Ernst Moritz Arndt Entwurf der Erziehung und Unterweisung eines Fürsten Ihrer Majestät der regierenden Kaiserin aller Preußen Elisabeth Alexievna und Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Würtemberg Antonia Amalia unterthänigst geweihet. Erhabenste Frauen! Sie kennen die zufällige Entstehung dieser Worte; Sie haben sie mit gnädiger Nachsicht aufgenommen. Nehmen Sie im Namen der Welt den Dank und das Zeugniß des Glaubens und Stolzes, womit Sie gegen das Verbrechen und die Schande für die Tugend und Ehre gestanden sind. Gott verleihe Ihren edlen Herzen ein befriedetes Europa, ein glorreiches Vaterland und ein freies Teutschland zu sehen, das niemand reiner liebt, als Sie. Ich ersterbe mit der tiefsten Verehrung, Erhabenste Frauen , Ihr unterthänigster E.M. Arndt. Ein Adler flog ich einst hinein ins Leben, Ein Adler, sonnenkühn und frisch und jung, Der süße T rieb, den mir der Gott gegeben, Erregte meiner Flügel muntern Schwung, Die Erde sah ich unter mir verschweben, Zum Himmel trug mich hoch Begeisterung, Aus fernen Welten tönten Wunderklänge Und alle Sphären sangen mir Gesänge. O goldne Zeit! o sel'ge Himmelshöhen! O einzigschönes Land der Fantasien! O hohe Wunder, die ich dort gesehen! O Blumen, welche überirdisch blühn! O Lüfte, die wie Engelodem wehen! O Träume, welche selbst als Engel ziehn, Als bunte Vögel zu der Zeit des Maien, Wann alle Kreaturen sich erfreuen! O süße Fahrt auf deinen Oceanen, Erhabner Walter, wunderbarer Geist, Wo unermeßlich durch die Sonnenbahnen Der Feuerstrom des ew'gen Lebens fleußt, Wo alle Sinne stolz zur Tugend mahnen, Wo jede Hoffnung hält, was sie verheißt, O frommes Ahnden, unergründlich Lieben, Unendlich Glauben, wo seid ihr geblieben? Ihr seid dahin, und kehret nimmer wieder, Nur einmal blühet eure Zauberwelt, Der stolze Wahn sinkt von dem Himmel nieder, Er fühlet nun, wie tief der Gott hier fällt, Die lahme Schwinge streifet müd und müder Am Boden hin, die einst das Sternenzelt Mit edler Kühnheit wagte zu durchmessen, Hoch ob Olympen fliegend und Permessen. Das war der Glanz von deiner ew'gen Schöne, O Tugend, die mein kindlich Herz entzückt, Das euer Klang, ihr hohen Wundertöne, Die meine stillen Träume oft beglückt?. Das waret ihr, ihr stolzen Göttersöhne, Heroen ihr, mit jedem Glanz geschmückt? So jäh warst du, o Sturz von jenen Höhen, Wo ich bei Göttern göttlich mich gesehen? Selbst du, des Liedes holde Wundergabe, Selbst du, der Rede himmlische Gewalt, Was mit beseelten Lippen schon der Knabe, Mit frohem Stammeln schon das Kind gelallt, Apollon, selber deine süße Gabe Erstarret an des Tages Mordgestalt, Wie welche das Medusenbildniß sahen Von Eis und Stein ein kaltes Herz empfahen. So klingt die Klage und sie hat geklungen, So lange Geister hier in Leibern gehn; Vieltausendmal hast du dich rundgeschwungen, O Sonne, um der Alpen höchste Höh'n, Vieltausendmal bist du dem Meer entsprungen – Doch hast du Einen Glücklichen gesehn? Von Millionen Menschen auch nur Einen, Die deine Strahlen liebewarm bescheinen? Du kennst die Wonne der erhabnen Seelen, Erhabne Frau , du kennst auch diesen Klang; Was Geister leise Geistern nur erzählen, Das spricht in zarten Räthseln der Gesang, Er wohnt mit Herrschern in den Kaisersälen, Er spielt mit Hirten an des Hügels Hang, In tausend Bildern, Farben und Gestalten Darf er der Götter Wunderwelt entfalten. Er flieget leicht, der Genius der Zeiten, Er schreitet schwer, des Schicksals ernstes Bild, Was frei ertönt aus seinen goldnen Saiten, Das hat sich wahrlich je und je erfüllt, Er ist Prophet und kann Orakel deuten, Wann rein sein Strom aus der Begeist'rung quillt, Ein weißer Schwan erschwingt er sein Gefieder Und singt den Himmel zu der Erde nieder. Nimm diesen Himmel, nimm die hohe Weihe, Den Spruch des innern, heiligsten Gerichts, Der Gott der Sterne ist der Gott der Treue, Der Gott der Sterne ist der Gott des Lichts, Vernimm es, daß sich deine Seele freue: Die schwarze Schande stürzet in ihr Nichts, Gerechtigkeit wird um den Erdball walten Und seine Welt wird Gott der Herr erhalten. Es ist kein Trug, was hohe Seelen schwellet, Was kühne Geister denken, ist kein Wahn, Das Licht, das dir den tiefen Busen hellet, Blitzt durch der Götter Brust, der Sonnen Bahn, Die Kraft, die List und Lug und Schande fäller, Wird ihres Glaubens schönen Kranz empfahn, Sie heißet Einfalt, Unschuld, Demuth, Friede, Und schirmt das Glück mit leuchtender Aegide. Knabe war ich, es drang kein Ruf von gewaltigen Dingen Unter das strohene Dach, welches die Kindheit geschützt, Einfalt wohnte mit mir und stille freundliche Sitte, Frömmigkeit lullte mich ein, Frömmigkeit weckte mich auf, Liebe führte mich mild durch Büsche und Felder und Auen, Liebe zeigte mir fromm Götter und Sterne zuerst; Und es hüteten noch mit mir die Engel des Himmels Heerden des Vaters im Hain, Heerden am brausenden Meer, Kamen als Träume herab, als schöne und helle Gesichte, Wie in der ältesten Zeit, spielten als Kinder mit mir. O was ruf' ich zurück in Tagen des Jammers, der Sünde, O was ruf' ich zurück, Kindheit, dein seliges Bild, Als mein Taubenschlag noch die fliegendsten Wünsche begränzte, Als mein Mäldchen mir noch däuchte die weiteste Welt, Als die Bibel mein Buch, mein einziges Buch und mein Licht war, Und dein goldener Mund, Mutter, mein höchstes Gesetz? Ach! es rollte sich bald die Hülle der Unschuld herunter, Frühe zeigte sich mir mit der unendlichen Weit Auch die unendliche Macht, die hoch über Donnern und Blitzen Wettert und leuchtet – ich sah, eisernes Schicksal, dich früh, Und ich trug es so jung dein unerbittlich Verhängniß, Trug es im schweigenden Ernst, trug es im traurenden Blick. Oft ermahnte mich dann mein fröhlicher Vater: sei fröhlich! Oefter die Mutter und schalt: Bube warum so allein? Wenn ich mit Arbeit den Tag, mit bretternem Lager die Nächte Feierte, schüttelten sie traurig das liebende Haupt; Denn sie meinten, es werde der Sohn, ein finsterer Träumer, Sich und andern die Luft tödten in künftiger Zeit. Ich aber sprach: wer weiß, wozu die Uebung mir frommet? Ich aber sprach: wer weiß, was mir das Schicksal bestimmt? Leichthin sprach ichs, doch schwer erdrückten mich Lasten der Liebe, Die nur ein eisernes Herz, nimmer ein menschliches trägt. Abwärts weint' ich allein und traurig, daß ich so traurig Machte, die zärtlich ihr Herz senkte in meines hinab. Jahre, ihr seid nun verrollt, ihr schlimmen und trüblichen Jahre, Lange erleuchtet ist mir Schicksal und Menschheit und Gott; Aber gekommen ist doch, was frühe den Knaben geahndet, Arbeit und Noth und Gefahr, Unheil und Zwietracht und Krieg: Nicht umsonst warst du, o Tag voll bitterer Kämpfe, Nicht vergeblich dein Ernst, stille und denkende Nacht; Wohl bedurfte der Mann die feste und stählerne Rüstung, Welche der Knabe sich schon hart um die Brüste gewölbt. Freude gabest du mir, o Leben, Freude und Liebe, Du, o reiche Natur, Freude und Segen genug; Doch die Ahndung hat auch ihr dunkles Verhängniß erfüllet Bis auf den heutigen Tag, alles mit Strenge erfüllt. Zeugen mögt ihr mir nun, ihr heiligen Geister der Liebe, Freundlicher Vater, und du, tapfere Mutter, mit ihm, Zeugen möget ihr mir nun droben im sternigen Reigen, Wie ich die Zukunft gefühlt, wie ich das Schicksal gefühlt. O ihr zeuget mir oft, ihr haucht wie heilige Lichter Himmlischen Athem mir ein, göttliche Wonne mir zu. Tochter Germaniens, sey gegrüßet mir, edele Fürstin! Nimm den prophetischen Klang, nimm das erröthende Herz, Nimm das verhallende Wort, den flüchtigem Athem der Stunde – O du bist menschlich und fromm – nimm denn das Menschliche hin! Kühnliches hörest du gern und Tapferes kannst du ertragen, Nimmer in bänglicher Furcht zaget dein fürstlicher Sinn, Ueber den blutigen Staub und über die wilden Getümmel, Welche der Augenblick tönt, hebt sich dein freudiger Muth. Laß ihn fliegen und leuchten und blitzen in heiligen Flammen! Stolzem Vertrauen drückt gern göttliches Siegel sich auf. – Sich ich verkünde es dir, so wahr mir der Gott in die Seele Künftiger Tage Geschick, Deutung der Zukunft gelegt: Herrliches wirst du noch sehn, das heilige Volk der Germanen, Wieder ein ritterlich Volk, stehen gerüstet mit Kraft; Herrliches wirst du noch sehn, die Heldengestalten der Väter Wieder in Enkeln erblühn, blühn mit dem Scepter und Schwerdt. Dann wird Freiheit den Erdball umwalten, Gerechtigkeit herrschen, Klingen gefürchtet das Wort, leuchten gefürchtet das Schwerdt, Ueber den blutigen Staub und über die Lüge des Tages Schweben die Wahrheit, das Recht, glänzende Engel, dahin. Nimm denn die Wonne dir, nimm die Gewißheit mit liebendem Herzen, Nimm den herrlichen Wahn, fürstliche Seele, denn hin! Selig, welche bestanden und unbefleckt von der Schande Hielten den heiligen Stolz, hielten den gläubigen Sinn! Gott wird richten und hat gerichtet, der mächtige Walter. Klinge prophetischer Klang! halle verfliegendes Wort. Das Kind, welches einst Fürst und Herrscher seyn soll, wird geboren wie andere Kinder, hat ein allen übrigen Sterblichen ähnliches Verhängniß, und ist den meisten Gesetzen äußerer und innerer Nothwendigkeit unterworfen, welche über uns andern walten. Mit Einem Worte, ein fürstliches Kind ist ein Mensch wie alle andern und ihnen allein darin ungleich, daß sein Schicksal noch ernster und gewaltiger ist, als das, was über die niedrigeren Häupter hin, wandelt: über ihm donnert es schon, wenn es sich über diesen kaum wölket. Auch dieses Kind ist ein Mensch und soll ein Mensch werden, es soll unter Menschen leben und handeln, es soll einst über Menschen gebieten. Man muß ihm also die menschliche Mitgift der Natur nicht verkümmern, wodurch es fröhlich und muthig unter Menschen leben kann. Wodurch andere Menschen glücklich und tüchtig werden, kann auch dieser junge Mensch nur glücklich und tüchtig werden. Man muß ihn also erziehen, unterweisen und bilden, wie wackere Aeltern den Kindern thun, an welchen sie Freude, Tugend und Ruhm erleben wollen. Die Gesetze müssen dieselben bleiben für alle; nur das Maaß ist verschieden. Man muß ein größeres Maaß an den legen, der sich künftig in den weitesten Kreisen bewegen soll. Ueber das Leben gebieten drei große Mächte, sie heißen Liebe, Nothwendigkeit, Freiheit : drei herrliche Geschwister göttlicher Abkunft. Im Himmel bestehet jede für sich gleich hoch und gleich glückselig; auf Erden müssen sie Hand in Hand wandeln, wenn ein glückliches und würdiges Leben seyn soll. Diese drei himmlische Schwestern stehen drei Straßen vor, welche in das Leben und durch das Leben führen und welche die drei Landstraßen des Lebens heißen könnten. Man könnte sie Kaiserstraßen oder Königsstraßen nennen, wie in gewissen Ländern die großen Wege genannt werden, auf deren Beunruhigung und Entfriedung eine hohe Strafe steht. Außer ihnen giebt es noch eine vierte Straße, die breiteste und weiteste von allen, ohne Meilenweiser und Wegzeiger, ohne Brücken und Stege, ohne gesetzliche Besserung und Befriedigung, ja ohne alle bestimmte Messung und Richtung; auf ihr liegt Dunst und Nebel, um sie flattern Gespenster und Irrlichter, Faulheit und Unwissenheit sind auf ihr die Führerinnen, Wüsten und Sümpfe sind ihr Ausgang. Und doch muß diese Straße die anziehendste seyn, weil die meisten Menschen gedankenlos und sorgenlos auf ihr einherschlendern und worauf sie wandeln nicht eher inne werden, als bis sie in pfadlosen Wüsten und Steppen sich verloren haben. Diese drei Mächte und diese vier Landstraßen wollen wir immer im Auge behalten, weil auf sie alles bezogen werden muß, was Leben heißt und was Erziehung und Bildung für das Leben seyn soll. Wir betrachten die drei Mächte genauer. Durch diese Betrachtung werden wir auch die drei Landstraßen erkennen, und endlich noch eine vierte Macht gewahr werden, eine verwahrlosete Bastardschwester jener drei großen Parzen des Lebens, deren Name Eitelkeit oder Schwäche heißt und welche der weiten und breiten Straße der Menge vorsteht. Wer bist du, erstgebohrne Schwester? wer bist du, himmlische Liebe? wie soll ich dich nennen, Namenlose? wie soll ich dich zeigen, Unsichtbare? Ebenbild Gottes, Puls und Athem aller Freude und alles Lebens, Urquell aller Schönheit und aller Milde, Gestaltlose und doch alles Gestaltende, Unbewußte und doch alles Wissende, Gottes Kind, Gottes Schwester, Gottes Liebling, und Gottes Rath! Unschuld und Demuth sind deine Gespielen, Kindlichkeit und Freude sind dein Wesen. Die dich haben, kennen dich wohl; die dich nicht haben können dich durch Worte nicht lernen. Doch bist du zu zart für diese Erde voll Staub und Blut und Arbeit und Streit; deswegen weisest und sehnest du immer wieder zu dem Himmel empor, deswegen kannst du hier unten in dem Lande der Unvollkommenheit und Zwietracht allein nicht bestehen. Denn die eisernen und steinernen Gewalten, die hier gebieten, würden dich zermalmen, wenn du nicht eine geharnischte Gesellin hättest. Diese Gesellin heißt Nothwendigkeit, ernst, streng, gewaltig in ihrem Wollen, unbeweglich und unerbittlich in ihren Beschlüssen, nicht die alles tragende, alles gestaltende, erhaltende und versöhnende Göttin wie die Liebe, sondern die Züchtigerin und Zermalmerin, die weder links noch rechts blickt und mit eiserner Kraft grade durchfährt, wohin sie muß, Sie ist nicht grausam, nicht unerbittlich an ihr selbst, aber sie muß, weil sie muß, und keine Gewalt mag ihr fürchterliches Verhängniß ablenken, als die Gewalt der Liebe. Diese ihre Lieblingsschwester füllt ihr die Brust mit Milde und das Auge mit Thränen und läßt sie aus den Schollen und Felsen, woran sie die irdische Arbeit vollbringt, zu dem Himmel aufblicken und zu dem, was beide himmlischer Verwandtschaft haben. Doch daß diese beiden Geschwister nicht zu entfernt von einander ständen und zuletzt einander gar entfremdet würden, mußte die dritte Schwester zwischen sie treten und ihre Wege, die sonst in gleicher Linie ewig neben einander hinlaufen würden, sanft zu einander lenken, bis sie endlich fast in Einen zusammenlaufen. Diese Schwester ist die Freiheit, welche die erhabene Bestimmung hat, das Irdische und das Himmlische, die Arbeit und die Freude zu verbinden. Deswegen ist es ihr auch gegeben, in der Mitte zwischen jenen beiden stehend, das Maaß der unendlichen Harmonie zu halten und der Stundenweiser der Zeiten und Orte zu seyn. Sie ist nichts, ja sie ist gar nicht, ohne jene beiden; aber jene würden ohne sie in halber Einzelnheit vergehen oder erstarren. Durch sie werden sie immer erinnert, wer sie sind und wer sie seyn sollen und wie sie nur durch Eintracht etwas Würdiges schaffen können. Die ersten zwei Göttinnen wandeln lange und oft einzeln und auf jeder ihrer Straßen ist nur ein einzelnes Leben des Sterblichen, das keine irdische Genüge noch Fülle gewinnen mag. Das aber ist das wahre Leben und die wahre Lebensstraße, wann die Freiheit endlich gebietet und die beiden Wege der Liebe und Nothwendigkeit ihr immer hart zur Seite laufen. Dann ist ein wahrer und edler Mensch fertig, zugleich mild und unendlich wie die Liebe und stark und gemessen wie die Nothwendigkeit; es ist ein freier Mensch, ein Gott auf Erden, fertig geworden: der Mensch wandelt zwischen Liebe und Nothwendigkeit unter dem Schirm der Freiheit. Der Mensch wird nur ganz erzogen durch Liebe und Nothwendigkeit zugleich, halb erzogen durch eine von beiden. Der ganz erzogene Mensch betet endlich die Freiheit, als seine höchste irdische Göttin an, der halb erzogene gelangt selten zu ihrer Ahndung, nie zu ihrem Besitz, sein Leben wird wankend, unglückselig und zwieträchtig. Wenn die Menschen, welche erziehen sollen, nicht wissen noch ahnden, was Liebe, was Nothwendigkeit, was Freiheit ist, wenn sie wegen Sündlichkeit und Unglauben die hohen überirdischen Gestalten nicht mehr in ihrer Reinheit und Majestät anzuschauen wagen, wenn die Liebe in bewußter Tändelei äffelt und empfindelt, die Nothwendigkeit faselt und schulmeistert, wenn die Freiheit im fernen Hintergrunde nur als eine Halsbrecherin und Mordbrennerin gezeigt wird, dann gewinnt die Bastardschwester der heiligen Drei die Herrschaft: die Eitelkeit oder Schwäche, welche mit allen Larven tändelt und mit allen Gestalten gaukelt; aber Ruhe, Freude, Stolz nimmer erkennen noch das festhalten mag, wodurch das irdische Daseyn schon ein himmlisches werden kann. Liebe und Nothwendigkeit sind die großen Erzieherinnen und Schöpferinnen des Menschen und aller Dinge; beide vereint erziehen ganz, beide einzeln erziehen halb. Wer frei und freudig, muthig und stolz durch das Leben wandeln will, muß sie beide innig empfunden und erkannt haben. Ich sang einst von ihnen, und wahr bleiben die Reime: Zwei Töchter hat die Gottheit ausgeschickt Die Welten und die Herzen zu erschaffen, Die eine blicket ernst und träget Waffen, Die andre ist mit Huld statt aller Wehr geschmückt; Sie ist die erste, heißet Liebe, Die zweite heißt Nothwendigkeit, Sie wandeln Hand in Hand und kennen keinen Streit Und einem unbekannten Triebe Verdanken sie die Einigkeit. Durch ihre Eintracht leuchten alle Sonnen Und laufen alle Erden um, Durch sie nur wird hier unten Luft gewonnen Und oben das Elysium, Sie kommen huldreich auf die Wiege Herab beim ersten Sonnenschein Und segnen fromm die holden Züge Des Säuglings für das Leben ein. So wie der Mensch geboren wird, empfangen ihn diese beiden großen Göttinnen an der Schwelle des Lebens, oder vielmehr ihre irdischen Bilder empfangen ihn. Diese heißen Mann und Weib, oder richtiger Vater und Mutter: der Mann das Bild und der Vertreter der Nothwendigkeit, das Weib das Bild und die Vertreterin der Liebe. Zwischen diesen beiden Gestalten steht das Kind, und durch sie wird es den beiden höheren Gewalten zugeführt, die es halten und tragen sollen, wann diese ersten Stützen es nicht mehr können. Wir wollen sehen, wie die Natur den Menschen er zieht und wie die Kunst ihn erziehen soll. Die Mutter ist die Liebe. In ihr wohnen die Bilder der dunkeln und geheimen Kräfte Gottes und der Natur: alles Gebährende, Erhaltende, Versöhnende, alles Fromme, Gläubige, Verborgene. Auf dem Mutterschooße und an der Mutterbrust empfängt das Kind den ersten Glauben, die erste Religion, den ersten Muth des Unendlichen und Großen. Der Vater ist die Nothwendigkeit. In ihm wohnen die Bilder der klaren und gemessenen Kräfte Gottes und der Natur: alles Gestaltende, Ordnende, Verwandelnde, Zerstörende, alles Feste, Strenge, Fürchterliche. An dem Vater begreift das Kind die Gewalt des Maaßes und Gesetzes, es begreift an ihm den strengen und furchtbaren Gott, der strafen muß. Die Mutter ist der Schatten der unendlichen Milde, der Vater der Schatten der unendlichen Heiligkeit; die Mutter ist das Bild der inneren, der Vater ist das Bild der äußeren Welt. So scheint es und so ist es in dem Leben natürlicher und kräftiger Menschen. Zwischen diesen beiden Gestalten und Mächten wandelt das Kind glücklich und unbewußt seine ersten Jahre der Unschuld hin, am glücklichsten, wenn es ein Kind bleiben darf. Die ersten acht Jahre seines Lebens soll es nichts thun als leben und spielen. Seine Aeltern, Gespielen gleiches Alters, und die heiligste und frommste Gespielin, die Natur, sollen allein mit ihm leben, mit ihm spielen und es unterweisen. Das Kind wird noch nicht durch Buchstaben unterwiesen, aber es lernt in diesen ersten Lebensjahren unendlich viel: es lernt Gott, es lernt den Menschen, es lernt das Leben kennen. Dieser große Unterricht macht sich von selbst, wenn das Menschenleben um das Kind wahr, züchtig und edel ist, und wenn man Sonne und Luft, Blumen und Bäume, Vögel und Thiere mit ihm spielen läßt. In diesen Jahren wird der große Bau des Lebens, worauf der künftige Mann mit festen Füßen stattlich stehen soll, unsichtbar gegründet. Die Unterweisung durch den Buchstaben ist in dieser Zeit fast immer vergeblich, häufig auch gefährlich, die Unterweiser seien denn die kindlichsten und frommsten Seelen und der Unterricht werde denn eine einzige goldmündige Fabel. Die Kinder werden durch diesen voreiligen Unterricht leichtlich zu sehr gereizt, zu früh sich bewußt, also klügelisch, geschwätzig, eitel, einbildisch; sie verlieren die schöne Einfalt des Glaubens, die auch im Lernen und Begreifen Wunder thut; sie werden dumm, weil man sie so früh klug machen will. In dem funfzehnten, sechszehnten Jahre werden sie vielleicht als seltene Muster von Geist und Bildung angestaunt werden, aber im fünfundzwanzigsten Jahre würden sie schon jedem Biedermann, die eitlen Thoren, oder die flachen Spötter und Witzbolde zur Schau stellen. Von dem achten bis funfzehnten Jahre ist das Knabenalter, ein fröhliches, muthiges Alter, wo die geistigen und leiblichen Kräfte mit Gewalt nach Entwickelung streben und sich in freudiger und genialischer Wildheit tummeln: eine glückselige, ja eine wahrhaftig göttliche und bedürfnißlose Zeit, welche alles Zarte und Milde des menschlichen Gemüthes zu begraben scheint, da sie es drinnen doch am kräftigsten ausbildet. Das Knabenalter ist der unsichtbare Strom, der eine Zeitlang unter der Erde hinfließt, damit er bald desto mächtiger wieder hervorbrause. Das Kind scheint sich jetzt oft selbst von der Liebe und von allen zarteren Geistern der Kindheit zu lösen, es scheint bloß wild, kalt, spröde. Aber es scheint nur so. Die Aeltern sollen sich das nicht irren noch grämen lassen. Dieses fröhliche Alter ist die Zeit, wo die Uebungen und der Unterricht beginnen. Diese müssen ernst und strenge getrieben und behandelt werden, denn der Knabe soll die Nothwendigkeit und Heiligkeit der Arbeit lernen. Aber zu waidlichen Spielen, zu allen leiblichen Künsten und zu allen wilden Entwickelungen, welche die Genossenschaft gleiches Alters liebt, soll reichlich Zeit und Raum gelassen werden. Wir wollen lieber solche Menschen, die viel können und wagen, als die viel wissen und denken: im fünfundzwanzigsten und fünfunddreißigsten Jahre werden die Könnenden und Wagenden auch als die Wissendsten und Denkendsten erscheinen. Uebrigens ist der Unterricht bloß mythisch , d.h. erzählend und weisend, nicht logisch , d.h. urtheilend und klügelnd. Solches gehört nicht für dieses Alter und macht künftige Schwätzer oder Tröpfe. So mythisch lehre man die Sprachen, so die Geschichte, Erdbeschreibung, Naturgeschichte, so, wie weit es angeht, selbst die logische Mathematik. Die Knaben können sehr viel lernen, aber sie sollen nicht wissen, was sie gelernt haben. Mit dem funfzehnten, sechszehnten Jahre kömmt eine neue Epoche, die Epoche des Jünglingsalters. Der Strom, welcher sieben, acht Jahre verborgen floß, dringt wieder an die Sonne hervor und brauset in herrlicher Fülle dahin. In dem Jüngling verbinden sich das Kind und der Mann, er ist die Mitte von beiden. Nun bekömmt die Mutter ihren Sohn wieder: alle unergründlichen und unendlichen Gefühle, Triebe und Kräfte erwachen in ihm, er hat Thränen, er hat Milde, er hat Liebe, die er nicht lassen kann, er sinkt wieder an die liebende Mutterbrust, und die Wildheit des Knaben wird ein stolzes Feuer, die Kälte desselben eine fromme Sehnsucht. Nun verlangt den Sohn nach dem Vater, er will ein klares Bild des Lebens, er will einen freudigen und ehrenfesten Mann sehen, er will lernen, wodurch Männertugend und Würde behauptet wird: die große Unterweisung beginnt. Die Religion der kindlichen Liebe, die er zuerst auf dem Mutterschooße fühlte, die unbekannte Strenge des Schicksals, die ihm von der gebietenden Stirn des Vaters entgegen leuchtete, wollen jetzt ihr Maaß und ihr Verhältniß haben, oder der Jüngling wird ein wilder Wüstling oder ein dumpfer Fantast. Nun ist die Zeit da, wo die Seele durch Grundsätze gestählt werden muß, damit sie dem Laster nicht erliege; wo die ewige und unsterbliche Geschichte, männlich, herrlich und heilig, wie sie ist, gelehrt werden muß; wo der unbekannte Gott, den das Kindlein ahndete und wovon der Knabe kaum wußte, mit hohem christlichen Sinn als der Halter alles Lebens gezeigt werden muß. Das Wort und die That, das Beispiel und die Lehre müssen jetzt Hand in Hand gehen; frische und reine Jünglinge, ernste und tapfere Männer müssen mit dem Jüngling leben; strenge Uebungen, hohe Gefühle, gewaltige Gedanken müssen in gleichem Maaße emporsteigen, wie wilde Leidenschaften, fürchterliche Triebe, unbändiger Trotz sich aufbäumen wollen. Führe den Jüngling so bis an das achtzehnte, zwanzigste Jahr und laß ihn dann frei ins Leben hinein. Er wird viel straucheln und sündigen können, er wird doch zuletzt ein Mann seyn. Ich habe dies Allgemeine hingeworfen, ein Bild eines würdigen Lebens, wie es mir vorschwebt und wie ich sein Gleichniß hie und da gottlob in der Erfahrung gefunden habe. Ich komme jetzt auf das Besondere, auf die Frage: Wie soll man Fürsten erziehen? Ich sagte gleich anfangs, auch für sie müsse gelten, was für alle gelte, weil sie Menschen sind. Wenn wegen mancher unbiegsamen Verhältnisse sie andern Menschen nicht gleich erzogen werden können, so bleibt es doch eine ewige Wahrheit, daß sie am glücklichsten und tüchtigsten werden müssen, je ähnlicher sie andern wackern Menschen erzogen sind. Hier sage und bekenne ich zuvörderst die traurige Wahrheit, daß sehr wenigen Sterblichen das Loos fällt, nach dem Bilde erzogen zu werden, das ich oben aufgestellt habe. Zu einer solchen Glückseligkeit wird so vieles erfordert, das sich auf Erden selten beisammen findet. Doch werden Viele in einer großen Annäherung zu den angegebenen Verhältnissen und Forderungen erzogen. Das sage ich auch und bekenne es der Menschheit zum Trost und Gott zu Ehren, daß in der Welt selbst so viele unsichtbare Tugend, Treue und Zucht lebt und dem Menschen von seinem himmlischen Ursprung her noch innewohnt, daß Viele, welche nach gewöhnlichen Begriffen gar nicht erzogen heißen können, doch wirklich wohl erzogen scheinen: d.h. das Leben selbst hat sie erzogen. Dies sage ich nicht umsonst, denn es hat große Beispiele solcher Fürsten gegeben. Ich nenne nur den großen König Karl den Elften von Schweden, den seine Großmutter und die Reichsräthe, damit sie ihn künftig leichter regieren könnten, in völlig roher Jugend aufwachsen ließen, und der doch der Ordner und Wiederhersteller des Reichs ward. An Peter den Großen will ich nicht erinnern, weil ein solches Genie ein seltener Komet ist. Daraus springt auch die große Wahrheit hervor, daß es viel besser ist, den Menschen von Gott, Natur und Leben (was die Leute gewöhnlich Zufall nennen) ohne alle Unterweisung und alle Richtung erziehen zu lassen, als ihn halb oder gar verworren zu unterweisen und zu richten. Die angeborne Kraft bleibt in dem ersten Fall oft herrlich lebendig und öffnet sich doch große Bahnen, in dem zweiten Fall wird sie ermattet, verdunkelt, vereitelt. Jetzt gehe ich grade auf die Sache und werfe den kurzen Entwurf hin, wie ich das Kind erzogen und gebildet wissen will, das für den erhabenen Beruf geboren ist, einst der Leiter, Beschirmer und Beherrscher von Hunderttausenden, ja von Millionen Menschen zu seyn. Die Mutter des Prinzen hat keine süßere noch höhere Pflicht, als ganz seine Mutter zu seyn; sie soll es bleiben und wird es bleiben wollen. Wir haben also die Liebe für das Kind. Sein Vater kann ihm nur selten die Nothwendigkeit seyn; sein hohes Amt wird ihn fast immer daran hindern. Man suche also einen Mann, der dem Kinde seine Stelle ersetze, einen biedern, frommen, tapfern Mann, der, wenn nicht fürstlich geboren, doch fürstlich gesinnt ist. Diesem werde das Kind vertraut, als sey es sein eigenes Kind; er stehe als der Freund des Fürsten und der Fürstin, als ein edles Glied des Hauses da. Das Kind wird durch Liebe und Ehrfurcht bald wie sein eigenes Kind seyn, wenn er von außen und innen der Mann ist, wie wir ihn fordern. Ist diese Ordnung da, so stehe das Kind einfach und natürlich darin, spiele, lebe, freue sich wie andere glückliche Kinder, genieße Licht und Luft, Sonnenschein und Regen, Spiele und Scherze, wie es allen andern Sterblichen vergönnt ist. Damit es sich seine ersten acht Jahre frei und fröhlich entfalten könne, versage man ihm nicht, was alle Kinder so heftig begehren und begehren müssen: Gesellschaft. Das Kind muß Gespielen seines Alters haben und behalten. Drei bis vier gesunde und schöne Kinder werden ihm zugesellet, durchlaufen mit ihm alle Stufen des Alters und der Entwickelung und Unterweisung, und werden erst in den Jahren entlassen, wo andere Kinder, die auch Genossen Eines Hauses und Einer Erziehung gewesen sind, sich von einander zu trennen pflegen, damit jeder für sich seinem besondern Berufe folge. Diese junge Menschengesellschaft ist dem Prinzen zu einem lustigen und freudigen Leben durchaus nothwendig; denn sonst würde sein Daseyn gleich im Anfange verkümmert und vereinzelt. Warum es in einem höheren Sinne nothwendig ist, das werde ich bei dem Jünglingsalter klarer als die Sonne zeigen. Eine Unbequemlichkeit indessen bleibt bei diesem und dem folgenden Leben des Kindes immer, die, daß man es nicht ganz unbefangen leben lassen darf. Sein Leben ist ein theures und kostbares Leben, es kann dem Zufall nicht preisgegeben werden, wie das Leben anderer Kinder; es muß mehr behütet und bewacht werden. Dies ist wahr; doch läßt sich diese Wache und Hut, wenn man die rechten Wächter und Hüter hinstellt, so einrichten, daß das Kind mit der Natur und mit seinen Gesellen spielen, und sich gleich den Blumen des Feldes in Freude und Luft entfalten kann, ohne daß seiner unschuldigen Unbewußtheit und Unbefangenheit zu sehr geschadet werde. Das ist aber bei dieser ungewöhnlichen Freiheit, worin wir den Prinzen, als in dem Element einer großen Seele, leben und weben lassen wollen, am wenigsten zu fürchten, daß er der Verführung und dem Verderben zu früh preisgegeben werde. Die Welt Gottes ist nicht so voll Sünde und Verderben, als diejenigen glauben, welche sie nur aus der Ferne kennen. Ist Liebe und Zucht im Hause, so löscht sie leicht die kleinen Flecken aus, die auf das reine Bild gesprützt scheinen. Dies Bild ist auch durch Gottes wunderbare und wunderweise Ordnung der Natur von der Art, daß die Flecken in diesen Lebensaltern nicht leicht durch die Oberfläche dringen. Das ist aber das Unglücklichste und heckt die Eitelkeit und Sünde aus, wenn der Mensch zu früh von den warmen und liebenden Brüsten der lebendigen Natur weggerissen wird. Das Knabenalter des Prinzen wird gehalten und unterwiesen, wie ich oben von solchen Kindern gezeigt habe, welche Kinder freier und wohlhabender Aeltern sind. Weil wir den Menschen durchaus rein und ganz und heilig lassen wollen, wie Gott ihn geschaffen hat, so soll der Knabe ungestört bleiben, und kaum ahnden, wozu er bestimmt ist. Daß er einst als ein hochgesinnter Mann stehen soll, mag er frühe ahnden und wissen, damit seine Sinne und Gedanken wie junge Sonnenadler von Kindauf hoch fliegen. Er wird unterwiesen, wie ein edler Mensch unterwiesen werden muß. Er lernt auf die oben angegebene Weise so sehr als möglich mythisch Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Mathematik; er lernt seine Muttersprache zuerst und recht, auch das Latein, eine schöne Regel der Ordnung, des Ernstes und der Kraft und eine Quelle großer Geschichten und stolzer Muster der Hoheit: Sallustius und Tacitus werden dem Mann hohe Gestalten zeigen können; er freut sich wie andere Knaben an Mährchen und Liedern; er freut sich, wenn er Talent hat, dieser und jener schönen Kunst. Der Unterricht und seine Art sey ernst und streng, nicht tändelnd und spielend, wie die äffelnden und faselnden Meister oft mit Fürstenkindern thun. Das Kind soll früh lernen, wie heilig und würdig die Arbeit ist. Die Spiele und Leibesübungen gehen mit dem Unterricht in gleichem Maaße und sind frei und fürstlich, daß sich eine edle und feste Gestalt entwickeln könne. Wir wollen keinen eitlen Vielwisser, keinen bestäubten Pedanten, sondern wir wollen einen kräftigen, lebendigen Menschen bilden. Der Unterricht und die Behandlung des Unterrichts und seiner Gegenstände aber sey durchaus ohne Wendung oder gar Verdrehung auf den künftigen Beruf hin. Daß der Knabe jenen Beruf einmal fassen und erfüllen könne, muß er jetzt den süßen Beruf Mensch zu seyn einzig fühlen und empfinden. Ich bestehe nicht ohne guten Grund darauf, daß der fürstliche Knabe nur seine Muttersprache und allenfalls auch Latein lernen soll. Das Lernen vieler Sprachen im zarten Alter giebt zu vielerlei Ansichten und Bilder des Lebens, welche einander verschieben und das Gemüth leicht verdunkeln oder schwächen, zumal, wenn die Sprachen ganz verschiedenen Karakteren der Völker und Klimate angehören. Die Leute wissen nur nicht, welch ein ernstes Ding eine Sprache ist und daß man mit der Neigung und Auffassung derselben auch nothwendig vieles von der Neigung und dem Gemüthe des Volkes, das sie spricht, annehmen muß. Doch will ich das Aehnliche in diesen Jahren nicht verbieten, sondern nur das Ungleiche. Ein schwedischer Prinz mag wohl ohne Schaden das Englische und Teutsche, ein teutscher das Schwedische und Englische lernen; wie aber, wenn er das Französische und Italiänische zugleich neben seiner Muttersprache übt? Sollte da, bei der zu frühen Mischung so ganz verschiedener Naturen und Karaktere, nicht Eitelkeit, Nichtigkeit, Sehnsucht nach dem Ausländischen und Verbotenen und Entfremdung und Vernichtung des Heimischen und Gegebenen sich einnisten? Das thut es allerdings. Die eitle Tändelei der Kindheit büßt der Mann sehr ernsthaft. Man sehe sich um, wie solche thörigte Erziehung in manchen Ländern aus Einem Volke oft zwei ganz verschiedene Völker geschaffen, von welchen der nach dem Fremden gebildete Theil von der Kraft und Art und Ehre des Eigenen und Vaterländischen kaum noch eine leise Ahndung hat und also in Zeiten der Noth und Gefahr, wo es gilt Menschen fortzustoßen und zu beherrschen, der lebendigen Gewalt der Mittheilung und Begeisterung mangelt, die allein aus dem Gefühl und Sinn entspringen kann, die in dem Volke leiben und leben, welchem man angehört. Dies ist ein großer Punkt in der Erziehung, besonders in der Erziehung solcher Menschen, die einst das Volk führen und regieren sollen. Auch ein Baum des Treibhauses gedeiht nicht, dessen eine Seite afrikanische Hitze, die andere samojedische Kälte anweht. Wer soll unterweisen? Jener, der an des fürstlichen Vaters Stelle steht, mag es auch thun; die übrigen Gehülfen seyen wackere und gescheute Männer, und keine Glücksucher noch Schmeichler. Jener erste doch soll immer mehr durch das Beispiel und die That unterweisen, als durch das Wort und die Lehre. Frei, lebendig, glücklich haben wir das Kind spielen, den Knaben sich tummeln und unterrichten lassen. Reich an Freude, reich an Vertrauen zu Menschen, reich an Liebe und Lust soll unser fürstliches Kind seyn; denn wann sein hohes Amt ihn zur Arbeit fordert, wird er am meisten mit den spröden, kalten und eisernen Kräften der Natur und des Lebens zu thun haben. Daß er dann, im Kampf mit dem Wilden und Bösen, was immer die Zucht und das Gesetz durchbrechen will, dann, wann das Feste und Strenge alle Tage gefordert wird, mild und freundlich bleibe, bedarf er wohl der reichsten Mitgift von Liebe und Zuversicht, damit seine Brust sich nicht verhärte und an dem Schlechten erstarre. Der Knabe wird ein Jüngling, er ist funfzehn, sechszehn Jahr alt. Im edlen Wetteifer der höchsten Dinge, Gefühle und Gedanken wird er jetzt mit den Gesellen seiner früheren Jahre erzogen, die er noch nicht entbehren kann. Jetzt wird seinem Blick die Bahn geöffnet, worauf er künftig schreiten soll; jetzt wird sein Herz mit dem gewaltigen Stolz genährt, wodurch er künftig der Segen oder Fluch von Millionen seyn soll. Das Höchste, das Herrlichste, das Gewaltigste, was in Gott und in der Natur, in dem Menschen und in der Geschichte lebt, wird ihm vorgehalten, damit der junge Adler sich nach der Sonne der Tugend und Unsterblichkeit sehne und das Niedrige und Unwürdige verschmähe. Jetzt, wo die ungestümsten Leidenschaften durchbrechen wollen, wo Uebermuth, Zorn, Wohllust reitzen, werde die schöne Jugend am heiligsten gehalten und neben den hohen Seelenarbeiten der Leib in den freiesten und männlichsten Spielen geübt. Doch erziehen wir unsern Fürsten noch wie jeden andern Freigebornen, welchem Ehre über alles lieb seyn soll. Denn wer als der ehrenfesteste Mensch gebildet und unterwiesen wird, der wird auch ein würdiger Fürst seyn. Jetzt wird die Muttersprache im höheren Styl gelehrt. Was in Dichtkunst und Rede irgend lieblich und gewaltig ist, des soll sich auch der Fürstensohn erfreuen, damit die höchsten und muthigsten Gefühle und Klänge edler Geister frisch in seine jugendliche Brust eingehaucht werden und damit er verstehen lerne, welch ein Uebergang von Herzen zu Herzen in der Gewalt der Rede ist. Das ist aber das höchste Ziel dieser Bildung in der Muttersprache, weil jede Sprache das Abbild des Karakters und Sinns eines Volkes ist und weil es keinem wichtiger ist als dem künftigen Herrscher, auf jede Weise in das Innere seines Volkes einzudringen. Ob ein Fürst andere lebendige Sprachen lernen will, das hange von ihm und seiner Neigung ab; für sein Amt bedarf er keiner, denn er soll kein Kaufmann, Dolmetscher noch Botschafter werden. Den Knaben wollte ich außer der Muttersprache keine lebende Sprache lernen lassen, oder doch nur das Aehnlichste lernen lassen, weil nichts Eitelkeit und Halbheit so sehr befördert und die klare und reine Auffassung und Ansicht der Welt und des Lebens mehr hindert, als die frühe Mischung des Vielerlei. Die alten Sprachen aber, das Lateinische und Griechische nemlich, wirken nicht so auf uns, weil sie mehr als abgeschiedene und leidenschaftlose Gestalten eines vergangenen Lebens vor uns stehen, und weil sie überhaupt einen mehr heroischen und jugendlichen Geist der Welt athmen. Das große Studium des Prinzen wird jetzt das Studium der Geschichte, der erhabensten und göttlichsten Wissenschaft, wenn sie zugleich an die Erde und an den Himmel gehalten wird und oben das Verhängniß und die Vergeltung, unten das Menschenherz und die Tugend zeigt. Alles, was ehrwürdig und löblich, was weise und gerecht, was stolz und muthig, was überschwänglich und unsterblich ist, kann in ihr wie in einem heitern Spiegel erscheinen. An die Geschichte schließt sich ihre Tochter oder Schwester, die Politik, von selbst an, oder vielmehr sie springt allmälig aus ihr hervor und ihre großen und einfachen Wahrheiten setzen sich unbewußt als eine durchsichtige und feste Krystallisation in der Seele des Jünglings fest. Anders kann sie Jünglingen nicht gelehrt werden; sie ist die Wissenschaft der Männer, die allein das Leben und die ruhigere und tiefere Betrachtung des Lebens lehrt. Auch steht die Politik nie als ein abgesondertes Ding da, sondern fest von der Erfahrung und Geschichte umschlossen: die höchste Vergeistigung und Verallgemeinung des Einzelnen und Besonderen, die Erhebung des Irdischen und Beschränkten zu den großen Ideen, worin die Fürstenseele schwelgen soll als in ihrem Elemente. Neben und mit der Geschichte und Politik geht die Kriegskunst und die Kriegsgeschichte. Das Scepter des Fürsten lehnt sich nur auf das Schwerdt; er soll in Noth und Gefahr den Seinigen voran stehen in der Schlacht, der erhabene Weiser, der den Bienenschwarm zusammenhält und zu edlem Zorn begeistert. Aber der Feldherr wird geboren und nicht gemacht, er ist eines der größten und seltensten Werke, das die Natur hervorbringt, und setzt einen Aufwand und eine Fülle von Kräften und Tugenden voraus, die sich selten beisammen finden. Viele Könige und Fürsten werden geboren, die nicht Feldherren seyn können. Aber es giebt große Ansichten und Wahrheiten des Kriegs, die man jeden gesunden Verstand lehren kann; es giebt ewige Grundsätze, die aus der Geschichte und dem Menschenherzen hervorquellen. Diese Wahrheiten und Grundsätze soll der Fürst lernen, damit er das Rechte ergreife und die rechten Männer zu seinen Feldherren erwähle. Das Mechanische der Kriegskunst, was gelernt werden muß, ist im dritten und vierten Range auch nützlich und nothwendig; doch soll man damit den Geist nicht zu sehr füllen und ermüden, damit er an dem Kleinen und Armseligen nicht hangen bleibe. Auch in der Rechtswissenschaft pflegt man wohl junge Fürsten zu unterrichten, oft kleinlicher und ämsiger, als recht ist. Den hohen graden Sinn der Gerechtigkeit muß der Fürst allerdings verstehen, aber dieser wird durch Worte nicht gelehrt. Das Recht mögen andere verstehen lernen; den Fürsten würde solche Wissenschaft leicht beschränken: er soll kein Präsident und Schreiber seyn, was in unsern Tagen leider viele gewesen sind; aber die Präsidenten und Schreiber sollen seine klare Ansicht und hohe Gesinnung fürchten. Große Lehren der Staatsverfassung und Verwaltung sind allerdings eines Fürsten würdig, aber diese lehren Leben und Geschäfte besser als der Buchstabe. Der Jüngling beginnt erst die großen Lehrjahre des Lebens, der Mann wird lernen, so lange Kraft und Tüchtigkeit in ihm ist. Was das fünfundzwanzigste und fünfunddreißigste Lebensjahr versteht, das kann und darf das funfzehnte und zwanzigste noch nicht verstehen. Religion kann nicht gelehrt werden. Sie ist das Ursprünglichste und Angeborenste in dem Menschen; sie und Gott sind ihm uranfänglich eingepflanzt und weisen auf den himmlischen Ursprung hin. Religion wird still gelehrt durch die Liebe und Sitte der Aeltern und derer, die an Aelternstatt sind. Als Fabel, als Wunder, in einzelnen Namen und Gesichten erscheine sie und werde sie gezeigt dem Kinde und Knaben, am höchsten und tiefsten gezeigt durch die Frömmigkeit und Freudigkeit der Menschen, welche mit ihm leben. Auch der Jüngling bei der Erwachung aller höheren Gefühle und Sehnsuchten trägt sie als die schönste und verhüllteste Blume seines Daseyns züchtig im Busen, und kann das Erhabenste durch keine Worte aussprechen. Was über den Sternen leuchtet und blitzet, was in dem Wechsel der Jahreszeiten, in dem Kampf der Elemente, in der Lieblichkeit und Furchtbarkeit der Natur das Unendliche offenbaret, was in der tiefsten Tiefe des Busens glühet und bei edlen Thaten und stolzen Worten über die Nichtigkeit und Eitelkeit erhebt, das ist Gott, das ist Religion, davor fällt der Fürst und der Bettler stammelnd in den Staub. Das aber wird durch Worte nicht gelehrt. Nur als stille Geschichte ohne Deutelei und Klügelei weise und erkläre man, was in der Religion halb innerlich, halb äußerlich ist, die frommen Ordnungen, Weisen und Ceremonien: was ein Volk seine Kirche, auch wohl seinen Glauben nennt. Auf dieselbe Weise unterrichte man den Jüngling in der Geschichte seiner Kirche, daß er auch durch das Aeußere würdig und feierlich auf das Innere geführt werde, was ihm Gott vom Anfang der Dinge eingegeben hat. Dieses, was hier von den Studien des fürstlichen Jünglings gesagt ist, soll man verstehen, wie ich es meine, und nicht misdeuten. Auch mir ist die Kenntniß etwas sehr Ehrwürdiges; aber die Kenntniß ist keine Wissenschaft und das Lernen kein Können. Damit der Knabe und Jüngling in der arbeitvollen Rennbahn des Lebens künftig wirklich als ein freudiger Mann einherschreite, damit er, wann Kraft und Muth von ihm verlangt wird, wirklich etwas wisse und könne, darum sondere ich das Große von dem Kleinen und das Zufällige von dem Nothwendigen, darum übereile ich nichts in der Erziehung und Bildung. Wie lebendig und frisch wir auch alles halten wollen, so muß vieles doch mechanisch gelehrt werden; einzeln und trocken wie es oft ist, muß es in die Seele des jungen Menschen eingehen: er muß auch das Bittere und Herbe der Arbeit kennen lernen, das seit Adam jedes Sterblichen Loos ist. Geduldig und fromm erwarten und hoffen wir das Verständniß der reiferen Jahre, wo sich alles in einander binden, wo das Bittere und Herbe suße und liebliche Blüthen und Früchte tragen, wo, was wir dunkel gesäet haben, in lichter Herrlichkeit aufgehen wird. Die Sünde ist leider nur zu häufig, daß man fürstlichen Kindern, eben weil sie eine große und hohe Bestimmung haben, alles schon groß und hoch zeigen will, wann ihre zarten Seelchen es noch nicht fassen können. Weil man Knaben von zwölf, vierzehn Jahren Geschichte, Politik, Kriegskunst, Staatsverfassung in einem Sinn vorträgt, als wären sie reifer denn alle anderen Kinder, so verblendet man die Armen und verdunkelt ihnen auf ewig die Augen, daß sie das Große, Einfache und Gewaltige, das in diesen erhabenen Wissenschaften liegt, hinfort nie begreifen. Sie werden eitel und befangen, schlau und geschwäzzig, klauben aus der Geschichte einen künstlichen Zusammenhang von Listen und Berechnungen, der nie gewesen ist, klauben aus der Politik eine Lehre von kleinlichen Pfiffen und Kniffen, wodurch alles Große und Göttliche entehrt wird, klauben ans der Kriegskunst die Ansicht und Neigung für das Todte und Mechanische, für die Spielerei mit Formen und Paraden, die in dem großen ernsten Spiel des Schlachtfeldes zerrinnt. Sie lernen ein Vielerlei von Künsten und Geschicklichkeiten als den Grund und die Haltung der Dinge glauben, und begreifen nie, weil sie den versteinernden Medusenschild zu früh sahen, daß das ganze Leben auf drei, vier großen Wahrheiten stehet, daß mit drei, vier großen Wahrheiten, die sein Leben und der Harnisch seines Lebens geworden sind, der Mann stattlich und herrlich bestehet, daß mit drei, vier großen Wahrheiten Scepter und Schwerdt glorreich geführt werden, und daß mit dreißig und vierzig, oder gar mit dreihundert und vierhundert Ansichten und Würdigungen der Dinge alles vergehet. Ich habe bisher von der Erziehung geredet, wie die weise Natur sie gestiftet und vorgeschrieben hat; ich habe auf dasjenige hingewiesen, was das Große und Edle im Menschen beschirmen und behüten, und sanft und fromm allmälig an das Sonnenlicht des Lebens hervorlocken soll. Ich habe noch nicht davon gesagt, wie man Tugend lehren soll oder vielmehr die Tugenden, welche einem Fürsten die nothwendigsten sind. Ich sage denn: Tugend wird nur gelehrt wie Religion durch die Natur, durch die Liebe, durch das Beispiel, durch die Zucht. Das vernichtet den inneren Kern der hohen Seele und höhlt den Stolz des Muthes aus, wenn man mit Worten einätzen und eingraben will, was sich nur durch Gott und das Leben befestigen läßt. Die gewöhnliche Tüncherei, Schnitzelei und Meißelei von moralischen Zierrathen, die den Schein der Tugend nachäffen, blättert und bröckelt bei dem ersten Ungewitter ab. Ich habe die Tugend durch das Leben, das Beispiel, die Zucht und durch Gott lehren wollen. Deswegen habe ich das Kind seit der Wiege mit edlen Menschen umgeben, deswegen habe ich ihm das Spiel mit der Natur nicht verschlossen, deswegen habe ich ihm Kinder gleichen Alters zu Gespielen gegeben. Ueber dies Letzte, das Wichtigste von allen Forderungen meiner Erziehung, müssen einige Worte gesagt und einige gewöhnliche Einwürfe beantwortet werden. Der größte teutsche Dichter sagt mit Recht: der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur das Leben lehret jeden wer er sey, und: es bildet ein Talent sich in der Stille, sich ein Karakter in dem Lauf der Welt . Wir müssen also Leben und Welt, wornach jedes Kind sich auch so unendlich sehnt, um dasselbe stellen, damit es nicht verkümmert, selbstsüchtig und dumm werde. Ja, auch das fürstliche Kind soll damit anfangen mit seines Gleichen zu spielen und zu kämpfen, zu lieben und zu vertrauen, zu zürnen und zu hassen, wie der Wechsel des Lebens ist; es soll sich früh in anderen verlieren und aufopfern, damit ihm die menschlichste Gewalt, die schönste Allmacht, wodurch Menschen regiert werden, nicht fremd bleibe. Ein Kind, das immer allein lebt, allein erzogen, unterwiesen und gebildet wird, wird leicht eitel, herzlos und dumm. Durch die Liebe, durch das Vertrauen, mit Einem Worte durch das Herz geht die leichteste und untrüglichste Erkenntniß des Menschen; die Maaße der Brauchbarkeit und Tüchtigkeit eines Menschen können vielfach verschieden beurtheilt und gewürdigt werden, darin kann viel getäuscht werden – nimmer die Würde noch mit der Würde des Herzens, ob der Mensch gut oder böse sey. Wenn der Urtheiler selbst rein und gut ist und keine Eitelkeit mitspielt, wird er sich da nimmer täuschen: so hat Gott der Herr die Gestalt und die Gebärde des Menschen gestellt und gestempelt, und das Aeußere mit der Farbe des Innern gefärbt, daß aufrichtige Seelen nicht leichtlich betrogen werden können. Edler Wetteifer in Künsten und Uebungen, freier Kampf des Lebens mit seinen Gespielen das soll einen fürstlichen Mann machen. Die abgesonderte Erziehung giebt leicht eine Härte und Beschränktheit, die auf dem höchsten Stande des Lebens doppelt nachtheilig sind. Der herzlose Egoismus, der kalte Kopf kann vieles beurtheilen und wägen, den Menschen beurtheilt und wägt er nur in seinen Mängeln recht, für das Größte bleibt er dumm. Diese Dummheit ist die Strafe der Lieblosigkeit. So lehren die zugegebenen Gespielen dem Fürstensohn auch die Tugend; denn welche Tugend ist größer, als Vertrauen zu Menschen und Menschenverständniß durch das Herz? Man wird hier, wenn man dies eben gesagte auch recht findet, einwenden: aber der Prinz bekömmt hier Freunde, die künftig gefährlich werden können, aus diesen Gespielen kann leicht ein Günstling ( was man gewöhnlich Favorit nennt ) hervorgehen . Dieses Gespenst von Fürstenfreundschaft und Favoritenfreundschaft und das ganze lange und breite Geschwätz darüber verlangt ein ernstes Wort. Es ist, Gott weiß durch welchen albernen Unverstand, die große Glocke der Zeit geworden, die Unmenschlichkeit auszusprechen, ein Fürst dürfe und könne keinen Freund haben; er müsse alle Menschen, die ihm nahen, als Egoisten ansehen, die nur ihren Vortheil oder gar die Herrschaft über ihn wollen; jede Neigung in seiner Brust sey ein Verbrechen, er müsse sich von keinem Sterblichen beherrschen lassen, sondern sobald irgend jemand Gewicht über ihn gewinnen wolle, ihn von sich stoßen. Diese leeren Egoisten oder dummen Klügler, die solches aussprechen, wissen von der Welt und ihrer Regierung nichts. Freilich manche große Fürsten haben keinen Freund gehabt; sie waren unglücklich, weil sie kein Herz dazu hatten. Wer das Herz hat, wird immer Menschen finden, die seiner würdig sind. Viele der größten Männer haben sie gefunden; ich nenne statt alles Beweises nur Namen. Alexander hatte seinen Hephästion, Trajan seinen Plinius, Dietrich seinen Kassiodorus, Friedrich der Zweite von Hohenstaufen, der größte teutsche Kaiser, seinen Peter von Vineis, Karl der Fünfte seinen Peskara und Granvella den Aeltern, Heinrich der Vierte seinen Sülly, Ferdinand der Zweite seinen Dietrichstein, Maria Theresia ihren Wolfgang von Lichtenstein und Kaunitz. Nicht wahr, dies waren unfähige Schwächlinge? O schämt euch! schämt euch, daß ihr so schlecht seid! Auch der größeste und herrlichste Mensch vermag einzeln so wenig; nur dadurch, daß er die besten und muthigsten Köpfe und Herzen zu vereinigen und fortzuschnellen weiß, ist er so groß und herrlich. Glücklich, wenn er dies mit dem Gefühl der Liebe thun kann! Wer herrschet allein – ich frage Geschichte und Erfahrung – als der ungeduldige und liebeleere Tyrann, der für seine Zeit ephemerisch schimmert, aber Erschlaffung, Zerstörung, Geistlosigkeit und Tod hinter sich läßt? Ein edler Fürst herrscht über alle und herrscht mit den Besten; ein solcher bauet und erhält eine schöne und lebendige Welt. Der ist wirklich stark und selbstherrschend, wer an Tugend glaubt und durch sein Herz die Tugend in andern ergründet. Selten sind die Regenten, welche wie eine Sonne durch sich allein bestehen und leuchten können; die meisten werden mittelmäßig geboren. Aber sie sollen wissen, daß mit gesundem Verstande und Herzen auch wohl regiert werden kann, wenn man die Besten und Weisesten im Volke neben sich walten und gebieten läßt. Wie viele wackere Fürsten sind dadurch groß und berühmt geworden! Das war nicht die kleinste von Karls des Fünften Tugenden, daß er ohne Neid unter seinen Feldherren und Räthen Männer sich überlegen glaubte; dadurch war er der überlegene Herrscher. Wie manche andere Fürsten könnte ich nennen, auch wehmüthige Erinnerungen der nächsten Vergangenheit, die dadurch untergegangen sind, weil die Leiter ihrer Jugend ihnen Mistrauen gegen Menschen lehrten, und die Worte Freund oder Günstling als einen Gräuel aussprachen! Auch der König und Fürst muß den Mann anerkennen wollen, der besser und stärker ist, als er selbst; eben dadurch wird er doch besser und stärker, als sein Helfer und Freund. Durch diese verkehrten Begriffe über Freundschaft und Günstlingschaft entfernen mittelmäßige Fürsten alle große Tugend und Kraft von sich, als worin eitel Pest und Gefahr stecken, sie werden von kleinlichen Schranzen und Schmeichlern und Knechtsgesichtern umgeben, und doch gegängelt und beherrscht, da sie selbst zu herrschen sich einbilden; und die Regierung und ihr Thron wird ein wankendes und wackelndes Ding, weil bei dem, der nichts Festes und Geharnischtes um sich duldet, die Personen und die Rollen alle Augenblicke wechseln müssen. Also der Fürst soll einen Freund haben, meinetwegen auch einen Günstling – denn der Schwache wird doch favoritisch regieren – er soll die Tugenden braver Männer nicht allein ehren, sondern auch lieben: der Fürst soll ein Mensch seyn, und darf es seyn. Das sage ich aber denen zum Trost, die gegen meine Jugendgespielen sprechen, daß die sogenannten Schulkameradschaften und Schulfreundschaften fast immer mehr eine liebe Gewohnheit, mehr eine angenehme Erinnerung der frohesten Jahre, als eine heftige Leidenschaft und Unterjochung des Gemüthes werden. Die Genossen der Jugend bleiben dem Menschen lieb, aber freigelassen aus ihren Verhältnissen sucht er sich häufig unter den Unbekannten seine Freunde; wie auch die Erfahrung alt ist, daß Kinder verschiedenen Geschlechts und verschiedener Aeltern, die gemeinschaftlich in demselben Hause erzogen worden, selten zu einander eine zärtliche Neigung fassen. Die Gesellschaft, und nichts Anderes, erschafft die Menschenkenntniß, die Menschenzuversicht und die Menschenliebe; sie und ihr freier Kampf bildet auch die Grundlagen dessen, was man Karakter zu nennen pflegt. So hohe Dinge, als dieses ist, kann das Wort nicht erzeugen, sie werden durch Klügelei und Sittenrichterei nimmer gelehrt noch begründet. Das Wort ist ein versteinerter Gedanke, und, von steinernen Menschen gebraucht, schafft es nur unbehülfliche Steine und Klötze; doch durch den lebendigen Fluß der Rede und den Klang einer reinen Brust wird es wieder ein lebendiger, ich mögte sagen ein fühlender, Gedanke, und bildet, züchtig und feurig gebraucht, mit dem Leben und wie das Leben, ja mehr als das Leben. Angeborne Kraft, veredelte Tugend, stille Pflege der Gesinnung, kühne Hoheit der Aussicht und Ansicht des Lebens, stolze Poesie, die immer nach dem Höchsten greift – das sind die Erfordernisse zu jener göttlichen Ausgleichung der menschlichen Triebe, zu jener stätigen Harmonie der Kräfte, zu jenem ruhigen und festen Kämpferschritt des Mannes, dem man die große Tugend beilegt, daß man von ihm spricht: er hat Karakter . Den Mörtel zur Zusammenfügung dieser großen Quadern der Seelenstärke geben viele kleine und große Dinge: Leidenschaften, Schicksale, Erfahrung, kurz alles, was einem Sterblichen nur begegnen mag. Wer kräftig und frei erwachsen und erzogen ist, und von der Natur selbst nicht zu weich ausgeprägt ward, der mag wohl solche große Tugend erwerben. Was soll ich sagen von andern Tugenden, die einem Fürsten wohl stehen, oder vielmehr, ohne welche ein Fürst nicht wohl steht: von der Wahrhaftigkeit, von dem Ernst, von der Freundlichkeit, von der Frömmigkeit, von der Selbstüberwindung, von der Enthaltsamkeit, von der Standhaftigkeit, von dem Hochsinn, der jedem Unglück Trotz bieten, der die Ehre nicht überleben, und mit Freuden in einen edlen Untergang gehen kann? Sie können nicht anders werden als durch eine freie und menschliche Erziehung, und durch den Muth und den Stolz, die in den hohen Bildern der Geschichte gezeigt werden. Doch werden alle diese Herrlichkeiten wie eben so viele Edelgesteine eingefaßt von dem reinen Golde der Gottesfurcht und des Christenthums. Wir sind Christen, wir sind glückselige Menschen, daß die blühendste und zarteste Lehre der Begeisterung, der Hoffnung und der Freude unser Erbtheil ist, daß die Welt durch Christus von dem finstern Ernst erlöst ist, womit auch diejenigen befangen waren, welchen Enthaltsamkeit und Unschuld der Sitten der herrlichste Schmuck des, Mannes däuchte; denn sie errangen kaum durch harte Kämpfe, was wir durch die seligste und fröhlichste Ansicht des ganzen Lebens von Kindauf gewinnen können. Doch das verlangt das himmlische und freie Christenthum, daß wir schon in den zartesten Jahren Geist und Licht zur Götterspeise unsers Herzens machen und uns durch alle Himmel der süßesten Gefühle und erhabensten Ideen tragen lassen, damit der kleinliche Genuß und die irdische Wohllust uns nicht zu tief in ihre Labyrinthe verlocken. Wer das Christenthum nicht bei der höchsten Spitze seiner Geistigkeit zu fassen, wer nicht zu der tiefsten Tiefe seiner unergründlichen Liebe hinabzusteigen wagt, der wird durch einen halben Anflug von Geist und durch eine unbestimmte Träumerei leicht ein empfindelnder Schwächling oder ein leerer Halbling. Das Christenthum hat nicht den eisernen Harnisch der Grundsatze, welcher blutig drückend, doch großartig und herrlich sich um die Brust edler Heiden legte; es hat und es soll haben eine geistige Beweglichkeit des Gemüthes, ein freies Spiel alles Schönen und Guten, wo Gott und Tugend, Himmel und Erde in einander rinnen: mit Einem Worte, es soll eine feste Beweglichkeit haben, die eine süße Gewohnheit der Gerechtigkeit und Unschuld wird. Demuth und Glauben, das sind die himmlischen Kinder, welche anders gewaffnete und gepanzerte Männer durchs Leben führen sollen, als das Heidenthum konnte. So soll der Geist und die Stärke des Christenthums seyn, dessen Harnisch zugleich los und fest ist. Man wird mir einwenden, dies sey eine Idee des Christenthums, die wie alle Ideen fliege; aber auf Erden sey solches Christenthum noch nie erschienen. Das sagt man unrecht, wiewohl ich nicht leugne, daß das höchste und reinste Leben sich nie zeigen läßt denen, die nicht daran glauben. Wie mag die Tugend, die Gespielin der Engel, erscheinen auf den Landstraßen? wie mögen gemeine Augen erblicken, was in der Demuth still, in der Hoffnung fröhlich, in dem Glauben unerschütterlich, in der Liebe überschwänglich ist? Es ist gewesen, es ist noch in vielen Gemüthern, es ist noch der allgemeine idealische Strom des Lebens, der selbst in dieser wahnsinnigen Zeit die Völker und Länder trägt. Das Christenthum war einst die Begeisterung der Helden, der Könige und Ritter und erzeugte wunderherrliche Gestalten und Thaten; es muß auch künftig das seyn, wodurch die größten Männer zur Tugend und Unsterblichkeit streben: denn es ist der Athem und Geist der neuen Geschichte. Diese Zeit ist nicht stolz, nicht fromm noch gläubig; es ist eine Zeit der Krankheit und Ermattung, eine Zeit des Ueberganges, wo alle Kräfte faul schlafen oder verworren streiten. Nach der Erscheinung des Nichtigen und Wilden soll man die Gegenwart nicht richten. Aber die Welt wird erlöset werden, der Geist wird nicht erlahmen, die stille und selige Kraft des Glaubens wird fortwirken, und himmlischere Erscheinungen, als unsre Väter sahen, werden unsre Enkel erfreuen. Noch diesen Augenblick würde der Herrscher der Held und Heiland Europens seyn, welcher mit wahrem christlichen Glauben und ritterlichem Vertrauen auf Gott und Gottes Hülfe aufträte und als der Genius des Guten sich und die Völker gegen den Genius des Bösen waffnete und begeisterte. Wann ein solcher erscheint, dann ist die Zeit gerettet. Doch werden wir andere Heilige haben, als die verflossenen Jahrhunderte hatten: der Geist fließt nicht zurück, das mündige Christenthum wird in lichteren Flammen leuchten und in stolzerem Bewußtseyn wandeln, als das Heidenthum. O herrliches Bild eines Mannes und Fürsten! wirst du erscheinen? wirst du kommen, Held und Befreier? Du wirst es. Schönes Bild! erhabener Traum der Vollkommenheit! Mann, der liebt wie die Liebe und dräuet wie die Nothwendigkeit, der ritterlich und hochherzig alles Kleine verschmähet und Zorn, Wohllust, Ehrsucht gewaltig überwindet, wie wirst du dein heiliges Amt verwalten! wie wirst du, durch das höchste Gesetz gebunden, über den kleinen Dingen und ihren Verhältnissen und Bedürfnissen wie ein Gott schweben und die großen Dinge und Tugenden, Ehre, Stolz, Gerechtigkeit, Freiheit für die Erde vermitteln! Denn der Vermittler der irdischen und himmlischen Dinge soll der christliche Fürst seyn, der große Träger und Verwalter der Gewalten, welche gewöhnliche Schranken nicht halten können, das Ebenbild Gottes und seiner Majestät, mit Scepter und Schwerdt gerüstet an Gottes Statt, die kleinsten Dinge so groß verwaltend und so hoch stellend, daß durch den Stolz und die Hoheit, womit er handelt, in ihnen immer das Bild der größten erscheinet. Solch ein erhabenes Wesen, einen solchen milden und frommen, ritterlichen und gestrengen Herrscher, solch ein hohes Zeichen veredelter Menschheit hatten wir im Auge, als wir an die Erziehung des Fürsten dachten. Auf unsere Weise, oder doch nur auf eine Weise, die der unsrigen die ähnlichste ist, glauben wir, daß die große Aufgabe am besten gelöst werden kann. Findet man diese Weise unpassend und unerbittlicher oder unerbittlich scheinender Verhältnisse wegen unausführbar, so halte man sich an der strengen Weise, die zur Zeit unserer Großväter in der Fürstenerziehung galt. Darf man die Prinzen nicht wie freie Menschen erziehen, so erziehe man sie von der Wiege an wie höhere Wesen, wie heilige Opfer, die dem Verhängniß ihrer Geburt gebracht werden müssen. Nichts von dem, oder so wenig als möglich von dem, was man gemein und gewöhnlich nennt, worin aber das Ungemeine und Ungewöhnliche verschlossen ist, lasse man an sie kommen, sondern halte sie in einer stolzen und ernsten Abgeschiedenheit von dem übrigen Leben. Mit unerläßlicher Strenge, mit schlummerloser Wachsamkeit lasse man sie in den Schranken eiserner Göttergröße einhergehen und kaum ahnden, welche Freuden, welche Genüsse, welche Leidenschaften sich in dem Leben der Menschen bewegen; nur das lasse man sie ahnden, wie tragisch und gewaltig ihre Herrlichkeit einst über den Häuptern von Millionen schweben soll: man lasse sie frühe die Mühe und die Wonne des höchsten irdischen Berufes ahnden. Die Fürstenkinder von gewöhnlichen Anlagen werden bei dieser Erziehung freilich immer kalt, steif und unbehülflich bleiben; doch wird sich eine äußere feste Haltung der Hoheit und des Stolzes krystallisiren, die, wenn nicht gebieten und herrschen, doch scheinen kann, als gebiete und herrsche sie. Und dieser idealische Schein der Fürstenhoheit ersetzt allerdings viele Mängel, läßt die Diener und Verwalter unter dem Fürsten die fürstliche Gewalt und das Ziel ihrer Geschäfte nicht vergessen, erhält den Glanz und die Macht äußerer Ordnung, ohne welche die innere nicht bestehen kann, und ist tausendmal ersprießlicher und löblicher als das, was die jüngste Zeit Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit der Fürsten genannt hat, was aber häufig Gleichmachung des Erhabenen mit dem Niedrigen war. Fürstenkinder von großen Anlagen und feurigem Muthe aber werden, so erzogen und gehalten, eine fürchterliche Gewalt und Strenge des Gemüthes in sich zusammendrängen, sie werden fast strenger werden als die Nothwendigkeit, deren Bild der Herrscher seyn und scheinen muß; ernst, verschlossen, stolz fast über irdischem Maaße werden sie herrschen, leicht zu gewaltig und zu gebieterisch, wenn ein günstiges Geschick die erhabene Abgeschiedenheit des Herzens nicht mildert. An dieser Erziehung hatte die eine zartere Genossin und Erzieherin der Sterblichen, die Liebe, einen zu geringen Theil. Doch kann sie bei dem Jüngling und Mann vieles ausgleichen und die Härte zur Milde, das spröde Eisen zum biegsamen Stahl machen, wenn der Fürst so glücklich ist, in unbefleckter Jugend eine hohe weibliche Gestalt zu erblicken und zu lieben und in ihr seinen fürchterlichen Ernst zu mildern. Wo Kraft ist, kann das Meiste noch herrlich und selbst glückselig werden; nur die Schwäche ist unverbesserlich: an einen Sandhaufen kann Archimedes den Hebel nicht stützen, womit er die Welt aus ihren Angeln heben will. In diesen ewigen und großen Verhältnissen steht das Menschenleben und das Fürstenleben. In der Erziehung entweder die erste, mit Ernst und Würde gepaarte, Milde und Freiheit, oder die zweite Strenge und Nothwendigkeit. Hier giebt es keine glückliche Mitte; es giebt fast nirgends eine. Will man von beiden etwas nehmen, will man das Große und das Kleine vereinigen, will man kleines Glück und stolzes Fürstenthum, kleine Tugend und hohen Sinn gleich von Anfang mit einander vertragen, so werden statt ehrenfester und gebietender Männer schwächliche und eitle Zwitter. Wer die Welt kennt, versteht, was ich meine; wer die Geschichte begreift, deutet sich selbst, worauf ich hinweise. Dies habe ich geschrieben, daß ich zeigte, wie ein milder, frommer, christlicher, tapferer und fester Herr werden könne, die Freude und der Schirm der künftigen Geschlechter. Ich habe ein Bild aufstellen wollen des Schönen und Rechten; denn dahin soll alle Erziehung streben. Wenige Menschen sind böse, auch wenige Fürsten sind es; aber Eitelkeit, Unglaube, Mistrauen und Vergessenheit der hohen Gefühle und Thaten lassen bei allem guten Willen, wie die gutmüthige Menge es nennt, Glück und Ehre untergehen. Gut seyn ist das Höchste auf Erden, aber gut seyn kann man nur mit Kraft und Festigkeit. Dann gilt die ewige Lehre des Gewissens und der Geschichte, daß das Gute das Böse überwindet. Das Böse ist auf Erden neben dem Guten, ja es wandelt ihm, damit es sich nicht versäume, unabläßig zur Seite; es ist ein vollkommenes Böses, das mit fürchterlicher Gewalt herrschen kann. Wir haben es in der Geschichte gesehen; wir sehen es grade in diesen Tagen am glänzendsten; ja wir wissen, wodurch es so gewaltig herrscht. In die Elemente der Erde, in die Elemente des Menschen ist das Böse gemischt, und ungeheure Kräfte sind da, welche ihm zur Herrschaft dienstbar werden können. Wer sich entschlossen hat, ganz böse zu seyn, wer alle fürchterliche Gefühllosigkeit der Elemente, wer alle Leidenschaften, Schwächen und Gebrechen der Menschen mit der erbarmungslosesten Grausamkeit gebrauchen will, vor dem muß al les in den Staub, nur nicht die Tugend und die Kraft: wer ganz gut zu seyn wagt, wird ihn besiegen. Dies sei das letzte Wort und der letzte Trost für hochherzige Menschen und Fürsten.