Mutter und Tochter Mädchen laß die schmachtend süßen Blicke, Mach die Augen nicht so klein, Denn zu ihrem schmerzlichsten Geschicke Alle Männer sehn hinein, Jeder meint, daß er gemeinet wäre. Laß sie doch so eitel sein. Nein, es schadet endlich deiner Ehre, Meide wenigstens den Schein. Mutter, sprich, wie soll ich denn nun lassen, Was mir angeboren ist, Wenn ich auch mit niemand möchte spaßen, Bebt mir doch die Wang' von List. Nein, das ist kein Blick, der bloß zum Lachen, Du verwirrest jederman, Willst du einen wirklich glücklich machen, Sieh allein auf Einen Mann. Mädchen, nicht bei stillen, edlen Frauen Kannst du solches Auge sehn, Einige so ruhig vor sich schauen, Andre gar verschämet gehn. Meine Augen flüchtig sich bewegen, Müde von dem Stillestehn, Keinen Ausdruck mag ich drinnen hegen, Gleich hinaus muß er da gehn. Mutter, sprich, von wem die Deutungsaugen, Gerngeb ich sie dem zurück, Denn zum Glücke sie wohl nimmer taugen, Und ich fürchte meinen Blick. Tochter, könntest du den Vater finden, Diesen Flüchtling ohne Ruh', Gern vergäb' ich alle seine Sünden Und vergäb' dir auch dazu. Laß mich einsam, daß ich keinem schade, Denke still bei mir an ihn, Und erfleh' für ihn des Himmels Gnade, Und so will ich fromm verblühn. Alte Jungfer will ich bei dir werden, Blühen unter Schnee und Eis, Denn kein Jüngling, den ich sah auf Erden, Hat verstanden meine Weis'. Wie ein Vogel, der im Fluge träumte, Sinket auf des Sees Fluth, Siehst du bald im Spiegel die versäumte Aufgeschreckte Liebesgluth, Daß der Jugend goldne Zeit verrinne, Lieblos über Lieb' hinaus; Sieh hinaus, was dir dein Aug' gewinne, Ob's ein Hüttchen, ob's ein Haus.