Der Hofdienst Der Herr da wird verkommen, Er bloßen Müßiggang treibt, Hat nichts sich vorgenommen, Nicht weibt. Er sitzt auf seinem Hofe Den ausgeschlagnen Tag, Sieht nicht, was er bei Hofe Vermag. Er steigt nicht gerne Stufen, Hoffahrt will haben den Zwang; Wer braucht ihn? der wird rufen: Nicht lang. Er wartet auf ein Rufen Aus seiner innern Brust, Was Schönes je wir schufen, Schafft Lust. Ihm träumt einst Morgens frühe Er sehe von dem Altan, Als trieb ein Hirsch so glühe Bergan. Geweih, die sind verguldet, Es zieht zum Schloß ihn so nach, Zur Fürstin unverschuldet! – Wird wach! Am Brunnen er sie sahe, Ganz trocken war ihm sein Mund, Sprang hin zum Fenster nahe Zur Stund. Da sieht er, sieht er eilen Den Hirsch mit güldnem Geweih, Er springt ihn zu ereilen Herbei. Der Hirsch zieht hin zum Garten Der Fürstin droben im Land, Dem Jäger, dem erstarrten, Verschwand. Er sieht die Fürstin stehen Am Bronn wie dorten im Traum, Noch matt von Kindes-Wehen, Glaubt's kaum. Sie wäscht ihr Kindlein kleine Am kalten Bronnen, daß es schreit, Der Graf steht wie von Steine Nicht weit. Ihr Haar wie Strahlen streuet Der Wind, die Kron' da liegt, Das Kindlein, das sich freuet, Drein wiegt. »Ach Kindlein, du mußt sterben,« Die Fürstin weinend da sagt, »Mein alter Mann sich Erben Versagt.« Der Herr beugt seine Kniee, Nimmt still das Kindlein auf: Nimm auch die Krone, fliehe Berg auf. Er zieht das Kind auf Bergen, Nach Hause darf er nun nicht, Im Wald kann er's verbergen, Da nicht. Doch als die Glocken schallen, Der Fürst gestorben da ist, Zeigt Kron' und Kind er allen Mit List. Die Fürstin hoch ihn preiset, Sie krönt ihr Kindelein zart. Er alle Noth verweiset: Wart, wart! Da unter ihren Räthen Der Herr ihr gehet zu nah, Auf's Goldkleid ihr thut treten, Sie's sah. Sie mißt ihn mit den Augen: »Ihr tretet viel mir zu nah, Mögt wohl für Kinder taugen, Nicht da.« Der Herr sich still verbeuget, Auf's Kind ein Thränelein fällt, Er sagt; »Wer nimmer steiget, Nicht fällt.« Er kehrt mit raschen Schritten Zu seinem Haus zurück, Er meint bald riefen Bitten Zum Glück. Die Fürsten bitten nimmer, Er lebt von trockenem Brod, Und träumt von ihr noch immer Zum Tod. Drum hütet euch vor Fürsten, Denn Freunde werden sie nie, Ihr möget hungern, dürsten Für sie. Dem Vaterlande dienet, Gedenk' des Blutes, des Gut's, Seid, weil ihr's euch erkühnet Gut's Muth's. Darf sich das Blut nicht mischen, Der muß auch Lieb' verschmähn, Der Frost muß ihn erfrischen, Wähl' den. Nur in der Liebe Wählen Hält Zutraun stammende Kraft, Wo Häuser sich vermählen, Kein Saft.