Die Schöpfung des Weibes. Des Weibes Schöpfung zu vollbringen Ist wahrlich keine Kleinigkeit, Dem Schöpfer selbst wollt's nicht gelingen, Es setzt ihn in Verlegenheit. Es wurden Preise ausgeschrieben, Für brave Künstler weit und breit; Da kamen bald der Meister sieben, Die waren wohl dazu bereit. Wer waren diese? Der Müller, weiß bestäubt die Kleider, Der Tischler, Gerber kamen an, Der Schlosser und der dürre Schneider, Der Fleischer und der Zimmermann. Das Werk ward fleißig nun betrieben, Und stand in kurzer Zeit vollbracht; Nun fragt es sich, we von den sieben Das Meisterstück daran gemacht? Der Müller? Er baute schlecht, denn in der Mitten Ist oft an Wasser große Noth, Bald fließt es dünn, trotz aller Bitten, Fließt es bald weiß und auch bald roth. Der Schneider? Er hat kein Knopfloch an der Falte, Und keinen Knopf daran genäht, So daß die vormals kleine Spalte Stets größer wird und offen steht. Der Zimmermann? Er hat das Lustschloß in der Mitte Dem Abtritt gar zu nah' postirt, So daß man gleich beim ersten Schritte Zur nächsten Thür sich leicht verirrt. Der Schlosser? Zwar künstlich ist sein Werk gediehen, Die Arbeit ist sehr zart und fein, Allein, was hilft denn sein Bemühen, Ein jeder Schlüssel paßt hinein. Der Fleischer? Er ist vor Allen anzuklagen, Denn er verstand das Salzen nicht, Weil in den heißen Sommertagen Das liebe Fleisch gar übel riecht! Der Tischler? Dies ist der Meister von den sieben, Er hobelte das Ding sehr fein, Gar oftmals kann hinein man schieben, Und reißt sich keinen Splitter ein! Seid Ihr schon fertig, sprach der Gerber, Und lachte höhnisch hinterdrein: Das Nöthigste ist ausgeblieben, Die Appretur wird nöthig sein. Die kann ich nur allein der Grotte Durch meine Gerberkunst verleih'n, Elastisch weicht sie nur dem Gotte, Gleich viel, ist groß er, oder klein. Jetzt ist das Dingchen ganz vollendet, Nun kann die Arbeit vor sich geh'n, Und wer den Lebenssaft verschwendet, Wird den Priap nicht ungern seh'n. Anonym.