Empörung Manchmal ist's mir, als packte mich ein Krampf, Wenn ich halbmüde, halbverdrossen, Verträumt, mechanisch dem Gewölk nachstarre, Das sich in zarten, duftig blauen Ringen Von der Cigarre mählich löst ... – – –: Da ist es mir, als packte mich ein Krampf – Als schlüg' an's Ohr mir dröhnend Roßgestampf – Als schlüg an's Ohr mir gellend Horngeschmetter – Als riefe mich Posaunenton zum Kampf Für einen neuen Heiland – einen neuen Retter! In wilden Rhythmen pulst mein Blut – Aufschwillt mir jauchzender Titanenmuth – Erstickt liegt der Gedanken fahle Brut Und wirbelt auseinander wie der Blätter Zermürbte Spreu im Herbststurmtosen! ... Ich lebe nur der That! Und ihre Rosen Blüh'n auf in meiner qualzerspaltenen Brust ... Hei! Wilde Götterlust, Auf dürrem Haidepfad Dahinzufliegen! Es dampft das Roß – und in die Locken wühlt Der Sturm sich ein – – Gespenstisch liegen Des Mondes gleißend weiße Silberschleier In fahl cristall'nem Schein Weit ausgespannt Auf dem Haideland ... Hei! Wie hinweggespült Wird da des Zweifels leichenfarbner Dunst! – Es athmet freier auf und freier Die erlöste Brust – Und in allmächt'ger Brunst, In neugeborner Werdelust, Umfaßt sie tief und voll Des Lebens ganzes Sein Und die lebend'ge That! Ein heißer Groll Flammt auf wie greller blut'ger Nordlichtschein, Daß so Verrath Am Heiligsten begangen ward! Verblendet und genarrt Hab' ich gefröhnt nur blödem Afterleben! ... – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Hei! Wie der Sturm in gellender Melodei, Mit dröhnend heis'rem Schrei, Mir um das Haupt braust! Wie die Wolken flattern Und windgehetzt, Zerrissen und zerfetzt, Zu Riesenbänken sich zusammenschieben! ... – – – Ich balle wild die Faust: Das war dein Sein? – das war dein Lieben? Verflucht! Nur Nattern, Giftgeschwollen, Hast du an deiner Brust genährt, Hast dich erbärmlich nur gescheert Nach Hinz und Kunz und ihrem Alltagsschnattern! Liebäugeltest mit Basen und Gevattern – War das ein Leben aus dem Vollen? Wo hingerafft Von heil'ger Leidenschaft, In unversöhnlich großem Rächergrollen Du niederschlugst der Buben feilen Tand?! Und wo mit schwertbewehrter Siegerhand Der Lüge Drachen du erschlagen?! Wo du mit der Parole: »ich vollbrings!« Den Leib der Sphinx, Ein starker Siegfried, sprengtest aus den Fugen?! Und ihre Räthselfragen, Die bekannten, klugen, Die manchen Schwächling schon zerbrochen, Zertreten hast? Nur blöde Ofenrast, Verschämt, verkrochen, Hast du gehalten: So leichte Beute nächtiger Gewalten! ... – – – – – – – – – – – – – – – – – So schreit's in mir, und wilder Durst entbrennt In meiner Brust nach stürzender Zerstörung! Stolz wogt des Hasses Flammenelement Und lechzt nach Rache und Empörung! Satt hab' ich endlich diese Hirnbethörung – Satt diese dunst'ge Trugbelehrung! Der Afterweisheit Götzen will ich fegen Von ihren gleißenden Despotensesseln – Will mit der That gewucht'gen Donnerschlägen Ihr Reich in Schutt und Trümmer legen: Denn – nein! – nicht länger trag' ich diese Fesseln!