Die Polizei und der Vielgläubige Welcher Glaube ist der deine, Nenn' uns heute die Gemeine. Ich hoffe auf den Glauben Und habe ihn noch nicht, Ich wart' auf reife Trauben Mit sauerem Gesicht; Bald war ich jetzt katholisch, Bald wieder Protestant, Das macht mich melancholisch: Ich glaub' an allerhand. Jeder muß sich hier bekennen, Wie wir ihn beim Glauben nennen. Nun freilich ich benannte Mich erst ein Protestant, Ich hatte viel Verwandte Die sich dazu bekannt; Dann sah ich Prozessionen Und einen Wallfahrort, Da, meint' ich, sey gut wohnen, Ich schwor auf Papstes Wort. Vaterland und Vaterglauben, Ließest du vom Schein dir rauben. Ich hab's auch bald bereuet, Beim ersten Fasttag schon, Wie da der Magen schreiet, Als prellt' ich ihn ums Lohn; Mit Milch und Mehl und Eiern Vertrage ich mich nicht, Soll ich den Fasttag feiern, Verlang' ich Fleischgericht. Wer das »A« gewagt zu sagen, Muß das »O« und »W« ertragen. Ich könnt' es nicht ertragen, Ich aß als Protestant, Da hab' ich's mit dem Magen In rechter Tief' erkannt; Ich lacht' in starkem Muthe, Wenn einer Katholik, Da drang zu meinem Blute Ein schöner Himmelsblick. Endlich, endlich kommt die Gnade, Denn es war um euch doch schade. Ein Mädchen kam gegangen, Ein fromm katholisch Kind, Die hat mein Herz gefangen Und wandt' es gar geschwind; Sie schwur, mich zu vermeiden, Weil sie die Ketzer scheu', Ich schwor mit tausend Eiden: Daß ich katholisch sey. Ey, wer wird so fälschlich schwören, Schöne Mädchen zu bethören. Ich hatte wahr geschworen Der Jungfrau klar und rein, Sie hatte mich erkohren, Der Glaube war nun mein; Ich könnt' andächtig knieen, Es that kein Knie mir weh, Auch fastend mich erziehen, Sie nahm mich zu der Eh. Wenn's nur wäre von Bestande, Wäre Glaub' aus Lieb' nicht Schande. So ward ich an dem Tage Vermählt und Katholik; Bald lernte ich die Plage, Vergaß gar bald mein Glück. Denn hinter heil'gen Augen Trug sie ein Alltagspaar, Und Worte, scharf wie Laugen Gab sie das ganze Jahr. Nun, du bist nicht zu beneiden, Denn der Tod kann euch nur scheiden. Das mußte ich vernehmen Als ich um Scheidung bat; Ich mußte mich bequemen Und folgte gutem Rath; Weil Protestanten schieden, Glaubt' ich mich Protestant, So wechselt stets hienieden Mit Glauben Unbestand. Nein, das heißt zu viel changiren, Wird dich nicht zum Glauben führen. Ja wohl! Die Protestanten – Woll'n all' was Eignes seyn! – Schnell aus der Kirche rannten Und ließen mich allein; Selbst Prediger und Küster Lief aus der Kirche gleich, Die leere Kirch' ist düster, Ich bring' die Schlüssel euch. Lauf nur nach, zu der Gemeine, Frag' sie, wie ihr das erscheine? Ich kann sie nicht erreichen, Mir geht der Athem aus; Ihr müßt zum Lerchenstreichen Mit einem Netz heraus; Sie hassen das Gemeine, Entliefen gern der Welt, Doch tragen ihre Beine Sie nicht ins Himmelszelt. Unbegreiflich, daß wir Alle Nichts gewußt von diesem Falle. Sie sind in sich verzücket, Wie hinter einem Wall, Und haben nichts erblicket, Als ihrer Verse Fall; Sie fangen an zu pred'gen Und wissen nicht den Text, Sie müssen sich entled'gen, Als wären sie behext. Nun, die sollen schön bezahlen, Wenn sie sich so thöricht prahlen. Sie wollen nicht bezahlen, Als mit dem Wörterhauch, Sie glauben, daß sie strahlen, Ich sehe lauter Rauch; Sie können prophezeihen, Doch hört noch Keiner zu, Sie müssen drum so schreien, Gott gebe ihnen Ruh. Bis wir die Gemeine fassen, Bist du vom Gericht entlassen.