Das Allerheiligengemälde. Ein Maler, groß in seiner Kunst, obgleich für's Müßiggeh'n sehr eingenommen, spielt' einst den frommen Nönnchen einen Streich. Er hatt' es auf ihr Bitten unternommen, ein großes Stück der heiligen Glorie zu fertigen. Man war schon eins, bezahlte das Geld im Voraus ihm – doch dieses dauerte nicht lang', und unser Künstler malte noch immer nicht. Indeß war der Termin verstrichen; jede Nonne wähnte was Treffliches zu seh'n – man fragte ihn, ob er nun nicht sein Werk bald zeigen könnte? Drei Striche noch, so ist's gethan; sprach er mit unerschrock'nen Mienen, heut' Abend noch mach' ich mich d'ran, und morgen früh, Mesdames, bring' ch's Ihnen. – Er hatte kaum die Leinwand zubereitet, – was that er nun? Ein toller Einfall kam ihm in den Kopf, als er den Pinsel nahm. Er zeichnete, was keinen Ausdruck leidet – man mag's errathen, denn dem Dichter ist's nicht erlaubt, ein jedes Bild so frei zu zeichnen – ihn belauscht ein strenger Richter – der Künstler nur folgt seiner Phantasei. – Am Morgen d'rauf bracht' er das Bild, und that sehr ernsthaft, schwur, daß er in seinem Leben kein schön'res noch verfertigt hat. Indem die Nonnen ihn voll Neugier nun umgeben, kehrt er es endlich um und spricht: Hier sehen Sie. – Der Anblick war den Damen so sehr frappant, daß sie dabei sich seltsam nahmen. Der Frau Aebtissin stieg die Röthe in's Gesicht, Beatrix, Agnes, Claude hielten die Hände vor die Augen, schielten brav durch die Finger – jedes Schwesterchen braucht eine List, verstohlen hinzusehen. Zwar jede kennt seit langen Zeiten schon die Figur, weiß Namen und Gestalt – und die es noch nicht kennt, erräth es bald. – Doch fragten alle jetzt: Was soll das Ding bedeuten? Dies ist, sprach er, das Bild von allen Heiligen. Ich will euch das Geheimniß wohl erklären – wenn ich in diesen Raum die Herren hätt' alle malen können, wär's gescheh'n. Dies konnt' ich nicht, d'rum malt' ich gleich, wie ihr hier seht, den heil'gen Vater euch. U –.