Hippolita Sie (singt in der Kammer). Nur einen Tag mir dauert Der Ehrenblume Pracht, Das hab' ich lang betrauert, Sie haben mich verlacht. Warum so kurz die Freude, Warum so lang das Leid? Bey meinem Hochzeitkleide Liegt jetzt mein Trauerkleid. Hier war ein herrlich Wesen Von Reitern schön und kühn, Und der mich hat erlesen Vor allen thäte ziehn; Sie folgten ihm doch alle, Wenn er vor ihnen ritt, Bey dem Trompetenschalle Lief auch mein Blut so mit. Ich fuhr in hohem Wagen, Mein Herr, der führte ihn, Die Rappen wiehernd jagten, So hell die Sonne schien, Ich sah noch fern die Hütte, Zum Himmel stieg ihr Rauch; Aus ihrer stillen Mitte Ich zog, verflog nun auch. Die Kirche frisch gestreuet Mit buntem, krausen Sand, Vom leisen Tritte schreiet, Ich reiche ihm die Hand. »Nicht Mutter weint gebeuget, Der Ring ist golden ganz.« Doch sie den Goldschaum zeiget, Auf manchem Sterbekranz. Der Priester trat zurücke, Mein Mann mich hielt so lieb, Mich grüßten alle Blicke, Das Blut zur Wange trieb; Mein Glück, wer kann es fassen, Es faßte mich so fest, Und hat mich doch verlassen, Mich so verlassen läßt. Ich träumte keine Sorgen, Mein Aug' der Sonne lacht; Wo bliebst du Lieber im Morgen, Eh ich noch war erwacht? Wo bliebst du Lieber im Morgen, Es hat dich keiner gesehn; Mein Kind blieb mir verborgen, Ich sah es nicht in den Wehn. Ich sitze zwischen Seen In meiner Eltern Haus, Muß dienen und muß gehen Mit Pilgern ein und aus; Viel Knaben Mitleid haben Mit meiner Traurigkeit, Ihr Trost könnt mich wohl laben, Ach, blieben sie nur heut! Muß selber ihnen reichen Den Pilgerstab und Huth, Die Hand ich möchte reichen, Dem, der so traurig thut. Doch könnte er wohl meinen Ich liebte ihn wohl gar, So aber muß ich weinen Das ganze, ganze Jahr. Ein Pilger. Die Pilgersleut vergaßen Den Rosenkranz im Haus. Sie kamen wieder, saßen, Bey diesem Ohrenschmaus; So schön sie hörten singen Der Wirthin Töchterlein, Ganz heimlich zu ihr gingen Wohl in das Kämmerlein. Sie gaben ihr die Hände, Und nahmen sie auch mit, Daß sie zur Wallfahrt wende Den hohen, edeln Schritt, Zu jenen heil'gen Gipfeln, Die Gottes Lieb' erbaut, Wo in der Bäume Wipfeln Ihr Schmerzensbilder schaut. Da fand sie leer ihr Leiden, Sie fand ihr Herz so voll, Sang da zu aller Freuden, Daß hoch die Kirch erscholl; Viel Knaben knieten nieder, Die Noten halten ihr, Sie dienen ihr wie Brüder, Und wie die Engel schier. Darum viel Pilger glauben, Cäcilien zu sehn, Mit Ros' und blauen Trauben Sie da umwinden schön; Ein Lämmlein zu ihr führen An einem rothen Band, Mit hohen Kerzen zieren Der Kirche dunkle Wand. Da fühlet sie ein Wehen, Die Taube fliegt zu ihr, Mit tiefster Ehrfurcht sehen Die Lästrer auf zu ihr; Mit hellen Blicken schauet Der Muttergottes Bild, Wer sich ihr ganz vertrauet, Dem zeiget sie sich mild.