Adel Zwei Zeiten streiten, Und die veralten Sich nicht mehr halten, Die alten Zeiten Einst waren schöne, Auch Frühlingssöhne! Die Frühlingssöhne Vom kalten Wetter Sind dürre Blätter, Doch von Gewöhnen Noch fest am Stamme, Es hält zusammen. Die Frühlingsstürme Durchziehn die Lüfte, Und selbst die Klüfte Belebt Gewürme, Es kommen Schwärme Mit wildem Lärmen. Wozu der Tadel, Ihr wart einst jünger Und nicht geringer, Ihr Herrn von Adel, Doch nur mit Fechten Könnt ihr jetzt rechten. Der ältste Herzog, Der soll sie führen, Man kann es spüren, Wie lang' sie scherzen, Da ist kein Wachen, Kein Ronden machen. Sie sind umgangen, Noch eh geschlagen; Noch ist kein Zagen, Noch ist kein Bangen, Der Feind mit Listen Will sich schon rüsten. Der graue Nebel Der alten Zeiten, Der will sich breiten, Durchhaun vom Säbel Muß er sich flüchten, Sie stehn im Lichten. Sie sind sich nahe, Sich zu erreichen, Will keiner weichen So weit ich sahe; So wird am Tage Die Welt zerschlagen. Der Adel stehet Mit seinem Blute, Mit hohem Hute, Daß ihr ihn sehet, Sie müssen's fühlen, Die Feinde zielen. Noch stehn die Glieder, Der Herzog grüßet, Und kläglich schießet Der Feind ihn nieder. Der Herzog sinket, Kein Führer winket. Wie Opfertiere Gehn die Soldaten, Sind sie verrathen, Daß keiner führe; Da ist kein Fragen, Sie sind geschlagen. Es sehn mit Reuen, Was nun geschehen, Was ungeschehen Sehr viele scheuen. Wer kann es sagen, Ohn' Scheu zu tragen. Die Helden bilden Nicht Väter, Güter, Nur die Gemüther, Nur Muth kann schilden Nur kluges Schaffen Mit tücht'gen Waffen. Die Holden bilde Mit guter Waffe Und nicht mit Strafe, Mit Ernst und Milde, Und die Gemeinen Muß Freiheit einen. Mit gleichen Tritten, Mit starren Augen, Will keiner taugen; Auch die beritten Ganz trotzig ruhen, Bis nichts zu thuen. Steht auch wie Mauern, Könnt ihr nicht streiten, Wozu soll's leiten, Die Feinde lauern, Die gleichen Glieder, Sie stürzen nieder. Lauft all' zusammen Und kehrt dann wieder, Und eure Brüder, Beschwört das Stammen Aus edlen Samen Die Gottes Namen. Des Adels Wappen Ist da zerstreuet, Doch daß nicht reuet Der bunte Lappen. Seid all' von Adel Ein Volk ohn' Tadel. Wer nicht bei Zeiten Das Feuer kennet, Sich leicht verbrennet, Und wird es meiden; Drum laufen alle Mit lautem Schalle. Wie sollte enden, Was fest gerennet, Sich Weisheit nennet, Das Blatt zu wenden, Ward Krieg auf Erden, Um gleich zu werden. Die neuen Zeiten, Sie nennen Adel, Was ohne Tadel Die Geister leiten. Der Schein, die Plage Versinkt am Tage. Die alten Stämme, Die alten Blätter Herab ein Wetter, Hinweg die Dämme, Der Ehre Fluthen In Allen gluthen.