Trennung Maienlüste wehen durch die Haine, Blüthen brechen aus dem Keim hervor; In der Sonne mütterlichem Scheine Richtet sich die Pflanzenwelt empor. Vögel singen in den grünen Zweigen, Käfer schweben freudig hin und her – Doch aus mir will nicht der Winter weichen, Und das Herz ist mir erstarrt und schwer. Sonst begrüsst' ich gern das rege Leben, Das im Lenz sich jugendlich erneut, Und mit ahnungsvollem, süssem Beben, Füllte mich des Jahres Erstlingszeit. Aber jetzt verdunklen bittre Thränen Mir die frische, lächelnde Natur, Und des Busens ungestilltes Sehnen, Zeigt mir Bilder dumpfer Schwermuth nur. Denn der Zauber ist von mir gewichen, Der mir sonst die öde Welt verklärt. Ach jetzt dünkt sie leer mir und verblichen, Nicht mehr ist sie meiner Wünsche werth. Trennung rief in eine weite Ferne Meines Lebens einz'ges, höchstes Glück, Seitdem traten meiner Hoffnung Sterne In des Kummers finstre Nacht zurück. Wenn uns schwere Träume oft umfangen, Muth und Kraft uns lähmend in der Brust, Stillt der Morgen das erträumte Bangen Mit des fröhlichen Erwachens Lust; Und wir lächeln über die Gefahren, Aufgethürmt von schwarzer Fantasie. Alle Schrecken, welche wir erfahren, Fliehn vor der Besinnung Harmonie. Möcht' auch mir dereinst der Morgen glühen, Der mich weckt aus öder Trennung Traum. Dann erst wird der Frühling mir erblühen, Mild und sonnig in des Daseyns Raum. Doch bis dahin hüllt ein matter Schleier Jeden Reiz der Erde für mich ein, Und es strahlt mir nur des Lenzes Feier In des Wiedersehens Himmelsschein.