Aufruf an die Deutschen bei Schills Tode 1809. O Deutsche, nicht mehr Deutsche, Nicht Männer, eitel Weiber! Was krümmt ihr tief die Leiber Dem Schlag der Sklavenpeitsche? Was kriecht ihr wie die Hunde Vor Henkern und Banditen Und lernt die Worte hüten Des Zorns vom freien Munde? O eure tapfern Väter! O eure großen Ahnen! Die Helden, die Germanen! Das waren kühne Täter, Nicht schöner Worte Sprecher, Nein, stolzer Freiheit Kinder, Tyrannenüberwinder, Entnervter Tugend Rächer. Ihr aber, Sklavenhorden, Wie macht ihr Eisen blutig? Wie seid ihr kühn und mutig? Ach! nur euch selbst zu morden. Feil steht ihr dem Tyrannen Zum Brudermorde fertig, Steht seines Winks gewärtig, Euch selber zu entmannen. O Sonne, die noch scheinet! O Himmel, der noch rollet! Versteht ihr, was ihr wollet? Weint eurem Wahnsinn! Weinet! Verflucht den Trug, die Schande, Womit ihr euch zerreißet, Womit ihr Knechte heißet In freier Väter Lande. Zusammen! Risch zusammen! Es will die Welt vergehen, Ihr seht sie schon verwehen In hellen, lichten Flammen. Ihr habt den Brand gezündet, Ihr müßt mit Blut ihn dämpfen Und mit den Räubern kämpfen, Bis ihr die Freiheit findet. Dann, auf getürmten Leichen Der Schänder schreitend, pflücket Den Schmuck, der Freie schmücket, Das Laub der deutschen Eichen; Dann schwört den Schwur der Treue Dem lieben Vaterlande, Daß nie Despotenschande Die heilige Erd' entweihe.