Trinklied Kriegers Arien. Dresden 1676. Der edle Wein Ist doch der beste Schieferdecker, Sein schiefer Schein Macht alle Menschen etwas kecker, Ich wundre mich, Daß er so klettern kann und steigen, Und macht daß sich Die großen Häupter vor ihm neigen. Der muntre Trank Kann ohne Leiter weiter kommen, Wenn er so blank Die Stirnenburg hat eingenommen, Als mancher, der Mit Hülfe sich hinan will bringen, Und ohn Gefahr Die Hälfte noch weiß zu erzwingen. Drum bleibts dabey, Er hegt ein recht vergöttert Leben, Weil er so frey Kann in die Lüfte schweben. Und wenn wir ihn In unsre hohlen Hälse lassen Mit Pracht einziehn, Empfinden wir ihn gleichermassen. Dann manches Haus, So schwer es sonst auf Säulen stehet, Fährt mit hinaus, Es merket, daß es leichter gehet, Sobald der Wein Durch seine Pfort ist eingezogen, So stimmt es ein, Und meint es sey schon hochgeflogen. Wenn dies geschicht, So könnte doch kein Haus bestehen, Wenn Morpheus nicht, Der Baukunst an die Hand zu gehen, Vor andren wär Erfahren und so weit gekommen, Daß ihm die Ehr Von Sterblichen noch nie genommen. Dann wenn der Wein Aufleget gar zu schwere Dächer, So muß es seyn, Daß sie beschweren die Gemächer, Macht er Verdruß, So mag er Schieferdecker bleiben, Dach Morpheus muß Den Bau erhalten und forttreiben.