Elegie 1806. Bist du es, Traum der Jugend mit all deinen lieblichen Blüten, All deiner sprossenden Lust, all deiner Hoffnungen Glanz? Führst du mit Wehmut zurück im Schleier schimmernder Nächte Holde Gestalten, die längst bei den Entschlafenen ruhn? Ach! oft schwirret dein Laut süßtönend in goldene Saiten. Mir, von Tränen genetzt, weigert die Laute den Klang, Und es zittert die Hand, die Arme spreiten Umarmung Aus, doch die weichende Luft nimmt ihre Schatten zurück. Nein, ein grünendes Grab, von späteren Rasen gewölbet, Späteren Tränen benetzt, sendet den liebenden Geist. Ja, du bist es, du Weib, das mich geboren, du kühnes, Hohes und mutiges Herz, welches mich liebend umschwebt. Mächtiger fühle ich mich, zu ringen mit Schwert und mit Leier, Für das Vaterland frisch nehm' ich den blutigen Tod, Für die Tugend, das Märchen der Schnöden, männlicher duldend Wandl' ich mutig den Pfad, welcher zu Himmlischen führt. Solches wehet von dir und strömet aus heiliger Nähe, Was du dem Knaben oft, öfter dem Jüngling gelehrt. Herrliches Weib, wo ist dein Leben nach der Verwandlung, Welche, Tod genannt, frischeres Leben verjüngt? Bist du die Stimme der Nacht, der Klang sehnsüchtigen Lenzes, Philomele, die sonst oft um den Schlaf dich betrog? Bist du der Blumen, der Nachtviolen, der züchtigen Veilchen, Deren Gespielin du oft warst in einsamer Nacht? Oder der zärtliche Geist des Lüftchens, der, sanft durch die Blätter Rieselnd, Demut und Ernst haucht in die lauschende Brust? Bist du des Abendrots, der leuchtenden Flamme des Morgens Ein lebendiger Teil, heiligsten Lebens ein Teil? O du hubest mich oft, den lallenden Knaben, zum Lichte, Zu den Göttern hinauf, segnend und betend zugleich, Hingst mit sehnendem Blick demütig hoffender Liebe, Schauend ins tiefe Blau, selig am Sternenglanz. Wo du auch bist und was du auch bist, dich ehren nicht Tränen, Nein, ein männliches Herz, nein, ein rüstiger Lauf. Gib dem Brennenden denn die heilige Weihe, daß oben Bei den Himmlischen einst Licht sich vereine dem Licht.