Adolf Bäuerle Die Bürger in Wien Lokale Posse in drei Akten Personen Personen. Josef Redlich, bürgerlicher Bindermeister. Therese, seine Frau. Ferdinand, Soldat, Käthchen, , ihre Kinder. Meister Toloysky, ein Schwertfeger. Meister Staberl, ein Parapluiemacher. Müller, ein Negoziant. Hans, ein Tiroler Hausknecht in einem Wirtshause. Karl Berg, ein junger Dichter. Ein Kommissär. Mehrere Bürger, Volk, mehrere Bürgerinnen. Erste Bürgerin. Zweite Bürgerin. 1. Akt 1. Szene Erste Szene Gemeinschaftliches Zimmer im Hause des Bindermeisters Redlich. allein am Fenster. Um zehn Uhr wollte er vorbeigehn, es ist Viertel auf elf, und noch ist er nicht hier. Vielleicht ist er verhindert. Sie sieht neuerdings zum Fenster hinaus. Da ist er ja! Sie verneigt sich freundlich und horcht zum Fenster hinunter. Herauf kannst du nicht kommen, es ist alles zu Hause! Sie horcht wieder. Nein, wag es nicht, man möchte dich sehen. Der Ungestüm, er kommt doch! Wenn ihn jemand bemerkt! 2. Szene Zweite Szene Karl. Käthchen. fliegt auf sie zu. Geliebtes Mädchen, ich muß dich sprechen, heute kann ich nicht bloß vorbeigehen – ich habe dir Dinge von der größten Wichtigkeit zu sagen. Wenn uns aber jemand sieht, du weißt, wie geheim wir unsere Liebe halten müssen – du kennst die Absichten meiner Mutter. Meine Lage hat sich plötzlich geändert! Soeben komme ich von dem Grafen Pfahl, er ist ganz für mich eingenommen, sein Sekretär ist gestorben, ich erhalte diesen Platz und tausend Gulden Besoldung. Ach, lieber Karl, das ist noch zu wenig, meine Mutter hält zu viel auf bares Vermögen und Reichtümer, als daß sie eine mäßige Besoldung und deine Talente vorziehen sollte. Der reiche Müller soll mein Mann werden, das weißt du ja! Was hab ich denn von deinem Vater zu erwarten? Der wäre leichter zu gewinnen; aber – mein Bruder ist Soldat, mein Vater will mich nicht so bald heiraten lassen. »Ich kann nicht meine bei den Kinder aus dem Hause wissen«, sagte er erst neulich. Ist das alles? Frischen Muts! Laß mich nur mit deinen Eltern sprechen, ich will sie schon für mich gewinnen. Dem Herrn Müller will ich scharf zu Leibe gehen, ein paar seiner feinen Stückchen erzählen, ich wette, daß er von dir läßt, eh er mir gegenüber wie ein entlarvter Betrüger dasteht. Übereile nichts. Noch ist es nicht Zeit, laß mich erst machen. Nun, so will ich dir alles überlassen, sag deinen Eltern nur, daß wir uns innig lieben, sag ihnen dies und noch mehr, was dir dein Herz eingibt. – Jetzt lebe wohl! Er drückt sie an sein Herz, in diesem Augenblick tritt Redlich hervor. Beide fahren auseinander. 3. Szene Dritte Szene Redlich. Vorige. Was ist das für ein Manöver? Nun, geniert euch nicht! O weh! Mein Vater! Will fort. Du bleibst! Karl schlägt die Augen nieder und blickt zur Erde. geht um ihn herum, sieht ihn lange und starr an, nimmt eine Prise und wartet ihm auf. Beliebt Ihnen? sehr verlegen. Ich danke – zu seiner Tochter. Du, was will denn der Herr? Ach! »Ach!« will er? Ich habe ein paar »O weh!« für ihn. Schau, schau! Wer ist er denn? Ich bin ein Dichter. So? Mit Beziehung auf die Umarmung. Sie dichten kurios – und du, meine liebe Tochter! Ich glaube, ihr macht Hexameter oder wie man die Verse heißt. Verhext bist du wenigstens. Jetzt geh vor die Tür hinaus und schäm dich. Wenn du nimmer rot bist, werd ich dich rufen. Käthchen tritt mit sichtbarer Angst zurück, winkt jedoch Karln, als wenn sie sagen wollte: »Es wird mir schlimm ergehen«. bemerkt dies. Was ist das wieder? Zu Karl. Jetzt sagen Sie, was wollen Sie bei meiner Tochter? Sie anbeten, sie lieben, sie meinen Himmel nennen – Hören Sie auf und kommen Sie mir nicht mit dem Schnickschnack. Diese Redensarten kann ich nicht leiden. So manches Mädel hat sich dadurch betören lassen. Die lachende Liebe besingen die Herren in Versen, und dann beweinen die Mädchen den Ehestand in Prosa. Ich mein es ehrlich. Habe nichts dagegen; sind Sie meiner Katherl gut, so werden Sie auch auf die Zukunft denken. Ich habe Hoffnungen – Das ist langweilig – Ich werde – Lassen Sie mich ausreden. Ich bin keiner von den Vätern, die ihre Kinder bloß reich verheiraten wollen, ich bin ein Bürger und stolz, wenn meine Tochter einem gescheiten Menschen gefällt, denn g'scheite Leut sind bei mir mehr als reiche Leut, und wer was gelernt hat, geht jedem voraus, der, wenn er auch in Gold steckt, seinen Namen nicht schreiben kann – allein gescheite Leut sollen auch darauf denken, wie man von der Wissenschaft leben kann, von g'scheiten Leuten seh ich es gern, wenn sie ihr Pfund gut anwenden und ihre Talente auf Interesse legen – daher, mein lieber Dichter, denken Sie auf Ihr Fortkommen, und klopfen Sie einmal wieder an, wird sich schon wer finden, der »Herein!« sagt – Herr Redlich, was hab ich wegen Käthchen – Wegen Käthchen haben Sie vorderhand nichts zu hoffen. Das Mädel ist noch jung – auch weiß ich nicht, ob schon ein Liebhaber in petto ist – halten Sie sich nicht länger da auf; indes hätten Sie schon wieder die schönsten Verse machen können. – B'hüt Sie Gott, sein Sie nicht kleinmütig – wenn wir uns wo sehen, alle Achtung; aber da bei meiner Katherl – Sie wissen schon –, ein heimlicher Liebhaber ist wie ein versteckter Feind für die Eltern. Man bekommt öfters eine Blessur, die kein Wundarzt heilen kann. Herr Redlich! halblaut. O Gott! sieht sich um. Das wird mir zuviel! Bist du noch da? Jetzt geh, oder ich werde böse – Käthchen entschlüpft. Karl wirft ihr einen Kuß nach und eilt ab. 4. Szene Vierte Szene allein. Das könnt ich brauchen, verliebte Zusammenkünfte hier im Haus; da könnte zuletzt der Herr Dichter und meine Tochter Werke miteinander herausgeben, die kein Mensch kaufen möchte. Gott bewahre! Wer seine Kinder bewacht, hat ihr Glück beacht't! Das ist ein altes Sprichwort; ich werd's nicht vergessen. 5. Szene Fünfte Szene Staberl. Redlich. Gehorsamer Diener, Herr Redlich, g'horsamer Diener! Nu, was gibt's Neues, weil ich grad so vorbeispring. Hört man nichts von einem Krieg? Mir ist die Zeit völlig lang vor lauter Frieden. Ich höre, wir werden gegen die Kalmukesen marschieren – mir wär's recht; wenn ich nur was davon hätt. Ist der Narr auch schon wieder da? Ei! Ich bin kein Narr, o nein, ich bin g'scheit, überall red't man von dem g'scheiten Staberl, weit und breit werd ich gesucht, um meine politischen Meinungen von mir zu geben. Der Bratelbrater da drüben sagt, ich hätte Studieren sollen und ein Redner im englischen Parlament werden, wegen meinem schönen Vortrag und der Flüssigkeit meiner Sprache, ich hätte durch meine Gedanken die Menschen beschirmen können. Mein Vater hat aber dies nicht eingesehen und hat mich zur Flüssigkeit des Himmels auf erzogen, da beschirm ich denn auch die Menschheit, aber bloß mit meinen Parapluies! Der Herr ist verruckt? So? Ja, um ein Jahrhundert bin ich vorausgeruckt; ich kenn alles, versteh alles, begreif alles, beurteil alles, wenn ich nur was davon hätte. Hochdeutsch und mit Beziehung. Andere Leute sind um fünfzig Jahre hinter mir – oder hab ich nicht alles vorausgesagt, was wir seit zwanzig Jahren erlebt haben? Den ganzen Siegesgang von Kulm bis Paris, den Leipziger Befreiungstag, den Majoratsherrn von allen Siegen, die wir gehabt haben? Weiß ich nicht, daß London überm Meer liegt und daß Stockholm und Stockerau zweierlei sind? Hat nicht in jedem Krieg mein Herz geblutet, wenn auch sonst mein Blut ganz ruhig geblieben ist? O mein bester Herr Redlich, es wäre einmal die höchste Zeit, daß meine Verdienste vergolten würden – daß es einmal einen Krieg gäbe, wo man sich mit meinen Parapluies vor dem Kugelregen schützen könnte – den wollt ich loben. Warum? Weil ich was davon hätte! Aber so, wie es jetzt immer war, sind mir die besten Kundschaften ohne Händ zurück'kommen; wenn das so fortging, würd ich ein aufgelegter Bettler; nun ja, wenn ein Mensch keine Händ mehr hat, mit was soll er denn ein Parapluie halten; man müßt es nur auf der Nasen balancieren, und das kann nicht ein jeder. ablenkend. Was hat denn der Herr Staberl Neues gehört? Nu, viel und wenig, wie man's nimmt; wenn ich nur was davon hätt! – Da war ich grad drüben bei der Kässtecherin, die hat ihrem Zimmerherrn ihr Parapluie geliehen, und der hat ihr dafür einen ordentlichen Riß hinein gemacht; schauen Sie nur her! Er zeigt ihm ein häßlich zerrissenes Parapluie. Weil halt ein so junger Mensch nicht achtgibt, und daß ich kurz bin – lang bin ich so nicht –, so hat sie mir's mit'geben zum Flicken. – Da steht ein galanter Herr, der red't von kuriosen Sachen. – Sie werden den Herrn wahrscheinlich kennen, die Kässtecherin versichert mich, er hätt zwar nicht das Pulver, aber den Haarpuder erfunden! Ich bleib bescheiden rückwärts stehen und hör, wie der galante Herr sagt: daß Warschau und Potsdam durch den Neustädter Kanal miteinander verbunden, Konstantinopel mit der Pforte vereinigt und Moskau nach Rußland verlegt werden soll. – Ich verschlinge diese Neuigkeiten als ein echter Patriot und rühr mich nicht. Nun erzählt er, daß die Algierer endlich die Seeräuber geschlagen haben und das Mittelländische Meer abermals die Dardanellen passiert hätte. Ich laß nur einen kurzen Atem von mir. Der galante Herr bemerkt mich, schaut sich um. Aber Musjö Redlich, jetzt war es auch aus mit der Geschichte; wer schnell abgebrochen hatte, war mein galanter Herr, nur noch verblümt hat er sich hören lassen. »Ja, ja«, fangt er an, »so ist es, liebe Frau Kässtecherin, auf das, was ich Ihnen gesagt habe, hat sich nichts weiter ereignet, als daß meine Wäscherin schon in der dritten Woche mir hat meine zwei linken Fußsäckel ausgelassen und hat mir zwei rechte dafür gebracht und daß dieser Umstand der letzte sein wird, der die gegenwärtigen Begebenheiten leitet.« Versteh's, hab ich mir g'denkt, der Staberl ist kein Stock, nun wart, galanter Herr, du sollst mich gleich venerieren. Ich tret geschwind vor und sag: »Sie reden meinetwegen verblümt? Nehmen plötzlich in den Kriegsaffären von den Seeräubern Ihre Zuflucht zu einer Wäscherin und zwei Fußsäckeln? Auch diesen Absprung kenn ich gut: Sie haben von Moskau gesprochen, haben Warschau und Potsdam berührt, Sie haben auf den Neustädter Kanal gestichelt und die Algierer tuschiert – ich weiß nun gut, was Sie sagen wollen. Ich soll den Ausgang der Begebenheiten nicht verstehen? – Aber Staberl weiß alles. Ihre Strumpfsäckel, die Ihnen schon zweimal ausgelassen wurden, bedeuten nichts als zwei unterschlagene Depeschen; die Wäscherin stellt die Kriegserklärung vor – die Feinde werden gewaschen, das Linke wird mit dem Rechten verwechselt, und das Fazit ist da.« – Herr Redlich, jetzt war es aus. – Er schaut mich an, ich schau ihn an – die Kässtecherin schaut uns alle zwei an; wir schauen die Kässtecherin an; der galante Herr schmunzelt; ich schmunzl auch; drauf lacht er laut; ich lach sehr laut – er macht ein politisches Gesicht, ich ein diplomatisches! Endlich schaut er auf die Uhr und sagt: »Sie Philosoph – Sie Sterngucker, Sie Hexenmeister oder wie ich Sie nennen soll! Wo haben Sie das her? Wer sind Sie? Wie heißen Sie? In welchem Kabinett arbeiten Sie?« Ich sag gelassen alles heraus, nenn meinen Tauf- und Zunamen, wer mein Vater war und meine Mutter – und als ich daraufkam, daß ich in keinem Kabinett arbeit, sondern in meinem Bodenzimmer im vierten Stock, da wollt er gar nicht mehr zu sich kommen. Gebogen, gebeutelt und geschauert hat es ihn vor lauter Bewunderung. Die Kässtecherin hat mir nur g'wunken, ich soll gehn, weil er gewiß umg'schnappt wär vor lauter Lachen. lacht auch. Sie kommen ins runde Haus. Ja, wenn ich nur was davon hätt. Um hundert Jahr bin ich voraus, sag ich Ihnen noch einmal, Herr Redlich, ich seh durch ein Brett – Wenn's ein Loch hat. Wir werden noch reden von dem Gegenstand, wir werden reden. 6. Szene Sechste Szene Therese. Vorige. Das hab ich mir eingebild't, daß die politischen Brüder schon wieder beisammen sind; ei, da vergeht ja keine Stunde, wo hier nicht das Glück von Europa beratschlagt wird; sehnt ihr euch etwa schon wieder nach einem Krieg oder habt's vielleicht gar schon geheime Nachrichten? Pfui! Alte, was ist das wieder für eine Red, wer hat sich je nach einem Krieg gesehnt! – Was ist das von den politischen Brüdern? Der Herr Staberl ist kein Bruder von mir, das bitt ich mir aus; überhaupt leg deine Zunge hübsch in Zaum und erlaub dir hier keine Bemerkungen – Jawohl! Das Weib muß nicht hofmeistern wollen. Versteht sich, weil ihr so gescheit seid. Darüber kann die Dummheit nicht urteilen. Was? Recht hat er. Überhaupt stimm deinen Ton um und mäßige ein bissel dein Betragen; was dein Mann g'redt hat, wird noch wenig Unheil ang'stift't haben, und wenn unsereins politisiert, so ist das doch besser, als wenn man dem nächsten die Ehr abschneid't. Allemal – Die Weltbegebenheiten sind für einen jeden; deshalb kommen s' in die Zeitungen, aber das Schicksal nachbarlicher Familien ist nicht für einen jeden, deshalb mußt du 's Maul halten, und ich kann reden. Dem türkischen Kaiser sein' Bart kann ich heut in Gedanken abschneiden, darüber krümmt sich kein Haar, aber mein' Nächsten seine Ehr muß ich ganz lassen – sonst bin ich nichts wert – Das ist nicht dalkert g'redt. sieht ihn verächtlich an. Sie schweigen – Nimm dir da was heraus, du wirst schon wissen, was ich meine – Ja, suchen Sie sich was aus – zu Redlich. Sei nur nicht gleich so grantig – Ich bin schon wieder gut, aber meine Meinung mußt du hören – Ja, ganz recht, und die meinige auch! Auch ich könnt Ihnen, meine liebste Madame Redlichin, mehrere Grobheiten unterderhand mitteilen – aber ich hab grad einen notwendigen Gang. – Behüt Sie also Gott! Mischen Sie sich in unsere politischen Gegenstände nicht mehr – Sie – ohne daß ich Ihnen zu nahe tritt – verstehen da nichts davon; die Seilerstatt ist Ihre Festung und eine Herd Gäns Ihre Armee – wollen Sie noch ein paar Anten dazunehmen und ein paar Pudeln, so ist der Krieg fertig – aber in das andere mischen Sie sich nicht; es tut nichts, wertgeschätzte Madame Redlichin. – Sie können sich darauf verlassen, 's tut nichts! Will ab. ruft Staberl zurück. Apropos, Herr Staberl – Sie sind bei mir eingeladen, wir haben in ein paar Stunden ein kleines häusliches Fest; bringen Sie alle guten Nachbarn mit, mein Sohn geht zu seinem Regiment – Sie speisen bei mir – G'schätzter Herr Redlich, Sie machen mir da eine Überraschung, die mir die Red verschlagt; ich bin ohnehin schon lang nicht eingeladen g'wesen – nun, ich werd mich auszeichnen – O Madame Redlichin, wenn ich da speis, bin ich schon wieder gut mit Ihnen – ich bitte, die Suppen nicht zu versalzen, den Braten nicht zu verbrennen. Wenn ich das Ding nur g'wußt hätt, so hätt ich acht Tage nichts gegessen! Aber hat nichts zu sagen – auch ohne Ansagen g'winn ich die Partie – ich bitte nur um altdeutsche Knödeln wie mein Kopf, damit ich zeigen kann, daß ich ein Patriot bin! Schnell ab. 7. Szene Siebente Szene Redlich. Therese. Du hast dich wieder ausgezeichnet, alleweil g'scheit sein wollen – nachher wirst ausg'lacht; ich weiß aber schon, woher dein keckes Betragen gegen mich kommt: seit der superkluge Herr Müller ins Haus schleicht, bist du so schnippisch mit mir. Aber nächstens will ich über ihn kommen, und der zweite Stock soll mir nicht zu hoch sein! Laß du den Herrn Müller zufrieden, er ist ein braver Mann. O ja, Geld hat er wenigstens genug, um brav zu sein; auch hat er in Österreich hinlänglich Glück gehabt, ehrlich zu denken und Wien dankbar seine zweite Vaterstadt nennen zu können. Doch dazu ist er nicht aufgelegt; als ein armer Teufel kam er hieher; in unserm fetten Land hat er sich aufgeholfen, jetzt, weil er reich ist, schimpft er und sagt uns Grobheiten um unser Geld. Oh, es gibt noch mehr solche Hechten. Hör mich an! Ich weiß, was du sagen willst. Er will mein Schwiegersohn werden; ich dank für die Ehr – wer kein braver Untertan ist, kann auch kein braver Ehemann werden. Er soll sich eine Braut über der Grenze suchen, hier im Lande wachsen keine Mädeln für ihn. Hast du auf sein Vermögen vergessen? Hast du auf dein Kind vergessen? Was ist mehr wert? Meine Tochter hat nicht viel, aber sie ist brav; er hat viel, ist aber nichts nutz, das ist ein ungleiches Heiratsgut! Aus der Mariage wird nichts, das kannst du ihm ausrichten. Er geht ab. 8. Szene Achte Szene allein. Das hab ich gut gemacht! Ich will dem guten Müller das Wort reden und hab ihm nun alles verdorben. Ich glaube, ich höre Herrn Müller schon – mit einer beruhigenden Antwort kann ich ihn wenigstens diesmal nicht glücklich machen. 9. Szene Neunte Szene Müller. Vorige. Nun, Mama, was hab ich zu erwarten? Herr Redlich ist mir begegnet, aber er war ganz mürrisch und sah mich nicht an. Sind das vielleicht schlimme Vorbedeutungen? Ja, vorderhand kann ich Ihnen meine Tochter nicht versprechen. Mein Mann kann es Ihnen nicht vergessen, daß Sie so sonderbar gesinnt sind. Sonderbar gesinnt? Daß ich nicht wüßte! Ich bin gewiß ein guter Mensch, aber ich schreie nicht so laut; ich übe meine Pflichten im stillen und freue mich im verborgenen. Nun, das mögen Sie halten, wie Sie wollen, darein mische ich mich nicht. Wenn's auf mich allein ankäme, so sollten Sie meine Tochter augenblicklich haben. Ich verdiene sie auch, ich bin in meinen schönsten Jahren; und an Freuden soll es Ihnen und meiner Frau nicht fehlen. Sie werden Equipage haben, kostbare Kleider, Schmuck! – Mutter und Tochter sind Herren meiner Kasse. Oh, Sie Goldmensch! Drum lassen Sie nur mich machen. Sie sollen mein Katherl doch bekommen. Da kommt sie eben selbst; wie reizend sie aussieht! 10. Szene Zehnte Szene Käthchen. Die Vorigen. Liebe Mutter, hier ist ein Brief vom Herrn Vetter, er gehört an den Vater. Der Tiroler Hans hat ihn gebracht; er will Antwort, was soll ich ihm sagen? Er soll warten. Gut, daß du da bist. Tröste nur den Herrn von Müller, er hat um dich angehalten, du sollst seine Frau werden. Der Vater nur willigt nicht ein. Wie? Herr Müller hält um mich an und kennt doch meine Gesinnung. Habe ich Ihnen nicht erklärt, daß ich nie die Ihrige werden will? Wie können Sie meine Hand begehren? Wie? Davon weiß ich ja nichts! zu Müller. Glauben Sie, weil Sie ein so kurzes Gedächtnis haben, ich denke auch nicht länger? Sie sind kein Mann für mich. Ich bin jung, Sie sind alt, ich sehe auf das Herz, Sie auf das Geld, ich lebe mit der ganzen Welt in Frieden, Sie mit allen Leuten in Zank. Wir passen nicht füreinander. Larifari! Redensarten! Sie stellen ja alle Worte so, als wenn sie Ihnen jemand eingelernt hätte. Worte klingen gut, doch Geld klingt besser. Kennen Sie diesen Schmuck? Er holt einen Schmuck aus der Tasche. Er ist von der ehrsamen Jungfrau Fanny Stiller, von Ihrer hochmütigen Feindin aus der Nachbarschaft, sie hatte auch immer hohe Worte im Munde, verstieg sich stets hinauf in die Wolken, aber der Papa konnte die Schulden da unten nicht bezahlen, deshalb hab ich ihn ausgepfändet. – Hier ist der Schmuck der Demoiselle Fanny – ich lege ihn in Ihre Hände, tragen Sie ihn! Sie sollen mit den Kleinodien Ihrer Feindin glänzen, Sie sollen sie durch diese Brillanten demütigen. Nun, ist das weniger als schöne Worte? Kind, der Schmuck ist tausend Gulden wert! Pfui, Herr Müller! Vorher haßte ich Sie, nun verachte ich Sie. Glauben Sie, ich sei so elend, daß ich um einen Schmuck meine ehrlichen Gesinnungen verkaufen könnte? Denken Sie besser von mir; nehmen Sie Ihren Schmuck augenblicklich zurück und lernen Sie ehren, was für eine Wienerin der größte Schmuck ist: Tugend und Be scheidenheit! kalt. Ei, Sie deklamieren ja allerliebst! Ich spielte Komödie, wenn ich wie du wäre! Liebe Mutter, diese Anmerkung habe ich nicht verdient. Ich muß Herrn Müller die reine Wahrheit sagen, die feinen Stiche fühlt er nicht. Mit einem Wort, es muß heraus! Diese Phrasen kommen alle von dem saubern Dichter her, der ihr die Cour macht. Der Kerl hat keinen ganzen Groschen im Sacke. Er hat Herz und Kopf, und das ist etwas, was Sie mit all Ihrem Geld nicht erkaufen können. Das Mädel red't wie ein Buch, aber ich wünschte, sie spräche doch lieber wie ich. Hastig zu Käthchen. Jetzt sei mir gleich still mit deinen Schwachheiten, oder ich laß meine mütterliche Hand auf dir ruhen. Faßt sich schnell. Sie verzeihen schon, Herr von Müller, daß ich einen Augenblick die schickliche Achtung verletzt hab; aber wenn man sich so zusamm'nimmt, so gibt es doch Ereignisse, wo man die feine Erziehung vergessen muß, man mag wollen oder nicht. 11. Szene Elfte Szene Redlich. Hans. Vorige. Warum laßt ihr den Menschen da draußen stehen? Er hat einen Brief an mich abgegeben, sagt er. Wo ist der Brief? Hier, er ist von meinem Bruder! bricht ihn auf und liest. Dein Herr will eine schriftliche Antwort haben? Lieber Himmel! Zum Schreiben bin ich nicht aufgelegt; kannst du dir denn nichts Mündliches merken? Warum denn nicht? Ich bin ja ein Tiroler und vierzig Jahre alt, hab also den Schnalzer schon g'hört! Nun, so sag deinem Herrn, was er in dem Brief hier verlangt, das kann nicht geschehen, wir sind quitt miteinander, das beweist meines Schwiegervaters Testament. Er hat das Seinige, mein Weib hat auch das Ihrige. Vom Herauszahlen ist keine Rede. Das wird meinem Herrn keine Freud sein. Er hat auf das Geld schon gerechnet. Da hat er, obschon er selbst ein Wirt ist, doch die Rechnung ohne Wirt gemacht. Ich bezahle nichts mehr zurück. Von was ist denn die Rede? Dein Bruder findet in deines Vaters Verlassenschaft noch einen Schein über fünfhundert Gulden, die uns der Selige vor sechs Jahren geliehen hat. In seinem Testamente steht nun ausdrücklich, alles, was der Vater während seinen Lebzeiten seinen Kindern geliehen hat, soll nach seinem Tode als geschenkt angesehen werden, und nun will dein Bruder die fünfhundert Gulden zurück haben. Daraus wird nichts, sag ihm das, Hansel, ich berufe mich auf das Testament und zahle nichts zurück. Ich will's ihm schon ausrichten. Ich bin halt übel dran. Wieso denn du? Nun, das Geld hätt er mir geschenkt, weil ich ehrlich bei ihm gedient hab. So? Mein Schwager will also, wie 's Sprichwort sagt, den reichen Leuten das Leder stehlen, um den Armen die Schuh daraus machen zu lassen? Mich geht das nichts an! Wenn ich nur woanders ein Geld herbekäm! Ich hab eine kranke Mutter in Linz, für die hätt ich's Geld gebraucht. Mir ist leid, da mußt du dir schon anders helfen. Sag ihm, er soll dich besser bedenken, und komm wieder her. Ist recht. Nichts für ungut. B'hüt Gott indes. Geht ab. 12. Szene Zwölfte Szene Vorige ohne Hans. erblickt Müllern. Servus! Hätte bald nicht die Ehre gehabt, Sie auszunehmen. Was steht zu Diensten? Apropos, bald hätt ich vergessen – aus der Heirat wird nichts, das wird Ihnen meine Frau vielleicht schon gesagt haben. Ja, nicht ohne Verdruß habe ich von Ihrem Eigensinn erfahren. Nicht Eigensinn, sondern eigenen Sinn, mein Herr; Sie müssen mir's nicht übelnehmen, wenn ich so offenherzig bin, aber Sie gefallen mir nicht. Sie sind kein guter Mensch, kein guter Untertan – Sie sind ein schlechter Patriot. Wer kann mir das beweisen? Beweisen, nun beweisen! Das möchte schwer sein! Ihr Herren wißt euch schon so zu benehmen, daß man euch eigentlich nie was beweisen kann. Aber ich habe so meine gewissen Kennzeichen und brauche keinen Beweis. Mit Ihnen bin ich im klaren! Kommen Sie auf etwas anderes! Auf meine Tochter? Ist mir auch recht. Also rundheraus gesagt, die können Sie nicht haben, und wie mir scheint, macht sie gerade auch kein Gesicht, als wenn sie darüber traurig wäre. O lieber Vater, nicht im geringsten. Ich hab diesem Herrn schon oft erklärt, daß ich ihn nicht leiden kann. lächelt. So? Und dennoch sind Sie noch so keck, um sie anzuhalten? Kinder haben ja keinen Willen – die Mama ist mir gut. Die Mama ist Ihnen gut? – Nun, so heiraten Sie die Mama, denn wenn sie fortfährt, solchen Leuten, wie Sie sind, gut zu sein, so wird sie mich bald losbekommen. Sie sind heute nicht gut disponiert. Eine Wolke des Mißmuts überzieht Ihr Gesicht. Ja, Sie haben recht, es ist ein Ungewitter bei mir in Anzug! Geben Sie acht, daß es nicht einschlagt. Sie wissen gar nicht, warum mich Ihre Mamsell Tochter haßt. Ist mir gleichgültig, ich will Ihre hassenswerten Eigenschaften nicht kennenlernen. Sie liebt den saubern Dichter Berg. Boshaft. Der hat ihr wahrscheinlich die Liebe in Versen beigebracht. Lassen Sie den Witz. Sie können doch diesen Dichter nie erreichen. Freilich hab ich keine Schulden. Pfui! Recht so, Herr Müller, der arme Schlucker steckt ihr im Kopf. – leise zu Käthchen, etwas scherzhaft. Er meint dein heimlichen Poeten, den ich da gesehen habe. Ach ja! Lieber Vater, er ist so rechtschaffen und gut – Mag sein! Ich kenn ihn nicht genug – auf jeden Fall ist er mehr wert als der da – aber weder der Dichter noch der Negoziant; du hast noch Zeit. 13. Szene Dreizehnte Szene Staberl. Toloysky. Mehrere Nachbarn. Vorige. Weil Sie's erlaubt haben, Herr Redlich, war ich so frei und hab gleich alles mitgenommen, was in dem Zimmer Platz hat. Madame Redlichin, ist schon alles g'richt't? – Die Köchin hat schon g'lacht auf mich – ich hör, wir kriegen einen eingebeizten Binderschlegel. Bravo – bravo! Ich esse alles, was mich nicht ißt. gibt Redlich die Hand und grüßt die Frau. Sie verzeihen schon, aber der Herr Staberl hat mir gesagt – Bitte, Herr Toloysky, alle sind mir willkommen. – Nur kommod gemacht, Herr Staberl – ich bin so frei –, Sie kennen den Hausbrauch, schaun S', daß's bald vom Fleck geht. – Alte, rühr dich – Katherl, schau zum Keller. Gibt ihr die Schlüssel. Da werd ich Sie überheben. Nimmt die Schlüssel. Die Tiroler Dudler hab ich auch bestellt – daß wir eine Musik haben – Das war g'scheit – nur gute Menschen können singen – Nur im Frieden kann man fröhlich sein – beißend. Nun, über den Frieden sollte grad kein Schwertfeger jubeln – Ist der Herr auch noch da? Was soll's denn noch geben? hämisch. Ich möchte gern Zeuge Ihrer Freuden sein. Kann geschehen – aber unsere Freuden werden schwerlich mit den ihrigen zusammentreffen. Der hat nur ein Freud, wenn ein Mensch stirbt und ihn ins Testament setzt. – Viktoria! Da kommt schon der Mussi Ferdinand – und die lustigen Tiroler. 14. Szene Vierzehnte Szene Ferdinand. Vorige. Hans und vier Tiroler. Schön willkommen beisammen! Es ist geschehen, ich habe nun bei allen Bekannten Abschied genommen, nun geh ich mit leichtem Herzen fort! Vater, Mutter, Ihren Segen – Ich werde meinen auch dazugeben, daß's ausgibt – Geh her, mein Sohn, laß dich ans Herz drücken; Gott sei mit dir – so wird's dir an nichts fehlen – Führ dich gut auf; ein Geld werd ich dir schon schicken – Das ist der wahre Ton. Jetzt laß dich umarmen – umarmt ihn alle, meine Freunde! Mach mir Freuden, Ferdinand, mach deinem biedern Namen Ehre – Mit ganzem Herzen – befühlt Ferdinands Uniform. Das ist ein feines Tuch – Wasserdicht! Nun, so brauchen S' kein Parapluie – Ist's jetzt gefällig – im großen Zimmer ist's aufgedeckt – allons, meine Herren, wir wollen nun gehen. Er eröffnet den Zug mit seinem Sohn und Therese. Alle folgen. Liebes Käthchen, darf der neue Kellermeister seinen Arm anbieten? hängt sich ein. Mit Vergnügen! Sie beschließen den Zug. Müller will vortreten. läßt es nicht geschehen. Halt, mein Freund, hier gehe ich voraus. – Ungebetene Gäste gehören hinter die Tür. Alle ab. 15. Szene Fünfzehnte Szene Ein sehr tiefes Zimmer. Ein großer gedeckter Tisch, festlich aufgeputzt. Die sämtlichen Personen aus der vorigen Szene treten ein. Stellt euch in Ordnung um den Tisch herum. Du gehörst heute in die Mitte, mein lieber Sohn, du bist Soldat, du hast den Ehrenplatz. – Ihr alle stellt euch um ihn herum. – Jetzt wird seine Gesundheit getrunken. Nehmt alle Gläser zur Hand – Heda, Herr Staberl, Ordnung! – Ich hab schon mein Glas. Hoch lebe mein Ferdinand! Vivat! Hoch lebe jeder Ehrenmann! Vivat! Hoch leben die Soldaten, die schützen unser Gut und Blut – Vivat! geht auf Staberl los. Sag du mir einmal, warum schreist denn du nicht? Gleich per du – das ist grob! Warum du nicht schreist, hab ich g'fragt – Nu, nu, nur nicht gleich so hitzig – ich kann ja nicht trinken und schreien zugleich – Er schreit. Vivat! Vivat! Vivat! Alle Leut sollen leben! Ich hab dich nur fragen wollen, ob du etwa eine andere Meinung hast, wenn du unter ehrlichen Leuten stehst. Droht mit der Hand. Sei so gut, schlag mich nieder, dann lieg ich unter ehrlichen Leuten – Merk dir's, wenn man rechtschaffenen Leuten ihre Gesundheit trinkt, dann mußt Vivat schreien, sonst kriegst eine aufs Dach. Bedank mich gar schön! Eh ich von dem Knopf eine Ohrfeige aushalt, schrei ich lieber einen ganzen Tag Vivat! Jetzt, eh die Suppen kommt, hab ich noch einen guten, ehrlichen Einfall. Wir sind hier vergnügt beisammen, laßt uns auch auf die denken, die wegen Armut und Not traurig sind. – Ich bin ein Wiener Bürger und mach für die Notleidenden eine Kollekte – hier sind hundert Gulden, wer folgt nach? Wir alle! Ich bin zwar ein guter Mensch, aber das ist kein guter Spaß! Hier sind zehn Gulden. Hier sind fünf Gulden. Hier sind noch zehn Gulden. Hier sind noch fünf Gulden. Da habt ihr ein Zweierl von mir. – Jeder nach seinen Kräften, hier sind auch zwei – für sich. Nach meinen Kräften geb ich gar nichts – Sucht in den Taschen. Nun, wie ist's, Parapluiemacher – Nun, so wart nur, ich schrei wieder Vivat, wenn's recht ist – Nein, nichts da – hergeben mußt was – ich hab auch was 'geben. Bald könnt ich mich giften! Ich find grad nichts – mein Geld versteckt sich immer, wenn ich's brauch; grad so wie die Kinder vor dem Krampus. Sucht noch immer. Weißt was, Tiroler, ich erzähle eine schöne, rührende Geschichte von einem Menschen, der gern was 'geben hätte, aber nichts g'habt hat! Nichts da! Droht ihm. Nun, da ist ein einspänniges Guldenzettel. Aber wenn die Notleidenden wieder zu Geld kommen, muß es mir ersetzt werden. zu Müller. Ist's Ihnen auch gefällig – Herr von – Apropos, Sie sind reich – geben Sie ein paar breite Erlösungsscheine her – Ohne Umstände gesagt, ich brauch mein Geld zu etwas anderm! Gar nichts will der Herr geben und hat doch mitgetrunken? Wie, Sie können mir diesen kleinen Wunsch versagen? Ich bitte ja nur um eine Kleinigkeit für Dürftige. Wenn Sie bitten?! Nu, ich kann ja, um Ihnen einen Namen zu machen, etwas tun. Was, mir einen Namen zu machen? – Jetzt juckt's mir in allen Gliedern – Herr, jetzt behalten Sie Ihr Sündengeld oder – Eine allerliebste Einladung, wo jeder bezahlen muß! Frecher Mensch! Der Teufel hat dich eingeladen. – Jetzt zieh aus wie Schafleder, oder ich vergreife mich an dir! zu Hans. Tiroler, den werfen wir 'naus! Ja, hinaus mit ihm! Sie packen ihn. flüchtet sich auf einen Stuhl. Müller wird hinausgeworfen, Staberl trinkt und schreit. Vivat, Tiroler, hörst du, Vivat! Jetzt ist die Luft rein – jetzt bringt die Suppen. Und ihr, Dudler, macht eine Tafelmusik. Es wird aufgetragen. Staberl bleibt im Vordergrund neben Käthchen mit einem Glase. Die andern ordnen sich. Die vier Tiroler stehen an der rechten Ecke und singen. Staberl wird während des Gesanges immer lustiger und dudelt selbst mit. Jodlerquartett Wenn brave Leut beisammen sein, Da lebt sich's froh und gut, Viel besser schmeckt ein Glasel Wein, Und rascher wallt das Blut. Ein ehrlich's Herz, ein braves Weib Und recht ein heitrer Sinn, Das bringt gewiß zu jeder Zeit Den herrlichsten Gewinn. Bei uns auf hohen Bergen ist Das wahre Glück allein, Der Mensch wie Gottes Felsen fest Und wie die Luft so rein. Drum kommt's zu uns ins Alpenland, Wo d' Senn'rin freundlich lacht, Und lernt's bei engern Überfluß Daß's Herz nur glücklich macht. Vivat, Tiroler! Ende des ersten Aufzugs. 2. Akt 1. Szene Erste Szene Zimmer wie im ersten Akt. tritt mürrisch herein. Mir so den heutigen Tag zu verderben, das ist doch zu arg! Mein eigner Schwager! Aber nur zu! Er soll mich klagen! Den Gerichten will ich es bekanntmachen, und dann soll er sich schämen müssen, daß er so handeln konnte. 2. Szene Zweite Szene Staberl. Redlich. Lieber Herr Redlich, ich dank für alles, was ich genossen habe. Jetzt aber muß ich fort. Stellen Sie sich vor, was auf einmal ausgekommen ist. Die Bürger müssen die Wachtposten wieder übernehmen, man sagt, nur auf ein paar Tage. – Aber, was seh ich? Sie sind ja ganz erhitzt. Jawohl bin ich das. Haben Sie je so etwas gehört? Mein eigener Schwager will mich klagen, und zwar ungerechterweise, weil ich eine alte Schuld, die laut Testament meines Schwiegervaters längst geschenkt ist, nicht bezahlen will. Ihr Herr Schwager? Der Herr Bleyer? Nu, das ist schon der Rechte! Mich hat er einmal um einen alten Taft belangt, den ich ihm zu einem neuen Parapluie genommen habe. Und der Taft war doch frisch gefärbt, kein böses Aug hätt ihn anschauen dürfen. Ich gebe einmal nicht nach. Er wird nachdenkend. Ich auch nicht – wenn ich nur etwas davon hätte. Der Herr Bleyer ist aber schon so ein Mensch! Oh, ich könnte noch mehr Schlechtigkeiten von ihm erzählen! Zutraulich. Schauen Sie, voriges Jahr im Winter bin ich alle Nacht in seinem Wirtshaus g'wesen, und wie man da im Diskurs oft viel red't, so bin ich durstig worden und hab viel getrunken; Geld ist viel aufgegangen, ich muß es sagen, aber glauben Sie, es war erkennt? Sooft ich besoffen war, hat er mich in den Schnee hinauswerfen lassen – Sie, das tut weh! Der Mann hat mich gekränkt! Zum Glück hab ich's im Rausch niemals gemerkt und bin durch sechs Wochen hintereinander glücklich alle Tag hinausgeworfen worden, aber einmal hat mir's ein Bekannter entdeckt, da bin ich ausgeblieben! der nicht auf ihn gemerkt hat. Ich muß meiner Alten doch den Vorfall sagen. erzählt fort. Ein anderer Wirt hätte nach mir geschickt als nach einem täglichen Gast, aber er war schlecht genug und hat nichts mehr dergleichen getan. Aber schon gut! Ich räche mich doch noch an ihm! Ich mach ein Puschkawil auf ihn und schlag's an sein Tor an. für sich. Ob ich ihm nicht ein paar Zeilen schreiben soll? fährt fort. Seine schwarze Katz hab ich ihm mit einem Parapluiestaberl totgeschlagen, jetzt weiß ich nicht, wer auf dem Fassel sitzen wird! Aber meine Rach ist noch nicht aus! Ich will selbst zu ihm – klagen kann ich mich doch nicht lassen. Nein, hören Sie, da sind Sie einer irrigen Meinung, das ist just schön! Lassen Sie sich nur klagen, der Richter muß auch leben! Schaun Sie, ich bin schon oft geklagt worden und lebe doch noch! Es wird Sie auch nicht umbringen. Mir ist nur um die Schande, einem jeden kann ich's doch nicht auf die Nase binden, wie oder wann! Gibt Ihnen wer was? Kein Mensch! Ich setze den Fall, es springt Ihnen heute als Bindermeister ein Reif vom Geldbeutel, so lacht Ihnen alle Welt aus, und kein Mensch sagt: »Da, füll dein Fässel von meinem Geld!« Schaun Sie mich an, ich. bin jetzt dreißig Jahr Parapluiemacher, bin wenigstens zwanzigmal alle Jahr bei Gericht gewesen und habe mich nie vor die Leute geniert, ja, wenn ich was davon hätte! Oh, ich hab gar ein hartes Brot! Wenn andere Leut schöne Zeiten haben, kann ich verhungern, wo ich will. Ich muß sozusagen von Regen und Schnee leben – Sie, da dazu gehört eine Viehnatur! Adieu, Herr Staberl, ich muß auch fort. Mir fällt soeben ein, daß ich auch noch heute aufziehen muß – auch ich muß auf die Wache! Adieu! Sie sind ja noch gar nicht gerichtet! Das ist gleich geschehen! Adieu! Zuerst zu meinem Schwager, dann auf die Wache. Er geht ab. 3. Szene Dritte Szene Staberl allein. Wenn er was gesagt hätte, so wär ich vielleicht statt seiner auf die Wache gezogen! Ich hätte es ja einrichten können, für meine Person wär ich krank gewesen und für seine gesund. Aufrichtig gesagt, mir ist's alles eins, ob ich den anschmier oder den, das ist mir tout megol, wenn ich nur was davon hätte! 4. Szene Vierte Szene Hans. Staberl. Behüt dich Gott! Parapluiemacher, ich geh jetzt. Mein Herr ist schon fort, und das letzte Glas hab ich getrunken! – Behüt dich Gott, schau mir nach! Sag Er mir einmal, wie kann Er denn so grobe sein und Du zu mir sagen? Wieso? Was ist denn das Übles? Übel ist es stark und sogar gemein. Ich bin kein gemeiner Mensch, nicht seinesgleichen, ich bin, mit Respekt zu melden, ein Parapluie- und Parasolfabrikant und will mir das verbeten haben. Beim Gesundheittrinken war ich aufgebracht, doch ich habe geschwiegen wegen der Gesellschaft. Was bild'st du dir denn ein? Ein Tiroler darf zu allen Leuten Du sagen; willst du besser sein? Glaubst du, dein Er, was du zu mir sagst, ist artlicher? Glaubst du, das darf ich leiden? Also Sie – damit Sie's wissen, Sie mögen sein, wer Sie wollen, so leide ich kein Du von Sie! Was geschieht mir denn, wenn ich mich nicht daran kehre? Oh, ich werde mir Respekt verschaffen! geht auf ihn zu. Wie denn? zieht sich zurück. Ich werde Sie züchtigen. Geh her und laß dich anschaun, du Zahnstocher! Du einen Tiroler züchtigen? Du Parapluie von einem Menschen! Geh und such dir ein Fenster aus, bei welchem du 'nausfliegen willst, der kleine Finger da soll dir den G'fallen tun! Er jagt ihn um den Tisch. flüchtet sich und postiert sich hinter einen Stuhl. Das ist ein starkes Stück! Ich hab dich noch nie beleidigt, aber du beleidigst die ganze Welt. Ein Kerl, der wie du zudringlich und keck ist, wenn der zu uns nach Tirol kommt, so kriegt er Prügel, daß er nicht gehen kann! O mein lieber Tiroler, was das betrifft, reis ich nicht von Wien nach Klosterneuburg, denn ich habe auch schon hier von anonymen guten Freunden die schönsten Schlag unbekannterweise erhalten und hab sie nicht ersucht. Das weiß der Himmel! Also mußt du nicht so hoperdasig sein! Du kennst den Hansel nicht – sein Du wird dich nicht schandten! Ich bin ein ehrlicher Kerl, mit mir darfst du schon Bruderschaft machen; bei mir z'Haus ist's nicht so wie hier, wo man sich duzt ins Gesicht und rückwärts verfolgt – du und du, ein Herz und ein Sinn! für sich. Er zieht gute Saiten auf; ja, mir soll er trauen! Ich weiß wohl, wo dein Zorn herkommt, ich habe dich vorigen Winter ein paarmal aus meines Herrn Wirtshaus hinaustragen müssen – Wie? Das war Er? Sie? Du? Aber du warst selber schuld, denn du hast, wenn du besoffen warst, mit den besten Leuten Handel angefangt. Da schaut's her! Aber was ich vor Stückel von mir hör! Drum sei gut und gib mir die Hand. Ich bin nur ein gemeiner Hausknecht, aber ich bin ein rechtschaffener Kerl und bin so viel wert als ein Parapluiemacher! Laß uns gute Freunde sein – in ein paar Tagen besuch ich meine Mutter in Linz, kann ich dir vielleicht was bestellen, so will ich's gern tun. Du bist gar freundlich, weißt was, schick mir ein paar Linzertorten in einem Brief. Kommt mir auch nicht drauf an! Also Allianz! B'hüt dich Gott, Tiroler, ei, wenn du artig bist, hab ich dich schon gern! – Er gibt ihm die Hand. B'hüt dich auch Gott! Er drückt ihm derb und kräftig die Hand und geht ab. 5. Szene Fünfte Szene Staberl allein. schreit. Auweh! Das war grob! Ei das war tirolerisch! Kann doch ohne Grobheit nicht sein! So ein Mensch. – Nun, ich bin froh, daß er wegreist. Ich kann solche Sozietäten nicht leiden. Auweh! Auweh! Er bläst sich in die Finger und wickelt sich die Hand in ein blaues Schnupftuch. 6. Szene Sechste Szene Therese. Vorige. Warum haben Sie denn so geschrien? Der Grobian! Der Tiroler! Da schaun Sie her, wie er mich gedruckt hat. Meine Hand ist blau. Warum haben Sie sich mit ihm abgegeben? Wollt ich denn? Ich wär gern schon lange fort, da fängt er mit mir zu diskurieren an und druckt mich in die Hand, daß ich gar nicht gehen kann. O ja, grob ist er, darum kann ihn auch mein Mann so gut leiden; doch machen Sie sich nichts draus, es ist nur auswendig. Sie haben gut reden, meine Finger schauen aus, als wenn sie in der Serviettenpresse gewesen wären. Ein Mannsbild muß nicht so wehleidig sein und am wenigsten ein Junggeselle. lacht. Ja, wenn ich nur was davon hätte! Jetzt setzt mich meine Junggesellenschaft schon bald in Verlegenheit; wissen Sie keine, die mit meinen Schwachheiten Nachsicht hätte? Vorderhand nicht – aber ich werde mich umsehen. Ja, ich bitte, lassen Sie mich rekommandiert sein. Therese. Aber apropos, was ich sagen will! Wollen Sie mir wohl einen Gefallen erweisen? Warum denn nicht, wenn ich nur was davon hätte! Darauf soll es mir auch nicht ankommen! Ich will einen Balsam auf Ihre zerquetschten Finger legen – eine Maß guten Wein können Sie abholen. Was befehlen Sie denn? Sie werden bemerkt haben, welche Grobheiten dem scharmanten Herrn Müller widerfahren sind. Ich weiß alles, der Schliffel von einem Tiroler hat ihn zur Tür hinausgeworfen. Leider! Und an diesem schlechten Betragen ist mein Mann schuld, daher möchte ich mich gern bei ihm entschuldigen. Ich werde ihm ein kleines Briefchen schreiben, wollen Sie ihm das zustecken, Staberl? Aber heimlich, daß's nur niemand bemerkt! Das will ich, und zwar auf eine sehr feine Art. Ich muß ihm grad sein Parapluie zurückbringen – er hat den Stiel abgebrochen, nun ist's aber wieder gemacht –, da hab ich eine gute Ausrede. Gut, ich gehe, den Brief zu schreiben; warten Sie indessen hier – Warten kann ich nicht, denn ich muß in meine Uniform kriechen, aber ich komme wieder her. Gut, so eilen Sie; dann erhalten Sie gleich Ihr Douceur – Die Maß Wein? Das ist scharmant. Hören Sie, das ist meine schwache Seite, der Wein ist mein guter Freund, und wenn's Wein regnete, so wär ich noch einmal so gern ein Parapluiemacher; aber ich machte die Parapluies alle umgekehrt, damit kein Tropfen auf die Seiten ginge. Er geht. A revoir, ich bin gleich wieder da. Ab. allein. So kann es gehen; ich darf nicht verzagen – der heutige Tag soll zu meinem Vergnügen enden, und Weiberlist soll alle Hindernisse besiegen. Sie geht in ihr Zimmer. 7. Szene Siebente Szene Redlich tritt ein und erblickt seine Frau noch von rückwärts. Vorige. Du, Frau, auf ein Wort! kehrt um. Nun, was willst du? Gehst du noch nicht? Ich habe geglaubt, du mußt heute auf die Wache? Bst! Die Zunge im Zaum gehalten! Also, was gibt's? Ich muß dir nur sagen, daß dein Bruder auf der Forderung besteht – und ich sie nicht bezahle. Nun, ich will ihm alles ausrichten, wenn er zu mir kommen sollte. Pause. Bist noch harb? Ich war's nie, und wenn ich's auch einen Augenblick gewesen sein sollte, so wäre der saubere Müller schuld. Doch von dem kein Wort mehr. Gut, ich will nicht mehr von ihm reden, aber das muß ich dir doch sagen, daß du ein Unmensch bist, weil du mich als Mutter unglücklich machst. Was? Ja, du raubst mir das Recht auf meine Kinder, und das ist entsetzlich. Was der Tausend! Über die Buben ist der Vater Herr, das ist eine alte Regel, aber die Mädeln gehören der Mutter. Ich hör – Der Mann muß den Kopf haben, das Weib hat das Herz – so habe ich einmal ganz vernünftig reden hören. Siehst du's! Wenn du mich nicht verstehst, so hab ich tauben Ohren gepredigt; ich weiß dir nichts mehr zu sagen, aber ein Unmensch bleibst du – denk nur an unsre Katherl und ihr Glück! Sag mir, wer hat mich zu deinem Mann erwählt? Das sind alte Geschichten! Antworte! Nun, ich selber, was soll das heißen? Hat deine Mutter mich ausgesucht oder du? Ich selber, was willst du damit? Nichts anderes, als daß unser Käthchen sich auch selber einen Mann aussuchen wird, wenn sie keine alte Jungfer werden will. Wegen der alten Jungfer ist keine Sorge, das wird sie wohl verhüten! Aber die jungen Madeln sind unüberlegt. Es sind jetzt keine Zeiten mehr, wo das Gesicht oder ein sauberes Gestell den Menschen macht; jetzt braucht man mehr, fünf Sinne sind zu wenig; man muß sechs haben, und der sechste ist das Geld. Ei der Tausend, ist etwa der Herr Müller der Mensch, der sechs Sinne hat? Allerdings – das ist ein Ehrenmann! außer sich. Ein Ehrenmann! Kreuztausendsapperment! Dieser schlechtgesinnte Lumpenhund – ein Ehrenmann? Ich red nicht mehr auf dich – Gott verzeih dir deine Sünde! Er geht rasch ab. 8. Szene Achte Szene allein. Da haben wir's; nun steh ich frisch! Aber es ist auch doch recht ärgerlich, daß dieser verdammte Müller mit seinem vielen Gelde ein solcher zweideutiger Mensch ist! 9. Szene Neunte Szene Staberl. Therese. in Uniform. Da bin ich schon! Der Herr Gemahl ist mir soeben begegnet; wir kommen auf einen Posten zusammen; also geben Sie geschwind den Brief und die Flasche her, sonst versäum ich zuviel! Gleich soll der Brief geschrieben sein, es sind nur ein paar Zeilen – aber machen Sie sodann Ihre Sache klug, damit ich nicht ins Wasser gerate. Sie geht ab. 10. Szene Zehnte Szene allein. Warum nicht gar ins Wasser? Ja, wenn ich nur etwas davon hätte! Vor allen Wassern kann ein Parapluiemacher nicht schützen. Das, was von oben kommt, können wir ableiten, aber das von unten geht uns nichts an. Ruft ihr nach. Tummeln S' Ihnen lieber mit dem Wein, Frau Redlichin, das ist g'scheiter. Kleine Pause. Jetzt bin ich nur kurios, was sie für ein Gewächs bringen wird! Ei, ich bin ein Kenner, wenn ich nur was davon hätt! Nun, wenn ich einmal in einem Keller völlig ein'graben war, so werd ich doch den Rebensaft studiert haben. Warten S', die Geschicht muß ich Ihnen doch erzählen. Es war im vor'gen Herbst an einem schönen Frühlingstag, der Pfingstsonntag ist an einen Mittwoch g'fallen, als mich mein Herr Vetter von Klosterneuburg zu sich einlad't auf eine Weinkost. Ich steh vor Tags auf, war um halber zwei Uhr nach dem Essen, zieh mich sauber an, altdeutsch mit einer Haargeigen und einem dreieckigen Hut, nimm mein Wanderstaberl und kam glücklich den dritten Tag in Klosterneuburg an. Mein Vetter beim »Goldenen Simandel«, der statt dem Hausschild immer beim Fenster herausg'schaut hat, sieht mich gleich von weitem, umarmt mich, laßt die Hund aus und führt mich im Triumph in sein Haus. »Grüß Ihnen Gott, wie geht's Ihnen?« – »Ich dank Ihnen, muß gleich gut sein!« – »Setzen S' Ihnen nieder, 's kost't kein Geld! Tragen Sie mir den Schlaf nicht aus – heut is ein schöner Tag!« – Kurz, Redensarten, die einem gebildeten Menschen nie entfallen, wechseln ab; er wart't mir mit einem Tabak auf, ich ihm entgegen. – »Wo kauft ihn der Herr Vetter?« – »Beim roten Apfel« – Kurz, daß ich kurz bin, der Abend rückt unter lauter Bonmots heran. Endlich nimmt er mich, scheppert mit den Schlüsseln. »Herr Vetter, wegen der Weinkost«, sagt er. »Ach ja«, sag ich, »schon recht«, mach mich auf und stolpere mit ihm zum Haustor hinauf. Wir kommen im Keller zur ersten Tür: süperbe Lage, Keller auf die Donau hinaus, göttliche Aussicht – Wasser über Wasser! Etwas Prächtiges für einen Weinhändler; wir kommen zur zweiten Tür, ein ganzes Bergwerk voll Schwefel, ich glaub, ich bin in Baden beim Ursprung; endlich bei der dritten Tür, neben einem kleinen Bleizuckergebirg, war der Wein einlogiert. »Herr Vetter«, sagt mein Vetter, »wir sind an Ort und Stell, legen Sie ab.« Vier andere Herren, die auch eingeladen waren, kamen nach. Endlich nimmt mein Herr Vetter seinen Heber und sagt: »Meine Herren, jetzt werd ich Sie mit einem Wein bekannt machen, der hundert Jahr alt ist. Respekt! – Gold, pures Gold! Mit Silber beschlagen.« Ich reiß meinen Hut herunter, lang nach dem Glas – ich spitz sogleich den Mund, riech am Glasel, schnuppere und gieß ihn sachte hinab. – »Jetzt abermals den Hut herunter!« schreit mein Vetter, »hier aus diesem Faß windet sich ein respektabler Vierundsechziger, ein Kaltenberger auf Zibebenlager. – Süßeres hat noch kein Zuckerbäcker in seinem Gewölb gehabt.« – Ich halt abermals mein Glas hin, trink etwas geschwinder – merk erst, was ich trinke, beim zweiten Glasel, entscheide erst beim dritten. Herr Gott von Simmering! Lind und lebendig wie Milch und Butter. Jetzt kommandiert mein Vetter: »Atem geschöpft! Jetzt kommt mein Magenwein, ein Tropfen für alle Zuständ in der Welt!« Ich setz dem Siebenundneunziger stark zu – natürlich, vom Aufgebot hab ich ihn gekannt. Sind damals alle zwei auf der Glacis gestanden. »Alle guten Ding«, sag ich, »sind siebenundneunzig«, und trink beiläufig siebenundneunzig Gläser glücklich hinunter. Pause. Das war gut bis daher – Er geht auf und ab. bis daher war es gut! – Pause. Aber jetzt kommt's! – »Die Hut aufg'setzt«, sagt mein Herr Vetter, »jetzt kommt ein rabiater Bruder, der Kometwein von anno Elfe; das ist ein Kerl mit juchtenen Stiefeln und eisernen Sporen, wer diesem Meister wird, den will ich loben.« – Ich, der ich die Schwachheit hab, mich gern loben zu lassen, begeh die Zweideutigkeit und trink den Elfer aus dem Weinamper – trink, daß ich gar nicht mehr gesehen hab und daß, wie ich den ersten Hieb übern Kopf g'spürt hab – daß ich auch schon allein im Keller war, denn die andern sein alle wahrscheinlich hinausgetorkelt und haben mich, weil sie auch schön zugedeckt waren, vergessen. Gerechter Himmel, sag ich zu mir, was ist das in meinem Körper für eine Revolution? Der Elfer mit seinen juchtenen Stiefeln und eisernen Sporen tritt auf den hundertjährigen Greisen herum, der siebenundneunzigjährige Jüngling, der vierundsechzigjährige Mann wehren sich – und mein Magen ist das Schlachtfeld, wo die Bataille vorgeht! – Bums, stoßt mich der Siebenundneunziger auf den Vierundsechziger, hast du's nicht gesehen, flieg ich wieder auf den Elfer hin; dieser, ein junger, starker Kerl, gibt mir einen Riß in die Seiten, und ich fall nach aller Länge unter den Fässern zusammen! Was, von da ang'fangt, mit mir noch alles geschehen ist, das weiß ich nicht, mit einem Wort, wie ich erwacht bin – wie ich erwacht bin, ich bitt Ihnen, ist der Schimmel handhoch auf mir gewachsen, und mein Herr Vetter, der mich acht Tage im Keller vergessen hatte, steht mit einer Latent vor mir – und fragt mich mit dem nämlichen Gesicht vom Simandel- Hausschild: »Nun, was machen S' denn? Leben S' noch?« – »O mein Herr Vetter«, sag ich, »mir ist recht übel.« – »Ja«, sagt er, »auch ist schon ein Doktor da.« Der Doktor, ein galanter Herr, sagt: »Freund, Sie haben einen Weinprozeß im Leib, die vier Parteien müssen wir nun einzeln herauskriegen, sonst springen Sie auseinander wie ein Pulverfaß.« Ich glaube, der Schlag trifft mich. »In Gottes Namen«, sag ich, »Herr Doktor, tun Sie mit mir, was Sie wollen.« – Er zieht gleich den Rock aus, kniet sich auf mich und sagt: »Der Elf er ist der größte Unruhestifter, den müssen wir durchs Schröpfen herauskriegen; der Siebenundneunziger muß bescheiden angepackt werden, der muß durchs Schwitzen sich verlieren – den Vierundsechziger«, sagt er, »der muß sich als guter Wein durchs Weinen verlieren; endlich der hundertjährige Wein«, sagt er, »der muß –« Doch da bin ich aufgesprungen und hab den Doktor übern Haufen g'worfen – »Nein, mein Herr«, hab ich g'sagt, »den Hundertjährigen behalt ich bei mir – das Alter muß man ehren! – Den will ich als Essenz behalten, damit ich den Weinpantsch der jetzigen Wirt in Zukunft besser vertragen kann!« 11. Szene Elfte Szene Müller. Staberl. Lieber Staberl, ist die Frau Redlich zu Hause? Soeben habe ich ihren groben Flegel von Ehemann aus dem Hause gehen sehen, ich möchte sie so gerne sprechen, denn das Mädel kann ich nicht lassen, wenn es mein halbes Vermögen kosten sollte. Just ist die Madame hineingegangen, einen Brief an Sie zu schreiben, den sie wegen der heutigen Hinauswerfung als gehorsamste Exkusation notwendig findet. Sie wird gleich kommen. Gut, so will ich warten. Setzen Sie sich indes nieder; Sie werden noch müde sein – der Tiroler war grob! Bei der Szene mit dem Tiroler hat Staberl in der Angst den Stuhl, hinter welchem er sich verbergen wollte, auf den Tisch gestellt, dieser steht noch da, und diesen bietet er auch, ohne ihn herabzunehmen, dem Müller zum Niedersetzen an. Ich danke. Sagen Sie mir – Er nimmt die Dose heraus und wartet Müllern mit Tabak auf; als dieser schnupfen will, zieht er die Dose zurück. Es ist wahr, Sie schnupfen nicht! – Sagen Sie mir – was hab ich sagen wollen? Ja, sagen Sie mir, sind Sie denn gar so in die Mamsell Katherl verliebt? Über alle Beschreibung. Hören Sie auf! In Ihren Jahren? Sie sind ja schon über die Geschichten hinaus. Das glauben Sie nur, ich fühle es besser, auch sehe ich älter aus, als ich bin. Kann sein! Sie haben einen brünetten Humor, die Leute sehen immer älter aus. Jungfer Katherl ist ein hübsches Mädchen, ja, wenn ich nur was davon hätte! Sie gefiel mir selber Er lacht. aber heiraten möchte ich sie doch nicht. Warum? Ei gehen Säe, so ein junges Geschöpf, mir würde ja völlig angst bei ihr, und was so ein Mädel alles braucht. Die Marschandemode kommt ja nie aus dem Haus. Oh, mein Käthchen ist sehr eingezogen. Ja, aber als Frau! Meines seligen Bruders Frau war auch als Braut sehr eingezogen, und nach der Hochzeit hat sie ihm 's Kraut eingebrennt. Er wird ein Mann darnach gewesen sein. Nein, er war sauber, grad so wie ich, ein bluthübscher Mensch. Was meinen Sie, was sie ihm getan hat? Vier Wochen waren sie verheiratet, da hat sie ihn schon geohrfeigt, und im dritten Monat bin ich einmal mit ihm nach Hause gekommen grad an seinem Namenstag, er hat Hiesel g'heißen, weshalb er sich einen kleinen Habemus getrunken hat – geht das Weib her und hat ihn ordentlich geprügelt. – Ich wollte dreinreden – was tut sie? Sie geht noch einmal her und prügelt mich auch – damit ich und mein Bruder einander nichts vorwerfen sollen, und wirft mich drauf hinaus. Mich, der ich gar nicht einmal verheiratet war mit ihr. – Sie, das ist doch ein starkes Stück; das wird doch eine Zweideutigkeit sein, spüren S' was? lacht. Pas war arg! Ich hab mir's aber gemerkt und hab ihr's empfinden lassen. Heimgesucht hätte ich sie nimmer, und wenn sie mich gezwickt hätten; ja, wenn ich was davon hätte! Frau Redlich bleibt lange. Da ist sie schon. 12. Szene Zwölfte Szene Therese. Vorige. Sind Sie selbst schon hier? Ei, da kann ich ja meinen Brief ersparen. Herr Staberl, da ist der Wein, aber reinen Mund! Ich werd mir ihn schon auswaschen; ich bedanke mich schön. Aber jetzt muß ich fort, sonst komm ich erst auf meinen Posten, wenn die andern schon abgelöst sind. Herr Müller, ist's gefällig, hereinzukommen? Ich habe dringend mit Ihnen zu reden. Ich bin zu Befehl. Sie, diesmal werden Sie nicht hinausgeworfen, denn weder der Tiroler noch der Bindermeister sind zu Hause. Erinnern Sie mich nicht an die fatale Geschichte. Lassen Sie ihn reden – bemühen Sie sich nur herein. Sie gehen ab. 13. Szene Dreizehnte Szene Staberl allein. Ich glaub es gern, daß er nicht gut zu erinnern ist, mir wäre auch so. Warum ist er aber auch so obstinat. Ich könnte ja auch so sein. Aber ich bin viel klüger; wie ich den Tiroler gesehen hab, war ich gleich ein Patriot; der ist weiter nicht grob; o du mein lieber Himmel, wenn ich nur was davon hätte! Er will ab. 14. Szene Vierzehnte Szene Käthchen. Staberl. Bst! Bst! Herr Staberl! sieht sich um. Ruft mich jemand? – Sie sind es, Mamsell Katherl, was befehlen Sie denn? Herr Staberl, ich halte Sie für einen guten Mann – Ist nicht gefehlt, gut bin ich, sonst hätte ich nicht so viele Fatalitäten. Ich möchte Ihnen gerne etwas anvertrauen. Sie sieht sich um. Niemand behorcht uns, Herr Staberl, aber entdecken Sie niemand, was ich Ihnen sagen werde. neugierig. Keinem Menschen, solang ich nichts weiß! Ich liebe – Sie kennen doch den Gegenstand meines Herzens? Den Gegenstand? Einen Gegenstand lieben Sie? Für sich. Ich glaube gar, sie meint mich. Ach, er ist so gut, so bieder – ein Herz, wie es wenige gibt. für sich. Ja, ja, sie meint mich. Laut. Nu, nu, der Gegenstand liebt Sie auch wieder! Gott sei Dank, daß er noch ledig ist. Was hilft mir das, meine Eltern wollen doch ihre Einwilligung nicht geben – weil er arm ist, aber Armut ist ja kein Verbrechen. Ich kann nichts dafür, ich habe mich schon oft darüber geärgert – aber es nutzt nichts; man darf heutzutag tun, was man will, es gibt nicht aus. Genügsame Menschen brauchen doch wenig. Wenn nur der Wein nicht so teuer wäre. Um einen Gulden ist er nicht mehr herunterzukriegen, ich muß mich völlig auf den Talerwein verlegen. Trösten Sie ihn daher; sagen Sie ihm, was auch für Hindernisse sich zwischen uns auftürmen, ich weiche nicht; ihn, sonst keinen andern – dem Müller werde ich meine Hand nie reichen, und sollte auch geschehen, was da wolle! für sich. Sie ist ordentlich in mich brennt! Wenn ich nur was davon hätte! Laut. Aber wie kommt's denn, liebes Katherl, daß ich noch gar nichts gemerkt habe – Muß denn die Liebe immer sprechen? Das Auge sagt oft mehr als der Mund – Es ist auch wahr, Sie haben mich oft bedeutend angeschaut – aber ich Tapperl hab einen so kuriosen Parapluiehumor, wenn's mir nicht auf die Nase regnet, so merk ich nichts. Er nimmt sie bei der Hand und küßt ihr den Arm. Sie Mauserl – nun, nun, sein Sie nur getrost; nach Regen folgt Sonnenschein – weil ich jetzt alles weiß, so will ich mich ganz anders benehmen; Sie kriegen ja heute oder morgen auch ein paar tausend Gulden – damit kann man ja, wenn man g'scheit ist, was anfangen –, und schickt Gott ein Hasel, so schickt er auch ein Grasel. Ich muß ihn heute noch sprechen – Sagen Sie ihm, um sieben Uhr soll er vorbeigehen – Schatzerl, das geht nicht an, um sieben Uhr bin ich ja auf der Wache – So sagen Sie ihm's früher! Ich muß jetzt schon auf die Wache – Sie sind aber gar ungefällig – schmeichelt ihr. Nein, nein, mein Tauberl, aber Herrendienst geht vor Frauendienst – ich muß meine Schuldigkeit tun, sonst bin ich ein saumseliger Bürgersmann. drängt ihn zurück. Lassen Sie mich nur los! Warum denn? Wir sind ja allein – Weiberl, überlaß dich deinem Herzen, tu mir auch schmeicheln. sieht ihn an. Ich glaube, der Wein operiert bei Ihnen. Ich habe noch keinen Tropfen getrunken. Ja, neulich einmal in Klosterneuburg – Hochdeutsch. Ein Gekuß wäre mir schon lieber als eine Maß Wein. Er wird zudringlich. stößt ihn zurück. In Ihnen habe ich mich auch geirrt – Ich bitte Ihnen, stoßen Sie Ihren Liebhaber nicht so herum! Mein Karl! Chrysostomus heiß ich mit dem Taufnamen – So sein Sie nur nicht so einfältig! Während Sie hier plaudern, hätten Sie meinem guten Berg schon längst ein Wort des Trostes sagen können. reißt die Augen auf. Wie? Erlauben Sie, wem hätte ich ein Wort sagen können? Meinem Karl! Wissen Sie denn nicht? Den Karl Berg tun Sie lieben? Den jungen, schlankelhaft gewachsenen Menschen? Nun ja, freilich! Nur einen kleinen Gang machen Sie zu ihm – er wird ohnehin auf Kohlen stehen; er wird warten und harren und in Angst sein, weil er mich seit heute morgens nicht gesehen hat. Lieber Herr Staberl, gehen Sie zu ihm; sagen Sie ihm, wie sehr ich ihn liebe! Trösten Sie ihn! Wollen Sie das tun? ganz verblüfft. Wo hab ich meine Ohren? Ich will es Ihnen tausendfach vergelten, wenn ich Ihnen einmal wieder dienen kann! – Horch, ein Geräusch, man kommt, also, Herr Staberl – ich verlasse mich! Leben Sie wohl! Sie geht schnell fort. 15. Szene Fünfzehnte Szene allein. Ich bin nur froh, daß mir kein Mensch jetzt zug'schaut hat, wie ich, Chrysostomus Staberl, übrigens ein ganz gescheiter Parapluiemacher, eine gute halbe Viertelstund in der Einbildung gelebt hab und meinte, es scheint die Sonne, während es regnete. O Zeiten! O Menschen! Einen andern liebt sie, und ich Waserl glaube, sie tut mich lieben. Ist das nicht schon wieder eine Fatalität? Wenn ich nur was davon hätt! Er schleicht ganz bestürzt ab. 16. Szene Sechzehnte Szene Ein anderes Zimmer mit einer Mitteltür. Therese. Müller. im eifrigen Gespräch. So hören Sie mich nur ganz an. Nein, nein, mein Kind ist mir lieber, ich brauche Ihren Schmuck nicht. Sie erhalten Ihre Tochter ja auch wieder, wenn der Herr Gemahl nur erst eingewilligt hat. Die Sache ist zu kurios, wenn Sie nur die verwünschte Flucht wegließen – ich kann mich nicht dazu verstehen! Wie kindisch Sie sind! Sie wollen das Glück Ihrer Tochter, aber es soll Ihnen mit offenen Armen entgegenkommen. Wenn Sie die Welt ein wenig kennen würden, so müßten Sie begreifen, daß man heutzutage gerade nicht viel Worte braucht, um gegen einen Schmuck von zehntausend Gulden ein Mädchen zu bekommen. Nun in Gottes Namen! Ich hol sie! Machen Sie's klug, denn das Mädchen ist nicht dumm. Das weiß ich; sorgen Sie nicht, und spielen nur auch Sie Ihre Rolle gut. seufzt. Nun gut, ich gehe, mein armes Käthchen zu holen. Sie geht ab. 17. Szene Siebzehnte Szene allein. Das ist eine Ängstlichkeit, daß einem übel wird. 18. Szene Achtzehnte Szene Müller. Käthchen. Therese. Mein Kind, komm heraus, Herr von Müller will mit dir was reden, was dir nicht unangenehm sein kann. Herr von Müller! O liebe Mutter, da ist alles vergebens! Herr von Müller kann mir nichts Angenehmes sagen, außer daß er mich aufgibt und Sie nicht mehr um meine Hand quält. Das will er dir gerade sagen. Deshalb bin ich hiehergekommen. Nun, so freut es mich. Jetzt muß ich aber wieder gehen, ich muß – Sie will gehen. Bleiben Sie noch einen Augenblick. Ich muß meine Unbesonnenheit wiedergutmachen, und niemand kann mir dazu behilflich sein als Sie. Was soll ich denn tun? Ihr Herr Vater ist heute auf der Wache nächst den Weißgerbern – in dem Kaffeehaus habe ich für einige Bürger ein kleines Fest veranstaltet. – Und dieses Fest soll Ihren Herrn Vater überzeugen, daß ich ein gutgesinnter Mann bin. Dadurch versöhne ich ihn mit mir, und wenn er erfährt, daß ich Ihre Hand aufgegeben habe, so wird er meinem Verfahren keine eigennützigen Absichten unterschieben; Sie kommen mit mir und sagen ihm das selbst. Ich mit Ihnen allein? Warum nicht – nicht wahr, Frau Mutter? O ja, warum nicht, meine Tochter? Die Überraschung wird für den Papa um so größer sein, als wir auf einem netten Schiffchen eine Spazierfahrt machen. Zu Schiffe? Warum nicht gar! Über die Donau gibt es Brücken genug. Das weiß ich wohl, aber die Anstalten sind einmal so, wollen Sie mir einen Spaß verderben? Nicht wahr, Mama, Käthchen darf keinen Anstand nehmen. Soll ich, liebe Mutter? Das hören Sie ja. Nun gut, so will ich folgen. Sie gehen ab. 19. Szene Neunzehnte Szene allein. Da hüpft sie fort, unbefangen und sorglos, und weiß nicht, daß sie ihrem Feinde in den Rachen läuft. Ihrem Feind? Herr Müller ist ein kluger Mann, er wird jedes Unglück verhüten! 20. Szene Zwanzigste Szene Karl. Therese. tritt rasch ein. Käthchen! sieht sich um. Was wollen Sie? erschrickt. Verzeihen Sie, ich suchte – Meine Tochter? Was wollen Sie von ihr? Sie betrachten mich mit solchem Unwillen. Muß ich das nicht? Ich kenne Ihre Absichten! Meine Absichten? Oh, wenn Sie die kennten, so würden Sie mich nicht so behandeln! Ich will Käthchen heiraten – das ist ehrlich. Käthchen ist schon Braut. Braut? O nein, das ist sie nicht. Wenn sie nicht die Meinige wird, so reicht sie ihre Hand keinem andern, das hat sie mir versprochen, und sie wird es halten. Wenn sie kann. Liebe Madame Redlich, sie wird können. Treue, herzliche Liebe kann viel, wenn sie in solche Versuchungen geführt wird wie durch den saubern Müller. Er will sie ja heiraten. Oh, wehe der Frau, die diesen Schurken zum Manne bekommt! Hören Sie auf! Sie können ihn nicht leiden, weil er Ihr Nebenbuhler ist, oder woher wissen Sie denn gar so viel Schlechtes von ihm? Woher? Von ihm selbst! Ich sah sein Benehmen, ich habe das Unglück, mit ihm in einem Hause zu wohnen und Beobachter aller seiner häuslichen Niederträchtigkeiten zu sein. Wissen Sie, woher er seinen Reichtum hat? Ich will es Ihnen sagen: Witwen und Waisen hat er bestohlen! Ein Mensch, der ein schlechtes Herz besitzt, kann keine Frau glücklich machen, fühlen Sie das nicht? Das ist freilich wahr. Und Sie zaudern, ihm Käthchen zu versagen? Ihm, der so elend ist, daß die ganze Stadt von ihm mit Verachtung spricht. Ach Gott, ja, es ist zu spät. Mein Gott, was hab ich getan? Erschrecken Sie mich nicht, was ist geschehen? Viel! Schrecklich viel! Eilen Sie! Retten Sie Käthchen! Müller hat sie unter einem betrügerischen Vorwand entführt – ach Gott, ich selbst ließ mich betören. Ich fliege, Käthchen, ich muß dich retten! Eilt fort. folgt ihm nach. Eilen Sie gegen die Franzensbrücke zu, dort werden Sie beide finden! Mein armes Kind! Mein armes Kind! 21. Szene Einundzwanzigste Szene Freier Platz. Im Hintergrund ein Teil der Leopoldstadt nächst der Franzensbrücke. Die Donau. Im Vordergrunde rechts das Mehlmagazin nächst den Weißgerbern, links das Kaffeehaus. Staberl steht auf dem Posten. Einige Bürger stehen im Vordergrunde und sprechen; mitunter Spaziergänger. zu einem Vorübergehenden. Die Pfeife aus dem Maul! Hier ist nicht erlaubt, zu rauchen. Das ist ein Kreuz! Alle Augenblicke geht so ein Narr mit einer Tabakspfeife vorbei, als wenn man ohne dieses Zeug nicht leben könnte. Zu einem andern. Die Pfeifen weg! Sieht der Herr die Wache nicht? Ich glaub, der Kerl tut mir's zu Fleiß. Wenn ein Feuer auskommt, hernach hat unsereins die Schuld. Ich wollte, daß alle Pfeifen in der Donau wären – wenn ich nur was davon hätt. 22. Szene Zweiundzwanzigste Szene Toloysky als Wachkommandant. Vorige. Ich bitte Sie, geben Sie mehr auf das Tabakrauchen acht – alle Augenblicke sehe ich brennende Pfeifen – was nützt die Schildwache, wenn dem Unfug nicht Einhalt geschieht. – Herr Wachkommandant, ich bitt untertänigst: die Schildwache hat soeben gered't, das kann ich als ehrlicher Mann bezeugen, aber es nutzt nichts. Letzthin hat mich gar einer auf dem Posten um Feuer angered't – es ist grad so, als wenn ich statt des Teufels da stünd. Und was haben Sie darauf gesagt? Ich hab gesagt, er möcht sich selber eins schlagen – Das war gefehlt – Nein, ich bitt um Vergebung, ich hab gesagt, er möcht sich ein anderes Mal eins mitnehmen – Das war wieder gefehlt. Nun, so weiß ich grad nicht, was ich gesagt hab – ja richtig, ich hab gesagt, vielleicht bei mir zu Haus auf dem Herd brennt eins – Das ist alles dummes Zeug. Sie haben hier keinen Diskurs zu führen. Sie haben solche Leute geradezu abzuweisen. Geradezu? Ja, er ist aber krumm gegangen! Das ist alles eins. Die Wache muß sich nichts vergeben; der Posten ist heilig; merken Sie sich das, und passen Sie auf! Ganz gut, Herr Wachkommandant. Geht einige Schritte auf und ab, dann schaut er auf seine Uhr. Abg'löst! Was fällt Ihnen ein, Sie sind ja erst aufgezogen. Toloysky zieht sich ins Wachthaus zurück. Ich bitt um Vergebung – meine Uhr ist stehengeblieben. Ich bin halt gern pünktlich. Geht wieder auf und ab. Was ist denn dort für ein Auflauf? Eine Menge Menschen jagt einem Schiffe nach. von innen. Käthchen, du bist betrogen! von innen. Zu Hilfe! Zu Hilfe! 23. Szene Dreiundzwanzigste Szene Das Schiff eilt schnell auf die Bühne. Käthchen windet sich aus Müllers Armen und springt in die Donau. Karl stürzt atemlos herein und springt ihr nach. Das Schiff rudert fort, ein kleines Schiffchen rudert nach. Alles schreit durcheinander. ruft in Angst und Erstaunen. Gewehr 'raus! Stellt dann das Gewehr hin und trommelt aus Leibeskräften; wenn es dem Schauspieler dünkt, einen lärmenden Effekt zu machen, kann ihm auch das Gewehr losgehen, welches jedoch nicht wahrscheinlich ist, da die Bürger in Wien nie mit geladenen Gewehren auf ihren Posten stehen. Aus dem Wachthause kommen Redlich, Toloysky und die übrigen Bürger. Alles läuft durcheinander. Die Kurtine fällt schnell. Ende des zweiten Aufzugs. 3. Akt 1. Szene Erste Szene Das Innere der Wachtstube. Käthchen liegt auf einem Stuhle. Redlich, Toloysky stehen um sie herum. Karl hält sie bei der Hand. Staberl steht an der Seite. Mehrere Bürger. Es war nur ein kaltes Bad und weiter nichts. Sie kommt schon wieder zu sich. Zum Glück, daß sie ziemlich nahe am Ufer hineinsprang, so konnte sie der junge Herr gleich erwischen. Aber Blitz, Sie können ja schwimmen wie ein Pudel! Sie schlägt die Augen auf! Käthchen, fürchte dich nicht mehr, du bist in Sicherheit. Wenn nur der Wagen schon da wäre, damit wir sie nach Hause bringen könnten. Armes Kind, was hast du gelitten! Gut wär es, wenn sie die nassen Kleider vom Leib hätte! Die sind so naß noch nicht; ich habe letzthin ein Frauenzimmer ohne Parapluie im Wolkenbruch begegnet, die war viel nässer – ist ihr aber recht geschehen, ich habe eine heimliche Freude gehabt – warum trägt sie kein Parapluie? Für was wären denn die Parapluiemacher? Lieber Vater! Lieber Karl! Ich danke für diese Sorgfalt. Verzeiht mir, daß ich so leichtgläubig war, dem Bösewicht zu folgen. Verzeiht mir, daß ich so unbesonnen sein konnte, aus dem Schiffe zu springen. Ich glaubte ein Floß erreichen zu können und wäre beinahe ertrunken, ich dank es dir, mein Karl, daß ich noch lebe! Sie sind der nämliche, den ich heute schon sprach? halblaut. Ja, ja, das ist der Karl Berg, der mir einen Berg auf mein Herz gewälzt hat. Seien Sie mir tausendmal willkommen; nehmen Sie zum voraus meine Freundschaft an. Sie haben sich meine Achtung erworben, ich schätze Sie hoch. Er schüttelt ihm die Hand. schüttelt ihm auch die Hand. Sagen wir du zueinander! Schreiben Sie sich in mein Stammbuch. Ich wäre belohnt, ich wäre reichlich belohnt, wenn ich etwas Außerordentliches getan hätte, aber ich muß es offenherzig gestehen – was ich tat, geschah aus Eigennutz. Drehen Sie es, wie Sie wollen, Ihre Handlungsweise bleibt immer edel. Ja, drehen Sie es, wie Sie wollen, Sie sind aus Eigennutz ins Wasser gesprungen, und das ist edel – Käthchen, dich zu besitzen – Lassen Sie mich handeln, ich bin Mensch und Vater – Ja, lassen Sie uns handeln, ich bin ein Mensch, und er ist ein Vater! Mir war so ängstlich, so heiß – Das glaub ich, die Donau hat weiter keine Hitz – Weiß niemand, ob man dem Schurken nachgesetzt hat? Ja, die Schiffknechte von der Überfahrt sind rüstig hinter ihm drein; wenn sie ihn einholen, so arretieren sie ihn samt dem Schinakel. sieht zum Fenster hinaus. Aha, da bringen sie ihn schon. 2. Szene Zweite Szene Mehrere uniformierte Bürger bringen Müller herein. Vorige. Aha! Da sind wir schon! Wie verdrießlich er aussieht, wenn ich nur was davon hätte! Über Ihr Betragen, mein Herr, werden wir höheren Orts sprechen. Ich fordere keine Rechenschaft, aber das Gericht wird sie Ihnen schon abfordern. Was will man also mit mir? Nichts mehr und nichts weniger, als Sie ein bißchen festhalten, bis die Polizei Sie abholt. So? Und mit welchem Rechte? Bin ich ein Verbrecher? Habe ich etwas getan, was mir zum Vorwurf gereicht? Die Mamsell ist mir mit Einwilligung ihrer Mutter gefolgt. Das werden wir schon hören. Jawohl, das wird schon kundgemacht werden. Sie haben die gute Frau betrogen, aber ich habe ihr die Augen geöffnet. Oh, ich weiß schon, woran ich bin, aber Sie sollen es zu bereuen haben. Still, nicht räsoniert! Wir werden schon noch zusammenkommen. Welche Sprache! Elender Mensch, was hält mich ab, Sie zur Tür hinauszuwerfen. Will auf ihn zu. tritt dazwischen. Um alles in der Welt nicht, das wär ihm ja just recht! Keine Worte! – Sie bleiben hier. Meine Freunde werden Sie bewachen; ich führe jetzt mit diesem Herrn Auf Karl zeigend. Käthchen nach Hause, der Wagen wird schon dasein, hernach eile ich, diese Geschichte bei Gericht anzuzeigen. Der Fiaker rollt schon daher. Ruft hinaus. Halt da, Schwager! Es ist der Knackerl! Kommt! Käthchen, stütze dich auf meinem Arm. Bist du stark genug, Käthchen? Mir ist nichts mehr. – Der Schreck ist vorüber, ich bin wieder bei Ihnen, lieber Vater, wieder bei dir, lieber Karl! Mir ist nun recht wohl! Sie gehen ab. ruft ihnen nach. Ich wünsche wohl nach Hause zu kommen! Leben Sie wohl, Sie Tuckanterl! Mir ist leid, daß ich nicht mitgehen kann, aber mich hält meine Pflicht zurück! Sobald ich kann, komm ich nach. 3. Szene Dritte Szene Staberl. Toloysky. Müller. Einige Bürger. für sich. Eine dumme Geschichte! Doch mir geschieht recht! Warum wagte ich so viel für diese Gans! Was nun zu tun? Die Sache kann doch fatal ausgehen. Wenn ich nur entwischen könnte! Ha, da ist Staberl! Vielleicht geht der mir an die Hand. Laut. Herr Staberl, auf ein Wort! Was steht zu Befehl, Herr Arrestant? Kommen Sie da her, ich möchte Ihnen etwas im Vertrauen sagen. Nun, was soll's sein? Lassen Sie mich fort, ich kann das Aufsehen nicht leiden; begehrt mich die Behörde, so weiß man mich ja zu finden. Lassen Sie mich hinaus, wir trinken ein Glas Wein miteinander. Mir ist leid, das kommt nicht auf mich an, da ist der Wachkommandant, der hat zu reden. Wir brauchen den nicht, lassen Sie mich unter einem Vorwand fort, und begleiten Sie mich. Wenn ich draußen bin, können Sie ja sagen, ich bin durchgewischt; was kann man Ihnen tun? Was? Ich soll Ihnen einen Gelegenheitsmacher abgeben? Was fällt Ihnen ein? Glauben Sie, ich bin ein solcher? Ja, wenn ich was davon hätte! Sie sollen etwas davon haben – hier sind 50 Gulden, noch mehr folgt nach! Ei, beileibe! Hier sind 100 Gulden, nehmen Sie! Ich laß mich nicht bestechen. Sie können sich nicht leichter 100 Gulden verdienen. Nehmen Sie dies als eine Entschädigung für die Versäumnis, die Sie auf Ihrem Wachtdienst erleiden. doch etwas wankelmütig. Setzen Sie mir nicht so zu! Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, mir hat noch mein Leben kein Mensch was angetragen und hab auch noch nichts genommen. Hören Sie – seien Sie nicht so zudringlich! Weich von mir, Satanas! Wie viele Parapluie müssen Sie machen, um 100 Gulden zu profitieren – hier haben Sie sie auf einen Griff. Es ist wahr; 100 Gulden wären freilich nicht übel! Nun also, führen Sie mich hinaus. Laut. Herr Unteroffizier, ich gehe auf einen Augenblick mit Herrn Staberl hinaus. Mit mir? Mit Ihnen? Was haben Sie hier zu befehlen? Das ist ein Arrestant, der bleibt hier! Wollen Sie die Gerechtigkeit hintergehen? Herr Wachkommandant, dieser Mensch tut mich mißbrauchen; ich habe kein Wort gesagt. zu Müller. Sie bleiben hier und werden die Sache abwarten. Meine Herren, nehmen Sie Räson an und lassen Sie mich fort – ich verlange es nicht umsonst; hier sind 200 Gulden. Stecken Sie Ihr Geld ein, daraus wird nichts. Sie wissen ja, wo ich wohne; ich will ja nicht dem Gerichte, sondern nur dem Aufsehen entgehen, ich bitte, meine Herren, teilen Sie die Kleinigkeit, und retten Sie mich aus meiner fatalen Situation. Stecken Sie Ihr Geld augenblicklich ein. Ein Wiener Bürger verkauft seine Pflicht um keinen Preis. Jawohl, daran hab ich auch schon gedacht. Herr Unteroffizier, die Verantwortung nehme ich auf mich. Reden Sie mit Kindern? Was können Sie verantworten? Zu Staberl lachend. Er, der Arrestant will die Wache exkusieren? lacht auch. Nein, wie die Leute oft so dumm daherreden! Können Sie mir diese Bitte abschlagen? Schweigen Sie, oder Sie machen mich im Ernste böse. Glauben Sie, ein Wiener Bürger mißbraucht das Vertrauen, das Staat und Menschen in ihn setzen, oder läßt sich durch eitles Geschwätz betören? Wir sind da als Wachen und wissen den Wert und die Notwendigkeit als solche. Im Namen der Ordnung stehen wir, und da gilt es kein Geld, da gilt es bloß die Ehre unseres Dienstes. Aber wer konnte auch daran zweifeln als ein Mensch wie Sie. Nur Sie! Und nur Ihnen kann man diese Frechheit verzeihen. Ja, der Herr Wachkommandant hat recht, und weil sich's gerade schickt, so muß ich Ihnen auch meine Meinung sagen. Warum haben Sie gesagt, ich müßte gar viele Parapluie machen, bis ich 100 Gulden profitierte? Wie können Sie das sagen? Verstehen Sie mein Metier? Sind Sie ein Parapluiemacher? Nichts verstehen Sie; nichts sind Sie; und nichts geht es sie an, ob ich viel oder wenig bei meiner regnerischen Kunst gewinne! Schaut's, da müßte man sich noch Grobheiten sagen lassen; ja, wenn ich nur was davon hätte! Sehr böse. Sie können mir gleich 1000 Gulden und weniger schenken, wenn ich diese Grobheit noch einmal anhören sollte – ich möchte sie nicht, ja schaun Sie mich nur an; ich möchte sie nicht. hämisch. Nun, nun, ich bitte ja um Verzeihung. Wir brauchen von Ihnen weder Höflichkeiten noch Grobheiten. Gar nichts brauchen wir – verstanden? Gar nichts, nicht das geringste, verstehen Sie mich? Nicht einmal so viel, was auf eine Nähnadelspitz geht. Überhaupt ist hier nicht der Ort, wo man sagen tut, daß das dahier gewesen wäre, weder diesmals noch jemals, noch daß ein Gedanken darauf zu machen wäre. Nein, au contraire, im Gegenteil! Das nehmen Sie sich zur Richtschnur, ein für allemal, zu jeder Zeit und ohne Anstand. – Nicht wahr, Herr Wachkommandant, ein für allemal, zu jeder Zeit und ohne Anstand. – Setzen Sie das in Ihren Rapport, daß ich es ihm schön gesagt habe, vielleicht findet mein hochherziges Benehmen Nacheiferung. Sorgen Sie nicht; doch belieben Sie nur einmal ruhig zu sein – weil Sie denn doch so dumm sind, Ihren Vorteil nicht einzusehen. springt wütend auf. Was haben Sie gesagt? Herr, trauen Sie mir nicht; wir sind unser mehrere. Dumm! Dumm! Ein Bürgersmann und dumm, nein, jetzt geht mir das »Dumm« erst im Kopf herum. Herr Wachkommandant, ich bitte, halten Sie mich! Ruhig Freund! Dieser Mensch ist keiner Antwort wert, wir überlassen seine Züchtigung andern. wild. Nein, über das »Dumm« muß ich selbst Satisfaktion haben! Potz Parapluie und Parasol, das leid ich nicht! Satisfaktion! Satisfaktion! Ruhig! Ich befehle es Ihnen. Ich bin ein kleiner Mensch, ich bin ein guter Mensch, wenn ich aber anfang, so bin ich ein Vieh! So ein Mensch, der nicht einmal weiß, was ein grünes Parapluie für eine Farb hat, der kann mich nicht beleidigen. Der Wachkommandant befiehlt. Und wenn die schwere Kavallerie kommt, so weich ich nicht zurück. Dumm! Dumm! Wer ist dumm! Was ist das für eine Red. So dumm, als Sie sind, bin ich auch und vielleicht noch dümmer. Ich bin etliche Jahre allhier Parapluiemacher – ich weiß Räson dahier; ich habe selbst gesehen, was Mensch ist dahier, allein darüber schweig ich nicht, wenn es mein Leben kosten sollte! Dumm! Dumm! Das können Sie hier nicht praktizieren dahier – Sie sind ein einfältiger Mensch in meinen Augen und, was Sie sind, bin ich schon lang gewesen. Ich hab Ihnen hier nichts zu befehlen, gar nichts! Einen solchen Menschen, wie Sie sind, kann ich auch noch vorstellen, wenn ich Zeit hab. Sie können mir nichts Reputierliches nachsagen, und wenn Sie mir nichts Reputierliches nachsagen können, so brauchen Sie mich auch nicht vor allen Leuten dahier zu ästimieren; das haben Sie nicht nötig, denn ich zahle meinen Zins und Holz und Licht und laß mir nichts Reputierliches nachsagen. sehr ernst und dominierend. Ich lasse Sie arretieren, wenn Sie nicht schweigen. Ja, wenn der Wachkommandant mir so helfen wollen, dann muß ich leider gehorchen. Er gibt sich ganz echauffiert zur Ruhe. 4. Szene Vierte Szene Redlich. Ein Kommissär. Vorige. Hier, Herr Kommissär, ist der Mensch, von dem ich Ihnen sagte. Aha, da ist ja schon ein Bekannter. Wie lange ist es, daß Sie bei mir waren? für sich. Verdammt! Laut. Ich bitte gehorsamst, es ist ein Mißverständnis – Ein Mißverständnis? Nun, das wird sich schon aufklären. Wie, Sie wären nicht der, der uns vor einigen Jahren wegen Betrügereien in die Hände gefallen und nach überstandener Strafe entlassen wurde? hustet, räuspert sich und niest. Helf Gott, es ist wahr! Oder der, der wegen seiner schlechten Gesinnungen uns einigemal angezeigt wurde und sich immer herauszulügen bemühte? Herr Kommissär, schonen Sie mich vor diesen Leuten. Was? Welchen Ton nehmen Sie an? Unter welchen Leuten stehen Sie? Wissen Sie, wo Sie sind? Auf diesem Ehrenplatz sind Sie noch nie gestanden, mitten unter den Bürgern von Wien, das ist eine große Auszeichnung, die keinem Mann Ihrer Art zuteil werden darf. Also marsch, fort von hier! Fort! So behandelt man einen reichen Mann? Reichtum schützt nicht vor Niederträchtigkeit, wie so manche glauben. Meine Herren, eskortieren Sie ihn! Er hat öffentliches Skandal gemacht, er soll öffentlich gedemütigt werden. Ab. Herr Staberl, Sie nehmen sogleich drei Mann und führen den Arrestanten aufs Gerichtshaus, übergeben ihn und kommen sodann wieder hieher. Ganz recht, Herr Wachkommandant! Zum Müller. Die Tugend siegt, das Laster unterliegt. Ich habe Genugtuung. Herr Wachkommandant befehlen Sie, daß man den Arrestanten schließen soll? Warum nicht gar? Wozu? Auch gut, so muß ihm befohlen werden, daß er mitgeht, und es heißt die Wachsamkeit verdoppeln. Ruft zur Tür hinaus. Drei Mann von den Schönsten heraus! Drei Mann erscheinen, er zieht seinen Säbel. Richt't euch! Den Arrestanten in die Mitte. Drei Mann formieret ein viereckiges Karree! Achtgeben, daß der Malefikant nicht echappiert! Der Kerl ist vielleicht so verwegen und hängt sich auf, wenn wir ihn über die Brücken führen. Schultert! Marsch! Halt! – Herr Wachkommandant haben Sie noch was zu erinnern? Nein! Werd's ausrichten. Salutiert ihn. B'hüt Sie Gott! Alle ab. 5. Szene Fünfte Szene Toloysky. Einige Bürger, die zurückbleiben, gleich darauf Hans. Geh einer von weitem nach, ob nicht etwas vorfällt, der Staberl ist alles zu schußlig. geht ab. Ha, ha, da kommt's Essen aus dem Wirtshaus! tritt ein. Der Staberl ist fort, und da bring ich sein Essen – –. Nur indes herstellen, er wird gleich wiederkommen. 6. Szene Sechste Szene Vorige. Zwei Weiber treten ein. Servus! Servus! Liebe Nachbarinnen, nur indes her mit dem Essen, die Männer kommen gleich. Wir wissen's und wollen indes aufdecken. Sie kramen alles heraus. Da ist ein gutes Glas Wein, den schickt der Herr Redlich für die sämtlichen Bürger auf der Wacht. Wenn s' abgelöst sind, möchten s' zu ihm kommen. Hier ist derweil eine kleine Erkenntlichkeit für die Mühe, die die Herren gehabt haben, sagt er, bei der fatalen Geschichte – Was ist denn geschehen? Da kommt der Staberl wieder zurück, er soll's erzählen. Wenn er nicht wieder mehr dazulügt. Das kann schon sein. Er macht gern aus einer Mücke einen Elefanten. 7. Szene Siebente Szene Vorige. Staberl, den Rapport im Patrontaschenriemen tragend, stellt sich mit einem Dienstgesicht vor Toloysky hin und salutiert ihn. nimmt ihm den Rapport ab, durchfliegt ihn und sagt ernst. Schon recht! Hab noch gehorsamst zu melden, wasmaßen der Delinquent flüchtigerweise hat Reißaus nehmen wollen, jedoch an seiner Unternehmung durch die Unerschrockenheit der Mannschaft verhindert wurde und wie der Blitz nun an Ort und Stelle gebracht ist. Auch hat derselbe noch mit mehreren Dalken und Bäumscheibeln herumgeworfen, wovon bei der Teilung ein ganzer Dalk und ein halber Bäumscheibel auf mich gekommen ist. lacht. Gehen Sie zum – Übrigens läßt sich der Delinquent gehorsamst empfehlen und bittet, seinen Handkuß an die Frau Gemahlin – Salutiert wieder, holt Atem. Ach, da ist ja der Hansel, grüß dich Gott, wie geht's dir denn? – Grüß euch Gott, Weiber! Ihr bringt das Essen für die Mannschaft? Setzt sich. Die Mannschaft ißt schon. Macht sich kommod. Apropos, habt's schon gehört? Trinkt. Sapperment, das ist ein guter Wein für die Mannschaft. Ißt. Habt ihr schon g'hört –? Sapperment, die Suppen ist heiß; die Mannschaft hat sich g'brennt – also habt ihr schon g'hört, das Unglück –? neugierig. Nun? Nichts habt ihr g'hört? Das Unglück nicht gehört –? Ei, das ist ein Unglück, daß ihr das unglückliche Unglück nicht g'hört habt. – Trinkt. So erzähl der Herr Staberl nur! Was soll ich erzählen; morgen kommt alles heraus. Morgen lesen wir schon das Unglück: Ein Kreuzer die neue Beschreibung von der Katherl, die ins Wasser gesprungen ist – und dem Mussie, der s' herausgezogen hat, alle zwei um einen Kreuzer. zugleich. Was? Ins Wasser? will just trinken, sie stoßen ihm den Wein aus der Hand. Freilich ins Wasser! Brüllen wie die Ochsen: »Ins Wasser?« Und schütten mir den Wein dabei aus. Nur nicht gleich wie die Ochsen. Nein, ich hab sagen wollen, wie die Küh. Parapluiemacher, jetzt erzähl einmal ausführlich, oder ich steck dir wieder eine Faunzen, daß du acht Tag nicht erzählen kannst. Bedank mich schön, das wird Er bleiben lassen. Oder ich trag gleich den ganzen Wein wieder fort. Das wär noch ärger! Ich erzähl schon –. Abo daß ich sag – ein Unglück ohnegleichen. Allein, ich muß ausführlich sein. Trinkt, wischt sich den Mund ab und steht auf. Es werden jetzt gerade neunzehn Jahre sein, daß dem Bindermeister Josef Redlich eine Tochter geboren worden. O weh, hörst auf – der fangt gar vor neunzehn Jahren an. Nur ausführlich! Da gehen wir. Ich nimm den Wein. Halt! Also kurz, daß diese Tochter geboren wurde, ich will kurz sein, und nach und nach emporwuchs. Wie s' so eine Weile wachst, kommt einer daher und entführt sie mit der Mutter Einwilligung mitten im Wachsen in einem Schiffel auf der Donau. Ich steh gerad auf dem Posten und zähl die Minuten wegen dem Ablösen, als auf einmal ein schreckliches Geschrei sich hören läßt. Ich als honette Schildwache spitze meine Ohren so lang als möglich. Da kommt das besagte Schiff. »Katherl, du bist verloren«, schreit ein junger Mensch und – kehr eine Hand um – springt das Katherl ins Wasser, und ich schrei: »Gewehr 'raus!« statt: »Zu Hilf!« – lehn mein Gewehr an, und weil man gewöhnlich beim Feuer trommeln tut, so tromml ich halt beim Wasser aus Leibeskräften. Weiter! Weiter! Der junge Mensch springt ins Wasser nach, zum Glück kann er besser schwimmen – als ich – und trägt sie heraus. Ist das alles auch so wahr? Hab ich je mein Leben gelogen? Weiter! Trägt sie heraus, nicht weiter! Hätt er sie wieder hineinwerfen sollen? Trägt sie heraus, und nun war die Katherl im Trocknen und mein Hals auch, drum bin ich da, daß ich anfeuchten kann. Weiter! sieht Hans an. Ich weiß nicht, was der Tiroler alleweil mit seinem »Weiter!« will – geh weiter, wenn du immer weiter willst. Wer war denn aber der junge Mensch? Ich hör, ein Dichter, andere sagen wieder, ein Schriftsteller – er muß so was sein, weil er's Wasser nicht scheut. Aber wo ist denn der Herr Redlich jetzt? Zu Haus mit seiner Tochter –. Den Herrn Müller, so heißt der Entführer, den hab ich an Ort und Stelle geführt – wie ich eben im Rapport meldete. – Ich war Kommandant über drei Mann und einen Arrestanten – das war ein Aufsehen. In der Kumpfgasse haben die Leut ein Fenster um 25 Gulden verlassen, wir sind aber nicht vorbei'kommen. Was wird dem sauberen Müller geschehen? Einige sagen, er wird zeitlebens frei Quartier kriegen, andere sagen wieder Macht die Pantomime des Aufhängens. er wird g'steigert – so eine kleine Ehrensäule könnt ihm gar nicht schaden, wenn ich nur was davon hätte! Weiter! Jetzt laß mich aus mit dem »Weiter!« – oder ich werde toll. Wir wollen nun gleich zum Nachbarn Redlich hin. Ein solcher Schlag tut weh – der Mann braucht Trost. Ja, geht's hin, wird ihm eine Ehre sein, aber tröstet's lieber d' Frau. Die ist an allem schuld. Ich glaub immer, die wird ein ganz anderer Schlag treffen. Man hört von draußen: »Abgelöst!«. Ha, bravo, jetzt heißt's fort. Die neue Mannschaft zieht auf. Er nimmt sein Gewehr. B'hüt euch Gott, Weiber, Hans, b'hüt dich Gott – ich zieh hinaus ins Weite – fall ich, so – heb mich auf – Adies! Will ab. halten ihn zurück. Herr Staberl – Herr Staberl – noch auf ein Wort – wo sind denn unsere Männer? Sie sind zum Arrestanten eing'sperrt worden, damit er Unterhaltung hat. Alle ab. 8. Szene Achte Szene Zimmer im Hause des Bindermeisters. Therese tritt zu einer Tür ein. Redlich zur anderen. Was macht Käthchen? schluchzt. Es ist ihr wohl. Warum weinst du? Soll ich nicht weinen? Du wendest dein Herz von mir, du siehst mich wie eine Fremde an; dein Auge ist finster, ich erwarte Vorwürfe, soll ich nicht weinen? Was hast du getan, daß du Vorwürfe erwarten kannst? Du weißt ohnehin schon alles. Also kann ich freundlich sein? Bist du denn noch das Weib, das du warst? Hast du deine Pflichten erfüllt? Mit einem schlechten Kerl im Bunde warst du die Verführerin deiner rechtschaffenen Tochter, seinem Gelde hast du deine Ehre geopfert. Die Folgen waren schrecklich; ich darf nicht daran denken. Wo ist der Schmuck? holt ihn aus einem Tische. Hier ist er! Törin, Verblendete, da sieh her, Er eröffnet das Futteral. da betrachte, was du getan hast, um diesen Schmuck konntest du dein Kind aufs Spiel setzen? Sieh her und staune, das sind böhmische Steine, die er dir für Brillanten verkaufte. Ist es möglich! Leider! Nur zu sehr! – Du mußt nun daran denken, deine unüberlegte, herzlose Handlung gutzumachen; was wirst du tun? Ich will meiner Tochter an die Hand gehen, einen rechtschaffenen Mann zu wählen. Ich will ihr raten, den jungen Dichter zu heiraten; er hat sich bei mir ausgewiesen, daß er eine Frau ernähren kann, er hat ihr die Ehre und das Leben gerettet, ich will ihr selbst den Bräutigam zuführen. Willst du das? Nun, so laß dir den Vorfall zur Witzigung dienen, sei wieder ein braves Weib. Bist wieder gut, so gib mir deine Hand. Da hast du sie. fällt ihm um den Hals. Ach Gott! Wie war ich so verblendet, ich will alles gutmachen. Nun bin ich wieder versöhnt. Er umarmt sie heftig. Denk nun an das Glück deiner Kinder. 9. Szene Neunte Szene Vorige. Staberl. Bravo! Bravo! Das ist mir so lieb, als wenn ich was davon hätte! Herr Redlich, Sie haben Ihrer Frau verziehen, das ist recht, man muß über die Schwächen seiner Nebenmenschen das Parapluie christlicher Liebe spannen. Ja, es ist alles verziehen, es ist alles vergessen. Meine Alte wird wieder ein rechtschaffenes Weib sein. Sie gibt die Kinder z'samm'. Juchhe! Mein Duzbrüderl, der Dichter, wird glücklich! 10. Szene Zehnte Szene Toloysky. Die Bürgerinnen. Mehrere Bürger. Vorige. Nur herein da, Nachbarn, in meinem Hause wird's lustig sein. Nun, wir gratulieren. Aber wo sind denn die Kinder? Alles ist hier im Hause versammelt. Sie werden wohl gleich kommen. Ich werde die Ordonnanz machen und alles zusammentreiben. Er geht ab. Darf man fragen, was mit dem sauberen Herrn Müller geschehen wird? Man hat ihn an einen Ort gebracht, wo es ihm an nichts fehlt als an der Gelegenheit, Böses zu tun. 11. Szene Elfte Szene Karl. Käthchen. Vorige. Hieher, meine Kinder! Lieber Herr Berg, Sie sind bis zu dieser Stunde noch unbelohnt, ich hatte noch nicht Zeit, davon zu reden; ich weiß nun, daß Sie ein hinlängliches Auskommen haben, um eine Frau zu ernähren. Ich habe vorderhand einen Gehalt von zweitausend Gulden und bin Sekretär bei dem Grafen von Pfahl! Zweitausend Gulden sind genug für ein paar genügsame Menschen. Vermehrt sich Ihre Familie, so wird der Schwiegervater etwas beitragen. Lieben Sie meine Tochter recht innig? Kannst du noch fragen? Still, ich will es von ihm selbst hören. Mehr als mich selbst, höher als mein Leben. zu Käthchen. Und du –? Ich liebe ihn noch mehr, als er mich liebt. Bst, Kathi, das muß man ja nicht heraussagen. Nun, so habt euch und heiratet wacker darauf los, damit ich bald Großvater werde. Er gibt sie zusammen. 12. Szene Zwölfte Szene Staberl. Mehrere Bürger. Hans. Vorige. Da bring ich den letzten Transport. Ich hab gleich alles z'samm'genommen, was ich auf der Gasse gefunden hab. – Meister Redlich, heut könnten wir das Transparent brauchen, was da hinter dem Vorhang steht – meine Idee – zur Feier der fröhlichen Stunde – Ich überlaß Ihnen alles. geht ab und zu. Alles ist heute mein Gast, wer es gut mit den Wiener Bürgern meint. Hansel, hast du alles besorgt? Alles ist in Bereitschaft. Da gebt nun meinem Weib die Hand und grüßt meine Tochter als Braut. In meiner Familie ist Eintracht und Frieden. Meine Kinder sind glücklich, ich bin ein zufriedener Hausvater. Vivat! Vivat! Man hört einen Tusch mit Trompeten und Pauken. Ah, das ist der Staberl. Wo ist er denn? Her mit ihm! Er hat seine Sachen gut gemacht heute. Er soll leben! Da bin ich. Bedank mich gar schön. Mich freut's, wenn Sie zufrieden sind. Ja, es ist kein Spaß, was man aussteht. Der Posten ist gar kitzlig. Ich war schon heut Schildwache, Wachkommandant und Grandprofoß. Sieht sich um. Aber jetzt sollten wir halt einen Wein haben. Hansel! G'schwind! bringt Wein und Gläser auf einem Tische mit Hilfe einiger Leute aus dem Seitenzimmer. O Viktoria! Nun geht gar nichts über den heutigen Tag. Du Dichter – nun, wir sind ja Brüderln von der Donau – du, Dichter, geh, mach jetzt einen Vers – Darauf war ich nicht gefaßt. Da war ich schon mehr g'faßt; ich hab aus Zeitlang in der Wachtstube auf einem alten Rapport Verse gemacht. Ich sing s' vor – aber die anderen müssen nachsingen. So ein Chor, das ist schön, und die Leut glauben auf der Gassen, wenn wir recht schreien, wir sind da herin närrisch worden. Beim dritten G'setzel – du Tiroler – ziehst dort den Vorhang auf –. Achtgeben! Ich fang an! Auf Brüder in fröhlicher Runde, Singt jubelnd ein lustiges Lied Und feiert die herrliche Stunde, Wo Kummer und Sorge entflieht. Wenn's draußen auch stürmet und blitzet, Wir zagen und fürchten nie; Uns schirmet und decket und schützet Der Gönner ihr Gunstparapluie. Wenn's draußen auch stürmet und blitzet, Wir zagen und fürchten uns nie; Uns schirmet und decket und schützet Der Gönner ihr Gunstparapluie. Reicht fest euch die Hände und schwinget Das festliche Gläschen voll Wein, Und was euch der Staberl nun singet, Dem stimmet vom Herzen mit ein! – Die Gnade solch herrlicher Gönner Macht nie einen Spieler labet; Der Beifall solch gütiger Kenner – Oh, wenn ich nur stets davon hätt! Die Gnade solch herrlicher Gönner Macht nie einen Spieler labet; Der Beifall solch gütiger Kenner – Oh, wenn ich nur stets davon hätt! Sie wissen Verdienste zu lohnen, Das zeiget ihr freundlicher Sinn; Ja, Gnade und Liebe, sie wohnen Im schönen, erhabenen Wien. Drum töne das Loblied dem Feste; Wir bringen's mit dankbarem Sinn: Es leben die gnädigen Gäste! Es leben die Bürger von Wien! Man sieht rückwärts ein großes glänzendes Transparent mit den Schlußworten des Gesanges. Drum töne das Loblied dem Feste; Wir bringen's mit dankbarem Sinn: Es leben die gnädigen Gäste! Es leben die Bürger von Wien! Der Vorhang fällt.