So leb' denn wohl, du Stätte – So leb' denn wohl, du Stätte, die dem Müden, Dem Schmerzgeschüttelten noch Labung bot, Traumsüßer Ruhe frohbewegten Frieden Nach qualdurchstürmter, herzensbanger Noth! Ein Hirsch nach Wasser streif' ich auf der Erde, Der durstgequält um kühle Letzung schreit, Verhöhnt, verstoßen von der Bruderheerde, Gehetzt durch grauenvolle Einsamkeit. Wo war ein Ort, da Balsam sich ergossen In meiner Wunden tausendfält'gen Brand? Wann schlug die Stunde je, da ich erschlossen Das stets umsonst gesuchte Eden fand? Der Wahrheit treu seit meinem ersten Fühlen Brach ich zusammen, oft ein irrend Kind, Was konnte mir die Flammenstirne kühlen, Dem tausend Formen tausend Sphinxe sind? Zum Fremdling dieser Erde ward erschaffen, Wen tiefstes Geistessehnen ganz erfüllt, Von Ort zu Ort muß er sich einsam raffen, Vom Trauerflor der Schweigsamkeit verhüllt. Vor Götzenbildern sieht er niedersinken Der Lichtgebor'nen wahnbethörte Schaar, Die Lüge sieht er durch die Menge hinken In schillerndem, vielfaltigem Talar. Er will ein Retter, will ein Heiland werden Und weist empor den Pfad aus Nacht zum Licht, Er trägt des Kreuzes heilige Beschwerden Und kämpft voran, bis Schwert und Leben bricht. So leb' denn wohl! Wenn mit dem Flötenklange Des Flügels weichste Töne sich vermählt, Wenn leise, wehmuthvolle Lieder bange Und doch so süß mich träumerisch beseelt, Da hat ein selt'ner Gott sich eingefunden Und gnadenvoll sich über mich geneigt, Da hab' auch ich das traute Glück empfunden, Das allzuschnell sonst meinem Blick entweicht. Ihr kennt es nicht, die ihr parfum-umfächelt So glatt wie hohl ein wenig »Leben« spielt, Nur wem im Wettersturm die Sonne lächelt, Der Kämpfer nur hat einzig es gefühlt!