91. Der Liebes-Trieb. Ach ziehe mich/ ach ziehe mich hinein/ O Abgrund sonder Maß/ o Brunnquell aller Huld! Geliebter Schmertz/ versüßte Pein! Du Zucker-Guß/ du Necktar-Fluß! Womit hab ich den Himmels-Kuß Und tiefsten Eindruck deiner Lieb verschuld? Ich weiß nicht wer ich bin. Ich bin in meinem Sinn Ein faules Aas/ ein todter Hund/ Den Sünden-Fäulniß machet wund/ Und dennoch liebt dein Liebes-Bund Mit Hertz und Mund den todten Hund! Du soltest nicht einmahl berühren mich/ ja ewiglich/ Sollt mich dein Fuß von dir weg stossen. Und siehe du kanst liebekosen Mich armen Wurm so süßiglich! Wolan so fahre fort/ erfüll dein treues Wort. Der Abgrund der Barmhertzigkeit Hegt manches Hertz/ das du erfreut. Darein will ich versuncken seyn/ Ach! ziehe! ziehe! mich hinein!