Luftfahrt Dein Haupt leg nach Morgen, So fliehen die Sorgen, Und schimmernde Träume Zu kommen nicht säumen, Durchstrahlen die Locken Von Luft umwallt, Von Vöglein schallt Ein himmlisches Locken. 1. »Es tragen dich Flügel Vom schwellenden Hügel Und alles ist offen, Du schauest betroffen Unendliche Bläue, Voll Freundlichkeit, Voll Zärtlichkeit Die Erde im Maie.« »Hoch über dem Blauen Da hast du zu schauen, Der Sterne Gestalten In Kreisen da walten; Erst wandelt mit Schrecken Der Löwe wild. Die Jungfrau mild Will zärtlich dich necken.« »Von Sternen strahlt nieder, Was kräftig und bieder, Es doppeln die Heere Sich spiegelnd im Meere, Sie schreiten, sie ziehen Voll Göttlichkeit; Zum höchsten Streit Die Schwerter erglühen.« »Nach Ruhme sie werben Und können nicht sterben, Im ew'gen Gesunden Verschwinden die Wunden; Sie wünschen sich wieder Die Sterblichkeit, Zur Menschlichkeit Sie sinken hernieder.« »In ganzen Geschlechtern Von stattlichen Fechtern Verbluten die Götter Wie tosende Wetter; Die Erde versinket, In Blutes Fluth, Des Muthes Gluth In Jammer ertrinket.« 2. »Die Blumen dich wecken, Die erst dich bedecken, Mit fröhlichem Regen Sich alle bewegen; Gebadet im Thaue Gestählt die Brust, Mit neuer Lust Nun Mensch dich schaue.« »Was trittst du auf Sklaven, Gleich glühenden Laven, Sie scheinen zu kriechen, Verzehrend doch siegen; Was willst du dich kränzen Mit Bruderblut, Nein, thue gut, Die Sonne laß glänzen.« »Wie willst du entscheiden, Was dunkel bei beiden, Steh dir nicht im Lichten, Ein andrer wird richten; Dir singet der Hirte: O Lorbeerblatt Wie bist du platt, Wie zierlich ist Myrthe.« »Ich grüß euch ihr Myrthen, Ach Freunde wir irrten, Uns waren die Welten Zu enge zum Schelten; Die Ecke der Laube Voll Düsterkeit Ist überweit Der girrenden Taube.« »Ihr fröhlichen Seelen, Euch will ich erwählen, Die über das Leben Mit Flügeln entschweben, Ich möcht euch erdrücken Mit süßem Kuß, – Ich will, ich muß, Ich kann euch beglücken.«