167. Kuppenheim. Vor Zeiten hieß Kuppenheim Mailoth und war eine feste Stadt von anderthalbtausend Bürgern. Einst wurde es von einem feindlichen Befehlshaber, Namens Bissinger, so lange belagert, daß die Lebensmittel bis auf zwei Simmern Weißmehl zusammenschmolzen. Aus diesem bucken nun die Mailother Knöpflein und schossen sie, um die Feinde zu täuschen, in deren Lager. Da glaubten die letztern, daß die Stadt noch reichlichst mit Mundvorrath versehen sei und hoben die Belagerung auf. Von dieser Begebenheit bekam der Ort den Namen Knöpfleinstadt, welchen er auch bis heute behalten hat. In den Nächten des Advents und der Fasten reitet der Geist des Bissinger um die Stadt. Er sitzt verkehrt auf einem Schimmel, dessen Schwanz er, statt des Zaumes, in der Hand hat, und trägt seinen Kopf unter dem Arme. Dem Wächter des obern oder des untern Stadtthors pflegte er früher mit drei Schlägen daran zu klopfen. Wenn er außer jenen heiligen Zeiten sich sehen läßt, zeigt er dadurch einen kommenden Krieg an. Als Mailoth durch die Schweden verbrannt wurde, blieb nur ein Haus, und zwar ganz unversehrt, stehen, das von Heiden bewohnt war. Letztere verstanden nämlich die Kunst, vor dem Feuer zu schützen, und bewiesen sie öfters auch dadurch, daß sie die Bindweiden um ein Gebund Stroh verbrannten, ohne von diesem einen Halm zu versengen. Während des Stadtbrandes verließen die drei silbernen Kirchenglocken den Thurm von selbst und versenkten sich in das unergründliche Wasser am westlichen Ende der Markung, welches seitdem das Glockenloch heißt. Darin sind sie noch jetzt, und jedes Jahr in der Christnacht ertönt ihr Geläute.