Dorothea und Theophilus Mündlich. Gleich wie ein fruchtbarer Regen Ist der Martyrer Blut, Und Frucht durch Gottes Segen Reichlich er bringen thut. Durchs Kreutz die Kirche dringet Und wächst ohn Unterlaß, Durch Tod zum Leben ringet, Wer herzlich glaubet das. Aus guter Zucht und Namen Erschwingt sich gute Art, Von Gott die Frommen kamen, Der frommen Kinder wart't. Ist Dorothea geboren Von Aeltern keusch und rein, So geht sie nicht verloren, Und bleibt sie auch allein. Die Heyden wollten zwingen Sie zur Abgötterey, Dem Feind wollts nicht gelingen, Christum bekannt sie frey, Ein Urtheil ward gefället Verdient hätt sie den Tod, Ritterlich sie sich stellet, Und schrie ernstlich zu Gott. Und Theophil dem Kanzler Dem jammert die Jungfrau sehr; Er sprach: O schon dein Leben, Verlaß die falsche Lehr, Und frist dein junges Leben! Drauf Dorothea spricht: »Ein beßres wird er geben Und das vergehet nicht. Zum schönen Paradiese Komm ich nach meinem Tod, Daß sie sich Christum wiesen, Stehn da viel Röslein roth, Draus wird mir Christ, mein Herre Machen ein Ehrenkranz, Der Tod geliebt vielmehre, Als so ich ging zum Tanz.« Doch Theophil die Rede Erklärt für lauter Spott, Sprach: Liebe Dorothea, Wenn du bey deinem Gott Schick mir auch Aepfel und Rosen Aus Christi Garten schön! – »Ja, sprach sie, heilge Rosen Die sollst du wahrlich sehn.« Das Fräulein war gerichtet, Da klopft es an sein Haus, Der helle Morgen lichtet, Ein Knäblein stehet draus, Geschwingt mit goldnen Flügeln Reichts Rosenkörbchen dar, Verschwindet auf den Hügeln, Von wo es kommen war. Und auf den Rosenblättern Da steht geschrieben klar: »Mein Christus ist mein Retter, Und er mir gnädig war, Ich leb in Freud und Wonne, In ewger Herrlichkeit!« – »Mein Irrthum ist zerronnen!« Theophilus sagt mit Freud. Bald fing er an zu preisen Dich Christus wahren Gott, Und ließ sich unterweisen Wohl in des Herrn Gebot, Hat heilge Tauf empfangen Und Christum frey bekennt, Zur Marter ist gegangen Und mit der Ros verbrennt.