Die ewigen Freuden der Seligen »Und ich sahe die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, zubereitet als eine geschmückte Braut ihrem Manne.« Apok. 21, 2. 1 Ich bin voll Trost und ewger Freud, Voll himmelischer Güte, Voll Lebens, voller Seligkeit, Voll Jauchzens im Gemüte, Wenn ich an dich, du werte Stadt, Jerusalem, gedenke Und in dich meiner Sinnen Rad, Du Liebesland, versenke. 2 Du bist ganz schön und wohlgebaut, Ganz herrlich aufgeführet, Kein Makel wird an dir geschaut, Kein Ungestalt gespüret. Du übertriffst der Sonnen Licht, Dein Ansehn glänzt von ferne Weit über Himmels Angesicht, Wenn er voll goldner Sterne. 3 Die Mauern sind hoch aufgespitzt, Ganz schußfrei, voller Türme, Sie lachen, wenn es kracht und blitzt, Sie fürchten kein Gestürme. Die Steine sind dem Jaspis gleich, Durchscheinend wie kristallen, Der Grund ist köstlich, stark und reich, Kann ewig nicht zerfallen. 4 Sie funkeln, daß auch fast's Gesicht Vergeht noch auf den Grenzen, Dort leucht des Chalzedoniers Licht, Da steht der Goldstein glänzen. Dort blickt der Sardonyk hervor Mit seinen schönen Wangen, Da steigt der Amethyst empor, Mit Purpur reich behangen. 5 Dort färbet sich der Karneol, Da spieln die Hyazinthen, Hier sieht man den Chrysopras wohl Und den Topas dort hinten. Wie schöne scheint das Himmelblau Der würdigen Saphiren, Wie grünet das Smaragdes Au, Wie kann Beryll sie zieren. 6 Unglaublich ist der Pforten Pracht, Ein jed (ich muß's doch sagen) Ist nur aus einer Perl gemacht Und wunderlich beschlagen. Es ist nur ein Stück und dabei So künstlich ausgeätzet, Daß man das Werk allein ganz frei Für unvergleichlich schätzet. 7 In allen steht ein Seraphin Mit herzlichem Verlangen, Der pflegt mit großem Freudensinn Die Pilger zu empfangen. Er heißet sie willkommen sein Mit freundlichen Gebärden Und führet sie frohlockend ein, Daß sie da Bürger werden. 8 Die Gassen alle sind durchaus Mit klarem Gold gebrücket, Es ist kein Ort, kein einzigs Haus, Welchs nicht das Aug berücket. Man weiß schier nicht, wo mans Gesicht Zum ersten hin soll wenden, Ein solches übertrefflichs Licht Sieht man an allen Enden. 9 Dies Licht kommt nicht vom Mondenschein, Nicht von der Sonnen Strahlen, Es fällt auch nicht vom Blitz hinein, Der alls im Hui kann malen. Es ist das Licht der Herrlichkeit, Die wesentliche Sonne, Die Flamme der Durchläuchtigkeit, Gott selbst und seine Wonne. 10 Glückselger Pilger, der du hast Den Weg hieher genommen Und bist zu deiner Ruh und Rast In diese Herberg kommen. Hier kannst du deine matte Brust Für alle Müh ergötzen Und dir mit tausendfacher Lust Die kurze Qual ersetzen. 11 Die Häuser alle sind gebaut Von weißem Alabaster, Von Marmel, den man ganz durchschaut Gleichwie das goldne Pflaster. Dem kleinsten, das darinnen steht, Ist keine Stadt zu gleichen, Es kann (so hoch sind sie erhöht) Ihm First kein Turm erreichen. 12 Die Fenster sind von Bergkristall Aufs sauberste polieret, Die Rahmen silbern überall Geätzt und ausgezieret. Der stolzen Dächer Glanz und Pracht Ist Schmelzwerk bestermaßen, Vom teuersten Metall gemacht Mit wunderlichen Straßen. 13 Die Zimmer drinnen sind staffiert Mit Kunsttapezereien, Mit schönsten Bildern ausgeziert, Die einem's Herz erfreuen. Es stehn ganz lebhaft hin und her Der Heiligen Geschichte, Die Reisen übers irdsche Meer Mit günstigstem Gesichte. 14 Bei jedem ist bald hinten dran Ein Zier- und Blumengarten, Da schaut man, was man wünschen kann, Von Blumen tausend Arten. Hier steigt der Lilien Schnee empor, Da glänzen die Narzissen, Dort ragt ein Rosenstock hervor, Da läßt Safran sich küssen. 15 Hier ist ein Beet von Tausendschön, Da voller Tulipanen, Dort pflegt die Goldwurz aufzustehn Mit ihren gelben Fahnen. Hier zeiget sich die Anemon, Der Nelken samtne Wangen, Dort steht die stolze Kaiserkron Beim türkschen Bunde prangen. 16 Alls ist mit solchem Fleiß und Kunst So zierlich angeleget, Daß es die Augen stracks zur Gunst, Das Herz zur Lust beweget. Kein Perlenhefter hat ein Tuch So künstlich ausgesticket, Als dieses Wunderblumenbuch Sich ineinander schicket. 17 Aus diesem Garten kann man bald In einen andern gehen, In dem die Bäume jung und alt In bester Ordnung stehen. Da hat man mit Verwunderung Die schönsten Frücht in Augen, Es ist kein Stäudlein ja so jung, Das nicht sollt etwas taugen. 18 Auf diesem läßt sich eine Schar Der Jungfernäpfel sehen, Auf jenem wird man bald gewahr, Wie sich die Birnen drehen. Ein andrer ist von Pfirschken schwer, Ein andrer von Morelchen, Ein andrer wanket hin und her Mit Muskatellerkelchen. 19 Ergötzlich ist es anzusehn, Wenn sich die Pomeranzen Von Lüften hin und wieder drehn Und auf den Ästen tanzen. Wenn die Zitronen klein und groß Sich auf die Erde neigen Und die Granaten fast ganz bloß Und reif zum Essen zeigen. 20 Draus kommt man in das freie Feld, Das hat ein schön Gesichte, Man siehet eine solche Welt, Die unsre macht zu nichte. Da liegt ein Berg, da steht ein Wald, Da ruhen Aun und Wiesen, Ein jegliches ganz wohlgestalt Und nie genug gepriesen. 21 Man siehet stracks die liebe Saat Auf etlich hundert Morgen, Sie wächst ohn allen Mißgerat Goldstriemig und ohn Sorgen. Es hat der Kürbisse so viel Und zückerne Melonen, Daß man sich, wie man immer will, Nicht kann vor ihnen schonen. 22 Es schwingen sich die Lerchelein Mit Haufen in die Höhe, Das treue Turteltäubelein Seufzt lieblich ohne Wehe. Sie lassen sich von jedermann Auch mit den Händen fangen Und fliegen von sich selbst heran, Wenn du sie tust verlangen. 23 Die Flüsse schleichen schlangenweis Im Grünen hin und wieder, Die Ströme rauschen ohne Fleiß Ganz wohlgefällge Lieder. Auf diesen Wassern schwimmen auch Die Schwäne, welche singen Und durch des langen Halses Schlauch So schön Getöne bringen. 24 Geht man darauf in einen Wald, So hat man drin zu sehen So viel Ding, das so mannigfalt Und fein, als je geschehen. An Bäumen wächst ein seidner Moos Vermengt mit goldnen Faden, Das Laub ist linde, fett und groß, Das Holz ohn eingen Schaden. 25 Man hört den angenehmsten Schall, Den tausend Vögel machen, Es lockt und zückt die Nachtigall, Die Tauben girrn und lachen. Die Amsel schlägt, die Finke pinkt, Die Lerche direlieret, Der Zeisig und der Stieglitz singt Und alles musizieret. 26 Die Alaster schwatzt mit den Starn Von ihren Fantaseien, Es pelfern hin und her mit Scharn Die schönen Papageien. Da reden sie die Selgen an Mit lächerlichen Grüßen Und plaudern artig jedermann Zur Kurzweil, wie sie wissen. 27 Das Wild ist sämtlich da nicht wild, Kein einzigs ist zu scheuen, Der Leopard geht sanft und mild, Man scherzet mit den Leuen. Ein Jauchzen und ein Lustgeschrei Hört man bei dem Gehetze, Der Hirsch hängt sein verguldt Geweih Freiwillig an das Netze. 28 Es quilln viel lautre Brünnelein, Die den Kristall beschämen, Viel Bächlein rinnen, die den Schein Dem Fraueneis benehmen. Ausbündig günstig kommen drinn Die Wiesen und die Matten, Es hat da, was er will, der Sinn, Schöns Licht und schönen Schatten. 29 Nahbei findt man mit sondrem Schein Erbauet Schäfereien, Die Schäflein sind so hübsch und fein, Daß sie das Herz erfreuen. Sie tragen Seiden statt der Woll Und silbernes Gespinste, Sie gehn so häufig fett und voll Ohn alles Mißgegünste. 30 Die Fische sind so wundersam, So lustbar in den Teichen, So günstig, daß man sie vom Damm Mit Händen kann erreichen. Sie schimmeren wie Goldgeschmeid, Sie spielen fast so feine Wie Perlenmutter und zur Zeit Wie edele Gesteine. 31 Die Hügel muß ich sonderlich In diesem Schauplatz preisen, Sie sehn so lustig rund um sich, Als wollten sie sich weisen. Sie sind durchscheinend allzumal Wie die polierten Glasen, Sind wohl bewachsen überall Mit Gold, Grün und mit Rasen. 32 Der ein ist lauter von Saphir, Der andre von Kristallen, Der ein Smaragd, ein andrer schier Wie Bernstein und Korallen. Sie sind voll Segens und voll Tau, Man siehet ihre Spitzen Von fern hernieder auf die Au Mit Milch und Honig schwitzen. 33 Herunten werden sie umschanzt Mit auserlesnen Reben, Mit Lauben, deren Zier so glanzt, Daß ichs nicht weiß zu geben. Es stehen haufenweis und frei, Oliven, Mandeln, Feigen Und Cedernbäum, je zwei und zwei, Den Straßweg anzuzeigen. 34 Und alle diese Lieblichkeit Pflegt für und für zu währen, Es kann kein Alter, keine Zeit Ihrn Saft und Glanz verzehren. Es ist ein ewger Frühlingsschein, Ein ewger Herbst im Lande. Es dauert alles insgemein In seiner Blüt und Stande. 35 Die Erde wird allzeit geziert Von ihrem Seidensticker, Der Wald steht immer wohl schattiert, Die Luft wird niemals dicker. Es hängen durch das ganze Jahr Die Trauben an den Reben, Das Obst reift fort, die Wollenschar Pflegt stets am Klee zu kleben. 36 Es pflegt kein Wetter da zu sein, Kein Donner wird gehöret, Es fällt kein Reif noch Brand darein, Kein Hagel, der zerstöret. Man weiß vom Winter, Frost und Eis Auch nicht ein Wort zu sagen, Man hört auch über Sommer heiß Nicht eine Mücke klagen. 37 Es schneit wohl zur Ergötzlichkeit, Was? Lilien und Narzissen. Es pflegt sich auch zu mancher Zeit Ein Reglein zu ergießen. Sein Wasser ist von Rosmarin Und Rosen destillieret, Von Majoran und von Jasmin, Von Springauf abgeführet. 38 Es stürmt kein Wind in diesem Port Und innerhalb der Brucken, Der Blumen feind, der strenge Nord, Darf hier nicht einmal mucken. Es facht und webelt nur allein Wie spielend durcheinander Ein tausendkühles Lüftelein Mit lieblichem Gewander. 39 Die Schönheit, Lust, Schmuck, Glanz und Pracht Der Selgen, die da bleiben, Hat noch kein Mensch je vorgebracht Und recht gekonnt beschreiben. Die Engel sind so voller Gunst, So huldreich an Gebärden, So freundlich, dienstig und umsonst Als kein Geschöpf auf Erden. 40 Die Tugenden sind voller Zier Und löblicher Gestalten, Die Sanftmut leucht so schön herfür In Fürsten und Gewalten. Die Herrschaften in großer Zahl Sind glimpflich im Gebieten Und die Erzherzog allzumal Voll Ehrns in allen Tritten. 41 Wer will der Seraphiner Blitz Und feurge Liebeswagen, Wer von der Cherubiner Witz Und großem Lichte sagen? Wer kann den Ernst und Majestät Der Thronen wohl vermelden? Unmöglich ists auf dieser Stätt Auch dem beredtsten Helden. 42 Erstaunungsvoll sieht man allda Die heilgen Leiber schweben, Man glaubts nicht, was sie fern und nah Für Aussehn von sich geben. Der eine strahlt mit großem Licht, Durchleuchtend wie die Sonne, Ein andrer hat ein Angesicht Ganz wie des Himmels Wonne. 43 Der übertrifft den Mondenschein Zu mehr als siebenmalen, Die Rötin bricht nicht so herein, Als hunderttausend prahlen. Viel glänzen wie der Morgenstern Und andre Himmelsflammen, Viel wie das Firmament von fern Mit allem Licht zusammen. 44 Viel leuchten wie ein Diamant, Viel schimmern wie Opale, Viel haben des Karfunkels Brand Und seine Feuerstrahle. Viel sind wie Onykel so weiß, Viel haben vom Kristalle, Viel von dem Sardonyk den Preis, Von reinsten Gläsern alle. 45 Die Märtrer gehn in Kermesin Und rotem Sammet prangen, Sind mit Geschmeide von Rubin Ganz wunderlich behangen. Sie tragen Kronen auf dem Haupt Von lauter edlen Steinen, Ein Lorbeerkranz, der sie umlaubt, Macht ihren Sieg erscheinen. 46 Die Jungfern, eine keusche Schar, Gehn all in weißer Seide, Kein Atlas gleißt so schön und klar Wie der zu ihrem Kleide. Auf ihrem Haupt blüht eine Kron Von Lilien und Narzissen, Von Röslein, die man Anemon Mit Namen pflegt zu grüßen. 47 Die Lehrer geben in die Fern Ein himmlisches Geglänze, Auf ihrn Talarn stehn so viel Stern Als an der Feste Grenze. Sie sind in Goldstück eingekleidt Und haben goldne Kronen, Die Liebe hat sie zubereit, Sie pflegt mit Gold zu lohnen, 48 Die andern alle sind so schön Und herrlich angeleget, Daß auch kein Kaiser kann so gehn, Wenn er die Krone träget. Es ist solch Reichtum, solche Pracht, Solch Perlenschmuck zu sehen, Soviel Kleinoden, daß alls lacht Im Hin- und Wiederdrehen. 49 Sie riechen so vortrefflich wohl Nach Caß- und Zimmetrinde, Ein Apothek mit Balsam voll Riecht nie so schön am Winde. An einem kann man Benzoin, Am andren Amber spüren, Der streichet mit Rhodisöl hin Und der tut Nelken führen. 50 Es kann kein Weh in ihn'n entstehn Noch Krankheit sie beladen, Sie können in die Hölle gehn Ohn Brand und eingen Schaden. Es kann kein Waffen, Spieß noch Schwert Sie schneiden und durchstechen, Kein Hammer auf der ganzen Erd Ihr kleinstes Beinlein brechen. 51 Sie sind subtiler als die Luft, Die Berge zu durchdringen, Sie gehn durch Steine, Maur und Gruft, Nichts hält noch kann sie zwingen. Sie können wie mit einem Ball Mit Sonn und Monde spielen, Die Erde hindrehn überall, Kann sie nicht einst vervielen. 52 Sie sind so hurtig und geschwind, Unsäglich, sehr behende, Sie können sein, eh als der Wind In allem Ort und Ende. Sie sind in einem Augenblick, Wo sie nur hingedenken, Und können gleich so stracks zurück, Sollts tausend Meiln sein, lenken. 53 Sie dürfen die Dreifaltigkeit Nicht mehr im Glauben ehren, Man darf sie keine Heimlichkeit Noch etwas anders lehren. Sie sehn es klar und können nu Selbst urteiln ohne wanken, Sie können auch noch schaun dazu Die innersten Gedanken. 54 Sie leben sicher und gewiß, Daß sie darinnen bleiben, Sie fürchten keinen Fall noch Riß, Der sie kann raus vertreiben. Sie wissen, daß noch Krieg noch Feind, Noch Pest zu ewgen Tagen, So lange Gottes Sonne scheint, Von dannen sie kann jagen. 55 Daraus entstehet solche Freud Und Trost in ihrn Gewissen, Daß sie vor großer Süßigkeit Fast in sich selbst zerfließen. Sie haben Gott, die höchste Lust, Sie können ihn umfassen, Sie halten ihn an ihrer Brust Und wolln ihn nimmer lassen. 56 Da höret auf all ihr Begehrn, Da stirbet alls Verlangen, Da stehn sie ewig im Gewährn Und ewig im Empfangen. Da sitzen sie zu ewger Zeit In höchster Ruh und Friede, In Zufluß und Genüglichkeit Und werdens niemals müde. 57 Sie werden nie vom Zorn bewegt, Von keinem Haß betrübet, Es wird kein Zank noch Streit erregt, Kein Mutwill je verübet. Die Mißgunst und der blaue Neid Sind ewig da verschrieben, Melancholei und Traurigkeit Ist vor der Pforte blieben. 58 Sie sind mit lauter Lieb und Brunst Des heilgen Geists entzündet, Ein jeder sieht mit lautrer Gunst, Was er im andern findet. Ein jeder liebt den andern so Als wie sein Herz und Leben, Ein jeder ist des andern froh Und was ihm Gott gegeben. 59 Sie haben alles ingemein Ohn Argwohn, ohn Verdenken, Sie reden ohne falschen Schein, Ohn Sticheln, ohne Kränken. Es ist kein Stolz noch Übermut, Kein Aufblähn unter ihnen, Ein jeder ist dem andern gut Und will ihn stets bedienen. 60 Sie leben in Vertraulichkeit Wie Kinder miteinander, Wie Tauben in Holdseligkeit Und günstigem Gewander. Es ist ein Herz, ein Geist und Sinn, Ein Will und Wohlgefallen Im Tun und Lassen her und hin Aufs höchst in ihnen allen. 61 Es mehret auch noch diese Freud, Daß sie das Herz und Sinnen Mit klarem Sehn und Unterscheid Im Nächsten kennen können. Sie sehn, wie ers so treulich meint, Wie er so herzlich liebet, Wie er der ist, der außen scheint Und den er von sich gibet. 62 Sie gehen öfters auf das Feld Und die gestickten Auen, Die Wunder Gotts, die neue Welt Und was darin zu schauen. Da sehn sie mit Verwundrung an Der Sonnen neue Pferde, Des Monds Gesicht, den neuen Plan Der kristallinen Erde, 63 Da machen sie ein Feldgeschrei Der Allmacht Gotts zu Ehren, Da singen sie so vielerlei Der Weisheit Lob zu mehren. Da spielen sie nach aller Lust Mit jauchzendem Gemüte, Da laben sie Mund, Sinn und Brust Und preisen seine Güte. 64 In diesem setzen sie sich fein Zusammen in den Schatten Und sprechen von der Freud und Pein, Die sie auf Erden hatten. Sie sagen, wie sie auf die Bahn Des wahren Lebens kommen, Was ihnen Gott für Guts getan, Wie er sie angenommen. 65 Da rühmt Henricus seine Braut, Die keusche Kunigunde, Und Elzear sagts überlaut, Daß ihn sein' überwunde. Da scherzet die Cäcilia Mit ihrm Valeriane, Da kommt Alex aus Syria Mit seinem Pilgerfahne. 66 Da redt Johannes von der Brust, An der er hier gelegen, Da Bernhard von des Geistes Lust Und innrem Gnadenregen. Da ist Franziskus allerding Im Zeigen seiner Wunden Und Katharina in dem Ring, Der sie mit Gott verbunden. 67 Da hört man mit Verwundrung an Der Genoveva Leben, Wie sie die Schickung Gottes kann Und sein Versehn erheben; Wie seinen Jammer und sein Glück Eustachius erzählet, Wie Bartholmä der Galgenstrick In Indien gequälet. 68 Da reden von der Härtigkeit Die strengen Eremiten, Die Märtyrer, was sie für Leid, Für Schimpf und Tod erlitten. Da weist der Täufer auf sein Haupt, Da Agatha die Brüste, Da andre, wessen sie beraubt Das peinliche Gerüste. 69 Da weiß Agnet sich ihren Spott Gar artlich Nutz zu machen, Da Margaret ob ihrem Tod Mit Barbara zu lachen. Da kann Lorenz sich schöne ziern Mit seinem Rost und Kohlen, Ignatius sich an den Tiern Gar meisterlich erholen. 70 Der Thron, auf welchem voller Huld Der König Jesus sitzet, Ist über alls Gestein und Gold Und über Kunst geschnitzet. Er übertrifft des Himmels Glanz, Leucht mehr als der Karfunkel, Sein kräftig aufgewölbter Kranz Ist wie der Blitz, wenns dunkel. 71 Sein Kleid macht blaß den reinen Schnee In klaren Sonnenstrahlen, Die Kron auf seines Hauptes Höh Kann keine Zung abmalen. Die Sonn weicht seinem Angesicht Und aller Blitz gar gerne, Sein Augenäpfel und ihr Licht Sind zweene Morgensterne. 72 Er ist der lieblichst und ganz schön Vor allen Menschenkindern, Läßt einen jeden zu sich gehn Und ruft auch gar den Sündern. Niemand hat jemals ihn gesehn In seinen Majestäten, Der unverliebt sich könnt abdrehn Und ohn ihn anzubeten. 73 Zur Rechten etwas unter ihm Ist noch ein Thron erbauet, Auf welchem man in Goldgestriem Die Jungfrau Mutter schauet. Ihr Thron ist klares Helfenbein, Ihr Rock ist himmelfarben, In ihrer Hand ein Köcherlein Voll Blumen, Frücht und Garben. 74 Zu beiden Seiten um den Thron Sind tapezierte Dielen, Drauf sitzt der Patriarchen Kron In schön beschlagnen Stühlen. Nach diesem die Propheten all, Die von ihm prophezeiten, Drauf die Apostel ebenfall In gleichen Würdigkeiten. 75 Zu Füßen auf des Thrones Schwell Knien dreimal tausend Knaben, Die sich bis auf die Stund und Stell Mit nichts bemakelt haben. Er hat sie selbst vom Erbfall rein Gewaschn und eingekreidet Und in Livrei von Mondenschein Zu seinen Ehrn gekleidet. 76 Vor ihm sieht man die große Schar Der Heilgen aller stehen, Die Päpst und Kaiser dienen dar Vor seines Thrones Höhen, Es stehn die Märtrer allzumal, Bekenner groß und kleine, Stehn Fraun und Jungfraun ohne Zahl, Ein edele Gemeine. 77 Um ihn und oberhalb des Throns Sieht man die Engel schweben, Die zum Befehl des Menschensohns Und seinen Diensten leben. Die Seraphim und Cherubim Und Thron und noch sechs Scharen, Die schweben allesamt vor ihm Zu hunderttausend Paaren. 78 Die Alten voller Ehrbarkeit Stehn auf von ihren Stühlen Und falln mit Ehrerbietigkeit Zu seines Thrones Dielen. Sie legen ihre Kronen hin Und geben ihm die Ehre Und tun es kund mit klarem Sinn, Daß ihm der Preis gehöre. 79 Dies sehend, tuns auch alsobald Die andern Heilgen alle Und schrein zusammen mit Gewalt Und freudenreichem Schalle: Du, du bist würdig, Gotteslamm, Kraft, Stärk und Ehr zu haben, Dir, dir gebührt der reiche Stamm, Gewalt und andre Gaben. 80 Du hast uns, Gott, mit deinem Blut Erkaufet von der Erden, Du hast uns Priester ihm zu gut Und Könge lassen werden. Dir, dir sei Lob und Herrlichkeit, Dir sei von allen Zungen Durchs ganze Nun der Ewigkeit Preis, Ruhm und Dank gesungen. 81 Dies fangen auch die Hügel an Zurücke zu erschallen Und alle Grüft auf ferner Bahn Gar eigen nachzulallen. Du, du bist würdig, spricht die Luft, Kraft, Stärk und Ehr zu haben, Dir, dir gebührt, wird nachgeruft, Gewalt und andre Gaben. 82 Drauf geht es in ein Jubiliern Mit Pauken und Trompeten, Da fängt man an zu musiziern Mit Zinken und mit Flöten. Da ist das schönste Saitenspiel, Das jemals war zu hören, Da sind der besten Sänger viel In mehr als tausend Chören. 83 Da höret man das Gloria Von allen Engeln singen, Da muß sich das Halleluja In alle Lüft erschwingen. Da wird das Sanctus oftermal Ganz artlich ausgesprochen Und das Osanna ohne Zahl Aufs künstlichste gebrochen. 84 Da höret man ein neues Lied Allein die Jungfern singen, Dazu die Harfen sind bemüht, Die wie der Donner klingen. Sie loben ihren Bräutigam, Daß er sie auserkoren Und sie zu seinem keuschen Stamm Absonderlich geboren. 85 Sie halten ihm vor großer Freud Ein künstliches Getänze Und reichen ihm zur Dankbarkeit Im selben ihre Kränze. Sie ehren ihn in einem Reihn Mit tief gebognem Neigen Und machen ihm den schönsten Main Aus ihren Lilienzweigen. 86 Es ist von allen ingemein Ein ewges Triumphieren, Ein jeder will der erste sein Und seinen Thron berühren. Die Märtrer schwingen ihre Fahn Und beugen ihm die Picken, Sie rennen mit den Lanzen an Und brechen sie in Stücken. 87 Die andern alle streun ihm für Ihr Ölzweig, ihre Palmen Und singen ihm mit Ehrgebühr Die allerschönsten Psalmen. Sie werfen Blumen allerhand Auf seines Throns Gestelle Und räuchern mit kostbarem Brand Vor der gekrönten Schwelle. 88 Viel können sich insonderheit Vor Inbrunst nicht enthalten, Sie laufen zu ihm ungescheut Vor Jungen und vor Alten. Maria fällt ihm um den Hals Mit hunderttausend Küssen Und dankt ihm für die Ehr und alls, Welchs er sie läßt genießen. 89 Johannes fliegt an seine Brust Und bleibt nach Wunsche liegen Und wieget sich mit höchster Lust In dieser Himmelswiegen. Die Magdalena laufet hin Zu den verklärten Füßen Und muß sie mit Herz, Mund und Sinn Auch noch vor Inbrunst küssen. 90 Da siehet man, wie Majestät Mit Liebe kann bestehen, Wie wohl sie sich in einer Stätt Vertragen und begehen. Er schwingt sich selbst herab vom Thron Und kommt mit Lust gegangen, Den Kleinesten (der Gottes Sohn) Gar herzlich zu empfangen. 91 Drauf stellt er an ein groß Bankett Im großen Göttersaale, Dahin der ganze Haufe geht Mit lieblichem Geprahle. Unmöglich ists den Aufzug sehn Mit unverzuckten Sinnen, Unmöglich, wie er zu geschehn Pflegt, nur beschreiben können. 92 Ich will nur lalln, so gut ich kann, Den Schatten bloß zu bilden; Die Engel fahn den Reihen an Mit Senkung ihrer Schilden. Auf ihren Achseln tragen sie Vergoldte Botenspieße, Geschürzte Röcklein bis ans Knie, Geflügelt sind die Füße. 93 Nach ihnen kommt das größre Heer Der Erzengel getreten, Ein Regimentsstab ists Gewehr, Ihr Gang andächtigs Beten, Drauf gehn die Tugenden herein Mit zierlichstem Verwenden, Die schönsten Blumensträußelein Sieht man in ihren Händen. 94 Gemeldten folgen stracks hinnach Noch mehr von den Gewalten, Sie gehen gar gefach, gefach, Tun bloße Schwerter halten. Nach denen kommt der Fürsten Flut Wie große Wasserwogen, Sie tragen ihren Fürstenhut Vom Haupt herabgezogen. 95 Der Herrschaften, der sind noch mehr, Die alle Szepter führen, In großem Ansehn, großer Her Den schönen Aufzug zieren. Der Thronen noch viel größre Schar, Die tragen güldne Kronen Zum Zeichen, daß in ihnen gar Gott pflegt zu ruhn und wohnen. 96 Der Cherubinen noch soviel, Bedeckt mit ihren Flügeln, Gehn zu verwunderlichem Spiel Mit unbefleckten Spiegeln. Die denen folgen ohne Zahl, Die selgen Seraphiner, Die tragen Fackeln allzumal Als feurge Liebesdiener. 97 Nachdem die alle sind fürbei, So komm'n die Edelknaben In der gemeldten Liverei, Die sie vom Herren haben. Ein jeder trägt ein Körbelein Von himmlischem Gemächte, Aus welchem sie den Weg bestreun Gleich einer Blumenflechte. 98 Dann bricht, gleich wie die Sonn, herein Voll ewger Herrlichkeiten Der Selgen liebster Glanz und Schein, Ders Mahl tut zubereiten. Ich sage, Jesus kommt nunmehr, Die heilgen Hochzeitleute Mit höchster Gunst und höchster Her Hinein zu führn als Bräute. 99 Ich sage, Jesus, Jesus kömmt, Mehr ist mir nicht gegeben, Sein Glanz mir alln Verstand benimmt, Alls Reden, alles Leben. Wer seinen Gang und seinen Blitz Nach Würden will beschreiben, Der lasse sich zuvor den Witz Der Selgen einverleiben. 100 Vor ihm geht als Erzmarschall her Mit fürstlichen Gebärden Der Großfürst Michael, dem er Die Ehr hat lassen werden. Sein Marschallstab tut eigentlich Ein dreifachs Kreuz darstellen, Mit welchem er ganz ritterlich Verjagt die Macht der Höllen. 101 Ans Herren Seiten gehn, die sich Ums Himmelreich verschnitten Und mit Gewalt den Schlangenstich Erlitten und bestritten. Sie haben einen bessern Stand Und einen bessern Namen, Als alle Gottessöhn im Land Und Töchter je bekamen. 102 Fragst du warum? so sag ich dir, Ein unbeflecklichs Leben, Das pflegt die Ehr und diese Zier Den Gläubigen zu geben. Je unbefleckter und mehr rein Du wirst hier einhergehen, Je näher wirst du Gotte sein Und Christo mehr anstehen. 103 Die sind so unvergleichlich schön, Daß Gott sie muß liebkosen, Die Lilie muß vor ihn' vergehn Und alle Zuckerrosen. Nichts zeucht der Herr so gern in sich Als den Geruch von ihnen, Drum läßt er auch so günstiglich Nächst um sich her sie grünen. 104 Viel tragen Infuln in der Hand, Auch viel dreifache Kronen, Nicht wenig fürstliches Gewand, Es gehn ihr auch mit Thronen. Daraus man sieht, daß insgemein Auch große Leut auf Erden Des Himmelreichs verschnitten sein Und Gotts Verlobte werden. 105 Am nächsten nach dem Gottessohn Gehn die Apostel alle, Die Jünger, eine schöne Kron, Die er behüt vorm Falle. Sie gehn daher wie große Herrn, Wie Fürsten aller Christen, Durchläuchtig in die weite Fern Samt den Evangelisten. 106 Die Patriarchen folgen drauf, Vermengt mit den Propheten, Ein ebenfalls durchlauchter Hauf, Der nunmehr außer Nöten. Sie tragen Anker von Demant Und klare Ferngesichte, Sie prangen wie ein festes Land Welchs übermaßen lichte. 107 Nach diesen kommt der Märtrer Heer In Scharlach angezogen, Ein Heer, groß wie das weite Meer Und dessen Wasserwogen. Sie schwingen all ein schönes Fahn Zum ewgen Siegeszeichen Und machen lustig jedermann Mit ihren Ritterstreichen. 108 Drauf kommt die freudenvolle Schar Der Beichtiger gesprungen, Weil ihr Bekenntnis in Gefahr Ihn' ist so wohl gelungen. Sie gehn mit Zinken und Schallmein, Mit Orgeln und mit Flöten, Mit Cymbeln und mit Jubelschrein Und himmlischen Trompeten. 109 Mit ihnen gehen untermengt Die Prediger und Lehrer, Die Bischöf und (welchs mich wohl denkt) Die armen Kirchenmehrer. Sie gehn mit Büchern, ihrer Lust, Mit Lichtern voller Leben, Mit Jesu Namen auf der Brust, Mit goldnen Pilgerstäben. 110 Die Ordensstifter gehn auch hier Mit ihren Kriegesheeren, Die sie geworben vor der Tür Und nunmehr Gott gewehren. Sie ziehen wie Soldaten auf Und große Generale, Ihr Gang ist ein behender Lauf Mit fürstlichem Geprahle. 111 Nach denen kommt in großem Glanz Die Schar der Eremiten, Der Diakonen heilger Kranz, Die Priester und Leviten. Sie tragen goldgewirktes Band Und weiße seidne Schnüre, Patenen, priesterlichs Gewand Und Kelche mit Gebühre. 112 Nach alln komm'n endlich ohne Zahl Die gmeinen Heilgen alle, Die gehen jauchzend allzumal Mit schönstem Klang und Schalle, Ihr aller Schmuck und viele Pracht Ist nimmer zu beschreiben, Drum laß ichs lieber ungedacht Und die Erzählung bleiben. 113 In größerm Troß gehn an der Seit Der göttlichen Verwandten, Mit Haschen, Spießen, schön bereit, Die Engel als Trabanten. Sie nehmen ihren Fürstenhut In ihre würdgen Hände Und gehn voll Ehrung wohlgemut Vom Anfang bis zum Ende. 114 Wenn dann nun alle sind fürbei, So ist gleichwohl noch immer Zu sehn: es kommt in edler Reih Das heilge Frauenzimmer. Sie wallen wie ein blühends Meer, Wie tausend Frühlingsgarten Und wie ein buntes Blumenheer Von hunderttausend Arten. 115 Die erst ist Gottes erste Braut, Die seinen Sohn geboren, Da er sie nach des Engels Laut Zur Mutter auserkoren. Maria mein ich, unsre Frau, Die Jesum, unser Leben, Uns, wie ein Feld den Maientau, Sich unversehrt, gegeben. 116 Die führt ihr treuer Gabriel Als obrster Hofemeister, Bestellt von ihrm Emanuel, Dem Herren aller Geister. Er geht voll Zucht, führt sie gar sacht Mit engelischen Sitten Beim Ärmel, dessen Gold und Pracht Er küßt in allen Tritten. 117 Ihr treten tausend Engel für Aus alln und jeden Chören, Die sie mit höchster Ehrgebühr Anbeten und verehren. Den Weg bestreun mit Blüt und Laub Die Bethlemiter-Knaben, Die den Befehl und Gartenraub Von ihrem Sohne haben. 118 Stracks auf dem Fuße gehn ihr nach Mit Lampen die Jungfrauen, Die Jesu in dem Klosterdach Sich haben wolln vertrauen. Sie sind gar anders jetzt geziert, Als sie auf Erden gangen, Die Gottheit selbst, die sie geführt, Die strahlt aus ihren Wangen. 119 Die andern Jungfern, die allhier Die stete Keuschheit liebten Und sich wie Christinn'n für und für Dem Herrn zu dienen übten, Die gehen diesen zugesellt Und glänzen wie die Lilien, Die keine Hitz, wie in der Welt, Noch Zeit je kann vertilgen. 120 Den Jungfern folgt der Witwen Fahn Und aller heilgen Frauen, Die Gott auf dieser Pilgersbahn Verlangten anzuschauen. Goldn Ähren sind in ihrer Hand Zu dreißig, sechzig Pfunden, Die sie in dem gelobten Land Durch ihr Verdienst gefunden. 121 Nach ihnen gehn wie Tauben her Die strengen Büßerinnen, Die glänzen wie ein gläsern Meer, Das feurig ist von innen. Sie haben in des Lammes Blut Ihr Kleid ganz rein gewaschen Und durch die bittre Tränenflut Verschwemmt der Sünden Aschen. 122 Dann kommen wieder ohne Zahl Die gmeinen Heiliginnen, Aus deren Augen stets ein Quall Der Andacht pflegt zu rinnen. Wie schön jedwed in allen Chörn Geschmückt geht und gezieret, Laßt sich auf dieser Welt nicht hörn, Obs gleich wird angeführet. 123 Höchst günstig ists, daß all und jed Ein schöner Engel führet Und sie zu ehren sich bemüht, Wie einer Braut gebühret. Die wird von einem Cherubin, Die von dem Tugendwagen, Die von dem huldsten Seraphin Fast auf der Hand getragen. 124 Nach allen komm'n die Mägdelein Durchs Taufbad hingeschwommen, Ein jed ist wie ein Mondenschein, Wenn er volls Licht bekommen. Der kleinen Püpplein günstigs Walln Und artiges Gewimmel Macht alln ein neues Wohlgefalln Und gleichsam neuen Himmel. 125 Den ganzen Aufzug, den beschleußt Ein Regiment Gewalten, Welchs sich um sie herum ergeußt In fürstlichen Gestalten. Zu zeigen, daß man niemand klein, Niemand geringe schätzet, Wer in dies ewge Seligsein Durch Christum ist versetzet. 126 Sobald man ankommt, stellen sich Die engelischen Heere In bester Ordnung günstiglich Und zierlich ins Gewehre. Sie neigen sich, den Herrn zu ehrn Als König aller Zeiten Und schrein ihm zu mit vollen Chörn Nach allen Möglichkeiten. 127 Gebenedeit sei Jesus Christ, Schrein sie mit vollem Schalle, Gebenedeit sei, der du bist Der Herrscher über alle. Gebenedeiet sei dein Tritt, Gebenedeit dein Gehen, Gebenedeiet jeder Schritt, Osanna in den Höhen. 128 Mit gleichem Wunsch und Jubelschrein Und ehrsamen Gebärden Empfahen sie den ganzen Reihn, Dem da solls Brautmahl werden. Der holde Jesus, aller Trost, Bleibt an der Tür auch stehen, Bis er ein jeden liebgekost Und heißen all eingehen. 129 Dann kommt er voller Günstigkeit Und tut, eh sies gedenken, Zur Mehrung ihrer Seligkeit Ganz reichlich sie beschenken. Den setzt er über ein ganz Land, Den über dreißig Städte, Den in den höchsten Ritterstand, Dem gibt er viel Geräte. 130 Vieln schenket er ein fürstlichs Schloß, Vieln goldene Paläste, Vieln eine Burg wie's Kaisers groß, Auch vieln nur Zweig und Äste. Ihr vieln das ganze Himmelreich, Auch vieln den Kreis der Erden, Vieln laßt er Land, Herrschaften gleich, Vieln auch nur Dörfer werden. 131 Dem Frauenzimmer wirft er an Die teuersten Geschmeide Von Gold und Perln, die er gewann, Da er hier ging im Leide. Jedwedem, was der hier verdient In diesem Jammerleben, Wird, wenn er nunmehr dorten grünt, Doch reichlicher gegeben. 132 Da mehrt sich Freude über Freud, Da stehn sie voller Dankens Und ewiger Genüglichkeit Im Zirk dies selgen Schrankens, Sie sehen alle, daß ihn' ist Mit hunderten vergolten Mehr worden, als sie selbst erkiest Und selber wünschen wollten. 133 Drauf gibt man mit Trompetenschall Den Ton zum Hochzeitsmahle, Da komm'n die lieben Engel all Und dienen in dem Saale. Die Heilgen, jeder wie er kann, Springt auf vor großen Freuden, Sie mahnen all einander an: Kommt, nun wolln wir uns weiden. 134 Nun wollen wir des ewgen Guts Mit ewger Lust genießen, Nun wolln wir recht sein gutes Muts Und uns aus uns ergießen. Nun wolln wir uns mit bestem Wein Und bestem Balsam füllen, Mit Rosen krönen und die Pein Des vorgen Leides stillen. 135 Der Herr, dem höchlich wohlgefällt Ihr heilges Jubilieren, Beginnt alsbald die selge Welt Zum Sitzen anzuführen. Er setzt sie selber an den Tisch Und ehret sich mit ihnen, Er träget auf behend und frisch Und tut sie selbst bedienen. 136 Bald anfangs bringt er ihnen dar Die zärtlichsten Gerichte, Von seiner Kindheit erstem Jahr Und kleinem Angesichte. Er setzet auf sein junges Blut Sein Unschuld, seinen Namen Und zieret alle Speisen gut Aus seiner Weisheit Kramen. 137 Zum andern trägt er ihnen auf Die Anmut seiner Jugend, Die Klugheit, den verdeckten Lauf Und alle seine Tugend. Die Arbeit, die er früh und spat Bei'n Eltern hat verrichtet, Und den Gehorsam, der ihn hat Zu solchem Werk verpflichtet. 138 Er füllt die ganze Tafel an Mit dem, was er erworben, Da er, der treue Pelikan, Verwundt am Kreuz gestorben. Und spickt bei allen Trachten ein Den Zucker seiner Liebe, Die ihn solch unerhörte Pein Für sie zu leiden triebe. 139 Er setzet ihnen ferner vor Die Klarheit seiner Seele Und hebt sie etwas mehr empor In der durchlauchten Höhle. Zuletzte läßt er das Konfekt Von seiner Gottheit kommen, Da bleibt die Tafel stets bedeckt Und wird nie abgenommen. 140 Er trinket ihnen eines zu Mit höchstem Wunsch und Gönnen, Daß sie sich vor dem Großgetu Nicht gnug verwundern können. Der Wein ist ewge Süßigkeit, Wird aus dem lautren Bronnen Der heiligen Dreifaltigkeit Vom heilgen Geist gewonnen. 141 Da können sie sich ohn Verdruß Mit Speis und Trank anfüllen, Doch nie mit allem Überfluß Den süßen Hunger stillen. Sie werden trunken von dem Wein Und wolln doch immer trinken, Bis sie in Vaters Schoß hinein Unds ewge Bett versinken. 142 Da liegen sie in ewger Lust Und ewigem Genießen, Da muß das Herz in ihrer Brust, Leib, Seel und Geist zerfließen, Sie schwimmen wie die Fisch im Meer Der ewgen Süßigkeiten Und darf sie niemand hin noch her Zu einem Brunnen leiten. 143 Da sehen sie Gott, wie er ist, Wie Vater in dem Sohne, Und wie er ewig sie erkiest Zu seinem Freudenthrone. Da schmecken sie den heilgen Geist Und fühln seins Stromes Wogen, Da sind sie ihnen ganz entreist Und ganz in Gott gezogen. 144 Sie werden da ein Gott in Gott, Ein Wesen, eine Wonne, Sie sind daselbst das Himmelsbrot Und selbst die ewge Sonne. Sie werden eine Seligkeit Mit ihm, ein Geist und Leben, Ein Licht und eine Herrlichkeit, Ein einiges Erheben. 145 Da werden sie in' dunklen Grund Der Reichtümer verzucket Und von dem allersüßsten Mund Der ewgen Lieb verschlucket. Da fället hin die Anderheit, Da ist nur eins zu spüren, Da muß man sich in Ewigkeit Vor Wollust selbst verlieren. 146 Nun, dieses ist die Seligkeit! Doch hab ich nichts geschrieben. Es ist noch mehr, was Gott bereit Für die, so ihn hier lieben. Kein Ohre hats noch nie gehört, Kein Auge hats gesehen, Kein sterblichs Herz wards je gelehrt, Was recht dort wird geschehen. 147 Verlangt dich, Pilgrim, in dies Land Und diese Stadt zu kommen, Wünscht sich dein Herz und Geist zur Hand Darin sein aufgenommen? So merke, wie du dich dazu Durch vier Paar Seligkeiten Mit wahrer Buß und stiller Ruh Nächst Gott recht sollst bereiten. 148 Die arm im Geist sind und die Welt Mit ihrer Pracht verachten, Die nicht nach Reichtum, Gut und Geld, Noch eitlen Ehren trachten; Die ihren Willn den Toten gleich Von aller Lust abwenden, Die haben schon dies Himmelreich Auf Erden in den Händen. 149 Die sich vom Zorn und Grimmigkeit, Vom Schmähn und Drohn enthalten, Die alles mit Bescheidenheit Regieren und verwalten; Die wie die Lämmer sind bewandt, Vor Glimpf und Sanftmut fließen, Die werden dies gelobte Land Besitzen und genießen. 150 Die ihre Sünd und ihre Schuld Mit heißen Zährn beweinen, Die aus getreuer Lieb und Huld Mitleiden Christi Peinen; Die um sein Ehre sind betrübt Und für sein Volk sich kränken, Die sind in diesem Schloß beliebt Und ihnen wird mans schenken. 151 Die stündlich nach Gerechtigkeit Ein groß Verlangen tragen, Die nicht nach Ansehn, Lieb und Leid Für ihren Hunger fragen; Die durstig tun im Geist und Sinn Nach Gottes liebstem Willen, Die werden ihren Durst hierin Und Hunger können stillen. 152 Die ihres Nächsten Herzeleid Aufnehmen mit Erbarmen Und Gutes tun zu rechter Zeit Den Dürftigen und Armen; Die ihn entführn aus seiner Schuld, So seine Seel umfangen, Die werden alle Gunst und Huld In dieser Stadt erlangen. 153 Die ihr Gewissen rein und schön Gewaschen und behalten, Mit Zoten und mit Schandgetön Die Lippen nicht zerspalten; Die ihre Herzen nicht verbaun Mit schädlichen Gedanken, Die werden Gottes Antlitz schaun In diesem selgen Schranken. 154 Die in Vertrag und Einigkeit Mit ihrem Nächsten leben. Die Lieb und Lob für Schmach und Neid, Die Guts für Böses geben; Die sich des Friedens früh und spat Aus Herzens Grund befleißen, Die wird man Erben dieser Stadt Und Gottes Kinder heißen. 155 Die um des Guten, welchs sie tun, Verfolgung leiden müssen, Die vor dem Haß nicht können ruhn, Weil sie mit Wahrheit grüßen; Die alle Nachred und Verdacht Geduldiglich verschweigen, Derselben ist des Himmels Pracht Und ganzes Wesen eigen. 156 So geh nun hin und halt dich wohl, Daß dir der Streit gelinge, Tu, was ein tapfrer Kämpfer soll, Und sei dann guter Dinge. Glaub, hoff und lieb und schrei zu Gott, Daß du wirst aufgenommen, Auf daß wir mögen durch den Tod Nach Wunsch zusammenkommen. 157 Denn hier soll meine Bleibstatt sein, Hier will ich überspringen, In diesen Port will ich mich ein Mit Sturm und Liebe dringen. Hier will ich mir ein ewges Haus Durch gute Werke bauen, Auf daß ich ewig mög daraus Gott und den Herrn anschauen. Amen