699. Die Hölle auf dem Rudolfstein Auf der nördlichen Abdachung des Schneeberges, des Nachbars vom Fichtelberg und Ochsenkopf, stand nach Weißenstadt zu auch eine Ritter- und Raubburg, Ein schlesischer Zecher (Ludwig Bechstein: Deutsches Sagebuch) der Rudolf- oder Rollenstein, dessen Stätte noch der Schloßberg genannt wird. Rudolf, ein Pfalzgraf in Franken, soll die Burg im Jahre 857 auf die Riesenfelsen, die Mauern, von Menschenhänden aufgeführt, gleichen, getürmt haben, andere nennen den Kaiser Rudolf aus Schwaben als Erbauer. Nicht weniger als zwölf bis vierzehn Raubburgen standen um Wunsiedel, deren Insassen den reisenden Kaufleuten gleich starken Gebirgswinden das Geld aus dem Busen bliesen. Räuber und Geister in trauter Gemeinschaft machten die unwegsame Gegend unsicher und weit verrufen, und eine Waldstelle unterm Rudolfstein, von grauenhaftem Felsgeklüft umstarrt, wird die Hölle genannt. Sie lag zwischen den Raubburgen Rudolfstein und Waldstein in der Mitte, und die Reisenden hatten allda oft mehr Pein von den verkappten Staudenhechtlern auszustehen als von den Waldgeistern und Höllenbränden, die sich in Gestalt feuerspeiender Untiere sehen ließen, während ein Prasseln vernommen ward, als ob der ganze Wald niederschmettere. Ein Jäger aus Sachsen, der den Geisterspuk in der Hölle noch nicht kannte, sah und verfolgte dort ein Wild, das zum Waldstein hinanflüchtete. Je höher er stieg, je mehr Wildes ward er ansichtig, aber alles floh vor ihm her in die Burgtrümmer hinein, keins kam ihm schußgerecht. Jetzt folgte auch er durch die Pforte – da mit einem Male umhüllte sich Fels und Mauer, Busch und Baum mit grauem Nebel, und im Burghof begann ein Brausen, Zetern, Knallen und Schellen, Bellen und Gellen, als sei die ganze Hölle los, Gekreisch und Gelächter, und der wilde Jäger zeigte sich ihm samt dem ganzen wilden Heere voll sinneverwirrender Gestalten, bis er zu Boden stürzte und die Gedanken ihm gar vergingen. Als er erwachte, war es dunkel um ihn, und drunten in Reumersreuth schlug die Turmuhr zwölfe.