93. Teufelsstein. Bei der Erbauung der Kirche zu St. Roman half der Teufel emsig mit, in der Meinung, es gebe ein Wirthshaus; sobald er aber inne ward, daß es ein Gotteshaus sei, beschloß er, es zu zerstören. Schon schritt er, einen mächtigen Felsen tragend, den Berg hinab gegen St. Roman, als ihm ein altes Männlein entgegen kam und ihn fragte, was er vorhabe. »Den Schweinstall da unten mit dem Stein zusammenzuwerfen!« antwortete der Böse, indem er auf die Kirche hinwies. Das Männlein redete ihm zu, vorerst seine Last ein wenig abzusetzen; allein er wollte dies nicht thun, weil er alsdann den Felsen, dessen erstes Aufladen ihm schon so schwer gefallen, nicht mehr in die Höhe bringen könnte. Durch die Zusage des Männleins, daß es ihm den Stein wieder aufhelfen wolle, ließ er sich jedoch bewegen und setzte den Felsen auf den Boden nieder. Kaum war dies geschehen, so verschwand das Männlein, welches unser Herrgott war, und der Teufel mußte den Stein, den er nicht mehr aufheben konnte, liegen und die Kirche stehen lassen. Lange Zeit lag der Felsen, woran die Krallen des bösen Feindes eingedrückt sind, an der Stelle unangefochten, bis endlich einem Steinhauer einfiel, ihn benützen zu wollen. Trotz der Warnung der Leute, mit dem Stein ja nichts vorzunehmen, sprengte der Steinhauer ihn mit Pulver in etliche Stücke, wobei eines derselben ihm an das Bein fuhr und es ihm abschlug. Hierdurch gewitzigt, wollte er mit dem Felsen nichts mehr zu schaffen haben und ließ ihn auf seinem Platze liegen. Dort befindet sich derselbe noch heute und wird, weil der Teufel bei ihm spukt, besonders nachts von den Leuten vermieden. 1 Fußnoten 1 Bei dieser und ähnlichen Sagen muß bemerkt werden, daß das Volk nicht bedenkt, welche unwürdigen Handlungen es Gott darin beilegt.