Ein Traum Das war wundervoll: Ich träumte: Es stand ein Haus dicht an der grünen See. Ihre Wellen, smaragden, rasten gegen seine Mauern: Tausende, tausende vorgereckte Hälse, Gebogene Nacken, gepeitschte Schweife, Eine wütende Meute heiseren Gebelles. Ich saß hinterm Fenster, das wie in einer Kirche hoch war, In einem Porphyrthrone, belegt mit gelben Kissen Aus rauhem chinesischen Brokat, vom Kaiser Kanghi Im Jahre sechzehnhundertundfünfundneunzig mir verliehen Für einen Hymnus auf den Sohn des Himmels im Stile Der purpurblauen Päonie. Ich sah hinaus, Gekleidet wie ein Amsterdamer Ratsherr zur Zeit Rembrandts. Drüben, hinter dem bellenden grünen Meere, Aus lauter Lapislazuli, aber Silber in den Klüften, Hob sich Gebirg. Der Himmel war aus Gold, Gehämmertem, ein Hintergrund für Heilige. Und eine Insel lag im grünen Meer Mit einem Tempel, – nein: mit einem Schlosse, – nein: Mit einem Haus der Venus. Silbergrau, Von Feuchte überronnen, war das Haus. Die Ecke, die es mir entgegenkehrte, War schön behauen. Eine nackte Frau Bog sich, aus gelbem rosaädrigen Gestein, Wie Marmor, aber rauher, poriger, Hervor und wog in ihren schmalen Händen Die vollen Brüste. Und sie lächelte. »Oh Theodora, Hure, Kaiserin!« rief da mein Ratsherrnmund, »Ich komme gleich!« Es war ein Traum. Drum ging ich übers Meer Wie über eine weiche grüne Wiese. Es war ein Traum. Drum sah ich ihren Schoß Als einen Lotoskelch. Es war ein Traum, Drum schlug man mich ans Kreuz. Die schöne Dame mit dem Lotoskelch, Es war ein Traum, sah mit Vergnügen zu, Wie man die Nägel mir durch Hand und Fuß Mit hölzernen Hämmern trieb. »Tuts gut, mi fili?« Rief Ihre Majestät und nahm Ein Pralinee aus ihrer Bonbonniere. Es war ein Traum. Drum war mein Schmerz Genuß. Es war ein Traum. Drum schoß der Kreuzesast, Von einem unsichtbaren Riesen wie ein Bogen Erdwärts gezerrt, mich einem Pfeile gleich Hinauf zum goldnen Himmel: wo ich nun, Es war ein Traum, als byzantinischer Hochheiliger Erzbischof in Mosaik Prachtvoll und majestätisch leuchtete.