Die ewigen Peinen der Verdammten »Die Hölle ist von gestern her zugerichtet, sie ist auch dem Könige bereit, tief und weit genug; ihre Wohnung ist Feuer und Holz die Menge: der Atem des Herrn zündet sie an wie ein Schwefelstrom.« Jes. 30, 33. 1 O Ewigkeit, o Peinlichkeit, O Wort voll Donnerkeile! O Wort voll Tods und Ängstlichkeit, Voll Schreckens, voller Pfeile! O Wort, das aller Menschen Herz In Trauern sollte bringen Und einen inniglichen Schmerz Aus ihrem Grund erzwingen. 2 Weh denen Menschen, die sogar Die Ewigkeit vergessen Und die erschreckliche Gefahr Keinmal bei sich ermessen! Weh, weh, sie wandeln auf dem Mund Der aufgesperrten Höllen, Die sie zuletzt in ihren Schlund Verschlucken wird und fällen. 3 Man bankettiert und lebet wohl, Man folget seinen Lüsten, Man frißt und säuft sich toll und voll, Läßt Sünd und Schand einnisten. Und man gedenkt nicht an die Zeit, Die unaufhörlich währet, Die alle Freud in Traurigkeit Und ewge Pein verkehret. 4 Der Weg ist breit und hat den Schein, Daß er voll Rosen lieget, Die Pfort ist groß, man kann hinein, Ob man sich gleich nicht bieget. Man fährt hinunter glatt und frei Mit Roß, Sack, Pack und Wagen, Mit Jauchzen und mit Gastgeschrei, Ohn Anstoß, ohne Klagen. 5 Es pflegt sich aber dieser Dunst Im Augenblick zu enden, Wenn du hinein bist und umsonst Dich mühest umzuwenden. Da siehst du denn, was du getan Mit deinem Zeitvertreiben! Zurück ist weder Weg noch Bahn, Du mußt nun drinne bleiben. 6 Sobald du kommst, empfahen dich Die teufelischen Hunde Und machen dir ganz grausamlich Den Leib zu einer Wunde. Der Teufel nimmt dich selber an Mit seinen Henkersarmen Und preßt dich ein, so sehr er kann, Ohn einziges Erbarmen. 7 Der feurgen Schergen grimmge Schar Wirft dich stracks an die Ketten, Bindt, reißt, schlägt, tritt, bis du fast gar Zermergelt und zertreten. Stürzt dich darauf mit solcher Macht Auf Abgrunds scharfe Schwellen, Daß Leib und Seel davor zerkracht Und ewig sich zerschellen. 8 Der Ort ist schrecklich, rauh und kalt Und doch voll Glut und Hitze, Schwarz, finster, grausam, ungestalt, Ein Unflat, eine Pfütze. Der Schwefel strömt wie eine Bach, Von Pech sind große Seen. Geschmolzen Blei fällt von dem Dach Und von den jähen Höhen. 9 Es donnert, hagelt, kracht und blitzt Ohn Unterlaß, ohn Ende, Es brennet, flammet, sticht und hitzt Durch alle Stein und Wände. Es tauet Gift und regnet Feur, Es schneiet Pflöck und Keulen, Es stürmt und wettert ungeheur, Daß Grüft und Lüfte heulen. 10 Die Hunde, die darinnen sein, (Ich meine die Verdammten) Bindt Satan in Gebünder ein Durch seines Zorns Beamten. Sie liegen wie das tote Vieh, Wie Hering auf dem Haufen Und können ewiglich doch nie Ersterben noch ersaufen. 11 Von unten brennet sie die Glut Des Feuers und der Flammen, Auf allen Seiten schlägt die Flut Des Pfuhls ob ihn'n zusammen. Von oben trauft das heiße Blei Auf ihre nackten Glieder, Bald trennet sie ein Strahl entzwei, Bald schlägt sie Hagel nieder. 12 Die Pestilenz, die plaget sie Mit Eiterbeuln und Schlieren, Carbunkel, Sprenkeln und was nie Auf Erden war zu spüren. Die Gicht, das Zahnweh und der Stein, Das Nagen in dem Herzen Sind gegen ihrer andern Pein Noch gar geringe Schmerzen. 13 Unsäglich ists, was sie alldar Vom Ungeziefer leiden, Die sich an der Verfluchten Schar Ersättigen und weiden. Die Frösch und Kröten setzen sich Ganz frei auf ihr Gesichte Und machens ihnen ewiglich Zuschanden und zunichte. 14 Die Schlangen sieht man fort und fort An ihrem Fleische hängen Und sie auf jeder Stell und Ort Anfallen und bedrängen. Die Nattern haben ihre Lust, Wenn sie Maul, Nas und Ohren Durchschlüpfen und die ganze Brust Bis auf das Herz durchbohren. 15 Der Läus ist ein unzählig Heer, Ingleichen auch der Wanzen, Die nach der Läng und nach der Quer Auf ihrer Haut rumtanzen. Die Mücken kühlen ihren Mut, Die Bremsen sind ergötzet, Wenn sie die Hunde bis aufs Blut Gestochen und verletzet. 16 Der Spinnen ist ein Überfluß Und auch der Skorpionen, Es müssen sie auch zum Verdruß Die Mäuse nicht verschonen. Die Ratten fressen sie stets aus Und wühlen nach Belieben, Bis daß an manchen nichts als Graus Von Beinen übrigblieben. 17 Zum Unglück können sie sich nicht Auf eine Seite kehren Und einer Fliege, die sie sticht, Mit einem Finger wehren. Der Leib ist wie ein Zentner Blei, Plump, grob und ohn Gelenke, Die Flechsen alle sind entzwei, Die Bein aus dem Gerenke. 18 Und dieses haben sie davon, Weil sie nicht wollten gehen, Wenns Zeit war, vor des Herren Thron Zu knieen oder stehen. Sie waren langsam, träg und faul Dem Nächsten beizuspringen Und konnten ihren frechen Gaul Nicht von der Stelle bringen. 19 Betrachtet dies, ihr faules Vieh, Die ihr Gott selten dienet, Die ihr vor seinem Antlitz nie Mit einer Tugend grünet, Die ihr so hurtig lauft zum Spiel, Zum Saufen, Tanzen, Springen Und könnt zu eures Leibes Ziel Nicht einen Fuß fortbringen. 20 Sie haben weder Ruh noch Rast Von allen diesen Plagen, Es kränkt sie ewig diese Last, Die Pein und dieses Nagen. Das Fleisch, das ihnen hat die Zahl Der Ratten ausgefressen, Wächst stracks aufs neu und hegt die Qual Unendlich, ungemessen. 21 Die Raben fallen sie auch an, Die Habicht und die Geier, Ein jeder pflücket, was er kann, Und hackt nach seiner Leier. Sie werden oft mit solchem Strauß Verschlucket von den Drachen Und wiederum gespieen aus, Daß die Gewölbe krachen. 22 Das Ärgst ist, daß kein Gras noch Kraut Noch Arznei da zu finden, Kein Arzt, der die versehrte Haut Kann salben und verbinden. Kein Trost, kein Labsal in der Qual, Kein Öle für die Schmerzen, Kein Trank, kein Wasser überall Für die ermatten Herzen. 23 Sie werden mehr geschwächt und krank, Wenn man den Schacht aufrühret Und den unleidlichen Gestank Vor ihre Nase führet. Dies ist der Myrrhn und Benzoin, Den sie verdienet haben, Der Schnupftabak, der Haupt und Sinn Erleichtern soll und laben. 24 Der Hunger plaget sie auch sehr, Sie heulen wie die Hunde, Nach Wasser lechzen sie noch mehr Mit aufgesperrtem Munde. Und doch wird ihnen nichts zuteil, Die Hoffnung ist verschlissen, Sie müssen so die ganze Weil Ihr Bankettieren büßen. 25 Wenn ihnen Satan gütlich will, So füllt er ihren Rachen Mit Hüttenrauch, Kot und Gespül Von grauerlichen Sachen. Drauf schöpft er ihnen einen Trank Aus der vergiften Quelle Und füllt sie an mit Mordgestank Aus seines Unflats Kelle. 26 Anstatt der Musik hören sie Das teuflische Geschreie, Welchs sie erschrecket je und je Ohn Ordnung, ohne Reihe. Sie hören ihren Hohn und Spott, Wie sie verlachet werden, Daß sie den Teufeln mehr als Gott Gefolget auf der Erden. 27 Da werden ihnen eingetränkt Die tausend Sakramente, Die Donner, Hagel und was kränkt, Die Sternen-Elemente. Da hören sie im Dampf und Rauch Das Blut und Gottes Wunden, Das ihnen durch den bösen Brauch Entworden und entschwunden. 28 Sie wissen nicht vor Ungeduld, Vor Zorn und großem Grimme, Wie sie nur solln in dieser Schuld Erheben ihre Stimme. Sie wollen fluchen, lästern, schmähn Und sich darmite rächen Und können kaum ein Wort ausdrehn Noch vor Verbosung sprechen. 29 Die Zung ist noch dazu verwundt, Sie können sie kaum rühren, Verschlossen ist der Hals und Mund Mit schmerzlichen Geschwüren. Und so noch eins in dieser Pein Kann einen Fluch erzwingen, Dem dreht man einen Knebel ein, Daß Mund und Schlund zerspringen. 30 Ein unnatürliches Geschrei Ertönt aus ihren Rachen, Sie grunzen wie die vollen Säu, Sie krächzen wie die Drachen. Sie bellen wie das Hundevieh, Sie heulen, blöken, brüllen, Sie murrn und brummen je und je Mit ewgem Widerwillen. 31 Schaut, dies soll eure Kurzweil sein, Ihr schändlichen Schandierer! Dies sind die Hurenliedelein, Ihr Buhler, ihr Verführer! Singt nur und reißet, wie ihr wollt, Die Zoten und die Possen, Im Abgrund werdt ihr diese Schuld Genug bezahlen müssen. 32 Zu diesem sind sie so verstalt, Zerstümmelt und zerhauen, Daß man sie beide, jung und alt, Nicht kann ohn Schrecken schauen. Kohlpechschwarz ist ihr Angesicht, Voll Blasen, voller Grinde, Der Leib so hart und runzelicht Als Bast und eichne Rinde. 33 Dem hängt die Nase bis ins Maul, Der hat durchfressne Backen, Dem dritten sind die Lippen faul, Dem vierten schwürt der Nacken. Ein anderer hat einen Kropf Wie eine Wasserkanne, Ein anderer glüht um den Kopf Wie indiansche Hanne. 34 Dem einen rahn die Augen vor Wie große Käsenäpfe, Dem andern stehn die Haar empor Und sind voll Wichtelzöpfe. Der eine hat die Gusche nicht, Der andre Nas und Ohren Und gar sein menschlich Angesicht Zu ewger Schmach verloren. 35 Viel sehn dem Ungeziefer gleich, Den Kröten und den Schlangen, Dieweil sie auf dem Erdenreich Voll Gifts und Hasses gangen. Der Hund ist eine große Zahl, Der Säu und Böck ingleichen, Viel Neid, Fraß, Unzucht überall Bei Armen herrscht und Reichen. 36 Sie sind so schrecklich zugericht, Daß sie selbst drob erschrecken Und ihr verfluchtes Angesicht Stets suchen zu bedecken. Der Teufel ist nicht greulicher Noch seine Spießgesellen, Kein Wurm und Kröt abscheulicher Im Pfuhl der ganzen Höllen. 37 Zu diesem allen kommt auch noch Daß sie nicht Friede hegen Und ihnen selber erst das Joch Des Widerwillns anlegen. Sie quäln einander ewiglich Mit Fluchen und Verdammen, Sie schlagen, kratzen, beißen sich Ohn Unterlaß zusammen. 38 Dies ist des Abgrunds Eigenschaft, Dies ist des Teufels Friede. Mit solcher Liebe sind behaft Die ewgen Höllenriede. Weh euch, die ihr Krieg, Zank und Streit, Haß, Hader, Zwietracht liebet, Ihr müsset darauf in Ewigkeit Mit Zwietracht sein betrübet. 39 Erschrecklich muß es ihnen sein, Wenn sie von Teufeln allen Noch über jetzt erzählte Pein Erst werden angefallen. Weiß doch nicht ein beherzter Held, Was er vor Angst soll machen, Wenn ihn nur ein Gespenst anfällt; Was sind dann tausend Drachen! 40 Sie falln sie an mit großem Grimm Und unerhörtem Schreien, Mit einer höllschen Donnerstimm, Mit Brüllen wie die Leuen. Sie wüten, toben, stechen, haun, Sie speien, schnauben, kratzen, Sie fassen sie mit ihren Klaun Und teufelischen Tatzen. 41 Da ist das Elend erst recht groß Und nimmer anzusprechen, Mit was für Pein und was für Stoß Sie ihnens Herze brechen. Wie sie sie peinigen und quäln, Wie grimmig sie verfahren, Kann kein verschwatzter Mann erzähln In vielen langen Jahren. 42 Dem brechen sie im Zorn den Hals, Daß ihm die Sehnen knacken, Dem andern drehn sie gleichen Falls Das Antlitz auf den Nacken. Dem reißen sie die Augen aus, Zerschmettern dem die Beine, Den werfen sie mit großem Strauß Und Toben an die Steine. 43 Den henkert man, wie man nur kann, Den jaget man durch Spieße, Den speiet man mit Feuer an, Verhauet dem die Füße. Die tritt man in den höllschen Kot, Die schläget man mit Keulen, Die nagelt man zu Hohn und Spott Auf Stangen wie die Eulen. 44 Viel schleppet man im Abgrund rum Und zaust sie bei den Haaren So grimmig, daß sie um und um Die Schwarte lassen fahren. Drauf brüht man sie bis aufs Gebein In allen feurgen Flüssen, Schließt sie in glühend Eisen ein Mit Händen und mit Füßen. 45 Dem stoßet man das Herz entzwei Mit Rädern und mit Rammen, Den stampft man gar wie einen Brei Mit Spinnengift zusammen, Dem schneidet man das Fleisch vom Rump, Den peitschet man mit Schlangen, Den schlägt man lahm, den andern krumb, Den reißet man mit Zangen. 46 Viel werden an den Spieß gesteckt Und lebendig gebraten, Viel auf der Folterbank gereckt, Bekennend ihre Taten. Viel werden bis aufs Mark zerfeilt, Viel jämmerlich geschunden, Viel klein zerhackt und ausgeteilt Zur Kost der höllschen Hunden. 47 Man köpft und henkt sie ewig hin Man siedt sie stets im Öle, Treibt ihnen von entbranntem Kien Durch alle Glieder Pfähle. Bald wirfet man sie aus der Glut In ein eiskalte Wuhne, Aus der bald wieder in die Flut Und feuerheiße Trune. 48 Die Laster haben noch dazu Ihr eigne Straf und Plagen, Die den Verbrechern alle Ruh In Ewigkeit versagen. Wem dein verruchtes Herz allhier Am meisten war ergeben, Das quälet dich da für und für In diesem toten Leben. 49 Die Hoffart lieget da im Kot, Dem Satan zu den Füßen Und muß ihm, ihr zu Schimpf und Spott, Auch gar den Hintern küssen. Wie sie gepranget und stolziert, Wie sehr sie sich erhaben, So sehr wird sie nunmehr vexiert, Gedrucket und vergraben. 50 Der Geizige klaubt überall Den Teufelskot zusammen Und frißt in sich mit großer Qual Die Kohlen samt den Flammen. Er scharrt, er gratscht, er greift nach Geld, Schnappt nach den höllschen Fliegen, Er kränkt sich, daß er nicht die Welt Soll ganz in Rachen kriegen. 51 Man gießet ihm geschmolzen Gold In seinen Schlund die Menge, Füllt ihm damit, wie er gewollt, All Adern, alle Gänge. Was er mit Unrecht an sich bracht Und andern hat entzogen, Das wird ihm alls durchs Teufels Macht Erschrecklich ausgesogen. 52 Der Neid frißt ihme selbst das Herz Und nagt an eignen Brüsten, Er muß dem Beelzebub zum Scherz Sich kränken und entrüsten. Man nimmt ihm auch, was er nicht hat, Man gönnt ihm nicht die Stelle, Man leidt ihn kaum in diesem Bad Und in der ganzen Hölle. 53 Die Schleckerbißlein, die dem Fraß In seinen Wanst geflogen, Die werden ihm da ohne Maß Mit Haken rausgezogen. Er muß sich würgen in der Pein Und unaufhörlich kröcken, Das Bier muß raus und auch der Wein, Sollt er gleich bald verrecken. 54 Der Durst und Hunger plaget ihn Und, wie er hier gesessen, So hat er da auch noch den Sinn Zum Saufen und zum Fressen. Man gibt ihm aber nichts als Kot Und Eiter von den Wunden, Das ist sein Trank und täglich Brot All Augenblick und Stunden. 55 Der Zorn muß aller Teufel Zorn Auf seinem Kopfe tragen Und zu allm ihrem Schnurrn und Purrn Auch nicht ein Wörtlein sagen. Er brennt, er flammt, er schnaubt, er gischt, Bleibt ewiglich zerrüttet, Weil er hier alls mit Grimm vermischt Und ohn Vernunft gewütet. 56 Der Faule, der nichts Gutes tat Noch jemals wollte beten, Der wird gepeitscht mit scharfem Draht Und jämmerlich zertreten. Man kauft ihm Lust mit einem Beil, Mit Kolben und mit Prügeln, Man laust ihn für die lange Weil Mit allen Hölleriegeln. 57 Die Böck und Brömmer, die allhier Manch ehrlich Mensch verführten Und manche Dirn zur Ungebühr Bekleideten und zierten, Die müssen unerhörte Pein Von ihrer Brunst empfinden Und ewiglich gequälet sein Mit Fühlung dieser Sünden. 58 Die geilen Säcke, die so oft Den Jünglingen nachgingen Und manchen, der es nicht verhofft, Mit ihren Stricken fingen, Die werden jämmerlich gekränkt Von ihren bösen Lüsten, Mit Skorpionen hart bedrängt An Leib und an den Brüsten. 59 In Summa, wer ists, der sogar Die Peinen kann beschreiben, Die der Vermaledeiten Schar Ohn Ende werden bleiben. Es wird mit höchster Grimmigkeit An ihnen da gerochen, Was sie mit ihrer Üppigkeit Und bösem Tun verbrochen. 60 Noch eins ist über alle Pein Und über alle Plagen, Das sie so lang, als Gott wird sein, Am schrecklichsten wird nagen. Das sie mehr brennt als siedig Zinn Und alle höllschen Flammen, Das sie mehr kränkt im Geist und Sinn Als alle Pein zusammen: 61 Es ist, daß sie in Ewigkeit Die Marter müssen leiden Und die verscherzte Himmelsfreud In Ewigkeit vermeiden. Daß sie von Gottes Angesicht Verstoßen bleiben müssen Und sein so lieblich seligs Licht Nun nimmermehr genießen. 62 Da geht erst die Verzweiflung an, Da gehts in ein Verfluchen, Da will man erst im Pfuhl die Bahn Zur Buß und Beichte suchen. Da fängt man an, jedoch umsonst, Das Böse zu bereuen Und sich vor viehscher Lust und Brunst, Vor Sünd und Schand zu scheuen. 63 Sie fluchen, daß sie Menschen sein, Und wolln sich stets ermorden, Sie wünschen Gott die ewge Pein, Daß sie geschaffen worden. Sie schrein und gillen nach dem Tod, Und sieh! er fleucht vor ihnen, Sie henkern selbst sich, daß sie Gott Nicht haben wollen dienen. 64 Es schmerzet sie das milde Blut, Das Christus hat vergossen, Sie denken an die Gnadenflut, Die sie umsonst genossen. Sie wissen, wie Gott sie geliebt, Was er für sie gelitten, Wie er gewest um sie betrübt Und bis in Tod gestritten. 65 Ach, schrein sie, wie leicht hätten wir In Himmel können kommen, Nun ists umsonst und müssen hier In Ewigkeit verstummen. Wie leichte konnten wir zu Gott Durch Buß und Christi Wunden, Nun sind uns alle Mittel tot Und sein Verdienst verschwunden! 66 Nun müssen wir in Ewigkeit Vergehn in diesen Qualen Und unsre Lust und Eitelkeit Mit Leib und Seel bezahlen. O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wer kann die Läng aussprechen? Wer zählt die Jahre dieser Zeit, In der man uns soll rächen? 67 Dies ist der Wurm, der nimmermehr In den Verdammten stirbet, Durch den die Seele noch so sehr Als durch das Feur verdirbet. Dies ist der allergrößte Schmerz, Den sie, die Hund, empfinden, Dies macht, daß ihnen Seel und Herz Verdorren und verschwinden. 68 Geh nun, verruchtes Sündenkind, Und folge deinem Willen, Geh, sei verbost, verstockt und blind, Laß dich den Teufel füllen. Stolziere, geize, zürne, friß, Begeh des Fleisches Lüste, Denk aber, daß durch dies gewiß Die ewge Qual einniste. 69 Kehr um und eile heute noch Mit Reu und Leid zur Buße, Reiß dich aus dem verfluchten Joch Und fall dem Herrn zu Fuße. Betreug dich nicht, tus, weil es Zeit, Weil Gnad und Gunst zu finden, Sonst wird dir Gotts Barmherzigkeit Und alle Huld verschwinden. 70 Ach, daß du noch so töricht bist Und dich so tief verbrennest! Ach, daß du doch in Kot und Mist So unbesonnen rennest! Ach, arme Seele, steh doch auf, Ermuntre deine Sinnen, Verändre deinen schnöden Lauf, Der Höllen zu entrinnen. 71 Betrachte doch die Ewigkeit, Daß sie unendlich währet! Schau an den Wurm, den keine Zeit Ertötet und verzehret. Ach, ach, was ist es, ewig sein Verstoßen und verdammet! Ach, ach, was ist mit ewger Pein Geplagt sein und umflammet! 72 Kurz ist die Lust, kurz ist die Zeit, Vergänglich diese Freuden, Lang ist die Pein und Ewigkeit, Beständig währt ihr Leiden. O Ewigkeit, o Ewigkeit, O ewig sein verloren! O Last, o Unerträglichkeit, O besser, nie geboren!