Neujahrs-Besuch (Für Frau Meier-Graefe.) Kleine Hände, kleiner Mund, Große Augen blau und rund, Weiches, langes Ringelhaar, Leise Stimme glockenklar –: Also kam das neue Jahr Heute zu mir in mein Haus. Lieblich sahs und lustig aus. Daß es bleibe, wie es ist, Wünsche ich als Mensch und Christ. Mög es nie mit Wutgeberden Eine schrille Trulle werden, Die mit Zank und Zorn regiert Und das Schöne molestiert. Leise bleib es, klar und lind, Guter Gast und gutes Kind, Bring mir bald in grüner Schüssel Hohe, gelbe Himmelsschlüssel, Rosen, wenn der Sommer glüht, Wein, wenn blaß die Aster blüht, Und im Winter zünd es dann Mir die Weihnachtskerzen an. Wird es dann von hinnen müssen, Werd ich ihm die Hände küssen, Die mich so mit Glück begütet Und in Schönheit eingehütet. Willst du, Jahr? Die Kleine lacht. Hat mir einen Knix gemacht, Hat noch einmal still genickt, Eine Kußhand mir geschickt, Und dann ist sie fortgesprungen. Springend hat sie dies gesungen: Zu Flöten und Geigen Hintanz ich im Reigen, Habe Blumen im Haar. Oh laßt euch bewegen, Ihr Trüben und Trägen, Im Tanze ist Segen, Die Freude macht klar. Auf, wagt es, zu springen! Es muß euch gelingen, Was fröhlich ihr schafft. Das grämliche Hocken Bringt alles ins Stocken. Frei wehn meine Locken, Die Freude macht Kraft.