Der Einsiedler Dreißig Jahr im hohlen Gramm Saß der alte Einsiedler, Bis die reine Andachtsflamm' Durch und durch gedrungen wär; Und nun fühlt er sich so rein, Keine Luft mehr athmen konnt, Er vergeht in heil'gem Schein, Und kein Mensch sich drinnen sonnt, Und vor dieser Heiligkeit Kriegte er nun eine Scheu, Meinte sich von Demuth weit Und begann sein Werk auf's neu. Sonntags ging er in die Stadt, In der Kirch' zur Kanzel klomm, Dort mit faulen Äpfeln hat Er beworfen, die nicht fromm. Welch ein Lärmen, mancher Schlag, Doch das trug der Einsiedler, Andre Thorheit er vermag, Um zu büßen hart und schwer. Bei dem Juden sich verdingt, Der am Markte Fleisch verkauft, Ihm dann alles Fleisch verschlingt, Daß der Jud sein Haar ausrauft, Wird dann stumm und bleibet stumm Bis er sich erst taufen läßt, So geht er mit Juden um, Um zu sorgen für ihr Best. – Sieben Räuber, die er fand, Speist er köstlich auf der Haid, Daß sie Christum zugewandt Alle ziehn in Einsamkeit. – Einen Teufel trieb er aus, Der ein Weib besessen hielt, Als er einsmals kam in's Haus, Und mit ihren Kohlen spielt, Und die Finger nicht verbrannt, Und das Kleid auch nicht versengt, Alles hat sie ihm bekannt, Buße hat er ihr verhängt. – Hofnarr wurd' er alsobald Und bekehrt den Komödiant, Denn er zeigt in der Gestalt, Daß er mehr im Spaß verstand; Seinen Fürsten er blamirt, Wenn der will recht vornehm thun, Bis er recht mit Fleiß regiert, Läßt er ihn auch gar nicht ruhn; Alles das ganz heimlich hielt, Bis er endlich heimlich starb, Jeder bei dem Narren fühlt, Daß er höh're Gnad' erwarb, Als so manche ernste Seel', Die mit Anstand und Moral Nie verschuldet einen Fehl, Auch nichts Gutes that zumal, Und da ging es zum Bericht, Jeder rühmt sich einer Gnad', Schlug er einem in's Gesicht, War es immer Gottes Rath, Wer ihn sonst belächelt hat, Ihn mit Kerzen nun verehrt, Doch ein Windzug kommen that, Löschet aus, die ihm nichts werth. Wer nie mit wilder Faust An die eherne Glocke geschlagen, Worin der Geist gefangen haust, Dem wird nimmermehr Ruhe zusagen, Der hört noch nicht, Der sieht kein Licht, Er wähnt sich Gott, Weiß viel von sich zu sagen. Wem nie das Herz zu schnell In den forschenden Geist eingeschlagen, Der sieht am lichten Tag nicht hell, Der wird über die Zeiten hinjagen, Der hört noch nichts, Der sieht noch nichts, Er wähnt sich Gott, Bis er sich überschlagen. Wem nie mit Liebesmacht Beide glühende Arme gezogen, Bis Sie entwichen, er verlacht, Von stockfinsteren Nächten umzogen, Der hört mich nicht Aus Zuversicht, Der meint sich Gott Und hat sich Lieb' gelogen. Die blinde Leidenschaft Ehre klagender Mensch in dem Staube, Sie führt dich an mit deiner Kraft Auf Klippen den Vögeln zum Raube! Du hörst dich nicht, Du siehst dich nicht, Du fühlest Gott Und betest nun mit Glauben. Wem nie ging aus die Luft, Wo er stürmend vieltausend mitrissen, Wo Leichtsinn zu den Waffen ruft, Der bleibt immerdar ohne Gewissen, Der hört nur sich, Der sieht nur sich, Der wähnt sich Gott, Bis er die Welt zerrissen. Der sonst der Welten Lauf Auf der eigenen Fährte sich dachte, Sieht nun verwundert auf, Wieviel größer sich alles rings machte, Der hörte nicht, Der sahe nicht, Der meinte Gott, Daß er das Glück verachte. Wer lernen kann, der lebt, Der nur immerdar leben wird bleiben, Und der in allem wieder lebt, Du Herr wirst ihn nun höher noch treiben, Er hört in sich Nun dich, nur dich! Er schauet Gott, Und wird in Gott verbleiben.