Lob der heiligen Maria Magdalene 1 Du weltberühmte Büßerin, Maria Magdalene, Dir ist jetzund mein Geist und Sinn Bedacht auf ein Getöne. Du süße Freundin meines Herrn, Dich will ich jetzt besingen Und dir zu Ehren weit und fern Ein Lobelied erklingen. 2 Die Christenheit verwundert sich Ob deiner tiefen Buße, Daß du so frei und offentlich Dem Herren fielst zu Fuße. Du kamst mit einem Heldenmut, Erlassung deiner Sünden Vor allem Volk beim höchsten Gut Zu suchen und zu finden. 3 Wie wohl ists deiner Tränen Fluß Und deinen Haar'n gelungen, Wie wohl hat dein zerknirschter Kuß Die ewge Lieb bezwungen! Du hörtest bald das süße Wort: Dir ist die Sünd vergeben, Steh auf und geh in Frieden fort Zu einem neuen Leben. 4 So lange Christus bleibt bekannt, So lang wird man auch preisen Die Kosten, die du angewandt, Ihm deine Lieb zu weisen. Der Balsam, den du auf sein Haar So reichlich hast gegossen, Kommt durch die werte Christenschar Mit höchstem Ruhm geflossen. 5 Du hast erwählt den besten Teil, Bist still bei ihm gesessen Und in ganz selger Muß und Weil Das Wort des Lebens gessen. Du liefst ihm nach, da er mit Spott Zur Stadt ward ausgetrieben, Und bist beständig bis in Tod Bei seinem Kreuz geblieben. 6 Drum hat er auch dein Angesicht Zum ersten wolln erquicken Und dir sein auferstandnes Licht Verliehen, anzublicken. Du hast (o große Gnad und Gunst!) Den liebsten Herrn gefunden, Da du vermeinst, es wär umsonst, Er wär in Tod verschwunden. 7 Drauf hat er dich ohn Speis und Trank Durch dreißig Jahr ernähret Und oft mit englischem Gesang Des Anschauns Gotts gewähret. Er ist auch selbst voll Freundlichkeit Persönlich zu dir kommen, Bis er dich in die ewge Freud Aus deinem Leib genommen. 8 O werte Freundin, sieh mich an Und laß auch michs genießen. Hilf mir, daß ich auch Jesum kann Mit meinen Zährn begießen. Erwirb mir wahre Lieb und Treu Und Buß ob meinen Sünden, Auf daß ich möge quitt und frei Den ewgen Frieden finden.