Der Schwan. An Victor Hugo. I. Du bists, Andromache! Dies Flüßchen, das ein grauer Und armer Spiegel ist, wo einstmals hoheitsvoll Geglänzt die Majestät all deiner Witwentrauer, Der falsche Simois, der durch dein Weinen schwoll, Scheint mir, als ob belebt er mein Gedächtnis hätte, Als ich hinüberschritt das neue Karussell. – Das einstige Paris ist hin, die Form der Städte Verwischt sich, nicht einmal die Liebe stirbt so schnell. Im Geiste schau ich nur das Feld von Hütten wimmelnd, Der Kapitale und der Schäfte wirren Wust, Das Gras, die Blöcke rings, in feuchtem Moose schimmelnd, Und durch der Fenster Schein den Trödelkram und Grust. Schaubuden standen dort. Da sah ich in der Frühe, Zur Zeit, da fröstelnd sich in klarem Morgenduft Die Arbeit neu erhebt und es uns deucht, als sprühe Vom Besen wie ein Sturm Staub in die stille Luft, Wie sich ein Schwan, der, dem Verließ entkommen, schweifte, Mit breitem Flossenfuß am staubgen Pflaster rieb, Die weißen Schwingen auf dem rauhen Boden schleifte, Den Schnabel öffnend vor der Gosse stehen blieb. Erzitternd badete im Staub er sein Gefieder Und sprach, das Herz erfüllt vom blauen Heimatssee: Wann, Wolke, regnest du? Wann fällst, o Blitz, du nieder? Ich sah des Armen fremd und sagenhaftes Weh. Zum Himmel reckte er, wie es Ovid gedichtet, Zum Himmel, blau und hart wie grausam bittrer Spott, Auf seinem schwanken Hals sein durstig Haupt, als richtet' In seiner herben Qual Vorwürfe er an Gott!