Jakob Ayrer Comedia von der schönen Sidea wie es ihr biss zu jrer Verheüratung ergangen Mit 16 Personen vnd hat 5 Actus Personen Die Personen in diß Spil. Ludolff, der Fürst in Littau. Sidea, sein Tochter. Leudegast, der Fürst in der Wiltau. Franciscus, Elemaus, seine zwen Rähte. Engelbrecht, deß Fürsten Sohn. Famulus, sein Jung. Julia, deß Fürsten in der Wilten fremmde Jungkfrau. Jahn Molitor, der Müller. Rollus, der Baur. Dieterich, der Schuster. Finelia, sein Weib. Agnes, deß Schusters Tochter. Ela, deß Baurn Tochter. Ruprecht, der Postbott. Runcifall, der Teuffel. RUPRECHT, DER POSTPOTT geht ein, tregt ein Brieff in einer klappen vnd sagt. Schweigt still vnd hört mir ein weng zu! Ein absagBrieff ich bringen thu Von Leudegast, dem großmechtigen Fürsten. Der wil Ludolffen, den gedürsten, Vberziehen mit grosem Heer, Sehen, das er sein hochmuth wehr, Vnd will auch nicht ehr lassen ab, Biß er jhn gar vertrieben hab, Weil jhm so übel ist mit fridt, Helt kein Vertrag vnd Bündnuß nit. Darumb wil ich euch allen rathen, Wo jhr nicht kommen wolt zu schaden, So seh ein jeder zu dem sein! Sie zihen schon vom Berg herein. Darumb muß ich eylendt Postirn Vnd disen Brieff balt Präsentirn. Er geht ab. Kompt Rollus, der Baur, schlegt in die hend vnd sagt. Ja, der Dieb hat zu vil gemützt. Ich hab das Meel geknetten jetzt. Es gehn mir ja schir zwen Läib ab! So weng ich lang nicht bachen hab. Vnd wenn ich jetzt den Dieb ergriff, Ich jhn mit Fäusten alsbalt anlieff, Wolt jhm das Meel vom Halß rab schlagen. geht ein in gestallt eines Müllners vnd sagt. Sich, Rolle mein! ich muß dich fragen: Wer ist, der dort so eylend Reit? Vnd sag mir auch, was es bedeut! Er führt ein Brieff in einer kluppen. sagt. Du Dieb! das dich ankumb die schnuppen! Was hab ich nach dem Reuter zu fragen? Hör, Müller, thu mir das vor sagen! Warumb stahlstu mir von meim Meel? sagt. Ich habs nit than, bey meiner Seel. sagt. So hats abr dein Weib than, die Hur. sagt gar ernstlich. Ey nein; mein Metz die nim ich nur Auß deinem Sack von deinem Korn Vnd was das selbig mehr ist worn; Aber vom Meel nim ich kein staub. sagt. Ja, dasselb ich auch gar wol glaub. Stihlstu vil Korn auß dem Sack rauß, So wird dest weniger Meel darauß, Deß ich bin heut wol worn innen, Hab kaum zehen Läib bachen künnen, Der jhr doch solten zwölff worden sein. sagt. Hör! wenn du die Läib machest klein, So kanstu jhr wol achtzehen bachen. sagt. Kom her vnd lern mich Haußläib machen Vnd spott mich wol noch auß darzu! Ein rechter arger Dieb bistu. Von dem kombt niemand vnbetrogen. sagt. Ey, das ist auff mein Seel erlogen. Ich bin nicht alzeit in der Mühl: Wie könt ich dann stehts nemen zu vil? So hab ich lauter gar from Knecht, Die thun den Bauren nit vnrecht, Zu mahl wann sie jhn was verehrn. Drumb mag ich dir nit mehr zuhörn. Es möcht sich zu weit reissen ein. Ietzt drommet man. sagt. Hör! hör! frembt Leut im Lande sein. Ich wil gehn zu den meinen sehen, Das mir kein schaden thu gschehen. Sie gehn ab. geht ein mit Sidea, seiner Tochter, in Heidnischen kleidern mit zweyen Trabanten, setzt sich vnd sagt zornig. Sidea, liebe Tochter mein, Ietzund wir Bottschafft gwertig sein, Was der Fürst in Littau wird sagen, Dem wir sein Gsanden habn erschlagen, Dem vnser gmüht nit gfelt gar wol, Dann vnser hertz steckt zorens vol, Vnd so balt wir es künnen fügen, So wöll wir jhn mit gwalt bekriegen Vnd treiben von sein Leut vnd Landen. sagt. Herr Vatter, nichts guts thut mich anden. Wir haben vns wol fürzuschauen, Dann keinem Feind ist nicht zu trauen; Darzu ist vnser Feind auch starck, Ist darzu sehr listig vnd arck, Dörfft vns mit gegenwehr begegen, Darzu alles vnglück anlegen, So hett wir den schimpff allezeit Von wegen der vermessenheit, Die wir bißher haben begangen. Doch mag eur Lieb auch raht empfangen Von jhren wol verstendigen Rähten, Die solch sach baß erfahren theten, Als ich arme junge Jungfrau. sagt. Trabant, balt zu der Pforten schau! Seind Leut drauß, die für vns begern: Laß sie nur rein, das wir sie hörn! Ein Trabant geht hin, thut auff; so kompt Ruprecht, der PostBott, tregt ein Brief in einer klappen, neigt sich vor dem Fürsten vnd sagt. Durchleuchtiger Fürst, ich bin ein Bott, Gefreyt vor aller gfahr vnd noht. Gleich wol so bitt ich vmb genad. Hertzog Leudegast mich her gschickt hat Im zorn mit diesem absagBrieff. Was der inhalt, gibt sein begrieff. nimbt den Brieff mit zorn auß der kluppen, liest den vnd sagt zornig. Dein Fürst der ist vns leiden gut. Sag, wenn er hab eins Helden muth Vnd will vns lernen kennen baß, Thu er, was er sich glüsten laß! Wir wölln alhie seiner warten, In der maß schlagen auff die schwarten, Das er sol sein hochmuth verstehn. Vnd du magst deins wegs wol fort gehn Oder wir wölln dir füß machen. Ruprecht, der Bott, neigt sich vnd geht ab. sagt weiter. Nun müß wir auch thun zu den sachen Vnd ein gewaltigs Heer bestelln, Dem Fürstn sein hochmuth dempffn wölln. sagt kleglich. Ach, jhr Götter, last euch erbarmen! Es ist zu thun nur vmb mich armen. Ach thuts nicht, lieber Herr Vatter mein! LUDOLFF, DER FÜRST sagt. Halt nur das maul! es muß doch sein. Abgang jhr aller. Kompt Leudegast, der Fürst in der Wiltau, mit Francisco vnnd Elemaus, sein zweyen Rähten, gerüst vnd sagt. Weil der zenckisch Hertzog Leupolt Den Krieg vnd zanck hat also holt, Das er vns fordert in sein Land, So seit nur behertzt allesand! Last vns erlangen Gut vnd Ehr! Kein Fried treff wir mit jhm nicht mehr, So lang wir vnd er thut leben. Wir haben vns darein ergeben, Das die Feindschafft so lang soll bleiben, Biß einer den andern thu vertreiben Von seinem Fürstenthumb vnd Land. sagt. Darzu sind wir gerüst alsand Vnd haben vns schon drein ergeben, Daran zu setzen Leib vnd Leben Vnd alles, was von nöten thut. sagt. Ja, das Lehn, den Leib, auch das Gut Vnd alles das, so wir vermügen, Wenden wir als an zu bekriegen Den stoltzen Fürsten in Littau. sagt. Wenn einer sieht von ferrn gar gnau, So geht im Felt dort auff ein staub. Das ist der Feind, wie ich gelaub. Drumb habt acht! es wird kappen geben. sagt. Ja, wir sehen die Fähnlein schweben. Darumb seit keck vnd auch bereit! Es wird geben ein kampff vnd streit. Die Feind greiffen vns hinden an. Drumb wehret euch nur! dran, dran, dran! Lauffen Hertzog Ludolffs gesind ein, kempffen lang miteinander vnd werden Ludolffs Leut alle erschlagen. fellt zu faß vnd sagt. Ach vnglück ist auff meiner seiten. Allein kan ich kein Heer bestreiten. Drumb bitt ich vmb genad vnd hult. sagt. Das vnglück ist allein dein schuld Vnd ich hett gut vrsach vnd recht, Das ich dich also balt vmbrecht Mit eim grausamen bösen todt. Doch wil ich dich zu schand vnd spot Lebendig jagen auß dem Land. Balt glob vnd schwer mit Mund vnd Hand, Das du vns das Land raumen wolst Vnd darein nicht mehr kommen solst. Allein so viel sey dir vergünt, Was du vnd auch dein Tochter künd Beide mit euch von hinnen tragen Vngeführt auff Karn vnd Wagen, Dasselbig mügt behalten jhr. Wiltu das thun, so glob es mir! LUDOLFF, DER HERTZOG sagt kleglich. Ach, ich hab mir zu vil vertraut, Zu sehr auff meinen gwalt gebaut. Drumb die Grub, die ich graben hab, Darin fall den halß ich selbst ab. Er globt an vnd geht traurig ab. sagt. Ir lieben Kriegsleut, kompt herein! Last vns die Stadt auch nemen ein! Nun hab wir gwunnen Ehr vnd Gut, Zerstört des Fürsten vbermuht. Darfür thun wir euch vil dancks sagen, Das jhr thet leib vnd leben wagen, Vnd wölln vnder euch jetzunder Außtheiln in der Stadt den blunder. Sie gehn alle ab. Kompt Ludolff mit Sidea, tregt einen weisen Silbern stab in der hand vnd sagt. Ach wie thut mir die spot vnd schand Vber die maß so weh vnd and! Es möcht mir wol mein hertz zerbrechen, Das ich mich dißmal nit kan rechen, Hab verloren mein Fürstenthum, Mein Reichtum, Wolfahrt, Ehr vnd Ruhm! Vnd ob ich schon kein Land mehr hab, Will ich jedoch nit lasen ab, Gebrauchen alle renck vnd tück, Biß mir widerumb scheint das glück Vnd ich sey an meim Feind gerochen. sagt. Herr Vatter, ich hab die gantze Wochen In meinem hertzen gehabt groß pein, Hab kein stund künnen frölich sein; Dann es hat wol mein hertz geand. Ach weh des jammers, spot vnd schand! Kein wunder wer, das mir vor schmertz In tausent stücken zerspreng mein hertz. Vor lebt ich in Fürstlichem Stand; Ietzt hab ich weder Leut noch Land. Vor nennt man mich Fürstlichs Fräulein; Ietzund muß ich ein Bettlerin sein. Vor hett ichs als vol auff vngmessen; Ietzt wers noht, das ich graß thet essen. Vor hett ich viel, die vmb mich worben; Ietzt muß es sein einsam gestorben Vnd weiß nicht, wie es nimbt ein end. ist zornig, zuckt den stab vnd sagt. Halts maul! das dich Jupiter schend! Vnd hab ein zeit gedult mit mir! Ietzt will ich bringen mein Geist herfür, Der muß mir sagen, wies vns auff Erd Biß zu dem todt ergehn noch werd. Er macht ein kreiß mit dem stab vnnd etliche Caracteres darein. sagt. Ach, wolt jhr den Geist thun beschwern, Last mich zuvor von hinnen kehrn! Dann er ist gar zu forchtsam mir. sagt. Schweig still! er ist vnschedlich dir. Er macht den Kreiß auß vnd klopfft mit dem Stäblein auff das loch; so springt der Teuffel herauß, speit Feur auß, geht in Kreiß vnd sagt zornig. Ludolff, du bist ein böser Mann. Vor dir ich nirgent bleiben kan. So balt dir nur was schlechts feilt ein, Meinstu, ich muß schlechts bey dir sein. Nun magstu wissen, vnd das ich Noch mehr beschwerer hab, als dich, Vnd kan dir nicht so gschwind auffhupffen, Obs dir schon thut in d'nasen schnupffen. Drumb sag mir balt! was wiltu mein? sagt. Du Schelm, wann du so stoltz wilt sein, So sag mich ledig meiner glüeb Oder mir alsbalt antwort gib, Warumb ich dich jetzund thu fragen! RUNCIFAL, DER TEUFFEL sagt. Was wiltu dann? so thu mir sagen! Wiltus nit sagen, so ziech ich hin Meins wegs, wo ich herkommen bin. Du hörsts, das ich muß weiters fort, sagt. So sag mir balt mit einem wort, Ob ich mich kan an meim Feind rechen! sagt. In warheit thu ich dir versprechen, Es wird geschehen nicht nach langen, Wirstu deins Feindes Sohne fangen Vnd der wird dir lang Dienstbar sein Vnd nach lang außgestandner pein Wird er von dir ledig durchauß, Kompt wider seim Vatter zu Hauß. Als dann wirstn wider zu ehrn Vnd wider guts glück zu dir kehrn. Ein mehrers kan ich dir nicht sagen. Runcifal, der Teuffel, fehrt ab. sagt. So du im Walt hörst jemand Jagen, So zeig mirs an! als balt will ich Auff das best wol fürsehen mich, Das ich auch etwas thu erlangen. Könd ich den Jungen Fürsten fangen Vnd das ich mich köndt an jhm rechen, So will ich dir hiemit versprechen, Das er muß bleiben mein Leibeygen, Wolt jhm auch alles böß erzeigen, Wie vns sein Vatter hat gethan. Nun laß vns in die Hütten gahn, Weil wirs doch jetzt nit besser han! Abgang. 1. Akt 1. Akt Actus primus. Kompt Jahn Molitor, ist sehr staubig von Meel, lacht vnd sagt. Ein Mühl, die da Wassers gnug hat, Das es kan treiben nur drey Raht, Kan sich des nutzens nicht erwehrn Vnd wol ein faulln Müller ernehrn Beydes mit Weib vnd auch mit Kind Vnd mit all seinem Haußgesind, Dann kein Ampt ist auff diser Erd, Wers übel braucht, ist Henckens wehrt; Vnd weil die Müller mützen gern, Den Baurn die Seck zu gar weit lern, So müssen sie jhr Dieb auch sein. Das klingt vor den Leuten nicht fein. Aber was ist daran gelegen? Man thut doch als nur von Gelts wegen Vnd wenn des Menschen lust nicht wehr, O die Welt stünd jetzt nimmermehr. Daher wird einer ein ankleger, Der ander wird ein Hundtsschleger, Der dritt ein Stattknecht oder Büttel, Der viert ein Baur in seinem Küttel, Der fünfft wird ein Schalck vnd Verrähter, Der sechst ein Mörder vnd Vblthäter, Der sibend ein Wuchrer werden thut, Der acht hat ein leichtfertigen mut, Der neund purgiret die privet, Der zehend mit bösen schäden vmbgeht, Der eylfft Peinlich sach exequirt, Der zwölfft desselben lehrknecht wirdt Vnd also fort durch alle Ständt. So viel der tadelhafftig send, Vnd die man scheulich acht darneben, Dennoch thut man sich drein ergeben. Das schafft allein die Lieb vnd lust. Ich wer kein Müller werden sunst, Wenn ich nit so wol hett gewist, Was groser nutz beym Mühlwerck ist. Ich mest all Jar etliche Schwein, Kauffen von mir die Metzger ein, Fragen nit, wo ichs hab genummen. Guts Dreits gnug kan ich vberkummen, Das ich nit als verzehren kan. Ein gmesten Ochsen ich drinn han, Den schlag ich mir jetzt in mein Hauß. Ich mach Keß vnd rühr auch Schmaltz auß Vnd hab mein bares Gelt darzu. Allein das bringt mir groß vnruh, Das ich Heur hab mein Weib verlohrn. Wer sunst lieber ein Müller worn, Als der best Doctor in der Statt. Rollus, der Baur, geht mit Ela, seiner Tochter, ein, die tregt ein eingewickelts Kind. sagt. Sie da, El! dort steht der vnflat, Dem wölln wir dein Kind heim tragen Vnd, das er dich bhalt, zu jhm sagen. Thut ers nit, so verklag ich jhn. sagt. O laß vns nur balt zu jhm hin! Sie gehn zu Jahn Molitor. sagt. Ey, Müller, da find wir euch recht. Weil jhr mir habt mein Tochter gschwecht, Die mit euch hat tragen ein Kindt, So müst jhr euch erkleren gschwindt, Ob jhr s' wolt wider zu ehrn bringen. kratzt sich im kopff vnd sagt. Ir sagt mir von seltzamen dingen, Ich sol eur Tochter bringen zu ehrn. Der gleichen Kunst thet ich nie lehrn, Dann an ehrn mir selbst mangeln thut. Ist eur Tochter gut, so bleib s' gut. Ich bin des Kindes Vatter nicht. sagt. Ja, du Schelm! du hast jhrs zugricht, Wil ich bey meinem Eyd erhalten. lacht, deut auff den Bauern vnd sagt. Schau einer den leichtfertigen Altn! Der schwert da für die Tochter sein Vnd glaubt, was sie jhm bildet ein, Vnd er hats weder ghört noch gsehen. sagt. Nein, es ist dennoch also gschehen Vnd du laugnest so hart darfür. Das Kind hab ich allein von dir. Schaus nur! es ist ein schöns Söhnlein. sagt. Ists schön, so solts ein Mäidlein sein, So gried es seiner Mutter nach. Gebt mir ein bedacht heint den tag! Als dann so will ich mich erklern. sagt. Ey gut! das wöll wir thun gar gern. Sie gehn ein wenig auff die seiten, reden zusammen in die Ohrn. Jahn lacht. So kompt Dietrich mit Agnes, seiner Tochter, die tregt auch ein Kind. geht zu jhm vnd sagt zornig. Find ich dich hie, du ehrlicher Mann? erschrickt, kratzt sich im kopff vnd sagt. Ja, was hab ich dann dir gethan? sagt. Mein Tochter hast mir zschanden gmacht. Da hab wir dir das Kind gebracht. Das wird dir zu ziehen gebürn. Auch so mustu gen Kirchen führn Mein Tochter, bhalten zu der Eh. sagt. Deiner Tochter ich keins Kinds gsteh, So hab ich sie auch nit genommen. sagt. Lestus für die Obrigkeit kommen, So wirst wol sehen, was du gwinst. Du must ins gfengknus auffs aller minst Vnd dennoch bhalten die Tochter mein. Ich will dir ein guter Schwer sein Vnd hundert gulden geben darzu. sagt. Hundert gultn vnd wolt mir flicken die Schu, Das ich euch nichts darff lohnen darfür. Ein Weib ist not zu nemen mir, Dann ichs mit meinen Mäid vnd Knechten Nicht als kan erstreitten vnd fechten. Aber verziecht ein weil hier innen! Ich muß mich vor darauff besinnen. Er geht abwerts, wo der Rollus mit seiner Tochter steht. sagt. Hört! was wolt jhr mir geben darzu, Wann ich eur Tochter nemen thu Zu eim ehrlichen HeüratGut? sagt. Wann jhr mein Tochter nemen thut, Gib ich euch hundert galten mit jhr. deut auff den Schuster vnd sagt. O der beut hundert Thaler mir Vnd hat mir noch verheissen darzu, Vmb sunst zu nicken all mein Schu, Vnd ist sein Tochtr schöner, als die. sagt. Wiltu zu Kirchen führen sie, So gib ich dir ein guten zaler Zu jhr anderthalb hundert Tahler Vnd führ dir vmb sunst auß dein mist. schmutzt vnd sagt. Das alles dennoch gut mit ist. Verziecht! ich muß nur etwas fragen. Ich will euch balt gut antwort sagen. lacht vnd sagt. Wann sie nicht wölln höcher nauff, So wird auß dem gebot kein kauff. Er geht zu dem Schuster vnd sagt. Hört jhr, mein Meister Dietrich! Fürwar, eur Tochter ist nicht für mich. Ihr gebt jhr zu weng HeüratGut Der Rollus mir anbieten thut Zwey hundert Thaler, das jhrs wist, Vnd will mir auß führn all mein mist, So lang ich vnd er thut leben. verwundert sich vnd sagt. Zwey hundert Gultn wil ich dir geben. Ich meint, ich thet der sach genug. sagt. So habt noch ein kleinen verzug! Ich wils gehn dem Rollus abschlagen. Die zwey, der Schuster vnd sein Tochter, stosen die köpff zusammen; er geht zum Rollo vnd sagt. Hört! mit eim wort wil ichs euch sagen: Er will zwey hundert Thaler geben Vnd mein Schu flicken, weil wir leben. Nun ist sein Tochtr ein BurgersKind, Die ehrlicher, als die Baurn, sind. Darumb wil ich dieselben nemen. sagt. Ey, ich wolt mich in mein hertz schemen, Das ich nit so gut, als er, wer. Vil mag dir wol verheisen er; Nicht weiß ich, wie er zahln wür. Iedoch so will ich geben dir Zwey hundert Thaler, wie vor gemelt. sagt. Zwey hundert Thaler ist vil gelt. Nun hab ich zu bedencken frey, Welche mir die nutzlichste sey. Er geht wegk, vnd eh er zum Schuster kompt, sagt er. Ich mag ebn der Hurn keine nit. Ietzt wil ich machen ein vnfrid, Das die zwen sollen vneins wern, Vnd weil sie an einander bern, Die weil so treh ich mich davon. Er geht zum Dietrich vnd sagt. Was sol ich mit deiner Tochter than? Rollus sagt vnverholn vnd frey, Das sie doch nur dein Hurnkind sey Vnd du seist auch nit Ehlich geborn. sagt zornig. Des sey dem schelm ein Eyd geschworn, Wolt er solchs ding von vns außgeben, Es müst jhn kosten leib vnd leben. Ich will jhm sein Leib Himlblau schlagen. sagt. Verzeich! ich wil jhn vor recht fragen. Er geht zum Rollus vnd sagt. Rollus, dein Tochter ich nit mag. Geh! hör, was Dietrich von dir sag, Du seist ein schelm, solst gedencken, Man thet dir dein Vatter erhencken, Auch hab man dir ein Bruder gricht. laufft zum Schuster vnd sagt. Du leugst, wie ein schelm vnd bößwicht. Ey schweig! ich wil dich lernen lügen. sagt. Komb her! du solst deins Manns wol kriegen. Sie schlagen einander. Jahn lacht, schlegt die hend zusammen vnd laufft ab; sie schlagen auch einander ab. Leudegast, der Fürst in der Wiltau mit Francisco vnnd Elemao, seinen zweyen Rähten, vnd seinem Sohn Engelbrecht (sein, auser deß Fürsten, wie Jäger staffirt) geht ein vnd sagt. Weil jhr je nauß wolt auff das Jagen, So wil ichs euch mit treuen sagen, Das jhr gebt auff einander acht. Ir wist, das der Feind stettigs wacht, Solt der euch Wehrloß im Walt finden Oder mit Waffen überwinden, So leget er euch an groß leidt. Darumb brauchet bescheidenheit Vnd halt zusammen alle sander! sagt. Wir lassen gar nicht von einander. Hett sich einer verriten schon, So kan er durch der hörner thon Leichtlich auß der jrr werden bracht. sagt. Deß Ludolffs gwalt ich wenig acht. Der hat kein Leut vnd Land nicht mehr, Das man auff jhn darff sehen sehr. Zu dem wer weiß, wo er vmb zeucht, Vor vns in fleder Meußwinckl kreucht! Er setzt sich gwißlich daher nicht. sagt. Er kompt vns nimmermehr zu gsicht. Seinthalb hat es kein mangel nit. LEUDEGAST, DER FÜRST sagt. Nun wol, so ziehet hin in frid! Der Hirsch ist jetzund in der feist. Secht, das jhr jhn abbruch beweist! Sie gehn alle ab. Kompt Ludolff mit Sidea, hat ein weissen stab. sagt. Mein geist thet mir heint offenbarn, Das in dem Walt auffs gejäid wöll fahrn Deß Hertzogen Sohn Engelbrecht. Der soll mir kommen eben recht. Den wil ich in dem Walt außspürn, Fangen vnd der maß tribulirn, Der gleichen keim zu vor ist gschehen, sagt. Fürwar das wolt ich gern sehen. Wann wir den Vogel kriegen theten, Als dann wir gute hoffnung betten, Wider zu bringen in die hend Das gantz Fürstliche Regiment, Vnd woltn jhn weidlich Rancionirn. Vnd wolt er das leben nicht verlirn, Müst er vns wider setzen ein. sagt. Schweig nur! es sol sich schicken fein, Dann ich wil mich kurtz an jhm rechen Oder mich vnd dich selbst erstechen. Er laufft mit der Tochter gantz traurig ab. Kompt Engelbrecht mit seinem Famulo, schreien erstlich im eingang. Holla! holla! holla! Als dann sie auffziehen, sagt Engelbrecht. Wir sind weit kommen von der Strassen. Wir schreyen oder die Hörrner blasen, So gibt man vns doch kein antwort Schau, schau! was gehn für Leut nur dort? Sie lauffen warlich auff vns zu. Darumb dich wol fürsehen thu! Sie greiffen zu den Rappirn. Kompt Ludolff, der Fürst, mit der Sidea, hat in der ein hand ein blose Wehr, in der andern ein weisen stab vnd sagt. Du Junger Fürst, balt gib dich gfangen! sagt. Den Raub wirstu heut nicht erlangen. Famule, stoß durch jhn die Klingen! Sie wollen vom Leder ziehen. Ludolff schlegt mit dem stab auff die Wehr. sagt. Mein Wehr kan ich nicht herauß bringen. Ich glaub, das sie bezaubert sey. sagt. Ja, es ist lauter Zauberey. Ich bin erlembt an beyden henden, Kan mich nicht wol rucken vnd wenden. Derhalb, weils nit kan anderst sein, So muß ich sein der gfangen dein Vnd dißmals deines willens geleben. sagt. So thu mir deß dein treu balt geben, Du lecker! aber balt troll dich wegk! Oder ich tritt dich in den dreck Vnd hau dir alle viere ab, Das ich vor dir zu bleiben hab Vnd das dich fressen Krahen vnd Raben. sagt. Ach weh! ein böse Jagt wir haben. Gnediger Fürst, in grosem Leid Ich zu dem mal von euch abscheid. Famulus geht ab. sagt. Ietzt bistu mein Leibeygner Knecht. Wie mich dein Vatter wider recht Hat getrieben von Leut vnd Land Vnd auffgethan groß schmach vnd schand, Also solstu geschieden sein Von jhm vnd gantzer Landschafft dein, Solst meiner Tochter Holtz tragen Vnd alles, was sie dir thut sagen, Solstu verrichten vnd volbringen. Darzu solls dich mit schlegen zwingen Vnd, wo sie klagsweis bringt für mich, Das du wolst etwas weigern dich. Als balt wil dich erschlagen ich. Er stöst jhn zum abgang, schlegt jhn mit dem stab auff die Lend, also auch die Tochter, vnd gehn alle ab. 2. Akt Actus secundus. Kommen Dietrich vnd Rollus mit eim grosen geschrey geloffen. sagt. Nun hör auff, wenns anderst ist gnug! Kein Mensch mich mein tag also schlug Vnd ich hab dir kein Leid gethan. sagt. Bin ich ein HurnKind, so zeig an, Vnd von wem du es hast vernommen! sagt. Es ist mir auß meim maul nie kommen. Der Müller aber sagen thet, Ein Schelmen jhr mich gschmehet hett Vnd man hett mein Vatter ghangen, Also wers auch meim Bruder gangen. Das selbig wolt auß führen ich. sagt. Ich hab kein schelm gscholten dich. So ist mir auch nie ingedencken Von deins Vatters vnd Bruders hencken, Wie ich dann kein wort weiß davon. sagt. So hat vns also ghetzet an Der Müller; dem wöll wirs nit schencken, Den schelm selber lasen hencken. Wir wollen jhn vor dem Schultheiß verklagen Vnd nicht mehr dencken an das schlagen, Weil wir darzu seind worden ghetzt. Es sol an jhm auß gehn zu letzt. Sie lauffen ab, kommen zur andern seiten wider rein. sagt. Der schelm bat sich gedrehet auß. sagt. Ja, er ist je nit in seim Hauß. Iedoch so laß ich gar nit ab, Biß ich den Hudler gfunden hab. Kommt Jahn, hat sich wie ein alt Weib verkleid, geht an einem Krücklein. sagt. Mein liebe alte, thu mir verjehen! Hastu nit den Jahn Müller gsehen? in einer alten Frauen gstalt sagt klein. Jahn Müller? was soll ich jhn gsehn han? Was Teuffls hab ich mit jhm zu than? Fragt ander Leut, die wissen drum! sagt. Ey liebe alte Mutter, kum! Ich kenn ein wol, den will ich fragen. Was gelts? er wirdts vns gar balt sagen. in gestalt einer alten Frauen sagt. Ja, wenn er das kan, so ists viel. Derhalb ich auch mit euch gehn wil. Sie gehn alle ab. Kompt Leudegast, der Fürst, mit Francisco vnd Elemaus, setzt sich vnd sagt. Es kombt mir zwar gar seltzam für, Das allein zu hauß kommet jhr Vnd last mir auß mein liehen Sohn, Den ich euch hoch befohlen han, Das jhr ja sollet bey jhm bleiben. Last vns an alle örtter schreiben, Das ich erforsch, wo er hin kum! Dann jhr brecht mich sunst mit jhm vmb. Das wer mir ein traurigs gejäid. sagt. Es ist vns gar ein treulichs Leid, Das er so von vns kommen soll. Ein Hirschen hett wir im gestell, Den wolt der junge Fürst selbst bürschen Vnd wird verlorn mit sambt dem Hirschen. Dem macht wir nach ein Jägergschrey, Bliesen vnser Hörner dabey, Vermeinten, er solt wider kehrn. So kond wir jhn nicht sehen noch hörn. Doch seind wir nicht verzaget gar, Weil wir wusten, das bey jhm war Sein LeibJung, der geht da herein. Famulus geht ein. sagt. Wo lestu dann den Sohne mein? Wie hats euch auff der Jagt ergangen? sagt. Ach weh! der jung Herr ist gefangen. Als er nach Jaget einem Hirschen, Den er wolt auß seim gschoß erbürschen, Hat sich derselbig Hirsch verlorn Vnd sind wir in dem Walt jrr worn, Weder Hund noch Jäger hörn kunden. Als wir gleich in gedancken stunden, Stieß vns ein Weib auff vnd ein Mann, Der selbig grieff vns kecklich an, Wolt, wir selten vns gfangen geben, Vnd betroht vns gar hart darneben. Wir aber grieffen zu den Wehrn, Wollen jhn von vns mit abkehrn. So hett er in der band ein stab, Ein klein streich auff die Wehr vns gab: Da kond wir keine ziehen auß Vnd kam vns an ein solcher grauß, Das wir vns musten geben gfangen. Vnd als er vns hart troht nach langen, Hat er mich meins wegs heisen gahn Vnd hat bhalten eur Gnaden Sohn. Also hat sich all sach zutragen. LEUDEGAST, DER FÜRST sagt. Ach du böß vnglückliches Jagen! Wie übel kombstu mir zu Hauß? Vnd wenn ich wer gezogen nauß, So wer es mir auch also gangen. Wie sol ich nun mein sach anfangen, Das ich mein Sohn wider erlöß? Ludolff der meints gegen vns gar böß. Ist ers, der mein Sohn hat bekommen, So wird jhm gwiß das leben gnommen. Darumb so dörff wir feyern nicht. sagt. Es ist ein seltzame geschieht, Davon nicht gut ist vil zu sagen Vnd doch hochnötig zu Rathschlagen, Wie man alle sach fang klüglich an. sagt. So kombt! last vns reden davon! Lang daher stehn ist wenig nutz. Meim Sohn dem müß wir suchen schutz. Sie gehn alle ab. Kompt Ludolff, der Fürst, mit seinem stab vnd sagt. Ietzt hat sich das glück wider gwend Vnd ich hab mein Feind in der hend. Dem will ich jetzund hart gnug sein. Schau! was kompt da für gsind herein? Kommen Dietrich vnd Rollus mit Jahn Molitor in Weibskleidern. DIETRICH, DER SCHUSTER sagt. Gnediger Herr, wir bede hetten Mit euch etwas heimlichs zu reden. Weil mirs nicht können erfahrn sunst, So helfft vns mit eur Zauberkunst! Wir wölln euch gern reichlich lohnen. Ein Müller thut naht bey vns wohnen, Der hat vns zugfügt grose schmach. Zu dem wir haben schwere klag, So lest er sich daheim nit finnen Vnd duncket vns in vnser sinnen, Die alte Frau wiß, wo er sey. in gestalt eines alten Weibs sagt. Nein ich weiß nit, bey meiner treü. So weiß ich auch nicht, wer er ist. LUDOLFF, DER FÜRST schüttelt den Kopff, legt jhr den stab auff den Kopff vnd sagt. Ein rechte lose Hur du bist. Ich kenn dich wol, du loser dropff! Thu mir den stauchen von dem kopff! So wöll wir balt den Müller finnen. Er schlecht jhm den stauchen mit dem stab vom kopff, so ists der Jahn Molitor. sagt. Nun kombst nit lebendig von hinnen. Wir wölln dich straffn nach vnsern sinnen, Das durch dich nicht werd, als vorhin, Ein guter Mann bracht in vnraht. sagt. O Herr Zaubrer, ich bitt vmb gnad. Eur Kunst ist besser, als die mein. LUDOLFF, DER FÜRST sagt. Was begert jhr denn für ein pein, Das ich sol jhm anlegen fluchß? sagt. Herr Zaubrer, macht jhn zu eim Fuchß, Das er fort nicht sey so vermessen! sagt. So wolt ich dir dein Hüner fressen Vnd noch mehr vbls, als jetzo, than. sagt. Herr Zauberer, wenns der Herr kan, So mach der Herr ein Esel auß jhm! sagt. Mein Närrischer Schuster, so vernim! Wenn du zum Esel machest mich, So wolt ich gar verderben dich, Das in dem Land Küh, Pfert vnd Schwein Müsten lauter Esel werffen allein. Der Heut zeucht man nur auff die Drummen: Wo wolstu Narr Leder bekummen? Was gelts? ich wolt dirs Esels geben. sagt. Ey so last jhn ein Menschen leben Vnd straffet jhn nach eurem sinn! LUDOLFF, DER FÜRST sagt. Deß selben ich schon willens bin. Im Walt soll er hie bey mir bleiben Vnd, das keine löffley nit treiben Mein Tochter vnd der Engelbrecht, Soll er auff sie acht haben schlecht Vnd mir dasselbig zeigen an. Glob mirs balt an, dastus wilt than! Er globt an vnd sie gehn alle ab. Sidea bringt den Jungen Fürsten Engelbrecht gar übel bekleid, der tregt etliche klötz holtz vnd ein holtz hacken, legt sie nider. throt jhm mit dem stab vnd sagt. Balt keil du mir das Holtz zu scheiten, Wiltu anderst die streich nit leiden! Du bist ein rechter fauler Hund. fellt jhr zu fuß, hebt die hend auff vnd sagt. Ach ich bin kranck von hertzen grund Vnd weis mir nicht weiter zu gehn, Noch einiger Arbeit vorzustehn, Dann ich bin außgemergelt matt. Mein gantzer Leib kein krafft mehr hat. Besser ists, ich werd erschlagen, Dann täglich solchen last zu tragen Vnd solche schwere arbeit zu than. Ich bitt, so hoch ich bitten kan, Erschlaget mich folgents zu todt! sagt zun Leuten. Wie wol in groß vnglück vnd noth Sein Vatter bringt den Vatter mein Vnd mich, sein Fürstlichs Fräuelein, Das wir hetten vrsach zur Rach. Doch, wenn ich denck den sachen nach, So ist er auch Fürstlich geborn Vnd an vns gar nicht schuldig worn. Darumb er, die warheit zu melden, Seins Vatters nit hat zu entgelten. So ist er ein solche Person, Dem ich schön halb nicht feind sein kan. Vnd wenn ich gleich solcher gestalt Lang bleiben müst in disem Walt, Was hett ich lust vnd freud dabey? Wenn er mir wolt erweisen treu Vnd mich behalten zu der Eh, Wolt ich jhm helffen auß noth vnd web. Ich wils jhm heimlich zeigen an. Sie geht zu jhm vnd sagt. Mein Engelbrecht, was wolstu than, Wenn ich dir deiner Dienstbarkeit Zu wegen brecht jetzt ein freyheit Vnd dich als dann nem zu der Eh? fellt nider zu fuß vnd sagt. Ach schweigt! verstürtzt ich gar vergeh. All lebendig Götter diser Erden Können nicht machen, das war mög werden. Wenn aber das war werden künd, Mein sach zum aller besten stünd. Ja ich wolt mich eur Lieb ergeben Zu dienst mit Leib vnd auch mit Leben Vnd euch zu einer Fürstin machen. sagt. Dörfft ich dir trauen in den sachen Vnd du wilt dem so kommen nach, Mir mit der Hand vnd Mund zusag! So will ich ferrners reden mit dir. sagt. Ja, dasselb solt jhr trauen mir Vnd jhr solt auch mein Gemahl sein. Sie geben die hend aneinander. sagt. Bistu denn mein? sagt. Ja. sagt. So bleib ich dein. Die Götter bleiben mit vns beyden! Nun sol vns nichts als der todt scheiden! Vnd das du meinen ernst auch spürst, Zih ich mit dir, wo du mich hinführst. Sie trucken einander; kompt Runzifall, der Teuffel, vnd sagt. Sidea, disen deinen anschlag Ich deinem Vatter strachs ansag, Dann es will sich gar nicht gebürn, Das du dich lest von hinnen führn. nimbt jhrn stab, schlegt jhn mit auffs maul, der deut, er könn nicht reden, vnd geht traurig ab; als dann spricht sie. Also kan vns der Geist zu schaden Bey meinem Vatter nicht verrahten. So können wir all bede sand Dieweil kommen auß disem Land. Sie gehn ab. Kompt Ludolff, der Fürst, mit Jahn Molitor, ist gar zornig, schlegt den Jahnnen mit dem stab auff den kopff vnd sagt. Wo ist Sidea? sag mir balt! sagt. Ich weis nit; ist sie nit im Walt, So ist sie bey dem Engelbrecht. sagt. Bistu nicht mein Leibeigner Knecht, Der achtung auff sie haben sol? sagt. Ja, ja; dasselbig weis ich wol. Aber, Gnediger Herr, jhr sein zwen Vnd sagn mir nicht, wo sie hin gehn. Drumb weis ich gar nit, wo sie sein. sagt. Das sol dir kosten das leben dein. Drumb zih hin vnd such, wo sie sind! Vnd wirstu sie nit bringen gschwind, So schlag ich dir ab deinen grint. Jahn Molitor kratzt sich im kopff vnd gehn ab. 3. Akt Actus tertius. Kommen Engelbrecht vnd Sidea, die sagt. Ich hoff, wir solln dem Vatter mein Nun mehr meinsts theils entrannen sein, Iedoch bin ich so müd von gehn, Wenn ich michs gleich wolt vnterstehn Vnd leg mir leib vnd leben dran, Iedoch nit weiters ich gehn kan. Ach weh! wer ich daheimen blieben! Die brinnet Lieb hat mich getrieben, Das ich mich gab in solch gefehr. sagt. Ach last euch sein die sach nit schwer! Wann jhr nicht weiters künd zu fuß, Mau euch zu Kutschen führen muß. Wart mein alhie, bis ich zu rück Euch wider ein Kutschen rauß schick Mit Knechten, die sollen euch holn! sagt. Von meim Vatter hab ich mich gstoln. Meint jhr, vnd das er es vnderlaß, Mir nicht nach forsch auff alle straß? Vnd wenn er mich hie finden thet, Ich euch das letzt mal gsehen hett Vnd müst sterben vor seim angsicht. sagt. Ey, das wölln ja die Götter nicht! Das euch eur Vatter nicht mehr find, Ir auff den Baum nauff sitzen künd: Darunder laufft er sechs mal für, Eh vnd wann er euch da auß spür. Darzu bleibt jhr alhie nit lang. sagt. Ach wie ist mir so angst vnd bang! Dann ich fürcht, jhr vergesset mein sagt. Ach hertzLieb, last das sorgen sein! Ich verheiß euch mein treu vnd ehr. Die vergiß ich mein tag nit mehr. Er hebt sie auff den Baum; sie sagt. Ich hoff, ich will da sicher sein. Doch bitt ich euch: vergest nit mein! sagt. Ey, was sol das vergessens vil? Als balt ich euch da holen wil. Er geht ab. Die Jungfrau sitzt auff den Baum vnd sagt kläglich. Ach, solt mich der Fürst setzen an, Dem ich hab so vil guts gethan, So wolt ich jetzt vnd all mein tag Vber jhn schreyen straff vnd rach. Kompt Finelia, des Schusters Weib, will wasser holn, tregt ein Krug vnd sagt. Alhie in dieser armen Stadt Es kein guten trinckBrunnen hat, Müssen das trinckwasser weit holn. Mein Mann mir daheim hat befohln, Ich solt eillend ein wasser bringen. Wasser macht weder Tantzen noch springen, Darumb ich bath vnd haben wolt, Das er ein Bier doch kauffen solt, So ist der Narr so karck vnd gnau. Sie geht zum Brunnen, als woll sie eins schöpffen, vnd sagt. Ey, ey, jetzund ich mich beschau Auß dem schatten in dem Brunnen. Sie wirfft den Krug nider, schwantzt auff der Brücken rumb vnd sagt. Meins gleichen nicht alhie wird gfunnen Ein außbündig schön Creatur. Was hab ich mich geziehen nur, Das ich hab gnommen den Pechpatzen, Den heßlichen vngschaffnen Fratzen? Nun will ich bey jhm nicht mehr leben, Sonder mich strachs gen Hof begeben. Sie geht ab. Ela, die BauernMagd, geht ein mit einem geschirr, Wasser zu holen, kommt zum Brunnen, will einschöpffen, sieht den schatten vnd sagt. Nicht gnug kan ich verwundern mich, Ietzt, so ich meinen schatten sich, Befind ich, wie ich so schön bin. Ey ey, wo hab ich nur dacht hin, Das ich vermeint, den Müller zu nemen? Ich wolt michs in mein hertz nein schemen, Ob ich schon hab ein Eyssen abgrendt. Iedoch vil Leut in der Welt sendt, Die es nicht wissen oder schmecken. Vnd ich solt mich zu jhm verstecken? O nein, ich mag den Müller nimmer. Ich will gehn Hof ins Frauenzimmer. Sie wirfft jhr Gefäß auch hin vnd geht gar stoltz ab. geht ein vnd sagt. Mein Herr thut grausam schwermen vnd fluchen, Ich soll sein Tochter wider suchen; Weil ich nicht recht auff sie thet sehen, Thet mich lestern, sehenden vnd schmehen. Ja er thet mirs vnters gsicht sagen, Find ichs nicht, wolt er mich erschlagen. Ich hin den gantzen Wald durchloffen, Hab nichts gefressen noch gesoffen, Vnd brennd so mechtig heiß die Sunnen. Schau! da vnten hats ein schön Brunnen, Da will ich mich ein wenig laben. Er geht zum Brunnen, sicht nein, steht wider auff, sicht auff den Baum vnd sagt. Vor dem schatten bin ich erschrocken. Wie tregt der Baum die schönsten Docken! Ach wie der aller glücklichst Brunnen, Weil ich da nah die Jungkfrau gfunnen! Nun will ich gehn sagen meim Herrn, Der wird sie gar bald holn wern. Jahn geht ab. sagt auff dem Baumen kleglich. Ach wehe! wo soll ich nun hinauß? Mein hertzliebster bleibt zu lang auß Vnd ich bin durch des Wassers schatten Dem Jahn Molitor schon verrahten Vnd er wirds sagen dem Vatter mein. Ach weh deß jammers vnd der pein! Nun steh ich hie in neuer gfahr. Engelbrecht hat mein vergessen gar. Ach jammer! weh! wo soll ich hin? Das aller elendst Mensch ich bin, Das nicht auff dieser Welt kan leben. Ach wie thu ich in hertzleid schweben! O jammer, weh! ich hör schon Leut. DIETERICH, DER SCHUSTER geht ein vnd spricht. Ich weiß nicht, was es doch bedeut. Meiner Frauen hat ich befohln, Das sie mir soll ein Wasser holn; So kompt sie heimb so vnbesunnen, Sagt, sie hab gsehen in dem Brunnen, Wie sie sey so ein schönes Weib, Darumb sie nicht mehr bey mir bleib, Sonder will kommen ins Frauenzimmer. So kan ich den durst leiden nimmer, Denn, will ich nicht vor durst versincken, Muß ich mir selbst holen zu Trincken. Darneben will ich auch beschauen, Was so närrisch hab gmacht mein Frauen. Er geht zum Brunnen, schöpfft Wasser vnd sagt. Der Brunnen gibt von sich ein schein. Ein schönes Weibsbild muß da sein Vnd hie vber dem Brunnen sitzen. Er siecht sich vmb, ersicht die Sidea vnd sagt. Ja ich habs schon ersehen jetzen. Ach zarte Jungfrau, saget mir! Was machet auff dem Baumen jhr? Wem steht jhr zu? wo kompt jhr her? hebt die Hend auff vnd sagt. Ach guter Freund, ich bitt euch sehr, Ihr wollet mir doch helffen wider, Das ich komb von dem Baum hernider, Vnd beherbrigt mich nur zwen tag, Das ich ein weng außruhen mag Vnd entgeh meim Feind auß den henden! Helft jhr mir das vnglück abwenden, Ich will euch geben reichen lohn. DIETERICH, DER SCHUSTER hebt sie von dem Baumen vnd sagt. Ey ja, das will ich gerne thon. Iedoch es geht bey mir schlecht zu. sagt. Drinnen ich euch als sagen thu, Wie ich bin leider kommen her, Dann ich furcht mich sehr, das ich wer Gefangen, wenn ich lang hie stehe; So kern ich in jammer vnd wehe. Sie gehn mit einander ab. Kompt Ludolff, der Fürst, vnd sagt. Alhie wart ich auff meinen Geist. Wenn mir der nicht mein Tochter weist, So ists mit dem Müllner verlorn. Vnd sey jhm dann ein Eyd geschworn, Er muß sterben von meiner band. Ietzt macht Ludolff mit seinem stab ein kreiß; so springt Runcifall herauß. sagt. Runcifall, mach du mir bekannt! Wo ist mein Tochter kommen hin? Auff dich ich hart erzörnet bin, Das du sie hast glassen davon Vnd mir solches nicht zeiget an. Runcifall deut, er hab kein schuld daran, er künne nicht reden. sagt. Wie stellstu dich? bald red mit mir! Runcifall deut, er könns nicht. sagt. Er ist verzaubert, das merck ich schir. Er schlegt den Teuffel mit dem stab auffs maul. sagt. Dein Tochter hat den Fürsten gnommen Vnd ich bin eben darzu kommen Vnd hab dir dasselb wöllen sagen, So hat sie mich auffs maul geschlagen, Das mir mein Zung verstummen thet, Vnd hab seither kein wort mehr gredt. Wie hab ich dirs dann sagen können? Alsdann theten sie dir entdrinnen Vnd ziehen zu seim Vatter hin. sagt kleglich. Nun ich erst gar verdorben bin. Find sie mein Jahn Molitor nit, So hat mein hertz nimmer kein frid. In dem gehet Jahn Molitor ein, hat ein Drümmelein vnd Pfeiffen, er pfeifft. Der Teuffel hebt an zu Tantzen. sagt. Jahn, weil du Pfeiffst vnd lustig bist, So sag mir, wo mein Tochter ist! sagt. Eur Tochter? Er Pfeifft wider vnd Drummelt. sagt. Ja, meine Tochter; wo ist sie? Ich hab gar wol gesehen die. Jahn Pfeifft vnd Drummelt wider, so tantzt allweg der Teuffel. sagt. Wo hastu sie gsehen? zeig an! sagt. Ich sah sie Er Pfeifft wider, dann sagt er. Auff eim Baumen stabil. sagt zornig. Hör auff deins Pfeiffens! sag darfür Von meiner lieben Tochter mir! Jahn Pfeifft vnnd Drummelt. Der Teuffel Tantzt, lauffen etliche Teuffel rauß, die alle Tantzen. Endtlich hört Jahn Molitor auff. sagt. Ich glaub, du seyst gar töricht worn, Daß du thust so grausam rumorn. Ihr Geister, ziecht eurs wegs bald fort Vnd du sag mir bald mit eim wort, Wo du mein Tochter gsehen hast! sagt. Sie sitzt dort auff eins Baumens ast Zu allernechsten bey dem Brunnen, Vnd weil ich sie hab wider gfunnen, Bin ich erfreuet worden hoch. Kompt her! wir wollens finden noch. Ich zwar hett sie gesehen nit, Der schattn im Brunnen sie verrieht, Als ich eben da trincken wolt. sagt. Ach das ichs wider kriegen solt! Drumb geh bald fort thu dich nicht bsinnen! Hilff mir wider mein Tochter finnen! Sie gehn ab. Kompt Dietrich, der Schuster, mit seiner Frauen. sagt. Finelia mein, sag doch mir, Was hastu eingebildet dir, Das du mir kein gut mehr wilt than? sagt. Mich reuts, das ich dich gnommen han, Vnd darzu, das ich bey dir bleib. Ich bin ein herrlichs schönes Weib, Dergleich keine ist in der Statt. sagt. Sag, wer dir solches gsaget hat! Der hat dich übel überredt. sagt. Der Widerschein mins sagen thet, Welchen ich durch den Schein der Sunnen Hab auß dem Wasser in dem Brunnen Besser gesehen, als zuvor nie. sagt. So komb mit mir zum Brunnen vnd sih, Ob du nicht seist betrogen worn! geht mit jhm zum Brunnen, sicht hinein vnd sagt. Mein vorige gstalt hab ich verlorn. Also, wie ich jetzunder sich, Kan ich gar nicht verwechßln mich Vnd ich bin dir kaum gut genug. Aber da ich zerwarff den Krug, Da wart ich also zart vnd schön, Wie die Jungkfrauen zu Hof hergehn. Deßmal daucht ich mich dir zu gut. sagt. Mein Finelia, sey gemuht! Schau! dorten dritt ein Jungkfrau rein, Die gab in Brunnen diesen schein, Die ich fand sitzen auff dem Baum. Dein schön war ein erdichter traum, Dann dein schön taug zu der gar nit. geht ein vnd sagt. Mein Meister Schuster, es ist mein bitt, Ihr wolt euch willig lassen finnen, Mir eurs Weibs kleider vergünnen, Das ichs anleg auff der Strassen, Vnd wolt sie mit mir gehn lassen, Das sie trag meine kleider mir! Reichlich will ichs belohnen jhr, Dann ich je nicht weiter beger, Als das ans Fürsten Hof ich wer. Ich will sie balt schicken zu rück. sagt. Das als soll sein, darzu mit glück Wölln euch die Götter beleiten! Vnd das wir mit bessern freüden Balt wider zammen kommen mügen, Das wöllen alle Götter füegen. Sie gehn alle ab. Kompt Ludolff, der Fürst, mit Jahn Molitor. sagt. Auff diesem Baum ob diesem Brunnen Hab ich eur Gnaden Tochter gfunnen, Sie ist aber jetzt nicht mehr do. LUDOLFF, DER FÜRST sagt. Deins findens bin ich so nicht fro. Such sie, wo sie wird sein hinkommen! Du solst sie haben mit dir gnommen Vnd sie mit dir heim haben bracht. sagt. Vor freud hab ich daran nicht dacht, Vermeint, wenn eur Gnad selbst kemen Vnd die Jungkfrau vom Baum nemen, So wer es vil ein grössre freud. schlegt jhn mit dem stab vnd sagt. Was ist aber jetzt für ein Leit? Du vnbesunner grober knopff, Du bist ein einfeltiger tropff Vnd gar ein einfeltiges Kalb. Was du solst thun, thustu nicht halb. Das mustu zahlen mit der häut. RUNCIFALL, DER TEUFFEL laufft ein vnd sagt. Es ist vergebens, was jhr streit. Ich bin jhr allenthalb nach zogen. Wir sind durch list von jhr betrogen. Sie zieht zum Fürsten von Wiltau. Da wird sie deß Engelbrechts Frau. Darumb last eur nachfolgen bleiben! sagt. Mein vnglück ist nicht zu beschreiben, Ietzt komb ich in mehr leids vnd schaden. Ich bin verkauft vnd auch verrahten, Weis nicht, wie ich mein sach anfang. Darumb last vns nicht warten lang, Sondern hinein gehn in mein höln! Allda wir still abreden wölln, Wie ich mög meine sach anstelln. Abgang jhr aller. 4. Akt Actus quartus. Kompt Leudegast, der Fürst inn der Wiltau, mit Francisco vnd Elemao vnd sagt kleglich. Ach wie soll ich meim hertzleid thon, Das Engelbrecht, mein einiger Sohn, In seiner schrecklichen Gefengknuß So lang aufgehalten werden mußt Wir haben vil nach jhm außgsand, Aber es findet jhn niemand, Das ich besorg, er sey schon gstorben. Nun hab ich jhm ein Weib erworben, Nemlich deß Königs Tochter auß Poln, Die wir schon haben her lassen holn. Die wartet seiner mit verlangen, Vnd als sie hört, das er ist gfangen, Will sie sich nimmer trösten lahn. Sie auch nicht mehr erhalten kan. Sie will morgen wider heimb fahrn. sagt. Wir sollen keinen fleiß nicht sparn, Sonder dran wenden, was wir künnen, Biß wir den Jungen Fürsten finnen. Auch soll man bey nacht vnd bey tag Mit Kriegsmacht Ludolff folgen nach Vnd jhn erschlagen wie ein Hund, Dann er feirt doch zu keiner stund, Vns vnd dem Land schaden zu thon. sagt. Wöll wir eur Fürstlich Gnaden Sohn Bringen auß deß Ludolffen Henden, Müß wir ein groses Heer außsenden Vnd jhm den mit gwalt tringen ab. Mich dunckt, wie ich vernommen hab, Das sich Leut finden vor der Thür. sagt. Was draussen ist, das laß als für! Vielleicht kompt vns ein Bottschafft her Von meinem Sohn ohn als gefehr. Elemaus thut auff, so gehet Engelbrecht gar übel zerrissen ein. LEUDEGAST, DER FÜRST stehet auff, gehet jhm entgegen vnd sagt. Ach secht! ach weh! was soll wir thon? Ach, sey vns Willkomm, lieber Sohn! Ach, solstu sein ein Fürst geborn Vnd so gar übl sein ghalten worn? Ach, wo bistu blieben die zeit? Geht eylend vnd bringt jhm ein Kleid, Neu Schu vnd auch ein FingerRing Vnd seyt mit mir all guter ding! Du aber sag! wie ist dirs gangen? sagt. Ludolff, der Fürst, hat mich gefangen. Durch den kam ich in groß vnruh, Must jhm holtz genug tragen zu Vnd auch dasselb schneiden vnd spalten Vnd thet mich auch gar übel halten Vnd seiner Tochter übergeben, Die mir balt gnommen hett das leben. Dann thet sie sich über mich armen Halb todtkrancken Menschen erbarmen, Thet mir forthin nicht mehr so wehe. Die hat mich gnommen zu der Ehe, Ist mit mir zogen biß nahend her. Als sie kund nicht fort kommen mehr, Hab ich sie abwegs von der Strassen Auff einen Baumen steigen lassen, Auff einer Kutschen her zu holn. Drumb, Herr Vatter, es wird befohln, Das man Sidea führ hieher. Ietzt kommen die Räht, bringen jhm kleider, legen jhn an. sagt. Mein lieber Sohn, was fehlt dir mehr? Dann alles, was du thust begern, Des woll wir dich gnedig gewern. Auch theten wir dir vmbschauen Nach der allerschönsten Jungkfrauen, Die solstu nemen zu eim Weib. Derhalb, mein Sohn, fort bey vns bleib Vnd gib dich nicht, wie vor, in gfehr! Ihr Herrn, bringt doch die Jungkfrau her, Die hie schon lang gewartet dein! Die wird auch hoch erfreuet sein. geht ab, tregt die Kleider ab, kompt wider, bringt Juliam, die Jungkfrau, vnd sagt. Gnediger Fürst, ich bring die Jungkfrau, Das sie eur Gnaden Sohn anschau, Den wir mit Freuden theten sehen! JULIA, DIE JUNGKFRAU sagt. Den Göttern wöll wir lob verjehen, Die eur lieb zu Land gholffen han. sagt. Mein freud ich nicht außsprechen kan, Das ich die stund hab eine gnommen, Vnd das vnglück, darauß ich kommen, Kan mir kein Mensch glauben auff Erden. Doch hoff ich, es soll besser werden. Nach Regen kompt der Sonnenschein. LEUDEGAST, DER FÜRST sagt. Hertzlieber Sohn, so komb herein! So wöll wir reden von den sachen, Wie wir auffs ehest ein Hochzeit machen Vnd als auffs köstlichst richten zu, Das es an nichten mangeln thu! Sie gehn alle ab. Engelbrecht führet die Jungkfrau. Ludolff, der Hertzog, geht ein mit seinem Jahnen vnd sagt. Jahn Molitor, nun sein wir verdorben. Es muß sein gwunnen oder gstorben. Mein Tochter will ich wider han Oder mein leben setzen dran. Will der Jung Fürst Sidea bhalten, Muß er mich beim Vatter, dem alten, Wider zu hult vnd gnaden bringen. Weil du bist schuldig an den dingen, Das Sidea ist zogen davon, So wirstu wissen, das best zu thon Oder zu zahlen mit der häut. ziecht ab vnd sagt. Ein kluger Mann ward ich allzeit. Drumb, wenn eur Gnad mir folgen wolt, Mein Kleider jhr anziehen solt, So wolt ich eure ziehen an Vnd darinn auch gen Hof mit gahn, So vil practict suchen vnd finden, Wie wir wider wegk führen künden Die Sideam oder den Jungen. Dardurch wird der alt Fürst bezwungen, Das er zu fürkommung den schaden Eur Fürstlich Gnad auch thet begnaden Vnd machet mit euch einen Fridt. LUDOLFFUS, DER FÜRST sagt. Ja wol, versuchen schadt doch nit. Wir wolln versuchen vnser Heil. Guts glück wöll sein auff vnserm theil! Sie gehn ab. Kompt Julia vnd sagt traurig. Ach, ich bin in erfahrung kommen, Fürst Engelbrecht hab vorhin gnommen Sideam, die allrschönst Jungkfrau, Deß Fürsten Tochter in Littau. Ach weh! vnd wann das war soll sein, So würd sie sich auch lassen ein, Mein Verliebnuß zu disputirn. So müst ich als die letzt verliern, Darzu bestehn in spot vnd schand Vor Reich vnd Armen in dem Land. Ach, wenn ich das solt haben gwist, Es bett mich keines Menschen list In das Land nimmermehr gebracht. Der Fürst mir die sach wol gut macht, Verheist mir Silber Hügel vnd Berg. Geht mir derhalb nichts über zwerg, Möcht ich villeicht noch wol bestehn. Ich will jetzt in mein Gmach nein gehn. Abgang. Kompt Sidea, hat über jhre schöne Kleider eine schlechte Schauben an, eine stauchen auff, die sie bald von jhr werffen kan, tregt ein Scheurn voll Getrancks vnd sagt. Nun bin ich wol gen Hof her kommen, Aber sehr böse mehr vernommen, Nemlich das der Fürst Englbrecht Hab nun mehr gar vergessen schlecht Mein wohlthat, die ich jhm gethan, Auch leib vnd leben gwaget dran, Allerdings auß den augen gsetzt Vnd ein andere gnommen zu letzt, Mit der er heint helt sein Hochzeit. So hab ich jhm ein Trunck bereit, Mit dem ich schleich nein zu den Gästen, Vnd wenn sie sind bereit am besten, So beut ich jhm den trunck zu Trincken. Den ersten tropffen, den er will schlincken, Der macht, das er mich muß erkennen, Mich ehrn vnd mit Kamen nennen Vnd dencken, was er mir versprach, Mich zu Kirchen führen darnach, Damit vnser traurigkeit anfang Gewinn ein frölichen außgang. Sie geht ab. Kompt Leudegast, der Fürst, mit seinen Räthen Francisco vnd Elemao, Julia vnnd Engelbrecht, seinem Sohn, setzt sich vnd sagt. Nun weil heut ist der Hochzeittag, So legt von euch als leit vnd klagt Es samblen sich die Fürsten vnd Herrn Von allen Landen weit vnd ferrn, Die begeren, vns diß Fest zu zirn. Darumb so wil vns auch gebürn, Bas wir jhn erzeigen als guts. Darumb seit alle gutes muts! Balt wöll wir nach altem Exempl Gehn in Jovis, deß grosen, Templ, Euch darinn lassen Copulirn, Essen, Trincken vnd Musicirn, Rennen, Stechen, Streiten vnd Kempffen, Mit kurtzweil alles trauren dempffen. Darumb empfangt die frembten Gäst Vnd ehret sie auffs allerbest! Sie neigen sich alle. Kompt Sidea, wie vor gemelt, verkleidet, tregt jhre Scheurn in henden, gibt jhnen die hend, sagt darnach zum Breutigam. Herr Breutigam, ich bin ein gsande, Villeicht euch gar ein vnbekante, Doch von grossen Leuten hergschickt, Das jhr euch jetzt stattlich erquickt Vnd heut erfahrt, das jhr nicht west. So trinckt den Wein! der ist der best. Den wil ich euch verehren heut Auff euer Fürstliche Hochzeit. nimbt die Scheurn, sicht sie an, trinckt, legt die hend zusammen vnd sagt. Ach weh! ich bin je gwest vermessen, Das ich hab so schendlich vergessen Sidea, der hertzliebsten mein. O weh, weh, jammer, angst vnd pein! Weh, hertzenleid, seufftzen vnd schmertzen! Er zuckt den Dolchen vnd sagt. Ich will meinem betrübten hertzen Hiemit helffen auß langer pein Vnd mir selbsten ein Richter sein, Das ich meiner liebsten vergessen. Sidea fellt in Dolchen, sie lauffen alle zu. sagt. Mit was thorheit seit jhr besessen? Seit getrost! all sach wird noch gut. Drumb fast, euch selbst ein kecken mut! Ob jhr schon auf der willen Strassen Sideam auff dem Baum verlassen, So lebt sie doch noch frisch vnd gsund Vnd jhr soll, sie sehen jetzund. Sidea wirfft die schauben vnd stauchen von sich. fellt dem Vatter zu fuß vnd sagt. Ach, Herr Vatter, erbarmt euch mein! Secht das Mensch, das da kompt herein, Ist ein Tochter Fürsten Ludolffs, Deß gmüt war böser, denn eins Wolffs. Der hat mich jhr zu eygen geben. Die hat mich erhalten beim leben. Vnd hett die Jungkfrau nicht gethan, Wehr ich vor lengst erfaulet schon. Der versprach ich Ehliche pflicht, Vnd als sie fort konnt kommen nicht, Stellt ich s' auff einen Baum im Walt, Verhieß, sie her zu holen balt, Wie ich euch zeigt, Herr Vatter, an. Darnach ich es vergessen han Vnd mich mit Julia verlobt. Derhalb mein gwissen also tobt, Das ich s' nicht kan zu Kirchen führn, Will eh mein leben drob verliehrn. Zu der Julia sagt er. Drumb bitt ich, Fürstlichs Fräuelein, Last euch erbarmen meiner pein Vnd gebt mich meiner Ehpflicht loß! sagt. Es ist daran nicht glegen groß. Wann jhr sie vor mir habt genommen, Solt ich billich nicht her sein kommen, Dann das erst gelobt gehet doch vor. Also muß ich nun armer thor Von jederman groß schimpff einnemen. Doch habt jhrs euch noch mehr zu schemen, Als ich, die ich nichts darumb west. LEUDEGAST, DER FÜRST sagt. Ach, last bey euch bestehn das best! Ist es gschehen vnwissent doch, Das euch kein schimpff so groß vnd hoch, Wie jhr vermelt, drauß kan entstehn. Thut mit vns in die Kirchen gehn! Wir wöllen euch mit seines gleichen Ein Gfürsten Sohn schönen vnd reichen, Eh jhr wegk kompt, noch wol begaben. Auch solt jhr von vns abtrag haben Alles eurs schadens groß vnd klein. Er geht zu der Sidea, gibt jhr die hend vnd sagt. Ach, solt jhr denn mein Schnur fort sein? Eur Vatter ist mein ergster Feindt. So wolt ich, das er auch köm heint; Wir wolten vns beede vertragen Vnd forthin bey all vnsern tagen Kein vnfried haben nimmermehr. Auch habet danck der treu vnd ehr, Die jhr habt meinem Sohn gethan! Man klopfft. sagt. Lieber, sich, wer doch klopffet an! Man thut auff; geht Ludolffus, der Fürst, mit Jahn Molitor ein, stellt sich in ein ecken. sagt. Wer seint die Leut, die herein gehn? Zwar gar vngleicher Gsellen zwen. sicht sich vmb, erkennt alsbalt jhrn Vatter vnd sagt. Ach weh! es ist der Vatter mein. Wie waget er sich da herein? Zu jhrem Vatter sagt sie. Ach, Herr Vatter, was macht jhr hie? Für euch bin ich erschrocken je, Das jhr euch daher wagen thut. sagt. Ach, solstu sein mein fleisch vnd blut Vnd mich so jämmerlich verrahten? Er geht zu Leudegast vnd sagt. Ich bitt, eur Lieb wöll mich begnaden. Weil sich die sach so hat begeben, So will ich fort bey meinem leben Nimmermehr thun wider eur Liebt. LEUDEGAST, DER FÜRST gibt jhm die hend vnd sagt. Weil sich all ding also begibt, Das wir nun sollen gut Freund sein, Gib ich euch eur Land wider ein Vnd mach mit euch ein stetten Fried, Das keiner mehr den breche nit, Sonder es stets dabey soll bleiben. So wöll wir den fleissig beschreiben, Nach dem wir vns werden bereden, Vnd Sigln mit vnsern Secreten, So balt die Hochzeit hat ein end. sagt. Aller vnfried soll sein verwend In lauter Lieb vnd gut Freundschafft. Das auch fort derselbig hat krafft Vnd fang balt an zu dieser stund, Versprich ich euch mit Hand vnd Mund. gibt jhm die Hand vnd sagt zu seinem Eyden. Nun wünsch ich euch vil glücks vnd heil. Wiewol ich euch hart hielt zum theil, Ist es doch abgangen ohn schaden Vnd noch alles zum besten grahten. sagt zum Jahnen. Seh hin! hab dein Kleider wider! Leg mir dargegen meine nider! Er legt sich Hochzeitlich an, Leudegast nimbt Juliam bey der hand vnd sagt. Weil sich dann das glück zu vns wend Vnd alle feindschafft hat ein end, So kompt allsampt mit vns herein! Last vns lustig vnd frölich sein Vnd die Hochzeit anfangen schan! Euch, Julia, gebn wir zum Mann Vnsern Fürsten, Herrn Franciscum, Mit einem zimlichen Reichthum, Auff das dest grösser werd die freüd. Er führt sie zum Fürsten Francisco, gibt sie zusammen vnd sagt. So gebn wir euch zusammen beyd; So geht die Hochzeit in eim hin. sagt. Es ist kein schad, es bringt ein gwin. Hertzallerliebste, nun seit getröst! Auß allem leidt seit jhr erlöst. Die Heüraht soll euch nicht gereuhen. sagt. Wenns eur Lieb meint gen mir in treuen, Ich mit eur Lieb zu frieden bin Vnd ist mir alles trauren hin, Will auch als thun, was euch gefellt. LEUDEGAST, DER FÜRST sagt. Weil dann alle ding ist bestellt Vnd die zeit ist vorhanden schen, Das man die Hochzeit fange an, So folget vns allsampt hernach Vnd leget von euch alle klag! Heut ist eur aller Freudentag. Sie gehn alle in einer Ordnung ab. 5. Akt Actus quintus. bleibt herauß vnd beschleust. Diese History zeiget an, Böß sey, dem sterckern stand zu than. Derhalben, wo es sich zutregt, Das man zu zoren wird bewegt, Das man sich darin moderir, Bedenck, wenn man die sach verlier, Was schads vnd nachtheyl drauß entstehe. Wol sagt man: aygner schad thut wehe; Iedoch soll man dem sterckern reichen Viel lieber schweigen oder weichen, Als sich mit jhm in zanck begeben, Dann der sterckst thut gmeincklich ob schweben. Vnd ob schon der gering hernach Erfind ein vortheil zu der rach, Soll er sich doch deß nicht anmassen, Vermeints glück nicht verführn lassen, Dieweil es sich offt thut begeben, Das heut ein theil thut oben schweben, Das er doch kürtzlich wider fellt; Dann girigkeit Gott nicht gefellt, Sonder, wie die Schrifft thut melten, Wöll er das böß selbst vergelten. Drumb thu man ein wenig gemach Vnd handel also in der sach, Das sichs zu beyden theilen leit Vnd auß vorigem zanck vnd streit Werde ein ewig einigkeit! Abgang. Ende.