Herrn Wolff Caspars von Hund/ Röm. Käyserl. Majest. wohl-verdienten Hauptmanns/ und des Fürstenthums Lignitz Landes-Eltistens Zwey Dinge sind/ die sich im Grabe nicht begraben/ Die/ wann der Leib verdirbt/ vom Tode bleiben frey: Der Nach-Ruff/ welchen uns die Tugend leget bey/ Die Seele/ welche wir von Gott empfangen haben. Kein unverzehrlich Tacht/ kein immer-brennend Licht Gleicht dieser Himmels-Flamm und hellem Zunder nicht; Wenn gleich solt Oel und Schein erblaßter Sternen schwinden/ Läst sich der beyden Glantz noch unvertunckelt finden. Das Unverweßlich-seyn sucht Morgenland vergebens/ Die theurste Specerey ist selbst verderblich Gutt/ Ertz/ Steine/ Säulen zwingt Zeit/ Sturm/ Wind oder Glutt; Der beste Balsam ist der Nachruhm reines Lebens/ Wer dieses Kleinod zu der Ahnen Schilde legt/ Das Bild der Gottesfurcht in seine Seele prägt/ Lebt in und ob der Welt/ und wenn sich die begräbet/ So weiß er/ daß er doch die Zeit selbst überlebet. Hier liegt der edle Geist verstrickt in seinen Banden/ Das allzu schwere Fleisch/ der Eitelkeiten Koth/ Klebt seinen Flügeln an/ doch kennt er keinen Todt: Wann die gewünschte Zeit der Freyheit ist verhanden/ Im Fall ihn nicht die Last der Laster unterdrückt/ Und in das schwartze Reich betrübter Nächte schickt/ So klimmt er an das Licht/ und übersteigt die Sonne/ Bewohnt bey Gottes Thron das Reich der steten Wonne. Die Dünste dieser Welt umnebeln das Gesichte/ Ein neidig Auge streicht der Sonne Flecken an. Man mindert oder mehrt was der und du gethan/ Wenn unser Lebens-Licht verlöscht/ so wird es lichte. Wenn Lust und Nutz entweicht/ kein Zwang uns mehr umgiebt/ So rühmt und schilt die Welt/ was ieder ausgeübt. Der Fürnis springet ab/ die wahren Lebens-Farben Erheben unsre Zier/ entblößen unsre Narben. Wir sencken zwar nunmehr die abgelebten Glieder Des Edelen von Hund mit Thränen in die Grufft: Das beste Theil von ihm hat Gott zu sich gerufft/ Sein wohl verdienter Ruhm schallt aus dem Grabe wider. Die Plagen dieser Welt/ das Siechthum dieser Zeit Ersetzet ihm nunmehr die Schos der Ewigkeit: Der müde Leib verschläfft/ der Geist darff nimmer fühlen Die Stürme/ welche noch auff unsre Häubter zielen. Rom ziert des Siegers Haubt mit grünen Lorberzweigen/ Durch saure Müh errang der Kämpffer seinen Preiß/ Die Ehre des Triumphs erworben Blutt und Schweiß; Hat nicht die theure Seel izt gleichen Schmuck zu eigen? Auff Streiten folget Sieg/ auff Arbeit Ruh und Lohn; Sie träget beydes izt von Gott bekrönt darvon/ Kan gegenwärtig sehn/ vor- wissen und genüssen/ Was wir im Schatten nur zu Trost und Hoffnung wissen. Das Tuschwerck dieser Welt/ der ungewisse Schimmer Verführet ferner ihr verklärtes Auge nicht: Sein heller Leitstern ist das ungeschaffne Licht: Vor war der enge Leib/ der Himmel izt/ ihr Zimmer. Knallt hier die Mord-Carthaun/ und dräut des Säbels Wutt/ Kein Unfall ficht sie an/ kein Feind entführt ihr Gutt; Wird hier der Mensch durch Streit und Sorgen abgezehret/ Ihr ist die volle Gnüg und süsse Ruh gewähret. Die kurtze Lebens-Zeit durch kluge Thaten strecken/ Durch freye Tapfferkeit dem Tode beugen für/ Dem man entgegen geht/ ist deren beste Zier/ Die ihrer Eltern Schild zur Tugend soll erwecken. So steckte der von HUND durch tugendhafften Lauff/ Bey seiner Ahnen Helm noch neue Nägeln auff/ Sein angeerbter Ruhm/ durch eignes Lob erhöhet/ Verfällt nicht/ weil die Welt und diese Grabschrifft stehet: Der Tugend festen Grund legt ich in jungen Jahren: Was meiner Ahnen Faust erwarb zu ihrer Zeit/ Das pflanzt ich weiter fort durch eigne Tapfferkeit; Wie edel mein Gemütt/ hat Freund und Feind erfahren. Ich diente sonder Scheu und treulich Gott und Land/ Drum bot mir Gnad und Gunst von Hoch- und Niedern Hand. Muß ich der Jahre satt/ das irdsche Leben schlüssen/ Viel Tugend-Nägeln solln aus meinem Grabe sprissen.