An Calisten Ich kan mir nicht mehr widerstreben; Die schönheit flößt mir das gelüsten ein. Im Paradieß kan keiner leben / Und ohne fall und fehl-tritt seyn. Dein Edens-platz / mein kind Caliste / Zieht meine hand Auff deinen kreyß der rundten brüste / Und meinen leib in dein gelobtes land. Der lentz pflegt uns in herbst zu leiten; Das jahr läst uns nach blumen früchte sehn: laß mich doch auch nach deinen zeiten In deinen anmuths-garten gehn. Mein frühling ist ein kuß gewesen / Laß aus der schooß Mich endlich reiffe früchte lesen / Wie in dem stand der unschuld nackt und bloß. Du kanst den leib mir nicht verschliessen/ Von welchem du mir schon das hertz entdeckt. Laß unsern geist zusammen fliessen / Weil doch kein kuß ihm selber schmeckt. Vergrabe mich in helffenbeine / Voll fleisch und blut; Denn werd ich gleich darinn zum steine / So weiß ich doch/ daß es mir sanffte thut. Eröffne mir das thor zum lande / Wo zucker rinnt / und wollust tafel hält; Laß meinen kahn am engen strande In deine neu-erfundne welt. Du darffst dich nicht / Caliste / schämen; Das feigen-blat / Das Eva für sich muste nehmen / Zeigt und verdeckt nicht unsre lagerstatt. Bestraffe mich mit keinem tadel / Daß deinen schooß mein hertze lieb gewinnt; Denn der magnet forscht mit der nadel / Biß er den mittel-punct ergründt. Ein schäfgen weidt in thal und auen / Wo schatten ist; Mein hertze will das deine schauen; Drum such ich es / da / wo du offen bist.