Sie betrachtet das zerschlagene Angesicht Jesu Christi 1 O allerschönstes Angesicht, Wie bist du zugericht! O Sonne der Gerechtigkeit, Wie ist dein Glanz verspeit! Wo ist der Purpur deiner Wangen? Wo der Korallenmund? Wo die Gestalt, die mich gefangen Und bis ans Herze hat verwundt? 2 Seh ich doch nichts, o wahrer Gott, An dir als Hohn und Spott! Wie ist doch deiner Augen Licht So ganz und gar vernicht! Wo vormals Sammetrosen stunden, Mit Lilien untermengt, Da sind jetzt Beulen, Schläg und Wunden Mit Speichel und mit Kot besprengt. 3 Wer hats getan, mein Augentrost? Wer war doch so verbost? Wer durfte solche Grausamkeit Dir antun ungescheut? Ach weh! ich, ich mit meinen Sünden, Ich, ich habs selbst getan! Ich hab dich selber helfen binden, Geschlagen und gespieen an. 4 Ach weh! wo wend ich mich nun hin, Weil ich der Täter bin. Wo find ich wieder Gnad und Huld Auf solche große Schuld? Ich bleib, o Jesu, bei dir stehen Und weiche nicht von dir, Kann auch vor Angst nicht weiter gehen, Es ist mir leid, vergib es mir. 5 O allerliebstes Angesicht, Vergib und zürne nicht! O honigsüßer Rosenmund, Verzeih mirs diese Stund! Ich will mit lauter Liebestränen Abwaschen diesen Spott Und mich mit höchstem Fleiß gewöhnen, Zu ehrn dein Antlitz bis in Tod.