II. 372. Melectra I. 700. Meles II. 498. Melicerta ringens I. 215. Melichares I. 501. Melitta I. 636. Meliturga I. 701. Mellivara II. 498. Meloë I. 525. 662. Meloida I. 649. 662. Melolontha vulgaris I. 665. Melolonthida I. 667. Melophagus ovinus I. 604. Melyris I. 657. Membracida I. 570. Membracis I. 570. Menobranchus II. 219. Menopoma II. 219. Mensch II. 423. Menschenfloh I. 601. Menschenhaien II. 119. Mephitis II. 497. Mergulus II. 360. Mergus II. 362. Meriones II. 517. 520. Merlangus II. 162. Merluccius II. 162. Mermis I. 181. Merodon I. 608. Meropida II. 343. Merops apiaster II. 343. Messerscheide I. 297. 312. Metaxytherium II. 454. Metopias II. 216. Metopius I. 691. Microdon II. 135. Microdus I. 691. Microgaster I. 691. Microstomida I. 209. Microstomum lineare I. 209. Midas II. 530. Miesmuscheln I. 308. Miesmuschel, gewöhnliche I. 295. Milben I. 497. Milesia I. 608. Millepora I. 252. Milleporida I. 252. Milnesium I. 497. Milvus communis II. 355. Minyas I. 122. Miris I. 575. Miscus I. 636. Mistkäfer I. 554. 665. Mitra I. 349. Monemia I. 257. Modiolus I. 308. Molche II. 216. Molche, eigentliche II. 219. Molgus I. 504. Mollukkenkrebse I. 448. Mollusca I. 241. 272. Molluscoida I. 246. Mollusken, kopflose I. 274. Molossus II. 509. Molorchus I. 660. Momotus II. 343. Monacanthus II. 146. Monadida I. 94. Monas I. 85. Monasa II. 349. Mondfische II. 147. Mondschnake I. 613. Mondschnecken I. 351. 360. Monedula I. 698. Mongolen II. 563. 564. Monitor II. 274. Monochama tridens I. 658. Monochir II. 163. Monodelphen II. 430. 445. Monodon II. 451. Monokeln I. 438. Monopterus II. 159. Monosomatia I. 81. Monosticha II. 132. Monostomum mutabile I. 200. Moosthiere I. 246. 247. Mopsea I. 124. Mordella I. 663. Mordellida I. 663. Morelia II. 263. Mordfliege I. 612. Mormolyce I. 558. Mormolyce phyllodes I. 675. Mormon II. 360. Mormon maimon II. 532. Mormyrida II. 153. Mormyrops II. 154. Mormyrus II. 65. 154. Morphe Helenor I. 527. 618. Morrhua vulgaris II. 30. Mosasaurida II. 276. Mosasaurus II. 276. Moschida II. 476. Moschus moschiterus II 476. Moschusbock I. 659. Moschusthiere II. 476. Mosquitos I. 613. Motacilla II. 335. Motacillida II. 334. Motten I. 623. Möven II. 363. Mücken I. 613. Mufflon II. 479. Mugil cephalus II. 183. Mugilida II. 183. 189. Mulio I. 610. Mullida II. 173. Mullus barbatus II. 173. Mumienkäfer I. 666. Mundfuͤßer I. 422. 452. Mundhornfliegen I. 611. Muraena helena II. 158. Muraenida II. 158. 189. Muraenophis II. 158. Murex I. 350. Muricida I. 350. 360. Murida II. 519. Mus II. 520. Mus decumanus II. 404. Musca I. 595. 607. Musca vomitoria I. 539. 598. Muschelkrebse I. 422. 438. Muschelmilbe I. 494. Muschelthiere I. 274. Muscicapa albicollis II. 333. Muscicapida II. 333. Muscida I. 605. Muscipeta II. 333. Muscivora II. 342. Musophaga II. 347. Mustella vulgaris II. 496. Mustelida II. 496. Mustelus II. 99. 119. Mutilla I. 703. Mutillida I. 702. Mützenschnecken I. 345. 360. Mya I. 312. Mycetes II. 531. 532. Mycetobia I. 614. Mycetocharis I. 664. Mycetophagi I. 653. Mycetophilus I. 614. Mycteria II. 369. Mycteriden I. 653. Mycterus I. 653. Mydas I. 612. Mydasida I. 612. Mydaus II. 497. Mygale I. 402. 487. 489. Mygale caementaria I. 510. Mygale moschata II. 395. Mygalida I. 509. Myiothera brachyura II. 341. Mylabris I. 663. Myletes Hasselquisti II. 150. Myliobatida II. 116. Nyliobatis II. 117. Mylodon II. 484. Myogale moschata II. 501 504. Myopotamus II. 518. Myoxida II. 522. Myoxus nitela II. 522. Myriapoda I. 402. 482. Myripristis II. 172. Myrmecobius II. 444. Myrmecophaga II. 482. Myrmecophila I. 582. Myrmeleon I. 557. Myrmeleon punctatus I. 639. Myrmeleontida I. 639. Myrmica I. 703. Myrmosa I. 703. Myrpa I. 607. Mysida I. 455. Mysis I. 456. Mystacida I. 638. Mystriosaurus II. 283. Myletes II. 151. Mytilida I. 308. Mytilus edulis I. 295. 308. Myxine II. 74. 106. 107. Myxinida II. 106. Myzostomida I. 436. Myzostomum I. 436. N. Nabis I. 574. Nachenthierchen I. 99. Nachtaffen II. 527. Nachtpfauenauge, kleines I. 627. Nachtraubvögel II. 352. Nachtschmetterlinge I. 622. Nachtschwalben II. 346. Nacktaugen II. 270. Nacktzähner II. 146. Nadelschnecken I. 346. 360. Nager II. 432. Nagethiere II. 511. Naje haje II. 260. Najades I. 308. Naidida I. 230. Nais proboscidea I. 230. Napfschnecken I. 345. 360. Narcine II. 117. Nardoa II. 263. Narke II. 117. Narwal II. 451. Naseus II. 177. Nasenschrecke I. 584. Nashörner II. 464. Nashornkäfer I. 667. Nashornvögel II. 344. Nassa I. 351. Nassula I. 98. Nassulina I. 98. Nasua II. 499. Nasuta II. 460. Natantia I. 215. Natatores II. 357. Natschez II. 562. Natter II. 234. Nattern II. 261. Naucoris I. 572. Naucrates II. 180. Nautilida I. 383. 385. Nautilus I. 365. 366. 369. Navicella I. 351. Nebalia I. 443. Nebria I. 674. Necrobia I. 658. Necrophorus I. 554. Necrophorus vespillo I. 669. Nectarinia II. 337. Necydalida I. 660. Necydalis I. 660. Neger II. 384. 558. Negrito’s II. 559. Nelkenwürmer I. 195. Nematelmia I. 174. 175. Nematoidei I. 181. Nemertida I. 209. Nemertina I. 207. Nemestrina longirostris I. 610. Nemocera I. 613. Nemoptera I. 641. Nemosia II. 335. Nemotelus I. 609. Nemura I. 590. Neophron II. 354. Nepa I 538. 573. Nephrops I. 460. Nepida I. 572. Nereida I. 240. Nereis I. 174. 217. 235. 240. Nerita sanguinea I. 351. Neritida I. 351. 360. Neritina I. 351. Nerocilus I. 480. Nesthocker II. 327. 328. Nestkäfer I. 669. Netzfluͤgler I. 557. 636. Neunaugen II. 107. Neuntödter II. 333. Neuroptera I. 557. 636. Neusticurus II. 274. Nicothoë I. 434. Nierenfeder I. 125. Nilhecht II. 65. Nilhechte II. 153. Nilkrokodil II. 287. Nilpferd II. 394. 456. 463. Nirmida I. 561. Nirmus I. 562. Nitidula I. 669. Nitidulida I. 669. Noctua I. 626. II. 353. Noctuella I. 625. Noctuida I. 625. Nodosaria I. 84. Nogagus I. 434. Nomada I. 700. Norops II. 282. Notacantha I. 609. Notacanthida II. 181. Notacanthus nasus II. 182. Notagogus II. 134. Noterus I. 673. Nothosaurida II. 285. Nothosaurus II. 285. Nothosomus II. 133. Notidanida II. 119. Notidanus II. 40. 75. 109. 114. 119. Notonecta glauca I. 572. Notonectida I. 572. Notopoda I. 465. Notornis II. 367. Nubier II. 569. Nucleolites I. 167. Nucula I. 310. Numenius II. 367. Numida II. 372. Nummuliten I. 84. Nußigel I. 167. Nyctereutes II. 495. Nycteribia Westwoodi I. 603. Nycteribida I. 603. Nycteris II. 508. Nycteus I. 657. Nyctibius II. 346. Nycticebida II. 527. Nycticebus II. 527. Nycticorax II. 369. Nyctiornis II. 343. Nyctipithecus II. 532. Nymphalis Jasius I. 547. 620. 629. Nymphon I. 496. Nysson I. 698. O. Obesa II. 463. Obisida I. 511. Obisium I. 512. Oblata II. 175. Oceania I. 136. Oceanida I. 136. Octalinia I. 122. Ochsen II. 480. Ochsenbremse I. 595. 612. Octodon II. 521. Octopodida I. 390. Octopus I. 361. 362. 371. 391. 392. Oculinida I. 120. Ocydromia I. 611. Ocypoda I. 472. Ocyptera I. 607. Odacantha I. 674. Odax II. 167. Odonata I. 592. Odontaspis II. 119. Odontopleura I. 448. Odontopleuriden I. 448. Odynerus I. 698. 699. Oecipoda I. 584. Oecistes I. 215. Oecophorus I. 623. Oedalea I. 611. Oedemagus I. 605. Oedemera I. 664. Oedipus II. 220. Oestrida I. 604. Oestrus equi I. 604. Oethra I. 471. Ogygia I. 447. Ogygiden I. 447. Ohnedornen II. 160. 189. Ohrenqualle I. 132. 136. Ohrrobben II. 490. Ohrschnecken I. 356. Ohrwurm I. 532. Ohrwürmer I. 579. Oidemia II. 361. Oleniden I. 448. Olenus I. 448. Oletera I. 510. Olfersia I. 604. Oliva I. 347. Omalisus I. 657. Omalius I. 670. Omophron marginatum I. 674. Onager II. 468. Onagga II. 468. Onchidida I. 355. Onchidium I. 356. Oniscida I. 481. Oniscus I. 405. 478. 481. Onthophagus I. 666. Onychocephalus II. 265. Onychotheutis I. 389. Opalinida I. 94. Opatrum I. 664. Ophicephalus II. 186. Ophidia II. 251. 252. Ophidida II. 161. Ophidium II. 161. Ophiocoma I. 159. Ophiodes II. 272. Ophiolepis I. 159. Ophion I. 691. Ophiops II. 274. Ophisaurus II. 273. Ophisurus II. 158. Ophiura I. 159. Ophiurida I. 159. Ophrydina I. 95. Ophrydium I. 96. Opilionida I. 505. Opis I. 311. Opisthobranchia I. 337. Opisthocomida II. 346. Opisthocomus II. 346. Opistognathus II. 184. Oplotherium II. 466. Orbicula I. 290. Orbiculida I. 290. Orcetochilus I. 672. Orchesella I. 563. Orchestia I. 477. Orcynnus II. 179. Orgelkorallen I. 122. Orgyia I. 627. Oribates I. 504. Oribatida I. 503. Oriolus II. 339. Orneodes hexadactyla I. 622. Ornithobia I. 604. Ornithomyia viridis I. 603. Ornithopterus II. 284. Ornithorhynchida II. 436. Ornithorhynchus II. 389. 434. Orodus II. 118. Orsodacne I. 660. Ortalis I. 606. Orthagoriscida II. 147. Orthagoriscus mola II. 147. Orthis I. 291. Orthoceratites I. 386. Orthoconcha I. 306. Orthoptera I. 556. 575. Ortygis nigrifrons II. 373. Orycteropus capensis II. 481. Oryctes nasciornis I. 667. Osagen II. 562. Oscines II. 315. 328. Osenanti’s II. 564. Osmerus II. 156. Osmia I. 658. 700. 701. Osmia muraria I. 554. Osphromenus II. 187. Osseten II. 570. Osteoglossum II. 154. Osteolepis II. 132. Ostracida II. 145. Ostracion II. 36. 145. Ostracoda I. 422. 438. Ostrea edulis I. 294. 303. Ostreida I. 303. Otaria II. 490. Otion I. 427. Otis II. 370. Otocyon II. 495. Otodus II. 69. 119. Otolicnus II. 527. Otolithus maculatus II. 173. Ottern II. 258. 250. 497. Otus II. 353. Ouistiti II. 530. Ovibos II. 480. Ovis II. 480. Ovula I. 348. Ovulida I. 347. 360. Oxycera I. 609. Oxyporus I. 670. Oxyrhina II. 119. Oxyrhyncha I. 469. Oxyrhynchus I. 470. Oxystomata I. 470. Oxytelus I. 670. 698. Oxytrichina I. 99. Oxyuris I. 183. 184. Ozodura II. 147. P. Pacca II. 391. Pachycephala II. 334. Pachycormus II. 138. Pachydermata II. 431. 455. Pachygaster I. 609. Pachymeris I. 575. Pachysoma II. 510. Pachyterium II. 483. Pactolus I. 465. Padoa II. 367. Pagellus II. 175. Pagrus II. 175. Pagurida I. 463. Pagurus Bernhardus I. 463. Palaͤaden I. 422. 444. Palaecyon II. 498. Palaemon I. 404. 414. 459. Palaeomeryx II. 478. Palaeoniscida II. 188. Palaeoniscus II. 36. 41. 132. Palaeorhynchum II. 180. Palaeosaurida II. 275. Palaeosaurus II. 276. Palaeotherida II. 462. Palaeotherium magnum II. 462. Palamedea II. 370. Palapteryx II. 377. Palea II. 84. 92. Palinurus I. 403. 461. Palinurida I. 461. Palmenkäfer I. 652. Paludicella I. 253. Paludina I. 336. 345. Paludinida I. 345. Pandarida I. 434. Pandarus I. 434. Pangonia I. 612. Panops I. 611. Panorpa aegyptiaca I. 640. Panorpida I. 637. 640. Panzerechsen II. 251. 286. Panzerganoiden II. 123. 124. 188. Panzerwangen II. 169. 189. Panzerwelse II. 148. Panurgus I. 700. 701. Papageien II. 347. Papierboot I. 364. 391. Papierwespe I. 698. Papilio Arjuna I. 632. Papilio Machaon I. 620. 631. Papilionida I. 631. Papuas II. 559. Paradiesvögel II. 339. Paradisea apoda II. 338. Paradoxides bohemicus I. 448. Paradoxurus II. 496. Paralepis II. 156. 181. Paramecium I. 85. 98. Parasita I. 421. 428. Pardalotus II. 337. Parnassius I. 632. Parnopes I. 693. Parnus I. 671. Parra chirurgus II. 366. Parthenope I. 470. Parus major II. 334. Pastinaken II. 117. Patella I. 342. 343. Patellida I. 342. 360. Pavian II. 384. 523. Pavo II. 372. Pecten opercularis I. 304. Pectinaria I. 236. Pectinida I. 304. Pectunculus I. 277. 310. Pedetes II. 517. Pediculata II. 185. Pediculida I. 561. Pediculus capitis I. 561. Pedum I. 305. Pegasus II. 144. Peitschenwurm I. 184. Pelagia I. 104. Pelagia noctiluca I. 134. 136. Pelagius II. 489. Pelagosaurus II. 288. Pelamis II. 259. Pelates II. 171. Pelecanus II. 363. Pelecinus I. 692. Pelecus II. 152. Pelegus II. 152. Pelias berus II. 259. Pelikan II. 362. Pelobates II. 224. Pelopius I. 673. Pelopaeus I. 697. Pelops I. 504. Pelor II. 170. Peltis I. 669. Peltocephalus II. 293. Pelzflatterer II. 510. Pelzkäfer I. 668. Pemphix I. 461. Pemphredon I. 698. Penella I. 431. Penellida I. 431. Penelope II. 374. Penelopida II. 374. Peneus I. 459. Peniculus I. 432. Pennatula I. 125. Pennatulida I. 124. Pentacriniden I. 156. Pentacrinus europaeus I. 153. 157. Pentacta I. 169. Pentactinia I. 121. Pentamera I. 650. Pentamerus I. 291. Pentastoma I. 500. Pentatoma I. 532. 556. 564. 575. Pentatomida I. 575. Pentonyx II. 293. Pepsis I. 697. Perameles II. 444. Perca fluviatilis II. 34. 38. 58. 171. Percida II. 170. 189. Perdrix II. 373. Peridinida I. 94. 100. Peridinium I. 94. Perilampus I. 690. Periophthalmus II. 184. Peripatus I. 240. Peristedion II. 170. Perla I. 546. 590. Perlboote I. 383. 385. Perlenmuscheln I. 307. Perlida I. 590. Perna I. 305. 306. Peropoda II. 262. Perser II. 570. Peruaner II. 562. Petaurus II. 443. Petermännchen II. 172. St. Petersfisch II. 179. Petricola I. 311. Petromyzida II. 107. Petromyzon II. 43. 72. 105. 107. Petyra I. 575. Pezophaps II. 330. Pfahlwurm I. 301. 313. Pfahlwürmer I. 184. Pfefferfresser II. 348. Pfeifhase, kleine II. 514. Pfeilhechte II. 181. 189. Pfeilschnecken I. 333. Pfeilschwänzer I. 422. 448. Pferd II. 401. Pflanzenmilben I. 503. Pfriemenschwanz I. 184. Phacochaerus aethiopicus II. 461. Phacops arachnoides I. 445. Phaeton II. 363. Phalangista II. 443. Phalangium opilio I. 505. Phalaropus II. 367. Phaleris II. 360. Pharyngognatha II. 163. Phascogale II. 445. Phascolarcthus II. 443. Phascolomys II. 393. 438. 441. Phascolotherium II. 445. Phasianella I. 352. Phasianida II. 372. Phasianus II. 372. Phasma I. 585. Phasmida I. 585. Phibalura II. 342. Phileremus I. 700. Philodina I. 216. Philodina citrina I. 213. Philopterus I. 562. Phloeothrips I. 590. Phoca II. 398. 486. 489. Phocaena II. 451. Phocida II. 489. Phoenicopterus II. 369. Pholadomya I. 312. 314. Pholas I. 296. 313. Pholidophorus II. 133. Pholis II. 185. Phoxichilidium I. 496. Phoxinus II. 152. Phoxinus varius II. 34. Phragmoceras I. 386. Phronimus I. 477. Phryganea venata I. 638. Phryganida I. 638. Phryniscus II. 224. Phrynida I. 513. Phrynocephalus II. 282. Phrynus reniformus I. 514. Phthiria I. 611. Phthirius I. 561. Phrynosoma II. 282. Phycis II. 162. Phyllidia I. 341. Phyllidida I. 341. Phyllium siccifolium I. 585. Phyllodactylus II. 279. Phyllodus II. 135. Phyllomedusa II. 225. Phyllopoda I. 422. 441. Phyllopterus I. 583. Phyllosoma I. 454. 455. Phyllosomida I. 454. Phyllostoma hastatum II. 509. Physa I. 356. Physalia I. 139. Physalida I. 138. Physeter macrocephalus II. 450. Physeterida II. 450. Physophora I. 141. Physopoda I. 598. Phytocoris I. 575. Phytophthiria I. 568. Phytotoma II. 342. Picida II. 349. Picumnus II. 349. Picus medius II. 349. Piere I. 239. Pielopsis I. 345. Pilidion II. 265. Pillenkäfer I. 668. Pilzkorallen I. 123. Pilzquallen I. 135. Pilzmücken I. 614. Pimelepterus II. 176. Pimelia I. 664. Pimelodus II. 150. Pimpla I. 601. Pinguine II. 359. Pinna I. 308. Pinnipedia II. 431. 486. Pinnotheres I. 472. Piophila I. 606. Pipa americana II. 222. Pippel II. 357. Pipra II. 342. Pirole II. 339. Pisces II. 23. 27. Piscicola I. 227. Pisidium I. 311. Pithecia II. 532. Pithecus II. 533. Pitta II. 341. Pitylus II. 336. Placentaria II. 430. 445. Placodus II. 135. Placuna I. 304. Plagiostomata II. 114. Plagusia II. 163. Planaria I. 186. 205. Planarida I. 205. Planarida I. 207. Planorbis I. 317. 356. Planulina I. 84. Platalea II. 369. Platax Ehrenbergi II. 175. Platemys II. 293. Platessa vulgaris II. 162. Platicerus I. 667. Plattkäfer I. 653. Plattnasen II. 531. Plattwürmer I. 174. 185. Plattwuͤrmer, freie I. 189. Plattwuͤrmer, schmaroz- zende I. 189. Plattzähner II. 134. 188. Platurus II. 259. Platycephalus II. 170. Platydactylus muralis II. 278. Platyelmia I. 174. 185. Platygaster I. 690. 691. II. 263. Platyonyx II. 484. Platypeza I. 607. Platypterus II. 184. Platyra I. 609. Platyrhyna II. 117. Platyrrhina II. 531. Platysemius II. 133. Platysoma I. 653. Platysoma I. 669. Platysternum II. 293. Plectognatha II. 144. Plectrophanes II. 336. Pleione I. 240. Plesiosaurida II. 286. Plesiosaurus II. 286. Pleurobranchaea I. 341. Pleurobranchida I. 341. Pleurobranches Peroni I. 341. Pleuroconcha I. 302. Pleurodeles II. 220. Pleurodontia I. 266. Pleuronectes II. 163. Pleuronectida II. 162. 189. Pleurosaurus II. 288. Pleurotomababylonia I. 349. Pleurotomida I. 349. 360. Plicatula I. 305. Pliosaurus II. 286. Ploa I. 572. Ploas I. 611. Ploceus II. 321. 336. Ploesçonia I. 99. Plotus anhinga II. 362. Plumatella I. 247. 253. Plumatellida I. 253. Plumularia I. 130. Plusia I. 626. Pluteus I. 163. Pneumoderma I. 332. Podargus II. 343. Podiceps II. 360. Podocnemis II. 293. Podocys II. 172. Podophrya I. 97. Podophthalma I. 422. 450. Podophthalmus I. 409. 471. Podura I. 562. 563. Podurida I. 562. Poecilia II. 152. Poecilopleuron II. 288. Poecilopoda I. 422. 448. Pogonias II. 174. 349. Polistes I. 636. 699. Pollicipes I. 427. Pollyxenus I. 485. Polyacanthus II. 187. Polyarthra I. 216. Polybia I. 471. Polychrus II. 282. Polyclinum I. 266. Polydesmus I. 482. 485. Polynesier II. 560. Polynoe I. 239. Polyodon II. 127. Polyommatus betulae I. 632. Polyophthalmida I. 238. Polyophthalmus I. 238. Polypedates II. 225. Polypen I. 104. 106. Polypen, achtstrahlige I. 122. Polypen, fuͤnfstrahlige I. 121. Polypen, sechsstrahlige I. 118. Polyphemus I. 441. Polypi I. 106. Polypterida II. 130. Polypterus senegalus II. 130. Polyptychodon II. 289. Polystomida I. 203. Polystomum integerrimum I. 204. Polythalamia I. 83. Polytrocha I. 216. Polyzonium I. 485. Polyzostera I. 581. Pomacanthus II. 176. Pomacentrida II. 165. Pomacentrus II. 166. Pomophractus II. 177. Pompilus I. 697. Ponera I. 703. Pongo II. 533. Pontia I. 438. Pontida I. 438. Pontobdella I. 228. Porcellana I. 465. Porzellankrebse I. 464. Porzellanschnecke I. 348. Porcellio I. 481. Poriten I. 118. Porphyrio II. 367. Porphyrophora I. 568. Porpita I. 140. Portunus I. 471. Posidonia I. 308. Posthörnchen I. 387. Potamida II. 292. Potamohippus II. 464. Potamophilus II. 496. Potoru II. 393. 438. Pottfische II. 450. Prachtkäfer I. 654. Premnas II. 166. Priacanthus II. 171. Priapulus I. 229. Prionida I. 659. Prionites II. 343. Prionodon II. 119. Prionus I. 659. Pristidurus II. 119. Pristiophorus II. 119. Pristipoma II. 174. Pristis antiquorum II. 117. Proboscidea II. 457. Procellaria vittata II. 364. Procellarida II. 364. Procne II. 332. Procnias II. 335. Procrustes I. 674. Proctotrupes I. 691. Proctotrupida I. 690. Productus I. 291. Propterus II. 134. Prorodon I. 98. Proscopia gigas I. 584. Prosimiae II. 524. Prosobranchia I. 342. Prosopon I. 461. Proteida I. 81. Proteles II. 494. Proteus II. 219. Proto I. 230. Protopterus II. 213. Protorosaurus II. 276. Protozoa I. 78. Prymnoa I. 124. Psammobia I. 312. Psammodromus II. 274. Psammodus II. 118. Psammophis II. 261. Psammoryctes II. 521. Psammoryctida II. 521. Psammosaurus II. 275. Psammosteus II. 137. Psaris II. 342. Psarus I. 608. Pselaphida I. 670. Pselaphus I. 670. Psettus II. 176. Pseudes II. 205. Pseudis II. 224. Pseudophana I. 571. Pseudopus II. 273. Pseudotriton II. 220. Psilopus I. 608. Psithyrus I. 700. Psittacida II. 347. Psittacus sulphureus II. 315. 348. Psocida I. 589. Psocus I. 589. Psolus I. 169. Psophia II. 370. Psyche I. 625. Psychida I. 624. Psylla I. 569. Psyllida I. 569. Ptenidium I. 662. Pterichthys II. 125. 126. Pterocera I. 347. Pterocles setarius II. 330. Pteroclida II. 330. Pterodaclylia II. 282. Pterodactylus II. 284. Pterodina I. 216. Pteroglossus II. 348. Pterois II. 170. 178. Pteromalus I. 690. Pteromys II. 522. Pteronarcys I. 590. Pterophorida I. 622. Pterophorus pentadactylus I. 622. Pteroplatea II. 117. Pteroplus I. 501. Pteropoda I. 329. Pteropus II. 510. Pterostichus I. 675. Pterotrachea I. 333. Ptilinus I. 656. Ptilium I. 662. Ptilorhynchus II. 339. Ptinida I. 656. Ptinus fur I. 656. Ptychoptera I. 614. Ptychozoon II. 279. Ptygura I. 215. Ptyodactylus II. 279. Puffinus II. 365. Pulex irritans I. 601. Pulicida I. 601. Pulmonata I. 335. 353. Pulpe I. 361. 362. 371. Pupa I. 357. Pupart-Krabbe I. 470. Pupipara I. 602. Puppengebaͤrer I. 602. Purpura I. 351. Putorius II. 497. Picnodontida II. 134. 188. Pycnodus II. 134. Pycnogonida I. 495. Pycnogonum I. 496. Pycnonotus II. 334. Pygocentrus II. 151. Pygolampis I. 574. Pygopristis II. 151. Pygopterus II. 69. 133. Pygopus II. 271. Pyllobates II. 225. Pylorida I. 311. Pyralida I. 624. Pyralis vitana I. 624. Pyrausta I. 624. Pyrgita II. 336. Pyrgoma I. 428. Pyria I. 693. Pyrochroa coccinella I. 663. Pyrochroida I. 663. Pyrosoma I. 267. Pyrosomida I. 267. Pyrrhocorax II. 339. Pyrrhocoris I. 575. Pyrrhula II. 336. Pyrula I. 350. Python II. 229. 231. 263. Pythonida II. 263. Pyxis II. 294. Q. Quadrumana II. 432. Quagga II. 468. Quallen I. 254. Quallenboote I. 353. Quallenflöhe I. 476. Quallenpolypen I. 104. 126. Quedius I. 670. Querder II. 43. Quermaͤuler II. 114. R. Raben II. 338. Räderthiere I. 174. 210. Raͤderthiere, polypenar- tige I. 214. Raͤderthierchen, schwim- mende I. 215. Radiata I. 100. Radiolites I. 289. Raja II. 117. Raja clavata II. 36. Raja marginata II. 73. 76. 108. 115. Rajida II. 115. 117. Rakken II. 342. Rallus II. 367. Rana II. 224. Ranatra I. 573. Ranatra linearis I. 572. Randroche II. 115. Randwanzen I. 575. Ranella I. 350. Ranida II. 224. Ranina I. 465. Rankenfuͤßer I. 421. 423. Rankenwürmer I. 240. Raphidia I. 641. Raphidida I. 641. Raptatores II. 328. Raubfliegen I. 612. Raubkäfer I. 670. Raubthiere II. 490. Raubvoͤgel II. 328. 350. Rautenkrokodil II. 228. Rebenstecher I. 653. Rebenzünsler I. 624. Recurvirostra II. 368. Reduvida I. 574. Reduvius I. 526. Reduvius tuberculatus I. 574. Regenwürmer I. 229. Regulus II. 334. Reihenkorallen I. 118. Reiher II. 368. Remipes I. 464. Renilla I. 125. Reptilia II. 24. 226. Republikaner II. 321. Retepora I. 252. Reusenthierchen I. 98. Rhabdocoela I. 206. Rhagium I. 660. Rhamphastida II. 348. Rhamphastos carinatus II. 348. Rhamphognathus II. 289. Rhamphomyia I. 611. Rhamphorhynchus II. 284. Rhamphosus II. 169. Rhaphignathus I. 505. Rhaphiosaurus II. 276. Rhaphium I. 608. Rhea II. 376. Rheinweidenschwärmer I. 550. Rhinatrema II. 215. Rhinelepis II. 148. Rhinobatis II. 117. Rhinocerida II. 464. Rhinoceros javanicus II. 464. Rhinolophus II. 509. Rhinoplax II. 345. Rhinophryne II. 224. Rhinoptera II. 117. Rhinosimus I. 653. Rhipiphorus I. 663. Rhipiptera I. 632. Rhizobius I. 569. Rhizopoda I. 80. Rhizophysa I. 141. Rhizostoma I. 133. 137. Rhizostomida I. 137. Rhodeus II. 152. Rhombifera II. 123. 128. Rhombus maximus II. 163. Rhopalocera I. 622. 629. Rhopalogaster I. 612. Rhynchelmis I. 230. Rhynchites Bacchus I. 651. 653. Rhynchobdella II. 182. Rhyncholophus I. 505. Rhynchops II. 364. Rhynchotus II. 373. Rhyngota I. 564. Rhyphus I. 613. Rhyzaena II. 496. Riedwurm I. 582. Riemenwürmer I. 195. Riesenmuschel I. 275. 306. Riesenschlangen II. 262. Riesenvögel II. 376. Riesenwurm I. 184. Rindenkorallen I. 123. Ringelechsen II. 269. Ringelkrebse I. 422. Ringelnatter II. 273. Ringelwürmer I. 174. Rippenquallen I. 246. 254. Rissoa I. 346. Robben II. 431. 486. 489. Rochen II. 115. Rogas I. 629. Rohrdommel II. 369. Roͤhrenherzen II. 100. 102. Röhrenholothurie I. 150. Röhrenmäuler II. 168. 189. Roͤhrenmuscheln I. 312. Röhrenpolypen I. 129. 136. Röhrenquallen I. 105. 138. Röhrenwirbler I. 252. Roͤhrenwuͤrmer I. 230. Rollschlangen II. 263. Roßegel I. 227. Roßmuscheln I. 289. Rostellaria I. 347. Rotatoria I. 174. 210. Rotifer I. 174. 216. Rückenfüßer I. 465. Ruͤckenkiemer I. 337. Ruderfüßler II. 362. Ruderwanzen I. 572. Rudista I. 288. Ruminantia II. 431. 469. Rundkäfer I. 661. Rundkrabben I. 470. Rundmaͤuler II. 100. 104. Rundschupper II. 123. 135. 141. Rundwürmer I. 174. 175. Rupicola II. 342. Rüsselegel I. 227. Rüsselkäfer I. 651. Rüsselquallen I. 137. Rüsselthiere II. 457. Ruthenfeder I. 125. Ruticilla II. 335. Rytine II. 453. Rytinida II. 453. S. Sabella I. 236. Sabellida I. 236. Saccobranchus II. 150. Saccomys II. 520. Saccophorus II. 519. Sackträger I. 624. Saenuris I. 239. Sägefisch II. 117. Sägehörner I. 654. Sagitta I. 334. Sagittida I. 333. Sajou II. 531. Sairis II. 165. Saitenwuͤrmer I. 178. Salamandra II. 220. Salamandrida II. 219. 220. Salangane II. 346. Salarias II. 185. Salenia I. 166. Salientia II. 504. Salmo fario II. 34. 60. 64. 76. Salmo Schiffermülleri II. 30. 156. Salmonida II. 156. 189. Salpa africana I. 270. Salpa cordiformis I. 270. Salpa maxima I. 270. Salpen I. 268. Salpingus I. 653. Saltatoria I. 581. Salticus I. 509. Salvator II. 274. Samojeden II. 565. Sandaale II. 160. Sandalus I. 657. Sandfloh I. 602. Sandkäfer I. 675. Sandkrebse I. 464. Sandwespen I. 697. Sandwürmer I. 239. Sanguinolaria I. 312. Sanguisuga medicinalis I. 224. 225. Saperda I. 660. Saphenia I. 137. Saphirina I. 438. Saprinus I. 669. Sapyga I. 698. Sarcinula I. 120. Sarcophaga I. 607. Sarcoptes scabiei I. 501. Sarcorhamphus Condor II. 354. Sargus I. 609. Sargus vulgaris II. 174. Saturnia carpini I. 627. Satyr II. 370. Satyrus Balder I. 631. Säugethiere II. 25. Säugethiere mit Mutterku- chen II. 445. Saͤugethiere mit gürtelför- migen Mutterkuchen II. 485. Säugethiere mit scheibenför- migen Mutterkuchen II. 500. Saͤugethiere mit zerstreu- ten Mutterkuchenzot- ten II. 446. Säugethiere ohne Mutter- kuchen II. 429. 432. Saugwuͤrmer I. 197. Säulenglöckchen I. 96. Sauria II. 251. 265. Saurichthys II. 134. Saurocephalus II. 181. Sauroiden II. 132. Sauropsis II. 138. Saurus II. 156. Saxicava I. 296. Saxicola II. 335. Scalaria I. 352. Scalops II. 503. Scansores II. 328. 347. Vogt. Zoologische Briefe. II. 42 Scaphidium I. 668. Scaphidura II. 338. Scaphirhynchus II. 127. Scaphites I. 386. 387. Scarabaeus I. 666. Scarabus I. 356. Scarites I. 675. Scaritida I. 675. Scarus II. 167. Scatophaga stercoraria I. 605. Scatophagus II. 176. Scelidotherium II. 484. Scelotes II. 272. Scenopiden I. 607. Scenopinns I. 607. Schaafe II. 479. Schabe I. 517. 576 Schaben I. 580. Schachtasseln I. 480. Schaflaus I. 604. Schalenflöhe I. 439. Schalenkrebse I. 438. Schangala’s II. 569. Scharrmaus II. 520. Schaumzirpen I. 570. Scheckenfalter I. 632. Scheibenquallen I. 136. Scheibenbäuche II. 183. 189. Schiffshalter II. 184. Schiffswerftbohrer I. 656. Schildigel I. 166. Schildkäfer I. 661. Schildköpfe II. 125. 188. Schildkrebs der Molucken I. 406. Schildkroͤten II. 251. 289. Schildläuse I. 567. Schildschrecke I. 584. Schildwanzen I. 575. Schirmquallen I. 133. Schizaster I. 168. Schizocera I. 695. Schizothorax II. 152. Schlangen II. 251. 252. Schlangen, giftlose II. 261. Schlangendrachen II. 286. Schlangenfische II. 161. Schlangensterne I. 159. Schlangenwurm I. 217. 218. 235. 240. Schlangenwuͤrmer I. 237. Schleichen II. 271. Schleichenlurche II. 211. 213. Schleimfische II. 184. 189. Schlinger II. 263. Schlundnaͤhter II. 163. 189. Schlupfwespen I. 687. 689. Schlupfwespen, eigent- liche I. 691. Schmalmuscheln I. 305. Schmalnasen II. 532. Schmarotzerameisen I. 702. Schmarotzerkrebse I. 421. 428. Schmeißfliege I. 539. 598. Schmelzschupper II. 101. 120. Schmetterlinge I. 557. 616. Schmetterlingsfliegen I. 638. Schmuckvögel II. 342. Schnabelfliegen I. 640. Schnabelkerfe I. 564. Schnabelthiere II. 436. Schnabelwespen I. 697. Schnaken I. 615. Schnakenjungfer I. 641. Schnappschildkröte des Mis- sisippi II. 292. Schnarrschnecke I. 519. 533. 576. 583. Schneehuhn II. 373. Schnecken I. 274. 315. Schneckenzeiler I. 84. Schnellfliege I. 606. Schnellkäfer I. 655. Schneidergrasmücke II. 320. Schnepfen II. 367. Schnepfenfliegen I. 609. Schnirkelschnecken I. 357. Schnurwuͤrmer I. 207. Schnurwürmer, eigent- liche I. 209. Schnurwürmer, rüssel- lose I. 209. Schollen II. 162. 189. Schopfhühner II. 346. Schrecken I. 581. Schreivoͤgel II. 328. 339. Schreivögel, echte II. 340. Schrillvögel II. 340. 345. Schrotmäuse II. 521. Schuppenflosser II. 175. 189. Schuppenlurche II. 211. Schuppenthier, langschwän- ziges II. 482. Schüsselschnecken I. 342. 360. Schwalben II. 332. Schwalbenschwanz, Raupe I. 620. 631. Schwammkäfer I. 660. Schwammkorallen I. 120. Schwanzlurche II. 211. 216. Schwanzwespen I. 690. Schwarzkäfer I. 664. Schwarzwürmer I. 206. Schwebfliegen I. 608. 610. Schweine II. 460. Schwertfische II. 180. 189. Schwimmvoͤgel II. 357. Schwimmschnecke I. 321. Sciaena II. 174. Sciaenida II. 173. 189. Sciara I. 614. Scincida II. 271. Scincus II. 272. Sciophila I. 614. Scirtetes II. 517. Scirus I. 504. Sciurida II. 521. Sciurus vulgaris II. 521. Sclerodermata II. 145. Sclerostoma equinum I. 182. Scraptia I. 663. Scolecophida II. 264. Scoleina I. 229. Scolex I. 194. 196. Scolia hortorum I. 697. Scolida I. 697. Scolopacida II. 367. Scolopax rusticola II. 367. Scolopendra I. 402. 455. Scolytes destructor I. 548. 647. Scomber II. 179. Scomberesocida II. 164. Scomberesox II. 165. Scomberida II. 178. 189. Scopelida II. 155. Scopelus Humboldti II. 155. Scops vulgaris II. 352. Scopus II. 369. Scorpaena scropha II. 169. Scorpio europaeus I. 512. Scorpionida I. 512. Scutella I. 167. Scutellera signata I. 575. Scutigera I. 485. Scydmaenus I. 668. Scyllaea I. 341. Scyllarus I. 461. Scyllida II. 119. Scyllium II. 99. 119. Scymnus I. 662. II. 119. Scyphius II. 144. Scyrtes I. 657. Scythrops II. 350. Sebastes II. 170. Sedentaria I. 508. Seeanemonen I. 121. Seeäpfel I. 154. Seeblasen I. 138. Seeblüthen I. 121. Seefedern I. 124. 125. Seegurken I. 125. Seehähne II. 170. Seehasen I. 321. 339. II. 184. Seehunde II. 489. Seeigel I. 160. Seeigel, eigentliche I. 165 166. Seekatzen II. 113. Seekorke I. 123. Seekuͤhe II. 431. 452. Seekühe, eigentliche II. 453. Seeleuchte I. 136. Seelilien I. 145. 152. Seelilien, eigentliche I. 155. Seemöve II. 297. Seenesseln I. 122. Seeohren I. 352. 360. Seeotter II. 497. Seequallen I. 136. Seeraupen I. 239. Seeraupen, schuppen- lose I. 240. Seescheiden I. 262. Seescheiden, einfache I. 267. Seescheiden, gesellige I. 266. Seescheiden, zusam- mengesetzte I. 263. 265. Seeschildkröten II. 291. Seeschlangen II. 259. Seeschwalbe II. 25. 363. Seeskorpion II. 169. Seesterne I. 152. 158. Seesterne, eigentliche I. 160. Seewalzen I. 143. 152. 168. Seewolf II. 185. Segelschnecken I. 341. Segestria I. 509. Seitenraupe I. 627. Seidenschmetterling I. 627. Seitenkiemer I. 341. Seitenmuscheln I. 302. Seitenzähner II. 266. Selache II. 119. Selachia II. 101. 107. Selandria I. 695. Semblis I. 639. Seminolen II. 562. Semionotus II. 134. Semiophorus II. 176. Semiten II. 568. Semnopithecus II. 533. Sepia I. 369. 373. 375. 379. 389. Sepida I. 388. Sepiola I. 389. Seps II. 272. Sepsis I. 606. Sergestes I. 459. Seriatopora I. 118. Sericaria I. 627. Sericostoma I. 638. Seriola II. 178. Serolis I. 480. Serpula I. 231. 236. Serranus II. 171. Serrasalmo II. 151. Serricornia I. 654. Serropalpa I. 663. Sertularia I. 104. 130. Sesia I. 629. Sessilia I. 214. Setifcra I. 98. 99. Sialida I. 638. Sialis I. 639. II. 271. Sichelfisch II. 182. Sicydium II. 184. Siebenschläfer II. 522. Siebmuscheln I. 314. Sigalion I. 240. Sigalphus I. 691. Sigaretida I. 345. 360. Sigaretus I. 345. Silberwespen I. 698. Silpha I. 669. Silphida I. 669. Silurida II. 149. Silurus europaeus II. 150. Silvius I. 612. Simiae II. 529. Simonea folliculorum I. 500. Simonida I. 500. Simosaurus II. 285. Simulia I. 613. Simulida I. 613. Singvoͤgel II. 328. 330. Singzirpen I. 571. Sinodendron I. 667. Siphona I. 607. Siphonophora I. 138. Siphonops mexicanus II. 213. 214. Sipunculus I. 228. 229. Siren II. 219. Siredon pisciformis II. 193. 218. Sirenia II. 431. 452. Sirenida II. 218. Sirex I. 694. Sisyr I. 639. Sitta II. 337. Sivatherium II. 475. Skorpione I. 512. Skorpionspinnen I. 510. Slaven II. 570. Smaridia I. 505. Smaris II. 175. Smerinthus ocellatus I. 628. Smilodon II. 494. Smynthurus I. 563. Sohlengänger II. 497. Sohlenwuͤrmer I. 205. Sohlenwürmer, ei- gentliche I. 207. Solarium I. 346. Solaster I. 160. Solea II. 163. Solecurtus I. 312. Solemya I. 312. Solen I. 297. 312. Solidungula II. 431. 466. Solpuga I. 511. Solpugida I. 510. Somateria mollissima II. 361. Sonnenfisch II. 179. Sonnenkorallen I. 119. Sonnenschirm I. 125. Sonnensterne I. 159. Sonnenthierchen I. 82. 97. Sorex araneus II. 503. Sorex madagascarensis II. 395. 501. Soricida II. 503. Spalangia I. 690. Spalax typhlus II. 519. Spaltschnäbler II. 331. Spaltzüngler II. 267. Spanner I. 625. Sparasion I. 697. Sparida II. 174. 189. Sparus II. 175. Spatangida I. 167. Spatangus I. 167. Spatularia folium II. 127. Spatularida II. 127. Spechte II. 349. Speckkäfer I. 668. Spermophilus II. 522. Sphaeridium scarabeoides I. 671. Sphaerodus II. 135. Sphaeroma I. 480. Sphaeromida I. 480. Sphaeronites I. 154. 155. Sphaerulites I. 289. Sphagebranchus II. 158. Sphargis II. 292. Sphegida I. 697. Spheniscus II. 359. Sphenosaurus II. 276. Sphex I. 697. Sphiggurus II. 517. Sphingida I. 626. Sphinx elpenor I. 628. Sphinx ligustri I. 550. 618. Sphodros I. 510. Sphyraena vulgaris II. 181. Sphyraenida II. 181. 189. Sphyraenodus II. 181. Sphyrna II. 119. Spinacida II. 118. Spinax II. 119. Spindelkäfer I. 663. Spindelschnecken I. 350. 360. Spinnen , eigentliche I. 506. 508. Spinnenkrabben I. 469. Spinnenthiere I. 402. 486. Spinnenthiere, krebsarti- ge I. 511. Spinner I. 626. Spiralzeiler I. 84. Spirifer I. 291. Spirobranchus II. 187. Spirorbis I. 236. Spirula Peronii I. 387. Spirulida I. 387. Spitzbrüste I. 654. Spitzhornschnecken I. 356. Spitzmaus II. 395. 501. 504. Spitzschwanz I. 183. Spondylis I. 659. Spondylus I. 305. Springer II. 504. Springfischchen I. 563. Springhasen II. 516. Springwespen I. 690. Spulwürmer I. 184. Squalida II. 117. Squamipennia II. 175. 189. Squatina II. 119. Squatinoraja II. 117. Squatinorajida II. 117. Squilla I. 413. 451. 454. 455. Squillerichthys I. 455. Squillida I. 455. Staare II. 338. Stachelflosser II. 167. 189. Stachelhäuter I. 105. 142. Stachelschweine II. 517. Stachelwürmer I. 229. Standvögel II. 325. Staphylinida I. 648. 670. Staphylinus olens I. 548. 647. 670. Staudenkorallen I. 120. Steatornis II. 346. Stechschnake I. 615. Steganopoda II. 362. Stegostoma II. 119. Steinbutt II. 163. Steinbock II. 478. Steißhühner II. 373. Stellaster I. 160. Stellerida I. 152. 158. Stelmatopoda I. 252 Stelzfalken II. 356. Stemmatopus II. 489. Steneosaurida II. 288. Steneosaurus II. 288. Stenoderma II. 509. Stenops gracilis II. 527. Stenopteryx I. 604. Stenorhynchus I. 470. II. 490. Stenostoma II. 265. Stentor I. 95. Stenus I. 670. Stephanoceros I. 215. Stephanomia I. 141. Stephanophyllia I. 119. Stephanus I. 692. Steppentauben II. 330. Sterlet II. 45. Sterna hirundo II. 25. 363. Sternarchus II. 159. Sternaspis I. 230. Sternläuse I. 436. Sternoptix II. 156. Sternoxia I. 654. Sternschnecken I. 340. Sternwuͤrmer I. 228. Sterope I. 593. Sthenyo I. 136. Stichling II. 93. 169. Stigostegida I. 84. Stielaugen I. 422. 450. Stilbum I. 693. Stilettfliegen I. 608. Stinkkäfer I. 669. Stinkratzen II. 495. Stizius I. 698. Stockfische II. 161. 189. Stockfischläuse I. 432. Stomapoda I. 422. 452. Stomatoda I. 94. Stomias II. 155. Stomoxys I. 607. Störe II. 126. 188. Störläuse I. 433. Strahlenbäumchen I. 97. Strahlenfuß I. 97. Strahlthiere I. 100. Strandläufer II. 368. Strandreuter, weißer II. 368. Strandschnecken I. 346. 360. Stradiomyda I. 609. Stratiomys cameleo I. 609. Strauße II. 376. Strepsilas II. 368. Strepsiptera I. 557. 632. Streptospondylus II. 288. Strichvögel II. 325. Strigida II. 352. Strisores II. 340. 345. Strix II. 353. Stromateus II. 178. Strombida I. 347. 360. Strombus I. 347. Strongylida I. 184. Strongylus gigas I. 184. Strophodus II. 118. Strudelwürmer I. 214. Struthio camelus II. 375. Struthionida II. 376. Strygocephalus I. 291. Stubenfliege I. 595. Stummelfüßer II. 262. Sturmvögel II. 364. Sturnida II. 338. Sturnus vulgaris II. 338. Stutzkäfer I. 669. Stylaria I. 230. Stylina I. 120. Stylops I. 557. 633. 636. Subulipalpa I. 674. Succinea I. 201. 337. Sudis II. 154. Suida II. 460. Sula II. 363. Sumpflibellen I. 638. Sumpfschnecken I. 345. Sumpfschildkröten II. 293. Sumpfvoͤgel II. 357. 365. Surnia II. 353. Sus larvatus II. 461. Sus scrofa II. 461. Suspecta II. 260. Suspensa I. 630. Süßwasserpolypen I. 128. Sybistroma I. 608. Sylvia II. 334. Sylvicola II. 335. Sylvicolida II. 334. Sylvida II. 334. Syllis I. 240. Symbranchida II. 158. Symbranchus unicolor II. 158. Synagra I. 698. 699. Synallaxis II. 341. Synanceia II. 170. Synapta Duvernoy I. 143. 168. Synaptida I. 168. Synaptus I. 655. Syncoryne I. 129. 136. Synetheres II. 517 Syngnathida II. 144. Syngnathus II. 144. Synhydra I. 129. Syro-Araber II. 568. Syrphida I. 608. Syrphus I. 604. 608. Syrrhaptes II. 330. Syrtis I. 574. T. Tabanida I. 612. Tabanus bovinus I. 595. 612. Tachina I. 606. 607. Tachinus I. 670. Tachydromia I. 611. Tachydromus II. 274. 368. Tachyglossus hystrix II. 437. Tachypetes Aquila II. 363. Tachiporus I. 670. Tachypus I. 674. Taenia solium I. 188. 190. 193. Taenida I. 195. Taeniura II. 117. Tageulen II. 353. Tagraubvögel II. 352. 353. Tagpfauenauge I. 620. 621. 631. Tagschmetterlinge I. 622. 629. Talitrus I. 402. 475. 477. Talpa europaea II. 395. 501. Tamias II. 522. Tana II. 505. Tanagra violacea II. 335. Tanagrida II. 335. Tanais I. 481. Tangschnellen II. 144. Tantalus II. 369. Tanypida I. 614. Tangaras II. 335. Tanypus I. 614. Tanystoma I. 610. Tanzfliegen I. 611. Tauben II. 328. Taucher II. 360. Taufbecken I. 306. Taumelkäfer I. 672. Tausendfüßer I. 402. 482. Tausendwirbler I. 252. Tavone II. 372. Taphozous II. 509. Tapire II. 460. Tardigrada I. 496. Tarsida II. 526. Tarsius spectrum II. 526. 527. Taschenkrebse I. 465. Tastkäfer I. 670. Tataren II. 564. Tatu, schwarzer II. 483. Taxotherium II. 498. Tegenaria domestica I. 508. Tegomyia I. 606. Teichhornschnecke I. 201. 315. Telaephoria I. 625. Telegraphina I. 248. Teleosaurida II. 288. Teleosaurus II. 288. Teleostia II. 101. 139. Pelephorus I. 657. Tellerschnecke I. 317. 356. Tellina I. 311. Telphusa I. 471. 472. Tendra I. 253. Tenebrio molitor I. 548. 647. 664. Tenthredinida I. 694. Tenthredo I. 694. 695. Tenuirostres II. 331. Terebella I. 233. 234. 235. 236. Terebratula I. 278. 287. 288. Terebratulida I. 290. Teredida I. 313. Teredo fatalis I. 301. Teredo navalis I. 313. Tergipes I. 340. Termes arborum I. 588. Termes bellicosus I. 588. Termiten I. 586. 587. Termitita I. 586. Terricola I. 614. Testacella I. 357. Testudo II. 289. 294. Tetanocera I. 606. Tetrabranchiata I. 383. Tetragonolepis II. 133. Tetramera I. 650. Tetranychus I. 505. Tetrao II. 373. Tetraonida II. 373. Tetrapterus II. 181. Tetrarhynchus I. 188. 193. 194. 196. Tetratoma I. 664. Tetrix I. 556. 584. Tetrodon II. 147. Tetronyx II. 293. Tettigometra I. 571. Tettigonia I. 570. Teuthida II. 177. Thais hypsipyle I. 632. Thalassema I. 229. Thalasdroma II. 364. Thalassina I. 461. Thalassinida I. 460. Thalassita II. 291. Thamnophilus II. 341. Tharsis II. 138. Thasia I. 607. Thaumanthias I. 136. Thecidea I. 291. Thecodontosaurus II. 276. Thelyphonus I. 514. Thereva I. 609. Therevida I. 608. Theridion malmignatta I. 509. Thetis I. 341. Thomisus I. 509. Thorictes II. 274. Thrips I. 590. Thrissops II. 138. Thunfisch II. 178. Thurmschnecken I. 349. 360. Thürschnecken I. 358. Thilacinus II. 444. 445. Thylacotherium II. 445. Thymallus II. 156. Thynnus vulgaris II. 178. Thyrsophorus I. 589. Thysanopus I. 456. Tibeter II. 567. Tibbus II. 569. Tichodroma II. 337. Tiger II. 390. 490 Tillus I. 658. Tinca II. 152. Tinea pelionella I. 623. Tineida I. 623. Tingis I. 574. Tintenfische I. 388. Tipula lunata I. 613. Tipulida I. 613. Tipunculida I. 607. Tisiphone II. 258. Todtengräber I. 554. 669. Todtenkäfer I. 664. Todtenkopfmuschel I. 290. Todtenuhr I. 656. Todus II. 342. Torpedo II. 65. 117. Torpedida II. 117. Tortricida I. 623. II. 263. Tortrix I. 623. II. 264. Torymus I. 690. Totanus II. 367. Toxodon II. 455. Toxodontida II. 455. Toxotes II. 176. Tracheliastes I. 431. 433. Trachelina I. 98. Trachelius anas I. 85. Trachelius fasciola I. 85. Tracheophona II. 341. Trachinida II. 172. Trachinus vipera II. 23. 33. 172. Trachurus II. 180. Trachypterus falx II. 182. Tragopan satyrus II. 370. Tragulus II. 477. Trauerente II. 361. Trauerfliegen I. 610. Trauerschweber gelber I. 610. Trebia I. 434. Trechus I. 675. Trematoda I. 197. Tremoctopus I. 392. Triarthra I. 216. Triarthrus I. 448. Tribolonotus II. 237. Trichaster I. 159. Trichechida II. 488. Trichecus rosmarus II. 393. 488. Trichiurus II. 180. 182. Trichius I. 666. Trichocephalus dispar I. 184. Trichocera I. 614. Trichoda I. 98. Trichodectes I. 562. Trichodida I. 98. Trichodina I. 95. 97. Trichonotus II. 184. Trichopterygida I. 662. Trichopteryx I. 602. Trichopus II. 187. Trichostoma I. 638. Tricondylus apterus I. 676. Tridacna I. 306. Trigla II. 170. Trigonia I. 309. Trigonida I. 309. Trigonocephalus II. 258. Trilobita I. 422. 444. Trimera I. 650. Tringa II. 367. Trinucleus I. 448. Triodontida II. 147. Trionyx ferox II. 292. Triphaena I. 626. Tristoma coccineum I. 198. 203. Tristomida I. 203. Triton II. 204. 220. Tritonia I. 341. Tritonida II. 220. 341. Tritonium I. 350. Tritonshörner I. 351. 360. Trobinolotus Novae – Gui- neae II. 272. Trochida I. 352. 360. Trochilida II. 345. Trochilus II. 345. Trochus magus I. 352. Troctes I. 589. Trogida I. 667. Troglodytes II. 334. 533. Trogmuscheln I. 311. Trogon II. 349. Trogonophis II. 270. Trogosida caraboides I. 654. Trombidida I. 504. Trombidium Phalangii I. 505. Trompetenthlerchen I. 95. Tropidogaster II. 282. Tropidonotus II. 262. Tropidophorus II. 272. Tropidosaurus II. 274. Trox I. 667. Trugnattern II. 260. Trüsche II. 33. Truxalis nasuta I. 584. Trygon II. 117. Trygonida II. 117. Trygonoptera II. 117. Trypauchen II. 184. Tryphon I. 691. Trypoxylon I. 698. Tschuden II. 565. Tubicinella I. 428. Tubicola I. 230. Tubilipora I. 252. Tubiporida I. 122. Tubularia I. 129. Tubularida I. 129. 136. Tubuliporida I. 252. Turaner II. 563. Tunicata I. 246. 258. Turbanigel I. 166. Turbinolia I. 119. Turbinolida I. 119. Turbo pica I. 322. Turbo roseus I. 352. Turdida II. 335. Turdus cyaneus II. 306. Turdus merula II. 335. Turken II. 564. Turkomanen II. 564. Turluru I. 472. Turrilites I. 386. 387. Turritella I. 346. 360. Tylopoda II. 473. Tylos I. 481. Typhis I. 477. Typhline II. 271. Typhlopida II. 264. Typhlops II. 265. Tyrannus II. 342. Tyro I. 477. Tyroglyphus I. 501. Tyrus I. 670. U. Uca I. 472. Uferkäfer I. 671. Ugrer II. 565. Uloma I. 664. Ulonata I. 576. 580. Ulula II. 353. Umbellularia I. 125. Umber II. 189. Umberfische II. 173. Umbra II. 153. Umbrella I. 341. Umbrina II. 174. Undina II. 138. Unio I. 201. 309. Unke II. 224. Upeneus II. 173. Uperodon II. 224. Upupa epops II. 343. Upupida II. 343. Uraler II. 565. Uranoscopus II. 173. Uraptera II. 117. Urax II. 374. Urbarsche II. 172. Urechsen II. 275. Uria II. 360. Urnenthierchen I. 95. 97. Urocerida I 693. Urolophus II. 117. Uromastix II. 282. Uropoda I. 502. Urosphen II. 169. Urostyla Stylonychia I. 99. Ursida II. 498. Ursus arctos II. 498. Urthiere I. 78. Usia furcata I. 611. V. Vaginicola I. 96. Vaginulus I. 357. Valvata I. 346. Vampyre II. 509. Vanellus II. 368. Vanessa Jo I. 630. Vanessa Urticae I. 620. 621. Varanida II. 274. Varanus Bellii II. 274. Velella I. 105. 139. Vellelida I. 139. Velia I. 573. Venenosa II. 256. Venerupis I. 311. Venus I. 311. Venusgürtel I. 255. Veretillum cynomorium I. 107. 112. 124. Vermes I. 169. Vermetida I. 344. Vermetus gigas I. 344. Vermileo I. 609. Vermitinguia II. 482. Vertebrata II. 2. Vespa communis I. 699. Vespertilio pipistrellus II. 508. Vespertilionida II. 508. Vespida I. 598. Vidua II. 336. Viehbremse I. 605. Vielaugen I. 238. Vielfraße II. 497. Vielkammerige I. 83. Viellöcher I. 203. Vielräderthiere I. 216. Vierhaͤnder II. 432. Vierkiemer I. 383. Vierrüßler I. 188. 194. Vipera II. 259. Viperida II. 259. Vipio I. 691. Virgularia I. 125. Vitrina I. 357. Viverra civetta II. 495. Viverra genetta II. 496. Viverrida II. 495. Vögel II. 25. 295. Vogelläuse I. 561. Vogellausfliege, grüne I. 603. Vogelspinnen I. 509. Volitantia II. 432. 506. Volucella bombyleus I. 608. Voluta I. 319. 349. Volutida I. 349. 360. Vomer II. 179. Vorticella I. 91. 95. Vulpes II. 495. Vulsella I. 306. Vultur fulvus II. 354. Vulturida II. 353. W. Waffenfliegen I. 609. Waldsänger II. 334. Walfische II. 448. Walfischläuse I. 475. Walfischschnecken I. 331. Walrosse II. 488. Walthiere II. 431. 446. Walthiere, echte II. 431. Walthiere, eigent- liche II. 447. Walzenscheiden I. 268. Walzenthierchen I. 98. Wanderratte II. 404. Wanderschrecke I. 583. Warneidechsen II 274. Warneidechse, Bell’sche II. 274. Warzenschnecken I. 355. Wasserasseln I. 480. Wasserechsen II. 284. Wasserfloh I. 127. 128. Wasserhühner II. 366. Wasserjungfern I. 591. 593. Wasserkalb, eigentliches I. 181. Wasserkäfer I. 648. 672. 676. Wasserläufer I. 573. Wassermilben I. 502. Wassermolche II. 220. Wassernattern II. 261. Wasserschlängel I. 230. Wasserschwein II. 515. Wasserskorpione I. 572. Wasserspinnen I. 509. Wasserwanzen I. 571. Weberspinnen I. 505. Webespinnen I. 508. Wechselthierchen I. 81. Wegschnecken I. 357. Weichegel I. 227. Weiflchosser II. 147. Weichflosser II. 189. Weichflügler I. 656. Weichthiere I. 241. Weichthiere, eigent- liche I. 272. Weichwanzen I. 574. Weinbergschnecke I. 324. Weindrossel II. 335. Weinhähnel I. 529. 585. Wein-Rüsselkäfer I. 651. Weinschwärmer, großer I. 628. Welse II. 149. Wendezeher II. 347. Werftbohrer I. 656. Werre I. 582. Wespen I. 687. 695. Wespe der Färbergalle I. 688. Wetterfische II. 151. Wickelraubthiere II. 499. Wickelschlangen II. 263. Wickelzähner II. 215. Widderhorn I. 358. Widderhörnchen I. 628. Wiedehopfe II. 343. Wiederkaͤuer II. 431. 469. Wiesel II. 496. Wirbelthiere II. 2. Wirbelthiere, höhere II. 225. Wirbelthiere, niedere II. 26. Wirtelschleichen II. 272. Wolf II. 494. Wollmaus II. 515. Wollrücken II. 341. Wollschweber, gefleckter I. 611. Wombat II. 393. 438. 441. Würger II. 333. Würmer I. 169. Wurmschlangen II. 264. Wurmschnecken I. 344. Wurmzüngler II. 482. Wurzelfüßer I. 80. Wurzelquallen I. 137. X. Xenodon II. 262. Xenops II. 341. Xenos Rossii I. 634. Xenurus II. 483. Xestomyza I. 611. Xiphias gladius II. 180. Xiphioida II. 180. 189. Xiphodon II. 466. Xiphydria I. 694. Xycla I. 695. Xylobius I. 655. Xylocopa I. 700. 701. Xylophaga I. 609. Xylotroga I. 655. Xyphostoma II. 150. 151. Xyphosura I. 422. 448. Xyrichthys II. 167. Y. Ynka’s II. 562. Yponomeuta I. 623. Yunx II. 349. Z. Zacholus II. 262. Zahnarme II. 480. Zahnkarpfen II. 152. 189. Zahnlose II. 431. Zahnschleichen II. 265. Zahnschnäbler II. 331. Zahnschnecken I. 343. 360. Zanclus II. 176. Zangenschneider I. 593. Zebra II. 469. Zecken I. 501. Zehengänger II. 492. Zehnfuͤßer I. 422. 452. 456. Zerene I. 625. Zeuglodon II. 452. Zeuglodonta II. 431. 451. Zeus faber II. 179. Zibethkatze II. 495. Ziegenmelker II. 346. Ziegenmuscheln I. 289. Ziphius II. 451. Zirpen I. 570. Zitteraale II. 159. Zitterrochen II. 65. 117. Zitterwels II. 65. 149. Zoanthida I. 121. Zoarces II. 185. Zobel II. 497. Zodion I. 607. Zoëa I. 468. Zonitis I. 663. Zonurus II. 273. Zuckergäste I. 563. Zugvögel II. 325. Zungenmuscheln I. 291. Zungenwürmer I. 499. Zünsler I. 624. Zweiflosser II. 137. 188. Zweifluͤgler I. 557. 594. Zweifuß, neuholländischer II. 270. Zweihaͤnder II. 432. 435. Zweihörner I. 306. Zweikiemer I. 387. Zygaena I. 629. II. 119. Zygaenida I. 628. Zygobatis II. 117. Zygotrocha I. 216. Schnellpressendruck von C. Krebs-Schmitt in Frankfurt a. M.