26. Auff Hohelied/ II. v. 11. Siehe, der winter ist vergangen, der platz-regen ist hinweg. Nach dem lied, Frölich soll mein Hertze singen. 1. Strenger Winter, fleuch von hinnen, Harte kält, Die mich hält, Bindend meine sinnen, Hindernd mich in heißer liebe, Lasset mich Inniglich Folgen Jesus triebe. 2. Trübe wolcken, fluth und regen Thränen-saat Die mir hat Lange obgelegen Weicht, die ernden-zeit ist kommen, Weil mein schatz Nunmehr platz Hat in mir genommen. 3. Seine lieb und weißheit kannte, Daß ich noch Sanffte joch Und der liebe bande Ungeübet war zutragen: Drum must ich Erstlich mich Fremder dienst entschlagen. 4. Da must ich mühselig werden, Und die last Ohne Rast Gab mir viel beschwerden: Desto mehr nach ihm zustöhnen, Biß daß er Sich wandt her An ihn zu gewehnen. 5. Nun er sich in mir läßt blicken, Wird zugleich Mir sein reich Lauter frühling schicken: Denn die turteltaub im grunde Meldet sich, Und lockt mich Mit verliebtem munde. 6. Schau, die feigen-bäume grünen, Brechen vor, Sehn empor Ihrem printz zu dienen: Und die blumen in dem lentzen Geben dir, Meine zier, Ihre Pracht zu kräntzen. 7. So ist alles leid vergessen Als war nie Winter hie Oder frost gewesen. Weil mir meine sonn jetzt scheinet, Hats ihr sinn Immer hin Mit mir gut gemeinet. 8. Sonne, die zu meiner erden. Sich gericht, Laß mirs nicht Wieder winter werden: Werde stets in mir erhöhet Biß die zeit Deiner freud Niemals untergehet!