Die Ursache des Einschlagens vom Blitze , nebst dessen natuͤrlichen Abwendung von unsern Gebaͤuden, aus zuverlaͤßiger Erfahrung von Wetterschlaͤgen vor Augen gelegt, von J. A. H. Reimarus, M. D. in Hamburg. Langensalza , 1769 . bey Johann Christian Martini . Geneigter Leser! G egenwaͤrtige gelehrte Abhandlung ist, nachdem solche der Hamburgischen Ge- sellschaft, d. 17. Febr. 1768. oͤffentlich vorgele- sen worden, einem groͤssern Werke zum Ein- ruͤcken gewidmet worden, da aber viele Freunde solche a parte zu besitzen, gewuͤnschet, und mich deshalben oͤfters ersuchet, selbige ge- meinnuͤtziger zu machen, und von neuen auf- legen zu lassen, als habe ich Ihrem Ansu- chen zu befolgen, keinen Anstoß nehmen wollen. Langensalza, den 8ten April. 1769. der Verleger. B 2 §. 1. §. 1. S chon lange habe ich mich gewun- dert, daß man in Europa die Ent- deckung, seine Gebaͤude vor dem Blitze zu schuͤtzen, bisher so we- nig geachtet hat. Ich wuͤnschte deßwegen, aus Erfahrungen von Wetterschlaͤgen die Richtig- keit derselben deutlich vorstellen und zu weiterer Bekanntmachung eines so gemeinnuͤtzigen Vor- schlages etwas beytragen zu koͤnnen. §. 2. Hierzu schien sich eine Gelegenheit anzubie- ten, als am verwichenen 6ten Aug. 1767. unser Nicolai Thurm vom Blitze getroffen ward. Ich habe demnach, nebst Herrn Prof. Buͤsch, einige Beobachtungen von dem Zuge des Blitzes da- bey gemacht, davon auch in unserer Versamm- lung lung Bericht erstattet worden. Um aber die Sache weiter zu eroͤrtern, habe ich verschiedene andere Bemerkungen von den Spuren des Blitzes in Vergleichung gezogen, und sie mit einigen Anmerkungen begleitet. Ich hoffe da- durch im Stande zu seyn, die Hauptursache der Gefahr unserer Gebaͤude bey Wetter- schlaͤgen, und die gleichsam von der Natur selbst angezeigten Mittel, sie abzuwenden, deutlich vor Augen zu legen, und wuͤnsche, daß meine geringe Bemuͤhung zu wuͤrklichem Nu- tzen gereichen moͤge. Ich werde mich in allen Stuͤcken auf sichere Erfahrungen berufen, und sie so vorzutragen suchen, daß eine durch die an- dere erlaͤutert, und der Leser durch die Zusam- haltung derselben alles desto voͤlliger einsehen moͤge. §. 3. Die vorzuͤglichsten zu meinem Zwecke habe ich in den Abhandlungen der Koͤnigl. Englischen Gesellschaft der Wissenschaften gefunden. Da- selbst berichtet z. E. Herr Doct. Heberden Vol. LIV, p. 198. die Wuͤrkung eines Wetterstrahles, welcher 1764. den 18. Jun. die Kirche zu South-Weald in Essex, 18. Englische Meilen ostnordostlich von London getroffen hat. Der Thurm ist an der Westseite, und hat an einer Ecke ein kleines angebauetes 8 Fuß hohes Thuͤrmchen, darinn die Treppe hinauf gehet, und auf dessen mit Bley gedeckter Mauer oben einige eiserne Stan- gen so befestiget sind, daß sie in der Mitte zu- A 3 sam- sammenstossen, und einen Wetterhahn tragen. Auf diefes Thuͤrmchen fiel der Blitz. Der Wet- terhahn und die Stangen selbst schienen unbe- schaͤdigt: allein die einen Fuß dicke Mauer des Thuͤrmchens, darauf sie befestiget waren; ward gegen Norden, bis an das Bley des Haupt- thurmes, in einer Breite von 4 Fuß, welche beynahe den dritten Theil des Umfanges aus- machet, ganz zerschmettert. Der Strahl ging auch noch bey der Kirche herunter; und man fand, daß sowohl an der westlichen, als an der Ostseite, eben da, wo die bleyernen Rinnen, welche vom Kirchdache herunterkommen, sich bey einem Fenster, darinn aufrecht eiserne Stan- gen sind, endigten, die Kirchenmauer beschaͤdi- get, und unterwaͤrts bey den Stangen gespal- ten worden. An der oͤstlichen Seite war in- wendig an der Mauer bey dieser Stelle eine eiserne Klammer eingeschlagen, darauf ein gros- ser Gemaͤhlderahmen ruhete. Um dieses Eisen zeigte sich auch die Wuͤrkung des Blitzes, in- dem sowohl die Vergipsung daselbst von der Mauer heruntergeworfen, als auch besagter Rahmen da, wo er auf der Klammer ruhete, zerschmettert war. §. 4. Wir koͤnnen hierbey vorlaͤufig anmerken: 1) daß der Blitz nach dem Metalle gefahren sey: 2) so weit er eine Strecke von Metall ge- funden, keinen Schaden ausgeuͤbet: 3) da aber, wo das Metall aufhoͤrte, oder wo einzelne Stuͤcke Metall in andern Koͤrpern gestecket, theils theils einen Sprung nach weiterem nahe gele- genen Metalle gethan, theils die andern Koͤr- per, als Steine oder Holz, welche an dem Me- talle angelegen, zerschmettert habe. Dieses sind Wuͤrkungen, welche unsere Aufmerksam- keit erfodern: man hat sie schon vielfaͤltig bey dem Blitze wahrgenommen, und sie werden noch ferner durch folgende Beobachtungen er- laͤutert und bestaͤtiget. §. 5. An demselbigen Tage, da der ebenbemeldete Schlag geschehen, beynahe 3 Stunden spaͤter, kam ein Gewitter in London, welches verschie- denen Schaden verursachte. Ein Blitz traf den schoͤnen Brigitten Thurm, ( St. Bride’s Steeple ) welcher ganz von gehauenen Steinen gebauet ist, aus verschiedenen mit Saͤulen gezierten und mit Schwibboͤgen durchbrochenen Absaͤtzen bestehet, und zur Spitze eine gleichfalls aus Quaderstei- nen zusammengesetzte Pyramide hat. Die Um- staͤnde sind von Herrn D. Watson und Herrn Delaval genau beschrieben, auch, da 85 Fuß vom Thurme haben abgenommen werden muͤs- sen, nach Untersuchung aller beschaͤdigten Theile, mit Abzeichnungen erlaͤutert Phil. Trans. Vol.LIV. p. 209. und p. 227. . Oben auf der Spitze stand ein Kreutz; welches nebst der Wet- terfahne und dem Knopfe, von vergoldetem Ku- pfer und an einer eisernen Stange befestiget war. An dem oͤbern Theile des Kreutzes zeigte die entfaͤrbte und abgerissene Vergoldung, wie auch einige Stellen, daran etwas geschmolzen A 4 war, war, daß es vom Blitze getroffen sey: sonst war das Kreutz, die Fahne und der Knopf und die Stange nicht beschaͤdiget. Es war diese Stange 2 Zoll dick, auf 10. Fuß tief in den Steinen der Thurmspitze eingefasset und mit Bley umgossen. Die oͤbern Steine, darinn die Stange steckte, hatte auch noch nicht gelitten: da aber, wo die Stange aufgehoͤret, hatte der Blitz angefangen, seine schmetternde Kraft zu zeigen, den Stein, darauf die Stange ruhete, durchgeschlagen, und nebst den umliegenden, in verschiedene Stuͤcke zersprenget, auch einige grosse Stuͤcke vom Thurme weggeworfen. Darauf hatte er, etwas weiter unten, einige eiserne Klammern an den Quadersteinen der Thurm- spitze, und noch tiefer eiserne rund um in den Steinen versteckte Verbindungsanker angetrof- fen. Es war ferner von einer Weite zur andern eine Menge Eisenwerk in diesem Thurme ange- bracht, um die noͤthige Festigkeit zu erhalten. So wurden nicht allein die Schwibboͤgen und Fenstergesimse mit eisernen Querstangen gehal- ten, sondern es lagen auch ein Paar Roste von eisernen Stangen, der eine unter der Pyramide, der andere unter dem naͤchsten Absatze, quer durch den Thurm, und solche waren gleichfals rund umher mit eisernen Ankern, welche man in den gehauenen Steinen befestiget hatte, ver- bunden. Nun zeigte es sich klaͤrlich, wie der Blitz von einem Eisen zum andern gesprungen sey, um die Enden derselben sich ausgedehnet, und bey solchen Stellen, wo er an seinem Fort- gange gange gehindert worden, die Steine theils ge- waltig zerschmettert, theils ganz abgeschlagen habe. Ueberhaupt aber war die Gewalt des Strahls, von oben an, bey jedem Absatze des Thurms, deren man fuͤnfe beschaͤdiget fand, nach gerade geringer worden l. c. p. 211. sq. p. 230. sq. , und die letz- ten Wuͤrkungen zeigten sich in der Gegend der Glocken. §. 6. Herr Watson und Herr Delaval ma- chen hiebey die richtigen Anmerkungen: 1) Daß eine solche Helmstange oder Kreutz, als ein Metall, welches hoch in der Luft erhaben ist, die vorbeyfahrende Materie eines Blitzes leicht auffangen und sammlen koͤnne: 2) Daß, wenn keine metallene Leitung davon bis zur Erde her- unter gehet, solche Stangen einen Thurm oder anderes Gebaͤude wuͤrklich in grosse Gefahr se- tzen, da wir sehen, daß die Materie des Blitzes durch Steine und Holz schwerlich und nicht leicht ohne Schaden hingehet: 3) Daß auch die abgesonderten Anker, Stangen oder andere Stuͤcken Metall, welche hie und da in einem Gebaͤude liegen, bey solchen Umstaͤnden sehr ge- faͤhrlich seyn koͤnnen, weil der Blitz von einem Stuͤcke Metall zum andern springet, und die anliegenden Koͤrper zerschmettert, oder gar ent- zuͤndet: 4) Daß man also nicht genug er- mahnen koͤnne, von dem Gipfel der Gebaͤude ja ein aneinanderhangendes Metall ganz bis in die Erde, oder vielmehr bis in ein A 5 Wasser, Wasser, herunter gehen zu lassen, wie solches Herr D. Franklin gerathen hatte, weil der Blitz alsdann an dem Metalle ohne Schaden frey herunter faͤhret, und das Gebaͤude verschonet. §. 7. Dieses ist es, was man eine Ableitung des Blitzes nennet. Daß uns die Natur derglei- chen Schutz wuͤrklich anzeige, und eben die Ei- genschaft der Metalle, den Blitz zu sammlen oder anzulocken, welche so oft, wie in oberwehnten Beyspielen, wo das Metall zerstreuet gelegen, Schaden verursachet hat, auf solche Weise zur Bedeckung und Sicherheit unserer Gebaͤude dienen koͤnne, werden folgende Beobachtungen von Wetterschlaͤgen, dabey schon ein merklicher Theil der Gebaͤude durch ein zusammenhaͤn- gendes Metall beschuͤtzet worden, klaͤrlich er- weisen. §. 8. Wir wollen demnach itzt die Spuren des Wetterstrahles, welcher auf hiesige Nicolai Kirche gefallen ist, in Erwaͤgung nehmen, da die Beschaffenheit, sowohl der Beschaͤdigung als der Verschonung, aus dem, was bisher angefuͤhret worden, nunmehr leicht zu verstehen seyn wird. Der Thurm ist bey 420 Fuß hoch: die 216 Fuß hohe Spitze desselben, welche auf ihrer Helmstange einen Knopf und Fahne mit einem Kreutze traͤget, ist bekanntlich, wie bey unsern andern Thuͤrmen mit Kupfer gedecket. Diese Kupferdecke gehet von dem Knopfe an, bis an an das Gesimse ununterbrochen fort Es ist dieser Thurm bey uns beruͤhmt, weil die Spitze, welche sich bey den Pfeilern der Laterne ganz schief gedrehet hatte, von dem Hrn. Baumeister Sonnin wieder gerade ge- richtet worden, davon die mit besonderem Vortheile dazu angewandte Hebezeuge kuͤnftig bekannt gemacht werden sollen. . Die Knoͤpfe sind von starkem Kupfer. Beyde Zwi- schenboͤden, die Stender der Laterne und ihre Zwischenboͤden, sind alle sehr wohl mit Kupfer beschlagen. Unter dem Gesimse ist eine acht- eckige 16 Fuß hohe Mauer, deren Ecken mit Quader-Steinen ausgesetzet sind: die uͤbrige Mauer des Thurms bis an die Erde ist viereckt, und oben mit einer Gallerie versehen, deren Fuß- boden ganz mit Kupfer beleget ist. — Ich ver- muthete, oben bey dem Knopfe die Zeichen des Blitzes wahrnehmen zu koͤnnen, weil die Ver- goldung daran erst vor 6 Jahren neu gemacht, und noch von gutem Glanze ist. Nachdem ich nun ein Fernglas genommen, zeigte sich sogleich, auf der oͤbern suͤdostlichen Seite des Knopfes, ein grosser Fleck, daran die Vergoldung erlo- schen und schwarz geworden, und dessen Unter- schied von den uͤbrigen so kenntlich ist, daß man ihn auch mit blossen Augen sehen kann. Indem also der Wetterstrahl auf die Helmstange gefah- ren, und diese mit dem Kupfer des Daches ver- bunden ist, so konnte die Materie des Blitzes ungehindert laͤngst der kupfernen Bedeckung her- unter laufen: allein, da, wo die Kupferdecke bey bey der achteckigen Mauer, aufhoͤret, mußte sie einen Sprung thun. Hier fand sich aber gleich anderes Metall in der Naͤhe, welches sie ergrei- fen konnte. Unsere Gothischen Thuͤrme sind alle sehr stark mit eisernen Ankern verwahret, und hier ist nicht allein das Achteck, welches uͤber der viereckten Mauer auf Boͤgen ruhet, sondern auch der Obertheil der viereckten Mauer, wel- cher halb alt, halb neu ist, sehr vielfaͤltig im Mauerwerke verankert Die alte Thurmspitze dieser Kirche ward 1589. des Nachts, zwischen dem 12ten und 13ten Ju- lii durch einen Wetterstrahl entzuͤndet und ab- gebrannt. Es ward eine ansehnliche Spitze darauf wieder erbauet. Da aber das Mauer- werk durch die Feuersbrunst sehr beschaͤdigt und muͤrbe geworden, auch mit zu schwachem Fundamente versehen war, so konnte es die- selbe nicht tragen, und man war, um Scha- den und Umsturz zu verhuͤten, genoͤthiget, den Thurm wieder abzunehmen. Dieses wird in der, bey noch waͤhrender Abtragung der Thurm- spitze, 1644. den 9. Aug. gehaltenen Predigt des Hrn. Past. Lehmann, welche in selbigem Jahre zu Luͤneburg, bey Stern, in 4to ge- druckt worden, erzehlet. Bey solcher Gelegen- heit wird also der schadhafte Theil abgebrochen, ein neues, vermuthlich wohlgerammtes Funda- ment auf der westlichen, theils auch suͤdlichen und nordlichen Seite angeleget, und das zu se- hen seyende neue Stuͤck an obbenannten Seiten aufgezogen und verankert seyn, dessen ungeach- tet, doch ansehnliche Borsten in Suͤden und Norden sich zeigen. . Hiezu koͤmmt. daß nicht allein alle Balken und Schwellen des Holz- werkes werkes, womit sowohl das Achteck, als auch das Viereck, sehr reichlich ausgebunden ist, mit vie- lem Eisen in die Mauer verankert, sondern auch die Stender sowohl unter sich, als auch mit der obern Spitze durch Eisen verbunden sind. An der nordostlichen Ecke des Achtecks fanden sich Spuren, daß die Materie des Blitzes an einem solchen zu Ende des Kupferdaches nahe am Ge- simse liegenden Anker herunter gefahren, den Anker an dem unmittelbar darunter stehenden Stender wieder ergriffen, und von demselben sowohl, als von der daran stossenden Bretter- verkleidung, Stuͤcke abgesplittert hatte. Daselbst war auch durch die achteckige Mauer, am Fusse derselben, wo aussen der mit Kupfer bedeckte Fußboden der Gallerie anstoͤsset, bey den Qua- dersteinen ein Loch durchgeschlagen. An der nordlichen Ecke haben wir nichts bemerken koͤn- nen. Es muß aber der Strahl unter dem be- meldeten kupfernen Fußboden der Gallerie in die verborgene Anker der viereckigten Mauer gefah- ren seyn. Daher konnte man seinen Gang nicht eher wieder nachspuͤren, bis an einem in- wendigen nordwestlichen Bogen der Mauer, gegen uͤber, davon ein grosses Stuͤck abgespren- get war. Bey dieser Ecke war er, noch etwas tiefer in der Mauer, nach der Nordseite herun- ter gegangen. Bey seinem Ausgange daselbst zeigte es sich deutlich, daß er die Anker ergriffen hatte: denn hier war auswaͤrts ein senkrechtes in der Mauer verstecktes Ankereisen ein Paar Fuß lang entbloͤsset zu sehen, indem die Mauer- steine, steine, damit es bedecket gewesen, durch den Blitz abgesprenget worden Unterwaͤrts war auch eine Ritze in der Mauer, welche von be- meldetem Ankereisen an, fast 25 Fuß lang her- unter reichete. Hier fand nun der Blitz wieder Metall in der Naͤhe. Es liegt naͤmlich zwischen dem Thurme und dem nordlichen Kirchendache eine mit Bley ausgeschlagene Rinne. Das Dach aber und beyde daneben stehende Daͤcher sind nicht mit Kupfer, sondern mit Ziegeln ge- decket. Von dieser Rinne gehet ein kupferner Ausguß in ein Wasserbehaͤltniß von gleichem Metalle, welches auf dem Kirchenboden stehet: und von da ist wieder, um das uͤberfluͤßige Was- ser abzuleiten, eine gleichfals mit Bley ausge- fuͤtterte Rinne quer uͤber den Kirchenboden ge- fuͤhret. Aus dieser wird das Wasser in eine bleyerne Roͤhre geleitet, die an der Mauer her- unter uͤber das Dach eines Angebaͤudes fortge- het, und in einer hoͤlzernen viereckten Roͤhre sich endiget, welche mit einer eisernen Klammer an dem Eckstender des Hauses befestiget war. So weit nun dieser Zusammenhang von bley- ernen Rinnen und Roͤhren gehet, war weder unterwaͤrts der Thurm, noch das Kirchenge- baͤude, noch das Angebaͤude beschaͤdiget, ausser, daß von einem Sparren ein Stuͤck abgesplit- tert, und einige Dachziegel abgeworfen worden. Unten aber in dem angebauten Hause hatte sich der Schlag wieder merklich geaͤussert, und ver- schiedenes auf eine sonderbare Weise zerschmet- tert, welches zu beschreiben nicht zur Haupt- sache sache dienet, da unser Zweck hier nur ist, den eigentlichen Zug des Blitzes auszuspuͤren. Nun zeigte es sich klaͤrlich, daß die Wuͤrkung dessel- ben eben dabey dem Eckstender angegangen, wo durch obbemeldete Klammer die hoͤlzerne Roͤhre daran befestiget war. Denn erst von da an unterwaͤrts war der Stender gespalten, und nebst andern Spuren fand man auch, daß ein Stuͤck Bley, welches etwas tiefer im Wege dieser Spaltung auf einer Fuge genagelt war, angeschmolzen, und ein Nagel aus selbigem heraus gerissen worden Ueberdem waren die Balkenkoͤpfe bey diesem Stender mit Bley beschlagen, dadurch der Strahl angelocket und in das Haus geleitet werden konnte. . Ich wuͤnschte dem- nach das Ende der bleyernen Roͤhre zu untersu- chen. Als man sie nun aus der hoͤlzernen heraus nahm, fand sich, daß sie an der Seite, wo die Klammer aussen befestiget gewesen, etwas an- geschmolzen war, und an der andern Seite hatte sie alte eingeschmolzene Loͤcher, welche viel- leicht von einem vorigen Blitze herruͤhren. Denn es ist merkwuͤrdig, daß im Jahre 1748. ein Wetterstrahl in eben dieses Haus, und ein an- derer 1764. in ein an besagten Eckstender an- stossendes, gleichfals an der Kirchenmauer an- gelehntes Gebaͤude gefahren war; so, daß also der Blitz schon zu mehrern malen bey dieser Kirche denselben Zug genommen hat Man erzehlet, daß es auch in aͤlteren Zeiten schon . Aus oben oben gegebener Nachricht erhellet nun auch bey diesem Wetterstrahle, daß er dem Metalle ge- folget sey. Die Verschonung des ganzen Zwi- schenraums, wo sich aneinander haͤngendes Metall gefunden, als naͤmlich, vom Knopfe des Thurms an, so weit die kupferne Bedeckung gehet, imgleichen von der Thurmmauer an, so weit die bleyernen Rinnen gereichet, und die, am Ende derselben, sich wieder aͤussernde Ge- walt des Schlages, muß jedem, der nachden- ken will, merkwuͤrdig scheinen. §. 9. Ich will indessen, zum Beweise der Leitung des Blitzes an bleyernen Rinnen, noch einen andern Fall aus obgedachten Englischen Ab- handlungen anfuͤhren Dieser wird von Dr. Lawrence Phil. Trans. Vol. LIV. p. 235. beschrieben. . Es betrifft die Wuͤr- kung eines Wetterstrahls, der an eben dem Tage, da der Brigitten-Thurm getroffen wor- den, zu London, in der Essex-Strasse, welche nach der Themse hingehet, eingeschlagen hat. Hier wurden von den beyden Eckhaͤusern an, deren Schorsteine zerschmettert worden, ver- schiedene Haͤuser an beyden Seiten der Gasse beruͤhret. Es hatten naͤmlich diese Haͤuser ne- ben einander, vorne an dem Dache eine bleyerne Rinne vor der Trauffe liegen, laͤngst welcher man schon geschehen sey. An der nordlichen Mauer, wo vom letzteren Blitze eine Ritze gemacht war, schienen auch aͤltere Spuren an den Mauer- steinen sich zu zeigen. man merken konte, daß der Blitz an der West- seite auf 30 Yards, d. i. 96. Hamburger Fuß, lang hingelaufen war, indem er daselbst an einer bleyernen Roͤhre, die das Wasser von dem Dache herableitete, herunter gefahren. Am Ende dieser Roͤhre zerriß er den hoͤlzernen Ka- sten, darin sie eingeleitet war, zerschmetterte auch etwas von der Mauer bey dieser Stelle, machte sie schwarz, und zerbrach verschiedene Fenster- scheiben in dem daran stossenden Kuͤchenfenster. An der Ostseite lief der Strahl gleichfals erst von dem beschaͤdigten Eckhause bey einer bleyer- nen Rinne nach hinten gegen Osten herunter. Da aber diese nicht bis auf die Erde ging, und beynahe 3 Fuß davon ein eisernes Gelender, an einer steinernen Treppe zum Garten, gelegen war, so ward solches vom Blitze ergriffen, und unten bey den beyden eisernen Stangen, die das Gelender tragen, ein Stuͤck Stein von der Trippe abgeschlagen. Vorne nach der Gasse zu hatten diese oͤstlichen Haͤuser, eben so wie von den gegenuͤberstehenden gemeldet worden, eine bleyerne Rinne neben einander vor der Trauffe liegen. Laͤngst dieser war der Blitz die Gasse hinauf 70. Yards, d. i. 220 Fuß, weit gelau- fen, bis er hier abermals, bey einem eisernen Gelender einen Stein zerschlagen. In dem Zwischenraume, so weit naͤmlich die Materie des Blitzes durch die bleyernen Rinnen gelei- tet war, ist keine Beschaͤdigung bemerket worden. B §. 10. §. 10. Aus diesen Beobachtungen koͤnnen wir ge- nugsame Folgen ziehen: ich werde aber noch jeden Punkt durch fernere Erfahrungen bestaͤti- gen Dabey muß ich erinnern, daß die wuͤrklichen Beobachtungen aus glaubwuͤrdigen Schrift- stellern getreulich anfuͤhren werde, ohne mich indessen an die verschiedenen Vorstellungen und Erklaͤrungen zu binden, wenn mich der Zusam- menhang der Erfahrungen, anders davon zu denken, leitet, und ohne die Meinungen dieser Schriftsteller zu widerlegen. . Es war zwar schon von alten Zeiten her angemerket worden, daß der Blitz oft mit Vorbeygehung anderer Koͤrper, auf Metalle ge- fallen sey: allein, man hatte keinen Nutzen daraus zu ziehen gewußt. Dem vortreflichen Naturforscher, Dr. Franklin in Philadelphia, haben wir endlich die wichtige Entdeckung zu danken, wie man aus der beobachteten Eigen- schaft des Blitzes, daß er vor allen festen Koͤr- pern dem Metalle nachfolget, und auch ungehin- dert dadurch faͤhret, seine Gebaͤude zu beschuͤ- tzen lernen koͤnnte S. seine New Experiments and observations on Electricity. 2. edit. Lond. 1754. 4. Der Auszug, den Hr. Mylius in den Physikal. Belust. im 17ten St. p. 459. aus diesem Werke giebet, und die Franzoͤsische Uebersetzung sind hie und da unrichtig ausgedruͤckt. . Seine Landesleute sind gleich bereit gewesen, guten Rath anzunehmen, und sie haben sich sehr wohl dabey befunden. Er war aber auch auf diese Gedanken zuerst durch durch die beobachtete Aehnlichkeit des Blitzes mit den elektrischen Erfahrungen, dabey er vor- zuͤgliche Scharfsinnigkeit bezeiget hat, gefuͤhret worden, und sie wurden hernach auch durch Be- merkungen bey wuͤrklichen Wetterschlaͤgen viel- faͤltig bestaͤtiget. So erzehlet er z. E. Phil. Trans. Vol. XLIX. p. 307. eine Beobachtung von einem Thurme zu Newbury in Neuengland, welcher von Holz gebauet, und mit der Spitze 140. Fuß hoch war. In des- sen Mitte hing die Stundenglocke. Als nun 1754. ein starker Wetterstrahl auf diesen Thurm fuhr, ward die hoͤlzerne Spitze, welche 70 Fuß uͤber die Glocke erhaben war, und oben eine Wetterfahne trug, gaͤnzlich in Stuͤcken, und aus einander geschlagen. Von dem Hammer der Glocke aber ging ein duͤnner eiserner Drath durch zween Boͤden zur Uhr, welche 20 Fuß niedriger im Thurm war. Dieser ward bis auf die beyden Enden gaͤnzlich vom Blitze zerstaͤubet. Hernach war der Strahl noch laͤngst der Pen- dulstange von der Uhr, welche als eine Schreib- feder dick war, herunter gegangen. So weit nun theils der duͤnne obgleich vom Blitze zer- schmolzene Drath, theils die Pendulstange, welche unversehrt geblieben, heruntergereichet, war das Gebaͤude nicht beschaͤdiget, und nur einige Zeichen von dem Zuge des Blitzes daran zu sehen, unterwaͤrts aber war es bis auf die Grundmauer wieder sehr zerschmettert. Es sind auch an andern Orten verschiedene aͤhnliche Be- B 2 mer- merkungen von der Leitung eines Wetterstrahls durch metallene Draͤthe, und dergl. gemacht worden Ich kann hiebey auch anfuͤhren, was ich 1760. bey der von einem Blitze getroffenen Kirche zu Altona beobachtet habe. Die Umstaͤnde des er- sten Einbruchs in die Kirche, welche ich damals verhindert ward zu betrachten, werde ich unten (§. 13. not. *) erwaͤgen. Was mich aber beson- ders aufmerksam machte, waren verschiedene Reihen von kleinen Loͤchern, welche hie und da in gerader Linie, und gleichsam mit gemessenem Abstande, uͤberall an der Gipsdecke der Kirche zu sehen waren. Ich vermuthete bald, daß der metallene Drath, dessen sich die Gipser bedie- nen, die Rethe, darauf der Gips haften soll, zu befestigen, darunter stecken wuͤrde. Als ich nun an einem Orte, wo ich hinzu kommen konn- te, es zu sehen und zu fuͤhlen, hinan stieg, fand ich es auch in der That. Die Loͤcher waren da, wo man die kleinen Naͤgel zur Befestigung des Drathes eingeschlagen hatte, und an einigen Stellen, wo ein Stuͤck Drath an das andere gefuͤget war, fanden sich groͤssere Flecke aus dem Gipse ausgerissen. Hier hatte also der Blitz durch den Drath sich uͤber die ganze Kirche verbreitet, und bey jedem Nagel einen kleinen Absatz gemachet. Das Holzwerk, darauf die Naͤgel geschlagen, war unbeschaͤdiget. Ich fuͤrchte aber, da mancher Nagel durch den her- anfahrenden Blitz abgeschlagen seyn kann, und man nur beschaͤftiget war, die Loͤcher gleich wie- der zuzuschmieren, daß die Gipsdecke einmal Gefahr laufen koͤnne abzufallen. . §. 11. §. 11. Wenn man nun solche Erfahrungen nuͤtzlich anwenden, und unsere Gebaͤude, insbesondere die Kirchthuͤrme, welche so sehr der Gefahr, von einem Wetterstrahle getroffen zu werden, ausgesetzet sind, davor in Sicherheit stellen wollte, so scheinet es ohne Schwierigkeit ge- schehen zu koͤnnen. Wir sehen, daß schon hie und da einige Theile eines Gebaͤudes bey einem einfallenden Wetterschlage durch eine Strecke von Metall sind beschuͤtzet worden: wuͤrde dem- nach der Blitz aussen am Gebaͤude bis in die Erde herunter aneinanderhaͤngendes Metall vorfin- den, so verschonte er das ganze Gebaͤude. Die kupferne Bedeckung unserer Thuͤrme, daran der Blitz aͤusserlich herunter fahren kann, dienet schon, so weit sie reichet, der Spitze zur voͤlli- gen Beschuͤtzung. So zeiget die Spur am Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute, welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme unter der Uhr sich aufhielten, versichern auch, daß sie bey dem Schlage einen Dampf, als eine Wolke, inwendig herunter kommen gese- hen, und dabey ganz betaͤubet geworden. In- dessen ist an der Spitze keine Beschaͤdigung zu spuͤren, bis da, wo das Kupferdach aufhoͤret, ohngeachtet so viel trockenes Holzwerk uͤber und uͤber am Thurme mit dem Kupfer bedecket ist. Man wundere sich nicht, daß hier keine andere Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu finden gewesen: denn der Blitz konnte sich so- B 3 gleich gleich an dem ganzen kupfernen Dache aus- breiten. Wir haben gesehen, daß sogar an dem Londoner Brigitten Thurme, wo er doch nur die Helmstange vorfand, darinn er sich samm- len konnte, und von da er hernach einen Sprung zu weiterem Metalle thun mußte, das Kreutz oben nur ein wenig beschaͤdiget worden S. oben §. 5. . Ueber- haupt muß ich die Anmerkung machen, daß man die Beschuͤtzung der Gebaͤude durch Metalle des- wegen bisher so wenig beobachtet hat, weil man den Weg des Blitzes, und die Stelle, wo er das Gebaͤude getroffen, nur da aufgesuchet, wo er Schaden gethan hatte. Daher wurde der Dienst, welcher den uͤbrigen Theilen durch das Metall geleistet war, aus der Acht gelassen. Al- lein, wenn eine Strecke Metall, dadurch ein Wet- terstrahl faͤhret, nicht gar zu duͤnne ist, so muß man die Beschaͤdigung nicht in dem Raume des Metalles, sondern nur an den Enden vermuthen, wie oben von den bleyernen Rinnen und von der Pendulstange erwaͤhnet worden. Durch wei- tere Beobachtungen wird man also jederzeit fin- den, daß, wenn ein mit Kupfer oder anderem Metalle gedeckter Thurm vom Blitze entzuͤndet oder sonst beschaͤdiget worden, solches tiefer her- unter, als das metallene Dach reichet, gesche- hen sey. Ich habe dieses schon bey verschiede- nen ehemaligen Wetterschlaͤgen, dadurch hie- sige Thuͤrme getroffen sind, nachgespuͤhret und mich mich davon uͤberzeuget Der Michaelis Thurm ward 1750. den 10 Maͤrz nicht oben an der Spitze, sondern unten am Kupferdache vom Blitze in Brand gesetzet. Bey andern Wetterschlaͤgen, die nicht gezuͤndet haben, laͤßt sich der beschaͤ- digte Ort noch besser bemerken. Ich finde aber bey keinem eine Spur, daß eine solche Thurmspitze verletzt waͤre. Verschiedener Schlaͤ- ge am Nicolai Thurm habe ich schon erwaͤhnet. Der hiesige Dohms Thurm ward auch vor et- wa 20. Jahren vom Blitze getroffen, und das Eisen von einer Fensterklappe, welche sich an der Mauer befand, ausgerissen, sonst aber kein merklicher Schaden verursachet. Ein Paar merkwuͤrdige Donnerschlaͤge an unserm Petri Thurme, und den Zug des Blitzes bey der Kir- che zu Altona werde ich unten (§. 13. not. *) noch beschreiben. . Es ist auch noch zu bemerken, daß sich der Blitz bey unsern Thuͤr- men in dem weiten Umfange des Kupferdaches schon so zerstreuet, daß der Schaden, welchen er an dem uͤbrigen Gebaͤude verursachet, nur von geringer Bedeutung ist, wenn er nicht zuͤn- det, welches aber vielleicht auf einem kleinen Flecke geschehen kann Im Michaelis Thurme hatte es schon eine Stunde lang gebrannt, ehe man die Flamme gewahr wurde. . Daß ich diese Ver- schonung unserer Thurmspitzen nicht ohne Grund dem metallenen Dache zuschreibe, wird noch mehr erhellen, wenn wir die Wuͤrkung der Wetter- schlaͤge an andern Thuͤrmen, die nicht mit Me- tall bedecket sind, in Vergleichung ziehen: denn B 4 diese diese werden vom Blitze erschroͤcklich zerschmet- tert. Solches sehen wir an den von Steinen gebauten Thuͤrmen, wie oben vom Br ig itten- Thurme zu London, und vom Thurme zu Southweald gemeldet worden. So gescha- he es auch an zween stark gebauten Thuͤr- men in Cornwall, welche angebauete Thuͤrm- chen hatten, darauf metallene Kreuze stun- den, der eine zu Ludgvan, der andere zu Breag S. Philos. Tranf. Vol. LII. P. 2. p. 507. . Eben so gehet es, wenn Thuͤrme mit hoͤlzernen Schindeln oder Schiefersteinen gedeckt sind, wie vom Thurme zu Newbury erwehnet worden, imgleichen 1748. am Thurme zu Witzendorf Davon man die Beschreibung, welche bey der Predigt des Hrn. Past. Carstens befindlich ist, im Hamb. Magazin IX. B. p. 301. eingeruͤckt findet. Es zeiget sich, daß der Strahl erst die Helmstange, welche bey dem Knopfe ab- gebrochen, und darauf die Naͤgel an den Schindeln ergriffen habe, da ihrer eine Menge herausgerissen worden. Die ausdehnende und zersprengende Wuͤrkung des Schlages mußte dabey nach allen Seiten, wo am wenigsten Wi- derstand war, geschehen Man siehet ferner, daß der Blitz mitten am Thurme die Schindeln verlassen und unterwaͤrts nicht weiter abge- schlagen habe, weil daselbst die Stunden Glo- cke hing, darauf er, als auf ein groͤsseres Me- tall hingelocket worden, und die eiserne Kette, welche von der Uhr zu dem Hammer der Glocke ging, zerrissen hatte. , vor ein Paar Jahren in dem Dorfe Steinbeck, auf unserer, Nachbar- schaft, schaft, und 1739. zu Haarburg In eben der Nacht, als der Pulverthurm zu Bremen vom Blitze entzuͤndet ward. wo die hoͤlzernen Daͤcher der Thuͤrme sehr zerrissen, und 1747. zu Parts am grossen Augustinerthurme, wo alle Schiefersteine, damit das Dach dessel- ben gedecket war, herunter geworfen wurden Die Beschreibung wird beym Poncelet, sur la Formation du Tonnere c. XI. p. 103. aus einer oͤffentlichen Nachricht damaliger Zeit angefuͤh- ret. Der Wetterhahn, darauf der Strahl ge- fallen, ward dabey in verschiedene Stuͤcke zer- brochen. . Eine Ausnahme moͤchte vielleicht vorfallen, da auch eine mit Metall gedeckte Thurmspitze be- schaͤdiget werden koͤnnte: wenn naͤmlich etwas Eisen in dem Sparrwerke nahe an die Helm- stange anstiesse, und diese hingegen mit dem Kupferdache nicht zusammenhinge. Alsdann koͤnte man befuͤrchten, daß der Blitz in den Thurm hineingeleitet werden moͤchte. Zur Vor- sicht waͤre demnach zu rathen, daß, wenn das Metall des Daches nicht wuͤrklich an die Helm- stange anstiesse, wie es doch gemeiniglich thut, man eine metallene Verbindung dieser Theile mache, und wenn inwendig im Thurme irgend ein anderes Metall nahe an der Helmstange laͤge, das unterste Ende desselben mit dem aͤusse- ren Metalle am Dache verbunden wuͤrde. Wenn aber ein Thurm neu gebauet wird, so solte man verhuͤten, daß inwendig kein Eisenwerk in der Naͤhe der Helmstange angebracht wuͤrde. So B 5 waͤre waͤre also die Spitze gesichert. Nun muͤssen wir nur dem Blitze auch von dem untersten Ende des metallenen Daches einen leichten Aus- gang verschaffen, daß er keinen Sprung in das Gebaͤude thue, sondern durch ferneres Metall aussen herabgefuͤhret werde. Hiezu waͤre nur noͤthig, von dem Kupferdache an, wenn dessen Theile naͤmlich sich auch bey allen Absaͤtzen des Thurmes beruͤhren, etwa an den vier Ecken ei- nen dicken kupfernen Drath , oder sonst ein Stuͤck Metall, herabgehen zu lassen, bis es die bleyernen Rinnen , welche vom Thurme oder von der Kirche heruntergehen, erreichete. Wenn das Kirchdach mit Metall gedecket waͤre, davon hernach die bleyernen Rinnen heruntergingen, so brauchte nur ein Verbindungs- oder Ablei- tungsmetall vor dem Thurmdache bis zum Kir- chendache angebracht zu werden. Man verste- het leicht, daß diese Rinnen oder Roͤhren auch in eins herunter fortgehen muͤssen, oder, wenn sie sich nicht beruͤhrten, so solte man gleichfalls mit einem Stuͤcke Metall die Verbindung ma- chen, um allen Sprung der Gewittermaterie zu verhuͤten. Daß der Blitz, so weit er laͤngst bleyernen Rinnen laufen koͤnnen, keinen Scha- den gethan habe, ist oben schon aus verschiede- nen Erfahrungen bewiesen. Man muͤßte also endlich nur von dem untersten Ende der Rin- nen auch einen metallenen Drath oder Strie- men Bley herabgehen lassen, und bis in einen Canal oder feuchte Erde leiten, damit das ganze Gebaͤude verschonet bliebe. §. 12. §. 12. Diese Anstalten sind sehr einfach und auf sichere Erfahrung gegruͤndet Hr. D. Watson hat demnach auch bey Gele- genheit des Londoner Gewitters eben derglei- chen Vorschlag gethan. ( Phil. Trans. Vol. LIV p. 221.) Besonders hat er eine solche Beschuͤ- tzung der praͤchtigen Pauls Kirche in London angerathen Denn, wie er erinnert, so stehet das metallene Kreuz daselbst oben auf der La- terne der Kuppel mit seinem Fusse eingemauert, und ruhet auf den steinernen Boͤgen. Es hat also keinen Zusammenhang mit dem bleyernen Dache der Kuppel, so wie auch die hievon her- untergehenden bleyernen Roͤhren das Wasser nur bis zu einer unter der Gallerie befindli- chen langen steinernen Rinne fuͤhren, und von dieser hernach andere bleyerne Roͤhren bis zur Erde herunter gehen. Daher wuͤrden die zwi- schenliegenden Theile des Gebaͤudes in Gefahr stehen, von einem Wetterstrahle zerschmettert zu werden, wenn nicht etwa der Platzregen bey dem Gewitter die Materie des Blitzes aussen herableitete. . Wenn nun an einer schon mit Metall gedeckten Spitze nichts hinzugethan, oder wo kein metallenes Dach waͤre, nur von dem schon am Gipfel befindlichen Helmstangen, Kreutzen oder Wetterfahnen ein Ableitungsmetall heruntergefuͤhret wuͤrde; so koͤnnte wahrlich doch keine Sorge entstehen, daß, wie man von den Franklinschen spitzen Stan- gen sich vorgestellet hat, vielmehr der Blitz auf das Gebaͤude geleitet werden moͤchte, davon ich doch das Mißverstaͤndniß heben, und vielmehr zeigen zeigen werde, daß die Spitzen oben auf den Gebaͤuden zur Ableitung der Gewittermaterie vor einem stumpfen Metalle noch einen beson- dern ansehnlichen Vorzug haben. Herr Doct. Franklin hatte naͤmlich an zugespitzten Metallen bemerket, daß sie die electrische Materie leichter, und in viel groͤsserer Entfernung auffangen, als ein stumpfes Metall, und daß dabey, durch die- ses gemaͤhlige Zufliessen auf eine Spitze, der ploͤtzliche Schlag, welcher sonst entstehet, und die Annaͤherung des Koͤrpers, daraus der Schlag entspringet, wenn solcher beweglich ist, verhin- dert wird. Diese Beobachtung gab ihm die erste Gelegenheit, auf die Beschuͤtzung der Ge- baͤude eine Anwendung davon zu machen S. seine E xp. and Obs. on Electricity p. 62. Ich werde unten, bey der Erlaͤuterung dieses Um- standes, zeigen, daß eine widrige Vorstellung von den Spitzen entstanden sey, weil man Hrn. Franklins Bemerkungen zum theil ganz unrecht verstanden hat: daß man aber, aus wuͤrkli- chen Erfahrungen bey Gewittern, dergleichen von ihm vermuthete Verhuͤtung eines Schla- ges, schon bey einigen oben mit metallenen Spitzen versehenen Gebaͤuden haͤtte beobachten koͤnnen. S. §. 20. 22. . Er rieth also, eine metallene oben zugespitzte Stange , welche einige Fuß hoch uͤber den hoͤch- sten Theil des Hauses, Schorsteins u. s. f. er- haben seyn muͤßte, oben daran zu befestigen, und davon einen metallenen Drath herabgehen zu lassen. Der dadurch gesuchte Nutzen ist nicht allein, daß ein vorbeyfahrender Blitz eher die metal- metallene Stange, als einen andern Theil des Gebaͤudes, treffen moͤge, deßwegen doch diese Anstalt besonders bey Gebaͤuden, die nicht mit Metall gedeckt sind, zu empfehlen waͤre Und wenn auch ein metallenes Dach auf einem Hause waͤre, so muͤßten doch die Schorsteine dadurch beschuͤtzet werden. S. §. 19. — Die Pulvermagazine aber erfodern besondere Vorsicht, weil hier auch der geringste durch- fahrende Funken, welcher bey andern Gebaͤu- den keinen Schaden thaͤte, gefaͤhrlich seyn koͤnnte. Hr. D. Watson hat deswegen ( l. c. Vol. LIV. p. 205.) einige Vorschlaͤge gethan, die aber, weil er eine eigene Bauart verlanget, zu weit- laͤuftig scheinen moͤchten. Ich wuͤrde folgen- den Rath geben: Fuͤrs erste waͤren keine me- tallene Stangen, oder Knoͤpfe, oder metallenes Dach, ohne Ableitung daran zu dulden, weil der Blitz davon unterwaͤrts in das Gebaͤude fahren muß, wie in Bremen 1739., und an verschiedenen andern Orten geschehen ist. Man moͤchte auch lieber so viel moͤglich vermeiden, irgendwo Metall im Gebaͤude anzubringen, we- nigstens da, wo es zugleich an der freyen Luft laͤge. Das Dach koͤnnte mit glasurten Ziegeln bedeckt werden, welche die Feuchtigkeit und Ge- wittermaterie nicht so leicht als andere anneh- men. Dieses wuͤrde indeß noch keine Sicher- heit verschaffen, (wie ich unten §. 24. zeigen werde) wenn man nicht eine Ablockung des Blitzes vom Gebaͤude dabey veranstaltet. Es muͤßte also meiner Meynung nach allerdings eine zugespitzte metallene Stange oben daruͤber aufgerichtet werden, nur so, daß die Gewit- terma- ; sondern auch, daß die Gewittermaterie schon grossen- grossentheils in der Ferne gemaͤhlig ohne Schlag abfliessen koͤnne. Wenn aber ja durch ploͤtzli- ches Heranfahren einer Wolke ein Schlag ent- stehen sollte, so verließ sich Herr Franklin dar- auf, daß der Blitz durch die metallene Ableitung ohne Schaden am Gebaͤude in die Erde herab- streichen muͤßte. Es wurden an einigen Haͤu- sern in Philadelphia dergleichen Zuruͤstungen gemacht, und die Erfahrung zeigte, daß Herr Franklin recht gerathen hatte. Die gemaͤhlige Ableitung der Gewittermaterie faͤllt zwar nicht leicht in die Sinne: da aber einst ein starker Wetterstrahl auf ein solches Haus zuschob, so konnte termaterie, ohne das Gebaͤude zu beruͤhren, davon in die Erde abfliessen koͤnnte. Daher moͤchte man wohl zu groͤsserer Vorsicht das Holz, darauf die Stange befestiget werden soll- te, in Oehl kochen, weil solches die electrische Materie abhaͤlt, imgleichen die Ableitungen an den Seiten herunter auf aͤhnliche Weise von den Waͤnden entfernen. Der Abzug muͤßte auch sorgfaͤltiger, als bey andern Gebaͤuden befoͤrdert werden, naͤmlich, theils durch genug- sames Metall an mehr als einer Seite, theils, daß die Ableitung sich nicht bloß in trockene Er- de, sondern entweder in Wasser oder tief genug in recht feuchte Erde endigte. Uebrigens ist die Weise, der man sich hier itzt bedienet, die Pulvermagazine selbst nicht wie vorzeiten tief in der Erde, sondern in leichten Gebaͤuden uͤber der Erde, und nicht fuͤr zu grossen Vorrath auf einem Platze, anzulegen, wegen allerley Zu- faͤlle, dadurch das Pulver entzuͤndet werden koͤnnte, sehr zu billigen. konnte man augenscheinlich spuͤren, daß die Zer- stoͤhrung desselben durch bemeldete Anstalt abge- wendet worden sey. Oben auf der Stange, welche man an den Schorsteinen dieses Hau- ses einige Fuß hoͤher angebracht hatte, war ein meßingener 10. Zoll langer, 2 Linien dicker, am Ende scharf zugespitzter Drath befestiget. Nachdem nun der Blitz darauf gefallen, wa- ren nur etwa 2½ Zoll von der duͤnnen Spitze abgeschmolzen: das uͤbrige des Drathes, der Stange beym Schorsteine, welche ½ Zoll dick war, und der Ableitung, die aus eisernen vier- eckten nicht viel uͤber ¼ Zoll dicken Stangen mit Gliedern zusammengefuͤget, und aussen an der Mauer befestiget war, hatte, so wie das Haus selbst, keinen Schaden gelitten. Ein Mann, der sich eben in einem Zimmer bey einem Fen- ster, welches etwa 2 Fuß von der Ableitung ent- fernet war, an die Mauer gelehnet hatte, em- pfand bey dem Schlage eine starke Erschuͤtte- rung. Dieses geschahe im Jahr 1760. und ward 1761. aus Philadelphia von Hrn. Rin- nersley bekannt gemacht Philos. Trans. Vol. LIII. p. 94. Dabey auch die Abbildung der geschmolzenen meßingnen Spitze sich befindet. . Nach solcher Probe von der Richtigkeit der 10 Jahr zuvor geaͤusserten Franklinschen Vermuthung ward die Erfindung mit grossem Zutrauen weiter in Nord- america ausgebreitet, und man bezeuget, daß seit der Zeit kein Gebaͤude daselbst, welches mit einer einer solchen Ableitung wohl versehen gewesen, vom Blitze beschaͤdiget worden, da sonst die Ge- witter oftmahls Schaden verursachet hatten S. Phil. Trans. Vol. LII. P. II. p. 633. Vol. LIV. p. 204. . In einem Berichte vom Jahr 1763 wird ge- meldet, daß man nur die Veraͤnderung gema- chet, da die duͤnnen metallenen Spitzen zu Nor- folk in Virginien schon bey verschiedenen Haͤu- sern von Wetterstrahlen geschmolzen worden, Stangen wenigstens von einem halben Zoll dick zur Spitze zu gebrauchen S. Phil. Trans. Vol. LIV. p. 253. . §. 13. Es sind noch einige Nebenanmerkungen zu erwaͤgen. Die Zeigerscheiben aussen an den Thuͤrmen, welche aus grossen kupfernen Plat- ten zu bestehen pflegen, erfodern eine besondere Aufmerksamkeit. Denn, wenn sie nahe un- ter dem kupfernen Dache gelegen sind, und der Blitz aussen keine Ableitung hat, so springet er auf dieselben und wird durch die Axe des Zei- gers inwendig in den Thurm nach der Uhr, von da durch die metallenen Draͤthe nach den Glocken u. s. w. gefuͤhret. Eben so koͤnnen auch die Glocken, welche an offenen Orten des Thurms haͤngen, durch die an ihren Haͤmmern befindlichen Ketten oder Draͤthe, die Gewitter- materie herein leiten. Dieses ist oft der Weg eines Blitzes in einem Thurme gewesen, davon man nicht begreifen koͤnnen, woher mitten im Gebaͤude Gebaͤude eine und andere Beschaͤdigung gekom- men, weil aussen das metallene Dach u. s. f. un- versehret war Es war vermuthlich eine gleiche Ursache, daß der Blitz in dem Marktthurm zu Hannover sowohl 1760. als 1761. nach der Uhr hinein gefahren; (dessen in den Hannoͤverschen Beytraͤgen 1760. N. 97. und 1761. N 47. erwaͤhnet wird) da aber die Spitze mit Kupfer gedecket ist, so war sie unverletzt geblieben. In der Daͤnischen Kirche in London, hatte der Blitz 1755. den metallenen Drath und die Kette, welche von dem Hammer der Glocke im Thurm zur Uhr gingen, zerrissen, und bey den zusammengefuͤg- ten Gliedern geschmolzen, ohne weitern Scha- den zu thun ( Phil. Trans. Vol. XLIX. p. 298.). Bey unserm Petri Thurme habe ich, dieser Betrachtung wegen, neulich die Spuren eines starken Wetterschlages aufgesuchet, davon der- selbe 1737, nachmittags bey ziemlich heiterer Luft, und ohne vorhergegangenes Gewitter, getroffen wurde An der hohen mit Kupfer gedeckten Spitze, welche eine Pyramide vor- stellet, ward keine Beschaͤdigung gefunden. Von der Thurmspitze scheinet der Blitz meistens aus- sen laͤngst den haͤufigen an der Thurmmauer liegenden Ankern auf das noͤrdliche kupferne Kirchendach gefahren zu seyn, davon er durch eine bleyerne Rinne gegen Nordosten herunter gekommen und die hoͤlzerne Roͤhre, darin sie geleitet, war, zerschmettert hatte. An der suͤd- lichen Seite der Kirche war aber damals das Dach noch nicht mit Kupfer gedecket. Etwas von dem Strahle war auch inwendig in den Thurm . Bey unserm Nicolai Thurme aber, wo die Zeigerscheiben nebst der daselbst C befind- befindlichen Uhr mit dem Kupfer des Daches umgeben sind, so daß dieses noch einen Absatz tiefer herunter gehet, und die Stunden Glocken oben bey dem Glockenspiele in der Laterne haͤn- gen, Thurm hineingegangen und hatte einige wenige Beschaͤdigung hinterlassen. Dazu hat mir die Uhr den Weg gezeiget. Die Thurmmauer en- diget sich naͤmlich an allen vier Seiten mit ei- nem hohen gothischen Fronton, um welchen das kupferne Dach der achteckigten Spitze sich zusammenschliesset. In der Mitte dieser Fron- tons (gegen Suͤden, Westen und Norden) sind die Zeigerscheiben: in dem obern Winkel des suͤdlichen haͤnget auch unter einer ausgebauten Bedeckung die Stundenglocke, und unter die- sem Fronton in einem freyen Gehaͤuse das kleine Glockenspiel, welches von der Stunden- uhr getrieben wird. Es konnte demnach die Materie des Blitzes entweder von den Glocken, durch die metallenen Draͤthe an den Haͤmmern, oder von den Zeigerscheiben, durch die Zeiger- stangen, welche von der Uhr herkommen, in die Uhrkammern fahren. In deren oͤbern fand man zwar keine Beschaͤdigung: es gehen aber von da metallene Draͤthe zur zweyten, und es war damals noch eine untere in dem Boden, wo das grosse Glockenspiel ist, von welcher die metallenen Draͤthe zu den Halbstundenglocken, welche aussen bey dem kleinen Glockenspiel ban- gen, geleitet waren. Nun fand man an dem Boden der zweiten Uhrkammer ein Loch, ver- muthlich bey einem Nagel in ein Brett geschla- gen, und auch daneben, nicht weit von den her- untergehenden Draͤthen, ein Stuͤck Holz abge- sprenget. Von der untern konnte der Blitz auf die gen, demnach zusammen in dem Bezirk des Daches eingeschlossen sind, (da hingegen die Glocken, welche zum Laͤuten gebraucht werden, davon abgesondert im Thurme sich befinden,) C 2 hat die grossen Laͤutglocken springen und sich dar- inn vertheilen Ich finde, daß er an einem Sparren auf einen Anker, welcher der naͤchste unter der groͤsten Glocke ist, gefahren: denn da an diesem Sparren weiter unten ein Paar ei- serne Baͤnder umher, und sodann wieder ein Anker, angeleget sind; so war in dem Zwi- schenraume dieser Eisen der Sparren durch den Schlag abgesplittert, und einer der eisernen Baͤnder vom Holze abgebogen worden. Daß dieses der Weg des Blitzes gewesen, wird da- durch noch wahrscheinlicher, weil 1705. den 30sten Aug. als gleichfals ein Wetterstrahl auf den Thurm gefallen, derselbe Sparren in eben dem Zwischenraume der Eisen, nur auf der an- dern Seite, beschaͤdiget worden. Damals aber waren zugleich die eisernen Draͤthe, welche von dem erwaͤhnten frey haͤngenden kleinen Glo- ckenspiele zur Uhr gehen, zerrissen und geschmol- zen worden — Ferner habe ich nun auch un- tersucht, wie der Blitz 1760. in die Altonaer Kirche gekommen, ohne daß aussen einige Be- schaͤdigung zu spuͤren gewesen. Die Spitze des Thurms ist mit Kupfer gedecket, und in einer Laterne derselben haͤnget die Stundenglocke. Unten an dem kupfernen Dache, gleich uͤber dessen Frieß- und Stabgesimse, sind die Zeiger- scheiben. Hernach folgt die unmittelbar auf der Mauer ruhende Kuppel des Thurms: diese ist mit Schindeln, und das Dach der Kirche selbst mit glasurten Dachziegeln beleget. Hier war hat man inwendig bey der Uhr und dem, was damit zusammenhaͤnget, keine Beschaͤdigung gespuͤret. Es war naͤmlich der Blitz aussen am Dache tiefer herunter geleitet worden, und hatte davon war also keine Ableitung nach aussen: von der Glocke aber konnte die Gewittermaterie gleich zur Uhr kommen, und sich in alles daran stos- sende Metall vertheilen. An dem Eingange der Zeigerscheiben in den Thurm findet sich keine Spur, daß etwas versenget sey. Es gehet aber von der Uhr im Thurm eine andere Stange herab, welche den Zeiger an einer kleinen Scheibe in der Kirche uͤber der Orgel regieret, dahin sie durch den vergipsten Boden und zwi- schen die Orgelpfeiffen durchgefuͤhret ist: im- gleichen koͤmmt daselbst ein metallener Drath herunter, welcher zu einer Glocke bey dieser Stundensch e ibe gehet. Da, wo die Stange, welche eines kleinen Fingers dick ist, und der duͤnne Drath in der Kirche hervorkommen, ist das Gipswerk umher schwarz. Von da konnte also ein Theil der Gewittermaterie, wie oben (§. 10. not. *) beschrieben, sich in den eiser- nen Drath unter der Gipsdecke vertheilen: das uͤbrige fuhr in die metallene Orgelpfeiffen, davon viele geschmolzen und sonst beschaͤdiget worden. Auch war hie und da die Vergol- dung an der Orgel angegriffen und die hoͤlzerne Verkleidung theils schwarz geworden, theils zerschmettert. Von der Orgel konnte der Blitz an den eisernen Stangen, darauf sowohl das Orgelgeruͤste als der darunter befindliche Bal- con (in dessen Vergipsung sich ebenfals die Spu- ren bey dem eisernen Drathe fanden) ruhet, herunter kommen. Bey der Rostocker Jacobi- kirche, davon zu anderm nahen Metalle seinen Ausgang gefunden. Noch zuverlaͤßiger wuͤrden demnach die von dem Ende des Daches mit Fleiß ange- brachten und bis in die Erde gefuͤhrten metalle- C 3 nen kirche, welche neulich vom Blitze getroffen wor- den muß der Zeiger an dem Zifferblatte in der Kirche auf gleiche Weise, als in der Altonaer- kirche, mit der Uhr im Thurme zusammenhān- gen; da aber hier die Zahlen schwarz auf weissem Grunde gemahlt sind, so muß jene Scheibe vergoldete Zahlen haben. Laut einer (im Hamb Correspond. 1768. N. 58. eingeruͤck- ten) Nachricht, ”ist in dortigen Thurm das Gewitter seit sechs Jahren schon dreymal ge- schlagen.” Es hat vorher nicht gezuͤndet: aber jedesmal eine Zahl auf der Stundenscheibe un- ten in der Kirche, und zwar die, worauf eben damals der Zeiger gewiesen, geschwaͤrzet und ausgeloͤschet, das erstemal naͤmlich die XI. , das zweytemal die IX. und letztlich die XII. — Der Zeiger hat vermittelst eines starken eiser- nen Draths mit der Stundenglocke oben im Schallthurm Communication.” Man urthei- let daraus mit Recht, der Blitz habe von oben herab bis zum Zeiger in der Kirche fortlaufen koͤnnen. Es ist aber ein Irthum, wenn man eine besondere Ursache in dem eisernen Zeiger suchet, weswegen der Blitz auf den Thurm ge- fallen sey, ”es muͤsse der Zeiger (dem Ausdruck nach) elektrisch seyn,” und meinet, ein meßin- gener an seiner Stelle wuͤrde die Gewitterma- terie weniger anlocken, so wie man bey unserm Petri Thurme sich vorgestellet hatte, die Schuld muͤsse in dem Sparren stecken, der zweymal vom Blitze getroffen worden, da vielmehr durch eine nen Ableitungen den Weg des Blitzes nach in- nen verhuͤten. Solche muͤßten besonders bey den Thuͤrmen, wo das Dach mit Frontons aufhoͤret, darin die Zeigerscheiben sind, mit den vier untersten Ecken des Kupferdaches, welche neben den Frontons herunter gehen, verbunden werden. §. 14. Wir finden ferner bey den Wuͤrkungen der Wetterschlaͤge eine gewisse Richtung . So be- merket Herr Delaval , daß der Blitz am Bri- gittenthurme in London bey den Stangen an der Ost- und Nordostseite seine Wuͤrkung gezeiget, da eine Ableitung des Blitzes nach aussen die An- haͤufung an dem Metalle in dem Thurme zu verhindern waͤre. — An den Zeigerspindeln selbst, wenn sie aus einer Stange bestehen, wird man zwar nicht leicht eine Beschaͤdigung fin- den, wenn gleich ein ziemlich starker Blitz da- durch geleitet worden. Indessen zeigten sich bey einem Thurme zu Southmolton in England deutliche Spuren, daß der Blitz diesen Weg nach der Uhr genommen, (wiewohl in der Be- schreibung, Phil Trans. Vol. XLVII. p. 330. er- zehlt wird, als ob er von unten den Thurm hinauf gegangen.). Die grosse eiserne Zeiger- spindel, welche von der Uhr zur Zieferscheibe an der Suͤdseite des Thurms ging, 50 Fuß lang war, und aus verschiedenen mittelst viere ck igter Huͤlsen ineinander geschobenen Theilen bestand, war durch den Wetterschlag aus einander ge- rissen und sehr verbogen worden. Der Strahl hatte auch an den Glocken und den daran be- findlichen eisernen Draͤthen verschiedenen Scha- den verursachet. da er die Stangen an der gegenuͤberstehenden Seite unbeschaͤdiget gelassen, so wie er auch aus den querliegenden Rosten im Thurme, nach Osten oder Nordosten, und nicht nach Nordwe- sten herausgefahren sey und die Steine wegge- sprenget habe. — Ist diese Richtung des Bli- tzes bestaͤndig nach einer Weltgegend , oder ist sie aus verschiedenen Ursachen veraͤnderlich? Die Naturforscher werden diese Frage einer Untersuchung nicht unwerth finden Es ist dieses ein Gedanke, darauf ich durch meinen sel Vater Hrn. Prof. Reimarus , bey Erwaͤh- nung der obbemeldeten Faͤlle von Wetterschlaͤ- gen, gefuͤhret bin. Ich habe mich demnach um Erfahrungen bemuͤhet, und die Beobachtungen, welche ich bisher zusammenlesen koͤnnen, schei- nen zu bekraͤftigen, daß der Schlag zwischen Süden und Westen hergekommen und zwischen Norden und Osten hingefahren sey . So gescha- he es zu Southweald und im Brigittenthurme , ( Phil. Trans. Vol LIV. p. 212. 213) wie auch in der Essex-Strasse in London . (S. oben §. 3. 5. 9.) Die Spuren eines Blitzes, welcher bey Lud- gvan in Cornwall in einen Felsenhuͤgel geschla- gen, gehen auch grossentheils von Suͤdwesten und Westen nach Osten. Der Wind aber war hie auch west- und westnordwestlich ( Phil. Trans. Vol. XLVIII. P. I. p. 8 6 .) In einem Hause zu Norwich , welches alleine stand, ging der Weg eines Wetterstrahles nach Nordosten, wie aus- druͤcklich beschrieben wird. ( ib. Vol. LI. P. I. p. 38 sqq. ) und eben so in einigen Haͤusern in Southwark . ( ib. p, 286. 291. sq. ) So ist auch der Blitz im koͤnigl. Schlosse zu Upsal , im Jahr 1760. . Herr C 4 Delaval Delaval machet nur bey dem angezeigten Falle die Folgerung, daß ein Wetterstrahl das Ei- senwerk, 1760. von Suͤdwesten nach Nordosten durch- gefahren ( Phil. Trans. Vol. LIII. p. 99.) Zu Ox- ford hatte ein Wetterstrahl in allen Zimmern des Gebaͤudes, wo er eingeschlagen, eben den Strich genommen, da doch der Wind nordost- lich gewesen. ( ib. Vol. LV. p. 273.) Bey unse- rer Nicolaikirche war der Blitz auch zwischen Norden und Osten ausgefahren. Ich habe da- mals nicht bemerket, wo der Wind oder der Zug der Gewitterwolke hergekommen. Aber, wie oben (§. 8.) erwaͤhnet ist, es waren schon zu mehrernmalen die Wetterschlaͤge bey dieser Kirche denselben Strich herabgefahren. Den Schlag beym Petri Thurme (§. 13. not. *) will ich hier nicht einmal anfuͤhren. Bey verschie- denen Privatgebaͤuden entsinnet man sich, eben dergleichen Richtung eines Wetterstrahls wahr- genommen zu haben. Die electrische Erschuͤt- terung scheinet auch nicht so beschaffen zu seyn, daß sie sich nach dem Winde, oder dem lang- samen Zuge der Wolke richten koͤnnte. Ich wuͤnsche demnach, daß man uns bey genauen Beobachtungen von Wetterschlaͤgen, sowohl den Windstrich, als den Zug der Gewitterwolke, und endlich, so viel moͤglich, den Strich des Blitzes im Gebaͤude bemerken moͤge. Man sie- het leicht, daß einige Umstaͤnde, z. E. Metall, dadurch der Blitz geleitet wuͤrde, die Sache veraͤndern koͤnnen: ferner, daß man nicht die etwa in Suͤdwesten zerschmetterten Dinge da- gegen anfuͤhren muͤsse, wenn der Blitz gleich beym Einfahren daselbst zerstreuetes Metall, als die Naͤgel bey den Schindel- oder Schiefer- daͤchern, senwerk, oder anderes Metall an der einen Seite des Gebaͤudes noch beschaͤdigen koͤnnte, wenn C 5 gleich daͤchern, angetroffen: noch auch den Weg, den die nach aussen abgesprengten Stuͤcke geflogen, wie solches nach allen Enden in der Richtung geschiehet, wo der wenigste Widerstand ange- troffen wird. Wir muͤssen auf solche Beyspiele sehen, wo der Strahl, von dem obern Theile des Gebaͤudes an, seinen Strich hie oder da hin mit gleicher Anlockung oder Widerstande haͤtte nehmen koͤnnen. Faͤnde sich die Muth- massung meines Vaters gegruͤndet, so koͤnn- ten vielleicht wichtige Folgen daraus gezogen werden, und es waͤre eine noch unbemerkte Aehnlichkeit der electrischen Materie mit der ma- gnetischen , deren schon einige andere in der Schrift: De similitudine vis electricæ atque ma- gneticæ. Petrop. 1758. 4. (welche im Hamb. Magaz. XXII. B. p. 227. uͤbersetzt ist) und in dem Tentamine theoriæ Electricitatis \& Magnetis- mi. Petrop. 1759. 4. von dem scharfsinnigen Hrn. Aepinus angezeiget worden. Ich kann nicht umhin, hiebey auch die Erfahrungen zu erwaͤgen, da vom Blitze die Magnetnadeln um- gekehret worden, so, daß der Suͤdpol sich nach Norden gewendet, davon wir verschiedene Be- obachtungen haben. ( Phil. Trans. N. 127. p. 647. N. 157. p. 520. N. 492. p. 111.) Ich glaube zwar mit Aepinus , daß dieses bloß von der Er- schuͤtterung hergekommen sey, und nichts ei- gentlich magnetisches in der electrischen Mate- rie anzeige: allein, ich sehe hier nur auf die Richtung der Erschuͤtterung. Denn, wenn man einen Stahl streichet, so wird allemal das Ende, da man anfaͤnget, zum Nordpol. Da also gleich die andere Seite durch eine Ablei- tung geschuͤtzet waͤre, welche das meiste des Strahls, was auf die Spitze fiele, herunter zoͤge. Er will daher, daß die metallene Ablei- tung, welche von oben herunter gehet, auch mit andern Stuͤcken Metall, die hie und da im Gebaͤude liegen moͤchten, eine Verbindung ha- ben sollte P hil. Trans. Vol. LIV. p. 232. . Ich rathe freylich zur Vorsicht an allen vier Ecken des kupfernen Thurmda- ches, darinn sich gewiß ohne Schaden genug vom also bey den in ihrer Stellung sich befindenden Compassen, der Suͤdpol zum Nordpol gewor- den, so scheinet dieses anzuzeigen, daß der Blitz von Suͤden nach Norden durchgefahren sey. Man vergleiche damit, daß Hr. Franklin es durch die kuͤnstliche Electricitaͤt schon einiger- massen nachgemachet, indem er dadurch feinen Naͤhnadeln eine Richtung nach den Polen ge- geben, und die Richtung, welche sie hatten, umgekehret hat. Das letztere ist ihm zwar noch nicht gelungen, wenn die Nadel von Suͤ- den nach Norden hin gestellet war: allein wenn sie von Westen nach Osten lag, so ward das Ende, wo der electrische Schlag hinein gieng, zum Nordpol, und er vermuthet, daß jenes nur gefehlet, weil er den electrischen Schlag nicht stark genug machen koͤnnen. (S. seine Exp. and Obs. Lett. 5. p. 90. sq. ) Wenn anderes Eisen vom Blitze magnetisch gemacht ist, (als davon ( P hil. Trans. N. 437 p 74. 75. N. 459. p. 614.) so wuͤnschte ich, daß man auch die Stellung anmerkte, darin das Ende gelegen, welches zum Nordpol geworden. vom Blitze vertheilen kann, Ableitungen her- unter gehen zu lassen. Alsdann aber glaube ich, hat man nicht zu befuͤrchten, daß ein Blitz mitten am Thurme auf ein Stuͤck Metall fal- len werde Im Brigittenthurme wurden, so weit die Helm- stange herunter reichte, die 5 obern von den 7 Schichten Quadersteinen, ob sie gleich eben wie die untern mit eingeloͤtheten Eisen zusam- mengefuͤgt waren, nicht beschaͤdiget ( P hil. Trans. Vol LIV. p. 216). . Man moͤchte vielmehr meiner Meynung nach, lieber die Anker Was die Anker und Klammern betrifft, so waͤre zu wuͤnschen, daß man so bauen moͤchte, daß sie wenig in den Gebaͤuden gebrauchet wuͤrden. Ausser der Gefahr, welche sie bey einem Gewit- ter verursachen, erwehnet Herr Watson am oben angefuͤhrten Orte Vol. LIV. p. 218. bey- laͤufig noch einer andern. Es mußte naͤmlich zu London vor einigen Jahren eine Thurm- spitze von gehauenen Steinen bloß deswegen abgenommen werden, weil die Anker, welche zwischen den Steinen steckten und mit ihren Enden an der freyen Luft lagen, so vom Roste geschwollen waren, daß sie die Schichten der Steine aufgehoben, und dadurch die Spitze aus dem senkrechten Stande gebracht hatte. Man schliesse hieraus, wie ungereimt bey Mau- ern, die im Wasser liegen, Ankereisen zur Fe- stigkeit angebracht werden, davon sich die schlech- ten Wuͤrkungen genug aͤussern. , oder was sonst von Metall am Gebaͤude lieget, wie auch die Zieferscheiben Ich gestehe zwar, daß der oben (§. 13.) ange- fuͤhrte , mit der von oben herun- ter- tergehenden Ableitung ganz vorbey gehen, und diese vielmehr, wo moͤglich, davon entfernen, damit der Blitz gar nicht darauf reflectire und etwas dadurch ins Gebaͤude gefuͤhret wuͤrde, welches die anliegenden Thei- le, oder wenigstens Menschen, die sich da- selbst aufhalten, beschaͤdigen koͤnnte Der unsicherste Auffenthalt auf unsern Thuͤrmen, so wie sie itzt beschaffen sind, ist da, wo etwas Metall, darauf der Blitz von auffen fallen kann, nach innen hinein gehet, als bey der Uhr, den Glocken und den Draͤthen, welche damit zu- sammenhaͤngen, und, wo der Thurm Absaͤtze hat, die mit Metall beschlagenen Zwischenboͤ- den: der sicherste aber der uͤbrige innere Raum einer mit Metall gedeckten Spitze. . Denn, obgleich der Blitz, wenn er aussen einen freyen Abzug zur Erde haͤtte, nicht davon absprin- gen und Gewalt aͤussern wuͤrde, so muͤßte doch alles dieses Metall in dem Augenblicke, da das aͤussere getroffen wird, mit von der Materie angefuͤllet werden. §. 15. fuͤhrte Fall vom Nicolai Thurme die Si- cherheit der Verbindung des Daches mit den metallenen Zeigerscheiben, und also auch der Ableitung mit anderm (wenigstens nicht einge- schlossenen) Metalle am Gebaͤude, zu erweisen scheinet. Ich wuͤnsche aber, daß man die Um- staͤnde von der Lage des Zieferblattes der Uhr und der Glocken noch bey mehrern Thuͤrmen, die vom Blitze getroffen sind, vergleichen moͤge, ehe ich mich getraue, mit Gewisheit davon zu urtheilen. §. 15. An dem andern Ende unserer Kirchendaͤcher, dem Thurme gegenuͤber, pflegt gemeiniglich auch eine Wetterfahne aufgerichtet zu stehen. Diese wuͤrde zu weit von den Ableitungen des Thurms entfernt seyn, und sie kann, so wie anderes Me- tall zumal am erhabenen Orte, die Gewitter- materie auffangen. Nachdem naͤmlich die Wolke hie oder da vorbeyziehet, kann die eine oder die andere Seite eines Gebaͤudes getroffen werden, weil der Strahl nach dem naͤchsten Koͤrper faͤhret, der ihn annimmt Bey andern grossen Gebaͤuden, daran keine Spitze ausnehmend hervorrage t scheinet es demnach besonders rathsam zu seyn, an meh- rern Ecken des Daches Stangen mit Ableitun- gen aufzurichten. — Der Thurm zu Ludgvan (davon oben §. 11.) hatte an vier Ecken kleine Thuͤrmchen, auf deren einem das metallene Kreutz vom Blitze getroffen, und, weil es auf einem Steine ruhete, zerbrochen, dabey auch das Thuͤrmchen zerschmettert wurde, u. s. w. Ein anderes von diesen Thuͤrmchen hatte eine grosse eiserne Stange und metallenen Wetter- hahn auf der Spitze, welche doch nicht beruͤh- ret worden. . Wenn nun das Dach nicht mit Kupfer, sondern mit Ziegeln oder Schiefern beleget waͤre, so muͤßte ich rathen, auch von dieser Stange eine Ablei- tung herunter zu machen, weil sonst die alsdann darinn angehaͤufte Gewittermaterie, wenn sie nicht frey herablaufen kan, dem anstossenden Dache gefaͤhrlich werden moͤchte. Ist aber das Dach mit mit Kupfer oder anderem Metalle gedecket, so brauchet man nur von dem Ende des Daches an die Ableitung zu machen. Ueberhaupt koͤnn- ten allenthalben, wo bleierne Kinnen an be- quemen Orten herab gehen, selbige, so wie oben erwaͤhnet, zu diesem Nutzen angewendet werden Bey der von Hrn. Sonnin neuerbauten Mi- chaeliskirche ist es sehr gut eingerichtet, daß von dem mit Kupfer belegten Kirchendache aus der Rinne acht kupferne, unterwarts mit ei- sernen sich endigende Roͤhren beynahe bis auf die Erde herunter gehen; dabey nichts mehr noͤthig waͤre, als ein Stuͤck Metall von dem Ende jeder Roͤhre so tief in die Erde zu leiten, bis man Wasser antraͤfe. . §. 16. Wenn ein metallener Drath zur Ableitung gebrauchet wird, so erinnert Hr. Watson , daß es rathsam sey, ihn von Kupfer zu nehmen, in- dem ein eiserner, wenn er durch und durch ro- stet, ungeschickt zum Zwecke wuͤrde, und ein mes- singner Drath, wenn er lange der freyen Luft ausgesetzt ist, sproͤde wird und leicht abbricht Aus eben der Ursache sollte die obere Spitze an der Gewitterstange von Kupfer oder vergol- detem Eisen seyn. . Die Dicke eines solches Drathes muͤßte we- nigstens als eine starke Schreibfeder seyn, da er sich dann noch leicht nach Erfodern biegen laͤßt. Diese Dicke nimmt Hr Watson nach der oben erwaͤhnten Erfahrung von der Pen- dulstange an, indem solche unbeschaͤdigt einen hefti- heftigen Wetterstrahl abgeleitet hat S. §. 10. wie auch das Beyspiel des Hauses in Philadelphia, §. 12. . An- dere fuͤrchten, daß es nicht zureichend sey, wenn die Materie des Blitzes ansehnlich waͤre, sie zu fassen, deren Einwuͤrfe ich doch unten zu beant- worten gedenke. Indessen koͤnnte man zur Si- cherheit bey Thuͤrmen, oder hohen Gebaͤuden, wohl einige solcher Draͤthe zusammengeschlun- gen nehmen. Man kann auch, wo es sich schicket, eine andere Form von Metalle waͤhlen, als naͤmlich Striemen von Kupfer oder Bley, und damit etwa die Verbindung von einer Rinne bis zur andern, u. s. w. machen. §. 17. Es ist aber allerdings zu rathen, daß die me- tallene Ableitung aussen am Gebaͤude herunter gehe, und nicht eingeschlossen sey. Meine Ur- sache ist nicht allein, weil der Drath, wenn er fuͤr die Menge der durchfahrenden Gewitter- materie zu duͤnne waͤre, gluͤend, ja in kleine Theile zerstaͤubet werden und benachbarte brenn- bare Dinge anzuͤnden koͤnnte Metallene Draͤthe, welche in ein Paar Haͤu- sern in Sonthwark, da ein Wetterstrahl ein- schlug, an den Glocken herunter gingen, wur- den dadurch so erhitzet und ausgedehnet, daß sie geschmolzen, und in kleine Stuͤcke und Staͤubchen zersprenget wurden, welche allent- hal- , (denn dieses ist bey Draͤthen von der beschriebenen Dicke, wenn wenn die Materie frey zur Erde abfliessen kann, kaum zu befuͤrchten:) sondern, weil die Gewit- termaterie sehr elastisch befunden wird, und, wenn sie in Menge vorhanden ist, nicht bloß durch das Innere des Metalles zu gehen, son- dern dasselbe auch als mit einem wuͤrksamen Dunstkreise zu umgeben scheinet. Daher, wenn der Drath zwischen Koͤrpern eingeschlossen ist, welche die Gewittermaterie nicht frey durchlas- sen, so koͤnnten selbige zerschmettert werden Man hat dieses auch bey einem elektrischen Ver- suche , oder halben umher Loͤcher eingebrannt hatten, und an einigen Orten, wo der Drath eingeschlos- sen gewesen, waren die umliegenden Theile ab- gesprenget. ( Phil. Trans. Vol. LI. p. 286. sqq. ) In dem Marktthurme zu Hannover hatte der Blitz die eiserne Draͤthe, welche zu den Glocken gingen, und laͤngst welche er herab gefahren war, auch nicht allein zerrissen und zerschmolzen; sondern es war auch der Boden, da, wo sie durchgeleitet waren, und anderes anstossende Holzwerk dabey angebrannt. (Hannoͤvrische Beytr. 1761. N. 47. p. 731.) Hr Kinnersley hat es sogar durch die electrische Versuche so weit gebracht, wenn ein Drath, dadurch er den Schlag gehen ließ, duͤnne genug war, daß Schießpulver und Zunder davon ent- zuͤndet wurden, da bey einem dickeren durch eben dergleichen Schlag keine Erhitzung zu spuͤ- ren war. ( Phil. Trans. Vol. LIII. p 92) — Die- jenigen brennbaren Theile sind also in der groͤß- ten Gefahr bey einem Blitze entzuͤndet zu wer- den, welche an ein duͤnnes Metall anstossen, dadurch sich die Gewittermaterie gleichsam durchdraͤngen muß. oder es koͤnnten wenigstens Personen, die sich im Hause eben dabey befaͤnden, Schaden neh- men Derjenige, welcher sich in dem Hause zu Phila- delphia (davon §. 12.) an die Mauer gelehnet hatte, daran aussen die Ableitung herunterging, empfand doch eine starke Erschuͤtterung. . Wenn er aber in freyer Luft ist, so rauschet der Blitz ohne Schaden daran herun- ter sogar, wenn auch der Drath zu duͤnne waͤre und geschmolzen wuͤrde, wie man in der Kirche zu Newbury und verschiedenen andern Beyspielen erfahren hat S. oben §. 10. und Philos. Trans. Vol. LII. P. II. p. 634. . Man muͤßte nur D zur suche mit einem duͤnnen metallenen Drathe, der zwischen zwey Stuͤcken Glas eingeschlossen war, wenn der Schlag dadurch geleitet wurde, erfahren. — Dennoch hatte der Blitz um die Helmstange am Brigittenthurme , welche 2 Zoll im Gevierten dick war, nicht eher als unten beym Ende der Stange die anliegenden Steine weggeschlagen. In der Altonaer Kirche, wo der Strahl durch den duͤnnen eisernen Drath unter der ganzen Gipsdecke weggelaufen, war nur an den Orten, wo die Naͤgel gesessen, oder wo der Drath umgewickelt war, der Gips ab- geschlagen, dabey doch das Holz daruͤber un- beschaͤdigt. — Waͤre demnach von solchem Me- talle, wo itzt noch einige Gewalt durch den Blitz ausgeuͤbet worden, eine Ableitung herunter bis ins Wasser gegangen, darinn sich die Materie sogleich haͤtte verlieren koͤnnen, ohne sich anderer anstossenden Koͤrper wegen aufzu- halten; so wuͤrde vermuthlich wenig oder nichts zu spuͤren gewesen seyn. S. §. 23. zur Sicherheit, einen solchen bequemen Ort waͤhlen, die Ableitung am Gebaͤude herunter zu fuͤhren, wo nicht leicht Menschen in der Naͤhe sich aufhalten, oder aus einer Thuͤr heraus kommen koͤnnten. Einige ha- ben sich indessen bey den Ableitungen des Bli- tzes noch mehrere ungegruͤndete Schwierigkeit vorgestellet. Sie haben naͤmlich gemeinet, daß das Metall unterwegs keine andere Koͤrper be- ruͤhren muͤßte, welche irgend die Electricitaͤt an- nehmen, so wie man etwa das Abfliessen der- selben bey den kleinen electrischen Versuchen durch Glas, Seide und s. f. verwehren muß. Solches ist bey dem Durchfahren eines Schla- ges gar nicht noͤthig, denn die Metalle haben genugsamen Vorzug vor Holz und Steinen, wenn diese auch gleich naß waͤren, um die Ge- wittermaterie von ihnen abzulocken, wie die oben angefuͤhrten Erfahrungen von den bleyer- nen Rinnen beweisen, dabey, so weit das Me- tall gereichet die anliegenden Theile nicht verle- tzet worden Man kann es auch bey dem sogenannten Lei- denschen Versuche wahrnehmen, indem der electrische Schlag allezeit durch eine Kette, Drath oder anderes Metall, gehet, wenn solche gleich in beliebten Kruͤmmungen auf dem Bo- den liegen, oder sonst andere Koͤrper beruͤhren. Hr. Franklin zeigte es an den vergoldeten Li- nien auf einem Buche, laͤngst welche der kleine Blitz hinfaͤhret, und nicht den geraden naͤchsten Weg durch den Zwischenraum nimmt. . Endlich sollte aber das Metall, wie wie Herr Watson nicht ohne Grund, wenigstens bey besonderer Gefahr, verlanget, bis in einen Canal, Brunnen oder Siel, darinn Wasser ist , oder doch in recht feuchte Erde hineingelei- tet werden. Wir sehen zwar, daß der Blitz, wenn er die Erde erreichet, keinen merklichen Schaden mehr thut, und moͤchten glauben, es wuͤrde genug seyn, wenn der Drath nur die Erde beruͤhrte. Er berufet sich aber darauf, daß, da der Ableitungsdrath von dem obenerwaͤhnten Hause in Philadelphia sich an einer eisernen Stange geendiget, welche 4 oder 5 Fuß tief in die Erde geschlagen gewesen, der darauf gefal- lene Blitz noch 6 bis 8 Fuß weit seinen Schein bey der Stange, uͤber das vom Regen benetzte Pflaster der Strasse, verbreitet hat, und also die Materie nicht so geschwinde von der Erde scheinet angenommen worden zu seyn, als sie herabgestuͤrzet ist Vielleicht war eben die Naͤsse vom Regen uͤber dem Pflaster die Ursache, daß der Strahl bey der erwaͤhnten Stange sich so verbreitete. . Es waͤre demnach zu be- sorgen, daß, wenn viel Gewittermaterie auf ein- mal darauf schoͤsse, solche an dem Ableitungs- metalle sich noch etwas anhaͤuffen und ihre aus- dehnende Kraft aͤussern moͤchte. Man koͤnnte ja auch leicht ein Siel oder Gosse in der Naͤhe finden, dahin sich das Ende eines solchen Dra- thes, Bleistriemen, oder d. gl. hineinleiten lies- se, oder selbiges so tief in die Erde stecken, da man Wasser faͤnde, indem der Zweck ist, daß die Materie des Blitzes sich aufs geschwindeste D 2 ver- vertheilen moͤge, dazu, nebst den Metallen, das Wasser am geschicktesten befunden worden. §. 18. Da gegenwaͤrtige Abhandlung dazu bestim- met ist, die Ueberzeugung der Leser so lebhaft zu machen, daß ein thaͤtiger Nutzen daraus ent- stehe; so trage ich kein Bedenken, ein und an- deres, wenn es gleich den Naturforschern nicht neu ist, weitlaͤuftiger auszufuͤhren, oder auch zu wiederholen. Ich will demnach, um derer wil- len, denen die Materie von der Electricitaͤt noch nicht bekannt genug ist, eine kurze Erlaͤuterung hinzufuͤgen. Es scheinet mir dieses um so we- niger uͤberfluͤßig, da ich sehe, daß auch manche Gelehrte sich noch nicht voͤllig richtige Begriffe von dem oben angepriesenen Vortheile der Me- talle machen Ich will nur des beruͤhmten Herrn Abbe Nol- lets erwaͤhnen, der in seinen Lettres sur. Electri- cité den Gedanken von der Beschuͤtzung fuͤr Ge- witterschlaͤge ganz verwirft. Ja sogar der in electrischen Versuchen sehr geuͤbte Hr. Wilson in England hat noch in den Phil. Trans. Vol. LIV. p. 247. einen Aufsatz eingeruͤcket, darinn er ver- schiedene wenig gegruͤndete Einwendungen ma- chet, eine Furcht vor den aufgesteckten spitzen Stangen oben an den Gebaͤuden, daran Ablei- tungen sind, aͤussert, die metallene Ableitung unter dem Dache innerhalb des Hauses haben will, u. s. f. darauf gegenwaͤrtiges zur Beant- wortung dienen kann. , und da man bekanntlich bisher in Europa sich diese wichtige Entdeckung noch so wenig zu Nutze gemachet hat, auch selbst in England England erst mit Mißtrauen einen Anfang da- mit machet, welches doch entweder von einem Mißverstaͤndnisse, oder von dem Mangel einer klaren Ueberzeugung herruͤhren muß. §. 19. Die ganze Natur der electrischen oder Ge- wittermaterie sehen wir zwar bey weitem noch nicht ein: es hat uns aber der Himmel einige Eigenschaften davon zu bemerken vergoͤnnet, welche vielleicht zu unserm gegenwaͤrtigen Zwecke zureichen koͤnnen Weil verschiedene Personen, deren Geschaͤfte es nicht zugelassen haben, sich in dieser Art Wissenschaften umzusehen, durch Erwaͤgung und Ausuͤbung dessen, was in diesem Aufsaͤtze vorgetragen worden, Nutzen schaffen koͤnnten; so habe ich mich bemuͤhet, meine Ausdruͤcke faßlich zu machen. Ich habe die gewoͤhnlichen Worter, electrisch und nicht electrisch , weil sie ein Misverstaͤndniß geben koͤnnten, vermieden, und uͤberhaupt in der Abhandlung selbst den Zusammenhang der Wahrheiten, ohne weitge- suchte Erklaͤrungen, nur, soweit er aus wirk- lichen Beobachtungen erhellet, darzuthun ge- suchet. Auf die Theorie, oder die Erklaͤrung der Art und Weise, wie die Erscheinungen hervor- gebracht werden, koͤmmt nicht so viel an. Ich muß auch gestehen, daß mir weder die Nollet- sche Meynung, als ob die erregte electrische Materie immer von einem Koͤrper ausfliesse und von dem andern entgegen fliesse, noch die Franklinsche, als ob sie durch eine wuͤrk- liche Anhäufung an dem einen, durch Mangel oder Ausleerung an dem andern, und durch ei- nen . Wir sehen, daß es eine D 3 sub- subtile kraͤftige Materie sey, welche unter gewis- sen Umstaͤnden eine erstaunende ausdehnende Kraft nen Uebergang von dem einen zum andern Koͤr- per sich wuͤrksam bezeige, recht wahrscheinlich vorkomme. Indessen kann man die letztere uͤberaus schoͤn fast mit allen electrischen Erschei- nungen reimen, wie besonders Hr. Prof. Aepi- nus und P. Beccaria mit vieler Geschicklichkeit gezeiget, und jener sogar die Wuͤrkung des Ma- gneten nach, aͤhnlichen Begriffen, als Herr Franklin , und die meisten Gelehrten, von der Electricitaͤt hegen, ausgeleget hat. Wir koͤn- nen uns demnach fuͤrs erste damit begnuͤgen, und ich weiß noch nichts besseres vorzubringen: sonst wollte ich lieber die Ursache der Erschei- nungen, blos bey der Erweckung einer gewis- sen, wiewohl mir noch dunkelen Bewegung und Ausdehnung , in der Würkung und Gegenwür- kung einer an und in den Koͤrpern schon vor- handenen Materie suchen. Daß sich ein zwie- facher entgegengesetzter Zustand der Electricität aͤussert, ist eine wichtige Entdeckung, welche nunmehr durch so viel uͤbereinstimmende Er- fahrungen bewiesen worden, daß man von Vor- urtheilen eingenommen seyn muß, um sie zu leugnen, indem sich die Erscheinungen gar nicht, wie Hr. Nollet will, durch einen bloß staͤrkern oder geringern Grad der Electricitaͤt erklaͤren lassen Worinn aber dieser Zustand eigentlich bestehe, moͤchte noch die Frage seyn. Er laͤs- set sich am besten mit der verschiedenen Wuͤr- kung am Nord- und Suͤdpole der Magneten vergleichen: allein, sollte dieser Unterschied nicht von der verschiedenen Beschaffenheit der Bewegung sowohl bey der elektrischen als ma- gneti- Kraft aͤussert, und durch die Koͤrper, dadurch sie hinfahren kann, sich mit groͤster Schnellig- D 4 keit gnetischen Materie herruͤhren koͤnnen, ohne daß selbige in dem einen Falle als angehaͤuft und ausfahrend, in dem andern mangelnd und ein- fahrend zu betrachten waͤre, da doch die gespuͤr- ten Wuͤrkungen bey beyden in Ansehung ande- rer Koͤrper aͤhnlich, obgleich gegen einander entgegen gesetzt sind? Um eine gleichmaͤßige Wuͤrkung und Gegenwuͤrkung bey der positiven und negativen Electricitaͤt zu zeigen, koͤnnte man einige von Hrn Nollet wider Hrn. Frank- lin angefuͤhrte Versuche betrachten, ohne des- wegen die Erklaͤrung des erstern anzunehmen. Besonders aber schicken sich hieher verschiedene schoͤne Erfahrungen des Hrn. Rob. Symmer , ( Phil. Trans. Vol LI. p. 371.) daraus er zwey verschiedene Kraͤfte in der Electricitaͤt herlei- ten will, die aber doch Hrn. Franklin und Pat. Beccaria noch nicht haben auf andere Gedan- ken bringen koͤnnen. Meines Theils wuͤrde ich sie als eine Abaͤnderung einer und derselben Kraft ansehen. Ich will aber hier die Gruͤnde nicht weiter untersuchen, und nur bey dem blei- ben, was ich aus verschiedenen Wahrnehmungen von besagter entgegengesetzter Electricitaͤt meine herleiten zu koͤnnen. 1) Wenn zwey sogenannte eigenthuͤmlich electrische (oder Electricitaͤt zeu- gende) Koͤrper an einander electrisiret werden, als in den Versuchen des Hrn. Aepinus , Ten- tam. theor. electr. §. 55-58.) und des Herrn Symmer mit den seidenen Struͤmpfen, ( P hil. Trans. Vol. LI. p. 340.) so erhaͤlt der eine die po- sitive, der andere aber die negative Electrici- taͤt. 2) Eben dieses geschiehet auch, wenn ein eigen- keit und Heftigkeit verbreitet, so, daß sie z. E. durch eine weite Strecke Wassers, oder metal- lenen eigenthuͤmlich elektrischer und ein fortpflanzen- der Koͤrper durch Reiben an einander electri- sirt werden. Welcher von den beyden Koͤr- pern, die in diesen Faͤllen ( n. 1. 2) eine gegen- seitige Electricitaͤt erhalten, positiv oder nega- tiv electrisirt werde, hat der gelehrte Hr. P. Bec- caria ( P hil. Trans. Vol. LVI. p. 109. sq ) durch ver- schiedene Versuche zu bestimmen gesucht. Es werden aber noch mehrere erfodert, und zuwei- len wird die Electricitaͤt durch eine geringschei- nende Ursache umgewechselt, als bey dem Schwefel, welchen Hr. Aepinus ( l. c. §. 59.) in eine metallene Schuͤssel gegossen und darinn erkaͤlten lassen, dadurch bald diese bald jener positiv oder negativ electrisirt worden. Die Ausdehnung und Zusammenziehung bey dem Schmelzen und Erkaͤlten, scheinet hiebey die Wuͤrkung des Reibens hervorgebracht zu ha- ben. 3) Wenn ein electrisirter fortpflanzender Koͤrper auf einen andern dergleichen, durch ei- nen zwischen beyden befindlichen eigenthuͤmlich electrischen, wuͤrket; so wird die Electricitaͤt der beyden fortpflanzenden Koͤrper entgegenge- setzt. Diese stellen, in solcher Verbindung mit dem zwischenliegenden eigenthuͤmlich electri- schen, die Bekleidung eines electrischen Magne- ten vor. Daher 4) wenn man die Seite a von der Bekleidung eines andern dergleichen electri- schen Magneten an die Seite b von dem ersten haͤlt, in diesen sich beruͤhrenden Seiten die entgegengesetzte Electricitaͤt (d. i. bey beyden in a und a , b und b einerley Electricitaͤt) erwecket wird, eben als wenn man einen Stahl zum Magne- lenen Drathes, in einem Augenblicke von einem Ende bis zum andern hinfaͤhret Hr. Prof. Winkler hat 1746. die electrische Wuͤrkung durch das fleissende Wasser der Pleisse fortgepflanzet; Hr. Franklin 1749. quer durch den Fluß Skuilkil in Philadelphia. In Wien hat Hr. Prof. Franz sie durch eine Stangen- kette von 5300. Fuß lang fahren lassen. D 5 Sie Magneten macht, dabey die Pole, welche sich beruͤhren, ungleichnahmig werden. Dies ge- schiehet, wenn man nach Hrn. Franklins Ver- suche ( Exp. on E lectr. Lett. III. §. 10. p. 22.) eine Leidensche Flasche durch die andere zugleich ele- ctrisirt. 5) Wenn aber sonst ein fortpflanzen- der Koͤrper einen andern dergleichen, welcher electrisirt (und nicht in solcher magnetischen Verbindung, als n 3) ist, beruͤhret, oder, wenn ihm auch durch blosse Beruͤhrung (und nicht durch Reiben, als in n. 2.) von einem eigenthuͤm- lich electrischen Koͤrper die Electricitaͤt mitge- theilet wird; so erhaͤlt er dieselbe mit dem Koͤrper, davon er sie empfaͤnget, und beyde theilen nach Verhaͤltniß der Groͤsse ihre Ele- ctricitaͤt miteinander. Demnach erhaͤlt auch die Seite der Leidenschen Flasche, welche von der Maschine electrisirt wird, durch die Beruͤh- rung einerley Electricitaͤt mit der Maschine. Vielleicht laͤßt sich dieses auch auf die eigen- thuͤmlich electrischen Koͤrper erstrecken, wenn sie, welches nur schwehrlich geschiehet, durch blosse Mittheilung electrisirt werden. Ich muß aber noch die Erfahrung weiter zu Rathe zie- hen. Man siehet leicht, daß wenn obige Saͤtze, die ich fuͤr nuͤtzlich hielte zusammen vorzustel- len, ferner dadurch bestaͤtiget, oder nach Be- finden eingeschraͤnket wuͤrden, sich verschiedene Folgerungen daraus machen liessen. Die Be- obachtung des P. Beccaria ( Phil. Trans. Vol. LVI. p. 116. sq. ) da, wenn man eine glaͤserne, und hernach eine mit Siegellack uͤberzogene Kugel an dem reibenden Kissen herumdrehen laͤsset, ohne Sie suchet also, wenn sie in einem Koͤrper, oder in einem Theile desselben, in groͤsserer Masse vor- ohne die Electricitaͤt unterwegs durch einen an- dern Koͤrper aufzufangen, bey dem Abgehen und Wiederkehren der Kugel am Kissen einerley Licht- schein gesehen wird, zeiget mir nur, daß das Rei- ben hin oder her einerley Wuͤrkung in Erweckung dieser oder jener Electricitaͤt habe. Er wun- dert sich aber daruͤber, weil nach der angenom- menen Franklinschen Meynung das Wieder- kehren der Kugel, die Erscheinung einer gegen- seitigen Electricitaͤt aͤussern muͤßte, wenn naͤm- lich die Materie an der einen Seite des Kissens ausfuͤhre und an der andern einfuͤhre. Was die Ursache der merkwuͤrdigen verschiedenen Er- scheinung des Lichts bey der positiven und ne- gativen Electricitaͤt sey, die Hr. P. Beccaria , ( l. c. p. 106.) und Hr. Wilson ( P hil. Trans. Vol. LI. p. 311. Vol. LIII. p. 441.) beobachtet, lasse ich dahin gestellet seyn. Es ist auch noch viel- leicht zu fruͤhe Erklaͤrungen zu wagen, und was wollen uns alle unsere Hypothesen bey der wunderbaren Erscheinung des Turmalins, oder sogenannten Aschenziehers helfen, davon Hr. Torbern Bergman ( Phil. Trans. Vol. LVI. p. 239.) entdecket hat, daß der eine Pol dieses Steins, den man einen natuͤrlichen electrischen Magne- ten nennen koͤnnte, durch die Ausdehnung po- sitiv, und durch die Zusammenziehung negativ, der andere aber durch die Ausdehnung negativ, und durch die Zusammenziehung positiv electri- siret wird. Ich will also nur die Beobachter der Natur zu fernern Versuchen aufmuntern, dabey wir ohne vorgefaßte Meynung das, was die Erfahrung zeiget, von unsern zugesetzten Muth- vorhanden, oder auf andere Weise wuͤrksam ist, als im andern, mit Heftigkeit das Gleich- gewicht zu erhalten. Hr. Prof. Winkler hat 1746. die electrische Wuͤrkung durch das fleissende Wasser der Pleisse fortgepflanzet; Hr. Franklin 1749. quer durch den Fluß Skuilkil in Philadelphia. In Wien hat Hr. Prof. Franz sie durch eine Stangen- kette von 5300. Fuß lang fahren lassen. Die Erfahrung aber, dar- auf uns Herr D. Franklin durch die bemerkte Aehnlichkeit der electrischen Versuche Es ist in der That eben die Materie, die sich in der Gewitterluft zeiget, welche wir durch die electrischen Versuche in Bewegung setzen, wie solches alle Erfahrungen beweisen. Man kann zu ach- ten, Muthmassungen wohl zu unterscheiden haben. Indessen glaube ich, mich der Ausdruͤcke vom Durchfahren, Eindringen oder Anhäufen der electrischen Materie bedienen zu koͤnnen, so wie man von dem Lichte und Schalle saget, daß sie von einem Koͤrper zum andern fahren, zumal da es die leichtesten und gewoͤhnlichsten Vor- stellungen von der Sache sind. Die entgegen- gesetzte Beschaffenheit der Electricitaͤt, kann auch wenigstens im algebraischen Verstande, positiv und negativ , oder plus und minus ge- nannt werden, obschon beyde gleiche Wuͤrklich- keit haben. — Man kann Hrn. Franklins Wahrnehmungen und sinnreiche Versuche hoch- schaͤtzen, ohne auf seine Muthmassungen zu se- hen, deren er einige, als die Erklaͤrung, wie die Gewitterwolken electrisirt wuͤrden, ( Exp. on Electr. Lett. IV. ) nachmals ( ib. Lett. XII ) selbst verworfen hat. ten, gelehret hat, und welche sich mehr und mehr bestaͤtiget, zeiget, daß diese Materie nicht durch alle Koͤrper ungehindert und gleich leicht durchgehet. Von allen Dingen, die wir kennen, nehmen die Metalle So lange sie naͤmlich ihre eigentliche metalli- sche Beschaffenheit haben: denn, wenn sie cal- ciniret, oder als Rost zerfressen sind, so lassen sie die Electricitaͤt nicht frey durchdringen. ( Phil. Trans. Vol. XLV. p. 107. Vol. LI. p. 84.). , das Was- ser Herr D. Watson meinet, das Wasser nehme diese Materie eben so leicht an, als die Me- talle. Einige Bemerkungen lassen mich doch noch hieran zweifeln. Wenn z. E. der Blitz nicht lieber naͤch dem Metalle fuͤhre, so haͤtte er mit dem Regen aus der bleyernen Roͤhre, bey unserer Nicolaikirche, ganz herunter kom- men koͤnnen, ohne davon seitwaͤrts ab, nach der eisernen Klammer, zu springen. , einige erhitzte Koͤrper Naͤmlich, welche sonst diese Materie nicht durchlassen. Herr Kinnersley hat bemerket, daß auch Glas, wenn es durch kochendes Was- ser erhitzet ist, die Electricitaͤt frey durchgehen laͤsset. ( Phil. Trans. Vol. LIII. p. 85.) Hr. Wil- son hat es am geschmolzenen Wachse und Harze beob- , die Flam- kann auch mit diesen fast alle Wuͤrkungen des Blitzes im Kleinen hervorbringen, als die Flamme, den Schlag, das Toͤdten der Thiere, das Schmelzen und Zerstaͤuben der Metalle, das Zerschlagen und Zuͤnden anderer Koͤrper. Wiederum zeiget die Gewittermaterie eben der- gleichen Erscheinungen, als die electrischen Versuche. Flamme Daß einer Flamme die Electricitaͤt mitgethei- let, und dadurch in eine viel weitere Entfernung als sonst geschiehet fortgepflanzet werde, hat schon der um die electrischen Versuche sehr ver- diente Hr. Prof. Winkler , in seinen 1744. her- ausgegebenen Gedanken von der Electricitaͤt, §. 43. und in den Eigenschaften der electrischen Materie, §. 1. p 3. §. 14. p. 15. gezeiget. Eben so wird auch durch Annaͤherung eines gluͤhen- den Koͤrpers, und noch mehr einer Flamme, die Materie von einem electrisirten Koͤrper in ziemlicher Entfernung weggefuͤhret. und die subtile Materie, welche sich in einem luftleeren Raume befindet Die electrische Materie scheinet durch den luftleeren Raum frey von einem Koͤrper zum andern zu fahren. S. Hrn. Watsons Versuche P hil. Trans. Vol. XLVII. p.. 362. und Hrn. Wil- sons ib. Vol. LI.. p. 309. Vielleicht ist aber die subtile Materie, welche sich im luftleeren Raume befindet, eben diejenige, welche die electrischen Erscheinungen verursachet, und so waͤre sie mit Recht Aether genannt. , sie am leichtesten an, und lassen sie ungehindert durch- fahren Ob das Durchfahren der electrischen Materie, durch die Koͤrper der Thiere, nur, wie in an- dern . Flamme und Hitze aber machen zugleich beobachtet. Man muß aber bey dergleichen Versuchen das Durchstreichen der electrischen Materie durch den luftleeren Raum, oder die durch die Hitze an der Oberflaͤche verduͤnnte Luft, davon Hr. Canton P hil. Trans. Vol. LII. P. II. p. 457. einige Anmerkungen machet,) von dem Durchfahren durch die erhitzten Koͤrper, selbst unterscheiden. zugleich um sich her eine verduͤnnte Luft, oder beynahe einen luftleeren Raum, Wir sehen demnach, daß eine Flamme die electrische Ma- terie in grosser Entfernung annimmt, und sie auch weit in die Ferne ausbreitet. Es zeiget auch die Erfahrung, daß Wetterstrahle sehr oft laͤngst den Schorsteinen herunterfahren, zu- mal wenn sich unten am Heerde Metall befin- det. Die Ursache scheinet mir nicht allein dar- inn zu stecken, weil ein Schorstein der erha- benste Theil des Hauses ist, sondern auch, weil darinn die Luft verduͤnnet, und auf dem Heerde eine Flamme vorhanden zu seyn pfleget. Nun koͤnnte man zwar eines Theils, aus dem freyen Durchfahren und dem Zerstreuen der electrischen Materie durch diesen Raum, die Meynung des Landmannes rechtfertigen, da er bey Gewittern seine Zuflucht zum Feuerheerde nimmt Man will auch den Nutzen dieser Gewohnheit im 51sten Stuͤck des Hannoͤv. Magaz. von 1764. aus einem Beyspiele, da vier Personen, welche bey dem Heerde gestanden, als ein Wetter- strahl durch den Schorstein herunter gefahren, unbeschaͤdigt geblieben sind, bestaͤtigen. : wenn man aber die Sache von der andern Seite betrachtet, so scheinet der Zug der Ge- wittermaterie nach dieser verduͤnnten Luft, und ihre Fortpflanzung durch die Flamme, viel- mehr den Auffenthalt daselbst unsicher zu ma- chen, andern Koͤrpern, wegen der enthaltenen waͤs- serigten Theile, oder noch aus anderer Ursache geschiehet, will ich nicht entscheiden. chen, zumal wenn die Personen, welche sich beym Feuer aufhalten, Metall bey sich ha- ben Der Verfasser des 75sten St. des Hannoͤv. Magaz. von 1765. fuͤhret eine traurige Bege- benheit an, um die Gefahr von einem Blitze beym Feuerheerde zu beweisen. Hier hing ein meßingener Kessel (vermuthlich an einem ei- sernen Hacken) uͤber dem Feuer, welcher von dem Blitze durchloͤchert und aus seiner eisernen Handhabe herausgerissen worden In diesem Metalle konnte sich also die Gewittermaterie sammlen, und davon auf das nahe stehende Kind, welches vielleicht, weil es das Feuer un- terhalten sollte, noch dazu eine Zange in der Hand hatte, hinspringen, dabey dasselbe ver- senget, und auch eine zinnerne Schuhschnalle an dem einen Fusse geschmolzen wurde. Ich glaube naͤmlich nicht, daß der Blitz durch die offene Hausthuͤre herein nach dem Feuerheerde gefahren, sondern vielmehr, daß er von oben auf den Keffel gefallen sey, und von da aus sich im Hause verbreitet habe. Dieses scheinet auch die am Vorderleibe des Kindes gefundene Be- schaͤdigung, und daß es drey Schritte vom Feuer- heerde weggeworfen worden, zu erweisen. Uebrigens mag man wohl von alten Zeiten her nicht eben durch gute Erfahrungen und Schluͤsse bewogen worden seyn, sich zum Feuer zu na- hen, sondern nur, weil man den Blitz zu sehen scheuete, deswegen auch Lichter angezuͤndet werden. . Durch trockene Luft, wenn sie nicht sehr erhitzet ist, kann die electrische Materie nicht leicht durchdringen Es ist eine falsche Vorstellung, wenn man sagt, der . Daher kann sie sich sich in den Wolken haͤufig aufhalten, bis sich solche der Erde und denen darauf hervorragenden Koͤrpern naͤhern Man kann bemerken, daß, wenn die Luft vor- her sehr trocken gewesen ist, die gefaͤhrlichsten Wetterschlaͤge entstehen, weil die Electricitaͤt weder der Luft durch Feuchtigkeit benommen worden, noch an dem Holz und Steinen der Gebaͤude herabgeleitet werden konnte, sondern mit Gewalt durchbrechen mußte, wie Hr. Wat- son bey dem Schlage am Brigittenthurme ( P hil. Trans. Vol. LIV p. 219.) erinnert. — Wir koͤnnen ferner auch die Folgerung machen: wenn ein ploͤtzlicher Wetterschlag unerwartet in der Naͤhe geschiehet, so ist zu vermuthen, daß . Wie sie in die Wolken komme der Blitz sey zum Fenster oder anderswo hin- aus in die freye Luft gefahren . Dies ist wider die Natur des Blitzes: denn, sonst wuͤrden die Wetterstrahle frey, wie im luftleeren Raume geschiehet, aus den Wolken auf die Erde her- unter stroͤmen koͤnnen, und haͤtten nicht noͤthig, erst in die Gebaͤude oder andere Koͤrper hinein zu dringen. Die Gewitterwolke muß aber in der Naͤhe einen Koͤrper auf der Erde, oder etwa eine andere Wolke, welche in einem andern Zustande ist, antreffen, wenn ein Blitz heraus- fahren soll. Ein anders ist, daß die durch die Flamme des Blitzes ausgedehnte Luft in einem Hause zu Fenstern oder Thuͤren hinaus faͤhret. Allein, was die Materie des Blitzes selbst, oder die ihr eigene Erschuͤtterung betrift, so wuͤrde man, da, wo es heisset, sie sey etwa hie zum Fenster hinaus, und dort wieder hineingefah- ren, bey genauerer Untersuchung andere Ursa- chen ihres Zuges entdecken koͤnnen. komme und darinn angehaͤuffet werde, unter- nehme ich nicht zu erklaͤren; genug, daß die Erfahrung uns die Wuͤrkung der electrischen Materie bey den Gewitterwolken deutlich an- zeiget Ich weiß, es haben einige behaupten wollen, daß Blitze aus der Erde entstünden, man sehe davon die Briefe des Marchese Maffei , Hamb. Mag. II. B. p. 284. woselbst doch Hr. Prof. Kästner schon dessen seichte Gruͤnde bestritten hat. Seitdem man erfahren, daß die Gewitter eine Wuͤrkung der Luftelectricitaͤt sind, wird solche Meynung, wenn man die Sache recht betrach- ten, und nicht die Entzuͤndung von Duͤnsten durch eine Art von Gaͤhrung, oder alles was brennet und leuchtet, mit der Electricitaͤt und wahren Blitzen vermischen will, noch weniger Statt finden. Bey einem electrischen Schlage wird naͤmlich erfodert, daß entweder der eine Koͤr- . Durch trockenes Holz und Stein, E beson- daß er einen Thurm oder andere hervorra- gende Spitze getroffen habe, davon uns die Beyspiele von unserem Petri und Michaelis Thurme, wie auch von dem Mastbaume eines Schiffes in hiesigem Hafen beyfallen. Wenn aber ein rechtes Donnerwetter nachge- rade herankoͤmmt, so koͤnnen viele oder auch alle Schlaͤge, ohne die Koͤrper auf der Erde zu beruͤhren, bey den Wolken, welche in ver- schiedenem Zustande sind, untereinander gesche- hen, dadurch nur der Zustand ihrer Electrici- taͤt ins Gleichgewicht gesetzet wird, und die Duͤnste, welche bey jeder Wolke vorher aus- einander gehalten wurden, zusammentreten, und in Regen herunter fallen. besonders, wenn solche warm sind, wird sie auch nicht leicht durchgelassen: vornehmlich aber ist bekannt, Koͤrper electrisiret sey, und der andere gar nicht, oder weniger, oder auf entgegengesetzte Weise, welches letztere die groͤste Wuͤrkung gie- bet: ferner, daß, wenn diese Koͤrper einander nahe kommen, sich ein Mittel dazwischen be- finde, welches die Electricitaͤt nicht frey durch- laͤsset. Dieses bringen wir durch Kunst zuwege; die Natur brauchet dazu aber die Wolken, und die Luft zwischen ihnen und den Koͤrpern auf der Erde. Electricitaͤtskundige reden zwar auch von aufwaͤrts fahrenden Blitzen: in der That aber wird durch ihre Meynung unser Satz nicht umgestossen, weil sie doch einen Ge- genstand in den Wolken verstehen. Hr. Frank- lin hatte schon 1753. durch verschiedene ge- schickte Versuche eine oftmalige Veraͤnderung des Zustandes der Wolken, bey einem Gewit- ter, bemerket. (S. seine Lett. 12. 13.) Herr Kinnersley setzte bie Beobachtungen fort, und Herr Watson meldet eben dasselbe; ( Phil. Trans. Vol. LIV. p. 207.) ja Herr Franklin mey- net gefunden zu haben, daß sich am oͤftersten an den Wolken der Zustand der Electricitaͤt be- faͤnde, welchen er negativ nennet. In dieser Hinsicht saget er, daß in solchem Falle die Ma- terie des Blitzes von der Erde aufwaͤrts nach den Wolken zu fahre. Er wuͤnschet aber doch, daß man noch deshalben die Wuͤrkungen der Wetterschlaͤge genauer untersuchen moͤge. Auch erinnert er selbst ( Lett. XII. p. 116. sq. ) daß in den Folgen des Blitzes, wie auch in der Ab- wendung desselben, kein Unterschied daraus er- wachse, indem die Metalle und spitzen Stan- gen bekannt, daß Glas, Schwefel, Pech, Harz, Seide, Federn u. d. gl. das Durchfahren der E 2 electri- gen eben so gut dienten, die Materie sicher und gemaͤhlig zu den Wolken hin, als von den Wolken her zu fuͤhren, nachdem es das Ver- haͤltniß und Gleichgewicht erforderte. Ich habe deshalben in dieser Abhandlung den ne- gativen Zustand der Wolken nicht besonders in Betrachtung gezogen, um dem Leser keine un- noͤthige Schwierigkeit zu machen. Ohne nun uͤber die Meynung zu streiten, ob bey der ne- gativen Electricitaͤt ein wuͤrklicher Mangel der Materie vorhanden sey, wird man mir folgendes aus der blossen Erfahrung zugeben. Bey bey- den Koͤrpern, durch deren Annaͤherung die Er- scheinung eines electrischen Schlages entstehet, finden sich aͤhnliche Wuͤrkungen, Flamme und Erschuͤtterung zu beyden Seiten. Bey Spitzen, wo die Electricitaͤt gemaͤhliger wuͤr- ket, kann man es am besten wahrnehmen: es entstehet naͤmlich in der Luft ein Schein dar- an, so lange die Wuͤrkung und Gegenwuͤrkung waͤhret, sie moͤgen positive oder negative Ele- ctricitaͤt erhalten oder mittheilen, sie moͤgen einem andern electrisirten Koͤrper gegenuͤberge- halten werden, oder selbst electrisirt seyn, nur ist der Schein staͤrker, wenn die Spitze positiv, oder der andere Koͤrper negativ electrisirt ist: in beyden Faͤllen aber wird die Spitze, wenn sie be- weglich ist, gleich einer angezuͤndeten Rakete ruͤckwaͤrts getrieben. (S. unten not. 66.) So viel glaube ich demnach, ohne zugesetzte Muth- massung behaupten zu koͤnnen, daß bey einem Koͤrper auf der Erde, der von einem wahren Blitze getroffen worden, eine Wuͤrkung und Gegen- electrischen Materie verhindern Man hat sich ehedem viele Muͤhe gegeben, durch Versuche zu erfahren, welche Koͤrper ei- genthümlich , wie man sagte, die electrische Kraft haͤtten, daß sie, wenn sie gerieben werden, an- dere Koͤrper anziehen, Funken geben u. s. f. und welche hingegen nur durch Mittheilung oder Fortpflanzung von jenen die Elektricitaͤt bekom- men Ein leichterer Weg aber, diesen Unter- schied zu erfahren, ist, wenn man bemerket, welche Koͤrper, wenn ich mich so ausdruͤcken mag, die Electricität zurück stossen , und welche sie durchfahren lassen . Die erstern sind die so- genannten eigenthuͤmlich electrischen: in den letztern wird die mitgetheilte Electricitaͤt, wenn sie mit jenen umgeben sind, angehaͤufet, und sofern . Wenn sie nun von einem Koͤrper, darinn sie aufgehalten wor- den, Gegenwuͤrkung der electrischen Materie zwi- schen einer Wolke und diesem Koͤrper vorhan- den gewesen, und daß daher der Anfang der Erschütterung , worauf die Frage nur eigent- lich ankommen sollte, natuͤrlicher Weise in der Hoͤhe, neben den Wolken über , entstanden sey. Wenn wir nun den Fortgang dieser Erschütte- rung mit Sicherheit nachspuͤren wollen, so deucht mich, koͤnnen uns noch einige Umstaͤnde auf den Weg weisen. Es ist naͤmlich zu beobachten, wie die Gewalt nach und nach schwaͤcher gewor- den, so, wie sich die Gewittermaterie unter- wegs zerstreuen und verlieren konnte; jedoch muß man dabey erwegen, ob auch das Metall oben und unten im Gebaͤude in gleicher Masse vorhanden gewesen, weil sonst der Blitz durch einen Theil desselben ohne Schaden haͤtte durch- gehen und den folgenden verletzen, oder die an- fangs vertheilte Materie sich hernach zusam- men sammlen, und mit mehrerer Kraft haͤtte wuͤrken koͤnnen. So meyne ich also, daß sich die an den Gebaͤuden, von oben gegen die Erde zu ausgeübte Gewalt zeigen laͤsset, wie z. E. bey dem Londonschen Brigittenthurme die unterwaͤrts abnehmende, ja mitten im Gebaͤude aufhoͤrende Zerstoͤrung, (S. §. 5) die Zerstreu- ung und Verfliegung der electrischen Materie zur Ursache zu haben scheinet. Daß an unsern Thuͤrmen, die ein kupfernes Dach haben, keine Beschaͤdigung an der Spitze zu erwarten sey, hingegen bey andern, die nicht auf solche Weise gedecket sind, sich allerdings oben am meisten zeige, habe ich schon erwaͤhnet. Auf die Er- zaͤhlun- den, auf einen andern, der sich in einiger Ent- fernung davon befindet, durch einen hindernden E 3 Zwi- zaͤhlungen aber derer, welche den Blitz hie oder dort her fahrend wollen gesehen haben, ist nicht viel zu bauen: indessen kann man auch bey einem wahren Blitze eine Flamme von un- ten aufsteigen gesehen haben, welches meinen Satz gar nicht widerleget, weil die electrische Flamme von beyden Koͤrpern, bey dene n die Wuͤrkung entstehet, ausfahrend erscheinet. — Das Hin- und Herschiessen, oder der Zickzack des Blitzes in der Luft, ist leicht zu begreiffen, weil der Zug sich nach den Koͤrpern richten muß, die ihn anlocken und durchfahren lassen. Denn, eben so haben die Naturforscher auf verschiedene Weise den kuͤnstlichen Blitz durch Metall, welches sie in beliebigen Figuren ge- ordnet hatten, vorgestellet. Die Wolken aber sind meistens in Streifen der Laͤnge nach uͤber und neben einander schwebend ausgestrecket . Zwischenraum springet, so geschiehet dieses mit einer Flamme, Schlag oder Geraͤusche, welche nach der Maasse der Materie und Unterschiedes vom Gleichgewichte mehr oder wenigeꝛ heftig sind. Sie scheinet aber durch dergleichen Koͤrper, welche sie gern annehmen, auch schon in einiger Entfernung gleichsam angelocket zu werden, und alsdann den Widerstand anderer dazwischen liegender nicht zu achten, zumal wenn sie schon in Bewegung und fortrauschend war Ich drucke mich, wie gesagt, nach den gewoͤhn- lichen Begriffen aus, als wenn die Materie wuͤrklich von einem Koͤrper zum andern fuͤhre. Wenn man aber annehmen will, daß sich nur eine . Bey solchen sofern sie untereinander zusammenhaͤngen, fort- gepflanzet, indem durch jene nur schwehrlich und langsam die Electricitaͤt ausgebreitet und ihnen auch nicht mit einmal genommen wer- den, durch diese aber sich auf das schnellste verbreiten und auch auf einmal aus dem gan- zen Koͤrper herausfahren kann. Vielleicht be- sitzen, ausser dem Aether und den Metallen, die meisten andern Koͤrper, die man hieher gerechnet hat, diese Eigenschaft, die Ele- ctricitaͤt frey durchfahren zu lassen, nur we- gen des enthaltenen Wassers. Luft und Oehle lassen die Electricitaͤt nicht durch; sie sind also fuͤr sich electrisch, und stossen sie zu- ruͤck. Hier koͤnnte man durch Reiben keinen Versuch anstellen: man hat aber schon gefun- den, daß heißgetrocknetes Holz, wenn es in Oehl gekocht ist, gleich dem Schwefel zur Auf- haltung, oder Zuruͤckstossung der Electricitaͤt dienen kann solchen Koͤrpern nun, dadurch sie nicht frey hin- fahren kann, aͤussert sie alsdenn eine zerschmet- ternde Gewalt: dabey werden auch brennbare Theile oft so erhitzt, daß sie entzuͤndet werden. Wenn die Metalle, dadurch sie faͤhret, so klein oder duͤnne sind, daß sie sich gleichsam durch- draͤngen muß, so werden selbige auch erhitzt, ausgedehnet, geschmolzen, ja gar in unsichtbare Theile zerstaͤubet Dieses ist, meiner Meynung nach, ein offen- barer Beweis, daß die electrische Wuͤrkung selbst durch die Substanz der Metalle dringe, und sich nicht bloß an der Oberflaͤche aͤussere. Der von Hrn. Prof. Winkler in der Schrift, der Schrift, von den Eigenschaften der electri- schen Materie §. 24. p. 26 vorgeschlagene Ver- such . Es kann aber eine un- E 4 glaub- eine Bewegung in der bey allen Koͤrpern schon vorhandenen Materie fortpflanze, und daß diese Bewegung sodann ihre uns unbekannte Ver- aͤnderungen, Zuruͤckprallungen u. s. w. habe; so laͤsset sich die Schwierigkeit heben, wie die electrische Materie, quer durch einen Koͤrper, der sie nicht durchlassen will, einen andern auf- zuspuͤren weiß, der sie gerne annimmt, und die- ses zuweilen ohne den widerstehenden Koͤrper ganz zu durchbohren, wie man z . E. im Brigit- tenthurme verschiedene zwischenliegende Schich- ten von Steinen fand, an deren oͤbern und un- tern, wo Eisen anlag, der Blitz die schmetternde Kraft geaͤussert hatte, nicht aber an den mitt- lern, wenn der Zwischenraum einige Fuß weit gewesen, (S. Phil. Trans. Vol. LVI. p. 217. 218.) und wie auch bey dem Leidenschen electrischen Versuche wahrgenommen werden kann. glaubliche Menge electrischer Materie darinn an- gehaͤufet werden und durchfahren, ohne sie zu beschaͤdigen. §. 20. Um sich nun zu uͤberzeugen, daß die Gewit- termaterie, wie man vermuthet hatte, wuͤrkliche Electricitaͤt sey, schlug Herr Franklin vor , die Probe mit Aussteckung metallener Stangen zu machen. Hiedurch muͤßte selbige aus den Ge- witterwolken, wie von einem electrisirten Koͤr- per, aufgefangen, und wenn sie durch andere Koͤrper verhindert wuͤrde, von der Stange ab- zufliessen, so daran angehaͤufet werden, daß man Funken daraus locken koͤnnte u. s. f. Wenn dieses eintraͤfe, so saͤhe er ein, daß man sich aus eben dem Grunde des Metalles, wenn es aussen an einem Gebaͤude von oben herunter bis auf die Erde, oder bis ins Wasser ginge, zur Ab- leitung der Gewittermaterie bedienen koͤnnte, damit sie nicht durch andere Theile des Ge- baͤudes druͤnge. Da diese Gedanken 1751, in Europa bekannt gemachet wurden, so machten im folgenden 1752sten Jahre Herr Dalibard und Herr Delor in Frankreich zuerst den wuͤrk- lichen Versuch, aus einer bloß durch die Ge- witterluft electrisirten Stange Funken zu ziehen, und such mit einer in einem zugeloͤtheten metallenen Gefaͤsse eingeschlossenen Maschine, wuͤrde keine Electricitaͤt zeigen, weil sie in die Maschine, daraus sie entspringen muͤßte, wieder zuruͤck ginge, und also die positive und negative Ele- ctricitaͤt einander aufhoͤben. und bald darauf waren in verschiedenen Laͤn- dern die Naturforscher um die Wette bemuͤhet, diese sonderbare Entdeckung zu bestaͤttigen S. Physical. Belust. XVII. St. p. 467. sqq. Nollet Lettres sur l Electricité, Lett. I. . Allein ungluͤcklicher Weise blieb man meistens in Europa dabey stehen, sich an dem Auffan- gen und Anhaͤuffen der electrischen Materie aus der Luft zu vergnuͤgen, die Funken zu bewun- dern, auch sich davon erschlagen zu lassen: die Hauptsache aber, der von Herrn Franklin vor- geschlagene Nutzen der Ableitung Welche er doch schon in den Opinions and Con- jectures, bey seinen Exp. and Obss. on Electricity, p. 62. ganz deutlich beschrieben hatte. — Die teutsche Uebersetzung der Franklinschen Briefe, welche zu Stockholm 1758. herausgekommen ist, und die Anmerkungen des Herrn Wilke uͤber dieses Werk, habe ich nicht gesehen. ward aus der Acht gelassen, unrecht verstanden Der Abbe Mazeas , welcher der Londonschen Gesellschaft die erste Nachricht von den in Frankreich angestellten Versuchen mit den Stan- gen gab, meinet, daß man daraus schliessen koͤnne, daß eine eiserne Stange, welche an er- habenem Orte auf einen solchen Koͤrper gesetzet waͤre, der die Electricitaͤt nicht durchliesse, ( pla- ced upon an electrical body ) alle Gewittermaterie aus den Wolken ziehen werde. ( Phil. Trans. Vol. XLVII. p. 535). Dieses verwehrte Abfliessen der electrischen Materie war freylich noͤthig. wenn man sie an der Stange sammlen wollte, um ihre Gegenwart zu zeigen: (davon Herr Frank- , in Zwei- E 5 fel fel gezogen Als von dem sonst verdienten Herrn Abbe Nol- let , in seinen Lettres sur l’Electricité, welchem viele gefolget sind. . Weil nun Herr Franklin be- merkt hatte, daß die electrische Materie leichter, gemaͤhliger und in viel groͤsserer Entfernung auf eine Spitze, Ecke oder Winkel eines Metalles zufaͤhret, als auf eine Flaͤche oder ein stumpfes und rundes Ende desselben, und daß dadurch dem gegenuͤberstehenden Koͤrper seine Electrici- taͤt mit Geschwindigkeit und doch ohne ploͤtzli- chen Schlag geraubet wird; so wagte er die Vermuthung, daß durch aufgesteckte metallene Spitzen oben an den Gebaͤuden und davon her- untergehende Ableitung das ploͤtzliche Ausbre- chen eines Wetterschlages verhuͤtet, und die Gewittermaterie behende in der Ferne abgezo- gen werden koͤnnte Die Entdeckung dieser Eigenschaft der Spi- tzen gab ihm die eigentliche Veranlassung zu dem Anschlage, die Gewittermaterie aus der Luft . Ja, er schliesset aus sinn- Franklin l. c. p. 63. handelt, es dienet aber kei- nesweges, wenn man den Nutzen daraus zie- hen will, den Herr Franklin versprochen. Weil solches von vielen nicht unterschieden worden, und man gemeinet hat, daß der Versuch zum Auffangen der Gewittermaterie, dieselbe abzu- leiten dienen sollte, so ist auch kein Wunder, daß Herrn Prof. Richmanns traurige Erfah- rung manchem eine ganz ungegruͤndete Furcht erwecket hat, davon ich bald ein mehrers er- wehnen werde. sinnreichen electrischen Versuchen, daß die un- tersten Schweiffe einer Gewitterwolke, wenn ihnen eine Spitze entgegengekehret ist, welche die Electricitaͤt auffaͤnget, sich nicht so, wie sie gegen einen flachen oder stumpfen Koͤrper thun muͤßten, darauf sie den Blitz in geringerer Ent- fernung auf einmal fahren lassen, heran ziehen wuͤrden, sondern ihrer Electricitaͤt schon in der Ferne schleichend, und ehe ein Schlag erfolgte beraubet, und zu dem uͤbrigen Theile der Wolke hinauf getrieben werden koͤnnten l. c. p. 60 sqq. und Lett. 12. p 126. . Denn, da sonst, wenn von zween Koͤrpern einer electri- siret, und einer von beyden beweglich ist, selbige aneinander gezogen werden, bis der Funken oder Schlag erfolget; so findet man, daß, wenn die Electricitaͤt durch eine Spitze aufge- fangen wird und davon wieder abfliessen kann, der schwebende Koͤrper, darinn sie enthalten ist, nicht, wie sich viele irrig vorstellen, staͤrker an- gezogen, sondern vielmehr weiter, als von einem stumpfen Koͤrper, abgehalten werde, welches sich auf die Gewitterwolken, und die Gebaͤude, denen sie drohen, anwenden laͤsset Aber auch diese schoͤnen Versuche sind von Herrn Abbe Mazeas , der sie zu fluͤchtig gelesen hatte, da er meinet, die electrisirte Waagschale werde, gegen eine Spitze angezogen, und von stumpfen Koͤrpern abgestossen, ( Phil. Trans. Vol. . Es zei- get Luft aufzufangen und abzuleiten, wie aus der bemeldeten Abhandlung p. 59. sqq. zu sehen ist. get sich aber in der That die Gewittermaterie an metallenen Spitzen mit denselben Erscheinun- gen, Vol. XLVII. p. 552.) vielleicht auch von andern ganz verkehrt verstanden worden. Der Ver- such mit der Waagschale erfordert zwar etwas Genauigkeit, und ist daher von Herrn Abbe Nollet in Zweifel gezogen worden; der mit den Flocken Baumwolle will auch einige beson- dere Umstaͤnde haben. Daß indessen Herrn Franklins Satz richtig sey, laͤsset sich schon dar- aus erachten, weil die Spitze selbst, wenn sie beweglich ist, zuruͤck gestossen wird: denn, so muß wiederum, wenn die Spitze fest stehet, und der electrisirte Koͤrper beweglich ist, dieser zuruͤck getrieben werden. Man nehme z. E. einen kleinen Stab, welcher auf einer Axe her- um laufen kann. An dessen beyden Enden be- festige man in die Quere eine Spitze, so, daß die eine rechts, die andere links hin stehet. Wenn nun ein electrisirter Koͤrper, nahe an eine der Spitzen koͤmmt, so wird sie zuruͤck gestossen, eben so auch die andere, (wenn nur die Ele- ctricitaͤt durch die Axe abfliessen kann,) und so koͤmmt der Stab, gleich einem Feuerrade mit Raketen, in eine rund laufende Bewegung, welche man nicht verkehrt zuwege bringen kann. Herr Franklin thut also der Erklaͤrung dieser Zuruͤckstossung nicht Genuͤge, wenn er sie bloß daher leitet, weil die Electricitaͤt schon in der Ferne durch die Spitze weggenommen wird. Hieraus wuͤrde nur folgen, daß die Anziehung aufhoͤrete, nicht aber, daß die Koͤrper vonein- ander getrieben wuͤrden. Herr Kinnersley , der bey einer solchen Zuruͤstung, mit umlaufenden Spitzen die Axe derselben electrisiret hat, ( P hil. Trans. gen, als bey den electrischen Versuchen: denn, bey solcher gemaͤhligen Wuͤrkung der Electrici- taͤt aͤussert sie statt der Flamme nur einen Glanz in ausgestreuten Strahlen, und statt des Knal- les nur ein schwirrendes Geraͤusche. Wenn man demnach bey einer Gewitterluft dergleichen electrisches Licht erscheinen lassen will, so kann man Trans. Vol. LIII. p. 86.) ist verlegen, dieselbe Er- scheinung bey der negativen Electricitaͤt, nach Herrn Franklins Lehre, aus einem Einziehen der electrischen Materie zu erklaͤren. Es zei- get aber, meiner Meynung nach, die Gegen- wuͤrkung, und ist nichts anders, als was auch bey den Funken geschiehet. Denn, sobald sel- bige, wie gewoͤhnlich, ausbrechen, werden die Koͤrper voneinander getrieben: ehe aber ein schlagender Funken, wie bey stumpfen Koͤrpern, entstehet, muͤssen die Oberflaͤchen naͤher zusam- men kommen. Hingegen ist der Schein an den Spitzen, welcher in groͤsserer Entfernung ent- stehet, schon eine Reihe ausgestreuter kleiner Funken, und daher kann sich dabey von weiten, ohne Schlag, schon die zuruͤcktreibende Kraft aͤussern. Verschiedene von Herrn Nollets ei- genen Versuchen, z. E. unter denen, die seinen. Lettres sur l’Ectricité, P. II. angehaͤnget sind, n. 22. 24. 25. zeigen auch diese Gegenwuͤrkung einer Spitze. Wenn man also einen Versuch, gleich dem Franklinschen, gelingen sehen will, so muß man nur machen, daß die Spitze in ziemlicher Entfernung den brausenden Schein von sich werfe. Dieses geschiehet aber beson- ders, wenn der gegenuͤberstehende Koͤrper ne- gativ electrisirt ist, welches nach Hrn. Franklins Kinnersley Beobachtungen, der gewoͤhnlichste Zustand der Gewitterwolken zu seyn pfleget. man nur an einem freyen Platze eine oben zu- gespitzte metallene Stange, daran eine Ablei- tung herunter gehet, aufstecken, so wird sich, wenn es dunkel ist, die Gewittermaterie auf bemeldete Weise zeigen: und wenn ein solches Metall in einem Stuͤcke bis auf feuchte Erde reichet, so fliesset die Materie dadurch unmerk- lich hin, daher laͤsset sie den Schein nur oben an der Spitze, und wenn sie in Menge darauf schiesset, auch etwa unten bey der Erde sehen, nicht aber mitten am Metalle. Will man ihre Gegenwart auch daselbst wahrnehmen, so muß eine kleine Unterbrechung des Metalles gemacht, oder eine Kette zur Ableitung gebrauchet wer- den, an deren Gliedern sodann die Feuerfun- ken herunterrauschen Dieses ist ein sicherer Weg, ohne daß die Ge- witterstange in ein Haus hereingeleitet wird, und ohne daß man sich ihr zu naͤhern und selbst die Funken heraus zu locken brauchet, derglei- chen Erscheinungen wahrzunehmen. Will man ja genauerer Versuche halben, die aus der Luft aufgefangene Gewittermaterie an dem Metalle angehaͤufet haben, und deshalben den freyen Ausgang derselben verhindern, so kann man sich doch bey beliebiger Auslockung der Funken/ solcher Mittel bedienen, daß die Electricitaͤt nicht auf den Beobachter zu, sondern mittelst eines metallenen Drathes oder einer Kette zur Erde gezogen werde. Man sehe auch Hrn. Hartmanns Anmerkungen, uͤber die noͤthige Achtsamkeit, bey Erforschung der Gewitterele- ctrici- . Eben diesen Schein an metallenen Spitzen hatte man, ohne zu wis- sen sen was es waͤre, schon von alten Zeiten her in der Natur bemerket; denn es ist bekannt, daß eiserne Stangen, oder anderes Metall, welches Spitzen oder Ecken hat, oben an den Schiffen und anderer Orten oft bey einer Gewitterluft, oder auch bey einem Sturme, der Gewitterma- terie herfuͤhret Dieses setze ich hinzu, weil nicht ein jeder Sturm die Electricitaͤt erreget. Herr Mazeas schreibet, er habe nicht bemerken koͤnnen, daß ein Sturmwind, wenn keine Gewitterwolken dabey gewesen, die Electricitaͤt der Luft, welche er an seinem dazu ausgesetzten Metalle beobach- tet hat, vermehret habe, der Strich des Win- des von Osten, Westen, Suͤden oder Norden, habe auch keinen merklichen Unterschied verur- sachet. ( P hil. Trans. Vol. XLVIII p. 379.). Es leitet mich aber der Versuch des Herrn Prof. Winklers , (Eigensch. der electr Materie, § 16.) da er durch zusammengepreßte Luft, welche er aus einer kupfernen electrisirten Hohlkugel ausfahren lassen, die electrische Wuͤrkung auf eine groͤssere Entfernung als sie sonst gereichet, mit dem An- fahren dieser Luft fortgepflanzet hat, daß ich glaube, ein Sturmwind koͤnne sie auch aus der Ferne herfuͤhren, wenn gleich die Wolke, dar- aus sie entspringet, nicht zu sehen ist. So hat auch Herr Wilson ( Phil. Trans. Vol. LIII. p. 463.) die , ohne daß es allemal dabey blitzet, einen Glanz zeigen, den man St. El- mesfeuer genannt hat, und welcher nichts an- ders ist als die electrische Materie, welche ge- maͤh- ctricitaͤt. Hannov. 1764. 4. wo eine sichere Zuruͤstung zu Beobachtungen beschrieben wird. maͤhlig und ohne Schlag, jedoch zuweilen mit einem merklichen Sausen oder Schwirren dar- auf aus der Luft herabfliesset Dergleichen Schwirren oder Summen ward auch bey dem Lichtscheine angemerket, der sich zu verschiedenen malen an einigen eisernen Stangen auf dem Petersthurme zu Nordhau- sen, bey einem Donnerwetter, wie auch bey einem Sturmwinde mit Schnee, Hagel und Regen zeigte, wie Herr Prof. Kästner , aus der von Hrn. Past, Lesser , erhaltenen Nachricht (im Hamb. Magaz. VII. B. p. 420.) anfuͤhret, und der Matrose auf dem Schiffe des Ritters Forbin, (aus dessen Memoires P. I. p. 368. er die Erzaͤhlung dabey p. 425. einruͤcket) sagte, das St. Elmesfeuer an der Flaggenstange zische als ange- feuchtet brennendes Schießpulver. Plinius ( Hist. nat L. II. c. 37.) erwaͤhnet schon des saͤuselnden Geraͤusches bey solchen Lichtern: “navium par- tibus, ceu vocali quodam sono , insistunt.„ — Diese brausende Lichtscheine muͤssen, nach electrischen Erfahrungen am größten seyn, wenn die Wol- ken negativ electrisiret sind. . Insbesondere aber muß ich bemerken, daß wir schon einige Nachrichten von dem wuͤrklichen durch Herrn Franklin vermutheten Nutzen metallener Spi- tzen, die sich oben an Gebaͤuden befunden, auf- weisen koͤnnen, wo selbiger doch nicht mit Fleiß gesuchet war. Durch solche Erfahrungen koͤn- nen die Electricitaͤt durch gelindes Blasen laͤngst einer Stange von Bernstein fortgetrieben: wiewohl Herr Richmann ( Nov. Comm. Petrop. T. IV. p 328) meldet, daß er sie mittelst des Dunstes, aus einer Aeolipila nicht merklich habe wegfuͤhren koͤnnen. nen alle unsere Gruͤnde unterstuͤtzet werden. So wird durch das Zeugniß der Einwohner von Plauzat in Auvergne, und durch den Bericht des Pfarrers daselbst, Hrn. Binon , bekraͤfti- get, daß, sobald sich auf dem eisernen Kreutze, welches dort oben auf einem Thurme stehet und nicht angemahlt oder gefirnisset ist, an dessen dreyen in Form einer franzoͤsischen Lilie zuge- spitzten Enden, bey einem Gewitter dergleichen Lichter sehen lassen, man sich aus alter Erfah- rung sicher haͤlt, daß kein Schaden vom Wet- ter zu befuͤrchten sey Hr. Delor hat davon der koͤnigl. Acad. der Wissenschaften Bericht ertheilet. S Hamb. Magaz. IX B. p. 359. wo es Hr. Kästner aus der Uetrechter Franz Zeitung von 1752. anfuͤhret, wie auch Hr. Mylius in den Physical. Belust. XVII. St. p. 488. . Eben dergleichen hat man seit langer Zeit bey einem Thurme eines Schlosses des Ritterguts Kreibitzsch , welches auf einem hohen Berge zwo Stunden von Naumburg gelegen ist, angemerket. Die aͤlte- sten Einwohner haben sich nicht zu erinnern ge- wußt, daß ein Wetterstrahl an diesem Orte eingeschlagen haͤtte, wenn sich bey Annaͤherung eines Gewitters eine Flamme oder Licht an der Spitze dieses Thurmknopfes habe sehen lassen. Vor einigen Jahren aber ist der Knopf, weil er mit einer Kugel durchschossen gewesen, abge- nommen, nach geschehener Ausbesserung wie- der aufgesetzet, und der Thurm dabey um 6 Schuhe erhoͤhet worden. Gleich darauf F schlug schlug bey einem entstandenen Gewitter, dabey sich die Flamme uͤber dem Knopfe nicht sehen liesse, ein Blitz in den Thurm, und zerschmet- terte das Mauerwerk. Seit nachmahliger Aus- besserung hat sich zwar das Licht uͤber dem Knopfe wieder sehen lassen, aber der Blitz hat doch schon fuͤnfmal auf diesem Gute eingeschlagen, und wenn sich nun ein Gewitter auf eine gewisse Weite dem Thurme naͤhert, so entstehet gemeiniglich ein heftiger Knall und Schlag, doch ohne Zuͤndung Diese Bemerkung hat Hr. Prof. Winkler , nach dem Bericht eines seiner guten Freunde in der Schulpforte, aus der Erzaͤhlung und Versiche- rung verstaͤndiger Leute, in seiner Physic von 1754. §. 415. p. 463, angefuͤhret. . Wir koͤnnen gewiß vermuthen, daß durch die Ausbesserung dieses Thurms etwas, entweder an der Spitze veraͤndert worden, dadurch die Ge- wittermaterie nicht so leicht, wie zuvor, kann gemaͤhlig aufgefangen werden, oder, daß sie vor- dem eine bessere Ableitung gehabt, und itzt durch Verderbung derselben nicht genugsam abflies- sen kann, sondern, wenn sie zu stark darauf zu- faͤhret, angehaͤufet werden muß. Es waͤre also leicht Huͤlfe zu schaffen, und den Einwohnern die Sicherheit, deren sie zuvor genossen, wenn eine Gewitterwolke den Strich hergekommen, daß ihre Materie von der Thurmspitze koͤnte auf- gefangen werden, wieder zu geben. Man muß sich aber wahrlich wundern, daß dergleichen zu- faͤllig errichtete Spitzen so viel haben ausrichten koͤnnen, da doch leicht zu erachten ist, daß sich nir- nirgends eine vollkommene Ableitung, so, wie man sie mit Fleiß anbringen koͤnnte, daran be- finden wird. Es muß nur durch die gemaͤh- lige Zustroͤmung der Gewittermaterie erhalten worden seyn, daß solche einigermassen durch das Gebaͤude, oder etwa aussen an demselbi- gen, wenn es naß geregnet gewesen, genugsamen Durchgang gefunden, und sich ohne Schlag hat verlieren koͤnnen. Denn, so lange sich auf der Spitze noch der brausende Schein sehen laͤs- set, ist es ein Zeichen daß die electrische Mate- rie bestaͤndig durchfliessen kann Wenn man einem electrischen Koͤrper eine me- tallene Spitze entgegen haͤlt, darinn die Mate- rie durch solche Koͤrper, welche sie nicht durch- lassen, aufgehalten wird, und von deren an- derm Ende sie auch nicht durch Wegspruͤtzen fortgehet, so erhaͤlt die Spitze alsobald so viel Electricitaͤt, als sie fassen kann, und leuchtet nicht mehr. Die Naͤsse aber machet, wie ge- sagt, eine Ableitung: daher leuchteten die spi- tzen eisernen Stangen des Hrn. Macfait (davon in den Edinb. Physical. and litt. Essays, vol. I. p. 89.) sie mochten in glaͤsernen Roͤhren ste- cken oder nicht, weil der Regen daran herunter liefe. Er konnte aber auch keine Funken aus den Stangen mit dem Finger ziehen, weil sich keine Electricitaͤt darinn angehaͤufet hatte. So wird auch bey den meisten Erzaͤhlungen von St. Elmesfeuern erwehnet, daß Regen, Schnee oder Hagel dabey gewesen. Hr. Richmann hat sich demnach geirret, da er ( Nov. Comm. P etrop. p. 333.) vermuthet, das Kreuz auf dem Thurm zu Plauzat muͤsse auf solchen Koͤrpern stehen, welche : wenn selbige F 2 aber aber nicht nach ihrer Masse nicht gemaͤhlig ge- nug aufgefangen werden, oder nicht frey genug sich vertheilen kann, so entstehet ein Schlag. Weil es nun auch bey den Mastbaͤumen der Schiffe, die von harzigem Holze und noch dazu mit Oehl bestrichen, oder getheeret sind, an der noͤthigen Ableitung von dem oberen Eisen feh- let, da, was abgeleitet wird, nur laͤngst dem nassen Tauwerke der getheerten Waͤnde des Ma- stes, und von da uͤber Bord zu gehen scheinet, ferner auch das Eisen der Flaggenstange nicht spitz genug zur gemaͤhligen Auffangung der Gewittermaterie ist; so kann, wenn solche auf einmal zu haͤufig heran koͤmmt, auf ein St. Elmesfeuer auch wohl ein wuͤrklicher Blitz und Schlag erfolgen Wie bey einem englischen Schiffe geschehen ist, davon in den P hil. Trans. N. 492. p. 111. und in Hrn. Franklins Lett. 5 p. 90. erwaͤhnet wird, auf dessen Mastbaumsspitzen dergleichen grosse electrische Flammen vor dem Wetterschlage ge- sehen wurden. Auf der Spitze des Thurm- knop- . Da aber die Materie sich noch welche den Abfluß der elektrischen Materie verhindern: wie auch Hr. D. Watson , wenn er ( P hil. Trans. Vol. LIV. p. 207.) meinet, das St. Elmesfeuer wuͤrde selten, oder gar nicht mehr auf Schiffen erscheinen, wenn man von dem Eisen der Flaggenstange eine Ableitung, durch einen metallenen Drath, bis ins Wasser mach- te, denn, eben darum erscheinet es schon itzt, weil die Gewittermaterie ziemlichermassen durch die Tauen u. s. w abgeleitet wird. noch weniger vertheilen kann, wenn sie nur von einer Spitze aufgefangen wird, als wenn sie auf mehrere zugleich herabstroͤmet: so mag wohl zum Theil daher die Bemerkung der Al- ten einigen Grund haben, daß eine einzelne der- gleichen Flamme auf einem Schiffe von gefaͤhr- licher Vorbedeutung, wenn ihrer aber ein Paar sich sehen liessen, solches ein gluͤckliches Zeichen bey einem Ungewitter sey S. Plinius Hist. nat. L. II. c. 37. Die paarweise erschei- . Es kann aber F 3 auch knopfes zu Wusterhausen an der Dosse, (S. Hannoͤv. Beytr. 1761. N. 49. p. 773.) sahe man einen solchen Schein eine halbe Stunde lang nach einem heftigen daselbst entstandenen Wet- terschlage leuchten. Da aber dieser Schlag keinen Schaden gethan, so vermuthe ich, daß er eine und andere Ableitung aussen an dem Thurme gefunden hat. — Seneca sagt auch schon ( in Quæst. nat. L. I. c. 1.) daß zuweilen auf bemeldetes Licht ein wuͤrklicher Schlag als ein Blitz entstehe. — Hr. Franklin hat bey seinem Vorschlage, den Blitz abzuwenden, auch auf die Schiffe gedacht, ( Exp. and Obss. p. 62. und p. 90.) weil selbige, zumal in heissen Welt- gegenden, sehr der Gefahr vom Einschlagen ausgesetzet sind. Er will demnach, daß von den eisernen Spitzen der Mastbaͤume laͤngst der Wand bis ins Wasser, (nicht, wie Hr. Mylius in seinem Auszuge Phys. Bel. XVII. St. p. 465. und 468. es faͤlschlich ausdruͤcket, bis in das Tauwerk, oder in die Schiffseile ein metallener Drath gefuͤhret werde. Eben dieses hat auch nachmals Hr. D. Watson in einem eigenen Schreiben an den Lord Anson ( Phil. Trans. Vol. LII p. 629.) angerathen. auch bey einem Gewitterregen eine sichtbar phosphorische oder schwefelichte Materie aus den Wolken herabgefuͤhret werden, welche zu- weilen im Dunkeln, nicht allein an metallenen Spitzen, sondern auch hie und da auf an- dern Koͤrpern leuchtet Ein sehr glaubwuͤrdiger Kaufmann allhier hat mir erzehlet, daß er auf der Elbe, ein paar Meilen unterhalb Hamburg, bey einem Gewit- ter mit starkem Regen, dergleichen kleine Lich- ter nicht allein auf dem Fahrzeuge, darauf er gewesen sondern auch auf seinem Hute, Klei- der u. s. f. haͤufig gesehen: eben das haͤtte auch ein Mann, der damals auf dem Lande gefahren, an sich, seinen Pferden und Wagen, wahrgenommen. Des andern Morgens sey eine schwefelichte Materie auf dem Regenwas- ser, . Dieses will ich nicht mit erscheinenden nannten sie Castor und Pollux , die einzelnen aber Helena , daraus vermuthlich das Wort St. Elmesfeuer , und noch weiter verdor- ben St. Telmo und St. Herme entstanden ist. Die Italiaͤner nennen es auch nach dem heil. Petrus und Nicolaus : die Engellaͤnder aber Comazants . — Bey dem Schiffe des Ritters Forbin, dessen oben ( not. 69.) erwaͤhnet wor- den, ging eine sehr schwarze und drohende Ge- witterwolke, da sich mehr als 30 solcher Lichter an verschiedenen Ecken des Schiffes gezeiget, auch mit einem starken Regen ohne Schaden voruͤber. — Sonst hat man in alten Zeiten auf den Spiessen der Legionen im Felde, wie an andern Spitzen, zuweilen ebenfals derglei- chen Licht wahrgenommen, welches die Geschicht- schreiber als Wunderzeichen erzaͤhlen. mit dem electrischen Scheine, davon oben ge- redet ist, verwechseln, ob zwar solche Materie in der Lust vielleicht die Erzeugung der Electrici- taͤt befoͤrdern, und selbige demnach mit dem phosphorischen Regen zugleich herabgeleitet werden kann, welches noch weiter zu betrachten waͤre Als der Blitz 1760. in das Schloß zu Upsal eingeschlagen hatte, fand man auch auf dem Boden und einigem Geraͤthe eine Materie, als Schwefelblumen, liegen, und spuͤrte einen Knob- lauch- und Schwefelgeruch. ( Phil. Trans. Vol. LIII. p. 100.). . §. 21. Es fangen indessen auch Metalle, die nicht zugespitzet sind, ja auch andere Koͤrper die Ge- wittermaterie aus der Luft auf, welches man nur nicht anders bemerken kann, als wenn man das Abfliessen derselben nach der Erde hin ver- wehret Herr D. le Monnier in Frankreich hat schon 1752. bemerkt, daß ein metallener Koͤrper, wenn er gleich nicht zugespitzet ist, und wenn er auch nicht aufrecht stehet, sondern wagerecht gelegt ist, wie auch andere Dinge, z. E. Holz, ein Mensch, der die Hand in die Hoͤhe hielte, u. s. f. sogar nur in geringer Entfernung von der Erde, so viel electrische Materie aus der Gewitter- luft sammleten, daß, wenn solche, durch Seide, Glas, Harz u. d. gl. abzufliessen verwehret wurde, . Wie viel aber aus der Hoͤhe bloß F 4 durch ser, welches sich hie und da gesammlet haͤtte, zu sehen gewesen, und die Landleute haͤtten der- gleichen Regen fruchtbar gehalten. durch einen duͤnnen metallenen Drath bey einer Gewitterluft aufgefangen, und daran, wenn der Abzug verhindert wird, angehaͤufet werde, kann man aus einem fast fuͤrchterlichen Versuche des Herrn de Romas zu Nerac in Frankreich ur- theilen. Er ließ einen grossen sogenannten Dra- chen von Papier, welches mit Oehl bestrichen war, an einer mit einem duͤnnen meßingnen Drathe umwundenen Schnur uͤber 600. Fuß hoch, bey ziemlich starkem Winde, in die Luft fliegen, als Gewitterwolken daher zogen, obwohl kein Blitz, wie auch nur einiger Donner aus der Ferne, und wenig Regen an dem Orte ver- spuͤret wurde, die Funken und andere electrische Er- scheinungen daran erreget werden konnten. ( Mem. de l’Acad. des Scienc. 1752. p. 238. seq. P hil. Trans. Vol. XLVII. p. 548. Nollets Lettres sur l’Electricité. p. 12.). Allein Hr. Richmann hat doch ( Nov. Comm. P etrop. T. IV. p. 336.) durch genaue Beobachtungen an seinem Electricitaͤts- zeiger erfahren, daß eine Kette, daran eine zugespitzte Stange befestiget war, mehr, oder in groͤsserer Entfernung von der Wolke, ele- ctrisirt wurde, als eine andere gleiche Kette ohne Spitze. Herr Nollet hat also nicht Ursache ( Lett. VII. sur l’Electricité ) die Erfindung mit den spitzen Stangen geringe zu schaͤtzen, da er doch selbst die Eigenschaft der Spitzen, bey den kuͤnstlichen electrischen Versuchen zugestehen muß. Hr. Franklin hatte recht geurtheilet, und verdiente nicht von dem Hrn. Abbe ( Lettr. VI. ) sogar wegen seines Ausdrucks chicanirt zu werden, da er es eine Kraft der Spitzen ( power of points ) genannt hatte. spuͤret wurden. Damit nun die Gewitterma- terie von der Drachenschnur, oder dem daran befindlichen metallenen Drathe, nicht abgezogen werden, und sich in die Erde verlieren moͤchte, so hatte er das Ende derselben an einer 3½ Fuß langen seidenen Schnur angebunden, und solche unter einem Vordache, damit sie nicht naß reg- nete, befestiget. Die Gewittermaterie haͤufete sich demnach so an, daß rund um die Drachen- schnur ein steter Lichtcylinder gesehen wurde, welcher bey hellem Tage 3 oder 4 Zoll im Durch- schnitte hatte Man kann auch einigermassen mit electrischen Maschinen die Ueberhäufung der Electricitaͤt an einem Koͤrper so weit treiben, daß sie sich besonders bey Ecken und Spitzen, in einem leuch- tenden Dunstkreise verbreitet, und bey der Dra- chenschnur konnten die rauhen Fasern dersel- ben zur Zerstreuung der Gewittermaterie die- nen. Bey aller Anhaͤufung aber, wenn die Electricitaͤt nur gemaͤhlig auf den Koͤrper ge- bracht, oder davon abgezogen wird, ist doch keine Gewalt zu spuͤren. Wir sehen also, daß nur die schnelle Bewegung der electrischen Ma- terie, indem sie durch einen Koͤrper durchfaͤh- ret, oder von einem zum andern springt, die heftigen Wuͤrkungen hervor bringt. . Ein Strohhalm, der sich unter der Schnur auf der Erde befand, und einen Fuß lang war, ward davon angezogen, und folgte ihr viele Ellen hoch in die Luft Die anziehende Kraft , welches die erste Erschei- nung war, die man bey den electrischen Ver- suchen beobachtete, ist naͤmlich gleicherweise bey der . F 5 Wenn Wenn nun dieser oder ein anderer Koͤrper sich dem metallenen Drathe naͤherte, so brachen in der Entfernung von einigen Schuhen ziemliche Flammen mit einem Knalle, als ein Pistolen- schuß, hervor. Es ward auch von den Anwe- senden ein schwefelichter Geruch verspuͤret Einige Beschreibung von diesem Versuche fin- det man (nach dem Gentlem. Magaz. 1756. Aug. ) in dem Bremischen Magaz. 2ten B p. 114. noch staͤrker aber scheinen die Wuͤrkungen ge- wesen zu seyn, davon Herr Nollet in den Let- tres sur l’ E lectr. P. II. Lettr. 17 redet. — Alle diese Materie ward bloß an dem duͤnnen me- tallenen Drathe angehaͤufet, weil der mit Oehl bestrichene papierne Drache nicht viel auffan- gen konnte. Herr Franklin hatte dergleichen Versuch schon zuvor gemacht, da er aber nur eine nasse hanfene Schnur gebrauchet, und uͤber den Drachenrahmen ein seidenes Tuch gespan- net hatte, so war die Wuͤrkung nicht groß gewe- sen, wiewohl er eine eiserne Spitze an des Drachen Kopf befestiget hatte. Wollte man noch mehr von der Gewittermaterie dabey auffangen, so muͤßte . §. 22. der Gewitterelectricitaͤt zu spuͤren. Wenn eine Gewittermaterie herankoͤmmt, so siehet man auch oft auf dem Felde den Staub und leichte Sachen, als in einem Wirbel aufsteigen. Der- gleichen Staubsaͤule hat Herr Wilke beobach- tet, (davon in Herrn Hartmanns Anmerk. von der Gewitterelectricitaͤt p 24.) und ich glaube, man kann sie zu einem Vorboten einer nahen Gefahr vom Wetterschlage rechnen, weil sie schon einige Wuͤrkung des electrischen Dunst- kreises der Wolke anzeiget. §. 22. Wenn also eine zu Auffangung der Gewit- termaterie ausgesteckte Stange, und was da- mit von Metall verbunden ist, durch solche Koͤr- per muͤßte man den Drachen mit Flitterblech, oder wenigstens mit Goldpapier uͤberziehen, einen metallenen Drath um die Schnur gewi- ckelt haben, und die Electricitaͤt unten an einem andern Metalle, von groͤsserem Umfange, samm- len — Hr Kinnersley hat mit einem Dra- chen, in dessen Schnur ein duͤnner metallener Drath geflochten war, aüch bey k larem trocke- nen Wetter , ohne daß eine Wolke zu sehen ge- wesen, etwas positive Electricität erhalten. ( P hil. Trans. Vol. LIII. p. 88). Der Herr Ma- zeas hat alle Tage, von Sonnenaufgange an, bis etwa eine halbe Stunde nach ihrem Unter- gange, bey trockenem Wetter, ohne daß ein Gewitter, in der Luft gewesen, einige wiewohl schwache Zeichen der Electricitaͤt an seinem ausgespannten eisernen Drathe bemerket. ( Phil. Trans. Vol. XLVIII. P. I p. 378. sq. ) Eben die- ses hat auch Hr. D. le Monnier , sogar im Octo- bermonate erfahren. Er haͤlt auch dafuͤr, daß der Thau nur die Ursache gewesen, weswegen die Electricitaͤt ohngefehr eine Stunde nach Son- nenuntergang sich nicht mehr gezeiget: denn, wenn er verhuͤtete, daß die seidenen Schnuͤre, daran sein eiserner Drath befestiget war, nicht naß wurden und die Luft nicht gar zu feucht war, so aͤusserte sie sich fast bestaͤndig Tag und Nacht ( Mem. de l’Acad. des Scienc 1752. p. 240. seq ) — Der Schwefelgeruch , dabey einige zugleich etwas Knoblauch aͤhnliches spuͤren wollen, wird auch bey starken Funken der kuͤnst- lichen Electricitaͤt wahrgenommen. per umgeben wird, welche die Electricitaͤt nicht frey durchlassen, so laͤßt sich diese aus den Wol- ken in so betraͤchtlicher Masse daran sammlen und anhaͤufen, daß man bey Annaͤherung eines andern Koͤrpers an dieses Metall, wenn auch gleich kein Blitz auf einmal aus der Luft dar- auf zuschoͤsse, nicht allein kleine Funken mit Ge- raͤusche, wie bey den kuͤnstlichen electrischen Versuchen, daraus locken kann; sondern der Funken oder die Flamme kann so stark werden, daß es einen gefaͤhrlichen Schlag giebet, noch mehr aber muß solches geschehen, wenn wuͤrk- lich ein Blitz aus einer Gewitterwolke die Stange trifft. Dieses ist dem geschickten Naturforscher, Hrn. Prof Richmann , in Petersburg wieder- fahren, und hat zu vielem Mißverstaͤndnisse von gefaͤhrlicher Anziehung des Blitzes durch die Stangen , Anlaß gegeben. Allein, was that Hr. Richmann ? Hatte er fuͤr eine Ableitung der Gewittermaterie aussen am Hause gesorget? Keinesweges: er hatte vielmehr gerade das Gegentheil von dem, was wir oben angera- then haben, gethan, und auch thun wollen. Hr. Richmann wollte naͤmlich mit Fleiß die Gewittermaterie an seinem Metalle anhaͤufen, um die Wuͤrkung davon zu sehen, weil die Be- merkung damals noch neu war 1753. den 3. Aug. (S. Hamb. Corresp. 1753. N. 141.) Ich kann nicht umhin, die Worte die- ses verewigten Mannes, und gleichsam den Ent- schluß, damit er seinem glaͤnzenden Tode ent- gegen . Er hatte also also von der oͤbern Stange einen metallenen Drath in sein Haus hereingeleitet, und allen Abfluß verhindert. Nun kam unvermuthet, als kurz vorher das Gewitter noch weit entfernet schiene, ein starker Zuschuß der Materie auf eine Zuruͤstung, und als er einen Fuß weit davon, Achtung darauf gab, schoß ein Faust dicker Fun- ken gerade auf seinen Kopf zu, und der Schlag fuhr durch seinen Koͤrper, so, daß es ihm das Leben gegen gegangen, anzufuͤhren. Man findet sie in seiner letzten Abhandlung, welche er kurz vorher der Academie uͤbergeben, und darinn den Electricitaͤtszeiger, damit er die Staͤrke der Kraft ausmaß, beschrieben hat ( Nov. Comm. P etrop. T. IV. p. 335.) Sie erfordern ein Denkmal der Zaͤrtlichkeit. “Man koͤnnte “(schreibt er) fragen, ob nicht Gefahr bey die- “sen Versuchen zu befuͤrchten sey, und ein schroͤck- “licher Blitz durch solche Anstalt unvorsichtiger “Weise hergeleitet werden moͤchte? Wenn die- “ses waͤre, so muͤste man davor Rath schaffen. “Es werden aber zuvor verschiedene Beobach- “tungen und Erfahrungen erfodert, um zu wis- “sen, weswegen und unter welchen Umstaͤnden “der Blitz gefaͤhrlich werde Demnach muͤssen “die Naturforscher dabey Herz und Unerschro- “ckenheit bezeigen. Es ist meines Amtes, “die Wuͤrkungen und Kraͤfte der Natur nach “Vermoͤgen zu untersuchen: ich gehe muthig “voran, und versaͤume keine Gelegenheit, meine “Dienste zur Beobachtung, und einigermassen “zur Bestimmung, der natuͤrlichen Electricitaͤt “zu leisten.„ — Es war also gar nicht Hrn. Richmanns Absicht, das Gewitter abzuleiten, wie sich manche eingebildet haben. Leben kostete. Diese Geschichte zeiget also in der That nichts anders, als was wir eben er- weisen wollen, naͤmlich, daß das Metall die Gewittermaterie angelocket habe, und demnach, wenn es aussen am Hause bis in die Erde herun- ter geleitet gewesen, der Blitz nicht in das Haus gefahren waͤre Wollte man dann leugnen, daß Dach und Rin- nen uns vor dem Regen schuͤtzen, weil einer, der sich unter dem Ausguß einer Rinne gestel- let, am aͤrgsten benetzet worden? — Bey einer solchen Zuruͤstung, als Hr. Richmann und andere Naturforscher gemacht haben, die Gewittermaterie in einem Hause zu sammlen, wird freylich das Haus in dieselbe Gefahr ge- setzt, darinn, wie oben erwehnet, unsere Ge- baͤude durch die Wetterfahnen u. d. gl Metall, davon keine Ableitung ist, befindlich sind. Es haben auch einige (als Hr. Hartmann , in den Anmerkungen von der Gewitterelectricitaͤt) ge- glaubet, daß es kein Blitz, sondern bloß der starte Funken von der angehaͤuften Materie aus dem Metalle, gewesen, dadurch Hr. Rich- mann getoͤdtet worden. Allein, in einer aus- fuͤhrlichen Nachricht, welche (aus dem Deut- schen uͤbersetzt) in den Phil. Trans. Vol. XLIX. p. 61. eingeruͤckt ist, wird ausdruͤcklich erweh- net, daß, obgleich die Luft sonst heiter gewe- sen, doch eine kleine dicke Wolke niedrig in der Luft daher fahrend, und daß dieser Blitz mit ei- nem uͤberaus heftigen Donnerschlage daraus entstanden: von verschiedenen Leuten beobach- tet worden: daß auch ein wenig Regen dar- auf erfolget, bald aber, da die Wolke voruͤber gezo- . §. 23. §. 23. Um also die Sache noch einmal kurz vorzu- stellen und verschiedenen Einwuͤrfen zu begegnen, muß ich nur erinnern, daß das anlocken, auf- fan- gezogen, wieder Sonnenschein gewesen sey, daß der Wind sich kurz vorher und gleich nachher gedrehet habe, und daß Leute auf der Gasse durch eben diesen Schlag erschuͤttert, ja einige umgeworfen worden. Verschiedene andere Umstaͤnde scheinen auch die ploͤtzliche Gewalt eines Blitzes anzuzeigen, zumal da der metal- lene Drath dabey zerrissen und geschmolzen worden, so, daß die eingebrannten Striemen auf Hrn. Sokolows Kleide zu erkennen gewe- sen. Dergleichen wird man von blosser Aus- lockung eines Funkens ohne Zuschuß durchfah- render Materie nicht aufweisen koͤnnen. An Hrn. de Romas duͤnnem Drathe war die Ge- wittermaterie sehr uͤberhaͤuft, dennoch, wenn die staͤrksten Funken daraus gezogen wurden, zerriß der Drath nicht, obwohl dieser noch aus der nahen Wolke einen schnellen Zuschuß haͤtte bekommen koͤnnen. Indessen koͤnnte die nach- gerade aus der Luft bey diesen Anstalten, wie an Hrn. de Romas Drachenschnur, gesammlete Materie auch ohne einen ploͤtzlichen Zuschuß von einem Blitze, schon zureichen, einen Men- schen, der sich dem donnervollen Metalle na- hete, zu erschlagen. So haͤtte es bey der Er- fahrung mit der Gewitterstange zu Potsdam, (davon im Hamb. Magaz. XV. B. p. 602.) ge- hen koͤnnen, wenn der Beobachter dabey gewe- sen, als durch einen daraus entsprungenen Schlag die angenagelten Latten ausgerissen und ein Loch in einen Dachziegel, welcher eine Spanne fangen, zuspringen, anhaͤufen und ableiten der Gewittermaterie wohl zu unterscheiden sey, Die Metalle locken allerdings die Gewitterma- terie an sich: dies ist aber eben die Eigen- schaft, welche wir zu Nutzen anwenden koͤn- nen. Denn, wenn wir Metall aussen am Ge- baͤude herunter gehen lassen, so locken wir den Blitz nicht auf uns zu, sondern vom Gebaͤude ab in die Erde. Daß nun die Spitzen diese Materie in groͤsserer Entfernung auffangen als Metalle von anderer Gestalt, solches ist ein wahrer Vortheil, indem es, wie gesagt, nicht allein den Nutzen schaft, daß der Blitz nicht eine andere Ecke des Gebaͤudes treffe, wo er Gewalt ausuͤben wuͤrde, sondern auch eben da- durch das gefaͤhrliche ploͤtzliche Zuspringen des Blitzes, und die Annaͤherung der Wolke, dar- aus der Schlag sonst entstehen wuͤrde, verhuͤ- tet Spanne weit von dem Metalle abgestanden, geschlagen worden. Auch an andern Orten hat man bereits einige fuͤrchterliche Erschuͤtterun- gen bey solchen Versuchen gefuͤhlet, und in Hrn. Richmanns Hause scheinet das meiste von dem Blitze schon in das Thuͤrgesimse, unter welchem der davon gluͤhend gewordene und zerrissene Drath von der oͤbern Stange herging, und in die Pfosten gefahren zu seyn, welche dadurch zerschmettert worden, so daß nicht einmal die ganze Kraft durch seinen Koͤrper gegangen. Es ist aber gar nicht noͤthig, sich dieser Versuche wegen einer solchen Gefahr auszusetzen. S. oben §. 20. p. 78. not. *. tet wird Daß alles Metall, wenn es auch nicht zugespi- tzet ist, ja, bey einem heranfahrenden Schlage, auch wenn es durch hindernde Koͤrper abge- sondert ist, die Gewittermaterie anlocke, kann man aus oben angefuͤhrten Geschichten ersehen. (S. auch von dem Auffangen aus der Gewitter- luft §. 21. p. 87. n. **.) Es ist also ein Miß- verstaͤndniß, wenn einige sich noch bey dem Auf- fangen der Gewittermaterie durch spitze Stan- gen eine groͤssere Gefahr vorstellen. Vielmehr wuͤrde eine stumpfe Stange, dergleichen Herr Wilson ( Phil. Trans. Vol. LIV. p. 249) unter dem Dache zu setzen angerathen hat, Gefahr von einem ploͤtzlichen Blitze und Schlage er- wecken. Die Vergleichung laͤßt sich schon aus den electrischen Versuchen erachten: ich kann es aber noch mit einer Geschichte, welche in den Phil. Trans. Vol. XLIX. p. 309. angefuͤhret wird, bestaͤtigen. Der Blitz schlug in ein Haus zu Darking in Surrey durch das Dach gerade auf den Buͤgel einer Glocke, folgte sodann dem eisernen Drathe, welcher zu beyden Seiten von der Glocke in die Kammern geleitet war, und schmelzte etwas davon, hernach brach er bey einer Mauer in den Laden des Hauses durch, wo sich viel Eisenwaare befand, darinn er sich rings umher verbreitete und seine Spuren nachließ. Es waͤre hingegen allerdings zu wuͤnschen, daß, nebst der Veranstaltung einer gehoͤrigen aͤussern Ableitung, die oberen Stan- gen und Kreuze auf unsern Thürmen mehr zu- gespitzet wuͤrden, um, gleich dem Thurme zu Plauzat, . Nur dann ist das Auffangen ge- faͤhrlich, wenn die Gewittermaterie in dem Me- talle sich anhaͤufen kann. Dies ist aber eben G der der itzige Zustand unserer Thuͤrme und anderer Gebaͤude, davon wir die Gefahr abzuwenden wuͤnschen, indem sie Stangen, Knoͤpfe, Wet- terfahnen und anderes Metall haben, dadurch die Gewittermaterie angelocket wird, und an welchem sie sich sammlen muß, weil das Metall zerstreuet oder mit andern Koͤrpern umgeben ist, durch welche sie nicht frey durchfaͤhret. Ganz ein anderes geschiehet, wenn von der obern Stange an, das Metall bis ins Wasser oder in feuchte Erde, welche die electrische Materie annehmen, heruntergefuͤhret, und diese also da- durch abgeleitet wird. Alsdann vertheilet sie sich augenblicklich, und wird nie angehaͤufet, wenn sie gemaͤhlig aus der Gewitterluft durch die Stange aufgefangen wird. Es lassen sich deshalben aus solchem Metalle mittelst Annaͤ- herung eines andern Koͤrpers keine Funken zie- hen Eben so wird sich an einem Koͤrper, den man bey Versuchen electrisiren will, nie so viel electrische Materie sammlen, daß man Funken herauslocken kann, wenn von solchem Koͤr- per eine Kette oder metallener Drath bis auf die Erde haͤnget, oder wenn man nur in eini- ger Entfernung dem Koͤrper gegenuͤber, eine metallene Spitze haͤlt, welche eine Ableitung nach der Erde hat. , und die Electricitaͤt zeiget nur etwa beym Eingange und Ausgange einen Schein, oder wo Plauzat, (davon oben §. 20.) die Gewitter- materie, wenigstens groͤstentheils, gemaͤhlig ohne Gefahr aus den Wolken aufzufangen. wo das Metall unterbrochen ist, ihre Funken. Nun kann zwar auf einmal eine Wolke mit so starker Electricitaͤt herankommen, daß die Spitze sie nicht in der Ferne gemaͤhlig aufzufangen vermag, sondern wie gewoͤhnlich, Blitz und Schlag entstehen. Allein, sogleich faͤhret doch die Materie durch das Metall ohne Schaden hin, und wird von dem Schaden, den sie sonst andern Koͤrpern zufuͤgen wuͤrde, abgeleitet Hr. Franklin erinnert selbst ( Phil Trans. Vol. XLIX. p 306.) daß man ihm Unrecht thue, wenn einige vorgegeben, er haͤtte eine gaͤnzliche Ver- huͤtung aller Donnerschlaͤge durch aufgerichtete Spitzen versprochen, indem er nur gemeinet, daß eine Zuruͤstung, wie er sie angerathen, ent- weder den Schlag durch das gemaͤhlige Auf- fangen der Spitze verhindern, oder , wenn ja ein Schlag entstuͤnde, ihn durch die Ableitung ohne Schaden des Gebaͤudes oder Schiffes, in die Erde, oder ins Wasser fuͤhren wuͤrde. (S. auch seine Lett. V. p. 90 und Lett. XII. p. 117.) Die electrischen Versuche zeigen naͤmlich, daß wenn man eine Spitze einem electrisirten Koͤr- per langsam von ferne naͤhert, selbige ohne Schlag alle Electricitaͤt wegnimmt: naͤhert. man sie aber mit einmal, so koͤmmt, wenn die Ele- . Ja, wenn auch das Metall, welches also ge- troffen worden, gar zu duͤnne gewesen, und durch die schnelle Bewegung der durchdringen- den Feuermaterie erhitzet, geschmolzen oder zer- staͤubet ist, so hat es doch noch, wie oben er- wehnet worden, die Dienste der Ableitung von G 2 andern andern Koͤrpern verrichtet. Wenn aber nur die Materie ungehindert sich weiter ausbreiten und verlieren kann, so ist eine maͤßige Dicke des Metalles, wie etwa ein Gaͤnsekiel, schon gemeiniglich zureichend gewesen, dem Schmel- zen von einem Blitze zu widerstehen. Hinge- gen koͤnnen allerdings andere, naͤmlich heftigere Wuͤrkungen vom Blitze bey abgesonderten, und mit verschiedener Art Koͤrpern umgebenen Stuͤ- cken Metall entspringen, von welchen die Ele- ctricitaͤt nicht abgeleitet, sondern darin ange- haͤufet wird. So wundert es mich gar nicht, daß im Brigittenthurme zu London, eine eiserne Stange, welche 1½ Zoll dick, und 2½ breit war, von dem Wetterstrahle mitten von einan- der gebrochen worden. Sie lag in der Quere, war an beyden Seiten in starke Steinwaͤnde eingeschlossen, zwischen welchen sie 21. Zoll l ang Raum, uͤber sich aber gleichfals gehauene Steine liegen hatte. Daher blieb die electrische Ma- terie darinn angehaͤuft, dehnte sie aus, stieß sie von den obern Steinen ab, bog sie nach unten zu, und zerbrach sie. Eben so verhielte es sich mit andern Stangen, deren Herr Wilson ge- denket, und welche zerbrochen oder geschmolzen worden Phil. Trans. Vol. LIV. p. 251. da er naͤmlich Schwierigkeiten wegen der Sicherheit der me- tallenen Ableitungen machen will. Auch Herr Delaval scheinet ( l. c. p. 233.) zu zweifeln, daß duͤnne Stangen oder Drathe bey einer Ablei- . So werden auch Kreutze oder Helm- Electricitaͤt stark ist, auch ein Schlag, wiewohl nicht so heftig, als auf einen stumpfen Koͤrper. Helmstangen, welche nicht mit einem metalle- nen Dache verbunden sind, sondern auf einem Steine ruhen, oder mit Holz und Schiefern umgeben sind, oft vom Blitze zerbrochen S. z. E. Phil. Trans. Vol LII. P. II. p. 509. und p. 514. da die Thuͤrme von Steinen gemauert waren, und die oben erwehnten Beyspiele von Thuͤrmen, die mit Schindeln oder Schiefern gedeckt waren. §. 11. p. 24. not. ** und p. 25. not. **. . Auch die Wuͤrkungen bey andern Stuͤcken Me- tall, als einen Degen in der Scheide, Geld in der Taschen, Schnallen in den Schuhen, u. s. w. welche zuweilen vom Blitze geschmol- zen worden, gehoͤren zu dergleichen Anhaͤufung, und muͤssen vielmehr zu unserm Zwecke anra- then, als daß sie uns bey einer Ableitung durch Metall welches bis auf die Erde reichet, irre machen koͤnnten Ein anderes ist also, daß Menschen, die sich an einem Orte aufhalten, wo der Blitz hinfaͤh- ret, wenn sich Metall an ihrem Leibe, oder nahe bey ihnen befindet, allerdings leich- ter Schaden nehmen koͤnnen, als wenn sie nichts dergleichen an sich haben, dadurch er angelo- cket wird, und daran er sich sammlen kann. . G 3 §. 24. tung den Blitz zuverlaͤßig aushalten moͤchten, da doch die verschiedenen hier angefuͤhrten Um- staͤnde zu erwegen sind. Indessen laͤugne ich nicht, daß solche Spitzen, als die auf dem Hause zu Philadelphia, davon oben §. 12., gar zu duͤnne gewesen sind. §. 24. Ich muß aber doch eines Vorschlages ge- denken, darauf einige, in der Absicht, die Ge- fahr des Blitzes abzuwenden, gefallen sind, und der gerade unserm oben gegebenen Rathe ent- gegengesetzet ist, da er doch aus einerley Erfah- rungen zu entspringen, und also nicht unge- gruͤndet scheinet. Man glaubte naͤmlich, es muͤßte am dienlichsten seyn, sich solcher Koͤr- per zur Bedeckung fuͤr den Blitz zu bedienen, welche die electrische Materie nicht durchliessen, und hingegen die Metalle, welche sie gern an- nehmen, zu entfernen. So raͤth z. E der galante Abbé Poncelet, sich eine Art von Ge- zelte von harzigem Holze, ohne einigen Nagel oder anderes Eisen, errichten zu lassen, ihm kein spitzes, sondern ein rund gewoͤlbtes Dach zu geben, sodann es mit einem dreyfachen Wachs- tuche uͤberziehen und inwendig mit Seidenzeug ausschlagen zu lassen In einer zu Paris 1766. in 8 vo , gedruckten Abhandlung : La nature dans la formation du T onnere, \& la re production des Etres vivans, beti- telt, p. 125. Des uͤbrigen Inhalts dieser aus- gedehnten Schrift zu erwehnen, ja sie nur ganz durchzulesen, hielte ich nicht fuͤr noͤthig, da ich fast allenthalben verworrene, uͤbel verstandene, ungegruͤndete und erdichtete Saͤtze darinn an- traf. Mich wundert nur, daß sie noch einiges Aufsehen hat machen koͤnnen. . Auf gleiche Weise koͤnnte man etwa, ohne so viel sonderbare Um- staͤnde staͤnde, sein Haus mit glasurten Dachziegeln oder d. gl. zu bedecken anrathen. Allein, ich werde zeigen, wie unsicher ein solcher vermeinter Schutz sey, wenn man den Blitz nicht durch Metalle aussen vom Gebaͤude ablocken will Wolte man sich beyder Mittel zugleich be- dienen, so koͤnnten sie die Sicherheit vermeh- ren, und moͤchten bey besonderer Gefahr, wie oben § 12. p. 29. n. * von den Pulvermagazi- nen erinnert worden, anzurathen seyn. . Denn, daß derselbe auch auf andere Koͤrper zufahre, wenn er kein Metall vorfindet, ist be- kannt, und es beweisen solches die Wetter- schlaͤge an Baͤumen in Waͤldern u. s. f. Daß auch Holz und andere Koͤrper, die Ge- wittermaterie auffangen, ist oben §. 21. p. 87. n. ** erwehnet. . Es wuͤrde auch bey einem Gewitter die aͤussere Flaͤche von dergleichen Gebaͤuden, wenn man nicht noch wieder ein besonderes Schutzdach daruͤber machen wollte, doch vom Regen naß werden, und alsdann haftet, wie man weiß, die electrische Materie darauf. Daß ein stum- pfer Koͤrper aber, da er diese Materie nicht ge- maͤhlig auffaͤngt, eben verursachet, daß die Wolke sich heranziehen und Blitz und Schlag ploͤtzlich herausfahren muß, habe ich schon er- innert. Der Blitz wuͤrde ferner auch eine un- bedeckte Ecke eines solchen Gebaͤudes, oder eine Ritze der Bedeckung treffen, dadurch er erfah- G 4 ren ren koͤnnte Wenn ein Glas, oder Schwefelkuchen, damit man das Durchfahren der electrischen Materie bey den Versuchen hindern will, einen kleinen Riß bekommen hat; so lassen sie solche durch- hinstreichen. : und alsdenn wuͤrde die Zerstoͤ- rung desto groͤsser seyn, weil er allenthalben sol- chen Widerstand antraͤte, den er zersprengen muͤßte. Ja, ich fuͤrchte, die Gefahr wuͤrde durch diese Anstalt auf aͤhnliche Weise vermeh- ret werden, als in dem bekannten Leydenschen Versuche, da man an der einen Seite einer mit Wasser gefuͤllten Flasche, oder einer Glas- platte Auch mit gewaͤrmten gehauenen Steinen laͤßt sich dieser Versuch machen, wie Herr De- laval berichtet. ( Phil. Trans. Vol. LI. p. 87.). Es ist vermuthlich eine Eigenschaft aller Koͤrper, welche die Electricitaͤt nicht leicht durchlassen, da Herr Aepinus es sogar mit einem Zwi- schenraume von Luft, zwischen zwey grossen mit , die electrische Materie anhaͤufet, welche hernach, wenn sie zu der entgegengesetz- ten Seite dieser Koͤrper, dadurch sie nicht drin- gen konnte, einen Uebergang gewinnet, desto groͤsseren Schlag und Gewalt aͤussert. Die Erfahrung bezeuget aber auch, daß die electrische Materie, sowohl beym Blitze, als wenn sie bey Versuchen in Bewegung gesetzt ist, oft durch Wachstuch, bemahltes Leinewand, Glas, und s. f. s. f. Loͤcher schlaͤget Demnach scheinet mir z. E. unsere oͤffentliche Bibliotheck besonders in Gefahr zu seyn, als welche aussen mit glasurten Dachziegeln gede- cket ist, inwendig aber ein Hangewerk von ei- sernen Stangen hat, die durch den oͤber n Saal durchgehen, um die Balken des unter n zu tra- gen. Damit diese nicht einmal einen Blitz an- locken durchzuschlagen, waͤre hier eine Stange oben auf dem Dache nebst einer ausseren Ab- leitung bis zu den bleyernen Rinnen, und von da in den Canal, sehr anzurathen. Man ver- gleiche die Geschichte des Hauses §. 23. p. 97. n. *. . So koͤnnen uns Muth- massungen betriegen! Ich habe mich demnach zu Bestaͤtigung des oben erwehnten Franklin- schen Rathes bloß auf die Erfahrung berufen, und nicht allein die electrischen Versuche, son- dern selbst die Wuͤrkungen des Blitzes angefuͤh- ret, davon wiederholte Beobachtungen, die Si- cherheit der Ableitung durch Metalle genugsam beweisen; so, daß wir keinen bessern Weg, als den uns die Natur zeiget, zu suchen haben. §. 25. Wenn aber der Gebrauch der Ableitungen mit spitzen Stangen einmal eingefuͤhret waͤre, G 5 und mit Metal bedeckten Tafeln zu Stande gebracht hat. ( T entam. T heor. Electr. §. 75. p. 82.) und man viele derselben in einer Stadt, oder um die Stadt herum an erhabenen Orten auf- richten wollte, so koͤnnte man sogar hoffen, daß sie das meiste der Gewittermaterie in der Stille ohne Schlag auf die Erde herabfuͤhren wuͤr- den. Daß vieles davon, auch wenn keine Wetterschlaͤge entstehen, aus der obern Luft an dem Metalle herabgeleitet werden koͤnne, zei- get die Erfahrung, wie oben beschrieben, wenn man die Materie verhindert, sich in die Erde zu verlieren, wiewohl dieses nur geschiehet, um sie in die Augen fallen zu machen. Wenn aber das Metall bis in die Erde reichet, so kann sie in unglaublicher Menge bestaͤndig durchstroͤmen, weil der Abzug nach Masse des Koͤrpers ist, darinn sie sich vertheilen kann. Es ist also der Einwurf, den einige machen, daß der Umsang des Metalles zu dem Umfange der Gewitter- wolken von geringer Bedeutung sey, nicht ge- nug uͤberlegt, weil es hier nicht darauf an- koͤmmt, wie viel das Metall selbst fassen, son- dern wie viel bey dem schnellen Durchstroͤmen dadurch in die Erde vertheilet, oder, wie die uns unbekannte electrische Bewegung durch die- sen Zusammenhang ins Gleichgewicht gesetzet werden kann Der Trichter brauchet nicht groß zu seyn, da- durch man eine Menge Wassers abzapfet: wel- ches doch nur eine sehr schwache Vergleichung mit dem schnellen Durchfahren und Vertheilen der electrischen Materie machet. . Daß, das Herabstroͤmen auf auf die Spitzen zu Plauzat und Kreibitzsch dergleichen Wuͤrkung gehabt, hat die Erfah- rung der Einwohner bekraͤftiget. Wir wuͤrden also mit dergleichen Anstalt, der Natur nach- ahmen, da uns der Schoͤpfer eine gleiche Wohl- that durch den Regen erweiset. Daß der Re- gen das Gewitter mildere, weiß schon der ge- meine Mann: und gewiß die Schlaͤge bey trockener Luft sind die gefaͤhrlichsten, weil die electrische Materie alsdann am meisten sich an- haͤufet. Das Wasser, wie gesagt, nimmt sie an, vertheilet sie, und fuͤhret eine Menge mit den Regentropfen gemaͤhlig herunter Vergleiche oben §. 19. p. 64. n. *. und §. 20. p. 86 87. Hr. D. le Monnier hat, bey den er- sten Versuchen, die Electricitaͤt aus der Luft an Metallen aufzufangen, schon bemerket, daß solche am staͤrksten daran verspuͤret worden, wenn aus den Wolken Regen in grossen Tro- pfen heruntergefallen, (ohne daß die Luft durch die Duͤnste feucht geworden und einen Abzug gemachet, wenn gleich kein Donner oder Blitz dabey gespuͤret worden, wie er nach wiederhol- ten Erfahrungen ausdruͤcklich bezeuget, Mem. de l’Acad. des Sciences 1752. p. 236. sq. Daß gemeiniglich der Regen, besonders wenn die Tropfen groß sind, und Hagel im Sommer viel- leicht jederzeit, die Electricitaͤt herunter brin- ge, und daß seine Gewitterstange den 12. Nov. 1753. . Wenn aber aber gleich nicht alle Gewittermaterie durch sol- che Spitzen in der Stille abgeleitet werden kann, 1753. durch einen feinen Schnee electrisiret worden, erwehnet auch Hr. Canton ( P hil. Trans. Vol. XLVIII P. I. p. 357.) Hr. de Romas fand gleichfals die Wuͤrkungen an seiner Dra- chenschnur viel heftiger, da etwas Regen fiel: Hr. Watson bemerkt eben dasselbe ( Phil Trans. Vol. LIV. p 219. Anderer Zeugnisse zu ge- schweigen. Mr. l’Abbé P oncelet, der sich so vieler Versuche an einer Gewitterstange ruͤh- met, hat also das, was er etwa nachschreiben wollen, unrecht verstanden, wenn er ( l. c. C. VIII. p 78.) sagt; “Dès que le tonnero s’est fait en- tend r e, il n’y a plus rien à faire à la barre, (parce- que les nuages se dechargent) \& encore moins, quand il commence à pleuvoir: les circonstances les plus favorables sont un air serein \&c.„ Er hatte etwan sagen gehoͤret, daß waͤhrend eines Gewitters gemeiniglich nach jedem Schlage die Wuͤrkung der Luftelectricitaͤt, einige Secunden lang, weniger an dem Metalle zu spuͤren sey oder aufhoͤre. Dieses hat seinen guten Grund; aber nicht, daß sie aufhoͤret “so bald es anfaͤngt zu donnern,„ indem sie vielmehr bey heran- nahender Gewitterwolke, bis wenn solche uͤber uns stehet, immer staͤrker sich zeiget. (S. Phys. Belust. XVII. St. p. 481. 484.). So ist es auch wahr, daß zuweilen, aber nicht allezeit, bey kann, sondern zuweilen, wegen schnell heran- kommender Wolken, mit starker Electricitaͤt, noch bey einem starken Gewitterregen die Electrici- taͤt an den Stangen nachgelassen, wenn es gleich noch stark geblitzet und gedonnert hat. Es schien auch dieses, nicht von dem Abzuge der Electricitaͤt von dem Metalle durch die Naͤsse, herzuruͤhren, weil es bemerket wurde, obgleich der Harzkuchen, dadurch die electrische Materie an dem Metalle aufgehalten ward, fuͤr Naͤsse bewahret war, und weil die Electri- citaͤt bey nachlassendem Regen, wieder staͤrker gespuͤret ward, obgleich die uͤbrige Zuruͤstung noch naß war, ja zuweilen auch bey dem hef- tigsten Regen ungeschwaͤchet blieb: daher man die eigentliche Ursache davon nicht anzugeben wußte. (S. Phil. Trans. Vol. XLVII. p. 544. sq. 547 ‒ 550.) Wenn ich eine Vermuthung wa- gen soll, so koͤnnte die Electricitaͤt waͤhrend eines Gewitters, alsdann erloschen seyn, wenn die Donnerschlaͤge zwischen zwey verschiedent- lich (positiv und negativ) electrisirten Wolken vorgefallen, welche, wenn sie auf einander stos- sen, sich beyderseits ihrer Electricitaͤt berauben, und dadurch ihre Duͤnste, welche zuvor ausein- ander getrieben waren, in Regentropfen her- unterwerfen muͤssen. Daher kann zu anderer Zeit die Electricitaͤt bey einem Gewitterregen fortdauren, wenn solcher nicht eben aus den auf- noch Schlaͤge nach der Erde oder den Gebaͤu- den hin entstehen muͤssen; so ist doch der Nu- tzen groß genug, daß solche durch die Stangen aufgefangen, und wie in dem obenangefuͤhrten Beyspiele des Hauses in Philadelphia, abge- halten werden, andere Koͤrper in der Naͤhe zu treffen, wo sie Schaden thun wuͤrden Herr D. Franklin bezeuget, daß seit einigen Jahren kein Blitz in Philadelphia mehr einge- schla- . §. 26. auf einander stossenden und ihre Kraft aufhebenden Wolken faͤllt: und bey ei- ner Gewitterluft mit sehr starkem Re- gen, dabey aber kein Donner und Blitz ge- spuͤret wurde, ward (nach dem Berichte des Hrn Mazeas Phil. Trans. Vol XLVIII. p. 382.) die Electricitaͤt nicht vermindert bis zu Ende, da die Wolken vertheilet wurden. Eben so verhaͤlt es sich mit der Verminderung oder Auf- hoͤrung der Electricitaͤt nach dem Blitze Diese muß erfolgen, wenn die Wolke, aus welcher die Stange electrisirt ward, einer andern ihre Ele- ctricitaͤt mitgetheilt hat: da hingegen zuwei- len diese Kraft (wie Hr. Richmann Nov. Comm. P etrop. Vol. IV. p. 337. sqq. angemerket, nach dem ersten Donnerschlage auf einmal an der Stange gespuͤret wird, wenn nemlich der nicht electrisirten Wolke, welche daruͤber schwebte, die Electricitaͤt durch solchen Schlag mitgetheilt wurde. §. 26. Unsere Nachkommen werden laͤcheln, daß man itzt noch grosse Ermahnungen noͤthig gehabt, auf seine Sicherheit bedacht zu seyn, und un- sere Vernunft, nach goͤttlicher Absicht, dazu anzuwenden, uns die Kraͤfte der Natur so viel moͤglich unterthan zu machen. Sie muͤssen uns aber entschuldigen, daß wir, so lange eine Sa- che noch nicht bis zur klaren Ueberzeugung aus- gemacht war, unsern Beyfall zuruͤck gehalten haben. Nur dann ist die Nachlaͤßigkeit zu ta- deln, wenn man die Untersuchung wichtiger Wahrheiten und die Nutzung bestaͤtigter Be- obachtungen versaͤumet. §. 27. schlagen habe, nachdem man auf den meisten Gebaͤuden dergleichen Stangen mit Ableitun- gen angebracht, obschon daselbst haͤufige und schwere Gewitter sind, die auch vormals vie- len Schaden angerichtet haben. ( P hil. Trans. Vol. LII. P. II. p. 613.) Herr Doct. Watson bemerket ( ib. Vol. LIV. p. 223.) daß, wenn nicht der Brigittenthurm im Wege des Gewitters gelegen, und den Blitz mit seiner Helmstange aufgefangen haͤtte, die hohe St. Paulskirche der Gefahr ausgesetzt gewesen waͤre. Es war aber doch Schade, daß der Brigittenthurm, weil er keine Ableitung hatte, dabey leiden mußte. §. 27. Man erlaube mir schließlich noch einige all- gemeine Anmerkungen beyzufuͤgen, welche dem Zwecke unserer Gesellschaft, der Befoͤrderung gemeinnuͤtziger Untersuchungen, gemaͤß scheinen. Wir sehen, daß die Eigenschaft der Metalle den Blitz anzulocken und durchzulassen aus kla- ren Erfahrungen sich zeiget. Wenn man aber weiß, wodurch der Blitz angelocket wird, so weiß man auch, wodurch man ihn von andern Theilen seines Gebaͤudes ableiten und Schaden verhuͤten kann. Dennoch sind einige tausend Jahre verflossen, ehe diese wichtige Entdeckung gemacht worden. Wir sind sie auch nicht dem blossen Zufalle schuldig; sondern Herr Frank- lin hat sie durch Nachdenken bey electrischen Versuchen erfunden Es ist naͤmlich zu merken, daß er die ganze Anstalt der Ableitung des Blitzes bloß nach Aehnlichkeit der electrischen Versuche schon entworfen hatte, ehe er selbst seine vorgeschla- genen Erfahrungen zu Bemerkung der Electri- citaͤt an den Wolken ins Werk gesetzet, oder auf die Spuren eines Wetterschlages geachtet hatte. . Sollten wir dann nicht auch hieraus die Lehre ziehen, daß keine Bemerkung von Wahrheiten, und von natuͤr- lichen Eraͤugnungen oder Kraͤften geringe zu schaͤtzen sey, wenn sich gleich nicht alsbald ein sinnlicher Nutzen davon spuͤren laͤsset Diese Anmerkung macht auch Herr Mylius in . §. 28. §. 28. Die Begebenheiten in der Natur und in der zufaͤlligen Verknuͤpfung der Dinge sind fuͤr das Reich der Wissenschaften dasjenige, was einem Kaufmanne die sogenannten Con- juncturen sind. Ein witziger Kopf bemerket sie, denkt nach, und wendet sie gluͤcklich zu seinem Vortheile an, da indessen andre die kostbare Gelegenheit unbeobachtet und ungenutzt vor- beystreichen lassen und verarmen. §. 29. Die Geschichte hat uns laͤngst belehret, daß die meisten und wichtigsten Entdeckungen der Menschen ihren ersten aͤusserlichen Grund in gewissen unvermutheten Begebenheiten oder sogenannten Zufaͤllen haben. Dieses, was ein Ohngefehr genannt wird, ist vielmehr der goͤtt- lichen Vorsehung zuzuschreiben, welche uns dabey eine reiche Quelle zur Erweiterung un- sers Erkenntnisses und allgemeinen Nutzens an- bietet. Allein, es hat auch bey den Menschen selbst eine scharfsichtige Beobachtung aller Um- staͤnde, zuweilen auch mancher mit Fleiß ange- stelleter Versuch, ferner, eine nachforschende Vergleichung mit andern aͤhnlichen Faͤllen, eine geschickte Folgerung und Anwendung aus anderweitiger Erfahrung und Wissenschaft hinzu kommen, und alles durch die loͤbliche H Emsig- in den Physic. Belust. in der Vorrede zum er- sten Bande, und im ⅐ten Stuͤck p. 437. Emsigkeit, zum Nutzen des menschlichen Ge- schlechts zu arbeiten, belebet werden muͤssen: sonst waͤre der Vortheil dieser angebotenen Gelegenheit, wer weiß auf wie viele Jahrhun- derte, fuͤr uns verlohren gewesen. §. 30. Manche ziemlich bekannte und gemeinnuͤ- tzige Erfindungen sind auf diese Art aus einem scharfsinnig beobachteten Zufalle entsprun- gen Dergleichen Beyspiele finden sich in einer Schrift: Dell’ azzione del Caso, nelle Inven- zioni, e dell’ influsso degli Astri ne’ corpi terrestri. Dissertatione due. P adua. 1757. in 4. S. Freye Urtheile 1758. p. 346. sq. . Es wuͤrde zu weitlaͤuftig seyn, sie alle umstaͤndlich zu beschreiben. Vielleicht haͤt- ten noch unzaͤhlig viele andere zufaͤllige Bege- benheiten eben so fruchtbar wie jene werden koͤnnen, deren Eraͤugnung nun durch die Schlaͤf- rigkeit der Menschen nicht einmal beobachtet, geschweige dann zu nuͤtzlichen Erfindungen an- gewandt ist. §. 31. Ein Beyspiel will ich doch zur Erlaͤute- rung etwas ausfuͤhrlich erzehlen. Wuͤrden wir itzt wohl das vortrefliche Werkzeug der Penduluhren haben, welche zu astronomischen Beobachtungen und andern physischen, politi- schen und haͤuslichen Gebrauche so grosse Dien- ste thun, wenn nicht ein Galilaͤi im vorigen Jahr- Jahrhunderte auf einen geringscheinenden Zu- fall geachtet, und ein Huygens seine daraus gezogene Entdeckung weiter genutzet haͤtte? Es ward naͤmlich Messe gehalten, als eben ein hef- tiger Wind durch die Kirche strich, und die haͤn- genden Kronleuchter in Bewegung setzte. Man kann gerne glauben, daß dieser Wind fuͤr aller uͤbrigen heiligen Einfalt wuͤrde umsonst gewehet haben, wenn nicht zum Gluͤcke Galilaͤi der Messe beygewohnet haͤtte, welcher seine Auf- merksamkeit auf diese Eraͤugnung fallen ließ, als er meinte wahrzunehmen, daß die Krohn- leuchter ihre Schwingungen in verschiedener Geschwindigkeit vollendeten, nachdem sie an laͤngern oder kuͤrzern Ketten hingen. So bald er zu Hause kam, versuchte er einige Kugeln an Faͤden von ungleicher Laͤnge in seinem Zimmer aufzuhaͤngen, und dieselben in Bewegung zu se- tzen, um die verschiedene Zeit der Schwingun- gen zu beobachten, und ein gewisses Verhaͤlt- niß und Regel davon auszufinden. Sollte mancher Unverstaͤndige, der ihn in solcher Be- schaͤftigung angetroffen haͤtte, nicht gedacht ha- ben: Wie? taͤndelt der Mann? Will er sich mit einem kindischen Spielwerke die muͤßige Zeit vertreiben? Nein: sein aufgeklaͤrter Geist sahe, daß in dieser zufaͤlligen Erscheinung eine grosse Wahrheit verborgen laͤge: er spuͤrete ihr nach, und entdeckte durch seine Versuche die Grundregeln der schwingenden Bewegung. Diese sind es, welche hernach dem vortreflichen Huygens vor 112 Jahren den Weg gewiesen, H 2 auf auf die Erfindung der Penduluhren zu kom- men S. Guil. Wottoni Epist. ad Jo. Chamberlayne, welche hinter dieses seiner Oratione Dominica polyglotta stehet, p. 39. , die nachmals durch weitere Entdeckun- gen noch zu groͤsserer Vollkommenheit gebracht worden. §. 32. Zuweilen, wenn schon etwas ersprießliches entdecket gewesen, hat noch die Erfindung aller- ley Hindernisse angetroffen, so, daß sie entwe- der spaͤte allgemein genuͤtzet worden, oder gar wieder verloren gegangen ist, bis man sie etwa nach langer Zeit aufs neue erfunden, und einer guͤnstigern Aufnahme gewuͤrdiget hat. Von dem aͤusseren Widerstande, welcher die Ausbrei- tung der Erfindung unterdruͤcket, als Aberglau- ben, Vorurtheile, Leidenschaften Wenn dem Herrn Nollet gleich der Nutzen, durch ausgesteckte Spitzen die Gewittermaterie gemaͤhlig ohne Schlag aufzufangen, unglaub- lich schiene; so bliebe doch die bemerkte Eigen- schaft der Metalle, vor andern Koͤrpern die Gewittermaterie durchzulassen, und die An- wendung derselben zur Ableitung des Blitzes von andern Theilen der Gebaͤude, in ihrem Wehrte, und verdiente, daß er darauf geach- tet haͤtte. Man siehet aber durchgehends in seinen Briefen, wie er gerne der Franklinischen Ehre etwas, abzwacken will. Allein, was hilft es, wi- u. d. gl., will will ich hier nicht einmal reden. Meine Ab- sicht ist itzt nur, die unmittelbaren Hindernisse beym Erfinden selbst, als hauptsaͤchlich die ge- woͤhnliche Schlaͤfrigkeit oder Unachtsamkeit, den Mangel an practischen Nachdenken und gemein- nuͤtzigem Zwecke, dadurch so viel fruchtbarer Same zuruͤckgehalten oder gar ersticket wird, vor Augen zu legen. §. 33. Eben deswegen, weil so wenig Menschen mit den erfoderten Eigenschaften begabet waren, haben die meisten Erfindungen alter Zeiten, wenn nicht die blossen Nothwendigkeiten des Le- bens dazu angespornet, auf einen gluͤcklichen Zufall warten muͤssen. Und wie leicht gingen Tausende von Jahren hin, ehe sich der Zufall und der rechte Beobachter zusammen trafen. Kaum seit ein Paar hundert Jahren, und be- sonders seit der ruͤhmlichen Stiftung eigentli- cher dazu bestimmten gelehrten Gesellschaften, hat man erst angefangen, mit Fleiß und Vor- satze nicht allein alle von selbst vorfallende Er- fahrungen in der Natur zu beobachten, son- dern auch eigene Versuche daruͤber zu machen. Manche derselben werden Unverstaͤndigen Klei- nigkeiten und veraͤchtlich scheinen. Sie wollen entweder sogleich baaren Vortheil, oder etwas in die Augen fallendes Wunderbare sehen. ”Haͤtte Guericke , der Erfinder der Luftpumpe, H 3 “(sagt widersprechen zu wollen, wo wir uͤberzeuget werden koͤnnen? “(sagt Herr Gralath In seiner Geschichte der Electricitaͤt, in den Ab- handl. der Naturforschenden Gesellsch. in Dan- zig, 1 Th. p. 268. seine Versuche nicht “in solcher Gestalt aufgefuͤhret, und seine luft- “leeren Halbkugeln nicht mit 30. Pferden von “einander reissen lassen; so wuͤrden sie auf “dem Reichstage zu Regensburg nicht so gros- “ses Aufsehen gemacht haben, und von Hohen “und Niedrigen bewundert worden seyn.” Al- lein, man fahre nur fort zu beobachten, wenn gleich die Bemerkung anfangs unansehnlich scheinet, so wird sich von allen Wahrheiten und ihrem Zusammenhange schon der Nutzen zeigen. §. 34. Mußte es nicht ehemals ein blosses Spiel- werk scheinen, wenn man an einem schlechten Steine bemerkte, daß er Eisen anzoͤge? Es ist auch diese Beobachtung, und daß das Eisen selbst durch den Magneten eine gleiche Kraft er- hielte, schon sehr alt, aber lange Zeit ganz un- genutzt geblieben. Erst im zwoͤlften Jahrhunderte erfuhr man, daß der Magnet und das damit bereitete Eisen nicht allein selbst seine Richtungs- puncte haͤtte Plinius war noch von den entgegengesetzten Polen des Magneten uͤbel berichtet, da er schreibt, es wuͤrde ein anderer Stein in Aethio- pien gefunden, den man Theamedes nennte, und der alles Eisen von sich stiesse. L. XXXVI. c. 16. p. 747. Hard. , sondern sich auch nach einer ge- wissen wissen Weltgegend zu kehren suchte, in dem man etwa den Stein, oder eine daran gestrichene Nadel an einen Faden gehaͤnget, oder vermit- telst eines Stuͤckchen Gorks auf dem Wasser schwimmen lassen. Vielleicht diente auch die- ses noch eine Zeitlang nur zu Kunstspielen. End- lich hat es zu Anfange des 14ten Jahrhunderts ein guter Kopf anzuwenden gewußt, und es ist daraus die so nuͤtzliche Erfindung der Seecom- passe entsprungen Man sagt, daß die Chineser schon laͤnger den Magneten zu gleichem Nutzen angewendet haͤt- ten. Sie sind aber dabey geblieben, ihn wie man vor dem 14ten Jahrhunderte auch in Europa that, vermoͤge eines Stuͤckchen Holzes auf Wasser schwimmen zu lassen, welches noch lange nicht die Dienste thut, als eine Magnet- Nadel, die auf einer Spitze sich umdrehen kann. , dadurch der Schiffer in den Stand gesetzet, sich von den Kuͤsten in die freie See zu wagen, der Weg nach beyden In- dien ausgespuͤret, und die Handlung von ganz Europa ansehnlich ausgebreitet ist. Durch den Fleiß neuerer Zeiten ist dieses Werkzeug nach- gerade vollkommener geworden. Besonders aber hat die nach vielen Versuchen gemachte Entdeckung des Hrn. Canton in England, welcher im Jahr 1750. dem Stahle ohne Zu- thun eines Magneten, die voͤllige magnetische Kraft zu geben gelehret hat S. P hilos. Trans. Vol. XLVII. p. 31. Hamb. Ma- gaz. VIII. B. p. 339. , die Wissen- schaft und den Nutzen dieser Kraft sehr erweitert. H 4 §. 35. §. 35. So ist es auch mit der Beobachtung der Electricitaͤt gegangen. In sehr alten Zeiten hatte man schon bemerket, daß der Bernstein und einige andere Koͤrper, wenn sie etwas ge- rieben worden, Spreu und andere leichte Sa- chen anzoͤgen und von sich stiessen Der Name Electricitaͤt ist, wie bekannt, von dem griechischen Worte Glektron , Ἠλεκτρον oder Ἤλεκτρος, welches Bernstein heisset, hergenommen: dieses hat vielleicht seinen Ur- sprung von Ἠλέκτωρ, welches in alten Zei- ten die Sonne bedeutete, und daher, wegen des Glanzes sowohl der Bernstein, als ein Crystall, und ein gelbliches Metall Elektron genant worden. Vielleicht moͤchte kuͤnftig die Naturlehre erweisen, daß auch in unserem Weltsystem die Sonne eine Quelle electrischer Wirkungen sey, und also diese Namen wieder in Verwandschaft setzen. . Es ward aber der Sache nicht sonderlich nachge- forschet. Gegen das Ende des 16ten Jahr- hunderts fing D. Wilh. Gilbert in England, und zwar bey Gelegenheit seiner Untersuchun- gen vom Magneten an, mit verschiedenen Koͤr- pern eigentliche Versuche deswegen zu machen. Es schien wahrlich ein fruchtloser Zeitvertreib zu seyn, und reizete auch nur wenige, sich damit zu beschaͤftigen. Otto de Guericke , der be- ruͤhmte Buͤrgermeister in Magdeburg, erweiterte in in der Mitte des vorigen Jahrhunderts diese Versuche, und bemerkte schon, daß auch Fun- ken und Schall durch das Reiben solcher Koͤr- per erreget wurden Plinius Hift. nat. L XXXVII. c. 2. 3. erwehnet vom Bernstein, nicht allein, daß er leichte Sa- chen anziehe, sondern er saget auch c 2. Sect. 11. Hard. “ P hilemon ait, flammam ab electro reddi.“ Sollte wohl Philemon schon den Schein, der beym Reiben entstehet, bemerket, und Plinius ihn nicht recht verstanden haben? Was aber auch den Alten vom Bernsteine mag bekannt gewesen seyn, so liessen sie es sich doch gewiß nicht einfallen, daß diese Eigenschaften, die be- obachteten Castor- und Polluxfeuer (S. §. 20. p. 86. n. *) und der Blitz einerley Ursache haͤtten, und daraus nuͤtzliche Folgen gezogen werden koͤnnten. . Noch einige Zeitlang wurde nicht viel darauf geachtet, bis der ge- schickte Hauksbee zu Anfange dieses Jahrhun- derts die electrischen Wahrnehmungen recht in Gang gebracht, da sie dann hernach von vielen Gelehrten mit Eifer getrieben sind Man sehe die lehrreich abgefaßte Geschichte der Electricitaͤt von Hrn. Gralath , in den Ab- handlungen der Danziger naturforschenden Gesellschaft, ersten Th. p. 175. 2ten Th. p. 355. und 3ten Th. p. 492. Sie gehet aber nur bis ins Jahr 1746. . Nun H 5 beob- beobachtete man die Fortpflanzung der Electri- citaͤt durch verschiedene Koͤrper, die erregten Funken und andere Eigenschaften mit mehrerer Aufmerksamkeit, und Hr. Gray , der nebst Hrn. du Fay die Kentniß der Electricitaͤt sehr befoͤrdert hat, aͤusserte schon im Jahre 1735. die Vermuthung, daß das electrische Feuer mit der Materie des Blitzes uͤbereinzukommen schiene S. Philos. Trans. N. 436. . So blieb auch der beruͤhmte D. Franklin nicht bloß bey der Erde, sondern er erhob seine Ge- danken, fuͤhrte uns auf die grosse Electricitaͤt in der Luft, erfand den Weg sich ihrer zu versi- chern, machte die sinnreichsten Versuche und Beobachtungen, verglich die erfundenen Wahr- heiten, zeigte ihren Zusammenhang, und zog daraus die wichtigsten Folgerungen. Nun blieb es also nicht bey dem blossen Vergnuͤgen des Gelehrten, die von dem Schoͤpfer der Na- tur eingepraͤgten Kraͤfte zu kennen: es ent- sprang auch ein betraͤchtlicher Einfluß in das menschliche Leben Des uͤbrigen Nutzens, den man aus der Kennt- niß der subtilen schnell durchfahrenden electri- schen Materie gezogen hat, will ich nicht ein- mal erwehnen. . Nie wuͤrden wir dessen haben geniessen koͤnnen, wenn nicht unermuͤdete Naturforscher bey ihrer Wißbegierde auch auf die kleinsten Umstaͤnde geachtet und ihnen eifrig nachgeforschet haͤtten. §. 36. §. 36. Noch eine Hinderniß der Entdeckungen muͤs- sen wir nicht vorbey gehen, welches hauptsaͤch- lich bey Gelehrten Statt findet. Dies ist die Einbildung, daß man schon genug wisse, und ohne weiter nachzuforschen, alles zureichend ein- sehen und erklaͤren koͤnne. Diese Meynung hat gewiß in den vorigen Jahrhunderten sehr schaͤd- liche Wuͤrkungen gehabt, und das Wachsthum aller Wissenschaften gehindert. Man stand in den Gedanken, daß man bereits fast alle Wuͤr- kungen und Eraͤugnungen in der Natur verstehe: indessen begnuͤgte man sich mit leeren Hirnge- spinnsten, welche man Lehrgebaͤude nannte, und als ausgemachte Wahrheiten ansahe. Der Schuͤler sprach sie dem Lehrmeister nach, und war eben so stolz auf seine grosse Einsicht als jener, und eben so unbemuͤhet, der Wahrheit weiter nachzu- spuͤren. Zum rechten Gluͤcke fuͤr die Erweiterung wahrer Kenntnisse, kam der grosse Franz Bacon , und lehrete zu Anfange des vorigen Jahrhunderts die sichere Spur, daß man die Einbildungen ver- laͤugnen, und die Wahrheit erst durch wirkliche Erfahrungen entdecken muͤsse Der beruͤhmte Des Cartes in Frankreich, ver- sprach zwar auch, alle Vorurtheile zu verban- nen, und alle Wahrheiten von Anfang an aufs neue zu untersuchen. Da er aber den Weg der Erfahrung verließ, verirrete er sich in Wirbel von Einbildungen. . Seit der Zeit, da dieser Weg eingeschlagen worden, haben wir in Europa mit zuverlaͤßigen Schritten viel groͤs- sern sern Fortgang gemacht, als je in vorigen Zeiten und in andern Laͤndern geschehen ist. Und da man in England insbesondere an diesem Vorsatze, alles durch Erfahrungen zu untersuchen, Ge- schmack gefunden hat, so sind auch dortige geschick- te Koͤpfe seit dem vorigen Jahrhundert an nuͤtz- lichen Entdeckungen besonders fruchtbar gewesen. Ich will abermals nur das Beyspiel der electri- schen Versuche anfuͤhren. Herr Gralath l. c. 1 ster Th. §. 49. p. 263. 267. und der Herr Baron von Wolf selber In einem Schreiben von der Electricitaͤt an Herrn Prodechant Wolshoffer. Frf. und Leipz. 1755. 4. p 7. sq. , geste- hen, daß die Deutschen wohl vornemlich aus der Ursache die electrischen Versuche, darinn sie doch ihrem Landsmanne Guericke am ersten haͤtten folgen sollen, versaͤumet haͤtten, weil sie gemeinet, daß das Anziehen der geriebenen ele- ctrischen Koͤrper genugsam durch die erregte Waͤrme und verduͤnnete Luft erklaͤret, uud also hiebey nichts weiter nachzuforschen waͤre So findet man es auch in Wolffens Nuͤtzl. Ver- suchen T. III. §. 45, erklaͤret. Neuerlich hat Hr. P. Beccaria ( P hil. Trans. Vol. LI. p. 515. sq. ) durch einen geschickten Versuch gezeiget, daß wuͤrk- lich durch Wegnehmung der Luft die Erschei- nung der Anziehung bey der Electricitaͤt auf- gehoben werde, indem ein leichter Kloͤppel, der an einem seidenen Faden zwischen einem ele- ctrisirten und nicht electrisirten Koͤrper haͤn- get, . Die Die Englaͤnder hingegen waren eifrig bemuͤ- het, der durch Newton auf die Bahn gebrach- ten allgemeinen Anziehung nachzuspuͤren, und machten desfals viele neue Versuche und Be- merkungen. Irreten sie nun gleich in der Art sich auszudruͤcken, und vielleicht auch in ihrer Vorstellung, da sie glaubten, ein Koͤrper koͤnne ohne Zwischenmittel auf einen entfernten wuͤrken; so forschten sie doch einer verborgenen wahren Kraft nach, die Ursache mochte nun stecken wo sie wollte, und es war besser ohne Vorurtheil Wahr- heiten aufzuspuͤren, als sie, weil man sich schon mehr zu wissen einbildete, zu uͤbersehen So begnuͤgten sich die Alten mit der Erklaͤrung des . Ver- nuͤnf- get, nach Masse, wie die Luft ausgepumpet wird, nachlaͤsset und aufhoͤret hin und her zu flie- gen. Wenn er aber daraus schliessen will, die Ur- sache sey, weil das electrische Feuer, welches von dem einen in den andern Koͤrper fuͤhre, die Luft aus dem Zwischenraume wegwuͤrfe, und solche demnach von hinten die Koͤrper zusammen druͤ- cken muͤsse, so liesse sich noch etwas einwenden. Die Zusammennaͤherung der Koͤrper geschiehet, ehe die Electricitaͤt des einen dem andern mitge- theilet wird: und, wenn die Funken zwischen beyden entstehen, (dadurch eben, seiner Mei- nung nach, die Feuermaterie zwischen fahren muͤßte) so werden vielmehr die Koͤrper, wie ich oben not. **. p. 75. erinnert habe, von einander getrieben. Man koͤnnte also bey seiner Wahr- nehmung sagen, daß weil das Feuer im luftleeren Raume freyer und weiter von einem Koͤrper zum andern faͤhret, selbige entfernet bleiben muͤssen. nuͤnftiges Nachdenken, und die Erforschung der Ursachen bleiben indessen allemal in ihrem Wehrte: auch Hypothesen, oder muthmaß- lich angenommene Erklaͤrungen, haben grossen Nutzen. Sie koͤnnen uns theils zu Beobach- tungen leiten, theils zu Vergleichung der Wahr- nehmungen, theils zu neuen Versuchen Anlaß geben. Aber sie muͤssen nicht mehr gelten als Muthmassungen, welche man untersuchen und auf die Probe stellen sollte, so, wie sie verschie- denen geschickten Maͤnnern auch bey den electri- schen Versuchen gedienet haben. Alsdann aber sind Hypothesen oder eingebildete Lehrge- baͤude schaͤdlich gewesen, wenn sie, wie oft ge- schehen, vielmehr gehindert haben, das zu se- hen des Blitzes, die Wolken wuͤrden vom Winde an einandergeschlagen, daß es rasselte, und die Funken davon spruͤngen ( Senec. Nat Qu. L. I. c. 1. L. II c. 27. sqq. ). Nachdem das Schießpulver entdecket war, zweifelte man nicht, daß Schwefel, Salpeter und Kohlen in der Luft entzuͤndet wur- den, obgleich die Verschiedenheit der Wuͤrkung einer solchen Entzuͤndung und eines Blitzes leicht haͤtten koͤnnen eingesehen werden. — Ich fuͤrch- te, daß wir itzt einen aͤhnlichen Fehler begehen, wenn wir z E. das Erdbeben, oder andere Natur- begebenheiten, welche doch ganz verschiedene Ei- genschaften zeigen, bloß aus der Electricitaͤt er- klaͤren wollen. So sind auch das sogenannte Sternschiessen und die Lufterscheinungen der Feuerkugeln, wie auf der Erde die Irrlichter und s w. von electrischen Funken wohl zu unter- scheiden. Das Nordlicht aber koͤmmt mit dem electrischen Glanze in verduͤnnter Luft uͤberein. hen oder sehen zu wollen, was man sonst haͤtte wahrnehmen koͤnnen. Unsere Schluͤsse sind sehr mangelhaft, wenn sie nicht durch Erfah- rungen unterstuͤtzet werden, und ausser dieser betraͤgt alle menschliche Wissenschaft uͤberaus wenig. Nie sollten wir die Empfindung un- serer Unwissenheit aus dem Sinne lassen, wo- ferne wir noch wuͤrklich in Wissenschaften zu- nehmen wollen. Wer weiß, wie viele verbor- gene und nuͤtzliche Eigenschaften und Kraͤfte in der Natur und allerley Koͤrpern, noch kuͤnftig durch Beobachtungen und Versuche entdecket werden, welche itzt vielleicht, da man sie schon haͤtte bemerken koͤnnen, unter dem verlachten Namen der Sympathie und Antipathie ver- worfen werden? Wuͤrden uns aber die ma- gnetischen und electrischen, wie auch verschie- dene chymische Wuͤrkungen nicht eben so un- glaublich vorkommen, wenn wir nun zuerst von Unverstaͤndigen die Nachricht davon erhielten? Es ist ein Irrthum, wenn man mit jenen Wor- ten eine Wuͤrkung ohne Ursache andeuten, oder auch das Ansehen haben will, mit einem un- verstaͤndlichen Namen die Ursache genug zu er- klaͤren: allein, es ist auch ein schaͤdlicher Irr- thum, die Sache zu verwerfen, weil wir die Ursache nicht begreifen koͤnnen. Erst spaͤte wird der menschliche Verstand so weit kommen, die Verwandschaft der Kraͤfte auszufinden, welche wir fuͤrs erste nach ihren verschiedenen Wuͤr- kungen als verschieden aufsuchen muͤssen. Ich I ch habe in gegenwaͤrtigem Aufsatze, die in den Englischen und andern Abhandlungen mitgetheilten Bemerkungen zu verschiedenen Folgerungen und zu Erlaͤuterung des Zusammenhanges der Wahrhei- ten anwenden koͤnnen. Was ich angefuͤhret, habe ich mit Fleiß nachgesehen: meine Geschaͤfte aber erlauben mir itzt nicht ein mehreres aufzusuchen, und man wird mir bey meiner oft unterbrochenen Arbeit verzeihen, wenn ich ein und anderes anzu- fuͤhren versaͤumet habe, wie auch, daß mein Vor- trag nicht so gut gerathen koͤnnen, als er sollte. — Ich muß aber andere gute Beobachter ersuchen, ihre Wahrnehmungen unserer Gesellschaft zuzuschicken, um sie gemeinnuͤtzig zu machen. Man wird die ein- gesandten Aufsaͤtze mit vielem Danke annehmen, sie in einer besonderen Versammlung einiger Mitglie- der erwaͤgen, und nach Befinden zur Ehre der Her- ren Verfasser bekannt machen.