Die Psyche muntert sich mit dem Frühling zu einem neuen Leben auf 1 Der Frühling kommt heran, Der holde Blumenmann, Es geht schon Feld und Anger Mit seiner Schönheit schwanger. Der Blütenfeind, der Nord, Steht auf und macht sich fort. Das Turteltäubelein Laßt hörn die Seufzerlein. 2 Die Lerch ist aus der Gruft Und zieret Feld und Luft Mit ihrem Direlieren, Das sie so schön kann führen. Die Künstlern Nachtigall Lockt und zickt überall. Die Vöglein jung und alt Sind munter in dem Wald. 3 Die Sonne führet schon Ihr'n freudenreichen Thron Durch ihre güldnen Pferde Viel näher zu der Erde. Die Wälder ziehn sich an Und stecken auf ihr Fahn. Der Westwind küßt das Laub Und reucht nach Blumenraub. 4 Das Wild lauft hin und her Die Läng und auch die Quer. Es tanzen alle Wälder, Es hüpfen alle Felder. Das liebe Wollenvieh, Das weidet sich nun früh. Die stumme Schuppenschar Schwimmt wieder offenbar. 5 Die ganze Kreatur Wird anderer Natur. Die Erde wird verneuet, Das Wasser wird erfreuet, Die Luft ist lind und weich, Warm, tau- und regenreich. Der Himmel lacht uns an, So schön er immer kann. 6 Drum kreuch auch meine Seel Herfür aus deiner Höhl. Laß deines Herzens Erden Zu einem Frühling werden. Zertritt Gefröst und Eis Und werd ein grüner Reis. Sei eine neue Welt Und tugendvolles Feld. 7 Laß deine Seufzer gehn Mit lieblichem Getön. Laß hören dein Verlangen, Den Bräutgam zu empfangen. Sei eine Nachtigall, Und lock mit Liebesschall Der Himmel höchste Zier, Den süßen Gott, zu dir. 8 Schwing dich behend und fein, Gleich wie ein Lerchelein, Vom irdischen Getümmel Und schwebe frei im Himmel. Bereite dich mit Klang Und stetem Lobgesang, Den Schöpfer zu verehrn Und seinen Ruhm zu mehrn. 9 Es fähret schon herein Sein gnädger Sonnenschein. Er läßt schon seine Strahlen Dein ganzes Herz bemalen. Sein Geist, der süße Wind, Weht schon dich an, sein Kind. Drum blüh in seiner Lieb Und folge seinem Trieb.