Uberschrifften und Sinn-Gedichte Hercules Bildnis Ich bin der Hercules/ dem Himmel/ Hölle/ Welt/ Doch nicht ein schwaches Weib vergebens nachgestellt. Nerons Bildnis Geht diesen Käyser an/ der Liebsten Haar zu zählen Wird vor den Königs-Stab die stoltze Faust erwählen. Simson Der so viel Feinde war gewohnt zu überwinden/ Läst sich die schwache Faust der Philisterin binden. Unterschied der Sprachen und Gemütter Gemeines Sprüchwort schäzt den Mann aus seinem Gange/ Den Groschen nach dem Klang/ und Vögel vom Gesange: Der Frantzmann bricht die Red/ hält Sylb und Hertz zurücke/ Der Welsche fälscht das Wort/ steckt insgemein voll Tücke/ Ein stoltzer Spanier wird Pracht in Worten führen/ Der Britten Wanckelmutt läst ihre Zunge spüren: Zum Zeichen/ daß man deutsch und unverändert bleibt/ So schreibt man/ wie man redt/ und redet wie man schreibt. [Du wirst zwar Jungfrau noch/ doch zweiffelhafft genennt] Du wirst zwar Jungfrau noch/ doch zweiffelhafft genennt/ Ein Hauß das bleibt ein Hauß/ wiewohl es abgebrennt. Ein Dieb muß offtermahls den Titel/ Ehrlich führen/ So will der Titel dir der Jungfrau auch gebühren. [Es lies um ihren Mann Manuholde Thränen flüssen] Es lies um ihren Mann Manuholde Thränen flüssen/ Und schwur/ sie wolte sich nicht weiter ehlich wissen/ Doch als die Leinwand sie zum Sterbeküttel schneid/ Grieff/ auff Befehl der Hand/ die Scheere nicht zu weit. Sie ward befragt/ warum sie spart in diesen Sachen: Damit man übers Jahr kan Hochzeit-Hemde machen. [Der Wirbel träget Gold und Ertz der rothe Bart] Der Wirbel träget Gold und Ertz der rothe Bart/ Das Hertz ist grobes Bley/ das Antlitz Silber-Art/ Das unverschämte Maul gleicht sich dem harten Eisen; Wer wolte nicht vor reich so viel Metalle preisen? [Liegt nicht bey iedem Hauß ein wachsam Hund an Ketten] Liegt nicht bey iedem Hauß ein wachsam Hund an Ketten Der vor der Diebe List den Bauren warnen kan? Warum legt Mopsus nicht dergleichen Wächter an? Des Hundes Stelle kan sein böses Weib vertreten. [Es hat des Höchsten Mund dem Menschen anbefohlen] Es hat des Höchsten Mund dem Menschen anbefohlen Die Lebens-Mittel ihm mit Schweiß und Fleiß zu holen; Was geht den Küster an diß ernstliche Gebot? Mit lauter Fried und Freud erwirbt er ihm sein Brodt. [Du billst nach Hundes-Art/ und schmeichelst wie ein Hund] Du billst nach Hundes-Art/ und schmeichelst wie ein Hund/ So schläget nach an dir dem Hunde Schwantz und Mund. [Es kan dein gantzer Leib die Ele kaum erreichen] Es kan dein gantzer Leib die Ele kaum erreichen/ Und will sich doch dein Wort der langen Klaffter gleichen. [Dein Arm will meinen Leib/ dein Mund mein Hertz umschlüssen] Dein Arm will meinen Leib/ dein Mund mein Hertz umschlüssen/ Und deine Rechte sich bey meiner Rechten wissen/ Im Fall noch kömmt darzu der Küsse Freundligkeit/ So heissestu mit Recht ein Judas unsrer Zeit. [Wann dein beredter Mund sich einmahl auffgethan] Wann dein beredter Mund sich einmahl auffgethan/ So flicht sich Stück in Stück/ und Glied in Glieder ein/ Daß manche Stunde kaum das Ende finden kan. Die Nase muß gewiß der Rede Maßstab seyn. [Dein grosses Geld und Gutt halff dir Filinden freyen] Dein grosses Geld und Gutt halff dir Filinden freyen/ Sie krönt dein dürres Haubt mit frischen Hirsch-Geweyhen: Diß heist Cerofilus, die Hörner theuer kauffen; Man kan um leichtern Preiß damit nach Hause lauffen. [Der Schleiffstein schärffet nicht/ man muß ihn vor begüssen] Der Schleiffstein schärffet nicht/ man muß ihn vor begüssen; Trinckt ein Poete nicht/ so wird der Reim nicht flüssen. [Der Wetzstein machet scharff/ thut selber keinen Schaden] Der Wetzstein machet scharff/ thut selber keinen Schaden; Nichts böses thut der Wein/ nur die sich mit beladen. [Der Jungfrau-Nahme will den Jungen nur gebühren] Der Jungfrau-Nahme will den Jungen nur gebühren/ Wer alt wird unverfreyt/ soll andern Nahmen führen. [Wer dich und die Nessel schont] Wer dich und die Nessel schont/ Wird mit Brand und Schimpff belohnt; Wer dich und die Nessel drückt/ Brennt sich nicht/ und wird beglückt. [Wie vielen hat der Wein das Leben abgestohlen] Wie vielen hat der Wein das Leben abgestohlen/ Es fallen ihrer mehr durch Gläser als Pistolen. [Weinholden sollen wir zur Zahl der Weisen lesen] Weinholden sollen wir zur Zahl der Weisen lesen/ Speusippus wird gewiß sein Lehrer seyn gewesen. [Wer ihm zum Ziel den Grund der Gläser vorgenommen] Wer ihm zum Ziel den Grund der Gläser vorgenommen/ Wird leichtlich auff den Grund des leeren Beutels kommen. [Die Handschuh sollen noch Zibeth und Bisam schmecken] Die Handschuh sollen noch Zibeth und Bisam schmecken/ Wiltu die zarte Hand mit solchem Koth beflecken. [Ihr Alchymisten last eur Geld in Rauch verspringen] Ihr Alchymisten last eur Geld in Rauch verspringen: Der arme Bauersmann ist klüger weder ihr: All-Rüh-Mist läst er ihm die magern Aecker thüngen/ Und erndtet was er denn versilbern kan dafür. [Es läst ihm Pollio viel schöne Wagen mahlen] Es läst ihm Pollio viel schöne Wagen mahlen; Wer nicht mit eignen kan/ muß mit gemahlten pralen. [Manvarten wolte man mit Handschuh nächst begaben] Manvarten wolte man mit Handschuh nächst begaben/ Sie sprach: Ich will das Fleisch und nicht das Leder haben. [Du hast dein eitles Haubt mit Balsam angefeucht] Du hast dein eitles Haubt mit Balsam angefeucht/ Manch theures Wasser muß die stoltzen Wangen zieren: [Ist einem Raben nicht ein Heuchler zu vergleichen?] Ist einem Raben nicht ein Heuchler zu vergleichen? Er frist die Lebenden und jener nur die Leichen. Auff das Schröpffen Wo der Mund zuviel gethan/ Muß die Haut sich leiden an. [Theuer Brodt/ gesteigert Saltz/ hohe Steuer/ fallend Geld] Theuer Brodt/ gesteigert Saltz/ hohe Steuer/ fallend Geld/ Sind vier Stürm auff unser Land: Sagt mir/ wo es hin verfällt. Fastnacht Unnoth ists/ daß man izt nach viel Verkleidung frage: Die Welt vermummet sich ja nunmehr alle Tage. [Zwar heute zieht die Welt viel falsche Kleider an] Zwar heute zieht die Welt viel falsche Kleider an/ Doch dencke/ daß man die auch täglich finden kan. [Verdecke das Gesicht/ verändre Bart und Haar] Verdecke das Gesicht/ verändre Bart und Haar/ Es wird der blinde Tod doch wer du seyst gewahr. [Nimphe/ schafft den Spiegel ab/ welcher euch forthin verkennt] Nimphe/ schafft den Spiegel ab/ welcher euch forthin verkennt/ Euer Bild ist schon bekannt/ wenn man nur Alt-Schönau nennt. [Nimphen/ eure kluge Brust] Nimphen/ eure kluge Brust Schöpfft von unsrer Schwachheit Lust/ Aber denckt/ die klügsten Geister Seyn nicht stets ihr eigen Meister. Sprüchwörter Die Jungen bestänckt/ Die Alten ertränckt. [Der Jungen Noth] Der Jungen Noth Der Alten Tod. [Eine Feder auff einmahl] Eine Feder auff einmahl Macht zulezt die Henne kahl. [Sein Auskommen weiß der Mann] Sein Auskommen weiß der Mann/ Der nichts weiß und schweigen kan. [Allzufetter Heerd] Allzufetter Heerd Selten lange währt. [Fette Braten/ mager Muhß] Fette Braten/ mager Muhß: Mangel folgt auff Uberfluß. [Fette Schüsseln/ steten Schmauß] Fette Schüsseln/ steten Schmauß/ Schweifft zulezt die Armutt aus. [Es giebt bey Mühlen und Frauen] Es giebt bey Mühlen und Frauen Sich immer ein Mangel zu schauen. [Ein böser Schreiber wird gewahr] Ein böser Schreiber wird gewahr Daß ihn verhindert iedes Haar. [Wer zu hoch will steigen] Wer zu hoch will steigen/ Muß zum Falle neigen. [Wer hat seinen Eyffer nicht?] Wer hat seinen Eyffer nicht? Auch die schwache Fliege sticht. [Weit entlegne Wasser-Flutt] Weit entlegne Wasser-Flutt Löscht dir keine nahe Glutt. [Für langen Zorn] Für langen Zorn Ein kurtzes Horn. [Böser Hund] Böser Hund/ Kurtz Gebund. [Wenn er kaltes Wasser sieht] Wenn er kaltes Wasser sieht/ Schreyt der Hund der sich verbrüht. [Heller Hellern beygelegt] Heller Hellern beygelegt/ Machen daß man Thaler trägt. [Ein Narr ist genung fürs Hauß] Ein Narr ist genung fürs Hauß: Sonsten muß der Klug hinaus. [Ein Narr minder/ oder mehr] Ein Narr minder/ oder mehr/ Schadet in der Stadt/ Welt nicht sehr. [Gutter Wein hat diesen Lohn] Gutter Wein hat diesen Lohn/ Daß man lange redt darvon. [Gutter Wein giebt dieses frey] Gutter Wein giebt dieses frey Daß man länger schwäzt dabey. [Wer das Sein' allein verricht] Wer das Sein' allein verricht Schmutzet ihm die Hände nicht. [Der alten Hunde Bellen] Der alten Hunde Bellen Ist nicht aus Acht zu stellen. [Nicht leicht ohne Flöh auffsteht] Nicht leicht ohne Flöh auffsteht Wer mit Hunden schlaffen geht. [Wer für andr' auff Raub gegangen] Wer für andr' auff Raub gegangen/ Bleibt offt für sich selber hangen. Wird offt für sich selbst gehangen. [Nichts behält wer allzuviel] Nichts behält wer allzuviel Auff einmahl ergreiffen wil. [Allzuscharffes Schneutzen] Allzuscharffes Schneutzen Muß zum Blutten reitzen. [Roland auch der kühne Mann] Roland auch der kühne Mann/ Nahm es nicht mit zweyen an. [Hast du Geld/ so giltst du viel] Hast du Geld/ so giltst du viel: Wer nichts hat/ taugt nicht ins Spiel. [Zweymahl muß den Beutel ziehn] Zweymahl muß den Beutel ziehn Wer zu früh das Geld giebt hin: [Die Suppe schmeckt nach Rauche] Die Suppe schmeckt nach Rauche Wo grünes Holtz im Brauche. [Wer sich nicht mißt] Wer sich nicht mißt Verdorben ist. [Wer das Schmaltz in Händen hat] Wer das Schmaltz in Händen hat/ Findt ihm leicht zur Suppe Rath. [Wer das Schmaltz in Händen hat] [1] Wer das Schmaltz in Händen hat Macht das Muhs nach seinem Rath. [Je höher der Affe die Leiter ansteigt] Je höher der Affe die Leiter ansteigt/ Je mehr er die Blöße des Hintersten zeigt. [Wer trocken maurt] Wer trocken maurt/ Maurt fest/ und taurt. [Beständigkeit] Beständigkeit Bricht Glückes Neyd. [Wer da weißt sein Hauß] Wer da weißt sein Hauß Beuts zum Mitten aus. [Wenig Tuch] Wenig Tuch/ Kurtze Bruch. [Wer auff iede Feder acht] Wer auff iede Feder acht/ Nie das Bette fertig macht. [Wenn du wilt haben der dir Dienste thut] Wenn du wilt haben der dir Dienste thut/ So ist der alte Spruch: Bezahle gutt. [Wo die Gall im Hertzen stockt] Wo die Gall im Hertzen stockt/ Wird kein Honig ausgespockt. [Nach der That] Nach der That Gilt der Rath. [Geld/ der Meister aller Sachen] Geld/ der Meister aller Sachen/ Weiß aus Nein offt Ja zu machen. [Von Waffen/ Vogel/ Hund und Lieben] Von Waffen/ Vogel/ Hund und Lieben/ Folgt kurtze Lust und viel Betrüben. [Von dem/ was nicht angeht dich] Von dem/ was nicht angeht dich/ Weder Gutts noch Böses sprich. [Wo man Gänß und Weiber hat/ sicht] Wo man Gänß und Weiber hat/ sicht/ Findet auch Geschnader statt. Fehlt es an Gepapper nicht. [Besser Wolle weggeschoren] Besser Wolle weggeschoren/ Als das gantze Schaf verlohren. [Besser ist es/ daß das Ey] Besser ist es/ daß das Ey Als das Hun verlohren sey. [Junger Thaten] Junger Thaten/ Alter Rathen Geht von staten. [Grosses Hoffen/ groß Betrug] Grosses Hoffen/ groß Betrug: Wie so bald mißräth der Zug! [Katze zieh die Handschuh aus] Katze zieh die Handschuh aus/ Sonsten fängst du keine Maus. [Man mißt den Mann nicht nach der Elen aus] Man mißt den Mann nicht nach der Elen aus; Offt hat ein grosser Geist ein kleines Haus. [Fremden Glücks und Unglücks Schein] Fremden Glücks und Unglücks Schein Kan des Weisen Spiegel seyn. [Zucker und sich freundlich weisen] Zucker und sich freundlich weisen/ Dient zur Würtz in alle Speisen. [Soll die Mühle fertig gehn] Soll die Mühle fertig gehn/ Muß sie nicht im Trocknen/Thale stehn. [Ubermaß] Ubermaß Sprengt das Faß. [Kräht die Henn/ und schweigt der Hahn] Kräht die Henn/ und schweigt der Hahn/ Ist das Hauß gar übel dran. [Laß deinen Mund verschlossen seyn] Laß deinen Mund verschlossen seyn/ So schluckst du keine Fliegen ein. [Sagen ist der Weiber Ruhm] Sagen ist der Weiber Ruhm/ Thun der Männer Eigenthum. [Fleisch ohne Bein] Fleisch ohne Bein Ist nie allein. [Vom Fasse quillt] Vom Fasse quillt Was eingefüllt. [Schande hinterm Sattel führt] Schande hinterm Sattel führt Wer in Hoffart galoppirt. [In steter Sorge liegt] In steter Sorge liegt Wer nimmer sich vergnügt. [Nicht schlaffen/ und dennoch liegen im Bette] Nicht schlaffen/ und dennoch liegen im Bette/ Vergebens erwarten was man gern hätte/ Treu dienen/ und kein Erkäntnis genüssen/ Sind Dinge/ die einen auffs Sterben verdrüssen.