Ludwig Aurbacher Ludwig Aurbacher (1784–1847) Biographie 1784 Aurbacher wird in Markt-Türkheim (bayer. Regierungsbezirk Schwaben) als Sohn eines armen Handwerkers (Nagelschmied) geboren. 1793 Chorknabe im Stift der Augustiner im bayerischen Dießen am Ammersee. 1796 Aufnahme in das Studienseminar der Benediktiner in München. 1801 Nach dem Gymnasialabschluß Eintritt als Novize ins Bendiktinerkloster Ottobeuren. 1803 Nach Auflösung des Klosters Ottobeuren (Säkularisation) Wechsel in das niederösterreichische Stift Wiblingen. 1803/04 Austritt aus dem Orden wegen Glaubenszweifeln und aufgrund einer schweren Erkrankung. 1804 Hauslehrer in Ottobeuren beim ehemaligen Stiftskanzler von Weckbecker. 1809–1834 Professor für Ästhetik und deutschen Stil am Königlichen Kadettenkorps in München, Freundschaft unter anderem mit Joseph [von] Görres und Johann Andreas Schmeller. Aurbacher erarbeitet Lehr und Arbeitsbücher zur Orthographie, Rhetorik, Poetik, Stilistik und Literaturgeschichte. Anonym erscheint ein »Handbuch zur intellectuellen und moralischen Bildung für angehende Officiers« (München 1816). Er redigiert 1829–32 die »Schulblätter« und die eigene Zeitschrift »Philologische Belustigungen« (1824), gibt ein »Kleines Wörterbuch der deutschen Sprache« (München 1828) heraus, eine Anthologie deutscher katholischer Gesänge aus alter Zeit (Landshut 1831) sowie die »Geistlichen Hirtenlieder« (München 1826) und den »Cherubinischen Wandersmann« (München 1827) des Angelus Silesius. 1813 Frühe Publikation: »Mein Ausflug an den Ammersee und dessen Umgebung.« München. 1823 Im »Allerlei,« das wie die meisten Werke Aurbachers anonym erscheint, verarbeitet er die im 17. Jahrhundert verbreiteten »Teutschen Apophthegmata« von Julius W. Zincgref und Johann L. Weidners »Sinnsprüche.« 1824 »Das Fest aller Bayern. Gedichte zur Feier der 25jährigen Regierung Max Josephs.« München. 1826 »Dramatische Versuche.« München. 1827/29 In München erscheint das zweibändige »Volksbüchlein« Aurbachers. Für die Rezeption volkstümlicher Erzählstoffe enthält diese Sammlung (2. Aufl. 1835) viele Beispiele. Neben märchenhaften Stoffen wie »Gevatter Tod, Hans Pfriem« bietet Aurbacher eine Fassung der antijüdischen »Geschichte des ewigen Juden,« das Volksbuch vom Doktor Faustus, Heiligenlegenden (z.B. »Sanct Augustin und das Knäblein« und »Das Vögelein«) sowie südbayerische Lokalsagen. Die seit der frühen Neuzeit umlaufende Geschichte von den Abenteuern der sieben Schwaben bearbeitet Aurbacher unter Ausmalung einzelner Charaktere, ergänzt weitere schwankhafte Abenteuer und nutzt Volksliedanspielungen zur Auflockerung der Handlung. 1829 Im zweiten Band des »Volksbüchleins« folgen unter anderem die »Abenteuer des Spiegelschwaben,« welche Aurbacher – in Anlehnung an die im ersten Band mitgeteilte »schwäbische Iliade« – die »schwäbische Odyssee« nennt und ebenso wie die anderen Abenteuer der sieben Schwaben in einem »schwäbischen Hochdeutsch« wiedergibt. Gerade diese Bearbeitungen werden besonders oft nachgedruckt und nachgeahmt. Mit der anekdotisch pointierten Kurzprosa setzt Aurbacher eine Tradition fort, die Heinrich von Kleist und Johann Peter Hebel zu neuer Blüte gebracht hatten und die dann von Jeremias Gotthelf und anderen fortgesetzt wurde. 1834 Das anonym erscheinende »Büchlein für die Jugend« (München) ist vor allem zur Unterweisung und Bildung der Jugend gedacht. Es enthält märchen- und legendenartige Geschichten, die locker mit einer Rahmenerzählung, der Herbstreise einer Familie ins bayerische Hochgebirge, verknüpft sind. Aurbacher vermeidet, wie auch im »Volksbüchlein« eine Präzisierung seiner Quellen, spricht nur summarisch von einer »Scharteke«, die »einige überaus köstliche Ostermärlein« enthält (S. 173). Dabei sind seine Quellen vornehmlich in der Schwank- und Historienliteratur des 16./17. Jahrhunderts zu suchen. Er greift aber auch auf die »Legenda aurea« und die »Gesta Romanorum« zurück. Hierin ähnelt er seinem Vorbild Hebel, mit dem er oft verglichen wurde. 1834 Frühzeitige Pensionierung aus Krankheitsgründen. 1847 25. Mai: Aurbacher stirbt in München. In seinem Nachlaß fand sich eine Bearbeitung des berühmten Schwankbuchs »Lalebuch,« das unter dem Titel »Die Lalenbürger« 1847 posthum in den »Münchner Fliegenden Blättern« veröffentlicht wurde. Aurbacher hatte sich darüber hinaus mit Vorarbeiten zu einem ›Schwäbischen Idiotikon‹ beschäftigt und plante eine besonders kulturgeschichtlich aufschlußreiche Autobiographie bis zum Antritt des Lehramts.