Das Lied vom verlornen Sohne Auf den Hügel geht alleine Vollmond unser Schäferknabe, Geht an einem Tannenstabe, Seine Schäflein fern alleine, Ihn treibt der Sternenblick Hin und zurück. Lichte Augen reiner Frauen, Wollet euch doch nicht verschleiern, Lasset euch mit Inbrunst feiern, Leuchtet ihm den Weg zu schauen, Des Reinen Liebesblick Deutet zum Glück. Schüchtern sind die jungen Kinder Lieber hinterm Wolkenschleier Schämen sie sich vor dem Freier Ihre Augen aus wie Sünder, Er sucht nach Liebesblick Hin und zurück. Von dem leeren Himmels-Hügel Sieht er zu dem Thale nieder, Sieht sich selbst im Strome wieder, In der Nixen Augen-Spiegel, Es ging ein Liebesblick Hin und zurück. Hell hernieder zu den Schönen Rief er: Süße Kühle, Lieben, Wie ist mir die Zeit vertrieben, Haar und Ohr durchzieht ein Tönen, Im Auge Liebesblick, Hin und zurück. Spieglend werfen ihn die Schönen Sich einander zu wie Bälle, Flüsternd, winkend wie die Welle, Well' auf Welle in dem Sehnen, Sie werfen Liebesblick Hin und zurück. Zarter Knabe, zarte Glieder, Zarte Mädchen, wild im Tanze, Alle Sterne vor dem Glanze Schlagen ihre Blicke nieder. Es schlägt ein wilder Blick. Liebe zurück. Hoch und tief die Nixen schwingen. Ewig tanzen, nichts erfassend, Ewig suchen, um sich lassend, Himmel kann nicht Erde zwingen. Es geht nur Liebesblick Hin und zurück. Ach der arme Knabe klaget: »Meine Schäflein sind verlaufen, Und wie weit hab ich zu laufen, Ach wie spät bin ich vertaget. Es weist kein Sternenblick Mich nun zurück.« Weine nur, du alter Knabe, Auch die Nixen sind verschwunden, Bist ja sichelkrumm gewunden, Wollen dich nicht länger haben, Ein bessrer Lebensblick, Sonnenglück. Ach das will sein Herz ihm brechen, Daß er sich so wild verschwendet, Daß sich alles von ihm wendet; Er will durch die Wolken brechen, Da hält der Sonne Blick Ihn scheu zurück. Sehet ihrer Strahlen Fülle, Faßt und fühlet alles Leben, Alle Stäubchen lusterbeben, Sie nur steht ein fester Wille, Sie strahlet Liebesblick Allen zurück. Darum steht er noch am Himmel Wie ein Geist, sein eigner Schatten, Dünn und weiß und im Ermatten Wie der Wolken hell Getümmel. Es strahlt sein letzter Blick Hin und zurück. Mutter Sonne ruft zum Armen, Seht die Schuld, sie ist doch meine, Daß ich dich so ganz alleine Austrieb ohne viel Erbarmen. Ein treuer Mutterblick Schützte dein Glück. So mit seinem letzten Blicke Sieht er ihre stillen Grüße, Fühlet ihre frommen Küsse, Fühlt ein schmerzliches Entzücken. So kehrt ein Liebesblick Doch noch zurück.