625. Meister Hämmerling In vielen Bergen läßt sich der Berggeist erblicken, bald als Mönch, bald als Bergmann, meist riesenhaft, mit Augen wie Teller so groß und feurig. Häufig ist er hülfreich tätig, liebt und schützt fromme Bergleute, plagt und straft die bösen. Fluchen ist ihm verhaßt, das straft er am härtesten. Die Bergleute nennen ihn Meister Hämmerling oder auch den Bergmönch da, wo er in Mönchsgestalt sich zeigt. Er erscheint stets allein, ist in keiner Weise zu verwechseln mit den Bergmännchen, Erdkobolden, die zum Zwergenvolke gehören, die häufig in Scharen erscheinen, während die Sage den Riesen eignet, meist allein zu sein, höchstens zu zweien. In der Sankt Georgengrube zu Schneeberg erschien der Geist in Gestalt eines schwarzen Mönchs und ergriff einen Bergknappen, der sich in der Teufe ungebührlich aufgeführt, hob ihn auf und setzte ihn auf einer ehedem silberreichen Grube nieder, und so hart nieder, daß ihm das Hinterleder platzte und alle Rippen krachten. Zu Annaberg war eine Grube, genannt der Rosenkranz, darinnen arbeiteten zwölf Knappen, die schwätzten untereinander possenhaft, wollten sich gegenseitig mit dem Berggeist fürchten machen und leugneten ihn als einen lächerlichen Popanz. Da mit einem Male sahen sie eine Roßgestalt mit langem Halse und mit feurigen Augen an der Stirn und erschraken zum Tode. Dann ward aus der Roßgestalt die wahre Gestalt des Bergmönchs, die trat ihnen schweigend nahe und hauchte jeden nur an. Sein Odem aber war wie ein böses Wetter, sie sanken tot nieder von des Geistes Anhauch, und nur einer kam wieder zu sich, gewann mit Mühe den Ausgang und sagte, was sich zugetragen, dann starb auch er. Darauf ist die silberreiche Grube, der Rosenkranz, zum Erliegen gekommen und nicht mehr angebaut worden.