Ludwig Anzengruber Die Kreuzelschreiber Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten Personen Personen. Anton Huber, der Bauer vom »Gelben Hof« Josepha, sein Weib Der Großbauer von Grundldorf Der Steinklopferhanns Veit, der Wirt Marthe, sein Weib Liesel, Kellnerin Klaus, Mathies, Altlechner, Der alte Brenninger, , Bauern Michl, Loisl, Martin, Sepp, , Burschen Rosl, Hans, Tobias, , Gesinde vom »Gelben Hof« 1. Akt 1. Szene Erste Szene Michl, Loisl, Martin, Sepp und andere Bursche. Dann Veit. Darauf der Steinklopferhanns. Die Bursche sitzen zechend und lärmend in der Buschenlaube. – Michl klopft mit dem Krug auf dem Tische zum Zeichen, daß er singen wolle. – Alles schweigt und schlägt später zum Gesang in die Hand, manchmal mit dem Krug auf den Tisch – beim Chor schreit zuweilen einer über alle hinaus. singt. Bissel christlich, bissel gottlos, Bissel schön, bissel schiach – Bissel gottlos beim Dirndl, Bissel frumm in der Kirch! Dulidieh! Alle fallen ein und jodeln mit. Dulidieh! klopft – Stille – singt. Heilig werdn, heilig werdn, Das möcht ich eh – Drum kraxl ich all Tag Zun Himmel auf d' Höh! Doch kimm ich net viel hoch, Dös geht ma nit ein – [: Beim Dirndal sein Fenster Draht's mich allmal hinein! :] Holladieh! Alle wie oben. Holladieh! kommt mit frischem Getränk in kleinen Steinkrügen. No, Buben, jetzt stellts aber die besoffene Metten ein, der Segen is aus, die Manner werdn gleich kämma! steht auf und singt. Laß s' nur kommen, dö Männer, So gehen doch glei, Hoam müssen s' gehn – hoam müssen s' gehn, Sonst greint es Wei! Hoam müssen s' gehn – hoam müssen s' gehn, Sonst greint es Wei! Juchhu! tritt auf. Ein alter Mann, sechzig Jähre, einen abgetragenen grauen, breitkrempigen, stellenweise durchlöcherten Filz auf dem wetter gebräunten Haupt, lange, weiße Haarflechten, grauen Stoppelbart, Pfeife im Mund, einen einmal hechtgrau gewesenen Soldatenkittel, Pantalon von Zwilch, geflickt; grobes Schuhzeug; über die rechte Achsel fallen an einem Stricke zwei schwere Hämmer, der eine, leichtere, vorne über die Brust, der schwerere auf den Rücken herab. – Noch beim Zaun. Juchuchu! Kommt vor. Da geht's lustig aber! schreiend und lachend. Ju! Da kimmt schon einer! Is dös auch a Mann? Beileib, dös is der Steinklopferhanns! lachend. Hollah! Steinklopfer, da kimm her! Is 's Bier bei eng wohlfeil – setz ich mich schon her. Er setzt sich, man bietet ihm zu trinken. schlägt ihn unterm Trinken spaßhaft in den Rücken. Führt dich der Guguk auch her, du alter Radelsführer! Dö schrein mir eh schon 'n ganz Nachmittag, daß ich mein, fallt der Himmel ein! O fix nein! Sixt, dös is, weil ich net dabei war. Ich kann dir Liedeln, die dich nur so ins Ohr kitzeln wie a Bettfeder! Singt. Wann der Himmel einfallet, singen leise mit Brummstimmen nach. Wann der Himmel einfallet, Dös wär nit zum Lacha! Dös wär nit zum Lacha! Wann der Himmel einfallet – Wann der Himmel einfallet – und alle. Dös wär a – – Zugleich, schreiend und mit den flachen Händen auf den Tisch schlagend –. Kracha!! faßt nach seinen Ohren, ärgerlich und lachend. No hab ich mir's doch denkt, wann der was fürbringt, is 's Allerschlechtest! Nur lustig, lustig! Gehn auf der Welt die Spitzbubn in der Maschkaradi, schadt's nix, schaut amal a der ehrlich Mann wie a Spitzbub aus! – Laßts mir fein a ein Krügel hergebn, eng bringt's nit um und ös wißts, ich trink nur fremds Bier! ganz reich gekleideter Bursche mit blanken Knöpfen und schwerer Uhrkette, selbstgefällig. Wirt, du kannst ihm oans bringen. No, vergelt dir's Gott, Loisl! – Sikra nein, du schaust aber a darnach aus, als kam's dir am leichtesten an! Führst dein Uhr an einer schweren Ketten – lauft s' leicht voraus? Alle lachen. beleidigt. Is dös fürn Trunk? Na, dös ist umsunst, fürn Trunk hast ja schon dein Vergelt's – Gott! hat nach links in die Szene geblickt. Na, gebts a Achtung! Schauts, wer dort umn Weg biegt. Mein Six! Dös is die Wirtin mitn Gelbhofbauer. Hat s' ihn mal aufgabelt? Dö hat ihm's eh gschworen, wann er ihr mal übern Weg lauft, sie laßt 'n nit aus! Drum, weil er der Lauteste da am Bubentisch war, und seit er verheirat is, sitzt er seinm Weib auf der Kittelfalten und schaut sich um seine früheren Kameraden gar nimmer um. Dafür is er jetzt Bauer. Ah, der Sikra laßt sich ja gar nit anschaun! 's ganz Dorf kann ihn leiden, und er is nit erkenntlich und tut, als kam ihm dös zu von Rechts wegn. Vielleicht grad deßtwegn mögts ihn leiden. gewichtig. So a Glück wie er habn wenig gmacht, und doch vergunnt ihm's jeder! Kommt vor a paar Jahr als armer Bursch da von Zwentdorf nüber nach Grundldorf und wird dort Großknecht beim allmächtigen Großbauer, und der hat da rüben bei uns wieder ein alten Verwändten, 'n Bindernatz, der 'n gelben Hof und a einzig mannbar Dirn, die Sepherl, dazu hat. Der Großbauer bringt den Huber-Tonl auf dös Anwesen da her – Schlägt in den Tisch. – und, hast's nit gsehn, erheirat der 'n Gelb Hof und den Großbauern ... dazwischen. Vergiß nit – »allmächtigen« Großbauern – mußt sagn! fortfahrend. Und 'n Großbauern zum Vetter. – A starks Stuck! Ah ja, dös schon! Nur bracht's leicht ein jeder andere a zuwegn. Zeigt auf die Bursche. Wirf du einm von dö Spatzn das Hanefkörndl hin, ob er nit a draufpickt! – Auf den Wirt. Sooft d' Red aufn Gelbhofbauer kommt, wird bei ihm 's Radel laufet, und da haspelt er die ganze alte Gschicht aber; so verwunderig kommt's ihm vor. Der Großbauer hat gern in die Dörfer da herum seine Adjutanten, dös is das Ganze, und dazu taugt ihm der jetzt am Gelben Hof. Ich aber weiß was Neuchs – Auf die Kommenden. –, und wußt der, wie er da jetzt 'n Weg hertappt, davon, bracht 'n kein Teuxel daher! zugleich. No, was? Laß's los! rückt zu, halblaut. Wie er noch drent in Grundldorf Großknecht war, ist er mit einer Kellnerin gangen. Dös is ja a was Alts! Narr! Freilich wohl! Aber der Gspaß kommt erst. Dös is neuch, daß die nämlich Kellnerin gestern da bei unsern Wirten eingstanden is! So! No! Die Liesel wär's –?! lacht dumm. Öhöhöhö! schlägt mit der Faust in den Tisch. Lustig und rasch nacheinander. Was d' sagst! LOISL Na wart, Dirn! Dös trifft aber fein zsamm! Pscht! Seids stad! Sie sein schon nahet! 2. Szene Zweite Szene Vorige. Marthe mit Anton von links. noch hinter der Szene. No, kimm nur, du Duckmauser, ich laß dich nimmer aus! Bist ja eh schon a halb Jahr verheirat, da därfst schon wieder ins Wirtshaus gehn. Die beiden sind unterdem oben erschienen. resoluter, junger, wohlhabend aussehender Bauer. Na, ich denk, zwegn 'm Dürfen hätt ich doch früher auch niemand um Erlaubnis fragn müssn; aber es is kein Zeit, Mutterl, es is kein Zeit! behäbiges, altes Mütterchen mit rotem Regenschirm und Gebetbuch. Was nit gar, es war kein Zeit! Woher nehmet s' denn dann der Mesner, der 's vom Turm gibt? Wird s' doch der nit gstohln habn! Schau, Wirtin, a andermal, heut nit! Ah, grad heut muß sein – und vorauf gehst! Gibt ihm einen scherzhaften Schlag in den Rücken. stolpert die Stufen in den Hofraum. No, mein Eingang hat der Herr schon gsegnet, sonst hätt ich mir sicher d' Füß verbrochen. halblaut. Nur vom Ausgang traumt ihm noch nix! ihm entgegen. Grüß Gott, Gelbhofbauer! Sieht man dich a amol? Du bist seltsam! Dös sag ich auch! Du hast dein Alte sauber auf die Gäst dressiert. Kommt vor und sieht die Bursche. Jetzt is's gut! Da sitzt 's ganze Bandl beieinand! Grüß Gott, Gelbhofbauer! präsentiert ihm den Krug. Wie geht's dir allweil? No, dank, 's muß recht sein, könnt nit klagen! Tut Bescheid. Nö, dös gfreut mich aber wirklich! setzt ab. Der is auch da? No, der is mir schon der Liebste! ist aufgestanden, tritt zu ihm, treuherzig. Gelt ja? Mir mögen einander allmal leiden? Na wohl! Zu Veit. Laß mir ein Trunk bringen, wenn ich schon bleiben soll. Mir sein Freund! Drückt ihm die Hand. Du, Gelbhofbauer, sag mal – ich hab 'n Großbauer von Grundldorf schon vorign Sonntag und heut wieder bei uns herenten in Zwentdorf in d' Kirchn gehn gsehn – was sucht er denn da? Is ihm d' Grundldorfer Kirchen leicht nimmer anständig? Ja, das weiß ich nit! Höhö – du solltst doch wissen! Warum grad ich? Na, wir meinen nur, weil dein guter Freund dich grad früher 'm Großbauer sein Adjutanten gheißen hat. zum Steinklopferhanns. Du bist doch a schlechter Kerl, soweit d' warm bist! No, ich werd mich schon stellenweis bessern, wann nur erst wieder Winter wird. Du, hörst – laß dich mal anschaun – grad ins Gesicht! Wie d' willst! droht ihm. Na, die Händ gibst her, du wärst imstand und ziehest mir leicht derweil d' Pfeifen ausm Sack. Du hast mehr Praktiken wie a alter Rab! Hält die Hände hin. Da hast 's all zwei! Beide sehen einander starr an. 3. Szene Dritte Szene Vorige. Unter folgendem kommt Liesel mit dem Krug in der Hand geschäftig vor, bis sie knapp hinter Anton steht. Gegen Ende dieser Szene kommen einzelne, dann immer mehr und mehr Bauern und nehmen an den Tischen Platz. Du Sikra hnein, du blinzelst mir zviel mit die Augen, ich trau dir nit, du sinnst auf a Schelmstuck! Blickt über Steinklopferhanns' Achsel nach den Burschen. Und die machen a so verzwickte Gsichter! Läßt die Hände des Steinklopferhanns fahren. Was habts denn?! faßt ihn und dreht ihn um. Dein Trunk is da! O fix nein, die Liesel! Schaut auf die Seite. Jesses – der Ton! Gleichfalls. Kleine Pause. Na, soll ich dem Herrn noch lang 's Krügel halten? Stellt es auf den nächsten Tisch und tritt näher zu Anton. nimmt ebenso rasch den Krug und tritt einen Schritt zurück; für sich. Jetzt heißt's gscheit sein, sonst habn s' 's ganz Jahr ihr Gspött mit mir. Blickt tiefsinnig ins Krügel; seufzend. Mir scheint, 's is schlecht gmessen! No, dös is christlich gnug gmessen, denk ich! für sich. Gut is! Jetzt streit mer zweg 'm Krügel. Laut, indem er den Krug hinhält. Könntst schon was drauffülln! O du Gscheiter! Scheangl nit allweil in dn Krug, schau mich doch an! Warum net? Warum nit? Richtet sich auf. Schöne Kellnerin, trink oans! tut Bescheid, indem sie ihn von der Seite anblickt. Dein Wohl! Dös is a Feiner! Er laßt s' trinken, daß s' nix reden kann! Liesel gibt den Krug zurück. trinkt. Auch soviel, saubre Dirn! Na, und wie is's uns denn gangen, seitdem wir uns nimmer gsehn habn? Na, ich dank! Dank schön der Nachfrag – es geht mir recht gut! wie erstaunt. Schauts gar, ös zwei kennts eng? boshaft. Ich denk! Ja, a so oberflächlich – Und nur a Jahr! Na, da hat er sich ziemlich lang auf der Oberflächen aufghalten. Kannst 's wohl a auswendig, wie die Bubn dö Länderbschreibung? Bist gut verheirat? Aber Liesel! Ob d' redst! Ob d' gut verheirat bist? Es verintressiert mich amal! Ah ja, no freilich! Mag dich dein Weib leiden? Ah ja, no freilich! Weißt noch dös Gstanzl, was wir damal allmal zweistimmig gsungen habn? 's fallt mir nit ein! schmiegt sich an ihn. Ah ja, no freilich! weicht aus. Ich kann mich nimmer erinnern! rückt nach. Ich hilf dir schon drauf! wie oben. Ich bin so trocken. wie oben. 's wird schon gehen! Anton weicht wieder zurück und kommt zu stehen vor Steinklopferhanns, der stemmt sich gegen ihn, so daß Anton nimmer aus kann. leise. Du, ich rat dir's – sing! No ja – aber – Setz ein! Singt. In mein Herzal – vokal. In mein Herzal hat Koan anders oan Platz, Ich bleib dir treu – treu, Mein oanziger Schatz! Jodler. bricht den Jodler ab, indem sie singt. Ich bleib dir treu – treu Wie der Spatzin der Spatz! Schiebt Anton den Hut zur Seite und fährt ihm spielend durch die Haare. Gsindel! Ös bleibts einer treu! Stößt ihn mit dem Ellbogen von sich. Geh zu! greift nach der gestoßenen Stelle und singt parlando. O Vergißmeinnicht, du blau Bleamel Unter meinem Hemadärmel! lachend. Laß's gut sein, ich bin dir drum nit harb! Hätt dich eh nit mögn; so an jungen Bauer nimm ich gar nit! bissig, mit verstellter Lustigkeit. Na, lieber ein mit graue Haar und krumme Knie; die Liesel will sich ausrasten im heilig Ehstand! Du täts wohl a gscheiter, du ließest dein dumm Maul rasten! Mit dir hab ich mich gwiß mein Lebtag nit strappaziert. Das sag ich dir aber – gestern, die erst Nacht, die ich da in dem Haus war, war ich zu müd und zu schläfrig und hab auch kein Aufsehn machen wolln, drum hab ich dich am Rebenglander bei meinm Fenster akrat so ruhig wieder 'nabsteigen lassen, wie 'd naufkommen bist; – heut aber, wann d' wieder Lust hättst, heut fandst s' Fenster schon offen, und da laß ich dich dann nunterteufeln wie a Hafersackel aus der Bodenluckn; – nur schau dir früher 'n Misthaufen an, der unterm Fenster liegt, ob d' der Läng nach drauf liegen kannst – 's tät mir leid, wann d' dich bucklig fallest! Veit und Marthe haben einstweilen die an den rückwärtigen Tischen sich ansammelnden Gäste bedient. wendet sich jetzt an den Tisch vorne, wo sich einige Bauern eben niederlassen, und sagt in einem Atem, aber wieder mit der größten Ruhe. Was schaffts denn, Manner? zu Loisl, dem er die Hand auf die Achsel legt, summt. »Heilig werdn, heilig werdn!« – Schau, du bedauerst mich, du wirst nimmer heilig noch selig! – Was nutzt's dich, wanns dich zum Dirndl sein Fenster neindrehst, wann dich 's Dirndl wieder rausdreht? richtet sich auf. Ho! Es gibt noch anderne Fenster und andere Dirndln! Höhohöl Und anderne Misthaufen! hebt zornig die Faust. Du Malefiz-Depp! hält ihm die Faust. Halt aus! Grauft wird hitzt nit, ös seids nimmer allein da, ös Buam! Beim ersten Streich, den d' führst, kannst dir gleich ein Baum da aussuchen, auf dem d' als Spatzenschrecker sitzen willst. So hoch lupf ich dich, Krispindel! Wendet sich ab und setzt sich an den Tisch vorne zu den Bauern. Die Bursche gehen debattierend an ihren Tisch. 4. Szene Vierte Szene Vorige. Der Großbauer stattliche Gestalt, die Bauernkleidung vom feinsten Tuch, sein Besteck, das er in der Hose trägt, silbern. Mit ihm kommen noch einige Bauern, darunter Altlechner und der alte Brenninger. an den Tischen im Hintergrund schauen auf, murmelnd. Der Großbauer! – Schauts, der Großbauer! vom Bubentisch, an dem er vorne mit dem Rücken gegen Anton sitzt, sich wendend. Herr Adjutant, da hint schrein schon a paar: »Gwehraus!« vorkommend. Grüß Gott, Manner von Zwentdorf! Fixiert dabei die an den Tischen Sitzenden. wie sie sein Blick trifft, grüßen wieder. Grüß Gott! – Grüß Gott! ganz vorn, erblickt Anton. Ho, Vetter! Grüß Gott! Schüttelt ihm die Hand. Dich such ich, und ist mir recht lieb, daß ich dich da find; du giltst was da im Ort, du bist den Zwentdorfern ihr Mann und der mein! Was hast denn, Großbauer? Laß's los! Weißt, ich hab nit viel Zeit! Wirst's gleich hören, daß sich's um nix Grings dreht, wann sich der Großbauer von Grundldorf selber vorspannt. Ich hab dich immer leiden mögn und bild mir was drauf ein, daß ich dein Glück gmacht hab – wann d' wolltest, könntst heut dafür erkenntlich sein. – Laß mich jetzt nur reden. Wendet sich an alle. Manner von Zwentdorf, losts mir a weng zu. Während seiner Rede verlassen die meisten Bauern die Sitze und stellen sich in Gruppen um ihn – nur die Bursche und der Steinklopferhanns bleiben in der Buschenlaube sitzen. Ich bin eng bekennt als Freund von all rechtlichen Bauersleuten, ich bin eng bekennt als einer, der festhalt an unsern alten Rechten, an unsern alten Bräuchen, an unsern alten Glauben. Ös wißts, wie ich in der Art auch allweil darnach tan hab, wie ich gegen jede Neuerung war, woher auch kämma is – drum, weil das, was zu Recht und Ordnung bestehn kann, schon unsern Vorvordern bekannt war, und was dö net kennt habn, a nit mit Recht und Ordnung vertraglich is! Ös wißts, daß ich's war, der gegen die Eisenbahn garbeit hat, daß 's nit über unsre Grundstuck sollt gführt werdn, und ös habts a gsehn, was Guts dabei herauskämma is, wie s' mich überstimmt habn; dö Judas, denen nix an ihrer Väter Grund und Boden glegen is, habn sich die Katz mit Silberling gfüllt und die, denen ihr Elternhütt nit feil war, die Hütt, in der vom Urahnl her jeder von der Sippschaft sein erst Schrei und sein letztn Seufzer tan hat, dö Hütt, wo jeder vermeint hat, er könnt auch drein, wie die Vordern, gottselig versterbn – die armen Häusler sein mit einm neuchen Recht zum Mußverkauf zwungen wordn, und dös neu Recht hat a z' gleichzeit dö Schätzer aufgstellt! – Damal habts mein gut Willen für d' Tat nehmen müssen, aber ös wißts auch, daß seither ich's gwesen bin, der allmal unsern Wahlbezirk vor die liberalen Wölf gschützt hat, damit uns da nit auch die neu Judenlehr verdirbt; daß jeder könnt glauben und für recht halten, was er will! Kurz, ös kennts mich, den Großbauern von Grundldorf! blinzelnd zu den Bursche. Hat gut reden, so a Großer! No weiter! – Hörts 'n Großbauern! Dös alls sag ich, net daß ich mich herausstreich, ich sag's nur, daß sich ein jeder erinnert, wie ich war, daß keiner irr wird an mir und vermeint, ich wär ein anderer wordn, wo ich jetzt mit schweren Herzen vor eng steh, eben weil ich der nämlich blieben bin, der ich allweil war! Es is a Zeit übers Land kämma, Christen, wo man nit weiß, traumt man selber oder schlaft herentgegen die ganze Welt! Mit erhobener Stimme. Manner von Zwentdorf! Man neuert hitzt von einer Seiten, wo's nie zu erwarten war, von woher man uns allweil vor jeder Neuerung christlich gwarnt hat – ich war nit umsonst heut a in eurer Kirch –: es is neuzeit die Red von Sachen, die unsre Voreltern nit zur Gottseligkeit not ghabt haben, und wöllten wir denen ihrn alt Glauben aufgeben, so könnten wir a gleich luthrisch werdn, dös war ein Teufel! – Und, Manner, so is nit allein mein Denken, mein Red: so wie ich, der Großbauer von Grundldorf, so denkt und redt a in der Stadt a frummer, gstudierter, alter Herr – frumm is er, er tragt selber 's geistlich Gwand viel Jahr schon in Ehr, gstudiert is er und weiß sich aus in die Sachen, denn bei ihm sein unsre größten Bischöf in der Lehr gwest, und a rechter Spruch laßt sich a von dem alten Mann derwarten, der durch sein weiß Haar Gott nähersteht, als da irgendeinm unter uns bstimmt sein dürft. – Um dem alten Herrn z' zeigen, daß er nit allein steht und streit, daß wir zu ihm und unsern alten Glauben halten, haben wir Grundldorfer a Gschrift aufgsetzt, die ihm Dank sagt für sein recht Wort zur rechten Zeit, und dö Gschrift hat unser Gmeind unterschriebn, vom reichsten Bauern an bis zum ärmsten Kuhhirt. Da aber ein einzige Gmeind auf so ein Papier weng Ansehn macht, so hab ich heut die Gschrift herüberbracht – Zieht eine Papierrolle aus der Brusttasche. –, auf daß ös Zwentdorfer eng a drauf unterschreiben könnts. So mein ich, ich wer's noch recht meint, der tut, wie ich sag, und wehrt sich für sein alten Glauben, auf daß der unsern Kindern und Kindskindern auch rein verbleibt, tu ihnern irdisch wie ewign Heil. Amen! Was steht in der Gschrift? – Les für, Großbauer! zu Veit. Wirt, richt in deiner Stubn 's Schreibzeug! Zu Anton, gibt ihm die Papierrolle. Vetter, jetzt tu mir die Lieb und geh nein und les den Leuten die Adreß da für. Du bist ihnen a Beispiel, geh drum voran und schreib dich gleich oben hin. nimmt die Rolle. Na, wann dir damit a Gfallen gschieht, Vetter, so tu ich's schon! Manner! Der Gelbhofbauer verlest s' und schreibt sich dann voran. Gehts nur hinein mit ihm. Kommts mit, wer's hören will! Mit einigen Bauern in den Haustrakt ab. altes, kümmerliches Männchen. Umn Glauben geht's – umn Glauben, sagts? – Dös muß man schon anhörn! Da muß man sich schon verschreibn – ja, da muß man sich schon verschreibn! Trippelt nach. zu Veit, der nachfolgt. Veit, unterschreibst dich auch? zuckt die Achsel. Muß ja, bleibn ja sonst alle aus, dö unterschriebn habn. Folgt. geht an einen Tisch, wo noch Bauern sitzen. No, Manner, wollts nit a hörn und unterschreibn? stehen verlegen auf. Ah, freilich – freilich – wohl – wohl –! Schleichen nach, ab. Einige an einem Tisch im Hintergrunde schleichen fort. wirft ihnen einen zornigen Blick nach. Dö meinen a, sie hättn ein rechtern Glauben wie ich! Wendet sich zur Buschenlaube. No, und wie is's mit euch? Geht's uns denn a an? Du hast doch nur zu die Manner von Zwentdorf gredt; weißt, Großbauer, da sein d' Buben! No, dös weiß ich! Ös wöllts aber doch a Manner werdn, und rechte, hoff ich! Ah, freilich wohl, aber wir laßn uns Zeit dazu. Machts keine dumm Gspäß, gehts lieber nein und tuts als Bubn, was eng gwiß als Manner reun wurd, wanns es hätts sein lassen. pfiffig. Weißt, Großbauer, wir kennen uns da nit so drein aus, bis auf unser Monzeit könnt all Heutigs nimmer wahr sein; aber da sitzt oaner, der muß a rechte Spur habn, der ist kein Bub mehr und wird a nimmer a Mon, der liegt so sauber in der Mitten. Wann der Steinklopferhanns, der Monbua, unterschreibt, nachert unterschreibn wir alle! stoßen sich mit den Ellbogen. Gilt schon! Nachert unterschreibn wir alle. halb erschrocken, halb unwillig. Geht mich ja alles nix an! No, du alter Grasteufel, da hast's ghört, unterschreib dich! Machst 's ganz Jahr lauter Schelmstückeln – tu mal a a gut Werk! Weißt, ich kann gar nit schreibn. So mach deine drei Kreuz! Hast ja ehnder gnug so Kreuzelmacher da drin; wurd ja die Gschrift vor lauter Kreuzel bald ausschaun wie a Freithof. Nimmst du's gar so von der leicht Seit? Dir war's wohl auch gleich, ob auf der Welt der Herrgott oder der Gottseibeiuns auf d' Höh kam? No, Steiner müßt ich doch klopfen! Du hast kein Glauben! Du Landstreicher,du! fährt auf seinem Sitz zusammen. Du ...! Tut einen langen Zug aus dem Kruge, setzt ihn dann hin, phlegmatisch. Großbauer von Grundldorf! Weißt, was halt der eine zwenig hat, das hat der andre zviel! Dir sagn d' bös Leut nach, du hättst znebn deinm Kirchglauben noch zwei andere. Möcht's wissen! Bei die Weibsleut warst a Türk und in dein Sack nein jüdisch! Alle lachen. wendet sich. Ös Hascherl, ös seids ihm ja doch z' gring, dem Großbauer von Grundldorf. In den Haustrakt ab. 5. Szene Fünfte Szene Steinklopferhanns und die Bursche. Ju, ju, ju! – Steinklopferhanns, jetzt trink aber eins! Bieten ihm die Krüge. Habts 'n grad auf mich hetzen müssen?! Dir tut er 's wenigste! Was kann er dir tan? Die Stoaner kann er dir doch nit aus der Welt hexen! Wär a kein Schad drum! Singt. Gab's keine Stoaner, Wär d' Straßen nit geschottert, Und ich müßt nimmer hammern, Daß d' Hosen mir blodert! Alles lacht. Geh, Hanns, weil d' gut aufglegt bist und d' Luft wieder rein is, sing eins! Ja, freilich, daß dö von drin außerkämen und zu der Weis auf unsere Buckeln 'n Takt schlagn. No, weißt kein lauts Lied! Deine Steinklopfer – Gstanzeln! stolz. Dö hab ich mir selber ausdenkt, Bubn! – Aber s' habts eh oft gnug ghört. Und noch a hundertmal! Laß s' los! singt. 1. Schön blau is der Himmel, Schön grün is der Klee, Und a Lapp war, der dessentwegn Fraget: Zwegn we? Kurzer Jodler, begleitet mit Brummstimmen vom Chor. Znebn meiner Tag über Gehts vorbei z' Roß und z' Fuß, Und fragn dö nit und frag i nöt, Zwegn i Steiner schlagn muß! Kurzer Jodler, wie oben. Drum, weil ich mir dös abgwöhnt hab, Dös Raunzen und dös Fragn, Bin ich so alt und lustig wordn Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! 2. Es Vögerl im Wald, Das af d' Asteln drobn steht, Dös fragt nit, wo's herkimmt Und nöt, wohin's geht. Wie oben. Was mer weiß, dös is weng, Was man nit weiß, is meist, Und a Narr war, der deßtwegn, 'n Kopf sich zerreißt! Wie oben. Drum, weil ich mir dös abgwöhnt hab, Dös Raunzen und dös Fragn, Bin ich so alt und lustig wordn Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! 3. Dö Weg tan sich schneiden Kreuz, quer, grad und krumm, Kann a Dirndal dich leiden, So frag nit: warum? Wie oben. 's Faß hat ein Boden, s' Faß hat ein Spund, Aber d' Lieb und die Untreu Habn öften kein Grund! Wie oben. Weil ich nur so vorbeigstreift bin In mein verliebten Tagn, Bin ich so alt und lustig wordn Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! 4. 's wird a Baum aus ein Körndl, Wann a Zeit a vergeht, Auf der Welt wird's no lustig, Doch derlebn tan mer's net! Wie oben. Nur lustig, wann 's Hemet In Fetzn gang a – Juche und Auweh kost Ja doch nur an Schroa! Wie oben. Drum bleib ich allweil kreuzfidel Und tu nach nix nit fragn, Bin alt wordn und bin lustig bliebn Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juhe! Nach dem Liede gehen Steinklopferhanns und Bursche nach dem Hintergrunde. 6. Szene Sechste Szene Vorige. Der Großbauer, Anton, Veit, Marthe. Alle Bauern. hält die Schrift in der Linken und drückt Anton die Hand. Dank dir, Gelbhofbauer! Zu allen. Dank eng, Manner von Zwentdorf! – Schlag keiner den Federzug gring an, den er heut da drunter tan hat; wir habn dadurch zeigt, daß wir ein Willn habn, und das hat man lang von uns nit glaubt und gmeint, wir müssen wolln, wie uns vorgschriebn wird. Sie werden's uns a verspürn lassen, daß so nit nach ihrer Vorschrift is, drum sag ich eng auch, laßts eng keiner abwendig machen, wie man euch auch kommt, bleibts fest! – In so heilig Sach kann nur ein Red gelten; – wir bleiben drauf: unsern alten Glauben! – Gott und Unsre Liebe Frau wolln ihrn Segen dreingebn! Bhüt Gott! Bhüt Gott! Einige schütteln ihm die Hand. zu Mathies. Ich hab gmeint, 's is abtan mitn Schreiben, no sollt's erst drauf losgehn? Dös is findig! Wo man mal schreibt, meint man doch, 's wär schon alls ausgmacht. Laß dir nur dein Weib nix dermerken! Wollt's dir grad a sagn! der zugehört hat. Meints ös? Fix nein! Wann dös mein Alte gift – zweimal hätt ich mich gern gschriebn. ist mit einer Gruppe dem Hintergrund zugeschritten – alle Personen bilden jetzt einen weiten Halbkreis – und steht der Gruppe der Bursche gegenüber, den Steinklopferhanns erblickend. Lump, bist du auch noch da mit deiner Quart? – Siehst, wir haben's auch ohne euch gricht! Geht mich ja alles nix an! – War a kein Frag, daß d' uns nit dazu brauchst. Was harbst dich denn nachhert so und verschimpfierst uns? – Sixt, wann ich so auf der Straß bei dö Steinhaufen hock, da schleichen dir 'n Tag über a Menge Leut vorbei, dö ausschaun wie 'n Tod seine Spion und dö fast neidig auf mich rüberschaun, wann ich so lustig draufklopf und sing, 's sein Tagwerker und Kleinhäusler, die sich so in Elend mit Weib und Kind fortfretten; schau, Großbauer, wann d' macherst, daß d' Straß, soweit durchs Land geht, a freundlich Gsicht krieget, wann d' a Gschrift brächtst, wo drein stund: dö Großen solln nit mehr jed neu Steuerzuschlag von ihnerer Achsel abschupfen dürfen, daß er den arm Leuten ins Mehlladel, in Eierkorb und ins Schmalzhäfen fallt, sondern sie sollen ihn, wie er ihnen vermeint is, die's haben, auch alleinig tragn – ah ja, Großbauer, da setz ich dir schon meine drei Kreuzel drunter; das verstund ich dir schon – aber was du heut fürbracht hast, das mag recht gut gmeint sein, doch mich fecht's nix an, und hast du bisher 's ganze Pfund glaubt, werdn dich die paar Lot Zuwag a nit umbringen! – Willst uns aber dö Straßen säubriger machen, da sein wir dann schon dabei ... umringen den Steinklopfer und ziehen singend ab. Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juchhe!! Unter dieser allgemeinen Bewegung fällt der Vorhang. 2. Akt 1. Szene Erste Szene Anton in Hemdärmeln, sitzt beim Fenster und raucht. Dann Steinklopferhanns. indem er etliche lange Züge tut und den Rauch behaglich von sich bläst. Ah, die Morgenpfeif schmeckt da herin doch viel besser als drauß. – Hum – wenn d' Katz außer Haus is, hat die Maus Kirchtag! – No, schimpfen wird s' schon, daß ich ihr d' ganz Stubn verräuchet, dö Sepherl, wann s' hoamkimmt. Aber sollt ich zwegn ihr allweil draußt aufm Bankel vorm Haus rauchen? – Hum – hum – da draußt verlöscht ein eh der Wind 's Schwefelholz und verblast einm 's ganz Feuer, mer kimmt vor lauter Pfeifenrichten nie ins Rauchen! steckt den Kopf zur Tür herein. Guten Morgn! Grüß Gott, Steinklopfer! 'n Herd soll ich eng richten! 'n Herd? Freilich, d' Weibsleut wissen, ich bastel gern und ich versteh mich drauf. Drum hat mich a die Deine herbstellt. – Is nit derhoam, d' Bäurin? Na, sie is beichten! Und du hast s' gehn lassen? No, werd ich s' doch nit von der Frummheit abhalten? schupft die Achsel. Mir gilt's gleich! lacht. Dös denk ich selber! Mir liegt's nit auf! Du redst verwunderig! setzt sich ans andere Ende des Tisches, Anton gegenüber. Weißt, ich war gestern noch drüben in Grundldorf. – Die Remasuri wird groß, d' Weibsleut sein dort wie verruckt, und es wird denen sakrisch warm, die 'm Großbauern sein Gschrift unterschriebn haben; sie ließen hitzt wohl gern los, aber der Großbauer hat s' von der andern Seiten bei die Flüg, und so zappeln sie sich hinunter, daß einm orndli leid gschieht um sö! 's ganze Wesen kommt von dortigen Kaplan. Dö Weiber habn's als Buß aufkriegt, daß ihnre Manner dazu rumkriegn, daß jeder sein Nam wieder rausstreicht. Dös is drent! boshaft. Habts es bald a herenten! – Da in Zwentdorf faßt sich's noch leichter an, weil eng da kein Großbauer halt – der kann ja nit, wie a Grashupfer, hitzten in Grundldorf und nachet – kaum schaut man – gleich wieder da in Zwentdorf sein. Und kriegt nur sein Zeug da a Lückl, so bohrn s' schon mitn Finger nach, daß a Riß draus wird, der von Zwentdorf bis Grundldorf reicht; drum is ja den hiesigen Bäurinnen auf einmal die Reu und die Buß eingschossen, weil gestern noch die Pfarrköchin alls zsammtrommelt hat. Glaubst, wir sein die von Grundldorf? Bei uns Zwentdorfern richten die Weibsleut nix! Ich weiß's, ös seids nit von dem nämlichen Lehm wie dö andern, eng hat der Herrgott aus die Kieseln im Zwentdorfer Mühlbach gmacht. Lachend. O du mein lieber Gelbhofbauer, du kennst dich noch lang nit aus! zornig, schlägt mit der Faust in den Tisch. Wann d' mich fexiern willst ...!? Beileib nit ...! Ich kennet mich net aus?! Erhebt sich vom Sitz, dreht dabei dem Fenster den Rücken zu, legt dem Steinklopferhanns die Hand auf die Schulter, überlegen. Mein lieber Monbua , was willst denn du wissen vom Verheiratsein? Die ledig Dirndln, wo dir noch auskönnen, ah, dös is a ander Sach – die sein oft schneidig – aber sei du einmal Mon zu eine und spiel dein Herrn – umn Finger kannst es wickeln! Ja, wie a Leinwandfleckl, wann dich voreh gschnitten hast! Deutet über Antons Schulter nach dem Fenster. Grad kimmt dein Bäurin! dreht sich rasch um. Blitz nein! Dö kimmt zeitlich zruck – hätt 's nit so bald derwart! Riecht in die Luft. Der Tabakrauch hat sich noch nöt aus der Stubn verzogen, wie mir scheint. gleichfalls riechend, boshaft. Na, es riecht da wie auf einer Wachstubn! Beinah! Was tu ich? D' Pfeif leg ich in d' Tischlad – Tut es. – und sag halt, wenn d' Red drauf kam, du hättst oans graucht! Meintswegen! Wie Anton oben, überlegen. Aber Gelbhofbauer, dös gfallt mir nit, daß du zu deinm Herrnspieln wie beim »Mariaschen« ein Zweiten brauchst. nach der Türe blickend, als fürchte er, überrascht zu werden. Pah! Zwegm Rauchen, dös is a Dummheit! Aber zwegn der Unterschrift kann mer doch nit nachgebn. Was meinst? Ich? Nix! Ich bin ja keiner von dö Unterschreiber! faßt ihn an der Hand. No, ernstlich, Steinklopfer – wann selbst voreilig gwesn wär –, wer a Mon heißen will, kann nit heut so und morgen anders – 's wird nit gehn! ernst. Na, 's geht a nit! Legt den Finger an den Mund. 2. Szene Zweite Szene Vorige. Josepha im Sonntagsstaat mit Gebetbuch und Rosenkranz. Kurzes Ritornell, unter dem sie vorkommt. Entree Langsam bin ich fruh Zu dem Kircherl in d' Höh, Kohlschwarz war mein Seel Und mein Herzal voll Weh; Kohlschwarz war mein Seel Von dem sündigen Ruß, Und mein Herz war mir weh Zwegn der Reu und der Buß! Lustig. Wegkehrt is der Ruß, Hitzten hat's mehr kein Gfahr, Und wann's mich scheniert, Geh ich wieder aufs Jahr! Langsam bin ich nauf, Als a kohlschwarzer Rab – Und gschwind kimm ich als Schneeweißs Täuberl herab! Jodler. zu Anton. No wird sich 's schneeweiß Täuberl gleich 'n Schnabel wetzen! Zu Josepha. Grüß Gott, Bäurin! Grüß Gott, Steinklopfer – bist amol da wegn 'm Herd? Freilich zwegn 'm Herd. verlegen. Daß d' schon da bist, Sepherl! bedeutsam. Kumm ich dir z' fruh? Du kummst mir allmal nur glegn. Haha! Glaub's schon – so a Weiberl! – Wie du aber fein bist, Bäurin! Hast dich fürn Herrgottn so sauber gmacht oder fürn geistlich Herrn? Hab du nur wieder a loses Maul! Dir geht's noch mal übel! Sollst dich hüten! Ich mich selber? Gang mir ein, daß ich auf meine alten Täg noch Ochsenbua wurd; ich kumm mir net aus! Dir kann man's a gut meinen oder schlecht, bei dir greift nix an! Dös Bild von dein Namenspatron, das ich dir neulich gschenkt hab, daß d' doch was Heiligs an dir hast – dös hast wohl a nimmer? Ab, das halt ich schon in Ehris ja a Präsent! Ich trag's umn Hals. Schau! Greift unter seinen Brustlatz. Jesses! – Bäurin, weißt noch, wie die alt Brenningerin gsagt hat, – wie s' vorig Jahr bei ihr einbrochen sein und habn ihr a 's Kruzifix mitgnommen? »Jesses«, hat s' gsagt, »jetzt hat 'n Herrgottn a der Teufel gholt!« Schau her, – Zeigt die Enden einer abgerissenen Schnur. – ich hab's nimmer. Hab's eh gwußt! Nix weißt! Ich hab's schon noch. Es is nur abigrutscht. Steht auf. Drum hab ich net gwußt, warum ich auf amal so hart sitz! Schlenkert mit dem Bein. No muß er schon ganz nunter! Bin ich froh, daß er kein Glas vor hat! lachend. Du bist a Unend! – Jetzt gib aber a Ruh – du weißt, wo ich herkimm. Kumm lieber raus, der Herd wart auf dich! Ich zeig dir, wo's fehlt. Nöt nötig! Hab ihm's schon im Vorbeigehn ankennt. So schau dazu! Arbeit, wann d' schon nit betst! Is 'm Herrgottn vielleicht eh lieber, als 's schaut einer 's Beten für a Arbeit an! Ab in die Küche. 3. Szene Dritte Szene Anton und Josepha. blickt nach Josepha, für sich. Jetzt kimmt d' Reih an mich! – Sie geht nit mal vorerst in d' Kammer, sich ausgschirrn! geht langsam vor und setzt sich, wo früher der Steinklopferhanns saß, dem Anton gegenüber und sagt sehr gewichtig. Du, Tonl! als horchte er auf etwas anders. Ja! wie oben. Ich hätt mit dir z' reden. wie oben. So? Sag mir nur einmal – unterbrechend. Du, mir scheint, d' Küh habn kein Futter, ich mein, ich hör s' röhren. faßt seinen Arm. Laß du hitzten die Küh, die habn ihrn Teil! – Ich hab a ernst Wörtl mit dir z' reden. A ernsts Wörtl? Schau, dös is dir nie gut angstanden, ich hab dich allweil viel lieber ghabt, wann d' lustig warst. Es is mir aber gerad nit gspaßig. Is schad! Ich bin wieder zu nix Gscheiten aufglegt. Schau, Sepherl, verdirb mir mein dummen Tag nit – Steht auf. –, heb dir 'n auf ein andermal auf, 'n ernsten Dischkurs. gleichfalls aufstehend. Fallt mir nit ein! Da bleibst und Red stehst mir! Dein Ausweichen kimmt wohl auch nur vom schlechten Gwissen her, das sich hitzt in dir aufriegelt, und dös is a Fingerzeig Gottes, den man ausnutzen muß! Geh zu! Wo nahmet denn unser Herrgott d' Finger her, wann er auf jeden einschichtigen Bauern deuten wollt? Denk nur nit, daß d' mich mit so wohlfeile Gspäß ins Lachen bringst. – Der Vermahnung, die ich heut kriegt hab, werd ich eingedenk sein, und drum muß ich dir's ins Gwissen reden. – Du warst gestern mit im Wirtshaus – Nach langem wieder amal. Dös is nix Unrechts! Ös habts dort a Adreß unterschriebn – No ja, eben im Wirtshaus unterschreibn sich halt leicht ihrer mehrer als sonstwo. Und voran hast du dich unterschreibn müssen – voran, grad du! No ja – weil – heftig. Dös is sündig, sag ich – sündig is's! ganz gelassen. No, is's halt sündig! schlägt die Hände zusammen. So, und wann sündig is, meinst, dös is nur so, daß man sagt: es is sündig – und nachher nix? Weißt, was nachhert kommt? Dös weiß ich net. Wann d' gstorbn bist? Da weiß ich wohl noch viel weniger davon. In d' Höll kommst! zuckt die Achsel. No, sollt man schon wo sein müssen, müßt man sich halt dreingwöhnen, ich bin nit verzärtelt! Jesses! Tonl, bist du ein Unchrist! Mit gefalteten Händen. Sollt ich vom lichten Himmel abischaun müssen, wie du im höllischen Feuer bratst – Tonl, wenn du mir das antun könntst, wenn wir allzwei verstorben sein, das überlebet ich dir net! Dös war freilich a kuriose Gschicht! Möchtst nit auch seliger Geist bei mir sein? No, dös kann ich wohl nit sagn; denn die selig Geister hab ich oft in Bücheln aufgmaln gsehn, dö schaun aus wie Leintücher, wo nix dahinter is! Tonl, ich bitt dich, gespaß nit mit so ernste Sachen! Ich weiß gwiß, ich ging dir da drüben auch ab! Wohl – wohl – möglich, möglich! Mit Humor, indem er sie an sich zieht. Aber schau, Sepherl, wann man sich schon 's ganze Erdenlebn lang gern ghabt hat, schadt wohl a kleine Abwechslung drauf a nix; und wann wir dort auseinander müssen, fang ich halt a Verhältnus mit der Madam Teixel an! lustig. Du schlechter Mann, du! Der Teixel hat ja eh schon Hörndln! hebt drohend den Arm. Und noch a hundert dazu! Der höllische Erbfeind is lang nit gnug gzeichnet, der darf mir net traun, auf den hab ich's bissel scharf! Sepherl, wirst sehn, der laßt mich ehnder selber gern laufen, dann machst du mir 's hintre Gartentürl vom Paradeis auf, und wir sein wieder beieinander! Du bist doch a braver Mon, trotz deinm losen Maul! No freilich, wohl, wohl! – Sepherl, wann ich dich a so anschau – fix nein! Dir wird aber 's Engelgwand weiter nit gut stehn! lacht. No, ich – wär a ziemlich ausgwachsener Engel! Ah, sein mir viel lieber, die ausgwachsenen, als wie die, wo bloß die Köpf in der Luft herumfliegn! schmeichelnd. Schau, Tonl – du bist eigentlich do a grundgscheiter Mon! No, ich mein's! Mißtrauisch. Aber wie kimmst denn du drauf? Hab ich leicht was Dumms angebn? Weit gfehlt! Gsagt hast es und recht hast. Lustig redt man sich viel leichter! Dös is sicher. drängt ihn zur Seite, wo der Tisch steht. No, sitz aber wieder nieder, Tonl, und wann d' dein Pfeif rauchen willst, ich verlaub's schon. hat sich gesetzt und nimmt die Pfeife ans der Tischlad, für sich. O du Feine! Hitzt käm s' von der ganz andern Seiten! Laut. No, wann verlaubt is! Zündet ein Schwefelholz an. Josepha hustet. gutmütig. Dös is der Schwefel! Auf die Pfeife. Schau, is mir recht lieb, is eh nur d' Hälft ausgraucht und hat mir grad zmeist gschmeckt, bevor du kommen bist. Gelt, und da hast s' schnell verstecken müssen? Geh zu, tust doch grad, als wär ich a Drach! Ah, was nit gar, a Drachen! Mein lieb Hauskatzerl bist! Für sich. Ich paß eh nur drauf, wo s' hitzt wieder mit ihre Krampeln hervorkimmt! Laut. Ziehst du dein Sunntaggwand nit aus? Na, hitzt noch nit. Ich will schön sein, und weg mag ich auch net von dir. Geh, laß mich zu dir setzen! Setzt sich auf seinen Schoß. sieht sie bedenklich an. Wann dich der Rauch nit scheniert –! Ah beileib! – Hitzt laß dir verzähln, Tonl – No, is recht, bist ja heut bei unsre Acker vorbeigangen, verzähl mir, wie 's drauß steht? Na – zerst die Vermahnung! Dös Schriftstuck – Jesses hnein, Sepherl, hast du aber a Schweren, ich halt dich nit aus! Will auf. legt die Arme um seinen Hals. Tonl, bleib da! – Ich mach mich schon leicht. Nur reden laß mit dir. Jetzt werdn wir sehn, wer es andere lieber hat – der gibt nach! Schau, Sepherl, dös führt aber zu nix! Mon und Weib habn sich doch gleich gern, du wolltst mich doch nit weniger gern habn, so gibt natürlich oans nach und 's andere auch, und alls bleibt beim alten. No, dös verstehst du aber nit! Dös mitn Schriftstuck ... bläst nach jedem Satz gewaltige Rauchwolken von sich. Hum – Sepherl – aber grad dös verstehst du nitdös sein keine Weibersachen – und nachet – geht's eigentlich kein Menschen was an. die immer ärger hustet, läuft jetzt von ihm weg. Ah – Tonl – du verselchst ein ja! hustet ebenfalls und wischt sich mit dem Hemdärmel ein Auge um das andere – für sich mit großer Genugtuung . Is halt doch gut, 's Rauchen! Laut, mit erkünstelter Teilnahme. Na siehst, selb hab ich mir eh denkt und hab dir's auch gsagt, du vertragst halt 'n Rauch nit! Ich werd die Pfeif drauß aufn Bankl ausrauchn! Geht nach der Tür. Tonl – laß reden mit dir! bei der Türe, wendet sich etwas, pfiffig. Na – na, Sepherl – dös muß gar a heißer Brei sein, um den d' gar so herumschleichst. Na! Greift nach der Klinke. ist um den Tisch nach dem Fenster gegangen und steht jetzt davor. Tonl, sag ich ... Noch was? blickt auf das Fensterbrett und steht mit dem Rücken nach Anton gekehrt. Wann d' recht folgsam wärst, tät ich dir was versprechen! an der Tür. Ja, ja. Versprechen – aber – halten!? feierlich. 's Halten steht freilich bei Gott und Unsrer Lieben Frau! tritt etwas näher. Sepherl! – Was war's denn nachher? kehrt ihm ganz den Rücken. Dös mußt schon selber erraten! ist nahe getreten, legt mit der Rechten die Pfeife auf den Tisch und faßt mit der Linken die herabhängende Hand seines Weibes. Sepherl – laß dich anschaun! Josepha blickt ihn über die Achsel einen Augenblick an und wendet dann rasch den Kopf. schlägt die Hände freudig zusammen. Juhu! Übers Jahr sein wir nimmer allein aufm Gelben Hof! Pscht – aber Tonl! bezähmt sich gewaltsam und macht halbe Ländlerschritte durchs Zimmer. Hahaha! – Jesses und Joseph – is dös a Freud! Tonl, nit wahr, du wirst's nit in Elternsünd auf d' Welt kämma lassen? – Ich müßt mich so hinabängstigen –! kratzt sich hinterm Ohr. Sikra hnein, dös seind freilich anderne Sachen! 4. Szene Vierte Szene Vorige. A tempo erscheint unter der weit in Angel sich öffnenden Tür der Steinklopferhanns mit zurückgeschlagenen Hemdärmeln und streckt die lehmbeschmierten Arme von sich weg. beziehungsweise. Bäurin, hast kein Lehm mehr? ungeduldig, schreit ihm zu. Drauß im Hof is gnug! Dank schön! Zeigt nach der Küche und sieht dabei Anton an. Weißt, der is mir schon z' weich wordn! Schließt wieder die Türe hinter sich. 5. Szene Fünfte Szene Anton und Josepha. zu Anton, der schweigend dasteht, schmeichelnd. Gelt ja, Tonl – no schaut die Sach anders aus – no gibst nach? sehr bedenklich. Ja, anderscht wär's schon – ; aber du, Sepherl, sag mir doch amal – wir sein noch allweil nit z' Red drüber wordn – wann ich nachgab, was müßt ich denn eigentlich tun? immer beschönigend. . Hör zu, Tonl, es is nit so viel, wann man die groß Versündigung bedenkt; du hast in der Sünd den Leuten a Beispiel gebn, mußt's jetzt a in der Buß! Ah ja, weißt nur, in der Sünd geht dös allmal leichter! Du mußt dein Unterschrift verlaugnen. Verlaugnen? Ich kann doch nit sagn, 's is nit die meine? Sag halt, du hättst's nit verstanden, um was sich's dreht, du wärst nit ganz nücht gwesen. Dös war a Lug und a zweite Sünd! Selb is a Notlug zu ein gutn Zweck – dö verzeiht unser Herrgott! perplex. Aber Sepherl – na, hörst – dir habn s' aber schöne Stückln beibracht – – von nun ab diktierend. Erst nimmst also als erster dein Unterschrift a zerst zruck – Da stoß ich 'n Vettern, 'n Großbauer, vorn Kopf, und d' Leut im Ort werdn mich leicht a noch ein Trottl heißen. Besser, ein reich Vettern verloren als 's Himmelreich, besser da unt a Trottl – Laß mich aus, zwischen dö Trotteln unten und dö Trotteln oben is gwiß kein Haarl Haar Unterschied. Laß eins doch ausreden! Dann schnürst dein Binkerl – Mein Binkerl? Nimmst's aufn Buckel – Nimm's aufn Buckel – und –? Und wallfahrst zur Buß nach Rom. ringt vor Erstaunen nach Atem und sagt dann ganz ruhig. Nach Rom? Sunst nix? Sunst nix! Dös werd ich mir doch erst a wengerl überlegn! So ist's festgsetzt, und so muß's ghalten werdn! Dös Rom liegt doch nit da gleich ums Eck? Geht zum Schrank und nimmt seinen Rock heraus. Möchtst nit a leichte Buß a no? – Wohin willst denn? No, nach Rom noch nit! Leicht ins Wirtshaus? setzt den Hut auf. Dös ehnder. Da bleibst, sag ich! Der Mann ghört nit ins Wirtshaus! Na, ich weiß's schon, nach Rom ghört er! Aber ebens drum, weil jeder Schritt vom Haus weg jetzt schon meiner Wallfahrt zuguten kimmt, so bin ich a im Wirtshaus Rom naherter als derhoam! Du, Tonl, trau mir nit, narrn laß ich mich nit! Ich seh schon, du willst wieder ausweichen und ein Gspaß ausm Ganzen machen; aber dös sag ich dir, du gehst mir nit von der Stell, bis d' mir dein Wort gebn hast, daß d' tust, wie's nötig is zu dein Seelnheil! Mei Seel is eh ganz heil, es tut ihr nindascht nix weh! Ihr näher tretend. Aber eins, Sepherl, gfreut mich doch bei denen Sachen. weicht zurück. Bleib mir vom Leib! zudringlich. No, laß dir doch: »Bhüt Gott!« sagn! schreiend. Net anrühr mich – sag ich! Na, na, ich beiß dich net! – Schau, Sepherl, mußt dich net giften;dös tat eng schaden! Selb gfreut mich doch, daß d' mir dös gsagt hast. Du depperter Ding, du! Meinst denn, dös is wahr? Selb war auch nur a Notlug zu ein guten Zweck! Jesses, heilig Mutter Anna! Selb wär nit wahr? heftig. Na, nit wahr is's und soll a nimmer wahr werdn, wann d' dich nit anderscht besinnst! Und ausgredt habn mir jetzt, und nach der Vermahnung, die wir heut kriegt habn, halt ich mich auch! A christlich Weib kann sich nicht mit so ein unchristlich Mon abgebn! Bis d' nit Reu und Buß derweckt hast, darfst mir nit in d' Näh kämma, und schon heut riegl ich mich ein in der Kammer, und du kannst aufm Heuboden schlafen, solang dir gfällig is! Ab zur Seite, indem sie die Tür hinter sich zuschlägt. blickt ihr überrascht nach. No, dös is lustig! – Es wird sich aber schon gebn, wenn nur erst a Neichterl Zeit ins Land gangen is! – Hahaha, liebe Sepherl, werdn wir halt sehn, wer's länger aushalt in der Klosterei! Plötzlich wild, indem er mit der Faust in den Tisch schlägt. Himmelheiligkreuzdonnerwetter! Ich möcht doch wissen, wie s' dazu kämmen, daß sie sich zwischen Mon und Weib einmischen! –. Zwischenvorhang Verwandlung Dekoration: Wirtsstube. In der Mitte der Haupteingang, eine offene Tür, rechts und links von derselben je ein Fenster. Durch Tür und Fenster hat man die Seitenansicht des im ersten Akt beschriebenen Hofraumes. Eine Seitentür befindet sich links. Eine brennende Lampe hängt inmitten der Stube von der Decke herab. Große Tische, bei jedem an der Mauerseite Bänke, rundherum Stühle; zwei Tische ganz vorne, einer links mit der Längsseite, einer rechts mit der Breitseite gegen das Publikum. In der Ecke ein großes hölzernes Kruzifix und hinter demselben ein Palmbuschen. 6. Szene Sechste Szene An dem Tische links sitzen ganz an der Ecke gegen die Mauer Klaus und Mathies, dann in der Reihe herum andere Bauern, an der entgegengesetzten Ecke der alte Brenninger, an anderen Tischen sitzen auch hie und da Gäste. – Veit und Liesel gehen bedienend immer ab und zu. – Eingangs eine kleine Pause. Die Gespräche werden mit halber Stimme geführt. stößt Mathies an. Wos, Nachbor ...? Sikra hnein! Sakra hnein! Ich hab's aber gleich gsagt – hon ich's nit gleich gsagt? – Wann die Weibsleut dahinterkämmen, wird's a wüste Gschicht! Freilich, hast es gleich gsagt, Nachbar! Ich aber hon's a gleich gsagt! Hon ich's net a g0leich gsagt? Freilich, all zwei hon mer's gleich gsagt! Beide senken die Köpfe und seufzen schwer; an den andern Tischen finden die Seufzer ein sich fortpflanzendes Echo. Alle hon mer's gleich gsagt! Kleine Pause. hebt den Kopf. Wann nur eine nachgab, daß man sagen könnt, schauts eahm an, der hat a anderne, wie ös seids; müßts auch so sein, wann d' rechte Weiber sein wöllts! Freilich, freilich! – Wann oane nachgab – – Moanst, 's gibt oane nach? Ach beileib! Freilich nöt! Wie oben. Koane gibt nach! 7. Szene Siebente Szene Vorige. Bursche, darunter Loisl, Michl, Martin und Sepp. tritt unter die Türe und sagt zu den anderen hinter ihm Eintretenden. Sitzen schon beinand, die Kreuzelschreiber! Die Bursche gehen nach dem Tisch rechts und setzen sich. Die Bauern, wie sie die Bursche eintreten sehen, rücken allgemein zusammen und blicken mißtrauisch hinüber und sprechen von nun ab noch leiser. 's is eigentlich nit recht – – Freilich net! legt ihm die Hand aufs Knie. Nachbar, weißt ja noch nit, was ich eigentlich sagen will? Kann mer's denken! Wie oben. Mer kann sich's denken! zu den Burschen. Wie dö aber heunt elendten! Dös hon ich wölln sagn, Nachbar, selb is eigentlich nit recht ... gegen so neuche Gsetz und so lutherische Regierleut, no, do habn wir schon mittan ... ja, da warn wir gut – aber – daß s' hitzten 's Weib gegn 'm Mon aufhetzen, als wär er der Unnötig, selb is nit recht! No jo – no jo – selb hab ich allmal denkt, die Regierleut sein doch a Menschen, und was man nit will, daß einm selber gschicht, soll mer a kein Ministeri tan! 8. Szene Achte Szene Vorige. Steinklopfer. Ho, Steinklopfer, her kimm! Da sein mer! Guten Abend miteinand! Geht nach dem Burschentisch und nimmt, mit dem Rücken gegen den alten Brenninger sitzend, Platz. No, is der a do, no kann mer bald nix mehr reden! zu Veit. No, Wirt, heunt is's aber nit lustig bei dir! achselzuckend, seufzend. 's sein schwere Zeiten! Den Kreuzelschreibern geht's a bissel schlecht! Mir wölln anbinden mit sö! No, seids nit dumm! ängstlich. Aber Moner – es geht ja nix füri – es geht ja nix füri – weiß koaner noch, was gschicht – koaner weiß was! deutet über seine Achsel. Der alt Mon derbarmt mer! – Die andern solln sich nur abschwitzen. blickt umher. Ja, wann nur einer von uns widerrufet, daß mer sagn könnt ... Ja, daß mer sagn könnt, 's war zwegn 'm Beispiel! Ja, 's is a verflixte Gschicht! Mein Alte hat gsagt ... Dös nämlich hat a die mein gsagt. Ich hon dir's ja noch gar nit gsagt, was die mein gsagt hat. Alle sagen s': aufn Heubodn oder nach Rom müßn mer – sagen s'. Wie oben. Aufn Heuboden oder nach Rom! Und Rom soll weit sein – so viel weit sein! dreht sich samt seinem Stuhl gegen Brenninger hinüber. Aber, Brenninger, scheniert er dich denn a noch, der Heubodn? Hihihi! Mich? Ah na! – Aber doch, freilich – freilich. – Ganz anderschter, wie du meinst – du Hallodri! – Ganz anderschter! Indem er die Hand zurückzieht, die er dem Steinklopferhanns auf die Achsel gelegt. Aber selb verstehst du nit, Monbua! – Hihihi! Männigsmal noch, wann mein alt Annemirl grad im Sunntaggwand aus der Kammer kimmt, da tapp ich s' so an, wie a verliebter Dalk – hihi! – da kann sie sich zmeist giften – no, sie is schon schön zsammgangen, und ich bin a nit viel säubriger wordn – völlig grausen könnt uns füreinand – hihi – völlig grausen, wann man halt nit auch die schön Zeit miteinand verlebt hätt – die schön Zeit! – Nahzu fufzig Jahr haus ich hitzt schon mit meiner Annemirl, und wann man so viel Kinder ... laß schaun ... sieben Stuck – Zählt murmelnd an den Fingern. –, die Mirzl.., d' Rosl ... 'n Sepp – Zählt unverständlich bis zum siebenten Finger. – und 's erste ... weiß nimmer, wie dös gheißen hat ... ja, ja – sieben Stuck – in Freud und Leid aufzogn hat und muß dann sehn eins nachm andern naustragn aufn Gottesacker – ja, da gwöhnt man sich schon ins Alleinsein und schickt sich eins völlig ins andre! Bauern haben sich in Gruppe um Brenninger und Steinklopferhanns versammelt und hören zu. Glaub's schon – glaub's schon – fufzig Jahr is a schön Stuck Zeit! No jo, no jo – mein's a! – Wir habn a eins aufs andre gschaut. Wie s' neuzeit 'n Husten kriegt hat – und bsunders in der Nacht, da hat s' so stark ghustet – da hat s' ein Tee für d' Brust trinken müssen – der is am Fensterbrettl gstanden, dös hon ich schon gwußt – net amol in der Nacht bin ich auf und hab ihr 'n gholt, 'n Tee – und wann man so raus muß ausm wacherlwarmen Bett und trifft auf die kalt Bretter grad auf ein eisern Nagel – brrr – hihi – dös gibt einm ein Beutler durchn ganzen Körper. – A öften in der Nacht werd ich a munter, und do horch ich auf, und da hör ich nix als die Uhr, und da wird mir so entrisch, und da zieh ich die Decken auffi bis über die Nasen und schwitz mich hinunter vor lauter Angst, und auf einmal tut's drüben im ondern Eck ein lauten Schnarcher – hihi – und da lach ich – hihi – »die alt Annemirl is noch bei mir!« – No soll dös vorbei sein, sie derkennt nix mehr! No, wird sich doch dein Annemirl nit gändert habn?! unwillig. Bist a dalketer Monbua – a dalketer Monbua bist! – D' Weibsleut brauchen sich gar nit z' ändern, is auch so schon nöt mit sie auszkämma! – Selb weiß man halt nit, vor man heirat! – Seit gestert, wo wir uns da 'm Großbauern verschriebn habn, is's aus und gschehn! Senkt den Kopf. Aus is's und gschehn is's! Wohl, wohl – bei uns auch! Bei uns auch! Ja, ja, aber so lang wie ich ... so lang wie ich haust keiner von eng mit sein Weib – weiß keiner, wie mir ums Herz is seit gestern. So war mir noch niemal mein Lebtag – noch nie – na, na – nit bevor – noch seither die fufzig Jahr! Drückt die Hand an die Brust. – Kleine Pause. Vertröst dich, es wird sich schon wieder gebn! Reicht ihm den Krug. Trink lieber eins! schüttelt den Kopf. Müßt halt bald sein – recht bald –! Nimmt den Krug und trinkt. Gestern, wie ich von da gangen bin und hoamkimm, hon ich mich zum Herd gsetzt und mein Pfeif graucht – da is s' letztmal mit mir freundlich gwest, die Annemirl – 's letztmal! Speckknödl hat s' grad kocht – wißts – so große, gute – hihi – wo mir soviel gut schmecken – mit ein Salat dazu, is dös a Fressen wie für ein Prinzen – hihi – wie für ein Prinzen! – Plötzlich niedergeschlagen. Ich hon aber nix kriegt davon! ... Daß ich sag – ja, daß ich sag – auf einmal kimmt die Kathel vom Pfarrhof dahergrennt – dö und mein Weib kennen sich von Kind auf – no gehn dö zwei in Hof und fangen a lange Wisplerei mitnand an. Selb kann ich eh nit leiden – nein – nein, nur allmal ehrlich und gradzu! No, wie mein Alte wieder zruckkimmt, macht s' Augen auf mich, als sahet s' 'n Marder an mir, der ihr vorig Jahr alle Tauben weggfressen hat – es war völlig zun fürchten! Und d' Kathl hätt d' Post bracht: Ich war a alt Esel und man hätt solche Dummheiten nimmer von mir derwart! Auf selb Grobheit hon ich mein Pfeif am Herd ausklopft und bin aufn Hof ... aber ich hon's schon zruckgebn – hihi – ja, ja, ich hon's zruckgebn ... unter der Tür schon hon ich mich nomal umdreht und hon gsagt: Wann s' wissen, daß ich a Esel bin, so sollten sie sich doch nix Gscheits von mir derwarten, wann s' aber dem z' Trutz mir doch a Post schicken, so müßten s' doch d' nämlich Sprach reden, wie i a! Lacht sehr stark über seinen Witz –. Hihihi – ja – ja – so hon ich gsagt – so hon ich gsagt! Hustet. Da ist s' mir in Hof nachkämma, d' Annemirl – und d' Wartlerei is angangen, und sein wir ganz unvertraglich auseinandergangen. – Sie – sie hat allweil von der gut Sach gredt – »Annemirl«, hon ich drauf gsagt, »fufzig Jahr is's bald, wo mir miteinand in Fried hausen, glaubst, is's gar so a gute Sach, was uns zwei hitzten auf einmal vonnand bringen möcht?!« – Was hat s' drauf gsagt? – Was meints – was s' drauf gsagt hat? Nix – gar nix hat s' gsagt; – d' Speckknödeln hat s' weggnummen und d' Schüssel mitm Salat und dem Nixnutz, unserm Knecht, dem Andredl, hat sie s' gebn, und der hat s' richtig alle gfressen – aber alle! – Und wie Schlafenszeit is, kimmt der Andredl mit zwei Schragn und paar Bretter, schlagt unter der Bodenstiegn a Kraxen auf und legt ein Strohsack auffi – und d' Annemirl leidt mich nimmer bei ihr, und sie bleibet in unsern Zimmer eingspirrt, und ich söllt da schlafen – ich söllt da schlafen; – no, müd war ich – ich hon recht gut gschlafen – aber ich hon s' d' ganze Nacht nit husten ghört – ganz stad hon ich daliegn müssn bis in der Fruh – ich hon nit aufstehn können, wie allmal, zwegn ihrn Tee, und wann man amol was gwohnt is, so will man doch sein Ordnung habn – no ja, sein Ordnung will der Mensch doch! – Heut fruh – no, heut fruh hat s' mir ohne »Grüß Gott« und »Gutn Moring« mein Stosupp nur so zugschobn, und der Andredl hat a allmächtig Häfen Kaffee kriegt – ein Halbe is schier hineingangen – unter der Wochen ein Kaffee – unter der Wochen! – Erbittert. Verliebt, völlig verliebt muß s' sein in den Kerl, dö alte Stauden! Und er halt nit amol was auf sie! – na – na, ich weiß, er halt nix auf sie! – Gleich nachm Fruhstuck hon ich 'n übern Hof nach seiner Kammer gehn gsehn, in der Hand hat er den schön neuchen brennroten warmen Brustfleck ghalten – den hat mir d' Annemirl zu d' Feiertäg schon versprochen, und hitzt schenkt s' 'n dem. – Er aber hat drum nöt amol 's Gschloß von seiner Gwandtruchn aufgsperrt, nur so in ein Winkel hat er 'n gworfen – und war kein klein Stuck Arbeit für ihre alten Augen und zittrigen Finger – sauber – recht sauber – und wie er 'n nur so hinschupft, is mir 's Wasser in die Augen gschossen – Schlägt in den Tisch. –, derschlagn hätt ich 'n mögen, derschlagn, den Lump, den underkenntlichen Lump!! – Plötzlich ruhig. Aber gschieht ihr schon recht – gschieht ihr schon recht – sie halt's ja mit ihm – ich bin der Neamand in meiner eigenen Hütt! – So tut s' an mir, so tut s' an mir – nach nahzu fufzig Jahr! Liebe Leut – nach fufzig Jahr! Birgt den Kopf in die Hand. Kleine Pause. Mußt's nit so z' Herzen nehmen, Brenninger! hebt den Kopf. Veitl! Mein Zech! Sucht nach Geld in der Westentasche. Willst schon gehn? steht auf. Wohl! Schüttelt den Kopf. Ich weiß nit, mich leidt's nindascht – und hoam mag ich a nit gehn! Gibt Veit Geld. Schau, ob richtig is. – Leicht geh ich gar noch hnüber nach Grundldorf zum Schwager. Die Bauern sind, wie er aufbricht, zu ihren Tischen zurückgegangen. – Brenninger und Veit stehen jetzt allein in der Mitte der Bühne. Da wird dir's doch z' spat werdn! Ich versaum nix! – Unter der Bodenstiegn mag ich nimmer schlafen – es geht mir auf einmal durchn Kopf, auf dem nämlich Fleckl sein meine Kinder, eins nachm andern aufn Schragn glegn, vor s' naustragen wordn sein – es geht ihnen besser als 'm Vatern – jawohl – jawohl ... ich bin halt noch lebig – aber ebens drum, was tu ich unter der Bodenstiegn? Wendet sich von Veit ab, tritt zur Mitte des Tisches und greift nach dem Feuerzeug – streift ein Hölzchen an, läßt es aber plötzlich abgehen und nimmt die Pfeife mit der Linken wieder aus dem Mund, vor sich. Willst mich leicht schon draußt habn, Annemirl? – So – so –? No – no –! Ich hon eh nix mehr z' suchen auf derer Welt! – Und mein Ordnung hon ich a nimmer – und wo ich mein Ordnung nit hab ... Wischt sich mit der Hand« in der er die Pfeife hält, den Schweiß von der Stirne und steckt dann die Pfeife in die Brusttasche. No is's eh gar! Geht rasch einige Schritte. He, Brenninger, hast dich versehn, kriegst noch was raus! Bhalts nur auf, Veitl, bhalts nur auf, brauch koans mehr! – Gute Nacht, liebe Leut, gute Nacht! Müßts mir halt nix für ungut nehmen – nur nix für ungut nehmen – wir sein doch allweil gut Nachbarleut gwesen zueinand – net – net? Freilich – freilich! Geht wieder paar Schritte. Wonns eins mein Annemirl sehts, könnts es schon der schrecken: »ich ließ s' grüßen, und ich mach ein weit Weg!« – Vielleicht tut s' doch weinen – ja – ja – vielleicht tut s' doch weinen! – Gute Nacht! Gute Nacht! – Lieb Leut, denkts a weng auf mich – und müßts mich net zviel bedauern – na, na, – müßts mich net zviel bedauern! Geht durch die Mitte ab. Gute Nacht! fährt vom Stuhl empor. Brenninger – ich geh mit dir! hält ihn zurück. Wirst doch nit hitzt schon davonlaufen wolln? ebenso. Steinklopfer, da bleibst! Er soll bei mir in der Barackn beim Steinbruch schlafen. Holst ihn nimmer ein, und wie er wunderlich is, gang er eh nit mit dir! Bleib da! Präsentiert ihm den Krug. trinkt und setzt den Krug zurück. Mir hättn 'n doch nit alleinig fortlassen solln! 9. Szene Neunte Szene Vorige ohne Brenninger. Altlechner tritt auf. hat einen großen Brotsack umhängen und einen Wallfahrerstock in der Hand, unter dessen Kreuz befindet sich ein kleiner Strauß von Feldblumen und ein Rosenkranz, der weit herunterhängt. Er ist etwas angeheitert, stellt sich breit in die. Türe. Juhuhu! Der Altlechner! Der Altlechner! Wie schaut denn der aus?! kommt vor in singendem Ton. Ja, der Altlechner! Grüß eng Gott, Landsleut! Und bhüt eng Gott, Landsicut! Und bhüt dich Gott, Vaterland! freudig. Gehst epper gar – – nach Rom?! Wohl – wohl – freilich – freilich! – Geh ich! freudig. Schauts, der geht! Jetzt hot mer doch a Beispiel! No, nöt werd ich gehn?! Mein Weib hat ja penzt und kein Ruh gebn, no tu ich ihr d' Freud und mir d' Seligkeit und geh – juchhe dulidieh! – Mir zwei – ich und sie – habn uns nie leiden mögn. Ihr hat mein Wirtschaft, die damal anderschter wie heut bstellt war, in d' Augen gstochen – ich war grad a bissel zum Gspaßetln aufglegt, und sie hat gmeint, sie derzwingt's, wann s' gfällig is – – und so habn wir uns allzwei drankriegt; – 's is aber a Dummheit rauskämma, es is nötig wordn, daß sie heirat, und da hat mir 's ganz Dorf zugredt, und da war ich der Dalk! – Und no soll 's ganze Dorf a auf mein Wirtschaft schaun – ich geh! Singt. »Mein Kuh und dö Gas – sein verkauft für die Reis!« – – Und hitzten geht's ins Römische oder Böhmische – wann ich nur von derer wegkimm! Damal war gottgfällig, daß ich s' nimm, und wann heut gottgfällig is, daß ich von meiner Alten davonrenn, warum söllt ich nit rennen? Schauts, dös is der erste, der widerrufen hat! Mir könnt doch sagn, mer folgt 'm Altlechner! Was könnts sagn? Nix könnts sagen! Ich hon ja gar nit widerrufen! Da hätt ja mein Alte a Freud dran ghabt, und leicht hätt s' in der Freud a mit ihr handeln lassen und hätt mer die Bußfahrt gschenkt, und ich war der Lapp und müßt hoamsitzen a noch! Ah na! 's Schwerere kimmt zerst, hon ich gsagt, und 's andere gschieht, bis ich wiederkomm – juchhe dulidieh! – d' Welt is weit – und all Weg führn nach Rom, und ich such mir 'n allerweitesten aus! – Und hitzt frei, ledig, wie ich bin, setz ich mich nit mal zu die Manner – Buben, ruckts zuhi und laßts mich zu eng setzen. Setzt sich an den Bubentisch und singt. Wann mein Weib der Teufel holt – Zahlet ich ein Butten Gold! Die Kuh und die Gas verkauft er – und geht! Aber widerrufen tut er nit! Der Lump, der! 10. Szene Zehnte Szene Vorige. Liesel und Anton. Ganz zuletzt der Großbauer. von außen noch. Gehn laß mich, sag ich ... desgleichen. Aber Liesel, schau ... in der Nähe der Türe, hinaussehend. Der Gelbhofbauer – und auf hat er a! No, heut, scheint's mir, kehrt keiner mehr nücht bei mir ein! offenbar stark erhitzt vom Trunk, verfolgt die Liesel. Aber schau, heut – heut mußt gut sein mit mir, Liesel, sonst nimmst es aufs Gwissen – schau, heut – heut därf ich net zu meiner Sepherl – 's is für d' gut Sach, wann d' mich dabhaltst! hat sich seiner erwehrt. Bist ja a verheirat Mon! Mir sollt's doch nit glauben, was die »guten« Sachen auf derer Welt für »schlechte« Kerln machn! Ho – Kreuzelschreiber! Da is hitzt enger Hauptmann, vielleicht kommandiert eng der: »Kehrt euch!« kommt vor, wild, die Burschen mit Blicken messend. Wer redt vom Hauptmann? Wer ist der Hauptmann? Der am meisten hrumschreit! gibt ihm einen leichten Schlag in den Rücken. Is dein Glück, daß du's gsagt hast, ein andern hätt ich samt 'n Sessel in d' Erd hneinghaut! Setzt sich auf den Stuhl, auf dem Brenninger gesessen. No, ich bin schon so auch zfrieden! Der möcht uns fürchten machen – er hat aber z' stark auf! Der tragt heut nix aus! Fang nur an mit unsere Trutzliedeln! steht auf. Warts bissel, bis ich weg bin! A Drangab zwegn engerer Rauferei hon ich grad kriegt – und 's andere vergunn ich eng schon alleinig! Geht gegen den Hintergrund. Lied mit Chor. Melodram singt. Unten im warm Federbett Liegt es Bauersweib, Und der Bauer selber liegt Obn am Boden im Heu! Kreuzelschreibn! Kreuzelschreibn! Laß ich mein Lebtag bleibn, Kreuzelschreibn! Kreuzelschreibn! Dös tu ich nöt! dreht sich auf seinem Stuhl um, wild. Geht dös auf uns? lachend. A bewahr! singt. Wann nur Bauers junger Knecht, Net so frumm sein möcht – Weil der Bauer liegt im Heu, Bet er mit 'em Weib! Kreuzelschreibn! Kreuzelschreibn! Laß ich mein Lebtag bleibn, Kreuzelschreibn! Kreuzelschreibn! Dös tu ich nit! steht auf und stellt sich knapp an den Bubentisch. Ich muß doch schaun, ob einer von eng leicht noch a Gsetzel weiß! gerührt. Jesses! Jesses! So ein schön Abschied vom Heimatland hon ich mir nit erhofft – hitzt tan mer a noch raufen! sitzt Anton gegenüber an der anderen Seite des Tisches und singt. Gimpel! Gimpel! Vogelleim! Schau, da bleibn s' dran pickn! Wolln die Manner nit pariern, Muß man d' Weiber schickn! Setzt ein. Kreuzelschreiben – – Er und Chor brechen ab, weil. über den Tisch hinüber den Martin beim Halstuch faßt. Laff, elendiger! ... Kumm her! Alles stürzt rauflustig auf die Gruppe zu, a tempo erscheint der. schreit. Halt – Auseinand, sag ich! – In solcher Sach gilt kein Raufen! – Da kimm ich grad zrecht ... Die Gruppen lösen sich. kommt vor. Manner! Eine komische Fagottstelle im Orchester malt ein vergebliches Ringen nach Luft aus. – Großbauer gewinnt Luft und sagt mit Entrüstung. Einer hat mich aufn Bauch gschlagn! Da hat er nit lang z' zielen braucht! Gelächter. Und weil wir schon dabei sein, so tu halt a mit! schlägt mit seinem Stock die Lampe herunter. Angeht's! Die Bühne wird dunkel – eine große Raufgruppe entwickelt sich, und unter barock – komischer Schlachtmusik fällt der Zwischenvorhang. Verwandlung Der Gelbe Hof. Links ein kleines, einstöckiges Gebäude im Schweizerstil, hellgelb angestrichen. Ganz vorne unter einem halboffenen Fenster eine Bank. Rechts Scheune und Tenne. Der Hintergrund ist durch einen Zaun abgeschlossen, der in der Mitte einen Einlaß har. Hinter dem Zaun Raum zum Gehen. Ein praktikabler Fußsteig, der in Mannshöhe über dem Podium hinläuft und hinter dem hochragende Tannen aufsteigen, schließt die Dekoration. – Helles Vollmondlicht fällt von rechts durch die Tannenstämme auf das Gebäude. 11. Szene Elfte Szene Wie der Vothang aufgeht, kommen Arm in Arm Anton und Steinklopfer durch den Zaun, treten in den Hof und gehen vor bis zur Bank, auf der sich Anton erschöpft niederläßt. in übel zugerichteter Kleidung – holt tief Atem. Ah!! – Steinklopfer! der vor ihm stehenbleibt. Jo! D' heutig Nacht is wohl schön. behaglich. No, ich mein's a! Ah!! – Wie's vom Tann rüberweht! 's is a klare Herrgottsnacht! – No, hoam bist – bhüt dich Gott! – Gute Nacht! Geht. Gute Nacht! – – Du, Steinklopfer, hörst? bleibt stehen. Was? Sag mir – sag mir, wie war denn dös eigentlich vorhin im Wirtshaus? – Ich mein allweil, 's is wieder wie gwöhnlich gwest! Freilich, freilich! Du warst der Stärkste! War mir a so, als hätt ich alle zum Wirtshaus nausghaut. Alle! Alle! Dös kann ich dir am besten sagn; ich war der letzte! Obwohl ich mich in ein Winkel verkrochen hab, hast mich doch ausgfunden und den andern nachgschickt, du bist gleich selber nachtaumelt, und auf der Straß sein wir wieder gut Freund wordn! lacht. Hahaha! Ja, ja, is schon so! No, adjes! Du, Steinklopfer ...! No? Hörst aber, alle – alle? – Da is doch der Vetter nit dabeigwest? Der Großbauer? Der Großbauer Na, ob der dabei war! 's war völlig schön zun anschaun! Wie aus einer Kanon gschossen, is er nausgflogn und hat im Hof noch ein Tisch eingrennt! Jesses! Jesses! Na, der darf sich eh nit aufhaltn, 's is den andern a nit besser gangen! Wie von die Bubn keiner mehr da war, hast halt dö, die früher mit dir ghalten habn, einzeln und paarweis durch d' Tür rennen lassen. Is eh a Wunder, daß der Türstock noch steht. O fix hnein! Fix hnein! Na, aber so was, aber so was! In der Finstern glangt man halt so hrum! – Daß aber keiner a Wörtl gsagt hat! mit unterdrücktem Lachen. Habn ja eh brüllt wie die Ochsen! – No, mach dir nix draus! Hast halt dein Freud dran ghabt – warum soll der Mensch kein Freud habn? Du warst a rechter Ordnungmacher! Freund und Feind werdn auf dich noch a Zeitlang denken! seine Kleidung betrachtend. Und dös Gwand – dös Gwand – ich bitt dich, schau dös Gwand an! der immer mehr ins Lachen kommt. Ich betracht's eh schon die längste Zeit – es schaut luftig gnug aus; – aber du warst ja selber der Schneider, der heut nacht dö Modi angebn hat! No, so darf mich d' Sepherl nit kommen sehn – heut muß ich auf einmal hoam sein, wie vom Himmel gfalln – da heißt's stad auftreten – da werd ich d' Stiefeln ausziehn. Macht Anstalt dazu. lacht laut auf. Is ja nit nötig – s' Heu wird doch nit krachen!? 's Heu?!! wieder mit trockenem Humor. No ja, 's Heu – freilich! Wie kann mer denn so vergessen sein? – Zwegn 'm Heu is's ja angangen – zwegn 'm Heu, auf dem ös heut nacht schlafen müßts, sein wir ja alle miteinander nausgworfen wordn! O du heilig Mutter Anna, auf dös hon ich ganz vergessen, warum hergangen is! Lamentierend. Na,na, dös werd aber heut doch nit gehn, daß ich am Heubodn schlaf – morgen zwegn meiner – – aber dös muß die Sepherl selbn einsehn – – mir is nit recht übel – und im Kopf fahlt's mer a – ich weiß nit, hon ich ein Düppel oder a Loch – ich brauch mein Pfleg! legt ihm die Hand auf die Achsel, ernst. Du raunzender Fetzenbankert! ... Hör mich an! Wann d' schon nit aufn Heubodn willst, so geh mit mir nachm Steinbruch. – A Gang in der frischen Nachtluft wird dir gut anschlagn, und bei mir stehst morgen fruh, a ohne Pfleg, als ganzer Mon wieder auf! Na, na, ich kann mich eh kaum schleppen, lieber lieg ich da auf der Bank – wann sich die Sepherl nit derbarmt – eh ich einm andern Unglegnheit mach. Du kannst nit so mit mir umgehn wie die Sepherl! lachend. Dös freilich nöt! – No, ich hon dir's gut gmeint, daß ich dich nach meiner Höhln hab mitnehmen wölln, aber du willst noch heut ins Henigschlecken gehn, dabei wird dir d' Sepherl 'n Ring durch d' Nasen ziehn, und morgen schon tanzt der »Starke«, wie der Dudelsack pfeift. – Aber sikra hnein, ich versteh ja nix davon – ich bin halt so viel fürwitzig für meine jungen Jahr. – No, nix für ungut – und bhüt dich Gott, du Mordmann, der sich auskennt – haha – gute Nacht – und spiel halt fein dein Herrn – haha – und mußt s' halt recht umn Finger wickeln – aber nit gar z' stark, daß d' dös arm Weib doch wieder auf gleich bringst! Haha – gute Nacht – gute Nacht – haha! Lachend durch die Mitte ab. legt sich auf die Bank zurück. Was dös für ein dumm Lachen is – wann einm Menschen üblich is – no ja! 12. Szene Zwölfte Szene Anton. Josepha. im Nachtleibchen, ein Tuch kokett um den Kopf gebunden, daß die Haare darunter hervorquellen – tritt ans Fenster und singt. Nachtlied Mondenschein – Sternenstrahl – Goldige Pracht! Grüß dich Gott z' tausendmal, Vielschöne Nacht! Kurzer Jodleraufschlag. Weiß nit, was d' aus mir machst – Weiß nit, was d' hexst Weiß nit, Mond, was du lachst Und dich versteckst?! Wie oben. Goldig Nacht, 's lebt in dir Jed Tröpferl Blut! Wär hitzt mein Schatz bei mir, Moan, der hätt's gut! Jodler. Sepherl! schreit wie erschreckt auf. Ah!! – Jesses – du Unend! – Du bist da?! – Schau gleich, daß d' aufn Heubodn kimmst! Will das Fenster wieder schließen. hält ihr den Arm. Sepherl, laß doch reden mit dir! Wär schad um jeds Wörtl! Ich denk, wir zwei habn heut fruh schon ausgredt. – Laß mich los – ich will 's Fenster zuhabn. Sepherl, bsinn dich! Ich bin amol dein Mon – und heut, grad heut hon ich's wieder zeigt, was ein Mon kann! – Jo, sein und ander Leut Gwand zreißen! Schaust lieb aus! Schau ich aus wie dr wöll – dafür hon ich a alle zun Wirtshaus hnausghaut! Steigt auf die Bank. Ich war noch nie so stark wie heut! No, glaubst, ich sollt mich deßtwegn fürchten vor dir?! Lacht. Geh zu, du weißt, wo ich net dabei sein will, da richtst du nix, armer Hascher! So könntst du tun? O ja! Schau, Sepherl, hitzt könntst du so tun? Hitzt, wo ich mich mitm ganz Dorf und 'm reich Vettern überworfen hab?! Läßt Josephas Hand los und macht dabei und während der folgenden Reden krampfhafte, stets mißlingende Versuche, mit dem rechten Fuße sich wo anzustemmen und sich so ins Fenster zu schwingen. No flehnet ich a noch a bissel! Schau hitzt, wo ich neamd hab als dich! No, wann d' neamd hast als dein Weib, so halt a zu ihr! neuerlicher Kletterversuch. Dös tu ich eh! Ich bitt dich gar schön, mußt dich nit so unnötig abezappeln, allein kimmst net hrauf! Hilf mer hnauf! A freilich! Sepherl! Schau, Sepherl! Daß ich a Narr wär! – Ja, wann d' folgsam warst! Ich versprich alles! Gehst a nach Rom? Bis zum heilig Grab, meinetwegn! A Mon, a Wort! A Wort, a Mon! Geben sich die Hände, und er schwingt sich mit Hilfe Josephas ins Fenster. rasch, unterm Hineinklettern. Juchhe! Hitzt kann mich d' ganz Welt gern habn! Ob d' stad bist! Hitzt geht's ins Paradeis! Stad sein! Beide verschwinden. 13. Szene Dreizehnte Szene Steinklopferhanns ist schon gegen Ende der vorigen Szene auf dem hochliegenden Fußsteige sichtbar geworden und steht jetzt in der Mitte desselben, dann Bursche, Loisl, Michl, Martin, Sepp. – Hinter der Szene, unmittelbar nachdem Anton und Josepha verschwunden, hört man die Bursche, immer näher kommend, singen. Gimpel! Gimpel! Vogelleim! Schau, da bleibts dran pickn, Wolln die Maner nöt pariern, Muß mer d' Weiber schickn! Steinklopferhanns lacht laut in die Nacht hinaus. Bursche treten mit den letzten Worten der Strophe auf. Halt, wer da?! Gut Freund! Ich steh da am Posten! Legt die Hand an den Hut. Und melde gehorsamst, daß der Hauptmann der Kreuzelschreiber – Zeigt hinunter. – dort beim Fenster hneinretiriert is! – – No, dafür sein morgen d' Weiber obenauf!! ziehen, indem sie schreiend, und lachend singen. Kreuzelschreibn, Kreuzelschreibn, Laß ich mein Lebtag bleibn; Kreuzelschreibn, Kreuzelschreibn, Dös tu ich not! Über den Fußsteig; unterdem fällt der Vorhang. 3. Akt 1. Szene Erste Szene Steinklopferhanns und Anton. sitzt auf einem niedern Steinblock und hämmert auf einen der vor ihm liegenden, etwa kindskopfgroßen Steine los. No – du Sakra! – Ob d' vonnand gehst?! – So – nomal – no siehst! kommt hastig von links. He! Steinklopfer! hämmert, ohne sich umzusehen, weiter. Jo! – Bist du's, Gelbhofbauer? läßt sich auf einem großen Steinblock daneben nieder und holt tief Atem. Wohl! weiterhämmernd. Wart a weng! – Weiß's, kommst Abschied nehmen – geh dir dann gleich die Hand – muß mehr s' nur vorerst bissel waschen – weil's a Abschied auf so lang is. – Wann gehts denn schon – ös alle nach Rom? – Fix hnein, jetzt möcht ich geistlich sein – hitzt wird aber 's Weibertrösten angehn! – No, 's is vergunnt – bleibt für uns ander ledig Leut schon a noch was! Steinklopfer – laß gscheit mit dir reden! Wann d' dös imstand bist – ich hör schon! Ich hab gestern was Dumms gmacht. dreht sich überrascht gegen ihn um. Wann du dös alle Morgen sagst, bist am Weg, der Gscheiteste z' werdn! Ich war gestern – no, so – no, mein Gott, ich hon halt mein Weib nachgebn. Steinklopferhanns lacht. Mußt nit lachen, Steinklopfer, mußt nit lachen! Du weißt nit, wie mir is, seit ich dös vom alten Brenninger ghört hab. Was? No, weißt's nit? Verunglückt is er! fährt vom Boden in die Höhe und wirft den Hammer hinter sich in die Steine. Was sagst? steht gleichfalls auf. Vor einer Stund habn s' 'n tot ausn Wildbach zogn. Weißt ja, er hat gestern noch nach Grundldorf wolln; nachm Ort schon zu, bei der Wegbeug, wo 's Ufer so hoch ansteigt und schroff gegen 's Wasser abfallt, dort habn s' 'n gfunden. Gewichtig. Du warst dabei, du mußt's wissen. Steinklopfer, wie der alte Mon gestern gredt hat, ich hab mer's nur verzähln lassen. – Er hat nit viel gtrunken und is noch rüstig ausgschritten, und a Nacht war auch, so klar, daß man jed Blattel auf die Bäum hätt zähln können – fehltreten is er nit! Er wird halt 'n Steig zwischen die Büsch fortgangen sein – und wer weiß, wie ihm dabei ums Herz war –, bis er auf einmal dort in die Lichtung treten is, dort steht mer eh knapp am Rand – unten rauscht 's Wasser, und gradüber am entern Ufer liegt unser Dörfel und nah, mir meint, mer könnt's greifen, 's letzte Häusel davon, 'm Brenninger seins. Dort hat er halt 'm Weg a End gmacht! nickt und läßt sich langsam wieder auf einen Steinblock nieder. Ernst, halblaut, indem er sich auf seinen Hammer stützt. Is mir leid um ihn! – Recht leid! – Hm – 's is besser – 's is doch besser so – sein Hauswesen habn s' ihm ja doch zernicht – dös hätt sich nimmer gebn! – Die Toten sein gut aufghobn! eifrig. Ich sag dir, Steinklopfer, wie ich gsehn hab, wie da die Sachen ausgangen sein, da is's mir erst in 'n Kopf gschossen, was wir für a Stuck angebn täten, wann wir vor d' Weiber z' Kreuz kriechen! Wie aus wär für Lebzeit mit aller wahr Lieb und häuslich Zucht und Ehrbarkeit! – Da kommen die Weiber – grad dö Weiber, dö doch zum Mon halten solln, und wann ihn sonst a alle Welt verlasset – da kommen s' hergrennt auf a fremd Wort und a fremd Ansehn, und dös sollt auf amal mehr gelten – und gilt ihnen a mehr – als all die jahrlang Lieb und Sorg um sie! Himmlischer Vater, wohin sollt denn dös führen?! – Hanns, 's is a Rauberswelt, bist nur sicher, solang d' nix hast – hast was, so langen s' von allen Seiten zu, und du sollst davon abgebn; je mehr d' hast, je mehr bist unfrei! – An Geld und Gut, an Weib und Kind, wo s' nur ein Endl derwischen können, fassen s' dich an, und du sollst dabei stillhalten wie a Gecklmandl an der Wand und nur deine vorgeschriebnen Sprüng dazu machen. Aber dös, dös is doch 's letzte, und was für Händ mir auch ins Nest greifen – ob gweihte oder ungweihte – da hoaßt's: Vogel, wehr dich! wieder mit seinem gewöhnlichen trockenen Humor. 'n Schnabel tust wenigstens weit gnug auf! Hab ich nicht recht? Was fragst denn mich? Weil ich's den andern nit so sagen kann; und weil du gleich gsagt hast, weil amal unterschriebn is, soll a unterschriebn bleibn; – – du hast mich a gestert nachts noch mitnehmen wölln – – spielt mit dem Hammer. No ja – laß's gut sein! Was wollts denn hitzt? Du hast dich ja gestern vor deinm Weib zu allm verpflicht, und heut fruh gleich sein die ganzen Kreuzelschreiber von Zwentdorf dir nachtappt. Habn sich dö beim Versprechen auf mich ausgredt, können sie's hitzt a beim Zrucknehmen. Und was ich versprochen hon – so a Versprechen, wo 's andere falsch Spiel spielt, halt mer doch net! ernst. Gibt mer nit! – Dös is hitzt vorbei. Und wann d' Treu und Glauben auf Monwort hnauswirfst, du saubrer Vogel, so verwüst nur dein eigen Nest! Hast denn koan Rat, Steinklopfer? Für g'gebens Wort gibt's koan andern Rat als: halten! ganz perplex. Fort solltn mer?! lacht. Jo, nachm kurzen Verstand kommen dö langen Gsichter! Wie d' da lachen magst, Steinklopfer, wie d' da noch lachen magst ... Mußt nit meinen – Deutet auf Kopf und Herz. –, ich wär da oder da nit recht richtig! Aber drei Ding hon ich gern hell und klar und siech s' ungern trüb; dös is der blau Himmel – mein Trunk – und mein und andrer Leut Augn! 's is mer eh vorher a schwarz Wolk über d' Sonn grennt, wie ich an d' letzt Hütten im Ort denkt hab! ... Laß dir sagen, solang Gspaß war, hon ich über eng lachen mögen – hitzt hilf ich eng – ich sorg dafür, daß ös auf enger Wort halts und doch nit fort müßts – nur zu mir müßts halten! No schau nit so dumm, gwiß – gwiß! Aber no lustig – wieder lustig, Gelbhofbauer! Mitm Traurigsein richt mer nix! Die Welt is a lustige Welt! Geheimnisvoll. Ich weiß's, daß's a lustige Welt is! Freilich, ös wißts 's nit; eng is noch ausm großen Buch vorglesen wordn, da hab ich schon mein extraige Offenbarung ghabt! A Offenbarung?! nickt. Seither hat mich a neamd mehr traurig gsehn, und weil sich's grad schickt, mag ich dir's wohl erzählen, wie dös gwesen is – nur trag's nöt weiter im Ort hrum, sonst meinen s', ich wöllt ein neu Glauben aufbringen, und da könnt mich leicht der Landjager zwegn Gwerbstörung aufs Gricht holn! legt die Hand aufs Knie des Steinklopfers. Verzähl's nur! Ös jung Leut kennts freilich nur 'n lustigen Steinklopferhanns, aber es war schon a ander Zeit vorher; wie ich noch der arm Hannsl war, den a Kuhdirn auf d' Welt bracht hat und zu dem sich kein Vater hat finden wolln. – Hitzt vertragt sich's ganze Dorf recht schön mit mir, ich könnt nit klagn, aber damal, wie mein Mutter Kuhdirn, bald nach meiner Geburt, verstorbn is und wie die Gmeind für mich hat Kostgeld zahln müssen, kannst dir schon denken, wieviel Lieb ich da wohl gnossen hab! Jeder hat mir den Groschen, den er für mich beigsteuert hat, gspürn lassen. Dös sündig Volk hat nit dran denkt, daß dös für ihre Hallodereien, dö in der Gheim bleiben, eh a leicht Abfinden is, wann s' allzsamm so eins erhalten, dös halt auch unvorgsehn in d' Welt hneingrumpelt is! In der Schul und in der Kirch mußt ich zruckstehn, und wie ich bei der Stellung auf einmal für ein reich Bauerssohn hab tauglich sein ... dürfen, war ich ordentlich froh. Lang hat's aber nit dauert, so hon ich von Militari wieder wegmüssen, weil mich bei ein Manöver a Roß gschlagen hat. – Auf einmal war ich halt wieder da – dös is hitzt wohl a Stuck a vierzig Jahrln her – da habn s' mich da hrauf in Steinbruch gsetzt und zum Bettler »Steinklopfer« gsagt; wie ein Einsiedel habn s' mich da sitzen lassen, zwischen Wurzeln und Kräuter und Wasser, ohne Ansprach, und wie mich bald drauf a Krankheit hingworfen hat, hat mir aber kein Seel die gringste Handreichung tan – no, ich hon mir später denkt, grad wie zur Zeit, wo mich 's Roß gschlagen hat: 's Vieh versteht's nit, wie's einm weh tut! – Damal aber war ich zerst trutzig und hab mir denkt: Meinen s', du bist a Hund – kurierst dich auch wie a Hund – frißt nix und saufst Wasser und brauchst sö net! Nachher aber, wie ich dabei allweil matter und matter wordn bin, und es laßt sich Tag um Tag neamd, aber neamd, kein menschlich Gsicht sehn, da is mir ztiefst in die Seel hnein weh wordn! – Und wie ich so recht schwach und elendig mal da drin lieg – Mittag war's grad, und die Sonn hat so freundlich gschienen wie nie – da denk ich mir: Hnaus mußt – hnaus! – Sollst versterbn, stirbst draußt; die grün Wiesn breit dir a weiche Tuchet unter, und d' Sonn druckt dir die Augen zu, du schlafst ein und wirst nimmer munter, der Tod is nur a Bremsler, was kann dir gschehn?! – Mühselig hon ich mich fortgschleppt aus der Hütt – Steht auf und zeigt hinab nach links. – bis dort hnunter – siehst, wo der Wald anhebt –, dort, wo die zwei großen Tannbäum stehn, zwischen dö bin ich ins Gras gfalln, und dort hon ich die Eingebung ghabt. Kleine Pause. So still war's dort und so warm in der Sonn z' liegn – vorn die grün Wiesen, die blauen Berg – und 's Tal, wie in ein weißen Brautschleier, unten, und über allm der helle, lichte Himmel. Da is a tiefer Fried über mich kommen, und es is mir durch die Seel zogn: dös siehst schon noch amal! – Und dann, dann bin ich wie tot glegn, ich weiß nit, wie lang! – Von da ab mit steigender Erregung. – Und wie ich wieder munter werd, is die Sonn schon zum Untergehn – paar Stern sein daghängt, nah, wie zum Greifen – tief im Tal hat's aus die Schornstein graucht, und die Schmieden unt am Waldrand hat hraufgleucht wie a Feuerwurm – vor mir auf der Wiesen habn die Käfer und die Heupferd sich plagt und a Gschrill gmacht, daß ich schier hätt drüber lachen mögen – über mir im Gezweig sein die Vögel gflattert, und über alls hin is a schöne, linde Luft zogn. – Ich betracht dös – und ruck – und kann ohne Bschwer auf amal aufstehn, und wie ich mich noch so streck und in die Welt hineinschau, wie sie sich rührt und laut und lebig is um und um und wie d' Sunn und d' Stern hrunter- und hraufkämmen – da wird mir auf einmal so verwogen, als wär ich von freien Stucken entstanden, und inwendig so wohl, als wär 's hell Sonnenlicht von vorhin in mein Körper verbliebn ... und da kommt's über mich, wie wann eins zu einm andern redt: Es kann dir nix gschehn! Selbst die größt Marter zählt nimmer, wann vorbei is! Ob d' jetzt gleich sechs Schuh tief da unterm Rasen liegest oder ob d' das vor dir noch viel tausendmal siehst – es kann dir nix gschehn! – Du ghörst zu dem alln, und dös alls ghört zu dir! Es kann dir nix gschehn! – Und dös war so lustig, daß ich's all andern rundherum zugjauchzt hab: Es kann dir nix gschehn! – Jujuju! – Da war ich's erstmal lustig und bin's a seither bliebn und möcht, 's sollt a kein andrer traurig sein und mir mein lustig Welt verderbn! – No, lustig, lustig, Gelbhofbauer – es kann der nix gschehn! um zu verbergen, daß er ergriffen ist, derb. Du Sakra, du! Ja, was bist denn du nachher? Du bist ja kein Christ und kein Heid und kein Türk! – No, du brauchst halt kein Predigt über d' Nächstenlieb. Bietet ihm die Hand. Gelt, aber du haltst hitzt zu uns? schüttelt ihm die Hand. Ich halt zu eng! Aber pariert muß werdn! Hauptmann von dö Kreuzelschreiber, du mußt mer dein Kommando abtreten und dö Kriegskosten mußt auch zahln, denn ich schlag mein Hauptquartier hitzt unt im Wirtshaus auf – zu so was is's herobn im Steinbruch z' trocken! Kimm nur! Mein erster Befehl an eng is d' Marschbereitschaft! Jo, aber ... Net mucksen – ich weiß, was ich tu! Dös verstehts ös net! Ös müßts gehn, damits bleiben könnts! Aber was hast denn vor? Wirst's schon hören! – Du weißt, ich hon meine Eingebungen! Jo – wann's nur schon auf gleich war! Verlaß dich auf mich! – Aber kein Verrat mußt mer nit spinnen – es schaut nix dabei heraus! – Schlägt ihn auf die Achsel. Ich mein, du hast auch gestern nix davon ghabt!? Geht lachend voraus. Anton folgt lachend nach. Hahaha! Nur lustig – Gelbhofbauer – nur lustig! Halt dich nur zu mir – es kann dir nix gschehn! Nur lustig –! Indem sie lachend abgehen, fällt der Zwischenvorhang. Verwandlung Der Gelbe Hof, wie im zweiten Akte letzte Verwandlung, nur im Tageslichte. 2. Szene Zweite Szene Josepha, Rosl, Ursel, Hans und Tobias. Das Gesinde steht unschlüssig im Hof. Stellung dabei: Tobias, Hans, Rosl, Ursel. in der Küchenschürze, mit dem Kochlöffel in der Hand, belfert heraus in den Hof, wobei sie zu Anfang jedes Satzes unter die Türschwelle tritt und sich unter den folgenden Worten stets verliert, so daß die Endworte des Satzes nur unverständlich aus der Küche schallen. Stehts noch immer da? Ich frag eng, was ös noch dastehts? Auf wen wartets denn? – Ins Heuen sollts ös gehn, habts ghört? 's wird mir schon z' dumm! – – – So bedeuts doch 'n alten Tobias, daß aufn Bauer heut nit gewart werdn kann, heut nit und a Weil nit! – – – Ich werd eng's schon angwöhnen, auf die Bäurin z' hörn! Ich bin hitzt der Oberst im Haus! Dumm Volk! – – – Unterdem, sooft Josepha unter der Tür verschwindet, folgendes Spiel. Hans, ein junger Bursche, der den Finger in den Mund gesteckt hat, um das Lachen zu verbeißen, stoßt immer den Tobias an. schwerhöriger Alter. Was sagt s'?! – Ich hör nix! Rosl verbeißt in ihrer Schürze das Lachen und stößt dabei Hans an. wischt sich mit der Schürze die Augen und sagt an passender Stelle. Na, aber so hrumschrein –! Dös is doch nit recht! tritt in den Hof auf die Gruppe zu. Muß ich eng leicht Füß machen?! tritt ihr entgegen. Ich siech dich allweil reden, Bäurin – was hast denn sagen wolln? arbeitet, wie sie mit Tobias spricht, sehr energisch mit den Händen, um ihm wenigstens mimisch verständlich zu werden. An d' Arbeit – ins Heuen – sollts gehn! der zum bessern Verständnis immer die Pantomimen Josephas kopiert. Ah ja – ah ja – ins Heuen – meinst – 's is aber der Bauer noch nit da! Auf den wird nit gwart – der kann nimmer mithelfen – der geht bald fort – weit fort! Ahan – ahan – ja, ja – furt, meinst – ahan – da übri – no war's richtig Ernst? Jesses, Jesses! Das wird a hart Arbeit werdn, bis wir zwei uns verstehn; 'n Bauern hab ich bloß aufs Maul schaun derfen – aber du hast mir halt a gar zviel feine Stimm! Mußt dich halt gwöhnen, mir auch aufs Maul z' schaun! Ahan – ahan – du hättst a a Maul? Jo, freilich –! Und willst du d' ganz Wirtschaft führn, Bäurin? No ich muß doch! Du deutst »Ja«? Aber, Bäurin, du verstehst ja nix davon! Ich verstund nix? – Hitzt schauts, daß 's mir 'n aus die Augen bringts, den alten Dummrian! Schießt wieder in die Küche zurück. während ihn die andern in die Mitte nehmen und alle mit Rechen und Sicheln durch die Mitte abgehen, sehr unschuldig. Mir scheint, hitzt is s' zornig wordn? – Wegn was is s' denn eigentlich zornig wordn? Droht ihnen. Habts gwiß ös eins was dreingredt? Alle ab. 3. Szene Dritte Szene Josepha und Steinklopferhanns. blickt den Abgehenden nach. Na, endlich kommen s' doch weiter; dös wird die erste Zeit a Müh kosten, bis dö auf mich aufhorchen lernen! Grüß Gott, Gelbhofbäurin – no, du tust dich aber um! Drei Höf weit hab ich schon dein Stimm ghört; ich hab s' gleich herauskennt, und dös is kein leicht Stuck, denn heut schrein in ganz Zwentdorf alle Bäurinnen mit dö Hahnen aufm Mist um die Wett! – Aber stolz könnts schon sein, ös seids hitzt die Herrn im Ort, ös Weiber! No, is a ka Glück, wir habn dabei eh nur ein Teil der Buß von dö Monleut auf uns gnommen! spricht alles sehr gleichmütig, nur sooft er die Bäurin recht schraubt oder über seine Rede in Angst kommen sieht, verbirgt er sein Lachen, indem er die Hand vor den Mund bringt, hinter einem leichten Hustenanfall. Freilich! Freilich! Selb hat a Gwicht! Aber dö habts amal austriebn, hitzt müßts schon ös da regiern! Und no meint es Gsind, man tät's nur, daß mer könnt 's große Maul im Haus habn! Dös bissel Ansehn is ja eh nur a süß Tröpferl in der Gallbittern. Ich bitt dich, dem dumm Volk is schon a öften gsagt wordn, und es begreift's nie: wann einer auf der Welt 'n andern wegtaucht von sein Platzl, daß er eh nur dem sein Sorg und Kümmernus auf ihm nimmt! No, is eh so – du bist halt gscheit! Steinklopferhanns lacht wie oben angemerkt. Was hast denn? 'n Husten! Hast dich verkühlt? läßt sich auf die Bank vor dem Hause nieder. Ja, weil heut nacht a Fenster auf war. – Schlägt in die Hände. Na aber, wie ös dös zwegn bracht habts, daß die Mona alle – aber alle – über vierundzwanzig Stund nachgebn?! – No ja – no ja – kennst dö drei Zangen in 's Teuxels seiner krumpen Nagelschmieden? Nöt? Was d' Advokaten nimmer krump machen können, dös biegen die Weiber, und was kein Weib mehr biegt, dös biegt ... no, ich mag dir nöt zum Ärgernus reden, aber von dö letzten Zangen sein grad a Menge erst bei uns in Deutschland ausgmustert wordn. – – No, müßts halt a dazuschaun, Weiber, daß 's eng bald einschießts ins Alleinwirtschaften! Hast mich grad früher drüber troffen! Is a d' höchst Zeit, engere Manner gehn heut noch und gleich! Heut noch und gleich hitzt?! Wohl, wohl, hitzt gleich! Sie rennen nur noch gschwind jeder heim und nehmen 's Geld aus dö Kasten für die Wegzehrung. Is der deine noch nit dagwesen? 'n Notpfennig? Wann der Mann auf frumm Werk ausgeht, kann 's Weib derweil ja gar kein Not leiden! 's ganz Geld?! Freilich, is ja a weite Reis und gehn nur wenig allein! No, wer gang denn mit sö? Is doch schön von unsere Dirndln? Dö habn in der Schnell ein Jungfernbund gstift, der sich an d' Wallfahrter anschließt und dö begleit wie d' Markatanderinnen d' Soldaten. Beinah a jeder hat a Bußschwester mit ihm. So? – Mein Mon auch? Mit dem geht die Liesel vom Wirten – a feine Dirn – dö Kellnerin! Kennst d' Liesel? Nein! Ich hab gmeint, dein Mann hätt dir etwa von ihr derzählt. – Sie habn sich amal gut leiden mögen, natürlich – noch vor er dich kennt hat. So? Dös is 's erst, was ich hör – und dö gang mit?! Ja – 's is halt a frumm Dirndl! sehr erregt. Entweder dö bleibt da – oder ich laß 'n Tonl nit fort! Aber Bäurin – Bäurin, bist gescheit? Was sollt mer sich denn von dir denken – du wirst doch nit die Leut von der Frummheit abhalten wolln – was wurden denn die andern Weiber im Ort dazu sagen? Die werden nämlich so redn wie ich, wann s' dös hörn! Aber so seids doch gscheit! Meints, wann die Dirndln heimbleibn – was doch auf engere Moner schaueten – es wurd besser?! Frag nur die Kramersfrau in der Kreisstadt – der ihr Mon 's ganz Jahr auf die Märkt hrumfahrt – die meint auch, 's Reisen wär a gfährlich Sach, und 's kimmt selten einer heim, wie er fortgangen is! – Möcht a kein Weib von so ein Herumreiser sein! – Wann engere Manner auch allanig ins Wällische kämen, sie habn 'n ganz Tag nur z' kirführten und kein Brösel Arbeit z' tan, da kimmt der Mensch auf allerhand Gedanken, und die wällischen, schwarzaugeten Weibsleut, – Schupft die Achseln. – die solln a deutsch mit sich reden lassen! lacht zornig. Wär schön! Da kämen s' leicht schlechter heim, als wie s' auszogn sein?! aufstehend. Eher als nöt! – Bis s' aber hoamkämmen, schauts, wie ös mit der Wirtschaft aufkimmts! Nöt, daß ich sag, es möcht da leicht auf manchem Hof 'm Bauern sein Kopf abgehn – ös Weibsleut habts es schon a da, – Zeigt nach der Stirne. – aber seine zwei Arm nimmt jeder mit, und dö fahlen halt doch! 'n ganz Sparpfennig tragen s' a außer Land; ös könnts eng gar nit rühren und ein Handkauf, mit dem s' eng nachträglich groß machen kunnts, gar nit eingehn. – Na, kimmen s' hoam, hitzt schau dir s' aber an – d' schönst Monleut von der wällischen Sunn verbrunna wie die Zigeuner. Wann sich nit jeder gleich zum vollen Nürschel hinsetzen kann und nit alles findt, wie er meint, es muß sein, da werden s' dir ein Schopf machen wie a Wiedhopf. – Gar vertraglich wird dös nit abgehn, denn entwöhnt sein s' eng doch, und wann der Hund amal Leder gfressen hat, is kein Schuh mehr vor ihm sicher. Wie der Kuckuck werden s' nach fremd Nester schieln! No denk dir so a Zsammlebn! – Jo, jo, der Bauer is wie a Spatz, und der Spatz is halt kein Zugvogel, der muß verbleibn können! Jesses, ich versterbet, wann's so wurd, wie du da sagst! No, no, lieb Bäurin, brauchst nit verzagt z' werden! Ich sag ja nit, daß's so werdn müßt, ich mein nur, 's wär a Wunder, wann's nit so käm! mit Überwindung. Schau, Steinklopfer – – Was denn? Ich möcht wissen, was d' denkst ... aber dich kann man um nix fragn! sehr gutmütig. Mußt's halt a nit tun, Bäurin. Wann ich nur eins wüßt ... No, was wär denn dös? Ob nit sündig wär, wann man die Manner von der ganzen Bußfahrt abhaltet? Na, dös war nit sündig. Aber ... Weil nie sündig sein kann, wann in Zucht und Ehr und Arbeit beinandbleibt, was zueinand ghört! Na, aber halt doch –! Wann ich nur wußt, wie der liebe Herrgott drüber denket! Aber, Bäurin, bitt dich gar schön, red doch nit gar so viel dumm! Herrgotts Gedanken weiß doch keiner, dö gingen grad in unsere Plutzer hnein! – Aber, was ich vom Herrgottn denk, selb weiß ich! Singt in der Weise der Steinklopfer-Gstanzln. s' gibt allmal ein Weg, der Zum Herrgottn führt, Wär d' Höll a vermauert, Der Himmel versperrt. Kurzer Jodler. Der Herr braucht kein Himmel, Kein höllisch Verderbn, Denn mitten durchs Herz führt Die Straßen zu eahm! Wie oben. Das Herz, es steht ein jeden Red, Der's ehrlich tut befragn, Dem Fürst im goldig Haus wie mir Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juchhe! singt mit. Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn, Beim Steinerschlagn, juchhe! schlägt freudig in die Hände. Glaubst, daß man so frei nachm Herzn gehn dürft? Faßt dabei des Steinklopfers Hände. Gwiß! lustig. Dann halt ich 'n Tonl zruck! Nachdenklich, läßt die Hand des Steinklopfers fahren. Aber, wann s' halt wieder von der Höll reden? Von siedig Schwefel und Pech – u mein! Laß du die Höll – Reder gehn! Wär Gott nit barmherziger wie dö, gang's ja ihnen selber schlecht. wie oben, lustig. Meinst? – Ich halt 'n Tonl zruck. indem er ihre Hand in der seinen schlenkert, lustig. 'n Tonl halt mer zruck! – Alle halten mer s' zruck! – Alle! – Was nutzeten denn eng a in der Fremd?! Läßt plötzlich ihre Hand fahren, kläglich. O Sakra hnein! Man hört hinter der Szene, immer näher kommend, den Gesang der Wallfahrer, und zwar. vorplärrend. Mir sein schon bereit – Voll Bußhaftigkeit. Der Weg is zwar weit – Voll Bußhaftigkeit. Dös is's, was uns gfreut – Voll Bußhaftigkeit. Was hast denn? kratzt sich hinterm Ohr. Oh!! – Ös hätts es halt doch nit fortbemüssen solln! Zruckhalten war schon recht – aber ob sie sich halten lassen? Sö san alle wie versessen auf die Bußfahrt. Der Altlechnet redt wie a Apostel und singt wie a Vorbeter. Es is völlig der Teuxel der Frummheit – der Geist wollt ich sagn – in sö gfahrn. Wann a alles zgrund gang drüber, sagn s', sö gangen doch! No red mit dö! Oben auf dem Fußsteige erscheint der Zug der Wallfahrer, wie unten beschrieben wird, und zieht herab und durch die Mitte auf die Bühne. Da sein s' schon! – Ich bitt dich, schau s' nur an, was dö für a Ansehn habn! Ob mit dö was z' richten is! bestürzt. No, sei so gut, etwa nöt! Lachend. Geh zu – geh zu, am End sein s' doch froh, wann man s' zruckhalt und sie dürfn bleiben! hustet, wie angegeben. Meinst? Na, probier's nur! 4. Szene Vierte Szene Vorige. Alles. Wallfahrerzug: Voran Anton, dann Klaus, Mathies, Veit und die andern Bauern, Altlechner, nebenher, vorsingend. Alle sind gekleidet, wie Altlechner schon im vorhergehenden Akte beschrieben ist; sie haben die Hüte tief ins Gesicht gedrückt und den Kopf in große Gebetbücher gesenkt, die sie mit beiden Händen vor sich halten, so daß sie die Stöcke wie »Gewehr im Arm«, nur in den verschiedensten Richtungen und Neigungswinkeln tragen. – Hierauf die Dirndln, Liesel voran, alle sehr züchtig, die Tücher bis zum Hals hinaufgebunden. Jede trägt einen roten Regenschirm, und da sie ebenfalls große Gebetbücher, ganz so wie die Männer, halten, so haben sie die Schirme in allen erdenklichen Querlagen unter dem rechten oder linken Arm. Zuletzt, in Gruppen nachdrängend, die Bäuerinnen, darunter Marthe, und dann die Bursche, worunter Michl, Sepp, Martin und Loisl. Die Wallfahrer kommen unter Gesang vor. vorplärrend. Mir sein schon bereit – Voll Bußhaftigkeit Der Weg is zwar weit – Voll Bußhaftigkeit! Dös is's, was uns gfreut – Voll Bußhaftigkeit! klappt das Gebetbuch zu. Na alsdann, Gelbhofbauer, dir habn mir noch 's Geleit gebn. Hitzt mach aber, daß amal ernst wird. Hol dein Wegzehrung und nimm schleunig Abschied. Mir könnten schon längst 's erstmal im Nachbarsdorf im Wirtshaus rasten. Die Gruppen lösen sich. Anton tritt, Liesl an der Linken haltend, vor zu Josepha, ebenso kommt jeder Bauer zwischen seinem Weib und einem Dirndl zu stehen. Lied mit Chor singt. No bhüt dich Gott, Sepherl! Wir sein hitzten fromm Und gehen da übri Dort enten nach Rom! Chor singt, dasselbe begleitend, mit Brummstimmen, nur daß jeder einen andern Namen für »Sepherl« – also etwa Regerl, Gretl, Rosl etc. – singt. allein. No bhüt dich Gott, Sepherl! Und halt mir fein Haus, Es wird dir schwer aufliegn, Doch mach dir nix draus! Du bist – no, dös weiß ich, Dös weiß ich ja eh – Du bist nur froh, daß ich Nach Rom abigeh! Kurzer Jodler mit Chor. die sich diese Strophe mit über die Brust gekreuzten Armen, vorgesetztem Fuß und zurückgeworfenem Kopf angehört hat, überschlägt den Jodler und schließt ihn lachend. Und sagt zum Steinklopfer, indem sie zu Anton näher tritt. Jetzt paß auf den Juchatzer auf! – Du, Tonl, wann dir d' Wirtschaft gar so aufn Herzen liegt ... schau, kannst schön bitten, laß ich dich hoam! Mein lieb Sepherl, was kümmert mich d' Wirtschaft?! Indem er die Liesel an sich zieht. Alle irdenen Gedanken habn wir aufgebn. – Besser, da herunt gedeihn als da oben verderben – na, na, besser da herunt verderben als da oben gedeihen – na aber, Jesses und Joseph – besser, da herunt verderben und da oben gedeihn! ungeduldig. No fing der a Stund zum gigazen und gagezen an! Vorplärrend. Mir sein schon bereit! Sogleich beginnt der Zug sich wie früher zu ordnen. für sich. Dressiert sein s' wie die Jagdhund! Selbstgefällig. Ja, was halt a orndlicher Kommandant is! Josepha und die anderen Bäuerinnen stürzen rasch zu und führen ihre Männer wieder vor. Die Dirndln nehmen dieselbe Stellung wie früher ein. zornig. Dös wär der ganz Abschied?! Ah na! Ich hätt dir schon noch was z' sagn. Singt. No bhüt dich Gott, Sepherl Und bleib mir fein treu, Denn wir sein verheirat Und gschieden dabei! Chor wie oben. Verheirat, no freilich, Und gschieden, o Gfrett, Ja gschieden vom Tisch Und a gschieden vom Bett! – Dich fecht's nix an, weiß ich, Dös weiß ich ja eh – Du bist nur froh, daß ich Nach Rom abigeh! Kurzer Jodler mit Chor. singt zornig lachend den Jodler mit, tritt Anton ganz nahe zu Leibe, sehr bestimmt. Gelt? Wär eng eh um jede Bitt leid, daß mer eng bleiben ließ? Aber blind müßt mer sein, wann man nit sähet, woher eng auf einmal d' groß Bußhaftigkeit eingschossen is! Wär a schön Bußfahrt! Aber ich sag dir's, Tonl, du bleibst da, mach mich net wild, du bleibst hoam, und a Red is's! Schauts, da ließ jeder 's Weib wie a Wittib, die arm Kinder wie Waserln z' Haus sitzen! Nöt alleinig – wann a dö Menscher im Ort verbleibeten – ließn wir eng fort mit so nixnutzig Fürnehmen in engere Köpf! Hoam bleibts! Bei engere Weiber schickt sich schon auch Zeit, Ort und Glegnheit gnug zum Bußtun! No freilich – wohl – wohl! dreht sich rasch um, vorsingend. Mir sein schon ... unterbrechend. Aber Sepherl! No kenn sich doch der Teuxel bei eng Weibsleut aus! Hitzt machts auf einmal so a Wesen, weil man tut, wie enger Willn is – ös habts es ja selber angschafft! mißmutig. Müßts denn a allmal dabei sein, wann was Dumms angschafft wird?! Auf dös werds doch auf kein Antwort studiern?! Wendet sich und singt vor. Mir sein schon bereit! Der Zug will sich wie früher ordnen, kommt aber nicht dazu, da Anton von Josepha und die andern Bauern von ihren Weibern rasch am Arm zurückgehalten werden. Was willst denn noch, Sepherl? der das Weinen nahe ist und die schon mit ihrem Schürzenzipfel spielt, trotzig. Da sollst bleibn! Schau, Sepherl, selb geht nit! Singt. Drum bhüt dich Gott, Sepherl, Wir sein hitzten fromm Und gehen da übri Dort enten nach Rom! Chor wie oben. Und hitzten, wo ich mich In d' Buß einifind, Da därfst mich nit halten, Dös war ja a Sünd! Der frumm Vorsatz, weiß ich, Steht fester wie eh, Mich halt gar nix, daß ich Nach Rom abigeh! Jodler mit Chor. der die Tränen ins Auge schießen, singt den Jodler melancholisch, mit der Schürze um die Augen hantierend, mit – spricht, indem sie, wie man im Volksmunde sagt, »der Bock stößt«. Tonl – ich bitt dich gar schön – Tonl – verbleib! – Ich – ich komm mit der Wirtschaft – mit der Wirtschaft komm ich nit auf – und wir sein erst so kurze Zeit beinand – später amal – wann's dir a Freud macht – von mir z' gehn, hab ich vielleicht a nix dagegn – aber hitzten, hitzt weiß ich mich gar nit aus! – Wann d' mich gern hast, Tonl – so verlaßt mich nöt – und – und wann d' mich nimmer gern hättst – Heulend. – Tonl – öh – Tonl, so geh ich ins Wasser! gibt Anton einen Rippenstoß. Derbarmt s' dir denn noch nit? Ah!! Hitzt is Zeit zum Nachgebn! durch den erhaltenen Rippenstoß ganz grimmig gemacht, reibt die getroffene Stelle, heftig. Ich mag aber noch nit! ebenso. Ah, so gehts allzsamm zum Teufel, dumm Volk – da kann der best Kommandant nix machen! durch das Warten erbittert. No, was is's denn nachher? Da stehn s' herum – wie die Patzenmandln vorn wachsern Jesukindl in der Krippen. Gehn wir amal! Singt. Mir sein schon bereit! Diesmal arrangiert sich der Zug und setzt sich in Bewegung. fällt singend ein. Voll Bußhaftigkeit! Der Zug hat unterdem sich so geschwenkt, daß Anton als der erste eben den Hof verlassen will. nimmt in diesem Augenblick die Schürze vom Gesicht. Tonl! Anton bleibt stehen und wendet sich um. sehr freundlich. Bhüt dich Gott, Tonl – geh nur mit deiner Dirn ins Wällische – ich such mir derweil 'n säubrigsten Bubn im Ort aus! stürzt in langen Sätzen vor. Himmelheiligkreuzdonnerwetter! Dös gang übern Spaß! Bleibt mit aufgehobener Faust vor ihr stehen. Na, so schlag zu – schlag nur her – dös will ich ja – da renn ich in mein Kammerl und riegel mich ein – ohne a gut Wort wirst doch nit von mir gehn wolln – und so halt ich dich doch da, solang mir beliebt! jubelnd. Na, heilig Mutter Anna, dös halt a anderer aus! – Haun ließ sie sich a von mir! Jujuju! Goldig Sepherl, was d' mich aber gern habn mußt! – No bleib ich da! Freilich bleib ich da! Wirft den Brotsack in die Luft und umarmt Josepha. Mir a! – Mir bleibn a do! Überall Umarmungsgruppen. mittendurch davonrennend. Aber i nöt –! Erscheint gleich in hastiger Flucht oben auf dem Fußsteig. stolz sich aufrichtend. No Manner! Was, Manner, sein wir Manner?! Wir habn's zeigt, daß wir auf unsern Willen und unser Wort halten können! Gelts, Weiber?! Die Männer liebkosen die Weiber. Steinklopferhanns fällt angesichts dieser Gruppen in einem Lachkrampf auf die Steinbank. wendet sich bestürzt zu ihm. No, Steinklopfer, willst leicht versterbn? ringt nach Atem. Auweh! – Auweh! – War kein Wunder, 's wurd eins hin! Zeigt auf die Gruppe. Dös heißen s' in der Stadt »Gewissensfreiheit«! Kreuzelschreibn, Kreuzelschreibn, Tust's, so sollst a dabei bleibn! Kreuzelschreibn, Kreuzelschreibn Muß man ehrlich treibn! Der Vorhang fällt.