Des Reisenden Abendlied 1814. Gegangen ist das Sonnenlicht, Still schweiget Feld und Hain, Und hell am Firmamente bricht Hervor der Sterne Schein, Und hell aus stiller Seele blitzt Ein wundersamer Strahl Von dem, der ewig waltend sitzt Im hohen Himmelssaal. Wie wäre doch das Menschenkind So elend, so allein, Wenn nicht von oben zart und lind Ihm käme dieser Schein? Es wäre nichts als Trug und Wahn, Ein zitternd Blatt am Baum, Ein Körnlein Sand im Ozean, Ein Traumbild fast vom Traum. Das Leben wallt von Ort zu Ort, Hat nimmer Ruh' noch Rast Und treibt im wilden Fluge fort, Geschnellt durch eigne Last; Es brauset wie ein schäumend Meer, Das keine Ufer kennt, Und wirft uns Tropfen hin und her Im wilden Element. Drum komm, o du, der Frieden bringt, O Gott, in stiller Nacht, Wo hell die Engelglocke klingt Bei goldner Sterne Pracht – Komm, wirf den frommen Liebesstrahl Mir warm ins arme Herz, Und die Gedanken allzumal, O zieh sie himmelwärts! Drum komm mit deinem Engelheer, Du Vater lieb und gut! Du bist die einzig feste Wehr, Die einzig sichre Hut; Gar nichtig ist der Menschen Macht, Die eitle Eitelkeit: Was Gott bewacht, ist wohl bewacht Hier und in Ewigkeit.